Vibram of the Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. Pounded by private subscription, in 1861. UNNIINIITNIITNITUTUR From the Library of LOUIS AGASSIZ. N0.336J. Mel, ZGH- 2 en a RR N RANK j a) | ? ni dan N f er . k = N & en Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. Herausgegeben von dem Naturw. Vereine für Sachsen u. Thüringen in Halle, redigirt von C©. Giebel und W. Heintz. Jahrgang 1857, Zehnter Band. Mit 3 Tafeln. kur Berlin, ER G. Bosselmann. a i ‘ 2 Ay, a . K r N Ä 1857. Yı Air Hi U hler Fr ee, Be TEE } De VERRE, 7 rer ar AN z ee D3 Eu IC. hg “ER a A 2 m) [3 5 \ rn der kA - > R FE, er a 5 » jr Inhalt Original-Aufsätze. AR. Eisel, zur Umgebung von Gera. Ein Beitrag zur Kenntniss der dasi- gen Qnaternärgebilde..... oe NDR a0 oe None 213 SBIRERE hüben Bichinochkken. „un. neuen nu. ne ee 3l 0. Giebel, Beiträge zur Anatomie der Möven nach Chr. L. Nitzsch’s Be- obachtungen..... Be NE N a Wehe na RE a BR RN: 20 ——, zur Anatomie des Wiedehopfes, Upupa Den nach Chr. L. Nitzsch’s Untersuchungen 1) „UN U en.e NL LI LAD Re 200 — — , paläontologische Untersuchungen. Taf. 1. 9. EN 802 —— , zur Anatomie der Blauracke, Coracias garrula , nach Chr. L. Nitzsch’s Üntensnehnngen-@llafeı Br 8 „ALL TTS N 318 ——, zur Anatomie der Mauerschwalbe, Cypselus apüs, nach Chr. L. Nitzsch’s Üntersuehuygen, ns ara a ee ee mel de 327 W. Heintz, über die Constitution des rinsikninss sowie der zweibasische Radicale enthaltenden Amide ........... BEER er falelohh. re ER 1 zu über die Marsarinsäure...n. 2.01. vr dualan.. ea ln. 344 H. Köhler, über das Vorkommen des Allantoins im Harn bei gestörter Respiration 10 0 HABE er Rn OR SR Bid 0 OO OND SO = 386 HA. Loew, eine dipterologische. Razzia auf dem Gebiete des nalurwissen- schaftlichen Vereines für Sachsen und Thüringen ...c2.2erccce2 0.0. 97 @. Suckom,\zur. Optik der Mineralien ........ 0.2. lnleadtesnesenese 473 Sundevall, seltene schwedische Vögel......o2.eccesenenesensaesernun 119 E. Taschenberg, Schlüssel zur Bestimmung unserer heimischen Blalt- und Holzwespengattungen und Verzeichniss der bisher in der Umgegend von Halle aufgefundenen Arten....ee.cecsonserseeennneeneenneine 113 J. E. Zetterstedt, über einige während des Sommers 1856 in den Um- gebungen von Bagneres de Luchon und St. Beät oder dem südlichen Theile des Depts. Haute Garonne gefundene Schnecken...... leise. A482, Mittheilungen. Ed. Anton’s mineralogische Sammlungen in Halle 125. — A. Eisel, naturhistorische Sammlungen in Gera 244. — Aug. Garcke, über deutsche Pi- rolaarten 40. — Giebel, Ausflug durch die Bündner Alpen an den Comersee 27; über das liasinische Thoneisensteinlager bei Sommerschenburg 367. — Joachimi, Säugelhiere im Diluvium bei Rothenburg an der Saale 246. — Irmisch, zur Schwarzbnrgischen Flora; über eine wichtige, aber noch räthsel- hafte -Buche unserer Flora. — Nitzsch, Beobachtungen zur Naturgeschichte des fahlen Geiers 364 — Pinno, Analyse eines Spatheisensteines vom Hüttenberg - in Kärnthen 35. — Aichter, Naturgeschichtliches aus Meiningen 41. — Soech- ting, mineralogische Notizen 164. — Tenıme, Analyse eines Kupferammonium- chlorids 37. — Ziervogel, Analyse eines Dünnsteines 32. — Wislicenus, vor- läufige Mittheilungen aus den Ergebnissen der Untersuchung eines neuen aus dem Aldehydammoniak gewonnenen basischen Körpers 369. Literatur. Allgemeines. C. 6. Carus, Symbolik der menschlichen Gestalt (Leipzig 1858) 374. — G. Hartwig, das Leben des Meeres (Frankfurt a/M. 1857.) 165. — Helfferich, die neuere Naturwissenschaft , ihre Ergebnisse und Aussichten (Triest 1857) 166. — @. Heyse, Beiträge zur Kenntniss des Har- zes I. Ilefi (Aschersleben 1857.) 167. — K. E. Kluge, Lehrbuch der Natur- geschichte für Handels- und Gewerbeschulen (Leipzig 1857.) 371. — Königs- berger naturwissenschaftliche Unterhaltungen III. Bd. 2. Heft (Königsberg 1856.) 376. — J. Meyer, Grundzüge der physikalischen Schweiz (Leipzig 1857.) 374. IV — 0. Nägeli, die Individualität in der Natur (Zürich 1856) 166. — Öfversigt over det kel. danske Videnskabernes Selsk. Forhandlingar (1856. 57) 168. — Fr. Scharf, der Kıystall und die Pflanze (Frankfurt 1857) 374 — S. Schil- ling, Grundriss der Naturgeschichte des Thier-, Pflanzen - und Mineralreiches 6 Aufl. (Breslau 1857) 373. — Die Schweiz in ihren bürgerlichen und politi- schen Zuständen (Zürich 1858) 374 — Videnskablige Meddelser: fra den Natur historike Forening, Kjöbenhaven (1855. 56) 172. — Chr. Voigt, Abhandlung über die Richtung der Haare am menschlichen Körper (Wien 1857) 375. — Aug. Weber, die neueste Vergölterung des Stoffes (Giessen 1858) 373. Astronomie und Weteorolosgie. Dove, die täglichen Os- cillationen der Barometer 378. — Funkeln der Sterne 248. — Galle, Grund- züge der schlesischen Klimatologie 376. — Hagen, Ebbe und Fluth in der Ostses 379. — Hoffmann, zur Klimatologie von Giessen 173. — Irrlicht- Be- obachiungen 277. — Meteorologische Beobachtungen auf der Navigationsschule zu Lübeck (1856) 377. — Plieninger , 60jährige meteorologische Beobachtun- gen zu Stuttgart 173. — Aumker, Beobachtungen über Gewitter 377. Physik. Paobinet, Absorption des Lichtes durch die Kometen 249. — Bees und Kremers, über die Brechungsindices einiger wässriger Salzlösun- gen 382. — Dove, über das elektrische Licht 250. 385; Das Binocular- sehen durch verschieden gefärbte Gläser 384; Eine acustische Interferenz 337. — Dufour, über den Einfluss der Temperatur anf die Kraft der Magnete 44. — Franz, Diathermansie einiger gefärbter Flüssigkeiten 379. — Houg- thon, nene Gesetze über Reflexion des polarisirten Liehtes 174. — Helmholtz, das Telestereoskop 496 — Knoblauch, Einfluss der Metalle auf die strahlende Wärme 49. — Külp, Lehrbuch der Experimentaiphysik 250. — Macvicar, No- tiz über ein neues Maximum und Minimum Thermometer 49]. — Osann, die Kohlenbatterie in verbesserter Form 45. — Petit Jean, Verfahren zur Versil- berung der Gläser 387. — Plateau, über die nenen Theorien von der Beschaf- fenheit der ans kreisrunden Oeffnungen hervortretenden Flüssıgkeitsstrahlen 43. — Schneider, Voiglländers nenes fünfzölliges Obyectiv zur Lichtbildererzengung 495. — Sinsteden, die magnetisirende und electrische Wirkung des electri- schen Inductionsstromes 389. — Wiedemann, üher den Magnelismus von Stahl- stäben 492. — Zehender, neuer Angenspiegel 175. ; Chemie. Abel und Bloxam, über die Werthbestimmung des Sal- peters 390. — Aubel und Ramdohr, neue Trennung des Cadmiumoxyds vom Zinkoxyd 261. — Barresmill, über einige analytische, auf Mineralanalysen an- wendbare Erscheinungen 52; Erkennuug von Seide und Wolle in gemisch- ter Webstoffen 399. — Baudrimont, über den Einfach-Schwefelkohlenstoff 256. — Beeguerel, Wirkungen von Druck und Wärme 252. — Belozeron, Aftini- rung des osmium -iridiumhaltigen Goldes 503 — Berlin, Verhalten der Harn- säure zu der alkalischen Kupferlösung 181. — Berthelot, Bildung des unlös- lichen Schwefels 176. Differenz der Temperaturen, bei welchen Aether und Schwefelkohlenstoff sich entzünden 179. Unmittelbare Verbindung von Kohlen- wasserstoffen der Alkohohle mit Wasserstoffsäuren 262. Ueber Resubstitution des Wasserstoffs 395. Ueber alkoholische Gährung 408. — Bloxam, über den Saft des Rindfleisches 397. — Bobierre, über den sogen. Guano phosphalique des Cassaibes 183. — Boettcher, Darstellung eines reinen Eisenamalgams 53. Nenes Reagens auf Trauben - und Rohrzucker 62. — Bonis und d’Olivaira Pimentel, das vegetabilische Stearin der Samen von Bridonia indica 263. — Boussingault, Einfluss des assimilirbaren Stickstoffs im Dünger auf die Pro- duction vegelabilischer Substanzen 265. — Bronner, Untersuchung würtember- gischer Weine 509. — Bromn, neue volumelrische Meihode zur Bestimmung des Kupfers 54. — Brunner, Darstellung des Mangans 502. — Buckton, einige Produkte der Oxydation des chinesischen Wachses 396. — Buff, über einige Untersuchungen des Aethylens 180. — Calvert und Johnson, die chemi- schen Veränderungen des Roheisens während seiner Umwandlung in Stabeisen 391. — Clark, Enthärtung von Wasser 58. — Church, Parabenzol, ein neuer Kohlenwasserstoff aus den Steinkoblen 59. — Darten, Atomgewicht des Anti- mons 54. — Deville, Schmelzung schwer schmelzharer Metalle 178. — Deville und Caron, über Sılieiumverbindungen 258. — Duroy, über das Amylen 505. — Field, über Trennung von Jod, Brom und Chlor 499. — Fordes u. Gelis, Beobachtungen hei der Gewinnung des Cyankalınms 402. — Frambert, Reagens anf chlorsanre Verbindungen 400. — Frischen, Schutz des Eisens gegen Oxy- dation ılurch Galvanismns 260. — Gaudin, künstliche Darstellung farbloser Sa- phirkrystalle 177. — Gisecke, Darstellung des Selens aus Flugstaunb 253. — Gladstone, Anwendung des Prismas bei der qualitativen Analyse 52, — Gri- schom, über Bismuthum snbnitrienm als Reagens anf Harnzucker 503. — G@u- thrie, Wirkungen des Lichtes anf Chlorsilber 54. Ueber Judacetyl 397. — Ha- dow, Notiz über die Entdeckung des Alauns im Brode 392. — Heckmann, nachtheilige Eigenschaften mancher Rübenzucker 182. — Hesse, Fäulnisspro- ducte der Bierhefe 507. — Hobson, nene Reihe schwelelhaltiger organischer Säuren 57. — Hoffmann, kıystallisirte Verbindung von Jodwasserstoff und Phos- phorwasserstolf 400. Nene Methode Triäthylamin darzustellen 403. Beiträge zur Kenntniss des Thialdins 506. — HAutchins, über einen durch Einwirkung von Schwefelsäure anf Chlorphenyl entstehenden Körper 395. — Karsten, Rohr- zucker im Wespenhonig 263. — Knop, molvbdansanres Ammoniak als Reagens auf Kieselsaure 501. — Kobell, Methode zur Bestimmung des Kohlenstoffes im Gusseisen 538 Verhalten der mineralischen Metallsulphurete zur Salzsäure un- ter galvanischem Einfluss 55. — Kraut, Bildungsweise der Kapron- und But- tersäure 262. — Zames und Gilbert, Zusammensetzung der Weizenkörner, des Mehles und des Brodes 63. — Zeconte, über den Urin stillender Frauen 407. — Lieben, Wirkung des Chlors auf Alkohol 505. — Zuca, Bildung der Sal- petersaure 175. — Marut, über die feite Snbstanz in menschlichen Exere- menten bei Krankheiten 398. — Margueritte, über das Steinsalz 258. — Mas- son, Anwendung des schwefelsanren Bleioxyds 261. — Monsel, neue Verbin- dung der Schwefelsäure mit dem Bisenoxyd 400. — Müller, dıe chemischen Bestandtheile des Gehirns 511. — Nopier, Bemerkungen über die Wirkung der Hitze auf Gold und seine Legirung mit Kupfer 503. — Nickles, über fluor- hallige Schwefelsaure und ihre Reinigung 399. — Oppenheim, das Tellur und einige seiner Verbindungen 953. — Osann, neue Versuche über den Ozon- wasserstoff 252. — Otto, Auffindung der Pikrinsänre 60. — Payen, Zusam- menselzung und Produkre des Manioc J81. — Personne, üher den amorphen Phosphor 501. — Petienkofer, Verhalten des Zinks in der Atmosphäre 401. — Pierre, über den Heuthee 406. — Platingeräthe von W. C. Heraens. in Hanau 504. — Reichhardt, Tödtiung durch zerkleinertes Glas 958. — Reissig, Um- wandlung des kohlensauren Manganoxyduls in höherer Temperatur 260. — KRochleder, Anwendung des Thonerdehydrats und der Thonerdesalze in der Ana- Iyse von Pflanzentheilen 180. — Aoscoe, einige chemische Thatsachen in Be- trefl der Atmosphäre in Wohnhäusern 498. — Rosing, über die Pyrogallus- säure 405. — Scheerer, Gehalt an Wasser und Mineralsnbstanzen im ganzen Organismus 183. — Schiff, Einwirkung des Phosphorsuperchlorids auf unor- ganische Säuren 55. — Schlagdenhauffen, chemische Zersetzung miltelst des elecirischen Stromes 37. — Spiller, über den Einfluss der Citronensäure auf einige chemische Reactionen 393. — Thenard, eine organische Säure des Dün- gers 264. — Thomson, Analyse des Wassers der Tunbridge- Quelle 499. — Troost, über das Lithium und seine Verbindungen 177. — Versuch über die Anwendung des Wasserglases zum Reinigen der Wäsche 400. — Vigier, Un- tersnchung der Milch einer an Gallactorrhöe leidenden Frau 407. — Vincent, Bildung des Schwefelammoniums 391. — Wiederhold, Zucker im Harne der Wöchnerinnen und Schwangern 510. — Wiliamson, Produkte der Einwirkung wasserfreier Schwefelsäure auf Chlorwasserstoff nnd Chloräthyl 395. — Witt- stein u. Appoiger, Entdeckung der Borsäure im Pflanzenreiche 257. — Woeh- ler, nene Bildungsweise des Silberoxyduls 179. — Wolff, Untersuchung der verschiedenen Stärkesorten, — Wurtz, künstliche Bildung des Glycerins 58. Die wahre Zusammenselzung der Oxalsäure 397. — Zervas, Wirkung der Schwe- felsäure auf Anissäure 405. VI Geologie. 4bich, Schlammvulkane 188. — Buaeumler, Vorkom- men der Nickelerze im Mansfeldischen Kupferschiefer 69. — : Behm, die Ter- tiärformation bei Stettin 268. — Beissel, Kreidemergel bei Aachen 188. — v..d. Borne, Geologie Pommerns 187. — Cocchi, die plutonischen und nep- tunischen Gebilde Toskanas 408. — Cook, das Sinken der Küste von New Jersey 421. — Cotta, über die Molasse der baierischen Alpen 520. — De- “Jesse, Kupferlagerstälten am .Vorgebirge der guten Hoffnung 69. — Ewald, der Hakel bei Halberstadt 267 ; die Kreidesandsteine in den subhereynischen Hügeln der Provinz Sachsen 415. — Gümbel, zur geognostischen Kenntniss von Vorarlberg und dem NO Tyrol 512. — Gmatt, über die Süsswasserablage- rung auf Euböa, die Küste von Griechenland und Salonichi 165. — Fr.v. Hauer, geologischer Durchschnitt der Alpen von Passau bis Duino 412. — Hoch- stetter, das Falkenau -Ellnbogener Braunkohlenbecken in Böhmen 269; geolo- "gische Verhältnisse bei Marienbad in Böhmen 272; die pyropenführende Ablage- rung im böhmischen Mittelgebirge 515. — Holmberg, geognostische Notizen über Ostfinnland 516. — Jokely, zur Geologie des Egerer Kreises in Böh- men 269. — Zipold, Geognosie von Idria in Krain 516. — Zycett, die Sande zwischen Unteroolith und Lias an den Cotteswold Hills 185. — Zyell, “Geologie oder Entwicklungsgeschiehte der Erde und ihrer Bewohner (Berlin 1857) 493. — Murcou, Leitres sur les roches de Jura (Paris 1857) 423. — Mur- chison, Balaschichten von Wales 189. — Müller, die Erzgänge bei Gablau in Niederschlesien 517. — Naumann, Bildung der sächsischen Granulitfor- mation 273. — Peters, die Umgebung von Deutschbleiberg in Kärnthen 514. — Panhuy, Geologie von Limburg 188. — F. Roemer, jurassisches Weser- gebirge 188. — sSenft, geognostische Beschreibung der Umgegend Eisenachs (Eisenach 1853) 423. — v. Strombeck, die Eisensteinlagerstätte bei Peine 266. — Vogl, Gangverhältnisse und Mineralreichthum Joachimsthals (Teplitz 1858) 71. — Püllers, Geognosie des Wesergebirges 518. — Websky, Bil- dung der Galmeilagerstätten in Oberschlesien 66. — Weichsel, die Verhält- nisse des Rothliegenden, Porphyrs und Steinkohlengebirges bei Neustadt am Harze 420. — Whitelesey , Niveauveränderungen der grossen NAmerikanischen Seen 421. i Oryetognosie. Bauer, Analyse eines Kaolins von Zettlitz in Böh- men 190. — Bergemann, Analysen von Meteoreisen 189; Mineralanalysen 431. — Burckart, Quecksilbervorkommen in Californien 425; gediegenes Gold und Zinnober aus Californien, Manganblende und Fahlerz aus Mexiko 526. — Edwards, Titanerz von der Küste Jersey 190. — Forbes, chemische Zusam- menselzung silurischer und cambrischer Kalksteine 193. — Grailich, Bestim- mang der Krystalle nach der Neumann-Müllerschen Methode 423. — Gutber- let, die Abkunft des Goldes 424. — Haidinger, Kenngoltit neues Mineral von Felsöbanya 74; über Brückes Gypsabgüsse vou Feldspathkrystallen 424; Kieselpisolith von Przibram 429. — K. v. Hauer, Analyse verschiedener Ei. sensteine Mährens 71; Analyse der Grünerde von Kaalen in Böhmen 275 — Haughton, siliciofeldspatige Gesteine im Süden Irlands 191. — Hochstetter, Aragonit im Basalttuff bei Maschau 429. — KHenngott, Lehrbuch der Minera- logie (Darmstadt 1857) 278. — Kobell, Weisskupfererz von Schneeberg; Kennzeichen für Tellurerze 530. — Krantz, über das Meteoreisen im Toluc- cathal in Mexiko 525. — 6. Leonhard, Realgar und Auripigment im Mu- . schelkalk bei Wiesloch 425. — Lipold, das Vorkommen von Bleierzen im SO Theile Kärntens 426. — Malaguti, Untersuchung eines natürlichen Phospha- tes von den Antillen 529. — Nordenskiöld, über den Lazurstein und die mit demselben vorkommenden Mineralien 522. — Nortcothe, Constitution des Al- lophans 195. — Rammelsberg, Zusammensetzung des Beudantits 191. — v. Reichenbach, der Meteorit von MNeinholz 425. — Reuss, Bleierze der Przibramer Gänge 71. — H. Rose, neues Vorkommen von Chromoxyd und Nickeloxyd in Schlesien 275. — sScacchi, Palmieri und Guarini, mineralo- gisch-chemische Untersuchung der Produkte des Vesuvausbruches im Mai 1855. 376. — Scheerer, mineralogische Characteristik des Prosopit 524. — Tam- RR vir nau, über schollische Topaskıystalle 526. — Websky, Vorkommen des Phlo- gopit zu Altkemnitz bei Hirschberg 525; über einige Kıystallformen des Coe- lestin 526. — Wetherill, die Erzlagerstätten bei Marquette am Lake superior 427. — v. Zepharovich, die Erzlagerstätten im Ljupkowathale des Illirisch- banater Grenzbezirkes 426. — Zippe, Geschichte der Metalle (Wien 1857) 277. Palaeontolegie. Blanchard, Bestimmung einiger fossilen Vö- "gel 282. — Boll, die silurischen Cephalopoden in Deutschland und in Schwe- den 433. — Bornemann, Muschelkalkversteinerungen in Spanien 280 — A. Braun, neue fossile Vilisart 279. — Caspary , fossile Nymphaeaceen 279. — Conrad, neue miocäne Conchylien aus Californien und Texas 433. — Debey, Flora der Achener Kreide 194. — Grey Egerton , Fischreste aus der Gegend von Ludlow 196. — Egger, Foraminiferen der Miocänschichten bei Ortenburg in Bayern 75. — Eichwald, zur geographischen Verbreitung der fossilen Thiere- Russlands 53l. — Evans u. Shumard, neue Peirefakten aus der Nehraskaer Kreide 434. — Gaudry u. Zartet, paläontologische Untersuchungen bei Pi- kermi in Atlica 77. — @einitz, zwei neue Versteinerungen und die Strophalo- sien des Zechsteines 281. — Goeppert, Bildung und Flora der schlesischen Braunkohlenformation 194. — Gould, neue Krebsgaltung Tıopifer aus dem Lias 532. — Fr. v. Hauer, zur Kenntniss der Fauna der Raibler Schichten 455. — 0. Heer, Flora terliaria Helvetiae (Winterthur 1854 V. Vi.) 195. — Hoo- ker, Pflanzen im Kohlenbassin des Damudathales 431. — Homwse, zur permischen Fauna von Durham und Northumberland 280. — Huxley, neuer Krebs Pygoce- phalus aus dem Kohlengebirge 533. — Keferstein, einige devonische Trigonia- ceen und Carditaceen 77. — Kiprijanoff, Fischüberreste im Kurskschen Eisen- sandsteine 536. — Kirby, permische Versteinerungen von Durham 534. — Zeidy, fossile NAmerikanische Wirbelthiere 347; Verzeichniss der fossilen Wir- belthiere am Missouri 408; Notiz über einige fossile Wirbelthiere ; fossile Wir- belthiere in New Jersey 439; über fossile Fische 440. — Zycett, Cucullaea iriangularis Phill.—Isodonta Deshayesana Bvg. 534. — Meek u. Hayden, fossile Nebraskaconchylien 432. — v. Merklin, Palaeodendrologikon rossicum (Peters- burg 1855) 74. — v. Meyer, zur nähern Kenutniss fossiler Reptilien ; palaeon- tologische Mittheilungen 536. — Phippson, über die fossilen Teredo 280. — Piette,-die Flügelschnecken im Grossoolith Frankreichs 281. — Plieninger, Belodon Plieningeri 197. — Quenstedt, die Rückenhöhle in der Schale gewis- ser Ammoniten 335. — Prout, Productus marginicinctus n. sp. 434. — Reuss, neue Fischreste aus dem böhmischen Pläner (Wien 1857) 196. — Romanovsky, über die Verschiedenheit von Dicrenodus und Chilodus 537. — Salter, neue paläozoische Seesterne 533. — Schauroth, Schalthierreste der Leitenformalion im Koburgischen 75. — Schenk, ein im Keuper bei Würzburg aufgefundener Farrenstamm 432. — Seebach, Entomostraceen aus der Trias Thüringens 282. Semper, Gastropoden des Nalbingischen Glimmerthones 434. — Marcel de Ser- res, geologisches Alter der Bohrmuscheln 280; eine Sammlung fossiler Knochen aus SAmerika 283. — Shumard, neue paläozoische Crinoideen aus den Ver- einten Staaten 432. — Stiehler, zur Kenntniss der vorweltlichen Flora des sub- hereynischen Kreidegebirges 530. — Unger, fossile Pflanzen des Süsswasser- kalkes und des Quarzes sowie des Leithakalkes 278. — 4A. Wagner, neue Knorpelfische aus dem Lithographischen Schiefer 77; neue Beiträge zur Kennt- niss der fossilen Säugelhiere von Pikermi 534. Botanik. Bary, Copulation der Desmidieeu 202; Fructificalion der Hymenomyceten 203; über den geschlechtlichen Zeugungsprocess der Algen 443, — Bauer u. Rossmann, Cryptogamen in Hessen 78. — Bolla, Beiträge zur Flora Presburgs 557. — Bronner, über wilden Wein 202. — Caspari, über Chroolepus 203; über den Bau der Wurzel 446, systematische Uebersicht der Hydrilleen 255. — Cienkowski, über Pseudogonidien 208. — Cohn, Kei- mung der Stephanosphaera pluvialis 202. — Cramer, über Lycopodium selago 78. — Dupuy, Cultur der Zuckerwurz 449. — v. Ettingshausen, Nervation der Blätter bei den Celastrineen (Wien 1857) 443. — Fries, neue Hieraceen 18. — Gassarini, über Saugwurzeln und Wurzelauswüchse 2038. — Focke, vn über Copulation 202. — Haslinszky, die Laubmoose von Eperies 538..— Hü- gard, neue Classification der Pflanzen 441. — Holuby, zur Flora von Pres- burg 537; botanische Skizze der Jaworina 538. — Hofmeister, die Fortpflan- zung der Desmidien und Diatomeen 543. — Jäger, über Häng- und Trauer- bänme; über Fraxinus helerophylla aus Samen der gemeinen Esche 449... — Krzisch, botanische Skizze des Wetterlin 533; Phanerogamen des Obernenterer Comitates 538. — Marquart, Eigenschalten der Eberesche 447. — Milde, die Spreuschuppen der Farren. 287. — Nägel, die Individualität im Pflanzenreiche 204 ;- Gefassbündelverlauf in Stämmen 203. — Nitzschke, die hybriden Rosen bei Breslau 285. — Pamlowsky, zur Flora Oberungarns 537. — Pringsheim, Werth der Florideenfrüchte 203; Befruchtung der Algen 285. — Regel, über Cyeadeen im Petersburger Garten 448. — /. A. Schmidt, Flora von Heidel- berg (Heidelberg 1857) 284. — A. Schmidt u. O. Müller, Flora von Gera (Gera 1857) 288. — E. F. Schmid, das Pflanzenreich (Darmstadt 1856) 440. — Solmslaubach, Standorie oberhessischer Laubmoose 78. — Unger, das System der Milchsafigänge in Alisma plantago 234. — HWigand, die feinste Structur der vegetabilischen Zellenmembran 538. — O0. Weber, Ursprung, Ver- breitung und Geschichte der Pflanzenwelt (Bremen 1857) 441. — Fr. Wimmer’s Flora von Schlesien 3. Aufl. (Breslau 1857) 284. — Wirtgen, Flora der preussischen Rheinprovinz (Bonn 1857) 442. Zoologie. Adams, zwei neue Gastropoden 287. — Arndt, die Mollusken der Umgegend von Gnoien 451. — Baird, Säugethiere zwischen Mis- sissippi und Stillen Ocean 464. — Barkomw, Syndesmologie der Vögel (Bres- lau 1856) 89; Beckentheil ger Wirbelsäule bei Vögeln 208. — Barrel, neue Echinodermen 287. — Bauer, Nenroptera austriaca (Wien 1857) 288. — Bleeker, das Vorkommen von Fischen in Echinodermen und nene Art von Oxy- beles 548. — Bernstein. Beiträge zur nahern Kenniniss der Gattung Colloga- lia (Bonn 1856) 89. — Brandt, Beiträge zur nähern Kenntniss der Saugethiere Russlands 292. — de Bray, über den Bisamochsen der Esqnuimaux 291. — Cassin, nene afrikanische Vogel 89; neue Vögel 460. — Ülasen, Käfer Mek- lenburgs 554. — Claus, neue einheimische Cyclopiden 452. — Couch, Wale an den Küsten von Cornwall 5l4. — Diesing, sechzehn Arten von Nematoı- deen (Wien 1857) 207. — Ecker, ächte Zwitterbildung bei Karpfen 455. — Frauenfeld, Beiträge zur Natnrgeschichte der Trypeten 207. — Frey u. Le- bert, über dıe im Mailändischen herrschende Krankheit der Seidenraupe 84; Gerstäcker, Systematik der Gattungen Eumorphus und Endomychns 459. — Giebel, Beiträge zur Osteologie der Nagelhiere (Berlin 1857) 91. — Gegen- bauer, über die Entwieklung der Sagitta (Halle 1857) 93. — Girard, Ichihyo- logisches aus NAmerika; Heredia neuer Batrachier &8; cyprinoide Süsswasser- fische im W. des Mississippithales 457; die Salmonen im Oregon nnd Calilor- nien 458. — Gistel, 820 neue wirbellose Thiere (Straubing 1857) 453. — Gould, drei neue Phaetornis 2915 neue amerikanische Vögel 88. — Gray, neue Schildkröten,88; 291. — Gredler, Tyrols Conchylien 8). — Hallowel, nene NAmerikanische Reptilien 88; über einige NAmerikanische Reptilien 459; WäAfrikanische Reptilien 460; — Hartlaub, System der Ornithologie WAlrikas (Bremen 1857) 89. — Hauffen, neue Hohlenschnecken 82. — Holmgren, Monographie Tryphonidum Sueciae 82. — Hooker, über den Yak 46K. — Hop- pfer, Peters Schmetterlinge aus Mossambiqne 287. — Kessler, zur Ichthyolo- gie des SW Russland 458. — Kölliker, die Leuchtorgane der Leuchtkäfer 290 ; zahlreiche freie Ausmündungen am Gefasssystem der Cestoden 551 ; eigenthüm- liche an den Gefässen der Holothuria tubulosa ansitzende Körper 552. — Lea, neue Unionen und Najaden 451. — Lederer, die Noctuinen Europas (Wien 1857) 287. — Leconte, neue Hyla 88; Nord - Amerikanische Bembidien , Buprestiden und Clivinen 454; neue West-Afrikanische Sängeihiere 461. — Letzner, über mehre Käfer und ihre Stände 289. — Lindemaier, Verzeichniss der in Griechenland vorkommenden Vogel 91. — DZoemw, neue Beiträge zur Kenntniss der Dipteren (Meseritz 1857) 86; Larve von Nebria picicornis 209; Beitrag zur Kenntniss der Dipteren Afrikas 453, — v. Martens, einige Fische nartegn a xb’; F7 Pia WR und Crustaceen der süssen Gewässer Italiens 456. — Moore, neue Lepidopte- ren aus Indien 554. — Mühlig und Frey, zar Naturgeschichte der Coleopho- ren 86. — Murray, neue ceylanische Käfer 290. — Owen, anatomische Un- tersuchungen der Myrmecophaga 292. — Pelzeln, einige neue Vögel der Wie- ner Sammlung 460. — Peters, über die Chiropterengattungen Mormops nnd Phyllostoma (Berlin 1847) 90; neue amerikanische Schlangen’ und neue Chro- midengattung 291. — Philippi, vier neue Echinodermen des chilenischen ‚Meeres 451; Abrote neuer Krebs an der ehilenischen Küste 453; über Guewul— Cervus antisensis 460. — Radde, Winterschlaf des Murmelthieres 90. — Reich, der feinere Bau des Gehörorganes bei Petromyzon und Ammocoetes 456. — Richardson, neue Cyprinoiden 29}. — Sars, über die Entwicklung der Me- dusen 490. — Schiff, Anatomie von Chiton piceus 258.— Scacchi, Catalogus conchyliorum regni Neapolitani quae usque adhuc reperit (Neapoli 1857) 552. — Schaum, neue Bacteria 287. — O0. Schmidt, das Körperchen in der Mi- cropyle der Najadeneier 206. — Th. Schmidt, zur naturgeschichtlichen Statistik der in Pommern ausgerotleten Säugethiere (Stettin 1856) 89. — M. Schultze, die Entwicklungsgeschichte von Petromyzon Planeri (Harlem 1856) 86. — Sela- ter, neue amerikanische Vögel 88. 554. — Stimpson, neue Gattungen dendro- cöler Strudelwärmer 451. — Struck und Boll, Mecklenburger Reptilien 459. — Tomas, Monographie der Gattung Lasiurus; neue Fledermäuse 292. 91. — Uhler, zur Neuropterologie der Vereinten Staaten 454. — White, neue Käfer im britischen Museum 290. 5 Miscellen. Heimweh einer Hirschkuh; elastischer nicht in Fäulniss übergehender Leim 210. — Pferdefleisch als Nahrungsmittel.- Gewebe unver- brennlich zu machen. Wasserglas als Düngmittel 296. — Wasserglasfarbenan- strich. Pergamentpapier durch Schwefelsäure gebildet. Goldausbeute dieses Jahrhunderts 464. — Die amerikanische Dampforgel 554. — Stein- u. Braun- kohlengewinnung und Verbrauch in Europa 555. ‚wohn Correspondenzblatt für Juli 95—96; August 211—212; Septem- ber 297 — 300; October und November 465 — 472; December 556 — 559. Hl Druckfehler. Ss. 21 2. 8 vw. u. lies plerygoideus st. pterigoideus - 26 - 4 -u. - Die. Zunge st. DiZunge - 169 - 83 - oo. - Metathorax st. Methatorax - 171 - 21 - o. -.. Gottland>st. Gotland - — - ]1 - u - Boheman st. Bohemann - 172 - 18 - o. - Areschoug st. Areschong - — -,.9 -u..- Middelelser st. Meddelser - 173 -7.8.- 0. - ceniroamericanae st, centroamericana - 191 - 16 - o. - Beudentit st. Leudentit - 190 - 14 -u. - Jersey st. Mersey - 2550- 8 -u. - hellen st. dunkeln - 389 - 10 - 0. - Kaninchen st. Kanincn - 2864 - 13 - w - Vultur st. Vultus - — - .7T-0% - Geier st. Greier - 481 - 18 - u. streiche: Beobachtungen - 465 - 13 - u. lies Keil st. Reil - 467.- 14 - o. - Schlupfwespen st. Schlupfweswen _ - 468 - 9 -u. - Meinhold st, Meinold - 469. - 13 -u. - Schwarz st. Schwaz. —DIBI-— - Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereines für Sachsen und Thüringen in Halle, im Verlage von G. Bosselmann in Berlin, Abhandlungen Bu teen des % kan R" \ Naturwissenschaftl. Vereins für Sachsen u. Thüringen in Halle | herausgegeben von 0. siebel und W. Heintz. Ersten Bandes erstes Heft Berlin 1857. gr. 4. Mit 23 lithogr. Tafeln. Preis 112/; Thlr. Hieraus sind einzeln zu haben: Schmidt, Adolf, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren in taxo- - nomischer Hinsicht gewürdigt. Mit 14 Taff. — 5 Thlr. Giebel, C. G., die Versteinerungen im Muschelkalk von Lieskau bei Halle. Mit 7 Taff, — 4 Thlr. Irmisch, Th., morphologische Beobachtungen an einigen Gewächsen aus den natürlichen Familien der Melanthaceen, Irideen und Aroi- deen. Mit 2 Taff. — 22/, Thlr. Ferner erschienen vom ‘zweiten Hefte: Schwarz, Fr. S. H., de affectione curvarum additamenta quaedam. e. 3 Figg. — 15/; Thlr. | Er = @., Beiträge zur Osteologie der Nagethiere. Mit 5 Taff. — 2 15 Unter der Presse befinden sich; Giebel, C. G., die silurische. Fauna des Unterharzes nach Herrn €. Bi- schofs Sammlung bearbeitet. Mit 7 Taft. Irmiseh, Th., über einige Arten aus den natürlichen Pflanzenfamilien der Potameen. Mit 3 Taff. Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. Herausgegeben von dem s Naturw. Vereine für Sachsen u. Thüringen in Halle, redigirt von €. Giebel und W. Heintz. Jährlich zwei Bände in 12 monatlichen Heften pro Jahr 52/; Thlr.; erschienen sind Band I— X. Jahresbericht des Naturwissenschaftlichen Vereines in Halle Jahrgang II. 1849. 50. SS. 161. Mit 1 Taf. — 1 Thlr. R III. 1850. lan 31) 2, N Ve 1 2 IV. 1851. BA a A) i V. 1852. a : 5) > ae Be nie Aus dem V. Jahrgange besonders: Giebel, ©. G., Beiträge zur Palaeontologie. Mit 3 Taf. SS. 192, — 2/, Thlr. r & Zeitschrift für die Gesammten Naturwissensehaften. 1857. | Juli. N NL. Ueber die Constitution des Harnstofls , so wie der zweibasische Radikale enthaltenden Amide. von W. Heintz Der zuerst im Harn des Menschen aufgefundene, später von Wöhler aus cyansaurem Ammoniumoxyd künst- lich dargestellte Harnstoff besteht bekanntlich aus C?H!N?O”, Diese empirische Formel ist ohne allen Zweifel die richtige. Welche Constitution aber dieser Körper hat, darüber sind wir bis diesen Augenblick in Ungewissheit. Seine rationelle For- mel ist durchaus noch nicht festgestellt. Einige Chemiker meinen, Cyan sei noch in demselben als Radikal enthal- ten, und schreiben seine Formel nach der Typentheorie NH’ CN) H O?, während sie dem ceyansauren Ammonium- oxyd die Formel a OÖ? beilegen. Jene Formel kann aber keinen Falls die richtige für den Harnstoff sein. Denn wenn sich dieser Körper mit Wasserstofisäuren verbindet, so geschieht dies so, dass der Wasserstoff derselben mit in die Verbindung eingeht. Vereinigt sich damit eine Sauer- stoffsäure, so treten die Elemente des Hydratwassers gleich- falls stets in die Verbindung ein. Wäre aber der Harnstoff wirklich, wie jene Formel ausdrückt, ein dem Ammonium- oxydhydrattypus gemäss zusammengesetzter Körper, so müssten seine Verbindungen so entstehen, dass nur das Radikal der Säure in die Verbindung einginge und zwar unter gleichzeitigem Austritt eines Aequivalents Wasser- stoff in Form von Wasser, mit anderen Worten der Was- serstoff des Hydratwassers des Ammoniumoxydhydrates ' vl. 1857. i 2 müsste einfach durch das Radikal der Säure ersetzt wer- den. | Die eben angeführten Thatsachen weisen dagegen mit Entschiedenheit nach, dass der Harnstoff ein dem Ammo- niaktypus angehörender Körper ist. Er muss ein solcher sein, weil er, wie das Ammoniak, sich mit Wasserstoffsäuren verbindet, ohne dass Wasser aus der Verbindung austritt, und mit Sauerstoffsäuren nie anders als unter gleichzeiti- ger Aufnahme von Wasser. Wollte man aber, während man diese Ansicht bei der Aufstellung einer rationellen Formel für den Harnstoff zu Grunde legte, doch noch die Ansicht fest halten, dass in diesem Körper noch Cyan als Radikal enthalten sei, so würde man annehmen müssen, dass der Harnstoff ein Ammoniak sei, in welchem ein Aequi- valent Wasserstoff durch Cyan, die beiden andern aber durch H?0O? ersetzt sind. Nur aus Wasserstoff und Sauer- stoff bestehende Radikale sind indessen bis jetzt noch nicht bekannt. Es würde zu gewagt Sein, sie zuerst im Harn- stoff anzunehmen, dessen Zusammensetzung Sich, wenn man nur von der Ansicht abgeht, darin das Radikal Cyan als vorhanden anzunehmen, so leicht mit dem Ammoniak- typus vereinigen lässt. | Diejenigen Chemiker, welche noch Cyan in dem Harn- stoff annehmen, machen den Fehler bei der Beurtheilung seiner rationellen Zusammensetzung, zu viel Werth auf die Bildungsweise zu legen, während dafür eigentlich die Zer- setzungsproducte massgebend sein sollten. Denn wir ken- nen eine grosse Menge von Fällen, wo organische Körper nach ihrer Bildung in andere, ihren physikalischen Eigen- schaften nach ganz verschiedene, aber gleich zusammen- gesetzte sich verwandeln, und dann ist in der Regel nach- zuweisen, dass das darin enthaltene organische Radikal in ein anderes übergegangen ist. So grade ist es bei dem Harnstoff. Indem Cyansäurehydrat sich mit Ammoniak ver- bindet entsteht zunächst cyansaures Ammoniumoxyd, das von Harnstoff gänzlich verschieden ist. Dampft man aber die Lösung dieses Körpers im Wasser ein, so verwandelt er sich in Harnstoff, in dem nun nicht mehr Cyan enthal- ten zu sein braucht. Der Beweis aber, dass in der That 3 Cyan nicht im Harnstoff angenommen werden darf, liegt in der obigen Deduction. Zwei Thatsachen, welche in neuester Zeit von Nathan- son ermittelt sind, zeigen aber entschieden, dass ein anderes Radikal in dem Harnstoff enthalten ist. Die oben angege- bene Bildungsweise des Harnstoffs aus cyansaurem Ammo- niumoxyd ist nämlich nicht die einzige. Nathanson*) hat sowohl durch Einwirkung von Ammoniak auf Kohlensäure Aether bei 180° C., als auf Phosgengas Harnstoff erzeugt, und diesen Körper bei diesen Reactionen unmittelbar er- halten, ohne dass sich vorher ein anderer Körper gebildet hätte, wie dies bei seiner Erzeugung aus cyansaurem Kali und schwefelsaurem Ammoniumoxyd_der Fall ist. Diese Entstehungsweisen des Harnstoffs, welche durch folgende Formeln nu | O1 HONE m (C?)(CH°) 2 c202 2 C+H5 . +25 (02 C?0? en R en, ausgedrückt werden können, sprechen sehr für die Annah- - me, dass der Harnstoff das Amid der Kohlensäure ist. Man weiss ja, dass die Amide der Säureradikale am leichtesten durch Einwirkung von Ammoniak auf den Aether oder auf die Chlorverbindung des Säureradikals entstehen. Mit dieser Ansicht stimmen aber auch die Zersetzungs- weisen des Harnstoffs vollkommen überein. Denn es ist allgemein bekannt, wie leicht der Harnstoff bei Gegenwart von Wasser in Kohlensäure, Ammoniak und Wasser über- gehen kann. Ferner entsteht auch Kohlensäure und Stick- stoff, wenn der Harnstoff unter dem Einfluss der salpe- trigen Säure zersetzt wird, und diese Säure ist ja schon vielfach als Mittel benutzt worden, um die Natur des Säu- reradikals in einem Amide zu ermitteln. Sie zerlegt die Amide in die Säure des Radikals des Amids, in Stickstoff R und Wasser nach der Formel N > —+N0O’= 5 0;+20-+HO. *) Ann. der Chemie und Pharmacie Bd. 98. S. 187. i.* 4 Allerdings kann der Harnstoff auch so zerlegt werden, dass wieder ein cyansaures Salz daraus entsteht. Denn wenn man ihn mit einer wässrigen Lösung von salpeter- saurem Silberoxyd kocht, so bildet sich salpetersaures Am- moniumoxyd und cyansaures Silberoxyd. Hier ist die Zer- setzung allerdings, wenn man die Formel für den Harnstoff C?0? Sa, schreibt, wie dies oben geschehen ist, nicht ganz verständlich, weil aus dieser Formel nicht hervorgeht, warum das eine Aequivalent Stickstoff zu Ammonium wird, das andere aber wieder in Cyan übergeht. Gewöhnlich pflegen doch die Amide so verändert zu werden, dass der ge- sammte Stickstoffgehalt als gleichwerthig erscheint. In obi- ger Formel ist nicht ausgedrückt, dass er nicht gleichwer- thig ist. Man kann aber die Formel des Harnstoffs mit Beibe- haltung des Radikals Carbonyl in demselben auch so um- formen, dass die beiden Aequivalente Stickstoff als nicht gleichwerthig erscheinen. Sie erhält dann folgende Gestalt 2 N Se: Der Harnstoff ist dann einem Aequivalent Am- moniak gleich zu Setzen, in welchem zwei Aquivalente Wasserstoff durch das zweibasische Radikal Carbonyl (C?O2) das dritte aber durch Ammonium ersetzt ist. Mit dieser Annahme verträgt sich vollkommen die sewöhnliche "Zersetzungsweise des Harnstoffs in Kohlen- säure und Ammoniak. Sie kann durch folgende Formel ausgedrückt werden: | H KK} „202 _ KK | I, HE ee Ein solches Ammoniak, in welchem ein Aequivalent Was- serstoff durch Ammonium vertreten wäre, kann aber nicht bestehen. Es setzt sich sogleich in Ammoniak um. Das Ammonium zerlegt sich in Ammoniak und Wasserstöff und dieser verbindet sich mit dem Stickstoff und den beiden restirenden Aquivalenten Wasserstoff ebenfalls zu Ammoniak. Die Zersetzung, welche salpetersaures Silberoxyd ein- leitet, erklärt sich nun leicht durch folgende Gleichung: 20? NO* C?0? ne ori a N Re Der letztere Körper setzt sich aber sogleich in Ag \ O* um. Oder kann man diesen Körper nicht vielleicht wirklich als ein Ammoniak betrachten, in dem zwei Aquivalente Was- serstoff durch Carbonyl, das. dritte durch Silber vertreten 202 ist? Dann müsste freilich die Cyansäure die Formel N \ ER haben, sie würde das Carbimid sein. Dafür spricht in der That der Umstand, dass dieser Körper bei Gegenwart von Wasser sofort in Kohlensäure und Ammoniak zerlegt wird. Die obige Ansicht für die Zusammensetzung des Harn- stoffs erklärt auch die schwach basischen Eigenschaften des- selben. Diejenigen Verbindungen des Ammoniaktypus, in welchem der dritte Theil des Wasserstoffs des letztern durch ein Säureradikal vertreten ist, pflegen indifferent zu sein, weil die positive Natur des Ammoniaks aufgehoben wird durch die negative Beschaffenheit des Radikals. Nach obi- ger Formel sind nun sogar zwei Drittel des Wasserstoffs des Ammoniaktypus durch das zweibasische Säureradikal Carbonyl vertreten, allein dessen negative Natur wird mehr als aufgehoben durch das stark positive Radikal Ammo- nium, so dass die Verbindung, welche durch obige Formel ausgedrückt wird, allerdings, wie der Harnstoff wirklich, schwach basische Eigenschaften baben kann. Es giebt aber einen entschiedenen Beweis, dass die Cc?0? | Formel N? # nicht die richtige für den Harnstoff sein kann. Wäre sie nämlich richtig; so müsste der Harnstoff, wenn er sich mit Sauerstoffsäuren -verbindet, zwei Atome der Hydrate derselben aufnehmen. Denn er wäre nach dem doppelten Ammoniaktypus zusammengesetzt, müsste also so zu sagen ein zweisäuriger Körper sein, d. h. er müsste zwei Atome Säure sättigen. Dies ist nun nicht der Fall; die salpetersaure Verbindung enthält auf ein Aequivalent Harnstoff nur ein Aequivalent der Säure, und die oxalsaure wegen der zweibasischen Natur der Oxalsäure auf ein Aequi- valent der Säure zwei Aequivalente Harnstoff. 6 Wollte man die Formeln des salpetersauren, oxalsau- ren und salzsauren Harnstoffs mit der Annahme der Formel 0202, - 202 H? fie 12 m) vereinigen, so könnten sie nur sein N?(H? | H? H 2 no: 0 0202 0202 In H2 H? AN? H? O*, und DO?’ H? | Diese Formeln wären aber H erOr, 0 ;- € ganz abnorm, denn eine Verbindung von zwei Aequivalen- ten Stickstoff mit sieben Aequivalenten Wasserstoff (die Formel C?O? repräsentirt ja zwei Aequivalente Wasserstoff) kann unmöglich äquivalent sein einer Verbindung von ei- nem Aequivalent Stickstoff und vier Aequivalenten Was- serstoff. Viel einfacher werden die Formeln dieser Vebindun- gen, wenn man die Zusammensetzung des Harnstoffs durch C20? | 2012 4 u 2: ausdrückt. Sie sind dann folgende: W I \ NH er | x0+ j 0 AN ae ) N NH? | Sie entsprechen dann sQ% une \ Ri el H vollkommen dem Ammoniumoxydhydrat X ) und dem | mi H H \ Chlorammoniumt H | ypus Nyp H el Noch complieirter würde bei Anwendung der früheren Schreibweise der Formel des Harnstoffs die des basisch salzsauren Harnstoffs werden, welcher von Dessaignes*) entdeckt worden ist. Dieser Körper besteht nämlich aus *) Journal de Pharmacie T. 25. p. 31. 7 zwei Aequivalenten Harnstoff und einem Aequivalent Chlor- 202 wasserstoff. Ist die Formel des Harnstoffs X Se so stellt sich die dieser Verbindung einfach wie folgt heraus: 202 1 ) C 4 | 0202 ae She el Auch der von Kodweiss*) entdeckte, von Wiedemann**) analysirte cyanursaure Harnstoff spricht für die neue Formel des Harnstoffs. Er besteht nämlich aus | C?0? ) x) NH? \ H,H | H 0° NS Ebenso sprechen dafür die Verbindungen des Harn- stoffs mit organischen Säuren, welche neuerdings von Hla- siwetz”“"*) dargestellt worden sind. Die Formeln dieser Ver - bindungen sind C>H?O? \ | \ 08 | ) Bernsteinsaurer Harnstoff AR, He | \ H (0) 12 I O2? B (MO%)3 orodHl 2) Oxypicrins. Harnstoff \ c?0? | on) 9 N|NHt |H C1H03 20,2 6 3) Mekons. Harnstoff 9 &) a (6) (H *) Poggend. Ann. Bd. 19. $. 11. *) Ebenda Bd. 74. S. 84. **) Sitzungsber. der Akad. der Wissensch. zu Wien. März 1856; Chem. Centralbl. 1856. S. 481. }) In dieser Formel ist freilich 1 At. Wasser mehr angenom- men, als Hlasiwetz voraussetzt. Er hat jedoch nur eine Stickstoffbe- stimmung (27,07 Proc.) ausgeführt, und deren Resultat stimmt besser mit obiger Formel, als mit der von Hlasiwetz aufgestellten. Jene er- fordert 26,85 Proc., diese 27,52 Proc, Stickstoff, 8 CSN?O? C20? 4 4) Parabans. Harnstoff ar NH, H Ö 'H c185H90* C? 2 5) Phloretins. Harnstoff Eh O4 an (02480 ei: c12H40° C?0? 6) Galluss. Harnstoff x NH ,H 0% H Die übrigen von Hlasiwetz untersüchten Verbindun- gen habe ich nicht erwähnt, weil ihre Formeln mir nicht senügend festgestellt erscheinen. So z.B. hat er von dem weinsauren und: von dem Alloxantin-Harnstoff nur eine Stickstoff- von der weinsauren Harnstofftalkerde nur eine Talkerde-Bestimmung ausgeführt, und bei der ‘Analyse des citronensauren Harnstoffs fand er über 0,5 Proc. Wasser- stoff mehr, als die von ihm aufgestellte Formel erfordert. Die Verbindungen des Harnstoffs mit Basen sind wahr- scheinlich denen des Ammoniaks mit denselben Basen ana- log. Von ersteren kennt man freilich bis jetzt nur die mit Quecksilberoxyd und Silberoxyd. Von dem Silberoxyd kennt man sowohl mit dem Am- moniak als mit dem Harnstoff nur eine solche Verbindung. Die des letzteren besteht nach Liebig aus 6202 NH? | Ag | O?--AgO. Ag | Wenn man indessen die Resultate seiner Analysen be- trachtet, so stimmen sie im Mittel besser mit der Formel N 0?@? NH | Ag 4 0?+ 25.0.0?, welche überdiess wahrscheinli- Ag = cher sein möchte. Folgende Zusammenstellung zeigt dies deutlich: im Mittel berechnet berechn. nach gefunden von nach 3AgO-+HO Liebig! | -. 3AgO +C®H+N202. + C2H4N202, Silberoxyd 84,43 85,29 83,45 Harnstoff 14,25 14,71 14,39 Verlust od. Wasser 1,32 -— 2,16 } 100. 100, 100. ‚Der geringe Ueberschuss anSilberoxyd mag dadurch be- dingt sein, dass der Harnstoff eine. geringe Menge dessel- ben ungebunden gelassen hatte, oder vielleicht dadurch, dass eine kleine Menge einer an Silberoxyd reicheren Ver- bindung beigemengt war, ‘wie wir sie von dem Quecksil- beroxyd mit dem Harnstoff kennen. Die Zusammensetzung der Ammoniakverbindung des - Silberoxydes kennen wir leider noch nicht genau, weil die- selbe, das Bertholletsche Knallsilber, so äusserst leicht zer- setzt wird. Da es dabei aber in Wasser, Stickgas und Sil- ber zerfällt, so kann seine Formel wohl die analoge sein, nämlich | 4 N 4 N: H Ag #)0°+ 02 Ag Ag Ein. so zusammengesetzter Körper kann eben grade in N,4HO und3 Ag zerfallen. Von den Quecksilberoxydverbindungen des Ammoniaks besteht die hellgelbe nach Kane’s Analysen aus H H TER 8 HN02+ 02-LHO, Hg \ Hg welche Formel sich nicht ganz in die Typentheorie einreiht. Sie müsste ein Atom Wasser weniger enthalten. Dieser Verbindung scheint keine der von Liebig entdeckten Harn- stoffverbindungen des Quecksilberoxydes analog zusammen- gesetzt zu sein. Allerdings enthält die eine derselben auf ein Aequivalent Harnstoff drei Aquivalente Quecksilberoxyd. Allein aus Liebigs Analysen ‚geht hervor, dass sie kein Was- ser enthält. Ihre Formel müsste demnach sein 1” 10 i 20? h NH? He \02-+Hg0. Hg Diese Formel schliesst sich auch nicht recht der Ty- pentheorie an. Sie enthält ein Atom Wasser zu wenig. Die Zusammensetzung der braunen Ammoniakverbin- dung‘ des Quecksilberoxydes: ist nach Hirzel s*) Analysen Hy | N a Su Deo, “2 a “ Hg | Hg Dies liess sich schon vorher vermuthen, da dieser Körper durch Salpetersäure in eine weisse Verbindung übergeht, in der auf vier Aequivalente Quecksilberoxyd ein Aequivalent Ammoniak enthalten ist. Er ist also der andern von Liebig entdeckten Queck- silberoxydverbindung des Harnstoffes analog zusammenge- setzt, deren Formel CO”) N N Hg). N O2. 1 ist. [oJ oO HE Von demChlornatrium kennen wir bis jetzt keine Ver- bindung mit dem Ammoniak, wohl aber mit dem Harn- stoff. Diese besteht aus 029? | Nu Na € Die frühere‘ Formel des Harnstoffs lässt sich mit die- ser Zusammensetzung nicht vereinigen. Dasselbe gilt von der neulich von Dessaignes"*) dargestellten Verbindung des Harnstoffs mit Chlorammo- nium, deren Zusammensetzung leicht durch die Formel *) Dr. H. Hirzel, über die Einwirkung des Quecksilberoxydes auf das Ammoniak und die Ammoniakverbindungen. Leipzig 1852. S. 7. *), Journ. de pharm. T. 32. p. 3%. 11 = Er | | suszudrücken. ist Von den Verbindungen von Chlormetallen mit Harn- stoff, welche neuerdings von Neubauer und Kerner*) dargestellt worden sind, lässt sich nur eine mit beiden For- ' meln für den Harnstoff vereinigen. Es ist dies die C&- dmiumchloridverbindung die aus einem Atom Harnstoff und zwei Atomen Cadmiumchlorid besteht. Die Formel für diesen Körper kann sein 0202 age wa(#° oder 8 d d wm EI? er, hose: : een u oder. ar | 2 Ei eı ca Dagegen spricht die Zusammensetzung des Harnstoff- zink- und Kupfer-Chlorids entschieden für die neue Formel des Harnstoffs. Sie sind ‚20? 020? — N 'NHt ) und N NH! ) (zu u}, u ru Diesen Körpern analoge Ammoniakverbindungen sind bekannt, dagegen nicht eine jener Chlorcadmiumverbindung entsprechende. cha hobl Die Quecksilberchlorid- Verbindungen des Ammoniaks und des Harnstoffs sind analog zusammengesetzt. Zwar möchte man glauben, dass die letztere den Beweis liefern dürfte, dass doch die Formel des Harnstoffs | sei, denn bei dieser Annahme lässt sich die 'Quecksilberoxyd- Verbindung betrachten als c20? | 2 Ha: er \ dass dem nt so ist. Beide Formeln müssen vielmehr } = Allein die Analogie mit ‚dem Ammoniak lehrt, *) Ann. der Chemie und Pharmacie Bd. 101. S. 337. 12 2) 86 4 “a €? und El Ion Hg Hg Hg geschrieben werden. ' Beide Verbindungen sind dem Queck- silberchloridsalmiak ‘ganz analog zusammengesetzt, dessen Formel ist A H 4 H er. „Hs Die Förmeln für diejenigen. Verbindungen a Harn- stoffs mit salpetersauren Salzen, für. welche wir noch keine Analoga des Ammoniaks kennen, sind folgende: N (€?0?) Isar Et N \nH% NN Son fon or u Si Xo: | vor \ 202). ja Sr 5 (C202 x a u +8 ame - ot In letzteren beiden Verbindungen scheint der Harn- stoff, wie oft das Ammoniak, in ähnlicher Weise aufzutreten, wie das Krystallwasser. Freilich scheint die letzte Verbin- dung abweichend von der Typentheorie zusammengesetzt‘ zu sein. Ebenso aber ist auch die bekannte Verbindung..des salpetersauren Silberoxydes mit dem Ammoniak ,von der Typentheorie abweichend. Nach Mitscherlichs Analysen be- steht sie nämlich aus Ei 2 "# (\lo2+mma Ag j NO% und man könnte sie nur dieser Theorie einreihen, wenn man sie schriebe Das hiesse jedoch der Formel dieses Körpers Gewalt anthun nur zu dem Zweck, sie der Typentheorie anzu- passen. Freilich darf man die Möglichkeit der Existenz eines Ammoniaks in dem ein Aequivalent Wasserstoff durch Ammonium vertreten ist, nicht mehr leugnen, wenn bewie- sen ist, dass der Harnstoff ein solches Ammoniak ist. Dagegen die eine’ der Harnstoffverbindungen des sal- petersauren Silberoxyds schliesst sich dieser Theorie voll- & ; \ 020? ] kommen an. ‚Sie, besteht aus: N! NH* | As |)0O?. Die andere NO* C20? \ aber muss als S) NH? ( de ‚Bau A (6) 2 " No h N in No: O* betrachtet wer den. Ihre Zusammensetzung verträgt sich jedoch mit der C20? Formel N? | H? für den. Harnstoff. Dieselbe würde, '® & wenn man diese Formel annehmen wollte, sogar einfacher 202 2 sein, nämlich N? 1 | ' 1 Ag? O%, (o9): | Endlich die Verbindungen des salpetersauren Queck- silberoxyds mit Harnstoff und Ammoniak verleugnen die Analogie beider Körper nicht. Für die des Ammoniaks giebt man folgende Formeln an H en: s HS / _ .. u 30) (0 2 on4a is! on, Aa Hg 5 H | \# 3) I Er. H m: 0?+Hg0; En 0442 02; NO® NO® } \ " H. \ 3) Ntz Ä Hg Hg He | 10242) nu 08; No#* Hg Hg DEE: Hg Hg | ne 2 * Hg (ne O’+Hz 0?.”) Not | Von diesen Verbindungen würde die zweite und dritte der Typentheorie nicht entsprechen. Für die dritte indes- sen Scheint man eine falsche Formel angenommen zn ha- ben. Denn die Zahlen, welche Kane und Mitscherlich bei - der Analyse derselben erhielten, sprechen entschieden dafür, dass man darin 1 Atom Wasser mehr annehmen muss. Sie fanden nämlich: berechnet ‘ nach der um berechnet nach 1 At. Wasser der obigen vermehrten Kane Mitscherlich Formel Formel Quecksilber 76,41 75,47 10.02 75,95 : Amid (NH?) 3,78 4,40 4,15 Ammoniak 4,30 Sauerstoff . 7,15 6,05 4,15 6,08 Salpetersäure 12,66 14,33 13,98 13,67 100 100,25 100 Demnach ist die Formel für diese Verbindung nicht die H H Hg. \ı Hg Ohr ” NO* Die entsprechenden Verbindungen des Harnstoffs ha- ben nach Liebig folgende Zusammensetzung: obige, sondern N *) Hirzel a. a. ©. S. 10. 15 2(7020% "2; „(20° Hg O?+-Hg0, | Be | I 20 , O? und No: | No: [ c?0O? ®) x NH "He | 02-F3Hg0 Not Die erste und dritte dieser Formeln lässt sich nicht‘ mit der Typentheorie vereinigen, und döch sind die von Liebig bei den Analysen gefundenen Zahlen grade bei die- sen Stoffen den obigen Formeln sehr nahe: entsprechend, Freilich giebt Gerhardt dafür in seinem Lehrbuch (Bd. 1. S. 468 und 469) andere Formeln, welche der Typentheorie gemässer sind, indem er noch 1 At. Wasser darin annimmt. Allein es scheint dies ohne analytische Stützen geschehen zu sein. Dasselbe thut überdiess Gerhardt mit der zwei- ten Formel, welche dadurch grade eine von der Typen- theorie abweichende Form erhält. Es ist offenbar rationell, nicht vor erlangtem experimentellen Beweis ihrer Unrich- tigkeit die Liebig’schen Analysen für unrichtig zu halten. Obige Formeln müssen daher für jetzt bestehen bleiben. Dann sind die beiden ersten Formeln der zweiten und vier- ten der entsprechenden Ammoniakverbindungen analog. Nur sind in der letzteren zwei Aequivalente Wasserstoff des Ammoniumradikals durch ‘zwei Aequivalente Quecksilber vertreten, in der Harnstoffverbindung aber ein Aequivalent durch Quecksilber, das andere durch Ammonium. Die dritte Formel der Harnstoffverbindungen findet freilich keine Ana- log& unter den obigen Ammöniakverbindungen. i Wir finden demnach, dass sich sämmtliche Verbin- dungen des Harnstoffs gut in es Kan lassen, wenn wir den Earasiort als aus I Sn u .i bestehend an- sehen, und dass namentlich die Zersetzungserscheinungen,, welche der Harnstoff darbietet, durch diese Formel leicht ausdrückbar sind. Gewisse Umwandlungserscheinungen desselben leiten sich aber ebenfalls sehr leicht aus dieser Formel ab. Er- hitzt man z. B. den Harnstoff gelinde, so entwickelt sich 16 Ammoniak uud es entsteht ein neuer Körper das Biuret, welchem die empirische Formel C*H5N?0* angehört. Die- ser Körper bildet sich durch die Einwirkung von Harnstoff auf Harnstoff. Indem ein Aequivalent Harnstoff, ein schwe- rer flüchtiges Ammoniak, auf ein anderes Aequivalent Harn- stoff einwirkt, wird aus letzterem das leicht Nüchtige gewöhn- liche Ammoniak ausgetrieben und das schwerflüchtige Am- moniak, der Harnstoff, tritt an dessen Stelle, Folgende For- mel stellt die Zersetzung dar: c20? “ i .C202 c20?) _ c202 Er FR DE, Das Biuret ist also ein Ammoniak, in welchem zwei Aequi- valente Wasserstoff durch das zweibasische Carbonyl und das dritte durch ein Ammonium ersetzt ist, welches aus einem Aequivalent Harnstoff und einem Aequivalent Was- serstoff besteht. Man könnte es freilich auch für cyansau- ren Harnstoff halten, in welchem Falle ihm dann die Formel 1030? NH? a CN zukommen würde. Allein da Salpetersäure daraus ‘weder salpetersauren Harnstoff fällt, noch Cyansäure austreibt, so ist diese Formel gewiss nicht die richtige. N 02 Die Bildung der Cyansäure aus Harnstoff erklärt sich durch folgende Formel: # 020? C?0O*? 2 . N | sp" H IN a Diese Verbindung, das Car- bimid, kann aber wenigstens bei der Temperatur, bei welcher diese Zersetzung des Harnstofis geschieht, nicht bestehen, wandelt sich vielmehr sofort, indem 3 Aequivalente davon 3 ! 2 kanae N: auf einander einwirken in: ps \ 06 um. Unter gewissen Umständen zersetzt sich der Harn- stoff beim Erhitzen in Kohlensäure, Ammoniak und Am- melid — CCH?N?O*. Diese Zersetzung lässt sich durch folgende Gleichung darstellen: Sn | (C202 an 0 Be A (co: (NH? | II) } Ce. Das Ammelid darf man hiernach wohl als ein Am- moniak ansehen, worin ein Aequivalent Wasserstoff durch Cyan, jedes der beiden andern durch ein Ammonium ver- treten ist, in dem zwei Aequivalente Wasserstoff durch ein Aequivalent des zweibasischen Carbonyls ersetzt sind. Indessen könnte man das Ammelid auch dem Am- moniumoxyd-Typus unterordnen, und zwar etwa der fol- _ genden Formel gemäss Für diese Formel spricht der Umstand, dass ein Aequi- valent Wasserstoff im Ammelid durch Metall ersetzt werden 73 kann. Denn die Silberverbindung besteht aus Nas N+0%, Die zusammengesetzten Harnstoffe unterscheiden sich von dem gewöhnlichen nur dadurch, dass das eine Aequi- valent Wasserstoff nicht durch Ammonium sondern durch - Methyl-, Aethyl-, Amyl-, Phenyl-, Dimethyl-, Diäthyl-, Me- thyl-Aethyl-, Teträthyl-, Diphenyl-, Phenyläthyl- etc. Am- monium vertreten ist. Bekanntlich verhalten sich diese Körper ähnlich gegen Säuren, wie der Harnstoff. Auch sie müssen als Ammoniake betrachtet werden von der 202 i Formel er (. Die salpetersauren Salze bestehen näm- lich aus 020? x xRe 4 .)10%. No0% 4 Ist also der Harnstoff das Amid eines zweibasischen (0202 Säureradikals und der FormelX N gemäss zusammenge- 2 18 setzt, so liegt die Vermuthung nahe, dass man auch die Amide der übrigen zweibasischen Radikale so zusam- mengesetzt ansehen kann. Dies ist in der That der Fall. So kann man z.B. das Oxamid durch die Formel 3) =, j $ 2 ı CEH?O? h das Succinamid durch © | pe b das Sebamid durch 20171614 3 Sr ® ‚ das Malamid durch ne | das Fumar- 0% C?H?08 amid durch Rp ' das Tartramid durch Ö NH: etc. ausdrücken. Ob aber diese Formeln die richtigen für die Amide mit zweibasischem Radikal sind, ist nicht sicher, weil dies, ” nur durch die Constitution ihrer Verbindungen mit Basen oder Säuren entschieden dargethan werden kann, man aber bis jetzt keine Verbindungen dieser Substanzen genau kennt. Vielleicht kann die Verbindung des Quecksilberoxydes mit dem Oxamid und Fumaramid zurErledigung dieserFrage bei- tragen. Die letztere Verbindung soll nach Dessaignes*) aus CEHSN?0?+2HgO bestehen. Sie würde durch folgende rationelle Formel ausdrückbar sein: \c CSH2O* N NH |He 0% Hg Die Ansicht das Fumaramid entspreche dem doppel- ten Ammoniaktypus lässt sich dagegen mit dieser Formel nicht gut vereinen. Denn dann müsste man, wenn die For- mel der Typentheorie untergeordnet werden sollte, es als ein Ammoniumoxyd ansehen, welches dem Wassertypus nicht untergeordnet werden kann, wenn man es nicht etwa als ein Anhydrid betrachten will. In diesem Falle müsste seine Formel sein: *) Journ. f. prakt. Chem. Bd. 55. S. 434. 19 7‘ | c3H?0* 2 N2 Er \ Hg? | C>H2O* 0% H? H? Hg? Die Oxamidquecksilberoxydverbindung ist wohl noch . nieht rein dargestellt worden. Sie soll nach Dessaignes *) aus C*H?N20?--HgO bestehen. Dieser hat wahrscheinlich ein Gemenge von Oxyamid mit der Quecksilberoxydverbin- dung: analysirt. N2 Schliesslich Kann ich nicht umhin darauf aufmerksam za machen, dass den Formeln der Amide der zweibasi- schen Radikale auch noch eine andere Form gegeben wer- den kann, die sie als dem einfachen Ammoniaktypus un- tergeordnet hinstellt.e. Ganz allgemein ist diese Fomel $ 4 u :! j Das organische Radikal findet sich darin N k H H ‚ innerhalb des Ammoniums. Die obige Formel habe ich nur ihrer grösseren Einfachheit willen gewählt. Den Ami- den der dreibasischen Säuren müssen aber jedenfalls, wenn auch sie dem einfachen Ammoniaktypus angehören sollten, Formeln ertheilt werden, worin das organische Radikal innerhalb des Ammoeoniums enthalten ist. So'z. B. ist in (c12H50° Sul (AH) H diesem Falle die Formel. des. Citramids = N *) Journal für pract. Chemie Bd. 55. S. 434. I 20- Beiträge zur Anatomie der Möven nach Chr. L. Nitzsch’s Beobachtungen von e. Giebel. Die artenreiche Gattung der Möven, Larus, bietet dem Systematiker grosse Schwierigkeiten und selbst die neues- ten Arbeiten über sie weichen sehr erheblich in der Grup- pirung der Arten oder Feststellung der Untergattungen so- wohl, wie in der Abgränzung der einzelnen Arten selbst unter einander ab. ' Hier wo Federnkleid, Schnabel und Beine keinen Anhalt mehr gewähren, muss der Ornithologe das Messer zu Hülfe nehmen und am frischen Cadaver und dem Skelet Uebereinstimmung und Unterschied aufsuchen. Anders ist eine Einsicht in den Organismus, welche doch die Aufgabe der neuern Systematik ist, gar nicht möglich. Die Anatomie der Möven aber bedarf noch vieler Arbeit, bevor sie zur Beseitigung der systematischen Schwierigkei- ten ausreicht, denn noch fehlen die Untersuchungen ganzer Artgruppen, selbst die gemeinern Arten sind noch nicht erschöpfend untersucht worden. Unter diesen Verhältnissen haben die von dem verstorbeuen Nitzsch schon in den 20 und 30er Jahren in seinen Collectaneen niedergeschrie- benen anatomischen Beobachtungen noch jetzt ein beson- deres Interesse und”ich theile dieselben den Ornithologen zur weiteren Vervollständigung mit. Sie betreffen nur die weichen Theile, das osteologische Detail werde ich nach den in unseren Sammlungen vorhandenen Skeleten später in einem besonderen Aufsatze zusammenfassen. l. Larus marinus. Muskulatur. Von den Hautmuskeln ist bei den Möven und besonders bei. dieser Art der M. humerocutaneus ziem- lich ansehnlich. Er entspringt wie gewöhnlich von der Hautlinie am freien Ende des Brustfederflurenastes und in- serirt sich verbunden mit der Sehne des pectoralis major an dem Oberarm. Der M. subceutaneus abdominalis s. hy- pochondrialis ist um vieles breiter, inserirt da wo jener an- fängt und steht mit dem Skelet in keiner unmittelbaren 21 Verbindung. Der Costacutaneus oder Tensor patagii axil- laris entspringt von 3 Rippen und ankert nicht an die Ska- -pula wie: sonderbarer Weise bei den Fulicarien. Die Kiefermuskeln, sieben an der Zahl, sind sämmt- lich von ziemlicher Stärke. ‘Der sehr grosse und dicke Temporalis entspringt fast halbmondförmig vom Schädel, sein hinterer Theil reicht weit nach oben und kömmt dem entsprechenden Theile des Muskels der andern Seite ziem- lich nach, seine Insertion bedeckt den grössten Theil der äus- sern Fläche des befiederten Theiles der Kieferräste. Mit ansehnlicher Breite geht der Temporalis unter dem Zygoma hindurch schief nach vorn und inserirt sich mit einer star- ken, ganz von Fleisch eingehüllten, rundlichen Sehne an einem Punkte des oberen Randes des IInterkieferastes, übri- gens sehr breit an den grössten Theil der Aussenfläche dieses Astes. Der Temporalis internus entspringt hoch oben im hintersten Theile des Orbitalgewölbes vor dem temporalis, steigt zur innern Seite desselben gerade nach unten, geht über das Os quadratum hinweg und inserirt sich am hintersten Ende der obern Kante des Kieferastes, unmittelbar vor der Gelenkgrube. Der Quadratomaxillaris entspringt an der Spitze und der ganzen äussern Fläche des freien Orbitalfortsatzes des Quadratknochens und geht an die innere Fläche des hinteren Theiles des Unterkiefer- astes, wo er die ganze Grube, in welcher das hintere Loch liegt, ausfüllt. Er belegt die innere Fläche des Kieferastes ebenso stark als der Temporalis die äussere. Der Orbito- quadratus geht nicht zur Spitze des freien Fortsatzes des Quadratbeines, sondern inserirt sich viel tiefer an der in- nern Fläche desselben, breit und fleischig dicht unter dem Foramen opticum und geht zum obern Rand des Hinter- theiles des Verbindungsbeines. Der Pterigoideus s. Pala- . tomaxillaris ist sehr ansehnlich, belegt mit seinem Ur- sprunge die obere und untere Fläche der Gaumenbeine, diese fast ganz einhüllend und seine breite Insertion an der innern Fläche des Kieferastes setzt sich noch an den hintersten Theil der äusseren Fläche desselben fort. Der zweite oder hintere Flügelmuskel, auch Gaumenunterkiefer- muskel genannt, der den Raubvögeln und Hühnern fehlt, 22 entspringt in der Orbita mit einer dünnen Sehne über dem Gaumenbeine seiner Seite dicht über dem eigentlichen Ptery- goideus und dann von der ganzen Länge der äussern Seite der Verbindungsbeine und geht zum innern Rande der Ge- lenkfläche und den obern Rande des innern Fortsatzes des Unterkieferhinterendes. Er hilft den Unterkiefer schliessen. Der Abductor maxillae oder Schnabelöffner ist ein völlig ungetheilter einziger, sehr starker Muskel, welcher an der Hinterhauptleiste entspringt und sich an die ganze hintere dreieckige Fläche des Unterkieferastes seiner Seite setzt. An den Vordergliedmassen erscheint der Latissimus dorsi wie gewöhnlich bei den Vögeln in einen vordern und hintern völlig getrennt. Der Deltoideus primus s. magnus ist wie bei allen Schwimmvögeln klein, bedeckt aber hier die äussere Fläche der Leiste und nimmt nur das erste Viertel der Länge des Humerus ein. Mit einer nur schwa- chen Sehne ankert er an die Skapula. Der Deltoideus se- cundus ist ziemlich stark, der D. tertius noch stärker und nicht von den schmalen Köpfen der beiden langen Vorder- armheber bedeckt. Der Biceps brachii sondert sich in drei sehr. leicht trennbare, durchaus unterschiedene Muskeln. Der erste entspringt breit und fleischig unter der untern Insertion des grossen Brustmuskels in der Nähe des Luft- lochs am Humerus, neben: welcher Stelle auch der Commu- nicans patagii entspringt. Der zweite und dritte Biceps entspringen mit einem langen Sehnenkopfe von der Höhe der Furcula, zwischen der untern und obern Insertion des Pectoralis major. Diese entsprechen dem langen, der erste dem kurzen Kopfe dieses Muskels bei andern Vögeln. Die Sehnen aller drei Muskeln laufen dicht neben einander und durch Zellgewebe verbunden zum Vorderarm, die des ersten inserirt am Radius, des zweiten und dritten an der Ulna, doch so dass alle drei durch schiefe Riegel gleich vor der Insertion verbunden sind. Der Tensor patagii ist zugleich Levator antibrachii und sendet zwei dünne Seh- nen in den Extensor carpi radialis und die Scheide des Vorderarms, von denen sich die vordere vor ihrer Insertion noch spaltet. Die lange oder Hauptsehne des Flughautspan- ners, nicht scharf und deutlich aus zwei parallel laufenden 23 bestehend, nimmt erst einen kurzen Riegel von elastischem Gewebe, welcher von der bei den Möven stark vorragenden Ecke der Oberarmleiste entspringt, und dann die Sehne des schlanken M. communicans patagii auf, verwandelt sich dem Winkel des Ellenbogengelenks gegenüber in eine breite Strecke von elastischer Substanz, von der aus eine Wand Sehnenfasern zum Vorderarm läuft, nimmt hierauf wieder ' die gewöhnliche Sehnennatur an, geht über den Carpus, hier eine längliche Patella epicarpia enthaltend oder mit solcher sich verbindend, zum Os metacarpi pollicis. Die Pronatoren sind kurz, der Pronator longus bedeckt kaum das erste Drittel des Vorderarmes und insbesondere des Radius. An den Hintergliedmassen ist Tiedemanns Graeilis fe- moris (Meckels Rectus cruris) vorhanden und so dünn und schlank wie bei den Falken, auch nur mit dünnem Sehnen- kopfe vom Schambeine entspringend. Die Sehne geht wie gewöhnlich schief über das Knie, dann nach hinten in den Bauch des durchbohrten Zehenbeugers. Der von Meckel irrthümlich den Schwimmvögeln abgesprochene kurze Kopf des Biceps femoris entspringt gleich unten vor dem Ende des Femurs: vor dem Adductor femoris, beide Köpfe vereint inseriren in den Rand des innern Bauches des Gastrocne- mius oder eigentlich zuvor der lange Kopf in den kurzen Kopf und dieser allein verbindet sich mit dem Gastrocne- mius. Der Adductor femoris ist ein einziger, durchaus un- getheilter. Der Crurococcygeus setzt sich mit sehr dün- ner Sehne an den Schwanz. Er bewegt den Schwanz und ist kein Oberschenkelbeuger. Die übrigen am Oberschen- kel liegenden Muskeln haben sehr gewöhnliche Verhält- nisse, die Beuger des Unterschenkels sind nicht so breit und ansehnlich wie bei den tauchenden und mehr schwim- menden Vögeln, doch ist der Wadenbeinbeuger sehr an- sehnlich. Der sehr kräftige Gastrocnemius besteht aus zwei Bäuchen, von welchen der innere von der ganzen innern Fläche des obersten Theiles der Tibia besonders von der innern Fläche ihrer vorderen Knieleiste entspringt. Der äussere Bauch hat wieder zwei Köpfe, von denen der äus- 2° sere stärkste vom äusseren Kniegelenkknorren des Femur, der zweite innere viel schwächere aber aus der Kniekehle "entspricht. Die Sehnen beider Bäuche vereinigen sich erst in der Nähe des Fersengelenkes. Der Plantaris, der auch tibialis posticus heissen kann, ist klein und schmächtig, der Tibialis anticus mässig stark, im fleischigen Theile ganz von dem sehnigen Kopfe und Bauche des Peronaeus com- municans verdeckt. Seine Sehne giebt einen Zipfel an die Scheide des Laufes ab. Der Peronaeus longus sive com- municans entspringt mit einer sehnigen Aponeurose, wel- che den Bauch des vorigen überzieht, von dem äussern und vordern Theil des obersten Endes der Tibia wie auch von der vordern Kante desselben, in welche die vordere Knieleiste sich fortsetzt, zugleich noch von der Fibula. Er bedeckt so völlig den Kopf und Bauch des Tibialis anticus, des Extensor digitorum communis und selbst des Peronaeus proprius. Seine doppelte Sehneninsertion ist die gewöhn- liche, die eine in den Fersenfaserknorpel, die andere in die Sehne eines durchbohrten Zehenbeugers. Das Ueberwiegen sowohl der ganzen Fleischmasse der durchbohrten Zehen- beuger als ihrer einzelnen Sehnen vor den sehr schwachen Nagelbeugern ist sehr auffallend. Der Adductor digiti quarti entspringt hoch oben an der Wurzel des Laufes und geht mit seiner dünnen Sehne unterwärts durch ein Loch des Laufes nach unten und zur inneren Seite des ersten Gliedes der fünfgliedrigen Zehe. Der Extensor brevis digiti tertii scheint zu fehlen, ebenso der bei Larus argentatus deutliche Extensor hallucis, doch können beide wegen ihrer ausnehmenden Schwäche und ihrer Unkenntlichkeit nach dem Eintrocknen leicht überse- hen sein. Der Abductor digiti secundi ist ein ganz kurzer Muskel, welcher an der äussern Seite des Laufers erst in der Nähe des untern Endes entspringt und zur äussern Seite der Wurzelglieder der innern oder dreigliedrigen Vor- derzehe geht. Hinten am Lauf liegt der Flexor. hallueis. Er entspricht dem Flexor hallucis brevis anderer Vögel, entspringt auch so. hoch oben am Lauf, aber die Sehne geht bis zum Nagelgliede des Daumens, der sonst vom gemeinschaftlichen Nagelbeuger keine Sehne empfängt. Y / 25 Der Abductor digiti secundi ist sehr zart und entspringt hoch oben an der Wurzel des Laufes neben Vorigem. Der Abductor digiti externi hat ebenfalls bei der Wurzel des Laufes seinen Ursprung, seine dünne Sehne nimmt aber auch einen Muskelbauch auf, der bei dem untern Ende des Laufes entspringt. Die Bürzeldrüse der Seemöve ist relativ sehr klein, dick, herzförmig, mit stumpfen Fortsatz, welcher von nack- ter Haut überzogen ist, aber am Ende die hei Wasservö- geln gewöhnliche Dunenkrone trägt. Die Mündung jeder Hälfte der Bürzeldrüse führt nach innen in drei Röhren, welche die feinern Drüsenschläuche aufnehmen. Ihr Secret erscheint dunkelgelb, dem Ohrenschmalz sehr ähnlich. Den Körper der Drüse bekleiden Querreihen von ziemlich stei- fen Halbdunen. Die Zunge ist vorn stumpf, in der Mitte schwach er- weitert, am hintern Rande fein gezackt. Ihr am Zungen- beinkörper befindlicher Kern ist sehr lang, in der vordern Hälfte knorplig, in der hintern mit grossem ovalen Loch. Der Körper des Zungenbeines hat jederseits zwei vorsprin- sende Ecken und sein hinterer Stiel zieht sich in einen langen Knorpel aus. Die an der zweiten Ecke angehefteten Hörner bestehen aus einem sehr langer knöchernen, einem halb so langen knorpligen, einem dritten wieder kürzeren knöchernen und einem ganz verkürzten knorpligen Endgliede. Am verderen Ende der Stimmritze liegt eine kleine gerundete Epiglottis. Die Luftröhre hat weiche Knorpelringe, nur die letzten zu einem Stück verwachsenen sind knöchern. IhrLu- men erscheint schwach gedrückt von vorn nach hinten. Am untern Kehlkopf bleiben zwei grosse ovale Stellen sehr dünn- .häutig und durchsichtig, die an der Innenseite der Bronchien hinab faserig und derb werden. Die eigenen Muskeln des un- tern Larynx sind sehr deutlich unmittelbare Fortsätze der Sei- tenmuskeln der Trachra, doch erscheint sie stärker und rö- ther als diese, auch fast drehrund. Jederseits fügt sich nur einer an den ersten Bronchialhalbring und zieht diesen über den letzten ihm dicht anliegenden Trachealring, wo- durch die zwischen ihm und dem zweiten Bronchialhalb- ringe befindliche Haut sehr gespannt wird. Die Sterno- 26 tracheales entspringen selbstständig mehr an der vordern Seite der Trachea vor den Seitenmuskeln. Die zumal am Ursprunge schmal gedrückten Bronchien weichen hinten sehr auseinander und nähern sich anfänglich desto mehr. Die Innenfläche des Darmes zeigt zierliche Ziekzack- falten. Die Blinddärme bilden nur kuze eng anliegende Falten. Nur der rechte Eierstock ist vorhanden, sein Eilei- ter im mittlern Theile erweitert und stark querrunzlich. Die Nieren sind dreilappig, der vordere Lappen der brei- teste, der hintere der längste, der mitlere beide verbin- dende der kleinste. Die vorn gelegenen Nebennieren ha- hen eine breit halbmondförmige Gestalt. 2. Larus minutus. Diese im Jahre 1830 zahlreich an der Saale bei Halle erschienene Art hat Nitzsch nicht auf ihre Muskulatur un- tersucht. Sie bietet die gewöhnlichen anatomischen Ver- hältnisse der Möven. Der weite Schlund war mit einer grossen Menge von Ephemeren erfüllt, von denen auch der nicht eigenthüm- liche Magen und Vormagen ganz vollgepfropft war. Die sehr kurzen Blinddärme, die dreilappigen Nieren, die grosse sehr dicke Bürzeldrüse, die deutliche Epiglottis am oberen Kehlkopf weichen nicht sonderlich von L. marinus ab. Der Eierstock ist relativ sehr gross. Carotiden sind wie ge- wöhnlich zwei vorhanden. -Die Ringe der Luftröhre sehr weich und schmal; ein äusseres mehr vorderes und ein inneres mehr hinteres Paar Gulardrüsen, jenes nach hinten am breitesten, dieses nach vorn. Die sichelförmigen Nasen- drüsen setzen auf den Rand der Orbita fort. Am untern Ende des Thränenbeines liegt ein beweglicher Knorpel, der unstreitig verknöchert und dann dem analogen Knochen bei Sterna gleicht. 3. Larus canus. DiZunge ist oben bis gegen die Spitze hin weich und hat unten die gewöhnliche Hornplatte. Die derbe Pa- rotis liegt wie bei den Skolopacinen in der Augenhöhle auf den Kaumuskeln tief unter den Augen und ist sehr 27 schmal länglich. Das äussere sehr schmale und lange Paar der Gulardrüsen besteht aus lauter kleinen Querdrüsent das innere kürzere -Paar ist spindelförmig. Die grossen nierenförmigen Nasendrüsen haben parallele Längsriefen auf der Oberfläche und liegen in ziemlich tiefen Gruben der Stirnbeine, jedoch etwas über diese und über den Or- bitalrand hinausragend. Das Zungenbein wie bei L. mari- nus, nur ohne den Endknorpel an den Hörnern. Am Halse, dessen Haut sich sehr leicht abstreifen lässt, liegen deut- liche, in der mittlern Gegend am stärksten entwickelte Thyreodealdrüsen. Die beiden Carotiden verlaufen dicht meben einander unter Muskeln, nur auf eine kurze Strecke oberflächlich. Der Vormagen zeigt sehr zahlreiche kleine, nicht erhabene Drüsen. Der ziemlich kleine Magen is, schwach muskulös, aussen mit weisser kleiner, aber sehr derber Sehnenscheibe, innen mit gelber bis zum Vormagen reichender Lederhaut. Er enthielt bei einem Exemplare Fischgräten und einen Hypudaeus rutilus. Die zipfelför- migen Blinddärme sind dick. Die Leberlappen sind unge- theilt, von ziemlich gieicher Form, aber der rechte fast doppelt so lang wie der linke. Die Milz bildet einen fast 14%“ langen nur 11/,' breiten Streifen. Die vorn sehr ge- näherten, hinten weit gespreizten Bronchien sind anfangs sehr schmal gedrückt, dann in entgegengesetzter Richtung sehr breit, ihre Oeffnungen in den untern Kehlkopf nierenförmig. Die Nieren tief dreilappig mit rundlichen Nebennieren. 4. ans ridibundus. Hat am Gaumen eine vordere und hintere gezähnelte Querleiste fast wie die Skolopacinen und hinter der Stimm- ritze weissliche Polster mit gezähneltem Vorder- und ge- rundetem Hinterrande. Eine Epiglottis fehlt. Die breiten sichelförmigen Nasaldrüsen berühren sich nicht. Das Zun- genbein ist sehr schmal und lang, sonst wie bei L. mari nus. Am Halse liegen jederseits zahlreiche, grosse, zum Theil nicht zusammenhängende Partikelchen der Thyreoidea, von welchen die kleine gewöhnlich rothe Drüse am Ende des Halses schon im Thorax das letzte Stück bildet. Die innere Darmfläche ist anfangs glatt, dann gegen den Dick- 28 darm hin mit sehr deutlichen zierlichen Zickzackfalten, welchen im Mastdarm abgesetzte parallele Querfalten fol- sen. Die Blinddärme erscheinen etwas schlanker als bei vorigen Arten. Der rechte Leberlappen ist nur etwa !/ länger als der linke; die Gallenblase sehr ahnsehnlich; die Milz 1" lang, 3“’ breit, hinten stark verschmälert; der mit- lere sehr kurze Nierenlappen von den schmalen sehr langen hintern nur undeutlich abgesetzt; die Gulardrüsen schmal bandförmig. Die Trachea wird von sehr weichen schmalen Ringen gebildet und hat sehr dünne Thoracotrachealmus- keln, welche zum Gelenkfortsatz des Brustbeines gehen. Das einfache Muskelpaar am untern Kehlkopf ist wie 'ge- wöhnlich schwach und kurz; die Bronchien innen häutig mit sehr vielen weichen dünnen Halbringen. Die sehr an- sehnliche Bürzeldrüse trägt schwärzliche Oelfedern. 9. Larus tridactylus. Die Flügelmuskulatur gleicht der von L. marinus. Als einziger Unterschied ist zu erwähnen, dass von der Haupt- sehne des Flughautspanners eine dünne Sehne wie bei Cha- radrius und andern Limicolen zur untern Seite des Vor- derarmes schief zur Ulna hin abgeht. Gaumen und Zungen- gerüst verhalten sich ganz wie bei Larus marinus. Die Luftröhre wird von weichen, nur gegen den untern Kehl- kopf hin knöchernen Ringen gebildet. Am obern Kehl- kopf zeigt sich eine kleine Spur der Epiglottis. Der Schlund ist innen faltig, der Vormagen mit sehr vielen kleinen Drüsenöffnungen, die Blinddärme ganz kurz. An den Nie- ren hat der mittlere Lappen die Länge des nur wenig brei- teren hinteren, auch der breiteste vordere ist nicht länger. Die grossen nierenförmigen Nasendrüsen berühren sich mit ihren Innenrändern. Die beiden Carotiden wie gewöhnlich. Die Bürzeldrüse hat die herzförmige Gestalt wie bei See- möven und trägt auf ihrem Körper einen Kranz schmaler, rigider, weisser Federn, am Zipfel graue Oelfedern. 6. Larus argentatus. Der Musculus humerocutaneus verhält sich hier wie bei der Seemöve, seine Sehne verbindet sich ebenfalls völ- 29 jig mit der des Brustmuskels und von seinem Ursprunge geht zugleich der M. subeutaneus abdominalis zur Haut am Knie, ohne irgendwo mit dem Skelet in Verbindung zu stehen. Der kleine Brustmuskel ist relativ klein, diago- nalisch und belegt fast nur die Crista. Der Latissimus dorsi posticus, welcher vom anticus ganz gesondert ist, verbin- det sich wie gewöhnlich mit dem Seitenkopf des Anconaeus longus und inserirt mit diesem vereint an dem Oberarm. Der Deltoideus major ist kurz und klein. Der Sternoulna- ris scheint zu fehlen oder hat wenigstens keine in die Achselhöhle eingehende Sehne. Der Gracilis femoris ist - ein schmächtiger Muskel, der Peronaeus longus oder com- municans dagegen sehr-gross und von der gewöhnlichen Verbindung. Die Hinterzehe zeichnet sich durch ihren äusserst schwachen zarten Strecker und den völligen Man- gel des Beugers aus. Der Augapfel ist stark in die Quere gezogen und ent- hält eine ganz flache Linse wie bei den Tagraubvögeln. Die Thränendrüse erscheint ganz rund, derb, roth mit einfachem Ausführungsgange; über die eigenthümliche Hardersche Drüse und den Fächer habe ich bereits im vorigen Hefte die Beobachtungen mitgetheilt. Zunge, Gaumenfläche und Kehlkopf verhalten sich ganz wie bei der Lachmöve, nur dass hier eine sehr deutliche Epiglottis vorhanden ist. Die nierenförmigen Nasendrüsen sind platt, gross, mit paralle- len Furchen auf der Stirn, und bleiben in der Mitte weiter von einander getrennt als bei der Lachmöve.. Die Parotis ist sehr ansehnlich, cylindrisch, an beiden Rändern geker- belt, sehr versteckt gelegen hinter dem Zygoma auf den Gaumenmuskeln, gewissermassen schon unten in der Or- ‚bita wie bei dem Wasserhuhn und der Schnepfe. Gular- drüsen sind hier nur als ein Paar vorhanden, bilden jeder- seits eine wahre zusammengesetzte;Drüse mit langem Aus- führungsgange, der sich erst vorn nahe am Kinnwinkel und und wie es scheint mit einigen Oeffnungen öffnet. Der weite Schlund hat wie bei andern Möven keinen Kropf; dem ebenfalls weiten Vormagen fehlen wieder die Juga und seine sehr zahlreichen Drüsenöffnungen sind fein, ragen auf der Innenseite gar nicht hervor, so dass sie nur durch 30 ihre punktförmigen Oeffnungen erkannt werden. Ohne ir- gend eine Verengung geht der Vormagen im den eben nicht sonderlich weitern, häutigen schlaffrandigen Magen mit harter, gelber, grobfaltiger innerer Haut über. Der Darmkanal ist bis an den Anfang des Mastdarmes mit Zot- ten besetzt, dieser abweichend von andern Arten ohne Zot- ten und Falten. Die Blinddärme haben die Form blosser warzenförmiger Vorsprünge. Die Milz ist cylindrisch, doch etwas breiter als bei andern Arten. Der rechte Leberlap- pen ansehnlich länger als der linke, hinten abgestumpft, der linke ganz dreiseitig, während bei andern Arten beide Lappen meist die gleiche Form haben und nur in der Grösse abweichen. \ , 7. Larus ebureus. Die Nasendrüsen liegen in grossen tiefen Gruben und berühren sich mit ihren Rändern. Die Zunge ist vorn zwei- spitzig und am obern Larynx finden sich hinten die beiden Polster von der gewöhnlichen Form. Das Zungenbein bie- tet die gewöhlichen Verhältnisse, sein Körper mit zwei vor- springenden Ecken jederseits, der Stiel knöchern und un- beweglich mit knorplichem Fortsatz, die Hörner mit mitt- lerem Knorpelstück, der Zungenkern vorn knorplig, im hin- tern knöchernen Theil perforirt. Die Luftröhre besteht aus sehr weichen Knorpelringen, welche besonders im mittlern hintern Strich sich sehr stark biegen. Der Magen ist sehr dehnbar häutig und der Vormagen viel drüsig. 8. Lestris catarrhactes. Die sehr grossen, breit nierenförmigen Nasendrüsen liegen in tiefen abgeschlossenen Gruben der Stirnbeine und ihr äusserer Rand erreicht abweichend von Larus den Or- bitalrand nicht. Auf der obern Seite sind sie ganz glatt und eben, ihre Fläche nicht von den umgebenden Knochen- flächen abgesetzt, nur durch die Färbung hervorgehoben. Ihre Länge 10°‘, ihre Breite 4“. Der weite faltige Schlund geht ohne Kropf mit allmähliger Erweiterung in den Vor- magen über. Dierer ist dünnwandig, mit vielen, sehr klei- nen und niedrigen schwer erkennbaren Drüsen, welche in u st schmale Längsstreifen geordnet zu sein scheinen, deren bei einem Exemplar 8 bis 9 gezählt wurden. Der Magen ist kaum weiter als der Vormagen, dünn muskulös, ausser mit kleiner glänzender Sehnenscheibe auf jeder Fläche, innen mit sehr harter, rauher, faltiger Haut, welche dicht bis an die Gränze des Vormagens hinaufreicht. Der Darmkanal hatte bei zwei Männchen je 2° 10“ und 3° 2“ Länge, ist sehr eng, die Duodenalschlinge etwa 3 lang. Die Blind- därme sind viel länger als bei Larus, nämlich 2 8“ und schlank, bei einem andern Exemplar 3“ 4“, der Mastdarm 3“ 3“ und etwas mehr. Die innere Darmfläche zeigt sehr - schöne, ungemein grosse blattartige Zotten von weisser Farbe und prächtigem Aussehn. Dieselben sitzen auf er- habener Querlinien und lösen sich leicht ab. Nach dem Mastdarm hin werden sie kleiner, rundlicher, solider, in diesem selbst ganz kurz und zwischen ihnen noch 5 bis 6 erhabene Längslinien. Die untersuchten 4 Exemplare stimm- ten in dieser Bildung ganz überein und gewähren also einen sehr characteristischen Unterschied von Larus. Das Pan- creas ist doppelt, ein unteres oder rechtes und ein oberes oder linkes, beide von der Länge der Duodenalschlinge und in ein Paar lange Lappen getheilt. Die Leber ist ziemlich symmetrisch, jeder Lappen ganzrandig, eiförmig oder ellip- tisch, jedoch der rechte merklich länger. Die grosse Gal- lenblase hat zwei deutliche Ausführungsgänge. Die Nie- ren verhalten sich im wesentlichen wie bei Larus, der mitt- lere Lappen von der Grösse des hintern und vorn mit gros- sem Zipfel. Die Milz ist länglich und platt, am hintern Ende breit und abgerundet. Die Luftröhre ist oben am breitesten und gedrückte- sten, wird nach unten schmäler und im Lumen rundlicher. Die Ringe sind von gewöhnlicher Bildung, aber alle weich, ' nur die letzten 2 oder 3 ganz hart, der letzte röhrenför- mig. Die Bronchien bestehen aus sehr weichen Knorpel- halbringen, von denen die ersten einen kleineren Theil ei- nes Ringes, als die spätern, daher zwischen den ersten eine ziemlich breite Paukenhaut bleibt. Beide Bronchien sind unter der Paukenhaut durch einen Hautriegel vereinigt. In der Muskulatur zeichnet sich der grosse Flughaut- 32 spanner durch eine starke contractile Erweiterung über dem Armgelenk aus, von welcher eine Sehne zur sehnigen Scheide der untern Flügelseite geht, die die Beugemuskeln der Hand deckt.- Zwei andere deutlich getrennte Sehnen gehen schon oben vom Flughautspanner ab und setzen sich an den Unterarm. Der Extensor metacarpi radialis longus entspringt von dem zumal bei den Scolopacinen sehr deut- lichen spitzen Höcker am untern Gelenk des Oberarmes und geht zum Metacarpus des Daumens. Er streckt die Hand und besteht eigentlich aus zwei Muskeln. Der entsprechende Extensor brevis ist ein sehr schmächtiger schwachsehniger Muskel und liegt unten am Radius. Die Sehne des grossen Flughautmuskels setzt sich an einen eigenthümlichen be- weglichen Knochen auf dem Carpus. Der Daumen hat ein schwarzhornig überzogenes Klauenglied, der grosse Finger keine Spur eines dritten Gliedes. Mittiheilungenm Mittheilungen aus dem chemischen Universitätslaborato- rium zu Bulle. 1. Analyse eines Dünnsteins. Bei Gelegenheit eines Besuchs der Golteshelohnungshütle wohnte ich auch dem Rückstandsschmelzen bei; es wurden zu der fraglichen Zeit bereits seit 1?/;, Wochen Producte der Kreuzhütle bei Leimbach verarbeitet. Sobald der in Thätigkeit befindliche Heerd mit Schwarzkupfer angefüllt zu sein schien, ward umgestochen und dann sogleich der gelüllte Heerd geleert. Die oberste Schlacke war von dem gewöhn- lichen Verhalten, der letzte Abzug aber von ziemlich gutem Ansehen; den darauf abgehobenen Dünnstein beachtete ich fürs Erste nicht wei- ter, bis mich die ungewöhnlich grosse Zähigkeit und das reiche Ge- haltansehen des Schwarzkupfers wieder auf jene aufmerksam mach- ten. Ich zerschlug nun die zuletzt abgelobene Dünnsteinscheibe und verglich ein Stück derselben mit mehreren anderen von vorbergehen- den Schmelzungen, namentlich Producte der Kupferkammer und Eis- leber Hütten; es zeigte sich dabei nicht blos bezüglich des Ansehens, sondern auch des specifischen Gewichts eine nicht ganz unbedeutende Verschiedenheit, 33 Der zuletzt erhaltene Dünnstein bildete eine Scheibe von kaum I, Stärke; auf dem Querbruche war derselbe flachmuschlich 'uneben und zum Theil ‚schon ein wenig hakig, namentlich in der Nähe der untern Fläche, mit welcher der Stein auf dem Schwarzkupfer ge- ruht halte. Die Farbe war ziemlich licht und fast genau die des Buntkupfers auf frischem Bruche, der Glanz ein malter Fettglanz, der Strich lebhafter glänzend mit viel blau, eine gewisse Mildheit, ich möchte sagen Geschmeidigkeit nicht zu verkennen, da die Schneide eines Messers die ihr vorliegenden abzutrennen vermochte, ohne dass diese mit Geräusch wegsprangen; der übrige Dünnstein war auf dem Querbruche viel mehr eben und flachmuschlich, besass auch eine stark in eisenschwarz geneigte Farbe und mehr Glanz und war end- lich ein Wenig härter und spröder;- im specifischen Gewicht blieb letzteres, wie ich schon erwähnt, fühlbar hinter dem erstern zurück. ‚Keine der betrachteten Proben war vollkommen dicht, alle ent- hielten Blasenräume, deren Verhalten jedoch verschieden war; in dem dunklern und lichtern Dünnsteine von Kuplerkammerhülte etc. näherte sich Idie Form der Blasenräume der einer Kugel‘oder eines wenig | gedrückten Ellipsoids, je nachdem das Gehaltsansehen ‚geringer oder besser, während in dem letzten Dünnsteine die Blasenräume lang aus- gezogen waren, fast durchaus gleiche Weite hatten, die im Verhält- niss zur Länge zwischen 1 : 2 und 1 : 5 variirte und sich nament- lich in der Nähe der obern Fläche zeigten, auf welche ihre Axe senkrecht gerichtet war. Da mir dieser Dünnstein ungewöhnlich reich an Kupfer zu sein schien, unterwarf ich ihn einer nähern Untersuchung in dem Universitätslaboratorio zu Halle unter Leitung des Herrn Prof. Heintz. Die qualitative Vorprobe zeigte Kupfer, Eisen und Schwelel; von Zink, Nickel und Kobalt war keine Spur zu finden. Zur Bestimmung des Schwefelgehalts löste ich 1,912 gr. der gepulverten und getrockneten Substanz in einer Lösung von chlorsaurem Kali in Chlorwasserstoffsänre; nachdem sich der Schwefel mit der ihm eigenthümlichen Farbe abgeschieden zeigte, filtrirte ich die Lö- sung und gewann dabei 0,2399 gr. Schwefel, Die Quantität ‚des Schwefels, welcher durch chlorsaures Kalı zu Schwefelsäure oxydirt war, bestimmte ich indem ich durch Zusatz von Chlorbaryum schwefelsauren Baryt fällte; die Menge desselben betrug 1,2707 gr., welche 0,1753 gr. Schwefel entsprechen, so dass 0,4152 gr. die ganze Menge des Schwefels war. Der procentische Gehalt be- rechnet sich hiernach zu 21,72 °/,. Zur Bestimmung des Kupfer- und Eisengehaltes löste ich 0,370 gr. ebenfalls gepulverten und getrockneten Dünnstein in Salpetersäure, bis sich der Schwefel weiss abgeschieden hatte. Durch die filtrirte Lö. sung leitete ich Schwefelwasserstoff, filtrirte das Schwefelkupfer ab und löste es in Salpetersäure unter den gewöhnlichen Vorsichtsmaassre- geln, worauf ich aus der salpetersauren Lösung das Kupferoxyd mit- telst Kali abschied. Die Menge des erhaltenen geglühten Kupferoxyds 3 R 34 betrug 0,3300 gr.; ihr entspricht Cu = 0,2634 gr. oder ein Pro- centgehalt = 71,19 Cu. Aus dem Filtrat von Schwefelkupfer fällte ich, nachdem ich die Flüssigkeit durch Abdampfen unter Zusatz von Salpetersäure vom Schwefelwasserstoff befreit und das Eisenoxydul in Oxyd verwandelt hatte, mittelst Ammoniak letzteres als Ee03°H0; nach dem Glühen er- hielt ich 0,0362 gr. wasserfreies Oxyd, in welchem 0,0251 gr. Ei- sen oder 6,78 °/, enthalten waren. Die Analyse ergab also S 21,72 Cu 71,19 Fe 6,78 99,69 Nach den bisher veröffentlichten Resultaten der Untersuchung des Dünnsteins hat sich kaum je ein Kupfergehalt über 60 °/, ge- funden, sodass das Ergebniss der vorliegenden Analyse ein Mehr an Kupfer von ca. 11°/, ist; statt dessen geben andere Analysen den Eisengehalt gewöhnlich um ebensoviel höher an, als hier Kupfer mehr gefunden ist. — Fragen wir nun, wie sich der Schwefelgehalt auf Eisen und Kupfer am wahrscheinlichsten vertheilt, so ergiebt sich bei der Annahme, das neben Kupfersulfür (Eu‘) das Eisen mit Schwefel zu Eisensulfür (Fe‘) verbunden ist, Folgendes. Es ist das Aequiv, Gew. des S = 200 Fe — 350 Fe’ = 350 und man erhält in ...350 : 550 der Proporion 7. 7] 6,78:x mitx = 10,65 die Qantität des Fe‘, hierin sind 3,87 Schwefel enthalten, so dass für Kupfer noch 17,85 Schwefel bleiben ; nun ist das Aequiv. Gew. des Eu = 791,2 S = 200 | Gau’ = 991,2 und man findet in 200 : 991,2 — 17,85 : x mit x = 88,46 den Eu/gehalt 99,11 beträgt hiernach die Summe beider Schwefelverbindungen, so dass der Rest = 0,58 °/, ein Gehalt an metallischem Kupfer ist. Dies letztere war in der That, wie schon das Auge lehrte, im schwefelfreien Zustande im Dünnsteine vorhanden und kleidete einen Theil der oben näher beschriebenen Blasenräume aus. Die Zusammensetzung des Dünnsteins, wie sie die Analyse er- geben hat, lässt sich also in dieser Weise angeben: Fe 10,65 Gu’ 88,46 Cu 0,58 99,69 35 und enspricht am nächsten der Formel Eu‘,Fe‘, welche 10,00 Fe‘ und 90,00 Eu‘ erfordert, Aus dieser Untersuchung folgt, dass in dem analysirten Dünn- steine keine andere Sccehwelelungstufe des Eisens, als FeS enthal- ten ist,‘ A. Ziervogel. a nn 2. Analyse eines Spatheisensteins von Hüttenberg in Kärnthen. Auf Veranlassung und unter Leitung des Hrn Prof. Dr. Heintz führte ich im hiesigen Universilätslaboratorio die quantitative Unter- suchung eines Spatheisensteines von Hüttenberg in Kärnthen, aus, Die mineralogische Beschaffenheit desselben war folgende: In seiner äussern Form zeigte der im geringen Maasse mit Kalkspath verunreinigle Sen eneen deutlich das Hauptrhomboeder von 107° in seinen Endkanten, welchem ein ausgezeichneter bläutri- ger Bruch mit lebhaftem Perlmutterglanz entsprach. Seine Härte war die des Flussspaihs, mit Ausnahme derjenigen Stellen, wo der Spath- eisenstein bereits in Brauneisenstein übergegangen und daher seine Härte geringer war. An diesen Stellen war seine Farbe röthlich- braun, nelkenbraun, bis röthlich schwarz, während sie da wo die Oxydation weniger stark vor sich gegangen, isabellgelb ins gelblich . braune und röthlichbraun war. Er war undurchsichtig. Vor dem Löthrohre wurde er schwarz und dem Magnete folgsam. Die quantitative Analyse ergab fulgende Resultate. Von der feingepulverten und bei 124° C. getrockneten Sub- stanz wurden 0,885 Gr, in Chlorwasserstoffsäure unter Erwärmen, aufgelöst und zur Oxydation des Eisens mit 1/, Salpetersäre versetzt. Um die etwaige Kieselsäure abzuscheiden, wurde die grüne Lösung im Wasserbade eingedampft und bis zur Verjagung der letzten Spu- ren freier Chlorwasserstoffsäure getrocknet. Der Rückstand wurde mit Chlorwasserstoflsäure betröpfell und in Wasser gelöst; es blieb keine Kieselsäure ungelöst. Zur Bestimmung des Eisens wurde die Flüssigkeit mit Ammo- niak vorsichtig gesäuligt, bis ein bleibender Niederschlag entstand, über dem sich eine noch gelb gefärbte Flüssigkeit abklärte, und durch bernsteinsaures Ammoniak das Eisenoxyd gefällt. Der Niederschlag von bernsteinsaurem Eisenoxyd wurde filtrirt, ausgewaschen, getrocknet und geglüht, wobei sich ein Gehalt an Eisenoxyd von = 0,5375 Grm. ergab. Aus dem Filtrate wurde Mangan als Schwefelmangan durch Schwefelwasserstoff-Ammoniak ausgeschieden, der Niederschlag schnell filtrirt. und ausgewaschen ‚und dann in 'Chlorwasserstoffsäure gelöst, um das Mangan durch kohlensaures Natron kochend zu fällen. Der ausgesüsste Niederschlag ergab getrocknet und 'geglüht = 0,0328 Grm. Manganoxydoxydul. 3*+ 36 - Das schwefelammoniumbaltige Filtrat wurde mit Chlorwasser- stoffsäure sauer gemacht, der überschüssige Schwefel abfiltrirt und die Kalkerde, nach dem Sättigen der Flüssigkeit mit Ammoniak, durch oxalsaures Kali ausgefäll. Man erhielt: 0,021 Grm. kohlensaure Kalkerde. Der Gehalt der Substanz an Magnesia wurde bestimmt, indem man das Filtrat von der Kalkerde mit überschüssigem Ammoniak ver- setzte und mit phosphorsaurem Natron fällte. Es ergaben sich 0,0637 Grm. phosphorsaurer Magnesia. Zur Feststellung des Kohlensäuregehalts wurde ein kleiner Ap- parat construirt, bestehend aus einem Kölbchen mit. doppelt durch- bohrten Korke, dessen eine Oeflnung durch eine Gasentbindungsröhre mit einem Chlorcalciumrohre,, und dessen andere Oeffnung durch eine bis zum Boden des Kolbens gehende Röhre mit einem Kalirohre in Verbindung geseizt werden konnte. Die zu dem Versuche besonders abgewogene Substanz von 1 Grm. und ein mit Schwefelsäure ange- fülltes Probirgläschen wurden in den Kolben gebracht und derselbe zunächst mit dem Chlorcaleiumrohre in luftdichten Zusammenhang ge- setzt. Nach der Wägung des Apparats in diesem Zustande und nach- dem auch die andere Röhre vermittelst Kautschukrohrs und eines Glasstabes lultdicht verschlossen war, liess man durch Neigen des Apparats die Schwefelsäure auf die Substanz einwirken und erweichte, bei gleichzeitiger Erwärmung, die Lösung der Substanz unter Austrei- bung von Kohlensäure. Nachdem man auch das Kalirohr, unter Weg- nahme des bisherigen Verschlusses der bis zum Boden des Kolbens gehenden Röhre mit dem Apparate verbunden hatte, sog man durch eine am Chlorcaleiumrohre angebrachte Röhre die noch im Appa- rate befindliche Kohlensäure aus. Der Gewichtsverlust bei abermali- ger Wägung ergab die Quantität der entwichenen Kohlensäure zu 0,577 Grm, Eisen 0,5375 Gr. =Eisenoxydul 54,67 %/, darin 0. = 12,13 Manganoxydoxydul 0,0328 - = Manganoxydul 3,45 - —, „=, == 0,08 14.32 Koblens. Kalkerde 0,0210 - = Kalkerde 1,33 - - - = (0,38 % Phosphors. Magnesia 0,0637 - == Magnesie 2,61 - - - = ],03 Kohlensäure 0,3770 - ==Kohlensäure 37,70 - - 27,41 99,76 9/9 Wenn nun das Verhältniss der Sauerstoffimengen der Basen zu dem Fe0 - .. MnO { der Kohlensäure = 1: 2 im go | 609%; so muss der Ogehalt der Mg J Basen = 13,70 Proc. sein, es ist folglich ein Ueberschuss an 0. in den aufgeführten Basen von — 0,62 Proc. vorhanden. Dies führte zu der, durch die äussere Beschaffenheit des Minerals bestätigten Ver- mulhung, dass nicht die ganze Menge des gefundenen Eisens als Eisenoxydul im Spatheisensein enthalten sein könne, sondern demsel- ben ein Theil als Eisenoxyd beigemengt seın müsse. Die der über- 37 schüssigen OMenge von = 0,62 Proc. entsprechende Quantität Eisen ergiebt sich durch Rechnung zu 2,17 Proc., woraus sich durch Hin- zunahme von = 0,93 0., = 3,10 Proc, Fe0? ergeben. Bringt man diesen Gehalt an Eisen von dem unter Eisenoxydul berechneten in Abzug, so ergiebt sich die chemische Zusammensetzung des Spath- eisensteins, wie folgt Eisenoxydul — 51,89 %,; darin O0 = 11,51 Eisenoxyd = 310 - N Manganoxydull =. 2361 - - =. 0,78 ‚13,70 Kalkerde =, (EB: a — 0.8 | Magnesia » = 3,45 = le a Kohlensäure 3,0 rm 127,41 100,07 9% HA. Pinno 3. Analyse des Kuplerammoniumchlorids. Die Untersuchungen, welche Mitscherlich*) zuerst über dieses Salz anstellte, ergaben, dass dasselbe als eine Doppelverbindung von 1 Aequiv. Salmiak, 1 Aequiv. Kupferchlorid und 2 Aequiv. Wasser (NH2EI+Cu6l+2H0) zu betrachten sei. Danach muss es folgende Zusammensetzung haben: Kupfer — 22,84 1 Gu Ammonium — 12,99 1 NH? Chlor = 51,18 Del Wasser — 12,99 2 #0 100, Die spätere Untersuchung desselben Salzes von Cap u. Henry **) lieferte jedoch ein von obigem abweichendes Resultat und glaubten diese Chemiker eine andere Constitution des Salzes, der Formel NH*61 -+Cu&I-HH0 entsprechend, annehmen zu müssen, da ihre Analyse die Zusammensetzung der Gewichtseinheit des Salzes aus: Kupfer — 0,2503 | Chlor — 0,9757 | Kupferchlorid Ammoniak — 0,1446 Chlorwasserstoff = 0,2634 | salzsaures Ammoniak Wasser — 0,066 1,0000 oder Kupfer = 0,2503 le — 0,5320 Ammonium — 0,1517 Wasser — 0,066 1,0000 *) Journ. f. pract. Chem. Bd. 19. E 449, *) Ebenda Bd. 13. S. 184. 38° ergab, welche Mengen der oben ‚aufgestellten ‚Formel entsprechen würden. Auch 'Ritthausen*) erwähnt des blaugrünen Salzes bei seinen Untersuehungen über die Einwirkung des’ Salmiaks auf das Kupfer, bezieht sich jedoch auf ‘die frühern Analysen von- Mitscherlich, Cap und Henry, da er bei den seinigen nur den einen oder andern Be- standtheil direet und den Wassergehalt gar. nicht bestimmt hat. Durch die neueste, von Rammelsberg**) ausgeführte Analyse wird auch nur Kupfer und Chlor direct bestimmt. Die grosse Differenz zwischen den Annalysen von Mitscherlich und Cap und Henry, die nur theilweise Bestimmung der Bestand- theile des Salzes durch die spätern Analysen, liess eine nochmalige, vollständige Bestimmung- aller Bestandiheile wünschenswerth erschei- nen. — Auf Veranlassung und unter Leitung des Herrn Professor Dr. Heintz führte ich desshalb eine Analyse des Kupferammoniumchlorids im Universitätslaboratorium zu Halle aus. . Darstellung des Kupferammoniumchlorids. Man erhält das Kupferammoniumchlorid am einfachsten durch Auskrystal- lisiren einer wässrigen Lösung von gleichen Atomen Salmiak und Kupferchlorid. Nach Graham sollen 11 Theile Salmiak urd 7 Theile Kupferchlorid in Lösung gebracht werden. Cap und Henry erhielten das Doppelsalz durch Behandeln von reinem Kupferoxyd mit zur Hälfte verdünnter Salzsäure, Lösung des sich bildenden Niederschlags mit Ammoniak und Auskrystallisiren dieser Lösung. — Das von mir ana- Iysirte Salz war nach ersterer Methode gewonnen. Eigenschaften des Salzes. Das zur Analyse verwandte Kupferammoniumchlorid war in blaugrünen, viergliedrigen Octaödern krystallisirt, die ein hellblaues Pulver gaben. Beim Erwärmen wurde dasselbe grünlich, bei weiter fortgesetzter Erhitzung gelblich und bräunlich, beim Befeuchten mit Wasser aber wieder blau. — Es löste sich ziemlich leicht und vollständig in Wasser, ohne Hinterlas- sung eines grünen Pulvers, welches sich nach Cap und Henry durch eine theilweise Zersetzung des Salzes bilden soll. — Die 2 Atome Wasser sind zwar ziemlich fest in der Verbindung, lassen sich je- doch durch längeres Trocknen im Luftbade bei 110° — 120° C, verflüchtigen, ohne dass eine Zersetzung stallfände. Denn die in dem getrockneten Salz gefundene Menge Chlor stimmt so nahe mit der nach der Formel berechneten überein, dass die Differenz in die Fehlergrenzen fällt. Gang der Analyse. Die ‚gepulverte Substanz, wurde zur Bestimmung des Wassers bei 110 — 120° C. so lange im Luft- *) Journ. für pract. Chem. Bd. 59. S. 376. ”) Pogg. Ann. Bd. 94. S. 510. 39 bade getrocknet, bis bei mehreren hinter einander folgenden Wägun- gen keine Gewichtsabnahme mehr bemerkbar war. Das Kupfer wurde aus der Lösung des Salzes durch Kalihy- drat als Kupferoxyd in der Kochhitze gefällt und die Erhitzung so lange fortgesetzt, bis der Geruch nach Ammoniak vollständig ver- schwunden und die über dem schwarzen Niederschlag stehende Flüs- sigkeit farblos war. Das Ammonium. wurde durch Platinchlorid als Ammonium-' platinchlorid gefällt, aus welchem durch Glühen der Salmiak entfernt wurde. Aus der Menge des zurückbleibenden Platins lässt sich das Ammonium leicht berechnen. Aus der mit Salpetersäure angesäuer- ten Lösung des Salzes wurde das Chlor durch salpetersaures Silber- oxyd als Chlorsilber gefällt. — 1. 1,255 gr. wasserhaltiger Substanz erlitten einen Gewichtsverlust von 0,167 gr., enthielten also Bao a 3 in 100 Theilen = 13,31), und lieferten beim Fällen mit salpeters. Silberoxyd 2,580 gr. Chlorsilber, welches 0,6379 gr. Chlor entspricht, so dass der Procentgehalt des Salzes an Chlor = 50,83%, ist, 2. 0,414 gr. des Salzes gaben 0,119 gr. Kupferoxyd und da diese 0,095 Kupfer entsprechen, so enthalten 100 Theile des Salzes 22,950, Kupfer. 3. 0,510 gr. des Salzes liessen nach dem Glühen des Ammonium- platinchlorides 0,3524 gr. Platin zurück, welches 0,0644 gr. Ammonium entspricht, so dass sich der Ammo- nium-Gehalt des Salzes zu 12,63°/, berechnet. Gefunden. Berechnet. Kupfer 22,95 22,84 1Cu Ammonium 12,63 12,99 1NEH* Chlor 50,83 51,18 261 Wasser 13,31 12,99 240 99,73 100. Die nahe Uebereinstimmung der gefundenen, mit den, nach der von Mitscherlich aufgestellten Formel (NH*&! +Cu&1-+2H0) be- rechneten Mengen der Bestandtheile des Salzes liefert den evidenten Beweis für die Richtigkeit derselben, und widerlegt die Annahmen Cap und Henry’s, dass das Salz eine Zusammensetzung habe, der Formel NH*EI ++ Cu6l-+2H0V entsprechend. C. Temme. 40 Ueber deutsche Pirola.- Arten. Im 28. Bande der Linnaea "hat Herr Alefeld eine monographi- sche Bearbeitung der Pirolaceen geliefert und auch die in Deutsch- land vorkommenden Arten der Gattung Pirola genauer untersucht. Er fand insbesondere, dass Pirola secunda wegen der am Grunde des Fruchiknotens befindlichen Nectarien von den übrigen deutschen Pi- rola- Arten generisch zu trennen sei. Da ihm aber gerade diese Art grössere Aehnlıichkeit mit einem Birnbäumchen zu haben schien als die übrigen, so liess er für sie den Gallungsnamen Pirola (denn so sollte man schreiben, nicht Pyrola) und wandte nach Abtrennung von Monesis und Chimophila für die übrigen die Namen Amelia und The- laiıa an. Bei diesem Verfahren verstiess Hr. Alfeld gegen eine in der systematischen Botanik angenommenen Regel, nach welcher bei Tren- nungen einer Gallung in mehrere derjenigen der ältere Name bleibt, in welchen die meisten vom Gründer der Gattung beschriebenen Ar- ten untergebracht werden müssen, sofern nieht andere Gründe dage- gen sprechen. Dies letztere war hier nicht der Fall und so hätte der Pirola secunda, aber nicht den übrigen Arten ein neuer Galtungs- name beigelegt werden müssen. Von diesem Grundsatze ausgehend hat auch Hr. Klotzsch in den Monatsberichten der königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin in einer Abhandlung über die seit 1851 bekannt gewordenen Arbeiten der Bicornes sich veranlasst gesehen, der Pirola secunda einen neuen Galtungsnamen, nämlich Actinoeyclus zu ertheilen und die Art Act. secundus zu nennen. Schon vor Hr. Rlotzsch hob. Hr. Irmisch in einer ansgezeichneten Arbeit über die ein- heimischen Pirola-Arten (Berl. Bot. Zeitung Bd. 14. S. 585 ff.) her- vor, dass Pirola secunda wegen der gesonderten Pollenkörner und des Drüsenringes eine besondere Gattung ausmachen müsse, unter- drückte aber aus dem an der citirten Stelle angeführten Grunde den ihr im Manuscript beigelegten Gattungsnamen. Es würde sonach der von Hrn. Klotzsch für Pirola secunda vorgeschlagene Name Aclino- cyelus secundus anzunehmen sein, wenn sich dafür nicht eine ältere Benennung fände. Hr. Opiz hat nämlich in einem wenig bekannten Buche (Belehrende Herbarsbeilage I. Bd. Prag 1844. Gedruckt bei Thomas Thabor. Ohne Paginirung Nr. 1 bis 46) und zwar in Nr, 11 desselben eine eigene Gattung für Pirola secunda, nämlich Ra- mischia aufgestellt und nennt die hierher gehörige Art Ramischia se- eundiflora. Ebenso bezeichnet er diese Art in seinem 1852 erschie- nenen Seznam rostlin kveteny ceske. Weshalb hier der Speciesname geändert, ist nicht einzusehen und es muss diese Art, wird sie als besondere Gattung angenommen, nach den Regeln der Nomenclatur als Ramischia secunda bezeichnet werden. _ Die übrigen zur ältern Gattung Pirola gehörigen Arten wurden nun von Hr. Alefeld, welcher, wie bereits bemerkt, den Namen Pi- rola für Ramischia secunda beibehielt, in Amelia und Thelaia getrennt, während er für Pirola uniflora und P. umbellata die schon früher 41 in Vorschlag gebrachten Benennungen Monesis und Chimophila an- nahm. Diese Zersplitterung hat weder den Beifall von Hr. Irmisch, noch von Hr. Klotzsch erhalten, sondern beide sind der Ansicht, dass die Aleleld’schen Gattungen Amelia und Thelaia die alte Gattung Pırola bilden müsse und zwar so, dass letztere nach der von Hrn, Irmisch vorgeschlagenen Eintheilung in zwei Abtheilungen zerfalle, deren erstere Pirola minor und P. media beherbergt, bei welchen die Staubgefässe gleichmässig zusammenneigen und die Narbe verbreitet ist und somit die Alefeld’sche Gattung Amelia ausmacht, deren letztere P. chlorantha und P. rotundıfolia umfasst, bei welchen die Staubge- fässe nach oben gekrümmt sind, der Griffel abwärts geneigt an der Spitze bogenförmig gekrümmt und (die Narbe kaum breiter als der . Griffel ist und die Alefeld’sche Gattung Thelaia bildet. Aber auch selbt für den Fall, dass diese Gattungen beibehalten werden könnten, dürften doch die von Herrn Alefeld vorgeschlagenen Namen nicht an- genommen werden, da Hr. Opiz lange Zeit vor ihm eine Trennung der Gattung Pirola in mehrere in ähnlicher Weise vergenommen hat. Nach ihm macht, wie wir gesehen hahen, Pirola secunda die Gattung Ramischia aus; bei der Gattung Pirola verbleiben P. rotundifolia und und P. chloranıha, während aus Pirola minor, oder wie sie Opitz nennt, Pırola rosea die Galtung Erxlebenia gebildet ist und Monesis und Chimaphila die schon früher abgetrennten Arten umfassen. Aug. Garcke. Naturgeschichtliches aus Meiningen. Am 3. d. M. zogen bei ruhiger Luft und etwas bewölktem Himmel von Vorm. 10 Uhr bis Nachm. 5 Uhr unermessliche Schaa- ren von Libellula quadrimaculata gleich Wolken und in einer Breite von wenigstens 1/, Meile in westlicher Riehtung hier über. Während am vorhergehenden Tage schon zahlreiche Exemplare des Insects be- merkt worden waren, fand sich am folgenden keine Spur mehr da- ‘von. Am Morgen des 3. hatten viele Personen, die in den benachbar- ten Gebirgsdörfern gewesen waren, die Waldbäume und die niedri- gen Gewächse von den ruhenden Libellen völlig bedeckt gesehen. Ausserdem wurden die Züge noch von Kranichfeld bis Gräfenthal wo man nach der Dorfzeitung das Insekt für Sirex gigas L. gehalten hat — die mir von dort zugekommenen Exemplare sind aber alle Libellula quadrimaculata — beobachtet. Alle Exemplare von beiden Geschlech- tern, die ich gesehen habe, waren noch völlig frisch und unbe- schädigt, so dass also der Ausgangspunkt der Züge in nicht grosser Entfernung zu suchen sein dürfte. Doch habe ich (den wirklichen Ausgangspunkt eben so wenig ermitteln können, als den weilern Weg und das endliche Ziel desselben. _ Der Erdstoss am 7. d. M. ist auch an vielen Orten des Gebirgs, dann in Pösnek etc. aber nicht hier in Saalfeld gefühlt worden. Als eine Neuheit, deren noch in keiner der mir bekannten 42 Floren von Thüringen Eröffnung geschieht, zeige ich das Vorkommen von Stretostaphylos offieinali W. & K. an. Die Pflanze findet sich auf den Gartenhuppen bei Saalfeld auf grünen altsilurischen (cambri- schen) Schiefern. Auffallend war es mir, 'vor einiger Zeit in einem Dornbusche Cynanchum Vincetoxicum R. Br. mit windendem Stengel zu finden. An Heliotropium peruv. habe ich schon wiederholt eine Beobachtung gemacht, deren Prüfung mir sehr erwünscht wäre.. Noch grüne Zweige nämlich, auch Stecklinge, deren Spitze so abgerissen wird, dass die Axe sich ein wenig spaltet, bringen aus der Mitte des Spalts neue Triebe, die sich vollständig entwickeln. Habe, ich un- genau beobachtet oder wie ist die Sache? Da jetzt die Missbildun- gen soviel besprochen werden, so will ich noch beiläufig erwähnen, dass sehr oft in den Blühten der ‚gefüllten Kirsche (Pr. cerasus) statt des Fruchtknotens, der hier natürlich unfruchtbar ist, zwei bis 1)" lange Blätter sich entwickeln, die bis auf die geringere Grösse ganz den eigentlichen Blättern gleich sind. Von Cheiranthus cheiri fand ich im vorigen Jahre ein Exemplar, das nach dem Abblühen aus den Schoten neue Blumen und sogar kleine Blühtentrauben hervortrieb. Einen getrockneten Blühtenstand der Art habe ich aufbewahrt. Muscari botryoides Mill. besitze ich auch in einem Exemplar, aus dessen un- teren Blühten neue Blühtentrauben kommen. Die gefüllte Varietät von Primula acaulis bringt nicht selten Blühten mit ausserordentlich ver- grössertem Kelch mit rundlich gekerbten Zipfeln und grünen, der Substanz nach dem Kelche ähnlichen Kronenblättern. Dass die Botanik auch der Geognosie gute Dienste leistet, habe ich kürzlich erfahren, als ich beim Begehen eines Terrains, das ich seither, da es von Wald bedeekt, aber rings von silurischen Schie- fern in ununterbrochenen Streichen umgeben ist, für silurisch hielt, Anthyllis vulneraria daselbst fand. Dadurch aufmerksam geworden, suchte und fand ich endlich einen Punkt, der die Abräumung der Bodendecke gestaltete und erkannte nun Cypridinenschiefer mit reich- lichster Kalkführung. Hier wird jetzt auf Kohlen Eehehrt mitten in silurischen Schie- fern. Trotz alles Abrathens von Seiten der Bergbehörde und meiner- seits hat man angefangen und jetzt, wo man aus dem Bohrloche die schönsten Graptolithen hat, fährt man eifrigst fort. Der schwarze Alaunschiefer muss natürlich, weil derselbe schwarz ist, Vorläufer der Kohle sein! Es ist ungefähr ebenso, wie vor einigen Jahren derselbe Unternehmer im Weissliegenden Kohlen gefunden haben wollte, weil darin vorkommendes petrificirtes Holz im Feuer glühend wurde. Der Mann verlässt sich freilich auf die Wünschelruthe. Saalfeld, den 28. Juni 1857. R. Richter. 43 Literatur. Physik. J. Plateau, über die neuern Theorien von der Beschaffenheit der aus kreisrunden Oeffnungen hervortretenden Flüssigkeitsstrahlen. — Nachdem der Vf. die Ansichten von Dejean und Magnus, von denen der eine sich auf die Hypothese der Pulsationen an der Mündung, der andere sich auf die Hypo- these vom Zerreissen der Flüssigkeit vermöge ihres beschleunigten Falles stützt, durch Experimente und apriorische Betrachtungen widerlegt hat, _ macht er gegen jene Hypothesen seine Theorie geltend. Durch das Ver- fahren, durch welches er die Wirkung der Schwere auf eine beträcht- liche Masse Flüssigkeit aufhebt und dabei dieser Masse die Freiheit lässt, den Molekularwirkungen zu gehorchen, hat er folgende That- sachen festgestellt: 1. Ein flüssiger Cylinder stellt eine stabile Gleich- gewichtsfigur dar, so lange das Verhältniss zwischen seiner Länge und seinem Durchmesser eine gewisse zwischen 3 und 3,6 liegende Gränze nicht überschreitet. (Durch eine apriorische Methode hat so- wohl er als auch Beer als genauen Werth die Zahl zz gefunden). 2. Ueber diese Gränze hinaus constituirt der Cylinder eine instabile . Gleichgewichtsfigur. 3. Ein flüssiger Cylinder, dessen Länge gegen den Durchmesser sehr gross ist, verwandelt sich durch freiwilliges Zerfallen des Gleichgewichts in eine Reihe einzelner gleichgrosser äquidistanter Kugeln, deren Mittelpunet auf der früher die Axe des Cylinders bildenden Geraden liegen, und in deren Zwischenräumen, auf denselben Geraden, Kügelchen von verschiedenem Durchmesser be- findlich sind. 4, Diese Umwandlung beginnt mit der Bildung regel- mässig vertheilter Einschnürungen, die mit Anschwellungen abwech- seln. Indem diese immer mehr hervortreten und die cylindrischen Fäden, die zwei Anschwellungen verbinden, nach Art der Cylinder selbst wieder zerfallen, zerfällt die ganze Masse in Kugeln obiger Beschaflenheit. Ein flüssiger Strahl nun, der in irgend einer Rich- tung fortschiesst, constituirt eine flüssige Figur, deren Länge gegen die Querdimensionen beträchtlich ist; er muss aus glatter Nothwen- digkeit, sich allmählich und continuirlich in eine Reihe isolirter Ku- geln mit dazwischen liegenden Kügelchen verwandeln, und dieser Vor- gang muss durch Bildung von Anschwellungen und Einschnürungen geschehen, die immer stärker werden, bis das Ahreissen erfolgt. Da aber die Flüssigkeit des Strahls in einer Fortbewegung begriffen ist, so vollführt jede Anschwellung und Einschnürung auf der Bahn des Strahls alle die progressiven Modificationen, so dass jede im Anfangszustand von der Höhe der Mündung ausgehende Anschwellung erst in einem mehr oder weniger grossen Abstand von dieser Mün- dung den Zustand der isolirten Masse erreicht. Da sich ferner die Flüssigkeit des Strahls unaufhörlich erneut, so muss auch die Um- wandlung sich unausgesetzt erneuen. Daher stammt der continuirliche und discontinuirliche Theil des Strahls, daher stammt die Entstehung von anfangs kaum merklichen Anschwellungen und Einschnürungen 44 nahe bei der Mündung und ihr Fortgehen mit der Flüssigkeit unter stetigem Wachsen, bis diese Anschwellungen sich successiv ab- lösen und ihren Laut als isolirte Massen in Kugelgestalt fortsetzen. Endlich hat Pl. gezeigt, dass, wenn dem Gefässe und der darin be- findlichen Flüssigkeit von aussen her Schwingungen mitgetheilt wer- den, der Satz von den Pulsationen an der Mündung keine unwahr- scheinliche Hypothese ist, und dass, wenn der Ton, welcher auf einen Strahl einwirkt, genau in Einklang ist mit dem, der aus dem Stoss des discontinuirlichen Theils gegen eine ausgespannte Membran _ hervorgeht, die Bildung von Anschwellungen uud Einschnürungen an der Mündung vollkommen coincidirt mit der von Anschwellungen und Rinne en durch Molekularkräfte, so dass also zwischen beiden Wiırkungsweisen eine absolute Uebereinstimmung herrscht. (Poggend. Ann. 1856. Nr. 12.) L. Dufour, über den Einfluss der Temperatur auf die Kraft der Magnete. — In einer kurzen Note veröffentlicht der Verf. eine sehr interessante und wichtige Beobachtung. Bei der Beschäftigung mit dem Einfluss der Temperatur auf die Kraft eines Magneten fand er die von Kupffer angegebene Thatsache, dass wenn ein Stab bei einer gewissen Temperatur magnelisirt und dann erhitzt ‘wird, derselbe einen gewissen Antheil seines Magnetismus verliert, dass aber bei der Abkühlung wieder ein Theil seiner Kraft zum Vor- schein kommt, bestätigt. Als er aber die Temperatur bis unter den ursprünglichen Magnetisirungspunct erniedrigte, fand er gleichfalls eine Abnahme der Magneikraft vor. D. stellt demnach folgendes allge- meinere Gesetz auf: Bei welcher Temperatur ein Stahlstab auch magne- tisirt sein möge: seine Magnelkraft wird durch jede Temperaturver- änderung geschwächt. Die magnetische Intensität hängt also in sehr inniger Weise von dem Molekularzustand des magnetischen Körpers ab, und jede Veränderung in diesen Molekularzustand, jedes Aus- oder Zueinanderbringen der Moleküle zieht einen Verlust der Magnel- kraft nach sich. Es ist bemerkenswerth, dass die Menge des Magnetismus, welche ein Stahlstab aufnehmen kann, von der Magnelisirungstemperalur ab- hängt. Je niedriger diese Temperatur, desto grösser die Menge des Mangnelismus,; allein mag der Stahl bei irgend einer Temperatur eine gewisse Magneikralt erlangt haben, so verliert er einen Theil derselben, so wie der Molekularzustand, dem dieser Temperatur an- gehört, verändert wird. D. behält sich vor später die daraus zu ziehenden Folgerungen zu entwickeln und macht nur darauf aufmerksam, dass wenn man die Magneikraft der Erde unter hohen Breiten bestimmen will und bei einer sehr niedrigen Temperatur beobachtet, eine Berichtigung angebracht werden muss, die den Unterschied zwischen den Tempe- raluren, bei denen man beobachtete, berücksichtigt, (Ebenda 1856. Nr. 11.) 45 Osann, die Kohlenbatterie in verbesserter Form, — In dieser Brochüre beschreibt der Verf, eine von ihm construirle und durch den Apotheker Eduard Gressler zu Erfurt beziehbare Koh- lenbatterie, deren Construction nicht nur leicht und billig ist, son- dern die auch ausgezeichnete Wirkungen hervorbringt. Die Einlei- tung dieses Büchleins bilden seine mehrjährigen Erfahrungen über die Entwicklung der Electricität in der volta’schen Säule. Um die Wirkungen der Säulen mit den in ihnen auftretenden Kräften in Zusammenhang zu bringen, müssen zwei verschiedene Zu- stände derselben, nämlich der ungeschlossene und der durch Leiter geschlossene, ins Auge gefasst werden. In letzterer Beziehung ist noch zu unterscheiden, ob sie durch gute Leiter oder durch Halb- leiter geschlossen sind. — Bei einer Säule im ungeschlossenen Zu- stande zeigt sich, dass nach dem einen Ende hin die positive Electri- eität, nach dem andern hin die negalive zunimmt und dass an den beiden Poien die Maxima der Electricitäten vorhanden sind. Mit Hülfe zweier den Thatsachen entsprechenden Annahmen, dass nämlich die Menge der Electricilät, welche bei der Berührung zweier Metalle zum Vorschein kommt, nur eine ganz geringe Menge von der ist, welche überhaupt in ihnen vorhanden ist, und dass die Berührung eine fort- dauernde Ursache der Blectricitätentwicklung gewährt, lässt sich diese Steigerung der Electriläten nach den Polen hin erklären. Als er vor einigen Jahren die Beziehungen der leitenden Flüssigkeiten zu den Metallplatten in den Säulen studirte, fiel es ihm auf, dass die electrische Spannung an den Polen der Säule sich gleich bleibt, gleichviel ob gut- oder schlechtleitende Flüssigkeiten zum Auf- bau derselben angewendet werden. Hingegen ist die Wirkung auf den Multiplicator eine wesentlich verschiedene. Hier war die Wirkung bei Anwendung einer nichtleitenden Flüssigkeit, Null. Ein ähnliches Resultat erhielt schon Biot, indem er fand, dass die electrische La- dung. der Säule unabhängig von den verschiedenen Leitungsvermögen der Flüssigkeiten zwischen den Platten sei. Er macht deshalb den Schluss, dass die. electrische Steigerung nach den Polen hin kein Leitungsphänomen, sondern ein Vertheilungsphänomen sein müsse. Nach dieser Theorie sollte man jedoch Säulen erhalten können, welche zwischen den Metallplalten feste, nichleitende Körper enthielten, was nach ältern hierüber bekannt gewordenen Versuchen nicht der Fall ist. ' Er erwiedert hierauf, dass sich in dieser Beziehung Flüs- sigkeiten anders verhalten können, als feste Körper. Zu Gunsten seiner Ansicht scheinen ihm ferner folgende zwei Umstände zu sprechen, dass ‚bei electrischen Krystallen und Magneten, die doch bei der Be- urtheilung auch eine Berücksichtigung verdienen’ müssen, zur Hervor- bringung der Polarität keineswegs eine Zusammenfügung ungleicharti- ger Elemente, wie bei Säulen nothwendig ist und dass, wenn man die Steigerung der Electrieitäten nach den Polen hin als ein Verthei- lungsphänomen ansieht, es sich erklären lässt. warum Säulen, wie die zambonische jahrelang ihre Wirksamkeit erhalten können. Denn 46 findet keine Leitung der Electrieität durch die geringe Menge Wasser, welches die Papierscheiben dieser Säulen enthalten, statt, so wird dies noch nicht zersetzt und es werden die metallischen Ueberzüge der Scheiben nicht oxydirt. Es bleibt sonach bei diesen Säulen alles unverändert und es muss sich daher der gleich anfänglich eingetre- tene electrische Zustand erhalten. Er geht nun zu den Erscheinungen über, welche Säulen in ge- schlossenem Zustande darbieten. Schon seit einer Reihe von Jahren werden die galvanischen Erscheinungen mit den chemischen durch die electro-chemische Ansicht verknüpft. Ihr liegt der Gedanke zu Grunde, dass chemische Vereinigungskraft und die Anziehung entgegengeselzler Eleetriciläten, die man als vorhanden in den sich chemisch vereini- genden Körpern annimmt, ein und dasselbe sei. Der Thalsachen zu Gunsten dieser Ansicht können viele aufgeführt werden. Die Körper, welche am stärksten electropositiv sind, sind auch zugleich die. oxy- dirbarsten, die durch die chemische Vereinigungskralt am stärksten in ihren Verbindungen gehaltenen Körper können durch electrische Kräfte getrennt werden. Das chemische Vereinigungsstreben des Ku- pfers der Seeschiffe zu den Salzen im Meere wird durch Berührung mit Eisen- oder Zinkstücken aufgehoben, indem hierdurch das posi- tive electrische Verhalten des Kupfers zu den Salzen in negalives um- gekehrt wird. Taucht man eine Zink- und eine Platinplalte, die mit über die Flüssigkeit hervorragenden Drähten versehen sind, in Was- ser, so wirkt das Zink als leicht oxydirbares Metall anziehend auf den Sauerstoff des ersten Atoms Wasser. In dem in einen freiern Zu- stand versetzten Wasserstolfe des ersten Atoms tritt nun das electro- positive Verhalten hervor, vermöge dessen es auf das zweite Wasser- atom eben so wirkt, wie das Zink auf das erste. Diese Wirkung setzt sich bis zum letzten Wasseratom, das sich an das Platin anlegt fort; sein Wasserstoff zerlegt die Nullelectrieität dieses Metalls. Da sich nun gleichnamige Electricitäten abstossen, müssen sich in den Drahtenden freie Electrieitäten anhäufen. Tauchen ferner die Draht- enden in eine Flüssigkeit ein, so wird sie zersetzt, wenn die Electri- eität die dazu erforderliche Intensität besitzt. Sind aber jene Draht- enden durch einen guten Leiter verbunden, so wird, da der Wider- stand in diesem Falle geringer ist als da, wo eine Flüssigkeit zer- selzt werden muss und demnach die beiden entgegengeselzten Eleetri- citäten sich schneller vereinigen, das Zink schneller oxydirt und die negative Electricität des Platins durch die posilive des Wasserstofls schneller neutralisirt. Als allgemeines Ergebniss kann nun der Satz aulgestellt werden, dass die Electrieität, welche durch Oxydation des leichter oxydirbaren Metalls in der Säule hervorgerufen wird, erst dann auftritt, wenn diese durch Halbleiter oder gute Leiter geschlos- sen wird. Dass dann die Wirkung zunimmt, wenn anstatt Wasser Auflösungen von Säuren oder Salzen in Wasser genommen, ergiebt sich einestheils aus der erhitzten Leitungslähigkeit dieser Flüssig- keiten, anderntheils aus dem Umstand, dass sich das oxydirbare Me- 47 tall durch Einwirkung desselben schneller oxydirt und hierdurch mehr Eleetrieität entwickelt wird. Sollte die Leitung der Electricität durch Flüssigkeiten stets mit einer Zersetzung derselben verbunden sein, was höchst wahrscheinlich ist, so würden die beiden Gründe zusam- ‚ menfallen, da der electronegative Bestandtheil desto eher an das Zink tritt, je leichter zersetzbar die Flüssigkeit ist. — Er unterscheidet deshalb 2 Quellen von Eleetricität in den Säulen, die eine, welche in der Berührung der Metalle zu suchen ist, und die andere, welche durch die chemische Einwirkung dar Flüssigkeit auf das leicht oxy- dirbare Metall hervorgerufen wird. Diesen beiden Arten der Electri- eitätserregung entsprechen zwei Arten von Säulen. Als Säulen erster Art sind die zambonischen und die von Gassiot, die aus Zinkstäben und Kupferceylindern, zwischen denen sich Regenwasser befindet, be- steht anzuführen; er nennt sie Spannungs- oder Intensitätssäulen, Als Repräsentanten der zweiten Art können die Daniellsche und die Grovesche genannt werden; er bezeichnet sie als Quantilätssäulen, Seine Theorie scheint ihm auch die wichtigen Versuche über das Auf- treten der Electrieität in der Säule, von Kohlrausch, der da fand, dass die eleetrischen Kräfte der Pole einer Daniellschen Säule grösser sind, als man nach der electrischen Differenz des Zinks und des Kupfers hätte erwarten sollen, und dass die electromotlorische Kraft der Ketten der electrischen Spannung proportional ist, welche die- selben im Moment der Oeffnung zeigen, zu erklären. Denn es rühre offenbar der Ueberschuss der Electricität von der Electricität her, wel- che die Metalle bei der Berührung mit den Flüssigkeiten annehmen. Der zweite Satz ergiebt sich ihm unmittelbar daraus, dass bei der Oeffnung der Säulen nicht bloss die Spannungs- sondern auch die *Quantitätseleetrieität zum Vorschein kommt. Nachdem er hierauf mit Würdigung der Bunsenschen und Gro- veschen Säule darauf aufmerksam gemacht hat, dass sie einige Un- annehmlichkeiten machen, indem man eigner Gelässe aus poröser Masse und vieler starker Salpetersäure zu ihrem Aufbau benöthigt ist, giebt er vorbereitende Versuche im Betreff seiner Säule an. Er hat sich schon längst mit dem Gedanken herumgelragen, ob man nicht Kohle vermöge ihrer Porosität in der Art benutzen könnte, dass die von den Poren aufgenommene Salpetersäure, wie die in den porösen Zellen vorhandene wirkte. Es musste natürlich hierbei die Aenderung getroffen werden, dass man die Kohlenelemente, nach dem sie in ihrer Form hinlänglich Säure aufgenommen haben, nicht eher in die erregende Flüssigkeit bringt, als bis die Säule geschlossen werden sol. Er ermöglichte dies so: auf einem länglichen Brette stelien 5 eylindrische Gläser, die amalgamirte Zinkeylinder, aus eingebogenen Zinkblech bestehend, einschliessen. Sie haben eine solche Grösse, dass sie etwas über den Rand der Gläser emporragen. An der Kante des Brettes befinden sich 5 drehbare hölzerne Ständer, die oben hohl sind um Quecksilber aufnehmen zu könnnn. Am obern Rande jedes - Zinkeylinders ist 1 kupferner Streif befestigt, dessen anderes Ende 48 in den Quecksilherbehälter des Ständers eintaucht, Ferner enthält ein längliches Breitchen dem Raum entsprechend, welchen die 5 Glascey- linder aufnehmen, 5 solche runde Löcher, dass die Kohleneylinder gerade durch gesteckt werden können. Die obern Enden dieser Koh. leneylinder umgeben Kupferreifen, welche mit Zwingen versehen sind und hiermit fest an diese angeschraubt werden. An diese Kupfer- reifen. sind breite Streifen von Kupferblech angelöthet, welche an ihren freien Enden nach unten umgebogen sind. Mit diesen tauchen sie bei der Schliessung der Säule in die Quecksilberbehälter. Der dritte Theil der Batterie besteht. aus einem Breit, so lang wie das, auf welchem die Batterie steht. Es werden darauf 3. Schoppengläser gestellt, welche bis ?/, ihrer Höhe mit Salpetersäure gefüllt sind. Um nun mit der Säule zu operiren, wurden zuerst die Kohlencylin- der, welche an den Brettchen befestigt sind, im trocknen Zustande in die Salpetersäure eingelassen. Sie verblieben darin 1/, Stunde. Dann wurden die Gläser, die die Zinkreifen enthielten, mit verdünn- ter Schwefelsäure gefüllt und darnach die freien Enden der Kupfer- streifen in die Quecksilbernäpfehen gefügt. Der vom Kohlencylinder kommende Kupferstreifen bildet den positiven, der andere in das Quecksilbernäpfehen mündende den negativen Pol. Dass die Säule eine starke Wirkung haben würde, war voraus zu sehen; nur war es fraglich, ob die Menge der in den Poren auf- genommenen Salpetersäure hinreichend sein würde, eine anhaltende Wirkung zu Stande zu bringen. Seine Versuche zeigten ihm, dass die Mischung der Salpetersäure mit der erregenden Flüssigkeit äusserst langsam geschieht und dass, wenn die Poren hinlänglich. Salpeter- säure aufgenommen haben, auf anhaltende Wirkung gerechnet wer- den kann. Um nun die Wirkung der Säule zu verstärken, wendete er eine concenlrirtere erregende Flüssigkeit, nämlich 10 Raumtheile Schwefelsäure auf 200 Baumtheile Wasser an, und unterwarf die Kohleneylinder vor ihrer Anwendung einer besondern Präparation. Er kochte sie nämlich mit Wasser, dem kohlensaures Natron zuge- setzt war, aus, wusch sie dann mit Wasser aus und trocknete sie. Es hatte sich dadurch die Wirkung bedeutend verstärkt. Er macht dann darauf aufmerksam, dass bei einer gewissen Concentration der erregenden Flüssigkeit das Maximum der Wirkung eintritt, dass sich dagegen die Wirkung der Säule mit der Concentralion Jer Salpeter- säure unbegrenzt steigert. Als bessere Mischung erkannte er 200 Baumtheile Wasser mit 16 Raumiheilen Schwefelsäure, der man noch 4 Raumtheile Salpetersäure zusetzt. Ferner fand er, dass die Koh- lenelemente um so besser werden, je öfter sie der obigen Behandlung ausgeselzt sind, Er gelangte dabei bis jetzt noch zu keiner Grenze. Es muss die abwechselnde Einwirkung von Säure und Alkali dazu beitragen, alles auszuziehen, was Fremdartiges in der Kohle enthal- ten ist. So präparirte Kohle saugt auch viel schneller Salpetersäure ein. Die Aufgabe bei kleinem Raumumfang und möglichster Erspa- rung von Salpetersäure eine slarkwirkende Säule zu Stande zu brin- 49 gen, glaubt er durch folgende Grössenverhältnisse der einzelnen Theile des Apparats gelöst zu haben. Die Kohlencylinder hatten 1” 3“ im Durchmesser und eine Höhe von 3°‘ 6°, Die Zinkreifen hatten einen Umfang von 6° und eine Höhe von 2“ 5‘, die Ursache davon, dass die eleciromotorische Kraft der Kohlenelemente durch diese Präpara- tion gesteigert wird, findet er nicht allein in der vermehrten Porosi- tät, sondern er hält es nicht für unwahrscheinlich, dass die in den Poren aufgenommene Salpetersäure anders wirkt, als Säure, welche, wie in Zellen, blos die Kohlenelemente umgiebt, dass mit den einzel. nen Gasen, die diese Säure constituiren, innerhalb der Poren eine Verdichtung vorgegangen ist. Man kann nach ihm während einer Stunde auf eine ganz gute Wirkung seiner Säule rechnen. Bei der Vergleichung der Wirkung dieser Säule mit einer Grove’schen Bat- terie fand er, dass die letztere bei gleicher Zinkfläche weniger als die Hälfte Knallgas gab. Zum Schluss führt er noch die Vortheile an, welche eine Säule dieser Art gegen eine gewöhnliche Kohlen- zellensäule hat. Sie bestehen darin, dass man keine porösen Zellen nöthig hat, dass man weniger Salpetersäure gebraucht, dass sie leich- ter zu handhaben ist, indem sämmtliche Kohlenelemente sich auf ei- nem Brettchen finden, mittelst welches sie leicht an die Zellen, welche die erregende Flüssigkeit enthalten, eingelassen und herausgenom- men werden können, dass sie endlich bei gleicher Grösse der Zink- und Kohlenelemente eine stärkere Wirkung als eine Zellensäule hat, weil der Leitungswiderstand, den die porösen Zellen hervorbringen, hinwegfällt. Hhn. H. Knoblauch, über den Einfluss, welchen Metalle auf die strahlende Wärme ausüben. — 1. Sind die Metalle diatherman? Nach der bisherigen Ansicht sind die. Metalle als ather- mane Körper betrachtet und verwendet worden; die folgende Unter- suchung zeigt jedoch, dass für dünne Schichten diese Ansicht nicht mehr gilt. Gold, Silber und Platin als. chemische Niederschläge in dünnen Schichten angewandt, welchen Uhrgläser als Unterlagen dien- ten, erwiesen sich als Jiatherman, indem sie einem Theile der Son- nenwärmestrablen den Durchgang gestatleten, der natürlich bei zuneh- mender Dicke mehr und mehr abnahm. So erhielt man für Gold- niederschläge, deren Dicken in dem ungefähren Verhältniss von 1:2 :3 standen, die Ablenkungen 330,64; 40,41; 10,42. Dass aber diese Wirkung auf die Thermosäule weder von Strahlen herrühren könne, welche durch feine Löcher, Ritzen u. s. w. in den Metallüber- zügen hindurchgegangen wären, oder von der eignen Erwärmung letzterer, ist durch eine besondere Untersuchung noch dargelegt wor- den. — 2. Besitzen die Metalle eine auswählende Absorption? Be- sitzen die Metalle keine Diathermansie, so können die durch das Me- tall gedrungenen Wärmestrahlen in ihrer Zusammensetzung keine Ver- ‘änderung erlitten haben, nur ihre Intensität kann eine andere gewor- den sein. Im entgegengesetzien Falle wird die Zusammensetzung der E 50 Wärme nach dem Durchgange durch das Metall eine andere sein als vorher, und diese Veränderung der Wärme wird sich offenbaren in ihrem Verhalten gegen diathermane Körper (farbige Gläser) gegen- über dem Verhalten der directen Wärme gegen die nämlichen Gläser. Als nun erst die directen noch nicht durch das Metall gegangenen Strahlen auf ihr Verhalten gegen diathermane Körper geprüft wurden und dann die aus dem Golde kommenden gegen dieselben Substan- zen, zeigten allerdings die Strahlen nach ihrem Durchgange durch das Gold ein anderes Verhalten, als vorher, und diese Vsrschieden- heit wurde um so deutlicher, je dicker der Goldüberzug war. Aehn- lich verhielt sich Silber, so jedoch, dass die aus dem Silber kom- mende Wärme eine andere Zusammensetzung (Färbung) hat als die durch Gold gedrungene ; Platin dagegen zeigte Unterschiede letzterer Art nicht. Die Versuche haben also gelehrt, ‚‚dass gewisse Metalle, wie Gold und Silber nicht einen gleichen Antheil jeder Art von Wär- mestrahlen, welche auf sie eindringen, zurückhalten, sondern beim Durchlass eine auswählende Absorption auf sie ausüben, während andere, wie Platin, alle Arten von Wärmestrahlen in gleichem Grade eines Theils hemmen, andern Theils hindurchlassen. Bei jenen prä- gen sich daher auch die Eigenthümlichkeiten, welche die Wärmestrah- len nach ihrem Durchgange durch die Metalle besitzen, um so deutlicher aus, je dicker die durchstrahlte Schicht ist, während bei diesen die Me- talldicke, so lange sie überhaupt noch Wärmestrahlen hindurchlässt, keinen Einfiuss auf die Beschaffenheit der letzteren ausübt.“ Man könnte demnach das Platin wärmegrau nennen; es würde also gegen Licht und Wärme sich gleich verhalten. Wirklich wärmeweisse (durch- sichtige) Körper gibt es nicht, da nach K. ‚auch beim Steinsalz, trotz Melloni’s Behauptung, bei gehöriger Dicke eine Diathermansie wahr- genommen wird. — 3. Wird durch Diffusion an Metallen die Wärme verändert, so dass sie sich von der nicht reflectirten unterscheiden lässt? Gewöhnlich nennt man die Metalle wärmeweisse Körper, d. h. solche, welche die Wärmestrahlen bei der Reflexion nieht in ihrer Qualität verändern. Wäre dies richtig, so könnte also von der eben erwähnten Unterscheidung nieht die Rede sein, allein das jetzt ent- deckte Verhalten von Gold und Silber gegen die hindurchgestrahlte Wärme lässt auf Unterschiede auch zwischen der reflectirten und nicht refleclirten deuten. Und in der That: in den Durchgängen der di- recten sowohl als der von Metall diffus reflectirten Wärme durch die farbigen Gläser, liess sich deutlich erkennen, dass Gold und Silber (dieselben Metalle, welche die Wärmestrahlen beim Hindurchlassen in ihren Eigenschaften verändert hatten) auch bei der diffusen Reflexion einen derartigen Einfluss auf sie ausüben, der sie von den directen Sonnenstrahlen unterscheidet, während Platin in beiden Fällen die Wärme unverändert lässt. Als die Untersuchung auch auf andere Metalle ausgedehnt wurde, lieferte sie das Ergebniss, „dass ausser Gold und Silber auch Quecksilber, Kupfer, Messing die strahlende Wärme durch diffuse Reflexion (in ähnlicher Weise wie farbig un- 51 durchsichtige Körper das-Licht) abändern, während andere, wie Pla- tin, Eisen, Zinn, Zink, Blei, eine Legirung von Blei und Zinn, Neu- ‚silber, dieselbe (ähnlich den farblos undurchsichtigen Körpern in Be- zug auf das Licht) unverändert zurückwerfen.“ Die letzteren grauen Metalle verhalten sich demnach gegen Licht und Wärme auf gleiche Weise. Substanzen, die den undurchsichtigen weissen Körpern ge- gen das Licht entsprechen, gibt es für strahlende Wärme nicht. Die eigene Erwärmung der Metalle wurde auch hier als wirkungslos nach- gewiesen, ebensowenig konnte ein Einfluss der Reflexion am stähler- nen Heliostatenspiegel anf die Wärmestrahlen nachgewiesen werden. — 4. Abhängigkeit der Wirkung der Metalle von der Natur der Wär- mequelle, der Oberflächenbeschaffenheit des reflectirenden Metalls, von dem Reflexionswinkel. Als statt der Sonnenwärme die Strahlen der Locatellı’schen Lampe angewandt wurden, die Untersuchungsweise aber unverändert blieb, verringerte sich für die einzelnen farbigen Gläser der hindurchstrahlende Antheil und ausserdem wurden die Unterschiede verschwindend klein, welche. sich bei einem und dem- selben Glase aber verschiedenen reflectirenden Metallen für Sonnen- wärme gezeigt hatten. Nur die von Gold zerstreute Wärme besitzt die Eigenthümlichkeit reichlicher als die unreflectirte durch das gelbe Glas zu gehen. Aber auch diese einzige jetzt noch übrig gebliebene Eigenthümlichkeit würde verschwunden sein, sobald statt der Loca- telli'schen Lampe ein heisser Metalleylinder als Wärmequelle benutzt worden wäre, da von diesem nur einfarbige Wärmestrahlen ausge- hen. Damit ist also bewiesen, ‚dass die von den Metallen bei diffu- ser Reflexion auf die strahlende Wärme ausgeübte Wirkung wesent- lich von der Natur der Wärmequelle abhängig ist, dass sie am ver- sehiedenartigsten bei grösster Manichfaltigkeit der ausgesandten Wär- mestrahlen ist und vollständig verschwindet, wenn den Metallen nur eine Art von Strahlen dargeboten wird.“ Der Einfluss der Ober- flächenbeschaffenheit konnte natürlich nur bei den Metallen unter- sucht werden, die überhaupt auf die Wärme gewirkt hatten, also bei Gold, Silber, Quecksilber, Kupfer und Messing und hier nur mittelst des gelben und rothen Glases, durch welche sich jener Einfluss ver- rathen halte. War nun die Beschaffenheit der Metallfläche eine solche, dass die Reflexion eine dıffuse wurde, so traten bei demselben Me- tall entschiedene Unterschiede in dem Verhalten der reflectirten und nicht reflectirten Wärmestrahlen auf. Für eine Politur jedoch, bei welcher eine spiegelnde Reflexion statlfand, verschwanden diese Un- terschiede wieder vollständig bei den einzelnen Metallen, so dass hier die Strahlen vor und nach der Reflexion nicht mehr unterschie- den sind. Um noch die Bedeutung des Eınfallswinkels der Wärme- strahlen zu erwähnen, so nimmt die Menge der zurückgeworfenen Strahlen in dem Maasse zu, als der Einfallswinkel (gegen die Metall- fläche gemessen) abnimmt und zwar wird diese Zunahme durch den Grad der Rauhheit der Fläche bedingt und ist bei hoher Politur im Verschwinden. Sie tritt bei geritzten Platten am geringsten auf, wenn 4* 52 deren Streifen sämmtlich einen rechten Winkel mit der Reflections- ebene bilden; erreicht dagegen ihr Maximum, wenn die Streifen mit dieser zusammenfallen. Aber nicht nur die Menge der refleclirten Strahlen, auch ihre Eigenschaften ändern sich mit dem Grade der Rauheit, und an einer und derselben Metallplatte lassen sich für Ein- fallswinkel von 2° bis 80° alle Uebereänge von der grössten Ver- schiedenheit der reflectirten und nicht refleclirten Wärmestrahlen an bis zu deren völliger Gleichheit verfolgen. (Pogg. Ann. Bd. CI.) ’ V. W. Chemie. C. Barreswill, über einige analytische auf Mineralanalysen anwendbare Erscheinungen. Wenn man Mangansuperoxyd mit syrupdicker Phosphorsäure und einem sauern phosphorsauren Salz behandelt, so zersetzt sich das Superoxyd im Schmelzen unter Sauerstoflentwicklung und die flüssige Masse erlangt eine ausgezeichnet schöne violette Färbung, deren Intensität mit der Masse des Mangans wächst; nimmt man statt dem Superoxyd ein Oxydsalz, so geschieht zwar die Umsetzung der Säure, aber es tritt keine Färbung ein; jedoch kann man die Färbung bewirken, wenn man zu der erkalteten Masse einen Tropfen Salpetersäure oder etwas, salpetersaures Salz hinzugeseizt und wieder erwärmt. Chlorsaures Kali reagirt auf dieselbe Weise, nur verschwindet die Färbung nach einiger Zeit wieder. Ganz ähnlich verhält sich die Arseniksäure, nur mit dem Unterschiede, dass solche flüchtig ist. Hierauf gründet der Verfasser ein Verfahren Manganoxydul, Mangansuperoxyd, Salpeter- säure, Chlorsäure, Phosphorsäure und Arsensäure nachzuweisen, wel- ches sich sehr einfach aus dem Vorhergesagten ergiebt und in der Originalabhandlung genauer beschrieben ist. (Journ. de Pharm. et de Chim. T. XXXI. pag. 342.) 0. K. J. M. Gladstone, über die Anwendung des Prismas bei der qualitativen Analyse. Der Verfasser weisst nach, dass alle Verbindungen einer besondern Basis oder Säure mit sehr seltenen Ausnahmen denselben Effect auf die Lichtstrahlen haben, was sich durch die analysirende Wirkung des Prismas darthun lässt, Ist nun das Spectrum, welches dieselbe gefärbte Basis oder Säure er- zeugt, siels dasselbe, so kann diese Basis oder Säure durch das Prisma erkannt werden, indem man das durch die gefärbte Substanz gegangene Licht durch dieses fallen lässt und das Speetrum unler- sucht. Jene Abweichung von der Regel bespricht G. ausführlich, in Betreff derselben muss jedoch auf die Originalabhandlung verwiesen werden, Sind zwei gefärbte Körper in Mischung, so werden nur die Strahlen durch das Prisma hindurch gehen, welche beide gefärbte Körper zu durchdringen im Stande sind. Das Speetrum ist daher dann eine Combination der Spectra beider Körper, doch so, dass die dunkeln Stellen beider sich wieder finden und diejenigen gelärbten Stellen des einen verschwinden, welche in dem andern fehlen. G, giebt Abbildungen der Spectra, welche eine grosse Reihe von Sub- \ 33 stanzen hervorbringen. (Quart. journ. of the chemic. soc. Vol. 10. p. 79.) Hz. Clark, Enthärtung von Wasser, — Dieses einfache Verfahren hartes Wasser weich zu machen ist bereits auf den Was- serwerken von Plumstead, Woolwich und Charlton im Grossen im Gebrauch. Es sind besonders die Wasser aus’ Kalkformationen und dem bunten Sandstein, welche zufolge ihres Gehaltes an saurem koh- lensauren Kalke sehr hart sind. Diese lassen sich einfach durch Zusatz von Kalkmilch enthärten, wodurch die freie Kohlensäure entfernt und der Kalk niedergeschlagen wird. Ausserdem erlangt das so be- handelte Wasser eine für dıe Erhaltung sehr wichtige Eigenschaft. Es kann nämlich alsdann monatelang der Sonne und dem Lichte ausgesetzt werden, ohne dass sich darin Conferven bilden, was sonst sehr schnell geschieht. Auf Kosten der Conferven bilden sich kleine In- sekten und das Wasser geht dann völlig in Fäulniss über. (Rep.of ihe 25. Meting of ihe British Ass. 1855. pag. 54.) Kobell, einfache Methode zur Bestimmung des Koh- lenstoffs im Gusseisen. — 2 Grm. Pyrolusit mit 1 Grm. Eisen und 1?/, Kub.-Zoll Salzsäure lösen sich beim Umschütteln in 2 Mi- nuten vollständig auf, während der feingeriebene Pyrolusit für sich ohne Erwärmen nur sehr langsam aufgelöst wird. Dabei stieg die Temperatur der Flüssigkeit von 15°C. bis 56° und war nur eine sehr geringe Gasentwickelung bemerkbar, da das vom Pyrolusit ent- wiekelte Chlor und der vom Eisen gleichzeitig entwickelte Kohlen. wassersloff sich zersetzen und die Kohle abgeschieden wird. Man kann daher dieses Verhalten zur Bestimmung des Kohlenstoffgehaltes im Gusseisen anwenden. Dem Pyrolusit ähnlich verhält sich auch der Manganit und Crednerit 3 (Cu0,MnO) +2Mu0°% (Journ. für pract. Chem. Bd. 71. S. 159.) Boettger, Darstellungseines reinen Eisenamalgams und Verhalten des Eisens und Zinks zu einigen Chlori- .den, — Das beste Verhältniss zur Erzeugung des Eisenamalgams ist folgendes: 1 Th. Eisenfeile, 2 Th. krystallisirtes Quecksilberchlo- rid werden in einem Mörser zusammengerieben und sodann unter fort- währendem Umrühren 2 Th. Wasser und einige Tropfen Quecksilber hinzugefügt. Reibt man 1 Th. Zinkfeile mit 4 Th. Quecksilberchlo- rid und 2 Th. Wasser zusammen, so gewinnt man Zinkamalgam, Mengt man wasserfreies Kupferchlorür oder Chlorid mit Eisenfeile und benetzt das Gemisch mit Wasser, so wird höchst feinzertheiltes Ku- pfer reducir. Alle diese Vorgänge erfolgen unter einem heftigen Aufsieden. Dasselbe erfolgt auch, wenn man Zink oder Eisen stark mit den trockenen Chloriden, von Platin, Palladium, Wismuth und An- timon mengt und dann mit Wasser benetzt oder wenn man einer sehr concentrirten Eisenchloridlösung so viel Zinkstaub beimischt, dass beim Umrühren eine breiartige Masse entsteht, (Polyt. Notiz- blait 1857. Nr. 9.) W.B. 54 Brown, über eine neue volumetrische Methode zur Bestimmung des Kupfers. Nach einer Reihe von Versuchen, welche theils die bisher bekannten volumetrischen Kupferproben zu prüfen, theils die von Brown vorzuschlagenden neuen Methoden zu be- gründen zum Zweck hatten, gelangt derselbe zu der folgenden, die er namentlich bei Kanonenmetall in Anwendung gebracht hat. Das Metall, etwa. 10 Gran, wird in verdünnter Salpetersäure gelösst und die salpetrige Säure durch Kochen ausgetrieben. Die Lösung wird mit etwa einer Unze Wasser verdünnt, und kohlensaures Natron hin- zugeselzt, bis ein Theil des Kupfers gefällt ist. Darauf wird ein Ueberschuss von Essigsäure, die keine schwefliche Säure enthält, hin- zugefügt und die Mischung in einen 12 Unzen fassenden Kolben ge- bracht. Darauf werden etwa sechzig Gran von jodsaurem Kali freien Jodkaliums hinzugefügt (eine zu geringe Menge dieses Salzes würde die Genauigkeit des Resultats Bee nraehlieen) und endlich eine ti- trirte Lösung von unterschweflichtsaurem Natron, bis die grösste Menge des Jods verschwunden ist, d. h. die Flüssigkeit gelb gewor- den ist. Dann wird etwas einer klaren Stärkelösung hinzugesetzt, bis -die Farbe der Jodstärke verschwunden ist. Diese Methode be- ruht auf der Bestimmung derjenigen Menge Jod, welche bei der Ein- wirkung von Jodkalium auf ein Kupferoxydsalz unter Bildung von Kupferjodür frei wird. Blei oder Eisen müssen bei Anwendung die- ser Methode zuvor vom Kupfer geschieden werden- Nach derselben kann dıe Menge des Kupfers leieht bis auf 0,1 — 0,2 Proc. ge- nau bestimmt werden. Sie bietet den _Vortheil dar, dass sie in der Hand verschiedener Experimentatoren dasselbe Resultat liefert. — (Quart. jour. of ihe chemic. soc. Vol. X. p. 65.) F. Guthrie, über die Wirkung des Lichts auf Chlor- silber. — Der Verfasser beweist, dass die ursprüngliche Ansicht von Scheele, dass, wenn Sonnenlicht auf Chlorsilber einwirkt, metalli- sches Silber und Chlor abgeschieden werden, richtig sei. In einem Rohr eingeschlossenes trocknes Chlorsilber hatte im Sonnenlicht Chlor frei ausgegeben, was nach Oeffnung des Rohrs durch die Jodprobe nach- gewiesen wurde. Mit Wasser gemischles Chlorsilber, das ebenfalls der Sonne ausgesetzt war, gab an dieses Chlorwasserstofi ab. Der Rückstand der bei Extraetion des grau gewordenen Chlorsilbers mit ‚’Ammoniakflüssigkeit blieb, löste sich in Salpelersäure ganz auf und aus der Lösung fällte erst Salzsäure das Silber wieder. Auch durch Bestimmung der Menge der Salzsäure, welche bei solchen Versuchen an das Wasser überging und des Silbers, das nach Extraction des Chlorsilbers mit Ammoniak zurückblieb, hat G. die Richtigkeit der Scheelischen Ansicht dargethan. Schliesslich ist noch die Beobachtung von G. zu erwähnen, dass auch in Salpetersäure vertheiltes Chlorsil- ber durch das Licht reducirt wird. (Ibid. S. 74.) Hz. W.T.Derten, über das Atomgewicht des Antimons. Die abweichenden Zahlen, welche bis jetzt über das Atomgewicht des 59 Antimons angegeben werden, haben den Verfasser bestimmt von Neuem das Atomgewicht dieses Metalls zu bestimmen. Er bedient sich da- zu der Methode von Berzelius, das Anlimon durch Salpetersäure in anti- monsaures Anlimonoxyd zu verwandeln, und erhielt im Mittel aus 10 Versuchen die Zahl 1529,2 als Atomgewicht. Verf. hat- versucht auch mittelst der Methode dreifach Chlorantimon in fünffach Chlor- antimon in Goldchlorkaliumlösung das Atomgewicht zu bestimmen, selbige aber trotz der Angabe in den meisten Lehrbüchern nicht hinlänglich genau gefunden. (Pogg. Ann. 1857. p. 563.) 0. &. Kobell, Verhalten der mineralischen Metallsul- phurete zur Salzsäure unter galvanischem Einfluss, — Befeuchtet man Chalkopyrit (Kupferkies) mit Salzsäure (gleiche Vol, eoncentrirte Säure und Wasser), so zeigt sich am Kiese keine Veränderung. Sobald man aber die befeuchtete Stelle mit Zink berührt, so entwickelt sich gleich Schwefelwasserstoff und der Kies läuft mit einer bräunlichen Farbe an. Bei Anwendung von Eisen stellt sich diese Reaclion nur ein, wenn man beide als feines Pulver mit einander mengt und dann mit Salzsäure übergiesst. Bei 2 Th. Eisen auf 1 Th. Kupferkies wird letzterer ohne weitere Mithilfe der Wärme leicht zersetzt und das Kupfer ausgefällt, während er ohne Eisen selbst beim Kochen mit Salzsäure nur langsam angegriffen wird. In ähnlicher Weise verhalten sich auch andere Sulphurete und man kann daher dieses Verhalten zur Entdeckung ihres Schwefelgehaltes benutzen. Dass sich Schwefelwasserstof entwickelt, lässt sich leicht durch einen mit Bleizuckerlösung getränkten Papierstreifen, der durch einen passenden Kork mit in den Cylinder eingeklemmt wird, nach- weisen. K. hat 42 Sulphurete (Erze) angeführt, bei denen der Pa- pierstreifen schon innerhalb einer Minute gelb, bräunlich oder grau anläuft. Dagegen geben keine Reaction: Realgar AsS und Operment As2S3 und Molybdänit MoS?. Natürlich muss das zu diesen Versu- chen verwendete Eisenpulver durchaus frei von Schwefel sein. (Journ. f. pract. Chem. Bd. LXX1. S. 146.) W. B. Hugo Schiff, über die Einwirkung des PE1° auf einige unorganische Säuren. Schiff erklärt sich gegen die Annahme von Persoz und Bloch, dass die bei der Einwirkung des phosphorsauren Chlorids auf unorganische Säuren entstehenden Ver- bindungen ungemischte Substanzen seien, er behauptet vielmehr und glaubt durch seine Untersuchungen bewiesen zu haben, dass nach Analogie der Wirkung des phosphorsauren Chlorids auf organische Säuren auch bei den unorganischen eine doppelte Zersetzung statlfin- de. — Er leitete trocknes Schwefligsäuregas über P&I?® und unter- warf die dabei entstehende klare stark lichtbrechende Flüssigkeit einer mehrmaligen fraktionirten Destillaion. Hierdurch erhielt er einen bei 82° C. siedende Flüssigkeit. Der andre Theil, der bei 110° C. siedete, erwies sich als reines Phosphorchlorid. Man kann sich die Zersetzung durch die Formel 56 202 0902. per? 3 1» ter Iversinnlichen, Die analytische Untersuchung ergab für die in der letzteren Verbindung, von Schiff Thionylchlorid genannt, enthaltene Schwefel- menge eine von der herechneten nur wenig abweichende Zahl. Leitet man unter starker Abkühlung einen Strom von Ammoniak hindurch, so erhält man eine beinahe weisse unkrystallinische Masse, welche sich in Berühr it W in ns a (0 erührung mit Wasser in ey x u (NHYEE 5 © zerlegt. Die krystallinische Masse entsteht nach der Formel H s202 SL ana + „, NHR) Me a (m ei \. x Thionylamid. Die Trennung des Amids vom Salmiak gelang nicht. Aehnlich ist dıe Einwirkung desSchwefelsäureanhydrids auf Phosphorsuperchlorid. Die dabei entstehende Verbindung wurde sonst für 2fach schwefelsaures Phosphorsuperchlorid erklärt. Schiff hält sie für ein Gemisch ven S20%) HoRRak 5 Phospheroxychlorid und a Banzaih E12 (- Beim Durchleiten von Ammoniak durch das © FAN erhielt er Salmiak und Sulfamid, ent- s20t 2,2 © Ne ! NER | Bei Einwirkung auf Salpetersäure entstand unter Entwicklung von Chlorwasserstoftgas eine blutrothe Flüssigkeit, bei deren Destil- lation sich gelbrothe Dämpfe entwickelten, deren Zusammensetzung noch nicht bestimmt ist. Das Destillat bestand aus reinem Phosphor- oxychlorid. Die Einwirkung auf Wolfransäure geschah nur beim Er- a W20% ) Po? | wärmen; beim Destilliren des Gemisches wurde £12 \ u Reise! . sprechend der Formel ae \ + 4NH! =N erhalten. Die Einwirkung auf Molybdänsäure geschieht schon in der Kälte, das Gemenge färbt sich erst blau, dann violett, während weisse und rolhe Dämple sich entwickeln. Die zurückbleibende 30,2) ölige Flüssigkeit giebt beim Destilliren eis (und Molybdänoxychlorid. Antimonsäure verhält sich abweichend; wird das Hydrat angewandt, so entwickelt sich keim Destilliren des Gemisches Salzsäuregas, es 2, ’ P 3 destillirt en und es bleibt das Anhydrid der Säure in der Retorte. Das Anhydrat der Säure ist ohne Einwirkung auf das Phosphorsuper- chlorid. Ebenso verhält sich Borsäure und Kieselsäure. Was die Phosphorsäure betrifft, so tritt nur bei Anwendung des Anhydrids Po? eine Reaction ein; denn 3PEI®--2P0° = 5 .5j3 0 Trocknes Koh- 57 lensäuregas erwies sich olıne Reaction auf das Phosphorsuperchlorid und Schwefelkohlenstoff völlig indifferent, indem er dasselbe auflöst und bei allmähligem Verdunsten krystallinisch abscheidetl. (Annal. d, Chem. u. Pharm. Bd. 102. S. 111.) 5, Schlagdenhauffen, Beobachtungen über einige che- mische Zerselzungen mittelst des eleetrischen Stromes, Die Constanz eleetrischer Batterien mit 2 Flüssigkeiten wird durch die Absorption des sich entwickelnden Wasserstoflgases bedingt. Bei den Bunsenschen Elementen zersetzt dasselbe die Salpetersäure unter Entbindung rother Dämpfe, welche in der unzersetzten Salpetersäure aufgelöst bleiben, aber durch die weitere Einwirkung des Stromes in salpetrige Säure und Salpetersäure übergeführt werden, Die frei- werdende salpetrige Säure zersetzt sich weiter durch den Wasserstoff im Entstehungsmomente in Wasser und Ammoniak. Diese Zerselzungs- ‚producte können durch die Agenlien nachgewiesen werden. Als der Verfasser stalt reiner Salpetersäure sowohl unorganische als organi- sche salpetersaure Salze anwandte, erhielt er dieselben Zersetzungs- producte. Bei der Zersetzung der organischen Nitroverbindungen erhielt er die Admidverbindungen der entsprechenden organischen Ra- dikale z. B. aus Nitrobenzid Anilin, aus Nitronaphtalın Naphtylamin, gemäss der Gleichungen: C12H>N0?--6H = CP’H'N -+4H0 und C2°HTN0? + 6H = 02°HN -—-4H0,. Schliesslich bemerkt der Verfasser noch, dass das Maximum der bei der Zersetzung eintrelenden Temperaturerhöhung mit dem Maximum ‚der Stromstärke zusammenfalle, dass aber die Stromstärke sehr bald in Folge der Diffusion der Säure durch das poröse Thon- geläss abnehme, während die Temperatur nicht so schnell sinke. (Journ. de pharm. et chim. Juin 1557.) M. S. J. T. Hobson, über eine neue Reihe schwefelhal. tiger organischer Säuren. Leitet man durch Zinkäthyl trockne schweflige Säure, so wandelt sich nach dem Verf. jenes in eine Masse weisser Krystalle um, die durch Umkrystallisation aus Alkohol und Wasser gereinigt werden können. Der so. erhaltene Körper. be- ıC4H 5 steht aus S? Bi, | 200 —-H0. Er bildet kleine farblose, nadelför- mige Krystallchen von eigenem Geruch, Das Barytsalz dieser Säure ist farblos und zersetzt sich nicht bei 170° C., verliert aber bei 100° 1 Atom Krystallwasser, Die Säure selbst, die Hobson Aethylo- trithionsäure nennt, destillirt im höchst verdünnten Zustande über, wenn das ah mit verdünnter Schwefelsäure behandelt wird, Concentrirte Säure zersetzt sie. Mit fünf Atomen Wasser verbunden erhält man sie, wenn man die Lösung des Barytsalzes genau durch Schwefelsäure fällt, und das Filtrat im Wasserbade eindampft. Das lösliche Silbersalz der Aethylotrithionsäure ist weiss, krystallinisch, 58 leicht in Wasser löslich, sogar zerfliesslich. Aehnlich verhält sich das Kupfersalz, das grünblaue Nadeln bilde. Das Natronsalz ist in Al- kohol und Wasser löslich und krystallisirt in farblosen undeutlichen Nadeln. Auch den Aethyläther dieser Säure hat Hobson erhalten und zwar durch Destillation einer Mischung von aethylotrithionsaurer Baryterde mit schwefelweinsaurem Kali. Der äthylotrithionsaure Aelhyl- äther ist ein gelbes Oel, das elwas schwerer als Wasser ist und unangenehm riecht. In Wasser ist er unlöslich, mit Alkohol dagegen in allen Verhältnissen mischbar. Er besteht aus C+H>5 Se (+ (C°B3)0. (Quart. journ. of the chemic. soc. Vol. X. p. 55.) Hz. Wurtz, künstliche Bildung des Glycerins. — Schon früher hatte sich W. darüber ausgesprochen, dass es vielleicht mög- lich sei die Glycerine oder dreiatomischen Alkohole künstlich zu bil- den. In der That erhält man aus einem Kohlenwasserstoffbromür, CrHn — Br? durch Substitution eines jeden Aequivalents Brom durch ein Aequivalent Sauerstoff und ein Aequivalent Wasser ein Glycerin. Um die Verbindung C®H5Br® darzustellen, behandelt man das Jodallyl C6H>I oder des Jodpropylen von Berthelot mit Brom. Man bringt zur jodhaltigen Flüssigkeit, welche sich in einem langhalsigen Ballon befindet, der mit einer.Kältemischung umgeben ist, in kleinen Portio- nen das 1/, fache Gewicht Brom. Es scheidet sich Jod in krystalli- nischer Form aus der erkalteten Flüssigkeit aus, während 3 Aequiv. Brom in die Verbindung C$H® eintreten. Das erhaltene Product ist nach vollständiger Reinigung eine schwere, farblose oder durch eine Spur Jod schwach gefärbte Flüssigkeit. Unter 410° krystallisirt die Verbindung in schönen, farblosen Prismen, welche bei 16° schmel- zen. Sie kann bei 217° ohne Veränderung überdestillirt werden. Die Umwandlung dieser Verbindung gründet sich auf die grosse Ver- wandtschaft des Broms zum Silber, — 205 Grm. essigsaures Silber- oxyd wurden gemischt mit 115 Grm. dieses Tribromürs, das in seinem 5 bis 6fachen Volumen krystallisirbarer Essigsäure gelöst war und das Gemenge während 8 Tagen im Oelbade auf 120 bis 125° er- hitze. Dann wurde der Inhalt des Ballons auf ein Filter gebracht und das Bromsilber mit Aether gewaschen. Das Filtrat wurde bei 140° destillirt und der Rückstand mit Kalk und Aether behandelt. Die ätherische, farblose Lösung gab beim Verdunsten im Wasserbade 15,5 Grm. eines gelblichen, neutralen OQeles, das abermals der De- stillation unterworfen wurde. Der grösste Theil der Flüssigkeit de- stillirt bei 268°. Das farblose Destillat ist neutral, von schwachem Essigsäuregeruch und schwerer als Wasser. In vielen Wasser ist es auflöslich; in Alkohol und Aether in jeder Menge löslich. Es be- steht aus Gef. DiepagiE Kohlenstoff 49,12 49,5 Wasserstoff 6,60 6,4 59 Die Formel ist die des Triacetin. Das analysirte Produkt besteht also aus 3 Aeg. Essigsäure und I Aegq. Glycerin. — Um das künst- liche Glycerin zu erhalten, wurde Triacetin mit Barylwasser verseift und die vom überschüssigen Baryt befreite Flüssigkeit zur Trockne verdampft. Der Rückstand mit einem Gemisch vor absolutem Alko- hol und Aether aufgenommen ‘giebt eine Flüssigkeit, welche beim Verdampfen im Wasserbade Glycerin zurücklässt, das in der Leere destillirt wurde. Bei 200° ging eine sehr dieke, farblose Flüssig- keit von rein süssem Geschmack über, welche in jeder Menge löslich in Wasser und Alkohol und unlöslich in Aether war. Diese Flüssig- keit gab bei der Analyse: C 38,5; H:8,6. Die Formel C$H®0® ver- legt: C= 39,1; H=8,6. — Um auch auf andere Weise die Iden- tität mit Glycerin nachzuweisen, würde es mit Jodphosphor PJ? be- handelt, wobei sich unter sehr lebhafter Einwirkung Jodpropylen bildete. (Compt. rend. T. XLIX. pag. 780.) W.B. A.H. Church, über das Parabenzol, einen neuenKoh.- lenwasserstoff aus dem Steinkohlenöl. — Der Verf. hat aus dem leichten Steinkohlenöl (Photogen aus Steinkohlen) einen bei 970,5 €. kochenden Körper isolirt, der mit dem bei 80%,8 C. ko- chenden Benzin (C!?H$) gleiche Zusammensetzung hat, aber nicht, wie dieses bei 0° C. fest wird. Sein Geruch ist etwas dem Knob- lauch ähnlich. Durch die Einwirkung von Salpelersäurehydrat in der Kälte entsteht daraus Nitroparabenzol, ein wie das Nitrohenzol rie- chendes auch bei 213° 0, kochendes Oel, das aus C12H°(NO?) be- steht. Durch Einwirkung einer Mischung von rauchender Schwefel- säure und Salzsäure entsteht dagegen ein fester, aus Alkohol krystalli- sirbarer, auch in kochendem Wasser doch wenig löslicher, bei 88°C. schmelzender Körper von der Zusammensetzung C1?H*4N0?)?. Beide Körper haben genau dieselben physikalischen Eigenschaften der ent- sprechenden Benzolverbindungen. Sie scheinen identisch zu sein, Anders verhalten sich aber die durch Schwefelsäure entstehenden Producte. Die durch Einwirkung von rauchender Schwefelsäure ent- stehende Sulphoparabenzolsäure giebt mit Baryt ein sehr leicht lös- liches, kaum Spuren von Krystallisation zeigendes Salz, während der sulphobenzolsaure Baryt so leicht und schön krystallisirt. Die Sul- phoparabenzolsäure (C1?H6s20°) selbst krystallisirt nur schwierig, wogegen die gleich zusammengesetzte Sulphobenzolsäure leicht und schön krystallisirt. Das Kupfersalz jener Säure ist äusserst löslich, nicht krystallisirbar und schon unter 100° C. wasserfrei, während das der letzteren grosse nicht sehr leicht in Wasser lösliche Krystalle bildet, die Krystallwasser enthalten und erst bei 170° C. wasserfrei werden. Offenbar ist das Parabenzol mit dem Benzol isomer und geht durch Einwirkung „so starker Agenlien wie rauchende Salpeter- schwefelsäure in Benzol über. So ist auch das Cymol C2°H1* mit dem Camphol C20H!* (Product der Zersetzung des Camphers durch geschmolzenes Chlorzink) isomer, von denen ersteres bei 170°,7, letz- 60 teres bei 175—176° C. kocht, ersteres einen eitronenartigen Geruch hat, letzteres nicht. Schon Gerhardt fand, dass das Cymol durch Erhitzen mit concentirter Schwefelsäure seinen eigenthümlichen Geruch verliert und Church fügt hinzu, dass damit sein Kochpunkt auf 175 bis 176° C. erhöht ist. (Philos. magaz. Vol. 13 p. 415.) Hz. Otto, Auffindung der Pikrinsäure. — Das Lagerbier einer Brauerei in Braunschweig war verdächtig, seine Bitterkeit nicht durch Hopfen, sondern durch Pikrinsäure erhalten zu haben und wurde deshalb von Otto untersucht, — Eine wässrige Lösung, welche ein Milliontel der Säure enthielt, also 1 mgrm. im Liter oder ein Quentchen in ungefähr 8000 Pfd. Wasser hat noch eine deutlich er- kennbare gelbe Farbe, jedoch keinen bittern Geschmack. Dieser tritt erst hervor, wenn die Lösung 5 Milliontel, also Y/ggg.ooo der Säure enthält. Legt man in die erstere Lösung reines weisses Wollgarn, so wird dies selbst in 24 Stunden nicht gefärbt. Setzt man aber der Lösung einige Tropfen verdünnter Schwefelsäure zu, so färbt sich das Garn sehr leicht, Weisses Wollengarn ist auch das ein- fache und sichere Mittel zur Erkennung der Pikrinsäure im Bier. Man lässt es 24 Stunden darin liegen, spült es dann mit reinem Wasser ab und drückt es zwischen Fliesspapier tüchtig aus. 1/g90:000 der Säure, also 0,0192 Gran in einem Pfund oder 1 Gran in 92,083 Pfund Bier lässt sich auf diese einfache Weise mit aller Sicherheit auffinden. Das Bier reagirt an sich schon sauer genug, um die Färbung zu bewirken. — In reinem Bier nimmt das Garn einen bräunlich grauen Schein an. Diese schwache Färbung ist aber ganz verschieden von der rein gelben durch Pikrinsäure, Eine Er- wärmung ist hierbei nicht zu empfehlen, da dann die Bierfärbung auffallender wird. Erwärmt man Wolle, die durch Pikrinsäure nicht zu schwach gefärbt ist, mit Kalkwasser und giebt man dann einen Tropfen Zinnchlorürlösung hinzu, so entsteht ein röthlicher Nieder- schlag. — Das verdächtige Bier war übrigens völlig frei von Pikrin- säure, (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. CII. S. 67.) Stenhouse, Bestimmung des Theingehaltes der Guarana,. — Letzteres ist eine Art Chocolade, welche von den Ein- geborenen in Para und anderen Distrieten Brasiliens aus den-Früch- ten der Paullinia sorbilis bereitet und von ihnen vielfach sowohl als erfrischendes Getränk als auch als Heilmittel gegen Dyssenterie ge- braucht wird. Dass Thein in dem Guarano enthalten ist, wurde schon von Martius entdeckt und von anderen bestätigt; aber keiner be- stimmte die Menge. — Bei einer Bestimmung gaben 25 Grm. Gua- rana 1,26 Grm. Thein, also 5,04 pÜt., bei einer zweiten 14 Grm. 0,715 Grm. also 5,1 pCt, Im Mittel also 5,07 pCt. — Ausser dem Thein enthält das Guarana noch einen Farbestoff, der anscheinend dem Gerbestoff in der Ginchona-Rinde analog ist und ein Fett, wel- ches, wie das in der Chocolade enthaltene, beim Aufbewahren nicht ranzig zu werden scheint, — Die folgende Uebersicht zeigt, dass un- 61 ter allen Theinhaltigen Substanzen das Guarana am reichsten an die. ser Base ist: Guarana enthält 5,07 püit. Guter schwarzer Thee Da, Schwarzer Thee von Kemaou in Ostindien Ir Verschiedene Proben Kaffee 0,50 bis 1 pt. Getrocknete Kaffeeblälter von Sumatra 1,26 pCt. ‚ Paraguay - Thee (llex paraguayensis) 1,2008, (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. CII. S. 124.) WB. Wolff, Untersuchung der verschiedenen im Han- del vorkommenden Stärkesorten. — In Deutschland wird die Stärke allgemein aus Weizen oder Kartoffeln bereite. Zu gewis- sen Zwecken ist die Weizenstärke beliebter als die Kartoffelstärke und zwar wohl aus dem Grunde, weil der Kieister der ersteren beim Stehen an der Luft längere Zeit unverändert kleisterartig bleibt, während der Kartoffelstärkekleister schon nach einigen Tagen eınen gelatinösen Niederschlag absetzt, auf dem oben eine klare säuerlich schmeckende Flüssigkeit schwimmt. Diese letztere Eigenschaft ist be- sonders unangenehm für Tapezirer und Buchbinder, da der gelatinöse Niederschlag im Kartoffelstärkekleister bei weitem nicht mehr die Pappfähigkeit besitzt, als der frische Kleister und sie denselben des- halb öfter frisch bereiten müssen. Beim Wäschesteifen hindert diese Eigenschaft des Kartoffelstärkekleisters weniger, da er hier stets frisch verbraucht wird, — Die Weizenstärke würde daher wohl schon die Kartoffelstärke ganz aus dem Handel verdrängt haben, wenn sie ihr an Schönheit, Reinheit, Weisse und Billigkeit gleich stände. Man kann trotz aller Mühe und Sorgfalt die Weizenstärke nie so rein er- halten als die Kartoffelstärke, weil die Körnchen der letzteren viel grösser sind als die der ersteren. Deshalb findet auch die Kartoffel- stärke ihre ganz besondere Anwendung als Krafimehl bei den Zucker- bäckern. — Seit längerer Zeit kommt die Stärke in Formen von Stängeln in den Handel. Diese Stängelstärke gewinnt man dadurch, dass man die noch feuchten Stärkeballen mit Stärkekleister und Was- ser zu einem mässig dicken Brei verknetet und diesen Brei durch Trichter mit vielen engen Oeffnungen (Zotten), die über Hürden durch Maschinen oder durch Hände in constantem Abstande herumgeführt werden, durchlaufen lässt. — W. untersuchte aus der Fabrik von Mayer in Ansbach sechs Stärkesorten: I. Patentstärke, feinste, weisse in Stängeln (reine Kartoflelstärke); II. Patentstärke, feinste, blaue in Stängeln (Patentblau; Kartoffelstärke durch Ultramarin gefärbt); II. Reinen Weizenpuder; IV. Feine Weizenstärke in Brocken; V. Mittel- feine Weizenstärke in Brocken; VI. Ordinaire Weizenstärke in Brocken (ein Gemenge von Weizen- und Kartoffelstärke),. Beim Trocknen in einer Temperatur von 100 bis 110° C. verlor I. 17,83 pCt., II. 15,37 pCt., 1. 14,53 pCt,, 1V. 17,45 pCt., V. 14,21 pÜt. und v1. 17,49 pCt. Wasser, Dig 'wasserlreie Stärke entwickelte beim 62 Benetzen mit Wasser eine ziemlich bedeutende Wärme. — Aschen- bestimmung 1. 0,21 pCt. (Kohlensaurer Kalk und Sand); II. 0,54 pCt. (Ultramarin, kohlensaurer Kalk und Sand); III. 0,01 pCt. (phos- phorsaurer Kalk); IV. 0,03 pCt. (phosphorsaurer Kalk); V. 0,56 pCt. (phosphorsaurer Kalk und Sand); VI. 1,29 püt. (Sand, phosphor- saurer Kalk, Eisenoxyd, Magnesia und Kieselerde). — Der Kleber wurde aus dem Ammoniak bestimmt, der sich beim Glühen mit Na- iron Kalk entwickelt und hierbei die Bestimmung von Mulder, der im Kleber 15,66 pCt. Stickstoff fand, zu Grunde gelegt. I. und II. waren frei von Kleber, IV. enthielt eine unbestimmbare Menge; II. 0.10 pCt.; V. 1,83 und VI. 4,97 pCt. — Der Fasergehalt der ver-, schiedenen Stärkesorten wurde dadurch bestimmt, dass man die ge- kochten Stärkesorten mit Diastase längere Zeit bei 40° digerirte, bis mit Jod keine Bläuung mehr stattfand. Die trübe Flüssigkeit wurde durch gewogene Filter filtrirt, der Niederschlag ausgewaschen und getrocknet. Von dem Gewicht des Niederschlages wurde das des Klebers und der Asche abgezogen; der Rest gibt den Fasergehalt an. 1. 0,48 pCt., II. 0,50 pCı., 111. 1,45 pCt., IV. 1,20 pCt., V. 3,77 pCt. und VI. 2,47 pCt. — Nach dieser Untersuchung enthalten also I. 81,48 pCt., 11. 83,59 pCt., II. 83,91 pCt., IV, 81,32 pCt., V. 79,63 pCt. und VI. 73,78 pCt. reine Stärke. — Diese verschicde- nen Stärkesorten enthalten demnach keine absichtliche Verfälschung oder Verunreinigung; letztere stammt nur von den Rolımaterialien her und diese ganz zu entfernen, ist nicht die Aufgabe der Stärkefabri- kanten. —- interessant ist die Zusammenstellung der Preise der Han- delswaare und der daraus berechneten Preise der chemisch reinen Stärke. Preis von 100 Pfd. Stärkegehalt. Preis a 100 Pfd. reiner Stärke. I. 81,48 plt. 10 Thlr. 12,23 Thlr. I. 83,59 - 10,29 - 12,29 - I. 2..,83,91 27- 11,43 - 13,52 - IV. 81,32... 10 - 12,29 V. 79863 - 7,143 - 9,68 VI..07 1,78 °- 4,57 - 6,12 - Hieraus ersieht man, dass man in den geringsten Sorten die Stärke am billigsten kauft. (Journ. f. pract, Chem. Bd. LXX1. 8.86.) W.B. Boettger, neues Reagens auf Trauben- und Rohr- zucker. — Da nach B. Erfahrungen auch freie Harnsäure reduci- rend auf Kupferhydrat wirkt, so können selbstverständlich bei der Untersuchung des Harnes auf Zucker Fälle vorkommen, in denen man in Zweifel bleibt, ob der Harn zuckerhaltig ist oder nicht. Deshalb hat B. als neues Reagens das basisch salpetersaure Wismuthoxyd un- ter. gleichzeitiger Anwendung einer Auflösung von kohlensaurem Na- tron (3 Th. Wasser auf 10 Th. krystallisirtes kohlensaures Natron) vorgeschlagen. Von dieser Lösung mischt man dem Harn ein glei- 63 ches Volumen bei, sodann eine Messerspilze von Wismuthoxyd und erhilzt dann das Ganze zum Sieden. Zeigt das schneeweisse Wis- mulhsalz nach dem Sieden die geringste Schwärzung oder Graufär- bung, so ist das Vorhandensein des Traubenzuckers auf das Bestimm- teste nachgewiesen, da nach B. kein im Harn sonst vorkommender Stoff die Eigenschaft hat, jenes Wismuthsalz bis zu Wismuthoxyd oder Metall zu desoxydiren. Reiner Candiszucker bewirkt diese Re- action auch nicht. Man .hat also gleichzeitig auch ein Mittel, um jede Spur Traubenzucker im Rohrzucker zu entdecken. (Polytechn. Notizbl. 1857. Nr. 7.) W.B. J. B. Lawes und J. M. Gilbert. Ueber Zusammense- tzung der Weizenkörner, des Mehles und des Brodes. Die Verfasser haben seit dem Jahre 1843 bis jetzt in demselben Felde Weizen gebaut, theils ohne Düngung, theils mit gewöhnli- cher, theils mit verschiedener chemischer Düngung. Dieselbe Dün- gungsweise wurde alljährlich auf demselben Flecke Land wiederholt. Der Verf. notirte sorgfältig die Quantität des Korns, Strohs und der Spreu, die gewonnen wurde, und ihre Charaktere, als Gewicht des Scheffels et. Jährlich wurden Proben des auf jeder Landesabthei- lung gewonnenen Kornes und Strohs gesammelt. Von jeder dieser Proben wurden zwei Portionen gröblich gepulvert, bei 100° C. ge- trocknet und die Asche durch Verbrennung bestimmt. Andere Proben, die theilweise getrocknet waren, um ihre Zersetzung zu vermeiden, wurden zur Untersuchung ihrer organischen Substanzen aufgehoben. Mehrfach haben sie den Stickstoffgehalt ‚der Körner und des Strohs bestimmt und in 20 bis 30 Fällen vollständige, Aschenanalysen aus- geführt. In mehreren Fällen haben sie die verhältnissmässige Aus- beute an [einem Mehl aus den Körnern festgestellt. Die hierbei er- haltenen verschiedenen Producte wurden dann auf die Menge der trocknen Substanz und ihre Asche untersucht, einige Proben auch auf ihren Stickstoffgehalt. Portionen dieser verschiedenen Mehlpro- dukte aus Körnern von verschiedener Düngung und Zeit des Wachs- thums wurden benutzt, um die verschiedene Qualifikation zur Brod- bereitung zu erforschen. Zugleich wurden einige Untersuchungen von Bäckerbrod ausgeführt. — In der ersten Tafel geben die Verf. die Grösse der Ernte und den Wasser-, Aschen- und Stickstoffgehalt des seernteten Kornes und Strohs an. Sie ist folgende: 64 ee N en 59,6 B2,9 1,98 | 2,20 83,2 Totalgewicht Gewichtles Zusammensetzung der Körner. Zusammensetzung des Strohes. Procentische Procentische u ea Fe = von Korn und - 3 Scheffels ge- Fhr Stroh Sy Kan im MenzR er reiniglen Proc. |Proc. Asche Brog Proe. |Proc. Asch Bros. : erde Mh esammt- nigles Korn Korg getrocknet u 2 Blicke getrocknet Stickstoff Pfuuden. eittag, yon Edry. in Pfunden. bei ine | bei \ 1000 €. | in getrockn. Körnern. | j000cC. | in getrocknet. Stroh, nn 1845 5545 33,1 90,1 56,7 80,8 1,91 2,23 — 7,06 0,92 1846 4114 43,1 93,2 63,1 84,3 1,96 2,15 -- 6,02 0,67 1847 9221 36,4 93,6 62,0 — — 2,30 — 9,96 0,73 1348 4517 36,7 89,0 58,5 89,3 2,02 2,39 — 7,24 0,78 ‚1849 53521 | 40,9 95,9 63,5 83,1 1,54 1,94 82,6 6,17 0,82 1850 5496 33,6 94,3 60,9 84,4 1,99 2,15 84,4 9,83 0,57 1851 9279 38,2 92,1 62,6 84,2 1,89 1,98 84,7 9,88 0,78 1852 4299 31,6 y2,1 56,7 83,2 2,00, 2,38 82,6 6,93 0,79 1853 3932 25,1 85,9 90,2 -80,8 2,24 2 81,0 6,27 1,20 1854 | 6803 358 | 956 614 | 849 | 1,93 | 214 | 83,7 | 5.08 | 0,69 Mittel 5053 35,4 992,1 | 6,17 | 0,32 65 ! Obige Zahlen sind Mittelzahlen von vielen Versuchen. Die Ta- 'fel lehrt, dass wo die Qualität des Produkts besonders gut ausge- fallen, die Menge der trocknen Substanz sowohl und die Menge der organischen Substanz so wie oft auch des Stickstofls gering ist. (Siehe die Jahre 1846, 1849 und 1851). — Die Versuche des Ver- fassers über den Einfluss der Düngung lehren, dass die Mengenver- hältnisse des Ertrags durch die Art derselben sehr verändert werden, weniger die Qualität desselben, worauf Jahreszeit und climatische Veränderungen grösseren Einfluss haben. Ammoniaksalze oder Mine- ralsalze als Düngung vermehren den Stickstoffgehalt der getrockne- ten Körner um ein Geringes, und erstere übertreffen meist letztere hierin ein Wenig. Wo beide Arten von Salzen gleichzeitig angewen- det wurden, war die Menge des Stickstoffs geringer, dabei aber das ‚Korn reichlicher und schwerer. Durch einen Ueberschuss von Am- moniaksalzen kann man daher den procentischen Gehalt der Körner ‚an Stickstoff nicht willkürlich vergrössern. — In der Asche der verschiedenen Weizenkörner-Proben fanden die Verf. weder Schwe- ‚felsäure noch Kohlensäure und nur Spuren von Chlor. (Wahrschein- lich sind diese Körper bei der Aschendarstellung, die nicht näher beschrieben ist, ausgetrieben worden). Die Natronmenge war sehr gering, oft war dieser Stoff nicht nachzuweisen. Die wesentlichsten Bestandtheile der Aschen waren phosphiorsaure Salze von Kali, Talk- erde und Kalkerde. Ausserdem fand sich eine kleine Menge Eisen- oxyd und Kieselsäure.. War mit verschiedenen in die Pflanzen über- ‚sehenden Salzen gedüngt worden, so vermehrte sich deshalb der Gehalt derselben an diesen Salzen nicht. Dagegen hat der Grad der Ent- wickelung und Reife der Körner darauf einen merklichen Einfluss. Die Menge der Phosphorsäure, des Eisenoxyds, des Kalis, des Natrons und der Magnesia schwankt am meisten bei den verschiedenen Un- tersuchungen der Körner des Jahres, in welchem die Reife am wenig- sten ‘weit vorgeschritten war (1845). Je reifer also das Korn ist, und je entwickelter, um so gleichmässiger ist die Zusammensetzung seiner Asche. — Der procentische Gehalt der Asche der Weizenkörner an Kalk war in dem Jahre der schlechten Ernte (1845) im Durch- schnitt am geringsten, im besten Jahre 1346 am grössten, grösser von Weizen der aulgedüngtem als der auf nicht gedüngtem Feld ge- zogen ‚war. — In Betreff der Mehlbereitung fand sich, dass die bei stickstoffreicherer Düngung erhaltenen Körner, eine bessere Trennung des freien Mehls erlaubten, so dass weniger Rleiepartikelchen sich beimischten und die Kleie selbst reiner :war, doch nur dann, wenn die Körner: gut entwickelt und gereift waren. Anderenfalls fand dies nicht statt. — Bei Untersuchung der einzelnen Mehlprodukte fanden die.Verf., dass die Menge trockner Substanz in dieser grösser ist, als in. den Körnern, aus denen sie erhalten sind, dass dieselbe grösser ist in der Kleie, welche die Hüllen der Körner hauptsächlich enthält, als im eigentlichen Mehl. Der Aschengehalt der Kleie ist ebenfalls grösser, als der des Mehls. Je mehr also die Mehlstoffe zurücktre- 5 66 ten in einem Weizen, um so grösser ist der Aschengehalt desselben. Das Mehl, welches zur menschlichen Nahrung dienen kann, euthält nur etwas mehr, als den dritten Theil der Aschenbestandtheile des ganzen Korns.: Der Stickstoffgehalt ist in dem freien Mehle am ge- ringsten, grösser in den kleiigen Portionen. Doch die gröbste Kleie enthält wieder etwas weniger Stickstoff. Auffallend scheint, dass der in Säure lösliche Theil der Asche bedeutend grösser in dem feinen Mehl enthalten sein muss, und das Unlösliche besteht meist aus eigentlich dem Weizen nicht zugehörigen Stoffen. — Die Phosphor- säure und oft noch die Magnesta findet sich in geringster Menge in 100 Theilen der Asche des feinen Mehls, in grösster in der gröbsten der Kleie. Dagegen verhält sich die Kalkerde und das Kali umge- kehrt. In Betreff der Vertheilung der Bestandtheile von 100 Theilen Korn in den Mehlprodukten fanden die Verf, dass etwa ®/, der gan- zen Menge Stickstoff in für menschliche Speise brauchbaren Theilen enthalten war, aber nur etwa ?/, der mineralischen Stoffe, und na- mentlich nur ?/, ‘der Phosphorsäure. — Die Versuche, welche bei Verwendung der erhaltenen verschiedenen Mehlproben zu Brod an- gestellt sind haben nichts wesentlich Neues ergeben. Die Verf. fügen eine Tabelle ihrer Arbeit bei, welche die Resultate der Versuche des Hrn. Constable über den Glutengehalt verschiedener Mehlsorten enthält. Aus dieser Tafel geht hervor, dass dieser Stoff in um so grösserer Menge in den Mehlsorten enthalten ist, je südlicher der Weizen ge- baut war. Hitze beim Reifen scheint also die Erzeugung dieses Stof- fes zu befördern. So ist auch der Stickstoffgehalt, wie die Verfasser fanden, um so grösser im Weizen, je südlicher er gebaut ist. Die geschätztesten Weizensorten haben aber nur einen geringen Stickstoff- gehalt und die Verfasser sprechen die Ansicht aus, dass nicht blos in der Praxis sondern auch in der Theorie hauptsächlich von den Bedingungen des Reifens die Güte des Weizens zur Mehl und Brod- bereitung abhängt, und nicht von dem Stickstoffgehalte desselben, wie man gewöhnlich glaubt, indem er meint, dass die stickstoffhal- tige Substanz in verschieden zur Assimilation geeigneten Zuständen in verschiedenen Weizensorten enthalten ist und dass sie um so as- similirbarer ist, je vollständiger der Weizen ausgebildet und gereift ist. (The quarterly journal of the chem. society Vol. X. Ic, 2. Geologie Websky, Bildung der Galmeilagerstätten in Oberschlesien. — Auf dem untern Gliede des oberschlesi- schen Muschelkalkes, dem sogenannten Sohlenkalke, ruhen in mul- denförmigen Vertiefungen bis zu 200° mächtige Dolomitstöcke, in de- ren (ränzen sich saumartig die Lagerstätten des Galmeibergbaues ent- lang ziehen. Diese bilden im Allgemeinen Anhäufungen eigenthüm- licher Thone, in welchen Schnüre, Knollen, Nester von kohlensaurem Zinkspath und auch von kieselsaurem, daneben Partien von mulmi- gem Brauneisenstein vorkommen. Man unterscheidet das rolhe und 67 das weisse Galmeilager, letzteres ist fast eisenfrei. Ersteres wurde schon früher als eine Metamorphose des Dolomits, das weisse als eine des Muschelkalkes erkannt. Woher kömmt der Zinkgehalt hier auf der Gränze des Dolomits. ‘Der überall zu Tage anstehende Dolomit erscheint als ein bald mildes bald festes, krystallinisch körniges erb- sengelbes Gestein, in seinen untern Lagen massig abgesondert, wei- ter im Hangenden bankweise; nicht seltene Drusen sind bekleidet mit feinen etwas matten Krystallen von Dolomit und darüber grosse sehr flache Skalenoeder weissen Kalkspathes ausgebreitet. In den nörd- lichen Bauen der Friedrichs Bleierzgrube sowie in den tiefen Bohr- löchern in der Nähe von Beuthen, Kamin und Grossdombgowka hat das Gestein eine aschgraue Farbe, durchweg einen schimmernden Bruch; in den Förderprodukten der Cementfabrik von Tarnowitz, welche gewisse Lagen dieses Gesteines verarbeitet, findet man häufig Stücke, welche die oben berührten Drusen zeigen, hier sind aber die kleinen Dolomitkrystalle stark glänzend, keine Kalkspathkrystalle darüber ausgebreitet, sondern hin und wieder mit kleinen scharfen Graueisenkieskrystallen, auch Bleiglanzkrystallen bedeckt. Auf den alten Halden der Friedrichsgrube findet man nicht selten Blöcke, welche im Innern noeh den grauen Kern, äusserlich aber schon eine mehr als Zolldicke erbsengelbe Rinde zeigen. Oft findet man den Dolomit ganz weich, und zersetzt, auf den Klüften zwischen den ein- zelnen im Gebirge liegenden Blöcken Nester und Schnüre von Braun- eisenstein und Galmei eingewachsen oder an den Kluftflächen allmäh- lieh übergehend. Auf den Galmeilagerstätten selbst ist krystallinischer Kohlenzinkspath in feinen Schnüren meist durch den ganzen Letten der Lagerstätte vertheilt; seltener gewinnen dieselben soviel Consistenz, dass sie zu kastenarligen Concretionen zusammenwachsen, welche im rothen Lager mit mürbem sehr eisenreichen Dolomit oder Thon, in weissem Galmeilager mit einem weisslichen Thon, selten mit sehr magerem Sohlenkalk erfüllt sind. Hiernach ist wohl der Zinkgehalt ursprünglich im Dolomit selbst enthalten, dessen ursprüngliche Form jener graue nur aus den Tiefen bekannte ist: Es ist seine Zusam- mensetzung zu präsumiren als bestehend aus kohlensaurem Kalk, Kie- selthone, kohlensaurer Magnesia, kohlensaurem Eisenoxydul und koh- lensaurem Zinkoxyd, letztere beiden accessorischen Beimischungen in loealen variabeln Mengenverhältnissen. Ausserdem mag noch eine Beimengung organischer Substanzen vorhanden ‘sein, von der unterge- gangenen Fauna des Sohlenkalkes. Es ist"anzunehmen, dass, soweit die atmosphärischen Wasser mit ihrem Gehalte an freiem Sauerstoff in dieses Gestein eindringen konnten, zunächst das kohlensaure Eisen- oxydul in unlösliches Eisenoxydhydrat überging, eine Menge Kohlen- säure frei machte, wodurch zunächst als leichtlöslichstes Salz der kohlensaure Kalk ausgelaugt wurde, wie die Ausscheidungen auf den Drusen als; Decke des verwitterten Dolomites darthun. Nächstdem mag kohlensausre Magnesia und zuletzt kohlensaures Zinkoxyd in die Lösung übergegangen sein. Das Residuum des Dolomites be- Is 68 steht daher in Kieselthonen und Brauneisenstein, der wie der meiste dieser Formation noch immer etwas Zinkoxyd enthält. Sanken diese mit kohlensaurem Zinkoxyd beladenen Wasser nieder und gelangten sie in Dolomitregionen, wo noch kohlensaurer Kalk oder kohlensaure Magnesia vorhanden war: so erfolgte ein Niederschlag des kohlen- sauren Zinkoxydes an der Stelle, wo der leicht löslichere kohlen- saure Kalk aufgelöst wurde. Bei der unregelmässigen blockarligen Zerklüftung des Dolomites füllten sich._die Klüfte mit Schnüren dieses Minerales, einen Kern von Dolomitresiduum einschliesend, der bei der dabei vorgehenden innern Volumenverminderung und dem Druck von oben eine linsenförmige Gestalt annahm, wie sie das rothe Galmei- lager so häufig zeigt. War auf die so beschriebene Weise dem Do- lomit der ganze Gehalt an Kalk und Magnesia entzogen und an seiner Stelle in den Kieselthonen das Residuum des. kohlensauren Eisenoxy- duls das unlösliche Eisenoxydhydrat eingeschlossen und in den unter- sten der Umwandlung zuletzt unterlegenen Lagen der ganze Zinkge- halt als kohlensaures Salz angehäuft, so drang die Umwandlung in den Sohlenstein ein, setzte gleichfalls von den Klüften ausgehend ge- lösten Kohlenzinkspath unter Hinwegnahme des Kalkgehaltes ab, so dass auch hier nur die Kieselthone ‘des Kalkes in den kastenarligen Absätzen eingeschlossen übrig bleiben. Aus diesem Vorgange erge- ben sich folgende durchgreifende Erscheinungen. Die Ablagerungen des weissen Galmeis entfernen sich am weitesten von den geschlos- senen Dolomitpartien und besitzen eine weit grössere horizontale Aus- dehnung; das rothe Lager kommt nur an den Gränzen der Dolomite selbst vor und geht allmählig in Dolomit über. Brauneisensteine sind immer scharf von dem weissen Lager geschieden, dagegen finden Uebergänge in rothes Galmeilager Statt; die zinkhaltigeren Partien liegen aber immer unten; weisses Galmeilager erscheint nur dann in in der Nähe des Dolomites, wenn zwischen diesem und jenem rothes Galmeilager auftritt; rothes Galmeilager, nie aber weisses, findet sich auch im Innern der Dolomitmassen. Man kann die Frage aufwerfen, wie man sich eine so ausgedehnte Circulation von mit kohlensauren Oxyden geschwängerten, noch mehr auch mit atmosphärischem Sauer- stoff beladenen Wasser zu denken habe, zumal im Allgemeinen das Terrain nicht erhebliche Unebenheiten zeigt, jene Vorgänge aber tief unter dem Tagesniveau vorgegangen sein müssen. Denkt man sich jedoch in der dortigen Gegend die tertiären und jüngern Ablagerun- gen hinweg: so erhält man nach den Aufschlüssen des Bergbaues zu schliessen eine ausserordentlich wilde und prallige Oberfläche je- ner ältern Formationen, namentlich des Muschelkalkes. Es hat daher in der Tertiärzeit Zeiträume gegeben, wo die Almosphärilien durch das Dolomitgebirge wie durch ein Sieb durchsickern und dann auf den äussern Rändern der Muschelkalkmulden ausfliessen konnten; aus- serdem hat man auch jetzt noch tief in den‘ Muschelkalk nieder- setzende Spalten kennen gelernt, welche parallel mit den Haupt- dislocationen des Kohlengebirges südlich von Beuthen laufen und % 69 u eine Cireulation im Prineipe der communicirenden Röhren zulassen. Schliesslich kennt man in der Dolomitpartie von Beuthen an einigen Punkten noch schwache Säuerlinge, welche als die letzten Phasen dieses Umwandlungsprocesses angesehen werden können, — (Geol. Zeitschr. IX. 7— 10.) Delesse, Kupfererzlagerstätten auf dem Vorge- birge der guten Hoffnung. — Die vorherrschenden Felsarten sind Granit, Thonschiefer und Sandstein, neben dem Thonschiefer noch devonische Grauwacke, jener selbst oft in krystallinischen Schie- fer übergehend besonders in der Berührung mit Granit. Glimmer- schiefer erscheint bei T’Hodas, er geht durch, Aufnahme von Kalkge- halt in kalkigen Schiefer mit Grammatit über. Die krystallinischen Schiefer werden häufig von Diorit begleitet. Der Granit verläuft in Gneiss und führt bei Eendop grosse Glimmerkrystalle. In der Alexan- derbucht besteht der Rand der Küste z. Th. aus kleinen rothen Spi- nellen. Der Sandstein bildet sehr mächtige Lagen, deren beinah ho- rizontale Oberfläche aus grosser Entfernung sichtbar ist und den Na- men Tafelberg veranlasst hat. An den Ufern des Orangeflusses steht ein grauer Mergel mit Trigonia®? clavellata, Belemniten, Ammoniten und Gryphäen. Auch quarzführender Porphyr, Granulit, Trapp und Dolerit fehlen nicht. Im Lande der Klein Namaquas, sowie in dem der Buschmänner und der Gross Namaquas kommen Kupfererze vor und zwar auf Gängen im Granit und in den krystallinischen Schiefern mit 1 bis 2 Metres Mächtigkeit und 75 — 90° Fallen. Quarz ist die Gangart, nur äusserst selten erscheint Kalkspath. Gediegen Kupfer in Octaedern zu baumförmigen Gruppen verbunden gehört zu den un- gewöhnlichen Erscheinungen, desto häufiger ist Rothkupfererz, Ku- pferglanz, Buntkupfererz und Kupferkies; auch Malachit, Kupferlasur und arseniksaures Kupfer fehlt nicht, ebenso findet sich Eisenkies. Die Kupfererze sind gold- und silberhaltig. (Ann. d. mines VYILI. 186.) Bäumler, das Vorkommen von Nickelerzen im Mansfeldischen Kupferschiefergebirge. — Nach Darle- gung der bezüglichen allgemeinen Verhältnisse der Kupferschieferfor- mation beleuchtet Verf. einige besonders wichtige Puncte des Nickel- vorkommens. Der erste ist der 23er Flötzberg bei Gerbstädt. Hier macht das Flötz eine bedeutende Biegung gegen SO bei 70° Fallen am NO Abhange des Berges und es zeigt Störungen aus der Zeit zwi- schen dem Weissliegenden und Kupferschieferflötze. Die Klüfte und gangarligen Spalten führen hier den Kupfernickel meist in der Aus- füllungsmasse, seltener nur im Nebengestein bis etwa 1/, Lachter vom Rücken entfernt in Hirken und Hasselnussgrossen Rücken eingesprengt. Die Rückenfalten streichen in h 7—9 und fallen meist unter 60 — 90° theils SW theils NO, ihre Mächtigkeit selten über 6, ihre Län- generstreckung oft bedeutend doch mit Unterbrechung. Die Ausfül- lungsmasse ist meist Kalkspath ünd Braunspath, zuweilen auch Schwer- spath, Spatheisenstein und seltener Arragonit; an Erzen stellen sich 70 ein besonders Kupferglanz und etwas Schwefelkies. ; Der: Kupfernickel tritt hier in 2 Varietäten auf, die gewöhnlichere ist maltglänzend, auf dem uneben kleinmuschligem Bruche, mehr röthlichgelb mit ei- nem Stich ins Graue, die andere reiner, blättriger, mehr gelblich roth, mit stärker metallischem Glanz, rein bräunlich schwarzem Strich enthaltend 54,624 As, 44,475 Ni, 0,0484 Fe, 0,743 S und geringe Spur Co. Die erste Varietät enthält oft mehr Kobalt und Kupfer. Beide Varietäten sind derb, von vielen kleinen Klüften durchsetzt, die mit einer matten schwarzen Masse bekleidet sind. Die selten vor- kommenden Krystalle gehören nach Weiss in das zwei und zwei- . gliedrige System. Die Neigung der Flächen des Rhombenoctaeders betragen in den stumpfen Endkanten etwa 138°, in den scharfen 87. Die Krystalle sind auf derben Nickel aufgewachsen. Wo Wasser durch die feinen Klüfte drang ist der Kupfernickel mit dem schön apfelgrünen Nickelocher belegt. Andere Erze am Flötzberge sind Ku- pferglanz in derben Partien und fein eingesprengt, Buntkupfererz spärlich, Kupferkies mehrfach, Schwefelkies, Erdkobalt, Malachit. Unter den nichtmetallischen Mineralien herrscht Kalkspath vor, rein weiss in fleischroth in kleinen Rhomboedern, Schwerspath spärlich, Braunspath in häufigen Krystallen, in Spatheisenstein übergehend, Arragonit. Alle diese Vorkommnisse erfüllen ohne bestimmte Anord- nung- die Spalten. — Im Sangerhäuser Revier treten drei grosse Rücken in h8—9 streichend mit SW Fallen auf. Der mittelste oder Moritzschächter setzt 20 Lachter O vom Carolusschachte durch die Gonnaer Stollnstrecke, der Schmidsrainer 200 Lachter W, der Adolph- schächter eben so weit 0 auf der genannten Strecke von ersterem entfernt. Der Nickelreiche Moritzschächter verwiıft das Flötz um etwa 3 Lachter, hat veränderliches Fallen, In seiner ganzen Erstrek- kung setzen im Hangenden und Liegenden Trümmer von Schwerspalh auf, mit welchen die Nickelerze einbrechen, auf der Kluft selbst liegt meist nur ein Besteg von zerriebener schwarzer Schiefermasse 1“ mächtig, an einzelnen Punkten doch auch sehr erzreich. Der Kupferniekel erscheint auch hier in zwei Varietäten, die eine enthält 48,7 As, 48,4 Ni, 2,8 S, die andere 54,89 As, 43,21 Ni, 1,35 S, 0,54 Fe. Kupfererze stellen sich nur in der Nähe des Ausgehenden reichlich ein als Kupferkies und Kupferglanz mit Malachit, Lasur, Ko» baltblühte, Nickelocher. Dazu kommt Arsenikkobaltnickelkies licht- stahlgrau, auf dem Strich schwärzlichgrau, spec. Gew. 6,2 enthal- tend 35,39 As, 33,65 Ni, 13,33 Co, 16,44 S und Spuren von Fe, derb; ferner ein aus Kobalt und Antimon bestehendes Erz und Schwe- felkies. Schwerspath ist der vorherrschende Begleiter, fast stets derb, Kalkspath und Quarz spärlich. — Nickelerze kommen zwar in allen andern Revieren noch vor, aber nicht bauwürdig, so zwischen Bis- leben und Mansfeld auf kleinen Klüften, ferner auf dem Zuversicht- schachte, im Holzberger Revier, im Froschmühenstollen, im Kuxber- ger Revier u.a. 0. — Die Nickelerze sind bienach im Mansfeldischen gar nicht selten, doch meist nur in geringen Quantitäten und er- ie 71 scheinen in dem Auge erkennbaren Mengen nur bei Lagerungsslörun- gen und zwar meist als Ausfüllung von gangarligen Rückenspalten. Die Entstehung der Klüfte in den Horsten muss man vor Ablagerung des Flötzes setzen, die der grossen Sangerhäuser Rücken in die Zeit der Ablagerung der obern Zechsteinlagen, während bei der Erhebung des 23er Flötzberges das Flötz und die ganze untere Abtheilung des Kupferschiefergebirges schon fest gewesen sein muss. Die Strei- chung der Rücken ist zugleich die des Harzgebirges, die Hebung dieses steht daher mit deren Entstehung in näherem Zusammenhange. Die Absetzung der Nickelerze scheint durch Wasser bewirkt zu sein, welche in offnen Spalten circuliren konnten und nach Art der Mine- ralquellen auf den Klüften ihren Gehalt niederschlugen, Natürlich geschah die Einführung in andern Verbindungen als in den jetzt un- lösliehen, worüber sich Verf. noch weiter ausspricht, (Geol. Zeit- schrift IX. 25 — 50. Taf. 1. 2.) J. F, Vogl, Gangverhältnisse und Mineralreich- thum Joachimsthals. Mit einer geognostischen Karte. Teplitz 1857. 8%. — Der erste Theil dieser sehr verdienstlichen Schrift be- handelt die Gangverhältnisse Joachimsthals in geognostischer und berg- männischer Beziehung, der zweite Theil den Mineralreichthum, worin die 83 vorkommenden Mineralien speciell beschrieben werden. Von letzteren werden wir gelegentlich Einzelnes im oryetognostischen Be- richt mittheilen. @l. Oryetoguosie.e. K.v. Hauer, analysirt verschiedene Eisensteine von Stratowitz in Mähren und fand im Sphärosiderit a, im Brauneisenstein b, Spatheisenstein c, dichten Sphärosiderit d, im Raseneisenstein e a b € d e Kieselerde 15,00 5,35 5,60 4,012 58,65 Eisenoxydul 28,32 _ 35,66 35,055 — Manganoxydul 7,68 — 11,05 15,582 — Kalkerde 3,08 a a nor VE BE — ‘Magnesia 10,00 — 2,26 2,270 — Kohlensäure 35,42 — 36,08 33,850 — Eisenoxyd — 71,00 — — 32,98 kohlensauren Kalk — 5,55 —_ — u Wasser — 11,45 8,25 Verlust — - 2,65 3,01 0,12 (Jahrb. geol. Reichsanst. VII. 151.) Reuss, die Bleierze der Przibramer Gänge. — Der Bleiglanz erscheint als älterer und jüngerer. Ersterer oft mit Blende vereinigt ist mehr weniger reich an Schwefelsilber und Schwefelanti- mon. Der Silbergehalt schwankt von 3 bis 20 Loth im Centner. Seine Mächtigkeit schwankt, dabei ist er stets ziemlich grobkörnig, selten sehr feinkörnig, auf freier Oberfläche krystallisirt in verschie- 72 denen Tesseralgestalten. Nicht selten bildet er den grössten Theil der Ausfüllungsmasse der Gänge. Oft bedeckt das Nehengestein jeder- seits eine Lage sehr feinkörniger Blende und den ganzen Zwischen- raum erfüllt grobkörniger Bleiglanz oder es schieht sich in ihn eine mittle Lage von körnigem Eisenspath, auch wiederholt sich der Blei- alanz auf jeder Seite des Ganges zweimal mit dazwischen tretenden Spatheisenstein. Mitunter stellt er sich in ein eigenthümliches Ver- hältniss zur Zinkblende. Im Quarz mit feinkörniger Blende liegen nämlich kuglige oder mehr weniger verlängerte elliptische Massen, welche einen Kern von dichter oder undeutlich schalig faseriger Blende einschliessen und von einer etwa 1/,—1/,“ dicken Schale körnig stengligen Bleiglanzes umgeben werden. Zuweilen ist der Blende- kern in einer beginnenden Zersetzung begriffen, wo dann die faserige Struetur besonders deutlich hervortritt. Durch chemische Einwirkun- gen ist stellenweise der Bleiglanz verändert, der Silber- oder Anti- mongehalt extrahirt, auch ein Theil des Bleis hinweggeführt. Auf Unkosten des Silbergehaltes scheint sich der grösste Theil des hier vorkommenden gediegenen Silbers gebildet zu haben. Das wird deut- lich, wenn man z. B. am Eusebi- und Adalbertigang auf den Thei- lungsflächen des Bleiglanzes sehr dünne Blättchen gediegenen Silbers liegen sieht, wodurch der Silbergehalt im Centner auf 23 Loth steigt. Dem Bleiglanze verdankt auch die Silberschwärze ihren Ursprung. Aus dem Antimon des Bleiglanzes dagegen geht sehr häufig Antimon- oxyd in Form des Valentinites hervor, die löcherigen wie angefres- senen Bleiglanzkrystalle sind dann mit eiver sehr dünnen fest anlie- genden Schicht von Valentinit bedeckt, welche sich unter dem Vergrös- sernngsglase aus dicht an einander gedrängten verwachsenen dendri- tischen Gestalten bestehend darstellt, gerade wie die Eisblumen am Fensterglase. Bisweilen dringen diese Antimonoxydblättchen selbst in die Theilungsspalten des Bleiglanzes ein. Ein Theil des Bleies im Bleiglanze ward endlich zur Bildung des jüngern Bleiglanzes, des Steinmannits, des Pyromorphits, besonders aber des Cerussits ver- wendet. Das leuchtet aus der porösen Beschaffenheit und aus der oberflächlichen Verwandlung in Bleimulm hervor. Bei all diesen Ver- änderungen des Bleiglanzes, ist «die Blende fast stets frisch und un- angegriffen geblieben- — Der jüngere Bleiglanz unterscheidet sich durch seine Stellung in der Reihe der Przibramer Gangmineralien und durch seine eigenthümlichen äussern Formen. Er bildet stets viel kleinere oft sehr kleine, mitunter auf besondere Weise verwachsene Krystalle oder eigenthümliche nachahmende Gestalten. Selten errei- chen die Krystalle bedeutendere Dimensionen, so 3/4‘ gross auf lin- senlörmigen Eisenspathrhomboedern, welche auf einer Seite bis zum Rande mit kleinen Braunspathkryställchen überkleidet sind. Die klei- nen Krystalle sind häufig sehr unregelmässig entwickelt, zuweilen so sehr verzerrt, dass fast keine regelmässige Form mehr erkannt wer- den kann; selten stehen sie vereinzelt, meist verschiedentlich gehäuft, bilden auch einfache oder netzförmige Reihen, kuglige oder traubige 13 Anhänfungen, vielfach ästige verschlungene dendritische Formen. Aber auch dann noch befinden sich die winzigen Individuen fast stets in regelmässiger Stellung gegen. einander, denn auf dem Querbruche soleher Massen sieht man die Theilungsflächen aller Individuen in einer Ebene liegen und zu gleicher Zeit spiegeln. Wenn beide Bleiglanz- formationen unmittelbar auf einander liegen; übt der ältere Bleiglanz auf die Stellung der Individuen des jüngern nicht selten einer unver- kennbaren: Einfluss aus. So liegt auf der Basis von feinkörniger brauner Blende eine dicke Schicht grobkörnigen Bleiglanzes, welche ohen in stark verwachsene ziemlich grosse Octaeder ausläuft. ‚Darauf hat sich der jüngere Bleiglanz abgelagert. Er umhüllt die Octaeder- flächen des ältern mit einer EICHE dicken Schicht, welche die Hexae. derflächen an den Octaedern zwar frei lässt, um dieselben aber, in-, dem sie darüber hinaus fortsetzt, einen vorragenden Saum bildet. Auf den,so eingefassten Hexaederflächen liegen kleine Individuen des jüngern Bleiglanzes, bald stark keilförmig in die Länge gezogene Octaeder, bald durch Verzerrung fast unkenntliche. Sehr auffallend sind noch die tropfsteinartigen und zopfförmigen Gestalten, welche der jüngere Bleislanz bildet. Sie sind oft. sehr zierlich und vielfach gebogen. Manche haben das Ansehen, als ob eine dickflüssige Masse im langsamen Herabfliessen plötzlich erstarrt wäre, andere gleichen dicken Drähten. An der Oberfläche sind sie feindrusig. Glanz fehlt ihnen gänzlich, aber im Innern sind sie vollkommen Iheilbar und las- sen Würfel herausschlagen. Dem jüngern Bleiglanze gehören auch die unbedeutenden Ablagerungen körnigen Bleiglanzes an, welche die nach der Zerstörung des ältern Barytes zurückbleibenden Krystallein- drücke stellenweise auskleiden. Wohl möglich, dass ein noch jün- gerer Bleiglanz auf den Przibramer Gängen nachgewiesen wird. — Das Weissbleierz ist ein sehr neues Zersetzungsproduct des Bleiglanzes. Die Zersetzung ist bisweilen ziemlich tief eingedrungen, ja es scheint selbst ein Theil des Bleiglanzes ganz hinweggeführt zu sein. Ueber dem Bleiglanz liegt gewöhnlich eine dünne unterbrochene Rinde grau- lich weissen Quarzes, der früher auf seiner Basis dieht aufgelegen, jetzt nicht mehr; die Quarzrinde ist brückenartig übergespannt, der darunter fehlende Bleiglanz ist zur Bildung des Weissbleierzes ver- wendet. Zuweilen ist der Raum des zerstörten Bleiglanzes durch ein anderes Mineral eingenommen. So bildet an einem Stück die Basis Bleiglanz, der an der Oberfläche in zollgrossen Würfeln krystallisirt. Diese werden von einer unterbrochenen Rinde des ältern Quarzes be- deckt, auf welcher sowie auf dem Bleiglanz selbst Krystalle von Ce- _ Fussit sitzen, Der Bleiglanz ist an der Oberfläche mulmig, seine Wür- fel bestehen im Innern noch aus frischem vollkommen theilbaren Blei- glanze, an der Oberfläche melhre Linien tief wird seine Stelle von einer sehr porösen feinkörnigen ochrigen Brauneisensteinmasse einge- nommen, welche sich in demselben Masse als der Bleiglanz zersetzt und hinweggeführt wurde, an seiner Stelle mit Beibehaltung seiner Form absetzte. Die Bildungszeit des Gerussits bleibt meist unbestimmt, 14 da gewöhnlich an dessen Fundstätten nur wenig Gangglieder aufire- ten. Der Cerussit sitzt entweder auf Quarz, der den Bleiglanz rin- denartig überzieht oder auf Brauneisenstein von unbestimmtem Alter; selten auf Pyrit, Eisenspath, auf tropfsteinartigem Pecherz, Malachit, gediegenem Silber. Schwarzbleierz kömmt bei Przibram nur selten vor und stets in Begleitung der licht gefärbten Varietäten des Cerus- sits, unter Verhältnissen älter als das Weissbleierz. Die Pyromor- phitkrystalle sitzen fast stets auf eisenschüssigem zerfressenem Quarz. Kleinnierenförmiges Braunbleierz ruht auf grobkörnigem Bleiglanz. — (Sitzgsber. Wien. Akad. XXII. 146 ff.) Haidinger, Kenngottit, neues Mineral von Felso- banya. — Das Mineral hat augitische Krystallgestalt, flache tafel- arlige Krystalle, von schiefen Augitoiden angehörigen Flächen begrenzt. Der spitze Winkel der rhombenflächigen Tafeln beträgt 42°. Härte 2,5. Ziemlich spröde, leicht zerbrechlich, spec. Gewicht 6,06; Me- tallglanz undurchsichtig, eisenschwarz in bleigrau; Strich schwarz Die Bestandtheile sind Schwefel, Antimon, Silber und Blei. Die Kry- stalle erreichen höchstens 5” Länge und 2° Breite und sitzen auf Quarzboden theils auf Schwefelkies, {Wiener Sitzungsberichte 1856. XXIII. 236 — 239.) @. Palaeontologie. C.E.v.Merklin, Palaeodendrologicon rossicum. Vergleichende ananatomisch microskopische Untersuchun- gen fossiler Hölzer aus Russland. Ein Beitrag zur vorweltlichen Flora. Petersburg 1855: 4. 20 Tff. Fol. — In der Einleitung spricht Vf. uber den Werth anatomischer Untersuchungen lebender und fossiler Pflanzen, über die Gattungen fossiler Arten, über den Bestand der fossilen Flora vorzüglich aus Holzgewächsen, das Studium fossiler Pflanzen in Russland, die Untersuchung fossiler Hölzer und über seine eigenen in systematischer Ordnung, zuletzt folgt eine Uebersicht aller aus Russland bekannten fossilen Pflanzen. Der Verf. untersuchte: Rhoidium Ungeri Grünsand Thuioxylon Ung Evonyminium Auerbachi Grünsand Retinoxylon Endl Quereinium rossicum Tertiär Juniperinium sanguineum Betulinium rossicum Geröll sylvestre Tertiär Pinites pertinax Gp Jura Severzovi Grünsand jurassicus Gp Jura erraticum Tertiär pachtanus Tertiär volgieum Tertiär mosquensis Jura Cupressinium Breverni Braunkohle aleuticus Tertiär Thuinium Kiprijanovi Jura Araucarites permicus perm. Taxodinium distichum Tertiär subtilis Sequoinium sequoianum Kutorgae perm. Fritscheanum ‚Braunkohle Von den Gattungen ist nur Evonyminium neu, aber auch die übrigen sind meist durch Untersuchung mehrer lebender Arten begründet, wodurch die Arbeit ein’ ganz allgemeines und hohes Interesse erhält. Dikotyle Blätter sind erst sehr wenige aus Russland bekannt und zwar 75 aus dem Kreide- oder tertiären Sandsteine von Kamischin im Gouvt, Saratow und von Kursk, beide schon von Eichwald benannt. Das Verzeichniss aller fossilen Arten Russlands zählt nahe zu 300 Arten aus allen Formationen auf. J. G. Egger, die Foraminiferen der Miocänschich- ten bei Ortenburg in Niederbayern. — Ein hlosses Namens- verzeichniss bei Ortenburg gesammelter Arten gab Stockheim im J. 1852, in welchem aber die vielen novae species bei mangelnder Beschreibung nicht wieder erkannt werden können. Die Lertiären Gebilde sind marine und brakische auf weissem Jurakalk und Pläner ruhend, von Löss und Dammerde bedeckt. sind folgende Oolina punctata striatula costala fasciata Fissurina oblusa Milliola gibba dO austriaca dO consobrina dO Haidingeri dO saxorum dO praelonga eribrosa Sphaeroidina austriaca dO Rotalina kahlembergensis do Dutemplei dO aculeata dO Brongniarli d® Haidingeri dO orthorapha propinqua Reuss anomphala semiporata diseigera eryptomphala Reuss’ Rosalina viennensis dÜ simplex dO horrida patella Planorbulina Iruncala Astigerina planorbis dO Globigerina dubia bulloides dO triloba Reuss Bulimina buceinoides incrustans tuberculata pygmaea Uvigerina semiornata d® Polymorphina uvula subdilatata incerta media praelonga problema dO lata communis dO gibba angusla granulosa striata costata tubereulata dO spinosa dO * Verneuilina spiculosa Reuss Strophoconus lus Ehb teretiuscu- Die beschriebenen Arten Bolivina antiqua dO Virgulina Schreibersana Cz subsquamosa Cassidulina oblonga Reuss globulosa Cristellaria simplex dO arcuata JO incerta Robulina inoroata dO compressa Nonionina communis dO subgranosa densepunctata pauper heteropora Polystomella subcarinata eryplostoma ortenburgensis angulata erispa Lk tlexuosa dO aculeata dO josephina dO Cyelolina impressa Glandulina candela inaequalis punctala Nodosaria hadensis dO decemecostala Truncatulina lobatula dO Textularia subangulata dO Dentalina consobrina tumescens Anomalina anomala abbreviala dO striatopunctala perscripta Von diesen 92 Arten sind 40 aus andern miocänen Lagern bekannt und zwar 39 aus dem Wiener Becken, nur eine Art aus angeblicher Kreide Siciliens. Oligocän sind 13 Arten, pliocän 11 Arten. Die Lagerstätte von Ortenburg ist daher den miocänen Wienerschichten zu parallelisiren. (Bronns neues Jahrb. 266 — 309. Tf. 5 — 15.) v. Schauroth, die Schalthierreste der Lettenkoh- lenformation im Goburgschen. Nach wenigen Vorbemerkun- gen wendet sich Verf. sogleich zur Beschreibung der einzelnen Arten, 76 deren es folgende kennt. Lingula tenuissima schon im untersten Mu- schelkalk vereinzelt, ebenso in der untersten Lettenkohle, in deren dolomitischen Lager häufiger. Terebratula vulgaris äusserst selten. Die nicht gerippten Austern vereinigt Vrf. alle unter Ostraea subano- mia und sondert dieselben in 8 Varietäten: orbica, tenuis, Schubleri, reniformis, genuina, rugifera, turpis, beryx. Die Pectiniten sind meist ungenügend erhalten, doch ist die Auffassung des Verf. von der Bil- dung der Schalen gleichsam aus radialen und concentrischen Fäden, auf welche er die Artbestimmung begründet, nicht im Einklange mit den Untersuchungen über das Wachsthum und den microscopischen Bau der Muschelschalen. Er führt auf Peeten laevigatus, P. discites, P. Albertii mit den Varietäten genuina, obliterata.. Ferner Posidono- mya minuta. Dann verbreitet er sich über Bakewellia, von der er beschreibt B. costata mit den Varietäten genuina, crispata, contracta, modiolaeformis, Goldfussi, acuta und B. lineata mit oblita, hybrida, genuina, subtriata, subcostata, paucisuleata. Ebenso vereinigl er un- ter Clidophorus Goldfussi die Varieläten genuina, elliptica, plicata, Gervillia socialis höchst selten im Hauptdolomit. Myacites musculoi- des, M. letticus, M. longus n. sp., M. brevis n. sp. Mehrere kleine generisch unbestimmbare Formen werden unter Corbula versetzt nämlich Cucullaea nuculiformis Zk, Corbula dubia Mst, Nucula gre- garia Mst (die Form stimmt vollkommen mit jungen. Neoschizodus laevigatus, deshalb ist sie so lange das Schloss unbekannt ist, dieser Art unterzuordnen), Nucula exilis Dr., N. inerassata Mstr, Corbula triasina Roem. Tancredia triasina n. sp. im Hauptdolomit beider ohne Schloss. Myophoria Goldfussi, M. laevigata, M. transversa, M. inter- media n. sp. Bei der Vereinigung der Gasteropoden lässt sich Verf. doch zu sehr vom rein geognostischen Standpunkte leiten und über- sieht die generischen Charaktere, er nimmt nämlich nur an Rissoa dubia, R. Strombecki, R. scalata, Turritella Theodori, Rissoa acutata, und ordnet die generisch verschiedensten Arten als Synonyme unter, so die Lieskauer Natica, Litorina, Turbonilla an deren Exemplaren doch die generischen Charaktere so entschieden und vollkommen her- vortreten als es bei Gehäusen überhaupt nur möglich ist. Wır müs- sen auch hei dieser Gelegenheit wieder darauf hinweisen, dass wir in den Petrefakten die Reste untergegangener Thiere und Pflanzen ha-. ben und dass die erste und höchste Aufgabe der Paläontologie ist aus diesen Resten die Thiere und Pflanzen selbst, ihre Arten und Gattungen, daraus die geologische Entwickelung des Organismus zu erkennen, Nicht jede Art kann Leitmuschel für eine Formation sein und nicht um der Leitmuscheln willen oder um des blossen Formen- spieles sind die Versteinerungen zu untersuchen. Wir werden uns bei einer andern Gelegenheit über die weit auseinander laufenden Richtungen in der Paläontologie specieller aussprechen, wobei unsere von des Verf. abweichender Ansicht nähere Begründung finden wird. Geol. Zeitschrift IX. 85 — 147. 77 Keferstein, über einige deutsche devonische Gon- chiferen aus der Verwandtschaft der Trigoniaceen und Garditaceen. — Das Material dieses Aufsalzes ist aus devo- nischen Schichten des Harzes und von Paffrath. Verf. bestimmt Schi- zodus truncatus — Megalodus truncatus Gf, Myophoria truncata Grünw., Sch. rhomboideus (Gf), Sch. inflatus — Tellina inflata Roem, Cardinia trapezoidalis Roem, Sch. trigonus = Thetis trigona Roem, Schizodus ovalis n. sp- Ferner Prosocoetus n, gen. begründet auf Pr, priscus = Venus prisca und Cyprina vetusta Roem, Pr. ovalis n, sp., Pr. com- planatus n. sp. dann Mecynodon n. gen. auf M. carinatus —= Mega- lodus carinatus Gf, M. oblongus (Gf), M. auriculatus (Gf); endlich Megalodus cucullatus Sob und M. concentriecus Arch, — Ebenda 149 — 162. A. Wagner, neue Knorpelfische aus dem lithogra- phischen Schiefer von Solenhofen. Die sehr reichhaltige Häberleinsche Sammlung aus dem lithographischen Schiefer ist vom Könige ‚von Baiern angekauft und mit der Münsterschen nunmehr ver- einigt, wodurch ein überaus wichtiges Material im Münchener Gabi- net aufgehäuft ist. Verf. charakterisirt zunächst folgende Fische da- nach. Chimaera (Ichyrodon) Quenstedti 6’ lang mit 11’ langem Stachel in, der Rückenflosse. Der untere Zahn ist Ch. Townsendi ähnlich, der vordere der obern gleicht einem halbirten Hufe, ist fein in der Länge gerieft und gegen den Hinterrand seicht ausgefurcht. Der hin- tere Oberzahn geht vorn in eine scharfe Spitze aus. Cestracion fal- eiler: Kopf kurz und stumpf wie bei der lebenden Art, auch das Gebiss mit kleinen spitzen Zähnen in der Mitte, aber an der Seite mit solchen von Acrodus; jede Rückenflosse mit einem sehr starken gekrümmten Stachel; Bauchflosse unter der ersten Rückenflosse; Länge etwa 17.“ Palaeoscyllium formosum mit 2 Rücken und einer After- flosse, in der Flossenstellung Ginglymostoma zunächst ähnlich, von diesem aber durch die kurze und breite Bauchflosse unterschieden, Thaumas alifer Mst ist eine ächte Squatina. Thaumas speciosus Meyer. Spathobatis mirabilis fast 41), lang. — Münchner Bülletin 1857. 288 — 293. Gaudry und. Lartet, paläontologische Untersu- ehungen bei Pikermi in Attica. Die Verf. reisten im Auf- wage der Pariser Akademie nach Aihen und brachten eine grosse Sammlung fossiler Knochen zusammen, welche die Arbeiten von Roth und A. Wagner vervollständigen. Die Reste von Semnopithecus pen- telieus veranlassen sie, Wagners Mesopilhecus, dem Referent, schon früher die Selbständigkeit abgesprochen, für unhaltbar zu erklären und auch Wagners. zweite Art major einzuziehen. Maerotherium pen- telicum war von Elephantengrösse, mit, ungeheuren Grabkrallen. Fer- ner führen sie, auf Thalassiclis robusta .Nordm mit den Lückzähnen der Hyäne und. den. Backzähnen der, Viverrinen; Viverra d’orbignyi, Felis gigautea, , Machairodus leoninus, Dinotheriuim, Mastodon pente- 18 licus, Rhinoceros pachygnathus, Rh. Schleiermacheri, Hystrix primigenia (Wagners Castor und Lamprodon), Sus erymanthius, Hipparion gracile, Antilope Lindmaieri, A. speciosa, A. brevicornis, Capra amalthea, Ca- melopardalis Duvernoyi, C. atticaa Diese attische Fauna entspricht der von Cueuron im Vaucluse zunächst, welche zwischen der Mo- lasse und den Subappeninenmergeln liest. Die Verfasser schliessen auf bedeutende Niveauveränderungen, in denen wir ihnen nicht folgen, da andere Arten auch unter andern Verhältnissen leben können und sehr wahrscheinlich gelebt haben und derartige Schlüsse stets schr vag bleiben. (Compt. rend. 1836. XLIlI. 271— 274. 318—321.) al. ; Botanik. Graf Reinhard zu Solmslaubach gibt ein Ver- zeichniss oberhessischer Standorte einiger Laubmoose. Es sind 84 Arten, därunter Bryum, Leptrotrichum, Bartramia, Orthotrichum, Grim- 'mia, Neckera und Hypnum die reichhaltigsten. Die Standorte sind speciell angegeben. (Oberhessischer Bericht 1857. 18 — 20.) P. M. Bauer stellt ebenda S. 61—82 eine Uebersicht der Leber‘- und Laubmoose und Farren im Grossherzogihum Hessen auf. Die Cryptogamen Hessens haben zwar vielfach die Botaniker beschäf- tigt, aber eine übersichtliche Aufzählung derselben fehlte bisher. Verf. der vorliegenden hat aus gerechten Gründen die ältern Angaben un- - berücksichtigt gelassen, nur die neuern von Genth, Bayrhoffer, Schnitt- spahn und Rabenhorst aufgenommen, des letztern Anordnung befolgt. Er zählt die Arten mit specieller Angabe der Standorte und des Be- obachters auf: .16 Lebermoose, 74 Jungermanniaceen, 249 Laub- moose und 40 Filieoideen. — J. Rossmann fügt S. 121 —122 einige Nachträge hinzu mit 12 neuen Arten und für mehrere Arten neue Standorte. Fries verbreitet sich über folgende neue oder wenig bekannte Hieracien: Hieracium leucotrichum Minas Geraes, flaccidum eben- da, Avilae HB Columbia, jubatum Neu Granada, stuposum Mexiko, sinuosum, macilentum Alpen, angulare im Garten zu Upsala gezogen, anfractum Schweden, versicolor Siebenbürgen. (Ofvers. kgl. vet. Ak. Förhdl. 1856. 141 — 149.) £ C. Eramer, über Lycopodium Selago. — Das Punctum Vegetationis ist bei dieser Pflanze sehr flach gedrückt, weder von aussen noch im Längsschnitt besonders ausgezeichnet, es scheint das Längenwachsthum durch mehre Zellen vermittelt zu werden, welche sich abwechselnd durch zur Scheüeloberfläche senkrechte Längswände und horizontale Querwände theilen. Das Längenwachsthum aller Strah- “len ist durch die dichotome Verzweigung begränzt. Diese ist dop- pelter Art. Entweder theilt sich das Punctum vegetationis in zwei oder es bilden sich Knospen in der Achsel' der Blätter. Ob alle ächten Lycopodiaceen dichotomische Verzweigung besitzen, bleibt da- hin gestellt, Bei dieser Art sind die Zweige wenn nicht immer völ- lig, doch nahezu gleich entwickelt,‘ In frühester Entwicklung stehen 179 die beiden puncta vegetationis in Form niedriger Wülste dicht neben einander. Die Gabeltheilung wiederholt sich unbegrenzt und ziemlich regelmässig. Die successiven Verzweigungsebenen bilden alle mögli- chen Winkel mit einander, denn die Verzweigungsrichtung unterliegt keinem Gesetz. Die erstarkten Aeste besitzen acht- oder zehnzeilig gestellte Blätter, je 4 oder 5 stehen annähernd auf gleicher Höhe und bilden alternirende scheinbare Wirbel. Ein durch Gablung ent- standener Ast beginnt in der Regel mit einem bis. zwei dreigliedrigen Quirlen, auf diese folgen viergliedrige und häufig zum Schluss noch fünfgliedrige. Kräftige Zweige fangen auch wohl mit viergliedrigen Quirlen an und fahren mit fünfgliedrigen fort. Die Blätter der End- triebe sind in ein und demselben Quirl von verschiedener Grösse, stehen ziemlich auf gleicher Höhe und werden spiralig angelegt. Die Drehung der Spirale wechselt; die Divergenz beträgt etwas weniger als 2/y, das zehnte Blatt steht beinah senkrecht über dem ersten. Die Entstehung der Wirbel hängt mit der ungleichen Entwicklung der suecessiven Internodien zusammen; häufig verkümmern einige Inter- nodien ganz, erst das 4. oder 5. streckt sich in die Länge. Die Blätter eines Quirles sind später gewöhnlich gleichmässig auf den Stengelumfang vertheilt. Bei der Gablung setzt sich die Blattspirale des Muiterstrahles an dem einen Aste fort und zwar an demjenigen, an dessen Basis dieselbe nach vollendeter Theilung des Vegetations- punctes eben angelangt ist. Die Zweige einer Dichotomie sind unter sich und mithin auch mit dem Mutterstrahl homodrom oder der eine derselben zeigt die entgegengesetzte Drehung. Hinsichtlich des Wachs- ihums des Gefässstammes citirt €. zunächst Nägelis Ergebnisse, Nach denselben sondern sich im Gewebe der Stammspitze und der Blätter von Lycopodium celavatum von unten nach oben Stränge von Gefäss- cambium aus in der Art, dass sie eine Strecke weit in den Stamm senkrecht emporsteigen und dann in ein Blatt ausbiegen. Die Stränge von. Gefässcambium verholzen zu Gefässbündeln, die ersten in dem Stamme nach oben sichtbar werdenden Gefässbündel endigen also alle in die Blätter. Der Holzeylinder besteht in dem Punct, wo er sich fortwährend bildet, aus einem Kreis vollkommen getrennter Gefäss- -bündel. Dass nachher je 2 oder mehre Gefässbündel sich in ein zu- sammengesetztes Bündel vereinigen ist von secundärer Bedeutung. Hierzu fügt Cr. noch folgende Beobachtungen. Obgleich die Blätter 8 bis 10 Längsreihen am Stengel beschreiben und jedes Blatt ein Gefässbündel erhält, so zeigen Querschnitte doch stets weniger Bün- del’ im Holzceylinder als Blattzeilen vorhanden sind. Die Stellung der sympodialen Gefässbündel bleibt stets dieselbe, in welcher Gegend man das Stämmchen quer durehschneiden mag; der im Holzeylinder senk- recht emporsteigende Theil eines Gefässbündels bildet die gerade Ver- längerung desjenigen Bündels, an dessen inneres Knie sich jenes an- setzt, Die sympodialen Gefässbündel sind meist in ziemlich gleichen Abständen auf den Umfang des Holzeylinders vertheilt. Auch wenn die Anzahl der Bündel der Zahl der Blätter des Quirls entspricht, % 80 ist die Stellung jener zu den Blättern keinem bestimmten Gesetz un- terworlen; sie können je 4 oder 5 Blattreihen opponirt sein ‘oder bald nach rechts bald nach links mehr weniger abweichen, so dass sie oft genau zwischen zwei benachbarte Blattreihen zu liegen kom- men. Die Gefässbündel setzen sich regellos ‘an. tiefer liegende an, die in Blätter abgehenden verlassen daher auf Querschnitten die im Holzeylinder zurückbleibenden zu höhern Blättern emporsteigenden oft seillich, oft aussen. Gewöhnlich sind es nur die Gefässbündel der Blätter zweier benachbarter Blattreihen, die sich an der Bildung eines sympodialen Bündels im Holzeylinder betheiligen, bisweilen nimmt aber das letztere auch noch einzelne Bündel entfernter Reihen in sich auf. Die Abgangsstellen der Bündel vom Holzeylinder liegen auf ei- ‚ner ähnlichen Spirale wie die jungen Blätter. ‘ Ein einfaches Gefäss- bündel durchläuft im Holzeylinder von dem Vereinigungspuncte mit einem andern an aufwärts gewöhnlich nur ein Quirlinternodium. Vor der diehotomischen Verzweigung eines Astes vermehrt sich die Zahl der sympodialen Gefässbündel des Holzeylinders, indem je 2 einfache Bündel getrennt emporsteigen und da wo sie ins Rindenparenchym übertreten, Gefässbündeln höherer Blätter zum Anhaltspunet dienen. Die Gefässbündel werden in ihrem ganzen Verlauf von ihrer Insertion im Holzeylinder bis in die Blattspitze gleichzeitig angelegt. Die sym- podialen Bündel des Holzeylinders sind noch in beträchtlicher: Ent- fernung von der Endknospe vollkommen von einander gelrennt und nach allen Seiten von zartwandigen Cambiumzellen begränzt. Zwi- schen je zweien derselben bilden sich frühzeitig Holzbündel, von de- nen einzelne von der Peripherie bis ins Centrum des Holzcylinders reichen und hier verschmelzen, während andere kürzer bleiben und im Querschnitt bald einfach bald verzweigt erscheinen. Bisweilen ireten auch solche Bündel innerhalb der Gefässbündelringes mitten im Cambium auf. Gefäss- und Holzbündel sind also ursprünglich durch Cambium von einander getrennt und die erstern stets ringsherum, die letztere wenigstens innen und auf. beiden Seiten bisweilen auch ganz vom Cambium eingeschlossen. Das Cambium verwandelt sich bei sei- ner spätern Ausbildung z. Th. in Gefässe z. Th. in Holzzellen. Der- jenige Theil des Cambiums, welcher ausserhalb der Gelässbündel liegt, liefert Holzzellen, das noch vorhandene Cambium im Innern des: Ge- fässbündelringes verwandelt sich fast ausschliesslich in Gefässe und verdickt auf diese Weise die Bündel nach Innen. Die Holzbündel bestehen aus langen, diekwandigen, besonders auf dem Längsschnitt deutlich porösen farblosen Zellen. Die Gefässe des Holzeylinders sind ohne Ausnahme porös und im Alter braungefärbt, die äussersten eng und viel kürzer 'als die spätern; alle Gefässe enden oben und unten in eine Spitze; die Poren sind meist rundlich, selten linienförmig erweitert. Der Holzeylinder wird zunächst von 1 bis 3 Kreisen pris- malischer dünnwandiger schwach bräunlich gefärbter Zellen umgeben, welche vielmal länger als breit und porös sind, darauf folgen nach aussen cylindrische, diekwandige larblose Zellen, kürzer als jene, 81 porös; dann folgen wieder einige Schichten engerer Zellen, unter welchen einzelne ausser den Poren nicht selten bis fünf sehr zarte linksgewundene Spiralfasern mit sehr hohen Umläufen besitzen. Un- mittelbar unter der Epidermis liegt ein chlorophyllreiches schwammi- ges Zellgewebe. — In der Achsel einzelner Blätter entstehen durch Form und Stellung der Blätter ausgezeichnete Seitenzweige zur Ver- mehrung der; Pflanze. So lange die Bulbille noch im. Zusammen- hange mit der Mutterpflanze steht, sind, gewöhnlich nicht mehr. als 14 Blätter sichtbar, deren unterste durch ungleiche Entwicklung. der successiven Internodien zu. je zweien auf gleiche Höhe gerückt: sind; die einzelnen Blätter dieser Paare sind einander opponirt und die suc- cessiven Blattpaare alterniren. (Pflanzenphysiol. Untersuchungen, Heft 3. 5. 10 — 20.) 2 Zoologie. Gredler, Tyrols Land- und Süsswasser- eonehylien. — Diese mit grossem Fleiss bearbeitete Abhandlung bringt von jeder in Tyrol vorkommenden Gattung eine Diagnose und Clavis der beobachteten Arten, dann für jede Art die Diagnose des Gehäuses, die specielle Verbreitung, Art des Vorkommens und auch kritische Bemerkungen. Wir bedauern, dass diese für das Studium der Conchyliologie in Tyrol unzweifelhaft sehr wichtige Arbeit die Thiere völlig unberücksichtigt gelassen hal, die wesentlichsten und am meisten auffallenden anatomischen Charactere hätten doch wenig- stens angeführt werden sollen, denn wo ist bessere Gelegenheit den Anfänger und Laien auf das gründliche Studium der thierischen Or- ganisalion und auf das Wesen der natürlichen Classification hinzu- weisen und dazu Anleitung zu geben als in der Darstellung der Lo- calfaunen, deren Material am leichtesten und in hinreichender Fülle zugänglich ist. Das ‚blosse Sammeln der Gehäuse und deren Be- stimmung nach dem hier mitgetheilten Clavis und Diagnosen’ bleibt eine Spielerei, führt weder in die Wissenschaft ein, noch fördert sie dieselbe; der Zweck alles Studiums der Naturwissenschaft ist doch aber kein anderer als tiefste Einsicht und Erkenntniss der Natur und diesen muss man bei allen schriftlichen Arbeiten, mögen sie für An- fänger oder für Fachleute, zur allgemeinen Belehrung und Unterhal- tung dienen, stets oben anstellen und jede Einseitigkeit vermeiden. _ Mit der genauesten Kenntniss der Schneckengehäuse wird man nim- mermehr eine Einsicht in den Typus ihrer Arten und ‚Gattungen er- zielen und wir meinen gerade die Gehäuse sind lange und eifrig ge- nug geputzt und gepflegt und vielfach benamset, es wird wohl Zeit, dass endlich auch ihren Bewohnern eine ernstere und allgemeinere Aufmerksamkeit und ein bis auf die Arten hinabgehendes Studium gewidmet wird. — Verf. beschäftigt sich mit 4 Arten von Suceinea, 3 Vitrina, 50 Helix, 4 Achatina, 3 Bulimus, 29 Pupa, Balea, 15 Clausilia, 1 Carychium, 1 Gyclostoma, 2 Pomalias, 3 Acicula. — (Wien. Zool, botan. Verein VI. 25 — 163.) 6 82 H. Hauffen, zwei neue Höhlenschnecken. — Valvata erythropomatia aus der Görzaer Grotte (Gorizane) und Paludina pel- lueida aus der Grotte am Glaven werden beide nach ihrem Gehäuse diagnosirt, aber weder mit ihren verwandten Arten verglichen, noch ihre Bewohner mit irgend einem Worte characterisirt, beides mag der Leser erraihen. (Ebenda 465 — 466.) Derselbe beschreibt in gleicher Weise das Gehäuse eines Carychium reticulatum n. sp. aus der Höhle Bidousturm, wel- ches Frauenfeld mit C. Schmidti identificirt, was Verf. aber nicht zu- gibt (warum werden denn die anatomischen Charactere nicht geprüft, sie würden die Frage schon entscheiden!) er fügt vielmehr noch eine zweite neue Art C. bidentatum aus der Grotte am Glaven und eine Valvata spelaea n. sp. ebenda hinzu. (Ebenda 623. 701.) Holmgren, Monographia Tryphonidum Sueciae. Nach wenigen einleitenden Bemerkungen stellt Verf. folgenden Conspectus für die schwedischen Tryphoniden auf: A. Scutellum plus minusve eleyatum, apicem versus, anguslatum, apice ipso rotundato, a. Dente mandibularum superiore integro. &. Clypeus discretus vel subdiscretus, facies parum promineus, aulennae articulo primo flagelli secundo semper longiore, methatorax spiraculis rotundatis, femora praesertim anteriora gracilia. Tr. homalopi. ‚#2. Clypeus non discretus, facies saepissime valde protuberans, antennae articulo primo et secundo flagelli plerumque longitudine subaequalibus, metathorax spiraculis saepe oblongis vel ovalibus, femora saltem po- stica incrassata subcompressa. Tr. prosopi. b. Dente mandibularum superiore bifido, mandibula inde quasi tridenlicu- lata. Tr. schizodonti. B. Scutellum apice truncatum, angulis apicalibus productis. Tr. aspidopi. Die erste Familie, deren Bearbeitung "hier vorliegt, begreift 20 Gat- tungen, die in 6 Gruppen geordnet werden. Wir zählen gleich die vom Verf. beschriebenen Arten auf: Mesoleptus melanocepha- fovealator geniculatus lus Gr fuscicornis Gm atomator testaceus fbr montanus Gr albopietus gracillentus pulchricornis Notopygus emarginalus ruficornis Gr Euryproctus annulatus flavicornis xanlhostigma Gr. Gr analis vulneratus Zett socius resplendens neglectus nemoralis Fre Otenopelma mexoxantha gracilis alpinus Gr eingulatus Gr albipes lutea amoenus tubereulatus xanthostigma typhae Fre regenerator Fbr alfinis fugax Gr mundus Gr fuscipennis paludicola rufoniger Gr lapponica curlus alfınis clypeata femoralis defectivus ruficornis macrodactylus bivinetus nigra Catoglyptus forlipes Gr arbustorum borealis crassipes nigriceps Gr Prionopoda stielica Fbr minor fuscicornis xanlhophana Gr 83 Perilissus filicornis Gr molestus gutliger vernalis Gr hyperboreus versutus erythrocephalus Gr fasciellus hamulus Gr buceinator imilator uficollis buceulentus pallifrons obscurus subeinclus gracilipes fraternus pallidus Gr alacer ignavus limitaris Gr alticola leptogaster lutescens pulverulentus viduus Gorski Rtzb .carinalus nigricollis Gr pietilis eiliatus nobilis macropygus geniculatus callidulus soleatus improbus amiclus Iueidulus sincerus nubilis Eclytus ornalus vieinus pannicularius fontinalis simulans [rigidus Megastylus cruentator Scht flavicaudatus Trematopygus erosus mediator Scht anceps umbrarum borealis melanogaster discolor lineator Scht gracilicornis alralus Mesolejus heros armillatorius alutaceus rufus Gr pulchellus niger veprelorum Gr sanguinosus „ allicans anlicus Gr placidus ruficornis dubius aemulus nigricornis celigatus Gr linitus obliteratus spurius luetuosus conformis furax fuscipes erylhropalpus Gr opticus Gr virgultorum Gr procurator Gr sanguinicollis Gr pusio lapponicus haematodes Gr baeniopus Tryphon elongator Fhr tibialis Gr formosus Gr brachyacanthus Gur dispar sternoxanthus Gr rulilator L lophyrorum Hart multicolor Gr vulgaris obtusus languidulus ° trochanteralus conformis napaeus braccatus contractus unifasciatus bicornutus sylvestris Gr ophthalmicus consobrinus tristis dives incestus melancolicus Gr nivalis nigripes monticola meridionalis , signator Gr politus trans[uga subsuleatus mollis stipator ephippium vigens niger Gr brunniventris Gr parvus segmentalor fulviventris subfascialus comptes heliophilus Gr consimilis pubescens confinis perspicuus erythrocerus Gr quadrisculptus Gr juvenilis semicaligatus Gr tenuicornis Gr discedens insolens Gr compunctor Gr amabilis fallax impressus Gr coriaceus tenellus Grypocentrus cinctellus Rh buccatus ustulatus ineisulus Rh borealis Försteri albipes Rh sublitis dorsalis Gr basalis Rh mixtus longipes Gr elypeatus Zeit lituratus adpropinqualor Gr ophthalmicus fraudator rufolabris Zeit rufipes. nu 59* Adelognathus brevicor- nis 84 Wesmaeli nitidiventris lepidus gibbulus nigrifrons melanostigmus gnathoxanthus Gr Ruthei gramnicus similis pallipes stenocentrus pullus pusillus pumilus consobrinus pumilio consobrimus morio marginellus glabellus funebris difformis praedator gracilis punctus . nigellus unicinetus Euceros grandicornis mixtus colorator egregius limosus triangulatorius Gr morinellus xanthopygus ietericus Gr Polyblastus laevigalus anilis borealis femoralis senilis ustulatus palustris vetustus rufilabris infestus pyramidalus flavilabris varitarsus scutellaris connatus Stenhammari oelandicus alpicola coturnathus Gr carinalus pietus Gr sphaerocephalus Gr Erromenus brunnicans exslirpatorius Gr mutabilis Gr. approximatus propinquus zonarius Gr hostilis pratensis Gr punctulatus frigidus gilvipes frenator Gr pumilio sordidus Acrotomus lueidulus Gr pumilus rivalis xanthopns limbatus bipustulatus orbitatorius Scht limbatellus hilaris insidiator praeustus arenalus eoarctalus Dahlbomi marginalus Exenterus Bohemanni rulonolatus pinguis Gr jucundus macrocephalus Westringi erosus Schiödli subalpinus lituratorius L Zetterstedti palaemon Scht apiarius Gr Zonellus carbonarius Gr eingulatorius pygmaeus annulatus sexeinetus Gr bimaculatus sanguinatorius Ritz suceinetus Gr Exyston einetulus Gr. Wahlbergi * marginalorius Fbr Königl. svensk. vet. Ak. Handl. 1855, I. 93 — 246. H. Frey und H. Lebert, Beobachtungen über die im Mailändischen herrschende Krankheit der Seiden- raupe, der Puppe und des Schmetterlings. Am constante- sten findet man eine zahllose Menge kleiner einzelliger Pflanzenele- mente im innern dieser Thiere, sowie auch an verschiedenen Punkten ihrer Oberfläche. Die Form derselben ist oval, in der Mitte zweimal so lang als breit, an den Enden vollkommen abgerundet, deutlich dunkel gerandet, der Rand ein Viertheil der ganzen Breite einneh- mend, 0,004"m his 0,005" lang und 0,0025%m breit. In ruhiger Flüssigkeit drehen und oscilliren diese Körperchen, aber bewegen sich nicht fort. Ihr Inneres zeigt bei tausendfacher Vergrösserung noch keine Structur, der Inhalt ist homogen, durchsichtig, leicht weissgelb- lich, ohne Fettglanz, weder Wasser noch thierische Flüssigkeit reagi- ren auf den Inhalt, auch Essigsäure nicht, dagegen concentrirte Mine- 85 ralsäuren, sie bleichen die äussern Umrisse, dann quillt das Körper- chen zum doppelten Volumen auf, wird kuglig, umgiebt sich mit einem Wölkchen und löst sich endlich völlig auf. Kaustisches Kali wirkt gar nicht ein, auch Alkohol und Aether nicht, Jodwasser färbt gelbbraun und dunkelbraun. Es handelt sich also um eine sehr kleine einzellige Alge. Verfl. sahen auch die Theilung derselben in allen möglichen Zwischenstufen. Im Innern mehrer fanden sich ovoide Körperchen. Spärliche Exemplare ‘dieser Alge kommen auch in In- sekten vor, die nicht krank sind, Cornalia fand sie auch im Blute der Seidenraupe, wo sie eine rückgängige Metamorphose der Gewebe an- deutet. In angeblich gesunden Raupen, Puppen und Schmetterlingen sahen sie die Verfl. nur in sehr geringer Menge, allein alle Exem- plare waren aus Italien, wo die Krankheit schon seit mehren Jahren an Ausdehnung zunimmt, aus andern Ländern, wo die Krankheit noch nicht herrscht, wurden keine Raupen untersucht. Im Innern der Eihülle liessen sie sich nicht auffinden. Bei dem Vergleiche gesunder und kranker Eier, war die Pigmentmenge und die sternartigen Figu- ren derselben sehr schwankend. Die unbefruchteten Eier gesunder und kranker Schmetterlinge sehen einander durchaus ähnlich. Die ausgewachsenen und die dem Verpuppen nahen Raupen bieten schon auf den ersten Anblick ein schwärzliches krankes Ansehen dar, was sich auch in allen ihren trägen Bewegungen sowie in dem später öfters weichen und kleineren Cocon kund giebt, in welchem manche Raupen gar nicht zur Verpuppung kommen. Die Farbe der Raupen ist mehr schmutzig gelb, zeigt auf der Oberfläche zahlreiche schwarze Flecke, gelbbraune bis dunkelschwarze; die Füsse verschrumpfen, bis- weilen wird dann die Hautfarbe ockergelb. Die Natur des Pigments dieser Flocken und ihr Zusammenhang mit den Algen liess sich nicht ermitteln. , Das Gewebe der Raupe ist noch wenig verändert, kein Organ ist speciell ergriffen. Die Cocons sind durchschnittlich kleiner, um 1/,— !/,, das Gespinnst weniger resistent, die, Farbe gelber, die Puppen selbst kleiner, dunkler, die braunen Flecken sind auf die Fühler und Flügelgegend vertheilt. Für den Schmetterling unter- scheidet Cornalia drei Stadien der Krankheit: in einem ersten wird der Leib des Insekts sehr ‚gross, es ist schwach, begattet sich noch und das Weibchen liefert eine zum Theil gute Brut; im zweiten Sta- dium begattet sich das Weibchen, aber giebt keine Brut, im dritten findet gar keine Begatiung Statt. Der. Schmetterling kriecht nur schwer aus, der Leib ist in den Ringen besonders aufgetrieben, Blut ist in grosser Menge vorhanden, die Flügel entwickeln sich höchst unvollkommen, ihre Adern schwellen varicös an, das Blut ist reich an vibrirenden Körperchen und wird oft beim Eintrocknen dunkler; das Männchen allein hat noch einige Lebhaftigkeit, das Weibchen gestattet die Copulation nicht mehr. Die Vrff. fanden ebenfalls die rostfarbenen und schwarzen Flecke auf der Oberfläche, um sie herum viele der kleinen Körperchen, welche stellenweise die Schuppen bedeckten, auch die varicösen Erweiterungen der Flügeladern. Beim 86 Anstechen des Insektenleibes quoll gewöhnlich eine grosse Menge dunkel gelbbrauner trüber Flüssigkeit aus, welche neutral reagirie und sowohl dunkler als auch trüber war als das normale Blut. Sie war arm an Blutzellen, sehr reich an Algen, die sich an allen innern Or- ganen finden, am meisten im Fettkörper, in den Malpighischen Ge- fässen, viele im Magen und Darmkanal, im Innern des Auges zwischen den Krystallkegeln, im Innern quergestreifter Muskeln der Beine, keine in den Tracheen, viel in den Eileitern und Hoden. Diese Verbreitung ist eine räthselhafte, wenn man nicht’ die generatio aequivoca' zu Hülfe rufen will. Das Wesen der Krankheit ist mit diesen Beobach- tungen noch nicht erforscht und beabsichtigen die Verff. ihre Unter- suchungen fortzuselzen. — Züricher Vierteljahresschr. 1356 Novbr. Mühlig und Frey, Beiträge zur Naturgeschichte der Coleophoren. Diese Beiträge enthalten Beschreibungen der Raupe und des Insekts sowie Beobachtungen über die Lebensweise folgender Arten: Coleophora silenella HS, C. nutanella n. sp.,, (. dianthi HS, C, virgaureae Sta, C. succursella HS, C. odozariella n. sp. sämmtlich in der Gegend bei Frankfurt gesammelt. —. Ebda. H. Loew, Neue Beiträge zur Kenntniss der Dipte- ren. .(V. Beitrag. Meseritz 1857. 4°.) Dieser neue Beitrag des hoch- verdienten und gründlichsten Dipterologen verbreitet sich über die sehr schwierige und interessante Familie der Dolichopoden und ent- hält eine solche Fülle von Detailbeobachtungen und tief eingehenden kritischen Bemerkungen, dass wir hier nur die besonders behandelten Gattungen und Arten namhaft machen können und damit das Studium der Abhandlung empfehlen. Verf. verbreitet sich über Psilopus und zwar Ps. platypterus Fbr, nervosus, Wiedemannus Fall, lobipes Meig, flavieinetus, albonotalus, contristans Wied, longulus Fall, tenuinervis, euchromus; ferner Sybistroma mit S. longiventris, distans u. v. a., Dolichopus und die Gruppirung ihrer Arten nebst einigen neuen; Hy- drophorus mit H. viridis Meig, inaequalipes Macq, brunnicosus, callo- stomus; Campsicnemus mit C. compeditus, platypus, lumbatus, margi- natus, dasycnemus; Thinophilus mit Th. (Peodes) foreipatus; Raphium mit den neuen Rh. auctum, quadrifilatum, spicatum, metathesis, adpro- pinquans; Machaerium wird in Smiliotus umgetauft mit Sm. thino- philus; Argyra mit den neuen A. atriceps, grata, longifilus; Porphy- rops wird in mehre Gattungen aufgelöst; Diaphorus mit den neuen D. lugubris, disjunctus, latifrons, tripilus; Chrysotus mit Chr. melam- podius, suavis, albibarbus; Medeterus; Aphrosylus mit A. venator. , M. S. Schultze, die Entwicklungsgeschichte von Petromyzon Planeri. Gekrönte Preisschrift. Harlem 1856. 4°, 8 Tif. — Nachdem der Verf. das unbefruchtete Ei in seinen Theilen der gallerartigen äussersten Hülle, der Eischalenhaut, der Dotterhaut und dem Dotter beschrieben, legt er die ersten Veränderungeu in denselben nach der Befruchtung dar, Zwischen Chorion und Dotter 87 entsteht ein leerer Raum und in der sechsten Stunde beginnt der to- tale Furchungsprozess mit Halbirung, 21/, Stunde später folgt die zweite Theilung und so fort. Inzwischen bildet sich im Centrum des Eies eine Furchungshöhle aus, die mit Flüssigkeit gefüllt ist und mit zunehmender Vergrösserung ihre Wandung mit kleinen Zellen aus- kleidet. Mit dieser Höhle umwächst die obere Eihälfte blasenartig die untere, jedoch nicht gleichmässig vom ganzen Rande der Aequa- torialfurche sondern ungleich, indem die eine Hälfte des Randes sich aufwulstet und helmartig erhebt. Durch allmählige Ausgleichung die- ses Vorsprunges erhält das Ei eine birnförmige Gestalt, an der einen mehr nach obengewandten Seite eine Vertiefung, die sich zur Nah- rungshöhle mit dem After ausbildet. Gleichzeitig verschwindet im Innern die Furchungshöhle ganz, die sie überwölbenden Zellen bil- den 3 bis 4 Lagen, deren mittle beide sich eigenthümlich auszeich- nen. Jetzt erheben sich die Rückenwülste, an der Afteröffnung in einen spitzen Winkel zusammenlaufend, nach dem andern Eipole di- vergirend und am spätern Kopfende bogenförmig sich vereinend. Sie nähern sich schnell und schliessen die Primitivrinne. indem zugleich das: Kopfende sich mehr aus der Ebene der Eioberfläche erhebt. Die Afteröffnung zieht sich ein und wird kleiner, das Kopfende länger, wodurch endlich der Embryo gewunden wird. Längs des Rückens erhebt sich eine Hautfalte, die spätere Flosse, im Innern hat sich die primitive Nahrungshöhle in den Hals- und Kopftheil fortgesetzt. Am 13. bis 15.. Tage verlässt das junge Neunauge als weisses Würm- chen die Eischale.. Man erkennt in ihm die Chorda 'dorsalis aus ge- körnten ovalen Zellen bestehend, seitlich derselben dunkle Querbänder als Andeutung der Seitenmuskeln aus langgestreckten Zellen gebildet. An der Bauchseite liegt das Herz dicht unter der Haut schlauchförmig aus rundlichen granulirten Zellen bestehend und schon lebhaft pulsi- rend. Ueber dem Herzen der Darm vorn blind geschlossen. Die Haut bilden deutlich sechseckige Zellen. Das junge Neunauge wächst zunächst schnell in die Länge und hebt seine Rückenflosse höher. Verf. verfolgt zoch die Ausbildung der einzelnen Organe. Das cen- trale Nervensystem erscheint nach dem Auskriechen als keulenförmiger Strang ‚ohne Hirnabtheilungen, vorn daran die Augen als schwarze Punete, dahinter die zartwandigen Gehörsbläschen mit Otolithen, spä- ier entsteht als einfaches Grübchen mitten auf dem Kopfe das Ge- ruchsorgan. Am Darm stülpt sich vorn der Munddarm ein, hinter dem Herzvorliof schnürt sich die Leber ab als solider Zellenhaufen, bald nach dem Auskriechen entstehen vorn jederseits die Kiemenspal- ten, in denen sich Knorpelgerüst und Kiemenläppchen nach und nach ausbilden. Auch die Entwickelung einiger Skelettheile, einiger Drü- sigen Organe, des Kreislaufs, der Haut und des Muskelsystems legt Vrf. noch. dar und vergleicht zum Schluss die Entwickelungsgeschichte des Nennauges mit der anderer Knorpelfische, 88 Ch! Girard, die Salmonen im| Oregon und Cali- fornıen: Salmo Scouleri Richd im Columbiaflusse, S. Quinnat Rehd ebenda, S. spectabilis im Fleatheadthale, Fario aurora von Asto- ria, F. Tsuppitch im Columbiaflusse, F. argyreus am Cap Flattery, F. Gairdneri im Klanathflusse, F. Clarki im Columbia, F. stellatus häu- fig, Salar Lewisi im Missouri, S. virginalis im Rio grande del Norte, S. iridea häufig. (Proceed. acad. nat. sc. Philad. 1856. October.) Ch.Girard,Ichthyologisches von der Westküste der Vereinten Staaten: Paralabrax n. gen. nur durch die Rückenflosse von Labrax unterschieden, mit P. nebulifer und clathratus, Hoıinalo- pomus n. gen. Fam. Trachinorum mit H. Trowbhridgei, Oligocottus n. gen. mit O0. maculosus, Leiocoltus n. gen. mit L. hirundo, Hoplo- poma n. gen. mit pantherina; ausserdem noch: viele neue Arten be- reits bekannter Gattungen. (Ibidem 1856. XIII. 131 — 138.) Ch. Girard beschreibt als neue Urodelengattung Heredia mit H. oregonensis, welche Aneides lugubris auffallend ähnelt, aber durch die Form der Schnauze, die ausnehmenud feinen Kieferzähne und die Anordnung der Gaumenzähne in zwei Gruppen sich unterscheidet. (Proceed. acad. nat. sc. Philad. 1856. YII. 140.) Hallowell beschreibt I. c. eine Rana oxyrhynchus n. sp. aus Florida und dann 1. c. 146. aus der Sammlung in Philadelphia: Chamaeleo granulosus, Burchelli, Hemidactylus formosus, Gymnoda- ciylus tenuis, Varanus olivaceus, Holotropis vittatus, Tropidonotus an- nularis, Coronella striata, Rana albolahris, ferner Plestiodon sinense, Euprepis surinamensis, mierocephalus, dissimilis, longicaudata, 'No- tophis biearinatus, ferner l. c. 130. Pseudotriton flavissimus und marginatus. Le Gonte ingleichen |, c. 146. eine Hyla gratiosa aus Georgien. J. E. Gray beschreibt folgende indische Schildkröten: Testudo elongata Blyth, T. Horsfieldi, Emys crassicollis Bell; nigra Biyth, Batagur baske, ocellata, Cistudo dentata. (Ann. mag. nat. hist. April 342 — 344.) J. Gould diagnsirt als neu. das Colorit zweier - Vogelbälge, Amazilius cerviniventris, von Cordova in Mexico und A. castaneiventris von Sanlafe de Bogota. (Ebenda 352.) Ph. L. Sclater, neue Vögel aus dem südlichen Mexico: Cer- thiola mexicana, Anabates rubiginosus, cervinigularis, Anabazenops variegaliceps, Xenops mexicanus, Scelerurus mexicanus, Scythalopus prostheleucus, Granatellus Sallaei, Parus meridionalis, Formicarius moniliger, Todirostrum cinereigulare, Muscivora mexicana, Tyrannula sulphureipygia, Elaenia variegata, Pipra mentalis, Myiadestes unicolor, (Ebenda May 418 — 423.) - 89 CGassin beschreibt neue afrikanische Vögel: Meligno- thes conirostris und exilis aus der Verwandschalt des Jndicator, He- taerodes insignis derselben Stellung, ferner Ispidina Lecontei, ‚Napo- thera castanea. Tricophorus calurus und notalus, (Proceed. acad. nat. sc. Philad. 1856. VIII. 156 — 159.) H. A. Bernstein, Beiträge zur nähern Kenntniss der Gattung Collogalia (Cypselus esculentus u. nidificus). Mit 1 Ti. Bonn 1856. 4° Von dieser durch die indischen Vogel- nester berühmten Schwalbengattung bewohnen 2 Arten C. esculenta und nidifica Java, die beiden andern troglodytes und francica Malakka und die Philippinen und Mauritius. Verf. beleuchtet die osteologi- schen Verhältnisse speciell und findet dieselben mit denen der Cypse- _ liden zunächst übereinstimmend. In der Mundhöhle liegen zahlreiche lentikuläre Drüsen , auffallend gross sind die Unterzungendrüsen zu- mal bei C. esculenta; der Oesophagus ohne Kropf, drüsenreich, innen mit Längsfalten, der Drüsenmagen klein und scharf abgesetzt, der Muskelmagen länglich oval, innen stark gefaltet; der Dünndarm bildet eine doppelte Schlinge, dazwischen das Pancreas völlig getheilt; Blind- därme fehlen gänzlich. Der Magen enthielt bei 2 Exemplaren nur Käfer und Fliegen, deren Reste sich auch im Darm erkennen liessen. Die Leber dreilappig, die Milz äusserst klein; das Weibchen nur mit linkem Eileiter. Herz und Gefässstäimme wesentlich wie bei Cypselus. In der Brusthöhle lebt eine Milbe, die Verf, abbildet. H. Barkow, Syndesmologie der Vögel. Ein Glück- wunsch der königl. Universität zu Greifswald zum 17. Octbr. 1356 etc. Erste Abtheilung mit 3 Tff. Breslau 1856. Fol. — Verf. verbreitet sich zunächst specie!l über die Gliederung der Wirbelsäule bei den Vögeln und dann über die Verbindungen ihrer Knochen unter einander und deren Bänder. Die Fülle der Detailbeobachtungen gestattet einen kur- zen Auszug nicht und empfehlen -wir das Studium dieser Schrift ganz besonders den Ornithologen, die sich sonst nur mit dem Federnkleide . beschäftigen. G. Hartlaub, System der Ornithologie Westafri- kas. Bremen 1857. 8. — Auf ein ungemein reichhaltiges Material gestützt gibt uns der um die Ornithologie sehr verdiente Verf. in vor- liegender Schrift eine systematische Aufzählung der interessanten west- afrikanischen Ornis, die einzelnen Arten diagnosirend, ihr specielles ‚ Vorkommen, die Synonymie und Literatur beifügend und meist mit kritischen. Bemerkungen .begleitend. Voran gehen allgemeine Betrach- tungen, vergleichende geographische Tabellen und eine Aufzählung der bezüglichen Literatur. Es werden 750 Arten aufgezählt, von welchen 79 auch in Europa 143 in Süd- und NOAfrika, 59 in SAfrika, 147 in NOAfrika beobachtet wurden. Aus der Einleitung werden wir ge- legentlich. Einzelnes unseren Lesern noch mittheilen. Th. Schmidt, zur naturgeschichtlichen Statistik der in Pommern ausgerotteten Säugethiere, Jubelschrift I 90: zur 400 jährigen Stiftungsfeier der Universität Greifswald. Stettin 1856. 8. — Verf. hat alte Schriften und Urkunden sorgfältig studirt und weist darauf hin die frühere Existenz und die etwaige Zeit des Un- terganges folgender grosser Säugethiere nach. Der Auerochs im 13. Jahrhundert noch häufig wird um: das Jahr 1364 zum letzten Male erwähnt. Das Elenn war inmitten des 16. Jahrhunderts schon in die hinteröstlichen Bezirke Pommerns zurückgedrängt, obwohl das. Vor- kommen von Gehörnen die ‚früher weitere Verbreitung beweist; die Zeit seines Aussterbens,.in Pommern ‚lässt sich nicht ermitteln. Das Vorkommen wilder Pferde wird in mehren Urkunden erwähnt bis ins 16. Jahrhundert. Den Luchs berücksichtigen die ältern Jagdverord- nungen, noch 1727 und 1728 ‚wurden in: Vorpommern 2 Luchse erlegt, in. Hinterpommern 1729 und 1730 sogar 11, ferner 1737 und 1738 in Pommern überhaupt 12 Luchse, 8 Bären, 94 alte Wölfe, 15 Mittelwölfe und 89 Nesterwölfe,. das sind die letzten Nachrichten über Luchse. Der Bär kömmt nach. dieser Zeit vereinzelt noch all- jährlich vor, der letzte 1750 bei Gollnow. Der Biber wird in alten Urkunden mehrfach erwähnt bis in. die Mitte des Jahrhunderts. Die wilde Katze ist längst ausgerottet. Die Ziege als Hausthier sallte öfters ganz abgeschafft werden. Der Wolf war mit dem .Bär. gemein und wird häufig genannt, vermehrte sich. zur, Zeit des 30 jährigen Krieges besonders stark. Im J. 1725 wurden 10 Thlr. Prämie auf einen alten Wolf gesetzt und in den beiden folgenden Jahren 14 Stück ein- gebracht. Von 1740 an erscheint, er noch vereinzelt, so 1747 auf der Insel Usedom, im Jahre 1500 in der Stolzenburger Haide, 1817 bei Anclam. Die ausführlichen Mittheilungen des Verf.’s bieten man- ches Interessante, W. Peters, über .die Chiropterengattiungen Mor- mops und Phyllostoma. Mit 2 Tfi.: Berlin 13857. 4°. — Den Inhalt dieser schätzbaren Abhandlung haben wir kurz schon nach dem Monatsberichte der Akademie in Bd. IX, 238. mitgetheilt. Wir-finden in derselben eine tief eingehende Beleuchtung der betreffenden Anga- ben von Gray und Leach über Mormops, und dann Bemerkungen über Gervais’ Classification der Phyliostomen sowie endlich eine detaillirte Beschreibung des Vampyrus aurilus n, sp. aus Mexico und Guiana. G. Radde, Winterschlaf des Murmelthieres. — Das Murmelthier vergrössert mit zunehmender Kälte den Pfropfen seines Ganges nach innen so weit als der Boden friert. Es schläft nicht die ganze Zeit seines unterirdischen Lebens, sondern ist in demselben bis tief in den Winter thätig. Die Temperatur der Luft am Ende des Pfropfens beträgs 0°, im Gange steigt sie bis zum Lager, wo das Thier auf ganz trockenem -Heu schläft, dass es weich reibt, indem es im Sommer kleine Vorräthe davon zwischen Vorderfuss und Bauch hin und her bewegt und womit es sich ganz bedeckt. (Bullet. acad, Petersbg. XV. 317.) 91 C. Giebel, Beiträge zur Osteologie der Nagethiere. 'Mit 5 Tf. Berlin 1857. 4% — Der erste Theil dieser Abhandlung bringt eine vergleichende Osteologie der Murinen mit den Stachelrat- ien, von erstern die Arten der Gattung Mus und Cricetus sowie Schä- “del von’ zahlreichen Arten anderer Gattungen, von letztern die Skelete von Mesomys, Echinomys und Loncheres und Schädel anderer Gat- tungen der; Vergleichung zu Grunde legend. Diese beginnt, für jeden einzelnen Knochen mit dessen Formverhältnissen bei den Nagern über- haupt, wendet sich dann zu den beiden Familien, deren Gattungen _ "und Arten, das ganze osteologische Detail in dieser Richtung erschö- pfend. ‚Den ausführlichen Beschreibungen sind stets genaue Messun- gen beigefügt. Auch die noch wenig bekannte Murinengattung La- siuromys ist bier in 2 Arten speciell verglichen worden. Der zweite Theil stellt die Osteologie des Geomys bursarius nach einem weibli- chen und männlichen Skelet speciell verglichen mit den Murinen, Spa- lacinen und Seiurinen dar unter Aufnahme einiger anatomischer Be- obachtungen Brendels und begründet auf diese Gattung den Typus einer eigenthümlichen Familie Geomyini, welche Verf. schon früher in sei- nen Säugethieren als ‚Sciurospalacini characterisirt hatte.‘ Die Tafeln -bringen die vollständigen Skelete und Schädel von Geomys, Mesomys und Loncheres und zahlreiche Schädel anderer Gattungen wie Oxy- mycterus, Lasiuromys, Hesperomys, Nelomys, Spalacopus, Schizodon, Georychus, Echinomys z. Th. in verschiedenen Arten. R. F. Tomes, über 3 Fledermausgattungen und 2 neue Arten. — 1. Furipterus Bp. zum Unterschiede von Vesper- ulio sind die Zwischenkiefer vorn verkunden bis auf 2 kleine Fora- minaincisiva oben mit freien Rändern. Auch die Schneidezähne stehen anders, die Eckzähne sind vierspitzig, nämlich sie haben einen cen- tralen Hauptkegel und 3 Basalzacken;, die, untern Schneidezähne zwei- spitzig, ‚die Eckzähne klein, vorn und hinten mit Nebenzacken. Die Backzähne oben und unten gleichen Vespertilio.. Die Formel für den Oberkiefer 2. 1. (2. 3), im Unterkiefer 3.1. (3. 3). Als Arten ge, hören dahin F. horrens (— Furia horrens Cuv) SAmerika, F. caeru- lescens n. sp. Brasilien. — 2. Natalus Gray. Voriger Galtung sehr ähnlich, wird nur nach dem äussern Bau characterisirt, 4 obere Schnei- dezähne, von den Eckzähnen und in der Mitte getrennt; Eckzähne klein, stumpfkegelförmig. N. stramineus Amerika. — 3. Hyonycte- ris, diseifera Pet. und albiventer n. sp. aus Quito. (Ann. mag, nat. hist. April 333 — 341.) Lindemayer gibt im Moniteur grec 1856. Nr. 20. ein Ver- zeichniss der in Griechenland vorkommenden Vögel, das wir vollständig mittheilen, da jene Zeitung schwerlich unsern Le- sern zugänglich sein wird und die Aufzählung doch ein hohes geo- sraphisches Interesse hat. Es sind folgende Arten: Neophron percnopterusSa- albicollis Brehm Aquila chrysa&tes Cuv vigny Gyps cinereus Savigny fulva Brehm Vultur fulvus Brisson Gypaötos barbatus Storr_ naevia Brisson Circaötus gallicus Bonap Haliaötus gallicus Savigny Buteo vulgaris Bechst Milvus regalis Brisson niger Brisson Falco subbuteo I; aesalon Gmelin rufipes Bechst tinnunculus L tinnunculoides Natlerer peregrinus L. nova Species, F conco- lor J? Linderm Accipiter nisus Bonap Astur palumbarius Bechst Circus aeruginosus Bonap Strigieeps pygargus Bonap cineraceus Bonap pallidus Bonap Athene noctua Bonap Scops Aldrovandi Ray Bubo maximus Sihb Syrnium aluco Boie Brachyotus palustris Gould Nyctale Teugmalini Bonap Otus vulgaris Flem Lanius minor L rufus Brisson collurio L personatus Temminck Corvus corax L corone L cornix_L frugilegus L monedula L Pica caudata Ray Garrulus glandarius Briss Pyrrhocorax graculus, Tem alpinus Vieill Acridotheres roseus Ranz Sturnus vulgaris L Coracias garrula L, Alcedo ispida L Merops .apiaster L Upupa epops L Cuculus canorus L rufus L Picus viridis L major L minor L canus L Yunx torquilla L Certhia familiaris L Sitta Neumeyeri Micha- helles europaea L Regulus crococephalus Br pyrhocephalus Brehm 92 Parus major L caeruleus L palustris L lugubris Natlerer pendulinus L Cinclus aquaticus Rechst -Merula vulgaris L Turdus pilarıs L viscivorus L musicus L iliacus L saxatillis Lath eyanus Gml Oriolus galbula L Cettia allisonans Bonap Calamodyta phragmitis Bonap Cisticola schoenicola Bon Sylvia rubiginosa Tenım - Calamoherpe turdoides Boj arundinacea Boje Sylvia olivetorum Strichl Salicaria elaeica Linderm Hippolais salicaria Bonap Sylvia sibilatrix Bechst trochylus Lath melanocephala Lath cinerea Lath leucopogon Heckel ochrogenion Linderm Ruppellii Brehm Curruca hortensis Briss orphea Briss atricapilla Briss Lucinia philomela Bonap Daedalus rubicula Boje Rutieilla phoenicura Bonap tithys Brehm Saxicola rubicola Rechst rubetra Rechst Vitiflora aurita Bonap stapazzina Bonap oenanthe Bonap Butalis grisola Boje Museicapa parva Bechst albicollis Tem Troglodytes europaeus Cuv Motacilla alba L boarula L Budytes melanocephala Bon Anthus rufescens Tem pratensis Beclıst cervinus Pallas Alauda arvensis L Galerida cristata Boje arborea Boje Melanocorypha arenaria Boje ealandra Boje Chelidon urbica Boje Cotyle riparia Boje Hirundo rustica L Cypselus apus Illiger melba Illiger Caprimulgus europaeus L Emberiza miliaria L eirrlus L hortulana L cia L melanocephala Scopoli caesia Creischmar schoeniclus L Coccothraustes vulgaris Briss Chlorospiza chloris Bonap Petronia rupestris Bonap Pyrgita italica Vieill domestica Cuv montana Cuv Fringilla coelebs. L montifriogilla L Carduelis elegans Steph Citrinella serinus Bonap Serinus meridionalis Brehm Linota cannabina Bonap Columba palumbus L oenas L livia Br Turtur auritus Ray Perdix graeca Priss Starna cinerea Bonap Ortygion corturnix Bonap Phasianus colchicus L Otis tarda L tetrax L Oedicnemus pratincola, Bonap Aegialitis hiaticula, Boje minor Bonap canlianus Bonap Eudromias morinella Boje Charadrius pluvialis L Squatarola helvetica Cuv Hoplopterus spinosus Has- selquist Vanellus ceristatus Meyer Strepsilas interpres Sel Haematopus ostralegus L Grus cinerea Bechst Ciconia alba Belon nigra Bechst Ardea cinerea L purpurea L Egretta alba Bonap garzella Bonap Buphus ralloides Bonap Ardeola minuta Bonap Botaurus stellaris Steph Nyeticorax, Gardeni Jard Platalea leucorhodia L Ibis falcinellus Vieill Numenius arquata Lath phaeopus Lath tenuirostris Vieill Tringa maritima Brunnich einerea L Pelidna subarquatä Cuv einelus Cuv minuta Cuv Temminckii Cuv Calidris arenaria Ill Machetes pugnax Cuv Tolanus hypoleucos Temm stagnatilis Bechst ochropus Temm glareola Temm ealidris Bechst fuseus Briss Glottis chloropus Nilss Limosa rufa Briss aegocephala Bonap Gallinago gallinulla Bonap scolapacinus Bonap major Bonap Scolopax rusticola L Rallus aquaticus L Crex pratensis Bechst Ortygometra porzana Steph pusilla L Ballonii Steph Gallinalla chloropus Lath Fulica atra L j Himantopus melanopterus Meyer Recurvirostra avocelta L Cygnus musicus Bechst Anser albifrons Bechst segeium Meyer einereus Meyer 93 Tadorna vulpanser Leach Anas boschas L Mareca penelope Bonap Chaulelasmus streperus Gray Dafila acuta Bonap Rhynchaspıs elypeata Leach Cyanopterus eircia Eylton Querquedula crecca Steph Nyroca leucophthalma Flem Callichen rufinus Brehm Aithyia ferina Boje Fuligula marila Steph ceristata Steplı Vulpanser rutila Pallas Clangula glaucion Boje Platypus nigra Brem Mergus albellus L Merganser: serrator Leach Phalacrocorax carbo Cuv pygmaeus Cuv erislatus Cuv " Pelecanus onocrotalus L Sterna hirundo L minuta L Hydrochelidon nigrum Boje leucopterum Boje leucoparrjum Boje Gelochelidon anglica Bon Silochelidon caspia Brehm Xema minulum Boje melanocephalum Boje ridibundum Boje leucophthalmum Duraz Rissa tridactyla L Larus marinus Leach canus L argentatus L Puffinus anglorum Bay cinereus Steph Sylbeocyelus minor Bonap Podiceps auritus Lath eristatus Lath Colymbus septentrionalis L Aquila pennata Gmelin Bonelli Temmink Falco concolor Temmink Milvus parasilicus Daud Strix flammea L Bubo ascalaphus Savigny Coceystes glandarius L Picus leuconotus L Alcedo rudis Hasselq Merops persica Pallas Alauda desertorum Stanley Phileremos isabellina Tem Emberiza pithyornis Pal Pyrrhula githaginea Calamophilus barbatus Briss Parus cristatus L Tichodroma muraria L Anthus arboreus L spinoletta Vieill Turdus torquatus L Anthus Richardii Vieill) Sylvia conspicillata Mar subalpina Bonell provincialis Gmelin guttata Landbeck sarda Marm Lanius meridionalis Tem Hirundo rupestris Scop Columba aegyptiaca Tem Pterocles arenarius Pall Starna einerea Briss. Grus virgo L Tringa Schinzii Brech Ardea russata Wagler Phoenicopterus rosens Pall Mergus castor L ‚“Pelecanus crispus Bruch Larus atricilla L Sterna canliaca Gmelin GC. Gegenbaur, über die Entwickelung der Sagitta. Halle 1857. 4°. 1 Til. Sagitta ist trotz der eingehenden und inte» ressanten Untersuchungen Krohn’s, Wilms und Darwins für den Syste- matiker eins der räthselhaftesten und widerwärligsten Geschöpfe, über das wir jede neue Beobachtung mit Spannung entgegennehmen. “Nach Darwin entsteht der Embryo aus einem dem Dotter umziehenden Streifen, welcher aus dem Furchungsprocesse hervorgeht, sein eines Ende zum Kopfe, das andere zum Schwanze ausbildet, am Kopfe erscheint ein pulsirendes Organ und ein Kügelchen erhält das Ei an der Oberfläche. Allein Darwin hatte Fischlaich und keine Sagittaeier. G. erkannte bei Messina drei Arten. Sie setzen ihren Laich in Mas- sen aufgequollenen Sagokörnern vergleichbar ab von Januar bis März, 94 Die Eier ‚besitzen eine Gallerthülle, "welche dem Banzen Klumpen ge- meinschaftlich zu sein scheint wie bei mehrern Würmern. Ihre Grösse misst ?/;, bis, 1/3‘, sie sind kuglig, fast ganz durchscheinend, mit äusserst zarter Dotterhaut versehen. Im Centrum des Dotters liegt das Keimbläschen, fest, gelblich, ohne Keimfleck. ‘Der Entwick- lungsprocess verläuft in 7 bis 9 Tagen. Der Furchungsprocess ist ein totaler. In der Mitte der vier Kugelsegmente entsteht ein eigen- thümlicher Hohlraum. Gleichzeitig ordnen sich die Molecüle in jedem Kugelsegment radienartig gegen die Peripherie. Die vier Segmente theilen sich wiederholt, aber zerfallen nicht in Kugeln, sondern in vom Centrum zur Peripherie reichende Stücke, in Pyramiden. Jede derselben besitzt einen ovalen Kern, der Oberfläche genährt, welcher wahrscheinlich in die Theilung mit eingeht. Später enthält jede Fur-- chungszelle runde, eiwas abgeplattete Körperchen, welche um die Stelle des Kernes eine Höhle bilden. Zur Embryobildung theilen sich die pyramidenförmigen Dotterzellen in der Längsachse, so dass die Centralhöhle des Dotters von einer aus kleinern Zellen bestehenden innern Schicht umschlossen und diese wieder von einer äussern grös- seren Zelle umgeben wird. Die Centralhöhle wird dabei grösser, un- regelmässig, bricht durch nach. aussen durch Auseinanderweichen der Zellen, welche ihre Längsachse zugleich gegen den neuen Kanal wen- den. Die Darmhöhle hat der en ssieile gegenüber eine stärkere Vertiefung und eine ringsumgehende seitliche Aushbuchtung, Die beiden Zellschichten lösen sich nun durch weitere Quertheilung der einzelnen Zellen auf. Der Embryo streckt sich alsdann in die Länge und krümmt sich, aus der innern Zellenschicht sondert, sich ein eigenthümliches Stratum um den Darm ab, die äussere Schicht wird zur Leibeshülle. Beide Körperenden biegen sich gegen einan- der, die Mundöffnung nach innen, am 7. oder 8. Tage beschreibt der Körper zwei Windungen, am 10. ist er fertig und sprengt seine Hülle. Das auskriechende Junge hat 0,6'' Länge, der Kopf ist deut- lich abgesetzt, seitlich abgerundet, der Körper cylindrisch, nach vorn am dicksten, nach hinten mit einer dünnen strukturlosen Flosse' ver- sehen jederseits und am Ende mit einer blattförmigen Schwanzilosse. Aeussere Häckchen und Pigmente fehlen noch, oben auf dem Kopfe liegen 2 helle Bläschen als Andeutung der Augen, unten am Kopfe der Mund, der Darm ist völlig entwickelt, auch die Mesenterialfalte, von Nervensystem und Genitalien noch keine Spur. — Nach diesen Beobachtungen muss nach G. Sagilta von den Mollusken ausgeschlos+ sen werden, und gehört zu den Würmern, zunächst neben die Nemato- den, wo sie gegen die Anneliden einen eigenthümlichen Gen die Pfeilwürmer repräsentirt. ! EC KICH III Correspondenzblatt ' des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen ın Halle. 185% Juli. Ne \l. Sitzungen. In den Sitzungen am 1., 8., 15. und 22. d. Mts, hielt Herr Giebel Vorträge über den Schädelbau des Anarrhichas lupus unter Vorlegung des Schädels, über die neueren Erdbebentheorien von Vol- ger, Boue und Klemat, über Johann Müllers neue Untersuchungen der Echinodermen des Eifler Kalkes und endlich über das oolithische Thoneisensteinlager bei Sommerschenburg, dessen hüttenmännische Aus- beutung von einer Gesellschaft beabsichtigt wird. An eingegangenen Schriften wurden übergeben: 1. Verhandlungen des zoologisch -botanischen Vereins in Wien Bd. VI. Jahr 1856. ‘Wien 1856. 80%. Nebst einem Separatabdruck. 2. Bulletin de l’academie royale des sciences, des lettres et des beauxarts de Belgique. Tom. XXII. 2. XXIII. 1. 2. Bruxelles 1855 und 56. 8%. Nebst dem Almanach der Akademie. 3. Bulletin de la Societe des sciences naturelles de Neuchatel. Tom. VI. 1. Neuchatel 1856. 80. 4. Würtembergische naturwissenschaftliche ‚Jahreshefte. VIII. Jahrg. 3. Hft. Stuttgart 1857. ‚80. 5. H. Loew, neue Beiträge zur Kenntniss der Dipteren. (Fünfter Bei- trag). Program der königl. Realschule zu Meseritz 1857, 40, — Geschenk des Hrn. Verf. . Juni-Bericht der meteorologischen Station in Halle. Das Barometer zeigte zu Anfang dieses Monats bei N und völ- lig heiterem Himmel den Luftdruck von 27''10',82 und stieg nach einer unbedeutenden Schwankung bei NW und ziemlich heiterem Wetter bis zum 5. Morgens 6 Uhr auf 281‘“‘,59. Obgleich an den folgenden Tagen dieselbe Windrichtung (allerdings nur im Allgemeinen) anhielt, sank doch das Barometer unter bedeutenden Schwankungen bei durchschnittlich ziemlich heiterem, zum Theil''jedoch regnigtem - Wetter bis zum 16. Nachmittags 2 Uhr auf 27‘'9'‘,40. Darauf stieg es wieder unter sehr erheblichen Schwankungen bei vorherrschendem NNO und heiterem Himmel bis zum :25. Morg. 6 Uhr auf 28'2'',62 und fiel dann, während der Wind durch NW bis WSW, herumging, anfangs bei heiterem, später aber immer trüber werdenden und zu- u } "96 letzt in Regen übergehendem Wetter bis zum Schluss des Monats auf 27°7‘14, Es war der‘ mittlere Barometerstand im. Monat = 2710,85. Der höchste Stand am 25. Morgens 6 Uhr war — 28”2'“,62; der niedrigste Stand am 10. Abends 10 Uhr war — 276,86. Demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat — 7“,76. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde an 11. bis 12. Nachmittags 2 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27785 auf 2711,33, also um 3,48 stieg. Die Wärme der Luft war im Anfang des Monats noch ziemlich niedrig (90.1) steigerte sich aber bis zum 7. auf 190 (bei W) wor- auf sie jedoch an den folgenden Tagen bedeutend sank und am 13. (bei NW) nur 8%4 betrug. Darauf stieg die Wärme wieder anhal- tend trotz häufiger NNO und NNW bis zum 29., wo sie das Maxi- mum — 19°,3 im Tagesmittel erreichte. Es war die mittlere Wärme der Luft im Monat —= 149,3. Die höchte Wärme wurde am 25. Nachmittag 2 Uhr = 25°,4. — Die niedrigste Wärme am 1. Mor- 'gens 6 Uhr = 6,4 beobachtet. Die während des Monats beobachteten Winde sind: = N antik, NO = 7 NN = 5,00 = DEZ=-750 0 = 0 NNW = 11| 050 = 0 Ss = NW = 183 SO = 0) |WW=_=32 We 14 SW 3 SW = 2| WSW = 0 woraus die ‚mittlere Windrichtung im Monat berechnet worden ist auf W— 41° 53'27“,97 —N. Die Feuchtigkeit der Luft war in diesem Monate sehr gering. ‚Durch das Psychrometer wurde die mittlere relative Feuchtigkeit auf nur 57 pCt. ermittel. Den entsprechend. hatten wir auch durch- schnittlich ziemlich heitern Himmel. Wir zählten im Monat 2 Tage mit bedecktem, 2 Tage mit trübem, 12 Tage mit ziem- lich heiterem 11 Tage mit heiterem und 3 Tage mit völ- lig heiterem Himmel. Nur an 4 Tagen hat es (meistens nur we- nig) geregnet, so dass auch die Regenmenge in diesem Monate ganz ausserordentlich gering war, nämlich nur 41,2 für den ganzen Mo- nat, oder durchschnittlich pro Tag 1'',37 paris. Kubikmass auf den Quadratfuss Land. Die Geringfügigkeit dieser Zahl fällt um so mehr in die Augen, wenn wir bedenken, dass der Juni eigentlich der regenreichste Monat zu sein pflegt, und wenn wir dieselben mit der- selben anderer Jahre vergleichen. Im Jahre 1856 hatten wir im Juni 16 Regentage -mit einer Regenmenge von 711,8 Wasser; im Jahre 1855 7 Begentage mit 296,3 Wasser; im Jahre 1854 gar 21 Regentage mit einer Menge von 764,4, Ausserdem wurden weder Gewilter noch Wetterleuchten in die- sem Monat beobachtet. Weber. —HRT (Druck von W. Plötz in Halle.) a a Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1857. August. N? VI. Eine dipterologische Razzia auf dem Gebiete des naturwissenschaftlichen Vereins für Sachsen und Thüringen. Von Dr. H, Loew, Director in: Meseritz. So oft ich ein neues Heft der Schriften des naturwis- senschaftlichen Vereins für Sachsen und Thüringen erhalte, öffne ich es mit der Hoffnung, dass es doch wenigstens einem der Entomologen, welche in dem Gebiete, das der Verein das seinige nennt, sesshaft sind, gefallen werde über die un- zweifelhaft interessante und nach den meisten Seiten hin noch sehr unbekannte Insectenfauna desselben eine Aus- kunft zu geben. Leider bin ich bis jetzt in dieser Erwar- tung getäuscht worden. Ich bedaure das um so mehr, da ich der Meinung bin, dass nur eine eifrige und allseitige naturhistorische Durchforschung des Vereinsgebietes dem Vereine die zur gedeihlichen und kräftigen Förderung sei- ner schönen Zwecke nothwendige Anzahl thätiger und ge- treuer Mitglieder erwerben kann. Ich weiss wohl, dass Sachsen und Thüringen gar manchen alterfahrenen und manchen jungeifrigen Entomologen besitzen, aber warum sie alle consequent im Schweigen beharren und sich dem nach andern Seiten in so tüchtiger Weise thätigen Vereine nicht activ anschliessen, vermag ich, offen gestanden, nicht zu begreifen. Mir erscheint das Gedeihen und der dauernde Bestand eines naturwissenschaftlichen Provinzial- Vereines und der Besitz eines wohlredigirten Vereinsorganes für einen jeden, welcher sich im Vereinsgebiete für irgend ei- nen Zweig der Naturwissenschaften interessirt, von der VIII. 1857. 7 Ss 98 wesentlichsten Bedeutung und wohl werth nach besten Kräften dafür thätig zu sein. Se Dem Vereinsgebiete durch die Geburt angehörig, aber seit langen Jahren von ihm entfernt lebend, pflege ich doch gern und so oft ich kann dahin zurückzukehren, auf seinen Bergen den Schulstaub abzuschütteln, durch seine grünen Wälder streifend in der Erinnerung an die frohen naturhi- storischen Excursionen meiner Jugendzeit zu schwelgen und mich umzuschauen, was die heimische Gegend mir etwa noch Interessantes oder Neues bietet. — Leider war mir in diesem Jahre nur ein kurzer Aufenthalt in Wernigerode möglich. Da die zahlreichen im Vereinsgebiete wohnhaf- ten Entomologen Schweigen, will ich mir gestatten als der erste in den Vereinsschriften einige Notizen über die In- sectenfauna des Harzes mitzutheilen, soweit mir die Beob- achtungen weniger Tage dazu Stoff geben. Ich beschränke mich dabei auf die Ordnung der Dipteren, da mich diese vorzugsweise interessirt hat, und da ich hoffen darf, dass sich Erstatter faunistischer Berichte über andere Insekten- ordnungen leichter finden werden. Aber auch von der Ord- nung der Dipteren will ich für jetzt nur die Abtheilung der Fliegen berücksichtigen und das über die Abtheilung der Mücken zu Sagende einer spätern Mittheilung vorbehalten. Die Zeit meines Sammelns waren die Tage vom 13— 21. Juli, der Ort desselben die allernächsten Umgebungen von Wernigerode; das Wetter war meist dürr und drückend heiss, rur an einigen der letzten Tage regnerisch; das Jahr zeigte sich in Folge der langanhaltenden Dürre und wohl auch des anomalen Winters, wie für weit und breit, so auch für diese Gegend als ein besonders insektenarmes. Mein Aufenthalt im Freien war durch anderweit bindende Verhältnisse gewöhnlich auf einen Vormittags- und einen Abendspatziergang beschränkt, welche sich an trocknen Tagen höchst unergiebig, nach stattgehabtem Regen ergie- biger, am reichsten an Ausbeute aber dann zeigten, wenn sie mit leichtem Sprühregen zusammentrafen, was einige Male der Fall war. — Die Aufzählung von mir blos ge- sehener Dipteren scheint mir bedenklich, weil dabei Irrthü- mer leichter, als man denken sollte, möglich sind; die von R ‘99 mir gefangenen Dipteren aus der Abtheilung der brachycera _ waren folgende: 1. Beris Morrisii Dale, ungewöhnlich dunkel gefärbte Exemplare. 2. Chrysomyia formosa Schrk., darunter die kleinsten Stücke, welche ich je gesehen. . Microchrysa polita Linn. . Sargus iridatus Scop. (= infuscatus Meig.). . Sargus cuprarius 'Linn., sowohl die grössere als auch die kleinere Varietät desselben, welche letztere Zetterstedt be- kanntlich unter dem Namen Sarg. nubeculosus als vermeint- lich selbständige Art abgesondert hat. . Odontomyia viridula Linn. . Odontomyia hydroleon Linn. . Oxycera trilineata Linn. und zwar ausschliesslich die gelbe Varietät dieser Art, welche Linne als hypoleon beschrieben hat, zuweilen mit in das Grüngelbe übergehender Färbung, aber unter einer ziemlichen Anzahl kein einziges grünes Exemplar. 9. Haematopota pluvialis Linn. 10. Tabanus bromius Linn. 1l. Tabanus bovimus Linn. 12. Tabanus rusticus Linn. 13. Chrysops coecutiens Linn. 14. Lophonotus foreipula Zilr. 15. Machimus atricapillus Fall., unter allen Asiliden am häufigsten. 16. Itamus cyanurus Lw. 17. Epitriptus cingulatus Fbr. 18. Pamponerus germanicus Linn. 19. Laphria marginata Fbr. 20. Atherix Ibis Fabr. 21. Leptis tringaria Linn. 22. Leptis strigosa Meig. 23. Chrysopila nubecula Fall. 24. Chrysopila aurea Meig. 25. Chrysopila aurata Fbr. — Herr Walker hatt in seiner briti- schen Dipterenfauna dieser Art den allerdings ältern Scopoli- schen Namen „‚holosericea“ beigelegt. Es scheint mir dies nicht wohlgethan, da die Anwendung desselben nicht völlig sicher ist. Scopoli nennt die Flügel seines Styrex holose- riceus „hyalinae“; da Scopoli’s Angaben in der Regel ge- nau sind und da es eine verwandte Art giebt, deren Flü- gel recht wohl hyalinae genannt werden können, so müsste, wenn der von ihm gegebene Name in Gebrauch gesetzt werden sollte, derselbe nothwendig auf diese Art und nicht auf Chrysopila aurata bezogen werden. Es ist allerdings richtig, dass die Angaben, welche Fabrieius über Rhagio Be bw [0 OBEN Bro) 26. 100 atratus, tomentosus und auratus, welche als Synonyme die- ser Art angesehen werden, macht, gerade nicht besser pas- sen; indessen kann. an Fabricius’sche Beschreibungen in der Ordnung der Dipteren durchaus nicht der Massstab gelest werden, den Scopoli’sche recht gut vertragen; übrigens stimmt die Deutung des von Meigen wieder eingeführten Fabricius’schen Namens „aurata“ mit dem Inhalt seiner ‘Sammlung. Vor Meigen ist für diese bei uns so häufige Art allgemein und unbedenklich der Name „atrata“ ange- nommen worden, es dürfte vielleicht am gerathensten sein wieder zu demselben zurückzukehren. Anthrax eingulata Meig. — Ich hatte Gelegenheit zu beob- achten, dass nicht nur die gelbe Farbe der Körperbehaa- rung bei längerem Fluge dieser Art verblasst, sondern auch, dass am ersten Tage des Flugs die Flügel gegen den Vor- derrand hin ausserordentlich viel mehr schwärzlich gefärbt sind, als bei Exemplaren, welche bereits mehrere Tage alt ‚sind. Es ist das für die Feststellung der ausserordentlich schwierigen Arten aus der Verwandtschaft der Anthrax flava nicht ohne Wichtigkeit. Scenopinus fenestralis Linn. . Empis livida Linn. . Empis nigricans Meig. . Empis volucris Meig. . Empis stercorea Linn. 2. Empis lutea Meig. . Rhamphomyia nigripennis Fall. . Rhamphomyia hybotina Zett., Exemplare von ungewöhnlicher Grösse. . Hilara chorica Fall. . Hilara nitidula Zelt. . Hilara quadrivittata Meig. . Hilara litorea Fall., von den gewöhnlichen Exemplaren durch dunklere Färbung der Beine abweichend. . Clinocera Wesmaelii Macqg. — Diese in Macquart’s übrigens herzlich schlechter Abbildung gar nicht zu verkennende Art ist von Herrn Walker in der britischen Dipterenfauna irr- thümlich zu Clinocera (Heleodromia) fontinalis Hal. gezo- gen, von Herrn Zetterstedt unter dem Namen Brachystoma Wesmaelii mit Clinocera fontinalis zusammengeworfen wor- den. Sie unterscheidet sich von derselben leicht durch er- heblichere Grösse, durch den undulirenden Verlauf der 2ten Längsader, durch am Ende gerader begrenzte Discoidal- zelle, durch die Anwesenheit eines schwärzlich getrübten Flecks auf dem letzten Abschnitte der 4ten Längsader, so- wie dadurch, dass sich die dunkle Säumung der das Ende . Seiodromia 101 der Discoidalzelle bildenden Queradern auf dem letzten Ab- schnitte der 4ten Längsader mehr fortzieht, als bei jener. — . Platypalpus . Platypalpus . Platypalpus . Platypalpus . Platypalpus . Platypalpus immaculata Hal. . Microphorus clavipes Meig. analis Meig., war sehr häufig. varius Walk. infuscatus Meig. articulatus Macq. eiliarıs Fall. pectoralis Fall. nach Zetterstedt's und Walker’ Auslegung, nach der Meigen’s gewiss nicht. Ich fing nur Weibchen und bin selbst über die Anwendung des Namens pectoralis Fall. sec. Zett. $ Walk. nicht ganz ohne Zweifel, da ich auffallende Merkmale sehe, welche keiner dieser Be- schreiber erwähnt. Die Brustseiten haben nämlich zwischen Mittel- und Hinterhüften einen schwarzen Fleck; auf der Oberseite des Hinterleibs ist der verkürzte erste Ring grau, die 5 folgenden sind ganz und gar glänzend schwarz, der Tte ist aber gelb, was freilich nach dem Vertrocknen des Insekts nicht so in die Augen fällt, als während es lebt; der Bauch ist ganz gelb. Die Herrn Zetterstedt und Wal- ker ziehen gilvipes Meig. als Synonym zu dieser Art, was wegen der gelben Fühler, die ihr Meigen zuschreibt, doch höchst gewagt erscheint. Doliehopus Dolichopus . Hemerodromia precatoria Fall. . Hemerodromia monostisma Meig. . Phyllodromia melanocephala Fbr. . Cyrtoma spuria Fall. . Oyrtoma nigra Meig. . Ocydromia glabrieula Fall. . Hybos funebris Fbr. . Hybos vitripennis Meig. . Hybos femoratus Müller. . Oedalea stigmatella Zett. . Psilopus platypterus Fbr. . Psilopus Wiedemanni Fall. . Dolichopus . Dolichopus . Dolichopus . Dolichopus . Dolichopus . Dolichopus . Dolichopus . Dolichopus . Dolichopus 69. 70. fastuosus Hal. campestris Meig. discifer Stann. aeneus Deg. trivialis Hal. equestris Hal. nitidus Fall. longicornis Stann. plumipes Scop. pennatus Meig. simplex Meig. 102 71. Tachytrechus genualis nov. sp. f&Q@ — Nur dem Tachytr. notatus Stann. ähnlich, doch etwas kleiner und von ihm sehr leicht zu unterscheiden. Die Fühler ganz urd gar schwarz; das Gesicht bei dem Männchen ochergelblich , bei dem Weibchen gelblichgreis. Die Beine ganz und gar dunkel, nur die äusserste Kniespitze gelbbraun; das 1. Glied der Vor- derfüsse knapp so lang wie die 4 folgenden, welche bei dem Männchen nur die schwache Spur einer Zusammendrückung zeigen. Das Flügelgeäder ganz wie bei Tachytr. notatus, auch die Randader vor der Einmündung der 1. Längsader verdickt; auf dem letzten Abschnitte der 4. Längsader kein verdunkelter Punkt, an der Flügelspitze aber die Spur einer leichten Trübung. Alles Uebrige wie bei Tachytr. notatus, doch die Vorderschenkel gegen die Basis hin nicht so dick und die Hinterschenkel minder breit, auch die Vorderschie- nen und Vorderfüsse etwas kürzer. — Er trieb sich in heisser Morgenstunde auf den im Bette des fast versiegten Zilligerbaches liegenden Steinen nach Art seiner Gattungs- verwandten munter herum. . Gymnopternus . Gymnopternus . Gymnopternus . Gymnopternus . Gymnopternus . Gymnopternus . Gymnopternus . Argyra diaphana Fbr. . Argyra argentina Meig. . Argyra leucocephala Meig. nobilitatus Linn. chalybeus Wied. germanus Wied. nigripennis Fall. celer Meig. aerosus Fall. assimilis Staeg, Argyra confinis Staeg. . Argyra auricollis Meig. . Leucostola vestita Wied. . Xiphandrium caliginosum Meig. . Saueropus Erichsoni Zelt. . Diaphorus oculatus Fall. . Chrysotus laesus Wied. . Chrysotus viridulus Fall. . Liancalus virens Scop. (= regius Fabr.). . Lonchoptera flavicauda - Meig. . Lonchoptera punctum Meig. . Opetia nigra Meig. . Chalarus spurius Fall. . Chrysotoxum fasciolatum Deg. (= marginatum Meig. und — costale Meig.). . Syrphus balteatus Deg. . Syrphus corolläe Fabr. . Syrphus Ribesii Zinn, 9. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. Syrphus Syrphus Syrphus Syrphus Syrphus Syrphus 103 auricollis Meig. einctus Meig. cinctellus Zeit. angustatus Zeil. mellinus Linn. scalaris Fabr. Melithreptus scriptus Linn. Cheilosia variabilis Panz. Xylota segnis Linn. Xylota sylvarım Linn. Xylota nemorum Fbr., nur die kleine Varietät, welche gar leicht mit Xylota florum Fbr. verwechselt werden kann, wenn man nicht auf den Unterschied im Baue der Hinter- schenkel achtet, welche bei Rdn florum erheblich dicker sind. — Syritta pipiens Linn. Eristalis Eristalis Eristalis Eristalis Eristalis tenax Linn. similis Fall. nemorum Fbr. arbustorum Fbr. rupium Fbr. Baccha elongata Fbr. Ascia podagrica Fbr. Sphegina clunipes Fall. Pipiza notata Meig. Chrysogaster coemeteriorum Linn. Chrysogaster Macquarti Lw. Orthoneura nobilis Fall. Myopa annulata For. Myopa occulta Meig. Cephalemyia ovis Linn., eine ganz ungewöhnlich dunkel be- haarte Varietät, bei welcher namentlich die Behaarung der Stirn ganz schwarz ist. Nemorea quadripustulata Fbr. Melania bifaseiata Meig. Dexia canina Fabr. Dexia leucozona Pnz. Sarcophaga carnaria Linn. Sarcophaga striata Pnz. Sarcophaga atropos Meig. Sarcophaga haemorrhoa Meig. Mesembrina meridiana Linn. Cyrtoneura meditabunda Fbr., zum Theil Stücke von ganz ungewöhnlicher Grösse und wieder andere, die sich durch ungewöhnlich geringe Grösse auszeichnen. Cyrtoneura pabulorum Fall. non Meig. (= pascuorum Meig.). 137. Cyrtoneura stabulans Fall. 104 . Pollenia vespillo Fabr. . Pyrellia cadaverina Linn. . Pyrellia serena Meig. . Lucilia caesar Einn. . Calliphora vomitoria Linn. . Calliphora erythrocephala Meig. . Stomoxys caleitrans Linn. . Stomoxys stimulans Fbr. . Aricia erratica Fall. . Aricia lucorum Meig. . Aricia variabilis Zeit., besonders kleine Exemplare mit be- sonders weisser Bestäubung des Hinterleibes, aber von den. gewöhnlichen ganz gewiss nicht specifisch verschieden. . Aricia perdita Zeit. . Ariecia quatuornotata Zeti., nach von dem Autor des Na- mens erhaltenen Stücken; in der Beschreibung würde ich sie schwerlich erkannt haben. 91. Aricia pallida Fbr., durch ihre grosse Häufigkeit auffallend. 52. Aricia dispar Zett. Sollte diese Art nicht vielleicht mit Mei- gen’s Aricia obscurata einerlei sein? . Aricia vagans Fall., sehr gemein. . Hylemyia impuncta Meig. . Hylemyia strigosa Fbr. . Hylemyia conica Meig. . Hylemyia buccata Fall. . Hylemyia angelicae Fall. . Hylemyia urbana Meig. . Hylemyia munda Meig. . Hylemyia variata Fall. . Hylemyia duplicata Meig. . Hylemyia ambigua Fall. . Hylemyia lasciva Zett. . Ophyra leucostoma Wied. . Anthomyia lactucarum Bouche. . Anthomyia pulchripes nov. sp. &. — Nigro-brunnea, abdo- mine griseo-pollinoso, alis infuscatis; antennarum articuli 2 basales, palpi pedesque flavi, antennarum articulus ter- tius et femorum apex nigri, tarsi brunnei. — Long, corp. 3 lin. — long. al. 3 lin. — Eine auffallende, sehr schöne Art, von der ich leider nur das Männchen kenne, welches ich bereits im vorigen Jahre an derselben Stelle (Harburg) fing, ohne das Weibchen entdecken zu können; in diesem Jahre fing ich nur ein einziges Männchen in später Abend- dämmerung. — Sie gehört in die Verwandtschaft von An- thomyia lactucarum Behe. — Gesicht schwarz mit grau- weisslichem Reife, der Augenring weissschimmernd.. Am Unterrande der Backen ziemlich lange, steife Haare, an der 168. 169. 170. 171. 172. 173. 174. 175. 176. 105 Ecke des Mundrandes jederseits eine Knebelborste. Die bei- den ersten Fühlerglieder lebhaft rothgelb; das 3. Fühler- glied doppelt so lang wie die beiden ersten zusammen, fast bis zum Mundrande reichend, am Ende abgerundet, tief- schwarz; die Fühlerborste fein, äusserst kurz behaart, das 2. Glied derselben an der Basis braungelb. Augen oben sich fast vollständig berührend. Das vordere Stirndreieck von oben gesehen tiefschwarz mit weisser Einfassung am Augenrande, von vorn gesehen weiss. Taster gelb. Tho- rax und Schildchen schwarzbraun, gleissend, mit grauem Reife, welcher nicht in jeder Richtung gleich sichtbar ist, nicht deutlich linürt. Der Hinterleib streifenförmig, flach, schwarz, auf den vordern Ringen etwas braun durchschei- nend, mit weissgrauem Reife bedeckt, welcher demselben ein glaukes Ansehen giebt; er ist auf Ober- und Unter- seite mit grober, verhältnissmässig langer und ziemlich dich- ter schwarzer Behaarung besetzt. Beine schlank, sammt den Hüften gelb, die Schenkelspitze schwarz, die Füsse braun; die dünnen Hinterschenkel sind auf der Unterseite mit etwa 9 oder 6 langen abstehenden Borstenhaaren be- setzt; die Borsten an der Spitze ‘der Schienen sind verhält- nissmässig klein. Pulvillen ziemlich gross, weisslich. Die Deckschüppchen gleich gross, gelb, auf der Mitte weiss- licher. Die Flügel verhältnissmässig gross, nach der Basis hin breit, nach dem Ende hin spitz, ohne Randdorn, rauch- braun, in der Nähe der Basis mehr gelbbraun; die Flügel- ‚adern an der Basis gelbbraun, weiter hin braunschwarz; die 3. Längsader mündet gerade in die Flügelspitze, der letzte Abschnitt der 4. Längsader ist ihr parallel; die kleine Querader steht gerade unter der Mündung der 1. Längs- ader und auf dem 2. Dritttheil der hinter ihr liegenden Zelle; die hintere Querader ist mässig schief und nur wenig geschwungen.:-— Die auffallende, breite schwarze Spitze aller Schenkel unterscheidet sie auf das leichteste von den ihr verwandten Arten. — Anthomyia aterrima Meig. Ich’ habe diese, wie es scheint, ausserordentlich seltene Art hier zum ersten Male zu sehen bekommen. Leider fing ich nur ein einzelnes Männchen. Meigen’s Grössenangabe ist etwas zu stark. h Anthomyia radicum. Linn. Anthomyia platura Meig. Anthomyia semicinerea Wied. Anthomyia versicolor Meig. Homalomyia manicata Meig. Homalomyia scalaris Fbr. Atomogaster triquetra Wied. Hydrotaea ciliata Fbr. — Zetterstedt hält für diese Art den 106 viel jüngern Fallen’schen Namen „spinipes“ fest und recht- fertigt, dies damit, dass Meigen die „eiliata Fbr.“ unter den Arten mit nackten Augen aufzählt. Die Beschreibung, wel- che Meigen von dem Bau der Beine giebt, lässt aber kei- nen Zweifel darüber, dass seine „ciliata“ mit „spinipes Fall. identisch ist und dass die Stellung derselben unter den nackt- äugigen Arten lediglich auf einem Irrthume beruht. Dass Meigen’s „ciliata“ mit der Fabrizius’schen „eiliata“ iden- tisch ist, muss, da Meigen die Typen der Fabrizius’schen Sammlung: verglichen hat, so lange kein förmlicher Gegen- beweis geführt ist, als erwiesen gelten. Es bleibt mithin der Fabrizius’sche Name dieser Art mit Recht. 177. Hydrotaea dentipes Fabr. 178, Hydrotaea silvicola nov. sp. 0. — Atra, nitida, abdomine albo-pollinoso, femoribus antieis unidentatis, alae leviter in- fumatae, nervo longitudinali quarto apice leniter antrorsum flexo: oculi hirti; femora antica maris unidentata. — Long. corp. 31/, lin. — Der Hydrotaea dentipes im Körperbaue und in der Färbung sehr ähnlich, aber an den stark behaar- ten Augen leicht zu unterscheiden. Der Kopf sonst voll- kommen wie bei dieser, namentlich auch die Stirn von der- selben Breite und wie bei dieser schwarz. Thorax und Schildchen sind weniger bestäubt als bei H. dentipes und deshalb schwärzer; auf ersterem ist nur mit Mühe ganz vorn die undeutliche Spur hellbestäubter Striemen zu er- kennen. Der Hinterleib ist wie bei H. dentipes weisslich bestäubt, doch ist die schwarze Mittelstrieme. deutlicher und breiter, auch sind die Hinterränder der Ringe dunkler, übri- gens aber die weisse Bestäubung durchaus nicht gewürfelt. Die Beine sind im Ganzen von der Bildung wie bei H. den- tipes, aber weniger behaart und die Schenkel derselben schlanker; die Vorderschienen sind auf der Innenseite in der Nähe der Basis schwächer gehöckert und gegen das Ende hin weniger behaart; die Mittelschenkel, welche bei H. dentipes an der Basis der Unterseite dicht und ziemlich büschelförmig mit langen, borstenartigen Haaren besetzt sind, tragen daselbst nur eine sparsame Borstenreihe. Die Flü- gel zeigen im Geäder keinen wesentlichen Unterschied, na- mentlich ist das Ende der 4. Längsader wie bei H. denti- pes etwas nach vorn gebeugt, die Färbung derselben. ist aber etwas dunkler. Auch sind die Schüppchen viel gelber als bei jener. Schwinger schwarz. Hinsichtlich der Grösse stimmt sie mit H. dentipes überein und ist in. derselben auch eben so veränderlich. Sie für H. palaestrica Meig. zu erklären ist unmög- lich: 1. weil in der Beschreibung von H. palaestrica weder behaarter Augen noch der am Ende nach vorn gebeugten 179. 107 NE 4. Längsader der Flügel Erwähnung geschieht; — 2. weil a. die Stirn von H. palaestrica weiss mit schmaler schwar- zer Strieme genannt wird, bei H. silvicola aber mit alleini- ger Ausnahme des weissen Punkts über den Fühlern ganz und gar schwarz ist; b. weil der H. palaestrica ein schwärz- licher Thorax mit 3 schwarzen Striemen (oder wie es in der Beschreibung heisst: „glänzend schwarz, in gewisser Richtung aschgraulich mit 3 breiten schwarzen Striemen“) zugeschrieben wird, während für H. silvicola die Undeut- lichkeit der Bestäubung und: das schwarze Ansehen des Thorax in jeder Richtung characteristisch ist; c. weil der Hinterleib von H. palaestrica braunschillernd, also gewür- felt sein soll, während gerade der gänzliche Mangel der Würfelung für H. silvicola characteristisch ist. — Die Art, welche Hr. Zetterstedt Dipt. Scand. IV. 1428. als palae- striea beschreibt, soll eine schwarze Stirn und nicht ge- würfelten Hinterleib haben, ist also von der gleiehnamigen Meigen’schen Art verschieden. Ich würde sie für H. silva- tica halten, wenn ihr nicht nackte Augen zugeschrieben würden und wenn die Beine des Männchens nicht ganz wie bei dem Männchen von H. dentipes gebildet sein soll- ten, während der Unterschied in der Behaarung der Mit- telschenkel bei H. silvicola so auffallend ist. — H. nebu- losa Macgq. wird von demselben nur durch die Worte: „der H. dentipes ähnlich, aber dunkler; Vorderschienen unge- kerbt; die Flügel etwas rustig“‘ characterisirt. Es ist völ- lig unmöglich nach so ungenügenden Angaben eine Art sicher zu erkennen. Will man den Namen anwenden, so müssen die dürftigen Angaben wenigstens exact passen. Das über H. nebulosa Gesagte passt aber nicht ganz auf H. silvicola, da bei dieser die Vorderschienen zwar schwä- cher als bei H. dentipes gehöckert, aber keineswegs unge- höckert sind. — Alle übrigen beschriebenen Arten weichen zu weit ab, als dass eine besondere Vergleichung mit den- selben nöthig wäre. Die. Verbreitung von H. silvicola reicht bis nach der Südküste Kleinasiens und bis nach Rhodus, wo ich eben- falls das Männchen fing. Ein so weiter Verbreitunsskreis hat nichts besonders Ueberraschendes, da ihn auch andere Arten dieser Gattung, wie z. B. H. dentipes und armipes haben, die ich beide in sieilischen Exemplaren besitze. — Hydrotaea brevipennis nov. sp. ' &Q. — Atra, modice ni- tida, abdomine maris albido-pollinoso, non tessellato , linea longitudinali nigra, abdomine foeminae nigro, apicem ver- sus cinerascente; oculi nudi, in mare subcontigui; alae bre- viores hyalinae, parum cinerascentes, basi flavescentes, ner- 108 vis testaceis, apicem versus brunneis, longitudinali quarto recto; femora antica maris unidentata. — Long. corp. 2°]; — 3 lin. — Tief schwarz, das Gesicht mit weissem Schim- mer, welcher sich an den Seiten der ziemlich breiten schwar- zen Stirn des Weibchens noch etwa bis zum 3. Theile ihrer Höhe hinaufzieht; bei den Männchen ist hiervon nichts zu sehen und die Stirn desselben verschmälert sich nach oben hin so sehr, dass die Augen desselben zusammen zu stossen scheinen; auch hat sie über den Fühlern einen weissen Punkt, welcher bei dem Weibchen ziemlich undeutlich ist. Thorax und Schildehen sind tiefschwarz, aber keineswegs matt, sondern ‚gleissend; bei dem Weibchen zeigt sich auf denselben eine Spur weissgrauer Bestäubung, welche indes- sen in keiner Richtung die Grundfarbe sehr verdeckt und auch keine deutlichen Striemen bildet; bei dem Männchen ist von derselben kaum irgend eine Spur zu entdecken. Der Hinterleib ist ebenfalls tiefschwarz, Bei dem Männ- chen ist er von weisslicher, ungewürfelter, am Hinterrande des 2. und 3. Rings oft mehr graulich gefärbter Bestäubung bedeckt und hat eine deutliche schwarze Mittellinie, welche durch einen ziemlich breiten, den Hinterrand gewöhnlich "nicht ganz erreichenden Fleck des drittletzten und eine hinten gewöhnlich ebenfalls etwas abgekürzte Längslinie des vorletz- ten Rings gebildet wird, zu denen sich zuweilen auch noch eine feine schwarze Mittellinie des letzten Rings gesellt; bei ganz von vorn einfallender Beleuchtung erscheint der Hinterleib des Männchens grauschwarz mit wenig deutlicher schwärzerer Mittellinie. Bei dem Weibchen hat der Hinterleib keine deutliche Zeichnung, zeigt zwar überall die Spur weissgrau- licher Bestäubung; doch tritt dieselbe erst gegen sein Hin- terende hin allmälig deutlicher auf. — Die Beine des Männ- chens sind ziemlich dünn aber nicht sehr lang; der Zahn auf der Unterseite der Vorderschenkel und der Höcker auf der Innenseite der Vorderschienen sind klein; die Mittel- schenkel sind auf der Unterseite nicht büschelförmig be- haart, sondern tragen eine Reihe borstenartiger Haare; die Hinterschenkel sind gerade. Die Beine des Weibchens sind wie bei andern Arten etwas plumper als die des Männ- chens, einfach, kürzer und etwas sparsamer behaart. — Flügel verhältnissmässig kleiner als bei H. dentipes und den ihr zunächst verwandten Arten, glasartig mit schwacher braungrauer Trübung, die Adern braungelb, bei hellen Exemplaren fast ochergelb, nur an der Flügelspitze dun- kelbraun; die Flügelbasis bräunlichgelb, doch mehr in Folge der dort stattfindenden Zusammendrängung der Flügeladern, als in Folge einer Färbung der Flügelmembran; das Ende der 4. Längsäder gerade; die hintere Querader bei dem 109 Männchen ziemlich schief, bei dem Weibchen merklich stei- ler. Die Schüppchen gelblich, besonders am Rande. Die Schwinger schwarz. H. brevipennis war bei Wernigerode zwar nicht die gemeinste, aber sicherlich die am zahlreichsten vorkommende Fliege; die Männchen derselben schwärmten in allen alten Laubholzbeständen den ganzen Tag über in unzähligen Schaa- ren. Ich fing das Weibchen sich mit den Männchen spie- lend herumtreibend; sicherer vermag ich seine Zugehörigkeit, wofür übrigens alle Analogien sprechen, nicht zu verbürgen. Diejenige Art, welche Herr Zetterstedt als velutina Macg. beschreibt, kann mit dieser gewiss nicht einerlei sein, da die Zetterstedtsche nur 21/,, die Macquart’sche dagegen 4'/, Lin. misst. — Ich würde Zetterstedt’s velutina für bre- vipennis halten, wenn ihr nicht ein sammtschwarzer "Thorax zugeschrieben würde, ein Merkmal, welches auf H. brevi- pennis durchaus nicht passt. . Lispe tentaculatä Deg. . Coenosia tigrina Fbr. . Coenosia mollieula Fall. . Coenosia triangula Zeit. _ . Coenosia sexmaculata Zett., vix Meig. . Coenosia fungorum Deg. . Cordylura pubera Linn. . Scatophaga scybalaria Linn. . Scatophaga stercoraria Linn. . Sciomyza albocostata Fall. . .Helomyza tigrina Fall. . Tetanocera marginata Fbr. . Tetanocera punetulata Scop. (= Hieraecii Fbr.). . Tetanocera Chaerophylli Fbr. . Tetanocera silvatica .Meig. . Tetanocera elata Fbr. .. Tetanocera laevifrons Lw. — Diese ee nur als Bewoh- nerin des südlichen Deutschlands bekannte Art war eben nicht selten. — . Sphaerocera subsultans Fbr. . Borborus equinus Fall. . Borborus geniculatus Macg. . Limosina lutosa Stenh. . Limosina crassimana Hal. . Lauxania aenea Fall. . Lauxania longipennis Fbr. . Lauxania lupulina Fbr. . Lonchaea chorea Fbr. . Sapromyza pallidicornis Fall. . Sapromyza bipunctata Meig. . 207. 208. 209. 210. 211. 212. 110 Sapromyza sexpunctata Meig. Sapromyza decaspila, nov. sp. Q. — Tota flava, abdominis segmentis antepenultimo et penultimo punctis quatuor, ultimo punctis duobus brunneo -nigris; seta antennarum brevissime pubescens. — Long. corp. 21/,» lin. — Die Grösse und das ganze Ansehen etwa wie das von Saprom. decipiens Lw. — Ganz und gar gelb, die Stelle der Ocellen schwarz, die Füsse etwas gebräunt, die vordersten am meisten. Backen ziemlich weit unter die Augen herabgehend, der breite Au- ‚genring auf denselben mit verhältnissmässig deutlichen Borst- chen eingefasst. Die Taster gelb, an der äussersten Spitze schmutzig bräunlich, aber durchaus nicht geschwärzt. Das 3. Fühlerglied rundlich eiförmig, gegen die Spitze hin all- ‚mälig gebräunt, aber nicht geschwärzt; die dunkle Fühler- borste fast nackt. Stirn mit Ausnahme der gewöhnlichen Borsten fast ganz nackt. Schildchen etwas abgeflacht. Der 4. Hinterleibsring mit 4 schwarzbraunen, punktförmigen Flek- ken, welche nicht die scharfe Begrenzung haben, wie bei Sapr. quadripunctata und den dieser verwandten Arten, und von denen 2 auf der Mitte und jederseits einer am Seiten- rande stehen; der 5. Ring ist eben so gezeichnet, nur sind die Punkte erheblich kleiner; endlich hat auch noch der kleine 6. Ring jederseits einen solchen Punkt, welcher sich freilich bei dem Eintrocknen des Insekts zu verstecken pflegt. — Beine einfach, das Borstchen vor der Spitze der Schie- nen an der Aussenseite an allen deutlich. Die Flügel et- was gelbgraulich, nach Verhältniss nicht sehr gross, ohne alle Trübung um die Queradern und an der Spitze; die kleine Querader steht mitten zwischen der Wurzel der 3. Längsader und der hintern Querader. Sapromyza rorida Fall. Sapromyza praeusta Fall. ex p. Meig. Sapromyza decipiens Lw. Sapromyza modesta nov. sp. F &Q. — Palide flava, anten- nis palpisque concoloribus, alarum nervis transversis infusca- tis, nervi longitudinalis tertii basi non obscuriore. — Long, corp. 13, — 1°/, lin. — Long. al. 1°/, — 2 lin. — Ganz und gar hellgelb, auch die Fühler und Taster. Die Flü- gelqueradern mit brauner Säumung, von der sich an der Flügelspitze keine Spur zeigt. Fühlerborste schwarz, län- ger behaart als bei manchen verwandten Arten, doch nicht ganz so lang als bei Saprom. septentrionalis Lw., welcher sie sowohl in ihrer Färbung, als in ihrer Körperbildung, namentlich auch in derjenigen der Beine sehr gleicht. Sie unterscheidet sich von ihr durch etwas erheblichere Grösse, durch die nicht gebräunte Wurzel der 3. Längsader, welche dies bei Saprom. septentrionalis stets ist, und besonders 215. 111 noch dadurch, dass bei ihr die kleine Querader von der hintern Querader weniger entfernt ist, als von der Wurzel der 3. Längsader, während bei Saprom. septentrionalis diese Entfernung. gleich ist. Sapromyza decempunctata Fall. Sapromyza albiceps Fall. — Herr Zetterstedt hat die Arten aus der Verwandtschaft der Saprom. albiceps mit Saprom. flava und deren Verwandten in eine Unterabtheilung der Gattung Sapromyza gebracht; diess kann nicht ganz gebil- list werden, da Saprom. albiceps und die ihr verwandten Arten dem Hauptstamme der Sapromyza- Arten so nahe stehen, dass sie mit ihnen ganz füglich in einer Gattung vereinist bleiben können, während die Sippschaft der flava in ihrer ganzen Organisation so abweicht, dass sie eine eigene Gattung bilden müssen. Sapromyza nana nov. sp. /' &Q. — Minuta, fAavida, anten- narum articulis duobus basalibus obscure-brunneis, palpis apice nigris. — Long. corp. 11/5; — 1?/; lin. — Long. alar. 11, — 1'/, lin. — Sie gehört zu den kleinen Arten aus der Verwandtschaft von Saprom. albiceps und interstincta. Gelb- lich, die Scheitelgegend gewöhnlich gebräunt; das 1. und 2. Fühlerglied braun, auch das kurz eiförmige 3. Fühlerglied ist am Oberrande oft etwas bräunlich. Die Fühlerborste ist ziemlich kurz behaart. Die Taster sind an der Spitze ge- schwärzt. Der Thorax hat zuweilen am Seitenrande einen ziemlich breiten gebräunten Längsstreif. Das Schildchen etwas fach. Die Beine ganz blassgelblich; das Borstchen 216. 217. 218. 219. 220. 221. 222. 223. 224. vor dem Ende der Aussenseite an allen Schienen deutlich. Die Flügel wenig trüb, weder um die Queradern noch an der Spitze verdunkelt; die kleine Querader steht auf der Mitte zwischen der Wurzel der 3. Längsader und zwischen der hintern Querader, auch steht sie nicht der Mündung der Hülfsader, wie Hr. Zetterstedt von Saprom. basalis an- giebt, sondern der Mündung der 1. Längsader gegenüber. Ich würde trotzdem geneigt sein sie für Saprom. basalıs Zeit. zu halten, wenn nicht bei dieser die Taster ganz gelb wären. Da 2 für Sapromyza-Arten so entscheidende Merk- male nicht zu treffen, kann sie mit basalis nicht einerlei sein. Scyphella flava Linn. Platystoma seminationis Linn. Ortalis paludum Fall. Ortalis nigrina Meig, Trypeta alternata Fall. © Trypeta hamifera Staeg. Trypeta cognata Wied. Trypeta Lychnidis Fabr. Trypeta flava Geoffr. 2293. 226. 227. 228. 229. 230. 231. 232. 233. 234. 233. 236. 247. 112 Trypeta ruralis Zw. _ Trypeta Leontodontis. Trypeta Onotrophes Lw. Sepsis cynipsea Linn. Nemopoda cylindrica Fbr. Themira putris Linn. Calobata trivialis Lw. Calobata petronella Linn. Micropeza corrigiolata Linn. Loxocera ichneumonea Linn. Loxocera fulviventris Meig. Chyliza vittata Meig.-— Ich fing von dieser Art prachtvolle Exemplare. Unter denselben zeichnen sich namentlich ei- nige Weibchen dadurch aus, dass 2 Längsflecke auf der Stirn, auf der Oberseite des Thorax aber 2 genäherte, hin- ten abgekürzte mittlere Striemen, 2 ausgedehnte, unterbro- chene seitliche Striemen und ein Fleck an der Schulter schwarz sind; auf der 4. Längsader liegt ein sich von der kleinen bis zur hintern Querader hinziehender, sich keilför- mig erweiternder grauschwärzlicher Wisch, welcher mit der eben so gefärbten, breiten Säumung der hintern Querader in Verbindung steht; die Spitze der Hinterschenkel ist zwar nur in geringer Ausdehnung, aber tiefschwarz. — Von den zu gleicher Zeit und zwar einmal in Copula gefangenen Männchen zeigt keines die schwarze Zeichnung auf der Ober- seite des Thorax, mit alleiniger Ausnahme des allervorder- sten Anfangs der mittlern Striemen; auch ist bei allen die Spitze der Hinterschenkel nicht geschwärzt und von dem Wische auf der 4. Längsader und der Säumung der hintern Querader nur eine Spur oder gar nichts zu sehen. . Psila fimetaria Linn. . Opomyza combinata Linn. . Opomyza germinationis Linn. . Diastata obscurella Fall. . Diastata punctum Meig. . Agromyza aenea Meig. . Trimerina madizans Fall. . Phora palpina Zett. . Phora lutea Meig. . Phora aterrima For. Gyımnophora arcuata Meig. 113 Schlüssel zur Bestimmung unserer heimischen Blatt- und Holzwespen - Gattungen und Verzeichniss der bisher in der Umgegend von Halle aufgefundenen Arten RB. I. Taschenberg. Wenn ich hier ein im Ganzen noch dürftiges Verzeich- niss unserer Blatt- und Holzwespen- Arten liefere, so hat das zunächst den Grund, um überhaupt eine Öffentliche Notiz von der Hallischen Fauna zu nehmen, die bisher nur für die beiden Ordnungen der Käfer und Schmetterlinge aus- gebeutet und auch nur theilweise hierin bekannt geworden, für die übrigen, gewiss nicht minder zahlreich vertretenen Ordnungen bisher aber so gut wie ganz unberücksichtigt geblieben ist. Sodann möchte ich aber auch hierdurch die Freunde der Hymenopteren zu ähnlichen Verzeichnissen freundlichst veranlassen, oder aber um Einsendung ihrer Ausbeute (zunächst Tenthredinoides) ersuchen, indem ich beabsichtige, mit der Zeit einen Clavis zur Bestimmung sämmtlicher bei uns (Vereinsgebiet) heimischer Hymenopte- ren-Arten zu geben. Ich füge deshalb probeweise hier ei- nen Schlüssel der oben genannten Gattungen bei, — einer für die Arten war bei der noch grossen Lückenhaftigkeit der- selben nicht rathsam — und bemerke, dass das darauf fol- gende Verzeichniss nach Hartig (Die Aderflügler Deutsch- lands 1. Bd. Berl. 1857) geordnet ist und die Bestimmun- gen der Arten nach diesem Handbuche und mit Hülfe der Sammlung des hiesigen zoologischen Museums vorgenom- men worden sind. Bei einer spätern Ausbeute bemerkte ich genau das Datum und. den Fundort und füge beide hin- zu, jenes in Bruchform. — Unter Flügel schlechtweg ist immer der Vorderflügel gemeint. Fam. I. Tenthredinoides. Charakter: Fühler drei bis vielgliedrig, gerade, Hinterleib sitzend. Legröhre häufig vorstehend, aber die Hinterleibsspitze nicht überragend.*) *) Hiernach gehört die bei Hartig zu den Blattwespen gerech- nete Gattung Xyela zu den Holzwespen. 8 114 . Fühler mit weniger als 9 Gliedern 2. E - 9 Gliedern 4. - - mehr als 9 Gliedern 12. . Fühler 6— 7 gliedr., am Ende knopfartig verdickt; Flügel mit 2 Radial- und 3 Cubitalzellen. Gen. 1 Cimbex. - 3gliedrig, das 3. Glied sehr lang 3. - . Fühler eylindrisch beim Manne, keulenförmig beim Weibe. . Flügel mit 1 Radial- und 4 Cubitalzellen und einer Anhangs- zelle aller 4 Flügel, lanzettförmige Zelle zusammengezogen., Gen. 2 Hylotoma. Fühler gabelförmig beim Manne, pfriemförmig beim Weibe. Flügel mit 1 Radial-, 4 Cubitalzellen und Anhangszelle an der vorderne lanzettförmig, Zelle gestielt. Gen. 3 Schizocera. . Flügel mit 2 Radialzellen 5. 1 - und 2—4 Cubitalzellen 11. ! Flügel mit 4 Cubitalzellen 6. Sinai, rs Mas 10. . Körper von normaler Länge (die grösseren und grössten Arten) 7. - kurz, eiförmig, Fühler meist, fadenförmig und so lang . als Kopf und Thorax zusammen, bei Phymatocera aterrima bedeutend länger. — (Die kleinsten Arten) 9. . Hinterhüften verlängert, bis zum Ende des 3. Hinterleibs- gliedes reichend; Hinterflügel mit 2 Mittelzellen. Gen. 6. Macrophya. a. Fühler kürzer als der Hinterleib. in. der Mitte etwas verdickt. (Macrophya) b. Fühler länger als der Hinterleib, borstig (Pachyprotasis) - - von gewöhnlicher Länge, höchstens das. Ende des 2. Hinterleibsgliedes erreichend 8. . Fühler kurz, keulenförmig, mit diekem Wurzelgliede; lanzett- förmige Zelle mit gerader Querader. Gen. 5. Allantas. - länger als der Hinterleib, borstig. Gen. 7. Tenthredo. a. Hinterflügel mit 2 Mittelzellen; lanzettförmige Zelle mit gerader Querader. (Tenthredo) b. Hinterflügel ohne Mittelzelle; lanzettf. Zelle in der Mitte zusammengezogen; sämmtliche Aussenzellen durch bogige Queradern vor dem Flügelrande geschlossen. ne ineura) c. Hinterflügel mit 1 Mittelzelle; lanzellf. Zelle mit schräger Querader. (Poecilostoma) d. Hinterflügel mit 2 Mittelzellen ; lanzettf. Zelle ohne oder mit schräger Querader (Strongylogaster) e. Hinterflügel ohne Mittelzelle; lanzettf. Zelle mit schräger Querader. (Taxonus) 115 9. Beide rücklaufende Adern der 2. und 3. Cubitalzelle inserirt. Gen. 8. Selandria. a. Lanzettf. Zelle gestielt; 3. Fühlerglied länger als das 4. (ausser bei aterrima, an Fühler auch länger sind). &. Hinterflügel ohne Mittelzellee (Blennocampa) h mit einer ..- (Monophadnus) b. Moaneohe Zelle zusammengezogen ; Fühler sehr kurz, meist keulenförmig, ihr 3. Glied nicht länger als das 4. (Hoplocampa) e. Lanzettf. Zelle mit schäser Querader; 3. Fühlerglied sehr lang. (Eriocampa) d. en Zelle ohne Querader in die Schulter mündend; 3, Fühlerglied länger als das 4. Hinterflügel mit 2 Mit- “ ‚telzellen ‘ (Selandria) 5 -.0 > der 2. Cubitalzelle inserirt. Gen. 12. Dineura. 10. Drei Cubitalzellen durch Verschmelzung der 1. und 2.; rück- laufende Ader der 1. und 2. inserirt; Hinterflügel meist ohne Mittelzelle . Gen. 9. Emphytus - - - - der 2. und 3.; rück- laufende Ader der mittleren inserirt. Gen. 11. Dolerus. 11. Vier Cubitalzellen in der Anlage vorhanden, die Trennung der 1. und 2. nicht immer vollständig (oder beide vollstän- dig verschmolzen), rücklaufende Adern immer der zweiten Cubitalzelle: inserirt. Gen. 13. Nematus. - - - - - - - - = 3 a = rücklaufende Adern immer zweier der- selben inserirt; Fühler des Mannes meist am 3. Gliede un- terwärts gehörnt. Gen. 15. Cladius. Drei Cubitalzellen durch Verschmelzung der sonst 2. und 3. (bisweilen nur 2). Gen. 14. Cryptocampus. 12. Fühler allmälig verdickt, 10— 11 eliedrig. Hinterleib kurz, eiförmig. Flügel mit 2 Radial- und 4 Cubitalzellen. Gen. 4. Athalia. = kammförmig beim Manne, gesägt beim Weibe; Flü- gel mit 1 Radial- und 3 ‚Cubitalzellen. Gen. 16. Lophyrus. - schwach gesägt, 15 — 18gliedrig; Flügel mit 2 Ra- dial- und 4 Cubitalzellen. Gen. 17. Tarpa. = borstig 13. 13. Fühler 19 — 36 gliedrig; Flügel mit 2 Radial- und 4 Cubi- talzellen. Gen. 18. Lyda. Fühler 11—15 a Flügel mit 2 Radial- und 3 Cubi- talzellen. Gen. 10. Phyllotoma. 8* 116 Fam. O. Urocerata. Charakter: Fühler 11 — 24 gliederig,, gerade, Ei bor- stenförmig) Hinterleib sitzend; Legröhre seine Spitze überragend. 1. Flügel mit 3 Radialzellen; Fühler 13 gliederig, mit sehr lan- gem 4. Gliede. Gen. 1. Xyela. = 2 Rudialzellen und 3— 4 Üubitalzellen 2. - - 1 - 3. i 2. Erste Cubitalzelle am längsten ; Fühler kolbig, 20 — 30 glie- derig. Gen. 2. Cephus. - er kürzesten; Fühler borstig, 16-— 24 gliederig. Gen. 4. Sirex. 3. Vier Cubitalzellen; Fühler borstig, 18 — 22 gliederig. Gen. Gen. 3. Xiphydria. Zwei Cubitalzellen; Fühler 11 — 12gliedrig, das vorletzte Glied verdickt. Gen. 5. Oryssus. Verzeichniss I. Cimbex variabilis Kl. in ihren Varietäten — lucorum F. — Betuleti Kl. — Amerinae F. — splendida Kl. . Hylotoma enodis L. — Berberidis Schrk. 1!/, Presslers Berg — violacea Kl. — ustulata Kl. ?0/, Peissnitz — segmen- taria Pz. °/; Haide — coerulescens F. — Rosarum Kl. 2%, —26/, auf Wiesen — pagana Pz. — femoralis Kl. 2]s Diemitz. . Schizocera furcata de Vill. 19), Gutenberg. . Lophyrus nur in der Haide — nemorum Kl. % — h — sirens Kl. — polytomus Htg. — pallidus Kl. — frutetorum F. — pini L. — rufus Kl. . Cladius difformis Pz. 28/;, —?%, Presslers Berg, Haide — uneinnatus Kl. Q — eucerus Kl. (Trichiocampus) ??/, Larve überall an Pappelstämmen — albipes Kl. (Priphorus) ?7/, Maillenzaun. . Nematus hypogastrieus Hte. (Lepiopns) a Haide an Weide — aurantiacus Htg. — Myosotidis,F . 1, — "); Haide, Zie- gelwiese — flavientris Htg. St. Ent. Z. 1840, p. a ventricosus Htg. ©/, Haide — leucopodius Htg. — Fraxini Htg. 2/,, */ an Gesträuch und Schilf — pallescens Htg. 5/, Ziegelwiese. Einen Diphadnus habe ich gefangen, der bei Hartig nicht erwähnt ist und auch von Tischbein in seinem Verzeichniss (St. Ent. Z. 1846. p. 76 segu.) unter den als neu beschrie- benen Species sich nicht findet; ich gebe hier seine Diagnose: Bräunlich roth, Fühler und Brustfleck schwarz, Hinter- leib, Rückenkörnchen und Randader gelbroth. Beine braun mit helleren Knien, Tibienspitzen und Schenkelringen. — Fühler so lang wie Kopf und Thorax zusammen, mit sehr deutlich abgesetzten Gliedern. Flügel mit gelblichem Schein, 117 braunen Adern und nur 2 Cubitalzellen, aber mit Andeu- tung der vordern. Länge 3, Breite 6'/, Linie. Weib. Dineura Alni L. Dolerus Eglanteriae F. ?/, — 1'/; überall, wo sich Schach- telhalm findet — anticus Kl. %, — !"/, Haide — _ triplica- tus Kl. 2/, Diemitz — uliginosus Kl. — maditus Kl. '%, — !/, Haide — dubius Kl. °/, Ziegelwiese — timidus Kl. « — desertus Kl. — thoracieus Kl. — palmatus Kl. — hae- ‚matodes Schrk. — gonager F. */, —°/, Dieskau, Ziegel- ' wiese — vestigialis Kl. %/, Ziegelwiese — varispinus Htg. Gen. Gen. Gen. Gen. Gen. — cenchrig Htg. */,— 1%), Dieskau und Saalwiesen — aeneus Htg. . Ein Weib ganz wie das von Eglanteriae habe ich mehr- fach gefangen, von ihm aber unterschieden durch rothes Schildchen, rothe Schenkel und Schienen der Hinterbeine, deren letztere die Spitzen nur schwarz haben; sollte es nur var. sein? Die Weibchen von Eglanteriae, die ich in Co- pula fing, hatten alle ein schwarzes Schildchen und ganz schwarze Hinterbeine, auch an den vordern Beinen mehr Schwarz, als die fraglichen Weiber. Emphytus suceinetus Kl. — cinctus L. ?®/, Presslers Berg — patellatus Kl. — rufoeinctus Kl. ?%/, Haide — tibialis Pz. 15), Haide — ?perla Kl. ?/; Zaun am Kessel. Phyllotoma melanopygus Kl. Selandria (Blennocampa) nana Kl. ?"/, Maillenzaun — pu- silla Kl. — aethiops Kl. — alternipes K. — uncta Kl. — ephippium Pz. °/, Ziegelwiese — hyalina Kl. ?/, Die- mitz — (Monophadnus) bipunctata Kl. — sericans Htg. 3), Haide — nigerrima Kl. /, Kleine Wiese — (Phymatocera) aterrima Kl. —- (Hoplocampa) testudinea Kl. — brunnea Kl. — brevis Kl. — (Eriocampa) einxia Kl. '/;,— ”®/; auf Wiesen, Haide — ovata L. °'/;, Wörmlitz — serva F. 17), Haide — socia Kl. — morio F. ??/, Böllberg — aperta Htg. */, Dieskau. Athalia spinarum F. 16), — °/, auf Wiesen, besonders der Zäegelwiese — Rosae L. 16/, — 1%, auf Wiesen — annu- lata F. Allantus scrophulariae L. °/, — !*/,; Haide — marginella F. >"/, überall auf Wiesen — zonula Kl. 5/, — '3/, Haide — notha Kl. 2, —?®/, überall — bifasciata Kl. ?°/, Peissnitz auf Dolden — (Macrophya) Sturmii Kl. ?°/, Haide — blanda F. 2 — © Mittelholz — neglecta Kl. ®/,, 5/, Mittelholz, Haide — strigosa F. 17/, Ziegelwiese — haemotopus Pz. — punctum F. 17), —?/, überall auf Gesträuch — quadri- maculata F. 25/, — 30), Peissnitz auf Dolden — rustica L. desgl. — duodeeimpunctata L. ®/, —"/, Haide, Passen- dorfer Wiesen — ribis Schrk. ?"/, am Salzsee. — albieincta Gen. Gen. Gen. Gen. 118 Schrk. — (Pachyprotasis) rapae L. !/;— 1%], überall auf Gesträuch,, besonders auf den Weiden der Saalufer. Auf hiesigem Museum befindet sich ein Weib,. das genau die Mitte hält zwischen 4-maculata und punetum; ‚schwarz, Schildchen und Afterspitze weiss. Beide vordern Fusspaare schwarz, nach aussen die vordere Schenkelhälfte, die. Tibien und Tarsen weiss; Hinterbeine bis zum Schenkelhalse schwarz, Schenkel und Schienen roth, letztere mehr ins braune, be- sonders nach der Spitze zu, so auch die Knie und Tibien. Flügelschüppchen, Randader und Mahl braun, jene gelb- lich, dieses dunkler. Von weissen Punkten an. den Seiten des Hinterleibes keine Spur. * Tenthredo (Taxonus) bicolor Kl. zer Passendorfer Wiesen —- agilis Kl. ?®/; feuchte Wiese vor dem Feldschlösschen — cingulata F. — (Poecilostoma) obesa F. — impressa Kl. 1, — 1), Haide — (Tenthredo) lactiflua Kl. ?1/, Mittel- holz — mandibularis Pz. — rufipes Kl. ?/, Paässendorfer Wiesen atra L. 17), — 18), auf Gesträuch — ignobilis Kl. 17), Haide — instabilis Kl. 3%), — ?%/, überall — scala- ris Htg. 1%, —°/; überall auf Gesträuch — obsoleta Kl. 24/. Mittelhola — viridis L *1), —”*/, auf, Gesträuch, über- all — Coryli Pz. — bicineta L. ?®/, —3/, Presslers Berg, Mittelholz — zonata Pz. ?/, Mittelholz — flavicormis F. Kleine Wiese — albicornis ?°/, — 30), Peissnitz auf Dolden — velox F. ?°/,—!?/, auf Gebüsch im Holze und den Wei- den an der Saale — livida L. 2%/, Rabeninsel — colon Kl. 20/,—®/; Gebüsch in der Haide. Tarpa megacephala Kl. — plagiocephala Kl. Lyda pratensis F. — reticulata L. Haide —- Betulae aut. Haide — campestris L. — clypeata Kl. — sylyatica L. 1?/, — ?"/, Maillenzaun. Ein Weib habe ich hier gefangen, dass zu Seect., 2. Trib. 1. bei Hartig gehört, schwarz mit einzelnen langen, weis- sen Haaren, hesonders an den Beinen, Mandibeln schwe- felgelb mit schwarzbraunen Spitzen ihrer Zähne, Oberseite der hintern Tibien von der Basis bis zu ?/,; ihrer Länge gelb. Flügel wasserklar mit schwarzem Geäder und Mahl. Verzeichniss Il. Cephus troglodytus L. — pygmaeus L. M.&W. 21, —??/, auf Schaafgarbe überall — pallipes Kl. Pulverweiden. Xiphydria camelus L. — annulata Jur. 1%/, Trothaer Werder. Sirew gigas L. — juveneus L. — spectrum L. — magus F. — fuscicomis F. beide letzten Arten nach Hübners Zeugnisse hier zu finden. 119 Seltene schwedische Vögel von Sundevall. (Aus den Verhandlungen der königl. Akademie in Stockholm 1850, übersetzt von Dr. Ph. Krey.) Von Zeit zu Zeit erhält man die Nachricht, dass sich in unserem Lande Vögel solcher Arten finden, welche ent- weder hier selten gesehen werden, oder als bei uns vor- kommend gar nicht aufgezeichnet sind. Einige dieser Ar- ten mögen wohl dem Lande angehören und jährlich, ob- wohl sie übersehen werden, zu gewissen Jahreszeiten hier vorkommen, wie es sich mit der sowohl bei Gothenburg als auch bei Landskrona gefundenen Sylvia arundinacea zu verhalten scheint; andere dagegen haben sich nur hierher verirrt, ohne regelmässig dem Lande anzugehören. Es ist begreiflich, dass die Vögel vermöge der ihnen beiwohnen- den Leichtigkeit, sich schnell weit fortzubewegen, öfter als andere Thiere an Stellen angetroffen werden, die eigentlich ihnen fremd sind, besonders während der Zugzeiten, wo sie der Gefahr ausgesetzt sind, durch Sturm, Nebel und mehrere andere Ursachen aus ihrer Richtung getrieben zu werden. Das Vorkommen einiger neuer oder seltener Vö- gel enthält an sich demnach nichts besonders Merkwürdi- ges, die grösste Merkwürdigkeit dieser Erscheinung ist eher darin zu suchen, dass sie nicht noch öfter, als es der Fall ist, sich zeigt, sondern dass die meisten der Millionen Vögel, welche während ihrer Züge Tausende von Meilen von ihren Heimathsorten sich entfernen, nach. mehrmo- natlicher Abwesenheit und bei einem sehr veränderten Aus- sehen der dazwischen liegenden, beim Fortzuge von ihnen überflogenen Länder mit vollkommener Sicherheit dahin zu- rückfinden. Oft ist es, selbst nach mehreren Wahrneh- mungen nicht möglich auszumachen, wie weit eine Vogel- art als einheimisch, oder nur als zufällig angesehen wer- den muss. Man kann sogar dergleichen Art nistend oder in Gesellschaft der in der Gegend ausgebrüteten Jungen angetroffen haben, ohne dass sie sich deshalb im Lande hält. Ein Paar kann nämlich in eine abgelegene, seiner Art fremde Gegend sich verirrt haben, wo es sich wohl 120 befindet, ein Nest bauet und Eier legt. Sind Witterung und äussere Umstände während des Jahres günstig, so können die Eier ausgebrütet werden und die Jungen zur vollkommenen Ausbildung gelangen. Dies kann möglicher- weise ein oder das andere Jahr sich wiederholen. Tritt aber eine andere Jahresfolge ein, wo die Witterung oder vielleicht auch andere äussern Umstände etwas ungleich sind, so werden dann die Eier nicht ausgebrütet, oder die Jungen erreichen nicht ihr reifes Alter, so dass die Zahl jener, Vögel nicht vermehrt wird, sie vielmehr mit dem alten Stammpaare alsbald aussterben. Eine solche Art, scheint mir, kann nicht zur angenommenen Fauna der Ge- gend gerechnet werden, wenn sie auch mehrere Jahre, selbst ein Jahrzehnd hindurch und länger daselbst gebaut und ausgebrütet haben mag und während dessen oft ge- sehen worden ist, weil in den für sie günstigen Jahren ziemlich viele Junge aufgewachsen sein mögen. So scheint es mir mit den Nachtigalen in unserem Lande sich verhal- ten zu haben, welche früher bei Svartsjö gefunden sein sollen; mit Sylvia tithys, ‘welche nun wiederum gefunden ist, mit Oriolus, Merops, Alcedo und vielen anderen. In- zwischen ist es wohl werth, soweit möglich, die sich zei- senden Exemplare solcher Arten aufzuzeichnen ; möglicher- weise findet man dadurch eine oder die andere Art als wirklich einheimisch, obwohl sehr selten vorkommend, her- aus. Ueber folgende hat man während der letzten Jahre Nachricht empfangen: Coturnin communis. Der Bergwerksbesitzer C. G. Lö- wenhjelm hat als Beigabe zu den in dieser Zeitschrift 1853. - S. 227. sich findenden Berichten mitgetheilt, dass die Wach- tel ferner während des Herbstes 1854 in die Gegend von Örebro, sowohl nahe bei der Stadt, als auch bei seinem Gute Klockhammar, welches 1‘/, Meilen davon entfernt ist, -geschossen worden. Das Reichsmuseum besitzt ein Männ- chen, bei Frosa den 6. Novbr. 1846 vom Lieutenant Gripen- stedt geschossen. Gracula rosea. Ein neues Exemplar, ein in der Mau- ser begriffenes Weibchen, wurde den 2. November 1855 bei Borgärde , 2!/, Meilen nördlich von Fahlun geschossen, 121 wo der Vogel sich einige Zeit auf den Feldmarken aufge- halten und sich von Vogelbeeren und Mehlbrei, welcher den Hunden vorgesetzt wurde, genährt hatte. Circus pallidus (Sykes.) Ein Weibchen dieser Art wurde auf Gottland bei Djupdyen den 4. Mai 1834 von dem Ingenieur J. Wahlberg geschossen und damals für C. cineraceus Mont gehalten. — Im Jahre 1845 wurde das Exemplar von ihm an das Reichsmuseum geschenkt, wor- auf bei näherer Untersuchung sich ergab, dass es dem C. pallidus Sykes angehöre. Hauptsächlich scheint dies Exem- plar die Veranlassung zu der Annahme gewesen zu sein, dass C. eineraceus in Schweden gefunden worden. Ein Exemplar, welches von Wallengren (Naumannia 1854. S. 74) als zur Herbstzeit in Schonen gefunden aufgeführt wird, habe ich nicht gesehen. Auf dem Reichsmuseum finden sich zwei Exemplare der Paykullschen Sammlung, welche früher in die schwedische Sammlung aufgenommen, aber als wahrscheinlich ausländische wieder daraus entfernt ‚wur- den, — Silvia tithys. Ein junges Männchen wurde hier in Stockholm am 9. Septbr. 1854 vom Conservator Meves ge- schossen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dasselbe .hier in der Umgegend gebrütet ist. In Götek. Handl. 1851 S. 10 wird angegeben, dass ein Exemplar im Frühling 1851 bei Kullen in Schonen gewonnen wurde. Muscicapa parva Bechst. Ein älteres Weibchen wurde den 24. Mai 1855 auf einem Dampfschiff hart vor Landsort in den südlichen Scheeren Stockholm’s bei starkem Nebel, als das Fahrzeug stille liegen musste, mit blossen Händen gefangen und hernach von dem Stud. Krüper an das Reichsmuseum geschenkt. Neben diesem fanden sich mehre _ andere kleine Vögel, darunter ein paar Exemplare von La- nius collurio ein. Sie schienen ermüdet zu sein und wur- den gleichfalls mit den Händen gegriffen. Da M. parva niemals vorher in Schweden gefunden worden, so kann es zweifelhaft scheinen, ob diese Vögel von dem schwedischen Lande gekommen, oder möglicher Weise etwa durch einen Wirbelwind von der andern Seite der Ostsee herüber ge- führt sind. Wie wohl sie ziemlich nahe am Lande gefan- z 122 gen wurden, war ihnen doch der Anblick desselben durch den Nebel entzogen. Muscicapa parva wird leicht daran erkannt, dass sie etwas kleiner ist, als die nahe verwand- ten Arten, grau, nicht geflecket, mit 4 von der Wurzel bis weit über die Hälfte weissen Schwanzfedern auf jeder Seite. Anas rutila Pall. Ein Männchen wurde Ende Mai 1855 hier in. Stockholm unter anderen Seevögeln aus den Schee- ren von dem Studirenden H. Dietrich erkauft und hernach an das Reichsmuseum geschenkt. Diese Art, welche der Tartarei und dem südöstlichen Russland angehört, ist so gross wie Anas tadorna und nahe mit ihr verwandt; roth- gelb (isabellfarben) mit schmalem schwarzen Halsring; der Flügel schwarz, nach vorn weiss. Vögel in Wermland. Im Zusammenhang hiermit wurde ein vom Magister T. Hammargren im Monat Januar der Academie eingesen- detes Schreiben vorgetragen, welches als Ergänzung zu des Freih. ©. G. Cederström’s Abhandlung über die Vögel in der Gegend von Carlstad 1851 angesehen werden kann, da in demselben Nachrichten vorkommen über fünf Arten welche in der genannten Abhandlung nicht aufgenommen sind: Falco peregrinus, Sylvia hypolais (,„Hypolais icterina‘‘) Parus borealis, Lagopus subalpina und Cygnus musicus. Es ist folgendes: Ornithologische Bemerkungen vom Jahr 1855. Falco peregrinus ist in Freih. Cederström’s Verzeichniss „über die in der Gegend von Carlstad vorkommenden Vo- gelarten‘‘ 1851 nicht aufgenommen. — Schon im Septem- ber wurde ein Männchen beim Clar-Elf am Venern-See geschossen, während es Enten verfolgte. Falco lithofalce. Im Mai dieses Jahres wurde ein 2 hier auf die Art gefangen, dass eine von ihm gejagte Lerche ihre Flucht durch ein offenes Fenster auf dem Meierhofe des Landshauptmanns nahm und der Falke gleichfalls folgte. Strix lapponica Sparrm. Während des verflossenen Herbstes wurde diese Eule an den Ufern des Wener Sees 123 verfolgt, flog in die See hinaus und ertrank da. Dies ist das zweite Exemplar, welches man hier bekommen hat. Stris passerina. Im December dieses Jahres wurde ein Exemplar mit blossen Händen gefangen, am hellen Tage, hier bei der Stadt, auf der Jagd nach kleinen Vö- sieln: — Picus canus. Kommt hier ziemlich oft vor. Cinclus aquaticus. Kommt hier bei der Stadt eigentlich nicht vor, da der Fluss hier keine stärkere Strömung bil- det, jedoch wurde einmal im September ein Individuum beobachtet, welches mitten in der Strombahn a Später habe ich hier keines wieder gesehen. Hypolais icterina Degl. Herr Wallengren nimmt in sei- nem Aufsatz in Naumannia „Brüt-Zonen der Vögel inner- halb Skandinavien‘ an, dass dieser Sänger in Wermland nicht vorkomme, welches gleichwohl der Fall ist. Im nörd- lichen Dalsland habe ich seinen Gesang gehört. Im vori- gen: Sommer wurde in der Arvika-Gegend ein Junges die- | ser Art gefangen, welches einer meiner Freunde eine Zeit lang im Käfig hatte, wo es untersucht und für hypolais erkannt wurde. ‚Sitta europaea L. Pall. Kommt ziemlich sparsam, in der Umgegend der Stadt vor. Parus borealis. Ich möchte fast dafür halten, dass diese Form von palustris die ist, welche hier am meisten vor- kommt; wenigstens entbehren alle Individuen, weiche ich zum Grunde der Untersuchung für diesen Fall während des Jahres geschossen habe, des Glanzes auf dem Käpp- chen, so dass das Schwarz vollkommen dem Sammet und nicht der Seide glich. *) Linota rufescens. Degl. Vieill. Herr Wallengren nennt diese Form = Fr. linaria L. und sagt, dass nur diese Art *) Seit Liljeborg in den Verh. d. Acad. d. W. 1850. S. 283. Pa- rus borealis de Selys als einen skandinavischen Vogal beschrieb, ist es wiederholt bestätigt worden, dass er durch ganz Skandinavien ge- funden wird und nach Norden hin gemeiner ist. In der Cappmark wo er gemein ist, scheint P. palustris kaum vorzukommen. P. bore- lis wird am leichtesten an den breiten, weisslichen Kanten der Arm- federn erkannt. 194 im südlichen Schweden vorkomme. Hier habe ich wiede- rum Exemplare angetroffen, welche sowohl einen rein weis- sen Bürzel (croupion), als auch auf dem Rücken rein weisse Federn haben, die daher zur Linota borealis Degl. gerech- net werden müssen und welche sowohl Bonaparte als De- gland als synonym mit Fr. linaria Lin. ansehen. — Syno- nyma?: Linota rufescens: Degl. = Linar. ruf. Viel = Fring.: linaria. Temm. nec. Linn. — Linota borealis Degl. = Fr. borealis Vıeill. = Fr. linaria Lin. Tetrao hybridus urogalloide.. Kommt jetzt in der Pro- vinz sehr oft vor; alle Jäger behaupten, dass er im letz- ten Decennium sich bedeutend vermehrt habe. 2 Lagopus subalpina. Nils. Schon früher einmal habe ich bemerkt, dass diese Vogelart (um die Sommerszeit) sich einen Grad südlicher fortpflanzt, als Prof. Nilsson in seiner Fauna angiebt. Herr Wallengren giebt ebenfalls den 61° als dessen südliche Grenze an, allein er kommt westlich und nördlich beim nördlichen Frykpen See (Norra Fryken) in Wermland, demnach eher bis 60° vor. Fuligula clangula. Nach Wallengren würde diese Art sich nicht in Dalekarlien fortpflanzen, was ein merkwürdi- ger Umstand wäre, da sie zur Sommerszeit allgemein in den Alpseen des nördlichen Wermland, einige Meilen von der Grenze Dalekarliens, vorkommt; das muss unrich- tig sein. — Cygnus musicus. Wurde geschossen vorigen Winter im Februar an einem Abzugsgraben im Jösse -District. Mittheilungenm Eduard Anion’s mineralogische Sammlungen in Halle. Diese Sammlungen, zwar nicht ausschliesslich unser Vereinsge- biet betreffend, doch für dessen Studium von nicht untergeordneter Wichtigkeit, wurden von dem Besitzer behufs seiner Privalstudien im Jahre 1852 begonnen und seitdem durch Ankauf verschiedener Sammlungen, von Mineralienhändlern, durch Tauschverkehr und Ge- schenke einzelner Freunde zu einer Vollständigkeit fortgeführt, in welcher sie zu einem gründlich wissenschaftlichen Studium der Mine- ralogie vollkommen ausreichend sind. Ab 126) 15” Sie sind in der Wohnung des Besitzers (Steinweg Nro. 29) auf- gestellt in zwölf Schränken mit 300 Schubkästen verschiedener Grösse, Alle Exemplare sind sauber‘ und frisch gehalten, in Papp- kästchen gelegt, eliquettirt und streng nach Glockers System geord- net. Die Ktiquetten enthalten den Namen, das Vaterland, den Erwerb, in der Kennzeichensammlung zugleich kurze, das Exemplar betreffende erläuternde Bemerkungen. Ein übersichtlich geordneter Catalog giebt ausserdem über jedes Stück der Sammlung jede erwünschte Auskunft und kann für einzelne Theile der Sammlung selbst als sorgfältige wissenschaftliche Bearbeitung gelten, Die ganze Sammlung besteht aus drei Abtheilungen, einer oryclognostischen, einer geognostischen und einer paläontologischen. Die oryctognostische Sammlung ist wiederum in drei Abthei- lungen geschieden, die Kennzeichen Sammlung, eine Stufensammlung in kleinem und eine in grossem Format. Die Kennzeichensammlung zählt 2045 Nummern, sämmtliche Stücke in zölligem und kleineren Format. Sie erschöpft die orycto- gnostische Kennzeichenlehre vollständig und ist mit aller nur wün- schenswerthen Genauigkeit und Sorgfalt zusammengestellt. Der erläu- ternde Katalog ist eine detaillirte Darstellung der gesammten Termi- nologie. Hierzu gehört eine Sammlung von Krystallmodellen, 100 Stück‘ aus Pappe gearbeitet (die Heidelberger Sammlung) und 106 Stück aus hartem Holz geschnitten (Eislebener Arbeit). Die oryetognostische Sammlung in kleinem Format enthält 4878 Nummern in Exemplaren von 5 D]Zoll und kleiner, die selb- ständig geordnete in grossem Format 1535 Stufen von 6 DIZoll Grösse und darüber, 'die bei weitem meisten haben eine Grösse von 10 DZoll, nebst Schaustücken. Jede dieser Sammlungen bildet für sich ein vollständiges systematisches Ganze, nur dass die in kleinem Format ungleich mannichfaltiger an verschiedenen Vorkommnissen und Abänderungen der einzelnen Arten ist. Alle Species von nur einiger- massen systematischem Werth sind repräsentirt, vorherrschend nach deutschen und resp. europäischen Vorkommnissen, die aussereuropäi- schen jedoch nur spärlich. Die schönen Harzer Vorkommnisse (Bour- nonit, Plagionit, Fahlerz, Zinkenit, Manganerz, Antimonglanz, Fluss- spalh ete. etc.) von Neudorf, Wolfsberg, Strassberg, Andreasberg, lifeld, die thüringischen von Ilmenau (Manganerze), demnächst die erzgebirgischen, böhmischen und siebengebirgischen sind schön vertre- ten, auch unter den tyrolischen und schweizerischen fallen einzelne schöne Stücke auf. Von andern ausgezeichneten Gegenständen mag nur eine Stufe gediegenen Silbers von Kongsberg, eine krystallisirte Ku- pferlasur von Chessy, eine mit prächtigen Topaskrystallen aus Sibi- rien, Blaubleierze aus Zschoppau, Grün- und Weissbleierze, Rubin- glimmer ete. etc. erwähnt werden, vieler andrer nicht zu gedenken. Um die Reichhaltigkeit näher zu ‘bezeichnen diene folgende Aufzäh- lung der Stufenmenge nach Glockers Familien: 126 In kleinem |In grossem Format. Format. R 86. 46. Kohlen. (Anthraeite.) 63. 12. Harze, (Asphaltite.) 16. I Schwefel. (Tbhiolithe.) 156. 36.°.| Blenden. (Cinnabaryte.)- 353. 101. Glanze. (Camprochaleite.) 268. 75. Kiese. (Pyrite.) 101. 18. Metalle. 620. 192: Erze. (Oxydolithe.) 306. 144. Hornblenden. (Amphibolithe.) 1001. 238. Edelsteine und Quarze. . (Sklerolithe.) 213. 62, Feldspathe. (Pyromachite. ) 129, 44. Schaumsteine. (Zeolithe.) 167. 48. Thone. (Arsillite.) 100. 5l Glimmer. (Margarite.) 123. 60. Metallglimmer. (Halochaleite.) 261. 93. Metallspathe. (Chalcobaryte.) 870. 333. Spathe. (Hallithe.) 45. FT ne 3. Salze. (Hydrolithe.) re ee ee Einen Anhang zu den oryctognostischen Sammlungen - bildet eine Sammlung von Hüttenproducten mit 238 Nummern, darunter viele interessante Krystallbildungen und die ganze Reihenfolge des mansfeldischen Kupferhüttenprocesses. Die geognostische Sammlung theilt sich in eine allgemeine sy- stemalische und in. eine Sammlung von Localsuiten. Erstere zählt 1188 Nummern, die Stufen durchschnittlich von 9 DIZoll. Sie re- präsentirt die plutonischen und vulcanischen Gesteine in ihren man- nichfachen Abänderungen und die geschichtelen Formationen nach Handstücken verschiedener Gegenden zugleich mit charakteristischen Versteinerungen. Die Suitensammlung in Stufen von 9 — 12TZoll enthält 91. Stufen vom Vesuv, 129 vom Siebengebirge, 60 vom Meiss- ner und der blauen Kuppe, 202 vom Oberharz, 119 des subher- eynischen Beckens um Quedlinburg, 194 aus dem Mansfeldischen, 204 der Gegend um Halle, 96 aus dem Plauenschen Grunde. Die Petrefaktensammlung 2285 Nummern umfassend und nach Bronn’s und Goldfuss’s Arbeiten geordnet, bleibt zwar weit hinter der Vollständigkeit der oryclognostischen Abtheilung zurück, birgt aber doch auch gar ‘manches wissenschaftlich werthvolle Exemplar. Einer besondern Erwähnung verdienen die von Herrn ‚Giebel in Bronn’s Neuem Jahrbuche 1848. S. 149. beschriebenen Fisch- und Saurierreste des thüringischen Muschelkalkes, 500 Conchylienarten des Pariser Beckens von Deshayes selbst bestimmt, eine schöne Suite charakteristischer Brachiopoden, vollständige Lilienencriniten etc. etc. 127 Ausflug durch die Bündner Alpen an den Comersee. Ein Jahr schwerer Mühen und Sorgen war wieder dahin und es galt Körper und Geist durch einen Genuss in der grossartigen Alpennatur zu erstarken. Bewährte Reisegenossen, zwar der Justiz angehörig, doch mit dem Studium ‘der Natur innig vertraut und empfänglich selbst für feinere Beobachtungen in den Werkstätten der Natur, die Herren Jacob und Winkler verfolgten dasselbe Ziel und in wenigen Stunden war der Plan der Reise bis in alle Einzeln- heiten vereinbart. Durch das liebliche Appenzellergelände in räthische Tiefen und Höhen hinab in das Land, wo die Citronen blühen, an die Gestade’des Villen umkränzten Comersees, wieder hinauf in das eisumfangene Oberengadin, über den gletscherstarren Bernina ins re- benreiche Veltlin und zurück über die höchste aller Fahrstrassen das Stilfser Joch nach Meran und Innsbruck, das sollten die Hauptstatio- nen für die vierwöchentliche Erholungsreise sein. Ich theile meinen Lesern aus frischer Erinnerung — auf Erholungsreisen führe ich kein Tagebuch — unsere Erlebnisse auf diesem Ziezacfluge mit; wer die dureheilten Gegenden kennt, wird sich bei dieser Gelegenheit gern an die schönen Genüsse erinnern, wer sie erst aufsuchen will, mag manchen beachtenswerthen Wink hier finden, wem es aber nicht ver- gönnt ist die Alpen zu bereisen, der glaube ja nicht, dass er hier oder überhaupt durch Lectüre und Bilder sich in sie versetzen kann, die Natur in ihrer Grossartigkeit verlangt unmiltelbares und völliges Hin- geben. . Ich bestieg am 3. August den Mittagsdämpfer in Halle und war andern Abends mit den üblichen Querelen auf langen Eisenbahnfahrten bei Staub und drückender Hitze in. Zürich, wo ich einen Tag in an- genehmer ‘und lehrreicher Unterhaltung mit verehrten Fachfreunden verlebte, da die Vertagung der schweizerischen naturforschenden Ge- sellschaft in Trogen vom 3. auf den 17. August den Besuch dersel- ben und den Verkehr mit geschätzten Fachgenossen mir diesmal nicht gestatiete.e. Am 5. früh um 4 Uhr führte mich der Dämpfer von Zü- rich nach St. Gallen. Ein sanfter Gewitterregen während der Nacht hatte Wiesen- und Waldesgrün erfrischt und die drückende Schwüle verscheucht; es war eine genussreiche Fahrt. Die schweizer Dämpfer Jagen nicht sausend dahin wie unsere Schnellzüge durch die einför- migen unabsehbaren Ebenen; sie gestatten dem Reisenden, wenn er sonst mit scharfen Augen ausgerüstet ist und weiss, was und wo er sehen will, wenigstens eine Ansicht der vorüber eilenden Landschaft, eine Bewunderüng ihrer einfachen und soliden Brücken, Tunnel und Dämme. Ich kannte den Weg über Winterthur und Frauenfeld schon aus frühern wiederholten Reisen, aber die Bahn weicht ab von der alten Strasse und entrollt neue Bilder, deren Betrachtung in schöner Morgenbeleuchtung einen besondern Genuss gewährt. Wenige Minu- ten nach Ankunft des Züricher Zuges traf in St. Gallen schon der Dämpfer vom Bodensee ein und brachte zur verabredeten Stunde 123 meine Reisegefährten. Wir nahmen ein einfaches Frühstück in .der uns nicht unbekannten Stadt, durchwanderten einige der lebhaflesten Strassen, den bischöflichen Palast mit der nunmehr vollendeten neuen Kirche, fuhren dann mit ‚einem. Zweispänner nach Gais, Die Strasse steigt eine Strecke steil auf und gewährt eine freie Aussicht über die reich belebte Landschaft, führt dann durch Wald und Wie- sen nach dem städtischen und wohlhäbigen, fabrikreichen Teufen, dessen zahlreiche Gemeindebauten einen angenehmen Eindruck hinter- lassen, bald noch über das nicht minder stattliche und freundliche Bühler in den berühmten Molkenort Gais (2808 ‘ ü. M,). Die nach dem grossen Brande von 1780 neu aufgeführten saubern Häuser zie- hen in nur zwei unregelmässigen Reihen durch das üppige, baumlose Wiesengelände. Drei geräumige Gasthöfe und die Privathäuser nehmen die zahlreichen Schwindsüchtigen auf. Im Lamm, wo: wir abstiegen und gute Bewirthung fanden, keuchten und husteten. viele Patienten zum Verdruss ihrer gesunden Zimmernachbaren. Nachmittags bestie- gen wir den theilweis bewaldeten Gäbris (3856 ü. M.). Auf dem Gipfel bei der Signalstange ist leider die Aussicht durch Waldung verschlossen und nur gegen den Sentis frei. Einige Minuten davon liegt eine sehr einfache Wirtbschaft, von der aus der Blick über den Bodensee ins deutsche Flachland streift, auch die Höhen jenseits des Rheinthales erreicht. Ein Freund und Hausgenosse aus der Heimath rief uns im Fremdenbuch die ernsten Worte zu: Berg auf, Berg ab, zuletzt ins Grab. Düstere Wolken zugen vom eben noch heitern See herüber und umhüllten uns mit kalten Nebeln. Bald zuekten Blitze und immer schneller schlugen die‘ grossen Tropfen auf uns nieder. Zwei Unwetter waren vorüber, als wir hinabeilten, aber kaum am Waldessaum angelangt, goss ein derber Regen 'auf uns herab, der erst nachliess, als wir zur nicht geringen Verwunderung der Molkenpatienten in das Lamm» eintraten. Schnell wurden die Bündel entleert, die triefenden Kleider mit trocknen vertauscht und der nach dem gründlichen Bade gesteigerte Appetit gestillt. Ich hatte die Freude noch spät Abends meinen Pass, den ich in St. Gallen aus. der Tasche verloren hatte und dessen Verlust das Ueberschreiten der östreichischen Grenze unmöglich gemacht haben würde, durch die Post zu erhalten. Dank der schweizerischen Gefälligkeit! Früh Morgens lachte die Sonne freundlich über der Landschaft. Zahlreiche schwindsüchtige Gestalten, meist männlichen ‚Geschlechtes versammelten sich um 6 Uhr nach dem Rufe der Glocken auf dem geräumigen Platze vor den Gasthäusern, um in den frischen Molken die verlorenen Lungen zu suchen, so trübselig sehen sie ins erste Glas und nach :dem ersten Schluck einander an, aber nur Wenige mögen das Verlorene darin finden. Wir nahmen das übliche schwei- zerische Frühstück, schickten unsere noch immer triefenden Kleider zum Trocknen in den Backofen und schlenderten auf. der ebenen Alt- steltener Strasse zur Kapelle am Stoss. Das einfache Gebäude (2928 ü. M.) von staltlichen Bäumen beschattet, auf ,saftiger Matte gelegen, 129 schaut hinab ins weite. Rheinthal, von wo am 17. Brachmond 1405 Oestreichs geharnischtes Heer heraufzog, um die schmachvolle Nieder- lage bei Vöglisegg (1403 700 Appenzeller gegen 5000 Oestreicher) zu rächen, und nach sechsstündigem heldenmüthigen Kampf bedeckten 900 Oestreicher und nur 20 Schweizer die Wahlstatt. Solch von Heldenblut getränkten Boden hat die Schweiz gar viel aufzuweisen, ein Kreuz oder eine Kapelle erinnert den Wanderer an die Grossthaten. Wir weideten unsern Blick lange an dem in stillen Frühschmuck lachenden Rheinthal, das drüben die hochaufsteigenden Rücken Vorarl- bergs begränzen. Um 12 Uhr Mittags brachen wir auf gen Appen- zell. Der Himmel war den lechzenden Matten freundlich, uns wieder feindlich, denn ein sanfter Regen durchnässte uns abermals. Wir kehrten bei der freundlichen Hechtwirthin in Appenzell ein, die, noch immer in jugendlicher Frische, diesmal in dem bunten und blenden- den Costüm sehr bald bei einer Fiasche ‚alten wiessen Schaflhuser‘“ das Unwetter von unserer Slirn verscheuchle. Auch der Himmel hei- terte sich wieder auf und wir gingen längs des rechten Ufers der breiten blockreichen Sitter nach Weissbad. Das sehr geräumige Cur- haus liegt hinter schattigen Bäumen versteckt am Zusammenfluss des Bären-, Schwendi- und Weissbaches. Wer fern von geräuschvollen . Badeleben in stiller Zurückgezogenheit Erholung und Stärkung für Körper und Geist sucht, der flüchte in diesen Thalwinkel einer der lieblichsten Alpenlandschaft. An den hohen felsigen Sentis mit fetten Alpen lehnt sich ‘der still belebte hüglige Wiesenteppich Appenzells. Im Curhause selbst herrscht Einfachheit und Ungenirtheit und obwohl auch bier wie in Gais Molken getrunken werden, sieht man doch mehr frische und schöne Gestalten als pathologische Physiognomien. Die Blühte der Saison schien vorüber zu sein, die Abendtafel zählte nur noch 60 bis 70 Gäste, darunter viele junge Schweizerinnen aus den nördlichen Kantonen, die nach aufgehobener Tafel bei Häkelei und Stickerei sich unterhielten, während die alten Herrn die Friedens- pfeife, die jungen Cigarrenwolken bliesen. Wo man dampft und raucht, gibts wahrlich keine kranken Lungen. Der stille sinkende Abend führte uns noch zum nahen Schwendigrunde hinauf, von wo wir die idyllische Landschaft vor uns ausgebreitet sahen. : Das zwei- felhafte Wetter veranlasste uns den folgenden Tag in Weissbad zu verweilen. Der Morgenhimmel war bedeckt, doch nicht düster und drohend, die Gipfel der Sentiskette, der Kamor und hohe Kasten schauten völlig nebelfrei herab. Wir stiegen hinter Weissbad hinauf über die fetten Bergweiden Treibern und Eugst zur üppigen Bodmen- alp, dann durch lichte Waldung steil hinauf gegen die senkrechte Felsenwand, welche auf ihrer Firste die Ebenenalp trägt. Links an der unerklimmbaren Felsenecke schimmerte uns das unersteigliche Wildkirchli entgegen. Der Weg läuft noch eine kurze Strecke am Fusse der Steilwand entlang,‘ biegt dann um die Ecke herum und steigt gerade zum Wirthshaus hinauf. Der Führer Joseph Büchler klebte diese Wirthschaft auf den schmalen Vorsprung, nachdem ; der I 130 Einsiedler in der Grotte des Wildkirchli ‘im J.. 1854. sich verstürzt hatte. Von hier zieht sich ein schmaler schutzloser Weg aufwärts wieder um die 220° hohe Felsenecke herum, über einen sicher über- brückten Abgrund hinweg zum Wildkirchli. Ein mit Bildern reich geschmückter Altar in einer natürlichen Felsengrotte, davor ein Glocken- thurm, dessen Glocke füa'mal täglich die Hirten der umgebenden Alpen zum Gebete mahnt. Einige Schritte weiter liegt die Höhle der schon 1656 gestifteten, aber seit 3 Jahren eingegangenen Einsiedelei. Das Grossmütterchen aus der Wirthschaft führte uns mit Sackernder Kien- fackel durch die dunkle, feuchte, 200 Schritt lange, ‚sehr unregel- mässige Höhle und öffnete deren Hinterthür. Wir kletterten ange- siehts einer ganz neuen Landschaft den schroflfen Felsenpfad am schauer- lichen Gehänge hinauf und befanden uns auf der Ebenenalp 4969‘ ü. M. Die Aussicht über die nördliche Schweiz und den Bodensee nach Schwaben und Baiern. ist reizend und [esselt gewaltig. Den nahen Gipfel des Sentis und den Blick in das Innere der Schweiz verhüllten leider wolkige Nebel. Die wasserarme und holzleere Ebe- nenalp bildet den sanft geneigten Scheitel eines steilen nur von einer Seite schwer zugänglichen Felsenklotzes (obere Kreideformation, Se- werkalk der Schweizer Geologen, welcher alle Höhen des Sentis con- stituirt) und nährt 50 Kühe und mehre Gais. Dem Botaniker wird sie empfohlen, der Entomolog müht sich vergebens nach Seltenheiten ab. Gefahrvoller als hinauf, war der schwindelnde, rutschige Weg hinab , das Grossmütterchen sprach ihren zitternden Arm zur Stütze anbietend Muth zu und ging wieder mit der kienfackel durch (lie fast wagrecht überwölbte Höhle voran. Ein einfaches gutes Mittagsessen erwartete uns in dem hölzernen Schwalbennest, das auch reinliche Betten mit gestickten Franzen an den Decken für nächtliche Gäste ent- hält. Die ‚Cousine der Wirthin 'sass.am Rahmen und stickte einen feinen Kragen, der vielleicht eine Prinzessin oder Gräfin schmücken wird, so fein, dass unsere Stickerinnen wohl ein Jahr zu der Arbeit gebrauchen würden, und. sie vollendet dieselbe in 12 Tagen für 9 Franken Lohn. Wenn sie aufsteht, nimmt die Wirthin die Nadel, Da unten in den braunen Appenzeller Hütten sitzen die Töchter zu 4 und 6 auf der Bank längs den Fenstern mit den Augen dicht auf dem feinen Muster liegend und arbeiten um kärglichen Lohn die fein- sten Stickereien für die keichen und Schönen in den ersten Ho/städten Europas. Was arbeiten die Töchter unsrer Tagelöhner auf dem Lande! — Gestärkt gings von der genussreichen Felspartie über Wiesen und Gatter wieder hinab ins Weissbad, wo wir uns auf unser Stübchen zurückzogen, um ein frohes Familienfest fern von der Familie zu feiern. Der Sonntagsmorgen weckte uns früh, als die Sonne noch nicht über die scharf gerandeten Gipfel sich erhoben ‚hatte. Wir wollten über die Krayalp nach Wildhaus. Der gedungene Führer Büchler (nicht der Wirth vom Wildkirchli) trat heute mit der unverschämten Forderung von 20 Franken und freier Kost für 7. Stunden Wegs 131 hervor und hatte den ganzen Tross der um ihn stehenden Tagediebe gegen uns complottirt. Keine Verhandlungen halfen, bis ein nicht complottirter Träger im fernen Winkel des Hauses für 10 Franken sich bereit finden liess, Schnell war das Bündel geschnürt und in frischer wohlthuender Morgenluft gings durch das zerstreute Dorl Brüllisau, wo man den ersten von der Höhe herabgekommenen Num- mulitenblöcken begegnet, dem waldigen Brülltobel entgegen, aus wel- chem der Brüllbach in enger Felsenkluft eines eigenthümlichen eocänen Sandsteines hervorbricht. Der steile holperige Weg steigt im engen Felsenthal auf, setzt über einen hohen Riegel und fällt dann wieder mässig zu dem tief grünen, von dunkler Nadelholzwaldung umstande- nen, forellenreichen Sämtissee (3725° ü. M.) ab. Viele Tausende junger Frösche hüpften vom See herauf über den Weg, so viele, dass man sie zertrat. Die Sämtisalp zieht sich als schmaler Thalboden vom See an aufwärts, an ihrem Ende steilt sich der Weg zur Wi- deralp auf den Alten Mann zwischen hohen baumlosen Wänden empor, links aber durch enge Felsenkluft, das sogenannte Stiefelloch klettert man über Felsblöcke auf martervollem Wege hinauf und sieht plötz- lich den schmalen langen Fählensee (4479‘ ü. M.) vor sich ausge- breitet. Sein sanft bewegter Spiegel spielt im reinsten Smaragdgrün und fast senkrecht heben sich seine felsigen Ufer empor. Am linken Ufer, dessen steiniger Boden mit der üppigsten Blühtenpracht. reich durchwirkt ist, zieht sich der Weg entlang auf die blumenreiche Sohle der Fählenalp. «Wir traten durch den koihigen Vordergrund in die düstere Sennhülte ein. Der Senn sass mit 6 Knechten und 2 Sennbuben am Tisch um einen Kessel der schmackhaft mit Sahne und Butter ein- gerührter Mehlspeise gefüllt war, während wohlgenährte Mäuse über ihren Köpfen an dem Käse Mittag hielten. Der Schmutz vor der Hütte und in der Wohn- und Schlafkammer war, wie gewöhnlich unbe- schreiblich, aber an den Gefässen in‘ der kühlen Milchkammer ver- mochte auch die Loupe kein Schmutzpünetchen zu entdecken. Wir nahmen am Feuer Platz, bis der Kessel ‚geleert war und eine faust- hoch mit Butter belegte Bemme den Sonntagstisch der nervigen Alpen- söhne beschlossen hatte, dann trug uns der Senn ein Fässchen eis- kalter fetter Milch auf, die vortrefllich mundete. Nach hinlänglicher Mittagsrast brachen. 'wir wieder auf. Die Kalkwände der Fählenalp werden schnell kahl und senkrecht und ein begraster Rücken, der sich als dunkelgrüner mergliger Grünsand — der Sentis ist durch seine aufgerichteten sich wiederholenden Glieder ein Räthsel der Kreide- formation — zwischen sie keilt, schliesst das Thal völlig ab. In kurzen Ziezaclinien steilt' sich. der Weg nahe an 1000’ aufwärts, aber statt in der hohen Gebirgswelt hier eine lohnende Aussicht für die schweissfordernde Anstrengung zu finden, sahen wir dichte Nebel an beiden Graten des Thales flüchug uns nacheilen; sie umhüllten uns alsbald so dick und ‚düster, dass wir auf fünf Schritt Entfernung einander selbst nicht sahen. Das war nicht sonderlich erfreulich, vielmehr gefährlich, da wir weglos über Felsenblöcke und Schnee- 9* 132 streifen vorwärts kletterten und die steil abfallenden Gehänge vor und neben uns nicht deutlich erkennen konnten. Auf: und ab, klet- ternd und rutschend und über Schlaglöcher eingesunkener Schichten gings fort im düstern öden Nebelmeer, in dem nur hin und wieder eine wohlgenährte Flühlerche an uns vorbei schwirrte. Endlich hat- ten wir nach Versicherung des Führers die Passhöhe (6156 ü. M.), welche vom unsichtbaren Schafberg und Altenmann einerseits, vom Gulmen und Furglen andrerseits begrenzt wird. Wir sahen nichts als den schmutzigen Schnee, Felsblöcke und blühtenreichen Graswuchs dazwischen, über den wir gingen. Mit beflügelten Tritten hüpften wir abwärts. Die weidenden Kühe vergrösserte der Nebel in riesige Elephanten, die Ziegen in eolossale Ochsen. Immer abwärts und eine Strecke links uns wendend erreichten wir die Kothumringten Steinhaufen, welche die Sennhütten der Krayalp (5541) heissen. Noch eine gute Strecke oberhalb dieser lag ein frisch gefallener Maul- wurf, wie lange und mit welchen Anstrengungen mag er vom Thal- boden bis zu dieser Höhe hinauf seinem unvermeidlichen Grabe ge- wandert sein! Das dichte Nebelmeer zerriss und löste in treibende Wolken sich auf, wir sahen vor uns eine tief Thalschlucht geöffnet, nach Westen in das Toggenburg hinein, über welchem die Kurfürsten Ihronten. An einer steil vorspringenden Ecke wurde Rast gemacht, um dem lange gefesselten Blick die angenehme Weide zu gewähren. Der Weg, sie sogenannte lange Säge, stürzt von nun ab über Fels- blöcke mit dürfiigem Basen und Gestrüpp sehr steil hinab und häufig künstlich gestuft und getreppt, aber so marlervoll, dass man nicht recht begreift, wie das grosse und schwere Vieh auf der Alp densel- ben passiren kann. Es geschieht nach Versicherung unseres Trägers allerdings mit grossen Beschwerden. Die Thalsohle, obwohl mit Blök- ken übersäet, hat doch stellenweise reichliche Weide die Alp Desel und trägt einige Hütten, die beiderseiligen Wände steigen senkrecht zu schwindelnder Höhe auf, die nördliche ist kahl und droht mit furchtbaren Felsenstürzen der abgelösten Kalkstraten, die südliche hat dürfiigen Waldwuchs und in verschiedenen Höhen öffnen sich an ihr unerreichbare Höhlen. Nach Osten verengt sich das Thal in eine kahle wilde Schlucht, nach Westen weitet es sich mit Wald und Wiese. Hier führt die wilde bewaldete Schlucht, der Flüelitobel di- rect nach Wildhaus hinab, doch geht man bequemer über den von schöner Matte bedeckten quer vorliegenden Riegel, er gewährt noch eine genussreiche Aussicht auf die steilen Eckpfeiler des Hohen Sen- tis, über das Thal nach Toggenburg hinein und eine ganz über- raschende links auf das Rheinthal. Nach Wildhaus fällt man schnell ohne Beschwerde hinab, Die braunen lläuser liegen weit am Gehänge zerstreut, nur an der Strasse drängen sich mehre stattliche um die beiden Kirchen zusammen. Die Gemeinde nur 1200 Köpfe stark, ist zum kleinern Theil katholisch mit der grossen Kirche, dem grös- sern protestantischen Theile gehört die ältere kleine Kirche. Beide Gotteshäuser stehen friedlich neben einander und so leben auch ihre 133 Diener; an ihnen nehmt ein Beispiel, die ihr euch nach Confessionen und Sekten bekämpft und verketzert. Das Dach der katholischen Kirche liegt über der Wasserscheide des Rheines (3168‘° ü. M.) und der Thur, die eine Traufe fliesst in jenen, die andere in diese ab. In der Gasistube des Hirschen disputirte jung und alt beim Glase Bier, auch der ehrwürdige Herr Pfarrer kam, trank, schwatzte ein halb Stürdehen und ging wieder. Nach dem Abendessen erwei- terte der freundliche und unterrichtete Wirth, der zugleich Gemeinde- oder Bezirkssecretär ist, unsere Kenutniss des schweizerischen Ge- meindeverwaltungswesens, ‚von welchem das unsere, zumal ländliche gar Manches lernen könnte. Wildhaus selbst hat an sich nichts An- ziehendes für den Fremden, auch die hoch gelegene Ruine der Wil- denburg lohnt nicht für die Anstrengung des Kletterns, doch wird es Niemand unterlassen jenen dunkel gebräunten morschen Holzbau mit steinbeladenem Schindeldache, in welchem der grosse Reformator Huld- reich Zwingli geboren wurde, einige Aufmerksamkeit zu schenken. Schon am. späten Abend zogen wieder Regenwolken herauf und trübten durch ihre Entladung unsern morgenden Plan über den steilen Kamm nach Wallenstadt und Wesen. Starker Regen und dichte Ne- bel des Morgens nöthigten uns abzustehen; es war der vierte ver- wässerle Tag und nur ein kühner Entschluss konnte noch Genuss . verheissen. Direet nach Mailand, jenseits der Alpen muss es anders sein oder anders werden, war die Losung gleich beim Aufstehen mit dem ersten Blick ins Regenwelter. Um 9 Uhr kam die Post aus dem Toggenburg herauf und brachte uns auf steil abfallender Wald- strasse nach Gams und geradlinig auf der ebenen Sohle des breiten Rheinthales nach Haag, wo wir den Hauptwagen nach Mailand er- warteten. Ein Gang an den trüben Rhein und ein warmes Mittags- essen verkürzte die Wartezeit. h Den Weg durch das Rheinthal über Chur und Reichenau, durch das burgenreiche Domleschg im Hinterrheinthale mit der schauerlichen Viamala und dem wilden Roflaschlunde hinauf nach Splügen habe ich schon in meinem Reiseberichte von 1855 geschildert, _Wir über- nachteten in Chur im Steinbock. Der Dienstagsmorgen lachte uns wieder überaus freundlich entgegen, alsı wir mit dem Einspänner an- gesichts des drüben drohenden Calanda gen Reichenau fuhren. Hier machten wir einen Gang durch den schönen Garten des Herrn von Planta, an dessen hinterem Felsenvorsprunge der düstere schmutzige Hinterrhein ‘mit dem klaren muntern Vorderrhein seine Vermählung feiert. Beide Flüsse treffen geradlinig zusammen und mischen ihre Flutben nach kurzem friedlichen Kampfe. Sie durchrechen gegensei- tig ihre Stirnlinien, hier siegt die dunkle, dort die klare Welle und bohrt ihren Gegner in den Grund. Wenn im Frühjahr des Winters Vorräthe die Wellen stärken und die Strömungen in furchtbarer Auf- regung sich die Stirn bieten, dann mag der Kampf auch wilder, ein wuthschäumender sein. Ueber Bonaduz (2013‘ ü. M.) an den zahl- reichen Ruinen und Schlössern vorbei erreichten wir. das angeblich 134 von flüchtigen Tusciern vor 2400 Jahren gegründete, nach wieder- holten Feuersbrünsten und Wasserverheerungen städlisch aufgeputzie Thusis (2170‘). Schnell wurde das entbehrliche Gepäck geordnet und mit der Adresse Chiavenna der Post übergeben, nun gings zu Fuss der Viamala zu. Oft wandten wir den Blick zurück über das breite und freundliche Domleschg zu den hochaufragenden Schnee- häuptern Bündens, aber vor uns winkte die uralte Rhäalta, die auf hoher Felsenzinne 2000 Jahre den Eingang in die finstere Schlucht bewachte, bis immitten des 15. Jahrhunderts des geknechteten Volkes Wuth den himmelhohen Thron erstürmte und die nackten Mauern der langsam nagenden Verwitterung übergab. Der Burgvogt entzog sich der gerechten Strafe durch einen Sprung mit dem Pferde über die 600‘ hohe senkrechte Felswand hinab in die grausige Schlucht. Ueber die dintenschwarze Nolla schreitend traten wir ein in den Felsenriss. Er zeichnet seine Bilder mit so scharfen, so seltsam eigenthümlichen Zügen, dass wir von der frühern Reise her keines verloren hatten und doch dieser wiederholte Anblick nicht minder ergreifend und fesselnd war als damals. In Andeer (3016' ü. M.) auf der freund- lichen Thalweite des Schamserthales machten wir Halt, um mit fri- schen Kräften den wilden Rofflaschlund zu erobern. Die Sonne neigte sich bereits und der zerpeitschte Strom verbreitete angenehme Kühle, Auch hier erfreuten uns wieder bekannte Bilder. Wir traten durch das Felsenthor von Sasa plana (4000 ‘) und kehrten noch bevor die Dunkelheit uns umfing, in Splügen (4500° ü. M.) ein. Der genussreiche Marsch des gestrigen Tages und die am wol- kenleeren Himmel in der Morgensonne blinzelnden Schneegipfel um uns rückten Mailand wieder an das Endziel der Reise. Wir bleiben im räthischen Gebirgsbau. Die schweizerischen Verkehrsmittel sind so vortrefflliche, das dem Reisenden dienende Publikum ein so freund- liches und überaus gefälliges, dass der Wanderer jederzeit und jeden Orts seine Vorkehrungen und Pläne ändern und nach Belieben diri- giren kann. Unser Gepäck war unterwegs nach Chiavenna und sollte nun über den Bernhardin nach Bellinzona. Eine einfache Anzeige auf dem Postbüreau genügte und nach vier Tagen fanden wir daselbst bei unserer Ankunft die Reisetaschen vor. In Deutschland, wo For- malitätskrämerei und Vielschreiberei zwischen Beamten und Publikum eine unübersteigbare Wand aufgemauert hat, verliert der Absender Macht und Gewalt über sein Eigenthum, sobald der Conducteur es un- ter Schloss und Riegel verwahrt hat und welchem Beamten dürfte man zumuthen auf einfache Anzeige unterwegs drei Packete umzuadres- siren! Auf meinen vieljährigen Reisen in der Schweiz habe ich über- all dieselbe Freundlichkeit und Zuvorkommenheit, ‘dieselbe Zuverläs- sigkeit und Pünctlichkeit aller Postbeamten und auch der Gastwirthe getroffen, die man bei uns in gleich hohem Grade nur äusserst sel- ten findet, Man traue sich und sein Eigenthum denselben unbedingt an, ihr Rath und ihre Hülfe führt einfach und sicher zu dem ge- wünschten Ziele, Wo der Strom der Modereisenden mit dem Maro- 135 quin-Evangelien eines St. Bädeker und St. Murray sich massenhaft aufstaut, da wird freilich bisweilen den 'aufmerksamsten Beamten der Kopf verdreht, in den Hotels schätzen innen und aussen gleich steife Oberkellner den Ankommenden nach Kleid und Bagage, Habsucht und Bettel strecken ihre gierigen Krallen aus, und Fanllenzer und Tauge- nichtse bieten ihre Dienste an, auf Schritt und Tritt. wird der Aufent- halt in ‚der schönsten und grossartigsten Natur verkümmert. Ein Blick in dieses widerliche Treiben genüge und man ziehe sich zurück in die Seitenthäler, in die Glarner und Bündner und Walliser Alpen, die jener Strom noch nicht überfluthet hat; sie bieten ‚der Natur- schönheiten so liebliche und wilde, so grossartige und vielfach wech- selnde als Rigi und Faulhorn, Grindelwald und Chamouny, wenn auch keine Evangelien für Modereisenden über sie geschrieben sind. In grossen Städten aber verstecke man sich in die von Bädeker und Mur- ray nicht aufgeführten Gasthäuser des Schweizer Bürgers und Bauers, wenn man freundliche und aufmerksame Bedienung, frugale Kost und wohlfeile Preise liebt und des Volkes Leben und Manieren kennen lernen will. Hier steckt auch kein Kellnerjunge beim Abräumen der Tafel die‘ gebrauchten Zahnstocher zu weiterer gefälliger, Benutzung wieder ins Glas und jederzeit hat man Zutritt in die Küche und kann sich überzeugen, was in diesem Heiligthum: des Gaumens und ‚Magens geschieht. Um seidene Kleider rauschen zu hören, feine Toiletten zu studiren und mit bornirten Kellnern zu verkehren, braucht man doch wahrlich nicht in die Alpen zu reisen, das hat man daheim im Ueber- Nuss bequemer und wohlfeiler. Es ist widerwärtig so vielen .Reisen- den zu begegnen, welche nur ihr rothes Evangelium buchstabirend abhaspeln. Was Bädeker nicht gesehen, ist auch für sie nicht da, wo er nicht gewesen, gehen auch sie nicht hin und haben sie, was er preist, dann gehts weiter, bis sie nach Hause kommen und voll Be- geisterung erzählen, was im Bädeker steht. Der ehrenwerthe:.Ver- fasser hat ein 'vortreffliches Reisebuch geschrieben für (in Zeit oder Kopf) beschränkte und unerfahrene Leute und seine edlen Bestrebun- gen befördern nun leider das Gegentheil, oberflächlichstes Reisen. Der Leser verzeihe diesen Excurs, den die alljährliche und. unvermeidliche Erfahrung diclirte. Angesichts der 'blendend weissen Kuppel des riesigen Tambo- hornes und dem Splügenschen Schneegegipfel erreichten wir in Be- zleit eines unterhaltenden Zimmermanns, der mil einigen Genossen die 10086 ‘ hohe Spitze des Tambohornes erstiegen halte, schon frühzei- tg das sehr alte Dorf Hinterrhein (5030) in baumloser Thal- weite, welche kein Korn mehr reifen lässt. Wie'damals ein kleines Mädchen, wurde uns: diesmal ein zwölfjähriger vollbäckiger Junge als Träger unseres kleinen Gepäcks von seinem Vater vorgeführt. Mit freudestrahlenden Augen ergriff der hoffnungsvolle Alpensohn das dar- gebotene Glas des übergerbstoffreichen Roihweines,,; der uns noch mit vierfachem Wasserversatz nicht mundete, goss es hinter, nahm den belasteten Holzträger auf, den Rücken und stülpte die verwitterte Pfilz- 136 glocke auf seinen Kopf, nun rüstig voran. Eine schlanke Dame, längst über die Jahre der Blühte hinaus aber gestärkt im Bernbardi- nobade schloss sich uns mit ihrem elfjährigen Träger an. Wir woll- ien zurück über den Valserberg ins Lugnetzthal. Der Weg geht über hängende Wiesen mit stark duftendem Heu gleich hinter dem Dorfe sehr streng hinauf. Die erste nicht scharf abgesetzte Stufe der Thal- wand ist bald erreicht, auch die zweite wird in gemessenem Schritt mit gehäuften Ruhepuncien erobert und dann die dritte holperige und blockreiche letzte erklommen. Steinhaufen und ausgesteckte Stangen “bezeichnen den Weg auf der mit Trümmern des geologisch räthsel- haften Schiefers übersäeter Höhe (7771’ nach Heer), deren rechter und linker ‚Gipfel sich noch 500° in Mauer- und Festungsartigen For- men hinaufspitzen. Die Aussicht lohnt vollkommen die Anstrengung des keineswegs martervollen Weges. Mit jedem Schritte wird das ‚Dorf kleiner, der Fluss einem glitzenden Sılberfaden ähnlicher und als tiefwellige Linie zieht an der gegenüberliegenden Thalwand die Bernhardinerstrasse hinauf, immer freier aber und ergreifender heben sich aus der krystallinischen Kernmasse die Schneegipfel des Splügen, das blendend weisse Tambohorn,, die Bernhardiner Hörner und die massige Gletscher behangene Gruppe des Rheinwaldhornes (10280 ‘) hervor, Sie strahlen im reinsten Sonnenglanze. Unmittelbar neben uns hängt ein schmaler schmutziger Gletscher herab. Die Passein- senkung des Bernhardin nur 6584‘ ü. M. liegt ganz geöffnet uns gerade gegenüber, der Spiegel des düstern Moesolasees blinkt, erst an den kahlen, starren Felswänden ob der Vietor Emanuels Brücke wird der Fernblick gehemmt. Nordwärts eröffnet sich die Aussicht in das steil abfallende Peilthal, auf den kahlen Petinauer und den scharfen Rücken vor dem Vorderrheinthal, über welchen die Silber- spitzen und Schneefelder vom Tödi bis zum Panixer und weiterher Ihronen. Steil absteigend nach Norden gelangt man über lief hinab- hängende Schneestreifen bald auf die grasreiche Alp, zur linken ım Hintergrunde des Thales den langen zerklüfteten Gleischerstrom, dem der schmutzige Wildbach entquill. Immer am rechten oft schwin- delhalt steilen aber von meckernden Gais beweidelen Gehänge 'ent- lang kommen die ersten solid gebauten Sennhülten, auf deren kothi- ger Umgebung ein prachtvoller Blumenteppig sich ausbreitet, dann über duftige Wiesen hinab an den rauschenden Thalstrom, den hier einige Balken überbrücken um den Weg ans linke Ufer zu führen. Ein Häuflein sonngebräunter, halbvermoderter Holzhütten bildet den ärmlichen Weiler Peil, dessen Bevölkerung auf den Wiesen beschäf- tigt war. Die felsigen Thalwände, nun mit herrlicher Waldung be- kleidet rücken eng zusammen, der Gletscherbach durch mehre Sei- tenzweige erstarkt, kämpft gischend, schäumend und stäubend gegen die ihn hemmenden Blöcke und besiegt sie glücklich durch einen prächtigen Sturz. Der Weg zieht sich auf- und absteigend durch das üppige Waldesgrün an Heiligenbildern vorbei, setzt auf soliderer 137 Balkenbrücke wieder ans rechte Ufer des Wogendranges und läuft nun über saftige Matten dahin, um steil nach dem stattlichen Pfarr- dorfe Vals oder St. Peter am Platz abzufallen, wo der stärkere Glen- ner aus dem ebenfalls eng geöffneten Hauptthale von schlanker Dop- pelspitze im Hintergrunde überragt hervorbricht. Vals ist der äusserste Hauptort im gleichnamigen Thal, in 3855’ Meereshöhe, Alpenwirthschaft und nur wenig Korn- und Kartoflel- bau. Die geräumigen Häuser sind wie die sehr alte stattliche Kirche mit schweren Glimmerschieferplatten wie im ganzen Lugnetzthale ge- deckt. Die linke Thalwand ist völlig entwaldet, die rechte noch leid- lich bestanden. Jedes Haus erhält vom Landweibel alljährlich seine Stämme im Gemeindeforst angewiesen, aber nachgepflanzt wird nicht, denn die Gais lassen keine jungen Bäume aufkommen. — ‚Aber was sollen denn eure Kinder brennen, wenn ihr abholzt und nicht für Nachwuchs sorgt? das weiss Gott, wir können die Gais nicht abhal- ten! — Die rücksichtslose und bisweilen selbst sinnlose Waldverwü- stung wird in nicht gar fernen Zeiten ganze Thalschaften zu Grunde richten. Ich beziehe mich nicht auf jene Wurzelstöcke, welche mit 4 bis 6 Fuss Höhe der kräftigsten Stämme der Verwitterung und dem Moder Preis gegeben werden, denn sie müssen die dürflige Rasendecke und die Lavinen bannen, sondern auf jene stattlichen Stämme, welche zu Tausenden an manchen Gehängen z. B. abwärts im St. Peterthal und noch zahlreicher am südlichen Abfall des Luk- manier nutzlos verwittern, auf die massenhaft vermodernden Aeste, Zweige und Abfälle. Im Oberengadin wird schon wegen Mangel an Holz Mist gebrannt, und im nahen Gemeindewalde hedeckt stellen- weise fusshoch das modernde Gezweig den Boden. Gewaltiger noch als der Holzmangel selbst werden die durch Entwaldung veränderten klimatischen Verhältnisse auf die Thalschaften einwirken und es ist wohl Pflicht der Regierungen — geschieht auch wirklich schon in ‘einzelnen Bezirken — in solchen allgemeinen Lebensfragen der Selb- ständigkeit und Freiheit der Gemeinden entgegenzuireten und das drohende Unglück durch energisches Einschreiten mit geeigneten Mass- regeln zu beseitigen. — Wir kehrten an der Ecke des Dorfes in der einfachen Wirthschaft einer jungen Wittwe ein, welche zugleich das Postbureau hält. Sehr einfach, aber reinlich, nett und behaglich; die Wirthin mit düsterem Gesicht und dunkler Kleidung, ein reiner Typus bündnerischer Hinterthäler, flachbusig, doch nicht platt wie im Sıimmenthal, kurztailleig und mit grossem Fuss, freundlich, gefällig und ernst verständig. Das düstere Wesen in der äussern Erschei- nung der Bündner charakterisirt auch ihre Nutzthiere, die sich immer gern nach ihren Herren richten. Die stattlichen Kühe auf der Alp sind zwar einfarbig, hell, fahl, aber ein breiter schwarzer Streif über je- dem Auge düstert ihr Gesicht; vierschrötiger Kopf mit spitzer Schnauze und schönem Leiergehörn. Die Kühe auf den Alpen der Appenzeller Berge sind von gleichem Schlage, meist ebenso hellfahl, aber der verfinsternde Augenstreif fehlt gewöhnlich. Hier sind die Katzen wie v 138 die bunte Nationaltracht grell dreifarbig, in den rhätischen Seiten- Ihälern grau, überhaupt seltener; die Appenzeller Gais sind schwarz- braun, weissbäuchig und ganz weiss, die rhätischen allermeist nur schwarzbraun, aber hier wie dort haben die dunkeln einen weissen Streif jederseits des Nasenrückens, der ihnen eine gemsenhafte Phy- siognomie giebt. Die tief shätischen Hunde sind dunkle kurzhaarige wicht schöne Spitze mit längerer und dickerer Schnauze als bei uns. Die Schweine tragen, wie meist in den Alpen ein braunrothes, in der Jugend goldiges Borstenkleid, jung sind sie kurz und hochbeinig, erst bei mittler Grösse längt sich ihr Körper, hier und da sonnt sich auch ein rein schwarzes Schwein, im Appenzeller Lande eher ein weisses. In der Insektenwelt fallen dem nicht emsig Sammeln- den nur einzelne grelle Farbenzeichnungen auf, mehre schon bei den Spinnen. Nach einem erquickenden Schlaf im hohen Bett der niedern Holzkanmımer und mit einfachem Frühstück traten wir unsere Thalwan- derung an. Die Sonne überstrahlte noch nicht die steilen Wände, die Wiesen dufteten in reinster Morgenluft. Bald verengt sich der Thal- kessel an einem überwaldeten Felsensturz und der Saumpfad setzt ans rechte Ufer der tobenden Glenner und steigt hier in dichter üp- piger Waldung auf und ab, oft an schauerlichen schwindelnden Ab- gründen hin über feuchtes, schlüpfriges Glimmergestein, während die linke jähstotzige, doch auch bewaldete Felswand unwegsam ist. Ein- zelne Wohnhäuser im Waldesdickicht mildern den wilden Charakter. Die rechte Thalwand zieht sich endlich zurück und bildet eine Stufe, auf der ein kleiner freundlicher Weiler mit bemalter Kirche liegt. Gleich hinter demselben schreitet man über ein wildes Geröllbett wei- ier vom Flusse ab über schöne Matten an Kapellen des heiligen Ni- colaus und der heiligen Catharina vorbei überblickt man schon das _ Lugnetzthal, wie es von dem hier einmündenden öden Vrinthal an heisst. Zahlreiche Dörfer und Weiler, über ein Dutzend, liegen am jenseitigen völlig baumlosen Gehänge. Viehzucht und viel Ackerbau. Wir verliessen den höher laufenden Saumpfad und wählten den Fuss- weg über die Wiesen. Millionen von Heupferden verschiedener Ar- ten, Heuschreckenschwärmen vergleichbar, hüpften im blendenden Sonnenschein und liessen sich zu Hunderten zertreten, Eine Seiten- schlucht mit steilen sehr glitschigen Wänden machte uns stutzig, doch wurde sie glücklich durchklettert. Ich habe leider die Gewohnheit meine Alpenreisen ohne Stock und Stütze zu machen, auf den glit- schigsten und steilsten Wegen, auf Moränen, Gletscherhängen und Schneerutschen meinem sichern Tritt auf dünnen unbenagelten Soh- len allein vertrauend, muss aber doch jedem Bewohner der Ebene rathen, in den Alpen mit einem stark bestachelten Stocke und dop- pelsohligen gut benagelten Schuhen sich zu versehen. Wir trafen wieder in den Saumpfad ein, der uns durch lichtes Buschwerk an den Fluss hinab zum neu angelegten Bade Pleif führte. Das Curhaus A ae 139 an einer schauerlichen Seitenschlucht errichtet, ist ohne äussern und innern Prunk, und wird von 30 bis 40 Curgästen aus den benach- barten Thälern besucht. Der Wirth und Besitzer, ist ein sehr cor- pulenter und beweglicher Viehhändler aus Pleif, der hier drei Mo- nate lang seine leidenden Mitmenschen pflegt, in der übrigen Zeit des Jahres Vieh nach und aus Italien verhandelt. Eine Stunde Rast und Frühstück mit minder gerbstoffreichen Rothwein als sonst ın den bündnerischen Thalkneipen that uns sehr wohl. Zwei Stunden war es noch bis Hanz und die Sonne strahlte sengend heiss. Der Weg steilt sich gleich hinter der bedeckten Hängebrücke an der kahlen linken Thalwand zum Dorfe Pleif hinauf und läuft lange in dieser Höhe fort, die eine ‚schöne Aussicht auf die merkwürdig eul- livirte rechte Thalwand gestattet. Nach vielem Schweiss erreichten wir wieder schattige Waldung und bald auch an schroffer Felswand das den Weg abschliessende (das Thal ist keineswegs Thorartig ver- engt wie Bädecker angiebt) steinerne Lugnetzthor, wo im Jahre 1355 die Lugnetzer Frauen eine Sarganser Kriegerschaar mit einem Stein- hagel in die Flucht schlugen. Der Weg geht leidlich geebnet fort und soll für kleine Wagen fahrbar sein, aber -gewiss eine marter- volle Fahrt und man thut jedenfalls wohler, auch die Badegäste, nach Pleif zu gehen. Die Aussicht auf llanz und das Rheinthal eröffnet sich fast plötzlich, die Mündung des Lugnetzthales in dasselbe be- herrscht eine, hochthronende Burgruine. Der Glenner ist der letzte grosse Zufluss des Vorderrheines mit eigenen Namen, alle aufwärts folgenden führen den Geschlechtsnamen der Quellenfamilie mit dem Zusatze des Thales (Sumvixer, Medelser, Tavetscher Rhein). Ilanz ist ein ganz ansehnliches, durch und durch romanisches Städtchen auf beiden ‘Seiten des Vorderrheines, hoch berühmt in der bündneri- schen Geschichte, schon die vielen Bergruinen in seiner nähern und weitern Umgebung verrathen das- Das düstere bündnerische Wesen ist verschwunden, das Auge, oft blau, ist lebhafter, der Busen voller, die Taille schmächliger, die Wade wenigstens im Körper schöner, wenn auch im Stiel noch zu dick; die Männer mit schwarzem Haar und braunen Augen sind kräftige z. Th. schöne Gestalten. Alles spricht romanisch. Es überrascht und frappirt anfangs hier am Rheine eine fremde Zunge zu hören und nicht verstanden zu werden, aber die allmählige Bevölkerung und Geschichte der Thalschaften hat das so mit sich gebracht. Die deutschen Gemeinden in den hintersten Thalwinkeln wurden viel später aus Deutschland zur Sicherung der Passübergänge dahin versetzt, sonst würden vielleicht alle Wurzel- fasern des Rheines romanische Anwohner haben. Die Sonnenhitze hatte uns bereits ermüdet und stach noch so empfindlich, dass wir uns zum weiteren Fortkommen einem Einspän- ner anvertrauten, Er fuhr auf der schön gebauten anfangs der lin- ken, später der rechten Rheinseite entlang führenden Strasse in mäs- sigem Schritt, dass wir die vielfach wechselnde Scenerie des Thales | 140 wenigstens würdigen lernten und den lebhaften Wunsch sie länger zu geniessen nicht so bald vergessen. Nun gings bequem unter dem gefahrvollen Panixer Passe durch, über den wir nach -unserm ur- sprünglichen Plane nach llanz hinab wollten. Eh wir es auch ahn- ten, waren wir an dem uralten, noch frisch grünenden Ahornstamme, an dem im Jahre 1424 der graue Bund beschworen ward, und dann in Truns. Die Sonne neigte sich und mit ihr sank die Schwüile. Das Ende der herrlichen Thalschaft in zauberischer Abendbeleuchtung lag vor uns. Wer könnte dem Genusse widerstehen! die Taschen geschultert und zu Fuss vorwärts. Die neue Fahrstrasse führt bald nach Sumvix, dessen schlanker Kirchthurm viele Meilen weit ins Thal abwärts und bis ans Ende auf- wärts schaut. Gegenüber öffnet sich das gletscherreiche Sumvixer Thal, in welchem die mühevollen Passwege über den Greina und Dis- ruih herabkommen. Wir strebten nach Disentis über den Lukmanier. Die Fahrstrasse ist noch im Bau, schon bis Disentis abgesteckt, geeb- net, von hunderten rüstiger Arbeiter geförderl. Sie zieht sich in gleichmässigem langsamen Steigen an der linken Thalwand allmählig hinauf. Plötzlich standen wir vor einer liefen Seitenschlucht,, welche ein luftiges Gerüst zum Aufbau einer hölzernen Hängebrücke über- brückte. Gefahr bot der schwindelnde Breiterpfad nicht und „Strasse gut“ erklärten uns wieder und wieder die gebräunten Arbeiter, bis wir an eine zweite Schlucht gelangten, vor der wir rathlos halt machten, da kein Gerüst hinüber, kein sichtbarer Pfad hinab und hinauf führte. Die Arbeiter von drüben winkten und kamen uns hülf- reich entgegen. Wir kletterten hinah, überschritten auf schaukelndem Breit den Sturzbach und von den kräftigen Armen der Arbeiter ge- stützt erklimmten wir sicher die jenseitige senkrechte Felswand. Von hier an wird noch gesprengt, aufgemauert, geebnet und schon im nächsten Sommer wird man sorglos und bequem bis Disentis fahren. Der riesige Klosterbau leuchtete uns in der Abenddämmerung entge- gen, wir erreichten ihn im Dunkel, doch der wolkenlose Himmel liess das Gebäude noch deutlich erkennen. Disentis liegt auf einer niedrigen Terrasse am Ende des Rhein- thales in 3680° Mereshöhe, wo das Medelser- und Tavetschthal sich vereinigen und das enge Akletathal vom schneeigen Oberalpstock her- abkömmt. Das ins sechste Jahrhundert zurückreichende Kloster ist nach wiederholten Feuersbrünsten zuletzt im Jahre 1846 neu aufge- führt und sein vom Kaiser Maximilian II. gefürsteter mit Münzrecht beliehener Abt beherrschte mit unbeschränkter Gewalt weithin Berg und Thal. Jetzt ist es ein stilles von zehn Geistlichen Ordensbrü- dern geleitetes Erziehungsinstitut. Gleich neben ihm drängen sich die stattlichsten Häuser des Dorfes mit dem Rathhause zusammen, andere liegen vereinzelt und gruppenweise auf der Terrasse zerstreut, Im Kloster wird noch jetzt eine wöchentlich erscheinende politische. Zei- tung, Nova Gasetta Romonscha — es ist nicht die einzige romanische Ze; 141 — gedruckt.*) Wir nahmen in der Krone Quartier, mit deren Wirth man eine sehr lehrreiche Unterhaltung pflegen kann. Der hellen Mondscheinnacht, deren bleiche Beleuchtung die aufragenden Schneegipfel in geisterhafte Gestalten verzauberte,. folgte ein ebenso klarer Morgenhimmel. Eine herrliche Aussicht ins Thal abwärts über das reiche Leben, nicht minder ergreifend aufwärts in die starre aber grossarlige Scenerie der Hochalpen. Dahin führen nur Saumpfade, aber mit der Vollendung der Lukmänier Fahrstrasse, wird wohl auch eine Chaussee über den Oberalppass in die Gotthardsstrasse entstehen, vielleicht eher noch als die viel besprochene Eisenbalın den Luckmanier mit einem mehre Meilen langen Tunnel durchbohrt- Ein kühner Plan, dessen Ausführung den vielen staunenswerthen Riesen- bauten in den Alpen die Krone aufsetzen würde. Von Chur aus über Danz und Truns bis Disentis — 1844' bis 3471' Steigung — bietet der Bau einer Eisenbahn keine grösseren Schwierigkeiten als in den anderen Alpenthälern, aber mit dem Eintritt in das Medelser Thal würde sie unterirdisch laufen müssen bis Olivone im Blegnothale. Das Gestein selbst ist zum grössern Theil (Granit und krystallinischer Schiefer) dem Tunnelbau günstig, aber südlich legen sich schwierige Schiefer und Dolomite an und wer will die Hindernisse berechnen, welche Wasser und Luft dem Bau und der täglichen Befahrung eines mehre Meilen langen, 2000‘ unter der gletscherbelasteten Oberfläche laufenden Höhlenweges entgegenstellen! Und wird die Opferbereit- willigkeit der Schweizer bei allen grossen und gemeinsamen Zwecken die ungeheuren Kosten dieses Riesenbaues bewältigen? Die Vortheile einer Lukmanier Bahn sind für die Schweiz im Verhältniss zu den Herstellungskosten äusserst geringe. Die Balın würde den Transport über den Simplon, Gotthardt, Bernhardin und Splügen an sich ziehen. aber Güter wie Menschen ohne Aufenthalt durch die Schweiz hindurch jagen. Es ist eine völkerverbindende Bahn, der Süden und Norden zögen den grössten Vortheil von ihr, die Schweiz den Nachtheil. Warten wir’s ab, ob auch uns noch die Locomolive durch diesen Hades führt. Heute müssen wir mit unsern deutschredenden Führer noch den holperigen, auf und abkletternden Saumweg frohen Muthes wandern. Vor dem engschluchtigen Eingang ins Medelser Thal quält sich der Weg erst in langer Krümmung durch die tiefe Schlucht dss Tavetscher Rheines und steigt dann hoch über. die Thalecke über Glimmerschiefer und Gneis (der Anfang des interessanten Lukmanier- *) Als Sprachprobe diene der Deutschland betreffende Artikel der eben ausgegebenen Nummer dieser Zeitung: „Germania. Plirs uestgs han bucca daditg relaschau ina circulara, ella qualla els admo- neschan il pievel catolic de bucca termetter ils affons en scolas pa- riteticas, e vulten ch’ ei vegni procurau depertut per scolas confessio- nalas. — L’ anuala collecta pil grondius seminari per. giuvens, che yulten sedicar al stan spiritual, derschius si dals Giesuits a Pader- born, ha purtau en uon 11,000 talers! — Muort la pintga raccolta de pavel ein ils precis della biestgia en Virtemberg sesbassai silla da- vosa fiera silmeins per ina tiarza. 142 fächers) hinauf mit herrlichem Rückblik und bald auch mit lohnendem Vorblick auf Gletschergehänge und Schneegegipfel, dann gleich wieder hinab an steiler Mattenwand an ärmlichen Dörfern vorbei über den Medelser Rhein durch Platta und Rocco nach Perdätsch (4782‘ über M.) Hier endet der längst schon dürftige Kornbau. Schon von Truns an fallen dem Wanderer die vielen häuserüberragenden einfa- chen Holzgerüste auf und sie sind bis hier hinauf zahlreich. Sie dienen zum Trocknen des Getreides, das in kleinen Gebinden über die Querlatten gehängt wird, da die Kürze des Sommers die Aehren nicht zur völligen Reife bringt. Wir kehrten in eine einfache Alpenhütte ein, um uns an einem Trunke kühler Milch zu laben und für einen von uns ein Saumross bis zur Passhöhe zu acquiriren. Der kreuz. fidele Alte mit beweglicher Zippelmütze rannte geschäfftig hin und her und besorgte Alles nach unsern Wünschen. Noch einen Blick in das südher sich öffnende wüste Val Cristallina, das hinten in das Mi- neralreiche Höllenthal und Val Casaca sich verzweigt, und dann vor- wärts über einen wohl vorhistorischen Felsensturz, welcher den ju- gendlichen Rhein zu einem hundert Fuss hohen donnernden Sturz nö- thigt. Nun beginnt Oede und Wüstenei, blockübersäeter Thalboden mit Alpenrosengestrüpp dazwischen und einzelner dürftiger Weide, auf der stattliche, schlank gebaute Rosse sich sonnen, kahle zerrissene, jähstotzige Felswände, Gletscherbehangen und Schneegegipfelt, hinter uns schaut noch lange die weisse Krone des Tödi her. Die sehr ärmlichen Hospitze St. Johann und S. Gallo laden den Lustwanderer bei heiterem Sonnenschein nicht zur Einkehr ein. Endlich schliesst mit der breiten und ebenen mageren Alpweide Prausak das Thal. Ihr Hospitz Sa. Maria (5750), auch ärmlich und als sehr theuer ver- schrien, leuchtet uns schon von weiter Ferne entgegen. Der vor uns in 8300‘ Fuss gipfelnde Scopi soll in 4 Stunden zu erklimmen sein und eine Aussicht über die ganze Alpenkette von Montblanc bis zum Grossglockner und über das wundervolle Labyrintl der Gott- hardthäler eröffnen. Links biegt der Weg zur sanften Satteleinsen- kung des Luckmaniers ab, rechts der steilere nach Airolo, gerade aus nach Faido. So ist Santa Maria in der Achse des geologischen Fächers gelegen, der Knotenpunkt dreier interessanter Passwege von denen indess nur der über den Luckmanier welthistorische Bedeu- tung hat. Einfach und bequem ist er schon von den alten Römern und noch mehr ‘im Mittelalter begangen worden, wiederholt zogen die Heereshaufen der karolingischen Fürsten über ihn, und die vielen Hospitze dies- und jenseits sprechen dafür, dass er auch zur bösen Jahreszeit seine Wanderer hat. Auf mageren Rasen, die ein kleines Bächlein bewässert, erreicht man alsbald die durch ein hölzernes Kreuz signirte Passhöhe (Gränze zwischen Bünden ‚und Tessin 6135‘) und blickt ins bewaldete Zurathal hinab. Obwohl die Sonne warm schien und kein sonderlich kalter Wind die Höhe bestrich, hielt sich doch die Insektenwelt verborgen, ich sah von Santa Maria bis zur Höhe hinauf nur einzelne kleine Dipteren und wenige Spinnen. Selbst 143 die Kothhaufen. schienen unbewohnt. Gleich jenseits der Höhe setzt ein mächtiges Gypslager im vom Glimmerschiefer begränzten Dolomit ein, an welchen eine tiefe Thalschlucht aufgerissen ist. Auf der Sohle ‚ derselben unter steiler Felswand steht ein Stall und neben demselben quillt der Thalbach stark hervor, Hinab auf weisssandi- - gem Gypswege unıd über dürftiige Weide kehrt man im Hospitz Cas- sacia (4770') ein. Aermliches und besonders schmutziges Wesen verräth sogleich italienische Wirthschaft. Wir begnügten uns mit einem Glas erquickender Milch und rasteien. Der Weg fällt nun schnell aber keineswegs beschwerlich zur ersten Thalstufe ab, auf der reicheres Leben als drüben an der Nordseite gedeilıt, Sennhütten und'Ställe liegen zerstreut umher, zahlreiche stattliche Kühe und Gais finden hinlängliche Weide und lichter Wald steigt an den Felswänden hinauf. Jugendlich kräftige Stämme gebleicht, verwiltert, vermodernd liegen zu Tausenden ausgestreuten Streichhölzchen vergleichbar an beiderseiligem Gehänge. Trostloser Anblick. Ein Riegel dunkeln, slimmerigen von zahlreichen Granalen geknoteten Schiefers schliesst diese Stufe von der zweiten ab. In den meisten zumal längern Al- penthälern geschieht der Abfall stufenweise, wie denn auch die bei- derseitigen Gehänge, wenn sie nicht jähstotzige Felswände sind, sich in. meist drei Stufen terrassieren. Das ist theils in ihrer Entstehung theils aber auch durch ihre allmählige Ausbildung begründet. Ge. pflasterter, sebr beschwerlicher Saumplad überklettert den Riegel und windet sich sehr steil und für müde Glieder martervoll an ihm herab. Die Waldung ist dichter, üppiger, schöne Wasserfälle blinken silber- stäubend aus ihr hervor und die fette Thalsohle trägt saftigen Gras- wuchs, der Thalbach durch viele Adern verstärkt rauscht schäumend über die Blöcke seines Beltes. Nun wird das Thai enger, an einzel- nen Stellen wild, düster, aber der frische Waldwuchs und der reiche Wiesenteppich machen den holperig gepflasterten Steilweg angenehm. Der Verkehr beginnt wieder. Freundliche, muntere Tessinerinnen, klein und. blauäugig, mit vollem Busen und goldenem Kreuz am sei- denen Halsbande, mit enger Taille und zierlich gewadet, wandern leichten Fusses mit gefüllten Körben zur Alp hinauf, Schon früh öffnet sich die Aussicht-in. das Blegnothal und auf das hochthronende begletscherte Rheinwaldshorn, das von dieser Seite zwar einfacher, aber majestätischer als von Hinterrhein aus erscheint. Eine dichte Wolkenhaube verhüllte uns leider die meisten Gipfel der massig auf- steigenden hintern Thalwand. Auf dem letzten Thalversprunge liegt das erste Dorf Somascona (3171‘), gleich ein entschiedener Gegensatz zu den Dörfern in den nördlichen Thälern.. Nordwärls baut man hölzerne Häuser, weil sie bessern Schutz gegen die Kälte der langen Winter gewähren, und rückt sie geräumig auseinander, in den süd- ‚lich herablaufenden Thälern sind die Häuser massiv steinern zum Schutz gegen die brennenden Strahlen der Sommersonne und eng gehäuft mit schmalen Gässchen; nordwärts im Innern der Häuser Reinlichkeit und Ordnung, südwärts Schmutz und Unordnung, 'spe- 144 lunkenhaftes Grauen; nordwärts zieren nette Blumentöpfe die. kleinen Fenster, südwärts müssen grossblättrige Aeste oder Reben die ver- räucherten, verklebten Fensterlöcher verstecken. Olivone liegt schon vor uns, aber noch windet sich der Weg durch tiefe Seitenschluchten über Brücken und um scharfe Ecken abwärts und erfordert die drei- fache Zeit, auf die man ihn abschätzte. Endlich unter wahrhaft rie- sigen Nuss- und Rosskastanienbäumen hindurch erreicht man den statt- lichen Kreishauptort (2724). Wir kehrten bei Steffano Bolo ein. Sehr schmutzige, düstere, ächt italienische Wirthschaft, männliche Bedienung, kein deutsch, we- nig französisch, doch guten Tisch und mässige Preise. Ausser uns fand sich im geräumigen Speisezimmer nur noch 'ein Tessiner Inge- nieur in Sachen der Lukmanierbahn ein, so wenig sind in der Höhe der Reisezeit diese herrlichen Thäler Bündens und Tessins besucht. Wir haben ausser am Comersee (und auch hier nur mässig) auf der ganzen Reise nichts von jenem Völkerstrome verspürt, der den Aufenthalt im Berner Oberlande und in Chamouny unerträglich macht. Ein viel blitzendes Gewilter mit erquickendem Regen drücktes die Schwüle des Tages herab, aber noch am andern Morgen düsterte das Gewölk und schleppte sich langsam von Gipfel zu Gipfel, ohne auch nur einmal die Firsten des Thales in hellem Sonnenglanz zu zeigen. ÖOlivone liegt nur viel staltlicher in einem ähnlichen, doch ungleich üppigeren Thalwinkel wie Vals. Das Hauptthal, in welchem der Weg über den Greina und beschwerlich noch von Vals herab- kömmt, ist gleich hinter dem Dorfe durch zwei riesige Kegelberge verengt, giebt aber weiter hinauf noch einigen Weilern Platz. Wır wanderten Sonnabends früh auf der gut gebauten Strasse abwärts. Es war ein Festtag für die katholische Kirche und die weibliche Thalbevölkerung wandelte im Sonntagsschmuck zu den Kirchen. Zahl- reich liegen dieselben mit weithin sichtbaren schlanken Thürmen aus der Longobardenzeit im Thal zerstreut. Die Wanderung durch das Thal gewährt einen hohen Genuss. Stattliche Nussbäume, uralte Ka. stanienstämme mit frischbelaubten Riesenarmen beschatten die Wiesen und Gärten, bald beginnt der Weinbau, die Alpenwirthschaft belebt hoch hinauf die steilen Gehänge, wilde Giessbäche stürzen aus felsi- gen Seitenschluchten herab, und silberblinkende Wasserläden ziehen sich zerstäubend am nackten Gefels herunter. Ueberall üppige Fülle in vielfachem Wechsel der Thallandschaft. Aber die schweren Nebel- wolken an den obern Thalwänden drückten sich tiefer und tiefer hinab, bis sie uns umfingen, ihr Dunststaub löste in Tropfen sich auf und wir wanderten im durchdringenden Regen. Erst wo sich vor der Mündung ins Livinenthal das Val Blegno beträchtlich auswei- tet, liess der Regen nach, um uns ein Bild der Verheerung zu zei- gen. Der weite ganz ebene Thalboden liegt überkiest verödet da. Aus unzugänglich enger, finsterer, Liefer Felsenschlucht arbeitet sich unter Pontirone ein wildes Wasser hervor und verwüstet die schöne Fläche. Vor uns liegt ein von Gestrüp und niedrigem Buschwerk 145 - zum Theil überwachsener Trümmeriegel, der das Thal verrammelt. Am 30. September 1512 löste sich die furchtbare Felsenmasse vom linken Thalgehänge ab, begrub Menschen und Vieh und staute die Gewässer des Blegno zu einem Meilen langen See auf. Erst Pfing- sten 1514 durchbrach die Wassermasse den Damm und wälzte sich Alles verheerend im Tessin nach Bellinzona hinab. Durch die Pforte, an welcher jetzt eine Brücke an die jenseitige Thalwand führt und eine starke Thurmruine steht, gelangten wir ins Livinenthal und bald nach dem langen, mit fast palastarligen Häusern imponirenden Dorfe Biasca (900°), welches bei jenem Durchbruch gänzlich verwüstet ward, Mit der Einmündung des Blegnothales verliert das vom Gotthard herabkommende bilderreiche, bezaubernde Livinenthal seine Reize und heisst nunmehr auch Riviera. Seine steilen Wände weichen aus ein- ander und der wasserreiche Tessin verwüstet die ebene Thalsohle. Immerhin mag bei heiterm Himmel das Auge gern auf der'schon mit südlicher Fülle geschmückten Landschaft weilen, uns verschloss Regen die ferne Sicht. Nach einem warmen Mittagsessen in der sehr schmutzigen Unione überliessen wir uns einem Zweispänner, dessen Pferde auch nicht sonderlich Lust hatten im Regenweiter zu arbeiten. Ueber die stattliche Brücke der vom Bernhardin herabkommenden Moesa und dann über das Schlachtfeld bei Arbedo, wo am 30. Juni 1422 dreitausend Eidgenossen mit aller Wuth der Verzweiflung doch unglücklich gegen 24,000 Löwenmuthige Mailänder kämpften, er- reichten wir Bellinzona (729%). Es ist noch dieselbe Stadt mit der- selben Bevölkerung, die wir vor zwei Jahren (vergl. Bd. VI. S. 50) kennen lernten; sie bot uns nichts Neues. Man logirt im Angelo, des- sen sehr gefälliger und freundlicher Wirth deutsch spricht, ganz be- haglich. Der Abend brachte wieder Regen und noch stärkern der Sonn- tagsmorgen. Unsere Absicht, über den Lago maggiore zu fahren und beseligende Erinnerungen aufzufrischen war verwässert und da auch Bellinzona nicht zu längerem Aufenthalte einlud: so bestiegen wir die vom Gotthard Vormittags eintreffende Mailänder Post. Sie führte uns auf ebener dorfreicher Strasse eine Stunde fort und quälte sich dann mit Schneckenschritt die vielen unregelmässigen meist sehr kur- zen Windungen an der von lichter Kastanienwaldung geschützten Steilvand des Monte Cenere fast 1000° hoch empor (Gipfel des Monte Cenere 3866‘). Herrliche Aussicht auf das belebte Tessiner- thal und den Anfang des zauberischen Lago maggiore, auf die schnee- blitzenden Höhen im Hintergrunde. Auf der Höhe steht eine Gast- wirthschaft und weiterhin militärische Wachtposten, denn die früher dichte Kastanienwaldung beherbergte Banditen und Raubgesindel. Die Strasse zieht sich in nun sehr langsamem Fall durch das bergige, dicht bewaldete, überaus anmuthige Val Agno hinab. Unter die Ka- stanien, Nussbäume und Maulbeeren mischen sich epheuumrankte Pappeln, Weiden und jugendlich frische Eichen, die Rebe überschat- tet die verdorrten Maisstände, bald ragen auch vielästige blattarme 10 146 Feigenbäume über das Gemäuer, an den Gehängen liegen weithin Ställe und Wohnhäuser zerstreut und viele der hoch aufragenden Gi- pfel sind mit stattlichen Bauten gekrönt. Endlich erreicht man Vescia mit der hochgelegenen Kirche Madonna di San Martino und plötzlich öffnet sich die wundervolle Aussicht auf den Luganer See, zu den Füssen liegt die reiche Stadt. Die Strasse windet sich zwischen Villen mit blumenreichen Gärten hinab und schneller als man wünscht, steht man am Rande der grünkrystallnen Fluth. Die landschaftlichen Reize des Luganer Sees sind so anziehende, die geologischen Verhältnisse seiner Umgebungen so mannigfaltige und schwierige, seine Flora und Fauna eine so reiche und üppige, dass man Wochen und Monate ihm ausschliesslich widmen muss. Uns war nur eine kurze Betrachtung in stiller Verwunderung ver- gönnt, durch die sich das herrliche Panorama unverlöschlich ein- prägte. Auch in die Stadt konnten wir nur einen Nüchtigen Blick werfen. Dann gings an überreichen Villen längs des Ufers weiter und schon unter der trolzig aus der grünen Fluth aufstrebenden Felswand des aussichtsreichen San Salvatore goss ein Gewiltersturm über die noch eben im heitersten Sonnenschein spiegelnde Fläche seinen Regen herab, der uns jede Aussicht verhüllte. Aber so schnell das Unwetter gekommen, zog es auch über uns weg, der Himmel war wieder frei, als wir bei Melide über den quer den See durch- schneidenden soliden Damm nach Bissona am jenseitigen Ufer fuhren. Man sieht von hier aus über beide Arme des sich theilenden Sees hinab. Die Strasse läuft hart am Ufer über Maroggia, Melano und Riva nach Capolago, wo dieser östliche Seearm an einer sumpligen Wiese kläglich endet. Der von hier sich ausbreitende Thalkessel ist ein wahrhaft paradiesisches Gefilde. Mit der strotzenden Fülle der Natur aber steht in dem auffallendsten widerwärtigsten Contrast die Armulh, der Schmutz und Beitel der niedern Volksklasse. Hier in der reich gesegneien Natur Bettler und Banditen, dort oben in den dürftgen Alpenthälern Genügsamkeit und Frieden in jeder Hütte. Der land- wirthschaftliche Charakter ändert bis Como nicht. Man fährt durch das stattliche klosterreiche Mendrisio nach Uhiassa, wo sich die eid- genössische und östreichische Zollstälte über einen Schlagbaum be- wachen, den durchreisenden Fremden aber wegen Pass und Gepäck nicht lästig werden, dann über die steile Anhöhe des Monte Olimpino, von dessen baldigem Abfalle man plötzlich dieselbe überraschende Aussicht auf Como und den Comersee geniesst wie oberhalb Lugano. Viele und schöne Kirchen und stattliche Paläste, herrliche Platanen- Alleen, breite Hauptstrassen mit Volksgelümmel geben dem Geburts- orte beider Plinius das Ansehen einer modernen Residenzstadt. Wir eilten die schöne sehr gemischte, von zahlreichen Omnibus und Spa- ziergängern belebte Allee entlang nach dem Bahnhofe von CGamerlata, um Mailand noch zu erreichen. Von hier beginnt die Ebene, doch nicht eine wüste und öde einförmige, sondern eine üppige und frucht- bare, welche auch nach der anhaltenden verdorrenden Hitze dieses 147 Sommers dem norddeutschen Auge sprechendes Zeugniss ihrer Pro- ductivität vorführt. Die Eisenbahn ist wesentlich wie die unsrigen eingerichtet, der Dienst prompt. Nach fünfviertelstündiger Fahrt läuft die Locomotive in den geräumigen Balınhof von Mailand ein und ein Heer von Omnibusführern, Gasthofslivreen und. Packträgern fällt mit wildem Geschrei und tobenden Lärm über die Passagiere her. Man erwarte von unserem einlägigen Aufenthalte keine Schil- derung der grossen Stadt und ihrer den Fremden interessirenden Schätze. Das Leben ist ein sehr bewegtes, die Stadt selbst brüstet sich im grossarligen Residenzstyl. Vor Allem zieht der Dom den Fremden an, er macht von aussen und innen, von unten auf und vom Thurme herab betrachtet, einen wahrhaft bewältigenden Eindruck. Wir widmeten diesem Riesenbau einige Vormiltagsstunden, aber wie- der und immer wieder fühlt man sich hingezogen zu dem wunder- vollen Kunstwerk. Auch andere Kirchen verdienen ja unsere Aul- merksamkeit, die uralte (im vierten Jahrhundert auf den Trümmern eines Minerven- oder Bachustempels erbaut) des heiligen Ambrosius mit ihren Skulpturen und Kunstsachen der ältern Zeit und als Krö- nungskirche deutscher Kaiser, die bilderreiche der heiligen Maria delle Grazie, in deren casernirter Nebenhalle das berühmte, leider sehr ver- witterte Abendmahl von Leonardo da Vinei fesselt, die mit Kunst und glänzendem Prunk überladene des S. Alessandrino. Doch genug der Kirchen, auch die reiche Gemäldesammlung im Palazzo die Scienze a Arti verlangt einen mehrstündigen Besuch, der von Napoleon be- gonnene und vom Kaiser Franz als Triumphbogen vollendete Arco della Pace am Ausgange des seit 1849 entwaldeten Piaza d’Armi in die Simplonstrasse, die daneben gelegene Caserne und die vou Napoleon gegründete Arena mit Rasenplätzen für 30,000 Zuschauer will besucht sein. Gegen Abend ein Besuch des Giardino publico und Corso, wo zwischen 7 und 8 Uhr die Nobili in eleganten Ca- rossen zu Hunderten auf und abfahren und frische Luft schöpfen, ihre stolzen Rosse zugleich zerlumpten Mistfabrikanten Material liefern. Die Nachmittags und Abends auf den Strassen und Spaziergängen wogende Bevölkerung macht auf den ruhigen Norddeutschen anfangs gerade keinen erfreulichen Eindruck, herausfordernde Banditenphysio- nomien und bleiche Beischwestern, schwarze Priester und feile Pir- nen in widerlicher Ueppigkeit scheinen zu überwiegen. Doch dieser erste Eindruck verwischt sich bei aufmerksamerer Musterung, schöne und edle Gestalten besonders unter der männlichen Bevölkerung, welche nicht in die erwähnten Kategorien gehören, kommen mehr und mehr zum Vorschein und lassen nicht mehr zweifeln, dass in Familien- und Gesellschaftseirkeln, die dem durchffiegenden Fremden gänzlich ent- rückt sind, wie in andern Grossstädten auch hier feine Sitte und höhere Bildung herrsche. Wir logirten in der sehr empfehlenswer- ihen deutschen Wirthschaft zu den drei Schweizern. | Voll des städtischen Lebens mit seiner italienischen Ueppigkeit und Pracht eilten wir wieder den Alpen zu, Die eben aufgegangene 10° 148 Sonne übergoss die ganze Schneekette der Alpen mit einem leichten Goldschimmer; in weiter Ferne, aber in scharfen Umrissen gezaubert stehen die Riesenhäupter wohl vom Montblanc bis zum Gotthard und weiter hinauf in Reih und Glied, ihr Fuss hinter der Wölbung der Erdoberfläche versteckt, aber die stürmende Locomolive führle uns schnell an diesem prachtvollen Panorama vorüber, das uns gestern auf der Höhe des marmornen Domes leider einzelne Wolken zerstük- kelten. Von Camerlata rollle der Omnibusstrom wie am Sonntage durch die belebten Strassen Como’s und hinauf auf den Dämpfer trieb er uns, ohne dass wir Musse hatten die in Mailand verschlafene Tasse Kaffee nachzuholen, Noch im Hafen gestaltete er uns Stadt und See mit den umgebenden Höhen zur Genüge zu beschauen. Eine kleine Gesellschaft in deutscher Gemüthlichkeit, aber nach Herkunft die Zer- rissenheit ihres grossen Vaterlandes repräsentirend fand sich zu gleichem Genuss auf dem Verdeck zusammen. Der Dämpfer stiess ab und ent- rollte eine lange Reihe der schönsten Bilder. Welcher von den italienischen Seen ist der schönste, welchen soll ich besuchen? hört man öfters fragen. Die einzige richtige Ant- wort darauf ist, jeder ist der schönste, jeder eine kostbare Perle in der Krone der Schöpfung, jeder einer in Liebreiz strahlenden Jung- frau mit bezauberndem Gewande vergleichbar. Willst du in ihren Reizen schwelgen, dann sei deine Stirn frei wie der blaue Himmel darüber heiter und klar ist und habe keinen Sinn und kein Auge für jene Schmarotzer, die an deinen Beutel gierig saugen und schröpfen. Im reinsten Bläulichgrün glänzt der leicht bewegte Spiegel des Co- mersees. Ueber dem Schiffslager im Hafen erhebt sich die grosse Stadt, überragt von belebten Höhen, je weiter der Dämpfer sich ent- ferınt, desto mehr gewinnt die Landschaft und zugleich treten. die Villen mit ihren Laubengängen und Pavillons an beiden Ufern, die zahlreichen Dörfer mit leuchtenden Thürmen längs derselben deulli- cher hervor. Ich fasse die Ufer nicht mit Namensverzeichnissen ein, geh hin und weide deine Augen an der blinkenden Perlenschnur. Durch die Verengung hinter Moltrasio mit dem malerischen Bisbino und Torno mit der düsterschattigen Villa Pliniana hindurch eröffnet sich das zweite Panorama bis Nesso und Argegno, dann das dritte mit der weit vorspringenden Comacina San Giovanni und der äussersten Spitze Bellagio. Uier an der Theilungsstelle stiegen wir an das Land und eilten hinauf in die herrlichen Anlagen der Villa Serbelloni. Herrlicher Rückblick über die durchschnittene Fläche, dann auf der Höhe das neue Panorama des zweiten Südarmes oder Lago die Lecco, weiter um die Ecke schweilt der Blick über den breiten nördlichen Arm, endlich der Glanzpunkt die Aussicht, über alle drei Arme von einem Punkte. Man wird des Schauens der reizenden Bilder nicht müde, aber fort, sie bleiben unverlöschbar und frisch in der Erinnerung, mehr als dieser Besitz ist uns ja nicht vergönnt, Die Gartenanlagen gewähren noch ein speciell botanisches Interesse, in ihren Grolten und Tunneln auch ein geologisches, das Gebäude einem alten Meierhofe ähnlicher 149 als einer Villa ladet nicht zum Eintritt ein, Die Reize dieser vor- springenden Felsenzunge fesselten schon die alten Römer, Inschriften deuten darauf hin und scharfsinnige Archäologen versetzen hierher das Theater des Plinius. Tief unten auf der Terrasse am See nahmen wir ein Frühstück. Der Handel mit den Ruderern zur Ueberfahrt war bald vereinbart; sich überbietend ging ihre Forderung unter Schimpfen und Schreien von 7 auf 1 Zwanziger für die ganze Ge- sellschaft herab. Um niederer Leidenschaft und Habsucht nicht zu dienen, acceplirten wir den Fahrpreis von drei Zwanzigern. In tie- fem Bogen gegen die königlich ausgestattete Villa Melzi hin rudernd gelangten wir mit einem Ruderer in ®/, Stunden hinüber nach Ca. denabbia (casa dı navia, Schifferhäuser). Hotel und Pension der Bel- levue dienen zahlreichen Fremden zum Stapelplatz für längern Aufent- halt.am See, und hier sammeln sich auch Albions Söhne und Töch- ter. Der Wirth spricht deutsch, bedient auch freundlich, aber hal ansländige Preise. Die kühlen Parterreräume luden nach dem langen und reichen Genuss des Tages zur Ruhe ein, welche dem Studium der ausliegenden deutschen Zeitungen gewidmet wurde. Unter dem Schatten einer herrlichen Platanenallee unmittelbar am See entlang führt ein Weg zum Landungsplatze der Dampfboote, über welchem sogleich der Eingang in die Villa Sommariva liegt. Diese Villa, früher der Prinzessin Albrecht von Preussen, jetzt deren Schwiegersohne, dem Erbprinzen von Sachsen Meiningen gehörig und seitdem Villa Carlota genannt, verdient wegen ihrer Kunstschätze und geschmackvollen Gartenanlagen vor allem einen Besuch. Das dienende Personal ist deutsch. Die Reliefs von Thorwaldsen den Alexanderzug darstellend, Mars und Venus, Amor und Psyche sind Kunstwerke ersten Ranges. Im Garten wuchern Cypressen, Lorbeeren, Orangen, Citronen, Oliven, dazwischen seltene Tropenbäume und eine bunte nur dem Botaniker bekannte Blühtenpracht. Gleich hinter der Villa liegt Tremezzo mit seiner lebenslustigen Bevölkerung im Lombardi- Koch Garten, wie die üppig wuchernde Baum. und Pflanzenfülle dieses Gehänges genannt wird. Rückkehrend zur Bellevue plauderten wir mit unsern unbekann- ten Gefährten noch ein Stündchen bei einer Tasse Kaffee, dann legte der Dämpfer an, um dieselben wieder nach Como und weiter nach Mailand zurückzuführen. Wir blieben in Cadenabbia und verbrachten den stillen Abend, der sich mit der neigenden Sonne über den See und seine Uferhöhen herabsenkte, mit einem Spaziergange nach Me- nazgio aufwärts. Nach dem geräuschvollen Leben in Mailand wirkte dieser ruhige Genuss, der sich auch über den sonnenglänzenden Mor- gen des folgenden Tages erstreckte, ungemein wohlthuend. Erst um 10 Uhr Vormittags traf der Dämpfer von Como ein und holte uns zu neuen Genüssen ab. ‘Er legte wieder drüben in Bellagio an, wandte dann, die Felsengallerien der östlich entlang. laufenden Fahr- strasse deutlich zeigend, abermals ans westliche Ufer nach Menagsgio, wieder quer über arach Bellano, um die ganze Manichfaltigkeit der 150 Uferbilder und Fernsichten zu entrollen. Von hier an nordwärts con- stituiren krystallinische Schiefer die Uferhöhen und mit ihnen nimmt die Ueppigkeit und Fülle der Vegetation ab, welcher von Como hecr- auf das Schichtensystem der Trias und des Jura einen überaus gün- stigen Boden lieferte; doch wird sie noch keineswegs dürftig und öde. Eine ‘Wolke, welche sich pinienarlig auf dem Gipfel hinter Bellagio düster am blauen Himmel zu bedeutender Höhe emporhob, zauberte im Hintergrunde des Sees einen Vulcan hervor, den höch- sten Reiz, welcher der Landschaft noch gewährt werden konnte. Aber vorwärts nach Norden vereinfacht sich das Bild bis Colico, wo der Dämpfer den Dienst versagt. Hier öffnet sich mit breiter ebener, von der Adda versumpfter und verschilfter Thalsohle das Veltlin. Nichts ladet nach der genuss- reichen Fahrt über den See zum Aufenthalt hier ein. Wir bestiegen einen Zweispänner, welcher uns in schnellem Schritt unter den Ruinen des riesigen Forts Fuentes hindurch über die leichte Holzbrücke der Adda an das steile Felsenufer des Mezzolasees führte, der in den Co- mersee abfliesst. “Zwar stehen noch kräftige Kastanienstämme mit frisch belaubten Aesten am Steilgehänge hinauf, aber schnell wird das Thal wüst und öde. Mehr Ruinen als bewohnte Häuser, weite Geröllfelder und eine steile kahle Felswand ermüdet den Blick, am jenseitigen Ufer der verheerenden Maäira zieht sich lichte Waldung über dürftige Matten, auf denen ärmliche Hütten zerstreut liegen. Wasserfälle schäumen aus den Seitenschluchten herunter und hoch- thronende Kirchen bemühen sich die Landschaft zu beleben. Nicht lange und man sieht Chiavenna in der wüsten Trümmergegend vor sich, in welcher das Bregell mit dem vom Splügen herabkommenden Val San Giacomo sich vereinigt. Zwar hat emsiger Fleiss hier das Trümmerreich nutzbar zu machen gesucht, aber mit dem jenseitigen Thal, dem Tessiner bei Bellinzona verglichen ist es arm und todt. Selbst die Stadt Chiavenna (1025' ü. M.) macht trotz ihrer sechs Kirchen und einiger anderer stattlichen Gebäude keinen wohlthuenden Eindruck. Schmutzige italienische Wirthschaft lugt aus jedem Hause. Da können wir nach der schönen Morgenpartie nicht bleiben, fort noch ins Bregaglia hinein. Es war drei Uhr als wir in der einfachen deutschen Wirth- schaft zur Sonne einkehrten und den Wirth beauftragten einen Träger zu bestellen. Jeder von uns fand einen Brief mit Nachrichten aus der Heimat vor, die unsere frohe Stimmung zur Fusswanderung nach so langen Fahrten noch erhöheten. Das Mittagsessen mundete vor- trefflich, aber es schlägt 4 und 5 Uhr, der Träger kommt nicht. Ja der Mann darf ohne Pass nicht über die Gränze und nun ist der Herr Bezirkscommissär spatzieren gegangen und der Herr Gemeinde- vorsteher nicht zu Hause, die müssen erst aufgesucht werden, Erlaub- niss zur Ausstellung des Passes und Unterschrift ertheilen. Die Rei- senden also mögen warten bis es den Beamten gefällig ist auf dem Büreau zu erscheinen und der arme Mann kann erst drei Stunden 151 umherrennen, um einige Franken für eine Stunde Wegs über die Gränze zu verdienen. Das war ein verdriesslicher und recht ärger- licher Aufenthalt. Gegen 7 Uhr mit sinkender Sonne brachen wir endlich auf, an der grossen Schlossruine vorbei ins enge wilde Bergell. Die gepflasterte schmale Strasse ist für Lastwagen unbefahrbar, wird aber von der Post aus dem Oberengadin wohl mit Beschwerden be- nutzt. Das Thal ist eng, aber seine felsigen Gehänge mit Kastanien ‚bestanden, die rechterseits des Flusses _mit Reben und Wiesen, frisch und belebt, mit giessenden und zerstäubenden Wasserfällen, Viel lie- fert die Felswand nicht, denn das ganze acht Stunden lange Thal wird von nur 1536 meist weiblichen Seelen protestantischer Kirche bewohnt. Ueber das noch stattliche Dorf Prosto gelangt man in eine kleine Thalweite, die mit Bildern aufgefrischte Kapelle am Wege mel- det ihre furchtbare Entstehung. Ein Felssturz in der Nacht des 4. Sep- tember 1618 vom Berge Conto begrub das reiche Städtchen Plurs und das Dorf Schilano mit 2430 Menschen. Nur ein Haus blieb ver- schont und jetzt prangt schon ein statllicher Kastanienwald wieder auf dem 60 Fuss hohen Schutthaufen. Noch dräuet im engen Thal man- che Felsenzinne mit Tod und Verderben. Es dunkelte schnell und wir wanderten unter finstern Kastanienbäumen fort, nichts von den Schönheiten des Thales mehr erkennend. Einzelne Bewaffnete zeigten an, dass die Gränze nahe sei, bald schimmerte auch ein Lämpchen aus einem grossen Staatsgebäude uns entgegen, Zoll- und Passbeamte aber hatten ihr Büreau und ihre Wache bereits geschlossen. Ueber die Brücke und durch den Schlagbaum und die plötzlich erweiterte ebene Kunstistrasse gab uns die Gewissheit, dass wir wieder auf frei eidgenössischem Boden waren, wo das Volk seine Vortheile selbst ver- folgt. Es war 91/, Uhr und wir wollten zum Nachtquartier einkeh- ren. Alles besetzt, noch einen Büchsenschuss weiter finden Sie ein anderes Gasthaus. Wir erreichten dasselbe, aber auch hier wurde uns die Aufnahme verweigert. Wenige Vorstellungen genügten indess und die nöthigen Betten wurden aufgeschlagen, während wir uns das einfache Abendbrodt wohlschmecken liessen. Wir übernachteten in Promontogno (2800). Die Wirthin über- nahm unser schweres Gepäck zur Postbeförderung nach Samaden und wir wanderten in angenehmster Morgenluft weiter. Ein Rückblick verrielh hinlänglich, dass der nächtliche Marsch uns einen grossen Genuss verscherzt hatte. Unser Dorf liegt an einer Felsenecke, wel- che das Thal versperrt, nur den Fluss in enger tiefer Schlucht den Durchgang gestattet. Die Strasse durchbricht daher mit einem langen Tunnel den Felsenriegel. Hoch auf demselben thronen die stattlichen Ruinen einer alten Wachtburg, welche einst den Engpass mit Mauer und Thor verrammelte. Jetzt versieht die Kirche des Dorfes den friedlichen Wachtdienst. Aus der Felsengallerie hervortretend über- blickt man eine völlig neue Landschaft. Die frischen Laubkronen der Kastanien und die üppige Fülle der ganzen Vegetation ist verschwun- den. Stattliche Lärchen und Kiefern bewalden allein die Gehänge, 152 viel Wiese und etwas Mais. Zwischen ärmlichen Hütten erhebt sich immitten des einfachen Thales das stattliche rotke Schloss derer von Castelmur. Die Strasse läuft über Stampa und Borgonovo nach Vi. cosoprano, dem Hauptorte des Thales. Nichts mehr vom italienischen Schmutz da unten, die stattlichen Häuser sind weiss übertüncht, klein und nelt gefenstert, mit blühenden Blumentöpfen geziert, Reinlichkeit und Ordnung aussen wie innen, freundliche Leute. Hier (3280) wird der letzte Mais gebauet, Alterthumsforscher mögen sich mit dem uralten Semvelethurm beschäftigen und mit den Ruinen der Burg Ca- stelsur, dem Stammsitz der Prevosti, welche durch ein Dokument von König Dagobert (4. Mai 630) ihre Abstammung vom römischen Ge- schlecht der Fabier beurkunden. Auch die Inschriften an den Häu- sern liest man mit Interesse. Krystallographen werden indess lieber an den von oben herabgekommenen Gneisblöcken und Geröllen mit Hammer und Meissel arbeiten, um zwei und drei Zoll lange prächtige Feldspathkrystalle zu isoliren; fast in jedem Gneisstück liegen sie, aber nach herausgeschälten wird man lange vergebens suchen. Viel- leicht begründen sie ein Bregellergesetz wie die von Baveno. Den Zoologen ruft kein Vogel, kein Käfer und kein Schmetterling, für ihn ist das Thal ruhig wie im Grab. Landschaftsmaler aber mögen sich an jene Erhöhung setzen, wo die Strasse in den Wald schlän- gelt, Lärchen von ganz ausnehmend schönen Wuchs im Vordergrunde mit dem reichen Dorfe, schöner Wasserfall an der bewaldeten Fels- wand, darüber zerklüftete Gletscher, Schneefeld und Sehneegegipfel. Ein prachtvolles Bild. Der Landweibel führte uns den abkürzenden alten gepflasterten Saumpfad durch den Wald, an einem Weiler vor- bei, auf der ebenen letzten Thalstufe nach Casaccia (4540‘), nur Matten und spärlicher Baumwuchs in tiefer Naturstille. | Ein Häuflein grosser steinerner Häuser, den Angriffen des rau- hen Winters trotzend, mit der Grenze der italienischen Sprache, dient als Knotenpunet der Saumstrasse über den Septimer und der kunst- voll gebauten Fahrstrasse ins Oberengadin, als Vereinigungspunet der Gewässer vom Septimer, Maloja und aus dem schluchtigen Val Mo- ruzzo, welche von nun an Maira heissen. Die nicht deutschredende Wirthin erfreuete uns mit einem überreichen kalten Frühstück, bei dem wir Zeit genug hatten unsern Plan für die folgenden Tage zu berathen. Inzwischen traf auch die von einer Beichaise begleitete Post ein und gab eine Handvoll neuer verkreuzbandeter Zeitungsblätter ab, denn jeder freie Alpensohn treibt mit aufrichtigem Interesse die Politik seines Landes. Unsere Ruhestunde verstrich schnell. Ohne dass wir den grössten Mann Bündens, Dorigo Stampa, unsern Wirth gesehen hatten, setzten wir uns wieder in Bewegung. Der Wetterzerfressene Thurm Turratsch und die uralte längst verlassene Kirche des heiligen Gaudentius über dem Dorfe lassen sich nicht übersehen. Die Strasse läuft nun in den Thalwinkel hinein und schleicht in vielen sinnreich angelegten labyrintisch verschlungenen Windungen die steile licht be- waldete Felswand hinauf. Hinlänglich gestärkt und frisch gekräftgt 153 erklimmten wir gerade hinauf die Höhe. Du fürchtest wohl, dass drüben ein martervoller Weg ehenso steil hinabstürzt, nein du stehst auf einer reich belebten Matte (5595‘), hinter welcher der stunden- lange Silser See seinen dunkelgrünen Spiegel vor deinen Augen aus- breitet, zur linken nackte Felswände vom Septimer herab, zur rechten schneebelastete Gipfel, auf ebenem Thalboden läuft die Strasse fort. Gleich zur Rechten auf der Passhöhe zwischen dem Bregell und Oberengadin, der Wasserscheide zwischen dem adriatischen und schwarzen Meere, zieht sich die kümmerliche Waldung in eine Thal- bucht hinein, in das enge Val Muretto, dessen mühvoller Gletscher- weg ins Veltlin führt, Vor uns steht das solid gebauele Wirtshaus mit mehrern steinernen Ställen. An einem derselben wachsen in nie- driger Umzäunung Kartoffeln, hochstenglich mit dichtem üppigen Laub, anderer Anbau fehlt gänzlich. Heuställe sind mehre über den Thal- boden zerstreut. Der See nimmt die Giessbäche von rechts und links auf und müssige Leute fragen, welcher von diesen ist der Inn? Keiner oder alle, der Abfluss der engadiner Seen erst heisst Inn, soll aber einer dieser namenlosen Bäche als Hauptquell des Inn ge- stempelt werden: so kann es nur der wasserreichste sein und dieser entquillt dem südlichen Gehänge, am kläglichen Weiler Isola aus dem Eismeere des Bernina herabkommend, nicht aber wie manche Karten und Reisebücher angeben dem nördl. vom Septimer. Man schlendert auf ebener Fahrstrasse längs des Sees dahin. Einzelne Blümlein in prachtvollem Blühtenschmuck und äusserst spärliche Versteinerungen führender Al- penkalk, dem sich bald quarzreicher Glimmerschiefer, weiterhin Diorit und Granit anschliessen, laden zu lehrreichen Beobachtungen ein. Bald springt eine scharfe, bewaldete Felsennase mit Burgruine tief in den See vor, eine Felseninsel setzt sie fort, aber eine völlige Theilung des Wasserspiegels findet nicht Statt. Ueber die Nase hin- weg breitet sich der See von Neuem aus, lichte Lärchenwaldung schmückt seine schnell aufsteigenden Ufer und am hintern Ende lachen uns überaus freundlich die sehr stattlichen, in blendend Weiss ge- kleideten Häuser von Sils und drüben halb im Busch versteckt die behäbigen von St. Maria entgegen. Nieder ins Gras, die Landschaft hat einen ganz eigenthümlichen hochnordischen Reiz. Der anderthalb Stunden lange und 20 Minuten breite Silsersee, an dessen bewohntem Ende nur eine grüne Gondel schwankt, nährt wohlschmeckende riesige Forellen, aber neun Monate im Jahre starrt sein lief blaugrüner Spiegel in Eis, über das noch am 4. Mai 1799 die französische Artillerie fuhr, und so warm uns auch heute die Sonne am Ufer beschien, stundenlanges Suchen lieferte noch keinen einzigen Käfer in das Insectenfläschehen, nur kleine linienlange seltsam eigen- thümliche Fliegen, und hie und da eine räuberische Spinne und dü- stere sehr zarte Hemipteren führen ihr kurzes Sommerleben hier. Denn 9 Monate haben wir Winter, sagt der Oberengadiner, und 3 Monate ist es kalt. Der Lärchenwald von Santa Maria zieht sich in das seitliche noch bewohnte Fezthal (seine Häusergruppe in 6587° 154 Meereshöhe) hinein. Ein wildbrausender Wasserfall und stundenlan- "ger üppiger Wiesenwuchs schmückt dieses Thal, das ein prächtiger Gletscher und zahlreiche Schneegipfel von über 10000 Fuss Höhe abschliessen. Sils liegt in 5558’ Meereshöhe auf ebenem Wiesenbo- den von öder hochalpiner Natur umgeben, aber Paläste sind seine Häuser im Vergleich zu jenen ärmlichen und schmutzigen Steinhaufen, die wir gestern noch in der üppig strotzenden Fülfe der italischen Natur nicht ohne ein gewisses Grauen siudierten. Solide Steinhäuser, weiss übertüncht, mit glilzernden regelmässig geordneten Schindeln gedeckt, mit schiessschartenähnlichen Fensterlein und grünen Läden in regelmässigen Reihen, einem kleinen winklig verspringenden Erker mit Balkon und Zierblumen, mit Gärtchen und Heckenumzäunung, neben Alpenrosen. Hier herrscht Reichthum und wohlhäbiges Leben, das sich weiter im Oberengadin hinab noch breiter macht, Der Bo- den liess es sich nicht abzwingen, sondern Fleiss und Sparsamkeit, Gewandtheit und Ausdauer gewann es im fernen Auslande zum Still- genuss des Lebensabends in dieser hohen Natur. Armuth giebls im Oberengadin nicht, Jeder hat oder erwirbt auf redlichem Wege, was er gebraucht. Wir wanderten durch Sils am waldigen Gehänge und über den Wiesenboden entlang, über den Abfluss des Sees, dem jetzt ein schnur- gerades Bett gegraben wird, dann am prächtig grünen stillen Silva- planersee hin nach Silvaplana (5587'), wo wir zum Nachtquartier bei der bündnerisch schönen Emerita einkehrten. Das Dorf macht trotz der eleganten Häuser keinen freundlichen Eindruck, denn es liegt auf einem öden Geschieberücken, den die Passeinsenkung des Julier ins Thal vorgeschoben hat und die Ruinen der letzten Feuers- brunst z. Th. schon überwachsen stehen noch zwischen den Neubau- ien zerstreut. Auf der Thalsohle breiten sich zwei dunkel umwaldete Seen aus, zwischen denen eine lange Brücke hindurch zum Weiler Surlei , führt. Ueber diesem zu beiden Seiten der engen Schlucht, aus welcher den Bewohnern der wilde Gletscherbach Verderben herab- bringt, erheben sich einerseits der 10623‘ hohe Piz Surlei und Munt Atlas, andrerseits die gleischergepanzerte und prächtig gelirnte Kuppe des 11527’ hohen Piz Corvatsch. Hinter uns der Julier (Passhöhe 7030‘, Gipfelhöhe 9337‘). Vor und in unserem Gasthause herrscht reges Leben, denn hier zweigt von der Engadiner Strasse die Kunst- strasse über den Julier nach Chur ab, Am frühen Morgen des 2], wehte ein frischer, fröstelnder Wind durch das Thal, aber die Sonne erhob sich schnell über die eisigen Firsten und milderte mit ihren wärmenden Strahlen die Frische. Wir wanderten am See entlang und hogen bei Campfeer mit alter Warte ab von der Strasse quer durch den Thalboden über Wiesen ans jenseilige Ufer des Inn übersetzen. Die Waldung vorherrschend aus schön- grünen Lärchen und kurzarmigen stämmigen Arven bestehend, wird dichter und üppiger. Nur einige Minuten und vor uns auf offenem Wiesenboden liegt das grossartige Curhaus von St, Moritz, Ein längs 155 der linken Thalwand vorspringender Riegel verengt hier das Thal. Hinter dem Wiesengrunde breitet sich der tief spargelgrüne See von St. Moritz aus. Die Heilquellen, hart an der rechten Thalwand ge- legen, sind schon von Theophrastus Paracelsus, von Gessner, Scheuch- zer und andern alten Aerzten hoch gepriesen und in diesem Jahrhun- dert immer mehr und mehr von Leidenden besucht worden. Sie enthalten nach A. v. Planta’s und A. Kekule’s Analyse in 1000 Thei- len, A, die längst bekannte grosse und B. die neu entdeckte kleine Quelle: 2 3A. B, 0,7264 0,8911 kohlensauren Kalk 0,1254 0,1583 kohlensaure Magnesia 0,0237 0,0329 kohlensaures Kisenoxydul 0,0041 0,0043 kohlensaures Manganoxydul 0,1904 0,2074 kohlensaures Natron 0,0359 0,0404 Chlornatrium 0,2723 0,3481 schwefelsaures Natron 0,0164 0,0205 schwefelsaures Kali 0,0581 v,0495 Kieselsäure 0,0004 0,0006 Phosphorsäure 0,0003 0,0000 Thonerde Spur Spur Brom, Jod, Fluor 1,4364 1,7536 fixe Bestandtheile 3,0233 3,0972 Gew. Theile freie und halbfreie Kohlensäure 2,5484 2,5220 - - wirklich freie Kohlensäure Die Temperatur von A ist 5,6% C. und die Wassermenge 22 Liter für die Minute, für B 4,30 C. und 2/, Liter für die Minute. Das neue sehr geräumige, elegant und bequem eingerichtete Kurhaus ist vor wenigen Jahren auf Actien errichtet und gewährt hinlänglichen Schutz gegen das rauhe Hochgebirgsklima. Der frühere Sumpf davor ist ausgefüllt und soll bepflanzt werden, wohl auch eine Halle noch erhalten, unter welcher die Kurgäste bei ungünstigen Welter wan- deln können. Denn rauh ist das Wetter auch im hohen Sommer hier, es vergeht kein Monat ohne dass nicht der Thermometer mehre Male unter Null sinkt und die auffallendsten Temperaturschwankungen vor- kommen. Die Beobachtungen von Lehrer Krättli in Bevers (5703 ') weisen nur 4-2,5° 0. als mittle Jahrestemperaltur und für Juni, Juli, August 4-11,6° C. nach. Ich lasse eben dessen Tabelle von 1854 und 55 zur weitern Ensicht noch folgen: “ 156 & Grösste Mittlere | Höchste Niederste F Schnee- Monats - | Tempera-|7 tägliche | ga; Tempera.| tur de, | Tempera- Schwan-| gene tur. Monats. Mora zerzollen. 1854 a Januar — 86| -+ 5,0 | —27,5 13,6 | 27:3 Februar — 94| + 95 | —323,1| 26,7 192 März — 3,3 | 413,0 | —21,5 | 29,3 4,7 April + 2,4 |--.16,8 | —10,5 | 223 4,5 Mai + 7,5 | +19,4 | — 3,6 17,3 |- 5,0 Juni + 9,7 | +24,2 | — 0,7 18,5 _ > Juli 412,7 | +283 | — 35 | 20,8 August —11,2 | +23,7 | — 1,6 | 20,9 September + 891 +25, | — 5,3 | 25,4 October + 5,3 | +20,6 | — 55 | 2234 3,2 November — 4,6 | 414,9 | —23,5 | 19,6 37,6 December Be 18,9 42,2 1855 Januar —11,0| + 3834| 306 | 21,1 14,3 Februar — 49| +120 | —27,5 |. 24,5 33,5 März — 3,1) +13,2| —28,8 | 26,8 35,5 April + 1,61 418,9 — 5,3 | 22,9 11,4 Mai +53 | +189| — 7,6 18,7 6,1 Juni 410,1) +26,0 | — 0,8 | 20,6 Juli 412,2 | +26,8 | — 1,3 | 22,7 August —+12,9 | +27,0 | + 2,0 | 20,9 September 410,3 124,5 | — 4,6 | 25,1 October 7020,20 23 200 November SE 2,1 11,8 —17,8 18,4 18,4 December - 14,7 \ 1255 — 29,4 16,9 9,3 Die diesjährige Saison war eine sehr besuchte, meist von Schweizern, aber auch von Italienern und Deutschen. Noch liefen zahlreiche Gäste auf und ab und schnelle Einspänner belebten die Strasse nach St. Moritz. Wir gingen hinüber in das ganz städtisch herausgeputzte Dorf (5710° nach Anderu 6183‘) mit gepllasterlen Strassen und geräumi- gen Gasthäusern hoch über dem gleichnamigen See. Die Strasse fällt von hier etwas abwärts und windet sich dann. durch einen Arven- reichen Lärchenwald, um gerade auf Samaden los zu laufen. Hier weitet sich das Thal fast zu einer Stunde Breite aber zugleich steigen auch seine Wände und Gipfel zu stolzen Höhen hinauf. Drüben thront majestätisch im blendend weissen Schneegewande der massige Gipfel des Bernina, rechts und links von einer Reihe Achtung gebietender Vasallen umgeben. Samaden ist das Centrum im Oberengadin, 5362’ über dem Meere gelegen, reich belebt und stattlich, seinen Luxus hinter der vom 157 Klima gebotenen Solidität verbergend. Von dem regen Verkehr gibt gleich der vielfädige Telegraph einen sprechenden Beweis, denn nicht weniger als fünf Drähte, nach dem Berninathal, dem Bade von St. Maurice, über den Julier, und im Thal auf- und abwärts laufen von hier aus. Drüben in den Tyroler Thälern kennt man die Drahtsprache des Blitzes noch nicht. Die massivsteinernen Häuser haben meist nur kleine Lukenfenster, ganz im Gegensatz zu den langen Fenster- reihen in den gebräunten Holzhäusern anderer Alpenthäler, Qie rei- cheren Häuser aber sind im modernen Geschmack gebaut, Zierblumen, überall in den Fenstern und in den Gärtchen, eiserne Gitter mit Gold- verzierung vor den Fenstern, an den Balkonen und Freitreppen, und in den Scheurn thorartig durchbrochene Wände. Hier bei Samaden ist Ackerbau, aber man trocknet das Getreide nicht auf Holzgerüsten wie im Vorderrheinthal, sondern in den luftigen Scheuern. Mehre alt- adelige Bündner Familien, deren Stamm weit hinaufreicht und in der Geschichte des Landes eine hervorragende Rolle spielt, haben hier ihre Paläste. Das einfachere Gasthaus zur Krone in welchem wir einkehr- ten, gehörte bis vor Kurzem denen von Salis. Unser Zimmer, Decke, Thür- und Fensterpfosten, ist noch mit alter Schnitzkunst überladen. Wir nahmen hier ein Frühstück und eilten dann auf der Berninastrasse zum Muottas. Dieser breit gewölbte Rücken (7262‘) springt ins Thal vor und gewährt von seiner Höhe die schönste Aussicht über das Oberengadin, aufwärts über die Seen bis an den Maloja, über die Schneegipfel, Firnmeere und Gletscherströme der Berninakette, ab- wärts ins Thal, auf den Albula bis zum Julier hin. Ein herrlicher Standpunct, ganz eigenthümlich und ergreifend die Aussicht, doch an Grossarligkeit der Senerie vom Rilfelhorn auf dem Monte Rosa nachstehend. Die Höhe des Muottas nährt schönes Vieh und zahl- reiche Murmelthiere eilen pfeifend in ihre Höhlen, die niedere Thier- welt ist oben erstorben, aber schon in der Höhe der Sennhülte noch hech über der Waldvegelation stellen sich schwarze, grüne und blaue Chrysomelen und düstere Elateren, denen man auch auf andern Höhen häufig begegnet ein. Der Weg zum-Muottas steigt zwar steil auf, doch lohnt er durch seinen. Fernblick bei heiterem Himmel tausend- fach für die Anstrengung. Nur den neuerdings viel bestiegenen und wohl mit Recht gepriesenen Piz Languard (10884'‘) und die östlich sich anschliessenden Gipfel sahen wir nur kurze Zeit nebelfrei, so dass unser Wunsch jenen zu besteigen schnell gedämpft wurde. Pa- pon beschreibt die Besteigung und Aussicht vom Gipfel in seinem Büchlein vom Engadin (St. Gallen 1857), das man lesen muss, wenn man längere Zeit in diesem Hochthale verweilen will. Wir steigen von unserer Höhe wieder hinab gen Samaden. Hier endete unser gemeinschaftliche Reiseplan. Herr Winkler verliess uns, um durch das Unterengadin über Reuthe nach Hause zu eilen, Hr. Jacob und ich beabsichtigen noch einen Blick ins Velt- lin zu werfen und dann über Meran und Innsbruck zurückzukehren, Wir bestiegen deshalb am 22. früh bei klarstem Himmel aber sehr 158 frischer Morgenluft die Post über den Bernina. Sein Gipfel winkte uns freundlich entgegen. Bald erreichten wir im engen Thal das sehr reiche, stolzhäuserige Pontresina (5566), das seine Millionärs hat. Drüben ragt der vorderste Eckpfeiler der Berninagruppe, der Piz Rosatsch 9218‘ hoch empor und sendet von seinem Firnmeer den riesigen, durch eine Mittelmoräne getheilten Roseggletscher herab, der bis in die dunkle Waldung vorreicht. Er ist befahrbar, schmutzig mit Schutt bestreut und trägt weiter aufwärts die begraste von Ber- gamasker Schafhirten beweidete Alp Ariox. Von Pontresina aufwärts läuft nur ein geebneter Saumpfad zur Qual des Zugviehs im Thal- boden fort. Die Wiesen werden ärmlicher, die Waldung lichter, die Thalwände steiler, wo sie zurücktreten, liegen mit ärmlichen Gestrüpp überkleitete Schutimassen alter Felsenstürze, noch ein dürftiger Weiler und rechts senkt sich im Val Mortaraccia der zwei Stunden lange imposante Morteratschgletscher herab von den Schneegelfilden des Monte Rosso di Scerscen (12139') und di Dentro (12311’), welchen zahl- reiehe imposante Gipfel sich anreihen. Ob dieser Eisstrom bis gegen Pontresina vorrücken und hier mit dem Roseg sich vereinigend gar ins Engadin vordringen wird, wer will das voraussehen. Zwischen glatten Felsblöcken steigt der schmale Weg steil auf, man geht gern zu Fuss und lässt den Pferden die schwere Last des leeren Postwa- sens nachschleppen, die Lärchen- und Arvenwaldung verschwindet und vor uns in oflner Thalweite liegt die Osteria della Bernina (6344'). Der Postillion füttert seinen Pferden steinharte Brodringe, denn sie müssen bis Poschiavo laufen, inzwischen passiren zahlreiche kleine Ochsenwagen den Weg und biegen weiter hin in das links sich öfl- nende Val da Fain oder Heuthal, wo die Pontresiner fette Wiesen und Alpen haben. Das massive Gebäude hat nur kleine Lukenfenster, aber in der geräumigen Gaststube finden wir Grimms Mährchenschatz und andere ausgewählte deutsche Unterhaltungsliteratur. Die Leute im Hochgebirge verfallen nicht wie die umgebende Natur in einen langen starren Winterschlaf, überall sorgen sie für eine gesunde und nahrhafte geistige Speise, die bei uns der ärmliche Dorfbewohner noch nicht kennt und nicht zu geniessen versteht. Der vom Unwet- ter gebannte Wanderer kann Tagelang in der kleinen Bibliothek Zeit- vertreib erholen. Der Weg steuert nun gerade auf den Berninagipfel los. Im hintern noch nicht geöffneten Thalwinkel, wo auch verdäch- tige Gestallen am Wege lagern, steigt die nun wieder sehr breite, schöne Kunststrasse in Windungen aufwäıls, rechts senkt sich ein kleiner Gletscher herab, in’ dessen Umgebung einzelne Nadelstämme ihr kümmerliches Dasein fristen; sie werden dem Sturme erliegen ohne Nachkommenschaft. Auf der Passhöhe steht man dem Haupt- gipfel des Bernina gegenüber. Sein sehr zerklülteter imposanter Glet- scher entsendet durch ein prächtiges Eisthor das schlammschwere Was- ser dem gestreckten todten Lago bianco (6864' ü. M.), neben die- sem breitet sich der kleinere forellenreiche Lago nero aus. 159 | Der massige vielgipflige Gebirgsstock des Bernina gränzt das Oberengadin vom Veltlin ab. Sein Haupikamm ganz dem ewigen Schnee angehörig, zieht sich von WSW nach ONO etwa sechs Stun- den lang und nur die anwohnenden Gemsjäger sind mit seiner To- pographie vertraut, wissenschaftliche Untersuchungen sind an seinen zahlreichen Riesengletschern, in den bärenbewohnten Schluchten, sei- nen Felsenthälern und scharfen’ Graten kaum erst versuchsweise an- gestellt worden. Seine Gletsehermassen berechnet Coaz am nördlichen Gehänge für das Quellengebiet des Inn auf 26500 Juchart, am süd- lichen Gehänge für das Gebiet der Adda auf 15600 Juchart Flächen- ausdehnung. Die höchste Spitze, der Piz Bernina gipfelt in 4052 Metres oder 13508‘. Forstinspecter Coaz erstieg sie zum ersten Male am 13. Septbr. 1850 vom Morteratschgletscher aus, der oben einen feenhaften Eistempel bildet, unter grossen Gefahren und Anstrengungen das Firnmeer hinauf über eine. rauhe Granitplatte hinweg und dann auf scharfem Grat hinankletternd, endlich wagehalsig reitend. Um 6 Uhr Abends stand er mit seinen kühnen Führern auf dem engräumi- gen Gipfel, tausende von Bergspitzen der Zauberwelt überschauend und musternd. Bündens Gipfel erschienen wie ein erstarries Wellen- meer umschäumt von Firn und &letscher. Der Thermometer stand einige Grade unter Null, die Luft war trocken und die Hände klebten fest am Schnee. Kein lebendes Wesen, nur eine Bergdohle flog krei- send um die höchste Spitze. Auf einem mühselig ausgegrabenen Stein- haufen wurde die eidgenössische Fahne aufgepflanzt und eine Flasche _ mit Notizen und Bündner Münzen versenkt. Der Weg abwärts war ein verzweifelt gefahrvoller bis die Leuchte des Mondes aufging. Um 2 Uhr Morgens erst konnten .die Mühseligkeiten der zwanzigstündigen Bergfahrt in altem Veltliner vertrunken werden. . Auf der Passhöhe öffnet sich alsbald die Aussicht in das tief eingeschnittene Puschlaverthal. Wir bestiegen unsern Postwagen wie- der, der nun die zahlreichen Windungen an der Steilwand hinabeilte, Auf der ersten ebenen Thalstufe biegt die neue Strasse nur einige hundert Schritt von der alten zur Osteria La Rosa (5881 ‘) ab. Der Postillion lenkte zur Fütterung gegen letztere ein, aber sein muthi- ges Vorderpferd wandte zurück gegen die Hauptstrasse, nieder in den zwischenliegenden Graben, die Stangenpferde folgten und in dem Au- genblicke, der uns durch einen Sprung aus dem Wagen der drohen- den Gefahr entriss, brach die Deichsel, der Wagen blieb auf dem Wege stehen und mehre aus der Osteria herbeigesprungene Leute waren gleichzeitig den Pferden bereits in die Zügel gefallen. Der ebene Weg bot gar keine Gefahr und ein derber Peitschenhieb hätte auch das Vorderpferd von seinem Vorhaben abgebracht. Es war das erste Mal, dass uns ein Postunfall drohete, auf gefahrvollen Wegen sind Postillion und Pferde aufmerksam. Wir kühlten unsern kurzen Schreck mit einem Schoppen sehr gerbstoffreichen Rothweins ab und gingen zu Fuss den zweiten Absturz des Thales weiter, da der Po- stillion erst fültern und seine Deichsel euriren musste. Die Strasse 160 windet sich wieder sleil abwärts, die sehr felsigen nun aber frisch bewaldeten Thalwände steigen wild auf, Hütten und Weiler klemmen sich ein, wo kleine Wiesen Platz gewinnen. Wasserfälle stürzen schäumend aus engen Seitenschluchten herab, furchtbare Felsenstürze meist schon bewaldet, andere an jähen Wänden drohend beschauern die Scenerie. Die Vegetation wird immer üppiger und um eine Ecke biegend zeigt sich Poschiavo in tiefem Thalgrunde. Noch vor dem ganz italienisch ärmlichen St. Carlo (4401) holte uns die Post wie- der ein und wir waren um 3 Uhr Nachmittags in Poschiavo (3228°). Es ist ein sehr ansehnlicher, belebter Flecken mit stattlichen und selbst sehr alten Gebäuden; die eine Kirche mit sehr schöner Holz- schnitzerei an der Thür reicht ins Jahr 700 zurück. In der Refor- mationszeit wirkte hier eine Druckerei so nachhaltig, dass der Pabst und der König von Spanien ihre Unterdrückung, aber vergeblich, von der Bündnerischen Regierung verlangten. Italienische Wirthschaft und Sprache. Wir kehrten der Post gegenüber im Kreuz ein, dessen Inneres durchaus antik ist. Im Speisesaale hängen zehn Sibyllen in Oel. Ein warmes Mittagsessen stärkte uns wieder, denn wir waren von Samaden her ebenso viel zu Fuss marschirt als gefahren. Nun gings abwärts zu Fuss. Das Thal und seine steilen Gehänge sind gut eultivirt und reich an schöner Scenerie. Der wilde Poschiavino staut sich bei Prese zu einem tiefblauen See auf, an dessen rechten Ufer die Fahrstrasse entlang führt, während das linke senkrecht und unwegsam ist. Gleich vorn am See erhebt sich ein neues grossartiges Curhaus zur Benutzung einer stark riechenden „Schwefelquelle. Das Ende des See’s schliesst ein felsiger Engpass ab hinter welchem das dürfüge Meschino liest. Hoch oben auf der.Firste der linken Thalwand ihront eine stattliche Kirche. Das Thal wird nun wieder ganz eng und wild und jede Handvoll Erde muss den Bewohnern ihren Tribut zollen. An den steilsten Wänden hängen kleine Wiesen und Aecker, Schuttwälle werden terrassirt, mit Sand geebnet und in Acker ver- wandelt; an mehrern Stellen wurden solche Aecker eingerichtet. Aber trotz der Ueppigkeit der Natur ist die Bevölkerung sehr arm, Männer und Frauen sehr klein, breitschultrig, mit struppigem schwarzen Haar, die Frauen mit sehr vollem Busen, aber die Kinder meist bleich, tief- äugig, viele dem nahen Tode verschrieben, jammervolle Gestalten. Bald kommen nun die ersten Nussbäume und dann bei Brusio (2318‘) auch Kastanien auf Wiesen mit dreimaliger Heuernte. Eine Strecke hinter Brusio steht die Schweizerische Zollstätte und ein hölzernes Gitterthor am Engpass, der im J. 1686 durch die Veste Pialta mala verrammelt wurde!, verschliesst den» Eingang ins Oestreichische. Eine Holzhütte dahinter ladet den Wanderer zur Pass- und Steuervisitalion ein. Die Beamten sind freundlich, aber wozu die gegenseitige Qual, wenn sie keinen «deutschen Pass und selbst nicht das Visum ihres Gonsuls lesen können,‘ Eine prachtvolle Kastanienallee führt gerade hinab nach Madonna di Tirano, vor dem zwei hoch gelegene Kapellen die Mündung des Thales bewachen. Der erste Blick ins Veltlin ist ein ’ 161 überaus ergötzender. Die ' stattliche gekuppelte Kirche mit | einem bronzenen Michael 'auf ihrem Thurme ist aus weissem ‚Marmor | aul- geführt und’ mit einem weiten Viereck ‘von Kaufgewölben und Maga- zinen umgeben. Eine Pappelallee — deutscher Chausseebaum | — läuft geradlinig nach’ der Stadt Tirano (1440 ‘). ‚Zahlreiche Spatzier- gänger, Crinolinen, lustwandelnde Liebespaare‘ und ‚singende Gruppen künden den lebensfrohen Ort an. Wer bei Tirano zuerst das Veltlin betritt, wird ob. der üppi- gen Fülle der Vegetation staunen, er sieht sich aus dem kahlen Hoch- engadin und von dem eisumpanzerten Berninagefels, in das. ‚frucht- ' barste und gesegneiste Thal Europas, in ein. wahres Paradies versetzt. Aber ein Blick auf die Bevölkerung, deren trübe, Vergangenheit und Gegenwart, in die spelunken- und: banditenartigen Steinhöhlen, weckt den Naturträumer auf. Seit einigen Jahren ‚schon ‚krankt. die Rebe und bringt mit anderm Ungemach und Fehlgriffen ‚schnell das; Volk an den Bettelstab» Man trinkt heute bereits im Veltlin. ‚selbst, keinen Veltliner mehr, sondern ‚eingeführten Tyroler. ‚Der Weinbau ist völ- lig ruinirt, klagt es überall. Verwahrlost,, unwissend, abergläubisch, träg und bösartig ist das ‚längst herabgekommene Volk‘ unfähig ge- worden mehr: zu Ihun als zu geniessen ‚was , die Fülle seiner Natur ihm ‚bietet. Auch Tirano zeigt die unverkennbaren Spuren „frühern Reichthums. Es; war. der Hauptschauplatz des grässlichen veltliner'Mor- des (1620), es wurde wiederholt erobert, geplündert, geschleift, ‚wie- der befestigt, geknechtet,: von der Adda und ‚dem 'stürmisch.‚andrän- genden Poschiavino verheert. Jetzt sind‘; wohl: die Gewässer ‚in ‚ein festes Bett gezwängt, aber Missernten vollenden ‚das Verderben. ‚Wir nahmen in der Post Quartier (der Koch spricht, deutsch); widerlich schmutzige Wirthschaft von unten bis oben hinauf, doch mit besserer Aussicht als in dem: deutschredenden, ‚doch 'eben nicht reinlichen Schweizer. Am Abend'wie auch am. Sonntagsmorgen: stand ‚die. Ein- wohnerschaft auf den. Strassen und Plätzen.;.\ Wir. „hatten, .Zeit. die Strassen zu durchwandern. Neben prachtvollen, ‚im Innern herrlich ausstaffirten Palästen die schmutzigsten; Spelunken.' ‚Um 11, Uhr, ‚als unser Gepäck von Puschlav eintraf, fuhren wir,mit einem ‚sehr theuren Zweispänner nach 'Bormio. , Die Natur verräth dem Durchfahrenden nirgends Armuth und. Dürftigkeit: und die’ ganze ‚Thallandschaft ‚macht einen bleibend angenehmen Eindruck. , ‚Die Strasse setzt ‚später auf das rechte Ufer der Adda. hinüber, führt, durch, das sehr. stattliche Grossoto, hinter ‘welchem ‚die aus ; einsamen: ‚Seitenthale, hervorströ- mende Rovasca die Brücke und anstehenden Häuser fortgerissen, dann unter der grossartigen ‚Ruine der im Müsserkriege., 1526 von den Bündnern zerstörten Burgen Grosio und San Faustino hindurch nach dem Flecken Grosio. Die grosse Kirche mit weissen) Marmorstatuen ladet zu einem Besuche ‚ein. ‚ Sie ist geräumig. und .imponirend mit Bildern und Kunstwerken überfüllt und; wenn dieselben, auch. nicht Arbeiten ersten Ranges sind, ‘verdienen sie doch einige, Aufmerksam- keit. Die weibliche Bevölkerung — nur diese, fanden, ‚wir überall 11 162 betend in den katholischen Kirchen, Männer nirgends — war .zahl- reich versammelt. Die Tracht ist hier noch auffallend. Ein kurzer tausendfaltiger Rock legt sich eng und platt an den Unterkörper an und lässt die schöne Wade frei, über dem vollen Busen lacht ein buntfarbiges Halstuch, das Mieder hinten und vorn geschnürt. Von Grosio aufwärts wieder ans linke Adıdaufer durch dichten Kastanien+ wald verengt sich das Thal schnell, die Manichfaltigkeit, aber nicht die Fülle der Vegetation lässt nach. In Bolladore, wo die südliche Natur endet, wurde gefültert. Nur noch eine kurze Strecke und wir sind am Endpunkte des Veltlin, das Thal biegt links ein; ermüdende Einförmigkeit, schuttige und viel nackte Felswände, nur stellenweise junge Laulwaldung, die erste auf unserer diesjährigen Reise, ärmliche zerstreute Häuser, viele Kirchen und Kapellen die wie schon von unten herauf, mit FelsLlöcken kämpfende Adda, imposante Gipfelbildungen, das ist die Thallandschaft von Bormio. . Die Stadt selbst liegt am hin- tern Ende einer ehenen dürfiigen Thalweite, denn wir sind schen wieder in 3564‘ Meereshöhe und. rings von Llendenden Firnfelldern umgeben. Sie hat stattliche Häuser, lange Strassen, mehre Thürme, aber sonst Nichts Auffallendes. Ihre Lage am Ausgange des Furba- thales und gegenüber den Mündungen des Val Fraele und Val Gallo, aus denen die Schneewinde herabstreichen, stimmt die Temperatur auffallend herab, daher auch die ganze Thalweite das „Kalte Land“ heisst. Im äussersten Winkel des Thales, zu dem die Strasse schon sehr steil aufsteigt, liegt das neue Bad von Bormio. In dem fast riesenhaften Kurhause, wo der italienische Schmutz seine Endschaft bereits erreicht hat, kehrten wir ein. Die Aussicht ins Thal hinab und in die Seitenthäler hinauf ist von hier aus bei untergehender Sonne sehr anziehend. Die Vorbereitungen unseres morgenden Mar- sches über das Stilffser Joch waren wegen des Gepäckes, eines Trä- gers oder Wagens sehr schwierig und wurden erst spät durch einen in der Stadt gewonnenen sehr wohlfeilen Träger (6 Zwanziger) be- seiligt. Wir brachen früh um 5 Uhr auf, kletterten den holperigen Fusspfad zum schwalbennestarligen. alten Badehause hinan und dann auf die schöne Kımmststrasse. Nur spärlicher Waldwuchs kümmert an den steilen Felswänden. Noch eine kurze Strecke gerade aus und das enge Felsenthal gabelt sich. In der engen Schlucht vor sich sieht man auf lınienschmalem Pfade «lie Karren mit den Eisensteinen die unterhalb des Kurhauses verschmolzen werden aus der hintern Höhe herabkommen, rechts biegt die Fahrstrasse ein, klettert schnell mit einigen Windungen hinauf und beansprucht von nun an unsere stete Bewunderung, Felsengallerien, Schutzdächer gegen Lavinen, Mauerstützen, Ueberbrückungen folgen einander, jeder Schritt ist der Felswand abgezwängt und gegen wilde Gewalten geschützt worden, Drei sehr geräumige, allen Wintergefahren trotzende Zulluchtshäuser, in denen man auch Erstärkungen erhält, stehen in nicht sehr weiten Abständen von einander, Das Thal scheint hinten wieder abgeschlos- u 163 sen durch eine magere Alp, die von jungen Rindern beweidet wird, und wohl deshalb Monte Vitellino heisst. In der linken Ecke stürzt der Giessbach weiss perlend über zahlreiche Glimmerschiefer Terrassen herab, die Strasse aber windet sich wie ein Riesenwurm in vielfa- chen Schlingungen hinauf, die der Fusswanderer abschneidet. Oben am letzten Zufluchtshause hat man eine schöne Aussicht auf den Gletscher und das Fırnmeer des Monte Vitellino und gegenüber an der kahlen Felswand sieht man zwischen horizontalen Schichtenstrei- fen senkrechte stark gebogene, ein unlösbares Räthsel. Die schauer- liche Felsenstrasse ist zu Ende. Wir wandern fast ebenen Weges auf fetter Alp entlang. Ein Dutzend staltlicher Rosse und viele Käl- ber weiden schon am sanften Gehänge und die wohlgenährten Kühe entlässt so eben der Senn aus den Ställen; sie zerstreuen sich auf der Thalsohle. An einer Kapelle und Einsiedelei vorüber und etwas rechts wendend liegt ein massig riesiger Bau zwischen blendenden Schneefeldern vor uns, es ist Santa Maria, Poststalion und österrei- chisches Zollamt. Deutscher Gruss, deutsche Freundlichkeit und Rein- lichkeit empfangen den Eiutretenden. Nach der genussreichen Wan- derung mundete das Frühstück vortrefllich. Die Zımmerwände sind mit astronomischen Karten und schönen Detaillkarten des Veltlin und anderer Thäler der Umgebung geziert. Hier in diesen öden Höhen lagerten während des letzten italienischen Aufstandes, der über die Passhöhe vorgedrungen, Gallerien, Brücken und Cantonieren des Wun- derbaues zerstört hatte, 3000 Mann und sechs Kanonen 'versperrten weiler hinauf den Passübergang. Weiter unten in der Felsenschlucht hätte eine Barrikade die Rebellen aufhalten können. Von Santa Ma- ria sieht man tief hinab in das bün«lnerische Münsterthal, aus wel- chem ein stark begangener Saumpfad herauflührt. Wir wollten auf- brechen, aber plötzlich jagten dichte kalte Nebei vom Joch herüber und nölhigten uns zu längerer Rast. -Der Himmel war wolkenleer. Die Strasse windet sich nun über öde Felstrümmer zwischen blendend weissen Schneegefilden hindurch und nochmals von einer massiven Kantoniera bewacht erreicht sie endlich hinter dem Postliause Gioco del Steivio, der höchsten Wohnung Europas den flachen, von einer muntern Insektenwelt (Schmetterlinge, Fliegen, Spinnen) belebten Scheitel des Jochs in 8610‘ (nach Andern 8901‘) Meereshöhe. Ein überraschender, bezaubernder Anblick; vor uns thront in stolzer 'Ma- jestät der Gipfel des Orlles, seine ‚schneegekrönten Vasallen reichen uns die Hand, unter uns das tief eingeschnittene düstere Trafoithal, in das an schauerlich steiler Wand labyrinthisch gewunden die breite Fahrstrasse hinabstürzt. Die Spitze des Ortles und Monte Cristallino versteckt sich in eine dichte Nebelhaube, aber wir liessen uns ruhig nieder und von Zeit zu Zeit lugte sie freundlich hervor. Doch wir müssen hinab in die schwarze Schlucht. Die Strasse, drüben dem Pelsen eingesprengt, ist hier in un- zähligen Windungen an der ebenfalls wilden Lawinenstürzen ausge- selzten Steilwand aufgemauert, Ein wahres Wuaderwerk, aber frei» als 164 lich sind Hunderte von Arbeitern ununterbrochen beschäftigt den Rie- senweg fahrbar zu erhalten, ohne stete Nachhülfe würde er sofort verfallen. Die Windungen sind von dem berühmten Donegani so sinn- reich angelegt und so geschickt ausgeführt, dass die Höhe von Bormio mit 4822‘ und von Prad mit 5673‘ durch eine fast gleichmässige Steigung von 51), pCt. erklommen wird. Die Breite beträgt minde- stens 18° und die Länge zwischen den eben genannten Endpunkten 10 Stunden, in geradliniger Entfernung durch den Fuss des Gebirges etwa 5 Stunden. Auch an dieser Steilwand abwärts schneidet der rü- stige Alpengänger die Windungen gerade ab, wir folgten den obern und betraten erst weiter unten den steilen Fussweg. Auf der ersten Stufe liegt die Poststation Franzenshöhe (6380'), wo wieder Wald- wuchs beginnt, Hier wendet die Strasse um eine wasserleere Talk- wand herum, an der man bei der rebellisch ausgebrannten Canto- niera ruhen muss, um dem himmelanstrebenden Ortes, dessen Spitze gerade heute von einem Wiener mit drei Führern erklommen wurde, dem Monte Cristallino und den zwischen ihnen herabhängenden, in Smaragd und Azur strahlenden Eisströmen eine stille Betrachtung zu widmen. Solche Ansichten bleiben in ewig frischer Erinnerung. Uns gegenüber an der schwarzen Felswand öffnet sich eine Höhle, die während des Winters einer Bärenfamilie zur Zuflucht dient, tief un- ten aber am Fusse des Gletschers steht die Kapelle eines Wunder- heiligen, zu der heute die ganze Thalbevölkerung wallfahrtet. Noch- mals schlängelt sich die Strasse vielfach durch den Wald abwärts und kehrt dann im ersten tyroler Dorfe Trafoi ein. Ueberraschender Ge- gensatz zu drüben: blendende Reinlichkeit und statt der Kellner in schmutzigen Hemdärmeln mit steif gewichstem Schnurrbart hier freund- liche Kellnerinnen mit weissen bespitzten Hemdärmeln und weisser Schürze, zwar nicht schön, aber hübsch. Die überaus genussreiche Wanderung erforderte eine längere Rast. Dann gings im engen mit Wald und Wiese geschmückten Thal auf nunmehr einfacher, keines- wegs mehr solid gebauter Fahrstrasse am schmutzigen brausenden Thalbach hinab nach Prad im Etschthal, wo wir die Nacht blieben. { Nun erwartet uns eine fünftägige Fahrt im Stellwagen, mit de- ren nur durch einen absonderlichen Humor zu überstehenden Qualen ich meine Leser verschone. Im Etschthal herunter fuhren wir nach dem reizend gelegenen Meran, wo die Stammburg Tyrol uns zum ‘ Besuch einlud, dann über Botzen, Brixen und Sterzing das Thal der Eisack hinauf, über die lange Passeinsenkung des Brenner, welche Lastwagen mit zwanzıg Pferden hinaufquälen, nach Iunsbruck. Die Lage der Stadt, ihre Kirchen, das Landesmuseum und das hauptstäd- tische Leben bieten dem Fremden Genüsse, denen er sich auch auf der eiligen Rückfahrt nicht entziehen kann. . Ueber Hall und Schwaz verliessen wir das Innıhal und wandten uns links in das enge Achen- thal, das wir bis zu dem Zauberspiegel seines Sees zu Fusse durch- wanderten, Die tyroler Grenze und mit ihr den Höhenpunkt ahgötti- schen Bilderdienstes und Klosterlebens überschreitend machten wir Nacht- ' 165 quartier im Thalkessel von Bad Kreuth und eilten am folgenden Tage über Tegernsee nach München, der an Kunstschätzen reichen Metro- pole der europäischen Bierwirthschaft. Von hier langten wir nach vierundzwanzigstündiger Eisenbahnfahrt am 3. September wieder in Halle an, um so fort in die vor vier Wochen verlassene Arbeit ein- zutreten. Wer aber Tyrol genussreich bereisen will, der besuche seine Thäler und Höhen früher als die schweizerischen, nach einer wiederholten Durchwanderung und nähern Kenntniss dieser hat man in Tyrol nur vereinzelte Genüsse zu erwarten. Die Schweiz gleicht einem zierlichen mit kostbaren Juwelen gefüllten Schmuckkästchen, Tyrol einem nur roh bearbeiteten Kasten, in dem hloss einzelne Edelsteine glänzen. Giebel. Mineralogische Notizen. Unter Bezugnahme auf die von mir (in dieser Zeitschrift) ge- gebene Beschreibung einer Umhüllungspseudomorphose von Gediegen- kupfer nach Arragonit aus Bolivia giebt Kenngott (Vierteljahrsschr. d. Naturf. Ges. in Zürich, Jahrg. 2, Heft 2, S. 203.) Nachricht über ein ganz ähnliches Stück, der Sammlung des Polytechnicums in Zürich angehörig, von Corocoro in Peru. Von demselben Fundorte und in derselben Gestaltung sah ich im Musee d’ histoire naturelle des Jardin des plantes zu Paris Pseudomorphosen von Gyps nach Arragonit, concentrische Zusammenhäufungen eben solcher scheinbar hexagonal - prismatischer Verwachsungen von Arragonitkrystallen, Zu den bereits früher bekannt gemachten (Naturkund. Verhand. van de holland. Maatsch. der Wetensch. te Haarlem [2.] IX. S. 25 und 189; diese Zeitschrift I, 12, IV, 7; VI, 364.) Fundorten der Einschlüsse von Beryll in Quarz kann ich nach einem Stücke, eben- falls aus dem Musee d’histoire naturelle noch Columbien fügen. Ein prächtig grüner Smaragd liegt, was ieh bei andern Vorkommnissen nicht so gesehen habe, ganz in der Richtung der Hauplachse eines schönen Bergkrystalls, E. Söchting. Brite natur Allgemeines. G. Hartwig, das Leben des Meeres. Eine Darstellung für Gebildete aller Stände. Zweite unveränderte Aufl. Frank- furt a/M. 1857. 8. Liefg, 1—4. — Die erste Abtheilung dieser um- fassenden Naturgeschichte des Meeres behandelt in 5 Kapiteln die physi- sche Geographie, die Grösse des Meeres, seine Küsten, Grund, Zusammen- setzung, Veränderungen. Temperatur, Farbe, Wellen, Ebbe und Fluth, Strömungen, Winde etc., in den folgenden 16 Kapiteln die gesammte 166 N Tbierwelt von den Walfischen bis zu den Polythalamien und Infuso- rien, die Seepflanzen und die von Pflanzen- und Thierwelt abhängigen Erscheinungen, endlich in der dritten Abtheilung durch 5 Kapitel die Geschichte der Entdeckungsreisen zur See bis auf die neueste Zeit. Das Buch ist wit grosser Sachkenntniss und sehr fleissiger Benutzung der einschläglichen wissenschaftlichen Literatur geschrieben und ge- währt den Freunden der Naturgeschichte eine ebenso unterhaltende als belehrende Lectüre. Druck und Papier sind schön. A. Helfferich, die neuere Naturwissenschaft, ihre Ergebnisse und Aussichten. Triest 1357. S®. — Der Verf., der sich über den Materialismus und dessen Gegner stellt, behandelt seinen Stoff in folgenden Kapiteln: ein moderner französischer Gold- macher und die alten Alchymisten S. 1— 23, Atomistiker und Dy- namiker $. 24 — 46, die Zellentheorie und die Physiologie der Atome S. 47 -- 86, die Morphologie und der Arthegriff S. 87 — 117, der - Organismus und die Teleologie S. 118 — 154 und stellt S. 155 — ‘171 die Endresultate seiner Erörterungen zusammen. Verf. ist wirk- lich der Meinung, dass er mit diesen Kapiteln die neuere Naturwis- senschaft abgewickelt hat und verräth dadurch seinen beschränkten Standpunet. In die philosophischen Betrachtungen über die Materie können wir ihm hier nicht folgen, hinsichtlich der naturwissenschaft- liehen genügt es den Rath zu kennen, den er der Chemie gibt sich möglich fest anzuschliessen an die mathematische Grundlage des Form- prineips, sich weniger ausschliesslich mit wägbaren Stoffen als viel- mehr mit dem Aether zu beschäftigen! Im Einzelnen äussert indess der Verf. gar manche gesunde Ansicht, die beide um den Materialis- mus kämpfende Parteien beherzigen sollten, C. Nägeli, akademische Vorträge. Die Individua- lität in der Natur, mit vorzüglicher Berücksichtigung des Pflan- zenreiches. Zürich 1856. 8°, Ungleich tiefer als die vorige Schrift erfasst die vorliegende ihr Thema und führt dasselbe mit umfassen- der Sachkenntniss, Schärfe und Gewandtheit durch, Verf. legt zu- vörderst seinen Standpunkt dar,” die Beschränktheit der sinnlichen Wahrnehmung, die allwählige Erweiterung dersellen, die Unmöglich- keit auf naturwissenschaftlichem Wege das Wesen und Dasein des Gei- stes, zu erforschen. Dann geht er zum Thema über, bespricht vom Wechsel der Individuen aus die teleologische Auffassung der Natur- wissenschaft und deren Einseitigkeit, Kampf und Fortschritt der wis- senschaftlichen Forschung, Individualität im Allgemeinen, die pflanz- liche insbesondere, die Zelle, Fortpflanzung der Individuen, Wechsel der Arten (Rassen, Varietäten), Uebergang derselben. Alles ist indi- viduell in der Natur vom unendlich kleinen Atom bis zu den unend- lich grossen Systemen von Weltkörpern, das Zusammengesetzte ist nur dadurch zusammengesetzt, dass es, aus individuellen Theilen be- steht und so lange es thätig und lebendig ist, befindet es sich in ste- ter Bewegung und in stelem Wechsel seiner Theile. Das Individuum 167 erneuert sich ohne Rast, es ist in: jedem ‚Augenblick ein anderes, es wird in jedem Moment theilweise und zuletzt als Totalität vernichtet, Wenn das geistige Individuum «mit Stolz‘ von sich sagt „ich bin, denn ich denke;‘“ so mag das materielle mit Bescheidenheit: anıwor- ten: „ich bin, denn ich gehe zu Grunde.“ Ueber die Trümmer der Vernichtung schreiten siegreich die ewigen Ideen, deren Spiegelbild der Naturforscher als Gesetz festzustellen sucht; sie begründen das einzig Reale, denn die materiellen Erscheinungen sind nur die inhalts- losen Durchgangspunkte einer Bewegung, die unaufhörlich einem bes- sern Ziele zustrebt,, Wir empfehlen die Lectüre dieses Vortrages an- gelegentlich denen, die eine höhere Auffassung der Naturforschung verfolgen, ohne sich gerade zu Naturphilosophen ausbilden zu wollen. G. Heyse, Beiträge zur Kenntniss des Harzes, sei- ner Geschichte und Literatur. Eine Reihe von Abhandlun- gen I. Heft. Aschersleben 1857. 8%. — Die vorliegende Schrift ist zwar keine rein naturwissenschaftliche, sondern will sich’ nach den verschiedensten Richtungen hin über den Harz verbreiten und um deswillen verdient sie auch unsere Aufmerksamkeit. Verf. hat sich seit einer langen Reihe von Jahren mit besonderer Liebe dem Stu- dium des Harzes und seiner Geschichte hingegeben, weder Mühen noch Opfer. gespart Alles auf. dieses Gebirge Bezügliehe zusammenzubringen, dass wir von vornherein etwas Gediegenes von ihm erwarten kön- nen. Das vorliegende Heft enthält folgende Aufsätze; 1. Streifzüge durch die Literatur. des Harzes. Hier giebt Verf, eine beurtheilende historische Debersicht zunächst über ‚die Harzliteratur allgemeinen In- halts, über die Zeitschriften vom ‚allgemeinen Harzmagazin (Blanken- burg 1763) bis auf die neuern allgemeinern, dann über die systema- tischen Beschreibungen und Reisehandbücher.. Die Fortsetzung wird versprochen, 2. Zur ‚Geschishte der Brockenreisen, Eine Erzählung _ der ältern Reisen ‘auf den Gipfel mit eınem Blick auf die neuern und gegenwärligen, 3. Dammersfeld. Schicksal. der von Friedrich Al- brecht von Bernburg im Unterharz eingerichteten Schweizer Alpen- wirthschaft. 4. Ueber die vom Braunschweig -Lüneburgischen Für; stenhause benutzlen ehemaligen Münzstälten am Harze nebst Nach- richten von den Münzmeistern, ihren Zeichen und Jetons. Die Dar- stellung ist durchweg frisch, die Bearbeitung gründlich und erschö- pfend, so dass wir der Forlsetzung mit gespanntem Interesse entge- gen sehen. Unsere Leser machen wir ganz besonders auf den ersten Aufsatz über die Harzliteratur aufmerksam, in welchem alle Schriften mil der grössten biblıographischen Genauigkeit verzeichnet und nach unmittelbarer Einsicht — Verf. besitzt selbst mehr als 700 Bände und 60 Karten in seiner Harzbibliothek — ‚beurtheilt sind. Die Voll- endung dieses Aufsatzes wird Jedem, der mehr Interesse an dem Harze nimmt als eine Pfingstreise auf den Brocken ‚oder einen Spa- ziergang nach der Rosstrappe, einen unentbehrlichen Führer stellen. 6 168 » »Oversigt over det Kongel. danske Videnskaber- nes Selskabs Forhandlinger og dets Medlemmers Arbeider i Aaret 1856. Af Etatsr., Prof. 6. Forchhammer, Selsk.’s Secre- tair, Kjöbenhavn. Enthält an naturwissenschaftlichen Aufsätzen: S. 1 bis 36. Mittheil. vom Prof, Kröyer aus einer Abhand- lung über die Wurmgattung Sabella L, mit besonderer Berücksich- tigung ihrer nordischen Arten. — Nachdem der Vrf. einen Ueberblick über die früheren Beiträge zur Kenntniss der nordischen Würmer überhaupt gegeben hat, wendet er sich zu dem speciellen Gegen- stande der erwähnten Abhandlung, der Gattung Sabella, welche er in einer kritischen Einleitung in die fünf Gattungen Sabella, Anamoeboea, Spirographis, Chone u. Myxicola theilt, und führt schliesslich 27 Ar- ten. mit. sehr ausführlichen: (lateinischen) Diagnosen auf. Es sind: Sabella. analis Kr, rigida Kr, tuberculosa Kr, aspersa Kr, Fabricii Kr, infarela Kr, oculata Kr, paueibranchiata Kr, tenuissima Kr, Sarsii Kr, pieta Kr, pumilio Kr, Sosias Kr, Muelleri Kr, Lingua Kr, fidelia Kr, erispa. Kr, Lynceus Kr, Sab. (2) variegata Kr, Sab. nudicollis Kr, thoracica Kr, Anamoeboea Oerstedii, Chone infundibuliformis Kr, su- specta Kr, flabelligera Kr, Myxicola Steenstrupii Kr, Spirographis Ja- nuarii Kr. S. 37 bis 47. Notiz vom Prof, Steenstrup über Sabella marsupialis Gmel, welche seinen Uhörstehunien zufolge den Koral- lenthieren angehört und vermuthlich eine neue Galtung der freien aktinienartigen Thiere bildet, für welche er den Gattungsnamen Sphe- nopus vorschlägt, nebst folgendem Charakter: Sphenopus: animal e classe Anthozoorum, ord. Polyactineorum, fam. Actiniarum, generibus aberrantibus Ilyntha; Peachiae et Ceriantlıo affine, monotrematum, cor- poris anteriore parte subeylindriea, posteriore vero a ventre dorso- que depressa el lata, securiformi v. cuneata, limum et granula arenae in cerustam crassam alligante; tentaculis unum Sn a pluribus contiguis constantem, formantibus; sulco stomachali parietibus carli- lagineis instructo. — Eine schöne lith. Tafel erläutert mit 8 Fig. die Abhandlung. S, 53 bis 88. Prof. A. Hannover, Uebersicht seiner Unter- suchungen, betreffend die Entwickelung und den Bau der Zähne bei den Säugelhieren. Mit erläuternden Holzschnitlten im Texte. (Der Vrf. begann eine ‚Abhandlung über diesen Gegenstand schon im J. 1843, wurde aber an ihrer Ausarbeitung durch verschiedene Ursachen spä- terhin verhindert, schickte sie indessen im Junius 1853 an die Leo- poldinische- Akademie, in deren Nova Acta Vol. XXV. P. 2, sie nun begleitet. von 8 Kupfertafeln erschienen ist. S, 91 bis 94. ‚Etatsr, Forchhammer, Bemerkungen über eine neue Methode zur quantitiven Bestimmung des Manganes. $. 121 bis 124. Prof. Jürgensen, Bemerkungen hinsicht- ich der Bewegung elektrischer Ströme. 169 S. 127 bis 131. Etastr. Eschricht, Bericht über seine fort- gesetzten Untersuchungen über die Echinokokken. (Folgt unten in Uebersetzung.) S. 135. Prof, Schiödte legte eine Abhandlung vor, welche später vollständig mitgetheilt werden soll, und betitelt ist, Bidrag til Kundskab om Insekternes Thorax etc. — Der Vrf. will beweisen, dass alle Hymenopteren nicht allein, sondern überhaupt alle Insecten mit beflügeltem Methatorax, ein Paar ausgezeichnet entwickelte Spirakeln in der Einfalzung zwischen den Mesothorax-Epimeren und dem Me- tathorax besitzen. S. 136 bis 168. L. A. Colding, naturwissenschaftl. Betrach- tungen über die Verwandtschaft der Thätigkeiten des geistigen Lebens mit den allgemeinen Naturkräften. S. 170 bis 171. Prof. Kröyer theilt eine kurze Angabe der Hauptmomente seiner Abhandlung über die Gehörwerkzeuge der Krebs- thiere mit, welche als Anhang zu seiner Abhandlung über die Gat- tung Sergestes, durch Abbildungen erläutert, schon in die Schriften der Gesellschaft aufgenommen worden (wo sie uns jedoch bisher nicht zu Augen gekommen). Eine Reihe von Untersuchungen über jene Organe bei den Ürustaceen lieferte ihm die folgenden Resultate: 1. Nur bei den Dekapoden (zu denen er Milne-Edwards Mysiens, Leu- ciferiens und Bicuirasses stellt) vermochte er Gehörwerkzeuge zu ent- decken. 2, Im Wurzelgliede der oberen Fühler haben diese regel- mässig ikren Platz. 3. Sie treten unter 2 Hauptformen auf: enlwe- der schliesst der völlig geschlossene Hörsack nur einen einzigen, sehr grossen, ziemlich kugelrunden Gehörstein ein (bei Sergestes, Leu- eifer, Phyllosoma und Mysis), oder es zeigt auch der Sack, welcher mitunter eine äussere Spaltöffnung hat, eine grössere — zum Theile sogar sehr bedeutende — Anzahl kleiner, eckiger mehr oder minder deutlich krystallinischer Otolithen. Diese Form nahm der Verf. bei Palaemon, Peneus, Pandalus, Hippolyte, Crangon, Astacus, Nephrops, Homarus, Palinurus, Pagurus, Lithodes, Galathea, Portunus, Lupea, Platycarcinus, Pericera und Hyas wahr. 4. An unregelrechter Stelle kommen die Gehörwerkzeuge bei Phyllosoma und der Mysis-Familie (den Galt. Mysis, Macromysis Wh., Siriella Dana, Onychomysis Kr, Macromysis Kr, u. s. w.) vor. Bei Phyllosoma glaubt der Verf, sie unter dem Rückenschilde, zwischen der Gehirnmasse versteckt, ge- funden zu haben. Bei den Mysiden treten sie mit grosser Deutlich- keit am innern Ruder des äussern Schwanzanhangs nahe der Wurzel auf. 5. Bei der Gatt. Thysanopoda bemerkt man an der Unterfläche von Brust und Bauch eine Anzahl von Organen (acht), welche man sowohl nach ihrer innerlichen Verbindung mit dem Nervensysteme, als auch nach ihrem Baue, für eine Art Sinneswerkzeuge halten zu dürfen scheint; ob sie aber als dem Gehörsinne dienend zu betrach- ten seien, wagt der Verf. nicht auszumachen. S, 247 bis 249. Medieinalr. Wöhler, Notiz über die Re- duetion des Aluminiums ans dem Kryolith. 170 S. 249 bis 251. Kurzer: Auszug. aus Prof. Hansteen’s Fort- setzung einer Abhandlung über die Veränderungen der: magnetischen Inclination auf der nördlichen und südlichen Halbkugel, welche in den Schriften der Gesellschaft abgedruckt erscheinen wird. Ss. 270 bis 271. Prof. Reinhardt, Notiz über das über die Hochebene Brasiliens in den Provinzen Minas und Bahia 'verbrei- tete Stinkthier. Des Vorkommen eines solchen, den Einwohnern un- ter dem Namen Jaratataca bekannten Thiers ist schon seit längerer Zeit von verschiedenen Reisenden, namentlich A. de St. Hilaire, Spix und Martius und Lund, ausser allen Zweifel gesetzt‘ wor- den; keiner von ihnen aber war, trotz aller Bemühungen desshalh so glücklich gewesen, sich ein Exemplar des Thieres selbst zu ver- schaffen und hatte daher keine nähere Aufklärung über dasselbe ge- ben können. Während eines längeren Aufenthalts in der Provinz Mimas’ ge- lang es endlich dem Prof. Reinhardt am Schlusse desJahres 1854 ein ‘nicht blos erwachsenes, sondern altes Weibchen, von diesem so lange vergebens nachgeforschten Thiere, und damit zugleich die Kunde zu erhalten, dass dieses auf der Hochebene von Mittelbrasilien auf- tretende Stinkthier keineswegs die in den südlichen Provinzen von Brasilien vorkommende Mephitis suffocans Il. ist, wie man in der neuesten Zeit angenommen hat, sondern dass die „Jaratalaca“ eine eigenthümliche, bisher unbeschriebene Art bildet, welche wie alle übrigen, gut gekannien südamerikanischen Stinkthiere der Untergat- tung Thiosmus angehört, und für welche Pro’. R. den Namen Me- phitis Westermanni nach dem des bekannten dänischen Entomo- logen gewählt hat. Da eine ausführliche, von Abbildungen begleitete Beschreibung dieser neuen Art in die Schriften der Gesellschaft aufgenommen wer- den wird, so geschieht hier nur die Mittheilung einer kurzen Diag- nose, welche hofientlich hinreichen wird, sie vorläufig zu charakteri- siren: Mephitis Westermanni Rhdt, fusconigra, villis 2 latis, pallide isabellinis, ad caudam usque produelis, per dorsum siria media, an- gustissima, nigra, sejunetis, in verlice el collo confluentibus. Cauda pallide isabellıma, basi subtus nigra. Long. corp. 332 Mill., caudae 310 Mill, stirpis caudae 200 Mill. Meteorologische Tabellen von allen Monaten des Jahres 1396. Todesanzeige (8. 272). Die Gesellschaft verlor im, Jahre 1856 durch den Tod, als eines ihrer Mitglieder, den Prof. der Bo- tanik an der Kopenhagener Universität, Ritt. d. Dbr.-0., F. M. Lieb. mann, berühmt durch seine umfassenden Untersuchungen und Samm- lungen zur Flora von Mejico und durch seine Theilnahme. an. der Ausgabe des dänischen Nationalwerks „Flora danica,“ von welchen das 43. Heft und das erste Supplementheft von ihm herausgegeben worden sind, sowie das ganze 44. Heft, von welehem 2/, bei sci. nem Tode vollendet waren, unter seinem Namen im. Laufe des Som- 171 mers (1857) erscheinen wird. Sein von der Gesellschaft unterstütz- tes Werk über die amerikanischen Eichenarten ist grösstentheils voll- endet und wird durch Mitwirkung des Prof, Steenstrup im Laufe des nächsten Jahres herauskommen. L. war Mitglied der Gesellschaft seit 1844. Dem Jahrgange ist schliesslich noch beigeheftet eine Ahbhand- lung von L. A. Colding, betit. Nogle, Saeininger om Kraelterne, Kjöb. 1856 (einige Sätze über die Kräfte), und bereits im Jahre 1843 an die Gesellschaft eingeliefert. 20 S. und 1 lith. Tafel. (Der Hanptgedanke in der Abh. ist dass die Kräfte, welche sich durch Maschinenwirkungen bei Reibungswiderstand, Druck u. s. w. verlieren, innerliche Wirkungen in den Körpern, z. B. Wärme, Blectrieität und drgl. hervorbringen, und dass diese sich wie die verschwundenen Kräfte verhalten. Zur Bestätigung seiner Meinung ‚hat der Verf. eine Reihe von Versuchen über die durch Reibung erzeugte Wärme ange- stellt.) — Öfversigt af K. Vet.-Ak.’s Förhandl, Aarg. 14. 1857. Nr. 1. Naturwissenschaftlicher Inhalt. 1) S. 1—9. Zur Flechten- flora von Gotland — als Supplement zu der von Dr. Stenhammar in den K. Vet.-Ak.’s Handl. f. aar 1846 gelieferten Abhandlung über die Flechtenvegetation Gotlands mitgetheilt von K. J. Lönnroth. — 2) S. 11—14. Neue Gattungen und Arten von Annulaten mit. setheilt von Dr. J. G.H.Kinberg. „Animalia annulata nova l. minus rite cognita recensuit J. G. H. Kinberg.“ Es sind hier charakterisirt: Amphinomea. Fam. I. Amphinomacea: Chloeia candida n. sp. v. d. Ins. St. Thomas; Notopygus crinitus Grube, atl.M. bei St. Helena; Lirione n. gen , bei Tahiti, maculata, bei Panama, Amphinome ro- strata Pall bei Rio Janeiro, Colonia etc., vagans Sav., atl. M. 50 S. Br. 500 W. L., Luzoniae n. sp., v. westl. Ufer v. Luzon, Her- modice n. gen. carunculata (Aphrodita Pall. Amphinome Brugu.) ca- runculata, bei St. Barthelemy, Mejico, striata n. sp. bei der Insel Eimeo im stillen Ocean, Eurythoe n. gen., Hedenborgi, a. d. Kgl. Mus., syriaca, v. d. syrischen Küsten, chilensis von der Küste bei Valparaiso, capensis, vom Cap der guten Hoffnung, pacifica, bei Eimeo und Foua im stillen Meer, corallina, ebenda u. s. w. im stil- len Meer, Kamehameha, bei der Stadt Honolulu im stillen Meer. Fam. Il. Euphrosynea. Euphrosyne capensis n. sp. vom Cap. 3) 8. 15 — 24. Zur Entomologie von Lappland. Bericht von Bohemann über eine von ihm und dem Studios. A. E. Holmgren, einem scharfsichtigen jungen Entomologen, im Jahre 1856 in Umea Lappmark gemachte entomologische Reise, Da der, obzwar sehr interessante, Aufsatz zu gross ist, um hier in Uebersetzung ganz mitgetheilt werden zu können, so wollen wir nur den Schluss desselben geben, welcher folgendermassen lautet: „Obgleich die im verflossenenen Sommer von mir gemachte Reise während einer den entomologischen Einsammlungen höchst un- günstigen, kalten, stürmischen und regnigten Witterung fortdauernd vor sich ging, bei welcher die wärmenden und belebenden Strahlen der Sonne fast beständig verhüllt wurden, gelang’ dennoch die Er- 172 i füllung des Hauptzweckes der Nachforschungen besser, als ich es ge- hofft hatte. So habe ich zur Vermehrung der Sammlungen des Reichs, museums oder seiner Doublettenvorräthe etwas über 10,000 Individuen von Insecten mitgebracht und eingeliefert, von denen ungefähr 5,000 der bisher allzuwenig untersuchten Ichneumoniden - Familie angehören. Die Anzahl neuer Ken dieser Gruppe ist nicht unbedeutend und kann sicher zu mindestens 100 angeschlagen werden. Ferner wurden meh- rere, dem Museum früher fehlende Coleopieren-Arten und die Typen für zwei neue Dipteren- Gattungen gewonnen. Endlich glückte es mir eine für unsere Fauna neue Dendsehrerhe, Helix Harpa, zu entdecken, welche früher nur aus Nordamerika bekannt war.“ 4) S. 25— 31. Alterthumsforschung in der Schweiz. Auszug eines Briefes von Fr. Troyon, dat. Bel Air nahe Cheseaux bei Lau- sanne 22. Octbr. 1856, an A. Retzius. 5) S. 33 — 34, Zur Geologie von Gottland. Briefliche nunz lung von Mag. G. Lindström an S. Loven. 6) S. 35. Ueber die Fructifieation der Conferven. Briefliche Mittheilung von Areschong an A. Retzius. „Dass sich bewegliche Sporen oder Sporidien in den Gliedern (= Cellen) der Conferven in grosser Anzahl, oder auch bloss eine einzige in jedem Gliede, entwickeln ist bekannt; aber dass einige derselben Männchen oder männliche Organe, andere dagegen Weib- chen oder weibliche Organe, seien, darauf deuten von mir gemachte Beobachtungen hin. Männliche sowohl, als weibliche Sporen (sit venia verbo) bewegen sich; die ersteren, ursprünglich rund, nehmen eine ovale Form an und öffnen sich in der Spitze miltelst eines Deckels, welcher den eingeschlossenen Antheridien (= Animale. spermat.) freien Austritt gewährt. Die weibliche Spore verlangsamt ihre Bewegung, dreht sich um ihre Achse und wird bei dieser Gelegenheit von den erwähnten Antheridien umgeben, welche rings um sie herum schwär- men. Zu dieser Zeit bemerkt man an der weiblichen Spore einige helle Flecken, oder richtiger Punkte, welche vermuthlich Löcher sind. Schlüpfen die Antheridien durch diese hinein® Dies kann ich noch nicht ausmitteln. Schliesslich hört diese Erscheinung, und eben so auch die Rotation der Spore auf und ıhr Wachsthum nimmt zu und schreitet hastig vorwärts. — Diese Dinge sind äusserst interessant, und mich verlangt nach dem Sommer.“ Videnskabelige Meddelser fra den naturhistoriske Forening i Kjöbenhaven, for Aaret 1855. Kjöb. 1856/57 enthalten: $. 1— 26. Myrlaceae centroamericanae. Bestimmungen und Beschreibungen von Dr. 0. Berg. — 8. 27 — 32. Ueber den centralamerikanischen Balsambaum (Myrospermum sonsonalense Pareira) und die Balsamküste. Von A. S. Orsted. — 8. 33— 116. Ein Beitrag zur Naturgeschichte des grossen Alks (Alca impennis L., dän, Geirfugl) und insbesondere zur Kenntniss von ‚seinem J[rühern Ver- breitungskreise. Von Prof. Jap. Steenstrup. Mit einer Karte und 173 einer St.-Taf. — S. 117— 118. Uebersicht der wissenschaftlichen Zusammenkünfte des naturhistorischen Vereins im Jahre 1855. Dieselben Mittheilungen vom Jahre 1856. Kopenhagen 1856/57. S. 1—26. Beiträge zur Kenntniss der Schlangensterne, vom Cand, Mag. Chr. Lütken. II. Uebersicht der westindischen Ophiuren. II. Zur Kenntniss der Ophiuren an der Westküste von Centralamerika. — S. 27 — 32. Plantae novae centroamericana; von A. S, Örsted. I. — $S. 33 — 43. Plantae novae centroamericana; von A. S. Örsted. IL — S. 44— 62. Annulata Örstediana. Enum. Annulatorum, quae in itinere per Indiam occid. et Americam centralem ann. 1845 — 48 suscepto legit cl. A. $. Örsted, adject. specieh. nonnull. a el.H. Kröyero in itinere ad Americam meridionalem col- lectis. Auet. Ed. Grube. — S. 63— 110. Die an Dänemarks Kü- sten lebenden Echinodermen. Von GC. Lütken. — S. 111— 117. Ueber die Knospen bei Agave americana.. Von C. Vaupell. — Ss. 118— 121. Uebersicht, der wissenschaftlichen Zusammenkünfte d. nat. Vereins im J. 1856. Creplin. Astronomie und Meteorologie. Th. Plieninger, Resultate dreissigjähriger, beziehungsweise sechzigjähriger me- - teorologischer Beobachtungen zu Stuttgart. — Wir thei- ten aus diesen zahlreichen Beohbachtungstabellen einige allgemeinere Resultate mit. Die zehnjährigen Mittel berechnen sich auf 1825—34. 1835 —44. 1845—54. 30jähr. Mitt. 60jähr. M. December 3,01 0,73 0,28 1,34 1,22 Januar — 1,32 — 0,57 ° 024 — 055 — 061 Februar 0,71. 1,04 1,28 - 1,01 1,47 März 4,04 3,79 2,80 3,54 3,69 April 7,90 6,77 7,28 7,32 7,50 Mai 12,43 11,25 11,23 11,60 11,72 Juni 13,77 14,11 14,43 14,10 13,75 Juli 15,78 14,69 15,68 15,38 15,77 August 14,45 14,58 14,56 14,53 14,77 September 11,18 11,82 11,17 11,39 11,72 October 7,67 745 8,02 771 7,91 November 3,35 4,07 3,84 3,75 4,00 Jahresmittel 7,95 7,57 7,76 7,68 7,71 Die Mitteltemperaturen für die Jahreszeiten stellen sich aus 30jährigen Beobachtungen für den Frühling auf 7,91, für den Som- mer auf 14,66 den Herbst 7,62, den Winter 0,45. Die höchsten Maxima in 63 Jahren fielen mit 29,0 auf den Juli 1819 und 1832, das tiefste Minimum auf — 21,4 im Februar 1830 und die grösste Jahresdifferenz betrug 48,9 im Jahre 1830. (Würtemberg. natur- wissensch. Jahresb. XI. Heft 3.) H, Hoffmann, zur Klimatologie von Giessen. — Die Beobachtungen im Jahre 1855 ergaben folgende Zahlen: 174 R Lufttemperatur. - Niederschlag Minimum. Maximum. ‚Temperatur, im Zoll. , Januar 7,0 — 17,7 1,05 1,190 Februar 4,5 — 23,2 — 0,76 2,250 März 10,0 2311733 0,61 2,750 April '14,2 ea 5,41 1,005 Mai 19,6 — 8,47 2,032 Juni 24,2 4,3 aa 13 94 © 2,954 Juli 21,0 7,7 13,94 4,277 August 23,4 5,8 13,80 2,081 September 18,3 —. 10,33 . 0,350 October 1753 | 0,8 8,39 3,420 November 7,0 — 47 3,17 0,850 December 4,8 — 15,8 — 0,46 0.480 Jahresmittel 14,27 — 469 - 6,42 24,699 Nach Conzens fünfjährigen Beobachtungen stellt sich das Mittel der Lufttemperatur auf 6,47 °, der Baromelerstand auf 27.6, 94%, (Oberhess. Bericht. Giessen VI. 12. 34.) —b. Physik. S. Haughton, neue Gesetze über Reflexion des polarisirten Lichtes. — Jamin hat früher durch Experi- mente nachgewiesen, dass gradlinig pvlarisirles Licht durch die Re- fiexion im Allgemeinen elliplisch polarisirt wird und an diese Ver- suche anknüpfend gelangte H. durch eine Reihe neuer, welche er dar- legt, zu folgenden Gesetzen. 1, Wenn ein gradlinig polarisirter Strahl auf einen durchsichligen reflectirenden Körper fällt und der Einfalls- winkel von 00 — 90° wächst: so nimmt das Achsenverhältniss ‘des elliptisch polarisirten Strahles anfangs ab und zwar von dem Werthe unendlich bis zu einem Minimum, welches bei der Hauplincidenz erreicht wird und wächst dann wieder bis zu dem Werthe unendlich bei der Incidenz 90°. -— 2, Jenes Minimum selbst nimmt bis zum Werthe 1 ab, sobald das Azimuth des einfallenden Strahles sich _ei- nem bestimmten Werthe nähert, den H. die Kreisgränze nennt. — ß. Hat das Azimuth des einfallenden Strahles die Kreisgränze erreicht, so ist der rellectirte Strahl eircular polarisirt. — 4. Ueberschreitet dasselbe aber die Kreisgränze, so steigt das Minimum des Achsenver- hältnisses wieder. — 5. Variiren bei einem constanten und unter der Kreisgränze liegenden Azimuth die Incidenzen von 00°— 90°, so dreht sich die grosse Achse der Ellipse, welche die Form des refleclirten Strahles bestimmt, stets nach derselben Richtung und zwar liegt sie bei der Hauptineidens der Einfallsebene und bildet mit dieser Lage bei den Incidenzen 0° und 90° Winkel, die unter sich und mit dem Azimuth gleich sind, — 6. Bei einem constanten und über der Kreisgränze liegenden Azimuih bewegt sich die grosse Achse anfangs der Einfallsebene zu, kehrt dann um, und steht bei der Hauptinci- denz senkrecht dagegen; in dieser Richtung dreht sie sich weiter, bis sie wieder umkehrt und bei der Incidenz .90° eine solche Lage 175 erreicht, dass die Achsenwinkel, welche die Ineidenzen 0° und 90° entsprechen, von der der Hauptincidenz entsprechenden Achse halbirt werden. Wegen ‘der benutzten Apparate uud der Beobachtungen selbst verweisen wir auf ‘das Original. — Philos. magaz. VIII, 507 —52U0. W. Zehender construirte einen neuen Augenspiegel. Derselbe besteht aus einem kleinen Convexspiegel von Metall, welcher von einer kurzen Handhabe getragen wird und hat zwei seitliche bewegliche Arme, von denen der eine die convexe Beleuchtungslinse trägt, der andere aher diejenigen Linsen aufnimmt, deren man sich zum Durchsehen bedienen will. Die Handhabe ist durch ein kurzes Gewinde so angebracht, dass man sie an zwei enigegengeselzten Punkten des Spiegelrandes einschrauben kann, so dass die Beleuch- tungslinse beliebig auf die rechte oder auf. die linke Seite gebracht werden kann. Für die Wölbung des Spiegels wählt Z. gewöhnlich einen Krümmungshallmesser von 6° und für die Linse eine Brenn- weile) von 3, — (Archiv f. Ophihalm. I. 121 — 167.) —: Chemie. de Luca, Bildung der Salpetersäure — L. hat wiederholt verkiche angestellt, ob der Sauerstoff, welcher sich aus den Blättern der Pflanzen durch Einwirkung des Sonnenlichts entwickelt oder die Luft, welche die Pflanzen während der Vegetation umgieht, die Eigenschaften des Ozon zeigt. ‘Um vergleichende Ver- suche zwischen der Luft, welche in einem Wärmhause eine grosse Anzahl Pflanzen umgiebt und zwischen der freien Atmosphäre an einem von der Vegelalion entfernten Orte machen zu können, stellt er drei verschiedene Apparate auf. Der erste Apparat stand in einem Gewächshause des botanischen Gartens in Paris. Er bestand aus einem 140 Litres fassenden Aspirator, aus welchem die Luft wäh- rend des Tages langsam zuerst durch zwei Röhren strich, die mit Baumwolle angefüllt waren, dann durch Schwefelsäure, darauf über Kalium und zuletzt durch eine verdünnte Lösung von reinem Rali ging. Dieser Apparat war 6 Monate (von Ende April 1856 an) im Gange. Das während dieser Zeit durchgelassene Volumen der Luft mag ungefähr 20,000 Litres (646,94 Kub. Fuss) betragen haben. In der Schwefelsäure konnte leicht Ammoniak nachgewiesen werden, Die aus dem Kalium entstandene alkalische Flüssigkeit lieferte einige kleine Salpeterkrystalle und die andere Lauge zeigte die Reaclionen der Salpetersäure. — Die beiden andern Apparate standen im Hofe des Laboratoriums des College de France. Durch den einen Apparat gingen 17,000, durch den andern 19,000 Litres Luft. Nur wäh- rend eines Monates wurde hier ein Kugelapparat mit Schwefelsäure vor dem Kalium eingeschaltet. Ammoniak konnte in der Schwelfel- säure beider Apparate nachgewiesen werden, aber es war nicht mög- lich, auch die geringste Menge von Salpetersäure zu entdecken. — Bei den Resultaten dieser Versuche fragt es sich, ob die Pflanzen wie poröse Körper auf die Elemente der Null elerkähre, welche in der 176 Atmosphäre enthalten sind, wirken. Directe Versuche mit porösen Mineralkörpern, entfernt von aller Vegetation angestellt, beweisen das Gegentheil. Es wurden dabei keine salpetersauren Salze gebildet, — L. hält es für wahrscheinlich, dass der sich aus den Blättern der Pflanzen durch das Licht entwickelnde Sauerstoff Ozon enthält oder besser, dass die Luft, welche Pflanzen umgibt, theilweise ozonisirt ist und dass dieses Ozon, obwohl in geringer Menge vorhanden, die Oxydation des Stickstoffs der Luft zu Salpetersäure auf dieselbe Weise bewirkt, wie künstlich bereitetes Ozon mit Luft und Alkalien salpe- tersaure Salze bildet. Die Frage über die Absorption des Stickstoffs durch die Pflanzen würde sich hiernach zurückführen lassen auf ein- fache Absorption einer stickstoffhalligen Verbindung, wie des salpe- tersauren oder kohlensauren Ammoniak. Das kohlensaure Salz kann sich in der Atmosphäre bilden und das salpetersaure Ammoniak kann unter dem Einfluss der Atmosphäre entstehen. (Compt. rend. T. ALIII. pag. 865.) W. B. Berthelot, Bildung des unlöslichen Schwefels. — Schwefel bei 130 bis 1400 geschmolzen und plötzlich abgekült bleibt löslich in Schwefelkohlenstoff und krystallisirbar bei 155 — 1630 ge- schmolzen enthält er eine sehr geringe Menge unlöslichen Schwefels, bei 170° aber eine grosse Menge. Bei 185 bis 250° geschmolzen enthält er eine beträchtliche Menge davon, die sich bei den zwischen liegenden Temperaturen unter übrigens gleichen Umständen ziemlich gleich zu bleiben scheint. Bei 300 bis 360° steigert sich aber die Menge des unlöslichen Schwefels. Bei 155 bis 170° tritt die dunkle Färbung und das Zunehmen des Schwefels ein; ebenso bildet sich hier der weiche Schwefel, so dass alle diese Vorgänge im Zusammen- hange mit einander stehen. — Es scheint demnach, dass der perma- nente Zustand, den der Schwefel bei gewöhnlicher Temperatur bei- behält, nicht bloss von ausseren Umständen, namentlich nicht bloss von physikalischen, wie von dem plötzlichen Abkühlen und Beibehal- ten einer anomalen spec. Wärme bedingt sei. B. meint, dass hier auch eine wahre chemische Veränderung mit dem Schwefel vorgeht. Zwar enthält der bis 170° erhitzte und dann plötzlich abgekühlte Schwefel nur 30 — 40 pCt. unlöslichen Schwefel, aber es kann auch nicht anders sein, wenn man annimmt, dass der Schwefel, indem die Temperatur unter 170° fällt, in den Zustand zurückkehrt, der dem krystallisirten entspricht. Findet das Abkühlen sehr schnell durch die ganze Masse hin statt, so erhält man auch stets mehr von dem un- löslichen Schwefel. Lässt man ihn z. B. tropfenweise in Aether fal- len, so erhält man 71 pCt. davon. — Bei der Umwandlung in unlös- lichen Schwefel beobachtet man zwei Phasen, Der plötzlich abge- kühlte Schwefel !bleibt weich, durchscheinend, elastisch; in Fäden oder kleine Körner gebracht ist er fast unlöslich in Schwefelkohlen- stoff. Nach und nach aber, namentlich in Berührung mit einem Lö- sungsmittel, wird der Schwefel weiss und krystallisirtt und nun ist 177 er auch löslich. — B. vermuthet, dass man dieser zweiten uk lung entgegenwirken könne, Man kann auch in der That den unlös- Schwefel im feinsten Zustande fortdauernd conserviren, wenn man ihn mit gewissen electronegativen Körpern in Berührung bringt. — Der durch Abkühlung des geschmolzenen Schwefels erhaltene un- lösliche Schwefel ist am wenigsten beständig. Mit einer kleinen Menge absoluten Weingeist gekocht, verwandelt er sich gleich in löslichen Schwefel. Dadurch unterscheidet sich dieser unlösliche Schwefel wesentlich von dem, den man mit Chlor- oder Brom- schwefel erhält. Letztere zeigen die grösste Beständigkeit. Rau- chende Salpetersäure und schweflige Säure aber verleihen allen Va- rietäten des unlöslichen Schwefels dauernde Beständigkeit. Giesst man geschmolzenen Schwefel in sehr kleinen Tropfen in Wasser und bewahrt ihn in jenen Säuren auf, so findet man später 75 — 86 pt. unlöslichen Schwefel darin. (Compt. rend. T: XLIV. pag. 563.) Gaudin, künstliche Darstellung farbloser Saphir- krystalle..— G. hat die Thonerde auf folgende Weise zum Kry- stallisiren gebracht. In einem mit Kienruss ausgefütterten gewöhn- lichen Tiegel bringt man gleiche Theile Alaun in schwefelsaures Kali und setzt nun den Tiegel eine Viertelstunde lang dem helligsten Feuer der Schmiedekohle aus. Man findet dann die Höhlungen mit isolir- ten bis 1°” langen und ?/,"® dicken Krystallen reiner Thonerde aus- gekleidet. Diese sind von der vollkommensten Klarheit, härter als der natürliche Rubin. Die Krystallisation der Thonerde wird hierbei durch das Schwefelkalium ermöglicht, ‘das sich in dem Kohlentiegel aus dem schwefelsauren Kali bildet und als Lösungmittel wirkt, da- her kann man auch gleich. Schwefelkalium anwenden. (Ebenda ML. XLIY. pag, 716.) Troost, über das Lithium und seine Verbindungen. — T. hat aus Lepidolith auf trocknem Wege 10 bis 12 Pfd, koh- lensaures Lithion dargestellt. In einem guten Windofen wurde ein Gemisch in gehörigen Verhältnissen von Lepidolith, kohlensaurem und schwefelsaurem Baryl erhitzt. Im untern Theil des Tiegels sammelt sich ein vollkommen geschmolzenes, aber zähflüssiges Glas an, dar- über steht eine sehr dünnflüssige Masse, welche abgeschöpft werden kann. Erkaltet diese Flüssigkeit, so erstarrt sie zu einer krystallini- schen, weissen Masse, die schwach rosa durch Mangan gefärbt ist. Erkaltet sie im Tiegel, so erstarrt der Inhalt desselben zu zwei nicht aneinander haftenden Schichten. Diese krystallinische Masse ist eine Verbindung von schwefelsaurem Baryt, schwefelsaurem Kali und schwe- felsaurem Lithion, aus welchem duerh Abkochen mit Wasser die beiden Alkalisalze ausgezogen werden. — Beim Petalit kann dieses Verfahren nur dann angewendet werden, wenn man eine solche Menge schwefel- saures Kali oder Natron zusetzt, dass die Totalmenge der Alkalien fast dieselbe ist wie im Lepidolith, Setzt man mehr davon zu, so erhält man 12 178 auch beim Lepidolith eine grössere Ausbeute an Lithion, Durch ein- faches Schmelzen erhielt T. ungefähr 3 pCt. Lithion; er verarbeitete ‘200 Pfa. Lepidolith und 140 Pfd. Petalit. — Das Lithium wird von trockenem Sauerstoff weder in der Kälte, noch beim Schmelzen oxydirt. Es bildet mit Kalium und Natrium Legierungen, von denen einige leichter sind als Steinöl. — Das Metall stellte T. nach der von Bunsen und Matthiesson angegebenen Methode durch galvanische Zer- setzung dar; später auch auf chemischem Wege auf ähnliche Art, wie das Natrium gewonnen wird. Letzteres Verfahren gab jedoch ungün- stige Resultate, woraus hervor zu gehen scheint, dass das Lithium nicht flüchtig ist. T. versuchte deshalb die Wirkung des Natrium auf Chlorlithium. Sie findet bei geriunger Hitze statt und man erhält eine von Natrium sehr weise Legirung, welche in Steinöl untersinkt. Bringt man diese in Wasser auf dem Steinöl sich befindet, so zer- setzt das Natrium das Wasser und dann erhält man eine Legirung, die reicher an Lithium ist und auf dem Steinöl schwimmt. — Mit dem Sauerstoff bildet das Lithium nur ein Oxyd, analog dem Kali und Natron, daher nicht ein Bi- oder Trioxyd. Dieser Umstand, so wie das Studium der Salze führten T. zu der Ansicht, dass das Lithium sich dem Magnesium ähnlich verhalte. Während ein Kohlensäurestrom die Löslichkeit des kohlensauren Kali und Natron in Folge der Bil- dung von Bicarbonaten verringert, vergrössert ein solcher die des kohlensauren Lithion und der kohlensauren Magnesia beträchtlich. Das Lithion scheint weder ein saures schwefelsaures Salz noch einen Alaun zu bilden. Das Chlorür und das salpetersaure Salz sind noch zerfliesslicher als die entsprechenden Verbindungen der Magnesia. Ersteres verliert beim Schmelzen einen Theil des Chlors und wird alkalisch wie das Chlormagnesium. Die Lösungen der Lithionsalze geben hei Gegenwart von Ammoniaksalzen keinen Niederschlag mit kohlensaurem Ammoniak; das Lithion bildet also wie die Magnesia, lösliche Doppelsalze mit demselben. Das phosphorsaure Lithion ist unlöslich wie das entsprechende Magnesiasalz. Für beide Basen gilt nur das Aetzkali als Trennungsmiltel; Magnesia wird. gefällt und Li- thion bleibt tn der Lösung. Das Lithion scheint also bei den Alkali- metallen dieselbe Rolle zu spielen, wie das Magnesium bei denen der alkalischen Erden. (Ebenda $. 921.) Deville, Schmelzung schwer schmelzbarer Metalle. — Platin schmilzt in dem von D. construirten Olen und einem aus schwach hydraulischem Kalke geschnittenen Tiegel von 12 Centim. Höhe, 8—9 Centim. Breite und einer Oelfnung“ von 5,6 Centim. Tiefe und 1 bis 2 Centim. Breite zu einem einzigen Knopfe zusam- men. Merkwürdig sind die ganz veränderten Eigenschaften. des ge- schmolzenen Platin gegenüber dem gewöhnlichen. Während das letz- tere sehr porös, ist das gegossene fast fest und daher auch zur Ver- dichtung von Wasserstoff und Sauerstoff nicht geeignet, Es ist fer- ner viel dehnbarer und hämmerbarer als gewöhnliches Platin. Im 179 \ Kohlentiegel darf es nicht geschmolzen werden, da es Silicium und Kohle aufnimmt. Etwas über den Schmelzpunkt erhitzt, verdampft es sehr rasch; an einem Tiegeideckel fand D. Platinkügelchen von Stecknadelknopfgrösse und bedeutende Gewichtsveränderung des Regu- lus, so dass angenommen werden kann, es habe eigentlich gekocht. — Mangan wurde durch Reduction aus Oxyd, das mit weniger Zuk- kerkohle gemischt worden war, als zur vollständigen Reduction er- forderlich, im Kalktiegel und dem Ofen von D. hergestellt. Es ist spröde, sehr hart, im ‘Aussehen dem Wismuth ähnlich und zersetzt das Wasser leicht bei sehr gelinder Erwärmung. — Reines Chrom schmilzt schwerer als Platin. Ein Splitter ‚desselben ritzt Glas; es ist wenigstens so hart als Korund, wird von Salpetersäure leicht, von verdünnter Schwefelsäure schwerer und selbst von starker Sal- petersäure in gewöhnlicher Temperatur nicht angegriffen. — D. schmolz mit seinem Ofen auch Kieselsäure; doch ist hierzu die äusserste Grenze der erreichbaren Hitze erforderlich. (Polytechn. Centralblatt 1857. S. 605.) Wöhler, neue Bildungsweise des Silberoxyduls. — Wird arsenigsaures Silberoxyd mit concentrirter Natronlauge übergos- sen erwärmt, so wird es rasch schwarz. Man kocht längere Zeit, erneuert auch die Lauge und wäscht dann das schwarze Pulver aus. Getrocknet nimmt das Pulver unter dem Polierstahle einen dunkeln Metallglanz an. Es besteht aus gleichen Theilen Silberoxydul (Ag?O) und Silber, während sich in der Lauge arsensaures Natron findet. Auch für sich erhitzt wird arsenigsaures Silberoxyd schwarz; es sublimirt hierbei arsenige Säure. Ammoniak zieht dann, mit Zurück- lassung. von melallischem Silber, arsensaures Silberoxyd aus. Hier- aus schliesst W., das 2 At. arsenigsaures- Silberoxyd in 1 At. arsen- saures Silberoxyd, 1 At. Silberoxydul, 1 At. Silber und 1 At. arse- nige Säure zerfallen. —- Wendet man hierbei gewöhnliche arsenige Säure an,.so ist das Präparat antimonhaltig, Um das Antimon zu entfernen, wurde eine Lösung von arseniger Säure in Ammoniak so lange gekocht, bis das meiste Ammoniak verflüchtigt und ein. grosser Theil der arserigen Säure ausgeschieden war. Die Lösung wurde dann mit einem Ueberschnss von salpetersaurem Silberoxyd vermischt, der geringe gelblich weisse, antimonhaltige Niederschlag abfilterirt und die Lösung dann vorsichtig mit Ammoniak gefällt. (Ann.. der Chem. u. Pharm. Bd. CI. S. 363.) Berthelot, Differenz der Temperaturen, bei wel- chen Aether und Schwefelkohlenstoff sich entzünden. — Giesst man in eine Schale Aether und in eine andere Sshwefel- kohlenstolf, so kann man leicht ein grosses Stück einer rothglühen- den Kohle in ersterer auslöscht, ohue dass sich der Aether entzün- det. Dagegen entzündet sich der Schwefelkoblenstoff augenblicklich selbst wenn die Kohle nicht mehr glüht, (Ann. de chim. et de phys. [3.] T. XLIX. pag. 486.) Ww.B. 1 180 Rochleder, Anwendung des Thonerdehydrates und der Thonerdesalze in der Analyse von Pflanzentheilen. — Das Thonerdehydrat gibt ein Mittel ab, um eine Anzahl organı- scher Stoffe mit ihrer Lösung zu fällen, während andere gelöst blei- ben. Die Thonerde hat hierbei vor dem Bleioxydhydrat, das zu glei- chen Zwecken benutzt wird, viele Vorzüge. Es ıst beinahe unmög- lich chemisch reines Bleioxydhydrat darzustellen; kleinere Mengen der Säure, aus denen es gefüllt wurde, enthält es stets, während es sehr leicht ist ‚mittelst Schwefelammonium reines Thonerdehydrat zu gewinnen. Die Verbindungen der Thonerde mit organischen Substan- zen lassen sich viel leichter auswaschen als das Thonerdehydrat. — In manchen Fällen kann gerade zu eine Lösung von Alaun den Pflan- zenauszügen zugesetzt und dann durch Ammoniak die Thonerde in Verbindung” mit den fällbaren organischen Substanzen ausgeschieden werden. Aus einem wässerigen Decokt von Kastanienrinde erhält man alles Aesculin aus dem eingedampften Rückstande der von dem Thon- erdeniederschlage abfiltrirten Flüssigkeit durch Ausziehen mit Wein- geist, Nach dem Verdunsten des Weingeistes krystallisirt es heraus; man presst es zwischen Fliesspapier und reinigt es durch Umkrystal- lisiren. Man erhält so bedeutend mehr Aesculin, mit viel weniger Mühe, und viel kürzerer Zeit und mit bedeutend weniger Kosten als auf dem gewöhnlichen Wege. — Aus dem Thonerdeniederschlage ist durch Lösen in essigsäurehaltigem Wasser und Filtriren, Fällen des Filtrates mit einer Bleisalzlösung und Zersetzen des Salzes mit Schwe- felwasserstoff die Gerbsäure leicht darzustellen. —- Bei der Untersu- chung der chinesischen Gelbschoten, wo früher die beiden Farbestoffe und die Gerbsäure nicht ganz genau von einander getrennt werden konnten, gelang dies mit dem Thonerdehydrat sehr leicht. Die An- wendung desselben wird die Darstellung. mancher Substanzen zu wohl- feilen Preisen gestalten, die jetzt keine Anwendung wegen zu hohen Preises ihrer Bereitung gefunden haben. (Sitzgsb. d. Wien. Akad. Math.nalurw, Kl. Bd. XXIII. S. 3.) W. B H. L. Buff. Ueber einige Verbindungen des Ethy- lens (Elayl’s). Bei Einwirkung des Schwefeleyankalium auf Chlor- elayl (C*H*€1?) in alkoholischer Lösung erhielt der Verfasser neben Chlorkalium einen aus Alkohol nach Behandlung mit Thierkohle in schön weissen, sehr glänzenden und breiten rhombischen Tafeln kry- stallisirenden Körper. das Schwefeleyanelayl. Es schmilzt bei 90° C. oder wird bei 830 C. fest. Bei höherer Temperatur zersetzt es sich, eben so durch Einwirkung von Ammoniak und Anilin, doch durch letzteres nur im Kochen. Blei und Quecksilberoxyd in einer Lösnng von Barythydrat mit dem neuen Körper gekocht entzieht ihm den Schwefel. Im Kochen ist das Schwefeleyanelayl leicht in verdünnter Salpetersäure löslich ohne sich zu zersetzen. Concentrirtere Säure zersetzt es und erzeugt eine krystallisirbare Säure, die nichts anderes ist als Disulphoetholsäure, 0?H?*Ba2S?012, die neuerdings von. Hoff- 181 mann und Buckton entdeckt worden ist. (Philos. magaz. V. XII. p. 374). Hz. Berlin, Verhalten der Harnsäure zu der alkalischen Kupferoxydlösung. — Um den Grund der Unzuverlässigkeit der Trommerschen Probe bei der Ausmittelung des Zuckers im Harne zu fin- den, prüfte B. die normalen Bestandtheile des Harnes auf ihr Verhalten zu der alkalischen Kupferoxydlösung. Er fand, als er eine kleine Menge Harnsäure Hinzuthat, dass beim Kochen die blaue Flüssigkeit sehr bald gelb wurde. Es entstand ein gelbrother Niederschlag, des- sen Farbe beim fortgesetzten Kochen ins Rothbraune überging. — Mischt man eine Auflösung der Harnsäure in Kalk mit der alkali- schen Kupferoxydlösung, so entsteht ein weisser krystallinischer Nie- derschlag, der aus harnsaurem Kupferoxydul besteht. Bei seiner Ent- stehung hat ein Theil der Harnsäure schon bei gewöhnlicher Tempe- ratur so viel Kupferoxyd reducirt, als die übrige Harnsäure zur Bil- dung des Salzes nöthig hat. — Wird dieser Niederschlag mit der alkalischen Kupferoxydlösung gekockt, so geht die weisse Farbe in eine braunrothe oder zuweilen zinnoberrothe über, während sich die blaue Flüssigkeit entfärbt. Erhitzt man den ausgewaschenen Nie- derschlag für sich, so riecht er nicht brenzlich und schwärzt sich auch nicht. Er wird. vollständig von Chlorwasserstoffsäure aufgelöst und die Auflösung verhält sich wie Kupferchlorür. Die Harnsäure im harnsauren Kupferoxydul hat demnach beim Kochen mit der alkali- schen Kupferoxydlösung das Kupferoxyd reducirt. Was hierbei wie- der Harnsäure wird ist noch nicht ausgemittelt. (Journ. f. prakt. Chem. B. LXXI. S. 184.) Payen, Zusammensetzung und Produkte des Ma- nioc. — Mit diesem Namen bezeichnet man die Wurzelknollen oder die derart erhaltenen Producte einer Pflanze (Jatropha manihot L., Manihot utilissima, Euphorbiaceen, Gruppe der Micineen), welche in ganz Südamerika und Westindien cultivirt wird. Diese sehr ergiebige Pflanze liefert stärkehaltende Wurzelknollen, oft von sehr bedeutender Grösse. Nach Boussingault giebt es zwei Varietäten der Pflanze, ‘welche in Südamerika mit dem Namen Yuca dulce und Yuca brava bezeiehnet werden. Die letztere führt ihren Namen wegen der gifli- gen Eigenschaften. Der giftige Stoff ist in der Wärme flüchtig oder wird wenigstens in derselben wesentlich vermindert. Denn während Thiere, die rohe Knollen fressen, sehr schwere Zufälle bekommen und der Saft augenblicklich Fliegen tödtet, ist der geröstete oder ge- kochte Teig Menschen und Thieren unschädlich und deshalb in den Tropen ein sehr allgemeines Nahrungsmittel. Die Bereitung desselben ist sehr einfach. Die Knollen werden grob zerrieben, wobei ein Theil des Saftes ausfliesst. Den Brei lässt man abtropfen und röstet ihn dann gelinde in Töpfen. Dies ist die Cassane, welche das Brod bei den Eingebornen ersetzt. Die kleine Menge Stärke, die sich in dem Saft absetzt, wird gleichfalls auf Platten erhitzt und heisst dann 182 Tapicka, die nach Europa versendet wird. —- Die. Wurzelknollen lassen sich frisch oder nachdem sie 6 Stunden in Wasser eingeweicht worden sind, leicht von der äusserlich braunen, innen aber weissli- chen Rinde befreien. Das Zellengewebe der Rinde enthält nur sehr wenig Stärke in äusserst kleinen Körnern. Die braune Epidermis der- selben enthält getrocknet 0,812 Stickstof! oder 5,278 stickstoffhaltige Substanzen; ausserdem Fett und Kieselsäure. Die weissliche Knol- lensubstanz, welcher die Gefässbündel anhängen, unterscheidet, sich wesentlich von den Seitentheilen. Sie enthält vielmehr und grössere Stärkemehlkörner von kuglicher Gestalt und sternförmiger Gruppirung. Wasserdampf führt aus dem Fleische des Manioc Cyanwasserstoffsäure mit fort. Die grosse Flüchligkeit derselben erklärt die Unschädlichkeit der Cassane und Tapicka.. Man kann die Blausäure leicht nachweisen, wenn man. den Brei in einem Ballon erhitzt und die Dämpfe in ver- dünnte, durch Eis abgekühlte Kalilösung leitet. 100 Grm. Knollen gaben Berlinerbinu, welches 0,004 Grm. Cyanwasserstolisäure ent- spricht. Die frischen Wurzeln enthalten wahrscheinlich mehr davon. Sonst wurde keine giftige Substanz weiter unter den flüchtigen Pro- dukten gefunden. Die Knollen erhielten 63,21 Wasser u. 36,79 trockne Subst. Letztere bestand aus 27,05 Stärke, 7,70 in Wasser löslicher Subst. und 1,59 Cellulose, Peetose, Pectinsäure, Kieselsäure, Fettsubstanz. Eine andere entschälte Knolle gab ein. abweichbendes Resultat, 67,65 Wasser und 32,35 trockne Substanz. Letztere bestand aus 23,10 Stärkmehl, 5,53 Gummi und zuckerartiger Substanzen, 0,417 stick- stoffhalligen Substanzen, 1,90 Cellulose, Pectose und Pectinsäure, 0,40 Fett und flüchlige Oele, 0,65 minerologische Substanzen. Hiernach wäre es zweckmässig die Knollen, ähnlich wie die Kartoffeln auf Stärkemehl zu verarbeiten. Vielleicht wäre die Alkoholgewinnung noch vortheilhafter; die Schlempe würde ein werthvolles Viehfutter geben und der Alkohol könnte leicht durch Rectifieation von der Cyanwasserstoflsäure befreit werden. (Compt. rend. T. XLIV pag. 407.) — Heckmann, nachtheilige Eigenschaften mancher Rübenzucker. — H. hat sehr oft zwei Eigenschaften des Rüben- zuckers beobachtet, durch die er dem Rohrzucker nahe steht. Be- reitet man sogenanntes Dampfobst — Compote — und verwendet dazu Rübenzucker, so tritt sehr häufig alsbald ein Verderben — eine schwache Gährung — des Obstes ein, die dann mit Schimmelbildung auf der Oberfläche und gänzlicher Fäulniss endet, wogegen die mit Rohrzucker bereiteten Compots sich sehr wohl 1 bis 2 Jahre und noch längere Zeit erhalten. Raffinade sowohl. wie sehr schöner Saft- melis verhielten sich hierbei gleich. Man bemerkt weder von dem Zucker eine unschöne Farbe, noch ist der Geschmack desselben un- rein, Die andere Eigenschaft solcher Rübenzucker ist die, dass wenn der Zucker, in kleine Würfel geschlagen, durch mehrere Monate an einem kühlen, aber trocknen Orte aufbewahrt wird, eine grosse Menge wi. - Feuchtigkeit aus der Luft anzieht, so dass man ihn leicht zwischen den Fingern verreiben kann. Dann lässt sich auch ein sehr starker Rübengeschmack wahrnehmen. Damit ist wohl die Ursache angedeu- tet, wodurch das Verderben der Obstconserven, die mit derartigem Rübenzucker bereitet wurden, herbeigeführt wird. Demnach liegt die- ses Verhalten des Zuckers entweder in einer ungenügenden Deckung oder in einem mangelhaften Austrocknen der Brode. — Diese nach- theiligen Eigenschaften finden sich hei bei vielen Rübenzuckern, gleich- viel, ob diese in den deutschen Zollvereinsstaten oder in Oesterreich erzeugt wurden. Es dürfte woll keine besondere Schwierigkeit dar- bieten, Rübenzucker so darzustellen, dass diese Nachtheile fortfallen; um so mehr, da ja nicht jeder Rübenzucker sich so verhält. (Ding- lers polyt. Journ. Bd. CXLV. S. 78.) Bobierre, über den sogenannten Guana phospha- tique des Casaibes, — Diese Substanz ist theilweise vollständig verglast, an der Öherfläche porcellanartig; sie liegt auf einem Schiefer, doch ist ihre Entstehung räthselhalt, _Sechs bereits ausgeführte Ana- lysen gaben sehr abweichende Resultate; solche erhält auch B. bei ein und derselben Ladung, je nachdem er ganz verglaste Stücke oder Staub vom Grunde der Schieferladung analysirte. Das Mittel aus 6 Analysen giebt für die bei 105° C. getrocknete Substanz fol- gende Zusammensetzung: 7,6 stickstoffhaltige organische Materie, 2,0 unlösliche Kieselsäure, 8,32 Gyps, 70,0 phosphorsaure Kalk- und Talkerde, 1,88 Alkalisalze, 10,2 kohlensaure Kalk- und Talkerde. Eine Probe gab zwar einen gleichen Stickstoffgehalt, aber nur 25 pCt. phosphorsauren Kalk, während die Kieselsäure auf 31 pCt. stieg. Eine andere Guanoprobe, die von der Fle-des-Moines der. kleinen Antillen stammte, zeichnete sich gleichfalls durch Reichthum an Phos- phorsäure aus und hatte viele Aehnlichkeit mit dem vorstehenden. — (Compt. rend. T. XLIV. pag. 1013). Scheerer, Gehalt an Wasser und Mineralsubstan- zen in ganzen Organismen. — NHierüber besitzen wir nur höchst unvollständige Untersuchungen, so -interressant dieselben auch für die vergleichende Thierchemie wären. Im Allgemeinen nimmt man an, dass drei Viertheile des Organismus aus Wasser bestehen, Aus einigen Untersuchungen der Organe junger Individuen, die v. Bibra und Schlossberger angestellt haben, geht hervor, dass der Wasser- gehalt hier ein grösserer sein müsse als bei Erwachsenen. Sch. hat daher eine Reihe derartiger Untersuchungen unternommen, von denen er die Resultate der ersten bekannt macht. Bei den 4 Mäusen, die hierzu dienten, ergab sich ein zwischen 68,012 und 71,654 pCt. schwankender Wassergehalt. Der Gehalt an organischen Stoffen schwankte zwischen 24,35 und 28,49 pCt.; der an unorganischen Stoffen zwischen 3,36 und 3,99 pCt. — Für 1 Kilogrm, Mäuse be- rechnet man sich als Mittel aus 3 bis 4 Untersuchungen folgende Re- sultate: 703,5 Wasser, 296,5 feste Stoffe; letztere bestehen aus 184 76,7 Fett, 23,35 Alkokol-Extrakt, 8,58 Wasser - Extrakt, 151,19 unlöslicher stickstoflhaltiger Substanzen, 36,14 unorganischen Stoffen. Auf ein Kilogrm. Mäuse kommen an unorganischen Stoffen 0,142 Grm. Silieium, 0,175 Grm. Schwefel, 0,329 Grm. Chlor, 6,165 Grm. Phosphor, 5,541 Grm. Caleium, 2,362 Grm. Magnesium, 0,322 Crm. Eisen, 3,152 Grm. Kalium und 2,075 Grm. Natrium. Für die oxydirten Substanzen würden sich noch 13,347 Grm. Sauerstoff er- geben. (Journ, f. pract. Chem. Ba. LXX. S. 411.) W.B. Geologie. Gwatt, über dieSüsswasserablagerung auf Euböa, der Küste von Grieehenland und Salonika. Nach frühern Angaben *) bestehen die Ablagerungen auf Samos, Euböa und in Böotien aus zwei nicht conformen Gruppen. Die obere wird ge- bildet von röthlichen Mergeln, Sanden und Geröllen, welche über den weissen Mergeln und dichten weissen Sandsteinen liegen, unzweifel- hafte Süsswasserbildungen und, nach den Versteinerungen, eocän. Die geologische Beschreibung des nördlichen Theils von Euböa ist bereits (der letztgenanute Aufsatz) geliefert. Die Stadt Chaleis steht in dem mittlern Theile der Westküste Euböa auf Serpentin, zu beiden Seiten ' findet man Hippuritenkalke und Schiefer, 2 bis 5000 F. hoch. In den breiten Thälern und Buchten findet man überall die eine oder beide Gruppen tertiärer Ablagerungen, wie sie bereits von Oropo und den nördlich davon gelegenen Hügeln beschrieben ist. Das erste solche Becken im Norden von Chalcis, ist das Thal Steni, am Fusse des Berges Delphi und bei Politika gegen die See hin offen. Hier liegen die beiden Gruppen fast horizontal. Die nächste solche Gruppe bildet. das ganze Vorgebirge Melasina in den Eparchie von Atalanta an der Küste von Lokris. Sie ist etwa 1000 F. mächtig_und wird von Hippuritenkalk durchsetzt, der unzweifelhaft früher kleine Inseln oder Felsen in dem alten See bildete. Nach den Versteinerungen, die sich im Atalantathale finden, ist diese Gruppe gleichalterig mit den neuern Süsswasserablagerungen im südlichen Theile des Archipe- lagus, auf Xanthus, Rhodus, Kos und Cerigo, auch auf Oreta. Beson- ders versteinerungsreich ist sie beim Dorfe Libonati und bei Skander Aga. Westlich und. südwestlich werden sie von Hippuritenkalk be- grenzt. » Am Fusse der Akropolis von Opus ist Serpentin hervorge- brochen und hat die röthliche Farbe der Schiefer in eine schwärz- lichbraune, andre in tief purpurrothe umwandelt. Der Hügel unmit- telbar über Atalanta besteht aus rothem Trachyt jüngern Ursprungs, der wahrscheinlich beim Aufreissen des Sees hervorbrach. In diesem Theile der Gruppe finden sich noch mehrere Störungen durch vulca- nische Gesteine. In! der untern Abtheilung erkennt man besonders Planorbis rotundatus, wie bei Smyrna und auf Samos. In einem Thale im NO. von Limad giebt es Lignit. Im Innern Euböas trifft man die Ablagerungen besonders in dem Thale Maudondi, 0, vom *) Quart. Journ. Geol, Soc. I. 156 III. 65 u. 67. 185 Berge Kandili, gegen das Aegäische Meer geöffnet, und in dem von Xero Khori offen gegen den nördlichen Kanal. Auch am Golf von Stylida erscheinen sie, zumal im Distriet von Molo, östlich von den Thermopylen. An der gegenüberliegenden Seite des Golfs von Zeitoum scheinen sie hinweggeführt zu sein, ausser bei Eskinos. Ebenso bil- den sie die Küsten der Golfe von Salonika. Bei Leftero Khori, etwa 12 engl. Meilen südlich vom Vardanflusse zeigten sich zahlreiche Ab- drücke von Limnäa und Paludina, zuweilen auch Cardium und He- lix, Cerithium, Spondylus. Am Vorgebirge von Karabournou, gegen- über der Mündung des Vardar ist die Ablagerung sehr mächtig, lie- ferte aber keine Molluskenversteinerungen, wohl aber unbestimmbare Knochen von Säugethieren und einige von Ophidiern, welche Prof. Owen als von Laophis crotaloides bestimmte. — Von meerischen Ab- lagerungen fanden sich in jenen Gegenden nur ganz junge, postter- tiäre, nur solche mit Hippuriten. Es bestand also mindestens von einer frühern Zeit der Tertiärepoche bis in eine sehr späte ein Süss- wassersee in diesem Becken. Sein Rand erstreckte sich das Thal des Vardar hinauf, reichte wahrscheinlich im Maritzathale in Thracien zum Fusse des Balkan und bedeckte wohl auch das jelzt vom Mar- mormeere eingenommene Becken, indem sich eine ununterbrochene Reihe solcher Süsswassergebilde vom Eingange der Dardanellen bis St. Stephano erstreckt. Dieser See war miocänen oder pliocänen Alters. (Quat. Journ. Geol, Soc, XII. 177 ff.) n J. Lycett, über die Sande zwischen Unteroolithund Lias an den Cotteswold Hills, verglichen mit einer ähnlichen Ablagerung an der Küste von Yorkshire — Diese glimmerhaltigen Sande und Mergel sind den englischen Geolo- gen im allgemeinen bekannt als Sande des Inferior Oolite, denen des Continents aber als Juramergel, oberliasischer Sandstein, Hydroxyde Oolithique, oberer Theil des obern Lias, Lias & Quenstedt ete. Sie siad von sehr verschiedener Mächtigkeit an der genannten Hügelkette, in den Middle Cotteswolds 35 bis 80 Fuss. Gleich der Masse des Inferior Oolite im Allgemeinen ist ihre Stärke ‘bedeutender am äussern Westabhange, als in den innern Thälern, wo sie von der Aussenkette entfernt sind. Aufwärts vom Lias zeigt sich folgende Gliederung: A, Oberer Liasmergel, grau oder blau, deutlich unterschieden von B. braunem oder chocoladenfarbigem, mergeligem und glimmerigem Sandsteine mit vielen rothen, eisenschüssigen Flecken zwischen den Schichten; er enthält Fossilien in ein oder zwei dünnen Lagen. Nach oben wird er lockerer und verläuft allgemach in C. glimmerige, fuchs- rothe oder gelbliche, unzusammenhängende Sande, die nur stellen- weis einen weichen Stein bilden. Sie werden plötzlich bedeckt D. durch eine concretionäre Mergellage von meist dunklerer Färbung. Ausgezeichnet ist sie durch kleine ovale Eisenoxydhydratkörner. Un- mittelbar über diesem ammoniakführenden Lager kommen andere harte, braune oder gelbliche, kalkige Sandsteine mit nur sehr wenigen Ver. ö 186 steinerungen. An der Küste von Yorkshire sieht man am Reak und bei Blue Wick in beträchtlicher Mächtigkeit eine den Cotteswoldsanden ähnliche Ablagerung. Hier, zumal am untern Orte, erkennt man Dog- ger oder Inferior Oolite nach Phillips 80 F. hoch, von den die un- tern 40 die Cotteswoldsande vertreten, unterleuft von den harten Oberliasschiefern, bei 200 F. Am Reak, Robin Hood’s Bay sieht man einen Durchschnitt von 400 F. Der Uebergang der obersten Liaslage, schwarzen feingeschichteten Schiefers ist ganz plötzlich zum darüber- ligenden Sandsteine, zu welchem hier der Sand vereinigt ist. Fossi- lien sind nur selten darin, doch: häufiger als an den Cotteswolds, in zwei kalkigihonigen Bändern, das eine nahe der Bank, das andere nahe dem Ende der Ablagerung. Im untern ist besonders häufig: Lingula Beanii, weniger Orbicula reflexa, Vermelus concinnus, Avi- vula inaequivalvis? ete., Belemniten nicht ungewöhnlich, Ammoniten aber selten; A. variabilis, var. Beanii, A. striatulus und A. Aalensis (dieses doch nicht in den Cotteswolds). Die obere Versteinerungs- zone gleicht der von Haresfield Hill in den Cotteswolds mit ihren Cephalopoden und vorherrschenden Terebrateln, (trilineata Young und- Bird., T. ovoides Sow.). Ausserdem Pleurotomaria subdecorata d’O., Belemnites compressus, B. irregularis, selten Riynchonella cynocephala u. R. bidens, sowie Theile von Ammoniten. Die Sande bilden eine bestimmte zoologische Stufe, wenn man ihre Versteinerungen ver- gleicht mit den des oberen, Lias & und dem uniern Oolith, welchen beiden sie in manchen Stücken nahe stehen, in manchen gleichen. Einzelne Fossilien sind diesen Schichten eigenthümlich. Diese Ansicht stimmt einigermassen mit der von Quenstedt, der in seinem „Jura“ die Jurensismergel von seinem Lias & oder obern Liaschiefer trennt als besondere Unterabtheilung Lias &. Die Sande mögen mit dem Cornbrash oder Kelloway Rock in einer Reihe stehen. Man findet in der Cynocephalastufe der Cotteswolds: 1) in der obern Zone am Forcester Hill, Haresfield Hill und andern Orten: Ammonites variabi- lis d’Orb, var. Beanii und var. dispansus, A, striatulus Sow, A. ra- dians Orbignianus Schloth, und Dewalqueanus Rein, A. comensis v. Buch, A. insignis Schub. und davon eine Var. mit zusammengedrück- ten Rücken, A. subinsignis ® Vp., A. Jurensis v. Ziet., A. discoideus id., A. boulbiensis Y. B., A. Levesquei d’Orb., A. torulosus Schub., A. Moorei Lye., A. Leckenkyi id., Belemnites tripartitus v. Schloth., B. irregularis id., B. compressus Voltz, Nautilus lalidorsatus d’Orb,, Turbo capitaneus v. Münst, Ceritlhium papillosum Desh, Cypricardia eordiformis id., C. brevis Wriglıt, Cucullaea ferruginea Lyc., Tancredia n. sp., Cardium Hallii Wright, Opis lunulatus Sow. var., O. carina- tus Wright, Trigonia Ramsayi id., tristriata Sow., Tr. costata?®, Astarte complanata Röm, A. excavata Sow. var,, A. lueida id., A. de- trita Goldf., Macrodon Hirsonensis d’Arch., Gryphaea plicata Lyc., Hinnites objectus Phil. spec. Lima Electra d’Orb., L. bellula Morr. et Lye. var., Modiola Sowerby, Pecten textorius v. Schloth, Gervillia Hartimanni Goldf., Pinna fissa id,, Goniomya angulifera Sow. sp., Pho- 187 ladomya fidieula id., Ph. arenacea Lyc., Gresslya abducta Phil. spece., G. conformis Ag., Myacites arenacea id. sp. M. sp., Homomya cras- siuscula Mor. d. Lyc., Terebratula subpunctata Dar., Rhynchonella cynocephala Rich., Rh. jurensis Muenst. var. — 2) in der untern Zone bei Nailsworth und Brimscombe: Ammonites varıabilis, var. dis- pansus, A, Raquinianus d’Orb. und sp., A, jurensis, A. radians Or- ‚bignianus,. A, striatutus, A. subinsignis?, A. concavus Sow., Belemni- tes compressus, B. triparlitus, Nautilus latidorsatus, Turbo lineata Sow, sp., Ch. sp., Natica adducta Phil., N. Oppelensis Lyc., Orbicula re- flexa, Astarte lurida, A. complanata, A. rugosula Lyc., Trigonia striata, Cypricardia brevis, C. cordiformis, Cucullaea ferruginea, C. olivaefor- mis Lyc., Nucula jurensis Quart. Cardium Hullii Wright, Unicardium sp., Myoconcha crassa Sow., Perna rugosa v. Münst., Goniomya an- gulifera, Gervillia Hartmanni, G. fornicata Lye., Avicula inaequivalvis®, Modiala cuneata Sow., M. Sowerby’s sp., M. compressa v. Münst., M. ungulina Y. d. A., Mytilus lunularis Lyc., M. sp. Lima Electra, L. bellula var. L. Galathea d’Orb., L. ornata Lyc. L. sp., Pholadomya arenacea Ph. fidieula., Ph. sp., Myacites arenacea, M. sp., Rhynchonella eynocephala, Ph, plicatella var. (Annals magaz. nat. hist. (2) XX. 170 f.) Sg. Geologische Verhandlungen bei der XXXIII Ver- sammlung deutscher Naturforscher und Aerzlie in Bonn. Die sehr kurzen Berichte über die Vorträge im Tageblatte gestalteten uns nur folgende Mittheilungen. von dem Borne, Geologie Pom- merns. Das Alluvium bildet vorzugsweise die sandigen Küsten vielfach durch Strömungen verändert. Es findet eine Fortspülung von den pommerschen und eine Hinspülung zu den preussischen Küsten statt. In Betreff des Diluviums lassen sich eine gestörte jüngere und eine regelmässig gelagerte ältere Bildung unterscheiden. Das Tertiär ist in der Septarienformation bei Stellin, in der Braunkohlenformation über den grössten Theil Hinterpommerns verbreitet, In den Jura- schichten bei Camin sind bedeutende Aufschlüsse zu hoffen. Da die einlagernden Sphärosiderite ausgebeutet werden sollen. — Abich, über Schlammvulkane und ihre Bedeutung für die Geologie, auf eine Analyse der Entwicklungsgeschichte dieser Gebilde in der Umgebung des Kaukasus begründet. Die stratigraphischen Thatsachen liefern hier den Beweis, dass der Bau der in Rede stehenden Gebilde unge- achtet der neptunischen Herkunft der sie zusammensetzenden Massen ganz von demselben Gesetzen bestimmt wird, welche den manichfal- tigen Bergformen zu Grunde liegen, die aus ächt vulcanischen auf feurig flüssigem Wege entstandenen Wege zusammengesetzt sind. Die Vertheilung dieser kleinen selbständigen Bergsysteme ist auf das schärfste jenen grossen einfachen Linien untergeordnet, welche die Richtung der Gebirge und in denselben die fundamentalen Grund- züge unserer Continente bedingen. Die lineare Gruppirung und An- einanderreihung jener Bergformen in dem. Sinne dieser Erhebungs. 188 linien erfolgten nach denselben Gesetzen, wonach. die Gründung und suecessive Aushildung der Gebirgssysteme und Gebirgszüge aller Theile der Erdoberfläche vor sich gingen. Danach ist jede Vorstellung: ab- zuweisen, welche die erupliven Phänomene, die noch jetzt ihren fort- dauernden Sitz in dem Schosse jener Bildungen behaupten, auf an- dere als durch Vulcanismus bedingte Ursachen zurückzuführen. — Beissel, das Mergelgebilde von Aachen. . Der Unterschied zwischen der aachener und böhmischen Kreidebildung einerseits, der westphä- lischen andrerseits soweit er auf Polythalamien und Cirrhipedier sich gründet, existirt nieht. Der Grünsand ist aus einem mergelartigen Gestein durch Wegführung des kohlensauren Kalkes entstanden. Noch jetzt wandelt sich der Mergel unter Einwirkung der Tageswasser in Sandlager um. Beweise: die den Grünsand bezeichnenden Fossilien finden sich in vollständig allen Kalkes beraubten Sandsteinbänken, in kalkhaltigen Sandsteinbänken, in den Bänken von Dumonts Psammite glauconifere. In staubigen Grünsandbänken finden sich die die obere Abtheilung der Aachener Kreide bezeichnenden Fossilien. Das Glau- eonitkorn ist in den meisten Fällen das Resultat einer Steinkernbil- dung (cf. Bd.IX. 195). Bei Auflösung des Mergels in Salzsäure erhält man Grünsand als Rückstand. Dass die untere Partie der Kreide ge- rade die entkalkten sind, erklärt sich wohl daraus, dass sie zuletzt aus dem Meere herausgehoben sind, also am längsten der Entwässe- rung ausgesetzt waren; ferner fliessen die Meteorwasser über den Thonschichten des Aachener Sandes ab, erfüllen daher die untere Ab- theilung, während sie durch die obere nur hindurchsickern. — v. Panhuy, geognostische Karte von Limburg mit dem Zwecke die Ausdehnung der Steinkohlenformation auf niederländischem Gebiete zu untersuchen. Das Bardenberger Revier nördlich von Aachen scheint mit der Lütticher Kohlenmulde zusammenzuhängen. Bestättigen Bohr- versuche dies: so hat Limburg 2 DStunden Steinkohlen. wovon die eine Hälfte nur von Grünsand, die andere von Grünsand und Kreide überdeckt ist. Der Ausbeutung scheinen keine besondere Schwierigkei- ten enigegenzustehen. — Murchison weist darauf hin, dass es jetzt bewiesen sei durch physicalische und zoologische Thatsachen, dass die Balaschichten von Wales mit den Caradocschichten identisch sind und ebenso über der Llandilobildung liegen, in deren untern Ab- theilung vorzüglich in der Nähe der Stiper Stones viele neue Petre- fakten entdeckt worden sind. Die Llandoverygesteine in Südwales mit Pentamerus oblongus liegen zwischen dem Ober- und Untersilurium und sind mit beiden eng verbunden. Eine neue Bearbeitung seiner Siluria stellt M. in Aussicht. — F. Roemer, das jurassische We- sergebirge zwischen Hameln und Osnabrück. Die einzelnen den Hö- henzug zusammensetzenden Glieder der Juraformation erleiden in ihrem Fortstreichen sehr auflfallende Veränderungen. Zufolge solcher _ erscheint z. B. der Oxford in den westlichen Ausläufern der Kette als ein fester Quarzfels, welcher in dem Profil der Portawestphalica als eine Schichtenfolge ganz loser, in der Luft zerfallender sandiger Mer- 189 gelschiefer entwickelt ist. Als durchaus eigenthümlich für das We- sergebirge und abweichend sowohl von dem Verhalten in andern Thei- len von NDeutschland als auch anderer Gegenden ist ferner das Auf- treten von mächtigen Bänken braunen Sandsteines, in dem vorzugs- weise durch Exogyra virgula bezeichneten obersten Gliede, dem in NDeutschland bisher gewöhnlich als Portland bezeichneten aber rich- tiger Kimmeridgien zu nennenden Gliede. Namentlich in der Nähe von Lübbecke und Preuss. Oldendorf sind solche Einlagerungen von Sandstein deutlich zu beobachten. al. Oryetognosie. Bergmann, Analysen von Meteoreisen. — B, hat: hierbei seine Aufmerksamkeit besonders auf die Zusammen- setzung des in Salzsäure unlöslichen Theils gerichtet, der unter dem Namen Schreibersit bekannt ist. — Meteoreisen aus der Mi- steca im Staate Oojaca. — Spec. Gew. — 7,58. ‘Es ist pas- sive Zusammensetzung: 86,86 Eisen, 9,92 Nickels 0,75 Kobalt, 0,07 Phosphor, 0,55 Schwefel, 0,98 Unlösliches = 99,12. Das Unlös- liche besteht aus 0,52 Kohle und Eisen und 0,45 Schreibersit (0,05 Phosphor, 0,13 Nickel und 0.27 Eisen). Der Schwefel entspricht 1,49 pCt. Schwefeleisen. — 2. Meteoreisen von Ocatitlan. — Es besitzt eine starke Oxydrinde, in deren Rissen sich Tropfen von Eisenchlorid und hier und da grünlich gelbe Pünktchen finden, ausserdem viel gelblich graue Blätichen des Phosphornickeleisens, biegsam und selbst spaltbar. Die letztern sind auch in dem Kern der Aörolithen reichlich vorhanden. Zusammensetzung nach Abzug des eingemengten Schwefeleisens: 85,49 Eisen, 8,17 Nickel, 0,56 Kobalt, Spuren von Kupfer, Magnesia und Phosphor, 9,0 Unlösliches, bestehend aus 0,07 Kohle und Eisen und 4,93 Schreibersit (0,17 Phosphor, 0,46 Nickel, 0,46 Nickel, 4,22 Eisen.) — Rücksichtlich der behaupteten Unlöslichkeit des Phosphornickeleisens in Salzsäure ist B. nicht ganz Smith’s Ansicht, denn er fand, dass dasselbe zwar in Verdännier Salzsäure unlöslich sei, aber in concentrirter kechender bedeutend löslich und dieses erklärt er daher, dass nicht alles Phos- phornickeleisen dieselbe Zusammensetzung wie der Schreibersit Smith’s (4Fe,2Ni,P) hat. Die Annahme Burkart’s, dass dieses Meteoreisen mit dem von Xiquipilco identisch sei; lässt sich nicht rechtfertigen. — 3. Meteoreisen von Cosby-Creek in Tenessee. — Spec, Gew. — 7,257. Es ıst frei von Schwefel und der in Salzsäure un- lösliche Rückstand reich an metallisch glönzenden gelblichen Schuppen, die vom Magnet gezogen wurden und ein spec. Gew. von 6,99 be- sassen. Zusammensetzung: 90,10 Eisen, 6,52 Nickel, 0,33 Kobalt, 0,02 Phosphor, 2,08 Unlösliches, bestehend aus 0,175 Kohle, 1,80 Eisen, 0,18 Nickel, 0,068 Phosphor. — 4, Meteoreisen von Zacatecas. — Zusammensetzung: 85,42 Eisen, 9,73 Nickel, 0,44 Kobalt, 1,05 Phosphornickeleisen. — 5. Meteoreisen von Arva, — Zusammensetzung: 74,18 Eisen, 4,15 Nickel, 0,21 Kobalt, 15,36 Schwefel, 0,20 Phosphor, Spuren von Chrom, 5,91 Unlösliches, 190 bestehend aus 3,01 Eisen, 0,59 Nickel, 0,24 Phosphor , 0,90 Kohle, 1,17 Graphit. Nach Abzug des Schwefeleisens (= 41,51 pCt.) 82,11 Eisen, 7,11 Nickel, 0,36 Kobalt, 0,34 Phosphor, 1,54 Kohle, 2,00 Graphit und 6,58 Phosphornickeleisen (5,14 Eisen, 1,02 Nickel und 0,40 Phosphor). — Obwohl die Verbindung von Phosphor, Eisen "und Nickel stets magnetisch, selbst aus den verschiedenen Meteorei- sen, so zeigt sie doch schon äusscrlich ein verschiedenes Verhalten. Sie ist nicht immer gelb oder gelblich grün, sondern grün (bei 1 und 2), grau (im Braunauer Eisen), gelbbraun (in 3). Sie bildet bald blättrige elastische Massen (in 2 und 5), bald Schuppen (in 3), bald pulverige, kaum krystallinische Parthien (in 4). Vor dem Löth- rohr auf Kohle verhalten sich die verschiedenen Sorten gleich, sie schmelzen zu einer magnetischen Kugel mit den bekannten Reactionen auf Phosphor, Nickel und Eisen. Gegen Säuren ist ihr Verhalten ebenfalls dasselbe. Da durch concentrirte Salzsäure mehr oder we- niger von dieser Verbindung zersetzt wird, so glaubt B., dass die in der Lösung vorhandene Phosphorsäure nur von dieser Zersetzung herrühre. — Stellen wir die Resultate der Analysen zusammen, so erhalten wir für das Phosphornickeleisen der verschiedenen Meteor- eisen folgende Zusammensetzungen und Formeln: 3. “1; 2. 5. p 3,33 11,61 3,54 6,14 Ni 8,88 29,95 10,14 15,47 wahren 1987,77 58,36 86,32 78,36 At. At. At. At. Br ERST 1961077 Deo aaa Ni 3: 925 3. 30,86 3. 9,25 3. 16,45 Fe 30. 87,61 6. 58,37 30. 87,61 15. 77,81 Kein Einziges war also nach der Formel Smith’s zusammengesetzt. Vielleicht ist gerade nur die letztere Verbindung in Salzsäure völlig unlöslich. (Pogg. Ann. Bd. C. S. 245.) Edwards, Titaneisen von der Küste Mersey. — Es kommt namentlich im Sande zwischen Saacombe und New - Brighton in beträchtlichen Mengen vor und rührt von der Zersetzung der in einem über der Küste 30—40 Fuss hoch gelegenen Thonlager be- findlichen Granitblöcke her. Die Krystalle des Titaneiseisens sind schwarz und lassen sich leicht durch den Magnet ausziehen. Die Zusammensetzung scheint sehr schwankend. Eine Probe von 4,82 spec. Gew. gab folgende Resultate: 12,20 Titansäure, 31,10 Eisen- oxydul, 42,08 Eisenoxyd, 8,62 Thonerde, 4,02 Kıeselsäure. (Journ. f. pract. Chem. Bd. LXXI. S. 124.) Bauer, Analyse eines Kaolins von Zettlitz in Böh- men. — Die feinere Porcellanerde bei Karlsbad kommt fast nur in der Umgebung von Zettlitz, am linken Ufer der Fras vor, in dem im Elbogener Becken häufig verbreiteten Thon, welcher hier unweit 191 durch verlängerte mächtige, von eisenschüssigen Letten bedeckte Koh- lenlager führt. Der Kaolin wird aus 4 Gruben gewonnen, deren jede jährlich 15000 Cır., zu 54/; kr. an der Grube liefert. — Der Kaolin ist hier offenbar an Ort und Stelle durch Zersetzung des Gra- nit gebildet. — Zusammensetzung: 0,38 Wasser bei 100 — 150°, 5,60 Wasser beim Glühen, 6,65 lösliche Kieselsäure, 15,8% Kiesel- säure, 17,46 Thonerde, 0,40 kohlensaurer Kalk, 0,24 Eisenoxyd, 53,40 Rückstand (Quarz), Spuren von Talkerde und Kali. — Für den aufgeschlossenen Theil allein berechnet sich folgende Zusammensetzung: 12,47 Wasser, 38,90 Thonerde und 48,61 Kieselsäure, Es ent- spricht sonach auch dieser Kaolin der von Brogniart und Malaguti aufgestellten Formel Al?0°,28i0?-+2H0 und ist dies ein neuer Be- weis, dass die Verwitterung des Granit allenthalben auf dieselbe Weise vor sich geht, (Sitzb. d. Wien. Akad. Math. naturw. Kl. Bd. XAIl. S. 693.) Rammelsberg, Zusammensetzung des Leudentit. — Kleine grüne Rhomboeder von Cork in Irland, die theilweise mit einem roslfarbigen Ueberzuge bedeckt, gleich denen von Horshausen auf einem braunschwarzen, traubigen Brauneisensteine oder vielmehr Eisensinter aufsilzen. Beim Erhitzen an der Luft gibt der Beudentit saures Wasser und wird rolh. Vor dem Löthrohr unschmelzbar, aber nach schweflicher Säure riechend und auf der Kohle einen gelb- lichen Beschlag gebend; mit den Flüssen auf Eisen und Kupfer rea- girend; mit Soda reducirt, eine schwarze Schlacke, einen gelben Be- schlag und Bleikörner nebst Eisenflittern liefernd. Durch Wasser und Salpetersäure wird nichts aus dem Pulver ausgezogen; Salzsäure greift die beiden beim Kochen langsam an. Spec, Gew. = 4,295. — Resultate verschiedener Analysen: l. 1. nl. IV, Schwefelsäure 12,40 12,32 13,55 13,96 Phosphorsäure _ 8,00 9,73 8:21 Arsensäure —— 0,21 0,37 0,10 Bleioxyd — 20,39 2981.02, Kupferoxyd — — 2345| a Eisenoxyd — 38,11 40,42 40,56 Wasser 9,77 — — 9,30 Eine der von Perry früher ausgeführten Analysen nähert sich denen von R. so ziemlich, nur ist Arsensäure überwiegend. Aus den Re- sultaten der Analyse berechnet sich die Zusammensetzung — 4Fe?0° —+2Pb0-+350°?+-PO°-+9H0. Der Beudentit ist daher eine sehr eigenthümliche Doppelverbindung, die man 2Pb0,S0°--Fe?03303 4 3Fe?03,P0°-+-9H0 oder 2(3Pb0,PO°) -+3Fe?0%,PO° + 9(Fe20,3503) -+27H0 schreiben könnte. (Pogg. Ann. Bd. C. S. 579.) W.B. Ss. Haugthon, Silicio-feldspathige Felsarten im Süden Irlands. — Diese Felsarten finden sich in dem Berg- distriet des Ovoca (Co. Wicklow) und von Bonmahon im Süden der 192 Grafschaft Waterford, so wie im Westen von Kerry und Cork bei Killarmy und in den Gebirgen im Süden von Kenmare Bay. Diese Gebirgsart ist blassblau oder grüngrau, weis verwilternd, von musch- lichem Bruch und unter dem Hammer starl: metallisch klingend. An den Kanten ist sie schwech durchscheinend. H. hat drei Proben dieser Gebirgsart unlersucht, von denen die erste von dem Ovocathal (Wicklow), die zweite von Knockmahon (Waterford), die dritte von Benammore (Kerry) stammte. Nr. 1 war blass grün, äusserst hart, so dass sie unter dem Hammer Funken gab, schmolz jedoch bei sehr anhaltendem Blasen. mit dem Lothrohr schwach an den Kanten, be- sonders da, wo sich kleine Punkte von kieselsaurem Eisen in. der Masse zeigten. Nr. 2. kommt bei Knockmahon Mine geschichtet vor. Nr. 3. bildet dagegen lange Säulen, und ist durchscheinender als Nr. 1. und 2. Diese Felsart ist dicht, feinkörnig, mit abgerundeten Quarzkörnern und kleinen Feldspathfacetten, zerreiblich, von musch- lichem etwas blättrigem Bruch und hellem Klang. Unter dem Ham- mer giebt sie Funken. Die Resultate der Analysen sind folgende: I. all: 1. Kieselsäure 81,36 77,20 71,52 Thonerde 7,86 6,54 12,24 Eisenoxyd 3,32 5,32 3,16 Kalk 0,99 — 0,54 Koblensauer Kalk .— 1,81 — Talkerde 0,45 0,60 0,39 Kali 3,09 3,69 5,65 Natron 2,63 ; 3,03 3,36 Wasser — 1,12 1,20 Verlust 0,30 0,19 "1,64 100 100 100 Nach diesen Analysen bestehen diese Felsarten allein aus Quarz und Feldspath. Denn die RO und die R?03 sind in denselben zu gleichen Atomen vorhanden, nur in der Nr. 2. findet sich ausserdem etwas kohlensaurer Kalk. Berechnet man demnach die Zusammensetzung derselben, so findet man folgendes Ih; I. II. Quarz 45,54 40,81 20,51 Feldspath 54,16 57,19 77,85 Kohlensaurer Kalk u 1,81 — Verlust 0,30 0,19 1,64 100 100 100 5 Namentlich die hellgrüne Varietät dieser Felsart ist in der Vorzeit in Irland vielfach zu Herstellung von Waffen und ähnlichen Dingen benutzt worden, wie die in Massen dort aufgelundenen antiken .Ge- genstände beweisen. (Philos. magaz. Vol. XIV. p. 47.) Hz. 195 D. Forbes, die chemische Zusammensetztung silu- rischer und cambrischer Kalksteine, — Die Resultate der Analysen des Verf.’s sind folgende: m m TI III „ Obere Untere silurische F, Cambrische F. silurischef, . . |Dinover Dudley Yenalıy ae Lian: pie Juve- NN van as deilo | Pyn rary | gero a a a Ta TS NICHT ST HT ES ES Be ET a a nn Kohlens. Kalkerde 90,09 39,54 | 19,51 | 79,97 | 68,10 | 73,37 | 89,24 - Talkerde 1,26 1,85) 1,044 0,52) 0,80] 0,28| 0,19 Manganoxydul — — — — — — 0,19 Thonerde, Eisenoxyd 2,30 4,68) 1,21| 0,82| 851| 1,16} 0,07 Phosphorsäure 0,46 0,161 0,l4| 0,56] 0,55| 0,44| 0,21 Unlösliches 5,18 52,27 | 73,13 | 17,85 | 26,98| 4,031 8,29 Org. Substanz ! 0,73) 3,50} 0,56] 0,858! 0,21| 0,77 Wasser 0,76 0,53 19 07 0,22 Verlust rei 0.24 | 1147 0,52} 0,92 100,00 |100,00 |100,00 |100,23 |100,27 |100,00 | 100,00 Von dem gefundenen Phosphorsäuregehalt meint der Verf., er müsse von organischer Substanz herstammen, da krystallisirter kohlensaurer Kalk keine Phosphorsäure oder nur dann Spuren davon enthielte, wenn in der Nähe Apatit vorkommt. Deshalb hält er die Ansicht, dass die eigentlichen geschichteten Kalksteine das Resultat der Entwickelung organischen Lebens seien, durch seine Analysen für bestätigt, Die von Kjerulf ausgesprochene Ansicht, dass die Magnesia im Kalksteine eine jüngere Formation bezeichne widerspricht der Verf. durch einige Beispiele, hält es vielmehr für wahrscheinlich, dass der Gehalt der Kalksteine an dieser Erde durch spätere Veränderung, vielleicht durch Infiltration bedingt sei. (Philos. mag. Vol. XIII. p. 365.) Hz. A. B. Northeote, die Constitution des Allophan’s. — Der bei New Charlton in der Nähe von Woolwich vorkommende Allophan hat dem Verf, Gelegenheit gegeben, dieses Mineral mehrfach zu untersuchen, um seine Constitution festzustellen. Da findet es sich in einer Ader in einer Kreidegrube. Die Probe Nr. I. war bernstein- gelb durchscheinend, Nr. II. und III. helldurchscheinend, blasser gelb und zerreiblicher als I., Nr. IV. rubinroth, durchscheinend. Die Re- sultate der Analysen sind T. 11. IH. IV. 1. 2. 115 2. IR 2. 1. 2, Thonerde 31,84 — 37,30 — 39,09 — 32,88 — Kieselsäure 20,30 20,70. 19,67 19,50 17,01. 16,99 16,90 17,21 Wasser 42,84 42,97 39,05 39,34 40,82 41,02 40,34 40,29. Kalkerde 1 IaEER90 1536. an 1508 1,34 —_ Eisenoxydul 03 — 0,11 — Spur — #e0!6,51 6,67 Kohlensäure 2,386. .2,60117.2.46 ‚52,421 11,50:)11,48 1,85 . 1,79 99,59 99,95 99,92 - 99,82 100 Theile von I. verloren bei 100% C. 27,11 Th. Wasser und 1,04 Th. Kohlensäure, von II, 20,76 Wasser und 1,31 Kohlensäure, 13 194 ee von J1I. 20,10 Wasser und 0,31 Kohlensäure, von IV, 21,97 Was- ser und 0,75- Kohlensäure. Für 1. findet Northeote nach Abzug des kohlensauren Eisenoxyduls und Kalks, so wieder bei 100° C, aus- treibbarer Kohlensäure und Wasser, die Formel (3Si0°-+-Al0°)-3 (Al03--3H0), für II. (3SI0°+-A10°)+-(4A1l0°-H3H0), für II. (3Si03 -—-410°)+5(Al03®-+3H0) und für IV. dieselbe wie für II., nur dass 2/, eines Aequivalents Thonerde durch Eisenoxyd vertreten ist. Aller- dings hal er stets etwas zu viel Wasser gefunden. Der Verf. schliesst aus seinen Analysen, dass das Mineral ein Gemisch ist von Gibbsit (AlO® + 3H0) mit einem Mineral von der Zusammensetzung (3Si0*® --AlO0®). (Ebenda p. 338.) Hz. Palaeontologie. Debey bearbeitet die Flora der Aache- ner Kreide. Die Lagerungsstätten dieser Flora erscheinen als _ Kreidemeeresstrand eines Insellandes oder einer Halbinsel. Die Gleiche- niaceen und Proteaceen geben der Flora hauptsächlich den Charak- ter der lebenden neuholländischen. Unter den Coniferen gleicht die bisherige Cycadopsis so sehr der lebenden californischen Sequoia, dass. sie vielleicht identificirt werden muss. Zahlreiche Dicotylen kom- men vor, überhaupt sind 350 Arten schon untersucht. — Tageblatt XXXI1I. Versamml. Naıf. Aerzte Bonn 1857. S. 43. Goeppert, Bildung und Flora der schlesischen Braunkohlenformation. Diese Formation verbreitet sich über ein grosses Gebiet der Provinz, da die für dieselbe charakteristische bläulichen mit bituminösen Holzsplittern vermischten Leiten sich überall finden und bauwürdige Kohlenlager bergen. Charakteristische Thierver- steinerungen wurden noch nicht gefunden, die Pflanzenreste kommen in allen Zuständen der Petrifikation vor. Die Bastkohle besonders häufig bei Laasan ist durch die isolirten Jahreslagen der dort vor- herrschenden leichtfaserigen Coniferen entstanden. Ueberall besteht das Holz der Braunkohlenlager aus Nadelhölzern und zwar meist Cu- pressineen, so dass trotz sorglältiger Forschungen nur an zwei Stel- len ein Paar Stücke von Laubhölzern sich auflinden liessen. Es wi- derstand das harzgetränkte Coniferenholz der Fäulniss, welche der Fossilisation vorausging, offenbar weit besser als das Holz der übri- gen Bäume; bekanntlich ist noch in der Jetztwelt Cedern- und Cy- pressenholz durch seine Unzerstörbarkeit ausgezeichnet. Die meisten Blattreste finden sich bei Striessa. Ueberhaupt lieferte die schlesische Braunkole 24 Baumarten, nämlich zwei baumartige Gräser, eine Palme, 3 Cypressen, darunter das überall vorherrschende Cupressinoxylon ponderosum, das sich durch seine überaus engen Jahresringe und in Folge dessen durch grosse Schwere auszeichnet, denn Stämme von 9 Fuss Dicke haben ein Alter von 5000 Jahren. Ferner kommen vor ein Taxus, 2 Erlen, 1 Buche, 1 Kastanie, 2 Eichen, 1 Pappel, 1 Linde, 3 Dombeyopsis, 3 Ahorn, 1 Kornelkirsche, 1 Kreuzdorn; neuerdings auch die Pteris oeningensis bei Grünberg. Reich an Blatt. resten sind besonders die Lager bei Kreidelwitz, in Urschkau, wo 195 sie eine wahre Blattkohle bilden, und bei Grüneberg. Die vorherr- schenden Holzarten der schlesischen Braunkohle beweisen nicht nur die Gleichartigkeit all der verschiedenen Lager, sondern sie stimmen auch ganz mit den in andern Theilen Europas aufgefundenen Resten der Braunkohlenformation überein, welche allgemein zum Miocän ge- rechnet werden. — Breslauer Jahresber. XXXIV. 27. 0. Heer, Flora tertiaria Helvetiae Die tertiäre Flora der Schweiz. Winterthur 1854. 56. Liefr. V. VI. Fol. Plan und Inhalt der 4 ersten Lieferungen dieser ausgezeichneten Mo- nographie haben wir Band VI. S. 421 mitgetheilt und tragen hier noch den Inhalt der beiden Schlusslieferungen nach, welche den Text des 2, Bandes von S. 1— 110 und die Tafeln von 81 — 120 bringen. bung beschäftigt sich mit folgenden Arten: Planera emarginata Ficus lanceolata multinervis Iynx Ug Brauni arcinervis seabriuscula obtusata Morloti Ug Desori Decandolleana populina appendiculata Lereschi tiliaefolia Arlocarpus oeningensis Artocarpidium olmediae- folium Platanus aceroides Salsola oeningensis Moquini cerenulala ' Pisonia lancifolia Laurus Fürstenbergi Br obovata Wh primigenia Ug princeps agathophyllum Üg styracifolia Wb swoszowicana UÜg Persea Brauni speciosa Benzoin antiquum tenualum Sassafras ‚ Aesculapi Cinnamomum Rossmässleri Scheuchzeri lanceolatum subrotundum C. retusum polymorphum Buchi speetabile transversum Daphnogene melasto- macea Ungeri Pimelea oeningensis pulchella erassipes marilima Elaeagnus acuminalus Wb Protea lingulata Persoonia firma lurina Grevillea lancifolia Hakea exulata Gaudini Dryandra Schranki Embothrium salicinum Banksia Morloti cuneifolia Deikeana helvelica valdensis longifolia Laharpei Dryandroides hakeaefolia laevigata lignitum banksiaefolia acuminata argula linearis Aristolochia Aesculapi oeningensis Cypselites Nägelii Das Material hat sich während der Bearbeitung so_ sehr gehäuft, dass ein dritter Band in Aussicht gestellt ist. Die Beschrei- C. deletus truncalus Fischeri eineinnatus Schulzi costalus Regeli angustus dubius tenuis brachypus striatus grandis bisulcatus ellipticus Ungeri rostratus Lessingi Bidentites anliquus Erica deleta j nitidula Br Bruckmanni Br Andromeda revoluta Br vaceinifolia Ung protogaea Ug tremula Glithra helvetica Monotropa microcarpa Vaceiniun acheronlicum reticulatum Br Bruckmanni Br altenualum Br parvifoliom Br vitis Japeti Ug Orei Diospyros brachysepala anceps Macreighlia germanica Styrax siylosa Is," Sapolaciles mimusops minor emarginalus parvifolius Ett deletus tenuinervis Townsendi Bumelia pygmaeorum Myrsine Rüminana Lesquerreusana Gd celestroides EIL tenuifolia microphylla salicoides Serophularina oblita Boraginites myosotiflorus politus Porana ÜUngeri oeningensis macrantha inaequiloba dubia Menyanthes tertliaria Acerales veterana firma Apocynophyllum oenin- gense Ecbitonium Sophiae Wb Fraxinus praedicla deleta inaequalis Scheuchzeri stenoptera 196 Lonicera deperdita Viburnum trilobatum Peucedanites speclabilis - ovalis erbiculatus Diachaenites Heeri Br eyclosperma Hedera Kargi Br Cornus Büchi apieulata Deikei orbifera Studeri rhamnifolia Weinmannia parvifolia Ranunculus emendalus Clematis oeningensis Br trichiura panos Liriodendron helveticum Nymphaea Charpentieri Nelumbium Buchi Lepidium antiquam Ciypeola debilis Samyda borealis Terminalia radobojensis elegans Combretum europaeum Wb Myrtus oceanica Ett Eugenia haeringana Üg aizoon Ug Metrosideros extincta Eit Encalyptus oceanica Ug Melasiomites: quinquene- vis Sterculia tenuinervis modesta Dombeyopsis Decheni Wb Pterospermites vagans lunulatus Apeibopsis Gaudini Laharpi Deloesi Grewia crenata ovalis arcinervia Acer trilobatum grossedentatum Bruckmanni erassipes sclerophyllum vitifolium platyphylium brachypbylium opuloides angustilobum decipiens integrilobum Wh pseudocampestre Ug Ruminanum rhabdocladus indivisum Wb ineisum Negundo europaeum Grey Egerton, Fischreste aus der Gegend von Lud- low. — Die Reste lagern im Old red und sind folgende. Cephalas- pis Salweyi auf ein grosses Kopfstück begründet, nur in den Grös- senverhältnissen von ©. Lyelli unterschieden. Cephalaspis Murchisoni auf gleiche Eigenthümlichkeiten eingeführt; C. ornatus hauptsächlich durch die Zeichnung der Oberfläche des Kopfschildes characterisirt. Auchenaspis Salteri beruht auf 2-Kopfsehildern von sehr geringer Grösse und eigenthümlich cephalaspidischer Bildung. Ausser diesen fanden sich noch Ueberreste von Plectrodus und ein Onchus Murchisoni. Quart. journ, geol. soc. London XII. 282 — 291. Tb. 9. 10. \ A. E. Reuss, neue Fischreste aus dem böhmischen Pläner. - Wien 1857. 40%. — Der Monograph der böhmischen Krei- defauna macht uns in vorliegender Abhandlung mit zwei neuen Fi- schen bekannt. Macropoma speciosum nach einem schön erhaltenen Exemplare, 19” lang 43° hoch, Kopf weniger als ein Viertheil der Totallänge, seine Knochen mit grubiger Oberfläche, der Kiemendeckel sehr gross, deltaförmig, Unterkiefer sehr hoch, Schultergürtel schwach, hintere Wirbel mit bis an die Rückenfirste reichenden Dornfortsätzen (beruht wohl auf Täuschung), zwei Rückenflossen, erster Strahl mit 2 197 Reihen Fulera, Afterflossen weit nach hinten gerückt, 13 strahlig, Schwanzflosse gross, gleichlappig, mit je 20 his 21 Strahlen und 4 bis 9 kürzern; Schuppen gross, auch die Basis der Flossen bedek- kend. Die Art ist schlanker als M. Mantelli, Kopf und Schwanzflosse relativ kleiner, die Skulptur der ‘Schuppen abweichend. Elepopsis Heckeli von Prag, auf einem Kopfstück beruhend, das auf 25‘ To- tallänge deutet, Kopf 6,“ Mundspalte bis hinter die Augenhöhle rei- chend, beide Kiefer mit starken Kegelzähnen bewaffnet, über 9 Kie- menhautstrahlen, alles Uebrige ungenügend oder fehlend. Th. Plieninger, Belodon Plieningeri, ein Saurier der Keuperformation. — Wir theilen aus dieser schätzenswer- hen Abhandlung die am Schlusse zusammengestellten Resultate mit. Das Genus Belodon steht zwischen Krokodilen und Lacerten. Die Dentition ist bezüglich der Insertion, wie bei den Krokodilen: eine in tiefe Alveolen eingekeilte, eylindrische Zahnwurzel, diese nicht auf dem Grunde der Alveole aufgewachsen, bei ausgebildeten Zähnen geschlossen, die Alveole durch eine cylindrische oder eylindroidische, geschlossene Einsenkung einer dünnen Knochenwand von dem Zahn- bein her in die Markhöhle der Maxille gebildet. Die einfachen Zahn- reihen stehen in nicht sehr tiefen, schief stehenden Rinnen des Zahn- beins in beiden Maxillen. Von Zähnen auf dem Gaumen- öder Pflug- scharbein, oder von Doppelreihen derselben in den Maxillen findet sich keine Spur. Die Anlagerung der Dentine geschah in con- eentrischen Schichten um eine cylindrisch-conische Höhle für den Nueleus herum, welche sich aus der Wurzel mehr oder weniger weit, bei den schmalen und verhältnissmässig hohen Zahnformen bis 2/, der Zahnkronenhöhe, in die Krone erhebt, bei den breiten und verhält- nissmässig niedrigeren Zähnen niedriger, oft mit kugelförmig abge- rundeter Kuppe, ist. Die Zahnwand wird an der Basis und in der Wurzel dünn, daher die Menge isolirt in dem Gestein vorkommender Zahnkronen und die in den bisher gefundenen Maxillen so häufigen Ausfüllungen der ceylindrischen Alveolen mit Gebirgsart, welche, für wirkliche Zälıne gehalten, die Aufstellung des Genus Phylosaurus mit den beiden Species cylindricodon und cubicodon veranlasst haben; gleichwie die Ausfüllungen der hohen, conischen Nucleus-Höhlen in den langen, schmalen Zahnkronen mit der Gebirgsart, den räthsel- haften langen, conischen Steinkernen bei dem auf Phylosaurus ge- deuteten Fossil von Rübgarten die Entstehung gaben. Die Grund- form der Zahnkronen ist, wie bei einer Reihe der Monitoren der Jetztzeit, flach, zweischneidig, häufig mit gezähnelt-gekerbten, zugeschärften Kanten, pfeilförmig oder lanzeltförmig, theils sichelför- mig gegen eine Kante gekrümmt, die gerade stehenden meist gegen eine der Flachseiten (die Mundhöhle) eingebogen, die Flachseiten selbst mehr oder weniger, bis zur conischen Form (bei den Fang- zähnen) gewölbt und dureh diese Uebergänge von ganz flachen bis zu conischen Formen mit zwei oder einer mehr oder weniger deul- 198 lich hervortretenden Kantenleiste einen Unterschied zwischen Schneide -, Fang- und Backenzähnen begründend. Die Zahnkrone ist mit ei- ner dünnen, an sich glatten, oft durch unregelmässige Längsrisse ge- streiten, oder unter der Loupe runzlig erscheinenden, leicht ab- springenden Schmelzrinde überzogen; die gegen die Basis mehr und mehr gewölbten Flachseiten gehen ohne bemerklichen Absatz in die cylindrische Zahnwurzel über. Die Schädelform anbetrefiend, so ist dieselbe, soweit die bis jetzt aufgefundenen Spuren aufweisen, sehr langschnauzig wie bei den Gavialen, die Symphyse sehr lang, die - Spitze der unteren Maxille löffelförmig ausgebreitet. Lassen sich die berichteten Wahrnehmungen: über ein häufiges Auseinanderweichen, Auseinandergetriebensein der, die Maxillen und den Schädel zusammen- setzenden Knochen, Knochentheile, ja selbst Knochenlamellen, über die in den Maxillen so häufig zahnleeren, dagegen mit Gebirgsart aus- gefüllten Alveolen, über die so häufig isolirt vorkommenden Zahn- kronen in den Schichten der beiden weissen Keupersandsteingruppen, des kiesligen und des grobkörnigen — lassen sich diese Wahrneh- mungen nicht etwa aus einer specifischen Einwirkung der Gebirgsart in ihrem frühern weichen, schlammartigen Zustand auf die frischen Belodon- Reste erklären; so war der Bau des Schädels und der Maxil- len dieser kolossalen- Thiere kein sehr fester. Die Wirbelsäule trägt mittelst einer mehr oder weniger angedeuteten, leichten Vertie- fung der Gelenkflächen oder Wirbelkörper gegen die Mitte derselben den Typus der biconcaven Wirbel, im Gegensatz zu den jetzt le- benden Krokodilen und Lacerten, an sich. Charakteristisch ist die starke sattelförmige Einschnürung der Wirbelkörper zwischen den hei- den Gelenkflächen, sowie die eigenthümliche Erweiterung der Rücken- markshöhle unter dem obern Bogen, welcher mit dem Körper auf !, seiner Höhe verwachsen ist. Die Dornfortsäze der Kreuz-, Lenden- und Rückenwirbel sind quadratisch -plattenförmig, bei den Halswirbeln oder ersten Rückenwirbeln knaufartig niedriger, massiger und zeigen eine über die Spitze herüber sich ersteckende Rinne für Muskeln und Ligamente; nach der Zahl (ler Wirhel mit solchen Dorn- forsätzen zu urtheilen, vorausgesetzt dass sie wirkliche Halswirbel sind, wäre der Hals des Thieres nicht sehr kurz gewesen, Die Ge- lenk- und Querfortsätze (für zweiköpfige Rippen) sind wie bei den Krokodilen. Das Zahlenverhältniss der Hals-, Brust-, Len- den- und Schwanzwirbel, ogleich bis jetzt nicht genau zu ermitteln, scheint eher ein grösseres wie bei den Lacerten, als ein kleineres wie bei den Krodilen zu sein. Das Kreuzbein besteht aus zwei verwachsenen Wirbeln, doch nimmt der letzte Lendenwirbel mit sei- nen prismatischen Querfortsätzen an der Anheftung des Darmbeins Theil, sei es durch unmittelbaren Anschluss, oder, was vielleicht wahrscheinlicher ist, durch zwischenstehende Stützen. Die zunächst an das Kreuzbein (den eben genannten dritten [freien] Kreuz- oder Len- denwirbel) anschliessenden, bis jetzt gefunden 2 weiteren Lendenwir- bel haben einfache, flache, blind (in keine Condylen) ausgehende 199 Querfortsätze, die übrigen sich weiter ausschliessenden Wirbel dage- gegen haben doppelte Querfortsätze am obern Bogen für Insertion des Kopf- und Tuberkelansatzes der Rippen; auf diese folgen Wir- "bel, welche (wie bei den Krokodilen die ersten Rückenwirbel) den zweiten Querfortsatz oder den Wirbeltuberkel am Körper, und län- gere, schwächere Querfortsätze am obern Bogen haben; darauf fol- gen Wirbel mit einfachen Querfortsätzeen am obern Bogen mit Con- dylen, jedoch ohne Tuberkeln am Körper. Hieraus ist eine Ueber- einslimmung mit den Krokodilen, (wenn gleich die Zahl der hiemit charaeterisirten Lenden., Rücken- und Halswirbel noch nicht fest- steht) ersichtlich. Die Sehwanzpartie des ersten Skeletexemplars konnte leider nicht näher untersucht werden; Verf. beschränkt sich daher auf die Resultate mehrmaliger Ansicht des Fossils, wornach der oben geschilderte Typus der sattelförmig eingeschnürten Wirbel- körper und der flach-quadratischen Dornfortsätze auch hier stailfin- det: ob untere Wirbelbögen und untere Dornfortsätze oder Sparren- beine stattfinden, konnte nicht ermittelt werden. Unter den Basler Belodonresten (cf. Bd. IX, S. 519.) zeigt der Schwanzwirbelkörper, welcher mit seinen beiden 2 Durchmesser haltenden, leicht concaven Gelenkfläcken überliefert ist, während der obere Bogen entfernt ist, den Typus der sattelförmigen Einschnürung sehr charakteristisch, und entspricht nach seinen Dimensionen (2 Zoll Höhe des Körpers) der vom Kreuzbein abgekehrten Hälfte der vom Stuttgarter Exemplar über- lieferten Schwanzwirbelreihe. Das Becken, schon durch die kolossale Massenhaftigkeit seiner Knochen ausgezeichnet und ein in seiner hintern Körperhälfte ungewöhnlich starkes Reptil verrathend, zeigt durch die Bil- dung der dasselbe zusammensetzenden Knochen manche, von Krokodilen und Lacerten abweichendeEigenthümlichkeit. Das Heiligenbein, zu- sammengesetzt von zwei verwachsenen und einem freien Wirbel mit mas- sigen, wenn gleieh quadratisch. flachen Dornfortsätzen, die kolossa- len, vierästigen Darmbeine, mit ihrer gewölbten Seite auf die elwas eoncav gebildeten Facetten dsr Kreuzbein- Querfortsätze durch Zellge- webschichten befestigt, das verhälnissmässig ungewöhnlich lange, in eine flache, beilförmig- dreieckige Knochenplatte endıgende Sitzbein mit massigem, die Hüftgelenkspfanne bergendem Anschluss an die Darmbeine; die balbmondförmige, schon durch ihre Auflagerung auf das Sitzbein ihre Zugehörigkeit zu dem Beckenknochen verrathende, und daher entweder zum Sitzbein gehörige, oder ein (verkümmertes) Schambein darstellende Knochenplatte: — alle diese Theile des Bek- ken verrathen eine, von dem Typus der jetzt lebenden wie der be- kannten fossilen Krokodile und Lacerten abweichende Form. Dasselbe ist der Fall mit dem massigen, flachen, verhältnissmässig sehr gros- sen, ein Oblongum darstellenden Brustbeinknochenschild mit aufgewachsenen, in einen stark aufgebogenen Hals mit knopfartiger Gelenkfaceite ausgehenden Coracoidalfortsätzen, ebenso eigenthümlich erscheinen die Schulterblätter, welche gegen die, einen abge- rundet- flachen Rücken darstellende, Schultergelenkspartie sehr massig | 200 werden, gegen die entgegengesetzte Seite hin sich allmählig in "eine aufgeworfene Wulstleiste auskeilen und eine sehr oblonge Trapezform darstellen, wovon die beiden genannten Seiten die kleineren sind. Die Rippen sind zweiköpfig wie bei den Krokodilen und unterschei- den sich, wie bei diesen, je nach ihrer Insertion in verschiedener Höhe der Wirbelsäule durch mehr oder weniger stark hervortreten- den Tuberkel, mehr oder weniger langen Hals des Rippenkopfs und grössere oder geringere Umbiegung des Halses seitwärts von der Län- genrichtung der Rippe. Die Querdurchsehnitisform der Rippen ist durchschnittlich von ihrer Mitte an bis zum vordern Ende mehr oder weniger tief eingelassenen, mehr oder weniger weit gegen die Mitte der Rippenlänge verlaufenden Rinne versehen; die den Thorax bilden- den wahren Rippen endigen am untern Ende in eine merkliche kopfartige Auftreibung, welche auf eine Insertion in einen, vielleicht den Brustbeinschild entlang seiner abgerundeten, fast parallelen Längs- seiten begleitenden Knorpelansatz schliessen lassen. Ob Halsrippen stattfinden und welcher Art sie seien, konnte ebensowenig mit Be- stimmtheit ermittelt werden, als die Frage mit Bestimmtheit beant- wortet werden kann, ob und welche von den vorhandenen Wirbeln zu den Halswirbeln zu rechnen seien. Die bei dem zweiten Skelet gefundenen, kurzen, blind ausgehenden, also falschen Rippen, sowie die im weissen Sandstein isolirt gefunden ähnlichen lassen es unent- schieden, ob sie den Hals- oder noch den ersten Rückenwirbeln an- gehören. Die einen stumpfen Winkel mit ungleichen, etwas — und zwar ungleich aufgebogenen Schenkeln bildenden Bauchrippen mit, einem kleinen flügelförmigen Ansatz an der Aussenseile des Winkels für die Anheftung von Ligamenten nähern das Genus gleichfalls mehr den Krokodilen; ihre unsymmetrische Bildung scheint auf mehr als eine Reihe dieser, die Bauchdecke unterstützenden, verhältnissmässig schlanken Knochen hinzudeuten. Die Knochen der Extremitä- ten verraihen durch ihre Stärke und MNassenhaftigkeil ein zu den v. Meyer’schen Pachypoden sich reihendes Reptil mit verhältniss- mässig hohen Beinen. Das Oberarmbein zeigt durch seine flügel- förmige Ausbreitung gegen den Schultergelenkkopf eine Eigenthüm- lichkeit des Genus, wodurch sich dasselbe mehr den Lacerten nähert. Ellbogen- und Speichenbein, soweit von einer Bildung wie bei den Krokodilen; eigenthümlich ist der faceltenartig hervorlretende flügelförmige Ansatz wie bei mehreren Pachydermen. Die Unter- sehenkelknochen sind gerade, das Schienbein hat eine flach convexe dreiseilige Kniegelenkfläche, unter deren einer, stark über- ragenden Winkelspitze sich das Wadenbein anlegt. Die Knöchelge- lenkapophyse vorhanden und zeigt Uebereinstimmung mit den Kro- kodilen. Was bei dem ersten und zweiten Exemplar von Fusskno-, chen überliefert ist, entspricht durch Grösse und Stärke der Mittel- band- oder Mittelfussknochen und der Phalangen, namentlich der Krallenphalangen, den kolosalen Dimensionen der röhrenlörmigen Extre- mitätenknochen, Die Zahl und Art der vom ersten Skelet vorhande- 201 nen Extremitätenknochen überhaupt —— wie namentlich der Umstand, dass die Ober- und Unterarm-, die Ober- und Unterschenkelknochen, uud zwar erstere (die Oberarm» und Schenkelknochen) ganz, letztere (Unterarm- und Unterschenkelknochen) in verstümmeltem Zustande vorhanden sind, — lässt schliessen, dass die Füsse vollständig bei dem ersten Skelet vorhanden waren. Was von den eigentlichen Fuss- knochen des ersten Exemplars zu den Vorder- und was zu den Hin- terfüssen gehört, und wie viele Zehen den erstern und letztern an- gehören, bleibt bei der fragmentarischen Beschaffenheit der Ueber- reste und der Nichtbeachtung ihres Zusammenlagerns beim Ausheben des Fossils unentschieden. So viel ist jedoch aus den vorhandenen Resten mit Entschiedenheit zu entnehmen, dass das Reptil gleich den Krokodilen und Monitoren der Jetztzeit ein Bewohner eines mit seich- tem Gewässer wechselnden, flachen Küsten- oder Deltalandes gewe- sen sein musste; wie sich die ganze Keuperformation in ihren oberen 'Schichtungsgliedern von dem feinkörnigen Keupersandstein an aufwärts als eine solche, durch wechselnde Sand- und Schlammabsätze ent- standene Anschwemmung kund gibt, deren über das Wasser erhabene, flache Sandrücken jene dürftige Farren-, Rohr- und Cyeadeen - Flora, und deren untiefe Gewässer eine ebenso dürftige Fisch- und Schal- thierfauna beherbergten, wovon erstere ab und zu einem Braunkoh- lenlager die Entstehung gab, während die letztern diesen Reptilien — (entsprechend deren seltenem Vorkommen, das lrotz der starken, seit Jahrhunderten bestehenden Ausbeute der Formation an Sandsteinen und Mergeln erst eine so späte Entdeckung derselben zuliess) — eine dürftige Nahrung darbot Die starken, massigen Knochen-; schilder, durch ihre „Configuration“ sich als die Knochenunterlagen einer starken Hornschild-Bedeckung kundgebend, reihen das Reptil wiederum an die Krokodile und namentlich die Gaviale der Jetzizeit an, deren Nacken, und hückenschildern namentlich die keilförmigen und eonischen Erhöhungen der, mit unregelmässigen Gruben und Wülsten besetzten convexen Oberseite und die Rhomben - ‘und Paral- leltrapezformen dieser Belodon-Knochenschilder in unverkennbarer Weise entsprechen. @l. Botanik. Verhandlungen der bolanischen Section bei der XXXIll. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Bonn. — Das Tageblatt giebt nur sehr dürftige Berichte von den Vorträgen, meist nur die Titel, aus denen das nicht gegenwärtige Publieum nur die grosse Manichfaltigkeit der zur Spra- che gebrachten Gegenstände erkennt, über die Behandlung derselben aber nichts erfährt. Aufgefallen ist es uns, dass die Systematik dies- mal wie schon in den letzten Versammlungen sehr zurücktritt. Wo sind die vielen Speciesfabrikanten, dass sie nicht hier durch das Wort ihre Thätigkeit leuchten lassen! Beide Richtungen würden in dem Ur- theile, welches der Zuhörerkreis über ihren mündlichen Vortrag fällt, einen ungefähren Massstab für den wissenschaftlichen Werth ihrer 202. Waare erhalten. — Wir theilen einige der dürftigen Berichte unsern Lesern mit, Bronner legt in Betreff des wilden Weines dar, dass die wilden Trauben theilweise Zwitter mit fünf langen Staubfäden, also Pentandristen seien; viele derselben sind bloss Männchen, die meisten aber Zwilter mit unfruchtbaren Staubfäden, welche sich so- gleich nach dem Abstossen der Blühtenkrone unter den Fruchtboden zurückziehen, sodass man diese beiden letzten als Diöcisten erkennen kann. Da die wilden Trauben blos in den Marschländern der Flüsse vorkommen: so schliesst Br., dass unsere gewöhnlichen Weinbergs- trauben nicht aus Asien herüber zu uns gebracht sind, sondern dass sie früber aus den heimischen wilden genommen sind. — Cohn, über Keimung der Stephanosphaera pluvialis. Die Sporen keimen nicht eher als bis sie einer Austrocknung unterworfen gewesen sind. We- nige Stunden nach dem Uebergiessen mit Wasser zerfällt der Inhalt der Spore in 4 Theile, welche als einzellige zweiwimprige chlamy- dococcusähnliche Schwärmzellen austreten, im Laufe des Tages eine weitabstehende Cellulosenmembran bilden, gegen Abend sich in 8 Ab-_ theilungen auflösen, von denen jede 2 Wimper, alle zusammen aber eine gemeinschaltliche Cellulosehülle entwickeln und nach Durchbre- chung der Mutterhüllzelle als junge bewegliche Zellenfamilien frei werden. — de Bary, über Copulation der Desmidiacen und Zygne- meen. Die Spore der meisten Desmidiaceen entsteht durch Zusam- menfluss der Primordialzellen des copulirenden Paares innerhalb eines blasigen Mittelraumes zwischen den leer werdenden klaffenden Mem- branen. Der Mittelraum ist derbhäutig oder bei den meisten Formen sehr vergänglich. Der Bau der Spore ist stets wesentlich derselbe. Ihre Keimung zeigt bei Palmogloea Theilung in 4 Tochterzellen, welche als fertige Palmogloeaindividuen austreten. Bei Gonatozygeez dehnt sich die Innenzelle zu einer den Aeltern ähnlichen Zelle aus. Bei Gloste- rıum rostratum tritt die Innenzelle gleichfalls ungetheilt aus der Aus- senmembran aus. Die Mesocarpeen bilden bei der Copulation eine Doppelzelle in Form eines H. Der Chlorophyllirchalt wandelt in das Mittelstück, die Doppelzelle theilt sich in 3 oder 5, von denen die mittlere zur Spore wird. Auch bei der Keimung von Üraierosper- mum findet sich normal 5- und Stheilung bestimmte Zellen. — Focke, über Copulation. Die Vorgänge bei den Bacillarien leiten auf die Vermuthung, dass ein ähnlicher Vorgang bei den Desmidia- ceen zu beobachten sei. Die Untersuchung einer der grössten For- men von demselben Fundorte während aller Jahreszeiten lieferte Auf- schlüsse über den Bau, die äussere Form und die Theilungsprocesse, wonach endlich im Herbste die Bildung von Körpern im Innern Statt findet, welche eine den geschlechtlichen adäquate Fortpflanzung zu bedingen scheinen. Die Grösse dieser Keime im Verhältniss zu «en entwickelten Organismen bedingt eine Entwicklungsreihe, welche bis- her unbekannt in den begleitenden ähnlichen Formen gewesen sein muss und worüber nur einige Vermuthungen erlaubt sind, deren Nüchlige Andeutung nur als eine vorläufige betrachtet werden darf. — # : 203 Gasparrini, über Saugwurzeln und Wurzelauswüchse. Die Wur- zelhaare sind immer einzellig bei den Phanerogamen, bei den Le. bermosen ist die Membran oft doppelt; die Spitze der Wurzelhaare schwitzt eine schleimige körnige Substanz aus. Bei Poa unua und Polypodium vulgare öffnen sie sich zuletzt mit einem Loch etc. — Pringsheim, über den Werth der Florideenfrüchte. Die Sporen der Vierlingsfrüchte sowohl wie die der Kapselfrüchte keimen regel- mässig und leicht ohne Hinzuthun der Antheridien und wachsen an zu ganzen der Mutterpflanze im Wachthum gleichen Gewächsen. Wenn die Thatsache die Vermuthung einer äussern Befruchtung beider Spo- renarten ausschliesst, so schliesst andrerseits der Mangel eines jeden sichtbaren Apparates, welcher einen Eingang in die Früchte gestalten würde, auch die Annahme einer innern Befruchtung aus. Es lässt sich für eine Erkennung der eigenthümlichen weiblichen Geschlechts- organe daher nur noch von der weitern Verfolgung der Keimlinge etwas erwarten. — Caspary, die Gattung Chroolepus hat Zoospo- ren und gehört zu den Algen. Die Zoosporen bestehen aus sehr ver- dickten Spitzenzellen oder seltener aus einer angeschwollenen Zelle des Fadens hervorbrechend, sind mit 2 Wimpern versehen, schwim- men lebhaft herum und nachdem sie niedergefallen sind, keimen sie, ohne sich festzusetzen. Bei Protococcus crustaceus sind die Zoospo- ren eiförmig, platt auf einer Seite und zweiwimperig, — ÜCien- kowski, über Pseudogonidien. Die monadenartigen Gebilde in ver- schiedenen Conferven sind nicht Umbildungen des Conferveninhaltes, sondern stellen parastische Monaden dar, welche von aussen in die Gonferven hineinkriechen und der Monas globulus Ehb sehr ähnlich sind. Diese Gebilde nehmen Amöbenform an, verkriechen sich in den Zelleninhalt und ohne einen Mund zu besitzen, eigenen sie sich durch Einsaugung den Zelleninhalt an. Diese Monade hat zweierlei Cysten. In den einen dünnwandigen sondert sich der farblose Inhalt der Mo- nade von dem gefärbten und zerfällt in viele kleine farblose Zellchen, welche aus der Cyste heraustreten. Die andern Cysten haben dicke Wände, der farblose Inhalt sondert sich auch hier von dem gefärbten, rotirt um den letztern eine Zeit herum nnd scheidet an seiner Ober- fläche eine doppelte Membran aus. — de Bary, über Fructification der Hymenomyceten. Nyctalis asterophora besitzt in ein und dem- selben Hut Basidien und einsporige sternförmige Schläuche. N. pa- rasitica zeigt die schlauchförmige Fructification allein. In den alten Lamellen von Agaricus mellicus bilden sich viersporige Schläuche in grosser Menge. Diese Facta deuten auf eine Duplicität in der Fructi- fieation der Hymenomyceten hin. Es spricht dabei manches für die Vermuthung, dass die Species der Hymenomyceten nur einen Fructi- ficationszustand von Ascomyceten darstellen. — Nägeli, über den Gefässbündelverlauf in den Stammtheilen der Gafässeryptogamen, Gym- nospermen und Dicotylen. Mit Ausnahme von Selaginella, Callitriche und Hippuris gehen bei allen 73 untersuchten Gattungen von Gefäss- eryptogamen und Phanerogamen die Hauptbündel des Stammes unmit- 204 telbar in die Blätter aus. Sie sind in den Stämmen nach bestimm- ten Typen angeordnet und diese Anordnung ist bis auf einen gewissen Grad selbständig und unabhängig von der Blattstellung, Während Nymphaea sich dem Typus der Monoeotylen nähert, verhält sich da- gegen Dioscorea wie eine Dicotylpflanze. Nägeli spricht sich S. 15 seiner oben angezeigten Schrift mit folgenden Worten über die Individualität im Pflanzen- reiche aus: Die Frage über die Individualität im Pflanzenreiche war und ist zum Theil jetzt noch Gegenstand resultatloser Debatten; resultatllos, weil man nach dem Pflanzenindividuen sucht, welches zwei Eigenthümlichkeiten vereinigen soll, die nicht parallel gehen, sondern sich kreuzen. Dasselbe soll nicht bloss dem Begriffe nach einheitlich und abgesbhlossen sein, sondern auch die Fähigkeit besi- tzen, selbstständig für sich bestehen zu können, wie diess mit der grossen Mehrzahl der Thierindividuen der Fall ist. Die ganze Pflanze konnte nieht das wissenschaftlich gesuchte Individuum sein, denn sie hat nirgends einen scharf begrenzten Begriff. Allmälig löst sie sich (durch Ausläufer wie bei der Erdbeere, durch Knollen wie bei der Kartoffel u. s. w.) in zwei oder mehrere Individuen, ohne dass es möglieh ist, eine feste Grenze zu ziehen; und auf künstlichem Wege. kann man die Pflanze oder ihre Theile in Stücke schneiden, welche selbstständig fortleben und sich entwickeln. Um dem Begriffe Halt zu geben, sollte nach der Theorie von Gallesio die ganze Entwickelung, welche aus einem Samen hervorgeht, das Individuum begründen, und die durch Theilung,, Ableger, Ausläu- fer u. s. w. daraus entstehenden neuen Pflanzen sollten nur Theile desselben sein. Es wären also alle in Europa verbreiteten falschen Akazien (Robinia Pseudacacia) mit dornlosen Zweigen zusammen nur ein einziges Individuum, ebenso alle Rosskastanien mit gefüllten Blü- ihen; denn jene und diese sind durch Theilung aus einer einzigen Pflanze entstanden. Diess musste indess das natürliche Gefühl allzu- sehr beleidigen. Wir können uns nicht an den Gedanken gewöhnen, dass die Trauerweide, welche Napoleon’s Grab auf St. Helena be- schattet, dass gleiche Individuum sei mit dem Baum, dessen hängende Zweige sich in dem Teiche unsers Gartens spiegeln; — was wir annehmen müssten, da nahezu alle Trauerweiden Europa’s dureh Stecklinge aus einem einzigen Baum hervorgegangen sind, welcher im vorigen Jahrhundert aus dem Orient nach England gebracht wurde. Um den Begriff besser mit der Realität in Einklang zu bringen, wurde von Darwin die Knospe und der daraus hervorgehende Trieb (Stamm , Ast, Zweig, Blühte) als das Pflanzenindividuum, und der Baum als ein Conglomerat von vielen Individuen betrachtet. Dieser Ansicht sind wohl die meisten neuern Botaniker gefolgt. Sie könnte indess durelı einen Baumzüchter in die gleiche Verlegenheit gebracht werden. Es gibt Bäume (z. B. die Tannen), deren Stamm, so lange sie leben, an der Spitze durch die daselbst befindliche Terminal- \ h 205 knospe in die Länge wächst. Nun kann aber die Spitze abgeschnit- ten und gepflanzt werden. Man erhält einen zweiten Baum, dem man wieder das Ende nehmen und daraus einen dritten erziehen kann. Würde diese Manipulation wiederholt, so ist es denkbar, dass die gleiche Terminalknospe veranlasst wird, nach und nach eine ganze Allee von Bäumen zu erzeugen. Und alle diese Baumstämme, jeder unabhängig vom andern, jeder mit eigenen Wurzeln begabt, aber des Wipfels beraubt, wären zusammen nur Ein Individuum. Dass die Zelle das Individuum sei, wurde schon von Turpin ausgesprochen, besonders aber von Schleiden begründet. Wenn auch die Zelle in den meisten Fällen unselbstständig und unfähig ist, für sich zu exisliren, so stellt sie doch in der Regel ein abgeschlossenes Ganze dar. Indess treffen wir auch bei ihr auf die nämliche Schwie- rigkeit, wie beim Pflanzenstock. Es gibt Zellen (die einzelligen Pflan- zen der Algengruppe Siphoneen und einige Pilze), welche von faden- förmiger Gestalt unbegrenzt wachsen, sich verzweigen und allmälig in zwei oder mehrere Zellen zerfallen. Hier müsste man, nach Ana- logie der Knospe und des beblätterten Triebes bei den höheren Pflan- zen, jeden Theil oder Ast der Zelle als ein Individuum ansehen. Es ist also unmöglich, die Individualität im Pflanzenreiche so zu begründen, dass sie zugleich einen einheitlichen, scharfbegrenzten Begriff und eine unter sich zusammenhängende, im Raume abgeschlos- sene und selbstständige Erscheinung darstellt. Wir müssen Jiese bei- den Seiten der Individualität aus einander halten; wir müssen mit andern Worten, zwischen morphologischen und physiologi- ‘sehen Individuen unterscheiden. In morphologischer Hinsicht sind die Zellenäste, die Zellen, die Organe, die Knospen und beblätterten Zweige, die ganzen Bäume individuell; denn jede dieser Erscheinungen hat ihren einheitlichen Ursprung, ihre eigenthümliche Entwickelung, und gelangt zu einem innerlich bestimmten Abschluss; Sie gehören aber verschiedenen Individualitätsgraden an, von denen die niedrigsten (Zellen und Zellenäste) die Pflanzen der untersten Stufen des Reiches darstellen, indess die höchsten Pflanzen alle Individualitätsgrade in sich vereinigen. Ich habe diesen Gedanken in der „Systematischen Uebersicht der Erscheinungen im Pflanzenreich‘‘ weiter entwickelt. — In physiologischer Beziehung ist dasjenige als individuell zu betrach- ten, was selbstständig für sich leben kann. Bei den niedrigsten Pflanzen sind die Zellen individuell. Von allen Zellen eines Baumes dagegen können nur die Pollenkörner des Blühtenstaubes für sich bestehen, indess die übrigen Zellen, wenn sie aus dem Zusammen- hang losgetrennt werden, zu Grunde gehen. Die meisten Organe sind ebenfalls keiner selbstständigsn Existenz fähig. Von den Knospen und beblätterten Sprossen zeigen sich pbysiologisch nur diejenigen individuell, welche grüne Blätter (Laub) bilden; sie können, abgelöst, zu neuen Pflanzen sich entwickeln. Die Knospen, aus denen Blühten hervorgehen, besitzen diese Eigenschaft nicht, 6, 206 Toologie. O0. Schmidt, über das Körperchen in der Micropyle der Najadeneier. Das von Keber im Najadenei beobachtete Samenkörperchen wurde von Bischof, Leukart und Hess- ling als Täuschung zurückgewiesen, indem diese das Körperchen auf den scharf conturirten Rand der innern Micropvlenöffnung deuteten. Das war ein harter Vorwurf. 0. Schmidt behauptet nun, dass er bei Unio und Anodon gar keinen scharfen Micropylenrand gefunden habe, dass ferner das von Keber beobachtete Körperchen wirklich existirt, denn er vermochte es aus der Micropyle herauszupressen und inner- halb des Eies platt zu drücken, auch ändert seine Lage gegen die Micropylenöffnung mehrfach ab. Die Dotterhaut stellte Sch. durch verdünnte Natronlösung und auch durch einfache Behandlung mit Wasser dar. — (Wiener Sitzungsber. XXIll. 314 — 316. Taf.) Fraunfeld, über die Paludinen aus der Gruppe der Paludina viridis Poir. — Fr. verbreitet sich zunächt über die Eintheilung der Paludinen und stellt folgendes Schema nach Deckel und Schale auf: 1. Deckel concentrisch u spiralle .,.4 ., 8 2. — hornig, dünn, meist durchsichtig . . . Vivipara Mf — kalkig, derb, meist undurchsichtig . . Bithynia Lech 3. Mündung fast oder über die Hälfte der ganz. Höhe 4 — viel unter der - - . 5 4. Spindelrand dickwulstig, ohne Nabelspalte . . Lithoglyphus Mhf — einfach oder wenig verdickt mit Nabelspalte. Amnicola Gld 5. Schale kegelförmig zugespitt . . . . .. . Hydrobia Htm — cylindrisch eiförmig, abgestutzt , . 6 GB. Mundune„.olten. ©, Men Patudnrella”sch — zusammengezogen verengt . . . . . Stenolhyra Bs Diese Uebersicht will bei Vernachlässigung der Thiere keinen Anspruch auf natürliche Classification machen, sondern nur die Ge- häusformen gegenseitig abgränzen. Hier gehört nun Pal. viridis zu Paludinella, wodurch die mit ihr verwechselten Formen ausgeschlossen werden, so gross auch das Heer derselben ist. Fr. geht nun spe- ciell auf die auszuscheidenden Formen über und characterisirt als solche P. austriaca bei Wien, compressa in Hessen, cylindrica bei Wie ner Neustadt, Dunkeri von Elberfeld, opaca in Krain und Italien, end- lich viridis. selbst nur in Frankreich. Von den 35 Paludinellen konnte Fr. 32 Arten vergleichen, die er namentlich aufzähll. Warum der Verf. nicht wenigstens von denjenigen Arten, von welchem ihm frische Thiere zugänglich sein konnten, auch die zoologisch wichtigen anatomischen Charaktere berücksichtigt, ist gar nicht einzusehen. Die immer wiederkehrende Klage, dass wir. die Thiere doch zu wenig kennen, kann nur dadurch beseitigt werden, dass in allen speciellen ceonchyliologischen Arbeiten endlich die zugänglichen Thiere aufge- nommen werden, .dann wird sich das Material schon erfreulich häu- 207 fen, aber leider wälzt einer wie der andere die Untersuchung mit dem Messer und Microscop durch jene Klage von sich ab. Die Con- chyliologen müssen hier selbst Hand anlegen, aber nicht principiell sich gegen die anatomische Untersuchung und deren Resultate für die Systematik verbarrikadiren. Hoffen wir, dass der Verfasser bei seiner gegenwärtigen Weltumseglung mit der Novara die günstige Ge- legenheit ein ungeheures malakozoologisches Material zu verarbeiten nicht mit der stereotyp, gewordenen Klage unbenutzt vorübergehen lässt. — (Wiener Sitzungsber. XXII. 569 —578 Tf.) K. M. Diesing, sechzehn Arten von Nematoideen, Mit 4 Tff. Wien 1857. 4%. — Voran geht eine kurze Schilderung der Organisation dieser Würmer nach den neuern Untersuchungen, Jann folgt die Diagnosirung von Oxyuris obesa aus dem Capybara, Ascaris heteroptera im brasilischen Ibis, A. lonchoptera im asiatischen Elephanten, A. macroptera im Champsa, A. hystrix in Podocnemis, Spiroptera hamulosa im Haushahn, Sp. serpentulus in vielen Falken, Sp. echinata im Taucher, Physaloptera mucronata im Champsa, Ophio- stomum amphiacantum in Lemmus dasytrichus, Trichocephalus sub- spiralis in Gürtelthieren, Filaria bispinosa in mehren Schlangen, F. horrida im amerikanischen Strauss, Sclerostomum dispar im Jaguar, Scl. monostichum im amerikanischen Tapir, Strongylus longevagina- tus im Lungenparenchym des Menschen. Sehr schöne Abibldungen erläutern die Diagnosen der aufgeführten Arten, Frauenfeld, Beiträge zur Naturgeschichte der Try- peten nebst neuen Arten. Verf. richtete vornämlich seine Aufmerksamkeit auf diejenigen Bohrfliegen deren. Larven in den Blühtenknöpfen der Compositen leben und zählt nun die Pflanzen- arten mit ihren Fliegenbewohnern auf, verbreitet sich dann spe- ciell über ersteren, und dann über letztern. “Die Entwickelung der Bohrfliegen dauert niemals über ein Jahr, oft ist sie in wenigen Wochen vollendet, einige haben eine doppelte Generation. Fr. selbst zog 99 Trypetaarten aus Compositen, die er namentlich aufzählt, nur 6 andere europäische entwickeln sich in andern Pflanzen. Dann theill er seine Beobachtungen über die einzelnen Arten mit, wohin wir ihm wegen Mangel an Raum nicht folgen können, doch mögen die als neu beschriebenen Arten wenigstens genannt werden: Try- peta alfınis, amoena, Eggeri, intermedia, mamulae, maura, Schaefferi, Conyzae und augur. — (Wien. Sitzungsber. XXLlI. 523 — 557 Tf.) Loew, Larve von Nebria pieicornis Fabr und Cha- rakteristik der Nebrialarven. Von diesem gemeinen Laufkä- fer waren bisher nur zwei Larven bekannt, nämlich von Nebria Ger- mari, welche Heer in 8600’ Meereshöhe in den Alpen fand, und von N. brevicollis, welche Blisson untersuchte. Loew fand nun in der Brigittenau bei Wien die Larven einer drilten Art am Donau- ufer, theils auf dem feinen Wellensande laufend theils unter Steinen im: Wasser. Eine derselben puppte sich nach 10 Tagen ein und 208 aus der dytiseusähnlichen Larve wurde Nebria pieicornis. Ver- fasser beschreibt dieselbe speciell und ‚fasst alsdann den allge- meinen Larvencharacter der Nebriaarten zusammen, Ihr Körper ist lang, schlank und flach gedrückt, nach vorn und: hinten verschmälert und ausser dem Kopfe aus drei Brust- und 9 Hinterleibsringen be- stehend. Jedes Segment auf der Oberseite mit einer lederartigen Platte bedeckt. Kopf ziemlich quadratisch mit abgerundeten Ecken, von der Breite des Pronotums. Augen zwei, an den Seitenrändern des flachen Kopfes stehend, jedes aus 6 getrennten halbkugligen Punktaugen gebildet. Fühler von Kopfeslänge und viergliedrig, das zweite Glied das längste, das letzte mit einem fühlergliedartigen An- hängsel. Oberkiefer gross, weit vorragend mit einem starken Zahn an der Innenseite, Kiefertaster zwei, von denen die innern zwei-, der äussere viergliedrig ist. Pronotum eben so lang oder länger wie breit. Meso- und Metanotum breiter als lang. Abdominalsegmente doppelt oder mehr’als doppelt so breit wie lang, mit kleinern Schil- dern als die Brustringe. Der letzte Hinterleibsring trägt eine After- röhre und zwei lange; mit gerade abstehenden steifen Haaren besetzte Schwanzborsten. Beine 6, gleich gestaltet, behaart, mit ziemlich langen Schenkelringen, kurzen Schinen und eingliedrigen Tarsen. Totallänge nur wenig mehr als das Insekt. — (Ebda. 523 — 557 Tf.) Barkow theilt in seiner S. 89. angezeigten Schrift die Wir- belsäule der Vögel in den Rippentragenden Rücken- oder Brust- theil, den Lendentheil und Heiligenbein- oder Kreuzbeintheil, diese Gegenden als Beckenstück vom Halse und Schwanze sondernd. Der Brusttheil ist vom Lendentheil durch die letzte von ihm getragene Rippe beider Seiten leicht zu unterscheiden. Die Zahl der einzelnen zum Beckentheil gehörenden Rippentragenden Brustwirbel variirt spe- eifisch und individuell. Einen Brustwirbel am Beckenstück fand B. bei Strix brachyotus, flammea, aluco, mexicana, Lichtensteini, bubo, Lanius ex- cubitor, collurio, minor, boulboul, Cehlepyris melanoxantha, Irena puella, Dry- mophila sanguinea, Ampelis garrula, Edolius rotifer, Turdus pilaris, Lampro- tornis morio, aurata, dominicus, Pastor tricolor, Oriolus galbula, larvatus, Zinclus aguaticus, Silvia phoenicura, Hirundo rustica, Caprimulgus earopaeus, Loxia chloris, coccothraustes, Fringilla domestica, Colius indieus, Philopo- gon pyrolicus, Kitta thalassina, Gracula reliziosa, Sturnus vulgaris, Corvus caryocatacies, monedula, cornix, glandarius, albicollis, Buceros coronalus, abyssinicus, Pomatorhinus montanus, Alcedo ispida, omnicolor, Dacelo colla- ris, Trogon curucui, Picus martius, viridis, Yunx torquilla, Pavo cristatus, Crax mitu, alector, pauxi, Tetrao bonasia, lagopus, urogallus, islandorum, Colurnix sinensis, Perdix rufa, cinerea, Numida meleagris, Meleagris gallo- pavo, Gallus gallinaceus, Phasianus colchieus, Columba palumbus, domestica, Casuarius novae Hollandiae, orientalis, Ciconia nigra, alba, Ardea cinerea, Otis tarda, Ibis calva, Tantalus ibis, Dicholophus cristatus, Platalea leucoro- dia, Crex pratensis, Charadrius auratus, Numenius arquala, Psophia crepitans, Anas moschata, Sula alba, Procellaria pelagica, Mormon fratercula, Zwei Rippentragende Wirbel besitzt das Beckenstück bei Falco milvus, occipitalis, lagopus, gabar, nisus, pygargus, Aquila naevia, fulva, albicilla, Gypaetos barbalus, Calharthes perenopterus, Gypogeranus serpenla- rius, Vultor einereus, leucocephalus, Sarcorhamphus gryphus, Cypselus apus, 209 Psittacus aracanga, macao, dominicensis, rufirostris, virescens, aureus, Cyär nogaster, sulphureus erythacus, Pavo cristatus, Grus cinerea, Struthio camelus, Rhea americana, Fulica atra, Vanellus cristatus, Dromas ardeola, Haemato- pus ostralejus, Plotus melanogaster, Halieus carbo, Anas arcuata, A. quer- quedula, penelope, tadorna, Lärus marinus, glaucus, Brünnichi, canus, ridi- bundus, leucopterus, Lestris pomarina. Drei Rippentragende Psittacus ochroleucus, leucocephalus, amazonicus, Mergus merganser, albellus, servätor, Anas canadensis, acuta, boschas, marila, clypeala , clangnla, Anser leucopsis, Colymbus rufogularıs. Vier Rippentragende nur Anas fusca, Cygnus gibbus, musieus, atra- tus, Pelecanus onocrotalus. An den Lenden- und Heiligbeinwirbeln lassen sich von der Bauchseite allermeist 3, bisweilen selbst vier Gruben unterscheiden. Nach dem Nervenplexus, welchen sie aufnehmen mögen sie Fovea cru- ralis, F. ischidiaca, F. pudendalis heissen und die letzte Planum coc- eygeum s. anale. Die Grenzen der ersten werden vorn durch den letzten Rippentragenden Wirbel, hinten durch den Querfortsatz des letzten Lendenwirbels bestimmt. Die Lendenwirbel besitzen alle stark entwickelte Querfortsätze, die mit dem obersten Theile des Darm- beines verwachsen. Auf den letzten Lendenquerfortsaiz folgt die Fovea ischidiaca. Nur 1 Lendenwirbel hat Psittacus garrulus; ausnahmsweise 2 und dann nur 3 Rückenwirbel am Beckenstück; 2 besitzen Ceblepyris melanoxantha, Am- pelis garrula, Irena puella, Sylvia phoenicura, Caprimulgus europaeus, Loxia chloris, coccothraustes, Psittacus aracanga, ochrocephalus, ochroleucus, rufi- rostris, leucocephalus, virescens, aureus, cyanogaster, amazonicus, Alcedo ispida, Dacelo collaris, Picus viridis, Buceros coronatus, Columba palum- bus, domestica, Cygnus atratus, Colymbus rufogularis,, arcticus; 3 haben Falco nisus, Gypaetos barbatus, Lanius excubitor, collurio, minor, bouboul, Drymophila sanguinea, Edolius retifer, Turdus pilaris, Lamprotornis morio, Pastor tricolor, Oriolus galbula, larvatus, Zinelus aquaticus, Trogon curucui, Rhamphastos toco, Psittacus macao, dominicensis, sulphureus, Corythaix persa, Alcedo omnicolor, Picus martius, Colius indicus, Philopogon pyrolophus, Stur- nus vulgaris, Gracula religiosa, Corvus caryocatactes, glandarius, cornix, Mo- nedula, albicollis, Pavo cristatus, Tetrao urogallus, lagopus, Gallus gallina- ceus, Perdix rufa, Coturnix sinensis, Crax mitu, pauxi, alector, Vanellus eristatus, Haematopus ostralejus, Charadrius auratus, Dromas ardeola, Nu- menius arquata, Larus marinus, glaucus, ridibundus, leucopterus, Lestris po- marina. Andere Arten variiren mit 3 und 4 und zwar Enten und Taucher, 4 Lendenwirbel haben Falco milvus, occipitalis, gabar, tinnunculus, pygar- gus, musieus, lagopus, Aquila naevia, fulva, albicilla, Gypogeranus serpen- tarius, Cathartes perenopterus, Vultur leucocephalus, cinereus, Sarcorhamphus gryphus, Strix brachyotus,, flammea, aluco, bubo, mexicana, Numida melea- gris, gallopavo, Tetrao islandorum, Perdix cinerea ,„. Phasianus colchicus, Strulhio camelus, Rhea americana, Casuarius orientalis, Ciconia nigra, alba, Ardea stellaris, cinerea, Grus cinerea, Olis tarda, Crex' pratensis;, Fulica alra, Platalea leucorhodia, Ibis calva, Tantalus ibis, Psophia crepitans, Dio- medea exulans, Pelecanus onocrotalus, Larus canus, Procellaria pelagica, Mormon fratercula, Mergus. merganser, Plotus melanogaster, Halieus carbo, Anas moschala, querquedula, canadensis, Penelope; 5 Lendenwirbel nur Ca- suarius novae Hollandiae, Grus argala, Dicholophus cristatus, Aptenodyles demersa, Die Fovea ischidiaca variirt sehr und wird nach innen durch die obersten Kreuzbeinwirbel begrenzt, denen die processus transversi ab- 14 210 dominales meist fehlen. Es sind 3, 4 oder 5 solcher Kreuzwirbel vorhanden, ihnen folgt aber noch eine, Anzahl hinterer Kreuzwirbel, mit mehr weniger entwickelten Querfortsätzen beginnend. -Die strauss- artigen Vögel sind hierin eigenthümlich. Die Fovea tertia nimmt die hintern grössern Nierenlappen auf. und erstreckt sich ohne Gränze bis an das Ende des Kreuzbeines oder wird scharf begränzt zugleich mit eigenthümlicher Bildung. Von oben betrachtet zeigt das Beckenstück eine Fovea ileolum- baris dorsalis, einen Suleus ileolumbalis dorsalis, Dorsum ileolumbare excavatum, D. ileolumbare canaliculatum. Gl. Miscellen. Heimweh einer Hirschkuh. — Hr. Hüttenmeister Bischof auf dem Mägdesprunge fand auf einer Fahrt von der Rosstrappe ein etwa zwei Tage altes Hirschkalb, welches ihm folgte und sich willig anschloss. Es war sichtlich ab- gemagert und suchte an den Knöpfen des Rockes zu saugen. Ohne Zweifel war ihm die Mutter gestorben und Hr. Bischof nahm die jugendliche Waise mit in seine Wohnung. Sie wurde mit Ziegenmilch aufgeschenkt und wuchs heran. Spielte mit den Kindern, stattete ihre Besuche in Küche und Stube ab, wusste die Kartoffeln im Keller zu finden und weidele in der Umgebung des Wohnhau- ses ohne sich weit in den Wald zu entfernen. Obwohl sie herangewachsen mit den Kindern zutraulich spielte, widersetzte sie sich doch Neckereien seitens derselben mit Schlagen. Letzteres veranlasste Hrn. Bischof den nunmehr zwei- jährigen Peter in sicheren Verwahrsam zu bringen. Er überliess ihn einem Freunde in Harzgerode, welcher sich eben einen Wildgarten einrichten wollte. Peter war nicht anders zu iransporliren, als dass er seinem Herrn willig folgte. Je mehr sie sich Harzgerode näherten, desto enger schmiegle sich Peter an seinen Herren und liebkoste denselben. In Harzgerode wurde er in einen Stall gesperrt, da der beabsichtigte Wildgarten noch nicht umzäunt war. Nach fünf Tagen stellte sich Peter von der Harzgeröder Jugend begleitet plötzlich wieder auf dem Hofe seines Herrn ein, klapperdürr abgemagert, am Kopfe und Leibe blutend und abgeschunden, er koste seine Wohlthäter, nahm das dargebotene Futter an und ging dann in seinen frühern Stall. In Harzgerode: halte ihn das Heimweh ergriffen, er verweigerte die Nahrung, brach sich endlich gewaltsam durch den Stall durch, setzte über eine Gartenmauer und trable den Weg nach dem Mägdesprunge zu, den er nur einmal auf der Hinreise nämlich gewandert war. Elastischen, nicht in Fäulniss übergehenden Leim bereitet Lallement auf die Weise, dass er Tischlerleim in Wasser zergehen lässt, wel- ches in einem Wasserbade erhitzt wird, die Erhitzung so lange fortgesetzt bis der Leim ganz dick wird, dann setzt man Glycerin zu, das gleiche Gewicht von dem angewandten Leim, rührt das Gemisch gut um und fährt fort zu erhitzen, um das übrig gebliebene Wasser zu verdampfen, dann giesst man die Masse in Formen oder auf eine Marmortafel und lässt sie vollkommen erkalten. Diese Substanz lässt sich zur Anfertigung von Schwärzwalzen für Buchdrucker, von Stempeln, elastischen Figuren, zum Abformen etc. benutzen. — HER FE — Correspondenzblatt ar, des | Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen ın Halle. 185% August. «Ne Vill. rn Sitzung am 5. August. Zur Aufnahme vorgeschlagen wird: Herr E. Picard, Stadtschreiber in Schlotheim, durch die Herren Giebel, Chop und Taschenberzg, Hr. Heintz theilt sein Verfahren mit, Margarinsäure künstlich und zwar rein darzustellen und spricht dann über ihr Verhalten zu andern Fettsäuren. Hierauf theilt Hr. Heidenhein die Resultate seiner Untersu- chungen über Irritabilität der Muskeln mit, wonach die früher von Haller aufgestellte Behauptung bestätigt wird, dass diese Bewegung ohne Mitwirkung der Nerven möglich. ‚Es wurden zu den Versuchen’ die Nervenfasern im Muskel durch Gift getödtet, welches die Indianer Südamerikas zur Vergiftung ihrer Pfeile anwenden, Eben dieses Gift wurde auch mit Erfolg bei Untersuchungen über die Stärke der Muskelbewegungen in ‚Anwendung - gebracht. Sitzung am 12. August. Als neu aufgenommen wird proclamirt: Hr. E, Picard, Stadtschreiber in Schlotheim. Hr. Wislicenus legt einen chemischen Atlas von Youmans vor, worin zur Veranschaulichung die Elemente durch verschieden ge- färbte und je nach den Atumgewichten verschieden grosse Quadrate dargestellt sind; und schliesst hieran verschiedene interessante Mit- theilungen über den Verfasser desselben und Jie Art, wie in Amerika nach seinen Erfahrungen an Ort und Stelle die Chemie gehandhabt wird. — Hierauf wurden die Sitzungen für das Sommersemester geschlossen. Juli-Bericht der meteorologischen Station in Halle. Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei SW und wol- kigem Himmel den geringen Luftdruck von 277,00 und stieg un- ter nicht bedeutenden Schwankungen bei W und trübem und reg- nigteın Welter bis zum 13. Morgens 6 Uhr auf 28221. —- Dar- auf sank das Barometer unter öfteren und ziemlich starken Schwan- 212. kungen bei vorherrschendem W und anfangs ziemlich heiterem, spä- ter aber meistens irübem und regnigtem Wetter bis zum 22. Abends 10 Uhr (27'7,‘43), worauf es, bei SW bis W und veränderlichem, durchschnittlich wolkigem und zum Theil auch regnigtem Wetter stei- gend, bis zum 29. Abends 10 Uhr die Höhe von 280,01 erreichte. Darauf sank das Barometer bis zum Schluss des Monats bei WNW und sehr veränderlichem, zuletzt auch regnigtem Weiter auf 27°10°'34. Es war der mittlere Barometerstand im Monat = 2710,18; der höchste Stand im Monat am 13. Morgens 6 Uhr war — 28''2,"'21; der niedrigste Stand am 1. Morg. 6 Uhr war: 27‘7,“'00; demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat = 7,"21. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 28. bis 29. Nachmittags 2 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27'7,'"76 auf 28"1,'24, also um 3,''48 stieg. ; Der Gang des Thermometers war in diesem Monat so ausser- ordentlich -schwankend und veränderlich, dass nur ganz im Allgemei- nen eine geringe Abnahme der Wärme der Luft im ganzen Monat hat wahrgenommen werden können. Es war die mittlere Wärme der Luft = 15,048. Die höchste Wärme am 15. Nachmittags 2 Uhr war = 25,02; Die niedrigste Wärme am 22, Morgens 6 Uhr — 10,6. — Die während des Monats beobachteten Winde sind: N= 1 N = 0 NO = 0,000 = 0 = 0% 0 = 9 SS0 = 2 1050 I! 9 Se 0 IW= 83 NN\W = 0| WIW = 16 W= 28 SW = W SW = 6| WSW = 27 woraus die mittlere Windrichtung im Monat berechnet worden ist: S — 8409'42,'08—N. Die Feuchtigkeit der Luft war in diesem Monate wieder ziem- lich gering, wenn auch etwas grösser als im Juni. Das Psychrome- ter liess die mittlere relative Feuchtigkeit der Luft bestimmen auf 69 pCt. Dabei hatten wir jedoch durchschnittlich wolkigen Himmel, Wir zählten 2 Tage mit bedecktem, 9 Tage mit trübem, 9 Tage mit wolkigem, 7 Tage mit ziemlich heiterem und 4 Tage mit heiterem Himmel. An 17 Tagen des Monats wurde (wenn auch oft nur. wenig) Regen beobachtet und es beträgt die Summe des an diesen Tagen im Regenmesser gemessenen Niederschlags — 473.”3 — oder durchschnittlich täglich 15,27 pariser Kubikmass auf den Quadratfuss Land. Während dieses Monats wurden in Halle 8 Gewitter und aus- serdem an 4 Abenden Wetterleuchten beobachtet. STEKIHIIP> (Druck von W. Plötz in Halle.) Zeitschrift ch Gesammten Naturwissenschaften. 1857. September. N? IX. Zur Umgebung von Gera. Ein Beitrag zur Kenntniss der dasigen quaternären Gebilde von Robert Eisel. Die quaternären Gebilde des Elstergebietes von Cron- | spitz über Gera bis Crossen sind sowohl in ihrer Zusam- mensetzung als auch in Bezug auf ihr gegenseitiges Alter sehr manichfaltig. Ihre Eintheilung in petrographischer Hinsicht bietet keine grossen Schwierigkeiten, wohl aber die Feststellung ihrer Altersverhältnisse. Nicht nur, dass in weitverbreiteten Ablagerungen organische Reste bisher nicht aufgefunden worden sind, sondern die bisher hervor- gezogenen bedürfen anstatt die erwünschte Auskunft zu geben, meistens. vorerst selbst einer Erklärung ihres jetzi- sen Vorkommens und schwer ist's, dabei mit gültig aner- kannien Annahmen nicht in Collision zu kommen. Hiermit sind namentlich die den Köstritzer Gypsbrüchen entstam- menden Knochen gemeint, unter welchen, wie bekannt, neben den Resten des Mammut und des Rhinoceros ticho- rhinus, des Höhlenbären etc. auch unzweifelhafte Menschen- knochen, bedeckt und untermischt mit Lehm und Geschie- ben aller Art sich vorgefunden haben. Der nachfolgende, meines Wissens erste Versuch einer Alterseintheilung un- serer hiesigen quaternären Gebilde wurde daher fast ledig- lich auf Lagerungsverhältnisse und die Natur der hierher- gehörigen Massen gestützt; möchte, einmal angeregt, der Gegenstand bald auch noch anderweitiger, vielseitiger und gründlicherer Untersuchungen gewürdigt werden. IX. 1857. 15 214 Aelteste quaternäre Bildungen. Auf den er- sten Blick fühlt man sich versucht, alle diejenigen Lehm - und Geröllmassen für aus dem Norden angeschwemmte zu halten, welche auf den Gipfeln der das Elsterthal begren- ı zenden Hügelketten und weiterhin auf den beiden Plateaus sich vorfinden, die die Wasserscheide bilden, einestheils nach der Saale (Saalplatte). und anderntheils nach der Pleise (Elsterplatte). Uebereinstimmend finden sich hier grosse Massen von Kies und Lehm untermengst mit Gesteinen, ı die offenbar dem Norden entstammen z. B. Granit mit Pech- granat aus Norwegen, Feuersteine, z. Th. als Verstei- nerungsmasse von Galerites vulgaris aus der nordischen Kreide‘) _ und ganz besonders noch eine unzählige Menge Blöcke des nordwärts. vielfach anstehenden Braunkohlen- sandsteines. Alle diese Massen unterscheiden sich von de- nen im Bereiche des Elsterthals überdies und wesentlich dadurch, dass sie zwar äusserst abgerundete Gerölle, kei- neswegs aber durch langandauerndes einseitiges Fortbewe- gen entstandene flache Geschiebe führen. Trotzdem müsste, wenn man das Ende der Diluvialzeit für unsere Gegend da- hin versetzen will, wo die aus Norden gekommenen Gewäs- ser wiederum dahin abflossen, die hiesige Grenze des Di- luviums und Alluviums innerhalb der eben geschilderten Ablagerungen auf den uns umgebenden Höhen gesucht werden. Denn nur an wenig Orten ist die ursprüngliche Ablagerung so wie sie von Norden her erfolgte, noch gänz- lich unvermischt anzutreffen. Die Mehrzahl der betreffen- den Massen, namentlich derjenigen der Elsterplatte und der *) Die Feuersteine im Diluvium zwischen Zeitz und Gera, z.B. über der Braunkohle bei Kleinaaga, scheinen keineswegs alle aus der Kreideformation zu stammen. Ich fand kürzlich in Gemeinschaft mit unserem Vereinsmitglied Cand. Schmidt (so sehr uns dies bestrit- ten wurde und ferner vielleicht bestritten werden möchte) ein Exem- plar eines solchen Knollens, welches innen hohl und mit genau der- gleichen Diluvialkieselgeröllen gefüllt war, in denen er gelegen hatte und wie solche das dortige Diluvium meist zusammensetzen. Dieser Feuerstein ist offenbar jünger als seine Diluvial-Lagerstätte. Feuer- steinstücken der nämlichen Fundstätte führen Galerites vulgaris, an- dere verschiedene Korallen, welche nach Hrn. Giebels Bestimmung ebenfalls der Kreideformation zuzuweissen sind. 215 von da aus gegen das Elsterthal sich erstreckenden Höhen- züge, ist bereits mit Gesteinen vermischt, die sichtlich nieht nur aus dem Norden, sondern z. Th. auch aus dem Süden unseres Gebietes stammen. Erstere sind immer sehr gerundet. Letztere z. B. Quarzfels (von Loitsch), Grünsteine (Ronneburg etc.), Porphyr (von Jonaswalde), Kalksteine, vor Allem aber Grauwacken — sowohl Sandsteine, Schie- fer als Conglomerate — sind oft kaum bestossen und zwar je eckiger, je näher an ihrem südlichen Ursprung sie sich vorfinden (bei Niebra z. B.).. Mag es nun auch sein, dass dergleichen bereits durch die Brandung des Diluvial-Meeres in die ursprünglichen Ablagerungen des letzteren einzeln mit hineingerathen. könnten, immerhin möchten als die ältesten d.h. als unverändert diluviale Lagen nur die im Norden unseres Gebietes anstehenden, zZ. B. diejenigen über der Braunkohle bei Kleinaaga*), anzusprechen sein, so wie ferner diejenigen, welche sich auf einigen wenigen hohen Punkten der aus Buntsandstein bestehenden Saalplatte erhal- ten haben, z. B.auf dem Thümelsberg beiRüdersdorf, ca.1150 Fuss hoch. Das Uebrige wurde im Beginn der Thalbildung entweder gänzlich aus unserer Gegend weggeführt, — wie das Meiste auf der Saalplatte — oder es wurde in seiner ursprünglichen wohl höher nach Süden zu geschehenen Ablagerung nach Norden zu verrückt und dabei mit Gestei- nen des Südens vielfältig untermischt. Dies reichte herein bis in die allerersten Stadien der Thalbildung, in denen die der diluvialen entgegengesetzte Wasserrichtung noch keine regelmässigen Rinnen sich ausgewaschen hatte. Von Petrefacten dieser Periode wurde Nichts aufge- funden als ein Stück Rippe eines grossen noch unbestimm- ten Vierfüsslers und zwar im Diluvium über der Braunkohle bei Aaga durch Herrn Erdmenger daselbst. *} Unsere Kleinaagaischen Braunkohlen haben von bestimmba- ren Resten des Pflanzenreichs bis jetzt äusserst Weniges geliefert. Inzwischen verdankt die Sammlung des naturwissenschaftlichen Ver- eins hier in Gera der Aufmerksamkeit des jetzigen fürstlichen In- spectors der fraglichen Werke Hrn. Erdmenger einige ziemlich starke Rankenstücke einer völlig unbekannten Schlingpflanze, deren Holztex- tur: aber so. frisch ist, wie sie niemals iu Hölzern der Braunkohlen- sehichten beobachtet worden. 15* 216 Terrassenbildungen. Nicht lange wird die bei Cronspitz aus einer Schlucht des voigtländischen Grauwak- kengebirges hervorbrechende Elster regellos über die eben besprochenen Gegenden sich ergossen haben. Die während Verengens und Vertiefens ihres Bettes zurück gebliebenen Terrassen von Lehm und dem Grus der durchfurchten Ge- steine sind zwar durch spätere Umnterwaschungen, mehr aber noch durch die fortgesetzte Einwirkung der Atmosphä- rilien grossentheils wieder verschwunden oder doch ver- flacht und vielfach verwischt worden; dennoch lassen sie sich an vielen Orten noch, z. B. in nächster Nähe von Gera am Galgenberg und Geiersberg etc. ohne Mühe und bis zum Gipfel hinauf verfolgen d. h. bis zur Grenze der vor- hergegangenen Plateauablagerungen. Namentlich ist es Lehm, der auf diese Weise nicht nur die Gehänge des El- sterthals an vielen Orten bedeckt und die meisten der noch vorhandenen Terrassen bildet, sondern auch mächtiger und verbreiteter noch in den Seitenthälern der Elsterplatte und vorzugsweise im Quellengebiet derselben auftritt. Geschiebe fehlen dagegen an den Gehängen bis auf wenige später zu erwähnende Punkte fast gänzlich. Sichtlich wurde von An- fang an, wie heute noch stellenweis, dieser Lehm von Re- senwassern Theilchen um Theilchen grösstentheils aus den am Rande des Thals liegenden vorhin geschilderten Lagen entführt und abwärts gespült, daher es denn kommt, dass an solchen Stellen, z. B. in der städtischen Kiesgrube auf dem Geiersberg nach dem Zaufensgraben zu, fast kein Lehm sondern nur noch die ursprünglich damit untermischten und unter dem Lehm gelegenen Gerölle sich vorfinden; wenig abwärts aber — fast ohne eine Spur von Kies — Rinnen und Schluchten in grosser Mächtigkeit von Lehm erfüllt sind, der stellenweis sogar den Wasserlauf kleinerer Thä- ler, wie eben hier des Zaufensgraben, einengt. Früherer Elsterlauf und seine Ablagerun- gen. Dem Abfall des Gebirges folgend fand das von Cron- spitz ausgehende in’s anstossende Hügelland einschneidende Elsterwasser bis Liebschwitz eine Stunde lang meistens Buntsandstein mit nur wenig Zechstein ‚und vielleicht schon eine flache Vertiefung darin vor, hierauf aber auf etwa ?/; 217 Stunde von Neuem eine feste Schieferwand des kaum ver- lassenen Grauwackengebirges. ‚Weiter unterhalb folgen in mehrfachem Wechsel Rothliegendes, Zechstein*) und Bunt- sandstein und zwar bis Gera etwa 1 Stunde, über Cuba und Milbitz bis Köstritz 1/, Stunde und von hier bis un- terhalb Crossen wiederum eine Stunde. Die breitesten Stel- *) Letzten Sommer wurden mehrere Punkte des deutschen Zech- steingebietes, worunter auch Gera von Herrn Howse, einem gründ- lichen Kenner des englischen Zechsteins, behufs der Vergleichung der. beiderseitigen Vorkommen besucht. Unter vielem Anderen stellte sich heraus, dass unser deutsches (von mir früher als 32 aufgeführtes) Zechsteinriff (Köstritz, Pösneck) petrographisch und fast ganz auch in Bezug auf die fossilen Einschlüsse und deren Häufigkeit vollkommen identisch ist mit dem englischen (Kings) Shell-limestone. Sämmtliche tiefere Schichten aber bis hinab zum Kupferschiefer, nämlich 3a und 4 — der untere Zechstein Geinitzens entsprechen dem englischen com- pact limestone, auf welchem in England der Shelllimestone con- stant auflagert. Daraus ergiebt sich für unsere auf der Grauwacke liegenden Riffe, dass dieselben nicht wie früher auch von mir ange- nommen wurde, Aequivalente sind der Schicht 3a und des Geinitz’- schen unteren Zechsteins, sondern vielmehr des obern, (Schicht 5 namentlich) zu dem sie auch von jeher von Geinitz gestellt worden waren. Die Schicht 5 dagegen, im Altenburgischen bei Gera, bei Saalfeld, bei Eisenach u. s. w. nirgends fehlend und das Riff stellen- weis vertretend, fehlt in England gänzlich. Die Brachiopoden und Korallen führenden Punkte der Schicht 5 bei Gera z.B. bei Tinz und Schippach sind sonach wirkliche Uebergänge der Schicht 5 in’s Riff. Merkwürdig bleibt nur Eins dabei, dass nämlich die Leitmuschel Geinitzens für den untern Zechstein Deutschlands Productus horridus Sow bei uns (Altenburg, Gera und vor Kurzem noch Pösneck) dem Riff und seinen Aequivalenten fern bleibt, neuerdings indess auch im Riff von Pösneck einzeln aufgefunden wird und im Shelllimestone Englands nirgends fehlt, so dass es kein Wunder nimmt, wie trotz so vieler sonstigen Uebereinstimmung, dennoch im Begriff „unterer und oberer Zechstein“ zwischen Deutschland und England ganz ver- schiedene Meinungen existiren konnten. Stinksteine und Dolomite (Schicht 6) lagern sowohl hier als in England (letztere dort Rauch- wacke genannt) den vorigen Schichten, oft bis ins Kleinste in der frappantesten Aehnlichkeit auf. — Ueber eine Menge neuer Funde und die Vertheilung verschiedeuer Petrefakten unseres Gebiets könnte ich noch Bericht erstatten, unterlasse es jedoch; da hoffentlich über lang oder kurz eine neue Bearbeitung des „deutschen Zechsteinge- birges“ Geinitz 1848 erfolgen und somit von competenterer Seite ohne- ” hin alles Hauptsächliche Erledigung finden wird. 218 len dieses in Betracht kommenden Thalgebietes betragen eine reichliche halbe Stunde und fallen zumeist in die Re- sion des Buntsandsteines. Unmerklich weiter herein treten die hin und wieder noch steilen Wände einiger längst durch- brochener Zechsteinrücken (bei Milbitz, bei Köstritz - Politz und unterhalb Crossen) am schroffisten und nächsten je- doch von Allen stehen sich bei Liebschwitz die gegenwär- tig ebenfalls durch die Elster getrennten Theile des Liebsch- witzer Grauwackenrückens gegenüber. Der dasige Zoits- berg ist vom gegenüber befindlichen Heersberg nur etwa !/; Stunde entfernt und die Abhänge beider Berge senken sich bei 200 bis 300 Fuss Höhe mit 30— 70° Abfall ge- geneinander ab. Der oberhalb dieser auffälligen-Verengung liegende Theil des Thals bei Cronspitz hinauf wird dadurch ‚In einen abgesonderten Thalkessel umgeschaffen. Die Ver- muthung liegt nahe, dass die Durchschneidung der festen Schiefermassen des Zoitsberg und Heersberg eine ungleich längere Zeit in Anspruch genommen haben muss als die Bildung der übrigen, sowohl höher als tiefer gelegenen Thaltheile und ferner, dass letztere bereits in der Haupt- sache den heutigen ähnlich gebildet, bewaldet vielleicht, Ja, wie wir sehen werden, höchst wahrscheinlich bereits schon von Thieren und Menschen belebt waren, ehe durch den endlichen Durchbruch der mehrerwähnten festen Schie- ferwand des Zoitsberges und Heersberges auch dieser Theil der heutigen Thalsohle &geebnet wurde. In Ermanglung des gegenwärtigen Abflusses zwischen jenen beiden Ber- gen hindurch, musste sich aber das Niveau der im Thal- becken dahinter angestauten Wassermenge constant so hoch erhalten, dass an der nächst tiefsten Stelle des Beckens, nämlich in der Einsenkung zwischen dem Heersberg und Oberröppisch etwa 150 Fuss über der gegenwärtigen Thal- sohle der Abfluss erfolgen konnte und hier — ist er er- folgt. Nirgends sonst als hier bei Oberröppisch, unterhalb sowohl als oberhalb der fraglichen Abflussstelle und an den Thalgehängen noch bis Lusan zu, finden sich in dieser Höhe Geschiebelager und zwar so regelmässig geschich- tete Lagen reiner unzweifelhafter Elstergeschiebe vor, wie sie eben nur ein durch lange Zeiten stattgehabter Fluss- 219 ‚lauf hinterlassen haben kann. Die alsbald in die tiefere Thalsohle wieder einbiegende Elster bildete somit damals eine Stromschnelle von Oberröppisch herab, bohrte sich sichtlich ins Rothliegende des gegenüber gelegenen Lasur- bergs ein und schuf hier einen steilen vom jetzigen Elster- lauf weit entfernten Abhang, zugleich aber auch, fast un- mittelbar unterhalb der engsten, eine der breitesten Stellen des Thals. Die hier fortgeführten Trümmer des Rothliegen- den häuften sich in der Thalsohle überall an, wo der Fluss- lauf Hindernisse fand z. B. hinter dem Milbitzer Zechstein- rücken und wurden im OCubaischen Bohrloch (auf Steinkoh- len) mit Thonen vermischt 13 Ellen mächtig befunden. Aehnliche Thone in sehr wechselnder Mächtigkeit bilden auch im Grunde der Stadt Gera selbst wie bei Cuba etc. die Decke des Zechsteins und die Unterlage späterer Ge- schiebe. Endlich zeigen sich auch im erwähnten Cron- spitz-Liebschwitzer Thalbecken selbst noch Geschiebe und Lehmanhäufungen dieser Periode und zwar gerade so ver- theilt, ‘wie sie von einem in einer See mündenden Fluss zurückgelassen werden. In: völliger Uebereinstimmung da- mit, dass das einströmende Wasser des schwersten mitge- führten Materials sich gleich am Eingang entledigen wird, während die leichteren Stoffe, die Thone und Lehme tiefer im See erst an ruhigen Stellen zu Boden sinken, sehen wir hier am Einfluss bei Cronspitz (bis weit heraufiin eine Seitenschlucht der Grauwacke sogar, tief unter'm späteren Lehm) und bei Veitsberg, nahe beim Einflusse der Elster und Weida, die schwereren Geschiebe bis hoch herauf an den Thalrand mit sichtbarem ; bedeutenden Abfall nach der Mitte des Kessels. Weiter hierher wurde dagegen vor- zugsweise der Lehm geführt, dessen Massen über den Geschieben z. B. an der Röppisch - Wolfsgefährter Chaussee | nicht minder hoch ‚emporragen. Schwerlich möchte sich nun der Grund ‚des Vertauschens des erwähnten Oberröp- pischer Abflusses mit dem gegenwärtigen in allmälig wir- wirkenden Ursachen allein, z. B. Verstopfung des Alten und gleichzeitig fortschreitender Vertiefung des Neuen finden lassen. Weit schlagender und besser in Uebereinstimmung mit dem aus anderen Thaltheilen zu berichtenden stellt sich ‚220 - dem die Annahme gegenüber, dass es neben einer gross- artigen Eisfahrt vielleicht, mehr noch die Gewalt des zwi- schen die Fugen gesickerten, gefrorne:. und im Aufthauen sich dehnenden Wassers war, welches schliesslich die Fel- sen, die so lange dem geraden Wasserlaufe allein noch wi- derstanden hatten, zersprengte. Nach solch einer plötz- lichen Beseitigung des Abflusshindernisses musste: das Ni- veau des im Kessel dahinter angestauten Elsterwassers _ ebenso plötzlich bis zur Sohle herabsinken als der Ober- röppische Lauf versiegen. Dieses plötzliche Versiegen zeigen die Geschiebelager unterhalb Oberröppisch an meh- reren Stellen deutlich genug. Man sieht sie nämlich eben- falls plötzlich abbrechen und einem darüber ausgebreiteten Lehm Raum machen, in .welchem sich (an Stellen wenig- stens die keiner spätereren Untermischung unterlagen) keine Spur weder grösserer noch kleinerer Geschiebe mehr ver- loren hat. Bei allmäligem Versiegen des Flusses würde dies wöhl sicher der Fall gewesen sein. Durchbruchsablagerungen. Das hier Gesaste ist jedoch keineswegs der alleinige Beweis für die plötz- liche Entleerung des Cronspitz-Liebschwitzer Thalkessels. Ohne die Annahme, dass das in der Hauptsache bereits ausgewaschene Thal von einer Elsterfluth nochmals fast bis zum Rande erfüllt und Alles darin Vorhandene mit abwärts gerissen wurde, möchte es schwer werden, über die Ent- stehung von weiteren Geschiebe-Anhäufungen sich Erklä- rung zu machen, die in und unterhalb Köstritz und zum Theil noch weit in das hier mündende Eleonorenthaler-Ne- benthal herein auf der Sohle aufliegen und bis 50 Fuss hinauf auch die Abhänge noch bedecken. Der deutlichste Aufschluss einer hierher gehörigen Anhäufung findet sich unweit der Vogelstange bei Köstritz nahe an der Chaussee nach Eisenberg. Der Mehrzahl nach unzweifelhafte Elster- geschiebe, untermischt jedoch mit wenig gerundeten Kalk- brocken, Grauwacken- und Buntsandstücken, auch mit ein- zelnen ursprünglich von Norden hierher versetzten Gestei- nen, namentlich Braunkohlensandsteinen zeigt sich, hier 12 Ellen mächtig und in nicht unbedeutender Ausdeh- nung eine Ablagerung, die keine Spur von Regelmässig- 221 keit und Schichtung zeigt, so zwar, dass die groben flachen Elstergeschiebe sehr häufig mit der Kante nach oben ge- kehrt liegen u, s. w. Ein solcher Haufe kann keine Hin- terlassenschaft eines regelmässigen Wasserlaufs sein, die- ser hätte Aehnliches ja wohl auch an den anderen Thalge- hängen zurückgelassen, wo Geschiebe, wie schon gesagt, fast nirgends anzutreffen sind. Vielmehr können diese Köstritzer Geschiebe - Anhäufungen nur einer aussergewöhn- lich hierher gelangten Fluth ihr Dasein verdanken. Letz- tere muss das gegenwärtige Niveau der grösten Elsterflu- then noch um das 100fache überstiegen, gleichwohl aber die heutigen Thalsohlen der Elster und des Eleonorenthals ziemlich ebenso weit vertieft bereits vorgefunden und mit- hin erst in relativ sehr später Zeit der hiesigen Thalbildung sich ereignet haben. Nun aber bestehen die Thalgehänge unterhalb Cöstritz bis Gleina hin, an deren Fusse und auf denen die Hauptanhäufung eben dieser Geschiebe geschah, aus zerklüfteten Gypsmassen, ebenso wie die gegenüber- liegenden Abhänge aus nicht minder schluchtreichem Zech- steindolomit, und gerade hier finden sich auch jene Brüche vor, aus deren mit Lehm, Gypsgrus und Geschieben er- füllten Spalten Reste ausgestorbener Thierarten, nament- lich grosser Vierfüssler vermischt mit solehen von. Men- schen in ziemlicher Anzahl hervorgezogen wurden. Kaum ist es zu bezweifeln, dass jene Knochenablagerungen eben- ' derselben Periode angehören, wie die dahinter und z. Th. mit darüber hin abgelagerten Geschiebe, welche wiederum nur die oben im Thale vom Zoitsberg und Heersberg plötz- lich ausgegangene Fluth in die tieferen Thaltheile hinab- wälzen und auf solche Weise an die Köstritzer Gehänge versetzen konnte. Hiermit nun ist freilich allen denen wi- dersprochen, welche die Möglichkeit einer gleichzeitigen Existenz z. B. des Mammut und des Menschen leugnen und ‘das Köstritzer unbestrittene Vermischtsein der beiderseiti- gen Reste nur ein durch „spätere Fluthen“ herbeigeführ- tes nennen. Um weiter der ausgesprochenen Annahme bei- pflichten zu können, werden Andere vielleicht ganze, in Lehm und Trümmern eingebettete Gerippe sehen wollen, während doch nur Knochenhaufen vorkommen, endlich 222. könnte man vielleicht die 25 Sera der Köstritzer Geschiebehaufen mit den Schluchtausfüllungen weiter abwärts nach Gleina zu deshalb bestreiten, weil er- stere für sich keine Knochenreste führen. Glücklicher- weise erledigen sich alle diese Einwürfe von selbst, d.h. untereinander. Man wolle nur, was sicher höchst wahr- scheinlich, ja gewiss ist, die schon oben erwähnte An- nahme gelten lassen, dass der vom Thalwasser durchbro- ehene Zechstein namentlich aber der Köstritz - Politzer ‘Zech- steinrücken noch nicht in dem Grade wie heute durchbro- chen und verschwunden war, dass vielmehr durch ihn die Thalsohle noch wesentlich verengt wurde zur Zeit als er und das ganze Thal von der oben herabkommenden Fluth überschwemmt wurde. Wären nun die Reste des Mammut etwa in einzelnen Knochen, zugleich mit älteren diluvialen Ablagerungen, neuerdings von der Fluth ergriffen und mit hierher geführt worden, so würden, sie allerdings gleich den etwa gleichschweren Geschieben durch die Enge und Unebenheit der Köstritz-Politzer Thalsohle mit aufgehalten und nicht bei den Menschenknochen in den Schluchten, sondern hier bei Köstritz mit unter den Geschieben zu fin- den sein. Anders mit den Kadavern kaum verendeter Ge- schöpfe. Diese wälzen sich nicht am Boden der Thalsohle mit den Geschieben fort, sondern treiben auf der Ober- fläche namentlich reissenden Wassers. Während nun die die Höhe des Köstritz -Politzer Zechsteinrückens überflu- thende Wassermenge sich zunächst in die zahlreichen nach oben klaffenden Schluchten des Gypses und Dolomites stürzte, war Nichts natürlicher, als dass Alles auf der Ober- fläche mit daher treibende denselben Weg nahm. Gewiss ein grosser Theil namentlich der umfänglicheren Opfer je- ner Fluth wurde vom Wirbel mit hinabgezogen. Mäuse aber, Fledermäuse und weiter etwa hier nistende Vögel — d. h. frühere Bewohner dieser Schluchten — gingen nicht minder dabei zu Grunde. Das Leichteste, d. h. Zuletztab- gesetzte, der Lehm, lagerte sich als die Gewalt des Was- sers nachliess in stellenweis grosser Mächtigkeit über die Köstritzer Geschiebe hinter dem Rücken, ebenso wurden auch die Schluchten, welche die Ueberreste der unterge- [ 223 gangenen Thier- und Menschenwelt in sich aufgenommen hatten, von ihm vollends erfüllt; der über das felsige Hin- derniss mit hinaus gelangte Lehmschlamm aber bedeckte noch bis Cabschwitz, Silbitz und Crossen hin die Sohle und die Gehänge des Thals, nicht minder die etwa bis hierher gelangten Kadaver, z. B. Mammutreste bei Cabschwitz. Für den Anfang leisteten die in die oben klaffenden Schluch- ten hinabgelangten endlich eingeklemmt gebliebenen Kada- ver den ihnen auflagernden Lehm Widerstand, trotz der noch tiefer hinabführenden engeren Räume; als-aber Fleisch und Bänder absorbirt waren, fielen sie stückweis entweder von selbst hinunter oder der auflagernde Lehm drückte sie hinab und erfüllte mit ihnen allmählig und lange erst nach geschehener Anschwemmung alle jene weitverzweigten, tie- fen und engen Spalten und Räume, aus denen sie durch unseren reussischen Landmann Schottin, unter Oberleitung Schlothheims wieder an’s Tageslicht gefördert wurden. Stel- lenweis war der Lehm vielleicht zu hart schon, um den Gerippen nachzustürzen, da konnte es denn, wie berichtet . wird, kommen, dass auch noch ganz frei liegende, oder aber in den Gypsgrus der Seitenwände eingebettete Kno- chen sich vorfanden. Ein ‚grösseres oder geringeres Alter kann diesen letzteren ihrer Erhaltung halber (die natürlich eine ganz verschiedene z. B. gegen die Conservation der- jenigen ist, die z. Th. noch unmittelbar unter der Damm- erde aufgefunden wurden) so wenig beigemessen werden als etwa den Menschenknochen im Vergleich zu den Uebri- gen. Schon Schlothheim und Schottin, die besser als ir- gend Jemand an Ort und Stelle sich zu unterrichten Gele-' genheit hatten, sagen und wiederholen öfters ausdrücklich: dass die fragliehen Menschenknochen unbedingt nur mit sämmtlichen übrigen Thierresten zu- gleich hierher gelangt sein könnten. Alles neuer Beobachtete und Obengesagte kann dies nur bestätigen. Mitten durch den. Schauplatz der damaligen Verhee- rungen bahnte die Elster sich ihren heutigen, breiten Weg, und wie dadurch das Bild jener Katastrophe wesentlich verwischt und bei weitem der grösste Theil ihrer Spuren längst uns entführt wurde, so wurden leider auch :die noch # 224 zurückgebliebenen — die vielbesprochenen Knochenfunde selbst nämlich — fast sämmtlich ins Ausland verschleppt und vereinzelt. Ein Verzeichniss, so gut als es sich nach den mir, zugänglichen vereinzelten, ältern und jüngeren Notizen Schlotheims, Schottins, Giebels etc. zusammenstel- len lies, folge hier: Menschenknochen, ziemlich Ursus spelaeus häufig. Canis spaeleus Elephas primigenius Vulpes Rhinoceros tichorhinus Hyaena spelaea Bos primigenius Felis spelaea Antilope? Talpa ? europaea . Cervus tarandus Sorex? ? Guettardi Vespertilio? lebende Arten Equus fossilis Vögelknochen, nach Schlot- Lepus diluvianus heim Sumpf- und Hüh- Mus terrestris nervögel. Sciurus? Eine Anzahl kleiner Knöchelchen aus dem Köstritzer Winterschen Gypsbruche sandte ich Hrn. Giebel zur Be- stimmung, welcher darin die Ueberreste eines jungen Fuch- i ses, eines Schafes, von Mäusen und Hamster und von Frö- schen erkannte. Die von Schlotkeim ausgebeuteten Spalten scheinen erschöpft zu sein. Neben jenen fanden sich einige Schalen lebender Helixarten (H. obvoluta, incarnata, ericetorum), so wie eine Menge, schon von Schlotheim er- wähnter, ziemlich eckiger Brocken von Holzkohle, Trüm- mer vielleicht angeschwemmter Pflanzentheile’? Was das Vorkommen von Vögelknochen betrifft:. so könnte eingeworfen werden, dass bei einer so localen Fluth, wie der hier angenommenen — Vögel sich dem Unter- gange füglich entzogen haben würden. Von den durch Schlotheim aufgefundenen Resten sagt dieser inzwischen, dass er sie für Sumpf- und Hühnervögel halte, die ersteren wenigstens, neben Mammut und Rhinoceros im Thale si- cher nicht gefehlt haben und die beide schlecht genug fliegen, um nicht bei einer plötzlich eintretenden Kata- strophe der geschilderten Art so gut als Vierfüssler und Menschen zu erliegen. 225 Was endlich die sämmtlichen hier angeführten für ur- weltlich geltenden Thiere betrifft, so bin ich nicht nur über- zeugt, dass Schlotheim vollständigst Recht hatte, wenn er sagt, dass sie mit den Resten des Menschen zusammen hierher geführt worden sein müssten, sondern ich spreche weiter auf die Gefahr hin, vielfach vielleicht anzustossen auf Grund des Obigen nochmals aus, dass sie hier mit dem Menschen zugleich lebend ereilt worden seien müssen und dass sie somit gar keine urweltlichen, sondern erst in historischer Zeit ausgestorbene Arten unseres Va- terlandes sind. Dass das Köstritzer Vorkommen überhaupt in „späteren Fluthen “ als den diluvialen seinen Grund ha- ben müsse, ist, wenn auch eben nur mit diesen wenigen Worten. vielfach schon ausgesprochen worden. Hier galt es nur über das Wann und Woher, das Wie und Wohin derselben etwas Näheres hinzuzufügen und insbesondere die Ansicht eines dadurch erst herbeigeführten Zusam- menvorkommens der beiderlei Knochen zu widerlegen. Zugleich ist es aber wohl erlaubt, darauf hinzuweisen, _ wie leicht Ueberschwemmungen, hervorgerufen durch. der- artige, in den ersten Stadien der Thalbildungen bis in die historische Zeit herein ungemein häufige gewaltsame Durch- brüche den ersten kleinen Völkerschaften — oder fami- lienweisen Ansiedlungen in den fruchtbaren Niederungen — bei dem Fehlen fast aller Verkehrsmittel untereinander — als allgemeine aufgefasst werden mochten! Gewiss un- gezwungen liegt hierin die Erklärung der bei so vielen jetzt ausgedehnten Völkerschaften _ wiederkehrenden tra- ditionellen Sage einer — von dem Gesichtspunkte ihrer Stammältern aus — Alles vernichtenden Fluth. Ohne Zweifel wird die ebenfalls in dieses Bereich gehörige Sünd- fluth der Juden ungleich grössere Dimensionen gehabt ha- ben, als unsere Elsterfluth; wenn man aber aus Vorliebe ' für den biblischen Geschichtsschreiber von gewissen Sei- ten so weit gegangen ist, die biblische Fluth mit den Flu- then des Diluviums zu identifieiren, so war man, wenig- stens soweit als man sich dabei. wie z. B. Schuberth in München auf das Köstritzer Vorkommen berufen hat, si- cher im Irrthum; da die Köstritzer Ablagerungen, wie mehr- \ fach zu lesen und auch oben auseinändersßneizk, nichts weniger als diluviale sind. — Auch in Schluchten des Milbitzer - Thieschitzer ee stein und Gyps) Felsens, wurden, wie wohl weit einzelner, Knochenreste z.B. von Rhinoceros tichorhinus gefunden; *) in einer Schlucht der Milbitzer Rauchwacke fand sich so- gar ein vollständiger Menschenschädel. Leider konnte ir- gend eine Untersuchung darüber nicht angestellt werden, da die Arbeiter sich beeilten ihn sofort in tausend Stücke zu zertrümmern und erst nach Jahren ein Stück Kinnlade davon mit einigen Zähnen in die hiesige Gymnasialsamm- hıng gelangte. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich an- nehme, dass diese Reste sammt den einzelnen Geschieben auf der Höhe des Milhitzer Felsens zu gleicher Zeit und unter ähnlichen Verhältnissen hier aufgefangen wurden, wie die bei Köstritz abgelagerten Geschiebe und Knochen. Geschiebe-Ablagerung der Elster-Thalsohle. Mit Ausnahme der ebenerwähnten Ablagerungen einiger Orte des früheren Elsterlaufs und des ihn abändernden Durchbruchs finden sich Elstergeschiebe nur noch im Be- reiche der Sohle des Thales, hier aber fast nirgends feh- lend und oft in bedeutender Mächtigkeit. @Quarze und nächst ihnen Gesteine der Grauwackenformation mit vielen kugligen Grünsteinen in allen Graden der Verwitterung bil- den bei Gera die Hauptmasse derselben, wenige Zechstein - und Buntsandbrocken, beide kaum gerundet, folgen der Menge nach zunächst, die krystallinischen Schiefergesteine und Granite des oberen Elsterlaufs aber gelangten nur sehr einzeln bis hierher. Die Fundstätte der durch Hrn. Giebel freundlichst bestimmten Knochenreste von Pöppeln, gehört keinesfalls der vorerwähnten Durchbruchszeit noch viel weniger dem Diluvium an, sondern vielmehr diesen Thal *) In der Thieschitzer Ziegeleilehmgrube zwischen der Elster und dem Abhange des Gossenberges fand sich neuerlichst ein fragmen- täres Schulterblatt von Bos. In den Klüften des obern Zechsteins bei Bieblach kommen bisweilen in einem mehligen Grus Knochenfragmente vor, die Herr Giebel auf Mus und nicht näher bestimmbare Vögel deutet. 227 sohlgeschieben, soweit nämlich Geschiebelagen die Knochen umschlossen. Der drüben ausgebreitete ebenfalls Knochenführende Grus aus der Thalschlucht dahinter, ist dagegen den weiter zu erwähnenden noch späteren Delta- bildungen zuzuzählen. In beiden Lagen gleich vertheilt, jedoch sehr einzeln nur fanden sich Reste von Elephas primigenius, Rhinoceros tichorhinus und Equus caballus. Elstergeschiebe sowohl wie Deltagrus lassen hier eine lange | Reihenfolge bald gröberer bald feinerer Lagen erkennen, wie sie der regelmässige Flusslauf überall im Thal zurück- gelassen hat. Eher möchte daher die Möglichkeit gegeben sein, die Knochenreste für jünger als bisher angenommen, als umgekehrt diese Ablagerung jener Reste willen für äl- ter zu halten. Hier befinden sich die ganz vereinzelten Knochen überdies jedenfalls auf secundärer Lagerstätte. Die Thalsohlengeschiebe sind im Uebrigen, zu wenig auf- geschlossen, um viele Petrefakten lielern zu können; früher will man das Gerippe eines sehr grossen Fisches (?) darin “ gefunden haben; ich fand in der Nähe des Grenischen Rath- hauses Schalen darin von Unio pictorum und von Zwötzen ist weiter ein Artefact daraus bekannt geworden; ein 12 Fuss tief unter Lehm in den Geschieben gelegener, halb- versteinerter Eichenstamm mit deutlichen Spuren der Bear- beitung durch Axthiebe. Während der durch die eigenen Ablagerungen aus seinem Laufe verdrängte und dadurch zu den vielfältigsten Krümmungen innerhalb der Thalsohle gezwungene Fluss unaufhörlich, wie heute noch, hier be- reits Abgelagertes von Neuem fortriss, neues dort wieder- holt abzusetzen bildeten sich an vom Wasserlauf verlasse- nen Stellen Sümpfe und über den Geschieben auch Moor- erde-Ablagerungen in der Elsterthalsohle, so z. B. am Fusse der Lasur, wo sie den Grund ausgedehnter sumpfigen Wiesen bilden, und weiter nur 1?/, Ellen mäch- tig im Bohrloch bei Cuba, über jenen von der Lasur hier- her versetzten Trümmern des Rothliegenden, und nur durch wenig Geschiebe von ihnen getrennt. Deltabildungen. Unter diesem Namen fasse ich ‚hier die über den grössten Theil der erwähnten Geschiebe und Moorerdelager in der Thalsohle z. Th. mächtig aus- 298. gebreiteten Grus und Lehmmassen zusammen, da sie zu denen, welche sich an den Mündungen der Seitenthäler und zahlloser Wasserrisse der Gehänge deltaähnlich aufge- häuft finden, in genauester Beziehung stehen. Obgleich hier mehr noch als oben die aufgestellten Perioden vielfach in einander eingreifen, gehören diese Bildungen doch offen bar der jüngsten und kleinsten Epoche des Elsterniveaus an, welches nicht überall mehr hoch genug war und ist, um die von den Gehängen und aus den Seitenthälern herab zugeführten Thone, Grusmassen und Lehme weiter mit fortzunehmen. Die Mammut- und Rhinocerosknochen in einem solchen Delta über den Thalsohlgeschieben bei Pöppeln wurden schon erwähnt und stammen zweifelsohne aus der unmittelbar dahinter sich öffnenden Schlucht des Buntsandsteines. Nebenthäler. Die Nebeäthäler selbst, denen die an ihrem unteren Ausgange aufgehäuften Massen entführt wurden, sind ihrerseits ihrer grössern Enge wegen bei stär- kerem Gefäll, arm an quaternären Ablagerungen, doch wie- _ derholen sich auch hier im Allgemeinen die Vorgänge des Hauptthales. Besonders ist nur einer sehr jungen Kalktuff- und Moorerde-Ablagerung im Brahmenthal zu gedenken. Im Tiefsten nämlich des Drama- Röpsner Thalbeckens zeigte sich nicht völlig aufgeschlossen, zu unterst: Moorerde, auf diesen 6 Ellen mächtig lockerer Kalktuff, worauf noch eine Elle Moorerde und Dammerde folgt. Der Kalktuff führt in zahlloser Menge bald Thier- bald Pflanzenreste (Schilfe und Moose), Die besser erhaltenen Thierreste sind Schalen folgen- der Molluskenarten: Paludina impura Succinea amphibia Limnaeus minutus oblonga vulgaris Planorbis marginatus. palustris Ein Blick auf die Gegend zeigt Jedem, dass die eben besprochene etwa 1/, Stunde lange und vielleicht 1/; Stunde breite Ablagerung von Süsswasserkalk einer ehemaligen See, respective sumpfähnlichen Anstauung sehr kalkhaltigen Wassers hinter den noch nicht völlig ausgewaschenen Thal- nn 229 theile bei Röpsen seinen Ursprung verdankt. Noch heute fällt an dieser Stelle ein kleiner, Wurzeln und Gestrüpp mit Kalk inkrustirender Bach von Trebnitz her in die Brahme. Nach vollendeter Auswaschung des Thals traten ange- schwemmte Pflanzentheile an die Stelle der Kalkablagerung und bildeten jene Moorerde, welche ihrerseits stellenweis an Schalenresten folgender Arten reich ist: Helix pomatia Helix nitidula Achatina lubrica - , incarnata - : erystallina Auricula minima - nemoralis - fulva Pupa muscorum - hortensis - Jueida . - septemdentata -, cellaria - costata Vitrina pellucida - arbustorum - pulchella Physa hypnorum - personata - hispida Clausilia bidens - Japieida - rotundata Cyclas cornea. - fruticum Planorbis spirorbis - _ obvoluta Achatina avicula Leicht ist es hiernach zum Schluss, ein Bild jener al- lerjüngste Perioden zu entwerfen. Jener schilfreiche See im Thale zwischen Dorna und Röpsen hat einst neben majestätischen Eichen vielleicht auch die Söhne des Teut, die alten Germanen, in seinen Wassern sich spiegeln sehen. Tacitus schildert uns Deutschland als erfüllt noch von Sümpfen und dichten Wäldern. Die Scene ändert sich, die Gewässer haben sich nach und nach verlaufen und wir se- hen an ihrer vorigen Stelle, umgeben schon von den Dorf- namen der Slaven einen feuchten Haselgrund, das Eldorado der Schnirkelschnecke. Nach dem Eindringen der die Wäl- der lichtenden Franken, finden wir weiter fränkische Dorf- namen schon im Thale selbst und statt der vom Pfluge aufgewühlten verblichenen Panzer der bunten Helixschaar hat sich auf Feld und Wiese ein Heer lästiger Nackt- schnecken eingefunden, um die Grabstätte zweier vorange- sangener Geschlechter aufs Neue zu bevölkern. 1. Diluvial. «. Vor Beginn der Thalbildung. 1. Gerölle / über der Braunkohle bei Aaga; Thümelsberg 2. Lehme \ eto, ete. 16 230 II. Postdiluvial. A. In vorhistorischer Zeit. @erölle TREE 4. Lehme und Thone ) ß. Nach Beginn der Thalbildung. a) Vor dem Durchbruch des Zoitsbergs und Heersbergs. (de) der Elsterplatte etc. etc. 5. Grus und Lehm, Terrassen bildend auf den Gehängen des Elsterthals. 6. Elstergeschiebe an den Gehängen bei Cronspitz, Veits- berg, Oberröppisch bis Lusan. . Lehm im Thalbecken zwischen Liebschwitz und Cronspitz. 8. Grus (besonders des Rothliegenden) im Tiefsten der Thal- sohle bei Cuba und Gera etc. Ex B. In historischer Zeit. b) Durch den Durchbruch des Zoitsbergs und Heersbergs veranlasst. 9. Elstergeschiebe mit Trümmern aller Art an den Ge- hängen des Elster- und Eleonorenthals, namentlich bei Köstritz. 10. Knochenreste des Menschen und vieler sowohl ausge- storbener als noch lebender Thierarten, besonders in den Köstritz -Politzer Schluchten. 11. Lehme über Nr. 9 und 10 gelagert und an den Ge- hängen des Elsterthals über Cobschwitz nach Crossen. ec) Nach erfolgtem Durchbruch des Zoitsbergs und Heersbergs. 12, Elstergeschiebe der Thalsohle, mit einzelnen Knochen sowohl ausgestorbener als lebender Thierarten und einem Artefact. 13. Moorerde der Elsterthalsohle. Lasur, Cuba. 14. Lehme, Thone und Grus als Decke der Elsterthalge- schiebe und die 15. Lehm- und Grusdeltas an den Mündungen der Neben- thäler, mit vereinzelten Knochen ausgestorbener so wie lebender Thierarten. 16. Anhang: Süsswasserkalk und die Moorerde des Brah- menthals bei Röpsen mit Resten lebender Mollusken. 231 Ueher Echinocokken von Eschricht. (Aus der Oversigt kgl. danske vid. Selsk. Forhdl. 1856. p. 127 —131 übersetzt von Dr. Creplin.) Hr. Etatsrath Eschricht legte — am 16. Mai 1856 .— der Gesellschaft einen Bericht über seine fortgesetzten Untersuchungen der Echinocokken vor. In der „Oversigt‘‘ für 1853 Nr. 7, hatte er die Be- hauptung' aufgestellt, dass die Hydatiden, welche die in Island endemische Leberseuche erzeugen, Blasenwürmer seien, und daraus den Schluss gezogen, dass diese für Is- lands Bevölkerung so verheerende Krankheit durch von aussen hereingedrungene Schmarotzer- Thiere verursacht werde. Die ihm dazumal zu Gebote stehenden isländi- schen Hydatiden hatten sich in den meisten Fällen als Echinocokkenblasen erwiesen, in einem aber als dieselbe Art Blasenwurm, wie der bei unseren und den isländischen Schafen so gemeine Cysticercus tenuicollis. Seit der Zeit hatte unsere Kenntniss von den Blasenwürmern im allge- meinen sowohl, als von den genannten zwei Arten insbe- sondere, eine ganz auffallende Erweiterung, besonders durch Küchenmeister’s und Siebold’s Entdeckungen gewon- nen, welche schnell von mehreren Seiten bestätigt wurden und zwar hinsichtlich einer anderen Art (Coenurus cerebra- lis) namentlich auch in der hiesigen Veterinärschule von Eschricht und Prof. H. Bendz. Es war nämlich ausser allen Zweifel gesetzt worden, dass die sämmtlichen Blasen- würmer nichts anderes seien, als niedere Entwickelungs- formen von Bandwürmern, deren natürliche Wohnstelle in den Darmröhren ganz anderer, namentlich Raub - Thiere, die der Blasenwürmer dagegen- vorzugsweise in den Einge- weiden pflanzenfressender Thiere sei. Hinsichtlich der isländischen Hydatiden war seit jener Zeit kein neuer Fall beobochtet worden, in welchem die- selben Blasenschwänze (Cystie. tenuicollis) gewesen wären; in zwei Sendungen vom verstorbenen Landphysikus Thor- stensohn in Reikiavik sowohl, als in drei anderen vom jetzigen Landphysikus daselbst, Dr. Hialtelin, hatten sie 16” 232 sich immer als Echinocokkenblasen ausgewiesen, wie ge- wöhnlich mit Blasen in Blasen, also von der beim Men- schen gewöhnlichen Form, welche von Küchenmeister als Echinococeus altrieipariens aufgestellt worden ist. Ausser diesen von Island hergesendeten Echinocokken- Blasen hatte Hr. E. noch Gelegenheit gehabt, ähnliche von zwei im hiesigen allgemeinen Hospitale gestorbenen Patien- ten zu untersuchen, von denen der eine Fall vom (and. Krabbe in Fenger’s Hospitals- Meddelelser (2. Reihe 1. Bd. 1856. S. 139 — 152) beschrieben, der andere Hrn. E. zur nähern Untersuchung vom Cand. With gefälligst über- lassen worden ist. Im Krabbe’schen Falle sass die ein- zige Blase von der Grösse eines Kinderkopfes in der rech- ten Lunge und enthielt nur zwei kleine freischwimmende Blasen, von deren einer die Flüssigkeit mittels des Mikro- skopes Echinocokken mit eingezogenen Köpfen darbot; im With’schen fanden sich drei Echinocokkenblasen im Ge- hirne, ein grosser Theil kleiner in der Milz und noch meh- rere ganz kleine im Herzen. Die reichste Ausbeute zur Untersuchung der Echinocokken hatte jedoch die eine der Thorstenson’schen Sendungen von einem verstorbenen isländischen Patienten geliefert, in dessen einer grossen Mutterhydatide einige und dreissig kleinere Hydatiden, von der Grösse einer Erbse bis zu der eines Hühnereies, alle mit zahlreichen Echinocokken gefunden worden waren. Zwei andere Muttersäcke hatten sich in der Beckenhöhle gefunden. Hr. Eschricht hatte fast alle diese Blasen unter-. sucht und war dabei zu den folgenden Resultaten gelangt: 1. In jeder Eichinocokkenblase lässt sich innerhalb der bekannten äussern festen, aus structurlosen Schichten gebildeten Haut eine weiche, aus Zellen zusammengesetzte Haut unterscheiden, welche als der eigentliche Blasenwurm zu betrachten ist, auf welchen sich jene äussere, Schicht über Schicht abgesetzt hat, In einzelnen Fällen kann es gelingen, die innere weiche Blase ganz herauszubekommen; gemeinhin aber erhält man sie doch nur zerrissen oder in vielen kleinen Stücken heraus, und in den weniger frischen 233 bildet sie eine schlammige Masse, welche die Echinocok- ken einhüllt. 2. In den verschiedenen Blasen hatten die Echino- cokken einen sehr verschiedenen Entwickelungsgrad, na- mentlich auch in denen aus der grossen Mutterblase in dem erwähnten Thorstenson’schen Falle selbst; aber in je; der der kleineren (erbsen- bis hühnereigrossen) hatten alle ıngefähr denselben Entwickelungsgrad. 3. Die am meisten entwickelten Echinocokken waren beständig frei und hatten die hakenbesetzten Köpfe tief eingezogen, die Saugnäpfe undeutlich, gerade so wie in dem früher (1853) beschriebenen Engelsted’schen Falle. 4. Die weniger entwickelten fanden sich häufig noch mit einem Stiel am Schwanzende festsitzend, und bei ihnen war der hakenbesetzte Kopf mit 4 deutlichen Saugnäpfen fast immer herausgestülpt. Ganz gewöhnlich waren meh- rere (2—7 oder darüber) dicht an einander geheftet. 5.In Blasen ohne freie Echinocokken fand sich die weiche, klare Haut auf gewissen Strecken ziemlich dicht mit feinen Knospen besetzt, von etwa Y,—1/,“ im Durchschnitte und in Zwischenräumen von einander von 1/;—1‘“. Der Bau und Inhalt dieser Knospen wurde in den dargebotenen Exemplaren, welche sämmtlich einige Zeit lang in Wein- geist gelegen hatten (sie waren beinahe alle von jenem Thorstensohn’schen Falle), erst nachdem sie stark zwischen zwei Glasplatten gepresst worden waren, ermittelt. Man sah da, dass sie aus Zellen bestanden, in denen 5, 7—9, ja bis 22 zarte Echinocokken an ihren Hakenkränzen er- kannt wurden, wobei es jedoch nicht gelingen wollte, die Art und Weise zu erkennen, nach welcher sie gestellt oder befestigt waren. Ohne Zweifel waren diese Knospen, welche Hr: Ei Nester nennen wollte, nichts Anderes, als die von mehreren früheren Beobachtern gesehenen kleinen ‚Blasen,‘ in denen die Echinocokkenbildung vor sich geht. 6) In einem Falle, nämlich in einer der drei Blasen aus dem Gehirn in dem With’schen Falle, zeigte sich die weiche Haut, anstatt mit Nestern, mit länglichen Einstül- pungen, etwa 1/,“' gross, etwas schmäler an ihrer Haft- stelle besetzt. Von Ech. oder Echinocokkenhaken war in 254 ihnen keine Spur zu finden. Aus diesen Beobachtungen ist nach Hrn. E’s. Meinung zu schliessen, dass die Echinocok- kenbildung in Einstülpungen aus der’ weichen Haut, d. h. aus der Wand des Blasenwurmes selbst, und namentlich auf dieselbe Weise vor sich geht, wie der einzelne Tänien- kopf in jedem der blasenförmigen Jungen der Tänien im allgemeinen, oder noch bestimmter, als jede Gruppe von | von Tänienköpfen in einer Cönurushlase entsteht. Die Verschiedenheit bleibt dahin beschränkt, dass, während eine solche gemeinschaftliche Einstülpungsblase bei Coenu- rus späterhin ausgestülpt wird und die Köpfe frei auf ihrer Oberfläche hervortreten lässt, diese Einstülpungsblasen aus der Echinocokkenblase sich in der Form von Nestern zu- sammenschnüren, welche nachher bersten und die Echino- cokken in die innere Flüssigkeit ausleeren. 7. In keinem Falle zeigte sich irgend eine Spur von einer blasenförmigen Erweiterung eines Echinocokken, und Hr. E. hält sich für überzeugt, dass Alles, was früher über die Verwandlung eines Ech. zu einer solche erzeugenden Blase angenommen worden, unrichtig ist. So lange man also nur auf die bei den pflanzenfres- senden Säugethieren gemeine Form der Echinocokkenblase sein Augenmerk richtet, wird man den ganzen Bildungs- vorgang mit Leichtigkeit als in Uebereinstimmung mit dem bei Coenurus deuten können. Es bleibt nur noch die Frage, wie -die‘ wiederholte Blasenbildung bei Ech. altrieipariens zu deuten sei. 8. In einer der Blasen aus dem Thorstenson’schen Falle fanden sich 6 ganz kleine Bläschen, alle mit einer äussern Haut, gleich denen bei allen Echinococceusblasen im allgemeinen, nämlich aus mehreren structurlosen Schich- ten zusammengesetzt, — und in jeder dieser Bläschen, von der Grösse einer Erbse lagen 5—65 feine, völlig entwik- kelte Echinocokken. Es mag erlaubt sein diese Bläschen dritten Rangs als Nester zu betrachten, welche nicht zer- borsten sein, aber (gleich der Blase zweiten Rangs, aus welcher sie sich herausgestülpt haben) jene charakteristi- sche, äussere Echinocokkenblasenhaut ausgeschwitzt haben. Bei alledem bleibt doch die Frage noch unbeantwor- 235 tet, wie jene vielen Blasen zweiten Rangs (von der Grösse einer Erbse bis zu der eines Hühnereies) in der grossen gemeinschaftlichen Mutterblase, gebildet seien. In dieser Hinsicht verdient die Beobachtung unsere Aufmerksamkeit, dass sehr gewöhnlich an der Innenseite der Blasen, sowohl derer vom ersten ‚ als derer vom zweiten Range sich war- zenförmige Hervorragungen der äussern structurlosen Haut zeigten. In einigen Fällen hatten diese die Gestalt eines Blumenkohlkopfes angenommen, und bisweilen konnte eine innere Höhle in ihnen nachgewiesen werden, bekleidet mit einer Ausstülpung aus der innern weichen Haut. Man wird dadurch zu der Frage veranlasst, ob nicht die erste Blasenbrut bei E. altricipariens vielleicht durch eine ein- fache Abschnürung aus der Mutterblase entstehe, in wel- chem Falle diese Vermehrung nur ziemlich uneigentlich den Namen einer Ammenbildung verdienen würde. Inzwi- schen bleibt es um desto waglicher, diese Abschnürungs- art für die normale zu halten, als sie vorzugsweise bei den Blasen zweiten Ranges beobachtet worden ist, deren innere Blasen doch sicherlich „Nester,“ also Einstülpungen aus der weichen Haut sind. Vielleicht lassen die beiden Theorien sich vereinigen, indem die Nester nur in gewis- sen Fällen, und namentlich um zu selbstständigen Blasen zu werden, von gefalteten Einstülpungen aus der äusseren Haut umfasst werden. . Hinsichtlich der Häufigkeit der Echinocokkenseuche in Island erwartet Hr. E. neue Beobachtungen von mehre- ren Freunden, namentlich aus demärztlichen Stande, im Lande selbst. Vorläufig hat er ihre Aufmerksamkeit auf die Vorrathskammern der Isländer von getrockneten Fischen hingeleitet, in denen: vielleicht Hunde (und Katzen?) ihre mit Tänieneiern geschwängerten Excremente auf dieselbe Weise, wie die Hirtenhunde die ihrigen auf den Weideplät- zen der Schafe, ausleeren, wonach der Grund, aus welchen diese Krankheit gerade so häufig auf Island ist, vorzüglich: darin liegen mag, dass die Isländer die getrockneten Fische ganz roh, ohne dabei die nothwendige Reinlichkeit zu be- obachten, verspeisen. 236 Zur Anatomie des Wiedehopfs, Upupa epops, nach Chr. L. Nitzsch’s Untersuchungen mitgetheilt 6. Giebel Nitzsch untersuchte den bei uns gemeinen Wiede- hopf in mehrern Exemplaren und legte die Beobachtungen in seinen Collectaneen nieder, von andern Arten enthalten. dieselben nur Notizen über das Federnkleid von Upupa afri- cana und U. erythrorhyncha, von letzterm zugleich Zeich- nungen einiger Skelettheile nach dem im Frankfurter Mu- seum befindlichen Skelet. Ich theile hier die die Weichtheile der gemeinen Art betreffenden Notizen mit, da meines Wis- sens so eingehende anatomische Beobachtungen über un- sern Wiedehopf noch nirgends veröffentlicht sind. 1. Musculatur. Im Allgemeinen hat die Muskulatur des Wiedehopfes eine grosse Aehnlichkeit mit der der Passerinen, die nur in einzelnen allerdings wesentlichen Theilen gestört ist. Auf- fallend ist besonders die grosse Geneigtheit der Sehnen zur Verknöcherung, welche selbst bei den Eulen in so ho- hem Grade nicht beobachtet wird. Der deutlich entwickelte Musculus humerocutaneus geht zum Oberarm und setzt sich hier neben dem pecto- ralis major an. Der Bauchhautmuskel, subeutaneus ven- tralis, ist absonderlicher Weise eins mit dem vorigen, sein hinteres Ende geht ganz deutlich an den Abdominalrand des Brustbeines und inserirt gleich über den Knorpel des Abdominalfortsatzes, da wo der pectoralis major seine hin- tere Gränze hat. Dies Verhältniss wurde bei allen unter- suchten Exemplaren beobachtet, während sonst bei den Vögeln der subcutaneus ventralis eine besondere Fort- setzung des humerocutaneus ist oder aber als eigener Mus- kel erscheint und wenigstens da wo letztrer in der Haut endet oder anfängt, nämlich an dem äussern Ende des Brustflurenastes sein vorderes Ende hat, während sein hin. teres in der Haut sich verliert und gar nicht an das Skelet geht. Den costocutaneus und subeutaneus colli beschreibt Nitzsch nicht, den coxocutaneus, der z. B. bei Alcedo, Strix, 237 Rhynchodon u. a. vorhanden ist, und den sternoulnaris lasst er überhaupt hier fraglich. Eigenthümlich ist die Muskulatur der Federnholle. Die- selbe besteht aus aufrichtenden und niederlegenden oder zurückziehenden Muskeln, die aber sehr schwierig zu iso- liren sind. Die aufrichtenden liegen vorn und mehr aus- wärts, die niederlegenden innen und hinten. Der Muskel- apparat ist von beträchtlicher Grösse und von ganz auffal- lend blasser Farbe wie sonst kein Muskel am Vogelkörper. Er beginnt gleich hinter den Nasenlöchern und bettet sich in die stark ausgehöhlte Stirn. Der Schnabelöffner, apertor rostri, ist ein sehr auf- fallend starker Muskel, geht perpendikulär an den Seiten des Schädels hoch hinauf und setzt sich breit wie ein Schlä- fenmuskel und die Stelle desselben einnehmend an die Schlä- fengegend an. Der mehr nach innen und hinten entsprin- gende Theil lässt sich durchaus nicht als eigener Muskel unterscheiden. Diese auffallende Entwickelung hat eine Verkümmerung und Verdrängung des temporalis zur Folge. Derselbe ist sehr klein, von der Schläfenfläche gewichen und entspringt an der hintern (dem grossen Flügel des Keilbeines angehörenden) Ecke. Seine Grösse schwankt übrigens individuell innerhalb weiter Gränzen. Der ptery- goideus schlägt sich noch auf die äussere Fläche des Un- terkieferastes und durch die Verknöcherung seiner Sehnen entstehen die sonderbaren Knochenfortsätze am hintern Rande der Gaumenbeine. Der schwer zu präparirende, meist bei Herausnahme des Augapfels Gefahr laufende orbitoomoi- deus verhält sich sehr ähnlich wie bei den Passerinen, in- serirt an einen Hamulus des Flügelbeines, ist aber von un- ‘gewöhnlicher Grösse und Stärke, entspringt an der Orbi- talscheidewand hoch oben vor dem Foramen opticum, bis- weilen sogar dicht am Seitenflügel des Riechbeines und hat eine knöcherne Sehne. Der quadratomaxillaris ist ein ganz ansehnlicher, leicht zu präparirender Muskel, dagegen ver- steckt sich der kleinere und kürzere orbitoquadratus sehr ‘tief, so dass er leicht vermisst wird, obwohl er ganz be- stimmt vorhanden. Er geht wie bei den Singvögeln an die Wurzel des freien Augenhöhlenfortsatzes des Quadratbei- 238 nes, wo man ihn bei der Präparation am sichersten findet. Der orbitomaxillaris bietet nichts‘ Eigenthümliches, seine Sehne verknöchert. Der palatobasilaris, den auch die Pa- pageien jedoch in abweichendem Verhältniss besitzen, ist in der Augenhöhle über dem pterygoideus sichtbar, ent- springt fast nur an den Flügelbeinen und läuft an diesen entlang zur Basis cranii. Der kleine Brustmuskel, pectoralis minor, verhält sich im Wesentlichen wie bei den Singvögeln, ist viel weniger schief und merklich grösser als bei den Raubvögeln, bleibt aber stets weit vom Hinterende des Brustbeines entfernt. Der coracobrachialis superior, der wohl passender als Theil des subscapularis überhaupt zu betrachten ist und besser subscapularis secundus hiesse, entspringt von einem ausgezeichneten inneren Seitenfortsatz des Hakenschlüssel- beines ebenda wo unter ihm der breite subelavius'inserirt, so dass beide einen nach aussen geöffneten Winkel mit ein- ander bilden. Der nur kleine subscapularis entspringt mit einer vorderen Portion über dem coracobrachialis superior von dem glänzenden Bande, welches von dem Mittelgriff des Brustbeines zum obersten Theile des Hakenschlüssel- beines geht. Der Coracobrachialis inferior ‘oder pectoralis tertius ist sehr ansehnlich. Der latissimus ‘dorsi anticus und posticus liegen dicht neben einander, dann schlägt sich der vordere über den hintern , dieser allein verbindet sich mit dem Sehnenanker des vordern Kopfes des anco- naeus longus. Der deltoideus verhält sich wie bei den Pas- serinen mit äusserem längeren und innerem kürzeren Theil, obgleich kein Ueberschulterblatt da ist. Es ist ein sehr star- ker Muskel, reicht aber kaum über die Mitte des Oberarmes. Seine Ankersehne ist schwach , ganzoben liegend und kurz, bei der Präparation leicht zu übersehen. Der infraspinatus oder levator humeri ist wie gewöhnlich schwach, aber doch ganz deutlich von der Sehne des pectoralis minor 'geschie- den; viel schwächer noch ist der supraspinatus oder deltoi- deus minor. Der teres major ‚und minor zeigen das ge- wöhnliche Verhalten, nur dass der letztere stärker ist als bei vielen andern Vögeln. Der den Flügel ausspannende anconaeus longus hat 239 zwei Bäuche, welche beide vom vordern Theil der Ober- fläche der Scapula entspringen und zwar der hintere ganz fleischig, der vordere mit dünnem: Sehnenkopfe; von letz term geht die seitliche Ankersehne an den Humerus. Die Sehne des anconaeus longus hat keine patella brachialis, wohl aber ein strahliges äusseres Knochenstück, das sich auf den Bauch des Muskels hinauf erstreckt. Der biceps brachii ist wie bei den Singvögeln sehr stark, unten auf seinem Schwanze mit einem zur Sehne hinziehenden Kno- chenstück. Ueberhaupt ist‘ die Sehnenverknöcherung der den Vorderarm belegenden Muskeln allgemein und stark, während kein Schulter- und Oberarmmuskel dieselbe zeigt. Die Sehne der grossen Flughaut ist fast ihrer ganzen Länge nach aus elastischer Substanz gebildet und wird zusammen- ‚gesetzt von einem Zipfel des Halshautmuskels, einem kRlei- nentensor longus und einer an sie abgehenden Sehne des grossen Brustmuskels. Der tensor brevis oder levator an- tibrachiüi ist ein eigenthümlicher wie bei den Singvögeln von dem tensor patagii longus völlig getrennter Muskel. Er bekömmt gleichfalls eine Hülfssehne vom grossen Brust- muskel, welche als Sehne an seinem ganzen ansehnlichen und langen Bauche hinläuft und alsdann mit der einen sei- ner beiden Sehnen, nämlich der, welche in den Bauch des extensor metäacarpi radialis longus inserirt, sich verbindet; die zweite ründliche Sehne desselben Muskels (eigentlich ein Ast der ersten oder Hauptsehne) geht über den Bauch des eben erwähnten extensor metacarpi.hinweg, um sich an einem besondern am Skelet sehr in die Augen fallenden Höker der Speiche festzusetzen. Andern Vögeln fehlt diese Eigenthümlichkeit und mit ihr der Höcker am Radius. Beide Tensoren kommen von dem hohen Schulterende der Pur- eula und haben unverknöcherte Sehnen. Der Flexor ulnae profundus ist ziemlich ansehnlich und geht bis zur Mitte der Ulna. Der extensor metacarpi radialis longus ist ein- - fach, mit langer knöcherner Sehne, der entsprechende bre- vis, der in seiner Wirkung den vorigen unterstützt, fehlt hier gänzlich; ebenso fehlt der supinator brevis. Der pro- nator brevis und longus sind beide kurz, dick und errei- chen etwa die Mitte der Länge des Radius; der pronator 240 brevis aber ist ausgezeichnet "durch eine dünne ziemlich lange Knochensehne, wie sie in gleicher Entwicklung bei keinem andern Vogel getroffen wird; sie reicht etwas wei- ter am Radius hin als der knochenlose longus. Alle übri- Knochen der Hand haben dünne Knochensehnen. In der Muskulatur der hintern Extremitäten ist sehr auffallend die gänzliche Abwesenheit des latissimus femoris (Meckels glutaeus major) und das gracilis femoris. Zwi- schen dem glutaeus major und minor findet sich noch ein ein kleiner dritter Muskel, welcher Tiedemanns minimus sein könnte; er scheint indess nicht constant vorhanden zu sein wie bei Corvus, wo er ebenfalls individuell fehlt. Der flexor eruris biceps ist wie der flexor cruris fibularis und tibialis vollkommen ausgebildet und von letzterem geson- dert. Der plantaris hat eine feine lange knöcherne Sehne, welche in den Fersenknorpelknochen geht. Der peronaeus brevis ist schwach, aber mit Knochensehne, der peronaeus longus s. communicans fehlt dagegen ganz und gar. Der tibialis anticus inserirt ganz am Anfange des Metatarsus. Der Extensor digitorum communis ist sehr schwach mit sehr schwacher Sehne, welche erstlich am Lauf und dann noch am Metatarsus knöchern ist und unter zwei Knochen- brücken, nämlich der gewöhnlichen an der Tibia und einer vorn am Anfange des Metatarsus weggeht, und am Ende des Knochens sich in drei Sehnen theilt, von denen je eine zu den den drei Vorderzehen. keine zu dem Daumen (wie bei den Papageien) geht. Der Nagelbeuger des Dau- mens ist wie bei den Singvögeln durchaus von dem der drei übrigen Zehen getrennt, seine Sehne hat einen relaxa- tor wie die gemeinschaftliche bei Pandion. Von den kur- zen Muskeln der Zehen sind ausser dem extensor und fle- xor hallueis nur zwei vorhanden, nämlich der adductor di- giti quarti, welcher hoch oben vorn am Metatarsus bauchig entspringt und mit seiner dünnen Sehne nicht durch das Loch des Metatarsus und nach innen, sondern oben an die erste Phalanx der vierten Zehe geht, also diese streckt, und nicht anzieht, und dann der extensor digiti tertii, wel- cher ganz fleischig ist und den Lauf vorn seiner ganzen Länge nach belegt. Es fehlen mithin der abductor digiti 241 quarti, der abductor digiti secundi und der adductor digiti secundi wie allermeist auch bei den Singvögeln. Ebenfalls wie bei diesen und den Spechten werden die Nagelphalan- . gen durch elastische Bänder aufgerichtet. Der rectus abdominis entspringt breit von beiden Brust- keinknorpeln seiner Seite oder überhaupt vom Abdominal- “ rande des Brustbeins, ist bis etwas über die Mitte seiner Länge fleischig, dann fängt die breite Sehne an. Der quere _ Bauchmuskel ist sehr schmal bandförmig, durchaus fleischig entspringt er nur von einer kleinen Strecke des Schambei- nes (nicht zugleich von den Rippen wie bei den Papageien) und geht an den mittlern Knorpel des Brustbeines. Der obliquus internus läuft dünn vom Schambeine zur letzten Rippe. 2. Nervensystem und Sinnesorgane. Das Cerebellum hat ziemlich ansehnliche Seitentheile und zwölf Querabtheilungen, von welchen die beiden hin- tersten die grössten sind. Es ist klein, nur die Vierhügel und die Hemisphären gross, letztere besonders ausgezeich- net durch die tiefe Quergrube auf ihrer Oberfläche, wodurch “der vordere Theil derselben abgesondert wird; hinterwärts sind sie ebenso gewölbt, wie nach vorn erniedrigt, der vor- dern Einbiegung der Hirnschale ensprechend. Die Zirbel- drüse ist sehr klein. Ueber das Auge vergleiche Bd. IV. 388. Das Geruchsorgan zeichnet sich durch die vollkom- mene Verknöcherung der untern und mittlern Muschel aus. Die obere Muschel ist als eine ansehnliche blasige Einbie- sung der knorpligen Nasenwand dargestellt, nicht knöchern. Die mittle Muschel bildet eine längliche hohle blasig auf- getriebene Knochenlamelle, welche von unten fast in der Mitte ihrer Länge wie ausgeschnitten oder sehr verengt ist, übrigens statt aller Einrollung nach innen nur eine starke Hervorragung bildet. Auch die untere oder vordere Mu- schel ist eine blos knöcherne Lamelle, welche perpendiku- lar herabhängt, an der innern Fläche eine ganz gerade Wand bildet, an der äussern aber etwas gehöhlt und mit der untern Kante ein wenig muschlig nach aussen gebogen ist, Diese Muschel ist die grösste und stellt ein längliches 242 Trapezoid dar. Die Glandula nasalis ist sehr klein und schmal, am obern Rande der Orbita gelegen. Der Zungenkern besteht aus zwei gegen einander be- weglichen Hälften, welche vorn knorpelig und auch hier ‘ nicht einmal vereinigt sind. Der Zungenbeinkörper ist dick und breit, wie die ganze Mundfläche, hinten gezahnt pfeil- förmig. Zwischen ihr und dem Larynx liegen Drüsenöff- nungen, ebenso der unbewegliche Stiel, die Hörner lang und dünn. Die Zunge ist weich, fleischfarben, zwei durch eine deutliche Scheidewand getrennte Choanen sind sicht- bar. Der Gaumen hat keine vordere Querleiste, aber eine hintere fein gezähnte und seine Oberfläche ist fein papillös. 3. Gefässsystem und Respirationsorgan. Der Wiedehopf hat nur eine Carotide wie die Passe- rinen, nämlich die linke, welche eine bedeutende Strecke unbedeckt läuft. ‚Die im Lumen queroyale Luftröhre besteht aus wei- chen Knorpelringen, welche hinten in der Mittellinie bis zum untern Kehlkopf offen sind. Die hintern Enden schie- ben sich deutlich über einander, so dass also die Luftröhre einer bedeutenden Erweiterung und Verengung fähig ist. Die museuli tracheothoraeiei sind sehr dünn und fein. Den untern Kehlkopf, welchem alle Muskulatur fehlt und der daher äusserlich nicht 'hervortritt, bilden einzelne unver- wachsene hinten offene Knorpelringe. Nur die drei letzten Ringe der trachea sind hart, und von diesen ist der erste “winkelig;, aber vollständig und ganz; der folgende wie es scheint vorn getheilt, der dritte stärkste, ebenfalls vorn ge- theilt, aber zugleich jede Hälfte am vordern Ende mit einem Fortsatz versehen, welcher einem aufwärts gehenden des darauf folgenden nur knorpligen ersten Bronchialhalbringes entgegenkommt und sich mit demselben verbindet, Die Bronchien sind auf der innern Seite blos häutig. — Die Stimmdrüsen sehr klein, einfach und rundlich. Die leere Seitenzelle ist jederseits einfach, ungemein gross, daher die von ihnen eingefasste leere Brustbeinzelle und leeren Leberzellen sehr zusammengedrückt und schmal. Die leere Brustbeinzelle ist sogar schmäler als bei irgend 243 einem andern Vogel, so dass auch die gewöhnlichen Tra- bekeln fehlen. Die Leberzellen, hinten das Herz vorn die _ untere Fläche des Magens aufnehmend, erstrecken sich doch fast bis zum After. Die Darmzellen sind wie gewöhnlich durch das Mesenterium, dann aber auch durch ein an die hintere Wand der Leberzellen stossendes Septum in zwei getheilt. Zwerchfellsmuskeln sind sehr deutlich, aber ganz ver- einzelt, etwa drei jederseits, jeder zu einer Rippe. gehend. 4. Verdauungsapparat. ‚ Die sehr deutliche Parotis liegt gleich am Mundwin- kel als eine röthliche wenig dicke Masse mit einer ritzen- förmigen Oeffnung innen dicht am Mundwinkel, aus wel- cher ihr Schleim hervortritt. Die Gulardrüsen bilden zwei Reihen kleiner wie es scheint vereinzelter oder einfacher Drüsen, welche nach vorn in einen gemeinschaftlichen, bis zum Kinnwinkel laufenden Kanal vereinigt sind. Keine Schleimdrüsen am Unterkiefer wie bei den Spechten und Wendehals. Der Darmkanal ist elf Zoll lang oder etwas länger, Am Ösophagus kein Kropf. Der Vormagen ist schon äusser- lich sehr gut zu erkennen, dickdrüsig, die Drüsen bis an den Magen herantretend, gross, mit deutlich sichtbaren Oeff- nungen, gleichmässig vertheilt, ohne erhöhte Juga zu bil- den. Der Magen ist schlaffwandig, mehr häutig als mus- kulös, mit weicher fast käsiger leichtlösbarer innerer Haut und ohne recht sichtbare äussere Sehnenstelle, nur wenig umfangreicher als der Vormagen. Am Darm, dessen innere Fläche sehr deutlich sichtbare spitze, in der hintern Ge- send kürzere’und regelmässig geordnete Zotten trägt, keine Spur von Blinddärmen. . Die Leber ist ungleichlappig, der linke Lappen der kleinere, kuckuksähnlich. Die Gallenblase ist so lang und dünn darmförmig wie bei Spechten. Das Pankreas ist doppelt; das erste besteht aus zwei langen und einen mittlern, kurzen, subdividirten Lappen, welche alle platt’und scharfrandig sind, das zweite aus einem lan- sen Lappen mit einem mittlern daran ‚gesetzten. erstreckt sich noch über die Rückbiegung des Duodenums hinaus, 244 Die länglich cylindrische Milz ist viel kleiner als bei den Passerinen. 5. Harn- und Geschlechtswerkzeuge. Die Nieren ähneln sehr denen der Singvögel, ihre Vor- derlappen kurz und breit, am Rande deutlich gesondert. Die kugligen Hoden werden ausser der Turgescenz sehr klein und schwärzlich. Der Eileiter ist 10“ lang und hat eine gefranzte Mündung. . Endlich mag noch der Bürzeldrüse gedacht werden. Sie ist gross zweilappig, beide Lappen verschmolzen, mit einem gemeinschaftlichen röhrigen weit geöffneten Ausfüh- rungsgange, dessen dünne Wände durch die darin sitzen- den Federn gleichsam wie durch Fischbein gesteift werden. Der Ausführungszipfel, in dem sich beide Lappen vereini- gen, ist ganz hohl, ohne Scheidewand, erweitert sich nach hinten fast birnförmig. Am Grunde dieser Erweiterung be- finden sich zwei ziemlich weite Oeffnungen, deren jede einem der beiden Drüsenlappen angehört. Die Oberfläche dieser Drüsen ist mit ganz schwachen Muskelfasern über- zogen, doch schwächer noch als bei dem Kuckuk, wo die- selben wohl die stärkste Entwickelung besitzen. Die Aus- führungshöhle enthält eine während der Brütezeit sehr stin- kende schwärzliche oder braune Schmiere, ausser. dieser Zeit und bei dem Männchen eine nicht riechende weiss- liche Feuchtigkeit. Mittheilungen Naturhistorische Sammlungen in Gera. 1. Oryetognostische Mineraliensammlungen besitzen die Her- ren: Kaufmann Moritz Rudolph Ferber, Prof. math. Eisel sen. (Gymnasialsamml.) D. med. Weber, Hofapotheker Otto; die Vereins- mitglieder Cand. theol. R. Schmidt und Dr. Liebe und der na- turwissenschaftliche Verein, sämmtlich in Gera, ferner Herr Pastor Mackroth in Thieschitz. Diejenige des fürstl. Gymnasiums (2500 Nrn.) excellirt durch streng systematische Ordnung, Katalogisirung, und zweckinässige Aufstellung; durch Prachtstücke theilweis nicht mehr brechender 245 Vorkommen und ‚den Besitz des grössten: Stückes des. 1819) bei Poliz ‚unweit Gera gefallenen (ursprünglich etwa 8 Pfd. schweren) Meteorsteins. Weit über die'Grenzen des Reussenlands aber und selbst Thüringens und Sachsens hinaus verdient ‘die prachtvolle Sammlung des Herrn: Kaufmann Ferber Erwähnung. Dieselbe gehört, ‚nicht nur was Anzahl, sondern mehr noch was Auswahl ıder Stücke betrifft, unstreitig zu ‚den bedeutensten PR NER Deutschlands, wenigstens: derer in Privatbesitz. 2. Gedgnoslische Sammlungen, namentlich hiesiger Cs Herr‘ Cand, theol. Schmidt, der naturwissenschatftliche een und Robert Eisel (Einsender lösen) in. &era. (Letztere noch nicht aufgestellt.) 3. Date fabtensammiungen; Die Herren Begierungsrath ‘Din- ger, in Untermhaus, Pastor Mackroth, in, Thieschitz, und Cand. ne Dr. Liebe und Robert Eisel, ‚so : wie der. naturwissen- rare Verein in Gera. Die hiesige Zechsteinfauna ; ist; in: ‚den, reichen Localsamm- lungen: der Pa ‚Regierungsrath‘ Dinger, in Untermhaus ‚Pastor Mockrsih in Thieschitz und Robert Hisel in Gera vertreten und erfreut sich häufigen Besuchs und. vieler Nachfrage sowohl von Seiten in- wıe ausländischer Forscher und Dilettanten. 4. Conchyliensammlungen: ın Gera die Herren Prof math. Eisel (Gymnasialsammlung, bloss Meeresconchylien, ca. 600 Spe- ‘cies, worunter manches Seltene), Cand. theol. Schmidt, Dr. Liebe, Robert Eisel (bloss aus der Umgebung), der naturwissenschaftliche Verein; in Untermhaus: die Herren Regierungsrath Dinger und “ Uhrmacher und Mechanicus Grimm, endlich in Cuba: Herr Ma- ler Bräunlich (blos Meeresconchylien). 3. Entomologische Sammlungen: in Gera die Herren: Kauf- mann Hermann Schmidt, Uhrmacher Dyroff, Schlossermeister Wimmler,; Schneidermeister Ephardt, Kaufmann Walther 'Ferber, Cand. Schmidt, und der naturwissenschattliche Verein. In Cuba: die Herren Maler: Bräunlich und Modelltischler Burkhardt, ' end- “lich ‚in Untermhaus: die Herren Uhrmacher ; und: Mechanieus Grimm und Glasermstr. Buttstädt. ‚ Vor allen verdient die Samm- lung europäischer Schmetterlinge des Herrn Kaufmann Herrmann Schmidt hervorgehoben zu werden. Abgesehen davon, dass nur wenige der ‚bekannten europäischen Arten darin fehlen , umfasst dieselbe auch ‚eine dem Laien. nicht nur, sondern selbst Kennern ganz’, unerwartete Reichhaltigkeit Geraischer Vorkommen , wie solche. nur, durch. die, genaueste wissenschaftliche. Erforschung un- seres Gebiets verbunden mit. der auch auswärts längst anerkann- ten .Kennerschaft des Herrn Besitzers: ‚ermöglicht werden konnte. 6. Sammlungen ausgesiopfter Thiere, namentlich Vögel: Die Herren Kaufmann ‚Wildenhain ,' der naturwissenschaftliche Verein in.'Gera, und mehrere Händler. In Greiz dagegen besonders die Sammlung unseres Vereinsmitgliedes, Herrn. Zuckerbäcker Ober- 17 246 länder, und''in Schleitz die Sammlung Sr. Durchlaucht des Für- sten Heinrich LXIX. Letztere steht unter der speciellen Auf- sicht des tüchtigen Kenners und Ausstopfers Herrn Tafeldecker Stöckel und enthält beinahe vollständig alle jemals im Reussenlande nistend oder auf dem Zuge vorkekomnienen Arten; namentlich auch viele, die wasserreiche Schleitzer Gegend berührende Seevö- gel. — Endlich darf die Sammlung des weltbekannten Pastor Brehm in dem nur 5 Stunden entfernten Renthendorf nicht über- gangen werden, als weitaus die reichhaltigste. Trotzdem dass hier grösstentheils nur Bälge vorliegen, fehlt es ihr doch gar sehr an Raum zu einer zweckmässigen Aufstellung. 7. Herbarien. Herr Dr. med. Weber und im Beginn eins dergl. speciell hiesiger Gegend durch die Herren Verfasser der Flora von Herren Cand. theol. Schmidt und Kunstgärtner Otto Müller. Das Cryptogamen-Herbarium des Letzteren enthält, excl. der Pilze, allein aus hiesiger Gegend bereits gegen 500 Species, worunter die in Deutschland überhaupt sehr seltenen oder doch hier kaum erwarteten als Hookera lucens, Polytrichum alpinum, Weisia crispula, Hypnum crista castrense, Barbula tortuosa etc. 8. Meteorologische Notizen führen regelmässig die Herren ‘ Seilermeister Kratsch jun. und Cand. theol. Schmidt. In Weida: Herr Lehrer Peter sammelt naturhistorische Ge- genstände der Umgebung Weidas und verfertigt einfache physi- kalische Instrumente in grosser Vollkommenbheit. In Beıga: Herr Dr. Fränkel, namentlich entomologische Sammlung. ' ; Säugelhiere im Diluvium bei Rolhenburg an der Saale. Bei den behufs Anlage einer neuen Walzhütte und Mühle bei Rothenburg vorgenommenen Erdarbeiten am bisherigen rech- ten Ufer des Werksobergrabens , der alten Kupfer- und Walz- hütte gegenüber wurden in einer Tiefe von etwa 20 Fuss unter der früheren Erdoberfläche und ungefähr 8 bis 10 Fuss unter dem Bett des genannten Grabens nicht selten Ueberreste vor- weltlicher Säugethiere gefunden. Dieselben kommen, wenn auch durchweg in der angegebenen Tiefe, in unzweideutigem früheren Bett des Saalstromes in einer lehmig thonigen Sandschicht vor, Jedoch so einzeln, dass kein besonderes Augenmerk darauf ge- richtet werden konnte und sie daber bei der Arheit des Ausgra- bens meist stark lädirt wurden. Ein beträchtlicher Theil dersel- ben ist früher schon in die Sammlungen der Mansfelder Berg- schule, andere Stücke in verschiedene Privatsammlungen gelangt, ohne dass Näheres darüber öffentlich bekannt geworden ist. Der Rest davon, den ich der Sammlung des Vereins übermacht habe, besteht nach Herrn Giebels- Bestimmung in folgenden Stücken: 347 1. Elephas primigenius. Ein vollständiger oberer eben in Function tretender Backzahn aus 24 Schmelzplatten gebildet; Bruchstücke zweier gleichen Backzähne; grösseres Ienlens ! des Beckens mit der Pfanne für den Oberschenkel. 2. Rhinoceros lichorhinus. Ein oberer Backzahn, 8 untere in sehr verschiedenen Graden der Abnutzung; kleines Stück des Unterkieferastes;; Körper des zweiten Halswirbels; zwei Rippen- stücke; drei mehr weniger vollständige Oberarme; ein beschä- dister Cubitus. j 3. B.s priscus. Zwei- ziemlich vollständige Hörner, drei basale Fragmente und zwei Spitzen solcher; Hinterhauptsgelenk- höcker und Knorren des Femurs. 4. Cervus elaphus fossilis. Geweihfragment mit Augen- spross und erstem Zinken darüber und ein Stück ‘der Stange. *) Joachimi. | ur en Astronomie und Meteorologie. Irrlicht-Beobachtungen. (Aus Miıttheilungen des nknens Heller, in Nürnberg an A. v. Hum- boldt.) — „Der Unterzeichnete, welcher seit dem Spätherbste 1813, also im 44ten Jahre Pfarrer in Beerbach ist, bezeugt hiermit auf Ver- langen seines Freundes und Amisvorgängers, des Hrn. Pfarres Heller zu Nürnberg Folgendes: Gegen Süden vom Pfarrhause zu Beerbach (beim Markiflecken Eschenau, 3 Stunden von Erlangen und Nürnberg) befindet sich auf einem eine Viertelstunde entfernten Berge das Dorf Tauchersreuth. ‚Von diesem Berge heral zieht sich in fast gerader, jedoch mehr östlicher Richtung ein sumpfiger Platz mit einem Bäch- lein, und zwar theilweise Are ein Wäldchen — bis ohngelähr auf 100 Schritte vom vorderen Plarrgarten entfernt. Da, wo auf dem Berge der Sumpf und das Bächlein begiunt, ist im Spätherbsle jeden Jahres ein sogenanntes Irrlicht zu sehen, das die Richtung des Sum- pfes und des Baches verfolgt und sich am längsten in der Gegend des Wäldchens aufhält. Dieses Irrlicht, das in hiesiger Gegend unler dem Namen „das feurige Männlein“ bekannt ist, unterscheidet sich, aus der Ferne beobachtet, sehr wesentlich von dem Lichte einer La- *) Es ist sehr zu wünschen, dass dergleichen Vorkommnisse in unserem Vereinsgebiete im localen wie allgemein wissenschaftlichen Interesse publieirt werden und sind wir gern bereit derartige Zusen- dungen zu diesem Zweck zu untersuchen, wenn dem Besitzer die Gegenstände unbekannt sind. Leider gehen viele und sehr wichtige Erfunde in Privathände ‘über, ohne dass das’ wissenschaftliche Pu- blikum von ihrer Existenz jemals etwas erfährt. Die Red. 17* 248 terne oder Fackel, indem es bald höher bald iedriger steht; beson- ders weite Sprünge macht es nicht, Um die Adventszeit, also Anfangs December, wo in der Regel die feuchteste Witterung ist, erscheint es am häufigsten, im Sommer habe ich es selbst bei nassem Wetter noch nicht gesehen. ‚Die Stunde seiner Erscheinung war in.der Regel zwischen 8 und 11 Uhr. Am allermeisten kam: es den Berg herunter und dem Bache entlang an Weihnachten 1843, denn da ging es sogar bis an den, vorderen Pfarrgarten her, bis ich aber vor das Haus ging, war es verschwun- den. Besondere Beobachtungen habe ich über dieses Phänomen in der Nähe noch nicht angestellt, denn die Nachtzeit und die. sumpfige Gegend machen dergleichen nähere Beobachtungen misslich. Von Bauersleuten in Tauchersreuth kann man über diese Erscheinung nichts Näheres erfahren, da sie sich für dergleichen Dinge nicht interessiren, und an dem Orte setner gewöhnlichen Erscheinung kein gangbarer Weg durchführt. In neuester Zeit habe ich es weniger beobachtet, wiewohl seine Erscheinung auch da nicht ausblieb, da ich vom Spät- herbste an mit meiner Familie parterre wohne und es von da aus nicht so in die Augen fällt, wie im oberen Wohnzimmer. Wenn seine Erscheinung ausbliebe, so wäre es auffallend, denn die sum- pfige Gegend, wo es sich zeigt, ist noch ganz dieselbe, wie früher. Dieses Irrlicht ist übrigens eine Art Wetterprophet, denn, wenn es auch bei noch ziemlich trockener Witterung erscheint, so erfolgt doch gleich darauf nasses Wetter. Seit vielen Jahren ist dieses Licht mehr oben über dem Wäldchen geblieben und nicht mehr so weit herunter in die Tiefe des Bächleins gekommen, wie früher. ‘ Beerbach, den 23. Febr. 1857. Pfarrer Boeck. Uebereinstimmend. damit äussert sich der Rantor Lechner: „Ich bin seit 40 Jahren in Beerbach und habe die sogenannten Irrlichter während dieser Zeit sehr oft beobachtet. Den Bewohnern von Tau- chersreuth, Neuhof und Beerbach ıst die Existenz dieser Erscheinung, ebenso wie mir, eine unwidersprechliche Thatsache. Die Landleute pflegen sich zu äussern: „Es geht auf die heilige Zeit, darum lassen sich die feurigen Männer wieder sehen.“ Fast in jedem Jahre, in den Monaten Februar, März, November und December, zuweilen auch im April, Mai, September und October, in finsteren Nächten, in der Zeit von 8— 11 Uhr Abends oder 5— 7 Uhr Morgens, wenn das Erdreich feucht und offen war, konnte ich bei einer Temperatur von 8 — 9° diese Erscheinung wahrnehmen, und noch vor 6 Wochen beä merkte in der beschriebenen Gegend ein Irrlicht. Das Licht stellt sich dem Auge des Beobachters, der etwa 3— 400 Schritt entfernt zu sein glaubt, meistentheils von der Grösse einer starken Gasllamme und in bläulicher Farbe dar. Ich:weiss mich an Fälle zu erinnern, wo das Licht länger als "eine Stunde beobachtet werden konnte.“ (Pogg. Ann, CI. 158.) Ueber das Funkeln der Sterne — „Am Abend. .des 16teun März d, J, funkelten die Sterne stark zu Brighton Sirius und 249 Aldebaran waren sichtbar und wenn man ‚die Axe der Augen durch sie hindurchführte, um den Ort ihres Bildes auf der Netzhaut zu ver- ändern, so zeigle sich der vom Funkeln herrührende Unterschied in gewissen Momenten so gross, dass er ein scheinbares Auslöschen der Sterne bewirkte. Fs wurde daher ein Spiegel so in die Hand ge- nommen, dass er von dem auserwählten Stern ein rellectirtes Bild in das Auge sandte, und dann wurde er, was sich leicht thun liess, sol- chergestalt bewegt, dass das Bild des Sternes eine Linie oder einen Kreis beschreiben musste: Bei Untersuchung der Helligkeit des Stern- bildes, ım Moment, da es von verschiedenen Theilen des bewegten Spiegels reflectirt wurde erwies sich das Licht ungeheuer verschieden und sehr häufig in der That vollständig vernichtet. Wirklich waren die successiven Phasen des Sternes, welche, in einer Richtung ge- sehen, ein continuirliehes, aber zitterndes Licht gaben nun zerlegt in ihre hellen und ihre absolut dunkeln Zustände und dadurch ward der Effect des Funkelns weit deutlicher gemacht als durch die. ge- wöhnliche Beobachtungsweise. Die scheinbaren Auslöschungen lagen nicht weit auseinander, sondern zerschnitten oft einen kreisförmigen Weg des Lichtes von etwa 10° Winkelgrösse, in 6, 7 oder 8 Stücke getrennt, durch dunkle Intervalls ohne merkliches Licht.“ (Ebd. 157.) Physik. Babinet, -über die Absorption des Lichts durch die Kometen. — Im Jahre 1825 beobachtete Pons, dass durch den Kern des grossen Kometen des Stieres hindurch ein Stern 5ter Grösse sichtbar war, ohne von seinem Glanze merklich verloren zu haben. Nimmt man nun mit Johnson und Pogson an, dass ein Stern um einen Grad der Grösse herabgedrückt wird wenn sein Licht auf 2/, des ursprünglichen zurückgeführt wird, so kann jener Stern höchstens !/, seiner wirklichen Intensität verloren haben, muss also noch */, davon besitzen. Das Sternenlicht besitzt aber nach dem senk- rechten Durchgange durch die Atmosphäre nur noch 3/, seiner Inten- sitäl. Nimmt man die Dicke der atınosphärischen Schicht zu 8. Kilo- meler an, nachdem sie auf die Dickigkeit der untersten Schicht redueirt worden ist, so verringert also ein einziger Durchgang durch dieselbe das Licht bis auf %/,, zwei Durchgänge bis auf 3/,.°/,= (°/a)” und der Durchgang durch eiuen tausendmal grösseren Raum auf (3/,)1000 von der ursprünglichen Intensität. Der: Kern des oben genannten Kome- ten besitzt aber gerade einen Durchmesser von S000 Kilometern. -Will man ‚die Dichtigkeit der Kometenmasse mit derjenigen ‘der At- 'mosphäre vergleichen, so muss man so dünne Luft nehmen, dass’ ihre. Dichtigkeit multiplieirt mit der 1000 Potenz von ?/, gleich würde ‚dem Bruche ®%/,. Bezeichne x diese Dichtigkeit, so müsste man haben: RL Die Rechnung gibt für x einen. Stammbruch, des- sen Nenner aus einer 1 mit 125 Nullen besteht, welcher Bruch also das Verhältniss der Dichtigkeit jenes Kometen zur Dichtigkeit unserer Atmosphäre angibt. (Compt. rend. T. XLIV. S. 886.) Vv. W. 250 ©... Külp, Edm., ‚Lehrbuch. der Experimentalphysik. In vier Bänden. 1. Bd. (die Lehre vom Schall und vom Licht.) Dermstadt bei Diehl. — Obwohl, streng genommen, nach neuen Lehr- büchern ‚der Physik kein Bedürfniss fühlbar sein möchte, da die vor- handenen den verschiedenen Zwecken entsprechend eingerichtet sind; so können wir trotzdem das vorliegende, da es einmal ins, Leben ge- treten ist, aus mehrfachen. Gründen willkommen ‚heissen. Der uns vorliegende bis jelzt allein erschienene zweite Band umfasst die Lehre vom Schall und vom Licht. ‚Beide Abtheilungen behandeln ihren Stoff mit ‚grosser Ausführlichkeit in einem ruhigen und besonnenen Tone, besonderes Gewicht ist, und mit Recht, auf die Erörterung der Wel- lenbewegung im Allgemeinen gelegt und dabei vielfach auf die Wel- lenlehre, der Gehr. Weber zurückgegangen. ' Es ist eine zusammen. hängende, verständliche Entwieklung dieser für Viele schwer verständ- lichen Bewegungsart ‚gegeben, wie man sie selten findet. Die zur Ableitung der Gesetze oder ihrer Bestäligung nölhigen Versuche sind von dem Verf. meist selbst angestellt und die Art und Weise ihrer Ausführung umständlich mitgetheilt. Es erhält dadurch, wie uns dünkt, die ganze Entwicklung eine gewisse Solidität und gewinnt an über- zeugender Kraft, In Betreff der hier und da eingestreuten malhema- tischen Ableitungen möchten wir noch die Bemerkung machen, dass die Benutzung der Dıfferenziale, ohne ihre Natur als bekannt vorauszusetzen, sie vielmehr nur als eine Bezeichnung als irgend eine andere hinzustellen, elwas Anslössiges hal; wenigstens für den Anfänger. Noch möchten wir erwähnen, dass die Uebersichtlichkeit des Textes wesentlich vermehrt und das Zurechifinden erleichtert würde, wenn das Ganze durch häu- fie Ueberschrilten, wie z. B. in Müllers Lehrbuche, in kleinere Ab- schnitle zerfällt wäre, wenigstens wäre deshalb ein recht ausführli- ches Sachregister wünschenswerth, Die Ausstattung, die Holzschnitte mit einbegriffen, ist eine sehr lobenswerthe und deshalb der Preis von nicht ganz 2 Thlr. für den auch einzeln verkäuflichen Band von 30 Bogen ein sehr billiger. Ebenfalls selbstständig wird zu jedem Bande ein Ergänzungshelt, die höhere mathematische Begründung enthaltend, ausgegeben. Es steht deshalb zu hoffen, dass auch dieses neue Lehrbuch sich zahlreiche Freunde erwerben werde. Dove, über das electrische Lieht. — Aus den Ver- suchen von Wheatstone und Masson über das Speetrum des electri- schen Fuukens hat sich ergeben, dass die dunkeln Linien darin ver- schieden sind nach der Natur der Metalle, zwischen welchen der Funke überschlägt, dass bei Anwendung verschiedener Metalle des Spectrum vereint die Linien zeigt, welche man wahrnimmt, wenn man nacheinander ihn zwischen gleicharligen Kugeln jedes der beiden Metalle erregt, dass aber trotzdem bestimmte Linien als 'gemeinsame in denselben sich zeigen. Man hält deshalb das Licht des Funkens für ein gemischtes, aus. directer Lichterregung in dem Mittel, in wel- 9% 251 chem der Funke überschlägt und 'glühend fortgeschleuderten Theil- chen der Kugeln, zwischen welchen er überspringt. — Ueber das eigentliche electrische Lieht ohne Glüherscheinungen fehlen indess ge- naue Untersuchungen. : Um diese schwächeren electrischen Lichter- scheinungen mit denen des Funkens zu vergleichen und seine Farbe zu bestimmen, hat D. dieselbe durch. farbige dioptrische Medien ab- sorbiren lassen oder katoptrische Farhen in ihrer Beleuchtung unter- sucht. Der electrische Büschel kann erregt werden indem man die Spitze entweder am positiven Haupteonductor selbst anbringt, oder an einem zweiten Conductor, in welchem aus dem Hauptcon. ductor continuirlich Funken üherschlagen. Durch ein 6“ starkes tiefhlaues Kohaltglas scheinen die Veräste- lungen des Büschels deutlich hindurch ebenso durch ein grünes Glas obwohl hier schwächer , in einem rothen Ueberfangglase jedoch ver- schwinden sie gänzlich. Eine blaue Zeichnung im rothen Felde er- scheint von den Strahlen des Büschels beleuchtet hell auf dunklem Grunde, eine rothe im blauen Felde dunkel auf hellem:6runde, also so als ob man sie bei Tageslicht durch das tiefblaue Glas betrachtete, In einem gleichseiligen Flintglasprisma erscheinen die Strahlen mit fast unveränderter Farbe nur etwas breiter; in dem Spectrum des hellen Fusspunktes des Büschels dagegen tritt roth, grün und violett lebhaft hervor. Im electrischen Ei ist die Erscheinung fast dieselbe, denn auch hier zeigt das Spectrum des senkrechten Lichtstromes breite blaue und grüne Streifen nebst einem schmalen rolhen, die sich ge- geu die bereits angewandten Gläser ganz ebenso verhalten. Der electrische Funke dagegen ist durch alle farbigen Gläser in deren Farbe sichtbar, aber während sein Spectrum sich ändert mit. der Natur der Metalle, ist dies bei dem electrischen Büschel nicht der Fall, während ferner die Einschaltung eines nassen Fadens das Licht des Funkens sehr abändert, ist auch beim Büschel davon nichts zu merken, denn Jer aus einem durch nassen Faden mit dem 'Haupt- conduclor verbundenen Leiter entwickelte Büschel blieb unverändert. Dagegen lassen Büschel wie Funke das Uranglas gleich lebhaft leuchten. Hieraus nun folgert der Verfasser, dass die eleetrischen Licht- erscheinungen im Stadium geringer Helligkeit schwerlich einem all- mälıg zunehmenden Glühen fester Theile zugeschrieben werden kön- nen. Denn ein durch Erwärmung glühend werdender Draht geht aus dem Roth durch Orange ins Weiss über, der electrische Büschel da- gegen fängt, wenn man ihn vom ganz schwachem Licht bis zum hel- len Funken steigert, mit dem Violett an und durchläuft dann die an- dern Spectralfarben, also in entgegengesetzter Folge. Jene schwachen Lichterscheinungen verhielten sich vielmehr wie die an sich schwach leuchtende Wasserstoflfflamme, die z. B. im Drummondschen Licht durch glühende feste Körper weiss wird. Verbinden sich mit dem dem brechbarern Theile des Specetrums angehörigen eigentlichen electrischen Lichte Glüherscheinungen durch fortgerissene Theile beider Pole, so kann dasselbe eine violelte Färbung annehmen, wenn diese .Theilchen 252 blos 'rothglühend sind.ı" So bei der Lichtsäule‘ ım electrischen Ei, dem Fusspunkte des Büschels.. Sind die ‚fortgerissenen. Theilchen. weiss- glühend, ‚so übertönt ‚dieses Weiss die übrigen Farben, und lässt. das Ganze weiss erscheinen. ' Erreichen jedoch.diese weissglühenden Theil- ' chen sich ‚nicht, ‘so erhält: der Funke eine Unterbrechungsstelle, wo er. durch: ein schwächeres violeites oder röthliches Licht unterbrochen wird. Diese Stelle enthält ausser dem eleetrischen noch rothes Licht, wenn (die vorber weissglühenden Theile sich bis zur Rothgluth abge- kühlt haben. (Pogg. Ann. CI. 292.) Wil _ Chemie. _Becquerel, Wirkungen von Druck und Wärme. — Setzt man Eisenblech der feuchten Luft aus, so oxy- dirt es sich zuerst an einigen Punkten, wo die Masse des Eisens he- terogen ist in Bezug auf die Gesammtmasse oder wo andere Körper ihr eingemengt sind. Diese Punkte bilden mit dem Eisen galvanische Elemente, Diese zersetzen das Wasser; es bildet sich Eisenoxyd und aus dem Wasserstoff durch Zutritt des Stickstoffs der Luft Am- moniak. Dieser Process wird beschleunigt. wenn das Eisen in Berüh rung mit weniger oxydirbaren Körpern steht, wie Kohle, Silber, Blei und Kupfer. Die Feldspathgebirgmassen, indem sie vor der Gewalt des Wassers in den Flüssen übereinanderrollen und sich gegenseitig reiben, werden zersetzt. Das Alkali wird daraus aufgelösst. Heibt man Feldspath, Basalt u. s. w. im Achatmörser mit Wasser, so nimmt dies Kali auf. Daubree hat daher vorgeschlagen, aus den Feldspa- then das Alkali dadurch zu gewinnen, dass man sie mit Wasser in Tonnen rotiren lässt. — Reibt man salpetersaures Bleioxyd und Jodkalium zu gleichen Alomen zusammen, so erhält man Jodblei und Salpeter. Schwefelsaures Natron und kohlensaurer Kalk zersetzen sich gegenseitig. — Um die chemischen und electrochemischen Wir- kungen unter Mitwirkung von erhöhtem Druck zu ermitteln, schmilzt man ein Rohr von 5 — 6mm Durchmesser und 24m Länge an einem Ende zu; dann bringt man dıe Lösung nd den festen Körper, die auf einander wirken sollen, hinein. Nun giesst man Aether oder Schwefelkohlenstoff darüber, schmilzt auch das andere Ende des Roh- res zu und erhitzt auf 100 bis 150°. Bei den electrochemischen Ver- suchen werden die Apparate in die Röhren mit hineingestellt. Auf diese Art stellte B. dar:,1. Arragonit in rectangulären Prismen mil messbaren Winkeln, 2. Schwefelkupfer in sechsseitigen Prismen ganz den natürlichen gleich; ‘3. Schwefelsilber und Schwefelblei von met- tallischem Ansehen; 4. Malachit und Kupferlasur in kleinen Mengen; 5. unlösliche, krystallisirte Jodide, Bromate und Cyanide von Metallen. (Compt. rend. T, XLIV. 938.) Osann, neue Versuche über den Ozon-Wasserstoff, — Schon früher (cf. Bd. 1. pag.. 374 u. Bd. Ill, pag: 486) hat 0. beobachtet, dass der ı auf. galvanischem Wege erhaltene . Wasserstoil eine, grössere | redueirende.. Kraft besitzt, als '.der. auf ‚gewöhnliche 253 | Weise chemisch dargestellte, weshalb er den ersteren mit den Namen Ozon +» Wasserstofl belegte. Bei Wiederholung der Versuche stiess ©. aber auf Ungleichheiten in den Ergebnissen und sah er sich deshalb zu neuen Untersuchungen veranlasst, deren Ergebniss er in dem Satze ausspricht, dass zum Gelingen der Darstellung des Ozon - Wasserstofls eine Mischung von Wasser mit einem frisch erhaltenen Destillat rau- chenden Nordhäuser - Vitriolöls angewendet werden muss. Bleibt die Mischung tagelang stehen, so verliert sie diese Eigenschaft. Dadurch ist ferner festgestellt, dass die Einwirkung auf das Silbersalz nicht von einer zufälligen Beimischung des Wasserstoflgases herrührt; be- sonders hat sich 0. davon überzeugt, dass das Destillat der Schwefel- säure keine Selensäure enthält, ‘aus der bei der Elektrolyse Selen- oxyd oder Selenwasserstoff entstehen könnte. Dass sich der aus der frisch dargestellten Mischung entwickelnde Wasserstoff anders verhält, als der, welchen man erhält, nachdem die Mischung mehrere Tage gestanden hat, ist nicht so auffallend, als es im ersten Moment er- scheint. Die Phosphorsäure verhält sich ganz analog. Phosphorsäure oder Metaphosphorsäurehydrat aPO5HO in Wasser gelöst, gibt mit Silbersalzen , einen weissen schleimigen Niederschlag. Nach einigen Tagen wird sie in Pyrophosphorsäurehydrat bPO°2HO und zuletzt in das Hydrat der gewöhnlichen Phosphorsäure cPO°3HO verwandelt; beide verhalten sich ganz anders gegen Silbersalze. — 0. hat ferner gefunden, dass fein’ zertheiltes Platin das gewöhnliche Wasserstoffgas gleichfalls in Ozon-Wasserstoffgas verwandelt. (Journ. f. pret, Chem; Bd. LXLI. pag. 355.) | Giseke, Darstellung desSelenausFlugstaub. — Vor einigen Jahren entdeckte Dr. Boetiger Selen in dem Flugstaube, der sich ‚in dem hohen Schornsteine der Röstöfen auf dem Mansfeldischen Entsilberungswerke absetzt. Boettger stellt daraus das Selen auf folgende Weise dar: der Staub wird geschlemmt und mit Salzsäure ausgezogen ; der trockne Rückstand wird mit Pottasche oder. caleinirter Soda in sut Lulirten Tiegeln zerschmolzen. Die Schmelze gepulvert und mit heissem Wasser ausgezogen. Die braunrothe Flüssigkeit enthält Se- lenkalium ; sie ‚wird der Luft ausgesetzt, worauf sich das Selen aus- scheidet. Ist die Flüssigkeit farblos geworden, so wird das Selen abfiltrirt, getrocknet und dann desüllirt aus einer tubulirten Retorte aus Sanilätsgut, wobei ein Porcellanrohr als, Vorlage dient. Dann wird, das. Selen geschmolzen und in Höllensteinformen ausgegossen. Der Verkauf des reinen Selen ist dem Apotheker Giseke in Eisleben übertragen. Die Unze kostet 8 Thlr.; der Pfundpreis ist geringer. Diese interessante neue Aulfindung des Seelen ist um so erwünschter, ‚ als eine andere. frühere Quelle des so seltenen Körpers in der Erde- borner Grube bei Tolkerode am Harze schon seit einigen Jahren ver- siegt ist. (Arch. d. Pharm. [2] Bd. XC. pag. 298.) Oppenheim, über das Tellur und einige seiner Verbindungen. — Zu den‘ Fundarten in: Siebenbürgen’ und Un- 254 garn und S. Jose in Brasilien ist neuerdings nach Fluvannacounty in Virginien und Cumberland hinzugekommen. In Oestreich wird jetzt das Tellur im Grossen dargestellt durch Behandlung des Blittwarzes von Zelathna mit Schwefelsäure und Hinzufügung von Salzsäure, um ausser.dem Golde noch das Silber zurückzuhalten, worauf das Tellur durch Zink ausgefällt wird. Der Plan, zum Fällen die schweflige Säure zu verwenden, welche bei der Auflösung frei wird, scheint noch nicht zur Ansführung gekommen zu sein. Das von 0. bear- beitete Tellur enthielt als Beimengung hauptsächlich Blei, ferner Sil- ber und in kleinen Mengen noch Eisen, Gold, Kupfer, Schwefel und Selen. Bei der Destillation des Rohtellurs erhielt O. 87 pCt. reines Tellur. — 1. Physikalische Eigenschaften des Tellur. Regnanlt gibt die spec. Wärme für Wiener Rohtellur = 0,05165 und für destillirtes reines Tellur —= 0,04737 an. Das Product hier- aus in das Atomgewicht 806,5 ist = 38,20. — Nach Lantedosch ist das Tellur diamagnelisch. O. hat den Diamagnetimus des Tellur mit dem einiger anderer Körper verglichen und gibt dafür folgende Zah- len: Wismuth = 1,6053, Antimon — 1,3600, Tellur = 0,5225 und Schwefel = 0,2744. In electrischer Beziehung wird das Tellur als Halbleiter angeführt. ©. fand die Leitungsfähigkeit so klein, dass er sie nicht genauer bestimmte. Mit Wolle gerieben und einem mit Harzelectrieität geladenen Goldblattelectrometer genähert, bewirkte Tel- lur eine sebr geringe Annährung der Goldblättchen. Durch Reiben mit Seide wurde keine sichtbare Wirkung erzielt. — 2. Säuren des Tellur. 1) Tellurige-Säure durch Oxydation von Tellur mit Sal- petersäure erhielt O. am besten krystallinisch, wenn er der einwir- kenden Säure gegen Ende der Operalion etwas Alkohol zusetzte. Ber- zelius Methode, grössere Krystalle durch Zersetzung von Zweifach- chlortellur mit wenig Wasser zu erhalten, wandte er vergeblich an. 2) Tellursäure, Die von Berzelius vorgeschriebene Methode, wonach tellurige Säure mit Kalıhydrat geschmolzen und in die Lösung Chlor- gas geleitet wird, hat den Nachtheil, dass sich tellurigsaures Kalı nur sehr schwer löst und der durch Chlorgas hervorgebrachte Nieder- schlag nur sehr schwer verschwindet. Leichter kommt man zum Ziel, wenn man die tellurige Säure mit 1 Aeq. chlorsaurem Kali und 1 Aegq. Kalihydrat zusammenschmilzt, die Lösung mit Chlorbaryum fällt und den tellursauren Baryt durch Schwefelsäure zersetzt. Durch Umkry- stallisiren wird die Tellursäure frei von Schwefelsäure erhalten. Die von der Schwefelsäure gelöste Tellursäure wird durch Alkohol ge- fälll. Bei langsamem Verdünsten schiesst die Tellursäure in schönen Krystallen an, die 3 Aegq. Wasser enthalten. Sie gehören dem mo- noclinen System ‚an, bilden meistens Zwillinge und sind dem Gyps scheinbar isomorph. Spec. Gew. der Krystalle — 2,340, Sie wer- den von den Polen der Electromagien staık abgestossen. — 3) Salze der Tellurigen und Tellursäure, Eine eigenthümliche Art von Doppelsalzen bildet sich durch Zufügung von freier Tellursänre zu den Nitraten einiger schweren Metalle. In einer Lösung von sal- 255 petersaurem Silheroxyd entstand sofort ein krystallinischer Niederschlag, der sich von: allen durch. Berzelins beschriebenen tellursanren 'Silber- salzen durch seine Farblosigkeit auszeichnete. An der Luft färbt er sich schwachgelb, mit Ammoniak braun, wobei er in .das dreifach ba- sische tellursaure Silbersalz überzugehen scheint. Salzsäure zersetzt ihn unter Bildung von Chlorsilber Die Anwesenheit der Salpetersäure wird durch das Verpuflen auf Kohle erkannt; ebenso auch durch die Unmöglichkeit aus der dnrch Salzsäure zersetzten Flüssigkeit Tel- lur durch schwellige Säure zu fällen. Aelnliche Niederschläge hilde- ten sich mit den Nitraten von Quecksilberoxydul und Bleioxyd. — 4) Verhalten der Tellursäure gegen organische Basen, 1. Wässrige Lösungen von Morphin, Cinchonin und Chinin geben mit wässriger Tellursäure weisse voluminöse Niederschläge, die beim Ver- brennen keine tellurige Säure geben. 2. Alkoholische Lösungen fällen die Tellursäure, während die Alkaloide gelöst bleiben. 3. Schwe- felsaures Cinchonin und tellursaures Kali gaben beim Verdampfen Cinehoninhydrat, während die Lösung schwelelsaures Kali neben freier Tellursäure enthielt. — 5) Versuche zur Alaunbildung schei- terten gänzlich. — 6) Versuche ‚zur Aetherhildung führten gleichfalls nicht zum Ziele. — 7) Tellurmetalle. » Tellurigsaures und tellursaures Cadmium werden leicht bei mässiger Erwärmung durch Wasserstofl reducirt. Man erhält ein schwarzes Pulver von Tellureadmium (:CdTe:), das bei stärkerem Erhitzen einen Theil sei- nes Tellurgehaltes abgiebt und noch mehr erhitzt zu einer porösen sraumelallischen Masse ohne Krystallisationsflächen zusammenschmilzt. Es löst sch in Salpetersäure. Desgleichen geht tellurigsaures Natron im amorphen Zustande durch Wasserstoff sehr leich in Tellurnatrium über. Für Krystalle ist eine höhere Temperatur nölhig. Doppel- telluride liessen sich nicht erzeugen. 8) Tellur mit Antimon, Arsen und Phosphor. Mit Antimon im Wasserstoffe frei zu- sammengeschmolzen wurden erhalten: 1. SbTe?, homogene, spröde Masse mit deutlichen Flächendurchgängen, heller Stahlfarbe und Me- tallglanz; 2. SbTe? homogene Masse mit ausgezeichneten Spaltungs- flächen, in dünneren Blättern geschmeidig, in entgegengesetzter Rich- tung spröde, von starkem Metallglanz und einer Farbe zwischen hel- lem Stahlgrau und Zinnweiss. Ebenso wurde mit Arsen erhalten: 1. AsTe?, homogene, spröde Masse von undeutlich krystallinischem Gefüge, Metallglanz und fast weisser Farbe; 2. AsTe? durch ein deutliches nadelförmiges Gefüge ausgezeichnet. In einem Blasenraum fanden sich isolirte Prismen. Alle 4 Verbindungen sind in Salpeler- säure und Königswasser löslich. Aus salzsaurer Lösung fällt schwef- lige Säure alles Tellur aus. Beim Erhitzen von Tellur mit Phosphor treten die gewöhnlichen Erscheinungen nicht auf. Ein Theil des Phosphors verbrennt, ein anderer schmilzt mit Tellur zu einer festen, schwarzen, amorphen Masse zusammen, dıe an der Luft noch bei einem grossen Deberschuss von Tellur Nebel von phosphoriger Säure entwickelt. — 9) Tellur mit Schwefel. Bergelius sagt 256 bei der Beschreibung der kryställinischen Doppelverbindungen von Zweifachschwefeltellur mit Schwefelkalium, dass Tellur und Antimion die Eigenschaft gemein haben, auf nassem Wege keine neutralen Schwe- felsalze zu bilden. Diese Eigenschaft trat wieder hervor, als ©. ver- suchte Dreifachschwefeltellursalze zu erhalten. — 10) Tellur’und Gyankalium. Trennung von Selen und Tellur, ©. ver- suchte Tellurkalium mil Cyangas im status nascens zu verbinden, Der alkoholische Auszug gab die Reaction des Rhodankalium, liess aber beim Zusatz von Salpetersäure nicht gelbes Persulfocyan, sondern eine -kleine Menge eines rothen schwammigen Körpers fallen, der sich als Selen auswies. Demnach enthielt das destillirte Tellur geringe Mengen von Selen, obgleich der. grösste Theil beim destilliren als selenige Säure fortgegangen war. Dadurch dass Cyankalium beim Schmelzen das Tellur als Tellurkalium und das Selen als Seleneyankalium auflöst, scheint eine genaue Trennung beider Elemente gegeben zu sein. Man schmilzt zu diesem Ende die gut gepulverte Substanz mit dem drei- fachen Volum Cyankalium, das zwar eyansaures Kali aber keine Kolile und Blutlaugensalz enthalten darf. Die Masse löst sich grösstentheils in Wasser mit purpurrother Farbe auf. “Die Lösung entfärbt "sich allmählig an der Luft, indem sich: das Tellur in Pulverform oder bei grösseren Parthien in nadelförmigen Krystallen ausscheidet. Diese Ausscheidung wird durch Einleiten von Kohlensäure sehr beschleu- nigt. Das Tellur wird abfiltrirt, auf einem gewogenen Filtrum' ge- trocknet und 'dann gewogen. ‘Ebenso das Selen, nachdem es durch Salzsäure aus dem Filtrat gefällt worden ist. — Beim Zusammen- schmelzen von Tellur mit Cyankalium beobachtet‘ man deutlich das Entweichen des Üyan durch den Geruch. ‘Arsen und Antimon: unter Luftabschluss mit Cyankalium geschmolzen, theilen ‘das: Verhalten des Tellur nieht. — In Bezug auf die Stellung des Tellur im chemi+ schen Systeme, sind folgende Punkte festzuhalten. Die Unlösliehkeit oder Schwerlöslichkeit der meisten tellursauren Salze, die Unfähig- keit, mit organischen Basen ‘oder Aetherradikalen Salze zu bilden; besonders aber die Leichtigkeit mit der das Tellur Schwelelsälze 'bil- det, während’ es selbst in Doppelverbindungen die Stelle des Schwe- fels nieht vertritt, endlich sein eigenthümliches Verhalten gegen Cyan- kalium, sind eben so viele Beweise, dass das Tellur sich vom Schwe- fel viel’ mehr unterscheidet, als das Selen und’ dass es den metall- ähnlichen Metalloiden näher steht. (Journ. f. pract, Chem. Bd. LXX. p- 266.) Baudrimont, über den Einfach - Schwefelkohlen- stoff. — _Leitet man den gewöhnlichen Schwefelkohlenstoff CS? dampfförmig durch rothglühenden Plalinschwamm oder Bimstein, so setzt sich reichlich Schwefel ab und es bildet sich Einfach - Schwelel- 'kohlenstof! CS. Desgleichen bildet er sich reichlich bei der. Berei- tung des Schwefelkohlenstoffs CS? als Nebenproduet, das, man üher- sehen hat, da es gasförmig ist, obgleich Persoz schon 1838 auf 257 diesen «dem. Kohlenoxyd entsprechenden Schwefelkohlenstoff aufmerk- sam gemacht hat. Denselben erhält man gleichfalls noch auf folgen- ‚den. Wegen: 1. durch Glühen des Schwefelkohlenstoffs CS? mit an- deren porösen Körpern wie Kienruss, Beinschwarz und Holzkohle; dann mit Wasserstofl; 3. durch Glühen von Schwefelantimon und Kohle, oder 4. von Kohlenoxyd mit Schwefelwasserstoff oder 5. von schwel‘- liger Säure und. 6. von Chlorschwefel mit Zweifach-Kohlenstoff und 7. bet der Zersetzung von Schweleleyan in der Hitze. — Von Schwe- felwasserstoff und Kohlenoxyd reinigt man diesen Schwefelkohlenstofl, wenn man ihn durch Lösungen von Kupferchlorür und essigsaurem Blei leitet. — Der Geruch des Einfach- Schwefelkohlenstof ist nicht so stark als der des gewöhnlichen. Er brennt mit schön blauer Flamme und liefert dabeı Kohlensäure, schweflige Säure und etwas Schwefel. Seine Dichte ist etwas grösser als die der Kohlensäure. Wasser löst das gleiche Votum davon auf, die Lösung zersetzt sich bald in Schwefelwasserstoff und Kohlenoxyd HO-+CS—CO-+-SH. In Alkohol und Aether. löst sich nicht viel;mehr. In Kupferchlorürlö- sung ist er unlöslich. Die Lösungen in Alkalien zersetzen sich schnell:, Cad+CS=CaS-+CO. Bei Rothgluth wird er zersetzt durch Platinschwamm, Wasserdampf, Schwefelwasserstoff und Kupfer. Mit Chlor im Sonnenlicht liefert er Producte, die noch nicht weiter siu- dirt sind. (Compt. rend. T. XLIY. pag. 1000). Wittstein und Apoiger, Entdeckung der Borsäure im Pflanzenreich. — Bei der chemischen Analyse des neuen Bandwurmmittels Sacria (cf. Bd. III. pag. 129) wurde eine kaum 10 Gran betragende krystallinische Masse erhalten, deren genauere Un- tersuchung ein ganz unerwarleles, höchst interessantes Resultat lie- ferte. Es gelang nicht die Masse ganz von der anhängenden Extract- substanz zu befreien; deshalb besass sie eine gelbe Farbe, einen aromatischen Geruch und einen schwach bitterlichen, schärflichen Ge- schmack. Unter der Lupe erschienen die Krystalle farblos , in steck- nadelknopf- bis linsengrossen Gruppen. Auf: Platinblech erhitzt, blähte sich (die Masse bedeutend auf, und .hinterliess eine blasige Masse, die in der Löthrohrflamme; zu einem Kügelchen zusammenschmolz;, das nach dem Erkalten meist. porzellanartig erschien und sich mit Hinter- lassung, von wenig Kohle in Wasser vollständig auflöste. Das: Filtrat war‘ farblos, färbte das Lackmuspapier lebhaft ‚weinroth und das Cur- eumapapier braunorangenroth. Auf bekannte Weise wurden darin Chlor, Phosphorsäure und Kalk nachgewiesen. Der Rest der Lösung wurde eingedampft und der höchst geringe ‘weisse krystallinische Rückstand | mit conzentrirter: Schwefelsäure und Alkohol übergossen. Beim Brennen des letzteren zeigte sich, deutlich die grüne Färbung der Borsäure, ‘besonders beim Umrühren mit einem Glasstabe. Um. sich von der Anwesenheit der letzteren noch genauer zu, überzeugen, wurde eine Anzahl Samen eingeäschert und.der Rücksand (etwa 10 Gran) besonders auf Borsäure geprüft, Wegen der Anwesenheit 258 von Natron war die grüne Flamme nur auf Momente wahrzunehmen. Aber nach dem Verlöschen der Flamme und Verdünnen des Rückstan- des mıt Wasser, färbte sich Cureumepapier deutlich braun - orange- roth. Es ist ‚dies das erste Beispiel der Auffinlung der Borsäure im Pflanzenreich „ worauf ınan also ferner bei: Analysen von Pflan- zenaschen zu achten hat. (Chem. Centralbl. 1557. S. 529.) Deville und Caron, über Siliciumverbindungen. — Schmilzt man in einem Tiegel 1 Th. gränulirtes Ziuk, 1 Th. Natrium und 3 Th. kieselflusssaures Kali zusammen, so erhält man einen Zink- regulus der durch und durch von langen Nadeln von Silicium durch- drungen ist. Beim Auflösen des Zınks in Salzsäure bleibt das Sili- cium zurück. Es scheint, dass im Moment, wo das Zink erstarrt, alles Stlieium, das im geschmolzenen Ziuk vorher gelöst war, sich ausscheidet. Destillirt man siliciumhaltiges Zink, so bleiht das Sili- cium im geschmolzenen Zustande zurück. Es ist zinkfrei, wenn die Erhitzung lange genug angedauert hat, Das reine Silicium lässt sich schmelzen und giessen. D. und C. haben es in Barren dargestellt. Es legirt sich mit melıreren Metallen. Mit Eisen gibt es eine Art leicht schmelzbaren Stahles, der mit dem gewöhnlichen Kohlenstof- stahle mehrere Eigenschaften gemein hat. — Kupferstahl. Schmilzt man 3 Th. kieselflusssaures Kali, 1 Th. Natrium und 1 Th, Kupfer, so nimmt letzteres 12 pCt. Silicium auf. Er ist dann weiss wie Wis- mulh und hart. Mit dieser Legirung kann man andere kuplerreichere darstellen. Eine solche mit 4,8 pCt. Silicium hat eine sehöngelbe Braunfarbe, ist hart, lässt sich mit allen Instrumenten ‚gut. verarbei- ten wie Eisen und auch zu Draht ausziehen. Die. Legirungen. mit grösserem Siliciumgehalt sind härter und können vielleicht als 'Stück- gut dienen. — Mit Blei scheint das Sılieium keine Legirungen zu geben. (L'Instit. Nr. 1221. pag. 253.) Margueritte, über das Steinsalz. — Schmilzt man Kochsalz, so krystallisirt es bekanntlich beim Erkalten in verschiede- nen Formen, namentlich in Würfeln. Diese Kıystalle sind mehr oder weniger undurchsichtig und immer gefärbt, wenn man gewöhnliches Kochsalz oder rohes Steinsalz verwendet. Das natürlıche Steinsalz von grauer, brauner oder rother Farbe entfärbt sich vollkommen beim Schmelzen an der Luft und beim langsamen Erkalten. Die erdi- gen Bestandtheile sammeln sich am Boden des Tiegels an, das Chlor- magnesium zersetzt sıch und die färbenden Bestandtheile werden durch den oxydirenden Einfluss der feuchten Atmosphäre zerstört. Die ge- schmolzene Masse scheidet sich durch Krystallisation frei von allen Unreinigkeiten ab, indem sich zwei leicht zu trennende Schichten bil- den. Dieses Verfahren könnte bei Reinigung des rohen Steinsalzes mit Vortheil angewendet werden, (Compt. rend. XLIV.pag 348.) Reichardt, Tödtuug durch zerkleinertes Glas. — Bei einer Untersuchung von Leichenresten, durch welche die wahr- scheinlich gewaltsame Todesart der Verstorbenen ermittelt werden 259 sollte, wurde die vollständige Abwesenheit aller metallischen und der nachweisbaren organischen Gifte festgestellt. Dies Resultat traf auch mit der Ansicht des Arztes zusammen; die während der sechstägigen Krankheit bis. zum Tode aufgetretenen Erscheinungen deuteten nicht auf die Anwendung eines schnell wirkenden, starken ‚Giftes. Die Be- schwerden des: Kranken bestanden in Magenschmerzen, dıe hin- reichend durch die bei der Section gefundene Entzündung der Ma- genschleimhäute erklärt wurde. Die vorgefundene Magenentzündung und die namentlich in verschiedenen Theilen vorhandenen Erosionen veranlassten den Arzt, mit grosser Wahrscheinlichkeit auf eine gewalt- same Todesart zu schliessen. Die Untersuchung musste sich daher nun auf mechanisch wirkende Stoffe ausdehnen. Auffällige fremde Körper wurden auf den entzündeten Stellen weder mit unbewaffne- ten, noch mit bewaffneten Augen wahrgenommen, ebensowenig im Mageninhalt. Indessen versuchte man durch vorsichliges Abschläm- men mit reinem Wassers pecifisch schwerere Körper zu Irennen. Hier- bei fand man einen Rückstand, der dem Anschein nach aus Sand zu bestehen schien. Unter dem Mikroskop erkannte man in der That eine ziemliche Menge von Sandkörnern; darunter fanden sich aber ein- zelne, jedoch ziemlich zahlreiche, völlig farblose, scharfkantige Stück- chen, die sich durch ihren Glanz und die auflallende Lichtbrechung auszeichneten. Sie erregten den Verdacht, dass sie Glasstücke seien. Um eine vollständige Analyse anzustellen war nicht hinreichend Mate- rial vorhanden; es wurde daher nur ein Schmelzversuch gemacht. Die scharfkanligen Stücke schmolzen, auf Platinblech erhitzt, zu Ku- geln und die darauf gerichtete Löthrohrspitze färbte sich intensiv gelb. Mithin waren die scharfkantigen Stücke Glas uud zwar Natronglas. — Es ist nun die Frage ob hier eine Tödtung durch Glas anzunehmen sei oder nicht? Nach Orfila sollen dergleichen Fälle nicht selten sein; jedoch war ihm kein constalirter Fall bekannt. So viel steht wohl fest, dass Glas in grösseren scharfen Stücken bestimmt schädliche Folgen hat. Es gibt allerdings Leute, dıe sich mit dem Glas Essen brüsten, aber sie zermalmen das Glas stets so fein, dass Stückchen von IM Länge gewiss zu den Seltenheiten gehören. Uebrigens aber dürfte zerstossenes Glas als Mittel zur Tödtung von Menschen wohl ‘nur als Selbsimord vorkommen, da ein Einbringen desselben von an- deren Personen jedenfalls erschwerlich ist. ‚Die scharfkanligen Glas- stücke führen leicht Verletzungen herbei und dadurch Entzündungen und selbst den Tod, — Das im vorliegenden Falle der Tod durch Glas erfolgt war, ist sicher anzunehmen. Schon der Befund der Se- elion erzeigte in dem Arzte die Ansicht, die Wirkungen einer schar- fen oder ätzenden Substanz vor sich zu haben. Der langsame: Ver- lauf der Krankheit und die heftigen bis zu Krämpfen gesleigerten Magenschmerzen stimmen mit früher in gleichen Fällen beobachteten Symptomen überein. Die geringe Menge Glas, die bei der Untersu» chung gefunden wurde, ist nicht geeignet das Gegentheil zu bewei- sen. Gleich im Anfange der Krankheit fand heftiges Erbrechen statt 260 und auch ‘während des Verlaufs derselben wurde eine grosse Menge des Glases durch Erbrechen entfernt. ‘Bei der Section ‘fand man im Mageninhalt eine ziemliche Anzahl 'scharfer, fester Stücke von weisser Farbe und Glasglanz, auf die man leider nicht achtete, obgleich‘ der Schlundkopf deutlich schnittähnliche Verwundungen zeigte.‘ Die Ge- wissheit wird dadurch gesteigert, dass in jener Gegend, wo der an- geführte Fall geschehen, zerkleineries-Glas sehr häufig’ als Mittel zur Vertilguug von Ratten und Mäusen mit. günstigem Erfolge verwendet wird und «die stärksten Anzeigen zu einem Selbstmord: vorlagen. (Arch. d. Phar. [2] Bd. XCI. pag. 9.) Reissig, Umwandlung des kohlensauren Mangan- oxyduls in höherer Temperatur. — KR. fand die interessante Beobachtung von Forchhammer, dass das kohlensaure Manganoxydul bei fortwährendem Luftwechsel bis auf 260° erhitzt sich in Mangan- hyperoxyd verwandelt, bestätigt. Die Menge des Manganhyperoxydes ist um so grösser, je höher die Temperatur war. Das noch beige- mengte kohlensaure Manganoxydul kann durch sehr verdünnte kalte Salzsäure ausgezogen werden. Bei einer Temperatur über 3000 giebt das gebildete Manganhyperoxyd wieder Sanerstofl ab. Die Länge der Dauer der Erhitzung und ein lockeres Aufschütten der Masse, damit die Entweichung der Kohlensäure und der Zutritt der Luft nicht er- schwert ist, begünstigen die Bildung des Manganhyperoxyd. Bei 220° wurden 37,26 pCt., bei 300° aber 72,96— 73,91 pÜt. gewonnen. Auf diese Art lassen sich die beträchtlichen Rückstände bei der Chlor- bereitung verwerthen. (Annal. d. Chem, u, Pharm. CIII. pag. 27.) Frischen, Schutz des Eisens gegen Oxydation durch galvanische Electricität. — Die Frage ist von Wich- tigkeit, ‘da in neuerer Zeit Schmiedeeisen bei Bauten‘ so vielfach an- gewendet wird, ja sogar häufig den bedeutendsten Theil ‚grosser und wichtiger Werke bildet. Deshalb hat F. seit längerer Zeit hierüber Versuche, freilich nur im Kleinen, angestellt. — Er hat Schmiede- eisenstücke mit mehr oder weniger grossen, theils angelölheten, theils auch nur angeschraubten Zinkstücken der Einwirkung. von Luft und Salzwasser, theils anhaltend, theils abwechselnd) längere Zeit ausge- setzt. Während ein ohne angefügtes Zink, in. Salzwasser von dem» ungefähren Gehalte des Seewassers gestelltes Stück Eisen mit einer dicken Oxydschicht bedeckt und das ganze Wasser davon ‚dunkelgelh gefärbt war, zeigten sich andere in gleicher Weise eingetaucht gewe- sene Eisenstücke, welche in metällischer Verbindung: mit: gleichfalls eingelauchten Zinkstücken standen, gänzlich. rostfrei, obgleich. die Grösse der Zinkstücken sehr verschieden : war.| Letzteres gilt jedoch nur von. den Eisentheilen, die stets ganz von Wasser ‚bedeckt wa, ren; in feuchter Luft blieb das Eisen nur in ‚unmittelbarer Nähe des Zink frei von Rost.. Würde das Eisen abwechselnd eingetaucht ‚und theilweise wieder herausgehoben, so zeigte sich ‚gerade an ‚den Stel- len, wo der Wechsel stattgefunden, eine dicke Kruste von Rost, wäh- 261 rend die Stellen, die fortwährend mit Wasser bedeckt waren , fast völlig frei von Rost waren. An der Luft ausgesetztem, nur gelegent- lich nass gewordenem Eisen hatte das Zink lange nicht in dem Maase wie im Salzwässer, vor der Oxydation geschützt. — Nach F. wird verziuktes Eisen anscheinend viel mehr durch galvanische Einwirkung als durch den Ueberzug mechanisch geschützt, weshalh der so sehr schwer zu erreichende durchaus vollstände Ueberzug von so grosser Wichtigkeit nieht zu sein scheint, indem kleine freie Stellen durch das: nahe Zink hinreichend geschützt werden. — Es ist wohl: kaum zweifelhaft, das auf diese Weise das Eisen wirksam geschützt werden kann. Um aber für die Praxis ein mit Erfolg anzuwendendes Verfah- ren zu finden, sind Versuche im’ Grossen erforderlich, die Anfschluss geben über die Menge des anzuwendenden Zink. _ (Dingler, polyt. Journ. CXLV. pag. 154.) Aubel u. .Rahmdohr, neue Trennung des Cadmium- oyyds vom Zinkoxyd. — (Cadmium wird aus einer Lösung von Natronlauge und Weinsteinsäure durch Kochen als: Cadmiumoxydhy- drat vollständig und frei vom Alkali gefällt, während Zink gelöst bleibt. Die Versuche gaben so nahe übereinsiimmende Zahlen, dass es auf diese Weise leicht und vollständig gelingt, beide Metalloxyde quantitativ von einander zu scheiden. Diese Methode ist leichter aus- führbar, als die Trennung mittelst Schwelelwasserstoff aus saurer Lö- sung und gleichzeitig erhält man beide Osyde vollständiger geschie- den. Man hat aber möglichst neutrale Lösungen der Oxyde in Salz - oder Salpetersäure, dann hinreichend Weinsteinsäure und soviel Kali oder Natron anzuwenden, dass die Reaction deutlich alkalisch. ist. Ausserdem ist..es erforderlich, mit hinreichend viel Wasser zu ver- dünnen, weil sonst das Cadmium nicht vollständig gefällt wird. Am leichtesten erhält man das Zinkoyyd wohl durch Einleiten von Koh- lensäure. , Auf gleiche Art kann man das Cadmium auch vom Kupfer trennen. Ausser dem Cadmium werden durch. Kochen. aus der. er- wähnten Lösung gefällt: Manganoxydul und Uranoxyd. Zinn, Queck- silber und Silber werden durch Alkalien und. Weinsteinsöure nicht gelöst. Die übrigen der häufiger'vorkommenden Metalle werden durch Kochen aus der alkalischen Lösung nicht gefällt. (Annal, d. Chem, u. Pharm. Bd. CIII. S. 33.) Masson, Anwendung des schwefelsauren Bleioxyd. — Die Reinigung der beschmutzten Spitzen durch Bleiweiss ist für den Arbeiter, der dabei den Bleiweissstaub einschluckt sehr gefähr- lich. Nach M. bildet das schwefelsaure Bleioxyd ein sehr gutes Er- satzmittel, da es auf den menschlichen Körper nur äusserst schwach einwirkt, weshalb man auch bei Bleivergiftungen schon lange lösliche schwelelsaure Salze als Gegenmiltel anwendet. — Eine Auflösung von schwefelsaurem Bleioxyd in neutralem weinsaurem Ammoniak macht zwar damit getränkte Stoffe sehr schwer entzündlich, die Re- sultate fielen jedoch nicht vollkommen genügend aus. M, empfiehlt 18 262 daher ein Doppelsalz (CaCl-HCa0, CAH303-H10H0), welches man er: hält, wenn man gleiche Gewichte vou essigsaurem Kalk und Chlor- caleiüim auflöst und langsam verdünstet. Das Doppelsalz leidet keine Veränderung: an der Luft, die Krystalle verlieren über 100° das Was- ser, ohne jedoch zu schmelzen. Bei der Anwendung dieses Salzes stellten sich jedoch Schwierigkeiten ein, da es beim Auflösen in Was- ser zersetzi wird; auch Alkohol ist nicht anwendbar. Dagegen lie- ferte Ammoniak, in welchem das Salz bei der Siedehitze löslich ist, vollkommen günstige Resultate. Um Zeuge unverbrennlich zu ma- ehen, genügt es, dieselben in diese Lösung einzutauchen und trock- nen zu lassen; sie sind dann weder verbrennlich, noch hygroskopisch. (Compt. rend. T. XLIY. pag. 663.) Berthelot, unmittelbare Verbindungen von Koh- lenwasserstoffen der Alkohole mit Wasserstoffsäuren. — Nicht alle diese Kohlenwasserstaffe können wie das ölbildende Gas und das Propylen mittelst concentrirter Schwefelsäure direct mit Wasser verbunden werden. Diese Vereinigung gelingt aber durch Wasserstoflsäuren. Propylen C6H$ mit wässriger Salzsäure in einem Kolben eingeschmolzen und 70 Stunden lang auf 100° erhitzt, liefert die Verbindung C$H?CI., langsamer bei gewöhnlicher Temperatur. Ebenso verhält sich das Propylen zu Jod- und Bromwasserstofl, — Amylen 040419 und Caprylen 046416 Jiefern die Aether: c10g1ic] c15917c] C10H!1Br Ci6H1TBr. Das Caprylen wird auch schon bei gewöhnlicher Temperatur von Salz- säuregas gebunden. Das Caprylen absorbirt unmittelbar das 7— 8fa- che Volumen Salzsäuregas, nach 2 Stunden das 10fache, in 5 Ta- gen das l2fache, in 23 Tagen das 15fache Volum. — Aethalen c32932 verhält sich ähnlich. Die Aether liessen sich aber nicht von dem überschüssigen Kohlenwasserstoff trennen, weil sie sich bei der Destillation zersetzten. — Oelbildendes Gas C*H? wird von einer gesälligten weissen Lösung von Bromwasserstoff vollständig absorbirt. Es bildet sich eine neutrale Flüssigkeit, die vielleicht identisch ist mit Bromwasserstoffälher. — In dieser directen Verbindung der Koh- lenwasserstoffe der Alkohole mit den Wasserstoflsäuren zu Aethern giebt sich eine neue Annäherung der Aether zu den Ammoniaksalzen zu erkennen. (Ebda. pag. 1350.) Kraut, über eine Bildungsweise der Gapron- und Buttersäure. — Bei einer chemischen Untersuchung, des Wassers aus einem kleinen Bache, dem Hahnbach, der im südliehen Theile der Geest des Landdrosteibezirks Stade das Dorf Moorendorf berührend in die Widau fliesst, blieb zufällig ein Theil des Wassers im halbgelüll- ten Ballon einige Monate stehen. Schon in der Kälte entwickelte jetzt dasselbe neben dem Geruch nach Schwefelwasserstofl den von flüchtigen fetten Säuren, der stärker beim Abdampfen. hervortrat. Die Untersuchung ergab die Gegenwart von Buttersäure und Capron- 263 säure. ı Valeriansäure war nicht zugegen, ebenso keine derselben Reihe angehörige Säure von niedrigerem Atomgewicht als die Buttersäure. Bekanntlich hat Scherer (Annal. d. Chem. n. Pharm. Bd. XCIX. pag. 257) in Wasser der Mineralquellen von Brücknau die vier unter- sten Glieder aus der Reihe der fetten Säuren aufgefunden; des- gleichen Fresenius : (Chem, Centrbl.: 1857. pag. 49) in Wasser von Weilbach. K. fand in dem frischen Wasser nur zweideutige Spuren der oben angeführten Säuren. Die überwiegend grösste, oder viel- leicht die ganze Menge der Säuren war hier erst beim Färben des Wassers durch Zersetzung der organischen Substanzen, von denen das Wasser 0,1684 Grm. im Liter enthielt, gebildet. (Annal. d. Chem. u. Pharm. Bd. CIII. pag. 31). Bonis und d’Oliveira Pimentel, über das vegetabi- lische Stearin der Samen von Brindoniaindica — Die Frucht dieser Pllanze hat schon im ‚16. Jahrhundert Garcia da Hosta beschrieben. Sie ist so gross wie eine Bohne, starkconvex, rotbbraun, fast ohne Geschmack. Durch Auspressen und Behandeln mit heissem Wasser gewinnt man daraus ein Fell. Das Pericarpium dient zu Goa als eine piquanle Specerei, der rolhe saure Saft wird zu Limonaden gebraucht. — Ein Same wiegt ungefähr 0,245 Grm. und enthält 1,72 pÜt. Stickstoff und 2,58 pCt. Fett. — Die getrockneten Samen müssen vor dem Pressen gepulvert und mit Wasserdampf erhitzt wer- den; das Fett erstarrt nach dem Erkalten. Lösungsmittel ziehen 30 p€t. Fett daraus aus. — Aus dem mil Aether erschöpften Pressku- chen zieht Alkohol einen schön rothen Farbestoff aus. Er ist in Wasser und Alkohol löslich, aber in Aether und Säuren unlöslich. — Das Fett verseift sich recht gut, wobei sich Glycerin ausscheidet; es liefert mit Kali und Natron vortreflliche Seifen. Die Säure ist Stea- rinsäure und das Fett ein Tristearin des Glycerin. Es ist durchsich- tiger als das des Talges und scheint sehr reines Stearin zu sein. (Compt. rend. T. XLIY. vag. 1355). Karsten, Rohrzucker in Wespenhonıg, — Die Po- Iybia apieupennis, eine Wespe unter den \Wendekreisen in Amerika, hängt ihre aus Pflanzenstoff erbauten Waben in den Gipfeln der Bäume auf. Die Zellen dieser Waben sind mit einem Honig gefüllt, der dem der Bienen ähnlich schmeckt, aber sich dadurch von diesem unter- scheidet, dass er Krystalle von Rohrzucker enthält. (Pogg. Annal. Bd. C. pag. 530). Erdmann, über das Huanokin, eine neueBase der Chinarinde. — Vor 10 Jahren kam zuerst eine Chinarinde nach Bremen und später als Cortex peruvianus und Cortex chinae regini in den Handel, von der Delondre und Buchardat in ihrer Quinologie, Paris 1834 S. 27 nachgewiesen haben, dass sie im Norden von Lima in den Wäldern von Huanoco und wahrscheinlich von Cinchona ni- dita gesammelt wird. Aus 1 Pfd. Rinde erhielt E. 1 Drachme kry- 18” 264 stallisirtes Alkaloid, das von allen bisher bekannt gewordenen Alka- loiden der Chinarinden verschieden ist, und daher von E. Huanokin (C2°A12NO) benannt wurde. Es ist ohne Geschmack, krystallisirt in kleinen, farblosen Prismen und regirt schwach alkalisch. Die Lösung in Alkohol schmeckt schwach bitter. Es schmilzt beim Erhitzen und erstarrt krystallinisch; bei stärkerer Hitze sublimirt es. Es verbrennt mit russender Flamme und ist in Wasser unlöslich. Bei 17° löst es sich in 400 Th. Alkohol von 80 pCt, bei Siedhitze in 110 Th.; bei 17° in 600 Th. Aether, bei Siedhitze in 470 Th. — Das schwe- felsauıe Salz ist kaum in Wasser löslich, aber leicht bei einem Ueber- schuss der Säure. Die Lösung schillert nicht. Es ist in Alkohol und Aether schwer löslich. — Das salzsaure Salz ist leicht löslich; die Lösung schillert auch nicht. Es krystallisirt in grossen, blauen Pris- men und schmeckt äusserst bitter. Nach Beobachtungen von Dr. Ho- maier und Dr. Schmidt hat das neue Alkaloid eine fieberwidrige Wirkung im höchsten Grade. (Annal. d. Chem. und Pharm. Bd. C. pag. 341). Thenard, über eine organische Säure des Düngers. — Laugt man gegohrenen Dünger aus, so bekommt man eine braune Flüssigkeit. Die darin gelöste organische Substanz besteht zum grösse- ren Theile aus einer stickstoflhaltigen Säure, die an Ammoniak gebun- den ist und durch Salzsäure gallertarlig niedergeschlagen wird. Um sie zu reinigen, fällt man sie wenigstens zehn Mal aus der Lösung in Ammoniak, wäscht sie dann schnell mit Wasser und trocknet sie in der Leere. Durch das wiederholte Lösen wird die Säure immer stickstoffreicher und ärmer an Asche. Diese Säure nennt Th. Dün- gersäure (acide fumique, C?OH1SNO4(?), Sie ist, schwarz, brennt mit hellleuchtender Flamme und hinterliess einen bedeutenden Rück- stand von Kohle. Unlöslich in Wasser, Aether und Alkohol gibt sie mit Kali, Natron und Ammoniak lösliche, mit den übrigen Basen un- lösliche Salze. Mit Chlor bildet sich eine orangegelbe, dreifach ge- chlorte Säure. — Das düngsaure Ammoniak fällt die Thonerde und das Eisenoxyd aus ihrem Lösungen und bildet demit Lacke. Es fällt den Kalk aus der Lösuug von zweifach-kohlensaurem Kalk sogleich. Thonerdesalze werden nicht unmittelbar, sondern erst auf Zusatz von etwas Kochsalz gefällt. Bringt man eine saure Lösung von phosphor- saurer Thonerde mit düngersaurem Ammoniak zusammen, so bleibt auch bei Ueberschuss von Ammoniak die phosphorsaure Erde in Lösung, Th. schliesst hieraus, das die Düngersäure Jie Zuführung von Phos- phorsäure den Pfianzen vermitlle.e — Durch die Einwirkung von Luft und Wasser, namentlich wenn die Säure in Thonboden vertheilt ist, geht sie schnell in Zersetzung über; es bilden sich Schimmel auf der Oberfläche, sie reagirt dann stark saurer und es hat sich eine neue Säure bereits gebildet. — Th. fand diese Säure nicht allein im gedüngten Boden, sondern auch in solchem, ‚der niemals gedüngt worden war. Von der Gegenwart derselben, hängt, wie Th. meint, 265 die gute Beschaffenheit eines Bodens ab; je nachdem sie sich schnel- ler oder weniger schnell wieder erzeugt, ist der Boden fruchtbarer, oder weniger fruchtbar. Sie ist der wirksame Stoff des Bodens, den man demselben in Einem fort entzieht, ohne ihn wieder zu er- setzen. (Compt. rend. T. XLIV. pag. 980). Bouissingault, Einfluss des assimilirbaren Stick- stoffinDünger auf dieProduction dervegetabilischen Substanz. — Bei den früheren Versuchen (Bd. VIII, p. 443.) blieben noch insofern Zweifel hinsichtlich der Wirkung des Salpeters, als bei den Versuchen mit Helianthus die mit Salpeter gedüngten in diesem Salze Kali genug bekamen, während es bei den zur Verglei- chung ohne Salpeter aufgezogenen nicht ausgemacht war, ob nicht der blosse Mangel an Kali allein sie gegen jene zurückgehalten habe. und in wie weit andere Mineralsalze, namentlich der phosphorsaure Kalk, dabei von Einfluss waren, Zur Vervollständigung dieser ‚Arbeit hat B. Helianthus argophyllus an freier Luft, geschützt vor Regen, in einem Boden gezogen, der aus gebranntem Thon und Gypssand bestand. Jedesmal wurden 3 Versuche vergleichungsweise gemacht. a) Der Boden bekommt keinen Zusatz, b) man setzt dem Boden basische phosphorsaure Pflanzenasche und Salpeter zu, c) dieselben Zusätze, wie bei b), jedoch ohne Salpeter, dafür aber zweifach -kohlensaures Kali mit einem gleichen Gehalt von Kali wie der Salpeter. — Die Resultate waren folgende. 1) Der phosphorsaure Kalk, die Salze der Alka- lien und alkalischen Erden, die zur Constitution der Pflanzen absolut nothwendig sind, wirken als Zusätze zu dem Boden gar nicht auf die Vegetation der Pflanze, wenn nicht zu gleicher Zeit eine Substanz im Boden vorhanden ist, die der Pflanze assimilirbaren Stickstoff liefert. 2) Die stickstoffhaltigen assimilirbaren Materien der Atmosphäre tre- ten in viel zu geringer Menge in den Kreislauf der Vegetation mit ein, als das sie eine schnelle und kräftige Vegetation bedingen könn- ten. 3) Der Salpeter, wenn er mit phosphorsaurem Kalke und kie- selsaurem Kali zugleich angewandt wird, wirkt wie ein vollkomme- ner Dünger. Die Helianthus, die damit gedüngt waren, gediehen eben so gut wie die in einem aus gutem Stalldünger gedüngten Garten er- bauten. — Als bemerkenswerth hebt B. noch hervor, dass Pflanzen, deren Wurzeln in ausgeglühtem Sande wachsen, der stalt organischer faulender Ueberreste ganz reine Mineralsalze, wie Salpeter, basisch - phosphorsauren Kalk und Alkalisilicate enthält, doch fortwachsen, ihre organische Substanz vermehren, indem sie die Kohlensäure zer- setzen und die Elemente des Wassers aufnehmen und damit, indem sie den Stickstoff des Salpeters in andere Verbindungen überführen die stickstoffhaltigen Bestandtheile der Milch, des Fleisches u. s. w. erzeugen. Deshalb ist wahrscheinlich die Gleichartigkeit der Wirkung der Mineralsalze, und der des Stalldüngers viel grösser als man glaubt. So, meint B., gerathe der Dünger durch die Fäulniss und Verände- rung, die er an der Luft erleidet, im Grunde blos in einen solchen 266 Zustand, dass er als Material zu empfehlen sei, welches alle den Pflan- zen nothwendigen Alkalien, alkalischen Erden und mit diesen zugleich ın Form von Ammoniak und Salpetersäure assimilirbaren Stickstoff zu- führe. — Frühere Erfahrungen, die B. noch mittheilt, stehen mit Vorstehendem gerade nicht in unmittelbarem Zusammenhange. Es gibt nämlich Pflanzen, die von der Gegenwart assimilirbaren Stickstoffs im Boden so abhängig sind, dass man ihre Zunahmen an Gewicht als Maassstab für das im Boden ihnen gebolene Düngerquantum annehmen kann. Es sind Pflanzen, deren Eiweissgehalt im Samen fast unwäg- bar ist, wie Mimilus speciosus, Tabacumarten u. s. w. Diese Samen entwickeln sich in sterilem Boden bis zu den Prmordialblättern und verharren in diesem embryonen Zustande bis sie Dünger erhalten, der erst das stickstoffhallige Gewebe erzeugt, ohne das sie keine Function der Vegetation verrichten können. Solche Art der. Keimung beobachtete B. zuerst 1854 bei Samen, deren Gewicht 1/7 — Yıg mgrm. beträgt. Samen von 2— 3 mgrm. Gewicht, wie die Kresse u. s. w., erzeugen in absolut sterilem Boden Pflanzen, bei denen alle Organe sich ausbilden, deren Gewicht aber nach Monaten, wenn sie an freier Luft und noch entschiedener, wenn sie in einer begrenzien Atmosphäre vegetiren, nicht viel mehr beträgt als das des Samens. Die Pflanzen bleiben ganz zart, ihr Samen hat offenbar gerade so viel Stickstoff, dass bei Ausschluss von eigentlichem Dünger eine zwar vollständige Pflanze erzeugt wird, die aber in allen Dimensionen ver- jüngl erscheint; sie kann wachsen, blühen und Samen tragen, der nichts weiter als einen fruchtbaren Boden bedarf, um [wieder eine gute normale Pflanze zu erzeugen. Solche Pflanzen nennt B. begrenzte. (Ebenda pag. 940.) W. B. Geologie. v. Strombeck, die Eisensteinlagerstätte bei Peine, — Eine Gesellschaft beabsichtigt auf diese Lagerstätte acht Hohöfen mit 1200000 Centner Roheisen jährlicher Production in Betrieb zu setzen. Es ist ein Brauneisenstein, Stücke von Nuss- bis Handgrösse durch zerriebenen Eisenstein oder graugelben Mergel verkiltet. Bei Grossbütten ist die Lagerstätte schön aufgeschlossen und liefert Wegebesserungsmaterial. Das Hangende bildet ein lockerer bröcklicher Mergel, noch mit einzelnen Eisensteinstücken, das Liegende ist nur weniger milde, im Uebrigen jenen gleich. In beiden finden sich Belemnitella quadrata, Janira quadricostata, Ostraea vesicularis, 0. laciniata, Terebratulina Defrancei, Rhynchonella plicatilis, Apiocri- nus elliptieus und viele Korallen.‘ Das ist die Fauna des Sudmerber- ges bei Goslar und sonach gehört das Eisensteinlager in das Seno- nien, also unter die weisse Kreide. Dasselbe Niveau findet sich wie- der als grüner Sand an der Clus bei Halberstadt, als Thon an der Knochenmühle bei Braunschweig, als Mergel am Salzberge bei Qued- linburg, bei Wernigerode, JIsenburg, Schladen, als oberer subher- eynischer Quader im Halberstadt- Blankenburger Becken, als Trüm- merkalk bei Ilsenburg u. a. O0. Die höhere weisse Kreide hat sich 267 erst 'nordwärts von Peine abgelagert. Das Eisensteinlager‘ erscheint mit denselben Eigenthümlichkeiten wieder bei Adenstedt, überall bis zu 16 Fuss Mächtigkeit, während der Prospeetus der zu bildenden Hüttengesellschaft dieselbe bis auf 400 Fuss steigert. Bei Grosssol- schen verschwinden die Eisensteinkörner völlig aus dem Mergel mit Belemnitella quadrata, auch nach Hoheneggelsen hin treten dieselben Kreideschichten wieder auf bei Grossilsede mit Eisenstein, entfernter von Peine bei Bodenstedt, zwischen Barbecke und Söhlde. Das Vor- kommen zusammengeschwemmten Eisensteins in der Kreideformation ist im N. des Harzes nicht ungewöhnlich, so ‘pflegt der obere Theil des Hilsconglomerates daraus zu bestehen, die Eisenkörner sind aber kein Bohnerz, ja sie verrathen hinlänglıch ihren Ursprung durch die eingeschlossenen abgeriebenen Ammonites amaltheus, costatus, lunula, eordatus; die Neocomiengewässer wühlten dıe Thone des Lias und braunen Jura und häuften deren Geoden an einzelnen neuen Lagern auf. Doch scheint der Eisenstein bei Peine aus den Geoden des Gault gebildet zu sein. Die hüttenmännische Ausbeutung findet von Str, nichts weniger als verlockend. [(@eol. Zeitschr. IX. 313 — 323.) Ewald, über den Hakel bei Halberstadt. — Die von paläozoischem Gebirge gebildete Bucht zwischen Magdeburg und dem Harze, von der es wahrscheinlich ist, dass sie während Ablagerung ihrer Flözgebirgsschichten gegen SO geschlossen war, wird an ihren Rändern von einem Bande bunten Sandsteines begleitet. Dieses Band erweitert sich im SO Theile der Bucht zu zwei gegen NW vorsprin- genden Massen, von welchen die eine als Vorsprung von Calbe, die andere, welche sich zwischen Bernburg und Aschersleben ausbreitet, als Vorsprung von Bernburg bezeichnet werden kann. Diese Vor- sprünge werden von dem grossen Muschelkalkbande umzogen, wel- ches fast ununterbrochen an dem bunten Sandstein entlang läuft. Das Muschelkalkband, wo es den Bernburger Sandsteinvorsprung umzieht, erweitert sich ebenso wie der Sandstein selbst und zwar ebenfalls in NW Richtung. Es ist ein doppeltes, indem es sich in ein inneres und: änsseres sondert. Das innere besteht ausschliesslich aus der un- tern Abiheilung des Muschelkalkes, nämlich dem Wellenkalk und Schaumkalk, es erhebt sich da wo es sich am meisten ausbreitet, zu einer für die dortige Gegend nicht unbeträchtlichen Höhe und dieser Theil führt ‘eben den Namen Hakel. Die Bedeutung dieses Gebirges für das subhereynische Hügelsystem ist also keine andere als ein Theil des grossen Muschelkalkbandes zu sein, welches sich aus dem mag- deburgischen und zwar aus der Gegend von Weferlingen nach dem Harze zieht und diesen weit nach W. begleitet. Auf der SWseite des Bernburger Sandsteinvorsprunges wird es durch die ältern Stassfur- ther Gesteine ebenfalls nur local aus seinem regelmässigen Verlauf ab- gelenkt, um nach dieser Unterbrechung wieder zu demselben zurück- zukehren,. Um das Hakelgebirge legt sich das äussere Muschelkalk- . band in Form eines weiten Circus herum, welcher nur geringe Höhe 268. erreicht und von dem Hakel durch eine Depression $etrennt wird. Dieser Circus wird seinem grössten Theile nach von oberem Muschel- kalk gebildet, der häufig Nautilus bidorsatus und Ammonites nodosus führt. Nur an seinem innern Abhange kommt hie und da ein sehr ausgezeichneter Enkrinitenkalk zum Vorschein. Wo der äussere Ab- hang des Circus sich in die Ebene verliert, liegt die Stadt Grönin- gen von einer Menge kleiner Seen umgeben, welche höchst wahr- scheinlich durch Erdfälle entstanden sind. In der That sieht man in demselben Bezirke mehre Erdfälle, die erst in historischer Zeit sich einsenkten. Der ausgezeichnetste ist bei Deesdorf; derselbe zeigt an seinen steilen Wänden eine mächtige Folge von Muschelkalkbänken und enthält auf seinem Grunde ebenfalls Wasser. Wenn die erwähn- ten Seen allerdings weder so tiel unter der Oberfläche liegen wie der Deesdorfer, noch von so steilen Ufern umgeben sind; so mag dies daher rühren, dass dieselben von den Rändern aus z. Th. wieder ver- schüttet würden. Es entsteht die Frage, ob die Ursache dieser zahl- reichen Erdfälle in dem Muschelkalk selbst oder in Gypsen des Mu- schelkalkes zu suchen ist. Muschelkalkgypse, wie sie sich nicht weit von dort nämlich im Huy wirklich vorfinden, hätte man in der oben erwähnten Depression zwischen dem obern und untern Muschelkalk zu suchen, Ja es liegt der Gedanke nahe, dass es Gypse seien, wel- chem jene Depression ihren Ursprung verdankt. Indessen liessen sich bisjetzt keine Muschelkalkgypse im Hakel beobachten. Die von Hoff- mann daselbst erwähnten Gypse liegen entschieden in einer Parlie des obern busgten Sandsteines, welche milten zwischen dem untern Mu- schelkalk zum Vorschein kommt. Man muss also annehmen, dass wenn Gypse wirklich die Ursache jener Depression und der Erdfälle sind, dieselben jetzt entweder völlig zerstört oder überdeckt sind. Da der Hakel mit seinen Dependenzen sich gegen NW gewölbartig ab- schliesst: so lässt sich der nahe dabei emporsteigende Huy nicht als eine Fortsetzung desselben betrachten. (Ebenda 174 — 176.) Behm, die Tertiärformation von Stettin. — B. ver- breitet sich speciell über (die einzelnen Localitäten und stellt zum Schluss folgende Glieder nach ihrer Altersfolge auf: 1. Braunkohlen- thon, (Niederzahden und wahrscheinlich, die tiefsten Gerinne der nörd- lich strömenden Bäche); 2. Braunkohlensand, Formsand; 3. Glimmer- sand (Züllehow, Gavelirisch, Neuendorf); 4. gelber Sand (Züllchow, Stolzenhagen, Glienicke, Cavelirisch, Scholwin); 5. Septarienihon, (Zahden, Curow und die verschiedenen Puncte des ganzen nördlichen Plateaus.) Die drei obern Glieder stehen dabei in so inniger Verbin- dung mit einander, dass die als durchaus zu einander gehörende, gleichaltrige angesehen werden müssen und der weit verbreitete gelbe Sand ist vollkommen identisch mit Plaltners weissem Glimmersande. Eine Vergleichung mit Plattners Resultaten über die märkische Braun- kohlenformation führt zu folgenden Sätzen: 1. Der Septarienthon, wel- eher ‘bei Steitin das oberste Glied der ganzen Formation bildet steht 269 nach seinen petrographischen Eigenschaften sowie nach den jetzt nur erst spärlich darin aufgefundenen marinen Conchylien als Nucula Des- hayesana und Chastelsi, Axinus uniearinatus, Fusus elongatus, Apor- rhais speciosa ete. den gleichen Thonen von Hermsdorf, Buckow ete. parallel. 2. Der gelbe Sand und Sandstein «lem Alter nach dem Sep- tarienthone durchaus gleich und vielleicht ein integrirendes Glied der ganzen Septarienthonbildung ausmachend ist nach seinen äussern Er- scheinungen d. h. durch den grossen Reichthum an Eisenoxydhydrat der Stettiner Formation eigenthümlich. Seine übrigen Eigenschaften sowie die in ihm gefundenen Petrefakten: Pleurotoma Selysi, subden- tieulata, flexuosa, Waterkeyni, regularis, Nalica glaueinoides, Fusus elongatus und multisulcatus etc. stellen ihn den Thonen ebenfalls pa- rallel und bezeichnen ihn dadurch als einen durch Eisenoxydhydrat umgeänderten Glimmersand. 3. Der weisse Sand von Neuendorf bil- ' det das Aeqivalent des Stolzenhagener gelben Sandes für den westli- chen Theil des Reviers. 4. Der ebenfalls nur in geringem Masse ei- senhaltige Sand von Niederzahden ist eigentlicher Formsand (Braun- - kohlensand). 5. Die untergeordneten Gemengtheile Gyps, Schwefel- kies, Glimmer finden sich auch in der Stettiner Formation in ver- schiedenen Mengenverhältnissen, während der kohlensaure Kalk ent- weder in den härtesten Gesteinen angeiroffen wird oder organischen Ursprungs ist. 6. Als eine wesentliche Abweichung würde es ange- sehen werden müssen, wenn die bei Zahden erbohrte Braunkohle auch bei weiter fortgesetzten Untersuchungen sich constant im Thone la- gernd erweisen sollte. (Ebenda 323 — 353.) Jokely, zur Geologie des Egerer Kreises in Böh- men. — Die NW Ausläufer des Böhmerwaldes, der Kaiserwald, das Erzgebirge und Fichtelgebirge, welche in diesem Theile Böhmens zusammenlreflen und oregraphisch mehr minder innig mit. einander verschmolzen sind, bestehen aus Granit, Amphibolit, Gneis, Glimmer- schiefer und Urthonschiefer mit ihren zahlreichen untergeordneten Gliedern. Der Granit theilt sich in den Gebirgsgranit und den stock- förmig entwickelten Zinngranit, beide durch den Mangel oder die Anwesenheit von porphyrarlig eingestreuten Orthoklaszwillingen wie- der in zwei Unterabänderungen sich sondernd. In drei Partien er- seheint der Granit, im. Erzgebirge, im Kaiserwald und Fichtelgebirge; in ‚letztern beiden bildet er den Centralstock, mit dessen Längs- achse zugleich die Gebirgs- und Erhebungsachse zusammenfällt. Im Erzgebirge dagegen kreuzt er die Hauptgebirgsmasse nahezu senkrecht und indem er auf diese Weise auf die Hauptschichtenstellung der Schiefergebilde im Erzgebirge einea störenden Einfluss ausübt: so dürfte seine Bildung mit der Hauptgebirgshebung auch nicht in ein und dieselbe Epoche fallen, Im Kaiserwald folgen an beiden Seilen des ‚granitischen Centralstockes um Pesisberg und Schanz bei antikli- - ner Schichtenstellung theils schiefrige theils massige Amphibolite, wel- che weiter östlich mit den ausgedehnten Amphibolitzonen in unmittel- 270 barer Verbindung stehen. Beiderseits werden sie von Gneiss und die- ser von Glimmerschiefer überlagert. Sie verbreiten sich vom N. Theile bis zum Falkenauer Tertiärbecken, im S. über Obersandau und Schanz, hier sich unmittelbar anschliessend an ‚das Gneissglimmerschiefergebiet der NW Ausläufer des Böhmerwaldes, wo sich der als mächtiger Schichtensaltel entwickelte Gebirgsstock des Dillenberges besonders auch durch seine zahlreichen Andalusite und Pseudomorphosen von Talk. nach Andalusit auszeichnet. In beiden Gebirgszügen folgt auf Glimmerschiefer der Urthonschiefer, welcher von dem Wondrebthale an schon als Fichtelgebirger Antheil sich N. bis in die Gegend von Eger hinzieht und vom Granit nur. durch eine schmale Glimmerschie- ferzone zwischen Schlada und Seeberg geschieden wird. Seinen La- gerungsverhältnissen nach bildet hier der Urthonschiefer eine Mulde, welche zum grössten Theile von den Tertiärgebilden des Egerer Bek- kens überdeckt am W. Abfalle des Kaiserwaldes zwischen Mariakulm und Conradsgrün nur in Form eines ganz schmalen Streifens zu Tage tritt. N, an den Granitstock des Fichtelgehirges,..der von Wildstein und Schnecken über Gaslau und Liebenstein weiterhin nach Bayern auf 6 Meilen fortsetzt, lehnt sich, nur durch einen schmalen Zug gneissarliger Gebilde getrennt, Glimmerschiefer an, worauf N. von Asch und Fleissen in gleichförmiger Ueberlagerung wieder Urthon- schiefer folgt. Dieser lässt sich über Schönbach, wohin ungefähr die orographische Gränze vom Fichtel- und Erzgebirge fällt, bis Graslitz und Schwaderbach verfolgen, wo er mehr weniger gleichförmig un- mittelbar auf dem Granit des Erzgebirges lagert und an seinen Con- tactstellen in ausgezeichneten Flecken- und Knotenschieder übergeht. Von Unterothau bis Rossmeissel wird der Granit von Glimmerschiefer begränzt, welcher von da über Bleistagt W. bis zum Egerer und S$. bis zum Falkenauer Tertiärbecken sich erstreckt. Seiner Schichten- stellung nach bildet er auch hier wie am Dillen einen grossen Schich- tensaltel, dessen Sattellinie von Berg über Gossengrün, Hartenberg bis Neugrün verläuft und von da die Schichten antiklin einerseits in N. unterteufend der Erzgebirger Urthonschieler, andererseits gegen das Falkenauer Becken in S. abfallen z. Th. auch hier den Urthon- schiefer des Kaiserwaldes unterteufend. In 0. wird der Granit, wel- cher die Umgebungen von Schönlind, Fribus, Hirschenstand, Neudeck und Lichtenstadt zusammensetzt und sowohl mit dem Eibenstocker als auch den Graniten des Karlsbadergebirges in unmittelbarem Zusam- menhange steht, in der Gegend von Platten und Johanngeorgenstadt ebenfalls vum Urthonschiefer und erst weiter S. zwischen Bähringen und Pfaffengrün vom Glimmerschiefer begränzt und theilweise über- lagert. Der letztere erstreckt sich über Abertham und Joachinsthal bis Gottesgab und lehnt sich weiter O0. an den Gneiss des mittlern Erzgebirges an, während der Urthonschiefer den Gebirgstheil von Plat- ten und Försterhäuser mil Ausnahme einer kleinen isolirten Granitpar- tie des Grossplaltenberges, bis an die Landesgränze einnimmt und einerseits vom Glimmerschiefer andrerseits vom Granit unterteuft auch 271 hier zu einem muldenförmigen Bau sich gestaltet. Als untergeordnete Bestandmassen sind ausser den Erzgängen hervorzuheben Ganggranite, Felsitporphyre (Joachimsthal, Breitenbach, Bleistadt, Silbergrün) .kör- nige Kalksteine (Gräfengrün, Oberreuth, Reichenbach), erzleere und erzlührende Grünsteingebilde (Platten, Bähringen, Aberthum, Joachims- thal, Goldenhöhe), Quarz- und Hornsteingänge z. Th. in Verbindung mit Eisen- und Mangangängen (Sandau, Haslau, Neudeck ete), als jüngere Bildungen: Basalte, welche an zahlreichen Orten mehr minder mächtige Platten, Bergkuppen und Rücken bilden und wie an der Steinhöhe bei Seiffen auch tertiäre Thone, Sande und Conglomerate überdecken und endlich die mit den Basaltgebilden in naher Beziehung stehenden zwei erloschenen Vulcane Böhmens, der Kammerbühl bei Franzensbad und Eisenbühl bei Boden. Ausgedehnte Torflager über- ziehn die höhern Gebirgsthäler fast überall und Säuerlinge entquellen dem Granit: sowohl als den krystallinischen Schiefern. ‘ (Jahrb. geol. Reichsanst. VII. 167 — 168.) Hochstetter, das Falkenau-Ellenbogener Braun- kohlenbecken in Böhmen. — Mit einer Länge von 3 und ei- ner Breite von 1/, Meilen liegt dieses Becken in der tieferen Ein- senkung zwischen dem Karlsbader Gebirge und dem Erzgebirge als mittleres Egerbecken vom obern Egerbecken getrennt durch die Berg- kelte von Mariakulm, vom untern bei Saatz und Teplitz durch mäch- tige Basaltmassen, Das unterste Glied der Braunkohlenformation bil- den lockere Sandsteine, Gonglomerate und ausser-ordentlich feste Quarzsandsteine, welche in zahllosen Blöcken an vielen Puneien der einzige Ueberrest dieses untersten Gliedes sind. Bei Altsattel enthal- ten die bis zu 100° Mächtigkeit bezeichneten Sandsteine viele Pflan- zenreste, darunter auch Palmen die Rossmässler beschrieben. Da- rüber liegend 10 bis 20° mächtige Thone, bald mehr plastisch, bald mehr Schieferthore in allen Farben, z. Th, ungemein reich an Schwe- felkies (Kiesflötze bei Littmitz, Altsattel, Münchhof).. In diesen Tho- nen liegen auch die zahlreichen Tlötze einer besseren Braunkohle z. Th. sehr gute Glanzkohle, Flötze von 1 bis 10 Klafter Mächtig- keit, wie sie bei Altsaltel. Grünlas, Granesau, Chodau, Neusattel, Da- messen, Putschire etc. abgebaut werden. Manche der bituminösen Schieferthone und Blätterkohlen besonders bei Grünlas dürften sich sehr wohl zur Darstellung von Mineralöl und Paraffın verwenden lassen. So weit sind die Braunkohlen vorbasaltisch. Ueber dieser ältern, in ihrer Schichtung vielfach zerstörten zerbrochenen und ver- worfenen Braunkohlenformalion liegt aber in ungestörter, horizontaler Auflagerung noch eine nachbasaltische. Zwischen beide fällt die Epo- che der böhmischen Basaltformation. Die obere nachbalsatische Abthei- lung ist characterisirt durch Basalttuffschichten, durch mächtige Flötze einer schlechteren Lignitkoble, durch dünnschiefrige, lederarlige Schie- ferthone bei Falkenau, Grasset mit Pflanzen- und Insecetenresten, durch Süsswasserquarz mit Helix‘ bei -Litimitz, durch Süsswasserkalke und 272 Eisenerzreichthum (Brauneisenstein und Sphärosiderit) in den obersten eisenschüssigen Leiten. In diese Periode des Braunkohlenbildung ge- hört auch die Entstehung der mächtigen Kaolinlager bei Zettlitz un- weit Karlsbad u. a. a. 0. Diese‘ Kaoline sind an Ort und Stelle un- ter dem Einfluss der Tertiärwasser aus dem den Untergrund des gan- zen Beckens bildenden Granit entstanden. Erdbrände mit den cha- racleristischen Brandproducten : Porzellanjaspis, gebrannte Thone aller Art, Braunkohlenaschen, Erdschlacken, gebrannte Eisenerze finden “ sieh bei Lessau und Hohendorf unweit Karlsbad und. bei Königswerth unweit Falkenau. Sie entstanden durch Selbstentzündung. Die Un- terscheidung von vor- und nachbasaltischer Braunkohlenbildung führt zur Lösung einer interessanten geologischen Frage. Die Glieder der untern ältern Abitheilung finden sich nämlich nicht nur in der Tiefe des Beckens, sondern auch auf dem höchsten Plateau sowohl des Karlsbader wie des Erzgebirges in 2100° Meereshöhe, wo sie durch Basaltdecken geschützt bis heute z. Th. mit Kohlenflötzen, ‚welche ab- gebauet werden (am Steinberg und Trabenberg S. von Karlsbad) er- halten blieben. Die obere jüngere Abtheilung gehört durchaus nur dem Becken selbst an. Dieses deutet auf gewallige Gehirgsstörungen hin, welche mit der Basalteruption eintraten, Um diese Erscheinun- gen zu erklären nimmt man gewöhnlich eine letzte Hebung des gan- zen Erzgebirges und Karlsbader Gebirges nach der Braunkohlenperiode an. H. erklärt diese Erscheinung ım Gegentheil durch einen gewal- tigen Einbruch. Beide Gebirge hatten schon in frühern Perioden ihre jetzige Höhe, als aber die ungeheuren Basallmassen des böhmischen Mittelgebirges und des Duppauer Gebirges emporstiegen, da brach gleichsam der Schlussstein des Gewölbes, das bis dahin das Erz - und Karlsbader Gebirge zu einem Ganzen verband, ein und versank in die Tiefe. Das erste ältere Tertiärbecken war daher auf dem Ge- birgsplateau, das zweite jüngere aber in dem durch den Einsturz ge- bildeten Becken; daher die gewaltigen Verwerfungen in den untern Abtheilungen und die grossen Bergstürze, wie sie in der Nähe von Karlsbad besonders am Schömitzstein deutlich genug hervortreten. (Ebenda 185 — 186.) Hochstetter, geologische Verhältnisse bei Marien- bad in Böhmen. — Im Thalkessel von Marienbad am Flusse des Kaiserwaldes begegnen sich drei Gebirgsglieder: Gneiss, Hornblendge- steine und Granit. Gneiss tritt hauptsächlich in W, auf im Darnwald und Schneidrang, Hornblendgesteine als Amphibolschiefer, Amphibolit und Eklogit und zahlreichen andern Varietäten, denen z, Th. beson- dere Namen gegeben wurde, wie Hamelieit, S. und ©. am Hamelika- berg und auf. der Höhe des Mühlberges, Granit nimmt die Mitte des Thalkessels ein zu beiden Seiten des Schneidbaches (Mühlberg, Stein- hau und Jägerhausberg.) Dieser Granit als $. Ausläufer der grossen erupliven Granitmasse des Kaiserwäaldes hat bei Marienbad ebenso wie im ganzen Karlsbader Gebirge längs seiner Begränzung mit krystalli- 973 nischen 'Schtefern‘ störend eingewirkt auf die Lagerungsverhältnisse dieser Schiefer, welche er theils in Bruchstücken eingeschlossen ent- hält, theils in-grosse lose Schollen zertrümmert an seiner Oberfläche trägt. Daraus erklären sich die verwirrten Verhältnisse hauptsächlich N. von Marienbad an den Gehängen des Kaiserwaldes, die früheren Beobachtern zu den verschiedenarligsten Erklärungen und Auffassun- ' gen Veranlassung gaben. 8o ist die Serpentinmasse des Filshübels nichts anders als ein durch die Graniteruption von dem mächtigen Ser- pentingebirge zwischen Einsiedel und Sangerberg losgerissenes Stück, sanz ebenso wie die einzelnen Serpenlinkuppen auf dem Plateau des Gebirges zwischen Sangerberg, Neudorf und Lauterbach. Diese Ser- pentinfelsmassen liegen lose als abgerissene Theile jenes mächtigen primitiven Serpentinlagers auf dem Granitplateau und sind keineswegs wie L. v, Buch annahm, selbstständige eruplive Massen auf der Gränze von Granit und Schiefer hervorgebrochen. Untergeordnet treten im porphyrartigen Granit bei Marienbad zahlreiche Gänge klein- und grosskörniger Granite auf, sowie Quarz und Hornsteingänge mit Roth- eisenstein und Manganerzen (beim Jägerhaus), welche jedoch in kei- nerlei Beziehnungen zu den Mineralquellen stehen. (Ebenda 382.) Naumann, über die Bildung der sächsischen Gra- nulitformation. — Hochstelter hatte seine Bd, IV. 241. von uns mitgelheilten Resultate aus den Untersuchungen über die böhmi- sche Granulitformation auch auf die sächsische angewandt und war damit Naumanns Forschungen entgegengetreten. Letzirer weist nun diesen Widerspruch zurück. Nach ihm tritt nämlich 1. die sächsi- sche Granulitbildung nicht im Gebiete einer primitiven Gneissforma- tion sondern im Gebiete einer ursprünglich sedimentären Schieferfor- mation auf, welche freilich in der unmittelbaren Umgebung ‘des Gra- nulites sehr auflallende Metamorphosen erlitten hat und in Gneiss und Glimmerschiefer umgewandelt ist. 2. Sowohl die allgemeine Architek- tur des sächsischen Granulites als auch die Lagerungsverhältnisse der ihn umgebenden Schiefer widersprechen der Annahme ihrer gleich- zeiligen Entstehung, Weder überall an den Gränzen des Granulitter- ritoriums noch viel weniger im innern Theile desselben findet die Hy- pothese eines concentrischen in sich geschlossenen Schichtenbaues eine Bestätigung. Selbst die mantelförmige Umlagerung des Schiefergebir- ges um den Granulit ist sehr vielen Anomalien unterworfen und die Discordanz der Schichtenstellung zwischen Schiefer und Granulit oft - in einer so auflfallenden Weise ausgesprochen, dass die geotektoni- schen Verhältnisse beider Formationen mit der Annahme ihrer gleich- zeiligen Ausbildung gar vielfach im Widerspruche stehen. 3. Der sächsische Granulit hat auf- die Massen des umgebenden Schieferge- birges ganz ähnliche Einwirkungen ausgeübt wie solche in der Umge- hung grösserer eruptiver Granitablagerungen vorzukommen pflegen, So können die den Granulit umgebenden Schieferschichten nicht ur- sprünglich in ihrer gegenwärtigen meist unter: 30— 40° geneigter "274 Lage gebildet worden sein, sondern müssen später aufgerichtet sein. Diese Aufrichtung trifft auch die weiterhin auflägernden devonischen Schichten, beigt sich ringsum den Granulit, stellenweise bis auf 2 Meilen Entfernung, kann daher nur in einer von dem Granulite aus- gegangenen sehr mächtigen mechanischen Kraftäusserung ihren Grund haben. Bei dieser Erhebung ist aber auch der innere Zusammenhang, der stetige Verlauf der aufgerichteten Schiefermassen mehrfach in auf- fallendem Grade unterbrochen und gestört worden. Schlagend be- weist das z. B. die merkwürdige Zone von Fleckschiefer oder Gar- benschiefer, welche sich von Callenberg aus über Waldenburg und Wechselburg bis nach Rochlitz längs jener Linie verfolgen lässt, an der der Thonschiefer in Glimmerschiefer übergeht. Diese Gar- benschiefer gehören ein und derselben Zone des Schiefergebir- ges an, deren ursprüngliche petrographische Beschaffenheit ihre Be- fähigung zu dieser ganz eigenthümlichen Metamorphose begründen moehte, während die in ihrem Liegerden auftretenden Schiefer zu gewöhnlichem Glimmerschiefer umgebildet worden sind. ° Zwischen Waldenburg; und Wechselburg macht aber die Granulitgränze zwei Sprünge, durch welche sie aus ihrem normalen Verlaufe zweimal nach NW. hinausgedrängt wird, einmal bei Zienberg, das andere Mal bei Arnsdorf. Genau dieselben beiden Sprünge wiederholen sich nun im Verlaufe jener Garbenschielerzone, welche dadurch zweimal un- terbrochen und nach NW, verworfen worden ist. Es muss also wohl das ursprünglich in seiner Integrität vorhandene Schiefergebirge bei seiner durch den Granulit bewirkten Hebung an zwei Stellen querge- spalten und auf der Nseite jeder Spalte um eben so viel weiter nach NW, hinausgedrängt worden sein, als das Vordringen des Granulites betrug. Dass ferner der Granulit gewaltsame Eintreibungen seines Materiales in das angrenzende Schiefergebirge verursacht und dadurch keilförmige und sogar gangarlige Apophysen hervorgebracht habe, da- für liefert des Verfassers Erläuterung zur Sächsischen Karte hinläng- liche Belege. Solche Gränulitkeile finden sich z. B. bei Nieder-Auers- wald, Hermsdorf, Thierbach ete. Auch jene Schollen und Feizen des Schiefergebirges im Granulit sprechen für eine Zerreissung des erstern und einen plastischen Zustand des letzteren bei seinem Her- vortreten. Dass endlich dasselbe Material auch eine tief eingreilende chemische Einwirkung auf alle mit ihm in unmittelbare Berührung kommenden Theile des Schiefergebirges ausgeübt haben müsse, dafür zeugen die merkwürdigen und höchst auffallenden Umbildungen, welche nicht nur die den Granulit zunächst umschliessenden Schichten, son. dern in noch höherem Grade die insularischen Schollen und Fetzen des Schiefers erkennen lassen. Der Thonschiefer ist bisweilen in Fleckschiefer, grösstentheils aber in vollkommenen Glimmerschiefer und dieser wiederum in gneissarlige Gesteine umgewandelt worden welche sich z. Th. durch die höchst krystallinische Entwicklung ihrer Gemengtheile, durch die häufige Beimengung von Cordierit und durch die auffallenden Wirkungen ihrer Parallelstructur von allen übrigen 275 Gneissvarieläten Sachsens unterscheiden. Diese Umwandlungen sind sowohl in den peripherischen als in den peninsularischen Theilen des Schiefergebirges durch alle Stadien so stetig zu verfolgen und das Ma- ximum derselben gibt sich überall so entschieden im CGontacte mit dem Granulite zu erkennen, dass man ihre Ursache nothwendig in einer materiellen Einwirkung des Granulites ‘auf den Sehieler suchen muss, Der sächsische Granulit hat daher ganz entschieden eine eruptive Ent- stellung. (Ebenda 766 — 770.) @l. Oryetognosie. K. v. Hauer, Analyse der Grünerde von Kaaden in Böhmen. — Dass massenhaflte Vorkommen der hböh- mischen Grünerde bietet ein doppeltes Interesse, weil sie nämlich das Produkt. eines, grossartigen Umwandlungsprocesses gewisser Gesteine repräsentirt und weil sie bergmännisch gewonnen als Farbstoff in den Handel gebracht wird. Sie findet sich bei Atschau, Männelsdorf und Grehen bei Kaaden und kommt daselbst mit Kalkmergelfragmenten wechsellagernd im Basalttuff vor. Sowohl im Liegenden als Hangen- den der Kalkfragmente in einer Mächtigkeit von einigen Zollen bis 1’ vorfindlich bildet sie im Basalttuff einzeln von einander getrennte Mas- sen. Sie erscheint als compacie plaslische Masse von schöner grüner Farbe und besteht aus 41,0 Kieselerde, 3,0 Thonerde, 23,4 Eisen- oxydul, 8,2 Kalkerde, 2,3 Magnesia, 3,0 Kali und 19,3 Kohlensäure und Wasser, stimmt also im Wesentlichen überein mit der vom Monte Baldo, von Cypern, von Lossossnoi in Ostpreussen. Von Säuren wird sie wenig angegrilfen, verliert dadurch nur die kohlensauren Salze und einen Theil des Eisens.. Durch Waschen, Trocknen und Pulvern wird sie in den schönen grünen Farbstofl verwandelt. (Ebda. 845.) H. Rose, neues Vorkommen von Nickeloxyd und Chromoxyd in Schlesien. — An den besonders aus Braunei- senslein, Sphärosiderit und Blackband bestehenden Eisenerzen im Kö- perichthale bei Volpersdorf, Grafschaft Glatz, zeigen sich an einzel- nen Stellen besonders stark hervortretende. grüne Flecken, deren Fär- bung von einem Gehalt an Nickeloxyd herrührt und dessen Menge in einigen der untersuchten Proben 0,5 —2 pCt. beträgt. In dem für Nickelocker gehaltenen grünen Anflug liess sich jedoch keine Spur von Arsenik entdecken. Obgleich im Liegenden dieser Brauneisenerze Kupfererze sich finden: so waren die zu der Zeit der Untersuchung geförderten Eisenerze frei von Kupfer und erhielten nur ungemein geringe Spuren von Schwefel und Phosphor. Auch bei der Untersu- ehung eines Thoneisensteines von dem nahgelegenen Schlegel, ferner eines Schieferthones und eines talkarligen Schieferthones von Volpers- dorf ergab sich ein Gehalt von Nickeloxyd und in den beiden Schie- ferthonen ausserdem noch von Chromoxyd, der gleichzeitig mit Braun- eisenerz geförderte Schielerthon der Baıbarahülte zeigte in einzelnen Stücken im Innern eine intensiv grüne, dem Malachit ähnliche Fär- bung und enthielt im frischen Zustande 21,13 pCt. Wasser, ber u 276: % ‚ geglühte Rückstand verliert die grüne Farbe vollständig’ ist beinah weiss und besteht aus Kieselsäure . . 60,27 Sauerstofi 31,29 Thonerde . . . 32,15 15,03 Eisenoxyd . . . 23,40 0,72 Chromoxyd .°. 1,54 0,48 Nickeloayd . . 0,35 0,08 Magnesia . . . 1,59 0,63 Kohlensaurer Kalk 1,68 100,01 In einem Brauneisenstein, in welchem der Schieferthon untergeordnet auftrat, betrug die Menge des Nickeloxydes 1,23 pCt., in einem an- dern gar 3,30 ; der Wassergehalt des letztern 24,70. (@eol. Zeitschr. IX. 137.) Scacchi, Palmieri und Guarini, mineralogisch-che- mische Untersuchung der Produkte des Vesuv-Ausbru- ches im Mai 1855. — In der eben erschienenen vortrefflichen Monographie: der Vesuv und die Umgebung von Neapel von J. Koth (Berlin 1857. 8°.) gibt der Verf. unter andern werthvollen Mittheilun- gen auch eine über die Mineralien des letzten Ausbruchs nach Unter- suchung der genannten italienischen Forscher, aus der wir das Wich- tigste kurz wiedergeben. Fast alle untersuchten Substanzen stammen von den kleinen Kegeln oder aus der Nähe der Fumarolen der Lava- ströme, sind also sublimirt. Schwefel an zwei Punkten besonders, neben der Bocca zuoberst am Vesuvkegel in Krystallen mit Gyps und auf der Lava neben der begrabenen Brücke bei S. Sebastiano. Der Absatz begann erst einen Monat nach dem Stillstand des Stromes, zugleich mit Salmiak, in verschiedener Form. Schwellige Säure und Salzsäure entwickelte sich in grosser Menge. Der aus den Fumaro- len aufsteigende Dampf enthielt nach seiner Verdichtung ebenso in ge- ringer Menge das Regenwasser an den ersten Tagen sehr viel freie Salzsäure. Kohlensäure, in den Mofelten sehr reich, steht: mit. dem Ausbruch in einer nicht ganz klaren Verbindung, da sie sich sehr weit vom Ausbruchsorte entwickelt, in der Lava fehlt sie. Fluor bei dem Ausbruch von 1850 reichlich, fehlte in den Fumarolen von 1855; nur in einigen Krusten zeigten sich Spuren. Schwefelsäure wurde nachgewiesen. Kupferverbindungen kamen in grosser Menge vor, das Oxyd sehr selten auf den Schlacken mit dem von den Fumarolen ab- gesetzten Kochsalz aus feinen Blättchen bestehend. Eisenglanz unge- mein viel, schon in den ersten Tagen des Ausbruchs, auf den Schlak- ken der kleinen Kegel und auf denen des Lavastromes, in fünf Va- rietäten: in kupferrothen Schuppen Ueberzüge bildend, in röthlich braunen stark glänzenden Stalaktiten, in eisengrauen glänzenden Rhom- boedern und hexagonalen Doppelpyramiden, in feinen blutrothen durch- scheinenden rhombischen Blättchen, endlich octaedrische Krystalle von Magneteisen, Die Octaeder bestehen im Innern aus blattförmigen, in 277 u. f ” r y einander verflochtenen und Hohlräume zwischen sich lassenden Kry- stallen und bilden zerrieben ein dunkelrothes Pulver. Verf, vermö- gen nicht diese Octaeder zu erklären. Eisenchlorid gehört zu den häufigsten Producten , es bildet die gelbe Farbe der Schlacken und Salzkrusten und gibt das Material zur Bildung des Eisenglanzes; Ei- senchlorür liess sich nicht nachweisen. Manganchlorür in geringer Menge in einigen weissen Salzkrusten, in andern vielleicht mit Chlor- magnesium und schwefelsaurem Manganoxydul. Kochsalz ist das häu- fieste und reichlichste Sublimat des Vesuvs, enthält aber stets etwas Chlorkalium, krystallisirt, als Ueberzug und stalactitisch. Salmiak bildet sich nur da auf der Lava, wo diese über Kulturland hinläuft, 1855 war die höchste Stelle im Fosso della Vetrana, immer erst lange nach dem Erstarren der Lava, in Rhombendodekaedern selten mit abgestumplten Kanten. Glaserit (Aphihalose, Arcanit) schwefelsaures Kali ist am Vesuv nicht häufig, diesmal krystallisirt mit Eisenglanz. Pyroteknit, wasserfreies schwelfelsaures Natron und Mirabilit wasser- haltiges schwefelsaures Natron in den Schlacken der kleinen Kegel in trimetrisch orthogonalen Krystallen. Epsomit, schwefelsaure Magnesia in geringerer Menge als 1850. Schwefelsaures Kupferoxyd schr häu- fig mit 3 verschiedenen Wassergehalten. Gyps seltener als früher und zwar mit Schwefel als faseriger dünner Ueberzug an der ober- sten Bocea und mit andern Salzen in den Hohlräumen der wieder ge- schmolzenen Schlacken andrer Kegel, wo auch Karstenitkrystalle sich fanden. Cyanochrom, wasserhaltiges schwefelsaures Kupferoxydkali und Pieromerid, wasserhaltige schwelelsaure Kalıkalkerde, ersteres in hellblauen trimetrischmonoclinischen Krystallen in den meisten Lösun- gen grüner Salzkrusten, letzires später in eben solchen weissen Kry- stallen. Alaun und Alunogen bilden weisse, nicht häfiuge, innen schwammige, leicht lösliche Krusten. Coquimbit kömmt in zweierlei Krusten vor, in röthlich braunen, schwammigen, sehr zerbrechlichen und in gelblichen dichten mit emailarligem Bruch auf Laven nach vor- hergegangenem Regen. Häufige grüne Weberzüge und nadelförmige Krystalle auf Laven werden für Atacamit gehalten, diesmal in sehr verschiedenen Varitäten beobachtet, scheint ein Gemisch von Kupfer - und andern nicht salzsauren Salzen zu Sein. F.X. M. Zippe, Geschichte der Metalle Wien 1857. 8° — Die Einleitung verbreitet sich über die Geschichte der Metalle im ‚Allgemeinen, ar deren Eintheilung und die Art ihres Vorkom- mens, dann folgt die Geschichte der einzelnen Metalle: Gold, " Kupfer, Eisen, Zinn, Blei ausführlicher, alle übrigen kürzer und len kurz behandelt. Bei jenen wichligern z. B. dem Golde werden die geo- gnostischen Verhältnisse, die Goldregionen der Erde, die erste Er- kenntiniss und Verwendung desselben, die ältesten Sagen und Myihen, ältesten Quellen, Vorkommen in Asien, Alrika, Europa, der neuen Welt, Gewinnung durch Grubenbau, die Ausbeute der gegenwärtigen Zeit, Verschiedenheit des Goldes, Schaltenseiten im Verhältniss des ü 19 ® ‚278 bö Menschen zum Golde, die Liehtseiten und die gegenwärtige Bedeu- tung in wissenschaftlicher und technischer Hinsicht besprochen. Man sieht schon aus dieser Andeutung des Inhaltes, dass das Buch nicht für Mineralogen und Chemiker von Fach, sondern für ein grösseres Publikum geschrieben worden ist und in der That geht Verf. für des- sen Belehrung nicht mit erschöpfender Gründlichkeit und Ausführlich- keit zu Werke, sondern theilt eben nur das allgemeine Interessante und Wichtige in angemessener Darstellung mit, wobei denn freilich auch der Fachgelehrie gar Vieles findet, was ihm sonst nicht begegnet und mit dem er seinen Wissenskreis erweitern kann. A. Kenngott, Lehrbuch der Mineralogie zum Ge- brauche bei dem Unterrichte an Schulen und höhern Lehranstalten, Mit 55 Holzschnitten. Darmstadt 1357. 8%. — Dieses Lehrbuch bildet mit dem Bd. IX. 174 angezeigten für Zoologie von Giebel und einem dritten für Botanik von Hoflmann eine zusam- mengehörige, nach einem Plane und einem Zwecke bearbeitete Natur- geschichte, in welcher die Verff. zu einem gründlichern Unterrichte an Schulen und Universitäten das ausreichende Material in wohl erwoge- ner Auswahl und präciser Darstellung dem Lehrer und Lernenden Jarbieten. Kenngotts verdienstliche Forschungen in der Mineralogie sind allgemein bekannt und seine erfolgreiche Thätigkeit an verschie- denen Lehrinstituten birgt hinlänglich dafür, dass das vorliegende Lehrbuch ein sehr brauchbares und empfehlenswerthes ist. Nur glaube der Lehrer an unsern Schulen nicht, dass er das ganze hier vorge- tragene Material seinen Tertianern und Secundanern in ein oder zwei wöchentlichen Unterrichtsstunden beibringen soll, dazu gehört eine wöchentlich sechsstündige Semester - Vorlesung für Studierende, für diese und für das eigene Studium des Lehrers ist die Auslührlichkeit bestimmt und wenn letztrer sich den Inhalt vollkommen angeeignet hat, wird er selbst für die verschiedenen Stufen des Schulunterrichtes die Auswahl treffen können. Der Schüler aber erhält für einen un- gemein billigen Preis einen Leitfaden, den er auf der Universität und dem spätern Leben überhaupt ebenso gern studieren und nachschla- gen wird als auf der Schule, @G. Palaeontologie. Unger, über fossile Pflanzen des Süsswasserkalkes und Quarzes sowie des Leithakal- kes. — Erstre wurden in Steiermark bei Rhein, Strassgang, Thal bei Graz, ferner bei Hlinik in Ungarn und Tuchorezie in Böhmen gesammelt. Sie weisen auf eine ärmliche Ufervegetation kleiner Landseen, wogegen die Fauna ihrer Land- und Süsswassermollusken eine bei Weitem grössere ist. So ist Arundo Goepperti Heer eine dem A. donax L. sehr ähnliche Pflanze fast aller Orten gefunden, des- gleichen Typhaeloipum lacustre. Es fehlen Rhizome und Samen der Seerose selten, in Strassgang kömmt noch eine zweite Art, Nymphaea Blandusiae vor. Die Uharen gehören zu den verbreitesten, eine neue 279 von Graz ist Chara Rollei. Im Leithakalk kommen überhaupt nur wenige verkieselte Hölzer vor, alle Arten schon aus andern Tertiär- gebilden bekannt, nämlich Fegonium vasculosum, Peuce minor, Thuio- xylon ambiguum, Th. juniperinum, Haueria stiriaca. Wichtig ist eine seltsame kalkige Substanz, welche den grössten Theil an der Bildung der Gesteinsmasse hat und dieselbe gleichsam ganz bildet. Im un- gestörten Zustande erscheint sie als eine kuglige aus radial vom Mit- telpuncte ausgehenden Aesten zusammengesetzte Bildung, welche eben- sowohl an gewisse Korallen als an Tropfsteingebilde- erinnern. Reuss deutete sie auf Nullipora ramosissima, Haidinger für Sinterbildung, Unger hält sie für Pflanzen. Schon Philippi wies ähnliche Zoophyten zu den Algen als Lithoihamnium und Lithophyllum und U. zeigt nun, dass diese Kalkausscheidenden Algen eine weit grössere Ausdehnung haben, die seltsamsten Krusten erzeugen und ganz und gar aus stein- harter Masse bestehen. Entfernt man durch Säuren den Kalk: so stellt sich das pflanzliche Gewebe sehr klar und rein dar, es besteht aus parallelen Gliederröhren, welche durch seitliche Verbindungen zu- sammenhängen. Sie sind gewissermassen sich selbst versteinernde Pflanzen, die nur an ihren Spitzen lebendig bleiben. H. hat nun er- kannt, dass der ganze Leithakalk hauptsächlich aus solchen Vegetabi- lien besteht und erklärt denselben für eine Riffbildung. Die speciel- len Untersuchungen wird Verf. in zwei Abhandlungen bekannt ma- chen. (Sitzungsber. Wien. Akad. XXII. 697 — 700.) Gaspary, über fossile Nymphäaceen. — Verf. unter- suchte folgende Arten: Nymphaeites Areihusae Brgn, N. Brongniarii im Süsswasserkalk von Arbissan bei Narbonne, N. Weberi aus dem Süsswasserquarz von Muffendorf bei Bonn, N. lignitica Web aus der Braunkohle von Rott, N. Ludwigi aus der Braunkohle von Wölfersheim in der Wetterau. Als neue Gattung Holopleura: semen ovatoel- lipticum, ad micropylen foveolatum et operculatum ; operculum subeir- eulare, micropylem mamilliformen et hilum subreniforme gerens, ra- phe subnulla; testa crassa cornea; cellulae strati extimi graciliter 6 — 8 sinuosae, pariete externo crassissimo, lumine spbevanido , irre- sulariter dispositae. Die Art H. Victoria in der Braunkohle von Dor- heim in der Wetterau. (Geol. Zeitschrift IX. 188.) A. Braun, eine neue fossile Vitisart. — Schon frü- her beschrieb Br. eine vorweltliche Weinrebe mit Samen, Beeren, Blät- _ tern aus der Braunkohle von Salzhausen als Vitis teutonica, durch kleine Samen sowie schwach gelappte sehr spitzzahnige auffallend schiefe Blätter von Vitis vinifera unterschieden. In der Braunkohle von Dorheim kommen neue kleinere Samen vor, nach dem untern Ende stärker schnabelartig verdünnt und sehr spitz. Die Raphe bildet eine scharfe Kante, an ‚welche sich 2 vertiefte Seitenflächen anschlies- sen. Die Raphe zieht sich über das obere Ende des Samens herüber und endigt auf der Vorderfläche mit einer länglichen Chalaza, von welcher jederseits 5—]7 Furchen sirahlig auslaufen, die der Vorder- 197 ® 280 fläche des Samens ein höchst zierliches Ansehen geben. Unter den lebenden Arten hat V. erythrodes Fres. strahlig gefaltete, doch viel grössere Samen. Die neue Art nennt Br. Vitis Ludvigii. (Ebenda 189 — 191.) Phipson,über die fossilen Teredo. — In den kalki- sen Sanden Brüssels finden die Arbeiter häufig Palmenfrüchte uni Stengel, Schilf, Pappeläste, auch Austern, Nummuliten u. a. Einmal erhält Ph, einen Haufen Teredinen, welche von dem umgebenden Sande befreiet, einen auffallend starken Seegeruch verbreiteten, so eigen- thümlich, dass er unverkennbar ist und das antediluvianische Meer unzweifelhaft dieselben Gerüche verbreitete als das heutige. Die Te- redo gehört zur T. corniformis Lk, welche gegenwärtig in Cocosnüsse and Hölzer 'bohrt, die auf den tropischen Meeren treiben, Ihre Röh- ren sind von sehr verschiedener Dicke und finden sich in petrificirten Hölzern und Palmenfrüchten, oft aber auch in Haufen ohne eine Spur von Holz, letztere haben dann zwei scharf geschiedene Hüllen, eine innere sehr dünne die Schale des Thieres und eine äussere von strah- lig krystallinischem Kalk einige Millimeter dick und auf der Ober- fläche dicht mit feinen Krystallen bekleidet. Die Höhle der Röhre er- füllt bisweilen dichter oder krystallinischer Kalk , meist aber ist sie leer und fein und ziemlich auskrystallisirt. Ihr Seegeruch ist anfangs sehr characteristisch, verschwindet aber bei längerem Liegen an der Luft. Die Lagerstätte gehört zum mittlern Eocän. fCompt. rend. XLY. 3. Marcel de Serres, geologischesAlter der Bohrmu- scheln. — Die Bohrmuscheln scheinen nicht über den obern Lias zurückzureichen, wo je eine Art von Pholas und Teredo vorkommt. Pholas kömmt im Oolith und Oxfordien vor, verschwindet aber in der Kreide. In seiner Gesellschaft finden sich bisweilen Teredo, Pe- tricola, Gastrochaena, Modiola, Lithodomus. Teredo kömmt im Neo- ceomien und der weissen Kreide vor, auch in eocänen und miocänen Schichten, Clavagella in der glauconitischen Kreide, häufiger in ter- tiären Bildungen, die übrigen Tubicolen sind jünger und treten zuerst in mioeänen Schichten auf, so die Fistulanen und Teredinen. S. spricht dann noch über die Arten in den rothen Sanden von Uchaux. (Compt. rend. XLV. 254 — 255.) Howse, zur permischen Fauna von Durham und Northumberland. — Diese Fortsetzung verbreitet sich über Chi- ton loftusanus Kg, Calyptraea anliqua, Eulima symmetrica Kg, Chem- nitzia Roessleri Gein, altenburgensis Gein, Turritella Phillipsi, Loxo- nema fasciala, Litorina helieina, Turbo mancuniensis , Litorina hercy- nica Gein, Pleurotomaria antrina, Verneuili Gein, Nautilus Freiesle- beni Gein, Theca Kirbyi. (Ann. mag. nat. hist. June 463— 473. Tb. 4.) Bornemann, Muschelkalkversteinerungen in Spa- nien, — Verf, sah in de Vernenils Sammlung in Parıs eine Suite vou Versteinerungen aus dem spanischen Muschelkaik, welche ganz 1; 281 den Thüringern und Rüdersdorfern gleichen. Darunter Nautilus bidor- satus, kleine Varietäten von Ammonites semiparlitus oder nodosus, Melania Schlotheimi, Turbo gregarius, Terebratula vulgaris, Lingula tenuissima, Monotis Albertii, Mytilus eduliformis, Gervillia socialis, po- Iyodonta, Nucula gregaria (ob mit deutlichem Schloss ?), Myophoria vulgaris, Neoschizodus curvirostris, laevigatus, simplex? und die Rhi- zocorallen. (Geolog. Zeitschr. VIII. 165.) Geinitz, zwei neue Versteinerungen und die Stro- phalosien des Zechsteines. — Die erste derselben ist Palaeo- phyeus Hoeianus aus dem untern Zechstein bei Könitz, früher als Lumbricarien betrachtet, wurmförmige Concretionen mit Andeultung einer Gabelung, daher sie nun zu den Fucoiden gebracht werden. Panopaea Mackrothi im untern Zechstein bei Milbitz, den Myariten des Muschelkalkes ähnlich. Hinsichtlich der Strophalosien hat weder King noch von Schauroth die Arten richtig geschieden, G, rechnet dahin Str, Goldfussi, lamellosa, excavata, Canerini und führt für jede die Synonymie auf, ebenso zum Schluss noch für Avicula pinnaefor- mis. /[Geol. Zeitschr. IX. 207 —211. Tf. 11.) Piette, die Flügelschnecken im Grossoolith der Depts. Aisne, Ardennen und Mosel. — Die hieher gehörigen Gattungen Strombus, Pterocera, Rostellaria und Chenopus laufen wie manche andere so sehr in einander, dass eine scharfe Sonderung äusserst schwierig ist. Chenopus hat zwar ein ganz eigenthümliches Thier, aber seine Schale ist nicht gleich scharf characterisirt, noch weniger die von Rostellaria und Pterocera. Für Rostellaria gelten je- doch folgende Charactere: Gewinde hoch, glatt oder verziert, Flügel- rand glatt, ganz diek, Kanal gerade und dünn, Ausschnitt zwischen Flügel und Kanal vorhanden, Spindel schwielig, Zacken eben, mit der Bildung des Flügels schliesst das Wachsthum der Schale ab. Für Pterocera: Gewinde meist kurz, glatt oder gestreift, der letzte Um- gang steis gekielt oder mit starken Querrippen, Kiel und Rippen oft gegabelt und in getrennte oder verbundene Zacken auslaufend, Flügel- rand gefranzt und schneidig, Kanal lang und zurückgekrümmt, Aus- schnitt durch eine Bucht ersetzt oder durch einen Einschnitt des Flü- gels vertreten wie zwischen den übrigen Zacken, Spindel glatt und ohne Schwiele, Zacken meist rinnenartig; die Bildung des Flügels wie- derholt sich öfters, Dazu stellt Vf. nın noch eine neue Gattung un- ter dem schon wiederholt verbrauchten Namen Eustoma auf, Sie hat die verlängerte Form, Verzierung des Gewindes und die Dicke des glatten und ungetheilten Flügels von Rostellaria, auch hinten den klei- nen Kanal, und den vordern geraden Kanal, aber der Ausschnitt an der Basis fehlt fast gänzlich wie bei Pterocera, ihr Mund ist runder als bei beiden, auf dem Gewinde steht ein zweiter Flügel dem ersten gegenüber und beide Flügel verlängern sich bis zum Ende des Ka- nales, wodurch das Thier im Kanal wie zwischen zwei Mauern ein- geschlossen wird. Auf der Grenze zwischen Rostellaria und Plerocera 282 stehen Pt. camelus und vespa; die von Morris abgetrennte Gattung Ala-' ria lässt P, nicht gelten. Rostellaria kömmt nicht im Oolith vor. P. beschreibt nun folgende Pteroceraarten: Pt. tridigitata Pt. pectinata Pt. inaequistriata trieuspidata granulosa | Bowyoti Heberti Gousseti Terquemi Simonis Viquesneli - brevis laevigata ML . hamus Dslg flammifera tribrachialis gothica striata mulltistriata eircus Dslg vespa Dslg Bervillei rotunda i camelus turrita inornata bialata Couloni acuminata Eustoma tubereulosum (Bullet. soc. geol. XIII. 85 — 102. Tb. 2—5.) K. v. Seebach, Entomostraceen aus der Trias Thü- ringens. — Östracoden waren bisher aus triasischen Schichten noch nicht bekannt und verdienen daher die Mittheilungen über ein derartiges Vorkommen unsere ganz besondere Aufmerksamkeit. In einer Mergelschicht unmittelbar unter der Lettenkohle am Gelmero- daerberg bei Weimar fand Verf. die ersten Keuperostracoden mit Po- sidonomyia minuta, Acrodus Gaillardoti, Colobodus varius. Dieselbe Schicht wurde später auch an andern Orten um Weimar aufgeschlos- sen, dann bei Pfiffelbach mit Myophorien und Myaciten. Die Ostra- codenschale ist stets noch vorhanden, aber meist völlig verdrückt, oft von einer Kalkspatkruste überzuckert. Die Arten Bairdia pi- rus, procera, teres und Cythere dispar. Im Muschelkalk finden sich die Ostracoden in den die Terebratelbank einschliessenden Mergeln sehr reichlich meist leider als verdrückte Steinkerne. Sie scheinen Bairdia anzugehören, am häufigsten ist eine der B, pirus ähnliche Form, vielleicht dieser identisch. In einer petrefactenreichen merglig schiefrigen Sandschicht des Lettenkohlensandsteines kommen, noch an- dere Krebsreste vor, so von Halieyne, welche Gattung Vf. hier cha- racterisirt, um dann die neue Art H. plana speciell zu beschreiben. Ein andrer Krebs liegt in zu ungenügenden ‘Resten vor und kann noch nicht bestimmt werden, (@eol. Zeitschr. IX. 198 — 206. Tf. 8.) E. Blanchard, über Bestimmung einiger fossilen Vögel und die osteologischen Charactere der Gallina- ceen. — Die Osteologie der Vögel liefert wie die der Säugethiere und Amphibien die zuverlässigsten Merkmale zur systematischen Be- stimmung der Knochen, freilich sind dieselben aber wenn es sich um Gattungen und Arten handelt, so fein, dass oft die Beschreibung al- lein nicht ausreicht und nur genaue Abbildungen Anhalt gewähren. Zunächst hat sich Bl. mit den Gallinaceen beschäftigt, deren Bestim- mungen meist verfehlt sind. Cuvier bildet mehre derselben aus dem “ Pariser Gyps ab. So ist der als Skolopax abgehildete Humerus Tb. 73. Fig. 9. an Perdix zu verweisen, die Beiden? Goracoidea Th. 74. Fig. 5. "6. gehören gleichfalls Gallinaceen, der zweite der gemeinen Wach- tel, Bl. gibt nun einige osteologische Charactere an, die man in je- 283 der grössern Skeletsammlung besser sehen kann als in den CGomptes rendus ALV. 179 — 191 lesen. Marcel de Serres, über eine Sammlung fossiler Knochen aus Südamerika. — Diese durch vollständige Skelete und Prachtstücke einzelner Skelettheile ausgezeichnete Sammlung wurde von: Seguin zusammengebracht. Die Megatherienreste beweisen auf das entschiedenste, dass an dem von Üuvier beschriebenen Madrider Skelette der Oberschenkel verkehrt gestellt ist. Von Mylodon ein sehr grosses Skelet, von Scelidotherium Schädel und Gliedmassenknochen. Bei letzterem ist der Jochbogen offen wie bei Bradypus, es hat 2 Rückenwirbel mehr als Megatherium und Mylodon, der Humerus ist über dem innern Condylus perforirt wie bei Megalonyx, das nach Bravard mit Scelidotherium identisch ist, worüber diess Sammlung ent- scheiden wird. Ein vollständiges Skelet von Glyptodon, “dessen Ge- biss ganz eigenthümlich ist; die Fortsätze der Wirbel bilden einen zusammenhängenden Knochenkamn, die Wirbelkörper haben eine tiefe Rinne. Ferner das Skelet eines Gürtelthieres, ein vorderes Kiefer- stück eines pferdeartigen Thieres, Zähne von Equus eurvidens und E, prineipalis, von Smilodon, dessen Schädel die Akademie früher fur 4000 Franken ankaufte , mehre Knochen, welche Aufschluss über die Fussbildung ;zeben. Mehre Nager und endlich ein Mesotherium von der Grösse eines kleinen Pferdes mit viel Nageranalogie, mit wurzel- losen prismatischen Zähnen, gespaltenen Nagelphalangen und rückwärts sekrümmten Acromion am Schulterblatt und andern Eigenthümlichkei- ten, welche seine systematische Stellung sehr räthselhaft machen. (Compt. rend. XLVY .954 — 962.) al. Botanik. R. Schmidt und 0. Müller, Flora von Gera, Systematisches Verzeichniss der im Fürstenthum Reuss Gera und den angrenzenden Ortschaften wildwachsenden wie der am häufigsten kul- tivirten Pflanzen. 1. Abtheilung: Phanerogamen. Gera 1857. 8%. — Gewiss eine sehr erfreuliche Erscheinung, dass ein bisher ganz in seinem kleinen Kreise wirkender Localverein mit eigenen Mitteln die Resultate seiner Thätigkeit zur Anregung und Förderung der Wissen- schaft in die Oeffentlichkeit bringt. Diese Flora ist nämlich auf Ko- sten des naturwissenschaftlichen Vereines in Gera gedruckt und ver- dient unsere Aufmerksamkeit insbesondere, da seit Hoppens Geraischer Flora (Jena 1774) keine specielle Bearbeitung dieser Gegend erschie- nen ist. Die Verff. sammelten 16 Jahre hindurch und schon daraus dürfen wir auf Vollständigkeit und Zuverlässigkeit ihrer Angaben schliessen. Sie umfassen das Fürstenthum Reuss Gera mit Ausschluss von Neupöllwitz und. des Amtes Saalburg und begränzen ihr Gebiet mit Grossen, Tauchlitz, Lunzig, .Heukewalde, Pölzig, Grossenstein, . Ronneburg, Baihdorf, Reust, Linda, Gauern, Cubnitzsch, Berga, Weida, Friesnitz, Mittelpöllnitz, Grossebersdorf, Sorge, Münchenberns. dorf, St. Ganglofl, Oberndorf, Klosterlausnitz und Eisenberg. Die 284 Aufzählung der Pflanzen geschieht nach Koch’s Taschenbuch der deut- schen Flora mit dem systematischen und deutschen Namen der Gat- tung und Art, der Blühtezeit, Dauer und den speciellen Standort; im Ganzen 918 Arten und zwar 717 Dicotylen aus 346 Gattungen und 201 Monocotylen aus 78 Gatlungen. Fr. Wimmer’s Flora von Schlesien preussischen und östreichischen Antheils oder vom obern Oder- und Weichselgnellengebiet. Nach natürlichen Familien mit Hinweisung auf das Linneische System. Dritte Bearbeitung. Breslau 1857. 8%, — Ein vortreffliches Buch, das in dieser neuen Bearbeitung das Studium der systematischen Botanik nicht bloss in Schlesien wesentlich fördern wird, sondern auch ausserhalb Schlesien die dankbarste Aufnahme verdient. Es ist wie alle grösseren Local- und Landesfloren zum Be- stimmen der Arten eingerichtet, beginnt mit einer bis auf die Fami- lien herabgehenden Uebersicht des natürlichen Systemes von Endlicher mit Diagnosen, lässt darauf das Linneische System mit den Diagnosen der Gattungen folgen und bringt dann die specielle Flora, in welcher in aufsteigender Reihe von den Equiseten heginneud die Classen, Fa- milien, Gattungen und Arten characterisirt werden und bei letzteren allen Anforderungen genügt worden, welche man an eine gründli- che Bearbeitung einer Specialflora stellen kann. Wir begnügen uns hiemit auf das Erscheinen des werthvollen Buches aufmerksam zu ma- chen und empfehlen das Studium desselben angelegentlichst allen Freunden der vaterländischen Flora. J. A. Schmidt, Flora von Heidelberg. Zum Gebrau- che auf Exeursionen und zum Bestimmen der in der Umgegend von Heidelberg wildwachsenden und häufig eullivirten Phanerogamen. - Hei- delberg 1857. 16°. — Eine ebenfalls sehr nützliche Flora, deren Erscheinen für die Universitätsstadt ein 'um so grösseres Bedürfniss war, als seit Dierbachs Flora von 1819 den Studirenden kein geeig- neter Leilfaden für ihre Excursionen geboten war. Vf. characterisirt besonders die Gattungen scharf und auch die Arten hinlänglich. Ueber- haupt zählt er 1119 Arten aus 448 Gattungen und 107 Familien auf. F. Unger, das System der Milchsaftgänge in Alisma plantago. — Durch specielle, für eine ausführliche Abhandlung bestimmte Untersuchungen weist U. nach, dass die Milchsäfte bei die- ser Pflanze nicht in Gefässen enthalten sind, sondern in Zwischen- zellengängen, welche ein zusammenhängendes System bilden und vom Rhizom bis zu den Kelchblättern reichen. In den Blättern findet sich nicht ein Netz, sondern deren zwei, welche sich nicht ganz decken und hart unter der Epidermis verlaufen. Eine Bewegung der Milch- säfte findet in der unverletzten Pflanze nicht Statt. (Wiener Sitzsber. XXII. 269.) | Milde, über die Spreuschuppen der Farren. — Im Allgemeinen können wohl die Spreuschuppen systematische Charactere 285 liefern, aber es gibt zahlreiche Ausnahmen davon. Es verhält sich mit ihnen wie mit den Sporen und mit den Querschnitten der Stipes. Sehr nahestehende. Arten unterscheiden sich ‘oft auffallend durch die Spreuschuppen so Asplenium viride und trichomanes, A. thelypteris und oreopteris, Cystopteris montana und sudelica; dagegen zeigen an- dere Arten gar keinen Unterschied, zuweilen selbst dann, ‘wenn sie verschiedenen Gattungen angehören so Asplenium filix femina und Po- Iypodium alpestre. Die meisten Asplenien lassen sich nicht sicher nach den Spreuschuppen unterscheiden. _ Dagegen kommt es sogar vor, dass sich einzelne Formen derselben Grundform gerade durch dieselben trennen lassen so Aspidium lobatum, Brauni, aculeatum, ebenso Aspidium spinulosum, eristatum, dilatatum, dennoch bilden jene drei und diese drei nur je eine Art. Es können also die Spreu- schuppen als specifische Merkmale nur sehr vorsichtig benutzt wer- den und niemals allein über den Werth einer Art entscheiden. Schon die schlesischen Arten zeigen darin eine grosse Manichlfaltigkeit; ihre Gestalt ist bald linealisch, bald eiförmig oder eilanzetlförmig. Bei den Aspleninen trägt die Spitze fast immer eine Drüse und die Zellen selbst erscheinen durch das ungefärbte Lumen und die sehr dunkeln und dieken Wände zitterförmig, der Rand ist bald ganz, bald ein- fach gezähnt, bald gehäuft gezähnt, gewimpert, mit Drüsen bekleidet, mit peitschenförmigen Anhängseln u. s. w. Einen Mittelnerv besitzen nur wenige wie Aspienium trichomanes. Die Ophioglossen besitzen gar keine Spreuschuppen, [Breslauer Bericht XXXIV. 74.) Nitschke, die hybriden Arten der Galtung Rosa bei Breslau. — N. verbreitet sich über folgende von ihm sorg- fällig beobachtete Arten 1. R. caninatomentosa (= canina L. v. du- meiorum Loch, dumetorum Thuill, collina DC, affınis Rau — canina var. collina Koch, farinosa Bechst.) häufig, in der Nähe der Stamm- ältern. 2. R. caninarubiginosa (= var. sepium Koch Thuill eie. 3. R. tomentosorubiginosa (= cuspitala MB, pseudorubiginosa Lej). 4. R. caninagallica ( = Fundzilliana Bell.) 9. R. gallicarubiginosa (= marginata Wallr (flexuosa Rau, trachyphvlia Rau, chamaerrhodon Wallr.) 6. R, gallicatomentosa. (Ebenda 52 — 56.) Caspary, systematische Uebersicht der Aydril- leen. — Verf. diagnosirt ausführlich folgende Gattungen und Arten, die wir nur namentlich unter Beifügung der Synonyimien Absahlen kön- nen: 1. Hydrilla Rich (Serpieula L, Hottonia Wild, Epignarthus Blume, Hydrospondylus Hassk) mit H. verticillata (= dentata, Serp. vertieil- lata L, Hott. serrata Wild, Hydr. ovalifolia Rich, Wighti Planch u. a.). 2. Eiodea Rich (Udora und Anacharis Endl, Apalanche und Egeria Planch) mit E. canadensis Rech, latifolia, Schweinitzi, Planchoni, chilensis, callitrichioides, guyanensis, sranalensis, densa, najas. 3. Lagarosiphon Harv mit L. miuscoides und eordofanum, (Berliner Monatsber. Januar 39 — 51,) Pringsheim, Befruchtung der Algen. — Die Sapro- legineen bilden eine kleine Gruppe farbloser und schmarotzender eryp- x 286 togamischer Wasserpflanzen aus der Abtheilung der Algen, obwohl der Mangel an Chlorophyll und Stärke sowie ihr ausschliessliches Vor- kommen auf verwesenden thierischen und pflanzlichen Organismen sie den Pilzen nährt. Bei normaler Entwicklung stellen sie verästelte einzellige Schläuche dar, die als dichter Rasen den ins Wasser ge- fallenen organischen Körper bedecken. Ihre Fortpflanzung ist eine mehrfache. 1, Die geschlechtslosen Fortpflanzungszellen, die Schwärm- sporen entstehen bei ihnen in den Enden der Schläuche oder auch in mittlern Stücken derselben, nachdem diese durch Scheidewände iu Sporangien sich umgewandelt haben. Der Inhalt dieser angeschwol- lenen Sporangien zeigt bei seiner Umbildung in Schwärmsporen ver- schiedene Typen, welche Gattungsdifferenzen bedeuten. Bei Saproleg- nia bildet sich der Inhalt in zahlreiche Schwärmsporen um, welche durch eine terminale oder laterale Oeffnung hervortreten und dann sofort frei nach allen Seiten entweichen. Diese Bildungsweise ist schon vielfach beschrieben worden. Bei Achlya bleiben die austre- tenden Schwärmsporen noch längere Zeit vor der Oeffnung des Spo- rangium zu einem kugligen Haufen geordnet liegen, aus dem sie erst später einzeln hervortreten, indem jede eine besondere Hülle zurück- lässt. Bei der neuen Gattung Pythium entleert das Sporangium sei- nen Inhalt in dem noch völlig unveränderten Zustande, in welchem er den Schlauch erfüllt. Ist die feinkörnige Masse ausgeflossen, ballı sie sich vor der Oeffnung zu einer Kugel zusammen, die von einer zarten Membran umgeben zu sein scheint. Nun beginnt eine von der Peripherie nach dem Centrum fortschreitende Sonderung, durch wel- che die Protoplasmakugel schliesslich in eine grössere Anzahl Schwärm- sporen zerfällt, welche die Hülle durchbrechend allseitig entweichen, ohne ein Zellennetz wie bei Achlya zurückzulassen. Diese neue Gat- tung zählt 2 Arten; P. entophytum unverästelte Schläuche auf Spiro- gyra und P. monospermum auf Mehlwürmern. 2. Es kommen auch ruhende Fortpflanzungszellen vor, die meist in grosser Anzahl in kugligen Mutterzellen gebildet werden, deren Membran von zahlreı- chen Oeffnungen durchbohrt ist. C. hat schon früher diese Sporen für befruchtete Eier erklärt und unterstützt jetzt diese Ansicht wei- ter. Zu den Mutterzellen der ruhenden Sporen, nun Oogonien ‚ge- nannt, bilden sich bei Saprolegnia die kuglig anschwellenden und stark gefüllten Enden kürzere Seitenäste, hin und wieder auch Mittel- stücke aus. , Hierauf zerfällt der Inhalt in Befruchtungskugeln, wäh- rend gleichzeitig die regelmässigen Oeflnungen in der Hülle entstehen. Bei einer neuen S. monoica fand ©. endlich auch jene schon von Braun gesehenen Nebenästchen, welche während der Bildung der Oogo- nien neben diesen oder gar aus ihren Stielen hervortreten, denselben entgegen wachsen, sich verzweigend sie umfassen und sich fest an- schmiegen, endlich aber mit ihren Spitzen durch die Oeffnungen ein- dringen sich in den Oogonien wieder verästeln, sich öffnen und ihren Inhalt über die Befruchtungskugeln ergiessen. In diesen Antheridien sind die Samenkörper in einen umhüllenden Schleim gebettet, aus 287 dem sie sich bei der Entleerung erst hervorarbeiten müssen. Nach der Befruchtung bildet sich an der Peripherie der Befruchtungskugeln eine feste Membran und diese werden zu den Oosporen. Die Ge- schlechtsorgane von Pythium monospermum weichen nur sehr wenig von denen der Saprolegnia ab. 3. Noch ein anderes Verhältniss bietet Saprolegnia ferax. Bei ihr liessen sich bisher trotz der normal aus- gebildeten Oogonien und Oosporen die Nebenästchen nicht auffinden. Die Samenkörper müssen. also wohl»an einer andern Stelle der Fä- den sich entwickeln. Es werden die schon von Naegeli, Braun und Cienkowsky beschriebenen Organe sein. Es sind eiförmige Zellen von sehr verschiedener Grösse, meist zu mehrern durch freie Zellenbil- dung in den aufgetriebenen Enden der Schläuche entstehend, ohne dass diese sich vorher durch Bildung von Scheidewänden als beson- dere Zellen abschliessen. Sie bilden ihren Inhalt in eine ungemein grosse Anzahl äusserst kleiner beweglicher Körperchen von kaum A Millm. um, welche schliesslich durch einen Fortsatz entweichen den jene eiförmigen Zellen durch die Membran der Schlauchenden hindurchschicken und der sich ausserhalb derselben öffnet. Die be- weglichen Körperchen selbst besitzen 2 Cilien und bewegen sich un- gemein behende. Sie keimen nicht, sondern gehen später zu Grunde, können also nicht Schwärmsporen sein, da sie ausschliesslich in den Schlauchenden solcher Saprolegnien und Achlyen vorkommen, denen die Nebenäste fehlen: so werden sie die Antheridien und Samenkör- per sein. (Ebenda Juni 319 — 330.) Gl. Toologie. L. Barret, neue Echinodermen: Eupyrgas hi- spidus, Astropecten Lütkeni, Astrogonium aculeatum, A. boreale, sämmtlich nordeuropäisch, (Ann. mag. nat. hist. Juli 46 —48, Tab. 4.) Arthur Adams beschreibt zwei neue Heteropoden, nämlich Sinusigera Orbignyi aus dem südlichen atlantischen Ocean und Maegillivrayia setigera ebendaher, (Ann. mag. nat. hist. June 461 — 463.) Hopffer diagnosirt die von Peters in Mossambique ge- sammelten Schmetterlinge als Nephele comma, Arniocera au- rigultata. nov. gen. sp., Syntomis bifasciata, Crocola unicolor, Aletis er Nyetemera leuconve, Lacipa een, Aganais aphidas, Acon- tia discoidea, Spirama pyrula, Ophiodes tettensis und Sehaum die neue Orthopterenart Bacteria bitubercu- lata. (Berlin. Monatsber. August 421—424.) J. Lederer die Noctuinen Europas mit Zuziehung ei- niger bisher meist dazu gezählter Arten des asiatischen Russlands, Kleinasiens, Syriens und Labradors. Systematisch bearbeitet. Mit 14 Ti. Wien 1857. 8% — Verf. gibt in der Einleitung $. 1— 23 eine detailirte Beschreibung des äussern Banes der Eulen, lässt 288 dann S. 24-—— 27. die Erläuterung der Tafeln, folgen, ‘darauf eine namentliche Aufzählung der 161 Gattungen mit ihren Arten S. 28— 46, eine analytische Tabelle zum Bestimmen ‘der Gattungen $. 47 —— 68, endlich ‚die ausführliche Characteristik der einzelnen Gattungen 8.69 — 217, zum ‚Schluss S. 218 — 233 Bemerkungen über ein- zelne Arten. Die Schrift wird allen Sammlern und Freunden der Eulen sehr willkommen sein und würde es in noch höherem Grade, wenn die Arten nur etwas mehr als mit ihren nackten Namen be- rücksichtigt wären. Fr. Bauer, Neuroptera austriaca. Die im Erzher- zogihum Oestreich bis jetzt aufgefundenen Neuropteren nach der ana- Iytischen Methode zusammengestellt nebst einer kurzen Characteristik aller europäischen Neuropterengattungen unter Mitarbeitung von Fr. Löw. Mit 5 lithogr. Tflin. Wien 1857. 8. — Verf. beginnt mit der Terminologie, gibt alsdann eine Uebersicht der Larven und eine An- leitung zum Gebrauch seiner Tabellen, von welchen die I. die Fami- lien, die II. die Gattungen, die Ill. die Arten analysirt; zum Schluss werden die Galtungen und Arten mit ihren Synonymen systematisch aufgezählt. Solche analytischen Tabellen zum Bestimmen erfordern stets viel Arbeit und Anstrengung, sie fördern auch und regen an, indem sie den Anfänger die Aulfindung der systematischen Namen er- leichtern, aber leider gehen nun viele Leute auch nicht über den einmal gefundenen Namen der Art hinaus, sie bleiben bei ihrem Cla- vis stehen und freuen sich höchstens über die grosse ‚Anzahl schöner Exemplare, die sie gesammelt haben. Hat der Clavis sie zum Sam- meln angeregt: so sollte er sie nun auch zum wirklichen Studiun: fortführen, ihnen zu einer Einsicht in den Organisalionsplan wenig- stens Andeutungen geben. Wir meinen bei jeder analytischen Be- handlung müsste gleichzeitig die entgegengeselzte Darstellung gegeben werden, Die Tabellen zersctzen die ganze Manichfaltigkeit der Ge- stalten, aber eine Einsicht in diese Gestalten und ihre Manichfaltig- keit hat nur der erreicht, welcher die Einheit in derselben erfasst hat, der von den Arten durch die Gattungen zu den Familien gelangt. Darum sollte neben jenen Tabellen stets auch die natürliche Classi- fication dargelegt, die Arten, Galtungen und Familien nicht nach ein- zelnen Merkmalen, sondern nach ihren gesammten Eigenthümlichkeiten gruppirt, die ganze Entwickelung des behandelten Typus dargelegt sen. So lange wir blos unterscheiden und zerseizen,, an einzelnen Merkmalen haften und an Namen kleben, ist der Nutzen unserer An- regung wirklich äusserst gering, er ist jeder andern spielenden Be- schäftigung des Geistes gleich, während doch die eingehende Beschäf- tigung mit der Natur den Menschen über das Alltagsleben erheben, seine Fassungskraft stärken, seinen Ideenkreis erweitern, sein körperliches und geistiges Auge schärfen, ihn wahrhaft erbauen soll, Freilich er- reicht diesen Zweck des Naturstudiums Niemand durch die Beschäfti- gung mit einer einzigen Thierfamilie oder Klasse, mit der rein äus- 289 serlichen Beträchtung der Thiere ohne Berücktichtigung ihrer innern Organisation, ihrer Entwicklung und Lebensweise. Einseitigkeil hemmt den Fortschritt ungemein. Letzner, über Xantholinus lentus Grav und seine Stände, — L. fand Anfangs August unter der Rinde eines vorjäh- rigen Fichtenstutzens bei Neuhaus eine Larve, die sich nach 8 Tagen ın Bresslau verpuppte und nach 16 Tagen den genannten Käfer lie- ferte. Die wurmförmige Larve ist 4‘ lang, weisslich gelb, spärlich behaart, am Kopf, Vorderbrust uud Beinen braun, hat sehr lange, dünne, sichelförmige Kinnladen, dreigliedrige Fühler, zweigliedrige Kiefertaster, 5. Augen an den Seiten des Kopfes, dieser flach ge- drückt, hinten eingeschnürt, am Aftersegment 2 hornige dicke Spitzen, ziemlich lange beborsiete Beine mit einfacher Kralle.. Sie frass an einer Rhagiumpuppe. Ihre Puppe ist, 2 lang, gelblich weiss, glatt, eylindrisch, mit feinen Querlinien, bucklig, mit grossem stark herab- gezogenem Kopfe, grossen Augen ete, (Schlesischer Bericht XXXIV. 97 — 98.) Derselbe, über Larve und Puppe des Orchestes populi und eines ihnen schädlichen Ichneumons. —- Die Larve dieses Käfers ist 11,0 lang, weiss, fusslos, aus Kopf, 3 Brust- 8 Abdominal- und 1 Altersegiment bestehend. Der Kopf. klein, rund- lich, in den Thorax eingezogen, Oberlippe deutlich abgesetzt, Augen und Fühler fehlen; Mesothorax viel breiter als Prothorax, breiter als Methathorax und Abdomen. Die Bauchsegmente nehmen wenig an Breite ab, auf der Mitte mit einem blassbräunlichen Fiecken. Füsse fehlen. Die Puppe ist 1‘“ lang, erst weiss, dan@ grau, zuletzt schwarz; Kopf herabgebogen, auf dem Rüssel jederseits ein Höckerchen mit einem sleifen Härchen, 3 andere Höcker weiter hinauf. Die Puppen- haut spaltet sich beim Auskriechen des Käfers über die Milte des Rüssels, Kopfes und Thorax bis zum Abdomen. Der Käfer ist stel- lenweise sehr häufig, aber Larve und Puppe eines Ichneumons setzt ihm Schranken. Beide beschreibt L. sie bringen ein der Phagonia smaragdina ähnliches Insect. (Ebda. 100 — 102.) Derselbe fand die 11/,— 21/, “ langen Larven eines Rüsselkäfers, wahrscheinlich eines Baridius, bei Breslau an den Wurzeln und im Stengel des Raps nagend, welche die Pflanze un- fähig zum Samentragen machen. Da die Larven zur Verpuppung in die Erde kriechen, so machen sie jedesmal ein Loch in den Stengel. In einem Stengel wirthschaften 6 bis 10 und mehr Larven. Leider gelang es nicht den Käfer zu ziehen. Als Gegenmiltel kann nur das Sammeln des Käfers dienen. (Ebenda 102.) Derselbe verbreitet sich weiter speciell noch über die Larve der Mordella guttata, welche in Blälterpilzen an alten Baum- stutzen lebt, über die Stände der Chrysomela polyzoni, | 290 deren Eier schon nach nach 8 Tagen an der Unterseite der Blätter von Polygonum aviculare auskriechen, die Larven sich in der Erde verpuppen und nach 3 bis 4 Wochen den Käfer liefern, der in guten Sommern wohl drei Generationen liefert, ferner über die Larve der Chrysomela cacaliae Schr auf Serecio nemorensis und Ca- ealia albifrons, über Larve und Puppe der Cocecinella multa- bilis auf Chenopodium album und Nasturtium amphibium. (Ebenda 103 — 109.) Nietner beschreibt folgende neue ceylanısche Käfer: Scyd- maenus alatus, femoralis, ceylanieus, intermedius, pselaphoides, ad- volans, pubescens, pygmaeus, glanduliferus, graminicola, pyriformis, angustieeps, ovalus. (Ann. mag. nat. hist. September 178 — 190.) A. White, neue Käfer im britischen Museum: Deucalion Wollastonı Howes Insel, Moneılema albopictum Mexico, laevidorsale Mexiko, longipes China, Anisocerus onca, capucinus, dulcissimus Brasilien, Phaedinus xanthomelas am Amazonenstrom, Phoehbe con- einna ebenda, Agelasta callizona Borneo, Wallacei, amica, polynesus, Naemanni ebenda. /Ebenda 212 — 215.) A. Murray, Käfer von Alt-Calabar an der West- küste Afrikas. — In dieser Fortsetzung beschreibt der Verf. Ny- eteis intermedia, Goniotropis Wyliei, Morio guineensis Imh. Platy- nodes Westermanni Westw, Stereostoma n. gen. mit St. Whitei, so- lidum, Buderes n. gen. mit B. Oberi, Ochyropns gigas Schiöd, Sca- rites Hercules, Ajax, Patroclus, rotundicollis, elivinoides, Clivina gran- dis, Craspedophorus conieus, strangulatus, arcuatocollis, Lafertei, gros- sus, Erichsoni Hope, Symei, vicinus. (Annals mag. nal. hist. June 443 — 461. August 117 — 127) Köllicker, die Leuchtorgane der Leuchtkäfer. — K. hat herausgebracht, dass die Leuchtorgane Nerven haben und dass das Leuchten ganz unter dem Einflusse des Willens und des Nerven-. systems steht. Auch machen alle Nervenreize, mechanische, electri- sche, Temperaturen, kaustische Alkalien, Säuren, Alkohol, Aether etc. helles Leuchten, während die Nervengifte vorallem Blausäure und Co- niin dasselbe zum Verschwinden bringen. Somit ist sicherlich kein Leuchtstoff da, der chemisch das Leuchten erzeugt. Die Leuchtor- gane sind vielmehr zartwandige Kapseln, deren Inneres ganz mit schönen polygonalen Zellen erfüllt ist. Die einen dieser Zellen sind durchsichtig und blass und ganz mit feiner Molekularmasse gefüllt, diess sind die leuchtenden Theile, welche die innern oder die der Aussenwelt zugekehrten Theile der Leuchtorgane einnehmen. Die oberflächlichen Zellen der einen Organe und die tiefen der andern sind mit weissen Körnchen vollgepfropft, welche NH,0,Ur sind. Zwi- schen diesen Zellen der Leuchtorgane, von denen die hellen Nerven- zellen ähnlich sind, ramifieiren sich viele Tracheen und die sehr schwer sichtbaren Nerven. Die Weibchen der Lampyris splendidula haben im 291 ‘Abdomen 2 Reihen freier Leuchtorgane, jederseits 4 oder 5, ausser- dem am 6. und 7. Bauchringe an der Bauchseite an der Ghitinhaut ‚ anliegende Organe 3 an der Zahl. Nur solche Organe und zwar 2 hat das Männchen am 6. und 7. Abdominalringe. Das Männchen von L. noetiluca hat 2 kleine ansitzende Organe am letzten Bauchring, das Weibchen 4 Organe, welche ebenfalls der Chitinhaut dicht anlie- gen am 6. 7. 8. Ringe. Der Fetikörper der Thiere leuchtet nicht und die von Leydig beschriebenen Leuchtkörner bei L. splendidula sind nicht Phosphor sondern harnsaures Ammoniak. (Berlin. Monats- ber. Juli 392.) Richardson beschreibt den Cyprinodon Hammonis Cuv aus Palästina und Cyprinus bithynicus, Leueiscus Apollonitis, L. Ci aus Kleinasien. (Ann. mag. nat. hist. June 486 — 492.) Peters, neue amerikanische Schlangen. — Dieselben sehören der Familie der Typhlopinen an und sind khinotyphlops al- birostris n. gen. sp. vun Veragua, Typhlops ilavoterminatus von Üa- racas, Stenostoma macrolepis ebda, St. fallax von Laguayra und wei- ter diagnosirt derselbe eine neue Ühromidengattung Hemi- ehromis, die sich von allen amerikanischen und dem westafrikani- schen Sarotherodon durch ihre cycloiden Schuppen und durch die seringere Zahl der Kiemenstrahlen sowie die nicht meisselförmig ge- bauten Zähne, von den afrikanischen Chromisarten durch die einfachen konischen Zähne unterscheidet. Die einzige Art heisst H. lasciatus aus Guinea. (Berlin. Monatsber. August 402 — 403.) Gray beschreibt zwei neue Schildkröten Australiens: Ghe- lodina expansa und Chelymys Maequaria. (Ann. mag. nat. hist. June 485.) Gould macht drei neue Phaetornis, nämlich Ph, viridicaudata von Rio Janeiro, Ph. episcopus von Demerara und Ph. obscura von Rio Janeiro bekannt. (Ebenda 493.) E. de Bray, über den Bisamochsen der Esquimaux — B. begleitete die englische Franklin - Expedition der Resolute in den J. 1852 — 1854 und erlegte einen Stier auf der Melvilleinsel, welchen er dem Museum der Naturgsschichte in Paris schenkte. Der Bisamochse bewohnt bekanntlich den amerikanischen Norden bis zum Polarkreis, ist klein, von der Basis der Hörner bis zur Schwanz- wurzel 2,15 bei dem Männchen, nur 1%,55 bei dem Weibchen lang, 1242 vorn und 1%75 hinten hoch. Ebenso characteristisch wie seine Hörner sind auch seine Ohren und sein kurzer ganz im Pelz ver- steckter Schwanz. Durch seine Wolle und Haare erscheint er sehr diek, am Unterkiefer, der Kehle und Brust ist sie besonders lang. Das Colorit ist schwärzlich braun, bis auf den weisslichen Rücken- schopf. Unter 1200 bis 1500 Stück, welche die Expedition erlegte, war nur ein: glänzend weisses Exemplar. Der Winterpelz ist eine sehr feine und‘ dichte Wolle zum Schutz gegen das rauheste Klima. Der Stier besucht am liebsten wilde felsige Gegenden und nährt sich AR? 292 von Kräutern und Moosen, im Winter von Flechten. Er läuft trotz seinen kurzen Beinen ganz ungemein schnell, auch in bereigen Ge- genden. Im September sammelt er 'sich schaarenweise, aber nicht um auszuwandern, denn er bleibt auf der Melville Insel, sondern zum Kampfe gegen die Wölfe. Von Jägern verfolgt stellen sie sich in. diehte Schlachtlinie auf, die Jungen in die Mitte, die Männchen wühlen mit: den Hörnern und Vorderfüssen den Boden auf, der älteste Stier tritt zur Anführung' vor und so folgt die Schaar. jeder Bewe- gung der Jäger. Im Angriff selbst ist die Stellung imposant und selbst den kühnsten Jäger fällt beim ersten Anblik der Muth. ‚Aber trotz des wilden Aeussern ist der Stier stupide im Vertrauen auf seine Kraft, lässt den Jäger sehr nahe herankommen und auf den ersten Schuss flieht die ganze Schaar, die Todten und Verwundeten zurück- lassend. Geoflroy bemerkt, dass bei alten Exemplaren der äussere Schneidezahn jederseits verloren geht, (Compt. rend. XLV. 172—175.) Owen theilt anatomische Untersuchungen des Myrmecophaga jubata und zwar des Oesophagus und Magens mit. (Ann. mag. nat. hist. Juli 59.) R. Tomas liefert eine Monographie der Gattung Lasiurus. Er beschreibt folgende Arten: L. noveboracensis (= Vespertilio nove- boracensis Erxl, Vesp. rubellus Beauv, Vesp. lasiurus L, V. Blosseit villei V. bonariensis Less, V. villosissimus Geoffr, V. monachus e- tessellatus Raf, Nyceticejus noveboracensis Temm, N. varius Poepp, N. atalapha americana Raf, Lasiurus rufus Gray), L. pruinosus (= Vesp. pruinosus Say, Scotophilus pruinosus Gray, Nyclicejus pruio- sus Temm, Vesp, cinereus Beauv), L. Grayi Chili, L. caudatus Per- nambuco, L. aga Gerv. (Ann. mag. nat. hist, Sepibr. 215 — 227.) Derselbe beschreibt I. e. 527 ferner als neu Scotophilus pa- chyomus Indien, Sc. pumiloides China, Vespertilio chinensis China, V. Blythi Indien, F. Brandt, Beiträge zur. nähern Kenntniss der Säu- gelhiere Russlands. — Diese umfangsreiche aus acht eınzel- nen Abhandlungen bestehende Arbeit erschien bereits im VII. Bande der Petersburger Memoiren mit der Jahreszahl 1855, ist uns aber erst jetzt zugegangen. Sie beschäftigt sich mit dem Zobel, den Chi- ropteren Russlands, sehr ausführlich mit dem Biber, den craninlogi- schen Entwicklungsstufen der Nagethiere und mit chinesischen Nach- richten über den Biber oder richtiger die Fisch- und Meerotter. Wir theilen den Inhalt kurz unsern Lesern mit. I, Ueber den Zobel, Mu- stela zibellina. Der asiatische Zobel ist stets etwas dicker, kräftiger, gedrungener als der Baummarder, auch ‚ansehnlich grösser, der Kopf hat eine flachere Hinterstirn, eine längere schmälere gewölbte Schnauze, flachere Nase, höheren Unterkiefer, ist überhaupt länger, hinter den Augenhöhlen schmäler, die untern Eekzähne stärker gefurcht, der dritte unlere Lückzahn mit kleinem hintern Ansatz. Die Iris braun, . 293 die Augen lebhaft und glänzend, die schwarzen Schnurren erreichen das Ohr nicht, acht Gaumenfalten, ‘die Ohren grösser, höher als bei dem Baummarder, oben in der Mitte dreieckig, an den Rändern we- niger gerundet, innen länger und zottig ‚behaart, die Füsse kürzer, dicker, rauher, kräftiger, die Zehen mit dichtern straffern Borsıen- haaren besetzt, Im Winter sind die Zehenschwielen fast ganz mit dichten verfilzten Wollhaaren bekleidet, im Sommer nackt. Der Schwanz hat 1/;, der Körperlänge. ‚Br. beschreibt nun speciell den Pelz und und dessen Colorit, zählt die individuellen Abänderungen darin auf und characterisirt die, Varietäten als weisse, hellbräunlich gelbe, bräunlich rostfarbene und gefleckte. Der amerikanische Zobel hat einen eben- solangen Schwanz als der asiatische, nur weniger buschig und an der Spitze mehr braun als schwarz, der Kopf ist heller, überhaupt lassen sich nur geringfügige Farbendifferenzen auffinden, welche keine specifische Bedeutung haben können. Zum Schluss stellt Br. die Be- schreibung des äussern Baues vom Zobel, Baummarder und Hausmaf- der neben einander. Die verschiedenen Varietäten sind auf 4 Tff. ab- gebildet. r U, Die russischen Handflügler. — Vespertilio murinus ist von Pallas nicht richtig gedeutet und die, Angaben von ihm über die Verbreitung der Art nicht brauchbar. V. noctula hat derselbe richtig nach Daubentons und Schrebers ‚Diagnose gedeutet, ebenso bestimmte er V. serotinus richtig, auch V. pipistrellus, V. auritus. Dagegen begreift sein V.hippocrepis in der Zoographie 2 Arten, näm- lich'‘Rhinolophus ferrum equinum und Rh. hipposideros. Spätere Beob- achter haben'nun die Zahl der russischen Chiropteren auf 26 gestei- gert, wozu Brandt noch Miniopterus Schreibersi und Rhinolophus cli- vosus hinzufügt, unter allen ist seit Schreber nur die einzige neue V. turcomanus aufgefunden. ‘Br. geht nun mit Hülfe eines sehr reich- haltigen Materiales zur kritischen Sichtung ‚der Arten über. 1. Fam. Ve- spertilionina, 1. Miniopterus Schreibersi Natt (= Vespertilio Ursinii Bp) geht von Algier und dem Kirchenstaate dem Banate und Caukasien bis Java. V. dasythrix Temm aus Afrika und blepotis Tem aus Java sind identisch, ‘2. Vesperugo noctula Dbt (= V,pro- terus Kuhl) in fast ganz Europa und Asien. 3. V. Leisleri Kuhl in Deutschland, Curland, an der Wolga und dem Uralfluss, in Kiew. 4. V. Kuhlii Natt = V.pipistrellus Bp) in Italien, Dalmatien, SRuss- land. 5. V. pipistrellus Dbt Europa bis Japan. 6. V, Nathusii Blas kann Br. nicht sicher von voriger unterscheiden. 7. V. serotinus Dbt (= V. murinus Pall) in Europa bis zum Ural, Kiew, Charkow, Krim etc. 8. V. turcomanus Evers vom caspischen Meere bis in die Songarei. 9. V. discolor Natt (= V. murinus Niess, serotinus Pull noctula Retz) nicht in der Krim und Daurien, aber in Kiew und der Ukraine, Orenburg, Ural, vielleicht auch in Sibirien. - 10. V. borealis Nilss (= V. Kuhli Nilss, 'Nilsonii 'KB].) Skandinavien, Harz, Regens- burg, Petersburg, Riesengebirge, am Ochotskischen Meere, 11, Ve. spertilio murinus Schreb (= myotis Bechst) in SEuropa, Curland, 294 Kiew, Ukraine, Krim, Odessa, Nordpersien. , 12. V. Bechsteini Leisl Curland und Ukraine. 13. V. Nattereri Kuhl in Europa. 14. V. my- stacnus Leisl (= Humeralis Tem) Europa, Ukraine, Caueasus. 15. V. Daubentoni Leisl (= volgensis Eversm, Brandti Eversm) Europa, Kamtschatka. Brandti von Orenburg ist identisch. 16. V. dasycene- mus Boie (= limnophilus Tem) Mitteleuropa, Altai. 17. Plecotus auritus ganz Europa und Kamtschatka. 18. Synotus barbastrellus, Europa, Krim. I. Fam. Rhinolophidae. 19. Rhinolophus ferrum equinum Dbt (= Rh unihastatus Geoffr) Algerien his England, Krim Gaukasus, Persien. 20. Rh. clivosus Kretsch, Dalmatien, Levante, Aegypten, Caucasien. 21. Rh. hippocrepis Herm (= alpinus Fisch) Mitteleuropa bis NPersien, IT. Ueber den Biber und zwar zunächst über die Differen- zen des amerikanischen und altweltlichen. Farbe, Pelz und Krallen, A denen man Unterschiede hat finden wollen, gewähren nach Br. ntersuchnngen keine stichhaltigen Differenzen. Schon früher unter- suchte Br. die Schuppen auf der Oberseite des Schwanzes, dieselben sind bei jungen Exemplaren gerwndeter, bei alten eckiger, die Zahl der Schuppen varürt bei Europäern ebenso wie bei Amerikanern. Die allgemeine Schädelform stimmt bei beiden überein. . Die Unter- schiede sind folgende. Die Gegend zwischen den Augenhöhlen ist bei allen Europäern kürzer und breiter, viel breiter als lang, bei den Amerikanern schmäler und etwas länger, fast so breit als lang. Die Augenbraunbögen bei den Europäern kürzer ‚ ihre hintern Orbitalfort- sätze stärker entwickelt; die vom Infraorbitalloehe bis zum untern Winkel der Nasenöffnung gemessene Oberschnauze breiter und länger als bei den Amerikanern. Die Nasenbeine der Europäer haben weit über ?/, der Länge von den Schneidezähnen bis zur Crista. oceipitalis bei den Amerikanern nur sehr wenig oder kaum über .1/;, bei den kleinsten noch nicht */, der Schädellänge; der Stirntheil des Thränen- beines ist mehr dreieckig bei den Amerikanern, hinten doppelt .brei» ter als vorn und kleiner als bei: Europäern, wo er yiereckig hinten und vorn gleich breit ist. ‘Die europäische Nasenöffnung ist dreieckig, unten schmäler, die amerikanische viereckig; die Zwischen- und Un- terkiefer nebst (len Schneidezähnen in Europa ganz augenfällig breiter und niedriger als in Amerika. Der amerikanische Jochfortsatz des Oberkiefers ist schmäler, der europäische Nasenfortsatz des Zwischen- kiefers hat hinter den Nagzahnenden einen ansehnlichen Längseindruck, der bei einem jungen Amerikaner sich wieder findet, Das europäi- sche Joehbein ist in der Mitte höher. Bei allen Amerikanern liegt die vordere Oeffnung des canalis inframaxillaris unter, bei den euro- päischen etwas vor der Alveole des vordern untern Backzalınes. Das Hinterhauptsloch zeigt ebenfalls leichte Formunterschiede. Die Grube in der Basis eranii ist in Amerika stets kleiner, länger und schmäler, die hıintern Fortsätze der innern Keilbeinflügel in Europa stets kürzer. Die Gaumenbeine variiren allgemein. Die europäische Unterkiefersy+ physe ist kürzer und schmäler, Die Backzähne zeigen gar keine Dif- 295 ferenzen. In der Körpergrösse stimmen beide Biber mit einander überein, dagegen weichen sie in den Castorsäcken ab. Auf diese Vergleichungen hin behauptet nun Br, dass der amerikanische Biber von ‚dem europäischen im Schädel und den Castorsäcken specifisch verschieden sei und fasst diese Differenzen in eine lateinische Charac- teristik für beide zusammen. Aus dem übrigen Inhalte können wir für jetzt nur noch die auf craniologische Untersuchungen gestützte Classification der Nage- thiere übersichtlich mittheilen. Subordo I. Sciuromorphi. Famil. I. Sciuroides. 1. Sub. fam. Seiurini. trib. 1. Campsiuri wohin Sceiurus, Xerüs, Tamias; trib. 2 Pteromyes s. Pterosciuri mit den Gattungen Pteromys und Sciurop- terus; trib. 3. Anomaluri nıit Anomalurus; trib. 4. Arctomyes mit Aretomys und Spermophilus. 2. Subfam. Prismatodontes mit Haplodon. Subordo II. Myomorphi. a. Sciuromyes. Fam. II. Myoxoi- des, wohin die Gattung Myoxus mit den Untergattungen Graphiurus, Eliomys, Glis, Museardinus. — Fam. III. Castoroides nur mit 03- stor. —Fam. IV. Sciurospalacoides mit Ascomys und Tomomys. b. Myomorphi typiei. Fam. V. Myoides. Subfam. a. Murini s. Rhi- zodontes. Sectio I. Mures subsciuroides. a. Mures proprii, wohin Mus, Pelomys, Acodon. Phloeomys, Dendromys, Steatomys, Pseudo- mys, Drymomys und Hapalotis ferner Reithrodon, Hesperomys, Holochi- lomys. Calomys, Habrothrix, Scapteromys, Phyllotes, endlich Acomys und Saccostomus. b. Mures myoschizodentes mit Neotoma. c. Mures sübmerioniformes mit Sigmodon, Mystromys, Malacothrix und Euryo- tis. d. Criceti mit Cricetomys und Cricetus. Sectio II. Mures merio- niformes s. Arvicolini mit Gerbillus, Meriones, Rhombomys, Psammo- mys. Sectio III. Perognathi mit Perognathus und Saccomys. Sectio IV. Hydromyes s. Mures castorini mit Hydromys. Sectio V. Hystri- chomyes s. Sminthi wohin nur Sminthus. — Subfam. b. Arvieolini s. Prismatodontes, wohin Arvicola, Lemmus, Ondatra. — c. Myomorphi heteroclines s. heteromorphi. Fam. VI. Spalacoides. Subfam. a. Rhizodontes trib. a. Spalaeini:. «. Spalaces mit Spalax. ß. Rhizomys (Tachyoryctes). Heterocephalus. trib. b. Georychini. &. Macronyches mit Bathyergus. ß. Brachyonyches mit Georychus, Heliophobius. Sub- fam. b. Prismatodontes. &. Brachyonyches mit Ellobius (Chthonoergus) ß. Macronyches mit Myospalax (Siphneus.) — Fam. VII. Dipodoi- des. Subfam.1. Jaculini mit Jaculus. _Subfam.2. Dipodini mit Dipus, Sceirtetes (Alactaga), Platycercomys. Subfam. 3. Pedetini mit Pedetes (Helamys.) Subfam. 4. Macrocolini mit Macrocolus und Dipodomys. 8Subordo IH. Hystrichomorphi. Fam. VIII. Hystrichoides. Subfam. 1. Philogaei mit Hystrix und Atherura. Subfam. 2. Philoden- ‚dri mit a. Orthocerei wohin Erethizon , b. Helicocerei wohin Chaeto- mys und Cercolabes. — Fam. IX. Spalacopodoides. Subfam. 1. Echinomyes a. Philogaei wohin Petromys und Dactylomys, Capromys, Plagiodon, Cercomys, ferner Aulacodes, und dann Loncheres, Echino- mys, Nelomys, Holochilus, Mesomys endlich Carterodon. b. Hydrophili mit Myopotamus. Subfam.2. Octodontes mit Octodon, Ctenomys, Cte- nodactylus, Spalacopus, Schizodon, Habrocomus. — Fam. X. Chinchil- loides. Subfam. 1. Orbii mit Eriomys und Lagidium. Subfam. 2. Homolobii mit Lagostomus. — Fam. XI. Hemionychoides mit:Da- syprocta und Coelogenys, ferner mit Cavia und Dolichotis endlich mit Hydrochoerus. Subordo IV. Lagomorphi. Fam. XII. Lagoides mit Lagomys und Lepus. @l. 20* 296 Miscellen. Pferdefleisch als Nahrungsmittel. In Zeiten der Noth greift der Mensch nach Allem, was helfen könnte, ist die Noth vor- über, kehrt er wieder zurück zu den gewohnten Genüssen. 1847 schrieb man, stritt, empfahl und ass man Pferdefleisch, jetzt braucht man’s nicht mehr, so theuer auch Rind- und Schweinefleisch ist. Das Pferdefleisch aber, ist ein gesundes Essen wie die Erfahrung lehrt, denn bei den Belagerungen von Kopenhagen, Paris, Alexan- drien assen die Truppen wochen- und monatlang nur Pferdefleisch und fanden sich sehr wohl dabei, den Kranken mundete die Brühe vortrefflich. In Asien, Afrika und Amerika wird das freie Pferd, wie auch das Zebra und Esel gejagt und als Wildpret hochgeschätzt und in manchen Grossstädten Europas wurde schon oft Pferdefleisch als Ochsenfleisch verkauft und in Restaurationen als Rehfleisch gegessen, ohne dass die Gäste den Unterschied merkten. Gehörig abgelegenes Fleisch von gesunden ausgeruheten Pferden, liefert einen vortreffli- chen Braten und die beste kräftigste Fleischbrühe (zumal von ge- mästeten Pferden im Alter von 16 bis 20 Jahren). In Wien haben die zwölf Metzger, welche vor mehreren Jahren Pferdeschlächtereien etablirten, in den 3 ersten Jahren 4725 Pferde geschlachtet, welche 3,804,000 Portionen für Dürftige lieferten. Nach Geoffroys statisti- schen Ermittlungen verhält sich das Fleisch von den jährlich ster- benden und geschlachteten Pferden zu dem Rind- oder Schweine- fleisch wie 1:6, zum Hammelfleisch 2:3, zu sämmtlichem Fleisch der Metzgereien wie 1:14. Millionen Franzosen essen im Jahre nur we- nig und gar nur einmal Fleisch, ihre Portionen fallen. den Hunden und Abdeckereien zu, in Deutschland ist es nicht .anders. Gewebe unverbrennlich zu machen. Eine Auflösung von neutralem, weinsteinsaurem Ammoniak kann eine sehr grosse Menge schwefelsaures Bleioxyd auflösen, wenn die Temperatur der Flüssig- keit 800 R. beträgt. Ein mit dieser heisen Auflösung des Bleisalzes getränktes Gewebe lässt sich nur sehr schwierig entzünden, setzt man es aber einige Zeit einer ziemlich hohen Temperatur aus, so ver- brennt die organische Substanz vollständig zu Asche. Um Gewebe Holz u. s. w. vollkommen unverbrennlich zu machen, empfiehlt Wöh- ler das Doppelsalz von Chlorcaleium und essigsaurem Kalk, welches man in Krystallen erhält, wenn man gleiche Gewichte beider zusam- men auflöst und die Lösung langsam verdunsten lässt. Mit dieser wässrigen Lösung getränkt und dann getrocknet, ist der Stoff un- verbrennlich. + Wasserglas als Düngmitel. Knop knetete die Samenkör- ner in einer ziemlich dicken Wasserglaslösung, theils von reinem Ge- menge von Kali- und Natronwasserglas bis die Körner alle gleich- förmig benetzt waren und warf sie dann in ein feines Pulver, das bestand aus: Knochenmehl mit wenig Schlemmkreide und gepulver- tem Wasserglase und aus denselben Bestandtheilen mit Zusatz von kohlensaurer Talkerde, bis die Samen gleichförmig incrustirt waren. Später wandte er alle diese Mineralbestandtheile als Pulver an, be- netzte die Saamen mit Leimwasser und warf sie dann in das Pulver, dadurch wurde die Incrustirung leichter bewerkstelligt. Die Versuche mit Roggen und Hafer lieferten sehr günstige Resultate, Keimen und Wachsthum geht schnell und üppig, so dass diese Düngung der be- sten mit Guano gleich kommt. —HITRER— Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen in Halle. 1857. September. Ne IX. Neunte Generalversammlung, Naumburg am 28. September 1857. Zur Theilnahme an dieser Versammlung fanden sich im fest- lich geschmückten Saale des Schiesshauses folgende Herren ein. Dr. Tuchen, Apotheker aus Naum- burg. Dr. Neumüller, Schuldirect. en Garcke, Buchhändler ebda. Dr. Giebel, Docent aus Halle. Schröder, Stadtrath a. D. Naumb. Schreyer, Conrector a. Calbe a, S. Wilh. Keil, Dr. med. a. Naumburg. F. Buchbinder, Prof. a. Schulpforta. Kassner, Appellationsger.-Rath a. Naumburg. H. Heinrich, stud. med. aus Naum- burg. O. Taubert, stud. philos. Naumbrg. Hieronymus Müller, Prof. ebda. Gottlieb Fromm, ‚Lehrer ebda. v. Reiboldt, Major a. D. ebda. C. A. Hetzer, Dr. philos. ebda. Stutzbach, Apoth. a. Hohenmölsen. H. Dieck, Schulinspeetor aus Halle. R: Dieck, stud. phys. ebda. W. Schilling, Dr. phil. a. Naumbrg. Stützer, Rector in Weissenfels. Hübner, Pastor in Mertendorf bei Naumburg. F. Heun, Chemiker a. Dürrenberg. Gröbner, Pastor aus Naumburg. Brauer, Organist ebda. Dr. Kayser, Sanitätsrath ebda. Rasch, Ober - Bürgermeister ebda. “Hülsen, Prof. ebda. Riehter, Domsyndicus ebda. . W. Günther, Goldarbeiter - - 7:08 -Supeuzue] 48%] ‘Srwungg uoyas ayas (LE - - 08 2 - - 0, ‘op Mag => Ser E —u@ "04p 0'098 = z 08 - 2 3 08 ‘op 9'098 2 ge ) = m "SUnyosIqT 93110A dm 9 609g Sangsulesien] SfoyL 0, pun sınesummmpeg >floyL 08 "Zıwungg your SEAID “yostumpegskm Zıddnyos 9 9'048 - = Der = = = 0% "OINESULIBZIEN DUO Om zued 9 088 - = 00: 2 E, 07 "yosrune4sAıy Sıddnyos °9 664 Sangsulesign] ofloyL 00T pun eIngsumupeg SOUL 0 :711848I9 pun :I9q Izjrwyos :UOA USIWONY) UM 361 -yosıungegsAay Sıddnyds -yosıunperskay upppeN usydıyuusy wney usynddnı3 yasıLzu99uoD ur ‘yedo “yaıln9p -un IyPS UOY9UIOY ‘1edo ‘SOFLIOA IM -I9F1ssguno3sıun I9gE ‘19SSQ1F SSI9Mua][e4s JauUIYY Ip ‘SOFTLIoA 9IM -yosıumpersAiN I9Zıny SEMI9 -Zunyosın 93110A Ip IM -yosıumfeskIyun UHEWWONILOA "HUIBJIIIO T9Usg9 yaıuoIz yıuı ‘yasıuıyegskıyun ZUR 98%J -puszugjsioppnwupiod 19po Sıd -dny9s yyoıu “yasıurnpegskay yaımapun -unpeysAıy Sıddnyas yaımap ayas Iydlu -yosturegskay Sıddayds :91183519 pun I 8088 92 STE 2 go8r 9 ort 9 gogF 2 GIF ‘2 9'009 I goEg 9 0/48 9 g028 02 08 06 00T 06 08 02 09 08 07 08 0% 028 ‘D 6'069 Sangsunesiep SEUL 00T pun SAmgsunsmiMm IeyuL 0 :10q }z[Tuuyos :uUoA YOSIWOH UM 1362 Diese Schmelzpunktbestimmungen, so ‚wie- die Unter- suchung der Oberfläche der erstarrten Mischungen lehren, dass die reine Margarinsäure sich ganz anders gegen Stea- rinsäure verhält als die Mischung der Stearinsäure und Pal- mitinsäure, welche man früher mit dem Namen Margarin- säure belegt hat, - Während der Schmelzpunkt jener, wenn sie mit Stearinsäure gemischt wird,. höchstens auf 69,5° C. sinkt, so gieht es nach Gottlieb eine Mischung dieser mit Stearinsäure, welche bei 56° C, flüssig wird. Letztere Mi- schungen unterscheiden sich in der Art, wie sie erstärren, sehr bedeutend von den reinen Säuren, die die ve bilden, erstere dagegen kaum merklich. Es ist sehr merkwürdig, dass die Mischungen der Margarinsäure mit den verschiedenen festen fetten Säuren sich so ganz verschieden verhalten, während diese letzte- ren unter einander gemicht, einem bestimmten Gesetz fol- gen. Die niedrigst schmelzende Mischung. der Margarin- säure mit der Stearinsäure hat nur einen um 0%,4 C. nie- drigeren Schmelzpunkt, als die Margarinsäure selbst, ‘wäh- rend die niedrigst schmelzende Mischung desselben mit der Palmitinsäure bei einer um 6° C. und mit der Myristin- säure bei einer um 9°,1 C. niedrigeren Temperatur flüssig wird, als die leichtest schmelzende Säure der Gemische in reinem Zustande. Auch die Art der‘ Erstarrung ist ganz verschieden. Die Mischungen der Margarinsänre mit der Stearinsäure erstarren fast ganau wie die reinen Säuren selbst, die mit der Palmitinsäure zum Theil zwar ebenfalls gleich ihnen; es gibt aber auch Mischungen dieser Säuren, die wie die Margarinsäure benannte Mischung von Stearinsäure mit Palmitinsäure in deutlichen langen Nadeln erstarren. End- lich die Mischungen derselben mit der Myristinsäure sind meist alle opak und unkrystallinisch, oder wenn sie kry- stallinisch sind, so bilden sich in der erstarrenden Mischung kleine körnige Anhäufungen, welche krystallinische Anhäu- fungen wahrscheinlich aus concentrisch gruppirten Nadeln bestehen. Schliesslich sei es mir gestattet,’ kurz die Resultate der vorliegenden Arbeit zu recapituliren. . 363 "1)' Durch Einwirkung von Chlorwasserstoff kann Cyan- cetyl nicht erzeugt werden, selbst dann nicht, wenn dieser Körper im Entstehungsmomente darauf einwirkt. 2) Bei der Einwirkung von concentrirter Schwefel- säure auf ein im Wasserbade erhitztes Gemisch von Aethal mit stark überschüssigem Kochsalz bildet sich ein fester Körper, der ein Gemisch von Cetyläther mit Palmitylalde- hyd zu sein scheint. 8) Chlorcetyl wird weder durch Cyankalium, noch durch Cyanquecksilber oder Cyansilber so reichlich zersetzt, dass dadurch Cyancetyl mit’ Vortheil dargestellt werden. könnte. Selbst bei Erhitzung eines Gemisches des letzte- ren mit Chlorcetyl in’ einem Papinischen Topfe wird nach mehreren Tagen nur eine kleine Menge Oyancetyl ge- bildet. 4) Bei der Einwirkung des Kalihydrats auf Cyancetyl entsteht neben Ammoniak keine nachweisbare Menge Me- thylamin und einer anderen flüchtigen Alkoholbase. 5) Durch längere Einwirkung der eoncentrirten Schwe- felsäure auf Aethal entsteht, mag freier Luftzutritt stattfin- den oder derselbe gehemmt sein, unter Entwickelung einer geringen Menge schwefliger Säure’ ein fester zwischen 50° und 55° C. schmelzender Körper, der ein Gemisch von Ce- tyläther mit Palmitylaldehyd zu sein scheint. 6) Bei Darstellung des cetylschwefelsauren Kalis ist es, um eine möglichst grosse Ausbeute zu erhalten, erfor- derlich, die Mischung des’ Aethals und der Schwefelsäure bei möglichst niedriger. Temperatur, also bei dem Schmelz- punkte des ersteren zu bewerkstelligen und dann baldigst die Mischung in Alkohol zu lösen und mit Kalihydrat zu sättigen. N ' 7) Obgleich es bis jetzt nicht möglich ist, Cyancetyl im reinen Zustande zu gewinnen, so erzeugt sich doch eine bedeutenge Menge desselben, wenn man cetyloxyd- schwefelsaures Kali mit reinem, namentlich kalifreiem Cyan- kalium mit Hülfe von Alkohol aufs Innigste zusam- men reibt und das Gemisch, nachdem es unter der Luft- pumpe wieder vollkommen getrocknet ist, in einem Kol- ben bei Abschluss der Luft auf 180— 200° C. erhitzt: Auch 364 hierbei bildet sich als Nebenprodukt etwas’ von dem bei 50—55° C. schmelzenden Körper, der wahrscheinlich ein Gemisch von Cetyläther und Palmitylaldehyd ist. 8) Das Cyancetyl ist ein flüssiger Körper. Es wird durch Kalihydrat in Ammoniak und das Kalisalz einer fet- ten Säure verwandelt. 9) Die aus dem unreinen Cyancetyl in dieser Weise gewonnene Säure ist ein Gemisch von Margarinsäure (C3#H3?0*) mit einer kohlenstoffreicheren Säure, als die Stearinsäure, deren Zusammensetzung mit der Formel Cc33H380* übereinzukommen scheint. 10) Die Margarinsäure schmilzt bei 59,°9 C., hat ganz die übrigen physikalischen Eigenschaften der Stearin- und Palmitinsäure, und weicht auch in den chemischen nicht davon ab. 11) Zwar giebt es Mischungen der Margarinsäure mit Stearinsäure, deren Schmelzpunkt niedriger ist, als der der ersteren, allein nicht in dem Grade wie bei den Mischun- gen von Stearinsäure und Palmitinsäure. Auch sind diese Gemische in der Art wie sie erstarren nicht so von einan- der verschieden, wie die der Stearinsäure und Palmitin- säure. Sie erscheinen sämmtlich mehr oder weniger schup- pig, krystallinisch und perlmutter-glänzend. Mittheilungen Zur Naturgeschichte des fahlen Geiers, Vultus fulvus. Nitzsch erhielt im Herbst 1830 ein lebendes Exemplar dieses Vogels und fütterte denselben bis in den April des folgenden Jahres, wo er ihn behufs der anatomischen Untersuchung mit Gift tödten wollte. Allein weder mit Blausäure getränkte Fleisch- bissen, noch reichliche in Fleisch eingewickelte Gaben von ge- pulvertem Arsenik wirkten, beide brach der Greier wieder aus und fand sich wie vorher völlig wohl. Das Ausbrechen der mit Blausäure getränkten Bissen erfolgte sehr bald nach dem Ver- schlingen derselben, die mit Arsenik gefüllten dagegen behielt er zwei Stunden lang bei sich. Beim Ausbrechen der Bissen spie er zugleich jedesmal eine grosse Quantität grünen galligen Schlei- mes aus, den er auch noch eine Zeitlang hinterher von sich gab. 365 Immer schleuderte er den zähen Schleim weit von sich. Es blieb niehts weiter übrig als den Vogel durch Erstickung zu tödten, was denn auch in sehr kurzer. Zeit und ganz gut von Statten ging. Der Vogel fürchtete und verabscheuete auf die sonderbarste Weise alle lebenden Thiere , doch nicht den Menschen. Er hieb vielmehr derb mit dem Schnabel, wenn sich irgend Jemand ihm näherte und zumal, wenn er geneckt wurde, biss auch wüthend in den Stock, den man ihm. vorhielt. Aber sobald er eine Katze, kleine Vögel,seine Blindschleiche oder ein anderes lebendes Thier -in seiner Nähe erblickte, wandte er ängstlich sein Gesicht 'weg und zog sich in die Ecke seines Käfigs zurück. Dieselbe Hand, welche er mehrmals verwundet hatte und auf die er loszuhacken gewohnt war, wenn sie ihm einen Fetzen Rindfleisch unvorsich- tig anbot, war völlig sicher vor seinem Angriff, wenn sie einen lebenden kleinen Vogel, eine Maus oder dergl. hielt. Nitzsch präsentirte ihm einst einen lebenden Zeisig bis an den Schnabel, aber voller Scheu wandte er schnell seinen Kopf zur Seite und z0g sich dann zurück. Viel todtes Fleisch, das Bussarde, Adler "und Eulen mit Begierde verzehren, frass er gar nicht; todte Mäuse rührte er so wenig wie lebende jemals an, auch wenn er sehr hungrig war. Ganze Vögel liess er gleichfalls unberührt, erst wenn die Haut abgezogen war und das frische Fleisch ihn an- lachte, griff er zu. Fleisch von todten Raubvögeln und Krähen frass er jedoch mehr spielend, daran zupfend und zerrend, als mit Appetit. .Ueberhaupt kostete er Vieles, ohne es zu fressen, hieb mit dem Schnabel hinein, riss auch wohl einige Stücke. los, um sie sogleich von sich zu schleudern. So verfuhr er gewöhn- lich mit todten Fischen, mit Gedärmen von Gänsen und Enten, mit dem Gehirn von Säugethieren selbst von dem des Rindes. Immer war ihm der starke Geruch des Fleisches, zumal des alten schon angegangenen sehr zuwider, womit er die allgemein ver- breitete Ansicht, dass die Geier besonders gern faulendes stin- kendes Aas lieben, wohl hinlänglich widerlegte. Stets gab er dem frischen Fleische vor dem alten, dem derbern festeren vor . . dem weichen den Vorzug, am liebsten frass er Rind-, Kalb- und Schöpsenfleisch, verzehrte aber auch einen abgezogenen Fuchs und eine Katze bis auf die Knochen mit gutem Appetite. Wie andere Raubvögel trat auch er mit; den Füssen auf den Frass und hielt ihn mit den eingeschlagenen Krallen , und zerkleinerte ihn durch Rupfen mit dem Schnabel. Das Skeletiren verstand er ganz vortrefflick, indem er auch die hleinsten Fleischtheilchen von den Knochen abnagtee Gewöhnlich verschlang er nur kleine Bissen, obwohl auch grosse Fetzen ohne Mühe hinuntergingen., Knochen, Haare, Federn verschluckte er niemals absichtlich. Obgleich fast zu jederzeit aus den Nasenlöchern eine wäs- serige Feuchtigkeit ausfloss, welche neben dem Mundrande des Oberkiefers bisweilen einen kleinen Bach bildete; so nahm der 25 366 Ausfluss doch während des Fressens sehr zu und hielt in glei- cher Stärke noch eine Zeitlang nach der Mahlzeit an. Dann war der ganze Schnabel nass und die Feuchtigkzit tröpfelte in grossen Tropfen über eine Viertelstunde lang von der Schnabelspitze herab. Sehr eigenthümlich ist die Art, wie er bei dem Abnagen des Fleisches vom Knochen verfährt. Er bewegt dabei die Kie- fer schnell gegen einander unter beständiger Mitwirkung, d. h. rasselndem Hin- und Herschieben der Zunge um wie es scheint (tastend, kostend und nagend) theils nicht Knochen statt Flei- sches zu fassen, theils wirklich Geschmack zu empfinden und aus- zuwählen theils auch die Fleischfetzen erst etwas zu lösen, die er loszerren will. Diese sonderbare knabbernde Bewegung der Kiefer und Zunge lässt sich nur mit dem schnatternden Sondiren der Gänse und Enten im Moder und Schlamm nach Würmern und Insecten vergleichen. Bei diesen veranlassen‘ die gezahnten Schnabalrän- der das Geräusch, bei dem Geier die harten Zähne am Rande der Zunge, indem dieselben an den Kiefern reiben. Hatte der Geier ein grosses Stück frischen knochenlosen. Fleisches vor sich: so kostete er dasselbe und riss dann ohne zu tasten und schmecken Stücke los. j Die während des Fressens stärker aus den Nasenlöchern ausfliessende Feuchtigkeit scheint fast den Zweck zu haben, alle am Schnabel hängen bleibenden Fleischfasern abzuspülen, die nur zu häufig daran festkleben würden. Sie erleichtert zugleich das Wegschleudern der Bissen, die ihm nicht munden, was er regel- mässig exercirte. Während des Fressens pflegte er regelmässig Pausen zu machen und zu verschnauben, zumal wenn ihm das Rupfen und Zupfen grosse Anstrengung verursachte. In den Pausen richtete er den Kopf hoch empor und zischte mit dem Schnabel. Gleich nach der Mahlzeit machte er stets einige Sprünge und schlug zu- gleich mit den Flügeln, worauf sich das Fleisch im Schlunde senkte und im Kropfe festsetzte, der dann erst deutlich hervor- trat. Doch bezgugte er durch diese Bewegungen auch sein Wohl- behagen, denn er unterliess sie ganz, wenn ihm die Mahlzeit nicht gemundet und er viel Fetzen verschleudert hatte. Eine Viertel- stunde und länger brauchte der Frass um aus dem Schlunde in den Kropf zu gelangen. Ein leichtes Hüpfen ohne Flügelschlag und mit vorgestrecktem Kopfe deutete seine Begierde nach Fut- ter an. Wasser nahm er niemals. Seine Stimme war dreifacher Art. Ein: Zischen dem der Gänse sehr ähnlich liess er als Zeichen leichten Unwillens hören, wenn man sich ihm näherte und ihn betasten wollte. Fast wie ein angestochenes Schwein aber grunzte er kreischend jedesmal, wenn sein Behältniss gereinigt und er dabei mehr oder weniger unsanft berührt, hin und her geschoben oder zum unfreiwilligen Springen genöthigt wurde. Dieses Grunzen steigerte sich zü einem 367 einigermassen elsterartigen Geschäker, wenn er plötzlich erschreckt oder sehr zornig gemacht wurde. Alles waren nur Laute des Unwillens und Zornes, andere Töne liess er nicht hören, selbst “nicht das Hungergeschrei der Adler und Falken. | Giebel. Das liasinische T'honeisensteinlager bei Sommerschenburg. Bei der in den letzten Jahren rege gewordenen Specula- tion in Berg- und Hüttenmännischen Unternehmungen schweift wie immer der Deutsche in die blaue Ferne, er schickt seine Actiengelder in die Alpen und selbst nach Amerika, um dort die gewünschten hohen Procente zu ziehen und siehe, sie bleiben aus und die Schätze unseres eigenen Bodens liegen unbenutzt da. Ist das nicht mit dem den Geognosten längst bekannten Thoneisen- steinlager bei Sommerschenburg der Fall? Hier liegt das Eisen- erz zu Tage und es bedarf keiner Hunderttausende von Thalern, die so oft auf blosse Versuchsarbeiten verschwendet worden sind; es genügen einige Schurfversuche, um die massenhafte Ausdeh- nung der Lagerstätte nach Zahlen festzustellen, einige Analysen, um den Procentgewinn des Roheisens sicher zu berechnen. Erst in diesem Jahre sind diese Versuche ausgeführt worden, und um von ihren sehr befriedigenden Resultaten Kenntniss zu nehmen und zu geben, machte ich im Laufe des Sommers eine Excur- sion nach Sommerschenburg und unterrichtete mich daselbst von dem Verhalten der Lagerstätte. Längs des Ostrandes der grossen Helmstädter ‚Braunkoklen- mulde, welche ich nach Herrn Ottiliäs eingehenden Unter- suchungen bereits im II. Bande unseres Vereinsjahresberichtes 1850 S. 89 — 119 beschrieben habe, tritt in der Erstreckung von Ba- deleben über Sommerschenburg bis Marienborn jenes oolithische Thoneisensteinlager auf, welches durch Gryphaea cymbium, Am- monites spinatus, Pecten aequivalvis u. v. a. als dem mittlern Lias angehörig sich zu erkennen gibt. Der Reichthum an Ver- steinerungen ist zumal in den tieferen Schichten kein geringer, leider gestattete es meine beschränkte Zeit nicht eine Sammlung davon zu Stande zu bringen und F. A. Roemer gedenkt zwar in seiner Monographie der Versteinerungen des norddeutschen Oolith- gebirges in der geognostischen Einleitung dieses Sommerschenbur- ger Eisensteinlagers, führt aber meines Wissens keine einzige Art im beschreibenden Theile seiner Schrift aus demselben auf. Kömmt man auf der Chaussee von Öscherslebeu über Horn- hausen an das Eisensteinlager heran: so trifft man es zuerst vor der Brücke von Badeleben aufgeschlossen. Es ruht hier auf einem hellen feinkörnigen Sandsteine mit eingesprengter Kohle, ob derselbe noch dem Lias oder was wahrscheinlicher der Trias- formation angehört, will ich dahingestellt sein lassen. Wieder 25* 388 sieht man: über Badeleben hinaus auf der Strasse nach Som- merschenburg, wo von ihr der Weg nach Völpke abzweigt, den braunen feinkörnigen Thoneisenstein mit seinen charakteristischen Versteinerungen zu Tage anstehen und in eben. dieser Eigen- schaft erscheint er überall am Rande der ausgedehnten Ablage- rung bis weit jenseits Sommerschenburg an der sogenannten zwölften Mühle entweder nnmittelbar an der Oberfläche oder doch nur durch eine leichte Alluvialdecke versteckt. Die be- friedigendste Einsicht in das Lager gewinnt man aber bei Som- merschenburg selbst, wo das tief einschneidende Bett des Baches, ein theilweise zerfallener Keller an dessen rechten Ufer und ein Stollen, welcher die Wasser aus dem Schlossgute löst, die tie- fern Schichten aufschliesst. Die Mächtigkeit des Lagers beträgt hier weit über drei Lachter, ohne das damit schon die Trias- schichten im Liegenden erschlossen sind. Es ist überall ein mehr weniger intensiv brauner, sehr feinkörnig oolithischer Thon- eisenstein, dessen Körner mit blossem Auge meist kaum zu er- kennen, unter der Lupe aber sehr deutlich unregelmässig kuglig, flach gedrückt, linsenförmig erscheinen, stellenweise ohne Binde- mittel dieht angehäuft, theils aber in ein eisenhaltiges Bindemit- tel eingebettet sind und viel Conchylienfragmente führen , welche dem Gestein einen für die Verhüttung sehr vortheilhaften, nach der chemischen Analyse phosphorfreien Kalkgehalt beimengen. Eben diesen Charakter behält das Gestein in seiner Verbreitung nordwärts von Sommerschenburg bei, wie es zunächst am Teiche hinter dem Schlossgarten durch Schurfversuche aufgeschlossen ist. In Osten des, Schlosses, wo der Fahrweg zur Brücke hinabführt, nimmt der Eisengehalt des oolithischen Gesteines ab und con- centrirt sich in Schalen von Brauneisenstein, welehe in zahlloser Menge dicht gedrängt und in den verschiedensten Richtungen das Gestein durchsetzen. Je nach der Auswahl der Proben wies die chemische Analyse und hüttenmännische ‚Versuche einen Ge- halt von 27 bis 41 Procent Eisen nach, doch scheint es, dass die tiefern Schichten durchweg auch den reichsten Eisengehalt besitzen. Ueberall in den Schurfen und Tagesaufschlüssen von Ba- deleben als dem südlichsten Punkt bis zur zwölften Mühle im Westen von Marienborn als dem nördlichsten Aufschlusse tritt der oolithische Thoneisenstein in derselben fast horizontalen Schichtung, mit demselben NS Streichen, und mit denselben Ver- steinerungen auf. Es unterliegt daher nicht dem leisesten Zwei- fel, dass wir es hier mit ein und demselben ununterbrochenen Eisensteinlager zu thun haben. Zu einer genauen Berechnung des ganzen Rauminhaltes dieses grossen Lagers, wie solche meist in Prospekten zu Bergbauunternehmungen mit positiven Zahlen aufgestellt werden, fehlen uns die Aufschlüsse.. seiner östlichen und westlichen Gränzen sowie der Aufschläss seiner totalen 369 Mächtigkeit.. Letztere zu kennen, wäre um so wünschenswer- ther, da nach dem Auftreten bei Sommerschenburg selbst gerade die tiefern Schichten die reicheren sind und demnach die Re- sultate einer Berechnung viel günstiger als bei den bisherigen Vorlagen ausfallen würden. Zur Angrifinahme der Ausbeutung genügt inzwischen der bereits gewonnene Aufschluss hinlänglich. Nimmt man nämlich das abzubauende Feld im Minimum zu nur 2500 Morgen (& 180 Ruthen & 144 Fuss) und die allgemeine Mächtigkeit des Flötzes eben- falls nur zu etwa einem Drittheil der wirklich bei Sommerschen- burg aufgeschlossenen, also zu nur 6 Fuss: so ergiebt dies . schon 388,800,000 Kubikfuss Eisenstein mit durchschnittlich 30 bis 40 Procent Eisen, Den jährlichen Bedarf auf etwa 120,000 Kubikfuss veranschlagt, reicht das Material auf über 3000 Jahre aus und gestattet also ohne Kenntniss der absoluten Mächtigkeit des ganzen Lagers schon jede dem voraussichtlichen Absatze ent- sprechend zu steigernde Production. Besonders günstig für die Ausbeutung ist die überaus leichte Gewinnung durch Tagebau, der dem Erz in Folge reich- lich eingeschlossener Conchylien beigemente Kalkgehalt und der in unmittelbaret Nähe auftretende, gegenwärtig zum Chausseebau verwandte feste Liaskalkstein (als ältestes Glied der Liasforma- tion). Aus dem geologischen. Alter des Eisensteines auf die Güte des zu gewinnenden Eisens zu schliessen, ist immerhin gewagt, wer aber auch darin eine Gewähr für das Sommerschen- burger Unternehmen sucht, d&r wende sich nach Wasseralfingen in Würtemberg, wo der zunächst zur Vergleichung kommende braunjurassische 'Thoneisenstein schon seit hunder# Jahren ein sehr geschätztes Eisen liefert. Giebel. Vorläufige Mittheilung aus den Ergebnissen der Unier- suchung eines neuen, aus dem Aldehdammoniak gewon- nenen basischen Körpers. In der neuesten, mir vor wenigen Tagen zugegangenen, am 10. dieses Monats ausgegebenen Nummer des „Journals für prak- tische Chemie‘ *) findet sich eine vorläufige Mittheilung des Hrn. ‘ Professor Dr. v. Babo, über die bisher gewonnenen Resultate der Untersuchung eines neuen, durch Zersetzung des Aldehydammo- niaks gewonnenen basischen Körpers, über welchen der Herr Verfasser noch weitere Mittheilungen in Aussicht stellt. Seit Juli dieses Jahres bin auch ich mit der Untersuchung eines auf ganz ähnliche Weise gewonnenen, dieselben physikalischen und chemi- *) Band 72# Heft 1 u. 2. 370 \ schen Eigenschaften, so weit sie Herr Prof. v. Babo angiebt, zei- genden basischen Körpers beschäftigt, der vielleicht mit dem von Herr v. Babo untersuchten identisch ist, wenn auch die ratio- nelle Formel, die ich nach einer Kohlenstoff-, Wasserstoff- und Stickstoffbestimmung demselben beilegen zu dürfen glaube, in et- was von denen abweicht, welche Herr v. Babo vorläufig auf- stellt. Diese Umstände veranlacaen mich zu folgenden es gen Mittheilungen. Das an Luft und Licht gelb gewordene und dabei Ammo- niak und Wasser entwickelnde 'Aldehydammoniak setzte ich in ‚einem Kolben der Hitze des Wasserbades aus. Es wurde da- durch noch mehr zersetzt, das unzersetzt bleibende aber ging mit den Dämpfen des aus der Zersetzung resultirenden Wassers und des Ammoniaks fort. Zurück blieb ein ruhig fliessender, dick- licher Syrup, der beim Erkalten fest und harzig wurde. Sein Geschmack ist intensiv bitter, er riecht etwas nach verbrannten thierischen Substanzen, löst sich schwerer in heissem als kaltem Wasser und leichter noch in Alkohol und reagirt in diesen Lö- sungen basisch. Seine Farbe ist ein dunkles Braunroth. Säuren lösen ihn ebenfalls mit noch dunkler werdender Farbe, und Al- kobol schlägt aus diesen Lösungen dunkelbraune ünkrystallinische Verbindungen nieder, die durch öfters wiederholtes Auflösen in Wasser und Niederschlagen mit Alkohol völlig neutral erhal- ten werden können. So stellte ich ein schwefelsaures, salzsaures, weinsteinsaures und oxalsaures Salz dar. Von letzterem erhielt ich auch eine saure, in Alkohol Ksliche Verbindung, wenn ich zu dem in absolutem Alkohol suspendirten neutralen Salze etwas freie Oxalsäure fügte. Durch Filtration konnten beide leicht ge- trennt werden. Diese Salze farblos und krystallinisch zu erhal- ten, gelang mir trotz vieler Versuche nicht. Dasselbe Resultat hatten meine Bemühungen mit der Basis selbst, welche ich aus der concentrirten wässrigen Lösung des schwefelsauren Salzes durch Hinzusetzen von Kalilösung in Flocken fällte . Auf einem Filter wurden dieselben gesammelt, in wenig Alkohol gelöst und durch diese Lösung lange Zeit ein Strom von reiner Kohlensäure ge- leitet, die sich mit dem vielleicht noch in geringer Menge darin enthaltenen freien Kali verband. Auf dem Weasserbade zur Trockne verdampft, wurde die Basis in absolutem Alkohol gelöst und enthielt nun auch keine Spur einer feuerbeständigen Sub- stanz. Die Kohlensäure hatte sich nicht mit ihr verbunden, ‚ denn ein Zusatz anderer Säuren brachte kein Aufbrausen hervor. Die alkoholische Lösung gab mit Gerbsäure einen gelblich - brau- nen, flockigen Niederschlag, eben so mit Platinchlorid in der salz- sauren Auflösung. Die mit diesen Verbindungen, freilich nur mit sehr geringen Quantitäten unternommenen Analysen gaben etwas andere procentische Resultate, als Herr Prof. v. Babo sie fand, so dass ich es für möglich halte, dass der von mir unter- a7ı suchte gelbe Körper doch ein etwas anders. zusammengesetzter ist als jener. Interressant wäre es, wenn sich durch. wgitere Unter- suchungen unsere vorläufig aufgestellten Formeln als richtig er- wiesen, denn während Herr Prof. v. Babo seine Basis im ein- fachsten Falle als ein Ammoniumoxyd betrachtet, dessen vier Aequivalente HE durch C,H, vertreten sind, so scheinen in der meinigen nur drei Aequivalente C,H, enthalten zu sein. Das sich eine solche Differenz zeigen mag, halte ich für um so eher möglich, als Herr v. Babo zur Zersetzung des Aldehydammoniaks einen etwas anderen Weg einschlug. Er bewirkte dieselbe näm- lich in einem zugeschmolzenen Glasrohre bei höherer Temperatur als der von mir angewendeten. Eine Bestätigung dieser Voraus- setzung würde mir natürlich das erwünschteste Ergebnise unserer Arbeiten sein. & Seit mehreren Wochen mit der Darstellung meines basi- schen Körpers und seiner Verbindungen in grösseren Quantitäten beschäftigt, hoffe ich in Kurzem eine ausführlichere genauere Beschreibung meiner Arbeit und deren Resultate geben zu können. Halle, am 24. November 1857. Johannes Wislicenus. rat RO Mi PP ie Allgemeines. K. E: Kluge, Lehrbuch der Naturge- sehichte für Handels- und Gewerbeschulen. Leipzig 1857. 8. — Gleich auf der ersten Seite mit der Definition der Naturge- schichte verräth der Verf. einen durchaus einseitigen, für den Unter- richt gleichwie für die Wissenschaft unheilvollen’ Standpunkt. Er bes hauptet nämlich die Naturgeschichte lehre die bleibenden Eigen- genschaften und vorzugsweise die äussere Gestalt der Naturkörper kennen und stelle letztere dann nach ihrer - äussern Aehnlichkeit zu einem Ganzen zusammen. Das war die gottlob längst überwundene Na- turbeschreibung über die leider unsere Schulmänner sich noch immer nicht erheben können. Die Naturgeschichte lehrt ja die Naturkörper naeclı ihren äussern und innern Eigenschaften, nach ihrem Werden, ihren vielseitigen Beziehungen zu einander und zur übrigen Natur kennen und erforscht den in ihnen ausgesprochenen Entwicklungsgang. Geschichte ist Entwicklung und nicht Beschreibung! Der aller- erste Unterricht mag sich auf Beschreiben beschränken, aber schon auf der zweiten Stufe muss er das Denken üben, sonst: bleibt gerade der naturwissenschaftliche Unterricht resultatlos, ja alle jene Aus- wüchse, die man der heutigen Naturwissenschaft vorwirft, sie haben in dem einseitigen, durchaus fehlerhaften Unterrieht ihren: Grund, Diesem gelten sie allein, aber nicht dem gegenwärtigen hohen Stande unserer Wissenschaft. Jener Unterricht bleibt bei der Oberfläche und 372 äusseren Erscheinung der Gestalten stehen, 'er weist in ihnen kein Lieferes Gesetz nach, bleibt fern von der Kenntnissnahme und dem Nachdenken über das eigenthümlichste Wesen der Gestalten, wie kann nun der Schüler, wenn er dem Unterrichte entlassen in die Jahre des eigenen Nachdenkens gelangt, . über die Naturkörper und ihre Erscheinungen und Gesetze richtig urtheilen, wie kann er ohne alle Vorbereitung ihr Wesen erkennen und begreifen, er muss dem’ hohlsten Materialismus, der ihn durch bestechende Redensarten und Schlagwörter gefangen nimmt, nothwendig in die Arme fallen, Lernt den Schülern bei der Betrachtung der Naturkörper denken, führt sie auf den Weg der Einsicht, zum Begreifen der Natur, dann wird die Klage über schlechte und gefährliche Resultate ‚des Naturwissenschaft- lichen Unterrichtes bald verschwinden. Dazu gehört freilich vor Allem, dass der Lehrer selbst die Resultate der Wissenschaft kennt, dass er sie und dıe Natur begriffen hat; wer aber die Menge der in dem letzten Decennium erschienenen Bücher für den naturgeschichtlichen Unterricht aufmerksam geprüft, wer sich zugleich ernstlich nach dem Treiben unserer Lehrer für die Naturgeschichte umgesehen, dem kann die alleinige Qnelle der geringen und selbst nachtheiligen Erfolge des naturgeschichtlichen Unterrichtes nicht unbekannt geblieben sein. Mag man im Griechischen und Lateinischen bis Secunda und Prima hinauf Vocabeln, grammatische Regeln, Verse und Prosa auswendig lernen lassen, der naturwissenschaftliche Unterricht darf nur das Sehen und Denken lernen bezwecken, sobald er bei Auswendiglernen und Be- schreiben stehen bleibt, schadet er und wir stimmen gern den Pä- dagogen bei, welche den naturwissenschaftlichen Unterricht von den Schulen verbannen wollen, wir stimmen ihnen so lange bei, wie es an tüchlig gebildeten Lehrern dafür fehlt und deren Zahl ist in der That heut zu Tage Irotz der gepriesenen allgemeinen Verbreitung na- turwissenschaftlicher Kenntniss, trotz der ungeheuren Masse von na- turwissenschaftlichen Büchern für älle Stände, Alter und Fassungskräfte, ste ist für den gewissenhaften Beobachter eine bedauernswerth geringe! Verf. beginnt mit der Mineralogie, welche er in die Vorberei- tungslehre a. Termimolögie $. 3—22, b. Systematik S. 23, und in die Physiographie zerfällt. In letztrer werden die einzelnen Minera- lien wie üblich diagnostisch 'characterisirt, ihr Vorkommen und Ver- wendung angegeben, Das geht bis S. 127, wo im Anhang über Ei- niges von den Gebirgsarten folgt, das denn doch für den Unterricht zu wenig ist. Die S. 147 beginnende Botanik handelt zunächst von den Organen der Pflanzen. — S. 171, dann von den Lebenserschei- nungen der Pflanzen, — S. 174, von den chemischen, Bestandtheilen — 8. 182 und gibt dann eine 2 Seiten lange Uebersicht der Linnei- schen und Deeandolleschen Systems. Die specielle Botanik läuft bis $. 832. In der Zoologie (bis S. 512) werden die Organe zugleich mit ıhren Functionen betrachtet, unter den allgemeinen Lebenserschei- mungen nur der Schlaf, Absonderungen , Leuchten, thierische Blectri- oität, Laute, Seele und Anstinet. Wir möchten denn doch den Verf, ‘ 373 fragen, warum die Verdauung, Bewegung, Empfindung und Fortpflan- zung nicht allgemeine Lebenserscheinungen seien, doch mindestens allgemeiner als Leuchten und Laute. Es folgt ein modifieirtes Cu- viersches System, das auch der speciellen Darstellung, zu Grunde gelegt worden ist. In dieser fällt besonders die ungleiche Vertheilung des Stoffes unangenehm auf, den Hühnern z. B. sind 3 Seiten gewidmet, dem Stier und Pferde je eine, dem Kameel gar nur !/, Seite, dem Schweine 1/, etc, Die Druckeinrichtung wäre ganz passend. aber stellenweise ist das Papier so dünn, dass man den Gegendruck deut- lich durchlesen kann, S. Sehillings Grundriss der Naturgeschichte des ‚Thier-, Pflanzen- und Mineralreiches. Sechste Bearbeitung. Mit zahlreichen in den Texi gedruckten Abbildungen. Kleinere Aus- gabe. Breslau 1857. 8. A. u. d. Titel: Kleine Schulnaturgeschichte etc. — Als kleine Naturgeschichte erfüllt dieses Buch seinen. Zweck, es bringt zahlreiche Bilder, die mit Rücksicht auf die Wohlfeilheit des Buches ganz gut ausgeführt sind, und die dazu nöthige Characteristik der Thiere, Pflanzen und Mineralien. Nur für die Stufe‘ des ÜUnter- richtes, auf die wir den Gebrauch des Buches beschränkt sehen möch- ten, bringt es doch etwas zu viel und hätte die Geognosie und die ‘ Petrefakten auch ganz wegbleiben können. Aug. Weber, die neueste Vergötterung des Stoffes. Ein Blick in das Leben der Natur und des Geistes für denkende Le- ser. Zweite Ausgabe. Giessen 1858. 8. — Verf. verbreitet sich über die Materie und deren Bedeutung in der heutigen Naturwissenschaft, über das Problem des organischen Lebens für die streng mechanische Naturanschauung, über das Geistige im Menschen oder Gehirn und Seele, und über die materialistische Richtung der Gegenwart über- haupt. Er kämpft tapfer gegen den Materialismus oder richtel, wie er selbst sagt, die Schärfe seiner Polemik hauptsächlich nur gegen solche Schriftsteller, welche wie Büchner sich ein Geschäft daraus machen, die Lehre des Materialismus mit einem gewissen Fanatismus und einer frivolen Verleugnung unserer höchsten Lebensinteressen zu verkündigen, keineswegs aber gegen jene Physiologen, welche in Folge ihrer empirischen Forschungen für die realistische Weltanschau- ung sich erklären, denn unbedingte Freiheit der Aeusserung ist eine nothwendige Bedingung alles wissenschaftlichen Fortschrittes. Wir meinen dazu nur, das Schriften wie die Büchnerschen eine wissen- schaftliche oder ernste Kritik überhaupt gar nicht verdienen und ha- ben nicht die Ueberzeugung gewinnen können, dass Büchner selbst seine Behauptungen glaubt. Wenn derselbe wirklich Anhänger haben sollte — denn nicht Jeder der seinen Stoff und’ Kraft kaufte und durchblätterte, ist sein Meinungsgenosse — so stehen diese auf einer so tiefen Stufe der geistigen Bildung, auf welcher ein eigenes und freies Urtheil nicht zu finden ist, bei denen denn auch die hinter- drein kommende Widerlegung kein Gehör mehr finden kann, Inzwi- 374 schen haben wir in dem Weberschen Buche gar manche Stelle mit Vergnügen gelesen und empfehlen dessen Lectüre denen, die für sich noch nicht auf einen klaren Standpunkt in dem Kampfe gekommen sind. Die Schweiz in ihren bürgerlichen und politi- schen Zuständen, ihren finanziellen, milıtärischen, Gewerbs- und Handels- Verhältnissen. Für Fremde und Einheimische. Zürich 1858. 8°. — Nach der allgemeinen Einleitung folgen zunächst die allgemei- nen Verhältnisse als statistische Notizen, staatliche Entwicklungsge- schichte, Entwicklung der Neuenburger Frage, die jetzige Bundesver- fassung, darauf die Grundlage aller öffentlichen Einrichtungen, das Verwaltungswesen und die Justiz, die Finanzverhältnisse, das Militär- wesen, endlich die Gewerbsindustrie, der Handel und einige Schluss- worte. Bei den Modegewordenen Reisen in die Schweiz wird dieses Büchlein, das über die angegebenen Verhältnisse kurz und bündig Aufschluss gibt, gewiss Manchem willkommen sein und es ist ganz geeignet gewisse Vorurtheile, welche über das schweizerische Wesen im Auslande gäng und gebe sind, zu beseitigen. Andrerseils mögen aber auch die Schweizer sich befleissen ihre Vorurtheile gegen die ihr Land besuchenden Fremden fabren zu lassen, die Jeden empfind- lich berühren, der zu ihnen ohne alle Vorurtheile oder selbst mit offnem Vertrauen kömmt. J. Meyer, Grundzüge der physikalischen Schweiz. Leipzig 1857. 8. — Ein kleines, aber -zweekmässig ausgeführtes Buch, das besonders für den Unterricht, welcher die Schweiz näher berührt, sehr zu empfehlen ist, sich indess auch ganz gut liest. Fr. Scharff, der Krystall und die Pflanze. Mit einer Abbildung (in erhabenem Golddruck). Frankfurt a. M. 1857. 8. — Diese Schrift gehört nur ihrem Titel nach an diese Stelle, ihrem In- halte nach in das Gebiet der Oryctognosie, denn die Pflanze tritt darin ganz zurück und der Krystall spielt- die Hauptrolle. Der Verfasser beabsichtigt im Besondern die Aufmerksamkeit der Freunde der Na- turgeschichte auf die Krystalle zu lenken, auch an diesen sich zu er- götzen und nicht bei den Pflanzen und Thieren stehen zu bleiben. Er beleuchtet daher die Krystalle in ihren verschiedensten Beziehun- gen und hat dazu recht eingehende Studien gemacht und eine Dar- stellung gewählt, welche wohl geeignet sein dürlte, diesem gemein- hin für trocken gehaltenen Stoff, einige Freunde zuzuführen. Der Mineraloge von Fach wird freilich nicht überall dem Verf. beistimmen können, aber darum wird das Buch doch eine sehr lehrreiche Lectüre gewähren. 0. 6. Carus, Symbolik der menschlichen Gestalt. Ein Handbuch zur Menschenkenntniss. Zweite vermehrte Auflage. Mit 161 Holzschnitten. Leipzig 1858. 8. — Die Symbolik des mensch- lichen Körpers, d, h. die Wissenschaft von der innern und nothwen- 375 . digen Beziehung der äussern Formen auf den Charakter und die psy- ehischen Verhältnisse überhaupt erscheint Vielen zumal unter den Aerzten geradezu lächerlich, allein unsrer Ansicht nach verräth ein solch verächtliches una gar verhöhnendes Urtheil nur Mangel an fei- ner und scharfer Beobachtung, Mangel an tieferer Kenntniss des mensch- lichen Körpers und Geistes sowie der thierischen Organisation. Der menschliche Körper ist der materielle Ausdruck des in ihm wohnen- den Geistes, beide stehen in der innigsten und nöthwendigsten Be- ziehung zu einander und wie der Zoologe mit positiver Gewissheit aus einem Zahn oder Knochen auf die Organisation des ganzen Thie- res schliessen kann, mit ebensolcher Sicherheit weisen die körper- lichen Eigenthümlichkeiten des Menschen auf seine geistigen. Dass Galls Schädellehre durch viele Extravaganzen ein Auswuchs der Sym- bolik geworden ist, beweist noch nichts gegen den Werth der leiztern, andere Wissenschaften haben ähnliche Auswüchse, die alle nur durch sorgsame Pflege beseitigt werden können. Wir können es dem Verf. nur Dank wissen, dass er unbeirrt um schiefe und unreife Urtheile die menschliche Symbolik durch das vorliegende Buch um einen guten Schritt auf sicherer Basis vorwärts gebracht hat. Seine sichere Basis ist nämlich diejenige, dass er die Bedeutung eines jeden Körpeı theiles oder Organes für den ganzen Organismus zuvor erörtert, darauf den Formenkreis, desselben darlegt und in seiner Beziehung zum Geiste erforscht. Die Bedeutung einzelner Formen lässt sich durch Verglei- chungen mit den Thieren oft ganz sicher und schnell ermitteln, ganz sicher, weil sie auch nach unsern Beobachtungen niemals trügt. Freilich gehört ein ungeheures Beobachtungsmaterial dazu um alle theoretischen Folgerungen in der Symbolik thatsächlich festzustellen und im Einzelnen scheint uns der Verf. hie und da zu weit gegangen zu sein, das mögen Andere berichtigen. Indem wir seine Schrift Jedermann zum ernstesten und aufmerksamsten Studium empfehlen, können wir jedoch nicht umhin zumal Pädagogen grosse Vorsicht an- zurathen, wenn sie dieselbe für die Praxis verwerthen wollen, eben weil die Einzelnheiten noch der weitern Prüfung, und Bestätligung be- dürfen. Die zahlreichen, in den Text eingedruckten Holzschnitte sind eine vortreffliche Beigabe und erleichtern das Studium wesentlich. Chr. Aug. Voigt, Abhandlung über die Richtung der Haare am menschlichen Körper. Mit 2 Tfffn. Wien 1857, gr. 4. — Dass die Schuppen über den Körper der Fische und Am- phibien gesetzmässig vertheilt sind, sieht Jedermann auf den ersten Blick, dass aber auch die Federn am Körper des Vogels nach ganz bestimmten Gesetzen vertheilt sind, nach so strengen, dass man schon aus der Stellung der Federn die Familie und oft selbst die Gattung, welcher ein Vogel angehört, erkennen kann, hat erst der verstor- bene Nitzsch durch seine leıder bis heute‘ noch von den Ornitholo- gen wenig beachtete Pterylugraphie (Halle 1840) nachgewiesen und fast gleichzeitig erforschte der verdienstvolle Eschricht in Kopenhagen i 376 die gesetzmässige Anordnung der Haare am menschlichen Körper, womit dieselbe zugleich auch für die Säugethiere feststeht, obwohl unsere Balggelehrten diesen Gegenstand noch nicht in das Bereich ihrer oberflächlichen Untersuchungen gezogen haben. Verf. vorliegen- der Untersuchungen knüpft nun an Eschrichts Arbeit an, ergänzt und berichtet dieselbe und sucht nach Darlegung seiner sehr detaillirten durch Abbildungen erläuterten Beobachtungen die Gesetze zu erfor- schen, auf welchen diese eigenthümliche Anordnung der Haare beruht. Auf den Inhalt der Schrift selbst näher einzugehen ist hier nicht der Ort, wer sich für seinen Pelz interessirt ‘aus höheren als Bartschee- rer- und Haarkräuseler-Rücksichten, studiere die Abhandlung selbst, er wird dieselbe nicht ohne einige Befriedigung zur Seite legen, Königsberger naturwissenschaftliche Unterhal- tungen. Neue Folge zweites Heft. IM. Bd. Heft 2. (Königsberg 1856. 8.) — Die Königsberger Unterhaltungen haben schon eine Reihe der vortrefflichsten und gediegensten Aufsätze gebracht, welche den Eingeweihten, wie dem blossen Freunde der Naturwissenschaft, wenn er nur mit Ernst und ..Nachdenken liesst, eine ebenso angenehme als lehrreiche Lectüre gewähren. Das vorliegende Heft bringt folgende 6 Aufsätze. Aus der Dachrinne vom Pfarrer v. Duisburg, das micro- skopische Leben in derselben mit lebhaften Farben schildernd; über die Metamorphose der Pflanzen von Ohlert, von Göthe’s Idee aus- gehend; zur.Geographie der Thiernamen von Nesselmann, worin diese ähnlich wie von Pott in einem besondern Buche scharfsinnig die Fa- miliennamen der Menschen erörtert sind. Die Schneewürmer und Schneeflöhe von Elditt; über den Mond von Wichmann; endlich über Helmholzens Beweis für den endlichen Stillstand des Weltalls von Ro- senkranz. 6 Astronomie md Meteorologie. J. G. Galle, Grundzüge der schlesischen Klimatologie. Aus den von der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur seit dem Jahre 1836 veranlass- ten und einigen ältern Beobachtungsreihen ermittelt; und nach den in den Jahren 1852 — 55 ausgeführten Rechnungen der HHran. W. Günther, K. Büttner und H. v. Rothkirch zusammengestellt. Breslau 1857. Fol. — Es bringt diese Schrift die langjährigen meteorologi- schen Beobachtungen von nicht weniger als 40 Stationen in Schlesien. Nach vorangehenden Erläuterungen werden die einzelnen Stationen besprochen, dann folgen die Tabellen selbst. Wir entnehmen diesen nur einige. der Endresultate für Breslau und die Schneekoppe, dessen mittlere Temperatnr nach 64 jährigen und resp. 11 jhärigen Beobach- tungen sich stellt auf Breslau Schneekoppe Januar — 2,78 — Februar —0,95 — März 1,27 — April 6,04 _ 977 Mai 10,45 — Juni 1.028,05 5,71 Juli 14,34 7,11 i August 14,08 6,32 | September 10,86 4,36 October 6,94 — November 2,39 December — 0,83 _ Jahresmittel 6,24 Die meteorologischen Beobachtungen auf der Na- vigationsschule zu Lübeck im Jahre 1856 ergaben folgende Monatsmittel Barometer Thermometer Niederschlag in paris. Linien Januar 333,01 —0,10 41,472 Februar 336,80 0,87 31.622 März 339,04 2,02 3,398 April "334,75 AR 47,059 Mai 334,49 8,67 45,649 Juni 336.57 13,66 75,802 Juli 336,06 12,73 89,762 August 335,30 13,40. 133,397 September 334,91 10,41 60,162 October 339,38 8,43 35,021 November 335,19 1,09 44,352 December 332,89 1,00 57,357 Jahresmittl 335,70 6,70 665,053 { Mecklenburger Archiv XI. Tab.) Rümker, Beobachtungen über Gewitter. — ,„Wäh- rend eines vierjährigen Aufenthaltes im südlichen Theile des Mittel- meeres, namentlich in Sicilien und Malta wie auch längs der NKüste von Afrika erinnere ich mir nur Gewitter im Winter erlebt zu haben, wenigstens sind dort die Gewitter im Sommer verhältnissmässig so selten, wie sie bei uns im Winter sind. Ich wundre mich darüber, dass diese Thatsache der Aufmerksamkeit der Meteorologen bis jetzt entgangen zu sein scheint. In diesen Gegenden ist der Donner kurz und unbedeutend, vom Rollen und Echo hört man wenig. Eines Abends spät fuhr der Blitz auf dem englischen Admiralschiff Albion längs des grossen Mastes herunter und streckte 2 in dessen Nähe stehende Matrosen zu Boden. Der eine erholte sich alsbald wieder unbeschädigt, der andere, welcher gelähmt ins Hospital geschafft wer- den musste, wurde auch in wenigen Tagen wieder hergestellt. Von den in der Nähe befindlichen Ammunitions- und Provisionsfässern wurden bis spät in die Nacht soviel wie möglich aus dem Schiffs. raum heraufgeschafft, bis man sich überzeugt hielt, dass der Blitz 378 nicht gezündet habe. In Neuholland, wo die Gewitter viel heftiger sind und die Blitze Schlag auf Schlag folgen, gleicht der Donner dem Knall eines Flintenschusses und ist öfters nur momentan oder auch während des Regens unbemerkbar. Das Einschlagen aber kommt sehr häufig vor, namentlich trifft man überall in den Waldungen Spuren davon. Einauf einem mir gehörigen Grundstücke stehender Baum ward dergestalt vom Blitze zersplittert, dass die um ihn herumstehenden kleinern Bäume noch in ziemlicher Entfernung von den zerstobenen Aesten niedergerissen wurden. Am Ufer des Paramattaflusses hatte man auf einer Anhöhe einen sehr grossen schönen Baum zur Zierde stehen lassen, in einer Nacht blieb nur der Stamm übrig, die Aeste lagen weit weg um ihn herum. Aber die Gewitter hatten auch noch traurigere Folgen. Am Bau einer Kirche im dasigen Liverpool ar- beiteten 7 deportirte Verbrecher in Fesseln und suchten während ei- nes über sie hinziehenden Gewitters Schutz gegen den Regen im Thurme. Fünf derselben wurden auf der Stelle erschlagen, zwei ka- men mit geringer Beschädigung davon. Auf einem in der Nähe von Paramatta gelegenen Gute wurde von einer Anzahl Kühe, welche auf einer Wiese weideten und sich während eines Gewilters unter eine Gruppe von Bäumen zurückzogen, etwa 7 erschlagen. Ein seltsames in Hamburg vorgefallenes Ereigniss habe ich aus dem Munde eines sehr glaubwürdigen noch lebenden Mannes, welcher in Gegenwart mehrer Zeugen erzählte, dass er als Knabe von der Schule heimkeh- rend in der Mühlenstrasse vom Blitz getroffen wurde, der die Haare seines Vorderkoples versengte, ifim übrigens keinen Schaden weiter zufügte, ausser dass die versengte Stelle seitdem immer kahl geblie- ben ist.“ (Ebenda 143 — 145.) Dove, die täglichen Oscillationen der Barometer, — Schon im J. 1831 hat Verf. gezeigt, dass die zwöllstündige Pe- riode der täglichen Barometerveränderungen sich an Küstenpuncten der gemässigten Zone auf das Zusammenwirken zweier eine vierund- zwanzigstündige Periode befolgenden Veränderungen zurückführen lasse, nämlich eine des Druckes der trocknen Luft und eine der Spann- kraft der in ihr enthaltenen Wasserdämpfe, deren respeclives Maxi- mum und Minimum nahe mit dem thermischen Maximum und Mini- mum zusammenfallen und hat ferner darauf hıngewiesen, dass wenn diese Ansicht richtig ist, nothwendig Orte des Continental und des Seeklimas erhebliche Tnterschiede zeigen würden. Diess wurde von Kupfer durch die Beobachtungen der russischen Stationen bestätigt, indem sich ergab, dass Petersburg dieselben Verhältnisse wie Appen- rade zeigte, hingegen Catharinenburg, Bereaul und Nertschinsk von vornherein auch in den Barometrischen Veränderungen nur ein Maxi- mum und Minimum gaben, indem, hier entfernt von einer hinreichen- de Verdampfung liefernden Wasserquelle der Zustand sich unmittelbar realisirte, welchen D. durch Elimination der Wirkung des Wasser- dampfes als einen ideellen erhalten hatte. In dem eben erschienenen 379 Resumee de los trabajos meteorologicos venficados en el Obs. de Ma- drid führt D. Manuel Rico y Sinobos an, dass nach stündlicher Beob- achtung von Delgado im Juni 1838 dasselbe in Madrid stattgefunden habe und also das Innere der iberischen Halbinsel ähnliche Verhält- nisse wegen seiner Trockenheit zeige als das Innere von Sibirien. Da nun die barometrische Jahrescurve von Algier eine Andeutung der characteristischen Einbiegung nach dem Sommer hin zeigt, welches D. für ganz Asien nachgewiesen :hat, so sieit man wie wichtig auch nur eine ein ‚einziges Jahr fortgesetzte stündliche Beobachtungsreihe aus dem Innern von Algerien fern von dem Einfluss modificirender Küstenwinde wäre zur Aufklärung der bedingenden Ursachen für die periodischen Osecillationen des Barometers. (Berlin. Monatsberichte Mai 296 — 297.) an Hagen, über Ebbe und Fluth in der Ostsee — Schwache Spuren von Ebbe und Fluth sind im WTh&ile der Ostsee früher bemerkt worden. Das statistische Büreau in Schwerig hat im vorigen Jahre zuerst und zwar für Wismar die dortigen Fluthverhält- nisse bestimmt nachgewiesen. Der Versuch in ähnlicher Weise für die preussische Ostseeküste die Grösse des Fluthwechsels und die Ha- fenzeiten aus den ältern Wasserstandstabellen herzuleiten, führte nur an einzelnen Beobachtungsstationen zu sicheren Resultaten. Dagegen sind im vorigen Jahre stündliche Beobachtungen des Wasserstandes in Travemünde, dem Hafen von Lübeck begonnen, welche jetzt nach 10 Monaten die sichersten Fluhtbeobachtungen bilden, welche man jemals an der Ostsee angestellt hat. Sie lassen mit Ausschluss der späten Herbstmonäte grossentheils an jedem einzelnen Tage die regel- mässig wiederkehrende Flut erkennen. Endlich sind auch die in die- sem Jahre während 2 Monate in Memel angestellten stündlichen Beob- achtangen benutzt worden. Hieraus ergeben sich die Hafenzeiten für die nachbenannten Puncte an ‘der südlichen Küste der Ostsee Travemünde . . . 6 Uhr 45 Min. Wismar . 2 220.33 — BATROBEAL sr ner an 2 AZ Wittover Poshaus . 7 — 37 — NKüste von Jasmund 7 — 30 — Stolpemünde . . . 11 —36 — Meml . . 2..2..4— 3 — Die Grösse des Fluthwechsels beträgt in Travemünde bei ruhiger Wit- terung etwa 6 Zoll, in Memel dagegen nur ungefähr 2 Zoll. (Ebda. Juli 345 — 346, —|. Physik. R. Franz, Untersuchungen über die Dia- thermansie einiger gefärbten Flüssigkeiten. — Schon vor etlichen Jahren (Pogg. Ann. Bd. 94. p. 337.) beschäftigte sich der Verf. mit Untersuchungen über die Durchstrahlung der Lampen- wärme durch einige gefärbte Flüssigkeiten und fand, dass, wenn auch im Allgemeinen ein Einfluss der Farbe auf die Diathermanität der h 380: Flüssigkeiten insofern zu erkennen war, als grösstentheils die Flüssig- keiten, welche das Roth des Spectrums hindurchlassen, am meisten diatherman erschienen, doch einige Lösungen sehr vollkommene Durch- sichtigkeit für alle Speetralfarben zeigten, während die Wärme nur in geringer Menge sie durchstrahlte.. Es war demnach von Interesse folgende Fragen zu beantworten: Wie vertheilen sich die die Sub- stanz durchdringenden Wärmestrahlen auf die einzelnen Farben? Wer- den die dunkeln jenseits des Roth liegenden Wärmestrahlen von denjeni- gen Flüssigkeiten vollständig absorbirt, welche fast das volle Licht und nur eine geringe Wärmemenge durch sich dringen lassen? Steht der nach der Durchstrahlung beobachtete Wärmeverlust der einzelnen Farben in Beziehung zum Lichtverlust? Zur Beantwortung der ange- regten Fragen wurde durch den Stahlspiegel eines Heliostaten ein horizontaler Sonnenstrahl in das dunkle Zimmer geleitet. In der Fen- sterlade war ein Paar 6‘ Gravesandr’scher Schneider befestigt, die 4mm Breite hatten; in 32=m Entfernung vom ersten. stand ein zwei- tes Paar, das einen 2” breiten Spalt bildete; unmittelbar dahinter stand ein Soleil’sches gleichseitiges Flintprisma von 35mm Seitenlänge. Das Prisma war so gestellt, dass der Lichtstrahl die kleinste Ablen- kung erführ; auch war die Einrichtung getroffen, dass der Strahl stets die Mitte der vordern Fläche traf, damit bei allen Versuchen eine gleich grosse Schicht des -Flintglases durchstrahlt wurde. Vom Prisma um 6°” entfernt stand eine kubische Flasche, die an 2 gegen- überstehenden Seiten durchbohrt war. Diese 3°® im Durchmesser haltenden Durchbohrungen waren mit Messingfassungen umgeben, auf die einander parallele Glasplatten: 63@m von einander entfernt, auf- geschliffen waren. Die Glasplatten wurden durch horizontal auflie- gende Gummibänder oben und unten festgehalten, wodurch erreicht wurde, dass das auf die Flasche fallende leuchtende und nicht leuch- tende Spectrum , das mit seiner obern und untern Grenze die Gum- mibänder eben traf, mit seinen einzelnen Farben in gleichen Längen- dimensionen durch die Flasche hindurchging. Das Roth des Spectrums fiel auf die Mitte der die Flasche schliessenden Glasplatien. Jenseits der Flasche in 5°® Entfernung stand ein Schirm mit einem dritten Spalt von 3°® Oeffnung. Das sichtbare Spectrum hatte hier eine Ausdehnung von 15%®, Der Schirm war aber mit einer feinen Spitze versehen, die sich an einem in Millimeter getheilten Massstab, der auf einem besondern Stativ befestigt war, fortbewegte, wenn der Schirm in horizontaler Richtung senkrecht gegen die Strahlen yerschobeu wurde. Die Spitze stand auf 0 des Massstabes, sobald der rothe Theil des Spectrums den Spalt dieses Schirmes durchstrahlte; zeigte dıe Spitze auf — 3, so durchdrangen die Strahlen der ersten dun- keln Zona den Spalt; bei der Stellung auf +3 gingen Orange und Gelb -durch den Spalt; auf +6 Grün und die Grenze das Blau; auf +9 Blau; auf +12 Indigo; auf +15 Violett, Hinter diesem be- weglichen Schirm war in 9°@ Entfernung die Thermosäule aufgestellt, und zwar eine aus 235 Wisimuth - Antimon - Paarum bestehende Schlitz. 381 säule, Die Schieber der Säule waren 5"= von einander entfernt so gestellt, dass die Löthlinie der Metalle in der Mitte lag, und die durch den: letzten Spalt dringenden Strahlen gleichmässig auf die, beiden stromerregenden Metalle fielen. Zwischen Prisma und Flasche befand sich ein doppelter Metallschirm, der nach jedem Versuch zwischen ge- stellt wurde, und so die fortdauernde Strahlung auf die Glasflasche verhinderte. Die Thermosäule war mit einem Spiegelgalvanometer (Pogg. Ann. Bd. 89. S. 504.) verbunden. Um den Einfluss des Erdmagne- tismus auf den Spiegel zu schwächen, waren seitlich an dem Galvano- meter Magnetnadeln so angebracht, dass nach Süden hin der Südpol, nach Norden hin der Nordpol einer Magnetnadel in 1" Entfernung vom Spiegel der Richtkraft des Erdmagnetismus entgegenwirkte. Mit Hülfe eines Fernrohrs wurden die Ablenkungen des Galvanometers an einer 2% vom Spiegel entfernten Scala abgelesen. Die abgelese- nen Temperaturen der geringen Ablenkungen des Spiegels können den auf die Thermosäule wirkenden Wärmemengen vollkommen proportio- nal gesetzt werden, ohne dass der Fehler die Beobachtungsgrenzen überschreiten kann, i Die Ergebnisse seiner Untersuchungen sind nun folgende: Das aus einem Flintglasprisma austretende Spectrum zeigt in seinen eiuzelnen Zonen Wärmefarben, welche durch verschiedene ge- färbte Flüssigkeiten in ungleicher Menge strahlen. Das Wärmemaxi- mum ist beobachtet nach dem Durchgang des Spectrums durch Koch- salzlösung, Wasser und Alkohol im Roth nahe dem Gelb; mitten im Roth nach dem Durchgang durch concentrirte Lösungen von chrom- saurem und saurem chromsaurem Kali; im Roth, aber nahe der ersten dunkeln Zone, wenn das Speetrum Wasser durchstrahlt hat, das durch Zusatz von Rhodankaliumlösung und Eisenchloridlösung roth oder durch eine Indigolösung blau gefärbt ist; im Gelb bei schwefelsauren Eisen- oxydullösungen, im Grün bei einer Lösung von schwefelsaurem Kupfer- oxyd, welche auf 10 Theile einen Theil der bei 12° C. concentrir- ten Lösung enthält. | Durch Rechnung ist nachweisbar, dass bei den beschriebenen Versuchen die Strahlen von bestimmter Brechbarkeit so wenig inein- ander übergreifen, dass bei der gewählten Entfernung der Thermo- säule und bei der gewählten Enge des Spalts z. B. Strahlen von der Wellenlänge der die Frauenhofer’sche Linie B begränzenden nur eiwa bis zur Linie D sich ausbreiteten,. also eine Einwirkung der dun- keln strahlenden Wärme von geringerer Brechbarkeit als das Roth nur im Roth, aber nicht in den stärker gebrochenen Zonen beobach- tet werden konnte. Es ist also die im Gelb und den folgenden Far- ben nachgewiesene Wärme von gleicher Brechbarkeit mit den farbi- gen Strahlen. Das Minimum des Lichtverlustes bei Strahlung des Spectrums durch eine Flüssigkeit muss also mit dem Minimum des Wärmeverlustes in derselben Zone beobachtet werden, sonst ist die . Identität von Wärme und Licht unmöglich. In der That zeigen die blauen Lösungen von schwefelsaurem Kupferoxyd das Minimum des 26 382 Wärmeverlustes nach der Strahlung eines Spectrums durch dieselben in der blauen Zone, die grünen Lösungen von schwelelsaurem Eisen- oxydul in der grünen Zone. Bei Anwendung von rothen Lösungen zeigt sich, dass von allen durch rolhe Lösungen dringenden farbigen Strahlen die rothen Strahlen am wenigsten Licht und Wärme verlie- ren, zum Theil sind aber rothe Lösungen für dunkle Wärme von geringerer Brechbarkeit als das Roth diathermaner als das Wasser. (Pogg. Ann. 1857. Nr. 5.) H. A. Becs und P. Kremers, über dıe Brechungsindi- ces einiger wässeriger Salzlösungen. — Der Brechungsin- dex wird bekanntlich nicht lediglich durch die Natur des Körpers, sondern auch durch die Farbe bestimmt. Es steht jedoch fest, dass, wenn derselbe beim Uebergang von einem Körper znm andern für eine bestimmte Farbe wächst, dies auch für alle andern Farben der Fall ist. Deshalb kann derselbe, wenn man bei ein und derselben Farbe bleibt, einzig und allein als von der Natur des Körpers ab- hängig angesehen werden. Es ist hiernach zu erwarlen, dass sich innerhalb einer Grenze von Körpern, welche in Bezug auf ihre che- mischen Verhältnisse einander nahe stehen, wie bei andern ‚physikali- schen Eigenschaften, so auch bei der Brechung des Lichtes geselz- mässige Beziehungen herausstellen werden. Das Resultat bestätigte diese Vermuthung. B.u.R. nahmen stets den Index, der sich auf das rothe Licht bezog, und als dessen Werth sie für den Uebergang aus Luft in Wasser bei 16° C. 1,3320 angeben. Die Brechung wurde mittelst eines Babinel’schen Goniometers bestimmt. Die zu untersu- chende Flüssigkeit befand sich in einem aus planparallelen Platten zu- sammengefügten Prisma, dessen äusserer und innerer Brechungswin- kel 60° 35‘ war. Untersucht wurden die Verbindungen von Cl mit Li, Na, K, Ca, Sr, Ba, die Verbindungen von Br mit Na, K, Ca, Sr, Ba, und die Verbindungen von J mit Na, K, Ba. Man ersieht aus den Resultaten, dass der Index an Grösse zunimmt, wenn ein und dasselbe Metall der Reihe nach mit Cl, Br und J verbunden auf- tritt, deren Atomgewichte in eben dieser Folge wachsen. Dasselbe beobachtet man auch sowohl bei den Verbindungen des Chlors als auch des Broms mit den Metallen der drei alkalischen Erden Ca, Sr und Ba, welche letztere auch wieder in dieser Folge wachsen. Auch bei den Chlorüren der Alkalien bemerkt man. wie bei den Gliedern K und.Li dem kleinsten Atomgewicht (Li) der kleinste Brechungs- index entspricht. Wenn dagegen das Glied mit dem mittllern Atom- gewicht (Na) nicht bloss mit Cl, sondern auch mit Br und J ver- bunden eine stärkere Brechung zeigt, als das schwerste Glied K, so kann man hierin eine Analogie mit dem Verhalten dieses Metalls in Bezug auf andere physikalische Eigenschaften erblicken. So z.B. fol- gen dıe Ausdehnungscoälficienten gleich concentrirter Lösungen von LiCl, NaCl und KCl in gleicher Weise aufeinander, wie hier die Bre- chungsindices; so ist ferner bei Temperaturen über 74° C. die Auf- 383 einanderfolge der Löslichkeitscurven derselben drei Salzatome wieder genau die der Brechungsindices, wogegen bei Temperaturen unter 74° die Löslichkeitseurven wie die Atomgewichte auf einander fol- gen, so ist ferner die Modification des mittlern Volums der gelösten Chlorüre bei den Alkalien weit bedeutender als bei denen der alkali- schen Erden und wird es daher wohl nicht sehr befremden, wenn auch bei den Brechungserscheinungen das Atom NaCl die durch die beiden, andern Atome LiCl und KÜl gegebenen Grenzen schon über- schritten hat, während dies bei dem homologen Atom SrÜl in Folge der weit geringeren Modification der mittlern Eigenschaft noch nicht der Fall ist; so folgt denn endlich auch das Leitungsvermögen der 3 Metalle Li, Na und Ka für Electricität wieder genau so aufeinander, wie die Brechungsindices der gelösten Chlorüre.. Sowohl hei den Alkalien als auch beiden alkalischen. Erden laufen die Gruppen der Chlorüre und Bromüre getrennt neben einander her und die Gruppen der alkalischen Erden verlaufen auch wieder getrennt und stels über , den entsprechenden der Alkalien. P, Kremers theilt in einem spätern Hefte von Pogg. Ann. Be- merkungen über das Brechungsvermögen einiger Salzlösungen mit. Den Brechungsexponenten (n) und die Dichtigkeit (d) eines Körpers hat man REM bisher durch die Formel —— in Relation gesetzt und diesen Werth bekamntlich Brechungsvermögen genannt. Mit Hülfe dieser Formel hat man zwar manches Brechungsvermögen berechnet, ohne dass es indess gelungen wäre, ein allgemein gültiges Gesetz aufzustellen. Es wäre aber wohl möglich, dass genannte Formel innerhalb wohl bestimm- ter Grenzen angewandt nichtsdestoweniger einige bemerkenswerthe Resultate liefern könnte. R. hat deshalb den Werth für jene oben erwähnten Salzlösungen berechnet und gefunden, dass das Brechungs- vermögen des reinen Wassers (0,774) bis auf eine einzige Ausnahme (LiCl) grösser ist, als das der Salzlösungen und dass dem ent- sprechend auch das Brechungsvermögen mit der Concentration der Salzlösungen abnimmt. Letzteres wird im Allgemeinen durch die Berechnungen bestätigt, nur macht wieder LiCl eine Ausnahme. Das Brechungsvermögen nimmt ferner gleichfalls ab, wenn einzelne Atome durch sehwerere substituirt werden, seien sie nun electropositiv oder. negaliv, seien sie'die conjugirten Atome derselben, oder dıe homo- logen Atome einer conjugirten Triade, ein Satz, der bis jetzt ohne 2 f n®—1 Ausnahme gibt. Kremers ersetzt demnach die, Formel, Fb durch eine andere, welche die besprochenen Ausnahmen fortfallen lässt und übrigens die anderen Erscheinungen ebenso einfach. darstellt, ERE & r n wie jene. Es ist diese Formel ML nn d. h, der Quo- tient aus dem Brechungsexponenten der Salzlösung (n) in den des 26* 984 des Wassers (n‘) ist. Sie stellt alle vorliegenden Erfahrungen in ei- ner kurzen Weise dar, ohne dass sich bisher irgend eine Ausnahme gezeigt hätte. (Pogg. Ann. 1857, Nr. 5. u. Nr. 7.) Hz. Dove, über Binocularsehen durch verschieden ge- färbte Gläser. — Es ist lange darüber gestritten worden, ob zwei verschiedene Farben, welche gleichzeitig die eine dem einen, die andre dem andern Auge dargeboten werden, sich in derselben Weise zu einer Resultante combiniren können, wie das geschieht, wenn die Eindrücke beider auf derselben Netzhaut übereinanderfallen. Diese physiologisch wichtige Frage hat schon 1806 de Haldat dahin entschieden, dass eine solche Vereinigung der Farben wirklich statt- finde, wenn man vor beide Augen verschieden gelärbte Gläser hält. Dieser Versuch ist oft wiederholt worden, aber nur wenige Stimmen erhoben sich für de Haldat. Dove endlich zeigte 1841 (Abhandlung über die Combination der Eindrücke beider Ohren und beider Au- “ gen zu einem Eindruck, Monatsbericht Jahrg. 1841. S. 251.) mit Hülfe dss Stereoskops die Richtigkeit der de Haldat’schen Beobach- . tung. Das Resultat ist von Seebeck 1846, von Foucault 1849, von ihm selbst 1350 bestätigt. Die Frage ist also endgültig entschie- den. Zweifelhaft kann nur sein, weshalb so viele Beobachter nicht dasselbe Resultat als de Haldat erhielten. Brücke zeigt nun, dass wenn man nach einem Fenster durch complementär gefärbte Gläser blickt, man seitlich die Farben getrennt an der Sparre sieht, in der Mitte aber die Combination in der eigenthümlichen Beleuchtung , wie sie eine London-smoke Brille giebt. Ferner hat Dove gefunden, dass man in aller Strenge zeigen kann, dass, wenn man bei binocularem Sehen durch verschieden gefärbte Gläser sich abwechselnd. des Ein- drucks des einen oder des andern Auges bewusst wird, der Durch- gang stets durch eine wirkliche Combination erfolgt. Das Mittel ist ein sehr einfaches, nämlich durch die verschiedenen an die beiden Augen gehaltenen Gläser ein Bild zu betrachten, welches in den bei- den Farben der Gläser so ausgeführt ist, dass bei einem rothen und grünen Glase ein grünes Bild in einem rothen Felde oder umgekehrt entworfen ist. Am entschiedensten wird die Erscheinung, wenn die farbigen Gläser so gewählt sind, dass, wenn man durch eines allein sieht, die davon verschiedene Farbe des Bildes sich zu schwarz ver- dunkelt, was man mit roth, blau und grau, nicht*aber mit gelb er- reichen kann, Betrachtet man nun mit einem rothen Ueberfangglase an dem einen und einem tief blauen Glase an dem andern Auge das Bild im rothen Felde, so sieht man zuerst das Bild ‚schwarz auf ro- ihem Grunde, man wird sich also des Eindrucks des rolhen Glases bewusst. Plötzlich aber tritt das blaue Bild hervor und zugleich er- scheint das Ganze so lebhaft glänzend, als wären die Farben in Por- zellan oder Glas ausgeführt. Besonders bei Roth und Grün ist das Alterniren der Erscheinuug höchst characteristischh Der Glanz ist am auflallendsten, wenn man auf die Zeichnung senkrecht herabblickt. 385 Nun hat'D. aber früher durch stereoscopisehe Versuche gezeigt, dass Glanz durch binoculare Combination einer schwarzen und einer weis- sen, oder zweier farbiger Flächen entsteht. Die mitgetheilten Ver- suche sind also entscheidend für die Combination der Eindrücke un- ter den einfachen Bedingungen, unter welchen de Haldat seine Beob- achtungen anstellte. Da nun aber Allen der Eindruck des rothen Glases zuerst zum Bewusstsein kommt, so passt sich das nicht achro- matische Auge entweder überhaupt zuerst der grössern Entfernung an, oder man wird sich, wenn verschiedene Farben plötzlich gleich- zeitig dem Auge dargeboten werden, zuerst der weniger brechbaren bewusst. Deswegen erscheint oft ein unerwarteter erster Blitz eines Gewitters roth. Dove hält die erstere Erklärung für die richtigere. Früher hat er gezeigt, dass wenn man im Stereoscop zwei mit weis- sen Linien auf schwarzem Grunde entworfene Projecelionen durch ver- schiedene farbige Gläser betrachtet, man das Relief erhält, aber die Kanten des Körpers aus verschiedenfarbigen der ganzen Länge nach einander berührenden Linien bestehen, dass also verschiedene farbige Linien sich. bei stereoscopischer Combination neben einander legen, nicht decken. Dem entsprechend erscheint im Dunkel der Funke aus dem Conductor einer Electrisirmaschine als zwei getrennte verschie- denfarbige Funken, wenn man ihn binocular durch verschiedenfarbige Gläser betrachtet, während die breite Lichtmasse des Entladungsfun- kens einer Flasche aus zwei verschiedenfarbigen Flecken besteht, wel- che theilweise in einandergreifen. fPogg. Ann. 1857. Nr. 5.) H. Dove, über das elektrische Licht. = Frauenhofer hat zuerst gezeigt, dass das Spectrum des elektrischen Funkens durch eine sehr helle Linie im Grau und eine etwas weniger leuchtende im Orange sieh von dem des Sonnenlichtes unterscheidet; Wheatstone hat ge- zeigt, dass die Linien verschieden sind nach der Natur der Metalle, zwischen welchen der Funke überschlägt, und dass, wenn man ihn zwischen zwei verschiedenen Metallen erregt, das Spectrum vereint die Linien zeigt, welche man wahrnimmt, wenn man nach einander ihn zwischen gleichartigen Kugeln : jedes der beiden Metalle erregt. Dasselbe gilt nach Angström für gleichartige Kugeln aus einer Legirung beider Metalle. Masson hat nachgewiesen, dass, der Ungleichheit des Speetrums bei Anwendung verschiedener Metalle ungeachtet, bestimmte Linien als gemeifsame in derselben sich zeigen und dadurch hat sich die Ansicht als die natürlichste dargeboten, dass das Licht des Fun- kens ein gemischtes sei, aus directem Lichtvorgang in dem Mittel, in welchem der Funke hervorgerufen wird, und aus glühend fortgeschleu- derten Theilchen der Kugeln, zwischen welchen der Funke überschlägt. Für diese Ansicht hat besonders Angström neue Belege dadurch erhalten, dass er den in den verschiedenen Gasarten entwickelten Funken prisma- tisch analysirt hat. Von dem Spectrum eines glühenden Platindrahts hat Draper gezeigt, dass es keine Linien enthält, also in strengem Sinne weiss ist, während man, über das eigentliche elektrische Licht ohne 386 Glühphänomen nur die Beurtheilung seiner Farbe mit blossem Auge be- sitzt. Die elektrischen Büschel und das elektrische Glimmen sind aber so schwach leuchtend, dass eine scharfe prismatische Analyse manchmal fast unmöglich ist. Das Urtheil über die Farbe einer gleich- artigen Beleuchtung ist aber höchst täuschend, besonders da Prevost gezeigt hat, dass man bei farbiger Beleuchtung zuletzt das hellste als weiss ansieht. Deshalb hat D. bei der Untersuchung der Farbe einer Lichtquelle den Weg eingeschlagen, dass er sie durch farbige diop- trische Medien absorbiren lässt oder katoptrische Farben in ihrer Be- leuchtung untersucht. Er kam zu folgendem Ergebniss. Ein durch Erwärmung glühend werdender Draht ist zuerst roth, dann orange, endlich weiss, verhält sich also wie die Vereinigung des Lichtes, welches man erhält, wenn man einen Schirm von dem durch denselben verdeckten Spectrum wegzieht, so dass zuerst das rothe Ende sichtbar wird, dem zuletzt sich das violette hinzufügt. Ganz anders verhält sich die Steigerung der Helligkeit von dem schwach leuchtenden Büschel zum hellen Funken. Hier ist es als wenn der weggezogene Schirm zurst das violette Ende frei machte, dann die andern Farben. Schon dieser Unterschied macht es unwahrscheinlich, dass die electrischen Lichterscheinungen im Stadium geringer Hellig- keit einem allmählich zunehmenden Glühen fester Theile zugeschoben werden: können. Sie verhalten sich vielmehr wie die schwach leuch- tende Flamme des Wasserstofls, welche durch feste glühende Kohle in den sogenannten Gasflammen oder dusch andre feste Körper wie bei dem Drummond’schen Licht weiss wird. Das eigentliche elektri- sche Licht entsteht in dem umgebenden isolirenden luftförmigen Me- dium, auf grosse Entfernungen hin, wenn dasselbe verdünnt wird, Mit diesem farbigen dem stark brechbaren Theile des Spectrums an- gehörigen Lichte können sich nun Glühphänomene verbinden durch fort- gerissene Theile des positiven oder negativen Körpers. Sind diese Theilchen nur rothglühend, so entsteht aus der Mischung derselben mit dem electrischen Licht der Eindruck eines violetten Lichtes. Hier- her gehört die Lichtsäule im electrischen Ei und der Fusspunkt des Büschels, endlich die zackigen röthlichen Farben einer Elektrisirma- schine auf Entfernungen hin, wo ein weisser Funke nicht überschlägt. Erreichen weissglühende Theilchen einander, so ist wie bei Flaschen- funken das Ganze weiss, da gegen das helle Glühlicht das schwächer erleuchtete elektrische verschwindet. Nur die prismatische Analyse und die Wirkung auf das Uranglas deuten auf die . Mitanwesenheit des elektrischen Lichts. Erreichen die weissglühenden Theilchen ein- ander nicht, so erhält der Funke eine Unterbrechungsstelle, die aber noch rothes Licht: ausser dem eigentlichen elektrischen zeigt, wenn die vorher weissglühenden Theilchen sich bis zum Rothglühen abge- kühlt haben. Der Fusspunkt des Büschels, welcher zurücktritt gegen das grössere Feld, in welchem das elektrische Licht sichtbar wird, ist der Unterbrechungsstelle des Funkens zu vergleichen. Die hier noch rothglühenden Theilchen des festen Körpers mögen in grössere Ent- 387 fernung 'gelangend vollkommen verlöschen, so dass: davon allein das elektrische Licht sich geltend macht. (Pogg. Ann. 1857.Nr.6.) H. Petit Jean, das Verfahren zur Versilberung der Gläser. — .P. nimmt 1540 Gran salpetersaures Silber, versetzt dies mit 955 Gran einer starken Ammoniakflüssigkeit und dann mit 7700 Gran Wasser; zu dieser Lösung thut er, wenn sie klar gewor- den ist, 170 Gran Weinsäure in 680 Gran Wasser gelösst hinzu, darauf noch 152 Kubikzoll Wasser unter gutem Umschütteln. Wenn die Flüssigkeit sich abgesetzt hat, wird das Klare -abgegossen, und dem Rückstand, um ihn so viel wie möglich aufzulösen werden 152 Kubikzoll Wasser hinzugefügt, dann giesst man die klaren Flüssigkei- tcn zusammen und seizt ihnen noch 61 Kubikzoll Wasser hinzu. Dies ist die Silberlösung Nr. 1. Eine zweite Flüssigkeit, Nr 2, wird in gleicher Weise bereitet, nur mit dem Unterschiede, dass man die Weinsteinsäure in doppelter Menge nimmt, Der zum Versilbern von Glasplatten dienende Apparat besteht aus einem gusseisernen tafelförmigen Kasten, der Wasser enthält und sich über einer Reihe von Gasbrennern befindet. Die obere Fläche des Kastens, die eben ist, wird genau horizontal gestellt und mit einem gefirnissten Tuche belegt; dann wird sie erwärmt, bis die Temperatur auf 140° F. gestiegen ist, Das Glas wird zuerst mit Tuch wohl gereinigt. Dann wird die zu versilbernde Fläche mit Baumwolle, die in die Silberlösung getaucht worden, und mit, etwas Polirpulver sorgfältig abgerieben, und wenn das Aufgetragene trok- ken geworden, wird es mit einem andern Baumwollenball entfernt, wo dann die Platte vollkommen gesäubert ist. Nun legt man das Glas auf dıe Tafel, giesst etwas Sılberlösung auf dasselbe und brei- tet sie sorgfältig aus mittelst eines auf Holz ausgespannten Cylin- ders von Kautschuck, der zuvor wohl gereinigt und mit der Lö- sung benässt worden ist. Auf diese Weise erhält man eine vollstän- dige Benässung der Fläche und Entfernung aller Luftblasen. Nun giesst man mehr Flüssigkeit auf das Glas, bis es mit einer Lage von 0,1 Zoll Dicke bedeckt ist, und lässt jetzt die Temperatur steigen. In etwa 10 Minuten oder länger beginnt die Ablagerung des Silbers auf das Glas, und nach 15 oder 20 Minuten hat sich eine gleichför- mige Haut von graulicher Farbe abgesetzt. Nach einer gewissen Zeit wird die so behandelte Glasplatte gegen den Rand der Tafel 'gescho- ben, umgekippt, damit die Flüssigkeit abfliessen könne, und mit Wasser gewaschen. Die Unterfläche erscheint als eine vollkommen glänzende Metalldecke von einem starken Reflexionsvermögen, und die Silberschicht, obwohl dünn, ‚sitzt so fest, dass sie Reiben mit . der Hand und Polirpulver ohne Schaden ertragen kann. Der preus-. sische Quadratfuss kostet noch nicht ganz sechs Pfennige zu versil- bern. (Pogg. Ann. 1857. Nr. 6.) H. Dove, eine akustische Interferenz. — Bekanntlich hat Chladni ‚gezeigt, dass, wenn man eine vor das Ohr gehaltene 388 Stimmgabel um ihre Axe dreht, der Ton viermal verschwindet, da wo die zwischen den Zinken enthaltene bei Annäherung derselben sich verdichtende Luft mit der an den Aussenflächen der Zinken sich gleichzeitig verdünnenden zusammentrifft, und Weber hat dann die Trennung der Flächen bestimmt, in welcher diese Interferenz eintritt, Aehnliche Interferenzen erhält man so: Auf der Seitenfläche eines an beiden Enden verschlossenen zwei Fuss langen Kastens, dessen Quer- schnitt ein Quadrat von 2 Zoll Seite, befanden sich, in gleichem Ab- stand von 3 Zoll, sieben durch Schieber verschliessbare Spalten von 4 Linien Seitenöffnung, um durch beliebige Verschliessung der Spal- ten gleichzeitig das Mittönen für mehrere Stimmgabeln zu erhalten. Führt man nun über die grössere Löcherreihe der horizontal liegen- den Röhre eine Stimmgabel so, dass die durch die Zinken der hori- zontal gehaltenen Stimmgabel gelegte Ebene lothrecht, so hört man das Anschwellen des Tons so viel Mal als Oeffnungen vorhanden sind, da die Luft der Röhre, wenn die Stimmgabel nicht zu dicht bei den Oeffnungen vorbei bewegt wird, stels mit den äussern Schwingungen mittönt. Führt man hingegen die Stimmgabel so vorüber, dass die durch die Zinken gelegte Ebene horizontal, so hört man das An- schwellen nicht nur über den Oeffnungen, sondern auch wenn die Stimmgabel in der Mitte zwischen zwei auf einander folgenden Oeff- nungen sich befindet, also noch einmal so viel Unterbrechungen, als Oefinungen sind. D. hat als Beweis für die objective-Natur der Combinations- töne den Versuch angeführt, dass wenn man die Zinken zweier durch Resonanz Stösse gebenden Stimmgabeln über ein mit ihnen nahe gleich gestimmtes Fläschchen hält, man die Stösse mit einer Deutlich- keit hört, wie sie die Resonanz nie hervorzubringen vermag, und dass wenn man sie über eine schlaffgespannte Membran, am besten ein Goldschlägerhäutchen, hält, darauf gestreuter Sand in entsprechenden Intervallen in die Höhe springt. Je entschiedener nun diese Versu- che für die objective Natur der Combinationstöne sprechen, desto auf- fallender ist es, dass man die Stösse deutlich hört, wenn man die eine Stimmgabel dicht vor das eine, die andre dicht vor das andere Ohr hält, sie also wahrnimmt, wo nur ein Trommelfell durch die Schwingungen des einen der Töne erschüttert wird. Bringt man näm- lich die eine tönende Stimmgabel von dem einem Ohre zum andern, so verschwindet auf der Hälfte des Weges der eine Ton vollkommen und somit auch die Stösse, welche bei grösserer Annäherung an das andre Ohr wieder hervortreten. Zur Entscheidung der Frage, ob diese Stösse objecliv zu erklären seien oder nicht, hat Seebeck Ver- suche mit einer Doppelsirene angestellt und sich für die objective Na- tur ausgesprochen, da der Ton verstärkt wird, sowohl wenn die von den beiden Scheiben der Sirene erregten Impulse der Trommelfelle beider Ohren in gleichem oder entgegengesetztem Sinne erfolgen. D. hat den Versuch so modificirt, dass er von zwei unisono tönenden Stimmgabeln die eine vor das rechte, die andre vor das linke Ohr 389 hielt, und nur eine derselben um ihre Achse drehte. Dabei hört man nicht ein blosses Anschwellen und Abnehmen, sondern man glaubt alternirend den Ton mit dem einen und dann mit dem andern Ohre zu hören. Das Trommelfell des einen Ohrs ist in Schwingungen ver- setzt, während das des andern noch ruhend erst dieselben beginnt. Statt einer uumittelbaren Combination beider Eindrücke werden wir uns des neuen als eines überwiegenden bewusst, obgleich die Inten- sität beider Erregungen dieselbe ist. (Pogg. Ann, 1857. Nr. 7.) H. Sinsteden, über die magnetisirende und eleetro- Iytische Wirkung des electrisehen Inductionsstro- mes. — Der Verf. hat von seinem Inductionsapparate (Bd. 96. pag. 353) erwähnt, dass er eine bedeutende Menge Electricität in Bewe- sung setze, so dass er einen 3/,"”® dıcken Platindraht in anhaltendes starkes Glühen versetze. Er stellte nun Versuche an vermittelst des electromagnelischen Inductionsstroms einen Elccetromagneten zu er- regen. Sein erster so erregler Eleetromagnet trug anhaltend 6 Pfund. Als Electromagnet halte er sich der beiden 11/, Zoll dicken Inductions- rollen eines kleinen Saxton’schen Rotationsapparats bedient. Diess günstige Resultat veranlasste ihn zu versuchen, ob der Inductions- strom den Inductor des Saxton’schen Apparats auch wohl in Rotation würde versetzen können. Er fand seine Vermuthung bestätigt. Aber: dies Ergebniss erzielte er nur dadurch, dass er zwei Stückchen Bunsen scher Kohle in geringer Entfernung von einander in den Schliessungs- kreis eingeschaltet hatte. Graphit- oder Silber. oder Platinspitzen und Platinplatten, die durch Luft, Wasser, Schwefelsäure, Fliesspa- pier oder Elfenbein von einander getrennt, bringen keine so starke Magnetisirung hervor. Er hat auch mit dem durch Kohlenspitzen unterbrochenen Inductionsstrome die Zersetzung des Wassers vorge- nommen, Um ferner beurtheilen zu können, in welchem Grade der durch Kohlenspitzen unterbrochene Inductionsstrom weniger vom Leitungs- widerstande abhängig sein möchte, als-der -galvanische Strom, stellte er Versuche an, indem er starke Widerstände einschaltete und: fand, dass jener Induclionsstrom in Bezug auf die Menge der Electricität sich mehr dem galvanischen, in Bezug auf die grössere Unabhängig- keit vom Leitungswiderstande dagegen dem reibungselectrischen Strom anschliesst. Es möchte demnach dieser Strom wohl bestimmt sein die, telegraphische Correspondenz zwischen Europa und Amerika zu ver- milteln. Der Grund, warum die Einschaltung von Kohlenspitzen in den Inductionsstrom seine 'magnetisirende und electrolytische Wirksamkeit in Vergleich mit eingeschalteten Metallspitzen so ausserordentlich stei- gert, ergiebt sich dadurch, dass durch Verflüchtigung der Eleetroden eine bessere Leitung der Funken bewirkt und damit eine grössere Stromstärke hervorgebracht wird, diese Verflüchtigung und Ueberfüh- rung von einer Electrode zur andern aber bei der Kohle am leichte- 390 sten vor sich geht. Hiermit hängt der Umstand zusammen, (dass bei Ein- schaltung von Metallspitzen ein grosser Theil der Electrieität zurück- bleibt, und dass dieser theilweise Uebergang nur äusserst kurze Zeit dauert, dagegen zwischen Kohlenspitzen alle inducirte Electrieität der Spi- rale übergeht und dass dieser Uebergang längere Zeit hindurch andauert. Durch Reflexion der Funken an einem unten beschwerten pendelnden Spiegel konnte er leicht zu diesem Resultate kommen. Es geht dies auch noch deutlich daraus hervor, dass, wenn der Oeffnungsinductions- strom zwischen sehr nahe gestellten Metallspitzen übergeht, immer noch Fünkchen auf den genäherten Finger strömen, dass dies hinge- gen bei Anwendung von Kohlenspitzen nicht der Fall ist. Aus die- sem Verhalten folgt noch, und er fand es bestätigt, dass der Fi- zeau’sche Condensator bei dem durch Kohlenspitzen unterbrochenen ‚Inductionsstrome keine Anwendung finden kann, weil dieser sich eben als vollkommen geschlossener Strom darstellt, bei dem nach Hrn. Prof. Poggendorff der Condensator ohne allen Einfluss ist, weil keine Span- nungselectricität auftritt, die ihn laden könnte, Weil nun bei diesem Inductionsstrome keine Spannungselectricität auftritt, vermuthete er, dass er die Contactiheile des Unterbrechers von Platin durch solche von Silber würde ersetzen können. Der Versuch bestätigte dies auch, in- dem er nahezu eben so starke electrolytische und magnetisirende Wir- kungen des Apparats erhielt, allein es zeigte sich der Nachtheil‘, dass bei ihrer Anwendung die Kohlenspitzen sehr nahe an einander ge bracht und fortwährend genau so regulirt erhalten werden müssen, wenn der Strom nicht häufig. ausbleiben soll. (Pogg. Ann. 1857, Nr. 5.) H. Chemie. F. A. Abel u. €. L. Bloxam, über die Werth- bestimmung des Salpeters. — Band 8 dieser Zeitschrift S. 360 ist der Methode von Abel und Bloxam Erwähnung gethan, wel- che sie für die Besimmung des Werthes des Salpeters vorschlagen. Sie besteht im Wesentlichen darin, dass das zu unlersuchende Salz in einem Platintiegel mit dem 1%/, fachen Gewicht Harz und dem 4fa- chen Kochsalz gemischt und geglüht wird. In dem Rückstande be- stimmen sie dnrch eine titrirte Säure nach der gewöhnlichen alkali- metrischen Methode die Menge des kohlensauren Alkali’s, woraus die des Salpeters berechnet werden kann. Neuerdings haben sie sich überzeugt, dass diese Methode noch immer Fehlern von 0,3 — 0,5 p€t. unterliegt. Deshalb wenden sie nun anstatt des Harzes Graphit an. Ihre Vorschrift ist folgende: Man mischt 20 Gran des zu unter- suchenden Salpeters mit 9 Gran mit Salzsäure ausgekochten, fein präparirten und geglühten Graphits und 80 Gran Kochsalz. Nach dem Glühen und Verbrennen der Masse zuletzt mit Beihülfe von chlorsau- rem Kali wird die Menge des gebildeten kohlensauren Alkali’s, wie bei den frühern Versuchen bestimmt. Auf diese Weise erhält man sehr genaue Bestimmungen des Gehalts des rohen Salpeters an rei- nem Salz, wie eine grosse Reihe von den Verfassern angeführter 391 Versuche beweisen. (The quarterly journal of the chemical Society Vol. X. p. 107.) t Hz. C. W. Vincent, Bildung des Schwefelaluminiums. — Dieser Körper, der bisher durch Einwirkung seiner Elementarbe- standtheile auf einander erzeugt wurde, bildet sich auch, wenn ein- fach Schwefelnatrium in einem Tiegel geschmelzt und nach und nach unter Umrühren gepulverte Thonerde zu der flüssigen Masse hinzuge- than wird, bis dieselbe dicklich geworden ist, Man erhitzt dann das Gemisch bis zur starken Rothgluht. die eine halbe Stunde erhal- ten wird. Bei Behandlung der erkalteten Masse mit Wasser löst sich Natronhydrat, Schwelfelnatrium und etwas Thonerde auf, wäh- rend eine schwere schwarze Masse von Schwefelaluminium zurück- hleibt. Beim Waschen mit Wasser beginnt nach Entfernung des Na- trons und Schwelelnatrium’s, die Zersetzung- desselben, die sich durch Schwefelwasserstoffentwicklung und Ausscheidung von Thonerdehydrat bemerklich macht. Noch feucht der Luft ausgesetzt, verwandelt es sich in sehr kurzer Zeit in Thonerde. An der Luft erhitzt entzün- det es sich unter Entwicklung schwefliger Säure. (Philosophical Magazine Vol. 14 p. 127.) Hz. F. €. Calvert und R. Johson, über die chemischen Veränderungen, welche Roheisen während seiner Um- wandlung in Stabeisen erleidet. — Um diese Veränderun- gen zu ermitteln analysirien die Verf. ein Roheisen, welches dem Puddlingprozess zuerst unterworfen wurde, und nahmen von diesem Eisen von Zeit zu Zeit Proben aus dem Ofen, die ebenfalls analysirt wurden. Das Roheisen ergab im Mittel folgende Zusammensetzung: Kohlenstoff 12,270 Silicium 2,720 Phosphor 0,645 Schwefel 0,3501 Mangan und Aluminium Spur Eisen 94,059 In der untenstehenden Tabelle findet sich unter 0, die Analyse des Roheisens selbst, unter 1, die der ersten Probe, die 40 Minuten, nachdem das Eisen eingesetzt, gewonnen war, weiss, silberähnlich er- schien und metallischen Bruch besass, unter 2, die der zweiten, 20 Minuten später gewonnenen Probe von demselben Aussehen, wie die vorige, die jedoch schon hämmerhar war, unter 3, die der 3. nach 5 Minuten in dem Moment gewonnenen, wo die Masse im Ofen an- zuschwellen und zu kochen‘ begann, welche aus kleinen durch Schlak- ken verkitteten Kugeln bestand, schwammig, und dunkelgefärbt und unter dem Hammer brüchig war, unter 4, die einer wieder 15 Mi- nuten später bei starkem Luftzutritt, wobei die Masse sehr stark auf- schwoll und kleine blaue Flammen ‚entwickelte, genommene Probe, die sehr locker war und aus kleinen wenig zusammenhängenden Theil- chen bestand, unter 5, die einer nochmals 15 Minuten später nach 392 Beendigung des Kochens genommenen Probe, welche der 3, und 4, ähnlich war, unter 6, die einer 5 Minuten später genommenen, als sich die Masse im Olfen in zwei Theile, Eisenmasse und Schlacken, son- derte, welche der vorigen ähnlich und nicht so mit Schlacken ge- mischt war, unter 7, die eiver nochmals 5 Minuten später, als der Puddler die Ballen zu formen begann, genammenen ziemlich hämmer- baren, unter 8, die einer nochmals 5 Minuten später genommenen, die noch immer schwammig und körnig war, deren Körner aber fe- ‚ster aneinander ‚hafteten und hämmerbarer waren, unter 9, die des gehämmerten gepuddelten Eisens, unter 10, die des daraus gezoge- nen Drahts. Die Tabelle ist folgende: Kohle Silicium 0,772 0,168 0,296 0,120 Nr. 10. 0,111 0,033 h Merkwürdig ist die anfängliche Zunahme des Kohlenstoffgehalts. Die vollständige Annalyse des Eisendrahtes gab Silicium 0,088 Kohle 0,111 Schwefel 0,094 Phosphor 0,017 Die Untersuchung der im Ofen gebliebenen Schlacken ergab Nr. 0. 2,275 2,720 Nr. -.1...11.2,726 0,915 Nr. 2. 2,905 0,197 Nr. 3. 23,444 0,194 Nr. 4 2305 0,182 Nr. 5. 1,647 0,183 Nr. 6. 1,206 v,163 Nr. 7. 0,963 0,163 8. 9. Kieselsäure 16,53 . Eisenoxydul 66,23 , Schwefeleisen 6,80 Phosphorsäure 3,80 Manganoxydul 4,90 Thonerde 1,04 Kalkerde. 0,70 100 (Philos. magaz. Vol. 14. pag. 165.) Hz, E.A. Hadow, Notiz über die Entdeckung-des Alauns im Brode. Die Methode den Alaun im Brode zu entdecken, welche Robine und Parisot angeben, wonach der wässerige Auszug des Bro- des auf Thonerde und Schwefelsäure unlersueht werden soll, findet H. unbrauchbar, weil mit Alaun versetzes Brod an Wasser keine Spur Alaun abgiebt, und weil ein wässeriger Auszug von Brod durch Alaun- 395 zusatz stark gefällt wird. Dagegen hält er die Methode von Kuhl- mann, wonach die Asche des Brodes mit Salpetersäure behandelt, und die salpetersaure Lösung mit Kalihydrat und Salmiaklösung auf Thon- erde untersucht werden soll, für zweckentsprechend, denn die Thon- erde, welche nach dem Einäschern des Brodes zurückbleibt, löst sich in Salpetersäure wirklich leicht auf. Nur schlägt er vor die Einäsche- rung durch Zusatz von Salpeter zu befördern. Leichter noch lässt sich Alaun im Brode durch Eintauchen desselben in eine verdünnte Abkochung von Campescheholz entdecken. Während dadurch das alaunfreie Brod nur oberflächlich blass orangeroth gefärbt wird, so nimmt das alaunhaltige bis zu einer gewissen ‚Tiefe eine Purpurfarbe an. — Auf ähnliche Weise können kleine Mengen schwelelsauren Kupferoxyds im Brode durch eine sehr verdünnte Lösung von Ka- liumeiseneyanür entdeckt werden. Das Brod färbt sich dadurch in- tensiv roth. Solches Brod färbt sich mit Cämpecheholzaufguss, wie wenn es mit Alaun verfälscht wäre. (The quaterly journal of the chemical society Vol. X. p. 103.) Hz. J. Spiller, über den Einfluss der Citronensäure auf einige chemische Reactionen. — Bringt man zu einer Lösung einer Mischung von schwefelsaurem und citronensaurem Na- tron salpetersaure Baryterde, so entsteht ein weisser Niederschlag, der sich anfangs beim Umschütteln wieder auflöst, und erst nach stärkerem Zusatz des Fällungsmittels bleibend wird. Die Citronen- säure selbst verhindert nicht die Bildung des Niederschlags. S. fand, dass ein Aequivalent citronensauren Natrons die Fällung der Schwe- felsäure aus drei Aequivalenten schwefelsauren Natron’s verhindert, dass der geringste Deberschuss des schwefelsauren Natrons sofort bei Zu- satz von salpetersaurem Baryt einen bleibenden Niederschlag veran- lasst. In einer Lösung von citronen- und schwefelsaurem Natron, die mit einer geringen Menge salpetersauren Baryts keinen Nieder- schlag giebt wird durch Kochen, durch Zusatz von überschüssigem salpetersaurem Baryt, von Salzsäure, Essigsäure, Weinsteinsäure oder Oxalsäure, die Bildung eines Niederschlags von. schwelelsaurem Baryt veranlasst, der aber flockig und so fein verheilt ist, dass er leicht durch das Filter geht. Wie salpetersaurer Baryt verhält sich auch die salpetersaure Strontian- und Kalkerde. Das ceitronensaure Natron verhindert aber nicht nur die Fällung dieser schwefelsauren Salze, sondern überhaupt die aller Barytsalze, die der kohlen- und phos- phorsauren Strontianerde, der kohlen-, phosphor- und oxalsauren Talkerde (aber nicht der phosphorsauren Ammoniak -Talkerde und des Magnesiahydrats), der Thonerde, des Eisenoxyds und Chrom- oxyds (durch Ammoniak), der phosphorsauren Salze dieser Oxyde, des chromsauren Blei-, Silber-, Wismuth- und Baryumoxydes, des Eisencyanürcyanid’s, des benzo@sauren und hernsteinsauren Eisenoxy- des, des Schwefelmangans, unvollkommen auch des Schwefeleisens, ferner des Eisenoxyduls, Manganoxyduls, Nickeloxyduls, Kobaltoxy- 394 duls und Zinkoxyds, des phosphorsauren Uraähnoxyds und des Uran- ferrocyanids, aller uulöslichen Bleiverbindungen mit Ausnahme des Schwefelbleis, ferner des kohlen-, phosphor-, oxal-, weinstein- und eitronensauren Silberoxds, des Quecksilberoxyds und kohlensauren Quecksiberoxyds, des Wismuthoxyds und kohlensauren Wismuthoxyds, des Kupferoxyds und kohlensauren Kupferoxyds, des Cadmiumoxyds und kohlensauren Cadmiumoxyds, des Zinnoxyduls und -oxyds, des basischen Chlorantimons (aus dem Antimonchlorid durch Wasser), des Schwefelarsens jedoch nur bei Abwesenheit einer stärkeren Säure (wie Salzsäure), des arsenigsauren Silber-, Kupfer-, Calcium- und Baryumoxydes und des arsensauren Blei-, Silber-, Baryumoxydes. In Gegenwart von Citronensäure wird der Gassiussche Goldpurpur nicht gefällt, sondern statt dessen ein braungrüner Niederschlag. Auch wird durch die Gegenwart des citronensauren Salzes die Far-' benänderung in Eisenoxydlösungen durch essigsaures Kali, Kalium- eisencyanid und Schwefeleyankalium verhindert, — Weinsteinsäure, Traubensäure, Glycerin theilen in einigen Fällen die Eigenschaft der Citronensäure gewisse Fällungen zu verhindern. Einige derselben sind schon längst bekannt. S. fand, dass erstere in Form eines neutralen Sal- zes die Fällung des Schwefelmangans, Kobaltoxyduls, schwefelsauren Blei- oxyds, Eisenceyanüreyanids, und dass der Traubenzucker die des Schwefelmangans hindert. S. giebt schliesslich eine Ansicht über die Ursache der Hinderung von Fällungen bei Gegenwart von Citronen- säure, die jedoch zu hypothetisch ist, als dass es nicht genügte, in Betreff derselben auf die Arbeit selbst zu verweisen. ‘(The quarterly journal of the chemical society Vol. X. pag. 110.) Hz. Berthelot, directe Verbindung der Wasserstoff- säuren mit den Kohlenwasserstoffen der Alkohole — Früher schon (dieses Journal 5, Bd. Seite 151.) hat B. ein Verfahren angegeben, aus ölbildendem Gase (C,H,) mit Hülfe von Schwefel- säure und Wasser Alkohol darzustellen. Auf gleiche Weise gelang es ihm auch, aus dem Propylen (C,H,) den Propylalkohol zu ge- winnen. Seither hat der Verf. auch aus höheren Kohlenwassersloffen die entsprechenden Alkohole darzustellen gesucht, hat aber gefunden, dass die für C,H, und C,H, angegebene Methode nicht mehr an- wendbar ist, da die Schwefelsäure die Kohlenwasserstoffe höherer Aequivalentzusammensetzung zerselzt. Mit dem Propylen angestellte Versuche ergaben nun, dass dieses, 70 Stunden lang in Berührung mit wässriger Chlorwasserstoffsäure auf 100° erhitzt, sich direct mit derselben zu Chlorpropyl (C,H,€l) verbindet. Dasselbe geschah, wenn slalt der Salzsäure Jod- oder Bromwasserstoflsäure in Anwen- dung kam. Durch Erhitzung mit den entsprechenden Silbersalzen liessen sich die zusammengesetzten Propyläther und aus diesen der Propylalkohol gewinnen. Auf dieselbe Weise, nur unter längerer Einwirkung der Wärme (ca 100 Stunden) erhielt B. die. Jod-, Brom. und Chlorwasserstoffverbindungen der Kohlenwasserstoffe C, #40 (Amy- 395 len), C,4Hıs (Caprylen) und C,,H,;, (Aethalen), und aus diesen kön- nen auf dem vorhin erwähnten Wege der Amyl- und Propylalkohol und das Aethal gewonnen werden. (Joum. de Pharm. et de Chim. XXX. p. W.) ’ J. Ws. R. Williamson, über die Produkte der Einwirkung wasserfreier Schwefelsäure auf Chlorwasserstoff und Chloräthyl. — Leitet man trocknes Chlorwasserstoflgas in wasser- freie Schwefelsäure, so verbinden sich beide und es entsteht die schwefel- saure Chlorwasserstoffsäure, welche schon früher von Prof. A. Wil- liamson durch Einwirkung von fünffach Chlorphosphor auf Schwefel- säurehydrat erhalten worden war, und deren Verbindungen mit Al- kalien H. Rose schon weit früher durch Einwirkung wasserfreier Schwefelsäure auf Chlorammonium, Chlorkalium und Chlornatrium ge- wonrnen hat. Die Zusammensetzung jener Doppelsäure kann durch s20? die empirische Formel S?0°EIH oder durch die rotionelle cıyy 0? ausgedrückt werden. — Lässt man anstatt Chlorwasserstoff Chlor- äthyl auf wasserfreie Schwefelsäure wirken, so verbinden sie’ sich ebenfalls direct zu einer farblosen, ölartigen, in Wasser untersinken- den und dadurch nur langsam zersetzbaren Flüssigkeit, die einen eigenthümlichen, sauren und stechenden Geruch besitzt und durch Ammoniakgas theilweis in einen weissen festen Körper verwandelt wird. Eine ähnliche Verbindung bildet sich mit Chlormethyl.’" Die- selbe Substanz entsteht, wenn man absoluten Alkohol auf Chlorsul- S20? i phuryl .eıgı (Chloroschwefelsäure) einwirken lässt. Sie besteht aus > rar: 0?.- Chloracetyl verbindet sich unter Wärmeentwicklung mit wasserfreier Schwefelsäure zu einer farblosen, bald gelb, dann roth werdenden Verbindung, die sich an der Luft sehr schnell zer- setzt. (The quarterly journal of Ihe chemical society Vol. X. p. 97.) Hz. L. Hutchings, über einen durch Einwirkung von wasserfreier Schwefelsäure auf Chlorphenyl entste- henden Körper. — Durch Mischung rauchender Schwefelsäure mit Chlorphenyl entsteht allmählig eine Verbindung, die nach Verdün- nung der Mischung mit Wasser und Sättigung mit Kalkmilch eın lös- liches Salz bildet, das von dem abgeschiedenen schwelfelsauren Kalk abfiltrırt und durch Eindampfen der Lösung in flachen tafellörmigen Krystallen erhalten wird, die aus S?06U412H*EICa bestehen. Diese Verbindung möchte durch folgende rationelle Formel ausgedrückt wer- s20* den können: un‘ 0°. /Ebenda pag. 102.) Hz. “Gr Berthelot, über Resubstitution des Wasserstoffes. — Bekanntlich lässt sich in sehr vielen organischen Verbindungen 396 der Wasserstol! durch Chlor, Brom und Jod ganz oder theilweise vertreten, aber nur in wenigen Fällen gelang es bisher, den Wasser- stoff zu resubstituiren, und eine allgemeine Methode, dazu zu gelan- gen, war nicht gefunden. B.’s’ Bemühungen .auf diesem Gebiete ha- ben nun Folgendes ergeben. — 1. Freier Wasserstoff mit mehreren, hohen Wärmegraden stark widerstehenden Chlorkohlenstoffen bis nahe zur Rothgluth erhitzt, bewirkt eine derartige Zersetzung, dass sich die entsprechenden Kohlenwasserstoffe und Salzsäure bilden. So gewann B. aus El, +SH das Sumpfgas (C5H,), aus C,6,+ SH das ölbildende Gas (C,H,), aus C,„El,+ 10H dJasselhe, aus Cz,&l; + 16H das Naphthalin (Cz9H5), aus Cyg&l,g 20H einen neuen, krystallinischen, dem Naphthalin sehr ähnlıchen Körper C,,H4o und in jedem Falle dıe entsprechenden Mengen Salzsäure. — 2. Was- serstoff in statu nascendi bewirkt die Resubstitution in noch viel mehr Fällen. Am leichtesten wurde dieselbe bewerkstelligt, wenn z. B. auf die Bromverbindungen der CnHn Reihe bei einer Temperatur von ungefähr 275° C. Kupfer und Wasser und Jodkalium einwirkten. So wurde aus C,H,Br, viel C,H,, aus C,H,Br, das C,H,, aus Cz H,Br, das C;#,, und aus C,oH4oßBr, das C,9H,, erhalten. Liess B. das Jodkalium weg, so erhielt er die Verbindungen CnH,ıs in viel geringeren Mengen, dagegegen mehr der CnHn Körper. Mit Hülfe des Jodkaliums bilden sich nämlich aus den Bromverbindungen der Kohlenwasserstoffe die sich leichter zersetzenden Jodverbindungen, welche er übrigens wohl auch gleich statt der Bromverbindungen hätte anwenden können. Auf dieselbe Weise gewann der Verf. aus Jodoform (C,HF,), Bromoform (C,HBr,) und Chloroform (C,H-El,) das Sumpfgas (C,H,). Nebenbei erhielt er in allen Fällen variirende Mengen von Wasserstoff, Kohlenoxyd, ja oft sogar Kohlensäure. Zwei- fach Chlorkohlenstoff (C,&1,) gab leicht Sumpfgas, und (,H,©l, be- trächtliche Mengen von C,H, neben etwas C,H, (Propylen) und Koh- lensäure. (Journ. de Pharm. ei de Chim. XXX11l. p.83.) J.Ws. G. B. Buckton, über einige Produkte der Oxyda- tion des chinesischen Wachses. — Nach Brodies Untersu- chungen ist das chinesische Wachs im Wesentlichen eine Verbindung von Cerotinsäure mit Cerotyläther (= 03*H°3(C°?H55)0%). B, hat un- tersucht, welche Produkte durch die Einwirkung von Salpetersäure darauf erhalten werden, Nach hinreichend langer Einwirkung der- selben schied sich nach Entfernung der durch Zusatz von einer klei- nen Quantität heissen Wassers zu der in der Retorte enthaltenen sau- ren Lösung sich abscheidenden fettartigen Substanz, beim Eindampfen derselben eine neue Säure in fester Form ab. Die gereinigte Sub- stanz reagirte, weil sie in kaltem Wasser schwer löslich war, nur schwach sauer. In heissem löst sie sich dagegen leicht. Sie schmilzt bei 114° — 116°, und erstarrt beim Erkalten sehr ausgezeichnet kry- stallinisch in durcheinander gewirrten Nadeln. _Die Zusammensetzung dieser Säure war (0481608, Sie liegt in der Mitte zwischen der '897 der Korksäure und Fettsäure. ‘B. nennt sie Anchoinsäure, In der Hitze sublimirt sie theilweise unzersetzt, Ihre Dämpfe wirken "heftig auf die Respirationsorgane. Sie ist eine zweibasische Säure wie alle Säuren der Bernsteinsäurereihe, und bildet Salze von den 181714 0)4 18]]13094 Formeln en N 0% und h u" \ 0%, welche den entspre- chenden fettsauren Salzen ausserordentlich ähnlich sind, In den Mut- terlaugen, aus denen sich diese Säure abgesondert hatte, fand B. noch Korksäure und Pimelinsäure. Unter den bei der Einwirkung der Salpetersäure überdestillirten Produkten fand B. Buttersäure, Oenan- thylsäure und Caprylsäure. (The quarterly journal of Ihe chemical society Vol X. p. 166.) B:. F. Guihrie, über Jodacetyl, Dieser Körper entsteht, wenn das Hydrat der Essigsäure mit Jodphosphor in Berührung ge- bracht wird. Durch Destillation der Mischung bei 108° — 120° er- hält man ein Destillat, das mit Quecksilber geschüttelt, nach Trennung lesselben von Neuem bei 108° destillirt wird. Das Destillat ist das Jodacetyl, das eine durchsichtige, braune, bei 108° C. kochende Flüssigkeit von dem spec. Gew. 1,98 (bei 17°C.) ist. An der Luft raucht es. riecht erstickend, schmeckt intensiv sauer und brennend. Wasser zersetzt es in Essig - und Jodwasserstoffsäure. Seine Zusam- - 43302 mensetzung ist J . Zink und Natrium zersetzen es bei gewöhn- licher Temperatur; ebenso Quecksilber im Sonnenlicht. Sie entziehen ihm das Jod. Die dadurch sich bildende organische Substanz ist in Aether löslich, und wird in Berührung mit der Luft bald fest. Am- moniak bildet aus dem Jodäcetyl zuerst Acetylamin und Jodammonium, später ein schweres, braun gefärbtes Oel, vom spec. Gew. 1,52, das mit der Zeit farblos wird. An der Luft giebt dieses Oel 1/, seines Ammoniakgehalts ab und jene beiden Körper sind wieder gebildet. Es besteht aus C%H?0°7E-+-3NH°, (Philos. magazine Vol. XIV. p. 183.) u Hz. Wurtz, über die wahreZusammensetzung der Oxal- säure. — Verf. fand, dass die Oxalsäure sich bildet, wenn er das von ihm entdeckte Glycol mit dem vierfachen Gewichte concentrirter "Salpetersäure erhitzt. Da nun das Glycol das Radical C,H, enthält, so glaubt er in der Oxalsäure ebenfalls 4 Aequiv. Kohlenstoff anneh- men zu müssen, und ihre zweibasische Natur bewiesen zu haben. Die Formel der Oxalsäure ist dann 0304240 oder (,H,0,. Sie vertritt ihm, dem Glycol gegenüber, dieselbe Stelle, welche die Es- sigsäure zum Aethylalkohol einnimmt. _ (Journ. de Pharm. et de Chim. XXXII. p. 81.) J. Ws. C,$S. Bloxam, über den Saft des Rindfleisches, — Bei einer Untersuchung des Safts von 30 Pfund Rindfleisch nach der Methode von Liebig gelang es B., eine reichliche Menge Kreatin zu 27 398 erhalten. Er vermochte aber nicht daraus Jnosit oder Milchsäure, oder Jnosinsäure darzustellen. ' Dagegen fand er darin eine stickstoff- haltige, leicht in Wasser lösliche, durch’ essigsaures Kupferoxyd und Alkohol nicht fällbare, aus der alkoholischen Lösung in schiefen rhombischen Prismen krystallisirende, mit Zinkoxyd ein in Alkohol unlösliches Salz bildende Säure, die aus der Alkohollösung durch Aether in tafelförmigen mikroskopischen Krystallen gefällt wird, und in wässriger Lösung gesätligt beim Abdampfen in rechtwinklichen Ta- feln anschliesst. Ferner stellte er daraus eine in Wasser teicht, in Alkohol selbst im Kochen nur sehr wenig, in Aether unlösliche basi- sche Substanz dar, die sich in Salzsäure unter Wärmeentwickelung löste, beim Erhitzen endlich schmolz, Ammoniak entwickelte und eine grosse Menge Kohle hinterliess. Das salzsaure Salz krystallisirt nicht, - verbindet sich aber mit Platinchlorid und giebt dann würfelförmige Krystalle. Quecksilberchlorid bildete damit einen weissen Niederschlag, der Chlor und Quecksiber enthielt. Goldchlorid giebt damit einen gelben, flockigen Niederschlag. Die Analyse dieser Substanz konnte wegen zu geringer Menge Material nicht ausgeführt werden. Auch flüchtige Säuren, namentlich Buttersäure hat B. in dem Destillat des Fleischextracts mit verdünnter Schwefelsäure gefunden. Aber auch Me- tacetonsäure schien darin enthalten zu sein. Endlich gewann er daraus einen neuen stickstoflhaltigen, in mikroskopischen rechtwinkligen vier- seitigen Prismen krystallisirten, im Wasserbade schmelzenden, in Was- ser, Alkohol und Aether unlöslichen, in kochender Salzsäure aber löslichen und aus der Lösung durch Ammoniak nicht wieder fällbaren, auch in kochender Kalilösung und selbst, wenn gleich schwerer, in kochender Ammoniakflüssigkeit löslichen Körper, der durch Kochen mit Salpetersäure eine krystallinische Verbindung liefert. (The quar- terly journ. of Ihe chemical seciety Vol. X. p. 153.) W. Marcet, über die fette Substanz in menschli- chen Excrementen bei Krankheiten. Der Vf. hat bei Ge- legenheit eines Krankheitsfalls, wo die Exceremente sehr reich an Fett waren, die Natur dieses Fettes zu ermitteln gesucht. Der Kranke litt an einer Nieren - Krankheit und war äusserst abgema- ger. Die Excremente waren graugelb, reagirten sauer, und ga- ben an kochenden. Alkohol mehrere Substanzen ab. Zwei setz- ten sich beim Erkalten krystallinisch ab, wovon die eine in Aether nicht löslich war, zwischen 100° nnd 103° C.schmolz, sich in heis- sem Wasser löste, und daraus durch Salzsäure weiss gefällt wurde. Die Lösung enthielt nur Kochsalz. Die weisse Masse lösste sich in Aether, und heissem Alkohol, schmolz bei 66° C. und’ verbrannte ohne Rück- stand. Der Verf. hielt diesen Körper im Wesentlichen für saures stearinsaures Natron. In der ätherischen und alkoholischen Lösung fand der Verf. theils freie fette Säure, theils Natronverbindungen der- selben, die einen niedrigeren Schmelzpunkt besitzen (53° G,). Er hält die darin enthaltene fette Säure für. Margarinsäure, die mit 399 etwas Oelsäure gemischt sei. Es ist kaum einem Zweifel unterwor- fen, dass Palmitinsäure der wesentliche Bestandtheil derselben war. M. scheint die neueste Untersuchung über die fetten Säuren nicht zu kennen, sonst würde er selbst zu diesem Schluss gekommen sein. (The quarterly journal of Ihe chemical Society Vol. X. p. 162.) Hz. Barreswil, Erkennung von Seide und Wolle in ge- .mischten Webstoffen, — Bestehen der Aufzug und Einschlag eines Webstoffes der eine aus Wolle, der andere aus Seide, so ist es leicht, beide von einander zu unterscheiden, indem nämlich die käufliche Salpetersäure, xalt auf das Zeug gebracht, die Seide sehr bald auflöst, während die Wolle nicht angegriffen wird. Sind aber Seide und Wolle in den Fäden. selbst gemischt, so muss man die Reaction unter einem Mikroskope vornehmen. Für den Fall, dass von Aufzug und Einschlag nur der eine aus gemischten Fäden, der andere aus reiner Wolle besteht, wendet B. folgendes Verfahren an. Zuerst reinigt er das ganze Gewebe möglichst von fremden Stoffen durch Behandlung mit Wasser, sehr verdünnten Säuren, Alkohol und Aether, trennt darauf den Aufzug vom Einschlage, trocknet beide, wägt von jedem eine Portion 'ab, und behandelt sie nun mit concen- trirter Salpetersäure, Wasser, Ammoniak und wieder Wasser. Nach dem Trocknen wägt er wieder. Den Gewichtsverlust der reinen Wol- lenfäden (Farbstoffe u. s. w.) zieht er von dem der gemischten Fä- den ab, Der Rest giebt die Quantität Seide an, welche mit der Wolle versponnen war. (Jornal de Pharm. et de Chim. XXXII. pag. 123,) Nickles, über fluorhaltige Schwefelsäure und ihre Reinigung. — Früher wiesen die Chemiker last in allen auf Fluor geprüften Substanzen dieses nach, bis N. zeigte, dass die Reaction des Fluors gewöhnlich auf Rechnung der, Fluorwasserstoff enthaltenden, Schwefelsäure zu bringen sei. Nun giebt er ein Verfahren an, Fluss- säure enthaltende Schwefelsäure vollständig von dieser Beimengung zu befreien. Zu dem Zwecke erhitzt er ein Gemisch von Schwefelsäure mit dem doppelten Volum an Wasser in einer Porcellanschale auf dem Sandbade so weit, bis er nicht mehr im Stande ist, die aus dem Sande hervorragenden Seiten der Schale länger mit der Hand zu be- rühren. Auf dieser Temperatur erhält er das Gemisch etwa funfzehn Stunden lang unter fortwährendem Ersetzen des verdampfenden Was- sers. Nach dieser Zeit wird in den meisten Fällen keine Spur von -Fluorwasserstoffsäure mehr zurückgeblieben sein, was man natürlich erst durch eine Probe nachweisen muss. Am zweckdienlichsten schien ihm dazu folgende Methode: In ein Platingefäss bringt man fluor- freien kohlensauren Kalk oder Baryt, feuchtet mit einigen Tropfen Wasser an, und fügt nun die zu prüfende Schwefelsäure hinzu, doch nur wenig mehr, als zur Sättigung der alkalischen Erden erforder- lich ist, Auf diese Weise wird die Schwefelsäure zum grössten 27* 400 Theile gebunden; die durch sie festgehaltene Fluorwasserstoflsäure ent- weicht nun mit Wasserdämpfen bei der eintretenden Erhitzung und muss Zeichnungen im Wachsüberzuge auf einer Bergkrystallplatte in dieselbe vertiefen. Zeigt sich so noch ein Gehalt an Flusssäure, so muss der Reinigungsprocess so oft wiederholt werden, bis durch- aus keine Reaction mehr eintritt. (Ebenda p. 210.) J. Ws: A. W, Hofmann, Bildung der krystallisirten Ver- bindung von Jodwasserstoff mit Phosphorwasserstoff., — Wird Jod in Phosphorwasserstoff erhitzt, so bildet sich Jodphosphor und Jodwasserstoflsäure, und diese verbindet sich mit dem Ueberschuss von Phosphorwässerstoff nach der Formel #-+4PH? = PF?+3PH°+- IH. Dieser Körper kann dem Jodammonium analog betrachtet werden. Dann wäre er E{PH®). Leitet man daher das nicht selbst entzündliche Phosphorwasserstoffsas durch Kalk getrocknet über in einem Rohr be- findliches Jod, und erhitzt dies gelinde, so bildet sich an der Stelle des Jods Jodphosphor, während der kalte Theil des Rohrs sich mit silberähnlich glänzenden Krystallen der genannten Verbindung überzieht. Aehnliche Verbindungen mit Hülfe von Arsen und Antimonwasserstoff zu erzeugen gelingt nicht. (The quarterly journal of the chemical so- ciely Vol. X. pag. 210.) Hz. Frambert, vortreffliches Reagens auf chlorsaure Verbindungen. — Die Lösung eines chlorsauren Salzes wird mit etwas schwelelsaurer Indiglösung hellblau gefärbt und dann vorsich- tig einige Tropfen verdünnte schweflige Säure hinzugefügt. Die schweflige Säure entzieht der Chlorsäure den Sauerstoff und macht das Chlor frei, welches augenblicklich die blaue Farbe des Indigos zerstört. Das Reagens ist so empfindlich, dass sich weniger als */; 9000 eines chlorsauren Salzes nachweisen lässt. Die Reaction erfolgt schon in der Kälte. (N, Rep, f. Pharm. Bd. VI. S. 206.) W.B. Versuch über die Anwendung des Wasserglases zum Reinigen der Wäsche. — In der Strafanstalt zu Spandau werden wöchentlich 5936 Stück Wäsche gereinigt; die Kosten für Seife und Lauge beim Einweichen oder Brühen beliefen sich auf 9 Thlr. 1 Sgr. 3 Pf., bei Anwendung des Wasserglases nur auf 2 Thlr. 18 Ser. 5 Pf. Mithin wöchentliche Ersparniss 6 Thlr. 12 Sgr. 10 Pf. oder fürs Jahr über 334 Thlr. Die Wäsche wird 24 Stunden lang in einer Mischung von 1 Pfund Wasserglas in 100 Pfund Wasser eingeweicht, dann mıt Seife nachgewaschen, gespült und getrocknet. Man hat hierbei gleichzeitig noch die vortheilhafte Einwirkung beob- achtet, dass die Wäsche, die aus gebleichter Leinwand besteht, viel weisser wird als beim Einweichen in Aschenlauge. (Verh. d. Ver. z, Beförd. d. Gewerbfleisses in Preussen, 1857. S. 130.) W.B. Monsel, neue Verbindung der Schwefelsäure mit dem Eisenoxyd. — Ein Salz, zusammengesetzt nach der For- 401 mel 2F,0,-H5S0, erhielt M. nach folgender Methode: 100 Grm. de- stillirten Wassers gemischt mit 10 Grm. Schwefelsäure von 60 Grad ‚ werden in einer Porcellanschale zum Kochen gebracht und dann 50 Grm. schwefelsaures Eisenoxydul hinzugefügt. Nach geschehener Auf- lösung werden 16 Grm. Salpetersäure von 35 Grad zugesetzt, und nach Beendigung der Entwickelung rother Dämpfe abermals 50 Grm. pulverisirter Eisenvitriol eingebracht. Nach Entfernung aller salpetrig- sauren Dämpfe wird so viel Wasser zugegossen, dass das ganze Vo- lum der Lösung 100 Cubem. beträgt. Die nach dem Erkalten filtrirte Lösung bis zur Syrupsconsistenz eingedampft, setzt das Salz in glän- zenden röthlichen Nadeln von 25°/, Wassergehalt ab, welches der Verf. zur medicinischen Anwendung statt des Eerkdieheh schwefel- sauren Eisenoxydes empfiehlt. (Journ. de Pharm. et de Chim. XXX. pag. 208.) J. Ws. Pettenkofer, Verhalten des Zinks in der Atmos- phäre. — Um die Frage zu entscheiden, bis zu welcher Stärke eine Zinkdecke dem Eisen aufzulegen wäre, um letzteres Metall nach- haltig gegen Oxydation zu schützen, untersnchte P, ein Stück von - einem Zinkdache, welches bereils volle 27 Jahre alle wechselnden Einflüsse der Atmosphäre erduldet hatte. Die Oxyddecke haftete so fest, dass man mit dem Fingernagel nicht so viel abreiben konnte, um das Metall bloss zu legen. Das Oxyd löst sich in erwärmter Kalilauge (1 Th. Kalihydrat und 6 Th. Wasser) sehr leicht; war die Lauge concentrirter oder erhöhte man die Temperatur bis zum Sie- depunkte, so trat Entwickelung von Wasserstoflgas ein, in dem sich auch metallisches Zink auflöste. Die blossgelegte Metallfläche hatte ein sehr krystallinisches Aussehen, ein Zeichen, dass das Zink nicht gleichmässig von der Oberfläche aus oxydirt wird, sondern nach den Rrystallflächen, Ein grobkrystallinisches Blech wird vom Rost eher durchlöchert werden als ein feinkrystallinisches, weil bei ersterem die Erhöhungen und Vertiefungen, in denen die Oxydation fortschrei- tet, grösser sind. — Die Oxyddecke bestand aus Zinkoxyd, Kohlen- säure und Wasser. Ausserdem findet sich in den zahlreichen Poren noch Strassenstaub, der sich in der Lauge nicht löst. Bei zwei Ver- suchen verlor 1 Quadratfuss Zinkblech 4,341 und 3,847 Grm, rei- nes Zink, oder wenn man die Verunreinigungen in dem rohen Me- tafl zu 4 pCt. rechnet 4,521 und 4,807 Grm. rohes Metall. — Es wäre aber irrig zu glauben, dass nur diese Menge Zink in der ge- ‘ dachten Zeit oxydirt worden sei. Ein grosser Theil des Oxyds ist durch das Regenwasser aufgelöst und fortgeführt worden, Um hier- über ein Urtheil zu gewinnen, liess P. über eine Fläche von 125 Quadratzoll binnen 45 Minuten 3 Kilogrm, Wasser gleichmässig flies- sen und wiederholte dies mit demselben Wasser 10 Mal. In dem Wasser fanden sich 0,114 Grm. Zinkoxyd = 0,0886 Grm. Zink. Die mittlere jährliche Regenmenge kann man in München für den Qua- dratfuss Dachfläche auf 2 Fuss Höhe annehmen. Auf 123 Quadratzoll 4 402 kämen demnach 2,46 Kub. Fuss Wasser oder 61 Kilogrm., denen 0,1801 Grm. "Zink entsprechen.‘ Auf den Quadratfuss: Dachfläche beläuft ‚sich also der Verlust an reinem Zink auf 0,1464 Grm. oder in’27 Jahren auf 3,9528 Grm. Der an'rohem Metall auf 4,117 Grm. Der Gesammtverlust beträgt also 8,381 Grm. rohes Metall. — Die Frage ob eine Oxydschicht das weitere Fortschreiten der Oxyda- tion im darunterliegenden Metall je völlig verhindern könne, heantwor- tet sich hiernach von selbst und zwar verneinend. Der Untergang der Zinkdächer ist gewiss und unausbleiblich. Aber diese Zerstörung schreidet doch nur äusserst langsam vorwärts. Der Gesammitver- lust im 27 Jahren beträgt nur eine Höhe von 0,00543 Linien; die Dauer eines Zinkdaches, dessen Blech z. B. 0,25 Linien dick ist, be- rechnet sich hiernach auf 243 Jahre, d.h. dann wäre das gesammte Zink verzehrt. Durchlöchert wird das Dach schon früher sein, da der Rost der krystallinischen Structur wegen stellenweise tiefer ein- dringt. (Dinglers polyt. Journ. 'Bd. CXLV. S. 296.) W.B. Fordos und Gelis, Beobachtungen über die Ge- winnung des Oyankaliums. — Die Verfasser haben sich da- rauf beschränkt, die drei in den chemischen Fabriken angewardten Methoden von Robiquet und Wiggers, der Gebrüder Rodgers und die von Liebig zur Darstellung des Cyankaliums zu prüfen, und kom- men zu dem Resultate, dass bis jetzt das Verfahren von Robignet das einfachste und beste sei. Denn das Verfahren, welches von den Ge- brüdern Rodgers und von Liebig angegeben worden: ist, nämlich dass man das getrocknete Blutlaugensalz mit einer äquivalenten Menge eben- falls wasserfreien kohlensauren Kalis zusammenschmelzen solle, giebt viel schlechtere Resultate. Nach diesem Verfahren sollte durch die Hinzufügung des kohlensauren Kalis der Verlust an nicht verwerthe- tem Cyan vermieden werden. Die Verfasser weisen durch ihre Ar- beit nach, dass durch den Zusatz des Alkali der Verlust noch ver- mehrt wird; denn während man beim Verfahren von Robiquel 65 pCt. Cyankalium im Endprodukt findet, erhält man beim Liebigschen höchstens 57 pCt., obgleich Liebig 80 pCt. CyK erhalten haben will, entsprechend der Formel 2(2CyK+ CyFe) + 260?K0 = Fe? 5CyK-+-CyOK0O-+2C00? Die Zersetzung ist jedoch viel complieirter, was schon daraus folgt, dass, wenn der Versuch in verschlossenen eisernen Retorten vorgenommen wird, die entwickelten Gase nicht nur aus CO2 sondern auch aus CO,N und H bestehen und zwar in den verschiedenen Perioden der Reaktion in verschiedenen Verhältnissen, Der Wasserstoff stammt aus dem niemals vollkommen wasserfreien CO?KO. Der Stickstoff und das Kohlenoxydgas entstehen durch die Zersetzung des gebildeten CyK und des im Anfang der Reaktion sich bildenden CO2FeO bei Gegnnwart von CO?KO. Ist kein CO2KO zuge- gen, so findet eine derartige Zersetzung nicht statt. Das Liebigsche Verfahren muss also als eine Verschlechterung des Verfahrens von 403 Robiquet verworfen werden. (Journ. d. pharm. et. de chim. XXXI. pag. 106.) | Mr M. S. Berthelot, über alkoholische Gährung. — Der Verf. reiht in dieser Arbeit den Zuckerarten einige andere organische Ver- bindungen an, ‚welche nach seinen Untersuchungen dieselben Eigen- schaften, wie die Verbindungen jener Gruppe zeigen, d. h, sie sind neutral, verbinden sich mit starken Basen, liefern in Berührung mit Fermenten Alkohol, Milchsäure, Buttersäure unter Entwiekelung von Kohlensäure, und erscheinen ebenfalls meist als Kohlenhydrate oder zeigen einen grössern Gehalt an Wasserstoff. Diese Körper sind Gly- cerin, Mannit, Duleit, Sorbin, Milchzucker, Gummi und Amylum. Der aus denselben gewonnene Alkohol unterscheidet sich in nichts vom gewöhnlichen Alkohol es geht jedoch der Alkoholbildung keine Um- wandlung in eigentlichen Zucker voraus. Der Prozess verläuft bei einer Temperatur unter 50°C., dauert oft mehrere Wochen und Monate und he- darf der Gegenwart des Wassers, kohlensauren Kalks und stickstoffhaltiger thierischer Substanzen. Bei der Gährung des gewöhnltchen Zuckers ist die Gegenwart des kohlensauren Kalks nicht noihwendig, vermehrt aber die Alkoholbildung merklich, bei den neuen Körpern ist der kohlensaure Kalk unbedingt nothwendig, indem er dazu dient, die Flüssigkeit fortwährend neutral zu erhalten. In vielen Fällen kann der kohlensaure Kalk jedoch durch andere gleiche Wirkung ausübende Körper ersetzt werden, z. B. kohlensaure Erden, gewisse Metalloxyde, selbst metallisches Eisen und Zink. Der Einfluss der stickstoffhaltigen Substanz beruht nicht auf ihrer Form, sondern ihrer Zusammensetzung; denselben Einfluss übt auch Leim, welcher keine sichtbar organische Struktur zeigt; der in den Substanzen enthaltene Stickstoff wird wäh- rend der Gährung frei. Die Gegenwart der Luft ist nicht unbedingt ' nothwendig. Bei den genannten sieben Verbindungen bildet sich bei der alkolischen Gährung vermittelst Kreide und Käse kein Zucker und keine Hefe; auch ist die Zersetzung niemals vollständig, Wird ei- gentlicher Zucker dieser Art der Gührung unterworfen, so entsteht wenig Alkohol, sondern vorherrschend Milchsäure und Buttersäure, aber die Zersetzung ist vollständig. Was aber bemerkenswerth ist, ist, dass, wenn man bei Luftabschluss operirt, sich wohl Alkohol, aber keine Hefe bildet. (Journ. de pharm, et de chim. Tom. XXXII. pag. 244.) M. S. A. W.Hofmann, neue Methode Triäthylamin darzu- stellen. — Die tertiären Basen (d.i. die in welchen alle drei Aequi- valente Wasserstoff des Ammoniaks durch organische Radicale ver- ireten sind), sind sehr schwierig zu gewinnen, weil bisher zuerst die primäre, daraus die secundäre und daraus erst die tertiäre Basis dar- gestellt werden musste. H. lehrt eine Methode kennen, durch welche unmittelbar Triäthylamin gewonnen werden kann, nämlich durch Er- hitzen von cyansaurem Aethyloxyd mit Kaliumalkoholat. Es destillirt Triäthylamin über. Die Zersetzung wird durch folgende Gleichung Mm 404 ner DRS | r 2N ! 0202) d uili h o2-+2K 0?— N.C0H° aan eutlich ayrs + Ca ( tr yi (The quar-. terly journ, of the chemical society Vol. X. p. 208.) Hz. J. T. Hobson, über eine neue Reihe organischer schwefelhaltiger Säuren, zweite Abhandlung. — Wie H. in seiner ersten Abhandlung über diesen Gegenstand (s. diese Zeitschr. Bd. 10. S. 57.) die Aethyltrithionsäure und ihre Verbindungen beschreibt, so hier die auf dieselbe Weise mittelst Zinkmethyl erzeugte Methyl- dithionsäure. Schweflige Säure wirkt noch heftiger auf Zinkmethyl ein, als auf Zinkäthyl. Das Produkt ist ein weisser krystallinischer Kör- per, der aber nicht der Aethylverbindung homolog ist, sondern der entsteht, indem von zwei Aequivalenten schwefliger Säure, ein Aequi- valent Sauerstoff durch Methyl ersetzt wird. Die ee ent- ‚stehende Verbindung hat folgende Zusammensetzung len ‚08 —+Zu0. Diese Verbindung ist farb - und geruchlos, sehr a in Wasser lös- lich, aber in Alkohol und Aether unlöslich. Ihr Geschmack ist un- angenehm und bitter. Bei 100° C. wird sie nicht zersetzt. Aber bei etwas höherer Temperatur schwärzt sie sich, und stösst Dämpfe von sehr widerlichem Geruch aus. — Das Barytsalz dieser Säure entsteht bei Einwirkung von Barythydrat auf das in Wasser gelöste Zinksalz. Es ist farb- und geruchlos, leicht in Wasser, nicht in Al- kohol und Aether löslich, kann aus der. wässerigen Lösung durch Al- kohol gefällt werden, reagirt neutral. Beim Verdunsten der wässri- gen Lösung krystallisirt es in Würfeln. Es wird selbst bei 170°, nicht c2H® | zersetzt. Es besteht aus S? 03 BaO, — Das Magnesiasalaz C 32) 98 m | H1504H0 kann aus dem Barytsalz durch doppelte Zersetzung miltelst sehwefelsaurer Magnesia gewonnen werden und verhält sich dem vorigen ganz ähnlich. Beim Vordunsten der wässri- gen Lösung scheidet es sich in. sehr kleinen Kryställen ab. — Das wie das Barytsalz gewonnene Kalksalz ist nicht krystallisirbar , weil es in Wasser äusserst löslich ist. nn N nreen verhält es sich wie die vorigen. Es besteht aus s= in " —+Ca0. — Die Methyl- dithionsäure selbst kann ‚durch De ddes Barytsalzes mittelst Schwefelsäure gewonnen werden. Allein die Lösung setzt sehr. bald Schwefel ab, und zersetzt sich. — Durch solorliges Auflösen von koh- lensaurem Silberoxyd in dieser Säure entsteht das Silbersalz, des- sen Lösung aber schon beim gelinden Erwärmen sowie durch das Licht sich zersetzt. — Auch das Kupfersalz zersetzt sich schnell. Das Nickelsalz kann dagegen nicht krysiallisirt erhalten werden. H. versuchte auch einen Aether der Methyldithionsäure darzustellen, doch ohne Erfolg, (‚KEbenda p. 243.) Hz. 405 e A. Rosing, über die Pyrogallussäure. — Der Verf, hat die Einwirkung verschiedener Reagentien auf Pyrogallussäure untersucht und dabei gefunden, dass Chlorwasserstoffsäure keinen Einfluss auf sie ausübt, wohl aber Schwefelsäure, von welcher sie unter schwar- zer Färbung gelöst wird. Dabei entsteht eine Verbindung beider, welche mit Baryt ein lösliches Salz giebt, das der Verf. aber nicht näher untersuchen konnte. Rauchende Salpetersäure wirkt unter Ent- wicklung rother Dämpfe und Bildung einer braunen Lösung sehr stark ein; nach und nach wird ihre Farbe heller, und dann setzt sie beim Verdampfen Oxalsäure in Krystallen ab. Auch Chlorgas reagirt heftig unter Bildung von HEl Dämpfen und Schwärzung auf die Pyrogallus- säure und bildet Verbindungen mit sehr variirendem Chlorgehalte. Dagegen lässt sich die Bromverbindung als eine gelbliche Masse von der Zusammensetzung (ja Br 0, darstellen, wenn man trockenes Brom auf Pyrogallusssäure wirken lässt, und den angewendeten Ueber. schuss durch Erhitzen austreibt. Aus der alkoholischen Lösung kry- stallisirt dieser Körper in schönen rhombischen Prismen mit zwei Aequiv. Wasser. Er reagirt -entschieden sauer und giebt mit Eisen- vitriollösung eine tiefblaue Farbe, die bei langem Stehen ins Schwarze übergeht. — Trocknes Ammoniakgas wirkt auf die Pyrogallussäure nicht ein, wohl aber feuchtes, mit dem sie einen schwarzen amor- phen, stickstoffhaltigen, neutralen, mit vielen Metallsalzen Niederschläge gebenden Körper bildet, der aber auch eine variable Zusammensetzung zeigt. Aetherverbindungen der Säure zu bilden gelang nicht, wohl aber solche mit verschiedenen Metalloxyden. Aus Karbonaten, auch sogar Bicarbonaten, treibt sie die Kohlensäure nicht aus, und hat, im Zustande vollkommener Reinheit, keine Wirkung auf Lackmuspapier, Aus all diesen Reactionen der Pyrogallussäure zieht R. den Schluss, dass sie nicht wirklich als Säure betrachtet werden dürfe, vielmehr denkt er sie sich zu der Gallussäure in demselben Verhältniss stehend, wie das Orcin zur Orsellinsäure, wofür ihm anch die analoge Ent- stehungsweise aus der Gallussäure, unier Ausscheiden von 200, zu sprechen scheint. Er schlägt somit vor, den untersuchten Körper statt Pyrogallussäure ferner Pyrogallin oder nur Gallin zu nen- nen. (Journ. de Pharm. et de Chim. XXXII. p. 53.) J.Ws. L. Zervas, Wirkung der Schwefelsäure auf Anis- säure. — Diese Säure kann am besten durch Einwirkung von chrom- saurem Kali und etwas verdünnter Schwefelsäure auf Anisöl erhalten wer- den. Aus der Mischung wird sie durch kaltes Wasser gefällt. — Rau- chende Schwefelsäure im Wasserbad damit lange Zeit digerirt, kann end- lich mit Wasser verdünnt werden, ohne dass sich Anissäure ausscheidet. Sättigt man diese Flüssigkeit mit kohlensaurem Bleioxyd unter Er- wärmung, so setzt die heiss von dem gebildeten schwefelsauren Blei- oxyd abfiltrirte Flüssigkeit beim Erkalten ‘glänzende Krystall- Nadeln von Sulphanissaurem Bleioxyd ab. Dieses Salz ist in kaltem Was. 406. ser wenig, in heissem: sehr: viel leichter, in Alkohol nicht löslich. Es besteht aus C16H53?010+-2Pb0-+-2H0. — Die Sulphanissäure selbst kann durch Schwefelwasserstoff aus dem Bleisalze gewonnen werden. Sie bildet beim Verdampfen ihrer Lösung in Wasser kleine Krystalle, die in Alkohol nicht, wohl ‘aber in Aether löslich sind. Die wässrige Lösung kann gekocht werden, ohne dass die Säure zersetzt wird, Die Säure besteht aus 046H6s2010--2H0, enthält aber noch 2 Atome Krystallwasser, die bei gelinder Wärme fortgehen. — Z. hat auch das Barytsalz, das leicht löslich und analog dem Bleisalze zusam- mengesetzt ist, dargestellt, ebenso das Kali, Natron, Ammoniak und Silbersalz. — Bringt man Anissäure mit Nordhäuser Schwefelsäure, bei 140° C. zusammen, so entwickelt sich Kohlensäure, namentlich wenn die Temperatur his 200° C. erhöht wird. , Würde man noch mehr erhitzen, so würde sich schweflige Säure entwickeln. Wird die mit Wasser verdünnte Mischung mit kohlensaurem Bleioxyd gesättigt, und die filtrirte Flüssigkeit eingedampft, so kann durch Alkohol ein Salz gefällt werden, das durch Schwefelwasserstoff in Schwefelblei und eine Säure zersetzt wird, welche Disulphanisolsäure ist. Das Baryt- salz derselben bestht aus C1*H65201* + 2Ba0 4-2H0. (The quar- ierly journal of the chemical society Vol. X. p. 211.) Hz. Isidor Pierre, über den Heuthee. — Um das junge Vieh der Milch zu entwöhnen und den Debergang zum Heufutter ein- zuleiten, zieht man allgemein das Heu mit heissem Wasser aus und giebt diesen Thee den Thieren zur Nahrung, Dieser Heuthee ist von P. auf seine Bestandtheile untersucht. 1. Heisses Infusum. Das Heu wurde 6 Stunden lang bei 80 bis 90° C. mit heissem Wasser behandelt und nach dem Auspressen diese Operation wiederholt. Der getrocknete Auszug belief sich auf 15,49 pCt. vom rohen und auf 20 pCt vom trocknen Heu. Das ausgezogene Heu hatte noch immer eine gute Farbe und einen angenehmen Geruch. Vor dem Ausziehen enthielt es im natürlichen Zustande 13,9 Grm. und nach dem Aus- ziehen 11,7 Grm. Stickstoff im Kilogrm. Das Extract von hell choco- ladenbrauner Farbe enthielt 18 Grm. Stickstoff im Kilogrm. Es zieht sehr stark Wasser an. 2%. Kalter durch Verdrängung be- reiteler Auszug, Trocknes Extract 16,57 pCt. des normalen und 20,7 pCt. des trocknen Heus. Der Heurückstand war viel blässer als bei 1. Stickstoffgehalt des Rückstandes 11,1 Grm. pro Kilogrm. Während bei 1. 33 pCt, des Stickstoffgehaltes in das Infusum über- gingen, verlor das Heu hier 36,5 pCt. vom ursprünglichen Stickstoff. Man sieht hier, wie gross der Schaden ist, wenn das Heu vom Re- gen ausgewaschen wird. Der eingetrocknete Auszug enthält 17,3 Grm. Stickstoff pro Kilogrm' Die Mineralbestandtheile werden zum Theil gleichfalls vom Wasser aufgenommen. Die folgende Tabelle giebt die Menge an Aschenbestandtheilen an, die in 1 Kilogrm, trockenem Heu enthalten sind. A. das natürliche, B. das mit heissem und (C. das mit kaltem Wasser ausgezogene Heu, 407 A B. C Aschenmenge 69,011 39.591 35,155 Kieselsäure 19,406 20,363 23,135 Phosphorsäure 4,440 2,756 1,329 Kalk 12,637 9,359 8,681 Talkerde 1,824 1,004 0,386 Natron 15,956 3,931 1,153 Kali 12,527 0,900 1,395 Der Heuthee enthält also nieht allein stichtoffhaltige Nährsubstanz zur Genüge, sondern auch eine hinreichende Menge von Mineralbestand- theilen, und ist gewiss eine zweckmässige Form, in .der man dem jungen Rindvieh seine Nahrung darbietet. (Compt. rend. T. XLIV. pag. 693.) W. B. Leconte, über den Urin stillender Frauen. — Der Urin stillender Frauen enthält nach L, keinen Zucker und geht in Folge davon auch nicht in alkoholische Gährung über. Die Mengen an Wasser und festen Substanzen sind nahezu dieselben, wie im nor- malen Harn, während sich im Gehalt. an Harnstoff und Harnsäure ein Unterschied von selbigem zeigt, indem nämlich ersterer in geringerer, letztere in grösserer Quantität auftritt. (Journ. de Chim. medicale. 1857. p. 457.) J. Ws. Vigier, Untersuchung der Milch einer an Galac- torrhoe leidenden Frau. — Am 18. April 1857 wurde in der Charite von Paris eine an ungewöhnlich starker Galactorrhoe leidende Frau aufgenommen. Das Uebel datirt sich von ihrer ersten, im Jahre 1850 stättgefundenen Shwangerschaft her, und hat in der Zwischen- zeit, selbst während zweier weiterer Schwangerschaften, nicht nach- gelassen, die damit Behaftete aber ausserordentlich geschwächt, trotz der enormen Mengen von Nahrung, die sie in Folge eines starken, dauernden Hungers zu sich nahm. Die tägliche Milchsekretion belief sich regelmässig auf 600— 700 Grm,, und geschah nur aus der rechten Brust, : während die linke trocken und klein war. Während der Verdauung steigerte sich die Ausscheidung so sehr, dass die Milch in einem Strahle von einem Decimeter Länge ausströmte, während nach beendigtem Verdaungsprocesse nur Tropfen austraten, diese je- doch ohne zeitweiliges Aufhören. Der Genuss von Leguminosen ver- stärkte die Milchsecreiion noeh um ein Bedeutendes, Während ge- wöhnlich die Milch an Galactarrhoe leidender Frauen von der normal produeirten sehr verschieden, namentlich viel ärmer an organischen | Bestandtheilen ist, so zeigte sie sich in diesem Falle bei einer Vor- untersuchung nicht nur nicht ärmer, sondern reicher an nährenden Bestandtheilen. Der Verf. unternahm, um dies merkwürdige Faklum näher zu constatiren, eine genauere chemische Analyse dieser Milch nach Peligot’s Verfahren und gewann folgende Resultate, 408 Zusammensetzung dee Normale Frauenmilch vorliegenden Milch nach Filhol und Joly Wasser 87,750 87,46 Butter _ 3,480 4 75 " Milchzucker 6,662 5,91 Kasein 1,571, 0,98 Extractivstoffe 0,360 0,83 Salze 0,177 0,21 100,000 100, 09 Das specifische Gewicht der Milch der Kranken war = 1,0322. Unter dem Mikroskop: erschien sie durchaus wie normal gebildete. Uebri- gens ist die Kranke nach Gebrauch mehrerer vergeblicher Kurmethoden endlich von Dr. M. Manec durch Auflegen von, mit Hanföl befeuch- teten Kataplasmen aus Leinmehl vollständig geheilt worden. (Journ. de Pharm. et de Chim. XXXII. p. 196.) J. Ws. Geologie. Cocchi, die plutonischen und neptunischen Gebilde Toska nas. — Aus dieser inhaltsreichen und sehr fleissigen Abhandlung gestattet unser spärliche Raum nur einen kurzen Auszug. Von den 3 Gebirgssystemen Toskanas beginnt die Erzführende Kette am Golf von La Spezzia und endet in der Insel del Goglio von NNW nach SSO der Küste parallel streichend und aus 10 Berggruppen bestehend. Die toskanischen Apeninen laufen von Pontremoli an OSO bis zur Alpe dela Luna zwischen Tiber und Metauro. Das von beiden unabhän- gige Serpentingebirge verbreitet sich vom Monte nero bei Livorno bis Acqua pendente in der Romagna, fast den Apeninen parallel, und längs dieser selbst in 2 Zonen. Alter Granit tritt nur auf den In- seln del Giglio, Monte Cristo und Elba auf. Die paläozoischen Gebilde von Savi als Verrucano bezeichnet bilden die Mitte aller höhern Ellipsoiden des erzführenden Systemes bei Pisa bis 915 Me- ters mächtig. Der untere Theil noch fraglichen Alters besteht in kal- kigen Gneissen, Talkschiefern, schimmernden Thonschielern, welche in glimmerige Sandsteine und bunte Quarzite übergehen, der obre Theil aus Ampelit- und Phylladeartigen Thonschiefern mit Sandstein, Anthracit, Graphit, Zinnober, Conchylien und Steinkolilenpflanzen. Darüber folgen an einzelnen Orten wieder Talkschiefer, dann feinkör- nige Quarzite, in talkige Anagenite übergehend. Der Anthracit bildet dünne, oft nur aus Sigillarienstämmen bestehende Lager. Die in 60 Arten gesammelten Pflanzen bearbeitet Meneghini, unter den Conchy- lien kommt Spirifer glaber Sw, Leptaena arachnoides u. a. vor. Die Triasgebilde bestehen bei Pisa aus schwarzgrauem bituminösen dichten Kalkstein ohne Quarz etwa 100° mächtig mit schlechten Pe- trefakten Neoschizodus curvirostris, Gervillia socialis. Bei Campiglia in den Apuaner Alpen und auf Elba wird es ein geschätzter Marmor Bardiglio genannt, Der Lias ist in der ganzen erzführenden Kette mächtig entwickelt bald als Kern bald als Mantel der Ellipsoiden. Sein unterer Theil am Monte Calvi erreicht 1000° Mächtigkeit, Deber- 409 all besteht er aus einem mehr weniger krystallinischen blättrigen Kalke von bis schneeweisser Farbe und liefert als solcher schönen Statuen- marmor. Darin kommen Lager von Talk vor, Amphibol, Quarz, Gyps, Dolomit, Schwefel, Eisenkies, Eisenglanz. Bisweilen bildet der beste Statuenmormor ungeheure Linsen im Marmo ravaccione und umhüllt von einer dicken Rinde von Madremacchia. Die afrikanische Brececie und der Mischio di Serravozza bestehen aus grossen Bruchstücken krystallinischen Kalkes, welche durch einen reinen Amphibolteig ge- bunden sivd. Nach der Analyse enthält dieser Teig ein Thon- und Eisensilikat mit etwas Kalk und Talkerde. Die Metamorphosen dieses Marmorgesteines sind am schönsten in den Brüchen des Rondone, des Africano, des Filone bandito bei Stazzema aufgeschlossen. Trotz ihrer auffallenden Veränderung liessen sie erkennen den Ammonites bisulcatus, A. planorbis, Nautilus striatus, Chemnitzia Nardii, Penta- erinus pentagonalis, P. subteres etc. Den obern Lias constituiren dichte nur selten krystallinische rothe gelbe graue kieselreiche Kalk- steine, von Schieferthonen überlagert. Die rothen Kalke sind bei Campigliese sehr petrefaktenreich und von einer dünnen gelbfleckigen Schicht überlagert, welche fast ganz aus Posidonomya Janus Mgh besteht. Die petrefaktenreichsten Orte sind das bekannte Spezzia, ferner Corfino, Sassi grossi hei Pisa, Monte Calvi, Gerfalco, und ‚Getona. “Die dünne auflagernde Schicht führt überall Belemnites or- thoceropsis (= Baculites vertebralis Guid, Orthoceras‘Beche) Ammo- nites insignis, radians, sternalis, complanatus, aalensis, sternalis, Co- nybeari, bisulcatus. In den hellgrauen Kalken ist A. Conybeari ge- mein. Zu den geschichteten Marmorn gehören auch die Brocatelle von Siena und der Portasantamarmor von Caldana di Ravi. Zu den überlagernden Schiefern gehört auch der untere Theil der Ammoni- -tenschiefer von Spezzia, mit welchem zuweilen thonige ammonitische Kalksteine abwechseln. Die obern Schiefer von Spezzia führen schon oolithische Petrefakten, an den Orten fehlen Versteinerungen, daher die ganze über dem Ammonitenmarmor folgende Schieferreihe auf Jura gedeutet wird. Es sind bunte Schiefer, blättrig, zerbrechlich; dazu gehören die Zinnoberführenden Glimmerschiefer von Ripa bei Serra- vezza, welche fast ganz aus weissem Quarz und Silberglimmer beste- hen und noch Disthen, Chiastolith und Ottrelit führen. In den Apua- ner Alpen sind diese ‘Schiefer durch einen harten Sandstein vertreten, zu Gardoso durch Dachschiefer mit quarzigen Glimmerschiefern, in Campigliese durch merglig kalkige Alaunschiefer und Phthanite. Das untere aus mächtigen Kalksteinbänken gebildete Kreidegebirge ent- wickelt sich rings um den Golf von Spezzia und in allen übrigen El- lipsoiden des erzführenden Systemes. Es ist ein dunkler schwarzer harter Kalkstein, bisweilen nur weiss, dickschichtig, mit kieseligen Lagen, ganz dem Biancone der venetischen Alpen gleich, mit Verstei- nerungen an mehren Orten, die nicht ganz sicher auf neocomiensische sich deuten lassen. In den Apuaner Alpen gleicht das Gestein einem zelligen Dolomit mit thonig ockeriger Substanz in seinen Zellen, Zu 410 Lassaibo wird es Gyps. : Auch der obern Kreide fehlen Leitmuscheln. Als zu ihr gehörig betrachtet C. die Pietra forte einen harten glim- merigsandigen grünen und grauen Kalkstein in dünnen Schichten mit Inoceramus Lamarki, Hamites Micheli etc. Dahin als oberer Stock ge- hört der untere Theil des Galestro mit seinen Kalken oder der gan- zen Schichtenreihe zwischen der Pietra forte und dem Nummulıten- kalke, auch der Alberese, ein dichtes feinkörniges thoniges Gestein. Aus ihm ist der. florentinische Ruinenmarmor entstanden, Ihn ver- tritt in S. der Pietra colombina, taubenhalsfarbig, dünnschichtig mit Fukoideen. In Campigliese und auf Elba treten noch sehr feinkör- nige Kalksteine verschiedner Färbung auf, die in dieses Niveau fal- len. Das untere Tertiärgebirge bildet die Hauptmasse der Apeninen und ihrer Ausläufer, die des Serpenlinsystemes und eines ‚Theiles des Erzführenden. Es besteht ‚aus Macıgno und dem obern Alberese. Die Basis conslituirt der Nummulitenkalk, dicht, körnig, breccienartig, petrefaktenreich. Bisweilen treten die Nummuliten ganz zurück, das Gestein wird thonig, grau. Auf ihn folgen wechsella- gernd tbonig kalkige Schiefer kieselreiche Kalksteine und sehr thonige Kalksteine. Die Platten führen sehr zahlreich Nemertites Strozzii. Der obere Theil der Galestroschiefer und Kalke ist vom untern durch Nummulitenkalk getrennt. Der Macigno ist ein feinkörniger harter glimmeriger Quarzsandstein mit Kalkbindemittel, bläulich oder grau, mächtig gebänkt. Gelblich heisst er Pietra morta. Der gemeine Ma- eigno ist dicht feinkörnig glimmerig stahl- oder gelblichgrau ; zuwei- len nimmt er prismatische Structur an, In ihm findet sich ‚Chiton antiquus. Während seiner Entstehung begannen die grossen vulcani- schen Erscheinungen, in deren Folge Italien sich erhob. Zu ihren Ausbruchsgesteinen gehört der dunkelgrüne alte oder Diallagonserpen- tin mit vielen Abänderungen. Auf dem Maciguo ruhen Fucoidenfüh- rende Thonkalke, im Tiberthale mit Trümmern von Dialagserpentin, die in tieferen Schichten überall fehlen. Zwischen Florenz, Pistoria und Bologna sind es schuppige Thone, welche ein breites dem Ape- sinenkamme paralleles Band bilden, graulich, schwärzlich, fettig, glänzend, peirefaktenleer, undeutlich geschichtet. Die Ellipsen des erzführenden Systemes haben sich zu derselben Zeit gebildet, wie aueh der Centraltheil der Apeninen schon theilweis gehoben worden, aber die Bildung der Serpentingebirge scheint noch etwas früher zu fallen und die der Ellipsoide davon unabhängig gewesen zu sein. Das obere Eocaen selbst so wie der ältere Serpenlin wurde noch von andern Feuergesteinen der Reihe nach durchbrochen, Das erste derselben ist ein Euphodit, den Omalius d’Halloy Granitone nennt, er liefert die Mahlmühlsteine und besteht aus einem sehr harten Saus- suritteig, in welchem Diallagonkrystalle eingestreut sind. Er durch- bricht dieselben Schichten wie der Ophiolith. Der Dıorit kam später und hat sich quer durch die‘ Granltonegänge: injieirt und. das untere Tertiär partiell verworfen. Es ist granitisch, porphyrisch, massig oder geklüftet, bisweilen in Hornstein verwandelt, in; Aphanit etc. Am 411 Erzgebirgszuge fehlt er, und es erscheinen zwei andere ‘Gesteine. Zunächst Amphibole und Eisenanhäufungen , Elvait, in Epidot überge- hend, aus welchem Pilla seinen Epidosit machte. Die ungeheuren Eisengänge auf Elba sind Eisenoxyd, Eisenoxydul und Eisenhydrat, ‘die bei Rio durchsetzt die paläozoischen Schiefer mit 23000 Mächtigkeit, die bei Corsinello in den Apuaner “Alpen durchsetzen ‘die untere Kreide, andere den Lias und Oolith. Eine Limonit- und Eisenoxyd- decke durchbricht die obern Kreideschiefer des Monte Valerio, des- gleichen die untern Tertiärgebilde des Massetano. Die Amphibolite der Apuaner Alpen sind immer den Eisengängen untergeordnet. ” Im Erzgebirgssysteme kommen auch feldspäthige Gesteine vor, deren Ausbrüche mit den Eisengängen begannen und länger anhielten. Sie sind ein wahrer Granit, heständig Turmalin führend, übergehend in quarzführenden Prophyr, welcher die Subapeninenmergel durch ein- andergeworfen und gehoben hat, stets aber mit dem Eisen und Am- phibolit innig verbunden bleibt. ‘Zu Gavorrano sind Eisennester ganz in Turmalingranit eingeschlossen. Der Granit bildet ungeheure Ge- birgsmassen und entsendet Gänge von “allen Dimensionen durch das Eocän auf Elba. Er verändert meist das durchbrochene Gestein’ nicht wesentlich, nur am Posto dei Cavoli hat er den Alberese in 'zucker- körnigen Kalk und an der Eufola einige Schieferschichten in Phthanite verwandelt. Aufsteigende Granitgänge pflegen mehr auf das Hangende als das Liegende zu ‘wirken, mehr auf Thone als auf Sand und Kalk. An das Ende der eocänen Zeit fallen auch die vielen Erzgänge, wel- che den Erzgebirgszug wie die Apeninenkette durchsetzen. — Das Mitteltertiärgebirge, Savi’s ophiolitisches Terüärgebirge, ist in Toskana weniger ausgedehnt, und die letzte Bildung vor der gänzli- chen Hebung des Erzgebirgssystems. Meist ist es ein gelber, harter kalkiger Thonsandstein (Macigno) voller Conchylien, darunter Ostraea Pillae leitend, und Pflanzenblätter. In dieser Zeit beginnt auch die Bildung der Panchina, die noch jetzt fortwährt. Ophiolithische Con- glomerate, denen der Superga analog vertreten das Gebirge in den Thälern der Trossa, Sterza u. a. 0. Auch kieslıge Sandsteine und ächte Molassesandsteine erscheinen, bituminöse Thone und Kalke mit reichen Braunkohlen zu Caniparola bei Sarzana, ferner Gypse und salzführende Thone bei Volterra, ein zu Sculpturen brauchbarer zuk- kerweisser Alabaster bei Castellina. Alle“ Feuergesteine dieser Epoche begreift Savi unter die Serpentine des zweiten Ausbruches. Sie wa. ren von Erzinjectionen begleitet. Ihr Typus ist ein diallagenfreier dunkelgrüner fettiger Serpentin. Kiesel- und Kalkspath aber verdrän- gen den Serpentin. Erstre scheint durch heisse Wasserdämpfe her- beigeführt zu sein, letztrer stammt aus den durchbrochenen Gebirgs- schichten. Die einbrechenden Erze sind Schwefeleisen, Kupfer, Zink, Blei. Ein dem alten gleicher Granitone tritt auch hier wieder auf, Daran reihen sich die hydroplutonischen Ausbrüche mit Erzlagern, welche alle bisherigen Gänge ‚durchsetzen und Trümmer derselben aufnehmen. Diese Ausbrüche verwandelten die Panchina von San 412 - Mi a Dalmazio in Lumachelle, die‘ Braunkohle von Berignone in Anthracit, die vom Monte Bamboli in wahre Steinkohle. Die Gänge mit Kalk und Serpentinteig sind gleichzeitig mit dem jüngern Serpentin, die Chalcedone im Volterrano sind ebenfalls innig damit verbunden. Wäh- rend des Erscheinens des jungen Serpentins haben die Apeninen ihre Haupthebung, die Erzführenden Ellipsoide ihre zweite schwächere er- fahren, woher die abweichende Lagerung der obern Tertiärschichten in diesen und ihr gänzliches‘ Fehlen in den hohen Apeninenthälern sich erklärt. Das obre Tertiärgebirge besteht aus blauen Sub. apeninenthone und gelben Sanden und erstreckt sich längs beiden Sei- ten der Apeninen. Durch Kalkaufnahme geht der Sand in den plio- eänen Macigno über, welcher den Crepaster Montalionis führt. Auch «die Panchina auf den Hügeln von Volterra und Siena gehört hieher. Die Sande enthalten oft Süsswasserconchylien und Säugethiere, wech- seln aber auch mit marinen, Die Puddinge und Säugethierreichen Süsswasserschichten zu Olivola im Magrathale mit den unterliegenden Braunkohlen fallen noch in diese Zeit. Als Ausbrüche kommen Eu- rit und Quarzporphyr vor, beide mit Trachyten verbunden. Das Quartärgebirge bilden die Absätze warmer kalkhaltiger Quellen, die Travertine, die sich noch jetzt bilden, alte Flussbettablagerungen, Bergmehl, die Knochenbreceie von Pisa, ferner erscheint ın dieser Zeit die Tephrinlava van Radicofani, Basalte und vulcanische Tuffe, die Küste vou Livorno taucht auf. Noch jetzt bildet sich Panchina zu Populonia, noch jetzt wirken die Soffione, Putizze und Moffetten. (Bullet. soc. geol. 1856. XIII. 226— 301.) Fr.v. Hauer, geologischer Durchschnitt der Alpen ‘von Passau bis Duino. — Nach einigen einleitenden Bemerkun- gen schildert Verf. die geologischen Verhältnisse längs der Durch- schnittslinie in folgenden Abschnitten. 1. Von der Donau bei Passau bis zur Zone der Tertiärgesteine, wo Gneis und krystallinische Ge- steine den Anfang machen, später Granit sich einstellt. und auf dem Plateaus tertiärer Schotter und Diluvium lagern. 2. Das oberöstrei- chische Tertiärland, jüngere Tertiärschichten mit Diluvium. 3. Die Wiener Sandsteinzone, in welchem die Petrefakten untern Lias (Gre- stener Sandsteinschichten), Neocomien (Kalk und Thon bei Stollberg) und Eocaen erkennen liessen. 4. Von Aurachsach bis in die Gegend von Ischl, wo Dolomite, dıe Kössener und Adnether Schichten und helle Jurakalke auftreten. 5. Der Thalkessel von Ischl mit den Wer- fener Schichten und Guttensteiner Kalksteinen, über welchen Neoco- ırien und Gosau lagern. 6. Vom Thalkessel von Ischl bis zum Hall- städter Salzberg: Dolomite und Kalksteine, auch Werfener Schichten und Gosaugebilde. 7. Das Daclısteingebirge vom Hallstätter Salzberg bis Schladming im Ennsthale.e 8. Grauwackenzone zwischen dem Hengsbachwald und dem Salzathale.e 9. Vom Salzathal bis zum Drau- thal, 10. Von diesem bis zum Gailthale. 11. Bis zum Torer Sattel östlich von Raibl und 12. Bis zum Capporetio im Thale des Isonzo; Pr. 413 18. Bis Wegen des reichhaltigen hier niedergelegten Detaills müssen wir auf die Abhandlung selbst verweisen, und beschränken uns auf einige Mıttheilungen aus den Schlussfolgerungen, die sich noch auf weitere als «ie dargelegten Beobachtungen stützen, Nur die einer gewissen miltllern Zeitperiode angehörigen Sedimentgebilde, die der Trias und des Lias harmoniren in der nördlichen und südlichen Nebenzone, die ältern Formationen zu beiden Seiten der Central- kelte aber zeigen wesentliche Unterschiede, ebenso die jüngern For- mationen. So ist das Silurium nur in den NAlpen zufinden, in den südlichen fehlt dasselbe. Devonische Schichten fehlen auf beiden Sei- ten, erst am OEnde bei Gratz erscheinen sie, Die Steinkohlenforma- tion tritt nur in den SAlpen auf, Rothliegendes und Zechstein fehlt überall. Die concordante Auflagerung der ältesten Triasglieder auf der Grauwacke im N und den Steiukohlen in S beweist, dass die Niveauveränderungen jener Zeit nicht sowohl durch mit Schichten- störungen verbundenen Gebirgshebungen und Senkungen hervorge- bracht wurden, sondern vielmehr continental waren und die horizon- tale Lage der Schichten wenig oder gar nicht änderten. Die Gesteine der Trias und des Lias sind in den N und SAlpen fast ganz gleich- arlig entwickelt, ihre einzelnen Glieder folgen ohne Störung. Die grosse Mächtigkeit des Hallstätter und Dachsteinkalkes an dem Ab- sturze gegen das Ennsthal macht ein rasches Auskeilen dieser Schich- ten gegen S ebenso unwahrscheinlich, als die nicht weniger wächlige Entwicklung der gleichnamigen Gebilde bei Tarvis ein solches gegen N. Natürlicher erscheint die Annahme, dass diese Gebilde vor der Emportreibung der Centralalpen in unmittelbarem Zusammenhange stan- den und erst durch .die Hebung derselben getrennt wurden. Die Radstätter Tauerngebilde im N und die Triasischen zwischen dem Drau- und Geilthal in S wären dann Ueberreste der Gesteinsdecke, welche «sich einst gleichmässig über die jetzt von den krystallinischen Ge- steinen der Centralkette eingenommene Gegend ausbreiteten. Der Haupt- masse nach bestehen sie aus mehr weniger reinen Kalksteinen und deuten auf Bildung in hoher See, womit auch die relative Seltenheit der organischen Reste und deren pelagischer Charakter übereinstimmt. Nur eingeleitet wird die Bildung überall gleichmässig durch ein Sand- stein- oder selhst Conglomeratgebilde, die Werfener Schiefer, deren Absatz erfolgen mochte zur Zeit als sich das frühere Festland allmäh- lich unter den Meeresspiegel senkte. Weiter hinauf finden sich auf der Durchschnittslinie sandige oder merglige Gebilde in den SAlpen nur gegen das Ende der Triasperiode, in den NAlpen dagegen local während der ersten Ablagerung der Liasepoche, Alle jüngern For- mationen überlagern ungleichförmig und nur local die olıgenannten ältern Gebilde oder treten relativ niedere Gebirge bildend in zusam- menhängenden Massen erst am N und SRand der aus den ältern Ge- steinen bestehenden Hochalpen auf, ‘Nach dem Ende der Liasepoche also musste die erste Haupthebung des gesammten Alpengebirges er- folgt sein, welche einen grossen Theil des ganzen Gebietes über den 28 414 Meeresspiegel brachte, so dass spätere Ablagerungen und mehr in einzelnen Buchten und Becken oder aber an den Rändern erfolgen konnten. Juragesteine überlagern meist ungleichförmig die ältern Ge- bilde, und die Partie am nördlichsten Rand der Kalkalpen erscheint gleichförmig auf dem obern Lias. Uebrigens sind alle unabhängig von den jeizigen Thälern. Neocom trilt nur in den NAlpen als Rand- gebilde und im Thalkessel von Ischl auf. Dasselbe und die Gosau- schichten schliessen sich schon entschieden den grossen Längsthälern und Tiefenlinien der Alpen an, welche Aufbrüche der ganzen Kalk- massen bis zum bunten Sandstein darstellen. Die Bildung dieser Auf- bruchsthäler muss also schon gegen das Ende der Jurazeit erfolgt sein. Jüngere Kreidegebilde sind in dem Randgebirge der NAlpen noch nicht sicher nachgewiesen, doch ist es möglich, dass ein Theil der Wiener Sandsteine sie verlrilt, denn die eocänen Nummulitenschichten reihen sich demselben in gleicher Schichtenlage an; auffallend aber bleibt es, dass nur die in einzelnen Buchten im Innern der Kalkalpen abgela- gerten Gosaugebilde einen so überraschenden Petrefaktenreichthum ent- falten, während dıe Wienersandsteine kaum Spuren zeigen. Die letz- ten grossen Hebungen in den NAlpen fanden zu Ende der Eocänzeit statt, wie die gemischte Lage der dieser Formation angehörigen Schich- ten beweist. In ungestörter horizontaler Richtung stossen an ihnen die jüngern Neogenschichten des oberöstreichischen Tertiärbeckens an, die wieder nur durch eine continentale Hebung ihre jetzige Höhe von durchschnittlich mehr als 1000‘ über dem Meeresspiegel erreichen konnten. In den SAlpen dagegen finden wir auf der Durchschnitts- . linie die ganze Masse der S. von den Kalkalpen gelegenen niedern Berge und Hügel aus Gesteinen der jüngern Kreide und der Eocän- zeit gebildet. Kalksteine mit zahlreichen Versteinerungen nehmen an der Zusammensetzung der ersten einen beinah vorwaltenden Antheil, während die letztern fast nur aus Mergeln, Conglomeraten und Sand- steinen bestehen. Die Schichten dieser Formationen sind alle geneigt. Jüngere Tertiärschichten kommen auf der Durchschnittslinie nicht vor, treten aber im benachbarten venelianischen Gebiete auf und zwar analog der Schweizer Molasse mit geneigten Schichten, geben also Zeugniss von einer erst in der Diluvialzeit erfolgten Hebung. Eigen- thümlich ist es, dass Gebilde der NAlpen, welche in ihrem allgemei- nen physicalischen Auftreten ja selbst in den petrographischen Verhält- nissen eine gewisse Analogie zeigen mit Gebilden der SAlpen, so häu- fig um eine Stufe älter sind als sie. So entsprechen in der ganzen Art des Auftretens den silurischen Schichten der NAlpen die Gailtha- ler Steinkohlenschichten der SAlpen; den Adnether Schichten der NAlpen, welche neben den Ammoniten des höhern Lias auch zahl- reiche Arieten und andere Formen des tielsten Lias führen, sind petro- graphisch und nach der ganzen Stellung analog den Schichten von Erba, Iduno ete,, welche nur oberliasinische und vielleicht einige jurassische Petrefakten führen. Die Randgebirge im N. bestehen haupt- sächlich aus Neocomien, obere Kreide ist darin zweifelhaft, Eocaen 415 sehr untergeordnet, die Randgebilde der SAlpen dagegen bestehen hauptsächlich aus jüngerer Kreide und Eocaen, denen man auch noch die gehobenen Subapeninenmergel beizählen muss. Wollte man die Analogie noch weiter führen, so könnte man endlich die im ober- östreichischen Tertiärbecken horizontal lagernden Neogengehilde in eine gewisse Parallele stellen mit den Schichten der venetianischen Ebene, deren Bildung im angrenzenden adriatischen Meere noch‘ heute fortgeht, (Wiener Süzungsbericht. XXV. 253 — 348. 4 Taf.) Ewald, die Kreidesandsteine in den suhbhercyni- schen Hügeln der Provinz Sachsen. — Zu den interessanten geologischen Erscheinungen, an welchen das nördlich vom Harz ge- legene Hügelland der Provinz Sachsen reich ist, gehört die, dass, während viele Formationsglieder in dem westlichen Theile desselben bald als Thone, bald als kalkıge Bildungen auftreten, dieselben For- mationsglieder sich im östlichen Theile unter der Gestalt von Sand- steinen ‚entwickelt zeigen, welche einander überaus ähnlich sind. Das Vorherrschen von Sandsteinen in der östlichen Hälfte ist schon in einigen Abtheilungen des Lias zu beobachten. In einer Reihe von Gliedern der Kreidelormation findet es in so hohem Masse statt, dass diese ganze Formalion stellenweise als eine einzige Sandsleinmasse von grosser Mächtigkeit erscheint, in welcher die kalkig-thanigen Gesteine nur als untergeordnete Zwischenlager auftreten. Dieselbe Erscheinung endlich wiederholt sich, wenngleich in schwächerem Grade, selbst noch in dem Tertiärgebirge. Wollen wir diesen Gegensatz zwischen einer östlichen und westlichen Ausbildungsweise der Gesteine für jetzt nur so weit betrachten, wie er die Kreidelormation berührt, so sehen wir ihn schon in dem untersten Gliede derselben, dem Neocom, aufs Deutlichste ausgeprägt. Während das Neocom in dem westlichen Theile der Provinz Sachsen, nämlich in den Umgebungen des Fall- steingebirges als Hilsihon und kalkiges Hilsconglomerat auftritt, also noch dieselbe Gesteinsbeschaffenheit zeigt, welche in den zunächst angrenzenden Gebieten des Braunschweigischen die herrschende ist, lässt sich nachweisen, dass ihm weiter östlich .ein Theil des untern Quadersandsteins, welcher die Centralaxe des Quedlinburger Gebirgs- systems nördlich und südlich begleitet, zugerechnet werden muss. Es hat sich nämlich in derjenigen Masse dieses Sandsteins, welche in unmittelbarer Nähe von Quedlinburg nördlich von der Centralaxe liegt, und sich von der Bode bis an’s westliche Ende der Weinberge zieht, eine kalkreiche Zwischenbildung gefunden, welche in petrographischer Hinsicht einige Analogien mit den Braunschweigischen Hilsconglomera- ten darbietet, sich aber doch nur sehr zweifelhaft mit jenen würde identificiren lassen, wenn sie nicht, während der Sandstein selbst sehr arm an Fossilien ist, eine ziemlich zahlreiche Fauna enthielte. In dieser Fauna, welche vorzugsweise aus Brachiopoden und Bivalven besteht, findet man von ersteren Terebratula sella — Ter. biplicata var. acuta, eine der verbreitelsten Formen im süd- und nordeuropäi- 28* 416 schen Neocom; ferner Terebratula oblonga, welche im Braunschwei- gischen Hilse zu den häufigsten Fossilien gehört; sodann eine dritte Terebratel, welche ich nicht von d’Orbigny’s Terebratula lata zu un- terscheiden vermag, einer Species, welche mit Ter. depressa nahe ver- wandt ist und mit dieser im Neocom Frankreichs und der Schweiz zusammen vorkommt. Von Bivalven finden sich: Exogyra suplicata Römer und Pecten atavus, vollständig mit Braunschweigischen Exem- plaren übereinstimmend; eine feingerippte Modiola, welche keiner be- kannten Species näher steht, als der Modiola Cornuelana d’Orb. aus dem nordfranzösischen Neocom, und ohne Zweifel mit derselben ver- einigt werden muss; eine Bivalve, welche von der Panopaea neoco- miensis d’Orb. nicht verschieden ist. Mit den genannten Arten, welche vollständig genügen, um über das Alter der in Rede stehenden Bil- dung den Beweis zu liefern, kommen noch mehrere andere Bivalven vor, welche neu sind, und welche ich, da sie zu diesem Beweise nichts hinzufügen, übergehe. Von Univalven hat man nur undeut- liche Spuren angetroffen, von Cephalopoden nur einen Belemniten und zwar in zu unvollkommenen Exemplaren, als dass sich mit Sicher- heit bestimmen liesse, ob er, wie wahrscheinlich, mit dem im Hils- conglomerat zu Berklingen identisch ist. Die im. Hilse von Quedlin- burg gefundenen Ammoniten sind Arieten, welche nicht allein durch ihre Versteinerungsmasse und ihre gegen die gute Erhaltung der übri.- gen Fossilien stark contraslirende Abreibung der Oberfläche beweisen, dass sie nicht ursprünglich ins Neocom gehören, sondern aus zer- störten Liasschichten in dasselbe bei seiner Bildung übergegangen sind. Das Vorkommen einzelner Lias-Ammoniten in Neocomgesleinen,, wel- ches im Braunschweigischen nicht selten ist, wiederholt sich also hier und liefert eine Analogie mehr zwischen dem Hilse von Braun- schweig und von Quedlinburg. Es kann nicht zweifelhaft sein, dass in der besprochenen nördlich von der Quedlinburger Centralaxe ge- legenen Sandsteinmasse sämmtlicher Quadersandstein, der unter den fossilienreichen Neocomschichten liegt, auch seinerseits dem Neocom angehöre. Es ist also nur noch die Frage, wie weit derjenige, der über jenen Schichten und zwar zwischen ihnen und dem Pläner vorhanden ist, demselben Gliede der Kreideformation zuzurechnen sei. Für die Beantwortung dieser Frage ist es wichtig, dass die in Rede stehende Sandsteinmasse sich in drei Höhenzüge gliedert, von denen der innere, der Centralaxe zunächst liegende, die fossilienführenden Schichten einschliesst. Es ist wahrscheinlich, dass nur der innere Höhenzug zum Neocom zu stellen sei, dass die beiden äusseren aber, von denen die Weinberge einen Theil ausmachen, schon dem Gault anheimfallen. In dem untern Quadersandstein, welcher bei Quedlin- burg südlich von der Centralaxe, zwischen der Bode und Wester- hausen, auftritt, hat sich noch keine ähnliche Einlagerung wie in dem nördlich von der Axe liegenden auffinden lassen; indess da in der südlichen Masse drei Hölenzüge vorkommen, welche den dreien in der nördlichen entsprechen, so liegt es bei der im Ganzen sym« 417 Li metrischen Ausbildung der Gebirgsverhälthisse auf beiden Seiten der Axe nahe, auch hier nur die innere Kette noch mit dem Neocom, die beiden äusseren aber mit dem Gault zu vereinigen. Nicht ohne Schwie= rigkeit ist es, das Neocom von den beiden erwähnten Sandsteinmassen aus gegen Westen zu verfolgen; doch ‚gelang dies dadurch, dass der untere Quadersandstein auch in den westlicheren Theilen des Quedlin- burger Gebirgssystems hier und da Zwischenschichten enthält, welche an manche Hilsgesteine des Braunschweigischen erinnern und auch namentlich in der Gegend von Börnecke und Langenstein Belemniten geliefert haben, die sehr wahrscheinlich mit den oben erwähnten aus dem Hilse von Quedlinburg übereinstimmen. Aber welches auch die Species dieser nur in mangelhaften Exemplaren vorliegenden Belemni- ten sein mag, so viel.ist gewiss, dass verwandte Formen in der gan- zen Gegend, um die es sich hier handelt, nur im Hilse zu Hause sind. Geht man davon aus, dass die Stellen, wo diese Belemniten vorkom- men, wirklich dem Neocom angehören, so wird es möglich, das Ge- biet der Neocomsandsteine in dem ganzen westlichen Theile des Qued- linburger Gebirgssysiems genau zu umgrenzen, und nachzuweisen, dass sich dieselben mit einigen Unterbrechungen bis in die Nähe der Wilhelmshöhe auf dem Wege von Halberstadt nach Blankenburg er- strecken. Ob das Neocom auch östlich von Quedlinburg, nämlich in dem untern Quader, der sich sütlich vom Seveckenberge und von dessen Verlängerung hinzieht, vorhanden ist, hat noch nicht mit Sicherheit ausgemacht werden können. Es ist schon angedeutet, -dass alle unteren Quadersandsteine der Provinz Sachsen, welche nicht als Neocom nachgewiesen werden können, dem Gault zugerechnet wer- den müssen. Hierdurch erhalten die Gaultsandsteine im Quedlinbur- ger Gebirgssystem eine ansehnliche Mächtigkeit. Es ist indess un+ zweifelhaft, dass verschiedene Abtheilungen des Gault darin enthalten sind. Man muss im Gault überhaupt 3 Abtheilungen unterscheiden: den unteren (d’Orbigny’s terrain Aptien), den mittlern und den obern. Dass der untere Gault in den Unterquadersandsteinen der Provinz Sachsen vertreten ist, kann als sicher angesehen werden. Im Besitz des Herrn Hermann zu Schönebeck befindet sich ein Sandsteinblock, dessen Fundstätte zwar nicht genau hat ermittelt werden können, von dem jedoch bekannt ist, dass er aus nicht grosser Entfernung von Halberstadt stammt. Ein Fossil, welches in diesem Blocke enthalten ist, hat sich, nachdem es freigelegt worden, als ein über Fuss gros- ses Ancyloceras erwiesen, welches mit keiner bis jetzt beschriebenen Art vollständig übereinkommt, doch in Beziehung auf Gestali und Grösse sich nur mit denen, welche die unteren Gault- oder Aptieh- bildung so sehr auszeichnen, vergleichen lässt. Es unterliegt daher wohl kaum einem Zweifel, dass dasselbe ebenfalls dem untern Gault angehöre. Da Sandsteine, welche dem des in Rede stehenden Blok» kes gleichen und ihrem Alter nach möglicherweise ein Fossil wie die- ses Ancyloceras enthalten können, innerhalb der Provinz Sachsen nirgend anders als in dem Quedlinburger Gebirgssystem vorkommen, 418 » so geht daraus hervor, dass untere Gaultbildungen in letzterem vorhanden sein müssen, und zwar in Form von Sandsteinen, wäh- rend dieselben in den westlicheren Theilen des nördlichen Deuisch- lands als Thone oder Kalke entwickelt sind. . Was den mittle- ren Gault betrifft, so ist derselbe nieht weit westlich von dem Quedlinburger Gebirgssystem, nämlich in den Umgebungen des Fall- steins durch Versteinerungen nachgewiesen. Es ist um vieles wahr- scheinlicher, dass die Unterquadersandsteine des Quedlinburger Ge- birgssystems ebenfalls zum Theil dem mittlern Gault angehören, als dass die mittleren Gaultbildungen des Fallsteins nach Osten plötz- lich abschneiden und dagegen die Quedlinburger Gaultsandsteine sämmtllich anderen Abtheilungen des Gault zuzurechnen seien. Uebri- gens haben sich in der Nähe von Börnecke in der That einige Versteinerungen gefunden, welche dem allgemeinen Charakter einer mittleren Gault-Fauna sehr wohl entsprechen. Da der mittlere Gault auch noch am Fallstein als eine Sandsteinbildung auftritt und erst weiler westlich diesen Charakter verliert, so ergiebt sich’s, dass während der Ablagerung desselben die Erzeugung santliger Mas- sen sich etwas weiter nach Westen ausbreitete, als während der Ab» lagerung des Neocoms. Schwieriger ist die Frage zu beantworten, ob der obere Gault, welcher im westlichen Theile der Provinz Sach- sen unter der Form der Flammenmergel auftritt und daselbst den Ammonites inflatus enthält, ebenfalls in den Sandsteinmassen des Qued- linburger Gebirgssystems vertreien sei. Durch Petrefacte lässt. sich darüber nichts entscheiden, da unter den seltenen thierischen Resten, welche sich in den Unterquadersandsteinen der Provinz Sachsen fin- den, noch keine evidente Form des oberen Gault vorgekommen ist, und von den Pflanzen des Langenberges bei'Westerhausen noch nicht ausgemacht werden kann, auf welche Abtheilung des Gault sie wor- zugsweise hindeuten. Nur als Vermuthung darf ausgesprochen wer- den, dass auch der obere Gault im Quedlinburger Gebirgssystem vor- handen ist, da der Flammenmergel sich von Westen her bis nach Son- nenburg bei Zilly, also bis nahe an jenes Gebirgssystem verfolgen lässt, von wo aus nach Osten auch für andere Formationsglieder das Vorherrschen von Sandsteinen beginnt. Die Mächtigkeit der Gault- sandsteine im östlichen Theile der Provinz Sachsen kann demnach sehr wohl von dem Vorhandensein der drei in Norddeutschland bereits aufgefundenen Gaultabtheilungen herrühren. Die über dem untern Quadersandstein folgenden Grünsande oder Tourtia-Bildungen, obgleich sie häufig schon sehr kalkreich sind, können ihrem vorherrschenden Charakter zufolge doch noch zu den sandigen Ablagerungen gerech- net werden; dagegen erleidet die Aufeinanderfolge der Sandsteinmas- sen eine merkwürdige Unterbrechung durch den über der Tourlia fol- genden Pläner, welcher seinem Charakter als Kalkmergel treu blei- bend von Westen her bis in den östlichsten Theil des subhereynischen Kreidedistriets, bis in die Umgegend von Neinstedt, vordringt und die unteren und oberen Sandmassen von einander trennt, Was endlich 419 die über dem Pläner folgenden, dem Stockwerk\ der weissen Kreide angehörigen Bildungen betrifft, so ist es schon lange aufgefallen, dass dieselben in der östlichen Hälfte des subhereynischen Hügellandes der Provinz Sachsen vorzugsweise aus Sandsteinen, in der westlichen vor- zugsweise aus Mergeln bestehen. Werden allerdings die oberen Qua- dersandsteine des östlichen Bezirks in ihrem ältern Theile häufig durch mergliche Crünsande, die Salzbergsgesteine, ersetzt, werden sie ebenso in ihrem jüngeren Theile oft durch Thone vertreten, so bleibt doch der Sandstein selbst meistentheils vorherrschend, und wie sehr man sich auch bemüht hat, denselben petrographisch von dem untern Qua- der, d. h. von den unter dem Pläner liegenden Neocom- und Gault- sandsteinen zu unterscheiden, so ist es doch nicht gelungen, einen durchgreifenden, auf alle Vorkommnisse anwendbaren Unterschied zwischen denselben aufzufinden. Wie der östliche Theil der oberen Kreidebildungen aus Quadersandsteinen mit untergeordneten Mergel- und Thonablagerungen besteht, so ist der westliche aus Mergeln mit untergeordneten sandigen Ablagerungen zusammengeselzt, und diese letztere Ausbildungsweise wird im Westen einer aus der Gegend von Heimburg in der Nähe von Zilly gezogenen Linie herrschend. Es muss uatürlich die Frage entstehen, ob die westliche und östliche Folge von oberen Kreideschichten, jede als Ganzes betrachtet, gleich- zeitig gebildet und als geologische Aequivalente von einander anzu- sehen sind oder ob sie, wenn auch rasch auf einander folgenden doch verschiedenen Zeiten angehören. Diese Frage erwartet noch ihre defi- nitive Entscheidung von der forigesetzten Betrachtung der Lagerungs- verhältnisse und der Faunen beider Schichtencomplexe. Nicht uner- wähnt mag indess bleiben, dass wenn der Uebergang von einer west- lichen in eine östliche Ausbildungsweise für das Neocom bestimmt nachgewiesen und für den Gault sehr wahrscheinlich gemacht werden konnte, dann mehr Grund vorhanden ist, ein ähnliches Verhalten auch für die über dem Pläner liegenden Bildungen vorauszusetzen, als anzunehmen, dass während sich westlich die Mergel absetzten, öst- lich gar keine Ablagerung stattgefunden habe, und umgekehrt, wäh- rend östlich die Sandsteine entstanden, westlich gar keine Gesteins- bildung vor sich gegangen sei. Die Ansicht von der Gleichaltrigkeit der westlichen und östlichen oberen Kreidebildungen wird durch die Faunen derselben, so weit sie bis jetzt untersucht sind, wenngleich ‚nicht vollständig bewiesen, doch auch nicht widerlegt. Denn wäh- rend beide Faunen die Mehrzahl der Arten mit einander gemein ha- ben, sind zwar manche Formen bisher nur im Osten oder im We- sten vorgekommen; indess ist es möglich, dass diese Verschiedenheit zum Theil von den lokalen Bedingungen, welche hier die Bildung sandiger, dort mergliger Ablagerungen hervorriefen, also nur von Faciesverhältnissen, abhängig ist. Wie sich nun aber auch die wich- tige Frage über das Verhältniss, in welchem die östlichen und west- lichen oberen Kreidebildungen in der Provinz Sachsen zu einander stehen, entscheiden mag, die Thatsache, dass der beregte Unterschied 420 in ihnen stattfindet, zusammengehalten mit den Erscheinungen, welche in älteren und jüngeren Formationen obwalten, bleibt jedenfalls sehr bemerkenswerth. Indem wir sehen, wie sandige, thonige und kal-, kige Bildungen, die in der Aufeinanderfolge der Formationen mit ein- ander zu wechseln pflegen, hier lange Zeit hiudurch vorherrschend in dem einen oder andern Gebiet sich entwickelten, werden wir dar- auf hingeführt, eine und dieselbe Ursache von langer Dauer zur Er- klärung eines solchen Verhaltens anzunehmen. Fragt man, welches diese Ursache gewesen sein könne, so liegt die Vermuthung nahe, dass zwischen den paläozoischen Gesteinen Magdeburgs und des Har- zes während des Absatzes der Flötzgebirgsarten eine nach Südost geschlossene Bucht vorhanden gewesen sei, wie auch aus anderen Gründen wahrscheinlich wird, und dass die Sandmassen sich vorzugs- weise in dem inneren, südöstlichen Theil der Bucht ablagerten, wäh. rend weiter westlich, wo dieselhe gegen das hohe Meer geöflnet war, sich Bildungen von weniger littoralem Charakter absetzten. Nur tem- porär wurde dieser Bildungsgang durch besondere Bedingungen unter- brochen, wovon die Beschaffenheit des Pläners in dem östlichen Di- striet und das Vorkommen einzelner Sandsteinbildungen ım westlichen Beispiele liefern. Es kann nicht unerwartet sein, da, wo beide Di- striete sich berühren, Schichtenfolgen anzutreffen, in denen beide Ausbildungsweisen auf das Maunigfachste mit einander wechseln. (Har- zer Bericht 1856.) Weichsel, die Verhältnisse des Rothliegenden, Porphyrs und des Steinkohlengehirges am Valerstein bei Neustadt unter dem Hohnsteine. — W. erläutert diese Ver- hältnisse an einem Durchschnitte von WSW nach ONO, auf welchen von oben nieder folgen: 1, Quarzfreier rother Porphyr gleich O. dicht an Neustadt den Knik und den St. Petersberg bildend. 2. Zehn bis 20 Grad SW unter diesen Porphyr einfallend ausgezeichnet geschich- tete Gesteine des Rothliegenden: brauner, weisslleckiger, schiefriger z. Th. mergliger Thonstein, in dünnen Lagen lıcht grünlich grau und braunrotlier Sandstein, in feinsten Sandsteinschiefer übergehend. 3, Der Porphyr des Steinhages und der Heinrichsburg wie Nr. 1. mit scheinbarem 8 bis 100° SW fallenden Schichtenabsonderungen, im Streichen und fallen ganz Nr. 2. parallel; nächst diesem ganz locker und zu Porphyrgrus zerfallend und wieder mit eben solchen Schicht- absonderungen. 4. Im Liegenden dieses Porphyrs unzweilelhalt wie- der Rothliegendes sehr ausgezeichnet mit 15 bis 209 SW fallen als Sandstein, Sandsteinschiefer, Thonstein und Conglomerat. 5. Das Steinkohlenflötz mit dem gewöhnlichen Schieferthon im Dache und in der Sohle. 6) Conglomerate unmittelbar darunter zuerst grobes von Kieselschiefer, Thonschiefer, Hornstein, Grauwacke, Quarz elc., dann freies gelbgraues, darunter gelbbrauner geblasster Schiefer, gelbgrauer Sandsteinschiefer und ganz grobes Kieselconglomerat. Hie- nach kann W. den Porpbyr und die Kohlenschiefer nicht vom Roth- 421 liegenden trennen und am allerwenigsten sei der Porphyr feurig flüs- sig aufgestiegen. (Ebenda 40.) Cook, über das Sinken der Küste von New Jersey. — An dieser Küste sind Bäume und Baumstümpfe im Boden vergra- ben, welche unzweifelhaft an derselben Stelle gewachsen sind. An manchen Punkten zählt man deren Tausende und findet sie tief in den Sümpfen längs der Ufer des Delaware und an mehren Orten der atlantischen Küste. An der Raritenbai blieben sie nur bei sehr nie. driger Fluth unbedeckt. Da diese Stämme ganz wie [rische, kürzlich gelällte aussehen: so werden sie als Bauholz in den Handel gebracht. Einiger jetzt unter dem Niveau der hohen Fluth liegende Stämme erinnert sich die jetzige Generation noch als lebender Bäume, Bei Salem befindet sich an der Stelle eines elımals dicht bewaldeten Land- striches eine der Fluth ausgesetzte Wiese und ein Besitzer verlor dureh das Vorschreiten der Fluth wenigstens 1000 Acker Waldung. Bei Cap Barnegat liegen ganz kürzlich gelällte Bäume schon unter Wasser. Die Raschheit des Sinkens zeigt sich an den Wiesen, die früher durch Deiche mit Schleusen vor der Fluth geschützt waren, jetzt aber überschwemmt werden, indem die Schleusen 3— 4° unter der Fluthhöhe liegen. An verschiedenen Mühlen sind sehr genaue Messungen über das Steigen des Wassers angestellt. Lynk meint je- doch dass diese Erscheinungen nicht in einem allgemeinen Sinken der Küste sondern in localen Veränderungen ihren Grund haben als in Einsinken durch eigene Schwere und in Wegwaschen des Sandes und Forshey bestätigt dies durch Beobachtungen im Mississjppithale, die aber C. für verschiedene erklärt. (Petermanns geogr. Mittheil. X. 380.) . Whitlesey, Niveauveränderungen der grossen NAmerikanischen Seen. — Aus Beobachtungen seit 1838 am Erie- und Obern See angestellten Beobachtungen schliesst W., dass 3 verschiedene Fluktuationen vorhanden sind. Erstens ein allgemei- nes Steigen und Fallen, das sich über einen langen Zeitraum ausdehnt und keine regelmässige Periodicilät zeigt. Zweitens ein jährliches Steigen und Fallen und drittens eine locale zufällige und unregelmäs- sige Fluktuation von wenige Zolle bis einige Fusse und 20 Minuten bis 24 Stunden anhaltend. Die seculäre Fluctuation ist nicht genü- gend erklärt, vielleicht hat sie ihren Grund in der wechselnden Re- genmenge im Stromgebiete der Seen und in der herrschenden Wind- richtung. Der Unterschied im Wasserstande beträgt für den Eriesee 4‘5“ im Mittel, im Maximum 7. An den Ufern des Huron- und Michigansees hat man Beweise, dass die grössten Fluctuationen 19° erreichten. Die jährlichen Wechsel sind im Allgemeinen nur 11),‘. Das Volk glaubt irrthümlich an eine 7jährige Periode des Steigens und Fallens. Die Berichte zeigen Perioden des Steigens bis zu 19 Jahren, nicht eine einzige von 7 Jahren. Der höchste Wasserstand im Obern See fällt auf September und October, im Erie. und Onta- 422 riosee auf Juni, der niedrigste überall in Februar und März. Das hat in den klimatischen Verhältnissen seinen Grund. Die kurzen Wel- len bei vollkommen ruhigen Wetter in Pulsationen zu 41/, Minuten sind dagegen sehr schwer zu erklären. (Ebenda 382.) Sir Charles Lyell, Geologie oder Entwicklungs: geschichte der Erde und ihrer Bewohner. Nach der 5. Auffage des Originales vom Verf. umgearbeitet. Die Uebersetzung durchgesehen und eingeführt von Cotta. I. Bd. Mit 532 Abbilden, Berlin 1857. 8% — Lyells Geologie hat in ihren verschiedenen Auflagen durch die ausgedehnten Untersuchungen des Verf.s einen we- sentlichen Einfluss auf die Fortschritte der Geologie ausgeübt, durch ihre verständliche und anregende Darstellung derselben eine erhebli- che Zahl von Freunden und Verehrern zugeführt und beiden Zwecken genügl sie auch in der vorliegenden vielfach verbesserten und erwei- terten Auflage. Der Inhalt dieses I. Bandes zerfällt in 20 Kapitel, von der Verschiedenheit der Gebirgsmassen, den sedimentären insbe- sondere, den Werth der Versteinerungen, der Bildungsweise, der Er- hebung der Schichten, der Abschwemmung, dem Alluvium, der Chro- nologie der Gebirgsmassen, Altersbestimmung, Eintheilung der tertiä- ren, specielle Darstellung dieser, dann der Kreide und des Wealden. Die tertiären Gebilde classifieirt Lyell hier in folgender Weise. Postpliocäne Formationen, wohin alle seit dem Auftreten des Men- schen entstandene Ablagerungen und die diluvialen mit Mammut und Mastodon gehören. Zu den ältern pliocänen Bildungen stellt er den Red- und Corallinenerag, der 5l bis 85 pCt. lebende Conchylienar- ten liefert, die Schichten um Antwerpen, in der Normandie bei Va- lognes, die subapenninischen Schichten, die sieben Hügel Roms, die Aralkaspische Formation. Die Reihe der miocänen Bilduugen begin- nen die Faluns der Touraine, die entsprechenden Schichten von Bor- deaux, der Bolderberg in Belgien, die von Beyrich hiehergezogenen Ndeutschen Schichten, das Wiener Becken, der Superga bei Turin, einzelne Partien der Schweizer Molasse, die Sivalik-Hügel. Als ältere miocäne reihen sich daran die Limburger Schichten (Rupelien und Tongrien), der Septarienthon von Hermsdorf, das Mainzer Becken, die Braunkohle Deutschlands, die Insel Wight, der Sandstein von Fon- tainebleau, Puy de Dome, der Indusienkalk, Bordeaux, Aix, Nebraska. Die eocänen Bildungen beginnen das Londoner und Hampshirer Bek- ken, die Bagshot und Brakieshamschichten, darunter der eigentliche Londonthon und die Schichten von Kyson, dann der Gyps des Mont. martre, die europäisch - asiatischen Nummulitengebilde und Alabama. Die deutsche Bearbeitung ist leider von einem mit dem Gegen- stande nicht hinlänglich vertrauten Uebersetzer angelerligt, was be- sonders, hinsichtlich der Namen und Terminologie unangenehm aul- fällt. Da haben die Schneckengehäuse ‚Mäuler‘‘ statt Mündungen!, da steht Brown statt Bronn, Deinatherium, Rinconella (Rhynchonella) und viele andere Schreib- und Druckfehler. Die Schneckenmäuler 493 und dergl. hätte der Herausgeber bei der Durchsicht der Uebersetzung doch wohl cassiren sollen. J. Roth, der Vesuv und die Umgebung von Neapel, Eine Monographie. Mit Tafeln und Holzschnitten. Berlin 1857. 8°. — Wir haben aus diesem schätzenswerthen Buche schon im vorigen Hefte eine oryctognostische Mittheilung gebracht und geben unsern Lesern nun eine kurze Inhaltsanzeige des Ganzen. Die Einleitung bringt Topographisches und eine Uebersicht der vulkanischen Erschei- nungen dann folgt die Geschichte der Vesuvausbrüche bis 1750 nach Scacchi und die Vesuvliteratur, die Ausbrüche von.1751 bis 1839, die Besteigung am 26. Januar 1842 von L. Pilla, weitere Excursio- nen im J. 1833 und 1834, der Ausbruch am 1. Januar 1839, die Veränderungen am Vesuv von 1840 bis 1850, der Ausbruch im J. 1850 und die Erscheinungen bis 1855, der Ausbruch im Mai 1855, die Geschichte des Kraters von 1749 bis 1839, die Flammen der Vulcane, die Analysen der Laven und Mineralien, die durch Subli- malion entstandenen Silikate, die fossile Fauna, Höhenmessungen, Vesuvliteratur von 1750 bis 1856, endlich das pflegräische Gebiet. Damit empfehlen wir das Buch angelegentlichst denen, welche den Vesuv besuchen und denen, die sich überhaupt mit vulcanischen Er- scheinungen beschäftigen oder nur dafür interessiren. J. Marcou, Lettres sur les roches du Jura et leur distribution geographique dans les deux Hemisphe- res. Premiere livraison: les Monts et l’Angleterre. Paris 1857. 8°. — Der Verf. hat seine Thätigkeit vorzugsweise den jurassischen Bildungen zugewandt und diese Briefe fördern im Verein mit Oppels und Quenstedis Arbeiten über denselben Gegenstand wesentlich unsere Einsicht in die schwierigen und z. Th. sehr verworrenen Verhältnisse dieser Formation. Wir behalten uns vor über Einzelnes aus dem rei- chen Inhalte gelegentlich specielle Mittheilungen zu geben, F. Senft, geognostische Beschreibung der Umge- send Eisenachs. Eisenach 1858. 8° Mit Karten. — Verf. sränzt zuvörderst sein Gebiet ab und übersichtet die auftretenden Formationen und Felsarten, dann unternimmt er Wanderungen in das Gebiet der einzelnen Formationen, in den Urschiefer mit Granit, Dio- rit und Felsitporphyr, in die Steinkohlenformation mit ihren Melaphy- ren, in das Rothliegende, den Zechstein, bunten Sandstein, Muschel- kalk, Keuper und Lias. Alle Formationen werden nach ihrer Ver- breitung und Constitution beschrieben, wodurch sich das Schriftchen besonders für diejenigen empfiehlt, welche in der Gegend um Eise- nach Excursionen machen wollen. / _ Oryetognosie. Grailich, Bestimmung der Krystalle nach der Neumann-Millerschen Projection. — Es em- pfiehlt sıch diese Methode besonders für solche Krystalle, welche sich der gewöhnlichen vorläufig allgemeinen Entwicklung der Kombinations- 424 und Zonenverhältnisse durch‘ Kleinheit und Verzerrtheit der Dimen- sionen und rudimenlären Zustand der Flächen und Kanten entziehen. Das ganze Verfahren beruht darauf, dass gleichzeitig mit der Messung die Zonenentwicklung durchgeführt und aus dem durch Beobachtung: also festgestellten Bilde erst die stereometrische Figur abgeleitet wird; also umgekehrt wie bei gewöhnlichen Verfahren. Gr. mass auf diese Weise eine Reihe von Salzen, welche bei jeder andern Bestimmungs- weise erhebliche Schwierigkeiten boten z, B. einige der von K. v. Hauer dargestellten vanadinsauren Präparate. Das Verfahren empfiehlt sich aber auch für wohlausgebildete Krystalle, da hiebei von vorn- herein jede theoretische Ansicht über das Krystallsystem ausgescllos- sen und bloss das Thatsächliche des Zonenzusammenhanges aufgesucht wird. Bei einiger Uebung liest man aus den Miller- Neumannschen Bildern besser als aus irgend einer parallelperspectivischen Projection alle Verhältnisse der Dimensionen. ab und Berechnung und Anschauung finden gleichmässig bequeme und sichere Anhaltepunkte. (Jahrb. geol. Reichsanst. VII. 378.) Haidinger, über Brückes Gypsabgüsse von Feld- spathkrystallen. — Brücke fertigte nach den Feldspathkrystal- len seiner reichhaltigen Sammlung Gypsabgüsse und härtete dieselben mit Stearinsäure. Sıe erhalten durch diese Behandlung nahezu das Ansehen von Stealit und stellen begreiflich sehr genau die Formen dar — man könnte sie als künstliche Gypspseudomorphosen nach Feldspath betrachten. Brücke erbietet sich die ganze Sammlung zu dem Preise von sechs Friedrichsd’or zu liefern, aber auch einzelne Abgüsse abzugeben. Die Sammlung ist sehr reich sowohl an Zahl als an krystallographischem Interesse namentlich sind die Zwillinge, Drillinge, Vierlinge nach allen Verwachsungsgesetzen in grosser Man- nichfaltigkeit vorhanden. Die meisten stammen von Hirschberg in Schlesien, doch ist auch das Fichtelgebirge, Thüringen u. a. 0. ver- treten. (Ebenda 835.) Gutberlet, die Abkunft des Goldes. — Nach Mitthei- lung mehrer interessanter Beobachtungen und Erörterung darauf be- züglicher Ansichten gelangt Verf. zu folgenden Resultaten. Das Gold kommt ausser im gediegenen Zustande und als Schwelelsalz, welche Verbindung Verf. als solche nachweist, noch in einer seilher unbe- kannten Weise vor. In dieser letzten bildet das Gold höchst wahr- scheinlich z. Th. den basischen Bestandtheil, weit mehr aber einen Theil der Säure von im Wasser schwach löslichen Silikatzwillingssal- zen, deren Basen die Alkalien und vorzüglich auch Kalkerde, Mag nesia und z. Th. Eisenoxydul sind. Es theilt also wenigstens einen Theil desselben in seiner ersten geologisch nachweisbaren Existenz den oxydirten Zustand .mit so vielen Metallen und unterscheidet sich von letzten insofern wesentlich, als die Natur die Mittel zu seiner Reduction selbst liefert und diese wie bei allen sogenannten edlen Me- tallen ohne Vermittlung des Menschen bewirkt. Die Reduktion des 425 Goldes geschieht durch Einwirkung der Erzeugnisse des Thier- und Pflanzenlebens wie es scheint an der Oberfläche oder in nicht grosser Entfernung unter derselben z. Th. bei durch Insolation erhöheter Tem- peratur, auch wohl durch unmittelbare Einwirkung des Sonnenlich- tes. Wäre die Beobachtung in den Sibirischen Seifen ein Beweis, dass der Process dort nicht bis in die Tiefe des gewonnenen Sandes eindringe® Genügt die Region der mitllen Jahrestemperatur zu dem- selben nicht oder reicht der Wärme- und Lufteinluss der Sonne nicht bis in jene Gruben hinab? Sollte ferner nicht das häufige Vor- kommen gediegener Metalle überhaupt an der Oberfläche oder in ihrer Nähe in den angeführten Processen wenigstens z. Th. seine Erklä- rung finden? Diese vom Verf. besprochene Ausscheidung des Metalls beschränkt sich nicht auf die Gegend seines Sitzes in festem Mutter- gestein, sondern dauert auch überall noch da fort, wohin letztres vor gänzlicher Zersetzung translocirt wird. Ebenso geht die Bildung der Goldalluvionen u. s. w. im Ganzen ihren stillen Gang ohne ÜUnter- brechung auch heute noch fort, Das Gold kann in den Schwefelkie- sen nur als Schwefelgold und zwar als Schwefelsäure enthalten sein, (Bronns neues Jahrb. 513— 531.) v. Reichenbach, der Meteorit von Hainholz. — Der Stein war nicht verwiltert, sondern vollkommen gut erhalten, liess sich nur mit Steinmeissel und schweren Hammerschlägen bear- beiten, besitzt natürliche Ablosungen, sonst aber ist er rein und fest, dunkelgrün, z. Th. schwarzgrün. Auf den Ablosungen sieht man ei- genthümliehe Kugelschalen und kugelartige Knollen. Letztere von der Grösse einer Haselnuss lassen sich unversehrt herauslösen, auf dem Schnitt sind sie schwarzgrün und dicht, nehmen hohe Politur an, von olivinarligem Aussehen, aus dem Innern flimmernd. Sie bilden Me- teoriten in dem Meteorit. Er ist der reichste an regulinischen Eisen, das über die Hälfte ausmacht und reichlich mit Schweleleisen durch- mengt ist. Er schliesst auch zahlreiche und grosse Krystalle ein bis haselnussgrosse, ja bis 13/4" breit, die auf-.dem Bruche heller und dunkler grün sind. (Pogg. Annal. 1352. CI. 311— 313.) G. Leonhard, Realgar und Auripigment im Muschel. kalk bei Wiesloch. — Im Muschelkalkdolomit bei Ubstadt fin. den sich ausser Bilterspathrhomboedern talelartige Krystalle von Baryt- spath, krystallinisch blättrige Zinkblende, eingewaschene Bleiglanzkry- stalle, Bleivitriol, erdiger Malachit, krystallinische und erdige Kupfer- lasur, Kupfergrün, Wad und Asphalt, Neuerdings lieferte nun der obre dichte Muschelkalk bei Wiesloch Schwefelarsenik. Däs Realgar erscheint in krystallinischen nadelförmigen Partien schön morgenroth, das Auripigment in kugelförmigen Theilchen concentrisch schalig und orangegelb. (Bronns neues Jahrb. 549 —551.) Burkart, Quecksilbervorkommen in Californien. — Die dieses Vorkommen abbauenden Gruben liegen in der Küsten- kette S. von San Francisco bei Neu Almaden. Serpentin und Trapp 426 bilden einen grossen Theil des Hügels, in welchem die Erze vor- kommen. Jedoch tritt in der Nähe auch Thonschiefer mit Hornstein in sehr geknickten und gebogenen Schichten auf, welche silurisch zu sein scheinen, Die Quecksilbererze scheinen in mehren Einlagerungen von linsenförmiger Gestalt zwischen den Gesteinsschichten vorzukom- men, aber auch in Schnüren und Trümcehen das Gestein zu durchset- zen, während zahlreiche Trümmer von Kalkspath Gestein und Erzla- gerstätlen durchschwärmen und die Erztrümchen verwerfen. Auch zeigen sich häufig Drusen mit Kalkspatlikrystallen ausgekleidet, in de- nen Bitumen in Höhlungen und in kleinen Kügelchen sich findet. Das Quecksilber tritt als Zinnober in mehr minder derben Massen auf, ist sehr glänzend im Bruch, 'bald lichter bald dunkler von Farbe, Die Ausdehnung der Erzlagerstätten lässt sich noch nicht überschauen. (Niederrhein. Verhandi. Bonn 1856. Januar 3.) v. Zepharovich, die Erzlagerstälten im Ljupkova- thale des illirischbanater Grenzbezirkes. — Z. fand in dem Thale des Oraviczamarebaches, der bei Dolreja Ljupkova in die Donau fällt, eine neue und zwar die südlichste Localität des Syenils, an welchen Eisen und Kupfererze gebunden sind. Das Gebirge bei- derseits des Baches ist weisser dünnschiefriger Glimmerschiefer mit NS. Streichen und W. Fallen. Gangförmige Massen von Pegmatit und Quarz durchsetzen denselben. Syenit aber ist der Erzträger. Der- selbe setzt ganglörmig mit N. Richtung auf und erscheint zuerst am rechten Ufer des Baches. In der Nähe der Erzmassen führt er viel Pyrit eingesprengt. In der Liliesch ums$chliesst der Syenit unregelmäs- sige Trümmer von weissem zuckerkörnigen bis grauen fast dichten Kalkstein, der von derbem Granat ringsum eingefasst ist. An der Gesteinsscheide nun setzen die Erze auf als starke Bestege in den Granat wie in den Kalkstein sich trumartig verzweigend, und zwar Eısen- und Kupferkies. Im Purkargebirge fehlt der Kalkstein, der Granat allein bildet hier im Syenit Gänge und an seiner Gränze er- scheint Brauneisenstein und Magneteisen. Der Liliesch liefert schöne mosslörmige Gebilde von braunem Glaskopf, Krusten von Allophan, derbes Kupfer- Eisen- und Magneikies, Am jenseiligen Gehänge im Purkarthale setzen im Glimmerschiefer plattenförmige Eisenerzmassen auf, an einer andern Kelte findet sich goldhaltiger Arsenikkies auf Quarzgängen, bei Altschopot im schwarzen Thonschiefer Magnetkies und Kupferkies, (Oesir. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen V. Nr. 2.) Lipold, das Vorkommen von Bleierzen im SO Theile Kärnthens. — Dasselbe ist an die alpinen Kalksteine gebunden und zwar an die jeden Alters. In den obern Gailthaler Kalken der Steinkohlenformation ist eine Bleierzlagerstätte mit Zinkblende nächst der Grube im Ramnitscheig Graben bei Eisenkappel im Aufschluss be- griffen. In den Guttensteiner untertriasischen Kalken gehen die Blei» bergwerke von Topla in der Oswaldigrube bei Schwarzenbach um und 8 427 sind in denselben an mehren andern Punkten Bleierzausbisse bekannt. Der grösste Theil der Bleibergwerke in dem langen Gebirgszuge vom Ursulaberge an der steiermärkischen Gränze über den Petzen. und Obirberg bei Windischbleiberg befindet sich in den obertriasischen Hallstätter Kalken, daher auch die wichtigsten Bleibergwerke wie die tiefern Gruben in Windischbleiberg, an den Gehängen des Obir, in der Zaucher, des Pelzengebirges, von Mies, Jankouz u. a. in diese Gruppe gehören. In den unterliasinischen Dachsteinkalken liegen die höhern Gruben des Windischbleiberger Bleierzrevieres und die am grossen Obir. ‘Nur in den Guttensteinerkalken ist das Auftreten der Bleierze ein gangarliges und die Gänge werden durch zusetzende Kreuzklüfte veredelt, in allen übrigen sind es wahre Lager, welche sich als förmliche Kalksteinscehichten mit mehr oder minder reich ein- gesprengtem Bleierz darstellen. Diese Lager oft mehre Klafter mäch- tig werden in den Hallstätter Kalken fast durchgehends entweder un- mittelbar oder in geringer Entfernung von schwarzen theils sandigen Schiefern und petrelaktenreichen Knollenkalken überlagert, welche den Bleiberger und Cassianer Schichten entsprechen. Auch die Lager in der Trias und dem Lias werden durch Klüfte aus den Kalksteinschich- ten insofern veredelt, dass in diesen Spaltenräumen der grösste Erz- adel und die reichsten Stufferze gelunden werden. Da diese Klüfte oder mit Erzen ausgefüllten Spaltenräume in der That die Gebirgs- schichten durchkreuzen: so wurden dieselben Gänge genannt und 9a- ben zu der Annahme Veranlassung, dass das Auftreten der Bleierze in diesem Gebirgszuge ein gangarliges sei. In Wahrheit aber sind es Lager, die sogenannte Gänge sind einer viel spätern rein mechanischen und noch immer, fortschreitenden Bildung, welche darin besteht, dass durch die nach Klüften eindringenden Atmosphärilien und Wasser eine Auflösung und Zerstörung der Kalkschichten somit auch der Erzfüh- renden Lager erfolgt. Es werden die eingesprengten Nester, Putzen und Bleiglanzkörner lose und füllen oft allein oft gemengt mit noch nicht aufgelösten Kalksteinstücken oder auch nur mit ockerigem Schlamm die unter der erzführenden Kalksteinschicht befindliche Spalte und zwar stels in abgerundeten oder doch enteckten Körnern aus. Wo- hin der auflösende Strom leichter vordrang, da erfolgte die Ausfül- lung des durch Auswaschung entstandenen leeren Raumes mit den Resten von Bleierz, Kalk und Schlamm, daher ein sackähnliches Nie- dergehen soleher 'erzreichen Spalten nicht selten ist. Diese Auffas- sung der Verhältnisse ist für den praclischen Bergbau von grosser Wichtigkeit. (Jahrb. geol. Reichsanst, VII. 369 — 371.) Ch. A. Wetherill, die Erzlagerstätten bei Mar- quette. — Die Ausstellung ungeheurer Massen von gediegenem Metall aus den Kupferbezirken von Lake Superior hat die öffentliche Aufmerksamkeit in so hohem Grade beansprucht, dass darüber eine nicht minder staunenswerthe Niederlage von Eisenerzen, welche ohne Uebertreibung den Eisenbedarf der ganzen Erde auf ein Jahrhundert 428 “ # hinaus zu decken vermöchte, kaum einige Beachtung gefunden hat. Der gegenwärtige Mittelpunkt der Thätigkeit für den Eisenbezirk vom Lake Superior und zugleich der künftigen Erz- und Metallausfuhr ist das wohlhabende Dorf Marquette mit nur etwa 500 Einwohnern im Bezirk XXV. in W. vom Meridiane von Michigan. Als Everett sich im J. 1845 daselbst ansiedelte, bestand noch völlige Wildniss und erst 1849 liessen sich einige Ansiedler nieder. Der Hafen ist gut. Das Gestein, in welchem strichweise die Eisenerze eingelagert sind, ist ein krystallinischer Schiefer, bei Marquette beginnend, dann auf eine Strecke von 150 Meilen sich etwas nach 8, biegend. Man ver- muthet, dass er sich bis zu den Afretteninseln am NEnde des Lake Superior erstreckt, wo man Spuren seines Vorkommens beobachtet hat. Das Erz ist Eisenglanz, in grösserer und geringerer Menge durch die ganze Schieferzone vertheilt, hie und da in grossen Stöcken oder Hügeln, anderwärts in kleinen Nestern. Die Breite der eisenführen- den Zone wechselt zwischen 4 bis 30 Meilen. Das wichtigste bisjetzt bekannte Erzausbeissen ist am Jacksonberg, etwa 11!/, Meile W. von Marquette. Die eisenführende Zone ist hier 1000° breit und fast ®/y Meilen lang, sie erhebt sich hügelartig zu 250. über die Umge- bung und 900° über den Spiegel des Sees. Gegen W. hin ist ein steiles Aufsteigen von 50‘. Das Erz an der OSeite der Zone in einer Teufe von 500-—-800° ist feinkörnig und von knolliger Gestalt, wei- ter W. ist es in einer Teufe von 1000’ faserig und schiefrig und bei 800’ Teufe fein- oder grobkörnig. An eben dieser Stelle trilt es in solcher Menge auf, dass es dem Gesteine den Character eines ei- genthümlich geologischen Gebildes etwa wie Trappgestein aufdrückt. In den Sectionen X Xl gegen W. quer über die Clevelandberg ist das Erz minder rein als am NEnde, wo es vorzüglich schön auftritt. Neuerliche Untersuchungen an Ort und Stelle haben erwiesen, dass der Erzvorräth in der eben erwähnten Erhöhung nicht so bedeutend ist als man ursprünglich glaubte. Die Erhöhung ist zwar nicht eine einzige campakte Masse von Eisenerz, doch immer noch reich genug um auf eine lange Reihe von Jahren hinaus jeden Bedarf vollständig zu decken. Es hat den Anschein als wäre das Erz in einem halb- flüssigen Zustande aus einer die Erhöhung durchbreehenden Spalte em- porgedrängt und von allen Seiten über’ das ältere Gestein ausgegos- sen worden, so dass das Ganze sich allerdings auf den ersten Anblick als eine compakte Erzmasse darstellen konnte. Unmittelbar im N. der Clevelandgrube und im SW Viertel der Section II. liegt die Col- linigrube mit einem ausgedehnten und reichen Erzausbeisser. Eine andere wichtige Localität ist der Burisberg W. von der Collinsgrube, ausserdem finden sich zahlreiche Ausbisse im Umkreise von 3 Meilen um die Clevelandgrube. Unerschöpfliche Vorräthe sollen 30 Meilen W. am Michigansee, besonders an dessen S. und SW Ufern vorhan- den sein. Die Lakesuperiorgrube gränzt gegen W. an die Cleveland- grube und ist selbst gegen S. durch die Peninsulargrube begränzt, Alle diese Massen von Eisenerz schienen nach Art der Trappgesteine # Pen in halbflüssigem Zustande aus dem Innern gegen die Oberfläche em- porgetrieben worden zu sein, Hie und da ist das Erz ungewöhnlich, fast vollkommen rein. Die guten Erze der Jacksongrube enthalten 96 'Eisenoxyd, 2%/, Thonerde und Wasser, 1°/, Kieselerde und schwa- che Spuren Mangan; von Schwefel, Nickel, Phosphor keine Spur, Das Ausbringen an Roheisen ist 55 pCt., das an Stabeisen 45 — 50 pCt, Das Erz wird mebr, durch Tagebau als durch eigentlichen Berg- bau gewonnen, die Tonne mit 1 Dollar an Ort und Stelle bezahlt. — Die Gewerkschaft Eureka in der Nähe von Margquette hat einen Be- zirk von 250 Akres Flächeninhalt erworben. Hier brechen die Hä- matite in Schiefer auf einem von NW nach SO streichenden und sehr steil nach ©. verflächenden Gang. Dies. steile Verflächen hält von Tag abwärts einige Fuss an, in grösserer Teufe erweitert sich der Gang allmählig.. Nach Wurz’s Analyse enthält dies Erz 71,16 Eisen- oxyd, 0,50 Thonerde, 21,52 Kieselerde, 0,05 Kalkerde, 0,10 Bit- tererde, 2,35 Wasser, 1,30 Salzsäure, Spuren von Nickeloxyd und Phosphor. Das ausgebrachte Eisen hat ein spec, Gew. von 7,804. (Jahrb. geol. Reichsanst. VII. 775 — 779.) Hochstetter, Aragonit im Basalttuff bei Maschau. — Neben vielen Adern und Schnüren feinfaserigen schneeweissen Aragonits .kommen bei Maschau auch grosse kugellörmige Concretio- nen slängligen Aragonits von 3—4' Durchmesser vor. . Die einzel- nen Stengel oft bis 1° dick, wasserhell, weingelb, violett, laufen radial von einem Mittelpunkt gegen die Peripherie der Masse. Je- der derselben ist nach dem Zwillingsgesetz der Biliner Aragonite aus zahllosen dünnen Krystallplatten zusammengesetzt und zeigt die be- kannte Zwillingsstreifung. Wo bei zwei nahgelegenen Mittelpuncten die Strahlen sich kreuzen, da erscheinen sie nicht selten auch mit auskrystallisirten Enden. (Ebenda 166) r Haidihger, Kieselpisolith bei Przibram. — Das Stück stammt von einem losen Blocke im Walde zwischen St. Benigna und Obetznitz und besteht aus gelbem und rothem Eisenkiesel und zwar letztrer in Kugeln von 21/, — 3°" Durchmesser, in ersteren ein- gewachsen. Die Kugeln sind aus dem Mittelpunkte excentrisch strah- lig, jeder einzelne Strahl ist ein individueller Krystall und geht für sich in die Masse des gelben Eisenkiesels über, der auf diese Weise ebenfalls excentrisch strahlig ist und den übrigen Raum beinah voll» ständig ausfüllt. Es bleiben nur noch hin und wieder kleine Drusen- räume, in welchen Quarzkrystalle von etwas reinerer Grundmasse die Krystallisation des Kernes von Eisenkiesel umfassen und in welchen z. Th. selbst eingeschlossen in den durchsichtigen Quarziheilchen ganz feine Flimmern von Eisenoxyd, Eisenrahm, abgesetzt sind. Der Ku- gelkern des rothen Eisenkiesels aber ist eine obere 1‘ Durchmesser haltende weisse Kugel mit beinah glatter Oberfläche aus concentri- schen 1/5" dicken Schalen bestehend, ebenfalls kieseliger oder quar- ziger Natur, aber aus feinen chalcedonarligen Absätzen gebildet, im 29 430° Innern zuweilen noch ein feines Eisenglanztheilchen. So auffallend schön nun die Stücke sind: so versprechen sie auch bei einem ge- nauerem Studium ebenso wichtig für die Iheoretischen Schlüsse zu wer- den, welche man auf die Bildung wird ziehen können. Gewiss ge- schah die Krystallisation des Eisenkiesels bei einer Temperatur, welche gerade der Gränze der möglichen Existenz bei übrigens gleichen Ver- hältuissen von Eisenoxyd oder Eisenoxydhydrat entspricht, nur wenig diesseits und jenseits und das letzte war bereits in pulveriger Gestalt in der umgebenden noch nicht krystallisirten Kieselmasse etwa als trübe Kieselgallerte enthalten. Die erste Absonderung von Festem bei höherer Temperatur war farblos, dann folgte der rolhe Eisenkiesel gelärbt von wasserlosem Oxyd, sodann der gelbe gefärbt von Oxyd- hydrat beide rasch gebildet, so dass die fremdartigen Theilchen nicht ausgeschieden werden konnten, endlich die allmählige Krystallisation des reineren Quarzes und abgesondert des Eisenglanzes. Ein zweites Stück ähnlicher Art wurde in einem Hypersthenit oder Diabas bei Kostobentz in Schlesien gefunden. (Ebenda 194.) C.Bergemann, Mineralanalysen. — B. erhielt von Burckhart eine Suite mexikanischer Silbererze besonders von der be- rühmten Grube Ramos zur Untersuchung. Dieselben nähern sich mehr weniger dem Buntkupfererz, aber schon das Ansehen deutet auf eine verschiedene chemische Zusammensetzung. Krystalle und selhst kry- stallinische Theilchen fehlen allen Proben, ihr spec. Gewicht wechselt von 5,0 bis 5,476, die Härte meist 3, Farbe und Glanz im Allge: meinen wie bei Buntkupfererz; einige Proben zeigten im frischen Bruche Fettglanz, an der Luft halten sie matlles Ansehen und eine ins Blau- graue gehende Farbe. Vor dem Löthrohre wie Buntkupfererz. Auch die Analyse weist als Hauptmasse Buntkupfererz nach, mit mehr we- niger Silbergehalt. Eine Probe ergab 2,58 Sılber, 11,79 Eisen, 62,17 Kupfer, 23,46 Schwefel. Andere Proben mit höherem spec. Gew, enthielten viel mehr Silber, eine sogar 91,80 Sılber, 65 Kupfer, 3,50 Eısen, 14,74 Schwefel. Das Silber ist vorherrschend in regu- linischem Zustande in dem Erz vertheil, Die Sılbererze von der Grube Cristo San Andres Chalchicomula sind ein dunkles Fahlerz mit nur Spuren von Sılber und Arsenik, aber viel Antimon. — Mangan- blende von ausgezeichneter Reinheit kömmt mit. diesem Fahlerz vor, sie ist eisenschwarz, von mallem Ansehen, blättrig, nach den Wür- felflächen spaltbar, in frischem Bruche mit Glansglanz, im Pulver dun- kelgrün, spec. Gew. 4,036. Sie bildet reines Schwelelmangan ; näm- lich 62,98 Mangan, 36,81 Schwefel — Der Zinnstein. von Xeres in Mexiko war in der untersuchten Probe Holzzinn in nierenlörmigen Massen von bräunlichgelber bis dunkelbrauner Farbe und faseriger Textur, spec. Gewicht 6,862. Die Analyse ergab 89,427 Zinnoxyd, 6,628 Eisenoxyd, 2,215 Kieselsäure, 1,200 Thonerde. — Der Gra- menit von Menzenberg im Siebengebirge ist ein schön grasgrünes dem, Pinguit und Nontronit ähnliches Mineral. Krantz entdeckte dasselbe 431 a. a O0. ineinem Wackengange in den devonischen Schichten, wo es Trümer bildet mit schöner faseriger Struetur. Die Fasern gruppie- ren sich in dünne Lamellen. Es hat fettiges Ansehen, ist weich an- zufühlen, an der Zunge nur wenig haftend, Härte, = 1, spec., Gew. — 1,87. Vor dem Löthrohr wie Pinguit, beim Erhitzen im Glas- rohre bildet es eine dunkelbraune nicht zerlallende Masse mit viel Wasserabgabe. Säuren zersetzen das Mineral vollständig, aber schwie- rig, indem Kieselsäure in kleinen Schuppen abgeschieden wird, Kalk- und Natronlauge zersetzen es ebenlalls. Die Analyse ergab: Kieselsäure 38,39 Manganoxydul 0,67 Eisenoxyd 25,46 Biltererde 0,75 Thonerde 6,87 Kali 1,14 Eisenoxydul 2,80 Wasser 23,36 Kalkerde 0,56 10000 . Der Gramenit gehört zu der grossen Gruppe der durch Zersetzung von Feldspathmasse entstandenen Silicate, unterscheidet sich aber von den meisten durch seine Farbe und durch das die Thonerde ersetzende Eisenoxyd. Dem Nontronit steht er am nächsten. — Als Araeoxon beschrieb v. Kobe!l ein Mineral von Dahn im Lauberthal in Rhein- bayern auf Sandsteinklüften sparsam vorkommend. Er fand 48,7 Blei- oxyd und 16,32 Zinkoxyd nebst Arsensäure, Vanadinsäure und Phos- phorsäure. B. analysirte das Mineral von Neuem und erhielt 52,55 Bleioxyd, 18,11 Zinkoxyd, 10,52 Arsensäure. 16,81 Vanadinsäure und 1,34 Thonerde, Eisenoxyd und Phosphorsäure. (Neues Jahrb. f. Mineral. 393 — 399.) Palaeontologie. Hooker, Pflanzen im Kohlenbassin des Damudathales. — Die Kohlen stehen hier zu Tage an, aber werden in im Alluvium stehenden Schächten abgebauet. Ihr Alter ist ganz unbekannt und H.’s Untersuchung ihrer fossilen Pflanzen führte zu keinem Resultat. Er sammelte mehr als 30 Arten, von .denen MCleland die meisten der spätern Oolithperiode zuwies. Es sind meist Farren, einige angeblich dieselben wie “die in den Kohlenfeldern von Sind und Australien. H. kann jedoch nicht glauben, dass ein bota- nischer Beweis dieser Art genügt, um diese indischen Kohlenfelder in dieselbe Periode zu setzen wie die englischen und australischen, denn erstens sind die Conturen der Farrenwedel und deren Ader- vertheilung schwache Kennzeichen, wenn es sich auch nur um die Bestimmung noch vorhandener Gattungen handelt, um wie viel mehr aber wenn man fossile Fragmente danach bestimmen soll; zweitens sind Farren einer spätern Epoche soweit verbreitet dass eine Deber- sicht über dieselben über die Localität von welcher sie gekommen sein können, wenig Aufschluss gibt; und drittens wenn man den gros- sen Unterschied der geographischen Länge und Breite von Yorkshire, Indien und Australien in Betracht zieht: so kommt man zu dem na- türlichen Schlusse, dass diese Länder zu einer und derselben Epoche nicht eine ähnliche Vegetalion getragen haben können. In der That 29° 433 da man an Orten, welche in sehr verschiedenen Breitegraden liegen, folglich ein sehr verschiedenes Klima haben, einander ähnliche fossile Pflanzen findet: so ist diess bei dem jetzigen Stande unserer Kennt- niss eher ein Beweis gegen deren gleichzeitiges Bestehen als für das- selbe. Aber selbst wenn man (lie specifische Identität der in diesen Lagern vorkommenden Pflanzen für einen gültigen Beweis ihres gleich- zeitigen Ursprunges ansehen wollte: so findet sich in den vielen Shintnluhpen von Petrefakten, die H. untersuchte, kaum ein Exemplar aus irgend einer Epoche welches soweit erhalten wäre, dass sich die Species mit Sicherheit erkennen liesse. Die botanischen Beweise, welche die Geologen nur zu oft als Beweise einer specifischen Iden- tität annehmen, sind der Art, dass kein Botaniker ihnen für die Un- tersuchung noch existirender Pflanzen irgend einigen Werth beilegen würde. on Himalayan Journals (Leipzig) S. 4.) Schenk, ein in der Keuperformation bei Würz- burg lerne fossiler Farrenstamm. — Die Lager- stälte bildet der Keupersandstein hei Estenfeld und das Stück ist nur ein unbedeutendes Fragment, jedoch mit deutlichen Blattstielbasen, die der Verf. speciell beschreibt. Die Vergleichung führt auf Cordas Gattung Chelepteris und nennt Sch. die Art Ch. strongylopeltis, der er folgende Diagnose gibt: trunco humili adscendente epigaeo, 21/, crasso, foliorum eicatricibus remotlis orbieularibus 4— 5“ latis, pe- tiolorum faseiculo continuo hippocrepico, crura -depressionem levem fasciculo vasorum centrali signatam eingentia, Welche Wedel zu dem Stamme gehören möchten, liess sich noch nicht ermitteln, die häufige Taeniopteris maranlacea sicher nicht. ‚(Würzburger Verhandl. VIII. 212 — 216. Tf. 9.) Shumard, neue paläozoische Crinoideen aus dem W. und S. der Vereinten Staaten. — Dichoerinus kommt in Amerika nur im Kohlenkalk vor und zwar kennt Sh. bereils S Arten, von denen er hier als neu bescheibt D. cornigerus, D. sexlobatus und D, simplex. Ferner beschreibt er Actinocrinus multiradialus im Kohlenkalk von Illinois, A. Yandelli in den untersten Kohlenschichten von Louisville in Kentucky, Homocrinus polydactylus in der Hudsons- river Gruppe bei Richmond, und Poteriocrinus missuriensis (= P. longicaudatus), (Transact. Acad. St. Louis I. 71—80 ce. Tb.) Meek und Hayden setzen ihre Untersuchung der fossilen Conehylien des Nebraskaterritoriums fort mit folgenden neuen Arten, deren geologisches Vorkommen sie zuvor beleuchten: Natica Tuomyana, Bulla subeylindriea, Panopaea oceidentalis, Mactra formosa, M. War- renana, M, alta, Tellina subtortuosa, Venus eireularis, Cyiherea pel- lueida, €. Owenana, Lueina occidentalis, Hettangia americana, Car- dium speciosum, Nuchla obsolelesiriata, (ucullaea exigua, Mylilus subareuatus, Gervillia subtortuosa, Inoceramus pertenuis, ]. incurvus, Ostraea palina. Dann geben sie ein Verzeichniss aller von ilnen be- 433 schriebenen Nebraseenser Tertiär- und Kreideeonchylien. (Proceed. nat. sc. Philad. 1356. Novbr. 265 — 286.) Conrad, neue miocäne CGonchylien aus Califor- nien und Texas. — Die neuen Arten haben folgende Namen vor ihren nackten sterilen Diagnosen ohne alle Beziehung auf die ver- wandschaftlichen Verhältnisse: Janira bella, Pallium estrellanum, cras- sicardo, Pecten Meeki, altiplectus, Pachydesma inezana,; Mulinia den. sala, Thracia mactropsis, Mya montereyana, Arca canalis, trilineata, congesia, Axinaea barbarensis, Arcopagia medialis, Tapes lineatum, Cryptomya ovalis, Cyclas tetrica, Spondylus estrallensis, Dosina lon- gula, alta, Lutraria transmontana, Schizopyga (nov. gen.) californiana, Tamiosoma (noy. gen.) gregaria und Astrodaspis (nov. gen. Echinod.) Antiselli, Mellita Texana. /(Ebenda Dechr. 312 — 316.) E. Boll, die silurischen GCephalopoden im Ndeut- schen Diluvium und in Schweden. — Verf. verbreitet sich sowohl über die Gattungs- als Arteharactere aller von ihm beobach- teten. Arlen,, was insofern ein locales Interesse hat, als es den Samm- lern im Mecklenburger Vereinsgebiete bei dem Mangel anderweiliger Literatur, die freilich auch dem Vf. nur in auffallend beschränktem Masse zu Gebote stand, das Bestimmen wesentlich erleichtert; für uns "haben derartige Mittheilungen kein Interesse und beschränken wir uns. auf eine Aufzählung der untersuchten Arten: Orthoceras vaginatum, duplex bis zu Bruchstücken von 8' grossen Exemplaren, commune, Reinhardi n. sp. sehr fragliche Art in mittelsilarischen Geröllen, Nils- soni n. sp. zu den regularen gehörig in untersilurischen Geschiebe, regulare, Wahlenbergi n. sp. in untersilurischen Geröllen, columnare obersilurisch auf Gottland, laevigatum n, sp. im Gerölle bei Doberan, conicum in mehren Geröllen, ‘Hisingeri n. sp. auf Gottland, gottlan- dieum n. sp. ebenda, verticulatum n. sp. ebenda, ornatum n. sp. im Gerölle, cochleatum auf Gottland, imbricatum ebenda, Hagenowi n. sp. ebenda, striatalum n. sp. (Name schon von Sowerby verbraucht . für eine sichere devonische Art) silurisch im Geschiebe, angulatum auf Gottland, costatum n. sp. in obersilurischen Gerölle der Ukermark, annulatocostatum n. sp. in” obersilurischen Geröllen. — Üyrtoceras Brückneri n. sp, untersilurisch, hospes n. sp. in Neuvorpommern. — Lituites cornuarielis in Geschieben, convolvens in Schweden, per- feetus häufig, undulatus n. sp. in untersilurischen Geröllen, Breyni n. sp. ebenda, Angelini n. sp. auf Oeland und in Mekleuburg. — Alle Arten sind nur silurische und classifieirt Verf. die Gerölle Meck- lenburgs in I. Protozoische: 1. Fucoidensandstein sehr selten. 2. Schwarzer Alaunschiefer mit Trilobiten etwas häufiger. Il. Untersilu- rische: 1. Vaginatenkalk sehr gemein. 2. Caradocsandstein nicht häu- fig. III. Mittelsilurische: Graptolithengestein nicht sehr häufig. IV. Ober- silurische sehr häufig. Ein Clavis über die obigen Arten schliesst die Abhandlung. (Mecklenburger Archiv XI. 98 — 95. Tff.) 434 Semper, Gastropoden des nordalbineischen Glim- merthones. — Dieser Thon bildet den. Typus für das Ndeutsche Miocän und tritt überall mit denselben Characteren, nur bei Rein- bach z. Th. als Sand auf. Er erscheint im ganzen W. Mecklenburgs bis in die Priegnitz und an die belgisch holländische Gränze, in NO noch bei Schleswig und bei Linth. Vf. gibt nun eine Uebersichts- tabelle für die in Beyrichs Monographie schon bearbeiteten Gattungen, welche 40 Arten aulweist und die grosse Uebereinstimmung mit der Ndeutschen Fauna überhaupt, die Verschiedenheit von dem Holsteiner Gestein zeigt. Verf. wendet sich nun zu den einzelnen Arten, wo- hin wir ihm nicht folgen können, beschreibt aber als neu folgende: Buccinum decipiens von Morsum Kliff auf Sylt, dem B. syltense zu- nächst verwandt; B. bullulus ebendaher, dem B. labiosum zunächst stehend. Zum Schluss wird noch bemerkt, dass von den 97 hier namentlich aufgezählten Arten 54 bis 56 Proocent mit dem Wiener Becken, 58 bis 60 Procent mit der Subapenninenformation überein- stimmen... (Ebenda 23 — 57.) H. Prout beschreibt Produetus marginicinctus n, sp. aus lem Kohlenkalk von St. Louis als dem Pr. altonensis Nw, mar- ginalis Kon und splendens Nw zunächst verwandt, Die Beschreibung ist eine sehr eingehende. (Transact. Acad. St. Louis I. 43 —45. Tb. 1.) Evansund Shumard, neue Petrefakten aus der Kreide des Nebraska Territoriums. — Verff. beschreiben folgende Arten ohne jedoch dieselben mit ihren nächsten Verwandten eingehend zu vergleichen und dadurch die Neuheit zu begründen. Es ist das eine unverzeihliche Leichtfertigkeit, die leider allgemein Mode geworden. Wer eine Art als neu in das System einführt, soll deren Berechtigung nachweisen, durch Jie Beschreibung allein geschieht das nimmer, erst durch eine Vergleichung mit ihren Verwandten und den daraus resullirenden Nachweis ihres specifisch eigenthümlichen We- sens. Mit den blossen Diagnosen und Beschreibungen überlässt man Andern den schwierigsten Theil der Arbeit und wer soll heut zu Tage, wo die Arten dekaden- und centurienweise in die Welt gesetzt wer- den, diese Arten kritisiren und rechtfertigen? Es ist eine Sisyphus- ‚arbeit geworden, die Wissenschaft ist mit einem verdorbenen Roh- stoff überlastet, den sie über kurz oder lang geradezu über den Hau- fen werfen wird. Denn wagt sich auch Einer an die Kritik solcher Diagnosenarten: so wird seine mühevolle Arbeit doch nur als Gom- pilation mit verächtlichen Augen angesehen, die massenhaft anwach- senden Synonymenverzeichnisse verletzen Jeden, der seine Autorschalt darin angetastet finde. Nun denn begründet eure Arten doch so sicher, dass sie den Anfechtungen der Kritik Trotz bieten, nehmt dem Kritiker durch die eigene erschöpfende Untersuchung die Mittel und Veranlassung zum Einziehen eurer mihis, bringt keine unfertige Waare auf dem Markt, mit welcher der Systematiker noch nichts an- 435 zufangen weiss. Kurz arbeitet gründlich, dann wird eure Autorschaft auch unangetastet beiben. — Die hier beschriebenen Arten sind Avi- cula nebrascana, Limopsis striatopunclatus, Cardium subquadratum, Cardium rarum, Arca sulcalina, Leda fibrosa, Mytilus Meeki, Ostraea subtrigonalis, Pleurotoma minor, Fusus Haydeni, T, nehrascensis, Tur- ritella multilineata, Rostellaria americana, Ammonites Galpini. (Ebda 38 — 42.) Fr. v. Hauer, Beitrag zur Kenntniss der Fauna der Raibler Schichten, — Die geologischen Verhältnisse dieser Schich- ten hat v. H. in den oben erwähnten Durchschnitt der östlichen Alpen gegeben, die Petrefakten sind z. Th. schon von Münster, Klipstein, Boue, v. Buch, Eichwald, Merian, Curioni beschreiben, allein v. H. konnte nach vielen und vortrefflichen Exemplaren gar Manches berich- tigen und vervollständigen. Ohne die durch Halobia Lommeli und Ammonites aon characterisirten und die eigentlichen Raibler Schichten unterteufenden Schichten fehlen Cephalopoden fast ganz. Nur ein un. bestimmter Nautilus und ein ächter Ammonites Joannis austriae liegt vor, Ebenso selten sind Schnecken deren einige von Raibl selbst den Cassianern ähneln, doch keine sichere Bestimmung gestalten. Mu- scheln sind häufiger und zwar folgende: Solen caudatus n. sp., Cor- - bula Rosthorni Boue, Megalodon carinlhiacum (Isocardia carinth. Boue), Cardinia problematica (Unio problematicus Klp), Pachycardia rugosa n. sp., Corbis Mellingi n. sp., Myophoria Kefersteini (Trigonia Kefer- steini Mstr, Cryptina Raibliana Boue, Trigonia vulgaris Gir, Lyrodon Okeni Eichw), M. Wathelyae Buch (M. inaequicostata Klp, Lyriodon Curioni Corn), M. elongata Wissm, Nucula sulcellata Wissm, Myo- concha lombardica n- sp., M. Curionii n. sp., Perna Bouei n. sp, Gervillia bipartita Merian, Pecten filosus n. sp., Cidaris dorsata Bronn. Von diesen 16 Arten sind 10 Raibl eigenthümlich, 6 schon aus der obern Trias, den Cassianer Schichten hekannt, daher sind die Raibler der obern alpinen Trias zuzuweisen, jedoch mit eigenthümlichen lo- calen Characteren. (Wiener Sitzungsber. XXIV. 537 — 566. 6 Tff.) Quenstedt, die Rückenhöhle in der Schale gewis- ser Ammoniten. — Grosse Stücke des Ammonites Truellei ‘aus dem Unteroolith von Moutiers zeigen im hohlen Kiele längs des Rük- kens Eisenoolithische Masse, die nur in unverschlossene Räume ein- dringen kann (?). Unter dem Kiele trifft man wieder die Schale und darunter erst den Sipho. Am grössten fand Q. dieses Rückenloch bei einem verkiesten A. dorsocavalus n. sp. von Rathshausen, der dem A. Truellei sehr ähnlich ist, aber auf dem Rücken ein von einer he- sondern Schale umgebenes etwas gezähntes Schwelelkiesband hat. Die Nahtlinie der Kammerwände dringt nicht in das Band ein, das- selbe liegt glatt und ungehindert da. Also steht es lest, dass eine Gruppe von Ammoniten längs des Gehäusrückens einen offnen unge- kammerten Kanal hat, die nun Hohlkieler , Jdorsocavati heissen. Er findet sich bei wenigen und sehr verschiedenen Formen. Die ächten 436 Hohlkieler zeigen immer einen besondern Strich an der Basis des Kiels, dieser fällt denn auch leicht weg. Die Canaliculaten des Weissen Jura gehören zu den Dorsocavaten. Was dieser Kanal bedeuten könne, ist aus der Organisation des Nautilus, die uns allein zur Ver- leichung dienen kann, viel schwieriger zu ermitteln, als alle andern Eigenthümlichkeiten des Ammonitengehäuses. Sollte er eine unmittel- bar von der Kappe ausgegangene zum Wassergefässsystem gehörige Röhre gewesen sein? (Bronns neues Jahrb. 544 — 547.) v. Meyer, zur nähern Kenntniss fossiler Reptilien. — Im Wealdensandstein bei Bückeburg fanden sich Saurierreste, de- ren Wirbel schwach biconcav ohne verwachsene Bögen sind. Len- denwirbel hatte das Thier nicht, Beckenwirbel aber 2, im Schwanze 39 bis 40, wozu viele fehlen. Rippen schmal und lang, Becken schmal und lang, das Darmbein hinten mit einem stielförmigen Fort- salz, Scham- und Sitzbein rippenförmig, Unterschenkel kürzer als Oberschenkel, vier Zehen mit 3, 4, 5, 6 Gliedern, die dritte die längste, Krallenglieder fast gerade und pyramidal; von Hautknochen keine Spur. Das Thier soll Stenopelix valdensis heissen; sein Vorderam nur halbsolang wie der Unterschenkel. Der wealdensehe Pholidosaurus halle einen starken Knochenpanzer, der Macrorhynchus vielleicht auch (wohl den Phulidosauruspanzer selbst.) — Ein neues Exemplar von Pleurosaurus Goldfussi aus dem lithographischen Schiefer zählt im Schwanz 3 Wirbel, derselbe scheint $mal solang wie der Rumpf zu sein; die Wirbel sind sehr stark, ohne Querfort- sätze, mit obern und untern Bögen alle. — Neue Pterodactylus crassipes aus dem litbographischen Schiefer, nach einigen Rücken- wirbeln, Vorderam, Hand, Schambein, hintren Gliedmassen, hat kür- zere Mittelhand und längern Mittelfuss als die bekannten Arten. Fin- ger mit 3, 4, 5 Gliedern. Die nächste Aehnlichkeit hat der liasini- sche Pt. macronyx. — Crocodilus Hastingsiae und Cr. Rathi fallen nach einem Exemplar in der blättrigen Braunkohle des Siebengebirges zusammen, denn die Schädelunterschiede sind hiernach nur geringe, die Art gehört da die Nasenbeine vom obern Rande des Nasenloches durch die Zwischenkiefer ausgeschlossen werden, zu den Gavialen, ‘ob- wohl die Schnauze kurz und stumpf ist. Auch Gervais’ Cr. elaveren- sis und Rateli gehören derselben Species an, ebenso Pomels Diplocy- nodon, Geoflreys Orthosaurus und Verf.s Pleurodon. In der Magen- gegend des Thieres fanden sich abgeriebene Quarzstücke, welche das Thier zur Beförderung der Verdauung (!) verschluckt haben soll. Der rechte Oberschenkel war gebrochen und durch ausgezeichnete Gallus- bildung wieder geheil. — Knochenreste aus dem Kupfersandstein des Orenburger Gouvis. deuten auf 4 eigenthümliche Saurier. (Ebda. 532 — 543.) v. Meyer, Palaeontologische Mittheilungen. — In der Braunkohle der Rhön bei Sieblos wurden 100 Fxemplare von Smerdis alle einer Art gesammelt. Die Ril. hat in der vordern Hälfte 437 meist ‘8 Stacheln, in der hintern 1 Stachel und 9 weiche Strahlen, aber es kommen auch 8. 2.9, 7.1.9, 7. 1. 8, 7. 1.7. vor, In der Afterflosse meist 3 Stacheln und 7 weiche Strahlen, doch auch 2. 7, 3. 8 und 2. 6. Die Schwanzflosse hat gewöhnlich 1.8.7.1. Schwanzwirbel 14 bis 15, Rückenwirhel etwa 10. Sm. macrurus und micranthus sind hiermit zu vergleichen. Eine Art von Cyelurus und Lebias fanden sich, Von Fröschen das Keilbein einer kleinen Kaulquappe und ein Exemplar von Palaeobatrachus graeilis weniger plump als P. Goldfussi, wit einfachern Querfortsätzen des Kreuzbeines, längerm Vorderarm. — Zu Eisgraben bei Fladungen lieferte die Blätterkohle zahlreiche Leueiscus papyraceus; einen Cobitis brevis n. sp. dem €. longipes ähnlich, mit kürzerem Kopfe weiter vorliegender Rückenflosse 14 bis 15 Schwanzwirbel, mit 6 zweimal gegabelte Strahlen in der Rückenflosse, 14 in der Brust-, 9 in der Aflerflosse. — Der tertiäre Süsswasserkalk bei Mühlhausen bot Zähne von Pa- laeotherium medium, der diluviale Charenkalk des Ilmthales Eier zweier Vögel, das Skelet von Meles vulgaris neben Elephas primigenius, der Bohnerzhaltige Thon in den Spalten des obern weissen Jura im Oer- lingerthal Reste eines Nagers aus der Familie der Sciurinen, (Ebda. 534 — 557.) J. Leidy, über fossile nordamerikanische Wirbel- thiere. — 1. Notiz über Reste von Walross an der Küste der Vereinten Staaten. Schon Mitchell gedenkt eines Schädelfragmentes aus Virginien als dem lebenden Walross ganz entsprechend, das aber Dekay als eigenthümlich unter dem Namen Trichechus virginianus Nat. Hist. New York I. Zool. 56. Tb. 19. Fig. 1. aufführt. Im J. 1853 entdeckte Frazer einen Walrossschädel in New Jersey, den L. unter» suchte, mit jenem Tr. virginianus und mit dem lebenden Tr. rosma- rus identisch fand. — 2. Fische aus dem Kohlenkalk von Illinois und Missouri. Cochliodus nitidus von Chester in Illinois ein linker untrer Zahn, C. oceidentalis ein ebenfalls dreiseitiger Zahn von War- sau Illinois, C. latus Fragment mit vorigem gefunden, Helodus gibbus Zahnfragment von Warsau, Chomatodus venustus Zahn ebendaher, Ch. obseurus Fragment daher, Palaeobatis Leidy (nicht mit v. Meyers für Strophodus angustissimus eingeführte Palaeobatis zu verwechseln) in- signis Fragment einer Zahnplalte daher, Ctenoptychius digitatus Zahn von St. Louis. — 3. Ueber Saurocephalus und seine Verwand- ten. S. Leanus scheint 36, S.lanciformis nur etwa 26 bis 28 Zähne im Kiefer zu haben, L. beschreibt beide und vergleicht sie mit Sphy- raena und dem fossilen Sphyraenodus und führt dann die bekannten Arten unter folgenden Namen auf: Saurocephalus lanciformis Harl, S. Leanus Harl, Protosphyraena ferox (= Saurocephalus lanciformis Agassiz, poiss. foss. V. Tb. 25c Fig. 21— 29, Gervais, Zool. Pal, Fr. Tb. 70. Fig. 5— 7; Mantell, Geol. Sussex Tb. 33. Fig. 7. 9.), Pr. striata (— Saurocephalus striatus Agass), Cimolichthys levesiensis (= Saurodon Leanus Agassiz, 1. ce, Tb, 25c Fig. 30. 31.), Xiphias 438 Dixoni (= Saurocephalus laneiformis Dixon, Geol. Sussex Tb. 32x Fig. 1,). — 4. Ueber den fossilen Pecari NAmerikas. L. beschreibt zunächst die von ihm beobachteten Abänderungen am Schä- del des lebenden Dicotyles torquatus, und vergleicht damit die fossi- len Reste. Man kennt solche aus Illinois, Kentucky, .Jowa und Vir- ginien, darunter ein vollständiger Schädel aus einer Höhle in Ken- tucky. Die zahlreichen Ueberreste wurden als Platygonus compressus, Hyops depressifrons, Dicotyles depressifrons, Protochoerus prismaticus, Dicotyles costatus, Euchoerus macrops beschrieben, aber L. ist ge- neigt dieselben insgesammt auf die eine Art Dicotyles compressus zu beziehen, welches Thier etwas grösser als der lebende D. labiatus war und in seinem Schädel noch specifische Eigenthümlichkeiten verräth. L. prüft nun die Abänderungen in den fossilen Zähnen und gibt dann eine Uebersicht der ihm bekannten Ueberreste unter Beifügung der oben genannten Synonyme und ihrer Literatur. — 3. Bemerkungen über den Bau des Fusses bei Megalonyx, welche sich auf eine Untersuchung neuer Ueberreste stützen, los. Soc. XI. 883 — 106. ce. 2 Tbb.) (Transact. americ. phi- Leidy, Verzeichniss der fossilen Wirbelthiere am Missouri. — nämlich Oreodon Culbertsoni — Merycoidon Culbertsoni Oreodon priscus Cotylops speciosa Oreodon gracilis O. major Agriochoerus antiquus — Eucrotaphus Jacksoni A. major = Eucrot. auritus Poebrotherium Wilsoni Leptomeryx Evansi Leptauchenia- decora L. major Protomeryx Halli Merycodus necatus Camelops Kansanus Choeropotamus americanus Entelodon Mortoni —= Archaeotherium Mortoni A. robustum Archodon , E. ingens Titanotherium Prouti — Palaeotherium Prouti Rhinoceros americanus Eotherium americanum Palaeotherium gigantium Palaeochoerus probus Leptochoerus spectabilis Rhinoceros ocecidentalis L. zählt hier 56 Arten mit ihren Syronymen auf, Rh. (Hyracodon) nebrascensis Mastodon ohioticum Hipparion occidentale H. speciosum — Hippodon speciosum Anchitherium Bairdi — Palaeotherium Bairdi Merychippus insignis Steneofiber nebrascensis Ischyromys typus Palaeolagus Haydeni Eumys elegans Ischyrotherium antiguum Hyaenodon horridus H. eruentus H. cerucians Amphicyon vetus = Daphaenus vetus A. gracilis Machaerodus primaevus Deinictis felina Leptarctus primus Testudo nebrascensis — Stylemys nebrascensis — Emys hemisphaerica E. Oweni E. Culberthoni E. lata Trionyx foveatus Compsemys victus Emys obscurus 439 Mosasaurus missuriensis Thespesius oceidentalis = Ichthyosaurus miss, Clupea humilis Mosasaurus Maximiliani Cladocyclus oceidentalis Megalosaurus horridus Euchodus Shumardi Palaeoscinceus costatus Saurocephalus lanciformis Trachodon mirabilis Lepidotus oceidentalis Troodon formosus L. Haydeni Crocodilus humilis Mylognathus priscus. Von diesen gehören Mosasaurus, Cladocyelus und Saurocephalus der Kreideformation an; Deinodon, Palaecincus, Trachodon, Crocodilus und Lepidotus 'stammen vom Juditflusse und scheinen dem europäi- schen Wealden gleichaltrig zu sein, Compsemys, Emys und Mylogna- thus lieferte der Langensee in Nebraska vielleicht voriger gleichzeitig, die Nebraskafauna haben wir schon früher bezeichnet. (Proceed. nat. sc. Philad. 1857. 89 — 91.) Leidy, Notiz über einige fossile Wirbelthierneste — 1. Leptauchenia major Nehahskes im Oberkiefer 7 Backzähne in zusammenhängender Reihe und ein kleiner gekrümmter Eckzahn, die 3 ersten Backzähne mit grossem äussern Lappen und innerer Schmelz- säule; der ‚Unterkiefer hatte keine vollständige Zahnreihe. 2, Proto- meryx Halli Nebraska, Unterkieferfragment. mit 3 Schneidezahnalveo- len und einem kleinen comprimirten stumpfen Eckzahn; wahrschein- lich ein Wiederkäuer. 3. Oreodon major Nebraska, Schädel, grösser als die übrigen Arten, mit grösserm Paukenbein, 4. Agriochoerus major Nebraska, ein untrer Backzahn. 5. Entelodon ingens Nebraska, Eckzähne, Backzähne, Kieferfragment. 6. Palaeochoerus probus Ne- braska, erster obrer Backzahn und Unterkieferfragment. 7. Manatus antiquus Ashteyfluss in SCarolina, Rippen und Zähne. 8. Hydrochoe- rus Aesopi ebda, zwei Backzähne. 9. Compsosaurus priscus 4 Zähne aus den Kohlenschichten der Chatam CP, comprimirt kegelförmig, fast so breit wie lang, leicht gekrümmt, schneidend, gezähnelt, mit ge- streifiem Schmelz. (Ibidem 1856. 163 — 165.) Leidy, fossile Wirbelthiere von New Jersey, — 1. Macrophoca atlantica 3 Backzähne aus dem miocänen Mergel von Cumberland, zur Zeuglodontenfamilie gehörig, die Zahnkronen breiter als lang, comprimirt Keselörnd, gezacktrandig an den Seiten gelal- tet. 2. Polygonodon vetus Zahnkrone aus dem Kreidemergel von Burlington, elliptisch im Querschnitt, scharfrandig mit 6 Flächen auf der einen und 7 auf der andern Seite. 3. Ischyriza mira Zahnfrag- ment eines Fisches aus dem Grünsande von Burlinglon, comprimirt kegelförmig, glatt, Wurzel gekrümmt pyramidal, vierseitig. 4. Sphy- raena speciosa Zahnkrone aus dem miocänen Mergel von CGumberland. 9. Edaphodon mirifieus 8 Ober- und Unterkiefer aus dem Grünsande von New Jersey. 6. Orycterocetus cornutidens (= 0. quadratidens( ein hornähnlicher Zahn aus dem Miocän in Virginien und einen zwei- ten aus NCarolina, gleicht ganz dem Horne eines jungen Ochsen und ist 5° Jang. 7. Drepanodon impar miocäner Zahn aus NCarolina 440 ähnlich dem untern Bäreneckzahn. 8. Pliogonodon priscus 2 Zähne daher sind Mosasaurus- und Polyptychodon ähnlich. 9. Palaeosaurus priscus isolirte Zähne. 10. Omosaurus perplexus Enaliosaurier-Zähne und Knochen aus den Kohlenfeldern in NCarolina verlängert kegelför- mig, spitz, fast gerade oder mehr weniger nach innen gekrümmt mit gezähnelter Kante, Querschnitt fast kreisrund, Oberfläche fein gestreift, 5“ — 1°/4° lang, Wirbelkörper bieoncav, Hautschilder radial ge- streift. 11. Dietyocephalus elegans Labyrinthodonschädel ebendaher. 12. Ischyrhiza antiqua 2 Zähne vom Neuseflusse. 13. Clupea humi- lis tertiär am grünen Flusse Missuri. 14. Cladocyclus oceidentalis isolirte Schuppen aus der Kreide des obern Missuri. 15. Enchodus Shumardi Kiefer ebendaher. (Ibidem 220—121. 255 — 257.) Leidy, über fossile Fische, nämlich über Edestus vorax aus dem Kohlengebirge Indianas, Cylindracanthus ornatus, dessen Sta- chel Agassiz für seinen Coelorhynchus erklärt wogegen L. nichts ein- zuwenden findet, über die Saurocephalen , — über fossile Schild- kröten aus New Jersey, nämlich Chelone grandaeva mehre mioeäne Panzerfragmente, Emys firmus Panzerrandplatten miocäne, E. pravus Brustplatten, Platemys sulcatus Randplatten, Chelone ornata 2 Rand- platten aus dem Grünsande. (Ibidem 301 — 304.) Botanik. E. F. Schmid, das Pflanzenreich. Mit einem vorbereitenden Cursus von W. J. G. Curtmann. Darmstadt 1856. Verlag von J. Ph. Diehl. — Die Diehl’sche Verlagshandlung hat seit einiger Zeit eine Reihe sehr zweckmässiger, gut ausgestatteter und besonders wohlfeiler Bücher für den naturgeschichtlichen Unterricht ge- bracht und reiht denselben in vorliegender Botanik wiederum ein neues nicht minder empfehlenswerthes an. Zum ersten Male ist uns- res Wissens hier der Versuch gemacht worden die in den Text ein- gedruckten Holzschnitte zu illuminiren, bunte Bilder im Texte zu lie- fern. Der Versuch ist vortrefllich gelungen.und wer meint, dass die Bilder doch besser sein könnten, der wolle erwägen, dass er 135 derselben in einem Bande von 65 Druckbogen auf feinem Velinpapier für 4 Thaler 20 Groschen kauft. Das ist eine Billigkeit, welche nur bei der lebhaftesten Theilnahme des Publikums bestehen kann und sie darf dieselbe mit vollstem Rechte beanspruchen, da sie ein durchaus vortreflliches Buch bietet. Der erste oder allgemeine Theil schildert zunächst 45 unserer gemeinsten Pflanzen wie der Rose, Linde, Ver- gissmeinnicht, Kartoffel, Tulpe, Weizen etc. und geht dann zur Ana- tomie über, die Pflanzenzelle und das Gewebe, darauf die Achsen - und Blattorgane, Blühte und Frucht erörtert, daran schliesst sich die Physiologie, zuletzt die Darstellung des Systemes. Der specielle Theil schildert die Pflanzen in der Reihenfolge des Systemes. So bietet das Buch soviel als unsere Schulen und Seminarien nur irgend von der Botanik gebrauchen und diess in einer Form der Darstellung wel- che den Lehrer wie den Schüler in steter Aufmerksamkeit erhält, i 441 C. 0. Weber, über Ursprung, Verbreitung und Ge- schichte der Pflanzenwelt. Ein populär wissenschaftlicher Vor- trag. Bremen 1857. 8% Wie der Titel angibt berührt Verf. in diesem in frischer anregender Darstellung gehaltenem Vortrage ganz kurz den Ursprung der ersten Pflanzen, von dem wir natürlich gar Nichts wissen, deutet dann unter Hinweis auf die dem Alterthume be- kannten Pflanzen auf die verschiedenen zufälligen und vom Menschen absichtlich eingeleiteten Wege zur Verbreitung derselben über die Erde, woılurch jedoch keineswegs die Abstammüng aller Pflanzen aus einem Paradiese wie nachdrücklich hervorgehoben wird, sich erklä- ren lässt und geht endlich auf die vorweltlichen Pflanzen über, von denen er die der Steinkohlen- und Braunkohlenepoche in kurzen Um- rissen schildert. Neue Ansichten finden wir hier nicht, aber der Vor- trag wird die Zuhörer angenehm unterhalten haben und gewährt dem mit dem Gegenstande nicht näher vertrauten Leser jedenfalls auch eine unterhaltende Lectüre. Th. €. Hilgard, neue Classification des Pflanzen- reiches. — Wir theilen unsern Lesern diese Eintheilung mit wie sie der Verf. ohne weitere Erläuterungen nur bis auf die Familien herabgehend gibt. Cytembryoneae. Fungi: Fermenta, Mucedines, Favi, Uredines, Spu- mariae, Lycoperdeae, Phalleae, Morchelleae, Agariceae, Tremelleae, Pezizeae, Clavarieae, Actidieae. — ZLichenes: Graphidinae, Pertusa- rieae. Lecidieae, Parmelinae, Sticteae, Usneinae, Cladonieae, iBaeo- myceae. — Algae: Favilleae. fronde gelatinoso diffluente, Nostochi- nae, Conferveae, Diatomeae, Hydrodyctioneae, fronde gelatinoso-car- tilagineo vel indurato: Anthophyceae, Sorophyceae, Cytidophyceae, Batrachospermeae, Characeae. Phyllembryoneae. I. Monocotyleae. « medullares, Zoricatae: utrieulis styliferis monospermis phyllodiis subimmersis: Lemnaceae, Balanophoreae, Rafflesiaceae, Cycadeae, Cupressinae, Abietinae, Ta- xinae, Gnetaceae. — Pf. vasculares. Ziria: Asparageae, Smilaceae, Dioscoreae, Roxbourghiaceae, Parideae, Melanthaceae, Curculigeae. Calecetasieae, Phormieae, Agaveae, Aloinae, Agapantheae, Allieae, Asphodeleae, Lilieae. ’ = I. Dicotyledoneae. Zaurigereae: Piperitae, Saururus, Naja- deae, Alismaceae, Ranunculaceae, Berberideae, Laurinae, Monimia- ceae, Proteaceae, Eleagneae, Daphnoideae, Aquilarinae, Serpentariae, Calycantheae, Illicieae, Magnolieae, Anoneae, Myristicaceae. — Ne- lumbia: Cabombeae, Nelumbiaceae, Nymphaeaceae, Hydrocharideae, Begoniaceae. — Gruinales: Umbelliferae, Araliaceae, Cisseae, Viola- ceae, Sarracenieae, Nepentheae, Droseraceae, Parnassieae, Reseda- ceae, Oxalideae, Geraniaceae, Tropaeolaceae, Balsamineae calcarato; petalis quatuor unguiculatis, per paria lateraliter. — ARhoeades: Fu- mariaceae, Papaveraceae, Cruciferae, Capparideae, Bartonieae. — Pe- pones: Homalinae, Passifloreae, Papayaceae, Cucurbitaceae, Nhandi- robeae, Columelliaceae, Stylideae, Lobeliaceae, Campenulinae, Vale- rianeae. — Cupuliferae: Dipsaceae, synanthereae: Mutisiaceae, Calen- duleae, Cichoraceae, Cynareae, Vernoniaceae, Ethulia, Eupatorieae, Astereae, Inuleae, Tussilagineae, Senecioceae, Anthemideae, Gnapha- lieae, Parthenieae, Silphieae, Eclipteae, Dahlieae, Caliopseae, Rudbek- kieae, Helenieae, Heliantheae, Melampodieae, eleutheranthereae: Caly- cereae, Ambrosiaceae, canabinae: Thelygonum, 'Canabinae, Datisca, 442 > ° amentaceae: Juglandeae, Corylus, Myrica, Quercus, Fagus Carpinus etc. Betulinae. — Cerastiferae: Populinae, Tamariscinae, Reaumuria- ceae, Hypericinae, Lineae, Armeria, Statice, Nyctagineae, Frankenia- ceae, Sclerantheae, Diantheae, Alsineae, Mollugineae, Paronychieae. — Ficoideae: oleraceae, Polygoneae, Amarantaceae, Chenopodese, ca- suarineae: Salicornieae, Podostemeae, Callitrichinae, Batis, Ceratophyl- leae, Myriophylleae, Casuarium, urticaceae: Plataneae, Artocarpeae, Moreae, Urticaceae, Ficinae, Euphorbiaceae. — Zimbosae: Stackhousia- ceae, Loganiaceae, Ligustrinae, Gentianeae, Jasmineae, Bolivareae, Apocyneae, Asclepiadeae, Convolvulaceae, Cobaea, Petunieae, Goode- niaceae, Plumbago, Polemoniaceae, Hydrophylleae, Borragineae. — Per- sonatae: Labiatae, Verbenaceae, capsulares: Plantagineae, Globularia, Se- lagineae, Stilbinae, Rhinanthaceae, Orobancheae, Cytinae, Acanthaceae, Gesneriaceae, Myoporinae, Salpiglosseae, Scrophularieae, Bignoniaceae. Pedalinae, Solaneae, Primulaceae. — Olivares: Myrsineae, Sapoteae, Ebe- naceae, Rhododendreae, Epacrideae, Ericaceae, Vaccinieae, Loranthaceae, Santalaceae, Rhamneae, Celastrinae, Hamamelideae, Pittosporeae, Hippo- crateaceae, Aquifoliaceae, Empetreae, Oleaceae, Nyssa, Corneae, Sty- raceae, Rubiaceae, Lonicereae. — Tiaratae: Hydrangeae, Escallonieae, Dilleniaceae, Cunoniaceae, Crassuleceae, Saxifrageae, Ribesiaceae, Ona- grariae, Melastomeae, Cupheaceae, Lagerstroemieae, Puniceae, Myrta- ceae, Trapa, Rhizophoreae, Combretaceae, Cacteae, Mesembryanthe- mum, Portulaccaceae. — Columniferae: Cistinae, Tiliaceae, Byttne- riaceae, Sterculiaceae, Malvaceae, Gyrostemoneae, Phytolaccaceae, Co- riariae, Tremandreae, Chailletiaceae, Erythroxyleae, Chlaenaceae, Ternstroemiaceae, Dipterocarpeae, Lophiraceae. — Acera: Polygaleae, Meliantheae, Rhizoboleae, Aesculinae, Sapindaceae, Staphyleaceae, Acerinae, Malpighiaceae, Zygophylleae, Rutaceae, Diosmeae, Ptelea, Burseraceae. — Amygdaliferae: Anacardiaceae, Xanthoxyleae, Auran- tiaceae, Simarubeae, Connaraceae, Ochnaceae. Caesalpinieae, Mimoseae, Papillionaceae, Sophoreae, Chrysobalaneae, Amyedaliferae, Roseae Pomeae. (Proceed. nat. sc. Philad. 1856. 304 — 306.) Ph. Wirtgen, Flora der preussishen Rheinprovinz und der zunächst angränzenden Gegenden. Ein Taschen- buch zum Bestimmen der vorkommenden Gefässpflanzen. Mit 2 Tf. Bonn 1857. 8. — Das Gebiet dieser Flora ist die Rheinprovinz in 0, jedoch mit dem ganzen Westerwalde und das rechte Rheinufer längs des Flusses bis nach Rüdesheim, im S. mit den Höhen Gaual- gesheim und. Ockenheim bis gegen Kreuznach aufwärts mil dem Für- stenihum Birkenfeld, im R mit dem angrenzenden Theile von Luxem- burg. Zum Bestimmen für angehende Botaniker geht voran eine Ueber- sicht der vorkommenden Familien und Gallungen nach dem Linnei- schen Systeme S. IX\— XVIN., dann folgt eine statistische Uebersicht mit der Angabe der Artenzahlen und darauf die specielle Darstellung der Flora S. 1—552, zum Schluss Berichtigungen und das Register. Diese Arbeit ist die Frucht fünfunddreissigjähriger Untersuchungen und Excursionen und zeigt durchweg gründliche und gewissenhafte Beob- achtung, durch welche sie mehr als ein blosses geographisches In- teresse erhält und dem Systematiker für gar manche Familie und Gat- tung befriedigende Auskunft über deren deutsche Arten gibt. Das Bestimmen ist durch analytische Tabellen gattungsreicher Familien und artenreicher Gallungen wesentlich erleicher. Wir wünschen dem Buche die Theilnahme aller Floristen und Systemaliker. 443 ‘C. v. Ettingshausen, die Nervation der Blätter bei den CGelastrineen. Mit 10 Tifl. in Naturselbstdruck. Wien 1857. 4%, — Verf. will durch diese Abhandlung Licht über die noch nicht untersuchten Nervationsverhältnisse dieser Familie verbreiten und zu» gleich die Verwandschaft einer Reihe neuer oder nur zweifelhafter fossiler Formen feststellen. Hinsichtlich ersterer fand er sichere An- haltungspuncte zur Bestimmung der lebenden Arten, als sie für viele derselben bisjetzt bekannt waren, alle Arten hat er freilich nicht zur Untersuchung gezogen. Die Celastrineen sind meist Schling- oder Neiz- läufer, viel seltener Bogenläufer, keine Art hat spitz- oder strahl- läufige Nervation. Von den Schlingläufern unterschied er 16 Typen, von den Netzläufern 11, von den Bogenläufern 3. Die fossilen Ar- ten wurden in den bekannten tertiären Lagerstätten des Kaiserstaates gesammelt. Voran geht die analytische Nervationstabelle der unter- suchten Arten, dann folgt die specielle Beschreibung der Nervation jeder derselben. Der sogenannte Naturselbstdruck unterstützt das Stu- dium der Abhandlung sehr. 3 A. de Bary, über den geschlechtlichen Zeugungs- process der Algen. — Die geschlechtliche Fortpflanzung der nie- dern Cryptogamen wurde zuerst bei Fucus von Thuüret nachgewiesen. Das. Produet des wirklichen: Befruchtungsactes ist hier die Bildung einer durch sofortige Theilung keimenden Zelle, die der Conferven dagegen die Entstehung einer dickhäutigen Spore, welche zur Keim- fähigkeit einer längern Ruhe bedarf. Die Antheridie als männliche und die Sporenzelle als weibliche vollziehen den Belruchtungsaet. In der Antheridie bildet sich eine Anzahl beweglicher Körperchen, die Sper- matozoiden, aus dem Inhalt der Sporenzelle entstehen die Anfänge einer bis zahlreicher Sporen, welche bei Fucus vor der Befruchtung entleert, sonst aber bis nach der Reife von der Haut der Sporenzelle umschlossen werden. Ueber die Art der Einwirkung beider Elemente auf einander differiren die Ansichten. Pringsheim behauptet für Fu- eus und Vaucheria eine malerielle Vermischung durch Eindringen der männlichen, das konnte Thuret nicht bei Fucus und Cohn nicht bei Sphaeroplea beobachten, wo also der blosse Contact wirken müsse, B. wiederholte nun die Beobachtungen der letztern beiden und stimmt Cohn bei. Bei Vaucheria aversa finden sich zur Zeit der Fruclification Gruppen von 2—6 Sporenzellen, der Länge des Schlauches nach neben einander stehend. An beiden Enden der Reihe steht je 1 sel- ten 2 Antheridien. Die Sporenzellen anfangs regelmässig kugelig, kurz gestielt erreichen zuletzt durch ungleichmässiges Wachsthum die Gestalt schief eiförmiger zugespitzter Blasen, das obere geneigle Ende zieht sich in einen kurzen stumpfen Fortsatz aus. Wo zwei Sporenzellen zwischen zwei Antheridienzellen stehen, sieht dieer Fortsatz stets nach der nächsten Antheridie hin. Der Inhalt die- ser Blasen ist anfangs dem des tragenden Schlauchstückes gleich, mit der Ausbildung derselben aber sammeln sich die Oeltropfen des letz. 444 tern mehr und mehr in der Blase an, bis sie zuletzt: einen dichten "Wandüberzug bilden. Von Anfang an stets wandständig, liegen sie deutlich an der Innenfläche der Schicht, welche die Chlorophylikörner enthält. Sie sind einer kaum sichtbaren Schleimmasse eingebettet. Weit hinter dem Durchmesser des vegetativen Schlauches bleibt der des Antheridienzweiglein zurück. Spitzenwachsthum bildet sie zu länglicheylindrischen stumpfen Schläuchen aus ungefähr so lang wie die Breite der Sporenzellen, das freie Ende biegt sich so stark gegen jene, dass sie eine dem Mutterfaden fast parallele Richtung anneh- men, über der Ursprungsstelle etwas aufgetrieben, uach dem freien Ende nur wenig verschmälert. Ihre Basis ist meist von der benach- barten Sporenzelle soweit entfernt, dass sie den untern Theil dieser mit dem freien Ende fast berühren. Der Inhalt dieser Zweiglein ist dem des vegetativen Fadens anfangs gleich, mit Vollendung des Län- genwachsthums verschwinden die Chlorophylikörnchen mehr und mehr, doch nie ganz, dafür tritt" ein mächtiger Wandbeleg von farblosem körnigem Protoplasma auf. Nun gliedert sich das Zweiglein dicht über seiner Ursprungsstelle durch eine Querwand von dem tragenden Schlauche ab und wird ganz zur ungestielten Antheridie. Den Zu- stand der Reife zeigt die Bildung zahlreicher Samenelemente an. Vor der Bewegung dieser erscheint der Inhalt etwas grobkörniger, ein- zeln sind sie aber erst dann zu unterscheiden, wenn sie beginnen herumzuzittern. Innen vor der körnigen Plasmaschicht werden stab- förmige Körnchen sichtbar die in dichtem Gewimmel in dem Zellsaft des Mittelraumes hin und herwogen. Plötzlich öffnet sich das stumpfe Ende der Antheridien und heraus schiesst die Mehrzahl der Samen- körperchen unmittelbar gefolgt von dem blasig hervorquellenden übrigen Inhalt, Die Sporen haben sich inzwischen gleichfalls an ihrer Basis durch eine Querwand abgegränzt. Aus ihrem geneigten Fortsatz ist Oel und Chlorophyll allmählig in den bauchigen Mitteltheil zurückge- wichen, nur eine farblose körnige Plasmaschicht zurücklassend. Ur- plötzlich lösst sich der ganze Inhalt von der Wand ab und sinkt als regelmässige Kugel in den Grund der Sporenzelle, zugleich öffnet sich das obere Ende dieser, ein Theil der eben frei gewordenen Sa- menkörperchen schiesst mit zitternder Bewegung gegen dieses Ende und häuft sich hier zu einer Gruppe an, einige (3 bis 4) bohren sich alsbald in die Sporenzelle ein, eilen der unten liegenden Kugel zu und entschwinden dem Auge des Beobachters, die übrigen gehen unter langsamen Todeszucken zu Grunde. Vor ihrer Ankunft ist nun die Inhaltskugel von keinerlei Zellenmembran umkleidet. Bald nach- her steigt sie langsam wieder in den Mittelraum der. Sporenzelle auf und die Bildung einer zarten Zellhaut erfolgt, die sich dann zu einer derben farblosen Membran verdickt. Allmählig verschwindet die grüne Farbe, indem die wandständigen Chlorophylikörner lebhaft roth wer- den jenes rothe Pigment zeigend, welches sich durch die blaue Fär- bung in Folge einwirkender Schwefelsäure auszeichnet, und das bei Pflanzen wie auch bei Infusorien als Ehrenbergischer Augenpunkt häufig 445 vorkömmt. Die Erscheinungen der Reife und Foecundation treten im normalen Entwicklungsverlaufe ziemlich gleichzeitig auf in beiderlei Organen der gleichen Gruppe. Eine Sporenzelle oder Antheridie be- “ginnt, die übrigen. folgen ohne bestimmte Ordnung rasch nach, Die Oeffnung in beiden Zellen wird durch Auflockerung der Spitze, nicht durch Riss erzeugt. Die Samenelemente sind längliehe beiderseits zu- gespilzte Körperchen, an der einen Seite mit einem blassrolhen wand- ständigen Punct, bei lebhafter Bewegung eine schwingende Cilie am- Vorderende, Für Oedogenium vesicatım hat B. weiter aber Prings- heims Angabe bestättigt gefunden. Die Oedogenien stellen Tadenförmige aus einer einfachen Reihe cylindrischer Zellen bestehende Pflänzchen dar. Die unterste Zelle ist durch einen Wurzellortsatz irgendwo be- festigt. Bei der genannten Art zeigt der Zelleninhalt wandstäudige Körner oder Längstreifen von Chlorophyll, denen sich meist einige Amylonkügelchen zugesellen. Ganz junge Oedogenien bestehen ledig- lich aus solchen vegetativen Zellen, die geschlechtsreifen aber zeigen noch zwei andere Arten von Zellen. Nämlich solche, welche von den vegelativen sich durch etwas hlassern spärlichern Inhalt und durch geringere Höhe auszeichnen: Microgonidienzellen, und dann. grosse, abgeplattet kuglige, oben und unten oft cylindrisch ausgezogene: Spo- renzellen. Jede Mierogonidienzelle erzeugt auch eine kleine den an- dern in Form und Bau analoge Schwärmgonidie, welche nach kurzem trägen Herumschwärmen sich an einer Sporenzelle anselzt und zu einem keulenförmigen Schlauche auswächst. Diese Schläuche sind die männlichen Pflänzchen oder Antheridien. Eines oder zwei findet man fast immer an den der Reife sich nähernden Sporenzeilen ansitzend mit einem schmalen stumpfen Wurzelende, das sanft abgerundele obere Ende dagegen stets von der Sporenzelle nach oben oder unten ahge- wendet. Das Antheridienpflänzchen wird bis ggg‘ lang, ist ein durchaus einfacher Schlauch mit blassem, nur schwach grün gelärb- ten Inhalt. Nach vollendetem Längenwachsthum theilt es sich durch eine zarle Querwand in 2 Zellen, die Muiterzellen je eines Sperma- tozoids. Zunächst sieht man in der obern derselben den Inhalt wenig von der Wand zurückgetreten, um alsbald die Spitze des Schlauches als kleines Deckelchen zur Seite zu schieben und ins Freie zu treten, Nach der so entleerten obern Zelle wölbt sich die Membran der un- tern, slark hinauf und bricht dann auch durch um den innern Samen- körper heraustreien zu ‘lassen. Die Sporenzellen häufig schon früh mit einer bräunlichen Haut versehen zeigen in der Jugend ähnlich den vegetaliven eine wandständige Schicht von Chlorophyll und einigen Stärkekörperchen, älter sind sie durch diese Substanzen dunkler. Ein farbloser papillenartiger Fortsatz bildet die Befruchlungspapille.. Man erkennt hier einen kurzen scharfen Qnerriss in der Membran der Spo. renzelle, aus welchem sich der ?rimordialschlauch hernienartig nach aussen stülpt, jene stumpfe Papille bildend. Der grüne Inhalt tritt aus dem obern und untern Ende allmählig zurück, um sich zu einem breit ovalen Körper zusammenzuziehen. Wird nun ein Samenkör- 30 446 perchen in der Antheridie frei so kann man die Befruchtung an der Papille deutlich beobachten. Dasselbe ist oval oder kugelig, mit ein- facher zarter Contur, bleichgrün und etwas körnig im Innern, am vordern Ende etwas zugespitzt und hier mit 3 bis 4 Cilien: versehen. Nach seinem Austritt geht es in den spilzwinkligen Raum zwischen der erzeugenden Antheridıe und der Sporenzelle mit träger zitternder Bewegung. Allmählig nähert es sich der Befruchtungspapille , bewegt sich lebhafter und setzt sich plötzlich mit dem spitzen Ende an die- selbe fest, augenblicklich wird es starr und regungslos. Sogleich isi die Gränze. zwischen den sich berührenden Theilen verschwunden , sie sind verschmolzen. Das Samenkörperchen wird nun schnell kleiner und fliesst völlig in die Sporenkugel über, ist dann spurlos verschwunden, die Papille zieht sich dagegen in die Sporenzelle zurück, liegt hier in seiner frühern Grösse und Form, anfangs noch ohne Zellhaut, die sich dann bildet und zu einer dicken braunen Membran wird. In 20 bis 30 Minuten ist die ganze Befruchtung vollendet. ' Die andern Sper- matozoiden gehen zu Grunde. Hiernach ist die materielle Vermischung beider Keimelemente eine Thatsache. Sowohl Sporenanfang als Sperma- tozoid ermangeln bei Oedogenium der festen Zellenmembran und flies- sen als weiche Körper wie Wassertropfen zusammen, es ist also kein Eindringen des Spermatozoides. /Freiburger Berichte 1856. Juli Ss. 215— 229, Tf. 5.) Caspary, Bemerkungen über den Bau der Wurzel. — Es handelt sich darum, ob die Wurzelhaube ihre Schichten von innen her ersetzt oder nicht. Beide Vorgänge finden sich bei ver- schiedenen Pflanzen. Bei Victoria regia, Euryale feroex, Nymphaea alba findet keine Ablösung der äussern Schichten der Wurzelhaube Statt und daher auch kein Ersatz derselben. Auch an den Wurzeln von Hyacinthus orientalis tritt kein Ersatz ein, obgleich die äussern Schichten sich zersetzen. Aber an den Luftwurzeln der Orchideen erfolgt eine Neubildung. C. hatte die Wurzelspitzen bei- Epidendron elongatum, Vanda Roxburghi, Dendrobium nobile, Laelia anceps mit schwarzer Farbe bestrichen, nach einigen Tagen war diese stets von einer frischen grünen Wurzelhaube durchbrochen, während die Farbe sich in zerrissenem Ringe über der Spitze befand. Einige Wurzeln besitzen übrigens keine Wurzelhaube, so die Keimlinge von Oroban- chen und die Pfahlwurzel von Trapa nalans. Die Wurzelhaube be- steht aus den äussersten Schichten der Wurzelrinde, deren Zellen sich wenig bei Verlängerung der Wurzel dehnen, daher bald an de- ren Basis abreissen und als Mütze auf der Wurzelspitze sitzen bleiben, Die Wurzelhaare kommen tbeils im ersten Stadium der Keimung bei einigen Pflanzen (Secale cereale, Najas major, den Nymphaceen) auf der Epidermis vor und zwar bei den Nymphaceen auf eigenthümlichen seitlichen Fortsätzen oder auf den innern Rindenschichten der Wur- zel, die erst durch Abreissen der Haube nach aussen frei geworden sind. Diese Rindenschichten nennt C. Epiblema, wodurch der Begriff 447 dieses ursprünglich von Schleiden so henannten Gewebtheiles wesent- lich modifieirt wird. (Rheinische Verhandign. XIV. 60.) Marquart, über die Eigenschaften der Eberesche, Sorbus aucuparia. — Es ist merkwürdig, dass dieser herrliche Baum unserer Wälder trotz seiner Schönheit und sehr grossen Nutz- "barkeit nicht mehr angebaut wird, trotzdem er ‘sich vortrefflich zur Bewaldung unsrer kahlen Berge eignet. Das Holz des Stammes ist vortrefflich zu Tischlerarbeiten und ohne Zweifel auch zum Hausbau, Frisch gefällt ist es specifisch leichter als das der Buche und Eiche, hat nämlich ein Gewicht von 0,8993, das der Buche 0,9822, der Stieleiche 1,0494 , der Steineiche 1,0754. Im lufttrockenen Zustande aber erhält Ebereschenholz ein Gewicht von 0,6440, Buchenholz 0,5907, Eichenholz 0,6777 und 0,7075. An Brennholz steht die Eberesche nur wenig andern Hölzern nach. Ein Pfund stark gedörr- tes bringt 36,904 Pfd. Wasser von 0° auf 100° C., das gleiche Bu- chenholz nur 36,476 Pfd. Wasser zum Kochen bringt. Das Linden- holz übertrifft hierin die Eberesche. Die Beere der Eberesche liefert, Apfelsäure und Zucker. Erstere hat ihre bedeutende Rolle in unserer Industrie noch zu erwarten und ist aus der Eschenbeere am leich- testen zu gewinnen, Der Weinstein wird in grossen Mengen gebraucht und sein Preis ist seit einigen Jahren im Steigen, Aepfelsaure Salze werden ihn bald ersetzen müssen. Die reine Aepfelsäure kann die Weinsteinsäure und Citronensäure nicht ersetzen, weil sie nicht kry- stallisirt, sondern eine hygroskopische Masse bildet, welche sich als Handelswaare schlecht ausnimmt. Zur Gewinnung der Aepfelsäure aus den Vogelbeeren wird der Saft nicht ganz reifer Beeren zum Sieden gebracht und mit Aetzkalk nicht ganz neutralisirt. Es fällt dann äpfelsaurer Kalk als helles Pulver nieder, welches das Rohmaterial zur Bereitung der reinen Säure und der äpfelsauren Salze gibt. Als Ersatzmittel des Weinsteines würde sich am besten eigenen zweifach äpfelsaures Ammoniak oder zweifach äpfelsaurer Kalk. Der Zucker- - gehalt der Vogelbeere ist trotzihres bittern Geschmackes nicht unbedenv- tend. Der Saft geht für sich ohne Zusatz in Gährung über und lie- fert einen Weingeist von ganz besonderer Reinheit, welcher sich von dem aus gegohrenen Kirschen erhaltenen Brantwein nur schwierig un- terscheiden lässt. Nach Liebig liefert der Saft der Vogelbeere 4 pt. seines Volumens Brantwein von 50°, während aus dem gegohrenen Salte noch ebensoviel äpfelsaurer Kalk gewonnen werden kann wie aus dem frischen. Liebig räth ferner der Kartoffelmaische Vogelbeer- saft zuzusetzen. Die Vogelbeeren enthalten ausserdem noch zwei Stoffe, eine scharfe flüchtige dunstförmige Substanz und eine süsse Rohrzucker ähnliche, das Sorbin, Uebrigens ist die Eberesche weit verbreitet, nach v. Siebold durch das ganze japanische Reich und China, auch in Virginien heimisch und sleigt zu bedeutenden Meeres- höhen empor. Die Japanesen bauen mit dem Holze und salzen die Früchte ein, die Chinesen benutzen sie als Medicin, Nach v. Steffens 30* ‚448 eignet sie sich jedoch nicht .zu Waldanlagen, sondern nur als Zier- baum, der des Schutzes und der Hülfe bedarf. (Ebenda 45 — 49.) Regel, zwei neue Gycadeen im Petersburger Gar- ten nebst Beiträgen zur Kenntniss dieser Familie. — Die Cycadeen sind einerseits den Coniferen, andrerseits den Selagi- gineen und Farren verwandt, jenen durch Blumen - und Fruchtbildung, diesen durch die eigenthümliche Stammbildung und die Entwicklung der Wedel und Blättchen. In der Siruetur der Elementarorgane ins- besondere der Bildung ‘der porösen Gefässe schliessen sie sich den Zapfenbäumen an, ebenso durch Bildung eines Bastringels. Die Stein- kohlen-Lepidodendren scheinen das Bindeglied zwischen den Cycadeen und Selagineen zu bilden und ihre natürliche Stellung haben die Cy- cadeen zwischen den Coniferen und Gefässeryptogamen. In frühern Perioden waren sie über die ganze Erde verbreitet, gegenwärtig sind sie auf das tropische und subtropische Klima beschränkt. Die be- kannten 69 Arten vertheilen sich unter 6 Galtungen, davon gehören SAsien 10 Arten Cycas, SAfrika 1 Cycas, 16 Eucephalartos, 1 Stran- geria, Australien 2 Cyeas und 4 Macrozamia, Amerika 8 Ceratozamia, 3 Dioon, 23 Zamia und 1 Lepidozamia. Im Freien dauern sie bei uns nicht aus, nur in Gewächshäusern. Der Peterburger Garten hat davon. schöne Exemplare aufzuweisen, so von Cycas circinalis und C. revoluta, von Encephalartos caffer, dessen Namen vielleicht schon 500 Jahre alt ist, Zamia Fischeri u. a. Bei 10— 12° R. gedeihen sie leicht und sicher, bedürfen nur zur Zeit des neuen Triebes im Mai bis Juli 20 bis 25°, reichliche Luftung besonders nach vollende- tem Triebe, lockere mit Lehm und Sand reichlich gemengte Haide - oder Lauberde mit Unterlage von Steinen und Sand zum Abfliessen des Wassers. Die grossen und schönen Exemplare in den europäi- schen Gärten sind meist im lebenden Zustande aus ihrem Vaterlande eingeführt. Die reichlich mit Nahrungsstoffen gefüllten Stämme er- leichtern die Uebersiedelung. Zur Zeit der Ruhe ihrer Wurzeln und Wedel beraubt in Hobelspänen in durchlöchterter Kiste verpackt kön- nen die Stämme 4 bis 6 Monate unterwegs bleiben, nur müssen die Wunden mit Baumwachs oder Collodium verklebt werden, Sie müs- sen dann gereinigt und eingesetzt in sehr feuchtwarmer Temperatur von 15 bis 20° gehalten werden. Die Blumen sind zweihäusig und erscheinen in zapfen- selten schopfförmigen Blühtenständen aus‘ der Spitze des Stammes. Keine Spur von Blühtenhüllen, die nackten An- theridien sitzen auf zu fleichigen Schuppen umgewandelten Wedeln. Dass diese Schuppen Wedel sind, zeigen die blattförmig verlängerten weib- lichen Blühtenschuppen bei Cycas, wo auch die nackten Eier seitlich in den Kerbzähnen sitzen und die Spitze blattartig ist. Die Antheren sind einfächerig, auf der untern oder Rückseite der Schuppen 'ange- heftet, springen mit einem Längsriss auf. Ein Zapfen kann Milliarden von Pollenkörnern produeiren. Die weiblichen Blühtenstände sind schopf- förmig oder den männlichen ähnlich. Der reife Samen ist steinfrucht- ärtig mit einer fleischigen Umhüllung und knocherharter Schale, die 449 mehre Oeffnungen zeigt. Der geradläufige Keim liegt im fleischigen Eiweis. Das Würzelchen endet in einen langen Faden und die 2 Co- tylen sind ungleich und an der Spitze verwachsen. R. geht nun zu den Gattungen und neuen Arten über. Cycas hat der Petersburger Garten in Exemplaren mit 5 bis 6° hohen Stämmen von €. revoluta und ceireinalis, von Encephalartes 7 Arten, darunter E, caffer mit 6/ hohen und 1° dickem Stamme, von Macrozamia nur M, spiralis, von Dioon nur D. edule, von Lepidozamia nov. gen. die L. Peroffskyana mit 6° langen Wedeln, von Ceratozamia die €. mexicana, robusta und die neue C. Kusterana, von Zamia die Z. Loddigesi in 3 Varietäten, pygmaea, Fischeri, muricata, media, calocoma; die. Strangeria fehlt. (Bullet. nat. Moscou. 163 — 191.) Jaeger, über Häng- oder Trauerbäume in Verbin- dunz mit ihrer Stammart. — J. fand bei Anlegung eines Parkes eine ältere gut gewachsene gemeine Esche von vielen jungen hochslämmigen Bäumen umgeben, die er im Sommer sehr hoch in den Spitzen und auf Aesten Augen von Trauereschen einsetzen liess. Nach einigen Jahren sah er zu nicht geringem Erstaunen die alte Esche mit vielen Trauereschen umgeben. Der Gärtner hatte die wil- den Zweige abgeschnitten und sämmtliche Stämme stehen lassen. Die Traueresche bildet meist einen Baum, der von Weitem das Ansehen eines runden Haufens hat, in Verbindung mit der gemeinen aufrecht wachsenden aber die Steilheit verliert. Ueberhaupt machen sich Trauerbäume aber viel malerischer, wenn man sie in die Aeste ‘schon ziemlich hoher Bäume veredelt, ganz besonders Traueresche und Trauer- buchen. /(Regels Gartenflora August 234.) Jäger, Fraxinus heterophylla aus Samen der ge- meinen Escheerzogen. — Es ist noch fraglich, ob Fraxinus heterophylla Vald (simplieifolia Willd) eine wirkliche NAmerikanische Art sei oder nur eine Spielart der. gemeinen einheimischen. Der Um- stand, dass Verf, unter einer Aussaat gemeinen Eschensamens 5 Pro- cent Stämmchen mit ungefiederten Blättern zog, die nach 5 Jahren noch vollkommen der Fraxinus heterophylla, welche durch Veredlung fortgepflanzt wird, gleichen, wird vielleicht dazu beitragen, die etwa noch waltenden Zweifel zu beseitigen. Uebrigens ist es leicht mög- lich, dass auch in NAmerika von einer dortigen Art, vielleicht von Fr. ovata eine Spielart mit ganzen Blättern gezogen worden ist, wovon die ältere ganzblättrige als Fr. heterophylla und simplicifolia bekannte Eschen stammen. In der Holz- und Knospenbildung gleicht das Holz der angeblich Namerikanischen Art ganz der gemeinen Esche. (Ebda. Juli 211.) Dupuis, Kultur der Zuckerwurz, Sium sisarum L. — Diese Pflanze gehört in die Familie der Doldengewächse, ist aus- dauernd, hat büschelförmig gestellte, spindelförmige fleischige Wur- zeln /,—®/,‘ Länge und 1‘’ Dicke. Sie ist in Hochasien heimisch und eine ihrer Abarten wird seit undenklichen Zeiten in China unter dem 450 Namen Ninzy eultivirt. Bei uns ward sie im J. 1548 eingeführt uud die Cultur verbreitete sich ‘schnell in Gärten und auf Feldern. Sie ward als gutes Gemüse geachtet und kam auf die ausgesuchtesten Ta- feln. Gegenwärtig ist sie fast gänzlich durch die Kartoffel verdrängt und es ist auffallend, dass sie bei der Krankheit dieser nicht wieder in Aufnahme gekommen. .Nach Sack’s Analyse ist sie sehr reich an nährenden Stoffen, denn sie enthält 62,41 Wasser, 18,099 Stärke- mehl, 7,91 Holzstoff und Asche, 6,60 Rohrzucker, 2,09 Casein, 1,37 lösliche Salze, 1,00 Säuren und 0,53 Gummi. Das Fleisch der Wurzel ist weiss, fest, sehr zart, zuweilen jedoch faserig. Der Ge- schmack mild, zuckerig mit einem schwachen Beigeschmack von Sel- leri; einige Minuten genügen sie in kochendem Wasser abzusieden. Man geniesst sie abgesotten, geschmort und als Brei. Als Feldfrucht dient sie als Nahrung für das Vieh oder zur Bereitung von Stärke- mehl, Zucker und Alkohol. Sie erfriert nicht und kann den Winter über im Boden bleiben. Als Pflanze des Küchengartens verlangt sie einen milden, leichten, tiefen und gut bearbeiteten Boden, der selbst etwas feucht sein kann. Besonders gut gedeiht sie auf Boden, der im Vorjahre mit Kuhmist gedüngt war, also nach Kohl, Pufbohnen u. dergl. Die Fortpflanzung geschieht durch Samen, der 2 Jahre keimfähig bleibt. Man säet denselben im September oder so zeitig im Frühjahr als es die Witterung erlaubt. Sobald die Pflanzen stark werden, lichtet man sie soweit, dass sie 6° Zwischenraum erhalten. Die ausgenommenen Pflanzen verwendet man nach Bedürfniss. Be- hacken und Ausgäten des Unkrautes befördert das Wachsthum unge- mein. Häufiges Bewässern ist anzuraihen und im Juni kann man sie wie die Kartoffel behäufeln. Sollten die Stengel schon im ersten Jahre blühen wollen, so schneidet man sie ab und verwendet sie zur Füt- terung, nur einige lässt man zur Samenzucht stehen. Die Wurzeln werden mit den Karst herausgenommen und zwar so spät als es das Klima erlaubt und man bringt sie in Gruben oder in Keller. Bei sorgfältiger Cultur kann man den Ertrag dem der Kartoffel gleichach- ten. (Ebenda 222 — 223.) Zoologie. Sars, über die Entwicklung der Medusen. — Diese Mittheilungen sind hauptsächlich gegen Desors Abhandlung in den Annales des sciences natur. October 1849 gerichtet. Irrthüm- lich hat derselbe nämlich Sars’ Entwicklung der Aurelien als eine Me- tamorphose aufgefasst, da doch nicht die polypenförmige Amme in eine Meduse sich verwandelt, sondern deren durch Quertheilung ent. standene Brut. Diese Amme solle ferner eine ächte, von Dalyell als Hydra tuba beschriebene Hydra sein, wogegen doch S. schon 1839 auf ihre generische Verschiedenheit hingewiesen: sie ist vollkommen fixirt und hat einen vorstreckbaren röhrenförmigen Mund, S. nennt sie Scyphistoma und unterscheidet sie noch durch ein wirkliches Ge- fässsystem von den Polypen. Ueber die Knospensprossung äussert Desor unbegründete und unbewiesene Behauptungen, . Schliesslich 451 stimmt S. den Beobachtungen Gegenbauers bei, dass nämlich die Amme in der Medusenerzeugung nicht aufgeht, sondern nach jeder Ammenperiode sich gewissermassen nur substiluirt und zu neuer Erzeu- gung, von Medusen anschickt, worin sie ganz den ammenden Hydrinen gleicht. ‘ (Wiegmanns Archiv XXIII. 117—123.) Philippi, vier neue Echinodermen des chilenischen Meeres: 1. Echinus magellanicus aus der Magellanstrasse dem E. minimus Blainv und E. miliaris zunächst ähnlich. 2. Arbacia Schythei von ebenda, 3. Goniodiscus verrucosus von Valparaiso und 4. Cu- vieria antarctica aus der Magellanstrasse der Holothuria squamata auf- fallend ähnlich. Gay zählt in seinem Werke nur 8. Seeigel und See- sterne des chilesischen Meeres auf, während Ph. ausser diesen neuen deren mehr kennt, nämlich noch Echinus albus, .Arbacia spaiuliger, niger, Heliocidaris. erythrogramma, Tripylus excavatus, cavernosus, australis und von Seesternen: Asteracanthion gelatinosus, helianthus, aurantiacus, rubens, Goniodiscus singularis, Asteriscus calcaratus. (Ebenda 130—134.) H. Lea diagnosirt 13 neue Unioschalen aus Georgien ohne alle Beziehung auf ihre Verwandtschaft zu der grossen‘ Anzahl, die allein schon seine Autorschaft tragen. — Proceed, nat, sc. Philad. VII. 31--32 — Ferner 6 dergleichen neue aus Alabama, 8 aus ver- schiedenen Theilen der Vereinten Staaten, 3 andre amerikanische, 12 Nearolinische (einige Anodonten.) (Ebenda 88 — 86.) €. Arndt, die Mollusken der Umgegend von Gnoien. — Von den 8 bis jetzt in Meklenburg bekannten Schnecken kom- men bei Gnoyen (Vf, schreibt den Ort mit y und mit ©) 68 vor und gibt Bemerkungen über einzelne derselben, so dass Limax cinereus nur in einem Kartoffelkeller gefunden, Helix lapieida andere Schneckenge- häuse anfrisst und 2 verschiedene Liebespfeile führt, wie Achatina acicula aussieht und sich begattet, wie Suceinea putris und Pfeifferi identisch sind. Von den 21 meklenburgischen Acephalen leben bei Gnoyen 14, von denen Cyelas cornea und lacustris nicht verschieden sein. (Meklenburger Archiv XI. 119 — 129.) Stimpson gibt eine Uebersicht der von der Verein- ten-Staaten Expedition unler Rodgers gesammelten wirbellosen Thiere, zunächst der Dendrocölen Strudel- würmer, für die bekannten Arten Literatur und Vorkommen beifü- send und 923 neue Arten diagnosirend. Wir können hier nur die neuen Gatlungen mit ihren Diagnosen aufnehmen: Planeolis: corpus papillis sparsis, seriebus duabus: lateralibus dispositis; caput grande, discretum, tentaculis magnis; ocelli .capita- les et tentaculares; os subcentrale. Auf Eulidiceros panormus Qua- tref. begründet. - Nautiloplana: corpus planum, hyalinum; caput parvum, discre- tum, auriculis duabus; ocelli nulli; os postmediali, oesophago protra- etili, multilobo; aperturae genitales antrorsum sitae; pelagicae. Auf Planaria oceanica Darw, Eurylepta oceanica Dies begründet. 452 „schyplano: corpus latum, crassiusculum; ocelli primarii in um- bones duos parvos occipitales ag sgregati; seeundarii in margine ante- riore dispositi; os subcentrale. "Auf eine neue Art. Diplonchus : corpus oblongum, crassiusculum et maculatum ut in Hylochis: caput papilla occipitale, bilobata ocellifera instructa; ocelli numeros:, minuti ad papillam etiam saepe ad ejus basin dispo- siti; ocelli marginales nulli. Eine neue Art. Stylochoplana : corpus laeve, tentacula subapproximata; ocelli ad basin tentaculorum v. in acervos vicinos aggregati; TRANS ale nulli. Dabin Stylochus folium Grube u. a. Callioplana: corpus tenue, laeve; tentacula elongatoconica, gra- cilia, approximata in areola alba; ocelli ad tentaculata et in areola inter tentaculata; marginales nulli. Eine neue Art. Tachyplane: corpus crassiusculum, supra tuberculatum, tenta- cula parva, inconspicua, hyalina; ocelli ad tentacula, marginales nulli, Neue Art. Stylochopsis: corpus subcrassum, molle, tentacula distantia, ob- tusa; ocelli magni ad tentacula et minuti ad marginem anteriorem, in- terdum quoque in acervum oceipitalem. 2 neue Arten. Galeocephala: corpus oblongum, antice subauriculatum, caput bitentaculatum, tentaculis ab ansehe distinetis; ocelli duo subdistan- ‚tes; os postmediale; tubus cibarius ramis arbusculiformibus. Süsswas- serbewohner, dahir Dendrocoelum superbum Gird. Anocelis: corpus depressum, elongatoovale, saepe antice trun- catum; os post medium subcentrale; ocelli nulli. In süssen Gewäs- sern, dahin Planaria coeca Duges. Oligocelis: corpus oblongum depressum, antice auriculatum; ocelli sex in acervos duos parallelos subterminales dispositi,; os post medium subcentrale; tubus eikarius ramis arbusculiformibus. fluviatil. Dahin Dendrccoelum pulcherrimum Gird. i Geoplana: corpus depressum ;vel depressiusculum, elongatum vel lineare, capite continuo; ocelli numerosi marginales vel in acer- vos submarginales, in capite dispositi:. Dahin Planaria vaginuloides Darw u. a, Bipalium: corpus lineare, depressiusculum, caput discretum, lu- natum, transversum, auriculis longis retrorsum tendentibus; ocelli nu- merosi, minuti, in capite, plerumque in ejus marginibus dispositi; os centrale vel postcentrale; apertura genitalis inter os et extremitatem, pesteriorem, saepius ad dimidiam distantiae.e Mehre neue Arten. (Proceed. nat. sc. Philad. 1857. VIII. 19—31.) Fr. Müller, Lumbricus corethurus, der Bürstenschwanz. Dieser Wurm ist der gemeinste Regenwurm in der Colonie Blumenau in Brasilien, ziemlich schlank, eylindrisch, weich, die Haut farblos, durehscheinend, der Gürtel oben brärmlich gelb, 28‘ lang, 200— 250 Ringe zählend, davon 13 vor dem Gürtel, 8 im Gürtel, hinter diesem jederseits nur 2 Reihen einzelner Borsten, die endlich auch aufhören, aber am Hinterende sich von neuem vermehren. Der Ma- gen ist stark muskulös, die Eierhüllen fast kugelrund, mit nur einem Jungen. (Wiegmanns Archiv XXIII. 11—116.) Claus beschreibt neue einheimische Cyelopiden: {0y- elops gigas, fureifer, bieuspidatus, insignis. (Wiegmanns Archiv ZAX11. 205 — 210.) Philippi, Abrote, neue Crustaceengattung. — Das Thier gehört in die Familie der Hippaceen und bewohnt mit der ein- 453 zigen Art A. spinimana den Meerbusen von Talcahueno, Sein Cepha- lothorax ist oval, hinten ausgerandet, fast dachlörmig gewölbt, der kleine Schnabel dreieckig, kürzer als die 2 dreieckigen Spitzen wel- che die Augengegend von den äussern Fühlern trennen. Vordere Sei- tenränder mit 4 Dornen, Augenstiele unmittelbar unter dem Schnabel befestigt, dreigliedrig, Augen klein, am Ende des dritten Gliedes äussere Fühler von der halben Länge des Cephalothorax, ihr. viertes Glied mit beborsteten Höckern, die Geissel mit 13 verkehrtkegelför- migen Gliedern; die innern Fühler mässig, die äussern Kaufüsse gross, eylindrisch, ihr Palpus pfriemenförmig,, dick und lang bewimpert, ‚das zweite Kaufusspaar ebenfalls eylindrisch, die übrigen lamellenartig, die Scheeren nur viel dicker, nicht länger als die andern Füsse. Ab- domen sechsgliedrig, die 4 ersten Glieder in einen quer blattarligen Fortsatz verlängert, das fünfte fast quadratisch, das letzte zweimal so breit als das vorletzte. In der Form des Cephalothorax gleicht diese Gattung Remipes oder Hippa, durch die Scheerenvorderfüsse da- gegen Albunea und Ranina. (Ebenda 124 — 129. Tf. 8.) Joh. Gistel, Achthundert und zwanzig neue oder unbeschriebene wirbellose Thiere. Straubing 1857. 8°. — Die Textüberschrift sagt uns, dass diese wirbellosen Thiere In- secten sind und der Text zum grössten Theile in München am 4ten Januar 1838 geschrieben worden. Nun folgen sogleich die neuen Na- men mit lateinischen und deutschen Diagnosen in buntester Abwech- selung bis eine neue Ueberschrift ein blosses Namens - Verzeichniss betitelt neue Genera und Species von Insecten beschrieben vom Verf. in seiner und Bromms Naturgeschichte (Stuttgart 1848 u. 1850) und hinter demselben geht die zweite Hälfte des Buches wieder ganz in der Weise der ersten Hälfte fort. Freue dich europäische Fauna über diese grossartige Erweiterung deines Besitzihums, aber die Wissen- schaft, sie ist für den Verf. nicht da oder vielmehr seit zwanzig Jah- ren ausgestorben, was kann sie weiter thun als dieses Opus gleich» falls als ein nicht Daseiendes zu betrachten. Loew, Beitrag zur Kenntniss der Dipteren Afri- kas. — Schon Linne und de Geer führten einige afrikanische Dip- terenarten auf, bald darauf beschrieb Fabrieius deren 77, später Wie- demann 296, Marquart 479, Walker 193, Loew 87, so dass mit den von andern aufgestellten nunmehr 1190 Africa eigenthümliche Dipteren bekannt sind. Ihre Verbreitung verfolgt L. nach geographi- schen Bezirken. Der NO Distriet mit 157 Arten umfasst Aegypten, Nubien, Abyssinien, wo noch 43 Arten aus benachbarten Bezirken vorkommen. Die NKüste von Tripolis bis Marokko südlich von der Sahara begränzt zählt 172 eigenthümliche und 38 allgemeine Arten. Die tropische WKüste von Senegambien bıs Benguela bewohnen 174 eigene Arten, europäische und Nafrikanische fehlen dort, aber capi- sche kommen vor. Die Spitze oder das Kapland bis zum südlichen Wendekreise gerechnet lieferte bisjetzt 471 eigene und 30 allgemein 454 verbreitete Arten, 'worunter viele europäische, ' Die OKüste von Mo- zambique bis Babelmandeb hat durch Peters Sammlungen 50 Arten er- geben, worunter 13 capische, Madagaskar mit den zugehörigen In- seln hat 90 Arten. Neuerdings hat J. A. Wahlberg am Kap und Kaf- fernlande etwa 450 Arten gesammelt, wovon 350 Brachyceren etwa einen neuen Zuwachs bilden. Diese bearbeitete L. mit der bekannten Gründlichkeit und umfassenden Sachkenntniss und wir sehen seiner Veröffentlichung mit Spannung entgegen, da dieselbe ein ganz all- gemein dipterologisches Interesse haben wird. Hier gibt er nur eine Uebersicht der Stratiomyidae. (Wiegmann’s Archiv XXIII. 137 — 148.) Uhler beginnt Beiträge zur Neuropterologie der Vereinten Staaten mit der Beschreibung neuer Arten, nämlich Nannophya bella, Libellula bistigma, plumbea, confusa, saturata, julia, assimilata. (Proceed. nat. sc. Philad. 1857. VIII. 87—88.) Leconte gibt eine, analytische Uebersicht der nordameri- kanischen Bembidiumarten und fügt die Beschreibung 3 neuen Arten: B. lugubre Rio Grande, B. fraternum Georgia, B. pedicella- tum Pennsylvanien hinzu, dann zählt er die Arten der Bupre- stiden mit der Literatur und dem Vorkommen auf, nämlich 6 Ac- maeodera, 7 Apatura, 31 Buprestis, 1 Polycesta, 23 Chrysobothris, 16 Agrilus, 1 Eumerus, 1 Coraebus, 8 Anthaxia, 7 Brachys. '(Pro- eeed. nat. sc. Philad. 1897. VIII. 2—10.) Desgleichen von den Arten der Gattung Clivina in den Ver einten Staaten, deren er 28 Dyschirius, 1°Acephorus, ‘4 Ardi- stomis, 1 Aspidoglossa, 27 Clivina, 6 Schizogenius aufzählt. (JIbi- dem 75—-83.) F. W. Clasen gibt ein drittes Verzeichniss der Käfer Meck- lienburgs, welches die Arten der Cerambieiteen, Donacien, Chry- somelinen aufzählt, meist mit Angabe des nähern Vorkommens. (Meck- lenburger Archiv XI. 96 — 118.) Gerstaecker, Systematik der Gattungen Eumor- phus und Endomycehus. — Vf. gibt seiner Familie der Endomy- chidae folgende Diagnose: Coleoptera eryptotelramera aut tetramera, capite ante oculos constrieto prolongato, antennnis frontalibus, elon- gatis, haud retractilibus, palpis maxillaribus artieulo ulimo subeylin- drico: coxis antieis globosis, pedibus plerumque elongatis, graeilibus, unguieulis simplieibus, epimeris rhomboideis, parapleuris antice oblique produclis, melasterno abdominisque segmento primo foveis femoralibus “nullis. Nach der Tarsenbildung zerfällt die Familie in die Endom. genuini und E. adseiti. Zur ersten Gruppe gehören die alten Gattun- gen Eumorphus und Endomyehus, welchen @. folgende Uebersicht giht. Trib. Eumorphini: antennarum articulus tertius elongatus, elava dilatata, compressa. Maxillarum externa acuminata, antrorsum mem- branacea. Nur Tropenbewohner. Palpi labiales articulo ultimo transverso g Prosternum latum, apice furcatum Amphisternus \ 455 Prosternum angustum, apice integrum, coxas re- trorsum superans Mandibulae intus unidentatae, apice truncato Mandibulae apice longissimo, antennarum clava solida Spathomeles Mandibulae apice brevi, antenn. elav. perfoliata Eugonius Mandibulae intus unidentatae, apice fisso Trycherus Mandibulae intus haud dentatae Mandibulae acuminatae Eumorphus Mandibulae obtusae rotundatae Pedanus Prosternum coxas retrosum non superans Prosternum aequaliter latum Dioedes Prosternum inter coxas lineare, vix perspicuum Eneymon Palpi labiales articulo ultimo eylindrica, late truncato Corynomalus » Palpi labiales articulo ultimo ovato Cymbachus Trib. Endomyehini: antennarum artieulus tertius haud elon- gatus; mandibulae intus non dentatae; maxillarum lamina externa tota cornea, haud elongata; ligula angusta, apice rotundata; palpi labiales articulo ultimo ovato. Prosternum dilatatum, mesosterno parum angustius Corpus oblongum, antennarum clava latissima, com- pressa, mandibulae apice fisso Eucteanus Corpus hemisphaericum, antennae articulis tribus ultimis vix incrassatis, oblongis, Meilichius Prosternum mesosterno multo angustius Prosternum carinatum, antennae breves Panomaea Prosternum planum, antennae elongatae Endomychus G. characterisirt diese Gattungen speciell und diagnosirt alsdann ihre einzelnen Arten. /Wiegmanns Archiv XXIII. 211 — 240.) A. Ecker, ächte Zwitterbildung beim Karpfen. — Zu den von Dufosse im vorigen Jahre nachgewiesenen Fällen von Zwitterbildung bei Serranus seriba, cabrilla und hepatus fügt E. hier zwei neue vom Karpfen. Ein Fischer brachte ihm die Eingeweide eines Karpfen, in welchem derselbe beim Oeffnen des Leibes schon die gleichzeitige Anwesenheit von Rogen und Milch erkannt hatte, während äusserlich das Thier gar Nichts auffallendes besass. Linker- seits war neben dem Eierstock ein wohl ausgebildeter Hoden vorhan- den, rechterseits nur der Eierstock. Hoden und Eierstock standen durch Bindgewebe und Blutgefässe in inniger Verbindung, der Hoden enthielt lebhaft sich bewegende Spermatozoen, die Eierstöcke vollkom- men ausgebildete Eier. Auch im zweiten Fall erhielt E, nur die her- ausgenommenen Eingeweide und die Zwitterbildung war wiederum eine einseitige, der Hoden gross, 2 lang, 1” 5‘ breit, unterhalb des- selben lagen noch mehre kleinere 3 — 5°‘ im Durchmesser haltende- ım Stroma des Eierstockes eingebettet, die ganz denselben Bau und Inhalt hatten wie das Hauptorgan. Die Einlagerung dieser Hodenläpp- chen in das Gewebe des Ovariums war eine so innige, dass es ganz den Anschein gewährte, als seien beide aus ein und demselben Stroma hervorgegangen. _Spermatozoen und Eier waren völlig normal ent- wickelt. (Untersuchungen zur Ichthyologie (Freiburg 1857.) $. 28.) 456 H. Reich, der feinere Bau des Gehörorganes von Petromyzon und Ammocoetes. — Nach Joh. Müllers Unter- suchungen liegt das häutige Gehörorgan frei in der ovalen knorpligen Ohrkapsel' von einer dicken Muskellage bedeckt, das häutige Labyrinth besteht aus mehren communieirenden Abtheilungen, nämlich dem Ve- siibulum mit innerer senkrecht herumlaufender Falte und horizontaler Furche und einen innern Blättchen, ferner dem kleinen sackförmigen Anhange unterhalb der Eintrittsstelle des Nervus acusticus, den halb- eirkelförmigen Kanälen. Die knorplige Gehörkapsel besteht aus äussern parallel laufenden Knorpelzellen mit Kern und dicker Wandung, innen aus grossen dünnwandigen kernlosen Zellen. Das das Labyrinth aus- kleidende Epithel ist Pflaster-, Flimmer- und Cylinderepithelium. Das Pflasterepithel findet sich in den halbeirkelförmigen Kanälen und in dem sackförmigen Anhange. Das Flimmerepithel beschränkt sich auf das Vestibulum, hat rundliche, ovale, faschen- und keilförmige Flim- merzellen mit deutlichem Kern und körnigen Inhalt und mit langem Flimmerhaar, Die, Cylinderzellen sitzen auf den vorspringenden Fal- ten des Vestibulum und der Ampullen. Die Otolithen sind blos kug- lige Concretionen theils isolirt ıheils in grössern Massen, bestehen aus kohlensaurem Kalk, der nach Auflösung in Säuren eine Zelle zu- rücklässt. Sie finden sich im ganzen Labyrinth zerstreut und in 'gros- ser Menge im sackförmigen Anhange, Der Hörnerv tritt durch eine grosse Oefinung der knorpligen Ohrkapsel zum häutigen Labyrinth an die miltlle senkrechte Furche des Vestibulums. Hier wo er sich ın seine Zweige theilt enihält,er zahlreiche Ganglienzellen, welche läng- lich spindellörmige und mehr rundliche sind. In den in das La- byrinth vorspringenden Falten laufen feine Nervenfasern zwischen den Bindgewebslamellen dahin und erheben sich dann, nachdem sie eine kleine spindelförmige Anschwellung erlilten, gegen die freie Oberfläche, die Bindgewebsfasern senkrecht durchziehend. Hierauf zeigt sich, gleich nachdem die Nervenfaser die Falte verlassen, eine rundliche Anschwellung mit deullichem glänzenden Kern und Kernchen. Aus dieser tritt nach oben eine etwas breitere Faser, welche zwischen den ECylinderepithelzellen verläuft. Tritt sie aus deren Zwischenraume heraus: so wird sie feiner und ragt wie ein Faden hervor, welcher eine birnförmige Zelle mit deutlichem Kern und hellglänzendem Nu- cleolus trägt. Ueber diese Zelle ragt noch eine feine fadenförmige Verlängerung hinaus und bildet das äusserste frei hervorragende Ende. Durch eine Oeffnung oberhalb des Foramen acusticum in der knorp- ligen Ohrkapsel tritt vom Gehirn aus eine Arterie an das häulige La- byrinth und verästelt sich in zahlreich anastomosirenden Zweigchen zwischen der florarligen Bindgewebshülle und dem eigentlichen häuti- gen Labyrinth. /(Ebenda S. 24 — 27. Tf. 2.) E.v. Martens, über einige Fische und Grustaceen der süssen Gewässer Italiens. — Für den Gardasee zählt Verf, folgende Arten auf: Cottus gobio, Gasterosteus brachycen- 457 trus, Gobius fluvialis, Blennius vulgaris, Lota fluviatilis, Fario carpio, Fario argenteus, Cyprinus carpio, Tinea chrysitis, Barbus plebejus, Gobio venatus, Leueiscus eisalpinus, L. cavedanus, L. hesperidieus, L. alburnellus, L. Savignyi, Chondrostoma soetta, Cobitis barbatula, C. taenia, Esox lueius, Alosa finta,' Anguilla acutirostris, Pelromyzon Planeri. Von diesen 23 Arten kommen 17 auch im. Lago maggiore, Luganer und Comersee vor. In den Wassergräben um Padua lebt ein Gobius und Palaemon lacustris, in den Seen von Albano und Nemi; Gasterosteus leiurus, Atherina lacustris, . Blennius vulgaris, Atherina lacustris, Barbo, Leueiseus rubilio, der Aal; in den pontinischen Süm- pfen ein Sphaeroma fossarum. Mehre dieser Arten beschreibt nun Verf. ausführlich und verbreitet sich dann über das Vorkommen ma- riner Formen im süssen Wasser überhaupt, wobei er zu folgenden allgemeinen Sätzen gelangt: die Mehrzahl der Familien sowohl über- haupt als in jeder Zone ist einem‘ der beiden Medien ausschliesslich eigen. Die Süsswasserbewohner sind überhaupt und in jeder Zone 'einförmiger als die Meeresbewohner, sie. nehmen vom Pole gegen den Aequator nicht nur. absolut sondern auch relativ im Verhältniss zu den Meeresbewohnern an Manichlaltigkeit zu und diese Zunahme be- ruht sowohl auf Entwicklung neuer eigenthümlicher Formen als auf Theil- nahme an marinen.. Die Aehnliehkeit der einzelnen Süsswasserbewohner mit einzelnen Meeresthieren nimmt vom Pole gegen den’Aequator ab, dagegen die Aehnlichkeit der gesammten Süsswasserfauna mit der gan- zen marinen in derselben Richtung zu. Zahlreiche Familien sind in kältern Gegenden ausschliesslich marin, in wärmern auch im süssen Wasser vertreten. (Wiegmanns Archiv XXIII. 149— 204. Tf.9. 10.) Ch. Girard, über cyprinoide Süsswasserfische im W. des Mississippithales nach Exemplaren im Smilhsonian In- stitution. — Es sind folgende Arten. und Gattungen: Mylocheilus late- ralis Ag, fratereulus jener. sehr ähnlich, caurinus (Cyprinus caurinus Rehd), Mylopharodon Ayr voriger sehr nah. verwandt mit M. conoce- phalus (Gila conoc. BG), sobustus Ay, Carpiodes damalis, letiobus tumidus, Moxostoma claviformis, Kennerli, Victoriae, Campbelli, Pıy- chostomus congestus, albidus, Haydeni, Minomus nov. gen. mit Mi- nomus insignis, plebejus, Clarki (alle drei früher unter Catostomus aufgeführt), Acomus (früher unter Catostomus) Forsteranus, aurora, latipinnis, guzmaniensis, generosus, griseus, lactarius, Catostomus oceidentalis Ay, labiatus Ay, Suckli, Bernardini;-Campostoma anoma- lon Ag, ornatum, formosulum, nasutum, Dionda nov. gen. ist Hy- borhynchus zunächst verwandt, mit D. episcopa, serena, lexensis, pa- palis, argentora, chrysitis,' melanops, Couchi, plumbea, spadicea, Hy- borhynchus perspicuus, tenellus, puniceus, confertus, Pımephales ma- culosus, fasceiatus, damit sehr nah verwandt Algoma nov. gen, mit A. amara, fluviatilis, Cochlognathus ornatus, Hybognathus argyritis, Evansi, placitus, Orthodon nov, gen. mit O. microlepidotus, Algane- sea nov. gen, mit A, tincella (Leuciscus Val), bicolor, obesa, for« 458 mosa, Lavinia exilicauda, alutacea, harengus, Argyreus atronasus Heck, nasutus Grd, marmoratus Ag, obtusüs Ag, meleagris Ag, duleis, nu- bilus, oseulus, notabilis, Agosia nov. gen. mit chrysogaster, metallica, Pogonichthys nov. gen. innig mit Leucosomus verwandt, mit P. inae- quilobus, symmetricus, argyreiosus, communis, Gobio gelidus, aesti- valis, vernalis, Leucosomus pulchellus Storr, plumheus Ag, dissimilis, pallidus, inerassatus, Nocomis nov, gen. mit nebracensis, Exoglossum maxillingua Hald, mirabilis, Meda nov. gen. mit fulgida, Cliola nov. gen. mit Cl. vigilax, velox, vivax, Alburnus dileetus, umbratilis, ama- bilis, megalops, socius, Alburnops nov. gen. mit blennius, Shumardi, illecebrosus, Codoma nov. gen. mit ornata, vittata, Plargyrus cornu- tus Mitsch, typieus, gibbosus Stor, frontalis Ag, gracilis Ag, Bowmani, Cyprinella nov. gen. mit bubalina, umbrosa, Gunnisoni, Beckwithi, suavis, lepida, notata, Whippli, macrostoma, venusta, texana, luxoi- des, lugubris, ludibunda, Moniana nov. gen. mit M. lutrensis, leo- nina, delieiosa, proserpina, arata, complanata, laetabilis, pulchella, fri- gida, Couchi, rutila, nitida, formosa, gracilis, gibbosa, tristis, Ri- chardsonius nov. gen. mit balteatus und lateralis, Luxilus americanus Lacp, compressus Raf, obesus Stor, oceidentalis, leptosomus, seco, lueidus, Semotilus atromaculatus, macrocephalus, speciosus, Tiagora nov. gen. mit T. cobitis, Gila robusta, elegans, gracilis, Grahami, Emori, Tigoma nov. gen. mit pulchella, conformis, bicolor, purpurea, intermedia, obesa, Humboldti, lineata, gracilis, gibbosa, nigrescens, pulchra, crassa, Chenonda nov. gen. mit Ch. Cooperi, coerulea, Siboma nov. gen. mit S.crassicauda, atraria, Ptychocheilus grandis Ayr, oregonensis Rehd, rapax, lucius, vorax, endlich folgen im Anhang noch Hybognathus regius, nitidus, Hudsonius fluviatilis, amarus, Hybopsis Storeanus, Winchelli, Clinostomus nov. gen. mit elongatus, funduloi- des, affınıs, carolinus, Alburnus lepidulus, Plargyrus argehtatus, Ce- ratichthys biguttatus, amblops Raf, leptocephalus, Nocomis bellicus. Alle neuen Arten sind hier beschrieben, bei den bekannten die Quel- len eitirt. (Proceed. nat. sc. Philad. 1856. VIII. 165—213.) Derselbe verbreitet sich über die Salmonen im Oregon und Californien und führt hier folgende Arten auf: Salmo Scouleri Rehd, Quinnat Rehd, spectabilis, Fario aurora, tsuppich, argyreus, Gairdneri Rehd, Clarki Rchd, stellatus, Salar Lewisi, virginalis, iridea Gibb. (Ibidem 217—220.) Kessler, zur lehthyologie des SWRussland. — K. dehnte seine ichthyologischen Forschungen über Podolien, Volhynien, Kiew, Tschernigow und Poltawa aus, also über die Flussgebiete des Dniestr, des südlichen Bug und des Dniepr und dadurch erhält seine Arbeit ein besonderes geographisches Interesse. Er theilt Beobach- tungen über folgende 57 Arten mit, darunter keine neue: Perca fluviatilis Acerina vulgaris Aspro zingel rossica | Lucioperca sandra Cottus gobio volgensis microstomus \ Cottus trachurus 459 Leueiseus dobula Gobius fluviatilis vulgaris platyrostris Aspius rapax semilunaris alburnus Lota vulgaris Baldneri Siluris glanis oswianka Cobitis fossilis « Pelecus cultratus barbatula elupeoides taenia Abramis bellerus obtusirostris sapa uranoscopus vimba Barbus fluviatilis Leuckarti Tinca vulgaris brama Cyprinus carpio blieca hungaricus Salar Ansonii Nordmanni Esox lueius Carassius vulgaris Clupea pontica gibelio Accipenser ruthenus Rhodeus amarus stellatus Chondrostoma nasus schypa Leueiscus erythrophthalmus Güldenstaedti idus hi huso Friesi Petromyzon Planeri Meckeli Ammocoetes branchialis. rutilus Die Mittheilungen über einzelne Arten verdienen alle Aufmerksamkeit, Bullet. nat. Moscow 1856. II. 335 — 393. Struck und Boll zählen folgende in Meklenburg vor kommende Reptilien auf: Emys europaea in O. des Landes, Lacerta agilis gemein, Anguis fragilis gemein, Tropidonotus natrix desgl., Vipera berus vereinzelt überall, Bufo cinereus häufig, calamita selten, variabilis bei Malchin, Bombinator igneus sehr gemein, Rana temporaria, esculenta, Hyla arborea, Salamandra atra sehr selten, Triton cristatus, taeniatus. (Meklenburger Arehiv XI. 129—133.) Hallowell, über einige amerikanische Reptilien, — H. beschreibt: Hemidaetylus praesignis Jamaica, Nerops macro- dactylus Neu Granada, Anolis tropidogaster ebda, A. punctatissimus Jamaica, leucocephalus ebda, "sericeus Magito, acutus Cuba, angusüi- ceps ebda, Sagraei DB ebda, heterolepis ebda, allegator DB, caroli- nensis, Brachysaurus nov, gen. mit eryihrogaster Neu Granada, Pro. etrotretus niger Quinquinainsel, Ecphymotes torquatus Buenos Ayres, Heredia oregonensis Gir Californien. ‘Am Schluss gibt‘ H. ein voll- ständiges Verzeichniss der Amphibien auf Cuba, Jamaica und Masti- nique; darauf beschreibt er Reptilien von Kansas und Nebras- ka: Emys pseudogeographica, Crotaphytus collaris Holbr, Holbrockia maculata, Cnemidorophous gularis BG, Plestiodon obsoletum BG, Ophi- saurus ventralis, Microps nov. gen. mit lineatus, Coryphodonarten, Herpetodryas vernalis Dek, Elaphis alleghanensis BG, Ablabes trian- gulum, Tantilla, Coronella Laurenti, doliata, Tropidonotus parietalis Say, obliquus, Heterodon nasieus, Trigonocephalus contortrix, Cro- 460 En talus confluentus,; Rana pipiens, Bufo americanus, Engystoma oliva- ceum, Ambystoma luridum,. [(Proceed. nat. sc. Philad. 1856. VIII, 221 253.) Ferner verzeichnet derselbe eine Sa Reptilien von Gaboon in WAfrica, darunter als neu beschreibend: Tachydro- mus Fordi, Gerrhosaurus an. Phractogonus galeatus, Eupre- pes Blandingi, Eu. frenatus, Eu. albilabris, Sphenorhina elegans, Chlo- rophis heterodermis, Boaedon quadriviltatum, B. Rasen Hor- monolus nov. gen. mit H. audax, Lycophidion lateralis, Toxicodryas nov. gen. mit T. Blandingi, Heteroglossa africana, Thrasops flavigula- ris, Heteronotus triangularis, Psammophis Phillipsi, Atraclaspis corpu- lentus. (Ibidem 1857. VIII. 68—72.) v. Pelzeln, neue und weniger gekannte Arten der kk. ornithologischen Sammlung in Wien. — Verf. be- schreibt zuvörderst drei verschiedene Allterskleider von Buteo rufi- nus Rüpp, dessen verwandschaftliches Verhältniss zu Buteatus leucu- rus Naum aus Russland, noch fraglich ist, dann geht er zur Charak- teristik eines neuen Orthotomus Hügeli fraglich aus Neuholland, einer Dryonoica striolata aus Kaschmir, Psophia ochroptera aus Brasilien und Ps. obseura ebendaher über. (Wiener Sitzungsbericht XXIP. 366—-375.) N Cassin, über einige Vögel. — Verf. bespricht folgende meist neue Arten: Buteo Cooperi Californien, Eopsalteria cinerea WAfrica, Sitta aculeata Californien, Todiramphus varius auet, Columba iriditorques WAfrica, Zapornia umbrina (= Z. spilinota Gray), Ta- chypetes Palmerstoni (= Pelecanus Palm, Gm.) (Proceed. nat. sc. Philad. 1856. VIII. 253 — 255.) J. Cassin gibt ein Verzeichniss der von Duchuillu am Minu- lusse in WAfrica gesammelte Vögel mit Verweis auf die Li- teratur der bekannten Arten. In Allem zählt er 61 auf, darunter diagnosirt er als neu: Tricophorus tricolor, Andropadus vireus, Buta- lis comitatus, Sycobius Racheliae, Meropiscus Mülleri, Atlicora nitens, (Ibidem 33 — 40.) Philippi findet den Guewul oder Huamul der Chilenen, wel- chen Molina zuerst und grundfalsch beschriehen, dann Gay als Cer- vus chilensis aufgeführt hat, nach des letztern Originalexemplar in ‚San- jago vollkommen identisch mit d’Orbignys Cervus antlisensis. (MWieg- manns Archiv XXIII. 135.) Hooker, über den Yak. — Der Yak ist in Thibet Last- thier und der Reichthum des thibetanischen Volkes besteht zum gröss- ten Theil in Milch und Käse, die entweder frisch genossen oder ge- trocknet und zu einer Art Mehl gerieben werden. Aus den Haaren des Yak werden Stricke gedreht oder Zeltdecken gewebt, welche so dünn sind, dass sie Wind “und Regen durchlassen; aus denselben Stlof- fen macht man auch die Gazeschirme, deren man sich beim Ueber- a 461 gänge über die Schneepässe zum Schutze der Augen bedient. Der buschige Schweif gibt den bekannten Tschawri oder Fliegenwedel, den man in den indischen Ebenen häufig sieht; Knochen und Mist dienen als Material zur, Feuerung, . Das Weibchen wirft im April ein Kalb und die jungen Yaks tummeln sich in muntern Sprüngen an den steilen mit Gras bewachsenen und: steinigen Abhängen herum, ihr Fleisch ist. kräftiger und saftiger‘ als gewöhnliches Kalbfleisch. Das Fleisch von alten Yaks wird in Stücke zerschnitten in der Sonne getrocknet und gibt ein Pökelfleisch, das roh gegessen wird, da es zu wenig Fett bat um ranzig zu werden. H. bemerkte nie, dass der Yak von Insecten belästigt wurde und in der That gibt es auf jenen Höhen wenig Fliegen, Bremsen und anderes Ungeziefer. Er liebt steile Orte, klettert gern zwischen den Felsen umher und lässt auf den esrossen Rollsteinen, welche Wallantschun umgeben, auf denen diese Thiere immer schlafen, ausgestreckt liegend sein schwarzes Fell von der Sonne bescheinen. Im Durchschnitt bezahlt man für ein Thier 14 bis 20 Thaler, doch ist der Preis nach der Jahreszeit ver- schieden. Im Herbst wenn das Kalb geschlachtet wird, gibt die Mut- ter nicht anders Milch, als wenn man sie den Fuss des Kalbes lek- ken lässt oder ihr ein ausgestopftes Fell vorlegt, welches sie liebko- sen kann, was sie mil grosser Heftigkeit Ihut, wobei sie ihre Zufrie- denheil durch ein kurzes Grunzen zu erkennen gibt, das ganz so klingt wie das des Schweines. Obgleich der Yak gegen Eis, Schnee und Wechsel der Witterung unempfindlich ist, kann er doch weder den Hunger so lange ertragen als das Schaf, noch so gut auf stei- nigem Boden gehen. Auch feuchte Hitze erträgt er nicht, weshalb er im Sommer nicht unter 7000 Fuss herabsteigt, wo er nach wenigen Jahren der Leberkrankheit unterliegt. Endlich wird der Yak auch geritten namentlich von den Lamas, die sein zotliges Kleid warm und seinen Schritt leicht finden, dann wird er jedoch immer geführt. Der wilde Yak des mittlern Asien, der stolze Ahn dieses. Thieres, ist das grösste einheimische Thier in Tibet und wird in verschiedenen Gegenden dieses Landes gefunden, mit Hunden gehetzt und mit der Blunderbüchse geschossen. Er ist unzähmbar wild, greift mit Hör- nern und Brust an und seine Zunge ist so raulı, dass er das Fleisch von den Knochen leckt. Die Hörner werden beı Hochzeiten und an- dern festlichen Gelegenheiten als Trinkgeschirre benutzt. (Hooker’s Himalayan Journal (Leipzig) 111— 112.) J. Leconte beschreibt neue Wafrikanische Säuge- thiere: Semnopitheeus anthraeinus, Cercopitheeus buccalis, Microce- bus elegantulus, Vespertilio pusillus, Sorex odoratus, Seiurus subvi- ridescens, Sc. lemniscatus, Sc. rufobranchiatus, Sc. pumilio ; blosse Balgstudien. (Proceed. nat. sc. Philad. 1857.. VIII, 10—11.) Sp. F. Baird untersuchte die Säugethiere, welche von der Commission zur Ermittlung, der Eisenbahnlinie vom Mississippi zum Stillen ®ceam gesammelt wurden. Seine Untersuchungen 3l 462 he füllen einen 735 Seiten starken Quartband, der als VII der betreflen- den Reports in diesem Jahre in Washington erschienen ist. Auf die schätzbaren Mittheilungen, welche hier über einzelne Arten und Gat- tungen gegeben werden näher einzugehen, gestattet unser Raum nicht, da aber die Arbeit ausser dem Interesse [für den Systematiker noch ein hohes geographisches hat: so wollen wir unsern Lesern wenig- stens eine Uebersicht der 2320 untersuchten Arten geben. Es sind folgende: | Neosorex navigator Coop Putorius noveboracensis Des. Sorex Trowbridgi longicauda Rehd ? vagrans Coop ; Kanei Suckleyi " frenatus Bach pachyurus xanthogenys Forsteri Rchd vison Rchd Richardsoni Bachm nigrescens Bach platyrhinus Wgn Gulo lusens Sab Cooperi Bach Lutra canadensis Sab Haydeni californica Gr personatus Gaofl Enhydra marina Fem Hoyi \ Mephitis mesoleuca Lcht Thompson! varians Gr Blarina talpoides Gr oecidentalis ° brevicauda Gr mephitica carolinensis bicolor Gr angusticeps Taxidea americana Wath cinerea Berlandieri exilipes Porcyon lotor Storr Berlandieri Hernandezi Wgi Scalops aquaticus Cur Ursus horribilis Ord argentatus Aud americanus Pall Townsendi Bach maritimus L Breweri Bach Didelphys virginiana Shw Condylura cristata Ill californica Ben Urotrichus Gibbsi Sciurus vulpinus Gm Felis concolor L einereus L onca L ; ludovicanus Curt pardalis L limitis eyra Desm carolinensis Gm yaguarundi Desm tossor Peale Lynx rufus Raf castanotus fasciatus Raf . Alberti Wdh canadensis Raf hudsonius Pall Canis oceidentalis Gr Fremonti Town latrans Say u Richardsoni Bach Vulpes fulvus Douglasi Bachm macrurus Pteromys volucella Cuv velox. Bach hudsonius Fisch lagopus Rehd alpinus Richd virginianus Rehd oregonensis Bach littoralis Tamias striatus Bassaris astuta Lcht quodrivittatus Bchd Mustela Pennanti Erxl dorsalis : americana Turt Townsendi Bach Putorius pusillus Bachm Spermophilus Bachei Rchd Cicognani Douglasi Rchd Richardsoni Bp grammurus Bach 463 hpSpermoilus Couchi Hesperomys Michiganenaig We lateralis Rehd californicus Harrisi Bach eremitus Franklini Rchd leucogaster tereticauda palustris Wg tredecimlineatus Bach Neotoma fHloridana Say mexicanus Wg mexicana spilosoma Bem micropus Parryi Rchd | fuscipes Cp Richardsoni oceidentalis Townsendi Bach cinerea Cynomys ludovicanus magister Gunnisoni Sigmodon hispidus Say Arctomys monax Gm Berlandieri flaviventer Bach Arvicola Gapperi Vig - Aploaontia leporina Rchd riparia Ord Castor canadensis Kuhl Breweri Castoroides ohioensis Fost rufidorsum Geomys bursarius Rehd Townsendi Bach breviceps . montana Peale pineti Rf longirostris Clarkei edax .LC castanops LC r californica Peale Thomomys bulbivorus occeidentalis Peale laticeps modesta Douglasi Gieb oregoni Bach borealis austera LC rufescens Wied - ceinnamomea umbrinus Heydeni fulvus pinetorum LC Dipodomys Ordi Wath Myodes Cooperi Phillipi Gr 'torquatus Blas agilis Gamb obensis Brts Perognathus penicillatus Wath Fiber zibethicus Cuv fasciatus Wied 7 : Erethizon dorsatus Cuv hispidus ’ epixanthus Brdt monticola i Lepus glacialis Leach Havus americanus Erxl parvus LC Washingtoni Jaculus hudsonius campestris Bach Mus decumanus Pall callotis Wgl rattus L californicus Gr tectorum Sav sylvaticus Bach musculus L artemisia Bach Reithrodon humilis Bachmanni Wath montanus Auduboni megalotis Trowbridgi longicauda aquaticus Bach Hesperomys leucopus Wg palustris Bach texanus Wah Lagomys princeps Rchd Gambeli Dasypus 6-cinctus L austerus Dicotyles torquatus Cuv Nuttali Alces americanus Jard gossipinus LC Rangifer caribon Bach cognatus LC Rangifer groenlandicus aut Boylei Cervus canadensis Erxl myoides virginianus Bodd sonoriensis LC leucurus Dgl 31* ‚464 'Cervus mexicanus Gm Aplocerus 'montanus Rchd macrotisSay Ovis montana Cuv Cervus columbianus Rehd Ovibos moschatus Blv Antilocapra americana Ord Bos americanus Gm. e Miscellen. Creutzburg empfiehlt auf Versuche gestützt folgenden ver- besserten Wasserglasanstrich. Man reibe die erdigen oder me- tallischen Farben nicht wie bisher mit Wasserglas sondern blos mit einer Mischung von gleichen Theilen Wasser und abgerahmter Milch ab. Das 5ögrädige Wasserglas mit 2 Theilen warmen Regenwasser verdünnt, sowie die auf eben angegebene Weise abgeriebene Farbe wird, jedes für sieh in der Art aufgestrichen, dass jedesmal zuerst Wasserglas, dann Farbe, auf diese wieder Wasserglas und sofort auf- getragen werden, dass also die Farbeschichten immer zwischen zwei Wasserglasschichten kommen und mit mehreren Waeserglasschichten geschlossen wird. Jeder Anstrich ist in !/s Stunde trocken genug um einen neuen Anstrich zu vertragen. Auch der letzte Anstrich trock- net in !/s Stunde und dann kann der Gegenstand sofort in Gebrauch genommen werden. Die Farbkörper verkieseln bei diesem Verfahren eben so gut als wenn sie mit Wasserglas angestrichen sind. Die An- striche werden sehr schön, zumal wenn sie mit Oel polirt werden, sie sind in kürzerer Zeit als Oelanstrich herzustellen, sind geruchlos, bleiben rein und frisch, sehr dauerhaft, feuerbeständig und viel wohl- feiler als Firnissanstrich. — Sänger in Erfurt empfiehlt ein Wasser- glas zur Wäsche, das in geringer Menge dem Wasser zugesetzt bes- ser, schneller und wohlfeiler wäscht als Seife. (Vergl. S. 400.) Ein sehr dauerhaftes und starkes Pergamentpapier erhält man nach Gaine’s Versuchen, wenn man ungeleimtes Papier in eine Mischung taucht, welche aus zwei Theilen concentrirter Schwe- felsäure und einem Theil Wasser besteht. Man ziehe das Papier sofort wieder heraus und wasche es in gewöhnlichem Wasser. Das angegebene Verhältniss von Säure und Wasser muss genau beob- achtet werden. Die Schwefelsäure äussert ihre leimende Wirkung vollständig und das Papier wird dann weder im Wasser noch durch Wärme verändert. Auch Kasten, Kupferstiche, Lithographien etc. lassen sich auf diese Weise behandeln. Die Goldausbeute hat sich seit Beginn dieses Jahrhunderts mindestens verzehnfacht. Sie betrug im Jahre 1800 nur 54000 engl. Pfund, 1845 schon 129,250 Pfd., 1850 aber 318,650 Pfd., 1852 endlich 718,950 Pfd., im J. 1853 wieder 597,000 Pfd., die ealifornische Aus- beute ist seit 1852 wieder gesunken, dagegen gleichzeitig die au- stralische enorm gestiegen. HERE — Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen Halle. 1857. October u. November. N® X, Xl Sitzung am T. October. Eingegangene Schriften: 1. Verslagen en Mededeelingen der Koninklijlse lade van We- tenschappen. Afdeel. Naturkunde V. 2. 3. VI. 1—3. Afdeel. Letterkunde II. 1—3. Amsterdam 1856. 57. 2. Octaviae Querelae. Carmen, cujus auctoris Joh. van Leeuwen certaminis poetici praemium adjudicatum est in consessu publicox acad. reg. sc. Amstelodami 1857. 8. 3. Verzeichniss der Bäume und Sträucher der im Freien ausdauern- den in- und ausländischen Bäume und Sträucher etc. Neuhal- densleben 1857. 8. 5 Exempl. Bir ; 4. G. Heyse, Beiträge zur Kenntniss des Harzes, seiner Geschichte und Literatur. Eine Reihe von Abhandlungen. Heft 1. Aschers- leben 1857. 8. — Gesch. des Hrn. Verf.s. 5. W. G. Hankel, electrische Untersuchungen. II. Abhandlung: über die thermoeleetrischen Eigenschaften des Boracites. Leip- zig 1857. 4. — Gesch. des Hrn. Verf.s. Als neue Mitglieder werden proclamirt die Herrn Professor Tröbst, Realschuldirector in Weimar, Lehrer Leidenfrost ebenda, Dr. Reil in Naumburg, Apotheker Wendel ebenda. Der Vorsitzende berichtet kurz über die Naumburger General- versammlung und legt dann einige Belemniten aus dem oolithischen Ei- senstein vor, die abweichend von ihrer gewöhnlichen Oberfläche auf derselben rogenkörnige Struktur (S. 313.) zeigen, so wie einen Cephalopoden aus d®m Hanöverschen Plänerkalk, den er nach Erör- “terung der bisher aufgestellten Genera als den Steinkern eines Crioce- ras ellipicum (S. 310.) deutet. Zuletzt verbreitet sich derselbe aus- führlicher über die Unterschiede der insekten- und fruchtfressenden Fledermäuse unter Vorzeigung der grössten Art dieser letzteren, des Pteropus edulis. Das Juni- und Juliheft liegt zur Vertheilung vor. 32 466 Sitzung am 14. October. Eingegangen: Quarterly journal of the geological Society of London 1857. Au- gust. 3. Part. Zur Aufnahme angemeldet wird Hr. Hüttenmeisier Joachimi in Rothenburg durch die Hrn. Giebel, Taschenberg und Köhler. Hr. Eisel hat eine Abhandlung über die geognostischen Ver- hältnisse der Umgegend von Gera eingesandt nebst einigen Pflanzen - und Thierresten der jüngsten Ablagerangen. Hr. Giebel verbreitet sich zunächst über. 3..Posidonomya - Arten, die-aus--Bohrlöchern..bei Dürrenberg gefördert worden sind (S. 308.), sodann über ein neues, von Hrn. Mähner in den Löbejüner Steinkohlen entdecktes Farrn- kraut (S. 301.), das seinem Rippenverlaufe nach zwischen die Gat- tungen Dietyopteris und Lonchopteris zu stellen ist. Zuletzt spricht derselbe, unter Vorlegung der betreffenden Exemplare einer von Hrn. Gruhl eingesandten Sammlung von Pflanzenresten aus der Weissen- felser Braunkohle, über die Gattung Pecopteris und Goniopteris, deren erstere bisher in Deutschlands Braunkohle noch nicht aufgefunden wor- den war (S, 303). Sitzung am 21. October. Eingegangene Schriften: Quarterly journal of the geological Society of London 1857. Mai. 2. Als neues Mitglied wird proclamirt: Hr. Hüttenmeister Joachimi in Rothenburg. Hr. Joachimi hat eine Sammlung fossiler Knochen aus den Diluvialschichten von Rothenburg eingesandt, die auf ein reichhaltiges Lager weiterer Ueberreste in jener Gegend schliessen lassen. Hr. Heintz- legt einen von ihm Construirten Gasbrenner - Appa- rat vor, der besonders bei Elementar - Analysen eine zweckmässige An- wendung findet, und weist seine grössere Brauchbarkeit in Vergleich zu den bisher oblichen Klappen - Apparaten nach. Hr. Köhler legt eine Reihe metallhaltiger Alcoholradicale vor und verbreitet sich ausführlicher über deren sgljwierige Darstellungs- weise, Schliesslich lenkt Hr, Giebel die Aufmerksamkeit auf Ch. Voigt’s Untersuchungen über die Richtung der Haare am menschlichen Körper. Der auf Mittwoch, den 4, November fallende 11. Jahrestag des Vereins soll nach Beschluss durch besondern Vortrag und 'gemein- schaftliches Abendessen gefeiert werden. 467 Sitzung am 28. October. Eingegangene Schriften : Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft in Berlin. Bd. IX. Heft 1. Zur Aufnahme angemeldet werden die Hrn. Schwarzwäller Amtmann, ) Weitzel stud. phys. hier Köstler stud. philos. \ | durch die Hrn. Geist, Hahnemann und Schlenker. Hr. H. Schmidt legte eine von Dove nach dem Savart’schen Rä- dersysteme construirte Sirene vor. Hr. Giebel sprach hierauf un- ter Vorlegung einiger Handstücke, über die Erzgänge bei Hayn im Unterharze und theilte dann einige Beobachtungen des Hrn. Pastor Nimrodt über Myoxiden, Blatt- und Schlupfweswen mit. Schliesslich spricht Hr. Köhler über seine Untersuchungen die Zusammensetzung des Harns betreffend (S. 331). Sitzung am 4. Novbr. Zur Feier des 11. Jahrestages des Vereins hält Hr. Volkmann einen Vortrag über verschiedene interessante Gegenstände aus der _ Lehre der Raumsinne, mit deren Untersuchungen er sich seit mehreren Jahren sehr eingehend beschäftigt hat. Nach dem Vortrage einigten sich die zahlreichen Anwesenden zu einem gemeinschaltlichen Essen. Sitzung am 11..Novbr. Eingegangene Schriften : 1. Materia medica von Wilh. Reil. Berl. 1857. (Geschenk des Hrn, Verfassers.) - 2. Külp, Lehrb. der Elementar-Physik. 2.Bd. Darmst. 1857. 80, 3. Wimmer, Fz., Flora von Schlesien. 3. Bearbeitung. Berlin 1857. 80. Als neue Mitglieder werden proelamirt: Die Hrn. Schwarzwäller, Amtmann, ) Weitzel, stud. phys., ( hier. Köstler, stud. phil. Zur Aufnahme angemeldet werden die Herren: Rudolf Dieck (jun.) stud. phys. hier, durch die Hrn. Dieck sen., Giebel und H. Schmidt; Oscar Meinhold, stud. math. hier, durch die Hrn. Geist, Giebel und Taschenberg; Müller, stud. math, hier, durch die Hrn. Gebrüder Schwarz und Giebel; E. Römer, Oberlehrer in Kassel, durch die Hrn. Giebel, Taschenberg und Schmidt, Hr Bürgermeister Scheffler in Ilmenau meldet seinen Aus- tritt aus dem Verein an, 32° 468 ? Herr Hartmann Schmidt zeigt einige Elektrophore. Um die entgegengesetzen Electricitäten an einem Elektrophor nachweisen zu können, hat er in einem Blechring von einem Fuss Durchmesser und !/,“ Höhe, der auf eine Papierunterlage gestellt wurde, die Harzmischung gegossen und nach deren Erkalten die Papierunterlage abgelöst. Die Experimente werden in derselben Weise wie bei dem Guttaperchaelektrophor, den er in einer frühern Sitzung vorzeigte an- gestellt. Auch mit Papierelektrophoren hat derselbe umfassende Ver- suche angestellt, und gefunden dass sich das rolhe Fliesspapier am besten dazu eignet, obwohl auch mit dem weissen Fliesspapier ganz gufe Resultate erlangt werden können, wenn es nur vorher gehörig erwärmt worden ist. Schliesslich erklärt derselbe noch einen von Lichtenberg construirten Doppelelektrophor, mit Hülfe dessen sich ebenfalls beide Electricitäten erzeugen lassen. Er unterscheidet sich von den gewöhnlichen Elektropboren dadurch, dass er noch einmal so lang als breit ist. Die eine Hälfte desselben wird durch Peitschen mit dem Fuchsschwanz negativ elektrisch gemacht. Die darauf ge- setzte Trommel erhält demnach positive Elekiricität und giebt dieselbe an die andere Hälfte ab; durch fortgesetztes Abheben von der ersten Hälfte und Aufsetzen auf die zweite Hälfte wird die letztere selbst positiv elektrisch so dass also der Deckel falls er von der ersten ab- gehoben wird, freie positive, falls er von der letzten abgehoben wird, freie negative Electricilät erhält. Hierauf beginnt Hr. Wislicenus einen längern Vortrag über die neuern Entdeckungen in der Chemie, organische Körper aus ihren Elementen aufzubauen, dieselben in chronologischer Folge eıörternd. Das Augustheft liegt zur Vertheilung vor. Sitzung am 18. Novbr. Eingegangene Schriften: 1. Monatsbericht der berliner Akademie der Wissenschaft Jan. — Aug. 1857. 2. Grundzüge d. schlesischen Klimatologie von Dr. Galle. Bres- lau 1857. ° Als neue Mitglieder werden proclamirt die Herren: Rudolf Dieck, stud. phys., Oskar Meinold, stud. math, , hier Müller, stud. math. Dr. E. Roemer, Oberlehrer in Kassel, Zur Aufnahme angemeldet werden die Herren: Reidemeister (aus Stolberg) stud. phys. Dr. Robert Schwarz, Chemiker Emil Schoene, stud. phys- Bruno Drenkmann, stud. phys. durch die Herren Heintz, Wislicenus, Giebel, | hier 469 Hr. Giebel wacht auf eine Mittheilung von Kölliker in deu Monatsberichten der Berliner Akademie aufmerksam, nämlich über das Leuchtorgan der Leuchtkäfer, und auf eine andere von Pringsheim über die Fortpflanzung der niedrigsten Pflanzen durch Befruchtung. — Hr. Schwarzwäller warnt vor dem Ankaufe der Brüsseler Aus- gabe von Lamarks hist. nat. des animaux sans vertebres, indem sie unvollständig sei. — Schliesslich erwähnt Hr. Wislicenus einer vollständigen Vernarbung einer Schusswunde in einem Eichenstamme in dessen Innern eine Bleikugel gefunden worden war. Sitzung am 25. Novbr. Eingegangene Schriften: 1. Archiv des Vereines der Freunde d. Naturgeschichte in Meck- dlenburg. Heft XI. Neu-Brandenburg 1857. 8°. 2. Verhandlungen der physicalisch-medicinischen Gesellschaft in Würzburg. Bd. VIIl. Heft 2. Würzburg 1857. 8°. 3. v. Zepharovich, die Erzlagerstätten im Ljupkovathale des il- lirischbanater Grenzbezirkes, — Ueber eine Pseudomorphose von Weissbleierz nach Bleiglanz von Beresowsk in Sibirien — (Extraabdrücke.) 4. The Transactions of the Academy of Science of St. Louis. vol. I. Nr. 1. St. Louis 1857. 8°, Smithsonian Contributions to Bene „leder: Vol. IX. Was- hington 1857. 4°. 6., D. D. Owen, Report of the Geological Survey in Kallehy mad. during the years 1854 and 1855. Frankfort 1856. 80. Report of the Superintendent of the Coast Survey showing the progress of the Survey during the year 1855. Washington 1856. 40 8. Proceedings of the Academy of natural Sciences of Philadel- phia 1857. 80. 9. Meigs, Catalogue of human crania in the collection of the aca- demy of natural sciences of Philadelphia. Philadelphia 1857. 8°. 10. Proceedings of the Boston Society of natural History. Vol. V. 1854. 1856. Boston 1856. 80. Als neue Mitglieder werden proclamirt: or —1 Ar. Reidemeister, stud. phys., ». Dr. Robert Schwaz, Chemiker, hi „ Emil Schöne, stud. phys., \ IIET: „ Bruno Drenkmann, stud. phys. Hr, Wislicenus legt unter Vorzeigung seiner Präparate die bisherigen Ergebnisse seiner Untersuchung eines neuen, basischen, durch Zersetzung des Aldehyd- Ammoniaks gewonnenen Körpers dar, (ef. S. 369.) Veranlassung dazu ist ihm eine in’Nr. 1 und 2 des 72. Bandes des Journals für praktische Chemie veröffentlichte, vorläu- fige Mittheilung des Hrn. Prof. Babo, die denselben Gegenstand be- handelt; er wahrt sich dadurch, weitere Berichte in Aussicht stellend, seinen Antheil an der Auffindung und Untersuchung besagten Körpers. — Hr. Giebel giebt eine Uebersicht der Brachiopoden Gattungen als Einleitung zu spätern Mittheilungen über dahin gehörige Versteine- 470 rungen aus den ältesten Schiefer- und Kalkschichten. des Selkethales. Schliesslich theilt derselbe die au Hunden erprobte Erfahrung mit, dass die Strychninvergiftung nicht so unmittelbar wirksam sei, wie sie immer angenommen werde, indem er bei einem Hunde auf 2 Gran nach 16 Stunden noch keine Wirkung verspürt habe und erst bei einer zweiten gleich starken Gabe nach 50 Minuten der Tod er- folgt sei, in andern Fällen das Gift stets erst nach Verlauf von 25 Minuten und mehr sich wirksam zeigte, Bericht der meteorologischen Station in Halle. September. | Das Barometer zeigte zu Anfang dieses Monats bei SW und trübem Himmel den Luftdruck von 27''8'“99 und war bei vorherr- sehendem SW und anfangs trübem und regniglem, später jedoch ziemlich heiterem Wetter in langsamem Steigen begriffen bis zum 8. Morg. 6 Uhr (2710,22), worauf es bei fortdauerndem SW und ziemlich heiterem Wetter ziemlich schnell sank und am 11. Morgens 6 Uhr den Luftdruck von 277,00 anzeigte. An den folgenden Tagen stieg das Barometer unter nicht unbedeutenden Schwankungen bei sehr veränderlicher, jedoch vorherrschend nördlicher Windrich- tung und anfangs trübem und regnigtem, vom 15. an jedoch heite- rem Wetter bis zum 20. Morg. 6 Uhr auf 28230 und sank dann wieder langsam unter vielen Schwankungen bei sehr veränderlicher, vorherrschend SWlicher Windrichtung und anfangs trübem, dann aber (22.) sehr heiterem Wetter bis zum 28. Morg. 6 Uhr auf 278,76, worauf es bis zum Schluss des Monats bei N und wolkigem Himmel in schnellem Steigen begriffen war. Es war der mittlere Barometer- stand im Monat = 2710,62; der höchste Stand am 20. Morg. 6 Uhr — 282,30; der niedrigste Stand am 11. Morg. 6 Uhr — 27‘7'00; demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat — 7'130. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 29 -- 30. Morg. 6 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 278,00 auf 280,90, also um 480 stieg. Die Wärme der Luft betrug bis zum 11. durchschnittlich etwa 15°, worauf sie aber im Allgemeinen ziemlich langsam sank bis zum 24. (mittlere Wärme = 50,6). Darauf stieg sie wieder bis zum 28. (= 130,8) ohne Unterbrechung, um alsdann bis zum Ende des Monats wieder ziemlich schnell zu sinken. Es war die mittlere Wärme der Luft im Monat = 120,65; die {höchste Wärme war am 23. Nachm. 2 Uhr = 21,0; die niedrigste Wärme am 24. Morg. 6 Uhr = 09,8, 471 Die während des Monats’beobachteten Winde sind: N= 1 N —= 4 NN = %6 00 = 1 = 0 SO = 2 Ss0O0 — 7 00 = 1 Ba Fi) NOV DT TE NN WA 2 wNWw = 3 We 13 SW = 15 SSW = 7 WSW = 9 woraus die mittlere Windrichtung des Monats berechnet worden ist auf W — 140345077 — N. Das Psychrometer liess die nicht eben grosse relative Feuch- tigkeit der Luft = 71 pCt. erkennen bei dem mittlern Dunstdruck von 4418. Dem entsprechend hatten wir auch durchschnittlich ziemlich heiteren Himmel. Wir zählten 7 Tage mit trübem, 6 Tage mit wolkigem, 6 Tage mit ziemlich heiterem, 8 Tage mit heiterem und 2 Tage mit völlig heiterem Himmel. Regen- tage gab es auch in diesem Monat nur sehr wenige und noch dazu hat es an diesen wenigen Tagen auch nur spärlich geregnet, so dass die Regenmenge des Monats ausserordentlich niedrig ist. Es beträgt nämlich die Summe des während ‘des ganzen Monats gefallenen Re- genwassers nur 53‘,2 oder durchschnittlich pro Tag 1‘,7G pariser Kubikmass auf den Quadratfuss Land. Am 13. Sept. wurde das letzte Gewitter und ausserdem an 4 Abenden Wetterleuchten beobachtet. October. Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei NNW und ziem- lieh heiterem Himmel einen Luftdruck von 2711,84 und war dann bei vorherrschend SWlicher Windrichtung und durchschnittlich ziem- lich heiterem, öfter auch regnigtem Wetter unter unerheblichen Schwan- kungen im Sinken begriffen bis zum 9. Nachm. 2 Uhr, wo es den Luftdruck von 274/444 zeigte, stieg dann aber bei vorherrschen- dem NW und ziemlich heiteren Wetter bis zum 13. Nachm. 2 Uhr auf 28214. Während an den folgenden Tagen der Wind sich langsam durch NO bis SW herumdrehte, sank das Barometer langsam unter zahlreichen kleinen Schwankungen bei anfangs heiterem, dann aber trübem, nebligtem und bisweilen auch regnigtem Wetter bis zum 22. Morg. 6 Uhr auf 275,37. Trotz der fortdauernden südwest- lichen Windrichtung stieg doch das Barometer an diesem und den nächsten Tagen sehr schnell bei heiterem Wetter bis zum 24. Morg, 6 Uhr (282,10), fiel dann aber bei NO und ziemlich heiterem Wetter bis zum 26, Abends 10 Uhr auf 27881, worauf es bei NW und trübem, bisweilen auch regnigtem Wetter steigend am Ende des Monats die Höhe von 28‘1‘,43 erreichte. Es war der mittlere Barometerstand im Monat — 27‘9‘,98; der höchste Stand am 13, Nachm. 2 Uhr war = 28‘2‘',]4; der niedrigste Stand am 9, Nachm. 2 Uhr war = 27'423; demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat = 9,91, Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 22 — 23. Nachm, 2 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27'559 auf 2711,69, also um 6,10 stieg, 472 Die Wärme der Luft war, die täglichen Veränderungen abge-. rechnet mit wenigen Ausnahmen den ganzen Monat hindurch in an- haltendem Sinken begriffen und war im Anfang des Monats = 11,2, am Ende 6°,2. Es war die mittlere=Wärme der Luft im Monat = 90,0, die höchste Wärme am 5. Nachm. 2 Uhr = 199,0; die nie- drigste Wärme im Monat war am 21. Morg. 6 Uhr = — 3,3. Die während des Monats beobachteten Winde sind. N; =; NONE NNO, ‚=. ‚13,1 :0N0 = 12 0, 2 SR) NNW, = +4. 08S0 „sl Ss. .=ı 9 NW. 141 SSO..— .. Ol WEN er wi m sW = W SSW = .9.1:WSW —=,.10 woraus die mittlere Windrichtung des Monats berechnet worden ist auf W—29053°41“,31 — N. . Das Psychrometer liess. bei einem anilenı Dunstdruck eine grosse relative Feuchtigkeit der Luft; nämlich 84 pCt. erkennen. Dabei hatten wir durchschnittlich wolkigen Himmel. Wir zählten 3 Tage mit bedecktem, 6 Tage mit trübem, 5 Tage mit wolkigem, 10 Tage mit ziemlich heiterem, 7 Tage mit heiterem Wetter. Die Regenmenge war aber, wenn auch grösser als in diesem Jahre gewöhnlich; so doch immer ziemlich gering. Es hat nämlich an 4 Tagen nur geregnet und an diesen 4 Tagen ist eine Regenmenge von 1325 im Monat, oder durchschnittlich 4,27 paris. Kubikzoll täg- lich gefallen auf 1 Quadratfuss Land. Weber. (Druck von W. Plötz in Halle.) 7 Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1857. - December. IN Kl. Zur Optik der Mineralien von Gb. Suckow. 1. Gruppirung der (s. g. natürlichen) Farben der Mineralien. - Für jede Wissenschaft, welche eine Manichfaltigkeit von Verhältnissen selbst gleicher Kategorie zum Gegen- stande hat, ist zur leichten Uebersicht dieser Verhältnisse eine scharf unterscheidende Gruppirung derselben ein un- umgängliches Bedürfniss. Solche Manichfaltigkeit spricht sich in Beziehung auf die Mineralien nicht blos durch ihre Krystallformen, son- dern auch noch durch andere Erscheinungen, vor Allem auch durch die Eigenschaft derselben, das sie treffende Ta- geslicht in- einigen Fällen farblos, in anderen farbig entwe- der zu reflectiren oder zu transmittiren, ausserdem zuweilen auch dadurch aus, dass die Farblosigkeit mehrer Minera- lien nicht gerade in einem pigmentfreien Zustande begrün- det ist und dass das Colorit zahlreicher Mineralien sich in- sofern auf die verschiedenste Weise verhält, als dasselbe nicht allein durch verschiedene Pigmente, sondern auch nach Maassgabe der Quantität eines und desselben Pigments ver- schieden ausfällt sowie auch durch den Conflict mit diver- sen, von Aussen stammenden Kraftäusserungen mehrfachen Aenderungen unterliegt und in dieser Rücksicht selbst we- sentliche Farben ihren ursprünglichen Zustand verlieren. Wie sich für andere, an den Mineralien bestehende Verhältnisse eine Relation derselben zum chemischen Ge- halte der Mineralien zu erkennen giebt, so entdecken wir denn auch rücksichtlich der farbigen Eigenschaften der Mi- neralien so überraschende Beziehungen, so unzweifelhafte XII 1857. 88 474 0° Beweise ihrer Abhängigkeit vom Stoffe, das wir sehr bald zu dem allgemein gültigen Schlusse gelangen, die Farblo- sigkeit oder die Farbe eines Minerales sei nur der Ausdruck des eigenthümlichsten Verhaltens seiner chemischen Ele- mente zu den Wellen des Lichtes, also ein seinem inneren Gehalte entsprechendes, optisches Gepräge. Da sich nun der chemische Gehalt eines Minerales durch ebenso einfache als sichere Mittel erforschen lässt, so scheint mir eine auf die Resultate chemischer Analysen der Mineralien gegründete Gruppirung der an dieselbe zu stellenden Anforderung am Meisten zu entsprechen. Durch eine in dieser Hinsicht von mir angestellte Ver- gleichung bin ich auf folgende Eintheilung der Farben der Mineralien gelanst: ach I. Farblose Mineralien: solche, welche in der rein- sten Form ihres Vorkommens das sie treffende Tageslicht unzerlegt transmittiren und reflectiren; z. B. heller Berg- krystall, dergleichen Kalkspath, Eis, Diamant. HI. Farbige Mineralien: solche, denen mehr oder weniger eine bestimmte Farbe inhärirt. Dafür sind im Be- sonderen zu unterscheiden: A. Ursprüngliche Farben; solche, welche den Mi neralien ursprünglich, vom Momente ihres Entstehens an, angehören; sie sind 1. wesentliche Farben, welche mit dem Wesen der Mineralien unzertrennlich verbunden sind; und diese sind, je nachdem ihr Effect gleichzeitig entweder mit metallischem Glanze sowie mit absoluter Undurch- siehtigkeit oder mit nicht metallischem Glanze und mit Pellucidität der Mineralien vereinigt ist, und in diesem Complexe den metallischen und nicht metalli- schen Habitus der Mineralien begründet,’) diesem Charakter nach entweder *)-Da dergleichen Unterschied zunächst der Verschiedenartigkeit gleich hoher oder tiefer Töne z. B. der Trompete und Clarinette ent- spricht, so lässt sich dieser Charakterunterschied auch für das Weiss geltend machen, indem wohl Niemand in Abrede stellen wird, dass es etwas ganz Anderes sei, ob ich das Weiss z.B. des Quecksilbers und des Silbers oder das der Kreide und des Magnesites wahrnehme. ‘475 ' ı: metallische Farben, z. B. das Kupferroth des ge- diegenen Kupfers, das Tombackbraun des Sternber- gites und des Buntkupferkieses, das Messinggelb des Kupferkieses;*) oder b. nicht metallische Farben, z. B. das Morgen- roth des Realgars, das Gelblichbraun des Braunei- senockers, das Citronengelb des Auripigments; 2. ausserwesentliche oder zufällige, aber cha- rakteristische Farben: nämlich solche Farben, welche in den idealer Weise entweder eigenthümlich farbigen oder absolut farblosen Mineralien durch ac- cessorische (oft isomorphe) Stoffe, überhaupt also durch Pigmente, veranlasst werden. Zu dergleichen Pigmen- ten gehören a. in den metallisch- Farbigen Körpern a) das Gold, durch welches das Silber, als güldisches Silber, bleichgelb erscheint; ß) das Rhodium und Platin, welche dem Golde eine grauliche Färbung ertheilen; y) das Arsen, welches im Pyrite eine grünlich - graue Färbung nach sich zieht; b.in den nicht-metallischen, gefärbten Kör- pern @) das an verschiedene Säuren (z. B. an Kohlensäure, Kieselsäure, Phosphorsäure) gebundene Eisenoxy- dul zur Erzeugung grauer, grüner, blauer Farben ;**) ß) das häufig an Kieselsäure gebundene Eisenoxyd, welches kirschrothe, 'blutrothe, pommeranzgelbe und. ziegelrothe Farben hervorbringt, y) das Eisenoxydhydrat, welches (als beigemeng- *) Da Werner bekanntlieh die einzelnen, dem Mineralreiche entsprechenden Farben-Nüancen in einer Farbenreihe zusammenge- stellt hat, so ist deshalb hierauf zu verweisen. Vergl. Haidinger’s Handbuch der bestimmenden Mineralogie. Wien 1834. S. 332. u. ff. *) So hat namentlich an der blauen Farbe jena’scher Cölestin- Varietäten das phosphorsaure Eisenoxydul Antheil, wiewohl auch ein Bitumengehalt dabei gleichzeitig eine Rolle spielt. Auch dürfte das phosphorsaure Eisenoxydul wohl erst durch partielle Umwandlung in Phosphorsaures Eisenoxyd jenen Effect haben. 33* 476 tes Pigment) gelbe, braune, selbst auch bräunlich- schwarze. Farben begründet, 0) die an Alkalien gebundene Eisensäure, welche (im Amethyste) die violette Färbung veranlasst; e) das;Manganoxyd, welches an sich violette und in dem mit. dem. isomorphen Eisenoxyde vermisch- ten Zustande die karmesinrothe Färbung zahlreicher Mineralien, namentlich der Silicate, nach sich zieht; &) das Chromoxyd, das grün färbende Pigment z.B. des Smaragdes und vor Allem des Granates (Uwa- rowites); n) die an Chromoxyd oder auch an Eisenoxyd gebun- dene Chromsäure, die Ursache der dunkelhya- cinthrothen bis bluthrothen oder auch braunen und gelblichrothen ‚Färbung einiger Mineralien z.B. des Pyrops, Spinelles und Chondrotites; 3)die Vanadinsäure, welche z. B. im norwegischen ‚Zirkone Antheil hat an dessen braunrother Färbung; o) das Nickeloxyd, welches die apfelgrüne Färbung zum Theil auch die Färbung manchen (z.B. des grön- ländischen) Chrysolithes (Olivines) und des Wiliam- sites (edlen Serpentines) vermittelt; x») der Kobalt, als Kobaltfluorür, woraus die hell- rosenrothe Färbung. des andreasberger Apophyllites hervorgeht;*) )) die Titansäure, der rosenroth färbende Bestand- theil des Rosenquarzes; u) das an Kieselsäure oder Kohlensäure gebundene Kupferoxyd,.woraus die grüne Färbung des Ama- zonensteines sowie mancher Vesuviane, des Weiss- bleierzes und des Zinkspathes erklärlich wird; v) der Magnetkies, wodurch der bei Stockholm vor- kommende, grünliche Feldspath helllauchgrün ge- färbt ist; *) Hiermit steht wohl der Umstand in Beziehung, dass an dem- selben Orte, nämlich in der Grube Samson, dem rothen Apophyllite sowohl kobalt- als auch nickelhaltiger Arsenkies (Weisserz), daher auch zugleich ein durch Nickelfluorür grüngefärbter Apophyllit bei- bricht. 477 >) &) der Realgar (Schwefelarsen), die Ursache der po- | meranzgelben Färbung mancher Barytvarietäten; o)der Antimonglanz (Schwefelantimon), das Pig- ment manches grauen Barytes; zı)der,mineralische Kohlenstoff (Graphit), wel- cher an der .schwärzlichgrauen Färbung des Dis- thens, und zwar des Rhäticites, betheiligt ist; o) der organische Kohlenstoff, welcher als bei- gemengtes Bitumen mehrerer Mineralien z. B. das Steinsalz, den Anthracit, den Mansfelder. Kupfer- schiefer, den Kieselschiefer (Lydit) grau oder auch schwarz färbt, während ausserdem auch von wohl b mehr aufgelösten organischen Stoffen die Färbung der Flussspäthe, des Carneols und des Rauchtopases herrührt.*), B. Seeundäre Farben. Während, wie oben erwähnt wurde, alle bisher betrachteten farbigen Zustände un- mittelbar bei der Bildung des betreffenden ‚Minerales entstanden sind, also den Charakter der Ursprünglich- keit besitzen, so kommen dagegen ausserdem auch noch solche Farben an den ‚Mineralien vor, welche diesen Character entbehren, die nämlich durch zer- störende Einflüsse chemischer Art, ‚und‘ zwar durch Verwitterung bewirkt werden und desshalb als se- cundäre Farben bezeichnet werden können. Der- *) Treten in einem und demselben; Minerale mehrere, verschie- denartig färbende Pigmente, namentlich mehrere dergleichen Metall- oxyde, zugleich auf, so veranlassen dieselben entweder einen ihren Quantitätsverhältnissen entsprechenden Charakter gemischter Färbung oder es entst@&ht nach Maassgabe complementär entgegengesetzter Farben zweier Pigmente eine Farblosigkeit, welche uns mahnt, aus der Farblosigkeit' eines Minerales nicht auf seinen pigmentfreien Zu- stand einen allgemein gültigen Schluss zu machen. Die farblose Ko- baltblühte oder dergleichen Nickelblühte, welche das an sich karme- sinroth ‚färbende arseniksaure Kobaltoxyd und das an sich färbende arseniksaure Nickeloxyd zugleich enthält, sowie der farblose Turma- lin und Alkali-Glimmer, welche das an sich grün färbende Eisenoxy- dul und das an sich röthlich färbende Eisen- und Manganoxyd zu- gleich enthalten, liefern Belege für die Richtigkeit obiger Deutungen. Vergl. meine Abhandlung über Ergänzungsfarbenphänomene in Pog- gendorffs Annal. d. Phys. u, Chem, 1836, Bd. XXXIX, S. 325 u. ff, 478 ‚gleichen Färben beschränken sich. theils nur auf die -Oberfläche, theils verbreiten sie sich aber auch nach ' Maassgabe der Pellueidität oder vorhandener, zarter Klüfte mehr oder weniger tief in die Masse, zuwei- len selbst auch über das ganze Mineral, Dahin gehören: 1. Die Anlauffarben; a. durch den atmosphärischen Sauerstoff. Da- hin bezieht sich das Grau des Kobaltkieses, das Schwarz des gediegenen Arsens, das Gelb, Grün und Roth des gediegenen Wismuths, das Bunt- pfauenschweifige des Blei- und Antimonglanzes; b. durch die atmosphärische Feuchtigkeit. Da- hin gehört das Buntangelaufene der Rotheisenerzkry- stalle, welche sich auf diese Weise im ersten Sta- dium der Umwandlung in Eisenoxydhydrat befinden‘) c. durch den atmosphärischen Sauerstoff und zugleich durch die Luftfeuchtigkeit. Dahin beziehen sich die braunen Beschläge des Eisen- spathes, des eisenoxydhaltigen Bitterspathes, des f Pyrites u. a. eisenhaltiger Mineralien, welche dabei einer Eisenoxydhydratbildung unterliegen ; d. durch die atmosphärische Kohlensäure’ so- wie gleichzeitig durch den Sauerstoff und die Feuchtigkeit der Luft. Dahin gehört z. B. der *) Sind vollkommen ausgebildete Krystalle dem Anlaufen unter- worfen, so tritt dabei der in krystallographischer Hinsicht interes- sante Umstand ein, dass das erste Stadium des Anlaufens in jenem Buntanlaufen besteht, welches sich aber nur auf die Flächen ge- wisser Gestalten einer Combination beschränkt, während die Flächen der übrigen Gestalten davon noch verschont bleiben; ein Unterschied, welcher entweder mit mündenden Spaltungsklüften oder mit Streifun- gen in Verbindung steht, indem soleherlei Unebenheiten ein Mineral zur Aufnahme der Atmosphärilien vor Allem geeignet machen. So laufen auf octaödrischen Combinationen des Bleiglanzes zunächst nur die Octaöderflächen bunt an, während die übrigen Flächen z. B von &O& ihre ursprüngliche Beschaffenheit behalten. Dasselbe Verhält- niss besteht bei rhombo@drischen Combinationen zwischen den R- und oR-Flächen. Die bunten Farben an sich betreffen nur eine Verbindungsstufe mit dem Sauerstoffe oder mit der Feuchtigkeit und sind Phänomene der Interferenz des Lichtes. 479 grüne Malachit-Beschlag des Rothkupfererzes und: des Kupferkieses. e. durch das Sonnenlicht. Darauf bezieht sich das Schwärzen des Silberhornerzes resp. des Silber- chlorides, welches dabei in Silberchlorür verwan- delt wird. 2) Die Verbleichfarben. Die Substanz der: weissen, ursprünglich farbigen oder der durch Pigmente ge- färbten Mineralien enthält Sauerstoff oder andere acide Stoffe, welche vom Sonnenlichte ausgeschie- den werden, was in den gewöhnlichsten Fällen ein Ausbleichen, ein s. g. Verschiessen der Farben zur Folge hat, während. in anderen Fällen auch ein Verbleichen der Farbe dureh Abscheiden des Krystall- wassers mittelst der Luftwärme veranlasst wird. Da- her sind zu unterscheiden a.die durch’s Sonnenlicht bewirkten Ver- bleichfarben. Man beobachtet solche z. B. an dem Grüne des durch. Nickeloxyd gefärbten Chry- soprases, an dem durch Titansäure bewirktem Ro- senrothe des Rosenquarzes und an dem durch or- ganische Stoffe gefärbten Flussspathe ; b.. die durch die Luftwärme (resp. Sommer- wärme). veranlassten Verbleichfarben. Beispiele dieser Art liefert nicht nur der Kupfervitriol, dessen Dunkelhimmelblau in’s Blaulichweisse übergeht, son- dern auch der Kobaltvitriol, dessen Pfirsichblüht- roth in ein Graulichweiss umgewandelt wird. II. Ueber den Perlmutterglanz der Mineralien. Der Glanz der Mineralien oder das von derselben spie- selnd reflectirte Licht unterscheidet sich nicht allein nach der Intensität, sondern nach der Art oder nach dem Cha- rakter. Die Intensität des Glanzes betrifft die Stärke dessel- ben und deren Grade, im Allgemeinen daher die Unter- schiede 1) des Starkglänzenden; 2) des Glänzenden, 3) des Wenigglänzenden; 4) des Schimmernden; 5) des Matten. Dagegen sind in Betreff der Art des Glanzes folgende, eben- falls durch allmälige Abstufungen in einander verfliessende 480 Modificationen zu fixiren: 1) der vollkommene Metallglanz, 2) der unvollkommene oder halbe Metallglanz; 3) der Dia- mantglanz; 4) der Glasglanz; 5) der Fettglanz; 6) der Wachsglanz; 7) der Seidenglanz. Hiervon nun unterscheidet sich diejenige Art des Glan- zes, welche dem eigenthümlichen Perlmutterschalenreflexe "entspricht und desshalb mit dem Namen des Perlmut- terglanzes belegt wird. Denn während die oben erwähnten lönzmtinlichiede zunächst die eigentliche Oberfläche der Mineralien betref- fen und ihnen ursprünglich angehören so ist dagegen der Perlmutterglanz ein Product des von der ursprünglichen Oberfläche und des von inneren Spaltungsflächen reflectir- ten Lichtes möglichst durchsichtiger Mineralien. Weil nun ein Mineral in seinem ursprünglichen, also unversehrtem Zustande in derselben Weise kein Aggregat von Spaltungsflächen darstellt, als ein Baum nicht aus Schei- ten oder Spänen zusammengesetzt ist, so giebt sich auch im Perlmutterglanze keine ursprüngliche, sondern nur eine secundäre Art des Glanzes eines Minerales und zwar ein Analogon desjenigen Effectes zu erkennen, welchen einzelne in einander gelegte Urgläser oder übereinander liegende Glasscheiben verursachen, indem der Complex mehrerer solcher Tafeln Perlmutterglanz reflectirt, während nur eine derselben Glassglanz zeigt. Der Apophyllit, Talk, Chlorit, Glimmer und Gyps ge- hören daher zu dergleichen durchsichtigen Mineralien, in- dem der Apophyllit, Talk, Chlorit und Glimmer in der Richtung ihrer oP-Fläche und der Gyps nach dem klinodia- gonalen Flächenpaare ( P» ) vollkommen spaltbar sind und dadurch bedingte Disposition zur schichtenweisen Auf- blätterung, desshalb auch die Fähigkeit zur wiederholten, aber in fortgehend höherem Grade geschwächten Licht -Re- flexion haben. Der Perlmutterglanz dürfte daher ’ein Phänomen der Lichtpolarisation sein, wobei die auf die oberste Schicht auffallende Lichtmenge durch die Function der darunter lie- genden Schichten einer Reflexions-Abnahme in geometrischer Progression unterliegt. 481 Stellt man sich nämlich eine dergleichen, von Spal- tungsklüften durchsetzte Mineralmasse in eine der Zahl ih- rer Spaltungsklüfte entsprechende Reihe gleich dicker und gleich durchsichtiger Schichten abgetheilt vor, so ist klar, dass, wenn das Verhältniss des Raumes, welcher das Licht intereipirt, zu dem, welcher es durchlässt, wie x: ist, und die Lichtmenge, welche als parallel in die erste Schicht tritt, durch 1 ausgedrückt wird, der davon aufgehaltene 1 Theil Fr sein wird. Die durch die erste Schicht durchge- a: 1 3 " 3 Br hende Lichtmenge ist also 1— eo da in der zweiten Schicht 1 1 der ganzen Mineralmasse hiervon — — = aufgefangen wird, x so wird durch diese zweite Schicht nur diejenige Licht- Kpneit fe pl 2 menge gehen; welche durch I-— — —- —=1— — ge gehen; welche durch = 5 a = 1 ee K 4 h\ + — -( 1 —) ausdrückbar ist. Im der dritten Schicht XX x hr , OR 2 1 wird von diesem Lichtquantum der Theil — — — + — xX . XXX wieder aufgehalten werden, so dass durch diese dritte Schicht 2 1 fl 2 nur die Lichtime 1—- — 4 — 4 — — ——=l— asian x a RI X = xx 3 3 Ne a . Ze ( ._) hindurch geht und zur vierten X EEE iR x h gelangt. Wird also die Stärke des Lichtes d. h. das in pa- ralleler Richtung auf die erste Schicht fallende Lichtquan- tum durch 1 ausgedrückt so ist dieselbe auf der zweiten, 5 ' 1 a gleich dicken Schicht = 1 ne auf der dritten = (1-—) 3 a IRINS auf der vierten = E — = . Das Lichtquantum nimmt folglich in einer geometrischen Progression ab. Treten die Strahlen divergirend auf, kommen sie also aus endlicher Entfernung, so nimmt das Lichtquantum wohl auch noch in der Progression 1, a, Ya, Yıs in den auf einander lie- genden, homogenen und unter einander gleich starken Schichten ab, und aus beiden Progressionen folgt eine Ab- 482 Y nahme des Lichtquantums nach. der Progession 1 — en x UT 1\3 1.12 (1 ( -=) (1) 4 9 16 Ueber einige während des Sommers 1856 in den Umge- bungen von Bagneres de Luchon und Saint- Beat oder dem südichen Theile des Departements Haute - Garonne gefundene Schnecken von J. E. Zetterstedt. Aus der: Öfversigt af Kongl. Vetenskaps- Akademiens Förhandl., 1857. n. 7. p. 273— 278. mitgetheilt von Dr. Creplin. 9 Die Departements Haute-Garonne und Hautes-Pyre- nees bilden zusammen die französische Seite der centralen Pyrenäen. Während der vier Monate meines Aufenthalts in den Pyrenäen untersuchte ich diese beiden Departements in botanischer Hinsicht; da ich aber meine Hauptstation in dem ersteren hatte, so hatte ich Gelegenheit, dieses sorg- fältiger zu untersuchen. Es ist auch nur dies Departement, in welchem ich einige Schnecken sammelte, indem ich mich dort den ganzen Junius und September hindurch aufhielt, welche Monate regnig waren und jene aus ihren Verstecken hervorlockten, während dagegen ein warmes und trocknes Wetter im Julius und August herrschte, in denen ich die meisten weiteren Ausflüge machte, als nach dem Pie du Midi und Mont Perdu im Departement Hautes -Pyrenees, wie auf der spanischen Seite nach Aragonien und Catalo- nien hinein. Auf meinen botanischen Excursionen unter- liess ich nicht, die wenigen Schneckenarten, welche ich antraf, anzuzeichnen und einzusammeln; doch erlaubte mir die Zeit nicht Excursionen ausschliesslich zu diesem Zweck anzustellen; ich konnte den Schneeken nur im Vorbeigehen einige Aufmerksamkeit schenken, weshalb auch die geringe Anzahl keine Verwunderung erregen darf. 483 Der hochgelegene oder südliche Theil des Departe- ments Haute-Garonne, der Theil, welcher hier in Rede steht, ist nicht reich an Mollusken. Der Ursachen davon giebt es mehrere. Erstlich und zuvörderst ist das Klima ziemlich rauh, so dass eine Menge von Arten, welche im südlichen Frankreich gemein zu sein scheinen, wie Helix Pisana, striata, neglecta und variabilis, Bulimus acutus u. m., hier ganz und gar fehlen. Ferner trägt die geoguosti- sche Beschaffenheit dazu bei; denn die vorherrschende Ge- birgsart in den Umgebungen von Luchon ist der Thon- schiefer, in welchem sich an einigen Stellen, wie am Ca- zaril, einige dünne Kalkschichten eingebettet befinden. Der Mangel an Wasserschnecken, im Verhältnisse zu den Land- schnecken, so Arten, wie Individuen, hat drittens seinen Grund darin, dass alle Seen in der alpinen oder höhern subalpinen Region liegen, zufolge dessen ihr Wasser zu kalt ist, wie ferner in der starken Neigung des Erdbodens in den niederen schmalen Thälern, welche den Flüssen ei- nen heftig stürzenden Lauf giebt und macht, dass diese Gegend Mangel an stillstehenden Wässern leidet. So habe ich in dieser Gebirgsgegend keine Paludina, Bythinia, Val- vata und Neritina, wie keine einzige Bivalve gefunden. Gleich unterhalb St. Beat und Cierp, wo das Terrain ebe- ner zu werden anfängt und die Flüsse nicht so heftig dahin stürzen, muss sich ohne Zweifel die Anzahl der Wasser- schnecken bedeutend vermehren.*) Von den Landschnek- ken sind einige Arten sehr gemein, als Helix nemoralis et ericetorum; aber die Mehrzahl kommt sparsamer vor. Von den Gattungen Arion und Limax traf ich zwar einige Ar- ten an; ich kann aber nicht sagen was für welche, da ich sie nicht conserviren konnte, noch auch hinreichende Kennt- niss der Arten dieser Gattung besass, um sie mit Sicher- heit auf der Stelle bestimmen zu können. Ich habe keine *) M. Noulet hat, Moguin-Tandon zufolge, den Schneckenarten im Departement Haute-Garonne specielle Untersuchungen gewidmet, aber, wie ich vermuthe, vorzüglich im nördlichen Theile oder der Ebene. Er hat nämlich im J. 1834 einen „Precis analytique de hist. nat. des Mollusques terr. et fluviat., qui vivent dans le bassin sous- pyrenden‘“ veröffentlicht, welchen ich nicht gesehen habe. 484 Vitrina angetroffen, obgleich sich’ Arten dieser Gattung in jenen Wiesen ohne Zweifel aufhalten müssen. Nachdem ich nun die Arten angegeben haben werde, will ich noch mit kurzen Worten die Landschnecken er- wähnen, welche ich in der Gegend von Montpellier ge- funden habe, um zu zeigen, wie äusserst verschieden diese in dieser Hinsicht von den centralen Pyrenäen ist. Succinea Pfeifferi Rossm. — Hier und da auf feuchten Stellen, 2. B. bei Antignac. Helix aspersa Mll. — An Steinmauern in den niederen Thälern; ziemlich reichlich in der Vallee de Luchon und bei St. Beat. H. nemoralis Z. — Ueberall reichlich, und die ge- meinste aller Schneckenarten in den Umgebungen von Lu- chon. Steigt ziemlich hoch an den Bergen hinauf, bis zu etwa 1600 Metres. . H. hortensis Mll. — Weit sparsamer, als die vorige; hier und da bei Luchon und in der Vall&e d’Hospice. Wenn man diese Schnecke mit H. nemoralis zusam- men findet, wie in den Pyrenäen, so scheint es fast der Natur zuwider zu sein, sie als eigne Art zu betrachten. Sie sind einander in der Form, der Farbenzeichnung und oft auch der Grösse so ähnlich, dass es unmöglich ist, irgend einen andern Unterschied zu entdecken, als die Farbe des Margo. Anders verhält es’ sich in Schweden, wo die beiden Arten eine verschiedene geographische Verbreitung haben. Auf Kinnekulle z. B. ist H. hortensis äusserst häu- fig; aber ich habe dort keine einzige H. nemoralis finden können, obgleich ich einige Exemplare der Art gesehen habe, die auf den „‚Mönchswiesen“ (Munkängar) von Hel- leki und Rabäck gesammelt sein sollten. Weder auf Om- berg, wo H. hortensis reichlich vorkommt, noch in Nerike und der Upsalaer Gegend, wo sie nicht sparsam ist, habe ich eine einzige H. nemoralis finden können. Dagegen scheint diese in der Nähe des Meeres vorherrschend zu sein. So habe ich in einem Park dicht bei Gothenburg H. nemo- ralis in bedeutender Menge angetroffen; vergebens aber suchte ich dort nach H. hortensis. 485 ‚Uebrigens scheint H. arbustorum. Z. in den centralen Pyrenäen zu fehlen; in den östlichen dürfte sie doch nicht selten sein. H. carascalensis Fer. — Ziemlich selten und gewöhn- lich in einer Höhe von etwa 2000 Metres, wie bei Port de Venasque auf den Blättern der Saxifraga ajugifolia, und bei Rencluse, welches den Fuss der Maladetta an der nordwest- lichen Seite bildet. Diese seltene Gebirgsschneckenart, welche nahe ver- wandt ist mit der in den Dauphine-Alpen vorkommenden H. alpina Faure Big. ex Fer., als deren Repräsentant in den Pyrenäen sie betrachtet werden kann, scheint häufiger im Departement Hautes-Pyren&es zu sein, wo ich sie auf.dem Pie du Midi oberhalb !’Hospice in einer Höhe von 2300 Metres, wie bei Marbor& auf den Blättern von Rhododen- dron ferrugineum, gefunden habe. H. Lapicida Z. — Hier und da an Steinmauern in der Vall&ee de 'Luchon, Vallee de Larboust, und am Cazaril; doch nicht gemein. H. carthusiana Mi. H. carthusianella Drap.).. — Von dieser Art habe ich nur einige Exemplare bei Luchon an- getroffen. H. limbata Drap. — Fast überall in den Thälern bei Luchon, St. Beat, in der Vall&e d’Hospice, Superbagneres ete. Sie steigt bisweilen zu den Bergen hinauf, ‘wie bei Esquierry .und bei Rencluse. H. rupestris Drap. — Diese kleine Art findet sich reichlich genug auf Felsen beim Cazaril und in der Vallee de Larboust. -H. olivetorum @mel. — Von ee fand ich nur ein Exemplar auf dem Mont de Rie bei-St. Beat. In den nie, deren Thälern am Fusse der Gebirgskette dürfte sie nicht selten sein. H. cellaria, MU. — Sparsam auf den Superbagneres. H. rotundata Mil. — Cazaril, Vallee de Larboust. H. ericetorum MIl. (U. cespitum var. Drap: Pl. VI, Fig. 16,17.) — Sehr gemein, überall da, wo sich Kalk findet, und nächst H. nemoralis die gemeinste Art in jenen Niederungen, als in der Vallee d’Hospice, V. de Burbe, 486 | Montauban, St. B&at, Luchon und in der grössten Menge am Cazaril und in der V. de Larboust. Sie geht überall in die subalpine Region hinauf und scheint sogar die un- tere Gränze der alpinen zu erreichen. Bei Rencluse fand ich in einer Höhe von ungefähr 2000 Mtr., zusammen mit H. carascalensis, eine kleine Schnecke, welche in der Farbenzeichnung vollkommen mit H.ericetorum übereinstimmt, mir aber doch eine von dieser verschiedene Art anzudeuten Scheint. Ich habe diese Form oder Art in den malakologischen Werken, die ich zu Rathe gezogen, nicht auffinden können und glaube mit Gewissheit sagen zu können, dass sie weder in Draparnaud’s, noch in Dupuy’s und Mogwin-Tandon’s Werken über die französischen Land- und Süsswasser-Mollusken angezeichnet ist. Diese Schnecke ist um mehrere Male kleiner als H. ericetornm, ge- wöhnlich einfarbig schmutzig - weiss, seltner mit einem hell- braunen Rande auf jeder Windung gezeichnet, oben etwas convex (mehr als H. eric.) und mit einem weiten Nabel, der jedoch nicht so weit ist, wie bei der letztgenannten Art. Die einfarbige Form hat, von oben angesehen, eine gewisse Aehnlichkeit mit H. carascalenais, mit welcher sie, wie schon erwähnt wurde, zusammenlebt ; sie ist aber etwas mehr platt- gedrückt, von blässerer Farbe, und hat einen weit grössern Nabel. Bei Rencluse war diese Art häufig; aber auf dem Pie du Midi und Marbore, wö ich sie auch, und immer in Gesellschaft mit H. carascalensis, Beobachtete, traf ich sie sparsam an. Sollte sie wohl die vor kurzem beschriebene H. nubigena sein können? Clausilia obtusa C. Pfeiff. (Cl. rugosa Drap.?) — Hier und da in der V. de Larboust, hauptsächlich am Fusse des Berges Cazaril; seltner bei Luchon. Balea fragilis Zeach. (Pupa frag. Drap.) — Steinmauern bei Luchon. Pupa Avena Drap. — Reichlich in der V. de Larb., besonders am Cazaril; Pie de Gard. Am Cazaril fand ich zwei Exemplare fast doppelt so lang, wie die gewöhnliche P. avena, und mit 10 Windungen. Planorbis albus MIl. (forma glabra.) — Zwischen Sal- leo und Juzet in einem Graben, nicht sparsam. 487 Physa hypnorum Drap. — Cierp, in einem Teiche, oberhalb des Dorfes, reichlich. Limnea palustris Zmek. — Nicht selten in Wasser- ‚pfützen und stillstehenden Wässern, als St. Beat, Estag- nau Antignac. L. minuta Zmck. — Reichlich bei Cierp zusammen mit Physa hypnorum; aber sparsam zwischen Salles und An- tignac, ferner bei Castelviel. L. peregra Lmck. — In einem Wasserlaufe bei Castel- viel nicht sparsam. L. ovata Zmek. — Ziemlich gemein in stillstehenden Wässern, wie bei Antignac, bei Salles, unterhalb Cierp und besonders reichlich bei St. Beat. Cyclostoma elegans Drap. — Eine der gemeineren Arten in den Umgebungen von Luchon und besonders reich- - lich in der V. de Luchon bei Barcugnas und Moustajou; übrigens ziemlich reichlich in der V. de Larboust und am Cazaril, auch bei St. Beat. Pomatias obseurus*) Jan. et Crist. (Cyclost. obscurum Drap.) — V. de Larboust am Fusse des Cazaril. Wir sehen hier, dass alle von mir gefundenen Was- serschnecken in unserm Vaterlande keineswegs selten sind, uns aber dagegen die Hälfte der Landschnecken ganz und gar fehlt. Aber ein noch grösserer Unterschied zeigt sich in dieser Rücksicht zwischen der Gegend von Montpellier und den centralen Pyrenäen; denn von den 24. Arten von Landschnecken, welche ich in den Umgebungen von Mont- pellier auf den wenigen dort von mir gemachten Excursio-- nen gefunden habe, waren nur acht oder ein Drittel mit den pyrenäischen übereinkommend. Diese 24 Arten sind: Helix aspersa (ziemlich reichlich), vermiculata Mil. (reich- lich), splendida Drap., nemoralis und hortensis (in der Ge- birgsgegend nördlich von Montpellier), cornea Drap. (spar- samer mit den vorigen beiden zusammen), Lapieida, carthu- siana, cellaria, Algira Z. (nicht sparsam), explanata MU. (albella Drap., nonL.) (am Meere bei Perols und Cette, be- *) Nicht „obscurum‘“' zu schreiben, wieim Orig. dieser Ueber- setzung Ilouaziag ist gen. masceul, — Cr. 488 sonders häufig an letzterer Stelle), elegans @m. (an meh- reren Stellen reichlich), striata Drap. (reichlich, mit der vo- rigen zusammen), variabilis Drap. (sehr gemein); sie und H. pisana sind die gemeinsten Arten in den Umgebungen von Montpellier), maritima Drap. (bei Perols und Cette am Meere zusammen mit H. explanata und conoidea), pisana Mil. (rhodostoma Drap., sehr gemein), (nach Rossmässler sind es die Jungen dieser Art, welche Linne unter dem Namen H. albella beschrieben hat), conoidea Drap. (bei Pe- rols und Cette am Meere häufig), Bulimus acutus Brug. (reichlich und oft zusammen mit H. elegans et striata), B. radiatus Br. (nördlich von Montp. in der Gebirgsgegend), decollatus br. (gemein), Qlausilia rugosa Drap. (Cl. obtusa €. Pfeiff.) Pupa quadridens Drap., ceinerea Drap., (ziemlich reichlich), Cyclostoma elegans (gemein.) \ Wenn man auch annehmen kann, dass diese 24 Ar- ten nur !/; oder !/, der Arten ausmachen, welche in dem so reichen Dep. Herault leben, dessen Chef-lieu Montpel- lier ist, so sind sie doch die am gewöhnlichsten vorkom- menden und diejenigen, welche diese Gegend vornehmlich charakterisiren. Sie zeigen zudem hinreichend die grosse Verschiedenheit der Molluskenfauna an der französischen Mittelmeerküste von der pyrenäischen Gebirgskette, eine Verschiedenheit, welche in eben so hohem Grade in der Flora dieser Gegenden ‚hervortritt. So sind z. B. ungefähr 2/), der centralpyrenäischen phanerogamen Gewächse auch in Scandinavien zu Hause, während, wie ich glaube, kaum !/; der in den Umgebungen von Montpellier anzutreffenden Arten auch bei uns vorkommen. Zum voraus dürfte man wohl schon schliessen dürfen, dass die südfranzösische Ebene eine Molluskenfauna besitze, welche mehr mit der Montpellierschen als mit der central- pyrenäischen, übereinstimme. So fand ich auch auf mei- ner schnellen Durchreise durch Touluse, während eines Spa- ziergangs am Kanale, verschiedene Schneckenarten, als Helix cellaria, striata, neglecta Drap. (die gemeinste), pi- sana, Bulimus acutus, Physa acuta Drap., grösserntheils sol- che, allgemein in Herault auftreten, obgleich H. neglecta dort durch H. variabilis ersetzt zu sein scheint, Doch hat 489 Herault, welches für eine der schneckenreichsten Provinzen Frankreichs gehalten wird, ohne Zweifel eine weit reichere Molluskenfauna, als Toulouse. Dazu trägt in hohem Grade seine Lage am Mittelmeer bei, welche seine Winter lindert. Ausserdem scheinen gewisse Schneckenarten, wie die oben angeführten H. explanata, maritima, conoidea u. m. an den Landstreif, längs des Meeres gebunden zu sein, und diese fehlen folglich allen den Provinzen, welche sich nicht bis zum Meere hinab erstrecken. Mittheilungenm Zur Schwarzburgischen Flora. Ueber einige Pflanzen unserer Schwarzburgischen Flora will ich Ihnen noch kurze Mittheilungen machen. Ende October d. J. fand ich an grasigen Zaunrändern in dem Dorfe Gross- Furra äusserst spärlich Chelidonium laciniatum Miller. Ich freute mich über diesen Fund um so mehr, als ich diese eigenthümliche Pflanze, welche ich indessen auch nur als Abänderung von Chel. majus betrachten. kann, seit jener Zeit, wo ich sie in der halli- schen Glora zwischen dem Süssen See und Eisleben auf einer Fe- rienseise fand, nicht wieder gesehen hatte. In der letztbezeichneten Gegend ist sie später, wie Garcke in der hallischen Flora be- merkt, nicht wieder gefunden worden, und sie scheint auch immer nur selten und vereinzelt vorzukommen. Uebersehen kann man sie nicht wohl. — Lepidium Draba L. wurde auf einem Acker nahe bei Sondershausen von einigen meiner Schüler gefunden. Jedenfalls ist sie bei uns und wahrscheinlich auch in andern Ge- genden Thüringens, nicht ursprünglich einheimisch, sondern mit Klee oder Luzerne angesäet. Sie nimmt bei uns eine einige Qua- dratruthen grosse Stelle ein, und kann sich wohl, da sie tief wur- zelt, halten. Ich säete Samen aus und fand, dass die kaum einen bis zwei Monate alten Keimpflanzen auf ihrer dünnen, aber langen Hauptwurzel Adventivknospen getrieben hatten. — Von Linaria vulgaris fand ich dieses Jahr, welches überhaupt reich an Missbildungen der verschiedensten Art war, an mehreren Stel- - len unseres Wipperthales die oft beschriebene Peloria. In der Regel hatte sich an den Stengel- und den Zweigspitzen eine End- blühte gebildet, und diese hatte sich umgestaltet, während es bei den, meisten Seitenblühten nicht der Fall war. Die Pelorie wurde 1742 zuerst in Schweden gefunden. — Bei Schlotheim fand ich in den Waldungen nach Langensalza zu häufig Pulmonaria angu- 34 490 stifolia? die Pflanze ist in vielen Gegenden Thüringens nicht vor- handen. Bei Schlotheim im Hanfsee wächst ‚auch Sparganium minimum Fr, von mir früher als Sp. natans angezeigt. ; Irmisch. Ueber eine wichlige, aber noch räthselhafte Buche unserer Flora. Göthe erzählt in seinen Annalen oder Tages- und Jahres- heften bei Gelegenheit eines Besuches, welchen er 1805 dem Gra- fen von Veltheim zu Harbke von Helmstedt aus, wo er Bei- reis kennen lernte, machte, Folgendes (sämmtliche Werke 1840 Bd. 27 p. 193): „Der freundliche Wirth verehrte aus seinen fos- - silen Schätzen einen köstliehen Enkriniten meinem Sohne, und wir glaubten kaum etwas Gleichgefälliges erwiedern zu können, als ein forstmännisches Problem zur. Sprache kam. Im Etters- berge nämlich bei Weimar solle nach Ausweis eines beliebten Journals eine Buche gefunden werden, welche sich in Gestalt und sonstigen Eigenschaften offenbar der Eiche nähere. Der Graf, mit angeerbter Neigung zur Forsteultur, wünschte davon einge- legte Zweige und was sonst noch zu genauerer Kenntniss beitra- gen könne, besonders aber womöglich einige lebendige Pflanzen. In der Folge waren wir so glücklich, dies Gewünschte zu ver- schaffen, unser Versprechen wirklich halten zu können, und hat- ten das Vergnügen von dem zweideutigen Baume lebendige Ab- kömmlinge zu übersenden, auch nach Jahren von dem Gedeihen derselben erfreuliche Nachrichten zu vernehmen.“ Es wäre in- teressant über den hier in Rede stehenden Baum etwas Näheres zu erfahren, und vielleicht wären Forstmänner oder Botaniker, denen der Ettersberg nahe liegt, im Stande darüber Auskunft zu geben, ob sich von demselben in den dortigen Waldungen noch Exemplare finden. Da in Harbke aus früherer Zeit her eine be- rühmte Holzanpflanzung sich findet, so wäre es nicht zu ver- wundern, wenn sich daselbst die Bäume, die schon als Geschenk des Dichters eine ungewöhnliche Aufmerksamkeit verdiente, ge- halten hätten, und man könnte dann auch von dorther einer ge- nauern Belehrung gewärtig sein. Es liegt die Vermuthung, dass der „zweideutige Baum “ eine Abart der Rothbuche mit lappig getheilten Blättern gewesen sein möge, nicht fern. Man kennt solche Abänderungen, wie aus Hartigs Naturgeschichte der forstlichen Culturpflanzen Deutsch- lands ersichtlich ist, mehrere. Der nun verstorbene Medicinalrath Metsch zu Suhl er- -wähnt in seiner Flora Hennebergica (p. 365) unter Fagus sylva-- tica ausdrücklich einer „var, pinnatifida, Blätter von der Spitze bis über die Mitte hinaus (durch theilweise Resorption des Paren- 491 chyms zwischen den Blattrippen zweiter Ordnung, keineswegs durch Insektenfrass) fiederspaltig; sehr selten: an den Hofleiten bei Suhl.“ —- Die meisten Floristen schweigen. über diese Va- rietät oder Monstrosität, wie auch über die Blutbuche, über welche ich nächstens Einiges mitzutheilen gedenke; Reichen- bach FI. ete. erwähnt beide. — Woallroth (sched. cerit. pag. 494.) giebt eine kurze Notiz über eine Varietät der Rothbuche, die er wegen der fast lederartigen Consistens ihrer Blätter, coriacea nannte; sie ist, wie er selbst sagt, in Thüringen nicht selten. Irmisch. | or a Fe Physik. 3. 6. Macvicar, Notiz über ein neues Maxi- mum- und Minimumthermometer. — Dieses Instrument be- steht aus einem horizontal liegenden an beiden Euden mit je einer Kugel versehenen Thermometerrohr. Von diesen Kugeln ist die eine nach unten, die andere nach oben gebogen, Das Thermometerrohr ist so gewählt, dass es sich nach ersterer hin um ein Minimum erweitert. Man bringt nun die angemessene Menge Quecksilber durch letztere Kugel, die noch nicht geschlossen ist, ein und darauf ein Stahlstäb- chen, wie bei Rutherfords Maximumthermometer. Dann wird in die offene Kugel ein äusserst kleines: Quecksilberkügelchen eingebracht und die Temperatur des Instruments so gesteigert, dass das Queck- silber im Rohr etwa um 40° der Theilung von dem Ende des Rohrs entfernt ist. Dann bringt man über die beim Erkalten in das Rohr eintretende kleine Quecksilberkugel ein anderes Stahlstäbchen, lässt erkalten, und schmelzt dann die offene Kugel zu. Wenn die ge- wöhnliche Skala hergestellt ist und zwar so, dass (das von der übri- gen Quecksilbermasse abgekehrte Ende des Quecksilbertröpfchens als Temperaturanzeiger gewählt ist, bringt man die beiden Stahlstäb- chen mit Hülfe eines Magnets auf beide Seiten des abgelösten Queck- silbertropfens, worauf die Beobachtung beginnen kann. Durch Stei- gerung der Temperatur wird das vordere Stahlstäbchen vor-, durch Sinken derselben das hintere zurückgeschoben. Die höchste Tempera- tur zeigt das dem Quecksilbertröpfchen zugekehrte Ende des oberen Stahlstäbehens an, die niedrigste dasselbe Ende des unteren, wozu nur die Länge des Quecksilbertropfens hinzu addirt werden muss. In Betreff der Skala ist zu beachten, dass wegen Verringerung des Luft- raumes durch Ausdehnung des Quecksilbers die Entfernung des Queck- silbertropfens von der Masse desselben um so geringer sein wird, je höher die Temperatur ist. Die Grade der Theilung müssten also eigentlich um so kürzer werden, je höhere Temperatur sie anzeigen. Dem ist aber theils dadurch entgegen gearbeitet, dass das Rohr so gewählt ist, dass es nach‘ der Luftkugel hin sich um ein Minimum 34* 499 verengt, ‚ Ausserdem kann dieser Fehler durch Vergrösserung der Luft- kugel verringert werden. Dieses Instrument giebt natürlich nur dann genaue Resultate, wenn die beiden von einander getrennten Luftmassen dieselbe Temperatur haben, was bei Bestimmungen der Lufttempera- tur allerdings der Fall ist. (The quarterly jornal of the chemical society Vol. X. p. 221.) Hz. G. Wiedemann, über den Magnetismus von Stahl- stäben. — W. stellte Versuche über das Verhalten der Stahlmagnete bei Umkehrung ihres Magnetismus an, worüber bis jetzt nur Rit- ehie (Pogg. Ann. XXIX. pag. 467. 1833.) eine vereinzelte Beobach- tung bekannt gemacht hat, ferner wiederholte er die Beobachtungen von L. Dufour. Als Magnetstäbe dienten ihm ceylindrische Stahl- stäbe von 22 Centim. Länge und 13,5 wm Dicke. Dieselben wurden vor jeder Versuchsreihe zwischen Kohlen geglüht und unter Bedeckung des Feuers abgekühlt. Sie verloren hierdurch ihren etwa vorhande- nen Magnelismus. Freilich wurde bei diesem Verfahren der Stahl weich; indess nahm er dennoch eine hinlängliche Menge von rema- nentem Magnetismus bei der darauf folgenden Magnetisirung an. Die Stäbe wurden in folgender Weise magnetisirt. Eine 24 Centim. lange Spirale von Kupferdraht von 600 Windungen wurde mit ihrer Axe senkrecht gegen den magnetischen Meridian vor einem in einer dicken Kupferhülse schwingenden magnetischen Stahlspiegel aulgestelll. Die Ablenkung des Spiegels gemessen miltelst eines Fernrohres und einer gegenüberstehenden Scale, gab die jedesmalige Intensilät der durch die Spirale geleiteten galvanischen Ströme. In die vom Strome durch- flossene Spirale wurde der zur Untersuchung bestimmte Stahlstab hineingeschoben, Da dle Spirale nicht die genügende Länge hatte, wnrde der Stab, um alle seine Theile der stärksten Einwirkung des die Spirale durchfliessenden Stromes auszusetzen, ohne Erschütterung in derselben einige Male hin- und hergezogen. Hierdurch wurde wenigstens die Quantität des in ihm nach Aufhören des Stromes zu- rück bleibenden Magnetismus an allen Stellen gleich gross. Nach dem Hin- und Herschieben wurde der Stab in eine feste Lage in der Spirale gebracht. Die Zunahme»der Ablenkung des Stahlspiegels nach Einlegen des Stabes in die Spirale entsprach seinem Magnetismus während der Einwirkung des Stromes. Sodann wurde der Stahlstab aus der Spirale entfernt, der Strom unterbrochen, und der Stab in seine vorige Lage in der Spirale gebracht. Die jetzt erfolgende Ab- lenkung des Spiegels ergab .die Grösse des im Stabe zurückgebliebenen magnetischen Fluidums. Die Schliessung und Oeflnung des Stroms geschah stels nach Entfernung des Stabes aus der Spirale, weil sonst die dabei entstehenden Inductionsströme den Magnelismus des letztern hätten ändern können. Nach dieser Magnetisirung des Stabes wurde ein den magnetisirenden Strom entgegengesetzter Strom durch die Spi- tale geleitet, der Stab wieder eingelegt, und in wiederholten Versu- chen die Intensität dieses Gegenstroms so verstärkt, dass nach Aufhören Wa 4 493 seiner. Wirkung der Magnetismus des Stabes völlig vernichtet war. Der Stab’ wurde darauf durch 'einen dem ersten Strom gleich ge: richteten Strom stärker magnetisirt, und wieder durch einen Strom -entmagnetisirt u. s. [. W.kam so zu folgenden Resultaten: Magneti- sirt man einen unmagnetischen Stab durch aufsteigende ‘Ströme, 'so stehen häufig zuerst die in ihm erzeugten Magnetismen nicht in einem regelmässigen Verhältniss zu ‘den Intensitäten der magnetisirenden Ströme. Hat man aber einen Stab durch einen starken Strom zur Sättigung magnelisirt, ihm sodann durch einen enigegen gerichteten Strom: seinen Magnetismus entzogen, und magnelisirt ihn von Neuem im Sinne seiner ersten Magnetisirung, so‘ nehmen‘ die Magnetismen regelmässig zu. Dieselbeu sind in diesem Falle etwas stärker als: bei der ersten Magnetisirung. Es scheinen daher die Molekule des Stah- les durch die vorhergehende Magnetisirung erst eine ‘gewisse Beweg- lichkeit erhalten zu müssen, um ferneren Einwirkungen der 'magne- lisirenden Kraft ungehindert folgen zu können. Die in den Stahlstä- ben während der Dauer der Einwirkung der galvanischen Ströme er- zeugten Magnetismen sind schon bei schwächern Strömen nicht genau proportional den Intensitäten der letzteren. Sie wachsen in einem geringern Grade wie diese. Die naclı Aufhebung der Wirkung des Stromes zurückbleibenden BResiduen des Magnetismus sind gleichfalls weder der Intensitäten der Ströme, noch. den Magnetismen der Stäbe in der Spirale porportional. Sie nähern sich vielmehr schneller ihrem Maximum, als jene beiden Grössen. Hat man einen durch Ausglühen unmagnelisch gemachten Stab allmählich stärker magnetisirt, und sucht ihm jedesmal durch Einwirkung entgegengesetzter Ströme den Magne- tismus zu entziehen, so sind die Intensitäten der dazu erforderlichen Ströme bei Weitem kleiner als die Intensitäten der magnetisirenden Ströme. Die Intensitäten jener Gegenströme sind den in den Stäben vorhandenen Magnetismen' durchaus nicht proportional, sondern für stärkere Magnetisirungen verhältnissmässig kleiner, Entzieht man ei- nem stark magnetisirten Stab durch entgegengeseizte Ströme nach und nach seinen Magnetismus, und magfletisirt ihn durch stärkeres Anwachsen derselben entgegengesetzt wie vorher, so sind die Verluste an ursprünglichem Magnetismus zuerst den Intensitäten der angewand- ten Ströme nahe proportional. Später nähern sie sich emem Maxi- mum, Hat‘ man durch Einwirkung eines Stroms einen durch Aus- glühen unmagnetisch gemachten Stab magnetisirt, und ihn sodann durch einen Gegenstrom entmagnetisirt, so vermag weder dieser Gegeistrom, noch einmal angewandt, noch ein schwächerer Strom im gleichem Sinn, wie derselbe, dem Stab Magnetismus in einer der ursprünglichen Magne- tisirung entgegengesetzten Richtung zu ertheilen. Wohl aber magne- tisiren Ströme von gleicher Intensität, aber in der Richtung des ur- sprünglich magnetisirenden Stromes angewandt, den Stab schwächer oder stärker. Bei einer Reihe von Versuchen wurde ein durch Aus- glühen entmagnetisirter Stab durch einen Strom von einer bestimmten Intensität magnetisirt: sodann durch einen Gegenstrom nur zum Theil x 14 entmagnetisirt. ‘Wollte man dem auf diese Weise geschwächten Magnet- stab seinen frühern Magnetismus wiedergeben, so war dazu ein Strom von der Intensität des zuerst Angewendeten erforderlich. In einem an- dern Falle wurde ein durch Ausglühen völlig entmagnetisirter Stab auf einem Magnetismus A gebracht; durch einen Gegenstrom von der: Inten- sität isodann auf der Magnetismus B reducirt. Durch einen dem ersten Strom gleichgerichteten , aber schwächern Strom erhielt sodann der Stab die neue Magnetisirung C. : Um ihn nun von der Magnetisirung C auf die Magnetisirung B zu bringen, ‘war wieder ein Gegenstrom von der Intensität i erforderlich. Alle diese Ursachen zeigen, wie wesent- lich es ist zu wissen, auf welchem Wege ein Stahlstab einen bestimm- ten remanenten Magnetismus erhalten hat, da er je nach den magne- tischen Einwirkungen, die nach einander auf ihn ausgeübt wurden, sich bei scheinbar: durchaus gleich starker Magnetisirung doch gegen neue magnetisirende Kräfte völlig verschieden verhalten kann. Wurde ein Stahlstab, während er in der Spirale dem Einflusse des magneti- sirenden Stromes ausgesetzt war, durch Stösse oder Schläge erschüt- tert, so wuchs dadurch das nach Aufhören der Einwirkung des Stro- mes in ihm zurückbleibende Residuum. »Erschülterte man dagegen den Stab, nachdem der magnelisirende Strom zu wirken aufgehört halte, so verminderte sich sein Magnetismus. Hatte man einem Mag- netstabe durch einen dem magnetisirenden Strom entgegengesetzten Strom seinen Magnetismus zum Theil oder völlig entzogen, oder so- gar seinen Magnetismus umgekehrt, so nahm er beim Erschüttern einen Theil seines frühern Magnetismus wieder an, Es ist also auf diese Weise möglich, einen ganz unmagnetischen Stab herzustellen, der durch Erschütterungen magnetisch wird. Hierbei kann der Stab senkrecht gegen den magnetischen Meridian gestellt und so dem Ein- .fiuss des Erdmagnetismus entzogen werden. Von besonderm Interesse ist die Einwirkung von Temperaturver- änderungen »auf einen magnetischen Stab. Darüber hat L. Dufour eine Untersuchung angestellt (Pogg. Ann. Bd. XCIX. p. 476.), wo- nach ein Magnetstab, der bei irgend einer Temperatur magnetisirt ist, durch jede Aenderung dieser Temperatur an Magnetismus verliert. Nach seinen neuen Beobachtungen soll» ein bei höherer Temperatur, z. B. 50° C, magnetisirter Stab, wenn er zu wiederholten Malen auf 0° erkaltet und wieder auf 50° erwärmt wird, zuletzt nach etwa 10 Temperaturwechseln gegen Temperaturveränderungen nahezu un- empfindlich werden. Indem W. hierauf bezügliche Versuche anstellte, fand er den Satz: Magnetisirt man einen Stab bei einer bestimmten Temperatur und erwärmt ihn, so verliert er einen Theil. seines Mag- nelismus. Nach dem Erkalten nimmt er einen Theil des verlorenen Magnetismus wieder an. Der Verlust hierbei ist nahezu dem ersten Magnetismus des Stabes proportional. Eine zweite Erwärmung und Erkältung bewirkt dasselbe wie der erste Temperaturwechsel, nur in viel schwächerm Grade. ‘Der Verlust an Magnetismus ist hierbei etwa nur ein Achtel des Verlustes beim ersten Erwärmen und Erkalten, 3 495 Bei öfterem ‚Erwärmen und Erkalten eines Magnetstabes werden die jedesmaligen Verluste im Magnetismus immer kleiner, so dass zuletzt der Magnelstab bei, jedesmaliger Rückkehr zu einer bestimmten Tem- peratur innerhalb der Grenzen der wiederholten‘ Erwärmungen und Erkältungen einen bestimmten : Magnetismus wieder annimmt. Die- ser, Magnetismus ist indess bei höherer Temperatur. kleiner als bei niederer. Dieses Resultat weicht von dem von LE. Dufour etwas ab, Ferner fand W., dass ein bei höherer Temperatur magnetisirter Stab beim Erkalten einen Theil seines Magnetismus verliert. Durch er- neutes Erwärmen verliert er noch einen fernern Theil seines Mag- netismus, Wird er jetzt erkältet, so) nimmt. er. wieder. einen Theil seines verlorenen Magnetismus an. Wiederholte Erwärmungen ver- mindern, darauf folgende Erkältungen vermehren den. Magnetismus des: Stabes. (Pogg. Ann. Bd. C. pag. 235.) Schneider, Voigtländers neues fünfzölliges Ob- jeeliv zur Lichtbildererzeugung. — Neuerdings machen Lichtbilder in ungewöhnlicher Grösse und Schärfe grosses Aufsehen, nicht allein bei uns, sondern auch in London und Paris, obgleich man dort wenig geneigt ist, dem Verdienste des Auslandes Gerech- tigkeit widerfahren zu lassen. Die Apparate, deren vorzügliche Lei- stungen weithin eine so bereitwillige Anerkennung gefunden haben, sind deutsches Fabrikat, aus der Werkstatt Voigtländers, dessen Ob- jective schon längst als die vorzüglichsten gegolten haben. Das neue fünfzöllige Objectiv kostet in Braunschweig 450 Thlr., in Paris stei- gert sich dieser Preis der Spesen und des Eingangszolles wegen auf 2230 Fres. (600 Thlr.). Obgleich nun schon seit längerer Zeit in Frankreich selbst Apparate von derselben Grösse angelertist werden und zwar zu dem geringen Preise von 500 Fres. (133°/, Thlr.), so’ zieht man es doch vor die Apparate aus Deutschland zu beziehen. Nach England gehen dieselben gleichfalls, Die Grösse des Objectes allein entscheidet hier also nicht, sondern die Art und Weise der Anfertigung. Dass Voigtländer mit seinen Apparaten die Leistungen aller übrigen total aus dem Felde geschlagen hat, ist wiederum eben nur ein Triumph der .deutschen Gründlichkeit.. Denn alle Objeclive, die Voigtländer anfertigt, sind genau nach den Rechnungen angefer- ügt, die Professor Petzval in Wien über das Daguerreotypinstrument angestellt hat. Um zu dieser hohen Vollendung der Lichtbilder zu gelangen, musste eine der schwierigsten theoretischen und practischen Aufgaben gelöst werden. — Das neue fünfzöllige Objectiv besteht aus 2 achromatischen Objectiven von 60 und 63‘'' Oeffnung und hat eine Brennweite von 21” 9‘. Die Bildgrösse beträgt 154/,‘, wobei den strengsten Anforderungen genügt wird; bei retouchirten Bildern kann man in der Grösse weiter gehen. . Das vordere der beiden Objective kann für sich allein zur Aufnahme von Landschaften verwendet wer- den; es hat 33° 9‘ Brennweite und gestattet eine Bildgrösse von 22!/,”. Das Doppelobjectiv ist, wie alle früheren Voigtländerschen ” £ 1 E * 496 Ei Objective, ohne Blendung zu gebrauchen. Will man jedoch grössere Bilder erzeugen und namentlich eine gleichmässige Schärfe zwischen der Mitte und dem Rande erzielen, so kann man sich verschiedener Blendungen, von 31/4 bis 2’ Oeffnung herab, bedienen. Bei An- wendung der letzteren Blendung tritt jedoch kein Lichtmangel ein, obgleich man es befürchten sollte. In London hat Clardet mit die- sem neuen Objectiv, bei Anwendung der Blende mit 2 Zoll Oefinung, Gruppen von überraschender Schärfe in 25 bis 30 Secunden aufge- nommen und Porträts in 15 bis 18 Secunden,, — Beweise, dass die Liehtstärke des Instruments sehr bedeutend ist. — Die kürzere Brenn- weite hat Voigtländer mit Bedacht vorgezogen; dadurch liefert er dem Phöotographen so zu sagen zwei verschiedene Instrumente in diesem einen, denn mit ganzer Oeffnung kann man einzelne kleinere Porträts in sehr kurzer Zeit aufnehmen und durch die Blenden ist die Auf- nahme von Gruppen, also grossen Bildern, mit gleicher Schärfe er- möglich. Um diesen Anforderungen zu genügen, musste Voigtländer dem Objectiv eine so bedeutende Oefinung und eine so kurze Brenn- weite geben, und hierin liegt auch die so erfolgreich überwundene Schwierigkeit. — Der Unterschied zwischen dem optischen und dem so genannten chemischen Brennpunkt beträgt bei der Anwendung der Blendung von 31/,” nur zwei Theilstriche des Instruments; bei der zweizölligen Blendung fallen beidezusammen. Die grosse Oeffnung und Brennweite des Objectivs gestattet eine grössere Entfernung vom abzunehmenden Gegenstand bei gleicher Bildgrösse, wodurch richti- gere perspectivische Darstellung, richtige Grössenverhältnisse in allen Theilen des Bildes bis auf den Rand hinaus — keine zu grossen Hände, Füsse und Nasen — und vorzüglich Schärfe erreicht wird, da bei der grössern Entfernung Jdes Instruments die relativen Eutfer- nungen der Theile des Gegenstandes sich nicht bemerklich machen können. (Dinglers polyt. Journ. Bd. CXLV. S. 266.) W.B. Helmholtz, das Telestereoscop. — H. hat jüngst einen Apparat construirt, der zunächst der wissenschaftlichen Optik bestimmt, doch zugleich eine so werthvolle Gabe für die Uesung und Gewandt- heit im richtigen Gebrauch des Auges sowohl für Schätzung von Fer- nen als überhaupt für die Prüfung der Wahrheit einer Anschauung eben so interessant für den Naturästhetiker, den Lahdschalter u. s. w., als angenehm anregend für den naiven Genuss der „schönen Gegend‘ ist; dass eine nähere Notiz darüber nicht ohne Interesse sein wird. Das Stereoscop lehrt uns, dass die lebendige Anschauung der Körperform, welche wir bei Betrachtung wirklicher Gegenstände von geringer Entfernung baben, darauf beruht, dass wir mit beiden Augen davon etwas verschiedene perspectivische Ansichten ge- winnen. Aus 2 perspectivischen Ansichten, die von verschiedenen Punkten aufgenommen sind, lässt sich aber die körperliche Form und Entfernung der dargestellten Gegenstände vollständig construiren, Bei 497 fernen Gegenständen jedoch sind die beiden Augen einander zu nahe, um merklich verschiedene Ansichten zu geben, daher ist die Beur- theilung ihrer körperlichen Form, Entfernung u. s. w., wenn nicht Schlagschauten und Luftperspective einzelne Aufschlüsse geben, höchst unvollkommen. Die den Horizont begrenzenden Bergreihen erschei- nen z. B. meist als glatte, gerad aufsteigende Wände, die der Fläche des ansteigenden Himmelsgewölbes anzuhaften scheinen. Im Stereo- scop kann man nun 2 photographische Ansichten der Landschaft com- bihiren, welelie von 2 beliebig weit von einander entfernten Stand- punkten aufgenommen sind und welche hinreichend von einander ge- schieden sind, um eine deutliche Vorstellung der körperlichen Form zu geben. Die stereoskopischen Landschaftsbilder geben also eine voll- ständigere Ansicht der Landschaft, als es die wirkliche Anschauung der wirklichen Landschaft Ihut. Nur indem der Beobachter sich von der Stelle bewegt, und also wenigstens hach einander die perspecti- vischen Anschauungen verschiedener Standpunkte vergleicht, kann er allmälig seine Anschauung ergänzen. Wenn diese Bewegung des Be- obachters ihrer zeitlichen Bedingung enläussert die verschiedenen An- schatinnegen, welche ihr Resultat sind, zu einer Gleichzeitigkeit zu- sanımengedrängt werden können, so würde der Reiz der unmittelbar zusammenfassenden Anschauung auch der wirklichen Natur gegenüber ein solcher sein, wie der photographirten Landschaft das Stereoscop ihn zu geben weiss. Helmholtz hat dies mit seinem Instrumente, das man als Ste- reoscop für ferne Gegenstände Telestereoskop getauft hat, erreicht. Dasselhe besteht aus einem etwa 4° langen Breite, in dessen Enden senkrecht gegen die Fläche und 45° geneigt gegen die Längenlinie des Breites 2 Spiegel befestigt sind. In der Mitte des Brettes sind, diesen Spiegeln parallel 2 kleinere befestigt, in deren einen der Be- obachter mit dem rechten, in den andern mit dem linken Auge hin- eihsieht. In den kleinen Spiegeln sieht er die grossen, in den gros- sen die Ländschaft abgespiegell. Nach Bedürfniss körnen vor die Augen des Beobachters noch Brillengläser oder ein doppeltes Opern- glas eingeschaltet werden um Vergrösserungen hervorzubringen. Dabei sieht nun das rechte Auge des Beohachters die Landschaft so, wie sie vom rechten Ende des Brettes, das linke Auge, wie sie vom lin- ken Ende des Breites erscheint, Dem Beobachter wird also künstlich gleichsam eine Augendistanz von 4° statt der gewöhnlichen von 3 gegeben. Der Anblick ist ein überraschend zierlicher, da er ‘die stereoskopischen Photographien um eben so viel übertrifft, wie ein vollendetes Oelgemälde einen Kupferstich. Gegenstände, welche /, — 1/, Meile entfernt sind, lösen sich deutlich von ihrem Hintergrunde ab, nähere erscheinen in ihrer vollen körperlichen Gestalt und na- mentlich Baumgruppen gewähren einen eigenthümlichen Anblick ; weil sich die Kronen und Zweige ganz von einander ablösen: die Land- schaft tritt aus ihrem Rahmen. Man wird zugeben, dass diese Vor- züge hinreichen, in dem Instrumente im Allgemeinen eine wesent- 498 ig liche, Bereicherung der landschaftlichen Anschauungsfähigkeit zu er- blicken, dem Maler insbesondere einen sehr 'heilsamen Kursus der natürlichen Perspective zu lesen und dass endlich jeder Ruhepunkt, der dem ‚glücklichen Besitzer gestattet über die Mauern des Hofes, über die Gegenfronten der Strassen den Blick. schweifen zu. lassen, fortan wohl gern dem abscheulich geschmacklosen Spielwerke der schwarzen Glaskugeln, jenen ‚„besondern Kennzeichen‘ der ‚schönen Gegend gern zu Gunsten dieser einfachen und sinnigen Construction enisagen wird. (Aus. d. Vossisch Zeitg. 1857. Nr. 149.) ‚V.W. Chemie. H. E. Roscoe, einige chemische Thatsachen in. Betreff der Atmosphäre in Wohnhäusern. — Die Ur- sachen der Verschlechterung der Luft: in Wohnhäusern findet R. in folgenden 4 Umständen: 1) in der Bildung von gasigen Sauerstofl- verbindungen des Kohlenstoffs, 2) in einer zu grossen oder zu ge- ringen Sättigung der Luft mitt Wasserdampf, 3) in der Bildung or- ganischer fauliger Stoffe, 4) in zu hoher künstlicher Steigerung der Temperatur. Alle diese üblen Einflüsse können durch geeignete Ven- tilation vermieden werden. Da man aber nicht weiss, wie weit die Undichtigkeit unsrer Fenster, Thüren etc. die Luftreinigung befördert, so hat R. hierüber directe Versuche gemacht. In einem 2560 Ku- bikfuss enthaltenden Zimmer entwickelte er eine grössere Menge Koh- lensäure, nachdem Fenster und Thüren sowie die Esse geschlossen waren. 1000 Vol Luft enthielten beim Beginn des Versuchs 7,207 Vol. Kohlensäure, nach einer halben Stunde nur 3,31 Vol,, nach ei: ner Stunde 3,099 Vol. und blieb nun unverändert, während zwei Per- sonen in dem Zimmer verweilten. Dieser Versuch zeigt, dass der Austausch der fremden Gase in unsren geschlossenen Zimmern gegen reine Luft sehr schnell geschieht. — Um die Wirkung der Diffusion durch einen Backstein zu untersuchen wurde in das eine Ende eines innen ‚ausgepichten Kastens von 3 Fuss Länge, 9 Zoll Breite 41/, Zoll Tiefe ein Backstein eingekiltet, nnd uulersucht, wie sich die Zu- sammensetzung der mit Kohlensäure angereicherten Luft darin von Stunde zu Stunde änderte. Die erste Probe enthielt 16,96, die zweite 14,22, die dritte 12,17 Proc. Kohlensäure. Als der Versuch wie- derholt, aber der ganze Backstein auch mit Pech überzogen wurde fand sich, dass immer noch Kohlensäurediffusion stalt fand. Durch die Differenz berechnet R. die Menge . Kohlensäure, die durch den Backstein diffundirt ist. So findet er, dass eine 16 Proc. Kolilen- säure enthaltende Luft in 2 Stunden mehr als 3 Proc. Kohlensäure durch den Backstein hatte hindurchtreten lassen. — R. hat ferner den Kohlensäuregehalt von Räumen, in denen Menschen sich befanden, zu bestimmen gesucht. Nachdem er in der Londoner Luft 0,037 püı. Kohlensäure mittelst des anzuwendeten Apparates gefunden hatte, fand er in einem 7920 Kubikfuss fassenden, von 16 Männern bewohnten Raum, «dessen Ventilatoren his auf einen "geschlossen waren, und wo- rin durch schwaches Feuer im Kamin. die Ventilation etwas, ‚befördert es 499 ward, 0,1242 bei einem zweiten Versuch 0,1189 Procente Kohlen- säure. — Als noch 4 Menschen mehr in dem Zimmer sich aufhiel- ten, enthielt die Luft 0,1418 pCt. Kohlensäure. Auch Kohlenoxyd und Sumpfgas ward in der Luft nachgewiesen im Belauf von 0,01 } p€t. Hieraus folgt, dass in Schlafzimmern der Soldaten in Kasernen, wo in engen Räumen viele beisammen liegen , selbst im Winter die zufällige Ventilation ungenügend ist. Im Sommer, wo die Tempera- tur innen und aussen näher gleich ist, muss dies noch mehr der Fall sein. — Die Luft in einem Schlafzimmer, worin 164 Knaben in einem Raume von 22140 Kubikfuss 21), Stunde verweilt hatten, fan- -den sich in der Luft 0,2371 pCt. Kohlensäure. — In einem andern Sehulzimmer von 4640 Kubikfuss Inhalt, worin 67 Knaben sich be- fanden, enthielt die Luft 0,31 pCt. Kohlensäure. — Die Vertheilung der Kohlensäure in solchen Lufträumen ist vollkommen gleichmässig, wie dies R durcb mehrfache Versuche nachgewiesen hat. — In sol- chen Räumen aber, wo durch Verbrennung einer sehr grossen Menge Gas und durch die Athmung einer grossen Zahl Menschen eine be- deutende Temperaturerhöhung veranlasst wird, wie in Theatern, findet sich die Kohlensäuremenge in den oberen Regionen weit grösser als in den untern. Bei einem Versuch fand R. die obere Luft 0,3217 Volprocente. Kohlensäure enthaltend, die untere nur 0,2637. (The quarterly journal of the chemical society Vol. X. p. 251.) Hz. J- Thomson, Analyse des Wassers der Tunbridge- Quelle. — Dieses Wasser hat eine constante Temperatur von 10°C, ist vollkommen klar, entwickelt Gasblasen, besitzt das specifische Ge- wicht = 1,00037 bei 150,5 C., röthet schwach blaues Lakmuspa- pier doch nur so lange es feucht ist, färbt Veilchentinktur sogleich schwach grün, nach einiger Zeit schön smaragdgrün, ‘und schmeckt wie ein eisenhaltiges Wasser. Die Zusammensetzung dieses Wassers ist folgende: e 100 Liter desselben enthalten Schwefelsauren Kalk 3,000 Grammen Kohlensauren Kalk 0,642 . ‘ Kohlensaure Talkerde 1,596 - Chlorkalium f 0,335 - Kohlensaures Kali 0,854 Chlornatrium 4,540 - Kohlensaures Eisenoxydul 5,589 Kohlensaures Manganoxydul Spur Kieselsäure 0,750 Organische Substanz Spur - 17,306 [The que un of the chemical society Vol. X. pag. 223.) Hz. F. Field, über die Trennung von Jod, Brom und Chlor und den Verwandtschaftsgrad. dieser Elemente für Silber, nebst einigen Analysen ihrer Verbindungen 300 mit diesem Metall, welche in Chili vorkommen. — Ob- gleich Jod- und Bromsilber durch Chlor bei höherer Temperatur vell- kommen zerselzt werden, so zersetzt doch umgekehrt Jodkalium so- wohl Brom- als Chlorsilber auf nassem Wege vollständig, so wie Bromsilber das Chlorsilber, wie F. nachgewiesen hat. Hierauf grün- dei er eine Methode, diese Elemente da, wo sie gemischt ‚vorkom- men, einzeln ihrer Menge nach zu bestimmen. Zu diesem Zweck schreibt er vor, drei Portionen des zu untersuchenden Körpers abzu- wägen, aufzulösen, und zu jeder überschüssiges salpetersaures Silberoxyd hinzuzusetzen. Alle drei Niederschläge werden auf das Filtrum gebracht, mit heissem Wasser ausgewaschen, und dann No. 1. nach dem Trock- nen sofort gewogen, No. 2. zuvor mit Bromkalium, No. 3. mit Jod- kalium, welche Salze in verdünnter Lösung und nicht in zu grossem Ueberschuss anzuwenden sind, 12 — 24 Stunden digerirt, von neuem Ausgewaschen, und in der gewöhnlichen Weise gewogen. Der Niederschlag No. 1. giebt die Summe der Gewichte ‘des Chlor-, Brom- und Jodsilbers, welche aus der Lösung der Substanz gefällt werden sind, No. 2. die Summe des Brom- und Jodsilbers, die aus der Substanz gefällt sind, und des Bromsilbers, welches aus dem daraus gefällten Chlorsilber entstanden ist, No. 3: endlich die Menge Jod- silber, welche aus der Substanz unmittelbar praeipitirt, nebst der Menge, welehe aus dem gefällten Chlor- und Bromsilber erzeugt wor- den ist.. Man berechnet nun zunächst die gefundenen Zahlen auf 100 Theile der Substanz. Die Diflerenz von No. 1. und No, 2, giebt dann die Differenz des Chlorgehalts der Substanz und der ihr aequivalenten Menge Brom. Da diese Differeuz sich zu der der Atomgewichte des Chlors und Broms verhält, wie die in der Substanz enthaltene Menge Chlor zu dem Atomgewicht des Chlor’s, so kann daraus der Chlor- gehalt der Substanz berechnet werden. Aus der Differenz von No. 2 und No. 3. lässt sich in derselben Weise die Menge Jod berechnen, welche in No. 3. mehr enthalten ist, als in der Substanz selbst ent- halten war. Berechnet man dann die Menge des Jods aus No. 3. und zieht hiervon jene Menge ab, so erhält man die in der Substanz enthaltene Menge Jod. Die Menge des Broms endlich erhält man, wenn man von No. 1. die Summe des nach No. 3. herechneten Sil- berquantums, des Chlor- und Jodgehalts der Substanz abziehtl. — Mit Hülfe dieser Untersuchungsmethode hat IT. eine Reihe Analysen von in Chili aufgefundenem Chlorsilber, Bromsilber, ‘Jodsilber und Chlorbromsilber ausgeführt, deren Resultate in den folgenden angege- ben sind. — Das untersuchte Chlorsilber (No. 1.) war ganz farh- los, und besass die bekannten Eigenschafren des Hornsilbers, das Chlorbromsilber (No. 2.) war hellgrün und wurde wenig vom Licht verändert. Das Chlorbromsilber (No. 3.) war dunkler gefärbt. Es ist das häufigste aller der Species die vorkommen, finder sich aber sel- ten krystallisirt. Das Chlorbromsilber (No. 4.) ist sehr dunkelgrün, zuweilen von prächtiger Purpurfärbung. Das Bromsilber (No, 5.) bildete glänzende Octaöder von. beträchtlicher Grösse, die dem Bern- ; | 501 stein in Glanz und Farbe ähnlich waren, Es ist sehr selten. End- lich .das Jodsilber (No. 6.) ist ebenfalls selten. Es gleicht ganz dem künstlich . dargestellten Jodsilber. -—— Die analytischen Resultate sind folgende 1. 1. IN. el W: vl. Chlor 24,73 14,92 13,18 5,00 — ıı Brom u 16,84 19,82 33,82 42,57 — Jod — — — 54,02 Silber 75,27 68,22 66,94 61,07 57,43 45,98 100 99,98 99,94 99,89 100 100° Die Zusammensetzung der Chlorbromverbindungen No. 2., No, 3. und No. 4. kann durch die Formeln 2ElAg + BrAs, 3ElAg—+ 2BrAg, ElAg+3BrAg ausgedrückt werden. Das krystallisirte Chlor- silber, welches sich nach Löwig aus einer heiss filtwirten Mischung der Lösungen von salpetersaurem Silberoxyd und Quecksilberehlorid beim Erkalten ausscheidet, besitzt, wie F. fand, die eigenthümliche Eigenschaft, im Sonnenlicht sich selbst im feuchten Zustande nicht dunkel zu färben, aber sonst alle Eigenschaft und auch die Zusammen- setzung des Chlorsilbers. — Das auf ähnliche Weise miitelst Queck- silberjodid dargestellte krystallisirte Jodsilber bildet glänzende Blät- ter, und verändert sich im Licht ebenfalls nicht. Versuche wit Hülfe von Quecksilberehlorür oder Quecksilberjodür ein reines Silberchlo- rür oder Silberjodür zu erzeugen missglückten. (The quarterly journal of the chemical society Vol. X. pag. 234.) Hz. Personne, über den amorphen Phosphor. — . Nach P. ist. der feinzertheilte, amorphe Phosphor keineswegs indifferent ge- gen den Sauerstofl der Luft, absorbirt bei gewöhnlicher Temperatur Chlor und verglimmt wie Zunder, ohne Fiamme. Aus Silberlösungen redueirt er das Oxyd zu Metall. Die phosphorige Säure hat nach P. keine giftigen Eigenschaften und deshalb kann die Unschädlichkeit des amorphen Phosphors nicht auf der Abwesenheit von phosphoriger Säure beruhen. (Compt. rend. T. XLV. pag. 113.) W. B. Knop, molybdänsaures Ammoniak als Reagens auf Kieselsäure. — Eine schwach mit Salpetersäure übersättige Lö- sung von reinem kieselsauren Kali durch Zusammenschmelzen von Bergkrystall mit reinem Kali erhalten, gibt mit molybdänsaurem Am- moniak dieselben Reactionen als wenn darin Spuren von Phosphor- säure enthalten wären. Die gelbe Färbung, welche gelöste Kiesel- säure in der salpetersauren Lösung von molybdänsaurem Ammoniak er- hält, ist so scharf, wiei rgend eine. Zusatz von freiem Ammoniak bringt sie zum Verschwinden, nach neuem Uebersättigen mit Salpetersäure erscheint sie wieder. — Hieraus geht unzweifelhaft hervor, dass viele der bis jetzt über das Vorkommen der Phosphorsäure gemachten An- gaben irrig oder wenigstens sehr zweifelhaft sind, überall wo man bei Prüfungen von Mineralien auf Phosphorsäure die Kieselsäure nicht vollständig vor der Prüfung entfernt hatte. Das essigsaure Uranoxyd . 502 wird nicht durch freie Kieselsäure' gefällt. Isı neben letzterer aber - noch Phosphorsäure enthalten, so kann der Niederschlag von phos- phorsaurem Uranoxyd kieselsäurehaltig ausfallen. (Chem. Centralblatı 1857. S. 691.) W. B. Brunner, Darstellung des Mangan. (cf. Bd. IX. S. 484.) — Zur Darstellung des reinen Manganchlorürs kann der Rückstand von der Chlorbereitung benutzt werden. Steht dieser nicht zu Gebote, so verfährt man folgendermassen. Gepulverter Braunstein wird ge- glüht, dann mit dem 3fachen Gewicht roher Salzsäure übergossen und 24 Stunden digerirt. Die Lösung wird zur Trockne verdampft und dann unter öfterem Umrühren bis zum kaum anfangenden Glühen erhitz. Dann wird die Masse mit Wasser ausgezogen. Die Lösung enthält keine Spur von Eisen, wohl aber Zink und Kobalt. Man setzt daher der Lösung essigsaures Natron zu und leiter lange Zeit Schwefelwasserstoffgas hinein. Man wiederholt dieses Verfahren, bis eine Probe beim Abdampfen in einem Porzellanschälchen unmittel- bar vor dem gänzlichen Eintrocknen keine bläuliche Färbung mehr annimmt. Nun prüft man das Filtrat auf Schwefelsäure und entfernt diese, falls sie sich vorfindet, durch Chlorbarium, um bei der Redu- ction des Metalles einen Schwefelgehalt zu vermeiden. Dann wird die Lösung des Manganchlorürs zur Trockne eingedampft, der Rückstand, um eine Zersetzung zu vermeiden, bei gelinder Hitze zum Schmel- zen gebracht und dann ausgegossen. Die erstarrte Masse wird so- gleich gröblich gepulvert und in einem gut verschlossenen Glase auf- bewahrt, weil sie sehr leicht Feuchtigkeit anzieht. — - Das Man- ganchlorür mengt man durch Schütteln in einer Flasche mit dem gleichen Gewicht gepulvertem Flussspath und vertheilt das Gemenge zu je 15 Grm. in kleine Gläser. Zu jeder Portion thut man 3 Grm. Natrium. Man erhitzt nun einen irdenen Tiegel von 4 Unzen Inhalt zum Glühen und trägt 10 bis 12 Portionen einzeln ein. Nach je- dem Eintragen wird der Tiegel bedeckt bis die mit Geräusch und Flamme erfolgende Reduction vorüber ist. Nach dem Eintragen der ‚letzten Portion fügt man 1 Unze geschmolzenes und dann. gröblich zerstössenes Kochsalz zu. Hierauf verstärkt man das Feuer durch Anwendung eines Gebläses und unterhält 10 Minuten lang eine mäs- sige Weissglühhitze. Nach dem Erkalten und Zerschlagen des Tie- gels findet man das Metall als einen vollkommenen geflossenen Regu- lus unter der Schlacke. — Nach B. ist es unzweifelhaft, dass das- selbe Verfahren auch in grösserm Maassstabe Anwendung finden kann. Allerdings lässt sich eine Verdampfung oder Verbrennung das Natrium, wodurch die Ausbeute an Metall verringert wird, nicht ganz vermei- den, aber einige Uebung wird bald dahin führen das Maximum an Ausbeute, welches überhaupt möglich ist, zu erreichen, B. schätzt ‚dasselbe auf 65 gegen 100 des angewandten Natrium. — Kleine Stücke Mangan vereinigt man zu grösseren Massen oder unvollkommen reducirte Massen arbeitet man auf folgende Weise um. Man verwan- 503 delt das Metall im Stahlmörser in gröbliches Pulver, mengt dasselbe mit dem doppelten.Volum wasserfreien Kochsalzes und setzt es in ei- nem irdenen Tiegel 10 Minuten lang der Weissglühhitze aus. Dies Umschmelzen ist stets vorzunehmen, denn sonst zeigen sich auf dem _ polirten Metall nach einiger Zeit kleine Fleckchen, wahrscheinlich von Unreinigkeiten herrührend, die beim Umschmelzen in die Schlacke übergehen. (Dingler polyt. journ. Bd. CXLVI. S. 44.) W.B. Grischow, über Bismuthum subnitricum als Rea- gens auf Harnzucker. (cf. S. 62.) — G. hat gefunden, dass ein Harn, der reichlich Albumin enthielt, das. Bismuth s. n. unter Mitwir- kung von kohlensaurem Natron auch bräunlich und grau färbt. Ob- gleich nun nach der bestehenden Meinung Eiweiss und Zucker im Harn sich gegenseitig ausschliessen, überzeugte sich G. dureh einen neuen Versuch — die Gährung — von der Abwesenheit des Zuckers, Und damit ist der Beweis geliefert, dass das Bismulhum sub. nitri- cum auch gefärbt werden kann, ohne dass Zucker zugegen ist. (Arch. d. Pharm. [2] Bd. XCI. S. 281-) W. B. 3. Napier, Bermerkungen über die Wirkung der Hitze auf Gold und seine Legirung mit Kupfer. — Der gewöhnlichen Ansicht nach verflüchtigt, sich Gold nur durch die Hitze einer sehr kräftigen Linse und des Knallgasgebläses. N. zeigt, dass es, wenn 'es lange Zeit in einem gewöhnlichen Glühofen erhitzt wird, bedeutend an Gewicht abnimmt. Es ist ihm sogar- gelungen, die ent- wickelten Dämpfe aufzulangen, und daraus wieder ein Goldkorn her- zustellen. — Auch die Legirung von Kupfer und Gold verflüchtigt sich langsam beim Schmelzen. N. hielt 4 Zoll über dem schmelzen- den Metall ein innen feuchtes Glasgefäss. Dies bedeckte sich innen mit kleinen metallischen Kugeln die zum grössten Theil aus Gold be- standen. Er weisst ferner nach, dass von 100 Theilen in einer Kup- ferlegirung befindlichen Goldes innerhalb 6 Stunden und bei der stärksten in einer Muffel zu erreichenden Hitze 0,8 Theile verflüch- tigt werden können. Bei geringerer Hitze verflüchtigt sich natürlich eine geringere Menge. Wird Gold mit reinem Silber legirt und die Legirung lange Zeit geschmolzen, so reichert sie sich mit Gold an, indem verhältnissmässig mehr Silber als Gold verflüchtigt wird. Ist . dagegen zugleich Kupfer zugegen, so verflüchtigt sich das Gold in weit bedeutenderer Menge, so dass das Metall ärmer an Gold wird, (The quarterly journal of the chemical society Vol. X. p. 229.) j Hz. Belozeron, Affinirung desosmiumiridiumhaltig'en Goldes. — Durch den Gehalt von Osmiumiridium wird der Werth des Goldes herabgesetzt und demselben sehr schlechte Eigenschaften mitgetheilt oder es werden die Walzen zum auswalzen der Münzzaine _ beschädigt und in Folge der ungewöhnlichen Härte des Goldes viele Prägestempel zerbrochen. Ausserdem kann man solchem Golde keine glänzende Polirfläche geben. 1818 wurde in dem Golde, welches von Bogoslowsk in (ie Münze von Petersburg kam, zum. ersten Male die Anwesenheit des osmiumhaltigen Iridiums in; soleher Menge he- merkt, dass an der untern Fläche der Baıren mit freiem Auge Blätt- chen oder Körner dieses Metalles sichtbar waren, Die Reinigung des Goldes würde nun auf folgende Weise erziell. Das Osmiumiridium legirt sich mit dem Golde nicht, weil ‚ersteres viel schwerer schmilzt als Platin. Da es sich ia Königswasser ht löst, se ist die Schei- dung vom Golde leicht, aber da man mit einer grossen Masse zu ar- beiten hatte, so war diese Methode zu kostspielig. Man schmolz daher das Gold einfach in Tiegeln um; das Osmium - Iridium setzte sich wegen seines Hetemeihten) spec. Gew. zu Boden. Auf diese Art erhielt man wenigstens das Gold bis auf einen Abstand von 1—11/, Zoll vom Tiegelboden ziemlich rein. Die bei den verschie- denen Umschmelzungen erhaltenen Klumpen mit bedeutendem Osmium - Iridiumgehalte wurden zuletzt in einem Tiegel mit einem engen Bo- den umgeschmolzen. Nach dem Erkalten wurde der untere Theil des Metalles, in welchem sich alles Osmium-Iridium angesammelt hatte, abgehauen und mit Königswasser behandelt, wodurch das Gold ab- geschieden wurde. Aus 191458 Pud. (= 637,58 Zollpfd.) silberhal- tigen Goldes schied man 1843 24,7858 Pfund (= 20,3 Zollpfd. oder 3,18 pCt.) Osmium-Iridium mit einem Kostenaufwande von 82,23 Rubel (=88,4 Thlr,) und 1845 aus 65,16 Pud. (= 2134,623 Zoll- pfd.) silberhaltigen Goldes, das gleichfalls von Bogoslowsk eingeliefert wurde, 67,71 Pfd. (= 55,47 Zollpfd. oder 2,6 pCt.) mit einem Kosten- aufwande von 98,72 Rubel (— 106,14 Thlr.) In der Münze zu Phila- delphia wurde man erst 1850 auf den Iridiumgehalt des californischen Goldes aufmerksam (ef. Bd. VII. S.363.) (Dinglers polyt. Journal Bd. CXLVI. S. 47.) W. B. Platingeräth von W. C. Heraeus in Hanau. — Dieser Besitzer einer Scheideanstalt für Platin, Palladium, Gold und Silber lieferte verarbeitetes Platin weit billiger als es bisher in Deutschland üblich war, nämlich das Kilogramm zu 466?/, Gulden (= 2662]; Thlr.) oder das Loth 6,821 Gulden (= 3,898 Thlr.),; ausserdem bei Bestellung auf ein ganzes Kilogrm. 3 pCt. und bei 3 Kilogrm. 5 pCt. Rabatt. Auch das Faconniren wird billigst berechnet. Tiegel z. B., ' welche i Wasser fassen 8 Grm. 15 Grm. 30 Grm.*) wiegen S/g - 1 2 Lth. kosten 5fl. 42 kr. sf. 16 kr. 11 fl. 30 kr. (3 Thlr. 7Ser 9Pf.) (A Thir. 21 Sgr.9 Pf.) (6 Thl.171/, Ser.) *) Luhme et Comp, in Berlin berechnen in den Tiegeln und Schalen das Loth Platin excl. Facon zu 6 Thlr. Bei Gressler in Ber- lin kosten die Platinschalen zu Ma 1 2 3 4 Unzen Inhalt 4 8 12. 16 20 Thlr. und die Tiegel 4!/; bis 18 Thlr. Schalen, welche Wasser fassen 18 Grm. 30 Grm. 60 Grm. wiegen Ua Tg 1!/, Lth. kosten 4 fi. Skr. 6 fl. 56 kr. Ile. 30:Er: (2 Thlv.11Ser.) ($Thlr.29Sgr.) (6 Thle. 171/,Sgr.) (Pogy. Annal. 1857. Nr. 8.) W.B. Lieben, Wirkung des Chlors auf Alkohol. — L.liess einen Strom von Chlorga \ ch Alkohol von 80 pCt. streichen, so aber, dass sich die Temperatur ‚dabei nicht erhöhte. Die saure Flüssigkeit wurde durch Chlorealeium enlwässert und dann der fractionirten Destillation unterworfen. Das Hauptproduct ging zwischen . 170 — 185°C. über. Durch wiederholte Destillation gereinigt stellte dasselbe ein in Wasser unlösliches Oel dar, das einen angenehmen, aromali- schen Geruch, ein spec. Gew. — 1,1383 bei. 14° besitzt, durch Ka- lilauge nicht verändert wird und mit leuchtender, russender, grünge- säumter Flamme verbrennt. Zusammensetzung: C1?A1?0120% Dampf- ; | (.C11?012 ) - dichte = 6,45. Man kann es betrachten als en, cap: 52 | 0°, — Die unter 170° siedenden Portionen lieferten, in der Wärme. mit Kalilauge behandelt, ein Oel, das durch fractionirte Destillation gerei-- nigt, folgende Eigenschaften zeigte: angenehmen, ätherischen Geruch, spec. Gew. — 1,0195, Dampfdichte —5,38, Siedepunkt zwischen 150 und 160° Zusammensetzung: C'?11?C10%, d. i. Monochloracetal ‚ C*H3CH } | TOTE 2, 0%. — Durch Einwirkung von Chlor auf sehr. concentrirten Alkohol erhielt Dumas früher einen Körper, dessen Zusammensetzung genau mit der Formel. C124110130% übereinstimmt, d. i. Trichloracetal ‚etc A } | j ((cA15)2 . — Lässt man Chlor auf erwärmten und sehr verdünn- ten’ Alkohol einwirken, so erhält man Aldehyd, Ameisensäure, Essig- äther', Acetal und Monochloracetal. Der saure Rückstand erhält aus- ser Chlorwasserstoflsäure, eine geringe Menge einer nicht flüchtigen Säure, die Glycolsäure zu sein schein. — Die Entstehung dieser Chlorproducte und endlich diejenige des Chlorals. erfolgt nach einer gewissen Progression, die durch folgende Gleichungen dargestellt wird: c24960?+2Cl = 2HC1--0?4?0? Aldehyd. c*H202-4+20?460? — 240-+01?1120% Acetal. c1?4120?--2C1 — HCI+-04?113C10% Monochlorcetal. cl2H13C10°--2C1 — HCI+C!?H1?C1?0% Bichloracetal. c1241201202-+2C1 — 16I4-C1?1110130% Trichloracetal. c12n1101302--2HCl — 240-+20?45C1+-C?HC1?02 Chloral. Zwischen dem Trichloracetal und dem Chloral finden dieselben Bezie- hungen statt, wie zwischen dem Acetal und Aldehyd. (Compt. rend. T. XLIV. pag. 1345.) Wi. B Duroy, über das Amylen. — Seit dem dieses Präparat zur Anästhesirung verwendet wird, ist es vielfach dargestellt worden, doch hält es sehr schwer die reine, Sauerstofl freie Verbindung 35 506 c10910 zu gewinnen und dann ist die Ausbeute stels gering. Nach D. wird sorgfältig gereinigtes Fuselöl aus einer kupfernen Blase im Sandhbade mit festem Clorzink destillirt, Das letztere wird zuvor mit Amylalkohol getränkt und mit ungefähr '1/;, des zu verbrauchenden Fuselöles übergossen; den Rest des letzteren lässt man wie bei der Aetherdestillation allınählig zufliessen. - So lange noch Kali die Anwe- senheit des Fuselöles anzeigt, wird das Destillat immer wieder über Chlorzink reetifieirt, dann mit trocknem Chlorzink geschüttelt und de- stillir. Diese Operation wird so lange wiederholt bis das Destillat nicht mehr auf Natrium einwirkt. Der Siedepunkt war nicht conslanl (29 — 45°.) Bei der Rectifieation gingen die flüchtigsten Theile ver- loren, so dass der Siedepunkt (35°) endlich constant war. Das De- stillat färbte sich mit Kali nicht, bildete auch keine Valeriansäure da- mit, doch ist die Reinheit desselben durch eine Analyse nicht nach- gewiesen. — lÜebergiesst man das Chlorzink gleich mit der ganzen Menge des Fuselöles und lässt dann die Mischung mehrere Tage ste- hen, so ist die Ausbeute an Amylen grösser. Das Fuselöl löst unge- fähr A/,, seines Gewichtes Chlorzink auf, doch reicht diese Menge nicht hin, um das Fuselöl in Kohlenwasserstoff zu zerlegen. — Das gewöhnlich zum anästhesiren verwendete Amylen hat nach D. Versu- chen keinen constanten Siedepunkt; dieser variirt von 29 bis 750 0. (Journ. de Pharm. T., XXX. pag. 323.) W. B. A. W. Hofmann, Beiträge zur Kenntniss des Thial- dins. — Diese schwefelhaltige, basische Substanz von der Formel 012Y13NS?, welche, wie Liebig fand, durch Einwirkung von Schwe- felwasserstoff auf Aldelhydammoniak entsteht, kann unter dem Einfluss von Jodmeihyl oder Jodäthyl und Aether in metlıylhaltige Körper über- gehen. Es bilden sich zuerst die krystallisirbaren Verbindungen CH4HIENS4L und C16H1SNS4], welche die jodwasserstoflsauren Ver- biodungen des Metlıyl- und Aethylthialdins sind. Jenes hat H. na- mentlich untersucht. Es ist nicht löslich in Aether, löslich in Alko- hol, aus dieser Lösung durch Aether krystallinisch fällbar, löslich in Wasser. Diese Lösung reagirt sauer, und durch Kalıhydrat wird die Substanz unzerselzt gefällt. Doch durch Kochen mit Kalihydratlösung wird eine vollständige Zerselzung unter Bildung einer braunen harz- artigen Substanz eingeleitet, ie stark nach Aldehyd riecht. Der Ver- such des Jod aus der Verbindung auszuscheiden, ohne sie zu zer- setzen gelang nicht. Es entstand zwar Jodsilber, aber auch Schwe- felsilber und Aldehyd. IH. hält nach diesen Versuchen das Thialdin für einen dem Anımeniak ähnlicher Körper, in dem alle drei Aequi- valente Wasserstoff! durch organische Radikale vertreten sind, weil die Jodmethylverbindung desselben die meisten Eigenschalten der Jod- verbindungen der Tetraammoniumverbindungen besitzt (d. h. der Jod. ammoniumverbindungen, in denen alle 4 Wasserstofläquivalente des Ammoniums durch organische Radikale vertreten sind.) - Wie jedoch der Kohlenstoff, Wasserstoff und Schwefel darin zu organischen Ra- 507 dikalen: gruppirt ist, bleibt ungewiss. H. hat ‚die Einwirkung, von Silberoxyd und seinen Verbindungen auf das Jodmethylihialdin unter- sucht und gefunden, dass 4 Aequivalente desselben durch 20 Aequi- valente Silberoxyd hei Gegenwart von 2 Aequiv, Wasser, in 4 Aequiv. Jodsilber, 16 Aequiv. Schwefelsilber, 12 Aequiv. Aldehyd, 3 Aequiv. Ammonik, und 1 Aequiv. Tetramethylammeniumoxydhydrat übergehen. Ist Silberoxyd im Ueberschuss zugegen, so bildet sich aus dem Alde- hyd Essigsäure. Diese Zersetzungsweise bei der H. ein Methylleuein zu erhalten hoffte, da nach Goessmann *) das Thialdin durch Silber- oxyı in Leuein übergehen soll nach der Formel CPH13NS?—- 4480 —=4S5Ag+-CPHBNO%, führte ihn dazu, diese Umwandlung: des: Thial- din’s selbst zu studiren, wobei er fand, dass die Angabe der Umwand- lungsfähigkeit des Thialdia’s in Leuein ein Irrthum ‚ist. Es ‚bildet sich nur Ammoniak und Aldehyd, welcher. letzterer zu Essigsäure oxy- dirt sein kann. (The quarterly journal of the chemical society Yol. X. p. 193.) Hz. Hesse, Fäulnissproducte der Bierhefe. — Die Ba- sen aus der Hefenflüssigkeit hatte man durch Aetzkalk entfernt, den Kalk alsdann mit Schwefelsäure gefällt und die abgeseihete Flüssigkeit destillirt; auf diese Weise also die flüchtigen Säuren erhalten. Diese wurden mit Barythydrat gesätligt, der Barytüberschuss durch C02 ent- ferut und dann heiss filtrit. Aus dem Filtrat schied sich beim Erkal- ten eine geringe Menge von pelargonsaurem Baryt in Form feiner fett- glänzender nadelförmiger Blättchen ab; ferner beim weiteren Abdam- pfen caprylsaurer Baryt und aus der Mutterlauge bei strenger Winter- kälte bultersaurer Baryt. Aus der noch übrigen Flüssigkeit wurde der Baryt durch kohlensaures Natron gefällt und das Filtrat zur Trockne verdampft. Der Rückstand wurde mit absolutem Alkohol erschöpft und zu der Lösung Aether gethan, wodurch essigsaures Natron ab- geschieden wurde.. Ein Theil der von diesem Salze abfiltrirten Flüs- sigkeit wurde, nachdem der Aether verjagt, mil wenig salpetersaurem Silberoxyd versetzt, wedurch ein käsiger Niederschlag entstand, der sich in kochendem Wasser unter Zurücklässung von wenig ..metalli- schem Silber löse. Bei freiwilliger Verdunstung setzte sich propion- -saures Silberoxyd in concentrisch gruppirten Nadeln ab, die sich sehr leicht im Sonnenlichte schwärzien. Die übrigen ?/, der leicht lösli- chen Natronsalze wurden zur Trockne verdampft, Der Rückstand in wenig Wasser gelöst und durch Schwefelsäure zersetzt. Es schied sich sogleich eine Oelschicht ab, die einen buttersäurearligen Geruch zeigte. Das Barytsalz schien eine Doppelverbindung von propionsaurem und buttersaurem Baryt zu sein. Die Multerlauge gab nach weiterem Ein- dampfen und Ueberschülten mit, absolutem Alkohol nach mehreren Wo- chen ganz nette Krystalle von propionsaurem. Baryt. Die Multerlauge dieser Krystallisation gab bei Wiederholung des Verfahrens eine grosse *) Ann. .d, Chem, u. Pharm; Bd. 90, 8, 184. 35* 508 Menge von Krystallen, die durchgehends unregelmässig gestaltet wa- ren und sich als ein Gemenge von propionsaurem und buttersaurem Baryt auswiesen. Zuletzt krystallisirten aus der übriggebliebenen Mut- terlauge kleine Blättchen, die Fettelanz besassen. Diese Krystallisa- tion war in der Hauptsache ameisensaurer Baryt. Für die Gegen- wart der Ameisensäure spricht auch die bereits erwähnte Silberredu- etion. — Die salzsaure Lösung der Basen wurde abgedampft, die Krystalle von der Mutterlauge getrennt und dann mit absolutem Alko- hol ausgezogen , so dass last reiner Salmiak zurückblieb. Die Lö- sung der Aminbasen wurde, nach Entfernung dess Alkohols, der fra- ctionirten Destillation unterworfen, so das allemal 5 Grm. Natron zur Entbindung der Ammoniakbasen verwendet wurden. - Die Basen wur- den in Salzsäure aufgefangen und die Lösung zur Trockne verdampft, Es wurden 10 verschiedene Salzporlionen erhalten. Die Sättligungs- eapacität der Basen nahm mehr und mehr ab, je später dieselben überdestillirt waren. Die zuerst übergegangenen Portionen (l und 2) wurden zusammen mit heissem Alkohol digerirt, alsdann die Hälfte der Lösung mit Platinchlorid gefällt und der Rest der Lösung mit diesem Niederschlage digerirt. Aus Wasser umkrystallisirt gab die Fällung dotltergelbe Octaeder, deren Achsenlänge circa 0,0015 M. be- trug. NH®CI + PıCl? verlangt 44,22 pCt. Platin; gefunden wurden in der 1. Krystallisation 44,20 und in der II. 43,88 pCt. Die fol- gende Platinfällung bildete eine sehr schöne Krystallisation, bestehend aus goldglänzenden Lamellen (a). Aus der Multerlauge von a wurde durch Platinchlorid und Aether ein neuer Niederschlag erhalten (b). Die Flüssigkeit unter dem Recipienten der Luftpumpe concentrirt gab nur wenige Krystalle (c) und eine duukelrothe ölige Flüssigkeit. Aus dieser wurde das Platın entfernt und die Chlorwasserstoffverbindung der Base wieder hergestellt. Auf Zusatz von Glodchlorid entstand ein gelber Niederschlag, der sich in kaltem Wasser schwer löste, dagegen sehr leicht in kochendem Wasser, Alkohol und Aether. Die Analyse führte zu der Formel NH(C?H®)3CI+-AuCl?®. Dass die Base wirklich die Formel N(C?H®)® hatte, davon überzeugte man sich durch Behandlung derselben mit Jodäthyl. Auf diese Weise erhält man das Monäthylotrimethylammoniumoxyd, das sich bei der Destilla- tion wieder zerlegte und Trimethylamin gab. — Die Portionen. 3 und 4 wurden ganz wie 1 und 2 behandelt. Die erste Fällung be- stand aus reinem Ammoniumplatinchlorid. Ausserdem wurden fol- gende Basen gefunden: Aethylamin, Monamylamin und Monocaproyla- min. — Die Portionen 5 und 6 lieferten zuerst gleichfalls Ammo- niumplatinchlorid; erst die 3. und 4. Fällung enthielten Amine, die in die Goldsalze übergeführt wurden. Die letzteren erwiesen sich als Monamylammoniumgoldehlorid (NH’(C1H14)CI-+-AuCl?) und Monoca- prylammoniumgoldehlorid (NN3(C12H13)C1®). -——- Die 7—10. Portion wurden nach Abscheidung des Salmiak unabsichtlich mit den Amin- salzen der l..und 2. Portion zusammengebracht. In diesen 6 Por, tionen waren ausser Ammoniak und bedeutenden Mengen von Trime- 509 thylamin geringe Mengen von Anıylamin und Caprylamin enthalten. Das oben mit a bezeichnete Salz enthielt Amylamin., Das mit b be- zeichnete Salz hatte sich nach und nach gebräunt urd konnten bei Untersuchung desselben keine sicheren Resultate erzielt werden, (Journ. für pract. Chem. Bd. LXX]. S. 471.) WB. Bronner, Untersuchung einiger Sorten würtem- bergischer Weine aus den Jahren 1783, 1811, 1846, 1855, und 1856. — Das Material, aus guten Lagen herstammend, wurde aus dem Keller der Königl. Hofkammer zur Verfügung gestellt. 5 . _ SE n oO = 5 zz, ' iR, = . (dio) ie — ne Se eo 3) = £ © SiS © Bet Rn = ae © [3} = 07) <5 = = = > [2 S De 2} 3 1. 1783er Carmeliter, dunkelgelb 10,9971 | 6,69 | 2,185 | 0,18 | 0,70° 2. 18ller Klein Heppacher, weisser [0,9971 | 7,35 | 2,32 | 0,20 | 0,77 3. 1840er - - Riessling 0,9944 | 9,12 | 2,30 | 0,21 | 0,58 4. 1845er Untertürkheimer - 0,9941 | 8,875 | 2,15 | 0,13 | 0,67 5. 1855er - - 0,9938 | 8,586 | 1,97 | 0,09 | 0,73 6. 1855er - gemischt, weiss |0,9944 | 7,62 | 1,865 | 0,08 | 0,65 1, 1855er Mundelsheimer, Riessling [0,9944 | 8,07 | 1,95 | 0,11 | 0,69 8. l8öder - gemischt weiss 0,9951 | 8,08 | 2,10 | 0,16 | 0,65 9. 1855er Clevner 0,9980 | 521 | 2,845 | 0,20 | 0,56 10. 1856er Trollinger 0,9981 | 7,485 | 2,62 | 0,16 | 0,90 11. 1856er Clevner 0,9982 | 8,215 | 2,92 | 0,13 | 0,75 12. 1856er Untertürkheimer , Riessling. |0,9937 | 8,96 | 2,10 | 0,11 | 0,70 13. 1857er Mündelsheimer, Riessling 10,9941 | 8,665 | 2,07 | 0,13 | 0,83 Aus dieser Zusammenstellung zieht B. folgende Schlüsse. Die rothen Weine haben ein entschieden höheres spec. Gew. und damit zusam- menhängend einen grösseren Extractgehalt, als die weissen. Bei No. 1 u. 2 ist das spec. Gew. durch das Alter und die. damit verbun- dene Concentration grösser geworden, als es ursprünglich war. Auffal- lend ist der geringe Alkoholgehalt der beiden ältesten Weine; ohne Zweifel war derselbe ursprünglich grösser, denn nur stärkere Weine konnten sich so lange Zeit gut erhalten. Der Alkohol hat also doch durch das Zehren bedeutend abgenommen; es verhalten sich demnach die Wände der Fässer durchaus nicht in gleicher Weise zum Wein, wie die Thierblase, Es wäre durch Versuche zu entscheiden, ob dem Zehren durch äusserliches Ueberziehen der Fässer mit Wasser- glas entgegengewirkt werden könnte, ohne dadurch der Qualität des Holzes zu schaden. — B. scheint es zweifelhaft, ob der Körper, wel- cher auf alkalische Kupferlösung reducirend wirkt, wirklich Zucker ist; denn es ist auffallend, dass sich eine so geringe Zuckerlösung neben einer verhältnissmässig bedeutenden Menge hefebildender Stoffe, ‘ die in jedem nicht sehr alten Wein immer noch vorhanden sind, un- zerseizi hätte erhalten sollen. Setzt man nämlich zu abgelagerten *) Als wasserfreier Traubenzucker, **) Als Weinsäurehydrat 510 Weinen, denen sogar durch mehrmalige Schönung ein beträchtlicher Theil ihrer hefenbildenden Substanzen entzogen worden sein kann, käuflichen Traubenzucker zu, so gerät der Wein bei geeigenter Tiem- peratur früher ‘oder später in erneuete Gährung. Nr. 4 enthielt noch so viel hefenbildende Stoffe, dass t/;, seines Gewichts Traubenzucker, der innerhalb 10 Tagen nach und nach hinzugeseizt wurde, voll- ständig vergohr. — Die von Kletzinsky in Wein aufgestellte Behaup- tung, dass die Menge der Phosphorsäure im Wein ein ganz richtiges _ Mass zur Beurtheilung der Weine abgebe, besser noch als die Menge des Extracts und Alkohols, hat sich als unrichtig erwiesen. Aus Nr. 1 wurden 0,07 pCt. phosphorsaure Ammoniak - Magnesia erhalten; der Gehalt an Asche betrug 0,25 pCt. (Annal. d. Chem. u. Pharm. Ba. CIV. 5. 55.) W. B. Wiederhold, über das Vorkommen von Zucker im Harne der Wöchnerinnen und Schwangeren. — Bei nä- herer Prüfung des Urins in Folge der Blot’schen Entdeckung der phy- siologischen Glycosurie der Wöchnerinnen und Schwangeren gab zwar der Urin direct durchweg mit einer alkalischen Kupferlösung die be- kannte Reaction, sobald man aber den Harn eindampfte und aus dem Rückstande mit starkem Alkohol den Traubenzucker auszuziehen ver- sucht hatte, konnte mit dieser Lösung keine Reaction auf Zucker er- ziel werden. Es lag nun die Vermuthung nahe, es könne Milchzuk- ker in diesem Harne sein, da Blot und Kämten, der die Versuche des Ersteren wiederholte, darin übereinstimmen, dass die physiologi- sche Glycosurie in einem eigenthümlichen Zusammenhange mit der Milchabsonderung der Brustdrüse stehe. Da der Milckzucker in Alko- hol nicht löslich ist, so wurde das Harnextract nach dem Ausziehen durch Alkohol auch durch Wasser erschöpft; aber weder die alkoho- lische Lösung (Traubenzucker), noch die wässrige (Milchzucker), gaben eine Reaction auf Zucker, wohl aber der unlösliche Rückstand und zwar in einem ausgezeichneten Grade. Bei genauer Untersuchung wurde erkannt, dass Schleim die reducirende Ursache sei. Bei wei- teren Versuchen mit dem Schleim anderer Schleimhäute ergab sich, das Nasenschleim, Mundschleim, der Schleim der Vagina, der Schleim von normalem Urin ebenfalls reducirend wirken. Die reducirende Eigenschaft des Schleimes wird dadurch bedeutend erhöht, dass man ihn längere Zeit der Luft exponirt hat. Tritt also der Schleim in be- trächtlichen Mengen im Urin auf, so giebt er nicht allein Veranlas- sung zu einer ansehnlichen Fehlerquelle in der quantitativen Bestim- mung des Zuckergehaltes, sondern auch leicht zu Irrthümern in dem qualitativen Nachweise. Hiernach kann die Reaction des Harnes von Wöchnerinnen und auch von Schwangeren nicht befremden, da hier die Schleimabsonderung bedeutend vermehrt ist. — Bei der Prüfung von Urin muss man also sorgfältig auf den Schleim achten und die- sen entlernen. Eine einfache Filtration reicht nicht aus, ebenso we- nig ein Filtriren durch Kohle. Um ganz sicher zu sein mıss man 511 den Harn abdampfen un dann mit Alkohol ausziehen, (Chem, Oen- tralb. 1857. S. 769.) W. B. Müller, über die chemischen Bestandtheile des Gehirnes. — Eine ausführliche Untersuchung führt M. zu folgenden Schlussfolgerungen: 1. Das Gehirn des Menschen enthält als stick- stoffhaltigen, in Wasser löslichen Bestandtheil eine geringe Menge von Kreatin. 2. Dagegen fehlt dieser Körper im Gehirn des Ochsen und ist hier wahrscheinlich durch einen Homologon des Leucin oder die- ses selbst vertreten. 3, In beiden Gehirnen finden sich flüchtige Säu- ren von der allgemeinen Formel CrHrO* in sehr geringer Menge. 4. Beide enthalten sehr beträchtliche Mengen Milchsäure. 5. Das Ge- hirn des Ochsen enthält ausserdem sehr wenig Harnsäure, daneben aber eine bedeutende Menge von Inosit. 6. Bernsteinsäure, Glyein, Krealinin, Harnstoff, Cystin und Taurin konnten im Gehirn nicht auf- gefunden werden. — Eine Vergleichung dieser Resultate mit den durch die Untersuchungen der Muskelsubstanz und der drüsigen Or- sane bis jelzt gewonnenen führt zu einigen nicht uninteressanten Schlüssen üher den Stoffwechsel im Gehirn gegenüber diesen Bestand- theilen des Thierkörpers. Zunächst geht hieraus hervor, dass die Spaltung der Albuminate im Bereich der drüsigen Organe eine von der in den Muskeln verschiedene ist. Als Hauptrepräsentanten der Spaltungsproduete eiweissartiger Körper finden wir in letzteren Krea- tin und Kreatinin, während Leuein, Tyrosin und die verwandten Kör- per fehlen, in ersteren dagegen gerade Leucin und ihm homologe Körper, während Kreatin und Kreatinin fehlen. Sowohl Kreatin als Leucin finden sich im Gehirn vor; scheint aber schon der Umstand darauf hinzudeuten, dass ihr Vorkommen hier nur von geringer Be- deutung sein kann, dass beide in demselben Organ bei verschiedenen Thierklassen einander gleichsam verlreten, so zeigt dies noch entschie- dener die ausserordentlich geringe Menge, in der sie sich gegenüber den in Wasser löslichen Kohlehydraten vorfinden. Es ist dies ein Verhältniss, das sich in gleichem Maasse in dem wässrigen Auszug anderer Organe nicht wieder findet. So findet sich in den Muskeln allerdings Inosit und Milchsäure neben Kreatin und Kreatinin; aber letztere sind der vorwiegende Bestandtheil. Ebenso scheint es sich mit dem Leucingehalt der drüsigen Organe neben dem Mnosit zu ver- halten, Man würde jedoch sehr im Irrthum sein, wenn man glaubt, hieraus auf einen langsameren oder geringeren Umsatz der Albumi- nale im Gehirn gegenüber anderen Organen schliessen zu dürfen. Der "Mangel stickstoffbaltiger Umsatzproduete im Gehirn ist nur ein schein- barer. Nur ein kleiner Theil der stickstoffhaltigen Spaltungspruducte der eiweissarligen Körper scheint als Kreatin oder Leuein auszutre- ien, um seiner weiteren Verwendung im Organismus entgegenzugehen, der bei weitem grösste Theil findet sich in dem eigenthümlichen Kör- per, dessen Natur trotz der Untersuchungen Fremy’s und Bibra’s heute noch in dasselbe Dunkel gehüllt ist, wie zur Zeit Vauquelin’s, 512 nämlich‘ dem Cerebrot Couerbe’s oder der Cerebrinsäure Fremy’s. «M. stellte einen phosphorfreien Körper der, der in seinen allgemeinen Ei- genschaften mit der Cerebrinsäure Fremy’s und Bibras zwar überein- stimmt, aber bei der Analyse ganz andere Zahlen lieferte. Das Vor- kommen dieses merkwürdigen stickstoffhaltigen Körpers, dessen pro- centische Zusammensetzung so viel Aehnlichkeit mit der der Gallensäure hat, dessen physikalisches und chemisches Verhalten andererseits ihn den Felten (?) zunächst anreiht, deutet allerdings auf einen wesent- lichen Unterschied im Stoffwechsel des Gehirns von den zum Muskel- und Drüsensystem gehörigen Organen hin, Mit der Untersuchung dieses Körpers und der Gehirnfette überhaupt ist M. noch beschäftigt. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. CIII, S. 131.) W. B. Geologie. Gümbel, zur geognostischen Kenntniss von Vorarlberg und dem \WTyrol. — 6. concentrirt seine Untersuchungen um zwei Hauptprofile in NS Richtung und gelangt zu folgenden Resultaten: I. Der als Flysch und flyschähnliche Ge- steine zusammengefasste Complex von thonigen und kalkigen Schich- ten, Kieselkalken, Mergeln, Sandstein und Hornsteinschichten, gröss- tentheils mit Fucoiden theilt sich in 4 scharf geschiedene Gebirgs glieder. 1. Unterer Alpenschiefer: zwischen dem Verrucano und un- tern Dolomit findet sich eine Reihe meist dunkelfarbiger selten röth- licher thoniger Schiefer, Mergel und weiche Thone mit Slaserigen Kalksteinen und grauen Sandsteinen. Ein schwärzlicher Schiefer als Hauptgestein enthält keine Fucoiden, dagegen Halobia Lommeli und Bactryllium. Selten sind rothe Hornsteine und flaserige Kalksteine eingelagert, häufig Gyps mit Anhydrit und Steinsalz, abnorm mela- pbyrarlige Gesteine. Die Lagerung ist im Ill., Kloster- und Stan- zerthale ganz klar und weist entschieden auf die Keuperformation. 2. Algäuschiefer umfassen die schiefrigen Gesteine, grösstentheils Kalk- stein, Mergel, untergeordneten Hornstein, Sandstein, manganhaltige Schichten, welche stets unmittelbar über dem rothen Adnether Kalk und unter einem Dolomit oder weissen Kalkstein lagern. Sie enthal- ten Chondrites, Ammonites radians, A. amaltheus, A. Valdani, Be- lemnites brevis, Inoceramus Falgeri. In und auf ihnen liegen rothe Hornsteine, kieselige Kalke mit dem Aptychus alpinus der Ammer- gauer Wetzsteine. Sie gehören zum Lias, 3. Nummulitenflysch: tho- nige, kalkige merglige Schiefer, graue und braune Hornsteine mit Fu- coiden wechsellagern mit Nummulitenschichten, characterisirt durch das Vorkommen von Glauconitkörnern. 4. Intricatenfliysch oder das allgemeine Flyschgestein mit Chondrites intricatus, Ch. Targionii, Ch,’ aequalis, Ch. furcatus, Münsteria genienlata etc. ohne thierische Reste und ohne Glauconitkörner, Es ist ähnlich den untern Alpenschiefern, welche örtlich ihm gleichförmig aufgelagert sind und scheint einer ältern Formation anzugehören, doch liegt es, auch auf der jüngsten Kreide und auf der Nummulitenbildung gleichförmig auf, wodurch die Deutung räthselhaft wird. Die Schweizer erklären es für jüngeres Eocän und das ist das wahrscheinlichste, — I. Die unteren Al. 513 penschiefer treten am, NRande der Alpen ganz ähnlich wie im Ill-, Kloster- und Stanzerthale auf. Es sind kohlenschieferähnliche meist weiche Thonschiehten mit kieseligem Kalkstein, Dolomit und Gyps. Untergeordnet erscheinen grauer Sandstein mit Keuperpflanzen (Imberg, Thannberg, Weissenhach), schwarze plattige Kalksteine, fla- 'serig. mit feltglänzendem Thone überzogen (Guttensteiner Kalk), blen- dend weisser und röthlicher Kalkstein mit Monotis salinaria etc. (Hall. stätter Kalk). — Ill. Unter dem unteren Alpenschiefer liegt an der SGränze Verrucano, an der NGränze fehlt derselbe mit Ausnahme eines einzigen Felsens bei Hindelang. Ueber demselben folgt der un- tere Dolomit mit zwischengelagerten reinen Kalksteinen. Ohne Ver- steinerungen, aber entschieden über Keuper gelagert. Die Asphalt- sehiefer mil liasinischen Fischen bei Seefeld, Garmisch und im Oel- graben bei Vorderries liegen milten in diesem unteren Dolomit, der daher als unterste Etage des Alpenlias zu betrachten ist, — IV. Auf diesem Dolomit liegen unwittelbar die weichen, thonigen, kalkigen, mergligen Schichten mit Gervillia inflata, Nucula complanata, Avicula speciosa, Cardium austriacum. Stellenweise fügen sich zwischen den Dolomit und diese Gervillienschicht Bänke eines dünnschichtligen schwarzen z. Th. oolithischen Kalksteines, der irrthümlich für Dach- steinkalk gehalten worden is, — V. Die Dachsteinkalke mit Megalodus triqueter bestehen aus blaugrauen schwärzlichen, dichten oder oolithischen, dickbankigen, oft weissadrigen, oder aus gelblich grauen weisspunctirten Kalksteinen, jene reich an Lithodendron. Sie folgen unmittelbar auf die Gervillienschicht. Dunkelgraue Kalkschich- ten mit Spirifer uncinatus, Modiola Schafhäutfi, Terebratula cornuta, Rhynchonella fissicostata gehören noch zu den Gervillienschichten und führen auch G. inflata. — VI. Unterer Dolomit, Gervillienschichten und Dachsteinkalk sind ‘dem alpinischen System eigenthümliche Ge- birgsglieder; zwischen Keuper und Lias gestellt, neigen sie sich entschieden lelzteren zu; sie sind unterster Lias noch unter dem un- tern ausseralpinen Lias zu legen. — VII. Dem Dachsteinkalke unmit- ‚ telbar aufgelagert sind die rothen und grauen Adnether Marmore mit Ammonites Conybearei, heterophyllus, limbriatus ete. Sie bilden die erste dem ausseralpinen Lias vergleichbare Schicht, aber ohne dessen strenge Unterabtheilungen. — VII. Die auf dem Adnether Kalke gleich- förmig gelagerte überaus mächtige Zone schiefriger Gesteine, Algäu- schiefer, entspricht ebenfalls dem Lias ohne strengen Parallelismus der einzelnen Glieder. Ihnen gehören die Ammergauer Wetzstein- schiefer an, ihr innigster Verband mit Schiefern, welche Ammonites radians und amaltheus führen, spricht für ihre liasinische Natur, In Vorarlberg und Algäu scheinen sie durch splittrige, selten kalkige rothe Hornsteinlager vertreten zu sein. — IX. Entschieden tritt die jurassische Natur erst in den dem Algäuschiefer aufliegenden weissen oder röthlich weissen dichten Kalke, Vilser Kalk, mit Terebratula ascia, T. pala, T. antiplecta etc. und in den dunkelfarbigen Kalken von Au hervor. Die letzten gehören dem Braunen Jura, erstere dem 514 weissen an und sind in der Regel mit Dolomit verbunden. Der Do- lomit, welcher an den Grenzbergen entschieden dem Algäuschiefer auf- liegt, vertritt diese jurassische Bildung ohne Entwicklung des weissen Kalkes, er ist also eine zweite obere Dolomitlage. — X. Die Kreide- bildungen sind in Vorarlberg und im Algäu ganz so entwickelt wie in der westlichen Schweiz, nämlich Neocomien dunkel und sehr mäch- tig, Urgonien oder Caprotinenkalk als 15 —- 30° mächtige Kalkbank, sehr licht, dicht, glasartig, theils oolithisch, Gault als quarziger, gelblichweisser, glaukonitischer Sandstein ohne Mergel, Sewerkalk und Inoceramenschichten 5 — 15° mächtige sehr dichte weisse und rothe Kalksteine mit aschgrauen Schieferthonen und Mergelbänken voller Inoceramen, Grünsand mit Exogyra columba. XI. Die deut- liche Lagerung des Sewerkalkes mit den ihn begleitenden Inoceramen- schichten zwischen Gault und Grünsand lässt diese Bildung als ein selbständiges Glied, Severien, betrachten. Ueber den obern Grünsand folgen schwarze Thonmergel und die Nummulitenbildung und auf diese die ächte Flyschformation. /Jahrb. geel. Reichsanst. VII. 1—39.) Peters, die Umgebung von Deutschbleiberg in Kärnten. — P. untersuchte anf diesem Gebiete folgende Gebirgs- bildungen: Glimmerschiefer z. Th. bedeckt von den Schiefern und Conglomeraten der Steinkohlenformation, darin mächtige Dioritstöcke, dann die untertriasischen Werfener und Guttensteinerschichten, den obertriasischen, .dunkelgrauen, dünngeschichteten mit Bactrylliensand- stein und Mergelschiefern und Dolomit, den unterliasinischen Dolomit und Dachsteinkalk, Geschiebe und Blöcke bis zu 4928’ Meereshöhe aufsteigend, Schotterablagerungen der höhern Gehänge und Terrassen- diluvium. Das ganze Gebirge ist von W. gegen 0. im Verhältniss zu den benachbarten Gebirgen stark in die Tiefe gesunken, so dass die Thalspalten der Drau und der Gail mit einer erstaunlich grossen Ver- werlung zu Stande gekommen sind. Ausserdem machen sich Schich- ienslörungen einer viel frühern Zeit bemerklich, welche wesentlich in einer bedeutenden Hebung seines SRandes mit gleichzeitiger Sen- kung des N Theiles bestanden. Dadurch wurde nach der von W nach 0 verlaufenden Mittellinie eine mächtige Längsspalte gebildet, in wel- cher die Schichten von St. Cassian sammt des sie überlagernden Trias- kalkes und Dolomites empordrangen. Im W Theile des Gebietes ge- _schah dieses mit einer starken Verschiebung derselben über den Dach- steinkalk, der die Spalte N begränzte, so dass eine scheinbar regel- mässige Ueberlagerung desselben zu Stande kam; in der O Partie sind die Triasschichten mit einer gewaltigen Zerrüttung keilartig in diese Spalte des Dachsteinkalkes eingepresst worden. Die Bleiglanz- gänge laufen jener Spalte im Allgemeinen parallel und sind vermuth- lich ziemlich gleichzeitig mit ihr entstanden. Im Revier von Kreuth und Bleiberg gehören sie ausschliesslich dem Dachsteiukalk an, in dem östlich gelegenen Revier von heiligen Geist den Triasschichten, (Ebenda 67 — 89.) 5 Hochstetter, die Pyropführenden Ablagerungen im böhmischen Mittelgebirge. — Dieselben sind Producte der gewaltigen Revolutionen und Zertrümmerungen, von welchen bei dem Ausbruche der Basaltmassen das Mittelgebirge, ebenso das krystalli- nische Grundgebirge wie die darüber abgelagerten (Quader- und Plä- nerschichten betroffen wurden. Das Muttergestein aller Pyrope des Mittelgebirges ist Serpentin. Einem bei der Basalteruption zertrüm- merten und zerstückten Serpentingebirge verdanken sie ihr Vorkom- men in den jüngern Schichten. Das Pyropführende Gonglomerat von Meronitz obwohl ohne erkennbare Basalttrümmer dennoch geologisch gleichzeitig und gleichbedeutend mit den Basalteonglomeratbildungen des Mittelgebirges ist ein unter Beihülfe von Wasserfluthen zusammen- gehäuftes Trümmergestein von Granit-, Gneis., Granulit-, Serpentin-, Plänersandstein-, Plänerkalk- und Plänermergelstücken mit thonig kalkigem Cement, In diesen Conglomeraten haben sich dolomitische Kalkmassen ausgeschieden und als Product zersetzter Serpentintrüm- mer eigenthümliche grüne Halbopale reich an eingewachsenen Pyrop- körnern. Die auf diesen Conglomeraten bergmännisch betriebenen Gruben liefern jährlich 22 bis 24 Centner Pyrop. Zugleich mit dem- selben werden aus der Masse des Granatenlagers mancherlei Minera- lien und kleine verkieste Petrefakten des Plänermergels ausgewaschen. Ganz analog ist das Pyropführende Basaltkonglomerat der Lissa Hora zwischen Slarai und Leskai. Zahlreiche Serpentinbruchstücke mit ein- gewachsenen Pyropen in diesem Trümmergesteine von Basalt und Plä- ner beweisen auch hier hinlänglich die Herkunft der Pyrope. In un- mittelbarem Zusammenhange mit diesem Punkte steht das Pyropfüh- rende Diluvialgerölle von Trziblitz und Podselitz. Es besteht vorherr- schend aus Basaltgeschieben. Zur Gewinnung der Pvrope wird das Gröbere durch Siebe ausgeschieden, das Kleinere dann ausgewaschen. Interessant sind die mancherlei dabei zum Vorschein kommenden Edel- steine: Hyaeinth, Zirkon, Sapphir, Spinell, Cyanit, Turmalin, Pleo- nast, Chrysolith u. a. Das Gerölle breitet sich von jenem Hügel bei Siaraı und Leskai angefangen in zwei Armen in SO Richtung aus, der eine geht über Trzemschitz, Chrastian, Podselitz und Dlaschowitz bis Sedletz, der andere über die Granatenschenke über Trziblitz, Wekan bis ins Egerthal bei Libochowitz. Man kommt durch die geologische Untersuchung der weiteren Umgegend zu der Ueberzeugung, dass die Wasser des hochgelegenen nachbasaltischen Braunkohlenbeckens von Meronitz und Rothaugezd sich bei ihrem Abflusse durch die tiefen Schluchten nördlich von Starai und Leskai in SO Richtung in das Eger- thal ergossen. Die Verbreitung jener Gerölle zeigt den Weg dieser Fluthen an und die Pyropführenden Diluvialgerölle sind nichts anders, als die von jenen Fluthen aus den Schluchten mitgerissenen und wie- der abgesetzte Massen von Pyropführenden Basaltconglomerat, von denen der kleine Hügel bei Starai und Leskai als letzter Rest übrig blieb. (Ebenda 844.) 516 Lipold, Geognosie von Idria in Krain. — Die in Krain sehr verbreiteten schwarzgrauen Thonschiefer, dunkeln glimmerigen Sandsteine und Quarzconglomerate, welche gemeinlich als Grauwacken aufgeführt, aber als Gailthaler Schichten der alpinen Steinkohlenfor- mation angehören, und die in Krain überall das tiefste Glied der Ge- birgsformationen bilden, kommen auch in der Umgebung von Idria in einem schmalen theilweise unterbrochenen Streifen von NW nach SO zu Tage. Auch hier sind sie die älteste Bildung. Viel verbreiteter aber erscheint die alpine Trias welche zunächst den Gailthaler Schich- ten folgt, mit ihren untern Gliedern als den Werfner und Gulten- steiner Schichten, und ihren obern, den Hallstätter und Cassianer Schichten. Die Schiefer und Sandsteine der Werfener Schichten stehen meist nach oben in unmittelbarer Verbindung und Wechsellagerung mit den Kalksteinen der: Guttensteiner Schichten. In beiden findet sich Naticella costata und Ammonites cassianus. Besonders stark ver- treten sind sie im Kanomlathale und Sourathale, kommen aber auch in Idria selbst vor. Die Hallstädter Schichten mit Ammonites jarbas und A. galeiformis sind grösstentheils dolomitisirt und sowohl in Idria selbst als in dessen weiterer Umgebung häufig den Gultenstei- ner Kalken unmittelbar und conform aufgelagert anzutreffen. Die Cassianer Schichten endlich mit Ammonites aon, Halobia Lomeli etc. stehen in Verbindung mit doleritähnlichen Sandsteinen, hornsteinreichen und tuffartigen Mergel- und Sandsteinschichten. Sie trelen am mei- sten im obern Idiezzathale von Merslarupa an ostwärts zu Tage und sind überdiess am Vogelberg in Idria und am Sagadon Vert S. vom Lubeutschgraben gefunden worden. Als Lias erscheinen über den Cassianer Schichten im Idrizzathale die Dachsteinkalke mit Megalodon triqueter u. a., die Grestener Schichten im Skonza und Webergraben aber führen Pflanzenreste ganz den Liaskohlenpflanzen von Fünfkir- chen in Ungarn und von Steyerdorf im Banate gleich. Die Kreide erscheint um Idria als Rudistenkalkstein und Gosauconglomerat. Ru- disten finden sich nämlich in den dunkeln kieselreichen Kalksteinen des Nicavagrabens. Dieselben bedecken ein ausgedehntes Terrain und ihre Theilweise abnorme Lagerung, das Einfallen ihrer Schichten ge- gen ältere Gebirgsbildungen lässt es erklären, dass man bisher diesen jüngsten Idrianer Kalkstein irrthümlich für das Liegende der Erzlager- stätte und für das älteste Glied derselben hielt. /(Ebenda 838.) Holmberg, geognostische Notizen über Ostfinn- land. — Verf. reiste von Helsingfors über Willmannsstrand längs des Maanselkäzweiges eines von Diluvialmassen bedeckten Höhenzuges nach Wiborg. Jener Zug ist die NGränze des Rapakiwigebietes, Rapa- kiwi nennen die Finnen den leicht verwitterbaren feldspathreichen Granit, in welchem oft Faustgrosse von Oligoklas umgebene Feldspath- kugeln mandelsteinartig vorkommen. Die Verwitlerung beginnt stets mit dem Oligoklas und doch gibt es Rapakiwi ohne eine Spur von Verwitterung. Das Gestein steht längs des Saimakanales vielfach an 517 bisweilen mit wirklichem Granit. Im Sunde zwischen den Seen Hau- kiwesi und Pihlajawesi liegt die Stadt Savonlinna, in deren ÜUmge- bung Gneis mit fast verticaler Schichtenstellung auftritt mit eingelager- tem Ralk, weiter O0. grauer Granit der zwischen Nyclott und Pun- gaharju herrscht. Letzterer ist die Krone aller finnischen Naturschön- heiten, Von hier machte H. eine Excursion in den Kalkstein der Sägemühle Suskoski. Derselbe ist röthlich, von Quarzgängen durch- zogen, selzt im Granit auf und führt Chondrodit. Weiter N. tritt Gra- phit im Gneis auf. Im Gouvt. Knopio boten sich keine geognostische Beobachtungen. Erst in Ungleniemi im Gvt. Wiborg fanden sich un- geheure Diluvialmassen und anstehehender Granit. Leizterer kömmt auch bei Ladvasyrjä vor. Ein jüngerer hell quarziger Granit hat hier den Syenit gehoben, durchdrungen und grosse Stücke desselben ein- geschlossen, anderwärts schliesst er Glimmer ein und führt Graphit. Der Weg nach Ruskiala bietet nur aufgeschwemmie Sandmassen, hin und wieder einen Granilfelsen. Bei Ruskiala selbst SW. tritt ein schiefriges Hornblendegestein auf, in Glimmerschiefer und Gneis über- gehend mit einem ungeheuer grossen Marmorlager, das seit fast: 100 Jahren abgebauet wird. Bei Sordavala studirte H. das Vorkommen des Sordavalit, der einen 2— 4°‘ mächtigen Gang im Hornblende- schiefer bildet H. erklärt das Mineral als Salband eines breiten Gan- ges, dessen Masse ein dichtes Hornblendegestein ist. In Gneis auf- setzend führt der Gang viel Eisenkies, streicht NS. Nach Imbilaks hin zeigt sich Feldspathreicher Granit und Hornblendeschiefer in Gneis übergehend, dann dunkler Thonschiefer und Glimmerschiefer mit Gra- naten. Bei Pitkäranta liegen Kupfer- und Zinngruben. Das anstehende Gestein ist hier Granit. in demselben zieht sich von SO naclıı NW ein erzführender Grünsteingürtel mit Kupferkies, Zinkblende, unter- geordnet Scheelit, Molybdänglanz, Flussspath, Schwefelkiess, ferner Granaten, Zinnstein, Epidot, Bleiglanz. Einige Werst in NORichtung erscheint dolomitischer Kalk von Granit und Hornblendegestein be- grenzt, in O. schliesst sich eine Sandebene an. Auf der Halhinsel Laponiemi setzt zwischen dem Granit und Hornblendegestein ein sil- berhaltigen Bleiglanz führender Quarzgang auf, Granit, Gneis und Hornblendeschiefer herrschen im ganzen Kirchspiel Sordavala, dabei ist der Bleiglanz häufig, aber nirgends bauwürdig, der Graphit er- giebig. Auf der nahgelegenen Insel Walamo steht dunkler Labrador- granit an, darüber schiefriger Gneis. Dieselben Gesteine fand H. auf seiner Reise bis Enontaipale wieder, wir begleiten ihn daher nicht weiter. (Bullet. nat. Moscou XXIX. 503 — 554.) Müller, die Erzgänge bei Gablau in Niederschle- sien. — Es treten hier im Uebergangsgebirge vier Gänge auf, die schon früher bebaut wurden. Sie erscheinen meist als Doppelgänge von zwei verschiedenen Fermalionen, deren eine durch blättrigen und dichten Schwerspath mit Fahlerz, Kupferkies, brauner Zinkblende, seltener Flussspath, Quarz, Kalkspath, Strahlkiess und Spuren edler a = Silbererze, die andern aber durch körnigen Quarz mit Schwefelkies, Bleiglanz, schwarzer Zinkblende und Kupferkies characterisirt ist. Der Fridolingang hl streichend mit 80 Grad OFallen ist auf 300 Lachter Länge aufgeschlossen. Bei 120 Lachter Länge vom Stollen- mundloche beginnt der frühere ergiebige Abbau. Die beiden Erz- trümmer liegen bei 90 Lachter Länge in N. unmiltelbar neben ein- ander, laufen hier aber gablig aus einander, um sich später wieder anzuschaaren. Ihre Mächtigkeit schwankt zwischen 1° —-1 Lachter, die Erzführung ist mitunter sehr bedeutend. Der Bernhardgang h.& streichend und 70 Grad Sfallend kreuzt den vorigen unter beinah rechtem Winkel. Bei 2— 8‘ Mächtigkeit zeigt er sich ebenfalls als Doppelgang. Das Hauptirum ist Schwerspaih mit silberreichem Fahl- " erz und Kupferkies ausserdem mit etwas Flussspath und Kalkspath. Der Schwerspath ist theils derb und röthlich gefärbt, theils krystal- linisch blättrig und weiss. Letzterer hauptsächlich führt das Fahlerz theils in derben Partien unregelmässig eingewachsen theils in Trüm- chen und kleinen Krystallen. Das Quarzschwefelkiestrum liegt meist in Trümern bis 2° mächtig bald im Liegenden bald im Hangenden des Schwerspathtrumes, von dem es durchsetzt wird. In der Ver- einigung führt letzters reiches Fahlerz, entfernt aber zeigt sich Erz- leere. In solchen edlen Schleppungsdistanzen tritt dann auch bis- weilen Fahlerz im Quarztrum auf. Das Nebengestein ist nicht selten mit Schwefelkies und Fahlerz imprägnirt, stellenweise so reichlich, dass Proben noch 1 püt. Silber ergaben. Der Carolinengang streicht h.9 und fällt mit 60 Grad SW. Er besteht aus weissen blättrigen Schwerspath mit Fahlerz und Strahlkies. Der Oltogang endlich streicht h. 10 und fällt 50 Grad SW. Neben dem aus Schwerspath und Fahl- erz bestehenden Haupttrume tritt mitunter noch ein von Quarz und Bleiglanz gebildetes Trum auf, dessen Masse häufig dichter Schwer- spath, etwas Kupferkies, Blende und Fahlerz einverleibt erscheinen. (Berg- w. Hüttenmänn, Zeitg. XV. 211.) Vüllers, Geognosie des Wesergebirges. — Den be- sten Durchschnitt gewährt das steilwandige Gebirgsihor der Porta West- phaliea bei Hausberge. Die gleichaltrigen Schichten der Felswand des linken Ufers gehen in einem höheren Niveau aus als die des rechten. Der schwarze Jura wird von Hangenden zum Liegenden repräsenlirt durch I, thouig schwarze Schiefermergel, dünnschiefrig, petrefakten- arm mit Zonen von Sphärosideritnieren und thonigkalkigen Gallen. 2. Viele Kalksteinbänke mit grauschwarzen Schiefermergeln, petrefakten- arın, bisweilen Schwefelkiesreich. 3. Dünn- und kurzrissige, mürbe, schwarzgraue Mergelschiefer mit graugelben dolomitischen Sandsteinen. Ueber diesen Liasschichten folgt der 40° mächlige Doggersandstein, ein grob- und gleichkörniger, weisser, graugelber, durch Bisenoxydhy- drateinsprengungen olt gelblleckiger Sandstein mit kalkig dolomitischem Bindemittel. Auf iln lagern graugelbe Eisenoolithe führende Mergel 6° mächtig, dann folgen sandig dolomitische thonigkalkige graufleckige 519 Rh Mergel mit Ostraea Marshi und Gryphaea dilatata 200 ’ mächtig, über- lagert von regelmässig geschichteten sehiefrigen blaugrauen Kalkbän- ken 140° mächtig, petrefaktenarm. Nun stellen sich graubraune mürbe Schiefermergel 30° mächtig ein. Alle diese die Kellowayrocks bis zum Oxfordien vertretenden Schichten bedeckt ein 30‘ mächtiger grauer Mergelschiefer, vielleicht noch dem braunen Jura angehörig und dann der Korallenoolith. Dieser beginnt mit blaugrauen dolo- mitischen Kalkbänken, darüber eine festeıe Kalksteinbank mit 4 bis 36 pCt. Eisen, eine zweite Bank dolomitischen Kalksteines graugrün bis schwärzlich, stellenweise oolitisch. Im Hangenden liegen wenig mächtige blaugraue Mergel mit Exogyra virgula, Pholadomya trun- cala. Darüber folgt der mehre Tausend Fuss mächtige Portlandkalk mit Trigonia concentrica, Nalica elegans etc. Das oberste Glied ist der Wälderthon als gelbbrauner und schwarzgrauer Schiefer- mergel mit mehreren Fettkohlenflötzen und Thoneisensteinlagern. — Die die Gryphitenkalke begleitenden Eisensteinlager haben eine sehr verschiedene Mächtigkeit und sind überhaupt sehr veränderlich. Der Eisengehalt schwankt von 20 bis 40 Procent. Der wechselnde Ge- halt an kohlensaurer Kalk- und Bittererde,, selbst Braunspath, die Verunreinigung mit verschiedenen Silikaten, die Einsprengung von Schwefelkiesen die mehr derbe oder zellige Structur machen viele äus- serliche. Verschiedenheiten. Die Eisenerze zunächst unter dem Dog- gersandstein bilden sandigkalkige Schichten mit 15 Procent Eisen. Das dritte Vorkommen bilden die im eisenschüssigen Doggersandstein auftretenden Brauneisensteingallen, welche in unrcgelmässigen Zer- trümmerungen und Verschnürungen zuerst am westlichen Weserufer in oberer Teufe nahe dem Ausgehenden auftreten. Schon bei Bergkirchen bilden sie ein 4° mächtiges Lager mil 38 Procent Eisen. Das vierte Vorkommen ist jenes durchschnittlich im Hangenden des Doggersand- steines, dessen Grundmasse aus thonig dolomitischen grauen Mergeln besteht, in welche hirsenkörnige Eisenoolilhe eingesprengt sind. Schnüre und Trümmer von Brauneisenstein haben sich darin ausge- schieden. Die Flötzmasse besteht im Wesentlichen aus einem Gemenge von kohlensaurem Eisenoxydul, kohlensaurer Kalkerde, kohlensaurer Bittererde mit einem Thonerdesilicate, dabei 24 Procent Eisen. Die räumliche Entwicklung des Flötzes und die Zunahme seines Eisenge- haltes steht im Allgemeinen im Verhältnisse zur räumlichen Entwick- lung des Doggersandsteines, so dass wo dieser stärker hervortritt am W. Ufer vom Wittekindsteine an bis fort über die hanoversche Lan- desgränze das Flötz sehr bauwürdig ist und 28 bis 43 Procent Ei- sengehalt hat, am OUfer hingegen mit dem Verschwinden der Dogger- sandsteinbank etwa ?/, Meile von der Porta auch allmählig ganz ver- schwindet, nachdem es im Eisengehalte vorher bis zur Unbauwürdig- keit heruntergesunken ist, Das fünfte Vorkommen besteht in den ei- senhaltigen Schichten des Korallenooliths, dessen untere Etagen ein dolomitischer Kalkstein von rauhischiefriger scherbenartiger Structur bil- det, Die Farbe ist grauschwarz, braunroth bis violett, oft gefleckt; 520 der Bruch feinkörnig oolithisch, Kalkspath reichlich eingesprengt. Die Mächtigkeit dieser Schicht sowie der hangenden Eisensteinschicht, beide in der Porta nur 2 bis 5 Fuss mächtig, steht in einem solchen Ver- hältnisse zu dem vierten Vorkommen, dass sie am WUfer, wo jenes zunimmt, im Eisengehalte sinkt und zuletzt fast verschwindet; 'am OUfer hingegen mehr an Mächtigkeit und Eisengehalt zunimmt und dass dort selbst die rothliegende Schicht bis 10 Fuss, die dunkle Hangende bis 15 Fuss. Mächtigkeit erreicht. Die hangende Schicht hat dieselbe Grundmasse und Structur wie die liegende, jedoch schwarzgrüne Farbentöne. Das sechste Eisensteinvorkommen bilden die Brauneisensteine von 51 Procent Eisengehalt, welche als Ausfül- lungen von bis 3° weiten vom Hangenden zum liegenden durchsetzen- den Spalten in dem fünften Vorkommen beobachtet sind. Es ist an- scheinend eine ockerige, dolomilische mit Braunspath eingesprengte Grundmasse, welche fast ganz durch ein Geflecht vieler kleiner bis a Zoll dicker Brauneisensteinadern angefüllt ist. Das siebente Vor- kommen endlich bilden die im Wälderthone eingelagerten Eisensteine von 8 bis 14 Zoll Mächtigkeit sowie die Zonen und sporadischen Vertheilungen von Sphärosideritnieren. Ihr Eisengehalt steigt bis auf 51 Procent. Unzersetzt haben sie eine rein graue Färbung, musch- ig dichten Bruch und bedeutende Festigkeit und werden ein ausge- zeichnetes Schmelzmaterial abgeben. Ueberhaupt ist es gar nicht zu beanstanden, dass solche Eisensteine, wie in den Lagerstätten des Wesergebirges niedergelegt sind, bei ihrem vortrefflichen Wechsel in gegenseitig sich für den Schmelzprocess ergänzenden Bergarten und Bestandtheilen bei der günstigen Lage an einer Hauptwasserstrasse und einer Haupteisenbahn abgesehen von vielen andern günstigen Ver- hältnissen einer’ an der Weser gegenwärtig ins Leben Iretenden Ei- senindustrie eine gute Zukunft verheissen, (Ebenda 185. 197.) Cotta, über die Molassekohlen der baierischen Voralpen. — Längs des ganzen NRandes der Alpen ist eine breite Zone terliärer Bildungen ausgedehnt vom Genfersee bis zum Wiener- becken. _ Die unterste Abtheilung derselben characterisiren die Num- muliten als eocän, darüber folgt die Molasse der Schweizer vorherr- schend bestehend aus grauem Sandstein wechselnd mit. Nagelfluh, Schieferthon und Mergelschiefer, ganz untergeordnet Kohlen- und Kalksteinlager enthaltend. Die Schweizer unterscheiden bekanntlich eine obere und untere Süsswassermolasse mit Kohlenlagern und dazwischen eine mittle marine Molasse, alle drei sind wesentlich miocän, die obere vielleicht pliocän. Im östlicheren Theile des Alpenrandes sind aber diese Abtheilungen entweder nicht so deutlich vorhanden oder wenig- stens noch nicht so bestimmt und zusammenhängend nachgewiesen. Die Gesteine dagegen sind fast überall dieselben und auch zahlreiche Kohlenlager sind an so vielen einzelnen Stellen nachgewiesen worden, dass ihr allgemeiner Zusammenhang kaum zweifelhaft ist. In den baierschen Voralpen kennt und bebauel man solche Kohlenlager z. B, we 521 A j bei Miesbach sind bereits 31 Kohlenflötze aufgeschlossen, bei Tölp 13, am Peissenberg 23 in einem Stollen. An einer hinreichenden Zahl von Flötzen fehlt es also nicht, wohl aber an ihrer Mächtiekeit, die meisten sind nur wenige Zoll mächtig und ganz unbauwürdig, die mächtigsten halten nur 2 bis 3 Fuss. Ihre Kohle ist überall ein Mittelding zwischen Braun - und Schwarzkohle, der letzteren näher stehend als der ersteren; ganz schwarz, auch das Striehpulver; stark glänzend, spröde, Kihtinenrdicher als die meiste Schwarzkohle der eigentlichen Steinkohlenformation. Sie ist gewöhnlich unmittelbar mit grauem Schieferthon oder mit Stinkstein verbunden; manche dieser Mergelschiefer sind sehr geeignet als Cämentkalk benutzt zu werden. Diese Gesteine enthalten nur selten Pflanzenalidrücke, aber sehr häufig Conchylien. Ganze Schichten bestehen vorlierrschend aus den weis- sen Schalen von Cyrena subarata oder Cerithium margaritaceum u. 4., sie weisen auf einen Ursprung aus brakischem Wasser. Wir haben es sonach mit den Bodensätzen eines Wasserbeckens zu thun, welche sich einst längs des ganzen Nälpenrandes bis zur Donau und noch darüber hinaus ausdehnte und in der Art wie der Caspische See mit einem Mittelding zwischen Meer- und Süsswasser erfüllt war, in des- sen westlichen Theile aber das eindringende Meer zuweilen die Ueher- hand gewann. Es ist wohl. nicht zweifelhaft, dass die Sedimente in diesem Wasserbecken zu ihrer Zeit ziemlich horizontal erfolgten, ge- genwärtig aber liegen sie nicht mehr horizontal, sondern sind z Th, ziemlich steil aufgerichtet, meist dem Gebirge zu, seltener von ihm abfallend. Das ist offenbar eine Folge der Erhebung der Alpen, wel- che somit bis wenigstens gegen Ende der Miocänepoche fortgedauert haben muss, während sie lange vorher schon begonnen hatte. Wo diese Molasseschichten mıt 20 bis 70 Grad Neigung gegen die Alpen- kette einfallen, so dass die eocänen Nummulitengebirge darüber lagern, da’ sind sie offenbar ganz übergestürzt [!],- das ursprünglich untere liegt zuoberst. Das ist aber nicht überall der Fall, an einigen Stel- len fallen sie auch schwach von den Alpen abwärts und scheinen eben nur wenig gehoben zu sein, doch sind die Aufschlüsse viel zu we- nig vollständig und zusammhängend, um darüber genügend urtheilen zu können. Nur soviel ist wohl als sicher anzunehmen, dass diesel- ben Ablagerungen eutfernter von den Alpen nach der Donau zu noch jetzt horizontal liegen. Hier sind sie jedoch grösstentheils überdeckt von mächtigen neuern Anschwemmungen. Da wir alle Molassegebilde als Ablagerungen in einem langen Wasserbecken längs des Alpenran- (des anzusehen haben, dessen W. Theil einen Wechsel zwischen Süss- und Meerwasserbildungen zeigt, während in dem OTheile’ vielleicht die brakischen vorherrschen, so ist auch anzunehmen, dass wenig- stens die aus feineren oder specifisch leichteren Sedimenten- beste- henden Schichten durch die ganze Breite des Beckens fortsetzen, wäh- rend allerdings die groben Conglomerate der Nagelfluhe namentlich in der Schweiz nur in der Nähe der Alpen auftreten und entfernter von ihnen sich verlieren, Amn wenigsten ist ein Grund vorhanden, warum 36 522 P” die 'specifisch leichten Pflanzenanhäufungen nicht durch dıe ganze Breite des Beckens fortseizen sollten. Im Gegentheil man darf wohl mit Recht erwarten, dass: sie in der Mitte des ursprünglichen Beckens mächtiger angeliäuft seien als an seinen Rändern, von welchen aus die Einschwemmung erfolgte, Somit liegt der Schluss nahe, dass das breite Hochplateau von Augsburg und München unter sich mäch- tigere Kohlenlager berge, als die sind, welche am Alpenrande zu Tage irelen. Es ist dagegen kaum zu erwarten, dass sie sich durchaus in demselben Zustande befinden. Am Alpenrande sehen wir Kohlen vom Alter unserer Ndeutschen Braunkohlen umgewandelt in eine Art Schwarz- kohle, das ist wahrscheinlich eine Folge starker und lange dauernder plutonischer Einwirkungen entsprechend der Umwandlung aller äch- ten Steinkohlen im Innern der Alpenketie ‚in Anthracit. Entfernter von der Gebirgskelle sind die Molassekohlen vielleicht noch im- Zu- stande der Braunkohlen. In der That ist, das der Fall im Hausruck zwischen Lambrechtschen und dem Trumsee und bei Ingolstadt, wo man mit einem Brunnenhbohrloch mehre Bus ebleugchichten durch- bohrt hat. (Ebenda 139 ) @l. Oryetognosie. Nordenskiöld, über Lazurstein und die mit demselben vorkommenden Mineralien. — Aus Pe- roffskys Sammlung ausgezeichneter Lazursteinkrystalle aus der Bucha- rei ergab sich, dass die blaue Farbe dieses Minerales eigentlich ein Pigment ausmache, das ein an sich farbloses Mineral im regulä- ren Systeme krystallisirt, färbte. Verf. erhielt von Peroflsky eine Sendung Lazursteine aus der Gegend des Baikalsees. Die grössten Krystalle darunter sind Würfel und Rhomboidaldokaeder. Die Kry- stalle sitzen in Kalk mit einem Feldspathartigen Mineral in einge- sprengien Krystallen von Schwefelkies. Die eigenthümlich blaue Farbe ist selten natürlich, gewöhnlich entweder durch Einfluss irgend eines Vulkanes oder durch künstliche Erhitzung erzeugt. Alle Stücke näm- lich waren stellenweise grün, blau, violett, hellroth, nur in einigen Puncien hochblau gefärbt und hatten doch nicht die Farbe wie die La- zursteine aus der Bucharei, alle zeichneten sich durch ein frischeres glänzenderes Aeussere aus, Vor der schwachen Löthrohrflamme sam- melte sich die oft schwache aber gleich vertheilte Farbe an einigen scharf begrenzten Stellen an und nach Abkühlung waren diese Siel- len hochblau gefärbt, wobei der ganze Stein dasselbe mitte Ausse- hen erhielt wie der Stein aus der Bucharei, Die nähere Untersuchung ergab folgendes. Ein Stück enthielt Masse eines verschieden gefärb- ten Minerales, das wiederum in.einem andern meist aus einem weis- sen Feldspathartigen Minerale bestehenden Steine sass, an welchem einige Kalkparlien zerstört waren. Die farbigen Partien wurden bei der Erhitzung hochblau. Auf den Durchgängen aber sieht man das Farbenpigment auch mit dem feldspathähnlichen Mineral vereinigt. Das Pigment ist regulär, Dies zeigt ein Stück mit einem Gange rhom- boidaldodekaedrischer Krystalle mit Kubischen Abstumpfungsflächen ; 523 die Farbe der Krystalle ist blau violett, der Bruch glänzend mit so- gar rothem nicht begrenzten Kern, beim Glühen ganz hochblau, Das gleichzeitig vorhandene glasige Mineral nimmt ‚ebenfalls, das Pigment auf, ist kleinsplittrig im Bruch in vierseitigen Prismen mit ebenen _Querschnitten in den Prismaecken. Es ist neu und soll Paralogit heis- sen. Ein anderes gleichzeitiges Mineral mit zwei Durchgängen , ist stark glänzend, ungefärbt oder braun heisst Kokscharowit. . N. be- schreibt nun dıe einzeln Mineralien speciel. 1. Der eigentliche Lazurstein ist- schon von Warentrapp analysirt und von Liebig mit einer Formel versehen, doch fehlen noch Analysen der farblosen Kıystalle. Diese sind am häufigsten Rhombhoidaldodekaeder mit kubi- schen Abstumpfungsflächen. Von den Durchgängen sind auf einmal nur ein oder zwei Flächen sichtbar. Apatithärte; schwach durschei- nend an den Kanten; unter dem Microskop zeigen sich zuweilen kleine blaue ganz durchsichtige Krystalle, deren Natur fraglich ist; Bruch flachmuschlig, wenig glänzend; Strich des stark gefärbten Minerales weiss; Farbe dunkelblau, blau, blauvioleit, roth und grün, bei ge- ringer -Erhitzung schön hochblau; schmilzt vor dem Löthrohr schwer und schwillt an; das poröse Glas ist farblos; frei von Kalkeinmischung schmilzt es äusserst schwer nur an den Kanten und die hochblaue Farbe verändert sich alsdann in eine grünliche. Mit Soda geschmol- zen zieht sich die meiste Soda in die Kohle mit Hinterlassung eines klaren etwas blasigen Glases, das an einigen Puncten rostfarbig wie von Hepar ist. Zerrieben gibt er mit Soda bei starker Hitze eine von Hepar braune Schlacke, länger erhitzt verschwindet dıe braune Farbe. Die blauen Partien mit Salzsäure behandelt entfärben sich, lösen sich unter Gasentwicklung, welche von eingemischtem Kalk her- rührt, und gelatiniren mit Hinterlassung einiger kleinen ungefärbten nicht zerlegten Körner, welche wahrscheinlich nicht mit dem Pig- mente innig gemischt waren. — 2. Paralogit ergab nach Tho- relds Analyse _Kieselerde “44,95 Sauerstoff 23,35 Thonerde 26,89 - 12,56 Kalkerde . 14,44 - 4,06 Natron 10,86 Er N! Kalkerde 1,01 - 0,39 Manganoxydulspuren Glühverlust 1,85 100,00 Krystallisirt in regelmässigen vier- und achtseitigen Prismen, welche wahrscheinlich dem pyramidalen Systeme angehören. Die Endflächen lassen sich nicht messen, Durchgänge nicht wahrnehmen. Härte über Quarzhärte bis 7,5; spec. Gew. 2,665; Farbe in ganz reinen Stücken weiss, stellenweise bläu oder rothblau, durchscheinend an den Kan- ten; Bruch kleinsplittrig, kleinschalig; glasglänzend sowohl auf den Krystallflächen als im Bruche; Strich weiss, Geglüht in der äussern 36” 594 Flamme matt gelblich bis rein schwefelgelb, schmilzt leicht in der innern Flamme mit Blasen zu einem farblosen Glase; wird im Kolben gelb und gibt Wasser; löst sich schwer im Phasphörsalz, leicht mit Borax zum farblosen Glase. Mit Säuren behandelt entwickelt sich Kohlensäure, welche von fein eingemischtem kohlensauren Kalk her- rührt, Kommt derb und krystallisirt im Lazurfeldspath eingewachsen vor. — 3. Der Kokscharovit ist noch nicht analysirt worden, kommt nur krystallisirt oder krystallinisch vor, zwei sehr deutliche Prismadurchgänge unter 1249,0' und 124,5‘ gegeneinander geneigt; Apatithärte bis 5,5; theils ganz farblos und sehr stark glänzend, theils braun und weniger glänzend; Bruch spliitrig; reine Stücke im hohen Grade durchseheinend, bei Erhitzung dunkel werdend, beim Schmel- zen verschwindet die Farbe gänzlich, schmilzt leicht schon in der äussern Flamme zum weissen halbdurchsichtigem Glase. Gibt im Kolben nur Spuren vom Wasser; von Phosphorsalz schwer mit Hin- terlassung eines Kieselskeletes gelöst und nach Abkühlung das Glas milchig; schmilzt mit Borax leicht zu einem ganz klaren Glase; wird von Salzsäure nicht angegriffen. — 4. Lazurapatit besteht aus Kieselerde, Phosphorsäure, Thonerde, Kalk- und Talkerde, krystal- lisirt in regelmässigen sechsseiligen Prismen mit abgerundetem Kan- ten, Apatithärte, auch sotist wie Apatit, himmelblau, schmilzt bei sehr starker Hitze unter Verlust der Farbe, vor dem Löthrohr wie Apatit. — 5. Lazurfeldspath ist nicht krystallisirt, aber zeigt Peldspathdurchgänge. Der Bruch ist matt, Feldspathhärte spec. Gew. 2,597, schmilzt sehr schwer und still zum weissen halbdurchsichti- gem Metall, gibt im Kolben nur eine kleine Spur von Wasser ohne sich zu verändern, von Phosphorsalz: nicht gelöst, von Borax schwer angegriffen, schmilzt aber doch damit zum: klaren Glase. (Bullet. nat. Moscow 1357. I. S. 213— 226. Scheerer, mineralogische Charakteristik des Pro. sopit. — Wir heben aus dieser ausführlichen Monographie nur die Analyse und einige Bemerkungen hervor und verweisen wegen der Einzelnheiten auf die Abhandlung selbst. Die Analyse ergab Thonerde 42,68 Fluorkiesel 8,96 Fluorkaleium 31,87 Eisenoxyd Spur Manganoxydul 0,31 Magnesia 0,25 Wasser 15,50 99,57 Die Krystalle sind gewöhnlich auf Quarzporphyr und Quarzit aufge- wachsen und mit blättrigem oder körnigem Eisenglanz überwachsen. In der Regel werden sie von grünem oder violetten Flussspath mit- unter auch von Spatheisenstein begleitet. Der schönste und frische- ste Prosopit begleitet letzteren. Pseudomorphosen bilden nach ihm 525° Kaolin- und Flussspath,, Erstere haben mitunter noch einen Kern von. frischem wasserhellen Prosopit. Es sind beide Verdrängungspseudo»' morphosen. (Poggendorffs Annalen CI. 361 — 386.) Krantz, über Meteoreisen vom Toluccathal in Me* xiko. — K. lies das genannte Thal, aus welchem er vier grössere Meteoreisenmassen erhalten hatte, genau absuchen und erhielt nicht weniger als 69 ganze Steine von Meteoreisen. Die Massen sind nur klein, die schwerste wiegt 1725, die leichteste nur 58 Gram, sämmt- liche 69 Stücke zusammen 491), Kilogram. Bisher waren kleinere Meteoreisen im Gegensatz zu Meteorsteinen selten. Die äussere Ge- stalt der Stücke ist Ant oval, 2 nähern sich der Sphärischen, 5 der gestreckt stalactilischen, 6 sind ganz flach. Fast sämmtliche zeigen sehr schön die Eindrücke, welche an Meteoreisen fast immer auftre- ten, bei manchen so gross, dass diese ein schalenartiges Ansehen er- halten. Meist sind sie auf ihrer Oberfläche und theilweise weit in das Innere hinein oft als Stilpnoösiderit in Eisenoxydhydrat umgewan- del. Durch diese Umwandluug treten an zwei Stücken octaedrische Krystalle gross und deutlich hervor. Als völlig neun wurde beobach- tet: 1. Magneteisen theils in derben Partien, theils in kleinen schar- fenwstark glänzenden Octaedern und Dodekäedern auskrystallisirt in drusenartigen Vertiefungen auf der Oberfläche. Uebergänge und Ei- senoxydhydrat sind nicht zu beobachten. 2. Graphit an drei Stük- ken in nicht zu kleinen derben Partien immer in Gesellschaft von Sehwefeleisen und mit diesem tief ins Innere eindringend. Schwefel- eisen in grössern ausgeschiedenen Partien, ferner Schreibersit in dün- nen Blättehen zwischen dem frischen wie auch zersetzten Eisen kom- men durch die Masse vertheilt in Menge vor, Alle zeigen die Wid-, mannstettenschen Figuren aufs allerschönste in Durchkreuzungen von 60 Grad, nur eins ausserdem noch gezackte Streifen von Graptoli- thenform. _/Poggendorffs Annalen CI. 152 — 153.) Websky, über das Vorkommen des Phloögopit zu Altkemnitz bei Hirschberg. — W. hat dieses Vorkommen früher als Ripidolith aufgeführt, es ist aber Phlogopit. Das specifi- sche Gewicht eines ziemlich grossen Krystalles ist 2,96. Das Fossil ist nach einer Richtung hin stark blättrig, andere Durchgänge sind nicht bemerkbar, die Blättchen sind unelastisch biegsam, die Härte» bestimmung resultatlos. Vor dem Löthrohr schmilzt es in dünnen Blättchen leicht zu einem grauen Email, wobei die Flamme sia:k und nachbaltig durch -Natron gelb gefärbt wird, in. dickeren Stückchen wird ‚die Farbe erst dunkler, dann blättern sie sich auf, werden sebmutzig und schmelzen an den Rändern. Mit Kobaltsolution erhält man ein blaulich schwarzes Email. Im Borax ist es leicht und in grosser Menge unter Brausen zu einem schwach nach Eisen gefärbten Glase- auflöslich, das in der Reductionsflamme trüb und vitriolgrün wird. Mit Soda auf Kohle schmilzt es schwer zu einem trühen Glase, auf. Platinblech liefert es eine ‚erdige weisse: Masse. Mit Phosphor- 596 © salz erhält man eine schwach durch Eisen gefärbte, beim Erkalten durch ein Kieselskelet trüb werdende Perle. Im Kolben gibt es eine Spur von Wasser, aber keine Fluorreaction. Gespaltene Blättchen verhalten sich im polarisirten Licht optisch zweiachsig, die einander nah liegenden optischen Achsen bilden einen Winkel von 5 bis 6 Grad, ihre Mittellinie scheint senkrecht auf der Spaltungsfläche und die Ebene derselben in der Richtung der langen Nebenaehse zu liegen; schon sehr dünne Blättchen zeigen die dunkeln Hyperbeln. Aus dem Kalkspath kann man die grössern Krystalle herausschlagen, nimmt man aber mit Salzsäure den Kalkspath weg, so erscheinen unmittel- bar auf dem Nebengestein sehr kleine, aber oft glänzende Krystalle, welche eine Messung mit dem Reflexionsgoniometer gestatten. Es ist wahrscheinlich, dass das- Mineral ein- oder zweigliedrig ist. Häufig kommen Zwillinge vor. Das Mineral zeigt einen deutlichen Trichrois- mus. Die auf die Spaltungsebene senkrecht durchgehende Farbe wird durch das Dichroskop zerlegt. Dieselbe Erscheinung zeigt der Glim- mer von Greenwood, Orange Cy New York, der mit schwarzem Spinell in Kalkspath vorkommt, der Glimmer von Pargas in Finnland und von Acker in Schweden. Der grüne dichroitische Glimmer vom Vesuv, der auch Phlogopit genannt wird, ist ein. und einachsig nit ein- und zweigliedriger Hemiedrie, zeigt jenes Verhalten aber nicht und ist daher zu trennen, ebenso nicht der Kali- Lithionglimmer. (@eol. Zeitschrift IX. 310 — 312.) Websky, über einige Krystallformen des Cöle- stins von Pschow bei Rybnik in Oberschlesien. — Zahl. reiche Messungen an vielen Krystallen, welche einen Auszug nicht gestatten, vielmehr im Original eingesehen werden müssen. (Ebenda 303 — 309.) Tamnau zeigte der berliner geologischen Gesellschaft eine Reihe von Topaskrystallen, darunter einen sehr grossen und schönen aus Dublin erhaltenen, welcher dort für ein Vorkommen aus Neuhol- land gehalten worden. Eine Vergleichung mit den Topasen in Glas- gow, Edinburg und London hat indess mit grosser Wahrscheinlich- keit festgestellt, dass das Stück nicht aus Australien sondern aus dem District von Cairngorm in Aberdeenshire in Schottland herstammen und der grösste und schönste bekannte Krystall dieser Localität ist. Die Krystalle von Cairngorm finden sich in einem Schuttlande, wel- ches wahrscheinlich aus zerstörtem Granit entstanden ist. (Ebda 185.) Burkart, gediegenes Gold und Zinnober aus GCali- fornien sowie Manganblende und Fahlerz aus Mexiko. — Die Thäler des San Joaquin und des Sacramentoflusses bilden ein einziges zwischen der Sierra Nevada und der Küstenketie gelege- nes Längenthal, welches vorzugsweise in dem untern Thale beider Flüsse als ein ringsum geschlossenes langgestrecktes muldenförmiges Becken, das frühere Bett eines grossen Sees zu betrachten ist. Die Gebirgsbildungen, welche in dem Becken und an seinen Rändern auf. 627 {reten,, -entsprechen in ihrem Schichtenbau dieser Muldenform. Auf dem Kamme der Sierra Nevada finden sich Eruptivgesteine verschiedener Art, während auf dem WAbhange dieses Gebirges krystallinische Schie- fer mit vielen Quarzgängen und Trümmern in aufgerichteten manich- fach gebogenen Schichten doch mit deutlicher WNeigung in weiter Verbreitung auftreten. Sie werden an vielen Stellen von mächtigen Syenit-, Serpentin-, Porphyr- und Trappgesteinen durchbrochen und im SOTheile des Beckens von wechselnden Conglomerat-, Sandstein- und Thonschieferflötzen mit vorherrschendem WEinfallen überlagert, diese nach Tyson zur Tertiärformation gehörigen Schichten aber wei- ter in W. von einer mächtigen Diluvialablagerung überdeckt. Die Schichten dieser und der aus ihnen gebildeten Anschwemmungen er- füllen die weite Thalebene am untern Theile des Sacramento, des San Joaquin und der in dieselben mündenden Nebenflüsse. In der Ebene trifft man selten anstehendes Gestein und erst in der Nähe des Vorgebirges der Sierra Nevada tritt das Diluvium deutlich auf, sich hier in weiter Verbreitung zu einer nicht unbedeutenden Höhe erhe- bend und im Wassergebiete des Sacramento bis auf die Schichten des Schiefergebirges reichend, ohne dass die muthmasslich auch hier vor- ıdenen Tertiärschichten zu Tage treten. Auf der entgegengesetzten Seile des Beckens am Fusse der Küstenkette sieht man dagegen die Tertiärschichten fast überall unter dem Diluvium sich emporheben in flachen Sätteln und Mulden mit vorherrschender ONeigung sich aus- breiten und Flötze von Thoneisenstein und unreinem Kalkstein um- schliessen. An einigen Küstenpuncten sind sie sehr hoch emporge- hoben und krystallinische Gesteine brechen durch. Am Fusse und in dem Vorgebirge der Sierra Nevada bildet ein Conglomerat aus den Trümmern der ältern Gesteine durch Thoncäment verbunden häufig die oberste Schicht des Diluviums; dasselbe ruht auf blauem Thon, Sand und Lehm in fast söhligen Schichten, welche halbverkohltes Holz und Blätterabdrücke enthalten und durch eine mächtige auf dem festen Gestein aufliegende Schicht von-Grus mit mächtigen Quarzblök- ken von letzterem ‘getrennt werden. Dieses Diluvium bildet in Cali- fornien die Hauptfundstätte des Goldes, welches mit den Trümmern des Diluviums auch in die liefern Gegenden fortgeführt worden ist. Die bedeutendsten Goldgewinnungen beschränken sich bisjetzt auf die Gegend zwischen den Wassergebieten des Deer Creek in N. und des Galaverasflusses in S. auf einen Flächenraum von 30 Meilen Länge und 7 Meilen Breite. Das Gold wird meist unter den aus den. Dilu- vialsehichten losgerissenen “und fortgelührten Trümmern gefunden, aus denen sich Alluvionen von Sand, Lehm, Grus und Gerölle gebildet haben, welche die Erweiterung der Thäler einnehmen. Höher im Gebirge zeichnen sich diese Anschwemmungen durch geringere An- häufung der Gerölle und grössere Goldstücke aus, letztere durch ihre eckige Gestalt und ihre Verbindung mit Quarz dasauf hindeuten, dass sie nieht weit von ihrer Lagerstätte fortgeführt sind. Das reichste ‚Goldvorkommen soll sich unmittelbar auf der Unterlage des Diluviums 528 äuf. dem festen Gesteinen: finden und von ihrer mehr minder grossen Zerklüftung abhängen, indem das Gold auf einer glatten Oberfläche leichter fortgeführt, auf einer rauhen Unterlage aber in den Vertie- fungen zurückgehalten wurde. Titan- und Magneieisen mit feinen Quarzkörnern und Sand vermengt bilden die Begleiter des Goldes, dessen Reichhaltigkeit an den verschiedenen Gewinnungspunkten sehr wechselt. - Während auf einen Raum von 15 Fuss 30,000 Dollars Gold gewonnen wurde, lieferten andere Puncte kaum halb oder ein Drittel -soviel. Da wo die Ablagerungen in den höher gelegenen Flös- sen: ausgebreiteter sind, findet sich auch das Gold meist in dem dem festen Gesteine aufgelegenen Sande, der 1!/, bis 4 Dollars Goldge- halt in 1000 Pfunden hat. Bis jetzt ist das californische Gold nur in: Verbindung mil Quarz vorgekommen, der das benachbarte krystal- linische Schiefergestein in zahlreichen Gängen durchsetzt und noch an vielen Stellen goldhaltig ist, so dass diese Gänge und Trümer als die ursprünglichen Lagerstätten des Goldes betrachtet werden müssen. Es kömmt das Gold vor in verschiedenem Korn von groben Stücken bis zum feinen Sande und in verschiedenen Farbennüancen. Die Gruben, welche in Californien auf Zinnober bauen, lie- gen in der Küstenkette S. von San Francisco, 21/, Meile von Fr Jose bei Neu Almaden. Serpentin und Trapp bilden einen grossen Theil des Hügeis, worin die Erze vorkommen. Doch tritt auch in der Nähe Thonschiefer mit Hornstein in sehr geknickten und geboge- gen Schichten auf, welche silurisch zu sein scheinen. Die Quecksil- bererze scheinen in mehrern Einlagerungen von linsenförmiger Ge- stalt zwischen den Gesteinsschiehten vorzukommen, aber auch in Schnüren und Trümchen das Gestein zu durchsetzen, während zahl- reiche Trümmer von Kalkspath Gestein und Erziagerstätte durchschwär- men und die Erztrümehen verwerfen. Auch zeigen sich häufig Dru- sen mit Kalkspathkrystallen, in welchen Bitumen in Höhlungen und in kleinen Kügelchen sich findet. Das Quecksilber tritt als Zinnober in mehr oder minder derben Massen auf. Derselbe ist sehr glänzend im Bruch bald lichter bald dunkler von Farbe. Schwefelkies, Kupfer- kies, Arsenikkies kommen in geringer Menge mit vor und soll sich auch etwas Gold zeigen. Krystalle von Zinnober fehlen, er findet sich nur in derben Massen von krystallinischem Gefüge. Die grosse Anzahl und Mächtigkeit der Quecksilbererzlagerstätten gestattet die Wahrnehmung ihrer Ausdehnung nach einer bestimmten Richtung hin nicht, doch dürfte solehe noch aufzufinden sein. Die ältern Arbeiten werden durch einen Stollen von 200 Fuss unterteuft, Die Zugut- machungsanstalten stehen in Neu Almaden und liefern beinah eine Mil- lion Pfund Quecksilber jährlich. Fahlerz und Manganblende kommen schön auf einem Gange des hohen Piks von Orizaba in Mexiko, auf der Grube Preeiosa sangre de Cristo im Staate von Puebla vor, der wahrscheinlich in Porphyr aufsetzt; während in seiner Nähe an der Oberfläche Laven und vulcanische Asche sich finden. Es ist dies ein neuer Fundort 529 „der Manganblende ‚auf dem O-Abhange der Cordillera von Mexiko, da solche nach del Rio früher dort nur in der Pfarrei von Quetzaltepen. weıter 8. auf dem WAhhange am. Fusse des ebenfalls sehr hohen! Berges Zempoaltepec vorgekommen ist. Die Manganblende der Grube Preciosa zeigt neben dem vollkommen blättrigen Gefüge des Minerales zugleich eıne stenglige Zusammensetzung. Die Theilbarkeit der Blälter- durchgänge ist hexaedrisch; der Bruch uneben, frisch dunkel blei» bis stahlgrau und unvollkommen metallisch glänzend, an der Luft wird die Farbe allmählig dunkler, fast eisenschwarz und später dunkel- braun, wobei sich der metallische Glanz nach und nach verliert, Das spec. Gew. stellt sich hier bei 14° R, auf 4,125, nach del Bio nur auf 3,844. Leizterer fand 54,5 Mangan, 39,0 Schwefel und 6,5 Kieselsäure, Die siebenbürgische Varielät aber enthält 62,10 Mangan, 37,90 Schwefel und nach Bergemann besteht auch die von der Preciosa aus reinem Schwefelmangan. Auf dem 9 bis 18 Fuss mächtigen Gange der Grube Preciosa brechen silberreiche Fahlerze und Bleiglanz mit Antimonsilber, Schwefelkies mit etwas Kupferkies, sowie braune und gelbe Blende mit Kalkspath und wenig Quarz und haben diese Erze einen Silbergehalt von 4— 6 Unzen im Centner mit einem bedeutenden Goldgehalte. Auf diesen Gange kommt die Man- ganblende in reinen derben Massen von grobblättrigem Gefüge, hin und wieder in unvollkommen ausgebildeten Krystallen von hexaedri- scher Gestalt in 8 bis 10 Zoll mächtigen Trümern vor und zwar in Begleitung von Braunspath und Manganspath, zuweilen auch mit etwas gediegenen Schwefel und ist daher dieses Vorkommen dem bekann- teren von der Manganblende in Siebenbürgen ganz ähnlich. (Nieder- rhein. Sitzgsberichte 1856. p. XV— XX.) @. Malaguti, Untersuchung eines natürlichen Phos- phates von den Antillen. — Eine porcellanartig aussehende Masse, die auf Ileana Moines so reichlich vorkommt, dass der Boden wie emaillirt aussieht. Auf dem senkrechten Durchschnitte des 900 Grm. schweren Stückes liessen sich drei Schichten erkennen; die obere ist brAun oder gelblich; Wasser zieht Nitrate, Chloride und Sulphate der Alkalien daraus aus. Ueber den Ursprung dieser merk- würdigen Substanz lässt sich kein Aufschluss geben. Resultate der Analyse: ! obere Schicht Centralschicht untere Schicht Verbrennliche Substanz .. 16,80 16,1® 12,20 Phosphorsaure Erden 70,71 74,80 75,64 _ Kohlens, Talk- und Kalkerde 2,23 Spur Spur - In Säure unlöslich 2,24 2,66 9,83 Gyps 3,09 5,92 9,00 ., Ammoniak und Alkalisalze 4,20 | i Verlust 0,63 | _— 1,33 100,00 100,00 100,00 (Compt. rend. T. XLV. pay. 84.) "Kobell, Weisskupfererz von Schneeberg. — Unter dieser Bezeichnung fand.K. ein Erz, welches weder in seinen physi-- kalischen Eigenschaften, noch nach dem Löthrohrverhalten eine höhere Bestimmung zuliess. Es ist derb ohne deutliche krystallinische Structur; auf frischem Bruche last grünweiss, sonst blass gelblichbraun ange- laufen. Begleiter sind Quarz und etwas Limonit oder Brauneisenerz. Vor dem Löthrohr verhält es sich ziemlich wie Pyrit, gibt aber, nach dem Schmelzen mit Salzsäure befeuchtet, die blaue Flamme, welche Kupfer andeutet und schwache Spuren von Arsenik. Resultate der Analyse 48,93 Schwefel, 43,40 Eisen, 3,00 Kupfer, 0,67 Arsenik,. 4,00: Quarz = 100,00. Man sieht offenbar, dass das Erz unreiner. Pyrit oder Markesit ist. — Man hat hier ein neues Beispiel, wie trügerisch auch die metallischen Farben sein können und wie sie durch kleine Einmengungen bedeutend verändert werden. (Journ. f. pract. Chem. Bd. LXXI. S. 149.) Kobell, Kennzeichen für Teliurerze. — Nach K. sind die Tellurerze leichter durch das Verhalten gegen Schwefelsäure als durch das Löthrohr zu erkennen. Man übergiesst das gepulverte Erz in einem gewöhnlichen Reagirgläschen 1 Zoll hoch mit concentrirter Schwefelsäure und erwärmt über der Weingeistlampe. Gleich bei der ersten Einwirkung der Wärme wird die Säure von gediegen Tellur, Sylvanit oder Tetradymit schön roth gefärbt, bei stärkerem Erhitzen verschwindet die Farbe aber wieder. Setzt man zur rolhen Flüssig- keit Wasser, so bildet sich ein schwärzlichgraues Prieipitat von Tel- lur und die Flüssigkeit wird farblos. — Der Nagyagit oder Blätter- erz verhält sich insofern anders als er die Schwefelsäure trübe hräun- lich färbt; erst nach längerer Zeit der Ruhe erscheint eine Hyacinth- farbe. Mit Wasser entsteht ein ähnliches Pricipitat, wie bei der vori- sen und ebenso tritt Farblosigkeit ein. — Die Selenerze färben, ebenso behandelt, die Schwefelsäure nicht. (Ebenda S. 151.) W. B. Palaeontologie. Stiehler, Beiträge zur Kenntniss der vorweltlichen Flora des Kreidegebirges am Harze. — Verf. verbreitet sich zuerst über das Kreidegebirge bei Blankenburg nnd in der Grafschaft Wernigerode und zählt dann die Pflanzen des erstern nach Hampe auf. Dieselben sind in den mit Töpfer- und Farbeihonen wechsellagernden regelmässigen Sandsteinschichten des Heidelberges Credneria integerrima Zk, subtriloba Zk, denticulata Zk, acuminata Hp, triacuminata Hp, subserrata Hp, Salieites fragiliformis Gp, in dem gelbgrauen milden Mergelsandsteine dieselben Ürednerien, Chondrites, Halymenites, Delesserites Hampeanus, Equisetum, Peco- pteris, Pterophyllum erelaceum, Flabellaria chamaeropifolia, Pinites, Geinitzia, Araucarites, Comptonites, Salicites, Populus, Alnites, Acer eretaceus Nils, Quercites, luglandites, In letztrer Schicht erkannte Hampe ferner Pycnodus, Belenmitella mucronata, Nautilus simplex, Ammonites bidorsatus, gibbosus n. sp., Scaphites binodosus, ' Baculites 531° 5 anceps, Turritella nodosa, Natica acutimargo, lamellosa, Rostellaria Sehlotheimi, Pyrula coronata, Buceinum bullatum, Panopaea plicata, Pholadomya designata, caudata, nodulifera, Tellina subdecussata, plana, Venus fabacea, Isocardia eretacea, striata, Grassatella carinata, Lucina lentieularis, Trigonia alaeformis, Pectuneulus lens, Pinna decussata, fenestrata, Inoceramus lobatus, Pecten quadricostatus, curvatus, Lima laticostata, Exogyra conica. Vf. beschreibt nun speciell den Erhal- tungszustand der Crednerien und wendet sich dann zu den Wernige- röder Vorkommnissen. Dem oben aufgeführten Delesserites Hampeanus stellt er folgende Diagnose: fronde plana oblonga utrinque obtusa in- tegerrima, fasciis quinis latis transversis nigris notata, nervo mediano. valido instructa, longitudinaliter leviterque striata, circa semipedali. Nun folgt eine literaturgeschichtliche Darstellung der Crednerien und Aufzählung der dahin gehörigen 21 Arten. Von diesen ist Cr, biloba Zk -— Cr, integerrima Zk, Cr. Beckerana von Göppert selbst zu Acer versetzt, die Blankenburger, Ilsenburger und Quedlinburger oberqua- drischen Crednerien sind zunächst der lebenden Coccoloba verwandt, auf deren Nachweis die Gattung nun in 2 aufgelöst wird nämlich in Credneria und Ettingshausenia. Erstere erhält folgende Diagnose; caulis Polygonearum cauli similis; folia obovata, basi subcordata, longe petiolata; nervi foliares quadruplieis generis: nervi primarii sub- recti; basilares sub angulo fere recto abeuntes, secundarii sub angulo 45° — 75°, quaternarii tenuissime sub angulo fere recto orti; dispo- sitio fructuum racemosa; fructus baccati. Die hiezu gehörigen Arten sind nun: Cr. integerrima, denticulata, subtriloba, acuminata n. sp., triacuminata n. sp., subserrata n. sp., Schneiderana, 2 unbestimmte, Stengel, Frucht. Die Gattung Ettingshausenia ist diagnosirt: folia vel rhomboidea vel cuneifolia, basi attenuala vel transverse elliptica petiolata; nervi foliares triplieis generis, nervi primarii subrecti, nervi secundarii ramosi, e nervo primario sub angulo acuto abeuntes; nervi tertiarii e nervo secundärio primo egredienles arcuatim conjuncti, folii marginem non contingentes; nervi lertiarii reliqui angulo subrecto e nervis secundariis reliquis exeunies reiem venosam forwantes. Von den frühern Crednerien werden hier untergeordnet: E. cuneifolia sp. Br, grandidentata sp. Ung, expansa sp. Brgn, tremulaefolia sp. Brgn, Geinitzana sp. Ung, Sternbergi sp. Brgn, reticulata sp. Eichw, venu-» losa sp. Eichw, spathulata sp. Eichw. — Den Salicites fragiliformis Gp will Verf. lieber unter ®hyllites versetzen. (Palaeontogr. V. 47 —69. Tf. 9— 11.) Eichwald, Beitrag zur geographischen Verbrei- tung der fossilen Thiere Russlands (ef. Bd, VIII, 545). — Diese neue Fortsetzung beschäfftigt sich mit den Gonchylien der ältern Formationen, erwähnt die bereits bekannten Arten mit einzelnen Be- merkungen und führt folgende unter der beliebten diagnostischen Kürze ‚als neu ein, Pecten magalotus Bergkalk, P. midas, Posidonomya excellens untrer Grauwackenkalk, P. fallax Bergkalk, P. marginalis’ 582: ebenda, Avicula rostrata im Alten Rothen, A. conformis Grauwacken- kalk, A. micreceras ebda, A. declivis Alter Rother, A, Buchi ebda, A, nana, Pterinea anomala untere Grauwacke, Pt. globosa ebda, Mo- diolopsis conspicua Bergkalk, Mytilus uneinatus oberer Grauwacken- kalk, Nucula exigua Bergkalk, N. trivialis Zechstein, N. carbonaria Thonschiefer, N. aedilis untere Grauwacke, N. triangularis oberer Grauwackenkalk, Schizodus suleifer Bergkalk, Sch. eximius ebda, Astarte socialis ebda, Megalodus crassus schwarzer Grauwackenkalk- stein, Cypricardia dorsala ebda, C. esihona untere Grauwacke, C. »u- mila ebda, Cardiomorpha distieta und striata Bergkalk, Isocardia ca- prina untere Grauwacke, Grammysia avus, macroderma, Goldfussi ebda, Lucina neura obere Grauwacke, Gastrochaena antiquissima Berg- halk, Cardinia concentrica und Pholadomya connivens ebda, Solen signifer ebda, Lonchidium (Tentakulit) inaequale obere Grauwacke, Gonularia linata untere Grauwacke, Dentalium notabile ebda, grane- sum, verrucosum Bergkalk, acus, rugosum, Porcellia nana Berglehm, Bellerophon distortus untere Grauwacke, granosus obere, contortus untere, radiatus, boreas, dorsualis, pusio ebda, Pätella scutellum und eomsiricla untere Grauwacke, P. irregularis rother Grauwackenkalk; Capulus rostratus und conspicuus Grauwacke, Pileopsis pileolus Koh- lenkalk, Natica nana microskopisch, Tornatella nana Berglehm, Loxo- nema amphora, striata Grauwacke,, Macrochilus affınis Bergkalk, Tur- ritella pusilla, spieulum, acus, aequalis im Alten Rothen Sandsteine, Phasianella nana Berglehm, Litorina globosa Kohlenkalk , Turbo lineola untere Grauwacke, T. ferrugineus Alther Rother, T. borealis Dolomit, T. primigenius, nanus, Euomphalus neritoides, Eu. posthumus, Eu. acies untere Grauwacke, En. vortex, helix, planissimus ebda, Sola- rium exile Berglehm, Pleurotomaria nitida und microcosmus ebda, Paludina exaltata Bergkalk, P. basalis ebda, Pyrula ornata, Buccinum “ laeve, Bullina carbonaria ebda, Orthoceras nanum untere Grauwacke, megastoma Orthoceratitenkalk, serpentinum Dolomit, porosum obere Grauwacke, obliquum, regulus, ampliatum, deliquescens, notatum, impressum, exaltatum, declive, hesperis, cuneolus, propinquum, avus meist im Bergkalk; Trematoceras (= Bactrites) discors Grauwacken- kalk, Gomphoceras lagena Berskalk, elongatum Pentamerenkalk, bol- bus, Cyrtoceras undatum, striatum, faleigerum, subeostatum, compla- nalum, semicireulare, simplex, paradoxum, eximium, Odini, priscum, affıne, oryx, nanum, subdepressum, pollex, curtum, Gyroceras ele- sans, Nautilus canaliculatus, regulus, ammoneus, decurrens, excen- trieus, Clymenia bisulcata. (Bullet. nat. Moscou 1856. XXIX. 555 — 608; 1857. XXX. 19% — 212,) Ch. Gould, neue Krebsgattung, Tropiler, aus dem Lias Bonebed, — Durch die Bildungsverhältnisse des Cephalothv- rax ähnelt diese Gattung den Stomatopoden, insbesondere der Gattung Eriethys, aber eine tiefe Nackenrinne entfernt sie wieder von den- selben. Unter den Makruren nähert sie sich zumeist Thalassinus und Callianidea, noch mehr aber Nephrops und Seyllarus, neben welche sie G. stellt. Ihr Cephalothorax ist flach gedrückt, längs der Mitte gekielt, länger als breit, vorn. gerade abgestutzt, hinten mit scharlgn Seitenecken, die Augen an den vordern Seitenecken gelegen; die Ab- dominalringe flach mit queren Warzenreihen. Das einzige Exemplar wurde in einer Coprolitenmasse bei Aust Passage gefunden und heisst nun Tropifer laevis. (Quarterl. journ. geol. 1857. XII. 360-363. Fig. 1— 3.) N Huxley, neuer Krebs, Pygocephalus Cooperi, aus dem Kohlengebirge. — Nach drei Exemplaren aus den Kohlen- schiefer von Medlock Park Bridge erklärt H. diesen Krebs für einen Podophthalmen aus der nächsten Verwandtschaft von Mysis. Dieselben sind so vollständig erhalten, dass die systematische Bestimmung kei- nem Zweifel unterliegt. H. beschreibt sie erst speciell und vergleicht dann die einzelnen Theile mit jener lebenden Gattung, (Ibidem 363 — 369. Tb. 13.) J. W. Salter, neue paläozoische Seesterne. — Aus der Familie der Asteriadä führt Vf. Arten der Galtungen Palaeaster Hall, Palasterina MC, Palaeocoma n. g., Bdellacoma n. g., Rhopalo- coma n. g., aus der Familie der Ophiuriden von Protaster n. g., Palaeodiseus n. g. auf. Das Interesse welches diese ältesten See- sterne beanspruchen, veranlasst uns ihre Diagnosen unsern Lesern mitzutheilen. 1. Palaeaster asperrimus: triuncialis, convexissimus, brachiis brevioribus, fere cylindrieis obtusis; pagina superiori tuberculis 12fa- riis plurimis exasperata, nec-coronata; ambulacris profundis, ossiculis marginalibus acuticarinatis, transversis. Aehnelt dem Asteriscus cras- sus Gray in der allgemeinen Configuration und findet sich im Caradoc oder Balasandstein bei Welchpool NWales. — 2. P. obtusus Forb (= Uraster obtusus): uncialis, depresso convexus, brachiis subconicis, disco brevioribus, infra assulis oblongis majoribus punctatis. Zuerst als Asterias primaeva aufgeführt. — 3. P.-coronella: parvulus sexco- ronatus, brachiis brevibus acutis carinatis, tuberculatospinosis, pagina inferiori —? Im May Hill Sandstein der Malvern. — 4. P. Ruthveni Forb. in den Ludlowfelsen Westmorelands. — 5. P. hirudo Forb in den Ludlowgestein von Kendal. — 5. Palasterina anügua Hising. Leth. suec. Tb. 26. Fig. 6 in den Ludlowschichten Gotlands. — 6. P. primaeva Forb.: brachiis trian- sularibus acuminatis, disco lato brevioribus; pagina superiori tuber- eulata, brevispinosa; ossiculis ambulacralibus subquadratis, convexis, basalibus majoribus. Gemein in den Ludlowschichten Westmorelands, 7. Palaeocoma Marstoni: triuncialis, brachiis lanceolatis, quam latis quadruplo longioribus, apieibus obtusis; ambulacris angustis; spinis brachiorum marginalibus rigidis haud longis; ore magno. Im untern Ludlow von Church Hill, Leintwardine. — 8. P. Colvini: pla- nus, sesquiuncialis, spinis longissimis flexuosis hirsutus; brachiis li- gulatis et cum‘ disco tenui spinosissimis; ambulacris angustis; ore parvo. Ebda. — 9. P, cygnipes:; ja uneialis, tenuis, disco membra- naceo expanso; brachiis elongatis brevispinosis; ore parvulo rosaceo; Ebda. — 10. P. (Bdellacoma) vermiformis.. brachiis longis linearibus, brevispinosis, tuberculis clavatis remotis; assulis ambulacri lati alter- 534 natis, remotis, intervallis rotundis. Ebda. — 11. P. (Rhopalocoma) pyrotechnica: 2'/, uncialis, pentagona; brachiis brevissimis reticulatis; spinis brevibus clavatis compressis. Ebda. { 12. Protaster Miltoni: magnus, disco calcareo subrotundo, bra- chiis 3—4 uncialibus, latis; ossiculis incrassatis paribus, superne con- cavis, ad angulum internum perforatis ambulacro lato; assulis oris rectis. Ebda häufig. — 13. P. leptosoma.:. disco tenuissimo, brachiis angustis, superne ossieulis alternatis semisulcatis; infra ambulacro angustissimo impresso, spinis brevibus paueis; ore rosaceo. Ebda. — 14. P. Sedgwicki Forb. Westmoreland. 15. Palaeodiscus ferox: disco magno, e squamis hexagonis ma- joribus spiniferis structo; assulis ambulacralibus intra discum creber- rimis; ossiculis oris robustis parallelis.. Ebda. — (Ann. magaz. nat. hist. Novbr. 321— 334. Tb. 9.) Lycett erkannte, dass die Cucullaea triangularıs Phill. Geol. Yorksh. I. Tb. 3. Fig. 13. aus dem Korallenoolith von Malton iden- tisch ist mit Isodonta Deshayesana Buvignier ans dem Eisenoolith des Oxfordien im Meuse Dept. (Ibidem 357.) _ J. W. Kirby über permische Versteinerungen von Durham. — 1. Prosoponiscus problematicus = Trilobites proble- maticus Schloih, Palaeocrangon prohlematica Schaur. Nach 2 Exem- plaren im Zechsteinkalk von Humbleton Quarry gehört dieses Thier zu den Asseln, 2. Chemnitzia Rössleri =Loxonema Rossleri Geinitz bestimmt von L. Svedenborgana King verschieden und eine ächte Chemnitzia. 3. Chiton Howseanus n. sp. von Tunstall Hill, Kings Ch, Loftusanus sehr ähnlich. 4. Lima permiana King häufig ebenda und bei Field House, Ryhobe. 5. Hippothoa Voiglana = Aulopora Voiglana King von Tunstall Hill ist eine ächte Bryozoe. (Quart. journ, geol. Zi. 215 — 218. Tb. 7.) A. Wagner, neue Beiträge zur Kenntniss der fos- silen Säugethierüberreste von Pikermi. (München 1857.) — Eine neue Sendung von Pikermi ergänzt die frühere Abhandlung des Verf,, deren Inhalt wir Bd. IX. 209--212 berichteten. 1. Meso- pitlıecus pentelicus nun vollständig im Schädel bekannt, Semnopithe- kus ähnlich, der wahrscheinlich dazu gehörige Oberarm robuster als bei S. maurus. Am Schädel ist nur die Form der Augenhöhlen Gib- bonsartig, und deshalb will W. den Gattungsnamen Mesopithecus noch als Subgenus von Semnopitheeus anfrecht erhalien. Schon nach der ersten Beschreibung konnte Ref. sich nicht überzeugen, dass dieser Griechische Affe generisch eigenthümlich sei und ordnete denselben Pithecus unter, an den nunmehr vollständig bekannten Gebiss und Schädel ist wie sich Ref. durch Ansicht der Exemplare im Münchener Cabinet belehrte, die hier von W. ausgesprochene Identität mit Sem- nopithecus keinem Zweifel mehr unterworfen. — 2. Iclitherium vi- verrinum. Der Schädel gleicht dem der Viverrinen, ist aber. viel grösser, ebenso die Schneidezähne, die Eckzähne stark gekrümmt, aussen glatt, oben 3 Lück-, der Fleisch- und 2 Mahlzähne; der erste obere Lückzahn ein blosses Stümpfchen,, der 2. ist zweiwurzlig mit 6835 Hauptkegel und schwachem hintern Ansatze, der 3. nur‘ robuster; der Fleischzahn mehr der Hyäne als Viverren ähnlich; der 1. Kau- zahn gestreckt schiefdreieckig, am Aussenrande gebuchtet, der 2, nur halb ‘so gross. Im Unterkiefer ist der 2. Lückzahn einspitzig mit schwachem hintern Ansatze, der. 3, grösser mil stärkerem Ansatze. — 3. Hyaena eximia ebenfalls ein schöner Schädel 9 lang, Kiefer und Zähne. Der obere Fleischzahn unterscheidet sich von allen le- benden durch die geringe Entwicklung des innern Ansatzes, die 3 Hauptzacken stehen im Verhältniss wie bei H..crocuta, der untere durch den grossen hintern Ansatz, welcher vor der Abnutzung zweizackig ist, verschieden, der innere Zitzenhöcker fehlt ihm, —. 4. Machaerodus leoni- aus im Unterkiefer mit den bisher noch fehlenden letzten Zähnen, welche katzenähnlich sind, der letzte nur mit einer kleinen Kerbe am Uhnter- theil seines Hinterrandes, der vorletzte dreizackig mit stärkerer hin- ierer und schwächerer vorderer Wulst, beide an den meisten Rändern mit: zarter Einkerbung; der untere Eckzahn aussen sehr convex und ganz glatt, innen abgeplattet mit schwacher Wölbung längs der Mitte, an beiden Rändern sägeartig gezähnt. — 59. Felis attica n. sp. eine vordere Schädelhälfte von der Grösse unserer wilden Katze, doch ro- buster, Nasenbeine, Zwischenkiefer, Orbitalfortsätze der Oberkiefer und Jocbhögen wie bei der lebenden Art, ebenso das Gebiss, nur die Eckzähne kräftiger (worin liegt nun das specifisch eigenthümliche der Art?) — 6. Pseudocyon robustus n. sp. im ganzen Schädel, kurz, gedrungen, kräftig, im Schnauzeniheil ungemein verkürzt, die Stirngegend buckelartig gewölbt, die Jochbögen kräftig und weit nach - aussen gekrümmt, Stirnkanten weit hinten in eine schwache Leiste zu- sammenlaufend, das Infraorbitalloech über dem Vorderrande des Fleisch- zahnes gelegen und höher als breit; Schneidezähne nicht eigenthüm- lich, die Eckzähne aussen mit schwacher Längsfurche; obere Back- zahne hundeähnlich, doch der Fleischzahn mit vorderen Zacken, der erste Kauzahn ausser mit zwei stumpfen Zacken und starker Basal- wulst, ganz wolfähnlich, ebenso der zweite; der untere letzte Lück- zahn stark und zweiwurzlig, mit einfachem Vorderrand und zweiker- bigem Hinterrande; wahrscheinlich 2 untere Kauzähne; Schädellänge an der Basis 6°. Hieher gehört das früher als Canis lupus_primige- nius beschriebene Gaumenstück. Weniger Lückzähne als bei Canis, oben höchstens 2, wie ein- und ein zweiwurzliger, unten höchstens 3. Die Schädelconfiguration hat mehr Aehnlichkeit mit Amphieyon mi- nor,, welchen aber W. nicht in dieselbe Gattung mit A. major ver- setzen will. — 7. Hystrix primigenia n. sp. ein Schädel: mit ver- engter Occipitalgegend, die Nasenbeine abweichend vom lebenden H. hirsulirostris nach vorn stark verengt ähnlich der H, cristata, doch überhaupt grösser als bei dieser Art, die Schädellänge über 7“, Der frühere Nagzahn Lamprodon primigenius und die beiden untern Back- ‚zähne des Castor attieus (ef. Bd. IX. 211.) fallen diesem neuen Sta- ‚chelschweine zu. — 8. Sus erymanthins Schädelfragment und Zähne; “der Schnauzentheil breiter als bei Sus larvatus, die Zähne relativ 536 grösser, der hintere Ansatz am letzten untern Backzahne viel stärker, ‚der knöcherne Gaumen zwischen den obern Eckzähnen f?] enorm spa- telartig erweitert und dadurch von allen lebenden und fossilen Schwei- nen unterschieden. — 9. Rhinoceros Schleiermacheri ein fast voll- ständiger Schädel; das vordere Horn stand auf der breiten Wölbung der Nasenbeine, welche sich nach vorn abwärts biegen und zuspitzen, dahinter ein zweites Horn; die Schläfenleisten bleiben getrennt, die Jochbögen kräftig und stark, die obern Backzähne wie gewöhnlich. — 10. Rh. pachygnathus im Unterkiefer, nach vorm sich schnell ver- schmälernd, die vordern Backzähne kleiner, die hintern grösser als bei Rh Schleiermacheri, ohne Spur [?] von Schneidezähnen; ein Schädel- . fragment ohne characteristische Eigenthümlichkeiten,. der 2. 3. 4. ‚obere Backzahn mit innerer Wulst, die beiden folgenden sehr lang. -— 11. Mastodon attieus HL Oberkieferfragment mit 2 Zähnen, de- ren einer einen schmalen hintern zweihöckerigen Querhügel und vor- dern dieken Kegel hat und basal gewulstet ist, der andere grössere Zahn nimmt nach hinten an Breite zu, ist dreihügelig. — Dinothe- rium giganteum Schädelfragment mit jederseits 3 Zähnen und ein voll- ständiger Vorderarm, Elle und Speiche, Nashornähnlich mit ungeheurem Oleeranum, die Form unterbleibt wegen mangelnden Vergleichungsma- teriales [Verf. nimmt von meiner detaillirten Beschreibung des Rhino- ceros bieornis, javanicus und tichorinus im Jahresber. des naturwiss. Vereines 1850 Ill. 72--157 keine Notiz, obwohl dieselbe mit Hülfe der Cuvierschen und Blainvilleschen Abbildungen zur Vergleichung hin- länglich ausreichen würde, wozu ist dieselbe veröffentlicht? —- oder verlangt er noch eingehendere Beschreibungen? Giebel] — 13. Hip- potherium gracile zahlreiche Reste, darunter zwei grosse Mittelzehen, die eine mit der linken, die andere mit der rechten 3gliederigen Sei- tenzehe begleitet, wonach also die Dreizehigkeit dieser Gattung that- sächlich vorliegt. Wenn Verf. dadurch die Ordnung der Einzeher auf- hebt, so wird er consequent auch die Ordnungen der Crustaceen we- gen der Trilobiten, die Ordnung der Saurier wegen der Pterodacty- len und Enaliosaurier, er wird consequent ein von den lebenden Thie- ren ganz abweichendes zoologisches System aufstellen müssen. — 14. Antilope Pallasi n. sp. Hörner mit ansitzendem Schädelfragment und fraglich dazugehörige andere Stücke. — 15. Antilope Rothi n, sp. Schädelfragment mit leierförmigen Hörnern. — 16- Antilope Lind- mayeri grösseres Schädelstück. — 17. A. brevicornis zwei Paar Hörner. — 18. A. speciosa ein zweites Gaumenstück. — 19. Ca- pra amalthea ein Horn. — (Müncher Abhandl. VIII. 111 — 157. Tf. 3— 9.) V. Kiprijanoff, Fischüberreste im kurskeschen ei senhaltigen Sandstein,. VI. Fortsetzung. — Verf. unterschei- det hier die vorkommenden Wirbel von Knorpel- und Knochenfischen. Erstere sind Wirbel mit concentrischen oder kreisförmigen Wänden, solche mit strahlenförmige Wänden, oder solche ohne dergleichen 537 Wände, letztere haben strahlenförmige Wände oder bestehen durchweg aus Knochenmasse. Speciell beschrieben werden zunächst nur die Knorpelwirbel mit Kreiswänden und die mit Strahlenwänden. (Bullet. nat. Moscou 1857. XXX. 151 — 162 7f. 1. 2.) G. Romanovsky, über die Verschiedenheit der bei- den Arten Chilodus tuberosus Gieb und Dicrenodus Okensis Rom. — Dieser Aufsatz soll eine Widerlegung der von mir Bd. Ill. p. 77. gegebenen Kritik des Dicrenodus sein und sucht R. darin durch eine Darlegung der Unterschiede zwischen beiden Zäh- nen nachzuweisen, dass ich seine Beschreibung und Abbildung nur äusserst flüchtig angesehen habe. Eine äusserste Flüchtigkeit kann wohl nur Verf. die specielle Berücksichtigung der einzelnen Unterschiede nennen, er selbst aber offenbart durch diese neue Darlegung, dass er noch nie auch nur flüchtig das Gebiss ‚eines lebenden Haifischra- chens angesehen hat, denn dann würde er wissen, dass darin die einzelnen Zähne je nach ihrer Stellung noch erheblichere Unterschiede bieten, als die obigen Arten und nur darauf stützt sich meine Be- hauptung: dass die Gallungsunterschiede vollkommen passen und dass der russische Zahn nur die Hälfte des Wettiners sei. Das Studium des Zahnsystemes lebender Haifische wird den Verf. wohl überzeugen, auf wessen Seite hier die äusserste Flüchtigkeit ist, wenn er nach einem solchen den Dierenodus mit Chilodus und noch mit M’Coys Pristieladodus dentatus brit. palaeoz. foss. Tb. 3 G. Fig. 2, 3, ver- gleicht. (Bullet. nat. Moscou 1857. XXX, 290 — 295.) al: Botanik. - Bolla, Beiträge zur Flora Presburgs. — Auf ein 22jähriges Sammeln gestützt zählt Verf. hier die Arten der Presburger Flora mit ihren speciellen Standorten auf und zwar die Phanerogamen, nämlich 17 Gräser, 1 Typhace, 1 Alismacee, 12 Cyperoideen, 1 Iridee, 1 Juncacee, 3 Coronarieen, 6 Orchideen, 1 Strobilacee, 2 Thymeliaceen, 1 Amentacee, 1 Urtica, 1 Caprifoliacee, 1 Rubiacee, 24 Compositeen, 1 Cucurbitacee, 3 Campanulaceen, 2 Labiaten, 3 Asperifoliaceen, 9 Personaten, 2 Plantagineen, 2 Erica- ceen, 3 Contorten, 3 Umbelliferen, 3 Papilionaceen, 2 Corniculaten, 4 Portulacaceen, 3 Aiycideen, 3 Rosaceen, 2 OQuagrarieen, 8 Tetra- dynameen, 2 Papavaraceen, 3 Violaceen, 1 ‚Cistinee, 2 Ranuneu- laceen, 2 Geraniaceen, 8 Caryophyllaceen, 1 Hypericinee. Es sind dies nur diejenigen Arten, welche in Endlicher und Lumnitzers Flora fehlen. Dazu diagnosirt B. noch eine Urtica radicans n. sp. (Pres- burger Verhandl. I. 6— 14.) Holuby, weitere Beiträge zur Presburger Flora, welche andere 22 noch nicht aufgeführte Arten mit einzelnen Bemer- kungen nahmhaft machen. (Ebenda 15 — 18.) v. Pawlowsky gibt Beiträge zur Flora Oberung- arns, in welcher er die Umgebung von Kaschau zum Gegenstande ‘ wählt und die Arten der Waldbestände, Grasplätze und sonniger Ab- 37 538- hänge, der Wiesen, Aecker, Weinberge, der. Ufer, des Hernad und einiger entfernteren Gegenden aufzählt, (Ebenda 25 —29,) 0 Krzisch. liefert: eine ähnliche botanische Skizze des“ Wetterlin in den. kleinen Karpathen, dessen:Höhen 1400% nicht übersteigen. (Ebenda 51 — 55.) Holuby desgleichen von der Jaworina. (Ebda 69 -- 75.) Hazslinsky, die Laubmoose der Eperieser Flora. — Eine namentliche Aufzählung der Arten mit specieller Angabe des Standortes hauptsächlich des Branisko Gebirges und des Saros- Zem- pliner Trachytgebirges. (Ebenda IT. 1— 10.) Krzisch, phanerogame Flora des Oberneuterer Co- mitates. — Verf, bezeichnet die Gränzen dieses 60 Quadratmei- len messenden Gebietes, die geognostische Beschaffenheit, Bewässe- rung, klimatischen Verhältnisse, die pflanzengeographischen Verhält- nisse durch-eine Aufzählung der Familien welchen die 462 Gattungen mit 1075 Arten angehören und die Culturgewächse. Dann folgt die namentliche Aufführung der Arten mit Angabe der Standorte. (Ebda II. 19 — 108.) A. Wigand, die feinste Structurdervegelabilischen Zellenmembran. — Bekanntlich ist die Verdickung der vegela- bilischen Zellenmembran durch successive Schichtablagerung nicht voll- kommen gleichartig und zeigt besonders Jurch eine sehr feine spira- lige Streifung . einen zusammengesetzten Bau an. W. hat hierauf be- zügliche neue Untersuchungen angestelll. Bei Conferva melagonium ist die Dicke ‚der Zellenwand 1/,,,“ und zeigt deutliche Zusammen- setzung aus mehren Schichten, deren innerste dicker deren äussere ungleich dünner und kaum deutlich ‚zu zählen; die durchschnittliche Dicke . einer innern Schicht beträgt !/go00‘. Von aussen gesehen zeigt die Wand eine von Agardh auf Faserung gedeulete Streifung, allein. W. konnte sowenig wie Mohl von. einer wirklichen Faserung sich überzeugen, ja auf dem Querschnitte erscheinen die. einzelnen Schichten vollkommen homogen, Das gestreifte Ansehen erklärt sich vielmehr aus der. eigenthümlichen Biegung und wellenförmigen Fal- tung, welche die Membran an vielen Stellen des Querschniltes zeigt. Jede Schicht. ist so gebogen, dass nach aussen scharfe Winkel, nach innen runde Wellenberge vorspringen, nur dadurch entstehen die Agardhschen dicken Fasern. Ausserdem zeigt diese Alge aber eine noch. viel feinere Streifung, die Agardh durch Zusammensetzung der Membran aus Fibrillen erklärt. Dieselbe besteht aus 2 senkrecht auf- einander stehenden Liniensystemen, das eine der Achse parallel, das andere senkrecht gegen dieselbe, Den Agardhschen eigenthümlichen Ver- lauf und Verschlingungen der feinen Linien, überhaupt eine besondere Beziehung zwischen den letztern und den oben erwähnten Fasern kann W. nicht bestättigen; die feine Streifung findet sich ebenso wohl in der glatten Membran wie auf den Fasern, sie gehört der 539 Membran selbst an. An einem zerblätterten Membranstück sah W. in der obersten Schicht eine Querstreifung, in der darunter liegenden Längsstreifung, in der untersten gar keine Streifuing. — Die ziem- lich grossen schlauchförmigen im Kreise um die centrale Zelle ge- stellten radialen Zellen von Polysiphonia complanata lassen eine Längs- und Querstreifung erkennen. Im Querschnitt erscheint die Zellenwand stark verdickt, aus 2 Hauptschichten von ziemlich gleicher Dicke be- stehend oder die innere elwas dicker, die äussere dichter, weniger durchsichtig und farblos, die innere völlig durchsichtig, durch. Be- handlung mit Jod bläulich, jene aber gelblich. Beide Schichten beste- hen wiederum aus Schichten. Durch Behandlung mit Chlorzink quillt die Wand zumal deren innere Schichten auf, diese lösen sich z. Th, los und erscheinen dann bei der geringen Dicke des Schnittes wie freie Fasern. Ausserdem zeigt der Querschnilt an manchen Stellen Streifen, als gerade scharfe die Wanddicke quer durchsetzende Li- nien. Dieselbe finden gegen Agardhs radiale Faserung darin ihre Er- klärung, dass eine jede der {reien Membranen, aus welchen die Zel- lenwand gebildet ist, eine freie wellenförmige oder vielmehr ziezak- artige Faltung besitzt. Diese Fächerfalten sind sehr gleichmässig, da- her die regelmässige radiale Streifung, indess ist letztere doch auch in der Substanz selbst noch begründet, denn bei der Behandlung mit Chlorzink und Jod zeichnen sich die Streifen nuch sehärfer aus und sehen als blaue Linien auch durch die nicht blau gefärbte äussere Hauptschicht hindurch. Agardh erklärt ferner auch die concentrischen Linien des Querschnittes für Fasern, allein bei Behandlung mit Chlor- zink blättern sich diese Streifen deutlich als platte Schichten ab. Von der Länge betrachtet lassen diese Zellen in ihrer Wand feine Linien erkennen, unter sich und mit der Achse parallel, das sind ohne Zwei- fel die schon erwähnten Falten. Die feinen Querstriche auf der Zellen- wand kreuzen sich bald rechtwinklig bald schief mit den Längsstreifen, aber beide gehören verschiedenen Schichten an, wenn sie überhaupt an derselben Zelle auftreten. — Die Griffithsia equisetifolia verhält sich ganz ähnlich der Polysiphonia, auch bei ihr zeigt die Zellenwand der Länge nach eine weniger regelmässige Streifung, (uerstreifung fehlt, die auf dem Querschnitt stark verdickte Wand besteht unzwei- felhaft aus sehr zahlreichen feinen Schichten, deren W. 70 von Yaoo“ Dicke zählte, die äussere Schicht färbte sich durch Chlorzink und Jod gelblich, die Hauptmasse blau. Sie zeigen hie und da ebenfalls feine Faltung, und radiale Streifung. Durch Chlorzink theilt sich die Wand in dünne Häutchen ohne Längsstreifung. — Einen ähnlichen Bau hat Geramium diaphanum. — Bei den Bastzellen fand W. zwar eine feinere Streifung aber keine Thalsache für Faserung, Am schön- sten zur Beobachtung sind die Apocyneen; bei Vinca minor. ist die Bastzelle an den erweiterten Stellen mit 2 schiefwinklig sich kreu- zenden Systemen feiner Streifen gezeichnet, an manchen Stellen quer- gestreift. Auf dem Querschnitt zeigen sie deutlichen Schichtenbau z. Th. mit schönen Porenkanälen und die Streifung beruht nur auf 37* 540 feiner Runzelung der Menıbran. Die Bastzelle von Linum usitatissi- mum zeigt beim Quetschen und Behandlung mit Salpetersäure feine der Achse parallele Längsstreifung, Die Streifen laufen nicht immer ganz gerade, sondern setzen bisweilen ab, wodurch die Faser wie gegliedert erscheint. Zwischen diesen Knoten zeigen die Streifen oft geringere zuweilen feine wellenförmige Biegungen. Diese Längsstrei- fen sind ohne Zweifel nichts anders als die Grenzen zwischen den Schichten der bis auf ein enges Lumen verdickten Zellenwand. Schabt man nämlich die Faser der Länge nach so verschieben sich die äus- sern Schichten und falten sich wie ein Handschuhfinger ; oft entsteht dadurch ein darmförmiges Ansehen. Die Schichten müssen ziemlich lose unter einander verbunden sein, wie die Aufweichung mit Säu- ren verräth, oft lösen sich auch die äusseren Schichten als Lappen ab. Auf dem Querschnitt erscheinen die Fasern unregelmässig polygonisch, mehre zu einem Bündel verwachsen mit enger Höhle und deutlich ge- schichteter Wand hie und da mit feinen Porenkanälen. Bei gequetsch- ten Fasern beobachtet man bisweilen eine viel feinere schiefe oder spiralige Streifung gewöhnlich rechts aufsteigend, an einzelnen Stel- len auch sich kreuzende Liniensysteme; ferner an losgelösten Lappen der primären Membran zonenarlig eine sehr zarte Querstreifung, wel- che mit der spiraligen von einerlei Bedeutung zu sein scheint. TIe- denfalls sind die Membranen continuirlich und lösen sich niemals in eigentlich scharf gesonderte Fasern auf. Wenn die einzelnen Schichten durch chemische Einwirkung erweitert und losgelöst sind: so erschienen sie auch hier in Folge der Zerrung oft rehr fein und unregelmässig gefaltet, was zuweilen das täuschende Ansehen von feinen Faserbün- deln darbietet. Die spiralige Streifung der Leinenfaser kömmt nur in der primären Membranschicht vor. Die Bastzellen der Rinde von China regia liegen bald einzeln bald zu mehren gruppirt, sind relativ kurz und dick 1/,;, —!/ıs‘“ im Durchmesser. Die Wand ist zum Verschwin- den der Zellenhöhle verdickt und zeigt deutliches Schichtengefüge (30 —40 Schichten.) Feine Porenkanäle durchsetzen von der Höhle aus die Wand. Hin und wieder wird bei der Längsansicht der Faser ausser der Längsstreifung eine zarte schiefe Streifung bemerklich und schält man die Zelle: so zeigen die losgelösten Membranen dieselbe Erscheinung von abwechselnd hellern und dunklern Streifen, niemals Unterbrechung des Zusammenhanges, selbst der Rand ist nur unre- gelmässig gerissen, aber nicht in Fasern zerspalten. Noch lehrreicher ist die Betrachtung des mit Salpetersäure längere Zeit behandelten Quer- schnittes dieser Bastzelle. Hier sieht man radiale Streifen die Zelfen- wand durchsetzen ähnlich wie bei Polysiphonia und Griffithsia nur mit dem Unterschiede, dass diese Linien sich hier selten über die ganze Dicke der Wand erstrecken und dass sie nicht immer wirklich radıal sondern oft unter einem schiefen Winkel gegen die Schichtungs- linie gerichtet sind. Diese Streifen beruhen hier aber ausschliesslich auf einer innern Verschiedenheit der Substanz. Die einzelne Mem- branschicht besteht aus schmalen vertikalen bald senkrecht bald schief 541 gegen die Membranfläche gestellten Lagen von 2 durch Farbe und Licht- brechungsvermögen verschiedenen Modiflcationen des Zellstoffs von glei- cher Dicke und mit einander abwechselnd. Genauer betrachtet ist jede Schicht auf ihren beiden Flächen mit einer dünnen Lage von Zell- stoff von derselben Beschaffenheit wie die mehr durchsichtigen der eben genannten schmalen Lagen bekleidet, so dass man sich den Querschnitt wie ein leiterartiges Fackwerk aus einem stark Licht bre- chenden weniger dichten Zellstoff vorstellen kann, dessen Gefächer aus einem mehr weissen weniger durchsichtigen und dichtern Zell- stoff gebildet werden. Endlich sind noch die Zellenwände zu erwähnen, aus welchen die Zähne des Peristomes bei den Laubmoosen beste- hen. Sie zeigen zumal bei Hypnum eine ausgezeichnete Streifung, scheinbar scharfe Faserung, eine umkleidende homogene Membran fehlt. Die Richtung der Streifen ist meist horizontal, d. h. senkrecht gegen die Längsachse des Zahnes, oft jedoch auch dieser parallel. Ihre Erklärung findet diese Bildung durch die Uebergänge zu den die Spitzen der Peristomzähne bildenden Zellenfragmente. Bei dieser so- wie bei dem innern Peristom ist die Wand mit gleichmässig vertheilten halbkuglig erhabenen Wärzchen besetzt, zwischen welche die übri- gens ganz homogene Membran sichtbar ist. In den zunächst nach unten folgenden Zellen reihen sich die Warzen linienartig an einan- der. So beruht die Streifung der Zellenwand auf einer an gewissen Puncten überwiegenden Anhäufung des Zellstoffes. Alles zusammenfassend verhalten sich selbst solche Zellenwände, welche unmittelbar durchaus keine innere Verschiedenheit wahrneh- men lassen, nicht immer als ganz homogene Häute, sondern zeigen insofern ein bestimmtes Gefüge, als sie sich entweder in der Rich- tung einer Spirallinie spalten lassen oder beim Zerren und Reissen an den Rändern unregelmässig faserig zerschlitzen. Auch an der un- versehrten Membran lässt sich häufig eine regelmässige Ungleichheit im innern Bau nämlich eine Streifung in bestimmter Richtung wahr- nehmen, und zwar kann diese Erscheinung verschiedene Gründe ha- ben: a) in einer stellenweise überwiegenden Verdickung der Mem. bran; b) in einer feineren Faltung oder wellenförmigen Biegung der Membran; c) in einer innern Verschiedenartligkeit der Substanz also in einer chemischen Ungleichförmigkeit der Membran. Die auf dieser Ursache beruhende Ungleichförmigkeit der Membran folgt fast immer der linienförmigen Anordnung; in Beziehung auf die Richtung dieser Linien zu der Gestalt der Zelle kommen alle möglichen Verhältnisse vor, bald laufen sie unregelmässig, bald parallel mit der Achse, bald senkrecht auf dieselbe, am häufigsten aber spiral, bald ist es eine bald mehre Spiralstreifen neben einander, rechts oder links gewunden. Verschiedene Liniensysteme haben in verschiedenen Wandschichten ih- ren Grund. Nehmen die verschiedenen Schichten einer verdickten Zel- lenwand sämmtlich an dieser innern Structur theil® Nach der obigen Darlegung haben die Schichten eine verschiedene Structur. Meyen und Barry schreiben der primären Membran denselben faserigen Bau zu 542 wie den secundären, Moll und Crüger erklären dieselbe für durch- aus structurlos, Agardh lässt die Sache unentschieden, Schacht hält die äusserste und innerste Schicht für homogen, W. will keine. allge- meine Regel aufstellen und bemerkt nur, dass wo die Ursache der Streifung in einer feinen Faltung beruht diese Faltung auch in. der primären Wand wahrgenommen wurde. Nun über die Faserung der Membran. Ist dieselbe so gemeint, dass die Verdickungsschichten der Zellenwand aus einer oder mehren Fasern bestehen, welche so dicht gewunden sind, dass sie sich mehr oder weniger innig berühren, so jedoch, dass die benachbarten Windungen immer noch von ein- ander getrennt sind und nur durch die continuirliche umkleidende pri- märe Wand zusammengehalten werden: so ist eine solche Ansicht ‘von vornherein insofern zuzugestehen, als diess bei allen ring- spiral.- netzförmigen Zellen und Gefässen wirklich der Fall is, keineswegs aber, wenn es sich wie bei unserer Untersuchung lediglich um Mem- branen und Membranschichten von wirklicher Continuität also um die primäre Wand selbst handelt, um ununterbrochene Verdickungsschichten sowie um die spiraligen, ring-netzförmigen Ablagerungen innerhalb ihrer Continuität. Stellt man aber die Fasern sich als von Anfang unter einander verwachsen vor: so ist dies nur eine nneigentliche Ausdrucksweise und eine Faserstructur in diesem Sinne ist im Grunde gleichbedeutend mit der Annahme einer ursprünglich einfachen conti- nuirlichen Membran. Die Zusammenselzung der Zellenwand aus Fa- sern kann daher nur so gemeint sein, dass man im Anfang die Ent- stehung eines Systemes von Fasern annimmt, welche ursprünglich vollkommen frei erst in der Folge mit einander verwachsen oder durch eine neue Substanz verbunden werden. Der Ausdruck Faser ist ferner ein ganz unpassender, besser hiesse die Bildung Leiste, Crüger nennt sie Primilivfaser. Die Frage nach dem Ursprung der Zellenwand stellt sich nun so: entstehen die secundären Verdickungs- schichten als continuirliche Schichten oder zeigt sich anfangs bei der Ablagerung des Zellstoffs auf der innern Zellenwand eine ebensolche Unterbrechung dieser Schichten, wie diejenigen Unterbrechungen welche bis ans Ende des Zellendaseins bleiben , mit dem Unterschiede, dass jene in Frage stehende Unterbrechung durch Verwachsung in der Folge verschwinde® Aus der Beobachtung und Analyse der fertigen Bildungen spricht Nichts für die Fasertheorie. In den bei weiten meisten Fällen erscheint die Membran so vollkommen structurlos, dass an Faserzusammensetzung nicht zu denken ist, und in den Fällen, wo eine innere Structur nachzuweisen ist, passt für einen Theil der- selben die Annahme einer ursprünglichen continuirlichen Membran zur Erklärung der Thatsachen ebensogut wie die Annahme anfänglicher Untersuchungen. Crügers Zerlegung der Membran in Faserbündel hält .W. nicht für naturgetreu. Die deutliche Streifung an unversehrten Membranen besteht wie oben nachgewiesen nicht in Strängen, wel- che unmittelbar an eineinder liegen, sondern in Falten oder physica- lisch- chemischer Differenziruug des Zellstoffs, Es muss nach allen 543 diesen die Membrantheorie als die näher liegende so lange in ihrem Rechte bleiben wie sie mit den Thatsachen in Uebereinstimmung stehl. (Schriften der Marburger Gesellschaft 1857. VII. 89— 112.) W, Hofmeister, über die Fortpflanzung der Des- midieen und Diatomeen. — Die zahlreichen Untersuchungen dieses Gegenstandes geben über das weitere Schicksal der aus ‘Copu- lation entstandenen Sporen keinen Aufschluss. ‘H. 'bringt diesen 'zu- nächst von 2 Desmidieen. Cosmarium tetraophthalmum 'Kütz in Was- serlümpeln bei Wurzen häufig lieferte zahlreich copulirte ‘Exemplare. Dieselben sind ganz ähnlich wie sie Ralfs von C. margaritiferum be- schrieben. Die copulirten Cosmarien erscheinen an der eingeschnürten Stelle ihrer Mitte aus einander gesprengt. In jede Hälfte beider Mut- terindividuen erstreckt sich eine Fortsetzung der Haut der Copvlations- zelle, welche das Innere (der warzigen Schalenhälfte vollständig aus- kleidet. Der Inhalt der ‘Copulationszelle liess keine bestimmte Anord- nung wahrnehmen, er war meist in der Mitte unregelmässig geballt, einfach oder in mehre Haufen. Zugleich mit den 'copulirten Indivi- duen finien sich einzelne, weiche in (der Mitte beider ‘aus einander ‚gerückter Schalenhälften einen weitern zartwandigen Schlauch irägen vom Umfang beider Zellenhälften. Der Inhalt in dem primären Theil der Zelle war noch nicht wesentlich verändert, der der mittlern Aus- ‚weilung bestand aus einem dicken Wandbeleg aus Körnigem Proto- plasma mit sparsam 'eingestreutem Chlorophyll. In 'andern 'Copula- tionszellen lag eine kuglige Zelle von einer ziemlich dicken 'gallert- arlig aussehenden nach aussen glatten Membran. Mittelstufen zwi- schen diesem und dem vorigen Zustande liessen sich nicht auffinden, In andern Copulationen zeigte die junge Spore eine noch dickere nach aussen hin mit stumpfkegelförmigen Erhabenheiten besetzte Mem- bran, ‚welche eine Zusammensetzung aus zwei wasserhellen Schichten erkennen liess, die äussere derselben bleibt auch bei fortschreitendem Waehsthum klar und durchsichtig, ihre. Erhabenheiten entwickeln sich zu langen Dornen mit gabligen Spitzen; die tiefere Schicht aber wird dunkelbraun, erhält schwache Erhöhungen; eine dritte zartere farblose Schieht umgibt den Zelleninhalt unmittelbar. Anfangs Juli erschien der grüne Inhalt aller Sporen zu 'einem kugligen scharf um- gränzten Klumpen geballt frei im Mittelpunkte der Zelle; 3 Wochen später war er in 2 ellipsoidische Massen gesondert, welche bei der Isolirung sich als Primordialzeflen ergaben: der festen Zellhaut ent- behrende Körper mit im Wasser sich aufblähendem dünnen Veber- zuge aus Protoplasma, dem ein dicker Chlorophyll enthaltender Beleg anhaflete, einen mit durchsichtiger Flüssigkeit gefüllten Innenraum um- schliessend. Der diese Zellen umspülende Sporeninhalt wär nicht wasserhell, sondern getrübt von zahlreichen Körnchen, Im August hatte jede Primordialzelle in zwei kuglige Zellen sich getheilt, einige theilten sich bis Ende September nochmals, die meisten aber gingen unverändert in Winterruhe über und die Mehrzahl starb ab. Anfang 544 April des nächsten Jahres war an allen Sporen die stachlige durch- sichtige äusserte vollständig verwest, alle noch lebenden enthielten 8 oder 16 stark abgeplattete Tochterzellen, deren einige zwei seitliche Einbuchtungen hatten. Die bräunliche innere Schicht erwies sich als aufgelockert, die eingeschnürten Tochterzellen waren um die Hälfte grösser als die kreisrunden, aus der Spore herausgedrückt glichen sie in Form und Grösse dem Cormarium Meneghinii. — Aehnliche Er- scheinungen zeigte Cosmarium undalatum Cord. Auch hier zog sich der grüne Inhalt zusammen zu einer Kugel, die sich-in 2, 4, 8, 16 Massen theilte, dann diese zweilappig sich theilten und durch all- mählige Auflösung der Sporen frei wurden, Nach diesen Thatsachen steht fest, dass der Inhalt der durch Copulation zweier Individuen von Cosmarium entstandenen Sporen durch wiederholte Zweitheilung (Furchungsprocess) in 8 bis 16 Toch- terzellen sich umbildet, welche die Form der Mutterpflanze annehmen und durch Auflösung der Sporenwand frei werden. Die Entwicklung von 4 Tochterzellen hat A. Braun für Palmogloea macrococca Kütz nachgewiesen; noch näher stellt sich Mesotaenium Endlicheranum Naeg. Ferner beobachtete H. eine Palmogloea protuberans. Jede Zelle ent- hält hier einen sehr deutlichen Kern und in jeder Hälfte länger ge- streckter Zellen finden sich zwei, in kürzeren ein kugliger Stärke- mehl einschliessender Chorophylikörper. Vor der Theilung der Zelle verschwindet deren centraler Kern und im Mittelpunkte jeder Hälfte zeigt sich ein neuer Kern. Die Entstehung derselben an der Lager- stätte des primären und die nachträgliche Wanderung der Theilhälfte nach den Enden der Zelle hin, welche bei Spisogyra vorkömmt, ist für Palmogloea durchaus unwahrscheinlich. Nach der Theilung der Zelle durch eine quere Scheidewand, erfolgt die von Aussen nach Innen fortschreitende Trennung der Tochterzellen. Die so entstehende Ringfurche dringt immer tiefer ein, bis endlich beide Hälften voll- ständig von einander gelöst erscheinen. Schicken sich die Zellen zur Copulation an, so treiben sie aus einer der Seitenflächen einen sehr langen Fortsatz. Treffen zwei solcher Fortsätze auf einander, so verschwindet an der Berührungsstelle die feste Zellenmembran und die Hauptschichten des Inhalts beider Zellen vereinigen sich. Der lange beide Individuen verbindende Kanal wächst unter ansehnlicher Verkürzung in die Dicke und nun treten in ihn die Körnerschichten beider Zellen ein. Der Kanal wird weiter und kürzer, bis beide Zel- len zu einem unregelmässig viereckigen Körper zusammengeschmolzen erscheinen. Der Inhalt dieser Spore verliert die grüne Farbe, wird rothbraun. Seltener als bei den Desmidieen sieht man die Copulation bei den Diatomeen, wo sie wahrscheinlich rasch verläuft. Die beobach- teten Fälle sind folgende: Bildung einer einzigen sehr bald sich thei- lenden Copulationszelle bei Himantidium pectorale, Cymbella Kützin- gana, Cocconeis pediculus, C. placentula, Gomphonema lanceolatum, Schizonema Grevillei, Orthosira orichalcea, ©. Dickiei, O0. varians, 545 Surirella bifrons, Cyclotella operculata; Bildung zweier Copulations- zellen; Cocconema lanceolatum, €. cistula, Gomphonema dichotomum, lanceolatum, marinum, Achnantes longipes, Rhabdonema arcuatum, Colletonema subceohaerens. Bei wenigen Diatomeen, Epitlhemia, Cym- bella, Amphora geht dagegen der Copulation eine Zweitheilung beider Mutterzellen unmittelbar voraus analog der Theilung in zur Copula- tion sich anschliessenden Zellen des Closterium rostratum. Diese Thei- lung ist eine Längstheilung bei Cymbella pediculus, Amphora ovalis, Epithemia sorex, eine Quertheilung bei Epithemia turgida, gibba und verrucosa. Im Wesentlichen stimmt die Copulation der Diatomeen mit den Desmidieen überein. Schickt sich eine Zelle zur Copulation an; so entsteht in ihr eine die ältere Membran vollständig ausklei- dende ihr aber nicht anhaftende Haut um den gesammten Zelleninhalt, Ihr Wachsthum sprengt die alte Zellenmembran genau in der Weise wie es bei der vegetativen Theilung geschieht. Aus dem’ Risse tritt die junge glatte Haut blasenförmig hervor und vereinigt sich mit der ähnlichen Bildung einer benachbarten Zelle. Die aus der Copulation zweier Diatomeenzellen hervorgegangene Zelle nimmt sehr bald die Form der Mutterzelle an. Nach Smith ist es wahrscheinlich, dass die Colonien junger in eine Cyste eingeschlossener Individuen von Cocconeis eistula, Gomphonema dichotomum, Synedra radians aus der Vermehrung der Sporen hervorgegangen seien; unerklärlich ist hier- bei nur, wo die kieselkaltigen Schalen der Sporenzellen bleiben. In den Cyclotella operculata liefernden Wassertümpeln fand H. im Früh- ling kuglige Zellen, deren jede 32.bis 40 kleine Individuen derselben Art umschloss. Die Wand dieser Zellen erschien nach Innen und Aussen scharf abgegrenzt, der Inhalt flüssig; der Synhedra radians ähnliche Bildungen waren im Spätherbst zahlreich, und zwar die Zel- len einer körnigen Gallerte eingebettet. — Dass der Beginn der Üo- pulation der Desmidien und Diatomeen nur wenig von dem Anfange der vegetativen Zelltheilung sich unterscheidet, bedarf der Erörterung der letzteın. Pringsheim hat bei Oedegenium bereits darauf hinge- wiesen. Es ist in der That eine den ächten Desmidien allgemein zu- kommende Erscheinung, dass die ältern Theile der Membran einer zur Theilung sich anschickenden Zelle nicht wie anderwärts durch allseitiges Wachsihum der Grössenzunahme der Zelle stetig folgen, sondern dass diese äussern Schichten der Haut kurz nach der Thei- lung im Aequator der Zelle mit einer Ringspalte aufspringen. ‘Sie haften den Enden der Zelle noch fest an, werden aber durch Einschie- bung neuer Membransubstanz immer weiter entfernt. Ihre Bruch- ränder sind es, welche die den Endflächen parallelen Ringe der cy- lindrischen Seitenflächen der Zellen von Hyalotheca dessiliens und mucosa, die krausenförmigen Hervorragungen der Membran in der Mitte der tiefen Einschnürung der Zelle von Micrasterias und der grossen Euastren, der flachen Einschnürung der Zelle von Docidium, wie die Ringe im Aequator der Aussenfläche von Closterium darstellen. Bei leizien beiden sind nicht selten bis zu 6 zählbar. Dem Aufsprin- 546 gen der Haut der sich theilenden Zelle geht in allen Fällen die Bil- ° dung einer innern Scheidewand voraus. Aus den Schalenhälften der aufbrechenden Zelle desselben Docidium treten schon binnen einer hal- ben Stunde die an der Berührungsfläche noch innig verbundenen Toch- terzellen 1, —!/, der Länge einer der Schalenhälfte weit hervor. ‚Sie erweisen sich sofort von einer zwar zarten aber festen Zellstoli- haut umschlossen. Bei Cosmarium margaritiferum und bei Staura- strum dejeetum sieht man leicht, dass dem Hervortreten neuer Zell- 'hälften in ‚der tiefen Einsehnürung eine schwache Verlängerung des Isthmus und die Bildung einer diesen in seiner Mitte qaer durch- setzenden Scheidewand vorausgeht. Erst nach dem Aultreten dieser bricht die alte Wand der Mutterzelle ringförmig auf. Durch die her. vorquellenden innern den alten nicht fest anhaftenden jüngern Schicht der Membran werden jetzt erst die beiden Hälften der alten Zellhaut von einander entfernt. Die neuen Hälften sind zunächst nur von Aus- buchtungen der den ältern Hälften angchörigen Hautschicht ihres In- haltes ausgekleidet. Die Zweitheilung der in vegetativer Vermehrung beobachteten Diatomeen weicht davon ab. Schickt nämlich eine Zelle der Naviceula viridis zur Theilung sich an: so tritt eine den Haupt- seiten parallel den Nebenseiten derselben angesetzte Ringleiste auf, welche nach innen allmählig wachsend den Inhalt der Zelle mit einer Ringfurche einschnürt ganz ähnlich wie bei Cladophora. Ist die Leiste bis zum ?/, des kürzestem Zellendurchmessers gewachsen: so steht ihre Entwicklung still und es erfolgt der Rückzug der Primordial- schlauchhälften von ihr. Jede solche Zelle bekleidet sich an ihrer der Hauptseite abgewandten Seite mit einer neuen Membran, welche bald die ersten Andeutungen der eigenthümlichen Verdickungen, Rip- pen und Knoten einer der Hauptseiten unserer Pinnularia zeigt. Die Zelle hat damit ihre Theilung vollendet. Von der Nebenseite gesehen enthält sie 2 der Mutterzelle in Länge und Breite gleiche aber nur %/; ihrer Dicke besitzende neue Individuen. Die nach aussen ge- wendete Hauptseite jedes desselben ist die alte Hauptseite der Mut- terzelle. Ebenso mag es mit der schmalen Nebenseite der neuen Zelle sich verhalten. Die einander zugekehrten Haupttheile der Tochter- zellen aber sind neue Bildungen, beide werden aber noch zusammen- gehalten durch das Breite auf der Innenseite die Ringleiste tragende Mittelstück der Nebenseiten der Mutterzelle. Der Inhalt des Mittel- raumes ist eine durchsichtige Flüssigkeit, reines Wasser. Durch all- - mähliges Verwittern des sie zusammenhaltenden Membrangürtels wer- den die Tochterzellen endlich frei. Ganz ähnlich theilt sich Surirella bifrons, annalog auch die Bildung der Sporen von Pellia epiphylla. Hier bildet die Mutterzelle der Sporen 6 der Innenwand angesetzle sich kreuzende Leisten, die nach dem Mittelpunkte hinwachsen. Haben sie ?/; des Querdurchmessers der Mutterzelle erreicht, so theilt sich deren Inhalt in 4 sich zurückziehende Theile, welche mit einer Mem- bran sich umkleiden und zu Sporen ausbilden. während der tetrae- drische Mittelraum von Wasser erfüllt bleibt, — Die einander zuge- 547 wendeten bei der. Theilung neugebildeten Zellhauttheile der Diatomeen, noch ‚deutlicher der Desmidien sind noch einige Zeit nach der Ent- ‚stehung völlig glatt und eben, erhalten erst später die aus Zellstoll ‚bestehenden Warzen und Dornen. "Dasselbe gilt von den Fortsätzen der Aussenhaut aus Copulation entstandener Sporen der Euastren, Cosmarien und Staurastren. Noch auffälligeres Verhalten zeigt die Zellhaut eines fraglichen Desmidiums in den Tümpeln bei Leipzig. Dasselbe besteht in genau kugligen dickwandigen Zellen reich an Chlo- rophyll, welches die Innenwand auskleidet und zugleich ein System radial gestellter Platten bildet. Vielleicht sind diese Zellen aus Co- pulation entstandene Sporen einer grossen Desmidiee. Diese Sporen aber sind alle dornig mit Ausnahme derer von Xanthidium armatum, Die Zellen erscheinen häufig von einer weitern Haut umgeben, imner- halb deren dann die Zelle frei schwebt. Man findet die leeren Häute öfter, oft bis zu 6 in einander geschachtelt. Sie besitzen eine Oell- nung, gegen welche hin sie sich verdünnen und die den Oeffnungen ın der Zellwand der Cladophora zum Austritt der Schwärmsporen ähneln. Zur Vereinigung der Erscheinungen der Einleitung vegetativen Zellvermehrung mit den Vorbereitungen zur Copulation ist zu beach- ten, dass bei den Desmidien in beiden Fällen um den gesammiten In- halt der Zelle eine neue Membran gebildet wird, welche zwar der ältern dichtanliegt, ihr aber nicht wie Verdickungsschichten fest an- haftet. Das Wachsthum der jungen Membran sprengt die starke ältere, bei der vegetativen Vermehrung stets ringförmig, bei der Copulation meist nur einseitig mit. klaffendem 'Spalt. Nun erst tritt ein Unter- schied beider Entwicklungsgänge hervor, indem bei der Zelltheilung Scheidewandbildung erfolgt, während bei der Copulation der hervor- tretende Theil der jungen Membran fortfährt sich nach aussen zu er- weitern, ohne dass in vielen Fällen eine Sonderung des Inhaltes in zwei Hälften eintritt. Die innerste Membranschicht bleibt mit ihren die leeren Hälften der ältern Zellhaut auskleidenden Theilen vollstän- dig in diesen stecken bei Hyalotheca, Bambusina, Cosmarium. Aber schon bei letzterer Gattung kommt es bisweilen vor, dass die Fa- den der vereinigten innern Häute der copulirenden Zellen aus den abgeworfenen Schalen der mütterlichen Zellen sich herausziehen, im äussersten Falle vollständig, so dass die aus Zusammenfliessen der Innenhäute zweier Individuen entstandene Zelle, innerhalb deren die. Spore sich bildet, zur Abrundung befähigt wird. Von den Desmidien unterscheidet sich wie die Zelltheilung so auch die Vorbereitung zur Copulation der Zygnemeen dadurch, dass bei letztern die Wand auch der ältesten Zellen in ihrer garzen Masse wächst und nicht aus Ris- sen oder Spalten jüngere Membranschichten hervortrelen lässt. Bei den Diatomeen geschieht die Zweitheilung wie die Copulation allge- mein durch und nach vorausgängiger Zusammenziehung des Inhalts oder der getrennten Inhaltspartien der betreffenden Zellen und in nicht weniger Fällen erfolgt die Copulation während und unter Zweitheilung des contrahirten Inhaltes. (Leipz. Ber. 1857. 1.18—38.Tf.) e. "548 Zoologie. Bleeker, das Vorkommen von Fischen in Echinodermen und eine neue Species von Oxybeles. — Verf. erhielt aus Ternate eine Culeita discordia Ag von 176“ Durch- messer mit einem Exemplar von Oxybeles Brandesi Blk von 111 Länge, das in dem Seesterne enthalten gewesen war. Der Ueber- sender Goldmann schrieb dazu: das Sonderbare ist dass in dem gros- sen Seesterne ein kleiner Fisch mit langem Schwanze lebte. Das Thier wurde mit dem Netze gefangen und beim Aufschneiden der Fisch in der schleimigen Flüssigkeit sich lebhaft bewegend gefunden. Schon vor einigen Jahren erhielt Bl. von Pflaum einen Oxybeles von Ceram mit der Bemerkung, dass derselbe stets in einem Seesterne angetroffen werde. Hält sich nun dieser Fisch im lebenden oder todten Seesterne auf. In dem übersandten Seesterne waren die Ein- geweide noch in guten frischen Zustande und die Leibeshöhle des Thieres ist gross genug um die freie Bewegung von mehren kleinen Fischen zu gestatten, die in der Leibeshöhle enthaltende Flüssigkeit scheint zu ihrer Ernährung sehr tauglich zu sein. Aber wie und wann kömmt Oxybeles in die Culcita® Eine neue Oxybeles nennt Bl. wegen der schlanken Form O0. lumbricoides von Ceram, 142”! lang, der Oberkiefer endet unter dem hintern Theile des Auges und die Brustflossen sind wenig entwickelt. Bald darauf erhielt er wieder ein 130‘ langes Exemplar von O. Brandesi, welches Ross auf den Kokosinseln in dem Körper eines Tripang mas gefunden. Letztere Art ist gelblich mit rothen Flecken 1’ lang. Ross sah den Fisch aus der Holothurie herausspringen, als diese zum Zwecke ‚der weiteren Bereitung als Nahrungsmittel aufgeschnitten wurde. (Archiv holländ. Beitr. I. 255 — 257.) Schiff, zur Anatomie von Chiton piceus. — Entfernt man die Schalen vom Rücken ohne Verletzung der sehnigen Schalen- kapselhaut: so sieht man wie jede der 8 mit einander verwachsenen Kapselmembranen nur mit ihren Rändern der Schale fest anliegt. Der Vorderrand jeder Membran ist stets vom Hinterrande der vorherge- henden dachziegelförmig bedeckt und in die liefe auf diese Weise entstehende Furche schieben sich obere Ränder oder Gelenkvorsprünge des Articulamentum jeder Schale. Der Hinterrand jeder Kapsel be- steht aus 2 durch eine quere Furche getrennten weissen starken sehnigen Querstreifen ; der obere dickere Streif legt sich den Hinterrand des Articulamentum der entsprechenden Schale von unten an, der hintere dünnere Streif verwächst von oben mit dem vordern Theil des Arti- culamentum der folgenden Schale, so dass die Schalen von vorn voll- ständig eingekapselt sind, ihr hinterster Rand aber- frei bleibt. Dem mittlern Ausschnitte des Vorderrandes der Schalen entspricht in der Mitte jeder Sehnenfläiche des Hinterrandes der Kapselmembran ein schwacher durch einen seichten Ausschnitt in zwei Lappen getheilter Vorsprung. Die Seitenränder der Kapselmembran bilden ebenfalls eine etwas vertiefte Furche, welche den Seitentheil des Articulamentum 549 umfasst. Den kleinen Zähnchen des letztern entsprechend erscheint die sehnige Membran hier mit gesägten Einkerbuugen, welche in der Mitte ihrer Längenrichtung durch eine der Incisur des Articulamentum entsprechende erhabene kleine Querfalte unterbrochen sind. Das dünne Mittelfeld jeder Kapselmembran zeigt als weisse erhabene Linien die unter der Haut gelegenen mit ihr verwachsenen Sehnen der drei gröss- ten Schalenmuskeln. Die von beiden Seiten her in der Mittellinie vereinigten Sehnen der geraden Schalenmuskeln fassen die. Aorta zwi- schen sich. — Das Herz liegt mit der Aorta unmittelbar unter der 6. bis 8. Rückenschiene die ganze Breite des Rörperrandes einneh- mend und die Aorte läuft längs der Mittellinie zum Kopfe, Nach oben wird das Herz von einer der Kapselhaut innig anhängenden Membran bedeckt, welche mieroskopisch gefaltet ist. Unten ruht es auf einer andern Membran, welche hinten entspringend viel stärker . als die obere ist, nach vorn aber sehr verdünnt und am Vorderrande des 7. Segmentes verschwindet. Von oben frei gelegt sieht man eine mittle Herzkammer mit 2 durch Einschnürung getrennte Anschwellun- gen und 2 seitliche fast dreieckige Vorkammern, welche je durch 2 Oefinungen in die Kammer münden. Ausser der Aorta kömmt kein Gefäss aus dem Herzen, obwohl Middendorff solche annimmt. In der Substanz des Körperendes sind die beiden Vorkammern durch einen winklig gebogenen Kanal so vereinigt, dass sie nur eine den Ventri- kel hufeisenförmig umgebende Vorkammer mit 4 Atrioventricularöff- nungen vorstellen. Die Vorkammern sind ganz dünnwandig, durch- sichtig, farblos, die platte Herzkammer gelblich, rauh mit derben Wandungen, nur an 2 Stellen sehr dünn und durchsichtig, die eine schmal in der Mittellinie gelegen, die andere breit und vorn; beide sind Lücken im Epithelialüberzug, welcher die Stelle des Pericardiums vertritt. Die innere Herzfläche besitzt ein zartes Epithel. Die Atrio- ventrikularöffnungen haben je 2 kleine Klappen. Die Aorte liegt an ihrem Ursprunge dem hintersten Ende des Ovariums auf und ist von diesem durch die Haut geirennt, welche dem Herzen als Unterlage dient, wo sie aufhört, liegt sie dem Ovarıum unmittelbar auf in einer besondern Längsfurche. Nach unten gibt sie eine Reihe von Eier- stocksarterien ab, 9 bis 6, und 2 dünne seitliche Gefässe gehen für den Mantel ab. Die Aorte !ist gelblich und von der Structur der . Herzkammer. Ueber dem Kopfe angekommen spaltet sie sich in grosse nach vorn umbiegende Aeste, aus jedem bald noch einen kleinern absendend, welcher sich gegen den Mund wendet. Andere Arterien fehlen gänzlich, das Blut bewegt sich in Lücken weiter. In der After- gegend mündet die Kiemenarterie frei in den hintersten Theil der Eingeweidehöhle. Aus ihr führen feine Kanäle in die Kiemenblätter und aus diesen rückführende deutliche Gefässe in die neben der Kie- menarterie liegende Kiemenvene. — Geschlechtsorgane liegen oben unter den Herzen. Der Eierstock hat etwa die halbe Breite des Thieres, nach vorn schmäler bis in die Gegend.der zweiten Rücken- platte reichend. Er bildet einen schön orangerothen Sack, dessen Wände oben längs der Mitte aus einander weichen, um die Aorte zwi- schen sich’ zu nehmen. Die Oberfläche ist durch tiefe Furchen in’ seitlich symmetrische Lappen und diese wieder durch seichtere Pur- chen in einzelne Wandungen abgetheilt, gehirnähnliche Windungen. Die Eier und ihre Keime liegen in der Dicke der Wandungen, die Höhle des Sackes selbst ist ganz leer, nur von weissen Strängen durehzogen, welche die Ovarialarterien sind, Die Innenwand des Sackes ist mit langen Zotten dicht besetzt, welche von Endästen der Arterien umfasst werden. Die Eier bilden sich in der Wandung und reifere findet man an der Basis der Zotten, die wahrscheinlich platzen und die Eier in die Höhle des Sackes schütten. Die Eileiter enden in’ den Kiemenrinnen, sind in ihrer vordern Wand sehr dünn und innig mit dem hintern Zwergfell verwachsen; verlaufen gradlinig nach aussen. Die Hoden sah Sch. nicht. -— Verdauungsapparat. Die quere Mundspalte besitzt ausser dem Sphineter noch andere nach aus- sen’ und unten gelegene Muskeln. Kiefer fehlen gänzlich, aber die Schleimhaut ist'an ihrer Statt sehr hart und schwach längsgefurcht. Ein kleiner Vorsprung im Grunde der Mundhöhle ist Middendorfls Zunge. Speicheldrüsen konnten nicht gefunden werden. An der un- tern Wand des Pharynx öffnet sich der Zungenapparat. Eine Reib- platte ragt hier mit ihrem verbreiterten flachen Endtheile in den Ver- dauungskanal hinein, während die Wände des Pharynx sich hier in einen Jangen schmalen nach hinten gerichteten Sack, die Scheide der Reibplatte ausbuchten. Nach hinten und unten vom Pharynx neben und theilweise unter der; Reibplattenscheide finden sich die beiden Zungenknorpel mit vielen Muskeln. Diese Knorpel sind vollkommen geschlossene mit einer Flüssigkeit angefüllte hohle Blasen mit knor- pliger Wandung, ‘aussen von einer dicken Muskellage umgeben, auf welche nun Sch. sehr speciell eingeht. Die Reibplatte besteht aus einer farblosen Chitinmembran und den Zähnen. Die Mittelreihe der nach hinten gerichteten Zähne trägt nicht nur oben einen glänzenden dreieckigen Höcker, sondern einen ähnlichen mehr runden in der Mitte ihrer fast gerade nach unten abfallenden Hinterseite. Die Seitenhaken der ersten Reihe hahen etwa die Form eines schief gestellten halben Hohleylinders, dessen oberer verdickter Rand schräg abgestutzt ist, dessen hinterer Längsrand oben ausgebuchtet ist. Ein kleiner Zwi- schenhaken ist schwer zu sehen. Der dritte Seitenhaken ist ein ge- krümmter am Rande etwas geschlizter Becher auf dünnem Stiel, der in seiner Höhlung einen sehr harten prächtig glänzenden schwarz- braunen linsenförmigen Körper trägt, an seiner Basis zwei hornige Seitenanhänge. Der 4, Seitenhaken gleicht einem Löfllel auf dreieki- ger Basis und nach vorn mit einer halbmondförmig verdickten Platte. Weiter nach aussen folgen noch 2 gelbliche Plattenreihen. Ausge- streckt reicht die Reibnlatte vom Munde bis an das hintere Dritttheil des Thieres, ihre Scheide liegt neben dem Oesophagus und unter der Leber z. Th. in dieser selbst. Der Oesophagus ist immer schwach längsgefurcht, vorn mit zwei eigenthümlichen Blindsäcken, welche wohl 551: Sekretionsorgane sind. Der Magen ist vielfach in die Leber und: den Darm eingehüllt; am Oesophagus bildet er eine viereckige Ausbuch- tung innen blättrig längsgefaltet, dann kommt der eigentliche Magen mit unregelmässig, gelalteter Schleimhaut, in Form einer Reisetasche rechterseits mit einer blinden Ausstülpung. Der Darm windet sich vielfach in der Leber spiral, beginnt an der linken Seite des Ma- gens, schlägt sich um die grosse Curvalur desselben schief nach oben und hinten, tritt dann auf die Rückseite der Leber, deren Vertiefun- gen folgend, dann auf die Bauchseite, wo er abermals einige Wen- dungen macht und endlich als gerader Schlauch zum After läuft. Bei 55mm Länge des Thieres misst der Darm 525%®, Die Leber besteht aus zwei Hauptiheilen und bildet einen Sack mit doppelten Wandun- sen, deren äussere oberflächlich dicht mit spiralig geordneten Zotten- läppchen besitzt ist. Die Ausführungsgänge der letztern durchbohren den Sack ziemlich dieht neben einander von aussen nach innen, so dass das Secret in den engen Raum zwischen beiden Wänden gelangt. Der innere Sack hat gar keine seitlichen Oeflnungen, in ihn stülpt sich die Scheide der Reibplatte, Der äussere Sack ist nervenreich. Die Nieren fand Sch. wie sie Middendorff beschreibt; das Nervensy- stem wie Garner dasselbe schon dargestellt hat, Die Reihe der Kie- menblättchen beginnt gleich hinter dem Kopfeinschnitt und erstreckt sich bis ganz nahe der Afterwarze, die vorderen sind viel kürzer als die mittlern, die hintern etwas kürzer, ihre Zahl etwa 80 jederseits, Ihre Form ist ein. langgezogenes Dreieck, 5 bis 6 mal so lang als an der Basis breit. Unter dem Microskop sieht man, dass jedes Blättchen aus einer centralen Achse und zwei Reihen von Läppchen besteht, 50 bis 60 jederseits, alternirend auf beiden Seiten. Der sanze Kreislauf in den Kiemenblättchen geschieht in deutlich gewan- deten Gefässen. (Zeitschr. wiss. Zool. IX. 12—46. Tf. 1. 2.) Köllicker, zahlreiche freie Ausmündungen am Ge- fässsystem der Gestoden. — In Nizza fand K. im Darm von Muraenophis saga einen jungen Bandwurm mit 2 röthlichen Kopfflek- ken und einem Stirnnapf, der mit einer van Benedenschen Scolexform identisch zu sein scheint. Die erste Untersuchung zeigte gleich ein eigenthümliches Verhalten der Gefässe, nämlich viele freie Ausmün- dungen, wie sie Wagner schon bei Taenia osculata, Triaenophorus und Dibothrium beobachtet hat. Jener Scolex hatte 4 Längsstämme, die am hintern Leibesende aus einem contraclilen nach aussen sich öft- nenden Behälter enisprangen und an den Rändern des platten Leibes bis in den Kopf verliefen, wo sie verschwanden. An zweien der Seitenstämme nun und zwar den äussern fanden sich in den vordern 3/, des Körpers und vielleicht auch noch weiter hinten zahlreiche un- ter rechtem oder spitzem Winkel abgehende Nebenäste, von denen je- der ‚ungetheilt bis zur Haut verlief und mit einer unzweifelhaft sehr deutlichen Oeffnung. von 0,001 bis 0,0015‘ ausmündete. Alle Ge- fässe, deren Inhalt wasserklar war und deren Durchmesser 0,001 bis 552° 0,004“ betrug halten eine deutliche feine Haut, waren jedoch ohne Flimmerorgane und besassen auch keine Contractilität. Der ganze Leib des Thieres enthielt sehr zahlreiche Kalkkörner von ovaler Form, sonst keine Spur besonderer Organe. /Ebenda 139.) Köllicker, eigenthümliche an den Gefässen der Holothuria tubulosa ansitzende Körper. — An den Darm- und Lungengefässen dieser Holothurie fand K. in Nizza bei mehren Individuen besondere milchweisse runde Körper von ziemlicher Grösse, welche bisher noch kein Beobachter erwähnt. Es sind gestielte Bla- sen mit deutlicher Hülle und körnigem dunklen fettähnlichen Inhalt, welche unabänderlich zwei keimbläschenartige Körper, jeder mit ei- nem grossen fein granulirten keimfleckartigen Gebilde enthalten. Einige dieser Gebilde sassen auch breit den Gefässen an und waren von den flimmernden Peritonealepitel überzogen, während die gestielten immer nackt waren. Man denkt dabei an die Schnecken der Synapta, doch konnte K. nichts ermitteln, was weitern Aufschluss gab. (Ebda 138.) A. Scacchi, Catalogus Conchyliorum Regni Neapo- litani quae usque adhuc reperit. Neapoli 1857. 8. — Die erste Auflage dieses Catalogs erschien im J. 1836. Er besteht in einer namentlichen Aufzählung der Arten mit einzelnen Bemerkun- gen und Diagnosen der neuen, weiche auch auf einer lithographirten Tafel abgebildet sind. Da möglicher Weise die neuen Arten häufiger in unsere Sammlungen als das 19 Seiten lange Heftchen in unsere Bibliotheken gelangt: so nehmen wir die neuen Diagnosen hier auf, Cardita minuta: testa minuta, crassa, luteosordida, punctis ru- bris pieta, oblique trigona, latere postico longiore, transversim striata, striisque longitudinalibus vix conspicuis,, margine crenulato, umboni- bus acutis; valva dextra dente unico cardinali transversim extenso, valva sinistra dentibus duobus inaequalibus. Alta 2“, lata 11“. Pausilipi. Erycina erenulata = Cyclas Sebetia Cost: testa parva, trigona, fragili, alba, nitida, margine ad latera crenulato, umbonibus obtusis; dentibus duobus cardinalibus disjunctis in utraque valva: ligamento, interno inter dentes recepto, ligamento externo vix conspicuo, alta 2, lata 21/5‘ — Erycina pisum: testa parva, subglobosa, tenui, ni- tida, striis transversis tenuissimis; cardine in antica parte callo lineari pro ligamento interno insignito et posterius dente simplici in valva dextra, et bifido in sinistra. Alta aeque ac lata 21/2“ — E.violacea: testa minutissima subtetragona, fragili, dilute violacea, umbonibus obtusis, dentibus cardinalibus duobus distinctis in utraque valva; li- gamento interno dentibus anterioribus adhaerenti; alta 1 Alle bei Pausilipi. Thecidea spondylea: testa parva, solida, lapilli faciem referente, exterius irregulariter rugosa, interne tuberculata; valva majori intus lamina bipartita prope Cardinem insignita et post lamina squamulis duabus mobilibus; valva minori suleis geminatis margine aculeatis ex- cavata et lamina ciliata inter sulcos decurrente instructa; 2. Chiton scytoderma: celypeis 8 rubris per longum obsolete stria- tis, triangulis marginalibus tenui scabritie obtectis; fascia marginali lata, coriacea, rubra, superficie punctulis minimis asperata, limbo setis deciduis instructo. 61/,“ long. 4/a‘“ lat. bei Neapel. — Ch. ca- 593 prearum: clypeis 8 tuberculatis virescentibus, fascia marginali sguamo- somuricata, perbelle ciliata. long. 6“, lat. 41/4‘. — Ch. Spec. ind: elypeis 8 versicoloribus per longum striatis, triangulisque lateralibus un striatis,; fascia marginati squamulis minimis obtecta. long. erjat. 0%. Mitra columbellaria: testa parva ventrosa alba vel fulva: anfra- etibus 6 transversim striatis, striisque obsoletis per longum dispositis, suturis inconspicuis, primo anfractu rotundato, glabro, columella bi- plicata; labro acuto interne .striato; alta 21/4”. Bei Neapel. — Colum- bella minor: testa parva laevi alboflavescente, lineolis fulvis obsolete reticulata; anfractibus octo, ultimo in medio pallidiore, in specimini- bus perfectis epidermide flavescente per longum striata obtecta; co- lumella oblique striata, ultra labrum parum porrecta; labro crassius- culo interne denticulato; alta 4". Bei Neapel. — Purpura picta: testa parva, albosordida, lineolis fuseis interruptis transversim picta, ultimo anfraciu in medio pallidiore; transversim striatorugosa, per longum laeviter plicata, columella ultra labrum parum producta intus superne, uniplicata, inferius denticulata; labro varicoso interne striato; alta 4“. Pausilipi. Murex leucoderma: testa alba ventrosa, costis acutis per lon- gum oblique digestis, sexies in quoque anfractu repetitis, superficie Ber ut in fossilibus terrea, dealbata; superficie interna et anfractu extremo nitentibus; apertura ovata, in caudam brevem desinente; co- lumella vix umbilieata; labro marginato; alta 6/5“. Bajä. — M. coral- linus: testa parva rubra anfractibus sex, transversim striata costisque crassis per longum digestis; apertura ovata; labro intus dentato; caudo brevi clausa; alta 5’, lata 2. Cumae. en Pleurotoma rudis.: testa fusca fasciis pallidioribus, anfractibus rotundis, cancellatis et muricatis; labro erasso interne striato, cauda vix ultra labrum producta; alta 10— 11. — Pl. coneinna: testa albo- sordida, lineis transversis rubrofuscis inconcinna ornata; transversim striata, per longum costata; apertura dilute violacea; alta 8“ — DI. versicolor: testa oblonga nigricante vel fusca: saepe albomaculata, an- fraetibus rotundatis S—10, superficie reticulata, apertura angusta; labro erasso intus dentato,; cauda vix producta; alta 8“. Neapel. — Pl. nana: testa parva ovatoventrosa rufofusca, linea pallidiore per medium ultimi anfractus decurrente; striis transversis exilissimis costis- que in longum digestis; labro acuto; alta 3'/2“. Pausilipi. — Pl. gra- eilis, testa fusiformi subpellueida, colore corneo, nitente, costis per longum digestis, lineolis obscurioribus ornatis; anfractibus octo, ultimo - inferius saepe fusco, labro acuto; alta 5. Pausilipi. — Pl. pusüla: testa parva glabra alba; lineis fuscis confertis, saepe attritu evanidis, transversim ornata; costellis numerosis, obliquis in longum dispositis, anfractibus rotundatis; alta 21/2“. Im tarentinischen Busen. Phasianella intermedia: testa ovatoconica, nitida, fusco rubro albogue varia, saepius maculis albis rhomboidalibus per series trans- versas dispositis; suturis parum impressis; apertura ovata; operculo lapideo albo, externa superficie gibbo laevi, interne spirarum orbes ostendente alta 4”. Neapel. — Rissoa similis: testa parva alba, anfra- etibus 6— 7, costellis tumidis per longum dispositis, striisque trans- versis parum conspicuis; apertura ovato marginata, ore amethystino; labro penultimi anfractus latitudinem non superante; alta 11/4“. Im tarentinischen Busen. — A. turritella: testa alba turritosubulata, anfractibus planis 11—14, costellis obliquis in longum digestis pul- chre ornata; alta 5“. Ebda. — A. polita.: testa conoidea, cerassa, la- ctea nitida, anfractibus 7 suturis vix impessis, apertura subrotunda et columella uniplicata; alta 3. Neapel. — AR. sinuosa: testa subulata lactea, nitidissima, anfractibus 12—15, suturis inconspicuis, saepe, . 38 504 apice curvato, apertura ovata; labro superne sinuoso; alta 4,” Pausilipi. Cyelostoma coneinnum: testa turrita fragili alba nitenti, costel- lis confertis in longum digestis ornata; anfractibus conyexis 7—8 suturisque profundis; alta 31/,“. Seissurella Orbignyi: testa minutissima fragili umbilicata, aper- tura dilatata; labro superius scissura profunda insculpto; anfractibus tribus, ultimo maximo, costellis obliquis ornato et secundum seissura directionem carinato; 1“. Pausilipi. ’ Fr. Moore beschreibt folgende neue Lepidopteren aus dem nördlichen Indien: Pieris nama, seta, sanaca, indra, Dur- vasa, ianaka. (Ann. mag. nat. hist. Novbr. 383 — 386 ) Ph. L. Selater diagnosirt folgende neue südamerikani- sche Formicariidae: Grallaria ferrugineipeetus, loricata, Hypo- enemis melanopogon, Formieivora melaena, uroslicta, brevicauda, Hauxwelli, cinerascens, Herpsilochmus pectoralis, Dysithamnus xan- thopterus, Thamnophilus melanothorax, melanoceps. (Ibidem Decbr. 464 — 466.) Desgleichen Euphonia Gouldi n. sp..in Gualimala und Mexiko. (Ibidem Octbr, 319.) Ferner die südamerıkanischen: Formicarius Lrivittatus , Conopo- phaga castaneiceps, Hvpocnemis elegans, Formieivora haematonota. (Ibidem Novbr. 376 — 378.) Endlich drei neue Todirostrum: calopterum, capitale, exile. (Ibidem 382.) Joh. Couch, Bemerkungen über die an den Küsten von Gornwall vorkommenden Wale. — Die Arten sind Ba- laena musculus bis 100‘ Länge, B. rostrata, longimana, Physeter ma- erocephalus, Ph. tursio, Hyperoodon rostratum, Delphinus delphis, D. tursio, D. Mongitori, D. deductor, D. orca, Phocaena communis, Delphinaptera albicans. /(Ibidem Dechr. 424— 439.) al. Miscellen. Die amerikanische Dampforgel (Steamorgan), „Kalliope‘ genannt, erregt seit ungefähr einem Jahre in den Vereinigten Staaten von Nordamerika allgemeines Aufsehen. Nachdem sie alle grösseren Städte der Reihe nach durchwandert und die lauschende Menge im Norden, Süden, Osten und Westen mit ihren grellen Tönen erfreut hat, nahm sie in den Räumen des Krystallpallastes zu Neu-York wäh- rend der 29. Ausstellung des Franklin-Instituts einen mehrwöchentli- chen Aufenthalt und hilft den Besuchern die gegenwärtige Geldkrisis vergessen, denn sobald ihre dumpfe Stimme erschallt, drängt sich Alt und Jung in ihre Nähe, um sich keinen ihrer süssen Laute entgehen zu lassen, obgleich ihre Töne bis in die äussersten Winkel des Pal- 599 lastes laut und vernehmlich dringen. — Die Kalliope eignet sich weni- ger zum Aufspielen heiterer Weisen als vielmehr zu ernster Musik. Es ist deshalb der Vorschlag gemacht. worden, die Dampforgel in grossen Kirchen in Anwendung zu bringen und zu diesem Zwecke hat sich eine Dampfmusik-Actiengesellschaft in Worchester im Staate Mas- sachussetts gebildet. — Die Einrichtung der Dampforgel ist übrigens sehr einfach. Auf eine starke Dampfröhre, welche mit einem Dampf- kessel in Verbindung steht, ist eine Anzahl nach der Tonleiter ge- stimmter Dampfpfeifen aufgeschraubt. Jede dieser Dampfpfeifen ist mit einem Ventil, auf welches eine Feder wirkt, verschlossen. An dem Ventile sind Drähte befestigt, welche durch Hebel auf einer Seite mit Tasten verbunden sind, auf der andern mit einer drehbaren Stift- walze in Communication gesetzt werden können, so dass man ent- weder Melodien ableiern oder nach Belieben auf der Claviatur spie- len.kann. Das Instrument ist also zugleich ein Leierkasten und eine Orgel. — Ein Vortheil der Kalliope besteht jedenfalls darin, dass ihre Töne von einer bedeutenden Menschenmenge auf einmal gehört wer- den können. Stein- und Braunkohlengewinnung und Verbrauch in Europa. Grossbrittannien producirte 1854 auf 2397 Werken 1,313,971,397 Cir. (75,17 pCt.) Belgien 1853 143,431,000 - (821 - ) Frankreich 1852 auf 286 Steinkohlen- gruben 98,078,518 - (561 - ) Preussen 1854 auf 392 Steinkohlen- ' sruben 156,250,000 - — _ 384 Braunkohlen- (23 °-") gruben 25,000,000 - Sachsen 1853 17,783,706 - (1,022 - ) Oestreich 1853 Stein- u. Braunkohlen 49,000,000 - (0,517 - 3 Das übrige Europa (wovon über 1 Mill. auf Hessen und etwa !/» Mill. auf Hannover kommen) 4,420,000 - (0,25 - ) 1747,934,621 Ctr. = 100 pCt. Von den in Grossbrittanien gewonnenen Kohlen wurden nur 5,69 pCt. ausgeführt; das Uebrige (1,239,193,797 Ctr.) wurde im Lande verbraucht. Davon rechnet man 9,84 pCt. auf die Eisenindustrie und schon 1850 1,80 pCt. auf die Gaswerke. In 775 Gasbereitungsanstalten wurden aus 22,352,000 Ctr. Steinkohlen 9000 Mill. Kubikfuss Leuchtgas ge- wonnen; davon jedoch nur 7290 Mill. Kubikfuss von den Consumen- ten bezahlt. 20 pCt. gingen also durch Entweichen etc. verloren. Das Gas ersetzte 130,904,800 Quart Oel, die 13 Mill. Pfd. St. gekostet hät- ten, während das Gas nur 1!/» Mill. Pfd. St. oder 11,52 pCt. ko- stete. Bei der Kohlengewinnung waren 1854 230,000 Arbeiter beschäf- tigt und bei dem Transport 60,000 Menschen und 8000 Schiffe. — Aus Belgien wurden 1854 50 Mill. Ctr. (also 34,86 pCt. der Gesammtaus- beute) meistens auf Canälen nach Frankreich ausgeführt. — Frankreich führte 1852 überhaupt 62 Mill. Ctr. Kohlen ein, davon 42!/ Mill. (68,55 pCt.) aus Belgien, 13 Mill. (20,97 pCt.) und 6!/, Mill. (10,48 pCt.) aus Rheinpreussen. 1854 stieg die Einfuhr über 76 Mill. Ctr. . (Zunahme 22,58 pCt.). Aus Frankreich wurden nur 827,200 Ctr. (also nur 0,84 pCt. der Gesammtausbeute) nach der Schweiz, Sardinien, Algier etc. ausgeführt. In Preussen hat sich seit einem Vierteljahr- hundert die Gewinnung der Steinkohlen verfünffacht und die der Braunkohlen versiebenfacht. 38° Correspondenzblatt des h Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen ın Blaille. 1857. Denker Ne XI Sitzung am 2. December. Eingegangene Schriften: 1. E. A. Zuchold, Bibliotheca historiconaturalis physicochemica et ma- thematica oder systemalisch geordnete Uebersicht ete. VII, Jahrgg. Heft I. Göttingen 1857. 8%. — (Geschenh des Hrn. Verf.) 2. Berichte des naturwissenschafilichen Vereines des Harzes für die Jahre 1855 und 1856. Wernigerode 1857. 4°. 3. Verhandlungen des Vereines für Naturkunde zu Presburg. Jahrgg. 1. 11. 1. 1856. 57. Presburg 1855. 8°. \ 4. Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preussischen Rhein- lande und Westphalens. Jahrgg. XIV. Bogen 5—7 etc. Heft 2. Bonn 1857. 8°. 5. Ph. Wirtgen, Flora der preussischen Rheinprovinz und der zunächst angränzenden Gegenden: Ein Taschenbuch zum Bestimmen der vor- kommenden Gefässpflanzen. Mit 2 Ti. Bonn 1857. 80 6. L.Pfeiffer, Monographia Auriculaceorum viventium, Casellis 1856. 80. — (Geschenk des Hrn. Kayser.) Zur Aufnahme angemeldet wird: Hr. Friedrich Dickin, Rentier zu Frankfurt a/M. durch. die Hrn. A. Schmidt, Heintz, Giebel. Herr Hartmann Schmidt verbreitet sich über die verschie- dene Einrichtung der Stereoskope von dem ältesten bis auf Helmholt- zens neues Teleostereoskop und legt dieselben vor. Herr Heintz erörtert Field’s neue Methode das Jod, Brom und Chlor aus ih- ren Verbindungen auszuscheiden, erläutert Macvicar’s Construction ei- nes neuen vereinigten Maximum - und Minimumthermometers und theilt schliesslich noch mit, dass nach neuern Beobachtungen das Gold in Verbindung mit Kupfer sich leicht verflüchtigt, wodurch die Ausschei- dung desselben sehr erschwert wird, Sitzung am 9. December. Eingegangene Schriften : Göppert, über das Verhältniss der Boghead Parrot Cannelkoal zur Stein- koble. Berl. 7857. 49, 5957 ‚Als neues Mitglied wird proclamirt: >» Hr. Friedrich Dickin, Rentier zu Frankfurt a/M. Herr Giebel verbreitet sich, den Unterschied zwischen Ammo- niten und Nautiliteu in Bezug auf die Organisalion ersterer specieller darlegend über Quenstedis Beobachtung von Dorsocavaten Ammoniten. Sıitzung'am 10. December. Eingegangene Schriften: Bulletin de la: Societe imperiale etc. de Moscou 1856. II. 1, IV. 1857. I. Herr Hartmann Schmidt an seinen vorletzten Vortrag an- knüpfend legt einen Harzkuchen in blossen Metallring gefasst vor, den er construirt hat und der, wie der Guttapercha- Electrophor auf der einen Seite E auf der andern —E nachweisen lässt, ferner eine aus 6 übereinander gelegten Bogen rolhen, gut ausgetrockneten Lösch- papiers angefertigte Scheibe, die mit Gummi elasticum gerieben, eben- falls die Stelle eines Harzkuchens vertritt und erwähnt schliesslich noch des von Lichtenberg‘ construirten Doppelelectrophors, der eben- falls zur Darstellung beider Electricitäten anzuwenden ist. Herr Giebel gedenkt des Kohlenhaifischzahnes Dierenodus, wel- chen Romanovski gegen die von ihm behauptete Identität mit dem Wettiner Chilodus, dem Redner Flüchtigkeit vorwerfend, vertheidigt, Herr Giebel hält auf den Formenwechsel der Zähne bei lebenden Haifischen sich stülzend die Identität aufrecht. _Er legt hierauf die anatomischen Unterschiede in den Weichtheilen von Pudel und Wind- hund dar, welche die specifische Differenz beider auf das Eviden- teste nachweisen. Specielle Mittheilungen hierüber verspricht er für die Zeitschrift. Hierauf wurden die Sitzungen für das Jahr 1857 geschlossen, ci Bericht, der meteorologischen Station in Halle. November. Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei NO und völlig heiterem Himmel einen Luftdruck von 28199 und sank bei NO und völlig heiterem , zuletzt aber trübem Wetter bis zum: 6. Nachm. 2 Uhr auf 271156, — worauf es bei N und: meistens bedeck-; tem und, nebeligen Himmel bis zum 11. Abends 10: Uhr steigend die. Höhe: von 285,65, erreichte. Darauf fiel: das Barometer bei NNO: und anfangs bedecktem später jedoch heiterem und nur des Morgens nebeligem Himmel langsam bis zum 16. Nachm. 2 Uhr auf 2814,10; worauf es, bei fortdauerndem NNO und heiterm Himmel: schnell stei- gend am 18. Abends 10: Uhr noch einmal eine Höhe, von 284,91 erreichte, Während an den folgenden: Tagen der Wind sich langsam durch 0 nach SW und zwar bei völlig: heiterem: Himmel: herumdre- 558 hete, sank das Barometer ziemlich anhaltend und schnell bis zum 24. Abends 10 Uhr (27'480), worauf bei N und bedecktem öfters auch schneeigem Himmel steigend bis zum Schluss eine Höhe von — 380 39° erreichte. Es war der mitllere Barometerstand im Monat = 232,65, der niedrigste Stand am 24, Morgens 10 Uhr war — 9744080, demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat — 12'485. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 22—23. beobachtet, wo das Barometer von 280,59 auf 276,456, also um 6,06 fiel. Die Wärme der Luft am 1. Nov. war —=4°1 und stieg bis zum 4. auf 6%,8, darauf aber sank dieselbe langsam bis zum 20. (= —2°,5). Die übrigen Tage des Monats war sie in so häufigen Schwankungen begriffen dass es zuweitläufig erscheinen würde, den- selben zu folgen. Die mittlere Wärme der Luft im Monat war =29,0 die höchste Wärme war am 6. Nachm. 2 Uhr = 119,0; die niedrigste Wärme am 20. Morg. 6 Uhr war — — 6,2. Die während des Monats beobachteten Winde sind: N = 24 N = 9 NNO = 12| 000 = 0 0 = 7 D'i=:0 NNWE=I1 140 HF SS 0 NWehz=t8 SO = 0|WIW = 3 We 5 SWint==a47 SW = (IWW = 0 woraus die mittlere Windrichtung im Monat berechnet worden ist auf W-—-76032‘28,42—N. i Das Psychrometer liess auch in diesem Monat eine ziemlich grosse . Feuchtigkeit erkennen, nämlich bei dem mittlern Dunstdruck von 24,13 die mittlere relative Feuchtigkeit der Luft von 55 pCt. Dabei hatten wir auch durchschnittlich wolkigen Himmel: wir zählten 14 Tage mit bedecktem, 1 Tag mit irübem, 1 Tag mil wolkigem, 3 Tage mit ziemlich heiterem, 3 Tage mit heiterem und 8 Tage mit völlig heiterem Himmel. Dabei zählten wir 6 Tage mit Regen und 2 Tage mit Schneefall. Dennoch aber war in diesem Monat die Regenmenge äusserst gering, sie beträgt nämlich nur 49,8 (26,6 aus Regen und 232 aus Schnee) franz. Kubikmass im Mo- nat oder durchschnittlich täglich 1,61 (086 mit Regen und 0,75 aus Schnee) auf den Quadratfuss Land. December. Zu Anfang des Monats zeigte das Barometer bei NW und be- decktem und nebeligem Himmel den Luftdruck von 280,00 und stieg bis zum Abend des folgenden Tages, während der Wind nach SW herumging, bei trübem und regnigten Wetter bis auf 2821], worauf es wieder bei SW und wolkigem Himmel bis zum 4. Morg. 6 Uhr auf 280,17 herabsank, Während der nächsten Tage stieg das Barometer wieder ziemlich schnell und unter geringen Schwan- kungen bei fortdauerndem SW und durchschnittlich wolkigem Him- mel bis zum 8. Abends 10 Uhr auf 287,01, worauf es, während der Wind mit seltener Beständigkeit seine SW Richtung beibehielt, 559 bei anfangs bedecktem, vom 16. an aber sehr veränderlichem, durch- . schnittlich wolkigem Himmel unter vielen und starken Schwankungen sank und am 21. Morg. 6 Uhr den niedrigsten Stand im Monat —= 2710,15 erreichte. Während der übrigen Tage des Monats stieg das Barometer unter vielen kleinen Schwankungen anfangs bei heftigem SW, dann eben so hefligem NW und meistens trübem und regnigtem Wetter bis zum Schluss des Monats, wo das Barometer wieder eine Höhe von 28531 erreichte. Es war der mittlere Barometerstand wieder ungewöhnlich hoch — 28‘240 ; der höchte Stand am 8. Abends 10 Uhr = 287,01; der ea Stand am 21. Morg. 6 Uhr — 2711,15; demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat 8‘4,86. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 5—6. Abends 10 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 2814,45 auf 2844,84 also um 34,39 stieg. Das Thermometer den ganzen Monat hindurch fortwährend kleinen Schwankungen unterworfen, wel- che fast nur um die Zeit des niedrigsten Barometerstandes einen ent- schiedenen Zusammenhang mit dem nase durch ein auffal- lendes Steigen der mittlern Tageswärme bis auf 79,8 (am 23.) erken- nen liessen. Es war die mittlere Wärme der Luft im Monat — 20,58; die höchste Wärme am 22, Nachm. 2 Uhr = 8%,4; die niedrigste Wärme 29. Morg. 6 Uhr = — 4,4. Die während des Monats beobachteten Winde sind: N=3 N = 0 NN = 0 0N0 — 0 0 = 0 = 0 SO — 1 050 = (0 S—- ]1 NW = 22 NW = 0 WIW= 0 We 4 SW = 48 SW = 10 WW 4 woraus die milllere Windrichtung des Monats berechnet worden ist auf: S—62035/10%,6ü— W Die Feuchtigkeit der Luft war im Allgemeinen ziemlich gross. Es betrug die mitllere relative Feuchtigkeit der Luft =85. pt. bei dem mittlern Dunstdruck von 2,20. Dem entsprechend hatten wir auch durchschnittlich trübes Wetter. “Wir zählten 12 Tage mit be- decktem, 5 Tage mit trübem, 5 Tage mit wolkigem, 7 Tage mit ziemlich heiterem und 2 Tage mit heiterem Himmel. An 8 Tagen nur wurde Regen, Schneefall gar nicht beobachtet, und auch die Summe der an diesen Tagen gefallenen Regenmenge ist unbedeu- J tend, nämlich =71‘,9 paris. Kubikmass auf den Quadratfuss Land, was einer Regenhöhe von 5‘“,99 gleich kommen würde. Weber. Bücher - Anzeigen. Bei @. Bosselmann in Berlin ist erschienen und durch alle Buch- handlungen zu beziehen: Ce. & Giebel, Tagesfragen aus der Naturgeschichte. Zur Belehrung und Unterhaltung für Jedermann vorurtheilsfrei beleuchtet. 316 SS. gr. 8. Preis 1 Thlr. 20 Ser. Diese von der Kritik allgemein sehr empfohlene Schrift behandelt in ein- gehender, doch klarer Weise den zoologischen Werth der Menschenrassen, die Abstammung von einem Paare, die Wunderihiere der Urwelt, das Klima in frü- hern Schöpfungsperioden,, die Fortpflanzungsweisen im Thierreiche und den Ma- terialismus vom zoologischen Standpuncte beleuchtet. Be nt Tage zur Osteologie der Nagethiere von C. 6. Giebel. 12SS. gr.4. Mit5 lithogr. Tafeln. Preis 3 Thlr. Die ee Muschelkalk von Likikan bei Halle von C. G. Giebel. 76 SS.gr.4. Mit 7lithogr. Tafeln. Preis 4 Thlr. Adolf Schmidt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren in taxonomischer Hinsicht gewürdigt. 52 SS. gr.8. Mit 14 lithogr. Tafeln. Preis 4 Thlr. — HERREN (Druck von W. Plötz in Halle.) Sachregister für Band IX. und X. Bei allen Seitenzahlen des neunten Bandes ist die Bezeichnung des Bandes fortgelassen. A. Abrote n. gen. Crust. X. 453. Acanthodes gracilis 520. Achatinellen, neue 107. Aesilops ovata Bastard 532. Aeschna multicellulosa 374. Aether, Differenz d. Entzündungs- ‘Temperatur von — und Schwe- felkohlenstoff X. 179. Akustische Beobachtung 467. Akustischer Wellenapparat 470. Alaun, Entdeckung im Brode X. 392. Aldehyde, chemische Constitution ‚194. Aldehydammoniak, neuer basi- scher Körper daraus X. 369. % Algen, Befruchtung X. 285. _ — Fortpflanzung X. 443. — marine 104. hole, Kohlenwasserstoffe der unmittelbare Verbindung mit . Wasserstoffsäuren X. 262. X.394. Allantoin, Vorkommen im Harn bei gestörter Respiration X. 336. Alpen, Bündner, Ausflug durch die . — an den Comersee X. 127. Aluminium, Eigenschaften 483. Aluminium, Legirungen 186. Amara NAmkas 112. Amblyodipsas n. gen. 232. Ameisen Nassaus 554. Amide, zweibasische Radikale ent- haltende, Constitution X. 1. Ammoniakbasen im Guano 192. Ammoniak und Chromoxyd, Dop- pelverbindung 483. Ammoniak und dessen Salze, neue Bildungsweise 487. Ammoniak molybds. auf Kiesels. X. 501. Ammoniak, valeriansaures, Dar- - ‚stellung 318. Ammoniten, dorsocavaten X. 435. Amphibien foss. Nebraska 99, Amylalkohol 314. Amylen X. 505. Analyse der Pflanzentheile X. 180. Analytische Erscheinungen X. 52. Anatomie der Blauracke, Coracias sarrula X. 318. Anatomie der Mauerschwalbe, Cyp- selus apus X. 327. Aneylus, neue 108. Anissäure, Wirkung der Schwefel- säure auf 405. Antimon, Atomgewicht X. 54. — thermoelectrische Eigenschaf- ten 474. Antiphosphorfeuerzeuge 65. Aragonit im Basalttuff X. 429. Arcadae 545. Arsenik zum Beizen des Saatkor- nes 83. Arsensäure 185. Astacus, neue 112. Asteriden, paläoz. 326. Atmosphäre, Einwirkung auf Zink X. 401. — in Häusern X. 498. Atomwärme, Beziehungen zwi- schen — und Krystallform 332. Auge der Vögel 388. Augenspiegel, neuer X. 175. Auriculacea 546. Auripigment im Muschelkalk von Wiesloch X. 425. Avena sativa 221. B. Babylonquarz 208. Bandwürmer 110. Barometer, neues 465. — tägliche Oscillationen X. 378. Baryt in Pflanzenasche 83. Base, neue — d. ChinarindeX. 263. Belemniten mit Eindrücken X, 313. Belodon bei Basel 519. * — Plieningeri X. 197. 39 562 Bembidien NAmerikas X. 454. Benzoylwasserstoff, neue Bildungs- weise 194. Beyrichia 520. Berg- u. Hüttenwerke im 12. 13. u. 15. Jahrhundert 459. Beudentit 512. Bierhefe faulend X. 507. Binocularsehen durch verschieden gefärbte Gläser X. 384. Bismuthum subnitrieum X. 503. Bisamochs X. 291. Bivalven des Crag 516. Blasenbandwürmer 547. Blatt- und Holzwespen, Bestim- mung der einheimischen X. 113. Bleierz, Weiss-, Paragenesis von — und kohlens. Kupferoxydhy- drat 168. Bleierze von Przibram X. 71. — Vorkommen in Kärnthen X. 426. Bleioxyd, quantitative Bestimmung 184. — schwefelsaures X. 261. Blitze ohne Donner 76. Blauracke, Coracias garrula, Ana- tomie X. 318. Blut, Gegenwart von Fluor im 313. Bor 480. Borsäurefumarolen in Toskana 183. Borsäure im Pflanzenreich X. 257. — quantitative Bestimmung 481. Braunkohle bei Elnbogen X. 271. Braunkohlengewinnung X. 555. Braunkohle von Weissenfels, Pflan- zenreste darin X. 303. Brechungsindices wässriger Salz- lösungen X. 382. Brindonia indica, Samen X. 263. Brod, Entdeckung von Alaun in X. 392. Brod aus Weizenmehl, Zusammen- setzung X. 62. Brom, Trennung v. Silber X. 499. Buchenholz-Asche enthält Baryt 83. Buche, räthselhafte X. 490. Bulimus, neue 545. Buntkupfererz, Vorkommen 518. Buria ru&osa n. gen. 382. Buttersäure, Bildungsweise X. 262. C. Cadmium, Trennung von Zink X. 260. Calcium, Leitungsfähigkeit für Electricität 469. Calopterix lithographica 380. Capronsäure, Bildungsweise X, 262. Capulus, paläozoische Arten der Gattung 163. Cardita minuta n. sp. X. 552. Cathartes aura 426. Celastrineen, Nervation X. 443. Centemodon sulcatus n. sp. 9. Cephalocotylen, neue 111. en sil. NDeutschl. X. Cestoden, Gefässe X. 551. Charakteristik der Federlinge 249. Chemische Vorgänge in d. Flam- me des Leuchtgases 86. Chemische Zersetzungen mittelst des electrischen Stroms X. 57. Chilodus tuberosus X 537. Chimpanse 240. Chinarinde, nene Base der — X. 263. Chiton, Anatomie X. 548. — scytoderma X. 552. Chlor auf Alkohol X. 505. Chloräthyl, Einwirkung von was- . serfreier Schwefelsäure X. 395. Chloroform, Heilmittel gegen See- krankheit 189. Chlorphenyl, Einwirkung von was- serfreier Schwefelsäure X. 395. a ‚ quantitative Bestimmung Chlorsäure, 400. Chlorsilber, Wirkung des Lichtes auf X. 54. Chlor, Trennung von Silber X. 499. — volumetrische Bestimmung 478. Chlorwasserstoff, Einwirkung von wasserfreier Schwefelsäure X. 395. Chrom, kryst. u. seine Verbindun- gen 484. Chromoxyd und Ammoniak, Dop- pelverbindung 483. — neue Reactionen 82. — neues Vorkommen X. 275. Chrysomelen NAmerikas 231. Cigarren mit Jod 311. Citronensäure, Einfluss auf chemi- Reactionen X. 393. Clausilien, europ. 227. Coelestinkrystalle X. 526. Coleophoren X. 86. Collogalia X. 89. Comersee, Ausflug durch die Bünd- ner Alpen an den X. 127, Reagens auf — X. 563 Conchylien am Cap 225. — californische 107. — bei Schweinfurt 546. — bei Rothenburg 546. — bei Bamberg 546. — des Kohlengbgs %. — devonische X. 77. — Tyrols X. 81. — Neapels X. 552. — foss. Californien 524. — tert. Deutschlands 526. — foss. Nebraska X. 432. — foss. Californien X. 433. — eocaene 517. — brit. Kreide 518. — Gnoien X. 451. — Frankreichs X. 482. — permische 215: Coneremente aus Sehnenscheiden, chem. Untersuchung 269. Conservirung des Runkelrübensaf- tes 193. . Constitution, chemische der Alde- hyde 194. — des Harnstoffs X. 1. — der zweibasische Radikale ent- haltenden Amide X. 1. Crinoideen NAmerikas X. 432. Crioceras elligaticum im Pläner Norddeutschlands X. 310. Coracias garrula, Blauracke, Ana- tomie X. 318. Coryphodon 338. Crustaceen, britische 229. — eocaene 520. — Bündens 552. — Italiens X. 456. Ctenophoren 223. Ctivinen NAmerikas X. 454. Cyankalium,, Genua X. 402. Cyanometer 77. «Cycadeen X. 448. Cyelopiden neue X. 453. Cyelostomen, neue 108. Cylindrellen, neue 107. Cypricardia Leidyi n. sp. 96. Cyprinoideen NAmerikas X. 457. Cypselus apus, Mauerschwalbe, Anatomie X. 327. D. Dampforgel X. 554. Desoria 552. Dentalium entale 226. Desmidieen, Fortpflanzung X. 543. Dentrocoeli X. 451. Diabase, Beziehungen der — zu den Wissenbacher Schiefern 49. Diathermansie gefärbter Flüssig- keiten X. 379. Diamanten im Berliner Museum 207. Diatomeen, Fortpflanzung X. 543. Diatomeen Pyrenäen 541. Dichelodus, neuer Fisch im Mansf. Kupferschiefer 121. Dierenodus okensis X. 537. Diluvium, Säugethiere im — bei Rothenburg X. 246. Diosmose 539. Dipteren Afrikas X, 453. Dipteren X. 86. Dipteren Bündens 553. Dipterologische Razzia X. 97. Donner ohne Blitze 76. Drüse, Hardersche im Auge der Vögel 412. Drycopithecus, neuer Affe 528. Druck, Wirkungen dess. X. 252. Dünger aus natürlichen Phospho- ri, 486. "Dünger aus natürlichen Phospha- ten 334. Dünger, Einfluss des assimilir- baren Stickstoff im — auf die Production der vegetabilischen Substanz X. 265. Dünger, organische Säure im X. 264. Düngmittel, Wasserglas als X. 296. Dünnstein, Analyse X. 32. E. Ebbe u. Fluth ind. Ostsee X. 379. Eberesche X. 447. Echinocokken X. 231. Echinodermen Eifeler 527. Echinodermen chilenische X. 451. Echinodermen jurass. 529. Echinodermen, neue 225. ' Echinodermen, neue X. 287. Eigenschaften, optische, durchsich- tiger Körper unter der Wirkung des Magnetismus 303. Eisenamalgam, Darstellung X. 53. Eisen, Verhalten zu Chloriden X. DI Eisen, chemishe Veränderung des Roh — bei der Umwandlung in Stabeisen X. 391. Eisen, Dicke einer Verzinkung auf Eisen zu schätzen 81. Eisenoxyd, neue Verbindung mit Schwefelsäure X. 400. „Eisen, Schutz gegen. Oxydation X. 260 Eisensteinlager bei Peine X. 266, Elayl, Verbindungen X. 180. 39" 564 Electrieität, Leitungsfähigkeit von Kalium 469. — — Natrium 469. — — Lithium 469. — — Magnesium 469. — — Calcium 469. — — Strontium 469. Electrieität, galvanische, Schutz d. Eisens gegen Oxydation durch X. 260. Electrieität, Reibungs-, zum Zün- den der Sprengladungen 179. ‚ Electrische Erscheinungen in den vereinigten Staaten 473. Electrischer Strom, chemische Zer- setzung durch den — X. 57. Electrischer Strom, Einfluss eines — auf die Art seiner Entla- dung 305. Eleetrolyt. Untersuchungen 301. Electromagnetismus, Messung der Geschwindigk. eines Eisenbahn- zuges durch 79. Elemente, chemisches System der 307. Eleutherocrinus 526. Elster, früherer Lauf und Abla- gerung derselben X. 216. Entladung, Einfluss eines electri- schen Stroms auf die Art sei- ner 305. Entomostraceen tertiäre 518. Entomostraceen Trias X. 282. Endomychus X. 454. Epidermis der Pflanzen, Zusam- mensetzung 490. Erdbeben, Nordlichter und Erd- magnetismus, eine Parallele 505. Erdbeben und Nordlichter 505. Erdbeben von Kairo 89. Erde, ihre Temperatur 506. Erderschütterung in Sachsen und Thüringen 438. Erdmagnetismus, Erdbeben und Nordlichter, eine Parallele 505. Erdmagnetismus, Intensität des — in Halle 169. Erzlagerstätten bei Marquette X. 427. Erzlagerstätten im Ljupkowathale X. 426. Erycina, neue Arten X. 552. Ethnographisches 60. Ethylen, Verbindungen X. 180. Eumorphus X. 454. Excremente, menschliche X. 398. R Fächer im Auge der Vögel 394. Fahlerz Mexiko X. 526. Falco albieilla 427. Falco buteo 433. Falco lagopus 430. Faröelith 93. Farren foss. Keuper X. 432. Fauna des lithographischen Schie- fers von Solenhofer 373. Fauna.d. Nebraskaer Kreide X. 434. — Raibler Schichten X. 434. Fauna von Gothland 459. Federlinge, Characteristik 249. Feldspathkrystalle, Gypsabgüsse deren X. 424. Felsarten, Silicio -feldspathige im Süden Irlands X. 191. Fette in der Galle, chemische Na- tur der 315. Fette, Verseifung durch wasser- freie Oxyde 491. Fichtenzucker 490. Figuren, electrische, Hervorbrin- gung und Fixirung‘ 470. Fische des Kohlengebirgs 98. 99. Fische in Echinodermen X. 548. Fische Italiens X. 456. Fische Kohlengebirge 337. — foss. NAmerikas 520. — NAmerikas X. 88. Fisch, neuer im Mansfelder Kup- ferschiefer 121. Fische von Ludlow X. 196. — Pläner X. 196. — Russlands X. 458. — Solenhofer X. 77. — foss. Russlands X. 536. 537. — tertiäre 213. Fischreste aus dem Schlotheimer Keuper 127. Flechten britische 221. Fledermäuse NAmerikas 115. Fledermäuse, neue X. 91. 292. Flora Graubündens 529. - — Amur 529. — Flora d. Kreide Harz- X. 530. Flora der Rheinprovinz X. 442. Flora d. Kreide X. 194. — der schles. Braunkohle X. 194. — der tert. Schweiz X. 195. — foss. Leithakalk X. 278. — rheinische 339. — Pressburgs X. 537. — Ungarns X. 537. — von Gera X. 283. — von Schlesien X. 284. — von Heidelberg X. 284. u ee Flora im Quadersandstein d. Lan- genberges bei Quedlinburg 452. — Schwarzburgs X. 489. Flüssigkeitsstrahlen aus kreisrun- . den Oeffnungen X. 43. Fluor im Blut 313. — Einwirkung auf Glas 478. . Foraminiferen Bayerns X. 75. Norwegens 544. . — — Siebenbürgens 335. Forhandlinger, danske Videnska- bernes Selskabs 1856 bis 1857. Inhalt X. 168. Formation St. Cassianer 91. tertiäre Californiens 92. tert. Steiermarks 206. tert. Altona 499. primit. Fichtelgebirge 500. tert. Euböa X. 184. devonische, d. Harzes 22. Fossilien, cambrische 214. — silurische böhm. 214. — der Lettenkohle X. 75. — Kreide Engl. 529. — perm. Engl. X. 280. ' — Muschelkalk Spanien X. 280. — Nummulform. Aegyptens 524. — rhein. Grauw. 336. Fraxinus heterophylla X. 499. Frösche NAmerikas 113. Fungi NAmerikas 531. Funkeln der Sterne X. 248. 6. Gährung 318. Gährung,, alkoholische X. 403. Galle, chemische Natur 315. Galmeylager Schlesiens X. 66. Gänge Joachimsthal X. 71. Gase, Löslichkeit der in Salzlö- sungen 309. \ Gastropoden der Alpentrias 96. — Nebraskakreide 97. — tert. NDeutschl. X. 434. Gebilde, quaternäre in der Um- gebung von Gera X. 213. Gehirn chem. Bestdth. X. 511. Geier, fahler, zur Naturgesch. des — X. 364. Geisirphänomen, Nachahmung 178. Generationswechsel b. Algen 218, Geognosie Hohenzollerns 492. Geologie Egerkreises X. 269. Geologie v. Eisenach X. 423. — des Hakel X. 267. — Marienbad X. 272. — der Meeralpen 206. — Pommerns X. 187. — des Teutoburger Waldes 319, 965 \ Geologie Toskanas X. 408. : — Alpen X. 412. Gera, naturhistorische Sammlun- gen X. 344. Gera, quaternäre Gebilde in der Umgegend X. 213. Geschwindigkeit eines Eisenbahn- zuges, Messung der — durch Electromagnetismus 79, Gesteinsammlung, Ordnung einer geognostischen 153. Gewebe, unverbrennliche X. 296. Gewitter X. 377. Gladiolus, Befruchtung 220. Glas, Tödtung durch zerkleinetes X. 258. Glas, Versilberung X. 387. Glycerin, künstliche Bildung X. 58. Gold, Abkunft X. 424. — Ausbeute X. 464. — Californien X. 526. — in der Hitze X. 503. \ — osmiumisidiumhaltig X. 503. Goldwespen Nassaus 554. Gothland, Fauna von 459. Granit im Riesengebirge 90. Granitit im Riesengebirge 9. Granulitformation X 273. Grünsand, microscop 19. Guano, Ammoniakbasen im 192. — columbischer 491. — von Leone-Islandi 492. kung mugndephatiane des Caraibes X. 83 — Prüfung 190. Guarana, deren Theingehalt X. 60. Gusseisen, Bestimmung von Koh- lenstoff im X. 53. Gutta-Percha, Reinigung 189. Gymnarchus 113. FA H, Haare, Richtung d. — am mensch- lichen Körper von Voigt, Re- cension X. 375. Hamster Ausrottung 171. Hapota n. gen. Conchyl. 225. Harnsäure, Verhalten — zu Kup- feroxydlösung X. 181. Harnstoff, Constitution X. 1. Harn, Trimethylamin im — der Menschen 193. Harz, fossiles 209. Harzgebirge, hypsometr. Kennt- niss 1. Hausmaus, nackt 238. Hautpilze Nassaus 531. Hectocotylenbildung 108, 566 Heizkraft d.Holzgases gegen Wein- geist 489. Helminthea 111. Helminthologische Untersuchgen. 264. Heredia X. 88° Herodies, syst. 233. Heteropoden neue X. 287. Heuthee X. 406. Hesperomys, neue 115. Hieracien X. 78. Hipparion oceidentale 101. Hirsche NAmerikas 114. Hirschkuh, Heimweh einer X. 210. Höhlenschnecken X. 82. h Holothuria tubulosa X. 552. Holothurienreste im lithographi- schen Schiefer 385. Holzgas, Heizkraft des — gegen Weingeist 489. Hummeln, nordische 132. Huanokin, neue Base X. 263. Huy, Wanderung durch — bei Halberstadt 347. Hydrilleen X. 285. Hydrophiliden 112. Hydroporus NAmerikas 112. Fb Jagd, wilde 242. Jagrezucker 316. Jahresbericht d. meteorologischen Station in Halle 456. Jythyodorulithen, Alt. Rothe 9. Individualität X. 204. Inductionsstrom, electrischer, mag- netisir.nde und electrolytische Wirkung X. 389. Infusorien 222. Infusorien Nassaus 544. Insecten. Paarung verschiedenar- tiger 300. Interferenz, akustische X. 387. Irrlichter Beobachtungen X. 247. Jodacetyl X. 397. Jodeigarren 311. Jod von Silber X. 499. Jodwasserstoff, Verbindung mit Phosphorwasserstoff X. 400. Jura X. 423. — a. d. Weser X. 188. Juraformation in den Ardennen 96. Jura Yorkshire X. 183. K. Käfer der Steigerwaldes 555. — Siebenbirgens 555. — Altealabar 555. — Ceylon 556, Käfer 'Oestreichs 556. — neue X. 290. — neue 230. Kalium, Leitungsfähigkeit für Ele- etrieität 469. - Kalium, Magnetismus und eleetri- sches Leitungsvermögen 304. Karpfenzwitter X. 455. Kartoffel, Vaterland 534. Keuper, Schlotheimer, Zähne u. Fischreste aus dem 127. Kieselerde in Pflanzenasche 82. Kieselpisolith bei Przibram X. 429. Klimatische Verhältnisse d. preus- sischen Staates 463. Klimatologie, schlesische X. 376. — von Giessen X. 173. . Kösener Formät. in Schwaben 205. Kokscharovit X. 524. Kohlenbatterie, verbesserte Form X. 45. Kohlengebirge b. Neustadt X. 420 Kohlensäure, neue Bestimmungs- weise 309. _ Kohlenstoff, Bestimmung im Guss- eisen X. 523. r Kohlenwasserstoff ‘der Alkohole, unmittelbare Verbindung ders. mit Wasserstoffsäuren v. X. 262. Kometen, Absorption des Lichtes durch die X. 249. Kraft mechanische, bei der Wein- gährung 316. _ Kreideform. bei Lüneburg 499. — in Thüringen, Entdeckung 455. — subhercyn. X. 415. Krystalle, Bestimmung X. 423. Krystall, der — und die Pflanze, von Scharff, Recension X. 374. Krystallform, Beziehungen zwi- schen Atomwärme und — 332. — des Vanadinit 511. Krystalle u. deren Entstehung 277. Kuhmilch, verschiedene Zusam- mensetzung beim öfteren Mel- ken 88. Kupferammoniumchlorid X. 37. Kupferdrath, Ersatz für den — Multiplicatorspirale 80. Kupfererzlager am Cap. X. 69. Kupfer, gediegenes mit Quecksil- bergehalt 333. Kupferniederschlag auf die Thon- zellen ‚der Danielschen Kette, Ursache u. Verhütung 473. Kupferoxydhydrat, kohlens., Pa- ragenesis v. Weissbleierz u. 168. Kupferschiefer, Mansfelder, neuer Fisch im 121, 567 Kupfer, volumetrisch. Bestimmung Kupferzinkbaterie, neue Zusam- mensetzung 466. L. Landwirthschaft, Vertilgung der der — schädlichen Thiere 170. Larus marinus X, 21. -— minutus X. 26. — canus X. 26. — ridibundus X. 27. — tridactylus X. 28. — argentatus X. 28. — ebureus X. 30. Lestris catarrhactes X. 30. Laubmoose bei Eperies X. 538. — Öberhessen X. 78. Lasiurus X. 292. Lazurapatit X. 524. Lazurstein X. 522. Leim, elastischer X. 210. Leitungsvermögen, electrisches v. Kalium u. Natrium 304. Lepidopteren Indiens X. 554. _ Leuchtgas, Flamme des — ehemi- sche Vorgänge 83. Leuchtkäfer X. 29. Licht, Absorption des — durch die Kometen X. 249. Licht, electrisches X. 250. X. 385. — Geschwindigkeitim Wasser469, — polarisirtes. neue Gesetze über Refleetion des X. 174. — Wirkung auf Chlorsilber X. 54. Lithium, Leitungsfähigkeitfür Ele- etrieität 469. — u.dessen Verbindungen X.177. Lithodes 229. Lonchopteris Germari, n. sp. aus dem Steinkohlengebirge v. Lö- "bejün X. 301. Luftdruck- Waage 465. Lumbrieus corethurus X, 452. Lycopodium dentieulatum, Thon- erde u. Kieselsäure in d. Asche von 82. — selago X. 78. M. Magnesium, Leitungsfähigkeit für Electricität 469. Magnete, Kraft der — Einfluss d. Temperatur-darauf X. 44. a Beobachtgn. in Wien 11. Magnetismus des Kalium u. Na- trium 304. Magnetismus anStahlstäben X. 492, Magnetismus, Wirkung auf durch- . sichtige Körper 303. Magneto electrischeMaschinen 78. Mandeln u. Phirsichen 534. Manganblende Mexiko X. 528. Mangan, Darstellung 484. X, 502. Manganoxydul, kohlensaures, An- wendung in höherer Tempera- tur X. 260. Manioc, Zusammensetzung X. 181. Margarinsäure X. 344. Maschinen, magnetro -electr. 79. Mauerschwalbe, Cypselus apus, Anatomie 327. Meddelser, videnskabelige — fra den naturhistoriske Ferening i Kjöbenhaven 1855. 1856. X. 172, Medusen, Entwicklg. X. 450. Melanien, neue 547. Melolonthideen NAmerikas 555. Mergel bei Aachen X. 188. Mesolith 93. Metalle, Einfluss auf die strah- lende Wärme X. 49. — gegenseitige Präcipitation der — Geschichte d. von Zippe X. 277. — Schmelzung X. 178. 4 Metallsulphurete,, Verhalten zur Salzsäure unter galvanischem Einfluss X. 55. Meteoreisen Mexiko X. 525. Meteorit, neuer 511. — von Hainholz X. 425. Meteorologische Beobachtungen in Stuttgart X. 173. Meteorologische Beobachtungen in Schnepfenthal 462. Meteorologische Beobachtungen zu Lübeck X. 377. Meteorologisches Phänomen 299. Meteorologische Station in Halle, Bericht 119. 245. 347. 567. X. 95. 211. 299. 470. } Meteorologische Station in Halle, Jahresbericht 456. Meteorologische Verhältnisse von 1826 und 1846 u. 1836 u 1856 140, Microctonus 345. Micropyle d. Najaden X. 206. Milch einer an Galactorrhoe lei- denden Frau X. 407. Milchsaftgänge bei Alisma X. 284. Minenzündung durch Reibungsele- etrieität 179. Mineralanalysen: Triphylin 149. — Blödit 208. — Spateisenstein 208. 568 Mineralanalysen:: 'Steinmark 208. — Meteoreisen von Tuczon 330. — Meteoreisen 510. — Beudentit 512. — Phosphorit 516. — Spatheisenstein X. 35. — Eisensteine X. 70. — Meteoreisen X. 189. — Kaolin X. 190. — Leupentit X. 191. — Kalksteine, silurische u. cam- brische X. 193. — Allophan X. 193. — zeolytisches Mineral von der ‚Insel Skye 94. . — Zoisith 95. — Epidot 9. — Grünerde X. 275. — Producte des Vesuv- Ausbru- ches im Mai 1855. X. 276. — Silbererze aus Mexiko X. 430. — Manganblende X. 430. — Zinnstein X. 480. — Gramenit X 430. — Araeoxan X. 431. Mineralanal., Erscheinung. b.X. 52. Mineralien, neue: Xanthitan 333. — Pyromelan 333. — Pyroklosit 333. — Glaubapatit 334. — Epiglaubit 334. — Kenngotit X. 74. Mineralien, krystallisirte, in Chal- cedon eingewachsen 9. — Optik X. 473. Mineralogie, Lehrbuch der — v. Kenngott X. 278. Mineralogische Notizen 331. X. 165. Mineralogische Sammlung. in Halle Mineralquelle zu Weilbach, Ana- lyse 502. — heisse zum Spiegel bei Wies- baden, Analyse 503. _ — im Gemeindehause zu Wies- baden, Analyse 503. Mineralsubstanzen, Gehalt an — in ganzen Organismen X. 183. Mineralwasser, Bestimmung der Kohlensäure 309. Möve, Anatomie der X. 20. Mond, Färbung des — während der Verfinsterung 77. Moose NAmerikan. 104. Mordella guttata X. 289. Mormops 238. Mormyrus 113. Multiplicatorspirale, Ersatz fürden Kupferdraht der — 80, Murmelthier Winterschlaf X. 90. Museum, anthropologisches, Blum- bachsches 242. Myoetophagiden 231. Myriopoden 552. 553. N. Nagethiere Osteol. X. 91. Nahrungsmittel, Pferdefleisch als X. 296. } Natrium, Leitungsfähigkeit f. Elec- _ trieität 469. Naturgeschichte, Grundriss d. — von Schilling, Recension X. 373. — Lehrbuch der — für Handels- und Gewerbeschulen von Kluge, Recension X. 371. Naturgeschichtliches aus Meinin- gen X. 41. Naturhistorische Sammlungen in Gera X. 244. Naturwissenschaftliche Unterhal- tungen, Königsberger, Recen- sion X. 376. Nebrialarven X. 207. Nematoideen X. 207. Neuroptera austriaca X. 288. New Jersey sinkt X. 421. Nickelerze Mansfeld X. 69. Nickeloxyd, neues Vorkommen X. 275. Noctuineen Europas X. 287. Nordlichter, Erdbeben u. Erdmag- netismus, eine Parallele 505. Notizen, mineralogische 331. Nymphaeaceen foss. X, 279. IR Objectiv für Lichtbilder X. 495. Objectträger aus Kanarienglas178, Odonaten Russlands 346. Olivenöl, Zusammensetzung des festen Theiles im 434. Omalium, in Schweden gefundene Arten der Staphylinen-Gattung 458. Onustus, Weichthiergattung 136. Onvirandra 105. Orang-Utan 240. Orangutangschädel, osteologische Notizen 443. Orchestes populi X 289. Organismen, Gehalt an Wasser u. Mineralsubstanzen X. 183. Organismen, Genesis d. einzelli- gen 101. — tiefste marine 103. — microsk. foss. 90. Ortoceras chinesische 336. 569 ° Osteologie der Waschbären 349, Östraeen, tertiäre 97. Östsee, Ebbe und Fluth X. 379. Aurel Zusammensetzung X. fir L Oxybeles X. 548. Oxydationsproducte des chinesi- schen Wachses X. 396. Oxyuris spirotheca 228. Ozon 176. Ozon im Sauerstoff von lebenden Pflanzen 310. Ozon- Wasserstoff, neue Versuche X. 252. P. Paarung verschiedenartiger Insc- eten 300. Paläontologische Untersuchungen X. 301. Palmitinsäurefabrikation , Verfahren 87. Palmyrapalme 339. Paludinen X. 206. Panopaeen 225. Parabenzol X. 59. Paragenesis von Weissbleierz und kohlens. Kupferoxydhydrat 168. Paralogit X. 523. Parasiten auf Insecten 112. Parthenogenesis bei Pflanzen 104. Pechsteinporphyr 330. Pecopteris in der Braunkohle bei Weissenfels X. 303. Pentamerus laqueatus n. sp. 9. Pergamentpapier X. 464. Petrefakten permische X. 534. — Russlands X 531. Petromyzon Gehörorg. X 456. — Planeri X. 86. s Pferdepfleisch als Nahrungsmittel .X. 296. OR Pflanzenasche, bedeutender Eisen- und Mangan-Gehalt 188. Pflanzen, californische 104, Neues — Epidermis der — Zusammen- setzung 490. — foss. Indiens X. 431. — — Russlands. X. 74. — Grönlands 221. 531. — ihre Nahrung 105: — office. technische 105. Pflanzensystem X. 441. Pflanzentheile, Analyse der X.180. Phänomen, meteorologisches 299. Philopterus, Characteristik 249. Phlogopit X. 525. Phosphat Antillen X. 529, Phosphate, natürliche zu-Dünger geeignet 334. Phospor, amorpher X. 501. — Auffindung 478. Phosphormetalle 478. Phosphorsuperchlorid, Einwirkung auf unorganische Säuren X. 55. Phosphorit. natürlicher als Dünger 486. Phosphorsäure. Verhältniss der — zum Stickstoff in den Samen 311. Phosphorstickstoff, neue Darstel- lungsweise 182. _ Phosphorwasserstoff, Verbindung mit Jodwasserstoff X. 400. Phyllostomata 238. Physik, Lehrbuch der Experimen- tal — von Külp X. 250. Pikrinsäure, Auffindung X, 60._ Pirola-Arten, deutsche X. 40. Pitcairinsel 241. Plagiodon n. gen. Najadum 107. Platingeräthe X 504. Pollieipes foss. neu 215. Polypen britische 223. Polypen tertiäre 525. . - Posidonomyen im bunten Sand- stein bei Dürrenberg X. 308. Preussen, klimatische Verhältnisse 463. Primordialschlauch 536. Prisma, Anwendung bei der qua- litativ. Analyse X. 52. Producetus marginicinetus X. 434, Proserpina, Thier 107. 226. Prosopit X 524. _ Pygocephalus n. gen. X. 533. Pyrenäen, Vegetation 300. Pyrogallussäure, Darstellung 314. — X. 405. 0. Quader bei Quedlinburg 497. Quadersandstein des Langenbergs bei Quedlinburg, Flora 452. Quecksilbergehalt in gediegenem Kupfer 333. Quecksilber, Vorkommen X. 425. Quenstedtia n. gen. 215. R. Rana oxyrhynchus X. 88. Reactionen, chemische, Einfluss der Citronensäure auf X. 393. Reactionen, neue des Chromoxy- des 82 Reagens auf chlorsaure Verbin- dungen X, 400, 970 Realger im Muschelkalk bei Wies- loch X. 425. Recensionen: Rougemont, Gesch. der Erde nach der Bibel u. der Geologie 172. — Schneider, zur Erdgesch.173. — Michelet, aus den Lüften. Das Leben der Vögel 174. — Giebel, Lehrb. d. Zoologie 174. — Mann, Naturgeschichte d. reis- senden Thiere 175. — Fitzinger, Naturgeschichte der Säugethiere 175. — Die gesammten Naturwissen- a Essen bei Baedeker 76. — Giebel, Tagesfragen aus der Naturgeschichte 302. — du Moncell, Ruhmkorffs Indu- ctionsapparat und die damit an- zustellenden Versuche 478. — Hartwig, Leben des Meeres X. 165. a — .Helfferich, die neuere Natur- wissenschaft, ihre Ergebnisse und Aussichten X. 166. — Naegeli, die Individualität in der Natur X. 166. — Heyse, Beiträge zur Kenntniss des Harzes X. 167. Reflexion des polarisirten Lichtes, neue Gesetze der X. 174. — farbige — des Lichtes 468. Reinigung von missfarbigen sil- bernen Gegenständen 470. Reptilien des Wealden 517. — foss. X. 436. — Mecklenburg X. 459. — NAmerikas X. 459. — WAfrikas X. 460. Rindfleisch, Saft des X. 397. Roheisen, chemische Veränderun- gen bei der Umwandlung in Stabeisen X. 391. Rohrzucker in Wespenhonig X. 263. — neues Reagens X. 62. Reagens, neues auf Trauben - u. Rohrzucker X. 62. Rosa bei Breslau X. 285. Rostellarien jurass. X. 281. Rothenburg, Säugethiere im Di- luvium bei X. 246. Rudisten hereynius 216. Rübenzucker, nachtheilige Eigen- schaften X. 182. Runkelrübenblätter, Trimethylam- min im Safte der 193. Runkelrübensaft , Conservirung 193 8. Säugeth. foss. Griechl. X. 77. 534. — — Schweiz 522. 523. — — SAmerikas X. 283. — — Griechlands 209. — Redcrag 210. — tertiäre 214. — im Diluvium bei Rothenburg X. 246. — neue europ. 239. — NAmerikas 115. Säugethierreste von Nebraska 100. Säugethiere Pommerns X. 89. — Russlands X. 292. — WAfrikas X. 461. — NAmerikas X. 461. a organische im Dünger X. Säuren, organische, schwefelhal- tige, neue Reihe X. 57. Sagitta X. 93. Salmonen Californ. X. 88. Salpetersäure Bildung X. 175. Salpeter, Werthbestimmung X.390. Pan all, Darstellung X. 1 Sauerstoff, activer 475. — im status nascens 181. Saurier, foss. 213. Scelidotherium 212, Sclerosaurus armatus 337. Schichtensystem rhein. Nassau 200. Schiefer, lithographischer von So- lenhofen, Fauna 373. — Wissenbacher, Beziehungen der Diabase dazu 49. — Wissenbacher, Lagerungsver- hältnisse 44. — Wissenbacher, Schichtung und falsche Schieferung der 22. Schildkröten, austral. X. 291. — indische X, 88. Schlammvulkane X. 187. Schlangen, neue amerikan. X. 291. — neue Illinois 114. Schmetterlinge Deutschlands 553. Schnepfenthal, meteorolog. Beob- achtungen 462. Schwärmsporen 539. Schwefel 477. Schwefelaluminium, Bildung X. 391. Schwefel , Bildung des unlöslichen X. 176. Schwefelkohlenst. einfacher X. 256. — Differenz der Entzündungs- Temperatur von Aether und — x: 173: \ a 570 Schwefelhaltise organische Säu- ren, neue Reihe X. 57. Schwefelsäure, fluorhaltige, Rei- nigung X. 398. — neue Verbindung mit Eisen- oxyd X. 400. Schwefelsäure, volumetrische Be- stimmung 478. — Wirkung auf Ameisensäure 405. — wasserfreie, Einwirkung auf Chlorophenyl X. 395. — — Einwirkung auf Chlorwas- serstoff und Chloräthyl X. 395. Schweinezucht, Statistik der — 241. Schweiz, die — in ihren bürger- lichen und politischen Zustän- den, Recension, X. 374. — Grundzüge der physikalischen — von Meyer, Recension X. 374. Seehund, tertiärer 100. Seekrankheit , Heilmittel 189. Seesterne palaeoz. X. 533. Seidenraupe Krankheit 84. Seide und Wolle, Erkennung in Geweben X. 398. Selen, Darstellung aus Flugstaub X.1253.' i Septarienthon bei Schöningen 499. Sesien Europas 342. Silber, gediegen 514. Silberoxydul, neue Bildungsweise x. 179. El Gegenstände, Reinigung 70 Silicium, Verbindungen X. 258. Silicate 481. Silurium Böhmens 203. Singeicaden Europas 341. Skelet der Knochenfische 231. Sklerotikalring im Auge der Vö- gel 390. Smerdis, foss. X. 436. Spermatozoen der Nematoten 111. Sprengarbeit inden Oberharzer Gruben 11. Spreuschuppen d. Farren X. 284. Stärkesorten, chemische Untersu- chung X. 61. Stearinsäurefabrikat. , fahren 87. Stearin, vegetabilisches X. 263. Stein, der schwarze — in der Kaaba zu Mekka 241. Steinkohlengebirge von Löbejün, Farrenkraut aus dem X. 301. Steinkohlengewinnung X. 555. Steinkohlen Pilsen 204. gegen neues Ver- Steinkohlen Sachsens 91. Steinsalz X. 258. Be neues Säugethier 5 Stereoskop, neues 468. Sterne, Funkeln der — X. 248. Stickstoff, assimilirbarer — im Dünger, Einfluss auf die Pro- duktion d. vegetabilischen Sub- stanz X. 265. — Verhältniss der Phosphorsäure zum — in den Samen 311. Stoff, die neueste Vergötterung des — von Weber, Recension X. 373. Streptaulus n. gen. Gastrop. 226. Strontium, Leitungsfähigkeit für Electricität 469. Strophalosien X. 281. Svanbergit 512. Symbolik, der menschlichen Ge- stalt, von Carus, Recension X. 374. T. Taenia gigantea n. sp. 111. Telestereoskop X. 496. Tellurerze X. 530. Tellur und seine Verbindungen DE Teredo foss. X. 280. Tertiäres bei Stettin X. 268. Theeidea spondylea X 552. Theingehalt der Guarana X. 60. Thermoelectrische Eigenschaften von Wismuth 474. — — Antimon 474, Thermometer, Min. Maxim. X. 491, Thialdin X. 506. Thiere Andalusiens 542. Thiere, wirbellose New-Jersey 106. Thoneisensteinlager, liasinisches bei Sommerschenburg X. 567. Thonerdehydrat und Salze, An- wendung des — in der Analyse von Pflanzentheilen X. 180. Thonerde in Pflanzenasche 82. Titaneisen X. 190. Tödtung durch zerkleinertes Glas X. 258. Topaskrystalle X Torf 504. Traubenzucker, neues Reagens X. 62. Trauerbäume X. 449. Trematoden 550. Triäthylamin, Darstellung X. 403. re. im Menschenharn 572 Trimethylamin im Safte der Run- rübenblätter 193. j Troglodytes niger 115. Tropifer n. gen. X. 532. Trypeten X. 207. Tryphonides Sueciae X. 82. U. Ulmen von Kiew 530. Unionen, neue 107. 547. X. 451. Untersuchungen, electrolyt. 304. — helminthologische 264. — paläontologische X. 301. Upupa epops, Anatomie X. 236. Urin stillender Frauen X. 407. Urodelen, neue 113. Y. Val Tuoi 498. Vanadinit, Krystallform 511. — Zusammensetzung 511. Vegetation der Pyrenäen 300. Vegetation durch Wärme 217. Verfinsterung, Färbung während der — des Mondes 77. Verseifung der Fette durch was- serfreie Oxyde 491. Versilberung der Gläser X. 387. — Unterscheidung der echten u. unechten 81. Verzinkung, Dicke einer — auf Eisen zu schätzen 81. Vesuy X. 423. Vitis, fossile X. 279. Vögel, amerikanische 114. 232. — neue amerik. X. 554. — foss. X. 282. — Griechenlands X. 91. — in Illinois 420. — Mexikos X. 88. — afrikan. X. 89. 460. — seltene in Schweden X. 119. — Syndesmologie X. 89. Vulkane der Anden, 504. W, Wachs, chinesisches, Oxydation- producte X. 396. Wäsche, Reinigung durch Was- serglas X. 400. Wärme bei d. Weingährung 316. — strahlende, Einfluss der Me- talle auf die X. 49. — Wirkungen ders. X. 252. Wale bei Cornwall X. 554. Waschbär, Osteologie 349. Wasser des Lorenz- und Ottava- Stromes, Zusammensetzung 476. — Enthärtung X. 53. — Gehalt an — in ganzen Orga- nismen X. 183. Wasserglas als Düngmittel X. 296. Wasserglasanstrich X. 464. Wasserglas zum Reinigen d. Wä- sche X. 400. Wasserstoff, Resubstitution X. 395. Wasserstoffsäure, unmittelb. Ver- bindung ders. mit den Kohlen- wasserstoffen d. Alkohole X. 262. Weichthiergattung Onustus 136. Weine, würtemb. chem. X. 509. _ Weingährung, bei der — hervor- gebrachte Wärme und mechani- sche Kraft 316. Weisskupfererz X. 530. Weizenkörner, Zusammensetzung x 63. Weizenmehl, Zusammensetzung X. Wellen-Apparat, akustischer 470. Wespenhonig, Rohrzucker in X. 263. Wiedehopf, Anatomie X. 236. Wirbelsäule der Vögel X. 208. Wirbelthiere foss. NAmerikas X. 437. Wirbelthierreste, tertiäre bei Zit- tau X. 315. j Wismuth, thermoelectrische Ei- genschaften 474. Wolle und Seide, Erkennung in Geweben X. 398. t Wurzel, ihr Bau X. 446. X. Xantholinus lentus X. 289. Y. Yak X. 460. 2. Zähne aus dem Schlotheimer Keu- per 127. Zellenmembran X. 217. — ihre Structur X. 538. Zimmtsäure, künstliche Darstel- lung 188. Zinkspath, Vorkommen von eigen- thümlichen 321. Zink, Trennung von Cadmium X. 260. Zink, Verhalten in d. Atmosphäre X. 401. 573 Zink, Verhalten zu Chloriden X. 53. Zucker aus Fichten 490, Zinnchlorür und Chlorid, volume- -—- aus Palmen 316, trische Bestimmung beider in -—- aus Schilf 490. Gemischen 486. / — im Harne Schwangerer X. 510. Zinnober Californ. X. 526. Zuckerwurz X. 449, — HR — N, in ERBE, Zaituhrif [.96 Hatermir 183% BaX. Vf! TH Zeitschrift [.9& Matarmiis 1S37 BaL. SITE Dr ee E a IA ze 7 IK ı 3 2044 106 243 12 a5 er er en P- } _ Be i 4 7 * » . ‚.. Yy er, M 4 [ij e- N ' - =» ; m F . rs N er ; y: . De) Te