nu, ER EEE on] “ EEE EEE SET EEE ELEND a an E : Fibrarp of tbe Museum COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. Dounder by private sudscripiion, in 1861, NIINNTNNNNNNe From the Library of LOUIS AGASSIZ. f Te ar RT g AL en L A bwec-t WE a DROESANSTRT BUT, Rat 2 pe iR Hin N, \ Ser RLSTIER a RZ RS ERS, ler “ u ee a 1 B Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. Herausgegeben von dem Naturw. Vereine für Sachsen u. Thüringen in Halle redigirt von ©. Giebel und W. Heintz. Jahrgang 1860. Sechszehnter Band. Mit einer Tafel. ITS IT IT III III II IT I TI TFT I TEE TITTEN Berlin, G. Bosselmann. 1860. 3, N EEE AOR araih Hr atchal + w: nr BR # re FE Inhalt nn Original - Aufsätze. Chop, Mittheilungen über den Sondershäuser Muschelkalk . . . 48 Darwin, geologische Aufeinanderfolge organischer Wesen . . . 425 Delesse, Untersuchungen über die Pseudomorphosen . . . . .186 Giebel, neue Aeschna aus dem lithographischen Schiefer Solenhofens. DAR E TE BO ASSEHEHT. AS0N ISERATER N RR AST EDIT ——, zur Fauna der Braunkohlenformation von Rippersroda. (Tf.1.) 147 —— , ächte Knochenfische im Steinkohlengebirge . . . : ... 324 Heintz, über künstlichen Boraeit. . . . 22 2... „121 —— , Beiträge zur Kenntniss der Konstitution der Zuckersäure und&dertWemsaurerie eu u re 213 Nüsson, Aufenthalt, Lebensweise und Fortpflanzung des Häringss 1 —— ‚: Aufenthalt, Lebensweise, Nahrung und Fortpflanzung des Sneswasseraalesiit > ‚NR mb. ne ahbaird 15 — — , über die Gattung Coregonus Arted . . ........3 Steenstrup, die Knochenhreceien am adriatischen und Mittelmeere 132 S...d, über das Wesen der Materie und deren selbstthätige Ge- staltung zu einer wohlgeordneten Körperwelt. . . . ......243 Ulrich, die Mineralvorkommnisse in der Umgegend von Goslar nach ihren Fundorten zusammengestellt . . . 2 .2...2..2..209 Wilde, zur Falterfauna von Zeitz an der Elster . . . ..,.....801 Mittheilungen. Giebel, der Lias in den Cordilleren S-Amerikas 54; zur Flora der sächsisch - thüringischen Braunkohlenformation 57; Analysen des oolithischen Thoneisensteins bei Sommerschenburg 339. — v. Hessling, über künstliche und natürliche Perlenvermehrung 153. — Meves, über den Seidenschwanz 338. — Nilsson, über einen Gymnetrus Grilli an den Bermudainseln 334. — Retzius, über Trompetenthierchen als Röh- renbewohner 52. — sSiewert, über Wolframstahl 332. — Söchting, über den Einschluss von Flüssigkeiten in Mineralien 460. Literatur. Allgemeines. J. L. Fischer, das ungarische Tiefland (Pesth 1860) 159. — C. Giebel, Naturgeschichte des Thierreiches Bd. II. (Leipzig 1861) 465. — Kgl, Svenska Vetensk. Akad. Handl. 1854. 55, 58. 340. — J. Zeunis, Schulnaturgeschichte. Zoologie. 4. Aufl. (Han- nover 1861) 158. — AR. Zudwig, das Buch der Geologie (Leipz. 1861) 158. — AR. A. Philippi, Reise durch die Wüste Atakama (Halle 1860) 341. — 58. Rentsch, Homoiogenesis (Wismar 1860) 461. — W. Schil- ling, Hand- und Lehrbuch für angehende Naturforscher (Weimar 1859) 159. — Wagener, malerische Botanik (Leipzig 1861) 158. — M. Mill- komm, die Wunder des Mikroskops (Leipzig 1861) 157. IV Astronomie und Meteorologie. Argelander, Nieder- schläge bei Bonn 467. — Faye, über die letzte totale Sonnenfinster- niss 468. — Löhr, meteorologische Beobachtungen bei Cöln 467. — Mädler, Beobachtungen bei der letzten totalen Sonnenfinsterniss 466. Physik. 6. Babington, freiwillige Verdampfung 341. — v. Baumhauer, Dichtigkeit der Gemenge von Alkohol und Wasser 342. — (Crace-Calvert und Zowe, Ausdehnung der Metalle und Legirungen durch Wärme 343. — Dallmann, Einfluss des Nordlichts auf den elec- trischen Zustand der Atmosphäre 64. — Dufour, Dichtigkeit des Ei- ses 471. — Faye, neues Experiment mit dem Ruhmkorffschen Apparat zur Wahrnehmung der Existenz einer repulsiven Kraft heisser Flä- chen 63. — Fessel, Empfindlichkeit des menschlichen Ohres für Höhe und Tiefe musikalischer Töne 472. — Gassiot, Anzeige des Grades der Luftleere durch Barometerprobe und electrischen Strom 343. — Gladstone, über Circeularpolarisation 473. — Grove, Durchgang der Electrolyse durch Glas 345. — Janssen, die Absorption der dunkeln strahlenden Wärme in den Medien des Auges 472. — P. de Luea, die Temperatur des Wassers im sphäroidalen Zustande 473. — Ohlert, zur Theorie der Strömungen des Meeres und der Atmosphäre 160. Phipson, einige neue Erscheinungen der Phosphorescens 63 — le Roux, Brechungsexponenten einiger Metalloide und Metalle im gasförmigen Zustande 473. — Schröder van der Kolk, Bestimmung des galvani- schen Leitungswiderstandes 345. — Wüllner, Versuche über die Span- nung des Wasserdampfes aus Lösungen wasserhaltiger Salze 58. — Zöllner, neue Art von Pseudoscopie und ihre Beziehungen zu dem von Plateau und Oppel beschriebenen Bewegungsphänomene 60. Chemie. Abel, Zusammensetzung des Wassers aus den Koh- lenschichten von Bradford Moor 65. — Barralt, die Carbonate der Thonerde, des Eisenoxydes und Chromoxydes 69. — Backhaus, che- mische Untersuchung der Melasse aus der Zuckerfabrik zu Wildun- gen 352; zur chemischen Kenntniss des Mannits und der Manna 352. — Bechamp, Entstehung des Fuchsin 81. — Bloxam, die krystallisir- ten Hydrate der Baryt- und Strontianerde 68. — Pöttger, Anwendung der Schiessbaumwolle zum Filtriren starker Säuren 65. — Bolley, ein noch unbekanntes Vorkommen des Paraffins 353. — Bouis, die Be- stimmung des Stickstoffs 66. — Boussingault, salpetersaure Salze im Guano 83. — v. d. Brock, Untersuchungen über geistige Gährung und Fäulniss 478. — Bukton, die Stibäthyle und Stibmethyle 181. — Butlerow, Produkte der Einwirkung des Alkoholnatriums auf Jodo- form 73. — Carius, neue Säure der Reihe Cn H%n—20;, Cimieinsäure _ 74. — Chanoet, Trennung und Bestimmung der Posphorsäure 67. — Church und Owen, die bei der trocknen Destillation des Torfes er- zeugten Basen 482. — Cloetz, neue Körper aus der Benzoesäurereihe 479. — Cooke, Veränderungen der Constitution von Mineralspecies, die von den Phänomen des Isomorphismus unabhängig sind 65. — St. Claire- Deville und Debray, Salpetersäure im natürlichen Braun- stein 69. — Diehl, das Verhalten des unterschwefligsauren Natrons zu schwefelsaurem Kalk 476. — Feldbausch, die Jod- und Bromquel- len Bayerns 163. — Filhol, färbende Substanzen in den Pflanzen 83; neue Untersuchungen über Pflanzenfarbstoff 174. — Fresenius, Unter- suchung der Mineralquellen von Wildungen 475. — Gaultier de Claubry, Einwirkung des Chlorkalkes auf Schwefel und Anwendung dieses Processes zur Vulcanisation des Kautschoucs 68. — Gorin, das spe- eifische Gewicht des electrolytisch ausgeschiedenen Antimons 72. — Gräger, Behandlung von Holzasche und deren Prüfung auf ihren Ge- halt an freiem oder kohlensaurem Kali 163; maassanalytisches Ver- fahren bei Prüfung von gebranntem Kalk auf seinen Gehalt’ an Aetz- V kalk 476. — Griess, neue Art der Substitution und die Bildung von Jodbenzoe-, Jodtoluyl- und Jodanissäure 349. — Guignet, Untersu- chungen über das Fuchsin’ 70. — Guthrie, einige Derivate des ölbil- denden Gases und seiner Homologen 76; einige Derivate der Oel- bildner 169. — Harley, die Zuckerbildende Funktion der Leber 355. — Hassel, häufiges Vorkommen von krystallinischem phosphorsauren Kalk im’ menschlichen Harn und dessen pathologische Wichtigkeit 355. — Hadow, Zusammensetzung der Platincyanide 166. — AHels- mann, einige Derivate des Steinöles 169 — Herzog, Stickstoff und dessen Werthbestimmung 356. — Hofmann, Analyse des salzigen Wassers von Christian Malford 66; Methode in Vorlesungen die Vo- lumverhältnisse in der das Ammoniak seine Bestandtheile enthält nach- zuweisen 67; Beweis der Brennbarkeit des Ammoniaks 67; Schwefel- kohlenstoff im Steinkohlengas 67; freiwillige Zersetzung von Chlor- kalk 68; Trennung des Kadmiums von Kupfer 71, Trennung des Ar- sens von Antimon 72; über die Phosphorbasen, Triphosphoniumver- bindungen 74; über Polyammoniake 77; Dinitrotoluylsäure 77; über Glycerin 79; über Isatin 82; freiwillige Zersetzung der Schiessbaum- wolle 82; Verwandlung der Gutta percha unter tropischen Einflüssen 83, — Homard, zur Geschichte der Zimmetsäure 350. — Kimberly, naphthylschweflige Säure 78. — v. Kobell, Diansäure 164. — ZLan- derer, Gehalt von Schwefelwasserstoff im Tabacksrauche 163. — Zens- sen, Zinnoxydulsalze 71. —- Zong, krystallisirtes Kalium und Natrium 347. — Lourenco, zusammengesetzte Aether des Glycols 75; Einwir- kungen der Chlorverbindungen einatomiger organischer Radikale auf Glycol und seine zusammengesetzten Aether 75. — Ludwig, die das ätherische Senföl liefernden Substanzen 349. — Makins, Verlust kost- barer Metalle bei der Cupellation und andern Proben 348. — Mor- land, neue Ammoniakchromverbindung 476. — EZ. Müller, Analyse ver- schiedener Schwefelspiessglanzerze 164. — Niemann, eine organische Basis in der Coca 81. 181. — Oberdörfer, Prüfung des Schellacks 174, — Perkin und Duppa, Wirkung von Phosphorsuperchlorid auf Wein- steinsäure 79; über Bibrombernsteinsäure und die künstliche Darstel- lung von Weinsäure 350. — Pfaundler, Produkte der Einwirkung des Phosphorchlorids auf Kampfer 352. — Playfair, über Baudrimonts Kohlenstoffsulphür 475. — Reichardt, über blaue Kuhmilch 175. — Roscoe, Zusammensetzung der wasserhaltigen Säuren von constantem Kochpunkt 346. — sSchiel, Destillationsprodukte des Colophoniums 483. — Schlienkamp, über Milchprüfung 175. — Schneider, Mitthei- lung aus dem Laboratorium 476. — Schroff, ist metallisches Arsen giftig? 164. — Schwabe, Betacinchonin 480. — R. Schmidt, Umwand- lung der Weinsteinsäure und Aepfelsäure in Bernsteinsäure 80. — Storer, Legirungen von Kupfer und Zink 347. — Tissier, einige Ei- genschaften des Nickels 70. — Vogel, die Sauerstoffaufnahme der mit Oel getrockneten Baumwolle 346; Bestimmung des Extractgehaltes im Biere 355. — de Prij, die Chinovasäure 351. — Wanklyn u. Bück- eisen, Wirkung von Natrium auf mit Aether gemischtes Jodmethyl 168. — Warren de la Rue, und H. Müller, das Harz von Ficus rubi- ginosa 353. — Warrington, das Feinen des Goldes, welches mit Zinn und Antimon legirt um es zu Münzen tauglich zu machen 72. — Wurtz, neue Untersuchungen über das Aethylen 348. — Zinin, einige Derivate des Azoxybenzids 479. — Zmenger, neue Säure aus Cheli- donium majus 350. Geologie. Auca, zwei neue Knochenhöhlen in Sicilien 356. = Bigsby, centrales paläontologisches Becken in der Mitte N-Ame- rikas 487. — R. Blum, Handbuch der Lithologie oder Gesteinslehre (Erlangen 1860) 356. — Cotta, das Altenberger Zinnstockwerk 264. — Credner, der Dolorit der Pflasterkaute bei Eisenach 366. — v. De- vI chen, das relative Alter der Lavaströme in der Eifel 485. — Delesse, die sogenannte Minette 366. — Ewald, Lias bei Halberstadt 357. — K. v. Fritsch, Geognosie der Gegend um Ilmenau 358. — Gurlt, Meta- morphismus des Glimmerschiefers 184; Geschiebe mit Eindrücken 483. — Hosius, zur Geognosie Westphalens 362, — Zudnig, Braunkohlen von Wolfen unweit Halle 84; dieselben bei Zell im Vogelsberge 86. — ZReuss, die marinen Tertiärschichten Böhmens 177. — G.». Rath, Uralitporphyr in Mexiko 358, Skizzen aus dem vulkanischen Gebiet des Niederrheines 365. — Rolle, das Braunkohlenbecken von Schoen- stein in Steiermark 180. — sSchloenbach, das Bonebed in Hannover 92. — v. Strombeck, der Pläner über der westphälischen Steinkohlen- formation 484. — Stur, die Kössener Schichten in NW-Ungarn 176. — C. Vogt, Grundriss der Geologie (Braunschweig 1860) 356. — Wa- gener, Liasschichten bei Falkenhagen 486. — Weekes, Braunkohlen- formation auf Neuseeland 357. — Weinkauf, die tertiären Ablagerun- » gen um Kreuznach 180; Septarienthon im Mainzer Becken 367. — Zaddach, Bernstein- und Braunkohlenlager des Samlandes 89. Oryetognosie. Abich, bei Stauropol gefallener Meteorstein 377. — Bergemann, Kranzit neues Harz aus der Braunkohle 97; Nik- kelerze mit Uranverbindungen von St. Geogenstadt 185. — Bergeron, Phosphorescenz eines Lapis Lazuli 95. — Damour, Gmelinit von Cy- pern 376. — Delesse, Stickstoff und organische Bestandtheile.der Mi- neralstoffe 374. — Fischer, Verbreitung der triklinoödrischen Feld- späthe im Schwarzwalde 96. — Haidinger, Rutilkrystalle aus Georgia 185; Caleuttameteoriten 497; Meteorit von Schalka 493. — Hessen- berg, Anataskrystalle 96.— Kenngott, über Malakonit 97. — Leonhardt, Grundzüge der Mineralogie (Heidelberg 1860) 371. — Marguart, über Boraxkalk 490. — Noeggerath, Prehnit aus dem Fassathal; Granat und Turmalin in Glimmer 490; mineralogische Notizen 491. — Pfaff, Grundriss der Mineralogie (Nördlingen 1860) 370. — . Rammelsberg, Analyse des Stilbits 186. — @. v. Rath, Pseudomorphose von Feldspath nach Aragonit 95; Krystallform des Akmits 490; Augitkrystalle in New York 491; Pseudomorphose von Kalkspath nach Aragonit; neues Harz Nauckit 492. — Retschy, Vorkommen von Coelestin 371. — Reuss, neue Vorkommnisse auf den Przibramer Erzgängen 372. — &. Rose. Dolomitkrystalle in Gyps 372. — Scheerer, Nebeneinandervorkommen von Thorit und Orangit 99. — Schrauff, Krystallformen des Kiesel- zinkerzes 184, — Soechting, Einschlüsse von Mineralien in krystalli- sirten Mineralien (Freiberg 1860) 98. — Sordby, mieroskopische Kry- stallstructur bei wässriger und feuriger Entstehung 375. — Stromeyer, Analyse der Bentheimer Kohle 371. — Tschermack, Analyse des Da- tholiths von Toggiana; Caleitkrystalle mit Kernen 185; secundäre Mi- neralbildungen im mährischen Grünsteingebirge 499. — Ville, brenn- bares Mineral bei Tenes 376. — Weil, Analyse des californischen Pla- tins 376. — Weselsky, Mineralanalysen 494. — Zimmermann, neue Pseudomorphosen 377. — Zippe, Lehrbuch der Mineralogie (Wien 1859) 371. Paläontologie. v. Beneden, tertiäre Knochen von Antwer- pen 382. — Bornemann, tertiäre Foraminiferen bei Magdeburg 379, — Brandt, Mastodon bei Nicolajew 388. — Brühl, Phoca holitchensis (Wien 1860) 103. — Cotteau, Heliocidaris n. gen. 498. — Damson, fossile Pflanzen aus devonischen Gesteinen Untercanadas 99; Pflanzen- struktur in Steinkohle 377. — Griepenkerl, neuer Ceratit 380. — Güm- bel, Flora des Rothliegenden bei Erbendorf 379. — v. Hauer, zur Ce- phalopodenfauna der Hallstätter Schichten 187. — Heer, die fossilen Calosomen 496. — Heymann, über Turriliten und Skaphiten 497. — Zossen, über einige Lituiten 380. — v. Meyer, über verschiedene Rep- vo tilien 881. 495; Crinoideen aus dem deutschen Posidonomyenschiefer 379; über Prosoponiden 496. — Omen, fossile Reptilien aus S-Afrika 383, Classifikation der Amphibien 384. — Reuss, Lingulinopsis n. gen. Foramin. 99; Foraminiferen der westphälischen Kreide 186. — Schaj- ner, fossile Algen im grünen Jaspis-99. — sStoppani, Palaeontologie Lombarde (Milano 1860) 496. — 4A. Wagner, tossile Säugethiere am Chimborasso 388; die fossilen nackten Dintenfische im lithographischen Schiefer 100; lithographische Fische 188; neue Familie Griffelzähner 189; oberliasinische Ichthyosauren 190. — Unger, Sylloge Plantarum fossilum (Wien 1860) 98. — Zimmermann, Tertiärversteinerungen von Travemünde 280. Botanik. Auerswald, Anleitung zum rationellen Botanisiren (Leipzig 1860) 197. — Bischoff, Vegetationsbilder von der Küste des südlichen N-Amerika 111. — Boll, Flora von Meklenburg 197. — Cas- pary, einige Pelorien 104; räthselhafte Pflanzen angeblich ungeschlecht- liche Bastarde 105; Bullardia aquatica DC 105; Flora des Kölner Do- mes 499. — Choisy, die Gattung Discostigma 393. — Decandolle, Fa- milie der Bejoniaceen 389. — Flach, freie Entstehung niederer Pflanzen 393. — Garcke, Flora von Nord- und Mitteldeutschland (Berlin 1860 5. Aufl.) 197, — Henry, Bildung der Wurzelfasern einiger Sedum 498. — Jäger, Schädlichkeit der Silberpappel in Gärten 396. — Juratzka, zur Moosflora Oestreichs 196. — 4A. Karsien, das Geschlechtsleben der Pflanzen und die Parthenogenesis (Berlin 1860) 502. — Kaufmann, Entwicklung der Cacteenstacheln 192. — Korkeiche und Kork 33. — Landerer, die Rosenpflanzungen in Kleinasien 394. — Lehmann und Schnittspahn, neue Semperviva 194. — Lowe, Convolvulus caput Medusae 194. — Manger, über dalmatinische Seetange 195. — v. Mar- tius, Kritik von Cinchona 110; Botrytis fomentaria 192. — v. Meyen- dorff, neue arkadische Tanne 111. — Ralph, die Baumfarren auf Neu- seeland 391. — Rentsch, Metamorphose der Vibrionen in Pflanzen- formen 389. — Sachs, das Absterben tropischer Pflanzen bei niedrigen Temperaturen über Null 110. — Schenk, Parthenogenesis im Pflan- zenreiche 395. — Volbracht, Hülfsmittel für Schüler Mühlhausens Pflanzen zu bestimmen 504. — Verhandlungen deutscher Wein- und Obstproducenten (Wiesbaden 1859) 197. — M. Wagener, die Vegeta- tionszone auf dem Isthmus von Panama 114. — Weber, pflanzliche Missbildungen 500. Zioologie. Adams, neue japanische Conchylien 198. — Ben- son, neue Land- und Süsswasserschnecken 198. — Bonvouloir, essai monogr. s. 1. Famille der Throscides (Paris 1859) 509. — Brühl, Ler- naeocera Gasterostei 198. — Burmeister, Vögel der Laplatastaaten 451. — Claus, Beiträge zur Kenntniss der Entomostraken (Marburg 1860) 199. — Dohrn, hemipterologische Miscellaneen 400; Heteropte- ren Ceylons 405. — Dumeril, Herpetologie von Gabon 512. — Fischer, Beiträge zur Kenntniss der Entomostraceen (München 1860) 198. — Freyer, über Thyris fenestrina 404. — Gerstäcker, neue Muscariae 402; neue Curculionen 405. — Günther, Alepidosaurus ein Meerwels 202. — Hagen, schädliche Insekten in Preussen 406. — v. Heyden, Tage- buchsnotizen 404. — Jäger, über den Schädelbau von Hyrax 414. — Jan, Tetrapedos 410. — Jeffreys, britische Teredoarten 198. — Heug- lin, Säugethiere am Rothen Meere 412. — Kaup, Anabas trifoliatus . n. sp. 202; Trigla, Hoplarchus 409; Chaetodontidae 410. — Kner, Be- lonesox belizanus n. g. sp. 509; ichthyologische Ausbeute der Novara; über die Labroiden 510; neue Fische 511. — Kölliker, Antheil der Chordascheide an der Bildung des Schädelgrundes der Squalidae 408. — Le Conte, Käfer von Kansas und Neu Mexiko 408. — Leuckart, Bau und Entwicklungsgeschichte der Pentastomen (Leipzig 1860) 117; vIH Untersuchungen über Trichina spiralis (Leipzig 1860) 508. — Zeydig, Naturgeschichte der Daphniden (Leipzig 1860) 199. — Zomwe, canari- sche Craspedopomaarten 198. — Mulsant und Rey, neue Käfer 407. — v. Pelzeln, zur Ornithologie von Norfolk 512. — Philippi, neue chilesische Käfer 406; neue chilesische Vögel 411. — Zentsch, Ver- wandlung der Vibrionen in andere Thierformen 390. 506. — Salm- Horstmar, neuer Süsswasserfisch 202. — Schöbl, Typhloniscus neue blinde Assel 509. — Stein, über einige Infusorien 115; zur geschlecht- lichen Fortpflanzung der Infusorien 117. — Troschel, Leptopterygius 410. — H. Wagener, über Gyrodaetylus elegans 398. Miscellen. Hühnerzucht im grossartigsten Massstabe 415. — Schwarzfärben des Messings 416. — Durch Seewasser beschädigte Briefe wiederherzustellen 512. Correspondenzblatt für Juli, August 118—120; Septem- ber 203—208; October, November 417-424; December 513—520. Zeitschrift für die Gesammten Naturwissensehaften. 1860. Juli. August. N? Vil. VII. Aufenthalt, Lebensweise und Fortpflanzung des lerings von S. Nilsson. (Uebersetzung aus Dessen „Skandinavisk Fauna,“ 4de delen, Lund 1855, S. 499—512, von Fr. Creplin.) Aufenthalt und Lebensweise. Der Hering ist in mehr als einer Hinsicht einer der merkwürdigsten aller Fischarten. Er versammelt sich in dicht geschlossenen Schaaren, oft zu ungeheuren Massen, und wo er: seinem Naturtriebe folgen kann, kommt er jährlich zu bestimmter Zeit nach denselben Stellen zurück. Er ist, ein Gegenstand der grössten Fischereien und setzt Jährlich ganze Flotten und Tausende von Menschen in Thä- tigkeit. Sein Fleisch, welches schmackhaft und gesund ist, wird zur Speise in den Palästen der Reichen sowohl, als in den Hütten der Armen benutzt. Der Hering macht einen grossen Theil der Nahrungsmittel für viele Millionen Men- schen aus, nicht allein für die, welche die Länder be- wohnen, um welche herum er gefischt wird, sondern auch für die, welche entlegene Theile der Erde bewohnen. Durch den enormen Gewinn welchen er bringt, verschafft er Ein- zelnen und ganzen Staaten Wohlstand und Reichthum. Von ‚den grossen Vortheilen, welche die Seestaaten durch eine wohlgeordnete Heringsfischerei gewinnen, hat man nicht ohne Grund als nicht den geringsten hervorgehoben, dass sie die beste Unterrichtsanstalt zur Bildung starker und .muthiger Seeleute abgebe. Der Hering. scheint ausschliesslich dem nördlichen Theile des atlantischen Oceans und denjenigen Strecken desselben anzugehören, welche die europäischen Küsten xXVI 1860. 1 2 bespülen. An diesen kommt er von den Gegenden östlich vom Nordcap an, längs der ganzen Westküste von Europa und um dessen Inseln vor bis hinab nach Frankreichs Süd- westküste um den 47. Breitegrad oder um den Ausfluss der Loire. Südlicher trifft man ihn nur einzeln in der Gas- cogner Bucht an; aber bei Spanien und Portugal kommt diese Fischart nicht vor, wie sie auch nie im Mittelmeer oder in den mit diesem in Verbindung stehenden Gewäs- sern angetroffen wird. Dagegen kommt dieselbe Art so- wohl im Weissen Meere, als in der Ostsee vor; derjenige Hering aber, welcher an der nordamerikanischen Küste des atlantischen Meeres gefischt wird, soll nach Hrn. Valen- ciennes eine besondere Art ausmachen. — An den Kü- sten des westlichen Norwegens und denen von England und auf dessen Bänken kommen nun jährlich die grössten Massen von diesem nützlichen Fische vor. Auch Schwe- dens Westküste sollte zufolge ihrer natürlichen vortheil- haften Lage einen bedeutenden Antheil an dieser reichen Einkommensquelle haben, und es hat auch Zeiten gegeben, in denen Schweden mehr von diesem Reichthume geärntet hat, als, so viel ich weiss, irgend ein anderes Land in Europa. Besonders ist die bohuslänische Scheerengruppe wegen der reichen, dort betriebenen Heringsfischerei be- kannt gewesen. In den 1780er Jahren wurden bloss von Gothenburg aus nach ausländischen Oertern von dem in jenen Scheeren gefangenen Hering etwa 150,000 Ton- nen gesalzenen, etwa 2000 Tonnen geräucherten, bis- weilen eben so viel gepressten und von 10,000 bis 50,000 Fass Heringsthran exportirt. Viel wurde ausserdem von Uddewalla, Strömstad und Marstrand ausgeführt. Man hat berechnet, dass während des einzigen Jahrs 1787 in den bohuslänischen Scheeren gesalzen worden sind über 400,000, geräuchert über 4000, gepresst 2000, zu Thran gekocht ungefähr 1,066,000 Tonnen, wovon etwa 44,000 Fass Thran gewonnen worden sind. Somit 1,472,000 Tonnen Hering. — Rechnet man hierzu die Menge frischen Herings, welcher nach Norwegen, Dänemark, Halland und Schonen ging, weiter auch noch den, welcher von den zahlreichen Strandbewohnern der Scheeren, wie auch in den nächsten 3 Städten und Dörfern verzehrt wurde, so dürfte man viel- mehr zu wenig, als zu viel rechnen, wenn man den in dem genannten Jahr in den bohuslänischen Scheeren ge- fangenen Hering zu wenigstens 1,500,000 Tonnen Hering anschlüge. Auf eine Tonne gehen von diesem Hering, nach den Angaben der Fischer, ungefähr 1000 Stück). Sonach wurden während jenes Jahresin den bohuslänischen Scheeren wenigstens 1,500,000,000 Heringe gefangen, und dennoch war dies nur ein unbedeutender Theil der ganzen Heringsschaar, welche an dieser Küstenstrecke eintraf. Dass diese unermesslichen Heringsschaaren, welche sich jährlich zu bestimmter Zeit in den Scheeren einfanden, nach und nach sich verminderten, vertrieben und fliehend von einer Stelle zu einer andern, schliesslich ganz aus- blieben, das hatte seinen hinreichenden Grund in der zum Betreiben der Fischerei angewendeten Weise. Davon kann Jeder sich aus den zahlreichen Abhandlungen überzeugen, welche über diesen Gegenstand während und nach der in Rede stehenden Zeitperiode geschrieben und veröffentlicht worden sind.?) Der Grund zu dieser zerstörenden Behand- lung der bohuslänischen Heringsfischerei lag grossentheils in dem allgemein herrschenden Vorurtheile, dass aller Hering, welcher jährlich die europäischen und somit auch die schwedischen Küsten und Bänke besuchte, wie Bie- nenschwärme aus ihrem Korbe, von einem einzigen He- ringsstamm ausginge, welcher seinen Aufenthalt im nörd- lichen Polarmeer hätte, und dass der Hering, welcher während der Wandrungen nicht gefangen würde, zu dem 1) Vom Kullasill (d.i. Hering, welcher bei Kullen vorkommt) gehen auf 1 Tonne 16 Wall oder 1280 Heringe. 2) Ich muss in dieser Hinsicht auf die „Handlingar rörande Sillfisket i bohuslänska Skärgaarden, pa Kgl. Maj.’s nad Befall- ning ut gifna af Kommers-Kollegium i Stockh. 1843.“ verweisen. Diese sind jedoch nur höchst unvollständig, theils verstümmelt, theilweise gar nicht erschienen. Die meisten sind noch ungedruckt. Ausserdem fin- den sich noch verschiedene hierher gehörende Erläuterungen in den Götheborgska Handlingar und in besonders gedruckten Brochüren. Für Den, welcher die Sache versteht, ist auch viel Lehrreiches aus der s. 9. „Lrangrums Acte“ zu entnehmen. 1 Eu 4 Stammhering unter dem Polareise zurückkehrte, um sich dort fortzupflanzen. Diese ungereimte und in ihrer Berück- sichtigung verderbliche Voraussetzung wurde schon von Bloch!) bestritten und, wie ich glaube, vollständig in den Sr. Majestät eingereichten „Berättelser om Fiske- rierna“ (Berichten über die Fischereien) v. 11. Nov. 1826 u. 1. März 1823 m. m.?) widerlegt. Obgleich für gegenwärtig keine grosse Heringsfischerei an irgend einer schwedischen Küste Statt findet, so kommt doch auch hier diese Fischart, wenigstens zu irgend einer Jahreszeit, in jedem Jahre mehr oder weniger zahlreich, stellenweise in verschiedenen Meeresgegenden, vom süd- lichsten Schonen an auf der einen Seite bis zur obersten Bucht der Ostsee, auf der andern bis nach Swinesund, vor, und von da wird dieselbe Fischart ebenfalls stellenweise längs der norwegischen Küsten bis zum Nordcap und wei- ter nach Osten angetroffen, auch kommt er nicht bloss aussen im offnen Meere vor, sondern auch in den Scheeren, den Buchten und Meerengen. Die bedeutendste Herings- fischerei, welche jetzt an irgend einer skandinavischen Kü- ste betrieben wird, ist die des Winterheringsan der West- küste stellenweise von Stat nach Lindesnäs, besonders von der Nordkante von Fäderen bis ein paar Meilen südlich von Bergen. Auch die Sommerheringsfischerei ist bedeu- tend in einer Strecke der nordklippigen Küsten. Ebenfalls wird am Nordland und an der Finnmark diese Heringsart gefischt. Nach statistischen Angaben beträgt die jährliche Exportation von Heringen aus Norwegen etwa 585,000 Ton- nen, von denen 550,000 Tonnen Winter- und 35,000 Ton- nen Sommerheringe sind. ?) So bedeutend auch diese Fi- scherei ist, kann sie doch in keinen Vergleich mit der, wel- che in den achtziger und neunziger Jahren in den Schee- ren von Bohuslän statt hatte, gestellt werden. Aber in Nor- wegen hält man verständiger mit seinem Nationaleigenthum Haus, und desswegen erhält man es sich denn auch. 1) Naturgeschichte der Fische Deutschl. I, S. 186. 2) Handlingar rörande Sillfisket, S. 1. u. 21. 3) Norges Statistik ved M. B. Tyvethe. Christiania 1848. S. 61. 5 Aber nicht genug, dass wir wissen, es finde sich der Hering an den skandinavischen Küsten; es verdient auch in hohem Grade unsere Aufmerksamkeit und darf uns nicht entgehen, dass ungeachtet aller dieser Hering vom Nord- cap bis Falsterleo und von da bis Tornea zu ein und der- selben Art gehört, er jedoch in jeder besondern Ge- gend etwas verschieden nach Form oder Grösse ist, und diese Verschiedenheit sich in derselben Gegend während aller Jahreszeiten und aller auf einander folgenden Jahre erhält. Jedermann kann den Unterschied zwischen dem Winterhering (,„Graabenssill“) an der norwegischen West- küste und dem Kullasill am Eingange des Sundes, und dem Kivikssill an der östlichen Küste von Schonen und dem Strömling in den nördlichen Gegenden der Ostsee sehen, vorzüglich wenn man sie in Masse sieht. Es ist nicht schwer, gleich zu sehen und ohne Frage zu wissen, ob der fuderweise in Lund zu Markte gebrachte Hering aus dem Sunde vor Malmö, oder aus der Ostsee vor Cimbrishamn komme. Aber auch in Gegenden, welche einander viel nä- her liegen, entdeckt ein geübtes Auge Verschiedenheiten, so dass ein Fischer an der Laholmsbucht, welcher Hering in seinen dort ausgesetzten Garnen bekommt, gleich sieht, ob er aus der Morupsseite bei Halland, oder aus der Kul- lagegend bei Schonen kommt. So ist das Verhalten an al- len Küsten des Meers, und dies Verhalten ändert sich nicht. Aus diesen sicheren Erfahrungen, von deren Zuverlässig- keit Jeder sich leicht überzeugen kann, folgt unwiderleg- lich, dass jede etwas gesonderte Gegend des Meeres an den Küsten ihren eigenen Heringsstamm besitzt, welcher sich dort aufhält, und dass keine weiten Wanderungen von einer Gegend zur andern längs des Meeres oder der Küsten vorgenommen werden. Wenn man vordem solche jährliche Wanderungen aus dem Polarmeere nach den verschiedenen Küsten der europäischen Länder erdichtete, so hatte dies darin seinen Grund, dass man entweder die Verschieden- heiten des Herings, welcher verschiedene Bänke und Kü- sten besuchte, nicht wahrnehmen, oder wenn man sie wahr- genommen hatte, daraus keinen vernünftigen Schluss zie- hen konnte. Sind jedoch die Prämissen wahr, und beruhen 6 sie auf sicheren Erfahrungen, so muss auch der Schluss si- cher sein. Der nur mit kleinen und zarten Flossen begabte Hering ist ein schwacher Schwimmer und kann, eben aus diesem Grunde, keine langen Reisen vornehmen. Ferner können wir, ebenfalls durch die Erfahrung, uns davon überzeugen, dass der Hering zu gewissen Jahreszei- ten sich in dicht geschlossenen Haufen an seichteren Stel- len in der Nähe der Küsten oder auf Bänken aussen im Meere ansammelt, und dass dieselbe Heringsart inan- deren Jahreszeiten, in denen er sich in den Untiefen nicht findet: im Magen des Dorsches und anderer Raubfische an- getroffen wird, welche in der Tiefe, nicht weit von den Bänken gefangen werden. Hieraus muss man den bestimm- ten Schluss ziehen können, dass derselbe Hering, welcher periodisch an seichte Stellen hinaufsteigt, ausserdem in der Tiefe der Meeresthäler (Bassins) lebt, welche sich vor oder zwischen den Bänken befinden. Noch mehr: da es die- selbe Heringsart ist, welche jedes Jahr auf dieselbe Untiefe hinansteigt und laicht, und da dieselbe Art auch in anderen Jahreszeiten in derselben tiefen Gegend des Mee- res zu Tage kommt, so können wir schliessen, dass es die- selben Schaaren sind, bestehend aus denselben Indivi- duen, welche jährlich denselben seichten Grund besuchen, um zu laichen. Ferner: aus dem Heringsrogen, welcher auf eine gewisse Bank abgesetzt wird, muss sich Brut von derselben Art (derselben Varietät) entwickeln, von welcher der Hering ist, der dort gelaicht hat. Diese Brut findet man zuerst sich nahe bei der Laichstelle haltend, an wel- cher sie aus dem Rogen hervorgegangen ist; nachher fin- det man, dass sie allmählich sich mehr von da entfernt und schliesslich in der Tiefe verschwindet. Nun können wir aus mehreren Erfahrungen mit Sicherheit schliessen, dass sie in der Zeit des Jahres, da die Heringsschaaren verschwun- den sind, sich nicht weit, kaum einige wenige Meilen weit von den Laichstellen befindet), und dass sie sich dort auf- hält, ersieht man, wie erwähnt, daraus, dass man Hering 1) Unter manchfaltigen anderen Beweisen können wir uns auch berufen auf einen vom Prof. Sundevall in Dessen Berättelse om fisker: i Stockh.’s län, S. 21, angeführten. 7 im Magen der dort gefangenen Raubfische antriff. Wenn aber dieser junge Hering zur Fortpflanzung reif wird, wen- det er sich zu derselben Stelle zurück, an welcher er selbst ausgebrütet worden und von der er als Heringsbrut ausge- gangen ist.!) Dies können wir auch daraus entnehmen, dass junger Hering, welcher angefangen hat, sich in einer gewissen Gegend fortzupflanzen , derselben Varietät ange- hört wie der alte, welcher sich dort ebenfalls fortpflanzt. Er kann folglich von keinem anders woher eingewanderten Haufen sein. In dieser Beziehung zeigen die Fische den- selben Naturtrieb wie die Vögel (jährlich sich nach dersel- ben Stelle zurückzuwenden, an welcher sie ausgebrütet wor- den sind), sogar diejenigen, welche die grössten Ausflüge nach weit entlegenen Zonen machen: der Storch, die Schwalbe, die Nachtigall und unzählige andere wenden sich im folgenden Jahre demselben Hausdache, derselben Scheune oder demselben Busche wieder zu, von denen sie am ver- flossenen Herbst ausgeflogen sind. Dass es sich eben so mit den Fischen verhält, davon hat man Beweise durch di- recte, in älteren und neueren Zeiten angestellte Untersu- chungen. Hinsichtlich des Lachses finden sich Beispiele in dieser Fauna, S. 3832—83 angeführt (vgl. Handl. rör. sill- fisk. S. 49.), und dass dasselbe Verhalten beim Heringe Statt findet, ist lange vorher zu Tage gelegt worden, z. B. von Benj. Franklin, angeführt in Kalm’s Reise II, S. 394. (Vergl. Handl. rör. Sillf., S. 50.) — Auf diese Sätze, gestützt auf Erfahrungen, muss nach der Ueberzeugung al- ler Sachkundigen jedes vernünftige Haushalten mit der He- ringsfischerei sich gründen. Ich glaube daher sie hier kurz wiederholen zu müssen. 1) Jedes Meer hegtin seinen verschiedenen Bassins verschiedene Artabänderungen desHe- rings, welche dort in der Tiefe verbreitet sind und von 1) Diesen Satz, welcher, den Hering betreffend, vor vielen Jahren bei uns öffentlich zu Tage gelegt worden ist, hat Prof. Sundevall auch in Beziehung auf den Strömling bestätigt gefunden. (S. Sundevall, Stockh. skärgard, S. 22.) — — „so müssen es dieselbe Schaar und de- ren erwachsene Abkömmlinge sein, welche jährlich wieder kommen um da Eier zu legen, wo sie selbst erzeugt worden sind.“ 8 da jedes Jahr zur nächsten Untiefe aufsteigen, um sich dort fortzupflanzen. (Underdaan, Berätt. af d. 11. Nov. 1826, in- förd i Journ. för Handel, slöjd och konst d. 2. Febr. 1827. — Handb. rör. sillfisk, S.7. — Förnyad underd. Ber. af d. 1. Mars 1828, 4to. pag. 29. — Handl. rör. sillfisk, S. 51.*) 2) Das Quantum von Hering (’s Varietät), welches je- des Bassin beherbergt, kann ausgefischt oder vertrieben werden, (wenn man nämlich mit hunderten von Booten und tausenden von Menschen, mit dem bei solcher Gelegenheit vorfallenden Lärm und Geräusche, ihn mit Heringswathen verfolgt, wo er nur immer auf einen seichten Grund oder an einen Strand zu gelangen sucht, um zu laichen, und noch dabei das Wasser durch einen stinkenden Schlamm aus den Thrankochereien verpestet), und so kann die Fi- scherei auch in einer Gegend des Meeres zerstört werden. 3) Nachdem eine Fischerei in einer Gegend zerstört ist, kann man keinen Ersatz durch Einwanderungen aus anderen Gegenden, sondern bloss nach und nach durch Anwachs und Entwicklung der zurückgebliebenen Brut er- warten; denn 4) nach der Gegend, in welcher die Fische erzeugt worden sind, gehen sie nachher jährlich und in ihr pflan- zen sie sich fort, wenn sie reif geworden sind. 5) Man muss deshalb vor Allem die Brut und den un- reifen Fisch schonen und nur den reifen nehmen. Fischt man auch den unreifen weg, So zerstört man so in Grund die Fischerei in einer früher fischreichen Gegend, dass sie dort gar nicht mehr wieder hergestellt werden kann. Diese Sätze, welche vor 26—28 Jahren hier dargelegt wurden, sah man bloss als theoretische Hypothesen an, die keine Berücksichtigung verdienten. Sie zu bekämpfen und ihre Anwendung auf unsere zerstörte Heringsfischerei zu verhindern, wurden alle Mittel in Thätigkeit gesetzt, Ver- höhnung, Drohung, Machtspruch, Wort- und Meinungsver- drehung, und die für Schweden in staatsökonomischer Hin- 1) Es ist aber dort der Sinn verstümmelt und sind die folgenden Sätze ganz und gar ausgeschlossen worden. Das Gutachten wurde auf Sr. Maj. Befehl in seiner Ganzheit in der königl. Druckerei 1828 ge- druckt und durch die Postzeitung vertheilt. 9 sicht so höchst wichtige Angelegenheit ward niedergehalten und wie eine lumpige Parteisache behandelt.) Inzwischen hat Derjenige, welcher die obigen Sätze hier zuerst aus- sprach, in den letzteren Jahren eine, freilich nicht unerwar- tete, aber doch vorzüglich willkommene Bestätigung dersel- ben, eben von anderen, entlegenen Gegenden des Meeres erhalten. Im 20sten Bande von Cuvier’s und Valen- eiennes’ weltbekannter Histoire nat. des Poissons, Paris 1847, also 20 Jahre nach Veröffentlichung jener Sätze, äussert sich Hr. Valenciennes, S. 47, folgendermassen: „Unsre Märkte in Paris versehen sich mit frischem, im Ka- nale gefischtem und vorzüglich aus den Häfen von Dieppe und Calais abgesendetem Heringe. Zu jedem dieser Häfen gelangen die Fischfänge aus den Bassins des Oceans, wel- cher sie umgiebt. Jedes dieser Bassins muss eine eigene Varietät von Hering haben); denn die Fischhändler wissen sehr wohlinach dem Ansehen zu be- urtheilen, woher diese Fische gekommen sind. Mit weni- ger Uebung ist es nicht schwer den Hering von Calais zu erkennen, dessen Körper länglich und von den Seiten etwas zusammengedrückt, und ihm von dem von Dieppe zu un- terscheiden, dessen Körper mehr drehrund und untersetzt ist.“ — So hat also auch Hr. Valenciennes, der grösste Ichthyologe der Jetztzeit, sich davon überzeugt, dass die verschiedenen Bassins im Meere verschiedene Varietäten des Herings beherbergen. Diese einmal gewonnene und wohl erwogene Erfahrung verbietet alle Gedanken an weite Wanderungen des Herings und muss als Resultat auch an den Tag legen, dass dieselbe Varietät in der Nähe ihres Bassins laicht, in welchem auch ihre Brut sich aufhalten soll. Auch diese Wahrheit hat Valenciennes aufgefasst; er erwähnt, dass er sich Heringsjunge unter dem Namen „Blanches“ habe zusenden lassen, welche die Fischer als besondere Art angesehen haben. „Aber sie fischen diese klei- 1) Dies aber gehört in die Geschichte der schwedischen Fischereien, welche auch, wenn Gott unsere Tage verlängert, nicht aus- bleiben wird. 2) Wörtlich Dasselbe, welchesfoben citirt worden ist. 10 nen Fische nicht, welches recht glücklich ist,“ fügt er hin- zu; „denn sonst würde man bald die Haufen von reifem Heringe sich auf eine merkliche Weise vermindern sehen.“ Das ist gerade Dasjenige, was bei uns geschehen ist und mehr und mehr geschehen muss durch das Wegfangen der Heringsjungen. Fortpflanzung. Der Hering steigt, wie oben erwähnt, von den Mee- resthälern in dicht geschlossenen Haufen, wenn die Eier- stöcke (Rogensäcke) und die Testikeln (Milchsäcke) zu schwellen beginnen, so einen oder den andern Monat vor dem Rogenlegen, auf Bänke in der offnen See, nach Meer- engen oder nahem Strande, wo das Wasser klar ist und der Boden entweder in reinem Sande oder Steinen besteht und mit Tang und Seegras bewachsen ist, um dort seinen Ro- gen abzusetzen und seine Milch auszuschütten. Die Tiefe, in welcher der Hering laicht, ist etwas ungleich, gewöhn- lich 3—12 Faden; bei Arilds Läge 4—5 bis 8 Faden Was- ser. Aber die Jahreszeit, in welcher diese Verrichtung vor- fällt, ist sehr ungleich. Der Hering, welchen wir Kulla- sill (Hering v. Kullen) genannt haben, laicht im Herb- ste, um Michaelis, an besonderen Stellen in etwas unglei- cher Zeit, von der Mitte des Septembers und im ganzen October. Diese Heringsform hat ihre Stationen und Laich- stellen stellenweise vom Sunde und von Kullen in Schonen gegen den Kungsbacka fjord in Halland hinauf. Hier aber ist, an der schwedischen Küste, die Gränze für diese He- ringsart, und oberhalb dieser begegnen wir einem der Form nach etwas verschiedenen Heringe, dem s. g. Götheborgs oder Bohussill, und dieser laicht in einer ganz andern Jahreszeit, nämlich mitten im Winter oder zeitig im Frühjahre. Dieser hat seine Laichstellen stellenweise an der schwedischen Westküste von den Öckerö-Scheeren vor Gothenburg bis zu den Scheeren nach Strömstad hinauf. Ein Theil derselben Fischart laicht sonach während der stärksten Winterkälte, ein anderer während oder kurz nach der stärksten Sommerwärme. ?) ı) Dies stimmt nicht recht mit Dem überein, was Hr. Quatre- fages geäussert hat (Comptes rendus, 1853. p. 936.), dass jede Fischart 11 Hier im Sunde vor Malmö, Raa, Helsingborg, beginnt gewöhnlich der Hering sich den Küsten und dem Grunde zu nähern im Julius oder August; er laicht hier im Spätherbste von der Mitte des Septembers oder dem Anfange des Octo- bers an, wo alle Heringe voll sind, bis zur Mitte des letz- genannten Monats, wo die meisten leer und nur bei dem einen oder andern die Rogensäcke angeschwollen sind. Dasselbe Verhalten findet Statt in Kullen und an den Kü- sten von Halland, bis hinauf bei Bua oder dem Baatfjord, wo der Hering auch im Herbste, aber etwas später, näm- lich gegen das Ende des Octobers und im November laicht. (Vgl. Nilsson Handl. rör. sillfiske, 8.56.) Aber weiter nach Norden laicht er zu einer ganz andern Jahreszeit, wie oben erwähnt ward. Gehen wir weiter nach Norden, so treffen wir näm- lich in der Öckerö- oder Kalfsunds - Scheerengruppe zwi- schen beiden Ausläufen des Göthaelf den s. g. Göthe- borgs- oder Bohussill, welcher etwas grösser und mehr lang gestreckt ist und im Frühling am Schlusse des März oder im April laicht. eine bestimmte Temperatur für das Ausbrüten des Rogens verlange. Die Ursache dieser merklichen Verschiedenheit in der Form sowohl, als der Laichzeit beim Hering an unsrer Westküste kennen wir nicht voll- ständig; aber bemerkenswerth ist es, dass die Gränze zwischen diesen verschiedenen Herinssstämmen gerade auf der Gränze zwischen dem Kattegatt und Skagerrack liegt. Der Erstere oder der Kullasill hat auch in dieser Hinsicht mit dem sundischen Heringe, der letztere mit dem norwegischen Winter- oder Bergenhering Aehnlichkeit. Dem atlanti- schen Oceane, welcher die westliche Küste von Norwegen bespült, liegt die Strecke der bohuslänischen Scheeren offen; aber dies ist nicht der Fall mit der Küste von Halland, Kullen und dem Sunde. Es scheint sonach die -ungleiche Beschaffenheit des Wassers an Salzigkeit, Tiefe, Bewegung, Boden u. s. m. zu sein, welche während des Laufs der Zei- ten allmählich diese Ungleichheit hervorgebracht, die sich seitdem ver- ändert erhalten hat. Und das, was die Richtigkeit dieser Ansicht zu beweisen scheint, dass das ofine Wasser des Weltmeers dazu beigetra- gen habe, die längere, schmälere Form, und das stillere Scheerenwas- ser die mehr untersetzte, zu bilden, kann auch daraus geschlossen wer- den, dass der norwegische Sommerhering, welcher mehr in den Schee- renbezirk an den norwegischen Küsten hineingeht, in Form, Laichzeit, Feinheit und Geschmack des Fleisches, mehr Aehnlichkeit mit dem scho- nischen Kullahering, als mit dem norwegischen Winterhering hat. 12 Dasselbe Verhalten findet sich bei dem Heringe, wel- cher weiter nördlich vorkommt, nach Eckström, wo am Strande bei Tjörn zwei Laichplätze, nämlich Hammarsand und Kalfvesund, und nach v. Wright eine Laichstelle in den Morlanda-Scheeren, existiren. Nördlicher kennt man keine Laichstellen für den Hering an dieser Küste eher als hinauf in den Fjellbacka-Scheerengruppen; und an allen diesen Stellen laicht er zur selben Zeit und hat er dasselbe Ansehen. Ungeachtet der Hering allezeit auf eine der dem Bas- sin zunächst gelegene Untiefe hinansteigt um zu laichen, verursacht doch der Wind, dass er bisweilen den Platz ver- tauscht. Er sucht stets unter dem Lande in Lee zu ste- hen, von welchem der Wind kommt. Aus dieser Ursache sucht er verschiedene Ufer an demselben Bassin; aber aus dem Bassin und dessen Umgebung geht er nicht, Er ist, wenigstens während der Laichzeit, so empfindlich gegen un- reines Wasser, dass wenn der Strom im Meere sich verän- dert, während ein Haufen steht und laicht, er sogleich wei- ter zieht, weil Sand und andere Unreinigkeit vom Boden aufgerührt wird. - In allen Gegenden, in denen der Hering laicht, giebt es Heringsjunge von verschiedener Grösse, von den zarte- sten bis zu den am meisten erwachsenen. Diese haben verschiedene Namen: Sillmör, Sillstagg, Loddsill Smaasillu.s.m. Die Heringsbrut, welche aus den Hau- fen hervorgegangen ist, die in einer Gegend gelaicht haben, hält sich zuerst in derselben Gegend auf, in welcher sie Ruhe auf der Untiefe und an sandigen Strändern sucht, z. B. in der Skeldervik, wo sie bei stillem Wetter im Som- mer und Herbste bisweilen in grosser Menge gesehen wird. An Flussmündungen, bei denen süsses und salziges Was- ser sich vermischen, wird die Temperatur höher (das Was- ser laulichter, als sowohl im Meer und dem Flusse), wel- ches die Hauptursache davon sein dürfte, dass die zarte Brut solche Stellen sucht. Heringsjunge von 2,3, 4’ Länge trifft man an den Mündungen der Vegeaa und der Rönneaa an, eben so an anderen Mündungen längs der Küste hin- auf. Alle Heringe in demselben Haufen sind ungefähr gleich 13 gross. Wenn der Haufen ausgelaicht hat, kehrt er zur of- fenen See zurück und geht in die Tiefe. Ob er sich dort auflöst oder sich zusammen hält, können die Fischer nicht ermitteln; doch ist das Erstere am ehesten zu vermuthen. Denn wenn die Garnfischer, um Köder zu anderm Fisch- fang zu bekommen, in den Jahreszeiten, da keine Herings- haufen bemerkt werden, ihre Heringsgarne setzen, erhalten sie gewöhnlich einen oder den andern Hering im Garne, woraus sich ergiebt, dass er mitunter zerstreut vorkommt. An die Westküste von Norwegen, südlich von Bergen, geht der Hering jährlich in viel grösserer Menge, als an ir- gend eine andere skandinavische Küste. Dies ist der grosse Frühlingshering, Winterhering (oder Graabens- sill. Er beginnt gewöhnlich sich zu sammeln und sich der Küste zu nähern im Januar oder Februar und geht fort im April. Nach den Nachrichten, welche ich seit vielen Jahren (1826) zur Stelle empfing, findet er sich zuerst bei Skudesnäs, 12 Meilen südlich von Bergen, ein und schrei- tet allmählich nordwärts nach Glesvär, welches etwa 3 Mei- len südlich von der erwähnten Stadt liegt. Man weiss nicht recht, ob es derselbe Hering ist; wahrscheinlich jedoch sind es andere Haufen, welche sich nach und nach mehr nördlich zeigen. Wenn der Fischer die Ankunft des He- rings erwartet, so besteigt er die Klippen und schaut nach dem Meere hinaus, wo er schon auf die Entfernung mehre- rer Meilen die heranziehende ungeheure Heringsschaar oder, wie-es dort heisst, Heringsflotte („Sillfllotta“) entdecken kann. Ihn verfolgen Hunderte von Wallfischen, welche Wasser in Dampfgestalt hoch in die Luft spritzen, so dass, wie die Fischer versichern, die Meeresfläche dasteht, wie ein Nebel. Andere verglichen diesen Anblick mit einer Menge rauchen- der Schornstein. Nachdem die Heringsflotte gegen die Küste vorgeschritten ist, lagern sich die Wallfische vor die- selbe in einem Halbkreise und gehen ab und zu. Es son- dern sich Haufen von der Heringsflotte ab und gehen in die Buchten um zu laichen. Der Hering steht dann dicht gepackt von der Meeresfläche an bis gegen den Boden hin- ab. Nachdem er gelaicht hat, ist das Wasser von der Menge Milch, die er gespendet hat, weisslich. 14 Der norwegische Sommerhering geht nach ganz anderen Küsten von Norwegen, als der vorige. Nach Tvethe’s Statistik (Christiania 1848, S. 61.) soll er meistens an eine Strecke der nordklippigen Westküsten gehen, be- sonders Nordmöre, Fosen und Namdal. Er kommt auch stellenweise an den Küsten vom Nordland und von der Finnmark vor. Diese Art Hering gleicht, wie schon vor- her erwähnt ward, meistens dem Kullenheringe, und wie dieser gehört er nicht dem Oceane an, sondern scheint seine Stationen innerhalb der Scheeren und kleinen Inseln („Holmen“) zu haben. Gehen wir zum südlichen Theile der Ostsee, von Abe- kaas, wo der Hering nur 8—9” lang ist, so finden wir, dass auch er, wie der Kullasill, um die Michaeliszeit laicht und damit den ganzen October hindurch, selten aber bis in den November, fortfährt. Aber es verdient bemerkt zu werden, dass es auch hier Hering giebt, welcher im Sommer, zu Ende des Maies und Anfange des Junius, laicht. Dieser ist etwas kleiner, als der im Herbste laichende, sonst aber ihm ganz gleich. ) Man behauptet, dass man erst in den letz- ten 4—5 Jahren dies bemerkt habe. Im Julius sieht man hier Heringsjunge von 1’ Länge, schmal und durchschei- nend ausser den grossen Schwarzen Augen. Auch sieht man zu derselben Zeit Junge von 2” Länge. Die ersteren sind vermuthlich von denen, die im Mai, die letzteren 'von denen, die im Jahre vorher während des Spätherbstes, ge- laicht haben. Gehen wir in der Ostsee weiter hinauf, so treffen wir die noch kleinere Varietät des Herings an, wel- che man Strömming (in Deutschland Strömling) nennt und die z. B. in den Scheeren von Stockholms Län, wo er 7—8” lang ist, theils Frühlings im Mai und Anfange des Junius, theils im August und halbem September, laicht. ?) Weiter nörtlich, z. B. bei Umea soll der Strömling mitten im Julius laichen. Die Ursache dieser verschiedenen Laich- zeit kennt man nicht, auch die nicht, warum bei einigen 1) Bemerkenswerth ist es, dass er in allem Diesem einigen Ström- lingen ih den Stockholmer Scheeren gleicht. 2) Vgl. Sundevall, Berätt. 8.23. Der bekannte Lidingö-Ström- ling laicht im Herbst im October und November. 15 der Rogen reiner weiss, bei anderen bleich grauweiss ist. (Sundevall.) Dasselbe habe ich auch beim Kiviksheringe bemerkt. — Bisweilen trifft man in den nördlichen Schee- ren von Stockholm und vor Gefle eine Varietät des Ström- lings an, welche 11—13” in der Länge hält; seine Gestalt aber ist die von anderm Strömlinge. Vergl. Nilsson Obsse ichthe. p. 10. Aufenthalt, Lebensweise, Nahrung und Fortpflanzung des Süsswasser - Aales (Muraena Anguilla Lo.) von S. Nilsson. (Uebersetzt aus des Genannten „Skandinavisk Fauna, 4de delen, S. 664 ft. von Fr. Creplin.) Der Verf. führt vom Süsswasseraale drei Formen auf, nämlich 1) den gemeinen Aal oder Reusenaal, Anguilla acu- tirostris Yarrell, Mur. oxyrrhina Ekstr.; 2) den Gras-Aal, wie es scheint, Yarrell’s Snig, und 3) den Raubaal, Anguilla latirostris Yarr. Aufenthalt und Lebensweise. Der Aal kommt in den meisten Binnenseen, Flüssen und Flüsschen der mittleren Theile der skandinavischen Halbinsel, und von da weiter gegen Norden hinauf, vor. Im Dalelf findet er sich bis nach Elfdal hinauf, im Raadasjö in Wermland, im westlichen Norwegen; z. B. in einem Was- ser bei Hitterdal giebt es Aal bis nach Skeen hinauf. In den eigentlichen Gebirgszügen und in den nördlichsten Theilen der Halbinsel kommt er, so viel man weiss, nicht vor. Er ist empfindlich gegen Kälte und scheint in den kalten Gegenden nicht zu gedeihen. An den Meeresküsten trifft man ihn stellenweise, oder in gewissen Jahreszeiten in grösserer Menge an denselben Stellen, an. Denn der Aal unternimmt, meistens im August und September, Wan- derungen aus den Binnenseen in Flüsse hinab vor, und wenn er dabei zum Meer gelangtist, so setzt er seine Wan- + 16 derungen ferner längs des Strandes fort und besucht dabei dieselben Stellen der Küste, welche er seit undenklichen Zeiten jährlich besucht hat. Einen Beweis für diese regel- mässigen Wanderungen kann man daraus entnehmen, dass sich an der östlichen und südlichen Küste von Schonen ver- schiedene Stellen befinden, an denen der Aal sich jährlich in grosser Menge auf seinen Wanderungen von Norden, während der dunklen Nächte des Septembers und Octobers einfindet, ohne die Stellen der Küste zu berühren, welche zwischen jenen liegen. Dass aber dasselbe Verhalten schon seit langer Zeit statt fand und dass dieselben Stellen der Küste schon von früher her einträgliche Aalfischereien dar- boten, kann man daraus entnehmen, dass wenigstens meh- rere von ihnen beim Errichten des Eintheilungswerks!) zur Zeit Karl's XI. besteuert oder sonst einer Disposition unter- zogen wurden. Dasselbe Verhalten findet die ganze Küste entlang aufwärts Statt; denn eben bis nach Hornösand giebt es besteuerte Aalfischereien. Dort scheint der Aal aus den Seen in das Meer um den 24sten Julius zu ziehen, nach gefälliger Mittheilung des Professors Berlin. Solche Stellen an der Ost- und Südküste von Schonen, wo der Aal dicht an die Strandufer geht und in grösserer Menge gefangen wird, sind: die Küste bei Inleboda, die Fischlage?) Knebäck, die Fischereigelegenheit Esperöd, die Fischlage Wik, Baskemölla, Brantevik, Kaaseberga, Abekaas, Skaare, Fredshög und Falsterbo. An allen diesen Stellen fin- det sich der Aal in grösserer oder kleinerer Anzahl alle Jahre im September und October ein, insonderheit wenn die Nächte dunkel sind, und wird in s. g. Aalreusen gefangen, deren Oeffnungen nach Norden oder Osten gerichtet sind, zum Beweise, dass der Aal von diesen Himmelsgegenden und von den Flüssen herkommt, welche sich dort in’s Meer 1) „Indelningsverk“ ist die Einrichtung in Schweden mit der Nationalmiliz, davon die Reiter von den Rusthaltern, die Soldaten von den Bauern gestellt und unterhalten werden, die Officiere aber von der Krone statt Lohns gewisse Güter („Boställen“) geniessen. (Möller’s schwed.-deutsche Wörterb.) Cr. 2) „Fiskläge“ ist ein Ort an der Seeküste, wo die Fischer ihre Hütten haben. (Möll. Wörterb.) Cr. 17 ergiessen. Der Aal, welcher solcherweise während der Wanderung gefangen wird, ist ausschliesslich von der zu- erst angeführten Form, welcher deswegen auch Reusen- aal genannt wird, weil man ihn in Reusen fängt. Das Merkwürdigste hierbei ist, dass es eihe grosse Regelmässigkeit bei den jährlichen Wanderungen des Aa- les darbietet, und dies ist um so unbegreiflicher, als man kaum annehmen kann, dass es dieselben Individuen seien, welche jährlich zu denselben Stellen wiederkehren. Denn darin unterscheiden sich die Wanderungen des Aals von denen des Lachses und aller anderen Fische, dass der Aal aus den Binnenseen in die Flüsse und in’s Meer hinab wandert, wo er den Küsten nach Süden (wenigstens in der Ostsee) folgt, um eine passende Stelle zu seinem Winter- lager aufzufinden; aber nie hat man bemerkt, dass erwach- sene Aale während irgend einer Jahrszeit schaarenweise aus dem Meer die Flüsse hinaufgehen. Deshalb sind auch alle Fischereigeräthschaften für den Aal so gestellt, dass er gefangen werde, wenn er mit dem Strome geht; freilich bemerkt man, dass ein oder der andere Aal in den Flüs- sen bisweilen gegen den Strom geht; aber diese Fälle sind mehr einzeln, und eine Wanderung in Masse von erwach- senen Aalen gegen den Strom findet nicht statt. Es sind nur kleine Jungen, vermuthlich Brut aus dem Rogen, welcher von den ausgewanderten Aalen im Meer abgesetzt worden, die im Frühling in unzähligen Schaaren die Flüs- se hinauf in Seen und in diese mündende Flüsschen, Bäche und andere Gewässer, als Brüche, Sümpfe und tiefe Pfützen ziehen, soweit sie möglicher Weise vordringen kön- nen; und dort bleiben sie und erwachsen bis der Fortpflan- zungsinstinct sie treibt, wo sie denn, gleich ihren Aeltern vor ihnen, sich auf Wanderungen gegen das Meer begeben und dort dieselbe Richtung verfolgen, wie jene, und die- selben Stellen besuchen wie sie, ohne von ihnen begleitet zu werden, welche sie ohne das nie gesehen haben. Der Aal erreicht bisweilen eine bedeutende Grösse, Bei Amaal gab man an, dass man mitunter Aale von 5 &, Schwere finge. Bei Oerebro bekommt man Aale von 6 &, und bisweilen aber selten von 7 @& In schonischen Seen XVI. 1860. 2 18 hat z. B. im Ringsjö Fahnj. L. Aale von 9 &., der Fischer K. im Böringesjö desgl. von 6 @, im Ringsjö von 7%. und ein einziges Mal im Fjällfotasjö einen von 11 &., gefangen. Dies ist aber äusserst selten; gemeinhin erlangt der Aal 1! —2 %. au Gewicht. Der gemeine oder sog. Reusenaal setzt sich am mei- sten in Bewegung und streicht am weitesten umher. Er geht den ganzen Sommer hindurch vom April oder Mai an, wenn der Binnensee eisfrei wird, meistens beim abneh- menden Monde, wenn die Nächte dunkel sind; denn der Aal ist äusserst furchtsam und scheu; besonders aber wan- dert er während der dunkeln Nächte im September und October, und fängt damit schon im August an. Doch nicht alle wandern aus; ein grosser Theil bleibt in den Seen zu- rück und begiebt sich bei Annäherung des Winters auf weichem Boden in Schlamm oder Thon, meistens in der Nähe des Stromes, und bleibt dort den ganzen Winter hin- durch liegen. Aber auch im Sommer halten sich die Aale oft tief im Schlamm auf, in welchem sie ihre Löcher haben, denen sie zueilen, wenn eine nahe Gefahr sie treibt sich zu verbergen. Die Löcher sind kleiner und grösser, rund, glatt an den Rändern von 3—12“ Durchmesser; sie liegen im Schilfröhricht im weichen Boden, und mehrentheils in etwa 4‘ Wasser, im Ringsjö. „Wenn man mit der Fischer- gabel einen Aal haut, so springen alle in der Nähe davon in ihre Löcher hinab, von denen bisweilen eine ganze Menge Aale ein gemeinschaftliches hat, ebenso wie die Schlangen auf der Erde, wenn sie erschreckt werden, nach ihren Lö- chern springen.“ Der sog. Raubaal (schwed. Slukaal) gleicht hin- sichtlich der Lebensweise in verschiedenen Stücken dem Reusenaale nicht. Er wandert nicht, wenigstens nicht regelmässig, wie dieser, mit welchem er bei den Wanderun- gen nie zusammentrifft; er geht nie dahin, wo Rogen aus- gelaicht ist, um solchen zu verzehren; er lebt meistens von Fischen, weshalb eram besten mit derGrundschnur gefangen wird wozu man zuletzt im April und im Mai kleine Plötzen als Lockspeise gebraucht; weiterhin im Sommer, wo man Regenwürmer zum Köder anwendet, bekommt man 19 selten Raubaal am Angelhaken; der gemeine Aal aber wird am besten mit diesem Köder gefangen. Die Fischer ver- sichern ,‚*dass man an der Grundschnur merken kann, dass Raubaal dort sei; denn er reisse an ihr und schlenkere und sei weit stärker, als der gemeine. Auch behaupten sie der Raubaal sei böse, „beisse zu und zische wie eine Schlange.“ Eine dritte Art Aal wird von den Fischern am Ring- sjö sowohl, als an der südöstlichen Meeresküste Grasaal (schwed. Gräsaal) genannt. Die Fischer am Ringsjö be- schreiben ihn folgendermaassen: er hat eine spitzigere Schnauze als der gemeine, ist grün oder gelb von Farbe und so weich, dass man leicht 2—3 Stück in der Hand festhalten kann; er geht in seichtes Wasser am Schilfe, wo der Blei laicht, und verzehrt Fischrogen, von welchem er bisweilen ganz vollgestopft ist. Mitunter liegen an der Laichstelle mehrere in einer Reihe und fressen Rogen. Er geht nie in den Strom hinab, und nie hat man ihn auf’s umzäunte Ackerland gehn (,gaa i vrete“), noch sich bün- delweise verknüpfen (,„knippa sig“) sehen; man bekommt ihn bloss aus dem See mittelst Netz oder Angel. Er wird nur 1 @&. schwer. Man bekommt ihn selten, und nur im Sommer. Sein Fleisch ist gut zu braten, nicht zu räuchern; denn dazu ist es zu weich. — Bei Abekaas schreibt man denselben unter demselben Namen, Grasaal, verschieden sowohl vom Reusenaal als vom Raubaal; er soll „hell- grün von Farbe und weich von Fleisch“ sein. Man be- kommt ihn bloss im Sommer an der Angel, und selten. — Bei Carlshamn (Pukavik) heisst er Weichaal („Blötaal“) und wird von den Fischern als wachsgelb unter dem Bau- che, spitzig von Kopf, mit kleinen Augen und weich von Fleisch beschrieben. Man fängt ihn mit dem Aaleisen zwi- schen Tang meistens zwischen Pfingsten und Johannis. Es geht allgemein die Rede unter den Fischern, we- nigstens an unseren Westküsten, dass der Aal, welcher den Winter hindurch im Schlamm oder Thon auf dem Meeresboden vor den Küsten still liegt, ganz blind sei, wenn er im Frühling hervorzukriechen beginne. Er soll als- dann anfangs sehr schläfrig und träge sein. DR 20 Nahrung. Der Aal ist ein Raubfisch und lebt aus- schliesslich von thierischer Nahrung. Er verzehrt Würmer, Insekten, Insektenlarven, Schnecken und andere Crustaceen nebst Fischrogen und -Brut, welche sich in dem von ihm bewohnten Gewässern befinden. Der Raubaal ergreift und verzehrt meistens Fische; in einem solchen von 2° Länge fand ich einmal eine Aalmutter von 5“ Länge. Die beste Speise für den Aal scheinen aber Krebsrogen und junge Krebse zu seyn, welche letztere er in deren Löchern unter Steinen und in Flussufern aufsucht, wenn sie die Schale wechseln. Er sucht und verzehrt sie mit solcher Begierde, dass, wenn er in ein Gewässer gelangt ist, das reichlich Krebse enthält, er dieselben in einigen Jahren vermindert oder ausrottet. So ist das Verhalten beim Wenersee und den in diesen sich ergiessenden Wassern gewesen. — Der Aal geht auch begierig nach Aesern, welche im Wasser liegen, selbst wenn sie angefangen haben in Fäulniss über- zugehen. — Man hat gesagt der Aal gehe aufs Land be- sonders auf Erbsenäcker, welche nahe am Wasser liegen, um Erbsen zu fressen; von dieser Sage hörte ich schon in meiner Kindheit, von manchen verschiedenen Gegenden des Landes her Nachrichten von ihr. Sieist, so zu sagen, eine Art Volksglaube. Es ist inzwischen ebenso gewiss, dass der Aal keine Erbsen frisst, als der Aal kein Gras, welches man auch behauptet hat. Aber die Sage hat doch einigen Grund. Der Aal geht wirklich mitunter ans Land, um auf Niederung im feuchten Grase, bei starkem Thau und mei- stens oder bloss in der Nacht, Nahrung zu suchen. Meh- rere glaubwürdige Personen haben Das bezeugt (auch die Fischer am Ringsjö wissen es aus Erfahrung). Nun weiss man, dass sich auf sumpfigem Erdboden oder nahe am Wasser meistens eine Menge Ackerschnecken (Limax agrestis) findet, welche besonders zur Nachtzeit, wenn Thau gefallen ist, sich oben auf der Erde aufhalten; und diese Schnecken machen eine beliebte Speise für den Aal aus. Fortpflanzung. Von den ältesten Zeiten her, in denen unsers Wissens Naturerzeugnisse der Gegenstand wissenschaftlicher Forschung gewesen sind, hat man die 21 Fortpflanzungsart des Aals zu ermitteln gesucht, und ob- gleich diese Untersuchungen zu verschiedenen Zeiten bis zu unseren Tagen fortgesetzt worden sind, hat man doch noch immer keine vollkommene Aufklärung über den frag- lichen Gegenstand erlangt. Gleichwohl hat man in unse- ren Tagen gewisse Verhältnisse bei der Fortpflanzung ken- nen gelernt, welche man vorher nicht kannte. so dass die vollständige Auflösung der Frage nicht weit entfernt mehr seyn möchte. Ich will hier in grösster Kürze einige der verschiede- nen Meinungen anführen, welche sich zu verschiedenen Zeiten unter den Naturforschern, betreffend die Entstehung und Fortpflanzung dieses sonderbaren nicht blos der äus- sern Form, sondern auch in gewisser Beziehung der Lebens- art nach, schlangenähnlichen Fisches geltend gemacht haben und danach das, was wir davon bisher wissen, darlegen und die Punkte andeuten, die noch auszumitteln bleiben. Aristoteles, welcher (ungefähr 350 J. v. Chr.), so viel wir wissen, der Erste war, welcher das zu Seiner Zeit hinsichtlich der Lebensweise u. s. w. der Thiere Bekannte sammelte und für die Nachwelt niederlegte. überlieferte auch das, was er von der Entstehung des Aals zu wissen glaubte. In seiner Historia Animalium, lib. IV, cap. XI, (nach The od. Gaza’s lat. Uebers., Venedig 1584.) äus- sert er sich so darüber: „Beim Aale gibt es weder Männ- chen noch Weibchen, auch kann er aus sich selbst keine Brut _hervorbringen, * u. s. w., und lib. VI, cap. XVI lest er seine Ansichten ausführlicher dar. Er äussert dort sehr bestimmt, dass der Aal weder durch Paarung noch durch Rogenlaichen sich fortpflanze, „denn niemals sei ein Aal gefangen worden, welcher Samenflüssigkeit oder Rogenkör- ner dargeboten habe; auch habe kein Aal, welcher zer- schnitten worden, eine Oeffnung gezeigt, durch welche jene ausgeführt werden könnten. Von allen Thieren mit Blut sei der Aal das einzige, welches ohne Paarung und ohne Eier entstehe, und dies erhelle daraus, dass in schlammigen Sümpfen, selbst wenn der Schlamm entfernt worden, aufs neue Aale erzeugt würden, nachdem Wasser durch Regen u.8.w. hinzugekommen sei.“ „Sie bilden sich aus Würm- 29 R chen hervor, welche sich aus sich selbst im Schlamm und in feuchter Erde erzeugen.“ Dieselbe Meinung erhielt sich lange bei mehreren Nachfolgern des Aristoteles. Andere, wie Plinius in der Hist. Nat., lib. XIX, cap. LI, nahmen an, dass Aaljunge durch den Schleim entständen, welchen die Aale sich ab- schabten, wenn sie sich an Klippen rieben oder sich um einander schlängen — hierüber unten mehr —, und dass aus diesem Schleim, wenn erin den Schlamm gelangte, Aale wür- den.!) — Rondelet u. A., welche auch eine Paarung bei den Aalen annahmen, scheinen gemuthmasst zu haben, dass sich beiihnen Eier sowohl, als Samenfeuchtigkeit fänden, dass aber diese beide mit Fett vermischt und solcherweise nicht sicht- bar wären. Leeuwenhoek glaubte Aaljunge in den von ihm im Anfange des Märzes geöffneten Aalen gefunden zu haben; aber Andere haben schon dargethan, dass diese ver- mutheten Aaljungen Eingeweidewürmer waren. Zwischen diesen beiden Ansichten, dass die Aale aus Aalschleim oder gleichsam von selbst im Bodenschlamm entständen, oder dass die dünnen Intestinalwürmer, die man oft in Aalen findet, wirkliche Aaljunge seien und der Aal somit ein Animal viviparum sei?), sind die Meinungen lange getheilt gewesen. Die letztere Meinung, dass der Aal lebende Junge gebäre, wird noch von unsern meisten 1) Es mag bemerkt zu werden verdienen, dass dies Vorurtheil noch unter unsern Fischern an gewissen Orten zu herrschen scheint. In einer Aufzeichnung, welche ich am 13. Februar 1832 von einem mei- ner vormaligen Schüler, dem verstorb. Dr. K., Fische in Blekinge betref- fend, empfing, kommt Folgendes vor: „Die Fischer halten dafür, dass die Fortpflanzug des Aals folgendermassen geschieht: wenn die Aale sich versammeln um zu laichen, so umschlingen sie sich zu grossen Knäueln oder Klumpen. Auf diese "Weise verflochten reiben sie sich unaufhör- lich an einander, wodurch eine grosse Menge Schleim abgerieben wird. Aus diesem Schleime sollen die jungen entstehen.“ 2) Diese Meinung suchte Fahlberg in den Vet.-Ak.s Handl,, 1750, p. 194, zu beweisen. Die vermutheten Aaljungen, welche er in aufgeschnittenen Aalen fand, lagen im Darme. Nun brauchen wir nicht mehr zu wissen, um einzusehen, dass es Eingeweidewürmer waren. Schon Aristoteles wusste, dass Aaljunge nicht im Magen oder Darme vor- kommen können, und widerlegte mit starken Gründen dieses, auch in seiner Zeit gäng und gebe Vorurtheil. Arist. I. c., p. 142 u. 221. 23 & Fischern angenommen. Dass Dies indessen nicht der Fall ist, wissen wir jetzt mit Gewissheit. Der Erste, welcher die Eierstöcke des Aals beschrieb, dürfte ©. Fr. Müller seyn [s. Schr. d. Ges. naturf. Fr., Bd. I, S. 2044)]?). Aber Derjenige, welcher zuerst eine vollständige und richtige Beschreibung derselben veröffentlichte, war der grösste com- parative Anatom unsrer Zeit, Baron G. Cuvier in seiner . Hist. nat. d. Poissons, Paris 1828, I, p. 5939. Gewiss sind sie jedoch schon vor Diesem von John Hunter in London beschrieben und abgezeichnet worden, obgleich das Manuscript und die Zeichnungen erst in den letzteren Jah- ren in dem Kataloge des Hunter’schen Museums publicirt worden sind. Späterhin haben mehrere Schriftsteller, Yar- rell, H. Rathke u. M. die Eierstöcke des Aals nebst de- nen in ihnen vorkommenden Eiers (Rogenkörnern) beschrie- ben. Derjenige aber, welcher, so viel ich weiss, bisher am vollständigsten diesen Gegenstand behandelt und ihm für eine eigene, ausführliche Abhandlung nämlich seine Inauguraldissertation, De Anguillarum sexu et gene- ratione Gryph. 1842, benutzt hat, war Reinh. Fr. Mo- ritz Hohnbaum-Hornschuch. In dieser mehrfach vor- trefflichen Abhandlung hat Hohnbaum lithographirte Fi- guren von den Eierstöcken sowohl mit den Eiern, als den von H. Rathke entdeckten kleinen Ausführungscanälen für die letzteren geliefert, so auch von den durch das Mi- 1) Cit. nach Hohnbaum. 2) Nicht O. Fr. Müller, sondern Anton Vallisnieri hat zu- erst das Fortpflanzungsorgan (Ovarium) des Aales beschrieben und (ob zwar roh) abgebildet; doch irrte er darin, dass er demselben einen kur- zen in die Cloake mündenden Ausführungsgang (Oviduct) zuschrieb. Es entdeckte aber jenes bandähnliche Doppelorgan nicht Vallisnieri, sondern ein berühmter Arzt in Padua, Namens Sancassanus, welcher dem Vallisnieri, auf Dessen Bitte, ihm wo möglich, einen „träch- tigen“ Aal zu verschafien, einen, in dessen Fortpflanzungsorgan er, wie nachher Vallisnieri selbst, die Eier erkannt zu haben glaubte, zugeschickt hatte. (S. Valentini, Amphitheatrum zootomicum, Fref. a.M. 1720, Pars altera, pag. 126, cum fisg. in Tab. LXXV.) Was aber Vallisnieri für Eier hielt und für solche abbildete, waren wohl offen- bar Fettbläschen; die wahren Eier erkannten weder er, noch, so viel ich weiss, alle Späteren nach ihm, bis auf Rathke, welcher sie zuerst auffand und beschrieb. (S. Wiegm. Archiv, J. 1838, I. 8. 299.) Creplin. 24 B kroskop vergrösserten Rogenkörnern. Mit Rathke und Yarrell zu Vorgängern nimmt Hohnbaum an, dass der Aal Rogen ausleere und keine lebenden Jungen gebäre, theils weil, wie Yarell bemerkt, sich beim Aal eine zahllose Menge von Rogenkörnern findet und die Fische, welche lebende Junge gebären, deren nur eine geringe Anzahl besitzen, theils weil, wie Rathke auch angeführt hat, die Ausführungskanäle so eng sind, dass, die Eier in der Bauch- höhle zu Foetus entwickelt, nicht würden hindurch kommen können. Bevor wir weiter gehen, muss ich in der Kürze die Fortpflanzungsorgane des Aals beschreiben. Oeffnet man einen Aal längs der Bauchseite von der Brust bis zum „Nabel“, so sieht man neben den übrigen Eingeweiden längs des Rückens eine lange, in der Mitte dickere, nach beiden Enden verschmälerte Schwimmblase, welche sich nach oben bis zum Zwerchfell erstreckt und nach hinten etwas hinter den After geht. Längs beider Seiten der Schwimmblase liegt ein weisses, ziemlich breites, etwas gefaltetes Band, welches mit dem einen Rande mittels einer schmalen Haut, einer Verdoppelung des Bauchfells an der Schwimmblase festgeheftet, mit dem andern Rande aber frei ist. Diese beiden Bänder gehen vorwärts zum vordern Theile der Le- ber und erstrecken sich längs der ganzen Bauchhöhle bis zu etwas hinter die Afteröffnung, mit welcher sie in kei- nerlei Verbindung stehen. Sie liegen somit weit getrennt und, wie gesagt, mit dem einen Rande frei in die Bauch- höhle hinein hangend, mit dem andern mehr zusammenge- runzelten längs der Seite der Schwimmblase befestigt. In diesen Bändern, welche von einer Duplicatur des Peritoneums umgeben sind, liegen die kleinen Rogenkörner in unsäg- licher Menge zerstreut. Betrachtet man sie genau, so kann man sie wohl mit blossem Auge sehen, deutlicher zwar mittels der Lupe, aber erst wenn man das Mikroskop an- wendet, sieht man ihre Form und innere Beschaffenheit deutlich. Sie sind gewöhnlich rund, umgeben von einer Haut, welche einen klaren durchsichtigen Ring (Zona pel- lucida) bildet, und innerhalb desselben bestehen sie aus einer körnigen Masse, welche begreiflicherweise den Dotter ' 25 (Vitellum) ausmacht, und bei den grösseren Exemplaren sieht man nur diese, besonders wenn sie eine Zeit lang in Wasser gelegen haben, weil die in dem Dotter enthaltenen kleinen Eiweisskörner geronnen und undurchsichtig gewor- den sind. Nimmt man aber aus demselben Eierstock die kleinen Rogenkörner, in denen das Eigelb sich noch nicht ausgebildet hat, so sieht man in ihnen sehr deutlich das sog. Purkinje’sche Bläschen, welches ganz klar und farblos ist. In jungen zur Winterzeit gefangenen Aalen, bestehen sie nur aus solchen wasserklaren Bläschen. So- nach kann kein Zweifel darüber obwalten, dass sie wirk- liche Eier seien, !) und man kennt folglich die Eier des Aals, obgleich bis jetzt nur mikroskopische und, wie es scheint zur Befruchtung nicht reife. 2) Auch weiss man ı) Vgl. hiermitH. Rathke, über die weiblichen Geschlechts- werkzeuge des Aales in Wiegm. Arch., 1838, I, S. 299. — Prof. A. Retzius hat auch in der Vet.-Ak.’s Öfversigt, 1854, 8. 116, Figuren und Beschreibungen von der Entwicklung der Eier bei der Aalquappe geliefert, welche völlig der beim Aale analog zu seyn scheint. Hohn- baum nimmt an (s. seine Diss., p. 16.), dass die körnigen runden Kör- per, welche er (fig. IV, a) abbildet, nicht Rogen, sondern Milch (Te- stikeln des Männchens) seien, da er in ihnen nicht die Vesicula ger- minativa Purkinjii gefunden habe; hiervon aber haben wir oben die Ursache angedeutet. Dagegen meint er, dass die Rogenkörner des Weibehens etwas ungleich seien, der Form nach oval, weniger körnig und mit der gen. Vesicula (fig. V). Ich habe bei den vielen Aalen, die ich untersucht, nicht vollkommen solche Eier gesehen; es will mich aber bedünken, als ob die scheinbar ovale Form durch irgend eine Zu- fälligkeit entstanden seyn könne; und dass die innere köruige Textur, welche man doch deutlich findet, weniger entwickelt gewesen sei, so dass das Purkinje’sche Bläschen nicht sichtbar geworden, mag davon gekommen seyn, dass die Eier sogleich, ehe das Eiweiss hat gerinnen können, untersucht worden. Dass indessen die in Fig. IV vorgestellten Körper Rogenkörner (umgeben von Fettbläschen) und nicht Milch seien, glaube ich aus den oben angegebenen Gründen annehmen zu müssen. So viel ich weiss hat Niemand noch männliche Organe beim Aale gefunden. — Eier bei Säugethieren vgl. bei Bischoff, T. I, F. ı, 2, 3. 2) Cuvier äussert, Hist. nat. d. poiss., I, p. 22: was Aristote- les über die Schwierigkeit sagt, Aale in einem zur Zeugung schicklichen (propre & la generation) Zustande zu finden, ist sehr gegründet, und die Naturforscher unserer Tage besitzen keine sichrere Aufklärung als die Alten, über die Fortpflanzung des Aales“ Und Milne Edwards 26 jetzt, wie diese Eier aus den Eierstöcken und aus dem Kör- per kommen können, obgleich es dort keine Eileiter giebt, sondern die Eier müssen, wie bei verschiedenen anderen Fischen aus den Eierstöcken in die Bauchhöhle fallen. Cu- vier äusserte (Hist. nat. des poissons, Paris 1828, I, p. 533) die Vermuthung, das bei den Aalen, wie bei den Neunau- gen sich zu beiden Seiten des Afters ein Paar Löcher be- finden müssten, durch welche die Eier aus dem Körper träten, und H. Rathke beschrieb 10 Jahre später diese Ausführungsgänge, welche denn nachher Hohnbaum eben- falls beschrieb und auch abbhildete. Jetzt sind sie leicht zu finden; sie liegen zwischen dem Mastdarm und dem Halse der Urinblase und Öffnen sich in die gemeinschaft- liche Cloake. Somit wissen wir nun mit Gewissheit, dass der Aal eine Masse von Eiern legt, dass diese in die Bauchhöhle fallen und von da aus dem Körper treten, eben wie bei dem Neunauge. Aber noch niemals hat man sie reif und fliessend gesehn, und gerade desshalb hat man vermuthlich niemals bei irgend einem Aal Etwas gefunden, das man mit Gewissheit hätte Milch nennen können. Man hat nie die für die Milch so charakteristischen Spermatozoiden ge- funden, wahrscheinlich eben weil diese keine eigenen Be- wegungen, ehe sie reif geworden, zeigen und Dies erst zu der Zeit geschieht, in welcher die Eier reif und abgesetzt werden. Nun entsteht daher die Frage: in welcher Jahres- zeit und wo setzt der Aal seine Eier ab? Um diese Frage zu beantworten müssen wir uns an das vorher Erwähnte erinnern, dass während des Sommers und besonders in den dunkeln Nächten der Herbstmonate die grösseren Aale Wanderungen aus den Seen die Flüsse hinab zum Meere vornehmen, dass sie, dort angelangt, dem Strande südwärts folgen, wenigstens in der Ostsee, und sich eine passende Stelle suchen, an welcher sie in den wei- chen Boden kriechen und sich in’s Winterquartier begeben, wo sie, wie man meint, den ganzen Winter hindurch still sagt in seinem Rapport an den Minister Dumas: „Man findet niemals mit reifer Milch oder reifem Rogen trächtige Aale“ Haxo, Fecon- dation artificielle, p. 44. 27 liegen bleiben. Man sagt, dass da, wo sie liegen, sich eine oder die andre Oeffnung finde, aus welcher dann und wann Luftblasen aufsteigen. Die Stellen, an welchen sie sich vor-_ züglich niederlegen, befinden sich aussen vor dem Auslauf von Flüssen recht in dem Brackwasser, welches natürlich wärmer ist als Fluss- und Seewasser. Wenn die Aale im Frühling aus ihren Lagern herausgehen, so sind sie, wie oben erwähnt, schläfrig und nach Aussage der Fischer blind durch eine dicke, die Augen bedeckende Haut; allmählich be- kommen sie ihr Gesicht und ihre Lebendigkeit wieder. Aber sie gehen niemals mehr in die Flüsse und Seen hinauf; einmal in’s Meer gekommen bleiben sie dort. Aber im Mai und Junius gehen unzählige Schaaren kleiner Aaljun- gen aus dem Meer in die Flüsse. Diese Jungen sind dann 2—3‘ lang und von der Dicke eines Segelgarnfadens. Aus Instinet suchen sie rinnendes Wasser und gehenin dasselbe gegen den Strom an. Auf diese Weise dringen sie so weit vorwärts als sie können, nicht bloss in die grossen Flüsse, sondern selbst in die kleinsten Bäche hinein, bis sie eine zum Stillstehen passliche Stelle antreffen. Ja sie können auf nasse Steinplatten neben Wasserfällen kriechen, wenn - diese nicht zu hoch sind. !) Dasselbe Phänomen, welches bei Skandinavien vor- kommt, trifft man auch bei England und wahrscheinlich bei allen Küsten an, an denen sich Aal findet und periodisch in’s Meer hinauswandert. Aber am adriatischen Meerbusen des Mittelmeers beobachtet man diese Wanderungen genauer, 1) Aber auf den Trollhättafall konnten die Aaljungen nicht vor- wärts dringen; desshalb fand sich diese Fischart auch nicht in dem We- ner oder einem der Wasserläufe, welche sich in das Becken dieses grossen Binnensees ergiessen. Erst als die Trollhättaschleusen einige Jahre nach dem Anfange dieses Jahrhunderts geöffnet waren, kamen Aaljunge in den Wener und innerhalb eines Jahrzehends danach traf man ganz unvermuthet grosse Aale, nicht allein im Göthaelf oberhalb des Falles, sondern auch im Wener und den in denselben sich ergies- senden Wassern an. Erst um d. J. 1820 erschienen Aale in Bächen, welche in den Klarelf ausmünden. Es verdient auch bemerkt zu wer- den, als eine Eigenthümlichkeit des Aals, dass in dem Maase, als er sich zu verbreiten begann, die Krebse verschwanden, welche sich vor- her in grosser Menge fanden. 28 als, so viel man weiss, an irgend einer Stelle von Europa. Die Lagune bei Comacchio ist in 40 Teiche getheilt, welche sämmtlich mit dem Meer in Verbindung stehen und bei denen etwa 400 Mann mit Fischfang beschäftigt sind, von welchen die Aalfischerei die einträglichste ist. Während der Monate Februar, März und April, in denen die Teich- luken offen sind, steigt in dieselben aus dem Meere eine un- zählige Menge von Aaljungen, welche sich in alle die Teiche vertheilen und dort verbleiben, bis sie mit dem Alter von &—6 Jahren erwachsen sind, wo sie während der dunklen Nächte im October, November und December aus den Bas- sins in’s Meer hinabzuwandern suchen; dabei aber werden sie in zahlloser Menge gefangen und geben die grösste bekannte Aalfischerei ab. (Instructions pratiques sur la pis- ciculture par M. Coste, p. 93.) Aus allen diesen Erfahrungen folgt unwidersprechlich, dass der Aal seinen Rogen in’s Meer auslaicht, in welches er im Herbste hinab und aus welchem die Brut im Früh- jahre in die Flüsse hinaufsteigt. Aber noch weiss man nicht, ob er den Rogen ausleert ehe er in’s Winterquartier geht, oder vielleicht eher, gleich dem.Bären, sich fortpflanzt, während er im Verstecke liegt. Man sollte in dieser Hin- sicht den Aal im Spätherbst untersuchen, ehe er in das Lager geht, und im Winter, während er in demselben liegt und von wo er oft mit dem Aalstecher hervorgeholt wird; doch mag es auch sein, dass die, welche Brut ausschütten, sich in eine so grosse Tiefe begeben, dass man sie nicht erreichen kann. Wenn man aber auch Aal mit reifem Ro- gen findet, so ist damit noch nicht die ganze Frage gelöst, die Fortpflanzung dieses sonderbaren Fisches betreffend. Man weiss noch nicht, wie und wann die Eier befruchtet werden; denn noch hat man nie, wie schon bemerkt, reife Aalmilch mit Spermatozoiden gefunden. Cuvier, der grösste vergleichende Anatom unserer Zeit und Gründer dieser Wissenschaft, scheint anzunehmen geneigt zu seyn, dass der Aal hermaphroditisch sei, d. h. dass bei ihm beide Geschlechter in ein und demselben Individuum vereinigt seien. In der Hist. nat. d. poiss., I, p. 22, sagt er, nach- dem er geäussert, dass Aristoteles eine Generatio ae- 29 quivoca beim Aal angenommen und wir noch nicht viel- mehr von seiner Fortpflanzung wissen, als Aristoteles, ferner, dass einer der paradoxesten Sätze in unsern Tagen bestätigt worden sei, nämlich dass der Fisch Channa sich selbst befruchte und dass alle Individuen dieser Art Rogen hervorbringen. (Der Fisch Channa ist Serranus (a- brilla Cuv., Regne anim., II, p. 139) — Ferner (p. 534.): „Man trifft dann und wann unter den eigentlichen Fischen Individuen an, welche an der einen Seite einen Eierstock, an der andern einen Milchsack haben und folglich wirk- liche Hermaphroditen sind.“ „Aber es scheint, dass gewisse Arten natürlich und beständig beiderlei Geschlechts- organe besitzen. Cavolini versichert es vom Serranus Cabrilla und Everard Home vom Aal und dem Neun- auge, Die Einwürfe, welche Magendie und Des Mou- lins dagegen machen, sind leicht widerlegt.“ In Betreff des Serranus äussert sich Cuvier (p. 535.): „Wir haben bestätigt, dass in dessen Rogensäcken die hintere Portion ein von ihrer übrigen Masse verschie- denes und dem eines Milchsacks ähnliches Gewebe besitzt.“ Was mich betrifft kann ich hinzufügen, dass die Hunderte von Aalen, welche ich untersucht, alle Rogen hatten und also Weibchen waren, und dass, wenn es gesonderte Männ- chen gäbe, ich ohne Zweifel wenigstens irgend eines an- getroffen haben würde. Meine bisherige Erfahrung veran- lasst mich, wenigstens bis auf weiter, anzunehmen, dass der Aal hermaphroditisch sei, aber fortgesetzte Untersuchun- gen müssen und sollen angestellt werden. Ein anderes sonderbares Phänomen, welches sich beim Aale zeigt und einige Aehnlichkeit mit dem Verhalten beim Paaren der Schlangen zu haben scheint, ist, dass in einer gewissen Jahreszeit, welche hier am Ringsjö zu Ende des Maies und in der Mitte des Junius eintrifft, die Aale sich in grosser Menge ansammeln und zu einem Bündel um ein- ander schlingen, welches bisweilen bedeutend gross ist; man hat gesagt, dass man es bisweilen von eines Klafters Weite und ein paar Ellen Höhe, aus mehreren hundert, wo nicht tausend Aalen bestehend, antreffe.. Dies Phänomen war schon den Alten nicht unbekannt; Atthenaeus, Op- 30 pianus, Plinius und M. thun desselben Erwähnung. Conr. Gesner erzählt in s. Hist. anim., IV, p. 45, dass im Mainflusse mitunter tausend zusammen gebündelte Aale gefangen würden. — Die Fischer am Ringsjö haben eigne Benennungen für dieses Benehmen des Aales. Die Aalbündel werden nur Sehr früh am Morgen angetroffen und zertrennen sich wenn die Sonne aufgegangen ist. Ei- gentlich sind es einige Stunden in der Nacht und vor Son- nenaufgang, in denen sie zusammengeknäuelt sind. Die Fischer, welche sich nahe an sie haben heranschleichen können, versichern dass sie ganz still am Boden liegen, dass aber einzelne Aale ab und an um sie herumschwimmen und sich mit ihnen zusammenbündeln zu wollen scheinen. Kön- nen sie aber dazu nicht gelangen, oder kommen die Aale nicht in grösserer Anzahl vor, so suchen sie irgend einen andern Körper, ein Rohr .oder dgl. m. auf, um welchen sie sich schlingen und welchen sie damit in Bewegung setzen. Ein solcher Fall scheint es zu seyn, welchen Ekström in den Vet.-Akad.s Handlingar, 1831, S. 294, [= Die Fische in den Scheeren von Mörkö, a. d. Schwed. v. Creplin, S. 150,] beschrieben, wie er mir auch späterhin mitgetheilt hat, dass der Aal auf dieselbe Weise, zu der genannten Jahreszeit sich um Blasentang (Fucus vesiculosus) im Meere schlinge. Die besagten Aalbündel bilden sich nicht bloss im Binnensee, sondern auch manchmal im Flusse, welcher von da in das Meer ausläuft. Dann hat es sich mehr als einmal ereignet, dass ein solches Bündel, welches sich ganz still und passiv zu verhalten schien, dem Strome folgend, in eine Aalkiste gerathen ist. — Es ist nur der Reusen- aal, welcher sich bündelt, nicht der Raubaal, noch der Grasaal. Hinsichtlich dieses eigenthümlichen Benehmens des Aals sind verschiedene Muthmaassungen geäussert wor- den. Gesner führt mehrere dergleichen an, nämlich es geschehe entweder aus Furcht, oder aus Mangel an Wärme, oder es sei eine Art Paarung, um sich fortzupflanzen. Die erste Vermuthung ist die am wenigsten, die zweite vielleicht die am meisten annehmbare, indem die dritte, welche man am ehesten anzunehmen geneigt sein möchte, dadurch bestrit- ten wird, dass die Eier zu jener Jahreszeit unreif sind und 31 olglich dann nicht abgesetzt werden können. Ge- wiss ist es indessen, dass in dieser Jahreszeit beim Aal eine starke Schleimabsonderung Statt findet und dass in der Afteröffnung, welche dann sehr erweitert ist und dick geschwollene Ränder hat, nach Angabe Ekström's (a. a. O.) eine dunkelgelbe ölartige Feuchtigkeit ausfliesst. Diese habe ich Gelegenheit gehabt mittels des Mikroskopes zu untersuchen; ich habe aber in ihr nichts Anderes, als Darm- schleim finden können. Ungeachtet man aber mit Gewissheit weiss, dass der Aal sich im Herbst zum Meere begiebt und während des Spätherbstes und Winters sich dort fortpflanzt, so weiss man auch eben so gewiss, dass nicht alle zur Fortpflan- zung reife Aale sich dahin begeben, sondern dass Viele in den Seen u. s. w. zurückbleiben und sich dort ins Winter- quartier legen. Ob diese sich dort fortpflanzen, oder ob zu diesem Act das Meerwasser nothwendig ist, weiss man nicht; denn die Aalbrut, welche man im Sommer in süssem Gewässer findet, kann sehr wohl dabei aus dem Meere gekommen sein. Ueber die Gattung Coregonus Art. von h S. Nilsson. (Aus dessen Skandinavisk Fauna, 4. delen, Fiskarna, S. 452—468, übersetzt von Fr. Creplin.) Gattung Schnäpel, (schwed. Sik), (Coregonus Art.) Körperform wohlproportionirt; Körper mit breiten, dach- steinartig liegenden Schuppen bedeckt. Der ganzeKopf mit Kiemendeckeln, -Haut und -Spitze nackt, ohne Schuppen. Mund klein; Oberkieferbeine breit, kurz, bloss bis un- ter den vordern Angenrand reichend; !) Zwischen- 1) Die Kieferknochen, welche bei den Lachsen eine Fortsetzung der Zwischenkieferknochen ausmachen, mit denen sie bis gegen das 32 kieferbeine sehr kurz und hoch; Unterkiefer sehr hoch, vorn schief ausgerundet und abgestutzt. Kiemenhaut mit 5—10 breiten Strahlen. Zähne keine oder feine auf den Zwischenkieferbeinen, dem Unterkiefer und der Zunge, bisweilen auch auf dem Pflug- schar- und dem Gaumenbeine. Flossen: Rückenflosse kurz, mehr hoch als lang, aus un- gefähr 12—14 Strahlen bestehend. Bauchflossen vor der Mitte der Rückenflosse. Fettflosse über dem Hin- tertheile der Afterflosse. a Die meisten dieser Gattung angehörenden Arten hal- ten sich wechselweise in Flüssen oder Seen und im Meere auf. Eine oder die andere Art scheint nie ins Meer zu Sehen, und alle laichen in süssem Wasser. Ihre Laichzeit fällt in den Herbst; ihre Nahrung besteht in Wasserinsecten, kleinen Crustaceen und kleinen Schnecken. a) Oberkiefer am weitesten vorspringend, oder beide gleich lang. Bemerkung: Bei den hierher gehörenden Arten wird die Schnauze unter der Laichzeit, vorzüglich beim Männchen, mehr oder weniger verlängert und weich. Dies findet sich besonders beim Coregonus oxyrrhynchus Bloch, am wenigsten beim Cor. Nilssoni Valenc. aber auch dort bemerkt man dies Verhalten. Gross-Schnäpel, („Storsik*) Coregonus oxyr- rhynchus. (Salmo L.) Artkennzeichen: Oberkiefer am weitesten vorspringend und den Unterkieler umschliessend; Zwischenkieferbeine tief, vorn schief nach unten und hinten gerichtet; Schnauzen- höcker vor der Mundöffnung; Schnauze kegelförmig oder stumpf; Länge des Unterkiefers der Höhe des Schwanzes vor der Flosse gleich; Anhängsel der Bauchflosse spitzig. Ende hin zusammenstossen, gehen bei den Schnäpeln mit ihrem vorde- ren Drittel über die Zwischenkieferknochen hinauf und articuliren mit ihrem Vorderende vermittelst eines runden, nach hinten platten Knopfs, welcher sich in einer Gelenkgrube hinten über eine grosse Articulations- fläche legt, die gemeinschaftlich vom Ospalati und besonders vom Vo- mer gebildet wird. Diese Anheftung des Oberkieferbeins bildet die Schnauzenhöcker. 33 Bemerkung: Von Diesem gibt es zwei Varietäten, welche bis- weilen leicht unterschieden werden können, oft aber so in einander übergehen, dass Solches unmöglich ist; es sind: a@. Spitzschnauziger Schnäpel (, Näbbsik “) Corego- nus oxyrrhnchus Nilss. (Salmo L.) Schnauze spitzig kegelförmig, weit vorstehend, fleischig, schwarz.‘ Von der Schnauzenspitze bis zum Hinterrande des Vordeckels ist es viel weiter als vom Vorderrande des Kiemendeckels. Nasenlöcher viel näher dem Auge als der Schnauzenspitze. 8. Stumpfschnauziger Schnäpel („Knubbsik“) Core- gonus Maraena Valenc. (Salmo Bloch.?) Schnauze quer abgestumpft, doch vor der Mundöffnung vor- stehend, von der Schnauzenspitze bis zum Hinterrande des Vordeckels eben so entfernt wie der Vorderrand der Augenhöhle vom Hinterrande des Kiemendeckels. Nasen- löcher mitten zwischen der Schnauzenspitze und dem Auge. Synonymie: a. Coregonus maxilla superiore longiore conica Artedi Gen. 10. Spec. 21. — Salmo oxyrrhynchus Linn. Syst. Nat., I, p.512. — Coregonus oxyrrhynchus Nilsson, Prodr. p. 14. — Der Schnepel, Salmo Lavaretus Bloch., Fische Deutschl. I, p. 163, tab. 25. — Sik, Ekström, Vet. Akad.s Handl. 1834, p. 12. — Coregonus oxyrrhynchus (Le Honting) Cuv. Regne anim. II, p. 807. — Valenc. Hist. d. Poiss. XXI, p. 488, pl. 680. — Schwedisch auf der Kaalandsö Näbbsik, am Sund Hält. ß. Coregonus maxilla superiore longiore, pinnae dors. ossic. 14. Art, Sp. p. 37 und daraus Salmo Lavaretus Linn. Faun. suec. Syst. Nat. I, p. 512. — Salmo Maraena Bloch, Fische Deutschl., I, p. 172, taf. 27. — Coregonus Marae- na Valenciennes, Hist. de Poiss., XXI, p. 481, pl. 629. — Nilsson Prodr. p. 15. — Schwedisch Storsik, bei Aamaal Knubhsik. Bemerkung. Linne kannte die letztere Varietät nicht. Zwi- schen ihr und der erstern habe ich deutliche Uebergänge vor mir. XVI. 1860. 3 34 Beschreibung. Wenn der Fisch aus dem Wasser genommen wird, hat er eine fleischige und schwarze Schnau- zenspitze. Diese ist aber bei der erstern Form länger und spitziger, bei der letztern kürzer und stumpfer. Ist die Schnauze länger, so ist gewöhnlich der Rücken stärker ge- bogen und der Körper höher. Die grösste Höhe ist etwas grösser als die Kopflänge. Der Kopf, welcher zusammen- gedrückt, kegelförmig und spitz ist, geht 52/; —5°/, bis 6 mal!) auf die Totallänge. Die Schnauzenspitze ragt allemal vor den Seitenhöckern vor. Die Nasenlöcher doppelt, liegen bald dem Auge, bald der Schnauzenspitze näher, so wie diese nun länger oder kürzer ist. Stirn fast gerade, gerundet von !/, der Kopflänge. Der Mund öffnet sich unter der Schnauze. Zähne ziemlich lang, sehr fein, in einfacher Reihe auf der Innenseite der Zwi- schenkieferbeine, etwa 10 auf jedem. Bei anderen Exemplaren sind sie abgenutzt, so dass kaum eine Spur von ihnen sichtbar ist. Die Zunge ist auf der ganzen obern Fläche mit ähnlichen Zähnen bestreut. NB. Die Zähne erscheinen nicht eher, als bis der Fisch etwas ge- trocknet ist. Kieferknochen breit, kurz, endigen sich unter dem Vorderrande der Augenhöhle, ihrer Ansatzstelle welche einen Höcker bildet und mehr oder weniger vor der Mundöffnung liegt. Zwischenkieferbeine breit (hoch) unterwärts hinterwärts stehend. Augen mittelmässig, mit schwarzer, vorn etwas kantiger Pupille und silberweisser Iris. Rücken vor der Rückenflosse etwas zusammenge- drückt, hinter ihr gerundet. Körper hinabwärts breit und platt. Schuppen ziemlich breit, mit abgerundetem Hin- terrande und Vorderrande ohne Strahlen oder Zähne; von der Rückenflosse bis zu den Bauchflossen steht eine Quer- reihe von 18 Schuppen, zwischen denen die Seitenlinie auf die Ite fällt; diese, welche gerade ist und dem Rücken etwas näher als dem Bauch läuft, besteht aus 95 — 97 Schuppen mit röhrenförmigen Absonderungscanälen ?). Strah- len der Kiemenhaut 9 (bei einem andern Exemplar 10). 1) Bei 3— 4” langen ‚Jungen macht der Kopf 4; der ganzen Länge aus. 2) Bei einem andern Exemplare finden sich nur 30. 35 Die Rückenflosse, mitten auf dem Rücken sitzend, hat 14 Strahlen, von denen die 4 vordersten einfach sind und der vierte der längste ist, die übrigen zweimal zweitheilig sind und der letzte bis zur Wurzel gespalten ist. Die Fettflosse schief abgerundet. Brustflossen halb oval, mit 17Strahlen. Bauchflossen, unter der hintern Hälfte oder mitten unter der Rückenflosse sitzend, haben 1? Strah- len. Die Afterflosse, deren Rand etwas eingeschnitten ist, hat 15 Strahlen und geht eben so weit nach hinten wie die Fettflosse. Schwanzflosse stark gespalten. Kh. 9 bis 10; R. 13 bis 14; Br. 16 bis 17; B. 12 bis 13; A. 15 bis 16; Schw. 19. Farbe oben grünlich graubraun, in einer gewissen Richtung in blau ziehend, welche Farbe heller gegen die Seitenlinie wird, unterhalb welcher sie silberweiss ist; un- tere Körpertheile weiss ohne Glanz. Kopf oben graubraun, an den Seiten nebst dem Kiemendeckel silberweiss, Schnau- zenspitze schwarz. Obere und hintere Flossen blaugrau, untere weiss oder in Fleischfarbe ziehend, alle mit dunkle- ren, blaulichen oder schwärzlichen Spitzen. Das Männchen hatin der Fortpflanzungszeit 6 —7 an den Seiten längslaufende Streifen von länglichen erha- benen weissen Punkten, von denen zwei über und 4—5 unter der Seitenlinie liegen. Das Weibchen, welches mehr messinggelb auf der Iris, den Wangen, dem Kiemen- deckel und den Körperseiten ist, hat kleine schwärzliche Flecken auf den Strahlen der Rückenflosse und dunklere untere Körperflossen. Unter den beschriebenen hat ein Männchen 16“ Länge, 3° Höhe, Kopfeslänge 2°)”. Bemerkung: Die beschriebenen Exemplare waren aus dem Mälar; ähnliche auch aus dem Wener (Kaallandsö). Wenn der Fisch trocken wird, so verkürzt sich die Schnauze bedeutend und wird querstumpf. Innere Theile. Bauchhaut weiss mit Perlmut- terglanz. Schwimmblase sehr gross, blauglänzend, länglich, nach den Enden verschmälert. Leber klein, et- was dreilappig. Magen eine unbedeutende Erweiterung, bildet in der Mitte eine starke Krümmung; um den Pfört- ner eine Menge kurzer Blinddärme, eine Strecke nach un- gt 96 ; ten fortgesetzt, besonders an einer Seite des Darms, wel- cher kurz ist. Zwei getrennte, grosse und lange Milch- säcke. Aufenthalt und Lebensweise. Der Gross- Schnäpel ist einer der gemeinsten Fische in Schweden und Norwegen. Im Meere kommt er sowohl in der Ostsee, als im Kattegatt und in der Nordsee vor. Er steigt von da in die meisten Flüsse und findet sich auch in den meisten Seen. In den schonischen Binnenseen jedoch kommt der Schnäpel von dieser Art, so viel ich weiss nicht vor, ob- gleich er, bisweilen auch in der Laichzeit, von den Fischern am Sund gefangen wird. Aber in allen grösseren Flüssen und Binnenseen des mittlern und besonders des nördlichen Schweden und Norwegen wird er am grössten und besten, und mehr oder weniger zahlreich, angetroffen. Gegen Norden geht er bis in die Finnmark hinauf; er findet sich auf dem Dovreplateau, welches in der Birkenregion liegt; in den Thälern („Dalarna“), wo er Saik genannt wird, kommt er bis nach Särna hinauf vor, und in Lappland trifft man ihn weit hinauf in den Gebirgsseen an; er erreicht dort eine bedeutende Grösse, von bis zu 8—9 &. an Gewicht, und wird breit und fett. (Gissler, Vet.-Ak.’s Handl. 1753, S. 195.) In den Scheeren der Ostsee scheint seine mittlere Grösse 18° Länge und 2%. an Gewicht zu betragen. (Sun- devall.) Auch in Finnland kommt er vor und soll dort am besten in Kumo seyn, wovon ein Sprichwort im Lande: „Umea lax och Kumo sik Fins ei gerna i verlden lik.“ (zu deutsch: der Umealachs und der Kumo-Schnäpel finden in der Welt so leicht nicht ihres Gleichen.) In den Scheeren der obern Ostsee kommt er in allen Jahreszeiten vor. Meistens jedoch wird er im Herbste zur Laichzeit gefangen. Dann bekommt man ibn im Wetter- See mit dem Garne; aber im Sommer erhält man ihn dort nicht. Im Göthaelf ist er gemein. Im Mälar wird er in grosser Menge im October und November gefischt und nach Stockholm gebracht, wo man ihn in Fischhaltern hält und lebendig verkauft. Der dort vorkommende hat gemeinhin eine etwas kürzere Schnauze als der eigentliche spitzschnau- 37 zige Schnäpel, so wie ich ihn nämlich aus dem Wener und dem Sunde erhalten habe; er kommt auch in den Scheeren der mittleren Ostsee vor und wird im Frühling und Sommer gefangen, doch auch dort besonders im Herbst im Novem- ber. (Prof. Sundevall, Berättel se om fiskeriet i Stock- holms läns skärgard, S. 15.) Nahrung. Besteht in Insektenlarven, Würmern, Fischbrut und -Rogen, und in dem Maase als er Zugang zu diesen hat, wird er gross und fett; er verzehrt auch kleine Muscheln u. s. m. Laichzeit. Der Schnäpel „streicht“, d. h. zieht in Haufen Frühlings zur Zeit des Ausschlagens der Bäume; so wie aber aller Schnäpel, laicht auch dieser im Spätherbst in grossen, dichten Schaaren, und die Laichzeit soll, nach Angabe von verschiedenen Stellen her, zu etwas unglei- chen Zeiten eintreffen. Im Göthaelf laicht er in der Mitte oder am Schlusse des Octobers. (Malml.), im Wener (bei der Kaallandsö) im October; im Mälar im Octbr. und Novbr.; bei Aamaal soll er von einem Monate vor Weinachten an bis gegen Weinachten laichen. Im Wettersee fällt die Laichzeit in den December. — Bei Annäherung der Laich- zeit steigt der Schnäpel aus der Tiefe nach seichteren Stel- len hinan, besonders da, wo sich Strömung findet. In den Scheeren der Ostsee geht er im Novbr. in die Flussmün- dungen um dort zu laichen. (Sundev. 2.2.0.) Nach dem Schlusse der Laichzeit geht er wieder in die Tiefe und bleibt dort während des Winters. Fang und Anwendung. Der Grossschnäpel wird mit dem kleinen Garn- oder grossen Zugnetz im Frühlinge, wenn er sich schaart, im Herbste, wenn er laicht, ferner mit dem Eisnetze, mitten im Winter, gefangen. Im Früh- jahre soll er am fettesten und besten seyn. Man isst ihn frisch, gesalzen, oder, bisweilen, geräuchert. Bemerkung: Ascanius hat in seinen Icones, Tab. XXX, einen Schnäpel abgebildet, welchen er unter anderen Helt nennt und der bis zu 2' lang wird. Es kann nicht gut ein anderer als der Grossschnäpel seyn, obgleich die Figur schlecht ist und besonders die Oberkieferbeine allzu kurz sind. Cuvier und Valenciennes betrach- 38 teten ihn als eine eigene Art und nennen ihn Corego- nus Sicus. Grauschnäpel (,„Graasik“), Coregonus Lavaretus Nilss. Artkennzeichen: Beide Kiefer gleich lang; Schnauze stumpf abgerundet, so hoch wie breit und fast gleich dem vertica- len Durchmesser des Auges; Vorderseite der Zwischenkie- ferbeine gerade absteigend; Schnauzenhöcker eben so weit vorstehend als die Kiefer. Anhängsel der Bauch- flosse lang, spitzig. Länge des Unterkiefers grösser als die Höhe des Schwanzes vor der Flosse. 2 Synonymie: Coregonus Lavaretus Nilsson Prodr. p. 15. — Nilsson Observat. ichthyol. p. 7. (Beschr.) — Le Co- regone Lavaret Valenc. Hist. d. Poiss. XXI, p. 466, pl. 627.24) Beschreibung. Dieser gehört zu den kleineren Schnäpelarten; das grösste Exemplar welches ich jetzt habe, ist 12“ lang, 2?/, hoch und 1!/,“ dick. Der Kopf ist 5!/, mal in der ganzen Länge enthalten; die Höhe, welche etwas grösser ist, etwa 5 mal. Die Dicke ist merklich grösser, als beim folgenden, oder von der Hälfte der Höhe. Der Kopf hat eine andere Form. Die Schnauze ist dicker, und fast so hoch als breit, ohne Höcker unter der Unterkiefer- vereinigung. Abstand zwischen den Augen mitten über der Stirn beinahe 1b Augendurchmesser, von der Schnau- zenspitze bis zum Auge 1 Augendurchmesser, gleich !, der Kopflänge. Schnauze stumpf; Kiefer entweder gleich lang, oder der untere kaum ein wenig kürzer. Zwischen- kieferbeine vorn gerade (vertical) absteigend. Keine Zähne auf irgend einem Theile des Mundes. Kieferbei- ne endigen sich vertical unter dem Vorderrande der Au- genhöhle. Schnauzenhöcker ragen gerade so viel vor, als die Kieferränder. Unterdeckel am untern Rande 1) Indem ich die Exemplare des hiesigen Museums aus smaalän- dischen Seen mit Valenciennes Beschreibung des Lavaret aus dem See Bourget in der Schweiz vergleiche, finde ich sie so übereinstimmend, dass ich kaum die Identität ihrer Art bezweifeln kann. Hierbei muss ich bemerken, dass es nicht mein Coreg. Lav. war, wie Hr. Val. ver- muthete, sondern Cor. Fera, welchen ich ich ihm geschickt hatte und er unter dem Namen Cor. Nilssonii beschrieb. 39 (bisweilen) eingeschnitten. Strahlen der Kiemenhaut 9. Rückenflosse vorn hoch spitzig; ihre Strahlen 14, die 3—4 ersten einfach; Länge kürzer als Höhe und gleich der Entfernung des Vorderwinkels vom Vorderrande des Auges. Brustflossen länger, spitzig, mit 15 Strahlen. Bauchflossen etwas kürzer, aber breiter, mit 11 Strah- len. Ueber eines jeden Wurzel ein bajonetähnliches, spit- ziges Anhängsel von 1/; der Flossenlänge. Wurzel der After£flosse gleich mit der der Rückenflosse; besteht aus 15 Strahlen, ist im Rande ausgerundet und !/, weniger hoch als lang. Fettflosse an der Basis breit, hinaus- wärts verschmälert. Schwanzflosse breit, stark gespal- ten. Schuppen der Seitenlinie 95. Farbe oben grünbraun, geht in’s Perlgrau und weiter hinab in Silbergrau über; an den Seiten hinunter hellgrau mit Silberglanz, unten weiss, ohne Glanz. Rückenflosse blassgrau mit dunklerer Spitze. Alle unteren Flossen weiss mit, bisweilen auch fehlender, schwarzer Spitze. Kh. 8—9, R. 14, Br. 15, B. 11, A, 15, Schw. 19. Aufenthalt und Lebensweise u. s. w. Der Grauschnäpel kommt im Bolm 1) und in mehreren Seen von Smaaland vor; höchst wahrscheinlich findet er sich auch in andern skandinavischen Landschaften. Er wird zwar nie so gross, wie der vorige; doch ist er bedeutend grös- ser als der folgende und wird bisweilen von 1 &, schwer angetroffen. Er hat seinen Namen daher, dass er mehr graulich und nicht so silberweiss ist als der Grossschnäpel. Er soll von allen Schnäpelarten in Smaaland am spätesten, nämlich nicht vor dem Decembermonate, laichen. Blauschnäpel (,„Blaasik“) Coregonus Nilssonii Valenc. Artkennzeichen. Kopf klein, zugespitzt, Schnauzenspitze ab- gestumpft, doppelt so breit als hoch; beide Kiefern fast gleich lang, Zwischenkieferbeine vorn am Rande hervor- gebogen und weiter vorstehend, als die Schnauzenhöcker. Bauchflossen ohne Anhängsel. Schuppen der Seitenlinie 85 — 87. 1) Ich habe von da vor längerer Zeit Exemplare durch Hrn. Prof. El. Fries erhalten. 40 Synonymie. Coregonus Nilssonii Valeneiennes Hist. nat. d. Poiss. XXI, p. 497, pl. 631. Bemerkung: Diese Art nannte ich im Prodromus, p.16, Co- regonus Fera, (so auch Schagerström, Physiogr. Sällskapets Tidskrift, 1838, 3, S. 287; deutsch: Isis, 1842, S.862.) doch mit einem Fragezeigen. Späterhin habe ich mich überzeugt, dass es nicht einerlei Art mit Jurine’s Cor. Fera ist. Hr. Prof. Valenciennes, welchem ich Exemplare aus dem Ringsjö geschickt hatte, betrachtet ihn als eine neue Art. Er scheint jedoch mit ein paar englischen Schnäpelarten genauer untersucht werden zu müssen, Beschreibung. Diese Art hält sich innerhalb klei- ner Dimensionen, zwischen 10 —12“ in der Länge. Kör- per zusammengedrückt, lancettförmig; Rücken- und Bauch- linie ungleich und wenig bogig. Beim eben aus dem Was- ser genommenen Fische ist die Schnauzenspitze weich und convex über dem Oberkiefer vorstehend; ist er aber etwas getrocknet, oder in Weingeist aufbewahrt gewesen, so springt die Kante des Oberkiefers (der Zwischenkieferbeine) vor, selbst etwas bis über die Schnauzenhöcker; zwischen ihnen und dem Zwischenkieferrande ist die Schnauzenspitze quer ausgehöhlt; unter der Vereinigung der Unterkieferäste steht . ein Höcker. Sonach ist der Kopf spitzig, mit gleichsam abgehauener kleiner Spitze, und ist 5!/, bis: beinahe 5%, mal: in der ganzen Länge enthalten. Die grösste Körper- höhe ist etwas grösser als eine Kopflänge, und die Dicke geht 22/, mal auf die Höhe. Augen gross, 3°, mal in der Kopflänge enthalten, und ihr Abstand von. der Schnau- zenspitze nicht voll ein Augendurchmesser. Mund sehr klein, Kiefer meistens gleich lang, doch der obere, aus den Zwischenkieferknochen bestehend, etwas länger und mit vorwärts gebogenem Rande; beide und beson- ders der obere, stehen, wie erwähnt, weiter vor als die Sei- tenhöcker der Schnauzenspitze; mitten zwischen diesen und dem Augenrande liegen die Nasenlöcher. An der Innen- seite der Zwischenkieferbeine erscheint bisweilen eine Rei- he spitziger Zähne; meistens jedoch keine. Wird der Mund geschlossen, so ist die Schnauzenspitze mehr breit: als hoch. 41 Unterkiefer länger, als die Höhe des Schwanzes vor der Flosse und gleich der Entfernung des Auges vom Hinter- rande des Kiemendeckels da, wo er an den Unterdeckel gränzt (bisweilen kürzer). Hinter- und Unterrand des V or- decekels wenig bogig, ohne Einschnitt, mit abgerundetem Winkel. Kiemendeckel nach unten zugespitzt mit ab- gerundeter Spitze; Unterdeckel länglich gleich breit, die Vereinigungszwischen ihnen stark aufsteigend. Zwischen- deckel sehr niedrig, hinten in eine hohe Spitze hinaufge- hend, höher als der Unterdeckel. Strahlen derKiemenhaut 8—9. Rückenflosse nach vorn am höchsten, am Rande etwas ausgerundet, von ihren 14—15 Strahlen die vier vordersten einfach, der erste sehr kurz, der 5. der längste. Brustflossen spitzig, mit 14—15 Strahlen. Bauchflos- sen ein wenig kürzer, breiter und mit 12 Strahlen; über ihrer Wurzel kein oder ein sehr kleines Anhängsel. After- flosse mit 15 Strahlen, länger als hoch, ausgerundet, ihre Wurzel länger, als die Rückenflosse. Fettflosse an der Wurzel sehr breit, nach oben verschmälert. Schwanz- flosse stark gespalten. Seitenlinie hat 85—88 Schuppen, versehen mit schleimabsondernden Röhren, welche eine mei- stens ganz zusammenhängendeReihe bilden. Farbe oben dunkelbraun, mit Schattirung in stahlblau, welche Farbe allmählig in die silberweiss glänzende übergeht; untere Körpertheile weiss, ohne Glanz. Rücken- und Schwanz- flosse braungrau; untere Flossen weiss, Bauch- und After- flossen mit schwärzlicher Spitze. Aufenthalt und Lebensweise. Der Blauschnä- pel kommt im Ringsjö, einem der grössten schonischen Binnenseen, 2!/), Meilen von Lund vor. Man hat keine Veranlassung zu glauben, dass er jemals in’s Meer gehe; er bleibt während aller Jahreszeiten im Binnensee. Diesel- be Art kommt ohne Zweifel in mehreren Binnenseen vor, Valenciennes hatihn auch aus Norwegen erhalten, auch ein Exemplar im Berliner Museum gesehen, welchesBloch mit seinem Salmo Wartmanni verwechselt hatte. Im Ring- sjö findet er sich in grosser Menge, und im Spätherbste und Winter werden ganze Fuder von ihm verfahren und auf den Märkten der nächsten schonischen Städte verkauft. 42 Hierher nach Lund wird er alle Jahre während der erwähn- ten Jahreszeiten gebracht. In andern Jahreszeiten lebt er mehr in der Tiefe, vielleicht mehr zerstreut, und wird da- her seltner gefangen als während der Laichzeit, welche im November eintritt und biswei- len bis zur Mitte des Januars dauert; während dieser Zeit Fischt man ihn mit dem Zug- oder Garnnetz, und zwar wie erwähnt, bisweilen in bedeutender Menge. Anwendung. Der Blauschnäpel hat ein feines lek- keres Fleisch, wenn man ihn sogleich, wenn er aus dem Wasser gekommen ist, anwendet, denn er verliert bald sei- nen feinen Geschmack. Sonst wird er auch eingesalzen, wie der Hering, welchem er im Aussehen sehr gleicht, fer- ner gebraten oder gekocht. Varietät. Unter mehreren Fischen, welche Herr Malmle&n aus dem Göthaelf geschickt hat, ist ein Ex. von einem Schäpel, welcher in Allem dem Blauschnäpel des Ringsjö gleicht, ausgenommen dass der Oberkiefer mehr vor- ragt als der Unterkiefer, und die Bauchflossen deutliche Anhängsel über der Wurzel haben. ß. Unterkiefer am weitesten vorspringend, vor den Oberkiefer aufsteigend. Wimme („Sik-wimma,“ „Wimma“). Coregonus Wimba Nilss. (Salmo L.) Artkennzeichen. Körper untersetzt, Höhe grösser als Kopf- länge, welche beinahe 6 mal auf die ganze Länge geht. Oberkiefer breit, bogig, unter dem Vorderrande der Pu- pille sich endigend. Schuppen der Seitenlinie etwa 80. Synonymie. Anims-wimma, Coregonus Linne, Vestg. Resa, Salmo vimba L., Fauna sv. p.125. — Coregonus Wimba Nilsson Prodr. p. 17. — Valenciennes, Hist. des Poiss. XXI, p- 515, pl. 6382. — Schwed. Wimma; auf Dahl Aanims - wimma. Bemerkung. Diese Form der „kleinen Maräne,“ denn etwas andres ist sie kaum, ward von Linn& zu einer eignen Art erhoben, während dessen Reise durch Wermland’s Dahl, und als solche hat sie sich eben erhalten. Da ich durch des Hrn. Mag. Sv. Hardin wohlwollende Mitthei- 43 lung, schon vor vielen Jahren Exemplare derselben aus dem Anim, aus welchem auch Linne die seinigen hatte, bekommen habe, so kann man ganz sicher seyn, dass es dieselbe Form ist, welche ich hier beschreibe. Auch die von Valenciennes a. a. OÖ. beschriebene und abgebil- dete Wimme ist wahrscheinlich von derselben Stelle her. Beschreibung. Das grösste von mir beschriebene Exemplare hält in der Länge 91/,” und in der grössten Höhe, welche etwas vor die Rückenflosse trifft 1“61/,“, oder beinahe 2“. Kopf, erscheint gegen den breiten Körper klein, ist mehr von unten, als oben, zugespitzt und geht 6 mal in die Körperlänge. Höhe grösser als Kopflänge, geht 5 mal in die Totallänge, und Dicke 2 mal in die Höhe. Flos- sen klein, ausgenommen die Schwanzflosse, welche breit und stark gespalten. Rückenflosse, von deren Anfange bis zur Schnauzenspitze es gleich weit ist als von deren Ende bis zum Ende der Schuppen auf der Schwanzseite, be- steht aus zwölf Strahlen; deren vorderster äusserst kurz. Brustflossen spitzig, kurz, haben sechzehn Strahlen. Bauchflossen vor der Mitte der Rückenflosse, sind etwas kürzer und breiter, ausgebreitet quer abgerundet, den Aus- senrand in eine Spitze endigend; haben 12 Strahlen und ein lancettförmiges Anhängsel über der Wurzel und 2 mehr oder weniger lange, spitzige Schuppen zwischen sich. Af- terflosse, deren Ansatzstelle viel länger ist, als die der Rückenflosse, ist niedrig, am Rande eingeschnitten und be- steht aus 15 Strahlen, deren vorderste sehr kurz. Stirn, fast gerade, ihre Breite von 11/, Augendurchmesser. Auge geht auf die Kopflänge 4!/, mal, liegt 1!/;, des Durchmes- sers von der Schnauzenspitze. Nasenlöcher mitten zwischen Auge und Schnauzenspitze. Unterkiefer schliesst die Schnauzenspitze, ist im Ende ein wenig zu- sammengedrückt, abgerundet. Oberkiefer ziemlich breit, im Unterrande etwas bogig, in der Mitte des Oberrandes eingeschnitten. Vordeckel im Hinterrande etwas ausge- rundet, im Unterrande gerade. Zwischendeckel hinten hoch in eine Spitze aufsteigend, sonst sehr niedrig. Strah- len der Kiemenhaut 8. Rücken hinten vom Nacken aufsteigend, breit und nach seiner ganzen Länge überge- +4 rundet. Schuppen der Seitenlinie 73—82. Eine Querreihe von der Bauchflosse bis zu und mit der Seitenlinie enthält 9 Schuppen, auch von da bis zur Rückenflosse 9. Farbe oben dunkelgrün in Blau schattirend, besonders an den Rü- ekenseiten gegen die Linie hinab; Seiten silberweiss glän- zend. Kiemendeckel in Messinggelb spielend; Schnauzen- spitze schwarz, Iris gelb. Brust-, Bauch- und Afterflossen weiss mit dunkler äusserer Kante auf den Brustflossen; Schwanz- und Rückenflosse grau. Aufenthalt und Lebensweise. Die eigentliche Stelle für diesen Fisch ist der Aanim, ein Binnensee auf Dahl; doch dürfte auch in anderen Seen dieselbe Form vorkommen. Aber im Aanim soll nach Linne auch ein „kleiner Schnäpel “ (Siklöja) vorkommen, welcher grösser als die Wimme, nämlich ?/, Elle lang (da Linn& von der Wimme nur 1 Elle Länge angiebt) und im Geschmack sehr verschieden von ihr sei. Die Fischer der genannten Stelle unterscheiden die Wimme von dem „kleinen Schnä- pel“ durch hellere Schuppen, kleinere Augen und andere Mundform. Die Wimme soll sich beständig in demselben Wasser aufhalten, und nach den mir zugekommenen Nach- richten, beständig in tiefern Stellen und niemals näher hi- nauf an die Wasserfläche oder nach dem Strande gehen. Sie wird für einen vortrefflichen Fisch gehalten und wegen ihres feinen und leckern Fleisches hoch geschätzt. Nach Angaben in Aamal schaart sie sich im Frühjahre, wie an- dere Schnäpelfische, laicht aber dann nicht. Die Laichzeit fällt in. den October oder den Anfang des Novembers und soll ein paar Monate hindurch fortge- setzt werden. Fang. Die Wimme wird besonders in der Laichzeit gefischt, bisweilen aber auch vor Johannis, mit dem Zug- netze. Man fängt mitunter ganze Tonnen in einem einzi- gen Zuge. Bemerkung. Aus Dahl habe ich eine Uebergangsform von der Wimme zum gewöhnlichen kleinen Schnäpel empfangen, deren Länge 10“, Kopf 1‘ 6“, Höhe 16°, Der Kopf ist 5?/; mal in der Totallänge enthalten; Höhe ungefähr der Kopflänge gleich; Körper zusam- 45 mengedrückt, die Dieke ungefähr 21/, mal in der Höhe enthalten. Deutliche Zähne im Unterkiefer, 3—4 auf je- der Seite, aber keine im Oberkiefer, in der Pflugschar und den Gaumenbeinen. Schuppen der Seitenlinie 83—84. 1) Alle untern Flossen und die Schwanzflosse weiss; Rücken- flosse weissgrau. Der kleine Schnäpel (kleine Maraene, Löffelstint m. m. schwed. Siklöja, Smaasik m. m.) Coregonus Albula Nilss. (Salmo L.) Artkennzeichen. Körper länglich, übergerundet zusammen- gedrückt, seine Höhe kleiner als die Kopflänge, welche etwa 5 mal auf die ganze Länge geht. Länge 5—6“. Synonymie. Coregonus edentulus etc. Artedi Gen. p. 9, Spec. 40. — Salmo Albula Linne, Syst. Nat. I, p. 512. — Fauna Sv. p. 353. — Retzius Faun. p.349. — Pallas Zoogr. 3, p. 413. — Salmo Maraenula Bloch, Fische Deutschl. I, p. 176, t. 28, ££.3. — Le Wemme Ascanius t. 29. — Siklöja Ekström Vet.-Ak.’s Handl. 1834, p.16. — The Vendace or Vendis Yarrell, Brit. fishes II, p. 146 mit fig. — Le Coregone Vemme Val. Hist. d. Poiss. XXI, p. 520; pl. 633. — Schwed. in Werml. Siklöja, Godlöja, in Smaaland Smaasik, in Aangermanland Stint, Rab- boxe oder Rappoxe; in den Dalar Blickta, Hels. Löja, Herjed. Rossing? In Westerg auf der Kallandsö Sil. Junge von diesem werden in Werm]. Guppa, Gaap- pa, Detia genannt. — Norw. Lakesild, Skadd, Wemme. Finl. Mujkka. Beschreibung. Länge 5—7‘; Kopf länger als Kör- perhöhe, in ihr 1'/; mal enthalten, von der untern Seite zugespitzt, mit gerader Stirn und geradem vor den obern aufsteigendem Unterkiefer, in welchem bisweilen Spuren von Vorderzähnen. Augen gross, machen !/, der Kopf- länge aus und sind um 1 Durchmesser von der Schnauzen- spitze entfernt. Körper übergerundet zusammengedrückt, mit gleich schwach gebogener oberer und unterer Linie. 1) Bei den Schnäpelfischen variiren die Schuppen der Seitenlinie viel mehr als bei den Karpfenfischen. Sie sind nicht selten auf beiden Seiten verschieden. 46 Schuppen ziemlich breit, festsitzend; Seitenlinie ganz gerade, mit 82—83 Schuppen. Flossen ziemlich klein, mit ungefähr derselben Strahlenanzahl wie beim vorigen ; ich habe in R. 11—12, Br. 15—16, B. 10 -12, A. 15—16, Schw. 19 gezählt. Farbe weiss, silberglänzend auf dem Körper und den Seiten des Kopfs; Kopf oben und Rücken grünlich; alle Flossen weiss. Iris silberweiss, in gelb spielend. Aufenthalt undLebensweise. Der kleine Schnä- pel kommt in den meisten Seen und Flüssen vor, beson- ders im mittlern und nördlichen Schweden, wo er weit nach Norden hinauf, und so auch in Norwegen angetroffen wird. In einigen Seen findet er sich zahlreich und wird in gros- ser Menge gefangen, besonders während der Laichzeit, wo er sich zu dichten Haufen ansammelt. Die Laichzeit trifft in die Mitte des Octobers im Mälar (Sundev.) und im Göthaelf (Malmlen); an andern Stellen soll er aber im November, auf Dahl und im Wet- tersee im December laichen. Gefischt wird er mit dem Garn- oder Zugnetz, mei- stens während seiner Streich- und Laichzeit. Angewendet wird er theils frisch, gekocht oder ge- braten, da sein feines fettes Fleisch eine wirklich leckere Speise abgiebt, theils eingesalzen und zur Winternahrung benutzt. Bemerkung. Hr. Adj. Liljeborg hat von Archangel ei- nen „kleinen Schnäpel“ mitgebracht und dem Uni- - versitäts-Museum einverleibt, dessen Art von vorher- gehendem verschieden ist. Ich beschrieb ihn zuerst unter dem besondern Namen Coregonus Lucius; er gehört aber wahrscheinlich zum | Coregonus clupeoides (Salmo celupeoides Pall.) Artkennzeichen. Schnauze breit, horizontalzusammengedrückt; Unterkiefer sehr lang und an der Spitze aufstehend ge- krümmt; Oberkieferbeine lang, gehen mitten unter das Auge. Zähne -kardenähnlich auf dem Zwischenkieferbein, dem Unterkiefer, der Pflugschar, dem Gaumen und der Zunge sitzend. Kopf gross, geht 4'/, mal auf die ganze 47 Länge; Höhe viel kleiner, beinahe 6 mal in dieser ent- halten. Seitenlinie etwas gesenkt, mit 110—112 Schuppen. Synonymie. Salmo clupeoides Pall. Zoogr. 3, 410? — Lil- jeborg Vet.-Ak.s Handl- 1850, S. 304. — Coregonus Sardinella Valenciennes. H. d. P. XXI, 517? NB. „Les ecailles sont tres-petites“ stimmt nicht mit der in Rede stehenden Art. Die hergebrachten Exemplare sind von 8—121/,” lang. Körper zusammengedrückt und ziemlich hoch, bedeckt mit 10 in einer Querreihe über 9 unter der Seitenlinie. Schwanz- flosse stark gespalten; ein spitziges Anhängsel über der Wurzel der Bauchflosse. Kopf lang und Mundöffnung grös- ser als bei irgend einem andern „kleinen Schnäpel“ („Siklöja“) wie er auch mehr bewaffnet ist. Oberkiefer quer und wie abgehauen. Zähne in den Zwischenkiefer- beinen spitzig, etwas quer rückwärts gebogen, kardenähnlich in einem schmalen Felde sitzend. Innen vor diesen steht im Vordertheile der Pflugschar ein breites Feld von spitzi- gen Zähnen, ein Band von ähnlichen längs jedes Gaumen- beines; auf dem Unterkiefer sitzen auch ähnliche, mit den Spitzen einwärts gekrümmte, vorn in ein paar unordentlichen Reihen, welche nach hinten in eine einfache Reihe endigen. Der vordere, an der Spitze abgerundete und oben platte Theil der Zunge glatt, aber hinter diesem die Zungenwur- zel mit kleinen spitzigen unregelmässig zerstreuten Zähnen bewaffnet. Farbe braungrün, auf Rücken und Seiten bis zur Linie hinab; unter dieser sind die Seiten des Körpers und des Kopfs glänzend, silberfarben. Vorkommen. Vom Eismeer, in welchem er den Winter zubringt, geht er in die Flüsse, welche sich in das- selbe ergiessen, um in süssem Wasser zu laichen, und kommt daher auch an die skandinavischen Küsten, wenig- stens östlich vom Nordcap. Aus seinem scharfen und stark entwickeltem Zahnsystem und grössern Rachen können wir schliessen, dass er raubgieriger als irgend eine andere Schnäpelart seyn müsse. Bemerkung. 2. Im „Prodromus“, pag. 18, habe ich ei- nen „kleinen Schnäpel“ unter dem Namen Core- gonus clupeoides Pall. beschrieben doch zweifelhaft 48 und mit einem Fragezeichen. Das Original ist leider zufällig verloren gegangen, so dass ich es nun mit dem Exemplar von Archangel nicht vergleichen kann. Ich habe vergessen in der Beschreibung der Zähne zu erwähnen. Das Meiste in dieser Beschreibung passt je- doch für die Archangel’schen Exemplare: Caput ma- jusculum, fronte recta, rostro latiusculo, maxilla inferiore valde producta etc. Genaue- -rer Untersuchung wegen erachte ich es für nützlich, hier dessen Kennzeichen aufzuführen: Körper langgestreckt schmächtig, übergerundet ZU- sammengedrückt; Oberkiefer vorn stumpf, wie abgestutzt; Unterkiefer viel länger und abgerundet, vor die oberen vorspringend. Oberkieferbeine breit gekrümmt, stumpf. Schwanzflosse stark gespalten. Die Länge des beschrie- benen Ex. betrug 9“; Kopf 1/),, Höhe !/, der Totallänge. Kopf ziemlich gross, Stirn gerade, Schnauze ziemlich breit, kaum zusammengedrückt. Kh. 8, Br. 16, B, 11; 7R.,. 0... A,d,5Schws La Vorkommen. Das beschriebene Exemplar erhielt ich vom Wettersee nebst einigen andern Fischen. anınnnnnnnnnne Mittheilungen über-den Sondershäuser Muschelkalk von Karl- Chop. Die Hauptfundgrube für gut erhaltene Versteinerungen des hiesigen Muschelkalks ist von jeher der Steinbruch auf dem !/, Stunde südwestlich von Sondershausen belegenen Todtenberge gewesen. Die genauere Schichtenfolge dieses Bruches habe ich zwar schon früher mitgetheilt, will indes- sen dieselbe hier noch einmal kurz wiederholen. Zunächst unter dem Humus und dem Gerölle findet sich eine stwa 5 Fuss starke Schicht, welche aus dünnen durchschnittlich etwa 4 Linicn starken Platten eines gelb- lichgrauen bis graublauen, weichen, thonhaltigen, dolomiti- 49 schen Kalkes von erdigem Bruche und dazwischen gela- gerten schmutzig gelben 1—2 Linien starken Thonschich- ten zusammengesetzt ist. Diese Schicht, welche weiter nach Süden hin von sehr encrinitenreichen Schichten über- lagert wird, und demnach den von Strombeck beschrie- benen Abwechselungen von Thon und Kalk aus dem un- teren Theile der mittleren Abtheilung des braunschweiger Muschelkalks zu entsprechen scheint, enthält, so viel ich weiss, wohl hin und wieder jene räthselhaften wulstartigen Concretionen; ich habe indessen noch keinen einzigen or- ganischen Rest in derselben auffinden können. Nach Ent- fernung dieses unmittelbaren „Abraums“ wird zunächst eine 4+—5 Fuss mächtige aus mehreren Lagen bestehende Schicht blos gelegt, welche den rauchgrauen Lagen des obersten Muschelkalks in Färbung und Structur einiger- massen ähnlich ist. Das Gestein zieht oft in das bräun- lich gelbe hinüber, ist häufig seltsam durchlöchert und bricht meist in scharfkantigen Splittern. Hier finden sich namentlich Terebratula vulgaris und Mytilus eduliformis, einige äusserst dünne und brüchige Schichten enthalten aber noch, wenn auch selten, gute Exemplare von Aspidura scutellata. Hierunter liegt die bis fünf Fuss mächtige aus starken Lagen gebildete aber noch sehr versteinerungsarme Schicht eines weissgrauen, dichten Mehlsteins, dessen Bruchflächen durch ausgeschwitzten Thon meist weiss in- crustirt sind. Dann folgt der oft beschriebene Schaumkalk, dessen Structur bald äusserst feinkörnig, bald sehr grob- ‘ körnig auftritt, während die Färbung aus Weiss nach Weis- grau und Rothgelb hinüberspielt. Dies ist offenbar die ver- steinerungsreichste aller hier abgebauten Schichten, ja sie ist auf grösseren Strecken völlig aus Petrefacten zusammen- gesetzt. Leider sind indessen auch hier — wie anderwärts im Schaumkalke — die Schalen der Muscheln selten er- erhalten und auch die Steinkerne und äusseren Abdrücke geben oft genug schwierige Räthsel zu lösen auf. Die Schichten unter dem Mehlsteine werden nicht ab- gebaut, sind aber nach einzelnen Bruchstücken zu urtheilen meist schwärzlich graublau gefärbt und von thonerdigem Bruche. Turbonilla scalata steigt bis in diese unteren, XVI. 1860, 4 50 den Uebergang zum Wellenkalke vermittelnde Schichten hinab. Erst im vorigen Jahre und leider seitdem nicht wieder wurde eine Stelle des gedachten Steinbruchs in Angriff ge- nommen, welche in einem sehr feinkörnigen Schaumkalke einen besonderen Reichthum gut erhaltener, zum Theil im deutschen Muschelkalk wohl völlig neuer Conchylien ent- hielt.. Ich behalte mir vor, in dieser Zeitschrift über meine gemachten Funde ausführlich zu berichten und will einst- weilen nur von zweien näher eingehend sprechen. 1) Euomphalus Yxemin. sp. Kreisrunde, völlig scheibenförmig eingewundene, flache Gehäuse von 2—4 Linien Durchmesser, welche sich an der gedachten Stelle (aber nur hier) nicht selten finden, er- schienen mir zuerst als kleine Cephalopoden. Die genaueste Beobachtung mit der Loupe liess aber weder innere Scheide- wände, deren Vorhandensein ohnehin auch bei Euomphalus [?] nachgewiesen ist, noch etwa Loben erkennen. Die vor- handenen Schalenbruchstücke, die Steinkerne und äusseren Abdrücke erscheinen vielmehr sämmtlich als völlig glatt. Zu Solarium liess sich das Gehäuse schon um seiner völ- ligen Scheibengestalt willen, noch mehr aber um desswillen nicht stellen, weil ihm nicht nur jede Spur der Körnelung am Nabel, sondern überhaupt jede äussere Verzierung der Sculptur abgeht. Näher würde sich dasselbe an die leben- den und tertiären, namentlich im Grobkalke von Alabama nachgewiesenen Orbisarten anschliessen, doch nehmen hier die Umgänge nicht so rasch im Durchmesser zu als bei Orbis, auch hat letztere die Kiele am Nabel und an der Peripherie voraus, während dagegen die äusserlich quadra- tischen Umgänge beider nahezu übereinstimmen. Die Mün- dung des fraglichen Gehäuses ist bei keinem der 35 mir augenblicklich vorliegenden Exemplare erhalten; es deutet jedoch nichts darauf hinauf hin, dass sie wie bei Bifron- tia eine länglich dreieckige Gestalt habe; dagegen hat die Schnecke eine sehr grosse Aehnlichkeit mit der von Dunker aufgestellten, im Lias bei Göttingen vorkommenden Gat- tung Discohelix, indem er hier wie dort die scheibenförmigen 51 Schalen sich leicht gegen die Mitte hin vertiefen, die Win- dungen mit dem Rücken nur auf einander liegen, ohne sich zu umschliessen, der Durchschnitt der Windungen fast quadratisch ist, und die Zahl der Umgänge 4—5 beträgt. Lediglich der Umstand, dass sich auf Helix wie von selbst der Hauptton legt, und die Existenz mehrerer Euomphalus- arten in den naheverwandten St. Cassianer Schichten be- wogen mich, diese dem durchweg meerischen Muschelkalke entstammende Art schliesslich lieber zu Euomphalus zu stellen. Endlich sei noch erwähnt, dass bei unserer Art der Steinkern im Durchschnitt der Windungen abgerundet quadratisch erscheint und demnach auf eine gleiche Form der inneren Wandungen schliessen lässt, während die Aus- senseite nur sehr scharfkantige Ecken zeigt. Der Berüh- rungsflächen je zweier Mündungen entsprechend scheint oben (an einem Exemplare) eine hohlkehlenartige Vertiefung spiralig umzulaufen. Zahl der Umgänge: 4 --5. Pecten Picardin. sp. Neben den in Giebels Monographie über Versteine- rungen des Lieskauer Muschelkalks aufgezählten glatten Pectenarten fand ich in der oben beschriebenen Schaum- kalkschicht einige sehr kleine Exemplare eines Pecten, das sich unter keine der bekannten Arten unterbringen lässt. Da selbst mittelgrosse Exemplare meist nur 4 Linien hoch und breit sind, so würde schon diese constante unbedeu- tende Grösse dieselben von den i Zoll und resp. 11, — 2 Zoll grossen Pecten discites und Pecten Schmiederi genü- gend unterscheiden. Hierzu kommt aber, dass der Winkel, welchen die nach beiden Seiten die Ohren absetzenden Vertiefungen der Schale an der Wirbelspitze bilden (der Schlosswinkel) kaum jemals 70 Grad übersteigen dürfte, jedenfalls also noch kleiner ist, als der nur 90 Grad mes- sende Schlosswinkel von P. liscaviensis. -So erhält die Muschel eine länglich ovale Gestalt, welche von den kreis- runden Pectenarten auf den ersten Blick bedeutend ab- weicht Beide Schalenhälften sind ziemlich gleich flach gewölbt und heben sich nur in der Nähe der sehr spitzen Wirbel etwas entschiedener. Die Wachsthumsfalten sind im 4* 52 Gegensatz zu deren undeutlichem Auftreten bei P. lisca- viensis bei den kleinsten Exemplaren noch deutlich erkenn- bar. Die durch eine flache Furcht sanft abgesetzten gleichen Ohren sind auf beiden Seiten unten deutlich aus- gebuchtet und (bei einem Exemplare) am äusseren Rande des vorderen Ohres der rechten Klappe noch mit einer deutlichen Wulst versehen, welche dem Umrisse des Öhres folgt. Die dies Ohr absetzende Kante bildet bei allen Exemplaren einen nach aussen leicht concaven Bogen, wäh- rend die Kante des hinteren Ohres eine nach aussen con- vexe Wölbung zeigt; beide Kanten erreichen den freien Rand in der halben Höhe der Muschel. An der Innenseite der vorderen concaven Kante und bei ?/; der Höhe entsteht eine sich rasch in einen Winkel von eirca 20 Graden aus- breitende bogige Vertiefung, welche bis zum freien Rande verläuft und etwa den vierten Theil desselben einnimmt. Diese Falte findet sich bei allen Exemplaren sehr deutlich ausgeprägt, aber stets nur neben jener einen Kante, un- terscheidet sich also wesentlich von den bei Pecten discites beobachteten zweiseitigen Eindrücken. Pecten Schroederi ist trotz der ähnlichen Depression hinreichend durch die bedeutende Grösse und durch seine Rippen von unserer Muschel verschieden. Im übrigen ist die nicht sehr häufige Muschel glatt und lässt namentlich weder Streifen noch Rippen erkennen. Mittheilungen. Ueber Trompetenthierchen als Röhrenbewohner. Als das Eis in Folge von Thauwetter und Sturm im An- fange dieses Januars unter einigen Bögen der neuen Kungsholms- brücke durchbrochen war, nahm ich mir vor, in dem Tag’s zu- vor geöffneten Wasser nach kleinen Wasserthierchen zu suchen. Ich nahm zu dem Zwecke mehrere kleine Steine aus dem seich- tern Grunde auf, und in einem Gefässe mit nach Hause. Hier legte ich sie in eine grosse Schüssel voll Wasser und stellte diese in eines der Wohnzimmer, dessen Temperatur etwa 17°C. war. 93 Am ersten Tage bemerkte ich nur einige wenige Planarien nebst einer Menge Keimkörner von Spongillen, Statoblasten von Poly- zoen und Diatomazeengruppen an den Steinen festsitzend.. Am folgenden Vormittage erschien auf der Wasserfläche eine Menge weisser Flecken, welche mit der Lupe betrachtet, sich als schwim- mende Inseln von Stentor Muelleri auswiesen. Einige von diesen wurden, nebst einigen der Steine, nun in kleine Glasey- linder zu genauerer Untersuchung gebracht. Die Gruppen waren von einer klaren Masse zusammenge- halten, welche fast wie Schleim aussah und immitten jeder klei- nen Insel am dickesten, gegen die Ränder dünner war; sie schoss in kurze Röhren aus, in denen die Thiere festsassen, und in welche sie sich bald so zurückzogen, dass sie nicht mehr zu sehen blie- ben, bald sich aus ihnen hervorstreckten. Beim geringsten Schüt- teln oder Berühren zogen sie sich hurtig in ihre Röhren. In den meisten der schwimmenden Inselchen kamen Thiere von verschie- dener Grösse vor, theils äusserst kleine, theils grössere, klare und ungefärbte, und unter den grössten ein oder das andere von grüner Farbe. Man sah nicht selten grössere Thiere ihre Röhre verlassen, in’s Wasser hinausschwimmen und wiederum zur Röhre zurückkehren. ; Dies Verhalten erinnert an OÖ. Fr. Müller’s Aeusserung (Hist. Verm. terr. et fluv., Havn. 1773, p. 112,) über seine V or- ticella stentorea: „Tres simul in textu mucoso ureeolari pellucente, in quod una quaeque sese pro lubitu subtrahere rur- susque prodire solet uniculo affixas plerumque reperi,“ Neben diesen Inselchen fand ich auch hier und da an der Wasserfläche einzelne kurze Röhren von demselben schleimigen Gewebe, welche nur ein einziges Thier, theils ein sehr kleines, theils ein grösseres, beherbergten. — In der Schleimmasse konnte ich keinen faserigen Bau, sondern nur viele dunkle Körnchen. entdecken. Ehrenberg sagt am Schlusse seiner Beschreibung des Stentor Muelleri: „Hält man diese Thierchen lange in cy- lindrischen Glasröhren, so setzen sie sich allmählich an den Wän- den fest, bilden um sich eine schleimige Hülle und sterben. „Er fügt hinzu: „So sah sie wohl Schrank, als er sie zu den Röh- renthieren, Linza, stellte.“ (Ehrenberg, Die Infusionsth. als vollk. Organismen. — Schrank, Faun. boica, III, 2, p. 314.) Dujardin (Hist. nat. d. Zooph.) scheint die Thiere nicht in diesem Zustande gesehen zu haben; er führt nur kurz die Aeus- serungen Müller’s und Ehrenberg’s über sie an, ohne sie zu bestätigen oder zu widerlegen. Eine Woche hindurch beobachtete ich täglich das Verhal- ten dieser Thierchen und fuhr damit späterhin noch 14 Tage lang fort. Theils am Glase, theils an der Wasserfläche entstan- den fast täglich kleine Flecke von solcher klaren, schleimichten 54 Masse, welche allmählich anschwoll und sich zu einer Röhre aus- bildete, aus deren Mündung ein Stentor hervorschoss, so klein und fein, dass er nur mit der stärksten Lupe gesehen werden konnte. Diese kleinen Individuen nahmen deutlich Tag für Tag zu. Die Anzahl der in den Röhren wohnenden Individuen ver- minderte sich täglich und an ihrer Stelle fanden sich grössere grüne Individuen, unmittelbar an den kleinen Steinen auf dem Boden des Glases oder an dessen Wänden sitzend. Immer mehr und mehr verminderte sich die Anzahl der klaren, farblosen Thier- chen, während die grünen an Grösse und Anzahl zunahmen, so dass nach einiger Zeit sich nur noch grosse grüne Individuen vorfanden, welche bis 1/,“” Par. M. gross, völlig den Abbildun- gen und Beschreibungen vom Stentor polymorphus glichen. Bronn hat in seinem neuen Werke, die Klassen und Ord- nungen des Thierreichs, Bd. 1, Amorphozoen, Lpz. 1859, unter den Stentorina zwei Gattungen, nämlich Stentor Oken und Chaetospira Lacnu., aufgeführt, für deren erstere er als cha- racteristisch angiebt, dass das Thier frei sei, für das andere aber, dass es in einer urnförmigen Scheide stecke. Diese Ansicht be- treffend Stentor dürfte von den meisten Schriftstellern getheilt werden doch mit Ausnahme, wie aus dem Angeführten sich er- giebt. Ich stelle mir, nach Dem, was ich aus eigener Erfahrung hier berichtet habe, vor, dass Stentor Muell. jüngeres Individuum von Stentor polymorphus und die schleimichten Klumpen, aus denen die jüngsten Individuen hervorkommen, Eihüllen seien, welche als Ammenthiere auswachsen können und sich zu einer Art Wohnstelle für die Brut ausbilden, ferner dass diese, in dem Masse, wie sie heranwächst, ihr Nest verlasse und dass dieses danach sich auflöse und verschwinde. A. Reizius. (Aus der Öfversigt af Kgl. Vet.-Ak.’s Förhandl., 1860, N. I, 8. 23—25, übersetzt von Creplin.) Der Lias in den Cordilleren Südamerikas. Die ersten Versteinerungen aus den Cordilleren Südamerika’s brachte A. von Humboldt nach Europa und L. von Buch be- schrieb dieselben in einem höchst splendid ausgestatteten Werke im J. 1839. Es waren nur wenige Arten und alle wurden, da die europäische Trigonia alaeformis und der Ammonites rhoto- magensis erkannt wurden, als Kreidepetrefakten gedeutet. Dieser Deutung schloss sich d’Orbigny nach Untersuchung der von ihm selbst und von Boussaingault gesammelten Versteinerungen an. Auch Darwin hatte daselbst gesammelt und liess durch Förbes sein Material untersuchen und in den Geological observations of South America beschrieben. Hier werden aufgeführt von Coquimbo: Pecten Dufrenoyi Ostraea hemisphaerica Terebratula aenigma Spirifer linguiferoides Hippurites chilensis Gryphaea orientalis 59 Copiapo: Pecten Dufrenoyi Turritella Andi Terebratula aenigma Astarte Darwini Gryphaea Darwini Perna americana Avicula sp? Guasco: Pecten Dufrenoyi Turritella Andii Terebratula ignaciana — aenigma Spirifer chilensis. Eine Vergleichung dieser Arten mit den secundären Faunen Europas musste zwar die Deutung auf Kreidegebilde sehr zwei- felhaft erscheinen lassen, allein mit Bestimmtheit wiesen erst Coquand und Bayle durch Untersuchung der von Domeyko in Chili gesammelten Versteinerungen das Auftreten jurassischer Bildungen nach. Sie beschreiben nämlich in den Memoires de la Söc. geol. de France 1851. IV. folgende Arten: 1. Oberer Lias: Nautilus striatus Swb, N. semistriatus d’O (= N. Domeykus d’O), Ammonites opalinus Rein, A. Domey- kanus, A. pustulifer, Turritella Humboldti (= Pleurotomaria Humboldti Buch, Turritella Andii d’Orb.), Ostraea cymbium Dech (= O. hemisphaerica d’O, Gryphaea Darwini Forb, Gr. Maceullochi Swb), Pecten alatus Buch (= P. Dufrenoyi d’O), Mytilus scalprum Gf, Plicatula rapa, Cardita Valenciennesi, Terebratula tetraedra Swb, T. ornithocephala Swb (= T. ignaciana d’O), Spirifer tumidus Buch (= Sp. chilensis u. linguiferoides Forb). 2. Unteroolith: Ammonites bifurcatus Schl (= A. Garantanus d’O), Östraea puligera Gf, Pboladomya Acostae, Terebratula per- ovalis Swb (= T. inca Forb). 3. Mitteloolith: Nerinaea sp. indet., Natica phasianella, Ostraea gregaria Swb, O. Rivoti, O. Marshi Swb, O. sandalina Gf, Lima truncatifrons, L. raricosta, Pholadomya Zieteni Ag, Ph. fidicula Swb, Panopaea peregrina d’O, Terebratula concinna Swb (= T. aenigma d’O), T. lacunosa Schl, T. Domeykana, T. ficoides, T. bicanaliculata Schl, T. emarginata Swb, Echi- nus bigranularis Lk, E. diademoides. 4. Neocomien: Crioceras Duvali Lev, Ostraea Couloni d’O (= Exogyra polygona Buch), Trigönia Delafossei. Gegen diese Untersuchungen trat L. v. Buch mit der ent- schiedenen Erklärung auf, dass in den Cördilleren keine Lias- und Juragebilde vorkommen und die Bestimmungen, welche 56 Coquand und Bayle von deren Arten gegeben haben, sind irr- thümlich. Wenn auch Coquands und Bayles Darstellung L. v. Buchs Widerspruch nicht öhne Weiteres annehmbar erscheinen lassen: so nöthigte dieser doch zu einer abermaligen vorurtheils- freien Prüfung des Materiales und Hr. Burmeister hatte auf seiner letzten Reise durch Südamerika Gelegenheit an den be- treffenden Stellen eine schöne und reiche Suite von Versteinerun- gen zu sammeln, deren Untersuchung das Auftreten Liasinischer Schichten in den Cordilleren nunmehr ausser allen Zweifel setzt. Wir erkannten folgende Arten: Ammonites communis Swb Terebratula cornuta Swb - radians Schl — bicanaliculata Coq. Bayle - variabilis d’O - aenigma d’O - comensis Buch = T. coneinna Coq. Bayle - aalensis Ziet Thalassites Andium n. sp. - erbaensis Hauer Pholadomya spec. Belemnites niger List Trigonia spec. Turritella Humboldti Coq. BayleiPecten alatus Buch = Pleurot. Humboldti Buch = P. Dufrenoyi d’O = Turritella Andi d’O - demissus Phill Spirifer rostratus Schl Lima decorata Gf = Sp. tumidus Cog. BaylelGryphaea obliqua Swb = Sp. linguiferoides Forb —= ÖOstraea hemisphaerica - chilensis Forb d’O Terebratula domeykana Coq. Bayle = 0. cymbium Cog. Bayle = ignaciana d’O - eymbula Lk — inca Forb O. cymbium Cogq. Bayle - punctata Swb Gr. Darwini Forb = T. ornithocephala Cog. - dilatata Swb. Bayle Endlich noch unverkennbare Ueberreste von Teleosaurus und Ichthyosaurus. Die Exemplare, auf welche sich diese Be- stimmungen stützen, sind mehrentheils sehr schön erhalten und liegen gerade von den wichtigen Arten in mehrfacher Anzahl vor, so dass die Vergleichung mit den entsprechenden europäi- schen keine Zweifel aufkommen lässt. Die Uebereinstimmung der südamerikanischen Liasfauna mit der europäischen ist hienach viel grösser als es Coquand und Bayle nachzuweisen vermochten. Ausführlicheres wird in einer besondern Abhandlung gegeben werden. Eben während dieser Untersuchungen verlässt Philippi’s Reisewerk durch die Wüste Atacama die Presse und finden wir auch darin die entschiedensten Arten des europäischen Lias wie- der aufgeführt, nämlich Ammonites Brodiei Swb, A. radians Schl, A communis Swb, A. rotundus Swb, A. annularis Rein, A. Brickenridgei Swb, A. perarmatus Swb, A. atacamensis sp., 57 A. aegoceros n. sp., Belemnites chilensis Conr., Astarte gregaria n. sp., Cardium striatellum n. sp., Trigonia Domeykoana n. sp., Posidonomya Becheri Br, Gryphaea eymbium Schl, Gr. dilatata Swb, Gr. striata n. sp., Ostraea atacamensis n. sp,, Cidarites ovata n. sp., Echinus andinus n. sp., Micraster chilensis n. sp. Giebel. Zur Flora der sächsisch- thüringischen Braunkohlen- formalion. Die neuerdings an verschiedenen Orten unserer Braun- kohlenformation aufgefundenen Pflanzenreste hat Herr O. Heer in Zürich die Güte gehabt einer gründlichen Untersuchung zu unterwerfen und werden die Resultate derselben im zweiten Bande unserer Quartabhandlungen von zehn Tafeln begleitet demnächst erscheinen. Hier nur eine übersichtliche Aufzählung der vor- kommenden Arten: 1. Im quarzigen Sandstein bei Skopau zwischen Halle und Merseburg, der reichhaltigsten, leider aber nicht mehr zugäng- lichen Lagerstätte, erkannte Herr OÖ. Heer 11 miocäne Arten, von welchen 6 Arten in der Tongrischen, 2 in der Aquitanischen, 1 m der Mainzer und 2 in der Oeninger Stufe zurückbleiben, 22 dieser Localität eigenthümliche, 2 des Monte Bolka, 4 von Alumbay, überhaupt 6 eocäne Arten. Der allgemeine Charakter verweist diese Flora in die ligurische Stufe. Die Arten sind: Phacidium spectabile Dryandroides laevigata Lygodium Kaulfussi - aemula Glyptostrobus europaeus Brgn - Meissneri Araucarites Sternbergi Gp - crenulata Bambusium deperditum Diospyrus vetusta Amesoneurum plicatum Myrica Germari Quercus Drymeja Ung Ficus Giebeli - arcinervis Rossm - Schlechtendali Laurus primigenia Ung - lalages Ung - Apollinis Daphnogene veronensis Massal Sassafras germanica Pimelea borealis Grevillea nervosa Persoonia Kunzii Sapotacites reticulatus Myrsine formosa Apocynophyllum nereifolium Notelaea eocaenica Ett Ceratopetalum myricinum Lah Eucalyptus oceanica Ung Callistemophyllum Giebeli Metrosideros Saxonum Eugenia Hollae Stereulia labrusca Ung Carya Heeri Ett Leguminosites Sprengeli Phyllites amplus - anceps. ee a zz „en, 58 2. Die Flora im milden Braunkohlenthon bei Weissenfels scheint der Tongrischen Stufe anzugehören und liefert folgende Arten: Aspidium lignitum Gieb Chrysophyllum reticulosum Poacites paucinervis Eehitonium Sophiae Web Quercus furcinervis Rossm Notelaea eocaenica Eitt. Laurus swoszowiciana Ung Ceratopetalum myricinum Lah - Lalages Ung Eucalyptus eocaenica Ung Dryandroides haeringiana Ung |[Caelastrus Andromedae Ung. - laevigata ' 3. Bei Helmstädt wurde Dryandroides hakeaefolia und bei Stedien Widdringtonia Ungeri Edl., Dryandroides hakeaefolia Ung., Dryandra rigida n. sp. und Diospyros pannonica Eitt. gefunden. 4. Endlich bei Ripersrode unweit Arnstadt die pliocänen Arten: Corylus ventrosa Ludw., Corylus bulbifera Ludw., Magno- lia cor Ludw., Cytisus reniculus Ludw., Arten von Vites, Prunus, Fagus. Diese theilte Hr. Zerrenner freundlichst zur Untersuchung mit zugleich mit höchst interessanten Thierresten, über welche ich im nächsten Hefte unserer Zeitschrift ausführlich zu berichten gedenke, hier nur die Bemerkung, dass dieselben gleichfalls für ein pliocänes Alter dieser Kohlenablagerung sprechen. Giebel. Literatur, Physik. A. Wüllner, Versuche über die Spannkraft des Wasserdampfes aus Lösungen wasserhaltiger Salze. — In Pogg. Ann. Bd. 103 theilte der Verf. Versuche mit über die Verminderung der Spannkraft des Wasserdampfes, wenn das Wasser Substanzen aufgelöst enthält, welche nicht selbst verdampfen und zog bereits den Schluss, dass diese Verminderungen den Mengen der gelösten Substanz proportional seien. Er operirte damals unter an- dern mit schwefelsaurem Natron und schwefelsaurem Kupferoxyd, Salze, die sich bei der Krystallisation mit einer gewissen Menge Wasser verbinden. Es ergab sich hierbei, dass die Verminderungen den ge- lösten Quantitäten trocknen wasserfreien Salzes proportional waren. Als er aber jetzt die Spannkraft mehrerer Lösungen von Kalihydrat untersuchte, fand er, dass jener Satz nicht für alle wasserhaltigen Salze gültig ist. Er dehnte seine Untersuchungen auf die Spann- kraftsverminderungen bei verschieden concentrirten Lösungen wasser- haltiger Salze aus. Die Spannkräfte der Salzlösungen, die sich in 3 abgekürzten Barometern befanden, wurden dann mit der des im höch- 59 sten befindlichen reines Wassers verglichen. Zuerst operirte er mit Lösungen aus Kalihydrat und zwar mit Lösungen, die 10, 20, 30, 40, 50 Theile Salz auf 100 Wasser enthielten. Es ergab sich, dass die Verminderungen der Spannkraft bei gleicher Temperatur nicht in dem Verhältnisse der Procentgehalte sondern mit rascher, ungefähr in dem Verhältnisse 1:2,15:3,4:5,6:6 wachsen. Nimmt man aber an, dass in der Lösung sich das fünffache Hydrat des Kali bildet und dieses als solches auf die Spannkraft des Wasserdampfes einwirkt, so stehen auch die Procentgehalte der Lösungen in den oben ange- gebenen Verhältnisse. Ein auffallendes Verhalten zeigen die Ver- minderungen der Spannkraft des Wasserdampfes aus Lösungen von Kalihydrat in den verschiedenen Temperaturen. Bezeichnen wir mit » die der Spannkraft z des Dampfes aus reinem Wasser entsprechende Verminderung der Spannkraft durch einen Theil des fünffachen Kali- hydrats gelöst in 100 Wasser, so lassen sich die Verminderungen durch die Formel: » — 0,003320 z = 0,0000043292 bis zu 520,84C, wo z — 105mm,787 Quecksilberdruck, von da aber bis zur Siedetem- peratur des Wassers durch » = 0,002863 z darstellen. Während also die Verminderungen der Spannkraft bis gegen 53% langsamer als die Spannkraft des Wasserdampfes wachsen, nehmen sie von da ab pro- portional derselben zu. Den Grund dieser Erscheinung kann der Verf. nicht angeben. Ganz Aehnliches zeigte sich bei den Lösungen von Natronhydrat. Aus einer Lösung von Natronhydrat krystallisirt bei niedrigerer Temperatur eine Verbindung von Natron mit Wasser heraus, welche mehr Wasser enthält als das einfache Hydrat, deren Wassergehalt aber noch nicht bestimmt ist. Gestützt auf die beim Kalihydrat beobachteten Thatsachen berechnet der Verf., dass das einfache Hydrat noch drei Aequivalente Wasser aufnimmt, dieses ein- fache Hydrat ist nun in der Lösung und wirkt als solches vermin- dernd auf die Spannkraft des Wasserdampfes, Da sich für die Lö- sungen des Natronhydrats » = 0,004089 r ergiebt, so wachsen die Verminderungen der Spannkraft durch gelöstes Natronhydrat in dem- selben Verhältnisse wie die Spannkraft des Wasserdampfes. Bei Lö- sungen von Chlorcalecium zeigt sich in gleicher Weise, dass die Ver- minderungen die Spannkraft aus verschieden concentrirten Lösungen nicht wie die Quantitäten gelösten wasserfreien Salzes, sondern wie diejenigen des in der Lösung gebildeten Hydrats CaCl-+6aq fort- schreiten. Es würde dies zu dem Schlusse führen, dass dies Hydrat selbst bis 100° beständig sei und sein Krystallwasser nicht verliere, d. h. keine eigne Spannkraft des Dampfes besitze. Dies steht aber im Widerspruche damit dass Krystalle dieses Salzes in der Sonnen- wärme im luftleerem Raume über Schwefelsäure gebracht 4 At. Was- ser verlieren und sich in CaCl+2aq verwandeln. Man muss dem- nach schliessen, dass dieses Salz sich ganz anders verhält, wenn es in Lösung ist, als wenn es selbstständig dem Verdampfen ausgesetzt ist. Für die Lösungen von Chlorcalecium ergiebt sich » — 0,002474 z — 0,000000522 z2. — Im Ganzen geht aus diesen Untersuchungen 60 hervor, dass es wasserhaltige Salze giebt, welche trocken gelöst, we- nigstens innerhalb der angewandten ziemlich weiten Concentrations- grenzen in der Lösung mit ihrem Krystallwasser verbunden auf die Wassertheilchen anziehend und die Spannkraft des Wasserdampfes vermindert einwirken. Die Salze, die in der Art wirken, wie eben auseinandergesetzt ist, unterscheiden sich von den andern auch noch dadurch, dass sie zerfliessliche Salze sind, während die letztren theils verwitternde theils beständige sind. So verwittern Glaubersalz, phos- phorsaures Natron, schwefelsaures Kupferoxyd (wenigstens bei einer Temperatur über 490 vollständig), schwefelsaures Nickeloxyd in trock- ner Luft. Ebenso verhält sich auch der salpetersaure Kalk, der je- doch nicht verwittert, vielmehr in feuchter Luft zerfliesst; doch ist er keineswegs so hygroskopisch als Kalihydrat, Natronhydrat und Chlorcaleium. Der Verf. glaubt sich nun zu dem Schlusse berechtigt, dass diejenigen wasserhaltigen Salze, welche das Wasser stark anzie- hen, die eigentlich zerfliesslichen Salze, in Verbindung mit ihrem Krystallwasser vermindernd auf die Spannkraft des Wasserdampfes einwirken, während diejenigen, welche weniger innig mit ihrem Kry- stallwasser sich verbinden, die verwitternden oder beständigen Salze in Bezug auf die Verminderung der Spannkraft des Dampfes als was- serfreie Salze wirken. — (Pogg. Ann Bd. 0X, 4.) Hhnm. F. Zöllner, über eine neue Art von Pseudoscopie und ihre Beziehungen zu den von Plateau und Oppel beschrie- benen Bewegungsphänomenen. — Wenn man mehrere parallele Streifen auf das Papier zeichnet und diese durch kleine parallele gegen erstere geneigte Querstreifen durchschneidet aber so, dass die Querstreifen des erstern Längsstreifen mit denen des zweiten conver- giren, die des zweiten mit denen des dritten u. s. w., so bemerkt man besonders bei etwas geneigten Kopfe eine abwechselnde Con- vergenz und Divergenz der Längsstreifen. Diese Täuschung erreicht ein Maximum, wenn die Hauptstreifen mit der Verbindungslinie der beiden Augen einen Winkel von 45° bilden. Man braucht nicht ein- mal die Hauptstreifen merklich zu zeichnen, da die Richtung dersel- ben schon durch die gleichmässige Aufeinanderfolge der kleinen Quer- streifen genügend für das Auge angedeutet ist. Die Intensität der Zeichnung oder ihr Abheben vom weissen Grunde des Papiers erwies sich ohne Einfluss; die Täuschung trat schon ein, wenn durch die schwächsten Bleistiftstriche eine Vorstellung von der Figur erzeugt war. Die Breite der Streifen ist ganz gleichgültig; Längs- und Quer- streifen können dieselbe Breite haben. Die Erscheinung tritt auch für monoculäre Betrachtung ein, verschwindet aber bei hinlänglicher Ent- fernung des Objectes, weil dann die Hauptstreifen überwiegenden Einfluss erlangen. Von characteristischer Bedeutung für diese Pseu- doscopie bleiben demnach nur folgende zwei Umstände: die Abhän- gigkeit der pseudoscopischen Ablenkung der Hauptstreifen von der Richtung der Querstreifen und die Abhängigkeit des Maximums jener Ablenkung von dem Neigungswinkel der Hauptstreifen zur Verbin- 61 dungslinie der beiden Axen. (Minimum bei 0° und 90°). Z. erklärt die vorliegende Täuschung für keine physikalische, wie die meisten Irradiationsphänomene, sondern für eine rein psychische, bei welcher das Urtheil des Beobaehters über den Parallelismus zweier geraden Linien gefälscht wird. (Eine ähnliche Erscheinung ist die Vergrösse- rung der Mondscheibe in der Nähe des Horizontes.) Zu ihr werden wir veranlasst durch das Vorhandensein der schrägen Querstreifen. Um zu ermitteln, wie dies geschieht, muss man untersuchen, wie die Vorstellung von Parallelismus im Menschen erzeugt wird. Wir de- finiren zwei Linien als parallel, wenn der kürzeste Abstand an allen ihren Punkten derselbe ist. Ist nun die Ausdehnung der beiden Li- nien sehr gross, so kommt man durch Anwendung von Messinstru- menten zu dem Resultate; es ist demnach die Vorstellung vom Pa- rallelismus jener Linien das Resultat eines logischen Schlusses. Ist aber die Länge der Linien eine so geringe, dass man sie mit einem Blicke übersehen kann, so gelangt man anscheinend unmittelbar zur Vorstellung ihres Parallelismus. Z. nimmt indessen an, dass diese Unmittelbarkeit eine unscheinbare ist, und allein dadurch erzeugt wird, dass wir uns wegen der Schnelligkeit der mit Hilfe unsrer Augen angestellten Vergleichungen dieser Operationen gar nicht ein- zeln bewusst werden, sondern vielmehr sogleich das Endresultat der- selben — den daraus gezogenen Schluss — als Resultat einer unmit- telbaren Wahrnehmung ansprechen. Er überträgt diese Annahme auch auf die Vorstellungen von der Convergenz und Divergenz und erklärt auch diese für die Resultate von Schlüssen, welche wir aus der suc- cessiven Vergleichung des Abstandes homologer Punkte der vergli- chenen Linien ableiten. — Bevor nun Z. auf seinen Gegenstand nä- her eingeht, betrachtet er die Contrastwirkungen, deren Ursache wir zunächst in der eigenthümlichen Beschaffenheit unsers Sensoriums suchen, einen andauernd empfundenen Zustand bei plötzlicher Unter- brechung desselben noch kurze Zeit nachher als den entgegengesetz- ten wahrzunehmen. Plateau fasste zuerst diese Erscheinungen zu- sammen, indem er zwei entgegengesetzte Erregungszustände, welche das afficirte Organ nach beendeter Einwirkung der erregenden Ur- sache periodisch oder oscillirend mit abnehmender Stärke durchläuft, ehe es den normalen Ruhezustand wieder erlangt hat, annahm. Hier- nach liessen sich zwar die subjectiven Farben erklären, nicht aber z. B. die Bewegung der Gegenstände, welche uns in einem Eisenbahn- wagen beim Stillhalten desselben zu der falschen Meinung veranlasst, es bewege sich der Wagen noch kurze Zeit langsamer in entgegen- gesetzter Richtung. Der Plateau’schen Hypothese liegt aber auch eine ganz willkürliche Annahme zu Grunde, indem er nämlich den Sitz aller pseudoscopischen Erscheinungen in das affieirt gewesene Organ selbst verlegt, (es widerspricht die Vergrösserung der Mondscheibe in der Nähe des Horizontes, obwohl das Netzhautbild nicht grösser ist), ja diese Annahme wird sogar unwahrscheinlich, sobald man er- wägt, dass es auch mit verschlossenen Augen möglich ist, durch 62 mehrmaliges schnelles Herumdrehen um sich selbst jene bekannte Bewegung der Gegenstände zu erzeugen, welche wir beim sogenann- ten Schwindel zu beobachten glauben. Z. schliesst hieraus Folgendes: da in uns auch ohne vorhergegangene Reizung der Netzhaut die Vor- stellung einer scheinbaren Bewegung die um uns befindlichen Gegen- stände erzeugt werden kann, so muss die Ursache dieser Erscheinung in einem falschen Schlusse über die Unveränderlichkeit der örtlichen Beziehungen jener scheinbar bewegten Objekte zu unseren eignen Standpunkte gesucht werden. — Da bis jetzt gefunden ist, dass die Vorstellungen vom Parallelismus oder Nichtparallelismus zweier ge- raden Linien einerseits und diejenigen von der Ruhe oder Bewegung eines Körpers andrerseits, nicht unmittelbare Ergebnisse der sinnli- chen Wahrnehmung, sondern Resultate von logischen Schlüssen sind, welche wir mit Hilfe der reflectirenden oder vergleichenden Thätig- keit unsers Verstandes aus den durch das Auge gegebene Beobach- tungsdaten ableiten, und dass nur die grosse Geschwindigkeit dieser sehr schnell aufeinander folgenden Verstandesoperationen verhindert, dass uns dieselben einzeln zum Bewusstsein kommen, so entsteht nun die Frage, ob die besagten Vorstellungen eine gleiche oder verschie- dene Zeit zu ihrer Eetwickelung in unserm Bewusstsein erfordern. Er beantwortet dieselbe durch folgende Sätze: die Vorstellung der Ruhe erfordert eine grössere Zeit zu ihrer Entstehung als die Vorstellung der Bewegung eines Körpers (man überzeugt sich von der Bewegung eines Sternes eher als von dessen Ruhe), und die Vor- stellung des Parallelismus erfordert eine grössere Zeit zu ihrer Ent- stehung als die Vorstellung der Convergenz oder Divergenz zweier geraden Linien. Ferner bemerkt er, dass die Wahrscheinlichkeit der erwarteten Wiederkehr einer regelmässig, periodisch wiederkehren- den Erscheinung in einem bestimmten Verhältnisse mit der Anzahl der bereits beobachteten Erscheinungen wachsen müsse, und dass nie durch eine gewisse Trägheit unsers Reflexionsvermögens auf diese Art des Schliessens fast allein bei den täglichen sinnlichen Eindrük- ken gewichen sind. Mit Hilfe der eben erwiesenen Sätze werden nun die von Plateau und Oppel beschriebenen Beugungserscheinungen er- klärt, entwickelt, dass die Grösse der Scheinbewegung mit der Grösse der ursprünglichen Bewegung bis zu eincm gewissen Maximum wach- sen muss, ebenso die Dauer der Scheinbewegung mit der Grösse der ursprünglichen Bewegung und die Dauer der Scheinbewegung mit der Dauer der ursprünglichen Bewegung. Bei der Erklärung der Bewegung, die wir bei mehrmaligem schnellen Herumdrehen an den uns umgebenden Gegenständen beobachten, bemerkt er, dass sich die an den ursprünglich bewegten Gegenständen beobachtete Scheinbe- wegung auf alle Netzhautbilder übertragen müsse, welche sich vor Ablauf einer gewissen, vom Ende der ursprünglichen Bewegung an gerechneten Zeit im Auge vorfinden, weil wir erst durch eine Refle- xion zu der Ursache der Bewegung kommen und unter der Zeit die Täuschung schon beginnt. Dass man nun ferner dieselbe Beobachtung 63 auch bei geschlossenen Augen macht, hat seinen Grund darin, dass die Vorstellung einer Bewegung auch ohne Reizung der Netzhaut in uns erzeugt werden müsse, sobald wir selber durch unsern Willen continuirlich die Veranlassung dieser Bewegung sind. — Freilich giebt Z. die Erklärung seiner Beobachtung. Betrachten wir zwei Haupt- streifen der Zeichnung mit ihren schrägen Querstreifen, so werden wir durch Gegenwart der letztern zur Anstellung einer grossen An- zahl von Elementarvergleichungen veranlasst, welche stets zu dem Schluss und dadurch zu der Vorstellung der Convergenz nach einer bestimmten Richtung führen. Wir erwarten daher dasselbe Resultat auch dann, wenn wir vermöge unserer Reflexionsthätigkeit die gegen- seitige Lage der Hauptstreifen durch solche Elementarvergleichungen ermitteln wollen. Es erfordert aber die Vorstellung des Parallelismus eine grössere Zeit zu ihrer Entwicklung als die des Nichtparallelis- mus, so dass wir die verglichenen Hauptstreifen nicht unmittelbar als parallel sehen können. Nach dem Früheren muss demnach an Stelle der erwarteten Convergenz eine Divergenz eintreten. Da nun die schrägen Querstreifen durch ihre stete Gegenwart unsre Aufmerk- samkeit immer wieder von Neuem fesseln, so dass sich der angedeu- tete Process in schneller Aufeinanderfolge immer wiederholen muss, so wird die pseudoscopische Ablenkung eine permanente. Das Mi- nimum in den oben bezeichneten beiden Lagen erklärt er dadurch, dass durch die symmetrische Anordnung der Augen zu beiden Seiten der Längsaxe des Körpers, die horizontale und verticale Lage deut- lich in uns indieirt ist und so die Vorstellung des Parallelismus von verticalen und horizontalen Linien wesentlich gefördert wird, selbst wenn beide Linien nicht zugleich im Gesichtsfelde unsers Au- ges liegen. — (Pogg. Ann. 1860. No. 7.) Hhnm. Phipson, einige neue Erscheinungen der Phosphor- escenz. — P. hat beobachtet, dass auch der Milchzucker leuchtet, wenn man ihn im Dunkeln zerschlägt oder zerbricht. — Wenn man zwei Stücke Quarzit durch Reibung leuchtend macht, so nimmt man einen starken und eigenthümlichen Geruch wahr, den P. der hierbei bewirkten Bildung von Ozon zuschreibt. — Die schönste Erscheinung dieser Art soll man beobachten, wenn man grössere Mengen der Krystalle von salpetersaurem Uranoxyd in einer verstopften Flasche schüttelt. Damit das Leuchten in seiner ganzen Gleichheit auftritt, ist es nothwendig, dass die Krystalle vollkommen trocken und gut ausgebildet sind. Unter vielen anderen Salzen, die P. hierauf unter- sucht hat, findet Aehnliches wie bei dem Quecksilberchlorür statt. — (Journ. de Pharm. et de Chim. T. XXAVII. pag. 204.) W. B. Faye, ein neues Experiment mit dem Ruhmkorff’- schen Apparat, welches die Existenz einer repulsiven Kraft heisser Flächen wahrnehmen lässt. — F. hat seit zwei Jahren der französischen Akademie eine Reihe von Arbeiten über die Gestalt ünd die Beschleunigung der Bewegung der Kometen vorge- legt, in welchen er den Nachweis führt, dass dieselben nicht durch 64 die Gravitation allein hervorgebracht werden können, sondern die Existenz noch einer ganz anderen Kraft im Himmelsraume wahrschein- lich machen. Es ist dies die Repulsivkraft heisser Flächen, wie z.B. der Oberfläche der Sonne. Da F. bisher wenig Anhang unter den Astronomen gefunden hat, so lag es ihm jetzt daran, die Existenz der von ihm im Himmelsraume an der Veränderung der Kometengestalt entdeckten Kraft durch ein Kabinet-Experiment zu beweisen. Zu die- sem Zwecke stellte er folgenden Versuch mit Hülfe Ruhmkorff’s an. Auf eine eiserne Platte wird eine Glasglocke, welche oben durch ei- nen Hahn mit einer Luftpumpe in Verbindung steht, fest aufgekittet. In der Nähe der Basis der Glocke sind die Wände derselben an zwei gegenüberliegenden Stellen von zwei Kupferstäben, welche an ihren Enden kleine Kugeln tragen, perforirt. Die eiserne Scheibe wird in ihrem Centrum gleichfalls luftdicht durchsetzt durch einen kleinen Platinstab, welcher an seinem Ende in der Glocke, in gleicher Höhe mit den Kugeln der Kupferstäbe, eine Platinscheibe von 3cm Durch- Durchmesser trägt, die durch Erhitzen des äusseren Endes des Pla- tinstabes vermittelst einer Gasgebläseflamme rothglühend gemacht werden kann. Es wurde die Luft in der Glocke stark verdünnt, und darauf setzten die beiden Experimentatoren die Kupferstäbe mit den Polenden des Ruhmkorff’schen Apparates in Verbindung. Der Strei- fen von geschichtetem electrischem Licht ging in gerader Richtung von einer Kugel zur anderen. Wurde darauf aber die Platinplatte auf die beschriebene Weise erhitzt, so bog sich der Lichtstreifen so- fort von ihr hinweg, so dass ein mit seiner Koncavität der Platte zugehrter Lichtbogen entstand. Steht die Platinplatte für gewöhnlich gerade in dem Lichtstreifen, so umgiebt sie sich beim Erhitzen mit einem dunkeln Mantel, welcher mit fortschreitender Abkühlung sich mehr und mehr verengert, bis endlich das electrische Licht die abge- kühlte Platte wieder ohne Zwischenraum umgiebt. Eine ganz ähn- liche Repulsion wurde wahrgenommen, wenn die erhitzte Platinscheibe selbst als negativer oder positiver Pol benutzt wurde. F. zieht dar- aus den Schluss, dass in einem ausserordentlich verdünnten Gase ein glühender Körper durch Repulsion der Gastheilchen einen leeren Raum um sich herum entstehen lässt, welcher in seiner Grösse von der Temperatur des Körpers und von der Dichtigkeit des Gases ab- hängt. — (Compt. rend. L, 894.) J. Ws. F. Dallmann, über den Einfluss des Nordlichts auf den electrischen Zustand der Atmosphäre. — Die in den letzten Jahren mehrfach beobachtete Erscheinung, dass das Nordlicht in den Telegraphendrähten electrische Ströme hervorruft, brachte den Verf. auf die Vermuthung, dass es auch den statisch-electrischen Zustand der Atmosphäre verändere. Ein am 1. October 1859 in Kreuznach beobachtetes Nordlicht führte ihn, so, wie aus einer beigefügten Ta- fel ersichtlich ist, die Ab- und Zunahme der Erscheinungen desselben ein ziemlich regelmässiges Fallen und Steigen der Quantitäten der Luftelectrieität hervorrief, zu der Behauptung, dass das Nordlicht 65 den positiven electrischen Zustand der Atmosphäre erhöhe. — (Pogg. Ann. 1860. Nr. 6.) Hhnm. Chemie. Boettger, Anwendung der Schiessbaum- wolle zum Filtriren starker Säuren etc. — B. empfiehlt nach längerer Erfahrung als ausgezeichnetes Filtrirmittel für starke Säuren und leicht zersetzliche Flüssigkeiten die Schiessbaumwolle, die als loser Pfropfin den Trichterhals gestecktwird. Salpetersäure, rauchende Schwe- felsäure, Chromsäure, übermangansaures Kali, Aetzlaugen und Königs- wasser üben durchaus keinen zersetzenden Einfluss auf die Schiessbaum- wolle aus, sondern gehen unverändert hindurch. Ihrer lockeren faseri- gen Structur wegen ist sie den bisher in solchen Fällen benutzten Kör- pern, den Granaten, dem Asbest, Glaspulver und dergl. weit vorzu- ziehen. — (Ann. d. Chem. u. Pharm. CXIV, Ill.) ld Ws. J. P. Cooke, über Veränderungen der Constitution von Mineralspecies, die von den Phaenomenen desIso- morphismus unabhängig sind. — Aus Untersuchungen über zwei krystallisirbare Zinkantimonlegirungen hatte C. früher!) den Schluss gezogen, dass bei schwacher Verwandschaft zwischen zwei Elementen sich Krystalle von Verbindungen derselben bilden können, die genau gleiche Form besitzen und doch die Elemente in verschie- dener Menge enthalten. Er glaubt, dass in diessem Falle die Ae- quivalentgewichte variiren können (!!). Jetzt sucht C. Beweise für diese Ansicht in der Mineralchemie. Der Diskrasit enthält bei glei- cher Krystallgestalt 75,25 — 85 Proc. Silber neben Antimon. Silber- glanz soll 87,1 Proc. Silber enthalten, eine von Klaproth analysirte Probe enthielt aber 85 Proc. Silber. Der Magnetkies enthält zwi- schen 56,37 und 60,52 Proc. Eisen. Antimonglanz enthält zwischen 74,06 und 73,5 Proc. Antimon. Bei complieirter zusammengesetzten Körpern giebt sich C. nicht die Mühe ähnliche Erscheinungen zu er wähnen, meinend, sie seien zu bekannt. Die Thatsachen zugegeben kann doch C.’s Erklärung derselben nicht gebilligt werden, da man weiss, dass Krystalle stets von den Mutterlaugen, aus denen sie kry- stallisiren, mehr oder weniger einschliessen, ein Umstand, der sie vollkommen zu erklären im Stande ist. Da Cs weitere Deductionen auf seiner Ansicht über diese Thatsachen beruhen, so können sie als des annehmbaren Fundaments entbehrend übergangen werden. — (Philosophical magazine Vol. 19, p. 405.) Hz. F. A. Abel, über die Zusammensetzung von Wasser, das von den Kohlenschichten von Bradford Moor in York- shire stammt. A. fand das spec. Gew. dieses Wassers = 1,00078. Es reagirte stark alkalisch und besass einen frischen und angeneh- men Geschmack. Eine Gallone dieses Wassers hinterliess 44,1 Grain Rückstand, der zumeist aus kohlensaurem Natron bestand. Eine Gal- lone des Wassers enthielt: !) Diese Zeitschr. Bd, 6, S. 405. XVI 1860. 1) 66 Doppelt kohlensaures Natron 43,53 Grain Schwefelsaures Natron 15008, Chlornatrium Ip Schwefelsaures Kali Balair, Phosphorsaure Kalkerde Spur ,„ Kohlensaure Kalkerde 490ux 3% Organische Substanz 120 „ Ausserdem fanden sich noch 2,642 Kubikzoll Kohlensäure darin, welche die Karbonate von Kalk- und Talkerde gelöst erhielt. — (Philosophi- cal magazine Vol. 19, p. 330.) Hz. A. W. Hofmann, Analyse des salzigen Wassers von Christian Malford nahe bei Chippenham. — Dieses kla- re, farblose, geruchlose Wasser besitzt einen salzigen Geschmack und enthält an gasigen Stoffen neben viel Kohlensäure eine kleine Menge eines brennbaren Gases. Beim Stehen setzt es ein gelbes, aus kohlensaurem Kalk, kohlensaurer Magnesia, Eisenoxyd und or- ganischer Substanz bestehendes Sediment ab. Spec. Gewicht 1,006. H. fand folgende Zusammensetzung des Wassers: in 1000 Grm. Wasser Schwefelsaure Kalkerde 0,4179 Kohlensaure Kalkerde 0,2314 Chlorcaleium 0,2289 Kohlensaure Magnesia 0,0050 Chlormagmesium 0,4413 Brommagnesium mit Spuren von Jodmagnesium 0,0096 Kohlensaures Eisenoxydul 0,0051 Chlorkalium 0,8800 Chlornatrium 6,0400 . Kieselsäure 0,0148 Organische Substanz 0,0200 8,2940 Ein Litre des Wassers enthält 104,6 Kubikcentimeter Kohlensäure. — (Quarterly journal of the the chemical society Vol. 13, p. 80.) Hz. Bouis, über die Bestimmung des Stickstoffs. — Pe- ligot hat vorgeschlagen bei der Stickstoffbestimmung nach Will und Varrentrap durch Zersetzung von Oxalsäure nach beendeter Operation die letzten Antheile des Ammoniaks aus dem Glasrohr zu entfernen. B. ist hiermit nicht einverstanden, da die Oxalsäure stets Stickstoff enthält, den sie theils aus der Luft aufgenommen hat oder der theils von dem Wasser bei der Krystallisation herrührt. Er ersetzt daher die Oxalsäure durch oxalsauren Kalk, der bei 110° getrocknet ist. — “Nimmt man bei der Bereitung des Natronkalkes weniger als 1 Theil Natron auf 3 Th. Kalk, so soll er nach B. die Stickstoffbestimmun- gen fehlerhaft erhalten, weil das hierbei entstehende Cyan dann nicht vollständig zersetzt wird. Eine Zersetzung des Ammoniak durch den Natronkalk, wie von Einigen befürchtet worden ist, findet nicht 67 statt; wohl aber wenn man Ammoniakgas übcr erhitzte Bimstein- oder Porzellanstücke leitet. — (Journal de Pharm. et de Chim. T. AAAVIL, p. 266.) W. B. A. W. Hofmann, Methode in Vorlesungen die Volum- verhältnisse in der das Ammoniak seine Bestandtheile enthält, nachzuweisen. — Ein 30 oder 40 Zoll langes Glasrohr von 2/4 Zoll Weite wird an einem Ende zugeschmolzen und durch Gummibänder in 3 gleiche Theile getheilt. Dies Rohr wird über Wasser mit Chlor gefüllt und in ein halb mit Quecksilber halb mit concentrirttem Ammoniak gefülltes Glas bis zum Baden eingetaucht. Bald steigt das Quecksilber in dem Rohr auf. Das Chlor wird ab- sorbirt, Stickstoff entwickelt sich und dichte weisse Nebel von Sal- miak entstehen. Durch Neigen des Rohrs und Kochen der Ammo- niakflüssigkeit kann die Action schnell beendet werden. Die 3 Vol. Chlor sind durch 1 Vol. Stickstoff ersetzt nach der Gleichung NH? + 361 = 3&€IH-+N. Danach muss das Ammoniak aus 3 Vol. Wasser- stoff und einem Volum Stickstoff bestehen. — (Quarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 77.) Rz. A.W.Hofmann, BeweisderBrennbarkeitdesAmmoniaks (Vorlesungsversuch.) — Man erhitzt eine grosse Flasche, die concen- trirte Ammoniakflüssigkeit enthält, durch welche man Sauerstoffgas leitet zum Kochen. Das aus einem Gasleitungsrohr ausströmende Gas brennt mit grüngelber Flamme. — (Quarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 78.) Hz. A.W.Hofmann, Schwefelkohlenstoffim Steinkohlengas. — Es ist bekannt, dass sorgfältigst von Schwefelwasserstoff gereinig- tes Gas, beim Verbrennen noch merkliche Mengen schwefliger Säure bildet. H. erhielt aus 100 Kubikmeter des Londoner Gases vom Juli 1859 im Mittel eine 17,256 Grm. Schwefel entsprechende Menge schwefliger Säure, während das vom Januar 1860 22,754 Grm. Schwe- fel enthielt. Dass Schwefelkohlenstoff in dem Gase enthalten ist, hat schon Vogel!) dadurch erwiesen, dass sich beim Durchleiten dessel- ben durch eine alkoholische Kalilösung Xanthogensaures Kali ausschied. H. weist seine Gegenwart mit Hülfe des Triäthylphosphins nach, das mit dem Schwefelkohlenstoff eine in glänzenden rubinrothen Pris- men krystallisirende Verbindung giebt. Man hat das Gas nur durch eine Lösung von 3 oder 4 Tropfen dieser Substanz in Aether zu leiten, um in kurzer Zeit die Krystalle entstehen zu sehen. — .(Quar- terly journal of the chemical society Vol. 13, p. 85.) Hz. Chanoet, Trennung und Bestimmung der Phosphor- säure. — Giesst man in die mit Salpetersäure versetzte Auflösung irgend eines phosphorsauren Salzes eine Auflösung von salpetersau- rem Wismuthoxyd, so entsteht ein weisser, sehr dichter Niederschlag, von constanter Zusammensetzung (BiO?.PO®), der sich besonders beim Erwärmen sehr schnell absetzt. Dieser Niederschlag ist vollständig !) Ann. d, Chem. u. Pharm. Bd. 88, S. 369, 5 % 68 unlöslich in Wasser und verdünnter Salpetersäure, selbst beim Sie- den, aber merklich löslich in einer Flüssigkeit, die Ammoniaksalze enthält. Die Pyrophosphorsäure wird auf diese Weise gleichfalls vollständig gefällt; der Niederschlag besitzt die Zusammensetzung: 2BiO3.3PO5. Sobald man aber diesen Niederschlag mit einem Ueber- schuss des Fällungsmittels bis zum Kochen erhitzt, geht die Pyrophos- phorsäure in die gewöhnliche Phosphorsäure über und der Nieder- schlag besitzt dann die Zusammensetzung BiO3.PO5. — Die Meta- phosphorsäure verhält sich ebenso, nur muss der Niederschlag längere Zeit gekocht werden, um die Säure in die gewöhnliche überzuführen. — Die Trennung der Phosphorsäure ist hiernach nicht allein vollstän- dig, sondern die Reaction ist auch sehr empfindlich. Es gelang z. B. die Bestimmung von 1 mgrm. POS bei Gegenwart von 120 mgrm. Thonerde in einer verdünnten Lösung, die mehr als 1 grm. freie Sal- petersäure enthielt. Da sich der Niederschlag in der Wärme sehr rasch absetzt, so würde man diese Bestimmung noch mit einer titrir- ten Lösung von salpetersaurem Wismuthoxyd ausführen können, was besonders wichtig ist bei gewerblichen und physiologischen Unter- suchungen. — Chlor und Schwefelsäure dürfen aber bei dieser Be- stimmung nicht zugegen sein; ist dies der Fall, so müssen sie ent- fernt werden. — (Journ. de Pharm. et de Chim. T. AXXVI. p. 261.) W. B. C. L. Bloxam, über die krystallisirten Hydrate der Baryt- und Strontianerde — Nach B.’s Analysen besteht das erstere aus (Ba0O+HO)-- 8SHO. Von diesen acht Atomen Krystall- wasser, welche mit dem Hydrat verbunden sind, gehen bei 100° C. nur 7 fort, das achte erst beim Glühen. Jene 7 Atome Wasser ent- weichen aber ebenso gut in trockner Luft, in welcher die Krystalle verwittern. Die verwitterten Krystalle nehmen unter reichlicher Wärmeentwickelung das Krystallwasser auf. — Die Strontianerdehy- dratkrystalle, die ebenfalls der Formel (SrO+HO)+8HO gemäss zusammengesetzt sind, verwittern auch in trockner Luft und verlieren dabei wie auch bei 100°C..7 Atome Wasser. In der Glühhitze bleibt aber wasserfreie Strontianerde zurück. Das verwitterte Hydrat nimmt unter Wärmeentwickelung das Wasser wieder auf. — (Quarterly jour- nal of the chemical society Vol. 13, p. 48.) Hz. A. W. Hofmann, freiwillige Zersetzung von Chlor- kalk. — H. fand eines Morgens in seinem Laboratorium die grösste Unordnung, zerbrochene Gläser und Apparate lagen herum und alles war mit einem weissen Staub aus Chlorkalk bestehend bedeckt. Eine 10 Liter enthaltende, hiemit gefüllte Flasche, die, weil der fest ein- gesenkte Stopfen davon nicht entfernt werden konnte, lange Jahre gestanden hatte, war durch Gasbildung im Innern gesprengt worden. — (Quarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 84.) Az. Gaultier de Claubry, Einwirkung des Chlorkalkes auf Schwefel und Anwendung dieses Prozesses zur Vul- canisation des Kautschouk. — Parkes in Birmingham hat mit- 69 getheilt, dass Chlorschwefel, in Schwefelkohlenstoff gelöst und mit Kautschouk zusammengebracht, diesen bei gewöhnlicher Temperatur vulkanisirt. Ferner hat Parkes angegeben, dass die Vulkanisation durch eine Substanz in der Kälte ausgeführt werden könne, welche er trocknen Chlorschwefel nennt, und die wahrscheinlich aus mit Chlor imprägnirten Schwefelblumen besteht. Bei der Analyse vieler so vul- kanisirter Kautschoukpräparate fand G. stets Chlorcalcium, was ihn auf den Gedanken brachte, der sogenannte feste Chlorschwefel möge ein Gemenge von Schwefelblumen und Chlorkalk sein Er unterzog nun die Einwirkung beider Substanzen auf einander einer näheren Untersuchung und fand, dass sich im Momente der Vermischung von Schwefelblumen mit Chlorkalk ein starker Geruch nach Chlorschwefel bemerkbar macht. Reibt man das Gemisch zusammen: so erweicht es und ballt sich unter starker Entwicklung von Chlorschwefeldämpfen zusammen. Ein solches, einen starken Ueberschuss von Schwefel ent- haltendes, nicht durch Zusammenreiben zum Weichwerden gebrachtes Gemenge mit Kautschouk gemischt, vulkanisirt denselben in der That, schon bei gewöhnlicher Temperatur. — Wird ein starker Ueberschuss von Chlorkalk mit Schwefelblumen gemengt und zusammengeschüttelt, so findet ein so energischer Process statt, dass die entwickelte Hitze es nicht mehr erlaubt, das Gefäss in der Hand zu halten, und zu- weilen heftige Explosion eintritt. -- (Compt. rend. L, 867.) J. Ws. J. Barratt, über die Carbonate der Thonerde, desEi- senoxyds und des Chromoxyds. — Der Niederschlag der in einer Lösung von Chloraluminium durch kohlensaures Natron entsteht, ist nach B. reines Thonerdehydrat. — Das kohlensaure Chromoxyd besteht nach ihm aus CO?-+Cr203 + 4HO, welche Zusammensetzung dafür auch Lefort und Wallace fanden. — Dem kohlensauren Eisen, oxyd ertheilt B. die Formel 3(CO? + Fe203) +8HO. — (Quarterly jour- nal of the chemical society Vol. 13, p. 90.) Hz. Sainte-Claire Deville und Debray, Salpetersäure im natürlichen Braunstein. — Schon durch Scheele hat man erfah- ren, dass der aus Braunstein entwickelte Sauerstoff stets Stickstoff enthält und Berzelius fand, dass derselbe immer etwas nach salpetri- ger Säure riecht. Da die Verff. dieselbe Beobachtung häufig mach- ten, so suchten sie der Erscheinung auf den Grund zu kommen und wiesen in allen natürlichen Braunsteinarten eine nicht unbeträchtliche Menge Salpetersäure nach. Der natürliche Braunstein enthält immer ziemlich viel Wasser. Wird dasselbe durch Erhitzen ausgetrieben und nachher condensirt, so zeigt es deutlich saure Reaktion. Mit Kali gesättigt, hinterlässt es beim Verdunsten Krystalle von salpeter- saurem Kali und Chlorkalium. Aus 60 Kilogramm Giessener Braun- stein erhielten sie so 5 Kgrm. sauren Wassers, welches 15 Grm. sal- petersaures Kali und 5 Grm. Chlorkalium ergab. Kochten die Vrff. 500 grm. dieses gepulverten Braunsteins mit reinem Wasser aus, so erhielten sie beim Verdampfen desselben einen neutralen krystallini- 70 schen Rückstand von 1,548 Grm., welcher folgendermassen zusammen- gesetzt war: Ca0,S0; = 0,103 Ca Cl = 0,205 MeCl = 0,084 NaCl —= 0,174 Na0,NO; = 0,353 KO, NO; — 0,629 1,548 Einmal nahmen die Verff. bei der Sauerstoffdarstellung aus Braunstein durch Glühen eine heftige Explosion wahr, welche nicht anders er- klärt werden kann, als dass diese Braunsteinvarietät neben Salpeter eine beträchtliche Menge zufällig oder betrügerischer Weise hinzuge- kommener kohlenstoffhaltiger Substanz enthielt. Es ist, da derglei- chen zuweilen vorkommt, rathsam, vor der Sauerstoffbereitung stets zuerst den Braunstein durch Erhitzen in einem kleinen Proberöhrchen zu prüfen um so mögliche Gefahr zu vermeiden. — (Compt. rend. L, 868.) J. Ws. Nachschrift. Auch Boussingault bestätigt das Auftreten von Nitraten im natürlichen Braunstein, welches er schon vor zwei Jahren beobachtet hat. — (Ibidem 890.) Tissier, über einige Eigenschaften des Nickels. — In der electrochemischen Reihe steht das Nickel neben dem Eisen. Man sollte hiernach glauben, dass das Nickel das Kupfer ebenso aus seinen Lösungen fällen würde, wie das Eisen oder Zink es thut. Dies ist aber nicht der Fall. Die Säuren, mit Ausnahme der Salpetersäure, wirken in der Kälte nur wenig auf das Nickel ein. Mit 2 Gew. Th. Wasser verdünnte Schwefelsäure löste in 15 Stunden nur 0,032 grm. (0,178 pCt.) auf und concentrirte Chlorwasserstoffsäure 0,15 grm. (0,833 pCt.). Vergleicht man in Bezug hierauf das Nickel mit dem Eisen, Zink, Kupfer, Blei und Zinn, so sieht man, dass es diesen Metallen überlegen ist und sich mehr dem Silber nähert. Es würde sich da- her ganz vortrefflich zur Anfertigung der Krätzeisen eignen, die da- zu bestimmt sind beim Bedrücken der Gewebe den Ueberschuss der Beize oder Farbe fortzunehmen. Bis jetzt werden diese aus Stahl angefertigt; sie unterliegen aber sehr bald der Zerstörung, besonders wenn sie mit schwefelsaurem Kupferoxyd und anderen Salzen in Be- rührung kommen, während das Nickel dieser Veränderung einen gros- sen Widerstand entgegensetzen würde. — (Journ. de Pharm. et de Chim. T. ZXAVIL, p. 280.) W.B. Guignet, Untersuchungen über das Fuchsin. — Dieser Farbestoff welcher der Seide direet und der Baumwolle, nachdem sie mit Anilin verbunden worden ist, eine prachtvolle Karminfarbe ertheilt und deshalb herufen ist, eine grosse Rolle in der Färberei und im Zeugdruck zu spielen, ist zuerst von Renard und Franc in Lyon durch die Einwirkung von wasserfreiem Zinnchlorid auf Anilin dargestellt 71 worden. Dasselbe Resultat liefern andere Chloride, vornehmlich Quecksilberchlorid. Das Fuchsin stellt eine klebrige Masse dar, die mit der Zeit vollständig fest wird. Es löste sich mit lebhaft rother Farbe in Alkohol, ist aber wenig löslich in Aether und Schwefelkoh- lenstoff. Siedendes Wasser löst dasselbe gleichfalls mit rother Farbe auf. Beim Erkalten setzen sich aus dieser Auflösung braunrothe Blätt- chen ab, die jedoch keine ausgesprochene Krystallform zu besitzen scheinen. — Das Fuchsin scheint die salzsaure Verbindung einer ei- genthümlichen Base zu sein oder vielleicht ein Gemenge dieses Salzes mit der freien Base. Salpetersäure löst das Fuchsin mit gelber Farbe auf; beim Verdünnen wird die Lösung roth. Beim Abdampfen in ge- linder Wärme schiessen daraus strahlenförmige, stark braun gefärbte Krystalle an, welche das Aussehen des salpetersauren Ammoniak be- sitzen. Concentrirte Schwefelsäure zersetzt das Fuchsin, indem sich reichlich Dämpfe von Chlorwasserstoffsäure entwickeln. Es bildet sich hierbei eine gelbe Lösung, die beim Erkalten ebenso gefärbte kry- stallinische Blättchen absetzt. — Die Lösungen aller dieser Salze, genau mit Ammoniak gesättigt, setzen carminrothe Flocken ab, die wenig löslich in Wasser, aber sehr löslich in Alkohol sind und zwar mit lebhaft rother Farbe. Ammoniak oder Kalihydrat im Ueberschuss entfärben diese Flocken; durch Einwirkung von Wasser oder Säuren aber entsteht die Farbe wieder, Ebenso verhält sich auch die mit Fuchsin gefärbte Baumwolle. .— G. glaubt, dass die Base im Fuchsin sehr ähnlich sei dem Nitrazophenylamin, welches Gottlieb durch Reduc- tion des Dinitranilin durch Schwefelammonium erhalten hat. — (Journ. . de Pharm. et de Chim. T. AXAXVII, pag. 268.) W.B. A.W. Hofmann, Trennung des Kadmiums vom Kupfer. H. benutzt dazu die Eigenschaft des Schwefelkupfers in kochender, verdünnter Schwefelsäure (1 Th. Säure und 5 Th. Wasser) löslich zu sein, während das Schwefelkupfer darin unlöslieh ist. Wie die Schwie- rigkeit überwunden werden kann, die dadurch entsteht, dass sich letz- teres an der Luft oxydirt, wodurch beim Auswaschen leicht Kupfer in das Filtrat gelangen kann, bleibt unerwähnt. — (Quarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 78.) Leussen, Zinnoxydulsalze. — 1. Verbindungen von SnO mit PO,. Wird zu einer neutralen Lösung von Zinnchlorür eine mit Essigsäure schwach angesäuerte Lösung des gewöhnlichen phosphor- sauren Natrons im Ueberschuss' gesetzt, so entsteht ein weisser vo- luminöser Niederschlag, der bald krystallinisch wird. Er ist nach der Formel 3SnO,PO; + 2SnO,HO,PO, + 3ag. zusammengesetzt, löst sich nicht in Wasser und zerfällt beim Glü- hen in PO,,SnO,,Sn undHO. — Ist bei der Fällung das Zinnchlorür im Ueberschuss vorhanden, so bildet sich ein ähnlicher körniger Nieder- schlag, welcher aber Chlor enthält und die Formel 3SnO,PO; + Sn€El + 2ag. besitzt. — 2. Verbindungen des SnO mit Arsensäure. Auf ganz 12 ähnliche Weise entsteht aus arsensaurem Kali und Zinnchlorür bei Ueberschuss des ersteren das Salz 3SnO,AsO; + SnCl + 2aq. und beim Vorherschen des arsensauren Kali eine chlorfreie Verbindung 2SnO,AsO; + 2aq. 3. Antimonsäure scheint mit Zinnoxydul nur eine Verbindung zu geben, selbst wenn das Zinnchlorür im Ueberschuss vorhanden ist, und zwar kommt ihr die Formel 2SnO,SbO, am wahrscheinlichsten zu. Sie ist ausserordentlich leicht zersetzbar und geht in salzsaurer Lösung schon bei gelinder Wärme in zinnsaures Antimonoxyd über. — (Ann. der Chem. und Pharm. CXIV, 113.) J. Ws. G. Gore, über das spec. Gewicht des electrolytisch ausgeschiedenen Antimon’s. — G. fand das spec. Gew. von 10 verschiedenen Proben auf galvanischem Wege aus einer Lösung von Antimonchlorid in Salzsäure auf Silber niedergeschlagenen Antimon’s zwischen 5,7421 und 5,8330. Diese Differenzen sind nach G. nicht etwa durch Höhlungen in den Antimonstücken zu erklären. — (Philo- sophical magazine Vol. 19, p. 403.) Hz. A. W. Hoffmann, Trennung des Arsens vom Antimon. — Die Methode der Trennung des Arsens und Antimons, nach wel- cher die Wasserstoffverbindungen dieser Metalle in eine Silberlösung geleitet werden, wobei Arsen als arsenige Säure gelöst wird, während sich das Antimon als Antimonsilber niederschlägt, erlaubt allerdings sofort das Arsen abzuscheiden, allein neben diesem Metall geringe Men- gen Antimon zu finden ist schwierig, weil beim Kochen des Antimonsilbers mit Salzsäure sich auch etwas Chlorsilber löst und daher Schwefel- wasserstoff in dieser Lösung einen dunklen, nicht rein orangerothen Niederschlag hervorbringt. Dieser Uebelstand kann durch Anwendung der Weinsteinsäure an Stelle der Salzsäure vermieden werden, die nur das Antimon, aber nicht das Silber löst. Ist gleichzeitig Zinn vor- handen, so legt sich dies auf die bei der Entwickelung des Arsen- und Antimonwasserstoffs angewendeten Zinkstücke an. Es kann davon getrennt und näher untersucht werden. — (Quarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 79.) Rz. R. Warrington, Ueber das Feinen des Goldes, wel- ches mit Zinn und Antimon legirt ist, um es zu Münzen tauglich zu machen. — Aus Australien kommt neuerdings viel Gold nach Europa, das in der Farbe kaum etwas bleicher, als gutes Gold, aber brüchig und im Bruch krystallinisch und graugelb ist. W. fand zwei Proben bestehend aus: Gold 92,50 93,80 Silber 4,60 2,20 Zinn 2,00 1,40 Antimon Spuren 2,28 Kupfer 0,75 Spuren Arsenik _ Spuren 99,85 99,68. 13 W. gläubt, dass der Zinngehalt dieser Goldproben aus dem Erze stammt, dass aber der Antimongehalt dadurch hineinkommt, dass zu einem rohen ReinigungsprozessSchwefelantimon angewendet und dabei das erzeugte Antimon nicht zur genüge wieder ausgeschieden ist. Versuche durch Schmelzen mit Oxydationsmitteln wie z. B. Salpeter diese Metalle zu ent- fernen waren nicht gelungen. Dagegen gelingt es vollkommen durch Schmelzen mit 10 Procent Kupferoxyd, und etwas Borax, wodurch ein gut hämmerbares nur wenig Kupfer enthaltendes Gold erzielt wird. — (Quarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 31.) Hr. Butlerow, Producte der Einwirkung des Alkoholna- triums auf Jodoform. — Man hat bereits gewusst, dass bei dieser Einwirkung neben Jodmethylen eine ölförmige Säure entsteht. B. ver- muthete, sie gehöre der Reihe CanH2nO, an, hat aber gefunden, dass sich hier zwei Säuren gebildet haben. Setzt man zu dem Gemische, welches nach beendigter Reaction des Alkoholnatriums auf Jodoform erhalten wird, Wasser, so scheidet sich Jodmethylen ölförmig ab, während vom Wasser Jodnatrium und die Natronsalze beider Säuren gelöst werden. Durch überschüssige Weinsteinsäure werden die Säu- ren frei, während das Jodnatrium nicht zersetzt wird. Bei der De- stillation geht eine saure Flüssigkeit über; dieselbe wurde mit koh- lensaurem Natron abgedampft, die trocknen Natronsalze mit wenig Schwefelsäure zersetzt und die Oelschicht der fractionirten Destilla- . tion unterworfen. Es gelang durch mehrfach wiederholte fractionirte Destillation zwei Säuren zu scheiden. Die erste, wenig über 1000 siedende Säure ist Acrylsäure; die zweite, bei 1980 übergehende, stellt eine dickliche Flüssigkeit dar, welche sich leicht in Wasser, Alkohol und Aether löst, rein sauer schmeckt, nach Essigsäure und den Blättern von Pelargonium zonale zugleich riecht und aus der wässrigen Lösung durch Salze abgeschieden wird. Sie bildet leicht Salze. Das Natron- Baryt- und Bleisalz krystallisiren nicht, sondern sind gummiartige hygroskopische Massen; das Kalksalz ist gleichfalls leicht löslich, lässt sich aber in farblosen, prismatischen, sternförmig gruppirten Krystallen gewinnen, welche bei 1700 Wasser verlieren und gummiartig werden. Das Kupfersalz ist ebenfalls leicht löslich, das Silbersalz bildet einen weissen, voluminösen, käsigen Niederschlag, der aber in kochendem Wasser etwas löslich ist und sich beim Er- kalten in weissen, seideglänzenden Nadeln wieder abscheidet. Nach der Analyse des Silbersalzes und der freien Säure selbst ist die For- mel derselben CH1006, die des Silbersalzes = C10HsAg0O;, so dass sie in die Milchsäurereihe gehört. B. belegt sie vorläufig mit dem Namen Valerolactinsäure, ohne die Frage über die wirkliche Berech- tigung dieses Namens schon jetzt definitiv entscheiden zu können. Mit Phosphorsuperchlorid zusammengerieben, entstand neben Salz- säure eine ölförmige, chlorhaltige Substanz, welche in Wasser gelöst mit Zink und verdünnter Schwefelsäure behandelt und destillirt ein Silbersalz gab, dessen Säure bei der Abscheidung durch Schwe- felsäure einen Geruch nach Valeriansäure entwickelte. Es gelang in- 74 dess nicht, sie in zur Untersuchung genügender Menge zu gewinnen. — (Ann. d. Chem. und Pharm. CX1V, 204.) J. Ws. A. W. Hofmann, Untersuchungen über die Phosphor- basen, Triphosphoniumverbindungen. — Jodoform und Tri- äthylphosphin verbinden sich energisch bei gewöhnlicher Temperatur, Fügt man nach und nach Jodoformkrystalle zu einer kleinen Menge Triäthylphosphin, so entsteht eine klebrige Masse von gelber Farbe, die durch Aikoholzusatz in ein krystallinisches Pulver übergeht, das leicht in Wasser, schwer in Alkohol, nicht in Aether löslich ist, und aus C32H4P343 besteht. Die rationelle Formel dieser Substanz ist es (Oel Ri [cas weissen, krystallinischen, schwer in Wasser löslichen, und mit 3 Ato- men Platinchlorid zu einer blassgelben, in Wasser nicht löslichen Ver- bindung. Silbersalze zersetzen sie; Jodsilber und die Verbindung der Basis mit der Säure des Silbersalzes entsteht. Silberoxyd bewirkt auch die Bildung von Jodsilber. In der Lösung aber ist die Basis nicht mehr enthalten. Sättigt man dieselbe mit Jodwasserstoff, und dampft sie ab, so scheidet sich Methyltriäthylphosphoniumjodid nebst einer sehr leicht löslichen, klebrigen Substanz ab, die Triäthylphos- phindijodid ist. Die Zersetzung wird durch die Gleichung m) (cm (cHy» |P° 13 +3Ag0 +3H0 = Past + ont P| ei (C+H5)? C:H5 13. Sie verbindet sich mit 3 Atomen Jodzink zu einer C4H5 + 2, C4H5 Triathylphosphin zu einer krystallinischen Masse. H. hat auch eine lebhafte Einwirkung des Triäthylphosphins auf Kohlentetrachlorid beobachtet. Es enstehen weisse Krystalle die H. näher zu untersu- chen im Begriff ist. — (Philosophical magazine Vol.19, p. 460.) Ha. 20) ausgedrückt. Mit Tribromallyl verbindet sich das Carius, eine neue Säure der Reihe CnaHn-20,. Cimi- cinsäure. — Im vergangenen Sommer war die graue Blattwanze, Rhaphigaster punctipennis beiHeidelberg so häufig, dass C. Gelegenheit hatte das übel und erstickend riechende Oel derselben zu untersuchen. Er tödtete die Thiere in Alkohol, zerdrückte sie nach dem Abgiessen desselben im Mörser und zog sie mit Aether aus. Beim Abdestilliren blieb von der filtrirten Lösung ein bräunliches, in der Kälte erstar- rendes Oel zurück, die fast reine Cimicinsäure, welche er in das Barytsalz verwandelte, das er reinigte und durch Salzsäure zersetzte. Aus 200 bis 300 Thieren, deren mit Aether extrahirte lufttrockne Reste 23 grm. wogen, erhielt er auf diese Weise 12 grm. reine Säure. Sie ist eine gelbliche, schwach und eigenthümlich ranzig riechende krystallinische Masse, welche bei 44° schmilzt, leichter als Wasser und 75 darin unlöslich ist und sich beim Erhitzen zersetzt. Ihre Formel fand C. zu C30H2 04. Sie wäre danach der Moringasäure Walters isomer. C. behält sich übrigens den Entscheid hierüber noch vor. Die Alkalisalze sind löslich in Wasser, werden aber mit viel Wasser opalisirend, die Salze der alkalischen Erden und Metalloxyde lösen sich dagegen nicht. Auch den Cimicinsäure-Aethyläther hat C. als gelbliche, ölige Flüssigkeit dargestellt. Das übelriechende Princip des Wanzenöles darzustellen und zu untersuchen, gelang bisher noch nicht. — (Ann. der Chem. und Pharm. CXIV, 147.) J. Ws. Lourenco, zusammengesetzte Aether des Glycols. — 1. Zusammengesetzte Aetherarten mit einem Radicale. Man erhält sie beim Erhitzen äquivalenter Mengen Glycol und Säurehydrat in zugeschmolzenem Glasrohr auf 200°. Verf. erhielt auf diese Weise die schon theilweise früher auf andere Weise dargestellten Verbin- dungen einfach essigsaurer Glycoläther = ie \ Os . = Lan: C,H; ? einfach buttersaurer Glycoläther — GEHOE Os, einfach valeriansaurer Glycoläther — CoE50.H | OÖ, ölartige Körper, die bezüglich bei 180°, 220° und 2400 sieden. — 2. Aether mit zwei Atomen desselben Radicales. L. hat zum Theil schon auf anderem Wege gewonnene derartige Aetherarten dargestellt. indem er in zugeschmolzenem Glasrohr Glycol mit stark überschüssi- ger Säure oder die einfachen Aether mit Säure erhitzte. So erhielt er z. B. den C,H, / (6) 2.008302 | * eine ölartige, bei 2550 siedende Flüssigkeit. 3. Aetherarten mit zwei verschiedenen Radicalen gewann L. leicht beim Erhitzen einfa- cher Aetherarten mit einem anderen Säurehydrat. So z.B. den schon v. Simpson auf anderem Wege erhaltenen > zweifach valeriansauren Glycoläther = essigbuttersauren Glycoläther = OO % und den bei 2300 siedenden essigvaleriansauren Glycoläther = GE; Se | O4. — (Ann. d. Chem. und Pharm. CXIV, 122.) Jı Ws. Lourenco, Einwirkung der Chlorverbindungen ein- atomiger organischer Radicale auf Glycol und seine zu- sammengesetzten Aether. — Acetylchlorür und Butyrylchlorür wirken bei gewöhnlicher Temperatur sehr heftig auf das Glycol ein, unter Entwicklung von H&1 und Verflüchtigung eines Theiles des Chlorürs. Nimmt man die Mischung in kalt gehaltenem Glasrohr vor, so kann man dieses zuschmelzen, bevor eine Einwirkung beginnt. Aus Glycol und Chloracetyl entstand auf diese Weise nach mehrstün- digem Erhitzen im Wasserbad der von Simpson dargestellte essigsalz- 76 GH, (0 saure Glycoläther = CsH30;\ “* El und Wasser. — Beim Erhitzen von Chloracetyl und einfach essigsau- rem Glycoläther in zuerst offener und nach der ersten Einwirkung zugeschmolzener, dann für einige Stunden im Wasserbade erhitzter Glasröhre bildete sich zweifach essigsaurer Glycoläther neben essig- salzsaurem Glycoläther, nach der Gleichung: C4H4s C4H30; ge C,H4 | CH; ) 20,0 t EI = 2.004,09 ron + 30, ; i €l Als einfach essigsaurer Glycoläther auf gleiche Weise mit Butyryl- chlorür behandelt worden, ergaben sich als Producte - v ö 2 tr C,H; essigbuttersaurer Glycoläther = ee O4 und essigsalzsaurer Glycoläther. Nebenbei entsteht durch die Zer- setzung des überschüssigen Chlorürs mit dem gebildeten Wasser etwas freie Säure. — (Ann. d. Chem. u. Pharm. CXIV, 126.) J. Ws. F. Guthrie, über einige Derivate des ölbildenden Ga- ses und seiner Homologen. — Diese Abhandlung ist die Fort- setzung der Bd. 14, S. 217 dieser Zeitschrift besprochenen. Es ist G. nun gelungen durch zusammentreten lassen von ölbildendem Gas mit Schwefelchlorür (S?El) bei etwa 1390C. eine Reaction derselben auf einander zu bewirken. Es entwickelt sich dabei Chlorwasser- stoffgas. Destillirt man die Flüssigkeit, bis der Kochpunkt 180° ge- worden ist, so entwickelt sich noch mehr dieses Gases und beim Er- kalten scheidet sich viel Schwefel aus. Durch Schütteln des Rück- stands mit Wasser entfernt man den Chlorschwefel, löst ihn dann in Aether und reinigt ihn ähnlich, wie die früher von G. untersuchten Producte (s.a.a. ©.) Dieser Körper besteht aus C?H3S?E12. G. nennt ihn Chlorethylenbisulphochlorid. Er ist eine lichtgelbe, in Aether und Alkohol lösliche, in Wasser nicht lösliche, nicht ohne Zer- setzung flüchtige Flüssigkeit von süssem, stechenden Geschmack, an- genehmem Geruch (zwischen Pfeffermünz und Citronenöl), und von dem spec. Gew. 1,599. Chlor entwickelt aus dieser Substanz Chlor- wasserstoff und Chlorschwefel unter Wärmeerzeugung, wobei die Flüs- sigkeit farblos wird. Es entsteht ein Körper von der Zusammense- tzung C*H2SE1?. Das Bichlorethylenchlorsulphid, eine gelbliche, fast farblose, durchsichtige, flüchtige Flüssigkeit von stechendem, er- stickendem und sehr lange andauerndem Geruch, die in Wasser nicht, wohl aber in Alkohol und Aether löslich ist, und das spec. Gew. 1,225 besitzt. Bei Einwirkung von Chlor auf zweifach Schwefeläthyl entsteht ein Körper von ganz derselben Farbe, ganz demselben Ge- ruch genug denselben Eigenschaften, wie das Bichlorethylenchlorosul- phid, dessen Zusammensetzung er auch hat. Die Formel dieser Ver- bindung ist nach dieser Bildungsweise a) ns Sie ist Trichlor- ethylsulphid. — Leitet man trocknes Chlor schnell durch Amylen- 17 bisulphochlorid: so entwickelt sich unter Erhitzung Chlorwasserstoff, die Flüssigkeit wird granatroth, endlich aber wiedersgelb. Die Sub- stanz besteht nun im Wesentlichen aus Triehloramylenchloro- sulphid cıo) ei sel Sie kann aber auch Tetrachloramylsulphid eu ve sein. Diese Substanz ähnelt im Geruch, Geschmack und physikalischen Eigenschaften dem eben besprochenen Aethylensubsti- tutionsproduct. Ihr spec. Gew. ist 1,406. Sie ist in Alkohol und Ae- ther löslich, im Wasser unlöslich. — Leitet man mit Amylen ge- schwängerte Luft durch kochende, rauchende Salpetersäure, so sam- ‘ melt sich in der Vorlage eine fettähnliche, krystallinische Substanz über der Säure an, die durch Umkrystallisiren mit Aether zu reinigen ist. Sie krystallisirt in langen rechtwinkligen Prismen oder Tafeln, die aus C!oH1oN2O8 bestehen, also Dinitroamylen sind. G.'s theo- retische Betrachtungen über diese Körper mögen hier noch unerwähnt bleiben. — (OQuarterly journ. of the chem. society Vol.13, p. 35.) Hz. A. W. Hofmann, Notizen über die Polyammoniake. — H. widerlegt die Einwürfe von Clo&z gegen die Ansicht, wonach die Verbindung, welche bei der Einwirkung des Athylendibromids [(C*H2)Br2] auf Ammoniak entsteht, das Athylendiamin, eine zweien Atomen Ammoniak äquivalente Substanz ist. Namentlich zeigt er, dass zwar das Hydrat des Oxydes dieser Basis ein geringeres specifisches Gewicht des Dampfes besitzt, als die Theorie verlangt, dass dies aber durch Zersetzung desselben in Wasser und die Ammoniakbasis zu erklären ist. Die reine Ammoniakbasis hat das spec. Gewicht 2,00. H.’s Theorie verlangt 2,07, während nach Clo&z Ansicht das specifi- sche Gewicht 1,00 sein müsste. — H. giebt dann an, dass salpetrige Säure das Athylendiamin so zersetzt, dass zuerst unter Entwickelung von Stickstoff ein indifferenter krystallinischer Körper, zuletzt viel Oxalsäure entsteht. Der Stickstoff enthält den Dampf einer dem Al- dehyd ähnlich riechenden Flüssigkeit, die H. für Athylenoxyd hält. — Bei Bildung des Athylendiamin’s entsteht stets eine kleine Menge i e (CH) des Diathylendiamins N? ca“ das so zusammengesetzt in Dampf- 2 form vier Volume einnimmt. Nach Clo&z Ansicht müsste das spec. Gew. des Dampfes desselben nur halb so hoch sein, als H. es gefun- den hat. Wird dieser Körper abwechselnd mit Jodäthyl und mit Silberoxyd behandelt, so entsteht zuerst die Jodwasserstoffverbindung einer flüchtigen Base, dann die Jodverbindung eines Ammoniums. Nach Cloöz müsste erst bei der dritten Wiederholung des Versuchs eine nicht flüchtige Base entstehen. — (Philosophical magazine Vol. 19. p. 66.) Hz. A.W.Hofmann, Dinitrotoluylsäure.— Diese Säure ist auf H.s Veranlassung von W. Temple durch Einwirkung von 3 Theilen eines Gemischs von gleichen Theilen rauchender Salpeter- und Schwefel-- säure auf einen Theil Nitrotoluylsäure und Vermischen des Gemischs 78 mit einem gleichen Volum Wasser dargestellt worden. Beim Abküh- len scheidet sie sich in Krystallen aus. Sie besteht aus CI6HsN2012 d. h. aus C!&H5(NOt)2H)O*. Das weisse nicht lösliche Silbersalz be- steht aus CIH5(NO)2Ag)Ot. — (Quarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 72.) Hz. Kimberly, Naphtylschweflige Säure. — Kolbe hat, auf die Analogie der Naphtalinderivate mit denen des Benzol gestützt, die An- sicht ausgesprochen, es liege ihnen das Radical C,H, eines einsäurigen Alkoholes er O; zu Grunde. Einige der vom Naphtalin ableit- baren Körper dagegen lassen vielmehr darin die Existenz des zwei- atomigen Radicales C.,Hs eines zweisäurigen Alkoholes me) Os vermuthen. K. suchte diese Frage durch Darstellung des dem Naph- talin entsprechenden Alkohols zu beantworten. Er erreichte indessen sein Ziel auf keinem Wege, entdeckte aber dafür einigeandere interessante Verbindungen. 1. Chlorür der naphtylschwefligen Säure. Die durch Eintragen von Naphtalin in erwärmte dargestellte rauchende Schwefelsäure, und darauf nach dem von Berzelius angegebenen Ver- fahren gereinigte naphtylschweflige Säure verwandelte K. in Natron- salz und rieb dasselbe mit dem Aequivalent Phosphorsuperchlorid zusammen. Die Masse wird warm und flüssig, erstarrt aber beim Erkalten von selbst wieder. Durch öfteres Zusammenreiben mit rei- nem Wasser wird alles Phosphoroxychlorid und Chlornatrium entfernt, und das rückständige Chlorür der Naphtylschwefligen Säure durch Umkrystallisiren aus alkoholfreiem Aether gereinigt. Es erscheint dann als weisser, geruchloser, bei 65° schmelzender etwas tiefer wieder zu blättrig, krystallinischen Massen erstarrender, fester Körper, der sich äusserst leicht in Aether löst und aus diesem in rhombischen Blättchen krystallisirt, sich zum Theil unzersetzt sublimiren lässt, bei 120° aber schon grösstentheils unter Entwicklung von schwefliger Säure und Schwärzung zersetzt. Durch Wasser beim Erwärmen, durch Kalilösung schon in der Kälte wird dieses Chlorür in Chlor- wasserstoff und naphtylschweflige Säure zerlegt. Seine Formel ist: C»H782C10,. — 2. Wird dieser Körper in absolutem Alkohol gelöst und erhitzt, so bildet sich neben Chlorwasserstoff der naphtylschweflig- saure Aethyläther = (,,H,,0,H;S20;, eine dickliche, bei — 10° nicht erstarrende Flüssigkeit, welche aber nach längerm Stehen, vorausgesetzt dass sie nicht über 500 erwärmt worden ist, in warzenförmig vereinigten Blättchen krystallisirt. Bei der Destillation zersetzt sich dieser Aether in schweflige Säure, Naphtalin und einen kohligen Rückstand. Durch Kali wird er in Aethylalkohol und naphtylschweflige Säure zerlegt. — 3. Naphtylthionamid NCzHr,H,,Sz0,. Beim Zusammenreiben des unter No. 1 erwähnten Chlorürs mit Ammoniakflüssigkeit ent- steht ein gelbes Oel, welches zu einer hellgelben unkrystallinischen Masse, eben dem Amid erstarrt, durch Waschen mit Wasser wird dasselbe gereinigt. Es ist geruchlos, hellgelb, wird an der Luft röth- 79 ® lich, schmilzt in kochendem Wasser zu einer zähen Flüssigkeit, die beim Erkalten glasartig durchsichtig wird. Es löst sich leicht in Alkohol und Aether, in Ammoniak, Salzsäure und Essigsäure, ohne sich jedoch mit letzteren zu verbinden. Aus Alkohol krystallisirt es sehr schön, wenn auch nur in mikroskopisch kleinen Krystallen. Durch Behandlung mit Kalihydrat entsteht Ammoniak und naphtylschweflig- saures Kali. Die beiden, dem Ammoniak noch angehörenden typi- schen Wasserstoffatome sind einer besondern Vertretung fähig. K. stellte von derartigen Körpern das Silbernaphtylthionamid = N,C4H7,HAg, 80, Benzoylnaphtylthionamid — N, 02087, HC14H502, 5204 und Silberbenzoylnaphtylthionamid = N,CyH7,AgC4H;0;, 5204 dar, alle drei schön aber klein krystallisirende Verbindungen. — (Ann. d. Chem. u. Pharm. CXIV, 129.) J. Ws. A. W. Hofmann, über Glycerin. DieFrage, ob nicht viel- leicht Homologe des Glycerin’s in manchen Fetten enthalten sein möchten, verneint H., indem er nachweist, dass die einzige Glycerin- art, in der G. F. Wilson, Director des grossen Etablissements von Price’s Patent-Licht-Companie, der sich ausserordentlich viel mit Gly- cerinarten zu beschäftigen Gelegenheit fand, eine Differenz in den Eigenschaften von dem gewöhnlichen Glycerin zu erkennen geglaubt hatte, nämlich die aus dem Cocosnussöl enthaltene, mit dem gewöhn- lichen Glycerin identisch ist. Eine riechende und färbende Substanz ist ihr in geringer Menge beigemengt, durch welche die Differenz der Eigenschaften bedingt ist. — (Quarterly journal of the chemical socie- ty Vol. 13, p. 71.) Hz. W. H. Perkin und B. F. Duppa, Wirkung von Phos- phorsuperchlorid auf Weinsteinsäure. — Werden 5 oder 6 Theile des erstern mit einem Theil des letztern gemischt und schwach erhitzt, so entwickelt sich viel Chlorwasserstoffsäure und eine flüssige Mischung entsteht, welche neben Phosphoroxychlorid ein Oel enthält, das zurückbleibt, wenn man bei 120° im trockenen Luftstrom alles Phosphoroxychlorid entfernt. Der Rückstand ist das Chlorid eines zweiatomigen Radicals, das in Wasser untersinkt und sich allmählig darin löst. Auch im Alkohol löst es sich unter Bildung eines äther- artigen Körpers. Starkes wässriges Ammoniak wirkt heftig darauf ein. Es bildet sich Chlorammonium und ein neuer, in Alkohol und Wasser leicht löslicher Körper entsteht. Auf Phenylamin wirkt es sehr heftig. Bei der Destillation zersetzt es sich theilweise. — Die concentrirte wässrige Lösung dieses Oels setzt beim Erkalten eine krystallinische Säure ab, die getrocknet eine aus mikroskopischen Na- deln bestehende weisse Masse bildet. Sie ist leicht löslich in Wasser und Alkohol, schmeckt sehr sauer, schmilzt in derHitze und erstarrt zu einer krystallinischen Masse. Sie ist zweibasisch, und bildet ein ziemlich schwer lösliches saures Kalisalz, das aus CSH2EIKO8 besteht und dessen rationelle Formel ist: ER O4 Das in Wasser eben 80 so wie dasBleisalz wenig lösliche Silbersalz besteht aus ne ‘ Die Säure selbst besteht also aus C8H°E108, und das Chlorid, woraus sie entstanden ist, aus C3H&G10*,€12. Die Vrff. leiten diese Säure von der Maleinsäure ab, nennen sie daher Chloromaleinsäure und hoffen durch Substitution ihres Chlorgehalts durch Wasserstoff Malein- säure zu erzeugen. Die Wirkung des Phosphorsuperchlorids auf Weinsäure stellten die Verff. durch folgende Formeln dar: 1) CH602 P&EIl5 = CEH!01 + PEIO? + 2E1H 2) CSH+010 + 3PE15 — CE(HE1)0%,E1? + 3PELO? + 361H Sie schliessen, dies scheine zu beweisen, dass die Weinsäure vier Ae- quivalenten Wasser entspreche, ihre Formel also ER 08 ge- schrieben werden müsse. Referent hat die Richtigkeit dieses Schlus- ses ohne von vorliegender Arbeit Kenntniss zu haben, dadurch erwie- sen, dass es ihm gelungen ist, vier Aequivalente Wasserstoff in der Weinsäure durch Blei zu ersetzen. Die betreffende Abhandlung wird nächstens in dieser Zeitschrift abgedruckt werden. — (Quart. journal of the chemical society Vol. 13, p. 9.) Br. R. Schmidt, Umwandlung der Weinsteinsäure und Aepfelsäure in Bernsteinsäure. — Die Bernsteinsäure verhält sich gegen die Aepfelsäure und Weinsäure durchaus analog wie die Propionsäure gegen die Milchsäure und Glycerinsäure. Kolbe hat bekanntlich zuerst die Ansicht aufgestellt, dass die Milchsäure Oxy- propionsäure, die Glycerinsäure Dioxypropionsäure sei. So also kann die Aepfelsäure als Oxy-, die Weinsäure als Dioxybernsteinsäure ange- sehen werden: CH; 0, C;H40; = 0, En (0% Propionsäure Bernsteinsäure Hı H3 % (40,)% | 0, % (16,) 0% 0% H H, Oxypropionsäure Oxybernsteinsäure (Milchsäure) (Aepfelsäure) f H3 H, C ( HO, |O; Cs ( zo. ) 0, 1=(075 O3; H0, 077 H Hr Dioxypropionsäure Dioxybernsteinsäure (Glycerinsäure) (Weinsäure) Vermittelst desselben Agens, durch das Lautemann die Milch- säure in Propionsäure überführte, der Jodwasserstoffsäure, hat nun S. die Reduction der Weinsäure und Aepfelsäure in Bernsteinsäure zu erwirken vermocht. Besonders leicht geht diese Umwandlung bei der Aepfelsäure vor sich. Wird nämlich sehr concentrirte wässrige Jod- wasserstoffsäure mit reiner Aepfelsäure gesättigt, und die Mischung in zugeschmolzener Glasröhre 8 Stunden lang auf 1309 erhitzt, so scheidet nach dem Erkalten die von Jod braun gefärbte Flüssigkeit 81 mit Jod verunreinigte Krystalle von Bernsteinsäure aus. Durch Ko- ‚chen mit Wasser wird alles Jod entfernt, durch Krystallisiren die Säure rein gewonnen, die nun alle Eigenschaften der natürlichen Bern- steinsäure besitzt und auch bei der Elementaranalyse genau dieselben Resultate gab. — Bei der Einwirkung von Jodwasserstoff auf Wein- säure darf nicht über 120° erhitzt werden, weil sonst die Röhre durch secundär gebildete Gase zertrümmert wird. Durch öfteres Um- krystallisiren muss dann die Bernsteinsäure von der Weinsäure ge- trennt werden. — Aehnliche Beziehungen vermuthet Verf. auch zwi- schen dem Phenylalkohol der Oxyphensäure und der Pyrogallussäure (Dioxyphenylsäure) einerseits, und derSalicylsäure, Morinsäure (Oxy- salicylsäure) und Gallussäure (Dioxysalicylsäure) andrerseits. — (Ann. de Chem. und Pharm. CAXIV, 106.) J. Ws. Niemann, eine organische Basis in der Coca. — In Peru und anderen südamerikanischen Ländern ist noch heute der Ge- nuss der Coca, der mit ungelöschtem Kalk gemischten Blätter mehre- rer Erythroxylon - Arten ungemein verbreitet, so dass die Sträuche dort in bedeutendem Grade cultivirt werden. Unter Wöhler’s Lei- tung hat N. jetzt aus der Coca eine eigenthümliche Basis, nach lan- gen vergeblichen Bemühungen, abzuscheiden vermocht, deren Formel übrigens noch nicht sicher hat festgestellt werden können. Die zer- schnittenen Cocablätter werden mehrere Tage mit 85procentigem Al- kohol, der etwas Schwefelsäure enthält, ausgezogen, die dunkelbraun- grüne Lösung abgepresst, filtrirt und mit dünner Kalkmilch versetzt. Es werden verschiedene Körper, unter andren Chlorophyll und ein Wachs, gefällt. Die alkalische Flüssigkeit wird wiederum mit Schwe- felsäure neutralisirt, der Alkohol abdestillirt und im Wasserbade ver- . dunstet. Der Rückstand wird mit Wasser vermischt und dadurch Chlorophyll abgeschieden. Die entstandene gelbbraune Lösung ent- hält das Cocain als schwefelsaures Salz. Es wird durch kohlensau- res Natron als brauner Niederschlag gefällt und durch öfteres Aus- ziehen mit Aether und Behandeln mit Alkohol gereinigt. Es krystal- lisirt in farb- und geruchlosen Prismen, ist in Wasser wenig, leichter in Alkohol, sehr leichtin Aether löslich. Es reagirt alkalisch, schmeckt bitter und betäubt dieZungennerven vorübergehend. Bei 98° schmilzt es und erstarrt krystallinisch. Bei höherer Temperatur zersetzt es sich unter Schwärzung. Es neutralisirt die Säuren vollständig, die Salze aber krystallisiren nur schwer. Das Cocain hat mit dem Atropin grosse Aehnlichkeit, ist indessen doch durch gewisse Reactio- nen und jedenfalls auch in seiner Zusammensetzung wesentlich von diesem verschieden. Interessant ist es, dass das Goldchloriddoppel- salz beim Erhitzen Benzoösäure liefert. — Es scheint durchaus nicht auf die Pupille zu wirken. — (Ann. d. Chem. u. Pharm. CXIV, 213.) J. Ws. Bechamp, über die Entstehung des Fuchsin. — Im vorigen Jahre nahm die Lyoner Firma Renard Freres et Franc ein Patent für die Fabrikation eines neuen rothen Farbemateriales, des XVI. 1860. 6 82 Fuchsin oder Anilinroth, welches sie seit jener Zeit fabriciren. Ihre Darstellungsmethode besteht im Allgemeinen darin, dass sie in der Siedehitze auf Anilin solche metallische Verbindungen einwirken lassen, deren Basis leicht reducirt wird, z. B. Sulfate, Nitrate und Chlorate des Quecksilbers, Silbers und Eisenoxydes, ferner die Chlo- ride, Bromide, Jodide und Fluoride des Zinns, Quecksilbers und Ei- sens — ebenfalls leicht reducirbare Substanzen. Obschon B. noch nicht die vollen Details seiner Untersuchung, welche er auf Ansuchen der Fabrikanten unternommen hat, veröffentlicht, so erfahren wir da- raus doch so viel, dass 1. der Process der Fuchsinbildung ohne Ge- wichtsverlust, also ohne Gasentwicklung, stattfindet, dass 2. nur die metallische Basis der Salze reducirt wird, die Säure aber unverändert bleibt und dass 3. das Fuchsin eine wenig in Wasser lösliche or- ganische Basis ist, welche im Hydratzustande dunkelroth gefärbt ist. In Alkohol gelöst, wird sie durch Aether in metallisch-grün glänzen- den Schuppen gefällt. Die wässrigen und alkoholischen Lösungen sind roth. Dieselbe Farbe besitzen ihre neutralen Salze in gelöstem Zustande. Ein Ueberschuss von Säure bringt gelbe Färbung her- vor. Schweflige Säure wirkt langsam entfärbend, bei gelindem Er- wärmen aber tritt die rothe Farbe wieder auf. Die Formel des Fuchsin ist entweder CaH10oN202 oder Ca4H13N20,. Nach der erstern wäre es dem Azoxybenzid isomer, nach der zweiten ein Oxanilin, welches bisher noch nicht bekannt gewesen ist. Eine ausführlichere Mittheilung wird von B. in Aussicht gestellt. — (Compt. rend. L, 870.) J. Ws. A. W. Hofmann, über Isatin. — In der Hoffnung einen Uebergang von der Indiggruppe zu der Naphthylgruppe zu finden und etwa Naphthalinsäure (Phthalsäure) zu erhalten, behandelte H. Isatin mit salpetriger Säure. In Wasser vertheiltes gepulvertes Isa- tin löst sich unter Brausen auf, wenn salpetrige Säure eingeleitet wird. Wird die Lösung im Wasserbade vorsichtig verdunstet, indem man Sorge trägt, dass die gebildete Salpetersäure nicht zu concentrirt wird, indem man immer wieder Wasser hinzufügt und von Neuem verdunstet, so setzen sich Krystalle einer Säure ab, die aus Cl4H$ NO!0 besteht, also Nitrosalicylsäure ist. — Dampft man von der Flüs- sigkeit bei starker Hitze die darin enthaltene Salpetersäure ab, so bildet sich Trinitrophenylsäure. — (OQuarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 73.) Hz. A. W.Hofmann, freiwillige Zersetzung von Schiess- baumwolle. — Eine Quantität dieses Präparats, welche in einer Glasflasche aufbewahrt war, hatte nach einiger Zeit rothe Dämpfe ausgestossen und war in ein lockeres Pulver zerfallen. Später hatte sich eine lichtbraune, halbflüssige, gummiartige Masse gebildet, wäh- rend sich die Wände des Gefässes mit einem Netzwerk feiner Nadeln besetzt hatten, die aus Oxalsäure bestanden. Die braune Masse be- sass alle Eigenschaften gewöhnlichen Gummis. — (Ouarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 76.) Hz. 83 A. W. Hofmann, Bemerkungen über die Verwandlun- gen der Gutta Percha unter tropischen Einflüssen — Die zu der Westindischen Telegraphenleitung verwendete Gutta Per- cha war in kurzer Zeit brüchich geworden. H. hat die nicht verän- derte mit der veränderten einer vergleichenden Untersuchung unter- worfen. Jene ist ganz unlöslich in starkem Alkohol, diese löst sich zum Theil darin. Letztere schied H, in drei Substanzen, eine in kaltem Alkohol, eine in heissem Alkohol und eine in Aether lösliche. Die erstere ist eine braune harzige Masse, die bei 100° C. flüssig ist und beim Erkalten zerreiblich wird, wobei ein höchst electrisches Pulver entsteht. Sie enthält 62,79 Proc. Kohlenstoff und 9,29 Proc. Wasserstoff. Der Rest ist Sauerstoff. — Die in kochendem Alkohol lösliche Substanz ist der vorigen sehr ähnlich, enthält aber 67,72 Pre. Kohlenstoff und 10,09 Proc. Wasserstoff. — Die in Aether lösliche Substanz kann durch Alkohol gefällt werden. Sie bildet ein gelbes, sehr elektrisches, bei gelinder Hitze zusammenballendes Pulver, das aus 88,12 Prc. Kohlenstoff und 12,49 Prc. Wasserstoff besteht. Diese Substanz ist die unveränderte Gutta Percha, daher auch in Chloro- form und Benzol löslich. Denn obgleich Payen von diesem Körper angiebt, dass er sich nicht in Aether löse, war doch die von H. un- tersuchte unveränderte Substanz auch in Aether löslich. Es gibt da- her mehrere Modificationen von Gutta Percha, und die Veränderung der von H. untersuchten Sorte beruht auf einer Oxydation. — (Quar- terly journal of the chemical society Vol. 13, p. 87.) Hz. Boussingault, Salpetersaure Salze im Guano. — Be- kanntlich kommen von der Westküste Südamerikas zwei Arten von Guano in den Handel: ammoniakalischer und erdiger Guano. Ersterer enthält ausser Phosphaten harnsaure Salze und Salze mit ammoniaka- lischer Basis. Beim Erhitzen mit Natronkalk liefert er viel Ammo- niak. Die erdige Guanosorte enthält vorwiegend Phosphate und gibt mit Natronkalk fast kein Ammoniak, wird daher dem ammoniakali- schen Guano im Werthe bedeutend untergeordnet. B. zeigt jetzt, dass die erdige Varietät dennoch eine grosse Menge von assimilir- barem Stickstoff in Gestalt von Salpetersäure enthält. Ein erdiger Guano von Ecuador z. B., welcher auf die gewöhnliche Weise nur 0,7 pC. N ergab, zeigte einen Gehalt von 3 pC. Kalisalpeter; eine andere Probe von der Insel Jarvis, die nur 0,3 pC. N ergab, enthielt 5 pC. Salpeter; eine dritte von Chili, in der 0,6 pC. N gefunden wur- den dagegen 6,33 pC. Salpeter. Auch in allen Arten ammoniakali- schen Guano’s fand B. Salpeter, wenn auch in geringerer Menge, so in Guano von Peru auf 5,7 pC. N-Gehalt 4,7 pC.; von der Insel Chincha bei 8,6 pC. N 1,1 pC. in weissem Peruguano auf 8,1 pC. N 2,75 pC. Salpeter. — (Compt. rend. L, 887.) WS Filhol, über einige färbende Substanzen in den Pflan- zen. — In fast allen Blumen findet man eine Substanz, die in klaren Flüssigkeiten gelöst kaum gefärbt erscheint, aber bei Zusatz von Al- kalien eine sehr schöne gelbe Farbe annimmt. Diese Substanz ist 6* 84 verschieden benannt (Blumenharz, Xanthogen); auch hat man sie mit der extractiven Materie verglichen. Sie ist unkrystallisirbar, nicht flüchtig, löslich in Wasser, Alkohol und Aether und besitzt im festen Zustande eine hellgelbe Farbe mit einem Stich in’s Grünliche. Be- feuchtet man sie mit concentrirter Chlorwasserstoffsäure, so nimmt sie eine glänzende gelbe Farbe an, die aber auf Zusatz von Wasser wieder verschwindet, so dass die Lösung fast farblos ist; durch Al- kalien wird die gelbe Farbe aber wieder hervorgerufen. Die Sub- stanz findet sich nicht allein in den Blumen, sondern auch in den Blättern und scheint bei der Gelbfärbung dieser eine wichtige Rolle zu spielen. Durch sie werden auch die Resultate, welche Ambourney vor längerer Zeit bei seinen Färbeversuchen mit den Blättern ver- schiedener Pflanzen erhielt, erklärlich. Sie hat grosse Aehnlichkeit mit dem Luteolin, neben dem sie im Wau vorkommt, nur ist sie we- der krystallisirbar, noch flüchtig. In den Moosen ist sie gar nicht oder nur spurweise enthalten. Ebenso kommt sie auch in gewissen Blumen nicht vor (Pelargonium zonale, inquinans, Papaver rhoeas, in den Camellien, verschiedenen Salbeiarten). Diese Blumen nehmen bei Gegenwart von Alkalien eine blaue oder violette Farbe an, ohne die geringste Beimischung von grün. — Fremy und Clo&z haben in den gelben Blumen Xanthin und Xanthein gefunden und Filhol letzteres in einer grossen Zahl von Blumen bald allein, bald in Gemeinschaft mit dem Cyanin. Das Xanthin steht in merkwürdiger Beziehung zu dem Chlorophyll und färbt sich, wie dieses, durch concentrirte Schwe- felsäure blau und ebenso durch Salpetersäure, aber diese Farbenän- derung verschwindet wieder eben so schnell, wie sie entstanden ist. Verdünnte Chlorwasserstoffsäure färbt die alkoholische Xantheinlö- sung prächtig grün, fast dem Chlorophyll gleich. Concentrirte Säure bringt diese Aenderung auf der Stelle hervor. Ueberlässt man die Lösung dann der Luft, so setzt sich in dem Masse, als sich der Alkohol verflüchtigt, ein schwarzer Niederschlag ab, während sich die Flüssigkeit gelb färbt. Der Niederschlag ist in Alkohol und Ae- ther löslich und zwar mit blauer Farbe. Das Xanthin kann also ebenso wie das Chlorophyll in einen gelben und einen blauen Farb- stoff zerlegt werden. — Man findet das Xanthin noch in gewissen Früchten z. B. den Kürbissen und dieses kann ebenso zerlegt wer- den, wie das in den Blumen. — (Journ. de Pharm. et de Chimie T. XZAVIL, p. 282.) W.B. Geologie. Ludwig, Braunkohlen von Wolfen un- weit Halle. — Vom N-Gehänge des Thüringerwaldes und der sächsischen krystallinischen Schiefergesteine verbreitet sich über die N-deutschen Niederungen die Tertiärformation meist unter diluvialen Bildungen. An vielen Orten führt sie mächtige Braunkohlenlager, die von verschiedenem Alter sind. Zum Theil liegen diese unter den ältesten marinen Schichten, z. Th. auf denselben aber unter mittlen marinen Tertiärgebilden, z. Th. endlich über letztern, aber unter den lockern Schichten mit den erratischen Blöcken. Das Liegende ist 85 oft nur aus Bohrversuchen erschlossen, oft auch gänzlich unbekannt wie bei Bitterfeld. Hier zieht sich etwa 10 bis 30 Meter über die Thalebene des Muldeflusses erhaben auf dessen linker Uferseite eine Reihe flacher Hügel hin, welche oberflächlich aus Dünensand und er- ratischen Blöcken bestehen. Die Sandablagerung weit und breit aus- gedehnt und bis an den Fuss der Höhen bei Halle und Löbejün rei- chend hat eine sehr wechselnde Mächtigkeit, besteht aus Lagern von verschiedenem Korn und verschiedener Färbung, welche wellenförmig geschichtet oder in keilförmigen Massen an und über einander gehäuft sind sowie sich dies in allen nach und nach vom Winde zusammen- getriebenen Haufenwerken gestaltet. Zwischen und unter diesem Dü- nensande finden sich Kiesbänke mit nordischen Graniten, Syeniten und Geschieben älterer Sedimente und grössern Blöcken. Da man den Sand, Kies und die erratischen Blöcke als Baumaterial benutzt: so ist die Lagerung in vielen’Gruben aufgeschlossen. Darunter liegt nun bei Bitterfeld zwischen den Dörfern Holzweissig, Zscherndorf, Sanders- dorf, Wachtersdorf, Wolfen und Greppin eine etwa eine Meile lange und 1/, Meile breite Mulde Tertiärgebilde mit einem mächtigen Braun- kohlenlager, das an mehreren Stellen abgebaut wird. Der Abbau ge- schieht in Tagebau. Auf Grube Johannes bei Wolfen ist das N-Ende des Kohlenflötzes angegriffen, das ziemlich steile Ausgehende dessel- ben abgebaut, man befindet sich daselbst seit zwei Jahren etwa 100 Schritte vom Ausgehenden entfernt und hat ein Querprofil von 100 Meter Länge vor sich, welches in der Nähe des W-Muldenrandes be- ginnt und nach der Mitte der Mulde hinzieht. Die Ablagerung reicht etwa 10 Meter über den Thalweg des Muldeflusses herab und die Baue werden durch eine Wasserkunst trocken gehalten. Der Unter- grund ist hier weisser grobkörniger Quarzsand, welcher ein mit fla- chen gerundeten Hervorragungen bedecktes Feld bildet. In diesem Sande finden sich nicht selten Wurzeln und auf ihm zuweilen noch aufrechte Stammstücke, welche in die Braunkohle hineinragen. Der sandige Untergrund war also einst der Standort eines Waldes. L. fand im untersten Theile des Flötzes noch deutliche Tannennadeln, zweizeilig an Aststücken sitzend, die breit und lang waren und auf der Unterseite neben dem Mittelnerv zwei breite weisse Streifen hat- ten, die unter der Loupe als dicht gedrängte Reihen kreisrunder Harzkörnehen erkannt wurden. Die Sequoia Langsdorffi aus den Salz- häuser Kohlen hat ebensolche Harzkörnchen, L. fand sie auch an Tannennadeln aus den Tertiärschichten von Dernbach bei Montanbaur, die lebende Pinus abies u. a. bieten sie gleichfalls. Leider lassen sich die Nadeln von Bitterfeld nicht sicher bestimmen. Auf dem san- digen Untergrunde liegt nun das 10—12 Meter mächtige und regel- mässige Schichten von !/„—1!/» Meter Stärke abgesonderte Kohlen- flötz. Die tiefste Kohlenlage ist reich an Glanzkohle, die obern Schichten führen nur äusserst wenig Holz und nur abgeplattetes auf den Schichtflächen in umgewandelten Stücken. Die Hauptmasse der Kohle ist erdig, dicht, hellbraun bis nussbraun, Sie bricht in be- | 86 stimmt eckige Stücke oder zerfällt in mulmige Erde und gleicht so der Dorheimer und Salzhäuser Braunkohle, lässt sich jedoch, weil es ihr an thonigen Bestandtheilen fehlt nur schwer formen. In dem fei- nen Moder findet man nur Wurzeln und Stengel kleiner Pflanzen und schilfartige Blattreste. Die Schichten des Kohlenflötzes sind durch dunklere und hellere Färbung unterschieden, lösen sich jedoch nicht glatt von einander ab, treten auch bei frischem Anhiebe nicht hervor, es zeigt sich nur, dass die Kohle von unten nach oben allmählig locker wird wie der Torf in den tiefen norddeutschen Mooren. Die Schichten folgen regelmässig den Undulationen des sandigen Untergrundes und heben sich dünner werdend am Rande der Mulde heraus. Schwefelkies ist sehr selten, das aussickernde Wasser enthält keinen Gyps. Das Dach des Flötzes bildet ein feuerfester hellgrauer Thon von 2 Meter Mäch- tigkeit. Darin liegt wieder bituminöses Holz, welches ähnlich wie die Baumstämme in den Flussanschwellungen der Elbe, Oder, des Rheines kein eigentliches Flötz darstellt sondern nur als vereinzelt liegende oder in mehr oder geringer ausgedehnte Haufwerke verei- nigte Massen nesterweise vorkömmt. Es findet sich vorzugsweise nach dem Ausgehenden der Kohle und fehlt dem Anschein nach in der Mitte der Mulde gänzlich. Der Dachletten enthält nirgends Ver- steinerungen; beim Schlämmen bleiben nur kleine dünne Pflanzenreste und weisser Quarzsand zurück, worin weder Cyprisschalen noch Fo- raminiferen vorkommen. Ueber dem Letten folgt dann das schon oben beschriebene Kies- und Sandlager mit erratischen Blöcken. Die Form der ganzen Mulde gleicht einer langgestreckten Ellipse. Im Allgemeinen sind die Verhältnisse der Kohlenlager bei Halle, Merse- burg, Naumburg, die auf den Höhen bei Meissen und Altenburg ganz ähnlich, nur wechselt die Art des Dachgesteines. Das Lager von Bit- terfeld-Wolfen erscheint als eine tertiäre Torfbildung. Zuerst versank ein Tannenwald, die Bäume starben ab, über sie hin wuchs im Sum- pfe eine mächtige Torfschicht an, als der Sumpf mit Pflanzentheilen erfüllt war, trieb der Wind feinen Thonstaub, Letten, darüber oder ein Fluss schwemmte solche Schlammtheile an. Die im Thone lie- genden Holzmassen können von Pflanzen herrühren, welche am Rande des Sumpfes standen oder sie sind angespült. Ueberraschend ist die Uebereinstimmung mit dem Torfe in den tiefen Mooren Hannovers. — (Darmstädter Notizblatt Nr. 48. 49) Derselbe, die Braunkohlenablagerung bei Zell im NO-Vogelsberge. — Die Basalte des Vogelsberges sind bekannt- lich während einer langen Periode hervorgequollen. Verschiedene Modificationen überlagern oder durchsetzen sich, was ihr verschie- denes Alter anzeigt. Den sichersten Anhalt für die Bestimmung der Eruptionszeit geben die petrefaktenführenden Sedimente im Hangen- den und Liegenden. Wenn ein sich als Lavastrom oberflächlich ver- breitender Basalt auf einer Tertiärschicht ruht, wenn zwischen zwei verschiedenen Lavaströmen eine Sedimentschicht vorliegt: so lässt sich das Alter feststellen. Das ist der Fall in der Braunkohlengrube 87 Jägerthal bei Romrod und Zell. Beide Schächte gaben folgendes Profil von Tage ab W. ©. Basalt von blauer Farbe 26,25 Meter 25,00 Meter Blauer und grauer Letten mit Pflanzen 31,75 31,75 Schwefelkiesreiche erdige Alaunkohle 0,38 0,40 Schwärzlicher Letten 5,75 5,75 Holzreiche Braunkohle 1,25 1,25 Holzfreie Blätterkohle 0,75 0,75 Bituminöser schwarzer Thon 1,00 1,00 Graue sandige Schicht 1,25 1,25 Grauer stark zersetzter Basalt nicht durchsunken Die Braunkohle liegt hier mit ihrem Untergrunde und Dache zwi- schen zwei Basalten; die Tertiärformation ist an diesem Orte selbst mehrfach gegliedert. Der sandige Untergrund ruht auf stark zersetz- tem Basalt, welcher zweifelsohne selbst zersetzte Bestandtheile in dem bituminösen Thon, worauf die Blätterkohle ruht, abgegeben hat. Er war also vor der Braunkohle als Sumpfbildung schon vorhanden, er diente ihren Pflanzen als Standort. Die Braunkohlen führende Tertiärschicht ist eigenthümlich gegliedert. Zur Unterlage dient eine 1,25 Meter dicke mit Wurzeln gemischte Quarzkörner führende Let- tenschicht, der sich ein bis 20 pC. Kohlenstoffhaltiger sich rothbren- nender Thon oder Brandschiefer auflegt. Die sandige Lettenschicht mit Pflanzenwurzeln war wohl die den ältern Lavastrom bedeckende Humusschicht, welche vor Entstehung des Braunkohlensumpfes den Pflanzen als Wurzelschicht diente. Die auf ihr ruhende Schicht des Brandschiefers entstand in ruhigem Wasser; sie enthält Kohlenstoff- verbindungen, welche wahrscheinlich von leicht verwesenden Confer- ven und andern Wasserpflanzen abstammen. Allmählig aus dem Brand- schiefer hervorgehend folgt eine 0,75 Meter dicke Blätterkohle, eine etwa 25 bis 30 pC. thonige Asche enthaltende Braunkohle mit Glypto- strobus Ungeri, Gl. europaeus, Hippophae dispersa, Drapa. Diese Pflanzen bilden auch zu Salzhausen und Hessenbrück einen wesent- lichen Theil der Kohle, finden sich in Münzenberg zusammen mit Sabal major und andern Blättern, auch in den Cyrenenmergeln des Rheinlandes bei Gronau, Offenbach, Johannesberg, Oberingelheim. Jene Blätterkohle von Zell ist danach älteres Oligocän. Die eigent- liche Braunkohle des Jägerthaler Flötzes ist 1!/, Meter mächtig und ist ein Gemengsel von Wurzeln, Stämmen und Aesten von Glypto- strobus und moderartiger erdiger Substanz, welche die Räume zwi- schen dem Holze ausfüllt. Der Masse nach bildet das Holz den ge- ringsten Theil der Kohle, die erdige aus verwesten Blättern, Moos und andern Resten entstandene Kohle herrscht beträchtlich vor. In dieser Blätterkohle finden sich die kleinern Pflanzentheile völlig zer- stört, Holz und Wurzeln aber sind abgeplattet und noch kenntlich. Letzteres sind die umgebrochenen Glyptostrobusbäume. Veränderun- gen im Klima und Bodenerhebung und Senkung zerstörten den Wald. Eine höchst feine Schlammschicht, der schwärzliche Letten legte sich 88 darüber. Dann folgte eine neue. Kohlenbildung, das schwefelkiesreiche Alaunflötz. In dem Dachletten und dieser Alaunkohle fehlen deutliche Versteinerungen. Der blaue und grünlich graue Letten über der Alaunkohle enthält die Wurzeln, knospenartige und röhrenförmige Pflanzenreste, auch kleine Geoden eines mürben Kalkes. Beim Schlem- men gibt er einen ganz geringen Rückstand von feinem wasserhellen Quarzstaub und wenigen Pflanzenstengeln, Schwefelkies fehlt ganz, ebenso thierische Reste und es scheint hier ein ungewandeltes tertiä- res Lehmlager vorzuliegen. Darüber folgt blauer Basalt. Der im Liegenden vorkommende Basalt muss also um viele Jahrhunderte äl- ter sein als der im Hangenden, älter als die altoligocäne Flora, die auf ihm wuchs, er ist vielleicht während der eocänen Periode her- vorgetreten, als noch das Rheinthal von Basel bis Bingen der-schmale Golf eines weit nach S, reichenden Meeres ward. Das Rheinthal liegt auf dieser Strecke in einer Spalte, in welche Trias und Jura hinabgesunken, während sie jenseits der das linke und rechte Rhein- ufer begrenzenden, meist aus krystallinischen Silicatgesteinen beste- henden Gebirgszügen sowohl W. wie OÖ. in vollzähliger Reihenfolge in grösserer Meereshöhe vorliegen. Im Rheinthale selbst treten jene mesozoischen Schichten mehrfach zu Tage, so dass über ihr Vorhan- densein unter dem marinen Tertiärgestein kein Zweifel bestehen kann. Offenbar ist die obere Rheinthalspalte durch eine beträchtliche He- bung des Bodens entstanden, es gingen naturgemäss Risse in der obern Erdkruste hervor und während sich der Schwarzwald und Odenwald rechts, die Vogesen und die Hardt links erhoben, die Schich- ten der mesozoischen Sedimente in O. u. W. abfallen machend, sank ein zwischen beiden verbleibender beträchtlicher Gebirgskeil in die Tiefe. Die Richtung der obern Rheinthalspalte von Basel bis Man- heim zieht fast ohne Krümmung über Darmstadt und Frankfurt nach dem NW-Vogelsberge hin und diess ist die Spalte, auf welcher die ersten Basaltlaven am Rande des rheinischen Tertiärsees hervortra- ten; hier hoben sich viel später auch die jüngern Basalte des Vogels- berges und in N-Fortsetzung des Knülles und Habichtswaldes, sowie S. die des Kaiserstuhles bei Freiburg. — Der Basalt im Liegenden der Zeller Braunkohle ist fein krystallinisch, besteht vorherrschend aus Labradorit mit sehr wenig Augit, ist hellgrau, dicht oder von feinen Poren durchsprengt, hat sehr selten Olivin. Derselbe Basalt findet sich am Fussweg von Zell nach Alsfeld, auch häufig zwischen Romrod, Grünberg, Laubach, Ulfa, Nidda, Hungen, Lich, Giessen, Londorf, und am S-Gehänge bei Birstein, Kressenbach u. s. w. in O. bei Lauterbach, Meiches u. a.O. sowie auch zwischen Vogelsberg und Rhön. Der Basalt im Dach des blauen Lettens ist offenbar spätrer Bildung. Zwischen seinem und dem Emporsteigen jenes liegen mehre Perioden, in welcher Tertiärgesteine sich absetzten. Dieser Basalt ist innig gemengt, dicht, blaugrau, fest, in Säulen und Kugeln abge- sondert, ist aus Labradorit und Augit innig gemengt und enthält viel Olivin. Ganz gleiche dunkle Basaltvarietäten überlagern den Septa- 89 rienthon bei Alsfeld und die oligocäne Braunkohle bei Hessenbrück. Aehnliche bilden überall im Vogelsberge Kuppen, auch Gänge im grauen Basalte wie in ältern Sedimenten. — (Zbda. Nr. 44. 45.) Zaddach, über die Bernstein- und Braunkohlenlager des Samlandes. — Nach Darlegung der noch widersprechenden Ansichten über das Alter des Bernsteines und Bezeichnung des sam- ländischen Gebietes untersucht Verf. den Schichtenbau dieses selbst. In. den steilen Uferhöhen am Sassauer und Rauschener Strande er- kennt man leicht eine Uebereinstimmung in den einzelnen Sänd- und Thonschichten. Zuerst findet man am Fusse der Höhen einen grünen Sand, unter welchem die Bernstein führende Erde liegt. Selbiger erhebt sich verschiedentlich über das Meer, am Pulverberge noch 38‘, sinkt nach W immermehr herab, bis er am Fuss der Berge nicht mehr sichtbar ist. Darüber liegen viele andere Schichten, zwischen denen zwei Thonschichten sich leicht auszeichnen. Die untere der- selben, von dem grünen Sande nur durch ein Sandlager von 16‘ Mächtigkeit getrennt, folgt dem grünen Sande in seiner Erhebung und bildet überall kleine Vorsprünge und Terrassen. Die obere Let- tenschicht ist an ihrem obern Rande mit einem breiten Streifen brau- nen Sandes eingefasst. Beide Schichten finden sich überall vom Pul- verberge bis zur Gausopschlucht und gehören dem eigentlichen Braun- kohlengebirge an, die Zwischenschichten aber sind in O. und W. des Ufers verschieden. Am einfachsten ist das Verhalten in OÖ. vom Pul- verberge bis zum Weiberberge, wo ein Lager weissen Sandes mit braunen Sandstreifen die beiden Thonschichten trennt; verwickelter ist die Schichtenbildung im mittlen Theile des Ufers vom weissen Berge bis zum Todtenberge. Hier ist unter der obern Lettenschicht ein Braunkohlenlager und über der untern Lettenschicht getrennt durch ein Sandlager noch ein mittles Thonlager mit Blattabdrücken. Noch weiter westlich am grossen Spring fehlt die mittle Lettenschicht wieder, die Braunkohblen sind stärker entwickelt, bilden stellenweise zwei Flötze, ein unteres festes mit viel Holz, ein oberes sandiges mit viel Gyps. Ueber all diesen Schichten sind noch viele gelbe und röth- liche Sande, häufig auch eine grobkörnige Schicht mit grössern Ge- schieben und braunen Conglomeraten, welche dem Diluvium angehört. Hiermit nun die Schichtenbildung in den Bernsteingräbereien vergli- chen an der Grenze von Sassau und Loppehnen. Auch hier ist der untere grüne Sand aber in 54‘ Meereshöhe, bedeckt von weissem Sande und darüber folgt die Lettenschicht und dann weisse und gelbe Sande. Alle Schichten, welche in W. zwischen der obersten und un- tersten Lettenschicht liegen sowie diese selbst fehlen hier durchaus. Dagegen liegen hier unter dem grünlichen Sande zunächst ein fast schwarzer, sehr nasser Sand, Treibsand, und ungefähr im Meeresni- veau die Bernsteinerde oder blaue Erde welche den reichen Gewinn an Bernstein liefert. Unter ihr folgt grüner thonhaltiger Sand bis 18‘ Tiefe. — Der grüne Sand besteht aus Quarzkörnchen, meist mit gelb- lichem Ueberzuge, einzelnen Glimmerblättchen und zahlreichen Glau- 90 konitkörnern; die untern Schichten sind häufig gelblich von Eisen- oxydhydrat. Die unterliegenden Schichten nämlich die eigentliche Bernsteinerde, der schwarze Treibsand und der tiefste grüne Sand haben nun ganz dieselbe mineralogische Zusammensetzung, aus Quarz- und Glaukonitkörnchen, nach unten nimmt die Feinheit des Kornes und die Menge der Glimmerblättchen zu, auch Thon mengt sich bei. Die Bernsteinrinde ist frisch fast schwarz, trocken aber grünlich grau, das Schwarze scheint durch Kohlentheilchen bedingt. Nach der Ana- lyse besteht sie aus 2,6 Wasser, 2,42 Kohle 0,72 schwefelsaures Ei- senoxydul, 0,82 schwefelsaure Kalkerde, 8,48 Eisenoxyd, 4,43 Thonerde, 0,10 Kalkerde, 0,41 Bittererde, 1,10 Schwefelsäure, 16,15 lösliche Kie- selsäure, 62,00 Quarz und Trümmer. Alle diese Schichten lassen sich also als Glaukonitformation zusammenfassen. Darin liegt der Bern- stein aber beschränkt auf eine Schicht von 4—5‘ Mächtigkeit und von der obern Gränze des Grünsandes 50 — 55’ entfernt. Darüber im Treibsande und selbst noch Grünsande findet man einzelne Bernstein- stücke, in der Bernsteinerde geben die obersten drei Viertel die reich- ste Ausbeute, eine Fläche von 60 Quadratruthen liefert mehre Tausend Pfund. Die Stücke scheinen trocken weisslich beschlagen und der Ueberzug lässt sich nur schwer abwaschen. Hier ist der Bernstein an primärer Lagerstätte, an allen andern Orten aber an secundärer. Wie weit die Glaukonitformation sich erstreckt, ist noch nicht ermittelt. Man kennt sie an der Küste von Randau, Wangen, Loppehnen und dem angrenzenden Sassauer Gebiete, hier senkt sie sich zu tief unter das Meer und kann nicht abgebaut werden, erhebt sich aber wieder bei Kleinkuhren. An der Küste ragen die Schichtenköpfe frei in die See und die Wogen waschen fortwährend den Bernstein aus und wer- fen ihn an den Strand. Am W-Rande Samlands lassen sich zwar Bernstein führende Schichten bis Hubeniken und Craxtepellen verfol- gen, doch bedürfen die Verhältnisse noch näherer Untersuchung, es soll eine mehrmalige Folge von Bernsteinschichten auftreten, so dass schon die Lager von Rosenort und Dirschkeim nahe bei Brüsterort wahrscheinlich jüngern Alters sind. Dass die ganze Glaukonitforma- tion eine Meeresbildung ist, folgt aus den Ueberresten von Haifischen darin, alle andern Petrefakten fehlen, wahrscheinlich hat die Schwe- felsäure die Kalkschalen aufgelöst. Bei Kleinkuhren aber finden sich im eisenschüssigen Sande viele austernähnliche Muscheln und Seeigel. Dieser Sand ist der untere Theil der Glaukonitformation unmittelbar nach der massenhaften Ablagerung des Bernsteines und sind obereo- cäne Arten, dem Gyps vom Monmartre entsprechend. Wir sehen wei- ter aus den dargelegten Verhältnissen, dass während in dem Meere, welches das mit den bernsteinerzeugenden Wäldern bedeckte Land bespülte, eine gleichmässige und ruhige Ablagerung des Grünsandes Statt fand, allmählig Thon durch Bäche in dasselbe geführt wurde, dass dann mit diesem eine ungeheure Menge Bernstein eingeschwemmt ward bis der Meeresboden sich durch den Sand etwa um 5‘ erhöht hatte. Plötzlich hörte diese Zufuhr fast auf, es folgten nur noch ver- 91 einzelte Bernsteinstücke und lange lagerte sich noch Sand ab. Gan- ze Baumstämme wurden nicht eingeführt, und der Bernsteinwald scheint nicht gleichzeitig zerstört zu sein. In diesem Walde herrschten die Nadelhölzer vor, am häufigsten ein Lebensbaum, nach Göppert der- selbe welcher jetzt in Amerika weit verbreitet ist nämlich Thuja oc- cidentalis. Zehn Zweiglein dieser Thuja kommen auf ein Rest von Laubhölzern und 5 auf ein anderes Nadelholz. Göppert führt noch 6 andere Thujaarten auf, 4 Widdringtonien, 2 Libocedrites, 1 Calli- tris, 1 Cupressus, 3 Chamaecyperites, 2 Taxodium und 33 Pinus also überhaupt 51 Coniferen, die sich freilich bedeutend reduciren werden, zugleich mit ihnen wuchs 1 Birke, 1 Erle, mehre Eichen, 3 Weiden, 2 Buchen, 1 Hainbuche. Diese Arten weisen auf ein milderes Klima als unser heutiges, aber es kommen auch hochnordische und tropi- sche vor; viel Heidekräuter, die lappländischen sibirischen labrado- rischen Andromeda hypnoida und A. ericoides ähnlichen, dann der südliche Glyptostrobus europaeus, l.ibocedrus salicornioides, die capi- schen Widdringtonien, Ephedra Johniana, Acacia succini, Celastrus Fromherzi, Cinmamomum polymorphum. Heer erkennt darin die Ter- tiärflora Skandinaviens, das sich damals durch die Ostsee bis nach N-Deutschland erstreckte und durch einen breiten Meeresarm von S-Europa getrennt war. Den Bernsteinbaum nannte Goeppert Pinites succinifer und fand ihn der Abies excelsa nah verwandt, später hat derselbe 9 Coniferenarten erkannt, welche Bernstein lieferten und Menge fügt noch Taxoxylon electrochyton hinzu. Wie die Flora: so ver- hält sich auch die Fauna, sie ist ein Gemisch der entferntesten Arten. Auf dem grünen Sande liegt überall ein grobkörniger weisser Sand mit weissen, gelben und dunkelblauen Quarzkörnern und klei- nen schwarzen krystallinischen Körnchen; die knolligen Glauconitkör- ner fehlen, dagegen sind häufig sehr kleine braune Körner, eine dem Glaukonitähnliche Eisenmischung. An der Loppehner Gränze ist die- ser Sand 24° mächtig, am Pulverberge nur 16°, hier nimmt er bald eine braune Farbe an, unter den Letten aber ist er wieder weiss. Die Lettenschicht steigt mit dem weissen und grünen Sande von W nach O an und ist 8—10‘ mächtig, scheint hinter dem Pulverberge zu verschwinden. Der Thon ist blaugrau, trocken weissgrau, enthält Holzstücke von Schwefelkies durchdrungen, auch Taxodium dubium, einzelne Bernsteinstückchen. Ueber dem Letten liegt in O. ein gro- ber weisser Sand 4° bis zur obern Lettenschicht. Alle diese an die Glaukonitformation sich anschliessenden Schichten bilden eine zweite Gruppe, während der der Boden sich schon etwas gehoben hatte. Nach dieser hatten aber grössere Störungen Statt. Bei Loppehnen liegen Beweise einer Erhebung vor, ein mächtiger Thongang. Es ent- stand eine Mulde, in welcher sich Thon, Sand und Braunkohlen ab- setzte. Der Thon führt wichtige Pflanzenreste, Holz, Blätter, Samen und Früchte sehr viele. Der Sand ist fein und weiss, glimmerreich, mit kleinen schwarzen Körnchen. Er dringt stufenweise in den Thon und führt auch reichlich Bernstein und Holzstücke, ist eine Süsswas- 92 serbildung, und sein Bernstein auf secundärer Lagerstätte. Mit der Braunkohle füllte sich die Mulde aus. Der häufigste Baum ist eine Pappel, welche Heer Populus Zaddachi nennt und also diagnosirt: fo- lia palminervia — nervis camptodromis, primariis quinque, lateralibus superioribus ex angulo acuto exeuntibus, medium folium longe supe- rantibus — ovalia, satis longe petiolata, basi cordata, crenata, crenis glanduliferis. Demnächst ist sehr häufig Alnus Kefersteini Gp, dann Prunus Hartungi H, Ficus tiliaefolia Br, Zizyplus protolotus U, ein Ahorn, eine Hainbuche, Rhamnus Gaudini H, Gardenia Wetzleri H, endlich zwei Monocotylen; also ein Laubwald mit nur. drei Coniferen nämlich Glyptostrobus europaeus, Taxodium dubium und Sequoia Langsdorfi. — Nachdem die Mulde ausgefüllt war, führten die Ge- wässer noch viel Schlamm auch über deren Ränder, denn die Letten- schicht lässt sich weithin verfolgen. So scheint die Annahme einer Bodensenkung überflüssig. Die obere Lettenschicht geht weit über das hier untersuchte Gebiet hinaus nach W. bis Warniken, wo sie wie in Rauschen unmittelbar auf die Braunkohlen folgt. Ueberall liegt sie 70—80‘ über dem Meere bei 7—10‘ Mächtigkeit. Ihr Thon ist heller als in der untern Lettenschicht, trocken fast weiss und schiefrig. Oft schwärmt ein Streifen Braunkohlen in dieser Schicht, aber nirgends führt sie Holz oder Pflanzenreste. Auf sie folgt über- all derselbe glimmerreiche gestreifte Sand, der in der Mulde unter und neben den Braunkohlen liegt zum Beweise, dass noch lange Zeit dieselben Zuflüsse ohne wesentliche Bodenveränderung fortbestanden. Er enthält auch hier braune Streifen und ist 25—30‘ mächtig, führt Coniferenzapfen, Pinites Thomasanus, brachylepis, sylvestris und pu- milio nach Goeppert, Pinus Hageni Herr, Holzstücke und Stammtheile. Die Zapfen geben beim Brennen einen bernsteinähnlichen Geruch; Bernstein kömmt aber nur ganz vereinzelt darin vor. Mit diesem Sande schliesst die Tertiärbildung ab, alles höher liegende gehört dem Diluvium, das 15—35‘ und mehr mächtg ist. Es beginnt zu unterst mit einem von Eisenoxyd braun gefärbten Sande mit Geschieben der verschiedensten Grösse. Dann folgt gelber Sand mit Lehm ebenfalls mit Geschieben. Darüber meist noch ein feiner gleichkörniger Sand. _— Hiernach ist also erwiesen, dass die Samländischen Strandberge in der That Tertiärland, miocänes oder gar eocänes sind und dass wirklich weit ausgedehnte Schichten auftreten in einfacher und regel- mässiger Folge. Zu wünschen ist nur, dass das Liegende dieser Bildung etwa durch ein Borloch aufgeschlossen werde. — (Physik. oeconom. Gesellsch. Koenigsberg 1860. I. 1-48. Tfj. 4.) Schloenbach, das Bonebed und seineLage gegen den sogenannten obern Keupersandsteinin Hannover: — Der Gebirgszug am N-Rande des Harzes, welcher zwischen der Innerste und Oker von Immenrode über Liebenburg, Salzgitter, Gebhardsha- gen 2%/ Meilen NW sich erstreckt und dann über Lichtenberg nach Wartjenstedt 1'/; Meile W. zieht bietet bei !/ Stunde Breite einen grossen Reichthum an Formationen und vielinteressante Beobachtungs- 93 punkte. Der mittlere Theil dieses Salzgitterschen Gebirgszuges be- steht meist aus buntem Sandstein, an den sich meist gleichmässig unter 35° Einfallen die jüngern Schichten anlegen. Die bunte Sand- steinachse hält keineswegs die grössten Höhen, meist läuft sie viel- mehr in einem Thale, dessen Wände Muschelkalk sind, die oft 875‘ Meereshöhe haben. Der bunte Sandstein führt Gyps und Salzstöcke, auf ihm folgen drei Glieder des Muschelkalkes, dann die Lettenkoh- lengruppe mit Kalken, Mergeln und Lettenkohle. Darüber Keuper aus Sandsteinen und bunten Mergeln bestehend, das Bonebed mit Mergeln und Sandsteinen, alle Glieder des Lias, brauner Jura, Hils, drei Glieder des Gault, Pläner, obere Kreide mit Belemnitella qua- drata, endlich Septarienthon, Sand und Braunkohle im Salzgitterschen Querthale. Unger hat diesen Gebirgszug schon in Karstens Archiv beschrieben. Seitdem sind neue Aufschlüsse gewonnen, nämlich das Steinsalz im obern bunten Sandstein, die Lettenkohle, das Bonebed und viele höhere Gebilde. Der Keuper dieses Gebietes besteht zu unterst aus einem schlecht aufgeschlossenen massigen gelblichen oder grauen Sandstein, darüber folgen rothe dunkle Thone die in bunte Mergel übergehen. Letztere füllen sehr mächtig die Seitenthäler aus. Dann folgt ein hellgelber Sandstein mit dunkeln Thon- und Schiefer- mergeln, zuoberst regelmässig geschichtet, in der Mitte und unten mehr massig und sehr fest, stellenweise locker. Diesen Sandstein deutete Fr. Hoffmann als Quader, später als obern Keupersandstein und neuerlichst ist er dem Bonebed gleichgestellt, dem gelben Sand- stein Würtembergs parallelisirt. Die neuen Aufschlüsse geben ihn als Decke des Bonebed, das hier wirklich vorhanden. Der am Stein- berge bei Hildesheim auftretende Sandsteinzug ist die Fortsetzung desselben, so dass man ihn 7 bis 8 Meilen weit über Lichtenberg, Luttrum, Astenbeck, Derneburg, Söhre, Hotteln und Salzrode ver- folgen kann, weit auch auf der westlichen Seite. Die Aufschlüsse im Salzgitterschen Zuge liegen unweit Steinlah und dicht bei Salz- gitter.. Ersterer Punkt erschloss schon vor 25 Jahren das mächtige Hilseisensteinlager. Neuerlichst erschürfte man daselbst von oben nach unten Hilseisenstein, lockern glimmerigen Sandstein mit Pflanzen, hellgeben festem Sandstein, gelben Schiefermergel, bläulichschwarzen Schiefermergel mit Schwefelkies, grauen Mergel mit gelbem Tuten- mergel, schwarzgrauen Schiefer, dünnblättrigen Schiefer mit Schwe- felkiesplatten, schwarzen Mergel mit Schwefelkiesknauern, harte ‘san- digkalkige Bank mit Schwefelkies, schwarzen Thon, schwarzgrauen Schiefermergel, grauen festen Kalkstein, grauen Faserkalk , schwarz- grauen Schiefermergel mit viel Schwefelkies, grauen sandigen Kalk mit Fischresten als oberstes Knochenbettlager, schwarzgrauen Schie- fermergel, grauen sandigkalkigen Schiefer mit Fisch- und Saurierres- ten als unteres Knochenbettlager, Knollenmergel, bunte Keupermergel, dann noch ein Sandstein vielleicht Würtembergischer Schilfsandstein oder Lettenkohlensandstein. Die beiden Knochenbettlager enthalten ein Haufwerk fest verbundener Knochen, Schuppen und Zähne, Sau- 94 richthys acuminatus, Acrodus minimus, Gyrolepis [!!] tenuistriatus und ein unbestimmbarer Muschelkern. Wird nun auch der oberste gelbe Sandstein, der weiterhin 20° mächtig ist, dem Bonebed zugezählt und alle dazwischen liegende Schichten, so würde diese Bildung hier 28° Mächtigkeit haben. Ueber dem obern Sandstein folgt sofort Hils. Der Aufschluss östlich von Salzgitter zeigt folgende Schichten: gelb- grauen Thon mit viel schaligem Thoneisenstein, braunen gefleckten schiefrigen Sandstein in harten Kalkstein übergehend mit Ammonites Johnstoni und Lima Hermanni, braungelben Thon mit Thoneisenstein- geoden, braunen dünnplattigen Sandstein mit A. Johnstoni, grauen Thonmergel ohne Versteinerungen, bräunlich rothen Thon, feinen grü- nen Thon, glimmerreichen Sandstein mit Schilfabdrücken, grauen san- digen und schiefrigen Thon, sandiger Thon mit weissem Sandstein, feinkörniger glimmriger Sandstein in starken Bänken als Bonebed als Bonebedquader, Thonmergel, schiefriger Thon, feinkörniger Sandstein, gelbliche und graue Mergel, oberstes braunes Knochenbettlager mit gelbgrauen Mergel, unteres Hauptlager der dunkelbraunem Knochen- breccie, bunte Mergel, Sand und Sandstein, sandige Mergel, darunter bunte Keupermergel in grosser Mächtigkeit. Hier lässt sich die Gränze des Bonebed nach oben und unten nicht genau feststellen. Es führt Saurichthys acuminatus, Hybodus cloacinus, minor, sublae- vis, Acrodus minimus, Ceratodus cloacinus, Ctenacanthus cloacinus, auch ein kleines Zähnchen mit 2 Wurzeln und breiter gezackter Kau- fläche. Das Lager ist an beiden Punkten also identisch mit der Quenstedtschen Kloake, wenn auch die Lagerung gegen den gelben Sandstein abweicht. Dieser Sandstein bildet in N. und S. einen ei- genen Bergzug oft bis 100° mächtig, beginnt erst 49° über dem Kno- chenbettlager und könnte Lias sein. Er hat aber den Calamites are- naceus, Cycadeen und Clatopteris meniscioides, thierische Reste feh- len. Vielleicht ist er ein selbständiges in S- Deutschland fehlendes Glied, das man obern Bonebedsandstein nennen könnte. Die ganze Bonebedgruppe hat hier 172‘ Mächtigkeit. Es besteht zunächst unter dem Psilonotenlias aus einem braunrothen und grauen Thongebilde ohne Petrefakten als obern Bonebedthon, darunter ein sehr mächtiges Sandsteingebilde mit Cycadeen, Farren, Equiseten, zuunterst mit dem eigentlichen Bonebed. Verf. macht noch einen Streifzug in’s Halber- städische, wo er jedoch nichts Neues entdeckte. — (Neues Jahrbuch f. Mineral. 513—534.) al. Oryctogunosie. Scheerer, Nebeneinander-Vorkom- men von Thorit und Orangit. — Der Thorit unterscheidet sich bekanntlich vom Orangit nur durch einen etwas grössern Wasserge- halt und beide schliessen sich auch in ihrem Vorkommen eng anein- ander. Erstrer bildet meist die äussern Partien des im Zirkonsyenit Norwegens eingewachsenen Orangits. Bald hat das eine, bald das andere Mineral dabei die Oberhand, beide scheinen auch nirgends scharfe Grenzen zu bilden, sondern in einander überzugehen. Da der Thorit stellenweise die innern Oraugitpartien zugleich adernartig 95 durchschwärmt: so könnte man geneigt sein den Thorit als Umwand- lungsprodukt des Orangits zu betrachten, was jedoch bei näherer Untersuchung nicht zulässig ist. Früher wurden beide Mineralien nur getrennt gefunden. — (Berg-Hütt. Zeitung 1860. 124.) ‚Bergeron, Phosphorescenz einer als Californienne bezeichneten Varietät des Lapis lazuli. — Die schön blaue Californienne bildet Adern in einer feldspäthigen Felsart, welche Spu- ren von krystallinischen Kalk und von Schwefelkies enthält und bei Coquimbo in Chili vorkömmt. Ein Stück dieses Lasursteines über die Spirituslampe gebracht, phosphoreseirt nach einigen Sekunden schon vollkommen und ebenso lange bleibt ihm in Dunkelheit gebracht ein grüner glänzender Schein, der mit dem Abnehmen der Tempe- ratur schwächer wird. Kein andrer Lasurstein zeigt solche Phospho- rescenz, dieser auch nicht wiederholt. Umwindet man ein Stück mit mässig starkem Kupferdraht, dessen zwei Enden beiden Polen eines Galvanometers correspondiren: so kündigt eine schwache Abweichung der Nadel das Erscheinen der Phosphorescenz an und verschwindet mit ihr. Reibt man ein Stück auf dem Schleifstein hin und her, in- dem es zwischen den zuvor befeuchteten Fingern gehalten wird: so empfindet man ein Beben und Zittern bald von einem Kritteln oder Brennen begleitet und endlich von Erschlaffung der Finger. Offen- bar ist Electricität bei der Erzeugung dieser Phosphorescenz sehr stark betheiligt. — (Bullet. soc. geol. XVII. 432.) G. vom Rath, Pseudomorphose von Feldspath nach Aragonit. — Selbige stammt vom Herrengrund in Ungarn und hat die Form eines hexagonalen Prismas durch die gerade Endfläche be- grenzt. Zwei gegenüberliegende Prismenflächen tragen einspringende Kanten, daher der Krystall eine Verwachsung von drei Individuen bildet. Er misst 9 Centim. Höhe und 10 Centim. Dicke. Die Prismen- flächen sind mit einer mehre Linien tief in die Krystalle eindringenden Rinde von Kalkspathkrystallen bedeckt. Auf der abgebrochenen Un- terseite verrathen dem äussern Umrisse parallelgehende Linien die Tiefe bis zu der die Umändrung des Aragonits im Kalkspath statt gefunden hat. Besonderes Interesse gewährt ein Musterstück durch die Stellung der auf den Prismenflächen haftenden Kalkspathkrystalle, welche das Hauptrhomboeder herrschend und dazu das gewöhnliche Skalenoeder zeigen. Die Hauptachsen der kleinen Kalkspathrhomboe- der sind vertical, also parallel den Prismenkanten. Zu beiden Seiten jeder Prismenkante spiegeln die Flächen den Kalkspathkrystall mit einander ein haben folglich eine unter sich parallele Stellung. Diess ist aber nicht der Fall in Betreff der auf derselben Prismenfläche sitzenden Krystalle. Vielmehr erscheinen die auf der |linken Hälfte der Fläche sitzenden Rhomboeder gegen die der andern Hälfte um 60° gedreht. Die Stellung der pseudomorphen Kalkspathkrystalle verräht also die Zwillingsgrenzen der ehmaligen Aragonitindividuen selbst auf denjenigen Flächen, auf welchen keine. einspringenden Kan- ten erscheinen. Die gerade Endfläche des Aragonitdrillings zeigt kei- 96 ne regelmässige Anordnung der Kalkspathkrystalle, sie ist mehr zer- stört als die Prismenflächen. — (Niederrh. Gesellsch. Bonn1860. Juli 4.) H. Fischer, Verbreitung der triklinoedrischen Feld- späthe (Albit, Oligoklas, Labradorit) in den plutonischen Gesteinen des Schwarzwaldes. — In einigen Graniten kömmt neben weissen und theilweise fast wasserhellen Orthoklas auch Oligoklas weiss oder wasserhell, grünlich, roth bis ziegelroth vor; in andern neben röth- lich weissen oder fleischrothen Orthoklas auch farbloser, weisser, grün- licher, fleischrother, rosenrother Oligoklas. So meist in den Gebirgs- graniten;, in den feinkörnigen Ganggraniten ‚ist der Nachweis eines triklinoedrischen Feldspathes oft sehr schwierig. Der Granit vom Schluchsee bis nach Geroldsau ist ziemlich grosskörnig und führt nur spärlichen Oligoklas, die Granite von Blauen bei Badenweiler und von Kandern bis zum grossen Wiessenthal sind im allgemeinen reicher an Oligoklas. Eigentliche Syenite treten nur bei Rothwasser und Fitzenbach auf, was sonst dafür ausgegeben enthält keinen Or- thoklas, sondern Oligoklas und gehört also zum Diorit und Horn- blendeschiefer. Der Gneiss besitzt grosse Ausdehnung und Mannich- faltigkeit. Die porphyrartigen Gneisse sind häufig quarzarm, führen oft weissen Orthoklas und Oligoklas oder ziegel- und fleischrothen Oligoklas, der bisweilen kranzförmig den Orthoklas umzieht. Man- cher körnig streifige Gmneiss enthält streckenweise nur den schönsten Oligoklas und Quarz. Diorite finden sich an vielen Orten. Bei Ehrs- berg unweit Schoenau stehen grosse Blöcke von Gabbro an, der aus graulichem körnigblättrigen Labradorit und bräunlichgrauen halbme- tallisch schillernden Diallag besteht. Serpentin bei Todmoos, Alten- stein und Herbach steht in wesentlicher Beziehung zu den Gesteinen mit triklinoädrischen Feldspäthen. Fast in allen Porphyren des Schwarzwaldes lässt sich neben Orthoklas auch Oligoklas nachweisen. Zugleich hebt Verf. hervor, dass die Farbe der Grundmasse dieser Gesteine bei quarzführenden und quarzfreien Porphyren, welche beide Feldspäthe in erkennbaren Krystallen und deutlich neben einander enthalten, weil häufiger mit der Farbe des ihr ausgeschiedenen Oligo- klases vollständig oder doch viel näher übereinstimmen als mit der Farbe des Orthoklases, der doch meist grössere Krystalle zeigt; dass demnach in der Grundmasse auch der Oligoklas vielfach eine grösse- re Bedeutung gewinnen als der Orthoklas. Selten sind unter den quarzarmen Porphyren solche, welche gar keinen Orthoklas sondern nur triklinoedrisch gestreifte Feldspathkrystalle ausgeschieden ent- hielten. Wo Orthoklas- und Oligoklaskrystalle zugleich auftreten, überwiegen die ersten an Grösse meist bedeutend, nie wurden letz- tere grösser gefunden. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 575.) Hessenberg, Anataskrystalle. — Im Museum der Sen- kenbergischen Gesellschaft finden sich zwei tafelartige Anataskrystalle wahrscheinlich von Itabirit in Minas Geraes, theilweise durchsichtig, indigoblau bis grün, stellenweise kolophoniumartig durchscheinend, bei auffallendem Lichte schwärzlich und metallisch glänzend. Sie 97 stellen die Combination 0P.P.Y,P.Po:-3 Po: Yıs Ps dar, sind etwa 5 Millim. lang, oblong verzogen, sämmtliche Flächen glänzend, Po allein matt. Die Neigung von 3P„ zu OP beträgt 100° 37‘, die von !/ıP zu OP 160° 35‘ die primären Endkanten von 5/ı, Ps sind 1700 5’, die Neigung dieser Flächen zu OP = 154945', woraus die Seiten- kanten — 50030‘ hervorgehen. — (Senkenb. naturf. Gesellsch. III, 279.) Kenngott, über Malaconit. — Eine Probe dieses Minera- les von Copper Harbor am Obern See liess deutlich erkennen, dass hier keine wirklichen Krystalle, sondern Pseudomorphosen vorliegen. Die kleinen eisenschwarzen mit einander verwachsenen und in him- melblauem Chrysokolla eingewachsenen Krystalle sind ziemlich scharf ausgebildet, „On. «O oder „On: 0.0 darstellend, glänzen auf der Oberfläche sehr wenig, erscheinen jedoch von aussen wie ächte Krystalle. Beim Zertheilen aber sieht man deutlich, dass sie Pseu- dokrystalle sind, indem die Masse nicht gleichartig, sondern ein kör- niges Aggregat darstellt, das aus haltbaren krystallinischen Körnern zusammengesetzt ist, welche die Spaltungsflächen in verschiedenen Lagen zeigen. Die Krystalle als Ganzes aufgefasst zeigen keine Spaltungsflächen, wohl aber sieht man, wie die in den körnigen Ag- gregaten sichtbaren glänzenden Spaltflächen solche sind. Auf ihnen ist der Glanz fast metallisch und die Farbe mehr dunkelstahlgrau. In dem einen Krystalle sah man die körnigen Krystalloide mit da- zwischen liegenden kleinen Partien des blauen Chrysokolla cämentirt. Der Strich des Kupferoxydes ist schwarz, die Härte etwas über 4. — (Uebersicht mineral. Forsch. 1859. $. 97.) Bergemann, Kranzit, neues Harz aus der Braunkohle von Lattorf. — Selbiges kömmt in Körnern und rundlichen Stük- ken vor und lässt erkennen, dass es flüssig war. Gelblich, doch meist braun bis schwarz durch erdige Beimengungen; weich, leicht zu schnei- den, elastisch, hat keinen besondern Geruch; spec. Gew. = 0,968 — 1,002; schmilzt bei 225°C ohne die Farbe zu ändern, ist bei 288° voll- kommen flüssig und destillirt bei 3000 ein bräunliches Oel über mit unangenehmem durchdringenden Geruch; ein förmliches Sieden unter schnellerer Zersetzung tritt erst bei 375° ein, wobei sich die gewöhn- lichen gasförmigen Zersetzungsprodukte der Harze bilden und zu- gleich ein eigenthümliches Oel von brauner Farbe. Wird das Harz geschmolzen: so bleibt es auch bei abnehmender Temperatur lange flüssig oder doch weich, erstarrt aber bei Berührung mit kalten Kör- pern augenblicklich. Beim Anzünden verbrennen die durchsichtigen reinen Stücke des Harzes mit starkleuchtender viel Russ absetzender Flamme ohne Rückstand. Gegen Auflösungsmittel zeigt es die meiste Aehnlichkeit mit Walchowit. Durch anhaltendes Digeriren mit Aether werden nur 6 Procent gelöst, reiner Alkohol nimmt nur gegen 4 Pro- cent auf. In Petroleum, Terpentinöl, fetten Oelen, Schwefelkohlen- stoff, Chloroform etc. werden nur Spuren gelöst, dagegen schwillt das Harz in diesen zu einer durchsichtigen, hellgelben elastischen Masse an. Alkalien lösen es nicht, durch concentrirte Schwefelsäure wird XVL 1860. T 98 es bei gewöhnlicher Temperatur zu einer röthlichbraunen Flüssig- keit gelöst. Wenn aber das Harz bis zu anfangendem Schmelzen erhitzt war: so lassen sich verschiedene Harze durch Aether und Al- kohol ausziehen, der so gewonnene Hauptbestandtheil besteht aus 79,25C, 10,41 H. 10,34 O, was CoH3ıÖ0, entspricht. — (Journ, f. praet. Chem. LXXVL, 65.) E. Söchting, die Einschlüsse von Mineralien in kry- stallisirten Mineralien nebst Betrachtungen über die Entstehung von Mineralien und Gebirgsarten. Freiberg 1860. 8%. — Verf. hat sich schon seit längern Jahren mit diesem höchst wichtigen und in- teresssanten Gegenstande sehr eingehend beschäfftigt, auch in unserer Zeitschrift davon Nachricht gegeben und fasst hier das gesammte da- rauf bezügliche Material seiner Forschungen zusammen. Im alphabe- tischer Ordnung führt er die Mineralien auf und besprieht unter je- dem die darin von ihm selbst und Andern beobachteten Einschlüsse, zählt dann übersichtlich die einschliessenden und die eingeschlosse- nen Mineralien nochmals auf, ordpet selbige dann nach ihrer chemi- schen Constitution und knüpft hieran die höchst interessanten Betrach- tungen über den Bildungsprocess. Da jeder Mineraloge, Geologe und Chemiker die Schrift selbst studieren wird: so können wir bei der Beschränktheit unseres Raumes uns damit begnügen auf ihr Erschei- nen aufmerksam gemacht zu haben. @. Palaeontoeliogie. Unger, Sylloge plantarum fossi- lium. Sammlung fossiler Pflanzen besonders aus der Tertiärformation. Wien 1860. Mit 21 Tff. — Diese Abhandlung bildet die Fortsetzung von des Verf.’s Iconographie und sollen ihr noch weitre nachfolgen. Er beschreibt unter Beifügung sehr schöner Abbildungen: Chara polonica Kreide. Galizien | FieusDombeyopsis Wetterau. Bilin — Stacheana Kössener Schich- — tiliaefolia Bilin ten. Kärnthen — crenata tertiär. Steiermark Physagenia Parlatorii Mioc. Stei- — trachelodes Radoboj ermark Nyssa ornithobroma Wetterau — Vertumni Wetterau — europaea Wetterau — stiriaca Steiermark Folliculites minutulus Brown Persoonia radobojana Salvinia Mildeana Bilin Smilax grandifolia Bilin. Wetterau — Haidingeri Radoboj — Prasili tertiär. Steiermark Musophyllum bohemicum Mioc. Böhmen — daphnes Ett Böhmen Palaeospathe daemonorops Wet- | Lomatia pseudoilex Sotzka terau Embotrites borealis Radoboj Pinus pinastroides Fonsdorf Stei- | Petrophiloides imbricatus Stowb ermark Sotzka Podocarpus eocaenica Wetterau Olea osiris Radoboj Ostryia Atlantidis Linociera dubia Wetterau Quercus Gmelini Wetterau Fraxinus primigenia Parschlug Ulmus quercifolia Kärnthen — Dioscurorum Radoboj Vitis teutonica Braun Salzhausen Cissus radobojensis Ett — oxycoccos Radoboj Anona lignitum Wetterau — altenburgensis Altenburg — Morloti Altenburg 99 Cupania Neptuni ebda — grandis ebda Juglans parschlugana Parschlug — melaena ebda — radobojana — tephrodes Castelarquato Carya bilinica — aenigmatica Thalheim — xylopioides Bilin ig Magnolia dianae Radoboj mer — primigenia Radoboj mr Banisteria centaurorum Radoboj er — gigantum Radoboj Malpighiastrum procrustae Ra- doboj = — Jlaurifolium Radoboj = — venustum Radoboj — — byrsonimaefolium Radoboj = — tenerum — elaeodendroides ebda Pavia salinarum Wieliczka — xanthoxuloides ebda Sapindus lignitum Wetterau Pistacia lenticoides ebda — Pythii Parschlug — Mettenii Wetterau — heliconius Radoboj Protamyris radobojana — Ungeri Ettingsh. ebda Elaphritum antiquum Radoboj. Schaffner, fossile Algen im grünen Jaspis. — Verf. hatte früher auf Untersuchungen eines reichen Materiales gestützt alle angeblichen Algen in den Achaten für Dendriten erklärt. Seit- dem hat er Jaspis aus ÖOstindien untersuchen können und darunter eine durchsichtige Varietät, welche ächte Algen von wunderbarer Er- haltung umschliesst. Ihr Chlorophyll ist so wenig verändert, dass man frische Pflanzen zu sehen glaubt. Man erkennt Confervenfäden, eine Vaucheria, Syngyra quirina, ein Oedogonium, Fragmente von Cladophora und ein eigenthümliches Fadennetz welches an Hydrodic- tyon erinnert. Einer dieser Algenfäden scheint vier Sporen einzu- schliessen. In einer opaken rothgefleckten Varietät des Steines sieht man Protococcuskörnchen in so grosser Menge, dass die grüne Farbe desselben davon herzurühren scheint. Das Vorkommen dieser Pflan- zen in den Jaspissen beweist eine jugendliche Entstehung derselben in Süsswassern, über ihr geologisches Vorkommen ist Näheres nicht bekannt. — (Zegensb. Flora 1859. Nr. 36.) Dawson, fossile Pflanzen aus devonischen Gesteinen Unter-Canadas. — Die Reste wurden schon 1843 von Logan auf der Halbinsel Gaspe entdeckt mit den thierischen von Beyrichia, Spir- orbis, Flossenstacheln und Brachiopoden. Es sind folgende: Psilo- phyton n. gen.: ein Lycopodiacee, dichotom verzweigt und mit unter- brochenen Rippen oder dicht angepressten kleinen Blättchen bedeckt; Stämme aus einem Rhizom entspringend, welches cylindrische Wür- zelchen aus kreisrunden Areolen abwärts sendet. Die Achse zeigt 7* Sturi Erdöbenya Ungeri Ett. Bilin ventricosa Salzhausen pusilla Franzensbrunn costata Wetterau. Böhmen Rhus Herthae Parschlug Retine ebda Napaearum ebda cuneolata ebda triphylla ebda 100 Treppengefässe umgeben von einem Cylinder aus Parenchymzellen und einer Rinde aus verlängerten Holz- oder Prosenchymzellen. Fructification wahrscheinlich in seitlichen von Laubbrakteen bedeck- ten Massen. Die Rhizome sind noch in natürlicher Lage und bis ei- nen Zoll diek. Die nächste Verwandtschaft hat das lebende Psilo- tum. 2 Arten heissen Ps. princeps und Ps. robustius. Dazu gehört vielleicht Haliserites Dechenanus Gp. — Prototaxites n. gen.: Holz- stamm mit concentrischen Jahresringen und Markstrahlen, Pleuren- chymzellen spärlich, in regelmässigen Reihen, dickwandig, mit einer doppelten Reihe von Spiralfasern. Hat die Spiralgefässe von Taxites und Spiropitys weicht aber von allen Coniferen ab durch die auf dem Querschnitte ganz von einander entfernt stehenden und daher dreh- runden Holzzellen, wie man es sonst an jungen saftigen Zweigen le- bender Koniferen findet. — Ferner noch Lepidodendron Gaspeanum n. sp., Poacites und Knorria. — (Quart. journ. geol. XV, 477—488.) Reuss, Lingulinopsis, neue Foraminiferengattung im böhmischen Pläner. — Die Gattungen der Rhabdoideen ge- hen vielfach in einander über und lassen sich nicht scharf abgränzen, so neigen die Nodosarien zu den Dentalien, Orthocerinen, Glanduli- nen und Vaginulinen, auch Lingulina sondert sich nicht scharf von Frondicularia, diese nicht von Rhabdogonium u. s w. R. fand einen neuen Typus in der Familie der Glanduliniden, welche bisher nur Glandulina mit geradem drehrunden Gehäuse und runder Mündung, Psecadium mit gekrümmter Achse der Kammern und Lingulina mit seitlich zusammengedrückter Schale und spaltenförmiger Mündung begriff. Die neue Form ist eine grosse Lingulina von Weisskirchlitz, doch bei genauer Untersuchung generisch eigenthümlich. Nur der jüngere Theil des Gehäuses gleicht Lingulina, aber die ältesten klei- nen Kammern sind in spiraler Reihe angeordnet und bilden in ihrer Vereinigung eine kleine seitlich zusammengedrückte Spira. Der un- terste Theil des Gehäuses ähnelt daher einer kleinen Cristellaria und erst bei fortschreitender Entwicklung ordnen sich die Kammern nach dem Rhabdoidentypus. Die Diagnose der neuen Gattung Lingulinop- sis lautet: testa calcarea, elongata, compressa, biformi, inferne spirali, superne recta; loculis primis parvis in spiram exiguam lateraliter compressam convolutis, junioribus ad rectam lineam sibi superpositis, partim amplectentibus; apertura terminali, fissuram longitudinalem angustam sistente. Die einzige Art ist früher als Lingulina bohemica beschrieben. — (Prager Berichte 1860. $. 23.) A.Wagner, die fossilen Ueberreste von nackten Din- tenfischen aus dem lithographischen Schiefer und dem Lias des S-deutschen Juragebirges kritisch erläutert. Mit1 Tfl. München 1860. 40°. — Eine kurze Anzeige dieser Abhandlung nach den vorläufigen akademischen Bericht gaben wir Bd. XIV. 409, der Inhalt nöthigt uns besonders darauf zurückzukommen. I. Sepia Rüpp = Coccoteu- this Ow = Trachyteuthis Meyer. Rüppels Sepia hastiformis wurde sehr verschiedentlich gedeutet. Sie besteht aus mehren hornigen Sn 101 Lamellen von geringer Dicke, ist länglich oval, in der untern Hälfte plötzlich erweitert, an beiden Enden rundlich zugespitzt, vorn schär- fer hinten stumpfer. Die Flügel durch eine schiefe Längsfurche ab- gesetzt, der Schulp mit Kalkkörnchen überzogen. Es fehlen also die porösen Kalklamellen an der Innenseite der lebenden Sepia und die- sen fehlen die Flügelansätze der fossilen. So schliessen sich diese Schulpen an Loligonidae und insbesondere an Leptoteuthis und Geo- teuthis an, ihre generische Absonderung ist nöthig, Meyers Trachy- teuthis 1846 war todtgeboren, also ist Owens Coccoteuthis 1855 da- für aufzunehmen. Wagner beobachtete ein Exemplar mit Dintenbeutel. Zur Sepia hastiformis fügte Münster 7 Arten hinzu, welche d’Orbigny beschrieb, zugleich aber auf 4 reducirte, nämlich Sepia antiqua, cau- data, venusta und S. linguata (= obscura, regularis, gracilis) und wollte nur S. venusta als wirklich begründet alle übrigen unter ha- stiformis gesteckt betrachten. Von Sepia antiqua fehlen die Origi- nale, zwei andere Platten bestättigen die angeführten Unterschiede nicht und sie fällt mit S. hastiformis zusammen. S. obscura ist ein schlechtes mittles Bruchstück von S. antiqua, auch von Niemand als Species anerkannt. S. caudata untersucht W. und bestättigt d’Orbig- ny’s Deutung, dass sie mit S. antiqua zusammenfalle, nur grösser ist. S. linguata ist nur das granulirte Mittelfeld der Oberseite und S. re- gularis das der Unterseite, beide vom Schulp abgesprungen. Das Exemplar von S. gracilis wagt W. nicht sicher zu deuten, S. venusta hält er für wirklich eigenthümlich, will sie aber lieber für eine Mu- schel als für einen Cephalopoden nehmen. Eine spätere Abbildung in den Beitr. VII. fig. 1. 3 sind unter S. hastiformis verwiesen, fig. 3 wollte Münster S. subsagittata nennen, was nicht gerechtfertigt, fig. 4.5 sind Bruchstücke von S. antiqua. — Trachyteuthis ensiformis Meyer, der Meyer selbst S. antiqua und linguata unterordnet, unter- suchte W. in zwei Exemplaren. Das eine ist wirklich identisch mit S. antigua, das andere mit S. caudata. Owens Coccoteuthis latipin- nis aus dem Kimeridgethon ist eine Art derselben Gattung. — Lep- toteuthis liegt in der Münsterschen Sammlung in mehren Stücken. Die Schale ist dünn, besteht aus einigen Lagen, langgestreckt, bau- chig oyal an beiden Enden breit abgerundet, der Haupttheil bildet ein langgezogenes Dreieck, jederseits legt sich ein schmales Nebenfeld an und weiter unten die Seitenflügel, einige Längsfurchen sind sicht- bar; das grösste Exemplar ist 2’ lang und 8“ breit. Die Art gehört entschieden nicht zu Coccosteus, die hoch hinaufreichenden Flügel stellen sie neben Geoteuthis, ohne identisch zu sein. Ihre Stellung lässt W. so zweifelhaft als sie bisher schon war. — Acanthoteuthis gigantea wird nach dem Originalexemplar beschrieben und ist sehr wahrscheinlich mit Leptoteuthis gigas ist identisch. Die Sammlung besitzt noch ein grösseres Exemplar, ebenfalls ohne Schulp, blos Kör- perabdruck, 30° lang. Fraas Loliginites alatus fällt damit zusammen. — Acanthoteuthis. Für diese Gattung lässt W. blos die Arme mit Haken gelten, die Schulpen nicht. A. Ferusacii und A. Lichten- 102 steini hält W. wie Andere für identisch, aber A. speciosa*) ist grös- ser, die Häkchen weiter aus einander gerückt. Zu A. speciosa ge- hört noch ein Körperabdruck, in welchem Spuren vom Schulp sicht- bar sind, der sehr breit gewesen sein muss. Ueber Acanthoteuthis Orbignyana vermag W. keine neue Auskunft zu geben. — Celaeno ist in ziemlicher Anzahl in der Münchener Sammlung vorhanden. Münsters Arten C. scutellaris und arquata fallen in eine einzige zu- sammen. Der Schulp beginnt mit einem starken Kiele der sich nach unten zuspitzt und beiderseits schmal eingesäumt ist. Dieser Saum erweitert sich unten plötzlich buchtig und bildet einen grossen lan- gen Flügel mit geschweiftem Rande und nach aussen gekrümmter Spitze. Länge 31/2‘, Breite 1‘4“'. Der birnförmige Dintensack ist auf zwei Exemplaren vorhanden. C. conica n. sp. kleiner als vorige, ihre Flügel nicht halbirt, ohne Furche längs der Mitte. Ein Kör- perabdruck mit Saugnäpfen an den Armen wird erwähnt. — Plesio- teuthis nov. gen. Münster verwies unter Acanthoteuthis alle schma- len lancettlichen Schulpe, die er vorher unter Onychoteuthis begriff und unterschied 12 Arten. Allein W. hat an keinem Exemplare die Akanthoteuthenhäkchen gefunden und hält also diese Schulpen für generisch eigenthümlich obigen Namen ihnen gebend. Münster grup- pirte die Arten in drei Subgenera, d’Orbigny deutete sie anders und steigerte die Verwirrung. Die Schulpen sind alle sehr dünn, braun, hornig, schmal, langgestreckt dreiseitig, von der feinen untern Spitze erhebt sich ein starker Kiel längs der Mittellinie nach vorn ganz verflacht. Von vorn ziehen zwei gerade Seitenkiele herab, die unten verschwinden, von der untern Spitze zwei kurze Seitenflügel. So sind sie also von Loligo wesentlich verschieden, ihre Erhaltung ist meist sehr schlecht. Der Körperabdruck zeigt nie Haken an den Armen, der Kopf ist ganz undeutlich, der Körper ist walzig, hinten rundlich zugespitzt, ohne Spuren von Flossen. Häufig kommen Dintenbeutel vor, liefern aber keine specifischen Unterschiede. Münsters Unterschei- dung von drei Subgenera beruht auf mangelhafter Erhaltung der Exemplare, ebenso d’Orbignys Vertheilung. Die Münsterschen Arten kann W. nicht rechtfertigen, er unterscheidet nur zwei Arten. Pl. prisca (= Loligo prisca Rüpp, Acanthoteuthis angusta, brevis, inter- media, lata, rhomboidalis, semistriata, subconica, subovata, tricarinata, Loligo sagittata Mstr.) 6—8‘‘ lange Schulpen. Pl. acuta (= Acantho- teuthis acuta Mstr.) kleinere Formen. — Teuthopsis mit 2 Arten breit spatel- oder löffelförmige Schulpe, hinten stark abgerundet, auf der Oberseite gewölbt, vorn in einen Stiel auslaufend, von dem ein Kiel nach unten ausgeht. Steht Loligo und Sepioteuthis sehr nah. T. oblonga n. sp. wozu Münsters Beitr. VIL, tb. 6 fig. 1. 2. gehören. T. princeps n. sp. eine breite fast rhomboidische Blatt- *) Das schöne Exemplar in der hallischen Sammlung, welches ich im Jahresbericht des naturwiss. Vereines 1850. II. S. 7. beschrie- ben habe, hält Hr. Wagner nicht der Beachtung werth. Giebel. 103 form. T. piriformis Mstr. aus Lias ist sehr defekt noch fraglich. — Beloteuthis erhielt von Münster 5 Liasarten, die Quenstedt auf 2 reducirte. B. ampullaris Mstr. = Loliginites Schübleri @, von d’Or- bigny ganz falsch gedeutet. B. subcostata, substriata, acuta, venusta Mstr. fallen in eine Art zusammen. — Belopeltis bei Münster Geoteuthis, d’Orbigny Belemnosepia, Quenstedt Loligosepia Steht Lep- toteuthis zunächst. Münster unterschied 8 Arten, Quenstedt 4. die weitest verbreitete ist G. bollensis Ziet. — B. sinuata Volz, damit identisch G. speciosa Mst., G. lata Mstr. Loliginites simplex @., B. simplex und emarginata Volz, auch G. orbignyana Mstr. gehört noch dazu. Aber G. sagittata Mstr. ist eine gute Art, der G. hastata Mstr. zufällt. G. obconica Mstr. bleibt zweifelhaft, G. flexuosa Mstr. ist der G. sagittata zuzuweisen. — Sepialites striatulus Mstr. scheint ein schlechtes Exemplar von G. bollensis zu sein, S. gracilis Mstr. eine jugendliche Geoteuthis, beide werthlos. Brühl, Phoca holitschensis. — Wenige vorweltliche Ob- jeete sind seit langer Zeit in den Händen vieler Paläontologen gewe- sen und sind so oft selbst mit Gepränge erwähnt worden als jener Phocafuss im Pesther Museum. So beginnt Verf. seine Abhandlung und weiter erfahren wir von ihm selbst, dass nur Cuvier und Blain- ville einen schlechten Gypsabguss erwähnen, der jede Untersuchung resultatlos lassen musste, daher denn auch die gemeinen Hand- und Lehrbücher keine Notiz davon nehmen. Wer sind denn nun die vie- len Paläontologen und worin besteht das Gepränge? Da liegt doch die Schuld an keinem weiter als an den Pesther Paläontologen (?), dass das Fossil nicht besser bekannt geworden ist und wozu solche Einleitung zur Beschreibung eines Phocafusses! — Verf. gibt nun erst drei Merkmale an, nach welchen das Fossil als Phokenfuss sich ergibt, was für den Osteologen, und andere Leute kümmern sich doch um den Phokenfuss nicht, völlig überflüssig war. Zur nähern Bestim- mung gibt er dann eine Uebersicht der bekannten Gattungen, die ebenso überflüssig an diesem Orte ist. Nun folgt die Vergleichung mit Phoca, zu welcher ihm nur Ph. vitulina zu Gebote steht. Hätten die Zoologen es nur im entferntesten vermuthen können, dass Herr Brühl des Phokenfusses dermaleinst so nöthig hatte, sie würden ge- wiss alle Arten bis in alles Detail des Fusses beschrieben und abge- bildet haben. So kann er uns nur zwei Seiten Messungen mittheilen und die Beschreibung der fossilen Knochen, woraus er folgert, dass der Pesther fossile Fuss nicht als gradezu identisch mit der lebenden Phoca vitulina erklärt werden kann, was eben schon Cuvier und Blain- ville nach einem schlechten Gypsabguss ermittelt hatten. Der Fund- ort ist Holitsch an der March im Leithakalk. Das Alles hätte Verf. auf zwei Octavseiten statt auf 17 Royalquartseiten sagen können, wenn er nicht völlig unnützes Gepränge geliebt hätte, das der Ge- genstand doch gar nicht beansprucht. — (Mittheil. des zool. Instituts der Universität Pesth IL, Wien 1860. 4 Tffl.) Gl. 104 Botanik. Caspary, einige Pelorien. — An einer Or- chis latifolia L, von 301/a° Höhe trug der Stamm 7 Blätter, deren oberstes 2° vom Blühtenstande entfernt war und die alle eine flache Spitze hatten, die untern und mittlern waren länger als die Blühten, Die Wurzelknollen getheilt; die Blühten fast regelmässig, die Lippe fehlte. Alle Blühten der 6° langen Aehre schienen gleich gebaut zu sein. Drei hatten 6 oblong lanzettförmige Perigonblätter, drei äus- sere breite, drei innere kurze, alle dreinervig, die Nerven blind gegen die Blattspitze endend. Statt dreier Antheren war nur eine entwi- ckelt. Die Blühten waren also unvollständige Pelorien, wie solche schon häufig beobachtet worden. Eine sehr schöne Pelorie beobach- tete C. an einer mexikanischen Gesnerace Columnea schiedeana Schl. Die Blühte gewöhnlicher Form hat einen fünftheiligen Kelch, dessen Zipfel oblong eiförmig, spitz und ungleich sind. Die zweilippige Co- rolle ist sehr unregelmässig. Die oblong lineale Unterlippe geht in 1° Höhe horizontal ab, die senkrechte Oberlippe überragt sie noch um 1!/‘, ist oben kaum ausgerandet und zeigt seitlich gegen ihre Mitte zwei spitzwinklige ziemlich stumpfe Lappen. Nur 4 unterstän- dige Staubfäden entwickeln sich, der nach der Achse gekehrte ver- kümmert, an seiner Stelle ist eine grosse Drüse. Je 2 und 2 Staub- fäden sind mit den Seiten der Antheren verklebt, alle 4 Antheren hängen auf der Spitze mit einander zusammen, die Staubträger sind auf der Spitze bogig gekrümmt und an der Basis in einen Ring ver- wachsen. Das Germen ist einfächrig mit 2 seitlichen Placenten, die zahlreiche langgestielte anatrope Samenknospen tragen. Die beiden Karpellen stehen vorn und hinten und jedes gibt zu jeden der beiden Lappen des Stigma die Hälfte her, das Stigma zeigt auf jedem Lappen die Spalte deutlich. Um die Basis des Germen zieht sich eine zu- sammenhängende sehr dünn und niedrige dreibuchtige gelbe Neck- tardrüse vorn und seitlich herum, hinten an der grossen aufhörend. Das Germen selbst ist mit Haarbüscheln besetzt. Von dieser gewöhn- lichen Form weicht nun die beobachtete Pelorie sehr ab. Die Kelch- gipfel waren fast gleich, die Korolle regelmässig und präsentirteller- förmijg Wo sonst die Unterlippe steht, theilte sich die Blumenkrone in 5 gleiche oblonglanzettförmige fast lineale horizontale Zipfel ab- wechselnd mit den Kelchzipfeln, alle gleichen der Unterlippe der ge- wöhnlichen Blühte, alle etwas gedreht. Statt 4 Staubfäden hatten sich 5 ganz gleiche entwickelt, die an der Basis ringförmig zusam- menhingen, Das rechte Staubblatt war ganz frei, die 4 andern paar- weise mit den Beuteln verklebt, aber die Spitzen frei. Die Träger aller gegen die Spitze zu gekrümmt. Das Pistill von gewöhnlicher Form. An demselben Stamm trieb eine zweite Pelorie. Ihre 5 Kelch- blätter waren ganz gleich, die Korolle wie bei obiger Blühte. Die Antheren aller 5 Staubfäden hingen hier auf der Spitze zusammen und die Staubbeutel von 4 Antheren wiederum paarweise seitlich an einander geheftet. Die Basis der Staubfäden bildete einen ganz ge- schlossenen Ring und die hintere grosse dünne Nektardrüse der ge- 105 wöhnlichen Blühte war hier rings um das Germen entwickelt und fünflappig. Es scheint, dass die Gesneraceen auf 2 fünfzählige Staub- blattkreise angelegt sind. — Sehr interessante Monstrositäten beob- achtete C. noch an Digitalis purpurea. Die Hochblätter der Blühten waren in Quirlstellung übergegangen und zu einer Endblühte zusam- mengetreten. Sie wird noch weiter beschrieben. — (Königsb. oecon. physic. Gesellsch. I. 59—65.) Derselbe, über räthselhafte Pflanzen angeblich auf ungeschlechtlichem Wege enstandene Bastarde. — Die in dieser Hinsicht merkwürdigste Pflanze ist Cytisus Adami Poir 1828 zu Vitri bei Paris zuerst aufgetaucht, soll durch Pfropfung des nied- rigen Cytisus purpurans Scop auf C. laburnum L entstanden sein. Das gepfropfte Auge schlug fehl, aber daneben bildete sich eine an- dere Knospe, welche C. Adami wurde, ein Strauch, der in Grösse, Form und Behaarung des Blattes, in der Gestalt der hängenden lan- gen jedoch lockern Blüthentraube dem C. laburnum gleicht, aber schmutzig, gelblich carmoisinrothe Blühten trägt. Aeltre Exemplare zeigen einzelne Zweige, welche vollständig die Blühten von C. labur- num und andere welche die des C. purpureus besitzen. C. hat die Pflanze in Bonn genau untersucht. Die Blühte des eigentlichen C. Adami hat abweichend von den geschlechtlich entstandenen Bastar- den gut ausgebildeten Samenstaub, der leicht Schläuche treibt, zeigt zugleich monströs entwickelte Samenknospen, während gewöhnliche Bastarde mangelhaft entwickelten Samenstaub, aber normal gebildete Samenknospen besitzen. Aehnlich wie Cytisus Adami ist die soge- nannte Bizarrerie der Orangen, die zuerst 1644 bei Florenz auftrat. Es bildete sich dort angeblich aus einem fehlgeschlagenen Auge der Betrate, Citrus medica, gepfropft auf einem Stamm der bittern Orange, Citrus bigarradia, eine Pflanze, welche Blätter, Blühten und Früchte trägt, die bald rein die Natur der Cedrate oder die der bittern Orange darstellen, theils daraus gemischt sind und zwar so wunderlich, dass ein Theil einer Frucht dünnschalige Stücke mit bitterem Fleisch und ein anderer Theil derselben Frucht sehr dickschalige Stücke mit säuerlichem Fleisch zeigt. In neuerer Zeit ist in Alexandrien sogar eine Orange gefunden, welche drei Arten in ein und derselben Frucht darstellte: die saure und süsse Citrone und die süsse Apfelsine. C. fand auch noch eine Apfelsine, mit äusserlich zwei ganz verschiedenen Rindenarten, ein Viertel der Rinde war dick, rauh, tief orange mit sehr grossen Oelbehältern, drei Viertel dagegen zeigten mit plötzli- cher Abgrenzung eine dünne, glatte hellorangegelbe Rinde, welche sehr kleine Oelbehälter besass. Das Fleisch beider Theile war gleich gebildet und von gleichem Geschmack der süssen Aepfelsine. Jeder Theil hatte einen ausgebildeten Samen. — (Zbda. 12.) Derselbe, Bullardia aquatica DC. — Diese neuerdings an der N-Küste des Samlandes beobachtete Pflanze NO-Europas hat sehr kleine Samen, cylindrischoblonge mit 16 Längsfurchen, ohne Raphe, schwärzlichbraun. Sobald das Würzelchen aus der Samen- 106 schale herausgetreten, schwillt es dicht über der Spitze zu einem dieken Ringwulst an und darauf bilden sich zahlreiche einzellige Haare wie bei Najas major, minor und flexilis, bei Aponogeton dista- chyum u. a. Die Abtrennung der Wurzelhaube tritt später dicht un- ter dem Wulst ein, dann verlängert sich die Wurzel beträchtlich und die Haare sterben ab. Die Keimlinge heben die Samenschale über die Erde empor und die Kotylen sprengen dieselben ab. Dann sind sie imStamm erst 1—2‘ hoch und haben oft schon 1—2 Beiwurzeln. Die Kotylen sind anfangs eiförmig und liegen ganz auf einander, später stehen sie weit ab und ähneln endlich Laubblättern. Das er- ste Internodium trägt einen zweizähligen Blattquirl auf seiner Spitze, auch die folgenden Blätter stehen in zweizähligen abwechselnden Quir- len und sind alle lineal oder lanzettlich, sitzend, an der Basis-aufge- wachsen, an der Spitze schwach zugespitzt. Der Stamm ist drehrund, die Internodien !/—5‘‘ lang. Die Pflanze steht am Ufer, wo sie zeitweilig ganz unter Wasser gesetzt wird. Häufig unter Wasser wird sie länger und aufrecht und ist dann Tillaea aequaticaL. Aus- ser dem Wasser bleiben die Internodien kürzer und zahlreiche Aeste bilden sich, nur deren äusserste Spitzen richten sich auf, dann ist sie Tillaea prostrata Schkuhr. Die Blühten scheinen meist axillar zu sein, seltener alar, d. h. terminal. Oft scheint die Blühte einen kleinen Stamm abzuschliessen, indem neben ihr ein kleines Blattpaar hervor- wächst und in der Entwicklung zurückbleibt, Aber zwischen beiden Blättchen liegt noch eine Blühtenknospe, aus deren Achsel ein Trieb die Fortsetzung des Stammes bildet. Die Glieder sind alle einander gleich, jedes trägt zwei Blätter, die zugleich Vorblätter sind und schliesst mit einer Blühte ab. Der Blühtenstand ist eine einfache Wickel hie und da ein Dichasium, das jedoch nach einfacher Gablung in die einfache Wickel übergeht. Auffallend ist, dass die Blühte in der Richtung der Mediane der beiden unter ihr stehenden Blätter stets zusammengedrückt erscheint sowohl wenn sie axillär als wenn sie alar ist. Die beiden Blätter an der Blühte haben offenbar diese Verringerung des einen Durchmessers durch Hemmung der Entwick- lung in der Richtung in der sie selbst stehen bewirkt. Selten trägt ein Sympodialglied vor seinem Abschluss durch eine terminale Blühte mehr als ein Blattpaar, mehr als zwei Paare niemals. Ursprung des Sympodialgliedes verhält sich ganz zufällig, die neue Achse entsteht bald aus der Achsel des rechten, bald aus der des linken der beiden Vorblätter. Ueber neun Glieder fand C. in keinem der sympodialen Blühtenstände, meist weniger. Aeste sind bei der aufrechten Form sparsam, bei der niederliegenden im untern Theil reichlich. Aus- zweigung meist nur aus der Achsel eines der Blätter eines Paares. Selten tragen bei der aufrechten Form beide Achseln des zweizähli- gen Blattquirls einen Ast, gewöhnlich aber bei den untern Blattpaa- ren der niederliegenden Form. Von den 4 unterständigen Kelchblät- tern sind die beiden untern grösser als die beiden mittlen, decken diese am "Rande und stehn abwechselnd mit den vorhergehenden 197 zweizähligen Laubblattquirl, der die Stelle der Vorblätter einnimmt. Alle 4 sind kurz dreieckig stumpf, ihr oberer Rand unregelmässig schwach gezahnt; alle hängen an der Basis zusammen. Der Blühten- stiel ist meist so kurz, dass die Blühte sitzend erscheint. Abwech- selnd mit den Kelchblättern stehen 4 fast elliptische stumpfe oben gezähnelte ungestielte Blumenblätter, stets den Carpellen anliegend, zur Zeit des Blühens oben zusammengeneigt; erst durch Anschwel- lung der Germina tritt eine Oeffnung der Blühte ein. Zur Zeit der Blühte ragen die Baumblätter wenig über die Kelchblätter hervor, nach der Befruchtung aber vergrössern sich die Petala auf die dop- pelte Länge. Abwechselnd mit ihnen stehen die 4 Staubfäden mit fadenförmigen Filamenten und nierenförmigen Antheren, die nur 2 Fächer haben mit je 5 Pollenkörnern. Die Staubblätter sind kürzer als die Blumenblätter und überragen die Kelchblätter wenig. Die Antheren springen bei völlig geschlossener Blühte mit 2 Längsrissen auf der innern Seite auf. Abwechselnd mit den Staubblättern folgen % sterile fadenförmige Organe, Staminodien. Diese, die Staubfäden und Blumenblätter stehen auf dem Receptaculum, den Staminodien gegenüber dann 4 Fruchtblätter ohne Stylus; das Stigma, eine kleine Spitze auf der Bauchseite des Fruchtblattes sitzend besteht nur aus wenigen halbkugligen Papillen. Alle 4 Germina sind zur Zeit der Blühte mit der Spitze zusammengeneigt, erst mit der Samenreife biegt sich die Spitze zurück und die Bauchnaht amı Rande des Fruchtblat- tes in 2 Reihen, 5—13 auf einem Fruchtblatt. Ihr Funiculus ist ganz kurz, sie sind anatrop mit 2 Integumenten, die Frucht besteht aus 4 braunen Bälgen, die Bauchseite ist stark gewölbt und wenig gewölbt und wenig gekielt. Die Balgkapsel springt auf der Bauchnaht auf. Die Pflanze ist eine einachsige. Der Stamm ersten Grades endet nach 4 Blattpaaren, die auf die Cotylen folgen, mit einer Blühte. Die Pfahlwurzel ist von kurzer Dauer. Neben ihr oben zeigen sich bald ein oder zwei Adventivwurzeln bei den Keimlingen. Blühende Pflan- zen haben ven der Pfahlwurzel nichts mehr, im Sommer und Herbst findet- man selbst nichts mehr vom untern ‚Theile des Stammes, die Pflanze wurzelt aus dem Knoten, an jedem derselben mit 1, 2, 3 ja 15 einfachen Wurzeln. Die Pflanze kriecht. Sie hat keinen Unter- schied von Laub- und Vorblättern wie viele andere Crassulaceen, das Scheinachsenglied hat nur 2 Blätter, die Vor- und Laubblätter zugleich sind und eigentliche Laubblätter gibt es bei der aufrechten Form nur 3— 4 Paar an der Hauptachse über den Cotylen. Auch der Blühten- tenstand zeigt Armuth, während andere Arten viel reichblühtiger sind, nur Sedum stellatum ist noch ärmer. Die anatrope Samenknospe ist unter Wasser und Kali ganz deutlich auf ihren Bau zu erkennen. Die Integumente besitzen 2 Zellenlagen, der Embryo ist elliptisch mit einer Keimzelle an seinem Micropyleende, der dünne Folliculus ohne Spur eines Gefässes, alle seine Zellen aus Parenchym bestehend. Der Samen zeigt von den 4 Zellenlagen der Integumente nur die bei- den obersten braun und verschrumpft; die untere hat kurze paren- 108 chymatische Zellen mit nichtbuchtigen Wänden, die obern lange Zel- len mit 7 bis 10 Buchten jederseits. Am Würzelchen ein Rest von Albumen aus einer Schicht mit deutlichen Zellen bestehend. Das Em- bryum ist cylindrisch, die Cotylen gleich gestaltet, kurz, dick; von der Plumula ist nichts entwickelt. Ein Strang zarter kleiner Zellen durchzieht die Mitte des Stämmchens, spaltet sich unter der Anlage der Plumula und schickt einen Arm in jedes Cotylon. Die Rinde des Stämmchens ist nur drei Zellenlagen dick, der Cambialstrang hört 3 Zellenlagen vor der Wurzelspitze auf, die Wurzelhaube ist in Anlage da. Die Zellen des Embryum sind mit undurchsichtigen Proteinstof- fen erfüllt. Pfahl- und Adventivwurzel zeigen eine dünne aus 2 Zellen- lagen bestehende Wurzelhaube, die sich wahrscheinlich nicht ergänzt. Ein sehr dünner aus Leitzellen und zwei Ringgefässen bestehender Gefässbündelstrang findet sich im Centrum der Wurzel, über der Spitze einzelne Wurzelhaare. Der Stamm der fertigen Pflanze hat eine dicke mit Epidermis bedeckte Rinde, Dicht unter jedem Kno- ten öffnen sich einige Stomata, gebildet von zwei Spaltöffnungszellen, von 3 grössern Zellen, welche einen elliptischen Umriss haben umge- ben. In der Rinde zeigt sich ein strahliger Kreis von Längsluftgän- gen, etwa 10. Die Rindenzellen enthalten viel Chlorophyll. Das Cen- trum des Stammes nimmt ein dünner Gefässbündelstrang ein, der 2 undeutliche Gruppen von Gefässen zeigt. Die Enden ihrer Zellen le gen sich mit kurzer schiefer Abstutzung an einander. Die Durchboh- rung der Querwand ist ein elliptisches dickrandiges Loch. Die Ge- fässelemente sind im Internodium sehr lang, aber sehr kurz, dick und eiförmig im Knoten. Die Gefässe haben nach aussen, zur Seite und zwischen sich zarte lange Zellen mit feinkörnigen Proteinstoffen er- füllt. Holz, Mark, Bast sind blos in Lage nicht im Bau verschieden. Ausser den ring- oder spiralförmig verdiekten Gefässzellen besteht alles andere Gewebe des Gefässbündels aus Leitzellen. Das centrale Gefässbündel ist von einer einzigen Lage dicht an einander schlies- sender stumpfer kurzer Zellen, Schutzscheide umgeben. Je 2 Zellen der Schutzscheide zeigen zwischen sich auf einem senkrecht auf die Längsachse des Stammes ausgeführten Querschnitt einen undeutlichen dunklen Fleck, der von Poren gebildet wird. An den Knoten hören die Luftgänge der Rinde auf, es tritt quer durch die Breite des Stam- mes ein dichtes Parenchym ein; ein einziger Gefässbündelstrang geht als Zweig des centralen Gefässbündelstranges im Knoten in jedes Blatt. Das Laubblatt hat oben und unten verschiedene Epidermis. Die Zellen der untern sind länger, nicht gebuchtet, die der obern breiter und vielbuchtig; auf beiden Seiten zahlreiche Stomata ganz wie auf der Rinde gebildet. Das Parenchym des innern Blattes be- steht aus kugligen oder kurz cylindrischen Zellen mit Chlorophyll. Senkrecht auf der Blattfläche stehende Chlorophylizellen fehlen. Die Intercellularräume sind reichlich mit Luft gefüllt. Der einzige ein- tretende Gefässbündelstrang aus Leitzellen und Ringgefässen beste- hend bildet alsogleich rechts und links einen Zweig, der im Bogen 109 vom mittlern Strange abgeht und blind endend. Den kurzen Blüh- tenstiel durchzieht ein einziger Strang von Gefässen, der sich an der Spitze in 4 theilt für die 4 Kelchblätter , jeder derselben enthält nur 2—3 Ringgefässe und durchzieht das Kelchblatt unverzweigt. Die Epidermis der Kelchblätter hat am Rande Zellen mit geraden Wän- den, auf der Mitte solche mit buchtigen Wänden. Einzelne Stomata auf beiden Seiten der Kelchblätter, diese selbst 5 Zellenlagen dick, die innere mit Chlorophyll. Die Blumenblätter bestehen nur aus 2 Lagen langer Zellen ohne körnigen Inhalt, haben keine Stomata. Die Antheren besitzen eine mit farblosem Safte erfüllte Epidermis, deren Zellen ohne Verdickungen sind, flach polygonal. Darunter liegt nur noch eine Schicht Verdickungen führender Zellen. Schwefelsäure zer- stört die Zellenwände und lässt die verfolgten Verdickungen zurück, welche kantige Stücke sind. Der Pollen ist äusserst klein, kuglig, zeigt drei dünne Stellen, welche Gürtel sind. Das Filament und die Antheren haben keine Gefässbündel, sondern nur einen dünnen Kranz von Leitzellen, der auch den Staminodien fehlt. Die Carpellen sind drei Zellenlagen dick, nur die mittle mit Chlorophyll. In der Placenta kein Gefässbündelstrang, ihre Zellen kurz, sehr klein, zart, z. Th. mit Chlorophyll. Die Gefässe sind in der ganzen Pflanze sehr wenig entwickelt, da der Stamm es über Ringgefässe nicht hinaus- bringt. In ältern Pflanzen bilden die Gefässe des Stammes, des Blattes, der Blühte und Aeste nebst den der Wurzeln ein zusammenhängen- des System. Der hypocotyle Stamm hat nur 2 Zellenreihen mit ring- förmigen Verdickungen. In die Cotylen geht von diesen eine einzige ringförmig verdickte Zellenreihe, das erste Internodium über den Co- tylen hat auch 2 Ringgefässe. Die Spitze des jungen Blattes ist stets eingekrümmt und eines der Blättchen im Paare grösser als das an- dere, aber beide treten gleichzeitig in der Anlage auf und gleichen den Unterschied später aus. Die Kelchblätter bilden sich gleich- zeitig als kleine Höcker und sind schon halbeiförmig, wenn die 5 Staubfäden als Höcker hervorsprossen. Zuletzt treten die 4 Frucht- blätter auf, und endlich die Staminodien. Die Pflanze gebraucht zu ihrem Gedeihen volles Sonnenlicht, auch zum Keimen. C. sah sie schon September keimen und hatte im November Pflänzchen mit 2 Blättern. Die Blühten Öffnen sich nicht und die Befruchtung geht bei geschlossener Blühte vor sich. Zuerst bekannt wurde von Bulliardia DC die Art B. Vaillanti DC. Linne fand B. aquatica DC in Lappland und bezeichnete sie mit jener irrthümlich als Crassula, später beide als Tillaea aquatica. Schkuhr fand die liegende B. aquatica bei Wittenberg und trennte sie später von der aufrechten als Tillaea prostrata. Wilidenow schied die von Linne vereinigten Arten wieder. Poiret nahm ebenfalls diese 3 Arten auf. Da schied DeCandolle erst Bulliardia von Tillaea gene- risch ab, behielt aber Schkuhrs Tillaea aquatica und prostrata bei. Sprengel führte ohne Grund für erstere den Namen T. Linnaei, für 110 die andere T. Schkuhri ein. Wahlberg zog beide Arten wieder zu- sammen und ebenso Fries, Die B. aquatica kömmt vor auf Island, Spitzbergen, in Sibirien, in Finnland, Esthland, Livland, Curland, bei Petersburg, Lappland, Schweden, Norwegen, in Preussen, Bran- denburg, Sachsen, Westphalen, Böhmen, Mähren. Von B. Vaillanti ist sie bestimmt verschieden denn diese hat: flos pedunculatus, pe- dunculo filiformi tenuissimo vel folio breviori vel folium longitudine superanti; flos apertus, petalis patentibus; folia oblongolinearia, ob- tusa vel subacuta. — B. aquatica dagegen flos sessilis vel brevissime pedunculatus, pedunculo florem longitudine haud aequanti; flos clausus petalis conniventibus demum vi germinum intumescentium apertus; folia linearia, vel lanceolata, acuta. — (Abda. 66—89. Tf. 5. 7.) v. Martius, Kritik des Gattungscharacters von Cin- chona. — Zuerst von Linne im J. 1742 aufgestellt mit nur 2 Arten C. offieinalis und caribaea wurde letztre Art von Richard als Exo- stemma davon getrennt. M. schliesst alle ähnlichen Formen der C. caribaea von seiner Betrachtung aus. Der ersten Art sind dann von Ruiz und Pavon, Humboldt und Bonpland, Rhode, Lambert, Aug. St. Hilaire, Martius, Poeppig, Bentham, Weddell, Roxburgh, Wallich, Forster, Cavanilles, Willement, Petit Thouars, Bory de St. Vincent neue Arten in grosser Anzahl zugefügt bis man auf De Candolles und Don’s Vorgang einige amerikanische generisch absonderte als Remijia, La- sionema, Hymenodietyon, Luculia, Danais. Die Gattung Cinchona wird hienach mit ihren nächsten Verwandten auf Amerika beschränkt. Später hat Klotzsch die Amerikaner in 9 Gattungen vertheilt und Weddel noch einige neue hinzugefügt. M. stimmt diesen nicht bei und erweitert Cinchona noch mehr als De Candolle und schliesst sich Aug. St. Hilaire an. Zunächst beleuchtet er Klotzsch’s Methode. Er findet die generischen Unterschiede zu geringfügig, in einander über- gehend. Zum Beweise verbreitet er sich speciell über die aestivatio corollae valvata und imbricata, die flores tetrapentahexameri, indu- mentum corollae staminum insertio, longitudo et proportio, anthera- rum forma et dehiscentia, staminum indumentum, pistillum, fructus und beleuchtet zuletzt die Characteres ex habitu. In die interessan- ten Einzelnheiten können wir leider dem Verf. wegen Mangel an Raum nicht folgen. — (Sitzungsberichte der Münchener Akademie 1860. II. 308—329.) Sachs, das Absterben der Pfanzen wärmerer Klimate bei niedrigen Temperaturen über Null. — S. cultivirte Tabak und Gurken im Zimmer. Als das Thermometer auf + 3 bis 40 sank, hingen die Blätter bald welk herab, obgleich der Boden noch hinläng- lich feucht war. Sobald die Temperatur wieder auf -; 10 bis 120 gebracht wurde, erholten sich die Blätter wieder. Das Gleiche zeigte sich wenn die Lufttemperatur nicht erhöht wurde, aber der Topf in warmen Sand gesetzt wurde. Hielt die niedrige Temperatur mehre Tage an: so starben die Blätter ab. Die Pflanzen geben bei niedri- ger Temperatur in trockner Stubenluft noch Wasser ab, nehmen aber 111 mit den Wurzeln keines mehr auf, erhöhte Bodentemperatur hat er- neute Thätigkeit der Wurzeln zur Folge Man darf daher tropische Pflanzen nie in kalten Boden bringen. — (Regels Gartenflora Sept. 331.) v. Meyendorff, die neue arcadische Tanne Griechen- lands. — In der Nähe der Dörfer Witina, Krestena, Andrizina, Di- miziana und Christowitza in den arcadischen Gebirgen bei 3000° Mee- reshöhe ist eine Tanne gefunden, welche wie Laubbäume nach dem Abhauen Stammausschläge treibt. Entweder wachsen die neuen Stämme aus dem alten Stamme hervor oder aber aus den horizontalen Aesten. Letztre Weise gibt dem Baume eine höchst eigenthümliche Physio- gnomie, da auf den Aesten kleinere Tannen reihenweise und senk- recht aufstehen. Das Holz dieser Tanne ist fest. Sie wurdein Athen angepflanzt und blieb so lange unbekannt, weil ihr Standort für eine der gefährlichsten Räuberspelunken galt, an dem sich Niemand wagte. Ihre Cultur ist für die europäische Forstwirthschaft sehr wichtig. Sie scheint eine Form der Pinus cephalonica Edl zu sein, welche bei 4000‘ Meereshöhe auf dem Enos entdeckt wurde und dort 60° Höhe erreicht. — (Zbenda August 298.) A. Bischoff, Vegetationsbilder von der Küste des südlichen N-Amerika. — Die ganze S-Küste der Vereinten Staaten ist mit Inseln umgeben, bewohnten und unbewohnten, und trotz ihrer Einförmigkeit z. Th. doch sehr interessant. Die vielen Buchten mit üppiger Waldvegetation umgeben, erzeugen durch grelle Lichter und tiefe Schatten die reizendsten Bilder, welche noch durch Blattformen, Färbung, Fremdartigkeit der Linien und Staffage die _ überraschendsten Wirkungen hervorbringen. Man wird von einem ei- genthümlichen Gefühl überfallen, wenn man sich ganz allein auf einer dicht bewaldeten Insel im Ocean weiss, alte Jugendträume werden wach und Robinson und Crusoe stehen lebhaft vor uns. Auf den O-Atlandsinsel wächst Chamaerops palmetto sehr häufig und wird für den Markt gesammelt, da sie als Gemüse sehr wichtig ist. Der Baum liefert in seiner Herzspitze das Gemüse und ist also jedesmal verlo- ren, sättigt eben nur fünf Menschen einmal. Und er bedarf zu dieser Grösse 20 bis 30 Jahre Wachsthum und man kann nun auf die Menge schliessen, welche zur Deckung des Bedarfs nöthig ist. Der Ge- schmack hat einige Aehnlichkeit mit unserm Spargel, ist aber viel bitterer. B. reiste mit einem Freunde an einem schönen Frühlings- morgen nach den Inseln ab. Mit Tagesanbruch verliess er die Stadt Savannah in SO-Richtung, kam durch viele Gemüsegärten, die vor wenigen Jahren noch dichter Wald deckte und kreuzte eine auf Ak- tien von lauter Austern gebaute Strasse. Nachdem er sich durch ein ganzes Feld von Eupatorium foenieulaceum durchgearbeitet hatte, er- reichte er den sumpfigen Wald und schlug nun eine mehr östliche Richtung gegen den Meeresstrand ein. Die ersten auffälligen Sträu- cher waren 10—15' Bumelia lycioides mit sehr hartem dornigen Holze, tenax und lanuginosa nebst vielen gewöhnlichen Pflanzen am Wege wie Erigeron canadense, philadelphicum, Kirgia caroliniana, Chryso- 112 gonum virginianum, Leptaulis divaricatus, Helianthemum grandiflorum, eine schön blau blühende Salvia lyrata, Verbena caroliniana, Polygala lutea, Phlox Drummondi in allen Farbenvarietäten. Auch viel aus den Gärten verirrte Arten und zahlreiche europäische Unkräuter hat- ten sich eingenistet. Eine prächtige Rosa laevigata zierte den Saum der Wälder mit ihren glänzend lackgrünen Blättern und hoch hinauf- rankenden grossen weissen Blühten. Eng gespflanzt wird dieselbe als Zaun benutzt, der undurchdringlich ist. Magnolia grandiflora in Bäumen von 70—80‘ Höhe und entsprechender Dicke, immer vom Stur- me ihrer Spitzen beraubt und fast ganz von Tillandsia usneoides ei- nem weissen Baummoos überwuchert. Eine äusserst malerische Gruppe immergrüner Eichen, Quercus virens fesselte das Auge. Sel- bige stand ursprünglich auf einem Damm, der weggewaschen worden und nun zeigten sich die mannsdicken Wurzeln 4—5‘ über der Erde im seltsamsten Gewinde zuletzt wieder in einen Stamm vereint und gaben der Gruppe das Ansehen als ob es viele zu einem Stamm ver- einte Bäume scheinen. Der Stamm war ganz mit Moosen und Farren überzogen und die niedern bis zur Erde reichenden Aeste bildeten zugleich eine natürliche Brücke über einen Bach. An der sumpfig- sten Stelle war der Boden dicht mit einem hohen Rohr Arundinaria macrosperma überwuchert und dadurch das Vordringen sehr er- schwert. An den tiefsten Stellen im Wasser wuchs Gordonia lasianthus ein immergrüner Baum mit schöner weisser Blühte, auch Viburnum nudiflorum mit schönen weissen Doldenblühten 5—8' tief unter Wasser, Nyssa aquatica und uniflora mit sonderbar verdicktem Stamme und sehr oberflächlichen Wurzeln, welche man wegen ihrer Leichtigkeit und schwammigen Consistenz zu Korkpfropfen an Fisch- netzen verwendet. Nyssa capitata liefert essbare Früchte, welche in Zucker eingesotten als beliebte Leckerbissen versendet werden. Auf den höhern trocknen Stellen standen Quercus Catesbaei strauchartig mit glänzendem Blatt, @. pumila und nana als Unterholz, @. nigra 25° hoch in reinem Sande, @. falcata 80‘ hoch und @. obtusiloba mit dem härtesten Holze von allen. Acer rubrum mischt sich mit seinen schön rothen Samenkapseln überall unter das vielfarbige Grün. Vitis labrusca wand sich auf trocknen Stellen bis zu den Gipfeln der höch- sten Bäume empor als prächtige Dekorationspflanze, deren Schönheit im Herbste noch durch viele grossbeerige blaue Trauben erhöht wird, welche leider nur dem Gaumen der Hirsche behagen. Von den schö- nen Smilaxarten war gemein Sm. laurifolia stets an nassen Stellen, Sm. glauca und Waltheri. Die dornigen zähen Ranken dieser den Wald nach allen Richtungen durchziehenden Schlingpflanzen machen das Vordringen sehr schwer. Chamaerops serrulata kommt überall gesellig vor, Hystrix aber nur vereinzelt. Cornus florida ein sehr schöner Strauch mit grosser weiser Blühte ist eine Zierde der Ge- gend. Heidelbeeren sind reichlich vertreten und die Beeren der mei- \ sten Arten werden von den Negern zum Verkaufe gesammelt. Vac- cinium myrsinites mit ganz kleinen Blättern und kleinen schwarzen 113 Beeren, V. stamineum mit herrlichen Blühtentrauben und blaugrünen Blättern, V. dumosum nur 1’ hoch mit geschlossenen krugförmigen Blühten, kriechenden Wurzeln und aufrechtem Stamme; V. frondosum liefert die schönsten und beliebtesten Früchte; V. corymbosum wird 8° hoch an ganz nassen Stellen und reift die schmacklosen Früchte sehr zeitig; V. galezans erreicht 20° Höhe und übersät sich mit weis- sen Blühtentrauben, trägt aber schlechte Früchte. Eine Stelle im Walde war ganz mit Schlingpflanzen übersponnen und die hübschsten Bilder durch Guirlanden mit verschiednen Blattformen und Grün er- zeugt, wovon einige bis auf die Gipfel der höchsten Bäume sich wan- den und über und über mit Blumen bedeckt wieder herabhingen. Einen alten Baumstamm hatte eine Decumaria sarmentosa umschlungen, wie eine weiss überzogene Säule stand er im dunkeln Wald, denn die grossen weissen Blühtendolden liessen von Rinde und Blättern nichts durchblicken. Warum wird diese herrliche Pflanze nicht bei uns eultivirt. Gelsenium sempervirens voll gelber wohlriechender Blumen, Bignonia capreolata mit schönen rothgelben Blumenglocken in den Wipfeln der Bäume, Caprifolium sempervirens, Hedera quin- quefolium, Wisteria frutescens mit Trauben dichtgedrängter blasvio- letter Schmetterlingsblumen und ungeheuer langen Ranken, Cissus bipinnata mit prächtigen vielfach zertheilten Blättern waren sämmt- lich häufig. Vitis aestivalis und rotundifolia sind längs der Seeküste ge- mein und erreicht letzte besonders eine erstaunliche Grösse. An vie- len Orten bereitet man aus der weissen Varietät Wein, der den dur- stenden Wandrer labt. Zu diesem Zwecke begeben sich ganze Ge- sellschaften in Boten auf diese Inseln, bleibeu während der Weinlese dort, keltern den Wein gleich an Ort und Stelle, wo er stark mit Brantewein versetzt wird. Die Traube ist gross, dickhäutig, die Bee- ren vereinzelt und nach der Reife abfallend, die Rinde ist glatt und weiss getupft. Eine andere Schlingpflanze schneidet oft die schönste Schraube in die Bäume, wenn sie sich junge Bäume auswählt. An einer feuchten Stelle war der Boden mit ‚Trillium sessile über- zogen, deren dunkelpurpurne Blühten und schön gefleckten Blätter auch unsere Gärten schmücken würden. Medicinisch wichtig ist das Podophyllum peltatum, seine Blühten sind weiss, gross, die Wurzel wirkt wie die Jalappawurzel. Mehr verspricht man sich von einem baumartigen Strauch, der ebenfalls sehr gemein ist und die Fieber- rinde ersetzen soll, nämlich Pinkneya pubens. Die grossen rosenro- then Bracteen geben zur Blühtezeit dem Strauche ein herrliches An- sehn. Auf den erhöhten trocknen Stellen war der Wald mit Prinos glabra und crassifolia eine Art Dintenbeere mit lederartigen Blättern und Myrica cerifera als Unterholz dicht überzogen. B, setzte nun über einen Meeresarm, den Augustin river, der starke Strömung hatte, Die ‘erreichte Insel umgibt ein breiter Gürtel einer Binsenart, welche während der Fluth ganz unter Wasser steht und von vielen Alliga- toren bewohnt wird. Eine grosse Quercus virens ganz in Baummoos gehüllt, Juniperus virginiana mit 2 dicken Stamm, Chamaerops pal- XVI. 1860. 8 114 metto: in grosser Menge 60° hoch bedecken nebst, vielen andern Bäu- men die Insel. Die Palmetto ist nur in der Jugend schön und bis an den Boden beblättert, im Alter kahl. Baccharis halimnifolia und Joa fruteseens vertreten unsere Weiden. B. traf ein verlassenes Haus mit völlig verwildertem Garten, mit 30‘ hohen Camellien, Myrthen, Mimosen, Granatbäumen, Jasmin, Lorbeer, Cycas revoluta und andern Bäumen. Argemone mexicana und alba hatten Besitz von dem Hofe und Feldern genommen und standen in voller Blühte. Nur Wasch- bären hausen hier und nähren sich von den zahllosen Austern an der Küste. Grosse Magnolien, Prunus americana, Pinus maritima und longifolia mitten in den Binsenfeldern und an manchen Stellen hohe Ufer mit überhängenden Lebenseichen erzeugten oft herrliche Bilder. Pinus palustris auch hier nur auf trocknen Stellen. B. setzte wieder ans jenseitige Ufer über und trat dem Heimweg an. Auf diesem sah er verschiedene Eichen, Liriodendron tulipifera, Magnolia grandiflora und glauca, Liquidambar styraciflua, Cereis siliquastrum, Halesia diptera und tetraptera, Hyrax grandidentata, Stuartia virginica mit grossen weissen Blühten und violetten Staubfäden und viele andere Bäume und Sträucher mit Pflanzen. Der kleine Bach, längs dessen der Weg führte, war oft ganz mit Wasserpflanzen überdeckt. Oron- tium aquaticum mit gelben Blühtenkolben und blaugrünen Blättern, Peltandra virginica mit pfeilförmigen Blättern, Caladium glaucum und Schilfiris in grösster Ueppigkeit. Die Quelle des Baches kam unter einer Gruppe Buchen hervor: Fagus ferruginea, Acer rubrum, Pinus taeda 150° hoch bei 3° Stammdicke. Als Buschwerk und Unterholz kommen verschiedene sehr schöne Andromedaarten vor: A. mariana mit herrlichen grossen weissen Blühtenbüscheln, A. nitida, frondosa, racemosa, axillaris, ligustrina, letztre 15° hoch. Sarracenaria vario- laris mit schlauchähnlichen, gefleckten gelben Blättern und Blühten. Yucca draconis und filamentosa häufig, auch eine Orchidea, Spiranthes- art, Neottia tortilis mit kleiner weisser Blühte. — (Ausland 1859. Nro. 44.) M. Wagner, die Vegetationszonen auf dem Isthmus von Panama. — Hier zwischen beiden Oceanen kommen drei scharf begrenzte theils durch die physicalische Beschaffenheit und die che- mischen Bestandtheile des Bodens theils durch klimatologische Ver- hältnisse bedingte Vegetationsgürtel vor, nämlich der Waldgürtel, der Savannengürtel und der Litoralgürtel. Der Waldgürtel an beiden Seiten der Cordilleren hat eine mittle Breite von 7 Meilen bei einer mittlen Temperatur von -+ 250; er bildet vom Golf von Darien bis nach Yukatam an den NO-Abhängen der Cordilleras eine zusammenhängende ungeheure Waldzone durch 12 Parallelkreise ohne Unterbrechung. Die Existenz dieses Baumoceanes mit den herrlich- sten Wundergestalten der üppigsten Flora, in welcher besonders Ana- cardien, Rubiaceen, Sterculiaceen, Myrtaceen, Euphorbiaceen, Lilia- ceen, Melastomaceen und im Unterholz Palmen, Pisanggewächse, Far- ren reich vertreten sind, während das üppigste parasitische Gewand 115 von Orchideen, Liliaceen, Bromeliaceen die Stämme bekleidet, ist in seiner immergrünen Frische und Hülle ganz von dem NO-Passat ab- hängig, der ihr vom atlantischen Oceane ewige Feuchtigkeit bringt, indem seine mit Wasserdampf stark gesättigten Luftschichten an die kühle Region der Cordillera anprallend Niederschläge auch zwischen December und April bringen, wo an der pacifischen Seite Central- amerikas die trockne Jahreszeit herrscht. Letztrer bedingt an dieser SW-Abdachung den Savannengürtel, der von Darien bis zur me- xikanischen Proving Chiapas durch 7 Parallelkreise sich erstreckt und in Panama 3!/a Meilen Breite hat. Bandartig unterbricht der Wald den pacifischen Savannengürtel des Isthmus nur am Rande der Fluss- betten. Inselartig erscheinen kleine Baumgruppen auch in Niederun- gen, wo sich mehr Feuchtigkeit in eine dicke Humusdecke ansammelt. Diese Savannenwälder bestehen aus lichtfreundlichen Bäumen und Sträuchern, die lange Trockniss ertragen, besonders aus den Familien Verbenaceen, Dilleniaceen und Leguminosen. Als die isolirten Vor- posten des Waldes im kahlen Steppenboden erscheinen Duranta Plu- mieri, Davilla lucida und Curatella americana. Der Litoralgürtel an beiden Küsten des Oceans hat eine mittle Breite von 600 Meter bei einer mittlen Temperatur von 26°C. die vom Salzgehalt des Bo- dens abhängiger Arten scheinen nicht über 2 pC. der Gesammtflora des Isthmus auszumachen. Höchst merkwürdig ist die beinah voll- kommene l1dentität der Arten beider Küstengürtel. Nicht blos Re- präsentanten von Familien, deren leichter Samen ein Spielball der Pas- satwinde über die schmale Landenge leicht wandern konnte wie die Compositen, sondern auch alle an beiden Küsten vorkommenden Le- guminosen und Euphorbiaceen durch Gattungen und Arten vertreten, deren Wanderung nur durch Meeresströmung zu erklären ist, sind ‘mit wenigen Ausnahmen die gleichen. Der gefürchtete giftige Manza- nillobaum, Hippomane Manzinella bedeckt zahlreich den schmalen Dünensandstreifen beider Meere. Er gleicht unsern Birnbäumen und hat eirunde, spitze glänzende Blätter mit bräunlicher Drüse stets oben am Ende des Blattstieles. Die schön äpfelähnliche Frucht enthält in ihrer sechs- oder siebenkantigen Steinschale ebensoviele Fächer mit eiförmigen silberweissen Samen, der wie alle Theile des Baumes in seinem Milchsaft ein tödliches Gift bietet. Der Same kann nur durch Meeresströme von einer Küste zur andern geführt sei. [Warum soll er und alle übrigen Arten nicht gleichzeitig an beiden Küsten ent- standen sein, was an der einen möglich war konnte auch an der an- dern geschehen, mit welchem Rechte wird denn die mosaische Ein- paarigkeit auf die Pflanzen ausgedehnt?] — (Allgem. Zeitung 1860. März 20.) —e Zoologie, Stein, über einige Infusorien. — 1. Zeuco- phrys patula Ehb. gründete Ehrenberg auf eine Form, die er für Trichoda patula O. F.Müllers hielt. Diese ist jedoch höchst wahrscheinlich Urosty- la grandis Ehb, von jener aber durchaus verschieden. Ehrenberg hat später eine davon verschiedene Darstellung gegeben und diese passt 8* 116 auf seine Bursaria vorticella wie er selbst schon befürchtete. Letz- tere muss aber vielleicht zu Spirostomum virens gezogen werden. Diese hat Stein zur Gattung Climacostomum erhoben, welche Bursa- ria sehr nah verwandt ist. Claparede identifieirt sie mit Leucophrys patula, aber erkennt die generische Eigenthümlichkeit an. St. hat nun endlich die ächte L. patula wieder aufgefunden, d. h. die erste Ehrenbergsche im Botigthale bei Prag zwischen bräunlichen Schlamm- massen mit Paramaecium colpoda und Glaucoma scintillans. Ihr Kör- per ist bald oval bald umgekehrt, mässig comprimirt. Das vordere Ende schief abgestutzt, die Rückseite convex, die Bauchseite fast ge- rade. Die Oberfläche des’Körpers sehr dicht und fein längsgestreift, mit kurzen gleichen Wimpern besetzt. Der Mund sehr gross, führt in einen kurzen sackförmigen Schlund, in dessen Grunde eine quere zungenförmige Membran die sich lebhaft schwingt, ihr gegenüber ein schwingendes Läppchen. Frisst Glaucoma scintillans und Paramae- cium colpoda und verschlingt viel Wasser, das Vacuolen im Leibe bildet. Der After am hintern Ende. Der contractile Behälter gleicht dem von Paramaecium colpoda, liegt hinter der Mitte nah unter der Oberfläche, nimmt bei der Systole Rosettenform an. Der rundliche Nucleus in der Körpermitte. Das Thier schwimmt langsam und wälzt sich häufig um die Längsachse. Quertheilung häufig. St. hält damit generisch identisch das von Malmsten im menschlichen Darm- kanal in ungebeurer Menge entdeckte Paramaecium coli, unterschie- den von L. patula durch 2 contractile Behälter, länglich ovalen Nu- cleus und andere Körperform. — 2. Gyrocorys nov. gen. bei Prag und in der Provinz Brandenburg beobachtete St. häufig ein peritri- ches Infusorium, das sich zunächst an die Trichodinen anschliesst. Es ist sehr unruhig, stürmisch, gleicht einem glockenförmigen Helme mit glatten hyalinen Wandungen, unaufhörlich um seine Längsachse rotirend, im Innern ein in der vordern Hälfte festgewachsener dicker birnförmiger Körper mit pfriemenförmigen biegsamen Schwanze. Der Helm ist ein glockenförmiger spiral um den Körper gewundener Mantel, der von einer Längskante des Körpers entspringt und so ab- hebend schief um diese herumzieht und mit einem dreieckigen Vor- sprunge endet. Vor diesem liegt eine längliche Grube, das Peristom, darin wahrscheinlich der Mund, den man nicht sieht, wie auch den Schlund nicht. Ueber den Scheitel verläuft eine quere Wimperreihe. Auch der freie Hinterrand des Mantels trägt eine einfache Reihe lan- ger Wimpern. Der schwach spiralig gedrehte Schwanz hat Körper- länge. Das farblose Körperparenchym enthält viele runde Hohlräume; ein grosser runder contractiler Behälter und daneben die Afterstelle. Der Nucleus besteht aus 3 oder 4 ovalen Kernen; auf der Rückseite ein quer halbmondförmiger schwarzer Fleck. Körperlänge 1/3”. — 3. Zophomonas nov. gen. Im Mastdarm der Blatta orientalis kömmt schaarenweise ein monadenartiges Infusorium vor, das St. Lophomo- nas Blattarum nennt. Der Körper ist kugelrund, nackt glatt, das blasse farblose Parenchym weich und dehnbar, so dass das Thier . 117 auch oval, ei-, birn-, und nierenförmig erscheint. Das vordere Kör- perende trägt einen Schopf langer wallender geisselförmiger Wimpern von Körperlänge. Hinter diesem Schopf liegt ein dunkler scheiben- förmiger Körper, vielleicht der Nucleus; kein contractiler Behälter. Körperdurchmesser YYaa—!/e3”". — (Prager Sitzungsber. 1860. $8.44—50.) Derselbe, zur geschlechtlichen Fortpflanzung der Infusorien. — Im Innern vieler Vorticella nebulifera, die sich durch lichtes körnerarmes Parenchym auszeichneten, beobachtete St. Embryonalkugeln in verschiedener Grösse und Zahl. Es sind dies homogene scharf begränzte bläulichweise Kugeln mit einem grossen dunkeln Kern und einem peripherischen contractilen Behälter, der sich bei der Systole häufig in 2 bis 3 auflöst. Das Mutterthier ent- hält gewöhnlich 2 bis 3 Embryonalkugeln, selten 4 bis 5. Daneben fand sich stets noch der strangförmige Nucleus, oft jedoch schon zu- sammengeschrumpft. Die Embryonalkugeln haben in !/ao‘'‘ grossen Mutterthieren 1/7—!/s4‘'' Grösse. Nicht selten waren die Kugeln wei- ter entwickelt und in der Umbildung zum Embryo begriffen, sie zeig- ten eine ansehnliche, quere oder geschlängelte Furche von feinhaari- gen Wimpern erfüllt. Die Mutterthiere hatten vor der Körpermitte eine scharf umschriebene Oeffnung, zweifelsohne die Geburtsöffnung. Andere Individuen derselben Vorticella besassen am Grunde ihres Körpers eine an der Spitze durchbohrte Knospe, die sich niemals zum Sprössling ausbildet. Ihr Nucleus war stets in zahllose kleine ovale Körper zerfallen und ebensolche füllten auch die Knospen an. Diese werden durch die Mündung an der Spitze entleert, nachdem sie vorher sich noch weiter ausgebildet haben. Die Knospe erscheint später als enger leerer Schlauch und schrumpft endlich ein. Diese Individuen sind die Männchen, die Kerne des Nucleus die Anfänge der Spermatozoen, welche St. in dem Weibchen als kurze stabförmi- ge Körperchen angehäuft fand. — Die Entwicklung von Embryonal- kugeln fand St. auch bei Trichodina pediceulus. — (25d.1859. 8. 84—86.) R. Leuckart, Bau und Entwicklungsgeschichte der Pentastomen. Mit 6 Tafeln. Leipzig 1860. 4°. — Die Pentasto- men leben in Säugethieren, Amphibien und Fischen und wurden zu- erst von Chabert 1787 entdeckt, dann von vielen andern Beobachtern beschrieben und die Zahl der Arten beträchtlich vermehrt, zugleich auch ihre Organisation mehr und mehr aufgeklärt. Verf. liefert zu nächst den experimentellen Nachweis des genetischen Zusammenhan- ges von P. denticulatum und taenioides. Er fand Eier mit Embryo- nen von letzterm in der Stirnhöhle eines Fleischerhundes und fütterte dieselben zwei Kaninchen. Die Sektion beider war resultatlos. Aber später fand er in der Bauchhöble eines dritten Kaninchens zahllose kleine lanzettliche Würmer, welche P. denticulatum waren, besonders - reich an der Leber. Dieser Wurm war nicht geschlechtsreif, wohl aber völlig ausgewachsen. Von demselben versetzte L. mehre in die Leibeshöhle eines Schafes und eines Hundes und eines Kaninchens, andern drei Hunden in die Nase, wo sie gewaltige Reize verur- 118 sachten. Auch andere Importationen wurden angestellt. Vier Wo- chen nach der Fütterung fanden sich bei einem Kaninchen die Penta- stomen abgestorben , wenige noch lebend träg und eingekapselt. Bei dem einen Hunde fanden sich in den Zellen des Riechbeines ächte P. taenioides von 0,008—0,010 Länge und bei dem zweiten Hunde gar 39 P. taenioides in der Nasenhöhle und deren Anhängen, zur Hälfte Männchen, 15—10mm Jang, die Weibchen 26mm Jang noch ohne reife Eier, aber schon mit Spermatozoen. Ebenso bei dem dritten Hunde. Also entwickelt sich das P. denticulatum des Kaninchens zum taenioides in der Nase des Hundes. Das Schaf lieferte ein ne- gatives Resultat. Zur Anatomie übergehend beschreibt L. zuerst den äussern Bau. Der Leib ist gedrungen und segmentirt, hat vorn un- ten den Mund, rechts und links dessen 2 klauenförmige Haken in be- sondern Taschen, davor am Rande zwei höckerartige Tastpapillen. Die Zahl der Körpersegmente, Grösse und Form der Haken ändert ab. Letztere gelenken auf einem zweischenkligen Stützapparate mit complieirter Musculatur. P. taenioides hat einen langen lanzettförmi- gen Leib mit etwa 20 Segmenten. Weibchen 60-80mm, Männchen nur 16— 18mm Jang. Bauchseite platt, Rücken in der Mitte kielför- mig erhöht, Eingeweide im mittlen bauchigen Theile gelegen. Vor- dere Segmente als Cephalothorax abgesetzt, vier unten breiter; die Tastpapillen stehen auf dem zweiten. Das Weibchen hat bei der enormen Grösse des Fruchthälters auch äusserlich ein anderes An- sehen. Aeussere Bedeckung ist durchscheinend, in den Seitentheilen hyalin, nach dem Tode getrübt, chitinisirt, wird auch durch Häutung abgestossen. Unter der Epidermis eine deutliche Zellenlage in ein- facher Schicht nur an den Querwülsten der Bauchfläche gehäuft. In der Cuticula Kanälchen mit schüsselförmigen Oeffnungen und sehr weite Stigmata in einfacher Reihe in der Körpermitte auf jedem Ringe 40— 50 hinten weniger, auf den letzten gar keine, bei andern Arten andere Zahlenverhältnisse. Diese Stigmen sind blosse Poren, keine Oeffnungen für Tracheen, bei sehr jungen Thieren liegt hinter jedem ein rundliches Bläschen mit wasserheller Flüssigkeit. Die Tast- papillen sind einfache flache Erhöhungen mit eigenem Nervenfaden und sehr beweglich mit besondern Spitzen. Die Hakentasche er- scheint als Einstülpung der äussern Bedeckung mit schlitzförmigem Eingang. Auf ihrem Boden erhebt sich der klauenförmige hohle Ha- ken. Die Grundform des Hakens ist ein kurzer Kegel mit schlanker gekrümmter Klaue und dickem Basalstück. Der Stützapparat ist ein Chitinstock, ein längliches viereckiges Blatt nach hinten an den con- vexen Dorsalrand des Hakens angelegt und rinnenförmig gekrümmt, an den vordern Ecken ausgezogen und auf diesen Zapfen articuliren die Seitenränder des Hakens. Bei der Häutung wird Haken und Stützapparat erneuert. Er ist ein zweigliedriges Bein [Beine werden aber bei der Häutung nicht erneuert]. Der Hautmuskelschlauch be- steht aus starken Längsmuskeln und breiten Ringbändern, zuäusserst Querfasern, dann die mächtige Schicht Längsfasern, innen noch 119 schräge Muskeln, doch nicht bei allen Arten gleich. Der Stützappa- rat und die Haken haben besondere Muskeln. Eine einzige rundliche Ganglienmasse im 8. oder 9. Segmente unter dem Oesophagus, der von einem Markbande umfasst wird. Zahlreiche Stämme treten da- raus hervor und werden im einzelnen beschrieben. Der Darmkanal läuft geradlinig durch den Leib bis zu dem endständigen After, der klein und spaltenförmig ist, während der Mund gross oval. Letzterer führt in einen Trichter, den Pharynx, der in zwei Theile eingeschnürt ist und eigene Muskulatur hat. Der Oesophagus ist ein einfacher dünner Kanal, scharf vom Chylusmagen abgesetzt, hat Ringmuskelfa- sern. Die Grundlage des Chylusmagens bildet eine derbe structur- lose Membrana propria mit Zellenschicht und aussen mit Muskelfasern in zwei Schichten, aber ohne Gefässe, welche Diesing gesehen haben will. Die Form des Magens ist ein einfacher darmartiger Cylinder vorn in Längsfalten gelegt, beim Weibchen fast doppelt so lang wie beim Männchen, geht hinten ohne Absatz in den Mastdarm über, des- sen Structur jedoch verschieden ist, indem er statt des Epitels eine Chitinschicht hat und nur dicke Ringfasern. Eigentliche Respirations- organe fehlen, die Athmung geschieht durch die ganze Körperober- fläche. Blutgefässe fehlen durchaus, die Eingeweide werden von ei- ner körnerlosen Flüssigkeit umspült. Als Secretionsorgane dienen im Parenchym vertheilte Zellkörperchen mit Ausführungsgang. Die Pentastomen sind getrennten Geschlechtes, beide aber in der Anlage nicht verschieden, beide entstehen aus einer keimbereitenden meist unpaaren Drüse an der Rückfläche des Körpers und paarigem Lei- tungsapparat mit einfacher Oeffnung nach aussen. Die Hoden zeigen einfache Schlauchform , bei einigen Arten paarig, bei andern unpaar, sehr zarthäutig, ihre Spermafäden sind einfach haarförmig ohne ver- dickten Kopf. An das untere Ende des Hodens legt sich ein eylin- drischer Kanal als Samenblase mit reifem Sperma gefüllt, je nach den Arten von verschiedener Länge, vorn in zwei stumpfe den Chy- lusmagen umfassende Hörner gespalten, sie setzen sich in die bei- den Vasa deferentia fort. An deren Anfang sitzen zwei strangförmi- ge Blindschläuche, vielleicht den Prostrataschläuchen der männlichen Insekten entsprechend, nach L. jedoch wegen der eigenthümlichen Structur als Propulsionsapparat zu deuten. Das untere Ende des Samenleiters bildet einen birnförmigen Sack zur Aufnahme des Co- pulationsorganes. Dieses besteht in einem ungemein langen faden- förmigen Cirrus am Boden der Cloake, geknäuelt, ohne besondere Muskeln. Das Ovarium ist stets unpaar oberhalb des Darmes gele- gen, schlauchförmig, spaltet sich in zwei Eileiter, welche den Oeso- phagus umfassen, dann sich vereinigen und in die Vagina münden, die selbst ein sehr langer gewundener Kanal ist und Anhängsel hat, Samentaschen. — Hierauf beleuchtet Verf. P. denticulatum und des- sen Unterschiede vonP.taenioides, sowohl die äusseren wie die inneren und wendet sich dann zur Entwicklungsgeschichte. Die Embryonen sind kurz und kuglig, mit 2 Paar Krallenfüssen und einem Schwanze. 120 Der ziemlich durchsichtige Dotter wird von zwei Hüllen umschlossen, wird in der Vagina befruchtet, dann hebt sich die äussere Eihaut ab und wird hell, die unterliegende Körnerschicht zu einem glashellen Mantel umgewandelt, im Dotter vermehren sich die Molecularkörner er beginnt den Furchungsprocess, zieht sich nach demselben auf ei- nen engern Raum zusammen. Der Embryo versieht sich vorn mit einem aus Stacheln gebildeten Bohrapparat, besetzt auch sein Schwanz- ende mit Borstenstacheln, hat zwei Paar Krallenfüsse. Seine Ent- wicklung lässt 4 Zustände unterscheiden, nämlich den eben bezeich- neten mit Bohrapparat, den der encystirten bewegungslosen Puppe, den Larvenzustand mit Stachelkränzen und doppelten Haken und den ausgebildeten mit einfachem Hakenapparate. Endlich die systemati- sche Stellung. Die Pentastomen bilden eine eigene Familie in der Ordnung der Milben, deren Uebersicht gegeben wird. Familie Pentastomida: animalia entozootica, vermiformia, ovi- para; corpus elongatum, depressum vel teretiusculum, annulatum, annu- lis plus minusve numerosis; cephalothorax corpore continuus; os an- ticum rotundatum, patulum, limbo corneo circumdatum, organis late- ralibus carens; antennae parum distinctae; pedes quatuor, hamulum imitantes parte basali suffultum, vaginati, protractiles; integumentum corporis duriusculum, stigmatibus perforatum; apertura genitalis fe- minea in apice caudali, maris in basi abdominis; penis duplex, fili- formis, longissimus. Metamorphosis completa; embryones acariformes, globosi, postice acuminati aut caudati, pedibus ambulatoriis quatuor labioque mucronato instructi. In mammalium, amphibiorum et piscium organis internis inclusa formam induunt mutatum supra descriptam, sed annulis serratis vel fimbriatis hamulisque geminatis ornatam. Migrant in organa aerifera mammalium et amphibiorum ibique statum evolutum attingunt. Genus PentastomumRud: hat als einzige Gattung den Familiencharakter. a. Corpus depressum, dorso elevatum, marginibus crenatum; cavitas corporis in latera annulorum porrecta, pectinata (subgen. Linguatula Fröhl.) 1. P. taenioides Rud (= P. denticulatum et serratum Rud) in der Nase von Hund, Wolf, Pferd, Ziege, jung in der Bauchhöhle des Hasen, Meerschweinchens, der Ziege, des Menschen u. a. 2. P. recurvatum Dies. in der Unze. 3. P. subtriquetrum Dies. in Croco- dilus sclerops. — b. Corpus teretiusculum, cavitas corporis continua. 4. P. polyzomum Harl. 5. P. multicinetum Harl. in der Lunge von Naja haje, P. subuliferum n. sp. ebda. 7. P. moniliforme Dies. im Asterophis tigris. 8. P. constrietum Sieb. in der Giraffe. 9. P. pro- boscideum Harl. in Boa und Crotalus. 10. P. amillatum Wym in Py- thon bivittatus. 11. P. megastomum Dies. in Phrynops. 12. P. oxy- cephalum Dies. in Crocodilen. 13. P. heterodontis n. sp. 14. P. gra- ceilis Dies. in Fischen und Amphibien Brasiliens. 15. P. bifurcatum Dies. in der Riesenschlange. 16. P. Geckonis Duj. 17. P. najae spu- tatricis n. sp. 18. P. colubri lineati Schub. @l. (Druck von W. Plötz in Halle.) Zeitschrift für die “esammten Naturwissensehaften. 1860. September. N? IX, Ueber künstlichen Beoracit von W. Heintz. (Aus Poggend. Ann. (Bd. 110. S. 613) im Auszuge mitgetheilt v. d. Verf.) Nachdem durch die neueren Arbeiten über den Boracit von Rose), Ludwig), Potyka®) und mir?) die Zusammen- setzung dieses Minerals vollkommen festgestellt und na- mentlich dargethan worden ist, dass es Chlormagnesium enthält, war es von Interesse, Versuche anzustellen, dieses Mineral künstlich zu erzeugen. Solcher Versuche sind au- meine Veranlassung mehrere in dem hiesigen Universitäts- laboratorium ausgeführt ‚worden, die schliesslich zur Auf- findung der dazu dienlichen Methode geführt haben. Zunächst erwartete ich, der Boracit werde sich auf nassem Wege bilden lassen, da seine Lagerstätte im Gyps darauf hindeutet, dass der in der Natur vorkommende auf nassem Wege gebildet sei. Allein trotz vielfacher Abän- derung der Versuche ihn durch doppelte Wahlverwandt- schaft zu erzeugen, gelang es durchaus nicht, auch nur Spuren davon zu erhalten. In den allermeisten Fällen wurden, wenn überhaupt eine borsaure Verbindung krystal- lisirte die Krystalle gebildet, welche von Wöhler°) entdeckt und der empirischen Formel 5BO°?-+2MgO +Na0 --30H0 gemäss zusammengesetzt sind. 1) Monatsbericht der Akademie der Wissenschaften 1858 (Sitzung vom 16. December). 2) Archiv der Pharmacie Bd. 97 1859 Februar und Bd. 98 1859 May. 3) Poggendorffs Ann. Bd. 107 S. 433. 4) Diese Zeitschr. 1859 Januar S. 1. und Februar S. 105. 5) Poggendorfis Annalen Bd. 28 S. 526*. XVI. 1860, J 122 Die Untersuchung von Potyka lehrt, dass der Wasser- gehalt des Boracits um so grösser ist, je mehr die Kry- stalle verwittert erscheinen. Die ganz klaren Krystalle sind vollkommen frei davon. Potyka schliesst also, dass der Boracit durch Aufnahme von Wasser mit der Zeit in Stas- furtit übergehe. Ist dies der Fall, so kann die Ansicht, der Boracit habe sich bei der Temperatur unserer Atmo- sphäre aus einer wässrigen Lösung abgesetzt, füglich nicht mehr festgehalten werden. Deshalb lag der Gedanke nahe, es möchte gelingen, ihn unter geeigneten Umständen in der Glühhitze zu erzeugen. Versuche, die deshalb Herr Stud. phil. G. E. Richter auf meine Veranlassung in dem hiesigen Universitätslaboratorium anstellte, haben wirklich zu dem gehofften Resultat geführt. Sie sollen in dem Fol- genden beschrieben werden. Herr Richter mischte in einem heissen eisernen Mörser gepulvertes geschmolzenes Chlormagnesium mit Boraxglas und etwas Chlorammonium und erhitzte das Gemsich in einem Platintiegel anhaltend bis zu starker Rothglühhitze. Die geglühte Masse wurde dann sehr langsamer Abkühlung überlassen. Nach völligem Erkalten fanden sich am Deckel des Platintiegels Krystalle mit deutlich spiegelnden Flächen, die unter dem Mikroskop als reguläre Octa&@der erschienen, und im Wasser und selbst in Salzsäure nicht löslich waren. Sie besassen also die Eigenschaften des Boracits. Durch die Analyse konnte die Vermuthung, dass sie auch die Zusammensetzung dieses Minerals besässen, nicht zur Ge- wissheit erhoben werden, da nur äusserst wenige Krystalle auf diese Weise erhalten worden waren. Die im Platintiegel enthaltene geschmolzene Masse wurde vielfach mit Wasser behandelt und das darin nicht lösliche im fein zertheilten Zustande ebenfalls mikroskopisch untersucht. Auch hier zeigten sich theilweise reguläre Octa@der, doch bestand der grösste Theil dieses Pulvers aus prismatischen Krystallen. Das lange Zeit mit Wasser behandelte Pulver wurde nun, um die prismatischen Kry- stalle zu entfernen, in verdünnte Salzsäure und dann auf ein Filtrum gebracht, worauf es so lange mit Wasser aus- 123 gewaschen wurde, bis das Waschwasser kein Chlor mehr enthielt. Von dem Rückstande auf dem Filtrum wurde die qualitative Analyse gemacht, wobei Borsäure, Magnesia, Spuren von Natron und nur ganz geringe Mengen von Chlor gefunden wurden, welcher Umstand darauf hindeu- tete, dass wenn überhaupt doch nur äusserst wenig Boraeit gebildet sein konnte. Auf dem eigeschlagenen Wege wurde also kein günstiges Resultat erhalten. Fernere vergeblich angestellte Versuche übergehend führe ich nur die an, welche zum Ziele geführt haben. 200 Grm. eines Gemisches von Chlornatrium und Chlormagne- sium wurden mit 5 Grammen einer borsauren Magnesia, die 57 Procent Magnesia enthielt, und mit 10 Grammen wasserfreier, fein gepulverter Borsäure gemischt und in einem Platintiegel geschmolzen. Die sehr allmählig erkal- tete, gröblich zerriebene Schmelze wurde mit verdünnter kalter Salzsäure behandelt, wobei sich nicht alles auflöste. Es blieben viele kleine, leicht durch glänzende Flächen er- kennbare Krystalle zurück. Unter dem Mikroskop be- trachtet liessen sich zwei Arten von Krystallen unter- scheiden. Die eine hatte prismatische Form, während die andere dem regulären System angehörte. Namentlich wur- den Octa@der und Tetra&der erkannt. Weitere Versuche ergaben, dass die prismatischen Krystalle sich langsam in kalter concentrirter Salzsäure auflösten, während die regu- lären, wenn auch etwas angegriffen, zurückblieben. Dieser Umstand gab ein Mittel an die Hand, die letzteren von den ersteren zu befreien. Nach mehrtägiger Einwirkung der Salzsäure war die Scheidung vollkommen, wie die mikro- skopische Untersuchung nachwies. Die regulären Krystalle wurden hierauf so lange mit destillirtem Wasser ausgesüsst, bis das Filtrat frei von Chlor war. Die zuerst an der Luft, dann bei 100°C. ge- trockneten Krystalle erleiden bei schwachem Glühen keinen Gewichtsverlust. In Masse haben sie das Ansehen eines feinen Pulvers. Sie erscheinen wie feiner Sand. Erhitzt man dieselben auf einer Glasplatte, so nimmt das Pulver ein gröberes Ansehen an. Seine Theilchen hängen sich an einander und an der Glasplatte fest, so dass sie bei ver- 9* 124 tikaler Lage der Glasplatte sogar daran hängen bleiben. Beim Erkalten fallen sie dann in Klumpen ab. Eclatanter ist diese Erscheinung auf einem Platinblech, namentlich, wenn man die erhitzten Krystalle auf ein grosses, kaltes Platinblech schüttet. Sie scheinen während der Erhitzung gleichsam wie befeuchtet und wie wenn sie an einander klebten. Fährt man mit einem Glasstabe durch die erkal- tenden Krystalle hindurch, so ballen sie sich zu beiden Seiten und vorn an der Spitze des Glasstabes zusammen und lassen sich in Massen fortschieben. Nach völligem Erkalten ist diese Eigenschaft verschwunden. Diese Er- scheinung ist offenbar eine Folge der durch die Wärme hervorgebrachten Pyro&lectrieität der Krystalle. Sie ver- halten sich genau so, wie sich bei den Versuchen von Brewster!) das Pulver des Turmalins verhielt. Nach den Analysen des Herrn Richter besitzen diese regulären Krystalle die Zusammensetzung des Boracits, wie folgende Tabelle zeigt: I II berechnet Chlormagnesium 11,64 11,29 10,63 €lMg Magnesia 25,95 26,18 26,86 6MgO Borsäure 62,41 62,53 62,51 8BO° 100 100 100 Zwar ist die Menge des gefundenen Chlors etwas grösser, als die Formel verlangt, die der Magnesia aber etwas geringer. Allein vergleicht man die bei den Ana- lysen des natürlichen Boraecits gefundenen Zahlen (siehe die oben eitirten Arbeiten) mit den für seine Zusammensetzung nach der Formel berechneten, so findet sich durchgehend dieselbe Differenz. An der Identität der erzeugten Krystalle mit dem Boracit kann daher nicht gezweifelt werden, worauf schon ihre physikalischen Eigenschaften hingedeutet hatten. Um die Zusammensetzung der nadelförmigen Krystalle, die zugleich mit den regulären sich bilden und in kalter concentrirter Salzsäure löslich sind, zu ermitteln, machte Herr Richter einen neuen Versuch zur Darstellung der- !) Poggend. Ann. Bd. 2. S. 303 *, 125 selben. Von der oben erwähnten Mischung von Chlorma- gnesium und Chlornatrium wurde ein Theil mit einer ent- sprechenden Menge gebrannter Magnesia und wasserfreier Borsäure in dem Verhältniss von drei Atomen zu vier Ato- men gemischt, wie früher zusammengeschmolzen und sehr langsamer Erkaltung überlassen. Der Schmelzkuchen wurde hierauf lange Zeit mit Was- ser in Berührung gelassen und dann der nicht aufgelöste Theil durch Umrühren und Drücken mit einem Glasstabe zerkleinert. Beim Umrühren erhielt sich ein Theil desselben längere Zeit aufgeschlämmt; während ein anderer sich schnell zu Boden senkte. Die Untersuchung zeigte, dass in jenem leichteren aufgeschlämmten Theile vorzugsweise die nadelförmigen Krystalle enthalten waren, während der schwerere, sich schnell zu Boden senkende Theil zumeist aus regulären Krystallen bestand. Dieser Umstand machte eine annähernde Trennung beider Theile leicht möglich. Da die prismatischen Krystalle wieder aus leichteren und schwereren zu bestehen schienen, so versuchte Hr. Richter auch diese nach Möglichkeit zu trennen. Den schwereren regulären Krystallen waren noch immer nadelförmige bei- gemengt. Sie wurden deshalb wiederum durch Behandlung mit concentrirter kalter Salzsäure gereinigt. Zuerst führte Hr. Richter noch eine Analyse des von Neuem dargestellten Boracits aus, wendete aber die Vor- sicht an, ihn zuvor in einem Agatmörser aufs Feinste zu schlämmen, um das innerhalb der Krystalle etwa einge- schlossene Chlormagnesium durch Waschen mit Wasser entfernen zu können. Er gelangte zu folgenden Zahlen: gefunden berechnet Chlormagnesium 11,14 10,63 £1Mg Magnesia 26,41 26,86 6MgO Borsäure 62,45 62,51 8BO3 100 100 Diese Resultate lehren, dass wirklich die Zusammen- setzung des geschlämmten Pulvers der Rechnung näher kommt, als die des nicht geschlämmten. Es scheint daher wirklich eine Beimengung von Chlormagnesium die Ursache 126 davon zu sein, dass der Chlorgehalt bei allen Analysen des Boracits zu gross bestimmt worden ist. Bei der qualitativen Prüfung des leichteren, prisma- tisch -krystallinischen Pulvers, welches von dem Boraeit abgeschlämmt worden war, fand sich, dass beide abge- schlämmten Portionen, das leichtere wie das schwerere neben Magnesia, Borsäure und sehr geringen Spuren von Natron noch Chlor enthielten, jenes aber weniger als dieses. Da ich den Chlorgehalt derselben auf Rechnung des darin enthaltenen Boracits schreiben zu dürfen glaubte, so hoffte ich durch Abrechnen einer solchen Menge Boracit, als dem gefundenen Chlor entspricht, von der angewendeten Menge Substanz, und einer solchen Menge Magnesia, als dieser Boracit enthält, von der gefundenen Menge Magnesia die Zusammensetzung des damit gemengten Pulvers ermitteln zu können. Deshalb veranlasste ich Hrn. Richter auch von diesen Substanzen in derselben Weise, wie von dem Bo- racit quantitative Analysen auszuführen. Derselbe erhielt folgende Resultate: Das leichtere Pulver enthielt 0,28 Proc. Chlor und 49,52 Proc. Magnesia. Berechnet man aus jener Zahl die Menge des vorhandenen Boracits und bringt diesen in ge- eigneter Weise in Abzug, so findet man, dass das prisma- tische Pulver bestand aus: berechnet Magnesia 50,19 50,07 7MgO Borsäure 49,81 49,93 4BO?° 100 100 Das schwerere Pulver ergab 0,58 Proc. Chlor und 41,16 Proc. Magnesia. Die prismatischen Krystalle in demselben bestanden demnach aus berechnet Magnesia 41,93 41,74 5MgO Borsäure 58,07 58,26 4BO® 100 100 Diese Resultate lehren, dass die prismatisch krystalli- sirte Substanz noch ein Gemenge von mindestens zwei Verbindungen ist, welche durch das Schlämmen natürlich 127 nicht vollkommen von einander geschieden werden können; Ich vermuthe, dass sie aus den Verbindungen BO®?+MgO und BO?-+2MgO besteht, von denen erstere in dem grö- beren, letztere in dem feineren Pulver vorwältet. Wenn- nun aus den vorstehenden Versuchen hHervor- geht, dass der Boracit auf feurigem Wege bei Abwesenheit von Wasser leicht künstlich dargestellt werden känn, wäh- rend die Versuche ihn auf nassem Wege zu erzeugen sämmtlich misslangen, so darf darauf keineswegs der Schluss gebaut werden, dass er nur auf trocknem Wege entstehen könne. Denn es könnten möglicher Weise nur die Um: stände, unter denen er sich auf nassem Wege bildet, bei den erwähnten Versuchen nicht eingehalten worden sein. Hält man aber die obigen Resultate mit der Beobachtung von Potyka zusammen, wöOnach der natürliche Boracit, wenn er lange an der Luft liegt, allmählig Wasser auf: nimmt und in Stasfurtit übergeht, so dürfte wohl in Betreff der Bildung des natürlichen Boracits die Frage aufgeworfen werden können, ob nicht der Gyps, in welchem man ihn eingelagert findet, natürlich auf nassem Wege, aber erst nach der Bildung des Boracits auf feurigem Wege entstan- den sein könnte. Ich überlasse es den Fachmännern, diese nicht uninteressante geognostische Frage zur Entscheidung zu bringen. Eine neue Aeschna aus dem lithographischen Schiefer von Solenliofen (Taf. 1.) C. Giebel. In der an schönen und seltenen Vorkominissen rei- chen paläontologischen Sammlung des Herrn Obergerichts- rath Witte in Hannöver sah ich eine durch die vollkom- mene Erhaltung ihrer Flügel ganz ausgezeichnete Aeschnäa des Solenhofener Jura und der Besitzer war so freündlich mir dieselbe zur Beschreibung ünd Abbildung änzuver- trauen. Das Thier liegt mit ausgebreiteten Flügeln vollständig 128 auf der Kalksteinplatte, nur die Spitzen beider rechten Flügel fehlen und Kopf und Thorax bieten der Vergleichung Nichts. Auch der schwach verdrückte lange und dünne Hinterleib zeigt nur in der hintern Hälfte deutliche Glie- derung, so dass die Zahl und Form seiner Glieder nicht näher erkannt werden kann. Die Raife an seinem Ende sind stark, kantig und sehr schwach gebogen, an der Spitze stumpf gerundet. Die ganze Länge des Körpers vom undeutlichen Stirnrande bis an die Spitze der Raife beträgt 2 5‘. Die vier Flügel liegen ausgebreitet, mit vollkommen erhaltenem Geäder, nur an der Basis- nicht ganz deutlich. Die Vorderflügel haben 1‘ 9“ grösster Länge und 4/,“ Breite in der Mitte, die Hinterflügel 1“ 8“ Länge und fast 6‘ grösster Breite. Das vollkommen erhaltene Adernetz verdient behufs der Vergleichung mit andern Ar- ten eine eingehende Beschreibung. f Der Vorderflügel. Die vordere dicke Randader oder Costa verläuft anfangs ziemlilch stark gebogen dann sich merklich einziehend bis zur Stufe und einfach bis zur Spitze gegen diese hin sehr stark bogig. Die Stufe liegt ziemlich genau in der Mitte ihrer Länge. Weit von der Costa abgerückt und ganz der zweiten Hauptader genähert und unmittelbar neben dieser entspringend läuft die ziem- lich dicke Subcosta oder Mediastina einfach und fast gerad- linig bis zur Stufe. Fünfundzwanzig Queradern theilen das Feld vor ihr in rechteckige Zellen, nur etwa zwanzig mit jenen alternirend das viel schmälere Feld hinter ihr gegen die zweite Hauptader hin in sehr schmale lange Zellen. Die verhältnissmässig schwache zweite Hauptader, Radius oder Skapularis läuft geradlinig bis zur Stufe, wo die Subcosta sich ihr ganz nähert, und einfach weiter bis zur Flügel- spitze, in welcher sie mit der Randader zusammentrifft. Sie wird von der Stufe ab durch 27 Queradern mit der Randader verbunden, dann folgt das schmale lange Flügel- mal und hinter diesem noch etwa 12 oder 13 Queradern, diese wie jene stehen rechtwinklig, nicht schief. Der dritte Hauptstamm, Cubitus oder äussere Mittelader entspringt in zwei Linien Entfernung von der Basis von einem deut- lichen Queraste, sendet etwa zwei Linien von der Stufe 129 unmittelbar hinter einander zwei Sektoren, in der Stufen- gegend den dritten Sektor ab. Zwölf Queradern verbinden sie bis zur Absendung des ersten Sektors mit dem Haupt- stamme, fünf bis zur Absendung des dritten, etwa 36 bis zur Flügelspitze. Der an der Stufe sich abspaltende Sektor ist durch eine einfache Reihe von 10 regelmässig recht- eckigen Zellen vom Hauptstamme geschieden, dann folgen zwei Zeilen von je 10 Zellen, die sich zickzackartig ver- binden, dann drei Zeilen von je vier und fünf Zellen, schnell wird nun das Zellennetz vier- und fünfzeilig und endlich durch sechs feine Längsadern gegen den Rand hin in sechs je zweizeilige Zellenfeldchen geschieden. Der zweite Sektor ist bis zur Stufengegend durch sechs Quer- adern mit seinem Hauptstamme verbunden, dann folgen 28 Queradern, die eine einfache Zellenreihe bildend ihn mit dem dritten Sektor verbinden, und indem er sich nun schon stark gegen den Hinterrand des Flügels herabbiegt trennt er sich durch zwei Reihen von je etwa fünf kleinen Zellen vom dritten Sektor. Den ersten Sektor trennt vom zweiten eine einfache Reihe von 10 Zellen bis etwas hinter die Stufengegend, dann biegt. er sich schon stark gegen den Hinterrand des Flügels herab und erweitert schnell das vor ihm liegende Zellenfeld, das nur zwei dreizellige, dann aber drei und vier ebenfalls dreizellige Zeilen hat und end- lich gegen den Flügelrand hin durch acht feine Längsadern in acht Doppelzeilen getheilt ist. — Der vierte Hauptstamm entspringt am Flügelgrunde, ist durch ein schmales leeres Feld vom zweiten getrennt bis zum starken den Cubitus ‚zum Ausgang dienenden Queraste getrennt, läuft dann dem Cubitus und dessen erstem Sektor parallel bis zum Flügel- rande und zwar der ganzen Länge nach durch nur eine Zellenreihe getrennt, in welcher ich 36 Zellen zähle und diesen folgen dann bis zum Rande noch zwei Zeilen von je 6, am Rande selbst aber schiebt sich noch eine dritte Zelle zwischen beide Reihen ein. Am starken Queraste neben dem Ursprunge des Cubitus entspringt noch ein Stamm, welcher sich nach kurzem Verlauf an den vierten Hauptstamm anlegt, da wo dieser die Spitze des Flügel- greiecks bilden hilft. Die Analader entspringt neben dem 130 vierten Hauptstamme, läuft diesem parallel durch eine Reihe von vier Zellen getrennt, dann biegt sie sich stark abwärts, um ihre Seite des Flügeldreiecks zu bilden und läuft von dessen untrer Ecke mit zwei parallelen Aesten bogig fort, die beide erst in der Nähe des Flügelrandes sehr stark divergiren, wo dann auch der vordere sich noch- mals spaltet. Von der Flügelbasis bis zum Dreieck ver- laufen noch zwei Zellenreihen von je neun nicht ganz regel- 'mässigen Zellen. Das Flügeldreieck hat die Form eines Trapezoides, ist durch eine senkrecht stehende Diagonale in zwei Dreiecke getheilt, von welchen das vordere drei, das hintere vier Zellen enthält. Das Feld hirter dem Dreieck zwischen dem vierten Hauptstamm und der Anal- ader erfüllen erst zwei Zeilen von je 5 Zellen, dann drei Zeilen von je 11 Zellen, darauf vermehren sich die Zellen in minder regelmässigen Reihen, welche sich am Rande durch feine Längsadern wieder in sechs Paar Zeilen ordnen. Aehnlich verhält sich das Analfeld, von der Spitze des Dreiecks beginnt eine Zellenreihe, dann gleich zwei und nun ordnen sich die Zellen zwischen feine von der Anal- -ader zum Rande laufende Aestchen. Von der Flügelbasis zähle ich längs des Randes bis wo die Analader mit dem Rande sich verbindet etwa 46 Zellen. Der Hinterflügel ist merklich breiter als der vor- dere und etwas kürzer. Die vordere Randader erscheint anfangs minder gebogen und die Subcosta ist ihr mehr genähert. Die Zahl der beide verbindenden Queräste lässt sich nicht ermitteln. Der zweite Hauptstamm verhält sich ganz wie im Vorderflügel, die vor ihm liegenden Queräste sind ebenfalls theilweise völlig verwischt, von der Stufe bis zum Flügelmale scheinen 14 zu liegen, hinter dem Male sind gar keine zu erkennen. Der dritte Hauptstamm spaltet ganz wie im Vorderflügel die Sektoren ab, läuft hinter der Stufe durch eine Zellenzeile getrennt dem zweiten parallel bis zum Rande. Der dritte von der Stufe abgehende Sektor ist anfangs durch eine Zeile von acht Zellen, dann durch zwei Zeilen von abermals acht Zellen getrennt, darauf wird das Feld breiter und feine Längäste wie es scheint sechs trennen ebensoviele Doppelzeilen bis zum Rande hin. Den 131 zweiten Sektor verbinden mit dem dritten bis zum Rande hin etwa 30 Queräste, eine einfache Zellenzeile bildend. Der erste Sektor ist anfangs durch eine Reihe von acht Zellen vom zweiten geschieden, dann durch zwei Reihen von je drei Zellen, nun erweitert sich das Feld schnell, die Zeilen werden unregelmässig, bis sie wieder durch feine Längsäste sich ordnen und man zählt am Rande zwischen den Enden des ersten und zweiten Sektors etwa 36 kleine Zellen, doch lässt sich die Zahl nicht ganz sicher ermitteln. Das kleine Dreieck enthält nur drei Zellen. Der von seiner äussern Ecke als vierter ausgehender Hauptstamm ist durch eine einfache Zellenreihe vom Cubitus und dessen erstem Sektor geschieden, erst in der Nähe des Flügelrandes spaltet sich die Reihe in zwei. Das hinter ihm folgende und von der Analader begrenzte Feld verhält sich wie im Vorderflügel, ebenso das Analfeld, nur dass dieses hier breiter ist und demzufolge mehr Zellen aufzuweisen hat. Von der früher in dieser Zeitschrift 1857. IX. 374. Tf. 5. Figur 2. beschriebenen Aeschna multicellulosa unter- scheidet sich die vorliegende leicht und sicher durch ihr Flügeldreieck und das Zellennetz dahinter, indem jene viele Zellen im Dreieck hat und unmittelbar dahinter viele Reihen kleiner Zellen. Auch Germars Ae. longialata in Münsters Beiträgen zur Petrefaktenkde V. 79. Tf. 9. Fig. 1. Tf. 13.. Fig. 6 unterscheidet sich durch den Inhalt des Dreiecks und das Zellennetz dahinter. Von den andern Arten des lithographischen Schiefers ist das Flügelgeäder nicht be- kannt, daher die Vergleichung zu keinem befriedigenden Resultate führen kann. Die von Schmiedel, Vorstell. merk- würd. Versteiner. Tf. 29. Fig. 2 abgebildete Art, welche ich in meiner Fauna d. Vorw. Insekten 278 Ae. Schmideli nannte, entfernt sich wenn die Abbildung naturgetreu ist, durch die in der Basalhälfte viel schmälern Vorderflügel und die überhaupt beträchtlich breitern Hinterflügel. Die rohe Aderzeichnung in denselben verdient keine Beachtung. Die von Germar abgebildeten Arten in den Akten der Leopold. Akad. XIXb. Tf. 23: Ae. gigantea, Ae. intermedia, Ae. bavarica alle ohne Flügelgeäder weichen durch die Formen der Flügel von der unsrigen so sehr ab, dass sie 132 nicht zu identificiren sind und ebenso verhält es sich mit Ae. Buchi in L. v. Buchs Jura Tf. 2. Enger als alle diese schliessen sich an die unsrige an Heers tertiäre Arten Ae. Metis und Ae. grandis, allein auch ihr Flügelgeäder bietet der Unterschiede genug, um eine Vereinigung zu verhin- dern. Hienach scheint es mir gerechtfertigt, das vorlie- gende Exemplar einer neuen Art zuzuweisen, welcher ich den Namen ihres Besitzers, des Hrn. Obergerichtsrathes Witte beilege und als Aeschna Wittei auf Taf. 1. Fig. 1. abgebildet habe. Ueber die Knochenbreccien am adriatischen und Mittel - Meere von J. Steenstrup. (Auszug aus einem Briefe an Prof. Sundevall, dat. Kopenhagen 31. Dechr. 1859.) (Aus d. Öfversigt af K. V. As Förhandl., 1860, Nr. 3, S. 121 —124, übers. v. Creplin.) Nachdem ich in Berlin, Wien und Pesth (Triest nicht zu vergesscn) Alles, was in den Museen von den Breceien .im adriatischen und Mittel-Meere aufbewahrt war, gesehen hatte und bei diesen Untersuchungen — selbst wenn das Material erstaunlich klein — schon zu der Erkenntniss ge- kommen war, dass früher überaus Vieles in Betreff der Knochenbreccien-Bildung unrichtig aufgefasst worden war und dass auch meine Hypothese oder Vermuthung über Küchenabfälle in recht grosser Ausdehnung nicht Stich halten könnte, begab ich mich nach den quarnerischen Inseln, um einen Begriff von den Breccien in situ zu er- halten und durch diese Autopsie mir die Bildungsart besser zu erklären. Wie es der Fall bei Nizza, Cette und anderen Stellen am Mittelmeer ist, wo bekanntlich die Breccie nur eine kurze Zeit lang sichtbar war und danach verschwand, weil die Masse so geringe war, so verhielt es sich auch hier. Die Punkte, wo Andere sie früher gefunden hatten, boten sie jetzt nicht mehr dar; es mussten neue aufge- 133 funden oder neuaufgefundene benutzt werden, und auf solchen Stellen habe ich meiner Meinung nach mich hin- länglich überzeugen können, 1) dass die adriatischen oder dalmatiner Breccien, weit entfernt, die monotone Thierwelt von Hufthieren zu enthalten, wie man nach Cuvier ver- muthen musste, sondern auch sowohl Nager (Hasen- und Hypudaeusartige Thiere), als auch kleinere und grössere Raubthiere (selbst Löwen) einschliessen; 2) dass der zer- malmte Zustand, in welchem sich die Knochen befin- den, die fast chaotisch Zusammenmengung —, welche beiden Verhältnisse sich am allerwenigsten durch die früheren Deutungen erklären lassen und am allermeisten mir auf Küchenabfälle hinzuweisen schienen — gänzlich missverstanden worden ist oder auf einem vollständigen Missverstehen beruht. Die „Zermalmung“ findet nämlich gar nicht als solche Statt, als Wirkung einer gewaltsamen mechanischen Kraft, welche in geringster Hinsicht aufirgend eine „Katastrophe“ in der Entwickelung der Erdrinde hin- deutete; der anscheinend „zermalmte“ Zustand ist einfach die Folge einer Zerreissung nach Berstung, eines Aufsprin- gens, indem die Knochen, nachdem sie durch Atmosphae- rilien feucht geworden, nachher wieder trocken geworden sind; Zeugniss eben von der vollständigen Ruhe, in welcher diese Knochen während der ganzen Einkittung ge- legen haben, seitdem die aus einander geborstenen Bruch- stücke und Theile in der Regel nicht von einander entfernt worden sind. Die Verwirrung und Vermengung beruhen auch wesentlich auf einer Illusion, welche davon herrührt, dass man fast immer kleine Stücke der Breccie unter- sucht hat, statt grösserer ausgesprengter Massen; wenn man aber diese untersucht oder sich die Stellung der Kno- chen in den kleineren Stücken bemerkt, welche man mit Pulver oder Eisenstangen allmählig aussprengt, so wird man sich bald überzeugen, dass das Thier (Ochs, Pferd, Hirsch u. s. w.) oder dessen Theile in Zusammenhang, Zehen, Fusswurzelbeine und Gliedmaassen in guter wech- selseitiger Stellung liegen. Es sind zwei Hauptkenn- zeichen, welche sogleich die Knochenbreccien auf diesen Inseln ausserhalb dieser Kategorie sämmtlicher gewaltsam 134 gebildeter Produkte stellen; und 3) zeigt nicht weniger der steinharte, marmorähnliche rothe Kalkkitt, welcher sie ver- bindet, ganz bestimmt, dass er keinesweges mit Wasser- strömen und Sündfluthen oder Katastrophen, sondern ein- fach durch ruhig herabtröpfelndes oder schwach fliessendes atmosphärisches Wasser darin geführt worden ist, gleich- wie der Kitt in einem und allem dem rothen Pulver gleicht, welches sich allenthalben durch Verwitterung und Wasser auf den Kalkmassen bildet, in denen die Klüfte und Ritzen sich befinden, welche späterhin durch Knochenbreceien an- gefüllt worden sind. So wie die Breccie sich auf den In- seln im adriatischen Meer und in Istrien verhielt, fand ich sie auch längs des Mittelmeers in der Regel — die paar Ausnahmen, welche ich machen zu müssen glaube, werde ich sogleich anführen. Die Knochenansammlung in den später angefüllten Ritzen und Spalten leite ich hier vorzüglich von Nieder- stürzung und Niederfallen eine lange Zeit hindurch — Niederstürzen oder Niederschiessen auf einzelnen Punk- ten, wo gerade die Pfade oder Wege der Thiere gefähr- licher waren, so dass aus Unachtsamkeit oder Eile, wenn sie durch Raubthierverfolgung oder andere Ursachen in eine gewaltsame Bewegung gesetzt werden, der Eine in der Heerde oft auf solchen Puncten den Andern stiess oder puffte — wie man jeden Augenblick es in solchen Umge- bungen bei wilden und zahmen Tkieren gewahr werden kann. — Raubthiere haben nur ausnahmsweise die Thiere in die Spalten geschleppt; aber da, wo die grösseren oder kleineren Nager die Hauptsache ausmachen (Sardinien, Un- garn), scheint die Ursache der Anhäufung mannichfach zu sein, indem diese an der einen Stelle wirklich schaaren- weise die halbgefüllten Spalten bewohnt haben, während die Ansammlungen an anderen Stellen aus Wohnplätzen von Raubvögeln herzurühren scheinen. Ganz von den Stellenverhältnissen und dem organi- schen Leben, welches sie bedingten, meine ich auch dass es davon abhängig gewesen, ob die Spalte oder Ritze ge- füllt worden, oder nicht, allein gefüllt mit den bloss nieder- gerumpelten, scharfkantigen Steinstücken und dem verbin- 135 denden, mit dem Regenwasser abgesetzten Kitt, oder zu- gleich an einzelnen Stellen mit Thierknochen, und ob im letzten Falle wesentlich sich Thierknochen der einen oder andern Art angesammelt haben. Die Spaltenfüllung und die Breccienbildung wird man sich schon nicht durch Was- serströme und gewaltsame Wirkungen erklären können, So- bald man blos sorgfältig entweder die eingekitteten scharf- kantigen Stücke oder den verbindenden und einhüllenden ‘- Kitt betrachten will, und noch weniger kann man sich dureh solche Wirkungen erklären, dass kaum eine von hundert Ritzen „Knochenbreceie“ darbietet; während die anderen Breccie ohne Knochen enthalten oder dass nur in äusserst einzelnen und eingeschränkten Partien der Spalte solcher- gestalt Knochen angehäuft sind. Ich bin demnach so weit entfernt davon, Wirkung von „Katastrophen“ und „Kata- klysmen“ und Zeugniss von solchen in diesen Phänomenen zu sehen, dass ich sie vielmehr als Wirkungen und Zeug- nisse von einer Natur-Ruhe, so gross wie die des Augen- blicks, betrachte. Dass die mit Breccie angefüllten Spalten viele Ver- bindungen mit den Knochenhöhlen haben, oft sie fortsetzen oft sich in diese endigen, dieselbe Thierfauna und meistens einen verbindenden Kalkkitt haben, welcher im wesentlichen derselbe ist, leidet keinen Zweifel; aber deswegen bleiben doch die Knochenspalten und die Knochenhöhlen zwei Phä- nomene, welche nicht identisch sind und nicht mit ein- ander vermengt werden müssen. Die Erhaltung der Kno- chen ist verschieden und die Geschichte der Höhlen in einzelnen Rücksichten eine andere. Indessen muss ich doch sogleich sagen, dass selbst die reichsten südfranzösischen Höhlen, welche am allerbesten den allgemeinen Wasser- strom und die Sündfluth erweisen würden, ganz deutlich zeigen, dass die Knochen nicht vom Wasser gesammelt und abgesetzt worden sind. Das sorgfältige Studium der Knochen und Knochenbrocken der Küchenabfälle ist mir hier zu Statten gekommen und hat mir durch eine specielle Vergleichung gezeigt, dass das Höhlenstudium vielen Nutzen aus demselben ziehen kann. Als allgemeine Regel, glaube ich, gilt es, dass die Tbiere, deren Knochen sich in den 136 Höhlen finden, successive, im Laufe der Zeiten hinab- gefallene oder hineingeflüchtete Individuen seien, welche ebenfalls successiv von Raubthieren, welche dort Nahrung gesucht, abgenagt worden. Das ist, meine ich, die Regel; — ausnahmsweise sind die Knochen hineingeschleppt; weit, weit seltner kann ein Bach einen oder den andern Knochen mit sich geführt haben. Die Ausnahmen von der allgemeinen Norm für die Knochenbreccien, auf welche ich oben hindeutete, sind solche, wie die eine Kluft bei Nizza und vielleicht zugleich bei Antibes, wo die Knochen wirklich alle durch mecha- nische Schläge zerschmettert worden zu sein scheinen und die Brocken keineswegs in der Stellung des Beins oder Partien der Thiere zusammenhangend liegen, wo viele Kohlenbrocken in dem Kalkkitt mit den Knochen einge- mengt sind und wo mannigfaltige Knochen Spuren tragen, dass sie im Feuer gewesen sind. Hier nehme ich an, dass die Masse wesentlich Küchenabfall sei, und in einem grös- sern Block der vorher gewesenen Breccienmasse bei Nizza (jetzt ist nämlich von dieser nichts mehr in der Klippe), welcher mir von Verany gegeben ward, fand ich auch deutliche Partien von einer Feuersteinlanze in der dich- testen Kittmasse. \ Ich habe von dem, was ich zur Erläuterung dieser Facta gesammelt, noch Nichts empfangen, kann deswegen auch die (äusserst mühsame und langwierige) Ausarbeitung über die Knochen nicht beginnen und referire nur nach dem Haupteindrucke und den Hauptresultaten, so wie ich sie kurz niedergeschrieben habe. Untersuchungen über die Pseudomorphosen von A. Delesse in Paris. (Im Auszuge aus den Annales des mines [5], T. XVI. auf Wunsch des Verfassers für das Deutsche bearbeitet von E. Söchting.) Der Metamorphismus, im weitesten Sinne des Be- griffs, umfasst alle Veränderungen, welche Mineralkörper erleiden können. Er zerfällt naturgemäss in zwei Abthei- 137 lungen, je nachdem es sich nämlich um einfache Minera- lien, oder um Gesteine handelt. Ersterer wird unter der Bezeichnung als Pseudomorphismus Gegenstand der folgen- den Betrachtungen sein. Da indessen gewisse Vergesellschaftungen von Mine- ralien alle Merkmale des Pseudomorphismus tragen, mit welchem sie oft verwechselt worden sind, so ist es noth- wendig, etwas näher auf sie einzugehen. Man weiss, dass die Gesteine trotz ihrer grossen Mannichfaltigkeit nur von einer geringen Anzahl einzelner Mineralien zusammengesetzt werden. Ja, es hat den An- schein, als ob gewisse Mineralien sich nicht ohne die gleich- zeitige Entstehung anderer bilden können. Die Vergesell- schaftungen der Mineralien zeigen sich ferner bald in nor- malen, bald in abnormen Gesteinen. Sie folgen sich in ge- wissen, beständigen Reihen. Es scheint also, dass die Mineralien das Streben haben, festbestimmte Verbindungen unter einander darzustellen. In einem ganz besondern Falle ist dies vornehmlich augenfällig und innig, nämlich, wenn zwei Mineralien so krystallisirt sind, dass eines das andre umhüllt, es ein- schliesst. Einschlüsse. Die Erscheinung derselben ist ganz besonders geeig- net, uns Aufklärung zu verschaffen über die Bedingungen, unter welchen die Mineralien entstehen. Man hat ihnen daher schon von früheren Zeiten her Aufmerksamkeit ge- schenkt, noch mehr in neuerer Zeit. Betrachtet man die Frage in ihrer grössten Allgemein- heit, so kann ein Mineral eine fast unbegrenzte Menge anderer einschliessen. Nichts desto weniger ist die Zahl, sowohl der einschliessenden, als der eingeschlossenen nicht so bedeutend, als man erwarten möchte, und verringert sich noch weit mehr, wenn man nur auf diejenigen Rück- sicht nimmt, welche wohl krystallisirt sind und sonst einige Wichtigkeit haben. Dies wird durch eine tabellarische Uebersicht bestätigt, aus welcher erhellt, dass sowohl die einschliessenden, als die eingeschlossenen Mineralien allen Familien des Mineralreiches angehören können. XVI 1860. 10 138 Einschlüsse lassen sich nachweisen nicht nur unter verschiedenartigen Mineralien, sondern auch unter den Va- rietäten eines und desselben Minerals. Man findet ferner, dass ein Mineral, in einem Falle von einem andern einge- schlossen, dieses gelegentlich selbst einschliesst. Dies pflegt nicht blos in ganz verschiedenartigen Vorkomm- nissen, sondern auch in einer und derselben Gesteinsmasse zu geschehen, und zwar oft bei den Abarten derselben Art oder denjenigen Mineralien, welche eine ähnliche chemische Zusammensetzung haben. Die Zahl der Beispiele für Ein- schlüsse liesse sich noch vermehren, wenn man auch die in Gesteinen gebildeten Körper hinzufügen wollte, z. B. die im krystallinischen Kalke, welche zugleich mit ihm und in ihm entstanden. Ferner könnte man Rücksicht nehmen auf die Verunreinigungen, welche die Krystalle bei ihrer Ausscheidung in dem von ihnen umschriebenen Raum auf- nehmen und durch welche ihre Farben- und Durchsichtig- keitsverhältnisse mitbedingt werden, sowie auch andere ihrer Eigenschaften dadurch bestimmt werden. Oft weist nur das Mikroskop oder die chemische Analyse dergleichen Beimengungen nach. Selbst organische Körper (Ambra, Bitumen, Idriatin, Braunkohle, Steinkohle, Anthraeit) um- schliessen Mineralien, so wie sie selbst wieder in Minera- lien eingeschlossen vorkommen, in geringer Menge im grössten Theile aller Mineralien, sogar in vulkanischen Er- zeugnissen. Organisirte Körper, pflanzliche und thierische, bilden Einschlüsse im Steinsalze und Bernsteine Unter den einschliessenden, wie unter den eingeschlossenen Mi- neralien erblickt man am häufigsten Quarz, Kieselsäure, Kohlensäure, kohlensaure, schwefelsaure Salze, häufiger als Oxyde, Schwefel- und Arsenmetalle, welche über- haupt eine geringere Ausbreitung besitzen. Der Ursprung der einschliessenden und der eingeschlossenen Körper ist meist ein wässeriger, bisweilen jedoch ein feuriger, kann aber auch für die beiden, vergesellschafteten Mineralien ein verschiedenartiger sein. Die Zersetzung eines Minerals giebt im Allgemeinen Veranlassung zu einer Einhüllung. Die Zersetzung wird hervorgerufen durch die Einwirkung von Sauerstoff, Wasser, Kohlensäure oder überhaupt von 139 jedem chemisch wirkenden Stoffe. Besonders häufig tritt sie ein bei solchen Mineralien, welche einer höheren Oxy- dation fähig sind. Die grösste Zahl von Einschlüssen bieten dar die abnormen und metallführenden Gesteine, eine Folge ihrer Bildung in allmähligen Absätzen, indem ein jedes Mineral ein früher festgewordenes überlagern musste. Diese vorläufigen Betrachtungen über die Einschlüsse waren nöthig zum Verständnisse der sich nun anschliessenden über den Pseudomorphismus. Pseudomorphismus. Stellt sich ein Mineral dar unter einer ihm nicht na- turgemäss zukommenden Form, so befindet es sich unter Verhältnissen, welche man mit der Bezeichnung des Pseu- domorphismus zusammenfasst. Die Substanz, welcher das Mineral seine Form ent- lehnt, kann irgend eine unorganische oder organische sein. Sie ist die ursprüngliche oder pseudomorphosirte, während das sie ersetzende Mineral das pseudomorphe ist. Der Pseudomorphismus durch Umwandlung ist der- jenige, bei welchem das pseudomorphe Mineral noch Ele- mente der ursprünglichen Substanz enthält, wogegen dies beim Pseudomorphismus durch Verdrängung nicht Statt findet. Um diese beiden Fälle in ihrer Verschiedenheit klar aufzufassen, genügt es, als Beispiele aufzuführen den Schwe- felkies, welcher sich mit Beibehaltung seiner Gestalt in Brauneisenstein umwandelt, und den Flussspath, dessen Stelle, nachdem er ganz zerstört worden, von Quarz ein- genommen wird. Als Paramorphismus hat man die besondere Art des Pseudomorphismus unterschieden, welche ohne Veränderung in der chemischen Zusammensetzung eintritt, und für welche der in Kalkspath umgewandelte Aragonit, der aus Pyrit entstandene Markasit Belege sind. Beim ersten Anblicke erscheinen solche Metamor- phosen höchst ausnahmsweise auftretende Erscheinungen zu sein; bei genauerer Betrachtung indessen erkennt man sie in sehr zahlreichen Fällen. Sie sind ausserordentlich mannichfaltig, umfassen alle Veränderungen der Structur 10% 140 und chemischen Zusammensetzung, ganz besonders die Verwitterungsvorgänge. Sind organische Körper des Thier- oder Pflanzenreichs pseudomorphosirt, so entstehen, nach Naumann’s Ausdruck, Zoomorphosen und Phytomorphosen. Diese Art des Pseudo- morphismus lässt sich eben so gut nachweisen, wie die des bestkrystallisirten Minerals. Die Vergleichung des ursprünglichen, organischen oder nicht organischen Körpers mit dem an seine Stelle getretenen erlaubt unmittelbar, den eingetretenen Meta- morphismus zu erkennen. Da die organischen, wie die nicht organischen Körper eine fest ausgesprochene Form und chemische Zusammensetzung besitzen, so lässt sich ihre Umwandlung mit grösserer Sicherheit bestimmen, als die der Felsarten. Bevor auf eine Uebersicht der beobachteten That- sachen eingegangen werden kann, scheint es nöthig, vor- zügliche Aufmerksamkeit auf gewisse Fälle zu richten, welche einen scheinbaren Pseudomorphismus darstellen. Wird ein Mineral von einem andern umhüllt und ver- schwindet es später, so kann das umhüllende die Form des erstern vollständig bewahren. Es stellt sich ein eigen- thümlicher Pseudomorphismus heraus, welcher die Folge einer Umhüllung ist und sich auf das Engste an die zuvor erwähnten Erscheinungen der Einschlüsse anlehnt. Oft ist ein Mineral von einem andern, aus einer Um- wandlung des erstern hervorgegangenen Minerale umgeben, so Anhydrit von Gyps. Manche sind daher der Ansicht gewesen, dass beim Einschlusse eines Minerals das um- hüllende eben aus diesem pseudomorphosirt sein müsse. Dies mag wohl hin und wieder geschehen, ist jedoch nicht die allgemeine Regel. Krystallisirt ein Mineral, so nimmt es häufig eine nicht unbeträchtliche Menge eines fremden mit auf. Das der Menge nach vorherrschende Mineral vermag selbst oft nicht einmal, dem Gemenge seine eigene Krystallgestalt aufzudrängen, wird vielmehr im Allgemeinen als pseudo- morph angesehen. Hat man es hier mit Einschluss oder mit Pseudomorphismus zu thun? Die Lösung dieser Frage 141 bietet eigenthümliche Schwierigkeiten, und bedarf es dazu der Kenntniss von der Art und Weise, in welcher die Ein- schlüsse zu Wege kommen. Krystallisirt ein Mineral, so bleibt der von ihm mit aufgenommene, fremde Stoff zuweilen amorph (Kalkspath von Fontainebleau, Chiastolith). Oft aber nimmt auch letz- teres krystallinische Form an, und können dann die Kry- stalltheile beider Körper gegen einander eine bestimmte Lage annehmen oder nicht. Diese letztere, krystallographisch ungebundene An- ordnung pflegt die am häufigsten beobachtbare zu sein. Findet sich das eingeschlossene Mineral in Gestalt gut aus- gebildeter und wenig zahlreicher Krystalle eingestreut, so ist eine Verwechselung zwischen Einschluss und Pseudo- morphismus nicht möglich. Schwieriger ist die klare Ein- sicht, wenn das eingeschlossene Mineral in solcher Menge auftritt, dass es das einschliessende bis zu einem gewissen Grade verlarvt und sich auf eine kaum merkliche Weise mit ihm verschmilzt. Granat und Idokras umschliessen einander wechsel- seitig; es ist aber noch nicht nachgewiesen, dass Granat den Idokras völlig verdränge. Der Dichroit nimmt, selbst ohne Zeichen einer Umwandlung darzubieten, oft so sehr viele Glimmerblättchen auf, dass er sich darunter ganz ver- birgt, und man, um ihn selbst zu entdecken, den Bruch senkrecht auf die Glimmerblättchen untersuchen muss. In der als Chlorophyllit bezeichneten Abart von Amity liegen grosse Blätter grünen Glimmers einander sehr nahe und wechseln mit bläulichem Cordierite. Auch die Pseudo- morphose des Glimmers nach Disthen dürfte in Wahrheit nur ein Einschluss von vielem Glimmer sein, der übrigens ganz demjenigen gleicht, welchem der Disthen eingelagert ist. Glimmer und Disthen müssen demnach zu gleicher Zeit mit einander und dem Gesteine entstanden sein. Aehnlich verhält es sich mit dem Glimmer im Andalusit, Chiastolith, Staurolith, Amphibol, Pyroxen u. s. w., welche letztern nach Anleitung der zahlreich untersuchten Stücke nicht pseudo- morphosirt waren, sondern nur den Glimmer, welcher dem des umgebenden Gesteins gleicht, einschliessen. Hierher 142 zählt auch noch der grossblättrige, die Magneteisenkrystalle des Chloritschiefers durchdringende Chlorit. Nach solcher Betrachtung dürften viele, bislang behauptete Pseudomor- phosen zu streichen, und nur die Mineralien beizubehalten sein, welche die Gestalt eines andern anzunehmen und dies zu ersetzenden fähig sind. Bei den Einschlüssen mit bestimmter Anordnung der Einlegung hat man mehrere Fälle zu unterscheiden. Diese Anordnung ist die möglichst einfache, wenn die beiden Mineralien mit einiger Symmetrie über einander ge- lagert sind. So z. B. bei Bleiglanz vom Harze, dessen Krystalle Kalkspath einschliessen und selbst wieder von solchem eingeschlossen werden. Aehnliche Krystallbildun- gen kennt man am Granat mit Kalkkern von Arendal, der Bergstrasse und dem Canigou; am Idokras von Christian- sand; am Feldspathe aus norwegischen Syenite, wel- cher Natrolith und in diesem sogar wieder Feldspath ein- schliesst; am Flussspathe mit concentrischen Schwefelkies- lagen u. s. w. Die Anordnung kann aber eine noch ausgesprochener regelmässige sein, indem sie bald nach dem Centrum, bald nach den Achsen gerichtet ist. Centrale Anordnung findet sich namentlich bei den Kugelgesteinen. Noch bemerkens- werther ist die axiale Gruppirung. Hierher gehören viele Fälle der Einschlüsse, in welchen ein Krystall von einem andern derselben Species mit regelmässiger Umlagerung eingeschlossen wird. Die von Blum beschriebene Pseudo- morphose von Buntkupferkies nach Kupferglanz von Re- druth mit regelmässiger Krystallisation des erstern im In- nern des letztern und parallel demselben, dürfte mehr für gleichseitige Bildung, als für Umbildung zu halten sein. Hier sind ferner aufzuzählen Rutil in Eisenglanz, Cyanit in Staurolith u. s. w. Die Menge des eingeschlossenen Mi- nerals gegenüber der des einschliessenden ist sehr wech- selnd (Kalkspath von Fontainebleau, Kalkspath und Quarz im Granat). Krystallisiren Mineralien gleichzeitig neben einander, so ist ein Einschliessen des einen durch das an- dere eine sehr natürliche Erscheinung (u. a. auch beim Uralit, beim Schillerspath). Hier spielen Isomorphismus i 143 auch polymerer, und Homoeomorphismus eine Rolle. Von den deutschen Mineralogen dagegen sind diese Erscheinun- gen meist als solche des Pseudomorphismus bezeichnet und nach ihrem Vorgange allgemein angenommen. Ist ein Mineral von einem andern eingeschlossen, so können nur drei Fälle vorliegen: es ist von früherer, gleich- zeitiger oder späterer Entstehung als letzteres. War das Mineral schon früher da, so fand bei diesem immerhin sel- tenen Zusammentreffen einfach eine Mengung Statt (Kalk- spath von Fontainebleau). Bei gleichzeitiger Bildung erfolgt häufig zugleich eine krystallgesetzliche Anordnung. Das Festwerden geschah nicht nothwendig in genau demselben Augenblicke; im All- gemeinen sogar erstarrte eines der beiden Mineralien eher. Es ist sogar möglich, dass das eine durch eine neue Kry- stallisation des umschliessenden Gesteins, durch Metamor- phismus entstand, z. B. bei der Uralitbildung, welche in- dessen wohl immer besser durch einfachen Einschluss zu erklären bleiben möchte. Ein späterer Einschluss liegt vor, wenn ein Mineral sich erst später im Innern eines andern entwickelte. ‘ Be- trachtet man ein Mineral, so kann seine Umwandlung in ihm Hohlräume erzeugen, welche früher nicht vorhanden waren. Lagerte sich in diesen ein neuer Mineralkörper ab, so ist das nicht blos Einschluss, sondern Metamorphismus. Beide sind danach mit einander in enger Verbindung ste- hende Vorgänge, zwischen denen eine Grenze sich oft nur schwer ziehen lässt. Dasselbe eingeschlossene Mineral kann bald gleich- zeitiger, bald späterer Bildung sein. So findet man z.B. unter den Schwefelmetallen den Kupferglanz oft mit Bunt- kupfererz vergesellschaftet und hüllt dieses ein, während es anderer Seits nach Philipps, Haidinger und Blum in letzteres sich umwandeln kann; bisweilen haben die sechsseitigen ‘Tafeln des Kupferglanzes diese Umwandlung nur aussen herum erlitten, während das Innere gar nicht verändert ist. Unter den Oxyden trifft man Eisenglanz und Magneteisen häufig auf derselben Lagerstätte, z. B. auf Elba und in Skandinavien; obwohl beide krystallisirt, mengen und um- 144 hüllen sie sich doch in jeglichem Mengenverhältnisse, was in- dessen nicht hindert, dass das Magneteisen unter gewissen Umständen in Rotheisenerz oder Eisenglanz umgewandelt wurde. Der Quarz, welcher von Feldspath im Pegmatit und in den Kugelgesteinen umhüllt wird, ist mit letzteren zu gleicher Zeit fest geworden, wogegen er auch oft durch Infiltration in Höhlungen abgesetzt erscheint, welche im Innern anderer Mineralien entstanden sind, die er sogar völlig verdrängen kann; er ist also hier jünger und pseudo- morph. Ist das eingeschlossene Mineral ein Silicat, so muss er mit dem einschliessenden gleichzeitig entstanden sein, denn die Silicate sind sehr wenig löslich, und ein einge- schlossenes, jüngeres Mineral bildet sich am gewöhnlich- sten durch Infiltration. Doch ist dies keineswegs stets der Fall, weder für die wasserfreien, noch auch für die wasser- haltigen Silicate. So kann z. B. der Glimmer in anderen Mineralien gleichzeitiger oder späterer Geburt sein, was schwer auszumachen ist; ebenso Chlorit, Kalkspath. Das Vorhergehende zeigt, dass, wenn ein eingeschlos- senes oder einschliessendes Mineral pseudomorph sein kann, doch viel daran fehlt, dass es dies immer sein müsse. Auch der Isomorphismus erklärt viele Erscheinungen, welche man bisher zu denen des Pseudomorphismus ge- rechnet hat. So ist der Asbest nicht für pseudomorph zu halten, da nichts die Ansicht unterstützt, er sei ein Um- wandlungsgebilde. Er ist nur eine faserige Abart des Am- phibols oder Pyroxens, deren Hauptarten eine faserige und dem Asbeste mehr oder minder ähnliche Ausbildung an- nehmen können, so namentlich Tremolith, Strahlstein, Horn- blende, Krokydolith, Diopsid, Traversellit, Pitkarandit, Breislackit. Manche Mineralien, welche sich eben noch auf dem Wege der Umwandlung zu befinden scheinen, haben schon besondere Namen empfangen. Diese sind in der folgenden Uebersicht möglichst ausgeschlossen. Ebenso ist mit denen geschehen, welche mehr oder minder umgewandelt und als Speckstein, Serpentin, Ophit, Steinmark, Grünerde u. s. w. zu den Pseudomorphosen gestellt worden sind, weil viele neuere Untersuchungen gelehrt haben, dass die chemische 145 Zusammensetzung der fraglichen Massen von derjenigen der eben genannten Mineralien abweiche. Eine Uebersicht der zusammengestellten Fälle lässt eine grosse Aehnlichkeit mit denen der Einschlüsse er- blicken. Es kann zunächst Pseudomorphismus zwischen Ab- arten desselben Minerals Statt haben, wie Krystalle des glasigen Quarzes zerstört und durch eine andere Varietät des Quarzes, namentlich Chalcedon oder Opal, unter Bei- behaltung der Form ersetzt sind. Unter den organischen Bildungen wandelt sich der faserige Kalkspath der Belem- niten in gewissen Fällen in weissen, späthigen Kalk um, wie in der Breccie von Villette und auch in den metamor- phischen Gesteinen der Alpen. Der Pseudomorphismus bei Abarten desselben Mine- rals ist übrigens eine nur ganz ausnahmsweise auftretende Erscheinung, welche man zumeist nur an den verbreitetsten Mineralien beobachtet. Der Paramorphismus ist nur ein Pseudomorphismus ohne Aenderung der chemischen Zusammensetzung und fällt also in die eben besprochenen engeren Grenzen. Der Pseudomorphismus kann, wie der Einschluss, ein gegenseitiger sein: Flussspath und Kalkspath, Bleiglanz und Pyromorphit, Kupferglanz und Kupferkies, Magneteisen und Eisenglanz, Granat und Kalkspath, Feldspath und Kalk- spath, Kalkspath und Gyps, Graphit und Pyrit (Eisenkies, nach Holz) u. S. w. Die einfachen Stoffe sind selten pseudomorph. Me- talle, wie Silber, Kupfer Antimon, rühren gewöhnlich von einer Zersetzung ihrer Erze her. Schwefel- und Arsenver- bindungen pseudomorphosiren am häufigsten andere Schwe- fel- und Arsenverbindungen, aber auch oxydirte Verbin- dungen, nur keine Silicate. Die Oxyde pseudomorphosiren Mineralien jeder Art; Silicate und Hydrosilicate besonders Mineralien derselben Familie, doch treten wasserfreie Si- licate selten in fremder Form auf. Scheel-, molybdän- schwefel-, phosphorarsen- und kohlensaure Salze spielen eine Hauptrolle unter den Mineralien der Erzlagerstätten. Auch organische Körper, sowohl thierische als pflanzliche 146 sind eben so häufig pseudomorphosirt durch Mineralien aller Ordnungen. Auch die Kohlenarten sind als pseudo- morph zu betrachten, insofern sie bei anderer chemischer Zusammensetzung noch den ursprünglichen Pflanzenbau zeigen. Die Umwandlung hat auch solche Mineralien ergriffen, welche für die am schwersten löslichen und schmelzbaren gelten, Korund, Spinell, Quarz, Leucit u. s. w., gleichwie auch die pseudomorphen unlöslich oder unschmelzbar sein können (Graphit, Oxyde, Silicate).- Der Pseudomorphismus in seiner Gesammtheit ist von der höchsten Wichtigkeit, das nähere Eingehen auf ein- zelne Fälle bietet aber nur ein besonderes Interesse, ge- ringer, als man in den neuesten Zeiten denselben zugesteht. Ueberblickt man die pseudomorphosirten Mineralien, so findet man, dass sie im Verhältnisse mehr oder minder löslich oder zersetzbar sind, öfter durch Umwandlung als durch Verdrängung pseudomorphosirt werden, das neue Mineral sich also auf Kosten des früheren bilde. Die Zahl der durch Verdrängung pseudomorphosirten Mineralien ist nicht sehr gross. Dieselben sind grössten Theils löslich in Wasser, namentlich warmem, mineralischem, saurem oder alkalischem. Sie gehören, wie man sieht, wesentlich in metallische Lagerstätten, also in abnorme Felsarten. Der Unterschied zwischen Pseudomorphismus durch Umwandlung und durch Verdrängung ist aber kein so scharfer, als man zuerst glauben möchte, denn es ist oft schwer, ob die dem pseudomorphosirten und dem pseudo- morphen Minerale gemeinsamen Stoffe wirklich dieselben geblieben seien. Sind diese Stoffe gemeinsam, so hindert nichts, an- zunehmen, dass Verdrängung, nicht einfache Umwandlung Statt gefunden habe. Zeigt sich z. B. Kalkspath unter der Form von Gypsspath, so konnte entweder sich die Schwefel- säure gegen Kohlensäure austauschen, während die Kalk- erde dieselbe blieb, oder es wurde zuerst der Gyps ganz hinweggesintert, worauf der kohlensaure Kalk an seine Stelle trat. 147 Man hat es auch mit Verdrängung zu thun, wenn ein Oxyd ein anderes pseudomorphosirt, da sich der Sauer- stoff nicht vom ersten Falle auf das andere überträgt. Finden sich die, den zwei Mineralien gemeinsamen Stoffe in dem Gesteine nicht in freiem Zustande oder sind sie darin nur in geringer Menge verstreut, so wird die Art des Pseudomorphismus sehr zweifelhaft sein; diese Unge- wissheit aber wird sich verringern, wenn es sich um Mine- ralien aus minder häufigen Stoffen handelt, zumal um die der Metallablagerungen. Die Pseudomorphosen sind in den verschiedenen Ge- steinsarten sehr ungleich vertheilt. Am häufigsten findet man sie in den metallführenden und abnormen Gebilden, welche die mannigfaltigste mineralogische Zusammensetzung haben, oft metalloidische oder metallische, nicht oxydirte Stoffe enthalten; dazu sind sie sehr porös, zeigen sogar viele Drusen, so dass das Wasser, möge es von oben oder aus der Tiefe der Erde herzudringen, daselbst sich leicht zu bewegen vermag. In den normalen, geschichteten Ge- birgsmassen gehören die Pseudomorphosen einer geringeren Zahl von Arten an. In den Ausbruchsgesteinen, vulcanisch oder nicht, und in den metamorphischen bestehen die pseudomorphosirten und pseudomorphen Mineralien zumeist aus Silicaten oder Hydrosilicaten. Künstlicher, auf verschiedenem Wege dargestellter Pseudomorphosen giebt es bereits eine ziemlich beträcht- liche Zahl, darunter auch solche mit mehrfacher Um- wandlung. Zur Fauna der Braunkohlenformation von Rippersroda in Thüringen (Taf. 1.) ©. Giebel. Obgleich unsere Braunkohlenlager an vielen Orten ab- gebauet werden, sind doch Ueberreste von Thieren in den- selben bis jetzt nur äusserst selten und dann auch nur in höchst unvollkommenem Zustande aufgefunden worden, so 148 dass wir ausser der allerdings schönen und reichhaltigen Conchylienfauna, welche die die Kohlenflötze begleitenden Schichten im Anhaltischen und Magdeburgischen lieferten, zur nähern Altersbestimmung aus den Kohlen selbst kein Material haben. Wie nun neuerdings hie und da Pflanzen- reste in grösserer Menge gesammelt werden konnten, über welche uns Hrn. O. Heer’s sorgfältige Untersuchungen er- freulichen Aufschluss geben: so kommen allmählig auch thierische Ueberreste zum Vorschein, welche geeignet sind unser Interesse in hohem Grade in Anspruch zu nehmen. Hr. Bergrath Dr. Zerrenner in Gotha war so freundlich mir die von ihm in der kleinen, im Muschelkalk gelegenen Braunkohlenablagerung von Rippersroda unweit Arnstadt gesammelten Ueberreste zur Bestimmung mitzutheilen und so sehr fragmentarisch dieselben auch sind, verdienen sie doch unsere volle Aufmerksamkeit, da sie mit Bestimmtheit nachweisen, dass in unserer Gegend auch Braunkohlenbil- dungen der jüngsten Tertiärzeit auftreten. Schon im vori- gen Hefte theilte ich Hrn. Heer’s Bestimmungen der bei Rippersroda gefundenen Pflanzenreste mit, welche den von Ludwig aus der Wetterauer Braunkohle beschriebenen plio- cänen Arten gleichen, und ganz dasselbe Alter deutet auch die Fauna an. Ueber die geognostischen Lagerungsver- hältnisse bei Rippersroda kann ich keine nähere Auskunft geben, vielleicht veröffentlicht Herr Zerrenner darüber seine Beobachtungen. Die mir zur Untersuchung mitgetheilten Ueberreste sind folgende. 1. Linker Oberkiefer eines Nagers mit der vollständigen Zahnreihe. Der Kieferknochen ist nur im eigentlichen Ladentheil erhalten und gewährt in diesem sehr fragmentären Zustande keinen Anhalt für weitere Ver- gleichungen. Desto interessanter ist aber die Zahnreihe. Es sind vier schmelzfaltige Backzähne, von welchen der erste der grösste, der vierte etwas kleiner und dreiseitig, die bei- den mittlen abermals kleiner, unter einander aber gleich und rundlich vierseitig sind. Alle sind sehr stark abgenutzt und rühren also von einem völlig ausgewachsenen alten Thiere her. Der erste grösste zeigt auf der Kaufläche vier etwas gebogene, parallele, quere Schmelzfalten, die erste bildet 149 den Vorderrand der Kaufläche, ist also convex nach vorn, die zweite ist unterbrochen, so dass ihr äusseres Drittheil als schmale Schmelzinsel abgesetzt erscheint, die dritte und vierte setzen wieder ununterbrochen durch, sind aber viel kürzer, da der Zahn einen dreiseitigen Umfang hat, die vordere Schmelzleiste die grössere Seite bildet, die folgen- den von der hintern Seite gegen die gerade Innenseite ge- richtet sind. Die beiden folgenden Zähne stimmen unter einander überein und haben die Schmelzfalten des ersten, doch nicht dessen vierte Falte, sondern nur dessen drei vordere, in derselben Krümmung und Grössenabnahme. Der letzte Zahn hat ebenfalls die Falten des ersten und zwar hinter der vierten noch eine kleine fünfte. Die senk- rechten Seiten der Zähne sind eben, ohne Rinnen. Dass aber solche Rinnen vorhanden waren und erst in Folge der sehr weit vorgerückten Abnutzung verschwunden sind, be- weisen die noch vorhandenen drei isolirten Backzähne, welche gleichzeitig mit dem Kiefer gefunden und unzwei- felhaft auch demselben Thiere angehören, aber einem viel jüngern. Der eine derselben hat so eben erst seine Spitzen abgenutzt, zeigt in der Mitte der Aussen- und der Innen- seite eine tiefe bis zur Mitte der Seiten hinablaufende Rinne, welche dann plötzlich aufhört, ausserdem an der Aussenseite ganz oben vor und hinter dieser Mittelrinne noch je eine kaum halb so tief hinabziehende Rinne. Er ist der letzte des rechten Oberkiefers. Der zweite isolirte ist ein mittler Backzahn, weiter abgenutzt als voriger, an der Aussenseite schon ohne Rinne, an der Innenseite noch mit kurzer tiefer Rinne. Der dritte unvollständige besitzt an der Innen- und Aussenseite noch die Rinne. Die Schmelz- falten auf der Kaufläche verhalten sich bei allen dreien ganz wie die in der Kieferreihe. Die vollständige Zahn- reihe misst auf den Kauflächen gemessen 11‘, davon kom- men auf die Kaufläche des ersten 3%/,‘“ bei ebensoviel grösster Breite, auf den zweiten und dritten je 2 bei etwas grösserer Breite, auf den vierten 8!/,‘ bei nur 21), grösster Breite. Die isolirten Zähne verdicken sich nach dem Wurzelende hin etwas und haben keine freien Wur- zeläste. 150 Die Zahl der Zähne und deren schmelzfaltige Structur verweist unsern Kiefer, wenn wir zuerst unter den lebenden Nagern einen Anhalt suchen, auf die Familie der Stachel- schweine oder die Gattung Hystrix. Bei dieser haben jedoch die Backzähne ein und derselben Reihe ein durchaus an- deres Grössenverhältniss und der letzte Zahn der Reihe eine wesentlich verschiedene Faltenbildung. Die Zahl der Inseln, welche in Folge der Abnutzung aus den Falten auf der Kaufläche entstehen, ändert allerdings erheblich ab, doch lassen sich dieselben stets auf die normale Falten- zahl zurückführen. Man vergleiche nur die in meiner Odon- tographie 57. Taf. 24 Fig. 16 gegebene Abbildung mit Fr. Cuvier's Dents des mammif. tb. 67 und Owens Odontogra- phy tb. 105 Fig. 13. Ich finde auch gar keinen erheb- lichen Unterschied von Pomels Hystricotherium aus der Auvergne, welches Gervais, Pal. france. tb. 48 Fig. 11. als Hystrix refossa abbildete, dasselbe muss wie ich a. a. ©. schon aussprach, nach den beiden vorhandenen Zähnen unbedingt unter Hystrix verbleiben. — Auch der nächst ähnliche Myopotamus weicht sehr erheblich durch das Grössenverhältniss und die Form seiner Zähne von unserm thüringischen Thiere ab. Unter den vorweltlichen Nagergattungen stellt sich Jourdans Theridomys zunächst zur Vergleichung. Der Charakter derselben ist leider durch Gervais, wie ich schon in meiner Odontographie S. 57. dargethan, durch Aufnahme sehr verschiedener Arten so unbestimmt geworden, dass wir lieber die einzelnen Arten vergleichen. Die typische Art, Th. breviceps, auf welche Jourdan die Gattung begrün- dete, ist nicht abgebildet worden, aber sie hat wie Th. lembronica Gervais, Pal. france. tb. 47 Fig. 1—3. ziemlich gleich grosse Zähne mit je vier Schmelzinseln auf der Kau- fläche. Beide sInd auch beträchtlich kleiner als unser Thier. Th. aquatilis Gervais 1. c. tb. 46. Fig. 6. 7. tb. 47. Fig. 19. hat eine durchaus andere Zahnbildung, anderes Verhalten der Schmelzfalten und Inseln und wurde von Pomel mit Recht generisch abgetrennt unter dem Namen Isoptychus. Noch weiter entfernt sich Th. Vaillanti Gervais l. c. tb. 44. Fig. 27. 28., welche Gervais später selbst zum 151 Typus seiner Gattung Adelomys erhoben hat. Pomels Omegodus nur von Haselmausgrösse hat. ebenfalls gleich grosse Backzähne und eine wförmige Schmelzzeichnung der Kaufläche. Viel näher als alle diese Gattungen stellt sich an unser Fossil desselben Taeniodus, denn hier stehen die Falten schief und finden sich in gleicher Anordnung, allein Pomel gibt deutliche Wurzeln an und sagt nichts von der verschiedenen Grösse der Zähne und der verschiedenen Anzahl ihrer Schmelzfalten, so dass wir deren Gleichheit annehmen müssen, um so mehr, da diess bei Gervais The- ridomys Blainvillei 1. c. tb. 47 Fig. 17. 18, der Fall ist, auf welche von Bravard die Gattung Blainvillimys gegrün- det werden sollte, die aber doch zu Taeniodus gehört. Die Familie der Biber entfernt sich wieder weiter von dem unserigen. Nach dieser Vergleichung scheint es uns nicht mehr gewagt, auf den Nager von Rippersroda eine neue Gattung zu begründen und diese unter dem Namen Hystriocomys neben Taeniodus in die Familie der Psammoryctinen ein- zureihen. Selbige hat als eigenthümliche Charactere vier ungleich grosse Backzähne im Oberkiefer, jeder mit schiefen gebogenen ziemlich parallelen queren Schmelzfalten, welche von der ersten bis zur letzten sich bedeutend verkürzen, im ersten vier, im zweiten und dritten drei, im vierten fünf solcher Falten; die zweite Falte setzt gegen den Innen- rand eine kleine Schmelzinsel ab. Die Art mag H. thurin- giacus heissen und ist Taf. 1. Fig. 2. abgebildet worden. 2. Von Rhinoceros? liegt das Fragment einer obern Backzahnkrone und eines Mittelfussknochens vor. Ersteres besteht nur in der innern vordern Ecke eines mittlen obern Backzahns mit so markirter Schmelzwulst der Innenseite, dass man viel eher an Palaeotherium denken möchte. Die Unvollkommenheit des Stückes gestattet aber keine sichrere Bestimmung und wenn ich es zu Rhinoceros verweise: So geschieht dies wegen des dabei gefundenen Mitttelfuss- knochens, der vom rechten Hinterfusse der äussere die entschiedenen Charaktere von Rhinoceros besitzt. Es ist nur das Tarsusgelenkstück, aber die Fläche für den Tarsus und die beiden Berührungsflächen für den mittlen anliegen- 152 den Metatarsus, die Bandgrube und die allgemeine Form des Knochens stimmen so vollkommen mit Rhinoceros, dass ich keinen Zweifel an dieser Bestimmung hege. Die Art wage ich aus diesem Bruchstück nicht zu ermitteln, wenn aber das Zahnfragment wirklich derselben Art ange- hört: so ist es wenigstens unsere diluviale, Rh. tichorhi- nus entschieden nicht, sondern eine tertiäre. Von Herrn Credner erhielt ich von derselben Lagerstätte einen Rük- kenwirbel, welcher aber eben nicht mehr Anhalt zur syste- matischen Bestimmung bietet als jener Metatarsus. 8. Untere Hälfte eines linken Oberschenkels von einem Vogel. Derselbe gleicht so auffallend dem Schenkel des grauen Reihers, Ardea cinerea, dass eine Vergleichung mit andern Gattungen völlig überflüssig er- scheint. Doch ist er keineswegs identisch. Auf der vor- dern Seite ist nämlich die breite Rinne für die Kniescheibe hier breiter und tiefer als bei der lebenden Art, die die- selbe innen begränzende Leiste besonders ist höher und setzt plötzlicher nach oben ab. Die beiden feinen scharfen Leisten, welche an der hintern Seite des Knochens von den beiden Gelenkknorren auslaufen, erscheinen markirter und gleich stark, convergiren langsam nach oben, während bei der lebenden Art nur vom innern Knorren eine solche Leiste ausläuft, die des äussern Knorren sich aber schnell ver- wischt. Die Grössenverhältnisse bieten keine beachtens- werthen Unterschiede. Unser Fragment ist etwa die Hälfte des Schenkels und 0,050 lang, an der Bruchstelle 0,008 dick, vorn an der Kniescheibenfläche 0,012 breit, hinten zwischen beiden Knorren 0,018 breit. Der ganze Schenkel war deutlich stärker gekrümmt als bei der lebenden Art. Diese Eigenthümlichkeiten lassen über die specifische Diffe- renz des Braunkohlenreihers von unserm A. cinerea und den andern Arten, welche ich vergleichen konnte keinen Zweifel, ich nenne ihn Ardea lignitum, Taf. I. Fig. 3. hof- fend, dass es Herrn Zerrenner gelingen wird noch weitere Reste dieses ersten Vogels unserer Tertiärschichten auf- zufinden. Noch liegen in einem Stückchen Kohlenletten mehre zarte Knochen eingeknetet vor, welche von einem Singvogel 153 herzurühren scheinen, doch wollte es nicht gelingen ein- zelne soweit herauszulösen, dass die systematische Be- stimmung ermöglicht werden konnte. Auch sie nöthigen zu weiterer Aufmerksamkeit und neuer Einsammlung an Ort und Stelle. Die noch übrigen thierischen Ueberreste befinden sich in einem so unvollkommenen Erhaltungszustande, dass ihre systematische Bestimmung mit keiner irgend befrie- digenden Sicherheit gegeben werden kann Ein ganz un- deutlicher Abdruck lässt eine Flügeldecke von Elater ver- muthen. Viele sehr kleine Conchylien sind zerdrückt oder ihre Mündung zerstört, nur ein Theil des Gehäuses frei oder überhaupt erhalten, die Vergleichung mit andern Vor- kommnissen bleibt daher erfolglos. Am häufigsten ist eine kleine Planorbis vom Typus der Pl. spirorbis, dann noch eine zweite Planorbis, eine Helix, Paludina und Cyeclas. Mittheilungen. Ueber künstliche und natürliche Perlenvermehrung. Der ungemein hohe Werth der Perlen veranlasste zu allen Zeiten Versuche dieselben auf künstlicbem Wege zu erzeugen, d. h. die Muschelthiere zu deren Bildung zu bestimmen und an- zuhalten. Man benutzte dabei die Mittel und Wege, welche man der Natur abgelauscht zu haben glaubte und das waren folgende. l. durch Verletzung des Thieres seines weichen Körpers, oder seiner harten Schale. Ersteres versuchten schon im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung nach Apollonius die Küsten- bewohner des Rothen Meeres. Sie gossen zuerst Oel in das Meer um es hell und durchsichtig zu machen, gingen dann hin- ein, reizten die Muschelthiere durch eine Lockspeise zur Oeff- nung ihrer Schalen, stachen mit einem spitzen Instrumente hinein und fingen den auslaufenden Saft in einem Model auf und liessen ihn darin zu weisslichen Perlen erhärten. Die Schale zu verletzen schlug Linne vor und wurde für dieses Geheimniss in den Adelstand erhoben. Er verkaufte dasselbe an einen Kauf- mann Bagge für 500 Dukaten und dieses Erben boten es 1780 öffentlich meistbietend aus. Wer es erstand, ist unbekannt: Es soll darin bestanden haben, dass die Schale mit einem spitzen XVI. 1860, 11 154 Pfriemen angestochen wurde und bei der Vernarbung sich an der Innenseite die Perlen bildeten. Linne selbst hatte bei Mya margaritifera sie erzeugt. Doch ist das noch sehr zweifelhaft, denn es bilden sich auf solche Weise nur sehr unregelmässige Wülste, niemals schöne runde freie Perlen. 2. durch fremde zwischen Mantel und Schale eingeklemmte Körper. Diess versuchten schon frühzeitig die Chinesen ohne Verletzung der Schalen und benutzten dazu ganze oder halbe Kugeln von Elfenbein, Perlmutter, kleine Kunstwerke, religiöse Abzeichen, welche alle sich mit Perlmutter überzogen. Strabo und Athenäus erzählen auch, dass die Perlfischer in Asien es verstehen mit vieler Geschicklichkeit kleine künstliche Körper in die Schalen der Perlmuschel zu legen, die sich dann mit Perl- mutter überziehen. Ueber die chinesische Methode giebt Grill Auskunft. Wenn die Muscheln Anfangs Sommers an die Ober- fläche kriechen und geöffnet in der Sonne liegen, hält man Schnüre mit je fünf oder sechs aufgeweichten Perlmutterperlen und mit Knoten am Faden von einander getrennt bereit und legt in jede Muschel eine solche Schnur. Die Muschel senkt sich wieder ins Wasser, wird dann im nächsten Jahre heraufgeholt und um jede hat sich nun eine Perlenhaut gebildet, die der ächten Perle nicht nachsteht. Nach Home formen die Chinesen aus einer Muschelschale kleine Halbkugeln, stecken diese in die Thiere, die sich dann überziehen und so schöne halbe Perlen bilden, welche eingefasst den ächten gleichen. Im britischen Museum finden sich Exemplare von Barbata plicata mit schönen halbkugeligen Perlen, welche im Innern Perlmutterstücke theils auch Silberdraht enthalten. Gray machte darauf hin Versuche mit Anodonta cygnea und Unio pictorum , schob Perlmutterstück- chen in ihre Schalen, äber das Resultat ist nicht bekannt ge- worden. Andere öffneten vorsichtig die Schalen, kratzten an einer Stelle die innere Oberfläche ab und legten hier ein Schrot- korn grosses Perlmutterstück hinein, um welches sich dann eine ächte Perle bildete. Neuere Berichte von Chinareisenden erzählen über dieses Verfahren folgendes. Die künstliche Perlenbildung beschränkt sich auf zwei Plätze bei der Stadt Tetsing im N. von Tchekiang. Im Mai oder Juni werden in Körben grosse Mengen Muscheln, Mytilus eygneus aus dem See Taihoc gesammelt und davon die grössten ausge- wählt. In die geöffnete Muschel bringst man nun Körner, welche in Form und Stoff verschieden sind, gewöhnlich eine Pillenmasse, welche mit dem Safte der Früchte des Kampferbaumes befeuchtet sind. Die geeignetsten Formen werden aus Canton eingeführt und bestehen aus Meleagrina margaritifera. Andere bestehen in kleinen Figürchen, den Buddah in sitzender Stellung oder Fisch- chen darsiellend, sind aus Blei auf einem hölzernen Brettchen. Das Einbringen in die Muscheln geschieht mit grosser Vorsicht. 155 Die Muschel wird mit einem Perlmutterspatel geöffnet und der unbefestigte Theil des Thieres an einer Seite mit einer eisernen Sonde frei gemacht, die fremden Körperchen dann mit der Spitze eines Bambusröhrehens eingeschoben und hier in Reihen gelegt. Das gepeiniste Thier drückt krampfhaft die fremden Körper fest. Hierauf lest man die Muscheln in Kanäle, Becken oder Teiche frei neben einander bei 2 bis 5 Fuss Tiefe, zuweilen 5000 Stück. Nach einigen Tagen sieht man schon die Formen mit einer dün- nen Haut an die Muscheln befestigt, später durchdringt diese Haut mit Kalkstoff und endlich bilden sich rings um den Kern Schichten von Perlmutter. Im November werden die Muscheln mit der Hand geöffnet, das Thier herausgeschnitten und die Perlen mit einem ‚scharfen Messer abgetrennt. Besteht ihr Kern aus Perlmutter, dann wird dasselbe nicht hinweggenommen, sind es aber Erd- und Metallformen, so entfernt man sie, giesst ge- schmolzenes Harz in die Höhlungen und schliesst die Oeffnung mit einem Stück Perlmutter. So werden sie dann von den Ju- welieren gefasst. Die Perlmutierüberzüge über Buddhaformen werden den Kindern sls Amuletten an die Mützen befestigt. Ein- zelne Muscheln mit den Perlen werden auch an Raritätensammler verkauft. Gewöhnlich sind die Schalen 7° lang 5“ breit und enthalten eine doppelte oder dreifache Reihe von Perlen oder Bildchen, 25 an der einen 16 an der andern Schale. Es ist höchst merkwürdig, dass das Thier in so kurzer Zeit so viel Perlmutter über alle Körperchen ausscheidet. Bei einzelnen Mu- scheln ist die ganze Innenfläche gelb gefärbt, wohl in Folge einer krankhaften Auscheidung, desungeachtet werden alle Muschel- thiere gegessen. Es sollen 5000 Familien mit dieser Industrie beschäftigt sein. Bei ungeschickter Behandlung der Thiere sterben 10 bis 15 Proc. derselben. Dem Erfinder dieser Methode ist ein Denkmal errichtet. Auch die Einbringung fremder Körper durch Verletzung der Schale scheint indischen oder chinesischen Ursprungs zu sein. In Ostindien soll diess Verfahren schon lange angewendet sein, Stücke in alten Sammlungen deuten darauf hin. Waltl hat in Niederbaiern darauf bezügliche Versuche angestellt im Ilgflusse. Er legte einen kleinen Hafen an, wo Unio margaritifer ganz in der Ruhe blieb, sammelte vollkommen gesunde Exemplare ver- schiedener Grösse und trepanirte sie. Durch die Oeffnung wur- den kleine Kügelchen von Kalkspath, Perlmutter, Bein und an- dere Substanzen eingeschoben und diese befanden sich dann zwischen Mantel und Schale. Das Loch wurde genau mit einem Pfropf aus Perlmutter zugemacht und gut verkittet. Nach einem Jahre fand sich ein kalkiger Ueberzug über den eingebrachten Kügelchen und die meisten waren durch eine Kalkhaut an die Schale befestigt, Perlen aber entstanden nicht. 3. Perlenerzeugung durch Einführung von Schmarotzern wa dl® 156 oder ihrer Brut in die Muschelthiere. Hierdurch will man das Thier bestimmen ächte vollkommene Perlen zu bilden. Nach v. Filippi sind es nur bestimmte Gegenden , in welchen Unio margaritifera Perlen bildet, ebenso wie Pinnen, Anomien und Austern in nur einigen Gegenden, perltragend sind. Die Pro- duktion der Perlen hängt nämlich von den Trematoden ab, welche sich in das Muschelthier einnisten und ist um so reicher, je mehr Trematoden vorkommen. Man muss also zur künstlichen Perlen- bildung letztere studiren, wo die Trematoden selten sind oder fehlen, da bilden die Muscheln keine Perlen. Will man Perlen künstlich erzeugen, sagt dann Küchenmeister, so bringe man reife Ataxweibchen und junge sechsbeinige Brut mit perlenerzeu- genden Muscheln in Berührung. Man muss sie in den Mantel der Muschel bringen, wo sie ihre Eier als Umhüllungseysten für die Perlen ablegen. Es eignen sich hierzu reife Ataxweibchen, die sich in stehenden Wassern mit schlammigem Grunde auf- halten. Auch die spiralige sich aufrollende Brut von Rundwür- mern, welche in Cysten schmarotzen, die der runden Form der Würmer entsprechend ebenfalls rund sind, besonders die Mermis- brut; ferner verschiedene Cestodenbrut. Welche Trematodenbrut die ächten Perlen veranlasst ob Distoma neben oder Aspido- gaster conchicola ist noch unkekannt. Den nach der chinesischen Methode erzeugten Perlen fehlt übrigens stets die gepriesene Reinheit des Wassers und der weissen Farbe und die Methode durch Schmarotzer sie zu erzeu- gen ist noch unausführbar. Die rationelle Perlenzucht hat sich vielmehr wesentlich auf die Lebensbedingungen des Muschelthieres selbst zu stützen. Diese Bedingungen sind zunächst Nahrung und Fortpflanzung. Wasser von der geeigneten chemischen Be- schaffenheit muss in reichlicher Menge stets vorhanden sein, or- ganische Substanzen zur Nahrung darin müssen von färbenden Substanzen frei sein, besonders von niedern Pflanzen, welche auf und in den Schalen wuchern. Thiere in Bächen mit frischem Quellwasser und reinem Grunde sind aussen tief dunkelbraun, ihre Organe weniger pigmentirt und schwarze Muscheln, weisse Schnecken und weisse Perlen, sagen die Leute; dagegen in Bächen mit saurem Wiesenwasser sind die Schalen mehr rostbraun, die Organe farbstoffreicher und solche Thiere produciren weniger und meist missfarbige Perlen. Das ist durch die Erfahrung bestätigt. Licht ist dabei gleichgültig, das Ufer kann dicht bewachsen oder völlig kahl sein, denn man findet schöne klare Perlen bei ganz versteckt lebenden Thieren wie bei den frei im Wasser lebenden. Das Lichten der Ufer wird nur dadurch nützlich, dass das Wasser dann minder verunreinigt wird. — Die Fortpflanzung ist sehr wichtig, je mehr Thiere, desto mehr Perlen. Je mehr Thiere auf einem Raume die vorhandene Nahrung consumiren, desto mehr verringert sich die Menge des perlenfeindlichen Farbe- 157 stoffes. Früher durfte im Juli und August während der Laich- zeit der Perlmuschel Niemand fischen, krebsen und auf dem Wasser fahren; jetzt durchwühlen gerade in dieser Zeit die Fischer das Wasser am meisten, ja sie werfen oft die Brut als unreinen Stoff weg. Das letztere ist freilich sehr verderblich und vermindert die Perlenerträgnisse bedeutend. Das Thier verlangt Ruhe während seiner Fortpflanzungsthätigkeit und diese muss man gewähren. Zudem muss man neue Perlenbänke anlegen. An Stellen in Bächen mit reinem kiesigem schlammlosen Unter- grunde und klarem Wasser gesichert gegen Eisstösse, Hochwasser, Viehtrieb, Holztrifft ete. muss man eine Anzahl von Muschel- thieren einsetzen, welche der jährlichen Durchschnittsmenge des Wassers entspricht, zumal von alten Thieren, welche sich am besten fortpflanzen. Auch die Fischerei ist für die rationelle Perlenzucht von hoher Wichtigkeit. Die Perlen wachsen sehr langsam, die Schalenschichten , welche sie in einem vollen Jahre um fremde in das Thier eingebrachte Körper bilden, sind von unmessbarer Dünne; nach direkten Beobachtungen der Fischer erreichen Perlen von Stecknadelkopfsgrösse erst nach zwölf Jahren die einer klei- ken Erbse und Perlen von gewöhnlicher Grösse bedürfen zwanzig Jahre Wachsthum. Wozu frommen also die häufigen Befischun- gen der Bäche? Durch sie hauptsächlich ist der Perlengewinn unsrer Zeit herabgekommen. Kleine weisse Perlansätze (Perl- samen) im Thiere sind nutzlos; je länger sie liegen, desto werth- voller werden sie, selbst gefärbte Perlen können noch durch neue edlere Schichten sich verbessern. Mindestens sollte man daher die Fischerei nur in Zwischenräumen von 6 und 7 Jahren wieder- holen. — (Th. v. Hessling, die Perlenmuscheln und ihre Perlen, Leipzig 1859. S. 334 — 358.) Literatur. Allgemeines. M. Willkomm, die Wunder des Mi- kroskops oder die Welt im kleinsten Raum. Für Freunde der Natur und mit Berücksichtigung der studirenden Jugend bear- beitet. Zweite sehr vermehrte Aufl. Mit über 1000 in den Text ge- druckten Darstellungen. Leipzig bei O. Spamer 1861. 80. 287 SS. — Verf. verbreitet sich zuerst über den Bau und die Handhabung des Mikroskopes, behandelt im 1. Abschnitt die microscopischen Pflanzen und Thiere im Wasser, im zweiten die des Bodens, im dritten den 158 microskopischen Inhalt der Atmosphäre, im vierten den mikroskopi- schen Bau der Pflanze, im 5. und 6. der Thiere, im 7. die Prüfung der {Nahrungsmittel, der Bekleidungsstoffe und der Gewürze. Die Darstellung ist überall klar und verständlich, durch viele Abbil- dungen erläutert und so empfehlen wir diese neue sehr vermehrte Auffage dem lehrenden und lernenden Publikum ebenso eindringlich wie dem Unterhaltung und Erbauung in der Natur suchenden, Es wird sich durch ein aufmerksames Studium dieses Buches nicht blos einen reichen Schatz höchst interessanter und sehr nützlicher Kennt- nisse erwerben, sondern auch von vielen weit verbreiteten Irrthü- mern und abergläubischen Ansichten befreien und wem die Mittel zu Gebote stehen sich ein Mikroskop zu beschaffen, der wird sich mit Hülfe dieses Buches noch weitere erhebende Genüsse bereiten. In keiner auf wahre Bildung Anspruch machenden Familie sollte ein Buch wie das vorliegende und ein Mikroscop zur unmittelbaren Benutzung fehlen. R. Ludwig, das Buch der Geologie. Naturgeschichte der Erde in allgemein verständlicher Darstellung für alle Freunde dieser Wissenschaft. I. Bd. Mit 7 Ton- und Buntdrucktafeln und 120 Holzschnitten. Leipzig 1861. 80. 212 SS. — Nach einer allge- meinen Einleitung beschreibt Verf. im 1. Abschnitte die Felsarten nach ihrer chemischen, mineralogischen und physikalischen Seite, dann nach ihrer geognostischen als Laven, Sediment- und metamor- phosirte Gesteine; im 2. Abschnitte erläutert er den Bau der festen Erdrinde durch eine chronologische Uebersicht der Gesteinsformatio- nen und Beleuchtung der Lagerungsverhältnisse, im 3. endlich die Entstehung der Gesteine. Das Buch nimmt unter den vielen in das Studium der Geologie und Geognosie einführenden populären Schrif- ten eine der ersten Stellen ein und verdient alle Anerkennung. H. Wagner, Malerische Botanik. Schilderungen aus dem Leben der Gewächse. Populäre Vortränge über phy- siologische und angewandte Pflanzenkunde. I. Bd. Mit 140 Holz- schnitten und mehren Tonbildern. Leipzig 1861. 8%. 238 SS. — Der Verf. theilt sein Material in folgende Capitel: die heiligen Bäu- me, aus der Geschichte der Pflanzenkunde, das Leben der Wurzeln die Luftwurzeln, die Nahrungliefernden Knollen, die Frühlingskräuter, Alpenblumen und Lilien, die Pflanzenzelle und die Zellenpflanze, der Pflanzenstamm und Mark, Baumriesen und Baumgreise, das Nutzholz, des Holzes Untergang, Dornen und Stacheln. Viel Belehrung, Un- terhaltung und Anregung für den Freund der Natur, möge es recht viel und mit ungetheilter Aufmerksamkeit gelesen werden. Joh. Leunis, Schulnaturgeschichte. Kine analytische Darstellung der drei Naturreiche zum Selbstbestimmen der Naturkör- per. I. Theil. Zoologie. Vierte Auflage. Mit 670 Abbildungen. Hannover 1861. 8%. 436 SS. — Leunis Schulbücher erfreuen sich eines so ausgedehnten Beifalls, dass die neuen Auflagen einer beson- dern Empfehlung nicht mehr bedürfen. Sie verfolgen als Hauptziel das Bestimmen der Naturkörper d. h. das Aufsuchen seines Namens, 159 seine Stellung im Systeme, aber so wesentlich und unumgänglich nothwendig dieses Ziel besonders für den Schulunterricht ist: so darf es doch nicht wie leider von vielen Lehrern geschieht als das einzige und höchste angesehen werden, der Verf. deutet selbst schon in der Vorrede darauf hin, was der Lehrer ergänzend hinzufügen muss und wir können nicht unterlassen bei Erscheinung dieser neuen Auflage den Lehrer daran zu erinnern, dass er auf allen Stufen des naturge- schichtlichen Unterrichtes die Schüler stets auf den tiefern einheitli- chen Zusammenhang, auf die gesetzliche Entwicklung des Organisa- tionsplanes hinzuweisen hat, dass er die Naturgeschichte nicht blos als ein Mittel betrachtet Augen und Verstand zu schärfen, sondern dass sie auch ein sehr wichtiges Material zum Denken liefert. Die analy- tische Methode verarbeitet gerade der tiefern Auffassung des Organi- sationsplanes entgegen und muss sich um ihr Ziel zu erreichen oft genug die grössten Gewaltsamkeiten erlauben, um so mehr hat der Lehrer nöthig durch mündlichen Unterricht das zu ergänzen, was der analytische Leitfaden seiner ganzen Anlage nach gar nIcht bieten kann. — Auf eine Beleuchtung des in dem vorliegenden Buche für die einzelnen Klassen befolgten Systemes kann hier nicht eingegan- gen werden, nur einzelnes mag angedeutet werden. In der Klasse der Vögel fehlt die Ordnung der Schreivögel sie sind naturwidrig un- ter die Singvögel und Klettervögel vertheilt, weil der bei der Cha- rakteristik der Ordnungen benutzte Singmuskelapparat nicht näher bezeichnet worden. Auch der Unterschied der Tag- und Nachtraub- vögel ist nicht beachtet. Die Gattung Emys wird S. 106 charakteri- sirt: ohne bewegliche Klappen am Brustschild, dann gehört aber E. europaea nicht zu ihr, sondern zu der hier gar nicht erwähnten Gattung Cistudo. Dass bei den Fischen Cuviers System noch bei- behalten worden ist, lässt sich nicht rechtfertigen, ebensowenig dass die Myriopoden unter die Krebse und die Räderthiere unter die Wür- mer versetzt sind, dass eine Gruppe Helminthen auf die Filarien, Distomen und Tänien ausgedehnt worden, die doch in ihrer Organi- sation durchaus verschieden sind.. Dass die Männchen von Argonau- ta weder Schale noch flossenförmige Arme haben (S. 281), verstehen wir nicht, vielleicht ist der hektocotylisirte Arm für das ganze Thier genommen. Derartige Irrthümer und Ungenauigkeiten wünschen wir in der fünften Auflage beseitigt. .J. L. Fischer, das ungarische Tiefland. Pest 1850. 80, 29 SS. — Verf. theilt diese Ebene nach den Hauptmomenten des negativen Lebens in 4 Gruppen und characterisirt dieselben, nach der Meteorologie in zwei Gebiete der Donau- und der Theissebene, vergleicht deren Temperatur- und Regenverhältnisse und zählt schliess- lieh die vorzüglichsten Seen auf den Karpathen auf. W. Schilling, Hand- und Lehrbuch für angehende Naturforscher und Naturaliensammler oder gründliche An- weisung die Naturkörper aller drei Reiche zu sammeln und zu beob- ten ete. etc. 1.Bd. Weimar'1859. 80. — Es enthält dieser Band das 160 Allgemeine sowie die Anweisung zum Sammeln und Beobachten der Rückgratthiere und eine systematische Eintheilung derselben. Man- ches Brauchbare mit viel Unnützem vermischt. 6 Physik, Ohlert, zur Theorie der Strömungen des Meeres und der Atmosphäre. — Die von den Polen nach dem Aequator hinstrebenden Wasserströmungen haben ihren Grund in dem Umstande, dass, weil durch die starke Erwärmung des Erdgürtels um den Aequator herum das Wasser in grösserer Menge verdunstet, zur Herstellung der Gleichgewichtsoberfläche von beiden Seiten fortwäh- rend Wasser zuströmen muss. Es entsteht am Aequator durch Ver- dunstung ein Wellenthal; auf der nördlichen Halbkugel strömt in der Richtung von NO nach SW, auf der südlichen von SO nach NW Wasser herzu; aus dem Zusammentreffen beider Stromesrichtungen resultirt jene von Ost nach West ziehende Aequatorialströmung des atlantischen Oceanes, die vom Busen von Guinea nach der Östspitze Südamerikas hinlenkt und von da zum grössten Theil ihren Weg nach dem Karaibischen Meere und dem Busen von Mexiko nimmt. Ihr weiterer Verlauf ist der Golfstrom, der einer genauen Betrachtung unterworfen wird. Dass die im mexikanischen Meerbusen sich auf- stauenden Wassermassen wieder abfliessen, ist ganz natürlich; eben- so ist der weitere Verlauf der Strömung, nachdem sie um die Halb- insel von Florida herum nach Norden gelenkt, ein ganz gesetzmässi- ger. Die allmählige Ablenkung der Bahn nach Osten eine Folge der Drehung der Erde. Wodurch ist aber diese Anfangsrichtung bedingt? Man sollte erwarten, dass die aufgestauten Wassermassen nach Ge- genden, an denen das Meer ein etwas niedrigeres Niveau hat, ab- strömten, dass also einestheils eine die ursprüngliche Strömung ver- langsamende Rückströmung stattfinde, andrentheils aber die Wasser- massen nach ihrem Durchgang durch den Floridacanal sich nach allen Seiten besonders aber in der Richtung von West nach Ost ungefähr parallel der Wände des Kanals ausbreiten. Der Amerikaner Mau- ry nun hat zwei sich widersprechende Hypothesen aufgestellt. Die eine beruht auf dem Unterschied in dem specifischen Gewichte des Wassers am Golf von Mexico (schwerer, weil der Kupferbeschlag der Schiffe energischer angegriffen wird) und in der Ostsee. O. zeigt die Unhaltbarkeit dieser Hypothese, indem er darauf aufmerksam macht, wie einerseits die grössere Schwere des Wassers im Mexika- nischen Meerbusen noch nicht nachgewiesen, andrerseits aber auch der massenhafte Niederschlag, der in jenen Gegenden erfolgt, die vielleicht beträchtliche Verdunstung compensirt; auch würde das salzhaltige Oberflächenwasser, wenn es wirklich schwerer werden sollte, untersinken und durch andres ersetzt werden. Entschieden kann ferner eine solche Differenz im specifischen Gewichte, selbst wenn sie stattfinden sollte, eine solche mächtige Erscheinung, wie der Golfstrom ist, nicht hervorrufen. Die zweite von Maury aufgestellte Hypothese wird von O. adoptirt. Nach ihr wird das durch den Ae- quatorialstrom dahin gewälzte und im Mexikanischen Meerbusen an- 161 gestaute Wasser durch die Wärme, der es ausgesetzt, (die Temperatur steigt bis auf 320 C.) specifisch leichter als die Meergewässer in hö- hern Breiten, strebt demnach vermöge der Centrifugalkraft vom Ae- quator nach den Polen hin abzufliessen, damit es durch schweres von den Polen her ersetzt werde. Aber diese Strömung nach den Polen hin kann natürlich nur dann eintreten, wenn das Wasser bis zur Höhe der Gleichgewichtsoberfläche der Erde an der betreffenden Stelle he- ranreicht oder durch Aufstauung über sie emporgehoben ist. Dies ist auch der Grund, warum dieses Abfliessen nicht früher stattfindet. Weil ferner der Einfluss der Centrifugalkraft stetig wirkt, ist der Golfstrom im Stande in seinem Verlaufe den Widerstand der übri- gen Gewässer zu überwinden, und behält trotz seiner späteren, seine Geschwindigkeit vermindernden Ausbreitung eine grosse Geschwin- digkeit nach Norden hin. Andere Meeresströmungen unterstützen den angegebenen Erklärungsversuch, besonders der Abfluss der war- men Aequatorialgewässer längs der ostasiatischen Küste, der durch die Strasse von Malacca entweichend zwischen den Philippinen und der Küste hindurch in den stillen Ocean und weiter nach den Aleuten fliesst. Schliesslich erklärt ©. noch die Erscheinung, dass man oft gewaltige Eisberge angetroffen hat, die dem Wind und der Oberflä- chenströmung entgegen mit bedeutender Geschwindigkeit in nördli- cher Richtung hintrieben, da nach der aufgestellten Hypothese unter- seeische Strömungen nur von den Polen nach dem Aequator gerich- tet sein können, können diese die Ursache jener Erscheinung nicht sein. Aber das Eis ist leichter als das umgebende Wasser und fällt demnach gerade wie warmes Wasser der Centrifugalkraft anheim. — Weiter werden die Luftstömungen betrachtet. Die Erklärung der Polarströmungen und ihrer Fortsetzung, der Passatwinde, lässt schon seit Halley nichts zu wünschen übrig. Auch genügt die Erklärung für den Gürtel der Windstille um den jeweiligen Wärmeaequator herum, wo der durch die starke Hitze hervorgebrachte aufsteigende Strom dicht über der Erdoberfläche im Allgemeinen keine andere Strömung aufkommen lässt. Aber über den Weg, den von nun an die beweg- ten Luftmassen annehmen und über die Ursache, durch welche sie nach den Polen getrieben werden, herrscht noch Unklarheit. Die Er- klärung des einfachen Abströmens genügt nicht. Maury hat eine ganz abweichende Ansicht über die Circulation der Luft ausgespro- chen. Nach ihm fliesst ein am Nordpol in die Höhe steigendes Luft- atom im oberen die Erde nicht berührenden Luftstrom bis zum Wen- dekreise des Krebses, senkt sich hier und wohl an der Erde hin als NOpassat, erhebt sich wieder in der Gegend des äquatorialen Cal- mengürtels, geht auf die andere Halbkugel über, senkt sich wieder am Wendekreise des Steinbocks und zieht als NW auf der südlichen Halbkugel nach dem Südpol, um dort wieder aufzusteigen und den Weg nach dem Nordpol zurückzunehmen. Demnach käme unser Ae- quatorialstrom (von SW nach NO) von der südlichen Halbkugel. Ge- gen die Annahme eines vom Pol bis zum zugehörigen Wendekreise 162 in oberen Regionen dahinziehenden Luftstromes polemisirt O., indem er bemerkt, dass wir den polarischen NO oft genug an der Oberflä- che der Erde verspüren. Den Polarstrom erklärt er ferner dadurch, dass durch idie starke Verdünnung der Luft am Wärmeäquator die Luft von den höheren Breiten her durch Saugen hingezogen werde, dass ferner der Aequatorialstrom in der Nähe der Wendekreise sich senkt, rührt nach ihm daher, dass die früher erhitzte und demnach leichte Luft in Folge der allmähligen Abkühlung schwerer wird und demnach herabsinkt. Magnetismus, wie Maury will, ist demnach zur Erklärung nicht nöthig. Maury’s Verdienst besteht darin, dass er ei- ne Durchkreuzung der über den Calmen emporsteigenden Luftströ- mungen des Nordost- und Südostpassats behauptet. Dadurch dass ein vom Nordostpassat getriebenes Lufttheilchen am äquatorialen Cal- mengürtel emporgehoben wird, werden ja die horizontalen Compo- nenten der Bewegung nicht geändert; es wird demnach nach der an- dern Halbkugel übergehen können. So auch beim Südostpassat. Na- türlich wird aber die Bewegungsrichtung nach und nach in die ent- gegengesetzte übergehen. Maury geht aber zu weit, wenn er diese Durchkreuzung der beiden Passate als Regel annimmt. Oft wird es der Fall sein; aber es kann auch die Luft unserer Halbkugel am Calmengürtel zurückgehalten werden und als Aequatorialwind wieder nach höhern Breiten zurückströmen. Maury beruft sich hierbei auf fol- gende Thatsache: obwohl die südliche Halbkugel die wasserreichere ist, ist doch der Niederschlag auf der nördlichen bedeutend grösser. Allerdings tragen nun zu dieser Erscheinung zwei von der Luft ab- hängige Erscheinungen wenigstens etwas bei, nämlich die etwas hö- here Temperatur und die grössere Menge des hoch hervorragenden Festlandes auf der nördlichen Halbkugel. Doch kann ihr Einfluss nicht so bedeutend sein. Aber Maury geht zu weit, wenn er jeden Niederschlag von der andern Halbkugel herleitet. Da, wenn eine solche Ueberführung von Wasserdunst aus einer Halbkugel in die andere stattfindet, die Ansammlung desselben vorzugsweise innerhalb des Passatgürtels stattfinden muss, so kommt es wesentlich nur darauf an, in welchem Verhältnisse innerhalb dieser Gürtel die Wasserfläche zur Oberfläche des Festlandes steht. Weil nun die Wasserfläche des südlichen Passatgürtels etwas überwiegend ist, so scheint es als ob die mit Wasserdunst überladene Luft aus der südlichen Halbkugel öfter in die nördliche übergeht als umgekehrt. Dafür spricht auch die Ueberführung des Passatstaubes nach der nördlichen Halbkugel. OÖ. betrachtet endlich noch die Einwirkung der Centrifugalkraft auf die Bewegung der Luft in Folge derselben werden schwerere Luft- massen dem Aequator zustreben, leichtere vom Aequator nach den Polen hinströmen. Ausserdem „machen sich aber auch in Folge der Schwere senkrechte Bewegungen geltend, so dass grosse Complica- tion eintreten kann. Da der Wärmeaequator und der Gürtel der Cal- men fast überall und zu allen Zeiten des Jahres auf der nördlichen Halbkugel liegt, so ist es wohl erklärlich, wie in Folge der Centri- 163 fugalkraft der Südostpassat öfter auf die nördliche Halbkugel über- geht, als der Nordpassat auf die südliche. — Auch bei dem räthsel- haften Phänomen der Wirbelstürme scheint die Centrifugalkraft eine Rolle zu spielen. Auf dem Antillenmeer entstehen sie beinahe an der nördlichen Gränze des Gürtels der Aequatorialcalmen (10— 20° N. Br.) in Folge des Zusammentreffens beider Passate; es geht also auch hieraus hervor, dass der Nordostpassat nur selten oder gar nicht in die südliche Halbkugel vordringt. Die Richtung einer Westindia hurricane erklärt O. in der Weise, dass da die ganze vom Wirbel um- schriebene Luftmasse specifisch leichter ist als die umgebende Luft, die Centrifugalkraft in Wirksamkeit tritt und der ganzen Luftmasse einen Impuls nach Norden zutheilt. — (Pogg. Ann. 1860. N. 6.) Shemie. Dr.X. Landerer, über den Gehalt von Schwe- felwasserstoffim Tabaksrauche. — Die Untersuchungen des Verf., welche sich nur auf griechischen völlig unpräparirten Tabak er- strecken, widersprechen denen von Vogel in München insofern, als sie in dem Rauche dieses Tabaks die völlige Abwesenheit des Schwefels und Cyan nachweisen. — (Arch. f. Pharm. 1860, 7. p. 29.) ORS Max Feldbausch, über die Jodquellen Bayerns mit Berücksichtigung der Bromquellen. — Verf. giebt ein Schema über den Jod- und Bromgehalt sämmtlicher Mineralquellen Bayerns. Hienach wäre die Kemptner Quelle die einzige, welche Jodmagne- sium enthielte. Die leichte Zersetzbarkeit dieses Salzes macht diese Quelle besonders für den Gebrauch von Jod-Inhalationen günstig. Die Wirkung, welche der Kumiss der Kirgisen und anderer Step- penvölker Asiens gegen Tuberculose und Skrofulose haben soll, schreibt Verf. ebenfalls einem Jodgehalte der Milch, aus welchem dieses Nahrungsmittel bereitet wird, zu, der sich aus dem Jodgehalte einiger Steppenkräuter herleiten soll. — (N. Repert. f. Pharm. Ba. IA, p. 281.) 0. K. Dr. Gräger, über Behandlung von Holzaschen und deren Prüfung auf ihren Gehalt an freiem oder kohlen- saurem Kali. — Das vollständige Auslaugen des nutzbaren Kali aus einer Holzasche wird nach Verf. wesentlich durch das Vorhan- densein von kieselsaurem Kali und kohlensaurem Kalk erschwert. Durch mehrstündiges Digeriren mit Aetzkalk vor dem Auslaugen lässt sich diesem Uebelstande einigermassen abhelfen. Um aber ein schnel- leres Verfahren zur Bestimmung des nutzbaren Kaligehaltes einzu- schlagen, digerirt Verf. eine bestimmte Menge der Asche mit einer genau bestimmten Menge Salzsäure im Ueberschuss, filtrirt, wäscht aus, bestimmt den Säureüberschuss durch Aetznatron, filtrirt wieder den entstehenden Niederschlag und fügt eine dem Rest der Salz- säure entsprechende Masse kohlensaures Kali hinzu. Die von dem kohlensauren Kalk abfiltrirte Flüssigkeit enthält die ganze Menge des als kohlensaures, kieselsaures und Aetzkali in der Asche vorhanden gewesenen Kalis als kohlensaures, und kann einfach durch Oxalsäure oder Salzsäure titrirt werden. — (Arch. d. Pharm. 1860, 7.p.9) O.K. 164 C. Schroff, Ist metallisches Arsen giftig? — Von Emil Bretschneider in Dorpat war in seiner Dissertation 1858 die Behaup- tung aufgestellt, dass metallisches Arsen in reinem Zustande nicht giftig sei. Sch. welcher sich schon früher mit demselben Gegenstande beschäftigt, und zu einem entgegengesetzten Resulate gekommen war, widerlegt auch jetzt vollständig die Behauptung Bretschneiders. — (N. Repert. f. Pharm. Bd. IX, p. 351.) 0. K. E. Müller, chemische Analyse des Ventroper, Lip- tauer, Rosenauer und Luxemburger Schwefelspiesglanz- erzes. — Die Untersuchuug wurde vom Verf. hauptsächlich, um die Abwesenheit des Arsens in diesen Erzen nachzuweisen, unternommen, und ist von ihm keine Spur desselben entdeckt worden. Hinsicht- lich der Zahlenresultate verweisen wir auf das Original. — (Arch. d. Pharm. 1860, 7. p. 1.) 0. K&. v. Kobell; eine eigenthümliche Säure, Diansäure, in der Gruppe der Tantal- und Niobverbindungen. — Seit meh- reren Jahren sind keine neuen Entdeckungen von Elementen mehr vorgekommen, heute scheint es als sollte doch wiederum, während die letztgefundenen sich im Gemenge schon bekannter auflösten, ihre Zahl durch ein Glied vermehrt werden. v. K. hat bei neuer Bear- beitung seiner mineralogischen Tafeln gesucht, für die Niobate und Tantalate unzweifelhaftere chemische Kennzeichen aufzufinden, als die bisherigen waren und gelangte dabei zu der Ueberzeugung von der Existenz einer neuen Säure, die weder Tantalsäure, noch eine Niobsäure ist, in manchen der hier einschlagenden Minerale. Seine Gründe zu dieser Annahme, welche zugleich die Charakteristik der neuen Säure geben, mögen in Kürze hier angeführt werden. Bei ih- rer Darstellung aus dem Tantalit von Tammela verfuhr er ganz so, wie bei der der Unterniobsäure aus dem Niobit von Bodenmais und der der ächten Tantalsäure aus dem Tantalit von Kimito, welche er zu gleicher Zeit vornahm. Von jedem Minerale schmolz er nämlich ein gleiches Gewicht (1,5 grm.) mit Kalihydrat (12 grm.) im Silber- tiegel und erhielt die ruhig fliessenden Massen noch 7 Minuten lang im Fluss, laugte darauf mit heissem Wasser aus, verdünnte soweit, dass die Lösung 20 Kubikzoll mass, und filtrirte nach dem Erkalten. Die Filtrate wurden mit Salzsäure angesäuert, dann durch Ammo- niak wieder genau neutralisirt, und die Niederschläge nach ihrem Absetzen decantirt. Sie waren von Mangan etwas gefärbt. Dieses wurde durch Ammoniak entfernt und von letzterem so viel angewen- det und so oft damit geschüttelt, dass alle Wolfram- und Molybdän- säure, wenn dergleichen vorhanden gewesen wären, total ausgezogen hätten sein müssen. Von den filtrirten Niederschlägen wurden nun möglichst gleiche Mengen mit gleichen Mengen Salzsäure und Stanniol unter fleissigem Umrühren drei Minuten lang gekocht. Hierbei zeig- ten sich folgende Erscheinungen: Unterniobsäure aus dem Niobit von Boden- denmaisfärbte die Flüs- sigkeit smalteblau, auf Zusatz von 1/a Cubik- zollWasserverschwand die Farbe schnell, das Präeipitat blieb unge- löst, die Flüssigkeit filtrirte farblos, das Präecipitat wurde durch mehr Wasser weiss. Längere Zeit gekocht, fast eingedampft, wie- der mit Wasser ver- dünnt stets ungelöst. Nur mit Salzsäure ge- kocht und in ein Glas gegossen, ist die Flüs- sigkeit trübe und bleibt so, auch bei Zusatz von viel Wasser. Mit verdünnter Schwe- felsäure gekocht, die trübe Flüssigkeit in ein Glas gegossen und Kör- ner von reinem Zink hineingeworfen färbt sich die weisse Säure smalteblau, behält die- se Farbe lange auch mit viel Wasser ver- mischt und filtrirt farb- los. 165 Tantalsäure aus dem|Neue Säure aus dem Tantalit von Kimito | Tantalit von Tammela verhielt sich ganz wie |löste sich schnell zu die Unterniobsäure wie die Unterniobsäure Ebenso Mit verdünnter Schwe- felsäure gekocht und dann mit Zink versetzt, zeigt sich nur sehr schwache Bläuung, trotz gleicher Masse Substanz, die beim ge- ringsten Wasserzusatz sofort verschwindet. einer dunkelblauen trü- ben Flüssigkeit, welche mit 1/3 Cubikzoll ver- dünnt vollkommen klar, tief saphirblau wnrde und ebenso filtrirte. Bei starkem Verdünnen wurde die Farbeindigo- blau, blaugrün, nach längerem Stehen an der Luft olivengrün und erst nach sehr langer Zeit farblos, ohne sich je zu trüben. Blieb auch beim Ko- chen, Eindampfen und wieder Verdünnen mit blauer Farbe gelöst. Nur mit Salzsäure ge- kocht und in ein Glas gegossen trübe Flüs- sigkeit gelblicher Farbe, welche auf Zu- satz von wenig Wasser sofort vollkommen klar wird. WiedieUnterniobsäure. Die neue Säure findet sich auch im Euxenit, Aeschynit und Sa- marskit und zeigt alle angegebenen Eigenschaften. Ihre leichte Löslich- keit mit blauer Farbe beim Kochen mit Stanniol und Salzsäure unterschei- det sie leicht und bestimmt von der Unterniobsäure und Tantalsäure, die unter sich nicht einmal in dem Grade verschieden sind. Ein anderes Oxyd des Niob kann sie nicht sein, Wäre sie ein niederes, so müsste 166 sie beim Schmelzen mit Kali im offenen Tiegel zu Unterniobsäure oxydirt werden, wie das Niobium selbst sogar es nach H. Rose thut, und also auch die Eigenschaften der Unterniobsäure haben. Wäre sie ein höheres Oxyd, so müsste sie bei der Reduction durch Zinn, ebenfalls in Unterniobsäure übergeführt werden und sich gleich ver- halten. Gleiches gilt von der Annahme, dass sie ein besonderes Tan- taloxyd sei. Sie muss also ein eigenthümliches Element enthalten, das v. K. nach der Diana tauft und Dian nennt, die neue Säure danach aber Diansäure. Ausser in den angegebenen Mineralen fand Verf. die Diansäure noch, aber weniger rein, im Tantalit aus Grön- land, im Pyrochlor vom Ilmengebirge und im braunen Wöhlerit. Von einer etwaigen Beimengung von Titansäure lässt sie sich gleichfalls leicht unterscheiden und trennen, da jene in dem Rückstand von der Kaliauslaugung bleibt, welcher sich dann mit Salzsäure und Stanniol gekocht schön violblau färbt und diese Farbe beim Verdünnen mit Wasser sehr charakteristisch in rosenroth umändert. Auf diese Weise wurde die Titansäure im Aeschinit, Pyrochlor und Euxenit nach- gewiesen. Uebrigens enthalten nicht alle Tantalite von Tammela Dian- säure, sondern manche nur ächte Tantalsäure. Ausser dem ächten Tantalit giebt es in Tammela also auch noch ein neues Mineral, Dia- nit. Beide unterscheiden sich folgendermassen: ächter Tantalit von Tammela Dianit von Tammela spec. Gew. 17,38—17,5 7,06 Strich dunkelbraun schwarzgrau Vor dem Löthrohr ist kein Unterschied zu bemerken. — Durch einen brieflichen Zweifel H. Rose’s veranlasst, wiederholte dann später v. K. seine Versuche mit der Diansäure von Neuem, mit der besonderen Vorsicht, jede etwaige Beimengung von Wolframsäure absolut gewiss entfernt zu haben, da Rose die bleibende blaue Färbung möglicher Weise als von dieser herrührend ansah. Nach Rose’s eigener Methode wurde diese Reinigung auf das Sorgfältigste ausgeführt, indessen auch hiernach blieben Bläuung und vollkommene Löslichkeit in Salz- säure selbst bei starker Verdünnung ganz ungeschwächt — auch alle anderen Eigenschaften der neuen Säure waren unverändert wahrnehm- bar. — Durch Kochen mit Salzsäure und Zink übrigens wurden stets andere Erscheinungen wahrgenommen, als bei der Anwendung von Stanniol. Hier trat keine vollständige Lösung ein, im Gegentheile beim Zusatz von Wasser eine gelbliche Trübung und darauf folgen- der Niederschlag, der sich übrigens in Salzsäure mit Zinn wieder vollkommen mit der schönen blauen Farbe löste. Aus der blauen Lösung wurde durch Kochen mit Zink stets die Säure neben dem Zinn ausgefällt. — Es scheint danach die Auffindung des neuen Ele- mentes diesmal wirklich eine richtige zu sein. — (Ann. d. Chem. und Pharm. CXIV, 337.) J. Ws. A. Hadow, über die Zusammensetzung der Platinid- eyanide. — Die Platinocyanide sind platinhaltige Doppeleyanverbin- dungen, aus denen Säuren das Platin nicht auszuziehen im Stande 167 sind. Nur kochende concentrirte Schwefelsäure scheidet daraus die Platineyanverbindung jedoch auch nur schwierig aus. Ihre allgemeine Formel ist M&y-+Pt€y. H. hat eine Doppelverbindung von Platino- ceyanidkalium mit Platinocyanidmagnesium von der Formel MgPt&y?-+ KPt&y2+5HO erhalten, als er Lösungen von Platinocyanidkalium und von schwefelsaurer Magnesia mischte, abdampfte und den trocknen Rückstand mit Alkohol auszog. — Diese Platinoceyanide werden durch Chlor, Brom, Salpetersäure etc. in die sogenannten Platinideyanide übergeführt. Sie bestehen nach der bisherigen Annahme aus M2Pt?6&y:. Diese Salze wirken ziemlich stark oxydirend und entwickeln beim Erhitzen Cyan. Geschieht durch dieselbe bei Gegenwart von Alkali eine Oxydation: so müsste Cyankalium entstehen, wenn die obige For- mel richtig ist. Dies ist aber nicht der Fall. H. weist nun nach, dass diese Verbindungen Platinoeyanide sind, die Chlor, Brom oder Radical der Säuren, die zu ihrer Bildung benutzt worden sind, aufge- nommen haben. Die durch Chlor entstandene Kaliumverbindung be- steht nach H. aus 6(KPt&y?) + €l. Wird die Verbindung M Pt &y? bei Gegenwart von freiem &yM mit Chlor behandelt, so kann neben E]M auch 6(M PtCy?2) + Ey entstehen. Durch Zinklösung wird in der Lösung des Kalisalzes ein Zink enthaltender Niederschlag her- vorgebracht, während das Perchlorplatinocyanidkalium gelöst bleibt. Hiernach hält H. die Verbindung K#Pt6&y!2€] für ein Doppelsalz von 5(KPt€y?) und 1(KPtCy?El). Nach dieser Untersuchung existirt nun nicht nur eine Reihe von Verbindungen, die auf die angegebene Weise aus den Platinocyaniden entstehen, sondern mehrere (Chlor, Brom, Nitryl etc. enthaltende), die sich aber sehr ähnlich sind. In der Nitrylverbindung muss NO® das Chlor oder Brom vertreten. Auch SO? enthaltende Verbindungen dieser Art existiren. Vielleicht darf man annehmen, dass der Körper MPt&y? wie ein Metall sich verhält, also ein Radikal ist, das mit Haloiden, Haloidsalze, mit Säuren unter Sauerstoffaufnahme Ampfidsalz bildet. Die Platinocyanide unterschei- den sich von den Perchloroplatinocyaniden (MPt&y2€]) dadurch, dass jene mit salpetersaurem Quecksilberoxydul einen starken, smalteblauen, mit Kupfersalzen einen blauen, flockigen Niederschiag erzeugen, diese aber mit jenem Reagens einen weissen, mit diesem einen blauen pul- verigen. Die Platinideyanide geben beide Reactionen, können daher erst nach dem Krystallisiren erkannt werden, wo dann ihr dunkeler Kupferglanz sie auszeichnet. — (Quarterly journal of the chemical so- ciety Vol. 13, p. 106.) Az. J. A. Wanklyn und F. Bückeisen, Wirkung von Na- trium auf mit Aether gemischtes Jodmethyl. — Bei Einwir- kung von Natrium oder Kalium auf dieses Gemisch bei 100° C. be- obachteten die Verf. die Bildung von ölbildendem Gas, Methylwas- serstoff und wahrscheinlich Methyl. Nimmt man an, dass dieser letz- tere Körper wirklich in dem analysirten Gase enthalten war, so be- sass es folgende Zusammensetzung: 168 C+H2 9,3 Stickstoff 2,4 Methylwasserstoff 65,0 Methyl 23,3 100 J. A. Wanklyn, Ueber Zinkmethyl. Bd. 14, S. 220 die- ser Zeitschrift ist der Schwierigkeit Erwähnung gethan, die der Dar- stellung reinen Zinkmethyls entgegentreten. W. hat gefunden, dass die Bildung des Zinkmethyls durch die Gegenwart einer concentrirten Lö- sung von Zinkmethyl in Aether sehr befördert wird und mit verhältniss- mässig geringer Gasentwickelung verbunden ist. Nachdem also nach der frühern Methode der Darstellung dieses Körpers eine solche Lö- sung hergestellt ist, mischt man diese, um grössere Mengen Zinkme- thyl darzustellen, mit Jodäthyl und Zink in einem Glasrohr, das man dann zuschmilzt und im Wasserbade erhitzt. Durch Destillation wird dann eine concentrirtere Lösung der Verbindung erhalten, die durch Wiederholung der Operation immer reicher an Zinkmethyl wird. Bei der Digestion öffnete W. zuweilen das Rohr, um die Kohlenwasser- stoffe entweichen zu lassen, und dadurch ein Zersprengen des Rohrs zu verhindern, und schmolz es dann sofort wieder zu. — Jodzink verbindet sich wie mit dem Zinkäthyl, so auch mit dem Zinkmethyl zu einem schön krystallinischen Körper. Die Dampfdichte des Zink- methyls fand W. 3,291 (berechnet nach der Formel Gai1s | 703,209) Mit Wasser wird es fast explosionsartig zersetzt. — (Quarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 124.) Hz. G. B. Buckton, über die Stibäthyle und Stibmethyle. — B. hat Versuche unternommen, um zu untersuchen, ob von An- timonverbindungen der Alkoholradikale neben denen, welche dem Antimonoxyd oder dem Ammoniak analog zusammengesetzt sind, auch solche existiren, die sich in ähnlicher Weise an die antimonige Säure und die Antimonsäure anschliessen. — Triäthylstibinbijodid (Sb(C#H5)3J2) erhitzt sich mit Zinkäthyl sehr stark. Es bildet sich eine teigige Masse, auf der ein gelbliches Oel schwimmt. Bei der Destillation entstehen Massen brennbarer Gase und Triäthylstibin. Offenbar findet eine Zersetzung der gebildeten Substanz statt. Dass eine an Aethyl reiche Verbindung entstanden ist, geht daraus hervor, dass die gebildete Substanz durch Brom in Triäthylstibindibromid und brennbare Gase zerlegt wird. Mit Alkohol und Schwefel gekocht giebt Triäthylstibin nur das Bisulphid, die höhere Aethylverbindung aber neben, diesen eine reichliche Menge Aethylbisulphid. — Das Trimethylstibinbijodid verhält sich zu Jodmethyl ganz ähnlich. Auch hier entsteht ein Körper der mehr Kohlenstoff und Wasserstoff ent- hält als das Trimethylstibin. Aber ein Tetra- oder Pentamethylstibin rein darzustellen gelang B. noch nicht. — Von den Aethylstibinver- bindungen hat B. das Teträthylstibinoxyd, das sehr löslich in Wasser und nicht krystallisirbar ist, dessen schwefel- und salpetersaure Salze» 169 die krystallinisch sind, das Teträthylstibinchlorid, das auch krystall-i sirt und mit Platinchlorid ein gelbes in Alkohol nur wenig lösliches Salz von der Zusammensetzung Sb(C!H5)tC] + PtE&l? bildet, darge- stellt. — Schliesslich giebt B. noch eine Zeichnung eines Apparates, der zum Destilliren im Kohlensäurestrom dienen kann. — (Quarterly journ. of the chemical society Vol. 13, p. 122.) Hz. F. Guthrie, über einige Derivate der Oelbildner.* — G. hat das Bd. 16, S. 77. erwähnte Dinitramylen in einer neuen Weise dargestellt, nämlich durch direcete Einwirkung von Untersalpe- ‚tersäure (NO®) auf Amylen, Es kann dann durch Waschen mit Alko- hol (und Umkrystallisiren aus Aether leicht von einem gleichzeitig gebildeten öligen Körper, der aus salpetersaurem Amyläther besteht, gereinigt werden. Es löst sich schwer in kaltem, leicht in heissem Alkohol, Aether und Schwefelkohlenstoff. In Wasser ist es unlös- lich. Es krystallisirt in kleinen, farblosen, durchsichtigen rechtwink- ligen Tafeln. Bei 950 zersetzt es sich unter Bildung eines sauren Gases (NO?) und einer im Wasser untersinkenden Flüssigkeit. Aetz- kalk erzeugt beim Erhitzen daraus einen öligen, aus C!0oH100?2 beste- henden, von dem Valeral verschiedenen Körper, der wahrscheinlich der Amylenäther Ist. — Aethylenbisulphochlorid entsteht bei Einwirkung des Chlorschwefels (S?€E1) auf Aethylen bei 1000 C. Es bildet eine gelbliche durch Wasser nicht zersetzbare und darin nicht lösliche Flüssigkeit, die in Aether leicht löslich ist, einen nicht un- angenehmen aber nicht beschreibbaren Geruch, einen süssen, beissen- den Geschmack und das spec. Gew. 1,346 (19° C.) besitzt und durch Hitze unter Verbreitung eines unausstehlichen Geruchs zersetzt wird. — (Quarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 124.) Ha. H. Uelsmann, einige Dervate des Steinöls. — Die früher (d. Zschr. Bd.15. S.177) mitgetheilte Arbeit Eisenstucks über den- selben Gegenstand lässt es unentschieden, ob die Kohlenwasserstoffe des. Steinöles nach der Formel EnHan oder EnHan+z zusammengesetzt sind. Ihm schien die erstere die wahrscheinliche zu sein, doch konnte er sie nicht vollkommen sicher stellen. U. hat jetzt mit den von Ei- senstuck dargestellten Produkten weitere Versuche angestellt, welche die Formel En H”n+2 wahrscheinlicher machen. I) Derjenige Theil des Oeles, welcher zwischen 130—145° übergeht, wurde im zerstreu- ten Tageslicht, auf Wasser schwimmend, mit Chlor behandelt. Es trat Salzsäure in grosser Menge auf. Nach dem Waschen mit Wasser und Trocknen mit Chlorcalcium wurde das Produkt der fractionirten Destillation unterworfen, wobei jedesmal eine geringe Zersetzung ein- trat. Grössere Mengen des Produktes wurden zwischen 170 und 1750 einerseits und 200—2100 andrerseits aufgefangen, 1) Destillat zwi- schen 170 und 1750 ergab im Mittel *) Unter Oelbildner versteht G. Kohlenwasserstoffe die sich mitChlor wie das ölbildende Gas direct verbinden können. XVI 1860, 12 170 Gefunden berechnet € = 66,9 6 = 66,5 H — ala. Hs = IR Cl= 22,4 Cl = 21,8 2) Destillat zwischen 200 und 210° Gefunden berechnet & = 60,3 Eis = 60,0 H = 10,2 Ha = 10,3 Cl= 29,9 Ch og Beide Producte wurden mit Natrium behandelt, die übergehenden Oele weiteruntersucht. Das erste destillirte zwischen 135 und 140° und ergab fast genau die Zusammensetzung &sHıs und die Dampfdichte 4,39, welche dem Moleculargewicht 128 entspricht, während das nach der Formel berechnete — 126 ist. Das zweite Chlorsubstitut gab ein zwischen 138 und 1420 siedendes Oel, dessen Zusammensetzung ebenfalls der Formel €sHjs entsprach. — II) Der zwischen 135 und 140° siedende Theil des Steinöles gab bei der Behandlung mit PC]; ganz analoge Chlorsubstitutionsproducte; aus welchen Kalium dasselbe Oel von derselben Zusammensetzung frei machte. — Durch die Behand- lung der gechlorten Oele &sH,,Cl mit wässrigem Kalihydrat unter Erhitzung im Chilisalpeterbad entsteht ein Oel, das allerdings noch etwas Chlor enthält, aber hauptsächlich aus &,Hjs besteht, während durch gleiche Behandlung die Producte GısH3,Cl; in ein zwischen 190 und 1950 siedendes Oel von der Formel &1sH3s Clz übergeführt wurden, welches sich durch Erhitzen mit weingeistigem Kali in ein neues ätherisch riechendes Oel &ısH3ss® verwandelte, das gleichfalls noch Spuren von Chlor enthielt. Es geht aus diesen Untersuchungen mit ziemlicher Bestimmtheit hervor, dass 1. das Steinöl vorwiegend aus uw en von der Formel &n H2n+2 besteht, 2. Chlor und Phosphorsuperchlorid gleichartig darauf einwir- ken und zwar 3. drei verschiedene Chlorsubstitute En Hz Cl, Ch Hin+1Cla Gn HCl zu erzeugen vermögen, aus denen 4. Natrium Kohlenwasserstoffe von der Formel CnHan elimi- nirt, während 5. weingeistige Kalilauge aus ihnen die Verbindungen EnHan, &>n HınClz und EanHın® erzeugt. — (Ann. der Chemie u. Pharmac. CAXIV, 279.) J. Ws. A. Wurtz, über die Milchsäure. — Seit einiger Zeit füh- ren W. und Kolbe in den chemischen Journalen eine Controverse über die Natur und Basicität der Milchsäure, und sind eifrigst bemüht, jeder für seine Ansicht, experimentelle Beweise herbeizuschaffen, wel- che bei vollständiger Ueberzeugungskraft die Meinung des Gegners 171 auf das entschiedenste zu bekämpfen geeignet sind. Derartige wis- senschaftliche Kämpfe sind stets höchst fruchtbar für die Wissen- schaft, selbst wenn die theoretischen Ansichten, welche mit einander in Streit liegen, auch beide sich nicht als die richtigen erweisen sollten. So haben auch die Bemühungen W.’s und Kolbes eine An- zahl höchst wichtiger neuer Thatsachen die Milchsäure betreflend ans Licht gebracht, über welche bereits früher gelegentlich berichtet worden ist. Nach einem heftigen Angriff Kolbes im Februarhefte der Ann. d. Chem. und Pharm. fasst Wurz jetzt seine Ansichten noch einmal klar und geläutert zusammen und erstattet ausführlicheren Bericht über einige früher nur kurz erwähnte Entdeckungen. Ueber die beiden divergirenden Ansichten sei hier nur soviel gesagt, dass W. die Milchsäure €3H;93 als zweibasische, Kolbe dagegen nur als einbasische Säure betrachtet. Jener leitet sie von den Glycolen, dieser von der Propionsäure ab. Wir müssen an diesem Orte darauf verzich- ten, ein ausführlicheres Referat über den ganzen Verlauf des Kampfes zu geben, indem dasselbe naturgemäss die Grenzen des gestatteten Raumes überschreiten würde, und uns damit begnügen, die factischen Errungenschaften zu registriren. 1. Lactylchlorür. Ein Theil trockner milchsaurer Kalk mit 2 Theilen Phosphorsuperchlorid zu- sammengebracht und gelinde erwärmt entwickelt reichliche Dämpfe, welche sich im Recipienten zu einer farblosen Flüssigkeit verdichten, die aus Phosphoroxychlorid und einer organischen Chlorverbindung besteht. Beide können nur schwierig durch Destillation von einander getrennt werden, da ihre Siedepunkte nicht weit von einander ent- fernt liegen und überdies das letztere sich leicht zersetzt. Durch Destillation jedesmal nur geringer Portionen gelingt die Trennung indessen ziemlich vollkommen. Das Phosphoroxychlorid geht zuerst über, bei 140° folgt dann das Lactylchlorür, dessen Analysen im Mittel folgende Mengen der Elemente ergaben: Gefunden Berechnet C = 28,17 6; — 28,34 ER 4329 H; = 3,15 on m © = 12,61 Cl = 50,46 cl = 55,91 Die gefundene Chlormenge, nur durch eine einzige Analyse bestimmt. weicht zwar von der berechneten ziemlich weit ab, indessen bleibt über die Zusammensetzung des neuen Körpers doch kein Zweifel. Derselbe entsteht nach der Gleichung: 6; H;Ca®; + 2PC]l,; = 2P@Cl; + &H,;8Cl, + HCl + Ca Milchs. Kalk Lactylchlorür Seine rationelle Formel ist nach Wurtz (&3 H,&)‘ Cl Das Lactylchlorür ist eine ursprünglich farblose, sich aber bald schwär- zende Flüssigkeit, die bei 1400 siedet, sich dabei aber zum Theil zer- setzt. Im Wasser sinkt es unter und löst sich darin nach und nach 12* 172 unter Umwandlung in Chlorpropionsäure und Salzsäure auf. Die er- stere kann leicht durch Silberoxyd in milchsaures Salz übergeführt werden. II. Chlormilehsäureäther. Mit absolutem Alkohol zu- sammengebracht bildet sich aus dem Lactylchlorür Salzsäure und ein neuer, durch Wasser aus seiner alkoholischen Lösung fällbarer Aether, welcher durch Destillation zwischen 140 und 1500 leicht rein gewonnen wird. Er enthält in 100 Theilen nach den angestellten Analysen im Mittel Gefunden Berechnet € = 43,98 £; = 43,95 H= 672 Ha le59 Cl = 25,66 Cl = 26,00 i O = 23,64 0, = 23,46 Seine rationelle Formel schreibt Wurtz (&H,®)" &H o 2115 \ Er ist eine farblose, bewegliche, angenehm aromatisch riechende Flüssigkeit, welche bei 0° das specifische Gewicht 1,097 hat, bei 1440 siedet und die Dampfdichte 4,9 besitzt. Seine Entstehung geschieht nach der Gleichung 63H, Cl -1- GH; ® = &; H, C1®, + HCl Wird der Chlormilchsäureäther im verschlossenen Glasrohr mit Kali erhitzt, so zerfällt er in Alkohol, Chlorkalium und milchsaures Kali £&; H, &Cl + 2KH® = GH® + KCl + 63 H;K®; III. Milchsäureäther. Durch die Einwirkung des Chlormilch- säureäthers auf Natriumalkoholat entsteht nach der Gleichung &; H, C1®, = &H;,Na®& = Cr Hu4®; + NaCl der Michsäureäther, wenn man ein Gemisch beider im Wasserbad längere Zeit erhitzt. Das Product destillirt bei 156,5°, ist eine sehr bewegliche Flüssigkeit und hat die Dampfdichte — 5,052. Die Ele- mentaranalysen ergaben im Mittel Gefunden Berechnet € = 57,40 € = 5153 H= 971 Ha = 9,59 Q—n32 Ss 0 = 32.88 W. schreibt die rationelle Formel 5 €; H, 9)‘ er: |9. Der Milchsäureäther ist unlöslich in Wasser, löslich dagegen in Alko- hol und Aether. — IV. Aethermilchsäure. Wird die vorherge- hende Verbindung mit Kalilauge gekocht, so wird Alkohol gebildet und ausserdem das Kalisalz der Aethermilchsäure: 6 Hı9; + KH® = EC; H,K®; + &Hs®. Durch genaue Neutralisation des überschüssigen Kali mit Schwefel- säure, Eindampfen zur Trockne und Ausziehen mit Alkohol wird das neue Salz rein gewonnen. Beim Zusatz von neuen Portionen von 173 Schwefelsäure zur alkoholischen Lösung und nachherigen Zusatz von Kalkhydrat entsteht Gyps, der niederfällt, und äthermilchsaurer Kalk, welcher im Alkohol gelöst bleibt. Beim Eindampfen der Lösung zur Syrupsconsistenz und Erkalten setzt sich das Kalksalz in schneeweis- sen Warzen ab. Es enthält in 100 Theilen Mittel gefunden Berechnet € = 4374 G& = 43,19 H = 7,06 H = 6,56 Ca = 14,40 Ca = 14,59 = 34,90 83 = 35,06 Das Zinksalz ist eine gummiartige Masse. Die Säure entspricht voll- kommen den ÖOxacetsäuren Heintzs. — V. Lactamethan oder Aethyllactamid. Wird der Milchsäureäther (IIl.) mit Ammoniak einige Tage stehen gelassen, das überschüssige Ammoniak, Wasser und Alkohol dann abgedunstet, so bleibt eine klare Flüssigkeit zurück, welche beim Erkalten zu einer weissen Krystallmasse erstarrt. Sie löst sich in Wasser, Alkohol und Aether, schmilzt bei 62° und siedet bei 2190 ohne Zersetzung. In 100 Theilen enthält sie Gefunden Berechnet € = 51,62 C; = 51,28 H= 9,80 Hı = 9,40 0 ©, = 27,36 Die rationelle Formel des Lactamethans ist nach W. ©. &:H; Durch Kochen mit Kalilauge entsteht unter An nohlalkentwickläng wiederum äthylmilchsaures Kali. — VI. Buttermilchsäureäther. Der Chlormilchsäureäther wird einige Tage lang mit dem gleichen Gewichte buttersauren Kali’s erhitzt. Es bildet sich Chlorkalium und eine durch Wasser ausfällbare ölige Flüssigkeit, welche zwischen 200 und 210° destillirt und im Mittel Gefunden Berechnet G = 57,28 C, = 57,44 H = 8,56 His = 8,51 O = 34,6 0, = 34,05 enthält. W. giebt ihm die rationelle Formel un (&4H:®) (€2Hs) Die gefundene Dampfdichte ist = 6,731, die theoretische = 6,509. Der Siedepunkt liegt bei 208°. Mit Kalihydrat erhitzt zerlegt sich der Buttermilchsäureäther in Alkohol, buttersaures Kali und milch- saures Kali. W. zieht aus allen diesen Resultaten den Schluss, dass die Milchsäure ein zweiatomiger Körper, wenn auch nicht eine zweibasische Säure im gewöhnlichen und strengsten Sinne des Wor- tes ist. Der letzte Theil des Aufsatzes von W. ist der Polemik ge- gen Kolbe gewidmet. — (Ann. de chim. et phys. LIA, 161.) J. Ws. 174 A. Oberdörffer, über Prüfung des Schellacks. — Schel- lack giebt an kalten Aether nur 5%, d. h. das gewöhnlich darin ent- haltene Wachs ab. Das Kolophonium, mit welchem der zu prüfende Schellack versetzt war, löst sich leicht. Die Verfälschung des Schellack durch Kolophonium durch die Verschiedenheit des specifischen Gewich tes, oder des Schmelzpunktes zu bestimmen gab weniger genaue Re- sultate. — (Arch. f. Pharm. 1860. 7. p.13.) 0. &K. Filhol, neue Untersuchungen über Pflanzenfarb- stoffe. — Bei der Untersuchung der Farbstoffe rother und blauer Blumen fiel es F. auf, dass sich dieselben, obschon beide Nüancen in einander übergeführt werden können, doch sehr verschieden ver- halten, namentlich in sehr verschiedenem Grade beständig sind. Der rothe Farbstoff von Pelargonium zonale z. B. wird durch Ammoniak schön blau und nun selbst nach mehreren Tagen nicht verändert, wäh- rend das blaue Pigment der Veilchen durch Ammoniak schnell grün und zuletzt unter tiefgreifender chemischer Veränderung gelb wird. Man wird hieraus ohne Weiteres den Schluss ziehen, dass beide Farb- stoffe, der dunkelrothe und der blaue verschiedene Substanzen sind, deren ersterer eine grössere Beständigkeit besitzt als der blaue. In- dessen hat F. aus seinen weiteren Versuchen gefolgert, dass jene Verschiedenheiten nur auf Rechnung anderer, mit dem Farbstoffe zu- sammen vorkommender Stoffe, wie Zucker, organische Säuren etc. geschoben werden müssen, dass aber dieser stets derselbe, nämlich Cyanin sei. Werden nämlich jene fremden, durch ihre reducirenden Eigenschaften wirkenden Stoffe aus dem Pflanzensafte entfernt, so zeigt die blaue Farbe stets gleiche Beständigkeit. Es giebt danach also nur eine Art Cyanin und diese ist, entgegen den Behauptungen Morot’s, stickstofffrei. Es tritt namentlich noch in den blauen Trau- ben auf, ist also identisch mit der Farbe des rothen Weines, welche Genard Oenocyanin nannte — auch die rothe Farbe der Radies- chenschalen ist die gleiche. Chevreul und Fremy haben das Cyanin ausserdem aus mehreren nicht blau gefärbten Pflanzentheilen aus- gezogen, und letzterer mit Cloez wies nach, dass man beim Auszie- hen blauer und rother Blumen mit Alkohol farblose Lösungen erhält, obgleich auch die Blüthen selbst entfärbt werden. F. zeigt jetzt dass diese sonderbaren Erscheinungen darauf beruhen, dass das Cyanin bei dem erwähnten Vorgange in einen farblosen Körper übergeht, den Hope als Erythrogen bezeichnete. Durch einen Tropfen Säure kann man dieses in die rothe, durch Ammoniak in die blaue Modifi- cation des Cyanins fast augenblicklich verwandeln. — Mehrere rothe Blüthen enthalten andere Pigmente, wie z. B. die der Aloöarten, aus welchen ein in Wasser schwer, in Alkohol und Aether leicht löslicher Farbstoff ausgezogen wird, welcher sich weder durch Säuren noch durch Basen verändern lässt, und mit Metalloxyden Lacke von schö- ner Rosafarbe giebt. — Einen neuen gelben Farbstoff fand F. im Crocus luteus, Safran und in Fabiana indica. Er ist fest, amorph, löslich in Wasser und Alkohol, aber unlöslich in Aether. Hierdurch 175 und durch die Unveränderlichkeit durch Alkalien unterscheidet er sich durchaus vom Xanthin, welches bei letztrer Reaction grün wird. Das Xanthin verwandelt sich übrigens auch durch die Einwirkung der Salzsäure in eine grüne Farbe, welche selbst in blau übergeführt werden kann, ähnlich wie Fremy vom Chlorophyll zeigte, dass es in einen gelben und dann auch in einen blauen Farbstoff verwandelt werden könne. Diese Umwandlung des Chlorophyligrün in blau lässt sich sehr schnell bewerkstelligen, wenn man die Lösung des ersteren mit Salzsäure behandelt. Diese ihre Fähigkeit verliert sich aber total, wenn sie vorher nur wenige Stunden dem Sonnenlichte ausge- setzt gewesen war. Das Xanthin büsst durch Sonnenlicht seine Fä- higkeit, sich mit Säuren blau zu färben, nicht ein. Uebrigens sind die Farbstoffe in den Blumenblättern selten rein — oft enthalten diese zugleich Xanthogen, Xanthin, Xanthein und Cyanin, zwar nimmt dann meist das Cyanin die Gegenden an den Oberflächen ein, so dass die Blumenblätter meist roth, aber nach der Entfernung des Cyanins gelb erscheinen (Dahlia). — Alle Blumenblätter enthalten mehr oder we- niger unkrystallisirbaren Zucker. — (Compt. rend. L, 1182.) J. Ws. Dr. Schlienkamp, über Milchprüfung. — Eine in Frank- furt a. M. festgesetzte Commission zur Vergleichung der Prüfungsme- thoden der Milch auf eine Verfälschung mit Wasser, entschied sich für die Methode, durch das spec. Gew. den Wasserzusatz zu bestim- men, fand aber das bisher übliche Baume’sche Galaktometer von un- zureichender Genauigkeit, und construirte demgemäss eine Senkwage, deren in die Flüssigkeit eintauchender Theil den zur Skale bestimmten hervorragenden Theil verhältnissmässig sehr bedeutend an Volum übertrifft, wodurch die Empfindlichkeit des Instrumentes in der Weise erhöht wurde, dass sich dasselbe bei mit absichtlich und in bekann- ter Quantität verdünnter Milch angestellten Versuchen als zum prac- tischen Gebrauch vollständig ausreichend erwies. — (Arch. f. Pharm. 1860, 7. p. 15.) 0. &. E. Reichardt, über blaue Kuhmilch. — Das bisweilen eintretende Blauwerden frischer Milch schrieb Robiquet phosphor- saurem Eisenoxydul zu, in welchem E. Jonas ein Mineral, den Vivianit sah, die Analyse der Asche blauer Milch von Braconnot liess aber keinen abnormen Eisengehalt erkennen. Nach Fuchs, Lehmann, Bail- leul und Braconnot, soll sich die blaue Färbung von lebenden Orga- nismen, Infusorien resp. Pflanzengebilden herleiten. Klaproth endlich schreibt die Färbung dem Genusse von Indig oder ähnlichen Farbstoff haltenden Kräutern zu. — Der vom Verf. untersuchte Rahm enthielt nur Spuren von Eisen, die Färbung verschwand bei Behandlung mit verdünnter Salzsäure nicht, während phosphorsaures Eisenoxydul in Lösung gegangen wäre. Die mikroscopische Untersuchung zeigte an den blaugefärbten Stellen jedesmal bedeutende Anhäufungen von Pilzfäden, die bei 300-facher Vergrösserung farblos, bei geringerer aber deutlich blau gefärbt erschienen. Die Art des langsamen Ent- stehens der blauen Flecke des Rahms, und des allmählichen Ver- 176 schwindens, sowie das stetige Auftreten von wenn auch ungefärb- ten Pilzfäden in auf einige Zeit der Ruhe überlassenem Rahm, lassen den Verf. denselben die Ursache. des Blaufärbens vindiciren. Die ausgesonderten Pilzfäden der Indigbereitung analog behandelt, zeig- ten keine Spur einer blauen Färbung. — (Arch. f. Pharm. 1860. 7. pP. 25.) 0. K. Geologie. O. Stur, die Kössener Schichten im NW- Ungarn. — Diese in neuester Zeit vielfach untersuchten Schichten sind weit über das Karpathengebiet ausgebreitet als Grundlage des Jura und Neocom. Gleich am NW-Ende der kleinen Karpathen bei Smolenitz sind sie gut entwickelt, ruhen auf rothem Sandstein mit Melaphyr und Mandelstein und führen in einem dunkelgrauen Kalk- stein Plicatula intustriata, Avicula contorta, Terebratula gregaria. Am Calvarienberg sind sie von Fleckenmergeln bedeckt, deren unte- rer Theil Lias, der obere Jura und Neocom ist, südlich liegen unter diesen Mergeln Crinoideenkalke mit Hornsteinknollen, wohl Grestener Schichten mit Terebratula grossulus und Rhynchonella austriaca. Die Fortsetzung tritt bei Banka auf, wo dieselben Petrefakten vorkommen. Dann bei Hubina im Tematingebirge, ferner bei Podhrady, noch wei- ter im OÖ. am linken Ufer der Neutra. Diese südlichste Reihe besteht auch aus grauen Mergeln und fast schwarzen Kalkschiefern. Der fol- gende Zug im W. liegt am Fusse des mährischen Gränzgebirges» zeigt bei Sobolist Kalke mit Crinoideen, Cardium austriacum, Neo- schizodus posterus, Gervillia inflata, Mytilus minutus, Terebratula gregaria. Sie werden von Adnether Kalk bedeckt, auf welchem Vil- ser Schichten lagern, die Rhynchonella senticosa und Waldheimia pala führen. Nordwärts folgen die “Kalkmergel. Die nächste Localität grauer Kössener Schichten liegt bei Bohuslaws, wo röthlichgraue dick- schichtige Kalke auftreten vermuthlich Dachsteinkalke, darüber licht- graue gefleckte Kalke und Rauhwacken mit Gervillia inflata, Mytilus minutus, Terebratula gregaria, weiterhin überlagert von grauen Fle- ckenmergeln, Vilser Crinioideenkalken und rothen Knollenkalken. Die Fortsetzung bietet das linke Ufer der Waag zwischen Krivosud und Beczko, auf rothem Sandstein gelagert. In O. bietet sie das Unter- neutraer Comitat mit grauem Kalk. Die dritte Gruppe ist in den Comitaten Turocz und Liptau, wo sie aus schwarzen Kalken und grauen Mergeln besteht. So am Engpasse der Waag aus der Liptau in die Turocz, zwischen Sossow und Herboltow mit vielen Petrefakten darüber Fleckenmergel, auch jurassische und Neocomschichten; ferner am Fusse des Sidorberges, östlich im Lupelnikathale im Choc- und Pro- secnogebirge, dann in der Turocz bei Ceremosno, Tot Prona, Hadwiga. In der Mitte dieses Gebietes treten über den rothen Sandsteinen un- mittelbar die Grestener Schichten auf als dunkle bituminöse Kalke, auch Crinoideenkalke und Conglomerate. Alle diese Localitäten der Kössener Schichten bilden unzweifelhaft eine continuirliche Lage. Ihre Fauna besteht in der lichtgrauen Facies aus Cardium austriacum, Neoschizodus posterus, Gervillia inflata, Mytilus minutus, Terebratu- 177 la gregaria, in der schwarzen Facies aus Avicula contorta, Lima gi- gantea, Pecten valoniensis, Plicatula intusstriata, Ostraea Haidingera- na, Waldheimia norica, Terebratula gregaria, Spirifer Münsteri, Rhyn- chonella cornigera. Nach Oppel und Süss ist nur Cardium rhaeticum, Avicula contorta und Pecten valoniensis den Kössener Schichten und Bonebedsandstein gemeinschaftlich, letztere beiden finden sich in den schwarzen Facies; in der lichtbraunen ist Neoschizodus posterus und Mytilus minutus auch Bonebedisch. Die graue Facies sollte in Un- garn die ältere sein, lagert aber doch über dem vermeintlichen Dach- steinkalke. Die Mächtigkeit der Kössener Schichten stellt sich zwi- schen 10—20', während die Dachsteinkalke nach Hunderten und Tau- senden von Fuss gemessen werden. Dasselbe Verhältniss wiederholt sich im Jura der Karpathen. Die Berge und Klippen von Brane durch das Zaborju, das Waagthal bis in die Arva zeigen drei Jura- gruppen, Vilser Schilchten, Klippenkalke und Strambergerschichten, 100— 500° mächtig, die entsprechenden Aptychenkalke in SO. aber sind nur 30° mächtig. Der rothe Sandstein ist in den Karpathen das älteste Gebilde und ruht überall auf Krystallinischem. Er stimmt mit dem alten rothen Sandsteine in den Dniestergegenden O-Galiziens überein, nur fehlen diesem die Quarzite, aber er führt Petrefakten, die in den Karpathen gänzlich fehlen. Bedeckt wird er von sehr petrefak- tenreichen Werfener Schichten doch erst im Osten des untersuchten Gebietes. Er ist Rothliegendes. Zum Schluss behandelt St. noch das Grenzverhältniss zwischen Lias und Keuper und fügt noch die Schichtenfaunen in den NW-Karpathen zur Berichtigung von Zeusch- ners Arbeiten bei. Es sind: 1. Fleckenmergel: Ammonites bisulca- tus, A. Conybeari, A. liasicus, A. Nodotanus, A. ceras, multico- status, A. radians, A. complanatus, A. serpentinus, A. oxynotus, A. raricostatus, A. brevispina, A. Partschi, Avicula intermedia, Ino- ceramus ventricosus. — 2. Vilser Schichten: Waldheimia pala, Rhyn- chonella senticosa. — 3. Klippenkalk: Ammonites athleta, tatricus, tortisulcatus, ptychoicus carachtheis, fasciatus, plicatilis, triplica- tus, inflatus, oculatus, Adelae, Aptychus lamellosus, laevis, Rhyn- chonella Agassizi, Terebratula Bouei, diphya. — 4. Neocomien: Ap- tychus Didayi, angulocostatus, rectecostatus, undatocostatus, striato- punctatus, Belemnites dilatatus, Ammonites cryptoceras, Astieranus, Honoratanus, Grasanus, Matheroni, quadrisulcatus, Juilleti, Duvalanus, Emerici, Morelanus, nisus, Crioceras Duvali, Toxoceras obliquatus, Ancyloceras pulcherrimus, Scaphites Ivani, Rhynchonella nuciformis. — 5. Gault: Ammonites tardifurcatus. — 6. Obere Kreide und zwar im Cenomanien: Exogyra columba, Cardium Hillanum, Rostellaria costata, Voluta acuta, Turritella columna, Rhynchonella plicatilis und latissima; im Turonien: Hippurites sulcatus; im Senonien: Ananchytes ovata, Inoceramus Cripsi, Spondylus striatus, Vincularia grandis. — (Sitzungsberichte Wien. Acad. XXXVIlI, 1006—1024.) Reuss, die marinen Tertiärschichten Böhmens und ihre Versteinerungen. — Diese meist nur kleinen Ablagerungen 178 sind erst in neuester Zeit aufgedeckt worden an vier Orten, alle aus Tegel bestehend, im SO-Böhmen hart an der mährischen Grenze ge- legen. Die erste liegt bei Rudelsdorf auf einem Hügel auf Rothlie- gendem, fast ganz wegen der Eisenbahn abgetragen, bestehend aus einem sehr thonigen Tegel mit viel Holz und Austern, nach oben mehr sandig und petrefaktenreich, darüber leerer Sandstein und dann Diluvium. R. fand darin Syzygophyllia brevisn.| Modiola marginata Glandulina ovula Nodosaria venusta Dentalina Boueana pilosa n. sp. bifurcata Cristellaria Hoernesi n. Sp. Robulina inornata calcar Nonionina Soldanii Boueana Polystomella cerispa Fichtelana Rotalia eryptomphala Schreibersi Dutemplei Truncatulina Boueana lobatula Rosalina vienensis obtusa Heterostegina costata Bulimina ovata papoides aculeata Verneuillina spinulosa Globulina aequalis Polymorphina digitalis Guttulina problema Virgulina Schreiber- sana Bolivina antigua Textilaria carinata — Haueri Quinqueloculina Bron- nana Cyathina clavus Paracyathus firmus velatus Astrocoenia phylla — — — — — — — — pachy- g. SP. n. Sp. Siderastraea cerenulata Astraea Reussana Cladocora multicaulis Balanophyllia varians n. Sp. Porites incrustans Diadema Desori n. sp. Cidaris polyacantha n. sp. Serpula manicata n. sp. quinquesignata n. SP. carinella n. sp. crispata n. Sp. granosa n. Sp. lacera n. Sp. placentula n. sp. Spirorbis declivis n.sp. Cellepora globularis Lepralia graeilis Eschara coscinophora | Megerlea oblita Argiope decollata squamata neapolitana Ostraea plicatula Cyrnusi gingensis gryphoides Meriani Pecten pusio sarmentitius opercularis Spondylus Goussonei — — sp. heteracanthus n. — biformis n. sp. Mycetophyllia horrida| Arca pseudolima n.sp. — clathrata nodulosa diluvii Noae bohemica n. sp. — Helbingi Nuculina oyalis Nucula nucleus Leda minuta — nitida Chama asperella Cardium punctatum Lucina miocaenica —- dentata — exigua — strigillata n. sp. — spinifera — irregularis Cardita scalaris — Partschi — diversicosta n.sp. — calyculata Venus Brongniarti Cytherea multilamel- losa fasciculata n. sp. Cyrilli Corbula carinata gibba ” Saxicava arctica Gastrochaena dubia Chiton decoratus n.sp. siculus rariplicatusn. sp. lepidus n. sp. denudatus n. Sp. multigranosus n. _— — — — _— Chiton fascicularis Dentalium badense Jani- — mutabile Emarginula clathratae- 179 Turb. pusilla Odontostoma bisulca- tum n. Sp. unisulcatumn.sp. plicatum miocaenicum — Dujardini Columbella subulata Mitra fusiformis Erato laevis formis — Hoernesi n. sp.| Conus Dujardini Cemoria ornata n. sp. | Caecum trachea Cythere galeata Fissurella italica — glabrum — bitubereulata Bulla Lajonkaireana Vermetus intortus — plieata — truncata — armarius — Edwardsi — conulus Skenea carinella n. sp] — cinctella — Brocchii Scalaria clathratula — cicatricosa — miliaris Fossarus costatus — angulata Melanopsis impressa |Seissurella Transsylva-]| — deformis — tabulata nica n. Sp. — hastata Paludina Frauenfeldi — depressa n. Sp. — Haueri Rissoa venus Turritella turris — similis — scalaris — bicarinata — bhystrix — angulata Cerithium scabrum — canaliculata — Moulinsi — pictum — Haidingeri — inflata — doliolum — corrugata Chemnitzia Reussi — bilineatum — verrucosa Nerita asperata Pleurotomaobtusangalal — polyptycha — picta — Vauquelini Bairdia subdeltoidea Natica multepunctata |Fusus intermedius — acuta — redempta Pyrula cornuta — exilis Actaeon semistriatus |Murex Sedgwicki — falcata Turbonilla plicatula — subelavatus — glabrescens — gracilis Tritonium turbellanum| Cytherella compressa — costellata Aporrhais pes pelecani| Cytheridea Mülleri — pygmaea Buccinum reticulatum | Lamna — subumbilicata — costulatum Die zweite Tegelablagerung liegt SW von Rudelsdorf auf einem Ge- birgssattel, von einem Eisenbahntunnel durchsetzt, auf Quadersand- stein: Ostraea gingensis, gryphoides, Arca diluvii, Melanopsis impressa, tabulata, Nerita picta, Grateloupana, Natica redemta, Litorina sulcosa n. sp., Cerithium pietum, lignitarum, Duboisi, Aporrhais pes pelecani, Buccinum miocaenicum. — Das dritte Depot ist fast gar nicht auf- geschlossen bei böhmisch Trübau. Das vierte Lager bei Abtsdorf hart an der mährischen Gränze ist das grösste und führt Rosalina complanata, Ostraea Rollei n. sp., Paludina Frauenfeldi, Rissoa inflata, Nerita picta, Natica millepunctata, Cerithium lignitarum, Duboisi, pietum, Buceinum Dujardini, Bairdia heterostigma, Dinotherium gi- ganteum. — Alle vier Lagerstätten stimmen überein und gleichen den ausgedehnteren in Mähren, dem Wiener Becken etc. Verf. vergleicht sie speciell mit denselben. — (Ebda XXATIA. 207—285. $ T/}.) 180 - Fr. Rolle, das Braunkohlenbecken von Schönstein in Untersteiermark. — Dieses Becken stellt sich zwischen den Wiener Tegel und den Löss. Keferstein verweist den Mergel zum Flysch, Studer erklärte den Letten auf den Hügeln für diluvial und Boue erwähnt die zahlreichen Süsswasserschnecken darin. Der Paak- fluss durchströmt eine breite von Anhöhen eingefasste Wiesenebene bei Wölau und Schönstein, sein oberer und unterer Lauf sind enge Felsenthäler, die breite Ebene ein Längenthal von 6 Stunden von St. Florian bis Hohenegg, breit ist es nur zwischen Wöhlau und Schön- stein als Schallthal !/; Stunde, Nach einer Sage war es einst See und die Kirche zu Skalis heisst noch zu St. Georgen am See. Süss- wassergebilde bestättigen diese Sage. Den Boden des Thales bis ei- nige hundert Fuss an den Höhen bilden Tegel, Sand, Schotter, Braun- kohle mit untergegangenen und noch lebenden Arten, die aber vor- historisch sind. Vorherrschend sind Massen von lockerem grauen Tegel, dann grauer thoniger Sand mit Kalksteingeröllen, seltener lo- ser gelbgrauer Sand, endlich erdige Braunkohle von ein Klafter Mäch- tigkeit. Alles breitet sich über !/; Quadratmeile aus und lagert auf meerischen Tertiärschichten in aufrechter Stellung, älteren Kalkstei- nen, Dolomiten und Porphyren. Die Meereshöhe schwankt zwischen 1000—1500‘, die Mächtigkeit steigt über 200°. Verf. beschreibt nun den O-Theil des Beckens speciell. Thoniger und sandiger Mergel herrscht vor, dann den mittlen Theil, wo Tegel und Braunkohle auf- geschlossen ist, und gibt dann den Durchschnitt. Als secundäre Ge- bilde dienen weisser Alpenkalk, Guttensteiner Kalk und Dolomit, “dann folgt Oligocän als Diorittuff, schwarzgrauer Mergelschiefer, grauer Meereskalkstein, Schiefermergel und Sandstein, Untermiocän als Nulliporenkalk, Oberpliocän bei St. Florian lehmiger Sand mit Kalksteingeröllen, bei Skalis gelber Sand und grauer Tegel, bei Ober-Skalis gelber Lehm und grauer Tegel mit Braunkohlen. Die gesammelten Petrefakten sind Planorbis Hoernesi, Pl. umbilicatus Müll, Pl. erista L, Pl. nitidus Müll, Pl. hians, Melanopsis spinicosta- ta, Valvata stiriaca, Paludina Ungeri, P. limnicola, Anodonta lim- nicola, Chara Escheri Braun, Ch. stririaca, Viburnum paradisiacum, Rhus Meriani Heer. — (Ebda. XLI, 7-52. 4 Tf.) Weinkauff, die tertiären Ablagerungen im Kreise Kreuznach. — Selbige gehören den tiefsten Schichten des Main- zer Beckens an, dem untermiocänen Meeressand, die Partie bei Lan- genlonsheim dem Cyrenenmergel und bilden nur isolirte Partieen. Nur die bedeutenden Sandablagerungen am rechten Naheufer bei Creuznach stehen mit dem Mainzerbecken im Hessischen in Verbin- dung. Die westlichste Partie liegt bei Sobernheim, dann folgt die bei den Steinharder Höfen, die an dem Welschberge bei Waldböckel- heim, die gegenüber auf dem Gienberge, die bedeutendste bei Man- del; auf dem linken Naheufer bei Creuznach sind 4, bei Waldbökel- heim kleine Flecken, endlich bei Langenlonsheim bis Laubenheim. Die Partieen bei Waldbökelheim sind petrefaktenreich und bestehen 181 aus einer Uferbildung und einer Austernbank. Erstere am Gienberge lagert auf morschem Mandelstein und besteht aus gelbem feinen Sande, stellenweise mit bituminösem Bindemittel und Knollen, sehr vielen Conchylien. Die Austerbank steht am untern Gehänge des Welschberges auf Kohlensandstein, auf der Höhe des Berges auf quarzfreiem Porphyr. Die dritte Ablagerung bei Mandel ist bedeu- tend und besteht aus mächtigen Sandmassen und Mergel, letztere vielleicht den Cyrenenmergeln entsprechend. Bei Creuznach auf dem Kronenberg und Hinkelstein liegen weisser Sand und Mergel ohne Petrefakten, diese finden sich in den bairischen Schichten auf der Hardt die Sand und Kies sind; wichtiger noch sind die Sandhügel auf der rechten Seite auf Porphyr, feiner Stubensand bis sehr grob- körniger, stellenweise zu Sandstein und Conglomeraten erhärtet und mit Barythspathknollen, mit vielen Steinkernen. Darauf legt sich am Neruberg eine Mergeldecke, die nach Hackenheim und über den Gal- genberg ins Rheinhessische zieht. Bei Langenlonsheim lagert auf dem Rothliegenden des Kremserkopfes ein gelber Sand mit unzähli- gen Pectunculus crassus, näher dem Dorfe Cyrenenmergel der bis in die Laubenheimer Weinberge zieht. Ueberall wo diese Schichten mit wahren Quarzporphyren in Beziehung stehen, führen sie blos Steinkerne, wo sie aber mit Melaphyren, Mandelsteinen und der Koh- lenformation verbunden sind, zeigen sie vortrefflich erhaltene Schalen. Sehr verschieden ist die Meereshöhe, in welcher dieselben Arten an verschiedenen Orten vorkommen, bei Creuznach auf der Hardt 950‘, in den Sandgruben kaum halb so hoch, ähnlich in den beiden Fund- orten am Welschberge. Osträen und andere seichten Meeresgrund liebende Arten sind überall vorhanden, am Welschberg vom Fuss bis zum Gipfel. Verf. zählt zum Schluss 122 Arten namentlich auf. — (Rheinische Verhandl. 1859. XVI. 65—77.) v. Strombeck, der Pläner über der westphälischen Steinkohlenformation. — Der westphälische Pläner ist ein ein- förmiges Gebilde von Mergel und Grünsanden, die durch die neuen Steinkohlenschächte durchsunken worden sind. Verf. begreift unter Pläner alles über dem Gault und unter dem Senon mit Belemnitella quadrata, so dass der Grünsand von Essen den untersten Theil des- selben bildet. Zwischen Una und Mülheim fehlen vom Gault abwärts alle ältern Kreideschichten, der Pläner ruht unmittelbar auf den Koh- lenschichten, bedeckt wird er nordwärts von der Kreide mit B. qua- drata. Die Schichten mit B. mucronata scheinen sich auf die geo- gnostische Mitte des Münsterschen Busens zu beschränken. Der Plä- ner lagert horizontal. Seine Gränze gegen die Kohlenformation läuft über Tage fast von W. nach O. und hier treten seine ältesten Schich- ten wenig mächtig auf, entfernter legen sich die jüngern an, partielle Störungen fehlen, der Pläner ist eine Uferbildung längs der Kohlen- formation. Leider sind die zahlreichen ihn durchsetzenden Schächte ausgemauert und dadurch die Beobachtung im Innern unmöglich ge- worden. Verf. beschreibt nun die sechs von ihm unterschiedenen 182 Abtheilungen von unten nach oben. 1. Unterer Grünsand mit Thon- eisensteinkörnern. Dies ist der weitverbreitete Grünsand von Essen, ein Gemenge von Glaukonit und feinem Quarzsand theils mit theils ohne graues kalkig thoniges Bindemittel mit eckigen und runden braunen Thoneisensteinkörnern, zumal in tieferem Niveau wo die grüne Farbe intensiv ist, höher hinauf bränlichgelb. Unmittelbar über den Kobhlenschichten kommen auch Geschiebe von Kohlensandstein vor. Als ältestes Glied gleicht er die Unebenheiten der Kohlenfor- mation aus. Die Versteinerungen hat Römer aufgeführt. Ammonites peramplus aber fehlt durchaus, es ist auch A. lewesiensis nicht, er gehört zu A. rhotomagensis und Mayoranus. Ausserdem kömmt sehr bezeichnend vor A. varians, A. Mantelli, Turrilites tuberculatus, dessen verdrückte Exemplare Geinitz als T. essensis beschreibt, Nau- tilus elegans, N. radiatus, N. Deslongchampanus, N. expansus, Pleuro- tomaria perspectiva und Brongniartana, Cyprina Archiacana, Arca iso- eardiaeformis, A. Mailleana, Myoconcha cretacea, Inoceramus striatus, Pecten asper, P. elongatus, P. orbicularis, Janira quinquecostata, Spondylus striatus, Sp. hystrix, Plicatula inflata, Ostraea lateralis, O. diluviana, Rhynchonella latissima, Rh. paucicosta, Terebratulina striata, Holaster carinatus, Discoidea subuculus und Cidaris vesiculo- sa. Die Mächtigkeit steigt bis zu 2 Lachter. — 2. Unterer Grün- sand ohne Thoneisensteinkörner, wurde früher wegen der petrogra- phischen Aehnlichkeit von dem Essener nicht getrennt, doch ist er stets fest und besteht etwa zur Hälfte aus grünem Glauconit mit et- „was weissem Sande, zur andern Hälfte aus grauem thonigkalkigen Bindemittel. Die Fauna ist ärmer an Species als die Essener, aber gleich reich an Exemplaren, die grösste Artenzahl ist beiden gemein. Es fehlt hier Terebratula tornacensis und depressa, Pecten asper und elongatus, Nautilus elegans und radiatus, aber sehr häufig ist Hola- ster subglobosus und Pecten Beaveri, die beide bei Essen fehlen. Ammonites varians hat hier seine Hauptlager, auch Plicatula inflata und Inoceramus striatus. Eigenthümlich ist das Auftreten von Am- monites rhotomagensis, auch A. laticlavius, Die Mächtigkeit dieses Grünsandes schwankt zwischen 2 bis 6 Lachter. — 3. Mergel mit Ino- ceramus mytiloides scharf vom untern Grünsande geschieden, besteht zu unterst aus grauem Kalkmergel gänzlich frei von Glauconit, erdig, fast schwammig, verwittert sehr rasch, bisweilen mit einzelnen Lagen festen Mergels. Im tiefern Niveau ganz erfüllt von Ino- ceramus mytiloides und häufig auch Rhynchonella Cuvieri, spär- lich Inoceramus Brongniarti, Discoidea subuculus. Höher hinauf kommen die beiden ersten Arten nicht mehr massenhaft vor, hier gesellt sich dazu ein angeblicher Ammonites peramplus, den aber Verf. für A. lewesiensis erklärt. Die Mächtigkeit dieser Bildung steigt höchstens auf 3 Lachter. — 4. Weisse Mergel entwickeln sich aus dem Mytiloidesmergel, bestehen aus einem dickgeschichteten gelb- lichweissen milden Mergel. Zuunterst noch Inoceramus mytiloides vereinzelt, höher hinauf gar keine Petrefakten. An andern Orten ist 183 das Gestein fester, führt Inoceramus Brongniarti, vielleicht auch Anan- chytes ovatus und der wahre Ammonites peramplus. Die: ganze Bil- dung ist übrigens meist verdeckt, bei Unna bis 25 Lachter mächtig. — 5. Oberer Grünsand. Ein Wechsel von Grünsand, grünen merg- ligen Sanden, losen Sandsteinen und grünen sandigen Mergeln mit allen Zwischenstufen, ohne Brauneisensteinkörner, unten waltet der Glauconit- und Sandgehalt vor. Er führt Micraster coranguinum, Anan- chytes ovatus, Terebratula carnea, Rhynchonella plicatilis, Spondylus spinosus, Inoceramus Cuvieri, Nautilus elegans und simplex, Ostraea lateralis. Die Mächtigkeit steigt auf 10 Lachter. Das Ausgehende ist vielfach zu Tage aufgeschlossen. — 6. Grauer Mergel entwickelt sich aus vorigem durch Verschwinden des Glaukonits und Zunahme des Kalkgehaltes, ist feucht milde, trocken aber fest, in den obern Schichten sehr thonig. Er führt noch aus dem obern Grünsande Ananchytes ovatus, Micraster coranguinum, Inoceramus Cuvieri, Nau- tilus elegans und simplex, aber nicht dessen Brachiopoden und Spon- dylen, aber allgemein Pleurotomaria distincta und Ammonites guest- phalicus n. sp. Die Mächtigkeit steigt über 40 Lachter. — An der Ruhr finden sich diese 6 Glieder übereinander und können als locale Glieder betrachtet werden. Die beiden untern Glieder sind durch Ammonites varians und A. Mantelli verbunden und gehören dem Ce- noman an. Die Mytiloidesschichten entsprechen dem untersten Tu- ronien und dieser Abtheilung fallen auch noch die weissen Mergel zu. Die beiden obern Abtheilungen sind offenbar Senonien. ‚Verf. vergleicht nun diesen Pläner mit dem des Harzes sehr speciell und stellt dann schliesslich folgende Gliederung des Kreidegebirges im NW-Deutschland auf, die wir in die naturgemässe Ordnung von un- ten nach oben bringend mittheilen. Neocomien oder Hils: 1. Hilsconglomerat, 2. Eisensteinbildung, beide Römers Sandstein des Teutoburger Waldes. Ersteres bei Berklingen, Gross Vaseberg und Ocker, die zweite bei Salzgitter, Ocker, Ellig- serbrink. Dem Marne de Hauterive aequivalent. Unterer Gault oder Aptien umfasst 1. Thon mit Crioceras Emerici von Querum, vielleicht äquivalent dem Schweizer Urgonien. — 2. Speetonelay an der Moorhütte bei Braunschweig und auf Helgo- land. — 3. Thon mit Ammonites Martini und Deshayesi bei Olhey und Frankenmühle, entsprechend Gargas und Wight, dann mergliger Thon mit Ammonites nasus von Lenshop bei Cremmlingen, Mastbruch bei Braunschweig entsprechend Gargas. Mittler Gault oder subhercynischer unterer Quader: 1. Thon mit Am- monites Milletanus von Vöhrum bei Peine und 2. Thon mit Ammoni- tes tardefurcatus von Querum bei Braunschweig, entsprechend der Perte du Rhone. Oberer Gault: 1. Thon mit Belemnites minimus von Eilum bei Schöp- penstedt und Folkstone. — Flammenmergel am Harz und Teutobur- ger Walde. Cenomanien oder unterer Pläner: 1. Unterer Quader Sachsens oder 184 Turtia und unterer Grünsand mit Eisenstein bei Essen, Goldbachthal Langelsheim, im Plauenschen Grunde. — 2. Pläner mit Ammonites varians am Harze und der Ruhr (Rouen). — 3. Pläner mit Ammoni- tes rhotomagensis am Harz (Rouen.) Unteres Senonien oder oberer Pläner: 1. Pläner mit Inoceramus my- tiloides an der Ruhr. — 2. Rother Pläner am Harz. — 3. Weisser Pläner mit Inoceramus Brongniarti und Galeritenschichten am Harz und der Ruhr. — 4. Pläner mit Scaphites Geinitzi; und Hauptlager des Ammonites peramplus am Harz und bei Strehlen. — 5. Pläner mit Inoceramus Cuvieri am Harz und der Ruhr. — Nr. 1—4 bilden d’Orbigny’s Touronien. Oberes Senonien: 1. Thone und Kreidemergel, oberer subhereynischer Quader mit Belemnitella quadrata hieher Sudmerberg, Salzberg, Lus- berg, Gehrden, Ilseburg, Lüneburg, Blankenburg. — 2. Weisse Schreibkreide und kalkig sandige Gesteine mit Belemnitella mucro- nata von Rügen, Lemförde, Haldem, Ahlten. — (Zbenda 162—215.) Gurlt, der Metamorphismus des Glimmerschiefers. — Mit Unrecht wird der Glimmerschiefer stets als eine selbständige Formation in der systematischen Geognosie aufgeführt, er ist ein metamorphisches, aus verschiedenen andern entstandenes Gebilde. Die Grafschaft Wicklow in Irland wird von NO-SW von einem mäch- tigen Granitgebirge durchzogen von 3 Meilen Breite und 2000‘ Höhe, am Lugnaquillia dem höchsten Punkte 3000’ hoch. In OÖ und W leh- nen sich Schiefer an, von welchen erstre in Kilkenuy und Kildare vom Kohlengebirge bedeckt sind, letztre aber bis an den St. Georgs- kanal hinreichen, wo Tertiärschichten sich auflagern. Diese Schiefer werden im NO für cambrisch, in S für silurisch erklärt, Jene sind vorherrschend bituminöser dunkler Thonschiefer sehr quarzreich, die silurischen aber sind grün reich an feldspäthigen und kalkartigen Mineralien. Beide sind auf 4 Meilen Länge am Granit YY,—!, Meile breit umgewandelt die Schiefer in Glimmerschiefer, die Quarzbänke in Hornfels und lässt sich die Metamorphose derselben Schicht im Streichen verfolgen. Sie wurde durch den Granit veranlasst. Ein analoges Beispiel bietet Steyermark im Bachergebirge, das aus Granit und Gneiss mit angelagerter Grauwacke besteht. Auf der Gränze sind die Thonschiefer und Quarzconglomerate in Glimmerschiefer und Hornfels umgewandelt. Künstliche Metamorphosen in Glimmer erwähnen Hausmann und Forchhammer. So leidet es keinen Zwei- fel, dass der Glimmerschiefer eine Metamorphose verschiedener Schieferarten ist veranlasst durch feuerflüssigen Granit und Gneiss, [So ganz allgemein hingestellt, möchte sich doch manche That- sache dagegen erheben lassen]. — (Niederrhein. Verhandl. 1859. AV], 31.) el. Oryciognosie. Schrauf untersucht die Krystallformen des Kieselzinkerzes, doch gestattet der Aufsatz keinen kurzen Auszug. — (Wiener Sitzungsberichte AXAXVII. 789—$13.) 185 Bergemann, über Nickelerze mit Uranverbindungen zu St. Georgenstadt. — Das untersuchte Mineral bildete gleich- sam zusammengefrittete Lamellen von grüner und gelber Farbe und enthielt viele mit kleinen Krystallen ausgekleidete Höhlungen. Der dunkelgrüne Theil war krystallinisch, von 4,838 sp. Gew., Härte 4, vor dem Löthrohr unschmelzbar, viel Arsen durch Säuren theilweise löslich. Die Analyse ergab 62,07 Nickeloxydul, 36,57 Arsensäure. Danach ist es eine neue Species. Die schwefelgelben Schichten des Minerals bestehen aus 48,24 Nickeloxydul, und 50,53 Arsensäure, ha- ben 4,9 spec. Gew. und 4 Härte, von Säuren gar nicht lösbar. Die kleinen Krystalle in den Höhlungen bilden Octaeder mit Dodekaeder- flächen und bestehen aus krystallisirtem reinen Nickeloxydul. Sie sind dunkelpistaziengrün, haben Glasglanz, sind durchsichtig, spec. Gew. 6,398, von Säuren gar nicht angegriffen. — (Niederrhein. Ver- handl. 1859. XVI. 11.) Tschermak, Analyse des Datolith von Toggiana. — Die Krystalle des Datoliths von Andreasberg und Toggiana hat Dau- ber übereinstimmend gefunden, aber letztrer ist noch nicht analysirt und Tsch. stellt seine Zahlen vergleichend neben die des Andreas- berger von Stromeyer A, du Manil B. und Rammelsberg C. A B C Toggiana berechnet Kieselsäure 37,3 38,5 38,5 38,2 37,7 Kalkerde 35,0 35,6 35,6 34,9 34,9 Wasser 5,7 4,6 5,6 5,7 5,6 Die Zusammensetzung ist ähnlich der der Glieder des Thomsonits. Es ist nämlich der Datolith B2zCa3H,Os(Si Oz); und der Thomsonit AlCaH, 0; (SiO;).. — (Wiener Sitzungsberichte XLI. 59—62.) Derselbe, Calcitkrystalle mit Kernen. — Diese Erschei- nung ist bekanntlich beim Flussspath häufig, Seltner am Kalkspath. Kopp beschrieb einen letztern, wo der Kern die Form R3, die Hülle das Rhomboeder AR hatte nebst den rauhen Flächen eines Skaleno- eders. Verf. untersuchte ein Stück von Caladna in Mähren. Die Kalkspathkrystalle sitzen auf einem kalkreichen Sandstein dicht ge- drängt. Die Kerne sind braun, ihre Hüllen wasserhell, erstre haben die Form — 2R, die Hülle das Grundrhomboeder häufig auch mit Flächen von — 2R. Kern und Hülle sind fest mit einander verbun- den und trennen sich beim Spalten nicht nach den normalen Durch» gängen. Die weisse Hülle ist fast ganz rein, enthält nur Spuren von Magnesia, der dunkle Kern aber reagirt auf Eisen und Mangan und besteht aus 96,57 kohlensaurer Kalkerde, 2,17 kohlens. Eisenoxydul, Spur von kohlens. Manganoxydul, 0,36 kohlens. Magnesia und 0,90 unlöslich, spec. Gew. 2,80. — (Ebenda AL, 109—112.) Haidinger, Rutilkrystalle von Graves Mountin Ge- orgia V.St. — H. erhielt von Shepard sehr schöne Rutilkrystalle bis 11/5‘“ gross, welche zweierlei Arten von Hemiedrie, die tetraedri- sche und die polarische zeigen. Sie werden abgebildet und speciell beschrieben. — (Zbenda XXXIX, 3—9.) XVL 1860. 13 186 C. Rammelsberg, Zusammensetzung des Stilbits. — Die bisher untersuchten Stilbite sind A von den Faröern, B von Is- land, C D E desgleichen, F aus Ostindien. A B C D E F Kieselsäure 59,14 60,07 58,2 59,85 59,90 56,59 Thonerde 17,92 17,08 17,6 16,15 16,81 15,35 Kalkerde 7,65 2,13 1,2 7,55 7,38 5,88 Magnesia — — — = 0,29 0,82 Kali — — —_ 0,67 1,63 0,89 Natron _ — — 1,16 0,57 1,45 Wasser 15,40 15,10 16,0 14,33 14,32 17,48 Eisenoxyd —_ 0,20 —_ — 0,12 _ Das Verhältniss des Sauerstoff der Basen und der Säure ist = 1:3, der Stilbit also ein Trisilicat, aber während die drei ältern Analysen RO:AlO3 — 1:4, zeigen D und E das Verhältniss 1:3. R. unter- suchte nun noch ganz reine Stilbitkrystalle von Teigerholm auf Is- land und erhielt Sauerstoff Kieselsäure 60,97 31,64 Thonerde 15,49 1,23 Kalk 6,38 1,82 Kali 2,40 0,41% 2,35 Natron 0,47 0,12 Wasser 13,57 12,06 und nimmt dann die Formel an CaO)2 ( K | (SION: + (A109 (Si0y) + 122g NaO Bei dem hier angenommenen Wassergehalte haben Stilbit und Des- min gleiche Zusammensetzung und können als heteromorphe Körper betrachtet werden. — (Poggend. Ann. CA, 525—527.) @. Palaeontologie. Reuss, die Foraminiferen der west- phälischen Kreideformation. — Nach Bemerkungen über das Vorkommen und die Vertheilung im Allgemeinen beschreibt Verf. folgende Arten, wovon wir die früher schon von ihm bekannt ge- machten mit R, die neuen ohne Autor aufführen: Cornuspira cretacea R| Dentalina acuminata |Dentalina marginuloi- Nodosaria lepida — subreeta des R — concinna megalopolitanaR eylindroides — nana annulata R catenula — intercostata - tenuicaudata strangulata — duplicicostata commutata oligostegia R — obscura R pugiunculus Lorneiana d’O — prismatica distincta intermedia — Zippei R cognata communis — inflata R discrepans gracilis d’O — tetragona Lilli R legumen R Dentalina expansa 187 Marg. inaequalis filiformis R — modesta lineolata R — ensis Marki — bacillum polyphragma — seminotata aculeata R —/armata foedissima — ornatissima Glandulina manifesta R | Cristellaria recta d’O — elongata — angusta R — cylindracea R — Hagenowi Frondicularia turgidaR| —- inepta — angulata — harpa — Decheni — tripleura — Becksi — triangularis d’O — apieulata — navicula d’O — Goldfussi — M&ki — marginata R — inflata . ® — canaliculata — oligostegia R — gaultina R — ovyalis R — inversa — acuta — strigillata R — rotulata Lk — guestphalica — secans — microdisca R — microptera striatula R angusta Nils Robulina lepida R Flabellina rugosa d’O — angustissima — DBaudouinana d’O — Archiacana d’O — cordata R — laneola — interpunctata Rhabdogonium Römeri! — macrospira — globuliferum Haplophragmium ae- — anomalum quale Vaginulina transversa-| — irregulare lis Lituola nautilodea Lk — arguta Nonionina quaternaria — bicostulata R — notata Rotalia lenticula R Pleurostomella subno-]| — polyraphes R dosa — umbonella — fusiformis — exsculpta Marginulina bullata R — nitida R lata Michelinana d’O Vaginulina spicula R — allomorphinoides soluta elongata d’O (Wiener Sitzungsberichte XL. 127—238 13 T/f.) v. Hauer, Nachträge zur Cephalopodenfauna der Hallstätter Schichten. Rosalina ammonoidesR marginata R Anomalina complanata R moniliformis R Truncatulina convexaR Globigerina cretacea d’O Bulimina variabilis d’O obesa R Murchisonana d’O intermedia R Puschi R ovulum R Pressli R Orbignyi R polystropha R Verneuillina Bronni R Münsteri R Tritaxia tricarinata Gaudryina pupoides d’O oxycoma rugosa d’O Pyrulina acuminata d’O Guttulina elliptica Globulina globosa porrecta Proroporus complana- tus Textillaria turpis d’O conulus R pupa globifera concinna R parallela foeda R Partschi R anceps praelonga R bolivinoides flexuosa Seit der schönen Abhandlung über die Hallstädter Cephalopoden (Wien 1849) ist wieder viel neues 13* 188 Material gesammelt, zumal am Vorder-Sandling einer kleinen Kalk- kuppe vor dem grossen Sandling, 22 neue Arten, so dass nun 25 Nautilen und 67 Ammoniaden von dort bekannt’ sind. Aulacoceras n. gen. begreift gerade Gehäuse, kegelförmig, symmetrisch mit einfach concaven Scheidewänden. Der Sipho dorsal. Die Schale verdickt sich gegen die Spitze mehr und mehr und ist durch zwei Gruppen von Längsstreifen in zwei Partieen getheilt, aber nicht auf Steinker- nen sichtbar. Aehnliche hat schon Fischer von Waldheim als Thora- coceras beschrieben und d’Orbigny führt Hallstädter Arten ohne Dia- gnosen unter Melia auf, v. H. beschrieb früher schon eine Art als Orthoceras reticulatum. Hier führt er ein Au. sulcatum. Ferner Nautilus trapezoidalis, planilateratus, rectangularis, brevis. Als drei neue Gattungen erscheinen C/ydonites, Rhabdoceras, Cochloceras , alle drei Ammoniaden mit ungezähnter Nahtlinie der Kammerwände. Rhab- doceras hat ein gerades stabförmiges Gehäuse mit nach vorn gekehr- ter Siphonaldute, Rh. Süssi. Clydorites rollt sein Gehäuse spiral in einer Ebene, dahin gehören die früher beschriebenen Goniatites de- coratus, Ammonites delphinocephalus, A. geniculatus, A. spinescens und die neuen Cl. quadrangulus, von den St. Cassianern noch Gonia- tites pisum, spurius, armatus, eryx, glaucus, Wissmanni, Frisea, Buchi, ornatus, radiatus, bidorsatus, Rosthorni. Cochloceros windet sich schraubenförmig und hat den Sipho nicht an der freien Seite der Umgänge, sondern nahe an der Spindel. Drei neue Arten: C. Fi- scheri, canaliculatum und breve. Ferner von Ammonites die neuen A. minimus, acutinodis, rectangularis, laevidorsatus, teltschenensis, erassecarinatus, galeolus, Mojssissoviesi, distinctus, diffissus, semi- globosus, coangustatus. — (Wiener Sitzungsber. XLI, 113—160. 5 Tf}.) A. Wagner erstattet der Münchener Academie Bericht über eineMonographie der Fische des lithographischen Schie- fers, zu deren Bearbeitung ihm das reichste Material derselben in der königlichen Sammlung diente. Er kennt von Plakoiden 1 Chimä- ra, 9 Haien und 3 Rochen. Die Ganoiden sah er sich genöthigt ab- weichend von Agassiz zu classificiren. — Joh. Müllers Eintheilung blieb ihm dabei unbekannt und des Referenten Bearbeitung der Fi- sche in der Fauna der Vorwelt beachtet W. wie alle dessen Arbei- ten absichtlich nicht —. Er sondert die Ganoiden, deren er 97 Arten im lithographischen Schiefer kennt, zunächst in Rautenschupper und Scheibenschupper, was eben nur für die lithographische Fauna Gültigkeit haben kann, für die ältern Ganoiden aber völlig unzulässig ist. Von den 24 Agassizschen Gattungen vereinigt er Sphaerodus und Lepidotus, worüber aber schon Joh. Müller sich eingehend aus- gesprochen hat, Nothosonmus mit Pholidophorus und Coccolepis ent- weder mit Liodesmus oder mit Megalurus. Trotz dieser Reduction zählt W. noch 37 Gattungen, indem er viele neue aufstellt. Aetha- lion hatte Agassiz mit Pholidophorus vereinigt, dass Referent diese Vereinigung für unzulässig erklärte beachtet W. nicht und restituirt die Gattung von Neuen. Neue Arten stellte er 38 auf. Die vorkom- 189 menden Plakoiden haben knöcherne Wirbelkörper, selbst Chimaera und Notidanus. Bei den Ganoiden dagegen kommen sehr verschieden ge- bildete Wirbel vor, was Heckel schon nachgewiesen hat. Die Rauten- schupper besitzen nie vollständig verknöcherte Wirbel. W. charak- terisirt nun kurz die einzelnen Familien nämlich 1. Pycnodontes: Körper flach, oval, Rumpf mit Reifen, Mahlzähne rundlich oder ellip- tisch verflacht in 3 bis 5 Längsreihen gestellt, Rückensaite weich und ungegliedert, keine Fulcra. 2. Lepidoidei: länglich oval, Zähne in mehreren Reihen theils spitz theils halbkugelig, Flossen mit Schin- deln, die nackte Rückensaite mit ringförmigen Halbwirbeln. 3. Sau- roides: länglich oval, Zähne spitz und eine einfache Rückensaite von getrennten Halbwirbeln oder ringförmigen Hohlwirbeln umgeben. 4. Aspidorhynchi: langgestreckt, Kiefer lang und spitz, Zähne spitz und in einfacher Reihe, Wirbel äusserlich geschlossen, innen hohl. 5. Coelacanthi: nackte Rückensaite die ganze Schwanzflosse durch- bohrend und über sie hinausragend. 6. Caturi: oval, Zähne spitz und in einfacher Reihe auf den Kiefern, die nackte Rückenseite mit getrennten Halbwirbeln oder ringförmigen Hohlwirbeln [also ganz wie die Sauroideil. 7. Platyuri: Schwanzflosse sehr entwickelt und breit, Flossen mehr oder minder beschindelt, Wirbelkörper vollstän- dig ausgebildet. 8. Psilopterygii: Flossen ohne Schindeln, Wirbelkör- per vollständig, Ende der Wirbelsäule mit eigenthümlichen Dachkno- chen. Die neuen Gattungen erhalten folgende Diagnosen, 1. Mestu- rus in Habitus, Bereifung und Beschuppung wie Gyrodus, aber die Schwanzflosse wie Palaeobalistum, einzige Art M. verrucosus. 2. He- terostrophus wie Dapedius, die Schuppenreihen in ihrem untern Ver- lauf vorwärts gekehrt, dagegen die Schädelplatten weder wulstig noch granulirt, sondern glatt, einzige Art H. latus. B. Eurycormus steht Caturus nah, aber mit sehr langer Afterflosse, anderer Kopfform und hintern sparrig abstehenden Dornfortsätzen, Art Eu. speciosus. 4. Lio- desmus. ebenfalls neben Caturus, von schmerlenartigem Habitus mit fächerförmiger oder seicht ausgerandeter Schwanzflosse,‘ hiezu Pholi- dophorus gracilis Ag und L. sprattiformis. 5. Macrorhipis von Mün- ster unter Pachycormus gestellt, aber doch mit vollständigen Wirbel- körpern und breitem Schwanzflossenstiel.e. Des Referenten Gattung Tharsis hat keinen Platz in der Aufzählung gefunden. — (Münch. gelehrte Anzeigen AÄLIX, 10—19.) - Derselbe, die Griffelzähner oder Stylodonten als neue Ganoidenfamilie. — Die Agassizschen Pyknodonten und Lepidoiden sind von Egerton [sehr gründlich auch von Joh. Müller u. A.] kritisch beleuchtet worden. Derselbe versetzte nämlich Platy- somus und Tetragonolepis semicincta von letztern zu erstern und Quenstedt begründete auf die Tetragonolepis die neue Gattung Pleu- roiepis. Heckel trat gegen diese Versetzung auf wegen des bei Pla- tysomus fehlenden Vorkiefers, der’ abweichenden Schwanzform und der Fulcra. Dies veranlasste W, zu einer erneuten Prüfung. 1. Platyso- mus hat mit Gyrodus gemein die Gestalt, die Schuppen und hat auch 190 Pyhnodontischen Skeletbau. Die Zähne stehen nach Egerton im Un- terkiefer in zwei Reihen, sind keulenförmig, auf der Kaufläche mit einer feinen Furche umschrieben, ganz ähnlich Globulodus. W. fin- det die Zähne von Platysomus denen von Lepidotus gleich, aber die Heterocerkie der Schwanzflosse und die Fulcera stören diese Aehn- lichkeit. Egerton kannte Quenstedts Pleurolepis nicht, wie viele an- dere Arbeiten und wollte den Namen Tetragonolepis eben für T. se- micincta beibehalten, die andern Arten unter Dapedius versetzen, wählte aber später für die Dapedius mit einspitzigen Zähnen den Namen Aechmodus. Pleurolepis hat nun Pyknodontenhabitus, deren Schuppen und Schwanzflosse aber andern Flossenbesatz, Kiefer und Zähne. Der Unterkiefer bildet ein einfaches Stück wie bei Tetrago- nolepis und Dapedius und die Zähne sind durchaus gleichförmig, langgestielt dünnwalzig. Hienach kann nun weder Platysomus noch Pleurolepis zu den Pyknodonten gebracht werden, entweder repräsenti- ren beide eine eigene Familie oder eine solche mit Tetragonolepis, Dape- dius und Heterostrophus und dafür schlägt W. den Namen Griffelzähner vor. Dies sind also rhombische oder bauchig ovale Fische mit sehr langer Rücken- und Afterflosse, mit Schindeln an allen Flossen, ihre Schup- penreihen bogig von oben nach unten laufend, ihr Unterkiefer ein- fach ohne Vorkiefer, die Zähne mehrreihig, die Bauchlinie gekerbt, Die Familie vermittelt die Pyknodonten und Lepidoiden. Sie sind A. leistenschuppige Griffelzähner: 1. Platysomus, 2. Pleurolepis, 3. Homoeolepis n. gen. im deutschen Lias oder b. stachelschuppige Griffelzähner ohne feine Leisten am Vorderrande der Schuppen aber mit einem Stachel am obern Rande und mit homocerker Schwanzflosse: 4. Tetragonolepis (Aechmodus Fg), 5. Dapedius, 6. Heterostichus n, gen. die Arten sind: 1. Pleurolepis semieineta (= Tetragonolepis semicincta Br. T. subserrata Mstr., T. cyclosoma Eg) im Lias. 2. Pl. discus (= Tetragonolepis discus Eg) im englischen Lias. Homoeole- pis unterschieden durch die tiefere Lage der Wirbelsäule und Brust- flossen, Höhenzunahme der Schuppen nach oben und unten und zahl- reichere Schuppen. 3. H. drosera (= Tetragonolepis drosera Eg) bei Boll. 4. H. minor n. sp. bei Boll. — Bei dieser Gelegenheit ge- denkt W. noch eines sehr kleinen Lepidotus aus dem Juradolomit bei Kelheim, das ihn veranlasst auf seine urweltliche Dolomitisations- theorie hinzuweisen. — (Ebda. L, 81-101.) Derselbe, Verschiedenheit der oberliasinischen Ichthyosauren. — Conybeare unterschied zuerst vier Arten aus dem Lias von Lyme Regis, welche dann Owen noch um fünf ver- mehrte. Bei Boll glaubte man Conybeares Arten wiederzufinden, Auch Owens J. acutirostris. Dagegen erhob sich Theodori und deu- tete J. platyodon auf J. trigonodon, auch Quenstedt bezweifelte das Vorkommen des J. communis und W. weist auch den intermedius zu- rück. Theodori hat nun in seinem Prachtwerke 9 Arten für Boll an- genommen, wovon 3 auch in England vorkommen, nämlich J. commu- nis, tenuirostris und acutirostris, fünf aber neu sind nämlich; J. tri- 191 gonodon, hexagonus, planartrus, erassicostatus, macrophthalmus und ingens. Letztrer ist nur in einem Oberarm bekannt, J. communis in 2 Zähnen, welche vielleicht junge von A. trigonodon sind, auch die Reste von J. hexagonus könnten zu J. tenuirostris gehören, die an- dern sind wirklich eigenthümlich. Jäger hat später noch einen J. longirostris hinzugefügt. Aber J. acutirostris und tenuirostris lassen sich in ihren englischen und deutschen Resten vollkommen identifici- ren. Die Lagerstätte blieb bisher ausser Acht. Die vier Conybear- schen Arten liegen bei Lyme Regis im untern Lies, J. acutirostris bei Whitby im obern, mit jenen kommen zugleich die schönen Plesio- sauren vor, welche im obern Lias spärlich und andere sind. Boll, Allorf, Banz gehören dem obern Lias an, hier finden sich zahlreiche Mystriosauren und Ichthyosauren, aber nicht die des englischen un- tern Lias. Dagegen hat der untere bei Düsslingen (Tübingen) ein Schädelstück des J. intermedius von Lyme Regis geliefert, vielleicht finden sich auch die übrigen und die Plesiosauren noch in unserm untern Lias von denen des obern verschieden. J. communis soll nach Owen bei Boll vorkommen, bedarf aber noch weiterer Bestättigung. Jägers Schädel des J. intermedius gehört nach Owen zu J. acutiros- tris, allein letzterer fand den J. intermedius auch bei Whitby im obern Lias, desgleichen den J. platyodon zugleich noch bei Ohmden J. trigonodon. Owen erkannte auch J. tenuirostris im untern Lias Englands und im obern bei Boll, aber auch an diesem findet W. Un- terschiede, welche die Identität beider Vorkommnisse höchst be- denklich erscheinen lassen; er schlägt für die Boller und Banzer Reste den Namen J. avirostris vor. [Wir bewundern den Verf., dass er hier auf die Verschiedenheit der Lagerstätte und geringfügige osteologische Differenzen eine neue Art begründet, während er doch in seiner Urwelt durchaus nur die fruchtbare Begattung für Artkrite- rium gelten lassen will! — wozu neue Arten, bevor nicht wesentli- chere Eigenthümlichkeiten als hier nachgewiesen worden, mögen doch die neuen Namen nicht auf die Hoffnungen späterer Untersuchungen gebaut werden, daran hat die Systematik zunächst gar Nichts]. Der Vereinigung der deutschen und englischen Reste von J. acutirostris tritt W. nicht entgegen, weil sie beide dem obern Lias angehören. Zum Schluss gibt er noch eine Uebersicht der deutschen Arten. I. Flossentafeln gekerbt. a. Vordere Rippen zweiköpfig. 1. aviros- tris (= J. tenuirostris) 3 bis 4 Tafeln gekerbt, Schnauze sehr lang und schmächtig. 2. J. longirostris Jaeg. ein bis zwei Tafeln gekerbt, Schnauze noch weit länger und dünner. 3. J. acutirostris Ow. (=J. microdon Wagn) 3 bis 4 Tafeln gekerbt, Schnauze erheblich kürzer und robuster. — b. Alle Rippen einköpfig: 4. J. trigonodon Theod. alle Tafeln des Vorderrandes gekerbt, die hintern Flossen fast so lang wie die vordern. 5. J. crassicostatus Theod. einige Tafeln ge- kerbt, Wirbel stumpf dreieckig, lang, Rabenschnabelbeine sehr gross, quadratisch. — II. die Flossentafeln nicht gekerbt. 6. J. macroph- thalmus Theod. Wirbel dem vorigen ähnlich, Rabenschnabelbeine nicht 192 ausgeschnitten. — III. Flossentafeln unbekannt, Rippen einköpfig. 8. J. planartrus Theod. Wirbel kreisrund etc. — (Zbda. 2, FE Botanik. v. Martius, Botrytis fomentaria, parasi- tischer Schimmelpilz auf einer brasilischen Raupe. — Pekholt sandte diesen auf der Raupe eines Nachtschmetterlings wu- chernden Pilz unter dem Namen Waldzunderschwamm. Die Pilzfäden sind zu einer zimmtbraunen Masse verfilzt vom Ansehen eines zar- ten lockern Zunderschwammes. Unter dem Mikroskop erscheinen die einzelnen Fäden cylindrisch, hohl, vielfach verzweigt und verschlun- gen, hie und da ganglienartig angeschwollen, auch wohl durch Quer- sprossen verbunden. Sie tragen unzählige halbdurchsichtige Sporen, einzeln oder gehäuft. Es ist also eine Botrytis, die grösste aller Rau- penpilze und wächst aus der ganzen Länge der Raupe hervor. — (Ebda. 227—230.) N. Kaufmann, Entwicklung der Cacteenstacheln. — Kommen bei den Cacteen wirkliche Blätter vor, so sitzen die sonst allein vorhandenen Haarkissen mit Stacheln in deren Achseln. Bei den Mammillarien sitzt eine Art Haarkissen an den Spitzen der War- zen, eine andre Art in deren Achseln, aus erstern bilden sich neue Aeste. Wenn die Bildung der Zweige aus den Haarkissen bei den meisten Cacteen für die Knospennatur dieser Organe spricht: so gibt sie uns doch keinen Aufschluss über die Stacheln. Ihre Entwicklung bei Opuntia vulgaris gibt darüber am ehsten Aufschluss, nämlich dass sie Blattnatur haben. An jungen Aesten zeigt der Längsschnitt durch das Haarkissen in der Achsel des rudimentären Blattes einen Vegeta- tionskegel von mehren Blattlagen umringt und diese Blattlagen sieht man allmählig in Stacheln übergehen durch Streckung und Verholzung der Zellen. An der Spitze der meisten Stacheln sind widerhakenar tige Höcker, welche wie die Haare entstehn. Die Achselknospen er- zeugen zuerst Stacheln und dann Borsten, welche beide in einander übergehen können. Fallen die Blätter an einem ausgebildeten Aste ab, so wachsen einige Haarkissen in neue Aeste aus und zwar solche, in deren Mitte Blätter erscheinen. Dabei erkannte K. die Uebergangs- form zwischen Blatt und Stachel. Nach Allem bilden bei Opuntia vulgaris die Stacheln und Steifborsten die Rolle der Deckschuppen und gehen gleich diesen bei der Entwicklung der Knospen in Blätter über. Bei Cereus speciosus, Epiphyllium hybridum und speciosum sind an der Spitze junger Triebe sehr deutlich Blätter zu sehen, welche an erwachsenen Zweigen in Form der Schuppen erscheinen. Die in ihren Achseln sitzenden Haarkissen sind ebenfalls Knospen, deren Blattanlagen sich allmählig in Stacheln verwandeln. Bei Epiphyllium bleiben letztere in der von Stengel und Blatt gebildeten Höhle ver- steckt. Bei Peireskia aculeata sind die Stacheln an ihrer Basis stark erweitert und erscheinen in geringer Anzahl in den Achseln der hier ausgebildeten Blätter. Ausser den Stacheln erscheinen in den Achsel- knospen dieser Art auch lange Haare, deren morphologische Bedeu- 193 tung dunkel ist. Vielleicht sind auch sie metamorphosirte Blätter, da bei Mammillaria stellaris sich ganz solche Haare aus Blattanla- gen entwickeln. Bei-Rhipsalis salicorniaeformis behalten die Deck- schuppen meist ihre Schuppenform, und Stacheln fehlen daher, nur einzelne Deckschuppen verstacheln an der Spitze. Auch bei den völ- lig blattlosen Echinocactus; Mammillaria ete. sind Blattanlagen vor- handen, die aber gänzlich verschwinden. Im Längsschnitt durch die . Achse eines sehr jungen Triebes von Echinocactus Eyriesi sieht man am Vegetationskegel Blattanlagen, in deren Achseln sich schon sehr früh Knospen zeigen, die jetzt blos als kleine Wärzchen erscheinen, später auch eine abnorme Stellung einnehmen, was in dem übermäs- sigen Wachsthum der äussern Partien des Stammes seinen Grund hat, bei dem Erscheinen der jungen Triebe, wo sie sich als kleine mit zarten Haaren und Stacheln bedeckte Warzen zeigen, sieht man oft die ersten Blattanlagen in Stacheln sich verwandeln, während die spätern die Form eines Blattes dauernd erhalten. Durch das weitere Wachsthum der Blattkissen entstehen die Kanten des Echinocactus- stammes, während die daraufsitzenden Blatttheile an ihrem Grunde zu gleicher Zeit ausgedehnt werden, ihre Spitzen allein bleiben noch und verirocknen später. Die neuen Triebe sprossen oberhalb der Haarkissen und scheinen sich aus Knospen zu bilden, welche sich über die Achselknospen entwickeln. Dafür spricht auch die Verthei- lung der Gefässbündel. Der von selbigen umringte Markeylinder scheint die Verzweigung eines andern zu sein, der gegen die jetzt schon ver- kümmerte Achselknospe gerichtet ist. Der Vegetationskegel fehlt an allen vollkommen ausgebildeten Haarkissen. Eine deutliche Trennung entwicklungsfähiger und blinder Knospen finden wir bei den Mam- millarien. Bei M. stellaris sind nämlich zweierlei Haarkissen vorhan- den, die einen an der Spitze der Warzen und mit stark entwickelten Stacheln, die andern in den Achseln dieser Warzen und sind ausser mit den gewöhnlichen Haaren noch mit besondern Haaren versehen. Blos aus"diesen Kissen können sich neue Aeste bilden. Bei der Ent- wicklung der Aeste wird der Vegetationskegel verlängert und nach den Aesten hin ausgedehnt. Die jetzt von ihm erzeugten Blattanla- gen strecken sich weniger in die Länge und schwellen an der dem Vegetationskegel zugekehrten Seite halbkugelig an. Weiter verlän- gert sich der unter dieser Anschwellung gelegene Theil, wodurch die Halbkugel aufwärts gehoben wird, dann erscheint dicht über derselben eine Warze, welche für den Vegetationskegel einer Knospe gehalten wer- den muss. Durch diese wird nun die Blattanlage in einen Blatttheil und in ein stark entwickeltes Blattkissen geschieden. Die nun ange- legte Knospe beginnt nun ihre Blattanlagen zuerst an der dem Blatte zugekehrten Seite. Mit Zunahme ihrer Zahl verkümmert der Vegeta- tionskegel und verschwindet, wenn sich ein ganzer Kreis von Blatt- lagen gebildet hat, doch geht das nicht bei allen Arten so vor sich. Das Blattkissen verlängert sich mehr und bildet endlich oben einen ringförmigen Wall um die Knospe, der mit dem Blatte zusammen- 194 fliesst. Da die Verlängrung des Blattkissens an der dem Stamm zu- gewendeten Seite stärker ist: so wird die daraufsitzende Knospe nach aussen gerückt. Die Blattkissen lassen sich jetzt schon als vollkom- men ausgebildete Mammillarienwarzen erkennen. Die daraufsitzen- den Stacheln und mehrzellreihigen Haare sind die weitern Entwick- lungstufen der oben erwähnten Blattanlagen, die sich aus der auf dem Blatte sitzenden Knospe entwickelt haben. Die ächten Stacheln von M. stellaris sind mit haarförmigen Höckern besetzt, welche sich - auf dieselbe Weise bilden, wie die Widerhaken auf den Stacheln von Opuntia. Aus all diesen Untersuchungen ergibt sich, dass die Sta- cheln Blattorgane sind und die Rolle der Deckschuppen spielen. Die übrigen Organe wie die Borsten und die aus mehren Zellenreihen bestehenden Haare sind bloss verschiedene Formen derselben und dürfen nicht als Epidermalgebilde betrachtet werden. Die die Sta- cheln tragenden Haarkissen sind Achselknospen, in denen man über- all Vegetationskegel nachweisen kann. — (Bullet. nat. Moscou 1859. AAAIL 585—601. Tfl. 7. 8.) B. T. Lowe, Chaparro von Fuerte ventura, Convolvulus caput Medusae n. sp.: dumosus humilis nanus pulvinatocaespitosus ramosissimus durissimus spinosus cinereus; ramulis abbreviatis lig- nosis densissime glomeratointertextis, novellis strietis rigidis acutis spinescentibus; foliis parvis linearioblongis vel anguste spathulatis ob- tusis sericeocinereis; Floribus axillaribus solitariis breviter pedicella- tis parvis extus sericeis, antheris in fauce apparentibus subexsertis, stylis 2 distinctis filiformibus antheras paulo excedentibus. An trock- nen sandigen und steinigen Küstenplätzen blüht im April. — (Ann. mag. nat. hist. VI, 153—156.) Kitzing, Spathoglossum intermedium n. sp.: phyllo- mate latissimo flabelliformi (zonis angustis obscurioribus) diviso, divi- sionibus profunde laciniatis, laciniis lobatis, flabellatotruncatis; sinu- bus inferioribus rotundatis, superioribus acutiusculis. Im Rothen Meere. — (Wiener zool. botan. Verhadlgn. 1859. IX, 73.) v.Heufler, über Puccinia umbelliferarum DC. — Verf. fand diese Pflanze auf Siler trilobum Cr. am Leopoldsberge und be- obachtete deren noch unbekannte Spermogonien und Spermatien. Er- stere bilden kleine stecknadelknopfgrosse gelbliche leicht abfällige Häufchen auf der Oberseite der Blätter. Ihre einzelligen Spermatien sind länglich, gestielt, von verschiedener Grösse und enthalten grosse zahlreiche Oeltropfen und ein feinkörniges dunkles Pigment. So passt auf sie ganz die Diagnose der Gattung Blennoria Fr. Oft rücken die Oeltropfen so nahe an einander, dass die Spermatien wie quer- getheilt erscheinen und dann gehören sie zu Septoria Fr. Beide Gattungen sind also nur Spermogonien verschiedener Uredineen. Auf der Kehrseite der Spermogonien finden sich kleine schwarze Punkte auf welche genau die Diagnose von DepazeaFr. passt, die also eben- falls einzuziehen ist. — (Zbda. 93.) 195 Manger von Kirchberg, über dalmatinische Seetan- ge. — Verf. spricht sich hauptsächlich gegen Pius Titius’ über die- sen Gegenstand publieirte Betrachtungen aus. Zunächst gegen den Ausdruck fluthende Quasten, da die Tange sowohl in Schönheit der Farben wie der Formen viel bieten. Der Tanggürtel ist an der dal- matischen Küste durchschnittlich nur wenige Klafter breit und reicht nur so weit in die Tiefe als ihn das Auge eben erkennen kann. An die Region der Tange schliesst sich dann die der Spongien, Koraller. etc. an, die aber an der dalmatischen Küste auch eben nicht tief hi- nabreichen. Man darf sich nicht von den ans Ufer geworfenen täu- schen lassen, welche schnell der Verwesung anheimfallen, und davon sind selbst die gröbsten Cystoseiren, Sargassen u. a. nicht ausgenom- men. Wind und Fluthwellen, das Rollen des Ufergerölles, Stürme, Sonne, Regen und Myriaden hungriger Strandflöhe wirken gewaltig zerstörend und kein Seetang kann jahrelang am Ufer liegen und sich massenhaft anhäufen. Die Wunder der schwimmenden Tangwiesen der tropischen Meere fehlen bei Dalmatien, denn ausser einigen Con- ferven eine Dyctioda und Laurencia entwickelt hier keine Tangart ihre Keime schwimmend um schwimmende Teppiche zu bilden. Alle Arten sitzen hier fest und wenn sie schwimmend vorkommen, sind sie gewaltsam losgerissen. Haben sie ihre Reife erreicht: so begin- nen sie an den Wipfeln und Kronen abzusterben, sie zerbröckeln bis auf die Wurzel. Nur einzelne Cystoseiren und das Saragossum blei- ben mit der Wurzel an ihrer Keimstätte haften und erzeugen eine neue Generation. Codium bursa Ag ist durch eigenthümlichen Bau und bedeutende Grösse ausgezeichnet, plattgedrückt kugelig, massen- haft entwickelt am Meeresboden an ruhigen Stellen von 20‘ Tiefe bis an die Gränze der Ebbe. Die sehr steifen und sehr dicht verwebten, hohlen dunkelgrünen Kugeln erreichen 12—16‘ Durchmesser. Eben- falls nicht sparsam tritt auf Flabellaria Desfontainei Sms an offnen seichten Uferlagen, wo die Zwischenräume niedrigen Gesteines mit feinem Sand sich füllen. In solchen Sand gräbt sich die Flabellaria mit ihren feinen dichten weisslich und filzartigen Wurzeln so tief ein, dass zumeist nur die Halbscheide des auf einem 1—2‘ langen saftlo- sen Stiele sitzenden dunkelgrünen Laubes hervorsieht. Vermöge des feinen Wurzelgeflechtes hängen die einzelnen Stiele meist reihenweis zusammen und umkränzen die Steine. Unter denselben Bedingungen findet sich Halimeda opuntia Kz, niemals in ruhigen Buchten sondern in flachen, stark beflutheten. Halyseris polypodioides Ag ist selten und zwar nur an senkrechten gegen die Seeseite gekehrten Flächen grosser Blöcke und Steindämme. Hypnea musciformis Lamx liebt seichte Stellen mit frischem bewegten Wasser. Siagora viscida Ag wächst auf sehr seichten flachen sandigen Stellen, auf kleinen Steinen und felsigen Unterlagen, ist ursprünglich immer grau in grün spie- lend, blasst aber allmählig und wird zuletzt ganz weiss, je länger die Sonne einwirkt. Alle Lomentarienarten an der dalmatischen Küste leben an seichten Stellen und berühren gern die Region der Ebbe, 196 Die lichtscheue Peyssonelia squamaria Des wächst stets nur auf über- hängenden Steilufern und unter grossen Felsblöcken, niemals auf ganz horizontalen Unterlagen. Plocamium coccineum Lyngb schmarozt nicht gewöhnlich auf andern Algen, sondern liebt es zahlreich an den untersten der Lichtseite abgewendeten Seitenflächen grösseren Gestei- nes oder in dunkeln Fels- und Mauerspalten nicht tief sich aufzuhal- ten. Alle Arten Rhodospermeen sind lichtscheu und flüchten in die Tiefe oder unter Klippen. Messoglöen werden ausgewachsen stets einen Fuss lang. Rhytiphloea tinctoria Ag kommt stellenweise 4—5’ an ruhigen Orten, vereinzelt aber auch in freien Lagen in den seich- ten und schmalen Zwischenräumen des Ufergesteines, auch selbst in grösserer Tiefe vor. Im ersten Falle bleibt sie kurz, wenig über 2° hoch und bildet dicht verwachsene platte Kugeln, in der Tiefe aber zeigt sie nur einzelne wenig verästete Triebe, die bis 6‘ auswachsen. Die Stilophoraarten leben nur parasitisch auf Cystoseira so seicht, dass sie während der Ebbe auf der Oberfläche schwimmen. Striaria cerinita Grev wählt abgelegene ruhige und geschütze Plätze, oft auch kleine Steinchen in schlammigem Grunde, auch auf andern Tangen, 6—8‘ tief. Da ihre röhrigen Getriebe ungemein zerbrechlich sind und leicht losgerissen werden: so findet man einzelne Theile oft an der Oberfläche. Wrangelia beginnt im August und dauert bis in’ Februar oder März, wächst von 3° Tiefe bis in das Niveau der Ebbe auf steinigem Grunde oder auf andern Tangen. Nahe am Ufer und an seichten Stellen haben die dalmatischen Tange überhaupt eine dunkle und bunte Farbe, die nach der Tiefe zu einförmig wird. Ebenso auffallend ist ihre Periodieität, denn mehre Arten erscheinen ein Jahr massenhaft, dann ein oder mehre Jahre gar nicht. So bil- dete Porphyra hospitans Zan im Februar 1851 auf Conferya crassa dichte prachtvolle Blumenbeete, dann blieb sie 5 Jahre aus und er- schien plötzlich im Frühjahre 1857 an denselben Stellen. Aehnliche Launen hat Callithamnion versicolor Ag. Einige Arten kommen nur auf senkrechten, andere ausschliesslich auf horizontalen Unterlagen vor, manche nur auf den Kanten der Steinblöcke, andere nur an deren Landseite. — (Zbda. 97 — 102.) Juratzka, zur Moosflora Oestreichs. — Die beiden von Wilson zuerst in England entdeckten Torfmoose Sphagnum fim- briatum und Sph. rubellum wurden auch auf dem Festlande gefunden. Erstere Art führt Schimper aus Norwegen Schweden, Deutschland, Schweiz und Frankreich an, sie wurde seither mit Sph. acutifolium verwechselt, von dem sie aber durch schlankeren Wuchs, stets grüne Farbe, schuhsohlenförmige oben gefranzte Stengelblätter, das grosse breitblättrige Perichaetium sich unterscheidet. Sie kömmt auch in dem sudetisch hereynischen Gebirge und in den Karpathen vor, ist also in Oestreich gemein. Neu für Oestreich fand J. Eurhynchium velutioides Schp, Hypnum cupressiforme und H. chrysophyllum Brd an der Türkenschanze, Dicranum Mühlenbecki Schp bei Pressburg, viele andere Arten im Herzogthum Salzburg. Das Hypnum Hilden- 197° brandi vertheilt sich nach den Exemplaren im Wiener Herbarium an Eurhynchium crassinervium und Eu. striatulum Schp. — (Ebd. 97—102.) B. Auerswald, Anleitung zum rationellen Botanisi- ren. Leipzig 1860. 8. — Alles was der angehende Botaniker auf Exeursionen und bei Anlegung eines Herbariums zu beachten hat und was dem oberflächlich dilettantirenden Botaniker zu beachten drin- gend anzuempfehlen ist, setzt Verf. in einfacher und klarer Darstel- lung und mit eindringlicher Vorstellung auseinander. Möchten seine Rathschläge die betreffenden Excurrenten recht ernstlich sich zu Her- zen nehmen, sie haben ja selbst den grössten Vortheil davon. Verhandlungen der Versammlung deutscher Wein- und Obstproducenten in Wiesbaden vom 4-7 Oktober 1858. Herausgegeben von F. C. Medicus. Wiesbaden 1859. 8%. — Der Be- richt gibt ein vollständiges Bild der Versammlung und verbreitet sich über so viele und wichtige Gegenstände des Wein- und Obstbaues, dass wir dessen Lectüre Allen daran betheiligten auf das Eindring- lichste empfehlen. Die Versammlung war von 156 Theilnehmern be- sucht, worunter aus dem grossen kaiserlichen Oestreich nur 3, aus Sachsen, Kurhessen, Meklenburg, der Schweiz leider nur je 1 waren. Es ist dringend zu wünschen, dass das einige Deutschland gerade bei solchen Versammlungen, welche frei von politischen Parteizwecken die materielle Cultur nachdrücklich zu fördern geeignet sind, sich seiner Grösse und Intelligenz entsprechend mehr als nach Einern und Zehnern zusammenfinde. Aus dem vorliegenden Berichte werden wir Einzelnes noch gelegentlich referiren. E. Boll, Flora von Meklenburg. — Eine mit langjährigem grossem Fleisse und viel Liebe und zugleich sehr gründlich bearbei- tete Flora, deren erster Theil S. 1-—-199 die allgemeinen Verhältnisse derselben allseitig und eingehend beleuchtet und deren zweiter Theil S. 203— 392 die Arten in systematischer Reihenfolge aufzählt. Bei letztern sind keine Diagnosen gegeben, wohl aber sehr häufig ver- schiedene Beobachtungen mitgetheilt, nur bei den Moosen, Flechten und Pilzen zumeist die nackten Namen aufgeführt. Den Botanikern Norddeutschlands wird diese Flora ganz willkommen sein. Sie er- schien im XIV. Bande des Archivs des Vereines der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg, Neubrandenburg 1860. } Aug. Garcke, Flora von Nord- und Mitteldeutschland. Zum Gebrauche auf Exeursionen, in Schulen und beim Selbstunter- richte. Fünfte verbesserte Aufiage. Berlin 1860. 8%. — Die kurze Zeit, welche seit dem Erscheinen der vierten Auflage verflossen, konnte bei dem mit aller Umsicht zweckmässig angelegten und mit grosser Sachkenntniss ausgearbeiteten Buche keine Aenderung der allgemei- nen Einrichtung als nothwendig oder wünschenswerth herausstellen, wohl aber fand der eiserne Fleiss und die bewundernswerthe Sorg- falt und gewissenhafteste Genauigkeit des Verf.’s in den einzelnen Angaben hie und da Verbesserungen anzubringen, so dass diese fünfte Auflage keine blos durchgesehene, sondern eine gründlich re- 198 vidirte, dem augenblicklichen Stande unsrer Wissenschaft vollkommen angepasst ist. So wird diese Flora auch ferner dem lehrenden und lernenden Publikum ein unentbehrlicher Führer sein und immer neue und zahlreichere Freunde der Botanik zuführen. —e Zoologie. Lowe beschreibt die canarischen Craspe- dopomaarten: Cr. lucidum, neritoides, flavescens, Monizanum, an- nulatum, Lyonnetanum, trochoideum. — (Ann. magaz. nat. hist. VI. 114—118.) A. Adams führt folgende neue japanische Conchylien durch sehr kahle Diagnosen ohne alle Angaben der verwandschaft- lichen Verhältnisse ein: Actis labiata, cingulata, lirata, sulcata, Ebala virginea, vestalis, Dunkeria fusca, asperulata, pulchella, Scaliola bella, Isapis lirata, Cranopsis pileolus. — (Jbidem 118—121.) f Jeffreys gibt eine synoptische Uebersicht der britischen Arten von Teredo mit einer Notiz über die übrigen Arten. Te- redo autor: 1. T. norvegica Spgl (= T. navium Sell, navalis Monti Fistulana corniformis Lk, T. nigra Bl, Bruguieri Chiaj, Deshayesi Quatf, fatalis @, senegalensis Laur, divaricata Fisch). 2. T. mego- tara Hanl (= T. oceani Sell, dilatata Stimps). 3. T. nana Turt = Pholas teredo Müll, T. navalis Möll, denticulata Fisch). 4. T. suberi- cola n. sp. 5. T. malleolus Turt. 6. T. excavata n. sp. 7. T. bipar- titan. sp. 8. T. pedicellata Quatrf. 9. T. marina Sell (= T. navis L, nayalis L, batava Spgl). 10. T. spatha n. sp. 11. T. fusticulus n. sp. 12. cucullata n. sp. 13. T. fimbriata n. sp. 14. T. pennati- fera Bl (= carinata Gray). 15. T. bipennata Turt. Die ausserbriti- schen Arten sind: 16. T. truncata @. 17. T. senegalensis Bl. 18. T. elongata @ (= Petiti Recl, senegalensis Fisch). 19. T. Stutchburyi Bl (= campanulata Dech). 20. T. minima Bl (= bipalmata Chiaj, palmulata Phil, Philippii Fisch, serratus Desh). 21. T. palmulata Lk. — (Ibidem 121—127.) Benson beschreibt neue Landscknecken von Burmali und Andamans: Helix ochthoplax, consepta, Helferi, pilidion, peguensis, Streptaxis andamanica Pupina peguensis, Cyclophorus flavilabris, Hy- drocena frustillum, Rawesana, Helicina andamanica. — (Ibid. 190-195.) Desgleichen Süsswasserconchylien aus dem südlichen In- dien: Clea Annesleyi, Bithinia Tracancorica, Corbicula quilonica. — (Ibidem 257—260.) C. B. Brühl, Lernaeocera Gasterostei.n. sp. — Diese Art besitzt sechs Paare dreigliedriger Ruderfüsse, durch drei Quer- schienen angedeutete Segmentirung des Thorax, ein regelmässiges carcinologisch typisches Körperende und hoch entwickelte Mundtheile. Dass bei den andern Arten dieser Bau von den Beobachtern ganz übersehen worden sei wie Verf. vermuthet, ist doch eine sehr starke Vermuthung. Verf. begründet nun auf Lernaeocera eine eigene Fa- milie zwischen Lernaeopoden und Penellinen und charakterisirt die- selbe auf seine Art. — (Mittheil. des Pester zool. Instituts I.) S. Fischer, Beiträge zur Kenntniss der Entomostra- 199 ceen. (München 1860. Tff. 3.) — Verf. beschreibt Daphnia aegyptiaca, Estheria hierosolymitana, Cyclops aurantius, prasinus, aequoreus, Har- pacticus fulvus, aquilinus, macrodactylus, spinosus, fortificationis, Thisbe ensifer, Canthocamptus horridus, elegantulus, mareolicus, Sap- phirina scalaris, Lepeotheirus exsculptus, alle neu. C. Claus, Beiträge zur Kenntniss der Entomostraken. I. Heft. 4 Tff. Marburg 1860. 4. — Verf. verbreitet sich zuerst über Saphirinen und gelangt zu folgender Diagnose der Gattung: corpus maris depressum, quadrangulum annulis 11, feminae postice valde attenuatum annulis 10 compositum, caput a thorace disjunctum; oculus utrinque duplice lente instructus; antennae primi paris multi- articulatae maris et feminae non dissimiles; antennae secundi paris uniramosae. Mandibulae falciformis, maxillae apice dentatae, simpli- ces maxillipedes bi- aut triarticulati, digito subacuto determinati. Pedes natatorii duobus ramis triarticulatis compositi; pes rudimenta- rius simplex, bisetosus; sacculi ovigeri duo. Anhangsweise wird eine neue Copepodenform Sepicola longicauda beschrieben. Dann behan- delt Verf. die Familie der Peltidien, der er diese Diagnose gibt: corpus depressum scutiforme; oculi duo simplices confluentes; anten- nae anticae paucis articulis compositae; antennae posticae brevi ap- pendice instructae; sacculus ovigerus unicus und beschreibt Porcel- lidium tenuicauda und dentatum von Nizza, Oniscidium armatum, Eupelte gracilis ebendaher, verbreitet sich weiter noch über Amy- mone satyrus und über Estheria, deren fünf Arten er zum Schluss diagnosirt. 7 Fr. Leydig, Naturgeschichte der Daphniden (Crusta- cea cladocera). Mit 10 Tf. Tübingen 1860. 4%. — Verf. schildert im ersten Abschnitt die äussere Gestalt der Daphniden, den Bau ih- rer Haut, die Schalendrüse und das Haftorgan, das Muskelsystem, Nervensystem und die Sinnesorgane, den Nahrungskanal, Kreislaufs- organe, Respiration und die Fortpflanzung, gibt im zweiten die sy- stematische Uebersicht, im dritten die Beschreibung der einzelnen Arten. Wir theilen vorläufig die systematische Uebersicht mit: Familie Daphnidae: kleine Krebse, kaum je über 3° lang, der Leib von einer zweiklappigen Schale bedeckt, der Kopf frei: 4—6 Paar Füsse mit blattartigen und beutelförmigen Anhängen, zwei zu einem verschmolzenen Augen oft noch ein Nebenauge; zwei Paar Antennen, die hintern gablig und als Ruderorgane fungirend, die Mandibeln ohne Palpen. Sida: 6 Paar Beine, Stamm der starken Ruderantennen mit 2 Aesten . wovon der eine aus 2 der andere aus 3 Gliedern besteht, Kopf ohne seitlich vorspringendes Dach, das Postabdomen wird ausgestreckt ge- tragen. Europäische Arten: S. crystallina Kopf mit Schnabel, Post- abdomen weit über die Schale hinausreichend. — S. brachyma Kopf ohne Schnabel, Postabdomen nur mit der Spitze der Endkrallen über die Schale hinausreichend, — S. Brandtanum schmäler und länger als vorige. 200 Holopedium: Beine und Kopf wie vorhin; Ruderantennen ungetheilt. Nur H. gibberum mit auf dem Rücken buckliger Schale. Latona wie Sida, aber der Stamm der Ruderantennen in 3 Aeste aus- gehend; nur L. setifera. Daphnia: 5 Paar Beine, Stamm der starken Ruderantennen mit 2 Aes- ten, wovon der eine 3, der andere 4 Glieder hat, Kopf mit seitlich vorspringendem Dach, Postabdomen nach vorn geschlagen. D. pulex röthlich oder gelblich, Kopf mit Schnabel und unterhalb des Auges mit tiefer Einbuchtung, Schale hinten mit mässigem Dorn, Hautsculptur rautig, die Hinterränder des Postabdomens gerade, die Tastantennen des Männchens gehen in einen geraden Fortsatz aus, dessen hakig gekrümmtes Ende zwei Zacken hat. — D. magna Farbe, Schale, Skul- ptur wie vorhin, Stirnrand ohne Einbuchtung, hintere Ränder des Postabdomens ausgebuchtet, Tastantennen der Männchen mit fein zu- gespitzt endenden Fortsatz und dicht behaart. — D. longispina farb- los, Schale starkbauchig, Endstachel derselben lang und gerade, End- fortsatz der männlichen Antennen einfach zugespitzt. — D. hyalina ungemein durchsichtig, Schnabel des Kopfes sehr lang, Schalenstachel lang nach oben gekehrt. — D. sima Schnabel klein, Schale hinten schräg, ohne Fortsatz, Stamm der Ruderantennen sehr dick, Tastan- tennen sehr lang, bei Weibchen mit langem Fühlfaden aus der Mitte des Stammgliedes, bei Männchen mit 3 Fühlfäden. — D. rectirostris wie Vorige, kleiner, heller, bei Männchen mit 2 Fühlfäden. — D. qua- drangula Kopf ohne Schnabel, Schale rundlich, am hintern obern Winkel mit kleiner Spitze,*beim Männchen das Ende vom Ausläufer der Tastantennen sehr lang löffelförmig, hakig. — D. reticulata wie vorige, das Ausläuferende mit zarter einfacher Spitze. — D. Fischeri wie vorige, das Ende der Tasterantennen einfach stumpf. — D. mu- cronata Schale hinten unter jederseits mit langen Stachel. ; Macrothrix wie vorige, aber die Fiederbosten des ersten Gliedes des dreigliedrigen Astes der Ruderantennen ist die längste, ihr zweites Glied sägeförmig gezähnt. M. roseus Tastantennen an beiden Rän- dern gezähnt, M. laticornis nur am Vorderrande gezähnt. Acanthocercus wie vorige, der viergliedrige Ast der Ruderantennen hat nur 3 Fiederborsten, der dreigliedrige Ast hat 5, wovon die des ersten Gliedes die längste. A. rigidus die Tastantennen sitzen an der schnabelförmigen Spitze des Kopfes und sind füllhornähnlich; A. sordidus weiter rückwärts angefügt und einfach eylindrisch. Pasithea: Habitus der vorigen, aber jeder Ast der Ruderantennen mit 5 platten Fiederborsten, Postabdomen eigenthümlich, die hinter den After liegende Partie in einen starken Zapfen verlängert. P. recti- rostris Schalenklappen nach hinten so verwachsen, dass die Ecke kurz geschweift ist, zwei Schwanzborsten. P. lacustris Schalenklappe noch tiefer verwachsen, ohne Schwanzborsten. Bosmina 5 Paar Beine, Stamm der Ruderantennen mit 2 Aesten, der eine mit 4 Gliedern und 3 Fiederborsten, der andre dreigliedrig mit 5 Fiederborsten, der Kopf theilt sich vorn in 2 lange Hörner, welche 201 die umgewandelten Tastantennen vorstellen. B. longirostris Skulptur grossrautig, Stachel der hintern Schalenecke nach unten und sehr stark. — B. laevis rautige Skulptur nur am Kopfe, Stachel der hin- tern Ecke nach oben schwach. — B. curvirostris Skulptur grossrau- tig, statt des hintern Stachels nur einen spitzigen Vorsprung. Lynceus: 5 Paar Beine, Stamm der Rudcerantennen kurz, die 2 Aeste der letztern beide aus 3 Gliedern bestehend, Nebenauge gross. L. lamellatus Schale ziemlich reckteckig, Postabdomen eine breite fast rechteckige Platte, Hinterrand dicht gezähnt. — L. striatus Schale ziemlich länglich viereckig, Postabdomen mässig, lang, und nur seit- lich mit einer Zahnreihe, Endkrallen einfach, an ihrer Wurzel ein Dorn, hintere untere Schalenecke mit einem Dorn. — L. leucocephalus jede der 2 Endkrallen mit 2 starken Zähnen, an der Wurzel der Krallen ein Borstenbüschel, hintere untere Schalenecke mit 3 Dornen. — L. macrurus Postabdomen lang und schmal auch am untern Rande mit gezacktem Dorn, jede der 2 Endkrallen mit 3 untern Zähnen, hintere Schalenecke mit einem Dorn. — L. quadrangularis Schale viereckig, Postabdomen beilförmig ohne seitliche Zahnreihe, am untern Rande mit Krallen, die immer zu 3 beisammenstehen, Endkrallen ohne se- cundäre Bezahnung, an ihrer Wurzel ein kleiner Stachel, hintere Scha- lenecke ohne Dorn. — L. affınis Schale ebenso, Postabdomen am Seitenrande mit schwacher Bezahnüung, Unterrand mit einfachen Kral- len, hinter den einfachen Endklauen ein starker Dorn. — L. trigonel- lus Schale mit starkgewölbtem Rücken, am Hinterrande kurz und gerade, Schnabel lang und gekrümmt, am Hinterrande des Postabdo- mens paarweise Stacheln. — L. truncatus Schale fast herzförmig. Hinter- und Vordergrund ausgehend in eine Reihe starker gebogener, Stacheln. — L. sphaericus kugelig, sehr klein, punktförmig, das Ne- benauge fast ebenso gross wie das zusammengesetzte. — L. globosus das Nebenauge viel kleiner. — L.rostratus punktförmig, Schale läng- lich viereckig, Hinterrand ziemlich gerade, Seite des Postabdomens glatt, das Nebenauge kaum kleiner als das Hauptauge. — L. exiguus allerkleinste Art, Hinterrand der Schale fast gerade, Seite des Post- abdomens mit Bezahnung,. — NL. nanus Schale wellig gestreift, Schnabel ziemlich lang und scharf. — L. personatus Schnabelspitze stark nach oben und aussen gekrümmt, Schale retieulirt. L. uneina- tus Schnabelspitze ähnlich, Schale streifig, — L. ovatus länglich rund, Schale mit welligen Längsstreifen, Schnabel sehr kurz und stumpf. — L. reticulatus Schale halbkreisförmig, Kopfschild vorn abgerundet, ohne Schnabel. — L. testudinarius Schale länglich vier- eckig, Kopfschild breit abgerundet. — L. lineatus punktförmig, Schale oval, Hinterrand ausgebuchtet, Schnabel stark und stumpf. — L. gri- seus länglich oval, graulich schwarz, Kopfschild sehr borizontal breit stumpf. — L. acanthoceroides Schnabel spitz, am Hinterrand des Post- abdomens erst 2 und 3 Stacheln beisammen, dann einzelne. Polyphemus: 4 Paar Beine nicht von der Schale bedeckt, Schale nur als Brutraum dienend, Kopf vom Thorax durch einen langen Einschnitt XVI. 1860. 14 202 getrennt, Borsten an der Wurzel der Ruderantennen gefiedert, Post abdomen nach hinten in einen cylindrischen Fortsatz mit zwei star- ken Endborsten ausgezogen. Nur P. oculus. Bythotrephes: wie vorige, aber das erste Beinpaar verlängert, das Postabdomen in einen sehr langen Endstachel ausgezogen. Nur B. longimanus. Podon wie vorige, das Postabdomen endet in 2 gerade lange Stacheln. Nur P. intermedius. Evadne wie Polyphemus, aber der Kopf nicht vom Körper getrennt; Postabdomen sehr kurz nach hinten und oben mit 2 kurzen Schwanzbor- sten auf kleinem Höcker, die Schale in einen starken Höcker aufgetrie- ben. Nur E. Nordmanni. 3 Salm-Horstmar, neuer Süsswasserfisch, — In einem kleinen Bache bei Coesfeld fand S. einen kleinen Fisch und hielt den- selben anfangs für einen Stichling, allein er hatte doch einen Unter- kiefer viel kürzer als der Oberkiefer und an der Spitze desselben einen merkwürdigen meisselförmigen Zahn mit äusserst fein gekerb- ter Schneide. Exemplare zu genauerer Untersuchung liessen sich trotz aller Bemühungen nicht herbeischaffen. — (Wiegmanns Archiv ZAVI, 119) Günther, Alepidosaurus, ein Meerwels. — Dieser von Lowe zuerst beschriebene Fisch hat keineswegs steife Stachelstrahlen in der Rückenflosse, sondern weiche langgliedrige, hat auch eine Fett- fiosse, abdominale Bauchflossen mit 10 Strahlen, das alles weist ihn zu den Physostomen. Das Suboperculum fehlt, den obern Rand des Maules bildet allein der Zwischenkiefer mit einer Reihe kleiner Zähne bewehrt, der Oberkiefer ist verkümmert. Das spricht für die Fami- lie der Welse. Der Fisch ist auch schuppenlos, hat keine Pförtner- anhänge, einen starken gezähnten äussern Brustflossenstrahl. Alepi- dosaus ferox von Madeira kömmt auch bei Vandiemensland vor und wird schwerlich der einzige Meereswels sein. — (Zbda. 121—123:) Kaup, Anabas trifoliatus n. sp. — K. erhielt von Java einen A. scandens und untersuchte dessen merkwürdigen Ohrapparat, fand denselben aber viel einfacher als bei den indischen Exemplaren. Zu A. macrocephalus Bleek gehört er ebenfalls nicht und äusserlich gleicht er fast völlig dem A scandens, doch auf jene anatomische Ei- genthümlichkeit hin begründet K. die neue Art. — (Ebda. 124—128.) @l. Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen Halle. 1560. Juli — September. NE VIL—IX. Funfzehnte Generalversammlung. Cöthen, am 30. September. In dem durch Herrn Lutze’s Freundlichkeit schön ausge- schmückten Saale der Eisenbahn - Restauration versammelten sich auf die vom geschäftsführenden Comite erlassene Einladung Vormittags 10 Uhr folgende Herrn zur Theilnahme an der Versammlung: Dr. C. Giebel, Professor, Halle. Krause, Hofrath, Cöthen. Mohs, Consistorial-Präsident, Cöthen. A. Schwabe, Kanzleirath, Dessau. Mette, Bergmeister, Bernburg. Hönicke, Lehrer, Alten b. Dessau. Römer, Instrumentenmacher, Dessau. Meitzendorff, Dr. ph., Magdeburg. Sack, Mineralog, Halle. Anders, Lehrer, Löbnitz. C. Mette, stud. med., Bernburg.. L. Gehricke, Turnlehrer, Cöthen. R. Günther, Lehrer, Elsnigk. A. Fitze, Lehrer, Cöthen. Dr. Frankenberg, Arzt und Redacteur, Cöthen. D. Wendt, Oberlehrer, Cöthen. Dr. Lodderstaedt, Arzt, Cöthen. O. Cramer, stud. theol., Cöthen. W. Achilles, Lithograph, Cöthen. E. Berendt, stud. theol., Prosisk. F. Klappenbach, stud. theol., Cöthen. Herrmann, stud. theol., Cöthen. Jürgens, Cantor, Micheln. Rud. Reinike, Kaufmann, Cöthen. J. Eilers, Lehrer, Köthen. Vohla, Organist, Cöthen, 204 Oehlmann, Gutsbesitzer, Klein-Paschleben. C. Oehlmann, Amtmann, Cöthen. Fritz Schlatter, Techniker, Bernburg. Klehsadel, Subrector, Cöthen. Wendt, Güter-Expedient, Cöthen. R. Hummel, Photograph, Cöthen. Fr. Hellwig, Professor, Cöthen. Bernhard, Lissak, Privat-Lehrer, Cöthen. Friedrich Bohmeyer, Oeconom, Micheln. Hilmar Wendt, cand. theol., Cöthen. Th. Bosse, cand. theol., Cöthen. Th. Wald, Maschinenführer, Cöthen. Th. Joachimi, Handelsgärtner, Cöthen. W. Hoffmann, Inspector, Cöthen. H. Claepius, Rechtsanwalt, Cöthen. C. Drewin, Factor, Cöthen. A. Mertens, Siedemeister, Cöthen. Kaufmann, Lehrer, Cöthen. L. Müller, Lehrer, Cöthen. K. Eckhardt, Maschinenmeister, Cöthen. Fels, Präsident, Cöthen. V. Besser, Cöthen. C. Krebs, Lehrer, Osternienburg b. Cöthen. W. Sander, stud. theol., Porst bei Cöthen. Bennhold, Consist.-Secretair, Cöthen. Eberhardt, Rechtsanwalt, Cöthen. Richter, Geh. Reg.-Rath, Cöthen. Dr. A. Lutze, hom. Arzt, Cöthen. C. König, hom. Arzt, Cöthen. Ed. Grasse, Kaufmann, Mageburg. Niemann, Kammerlaquai, Dessau. Reinwardt, Salinenrendant, Halle. Hr. Frankenberg eröffnete die Versammlung und Hr. Gie- bel erstattete darauf einen kurzen Geschäftsbericht über die Zeit seit der Pfingstversammlung. Alsdann sprach derselbe über die neuer- dings bei Rippersroda in der Braunkohle gefundenen (S. 147) Säugethiere auch über solche aus der Braunkohle von Volkstedt bei Eisleben, theilte darauf Hrn. Heers Untersuchungen über die Braunkoblenflora von Sko- pau und Weissenfels (S. 57) mit, welche in den Quartabhandlungen des Vereines erscheinen werden, verbreitete sich noch über die von Hrn. Burmeister im Lias der Cordilleren gesammelten Versteinerungen (S. 54) und endlich über eine neue Aeschna aus dem lithographischen Schiefer von S;lenhofen (S. 127). Hr. Mette sprach unter Vorlegung einer Suite von Stufen über das Steinsalz des Anhaltischen Werkes bei Neundorf. — Hr. Achilles erläutert einen von ihm selbst construirten und aufgestell- 205 ten Apparat zur längern Frischhaltung und Conservirung des Bieres. -- Hr. Eckhardt legte eine Sammlung verschiedener Versteinerungen aus dem Anhalt- Cöthenschen vor, welche zu mehren Erläuterungen Veranlassung gaben. Während der hierauf eintretenden Pause wurden die von Hrn. Vierthaler und Hrn. Joachimi ausgestellten Schmetterlingssamm- lungen betrachtet. Darauf hielt Hr. Giebel ein populären Vortrag, in welchem er die Organisation der Falken und Katzen vergleichend in Bezug auf ihr Naturell und ihre Lebensweise schilderte. Nach Schluss der Verhandlungen vereinigten sich die Anwe- senden zu einem heitern, von ernsten und sinnigen Trinksprüchen ge- würzten Mittagsmahle und begaben sich dann unter Leitung des Hrn. Krause in das herzogliche Schloss zur Besichtigung der herzogli- ehen naturhistorischen und Alterthums-Sammlungen und dann in Hrn. Lutzes homöopathisches Institut, dessen Einrichtung und vielseitige Sammlungen Hr. Lutze selbst zu erläutern die Freundlichkeit hatte. Erst bei guter Abendstunde trennte sich die Versammlung mit dem Wunsche eines frohen Wiedersehens in Magdeburg zur Pfingsver- sammlung 1861. Die regelmässigen Mitwochs -Sitzungen in Halle während des Juli und August wurden unter nur geringer Theilnahme abgehalten und die freien Besprechungen während derselben gaben zu einer Protokollirung keine Veranlassung. Bericht der meteorologischen Station in Halle. März 1860. Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei N. und trü- bem Himmel den Luftdruck von 27‘11‘66 und stieg bis zum Abend des folgenden Tages bei vorherrschendem N auf 28‘,1’',43. Darauf fiel es, anfangs langsam bei NW, dann schneller bei W und regnig- tem Wetter bis zum öten (27‘5,‘‘40), worauf es sehr schnell stieg und schon am Abend dee folgenden Tages die Höhe von 28''0,'.26 erreichte. An den folgenden Tagen sank das Barometer, bei durch- schnittlich NNWlicher Windrichtung und häufigem Schneefall lang- sam bis zum 13ten Abends 10 Uhr (27‘4,'51), worauf es bei vor- herrschendem N und ziemlich heiterem Wetter wieder stieg und am 19ten Abends 10 Uhr den Luftdruck von 28‘1,‘25 zeigte. Wenn schon in den letzten Tagen die Schwankungen des Barometers kurz wurden, so mehrte sich diese Unruhe in den nächsten Tagen bedeu- tend. Dabei sank das Barometer im Allgemeinen und erreichte am 206 24sten Nachm. 2 Uhr den niedrigen Stand von 271,62, — worauf es unter fortwährenden Schwankungen anfangs bei WSW, später bei NNW und meistens unfreundlichem Wetter langsam stieg und am Ende des Monats den Luftdruck von 27''5,31. Der höchste Stand im Monat war am 2ten Nachm, 2 Uhr bei NO = 28''1,‘‘43. Der nied- rigste Stand am 24sten Nachm. 2 Uhr bei SSW = 27''1,''62. Dem- nach beträgt die grösste Schwankung im Monat = 11,''81. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 13—24. Nachm. 2 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27‘'9,‘‘‘62, also um 7.‘'‘68 sank. Die Luftwärme war im Anfang des Monats noch ziemlich hoch, sank aber vom 4ten an ziemlich stetig bis zum 11ten, (—5°,1 mittlere Wärme des Tages) worauf die Wärme wieder stieg bis zum 21sten (50,8) und nun einen hohen Stand behielt bis zu Ende des Monats. Es war die mittlere Wärme des Monats — 10,66. Die höchste Wär- me war am 2lten Nachm. 2 Uhr bei WSW = 100,3, die niedrigste Wärme am l1ten Morgens 6 Uhr bei N— — 802. Die im Monat beobachteten Winde sind: N =9 NO = 19 NNO = 2 ONO = 0 O=0 SO = 0 NNW = 14 0OSO = 0 Ss = NW = 13 SSO = 0 WNW — 13 W=_-13 SW= 4 SSW = 3 WSW = 3 woraus die mittlere Windrichtung berechnet worden ist auf W — 76021‘ 19,09 — N Die Feuchtigkeit der Luft war ziemlich gross, aus den psy- chrometrischen Beobachtungen ergiebt sich eine mittlere relative Feuchtigkeit von 78 pCt. bei einem mittleren Dunstdruck von 1‘,84. Dabei war der Himmel im Durchschnitt wolkig. Wir zählten 7 Tage mit bedecktem, 8 Tage mit trübem 7 Tage mit wolkigem und 9 Tage mit ziemlich heiterem Himmel. An 9 Tagen wurde Re- gen und an 9 Tagen Schneefall, (jedoch meistens wenig) beobachtet. Gleichwohl ist die Summe der Regenmenge nicht bedeutend. Sie beträgt nämlich 158,5 par Kubikzoll auf den Quadratfuss Land wo- von 53,1 aus Regen und 105,4 aus‘Schnee kommen. Daraus ergibt sich die Regenhöhe dieses Monats = 13‘',2, wovon 4'',42 auf Regen und $‘,78 auf Schnee kommen. April. Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei SW und trü- bem und regnigtem Wetter den niedrigen Luftdruck von 27'2'",54 und stieg darauf bei meistens trübem und regnigtem Wetter und durchschnittlich westlicher Richtung bis zum 6. Morg. 6 Uhr auf 2710,79. Während an den folgenden Tagen der Wind sich nach NO herumdrehete, sank das Barometer wieder unter unbedeutenden Schwankungen bis zum 9. Nachm. 2 Uhr auf 27‘'5‘10 und stieg dann wieder langsam bei vorherrschendem N und meistens ziemlich hei- terem Wetter bis zum 16. Morg. 6 Uhr (282,69). An den folgen- den Tagen war das Wetter trübe und feucht und obgleich der Wind 207 eine durchschnittlich nördliche Richtung beibehielt, sank doch das Barömeter langsam bis zum 21. Morgens 6 Uhr (274,87), stieg dann aber wieder bei vorherrschendem NNO und durchschnittlich wolkigem Himmel bis zu Ende des Monats, wo es am 30. April Morg. 6 Uhr die Höhe von 28'2‘,79 erreichte. Der mittlere Barometer- stand im Monat war = 27.925. Der höchste Barometerstand war am 30. Morg. 6 Uhr bei N = 28°2°‘,79; der niedrigste am 1. Morg. 6 Uhr bei SW — 272,54. Demnach beträgt die grösste Schwan- kung im Monat: 12, 25. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 3—-4. Morg. 6 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 2974,07 auf 278,83, also um 4,76 stieg- Die Wärme ‚der Luft war im n Aufarig des Monats ‚sehr höch. 110. Darauf sank sie an den folgenden Tagen 5 unter 30, stieg aber bald wieder und erreichte am 18. noch einmal die Höhe von 902. Dann sank sie aber ganz plötzlich am folgenden Tage auf 10,6 herab und stieg dann nur ganz langsam bis zu Ende des Monats, so dass am 30. die mittlere Wärme 80,1 betrug. Es war die mittlere Wärme des Monats = 6°. Die höchste Wärme wurde beobachtet am 7. Nachm. 2 Uhr — 150,0; die niedrigste Wärme am 19. Abends 10 Uhr = 00,4. Die im Monat beobachteten Winde sind: N=13 NO = 34 NNO =12| ONO = 1 O= 0 sO = 9 NNW= 0 0OSO = 0 Seren NW = Il SSO = 6| WAIW= 1 w= 4 SW = 7 SSW = 0| WSW = 0 Daraus ist die mittlere Windrichtung des Monats berechnet worden N — 17010536 — ©. Diese mittlere Windrichtung lässt im allgemeinen ein ziemlich trocknes Wetter erwarten. In der That war auch die Luft ziemlich trocken. Das Psychrometer liess im Mittel 2,62 Dunstdruck bei 72 p€. relative Feuchtigkeit der Luft erkennen. Nicht ganz dem entsprechend hätten wir durchschnittlich wolkigen Himmel. Wir zählten 3 Tage mit bedecktem, 6 Tage mit trübem, 4 Tage mit wolkigem, 10 Tage mit ziemlich heiterem und 7 Tage mit heiterem Himmel. An 8 Tagen wurde Regen, an 2 Tagen Schnee und an einem Tage Regen und Schnee beobachtet. Die Summe der an diesen Tagen niedergefallenen Regenmenge beträgt: 167,3 pariser Kubikzoll auf den Quadratfuss Land, was einer Regenhöhe von 13,94 entsprechen würde. Davon kommen 134 aus Regen 10‘,2 aus Schnee und 23‘1 aus Regen und Schnee gemischt. Weber. (Druck von W. Plötz in Halle.) Im Verlage des Unterzeichneten erschien und wird den verehrten Herren Forstmännern bestens empfohlen: Die Eichen Europa’s und des Orients. Gesammelt und zum Theil neu entdeckt und mit Hinwei- sung auf ihre Culturfähigkeit für Mittel- Europa etc. etc. beschrieben von Dr. Theodor Kotschy,, Custos- Adjuncten am kk. bot. 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Zwar können sich die Mineralien der Umgegend Goslars hinsichtlich ihrer Krystallisationen und sonstigen Eigenschaften nicht wohl mit denen des übrigen Harzes messen, aber wenn die hie- sigen Mineralvorkommnisse auch weniger Schaustücke für Sammlungen liefern, so sind sie doch in mehrfacher Bezie- hung sehr interessant und es schien mir nicht werthlos, dieselben übersichtlich nach ihren Fundorten zusammen- zustellen, und so ein Verzeichniss zu gewinnen, das sich bei spätern Funden leicht vervollständigen lässt, und auf das man sich bei einer ausführlichern Beschreibung des einen oder andern Minerals stützen kann. So entstand die folgende Arbeit, die ich mit der Bitte um nachsichtsvolle Aufnahme dem mineralogischen Publikum übergebe. Für Mineralien-Sammler bemerke ich noch, dass ich von einigen der erwähnten Vorkommnisse Doubletten be- sitze, die ich gern bereit bin gegen andere Mineralien zu vertauschen. XVI, 1860, 14 210 J. Rammelsberg. Die Mineralien des Rammelsberges zerfallen, je nach ihrem Vorkommen, in zwei Hauptgruppen, indem dieselben nämlich entweder dem grossen Erzlager dieses Berges an- gehören, welches im Wissenbacher Schiefer liegt, oder auf andern Lagerstätten gefunden werden. Erstere, also die Mineralien des Erzlagers zerfallen hinsichtlich der Zeit und Art ihrer Entstehung wieder in drei Klassen, von denen die erste diejenigen umfasst, welche ursprünglich das Lager bildeten. Die zweite Klasse enthält diejenigen Mineralien, welche sich auf Spalten und Gängen in der Erzmasse finden, und die dritte diejenigen, welche aus der Zersetzung beider hervorgegangen sind. Während die Mineralien der ersten Abtheilung die ältern sind, müssen die der zweiten jünger und in der dritten am jüngsten sein. Was nun zunächst die Mineralien anbetrifft, welche un- mittelbar nach der Entstehung des Erzlagers dasselbe er- füllten, so bestehen dieselben vorherrschend aus Schwefel- metallen, denen nur in einer Erzmodifikation, dem soge- nannten Grauerze, eine grössere Menge eines erdigen Minerals beigemengt ist. Die häufigste der Schwefelverbin- dungen ist der Schwefelkies. Er bildet den Haupt- bestandtheil des Erzes, zeigt sich aber selten frei von andern Schwefelmetallen und kommt fast nur derb vor. Erzstücke die längere Zeit dem Einflusse der Atmosphae- rilien ausgesetzt waren, zeigen wohl auf ihrer Aussenseite ein krystallinisches Gefüge, eine Gruppirung kleiner Kry- stalle, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese kleinen Kieskrystallchen durch Verwitterung von umgebendem Wasserkies entstanden sind. Lichte Varietäten von Schwefel- kies enthalten eine nicht unbeträchtliche Beimengung von Arsenikkies, doch erscheint es mir sehr zweifelhaft, ob dieses Mineral rein auf der rammelsberger Erzslagertätte vorkommt. Der Kupferkies findet sich ebenfalls nicht häufig rein im Erzgemenge ausgeschieden; er ist meistens so innig mit Schwefelkies gemengt, dass man das Gemenge für ein eignes Mineral ansprechen möchte, aber dieser Auffassung steht der Umstand entgegen, dass sich der- artige Gemenge vom fast reinen Schwefelkies bis zum fast 211 reinen Kupferkies nachweisen lassen. Buntkupfererz soll nach einigen Stücken in der Sammlung der Clausthaler- Bergschule früher im Rammelsberge gefunden sein, da es aber in neuerer Zeit nicht möglich war, dasselbe wieder zu finden, und das Kiesgemenge des Rammelsbergs durch das Feuersetzen an der Oberfläche dem Buntkupfererz häufig sehr ähnlich wird, so scheint es nicht unmöglich, dass solche durch Erhitzung angelaufene Erzstücke zu dieser Be- stimmung Veranlassung gegeben haben. Fahlerz findet sich in kleinen Partien und nur neben reinerem Kupfer- kiese in der Erzmasse ausgeschieden. Seine Farbe und der Mangel an krystallinischer Textur lassen es leicht von ähnlichen Mineralien unterscheiden. Wenn nicht alles, so enthält jedenfalls ein Theil des Rammelsberger Fahlerzes Queksilber. Bleiglanz lässt sich durch sein eigenthüm- liches Aeussere leicht in den Erzen erkennen, er kommt fein und grobspeissig vor und giebt durch Verwachsung mit Kiesen die melirten Erze, mit Blende und Schwerspath da- gegen die eigentlichen Bleierze, die sogenannten Braun- erze und Grauerze. Zinkblende kommt in der gelben und häufiger in der braunen Varietät vor, mitunter in ganz reinen Ausscheidungen. Auch bunte ohne Zuhülfenahme der dodekaödrischen Spaltung kaum zu entziffernde Krystall- combinationen mit vorherrschenden Dodekaeder- und Leu- eitoeder-Flächen sind gefunden, nicht selten mit hübschen blauen Anlauffarben geschmückt. Die Krystalle sind oft sehr verzerrt und nicht selten neben und durcheinander gewachsen, so dass höchst eigenthümlicche Formen ent- stehen. Von sogenannten erdigen Mineralien bleiben nun noch der Schwerspath und Quarz zu erwähnen. Ersterer tritt nur in der dichten unkrystallinischen Varietät auf und bildet im Gemenge mit Schwefelkies und etwas Bleiglanz die geringhaltigen Grauerze. Der Quarz fand sich dagegen vor mehreren Jahren im krystallisirten Zustande mit Zink- blendekrystallen und zeigte die an den Harzer Quarzen so häufige Form einer sechsseitigen Säule mit sechsflächiger Zuspitzung. Doch zeichneten sich die Krystalle dadurch aus, dass mitunter Rhombenflächen auftraten, auch kam es 14* 20 272 vor, dass sich drei Rhombo&derflächen so ausgedehnt hat- ten, dass die drei abwechselnden fast ganz verschwanden. Es fanden sich sowohl wasserhelle als auch trübe Krystalle. Die bis jetzt angeführten Mineralien bilden in dichtem, innigem Gemenge die Erzmasse des Rammelsbergs. Der bei der Verhüttung und chemischen Untersuchung sich ausweisende Bestand der Erze lässt jedoch noch auf die Gegenwart anderer Mineralien schliessen, indem sich Selen, Antimon, Kobalt, Nickel, Cadmium, Mangan, Wismuth, Quecksilber, Silber, Gold, nachweisen lassen. Man hat jedoch noch nicht die Mineralspecien erkennen können, denen diese Bestandtheile zugehören. Das Erzgemenge ist nun häufig von schmalen Klüften und Gängen durchsetzt, den sogenannten Steinscheiden der Bergleute, und diese führen neben einigen andern auch einen Theil der schon erwähnten Mineralien. Aber die Vorkommnisse auf den Steinscheiden unterscheiden sich durch einen gewissen Grad von Krystallinität und durch vollkommnere Entwicklung von dem Vorkommen in der eigentlichen Erzmasse. Die Mineralien der Steinscheiden sind folgende: Kupferkies kommt fast nur in Krystallen vor, die entweder in Drusen frei aufgewachsen, oder in Kalkspath eingewachsen sind. Tetra&ädrische Formen sind vorherrschend und häufig sind die Krystalle von unebenen Flächen begrenzt. Mitunter scheinen viele kleine Krystalle zu einem grossen regelmässig verwachsen zu Sein. Die in Kalkspath eingewachsenen Krystalle haben fast stets eine drusige oder gestreifte Oberfläche. Fahlerz findet sich unter ähnlichen Verhältnissen wie Kupferkies, sowohl in aufgewachsenen Krystallen, als auch in derben reinen Stücken, aber es ist viel seltener als Kupferkies und na- mentlich gehören Fahlerzkrystalle zu den grössten Selten- heiten des Rammelsberges. Die Krystalle, welche ich ge- sehen habe, hatten einen tetra@drischen Habitus und zeigten viele Modifikationsflächen, die sich wegen mangelhafter Ausbildung der Krystalle nicht bestimmen liessen. Blei- glanz findet sich selten und zwar in aufgewachsenen Kry- stallen, welche dann Combinationen von Würfel und Octaeder sind und an denen mitunter auch das Dodeka&@der unter- "205 2. geordnet auftritt. Häufiger dagegen findet sich der Blei- glanz noch in rundlichen Massen von grossblättriger Textur. Quarz ist ein ziemlich häufiges Mineral auf den Steinschei- den, und zwar ist er entweder weiss oder findet sich als Bergkrystall und bildet nicht selten schöne Krystalle, an denen ausser den gewöhnlichen Flächen auch die Rhomben- fläche und vielleicht auch eine Trapezfläche vorkommt. Spatheisenstein oder ein ihm sehr nahe stehendes Car- bonat findet sich häufig mit Kalkspath verwachsen und auch mitunter in Drusen in rhomboe@drischen gekrümmten Krystallen. Kalkspath ist eins der häufigsten Mineralien auf den Steinscheiden, dieselben werden mitunter ganz da- von erfüllt. Gestatteten Drusenräume die Bildung von Krystallen, so bemerkt man ausser dem ersten stumpferen Rhomboäder noch die Combination desselben mit dem ersten sechsseitigen Prisma, sowie auch mit einem wegen unvoll- kommner Ausbildung nicht genau zu bestimmenden Sca- leno@äder. Mitunter sind die Rhomboeder so aneinander gewachsen, dass Körper entstehen, welche Combinationen des zweiten sechsseitigen Prismas und des genannten Rhomboeders zu sein scheinen. Selten findet man die Kalkspathkrystalle des Rammelsbergs frei von einem Ueber- zuge von Galmei. Dieses Vorkommen ist als eine pseudo- morphe Bildung von kohlensaurem Zinkoxyd nach kohlen- saurer Kalkerde anzusehen, welche wahrscheinlich in der Weise entstand, dass eine Lösung von schwefelsaurem Zinkoxyd das Aeussere der Kalkspathkrystalle angriff, wobei kohlensaures Zinkoxyd und schwefelsaure Kalkerde entstand. In dieser Weise ist mitunter der sämmtliche Kalkspath zer- setzt, häufiger aber findet man nur dünnere gelbliche Ueber- züge von Galmei. Da die Form des Kalkspaths bei dieser Zersetzung erhalten blieb, so ist sie wahrscheinlich all- mählig und durch dünne Lösungen bewirkt. Der so ent- standene Gyps hat sich häufig aber seiner Löslichkeit wegen nicht allein an dem Orte seiner Entstehung in Kry- stallen und krystallinischen Massen abgeschieden, sondern auch in einiger Entfernung davon. Die häufigste Form der Krystalle ist eine Combination der Flächen (»a:b:=e) (2:b: oc) und (a:b:c). Zwei dieser Combinationen ver- 214 wachsen auch häufig zu den bekannten Zwillingen mit parallelen Querflächen und einander zugekehrten (a:b:e). Ausser den genannten finden sich mitunter noch einige nicht näher bestimmte Flächen in der Säulenzone. Der Gyps erscheint meistens als das jüngste Gebilde in den Drusenräumen der Steinscheiden. Hinsichtlich seines Alters sehr nahe steht dem Gyps der in den letzten Jahren häu- figer vorgekommene Schwerspath. Derselbe bildet ziem- lich grosse tafelartige Krystalle, welche nicht selten an einer Seite einen Galmeiüberzug tragen. Auch schon in früheren Jahren muss der Schwerspath auf den Steinschei- den des Rammelsbergs vorgekommen sein, denn vor der Auffindung der erwähnten Krystalle sah ich in der Samm- lung des Herrn Ober-Bergmeisters Ahrend ein ganz aus kleinen Schwerspathkrystallen bestehendes Säulchen. Eine constante Altersfolge der Mineralien auf den Steinscheiden hat sich bisher nicht mit Sicherheit aufstellen lassen, die einzigen sichern Angaben darüber sind bei Er- wähnung der einzelnen Mineralien gemacht. Es bleiben nun noch die jüngsten Mineralgebilde der Rammelsberger Gruben zu erwähnen, die Mineralien des sogenannten alten Mannes. Der alte Mann besteht im Ram- melsberge aus einem Gemenge von schwefelsauren Salzen, Schiefer- und Erzstücken und entstand, indem Tagewasser ein in Halden und alten Grubenräumen aufgehäuftes Ge- menge von Thonschiefer und Erz durchdrang und im Ver- ein mit dem Sauerstoff der Luft zersetzte.. Die vom Tage eindringenden Wasser lösen eine Menge schwefelsaurer Salze auf, und indem sie in die Tiefe dringen verdunsten sie, wenn sie den neuern, jetzt im Betriebe stehenden Grubenräumen sich nähern und die aufgelösten Substanzen werden in fester Form abgeschieden. Die bei dem Zer- setzungsprozess frei gewordene und frei werdende Wärme mag auch wohl mit zur Erhaltung der sulphatischen Massen beitragen. Dieselben sind jetzt mitunter so hart, dass sie durch Bohren und Schiessen gewonnen werden müssen und der Bergmann nennt sie, je nachdem sie eimen rothen oder grauen Körper darstellen, rother oder grauer Atra- mentenstein. Die einzelnen Mineralien, welche sich im 215 alten Mann unterscheiden lassen, sind die folgenden: Ei- senvitriol (Melanterit). Dieser ist unter den Sulphaten des Rammelsbergs am häufigsten und findet sich in ver- schiedener Weise, Krystalle sind ziemlich selten, doch finden sich mitunter auf der Zimmerung der Strecken oder auch auf anderer Unterlage Krystallkrusten. Diese Kry- stalle zeigen aber meistens einfache Formen und sind denen sehr ähnlich, die sich in chemischen Werkstätten erzeugen. Verdunstet dagegen in geschlossenen Grubenräumen, die dem Temperaturwechsel nur äusserst wenig unterworfen sind, Eisenvitriollösung langsam, so entstehen flächenreiche schöne Krystalle, oft von nicht unbeträchtlicher Grösse und ziemlicher Klarheit und diese, einem grünen Glase ähnlich, haben die Eigenschaft viel beständiger zu sein als künst- liche Krystalle» Ausserdem findet sich der Eisenvitriol in Form von Stalactiten, als krustenförmiger Ueberzug, als krystallinisch körniges und fasriges seidenglänzendes Ag- gregat. Durch theilweise Oxydation des Eisenoxyduls zu zu Eisenoxyd, bei verschiedenem Sättigungsgrade der Säure entstehen aus dem Eisenvitriol drei andere Mineralien, nämlich Botryogen, Roemerit und Voltait. Der Botry- ogen findet sich sehr selten im Rammelsberge in der Form äusserst kleiner rother Krystalle, die zu traubigen Formen gruppirt, einen gelblichen Kern umschliessen. Die Krystalle sind so klein, dass ich selbst unter einer guten Loupe ihre Form nicht sicher erkennen konnte. Doch lässt die Aehnlichkeit des Botryogens vom Rammelsberge und von Fahlun in Schweden keinen Zweifel über die Richtig- keit dieser Bestimmung. Der Roemerit ist schon seit längerer Zeit im Rammelsberge gefunden, aber wegen des Unbedeutenden seiner äussern Erscheinung blieb er unbe- achtet, bis vor ungefähr 8 Jahren ein neues Vorkommen dieses interessanten Körpers aufgeschlossen wurde, was denselben sehr schön lieferte. Die Krystalle waren nämlich in dem später zu erwähnenden Misy eingewachsen und lieferten das Material zu Prof. Grailichs Untersuchungen (vid. Sitzungsberichte der mathem. naturw. Classe der k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien Bd. XXVII. Nr. 4. pg. 272. Jahrg. 1858). Diesen zufolge gehören die braun- 8 2/6 rothen !/, Linie bis 1/, Zoll grossen Krystalle, die sowohl strahlig als traubig und körnig gruppirt sind, zu dem 2+1 gliedrigen Systeme, während sie auf den ersten Blick 1+1 gliedrig zu sein scheinen. Die frischen Krystalle des Roe- merits sind stark glänzend und gehören zu den schön- sten Vorkommnissen des Rammelsbergs. Leider verlieren sie nur sehr bald ihren Glanz und ihre Durchscheinheit. Bei der Auflösung in Wasser scheidet der Roemerit Krystall- schuppen von Misy ab. Das dritte, die beiden Oxyde des Eisens enthaltende Mineral des Rammelsbergs ist der V ol- tait. Es ist dies ein Eisenoxyd-Oxydul-Alaun. Er bildet dunkel olivengrüne Krystallcombinationen von ÖOctaeder, Würfel und Dodekaeder, die entweder einzeln oder zu kleinen Kugeln gruppirt, in weisses seidenglänzendes Haar- salz eingewachsen sind, oder sich in einem zersetzten Thonschiefer in der Weise finden, dass sie in diesem aus- geschiedene Kugeln von Sulphaten ringförmig umziehen, wobei die einzelnen Ringe von Voltaitkrystallchen den Ab- lösungen des Schiefers entsprechen. Ausführlicheres über das Vorkommen des Voltaits im Rammelsberge habe ich in der Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Jahrg. 1853 Bd. I. pg. 12. mitgetheilt, und will hier nur noch beiläufig erwähnen, dass es gelungen ist, den Vol- tait künstlich zu erzeugen; nämlich durch Behandlung ge- wisser am Harz vorkommender Thone mit Schwefelsäure. Copiapit. Dieser, von den rammelsberger Bergleuten Misy genannte Körper, steht dem von H. Rose unter- suchten Copiapit aus Süd-Amerika so nahe (vide Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Jahrg. 1854, Bd. 3. pg. 22.), dass es am richtigsten sein wird, ihn damit zu vereinigen. Er findet sich in rundlichen Ausscheidungen, welche aus einem losen Aggregat zarter citronengelber Krystallschüppchen bestehen. Je kleiner die einzelnen Krystallschüppchen sind, um von so hellerer Farbe ist das Aggregat und umgekehrt, je grösser die Krystallchen sind, um so reiner und satter ist die Farbe des Ganzen. Beide Varietäten sind jedoch bis auf äusserst geringe Unterschiede gleich zusammengesetzt, und bestehen aus wasserhaltigem basisch-schwefelsaurem Eisenoxyd, in dem die Schwefel- HN 2/7 säure 21/, und das Wasser dreimal soviel Sauerstoff enthält als das Eisenoxyd. In kleinen variirenden Mengen ist Zink- sulphat beigemischt, jedoch scheint dies kein wesentlicher Bestandtheil zu sein. Was die Entstehung und das gegen- seitige Verhalten der Eisensulphate des Rammelsberges an- betrifft, so glaube ich annehmen zu dürfen, dass der Eisen- vitriol der Ausgangspunkt für die Entstehung der andern Körper ist, und dass die Entstehung des einen oder andern derselben von einer mehr oder weniger weit fortgeschrit- tenen Oxydation, vielleicht auch von der Quantität des vor- handenen Wassers und von der statthabenden Temperatur abhängt. Als Endprodukt aller Zersetzungen der Eisen- sulphate dürfte schliesslich der Vitriolocher anzusehen sein, der, gemengt mit Eisenoxydhydrat, sich theils in den Gruben findet, theils aber auch von den Grubenwässern fortgeführt wird und sich in Schlammsümpfen aus diesen absetzt. Ich kann es nicht unterlassen hier noch auf einen Körper aufmerksam zu machen, den ich zwar noch nicht zu benennen weiss, weil ich das zu einer Untersuchung erforderliche Material bis jetzt noch nicht zusammenfinden konnte, der aber wahrscheinlich ein neues Mineral ist. Im Copiapit sowohl als auch mit dem Roemerit finden sich nämlich wasserhelle sechsseitige Säulen, hin und wieder durch eine flache Pyramide, häufiger aber durch die gerade Endfläche begrenzt. Auch die zweite hexagonale Säule findet sich mitunter. Der Körper verwittert ziemlich leicht, wird undurchsichtig und überzieht sich mit einem gelben Salze, was auf einen Eisengehalt zu deuten scheint. Eine ausführliche chemische und physikalische Untersuchung, zu der ich seit Jahren das Material sammle, wird zeigen ob dieser Körper wirklich ein neues Mineral ist, wofür das Aeussere und namentlich die Krystallform zu sprechen scheinen. Da nun die Erze des Rammelsbergs ausser dem Schwe- feleisen auch noch andere Schweflungen enthalten, so finden sich ausser den Eisensulphaten auch noch Sulphate anderer Stoffe und von diesen sind folgende zu erwähnen: Kupfer- vitriol findet sich wohl nie ganz rein, sondern meistens durch Eisenvitriol verunreinigt, indessen deutet die Farbe 218 dieser Gemenge einen nicht unbeträchtlichen Kupfergehalt . an, wenngleich die seltenen Krystalle dieser. Mischung, wie bei den gemischten, sogenannten Salzburger Vitriolen, die Form des Eisenvitriols haben, Zinkvitriol findet sich dagegen rein oder von geringer Beimischung von Mangan- oxydulsulphat röthlich gefärbt. Er hat sich, obwohl äusserst selten in grossen wohlausgebildeten Krystallen gefunden, die ich gelegentlich ausführlich beschreiben werde. Häufiger findet er sich in krystallinisch stängligen Massen und in Stalactiten, an denen man mitunter einige Krystallllächen schimmern sieht. Die Krystalle des Zinkvitriols fanden sich mit Eisenvitriolkrystallen in einer alten lange Zeit unzu- gänglich gewesenen Weitung und enthielten Hohlräume und Eisenoxydhydrat eingeschlossen. Gyps entsteht sehr häufig im alten Mann des Rammelsbergs durch Wechselzersetzung von Vitriolen mit Kalkkarbonat und findet sich überall in den obern Bauen, wo Grubenwasser verdunsten. Eine lockere Verwachsung von vielen Krystallen überzieht oft die Seitenwände und Decken der Strecken. War die Ab- scheidung des Gypses langsamer erfolgt, so bildet er lange seidenglänzende Krystallnadeln, die nach allen Richtungen durcheinander gewachsen sind. Es ist hier nun noch eine Substanz zu erwähnen, welche die rammelsberger Bergleute Haarsalz nennen. Meistens sind es weisse fasrige, seiden- glänzende Sulphatpartien. Umfassende mineralogische und chemische Untersuchungen dieses Körpers existiren noch nicht, aber trotzdem ist es sehr wahrscheinlich, dass meh- rere Mineralien von ähnlichem Aeussern unter obigem Namen zusammengefasst sind. Ich führte schon an, dass Zink- und Eisenvitriol in solchen Fasergebilden vorkommen, hierzu treten nun noch Magnesia- und Thonerde - Sulphat und bilden mit ersteren die hier in Rede stehenden Körper. Ob aber nicht auch die beiden letzten Bestandtheile des Haarsalzes, jeder für sich allein vorkommen, und ob con- stante Gemische der genannten Sulphate existiren, sind noch ungelöste Fragen. Trat Kupfervitriollösung mit or- ganischen (Holz) und sonstigen desoxydirenden Stoffen zusammen, so wurde der Kupfergehalt der Lösung in Sub- stanz abgeschieden. Auf diese Weise dürfte das metallische 219 Kupfer des Rammelsberges entstanden sein, welches sich in kleinen, zu dendritischen Formen gruppirten Massen mit Thonschieferbrocken fand. Nicht unmöglich ist es auch, dass die Reduction des Kupfers durch eine Oxydation von Eisenoxydulsulphat herbei geführt wurde. Es sei hier noch erwähnt, dass man einen Theil der Rammelsberger Gruben- wasser mit Eisen cementirt, doch dürfte das so gewonnene ' Cementkupfer nicht zu den Mineralien des Rammelsberges zu zählen sein. In neuerer Zeit ist in einer alten Halde nahe am Tage metallisches Kupfer gefunden worden, was jedenfalls auch durch Zersetzung von Kupfersulphat ent- standen ist. Die schönsten Stücke des metallischen Ku- pfers aus dem Rammelsberge sah ich in der Sammlung der Bergschule zu Clausthal, dieselben rühren von einem alten Vorkommen her. Zimmermann erwähnt noch (vide Harzgebirge pag. 196.) das Vorkommen von Rothkupfer- erz im Rammelsberge, welches sich mit gediegenem Ku- pfer gefunden haben soll. In neuerer Zeit ist jedoch kein Rothkupfererz im Rammelsberge gefunden und ich habe es überhaupt nie gesehen. Der von Zimmermann (Harzge- birge pag. 186.) aufgeführte Atramentstein dürfte aus der Reihe der Mineralien zu streichen sein, weil es ein Gemenge verschiedener Mineralsubstanzen ist. Ein vor mehreren Jahren auf der Juliushütte zwischen rammels- berger Bleierzen gefundenes Stück Rothgültigerz, halte ich nicht für ächtes rammelsberger Vorkommen, sondern glaube, dass es zufällig, vielleicht aus einer alten Minera- lien-Sammlung zwischen die Erze gekommen ist. Ausser den eben aufgezählten auf dem Hauptlager vorkommenden Mineralien ist noch Folgendes am Rammels- berge gefunden. Durch den grossen Steinbruch an der Kuppe des Berges ist ein Bleierzgang entblösst, der kry- stallinisch blättrigen Bleiglanz, so wie Weissbleierz in kleinen einfachen und Zwillings-Krystallen und Blei- vitriol führt. Letzteren auch im erdigen Zustande, und als Pseudomorphose nach Bleiglanz (Vide Blum, die Pseu- domorphosen des Mineralreichs pag. 32... In demselben Steinbruche sieht man häufig auch noch andere Vorkomm- nisse von Schwefelmetallen, so tritt Bleiglanz in Knauern IN 22 und anscheinend als Versteinerungsmasse auf, auch ZinkK- blende findet sich in organischen Formen. Dagegen bil- det Kupferkies mitunter mehr oder weniger reine, bald dickere, bald dünnere Schichten zwischen Grauwackenbän- ken. Er ist fast stets von Malachit begleitet. Auch Quarzschnüre durchsetzen ziemlich häufig den Spiriferen - Sandstein des Rammelsbergs, und enthalten nicht selten Krystalle. Schliesslich bleibt noch das Vorkommen von Pyrolusit in dem Spiriferensandsteine des Rammelsberges zu erwähnen. Man findet dieses Mineral jetzt nur in Roll- stücken, so dass sich gar nichts Sicheres über die Art seines Vorkommens sagen lässt. Mehrere alte Pingen am sogenannten Windekopfe deuten darauf hin, dass dieses Mi- neral hier früher bergmännisch gewonnen wurde. II. Gingelsberg. Auf dem Rücken dieses Berges sind noch ein Stollen und mehrere Pingen zu sehen, die unzweifelhaft von der bergmännischen Gewinnung des Pyrolusits herrühren. Alles dieses giebt aber keinen Aufschluss über die Art des Vorkommens. Jetzt findet man den Pyrolusit am häufig- sten in Stücken von verschiedener Grösse, und nicht selten mit Quarzkrystallen verwachsen, in der Dammerde. Nach Allem, was ich darüber habe erfahren können, scheint der Pyrolusit auf unregelmässigen Klüften vorzukommen. Der am so genannten „rothen Hohl“ vom Gelmkethale aus in den Gingelsberg getriebene Stollen, scheint entweder auf eine Kies oder Spatheisenstein führende Ablagerung ge- troffen zu sein, denn das aus demselben fliessende Wasser setzt gelbes und braunes Eisenoxydhydrat ab. III. Gosethal und dessen Nebenthäler. Die Bergeinhänge des Gosethales bestehen vorherr- schend aus Spiriferensandstein, und wie an andern Orten, so finden sich auch hier Gänge von Quarz, die mitunter Krystalle führen, und auch Ausscheidungen von Pyrolu- sit darin. Von besondern Minerallagerstätten sind zu nen- nen der Bleiglanz führende „weisse Hirscher Gang“‘, der quer den Harzberg durchsetzt. Jetzt mangelnde Aufschlüsse 2 verhindern mich die Mineralien dieser Lagerstätte vollstän- diger anzuführen. Wie alte Halden beweisen, ist früher auf diesem Gange mehrfach Bergbau betrieben. Sodann ist anzuführen, dass sich im grossen Schleifsteinsthale Ueber- reste eines alten Bergbaus finden, welcher wegen der Gewin- nung von Bleiglanz betrieben wurde. In den Halden findet man noch Reste des geförderten Erzes von Schwe- felkies begleitet. Das Vorkammen dürfte ein gangartiges gewesen sein. Schliesslich ist zu erwähnen, dass vor meh- reren Jahren im grossen Steinthale eine putzenartige Masse von Schwefelkies, die nahe am Tage im Spiriferensand- stein lag, abgebaut wurde. IV. Todtberg bei Juliushütte. Im Todtberge bei Juliushütte setzt ein mächtiger Quarzgang auf, der alten Halden zufolge, viel nach Kupfer- erzen bebaut worden ist. In neuerer Zeit sind diese altenBaue theilweise wieder geöffnet und weiter geführt. Man hat dabei, so wie auch in alten Halden Kupferkies, Ku- pferpecherz, ein mulmiges Kupfermanganerz, Ma- lachit und Kupferlasur gefunden. V. Hahnenklee. Die Mineralvorkommnisse vom Hahnenklee sind natur- gemäss mit denen der Bleiglanzgänge des hannöverschen Oberharzes zu vereinigen, und sollten daher hier eigent- lich nicht erwähnt werden. Dennoch mache ich auf ein Vor- kommen von Kupfererzen aufmerksam, das ich bereits im 18. Jahrgange der berg- und hüttenmännischen Zeitung No. 7. pag. 55. beschrieben habe, weil diese der einzige Gegen- stand waren, nach welchem überhaupt bis vor einigen Jahren bei Hahnenklee Bergbau getrieben wurde. Um den Inhalt der erwähnten Arbeit kurz wieder zu geben bemerke ich, dass das ursprüngliche Erz ein wahrscheinlich gangartig vor- kommender Kupferkies war. Dieser wurde durch atmo- sphärische Einflüsse ganz oder theilweise oxydirt und ein Theil der Oxydationsproducte, wahrscheinlich durch koh- lensaures Eisenoxydul später wieder mehr oder weniger reducirt. So entstanden folgende Mineralien: Rothku- 222 pfererz, das sich in kleinen aber scharfen Krystallen fand, ferner Gediegen Kupfer vom Ansehn frisch bereiteten Cementkupfers, dann Kupferindig in feinkörnigen rund- lichen Partien von blauschwarzer Farbe. Häufig war der Kupferindig von Malachit begleitet. Ausserdem fand sich unzersetzter Kupferkies und Spuren von Bleiglanz, VI. Werners Schiefergrube am Nordberge. In der Dachschiefergrube des Herrn Werner in Goslar ist seit einiger Zeit ein Kupfererze führendes Trumm ge- funden, welches die umgebenden Wissenbacher Schiefer fast . vertikal durchsetzt. Ueber die Beschaffenheit der Lager- stätte lässt sich zur Zeit nur wenig sagen, weil dieselbe noch zu wenig aufgeschlossen ist, doch wird man dieselbe mit Hülfe der beabsichtigten bergbaulichen Versuche bald näher kennen lernen. Bei einer Besichtigung fand ich ein krystallinisch körniges durch Eisen und Mangan roth ge- färbtes Kalkcarbonat, welches sich an einigen Stellen, besonders näher am Tage, mit Hinterlassung eines braunen lockern Eisen und Manganhaltigen Mulms zersetzt hatte. Ferner fand sich ein reinerer Kalkspath in undeutlichen Krystallen, aus denen sich ziemlich klare Spaltungsrhom- boeder schlagen liessen. Der Quarz trat in der am Harze so gewöhnlichen einfachen Form, aber selten auf, und von Kupfererzen sah ich Kupferkies im röthlichen Kalkspath eingewachsen oder in losen Stücken in dem mulmigen Zer- setzungsproduct desselben liegend, und hin und wieder Malachit. Mitunter war der Kupferkies krystallisirt und häufig zeigte er schöne Anlauffarben. In den den Gang umgebenden Schiefern zeigte sich hin und wieder Schwe- felkies aber nie in grössern Concretionen, sondern mehr als zarter Anflug. VII. Rathsschiefergrube bei Goslar. Der hier, so wie in mehreren benachbarten Gruben gewonnene Wissenbacher Schiefer ist häufig von unre- gelmässigen Gängen und Schnüren von Kalkspath und Quarz durchsetzt, die jedoch nur selten Drusen enthalten. Im Schiefer selbst finden sich Kugeln von Schwefelkies, 223 deren Oberfläche nur aus Krystallflächen besteht. Vorherr- schend sind dabei die Flächen des gewöhnlichen Pyrito&e- ders und des Würfels. VIII. Steinberg bei Goslar. Der Steinberg, westlich von Goslar gelegen, besteht aus Wissenbacher Schiefern, welche an mehreren Stellen von Grünstein durchbrochen sind. Einige Geognosten zählen letztern zum Diabas, doch ist es nicht unwahrscheinlich, dass es wenigstens theilweise Diorit ist. In den Schiefern des Steinberges sind bemerkenswerthe mineralogische Ein- schlüsse bisher nicht gefunden. Es treten wohl mitunter Quarz und Schwefelkies auf, doch sind beide nicht ausgezeichnet. Auch der Grünstein ist vorherrschend fein- körnig und dicht und zeigt ausser kleinen gelben Punkten von Schwefelkies, Kalkspath, wodurch das Gestein zum Blatterstein wird, und Glimmer keine Mineralien- einschlüsse. Dagegen ist das Gestein, besonders näher am - Tage, von einer Menge schmaler Gänge und Klüfte durch- setzt, und diese führen folgende Mineralien. Als ältestes zeigt sich gewöhnlich Albit in deutlichen bis ungefähr zwei Linien grossen, wasserhellen und weissen Zwillings- krystallen. Er überzieht in wenig dicken aber zusammen- hängenden Krystallrinden die Wandungen der Klüfte und ist so häufig, dass es nicht schwer hält hübsche Schau- stücke davon zu Schlagen. Häufig, jedoch nicht überall, kommt Quarz mit dem Albit vor und scheint zunächst jünger als dieser zu sein. Er ist nicht selten wasserklar, besonders nach der Behandlung mit Salzsäure, und zeigt die Rhombenfläche, welche den Quarzen der oberharzer Blei- und Silbergänge fehlt. Mitunter liegen auch auf dem Albit kleine Krystallchen von Blende, Bleiglanz und Kupferkies, aber es war bisher nicht möglich darüber zu entscheiden, ob diese Schweflungen älter oder jünger waren als der Quarz. Der von den bis jetzt genannten Mineralien unerfüllte Spaltenraum ist oft von Kalkspath eingenommen, der durchgehends krystallinisch ist, aber nie in deutlichen Krystallen auftritt. Manche näher am Tage gelegene Spalten, die den Atmosphärilien zugänglich waren, 216 2 2 entbehren nicht selten diese Kalkspathausfüllung. Man sieht dann nur Albit und Quarz, häufig auch nur ersteren allein, und im Falle die genannten Sulphurete zugegen waren, mitunter noch Gelbeisenstein und Malachit. Von dem Albit ganz gesondert erscheint der Prehnit vorzukommen. Er findet sich, wo er auftritt meistens als alleinige Spalten- ausfüllung und indem er zunächst die Wände derselben über- zieht, bleibt nicht selten in der Mitte Raum zum Krystalli- siren. Die Krystalle sind jedoch meistens wenig deutlich und zu wulstförmigen Erhabenheiten zusammen gruppirt. Näher der Kuppe des Berges fand ich deutlichere Prehnit- krystalle mit grossen Krystallen von Quarz zusammenge- wachsen. In einem westlich von der Kuppe des Berges und dieser ziemlich nahe gelegenen Steinbruche fand ich auch früher Asbest, der auch auf Klüften vorzukommen schien, und ziemlich häufig Verwachsungen desselben mit Quarz , die manchem so genannten Katzenauge nicht un- ähnlich waren. Dieser jetzt verlassene Steinbruch scheint auch die grössten, wenn schon nicht die schönsten Albit- krystalle geliefert zu haben. IX. Jerstedt. Ein sehr interessanter mineralogischer Fund der neue- ren Zeit ist die Entdeckung des metallischen Quecksilbers in hiesiger Gegend. Dasselbe fand sich im Sommer 1859 in einer zwischen Jerstedt und Hahndorf dicht am Wege von Goslar nach Dörnten liegenden Mergelgrube, und die ganze Art des Vorkommens hatte einige Aehnlichkeit mit der, des bei Sülbeck in der Lüneburger Haide gefundenen Quecksilbers. Das in der genannten Mergelgrube gewon- nene Gestein gehört dem oberen Pläner an. Die Schichten liegen fast horizontal, und weisen sich an frisch entblöss- ten Stellen als ziemlich dicke Bänke aus, die aber von vie- len Nebenabsonderungen durchsetzt sind. Auf diesen ver- tikal oder schräg von oben nach unten gehenden Klüften fand ich nun das Quecksilber in Form kleiner Kügel- chen, die an den feuchten Gesteinswänden hafteten, aber durch schwache Erschütterungen z. B. durch Klopfen leicht abzusondern waren. Was die Ausdehnung des Vorkom- 225 mens anbetrifft, so war dieselbe ziemlich gering und be- trug in horizontaler Richtung vielleicht 6 und 4 Fuss. Lei- der bin ich nicht im Stande gewesen, diese Zahlen genau zu ermitteln, weil ich die Fundstelle erst besuchen konnte, als sie schon ziemlich erschöpft war. Auch in die Tiefe scheint das Quecksilber nicht sehr gedrungen zu sein, in- dem der tiefste Punkt, an dem ich dasselbe fand 10 bis 12 Fuss unter der Rasendecke lag. Nach den an Ort und Stelle eingezogenen Erkundigungen scheint das Quecksilber in den oberen Mergellagen häufiger gefunden zu sein, denn beim Abfahren des gewonnenen Mergels soll es in Tropfen vom Wagen gefallen sein; etwas später hat ein Hirt, in- dem er das Metall beim Losbrechen des Mergels in einer kleinen Vertiefung zusammen fliessen liess 4—5 Pfd. ge- wonnen und an eine Apotheke in Goslar geliefert. Von andern, Quecksilber enthaltenden Mineralien war an der ge- nannten Stelle ausser sehr dünnen gelblich weissen Häut- chen von Chlorquecksilber, in welche minder kleine Quecksilberkügelchen eingewachsen waren, nichts zu er- kennen. Von Zinnober zeigte sich keine Spur. Das ge- wonnene Quecksilber schien ziemlich rein zu sein, denn die einzelnen Kügelchen desselben waren stark metall- glänzend und von weisser Farbe, und sie vereinigten sich leicht zu einer grössern Kugel mit reiner Oberfläche. Nach den darüber angestellten Beobachtungen glaube ich, dass das Quecksilber an dem genannten Orte sich nicht auf seiner natürlichen Lagerstätte befand, und selbst ein Kunstprodukt war, was bei irgend welcher Gelegenheit an dem Orte verschüttet und auf den Gesteinsklüften in die Tiefe gedrungen war. Ich glaube diese Meinung damit stützen zu können, dass das Metall sich nur auf den Klüf- ten des Gesteins niemals aber im Gestein selbst fand. Ausserdem ist zu berücksichtigen, dass von einem Gange oder einer irgend wie sich auszeichnenden Schicht, die als Trägerin des Quecksilbers anzusehen wäre, nichts zu be- merken ist. Auch die geringe räumliche Verbreitung dürfte beweisend für meine Ansicht sein, so wie vielleicht auch der Umstand, dass das Quecksilber führende Gestein ziem- lich reich an Foraminiferen war, die sich durch Abschläm- 16 226 men des verwitterten und zerfallenen Mergels leicht sepa- riren liessen. X. Gegenthal. Das Gegenthal ist ein Nebenthal des Innerstethales. Es werden hier in mehreren Gruben für die Hütte in Git- telde gangförmig vorkommende Eisensteine gewonnen. Die- selben bestehen vorzugsweise aus Spatheisenstein, der häufig von Quarz begleitet ist. Oft ist der Spatheisen- stein in Brauneisenstein umgewandelt, wie man aus der Art des Vorkommens schliessen kann. Er findet sich sowohl als brauner Glaskopf, wie auch in dichten und erdi- gen Varietäten. Mitunter kommen auch hier fahle Braun- eisensteingeoden vor, die an der innern Seite Glaskopf- structur zeigen, und die einen losen Kern von halb ver- witterten Spatheisenstein umschliessen. Auf einer beson- dern Lagerstätte derselben Localität wird Rotheisenstein gewonnen, der mitunter in der Form von Eisenglanz auftritt. XI. Bocksberg. Am westlichen Abhange dieses Berges ist früher auch für den Hochofen in Gittelde ein Bergbau auf Eisenstein im Spiriferensandsteine betrieben, der aber seit längeren Jahren zum Erliegen gekommen ist. Die Erze bestanden aus Spath- und Brauneisenstein. Nicht selten findet man noch in den Halden Pseudomorphosen von Braunei- senstein. Ob die Erze auf einem Gange oder Lager vor- kommen ist jetzt nicht mehr zu erkennen. XII. Spitzenberg. Die Magneteisensteinsgruben am Spitzenberge bebauen Lager oder stockwerksartige Massen, die wahrscheinlich ‘ dem, von Lerbach nach Harzburg sich erstreckenden Grün- steinzuge angehören, ähnlich wie die Rotheisensteine von Lerbach und vom Polsterberge bei Clausthal. Von den Mineralvorkommnissen dieser Gruben ist zunächst der Mag- neteisenstein zu nennen, der zwar nur derb aber sehr stark attractorisch ist. Zimmermann (Harzgebirge pag. 199.) giebt an, dass derselbe von Arsenikkies begleitet werde. >» 227 Dies habe ich jedoch nie beobachtet, dagegen habe ich ziemlich häufig Schwefelkies, sowohl in derben Par- tien, als auch in hübschen glänzenden Pentagondodekae- dern mit dem Magneteisenstein gefunden und dies häufige Vorkommen von Schwefelkies ist ein Umstand, der die Ver- hüttung des an sich strengschmelzigen Eisensteins erschwert. Ausserdem findet sich noch Eisengranat. Er scheint sowohl auf schmalen Klüften im Magneteisenstein vorzu- kommen, als auch grössere und kleinere Krystallaggregate zu bilden. Die Form der braunen und grünlich braunen Krystalle ist das Granatoeder, und nur äusserst selten habe ich Spuren von Leucitoederflächen bemerkt. Die Grösse der Krystalle variirt sehr, indem siein der nämlichen Aus- scheidung von der eines Sandkorns bis zu der eines halben Zolls Axenlänge wechselt. Diese Granatausscheidungen sind leicht zu zerschlagen und auf dem Bruche sieht man eine Menge Krystalllächen hervortreten. Mitunter gelingt es einzelne ringsum ausgebildete Dodekaeder aus der Masse los zu brechen. Schliesslich ist noch das seltene Vorkom- men von Kalkspath zu erwähnen, der sich hin und wie- der neben dem Granat in krystallinischer Form zeigt. XIII. Okerthal. Die Mineralvorkommen des Okerthales zerfallen, wenn man dieselben nur etwa bis zur Rehmkerbrücke in Betracht zieht, in zwei Abtheilungen, indem sie entweder dem Gra- nit angehören, oder den mehr oder weniger veränderten Schichtgesteinen, welche den Granit umgeben. Betrachten wir zuerst die den Schichtgesteinen angehörenden Mineral- vorkommen, so ist als das häufigste Mineral der Quarz zu nennen. Er tritt in den verschiedensten Gesteinen in gangförmigen Spalten und Trümmchen auf und findet sich häufig in hübschen Krystallisationen, sowohl weiss als durch- sichtig. Unter den Krystallformen ist die einfache, gebildet aus zwei gleichwerthigen Rhomboedern und der sechssei- tigen Säule die vorherrschende, mitunter, und namentlich an einer Stelle im untern Theile des Okerthals, der Ein- mündung des düstern Thals gegenüber, tritt noch die Rhom- benfläche auf. An einigen wenigen Krystallen fand ich hier 16 * 228 auch eine Fläche, welche scheinbar die gerade Endfläche ist. Dieselbe ist jedoch nicht spiegelnd, wie die übrigen Kry- stallflächen und daher vielleicht keine eigentliche Krystall- fläche, sondern möglicher Weise durch das Gegenwachsen eines andern Minerals hervorgerufen. Unterhalb der Ke- stenecke findet sich der Quarz häufig an der neuen Chaus- see, doch hier nur in der erwähnten einfachen Form. Mit- unter ist er hier von Kalkspathkrystallen begleitet, häu- figer jedoch ist das früher vorhanden gewesene Carbonat zersetzt, und die Quarze sind von einem schwarzen Mulm umgeben, dem Eisen und Mangan enthaltenden Rückstande von der Zersetzung des Carbonspaths. Geologisch inter- essanter als der Quarz, der ja überall in so kieselreichen Gesteinen, wie die Schichtgesteine des untern Okerthals sind, keine Seltenheit zu sein pflegt, ist das’ Auftreten von Albit. Ich habe denselben an zwei Punkten des jetzt im Bau begriffenen neuen Weges gefunden, und zwar in der Weise, dass er schmale Klüfte ausfüllte oder die Wände derselben mit dünnem Krystallüberzuge bedeckt. Die Kry- stalle sind kleine Zwillinge von weisser Farbe, die bald mehr, bald weniger glänzen, Die eine Fundstelle liegt un- weit der Mündung des düstern Thals ins Okerthal, und hier findet sich der Albit in einem hornfelsartigen Gestein. Die zweite Fundstelle liegt auf der entgegengesetzten Seite des Granits, und ungefähr eben so weit, als die erste von des- sen Grenze mit den Schichtgesteinen entfernt. Sie dürfte deshalb jedoch noch interessanter sein, weil es scheint, dass das Gestein, in dem sich der Albit hier findet, eine veränderte Kalkbank sei. Ich wage dies jedoch nur ver- muthungsweise auszusprechen, weil es bei den jetzigen nicht genügenden Aufschlüssen unmöglich ist, den Zusam- menhang der fraglichen Gesteinsschichten sicher nachzu- weisen. Ungleich schöner als das eben erwähnte Vorkom- menist der Prehnit des Okerthales, der sich in ziemlich grossen, klaren bis durchscheinenden gelblich weissen Kry- stallen in einem Hornfels ähnlichen Gestein unweit der oberen Grenze des Granits gefunden hat. Dagegen ist das Vorkommen eines gelblich grünen Minerals, das wahrschein- lich Granat ist, aber auch möglicher Weise Vesuvian sein 299 kann, da sich keine gut bestimmbaren Krystalle desselben finden liessen, ziemlich unscheinbar. Die kleinen undeut- lichen Krystalle kommen meistens mit Quarz vor. In ge- netischer Beziehung dürfte noch der Fund dieses Minerals, in dem von einer Versteinerung (vielleicht von einem Cya- thophyllum) hinterlassenen Hohlraume interessant sein. Man sieht auf dem Stücke noch die, von der Structur der Ver- steinerung herrührende, eigenthümliche Zeichnung, und un- mittelbar auf dem Abdrucke sitzen die kleinen Krystalle. Beim Bau des neuen Weges hat sich unweit der Kesten- klippe an mehreren Punkten Schwefelkies gefunden, sowohl in kleinen unregelmässigen Partien, als auch in ringsum ausgebildeten Krystallen. Es waren Combinationen von Würfel und Pyritoeder, die zu kleinen Gruppen gehäuft sich porphyrartig in einer Schicht eingewachsen fanden. Die mineralogischen Ergebnisse eines alten Bergbauversuchs unweit der Rehmkerbrücke lassen sich jetzt, ausser Quarz, nicht gut mehr erkennen, weil die Halden zu sehr bewach- sen sind. Aus den jüngeren Flötzschichten am Ausgange des Okerthales erwähne ich noch das Auftreten des Schwer- spathes im bunten Sandsteine, und des Gypses im Keu- per. Ersterer scheint eine krystallinisch blättrige Einlage- rung, vielleicht gar eine selbständige Schicht zu bilden und findet sich beim Anfange des Wildgatters am Fusse des Adenberges, während letzterer sich in Krystallen und kry- stallinischen Massen beim Bau des Wasserlaufes für die Frau Marien Saigerhütte gefunden hat. Der Granit des Okerthales liefert dem Mineralogen nur geringe Ausbeute, denn nur selten enthält er Drusen, und diese sind dann meistens noch sehr klein, so dass man kaum deutliche Orthoklas- und Quarzkrystalle darin findet. Erstere sind gewöhnlich gelblich weiss und in den Drusen häufig von einer braunen Substanz überzogen. In dem Gestein selbst bemerkt man mitunter an der eigen- thümlichen Lage der Hauptspaltungsrichtungen des Ortho- klases, dass er Zwillinge nach dem Karlsbader Gesetz bil- det. Nur da, wo das Korn des Gesteins ein gröberes wird, findet man deutlichere gelbliche und röthliche Orthoklas- 230 krystalle. Am häufigsten erscheinen einfache Krystalle, an denen man auch mitunter die ziemlich seltene Querfläche bemerkt, doch sind auch einige Zwillingsverwachsungen nach dem Bavenoer Gesetz gefunden. Neben dem Ortho- klas bemerkt man in den Drusen häufig Albitzwillinge, deren grösste Ausdehnung mitunter einen halben Zoll er- reicht. Der Albit dürfte jünger als der Orthoklas sein, denn an vielen Stücken zeigt es sich, dass er letztere mit einer bald dickern bald dünnern Kruste umgiebt. Auf den ersten Blick scheint es dann, als ob grössere Albitkrystalle vorlägen, aber bei dem sehr leicht stattfindenden Zerbrechen solcher Stücke sieht man wie der Orthoklas immer den Kern bildet, der nur von Albit überrindet ist, und man sieht auch, dass diese Verwachsung eine krystallographisch re- gelmässige ist, denn die Spaltungsfläche des Orthoklases setzt sich durch den Albit fort. Da aber letzterer stets in Zwillingen auftritt, so erscheint die Spaltungsfläche des Albits als eine sehr wenig geknickte, so dass man statt einer Fläche eigentlich zwei hat. Der Neigungswinkel die- ser beiden Flächen ist aber so gross, dass man ihn bei oberflächlicher Betrachtung leicht übersieht und es dann erscheint, als ob die Hauptspaltungen des Orthoklases und Albits zusammenfielen. Der Albit ist häufig wasserhell, findet sich aber auch weiss und unterscheidet sich hier- durch sowohl, als durch den Perlmutterglanz auf der Spal- tungsfläche leicht vom Orthoklas. Das eben besprochene Vorkommen, das ich in nächster Zeit noch ausführlicher zu untersuchen und zu beschreiben gedenke, gleicht dem des Albivs in dem Granit Schlesiens und auch dem Ortho- klaszwillingen von Baveno. Die grösseren Drusen im Gra- nit liefern auch nicht selten wasserklare Quarzkrystalle, an denen mitunter die Rhombenfläche auftritt, während sich Trapezflächen mit Sicherheit bisher nicht erkennen liessen. Ein sehr kleiner Krystall war wasserhell und zeichnete sich durch eine höchst ungleichmässige Entwickelung seiner Flä- chen aus, so dass er in Form eines dünnen fast dreiseiti- gen Blättchens erschien. Der Glimmer des Granits ist vor- herrschend dunkler Magnesia-Glimmer und nur selten findet man weissen Kali-Glimmer. Die Uebergemeng- 231 theile des Granits kommen meistens ziemlich spärlich vor. Unter ihnen ist schwarzer Schörl am häufigsten, er tritt in büschelförmigen krystallinisch stängligen Partien auf, zeigt aber wenn er eingewachsen ist, nie Endkrystallisatio- nen, Eine Druse lieferte mir kürzlich zwei kleine aber theilweise zerbrochene Krystalle, an denen Rhomboeder- flächen zu bemerken waren. In Gestein findet sich ferner ein gelblichgrünes Mineral, das früher einmal für Pyral- lolith angesprochen wurde, sich aber bei näherer Prüfung als eine Feldspathvarietät auswies. Sodann bemerkt man mitunter kleine, bis einen halben Zoll grosse Partien von rothem Granat und liniengrosse Körnchen von violettem und grünem Flussspath. Von letzterem Mineral fand ich mit Albit, Quarz und Schörl in einem Drusenraume ein deutliches Octaeder von einigen Linien Kantenlänge, grün- lich und violett gefärbt. Zu den selteneren Vorkommen zählen drei grüne Mineralien, von denen das am hellsten gefärbte feinschuppig ist, während von den beiden dunkel- grünen eins faserig und eins blättrig ist. Es ist vielleicht Chlorit, Pistazit und Hornblende, doch bin ich nicht im Stande für die Richtigkeit dieser Bestimmungen einzu- stehen. Schliesslich ist noch ein dunkel olivengrünes bis braunes stark glänzendes Mineral von muschligem Bruch zu erwähnen, das vielleicht zu den seltenen Substanzen zählt, welche den nordischen Granit für den Mineralogen so interessant machen. Leider war mir bislang eine nähere Untersuchung dieses Körpers unmöglich. Schliesslich muss ich noch ein Verwitterungsproduct des Granits erwähnen. Es ist dies Kaolin, der sich auf Absonderungsklüften fand, auf denen ziemlich viel Wasser eindrang. Dies mag denn auch zur Zersetzung des Feld- spaths mit gewirkt haben. Der Quarz des Granits ist bei dieser Umwandlung unversehrt geblieben und findet sich in den Kaolin eingeschlossen. Das ganze Vorkommen des Kaolins war von nur geringer Mächtigkeit und schien auch nicht tief nieder zu setzen. XIV. Riefenbachsthal. Die Mineralvorkommnisse dieses Thales, welches bei Harzburg ins Radauthal einmündet, sind auf den ungefähr 232 1/, Stunde von Harzburg entfernten Steinbruch beschränkt. Das in diesem Steinbruche gewonnene Gestein wurde früher allgemein für Hornfels angesprochen, jedoch ist es jetzt höchst wahrscheinlich, dass in diesem Steinbruche Grün- stein ansteht, und es wäre möglich, dass der von Lerbach bis in die Nähe von Harzburg fortsetzende, den ganzen Harz durchschneidende Grünsteinzug, hier aufträte. Die mehrfach in diesem Steinbruche sich zeigenden kugligen Gesteinsabsonderungen deuten eben so sehr, als die Ge- steinsbeschaffenheit auf Grünstein. Im Gestein selbst zei- gen sich keine bemerkenswerthen Mineralien, dieselben sind vielmehr auf schmälere oder breitere Spalten und Klüfte verwiesen. Bis jetzt habe ich an dieser Localität Folgen- des gefunden. Eisenglanz findet sich in blättrig strah- ligen Partien in grob krystallinischem Kalkspath ausge- schieden, den man durch Behandlung mit Salzsäure leicht entfernen kann. Ich that dies in der Absicht etwa vor- handene Eisenglanzkrystalle zu finden, bemerkte aber, dass die einzelnen Blättchen eine sehr unregelmässige Begren- zung hatten. Kalkspath kommt sowohl in ziemlich be- trächtlichen krystallinischen Massen vor, als auch in Kry- stallen. Die krystallinischen Massen sind weiss und neigen sich mitunter zum Farblosen hin, was sie aber nie voll- ständig erreichen. Die Krystalle scheinen verschiedenen Anschüssen anzugehören. Eins der schönsten Mineralien des Riefenbachsthales ist aber der Prehnit. Er bekleidet in mehr oder weniger dichten Krystallkrusten die Seitenflächen schmaler Spalten, welche mitunter ein so beharrliches Strei- chen und Fallen haben, dass man sie durch den ganzen Steinbruch verfolgen kann, mitunter aber auch ganz kurz und so schmal sind, dass eine Krystallisation des Prehnits keinen Raum fand. Die Krystalle selbst sind von weisser gelblich - und grünlichweisser Farbe und zeigen häufig ge- rundete Flächen, mitunter erscheinen sie nach einer Rich- tung aufgeblättert. Ueberblickt man das Vorkommen des Prehnits im Riefenbachsthale im Ganzen, so drängt sich die Ansicht auf, dass er näher nach der Erdoberfläche zu auftritt, und überhaupt scheinen die Mineralien führenden Gänge und Spalten im Riefenbachsthale sowohl, als auch 233 im Radauthale und am Steinberge bei Goslar nicht in grös- serer Tiefe nieder, zu setzen, was mir anzudeuten scheint, dass die Atmosphärilien an der Bildung der die Spalten ausfüllenden Mineralien Antheil haben. Mit dem Prehnit findet sich häufig Pistazit zusammen, indem er in strah- ligen Bücheln und Sternen von nur geringer Dicke auf dem Prehnit liegt. Er hat eine gelblich - bis pistaziengrüne Farbe und ist hier leicht von ähnlichen Mineralien zu unterschei- den. Nur einmal habe ich den Pistazit in etwas grösserer Masse gefunden. Er bildete eine lockere Verwachsung von Krystallsäulchen und trug in Hohlräumen kleine aber scharfe und deutliche Krystalle von gelbem Granat. Denselben gelben Granat fand ich auf einer Spalte, deren Wände zu- nächst mit Prehnitkrystallen bedeckt waren. Diese trugen dann Pistazit und hierauf sass der Granat. Es dürfte dem- nach das erwähnte Stück, das ich in einer Schutthalde des Steinbruchs fand, auch von einer ähnlichen Gangspalte her- rühren und es fragt sich, ob dieser constanten Succession nicht ein Gesetz zum Grunde liegt. Der Granat findet sich, ausser in den erwähnten gelben Krystallen, noch in rothen und bräunlich violetten grössern Partien, die aber keine Krystallinität zeigen. Vor etwa 10 Jahren, als die Arbeits- fläche des Steinbruchs noch nicht so tief in den Berg vor- gerückt war wie jetzt, fand sich an einer Stelle schnee- weisser Natrolith. Er stellte sich als ein Aggregat äus- serst zarter Fasern dar, die mehr oder weniger regelmässig dicht an einander verwachsen waren. Dieses Vorkommen ist aber schon seit längerer Zeit erschöpft, und späterhin ist kein zweites gefunden. Neben Zeolith und Kalkspath- adern finden sich auch Q uarztrümmerchen, die nicht sel- ten Drusenräume enthalten. Die in letztern enthaltenen Krystalle sind aber unansehnlich und ich habe keine Eigen- schaften an ihnen entdecken können, die sie vor Krystallen von andern Localitäten auszeichneten. Es sind nun noch zwei fasrige Mineralien von der in Rede stehenden Fundstelle zu erwähnen, nämlich Albest und Epichlorit. Der Asbest ist von weisser oder graulich weisser Farbe, und nährt sich in einzelnen Modificationen dem sogenannten Bergholz, in an- dern Varietäten ist das ganze Aggregat weicher und locke- 234 rer und das Aeussere ist dem des eigentlichen Asbest’s ähnlicher. Der Asbest scheint im Riefenbachsthal auf einem Kalkspathtrum vorzukommen, wenigstens fand er sich an der Stelle, wo ich ihn sah, mit einem krystallinischen Kalk- spath. Das zweite faserige Mineral des Riefenbachsthales, der Epichlorit ist vor mehreren Jahren von Rammels- berg als selbständige Species aufgestellt (vide Poggendorffs Annalen Band LXXVII. pag. 237... Rammelsberg nennt nämlich das Mineral Epichlorit, was früher, hier als Chry- sotil angesehen wurde, dem es in der That so ähnlich ist, dass diese Deutung, bevor der chemische Bestand nachge- wiesen wurde, nicht als fehlerhaft angesehen werden konnte. Die Farbe des fettig anzufühlenden, fettglänzenden Minerals ist bouteillengrün, der Strich grünlichweis. H= 2—25 G=2.176. Das Mineral sondert sich leicht in stänglige Stücke, und häufig hat vor dem Losbrechen diese Sonde- rung schon stattgefunden, und die feinen Klüfte zwischen den stängligen Aggregaten sind mit Eisenoxydhydrat über- zogen, so dass die wahre Farbe des Minerals erst bei wei- terer Zertheilung hervortritt. Der Epichlorit scheint Schnüre in einem serpentinartigen Gestein (vielleicht dichter Grün- stein) zu bilden, und es steht die stänglige Absonderung mehr oder weniger rechtwinklig auf den Wänden der mit Epichlorit erfüllten Spalten. Der Name Epichlorit bezieht sich auf die, dem Chlorit ähnliche chemische Zusammen- setzung des Minerals, indem es von jenem im Wesentlichen nur durch einen etwas höhern Kieselerdegehalt abweicht. Zu dem Epichlorit glaube ich auch einige Stücke rechnen zu müssen, die ich vor einigen Jahren fand. Sie erschei- nen nur etwas frischer als das gewöhnliche Vorkommen des Epichlorits, und waren jedenfalls in Kalkspath einge- wachsen, welcher bei seiner Verwitterung die Enden der einzelnen Stängelchen frei stehen liess. Aber auch an die- sen Stücken war neben der stängligen Absonderung keine Spur von Krystallinität zu erkennen. Es scheint, dass bis jetzt das Riefenbachsthal die einzige Fundstelle des Epichlo- rits ist. Es ist hier nicht selten von Kupferkies und Malachit begleitet, von denen letzterer aus der Verwitterung des ersten hervorgegangen zu sein scheint. Schliesslich 235 bleibt noch das Vorkommen eines krystallinischen Ortho- klases zu erwähnen, welcher sich ebenfalls auf Gängen findet, die aber von dem krystallinischen Feldspath so voll- ständig erfüllt sind, dass zur Ausbildung einzelner grösse- rer Krystalle kein Raum blieb. XV. Radauthal. Im Radauthale, mit dem hier das Tiefenbachsthal zu- sammengefasst ist, sind besonders zwei Gebirgsarten her- vorzuheben, die sich durch ihre Mineraleinschlüsse aus- zeichnen, und der Uebersichtlichkeit wegen dürfte es am besten sein, von diesen beiden Gesteinen, dem Gabbro und den metamorphischen Schichtgesteinen die mehr unter- geordnet auftretenden, aber mit besondern Namen belegten Gebirgsarten, nicht zu trennen. Indem ich wegen der geognostischen Erscheinungen im Radauthale auf die dem- nächst vom Hrn. Dr. Streng erscheinende Arbeit auf- merksam mache, gehe ich zur Aufzählung der einzelnen Mineralvorkommnisse über, und wende mich zunächst zu den im sogenannten Hornfels oder den metamorphosirten Schichtgesteinen auftretenden Mineralien. Es ist hier zu- nächst wieder der Quarz anzuführen, welcher sich ziem- lich häufig, aber selten in bessern Krystallen auf schmalen Gängen und Klüften vorfindet. Ziemlich oft tritt er als Gemengtheil des an mehreren Punkten gangartig vorkom- menden Schriftgranits auf und ist dann von krystallinischem gelblichen oder röthlichen Orthoklas begleitet. Mitunter, und besonders im Tiefenbachsthale, etwa !/, Stunde ober- halb des obersten Gabbrosteinbruchs tritt der Feldspath reiner und, wie es scheint, selbständiger auf, indem er in einem glimmerreichen Gestein Gänge bildet. Er hat hier meist eine gelblich-weisse Farbe und ist krystallinisch, ja mitunter auch in Hohlräumen zu Krystallen angeschossen, die meistens von rauhen Flächen umgeben sind und die Grösse von !/, Zoll erreichen. Diese Feldspathgänge, wenn man das Vorkommen so nennen darf, lieferten vor einigen Jahren Krystalle von gelbem Sphen (vid. II. Bericht des Clausthaler naturwissenschaftlichen Vereins Maja vom Jahre 1851—52 pag. 29.), welche selten in ihrer grössten Aus- 236 dehnung die Länge von !/, Linien überschreiten, meistens aber kleiner und sehr dünn waren. Beim Zerschlagen des Gesteins gelang es, ziemlich vollständige Sphenkrystalle auszuschälen. Neben dem Sphen war der Feldspath häufig von säulenartigen Partien von Brauneisenstein durchsetzt und es scheint, dass dieses Eisenoxydhydrat der Rück- stand von der erfolgten Zersetzung früherer Krystalle sei, die vielleicht Pistazit waren. Zu dieser Annahme veran- lasst mich ein Stück, welches noch unverwitterte grünliche Krystallchen enthält, die zwar hinsichtlich ihrer Grösse den Brauneisensteinsäulen weit nachstehen, aber doch eine ähnliche Gestalt zu haben scheinen. Ein ganz ähnliches Vorkommen habe ich kürzlich auf einem im obersten Gabbrosteinbruche entblössten Granitgange beobachtet, aber obgleich hier die in Feldspath eingeschlossenen Kry- stallsäulen viel grösser und deutlicher waren, als an dem zuerst gefundenen Stücke, so war es doch bisher nicht möglich dieselben mit Sicherheit hier zu bestimmen. Aus- serdem soll in der oben erwähnten Sphen führenden Feld- spathpartie auch Apatit vorkommen, doch habe ich mich nicht von der Gegenwart dieses Minerals durch eigne An- schauung überzeugen können. In den, im Hornfels auf- tretenden Gängen von Schriftgranit ist noch ein eigen- thümliches glimmerartiges Mineral zu erwähnen, das ich für Voigtit halten möchte, wenigstens scheint äusserlich das Mineral des Radauthales von der in einem thüringer Handstücke enthaltenen Substanz nicht verschieden zu sein. Noch ist unter den Mineralien des Hornfelses der Schörl zu erwähnen, ich fand denselben in nicht sehr grossen und etwas undeutlichen Krystallen porphyrartig im Hornfels eingewachsen, aber leider nur in einem losen Stücke, wel- ches zwischen dem Schutt des jetzt verlassenen grossen Hornfelssteinbruches lag. Schliesslich bemerke ich noch, dass ich dem Gestein, in welchen die vorhin erwähnten Sphen führenden Feldspathgänge aufsetzen, und welches sich durch grossen Glimmergehalt auszeichnet, kleine krystallinische Par- tien und Körnchen eines bräunlich-violetten Granats fand. Ungleich reicher an Mineralien als der Hornfels des Radauthales ist jedenfalls der Gabbro, von ‘dem ich hier, 237 des eigenthümlichen Vorkommens wegen, den Schillerfels nicht trennen möchte. Ganz ungezwungen ordnen sich diese Mineralien in zwei Klassen, je nachdem dieselben nämlich als Uebergemengtheile oder im Gestein selbst aus- geschieden vorkommen, oder aber sich auf deutlichen Gang- spalten finden. Letztern würde ein geringeres Alter bei- zumessen sein. Leider bin ich nur nicht im Stande, diese Eintheilung ganz scharf durchzuführen, weil ich nicht alle Mineralien an ihren Fundstellen gesehen habe und aus manchen lose gefundenen Stücken nicht immer mit völliger Sicherheit auf die Art des Vorkommens geschlossen werden kann, indessen werde ich so viel als möglich die Art des Vorkommens bei der folgenden Aufzählung berücksichtigen. Zunächst möchte ich mich zu den vier der Augit- familie angehörenden Specien wenden, von denen eine für das Gestein charakteristisch ist. Dies ist der Diallag, mit dem der aus dem Radauthale angeführte Hypersthen und Bronzit wahrscheinlich zusammenfallen. Am schönsten findet sich dies Mineral in den grobkörnigen Gabbrovarie- täten der Baste. Es ist von Köhler (Poggendorffs Annalen Bd. XIII. pg. 101.) analysirt und krystallographisch und physikalisch untersucht. Der Diallag soll sich gerade in diesem grobkörnigen Gestein nicht selten in regelmässiger Verwachsung mit Hornblende befinden, jedoch hält es schwer Stücke zu finden, an denen dies deutlich zu sehen ist. In Folge der genauen Angaben jedoch, die Köhler hierüber macht, ist anzunehmen, dass demselben deutliche Stücke vorgelegen haben. Dem Diallag nahe verwandt ist der von Hausmann davon getrennte Diaklasit. Dieses Mineral, das zwar in seinem chemischen Bestande nicht sehr vom Diallag abweicht, dagegen eine andere Farbe besitzt, findet sich stets in Aggregaten kleiner Krystalle von Augitform. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Diklasit das ist, was früher gelber Schillerspath genannt wurde, aber abgesehen von der deutlicher erkennbaren Krystallform, die besonders bei äusserlich verwitterten Stücken hervortritt, unterscheidet sich der Diklasit dadurch sehr wesentlich von dem später zu erwähnenden Schiller- spathe, dass er ein wasserfreies Silicat ist, während jener 238 nicht unbeträchtlich Wasser enthält. Der Diklasit ist viel seltener als der Diallag, und findet sich besonders im oberen Theile des Radauthales noch !/, Stunde über der Einmündung des Bastebachs in die Radau. Ein drittes Augitmineral des Radauthales ist der Manganaugit, welcher sich früher, aber nur einmal im Gabbro ausge- schieden gefunden zu haben scheint. Er besass eine schöne rothe Farbe und zeigte da, wo er am reinsten war, Spuren von Spaltbarkeit.e. Eine Analyse dieses Minerals ist in Leonhard u. Bronns Neuem Jahrbuch für Mineralogie, Jahr- gang 1850 pag. 683. mitgetheilt. Das vierte seiner Mi- schung nach zu der Augitfamilie zählende Mineral ist der früher gefundene Wollastonit. Nach den Stücken, die ich von diesem Mineral gesehen habe, ist es nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob sich dasselbe als Ausschei- dung im Gestein, oder auf einer Grenzspalte gefunden hat, doch scheint mir ersteres am wahrscheinlichsten zu sein. Dieses Mineral ist längere Zeit hindurch fälschlich für Tre- molit gehalten worden, mit dem es auch im Aeussern grosse Aehnlichkeit besitzt, bis Rammelsberg durch eine Analyse (vide Supplement zum Handwörterbuch des chem. Theils der Mineralogie pag. 266.) die wahre Substanz ken- nen lehrte. Der Wollastonit bildet fasrige seidenglänzende Massen von gelblich- bis graulich-weisser Farbe und scheint früher nicht sehr spärlich vorgekommen zu sein, während ich in den letzten Jahren nicht einmal Spuren davon habe finden können. Da es hier nicht darauf ankommt, in wel- cher Folge die einzelnen Mineralien angeführt werden, so will ich zunächst noch bei einigen Körpern verweilen, von denen es erwiesen ist, ‚dass sie als Ausscheidungen im Gestein auftreten und erwähne darum den zweiten Haupt- bestandtheil des Gabbro, den Labrador, von demich den Saussurit, der vielleicht nur durch Farbe und Aggrega- tion vom Labrador abweicht, hier nicht trenne. Am deut- lichsten findet er sich in den grobkörnigen Gabbrovarietäten, besonders in der Baste. Er ist hier von weisser Farbe und ganz dicht, so dass es schwer hält, ihn nach seinem Aeus- sern richtig zu bestimmen. In dem feinkörnigern Gabbro sind seine Eigenthümlichkeiten noch schwerer zu erkennen. 239 An mehreren Stellen des Radauthales findet man im Gabbro grosse Partien von Schillerfels, und diese enthalten dann wieder Schillerspath, der nach seinem Vorkommen in der Baste von Haidinger Bastit genannt ist. Derselbe findet sich auch im obern Gabbrosteinbruche, schöner jedoch in der Baste und am frischesten an einem Punkte am Süd- abhange des Radauberges. Ausserdem ist er in den Roll- steinen der Radau nicht selten. Er istin ein dichtes grünlich- schwarzes Gestein eingewachsen, welches wohl als dichte unkrystallinische Modification des Schillerspaths angesehen wird, während es andere für Serpentin erklären. Die Mi- schung dieses dichten Gesteins weicht von der des krysallini- schen Schillerspaths kaum ab, und berücksichtigt man nun, dass auch die chemische Zusammensetzung von Serpentin und Schillerspath nicht sehr verschieden sind, so könnte es zur Frage kommen, ob man nicht den krystallinischen Schillerspath als einen krystallirirten, und den dichten als unkrystallisirten Serpentin ansehen kann? Nach Professor G. Rose soll aber der Schillerspath als eine Pseudomor- phose nach Augit aufzufassen sein. Ausser dem dichten Gestein, in das der krystallinische Schillerspath eingewach- sen ist, finden sich noeh einige Gesteinsmodificationen, die man wohl als zum Serpentin gehörig betrachten kann, und ich werde weiter unten noch Gelegenheit haben, einige verwandte Mineralien aufzuführen. Ferner finden sich in dem Gabbro des Radauthales nicht selten grössere und klei- nere Blättchen eines röthlich braunen Glimmers, die sich mitunter so häufen, dass das Gestein ganz aus Glimmer zu bestehen scheint. Dieser Glimmer ist durch sein Aeus- seres deutlich von dem glimmerartigen Mineral unterschie- den, das ich unter dem Namen Voigtit unter den Gemeng- theilen des Schriftgranits aufführte, und ich bemerke noch, dass auch im Gabbro Gänge von Schriftgranit vorkommen, welche Voigtit führen. Es sind nun noch einige Schwef- lungen aufzuführen, die sich als Uebergemengtheile oder als grössere Ausscheidungen im Gabbro finden. Am häu- ‘ figsten von ihnen scheint der Magnetkies zu sein. Er findet sich sowohl in grössern reinen Massen ausgeschie- den, als auch fein in das Gestein eingesprengt. Er zeigt 240 die charakteristische tombakbraune Farbe und ist ganz dicht, so dass von Krystallinität, wie sie das in Sammlungen häu- fige Vorkommen dieses Minerals von Bodenmais zeigt, nichts zu bemerken ist. Mitunter finden sich Anlauffarben auf dem Magnet- kies, die ihn dem Kupferkies oder Buntkupfererz ähnlich erscheinen lassen. Ungleich hübscher als der Magnetkies stellt sich ein Vorkommen von Schwefelkies dar, wel- ches, wie es scheint, in diesem Jahre zuerst bemerkt ist. In einer eigenthümlichen hellfarbigen dichten und sehr zä- hen Gesteins-Modification im untern Steinbruche des Ra- dauthales fanden sich nämlich ringsum ausgebildete stark glänzende Krystalle von Schwefelkies eingewachsen. Die- selben sind entweder reine Würfel oder Combinationen von Würfel und Octaeder. Die Grösse der Krystalle wechselt von einer Linie bis zu ungfähr !/, Zoll. Dieselben sitzen sowohl einzeln als auch zu kleinen Gruppen vereinigt im Gestein und beim Zerschlagen desselben gelingt es nicht selten, die Krystalle wohlerhalten auszuschälen. Ausser diesen eingewachsenen Krystallen von Schwefelkies habe ich auch kleine auf Gängen aufgewachsene Krystalle des- selben Minerals, obwohl sehr selten, im Radauthale gefun- den. Von mehreren Stücken Bleiglanz, dieich vor eirca 10 Jahren in den Steinbrüchen des Radauthales fand, lässt es sich nicht mit Sicherheit angeben, ob dieselben einem gangartigen Vorkommen angehören, oder ob sie von Aus- scheidungen im Gestein herrührten, doch ist mir ersteres wahrscheinlicher, weil ihre Gestalt plattenförmig war und der Bleiglanz auf den beiden grössern Flächen mit erdigen Bleivitriol überrindet war. Unter den im Gestein ausge- schiedenen Mineralien ist schliesslich noch der Rutil zu nennen, welcher der früher als Nigrin unterschiedenen Va- rietät beizuzählen ist. Die nun gangartig oder auf Klüften im Gabbro vor- kommenden Mineralien sind die folgenden: Apophyllit. Da ich dieses Mineral nie selbst gefunden habe, so bemerke ich nach Rammelsbergs Angaben (vide Poggendorffs Anna- len Bd. LXXVII. pag. 236.), dass er als letzte Ausfüllungs- masse auf Gängen erscheint, welche ein feldspathartiges 241 Mineral (wahrscheinlich Labrador) Prehnit und Quarz füh- ren. Er ist schneeweiss, perlmutterglänzend, hat eine deut- liche Spaltungsrichtung und bildet krystallinisch körnige Massen, aber keine ausgebildeten Krystalle. Ein ziemlich häufiges Mineral im Radauthale ist der Stilbit Hauy oder Desmin Breithaupt. Er findet sich namentlich auf einem Gange im untern grossen Gabbrosteinbruche und überzieht die Wände der Spalten mit !/, —!/, Zoll dicken Krystallkru- sten in der Weise, dass die einzelnen Blättchen und Fasern recktwinklig auf den Wänden stehen, und die Endflächen der Krystalle aus der Oberfläche der Krystallkruste hervor- treten. Wenn aber auch an einigen Stelle die Spalte breit genug war, um einer vollkommneren Krystallisation Raum zu lassen, so sind die Krystalle doch nur wenig ausgezeich- net, und meistens von unebenen und gerundeten Flächen begrenzt. Viel schöner sind die Krystalle von Prehnit, die sich zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Stellen im Radauthale gefunden haben. Die Grösse dieser Krystalle variirt sehr und überschreitet mitunter !/, Zoll, wobei dann meistens die Krystalle sehr dünn sind. Hinsichtlich der Durchscheinheit stehen die Prehnit- krystalle des Radauthales hinter denen des Riefenbachstha- les zurück, aber sie haben dafür den Vorzug vor diesen, dass sie von ebenen mitunter sogar spiegelnden Flächen begrenzt sind, und dass die Gruppirung derselben so an- geordnet ist, dass sich die einzelnen Krystalle vollkomm- ner- entwickeln konnten, so dass auch ihre Form leichter zu erkennen ist. In einem kleinen jetzt nicht mehr im Be- triebe stehenden Steinbruche war der Prehnit von grossen Quarzkrystallen begleitet, und an einigen Stücken schien es sogar, als ob diese Quarzformen theilweise von Prehnit- masse erfüllt wären, doch muss dies erst noch näher unter- sucht werden, bevor es als Pseudomorphose von Prehnit nach Quarz angesehen wird. Ausser dem eben angeführ- ten Vorkommen habe ich kleine Quarzgänge mit den ge- wöhnlichen Krystallen erfüllt auch noch an andern Orten im Radauthale bemerkt. In der Gesellschaft des Quarzes, wie mancher anderer Mineralien erscheint nicht selten ein krystallinischer Kalkspath von weisser Farbe und gerin- IX 242 ger Durchscheinheit, der sich in solchen Fällen, wo eine Folge mehrerer Mineralien sich beobachten lässt, häufig als das Jüngste darstellt. Nur selten findet man freie Kalkspath- Krystalle. Es bleibt nun noch übrig auf einige faserige Substanzen aufmerksam zu machen, die zum Theil dem Asbest mehr oder weniger ähnlich sind und die man wohl nicht unpassend unter dem Namen Bergholz zusammen- fassen kann. Hiervon muss aber wahrscheinlich ein dun- kelgrünes seidenglänzendes Mineral unterschieden werden, welches schmale Klüfte ausfüllt und zwar in der Weise, dass die einzelnen Fasern rechtwinklig auf den Spalten- wänden stehen. Von diesem Mineral ist es noch nicht ent- schieden, ob man es als Chrysotil ansehen oder als Epi- chlorit bezeichnen soll, dem es auch nicht unähnlich ist. Ein mit dieser fraglichen Substanz im obern grossen Gab- brosteinbruche des Radauthales vorkommendes Mineral, das sich als grünlich weisses dickfasriges Aggregat darstellt, ist vielleicht dem Metaxit beizuzählen, jedoch ist diese Bestimmung durch eine chemische Untersuchung erst noch zu bestätigen. Sodann ist der Albit anzuführen, welcher in ausgezeichneten Zwillingskrystallen, die mitunter die Grösse von 1/, Zoll erreichten im Radauthale auf Gängen vorgekommen ist. Er ist von weisser bis gelblich weisser Farbe und die Krystalle sind meistens von ebenen spiegeln- den Flächen begrenzt. Ich glaube dieses Vorkommen von Albit für das schönste der hiesigen Gegend ausgeben zu können und es ist darum zu beklagen, dass die Albitgänge nicht von solcher Ausdehnung sind, dass man sie fortwäh- rend beobachten kann. Als neuesten Fund kann ich schliess- lich noch den Pistazit anführen. Ich bemerkte denselben kürzlich in Krystallen von einigen Linien Ausdehnung, welche in Kalkspath eingewachsen waren. Neben dem Kalkspath bemerkte man einen noch nicht näher untersuch- ten Zeolith, wahrscheinlich Prehnit, und das Ganze schien einen Gang von nicht grosser Ausdehnung erfüllt zu haben. Einige noch gar nicht näher untersuchte Körper muss ich für jetzt unberücksichtigt lassen. 243 Ueber das Wesen der Materie und deren selbstthätige Gestaltung zu einer wohlgeordneten Körperwelt. Von Ser..ud. Dem denkenden Naturfreunde, dem es Bedürfniss ist, die wichtigsten und allgemeinsten Erscheinungen in der materiellen Welt so weit als möglich auf ihre ersten Ur- sachen zurückgeführt zu sehen, werden hiermit die Grund- züge eines Systems zur Prüfung und Beurtheilung vorge- legt, durch welches, wenn es sich bewährt, die ganze bis- herige Naturanschauung nicht unwesentlich modificirt wer- den wird. Und hoffentlich wird es sich bewähren; denn, ausgehend von nur wenigen Grundursachen, deren wirk- liches Vorhandensein kaum einigem Zweifel unterliegt, führt es an der Hand der nie trügenden Mathematik zu Resul- taten, die durch ihre Grossartigkeit in Staunen setzen, und durch ihre Uebereinstimmung mit der Wirklichkeit oft wahr- haft überraschen. — Da der Verfasser wünscht, dass doch Ja das System von recht Vielen geprüft werden möge, so hat er für zweckmässig erachtet, sich auf die Grundzüge desselben zu beschränken, und selbst diese so kurz und klar darzulegen, als es ihm nur möglich war. Letzteres ist auch der Grund, warum er mehrmals hypothetisch be- stimmte Zahlen in Ansatz bringt, wo er sich unter andern Umständen allgemeiner algebraischer Bezeichnungen hätte bedienen müssen. Er wollte überhaupt nach jeder Seite hin das Verständniss möglichst erleichtern; denn er ist sich nur zu sehr bewusst, wie ungern er selbst sich entschliesst, dem Studium neuer Systeme, von deren Werth er nicht zum Voraus überzeugt ist, Zeit und Kräfte zu widmen, und glaubt daher dasselbe auch von Andern. Wenn der Verfasser sich nicht nennt, so hat das sei- nen Grund nicht in einem Gefühle der Unsicherheit, son- dern in einer anderweitigen Scheu, welche sich aus der Grösse der Aufgabe, die er sich gestellt hat, sehr leicht er- klären lässt. Man wolle ihm dieselbe zu Gute halten. 16 244 Einleitendes. Ueber das Wesen der Materie und die Art ihrer Wirksamkeit sind die Ansichten von jeher sehr verschieden gewesen, und sind es auch jetzt noch. Der gewöhnliche Mensch denkt sich dieselbe als eine todte, raumfüllende Masse; allein das ist sie nicht. Sie ist nicht todt, sondern in allen ihren Theilen Trägerin wirkender Kräfte, und was die Raumfüllung betrifft, so ist längst er- wiesen, dass diese nur relativ und das Produkt entgegen- gesetzter Kräfte ist, welche einander das Gleichgewicht halten. Von den verschiedenen Hypothesen, durch welche man theils schon im Alterthum, theils in neuern Zeiten das Wesen der Materie zu erklären gesucht hat, erscheint keine als genügend und annehmbar; die einen erklären nämlich das Zuerklärende nicht, die andern involviren an und für sich schon Undenkbares. Nach der atomistischen Hypo- these z. B. ist die Materie eine Anhäufung unzähliger, ein- ander nicht berührender ursprünglicher Einheitchen (Ato- men), die in der Nähe einander abstossen, in der Ferne aber einander anziehen. Hierbei entsteht nun die Frage: Haben die einzelnen Atomen eine, wenn auch noch so ge- ringe Grösse, d. h. sind sie mathematisch noch theilbar, oder nicht? — Haben sie keine Grösse, so sind sie absolut Null, und es ist nicht denkbar, wie sie alsdann Träger von Anziehungs- und Abstossungskräften sein können. Haben sie aber eine Grösse, so sind sie an und für sich schon Körper, schon Materie, und dann ist durch sie offenbar das Wesen der Materie ebensowenig erklärt, als das Wesen des Wassers erklärt sein wurde, wenn man sagte, dasselbe bestehe aus einer Menge mit einander verbundener Tro- pfen. — So geeignet also die atomistische Hypothese auch ist, bei der Chemie als Grundlage zu dienen, so erklärt sie dennoch das nicht, was sie eigentlich erklären soll. — Im Nachstehenden wollen wir versuchen, ob es uns vielleicht gelingen möge, dem Ziele auf einem anderen, so viel ich weiss, bis jetzt noch nicht betretenen Wege um etwas näher zu kommen. — Die merkwürdigste und allgemeinste Erscheinung in der Materie ist ein zweifaches Streben, ein Streben nach örtlicher Vereinigung und ein Streben nach örtlicher Tren- 245 nung. Die Ursachen desselben scheinen dem analog zu sein, was in der Geisterwelt Liebe und Hass heist; man pflegt sie Anziehungs- und Abstossungskräfte zu nennen, und dieses Namen wollen auch wir uns bedienen, ohne vorläufig uns darum zu kümmern, ob sie richtig ge- wählt seien, oder nicht. Jetzt wollen wir uns eine Substanz denken, deren sämmtliche Theile einander abstossen mit einer Kraft, die irgend einer Potenz der Entfernung umgekehrt proportional sei. Offenbar wird diese Substanz, wenn nicht eine äussere Kraft sie zusammenhält, keinen Augenblick in ihrer Aus- dehnung beharren, sondern vermöge der gegenseitigen Ab- stossung aller ihrer Theile sich sofort nach allen Seiten aus- dehnen. War sie nun anfänglich als stätige Grösse so durch ihren Raum verbreitet, dass die Abstossung, und in Folge davon das Streben sich auszudehnen, in allen mathe- mathischen Punkten vollkommen gleich war, so wird auch die Ausdehnung in allen mathematischen Punkten durch- aus auf dieselbe Weise vor sich gehen, und es wird daher, obschon der Raum, den diese Substanz einnimmt, sich er- weitert, doch kein mathematischer Punkt desselben leer werden können, denn es ist kein Grund vorhanden, warum der eine Punkt mehr als jeder andere sollte leer werden können.”) Die besagte Substanz wird also nach erfolgter Ausdehnung noch immer ihren Raum als stätige Grösse durchdringen, und noch immer sich weiter auszudehnen streben, mithin ganz das sein, was man ein vollkommen expansibles Fluidum nennt. Denken wir uns dieselbe ein- geschlossen in einem gewissen Raum (Behälter), der durch äussere Kräfte beliebig erweitert oder verengt werden könne, so wird sie bei Erweiterung dieses Raumes sich ausdehnen, bei Verengung desselben zusammengepresst werden, immer aber den ganzen ihr angewiesenen Raum als stätige Grösse durchdringen. Und wenn in ihr ausser der besagten Abstossungskraft keine andere Kraft wirksam *) Sollte Jemand dieses nicht gut denken können, so hat das seinen Grund einzig und allein darin, dass er eine raumfüllende Masse voraussetzt, also das Produkt eher setzt, als die Faktoren. 246 ist, so wird sie fähig sein, sowohl bis ins Unendliche sich auszudehnen, als auch bis ins Unendliche zusammengepresst zu werden; denn wenn wir ihren Raum x nennen, so wird die Grösse ihres Strebens, sich auszudehnen, wie aus der a gemachten Annahme leicht herzuleiten ist, durch = dar- gestellt werden können, und dieser Ausdruck kann nie Null und nie unendlich werden, so lange x selbst nicht unendlich oder Null wird. — Da nun, wie gezeigt worden, die in Rede stehende Substanz sich über einen grösseren Raum ausdehnen kann, ohne einen Punkt desselben leer zu lassen, und umgekehrt, in einen kleineren Raum zu- sammengepresst werden, obwohl vorher keine leeren Zwi- schenräume vorhanden waren, und zwar Beides bis’ins Un- endliche: so haben wir in ihr ein Wesen, welches zwar im Raume existirt, und einen Raum durchdringt, aber dennoch zu seiner Existenz keinesweges einer bestimmten Raum- grösse bedarf. \ Ein Fluidum besagter Art kann durch Theilung des Raumes, den es einnimmt, selbst getheilt werden, und wie- der getheilt werden, und so fort bis ins Unendliche; allein was man durch eine solche Theilung erhält, das sind ihrem Wesen nach Theile, und nicht ursprüngliche Ein- heiten. Die ganze Masse des Fluidums muss, oder kann wenigstens, als die ursprüngliche Einheit gefasst werden; wären die Theile ursprüngliche Einheiten, so wäre das Ganze Vielheit, was dem Begriffe einer stätigen Grösse widersprechen würde. Von Atomen, Molekülen, Monaden u. s. w. kann hier also keine Rede sein. Die intensive Grösse der Kraft, womit ein Fluidum sich auszudehnen strebt, proportional dem Drucke, den es auf eine bestimmte zur Einheit angenommene Fläche, z. B. auf jeden Quadratzoll der Seitenwände seines Behälters aus- übt, heisst bekanntlich seine Expansivkraft. Nehmen wir an, die Expansivität eines Fluidums sei die Wirkung einer mit der nten Potenz der Entfernung im umgekehrten Verhältnisse stehenden gegenseitigen Abstossung aller sei- ner Theile, und diese Abstossung aller seiner Theile, und diese Abstossung sei nur von der Entfernung, nicht aber 247 zugleich auch noch von andern Umständen abhängig, so wird bei gleichen Quantitäten die Expansivkraft n-+2 3 tenzen ihrer Räume. — Der mathematische Beweis dieses Satzes ist so einfach und leicht, dass ich nicht für nöthig halte, ihn hier folgen zu lassen. — Setzen wir statt der gegenseitigen Abstossung der Theile eine gegenseitige Anziehung derselben, so tritt an die Stelle der Expansion eine Kontraktion, von welcher offenbar dasselbe gelten muss, Verhält sich nämlich die gegenseitige Anziehung der Theile umgekehrt, wie die nten Potenzen ihrer Entfernungen von einander, so wird bei gleichen Quantitäten die sich umgekehrt verhalten, wie die ten Po- 2 Kontraktivkraft den u ten PotenzenderRäu- me umgekehrt proportional sein. — Nachdem wir dieses vorausgeschickt haben, können wir nun auf die Sache selbst etwas näher eingehen. Beweis, dass schon durch die Verbindung zweier expansibeln Fluida eine Materie entstehen kann, welche der Materie unserer Körperwelt in ihren wesentlichen Eigenschaften ähnlich ist. Wir wollen annehmen, der innere Raum eines Behäl- ters mit vollkommen undurchdringlichen Seitenwänden sei durch eine festliegende, ebenfalls undurchdringliche Ebene in zwei Theile getheilt, und in jedem dieser Theile befinde sich ein expansibles Fluidum. Das eine Fluidum heisse A, das andere B. Jedes derselben wird nun den ganzen ihm angewiesenen Raum durchdringen, und wie nach allen übrigen Seiten, so auch auf die besagte Ebene einen Druck äussern. Weil diese Ebene aber undurchdringlich sein soll, so werden die beiden Fluida nicht mit einander in Berüh- rung kommen. Wenn nun aber die trennende Ebene plötz- lich schwände, was würde dann geschehen? — Sind A und B gleichartig, z. B. beide atmosphärische Luft, so wird sich A oder B, je nachdem die Dichtigkeit des einen oder des anderen grösser ist, weiter ausdehnen, wodurch dann das andere enger zusammengepresst wird, und wenn auf diese 248 Weise eine gleichmässige Vertheilung durch den ganzen Raum bewirkt worden, muss Ruhe eintreten. Sind aber die beiden Fluida nicht gleichartig, so müssen wir noch wissen, wie sie ihrer Natur nach auf einander wirken; denn daraus, dass die Theile jedes einzelnen Fluidums einander abstossen, folgt noch nicht, dass auch die Theile beider sich gegenseitig abstossen werden. Um den einfachsten Fall zu nehmen, wollen wir setzen, A und B ständen mit einander in gar keiner Wechselwirkung; es sei zwischen ihnen gar keine Kraft wirksam, weder eine gegenseitige Anziehungs- noch eine gegenseitige Abstossungskraft. In diesem Falle können die beiden Fluida sich gegenseitig in ihrer Ausdehnung nicht beschränken, denn um das zu kön- nen, wäre eine Kraft erforderlich, mit welcher sie auf ein- ander wirkten, die aber nach der Annahme nicht vorhan- den sein soll. A wäre dann für B, und B für A, so gut wie gar nicht vorhanden; folglich müsste denn jedes der beiden Fluida sich als eine stätige Grösse durch den gan- zen Raum verbreiten, gerade so, als wäre das andere gar - nicht da, und somit würde innerhalb des besagten Raums kein mathematischer Punkt übrig bleiben, durch den nicht sowohl A als B sich verbreitet hatte.*) Hier hätten wir also ein Bestehen zweier Wesen an einem und demselben Orte, ein Bestehen zweier Wesen in einander. Wir wollen dasselbe eine vollkommene Durchdringung nennen. Jetzt wollen wir setzen, es finde zwischen A und B das in. der Natur mehrfach bestehende Gesetz statt, dass Gleichartiges sich abstosse, Ungleichartiges aber sich ge- genseitig anziehe. A und B, einzeln betrachtet, sind dann vollkommen expansible Fluida, indem bei dem einen so- wohl als bei dem anderen alle Theile als gleichartig aus- einander streben werden. Durch die Vermischung der bei- den Fluida aber kommt in diesem Falle auch ein Gegen- *) Um etwas dem Anscheine nach Aehnliches vor Augen zu haben, mag man hier immerhin an das Licht und die Wärme denken, die scheinbar als stätige Fluida beide gleichzeitig den ganzen Raum eines Zimmers durchdringen, ohne sich gegenseitig im Mindesten zu beschränken. 249 einanderstreben zum Vorschein, indem die Theile des A die des B anziehen, und von ihnen angezogen werden. Die gegenseitige Durchdringung der beiden Fluida, die nach Obigem schon ohne diese Anziehung statthaben würde, kann offenbar durch dieselbe nur befördert werden. Es wird aber jetzt mehr geschehen; die beiden Fluida werden nicht bloss einander durchdringen, sondern auch sich mit einander verbinden. Die Theile des A werden gleich- sam die des B festhalten und von ihnen festgehalten wer- den, und alle Partikeln des so entstandenen Gemisches wer- den nun mit sämmtlichen in den beiden Fluidis liegenden Kräften auf einander wirken. Es seien m und m‘ zwei Partikeln des besagten Ge- misches, deren jede also sowohl von dem Fluidum A als von dem Fluidum B enthalte. Das A jeder Partikel wird dann das A der anderen Partikel abstossen, und das B derselben anziehen. Das B jeder Partikel wird des B der anderen abstos-‘ sen, und des A derselben anziehen. Folglich werden zwischen den beiden Partikeln m und m‘ vier Kräfte wirksam sein, zwei gegenseitige Abstos- sungs- und zwei gegenseitige Anziehungskräfte. Die erste Abstossungs- und die Anziehungskraft haben ihren Grund in dem Fluidum A, die zweite Abstossungs- und die zweite Anziehungskraft in dem Fluidum B. — Was von diesen beiden Partikeln gesagt ist, gilt von allen Theilen des ge- nannten Gemisches; sie werden sämmtlich auf einander wirken mit den besagten vier Kräften. Je nachdem nun die beiden Anziehungskräfte zusammengenommen grösser oder kleiner sind, als die beiden Abstossungskräfte, muss sich das Gemisch, wenn es sich selbst überlassen ist, ent- weder in einen engeren Raum zusammenziehen, oder aber sich weiter ausdehnen, und damit hierdurch eine in ihrer Ausdehnung beharrende Materie entstehe, ist nur nöthig, dass die vier Kräfte verschiedenen Gesetzen gehor- chen, dergestalt nämlich, dass die gegenseitige Abstossung der Theile bei zunehmender Entfernung schneller ab- und bei zunehmender Annäherung schneller zunehme, als die gegenseitige Anziehung derselben; denn alsdann wird es 250 jedesmal eine Ausdehnung geben, in welcher die Anzie- hung und die Abstossung einander das Gleichgewicht hal- ten. — Man gelangt in der That zu sehr interessanten Re- sultaten, wenn man das hier Gesagte einer genauen Be- rechnung unterwirf. Wir wollen das nachstehend thun, und dabei die Gesetze für die Abnahme der vier Kräfte hypothetisch feststellen. Dem Mathematiker wird es ein Leichtes sein, für das hypothetisch Bestimmte nach Belie- ben Allgemeines zu substituiren, und dadurch die erzielten Resultate in allgemein gültige zu verwandeln. Nehmen wir also an: 1. die erste gegenseitige Abstossung der Theile verhalte sich umgekehrt, wie die fünften Potenzen ihrer Entfer- nung von einander, und bewirke bei dem oben genann- ten Gemische für den Raum R eine Expansivkraft P; 2. die erste gegenseitige Anziehung derselben stehe mit den vierten Potenzen der Entfernung im umgekehrten Verhältnisse, und bewirke, ebenfalls für den Raum R, eine Kontraktivkraft K; 3. die zweite gegenseitige Abstossung sei den dritten, und 4. die zweite gegenseitige Anziehung den zweiten Po- tenzen (den Quadraten) der Entfernung umgekehrt proportional. Um nun das Ganze möglichst zu vereinfachen, wollen wir setzen, die beiden letztgenannten Kräfte seien in Be- zug auf die beiden ersteren so klein, dass wir sie, ohne einen bedeutenden Fehler zu machen, vorläufig ganz ausser Acht lassen können. Ob nun nach diesen Annahmen unsere Mischung, wenn sie sich selbst überlassen ist, sich weiter ausdehnen, oder sich enger zusammenziehen werde, hängt davon ab, ob die besagte Kontraktivkraft K kleiner oder grösser sei, als die Expansivkraft P. Gesetzt es sei K= 10P; in die- sem Falle müsste eine Zusammenziehung in einen engeren Raum stattfinden. Da jedoch die gegenseitige Abstossung der Theile mit den fünften, die gegenseitige Anziehung derselben aber mit den vierten Potenzen der Entfernungen im umgekehrten Verhältnisse stehen soll, so wird bei der 251 durch die Verengung des Raumes bewirkten grösseren An- näherung sämmtlicher Theile die Abstossung schneller zu- nehmen, als die Anziehung, und ihr endlich gleich werden, wo dann in Folge des Gleichgewichtes der Kräfte Ruhe eintreten, und die Mischung in ihrer Ausdehnung beharren muss. Die Grösse des Raumes, in welchem das geschehen wird, ist leicht zu berechnen. Er heisse r. Die in diesem Raume durch die gegenseitige Abstossung der Theile be- wirkte Expansivkraft heisse p, und die durch die gegen- seitige Anziehung bewirkte Kontraktivkraft möge k heissen. Es ist alsdann: Be weil diese beiden Kräfte einander das Gleichgewicht hal- ten sollen. Ferner ist nach dem bereits früher Gesagten (I. am Ende): 542 5+2 N eh DES Ra ER IEST, woraus folgt: 7 vr (#7 r und aus demselben Grunde (I. am Ende): 4+2 4+2 21.462 KıKs=eRn Ss .ar Schr: m. woraus folgt: 2 t Setzen wir nun die hier für p und k gefundenen Werthe in die Gleichung p = k, so haben wir: Hieraus r entwickelt, giebt: BSR Ay en Tgsmuan Ole oder, da nach unserer Annahme K = 10P ist: R 1000. Das heisst: der Raum r, in welchem die beiden Kräfte sich ins Gleichgewicht setzen werden, beträgt an Grösse den tausendsten Theil des ursprünglichen Raums R. Die be- sagte Mischung wird sich also durch die ihr inwohnenden 252 Kräfte auf den tausendsten Theil ihres Raumes zusammen- ziehen, und dann selbstthätig in ihrer Ausdehnung behar- ren, d. h. einen Körper bilden. Berechnet man nach den obigen Angaben für den Raum r = die Expansivkraft p, und die Kontraktiv- R 1000 kraft k, so findet sich: p = 10,000,000 P, und ki’ .1,000,000,&K = 10,000,000®: Aus der Grösse dieser beiden einander das Gleichgewicht haltenden Kräfte ersieht man, mit welch einer grossen In- tensität der so entstandene Körper in seiner Ausdehnung beharren wird. Für jeden kleineren Raum wird nun offenbar die Ex- pansivkraft, für jeden grösseren die Kontraktivkraft die grössere Sein. Wie also der auf die besagte Weise ent- standene Körper auch gedehnt, oder zusammengepresst werden möge, immer wird er durch sich selbst zu derjeni- gen Ausdehnung zurückkehren, in welcher er den besagten Raum r einnimmt, mithin eine expansive und kon- traktive Elastizität zeigen, ganz so, wie wir die- selbein den Naturkörpern vorfinden. — Wer sich die Mühe geben will, zu berechnen, eine wie grosse äus- sere Kraft man auf diesen Körper müsste einwirken lassen, um ihn dadurch um ein Bestimmtes, z. B. um den tausend- sten Theil seines Volumens, zusammen zu pressen, oder zu dehnen, der wird finden, dass dieselbe beziehungsweise sehr gross sein müsste. — Ich wiederhole, dass die hier in Rech- nung gebrachten hypothetischen Annahmen bloss ein Bei- spiel sein sollen; man substituire dafür beliebige andere, und man wird ähnliche Resultate finden. Nur ist noth- wendig, dass die gegenseitige Abstossung des Gleicharti- gen bei zunehmender Entfernung schneller ab-, und also bei zunehmender Annäherung schneller zunehme, als die gegenseitige Anziehung des Ungleichartigen. Durch die Verschiedenheit des Verhältnisses, in wel- chem die beiden Urfluida mit einander verbunden werden können, kann offenbar eine unendliche Mannigfaltigkeit der Materie bewirkt werden. Setzen wir, eine sehr grosse Quan- 253 tität des einen Fluidums sei von einer ganz unbedeutenden Quantität des anderen durchdrungen, so kann offenbar die durch die gegenseitige Anziehung des Ungleichartigen be- wirkte Kontraktivkraft nur unbedeutend sein in Vergleich zu der Expansivkraft des erstgenannten Fluidums Ein solches Gemisch kann sich daher unter Umständen weiter ausdehnen, und folglich uns noch als ein expansibles Flui- dum erscheinen, obwohl seine Ausdehnsamkeit endlich, wenn auch erst in einem millionenmal grösseren Raume seine Gränze finden müsste. Dass auf diese Weise eine Materie gebildet werden könnte, unzähligmal feiner, als unsere fein- sten Gase, liegt klar am Tage. Die Möglichkeit der Ent- stehung einer beziehungsweise sehr dichten Materie haben wir so eben nachgewiesen. Nothwendig muss es ein Ver- hältniss der Mischung geben, durch welches ein Maximum der Dichtigkeit bewirkt wird, und von diesem Maximum an bis zu dem feinsten Gas, welche Mannigfaltigkeit ist da nicht möglich? — Zwei auf die mehrgenannte Weise entstandene Mate- rien, von welchen die eine verhältnissmässig mehr des Flui- dums A, die andere mehr des Fluidums B enthält, müssen, wenn sie mit einander in Berührung gebracht werden, sich gegenseitig stärker anziehen, als sich die Theile jeder ein- zelnen anziehen; sie müssen folglich sich sehr enge mit einander verbinden, und in ihrer Verbindung sich in einen Raum zusammenziehen, der kleiner ist, als die Summe der beiden Räume, die sie einzeln einnahmen. — Hier haben wir die chemische Verwandtschaft. — Da nun aber jede der beiden Materien Einiges von demjenigen Fluidum enthält, dessen Theile nach unserer Annahme sich abstos- sen mit einer Kraft, welche sich umgekehrt verhält, wie die fünften Potenzen der Entfernung, während die beiden An- ziehungskräfte niedrigeren Potenzen der Entfernung umge- kehrt proportional sind, so muss bei dem engeren Zusam- menziehen endlich doch jene Abstossung so gross werden, dass sie den beiden Anziehungen das Gleichgewicht hält, und somit können die beiden Materien, wie enge sie sich auch mit einander verbinden mögen, sich doch nicht mehr vollkommen durchdringen. Diese enge Verbindung, 254 jedoch ohne vollkommene Durchdringung, wäre dann das, was man die chemische Durchdringung zu nennen pflegt. Sie ist von der oben erklärten, vollkommenen Durchdringung wesentlich verschieden. Dass die besagte chemische Verbindung wieder aufgehoben werden kann, wenn eine dritte Materie hinzugesetzt wird, deren Ver- wandtschaft zu der ersten oder der zweiten noch grösser ist, als die Verwandtschaft dieser beiden zu einander, leuch- tet von selbst ein. — Wahlverwandtschaft. Jede durch unmittelbare Vereinigung der Urfluida ent- standene Materie wollen wir primitive Materie nennen, jede andere aber, die erst durch die Verbindung mehrerer Arten primitiver Materie gebildet worden ist, und daher nach dem eben Gesagten auch wieder in dieselben zerlegt werden kann, heisse secundäre. Die primitive Materie ist dann das, was man in der Chemie Elemente oder Grundstoffe zu nennen pflegt, welche Benennung wir deshalb nicht beibehalten dürfen, weil nach unserem Sy- steme die Urfluida, und nur sie, als die wahren Elemente oder Grundstoffe betrachtet werden müssen. Jetzt noch eine überaus wichtige Bemerkung. Wenn die in der Materie liegende gegenseitige Anziehung oder Abstossung ihrer Theile von der Entfernung abhängig ist, und zwar so, dass sie mit irgend einer Potenz derselben im umgekehrten Verhältnisse steht, so ist die absolute Kraft, mit welcher zwei unendlich kleine materielle Parti- keln in irgend einer endlichen Entfernung von einander sich gegenseitig anziehen oder abstossen, nothwendig un- endlich klein in Vergleich zu derjenigen absoluten Kraft, mit welcher sie in unendlicher Nähe aufeinander wirken. Hierbei ist aber Eins wohl zu beachten. Jedes unendlich kleine Theilchen liegt nur sehr wenigen, ebenfalls unend- lich kleinen Theilchen unendlich nahe; aus endlicher Ent- fernung aber können unendlich viele solche Theilchen auf dasselbe einwirken, und dadurch kann dann die Gesammt- wirkung derselben wieder beziehungsweise endlich werden. Setzen wir, die in Rede stehende Kraft sei den nten Poten- zen der Entfernung umgekehrt proportional, so ist, wie durch eine genaue mathematische Berechnung dargethan werden 255 kann, für diejenigen Fälle, in welchen n kleiner ist als 3, die absolute Kraft, welche durch die Gesammtwirkung der in endlicher Ferne liegenden Theilchen hervorgebracht wird, nicht unendlich klein im Vergleich zu derjenigen Kraft, mit welcher die sich unendlich nahe liegenden aufeinander wir- ken; ist aber n gleieh 3, oder grösser als 3, so bleibt auch die besagte Gesammtwirkung unendlich klein. Hieraus folgt nun: 1. Alle zwischen den Theilen der Materie wirkenden Kräfte, welche ihrer Natur nach mit der 3ten, oder mit einer noch höhern Potenz der Entfernung im umgekehrten Verhältnisse stehen, sind nur in unendlicher Nähe wirk- sam, in jeder endlichen Ferne aber unendlich klein, d.h. Null*) . Alle mit einer niedrigeren Potenz der Entfernung im umgekehrten Verhältnisse stehenden Kräfte bleiben auch in allen endlichen Entfernungen wirksam, es sei denn, dass diese Wirksamkeit durch andere Ursachen aufgeho- ben oder verhindert werde. Diesemnach sind nun von den vier Kräften, für deren Abnahme bei zunehmender Entfernung wir oben die Ge- setze hypothetisch festgesetzt haben, die drei ersten bloss in unendlicher Nähe wirksam, in jeder endlichen Ferne aber unendlich klein, d. h. Null, während die vierte, nämlich die mit den Quadraten der Entfernuug im umgekehrten Ver- hältnisse stehende Anziehungskraft auch in jeder endlichen Entfernung wirksam bleibt. Alle sich nicht unendlich nahe liegenden Theile, der auf besagte Weise gebildeten Materie werden folglich nicht mit den vier Kräften, sondern bloss mit der vierten allein aufeinander wirken, d.h. sich ein- ander bloss anziehen, und zwar mit einer Kraft, welche den Quadraten der Entfernung umgekehrt proportional ist. — Hier haben wir die allgemeine Gravitation, ganz So, wie sie sich in der Natur vorfindet. — 9) *) Wären diese Kräfte in endlicher Ferne endlich, so würden ihre Wirkungen in unendlicher Nähe unendlich gross sein, die Rech- nung führte uns dann zu unendlich grossen Expansiv- und Kontraktiv- kräften, welche als vorhanden in der Materie anzunehmen, wir keinen Grund haben. 256 Anm. Wenn ich oben bei der Erklärung und Berechnung der Expansion und der Kontraktion der Materie die dritte und die vierte der besagten vier Kräfte durch eine ganz .willkürliche Annahme beseitigt habe, so geschah das, wie schon gesagt worden, blos der Einfachheit wegen. Ge- nau genommen hätten dieselben mit in Rechnung ge- bracht werden müssen, so nämlich, dass die Expansion eines Körpers als die Gesammtwirkung zweier Abstossungs- und die Kontraktion desselben als die Gesammtwirkung zweier Anziehungskräfte dargestellt worden wäre, und das um so mehr, als manche Erscheinungen in der Körper- welt, namentlich auch die verschiedenen Aggregatzustände der Materie, durch die Annahme blos einer gegenseiti- gen Abstossung nicht genügend erklärt werden können. Allein ieh wollte hier nur die Möglichkeit der Entstehung einer Materie überhaupt zur Anschauung bringen, und das glaube ich gethan zu haben. Die Welt. Gänzlich abgesehen von allem bisher Gesagten muss es bei einigem Nachdenken bald als wahrscheinlich ein- leuchten, dass keine feste oder tropfbar flüssige Materie ein einfaches Wesen sei; denn die Kräfte mit welchen die Theile einer solchen auf einander wirken, kann man einem einfachen Wesen nicht füglich beilegen. Es können näm- lieh zwischen den Theilen aller festen und tropfbar flüssi- gen Materie unserer Körperwelt gegenseitige Abstossungs- und gegenseitige Anziehungskräfte als wirklich vorhanden nachgewiesen werden, und diese Kräfte, von welchen die einen den andern direkt entgegengesetzt sind, können un- möglich einem einfachen Wesen angehören, d. h. einem Wesen, welches nur aus gleichartigen Theilen besteht. Ich wenigstens kann mir zwischen Gleichartigem wohl Ab- stossung oder Anziehung denken, aber nicht Abstossung und Anziehung neben einander, auch nicht zwei Anzie- hungen, welche verschiedenen Gesetzen gehorchen, wie es bei denjenigen Kräften, von welchen die eine die Ursache der Kohäsion, die andere die Ursache der Gravitation ist doch 257 unwiderlegbar dargethan werden kann. Ich bin folglich ge- nöthigt, die Materie für ein zusammengesetztes Etwas zu halten. Da nun oben gezeigt worden, dass schon durch die Verbindung zweier einfachen expansibeln Fluida eine Materie gebildet werden kann, welche in so mancher Be- ziehung ganz mit der Materie unserer Körperwelt überein- stimmt, so stelle ich ohne Scheu folgende zwei Sätze, wenn auch nicht als vollkommen erwiesen, so doch als ziemlich gewiss auf: 1. Jede Materie, wenigstens jede feste oder tropfbar flüs- sige, ist aus verschiedenartigen, einander anziehenden Urbestandtheilen zusammengesetzt. 2. Jeder dieser Urbestandtheile, für sich betrachtet, ist ein vollkommen expansibles Fluidum. Diese zwei Sätze können auch auf folgende Weise in einen einzigen zusammengefasst werden: Die Materie ist ein Zusammengesetztes, und vonihren Urbestandtheilen gilt das Gesetz, dass Gleichartiges sich abstosse, Ungleichar- tiges aber einander anziehe. Jetzt fragt sich, aus wie vielen Urfluidis unsere Körperwelt zusammengesetzt sei. Ich bin lange geneigt gewesen, deren nur zwei anzunehmen, habe mich aber später überzeugt, dass man damit nicht ausreicht, um sämmtliche Eigenschaften der Materie auf eine ungezwun- gene Weise zu erklären, und bin daher genöthigt, den bei- den bisher durch A und B bezeichneten Urfluidis noch ein drittes, C, hinzuzusetzen.*) Hierdurch erhalten wir denn nach dem Gesetze, dass Gleichartiges sich abstosse, Un- gleichartiges einander anziehe, drei verschiedene Abstos- sungen, eine in A, eine in B, unü eine dritte in ©, und, da jedes einzelne Urfluidum jedes der beiden andern an- zieht, sogar sechs Anziehungen. Dass alle diese Kräfte von der Entfernung abhängig sind, und zwar so, dass sie abnehmen, wenn die Entfernung zunimmt, ist sehr wahr- *) Dass es deren noch mehrere geben kann ist klar; ich sehe aber bis jetzt noch keinen Grund, der dazu nöthigt, mehr als drei Ur- fluida anzunehmen, XVL 1860. 18 258 scheinlich; dass sie aber nicht alle nach demselben Gesetze abnehmen, ist nothwendig, denn sonst könnte durch die Verbindung der Urfluida keine in ihrer Ausdehnung be- harrende Materie entstehen. Wichtige Gründe, die später- hin sich von selbst schon ergeben werden, berechtigen zu der Vermuthung, dass von den besagten Kräften die bei zunehmender Entfernung am langsam- sten abnehmende eine Anziehungskraft sei. Da es gleichgültig ist, welches der drei Fluida wir durch A, und welches durch B oder C bezeichnen, so möge A dasjenige vorstellen, dessen Abstossungskraft bei zuneh- mender Entfernung am schnellsten, und C dasjenige, des- sen Abstossungskraft bei zunehmender Entfernung am lang- samsten abnimmt. B wird dann in dieser Beziehung das mittlere sein. Hiernach wäre die Expansivkraft, welche feste und tropfbar flüssige Substanzen äussern, wenn sie in einen kleineren Raum zusammengepresst werden, wohl häuptsächlich die Gesammtwirkung der in A und B liegen- den Abstossungskräfte. In der Expansivität der Dünste und Gase hätten wir vielleicht die Wirkung der in © lie- genden Abstossungskraft. Ist Letzteres richtig, so dürfen wir, da die Expansivkraft derselben bei gleichen Quanti- täten sich umgekehrt verhält, wie die Räume, nach dem, was oben (I. am Ende) gesagt worden, vermuthen, dass die Kraft, mit welcher alle Theile des Urfluidums C einan- der abstossen, sich umgekehrt verhalte, nicht wie die Quadrate der Enfernungen, sondern wie die Entfer- nungen selbst. Die Kohäsion und die Gravitation wer- den, wie mir scheint, durch die zwischen A und B statt- habende Anziehung bewirkt. Diese Anziehung, insoweit sie in A ihren Grund het, bewirkt vielleicht die Kohäsion, und insoweit sie in B liegt, die Gravitation. Das Fluidum C in seiner ganzen Reinheit wäre dann von der eigent- lichen Kohäsion und Gravitation unabhängig. Auf diejeni- gen Kräfte, mit welchen auch dieses Fluidum die beiden andern anzieht, und von ihnen angezogen wird, werden wir später zurückkommen. Da C unter den drei Urfluidis dasjenige ist, in wel- chem die gegenseitige Abstossung der Theile bei zuneh- 259 mender Entfernung am langsamsten ab-, also bei zuneh- mender Annäherung am langsamsten zunimmt, so muss dieses Fluidum unter allen dreien das geeignetste sein, in das Innere einer schon fertigen Materie einzudringen. Geschieht das aber, wird nämlich in eine schon fertige Ma- terie nachträglich noch C hineingedrängt, so muss dadurch offenbar die Ausdehnung derselben eine Veränderung er- leiden, und wenn vorher schon C in gehöriger Menge vor- handen war, nothwendig zunehmen. Je mehr C dann noch hineingedrängt wird, desto grösser muss die Ausdehnung werden, bis endlich die durch C bewirkte Expansivkraft voll- ständig vorherrscht. Diese ist aber von allen bisher be- trachteten Kräften diejenige, welche bei zunehmender Aus- dehnung am langsamsten abnimmt. Sobald sie daher vor- herrschend geworden, wird sie es bei weiterer Ausdehnung auch bleiben; die Kräfte werden sich folglich alsdann nicht wieder ins Gleichgewicht setzen, und die besagte Materie wird den Charakter eines expansiblen Fluidums annehmen, — vorausgesetzt, dass C sich nicht wieder losreisse, und für sich allein sich nach allen Richtungen ausbreite. Ob Letzteres geschehen könne oder nicht, wird von den zwischen C und den beiden andern Fluidis wirkenden Anziehungs- kräften abhangen. — Wer erkennt nicht in dem Fluidum C sofort das Wärmefluidum? Es dringt in alle Körper, dehnt sie weiter aus, und verwandelt, in grosser Quantität vorhanden, die meisten, vielleicht alle, in expansible Fluida, in-Dämpfe nämlich. Auch scheint dasselbe von der Kohä- sions- und der Gravitationskraft unabhängig zu sein. — Hiernach wäre also der Wärmestoff etwas Reelles, nämlich ein Urfluidum, und das Gefühl der Wärme wäre nichts An- deres als die Empfindung der durch dieses Fluidum in den feinsten Substanzen unseres. Körpers bewirkten grösseren Ausdehnung. Wenn aber wirklich alle Materie aus den besagten drei Urfluidis zusammengesetzt ist, so muss die in © lie- gende Abstossung nach dem Vorhergehenden auch wirk- sam sein zwischen allen Himmelskörpern. Die Sonne und die Planeten ziehen sich dann nicht bloss gegenseitig an vermöge der bekannten Gravitationskraft, sondern stossen 260 sich auch einander ab mit einer Kraft, welche nicht den Qua- draten der Entfernungen, sondern den Entfernungen selbst, umgekehrt proportional ist. Diese ihre gegenseitige Abstos- sung kann jedoch nur klein sein im Vergleich zu der allge- meinen Gravitation, denn sonst würde man bei den planetari- schen Bewegungen ihren Einfluss auf die Centripetalkraft ge- wiss schon bemerkt haben. Und dennoch spielt sie auch in- nerhalb unseres Sonnensystems eine sehr wichtige Rolle. Zwischen dem C der Sonne und dem © unserer Erde findet nach dem Vorhergehenden eine gegenseitige Abstos- sung statt. Die Sonne hat des Fluidums C (des Wärme- fluidums) sehr viel, worauf übrigens auch schon ihre ge- ringe Dichtigkeit hinzudeuten scheint. Obwohl unsere Erde dessen weit weniger hat, so ist dennoch auf ihr ein Theil desselben nicht gebunden, sondern durchdringt als freie Wärme die verschiedenen Körper, vorzüglich aber die atmo- sphärische Luft, in welche sich alle auf der Erde frei ge wordene Wärme so leicht zerstreut. Wie muss nun die Sonne auf dieses in unserer Atmosphäre enthaltene freie Wärmefluidum wirken? — Die Antwort ergiebt sich aus dem Bisherigen von selbst. Die Sonne stösst es ab, wenig- stens relativ, drängt es gegen die Erde, und bewirkt da- durch die Tageswärme. Während der Nacht zerstreut sich dasselbe dann wieder in die Luft, um am folgenden Tage durch die Sonne von Neuem abgestossen und gegen die Erde gedrängt zu werden. -—— So kommt denn auch nach unserem Systeme die Wärme nicht aus der Sonne zu uns herüber, sondern blos aus unserer Atmosphäre. Auch er- klärt es sich, warum die Sonnenstrahlen des Morgens und des Abends weniger wärmend wirken, als am Mittage. Die atmosphärische Luft enthält, abgesehen von der in ihr befindlichen freien Wärme, auch sehr viel gebundene, und zwar, wie alle Gasarten, verhältnissmässig weit mehr, als die feste Materie. Demnach müsste auch die Luft selbst von der Sonne relativ einigermassen abgestossen werden, wodurch denn in ihr eine Strömung bewirkt würde, welche mit der durch eine entgegengesetzte Ursache bewirkten Ebbe und Flut des Meeres viele Aehnlichkeit haben müsste. Dieses ist auch vielleicht der Fall; die täglichen regelmäs- 261 sigen Schwankungen des Barometers, besonders wahrnehm- bar in den Tropenländern, deuten, wie mir scheint, auf eine solche, wenigstens theilweise durch relative Abstossung bewirkte Strömung hin. Da nun die in Rede stehende Abstossungskraft bei zunehmender Entfernung langsamer abnimmt, als diejenige Anziehungskraft, welche die Ursache der Gravitation ist, so folgt, dass das Verhältniss zwischen diesen beiden Kräf- ten in jeder anderen Entfernung ein anderes sein wird. In der Nähe wird nämlich die Anziehung in Vergleich zu der Abstossung weit grösser sein, als in der Ferne. Setzen wir in der Entfernung e von einem gewissen Himmelskör- per sei seine thätige Anziehung k, seine thätige Abstos- sung p, und der Verhältnissname — = q; dann ist für die ‘Entfernung ne die Anziehung rn und die Abstossung — 23 h a n? k q i folglich der Verhältnissname — = — = —. In einer p np n n nmal grösseren Entfernung ist also der besagte Verhältniss- name nmal kleiner, d. h. die Abstossung in Vergleich zu der Anziehung nmal so gross. Wenden wir das hier Ge- Sagte auf die Sonne und den uns 400 mal näheren Mond an, so ist, in der Voraussetzung, dass die beiderseitigen Materien gleichartig seien, bei der Einwirkung des Mondes auf unsere Erde die Abstossung beziehungsweise 400 mal kleiner, als es bei der Einwirkung der Sonne auf die- selbe der Fall ist, und es erklärt sich daher sehr leicht, warum die obengenannten Barometerschwankungen sich hauptsächlich nach der Sonne, und nur fast unmerklich zu- gleich auch nach dem Monde richten. — Wir haben hier- bei vorausgesetzt, dass die Materie des Mondes gleichartig sei mit der Sonnenmaterie, was sie aber aller Wahrschein- lichkeit nach nicht ist. Schon die grössere Dichtigkeit des Mondes scheint zu beweisen, dass dieser Himmelskörper verhältnissmässig weit weniger Wärmefluidum besitze, als die Sonne. Hierdurch wird dann selbstredend die von ihm 262 ausgehende, auf unsere Erde wirkende Abstossung wieder- um um ein Bedeutendes kleiner werden. Anm. 1. Durch das Vorhergehende soll keinesweges be- hauptet werden, dass die in Rede stehende Abstos- sungskraft die alleinige Ursache der regelmässigen täg- lichen Barometerschwankungen sei; vielleicht ist sie eine Mitursache; wenigstens möchte ich nicht wa- gen, denjenigen Strömungen in der Atmosphäre, welche durch den täglichen Temperaturwechsel hervorgerufen werden, allen Einfluss auf den Stand des Barometers abzusprechen. n Anm. 2. Dass der Mond durch die von ihm ausgehende Abstossung keine bedeutende Strömungen in der Atmosphäre bewirken kann, ist vorstehend gezeigt wor- den. Aber warum bewirkt er solche nicht durch seine Anziehung, durch welche er doch das Wasser des Meeres in Bewegung setzt? — Auf eine Erörterung dieses Gegenstandes müssen wir, der nothwendigen Kürze wegen, hier verzichten, so interessante Resul- tate sie auch ergeben würde. Besonders auffallend ist die von der Sonne ausgehende Abstossung bei sämmtlichen Kometen, die sich ohne Zwei. fe] dadurch substanziell von den Planeten unterscheiden, dass sie verhältnissmässig weit mehr Wärmefluidum ent- halten. Daher denn auch ihre geringe Dichtigkeit. Die Schweifmaterie der Kometen, die, nach ihrer ungemeinen Feinheit zu schliessen, fast nur aus Wärmefluidum besteht, wird nämlich sichtlich von der Sonne abgestossen. Auch die Länge der Kometenbahnen hat wahrscheinlich ihren Grund zum Theil mit in dieser Abstossung; denn dass jede von der Sonne ausgehende, langsamer als die Gravi- tation abnehmende Abstossungskraft verlängernd auf die Bahnen der sich um dieselbe bewegenden Körper einwir- ken muss, kann durch den gewöhnlichen Kalkül leicht dar- gethan werden. Anm. Ich bin überzeugt, dass bei Bestimmung der Kome- tenbahnen die Berechnung weit genauer mit der Wirk- lichkeit übereinstimmen würde, wenn man dabei die besagte Abstossung mit berücksichtigte, also nicht 263 a oe?’ wobei dann aber freilich noch Alles aufdie richtige Be- stimmung von a und b ankommen würde. Bei den b sondern aaa als Centripetalkraft ansetzte, Planeten kann das negative Glied — seiner relativen Kleinheit wegen, schon eher ausser Acht gelassen werden. Aber wenn zwischen den Himmelskörpern in der That eine Abstossungskraft wirksam ist, welche sich umgekehrt verhält, wie die Entfernungen, so muss diese, wie klein sie auch sein möge, in grosser Ferne dennoch endlich grös- ser werden, als die mit den Quadraten der Entfernungen im umgekehrten Verhältnisse stehende Gravitationskraft. Hierdurch stossen wir auf eine scheinbare Schwierigkeit ganz eigener Art. Es müssten nämlich diesem nach alle Himmelskörper, welche weit genug von einander entfernt sind, sich gegenseitig mehr abstossen als anziehen, folg- lich sich unaufhörlich von einander entfernen, und wie könnte denn die Fixsternenwelt bestehen? — sie müsste auseinanderstieben in’s Unendliche! — Diese Schwierigkeit schwindet jedoch, wenn unsere bereits oben ausgesprochene Vermuthuug richtig ist, nämlich dass die von allen Kräften am langsamsten abnehmende eine Anziehungskraft sei; denn wenn das ist, so muss offenbar die gegenseitige Abstossung der Himmelskörper zuletzt wieder in Anziehung übergehen. Hierdurch gelangen wir, wie sich sogleich zei- gen wird, zu einer Ordnung im Weltbau, die in der That schön und erhaben, und eines allweisen Schöpfers wür- dig ist. Die bis jetzt noch nicht in Betracht gezogenen Kräfte sind diejenigen, durch welche das Urfluidum © die beiden andern Urfluida anzieht, und von ihnen angezogen wird. Es sind dieses eigentlich vier: die erste liegt in A, und hat zum Objekt C; = AZWEILENM, STD NSERE, Mey » C; SURdTNILe NE RER, ONE An REIN , r vierte £}) 9 C, 9 >) ” ” B. Eine hiervon muss also die besagie, am langsamsten 264 abnehmende Anziehungskraft sein, und sie allein wollen wir nun noch in Betracht ziehen, von den übrigen aber bloss annehmen, dass sie durch ihre Wirksamkeit nicht störend in das System eingreifen. Damit wir nun jene am langsamsten abnehmende Anziehungskraft als eine be- stimmte mit in Rechnung bringen können, aber auch nur deshalb, wollen wir beispielsweise setzen, sie sei den Quadratwurzeln der Entfernungen umgekehrt proportional. Hiernach wären nun zwischen allen Himmelskörpern drei verschiedene Kräfte wirksam, nämlich: 1. die mit den Quadraten der Entfernung im umgekehrten Verhältnisse stehende Gravitationskraft; 2. die mit den Entfernungen selbst im umgekehrten Ver- hältnisse stehende Abstossungskraft; 3. die letztgenannte, mit den Quadratwurzeln der Entfernung im umgekehrten Verhältnisse stehende Anziehungskraft. Die absolute Kraft, mit welcher zwei Himmelskörper, deren Entfernung von einander, in Erdbahnradien ausge- drückt, x heissen möge, sich wirklich gegen einander zu bewegen streben, kann Ken vorgestellt werden durch: en wobei a,b und ce a jedoch bei verschiedenen Himmelskörpern verschiedene Grössen sein werden. Das erste Glied ( —| stellt die eigentliche Gravitation vor, das b zweite (—) die Wirkung der mehrgenannten Abstossungs- kraft, und das dritte ( 7) die Wirkung der am langsam- sten abnehmenden Anziehungskraft, Wir wollen die Kraft- einheit m nennen, und dann Beispiels halber setzen, es sei. a = 100,000 m, ferner b = 1110 m, und ce = 11m. Da- durch verwandelt sich denn obiger Ausdruck für das Ge- geneinanderstreben der beiden Himmelskörper in: en 1110 ai =) a 177 72 ran: So lange hier x kleiner ist als 100, werden wir y po- sitiv finden, und zwar hauptsächlich weges des ersten Glie- 265 des, woraus folgt, dass die beiden Körper bis zu einer Entfernung von 100 Erdbahnradien (100 mal 21 Millionen Meilen) sich wirklich einander anziehen werden. Dieser Bereich, hier von O0 bis 100, heisse der Bereich der Gravitation. — Setzt man x = 100, sowird y= 0; in dieser Entfernung werden also Anziehung und Abstos- sung einander das Gleichgewicht halten. — Sobald x grös- ser wird als 100, gibt das zweite Glied den Ausschlag, in Folge dessen y negativ wird, und das dauert bis zu der Entfernung x = 10,000. Von x = 100 bis zu x = 10,000 werden folglich die beiden Körper einander wirklich ab- stossen. Dieses ist der Bereich der gegenseiti- gen Abstossung. — Istx = 10,000, so ist zum zweiten Male y = 0; Anziehung und Abstossung halten da zum zweiten Male einander das Gleichgewicht. — Wird endlich x grösser als 10,000, so wird y wieder positiv, hauptsächlich in Folge des dritten Gliedes, und bleibt dann positiv bis in’s Unendliche. In jeder Entfernung also, die grösser ist als 10,000 Erdbahnradien, werden die beiden Körper einander wieder wirklich anziehen. Dieses ist der Bereich der letzten Anziehung. — Die beiden Entfernungen, in welcher y = 0 ist, also Anziehung und Abstossung einan- der das Gleichgewicht halten, wollen wir die beiden Men- suren nennen. Alle Körper, welche sich zu einander in dem Bereich der gegenseitigen Gravitation befinden, müssen gegen ein- ander fallen, es sei denn, dass sie durch eine anderweitige Ursache, z. B. durch Centralbewegung, auseinander gehal- ten werden. Alle sich zu einander in dem Bereich der ge- genseitigen Abstossung befindende Körper müssen, sich selbst überlassen, nothwendig sich weiter von einander ent- fernen. Zwei Körper, welche sich zu einander in der er- sten Mensur befinden, streben, wegen des Gleichgewichtes der Kräfte, weder gegen- noch auseinander; aber den- noch ist an kein Bebarren in dieser Mensur zu denken, denn die mindeste Störung würde sie zu einander entwe- der in den Bereich der Gravitation, oder in den Bereich der gegenseitigen Abstosung bringen, wo sie denn in dem ersten Falle gegen einanderfallen, in dem letzten sich bis 266 zu der zweiten Mensur auseinander bewegen müssten. In der zweiten Mensur aberist Beharrlichkeit. Wird nämlich allda durch äussere Einwirkung die Entfernung der beiden Körper verringert, so rücken sie in den Bereich der gegenseitigen Abstossung; wird sie vergrössert, so treten sie in den Bereich der letzten Anziehung; in beiden Fällen also werden sie, sobald die äussere Einwirkung aufhört, selbstthätig zu der besagten Mensur zurückkehren. — Hieraus ergeben sich nun leicht nachstehende Sätze: 1. Kein Sonnensystem kann sich über den Bereich der Gravitation seines Centralkörpers hinaus erstrecken. 2. Sollte ein Komet durch seine Centrifugalkraft die erste Mensur überschreiten, so kann er nicht selbstthätig in das Sonnensystem zurückkehren. 3. Die Fixsterne, je die nächsten nämlich, stehen, wenn wir die Einwirkung der entfernter liegenden ausser Acht lassen, zu einander in der zweiten Mensur. Der letzte dieser Sätze ist überaus wichtig und inter- essant in seinen Folgerungen. Man ersieht daraus sofort, dass die Sternenwelt weder zusammenfallen, noch auch sich ins Unendliche verlieren kann; denn sobald die Fix- sterne auch nur im Mindesten sich einander nähern, stos- sen sie sich gegenseitig ab, und sobald sie sich weiter aus- einander entfernen. ziehen sie sich gegenseitig an. — Wir wollen einmal annehmen, die Fixsternenwelt erstrecke sich nicht durch den ganzen unendlichen Raum, sondern habe ihre Grenzen, sei endlich, und uns nun vorstellen, dieselbe solle durch äussere Kräfte zusammengepresst werden, so nämlich, dass dadurch die Fixsterne einander näher gebracht würden. Sie würde nach dem Vorhergehenden dann offen- bar Widerstand leisten, und zwar desto mehr, jemehr sie zusammengepresst würde. Sobald aber der Druck auf- hörte, müsste sie, in Folge der gegenseitigen Abstossung, zu ihrer gegenwärtigen Ausdehnung zurückkehren. Würde sie durch irgend eine äussere Kraft weiter ausgedehnt (die Fixsterne weiter auseinandergezogen), so würde sie eben- falls Widerstand leisten, und später auf gleiche Weise sich selbstihätig wieder zusammenziehen. Die Fixsternenwelt würde sich also in dieser Beziehung ganz so verhalten, 267 wie jeder einzelne Körper unserer Erde. Pressen wir näm- lich irgend einen Körper zusammen, so leistet er Wider- stand, und dehnt sich nach aufgehobenem.-Drucke selbst- thätig wieder aus; dehnen wir ihn, so leistet er ebenfalls Widerstand, und zieht sich dann später selbstthätig wieder zusammen. — Die ganze Sternenwelt erscheint uns hier- nach als eine einzige in sich selbst verbundene Masse, oder was dasselbe ist, als eine zusammenhängende Materie, aber als eine Materie nach dem atomistischen Systeme. Die Fixsterne sind die Atome darin. Nähern sich dieselben, so stossen sie einander ab; entfernen sie sich von einan- der, so ziehen sie sich gegenseitig an. — Man ersieht hieraus sofort, dass die von den Astronomen ver- muthete Zentralbewegung der Fixsternenwelt nicht nothwendig ist, um dieselbe vor dem Zu- sammenstürzen zu bewahren. Noch einige vereinzelte Gedanken und Bemerkungen. Alle von den verschiedenen Körpern ausgehenden, in jeder endlichen Entfernung endlich bleibenden Kräfte wirken offenbar nicht bloss auf die Materie ausser uns, sondern auch auf unseren Körper selbst und auf alle seine Theile. Die eine davon, die Gravitationskraft, wirkt sogar fühlbar auf unseren Körper, denn wir fühlen den Druck unserer Glieder gegen die Erde, und würden ihn noch mehr füh- len, wenn nicht eine Gewöhnheit von Jugend auf uns die- ses Gefühl zur Natur gemacht hätte. Sollte nicht, wenn auch auf andere Weise, die Einwirkung der übrigen eben- falls sinnlich wahrnehmbar sein können? — Dass sol- ches absolut unmöglich sei, kann man nicht behaupten. — Die hier in Betracht kommenden Kräfte sind erstens die in C liegende Abstossungskraft, und dann vielleicht auch diejenigen Anziehungskräfte, durch welche das Fluidum C mit den beiden andern Urfluidis in Verbindung steht. — Wir wollen uns hierbei ein klein wenig aufhalten. — Die Nervensubstanz unseres Körpers, die Trägerin und Leite- rin aller unserer Empfindungen, ist nach unserem System, 268 wie jede andere Materie, zusammengesetzt aus den Urflui- dis A, B und C. Würde ein aus den zartesten Nerven be- stehender Körpertheil nun irgend einer kompakten Masse des Fluidums C zugekehrt, so müsste letztere das C der Nervensubstanz nothwendig abstossen, das A und B der- selben aber anziehen, folglich in der Nervensubstanz, wenn auch keine Scheidung, so doch wenigstens eine gewisse Spannung. bewirken. Und sollte diese Spannung nicht wahrnehmbar sein können? — Es gibt in der That einen solchen, aus den feinsten und zartesten Nerven bestehen- den Körpertheil, nämlich die Netzhaut in unserem Auge. Wie, wenn das Licht nichts Anderes wäre, als die auf be- sagte Weise auf unsere Netzhaut wirkende Abstossung oder Anziehung? — Das Sehen nichts Anderes als die Wahr- nehmung der durch diese Kräfte in der Netzhaut bewirk- ten Spannung? — Ich meines Theiles kann diesen Gedan- ken nicht aufgeben, obwohl, es mir noch nicht gelungen ist, darnach die Reflexion und die Refraktion des Lichtes auf eine genügende Weise zu erklären. Sollten sich aber diese beiden Erscheinungen erklären lassen, so würde die Farbentheorie schon weniger Schwierigkeit machen; denn Nichts würde uns hindern, die wesentlich einfachen Farben für die Wirkungen vereinzelter Kräfte, die zusammenge- setzten aber für die Gesammtwirkung mehrerer derselben zu halten. In die verschiedenen, durch Abstossung und Anziehung in der Netzhaut bewirkten und das Wesen der Farben ausmachenden Spannungen würden sich sogar ganz bestimmt angeben und durch Figuren veranschaulichen las- sen. — Was die gewöhnlichen Ansichten über das Licht be- trifft, so muss ich gestehen, dass weder das Emanations- noch das Undulationssystem mich befriedigt, denn ich kann weder eine unaufhörlich von der Sonne ausströmende und in den unendlichen Raum sich zerstreuende Lichtmaterie annehmen, noch auch einen das ganze Weltall durchdrin- genden Aether, der einerseits auf die Materie einwirken, anderseits aber den planetarischen Bewegungen in keinerlei Weise hinderlich sein soll. Es ist recht gut möglich, dass die verschiedenen in der Materie wirkenden Kräfte, ausser dem, dass sie in ver- 269 schiedener Weise von den Entfernungen abhängig sind, sich auch noch sonst mehrfach von einander unterscheiden. Auf einen dieser möglichen Unterschiede, dessen wirkliches Vorhandensein durch mancherlei Erscheinungen angedeutet wird, wollen wir etwas näher eingehen, und dabei wiederum von allen Erfahrungen vorläufig abstrahiren. Der Körper S sei Träger irgend einer S O0 P Anziehungs- oder Abstossungskraft, welche, ° a damit sie auch in endlicher Entfernung beziehungsweise endlich bliebe, langsamer abnehme, als umgekehrt mit den dritten Potenzen der Entfernungen. O und P, mit S in gerader Linie liegend, seien Objekte dieser Kraft. Dass nun O wirklich von S angezogen oder abgestossen werden wird, ist klar; aber wird das auch mit dem in gerader Li- nie hinter O liegenden P der Fall sein? — Betrachtet man die Sache ganz abgesehen von aller Erfahrung, so sollte man erwarten, dass die besagte Kraft, wenn O Masse ge- nug hat, durch die Anziehung oder Abstossung dieses Ob- jektes so müsste in Anspruch genommen werden, dass sie nicht durch dasselbe hindurch zugleich auch noch auf P wirken könne. Aber auch das Gegentheil ist denkbar, näm- lich dass die von S ausgehende Kraft, ungeachtet sie in O ein Objekt findet, doch auch in gerader Linie hinter O noch wirksam bliebe, so dass auch P von S ebenso angezogen oder abgestossen werde, als wäre das zwischenliegende O gar nicht vorhanden. Um die Wirksamkeit einer Kraft ganz zu kennen, müssten wir also auch nothwendig wissen, ob bei ihr das Eine oder das Andere statt habe, ob nämlich und in wie weit sie sich in ihren nächsten Objek- ten sättige oder ob sie ihre Objekte ungeschwächt durchdringe, undalso auch in geraderLinie hin- ter denselben noch in ihrer ganzen Grösse wirk- sam bliebe. Diejenige Kraft, welche die Ursache der Gravitation ist, durchdringt bekanntlich so weit die ge- machten Erfahrungen reichen, alle Gegenstände, und indem sie ihre nächsten Objekte anzieht, wirkt sie zugleich auch durch dieselben hindurch auf alle entfernter liegenden, ohne dass sie, wie es scheint, dadurch auch nur im Mindesten 270 geschwächt werde. Allein daraus folgt nicht, dass bei al- len übrigen Kräften dasselbe stattfinde. Im Anfange dieses Aufsatzes, wo gezeigt wurde, dass eine Substanz, deren sämmtliche Theile einander abstossen, ein vollkommen expansibles Fluidum sei, nahmen wir an, dieselbe sei anfänglich als stätige Grösse durch ihren Raum verbreitet, und die Abstossung sei in allen mathematischen Punkten desselben vollkommen gleich gewesen. Es kann aber auch expansible Fluida geben, welche sich gar nicht so durch einen Raum verbreiten lassen, dass die gegensei- tige Abstossung, und in Folge davon das Streben sich aus- zudehnen, in allen mathematischen Punkten gleich sei. Wenn nämlich die betreffende Abstossungskraft bei zuneh- mender Entfernung langsamer abnimmt, als umgekehrt mit den dritten Potenzen der Entfernungen (I. am Ende), da- bei sich nicht in ihren nächsten Objekten sättigt, sondern dieselben ungeschwächt durchdringt, und zugleich mit ih- nen auch die weiterliegenden Objekte noch unmittelbar abstösst, so ist eine gleichmässige Abstossung durch den ganzen Raum nicht möglich. In dem Urfluidum C, bei wel- chem die gegenseitige Abstossung der Theile nach unse- rer Annahme den Entfernungen umgekehrt proportional ist, haben wir ein solches Fluidum, vorausgesetzt, dass seine Abstossungskraft sich nicht in ihren nächsten Objekten sät- tige. Denken wir uns in dieser Voraussetzung eine belie- bige Quantität C in einen kugelförmigen Raum eingeschlos- sen und berechnen wir dann, wie sich deren Expansion ver- halten werde, so werden wir finden, dass dieses Fluidum keineswegs den besagten Raum ausfüllen, sondern sich in eine unendlich dünne Schicht an die Aussenwände drän- gen und den innern Raum vollkommen leer lassen wird. Das Fluidum C hätte diesemnach, wie man sofort sieht, die Neigung sich in Blasenform auszudehnen. Hieraus würde aber noch nicht folgen, dass alsdann die Gasar- ten, deren Expansivität nach unserer Annahme durch die in C liegende Abstossung bewirkt wird, sich hierin eben- so verhalten müssten. Sie sind nicht reines C, son- dern ein Gemisch aus allen drei Urfluidis, und es ist im- merhin möglich, dass die gegenseitige Anziehung des Un- 271 gleichartigen des Leerwerden des Raumes in der Mitte nicht zulässt. Näher jedoch liegt die Vermuthung, dass die in C wirksame Abstossungskraft sich ihrer Natur nach in den nächsten Objekten sättige, und dann wird das Stre- ben nach Blasenform sich höchstens nur auf die sich ganz nahe liegenden Theilchen erstrecken können. — Sollte die Bildung der Dunstbläschen und die Entstehung derjenigen Bläschen, welche den Anfang alles organischen Lebens in sich zu fassen scheinen, nicht vielleicht in dem besagten Streben ihren Grund haben? — Ein solches Bläschen ent- hielte dann eine wenigstens theilweise auf sich selbst be- zogene Partikel des Urfluidums C, und die Gestaltung zu Bläschen wäre, wenn ich mich hier dieses Ausdruckes be- dienen darf, gewissermassen eine Individualisirung des ur- sprünglich Stätigen. — Beiläufig gesagt, scheint mir die Statik eines derartigen Bläschens weit complieirter zu sein, als die Mechanik eines Sonnensystemes. Es möchte vielleicht Einzelne geben, welche der An- sicht sind, als müssten alle Anziehungs- und Abstossungs- kräfte der Gravitationskraft gleich, den Quadraten der Ent- fernung umgekehrt proportional sein. Für diese hier noch eine kurze Betrachtung. Die besagten Kräfte selbst sind unserm Blicke ver- borgen; wir sehen bloss ihre Wirkungen, und diese er- scheinen uns jedesmal als ein Streben entweder nach ört- licher Vereinigung oder nach örtlicher Trennung. Dieses zweifache Streben kann, wie schon gesagt worden, als ana- log dem betrachtet werden, was in der geistigen Welt Liebe und Hass genannt wird; wenigstens ist die Er- scheinung derartig, dass es uns erlaubt sein muss, diese der Geisteswelt entnommene Bezeichnung auch auf sie zu übertragen. Nun wollen wir von aller Erfahrung gänzlich abstra- hirend, uns zwei Partikeln, S und O (Subjekt und Objekt), denken, und annehmen, S habe eine, örtliche Vereinigung bewirkende Liebe zu O; dabei aber sei O vollkommen in- different gegen S. — Auf welche Weise wird nun die örtliche Vereinigung vor sich gehen? — Dreierlei ist hier denkbar: entweder wird sich S gegen O, oder O wird sich ge- 272 gen S, oder beide Theile werden sich gegen einander bewegen. Das Erste ist das Einfachste und a priori bei Weitem das Wahrscheinlichere; denn ‚es ist weit denkbarer, dass das thätige Subjekt sich selbst, als dass es ein anderes, ausser ihm liegendes und von ihm nicht einmal berührtes Wesen in Bewegung setze. Verhält sich aber die Sache so, dann dürfen wir die wirkende Ursache nicht Anziehungs- kraft nennen; es gibt alsdann keine wirkliche Anziehung, sondern nur selbstthätiges Hinstreben. — Dem Aus- drucke Anziehung entspricht nur das Zweite. — Wo immer wir aber in der Körperwelt ein Streben nach örtli- cher Vereinigung wahrnehmen, findet dem ersten Anscheine nach das Dritte statt; denn überall ist die Annäherung beiderseitig. So z. B. strebt nicht allein die Erde gegen die Sonne, sondern auch die Sonne gegen die Erde. Aber wie allgemein diese Erscheinung auch ist, so gibt sie uns doch nicht den mindesten Aufschluss in dieser Sache, denn wo wir zwischen zwei Körpern oder Partikeln ein Streben nach örtlicher Vereinigung wahrnehmen, da ist aller Wahr- scheinlichkeit nach jedesmal auch die thätige Ursache bei- derseitig. — Wenn wir nun diesemnach über das eigentli- che Wesen der Urkräfte nichts Zuverlässiges wissen, nicht einmal mit Sicherheit sagen können, ob das Streben nach örtlicher Vereinigung ein thätiges Anziehen, oder ein thätiges Hinstreben sei, so ist klar, dass wir über die Gesetze der Wirksamkeit dieser Kräfte, ihre Abnahme bei zunehmender Entfernung, auch Wenig oder Nichts als sein müssend bezeichnen können. Kein Gesetz für die Abnahme dieser Kräfte kann a priori das wahrscheinlichere genannt werden; ja, wir können uns ebensogut eine Anziehung denken, welche in allen Entfernungen gleich bleibt, As eine, deren jedesmalige Grösse eine Function der Entfer- fernung ist. Selbst eine mit der Entfernung zuneh- mende Anziehung würde a priori nicht als unmöglich be- zeichnet werden können, denn warum sollte es nicht We- sen geben können, welche so zusammengehören, dass das Bedürfniss der Vereinigung desto wirksamer hervor- trete je weiter sie auseinander entfernt sind? — Ziehen 273 wir nun in Betracht, dass die Natur nirgend, wo sie nicht durch Nothwendigkeit gebunden ist, Gleiches, sondern über- all Verschiedenes hat, so müssen wir sogar eine Ver- schiedenheit der Gesetze für die Abnahme der verschie- denen Kräfte von vorn herein annehmbarer finden, als eine Gleichheit derselben. Hiermit habe ich nun die Grundzüge meines Syste- mes so kurz und klar dargelegt, als es mir möglich war. Besonders hervorheben muss ich aber noch einmal, dass ich bei der hypothetischen Feststellung der Gesetze für die Abnahme der einzelnen Kräfte Nichts beabsichtigt habe, als nur die Darstellung dadurch zu vereinfachen. Ich bin näm- lich, wenn ich von der in C liegenden Abstossungskraft ab- sehe keinesweges der Ansicht, dass gerade diese Gesetze die richtiger seien. Sie brauchen es aber auch nicht zu sein, denn das System fordert nicht bestimmte Gesetze, son- dern nur verschiedene Gesetze für die verschie- denen Kräfte. Beiträge zur Kenntniss der Constitution der Zuckersäure und der Weinsäure. Von W. Heintz. Aus- Poggendorffs Annalen Bd. 111. 8. 165. u. S. 291. im Auszuge mit- getheilt vom Verfasser. In seiner Abhandlung über die Bildung von Weinsäure aus Milchzucker und Gummi), welche so reich ist an in- teressanten neuen Thatschen, widerspricht Liebig einer An- gabe, welche ich in meiner Inauguraldissertation de acido saccharico ejusque salibus, meiner organisch-chemischen Erst- lingsarbeit, die auch in Poggendorffs Annalen Bd. 60. S. 315. abgedruckt ist, gemacht habe. Dies hat mich veran- lasst, die Frage über die Constitution der Zuckersäure noch einmal aufzunehmen, wobei ich zu den in dem Folgenden 1) Ann. der Chem. u. Pharm. Bd. 113. S.1. XV1. 1860. 19 274 enthaltenen Resultaten gelangt bin, welche nur zum Theil den von Liebig ausgesprochenen Ansichten entsprechen. Die von Scheele entdeckte Zuckersäure wurde, nach- dem Hess) der hypothetischen wasserfreien Säure die Zu- sammensetzung C®H?0? beigelegt hatte, woraus ihre Iso- merie mit der Schleimsäure erschlossen wurde, von Thau- low?) für eine fünfbasische Säure erklärt, der im hypothe- tisch wasserfreien Zustande die Formel C!?H501! zukomme. Schon Hess?) zeigte, dass die Behauptung Thaulow’s von der Fünfbasieität der Zuckersäure, die übrigens einzig und allein auf je eine Analyse zweier besonders dargestellten Portionen desselben Bleisalzes gegründet ist, sich nicht ex- perimentell bestätigen lasse, weil man, der Darstellungsme- thode seines fünfbasischen Bleisalzes folgend, Salze von ganz verschiedener Zusammensetzung erhalte, eine That- sache, die ich in meiner oben citirten Abhandlung vollkom- men bestätigt fand und die auch durch die folgenden Ver- suche bestätigt wird. Hess erklärte die Thatsache der Bil- dung eines an Bleioxyd so reichen Salzes, wie es Thaulow analysirt und auch er selbst dargestellt hat, durch eine Veränderung der Zuckersäure. Es gelang ihm nämlich nicht, aus der durch Schwefelwasserstoff aus diesem Blei- salz abgeschiedenen Säure das leicht krystallisirbare saure Kalisalz der Zuckersäure wieder zu gewinnen. In der That hatte Thaulow wunderbarer Weise versäumt den Nachweis zu führen, dass das vermeintliche fünfbasische Bleisalz die Zuckersäure noch unverändert enthalte. Bei meinen Versuchen über dieses Bleisalz fand ich Hess entgegen, dass wirklich aus der durch Schwefelwas- serstoff daraus abgeschiedenen Säur&@ saures zuckersaures Kali wiedergewonnen werden kann. Es war daher die Beantwortung der Frage, welche Constitution ihn zuge- schrieben werden müsse, von Neuem von Interesse. Das von mir damals dargestellte Bleisalz hatte fol- sende Elementarzusammensetzung: I!) Ann. der Pharm. Bd. 26. 8.1. 2) Ann. d. Pharm. Bd. 27. S. 113. 3; Ann. d. Pharm. Bd. 30. S. 302. 275 I. Il. II. Kohlenstoff 10,89 10,82 — Wasserstoff 1,17 1,17 — Sauerstoff 11,82 11,86 — Bleioxyd 76,12 76,15 76,22 100 100 Bei der Zersetzung desselben durch Schwefelwasser- stoff hatte ich eine Flüssigkeit erhalten, die schwach den Geruch nach Essigsäure besass. Das daraus gewonnene Destillat gab in der That mit kohlensaurem Natron neu- tralisirt die bekannte Reaction mit Eisenchlorid und setzte auf Zusatz von salpetersaurem Quecksilberoxydul Krystalle ab, welche ganz denen des essigsauren Quecksilberoxyduls gleich erschienen. Dies führte mich zu der Annahme, ein Gehalt an essigsaurem Bleioxyd müsse die abnorme Zu- sammensetzung des Salzes bedingt haben. Allein in die- sem Falle hätten auf sechs Atome Kohlenstoff mehr als vier Atome Wasserstoff gefunden werden müssen, während ich etwas, aber freilich nur unbedeutend weniger erhalten hatte. Bei fernerer Untersuchung des von mir dargestell- ten ‚Salzes fand ich dann merkliche Mengen Kohlensäure, und nun glaubte ich, die oben angegebenen elementaranaly- tischen Resultate durch die Annahme genügend erklären zu können, dass das Salz ein Gemisch von zZuckersaurem, koh- lensaurem und essigsaurem Bleioxyd wäre. Eine indirecte Bestätigung der Gegenwart der Essigsäure in dem Niederschlage war mir die Entdeckung eines constant zusammengesetzten zucker-salpetersauren Bleioxyds von der Formel (C!?H30!? + 2PbO)-+2(NO°--PbO), einer Verbin- dung, welche neuerdings auch Liebig !) beobachtet hat. Liebig bestreitet jetzt die Gegenwart von Essigsäure in dem Thaulow’schen Salze, während er die der Kohlen- säure freilich nur in sehr geringer Menge bestätigt. Da ich der Richtigkeit meiner Angabe, dass in dem von mir untersuchten Salze Essigsäure enthalten war, vollkommen gewiss war, so schien es mir wahrscheinlich, dass der Nie- derschlag nur unter gewissen, noch unbekannten Umstän- den Essigsäure enthalten möchte, wenn man aber genau )A.2.0.8. 10, 19 * 276 nach der von Liebig angewendeten Methode verfährt, da- von frei erhalten werde. Um zuerst die Ueberzeugung zu gewinnen, dass Lie- big’s Angabe richtig ist, stellte ich das Salz genau nach seiner Vorschrift dar, wendete aber möglichste Vorsicht an, um die Aufnahme von Kohlensäure zu verhindern. Zu dem Ende filtrirte ich in eine kochend filtrirte und stets im Ko- chen erhaltene Lösung von 80 Grammen essigsauren Blei- oxyds die ebenfalls kochende Lösung von 10 Grm. sauren zuckersauren Ammoniaks allmälig ein und liess die Mi- schung, während die Schale gut zugedeckt war, drei Stun- den lang stark kochen. Als darauf das Kochen unterbro- chen wurde, senkte sich der weisse, pulverige Niederschlag schnell zu Boden. Die überstehende Flüssigkeit ward so- gleich, ohne dass das Deckglas entfernt wurde, abgegos- sen, und ausgekochtes noch kochend heisses Wasser zu dem Rückstande hinzufilltrirt. Nachdem diese Mischung von Neuem einige Zeit gekocht hatte, ward sie wiederum decanthirt, und dies noch dreimal wiederholt. Dann ward der Niederschlag auf ein Filtrum gebracht, und so lange mit kochendem Wasser ausgewaschen, bis das Filtrat durch Schwefelwasserstoff nicht mehr gebräunt wurde. Ein Theil des Niederschlags ward dann gepresst, getrocknet, und nachdem die vollkommene Abwesenheit der Kohlensäure festgestellt war, der quantitativen Analyse unterworfen, wo- bei folgende Resultate erhalten wurden, die mit den von Liebig erhaltenen vollkommen übereinstimmen. I II UI nach Liebig Kohlenstoff — — 9,11 9,04 Wasserstoff = _ 0,60 0,63 Sauerstoff _— — 10,24 10,33 Bleioxyd 80,12 80,08 80,05 80,00 100 100 Der nicht getrocknete Theil des erhaltenen Bleisal- zes, der etwa noch 30 Grm. betragen mochte, wurde durch Schwefelwasserstoff vollkommen zersetzt, die Flüssigkeit fil- trirt und das Filtrat eine Nacht bei sehr gelinder Wärme sich selbst überlassen. Es roch nicht nach Essigsäure. Bei der Destillation ging alierdings ein schwach saures 977 Wasser über, dass aber so wenig Säure enthielt, dass, als bis zur Syrupdicke des Rückstandes abdestillirt war, schon einige Tropfen Barytwasser genügten, um die Säure des Destillats zu sättigen. Hiernach ist Liebig’s Angabe gegründet, wonach man nicht annehmen darf, das nach seiner Methode dargestellte Salz enthalte Essigsäure. Die Frage, wie es zuging, dass das früher von mir untersuchte Bleisalz, welches freilich eine andere Zusammensetzung besass, als das nun von Liebig und mir analysirte, Essigsäure enthielt, während dieses doch frei davon ist, kann ich jetzt nicht mehr mit Bestimmtheit beantworten, da nach 16 Jahren der Verlauf der Untersuchung im Einzelnen mir nicht mehr im Ge- dächtniss sein kann. Indessen scheint es mir nach den Beobachtungen, welche ich neuerdings gemacht habe, wahr- scheinlich, dass sich bei meinem Versuch anfangs das spä- ter zu erwähnende in der Kochhitze zusammenklebende Bleisalz gebildet hatte, welches bei nicht hinreichend an- haltendem Kochen nicht vollkommen in das pulverige Salz umgewandelt worden war, und selbst nach dem Auswa- schen noch wesentliche Mengen der viel essigsaures Blei- oxyd enthaltenden Mutterlauge einschloss. Tieferes Inter- esse hat diese Frage indessen auch nicht mehr, da von Liebig der Beweis geführt ist, dass ein sehr basisches Blei- salz der Zuckersäure existirt, welches von Essigsäure ganz frei ist und daher durch die Annahme, diese Bleisalze seien Gemische von zucker-, kohlen- und essigsaurem Blei- oxyd, ihre Zusammensetzung entschieden nicht erklärt werden kann. | Wichtig aber ist nun, zu ermitteln, welche Constitu- tion das nach Liebig’s Methode dargestellte und nach sei- ner Meinung constant zusammengesetzte Bleisalz eigent- lich habe. Zunächst ist die Frage zu stellen, ob die Zuk- kersäure darin noch enthalten ist, ob also sie selbst oder eine charakteristische Verbindung derselben daraus wieder dargestellt werden kann. Liebig glaubt diese Frage ver- neinen zu dürfen. Aus dem Rückstande der eben erwähnten Destillation, welcher bei dieser Operation übrigens braun geworden war, 278 gelang es mir mit Leichtigkeit bedeutende Mengen sauren zuckersauren Kalis mit allen seinen Eigenschaften wieder zu gewinnen. Zum Ueberfluss habe ich dieses Salz der Analyse unterworfen, und folgende Zahlen erhalten: I II berechnet Kohlenstoff 29,01 —_ 29 027125 Wasserstoff 3,76 == 362 9H Sauerstoff 48,47 — 48,386 15 © Kali 18,76 19,18 19,00 1 KO 100 100 Ich habe also nicht nur aus dem früher von mir ana- lysirten, sondern auch aus dem Bleisalz, welches genau nach der von Liebig angewendeten Methode dargestellt worden war, und auch vollkommen die Zusammensetzung besass, welche dieser ihm zutheilt, saures zuckersaures Kali wieder darstellen können. Man darf daher wohl an- nehmen, dass darin Zuckersäure in unzersetztem Zustande enthalten ist. Liebig leugnet die Möglichkeit nicht, dass dem so sei, trotz seines entgegengesetzten Resultats, weil er meint, die Zersetzung der Zuckersäure bei seinem Versuch könne auch nach ihrer Abscheidung durch die Schwefelsäure beim Sieden vielleicht durch den Einfluss einer kleinen Menge beigemengter Schwefelsäure eingetreten sein. Es schien mir von Interesse zu untersuchen, wie sich Zuckersäure beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure verhält, ob sie dadurch vielleicht in der That einer voll- ständigeren Zersetzung unterliegt, und ob die eintretende Umsetzung der Ansicht Liebig’s die Zuckersäure sei eine mit einem Kohlehydrat gepaarte Wein- oder Oxalsäure, günstig ist oder ihr widerspricht. Zu dem Ende kochte ich in 2 Versuchen 10 Gram- men Zuckersäure mit Wasser, dem etwas concentrirte Schwe- felsäure beigegeben war, 48 Stunden ein anderesmal selbst 140 Stunden unausgesetzt. Das dabei gewonnene Destil- lat war gänzlich indifferent gegen Lakmuspapier. Eine Nlüchtige Säure hatte sich nicht gebildet. Ich konnte aber bei den zwei Versuchen und einem dritten, wobei die Erhitzung im Wasserbade geschah und 279 die Zuckersäure mit verdünnter Schwefelsäure in einem zu- geschmelzten Rohr eingeschlossen war, weder die Bildung von Oxalsäure oder Weinsäure, noch die von Zucker oder einem der gewöhnlichen Derivate desselben constatiren. Dagegen entstand dabei Kohlensäure, eine braune, harzar- tige, in Wasser sehr wenig, aber in Alkohol lösliche, von Huminsäure durchaus verschiedene Substanz und eine Säure, die ich bis jetzt noch in keiner Verbindung im .voll- kommen reinen Zustunde darzustellen vermochte, deren Barytsalz aber bei der Analyse folgende Zahlen geliefert hat: gefunden berechnet Kohlenstoff 27,64 28,66 8C Wasserstoff 2,10 1,79 3H Sauerstoff 24,22 23,88 50 Baryterde 46,04 45,67 1 BaO 100 i00 Auf die Formel C®H?BaO® darf natürlich kein grosser Werth gelegt werden, weil die analysirte Substanz sicher noch nicht rein war. Endlich enthielt die Flüssigkeit in allen drei Fällen noch reichliche Mengen Zuckersäure. Es gelang leicht, daraus das saure Kalisalz herzustellen, durch dessen Ana- lyse die Natur desselben fest gestellt wurde. Wie es nun zu erklären ist, dass Liebig es nicht ge- lungen ist, aus einer solchen Flüssigkeit die Zuckersäure wieder herzustellen, die er aus einer bedeutenden Menge seines Bleisalzes abgeschieden hatte, ist mir vollkommen räthselhaft. Wenn man seiner Beschreibung der angewen- deten Untersuchungsmethode nachgeht, so könnte man frei- lich zu der Idee kommen, der Grund liege in der Ausfüh- rung des Versuchs. Liebig sagt nämlich, er habe die aus dem Bleisalze abgeschiedene Säure, welche zur Entdeckung der Essigsäure der Destillation unterworfen war, zur Hälfte mit Kali neutralisirt, und aus dieser Lösung kein saures zuckersaures Kali mehr erhalten können. Später giebt er zu, es könne darin noch Schwefelsäure gewesen sein. Nimmt man nun an, es sei neben der Zuckersäure darin so viel Schwefelsäure enthalten gewesen, dass alles Kali an diese gebunden bleiben musste, so konnte beim Verdunsten kein 280 saures zuckersaures Kali krystallisiren, da die Flüssigkeit nicht dieses Salz, sondern freie Zuckersäure enthielt. Das wäre ein Fehler, den man Liebig unmöglich zutrauen kann. Die Antwort auf die Frage nach dem Grunde unserer ver- schiedenen Resultate muss ich daher schuldig bleiben. Nach diesen Versuchen verhält sich aber die Zucker- säure auch ganz anders, als die Substanzen, welche man mit-dem Namen der Glucoside zu bezeichnen pflegt, und die Liebig mit Zucker gepaarte Verbindungen nennt. Wäh- rend diese durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure in ihre Bestandtheile, wovon der eine eine zuckerartige Sub- stanz ist, zerlegt werden und nur durch fernere Einwirkung der verdüntten Säure auf die Producte dieser Spaltung wei- tere Zersetzungen hervorgebracht werden, wobei denn aus dem Zucker namentlich huminartige Stoffe entstehen, ist in den Producten der Einwirkung jener Säure auf Zucker- säure weder Zucker, noch auch Oxalsäure, noch Weinsäure zu finden, deren Glucosid die Zuckersäure nach Liebig sein soll, noch auch endlich Stoffe die als Zersetzungsproducte einer oder der andern dieser Substanzen charakteristisch für sie sind. Kohlensäure bildet sich zwar auch bei Ein- wirkung verdünnter Säuren auf Traubenzucker selbst bei Abschluss der Luft, allein die Bildung einer in Alkohol lös- lichen, harzartigen Substanz ist meines Wissens noch nicht bei Einwirkung verdünnter Säuren auf eine zuckerartige Substanz beobachtet worden. Somit ist die Annahme, die Zuckersäure sei eine mit Zucker gepaarte Wein- oder Oxalsäure, unhaltbar. Früher hatte mich die Meinung, Essigsäure ginge leicht in den Nie- derschlag mit ein, der sich aus einer Zuckersäure, Essig- saure und Bleioxyd enthaltenden Flüssigkeit ausscheidet, abgehalten, den Niederschlag zu untersuchen, der sich aus einer durch Essigsäure stark sauren Lösung von essigsau- rem Bleioxyd durch Zusatz eines löslichen zuckersäuren Salzes aussondert; da diese Meinung irrthümlich war, so schien es mir interessant, diese Verbindung zu untersuchen. Der weisse Niederschlag, der entsteht, wenn man eine kalte Lösung von essigsaurem Bleioxyd in concentrirtem Essig (Acetum concentratum der preuss. Pharmakopie) in 281 eine ebensolche Lösung von saurem zuckersauren Ammo- niak giesst, ist, wenn er mit Wasser vollständig ausgewa- schen ist, das zweiatomige Bleisalz der Zuckersäure, wie folgende analytischen Resultate lehren I. II. II. END; c. 2. b. berechnet Kohlenstöfff — 17,01 16,81 17,13 17,10 17,35 12C Wasserstoff — 2,02 2,03 2,00 1,96 1,93 8H Sauerstoff — - 27,26 26,93 27,03 26,99 140 Bleioxyd 54,33 — 54,44 53,90 53,94 53,91 53,73 2PbO 100 100 100 100 die Formel für dieses Bleisalz der Zuckersäure ist hiernach c12H80!1* + 2PbO. Wenn es als erwiesen zu betrachten ist, dass in dem Bleisalz, welches 80 Pre. Bleioxyd enthält, die Zuckersäure noch unverändert vorhanden ist, so gewinnt eine andere Frage ein besonderes Interesse, nämlich die, ob das so dar- gestellte Salz wirklich constant zusammengesetzt ist, wie Liebig meint, und ob es ein reines zuckersaures Salz ist ohne Beimengung irgend eines aus einem Theil der Zucker- säure erzeugten Zersetzungsproducts. Da beim Kochen der Zuckersäure mit verdünnter Schwefelsäure Kohlensäure entwickelt wird, und dies auch bei der Erzeugung des Bleisalzes durch die frei werdende Essigsäure bewirkt werden könnte, so war es zunächst nö- thig zu ermitteln, ob aller Kohlenstoff der Zuckersäure sich in dem daraus erzeugten Bleisalze wieder findet, welches so unlöslich ist, dass Blei in dem Waschwasser durch Schwe- felwasserstoff nicht nachgewiesen werden kann. Deshalb stellte ich aus 1,7073 Grm. des Ammoniak- salzes und 17 Grm. essigsauren Bleioxyds das Bleisalz noch einmal nach der Liebigschen Methode nur mit dem Unterschiede dar, dass die Mischung 91/, Stunde gekocht wurde, um zugleich zu ermitteln, ob eine längere Dauer der Einwirkung des essigsauren Blei’s in der Kochhitze von Einfluss sei auf die Zusammensetzung des erhaltenen Nie- derschlages. Der Niederschlag konnte nicht durch Decan- thiren gereinigt werden. Ich brachte ihn vielmehr sofort auf ein zuvor mit Salzsäure und dann fit Wasser gewa- 2) 25: schenes, wieder getrocknetes und gewogenes Filtrum, wusch ihn mit ausgekochtem Wasser aus, trocknete und wog ihn. Sein Gewicht betrug 6,0939 Grm. Bei der Analyse dieses Bleisalzes erhielt ich folgende Zahlen: gefunden berechnet Kohlenstoff 8,85 8,73 12€ Wasserstoff 0,56 0,49 4H Sauerstoff 10,16 9,69 100 Bleioxyd 80,43 81,09 6PbO I0URWE 100 Das gewonnene Bleisalz war vollkommen frei von Koh- lensäure, Essigsäure enthält es auch nicht, und da es in Wasser ganz unlöslich ist, so muss, wenn die Zuckersäure bei der Darstellung desselben ganz unzersetzt bleibt, sein Kohlenstoffgehalt derselbe sein, wie der des sauren zucker- sauren Ammoniaks, aus welchem es dargestellt worden ist. Die angewendete Menge des letzteren enthält 0,5417 Grm. Kohlenstoff. Die 6.0939 Grm. des Bleisalzes enthalten aber, wie die Analyse lehrt, 0,5393 Grm. Kohlenstoff. Man sieht dass das Resultat des Versuchs der Theorie so nahe kommt, als immer möglich. Betrachtet man aber die Resultate der Analyse genauer, so zeigt sich, dass Liebig’s Voraussetzung, das von ihm dargestellte Salz besitze eine constante Zusammensetzung dadurch sehr in Frage gestellt wird. Denn einmal ist bei derselben mehr Bleioxyd und weniger Kohlenstoff gefunden worden, als Liebig in seinem Salze angibt, und dann nä- hert sich die Zusammensetzung so sehr der Formel C12H*ph601%, dass man versucht ist, zu glauben, auch das zuletzt von mir analysirte Salz möchte nicht so viel Blei- oxyd enthalten, als die Zuckersäure zu binden vermag. Um hierüber zur Gewissheit zu kommen, stellte ich das Salz noch mehrmals dar. Bei dem Versuche A war die Mischung 12 Stunden, bei dem Versuche B zwar nur 5 Stunden gekocht, aber in dieser Zeit sechsmal zum Brei eingedickt worden. Bei dem Versuche C endlich war ge- gen das Ende des Kochens der Mischung noch basisch es- sigsaures Bleioxyd hinzugefügt worden. Die Resultate der mit den so gewonnenen Salzen ausge- führten Analysen sind in der folgenden Tabelle kurz angegeben: 284 A B KHOnsEE L II. berechnet Kohlenstoff 8,86 8,79 887 879 — 873 12C Wasserstoff 056 057 055 056 — 049 4H Sauerstoff 10,22 10,25 10,22 10,15 — 9,69 100 Bleioxyd 80,36 80,39 80,33 80,50 80,63 81,09 6PbO 10028 100, 7, 100, 7.200) 7E Von der Ansicht ausgehend, dass, wenn ich bei der Darstellung des Bleisalzes die Bildung freier Essigsäure ganz zu verhindern im Stande wäre, das niederfallende Salz auch die normale Menge Bleioxyd aufnehmen müsse, wiederholte ich den Versuch noch einmal im Ganzen vollkommen in der frühern Weise, wendete aber von vorn herein basisch essigsaures Bleioxyd, statt des neutralen an, und zwar So viel, dass wenn dabei die Zuckersäure sechs Atome Blei- oxyd aufnahm, doch so viel Bleioxyd in der Flüssigkeit vor- handen blieb, dass neben neutralem essigsauren Bleioxyd noch viel des basischen Salzes zugegen sein musste. Die Mischung kochte ich nur eine Stunde, weil ich meinte, dass in diesem Falle sich das reine Salz sofort bilden müsste, und durch zu langes Kochen nur zur Bildung von Kohlen- säure und Bleioxyd mehr Gelegenheit gegeben würde. In der That enthielt die gewonnene Substanz Kohlen- säure, aber nur sowenig, dass sich auf Zusatz von kochender Essigsäure oder verdünnter Salpetersäure zu einer kochenden heissen Mischung derselben mit Wasser eben nur. einige wenige kleine Kohlensäurebläschen entwickelten, selbst wenn die zu dem Versuch angewendete Menge Substanz 1 Grm. betrug. Hatte dieser Gehalt des Salzes an Kohlen- säure einen Einfluss auf die Analyse: so musste er sich dadurch zeigen, dass die Menge des Kohlenstoffs zu ge- ring ausfiel. In der That fällt der Fehler der Analysen nach dieser Richtung hin. Sie führten zu folgenden Zahlen I. I. II. berechnet Kohlenstoff 8,48 8,50 — 8,73 ..12C Wasserstoff . 0,54 0,54 a 0,49 4H Sauerstoff 9,87 9,91 — 969 100 Bleioxyd 81,11 81,05 81,25 81,09 6 PbO 100,11 100 100 284 Um endlich jede Unsicherheit zu beseitigen und nach Möglichkeit die Bildung des kohlensauren Bleioxyds zu ver- meiden, wendete ich bei einem neuen Versuch einen nicht so bedeutenden Ueberschuss des basisch essigsauren Blei- oxyds an, und kochte die Mischung nur eine halbe Stunde. iR I. IH. berechnet Kohlenstoff 8,73 8,74 8,73 12C Wässerstoff 0,53 0,54 0,49 4H Sauerstoff 9,80 9,78 - 9,69 100 Bleioxyd 80,34 80,99 81,02 81,09 6PbO 100 100 100 Aus diesen Versuchen folgt, dass das nach Liebigs Methode dargestellte Bleisalz in der That nicht constant zu- sammengesetzt ist, sondern durch anhaltendes Kochen mit essigsaurem Bleioxyd an Bleioxyd reicher, an Kohlenstoff ärmer wird, dass man aber nur dann ein Salz von constan- ter Zusammensetzung zu erhalten im Stande ist, wenn man bei der Bildung desselben das Freiwerden von Essigsäure gänzlich vermeidet. Dieses constant zusammengesetzte Bleisalz hat die empirische Formel C!?H?Ph$0°°. Die Resultate dieser Untersuchungen führen demnach zu der Ansicht, die Zuckersäure sei eine sechsbasische Säure! Denn die Annahme, ihr Atom sei zu halbiren, und ihre Formel daher C°H50°, die des Bleisalzes C°H?Pb30® zu Schreiben, muss verworfen werden, einmal wegen der Existenz des sauren Kali- und Ammoniaksalzes, welche auf 12 At. Kohlenstoff nur 1 At. Basis enthalten, theils weil in diesem Falle der Wasserstoff in ungerader Atomanzahl in dem Säurehydrat enthalten wäre. Indem ich es wage, die Behauptung der Sechsbasici- tät der Zuckersäure aufzustellen, muss ich mich noch ent- schiedener vor dem Einwurf sichern, dass die organische Substanz des sechsbasischen Bleisalzes möglicher Weise neben Zuckersäure wenn nicht Kohlensäure und Essigsäure, deren Abwesenheit durch Versuche erwiesen ist, so doch Zersetzungsproducte eines Theils der Zuckersäure enthalten könnte. Zwar habe ich weiter oben nachgewiesen, dass dieses Bleisalz ebensoviel Kohlenstoff enthält, als in dem zu seiner Darstellung verwendeten sauren zuckersauren 285 Ammoniak enthalten war. Allein es könnten bei der Bil- dung desselben die Elemente des Wassers ausgetrieben und so aus einem Theil der Zuckersäure eine neue Säure ge- bildet worden sein, welche eine grössere Menge Bleioxyd zu sättigen im Stande wäre. Um diesen Einwurf gänzlich zu entkräften musste ich versuchen, die Menge des aus dem Bleisalz wieder zu ge- winnenden Quantums Zuckersäure zu bestimmen. Dies gelang in folgender Weise: 1,3387 Grm. des Blei- salzes wurden mit Wasser, in welchem genau 0,3075 Grm. geschmolzenen kohlensauren Kalis aufgelöst waren, ange- schüttelt und durch die Mischung Schwefelwasserstoffgas geleitet. Nach vollkommener Zersetzung des Bleisalzes wurde die nicht alkalisch reagirende Flüssigkeit filtrirt und nach Zusatz von 0,7 Grm. essigsauren Baryts im Wasser- bade zur Trockne gebracht. Der vollständig farblose Rück- stand wurde in Wasser vertheilt, um den überschüssig zu- gesetzten essigsauren Baryt aufzulösen, und die Mischung dann mit den dreifachen Volum starken Alkohols versetzt. Der erhaltene Niederschlag wurde auf einem gewogenem Filtrtum gesammelt, mit einem Gemisch von drei Volumen Alkohol und einem Volum Wasser gewaschen, bei 110°C, getrocknet und gewogen. So erhielt ich 0,7671 Grm. zuk- kersauren Baryt, entsprechend 41,72 Proc. des angewende- ten Bleisalzes. Wird die Zusammensetzung des gewoge- nen Barytsalzes durch die Formel C!?H°Ba?0!% ausgedrückt, so hätten 100 Theile des Bleisalzes 41,82 Theile Barytsalz liefern müssen. Dass es diese Zusammensetzung besass, lehrte die Analyse, die folgende Resultate gab: gefunden berechnet Kohlenstoff 20,56 20:87 u10.-112(2@ Wasserstoff 2,37 2,32 sH Sauerstoff 32,87 32,46 14 © Baryterde 44,20 44,35 2 BaO 100 100 Bei einem zweiten Versuch, welches mit einem Salz von der folgenden Zusammensetzung: 286 gefunden berechnet Kohlenstoff 8,73 8,73 12°C Wasserstoff 0,54 0,49 44H Sauerstoff 9,81 9,69 10 © Bleioxyd 80,92 81,09 6 PbO 100 100 angestellt wurde, erhielt ich folgende Resultate: 1,0629 Grm. dieses Salzes wurden genau wie bei dem vorigen Versuch behandelt, und dadurch 0,4502 Grm. d. h. 42,36 Proc. zuk- kersauren Baryts erhalten. Dieser zweite Versuch lehrt in der That, dass die genaue Uebereinstimmung des Resultats des ersten mit der Theorie ein Zufall war. Auch dieser Versuch ist durch aus als eine Bestätigung dessen zu betrachten, was ich schon aus dem ersten schloss, dass nämlich die organische Substanz in dem sechsatomigen Bleisalz nur aus Zucker- säure besteht. Um nun wo möglich noch eine zweite sechsbasische Verbindung der Zuckersäure zu erzeugen, wählte ich das Barytsalz, weil Liebig angiebt, dass er durch Fällung von Chlorbaryum mit neutralem zuckersauren Kali ein Baryt- salz erhalten habe, welches mehr Baryt enthielt, als dem neutralen Salze entsprechen würde. Der Versuch lehrte, dass bei Fällung einer kochenden Lösung von saurem zuk- kersauren Ammoniak " mittelst überschüssigem Barythydrat ein weisses Salz gefällt wird, das aber durch Auswaschen mit Wasser sich allmälig löst, voluminöser ist, als das neu- trale, daher nicht decanthirt und niemals rein von kohlen- saurem Baryt erhalten werden konnte, wovon es stets sogar sehr bedeutende Mengen enthielt. Dass es ein eigenthüm- liches basischeres Salz war, dafür spricht der Umstand, dass es beim Waschen ausserordentlich an Volum abnahm, ohne dass die alkalische Reaction des Waschwassers sich irgend gemindert hätte. Ja als in einem Falle nach anhaltendem Waschen nur etwa noch der zehnte Theil des Volums des Niederschlags rückständig war, war die Reaction des Wasch- wassers noch immer dieselbe stark alkalische, wie zu An- fang. Ich glaube hiedurch die Existenz eines mehr als zwei- 287 basischen Barytsalzes der Zuckersäure zwar nicht erwie- sen, aber doch wahrscheinlich gemacht zu haben. Ein anderer Versuch, eine sechsatomige Verbindung der Zuckersäure im reinen Zustande zu erzeugen, hat zwar bis jetzt das gewünschte Resultat ebenfalls noch nicht er- geben. Indessen habe ich die Hoffnung des Gelingens noch nicht aufgegeben, behalte mir daher vor, sollte dies der Fall sein, später darüber zu berichten. Hier will ich nur den Versuch beschreiben, soweit er bis jetzt ausgeführt ist. Bringt man ein Aequivalent des wohl getrockneten, sechsbasichen Bleisalzes mit mehr als sechs Aequivalenten Jodäthyl, das in wasserfreiem Aether gelöst ist, in einem zugeschmolzenen Glasrohr zusammen, so färbt sich das weisse Salz nach längerer Zeit gelblich, doch nur so schwach, dass nur eine sehr geringe Menge Jodblei gebildet sein kann. Bringt man das Rohr in ein Wasserbad, und erhitzt es anhaltend bis 100°C., so wird der Niederschlag intensi- ver gelb, so dass es scheint, als wäre er ganz in Jodblei umgesetzt. Ich liess das Rohr 3 Tage in einem bei Tage fortwährend geheizten Wasserbad liegen. Darauf öffnete ich es, filtrirte den Aether von dem Niederschlage ab, wusch diesen mit Aether aus und verdunstete die Filtrate im Va- cuum über Schwefelsäure. Es blieb jedoch nur ein gerin- ger bräunlicher Rückstand. In der That war auch nur eine geringe Menge des Bleisalzes zersezt worden. Denn als der Niederschlag einige Male mit Wasser ausgekocht wor- den war, war er fast weiss geworden, während sich aus dem erkaltenden Filtrat allerdings Jodblei in einigen Mengen ausschied. Trotz seiner geringen Menge habe ich jenen Rück- stand, der zudem gewiss noch nicht rein war, was schon aus seiner Farbe zu ersehen ist, der Elementaranalyse un- terworfen, wobei sich fand, dass er 55,10 Proc. Kohlenstoff und 7,67 Proc. Wasserstoff enthielt. Diese Zahlen entsprechen etwa der Formel C32H25016, Der sechsatomige Aether der Zuckersäure müsste der For- mel C3°H3?016 gemäss zusammengesetzt sein. Wahrschein- lich war in der analysirten Substanz etwas des sechs- 258 atomigen Aethers neben Zersetzungsproducten desselben enthalten. Zwar bin ich weit entfernt, zu glauben, dass durch die vorstehenden Versuche die Constitution der Zucker- säure vollständig klar werde. Doch werfen sie entschieden ein neues Licht auf dieselbe, und namentlich lehren sie, dass die Idee Liebig’s, die Zuckersäure sei eine mit einem Koh- lehydrat gepaarte Weinsäure oder Oxalsäure, ein Glucosid, unhaltbar ist. Abgesehen von den schon weiter oben angeführten Gründen spricht gegen diese Ansicht auch die Zusammen- setzung des Ssechsatomigen Bleisalzes. Man kann unmög- lich annehmen, dass eine zwölf Atome Kohlenstoff enthal- tende Substanz, die von ihren zehn Atomen Wasserstoff sechs gegen Metall austauschen kann, Zucker als Paarling enthalten könne. Liebig!) scheint die Weinsäure, und somit wohl auch die Zuckersäure, analog den von Berthelot *?) entdeckten sauren Verbindungen einiger Säuren mit Zuckerarten betrachten zu wollen. Indem aber diese entstehen, wird Wasser aus- geschieden und ihre Basieität ist geringer, als die der Säure, woraus sie entstanden sind. Niemand wird annehmen mö- gen, dass aus der Zuckersäure eine mehr als sechsbasische Säure unter Abscheidung von Zucker entstehen könne. Jene Analogie ist also nicht vorhanden. Forscht man nun den Gründen nach, welche Liebig bestimmt haben, die Zuckersäure als eine mit einem Kohle- hydrat gepaarte Säure anzusehen, so sind sie sämmtlich längst bekannten Thatsachen entnommen. Obgleich die Zuckersäure sowohl, wie die Weinsäure unter der Einwir- kung von erhitztem Kalihydrat in Oxalsäure und Essigsäure zerfallen, so beweist doch der Umstand, dass beide Säuren in ammoniakalischer Lösung Silber aus Silbersalzen als Me- tallspiegel auf Glasflächen ausscheiden, dass diese Säuren nicht als einfach mit Oxalsäure oder mit Weinsäure verei- nigte Essigsäure betrachtet werden können. Dieser von Lie- !) Ann. der Chem. und Pharm. Bd. 113, S. 12. 3) Ann. de Chim. et de Phys. 3 ser. T. 54. p. 74. 289 big aufgestellten Behauptung stimme ich vollkommen bei. Anders verhält es sich aber mit dem zweiten Theil der Liebig’schen Ansicht. Weil Oxalsäure leicht aus beiden Säuren entstehen kann, bei Abzug der Formel dieser Säure von denen der Weinsäure und Zuckersäure aber als Rest C*H*0* und C°H?O® bleibt, und die Oxalsäure nicht die Fä- higkeit besitzt Silbersalze als Metallspiegel zu fällen, wohl aber die Weinsäure und Zuckersäure und eben so der Trau- benzucker, darum sieht Liebig diese Säure als mit Oxal- säure oder Weinsäure gepaarte Kohlehydrate an. Man sieht leicht ein, dass dieser Schluss sehr gewagt ist, da ausser Traubenzucker eine Menge andrer Körper, namentlich die Aldehyde die Eigenschaft mit der Zuckersäure, Weinsäure und dem Traubenzucker theilen, Silbersalze in ammoniaka- lischen Lösung so zu zersetzen, dass sich ein Metallspiegel ausscheidet. Ich glaube, dass man mit besserem Rechte aldehydartige Bestandtheile in der Zuckersäure und Wein- säure annehmen darf. Die neuere Richtung der organischen Chemie begnügt sich nicht mehr, in den organischen Verbindungen zusam- mengesetzte Radikale nachzuweisen, sondern sie ist be- strebt, darzuthun, dass diese zusammengesetzten Radikale selbst nach gewissen eigenthümlichen Gesetzen aus andern einfachen Radikalen combinirt sein können. Es ist gelun- gen, Verbindungen mancher complieirter zusammengesetz- ten Radicale aus Verbindungen einfacher zusammengetzter zu erzeugen. Ich erinnere nur an die Erzeugung von Pro- pionsäure und Essigsäure aus Kohlensäure und Aethyl- und Methylnatrium, welche Wanklyn gelungen ist. Die von mir entdeckten Oxacetsäuren liefern ebenfalls Belege für die Substitution von Elementen innerhalb eines Radicals durch Radicale. Am einfachsten werden diese Substitutionen erklärlich, wenn man sich der Vorstellungsweise anschliesst, welche J. Wislicenus in seinem Aufsatze „Theorie der gemischten Typen “ 1) dargelegt hat. Folgt man dieser Ansicht, so kann man in der Oxalsäure das Radical der Kohlensäure EZ !) Diese Zeitschrift Bd. 14, $. 96. XVI. 1860. 20 290 (C20?) annehmen, in welche nicht bloss bei der Verbren- nung, sondern auch bei vielen Oxydationen auf nassem Wege die Gesammtmenge ihres Kohlenstoffgehalts über- geht. Dies muss darin aber wenigstens zum Theil in Form des Wasserstofftypus enthalten sein, weil eben erst durch Oxydation daraus die Kohlensäure gebildet wird. Deshalb glaube ich für die Oxalsäure die rationelle Formel C?0? C?0?) 20” / ‚02 annehmen zu dürfen. Sie ist danach eine dem Wassertypus angehörende Verbindung, in der ein Atom Wasserstoff durch ein einatomiges Radical vertreten ist, das aus dem zweiatomigen Carbonyl besteht, verbunden mit einem unvollkommenen Molekül, das aus dem in den einfachen Wassertypus getretenen Carbonyl gebildet ist. Der typische Wasserstoff sowohl des Haupttypus, wie des unvollkommenen Moleküls kann durch Metall vertreten wer- den; daher die Zweibasieität der Oxalsäure. Das Radikal selbst ist ein unvollkommenes Aceton der Kohlensäure der Wirkungswerth des zweiatomigen Carbonyl’s ist durch seine Combination mit dem in den einfachen Wassertypus getretenen Carbonyl’s auf die Hälfte reducirt, das combi- nirte Radical der Oxalsäure also zu einem einatomigen geworden, welches in den einfachen Wassertypus eintretend ein existenzfähiges, vollkommenes Molekül erzeugt. Das Radikal der Oxalsäure ist kein unvollkommener Aldehyd, sondern ein unvollkommenes Aceton. Ebenso wenig wie dieses erzeugt die Oxalsäure in ammoniakali- scher Silberlösung einen Silberspiegel. Die Umwandlung der Oxalsäure durch Hitze erklärt sich leicht, wenn man das Radical der Ameisensäure eben- falls als ein unvollkommenes Molekül, bestehend aus Car- 2112 bonyl und Wasserstoff vn des unvollkommenen Moleküls befindliche Carbonyl bildet mit dem typischen Sauerstoff Kohlensäure, während das | betrachtet. Das ausserhalb 20,2 unv6dllkommene Molekül = Lo: den typischen Wasser- 291 020? stoff an sich reisst und so Ameisensäurre Hi. O2 Hi bildet. Ist die Zusammensetzung der Oxalsäure duch obige Formel auszudrücken, so gehört Debus Glyoxylsäure der C?0? Formel ee. a Die Weinsäure liefert durch oxydirende Mittel Oxal- säure und schliesslich ebenfalls Kohlensäure, durch Schmel- zen mit Kalihydrat, Oxalsäure und Essigsäure. In ihr kann man daher das Radical Carbonyl aber auch das Radikal der Oxalsäure präexistirend annehmen. Ich halte dess- halb die folgende Formel für die rationelle der Weinsäure C?0? C20? 0?) a) + CH B| H O? an. \ O*. Der erste Theil der Ra- dikalformel liefert bei dem Schmelzen der Säure mit Kalihy- C?0? drat Oxalsäure, der zweite Essigsäure, indem om in 20? C?H?° säure ausdrücke, übergeht. Das Radikal der Weinsäure ist danach ein aus zwei einatomigen Radikalen gepaar- tes. Ich brauche hier das Wort gepaartes Radical in ei- nem ähnlichen Sinne wie Gerhardt. !) Namentlich seine „durch Addition gepaarten Radikale“ stehen dem, was ich kurzweg gepaartes Radikal nenne, sehr nahe. Doch suche ich den Begriff noch schärfer zu fassen, als Gerhardt. Die gepaarten Radikale stehen den unvollkommenen Molekülen diametral gegenüber. Während diese durch Vereinigung von zwei Radikalen (oder Elementen) von verschiedenem Wirkungswerth gebildet sind, die in irgend einen so viel- \ durch welche Formel ich das Radikal der Essig- !) Gerhardt, Lehrbuch d. org. Chem. Ba. 4, 8. 643. 20° 292 fachen Typus eintreten, als der Wirkungswerth des weniger werthigen Radikals beträgt, wodurch eine Combination zu Stande kommt, deren Wirkungswerth gleich der Differenz der Wirkungswerthe der beiden Radikale ist, entstehen die gepaarten Radikale durch einfache Combination (Paarung) von Radikalen so zwar, dass der Wirkungswerth der Com- bination gleich ist der Summe der Wirkungswerthe der einzelnen Radikale. Die beiden Radikale, welche man in der Weinsäure gepaart annehmen kann, sind das der Oxal- säure und ein Radikal, welches dem der Glycolsäure sehr nahe steht, dem der Essigsäure gleich zusammengesetzt ist. Von letzterem unterscheidet es sich dadurch, dass es, wie das Radikal der Oxalsäure, noch ein Atom Wasser- stoff enthält, das leicht durch Metall ersetzt werden kann. Ich werde weiter unten den Beweis liefern, dass dies wirk- lich der Fall ist. Von ersterem differirt es durch einen Mindergehalt von 2 Atomen Sauerstofl. Während nämlich C?0? das Radikal der Glycolsäure durch Fe 0? | ausgedrückt werden kann, also das in den einfachen Wassertypus ein- getretene Radikal des Methylglycols enthält, findet sich die- ses Radikal in dem zweiten Bestandtheil des Weinsäure- C?H? H ‘ Diesen zwei- ten Theil des Weinsäureradikals möchte ich deshalb der Kürze halber mit dem Namen Glycolaldyl bezeichnen. Bei der Oxydation ‘der Weinsäure bilden sich in der That Producte, die einer solchen Combination entsprechen, namentlich Oxalsäure, Ameisensäure, Kohlensäure. Offen- bar wird das Glycolaldyl durch oxydirende Mittel zuerst angegriffen. Dabei geht es höchst wahrscheinlich zunächst in das Radikal Glycolyl und dann dieses, wie das von So- coloff und Strecker nachgewiesen ist, in Oxalyl über. Die Bildung der Ameisensäure bei Oxydation der Weinsäure lässt sich wohl durch die Annahme erklären, dass bei dem allmäligen Uebergang des Glycolaldyls in Oxalyl ein Theil desselben mit Zuziehung eines Theils des typischen Sauer- und Wasserstoffs in Kohlensäure und Ameisensäure übergeht. radikals als unvollkommener Aldehyd. 293 Da die Oxalsäure aus ammoniakalischer Silberlösung keinen Silberspiegel ansscheidet, so muss diese der Wein- säure eigenthümliche Reaction durch das zweite darin ent- haltene Radikal, das Glycolaldyl bedingt sein, von dem man, weil es einen unvollkommenen Aldehyd enthält, a priori vermuthen muss, dass es diese Eigenschaft besitzt. In der That reducirt schon die Glycolsäure ammoniakalische Silber- lösung sehr leicht, ja so leicht, dass wenn man neutrale Lösungen eines glycolsauren und reinen Silbersalzes mischt, die Mischung auf Zusatz nur eines Tropfens Ammoniak sofort gelb wird. Erhitzt man die Mischung zum, Kochen, so wird sie schnell schwarz und ein Spiegel von metalli- schem Silber setzt sich auf der Glaswand ab, der sich von dem durch Weinsäure erzeugten nur durch dunklere Farbe unterscheidet, die offenbar einzig und allein durch die grös- sere Schnelligkeit der Reduction des Silbers bedingt ist. Da- nach ist es nicht zu verwundern, dass Verbindungen des Glycolaldyls diese Reduction bedingen. Das Glycolyl ver- hält sich zum Glycolaldyl, wie das Oxalyl zum Glyoxyl. Die Glyoxylsäure bildet mit ammoniakalischer Silberlösung, ei- nen Spiegel, die Oxalsäure nicht. — In der Essigsäure, deren Radikal, wie schon gesagt, dem Glycolaldyl gleich zusammengesetzt ist, ist entschieden das Radikal Methyl enthalten, wie der schöne Versuch von Wanklyn !) beweist, dessen ich schon weiter oben Erwähnung gethan habe. Ihr Radikal ist ein unvollkommenes Aceton; sie schei- det daher auch aus ammoniakalischer Silberlösung keinen Silberspiegel ab. Die Zuckersäure betrachte ich nun als eine Verbin- dung, in der ebenfalls die Radikale Oxalyl und Glycolaldyl mit einander gepaart sind, nur in einem andern Verhält- niss als in der Weinsäure. Während diese von jedem der- selben ein Aequivalent enthält, sind in dem Saccharyl zwei Aequivalente Glycoladyl mit einem Aequivalent Oxalyl gepaart. Die Zuckersäure hat daher ende rationelle Zusammensetzung: !) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 111, S. 243. 294 c?0? C?0? c?0? 202 2772 22 Era er H H Für diese Formel sprechen die Eigenschaften der Zuckersäure und ihre Verbindungen, die in jeder Hinsicht denen der Weinsäure so ausserordentlich nahe stehen. Ihre Zersetzungsmittel stehen, so weit sie bekannt sind, damit ebenfalls in Uebereinstimmung. Denn die Producte ihrer Oxydation sind ebenfalls Oxalsäure und Kohlensäure und unter Umständen auch Essigsäure. Ob dabei auch Amei- sensäure’ entsteht, ist noch nicht dargethan aber höchst wahrscheinlich. Die Zuckersäure reducirt Silber in ammo- niakalischer Lösung wie die Weinsäure. Besonders spricht aber für diese Formel die Zusammensetzung des basischen Bleisalzes der Zuckersäure, von dem weiter oben die Rede war. Ungeachtet die Zuckersäure sechs durch Blei vertret- bare Atome Wasserstoff enthält, so ist ihr Radikal doch nur ein dreiatomiges und in diesem Sinne dürfen wir die Zuk- kersäure eine dreiatomige Säure nennen. Der Umstand aber, dass das Radikal selbst mehrere unvollkommene Mo- leküle enthält, welche in Summa noch drei andere durch Elemente oder Radikale vertretbare Atome Wasserstoff enthalten, erklärt es, dass die Zuckersäure bei Bildung des Bleisalzes sechs Atome Wasserstoff gegen sechs Atome Blei austauschen kann. Um diese Ansicht von der Constitution der Zucker- und Weinsäure ferner zu bestätigen, habe ich einige Ver- suche angestellt, die in dem Folgenden beschrieben wer- den solllen. Wenn die Zuckersäure, dem Versuche, wie obiger Formel gemäss, sechs Atome Wasserstoff gegen Blei aus- tauschen kann, so muss die Weinsäure ihrer Formel ge- mäss, vier Atome Wasserstoff gegen Metalle auswechseln können. Diese aus der Theorie gezogene Folgerung hat sich durch den Versuch vollkommen bestätigt. Zur Darstellung eines vieratomigen weinsauren Blei- oxyds wendete ich die Methode an, welche mir zur Dar- stellung des sechsatomigen zuckersauren Salzes gedient 295 hatte. Es wurde auch hier ein schneeweisser pulveriger Niederschlag erzeugt, der nur eine Spur Kohlensäure ent-. hielt. i Dieses weinsaure Bleioxyd hat nach den Analysen fol- gende Zusammensetzung: ; I I III berechnet Kohlenstoff —. 8,55 ..: 8,52 8,57 8C Wasserstoff — 0,44 0,40 0,36 2H Sauerstoff — 11,18 11,33 11,43 80 Bleioxyd ° 79,77 79,83 79,75 79,64 4 PbO 100 55.081004 4100, Seine empirische Formel ist C®H?Pb?01?, Dass es kein basisch essigsaures Salz enthält, geht schon aus dem Um- stande hervor, dass in diesem Falle sein Wasserstofigehalt im Verhältniss zum Kohlenstoff bedeutend grösser hätte sein müssen. Wollte man annehmen, es bestände aus ei- nem Gemenge von neutralem weinsauren Bleioxyd mit ba- sich essigsaurem Bleioxyd, so würde dadurch zwar der hohe Gehalt des Salzes an Bleioxyd, aber nicht der geringe an Wasserstoff erklärbar sein. Die Frage ob das analysirte Salz die Weinsäure noch unverändert enthalte, hat der Versuch vollkommen bestä- tigt. Die durch Schwefelwasserstoff aus demselben ausge- schiedene Säure drehte :die Polarisationsebene des Lichts nach rechts und lieferte ein saures Kalisalz, das in jeder Beziehung dem sauren weinsauren Kali glich und bei der Verbrennung 24,91 Proc. Kali an Kohlensäure gebunden hinterliess. Der Weinstein enthält 25,00 Proc. Kali. Die Resultate obiger Analysen sind allein durch die Annahme erklärlich, dass die Weinsäure vier durch Me- talle vertretbare Aequivalente Wasserstoff enthält und die aus der oben entwickelten Ansicht von der rationellen Zu- sammensetzung der Weinsäure erschlossene Existenz ei- nes vieratomigen weinsauren Bleioxyds hat sich durch den Versuch vollkommen bestätigt. Dieser Versuch ist daher eine wichtige Stütze jener Ansicht. Hat die Untersuchung des vierbasischen Bleisalzes der Weinsäure und des sechsbasischen der Zuckersäure ein neues Licht auf die Constitution dieser Säuren geworfen, so ist, 296 wenn man noch andere organische Säuren in gleicher Weise in überbasische Salze überzuführen versuchen wird, ein Gleiches auch für diese zu erwarten. Eine Untersuchung in dieser Richtung ist in meinem Laboratorium bereits be- gonnen. Ein anderer Versuch gründete sich auf folgende Be- trachtung. Steht wirklich die Zuckersäure zur Weinsäure ihrer Zusammensetzung nach in solchem Verhältniss, wie die oben aufgestellten Formeln andeuten, so ist zu vermu- then, dass zwar das letzte Product der Zersetzung der Zuckersäure durch Salpetersäure vor ihrer Auflösung in un- organische Stoffe Oxalsäure ist, dass aber die Weinsäure als Zwischenproduct auftreten könne. Oxydirt sich nur das eine Atom Glycolaldyl, und verschwindet mit ihm HO? aus der Verbindung, mit dem man es in der Zuckersäure ver- bunden betrachten kann, so kann Weinsäure entstehen. Man sieht leicht ein, wie die Bildung der Weinsäure auf diese Weise die aufgestellte Ansicht von der Constitution der Wein- und Zuckersäure bestätigen würde. Um hierüber zu entscheiden, löste ich 20 Grm. sau- ren zuckersauren Ammoniaks in kochendem Wasser und setzte 40 Grm. Salpetersäure vom spec. Gew. 1,2 hinzu. Die Mischung kochte ich in einem Kolben gelinde so lange, bis die Flüssigkeit nur noch ein geringes Volum besass und syrupartig geworden war. Nun verdünnte und sättigte ich sie mit kohlensaurem Kali und fügte Essigsäure hinzu. Da- bei schied sich eine reichliche Menge von Krystallen aus, welche alle Eigenschaften des sauren zuckersauren Kali’s besassen. Saures weinsaures Kali konnte darin nicht ge- funden werden. Im Falle nur eine geringe Menge Weinsäure gebildet worden wäre, konnte die ganze Menge derselben in der Mutterlauge enthalten sein, deren Menge ziemlich bedeu- tend war, da sich darin ziemlich viel Salpeter befand. Um dies zu prüfen, neutralisirte ich dieselbe nahezu mit koh- lensaurem Natron, und versetzte sie, während sie im Ko- chen begriffen war, mit basisch essigsaurem Bleioxyd. Der erhaltene Niederschlag der nun frei von Salpetersäure war, wurde gewaschen, durch Schwefelwasserstoff zersetzt, und 297 die vom Schwefelblei getrennte Flüssigkeit zur Hälfte mit kohlensaurem Kali gesättigt. Die auf ein geringes Volum gebrachte Flüssigkeit setzte dunkelbraun gefärbte kleine Krystalle ab, die von der geringen Mutterlauge nach Mög- lichkeit getrennt und mit Hülfe von Thierkohle umkrystal- lisirt wurden. Beim langsamen Erkalten der concentrirten Lösung setzten sich lange nadelförmige neben kleinen kör- nigen Krystallen ab. Letztere wurden möglichst von er- steren gesondert und nochmals aus Wasser umkrystallisirt. Nun schieden sie sich vollkommen farblos aus, und erschie- nen unter dem Mikroskop durchaus, wie auf dieselbe Weise erzeugte Weinsteinkrystalle. Bei der Analyse der geringen Menge des gewonnenen reinen Salzes zeigte sich, dass es bei 100°C. nicht an Gewicht verlor und dass sein Kalige- halt dem des sauren weinsauren Kali’s (25,00 Proc.) voll- kommen entsprach. Der Versuch ergab 25,35 Proc. Kali. Die Thatsache, dass die Zuckersäure durch anhaltende Einwirkung von Salpetersäure in Weinsäure übergeführt werden kann, bestätigt weiterhin die theoretische Ansicht, welche ich über die Constitution dieser Säuren weiter oben aufgestellt habe. Sie kann aber nicht zur Bestätigung der Ansicht von Liebig dienen, die Zuckersäure sei ein Gluco- sid, weil nur eine oxydirende Säure, die Salpetersäure, nicht aber Schwefelsäure die Umwandlung derselben in Weinsäure und ÖOxalsäure veranlassen kann. Dagegen scheint diese Thatsache die Behauptung von Liebig zn bestätigen, dass die bei seinen Versuchen aus Milchzucker durch Salpeter- säure erzeugte Weinsäure durch Oxydation der Zuckersäure entstanden sei. Gewiss darf man nicht zweifeln, da durch Liebig nachgewiesen ist, dass durch Einwirkung der Salpe- tersäure auch etwas Zuckersäure entsteht, dass diese gleich- zeitig durch die Salpetersäure in Weinsäure übergeführt werden kann. Allein Liebig selbst ist es nicht gelungen bei Einwirkung von Salpetersäure auf selbst mehrere hun- dert Grammen Traubenzucker die Bildung von Weinsäure zu beobachten, obgleich wie ich früher nachgewiesen habe bei diesem Prozess unter günstigen Umständen so viel Zuk- kersäure entsteht, dass aus 100 Theilen Zucker 10,9 Thei- le chemisch reinen sauren zuckersauren Kalis gewonnen 298 werden können. Ausserdem aber habe ich noch eine That- sache zu erwähnen, die beweist, dass jedenfalls nur ein kleiner, wahrscheinlich ein sehr kleiner Theil der aus Milch- zucker erzeugten Weinsäure aus vorher gebildeter Zucker- säure stammt. Bei jenem Zersetzungsprocess des Milchzuckers bildet sich nämlich eine sehr‘ grosse Menge Schleimsäure und nur eine sehr geringe Menge Zuckersäure. Erstere wird aber wie letztere unter dem Einfluss der Salpetersäure zu Weinsäure oxydirt, wie folgende Versuche beweisen. Als ich 20 Grm. Schleimsäure mit Salpetersäure von dem spec. Gewicht 1,2 gemischt in einem Kölbchen 20 Stunden so schwach erhitzt hatte, dass nur eine langsame Gasentwicklung und ein nur schwaches Aufschäumen statt fand, hinterblieb noch eine bedeutende Menge der Säure unangegriffen. Die zuletzt im Wasserbade zur Trockne ge- brachte Masse wurde in Wasser gelöst, wobei noch eine kleine Menge Schleimsäure ungelöst blieb. Die Hälfte der filtrirten Flüssigkeit, welche, mit Chlorcalcium und Ammo- niak versetzt, einen bedeutenden Niederschlag gab, von dem ein wesentlicher Theil durch Essigsäure aufgelöst wurde, die also neben Oxalsäure noch eine andere, mit Kalk eine in ammoniakalischer Flüssigkeit nicht lösliche Verbindung gebende Säure enthalten musste, übersättigte ich wegen der etwa noch vorhandenen Salpetersäure etwas mit kohlensaurem Kali, wobei sie sich etwas bräunte, dampfte die Lösung auf ein geringes Volum ein und versetzte sie mit so viel Essigsäure, dass sie nach dem Erkalten schwach danach roch. Schon beim Eindampfen, noch mehr auf Zusatz von Essigsäure schied sich ein fester Körper aus, der von der braunen Mutterlauge ge- trennt, gepresst, und aus der wässrigen Lösung umkry- stallisirt wurde. Nach zweimaligem Umkrystallisiren war er vollkommen farblos. Die gewonnene Menge des rei- nen Salzes war aber nur sehr gering. Beim Glühen hinter- lies er fast genau so viel kohlensaures Kali, wie das saure weinsaure Kali, nämlich 24,74 Proc. Um mich vollkommen zu überzeugen, dass das erhal- tene Salz Weinstein war, wiederholte ich den vorigen Ver- + 299 such noch einmal. In der Meinung aber, durch das anhal- tende Kochen der Schleimsäure mit Salpetersäure möchte die gebildete Weinsäure immer wieder zum grössten Theile zersetzt worden sein, erhitzte ich das Gemisch immer nur wenige Stunden, dampfte es dann im Wasserbade zur Trockne ein, und zog den Rückstand mit Wasser aus. Diese Ope- ration wiederholte ich nun viele Male und dampfte endlich die erhaltenen wässrigen Lösungen noch einmal zur Trockne ein. Den erhaltenen Rückstand löste ich in wenig kalten Wassers zur Abscheidung eines Rests von Schleimsäure, filtrirte die Lösung, und benutzte einen kleinen Theil des Filtrats zur Prüfung auf Oxalsäure.. Es fand sich darin nur eine Spur von dieser Säure. Die übrige Menge aber wurde nicht vollkommen mit kohlensaurem Kali gesättigt, bis zu einem geringen Volum verdunstet und nun Essig- säure hinzugefügt. Es schied sich eine reichliche Menge kleiner schwer löslicher Krystalle aus, die durch Umkrystal- lisiren mit Zuhülfenahme von Thierkohle gereinigt wurden. Sie besassen alle Eigenschaften der Weinsteinkrystalle. Bei der Analyse lieferten sie folgende Zahlen: gefunden berechnet I. Il. Kohlenstoff — 25,37 25,53 8C Wasserstoff — 2,78 2,66 >5H Sauerstoff — 46,61 46,81 110 Kali 24,98 25,24 25,00 .1KO 100 100 Die Zusammenstellung der Resultate zeigt, dass auch die Zusammensetzung des Salzes vollkommen mit der des Weinsteins übereinstimmt. Gern hätte ich nun die Säure auch mittelst des Pola- risationsapparates untersucht, um nachzuweisen, dass sie aus der gewöhnlichen rechtsdrehenden Weinsäure bestehe. Die erzeugte Quantität war jedoch viel zu gering dazu. Ich halte aber diesen Versuch auch für minder erforderlich, da schon durch Bohn!) dargethan ist, dass die von Liebig durch Salpetersäure aus Milchzucker erhaltene Weinsäure !) Ann. der Chem. u. Pharm. Bd, 113, $. 19, x 300 die gewöhnliche Rechtsweinsäure ist. Es ist nicht anzu- nehmen, dass ich eine andere Art Weinsäure könnte unter Händen gehabt haben, als Liebig. Nach diesen Untersu- chungen ist also zwar das erste Hauptproduct der Einwir- kung der Salpetersäure auf Milchzucker Schleimsäure. Al- lein daraus bildet sich dann durch weitere Oxydation Wein- säure und endlich Oxalsäure.. Ein ganz ähnlicher Zer- setzungsprocess findet statt, wenn an Stelle des Milchzuk- kers Traubenzucker angewendet wird, nur mit dem einzigen Unterschiede, dass das erste Zersetzungsprodukt nicht Schleimsäure sondern Zuckersäure ist. Die ferneren Oxy- dationsprodukte sind dieselben. Tritt bei der Oxydation des Milchzuckers auch Zuckersäure auf, so beruht dies da- rauf, dass die Salpetersäure abgesehen von ihrer oxydi- renden Wirkung noch als Säure wirken kann. Säuren wan- deln nämlich den Milchzucker langsam in andere Zucker- arten (Traubenzucker?) um. Zwar lehren die Versuche von Dubrunfaut!) und Pasteur?) dass das Product der Einwir- kung von Säuren auf Milchzucker bei Behandlung mit Sal- petersäure immer noch Schleimsäure liefert. Andrerseits lehren sie aber auch, dass jenes Product je nach der Be- handlungsweise verschiedene Eigenschaften haben kann, und liefern keineswegs den Beweis, dass Salpetersäure daraus nicht auch wesentliche Mengen Zuckersäure erzeuge. Man darf daher wohl annehmen, dass indem die Salpetersäure einen grossen Theil Milchzucker zu Schleimsäure oxydirt, sie einen andern kleinen in Zuckerarten umwandelt, welche durch Salpetersäure zunächst in Zuckersäure übergehen. Die gleichzeitige Bildung der Schleimsäure und Zuckersäure bei Einwirkung der Salpetersäure auf Milchzucker erklärt sich hierdurch höchst einfach. !) Compt. rend. T. 42 (1856) p. 228. 2) Compt. rend. T. 42 (1856) p. 347. 301 Zur Falter- Fauna von Zeitz an der Elster. (Regierungsbezirk Merseburg.) Während eines Zeitraumes von fast 6 Jahren habe ich die Umgegend von Zeitz in Beziehung auf die Falter- Fauna durchforscht, und da ich jetzt meinen Wohnort verändern und nach Glogau übersiedeln muss, so halte ich es nicht für unnützlich, meine Beobachtungen in einer Zeitschrift niederzulegen, theils um dem Studium über die geogra- phische Verbreitung der Falter an die Hand zu gehen, theils um einem künftigen Sammler in Zeitz das Auffinden des Gesuchten zu erleichtern. Aus diesem letzten Grunde sind die lokalen Fundorte bei den einzelnen Arten angegeben. Das Terrain bei Zeitz ist bergig und vielfach in klei- “nerer und grösserer Ausdehnung mit Laubwald, so wie auch zu einem grossen Theile mit Nadelholzwald bestanden. An der Elster, welche durch das Revier fliesst, liegen Wiesen, welche zum Theile sumpfig sind. An den Hügeln befinden sich zahlreiche Steinbrüche, aus denen Sandsteine, und nur an wenigen Punkten Kalksteine gefördert werden. Die Um- gebung dieser Steinbrüche ist meistens von der Kultur ver- nachlässigt, und bietet an sonnigen Lagen dem Faltersamm- ler eine gute Ausbeute, Bei der Aufstellung der Fauna ist das System des Dr. Speyer (bei den Spannern dasjenige von J. Lederer) zum Grunde gelegt; die den Arten vorgesetzten Zahlen be- ziehen sich auf mein Buch: „die ‚Pflanzen und Raupen Deutschlands.‘‘*) Diejenigen Gattungen, deren Arten nach den bisherigen Erfahrungen nur in andern Gegenden des deutschen Gebietes vorkommen, oder welche bisher in Zeitz nicht aufgefunden sind, wurden in einer Klammer an der betreffenden Stelle aufgeführt. Ueber die Häufigkeit der einzelnen Arten ist eine Be- merkung zu machen unterlassen worden, weil nach meiner *) Der erste Theil: systematische Beschreibung der Pflanzen etc. ist in diesem Jahre bei E. S. Mittler und Sohn in Berlin erschienen; der zweite Theil: systematische Beschreibung, der Raupen, wird im Frühjahre 1861 die Presse verlassen. 302 Erfahrung die Häufigkeit bei den meisten Arten in ver- schiedenen Jahren wechselt. Zeitz im October 1860. Wilde. I. Rhopalocera. I- Nymphalides. 1. Melitaea. 1. maturna L. — Ende Mai, Juni auf Waldwiesen. (Thiergarten). ‘(Thiergarten, Forst bei Prössdorf.) 3. artemis W. V. — desgl. (Knittelholz bei Raassberg.) 4. didyma Esp. — Ende Juni, Juli an Waldrändern. (desgl.) 6. cinxia L. — Im Mai, Juni auf Waldwiesen. (Forst bei Ossig, Thiergarten.) 8. athalia Esp. — Im Juli auf Waldlichtungen. (Forst bei Raabe, Breitenbach, Ossig.) 13. dietynna Esp. — Ende Juni auf feuchten Waldwiesen. (Thier- garten.) 2. Argynnis. 15. selene W. V’.— Im Mai und August auf Waldwiesen. (Thier- garten, Knittelholz.) 16. euphrosyne L. — desgl. 24. latonia L. — Im Mai und August an Wegen und Wald- rändern. (Fockendorfer Höhen bei Posa.) 25. aglaja L. — Im Juni, Juli auf Lichtungen. (Waldwiesen bei Kuhndorf, Schlucht von Raabe, Golben.) 29. paphia L.. — Im Juni, Juli auf Waldlichtungen , nament- lich an Distelblühten. (Raabe bis Schneidemühle.) 3. Vanessa. 31. ce album L. — Im Mai und August, September in Gärten, an Waldwegen. 35. polychloros L. — Im Juli, August in Gärten. 36. urticae L. — Vom Frühjahre bis zum Herbste. 37. antiopa L. — Im Sommer und Herbste in Gärten‘ und an Waldrändern. 38. io L. — Im Sommer und überwintert im ersten Frühjahre an Waldrändern, in Gärten. 39. atalanta L. — Im Sommer in Gärten u. s. w. 40. cardui L. — Im Sommer an Berghängen, in Gärten. 4. [Neptis.] 5. Limenilis. 44. sibylla L. — Ende Juni, Juli an feuchten Waldstellen, zwi- schen Gebüschen, namentlich an Waldbächen. (Knittelholz an der Quelle. Forst bei Ossig.) 46. populi L. — Ende Juni, Juli auf Waldwegen. (Bei Hayns- burg, Forst bei Prössdorf.) 303 6. Apatura. 47. iris L. — Ende Juni, Juli an Waldwegen. (Forst bei Pröss- dorf, bei Haynsburg, Schneidemühle.) 48. ilia W. V. (und var. clytia. W. V.) — desgl. II. Satyrides. 1. Arge. 1. galatea L. — Ende Juli, August auf # Walaliehkungen. an blu- menreichen Abhängen. (Knittelholz.) 2. Erebia. 2. medusa W. V. — Ende Mai, Juni auf Waldwiesen. (Knittel- holz. 21. Bi Esp. — Im August auf Waldwiesen. (Ossig.) [3. Chionobas.] 4. Satyrus. 28. briseis L. — Ende Juli, August auf Kalkfelsen, an Abhän- gen. (Raassberg, Golben.) 29. semele L. — Im Juni, Juli auf Waldlichtungen. (Ossig.) 33. phaedra L. — Ende Juli, August auf Waldlichtungen. (Forst bei Prössdorf.) 5. Pararge. 34. maera L. — en Juni und August an steinigen Waldwegen und Abhängen. (Schneidemühle.) 36. megaera L. — Im Juni und vom August bis in den Herbst an Wegen, Mauern. 37. egeria L. — Im Mai und August an schattigen Waldstellen, an Waldwegen. (Thiergarten.) 38. dejanira L. — Ende Juni, Juli an schattigen, feuchten Wald- stellen. (Knittelholz an: der’ Quelle.) 6. Epinephele. 40. janira L. — Vom Juni bis September auf Wiesen. 4]. tithonus L. — Im Juli, August auf Waldlichtungen, nament- lich an buschigen Abhängen. (Ossig.) 42. hyperanthus. L. — Im Juli, August an Waldungen, zwischen Gebüschen. 7. Coenonympha. 45. hero L. — Im Mai, Juni auf feuchten Waldlichtungen, zwi- schen Gebüschen. (Forst bei Prössdorf.) 46. iphis W. V. — Im Juni, Juli auf Waldlichtungen. (Ossig.) 47. arcanius L. — Im Juni, Juli auf Waldplätzen zwischen Ge- büschen. (Raabe, Schneidemühle.) - 49. pamphilus L. — Vom Mai bis zum September. 50. davus F. (philoxenus Esp.) — Im Juni, Juli auf feuchten Wiesen. (Ossig.) [IH. Libytheides.] IV. Erycinides, 1. Nemeobius. 304 1. Ineina L. — Im Mai an feuchten Waldwegen, auf Waldwie- sen. (Ossig, Schneidemühle.) V. Lycaenides. l. Lycaena. 6. aegon W. V. — Im Juli auf Haideplätzen. (Im Forste bei Ossig, Lonzig.) 7. argus W. V. — Im Juni, Juli an Berghängen, auf Wald- lichtungen. (Knittelholz, Ossig, Raabe.) 13. alexis W. V. (icarus Rott.) — Vom Juni bis zum Septem- ber an Wegen, Waldrändern, auf Lichtungen. 16. corydon Scop. — Ende iR, August auf blumenreichen Ab- hängen, auf Esparsettefeldern. (Prössdorf.) 23. arion L. — Im Juni, Juli auf Wald- und Be (Schluchten zwischen Raabe und Golben.) 24. euphemus Hb. — Im Juli auf feuchten Wiesen. (Elsterwie- sen bei Zangenberg und Grossossida.) 25. erebus Knoch. (arcas Rott.) — desgl. 26. cyllarus Rott. — Im Mai auf Waldlichtungen. (Ossig, Schnei- demühle, Forst bei Prössdorf.) 27. acis W. V. (semiargus Rott.) — Im Mai und Juli, August auf blumenreichen Abhängen. (Raabe.) 29. alsus W. V. — Im Mai, Juli auf trockenen Bergwiesen. (Raabe, Knittelholz.) 30. argiolus L. -—— Im April, Mai an Waldsäumen, auf Lich- tungen. (Ossig, Prössdorf.) 31. amyntas W. V. (var. polysperchon Brgstr.) — Im Mai und Juli, August auf Wealdlichtungen, an sonnigen Abhängen. (Ossig, Raabe, 2. Polyommalus. 34. helle W. V. (amphidamas Bk.) — Im Mai auf Sumpfwiesen. (zwischen Zembschen und Wählitz bei Hohenmölsen.) 35. phlaeas L. — Im April, Mai und Juli bis September an Wegen. 36. circe W. V. (dorilis Hfn.) — Im Mai und Juli bis Septem- ber auf Wiesen, Waldlichtungen. 38. chryseis W. V. — Im Juni auf Waldwiesen. (Thiergarten, Ossig,, Raabe.) 42. virgaureae L. — Im Juli, August an Waldrändern. (Ossig.) 3. Thecla. 43. rubi L. — Im Mai an Waldrändern. (Ossig.) 45. quercus L. — Im Juli, August an Waldrändern, auf lich- ten Stellen um Eichen. (Ossig, Knittelholz, Forst bei Prössdorf.) 47. ilicis Esp. — Ende Juni, Juli an Waldrändern, um Eichen- gebüsch. (Ossig, 'Thiergarten.) 305 49. pruni L. — Im Juni auf Lichtungen, um Schlehengebüsch. (Thiergarten, Kuhndorfer Mühle, Schneidemühle.) 51. betulae L. — Juli, August in Gärten. VI. Pierides. 1. Goniopteryz. 1. rhamni L. — In Wäldern und Gärten. 2. Colias. 2. hyale L. — Im August, September auf’Feldern, an Abhän- gen. (Posa, Raassberg u. A.) 6. edusa F. — desgl. auf Abhängen, namentlich in der Nähe von Esparsettefeldern. (Posa, Rotheberg vor Raassberg.) 3. Aporia. 8. crataegi L. — Im Juni, Juli in Gärten, auf Wiesen. 4. Pieris. 9. brassicae L. — Ueberall gemein. 10. rapae L. — desgl. 12. napi L. — desgl. 14. daplidicee L. — Im Frühjahre und im August, September an Rändern, auf Anhöhen. (Raassberg, Saalsitz.) 9. Anthocharis. 15. cardamines L. — Im April, Mai auf Waldwiesen. (Knittel- holz, 'Thiergarten.) 6. Leucophasia. 17. sinapis L. — Im Mai und August auf Waldwegen, Lichtun- gen. (Knittelholz, Schneidemühle, Ossig.) VI. Papilionina. 1. Papilio. 1. podalirius L. — Im Mai und Juli auf Anhöhen. (Raabe.) 2. machaox L. — desgl. (Raassberg, Grossossida.) [2. Thais: — 3. Doritis.] s VIII. Hesperidae. 1. Hesperia. l. paniscus F. — Im Mai, Juni auf feuchten, schattigen Wald- wegen, an Waldrändern. (Thiergarten, Knittelholz, Ossig.) 4. comma L. — Im Juni und August auf Waldlichtungen. (Knit- telholz,, Ossig.) 5. sylvanus Esp. — desgl. (Knittelholz, Thiergarten.) 6. actaeon Rott. — Im Juli, August auf blumenreichen Abhän- gen. (Fockendorfer Höhen, Knittelholz.) 7. lineola OÖ. — Im Juli auf Lichtungen. (Ossig.) 8. linea W. V. (thaumas Hfn.) — Im Juli auf Grasplätzen, an Wegen. (Goiben, Ossig.) 11. alveolus Hb. (var. taras Brgstr.) — Im April, Mai an son- nigen Abhängen, Waldstellen. (Knittelholz, Raabe, Ossig.) XVI. 1860, 21 306 13. alvens Hb. — Im Juli, August auf Waldwiesen. (Ossig.) 18. tages L. — Im April, Mai und August an Waldwegen, auf lichten Stellen. (Raassberg, Ossig.) Ii. Heterocera. I. Hepialides. 1. Hepialus. 1. humuli L. — Im. Juni, Juli Abends auf feuchten Wiesen, (Langendorf, Krimmschen.) 5. lupulinus L. — Ende Mai, Juni in der Dämmerung i in Gär- ten, auf Grasplätzen, Waldwiesen. (Posa, Knittelholz, Ossig, Schneidemühle.) 6. hecta L. — Ende Mai, Juni auf feuchten Wealdstellen. (Knit- telholz, Ossig, Schneidemühle.) 7. sylviaus L. — Im August, September auf Lichtungen. (Knit- telholz.) II. Cossina. 1. Zeuzera. 2. aesculi L. — Ende Juni bis August, Abends an Pappelstäm- men u. A. (Thiergarten.) 2. Cossus. 3. ligniperda F. — desgl. 3. [Endagria.] III. Cochliopoda. l. Heterogenea. 1. testudo W. V. — Ende Mai, Juni, am Tage an Baumzwei- gen ruhend. (Eichenschlag bei Ossig.) IV. Psychidae. . Psyche. . calvella OÖ. — Ende Juni auf. Waldwegen. (Ossig.) * . graminella W. V. (unicolor Hfn.) — Im Juni, Juli. (Ossig.) . villosella ©. — Im Juni, Juli. (Ossig, Schneidemühle.) . Epichnopteryz. 16. pulla Esp. — Ende April, Mai. (Knittelholz.) 3. Fumea. 20. nitidella Hb. — Ende Juni. (Thiergarten.) 22. betulina Zeller. — desgl. V. Sphingides. 1. Macroglossa. 2. bombyliformis ©. — Im Mai, Juni in Gärten. 3. stellatarum L, — Im Mai und vom Juli bis October am Tage Blühten besaugend. (In: Gärten, Fockendorfer Höhen.) 2. Pterogonia. DD a WW m 307 4. oenotherae Esp. — Im Mai, Juni. (Raupe an den Posaer Tei- chen auf Epilobium.) 3. Sphin«. 5. porcellus L. — Im Mai, Juni. un Höhen Abends an den Blühten von Echium.) 6. elpenor L. — Im Mai, Juni. (Ossig, Schneidemühle.) 9. euphorbiae L. — Im Mai, Juni Abends auf Blühten. 10. galii Rott. — Im Mai, uns Abends in Gärten. (Raupe im Fockendorfer Grunde.) 14. pinastri L. — Im Mai bis Juli an Baumstämmen. (Forst bei Golben, Schneidemühle, Ossig.) 15. ligustri L. — Im Mai, Juni in Gärten. 16. convolvuli L. — Im August, September Abends in Gärten die Blühten von Betunien und Phlox besaugend. (Raupen auf Kartoffelfeldern in der Aue.) 4. Acherontia. 17. atropos L. — Im September, October. (Raupe auf Kartoffel- feldern in der Aue.) 5. Smerinthus. 18. tiliae L. — Im Mai, Juni an Stämmen. (Thiergarten.) 20. ocellata L. — desgl. 21. populi L. — desgl. (an Pappeln und Weiden.) [VI. Thyridides.] VII. Sesiidae. 1. Trochilia. 1. apiformis L. — Im Juni Morgens an Pappelstämmen. (Maass- nitz.) 2. Sciapteron. 4. tabaniforme Rott. (asiliformis W. V.) — Im Juni an Pappel- stämmen. 3. Sesia. 5. scoliiformis Bk. — Ende Juni, Juli an Birken. (Forst bei Prössdorf.) 9. tipuliformis L. — Im Juni in Gärten. 11. asiliformis Rott. (eynipif. Esp.) — Vom Juni bis September an Eichen. (Forst bei Raabe, bei Prössdorf.) 20. empiformis Esp. (tenthredinif. ©.) — Vom Mai bis Juli an sonnigen Abhängen, (Posa, Raassberg.) 4. Bembecia. 29. hylaeiformis Lasp. — Im Juli, August in Gärten. VII. Zygaenides. 1. Zygaena. 1. minos W. V. — Im Juli, August an sonnigen Abhängen. (Fockendorfer Höhen, Posa, Knittelholz.) 3. scabiosae Esp. -—- Im Juni, Juli auf Bergwiesen. (Knittelholz.) 31° 308 9, meliloti Esp, — Im Juli an sonnigen Berghängen. (Raabe, Golben.) 10. trifolii Esp. — Im Juni auf feuchten Wiesen. (Schneidemühle.) 11. lonicerae Esp. — Im Juli, August auf Wiesen, Berghängen. (Knittelholz , Posa.) 13. filipendulae L. — desgl. 19, onobrychis W. V. — Im Juli an sonnigen Abhängen. (Knit- telholz, Posa.) 2, Ino, 20. statices L- — Ende Juni, Juli auf Wald- und Bergwiesen. (Schneidemühle, Thiergarten.) 23. pruni W. V. — Juni, Juli auf Waldlichtungen. (Ossig, Pröss- dorf.) [3. Aglaope.] IX. Syntomides. 1. Syntomis. 1. phegea L. — Ende Juni, Juli auf Waldlichtungen. (Raabe, Prössdorf.) 2. Naclia. 2. ancilla L. — Im Juli, August am buschigen Waldstellen. (Prössdorf, Ossig.) X. Lithosiidae. [1. Nadaria.] 2. Calligenia. 4. rosea F. — Im Juni, Juli im Laubholzgebüschen. (Ossig, Prössdorf.) 3. Setina. 5. irrorella L. — Im August auf Wald- und Bergwiesen, zwi- schen Gebüschen. (Fockendorfer Höhen, Knittelholz.) 6. mesomella L. (eborina OÖ.) — Ende Juni, Juli zwischen Ge- büschen. (Schneidemühle bis Ossig.) 4. Lithosia. 11. depressa Esp. — Ende Juni, Juli in Nadelholzwäldern. (Schneidemühle bis Golben.) 12. aureola Hb. — Im Mai, Juni an Waldrändern, auf Lichtun- gen. (Schneidemühle , Prössdorf.) 14, lutarella L. (luteola ©.) — Im Juni, Juli zwischen Gebü- schen, auf Lichtungen. (Prössdorf.) 16. lurideola Tr. — Ende Juni bis August in Laubgehölzen. (Knittelholz.) 17. complana L. — desgl. (Knittelholz, Fockendorfer Höhen.) 20. quadra L. — Im Juli in Gehölzen. (Thiergarten.) 21. rubricollis L. — Im Mai, Juni in Gehölzen. (Ossig.) XI. Arctiidae. [1. Emydia. — 2. Deiopeja.] m rn 309 . Euchelia. . Jacobaeae L. — Im Mai, Juni auf sonnigen Berglehnen , wo die Nahrungspflanze wächst. (Knittelholz, en Callimorpha. . dominula L. — Im Juli in Gehölzen, zwischen Gebüsehen. (Forst bei Prössdorf.) . Pleretes. . matronula L. — Im Juli, August an schattigen, gebüschrei- chen Waldstellen. (Forst bei Prössdorf.) . Arctia. . russula L. — Im Mai und August auf Waldlichtungen. (Ossig, Prössdorf.) . plantaginis L. — Im Mai, Juni an schattigen Woaldstellen. (Schneidemühle; var. hospita W. V. Knittelholz an der Quelle.) 12. caja L. — Ende Juni, Juli. 14. purpurea L. — Im Juni, Juli; Raupe an Chausseegräben, Waldrändern. (Thiergarten, Knittelholz, Schneidemühle.) 15. aulica L. — Im Mai, Juni an Waldrändern. (Prössdorf.) [7. Ocnogyna. ] 8. Spilosoma. 21. lubricipeda L. — Im Mai, Juni in Gärten, an Waldrändern. (Schneidemühle, Knittelholz.) 22. menthastri W. V. — desgl. 23. urticae Esp. — desgl. 24. mendica L. — desgl. (Prössdorf.) [9. Estigmene.] 10. Phragmatobia. 27. fuliginosa L. — April, Mai an Baumstämmen, im Grase. XII. Liparides. 1. . gonostigma L. — Im Juli, August. (Ossig, Prössdorf.) . antigqua L. — Ende Juni, Juli. (Ossig, Thiergarten.) . fascelina L. — Im Juni, Juli. (Thiergarten, Knittelholz.) . pudibunda L. — Im Mai. (Thiergarten.) Orgyia. [2. Laelia.] 3. Porthesia. 9. chrysorrhoea L. — Im Juni, Juli in Gärten, Obstplantagen. 11. aurilua W. V. — desgl. [4. Laria.] 5. Ocneria. 12. salieis L. — Ende Juni, Juli an Pappeln und Weiden. 13. monacha L. — Ende Juli, August. (Forst bei Ossig.) 14. dispar L. — Im Juli, August in Gärten ete. 310 15. detrita Esp. — Im Juni, Juli; Raupe auf Eichenbüschen. (Forst bei Prössdorf.) [6. Pentophora.] XIII. Bombycides. 1. Gastropacha. 1. quereifolia L. — Im Juni, Juli. (Knittelholz , Prössdorf.) 3. betulifolia F. — Im April, Mai. (Knittelholz.) 6. pruni L. — Im Juni, Juli. (Prössdorf.) 7. potatoria L. — Im Juli. (Thiergarten, Ossig.) 9. neustria L. — Im Juli. 10. castrensis L. — Im Juli, August. (Posa.) 12. populi L. — Vom September bis November. (Thiergarten. Prössdorf.) 13. crataegi L. — Im September, October. (Thiergarten.) 15. rimicola W. V. (catax O.) — Im October. (Forst bei Pröss- dorf.) 16. lanestris L. — Im März. (Thiergarten, Schlucht vor Raabe.) 18. trifolii W. K. (var. medicaginis Bk.) — Im Juli, August. (Thiergarten, Knittelholz.) 19. quercus L. — Im Juli. (Thiergarten, Ossig.) 20. rubi L. — Im Mai, Juni. (Knittelholz u. A.) [2. Zasiocampa.] XIV. Endromides. 1. Endromis. 1. versicolora L. — Im März, April. (Forst bei Ossig und Pröss- dorf.) AV. Saturnina. 1. Aglia. 1. tau L. — Im Mai. (Ossig, Prössdorf.) 2. Salurnia. 4. carpini W. V. — Im Mai. (Ossig, Prössdorf.) XVI. Platypterygidae. 1. Cilix. 1. spinula W. V. (rufa L.) — Im Mai und Juli, August. (Knit- telholz.) . Platypteryz. . lacertinaria L. — Im Mai und August. (Thiergarten.) . Drepana. . sicula W. V. — Im Mai und August. (Gehölz bei Meineweh.) . falcataria L. — desgl. (Thiergarten, Prössdorf.) . eurvatula Bk. — desgl. (Prössdorf.) . hamula W. V. (binaria Hfn.) —- desgl. (Ossig, Prössdorf.) XVII. Notodontidae. [1. Cnethocampa.] 2. Pygaera. Saw DmD ‘ 311 . anastomosis L. — Im Mai und Juli. (Prössdorf.) . curtula L. — desgl. (Ossig, 'Thiergarten.) . anachoreta W. V. — desgl. (Thiergarten, Grossossida.) . reclusa W. V. (pigra Hfn.) — desgl. (Thiergarten u. A.) . Phalera. . bucephala L, — Im Mai, Juni. (Thiergarten u. A.) . Cerura. 11. vinula L. — Im Mai, Juni. 12. erminea Esp. — desgl. (am Wendischen Berge in Zeitz.) 14. bifida Br. — desgl. (Thiergarten u. A.) 5. Hybocampa. 16. milhauseri F. — Im Mai, Juni. (Forst bei Prössdorf.) 6. Stauropus. 17. fagi L. — Vom Mai bis Juli. (Forst bei Prössdorf.) [7. Uropus — 8. Glyphidia.] 9. Ptilophora. 20. plumigera WV. — Im October, November (Prössdorf.) 10. Pterostoma. - 21. palpina L. — Im Mai, Juni. (Thiergarten.) 11. Notodonta. 23. ziezac L. — ImMai, Juni. (Weiden bei Grossossida, Prössdorf.) 24. dromedarius L. — desgl. (Prössdorf.) 25. tritophus W. V. — desgl. (Thiergarten.) 28. dietaea L. — Im Mai und August. (Thiergarten.) 29. dietaeoides Esp. — desgl. 30. camelina L. — Vom April bis Juli. (Thiergarten, Prössdorf.) 32. bicolora W. V. — Im Mai, Juni. (Forst bei Prössdorf.) 33. trepida F. (tremula W. V.) — desgl. (Thiergarten.) 34. chaonia W.V. (ruficornis Hfn.) — Im März, April. (Prössdorf.) 38. velitaris Hfn. — Im Juni. (Prössdorf.) XVIII. Noctuina. A. Cymatophoridae. [1. Thyatira.] 2. Cymatophora. 5. flavicornis L. — Im März, April. (Thiergarten, Langendorf.) 7. or W. V. — Im April, Mai. (Thiergarten.) 8. 9. l BOSSD-ID an ocularis L. (octogesima Hb.) — Im Mai. (Prössdorf.) duplaris L. (bipuncta Tr.) — Vom Mai bis Juli. net) 0. fluctuosa Hb. — Vom Mai bis Juli. (Prössdorf.) B. Noctuina. 3. Diloba. 11. caeruleocephala L. — Im September, October in Gärten. 4. Demas. 12. coryli L — Im Mai, Juni an Baumstämmen. (Thiergarten.) [9. Panthea — 6. Diphthera.] 7. Moma. 312 h 15. orion Esp. — Im Mai an Baumstämmen. (Thiergarten, Pröss- dorf.) 8. Acronycta. 16. leporina L. — Im Mai, Juni. (Prössdorf u. A.) 17. aceris L. — desgl. (an Alleebäumen.) 18. megacephala W. V. -—— desgl. (besonders an Pappelstämmen.) 21. psi L. — desgl. (in Gärten, an Baumstämmen.) 23. tridens W. V. — desgl. 25. auricoma W. V. — Im Mai und August. (Forst bei Ossig.) 26. euphorbiae W. V. — desgl. 29. rumiecis L. — desgl. (überall verbreitet.) 9. Bryophila. 32. perla W. V. — Im August an Häusern, Mauern. 35. algae F. — Im Mai, Juni. (Forst bei Prössdorf.) [10. Clödia. — 11. Simyra.] 12. Nonagria. 43. cannae Tr. — Im August, September in der Abenddämme- rung an Teichen. (Prössdorf.) 45. typhae Esp. (var. fraterna Hb.) — desgl. [13. Coenobia. — 14. Senta. — 15. Meliana. — 16. Tapinostola. 17. Calamia.] 18. Leucania. 10. impura Hb. .— Im Juni und September Abends auf Wiesen. (Thiergarten.) 62. pallens L. — desgl. 63. obsoleta Hb. — Im Juni zwischen Schilf. (Thiergarten, Prössdorf.) 66. comma L. — Im Mai und August Abends auf Wiesen. . (Thiergarten.) 68. conigera W. V. — Im Juni, Juli Abends auf Wiesen, an Abhängen, namentlich an den Blühten von Centaurea scabiosa. (Thiergarten, Knittelholz, Fockendorfer Höhen.) 71.1. album L. — Im Mai und August Abends auf Wiesen und Abhängen. (Thiergarten, Fockendorfer Höhen.) 74. lithargyrea Esp. — Im Juni, Juli Abends an blumenreichen Abhängen. (Fockendorfer Höhen.) [19. Mythimna. — 20. Rusina. — 21, Stilbia — 22. Acosmetia.] 23. Lampetia. 80. arcuosa Haw. (airae Boie.) — Im Juni an feuchten Waldstel- len zwischen Gebüschen. (zwischen Schneidemühl nnd ÖOssig.) [24. Hydrilla.] 25. Caradrina. 84. taraxaci Hb. (blanda Tr.) — Im Juli Abends in Gärten und an Abhängen auf den Blühten von Centaurea. 87. alsines Bk. — Im Juni, Juli, Abends in Gärten, auf Gras- plätzen (Knittelholz.) 313 90. morpheus Vwg. — dsgl. 98, cubieularis W. V. — Im Juli Abends in Gärten. 26. Grammesia. 95. trigrammica Hfn. — Im Juni Abends auf Waldwiesen. (Knit- telholz, Forst bei Prössdorf.) 27. Panolis. 96. piniperda Esp. — Im März, April, Abends an den Blühten- kätzchen von Salix caprea. (Thiergarten, Prössdorf.) [28. Perigrapha. ] 29. Taeniocampa. 98. gothica L. — Im April Abends an den Blühtenkätzchen von Salix caprea. (Thiergarten, Knittelholz.) 99. miniosa W. V. — desgl. (Prössdorf.) 100. cruda W. V. — desgl. Thiergarten, Knittelholz.) 101. populeti F. — desgl. 102. stabilis W. V. — desgl. 103. gracilis W. V. — desgl. (besonders auf den Fockendorfer Höhen.) 104. instabilis W. V. desgl. 105. opima Hb. — (Prössdorf.) 106. munda W. V. desgl. (Thiergarten.) 30. Pachnobia. 107. leucographa W. V. — desgl. (Fockendorfer Höhen, Pröss- dorf.). 108. rubricosa W. V. — desgl. (Fockendorfer Zähne, Prössdorf.) [3l. Mesogona. — 32. Hiptelia.] 33. Dicycla. 112. oo L. — Im Juli, August. (Prössdorf.) 34. Cosmia. 113. fulvago W. V. (paleacea Esp.) — Im Juli, August. (Thier- garten.) 116. trapezina L. — desgl. (Thiergarten, Prössdorf.) 117. affinis L. — desgl. (Knittelholz.) 118. diffinis L. — desgl. 119. pyralina W. V. — desgl. (Thiergarten.) 35. Plastenis. 120. subtusa W. V. — Im Juli, August an Pappeln. (Thiergarten.) 121. retusa L. — desgl. an Weiden. (Thiergarten.) 36. Cirrhoedia. 122. ambusta W. V. — Im August. (Obstplantage bei Posa.) [37. Cleoceris.] 38. Dyschorista. 126. ypsilon W. V. — Im Juli an Pappelstämmen. (Thiergarten.) 39. Orthosia. 127. lota L. — Im August, September. (Thiergarten.) 314 131. ferruginea W. V. (circellaris Hfn.) — Vom August bis Ok- tober an Baumzweigen. (Prössdorf, Thiergarten.) 132. rufina L. — desgl. 133. pistacina W.V. — Vom August bis October. (Thiergarten.) 40. Xanthia. 139. cerago W. V. (fulvago L) — Im August, September. (Thiergarten.) 143. citrago L. — desgl. 41. Oporina. 144. croceago W. V. — Im September, October an Baumzwei- gen, und überwintert im März an den Blühtenkätzchen von Salıx caprea. (Knittelholz, Prössdorf.) 45. Cerastis. 146. erythrocephala W. V. — Im September, October zwischen dürrem Laube; und überwintert im März, April an den Blüh- tenkätzchen von Salix caprea. (Thiergarten.) 148. silene W. V. — desgl. (Fockendorfer Höhen.) 149 vaccini L. — desgl. (Thiergarten, Knittelholz. Prössdorf.) 159. spadicea Guen. (ligula Esp.) — desgl. (Thiergarten.) 151. rubiginea W. V. — desgl. (Thiergarten.) 43. Scopelosoma. 152. satellitia L. — Im August, September. (Thiergarten, Ossig.) 44. Agrotis. 161 festiva W. V. — Im Juli, August. (Forst bei Ossig.) 164. brunnea W. V. — desgl. 170. c. nigrum L. — Im Mai und August Abends in Gärten und auf Wiesen an Blühten. (Posa. Fockendorfer Höhen.) 176. plecta L. — Im Mai. (Prössdorf.) 202. putris L. — Im Mai, Juni an Bretterzäunen, Baumstämmen. 218. fumosa W. V. (nigricans L.) — Im Juli, August Abends an Abhängen auf Centaurea scabiosa. (Fockendorfer Höhen.) 221. tritici L. — desgl. 222. aquilina W. V. — desgl. 227. exclamationis L. — Im Juli auf Wiesen. 228. corticea W. V. — Im Juni Abends in Gärten. 229. segetum W. V. (clavis Hfn.) — Im Juni auf Wiesen, in Gärten. 230. suffusa W. V. — Im Juli, August Abends auf Kleefeldern, in Gärten, und überwintert im März an den Blühtenkätzchen von Salix caprea. (Fockendorfer Höhen.) [45. Hiria.] 46. Tryphaena. 237. fimbria L. — Im Juni, Juli Abends auf Kleefeldern,, in Gärten. 240. comes W. V. (orbona H. S.) — desgl. 242. pronuba L. — desgl: 47. Aplecta. 315 245. oceulta L. — Im Juni, Juli an Baumstämmen. (Forst bei Prössdorf.) 246. herbida W. V. — desgl. 48. Naenia. 247. typica L. — Im Juni, Juli in Gärten, an Zäunen. [49. Ammoconia. — 50. Episema. — 51. Charaeas.] 92. Neuronia. 254. cespitis W. V. — Im August, September. (Knittelholz.) 53. Apamea. 255. testacea W. V. — Im August, September an Zäunen, Mauern. (Prössdorf, Thiergarten.) 54. Luperina. 257. virens L. — Ende Juli, August Abends an Distelblühten., (Posa, Fockendorfer Höhen.) [55. Aporophyla. — 56. Cerigo. — 57. Polyphaenis. — 58. Valeria.] 59. Miselia. 265. oxyacanthae L. — Im September, October in Gärten etc. [60. Chariptera.] 61. Dickonia. 268. apriiina L. — Im September, October an Baumstämmen. (Thiergarten, Ossig, Prössdorf.) 270. convergens W. V. — desgl. (Raabe bei Schlottweda.) 62. Dryobota. 371. protea. Esp. — Im September, Oktober an Baumstämmen. (Raabe, Schneidemühle.) [63. Thecophora. — 64. Polia.| 65. Dianthoecia. 287. comta W. V. — Im Juni an Baumstämmen, Zäunen. 238. conspersa W. V. (nana Hfn.) — desgl. 289. capsincola Esp. (bieruris Hfn.) — Im Mai bis Juli Abends in Gärten auf Blühten. 290. cucubali W. V. — desgl. 66. Mamestra. 297. saponariae Bk. — Im Juni Abends an Blühten von Echium. (Raassberg, Posa.) 300. serena W. V. (bicolorata Hfn.) — Im August an Baum- stämmen. 301. dysodea W. V. — desgl. 302. chenopodii W. V. — Vom Mai bis Juli am Tage auf Dis- stelblühten, Abends in Gärten. (Fockendorfer Höhen.) 306. dentina W. V. — Im Mai Abends auf Blühten in Gärten. 308. contigua W. V. — Im Juni, Juli an Baumstämmen. 309. genistae Bk. — desgl. (Prössdorf.) 310; thalassina Bk. — Im Mai, Juni Abends an Abhängen, in Gärten auf Blühten. (Backendorter Höhen.) 313. oleracea L. — desgl. 315. pisi L. — desgl. 316 316. persicariae L. (var. aceipitrina Esp.) — desgl. 319. brassicae L. — dsgl. (zuweilen in 2. Generation im August.) 321. nebulosa Hfn. — Im Mai, Juni an Baumstämmen, Wänden. 322. tincta Bk. — Im Juni, Juli an Baumstämmen. (Prössdorf.) 323. advena W. V. — desgl. 324. leucophoea W. V. — Im Mai, Juni an Stämmen, Mauern. 67. Hadena. 326. adusta Esp. — Im Juni Abends auf Blühten. (Fockendorfer Höhen.) 327. atriplicis L. — Im Mai, Juni Abends in Gärten. 336. latericia Esp. — Im Juli, August an Mauern, in Häusern. 337. polyodon L. — Im Juni, Juli an Baumstämmen. _ 338. lithoxylea W. V.. — Im Juni Abends auf Abhängen, Wald- wiesen. (Fockendorfer Höhen, Thiergarten, Knittelholz.) 339. rurea F. — Im Juni an Mauern, Baumstämmen. 340. scolopacina Esp. -— Im Juli. (Tbiergarten.) 342. basilinea W. V. — Im Mai, Juni an Bretterzäunen etc. 343. infesta O. — desgl. 348. didyma Esp. — Im Juli Abends auf blumenreichen Ab- hängen. (Fockendorfer Höhen.) 351. strigilis L. — Im Juni, Juli. desgl. 352. latruncula W. V. — desgl. 355. furuncula W. V. — desgl. [68. Celaena.] 69. Hydroesia. 357. leucostigma Hb. — Im Juli Abends auf Sumpfwiesen. (Thiergarten.) 360. nietitans L. — desgl. (Krimmschen, Langendorf.) [70. Gortyna. — 71. Trigonophora.] 72. Euplewia. 363. lucipara L. — Im Mai, Juni Abends in Gärten. 73. Phlogophora. 365. meticulosa L. — Im Juni und August an Baumstämmen. (Thiergarten.) [74. Jaspidia. — 75. Rhizogramma.. — 76. Dypterygia. — 77. Hyppa.| 78. Chloantha. 370. perspicillaris L. — Im Mai, Juni am Tage auf Waldwie- sen. (Thiergarten, Forst bei Ossig.) 79. Eremobia. 373. ochroleuca W. V. — Ende Juli an Abhängen und auf blu- menreichen Rainen Abends, vorzugsweise an den Blühten von Centaurea scabiosa. (Fockendorfer Höhen.) [80. Calophasia. — 81. Cleophana. — 82. Epimecia. — 83. Li- thocampa. — 84. Xylocampa. — 85. Dasypolia.] 86. Asteroscopus. 317 382. cassinia Tr. (sphinx Hfn) — Im October an Baumstäm- men. (Thiergarten, Prössdorf.) 383. nubeculosa Esp. — Im März an Baumstämmen. (Forst bei ' Prössdorf.) 87. Xylina. 385. petrificata W. V. (socia Hfn.) — Im September, October an Baumstämmen. (Thiergarten.) 386. conformis Hb. (fureifera Hfn.) — desgl. (Forst bei Ossig, Prössdorf.) 390. rhizolitha Hb. (ornithopus Hfn.) — Im September, October an Baumstämmen, und überwintert im März an den Blühten- kätzchen von Salix caprea. (Thiergarten, Knittelholz.) 88. Calocampe. 392. vetusta Hb. — Im Herbste an Baumstämmen, und über- wintert im März an den Blühtenkätzchen von Salix eaprea. 393. exoleta L. — desgl. [89. Egira. — 90. Xylomiges. — 91. Scotochrosta.] 92. Cucullia. 397. verbasci L. — Im Mai. (Posa.) 398. scrofulariae W. V. — Im Juni. (Posa.) 405. asteris W. V. — Im Juni in Gärten. 404. umbratica L. — Vom Juni bis August Abends auf Blüh- ten in Gärten. 407..lactucae W. V. — Im Mai, Juni. (Raupe in Gärten und an Waldrändern auf Sonchus.) 409. chamomillae W. V, — Im Juni, Juli. (Prössdorf.) [93. Zuterpia.] 94. Pyrrhia. 419. marginata F. (umbra Hfn.) — Im Mai, Juni Abends auf der Nahrungspflanze der Raupe. (Fockendorfer Höhen.) |95. Chariclea.] 96. Heliothis. 425. dipsaceus L. — Vom Mai bis August am Tage auf Klee- feldern und auf Distelblühten. (Fockendorfer Höhen.) [97. Omia. — 98. Anarta. — 99. Sympistis.] 100. Panemeria. 434. arbuti F. (terebrata Scop.) — In April, Mai am Tage auf Waldwiesen. (Thiergarten, Ossig, Schneidemühle.) 101. Agrophila. 435. sulfuralis L. — Im Mai und August an blumenreichen Stellen bei Tage fliesend. (Fockendorfer Höhen.) [102. Metoponia.] 103. Acontia. 437. luctuosa W. V. — Im Juli, August Tage auf Wald lichtungen, an Abhängen. (Thiergarten, Fockendorfer Höhen.) 438. solaris W. V. (lucida Hfn.) — desgl. 318 [104. Photedes.] 105. Erasiria. 440. fuscula W. V. (pyrarga Hfn.) — Im Mai, Juni an lichten Waldstellen, zwischen Gebüschen. (Thiergarten , Ossig.) 441. atratula W. V. (deceptoria Scop.) — desgl. ( Knittelholz, Prössdorf.) 106. Hydrelia. 445. bankiana F. (argentula Hb.) — Im Mai auf grasreichen Waldplätzen. (Forst bei Prössdorf.) 446. uncana L. — Ende Mai, Juni an sumpfigen Stellen, an Teichen. (Krimmschen.) [107. Mesotrosta.] 108. Prothymia. 448. aenea W. V. (laccata Scop.) — Im Mai und August an dür- ren sonnigen Abhängen. (Raabe.) 109. Thalpochares. 459. paula Hb. — Im Juli, August auf Heideplätzen. (Langen- dorf.) 110. Eriopus. 462. pteridis F. — Im Juni. (Forst bei Ossig.) [111. Eurhipia. — 112. Telesilla.] 113. Abrostola. 466. triplasia L. — Vom Mai bis Juli Abends auf Wiesen und blumenreichen Abhängen. (Thiergarten, Fockendorfer Höhen.) 468. urticae Hb. — Im Mai, Juni Abends in Gärten etc. 114. Plusia. 476. chrysitis L. — Im Mai und August Abends auf Wiesen, in Gärten. 483. gamma L. — Vom Frühjahr bis zum Herbste, 484. jota L. — Im Juni, Juli Abends in Gärten auf Wiesen. [115. Calpe.] 116. Scoliopteryz. h 493. libatrix L. — Im April, Mai und Juli, August an Zäunen, in Häusern, Kellern. 117. Amphipyra. 494. tragopogonis L. — Im Juli, August an Baumstämmen etc. 498. pyramidea L. — Im Juli. [118. Mania, — 119. Spintherops. — 120. Exophila. — 121. Eccrita. ] 122. Toxocampa. 508. craccae W. V. — Im Juli an Waldrändern. (Ossig.) 123. Aedia. 510. leucomelas W. V. — Im Mai, Juni an Hecken, wo die Nahrungspflanze der Raupe wächst. (Thiergarten.) [124. Anophia.] 125. Catephia. 319 512. alchymista W. V. — Im Mai, Juni an Baumstämmen. ( Thiergarten. ) 126. Catocala. 513. fraxini L. — Im September, October an Baumstämmen. (Thiergarten, Prössdorf.) 514. elocata Esp. — Im Juli, August an alten Weiden. 515. nupta L. — desgl. 518. sponsa L. — Ende Juli bis September an Eichenstämmen. (Forst bei Prössdorf, Ossig.) 519. promissa W. V. — Ende Juni, Juli desgl. (Prössdorf.) 523. paranympha L. — Im Juli, August an den Mauern. [127. Pseudophia. — 128. Ophiusa.] 129. Euclidia. 530. mi L. — Im Mai und August auf Waldwiesen. (Thiergarten.) 532. glyphica L. — desgl. 130. Aventia. 533. flexula W. V. — Im Juli, August an Baumstämmen. (Forst bei Ossig und Prössdorf.) 131. Boletobia. 534. fuliginaria L. — Im Juli. (Forst bei Ossig.) 132. Helia. 535. calvarialis W. V. — Im August, September. (Krimmschen.) [133. Sophronia. — 134. Simplieia.] 135. Herminia. 541. grisealis W. V. (nemoralis F.) — Im Juni zwischen Ge- büschen. (Raabe, Golben.) 545. barbalis L. — Im Mai desgl. (Thiergarten.) 548. tentacularis L. — Im Juli auf grasreichen Waldschlägen. (Prössdorf, Knittelholz.) 549. derivalis Hb. — Im Juni, Juli zwischen Gebüschen. (Thier- garten. ) 136. Madopa. 550. salicalis W. V. — Im Mai, us (Prössdorf.) 137. Bomolocha. 551. cerassalis F. — Im Mai, Juni am Forste an Baumstämmen, zwischen Gebüschen. (Schneidemühle, Ossig,) 138. Hypena. 553. rostralis L. — Vom März bis September in Gärten. 554. proboscidalis L.. — Im Mai und August zwischen Gebü- schen. (Raabe, Golben,) [139. Hypenodes. — 140. Tholomiges. — 141. Orectis.] 142. Rivula. 561. sericealis F. (limbata L.) — Im Juli, August auf Gras- plätzen. (Thiergarten.) C. Brephides. 143, Brephos. 562, parthenias L. — Im März an Waldwegen. (Thiergarten.) 320 563. notha Esp. — desgl. AIX. Nolina. Il. Nycteola.] 2. Nola. 3. cucullatella L. (pallislalis Tr.) — Im Juni, Juli in Gärten. 4. strigula W. V. — desgl. (Forst bei Prössdorf.) 3. Sarothripus. 10. revayanus W. V, — Im Juli, August. nor bei Prössdorf.) AX. Chloephoridae. 1. Halias,, 1. prasinanaL. — Im April, Mai zwischen Gebüschen. (Prössdorf. ) 2. Chloöphora. 2. quercana W. V. (bicolorana Hfn.) — Im Juli. (Forst bei Prössdorf. ) 3. Earias. 4. chlorana L. — Im Mai und Juli. (Posa, Grossossida.) AXI. Geometrina. [1. Pseudoterpna.] 2. Geometra. 2. papilionaria L. — Im Juli, August in Laubgehölzen. (Thier- garten, Prössdorf.) 3. vernaria L. — desgl. (Knittelholz.) 3. Phorodesma. 4. bajularia Hb, (pustulata Hfn.) — Ende Juni, Juli. (Ossig.) 4. Nemoria. 7. viridata L. — Im Juli, August. (Prössdorf. ) 8. aestivaria W. V. — desgl. (Thiergarten.) 5. Thalera. 9. thymiaria L. — Im Juli, August. (Ossig.) 6. Jodis. 10. putataria L. — Im Mai, Juni. (Ossig.) 11. aeruginaria W,. V. — desgl. (Thiergarten.) 7. Acidalia. 17. perochrearia H. 8. Re: Tr.) — Im Juni, Juli. (Knit- telholz. ) 21. auroraria Hb. (muricata Hfn.) — Im Juli, August. (Prössdorf.) 22. scutulata W. V. (dimidiata Hfn.) — Im Juli. (Thiergarten.) 29. bisetata Hfn. — Im Juni und September. (Knittelholz.) 41. aversata L. — Ende Juni, Juli. (desgl.) 44, emarginata L. — Im Juli. (Thiergarten.) 45. immorata L. — Im Juni, Juli. (Knittelholz.) 47. immutata Bk. — Ende Mai, Juni. (desgl.) 51. remutata W. V. — Ende Juni, Juli. (desgl.) 59. strigillata W. V. (nigropunctata Hfn.) — Im Juli. (Thier- garten. ) 62. ormata W. V. (paludata L.) — Im Mai, Juni. (Ossig.) 321 8. Zonosoma. 64. pendularia L. — Im Mai und August zwischen Gebüschen, (Thiergarten.) 66. omicronaria W. V. — desgl. 68. porata F. — desgl. 69. punctaria L. — desgl. 9. Timandra. 73. amataria L. — Im Mai und Juli, August. ee) 10. Pellonia. 74. vibicaria 4. — Im Mai und Juli. (Knittelholz.) [11. Rhyparia.] 12. Zerene. 77. grossulariata L. — Im Juli, August in Gärten, zwischen Ge- büschen. (Thiergarten.) 79. adustata W. V. — Vom Mai bis Juli. (Thiergarten.) 13. Bapta. 82. taminata Bk. (bimaculata Vill.) — Im Mai zwischen Gebü- . schen. (Thiergarten.) 83. temerata W. V. — desgl. [14. Terpnomicta,] 15. Cabera. 86. pusaria L. — Vom Mai bis August zwischen Gebüschen. ‘(Thiergarten.) 87. exanthemaria Scop. — desgl. 16. Numeria. 88. pulveraria L. — Im April, Mai. (Knittelholz.) 17. Ellopia. - 90. fasciaria L. — Im Mai und Juli in Nadelholzwäldern. (Prössdorf.) 18. Metrocampa. 92. honoraria Hb. — Im Mai und Juli in Eichengehölz, (Ossig.) 19. Eugonia. 94. alniaria L. — Im September, October. (Thiergarten.) 95. tiliaria Bk. — Vom Juli bis September. (Thiergarten.) 20. Selenia. 98. illunaria W. V. — Im Mai und Juli, August. (Thiergarten.) 100. illustraria W. V. (tetralunaria Hfn.) — desgl. 21. Pericallia. 101. syringaria L. — Im Mai und Juli, August. (Knittelholz.) 22. Therapis. 102. evonymaria W. V. — Im Juli, August. (Thiergarten.) [23. Odontoptera. — 24. Himera.] 23. Crocallis. 105. elinguaria L. — Im Juli, August. (Raessberg.) 26. Eurymene. 107. dolabraria L. — Im Mai und Juli, August. 27.. Angerona. \ XVI. 1860. 22 322 108. prunaria L. — Im Juni in Laubgehölzen. (Ossig.) 28. Urapteryz. 109. sambucaria L. — Im Juni, Juli in Gärten und Laubge- hölzen. 29. Rumia. 110. cerataegata L. — Im Mai, Juni in Gärten, an Hecken. 30. Epione. 111. advenaria Bk. — Im Mai. (Forst bei Ossig.) 112. parallelaria W. V. (vespertaria L.) — Ende Juli, August. (Knittelholz.) [31. Hypoplectis. — 32. Venilia.] 33. Macaria. 117. notata L. — In Laubgehölzen. (Schneidemühle Di Ossig.) 119. signaria Hb. — desgl. 120. liturata L. — Im Juni in Nadelgehölzen. (Golben.) [34. Ploseria.] 35. Hibernia. 123. defoliaria L. — Im Ben November in Laubgehölzen. (Thiergarten.) 124. aurantiaria Esp. — desgl. 125. progemmaria Hb. — desgl. 127. leucophoearia W. V. — Im März in Laubgehölzen, an Hecken. 36. Anisopteryx. 129. aceraria W. V. — Im November in Laubgehölzen. (Thier- garten. ) 130. aescularia W. V. — Im März desgl. 37. Amphidasys. 135. pilosaria W. V. — Vom Februar bis April in Laubgehöl- zen. (Thiergarten.) 136. hirtaria L. — Im März. April desgl. (Ossig.) 137. prodromaria W. V. (strataria Hfn.) — desgl. (Thiergarten.) 138. betularia L. — Im Mai desgl. [38. Hemerophila] 39. Synopsia 141. sociaria Hb. — Im August, September. (Thiergarten.) 40. Boarmia. 142, lichenaria Hfn. — Im Juli, August. (Forst bei Prössdorf.) 145. einetaria W. V. — Im März, April. (Thiergarten.) 152. roboraria W. V. — Im Juni. (Prössdorf.) 153. consortaria F. — Im April, Mai und Juli. (Ossig.) 154. crepuscularia W. V. — desgl. 156. extersaria Hb. — Im Mai, Juni. (Thiergarten.) 158. punctulata W. V. (arenaria Hfn.) — Ende April, Mai. [41. Tephronia. 42. Sihanelia.] 43. Gnophos. 323 166. pullata W. V. — Im Juni, Juli auf Anhöhen. (Focken- dorfer Höhen.) [44. Psodos.] 45. Fidonia. 188. atomaria L. — Im Juni und August, September. (Knit- telholz. ) 189. piniaria L. — Im Mai, Juni. desgl. 191. wawaria L. — Ende Juni. desgl. 192. pinetaria Hb. (brunneata Thbg.) — Im Juni. (Schneide- mühle. ) [46. Diastictis.] 47. Phasiane. 195. clathrata L. — Im Mai und Juli, August. (Ossig.) 196. glarearia W. V. — desgl. |48. Eubolia. — 48. Scodiona. — 50. Aspilates. — 51. Scoria. 52. Aplasta.] 53. Lythria. 206. purpuraria L. — Im Juli, August auf Stoppelfeldern. 54. Ortholitha. 208. palumbaria W. V. (luridata Hfn.) — Im Mai. (Ossig.) 210 mensuraria Bk. (chenopodiata L.) — Im Juli, August. desgl. 211. moeniaria F. (angulata Hfn]) — desgl. (Knittelholz.) 212. bipunctaria W. V. — desgl. (Fockendorfer Höhen u. A.) [55. Mesotype.] 56. Minoa. 214 euphorbiata Bk. ca Hfn.) — Vom Mai bis Septem- ber an dürren Waldrändern. (Forst bei Dietendorf.) [97. Odezia. — 58. Siona.| 99. Lithostege. 218 griseata W. V. — Im Mai in Gärten. 60. Anaitis. 220. plagiata L. Vom Juli bis September auf Waldlichtungen. (Thiergarten u. A.) [61. Chesias.] 62. Zobophora. 229. hexapterata Hb. (halterata Hfn.) — Im April, Mai. (Thier- garten. ) 63. Chimatobia. 231. brumataL.— Im October, November. 64. Larentia. 233. dubitata L. — Im September, October. (Thiergarten.) 234. undulata L. — Im Juni auf Waldlichtungen. (Prössdorf.) 236. vetulata W. V. — Im Mai und Juli in Gärten etc. 239. prunata L. (ribesiaria H. S.) — Ende Juli, August in Gärten. 244. populata L. — Ende Juli August in Laubgehölzen. 246, fulvata W. V, — Im Juni, Juli. (Thiergarten.) 22” 324 249. variata W. V. — desgl. 250. juniperata L. — Ende August bis October. (Ossig.) 253. psittacata Bk. (miata L.) — Im Mai und Juli, August in Gärten. 255. russata W. V. (truneata Hfn.) — Vom April bis Juli. (Knittelholz.) 266. fluctuata L. — Im Mai und Juli in Gärten. 267. montanata W. V. — Ende Juni bis August auf Wald- liehtungen. 268 ligustraria W. V. — Im Mai und Juli. (Thiergarten.) 269. ferrugata L. — desgl. 276. dilutata W. V. (autumnata Bk.) — Im Oct., Nov. desgl. 283. galiata W. V. — Im Mai und Juli, August. desgl. 284. sinuata Hb. (cucullata Hfn.) -= Im Mai, Juni. desgl. 289. hastata L. — Ende April bis Juni. (Ossig.) 296. tristata L. — Vom April bis August. (Schlucht vor Raabe.) 297. alchemillata W. V. — Im Mai, Juni. (Thiergarten.) 309. albulata W. V. — desgl. 311. luteata W. V. — desgl. 312. candidata W. V. — desgl. 313. heparata Hb. (obliterata Hfn.) — Vom Mai bis Juli. ( Thiergarten. ) 321. bilineata L. — desgl. 333. rubidata W. V. — Im Mai, Juni in Gärten ete. 337. chenopodiata W. V. (comitata L.) — Im Juni, Juli. (Fok- kendorfer Höhen,) 65. Eupithecia. 351. larieiata F. — Im Mai, Juni in Nadelgehölzen. (Ossig.) 354.- consignata Bk. — Im April, Mai in Gärten ete. 359. pusillata W. V. — Im Mai an Waldrändern. (Ossig.) 386. succenturiata L. — Im Mai, Juni. (Prössdorf.) 387. centaureata F. (signata Scop.) — Im Mai, Juni an blumen- reichen Abhängen. (Fockendorfer Höhen, Raabe.) 395. rectangulata L. — Im Juni in Gärten an Planken. “Wuminananna Aechte Knochenfische im Steinkohlengebirge C. Giebel. Wer das erste Auftreten der Knochenfische ermitteln will, muss zuvor sich klar gemacht haben, was er unter Knochenfischen versteht, welche Familien und Gattungen diesem Typus angehören. Nach’ Cuviers Auffassung des- selben gehören sämmtliche Ganoiden mit knöchernem Skelet 325 zu den Knochenfischen und das erste Auftreten derselben fällt dann in die vorjurassische Zeit. Das Agassizsche Sy- stem kennt keine Knochenfische und es ist geradezu unsin- nig bei der Annahme von Ctenoiden, Cycloiden und Ganoiden auch noch von Knochenfischen zu sprechen. Die Agassiz- schen Ganoiden enthalten mehrere unzweifelhafte Knochen- fische, wer also die Anfänge der Haupttypen verfolgt, wird eine ganz andere Entwicklungsgeschichte erhalten, als wenn er Cuviers System oder das jüngste von Joh. Müller zu Grunde legt. Das letztere nehmen wir auf und danach war bisher das erste Auftreten ächter Knochenfische oder Te- leosten wegen Unvollkommenheit der Ueberreste nicht ganz sicher festzustellen; man muss es dahin gestellt sein las- sen, ob einige Reste aus oberjurassischen Schichten auf Ganoiden oder Teleosten zu deuten sind. Ganz neuerlichst hat nun Volger. einen Teleosteus primaevus aus dem rheinischen Dachschiefer von Caub (ef. diese Zeitschrift Bd. XV. S. 502.) bekannt gemacht und darauf in beliebter Weise gleich die ganze Paläontologie reformirt. Diese Reform bekundet jedoch nur, dass Hr, Volger die theoretische Paläontologie selbst noch gar nicht kennt und ein Blick auf seine rasierpinselähnliche Abbil- dung genügt, um sich zu überzeugen, dass der hervorge- hobene Hauptcharacter die gleichgablige Schwanzflosse gar nicht vorhanden ist. Die Form dieser Flosse ist nämlich nicht vollständig erhalten und die Richtung der Strahlen; soweit sie erhalten, spricht entschieden gegen den homo- cerken Typus. Auch was Ganoiden und was ächte Kno- chenfische sind, hat sich Hr. Volger gar nicht klar gemacht, denn ganz irrthümlich schreibt er ersteren ein knorpelfisch- ähnliches Skelet zu. Was nun dieser Teleosteus primaevus eigentlich sein mag, wagen wir aus der Abbildung und Be- schreibung nicht zu ermitteln. Die Wichtigkeit, welche ihm Hr. Volger beilegt, hat er durchaus nicht und die Fol- gerungen, welche derselbe daraus zieht, beruhen auf ganz irrigen Voraussetzungen. Bei einer Revision der Fischreste aus dem Wettiner Steinkohlengebirge, welche ich im VI. Hefte von Germars Versteinerungen des Steinkohlengebirges von Wettin und 326 Löbejün (Halle 1849.) S. 69—79. Taf. 29. 30. speciell be- schrieben und abgebildet, schon früher auch in meiner Fauna der Vorwelt, Fische, charakterisirt habe *), erkannte ich nun damals schon als schwierig deutbar bezeichnete Ueberreste von Haifischen als nicht mehr zu bezweifelnde Ueberreste von ächten Knochenfischen. Die als Chilodus gracilis a. a. O. Taf. 29. Fig. 2. und als Styracodus acutus Taf. 29. Fig. 3 und 4. abgebildeten Zähne**) nebst dazu gezogenen Flos- senstacheln sind nämlich nicht szene, sondern Schuppen von Balistiden. Wie können Schuppen mit Zähnen vorwechän wer- den! ein harter aber doch sehr verzeihlicher Irrthum, eben so leicht wie Zähne ächter Knochenfische mit Ganoiden- zähnen und verzeihlich, weil die Schuppen von Balistiden nicht sogleich zur Untersuchung und Vergleichung zu Ge- bote stehen. Nachdem Hollard dieselben neuerdings in seiner Monographie dieser Familie in den Annales des scien- ces naturelles 1854. Bd. II. speciell analysirt hat, wird sie nun auch Jeder ohne eigene Untersuchung natürlicher Exem- plare erkennen können. Ich selbst konnte mich über die Natur dieser Schuppen am besten aus der mir freundlichst *) Die neueste Auflage von Bronns Lethaea geognostica bedauert Bd. II. S. 716 u. 771., dass die Wettiner Fische nicht abgebildet seien, citirt aber doch die Steinkohlenpflanzen aus dem Germarschen Werke, wie war es möglich, die zwei Foliotafeln Fische zu übersehen, da die- selben überdiess in meinem Jahresbericht über Paläontologie (Berlin 1851.) speciell referirt und in meinem Verzeichniss der Petrefakten Deutschlands (Leipzig 1852.) mit den Citaten aufgeführt worden sind. ’***) Die Gattung Styracodus hatte ich in meiner Fauna der Vor- welt, Fische S. 344. als Centrodus aufgeführt und diesen Namen, da er schon von Fabricius auch noch von Andern vergeben war, dann in der Germarschen Monographie in Styracodus umgeändert. Fast gleichzei- tig in den Annals a. mag. nat. hist. 1848. VII. 3. charakterisirte M’Coy einen ganz andern Fischzahn unter demselben Namen Centrodus und hat diesen ohne auf meine Arbeiten irgend welche Rücksicht zu neh- men, auch ohne#Fabricius’ Verwendung des Namens auszukundschaften, noch in seinem neuern Werke Brit. palaeozoic fossils für die von mir als Chilodus beschriebenen Zähne aufrecht erhalten. Hr. M’Coy scheint keine weitere Notiz von deutschen Arbeiten zu nehmen als zur Be- schwerde, dass sie die seinigen nicht respectiren, was sonst darin ver- handelt wird, interessirt ihn nicht. 327 mitgetheilten sehr reichhaltigen Schuppensammlung des verstorbenen Hofmedikus Dr. Kuntzmann in Potsdam un- terrichten, der in den Verhandlungen der Berliner Gesell- schaft naturforschender Freunde Bd. I. (1824. 29.) Heft 5. 6.. den Anfang seiner Untersuchungen über die Schuppen publicirt hat; eine leider nur wenig beachtete, aber doch sehr inhaltsreiche und wichtige Abhandlung. Dass der als Styracodus acutus beschriebene Zahn durchaus eigenthümlich und mit keinem bekannten leben- den und fossilen Fische übereinstimmt, geht aus meiner a. a. O. gegebenen Beschreibung und Abbildung zur Ge- nüge hervor. Dass er kein Zahn ist, lässt das matte, ganz von den übrigen bei Wettin in denselben Schiefern vor- kommenden Hybodonten- und Ganoidenzähnen verschie- dene Aussehen vermuthen, wird aber durch die Beschaffen- heit des Wurzeltheiles zur Gewissheit erhoben. Dieser hat nämlich ganz dieselbe Structur wie der verdeckte und untere Theil der Balistidenschuppen. Selbige sind nämlich keine Fischschuppen im gewöhnlichen Sinne, sondern auf der Oberfläche der Haut liegende Platten von faseriger Kno- chenstructur, auf der freien Aussenseite mit feinen oder dicken harten Wärzchen, Höckern, Borsten, Stacheln und dergleichen besetzt. Wo dieser Besatz fehlt, tritt die fa- serige Structur ganz deutlich hervor. Vergleichen wir nun unsern Wettiner Styracodus, dessen Wurzeltheil in der oben citirten Abbildung nicht naturgetreu umrandet ist, mit den lebenden Balistiden: so kann uns nicht der geringste Zwei- fel mehr bleiben, dass wir in demselben eine seitliche mit einer Stachelreihe besetzte Schwanzschuppe von Monacan- thus vor uns haben. Ich kann leider keine der sehr zahl- reichen lebenden Monacänthusarten in natura mit der fossi- len vergleichen aber die Abbildung, welche Hollard in@den Ann. sc. nat. 1854. II. tab. 13. fig. 5a. von der betreffenden Schuppe des M. tomentosus giebt und was er überhaupt von diesen bedornten Schuppen bei verschiedenen Arten mittheilt, macht die Uebereinstimmung zu einer ganz über- raschenden, so dass nur specifische Differenzen nachweis- bar sind. Der zweite als Chilodus gracilis a. a, O, beschriebene 328 Zahn kann ebenfalls der Beschaffenheit seiner Wurzel we- gen nur als Hautgebilde eines Monacanthus betrachtet wer- den, um so mehr da das Verhalten seiner schwachen Kan- ten sich nicht mit der Stellung der Zähne im Haifischra- chen in Uebereinstimmung bringen lässt. Wir finden solche einfachen grossen Kegelstacheln anf den Schwanzschuppen des lebenden Monacanthus sulcatus, nitens u. a. und wenn die Bruchstelle an unserm Fossil von einem Basalstachel herrühren sollte, dieselbe Form bei dem ganz absonder- lichen M. pennicilligerus aus den australischen und: chine- sischen Meeren. Abweichend von allen lebenden Arten so- weit ich dieselben verfolgen kann, ist unser Fossil durch zwei scharfe fein gezähnelte Kanten am Stachel. Dass man diesen aber keine sonderlich hohe systematische Bedeu- tung zuschreiben kann, lehrt die Beschaffenheit der Nak- kenstacheln. Alle Monacanthen (wie die Balistiden überhaupt) be- sitzen bekanntlich im Nacken als Analogon einer vordern stacheligen Rückenflosse einen langen, starken, beweglichen, als Waffe dienenden Stachel, von welchem eben ihr Gat- tungsname entlehnt ist. Derselbe ändert in Grösse, Form, Besatz je nach den Arten auffallend ab, ist abgerundet oder gekantet, blos an der vordern, oder blos an der hin- tern Kante, bisweilen aber auch an beiden Kanten mit ab- wärts gerichteten scharfen Zähnen bewehrt. Auch solche Stacheln haben sich bei Wettin mit jenen Schuppen in der- selben Schicht beisammen gefunden. Ich verwies sie a. a. O. theils zu Styracodus theils ganz fraglich zu Hybodus vieinalis. Beide lassen sich ohne alles Bedenken auf Mo- nacanthus beziehen. Der eine Taf. 29. fig. 4a. ist ziemlich stark comprimirt, gekrümmt, gekantet und ohne Zähne an den®Kanten. Den zweiten Taf. 29. fig. 4b. minder gekrümmt mit hinterer Rinne finde ich augenblicklich nicht mehr vor und möchte ihn vorläufig als Flossenstachel eines Haifisches fortbestehen lassen. Den dritten Figur 8., der gerade, com- primirt und an beiden Kanten mit abwärts gerichteten Zäh- nen besetzt ist, musste ich früher unbestimmt als ganz eigenthümlich bei Hybodus unterbringen, wir haben jedoch mehre lebende Monacanthusarten mit ganz denselben Sta- 329 cheln, so dass seine Vereinigung mit jenen Schuppen kein Bedenken mehr erwecken kann. Noch liegen vereinzelte Knochen aus derselben Schie- ferschicht von Wettin vor, welche ich in der Germarschen Monographie unberücksichtigt liess, weil mir der Schlüssel zu ihrer Deutung fehlte. Einer derselben scheint ein Flos- senträger zu sein und würde unter der Rückenflosse eines Monacanthus einen ganz geeigneten Platz finden, andere gehören dem Kopfgerüst an, sind jedoch so ungenügend erhalten, dass die weitergehende Vergleichung zu keinem sichern Resultate führt. Nach dieser besser begründeten Deutung der Wetti- ner Reste, wobei zugleich zwei Gattungen nämlich Styra- codus und Chilodus, von dieser jedoch nur eine Art, in eine zusammenfällen, kann der Name Styracodus, weil eben nunmehr falsch und auch nicht mehr zureichend ferner nicht beibehalten werden. Aus theoretischen Gründen müssen wir vermuthen, dass unsere Wettiner Balistidenreste von einem Typus herrühren, welcher von dem lebenden Mona- canthus generisch verschieden ist, diese Reste selbst ge- ben über die generischen Eigenthümlichkeiten keinen Auf- schluss, da sie nun von Monacanthus blos specifische Un- terschiede zeigen, so trage ich kein Bedenken sie dieser lebenden Gattung unterzuordnen, bis vollständige Exem- plare die generische Verschiedenheit thatsächlich nachwei- sen, denn auf die bloss vermuthlichen Eigenthümlichkeiten hin ist es nicht gerechtfertigt einen neuen Namen in das System einzuführen. Für die Arten verbleiben die frühern, Namen. Sie sind also: 1. Monacanthus acutus. Styracodus acutus Giebel in Germar Versteiner. Wettin 70. Taf. 29. fig. 3. 4a. — Centrodus acutus Giebel, Fauna der Vorwelt, Fische 344. 2. Monacanthus gracilis. Chilodus gracilis Giebel in Germar Versteiner. Wettin 70. Taf. 29. fig. 2; Fauna der Vorwelt, Fische 352. — ?Hybodus (Flossenstachel) Giebel, in Germar Ver- steiner, Wettin 73. Taf. 29. fig. 8. 330 Ob die Rückendornen gerade so zu den beiden Schup- pen gehören, wie hier angenommen worden, dafür lassen sich überzeugende Beweise nicht beibringen; es liegt aber auch kein Grund vor für dieselben besondere Namen ein- zuführen. Sobald es gelingt vollständigere Exemplare auf- zufinden, wird sich dieses Verhältniss von selbst aufklären. Ob nun nicht auch anderswo im Kohlengebirge und überhaupt älteren Formationen solche vereinzelten Ueberreste von Balistiden bereits gefunden und irrthümlich gedeutet worden sind, lässt sich nach blossen Abbildungen und den üblichen dürftigen Beschreibungen durchaus nicht ermitteln, man muss die Exemplare selbst prüfen, um ihre Balistiden- natur zu erkennen. Flossenstacheln wie sie M’Coy a.a.O. Tab. 3. fig. 16. als Dipriacanthus aus dem Kohlenkalk von Armagh aufführt, könnten recht gut auch im Nacken eines Hornfisches als Waffe gedient haben, wenigstens wider- spricht keine Angabe in der Beschreibung einer solchen Deutung. Auch unter den von Agassiz' als Lepracanthus beschriebenen fragmentären Ichthyodorulithen möchten ei- nige vielleicht hierher gehören und selbst dessen als Cte- noptychius denticulatus aufgeführten Zähne kommen mir sehr verdächtig war. Man prüfe übrigens auch die sehr unregelmässigen Hybodontenzähne sehr aufmerksam, denn auch deren Formen treffen wir auf den Balistidenschwanze an. Ebenso frägt es sich weiter, ob jene zu den Knorpel- ganoiden verwiesenen devonischen Fische mit warzigen und höckerigen Rautenschuppen doch nicht etwa eine nähere Verwandtschaft mit unsern lebenden Haftkiefern als mit den “eigentlichen Ganoiden haben. Unsern hiesigen Sammlun- gen fehlt leider das Material, um diese Frage zu verfolgen, ausser der Structur der Schuppen würde zunächst der Schä- delbau Auskunft geben. Aechte Knochenfische im Steinkohlengebirge müssen, wie Volger bei seinem devonischen Teleosteus primaevus nachgewiesen zu haben glaubt, die ganze Theorie von der allmähligen Vervollkommnung der thierischen Organisation auf der Erdoberfläche während der geologischen Epochen über den Haufen werfen. Im Gegentheil aber bestättigen diese Funde dieselbe noch mehr. Fragen wir denn den 331 weisen Reformator, ob sein devonischer Rasierpinsel und unsere vereinzelten Kohlenschuppen und Stacheln den Be- griff oder Typus Knochenfisch so vollkommen repräsentiren, dass derselbe keiner höhern und vollendeten Entwicklung ähig ist! Das Auftreten so vereinzelter Arten und Gattun- gen einer Thierklasse oder eines allgemeineren Typus über- haupt ist nichts weiter als eine blosse Andeutung dessel- ben; bevor nicht die ganze Manichfaltigkeit seiner Fami- lien in die Erscheinung gelangt ist, ist er auch nicht voll- kommen entwickelt und ebensowenig kennen wir seine we- sentlichen Momente bis dahin vollständig. Schon in meiner Allgemeinen Paläontologie (Leipzig 1852.) S. 19. sprach ich es aus, dass die Entdeckung vereinzelter Reste gan- zer Klassen in ältern Formationen als sie der Zeit bekannt seien die Gesetze der allmähligen geologischen Entwick- lung des thierischen Organismus keineswegs umstosse. Und wie vortreffllich fügen sich gerade die Balistiden in diese Gesetze. Sie sind mit den Büschelkiemern die un- vollkommensten ächten Knochenfische, ihr Knochengerüst bleibt bei vielen weich und nur faserig knöchern, so dass sie sogar schon zu den Knorpelfischen verwiesen worden sind, mit Unrecht, denn ihre weichen Knochen haben äch- tes Knochengewebe und deren Formelemente sind durch- aus dieselben wie bei allen Teleosten, der Charactere in den weichen Theilen gar nicht zu gedenken. Die Mona- canthenreste von Wettin beweisen uns nur, dass auch der Typus der Teleosten wie alle Haupttypen zuerst in seiner unvollkommensten und tiefsten Entwicklungsstufe auf der Erdoberfläche erschien und ebenfalls mit ganz vereinzelten Gestalten, welche seine spätere reiche und hohe Entwick- lung noch gar nicht verrathen. Ob dieses erste Auftreten in die devonische, Kohlen - oder Triasepoche fällt, hat nur einen ganz untergeordneten Werth; in den Gewässern, welche Knorpelfische und Ganoiden in grosser Manichfal- tigkeit ernähren, können recht gut auch einzelne Knochen- fische leben, dass diese nicht gleichfrühzeitig in derselben Fülle darin erschienen sind, hinderte eben das höhere all- gemeinere Gesetz, welches die allmählige Vervollkommung der Organisation bestimmte. 332 Mittheilungen Ueber Wolframslahl. (Aus dem Königl. Universitätslaboratorium zu Halle.) Durch Herrn Hüttenmeister Zinken wurden mir mehrere Sorten Wolframstahl zur Untersuchung überwiesen, deren Re- sultate ich hier in der Kürze mittheile. Da anfangs nur der Wolframgehalt interessirte, so wurde nur dieser bestimmt, weil aber später zwei Sorten als Material zur Herstellung einiger Magnete zu physikalischen Versuchen dienen sollten, so_ erschien eine Bestimmung sämmtlicher Bestandtheile wünschenswerth. Bei allen Proben wurde auf einen möglicherweise vorhan- denen Gehalt an Silicium Rücksicht genommen, indem die Auf- lösung der Stahlproben in Königswasser im Wasserbade zur Trockne gebracht wurde um die gebildete Kieselsäure unlöslich zu machen. Jedoch wurde nur bei einer Analyse eine unendlich kleine Menge gefunden, die möglicherweise auf einer ungenauen Filteraschengewichtsbestimmung beruhen kann, da die das Ge- wicht der berechneten Menge Filterasche übersteigende Quantität Kieselsäure auf Silicium berechnet noch nicht ein Hundertstel Procent ausmachte. Die Wolframbestimmung wurde in den beiden ersten Fäl- len in der Weise ausgeführt, dass die Lösung in Königswasser nach Abdampfung zur Trockne und darauf folgendes Aufnehmen des gebildeten Eisenoxydsalzes in salzsäurehaltigem Wasser durch Filtration von der abgeschiednen Wolframsäure und vermutheten Kieselsäure geschieden wurde. Zur Trennung der beiden Säuren wurde der auf dem Filter befindliche Rückstand mit erwärmter Ammoniakflüssigkeit übergossen. Aus der so erhaltenen Lösung des wolframsauren Ammoniak wurde jedoch die Säure nicht für sich bestimmt, sondern dieselbe mit der noch Spuren Schwefel- wolframs haltenden Flüssigkeit vereinigt, aus der das Eisen durch Ammoniak und Schwefelammonium abgeschieden war, im Was- serbade zur Trockne gebracht und ach vorsichtigem Verjagen der Ammoniaksalze dreh anhaltendes Glühen im Platintiegel alles Wolfram im Wolframsäure verwandelt. 1) 1,2503 grm. Wolframstahl aus der Stahlfabrik von Ja- cob in Wien gaben, 0,0163 srm. WO? entsprechend 0,01293 grm. = 1,03 pre. Wolfram. 2) 3,7465 grm. Wolframstahl aus der Bochumer Fabrik gaben, 0, 1342 grm. WO3, entsprechend 0,1064 Si — 2,84 pre. Wolfram. Zur directen Bestimmung sämmtlicher Bestandtheile der letzteren Stahlsorte wurden jedesmal je zwei Proben der Analyse unterworfen, indem die eine in Königswasser gelöst zur Bestim- 333 mung des Silicium - Wolfram -, Eisen- und Mangangehalts, die andre mit Jod und Wasser behandelt zur Bestimmung des Koh- lenstoffgehaltes dienen sollte. Diese letztre Methode war in die- sem Falle die einzig brauchbare, weil der Wolframstahl, sobald er in dünne Platten geschmiedet ist, zwar ausserordentlich spröde ist, aber eine so grosse Härte besitzt, dass er sich nur mit dem Meissel zerschlagen lässt. Es konnten deshalb nur grössere Stücke benutzt werden von 0,5—0,5 grm. Auch durch Feilen oder Raspeln lässt sich kein feiner vertheiltes Material für die Analyse gewinnen, weil die angewandten Reibzeuge durch den harten Stahl stark abgenutzt werden. Nachdem der grösste Theil des Eisens gelöst war, wurden die grössern noch zusammenhän- genden Stücke mit dem Glasstabe zerstossen, und die Flüssigkeit durch vorher stark durchgeglühtem Asbest filtrirt. Die auf dem Asbest zurückgehaltenen Kohletheilchen wurden zur Befreiung von überschüssig angewandten Jod mit Alkohol und zuletzt mit Aether ausgewaschen und nach erfolgter Trocknung mit dem Asbest in die Verbrennungsröhre gebracht. 1) 3,7248 srm. Wolframstahl aus Bochum gaben, 0,1425 grm. CO? entsprechend 0,3886 gsrm. = 1,04 pre. Kohlenstoff. 2) 3,107 grm. gaben 0,1174 grm. CO?, entsprechend 0,0932017 grm. —= 1,03 pre. Kohlenstoff, Die in Königswasser gelösten Mengen wurden zuerst, wie oben angegeben wurde, behandelt. Die erhaltene Eisenchlorid- lösung wurde nach dem Eindampfen auf ein kleines Volum und nach Verdunstung der meisten überschüssigen Säure mit reinem kohlensaurem Natron neutralisirt, zur Trockne gebracht und mit trocknem kohlensauren Natron geschmolzen. Die Schmelze zeigte eine schwach grüne Färbung, von einem geringen Gehalte des Wolframstahls an Mangan, der jedoch so gering war, dass er nicht zur Wägung gebracht werden konnte. Die Schmelze wur- de in kochendem Wasser gelöst, das gebildete wolframsaure Na- tron und das überschüssige kohlensaure Natron vom Eisenoxyd abfiltrirt und dieses gut ausgewaschen. Die erhaltene alkalische Lösung wurde mit der zuerst erhaltenen Lösung des wolfram- sauren Ammoniaks vereinigt, das Ammoniak durch längeres Kochen verjagt, mit Salpetersäure neutralisirt und aus der neu- tralisirten Lösung die Wolframsäure mit basisch salpetersaurem Quecksilberoxydul gefällt. Nach dem Glühen des getrockneten Niederschlags wurde die Wolframsüure von rein gelber Farbe erhalten. Das aus der Schmelze erhaltene Eisenoxyd wurde in Königswasser gelöst, und aus der Lösung durch bernsteinsaures Ammoniak wieder gefüllt. 1) 2,287 grm. gaben 3,1300 grm. Fe203, entsprechend 2,192 grm. oder 95,85 pre. Eisen; ferner 0,0379 grm. WO3, entsprechend 0,0697 grm. oder 3,05 pre. Wolfram. 334 2) 2,111 grm. gaben 2,9063 grm. Fe?O3, entsprechend 2,0353 grm. — 96,41 pre. Eisen; und 0,0722 grm. WO3, ent- sprechend 0,05726 grm. — 2,71 pre. Wolfram. Wien. Bochau. I. U. II. IV. V. VI Fe — _ 95,85 — 96,37 — W 1,03 2,84 3,05 a 2,71 _ IM — — Spur — Spur — Si — — u Zr er Er C — — — 1,04 — 1,03. Die Analysen I. U. II. IV. sind von mir, V. und VI. dagegen von Herrn Stud. Glendenberg ausgeführt worden. Die Summe der Analysen III. und IV. ist 99,94, und die von V. und VI. 100,11, also 100 so nahe als nur immer möglich. Max Siewert. Ueber einen Gymnetrus- Grill, gefangen bei einer der Bermudas - Inseln. In der „Illustrerad Tidning för de 31 sistlidne Mars“ kommt eine Zeichnung nebst Beschreibung eines Seethiers vor, welches dort Hafsormen (die Meerschlange) genannt wird. Es war an einer»niedrigen Klippe neben einer der Bermudas -Inseln im atlantischen Oceane gestrandet. Indem es nun leicht war, aus der Figur das Thier zu erkennen, welches sie vorstellen sollte, war es auch offenbar, dass die Beschreibung nicht genau sein konnte; weshalb ich mir durch die Redaction Zugang zu dem Originaltexte, aus welchem die Uebersetzung entnommen worden war, verschaffte. Es kommt unter dem Namen Seaserpent in der Illustrated Times f. d. verg. 10. März vor. Ich werde demnach in diesem Referate der englischen Be- schreibung folgen. Diese verdient, sammt der Figur, in mehrfa- cher Hinsicht die Aufmerksamkeit des Zoologen, besonders hier im Norden, wo dasselbe Thier auch gefangen worden ist. Es ist nämlich keine Schlange oder sonst ein Amphibium, sondern eine Fischart, welche verschiedene Male an der Westküste von Norwegen gefangen und von den dortigen Fischern Sildkonge, Sildstörje und Sildtust genannt worden ist. Das Reichs- museum besitzt ein ausgestopftes Exemplar dieses Fisches, wel- ches vor 30 Jahren mit den Grillschen Sammlungen*) von Sö- *) Von diesen Sammlungen führt Dr. Nilsson in der Skand. Fn. IV, S. 170, Anm. *) Folgendes an: „Diese für ihre Zeit reichhaltige und theure Naturaliensammlung, welche vom Brukspatron Grill und dessen Frau auf ihrem Eigenthume Söderfors angelegt und vom Bruks- 335 derfors hergekommen ist, wohin es von Hittern vor dem Trond- hjemsfjord vom Dr. Lindroth i. J. 1797 gebracht worden war. Dies Exemplar, welches schon, als es in Lindroth’s Hände kam, verstümmelt war, und sich in demselben Zustande befindet, in welchem esi. J. 1830 :herkam, ist von ihm abgebildet und beschrieben in den Kgl. Akademiens Handlingar för 1798 unter dem Namen Gymnetrus Grilli, welche Benennung ich in der Skandinavisk Fauna, IV, T. 169, beibehalten habe. Es gibt mehrere Zeichnungen von dieser Fischart, bei Brünnich, Ascanius, Lindroth; aber alle sind mehr oder weniger entstellt. Die beste ist bis jetzt die hier in Rede ste- hende, welche nach dem Exemplar von den Bermuden entworfen, aber auch unvollständig ist. Die Ursache hiervon ist, dass dieser Fisch, sowie einer oder zwei andere, welche dann und wann zu uns aus denselben Gegenden und nach derselben Behandlung gelangen, einen so weichen und mürben Knochenbau haben, dass derselbe selbst bei einem gelinden Handtieren aus einander geht, und be- sonders die Flossenstrahlen so spröde sind, dass sie zum Theile zerbrechen mögen, während der Fisch noch im Meere lebt. Um darzulegen, dass es dieselbe Fischart ist, von welcher - Exemplare im südlichern Theile des nördlichen atlantischen Oceans und an der nördlichen Küste von Norwegen gefangen worden sind, will ich hier die englische Beschreibung von dem Bermudas-Exemplar mit der Lindroth’schen v. J. 1798 von dem ihm zugekommenen norwegischen vergleichen. . Man wird daraus ersehen, dass der schwedische Text an mehreren Stellen gleich einer genauen Uebersetzung aus dem englischen erscheinen möchte. Was die allgemeine Körperform betrifft, so zeigt die Figur, dass sie ziemlich schlangenähnlich ist; dabei aber ist sie zusam- mengedrückt; der Durchschnitt an dem bermudischen Exemplar war -„Jattish oval,“ an dem norwegischen auch so, nämlich in der grössten verticalen Breite 14“ und in der grössten Dicke nur 31/,“. Das Bermudas-Ex. war 16'7‘'engl. M., das norwegische, etwas länger, 18° schwed. M., lang. Beim erstern war der Kopf 11, beim andern 12“, sonach im Verhältnisse zur Körperlänge gleich lang. Ferner heisst es: vom Bermudas-Ex.: vom norwegischen: This reptile — — — tapering Körper schwertähnlich, dünn, from head to taillikean snake. gegen den Schwanz hin wie eine Degenklinge 'zugespitzt. The colour was bright and sil- Farbe silberglänzend, very. Arzte, Dr,Lindroth, gepflegt worden war, wurde von den Grill’schen Erben, deren nächster Baron C.A.Tamm war, an das damals kurz zu- vor eingerichtete zoologische Reichsmuseum in Stockholm geschenkt. (Der Uebers.) 336 Die Flossen beim Berm.-Ex. roth. The skin destitute of scales, but rough and warty. The head in shape not unlike that of a bulldog, but destitu- te of teeth. The eyes were large. There was a series of fins run- ning along the back, compo- sed of short slender rays, uni- ted by a transparent membrane. A series of 8 long thin spines of a bright red colour, spring- ing from the top of the head and following each other at an intervall of about 1; the longest is 2‘. So auch beim norwegischen. Die Haut mit kleinen Höckern besetzt (ohne Schuppen ausser einer Reihe längs der Seiten- linie, die so lose waren, dass sie leicht abfielen.) Oberkiefer etwas kürzer als der Unterkiefer; Zähne waren nicht zu finden. Augen gross (Brünn.), 2 im Dehm. (Lindroth.) Die Rückenflosse läuft längs des ganzen Rückens, 4—6‘ hoch. In Ascanius Beschreibung heisst es, dass auf dem Kopfe 8 Flossenstrahlen, über 1° lang, stehen. Lindroth er- wähnt diese Flosse nicht, denn der Kopf war an seinem Ex. zerbrochen. Er ist an dem ausgestopften Ex. von Holz gemacht, und so ist er abge- zeichnet worden. Das Berm.-Ex., heisst es, habe keine Brustflossen, und das ist richtig; aber hier ist der Bauchflossenstrahl, welcher fast 1l, der ganzen Körperlänge ausmacht, offenbar abgebrochen. Dieser Flossenstrahl findet sich an dem ausgestopften Lind- roeth’schen Exemplar. Dass die Flossen roth gewesen, geht aus den Zeugnissen des Ascanius, Brünnig und Lindroth wie aus der Beschreibung des Berm.-Ex.’s hervor. Unglücklicher Weise scheint das letztgenannte von den zwei „Gentlemen“, welche es noch lebend auf der niedrigen Klippe, auf welche es sich verlaufen hatte („had thrown itself“), fanden. Sie fielen es mit grossen Mistgabeln zum Tangeinsammeln an („with large forks for gathering in seaweed“). — Aus der Be- schreibung ersieht man ferner, dass der Fisch zertheilt ward und nur einzelne Theile aufbewahrt wurden. Der Gouverneur, Oberst Munro, zog den längsten Strahl aus der Kopfflosse; die übrigen Theile derselben besitzt nebst dem Kopf und der Rückenflosse der Naturforscher Dr. Jones, welcher ohne Zweifel eine gelehr- tere Beschreibung dieses „wonder of the deep“ nach England senden wird. Betreffend das Verhalten, dass diese Fischart in so weit getrennten Meeren und unter so ungleichen Klimaten, wie das 337 der Bermuden und das der norwegischen Küsten, vorgekommen ist, erlaube ich mir daran zu erinnern, dass wir unter den an der Westküste von Norwegen gefangenen und in die skandina- vische Fauna aufgenommenen Fischen bereits sieben Arten von Südmeerformen zählen, nämlich Beryx borealis, Cantha- rus griseus, Lampris guttatus, Gymnetrus Grillii, Trachypterus arctieus, Chironectes arcticus und Sternoptyx Ölfersii, von denen wir schon gewiss wissen, dass wenigstens ihrer vier ihre väterliche Heimat in den südli- chen Theilen des nördlichen atlantischen Oceans, gerade da, wo die Bermudasinseln liegen, haben. Wir nehmen an, dass diese Fremdlinge aus dem Süden, diese tropischen Fischformen, an die norwegische Westküste mit dem sogenannten Golfstrome gelangen, von welchem ein Zweig aus dem westindischen Meerbusen quer durch das atlantische Meer längs nach Norwegen läuft und jähr- lieh amerikanische Sämereien an die norwegische Westküste mit sich bringt. Auf andere Weise können wir diese Erscheinungen in unsrer skandinavischen Fischfauna nicht erklären; aber diese Erklärung scheint hinreichlich zu seyn. Alle diese Südformen unter unseren Fischen haben das Ge- meinschaftliche, dass sie als Bewohner des Südens hohe, glän- zende Farben besitzen, entweder hochrothe oder silberweisse u. s. m. immer glänzende. Auch haben sie Das mit einander gemein, dass sie hier bloss als grosse, mehr oder weniger erwachsene Exem- plare vorkommen, woraus sich ergiebt, dass sie in diesen für sie unnatürlichen Klima niemals Brut erzeugen. Sie haben auch das Eigne, wenigstens einige von ihnen, und unter diesen Tra- chypterus und vorzüglich Gymnetrus, dass ihr Knochenbau so weich und mürbe ist, wie oben bemerkt ward. Vielleicht ist dieser ihr Mangel an Knochen- und Muskelstärke die Ursache, dass sie leichter und mehr passiv vom Golfstrome fortgeführt werden. Aus diesen ihrem, gewiss unfreiwilligen Herverschlagen mit dem Strome können wir auch die Unregelmässigkeit ihres Vorkommens bei uns erklären. Bisweilen gehen viele Jahre hin, ehe einmal ein einziges Exemplar am Strande von Norwegen angetroffen wird. Auch habe ich gefunden, dass alle Südmeerformen, welche bei uns angetroffen werden, grosse Augen haben. Da wir nun aus der Erfahrung wissen, dass alle in grosser Tiefe lebenden Fische grosse Augen besitzen, um mit ihnen die schwachen Licht- strahlen zu sammeln, welche in das Dunkel, in welchem sie le- ben, hinabdringen, so können wir daraus schliessen, dass die in Rede stehenden Fische während ihrer Wanderungen sich in der Tiefe halten. — (F. Nilsson, Öfversigt af K. Vet. Ak.’s Förhdl. 1860. Nr. 4. übersetzt von Creplin.) inahnnnnnnnnn XV1I. 1860, 23 338 Ueber den Seidenschwanz Ampelis garrula L. Am 26. Juni 1859 sah ich bei Undersaker einen alten Vo- gel [dieser Art] auf der Spitze einer Tanne; er flog aber sogleich von da nach Norden über die Kirche, wobei er seinen gewöhn- lichen Laut hören liess. Alles Suchen nach mehreren war ver- gebens, bis ich endlich auf der Rückreise von Skalstugan am 1. Aug. eine Tour nach der etwa um eine halbe Meile nördlich vom Predigerhofe entfernte Nordsee gelangte. Dort traf ich nahe dem westlichen Strande, welcher aufwärts lief und mit Tannen, Em- petrum nigrum, Vaccinium uliginosum u. m. bewachsen war, eine Familie von Seidenschwänzen an. Die alten zeigten zwar keine grosse Sorgfalt für die jungen, suchten sie aber doch unter be- ständigem Geschrei fortzulocken. Sobald die alten nach Futter weg waren, hielten die jungen sich stil. Nachdem das Weib- chen und das Männchen nebst einem Jungen, welches das Letz- tere, um es mit Krähenbeeren zu füttern, an sich gehalten hatte, geschossen worden, verhielten die übrigen sich lange still, bis ich nach mehreren Stunden ihrer vier erhielt. Von den alten Vö- geln, deren Tracht ausgebleicht und abgenutzt war, hatte das co 3 Aprilfliegen (Hirtea Marci), 38 Ephemeren, 1 Phryganee und 8 Krähenbeeren im Kropfe, das @ 46 Aprilfliegen und 5 Ephemeren. Die Jungen schienen dagegen bloss Beeren erhalten zu haben. Nestkleid: Y. Grundfarbe dunkelgrau, ein Streif von den Nasenlöchern bis zum und etwas um das Auge und ein schma- ler solcher längs des Unterkiefers, beide schwarz, Stirne weiss- grau, eine Binde von einem Auge zum andern um den Hinter- kopf herum (meistens bedeckt von einem kurzen Federbusche), ein Streif längs des blassrostgelben Kinns und der Untersteiss weiss. Die grauen Federn auf der Unterseite mit weisslichen Seitenkanten, wodurch Längsflecke entstehen. Unterschwanzdeck- federn schmutzig rostroth. Ohrdeckfedern, Rücken und Schultern bräunlich, Flügel und Schwanz wie im Herbste, aber nicht voll ausgewachsen. Das eine Männchen hatte 7 cinnoberrothe An- hänge an den Armfedern und rothe Schäfte in der Schwanzspitze, das andere bloss 4 Anhänge. — Das © hatte mehr Weiss an der Stirn, 3 Anhänge und blässeres Gelb an den ..... und Schwanz- federn. Diese letzteren werden sicher nicht im ersten Herbst gewechselt. Schnabel weissgrau; Beine blass; Iris graubraun. — Ein Nest von Soasjoki in der Finnmark sitzt am 29. Juni auf einem Tannenast (Abies excelsa*) und ist aus kleinen Tan- nenzweigen, mit Grass und Flechten, besonders Alectoria jübata Ach. verbunden, gebaut und mit demselben Materiale nebst dün- *) Nicht Pinus silvestris, wie Pässler (Journ. f. Ornithol., 1859, S. 319), meint. 339 ner Kieferrinde und Weidenwolle gefüttert; Breite auswendig 160mm, inwendig 80", Tiefe inwendig 50"m. Eier von Muonioniska und Gellivari sind bläulich weiss, dünn bestreut mit dunkeln und hellbraunen, schwarzen und violetten Flecken und Puncten, welche am dicken Ende am dichtesten stehen und oft Kränze bil- den. Länge von 22" mit einer Dicke von 17m bis zu 24mm mit Dicke von 18®=, Hr. A. Cnattingius theilte mir mit, dass Hr. Kindström, welcher im vorigen Jahre Gellivari be- sucht hatte, dort mehrere Seidenschwanznester gefunden und ge- sehen, dass ein Q, welche auf Eiern gesessen, sich, als er heran- gekommen, wie ein Stein herabgeworfen habe und weit weg dicht auf die Erde geflogen sei. Erst nach drei Stunden Wartens sei es wiedergekommen und geschossen worden. Unter der grossen Menge von Seidenschwänzen, welche im vorigen Winter die Stockholmer Gegend besuchten, fanden sich Männchen mit 8 rothen Anhängen. Eines hatte 7 an den Arm- federn und 4 kleine an den ....federn, sonach 11*); der Schwanz hatte daneben rothe Schaftspitzen. Man bekam auch junge mit 7 Anhängen an den Flügeln und rothen Schaftspitzen an Jeder Schwanzfeder. Der Federbusch war dabei länger, als bei irgend einem alten f. Die 5 unterscheidet man durch einen schärfer begränzten Kinnfleck, grössere Anzahl von Anhängen und hübscheres Gelb. Zu der Mannichfaltigkeit von Nahrungs- mitteln, mit denen der Seidenschwanz fürlieb nimmt, kann man aufkeimende Kornsaat rechnen. Am Ende des Märzes fielen grosse Schaaren auf den Acker herab, und die bei der Gelegen- heit geschossenen hatten nur Roggenkeime im Kropfe. — (Meves, ebenda 1860 Nr. 4 übersetzt von Creplin.) Analysen des oolithischen Eisensteines bei Sommerschenburg. Der liasinische Thoneisenstein bei Sommerschenburg, über dessen geognostische und technische Bedeutung wir Bd. X. S. 367—369 Auskunft gaben, ist mehrfach analysirt worden und theilen wir die Resultate dieser Analysen zur Vervollständigung obiger Angaben mit: *) Dies Verhältniss, wie der rothe Schaft der Schwanzfedern, dürfte beweisen, dass die rothen Anhänge nicht wohl als etwas Ande- res zu betrachten seien, denn als die Schäfte der Federn. Vergl. An- dersen in d. Vet.-Ak.’s Öfvers. 1859, 8. 219—31. 23* 340 Kühn Buchner Sonnenschein Eisenoxyd 61,90 66,11 60,00 Thonerde 9,04 — ) k Kieselerde 14,56 12,57 ) 26,98 Kohlensaurer Kalk 1,02 _ 12,43 Phosphorsäure — — 0,66 Magnesia 0,86 — Ar. Wasser u. Glühverlust 12,74 13,94 — 100,12 92,62 100,00 C. Giebel. Literatur, Aligemeines. Konigl. Svenska Vetenskaps-Aka- demiens Handlingar. För är 1854. Stockholm 1856. gr.8. Zwei Abtheilungen, S. 1—237 und S. 241—513. M. 21 T. Inhalt: S. 1—104. Entomologische Anzeichnungen während einer Reise im südlichen Schweden, i. Jahre 1854; von A. E. Holmgren. S. 105—148. Beitrag zur Flora von Portobello, von P. J. Beurling. S.149—175. (Mathematisches.) — S.177—237. Uebersicht der Arten der Dytieus-Familie, welche in der skandinavischen Halbinsel angetroffen worden sind; von C.G.Thomson. — S.241—344. Das Eisenerzgebirge von Utö in Stockholms Län, beschrieben von A. Erdmann. Dazu T. I-XIX. S. 345—403. Ueber den Sandrücken bei Köping in Westmanland; von H. von Post. — S. 405—494. (Mathematisches.) S. 495 — 498. Biographie des Grosshändlers etc. John Swattz. — 5. 499— 502. Biographie des Hofmarschalls etc. John Adolph Leyonmarck. S. 503—507. Biographie des Grafen Gustav Trolle-Bonde. — S. 509—513. Biographie des Professors Jens Rathke. Derselben Handlingar neue Folge, I. Band, 1. Hft., 1855, 2. Hft., 1856. 4. Stockholm 1858. — Inhalt: 1) S. 1-24. Ueber Fisch- brut-Entwicklung; von C. J. Sundevall. Dazu T. I-V. 2) S. 25 —92. Ueber phonetische Buchstaben; von Demselben. Dazu Ta- bellen. — 3) S. 93—246. Versuch einer Aufstellung und Beschreibung der in Schweden gefundenen Tryphoniden; von A. E. Holmgren. — 4) S. 247—303. Ueber die Beobachtungen, welche über die Ver- änderungen der Wasserhöhe und der Winde neulich auf verschiede- nen Feuerbake- Stationen um die schwedischen Küsten bewerkstelligt worden sind, u.s. w.; von A. Erdmann. Dazu T. VI, VL — 5) S. 305--394 Fortsetzung der Abhandlung Nr. 3, von Holmgreen. Dazu T. VIIl.IX. — 6) S. 395—439. Ueber die terrestre Refractionstheo- 341 rie, von D. G. Lindhagen. — 7) 8. 441— 484. Beschreibung des Eisenerzgebirges von Dalkarlsberg im Nora-Kirchspiel und Örebro- Län, vonA.Erdmann. Dazu T. X—XXII. — 8) S. 485—493. Justi- rung von Kopien des normalen Reichspfundes; von Selander, Wrede und Edlund. Kgl. Sv. Vet.-Akad.’s Handl. Ny följd. B. II, Hit. 2. 1858. Stockholm1860. 4. (Vgl. den Inhalt des 1sten Hefts, in dieser Zeitschrift, Jhrg. 1860, Hft. 4u. 5, 8,331.) — Inhalt: 6) Beitrag zur Hemipterenfauna der Gegend von Rio Janeiro; von ©. Stäl. 84 S. (Fortf. folgt.) — 7) Versuch zur Aufstellung und Beschreibung der inSchweden gefundenen Ophioniden; von A. E. Holmgren. 158$. — 8) Analysen der atmosphärischen Luft in Stockholm; von J. F. Bahr. 148. — 9) Zoologische Anzeichnungen während einerReise in den süd- lichen Theilen des Caplandes i. d. J.1853—1855; von J. F. Victorin; aus den Papieren des Verstorbenen gesammelt und J. W. Grill. M. 1 T. (Handelt von Säugethieren, Vögeln und Amphibien. Abgebil- det ist Delphinus Victorini Grill.) 62 S. Cr. R. A. Philippi, Reise durch die Wüste Atacama auf Befehl der chilenischen Regierung im Sommer 183—54 unternommen und beschrieben. Nebst einer Karte und 27 Tf. Halle bei E. Anton 1860. fol. — Eine mühevolle Reise und ein unter sehr schwierigen Verhältnissen bearbeitetes Werk darüber. Wer blühende und poeti- sche Schilderungen, pikante Abenteuer, glänzende Hypothesen u. dgl. erwartet, sagt der Verf., der lege das Buch ungelesen fort, es enthält fast nichts als nüchterne Thatsachen. Um so höher schlagen wir diese an und empfehlen dieses Reisewerk angelegentlichst dem Geographen, Zoologen, Botaniker und Geologen, jeder von ihnen wird reiche und werthvolle neue Beobachtungen finden. Das erste Kapitel ist der Erforschung der Küste gewidmet, das zweite erzählt die Reise von Taltal nach Atacama, das dritte berichtet über den Aufenthalt in Ata- cama, das vierte über die Reise von da nachCopiapo, das fünfte gibt Auskunft über sehr verschiedene z. Th. höchst wichtige allgemeine Verhältnisse, das sechste schildert die physische und geographische Beschaffenheit der Wüste nebst der Geologie und Paläontologie, das achte zählt beschreibend die gesammelten Thiere auf, das letzte bringt die Flora. In allen Kapiteln ist des Neuen sehr viel, so dass wir ei- nen weitern Auszug nicht liefern können und mit dieser allgemeinen Inhaltsübersicht das Werk den Fachmännern empfohlen halten. Die Tafeln geben verschiedene landschaftliche Ansichten, neue Thiere, Versteinerungen und Pflanzen. Physik, B. Guy Babington, über freiwillige Verdam- pfung. — Die Versuche wurden mit wässrigen Lösungen von Salzen und andern Stoffen angestellt, und zwar in der Weise, dass sie zu gleichem Gewicht in flachen Schalen von verzinntem Kupferblech mit ebenem Boden und senkrechter Wand auf eine Waage gestellt, und nach einiger Zeit abermals gewogen wurden. Mit reinem Wasser wurde ebenfalls experimentirt. Bei allen Versuchen wurde die Temperatur, 342 die die gewöhnliche war, möglichst gleich gehalten. Es ergab sich 1. Bei vielen Lösungen wird die Verdampfung, verglichen mit der des Wassers, verzögert. 2. Diese Verzögerung steht bei ein und derselben Art der Lösung im Verhältniss der Menge des gelösten Salzes. 3. Dieselbe ist ungleich bei verschiedenen Salzen oder an- derweitigen Stoffen. 4. Sie ist bei verschiedenartigen Lösungen un- abhängig von dem specifischen Gewichte. 5. Sie hängt auch nicht ab von der Basis der Salze. 6. Vielmehr scheint sie abzuhängen von dem Salzradical oder der Säure, obwohl die Base auch nicht ohne Einfluss ist. 7. Sie ist im Allgemeinen bei Salzen mit zwei Aequi- valenten Säure grösser als bei Salzen mit einem Aequivalent. 8. Ge- wisse Salzlösungen zeigen keine Verzögerung, einige sogar -eine Be- schleunigung der Verdampfung. — (Pogg. Ann.1860. Nr.8.) Hhnm. v. Baumhauer, über die Dichtigkeit der Gemenge von Alkohol und Wasser. — Verf. überzeugte sich, dass die bisher allgemein angenommenen Resultate von Gilpin, Lowitz und Gay-Lussac sehr unrichtig sind. Die beiden Sorten von Alkohol, die er benutzte, wurden über stark getrocknetem kohlensauren Kali und dann fünf Mal über Aetzkalk rectificirt; das specifische Gewicht än- derte sich durch fernere Rectificationen nicht. Der eine Alkohol hatte so dargestellt bei 150C. das spec. Gewicht 0,7946, der zweite auch bei 150C. das von 0,7947 bezogen auf Wasser von derselben Tempe- ratur. Die Mengungen wurden bei 15°C. in wohl graduirten Röhren vorgenommen; das angewandte destillirte Wasser war durch längeres Sieden und durch Erkalten im Vacuo vollständig von Luft befreit. Wägungen des Alkohols und des Wassers dienten zur Controlle der Messungen. Die so gefundenen Resultate wurden auf Wasser von der grössten Dichtigkeit reducirt. Die folgende Tabelle enthält die Resultate: Alkohol in 100 Vol. Pouillet Baumhauer erste Reihe zweite Reihe 100 0,7940 0,7939 0,7940 95 8161 8119 8121 90 8339 8283 8283 85 8495 8438 8432 80 8368 8576 8572 75 8772 , 8708 8708 70 8899 8837 8838 65 9019 8959 8963 60 9133 9079 9081 55 9240 9193 9196 50 9340 9301 9302 45 9432 9394 9400 40 9515 9485 9491 35 9587 9567 9569 30 9648 9635 9636 25 9692 9696 343 Alkohol in 100 Vol. Pouillet Baumhauer erste Reihe zweite Reihe 20 9746 9747 15 9799 9800 10 9855 9855 5 9919 9918 0 9901 9991 9991 (Pogg. Ann. 1860. Nr. 8.) Hhnm. J. P. Gassiot, über die Anzeige des Grads der Luft- leere durch Barometerprobe und durch electrischen Strom. — G. schmolz an ein Geissler’sches Rohr eine Barometerprobe an, und füllte das Rohr vor dem Auspumpen und Zuschmelzen mit trock- ner Kohlensäure, nachdem einige Stückchen geschmolzenen Kalihy- drats eingebracht waren. Der Stand des Quecksilbers in den beiden Schenkeln der Barometerprobe differirte um !/a Zoll. Beim Erhitzen des Kalihydrats glich eich derselbe aber vollkommen aus. Der elec- trische Strom lehrte jedoch, dass das Vacuum nicht ganz vollkom- men war. Denn es entstand noch gestreiftes electrisches Licht von schwach röthlicher Färbung. Diese lehrt, dass noch eine Spur Lutt vorhanden war. Bei stärkerem Erhitzen des Kalihydrats verminderte sich die Lichterscheinung bis zu einer Wellenlinie mit geringer Strei- fung. In diesem Moment zeigte sich Feuchtigkeit an den Wänden des Rohrs und die Differenz der Quecksilberstände in der B. Pr. betrug eirca 0,05 Zoll. Beim Erkalten des Kali’s veränderte sich die Er- scheinung des electrischen Lichts in dem Grade, als das Wasser wie- der vom Kalihydrat absorbirt wurde und die Niveaudifferenz des Quecksilbers in der Barometerprobe verschwand. — (Philosoph. magaz. Vol. 20 p. 223.) Az. F. Crace-Calvert und G. Cliff Lowe, über die Ausdeh- nung der Metalle und Legirungen durch die Wärme. — Die Verff. geben nach ihren Versuchen folgende Tafel für die Aus- dehnung einiger Metalle durch die Erwärmung von 00 auf 1000C: Cadmium (rein) 0,00332 Blei (rein) 0,00301 Zinn (rein) 0,00273 Aluminium (käufliches) 0,00222 Zink gehämmert (rein) 0,00220 Silber (rein) 0,00199 Gold (rein) 0,00138 'Wismuth (rein) 0,00133 Schmiedeeisen 0,00119 Gusseisen 0,00112 Stahl (weich) 0,00103 Antimon (rein) 0,00098 Platin (käuflich) 0,00068 Das Tempern hat einen bedeutenden Einfluss auf die Expansion des Stahls. Je gehärteter der Stahl ist, desto stärker dehnt er sich durch 344 Wärme aus. Ueberhaupt kommt der moleculare Zustand hiebei sehr in Betracht. So zeigt der Marmor von den Kalkarten die stärkste Ausdehnung durch Wärme, der ordinäre Kalk die geringste. Daher hat denn auch die Krystallisation einen Einfluss. Schneidet man Zink- stangen einmal vertikal, das andre Mal horizontal aus demselben Zinkblock, so ist die Ausdehnung derselben durch Hitze sehr ver- schieden. — Die Resultate über die Ausdehnung von Legirungen von Kupfer und Zinn durch die Erwärmung von 0 auf 100% sind in fol- gender Tafel enthalten. Mittel der Versuchsreihe Mittel der Versuchsreihe durch Erwärmen durch Erkalten .Sn5Cu 136,2 138,1 - Sn!Cu 132,5 138,1 Sn3Cu 129,5 133,5 Sn?Cu 127,5 126,2 SnCu 118,1 118,1 Cu?Sn 118,7 120,8 Cu3Sn 119,3 120,6 Cu?Sn 109,3 111,8 Cu5Sn 110 112,5 CuloSn 106,2 106,2 Cul5Sn 98,3 98,3 Cu20Sn 102,7 103,7 Cu25Sn en 103,7 105 (Philosoph. magaz. Vol. 20, p. 230.) Az. B. Stewart, von J. Hiks erfundenes Maximum- und Minimumthermometer. — Dieses Instrument besteht aus einem Quecksilberthermometer, dessen Rohr da, wo auf der Skale etwa 600C. verzeichuet ist, unter einem rechten Winkel umgebogen ist. Hier ist eine neue von etwa 300 unter 0 beginnende Skale angebracht. Ueber dem Quecksilber befindet sich eine Schicht Alkohol, und in derselben zwei Indices, ein aus einem kleinen Magnet bestehender, das Quecksilber berührender, der, obgleich verschiebbar, durch eine einfache Vorrich- tung in der Lage zurückgehalten wird, in die ihn das Quecksilber bei seiner Ausdehnung gebracht hat, und ein anderer in dem horizon- talen Rohr befindlicher, der ganz denen gleich ist, welche man in Minimumthermometern anwendet. Die beiden Skalen sind so einge- richtet, dass die beiden Indices, wenn sie gleichzeitig der eine das Quecksilberende, der andere das Weingeistende berühren, gleiche Temperatur angeben. Mittelst eines Magneten stellt man bei Beginn eines Versuchs den Maximumindex an seine gehörige Stelle so dass er das Quecksilber berührt. Durch Neigen des horizontalen Rohrs findet der Maximumindex seine Stelle. Ist eine Kleinigkeit von der Spiritussäule losgerissen im horizontalen Theile des Rohrs, so cor- respondiren die beiden (Maximum und Minimum) Ablesungen nicht. Der Fehler kann also sofort bemerkt und verbessert werden, — (Phi- losoph. magaz. Vol. 20, p. 227.) Hr. 345 H. R. Grove, Durchgang der Electrolyse durch Glas. -— Stellt man in ein mit verdünnter Schwefelsäure gefülltes Gefäss ein anderes dünnwandiges, mit derselben Flüssigkeit gefülltes uud taucht in jede dieser Flüssigkeiten das freie Ende eines Platindrahts, der durch eine Glasröhre gezogen und mit derselben verschmolzen ist, aber so, dass die Enden des Drahtes daraus hervorsehen, so wird, wenn man die beiden anderen Drähte mit einem Ruhmkorff’schen Ap- parat in Verbindung setzt, eine schwache Gasentwickelung an beiden Drähten hervorgebracht. G. überzeugte sich, dass die Oberfläche des Glases den Strom nicht fortzuleiten im Stande war. Ward das saure Wasser durch reines ersetzt, so hörte die Zersetzung auf; trat an die Stelle des Ruhmkorff’schen Apparats eine starke Grove’sche Säule, so geschah dasselbe. Je grösser das Volum des inneren Ge- fässes und je dünnwandiger es ist, desto bedeutender ist der Effect. Die Zersetzung hört aber bald auf, wenn der Strom der Electricität nieht unterbrochen oder umgekehrt wird. Nach G. ist diese Electro- lyse bedingt durch Hindurchdringen der Electrieität durch das dünne Glas. — (Philosophical magazine Vol. 20, p. 126.) Aa. H. W. Schröder van der Kolk, über die Bestimmung des galvanischen Leitungswiderstandes. — Der Verf. macht darauf aufmerksam, wie die Resultate in der practischen Physik fast nirgends mehr auseinanderlaufen, als bei der Bestimmung der galva- nischen Leitungsfähigkeit der Metalle. So fanden z. B. für das Sil- ber Lenz 136,25, Matthiesen 136,9 und Arndtsen 101,32, und für das Eisen die Werthe 17,74, 18,6 und 15,02, wobei der Widerstand des Kupfers = 100 gesetzt ist. Ferner fand beim Aluminium Matthiesen 43,6 und Arndtsen 51 bis 57. Die Ursachen dieser Differenzen kön- nen in dem untersuchten Draht und in der angewandten Methode liegen. Dass die Leitungsfähigkeit von der chemischen und physi- schen Beschaffenheit der Drähte abhängig ist, geht aus Untersuchun- gen von Matthiesen und Pouillet hervor; auch zeigten Müller und Becquerel, dass die Metalle nach der Erwärmung einen andren Lei- tungswiderstand haben; Wartmann wies den Einfluss des Druckes nach. Von grossen Einfluss sind aber auch die angewandten Metho- den, die man in zwei Classen theilen kann: 1. wo der Widerstand mit einem andern Widerstande verglichen wird; 2. wo man den Wi- derstand durch Veränderungen der Stromstärke bestimmt. Die zweite Classe hat nach des Verfassers Ansicht vor der ersten bedeutende Vorzüge. Der Apparat, den Verf. benutzte, kann nicht beschrieben werden, da eine Figur zum Verständniss unentbehrlich ist. Von den Resultaten seien folgende erwähnt. Die Leipziger Copien können nicht als von constanten Widerstand betrachtet werden und es wäre vortheilhaft sie durch Quecksilberetalons zu ersetzen. Der absolute Widerstand des Quecksilbers lässt sich schwerlich durch Vergleichung mit den Leipziger Copien bestimmen. Der Coefficient der Wider- standszunahme des Quecksilbers bei 10 Temperaturerhöhung kann gleich 0,000860 gesetzt werden. [Die denselben Gegenstand betreffende 346 Arbeit von Siemens war dem Verf. nicht bekannt.] — (Pogg. Ann. 1860. Nr. 7.) Hhnm. Chemie, A. Vogel jun., über die Sauertoffaufnahme der mit Oel getrockneten Baumwolle. — Dass fette Oele Sauerstoff aus der Luft aufnehmen ist bekannt. Befindet sich das Oel in fein vertheiltem Zustande, so steigert sich die Aufnahme unter Wärmeentwicklung. Verf. fand durch Wägungen, dass auf Baumwolle getröpfeltes Baumöl anfangs langsam, dann schneller im Ganzen in drei Monaten 2,8 Procent Sauerstoff aufgenommen hatte. — (N. Repert. f. Pharm. Bd. IA, p. 149.) 0.K&. H. E. Roscoe, über die Zusammensetzung der wasser- haltigen Säuren von constantem Kochpunkt. — R. hat frü- her!) in Gemeinschaft mit Dittmar nachgewiesen, dass Chlorwasser- stoffgas und Ammoniak unter verschiedenen physikalischen Verhält- nissen vom Wasser ganz verschieden absorbirt werden können. Jetzt weist er allgemein nach, dass die Constanz des Kochpunkts eines Körpers nicht einen genügenden Beweis dafür liefert, dass derselbe kein Gemisch ist, dass noch die Bedingungen erfüllt sein müssen, dass 1, die Bestandtheile des Körpers in einem einfachen Atomverhältniss stehen und dass 2, dieses Verhältniss bei gewissen Veränderungen physika- lischer Bedingungen nicht geändert wird. — Er zeigt nämlich, dass häufig die constante Zusammensetzung und der constante Kochpunkt von Mischungen dadurch veranlasst werden, dass die Bestandtheile in solcher Menge vorhanden sind, dass vermöge ihrer Tension sie in der Zeiteinheit gerade in dem Gewichtsverhältniss verflüchtigt werden, in welchem sie in der Flüssigkeit enthalten sind. Dies beweist er dadurch, dass die Mischungen von Säuren mit Wasser (zu den Ver- suchen dienen Salpetersäure, Schwefelsäure, Chlor-, Brom-, Jod-, Fluorwasserstoffsäure) von constantem Kochpunkt keineswegs immer Säure und Wasser in einem einfachen Atomverhältniss enthalten, und dass solche Mischungen, wenn sie anderen physikalischen Bedingun- gen, wie dem Kochen bei verschiedenem Druck, oder Hindurchleiten von trockner Luft, ausgesetzt werden, eine andere aber unter diesen Bedingungen wieder constante Zusammensetzung erhalten. — Reine wasserhaltige Salpetersäure wird, wenn sie unter dem Druck der At- mosphäre bei Gegenwart von Platinstücken, wodurch das Kochen re- gelmässiger wird, gekocht wird, nach Rs Versuchen zu einer bei 1200,5 kochenden Säure von dem spec. Gew. 1,414 (bei 1505C), die constant 68 Proc, Salpetersäurehydrat enthält. Er fand zwischen 67,9 und 68,1 Proc. Die Verbindnng NOS-+-4HO enthält 70 Proc. Säure. Die Zusammensetzung der Säure entspricht also nicht einem einfa- chen Atomverhältniss. — Bei der Destillation der Salpetersäure unter einem Druck von nur 70 Millimetern Quecksilberhöhe wird eine Säure erhalten, deren Kochpunkt zwischen 65 und 700C. liegt und die im Mittel 66,7 Proc. Salpetersäurehydrat enthält. Ist der Druck 1) Diese Zeitschrift Bd. 14. S. 210. 347 150 Millimeter, so enthält die Säure 67,6 Proc. davon. Wird sie bei höherem Druck (v. circa 1,200 Meter) gekocht, so steigt der Procent- gehalt der Säure auf 68,6 im Mittel. Treibt man endlich trockne Luft durch Salpetersäure, so wird schliesslich eine Säure erhalten, die bei einer Temperatur von 1000C. im Mittel 66,2, bei 60%C. 64,5 bei 13°C. 64,0 Proc. des reinen Hydrats enthält. — Schon Marignae hat dargethan, dass das wahre Schwefelsäurehydrat nicht durch Destillation gewonnen werden kann, dass die so gewonnene Säure etwas mehr Wasser enthält, als der Formel SO3-+ HO entspricht. R. fand wie Marignac, dass durch Destillation von rauchender sowohl, als von verdünnter Säure, Säuren im Mittel von 98,7 Proc. Gehalt an SO®+HO erhalten werden. — Bei der Salzsäure hatR. im Ver- ein mit Dittmar schon in der früheren, oben citirten Arbeit nach- gewiesen, dass sie sich wie die Salpetersäure verhält, dass nämlich für jeden Druck eine Säure von besonderem aber constantem Koch- punkt und Säuregehalt existirt, und dass trockne Luft, die hindurch geleitet wird, ebenfalls für jede Temperatur eine Säure von beson- derem, abem constantem Gehalt erzeugt. — Ganz ebenso verhält sich nun nach R. auch die Brom- und Jod-, sowie die Fluorwasserstoff- säure. Während der Säuregehalt dieser Säuren, die dann bei resp. 126°, 1270, ?C. kochen, bei gewöhnlichem Druck resp. 47,8, 57,0 37,0 Proc. beträgt, steigt er unter dem Einfluss eines Strom’s trocknen, 100° warmen Gases (Luft oder Wasserstoff) bei den beiden ersten auf 49,3 Proc. und 58,3 Proc. Der Gehalt der Jodwasserstoffsäure steigt im Wasserstoffstrom bei gewöhnlicher Temperatur sogar bis über 60 Procent. Der Gehalt der Fluorwasserstoffsäure nimmt an der Luft allmählig ab. R. erhielt dadurch Säuren von 32,5 Proc. Gehalt und als er eine verdünnte Säure neben Aetzkalk unter einer Glocke ver- dunsten liess, stieg ihr Gehalt von 31,6 Proc. auf 32,4 Proc. — (Quar- terly journal of the chemical society Vol. 13, p. 146.) Br. C. E. Long, über krystallisirtes Natrium und Kalium. — L. hat Kalium und Natrium in einer Atmosphäre von Steinkohlen- gas im zugeschmolzenen Rohr durch ein feines Drahtnetz filtrirt, und sie so von vollständig reiner Oberfläche erhalten. Er beschreibt das Natrium als weiss in’s rosenrothe ziehend. Es gelang ihm, es in gros- sen Octaödern krystallisirt zu erhalten, die dem quadratischen System anzugehören schienen. Den Winkel an der Spitze fand L. annähernd gleich 50°. — Das Kalium hat einen Stich in’s grünlich blaue. Die Krystalle sind ebenfalls Octaäder. Ihr Winkel an der Spitze beträgt aber 75—76°, der an der Basis dagegen 52%. — (Quarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 124.) Az. F. H. Storer, über Legirungen von Kupfer und Zink. — S. weist in dieser Arbeit nach, dass entgegen der gewöhnlichen Ansicht, wonach zwei oder mehr chemische Verbindungen von Ku- pfer und Zink existiren sollen, man die Existenz auch nicht einer solchen Verbindung annehmen darf. Er hält die Legirungen bei- der Metalle nur für isomorphe Mischungen derselben. — Um sich 348 von dem Verhalten dieser Legirungen zu überzeugen, suchte $, sie zu krystallisiren. Dies geschah durch Schmelzen und Ausgiessen des Flüssigen nach unvollkommenem Erstarren. Die so vom reinen Ku- pfer und den sämmtlichen Legirungen, selbst den zinkreichsten er- haltenen Krystalle waren stets regulär octaödrisch, und besassen stets dieselbe Zusammmensetzung, wie das davon abgegossene flüssige Me- tall. S. hat 40 verschiedene Legirungen dargestellt, die sich alle als einfache Mischungen von Kupfer und Zink erwiesen. Den Umstand, dass, wenn man Kupfer mit Zink legirt, oft heftige Einwirkung durch Herumschleudern der geschmolzenen Masse bemerkt wird, erklärt S. nicht, meint aber, dass sie durch Bildung einer chemischen Verbin- dung nicht zu deuten sei, weil das Zink durch Hitze so leicht von der Legirung abdunstet. Der Behauptung einiger Forscher, dass die Farbe der Legirungen nicht mit Kupferzunahme regelmässig der des Ku- pfers, mit Zinkzunahme der des Zink’s ähnlicher werde, widerspricht S. auf seine eignen Beobachtungen gestützt. — (Memoirs of the Ame- rican academy. New series Vol. VIII. p. 27.) Ha. G.H.Makins, über Verlust kostbarer Metalle bei der Cupellation und anderen Proben. — M. macht wie schon frü- her Napier (diese Zeitschr. Bd. 10, S. 503) darauf aufmerksam, dass bei der Cupellation des Goldes und Silbers merkliche Mengen dieser Metalle sich verflüchigen, was ihm durch Untersuchung des Absatzes nachzuweisen gelang, welcher sich in einer eisernen Rauchröhre, die nur zur Cupellation von Goldproben gedient, abgesetzt hatte. In 1000 Theilen davon fand er 0,087 Theile Gold und 0,763 Theile Silber. — An der Methode, Gold und Silber durch Salpetersäure su scheiden, findet M. auszusetzen, dass auch bei Anwendung der gebräuchlichen Methode stets etwas Gold in Lösung geht. Er meint, dass anfäng- lich nur Silber gelöst werde, um so mehr aber auch Gold sich löse, je ärmer die Legirung an Silber wird, weil in dem Grade der Ein- fluss der electrischen Kette aufhört, als welche man die in die Säure getauchte Legirung betrachten kann. Den Versuch, ob chemisch reines Gold bei anhaltendem Kochen wirklich sich etwas in der reinen Salpetersäure auflöst, hat M. nicht angestellt. — (OQuarterly Journal of the chemical society Vol. 13, p. 97.) Hr. A. Wurtz, neue Untersuchungen über das Aethylen- oxyd. — Das Aethylenoxyd vereinigt sich direct mit Säuren. Mischt man es mit Salzsäure und erhitzt im Wasserbade, so entsteht der 63H; | oO schon bekannte einfach salzsaure Glycoläther H a: Ebenso ver- einigt sich das Aethylenoxyd direct mit Essigäure, doch nicht nur . s- 6oH4 “ zu neutralem essigsaurem Glycoläther 26H,0 R ©;, sondern es ent stehen zu gleicher Zeit einige basische Aether von höheren Siede- punkten. Bei 250° destillirt der essigsaure Diäthylenäther ) ( Es) ; 19%, aus welchem Barytlösung den Diäthylenalkohol Ph 349 frei macht; bei 290° folgt dann der essigsaure Triäthylenäther as ) | &, aus welchem durch Barythydrat gleichfalls der entspre- 2 2 chende Alkohol abgeschieden wird. Ueber 3000 endlich folgt ein an- deres Product, welches aber, um nicht zersetzt zu werden, im Va- cuum destillirt werden muss: der essigsaure Teträthylenäther Er. } ©;, aus dem Baryt den Triäthylenalkohol ausscheidet, des- a | m, 0; sen Zusammensetzung der Formel entspricht. Diesel- ben Verbindungen bilden sich auch, wenn Aethylenosyd mit dem es- sigsauren Glycoläther erhitzt wird. Wie stark die basischen Eigen- schaften des Aethylenoxydes sind, geht namentlich aus seiner Einwir- kung auf Salze hervor. So z. B. fällt es aus einer concentrirten Lö- sung von Chlormagnesium die Magnesia sehr bald aus, indem einfach salzsaurer Glycoläther entsteht. Ebenso fällt es Eisen und Kupfer aus ihren Chloriden als Oxydhydrate beim Erhitzen im Wasserbade, und selbst Thonerde aus dem Alaun. — (Compt. rend. L, 1195.) Ludwig, über die das ätherische Senföl liefernden Substanzen. — Der schwarze Senf enthält einen stickstoff-und schwe- fel-haltigen bittern Körper, welcher viele Reactionen der Alkaloide in sich vereinigt, und mit dem Ferment des gelben Senfes zusammenge- bracht ätherisches Senföl liefert; er röthet Lackmus, ist also ein sau- res Salz; ihn zu isoliren gelang nicht. Myronsaures Kali wurde mit Leichtigkeit aus dem schwarzen Senfsamen erhalten, ferner ein har- ziges öliges Gemenge, welches reich an Phosphorsäure war. — (Arch. und Pharm. Bd. CIIL, p. 155.) | 0.R. P. Griess, über eine neue Art der Substitution und über die Bildung von Jodbenzoe-, Jodtoluyl-, und Jod- anissäure. — Schon früher hat G.!) die Bildung einer neuen Klasse stickstoffhaltiger Säuren durch Einwirkung von salpetriger Säure auf die Amidsäuren der Benzoösäuregruppe kennen gelehrt. Durch Mi- neralsäuren werden diese Säuren zersetzt. Kochende Salzsäure er- zeugt daraus -unter Stickstoffentwicklung Chlor enthaltende Säuren. Aus der aus der Benzaminsäure erzeugten neuen Säure entsteht Mo- nochlorbenzo@säure und Benzaminsäure gemäss der Gleichung C?®H 308, — C1H5610%, C!+HS(H2N)O? + EIH,N2. — Auf ähnliche Weise kann durch Jodwasserstoffsäure Monojodbenzo&säure, Monojodtoluyl- säure, Monojodanissäure erzeugt werden. — Die Monojodbenzoösäure bildet schöne weisse, der Benzo&säure ähnliche, leicht in Alkohol und Aether, schwer in Wasser lösliche Täfelchen, aus denen selbst durch rauchende Salzsäure Jod nicht ausgetrieben werden kann. Es ent- steht dadurch einfach Nitrojodbenzoösäure. Das Silbersalz der Mono- Jodbenzoösäure ist ein weisser, aus C!#H2TAgO? bestehender Nieder- schlag. — Die Monojodtoluylsäure bildet weisse, perlmutterglänzen- de Täfelchen, die in chemischer Hinsicht der vorigen Säure sehr ähn- 1) Diese Zeitschrift Bd, 14, S. 383. 350 lich sind. — Die Monojodanissäure besteht aus sehr feinen, fast weis- sen Nadeln, die in kochendem Wasser fast unlöslich sind, sich aber leicht in Alkohol und Aether lösen. G. ist jetzt beschäftigt auf die- sem Wege Monofluor- und Monocyanbenzoösäure darzustellen. — (Phi- losophical magaz. Vol. 20, p. 226.) Hz. D.Howard, Beitrag zur Geschichte der Zimmtsäure. — H. findet, dass die Zimmtsäure keinesweges ohne Zersetzung destillirbar ist. Es bildet sich daraus stets eine grosse Menge Cin- namol, und nur wenig Zimmtsäure destillirt unzersetzt. Der Pro- zess wird durch die Gleichung C!sH80: — C!6Hs + 2002 ausgedrückt. Neben dem Cinnamol bildet sich ein krystallirbarer Körper, der we- niger flüchtig ist, als das Cinnamol und daher durch Destillation mit Wasser und Behandlung des öligen Rückstandes mit Alkohol gewon- nen werden kann. Diese Substanz schmilzt bei 125° C. und besteht aus C2H!2. Sie verbindet sich mit Brom zu dem Körper C2®H"2Br2. Dieser Kohlenwasserstoff C28H12 jst mit dem von Laurent entdeckten Stilben identisch, das dieser bei der Destillation des Benzoylsulphids erhielt. — (Quarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 135.) 2: W. H. Perkin und B. F.Duppa, über Bibrombernstein- säure und die künstliche Darstellung von Weinsäure — Die Verf. erhielten die Bibrombernsteinsäure durch Einwirkung von gleichen Volumen Brom und Chlorsuceinyl bei 120—130° in zuge- schmolzenen Röhren und Schütteln des zumeist aus Bibromsuceinyl bestehenden Inhalts derselben mit Wasser, wobei sich die neue Ver- bindung als krystallinisches Präeipitat in dem Wasser aufschlämmt, das durch Waschen mit Wasser, Lösen in verdünnter kohlensaurer Natronlösung, Filtriren, Fällen durch Salpetersäure und Waschen mit Wasser rein erhalten werden kann. Die Säure löst sich schwer in kaltem, leichter in warmem Wasser, sehr leicht in Alko- hol und besonders in Aether, und schmeckt stark sauer. Sie besteht aus ne O* Kocht man das Silbersalz mit Wasser so ent- steht Weinsäure und Bromsilber. Die Verf. geben für diesen Pro- zess die Gleichung ine 0: — a O5 + 2BrAg, ob- gleich sie bei der Bildung der Weinsäure Kohlensäureentwicklung be- obachteten. Es entsteht aber neben Weinsäure noch eine andere nicht krystallisirende Säure, welche sie für Brenztraubensäure halten, ohne sie jedoch näher untersucht zu haben. Bekanntlich kann aber diese Säure aus Weinsäure unter Kohlensäure und Wasserverlust entstehen, — (Quarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 102.) Hr. Zwenger, neue Säure aus Chelidonium majus: Che- lidoninsäure. — Bekanntlich ist im Schöllkraut eine eigenthümli- che Säure, die Chelidonsäure, enthalten und schon seit längerer Zeit bekannt gewesen. Aus dem mit Essigsäure angesäuerten und filtrir- ten, durch Auspressen der Pflanze gewonnenen Safte wird sie durch 351 neutrales essigsaures Bleioxyd niedergeschlagen und aus diesem Nie- derschlage gewonnen. Z. fand nun dass in der davon abfiltrirten Flüssigkeit Bleiessig einen neuen Niederschlag bildet, der eine be- sondere Säure, eben die Chelidoninsäure enthält. Uebrigens muss ein Ueberschuss von Bleiessig vermieden werden, da sich der Nie- derschlag sonst wieder löst. Er wurde nun im Wasser vertheilt in der Wärme durch Schwefelwasserstoff zersetzt, und das Filtrat vom Schwefelblei im Wasserbade verdampft. Dabei blieb ein stark saurer Syrup, aus welchem die Säure durch kochenden Aether aus- gezogen wurde. Beim langsamen Verdunsten schossen harte, gelbli- che warzenförmige Krystalle der Säure an, die durch Umkrystallisi- ren und Sublimation zwischen zwei Uhrgläsern vollkommen gereinigt wurden. Die Chelidoninsäure ist leicht löslich in Wasser, Alkohol und Aether, krystallisirt in harten schönen klinorhombischen Tafeln, schmeckt und reagirt sauer, zerlegt kohlensaure Salze, löst Eisen unter Wasserstoffentwicklung rasch auf, riecht bei schwachem Erwär- men schwach aromatisch, schmilzt bei 195°, erstarrt beim Erkalten strahlig-krystallinisch; sublimirt leicht, zum Theil schon vor dem Schmelzen, reizt als Dampf die Lungen heftig, wird nicht durch neu- trale, wohl aber durch basische Bleisalze gefällt, gibt mit Silbersal- zen einen starken weissen Niederschlag und wird durch Salpetersäure zu Oxalsäure oxydirt. Sie besteht im Mittel von zwei Analysen aus C= 41,94 H = 5,49 OO = 52,57 100,00 wonach ihre Formel C14H11013 sein müsste, aus welcher sich folgende Werthe berechnen: C= 22,21 H =. 5,52 O — 52,27 Nach einer Analyse des Bleisalzes ist dasselbe = C44H3Pb; 013, so dass hiernach die Säure dreibasisch wäre wie die Chelidonsäure CsH5013, von der sie sich durch ein Mehr von Hg, unterschiede. Die Ausbeute an Cholidoninsäure aus dem Schöllkraut ist sehr gering. — (Ann. d. Chem. u. Pharm. CXIV, 350.) E. de Vrij, über die Chinovasäure. — Vrf. fand die Ver- theilung der sogenannten Chinovasäure in den verschiedenen Organen der auf Java cultivirten Cinchona Calysaja wie folgt: 100 Theile Wurzelholz enthalten 2,57 - - Wurzelrinde 1,08 - - Holz vom Stamm 1,80 - - Stammrinde 0,36 - - Rinde der holzigen Aeste 0,68 - - der krautartigen Zweige 0,85 - - getrocknete Biätter 0,28 Die Menge der Alkaloide steht in denselben Pflanzentheilen etwa im umgekehrten Verhältnisse. Ausserdem bestättigt Verf. die Resultate 352 der Untersuchungen von Hlasiwetz über das Chinovabitter. — (N. Re- pert f. Pharm. Bd. IX, p. 303.) 0. K&. Dr. R. Backhaus, chemische Untersuchung der Me- lasse aus der Zuckerfabrik zu Wildungen. — Ergab auf 100 Theile Melasse Rohrzucker ’ 55,87 Wasser 31,95 Stickstoffhaltige Verbindungen 8,31 Mineralische Bestandtheile 3,87 100,00 — (N. Repert. f. Pharm. Bd. IA, p. 300.) Dr. R. Backhaus, Beiträge zur chemischen Kennt- niss des Mannits und der Manna. — Verf. bestätigt die frü- heren Angaben, dass chemisch reiner Mannit auf Kupferoxydlösung nicht reducirend wirkt; dagegen wirkt Mannitan selbst in verdünnter Lösung reducirend. Bei Behandlung von etwa 100 Grm. Mannit mit verdünnter Salpetersäure wurde ÖOxalsäure, und wenig Zuckersäure erhalten, aber keine Weinsteinsäure. Platinmohr mit concentrirter Mannitlösung längere Zeit erwärmt und dann unter einer Glocke dem Sauerstoffgase ausgesetzt, lässt eine geringe Quantität einer flüchti- gen Säure, ebenso einer fixen den Pflanzensäuren ähnlichen Säure ent- stehen. Bei der Destillation des Mannits mit Braunstein und Schwe- felsäure entsteht ein dem Acrolein durchaus ähnlicher Körper, und Ameisensäure. Die Schleimsäure welche bei Behandlung nicht voll- kommen reinen Mannits mit verdünnter Salpetersäure entsteht, ver- dankt ihre Entstehung dem die Manna begleitenden schleim- oder gummiähnlichen Körper. Der den Mannit in der Manna begleitende Zucker scheint sich von Traubenzucker nicht zu unterscheiden. — (N. Rep. f. Pharm. Bd. IX, p. 289.) 0. K. L. Pfaundler, Produkte der Einwirkung des Phos- phorchlorides auf Camphor. — Beim Vermischen gleicher Aquivalente Camphor und Phosphorchlorid in einem Kolben wird die Masse breiartig. Wird dann erhitzt, so entwickelt sich bei 60° viel Salzsäure, was so lange andauert, bis das Ganze zu einer klaren, gelblichen Flüssigkeit gelöst ist. Durch Wasser wird ein weisser, flockiger Körper gefällt, der durch Auswaschen und Abpressen gerei- nigt wird. Er bildet dann eine schneeweise, bröcklige, wachsartige Masse, die dem Camphor ähnlich riecht, aber knetbar ist. Aus alko- holischer Lösung erhält man ihn in federförmigen Krystallen. Die Elementaranalyse ergab die Formel &10HısCl. — Nimmt man einen grossen Ueberschuss von Phosphorchlorid, so treten die nämlichen Erscheinungen ein, nur muss man bis auf 100° erhitzen um Alles zu lösen. Wasser fällt einen im Aeusseren dem vorigen ähnlichen Kör- per, dessen Krystalle aber weicher sind. Seine Formel ist &10H1sCla. Im luftleeren Raume über Schwefelsäurs giebt diese zweite Substanz Salzsäure ab und vewandelt sich in den ersteren Körper. — Durch 353 Destillation des letzteren erhält man ein Oel, welches bei 185° einen constanten Siedepunkt besitzt. Es enthält dann immer noch Chlor ist aber wesentlich E10Hıs. — (Ann. d. Chem. und Pharm. CXV, 29.) J. Ws. Bolley, ein noch unbekanntes Vorkommen des Paraf- fins. — Bogheadschiefer giebt an Alkohol ein bräunliches, harziges, bituminöses Extract ab, aus welchem durch Aether ein fester, etwas fettig anzufühlender Körper ausgezogen wurde, der etwa !/» pct. vom Gewichte des Schiefers betrug. In ätherischer Lösung mit Thier- kohle entfärbt, blieb beim Verdunsten ein weisser fettiger Körper zurück, der leicht schmolz und sich etwas bräunte, Er enthielt noch 11 pet. Sauerstoff, wurde daher durch Kochen mit verdünnter Natron- lauge gereinigt. Er schmolz dann bei 41, löste sich nicht in Wasser, wenig in Alkohol und ergab in 100 Theilen 077 — 2786,33 HR 13,52 99,65 Die Substanz ist also Paraffin, da sie durch Reagentien nicht ange- griffen wurde. — B. zieht hieraus den Schluss, dass das Paraffin im Theer von Braunkohlen und bituminösen Schiefern vielleicht nicht sowohl durch trockne Destillation erst gebildet werde. sondern schon im Material präexistire. Aus Steinkohlen vermochte B, kein ähnli- ches Extract zu gewinnen; damit stimmt die Erfahrung überein, dass man im Steinkohlentheer kein Paraffin findet (?) — (Ann. der Chem. und Pharm. CXV, 61.) J. Ws. Warren de la Rue und H. Müller, über das Harz von Ficus rubiginosa. — Die Verff. haben in diesem Harz die essig- saure Verbindung eines dem Bezoylalkohol (C14H8sO2) homologen Al- kohols gefunden, den sie Sycocerylalkohol nennen. Jene Verbin- dung erhielten sie aus dem Harz durch Krystallisation mittelst Alko- hol und Aether. Sie zerlegt sich durch alkoholische Natronlösnng in essigsaures Natron und einen schön krystallisirenden, dem Kaffein oder Asbest ähnlichen Körper. Dieser ist der Sycocerylalkohol und besteht aus C3sH%02, oder RN | 0% Der essigsauren Verbindung gebührt die Formel aaa O2. Durch Einwirkung von Benzoylchlo- rid auf diesen Alkohol entsteht der benzoösaure Sycoceryläther. Auf ähnliche Weise kann die essigsaure Verbindung regenerirt werden. Salpetersäure erzeugt aus Alkohol eine Säure, wahrscheinlich Syco- aroR os cerylsäure Durch Chromsäure entsteht eine weisse, neutrale, krystallinische und eine in breiten flachen Prismen krystal- lisirende Substanz. Letztere halten die Verff. für den Syrocerylal- dehyd. — (Philosoph. magaz. Vol. 20, p. 225.) Hz. Zwenger, über das Daphnin. — Obschon bereits früher von Vauquelin und auch von Gmelin und Ber in der Rinde verschie- XVI. 1860. 24 354 dener Daphnearten ein krystallinischer Körper gefunden und derselbe als Daphnin bezeichnet worden war, so kannte man denselben doch nur höchst unvollkommen. Z. hat das Daphnin jetzt näher studirt. Man gewinnt es nach ihm am besten aus der frischen Rinde des blü- henden Seidelbastes, wenn man sie zerschnitten und mit Alkohol an- gefeuchtet im Mörser zerstösst und dann mit starkem Alkohol im Was- serbade digerirt. Die dunkelgrüne Lösung wird durch Destillation stark eingeengt, dann im Wasserbade von allem Weingeist befreit und der Rückstand mit Wasser ausgekocht. Die wässrige Lösung wird filtrirt und mit Bleizucker unter längerem Kochen gefällt. Der ausgewaschene Niederschlag wird durch Schwefelwasserstoff zersetzt und das Filtrat zur Syrupsconsistenz verdunstet. Nach einigen Ta- gen erstarrt die ganze Masse zu einem Krystallbrei von Daphnin, aus dem fremde Stoffe durch verdünnten Weingeist ausgezogen Wwer- den. Durch Umkrystallisiren wird das Daphnin darauf vollkommen gereinigt. In kaltem Wasser ist es wenig löslich, leicht in heissem, sehr leicht in kochendem Alkohol — in Aether unlöslich. Es reagirt schwach sauer, schmeckt bitter, verliert bei 1000 Krystallwasser und wird dabei undurchsichtig. Es schmilzt bei ca. 2000 zu einer farblo- sen Flüssigkeit, zersetzt sich dabei aber rasch. Mit leuchtender Flamme unter Rücklassung von Kohle verbrennend, riecht es dabei nach verbranntem Zucker. In geschlossenen Räumen vorsichtig er- hitzt bildet es ein krystallinisches Sublimat, während Kohle zurück- bleibt. Alkalien lösen es leicht mit goldgelber Farbe. Seine Zusam- mensetzung wird durch die Formel C3H3»04; ausgedrückt: Gefunden 2 Berechnet CH 947,17 417,57 Er 05,57 5,37 O = 4726 47,06 Darin sind 8 Atome Krystallwasser mit eingeschlossen, so dass die Formel sich in CggaH34038+ 8HO verändert. -- Beim Kochen mit Schwe- felsäure oder Salzsäure, auch durch Erwärmung mit Emulsin spaltet sich das Daphnin in Zucker und Daphnetin, welches letztere auch das erwähnte Sublimat bildet. Das Daphnetin reagirt schwach sauer, löst sich in kochendem Wasser leicht und krystallisirt beim Erkalten in farblosen, feinen Prismen. In Alkohol ist es noch löslicher, kaum aber in Aether. Bei 250° schmilzt es und sublimirt später unverän- dert. Salpetersäure färbt es roth, Schwefelsäure löst es mit gelber Farbe ohne Zersetzung, ebenso Salzsäure. Silberlösung wird schnell reducirt, ebenso Kupferoxyd aus alkalischer Lösung. Seine Formel ist O3sH1s0ıs; Gefunden Berechnet C = 59,17 59,06 H.—wun387.. 12 3,62 O—3700 37,32 Krystallwasser enthält es nicht. Durch Fällen einer warmen wässri- gen Lösung des Daphnetin mit essigsaurem Blei erhält man einen 355 gelblichen Niederschlag von Daphnetin-Bleioxyd = C33HjoPb401e- Der Zucker, das andere Spaltungsproduct, ist gährungsfähig. — Aus- serdem fand Z. als Zersetzungsprodnct einer harzigen Säure in den Daphnerinden Umbelliferon, dessen Eigenschaften schon früher studirt wurden. Z. giebt ihm die Formel Cj2H404. — Danach ist es also dem Chinon isomer oder polymer. — (Ann. d. Chem. und Pharm. CcAV, 1) J. Ws. A. Vogel jun., über die Bestimmung des Extrakt- gehaltes im Biere. — Verf. kehrt zur directen Methode, den Ex- traktgehalt nach dem Abrauchen durch Wägung zu bestimmen, zurück und schlägt, um die Umständlichkeiten, welche das Abdampfen extract- reicher oder Eiweiss und ähnliche Substanzen haltender Flüssigkeiten immer verursacht, einen kleinen Glasapparat, hinsichtlich dessen Form wir auf die Abbildung der Abhandlung verweisen, vor, in welchem die respective Flüssigkeit im Wasserbade erwärmt wird, wobei ein Aspirator einen Luftstrom durch denselben zieht. — (N. Repert. f. Pharm. Bd. IX, p. 241.) ä - ©. K. A.H. Hassal, häufiges Vorkommen von krystallini- schem phosphorsauren Kalk im menschlichen Harn und seine pathologische Wichtigkeit Nach H. kommt krystallini- scher phosphorsaurer Kalk häufiger im Harn vor als amorpher. Man kann ihn leicht mittelst des Mikroscops erkennen, H. meint, dass das Vorkommen desselben von grösserer pathologischer Wichtigkeit sei, als das der phosphorsauren Ammoniak -Talkerde. Welche Schlüsse für die Pathologie daraus gezogen werden können, wird nicht speci- fieirt. — (Philos. mag. Vol. 20, p. 224.) Hz. G. Harley, über die zuckerbildende Function der Leber. — H.zieht aus seinen Versuchen folgende Schlüsse: 1) Zucker ist ein normaler Bestandtheil des gemischten Bluts. 2) Das Pfortaderblut ist bei gemischter Diät zuckerhaltig. 3) Das Pfortaderblut eines fastenden oder mit Fleisch genährten Thieres enthält keinen Zucker. 4) Die Leber vom Hunde enthält Zucker, mag die Diät desselben vegetabilisch oder animalisch sein. 5) Unter günstigen Umständen kann in der Leber eines Thieres, das 3 Tage gefastet hat, zuckerige Materie gefunden werden. 6) Der bei gemischter Diät in den Thieren gefundene Zucker rührt theils von der Nahrung her, theils wird er in der Leber gebildet. 7) Die Leber der Thiere erzeugt selbst bei Fleischdiät Glycogen, das dann theilweise in der Leber in Zucker übergeführt wird. H. leugnet aber nicht die Möglichkeit, dass jene Substanz auch in andere Körper übergehen könne. 8) Der nach dem Tode in der Leber gefundene Zucker ist nicht erst nach dem Tode gebildet, sondern muss als durch die Functio- nen des normalen Lebens erzeugt betrachtet werden. — (Philos. mag. Vol. 20, p. 224.) Hz. J4* 356 C. Herzog, Stickstoff und dessen Werthbestim- mung. — Nach einer Recapitulation der bis jetzt bekannten Metho- den der Stickstoffbestimmung, schlägt Verf. einen einfachen Apparat, bestehend aus einer Entwicklungsflasche und zwei Vorlagen, vor, den Stickstoff als weinsaures Ammoniak, (unlöslich in absolutem Alkohol) nach der Nöllnerschen Methode zu bestimmen. — (Arch. f. Pharm. 1860, 6, p. 271.) 0. &. Geologie. Carl Vogt, Grundriss der Geologie. Mit 478 Holzschnitten. Braunschweig 1860. 8. — Leitfaden für den Anfang geognostischer und geologischer Studien giebt es bereits in grosser Fülle, aber nur wenige, welche sich wie der vorliegende so gleichmäs- sig über das ganze Gebiet verbreiten und bei bündiger Kürze gleiche Reichhaltigkeit des Materiales und gleiche Klarheit in der Darstel- lung bieten. In der Anordnung des Stoffs können wir die auch hier beobachtete allgemein übliche Trennung der massigen Gesteine von den geschichteten als eine durchaus unnatürliche nicht billigen. Er- stere stehen letztern parallel, sind gleichsam untergeordnete Forma- tionen, untergeordnet in der Zeit der Entstehung und der gegenwär- tigen Stellung, müssen also auch unter den geschichteten und weder vor noch hinter denselben behandelt werden. Die Paläontologie wird nur dadurch berücksichtigt, dass bei jeder Formation die leitenden Arten, deren mehre abgebildet sind, genannt werden. Statt der blos- sen Namen wäre eine kurze allgemeine paläontologische Charakteri- stik einer jeden Formation jedenfalls zweckmässiger gewesen. Die Mehrzahl der Holzschnitte sind vortrefflich, doch einige lassen die Arteharaktere durchaus nicht erkennen, was um so empfindlicher, da der Text keine Merkmale angibt. R. Blum, Handbuch der Lithologie oder Gesteins- lehre. Mit 50 Figg. Erlangen 1860. 80. Unter den Lehrbüchern der Geognosie behandelt nur das vortreffliche von Naumann die Pe- trographie so ausführlich, als dem dem ernsteren Studium der Geo- gnosie sich hingebenden Studirenden genügen kann. Aber die Pe- trographie hat auch ein specielles Interesse für den Mineralogen und für den Chemiker und es war daher ein glücklicher Gedanke des Verf.'s, diesen Gegenstand in einem besondern Handbuche herauszu- geben und er hat ihn in bündiger Kürze mit befriedigender Ausführ- lichkeit hier behandelt. Auca, zwei neue Knochenhöhlenin Sicilien. — Zu den sechs seither bekannten Knochenhöhlen Sieiliens nämlich: die im Bek- ken von Palermo, die Grotten von San Ciro bei Mare dolce, Olivella und Billiemi, die bei Carini in der Montagnalunga und zwei bei Sy- rakus, fügt Verf. als neu entdeckt hinzu die Grotta pereiata zu Mon- dello am N-Ende des Monte Gallo nahe bei Palermo und die Grotta San Teodoro im N von Sicilien bei Aqua dolce zwei zwischen Pa- lermo und Messina. In der Grotte von San Ciro hatte Scina 4 Eck- zähne gefunden, von denen zwei zu Canis gehören, in der von Pa- lermo führt Pentland einen Metacarpus von Ursus cultridens auf, in 857 Maccagnone hat Falconer Felis, Hyaena und Ursus gefunden. 1. Grotta perciata. Der Monte Gallo liegt zwei Stunden NW von Palermo ganz isolirt, besteht aus Hippuritenkalk, am Fuss mit Pliocän und jungen Conglomeraten bedeckt. Die Grotte liegt nördlich, mündet aber südwärts aus. Ihr Mundloch ist 3 Meter über den Boden, 55 Meter über dem Meere. Ihr Boden besteht aus sandiger Erde mit Land- und Seeschnecken wie auf der Oberfläche, Aschenerde sehr dicht mit Landschnecken, Knochentrümmern und Feuersteingeräthen, Knochenschicht mit Landschnecken und geformten Feuersteinen, röth- lich thoniger Sand ohne organischen Rest. Nah dabei gegen das Meer hin ist noch eine andere grössere Grotte, vor deren Mündung eine trockne Mauer steht, hinter welcher eine Schicht mit fossilen Kno- chen, Conchylien und geformten Feuersteinen liegt. In beiden Höh- len kommen auch Vögel- und Batrachierreste vor, überhaupt 2 Arten Cervus, Sus scrofa, Equus asinus, Lepus, Batrachier, Vogel, Patella Lamarki, Monodonta fragarioides, Murex brandaris, Fusus, Helix as- persa, H. Mazzullii, H. vermiculata, Bulimus decollatus. — 2. Die Grotte San Teodoro liegt 65 Meter über dem Meere und hat eine vermauerte Mündung, ist 70 Meter lang, 19 Meter breit und hat we- nig Stalaktiten. Ihr Gebirge ist gleichfalls Hippuritenkalk. Ihr Bo- den besteht aus thonigem Sande, Knochenschicht mit Feuersteinwaf- fen, Erde mit Kalktrümmern, desgleichen mit Knochen, desgleichen ohne organische Reste. Die Thiere gehören zu Cervus, Equus, Sus, die Steinwaffen bestehen aus Phonoliten und Trachyten. Lartet be- stimmte die Knochen auf Hyaena crocuta, Ursus arctos, Canis lupus, C. vulpes, Hystrix, Lepus cuniculus, Elephas antiquus, E. africanus, Hippopotamus, Sus scrofa, Equus asinus, Bos, Cervus, Ovis, eine Kröte, Vögel, und Helix aspersa, Ostraea longa, Cardium edule. — (Bullet. soc. geol. 1860 XVII. 680. Tb. 10. 11.) Weekes, Braunkohlenformation zu Auckland auf Neu- seeland. — Das zur Untersuchung gezogene Gebiet besteht aus ter- tiären hellfarbigen sandigen Thonschichten, von welchen die weissen Braunkohlenflötze von einigen Zollen bis mehre Fuss Mächtigkeit ent- halten. An einigen Stellen ruht die Braunkohle auf Trappgesteinen, an andern auf Muschelkies. Beim Campbells Farm liegt ein weissli- cher Sandstein auf dem Lignit und enthält Eisensteinnieren mit Re- sten exogener Pflanzen. Die Kohle selbst führt viel Harz, ist 7—16' mächtig. Aehnliche Kohlen wurden auch in NW am Muddycreek, weiter landeinwärts zu Mokau und auch bei Neu Plymouth gefunden. Die Tertiärschichten sind überall von 200—800‘ hohen erloschenen Vulkanen durchbrochen, deren Krater schlackig, noch wohl erhalten und an der N- oder O-Seite mit einer Einsenkung des Randes ver- sehen sind. Der ganze Bezirk scheint von älteren Vulcanen umge- ben. — (Zond. Edinb. phil. mag. XVIII. 475.) Ewald, Lias bei Halberstadt. — Ausser dem durch Am- monites psilonotus characterisirten untersten Lias, dessen Petrefakte Dunker beschrieben hat, liefert die nächste Umgegend der Stadt noch 358 andere Liaspetrefakten, die den Arietenschichten angehören. Ein darin angelegter Steinbruch lieferte Gryphaea arcuata, Cardinia gi- gantea, Spirifer Walcotti, arietische Ammoniten und Belemniten. Die Arietenschichten sind scharf von den Psilonotenschichten geschieden — (Geol. Zeitschr. AU. 12.) G. vom Rath, Uralitporphyr in Mexiko. — Selbiger befindet sich in Burkarts Sammlung in Bonn und besteht aus einer dichten grünen Grundmasse mit vielen 1—3‘ grosse Krystallen von der Form des Augits, die Grundmasse ist hart, äusserst zäh, spec. Gew. 2,953. Die Augitkrystalle sind in der Richtung der Vertical- achse verkürzt, zeigen in der horizontalen Zone ausser dem rhom- bischen Prisma die Längs- und die Querfläche, am Ende gewölbte Geradenflächen, sie gleichen also den Krystallen aus dem Augitpor- phyr-Tyrols. Ihre Oberfläche ist schwarz, die Spaltflächen oliven- grün mit seidenähnlichem Schimmer. Sie sind Uralit mit 3,174 spec. Gew. Das Gestein findet sich am W-Abhang der Cordillera südlich von Zitacuaro. — (Zbda. 13.) K. v. Fritsch, Geognosie der Umgegend von Ilmenau. — Verf. begränzte sein Untersuchungsgebiet in ©. durch den Lauf der Schopse, S. durch den alten Rennstieg, W. durch das Juchnitz- flüsschen und Gerathal, N. durch die Pörlitzer Höhen. Das älteste Glied ist azoischer Thonschiefer innig verbunden mit Grünsteinen. Sie treten zuerst isolirt am Ehrenberg bei Langewiesen auf, dann am Dreiherrnstein vielfach von Eruptivgebilden zerrissen. Granit er- scheint in grössern Partien am Ehrenberge, im obern Ilmthale, in der Nähe von Schmiedefeld, dazwischen in kleinen Partien. Auf dem Granit lagern gestört Steinkohlengebilde, durchbrochen von Porphy- ren und Melaphyren. Verf. schildert die Gebilde im Einzelnen. 1. Azoische Schiefergebilde. Am verbreitetsten ist der Thon- schiefer, grünlichgrau, aschgrau, hellgrün und anders, meist gebo- gen und gefaltet schiefrig oder flaserig, auch breccienartig und kör- nig, bisweilen mit kleinen weissen Kaolinkörnern und auf den Ablö- sungsflächen mit vielen weissen Glimmerblätichen. Seine Klüfte füh- ren Quarz, Kalkspath und Eisenerze. Am Dreiherrenstein treten Bänke dichten Quarzites in ihm auf, am Ehrenberge und bei Schmie- defeld sind andere Gesteine damit innig verbunden. Zunächst eine Felsart braunroth gefleckt, mit vielen weissen Glimmerblättchen und Quarzkörnern übergehend in Glimmerschiefer, andere bestehen aus Thonschiefer mit Orthoklas und Quarz und auch Glimmer bald mit feinkörnigem Gefüge bald porphyrartig oder auch flaserig. Daran reihen sich undeutlich geschichtete feinkörnige Gesteine bestehend aus röthlichem Feldspath, etwas Magnesiaglimmer und Hornblende, welche allmählig den Feldspath verdrängen und in Amphibolitschie- fer und Diorit überführen, Verbreitet am Ehrenberg ist auch ein feinkörniger feldspatharmer bisweilen magnesiaglimmerreicher Amphi- bolitschiefer, auch ein flaseriger durch triklinischen Feldspath por- phyrartiger. Ferner ein grobkörniger massig abgesonderter Diorit, 359 der in granitische Gesteine überführt, doch ohne allen Quarz mit vielen zimmetbraunen Krystallen von Titanit, Pyrit und Epidot. Die in Nieren des Amphibolitschiefers auftretenden Mineralien sind Epi- dot, Granat, Caleit, Albit, in den Klüften Eisenglanz, Rotheisen, Kup- ferglanz, Malachit. Gabbrogrünstein steht am Ehrenstein in vier gangartigen Lagern im Thonschiefer, ist wahrscheinlich ein meta- morphisches Gebilde. Als Hauptgemengtheil erscheint dunkellauch- grüner Diallag gemengt mit triklinischem Feldspath, in der grobkör- nigen Varietät reich an Magneteisen, Eisenkies und Kupferkies. — 2. Gruppe der granitischen Gesteine. Herrschend ist in der Ilmenauer Gegend ein dem Diorit verwandter Granitit, bestehend aus Oligoklas, Quarz, Magnesiaglimmer, Hornblende und öft Orthoklas, untergeordnet mit Titanit, Orthit, Epidot, auch titanhaltigem Magnet- eisen. Die Varietäten dieses Gesteines unterscheidet Verf. als typi- schen, porphyrartigen, rothen, grünen u. a. Granitit, alle durch zahl- reiche Uebergänge verbunden. Untergeordnete Lager sind schwarze linsenförmige Massen, welche aus einem kleinkörnigen Gemenge von Magnesiaglimmer, Hornblende und Orthoklas und Glimmer bestehen. Sie sind theils scharf von dem umgebenden Granitit abgegränzt, theils gehen sie allmählig in demselben über. Verf. hält sie für Concretio- nen. Im Gebiete des Ilm- und Freibachthales kommen noch keilför- mige Stöcke und Gänge eines kleinkörnigen Gemenges von rauch- grauem Quarz und Orthoklas im Granitit vor. Ihre Genesis ist un- klar. An andern Orten sind Spalten im Granitit mit einem schwarz- grünen chloritähnlichen Mineral erfüllt, kleinere Klüfte mit Quarz. Kalkspath und Bitterspath, auch mit Flussspath. Vielfach ändern die Gesteine ab, wo sie in schmalen Spalten die azoischen Schiefer durch- brochen haben, so bei Schmiedefeld und am Ehrenberge. Schöner Schriftgranit findet sich am SW-Abhange des Ehrenberges im Gebiet des Amphibolitschiefers, ächter Granit als schwacher Gang im Thon- schiefer des Burgsteines. — 3. Gruppe der porphyrischen Ge- steine begreift Porphyr, Porphyrit und Melaphyr mit all ihren Va- rietäten. a. Porphyre. Orthoklas und Quarz in verschiedenfarbiger Grundmasse, welche selten feinkörnig krystallinisch ist, meist aus ab- wechselnd härtern kieseläurereichen dunkler gefärbten und weichern kieselärmeren Theilen besteht. Unter den Feldspäthen ist der ge- meine in allen Varietäten, selten sind die plagioklastischen Arten, in allen aber beobachtet man Krystalleinschlüsse von Magnesiaglim- mer und Quarz. Reich sind die Porphyre an Zersetzungsprodukten, Verf. beschreibt noch besondere Abänderungen und dazu gehörige Tuffgesteine. b. Porphyrit in Naumanns und Senfts Sinne. Er hat bei Ilmenau meist eine rothbraune oft dunkle, selten bläuliche oder grün- liche Grundmasse, in welcher eingeschlossen sind Orthoklas, plagio- klastischer Feldspath, Magnesiaglimmer, Hornblende, Quarz, Eisen- glanz, Pyrit. Nicht gerade häufig kommen alle diese Mineralien ne- ben einander vor, durch ihr abwechselndes Verhältniss werden die Abarten des Porphyrits bedingt, Die Zersetzungsprodukte sind die- > 360 selben wie im Porphyr, ebenso kommen eigenthümliche tuffartige Ge- bilde innig verbunden vor, ausgedehnt bei Oehrenstock, auch ein wirk- liches Brecciengestein im Schortenthale. Bei Ilmenau lassen sich drei Hauptvarietäten des Porphyrits unterscheiden, nämlich der körnige, von Cotta und Credner als jüngerer Granit betrachtet, untergeordnet, der Feldspathporphyrit mit sehr harter Grundmasse, lebhaftglasglän- zenden Orthoklaskrystallen, Oligoklas, Magnesiaglimmer und Eisen- glanzschüppchen, endlich Glimmerporphyrit mit vorherrschendem Magnesiaglimmer und rothbrauner Grundmasse. — c. Melaphyre lassen sich nicht scharf gegen den Porphyrit abgränzen wegen viel- facher petrographischer Uebergänge. Verf. zählt zu ihnen alle Fels- arten, welche hauptsächlich triklinischen Feldspath und Magnesia- glimmer, fast nie Orthoklas zeigen, in der Verwitterung sehr zur Kalkspathbildung und zur Erzeugung grüner delessitartiger Minerale neigen, meist schwerer sind als Porphyrit und häufig mit Mandelstei- nen verbunden sind. Ihre Grundmasse ist sehr feinkörnig krystalli- nisch, zeigt unter dem Mikroskop: als Hauptbestandtheil säulenförmige helle Feldspathkrystalle, durchschwärmt und dicht besetzt mit schwar- zen Körnchen eines pinitähnlichen Silikates, auch mit langen Apatit- nädelchen, einzelne grosse Oligoklaskrystalle und Blättehen von Mag- nesiaglimmer. Verf, untersucht dieselben näher und unterscheidet dann als ständige Abarten glimmerreichen Melaphyr, glimmerarmen, scheinbar körnigen, Melaphyrmandelstein. — 4. Gruppe der pa- läozoischen Sedimentgesteine. Die Steinkohlenformation be- steht wesentlich aus conglomeratischen und feinkörnigen Sandsteinen durch viel Feldspathkörner arkosenähnlich, aus Schieferthonen, Kohle, glimmerreichen Sandstein, durch die Melaphyre haben viele Schichten bedeutende Umwandlung erlitten, die Sandsteine sind gefrittet, dieSchie- ferthone zu jaspisartigen Massen umgewandelt. Zufällig erscheinen Quarz, Kalkspath, Baryt, Schwefelkies, Bleiglanz, Antimonglanz. Das Rothliegende hat sich während des Ausbruches porphyrischer Gestei- ne und unter deren Einfluss gebildet. Es besteht aus sehr: verschie- denen Conglomeraten, mit abgerundeten Geschieben von Porphyren, Porphyriten, Melaphyren, in obern Schichten mit Orthoklasbrocken aus dem Granit, viel Stücken von Thonschiefer, Kieselschiefer und Quarz derselben Gegend. Das Bindemittel ist thonig. Eigentliche Sandsteine treten nur ganz untergeordnet auf, im Ilmthale Thonsteine bedeutend, eigentliche Schieferthone untergeordnet, an der Sturmhaide u. a. O. geschichtete porphyrische Tuffe. Die Zechsteinformation beginnt mit Grauliegendem, bestehend aus Sandsteinen und Porphyr- conglomeraten, deren Bindemittel meist kalkig ist. Durch Verwitte- rung wird die dunkelgraue Farbe weiss. Dann folgen Mergelschie- fer mit Glimmerblättchen, bituminösen Theilen und Schwefelmetallen, Mergelkalke, dolomitische, bituminöse Kalke, dolomitische Mergel, bunte eisenschüssige Thonletten, Gyps und Anhydrit. Die Schwefel- metalle sind Kupferkies, Schwefelkies, Bleiglanz, welehe durch Tage- wasser mannichfache neue Bildungen liefern. Interessant sind die 361 Kalkgeoden mit Fisch- und Pflanzenresten in dem aufgerichteten Flötz- flügel an der Sturmheide. Der bunte Sandstein erscheint nur als kleinkörniger Sandstein mit thonigem Bindemittel. — 5. Gangmas- sen treten vielfache auf. Am häufigsten sind Gänge von Rotheisen- erz pseudomorph nach Pyrit. Sehr reich ist die Gegend an Mangan- erzgängen, sie durchschwärmen den Porphyr bei Elgersburg und Arlesberg, den Porphyrit und seine Tuffe, sind seltener in Melaphyr und Granitit. Sie entstanden nicht durch laterale Secretion aus dem Nebengestein, auch nicht durch Dampfexhalationen. Entweder liegen die Erze unmittelbar mit den Gangarten in Klüften und Spalten, oder Kalkspath und Manganerze verkitten bindemittelartig das Nebenge- stein oder sie finden sich nesterweise in Spalten mit thonigen Letten. Die ersterwähnten Gänge sind die regelmässigsten. Sehr oft keilen sie sich in grösserer Teufe aus. Häufig erscheint Pyrolusit in Ge- stalt und Struktur des Polianits, strahlige Partien von ersterm haben sich oft im Innern von Gängen gebildet, deren Saalband dichter Brau- nit bildet; auch in Gestalten des Manganit und Psilomelan tritt er auf. Letztrer erscheint dendritisch, auch selbständig als Gangart. Gewöhnlicher Begleiter der Manganerze ist Kalkspath, seltener Ara- gonit, mehr wieder Baryt, spärlich auch Flussspath. Gelbeisenerz kömmt pseudomorph nach Pyrolusit vor. Volborthit nur einmal auf Polianit im Juchnitzthale. Ein mächtiger Flussspathgang zieht vom Schopser Thal bis zum Lindenberg und weiter. Das älteste Gestein der Gegend ist der Amphibolitschiefer vom Ehrenberg und bei Schmiedefeld. Der Granitit durchsetzt ihn und ver- zweigt sich in ihm. Den Gabbro trennt vom Thonschiefer ein schwacher Lettenbesteg. Die Steinkohlenschichten sind anteporphyrische und postgranitische, können daher nicht mit dem Rothliegenden vereinigt werden. Sie führen‘ bei Manebach, am Mordfleck, Hexenstein, Gold- lauter, Oehrenstock, Mönchshof, im Silbergrunde folgende Petrefakten: Amblypterus latus, Palaeoniscus minutus, Elonichthys carbonarius, Blattina carbonaria und euglyptica, Cardinia carbonaria, nana, ver- kieselte Coniferenstämme, Zamites Schlotheimi, Stigmaria ficoides und alternans, Selaginites Erdmanni, Lepidodendron manebachense, tetra- gonum, dichotomum, Mielecki, Psaronien, Aphlebia acuta, Alethopteris aquilina und longifolia, Pecopteris Pluckeneti, lanceolata, arborescens, Miltoni, pteroides, oreopterides, Sphenopteris elegans und distans, Cyclopteris varians, Odontopteris Schlotheimi, Neuropteris auriculata, flexuosa, tenuifolia, Schizopteris lactuca, Taeniopteris, Annularia lon- gifolia, floribunda, Asterophyllites equisetiformis, Sphenophyllum Schlotheimi, longifolium, saxifragifolium, majus, oblongifolium, Cala- mites Suckowi, cannaeformis, cruciatus, ramosus, Cistii, nodosus, ap- proximatus, difformis und mehre Früchte. So stimmt diese Steinkoh- lenbildung mit Wettin und Löbejün und mit der jüngsten fünften Etage der sächsichen Kohlenformation überein. Das Rothliegende erscheint sehr unregelmässig entwickelt, bietet in der untern Abthei- lung viel Thonsteine, Schieferthone und weniger grobe Conglomerate, 362 darüber mächtige Schichten von Porphyrtuff, zuoberst Conglomerate, Sandsteine, an Petrefakten nur Psaronien und Calamiten. Verf. be- leuchtet nun die Lagerungsverhältnisse der Eruptivgesteine und end- lich der Glieder der Zechsteinformation. Letztere lieferten an Petre- fakten, Rippen, Wirbel und Kiefer von Sauriern, Acrolepis, Pygopte- rus Humboldti, Platysomus rhombus und gibbosus, Palaeoniscus mag- nus, Freieslebeni und macropomus, Janassa, Ichthyodoruliten, Bairdia Geinitzana, Nautilus Freieslebeni, Natica hercynica, Trochus helieinus, Euomphalus permianus, Dentalium Sowerbyi, Patella Hollebeni, Conu- laria Hollebeni, Terebratula elongata, Cameropharia Schlotheimi, mul- ticostata, Thecidium productiforme, Martinia, Spirifer undulatus und cristatus, Orthis pelargonata, Productus horridus und Cancrini, Ortho- . thrix excavatus und lamellosus, Chonetes Davidsoni, Discina spelun- caria, Lingula Credneri, Pecten Macrothi, Monotis speluncaria, Lin- gula Credneri, Gervillia keratophaga, Mytilus Hausmanni, Leda Vine- ti, Nucula Beyrichi, Arca tumida und Kingana, Solenomya biarmica, Schizodus obscurus, Astarte Vallisneriana, Pleurophorus costatus, Ser- pula Schubarthi, Cyathocrinus ramosus, Archaeocidaris Verneuillana, Cyathophyllum profundum, Stenophora polymorpha, Fenestella reti- formis, Acanthocladia anceps, Pinites orobiformis, Ullmannia Bronni und frumentaria, Alethopteris Goepperti, Sphenopteris bipinnata, Ca- lamiten und Fucoideen. — (Geol. Zeitschrift XII, 97-155. Tf. 3—5.) Hosius, zur Geognosie Westphalens. — 1. Umgegend von Ochtrup. Dieser Flecken liegt am O-Abhange eines OW strei- chenden Berges, dem die Einhorster Höhe parallel läuft. Das zwi- schenliegende Thal wird in W. durch Hügel geschlossen, ist nach O und SO offen. W erheben sich der Eper Windmühlenberg, im S der Weiner Esch, im O der Rothenberg. Jenes Thal wird von bun- tem Keupermergel eingenommen. Darauf folgen thonig kalkige Schich- ten, die in S den N-Abhang des Ochtruper Berges bilden und auch a. a. O. aufgeschlossen sind. Selbige gehören dem Portland an und werden von untersten Wälderschichten überlagert. Dieser bildet ei- nen grossen Theil des Ochtruper Berges mit S und SW Einfallen. Die übrigen bei Ochtrup auftretenden Gesteine gehören der Kreide- formation, zumal dem Neocom und Gault an. Der erste Rücken in N des Wälderthones der Einhorster Höhe besteht aus Brocken eines rauhen lockern Sandsteines, in der anstossenden Niederung treten graue sandige Mergel mit Thoneisensteinnieren auf; der folgende Rük- ken ähnelt wieder dem ersten, nur sind die Sandsteine thonreicher und schiefriger, weiter schliesst sich an schwarzer Schieferthon. Ue- ber den sandigen Gesteinen lagern graue Thonmergel und zäher blauer Thon mit Bänken von Thoneisensteinnieren. Versteinerungen sind sehr selten und nicht deutbar. Diluvium überlagert die Grenze gegen das folgende Glied. In N. folgen zunächst blaugraue Thonmergel mit Thoneisenstein und Gypskrystallen, mit Belemnites brunsvicensis. Sie lassen sich auch auf den andern Seiten nachweisen. Der Eper- berg dagegen besteht nur westlich aus Wälderthon, in N und O aus 363 einem rothen Sande mit Sandsteinstücken, die von Thonmergeln mit Gypskrystallen überlagert werden. Auch in N von Ochtrup kommen an zwei Stellen Thonmergel vor mit Ancyloceras Matheronanum, Re- nauxanum, Ammonites Deshayesi und Martini, Belemnites mininius und brunsvicensis. In derselben Niederung erscheinen auch thonige Plä- nerkalke mit Ammonites varians und im Weiner Esch das Senonien mit B. quadrata. Die unterste Sandsteinbildung ist zweifelsohne Hils- conglomerat, die Thone und Mergel mit Bel. brunsvicensis liegen zwi- schen diesem und den Ancylocerasschichten. — 2. W-Hälfte des Re- gierungsbezirks Münster. Am W-Rande dieses Beckens war nur Wäl- derthon bekannt, jetzt auch Keuper bei Oeding und der Haarmühle. In einem Steinbruch als rother thoniger Kalkstein mit bunten Mer- geln, die weiterhin von Tertiär und Diluvium bedeckt werden. Bei Haarmühle sind es hellgraue feinkörnige kalkige Sandsteine und fe- ste Mergel ohne alle Petrefakten. Den Portland beschrieb Römer aus der Bauerschaft Rathum, er tritt aber mächtig wieder auf zwi- schen der Haarmühle und Lünten als ganz derselbe Mergel. Neuer- lichst ist ferner im S bei Lünten im Wenningfeld zwischen Hadelohn Vreden Wälderthon gefunden. Seine Schichten fallen ONO, zeigen in den östlichen Steinbrüchen Bänke festen Kalksteines mit Schichten von Thon, bituminösem Schiefer, Dutenmergeln, zahlreiche Cyrenen und Cypris, in einer Bank auch Melania strombiformis. Auch die NW- Steinbrüche liefern muschelreiche feste Kalkschichten und bröckli- chen Mergel, in der Tiefe Sandstein, mit Lepidotus Mantelli, Hybo-. dus polyprion, Gyrodus Mantelli, Sphaerodus semiglobosus. Die Kalk- steine finden sich auch bei Epe und Ochtrup. Etwas verschieden sind die Verhältnisse bei Lünten. Hier stehen unter zähem weissen Thon feste Kalksteinbänke mit Schieferthon und Dutenmergel wech- sellagernd mit vielen Cyrenen und Cypris, auch Fischresten, weiter nördlich wird das Gestein Portlandähnlich; weisse feste Mergelbänke wechseln mit dünnen Kalkschichten. Im Bett der Ems bei Rheine, wo Hangendes und Liegendes genau bekannt ist, liessen sich einige Schichten wieder. auffinden. Der Wälderthon beginnt hier unter der Kreide mit bituminösen Schiefern, daran schliessen sich mächtige, bröckliche Mergel ganz erfüllt mit grossen Cyrenen, darunter eine Bank mit Melania strombiformis, helle feste Cyrenenreiche Kalksteine, übergehend in quarzigen Sandstein mit Sphaerodus, Wechsel von dun- keln Kalksteinen, Schiefern und Schieferthonen mit kleinen Cyrenen, Pisidien, Paludinen, endlich Serpulit als schwarzer und als heller Kalk- stein. Die höchsten Wälderschichten mit Cyrena majuscula sind also im Wenningfeld und bei Lünten kaum noch vorhanden. Die weit verbreiteten reinen Thone scheinen aus Wälderschichten entstanden zu sein während der'Diluvialzeit. Ueber Oeding nach S. fehlt der Wälder, Portland und Keuper, aber bei Weseke wurden blaue Thone und bituminöse Schiefer mit Posidonomya Becheri aufgefunden. Doch deutet H. letztere auf Inoceramus und schrieb die Schichten der Kreide zu, allein die Vergleichung mit Inoceramus dubius führte doch 364 auf Lias. Nähere Untersuchungen sind der Zukunft vorbehalten. Ter- tiäre Gesteine liegen ganz ausserhalb des Beckens, am südlichsten bei Dingden als thonige Schichten mit vielen Versteinerungen und noch jüngere mit spärlichen Ueberresten. — 3. Kreideformation. NO von Ochtrup fehlen Aufschlüsse bis zur Ems, den Gault im Bette dieser beschrieb Römer schon. Unterhalb Rheine folgen Plänerbänke, die in blaue Thonmergel und Thone übergehen. Letztre gehören zum Theil zum Gault, der Pläner scheint nur bis zum N-Ende des Schiff- fahrtskanales bei Rheine zu reichen, dort liegt im blauen Thone schon Ammonites lautus, weiter stromabwärts Belemnites minimus, vielleicht auch Amm. interruptus. Auf den Grünsand folgt die grosse Unter- brechung am Schlosse Bratlage, in der Tiefe steht untrer Gault. Die dann folgenden Schieferthone mit Thoneisensteinnieren führen im Bette der Ems keine Petrefakten. Auf der andern Seite von Ochtrup herrscht ältere Kreide von Ahaus bis Oeding. Der Wälder von Vre- den wird in O durch den Hügelzug von Barle und Wentfeld begränzt, der einen breiten Rücken mit kleinen Vorhügeln bildet. Er besteht aus Sandsteinbrocken mit schlechten Versteinerungen wahrscheinlich ist dieser Hils.. In den Vorhügeln liegt ein weisser Sandstein und reiner Sand unterteuft vom obern Wälder, überlagert von jenem eisenschüssigen Sandstein. Am O-Abhange des Barler Hilshügelzu- ges weit getrennt tritt untrer Gault auf: thonige glaukonitische Mer- gel mit Bänken festen kieseligen und lockern eisenschüssigen Sand- steines. Die zahlreichen Versteinerungen hat Strombeck schon be- schrieben. Selbiger Gault, auch ältere und jüngere Glieder treten noch an andern Punkten auf, so die blauen Thonmergel mit Bel. sub- fusiformis in W. von Wessum, dann in N. von Alstette, hellbläuliche Mergel als jüngere Schichten bei Stadtlohn-Südlohn und bei Südlohn dunkle Thonmergel. Den Pläner hat Römer beschrieben, über seine Gliederung ist nur wenig Aufschluss vorhanden, den H. gibt. Das obere Senonien zerfällt in zwei Glieder. Zu dem untern mit Belem- nitella quadrata gehören sämmtliche Mergel südlich der Lippe. Die den Pläner überlagernden Mergel waren in NW bis Kirchhellen schon bekannt, aus ihnen besteht auch die Umgegend von Dorsten; sie füh- ren viele Versteinerungen, lassen sich über Raesfeld nach Grütlohn verfolgen und bis Gemen, weiter jenseits Wesecke etwas verändert. In N. treten sie deutlich auf zwischen Stadtlohn und Gescher, dann bei Ahaus, Asbeck, Graes Wallen, Wessum und gegen Schöppingen hin. Die Baumberge bestehen hauptsächlich aus Schichten mit Bel. mucronata, aber an der Nordseite fehlt auch das untere Glied nicht, auch an der südlichen. Verf. beschreibt die Schichten. Der obere thonig kalkige Mergel und die kalkigen Sandsteine mit Bel. mucro- nata herrschen allein von der Linie Münster-Hamm bis Stromberg. In der W-Hälfte stehen zu unterst thonig kalkige Mergel, reich an Versteinerungen von Legden über Coesfeld bis Lette. Darüber 'lie- gen feste Bänke und dann wieder lockre Mergel. Daran schliessen sich die kalkig sandigen Gesteine, welche bei Darfeld, Höpingen, 8365 Billerbeck, Schapdetten Turrilites polyploccus führen, dann die kal- kigen Sandsteine mit vielen Fischen hauptsächlich der Baumberge. In der O-Hälfte sind nur die Quadratenschichten gefunden. Zum Schluss verbreitet sich H.noch über das Diluvium. — (Zbda. 48—96.) G. v. Rath, Skizzen aus dem vulkanischen Gebiete des Niederrheines. — 1. Der Phonolit des Berges Olbrück. Den Lauf der Brohl begleitet eine Reihe vulkanischer Erhebungen, in welcher der Olbrück 1434‘ Meereshöhe hart an der Vereinigung der beiden Quellbäche des Brohl als schöner Kegel sich erhebt. Seine Form verräth schon den Bestand aus verschiedenen Gesteinen, die steile N-Hälfte besteht aus Phonolit, ebenso der Gipfel, in S. steigt der Thonschiefer bis zur obern Stufe 7332 hoch, im W. bildet eine Schlucht die Grenze zwischen geschichteten und eruptiven Gestein. Die Schieferschichten fallen gegen die Phonolitgrenze ein, der Pho- nolit schliesst viele Schieferstücke ein, scharfkantige nur wenig ver- änderte. Er ist meist in dünne Täfelchen zerklüftet, ist der Struktur nach ein Porphyr, mit vorwiegender brauner Grundmasse, blaugrauen granatoedrischen Krystallen und Feldspathkrystallen. Erstere Kry- stalle sind Nosean, bestehen aus concentrischen Hüllen und haben oft einen weissen Kern. Auch kleine schwarze Magneteisenkörner kommen vor. Die Grundmasse erscheint dicht, nach der Verwitterung aber körnig, schneeweise Körner treten dicht gedrängt hervor, es sind Leueitkörner, die von einer dunkelgrünen Hülle umgeben sind. Diese übrige Masse besteht aus einem innigen Gemenge von sechs- eckigen, prismatischen und quadratischen Formen. Erstere beide sind natronreich und wahrscheinlich Nephelin, die quadratischen lassen sich nicht deuten. Glasiger Feldspath ist in der Grundmasse selten, der Magneteisengehalt stellt sich unter 0,05 pC. des spec. Gew. des Gesteines ist 2,533. Die Analyse von 2,834 (I) und 2,464 Grammen ergab - I. IE: Sauerstoff Kieselsäure 54,02 53,28 38,06 Schwefelsäure 0,35 unbest. 0,21 Thonerde 19,83 9,24 Eisenoxyd 4,54 | 24,64 1,36 Kalkerde 2,09 1,88 0,60 Magnesia 0,31 unbest. 0,12 Kali 5,48 5,94 1,01 Natron 9,07 9,83 2,53 Wasser 3,10 _ 2,75 Der Sauerstoffquotient ist 0,525. Es ist wahrscheinlich, dass Leueit, Nephelin und Feldspath in dem Gemenge vorhanden sind. Die ge- ringe Menge Kieselsäure fand sich auch schon in dem Phonolit von Whisterschau bei Töplitz und in dem Höhgau. Durch den Nosean und Leucit ist der Olbrücker Phonolit eigenthümlich. — 2. Der Do- lerit von der Loewenburg kann über den Uebergang von trachyti- schen in basaltische Gesteine Auskunft geben. Es ist ein krystalli- nisch körniges Gemenge von Augit, Olivin, Magneteisen, Labrador 366 und Nephelin. Seine Analyse ergab mit kohlensaurem Baryt ausge- führt I, mit Berücksichtigung des gefundenen Magneteisens und Be- rechnung des übrigen Eisens als Oxydul II. Magneteisen 1,46 Sauerstoff Kieselsäure 52,63 _ 52,63 27,34 Thonerde 13,53 _ 13,53 6,32 Sauerstoff 12,60 Eisenoxydul 9,98 2,20 Kalkerde 8,44 —_ 8,44 2,41 Magnesia 6,17 —_ 6,17 2,47 Kali 1,61 _ 1,61 0,27 Natron 4,28 —_ 4,28 1,10 Wasser 1,55 — 4,55 1,37 Der Sauerstoffquotient ist 0,540, also überraschend gering, wenn man ihn mit den entsprechenden der in dem Gestein erkannten Mineralien vergleicht: Augit = 0,500, Olivin = 1,000, Labrador — 0,666, Ne- phelin = 0,888. Aus den Mineralien kann kein Gemenge mit dem Löwenburger Quotienten hergestellt werden. Wahrscheinlich ist der Feldspath nicht Labrador sondern Oligoklas, dann würde das Ge- menge zu berechnen sein. Der nördliche Theil des Berges besteht aus Trachyt. Dieser enthält in seiner Grundmasse dünn tafelförmige Krystalle eines gestreiften Feldspathes und Nadeln von Hornblende, ist meist schriefrig abgesondert und gleicht auffallend den Nassaui- schen Trachyten. R. verfolgt sein Vorkommen im Speciellen. — (Ebda. 27—30.) Delesse, über die sogenannte Minette. — Dieses Ge- stein besteht aus Orthoklas und Glimmer in einem feldspäthigem Teige, welcher meist auch Hornblende enthält. Der Orthoklas in kleinen wenig sichtbaren Blättchen kann auch ganz verschwinden, er- scheint zuweilen aber auch in Krystallen und dann geht die Minette in Porphyr über. Glimmer tritt beständig auf, ist schwärzlichbraun, selten grünlich, enthält viel Eisenoxyd und Talkerde. Die Hornblende erscheint meist zersetzt. Zufällig kommen vor Quarz, Feldspath des VI. Systemes, Chlorit, Grünerde, Carbonate und Eisenoxydul, auch Eisenglimmer. Die Zusammensetzung des Teiges nähert sich sehr dem Orthoklas. Die Minette selbst ist ein wesentlich feldspäthiges Gestein, gleich dem Porphyr hat sie eine Orthoklasbasis und Kali herrscht vor, enthält aber mehr Talkerde und Eisenoxyd als der Por- phyr, der Kieselerdegehalt ist schwächer zwischen 65 und 50 pCt. Mitunter nimmt sie Mandelsteingefüge an und ist wohl eruptiv, stellt sich in Gängen dar, ist nur ausnahmsweise geschichtet, erscheint in den Vogesen im Granit und Syenit und durchsetzt die geschichteten. Formationen bis zum Devonischen. — (Annales des mines X, 347—366.) Credner, über den Dolerit der Pflasterkaute bei Eisenach. — Ein in den Jahren 1855 und 1856 von Neuem in Be- trieb gesetzter Steinbruch zeigte eine gegen 140° mächtige eylindri- sche Masse von Basaltgebilden, welche zwischen bunten Sandstein ohne Aenderung 90‘ tief niedersetzt. Von ihr laufen mehre 'Basalt- 367 gänge namentlich in nördlicher Richtung gegen die benachbarte aus Basalt bestehende Stophelskuppe zwischen dem bunten Sandstein aus, der in der unmittelbaren Nähe sich verändert zeigt. Die Hauptmasse der Pflasterkaute ist sehr verschiedenartig zusammengesetzt. Am Rande besteht sie aus einem schwarzen feinkörnigen bis dichten ba- saltartigem Gestein mit wenig Olivin, Körner von Magnesiaeisenstein und strahligem Mesotyp, 10—20‘ mächtig. ' Daran legt sich ein schwarzgrauer feinkörniger Dolerit ohne Olivin mit viel Drusen, de- ren Wände von wasserhaltigen Silikaten und kohlensauren Salzen be- kleidet sind. In der Mitte der Masse herrscht ein mürber grünlich- grauer Dolerit innig mit weissem Mesotyp gemengt. In den Drusen finden sich Mesotyp, Natrolith, Sphärosiderit, Kalkspath und licht- graugrüner Glimmer, in der Grundmasse Hornblende und Rubellan. In der O-Hälfte tritt Basalttuff und ein Conglomerat auf. Die vor- kommenden Mineralien sind Nephelin, Thomsonit. Philippsit, Faujasit, Skolezit, Natrolith, Glimmer, Sphärosiderit, Bitterspath, Kalkspath, Magneteisenstein. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 1860. 8. 56—60.) H. C. Weinkauf, Septarienthon im Mainzer Becken. — . In dem S. 180 mitgetheilten Aufsatze erwähnt W. bei Mandel und Creuznach ein thoniges Aequivalent des Meeressandes, welches aber nach weitern Untersuchungen sich als Septarienthon herausgestellt hat. Dadurch wird nun eine wichtige Lücke in dem Schichtensystem des Mainzer Beckens ausgefüllt und die Stellung des Cyrenenmergels endlich entschieden. Das Vorkommen ist eine Lettenbildung mit Sepßtarien und Thoneisenstein im Rothliegenden und besteht von oben nach unten aus gelblichen plastischen Thon mit Septarien und Thon- eisensteinnieren, Gypsdrusen, aus grünlichgelbem Letten mit viel Pe- trefakten, Gyps, Schwefelkies, endlich aus schwärzlichen sandigen Letten mit viel Schwefelkies.. Mehre Leitmuscheln gehen durch die ganze Mächtigkeit. Die gesammelten Arten sind Chenopus speciosus Tritonium flandricum | Corbula subpisum d’Ob. Schl. Kon. Leda Deshayesana Pleurotoma Selysi Kon. | Murex capito Beyr. Nyst. — Bosqueti Nyst. | Tiphys fistulosus Bron.| Nucula Chasteli Nyst. — subdenticulata | Cancellaria evulsa — compta Gf. a En Pect 1 arcuatus — scabra Phil. Natica Nysti d’Ork. x Rai us — WaterkeyniNyst.| — Hantoniensis Swb.| Fusus elongatus Nyst.| Calyptraea striatella Arca multistriata Kon. — Deshayesi Kon. Nyst. Fus. multisulcatus Nyst. | Dentalium Kikxsi Nyst. Alle sind Arten des nordeutschen Septarienthones, die Hälfte kömmt auch im Meeressand bei Weinheim vor. N. vermuthet, dass diese un- bedeutende Ablagerung mit denen von Winzenheim und dem Mönch- berg im Zusammenhange stehen und weiter mit denen von Creuznach, obwohl nicht überall gerade die leitenden Conchylien vorkommen, da dieselben auf bestimmte Schichten beschränkt sind. Wie verhal- 368 ten sich nun diese Schichten zu dem Cyrenenmergel? Letzterer über- lagert erstern wirklich. Der Cyrenenmergel liegt in der Sohle der Thäler aber entfernt vom Meeressande und in höher gelegenen Thä- lern, wo er neben dem Meeressande vorkömmt, streicht er an den Gehängen der Berge und Hügel und überall folgt unter ihm ein mächtiges Thongebilde mit Foraminiferen und ‚Algen, also marin, weil in der Tiefe versteckt, bisher übersehen, nur zu Eckhardroth beobachtet und als marine Facies des Cyrenenmergels gedeutet. Der Septarienthon tritt hier nun mit dem Meeressand unter Verhältnissen auf, welche für gleichzeitige Bildung sprechen, der Cyrenenmergel aber liegt höher. Dafür gibt das Dorf Hackenheim Aufschluss. Hier sind vier petrefaktenreiche Stellen, die mit Unrecht -bisjetzt vereinigt wurden, wie W. nachweist. Für die untern Lagen des Cyrenenmer- gels sind leitend Cyrene subarata und Cerithium margaritaceum, für die obern Chenopus tridactylus und Cerithium plicatum, die Lage- rungsverhältnisse unterstützen diese Trennung. Unter den Cyrenen- schichten stehen nun noch petrefaktenleere Letten, die mehr als wahr- scheinlich zum Septarienthon gehören, auch mariner Entstehung sind. Verf. bringt noch Belege von andern Orten für seine Deutung bei und stellt nun im Verein mit Sandberger für das Mainzer Becken folgendes Schichtensystem auf: 5 | b. Knochensand von Eppelsheim “ t a. Braunkohlen von Dornnassenheim, Dorheim u. s. w. = 4. Litorinellenschichten. = c. Blättersandstein von Laubenheim, Wiesbaden. % = b. mittle Braunkohlen. a. Litorinellenkalk. 3. Cerithienkalk. 2. Cyrenenmergel. oO c. Cerithienthon. R b. Chenopuschichten. S, a. Cyrenenschichten. > 1 b. Septarienthon. ? a. Meeressand. Die Ablagerungen im badischen Oberland sind durch Petre- fakten genau dem oligocänen Theile entsprechend und mit den Base- ler und Solothurner Schichten, namentlich dem Tongrien zu Delemont parallel, obwohl hier die Cyrenenschicht fehlt. Cyrena subarata geht nicht über Basel hinaus. Ueber demselben folgt in der Schweiz eine Schichtenreihe, welche ganz mit dem Landschneckenkalk zu Hochheim übereinstimmt, wie das von Ulm, Zwiefalten, Thalfingen ausser Zweifel steht. Darüber folgt die Schweizer marine Mollasse, die miocän ist und darauf am Bodensee Letten mit Helix moguntina ebensolche zu Locle. Der Cerithienkalk kann nur das brakische Aequivalent der Schweizer Meeresmolasse sein. Nach noch weitern Vergleichungen stellt Verf. folgendes Schema für Mitteleuropa auf: Mioeän. 4. Litorinellenschichten von Mainz-Wiesbaden. Wetterau, niederrheinische Braunkohlen, Bodensee, Locle. 369 3b. Cerithienkalk von Mainz-Wetterau. Schweizer marine Mollasse, desgleichen in Bayern und Ostreich, Holstein. 3a. Landschneckenkalk von Hochheim etc. Ulm, Breisgau, schweizerische untere Süsswassermollasse, oberer Theil des Calcaire de la Bauce. Oligocän: 2. Cyrenenmergel von Mainz. Breisgau, Oberbayern, Fontainebleau — Meeressand von Cassel, Crefeld, Sternberg, Hornerbecken. lb. Septarienthon von Creuznach. Boom, Bäsele, Hermsdorf, Magdeburg. 1a. Meeressand von Weinheim -Waldböckelheim. Breisgau, Delemont, Oberbayern, Etrechy, Klein Spauwen, Neu- stadt-Magdeburg. Im Mainzer Becken fehlt der Süsswasserkalk, Bohnerz und Gyps von Auggen, Buchsweiler, Montmartre und der meerische Sand von Egeln. — (Ebda. 177—195.) Cotta, das Altenberger Zinnstockwerk. — Eine unre- gelmässig ausgedehnte Steinmasse von anscheinend eruptiver Entste- hung und ohne scharfe Grenze gegen den umgebenden Granit, Quarz- porphyr und Syenitporphyr enthält in ihrer ganzen Ausdehnung Zinn- erz, doch so fein vertheilt, dass man es kaum als solches erkennt und sowenig, dass nur die geschickteste Aufbereitung es verwerthet. Das dunkle oft schwarze Gestein besteht vorherrschend aus Quarz mit Glimmer, Chlorit, Eisenglanz, Zinnerz und vielleicht auch Wolfram, eingesprengt feines Schwefelkies. Deutlich sind jedoch nur die Quarz- körner. Zahlreiche schwache fest verwachsene Quarzadern durchzie- hen die feinkörnige Masse nach allen Richtungen, in ihnen liegen ebenfalls jene Mineralien und noch Molybdänglanz, Schwefelkies, Ku- pferkies, Wismuthglanz, Flussspath und Nakrit. Die Bergleute nen- nen das Gestein Zwitter- oder Stockwerksporphyr. Neben demselben steht an den Wänden der grossen Altenberger Pinge ein teinkörni- ger Granit an, der Uebergänge in jenes bietet. Er ist ganz ebenso von Quarzadern durchschwärmt mit denselben Mineralien. Aber jede Ader ist hier beiderseits von einem breiten dunkeln Streifen einge- fasst, in welchem Feldspath fehlt und der das Ansehen des Zwitters hat. Selbiger verläuft plötzlich und doch ohne scharfe Gränze in den röthlich gelben feinkörnigen Granit mit viel Feldspath. Es hat den Anschein, als seien die dunkeln Streifen durch eine umwandelnde Imprägnation von den Quarzadern oder von den ihnen vorausgegan- genen Klüften aus entstanden. Es wird wahrscheinlich, dass die ge- sammte Zinnerzhaltige Zwittermasse ursprünglich ein feinkörniger Granit gewesen sei, in welchem local durch unzählige Klüfte erleich- tert Kiesel und Zinnoxyd in Verbindung mit einigen andern Substan- zen eingedrungen sind und sich auf Kosten des gleichzeitig zerstör-. XVI. 1860. 25 370 ten Feldspathes mit den im Granit schon vorhandenen Quarz- und Glimmertheilen verbunden haben. Je nachdem die Umwandlung der Masse vollständig oder nur theilweise erfolgte, entstand ächter Zwit- ter oder nur von Quarz- und Zwitteradern durchzogener Granit. Die stockförmige Zinnerzlagerstätte würde in diesem Falle nur das Ex- trem dieses Umwandlungsprocesses darstellen, von dessen weiterer Verzweigung sich noch Spuren im Granit von Altenberg und Zinn- wald vorfinden. Ein dem Altenberger analoges Verhalten ist auch im Stockwerk zu Geyer beobachtet worden. Der Granit,: weicher daselbst von den Zinnerzhaltigen Gängen durchsetzt wird, hat in de- ren Nähe oft seine granitische Natur verloren, ist mit Zinnerz im- prägnirt und besteht fast nur noch aus Quarz. Ob etwa auch der gegenwärtige Zustand des Greisen von Zinnwald, dieses meist grob- körnigen, wesentlich nur aus Quarz und Lithionglimmer mit acces- sorischen Beimengungen von Wolfram und Zinnerz bestehenden Ge- steines, durch einen analogen Umwandlungsprocess aus Granit zu er- klären sei? Dass in diesen Greisen zuweilen nicht scharf umgränzte Feldspathhaltige Granitpartien inne liegen und die vorzugsweise von den verticalen Klüften oder Gängen ausgehende Zinnerzimprägnation spricht zu Gunsten einer solchen Hypothese. Aber es würde sich schwer begreifen lassen, wie in diesem deutlichen und grob krystal- linisch körnigem Gemenge der früher vorhandene Feldspath hätte durch Quarz oder die geringen Mengen von Zinnerz und Wolfram ersetzt werden können. Man begreift nicht wie nach einem solchen Vorgange eine anscheinend so ursprüngliche Textur sich hätte erhal- ten können. Gegen die theoretische Möglichkeit der für das Alten- berger Stockwerk sehr wahrscheinlichen Umwandlung liegt kein Be- denken vor, sobald wir einen sehr langsam wirkenden und folglich auch sehr lange dauernden wahrscheinlich tief unterirdischen Process für die Uwandlung annehmen dürfen. Bekannt ist, dass in Cornwall Granit Zinnerz als Pseudomorphose nach Feldspath vorkommt. Kje- rulf hat Zinnerz aus wässrigen Solutionen dargestellt, Daubree da- gegen durch Sublimation. Dass Kieselsäure Feldspath verdrängen kann, ist eine bekannte geologische Thatsache und ebenso ist die Chloritbildung bei Gesteinsumwandlungsprocessen durchaus nichts Neues. Noch weniger bietet die Anwesenheit von Eisenglanz und verschiedenen Schwefelmetallen der Erklärung irgend eine Schwierig- keit dar. Bei der sehr allgemeinen Verbreitung von wenn auch meist armen Zinnerzlagerstätten verschiedener Form durch den ganzen Rük- ken des Erzgebirges dürfen wir wohl vermuthen, dass jener Process in dieser Gegend allgemein war und dass er nur je nach den lokal davon betroffenen besondern geologischen oder petrographischen Zu- ständen auch verschiedenartige Ablagerungen erzeugte, theils ächte Spaltausfüllungen, theils Imprägnationen. — (Zöda. 97—99.) Gl. Oryciognosie., 1. Fr. Pfaff, Grundriss der Mineralogie. Nördlingen 1860. 80. 371 2. G. Leonhardt, Grundzüge der Mineralogie. Zweite Auflage. Mit 6 Taff. Heidelberg 1860. 80, 3. F.X. M. Zippe, Lehrbuch der Mineralogie mit naturhistori- scher Grundlage. Mit 334 Holzschnitten. Wien 1859, 8o, Von diesen drei mineralogischen Unterrichtsbüchern tritt das von Zippe in Titel und Vorrede mit dem grössten Pomp auf, ist aber seinem wissenschaftlichen Werthe nach das schwächste. Verf, ver- steht nämlich unter der naturhistorischen Grundlage die blos äusser- lichen Merkmale, das Bestimmen und Namenauffinden der Mineralien, während eigentlich doch die Naturgeschiche das ganze Wesen der Naturkörper kennen lehren soll. Er behandelt die Krystallographie ohne Mathematik, weitschweifig und blos oberflächlich, und noch ober- flächlicher den chemischen Theil, gibt aber doch im speciellen Theil die chemischen Formeln an. Der Unterschicht in der Mineralogie soll keineswegs den Schüler und Studirenden blos zeigen, woran und wie er die Mineralien erkennt, er soll ihm die ganze Wesenheit der Mi- neralien offenbaren und das ist ohne Mathematik und Chemie nicht möglich, darum halten wir Zippe’s Lehrbuch für einseitig und ver- fehlt. Pfaff will mit seinem Grundriss nur ein Collegienheft für die Zuhörer liefern und dazu reicht derselbe aus, aber er reicht nicht für solche Zuhörer aus, welche mehr Mineralogie wissen wollen oder müssen, als ihnen die Vorlesung bieten kann. Leonhard’s Grund- züge endlich gehen in der Fülle der Detailangaben weiter und em- pfehlen sich denen, welche aus Mangel an Mitteln die theueren und besten Lehrbücher sich nicht anschaffen können. Stromeyer, Analyse derBentheimerKohle. — Dieselbe besteht aus 86,685 Kohlenstoff, 0,303 Wasserstoff, 0,659 Stickstoff, 2,821 Sauerstoff, 0,532 Asche. Spec. Gew. 1,07 und Härte 2,5.: Aet- zende Kalilauge zieht nichts aus, Alkohol auch nichts, Aether eine geringe Menge eines gelblichen Harzes. Terpentinöl löst eine bedeu- tende Menge auf, Schwefelkohlenstoff gibt eine dunkelbraune Lösung, welche beim Abdestilliren 23 pC. eines schwarzen glänzenden Harzes liess. Beim Erhitzen wird die Kohle knetbar wie Wachs. Bei der trocknen Destillation gibt sie 34 pC. eines klaren braunen Oeles von 0,83 spec. Gewicht, die Kohle muss zum Asphalt gerechnet werden, kömmt auch gangförmig vor, ist aber technisch nicht als Asphalt zu verwenden, ist dagegen vortrefflich für Flammöfen und Kesselfeuer und zur Gasbereitung. — (Naturhist. Gesellsch. Hannover £.) Retschy, Vorkommen von Coelestin. — In der Niederung zwischen Sehnde und Rethmar kommen in einer Thongrube Coelestin- platten von !/s‘‘ Dicke vor, schmutzig grau, matt und parallelfaserig. Noch besser ist das Vorkommen in einer Mergelgrube zwischen Was- sel und Bilm, wo der Coelestin drei parallele Lagen bildet von mehr denn Zolldicke. Hier zeigt er lebhaften Glasglanz, ist weisslichgrau, gerade oder geknickt faserig, splitterig im Bruch. Die Analysen von Guthe und Wicke ergaben 25* 872 schwefelsaurer Strontian 92,356 91,464 schwefelsaurer Kalk 7,186 8,313 Eisenoxydul — 0,003 Verlust 0,458 2 Spec. Gewicht 4,020. — (Naturhist. Gesellsch. Hannover £.) G. Rose, Dolomitkrystalle in Gyps. — Selbige kamen im Kittelsthal bei Eisenach vor, der Gyps ist schneeweiss bis grau- lich weiss, schuppig körnig, der Zechsteinformation angehörig, die eingewachsenen Krystalle sind 1 gross und mehr und erscheinen als Combinationen des zweiten spitzeren Rhomboeder mit untergeordne- ter gerader Endfläche, sind graulich weiss, nie durchscheinend und mit Perlmutterglanz auf den Spaltflächen. Gleiche Vorkommnisse sind aus Tyrol bekannt und von zwei Orten in Spanien, letztere den Eisenachern sehr ähnlich und zugleich mit eingewachsenen kleinen Quarzkrystallen. Dolomit kommt auch im Anhydrit vor so im Dil- lenburgischen. — (Geol. Zeitschr. XII. 6.) A. E. Reuss, neue Vorkommnisse auf den Przibramer Erzgängen. — Dieselben beschränken sich auf den Barbaragang und den Johannesgang. Auf ersterem lässt sich folgende Reihen- folge der Mineralien von unten nach oben beobachten. Die äusserste Zone der Gangausfüllung wird meist von einer !/»—1/,‘' dieken Lage kleinkörnigen Eisenspathes gebildet, darauf folgt eine dünne Lage krystallisirten graulichweissen Quarzes oder eine bis 1‘ grosse Zone grosskörnigen Bleiglanzes mit zahllosen sehr feinen Theilchen von Sprödglaserz bisweilen ist der Bleiglanz mit feinkörniger brauner Blende regellos verwachsen, stellenweise wiederholt sich die Eisen- spathzone und wird von einer Quarzrinde bedeckt. Dann folgt grau- lichweisser, röthlichweisser oder grauer Baryt oft in grossen Tafeln doch arm an Flächen. Es ist der ältere Baryt der Przibramer Gänge, der jüngere fehlt hier gänzlich. Selten sind die Barytkrystalle ganz frisch, meist etwas verändert und zersetzt. Sie werden stets von ei- ner Lage Braunspath überdeckt, der weiss, graulich- oder röthlich- weiss ist und sehr kleine Rhomboeder auf der Oberfläche bildet. Darüber folgen hin und wieder kleine Kryställchen von Markasit und dann Sprödglaserz und Polybasit. Erstres tritt in verschiedenen Ge- stalten auf, oft in undeutlichen Krystallen, Zwillingen, Säulen, auch derb und porös, vielfach mit Pyrit und gediegenem Silber verwach- sen und derb in Braunspath eingewachsen, als dünner Anflug in des- sen Klüften, bisweilen auch von Proustit begleitet. Der Polybasit dagegen ist meist deutlich krystallisirt, in stark glänzenden eisen- schwarzen sehr dünnen sechsseitigen Tafeln, bald einzeln aufgewach- sen bald regellos mit dem Sprödglaserz verwachsen. Als jüngere Bildung treten Pyrit und nochmals Markasit auf theils in sehr klei- nen Krystallen, theils in Kugeln und traubigen Gestalten, derb und zerfressen. Darauf lasten oft Haare gediegenen Silbers, das fast auf keinem Handstücke fehlt. Meist erscheint es in dünnen, oft haarfei- nen längs gestreiften Drähten, oft geknäuelt, broncegelb, röthlich 373 oder bräunlich angelaufen. Gewöhnlich sitzt es auf Braunspath und füllt dessen Vertiefungen aus, doch auch auf den anderen Unterlagen Es scheint meist aus Sprödglaserz entstanden zu sein. Ebenso neuer Entstehung oder noch jünger ist das Glaserz, das selten in deutlichen Würfeln, meist in abgerundeten Krystallen oder derben Partien vor- kömmt. Das jüngste Glied ist wieder Pyrit. — Weit einfacher und ' etwas abweichend sind die Verhältnisse auf dem Johannesgange. Den grössten Theil der Gangmasse bildet hier derber feinkörniger Quarz von sehr verschiedener Färbung auf zahlreichen kleinen Drusenräu- men in kleinen Krystallen angeschossen. Die Wände einzelner Höh- lungen sind mit rothem Eisenocker überzogen, der stellenweise auch den derben Quarz durchzieht und färbt. In der Nähe des Nebenge- steines ist feinkörnige dunkelbraune Blende mit etwas Bleiglanz ein- gesprengt und erstre häuft sich mitunter zu grössern Nestern an und verdrängt deu Quarz fast gänzlich. Hin und wieder ist auch schön gefärbter Braunspath eingewachsen. In einem Handstück fand sich von Braunspath umgeben grauröthlicher Baryt in Bruchstücken grosser Krystalle auf Quarz aufsitzend. Darauf folgt nun Braunspath weiss und roth, undeutlich krystallisirt und in derben feinkörnigen Partien den Quarz bedeckend und den Baryt umhüllend, also jünger als dieser. Gewöhnlich auf Quarz, seltener auf Braunspath sitzen Stephanit und Polybasit von gleichzeitiger Bildung. Polybasit ist häufiger als auf dem Barbaragange, sein spec. Gew. = 6,0302, die Krystalle stark glänzend, dickere Tafeln darstellend, an denen nebst OR.P. und „P noch die Flächen einer spitigern Pyramide erscheinen. Die basische Fläche zeigt die trigonale oder hexagonale Streifung oft so stark dass sie ein treppenförmiges Ansehn erhält. Die Kry- stalle sind theils einzeln, theils zellig verwachsen, nicht selten auch derbe Partien, wohl auch mit Eisenocher überzogen. Das Sprödglas- erz stellt nicht sehr regelmässig ausgebildete kurz säulenförmige Krystalle oder kleine derbe Massen dar. Ausgesuchte Krystalle des Polybasit ergaben von Przibrram von Freiberg Silber 68,55 69,99 Kupfer 3,36 4,11 Eisen 0,14 0,29 Antimon 11,53 8,39 Schwefel 15,55 16,35 Verlust 0,87 Arsen 1,17 100,00 100,30 Betrachtet man Silber, Kupfer und Eisen als isomorphe Körper so ergibt sich für das Mineral als Formel Ag Ag(CuFe) 72,62 7 3% S.SbS;, welche erfordert Sb 12,00 Fe Ss 15,37 Der Polybasit von Przibram weicht daher in seiner Zusammensetzung von dem von Schemnitz, Freiberg, Cornwall und aus Peru ab, kommt 374 jedoch dem Freiberger am nächsten, denn dieser hat an Silber, Ku- pfer und Eisen 74,39, an Antimon und Arsen 9,56. Auffällig ist der gänzliche Mangel an Arsen. Darauf folgen in Drusenräumen wieder kleine Krystallee von Braunspath. Gediegen Silber scheint ganz zu fehlen, wohl aber treten in manchen Drusen zahlreiche sehr feine haarförmige Nadeln von Millerit auf. Auf dem jüngern Braunspath sitzen bisweilen Nadeln von Baryt. Als jüngstes Produkt erscheinen Häufchen kleiner Pyritkrystalle. — (Zotos 1859. $. 85—89,) Delesse, Stickstoff und organische Bestandtheile der Mineralstoffe. — Organische Substanzen kommen in nicht geringer Menge in allen und sogar den best krystallisirten Mineralien vor. Schon in Glasröhren erhitzt entwickeln selbige einen empyreu- matischen Geruch und setzen zuweilen bituminöse Stoffe ab. Saure Stoffe, Schwefel, Salpeter-, Fluorwasserstoffe und andere Säuren entwickeln sich gewöhnlich unmittelbar aus der dem Versuch dienen- den Probe, häufiger aber sind sie alkalisch und es entsteht Ammo- niak auf Kosten der stickstoffhaltigen Substanzen. Um ihre Menge genau zu bestimmen, muss man freilich mit grossen Massen experi- mentiren. So enthält grüner Flussspath 0,08 Tausendtheile Stickstoff, Rauchquarz im Granit 0,20, Opal im Trachyt 0,30, Opal der isländi- schen Geysir 0,12, Chalcedon der Melaphyre nur 0,07. Pyroxen, Am- phibol, Granat, Glimmer, Disthen, Staurolith und die Silikate im All- gemeinen enthalten nur sehr wenig Stickstoff. Der ultramarinfarbene Smaragd Sibiriens führt nur 0,04, der dunkle Topas Brasiliens 0,22, dessen schöne rothgelbe Farbe rührt von einer bituminösen Substanz her, welche bei der Destillation verdunstet und sich dann in der Röhre von Neuem verflüchtigt. Unter den Hydrosilikaten geben Talk, Steatit und selbst die Zeolithe nur Spuren davon. Der weisse schwe- felsaure Baryt in grossen Krystallen hält 0,10, der körnige pariser Gyps 0,26. Ueberhaupt führen die Sulphate und selbst die Carbonate eine bestimmbare Menge Stickstoffs. So liefert der durchsichtigste isländische Doppelspath organische Materien mit 0,15 Tausendtheilen Stickstoff, ebensoviel der infiltrirte und der Kalkspath der Stalak- titen. Ein gut krystallisirter kohlensaurer Eisenspath gab 0,19 und ein concretionärer Smithsonit 0,17. Die Beständigkeit der Menge spricht gegen eine blos zufällige Infiltration von der Oberfläche aus. Fossile thierische und pflanzliche Reste enthalten zumal eine grosse Menge Stickstoff und organische Materie, werden daher beim Erhi- tzen im geschlossnen Glasrohr dunkler und entwickeln ihren organi- schen Gehalt. Ein Menschenknochen aus den pariser Katakomben bot noch 32,25 Tausendtheile Stickstoff, ein Megatheriumknochen 0,89, ein Palaeotherium des Pariser Gypses 0,41, die Liassaurier unter 0,20. Die von Schmelz überzogenen Zähne bewahren gewöhnlich am mei- sten von ihrem ursprünglichen organischen Gehalte. So liefert der Zahn einer: Höhlenhyäne 26,95 Tausendtheile Stickstoff, das Bonebed im obern Keuper grösstentheils aus Fischzähnen bestehend noch 0,34, ein miocäner Mastodonstosszahn von Sansan dagegen nur 0,56. Auch 375 die Koprolithen enthalten viel Stickstoff, einer aus der Tourtia 0,37, ein Saurierkoprolith aus dem Muschelkalk 0,33. Die Molluskenscha- len aus sehr verschiednen Formationen haben alle nur wenig Stick- stoff. Die der Fahlunen, tertiäre Cerithien, devonische Polypen, Be- lemniten enthalten stets weniger als 0,20. Die sehr kohlenstoffrei- chen Pflanzen dagegen sind auch im fossilen Zustande noch reich daran und pflegen auch Stickstoff zu enthalten, mögen sie aus Torf, Braun- kohle, Steinkohle, oder aus Anthracit stammen. Im Allgemeinen ent- hält jedoch derselbe organische Körper nur noch um so weniger Stickstoff, je älter seine Lagerstätte ist, indess haben auch andere Ursachen noch Einfluss auf diesen Gehalt zumal die ursprüngliche Beschaffenheit der Gebirgsart und deren spätere Veränderungen. — (Compt. rend. 1860. 8. 286—289.) Sorby, microscopische Krystallstruetur bei wässri- ger und feuriger Entstehung. — Künstliche Krystalle zeigen unter dem Mikroskop deutlich in ihrem Innern kleine Räume mit sol- chen Stoffen erfüllt, in deren Mitte der Krystall sich bildete; mit Luft oder Dampf bei Sublimationen, mit Wasser bei Wasser- und mit gla- sigen oder steinigen Theilchen bei Feuergebilden. Verf. gelangte zu folgenden Resultaten bei seinen ausgedehnten Untersuchungen. Kry- stalle mit innern Wasserbläschen sind aus wässriger Lösung ange- schossen. Krystalle mit Stein- oder Glaszellen stammen aus ge- schmolzener Masse. Krystalle mit diesen beiden Einschlüssen haben sich unter hohem Druck, Zusammenwirkung von erhitztem Wasser und geschmolzenem Gestein gebildet. Die in Blasen verschiedener Krystalle enthaltene relative Wassermenge kann als ungefährer Mass- stab dienen für die Temperatur, in welcher jeder Krystall sich ge- bildet hat. Krystalle mit leeren Zellen sind durch Sublimation ent- standen, wenn sie nicht erst später ihren tropfbaren flüssigen Inhalt. durch Verdunstung verloren oder einen Gasgehalt aus dem umgeben- den Gesteine aufgenommen haben. Krystalle mit weniger Zellen haben sich langsamer als solche mit vielen gebildet; solche ohne Zellen sind entweder sehr langsam oder durch Erstarrung aus einer durchaus reinen und homogenen Flüssigkeit entstanden. ‘Krystalle mit Wasser- bläschen findet man viel von Steihsalz, Kalkspath aus neuen Torfla- gern, Gängen und Kalksteinen, von Gyps und Gypsmergel, von vie- len Gangmineralien und insbesondere Zeolithen. Die Gemengtheile des Glimmerschiefers und verwandter Felsarten dagegen enthalten viele mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen. Die Struetur der Mineralien in den Ausbruchlaven beweist, dass sie gleich den Krystallen der Hohofenschlacken aus einem feurigflüssigen Zustande krystallisirt sind; Nepheline, Mejonite u. a. in Auswürflingen vorkommende Mineralien zeigen ausser Glass- und Steinbläschen auch oft Wasserblächen, de- ren Wasserverhältniss beweist, dass sie in dunkler Rothglühhitze un- ter starkem Drucke, bei Anwesenheit von flüssigem Wasser und flüs- sigen Gestein entstanden sind. Das Wasser der Bläschen enthält öf- ter auch zarte Kyställchen, die sich erst in Folge stattgefundener 376 Abkühlung gebildet zu haben scheinen. Auch die Mineralarten in den Trappfelsarten besitzen eine auf feuerflüssigen Ursprung hinweisende Struktur, welche aber mancher spätern Aenderung ausgesetzt gewe- sen theils durch Sickerwasser und theils durch Mineralniederschläge. Der Quarz der Quarzgänze muss sehr schnell aus Wasser angeschos- sen sein, das nach dem Wassergehalte seiner Bläschen zu schliessen oft sehr heiss gewesen ist, Für einen Fall berechnete S. dessen Tem- peratur auf 1609C.; war die Hitze noch grösser, so haben sich Glim- mer, Zinnstein und wohl selbst Feldspath abgesetzt. Es zeigt sich dann ein ganz allmähliger Uebergang der Quarz- und Granitgänge und im Granit, welcher keine Entscheidung für wässrigen oder für feuerflüssigen Ursprung mehr zulässt. Die Mineralbestandtheile festen Granites, der fern liegt von der Berührung mit Schichtgesteinen, ent- halten ebenfalls Flüssigkeitszellen, so zumal der Quarz in grobkör- nigem sehr quarzreichen Granit, welcher Quarz nicht selten 0,01—0,02 Volum Wasser enthält. Zugleich lassen aber Feldspath und Quarz schöne Steinbläschen erkennen ganz so wie sie in Schlacken und Aus- bruchlaven vorkommen und doch ist die characteristische Struktur des Granits ganz wie bei den aus feurig wässrigem Zustande her- vorgegangenen Mineralien der Auswurfblöcke neuer Vulcane und das Wasser ihrer Zellen lässt nicht selten zarte Kryställchen unterschei- den. Granit ist mithin nicht einfaches Feuergestein wie Lava und Ofenschlacke sondern feurigwässrigen Ursprungs. — (Zdinb. nen phil. Journ. VII. 371—373.) | Damour, Gmelinit von Cypern. — Der Gmelinit findet sich hier in schönen grossen Krystallen begleitet von Analcim, Me- sotyp, Heulandit, Kalkspath in einer sehr zersetzten augitischen Fels- art bei der Forniquelle zwischen Athienau und Larnaca sowie unfern Pyrgo. Krystalle von 2,07 spec. Gew. ergaben bei der Analyse Kieselerde 0,4637 Natron 0,0551 Thonerde 0,1955 Kali 0,0078 Kalkerde 0,0526 Wasser 0,2200 eine Zusammensetzung, welche der für das Mineral aufgestellten For- mel entspricht. — (Bullet. soc. geol. ZVI. 675.) L. Ville, brennbares Mineral zwischen Tenes und Orleansville. — Umschlossen von bläulich grauen Mergeln des obern Tertiärgebirges erscheint ein Lager von erdiger schwärzlicher brennbarer Substanz mit verkohlten Pflanzenabdrücken. Es ist eine erdige Braunkohle, welche nach der Analyse 0,65 brennbare Stoffe und 0,35 Thon und Sand enthält. — (Ibidem XV. 527.) Weil theilt die Analyse eines neuen Platinerzes aus Californien mit, welche ergab Platin 57,750 Kupfer 0,200 Iridium 3,100 Osmium 0,816 Rhodium 2,450 Osmium-Iridium 27,650 Palladium 0,250 Verlust 0,994 Eisen 6,790 100,000 (Dinglers polyt. Journal CLZ1II. 41.) 377 Abich, Zusammensetzung eines bei Stauropol gefal- lenen Meteorsteines. — Die Analyse und Berechnung ergibt für denselben: Hyalosiderit 45,65, Chrysolith 23,04, Labrador 18,13, Schwe- feleisen 2,95 und Nickeleisen 10,25. — (Bullet. Acad. Petersbg. II. 439.) Zimmermann, neue Pseudomorphosen. — Ein Feldspath- krystall von Krageroe 55umm lang und 43mm breit in Form des Berg- krystalls ringsum fast rein auskrystallisirt, besteht aus röthlichem Feldspath mit rhomboedrischen Durchgängen; die Zuschärfungsflächen der Endspitze zeigen kleine rundliche Eindrücke, sonst haben die Flächen vollkommen den Glanz des Feldspathes. Von derselben Lo- calität ein monoklinometrischer Krystall von Titaneisen, prismatisch verlängert nach der Klinodiagonale in der Form des Orthoklases, An dem Bruch der Anwachsstelle zeigt er gleichfalls rhomboedrische Durchgänge, aus denen hin und wieder noch etwas Orthoklas her- vortritt. Eine Chalcedondruse von den Faröern, welche zwei Grup- pen von Faserzeolith enthält, die eine kleine ist ganz in Chalcedon umgewandelt, die grössere zeigt unten an der Anwachsstelle noch die vielseitig prismatischen Nadeln des Zeoliths, welche theilweise etwas zerfressen sind, die obere Hälfte der Nadeln und besonders die Endspitzen sind sämmtlich in Chalcedon umgewandelt. Endlich eine Stufe von Brauneisenstein bedeckt mit grössern und kleinern Krystallen in der Octaederform des Magneteisens von Dannemora. Der grösste nur zur Hälfte vorhandene Krystall ist an der Basis 47mm breit und 45mm hoch, alle Krystalle sind in Brauneisenstein um- gewandelt. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 1860. $. 325.) 6. Palaeontologie. J. W. Dawson, Pflanzenstructur in Steinkohle. — Die gewöhnliche bituminöse Kohle zeigt schon dem blossen Auge Blätter einer glänzenderen dichteren Kohle ge- trennt durch unebenen Filz und Lager von faserigem Anthraecit oder mineralisirter Holzkohle. Selbige besteht nur aus Trümmern von Prosenchym- und Gefässgewebe in verkohltem Zustande, welche etwas platt gedrückt und von bituminöser und mineralischer Substanz von dem Nebengestein aus durchdrungen ist. Sie hat sich durch Fäulniss an der Luft gebildet, während die dichte Kohle durch Zersetzung unter Wasser entstand modificirt durch Hitze und unter Einwirkung von Luft, Verf. beschreibt die Gewebe von Lepidodendron, Uloden- dron, Farren, Coniferen, Calamodendron, Stigmaria, Sigillaria und fossilen Cycadeen. Die dichte Kohle macht eine viel grössere Masse aus. Ihre Lagen entsprechen dem Umriss eines zusammengedrückten Stammes, was in gewissem Grade auch von der Schieferkohle gilt, während die Grobkohle aus umfangreichen Lagen zerfallener Pflan- zensubstanz im Gemenge mit Schlamm zu bestehen scheint, Hält man die schiefrige Kohle schief unter starkes Licht: so bietet ihre Oberfläche Lamellen und die Formen mancher Pflanzen wie der Sigil- laria, Stigmaria, Poacites, Noeggerathia, Lepidodendron, Ulodendron etc. Verfolgt man die Kohle aufwärts in die hangenden Schichten: so findet man die Lamellen der dichten Kohle oft vertreten durch 378 plattgedrückte kohlige Stämme und Blätter, *welche nur durch die Zwischenlagerung des Thones deutlich zu unterscheiden sind. Verf. gelangt aus seinen Untersuchungen zu folgenden Resultaten. Kala- miteen und besonders Sigillarien haben die Hauptmasse zur Steinkoh- lenbildung geliefert. Die Holzmaterie dieser und der Coniferenstämme, das Treppengefässgewebe der Lepidodendreen - und Ulodendreenach- sen, endlich die Holz- und Gefässbündel der Farren erscheinen hauptsächlich im Zustande mineralisirter Holzkohle. Die äussere Rin- denhülle dieser Pflanzenverbindung mit solchen andern Holz- und Krauttheilen, welche sich ohne Luftzutritt unter Wasser zersetzt ha- ben, erscheinen in verschiedenen Graden der Reinheit als dichte Kohle, wobei die Rinde dadurch, dass sie bei den Infiltrationen den grössten Widerstand leistet, die reinste Kohle gibt. Das Uebergewicht des einen oder des andern jener zwei Bestandtheile der Steinkohle hängt noch mit ab von der Zersetzung unter dem Wasser oder an der Luft, vom Trockenheitszustande des Bodens und der Luft. Die Struktur der Kohle entspricht der Ansicht, dass ihre Bestandtheile durch Wachsen und Vermehren an Ort und Stelle ohne Anschwemmungen angehäuft worden sind. Die astlosen schlanken und nur mit steifen linearen Blättern versehenen Sigillarien und Calamiten haben dieses Gestrüpp gebildet, wo die absterbenden Stämme in sich selbst zu- sammensanken und die Rinden und Holztrümmer durch eine ruhige Ueberschwemmung oder häufigen Regen schichtweise über die Ober- fläche des Bodens ausgebreitet und allmählig eine Masse von Wur- zeln, abgefallenen Blättern und krautartigen Pflanzen eingehüllt wur- den. Die Ansammlung der Kohlenmaterie ging sehr langsam vor sich. Das Klima in der nördlichen gemässigten Zone war damals ‘ der Art, dass die Jahresringe ächter Coniferenstämme nicht dicker oder dass sie vielmehr undeutlicher waren, als dieihrer nächsten Ver- wandten in gleicher Gegend jetzt sind. Sigillarien und Calamiteen waren keine saftigen Gewächse, zwar besassen erstere eine dicke gelbliche Rinde, aber ihre dicht holzige Achse, ihre dicke und fast undurchdringliche äussere Rinde, ihr spärliches und steifes Laubwerk deuten kein rasches Wachsthum an. Bei den Calamiteen dagegen weisen die Veränderungen der Blattnarben an verschiedenen Stellen des Stammes, die Einschaltung neuer Rippen an der Oberfläche, wel- che ebensovielen neuen Holzkeilen , in der Achse entsprechen, die queren Grenzscheiden der allmähligen Stufen im Längenwachsthum. Die ungeheuren Wurzeln dieser Stämme und die ganze Beschaffen- heit der Kohlensümpfe müssen die Stämme gegen gewaltsame Um- stürzung geschützt haben, so dass sie wohl nur in Folge des Alters in sich selbst zusammensanken. Wenn man daher von Beobachtungen an andern Wäldern auf die Kohlensumpfwälder schliesst: so dürfte jeder Fuss Dicke eines reinen Steinkohlenlagers wenigstens 50 Gene- rationen von Sigillarien und daher wohl an Zeit einige Jahrhunderte zu seiner Bildung bedurft haben, auch wenn nicht eine ungeheure Masse von Parenchymzellgewebe und Holz durch Fäulniss und auf an- 379 derm Wege während dessen zu Grunde gegangen wäre, so dass ge- wiss immer nur ein sehr kleiner Theil des allmählig erwachsenen Holzes zur Bildung des Kohlenflötzes übrig blieb. In den tiefen Koh- lenflötzen scheinen Nöggerathien und Lepidodendren vorzuberrschen, auch in den obern wieder andere Pflanzen, wie aus Göpperts Unter- suchungen hervorgeht. — (Quart. journ. geol. 1860. XV, 629—640 tb. 17—20.) Gümbel, zur Flora des Rothliegenden bei Erben- dorfin der bayerischen Oberpfalz. — Das Rothliegende be- steht hier von unten nach oben aus Graurothliegendem mit Acantho- desschuppen, untern rothen Schiefern und Sandstein, Hauptbrand- schiefer und graugrünen Sandsteinen mit Schuppen von Palaeoniscus vratislaviensis und Acanthodes gracilis, bunten Conglomeraten, ro- then Schiefern und Porphyrconglomeraten, graugrünen Schiefern, ro- then Conglomeraten und liefert folgende Pflanzen: Calamites gigas, arenaceus, infractus, Annularia carinata, Hymenophyllites semialatus, Schizeites dichotomus, Odontopteris obtusiloba und Schlotheimi, Neuropteris Lohsi und postcarbonica n. sp., Alethopteris pinnatifida, Cyclopteris auricula, elongata und neuropteroides alle drei neu, Wal- chia filiciformis, Cardiocarpon ÖOttonis, gibberosum , Guillelmites per- mianus, Trigonocarpum postcarbonicum, Noeggerathia palmaeformis, Pinites Naumanni, Araucarites stigmatifolius, erbendorfensis, Stigma- tiophyllum lepidophylloides. Die neue Gattung Schizeites weicht von Hymenophyllites nur ab durch die Gleichheit und substanziellere Beschaffenheit der Fiederchen und durch die Regelmässigkeit der Gabelung. Stigmatiophyllum ist ein zartes Lepidophyllumähnliches Blatt, mehrnervig und schon bei schwacher Vergrösserung aus sehr kleinen punktförmigen Zellen zusammengesetzt, zwischen denen sich die Gefässe der Rippen durchziehen, ganzrandig an beiden Enden zu- gespitzt. — (Neues Jahrb. für Mineral. 1860. $. 383.) Bornemann, tertiäre Foraminiferen von Magdeburg. — _Dieselben werden unter folgenden Namen. beschrieben: Robu- lina Cumingi Mich von Osterweddingen, bisher aus Miocänschichten von Turin bekannt, R. magdeburgica (= Nonionina magdeburgica Phil) von Westeregeln, Nummulina germanica (= Amphistegina num- mularia Reuss) ebendaher. Globulina amplectens Reuss, Guttulina diluta n. sp. beide von Westeregeln. Rotalina Partschana d’Orb. und Globulina tubulifera n. sp. Beide von Neustadt Magdeburg im Sande. -— (Geol. Zeitschr. XII, 156—160 tf. 6.) v. Meyer, Crinoideen aus dem Posidonienschiefer Deutschlands. — Der Posidonienschiefer lagert über dem Berg- kalk und führt keine einzige devonische Art, wohl aber mehre des Bergkalkes und der Steinkohlenformation. Schon Römer beschreibt daraus einen Poteriocrinus minutus, andere lieferte der geistliche Berg bei Herborn. Lophocrinus speciosus n. sp., dessen Jugendzu- stand jener Poteriocrinus minutus ist, in mehren Exemplaren. Die Krone gleicht einem gewöhnlichen Kelchglase, bestehend aus 5 basa- 380 lia, 5 subradialia, 5 radialia, ohne interradialia, die Kreise der radialia 4 oder 5, Arme einzeilig mit Pinnulis versehen, Stiel rund, sehr lang, dünn glatt, mit rundem Nahrungskanal. — Poteriocrinus regularis n. sp. ein Kelch, glatt kegelförmig, 5 basalia, 5 subradialia, 5 radialia, 4 analia, dem P. conoideus Kon zunächst verwandt. Verf. beschreibt noch Armstücke und Stielstücke. — (Palaeontographica VII. 110—122. Tf. 14. 15.) Zimmermann, Tertiärversteinerungen vom Brothe- ner Strande bei Travemünde. — Die Lagerstätte ist im blauen Thon unter Lehm, den die Meereswogen ausspülen. Die Arten deu- ten auf miocänes Alter, nämlich: Pectunculus pulvinatus, crassus, Dentalium elephantinum, Cypraea amygdalum, Cassis Rondeleti, Apor- rhais speciosa, Tritonium distortum, Murex octonarius, Tiphys pun- gens, Fusus ventrosus, Waeli, elatior, rotatius, Pleurotoma dubium, semimarginatum, cataphractum, gracile, Turritella marginalis, commu- nis. An derselben Stelle kommen auch eisenschüssige Sandsteinge- schiebe mit gleichen Petrefakten vor. — (Neues Jahrb. für Mineral. 1860. S. 320—324.) Griepenkerl, neuer Ceratit aus dem untersten Wel- lenkalke. — Der Nauenberg bei Lutter am Barenberge besteht aus Muschelkalk, welcher eine versteinerungsreiche Bank des Schaum- kalkes bietet. Verf. citirt daraus Trigonien, die doch gar nicht im Muschelkalk vorkommen, u. a. Auch der untere Wellenkalk führt hier Petrefakten, darunter auch einen knoten- und faltenlosen Ammoniten vom Typus des Ammonites enodis Q. und A. semipartitus Buch. Selbi- ger hat 2,277 Windungszunahme, 2,05 Scheibenzunahme 8/s Involubi- lität. Die Seiten flach gewölbt, gleichmässig bis zum breiten Rük- ken, dieser jederseits mit einer ungezähnten Kante und dachförmig. Die ceratitische Nahtlinie der Kammerwände durch dass Verhältniss einiger Sättel und Lappen eigenthümlich. Verf. vergleicht nun die Art mit ihren Verwandten und nennt sie A. Strombecki. — (Geolog. Zeitschrift XI, 161—167. Tf. 7.) C. Lossen, über einige Lituiten. — Verf. nimmt die beiden Gruppen Lituites perfectiores Arten mit kleiner Spirale und sehr langem graden Theil und L. imperfectiores mit grosser Spirale und sehr kurzem geraden Theil auf und sondert letztere in solche mit subdorsalem und solche mit subventralem Sipho. Zu den perfek- tern gehören L. lituus und L. perfectus. L. lituus bildet einen 10— 14 Zoll langen geraden Arm der für sich nicht von einem Orthoceras zu unterscheiden ist. Der Mundrand springt mit seitlichen Ohren stark vor und buchtet sich tief am Rücken, die Ohren nach innen gebogen; 12 Kammerwände in einem halben Umgange und 26—28 im geraden Theil, die Wohnkammer 3“ lang; der Sipho anfangs central, später der Bauchseite genähert. Schon Klein und Walch bilden sie ab, Montfort gab ihr den Namen, während Bronn sie als Schlotheims L. convolvens aufführte. Den geraden Theil führt Schlotheim als Or- thoceras undulatum auf, dessen Lituitennatur schon früher nachge- 381 wiesen worden. Untersilurisch auf Oeland und in norddeutschen Ge- schieben. — L. perfectus Wahb. hat freie sich nicht berührende Um- gänge und schiefe Wellenstreifen. Auch diese bilden schon Breyn und Walch ab. Verf. wirft Ref. Verwirrung bei Auflösung der No- menclatur vor, doch ist die hier dargelegte in keiner Weise befriedi- gender aufgeklärt. — Von imperfekten Arten werden beschrieben: L. imperfectus Wahlb. = L. lamellosus His., L. convolvens Eichw, undatus Hall, untersilurisch in Schweden, Dalecarlien, bei Reval, in Nordamerika. — L. Odini Vern. = Clymenia Odini Eichw, Trocho- lites ammonius Emm und Hall, untersilurisch auf Odinsholm und im amerikanischen Trentonkalk. — L. arcuatus n. sp. sehr langsam an Umfang zunehmend, kreisförmig im Querschnitt, 2—3 sich berüh- rende Windungen und sichelförmigen abstehenden Theil, mit scharfen schiefen Anwachslinien; im schwarzen untersilurischen Kalk Norwe- gens. — L. trapezoidalis n. sp. 31/2 Windungen sich berührend, im Querschnitt gerundet trapezförmig mit breiten dachförmigen Rippen. Ebendaselbst. — Cyrtoceras ellipticum n. sp. anfangs sehnell, dann langsam zunehmend, !/ Kreis bildend, oval im Querschnitt, mit sehr dicht gedrängten Scheidewänden und dorsalem Sipho; im untersilu- rischen Kalk bei Sorau gefunden. — (Geol. Zeitschr. ÄIL, 15—28 Tf.) v. Meyer, Salamandrinen aus der Braunkohle am Rhein und in Böhmen. — Mitglieder dieser Familie sind von Oeningen, aus der Braunkohle des Niederrheines und der Braunkohle, dem Basalttuff und Halbopal in Böhmen bekannt. Die Lagerstätten sind gleichaltrig und zwar mitteltertiär. Andrias Tschudii aus der Braunkohle des Siebengebirges bei Rott gleicht auf dem ersten Blick einem Jungen der Oeninger Art. Scheint 1!/; Länge erreicht zu ha- ben, der Schädel vielleicht etwas länger als breit, das Becken hängt am 22. Wirbel, der Atlas mit oberm Dornfortsatz, die Rippen gleichen kurzen stumpfen Klauen, die vier Finger haben 2. 2. 3. 2. Glieder, die Hand überhaupt kurz. — Polysemia ogygia — Salamandra ogy- gia Gf. von Orsberg bei Erpel am Siebengebirge, nach dem Gold- fussschen Exemplare untersucht, weicht im Schädelbau erheblich von den Salamandern ab, der 12. Wirbel trägt das Becken, Rippen glatt und lang, Füsse fünfzehig. — Salamandra laticeps aus der Braun- kohle von Markersdorf in Böhmen, kleiner als unser schwarzer Sala- mander mit breiterem Kopf und längern Rippen, das Becken an 14. Wirbel, — Triton noachicus Gf. fünf Exemplare von Orsberg, hat et- wa 12 Wirbel bis zum Becken und 36 Schwanzwirbel, lange Rippen. Andere Exemplare fanden sich bei Linz am Rheine. — Triton basal- ticus im Basalttuff bei Altwarnsdorf in Böhmen mit langen flachen obern und untern Dornfortsätzen an den Schwanzwirbeln, ohne Kopf und Vorderrumpf, vermuthlich neues Genus, das Archaeotriton heis- sen soll. — (Palaeoniographica VII. 57—173. Tf. S. 9.) Derselbe, Lacerten aus der Braunkohle des Sieben- gebirges bei Rott. — Lacerta rottensis mit Troschels Pseudopus auf einer Platte gelegen, hintere Körperhälfte, Körper der Schwanz- 382 wirbel vorn concav, hinten convex, dieZehen 2. 3.4.5.4. gliedrig, die vierte Zehe die längste, alle sehr grosskrallig. Eigenthümliche Hautkno- chen liegen dabei, oval, dünn, bisweilen schwach gekielt. Die Gattung lässt sich nicht sicher ermitteln, kann aber Lacerta nicht sein. — Lacerta pulla ebenfalls nur hintere Körperhälfte, bietet keine Anhalt- punkte zur sichern systematischen Bestimmung. — (Zbda. 74-78. Tf.9.) Derselbe, über Ramphorhynchus Gemmingi. — Verf. kennt schon 15 Exemplare dieser Art und erhielt neuerlichst eines aus dem lithographischen Schiefer Bayerns, das noch neuen Aufschluss gibt. Im Oberkiefer 15 Zähne, die beiden ersten klein, doch schei- nen 4 in der Reihe Ersatzzähne zu sein, im Unterkiefer 8, auch von diesen der vierte der grösste. Vom Zungenbeine sind zwei fadförmi- ger Knochen vorhanden, zwischen Hals und Becken liegen 16 Wirbel, im Kreuzbein, deren Körper vollständig verschmolzen sind, drei Wirbel die Querfortsätze mit den Darmbeinen verwachsen (wohl ein Irrthum). Die knöchernen Schwanzfäden beginnen am vierten Wirbel, die Körper der Schwanzwirbel hohl. Schulterblatt und Hakenschlüsselbeine nicht mit einander verwachsen, die Finger dünn und schwach, mit 2. 3. 4. Gliedern, Fusswurzel aus zwei starken Knochen bestehend, die Zehen mit 2. 3. 4, 5 Gliedern, gleich stark und ziemlich gleich lang, die hornigen Krallen nicht eben stark gekrümmt. — (Ebda.79—89. Tf.12.) Derselbe, Melosaurus uralensis aus dem permischen System des westlichen Ural. — Beruht auf einem in der Ber- liner Sammlung vorhandenen Labyrinthodontenschädel des Kupfer- sandsteines im Gouvt. Orenburg. Die Nasenlöcher sind dem vordern Ende genähert, sind rundlich oval, die Augen hinter der Schädelmitte und längsoval. Die einzelnen Schädelknochen werden auf ihre rela- tive Grösse verglichen, dann der ganze Schädel auf seine Formenver- hältnisse mit andern Labyrinthodonten und zum Resultate der Name Melosaurus gewonnen. — (Zbda. 90—98. Tf. 10.) Derselbe, Osteophorus Roemeri aus dem Rothlie- genden in Schlesien. — Die Lagerstätte hat Roemer früher be- schrieben, sie ist überreich an Acanthodes. Der Schädel ist breit und platt, labyrinthodontisch, stimmt mit keinem bekannten vollständig überein, daher der neue Name nothwendig. — (Zbda. 99—104 Tf. 11.) Derselbe, Delphinus acutidens aus derMollasse bei Stockach. — Zwei Stücke des langen Unterkieferastes und mehre einzelne Zähne aus der Beschreibung ergibt sich in keiner Weise die Beziehung dieser Reste zu den lebenden Arten, von dem fossilen D. brevidens unterscheiden sie sich durch spitzere Zahnkronen, ebenso von D. macrogenius, die Form des Kiefers stimmt mit Physeter über- ein. — (Zbda. 105—109. Tf. 13.) van Beneden, tertiäre Knochen von St. Nicolas im Becken von Antwerpen. — Die Lagerstätte liegt im Crag und bestand in einem Knochenhaufen von Meeresthieren, häufig von Ple- siocetus n. gen., welcher Balaenoptera nah verwandt ist und von den- Bartenwalen sich unterscheidet durch gestrecktern Körper und län- 383 gern Hals, durch freie und verhältnissmässig dicke Wirbel, durch ein Schulterblatt mit nur rudimentären Rabenschnabelfortsatz und sehr entwickelten Acromion, durch pyrulaförmige.Paukenbeine mit kantiger äusserer Oberfläche und kräftigen, kurzen Schädel. Drei Arten: Pl. Hübschi war 3!/a Meter lang, Pl. Burtini 5 Meter lang, Pl. Goropi von 10 Meter Länge; ferner ein Lendenwirbel von Delphinus Waesi und andere längere Delphinwirbel, viel Zähne von Carcharodon, Oxyr- rhina, Lamna und Notidanus. Palaeophoca Nysti Eck- und Schneide- zähne ÖOtarienähnlich; Hoplocetus crassidens n. spec. merkwürdiger Zahn [Verf. hat übersehen, dass dies nur abgeriebene Bärenzähne, wie Ref. längst nachgewiesen hat]; Delphinus Launoyi nach einem Lendenwirbel, Atlas und Humerus eines neuen Thieres, dann Diplo- don Becani und Ziphius planirostris. — (Bullet. acad. Bruxelles VIII, 114—117.). Owen, fossile Reptilien aus Südafrika. — Aus der Familie der Krokodile: 1. Galeosaurus planiceps n. gen. et sp. ein ganzer Schädel mit Unterkiefer. Ersterer fast doppelt so lang wie breit, sehr niedrig, oben flach, die Oceipitalgegend von oben nach hinten abfallend und jederseits durch eine hohe scharfe Leiste von den Schläfengruben getrennt, welche weit und rhomboidal ist. Die Augenhöhlen dagegen sind klein, das Nasenloch einfach und end- ständig, Zähne oben 4. 1. 11 unten 3. 1. 12, alle dicht aneinander; die grossen Eckzähne ähneln sehr denen von Mustela und Viverra, keine Spur von Ersatzzähnen in den Alveolen, Schneidezähne länglich und schlank; Backzähne etwas zusammengedrückt doch mit einfach zugespitzten Kronen von gleicher Länge. Aus dem Sandstein von Rhenosterberg. 2. Cynochampsa laniarius n. sp. Schnauzenende und Ober- und Unterkiefer, das Nasenloch einfach und endständig wie bei Teleosaurus; Schnauze und Eckzähne genau wie bei Galeosaurus, erstre dicht gedrängt und kegelförmig, letztere sehr gross. Von dem- selben Fundorte. Aus der Familie der Dieynodontia: 1. Ptychognathus n. gen. auf vier Schädeln beruhend. Pt. declivis Hinterhauptsfläche wie bei den Katzen mit starker Randleiste, Scheitelstirnfläche vorn durch eine zwischen den Suborbitalfortsätzen liegende Leiste begränzt, davor fällt die Gesichtsfläche langsam und gradlinig abwärts. Die Superoceipitalkante in der Mitte sehr erhaben und ausgeschnitten. Oceipitalfläche durch die seitliche Ausdehnung der Zitzenbeine den breitesten Theil des Schädels bildend, welcher sich vorwärts durch die furchigen Anfänge der Eckzahnalveolen sehr zusammenzieht, Au- genhöhlen länglich nierenförmig, mit Resten von Sklerotikalringen. Nasenlöcher getheilt durch einen breiten flachen und aufwärts ge- kehrten Fortsatz des Praemaxillarbeines näher bei der Augenhöhle als bei der Schnauze und kleiner als bei Dicynodon. Schläfengrube breiter als lang, ihr Aussenrand am längsten. Gaumen mit nur einer ovalen "grossen Lücke von Palatopterygoidleisten begränzt. Oceipi- talhypapophysen verhältnissmässig dicker als bei Dieynodon tigriceps, Scheitelbein ohne Spur einer Mittelnaht und mit Scheitelloch; Stirn- 384 beine durch eine mittle Naht getheilt und ein queres Paar kleiner Tu- berositäten tragend. Vordere Gränzkante des Scheitels von den Ba- sal- und Praefrontalbeinen gebildet, die äussere Oberfläche beider in eine wagrechte und eine abschüssige Fläche getheilt. Praemaxillar- bein lang und einzeln, sein mittler Antlitztheil flach mit einer niedern Erhöhung längs seiner Mitte. Kieferbeine die Nasenlöcher von un- ten begränzend und sich oben vereinigend mit dem Praefrontal, den Thränen- und Nasenbeinen, ihre äussere Seite getheilt durch die starke Kante, von welcher der Gattungsname entlehnt ist. Im Oberkiefer nur die zwei Eckzähne, Unterkiefer zahnlos, hoch und breit, Vorder- theil der Symphyse verlängert und aufwärts gekrümmt bis zur Be- rührung des wie abgestumpft aussehenden Endes des Zwischenkie- fers. Pt. verticalis hat einen Umriss des Antlitzes, welcher fast senk- recht vorn und fast rechtwinklig zu der Stirnscheitelfläche herabsteigt. Augenhöhlen grösser und oval. Die vorstehende Eckzahnalveolen von unterhalb der Augenhöhlen an mehr senkrecht herabsteigend.. — Oudenodon n. gen. Der Schädel besitzt getheilte Nasenlöcher, Struc- tur und gerundeter Umriss wie bei Dieynodon, gleiche Form, Grös- senverhältnisse und Stellung der Augen- und Nasenhöhlen, nur sind die Jochbögen schlanker, gerade und lang und obwohl ein schwacher Alveolar-Fortsatz an der gewöhnlichen Stelle etwas unter dem zahn- losen Alveolarrand des Oberkiefers herabragt: so enthält er doch keine Spur eines Zahnes, die Kiefer sind völlig zahnlos. Von Dicy- nodon tigriceps fand sich ein Becken mit Kreuzbein, das aus minde- stens fünf Wirbeln besteht, von welchen der erste breite dicke drei- kantige und am Ende ausgebreitete Pleurapophysen hat. Lenden- wirbel besass das Thier nicht. Am East Brink River. Ferner noch Massospondylus carinatus auf einige Wirbel begründet und Pachy- spondylus auf andere Wirbel, beide aus dem Sandstein der Draken- bergkette. — (Ann. mag. nat. hist. 1859. IV. 77—79.) Owen, Classifikaton und zeitliche Verbreitung der lebenden und vorweltlichen Amphibien. — Manche Fische schliessen sich im Schädelbau und der lungenartigen Schwimmblase eng an die Amphibien, Archegosaurus hat eine knorplige Wirbelsäule wie der Stör auch bleibende Kiemenbögen wie Lepidosiren, ferner besitzen Dendrodus, Lepidosteus und Archegosaurus in den Zähnen Labyrinthodontenstruktur, Megalichthys und Archegosaurus grosse mittle und seitliche Kehlplatten, auf solche Verbindung hin vereinigt Owen die Amphibien und Fische in eine Klasse Haematocrya, blut- kalte Thiere, im Gegensatz zu den Haematotherma. Die Salaman- droiden Ganoiden sind die am meisten fischartigen, die Labyrintho- donten die am meisten saurierartigen in der grossen Gruppe; Lepi- dosiren und Archegosaurus sind Mittelformen, jener mehr mit Fisch- dieser mehr mit Reptiliencharakter, jener von den Fischen zu den Labyrinthodonten und dieser zu den“Batrachiern mit bleibenden Kie- men leitend. Obwohl man seither die Amphibien als kaltblütige Lun- genthiere deutet: so athmen Siren und Proteus doch hauptsächlich 385 durch Kiemen wie wahrscheinlich auch Archegosaurus. Die heutigen Batrachier bringen jährlich eine grosse Menge kleiner Eier auf ein- mal zur Reife, woraus sich der Embryo mit nur einem kleinen Allan- toidanhange und mit äussern z. Th. lebenslänglich bleibenden Kie- men entwickelt. Andere unserer jetzigen Reptilien bringen weniger und verhältnissmässig grosse Eier, der Embryo liegt in einem freien Amnion eingeschlossen, ist mehr minder von einer grossen Allantois eingeschlossen und hat später keine erhebliche Metamorphose zu durch- laufen. Deshalb hat man die Amphibien bisweilen in zwei Klassen aufgelöst. Aber bei dem lebendig gebärenden Salamander ist die An- zahl der gleichzeitig entwickelten Eier hier wieder viel kleiner als in Siren und nicht grösser als bei Landschildkröten, auch hat derselbe von der Resorption seiner Kiemen abgesehen keine grössere Meta- morphose mehr zu durchlaufen als diese oder das Krokodil. Jener Klassenunterschied reducirt sich daher auf die Allantois, die uns von Archegosaurus und Labyrinthodon gar nicht bekanntist. Aber die Ver- wandtschaft von Labyrinthodon mit Ichthyosaurus und die ganze Repti- lienartige Natur aller Labyrinthodonten berechtigen zu der Annahme, dass auch ihre Jugendzustände mehr mit denen der Beschuppten als mit Batrachiern übereinstimmen. Auch die Hautbedeckung kann zur Unter- scheidung nicht benutzt werden, da Coecilia kleine Schuppen besitzt, während Krokodile und Echsen Knochenschuppen nach Art der Ganoiden haben. Owen theilt nun die Unterklasse der Amphibien in 13 Ordnungen: I. Ganocephala in Bezug auf die grubigen und äusserlich blanken Knochenplatten des Schädels so genannt. Diese Platten schliessen das Postorbital- und das Supratemporalbein in sich, welche beide sich über die Schläfengruben wölben. Keine Condyli oceipitales am knorpligen Hinterhaupt. Zähne mit convergirenden Cämentfalten auf ihren Basalhälften. Wirbelsäule eine knorplige Chorda doch mit verknöcherten Wirbelbögen und peripherischen Theilen. Pleurapo- physen kurz und gerade. Vorder- und Hintergliedmassen sehr klein und zum Schwimmen eingerichtet. Grosse, mittle und seitliche Kehl- platten. Schuppen klein, gekielt und fast ganoid. Spuren von Kiemen- bögen. Hierher Archegosaurus, Pygopterus lucius, Apateon pedestris. II. Zabyrinthodonta. Der Schädel ebenfalls geschützt durch einen geschlossenen Helm aus äusserlich grubigen und ungewöhnlich harten und glänzenden Knochenplatten, welche das supplementäre Postorbital- und Supratemporalbein in sich schliessen, aber ein Scheitelloch frei lassen. Zwei Condyli oceipitales.. Vomer getheilt und zahntragend. Zwei Nasenlöcher. Wirbelkörper und deren Bogen verknöchert, bi- concav. Pleurapophysen des Rumpfes lang und gebogen. Zähne von einer durch wellige Biegung und seitliche Verzweigung der Cä- mentfalten zusammengesetzteren. Beschaffenheit. Knochenschilder bei einigen. Mastodonsaurus, Trematosaurus,. Metopias, Capitosaurus, Zygosaurus, Xestorrhytias u. a. III. Zchthyopterygia. Schädelknochen noch die supplementären Post- orbitalia und Supratemporalia mit einschliessend, aber dabei schon XVI 1860, 26 386 kleine Schläfengruben und andere Lücken zwischen den Schädelkno- chen, ein Scheitelloch, nur ein einfacher Condylus oceipitalis und ein zahnloser Vomer. Zwei Nasenlöcher vor den Augenhöhlen. Wirbel- körper knöchern, biconcav, kurz, sehr zahlreiche Pleurapophysen des Rumpfes und selbst bis in die Nähe des Kopfes lang und gebogen, die vordern mit doppelten Gelenkköpfen. Zähne mit convergirenden Schmelzfalten in ihrem Basaltheile, eingefügt in gemeinsame Alveo- len und beschränkt auf Ober-, Zwischen- und Unterkiefer. Zwischen- kiefer viel grösser als Oberkiefer. Augenhöhlen sehr gross; Sklers- tikalring. Schwimmfüsse mit mehr als fünf vielgliedrigen Zehen. Kein Kreuzbein. Haut nackt. Ichthyosaurus, Plesiosaurus, etc. IV. Sauropterygia. Keine Postorbital- und Supratemporalbeine, die auch allen folgenden fehlen. Grosse Schläfengruben und andere Lük- ken zwischen den Schädelknochen. Ein Scheitelloch. Zwei Nasen- löcher vor den Augenhöhlen. Einfache Zähne in getrennten Alveo- len der Ober-, Zwischen- und Unterkiefer, selten auf den Gaumen- und Flügelbeinen. Schwimmfüsse mit nicht über fünf Zehen. Kreuz- bein ein- oder zweiwirblig, meist viele Halswirbel. Rippen mit ein- fachen Köpfen, die des Rumpfes lang und gebogen. Vom Muschelkalk bis zur Kreide. Der Riese dieser Gruppe ist Pliosaurus mit nur we- nigen kurzen und flachen Halswirbeln, während die nächsten Ver- wandten zahlreiche haben. Simosaurus, Pistosaurus, Nothosaurus. V. Anomodontia. Zähne klein oder zusammenfliessend mit stosszahn- artigen Zwischenkiefern oder beschränkt auf ein Paar oberer Eck- zähne. Scheitelloch und zwei Nasenlöcher. Paukenbeinstiel fest. Wir- belkörper biconcav. Rippen des Rumpfes lang und gebogen, die vor- dersten mit doppelten Köpfen. Kreuzbein vier- bis fünfwirblig mit den breiten Darm- und Schambeinen ein grosses Becken bildend. Gangfüsse. Nur in der Trias. 1. Dieynodontidae mit langen stets nachwachsenden Stosszahn in jedem Oberkiefer, beide Zwischenkiefer verwachsen und mit dem Unterkiefer ein schnabelförmiges Maul bil- dend, das wahrscheinlich mit Horn überzogen war. Dieynodon und Ptychognathus aus S-Afrika. 2. Cryptodontidae: beide Kiefer zahn- los, in allen Uebrigen stimmt Oudenodon mit vorigen überein. 3. Gnathodontidae: zwei stosszahnförmige gebogene Körper an Stelle der Zwischenkiefer und aus in einander geflossener Zahn- und Kno- chensubstanz gebildet, steigen von der Symphyse des Unterkiefers herab, homolog mit dem Paare zusammenfliessender Zwischenkiefer- zähne und -Beine in der amphicölen Echse. Rhynchocephalus aus Neuseeland. Dahin der übrigens zahnlose Rhynchosaurus aus dem Triassandstein von Shropshire und der Hyperodapedon mit Gaumen- zähnen aus dem Elginsandsteine. VI. Pterosauria. Während die Vorigen z. Th. sich den Vögeln durch ihre Schnabelbildung nähern, tritt bei den Flugechsen noch die Pneu- maticität des Skeletes und die Bildung der Gliedmassen als vogel- ähnlich hinzu. An den Fingern nimmt die Zahl der Phalangen bis zum vierten viergliedrigen zu. Die ganze Wirbelsäule und das übrige 387 Skelet ist dem Fluge angepasst. Rückenwirbel klein, Kreuzwirbel zwei bis fünf, Becken und Hintergliedmassen schwach. Wirbelkörper concavconvex. Dimorphodon, Rhamphorhynchus, Pterodactylus, vom Lias bis in die mittle Kreide. VNH. Thecodontia. Wirbelkörper biconcav, Rumpfrippen lang und ge- bogen, einige vordere zweiköpfig, Kreuzbein dreiwirblig; Gangfüsse, Femur mit drittem Trochanter. Zähne in getrennten Alveolen mit spit- zer zusammengedrückter zweischneidiger sägerandiger Krone. Hie- her Thecodontosaurus und Palaeosaurus wahrscheinlich triasisch, Cla- dyodon aus dem Neurothen Sandsteine von Warwikshire, der mit dem Würtembergischen Belodon zusammenfällt, und noch Leidys Bathy- gnathus aus N-Amerika. VIOI. Dinosauria. Grosse Hals- und Vorderbrustwirbel durch Di- und Parapophysen an zweiköpfige Rippen angelenkt, Rückenwirbel mit neuraler Plateform; Kreuzbein vier- bis sechswirblig. Gelenk- enden der freien Wirbel mehr weniger eben, aber in den Halswirbeln zuweilen convexconcav. Gangfüsse stark, lang und bekrallt, Femur zuweilen mit drittem Trochanter. Iguanodon, Hylaeosaurus, Scelido- Saurus, Megalosaurus. IX. Crocodilia. Zähne einreihig, eingekeilt. Aeussere Nasenöffnung einfach und ganz oder fast endständig. Vordere Rumpfwirbel mit Di- oder Parapophysen oder zweiköpfigen Rippen. Zwei Kreuzwir- bel, jeder mit eigenem Bogen. Haut meist mit grubigen Knochen- schildern. 1. Amphicoelia mit Gavialschnauze, langen, spitzen Zähnen, biconcaven Wirbeln, nicht hinderlich vorragenden Augenhöhlenrand; bleibende Meeresbewohner. Hieher Teleosaurus, Mystriosaurus, Ma- erospondylus, Massospondylus, Pelagosaurus, Aelodon, Succhosaurus Goniopholis, Poecilopleuron, Stagonolepis. 2. Opisthocoelia: vordere Wirbelköper convexconcav so Cetiosaurus, Streptospondylus und an- dere oolithische Wirbel. 3. Procoelia: Krokodile mit concavconvexen Wirbelkörpern im N-Amerikanischen Grünsande, in Europa eocän, und die lebenden. X. Zacertilia. Wirbelkörper meist vorn concav, mit einem einfachen Querfortsatze jederseits und mit einköpfigen Rippen. Nie mehr als zwei Kreuzwirbel. Seit dem lithographischen Schiefer. XI. Ophidia. Wirbel sehr zahlreich, vertieft, mit einfachem Querfort- satze jederseits. Kein Kreuzbein und keine Gliedmassen. Seit dem Londonthone. XII. Chelonia sind hinlänglich bekannt. m XII. Batrachia. Wirbelkörper biconcav (Siren), concavconvex (Rana) convexconcav (Pipa). Rippen kurz und gerade. Zwei Condyli oceci- pitales und zwei meist zahntragende Vomer. Haut nackt. Larven mit meist vergänglichen Kiemen. Tertiär und lebend, die fossilen entsprechen den lebenden Gattungen und Familien. Mehres Detail zu diesem schätzenswerthen Aufsatze enthält noch Owens Artikel Palaeontology in der Encyelopaedia britannica und natürlich die Monographien über die britischen Reptilien in den Schrif- 26* 388 ten der Palaeontographical Society. — (Edinb. nem phil. Journ. 1860 AI. 294—306.) A. Wagner, fossile Säugethiere am Chimborasso. — Moritz Wagner sammelte diese Knochen auf der hohen Paramoster- rasse von Sisgun, welche sich an den W-Fuss des Chimborasso an- lehnt und in verschiedenen Abstufungen einerseits mit der Hochebene von Tapia andrerseits mit der Paramos Hacienda von Chuquipago zusammenhängt Sie ist von tiefen Erosionsschluchten mit senkrech- ten Abhängen durchfurcht und in einer solchen schwer zugänglichen fanden sich die Knochen, 2!/2 Leguas von dem Dorfe Calpi entfernt, wo Humboldt am 1. Juni 1802 übernachtete, um den Chimborasso zu ersteigen. Die Schlucht zieht von NO nach SO und liegt 11287‘ ü. M. Die schroffen Wände zeigen folgende Schichten unter 150 ge- gen die Hochebene geneigt: Humus und Lebm mit Trachytgeröllen und kleinen Landconchylien, gelblich grauen lockern Tuff 4° mächtig ohne Einschlüsse, Conglomerat 5‘ aus scharfkantigen Trümmern und grauem thonigen Bindemittel, bimssteinartige graue vulcanische Schlak- ken in eckigen Stückchen ohne Bindemittel, brauner thoniger Tuff 16‘ mit den Knochen und Geröllen Die Knochen sind sehr fragmentär und lassen drei Gattungen erkennen. 1. Callistrophus priscus ein colossaler Edentat nach einem Humerus, innen mit schwammigem Knochengewebe ausgefüllt, megatherienähnlich. Mit Megatherium hat er gemein die tiefe Olecranongrube von querovaler Form und die nach aussen stark gewölbte untere äussere Rolle, in allem Uebrigen gleicht er mehr Mylodon. Er misst 14‘'8' Länge, oben 5‘4‘‘ Breite, unten 4.5“. — 2. Mastodon Andium Cuv in einem Atlas, ist kleiner als bei dem Mammuth, dem er in der Form auffallend gleicht, mit Masto- don konnte ihn W. nicht unmittelbar vergleichen. — 3. Equus fossilis Andium nach mehren Bruchstücken, Unterkiefern und Zähnen, stim- men vollkommen mit dem lebenden Pferde überein, ferner noch ein Oceiput, unteres Stück von Humerus, Olecranon, Radius, alle nicht eigenthümlich, dennoch will sie Verf. aus theoretischen Gründen, die freilich sehr schwach sind, als eigene Art betrachten. — (Sitzungs- berichte der bayr. Akad. 1860. $S. 330—338.) Brandt, Mastodon bei Nikolajew. — Die Lagerstätte liegt in einer Schlucht bei dem Dorfe Woskressensk, welche folgende Schichten entblösst: schwarzen Humusboden, 6‘ sehr dichten Mu- schelreichen Kalk, 5‘ lockern hellen oolithischen Kalk, 7° festen Sand- stein mit Thonschichten. “In letztren fand sich das Mastodonskelet. Die Theile desselben waren an Ort und Stelle vielfach verschoben, Schädel, mehrere Wirbel, Becken, hintere Gliedmassen fehlen, wahr- scheinlich sind diese schon vor mehren Jahren weggeschleppt. Die Knochen sind ungemein zerbrechlich. Vom Schädel fanden sich je- doch einige unbedeutende Stücke, die Backzähne des Oberkiefers la- gen zerstreut, die ziemlich geraden 6'8° langen Stosszähne nur et- was verschoben, die kleinern untern noch im Kiefer steckend, die Hals- und Rückenwirbel verschoben und theilweise zerstört, die Rip- 389 pen in natürlicher Lage und fast vollzählig. Brandt wollte früher Mastodon angustidens darin erkennen, allein Kiefer und Backzähne sprechen doch gegen diese Art; letztere entsprechen vielmehr denen des M. tapiroides. — (Bull. acad. Petersbg. II. 501—511. M. Tf.) @l. Botanik. A. Decandolle, die Familie der Begonia- ceen. — Zur Bearbeitung des Prodromus erhielt DC ein so über- aus reiches Material dieser Familie aus Gärten und Herbarien, dass er 371 Arten, darunter 127 neue zu beschreiben hatte, während Klotzsch nur 194 aufzählen konnte. Die Begoniaceen haben sämmt- lich nur einen beschränkten Verbreitungsbezirk und ähneln darin und in einigen anderen Beziehungen den Orchideen, beide lieben warme und feuchte Gegenden und sind in Amerika und Asien zahlreicher wie in Afrika. Weite Verbreitung haben nur wenige Arten so B. scandens SW von Jamaica und Guiana bis Peru und Costa Rica, B. laciniata Rb von Sikkim Himalaya bis zur Insel Hongkong, Mezierea salaciensis Gaud auf Mauritius, Bourbon, Madagaskar und den Como- ren und Timor, alle andern sind ganz local, so die der west- und ostindischen Inseln jeder Insel eigenthümlich. Daraus lässt sich vermuthen, dass die Gesammtzahl der Arten mindestens ein Tausend beträgt, denn noch sind viele Gegenden auf sie zu untersuchen. Die bis jetzt bekannten stammen aus drei Regionen: 1. vom Himalaya bis Java und den Philippinen, 2. dem südlichen Mexiko und Central- amerika, 3. Peru, Brasilien. Aus W-Afrika, wo man sie ganz zu ver- missen glaubte, erhielt Hooker eine Art von der Insel Annobon an der Küste von Guinea, eine andere von Fernando Po. Die Sandwichs- inseln, die Galapagos und die Inseln im Nordosten von Neuholland besitzen keine einzige. Am weitesten vom Aequator entfernt sich B. sinensis DC, sie wächst bei Peking und lässt sich vielleicht in der gemässigten Zone cultiviren Klotzsch löste bekanntlich Begonia in 41 Gattungen auf, über deren Werth die Urtheile sehr verschieden sich stellten. DC. nimmt dessen Gattungen fast sämmtlich an, er- klärt sie für natürlich, fasst sie dennoch nur als Subgenera. Der Prodromus stellt nur 3 Genera auf: Begonia mit 59Sektionen, Caspa- rya mit 8, Meziera mit 2. Jede Sektion besteht aus Arten, welche wirklich mit einander verwandt sind durch Charactere, Tracht oder Abstammung. Die von den Placenten abgeleiteten Charactere spre- chen sich im äussern Habitus gar nicht aus. — (Annales sc. natur. A1.:Nr:2.) * Rentsch, Metamorphose der Vibrionen in Pflanzen- formen. — Vibrionen, Bakterien und Monaden der kleinsten Art sammeln sich in Haufen und lagern sich in spiraler Richtung zu ei- nem linsenförmigen runden, elliptischen oder ovalen Körper an ein- ander. Während die Conturen der Bacterien in zarte spiralige Strei- fungen durch dichtere Aggregation der einzelnen Bacterienglieder verschwinden, werden die Körper glatt und farblos und verhalten sich optisch und chemisch ganz wie Amylum. R. fand sie in Infusionen rein thierischer Gewebstrümmer entstanden und im Gewebe lebender 390 Thiere als normalen Bestandtheil und nannte sie Amylodiscus zum Unterschiede von dem in lebenden Pflanzenzellen erzeugten Amylum. Virchow nannte sie Amyloid. Sie entstehen nicht blos als Zellmeta- morphosen in lebendigen thierischen Geweben sondern auch frei in Infusionen thierischer Gewebe. Nicht blos ein Haufen Bacterien, sondern jedes einzelne Glied kann in Amylodiscus übergehen; die aus Haufen entstandenen Amylodisei sind nichts weiter als die in eine bestimmte Form zusammengelagerten kleinen. Sie vermehren sich durch Theilung in gleiche Hälften oder durch Ablösung einzelner Theile, wovon jeder vor dem andern weiterwachsen und sich vom Mut- terkörper trennen kann. Es kann sich aber auch nach und nach jeder Theil ablösen und der ganze Amylodiscus in seine kleinsten Elemente zerfallen, wovon jeder als selbständiger Amylodiscus fortlebt oder sich wieder in Bacterien verwandelt. Die weitere Metamorphose in andern Pflanzenzellformen, welche jeder Amylodiscus erfahren kann, geschieht auch mit jedem Theile innerhalb seines Ganzen. Daher sehen wir in diesem oft Zellen, welche von der ursprünglichen An- laggrung in der Richtung einer von Pol zu Pol laufenden Rechts- und Linksspirale abweichen und mit ihrer Längsachse eine radiäre oder unregelmässige Stellung und durch Copulation eine vielfach verzweigte schlauchartige Form annehmen, was nur bedeutet, dsss die constitui- renden Zellen sieh in einer andern Spiralrichtung zusammenordnen, Ebenso können durch centripetale Zerklüftung des Amylodiseusge- | webes Theilformen entstehen, welche später die ursprüngliche Stamm- - form durch Umordnung der Elemente ganz ebenso wiederherstellen. Endlich entsteht durch Anlagerung und Verschmelzung mehrer Amy- lodisei ein grösserer in dessen Faserung der Bau der hinzugekom- menen vollkommen aufgeht. R. hat Amylodisci in mit reinem Wasser gefüllten und verschlossenen Gefässen aufbewahrt und eine unge- mein rasche Vermehrung wahrgenommen, so dass trotz wiederholter Verluste stets eine ziemlich dicke weisse Schicht den Boden der Ge- fässe bedeckte. Die Amylodisci kommen auch im Parenchym des Flohkrebses vor und die Schalenzellen dieses zeigen häufig nicht blos denselben Bau, sondern auch dieselbe chemische Reaction. Die Ver- wandlung eines Vibrio oder Spirillum in Algen veranlasste schon Burett zu dem Urtheile die Vibrionen seien gar keine Thiere, sondern die beweglichen Keime jener Algen, auch bewies er deren pflanzliche Natur daraus, dass electrische Schläge sie nicht tödten. ' Brechnuss- tinetur tödtet jedes Infusorium und auch Vibrio, Spirillum, Spiro- chaeta, was wieder für thierische Natur spricht. Man kann den Ue- bergang der Bacterien in Vibrio baeillus und Spirillum nudula in je- dem Haufen zerfallender Infusorien beobachten, sie gehen wieder in Oscillarinen, Hygrocrocis und Gallionellen etc. über, indem sich ihre Glieder mehr und mehr entwickeln resp. ihr Zellinhalt in Farbstoff umwandelt. Spirillum, Vibrio oder Bacterium setzen einige mittle Glieder in Pigmentzellen um oder aber zwei mittle Umgänge des schraubigen Spirillumfadens verschmelzen spiralig zu zwei Farbstoff- 391 zellen, während die Endglieder farblos bleiben, erstarren und mit einem Kieselpanzer sich bekleiden oder aber der ganze Vibrio färbt sich und geht ebenfalls in eine Naviculacee, die Ceratoneis über. Ehe eine Erstarrung der Enden eintritt, sieht man dieselben sich feiner ausziehen, langsam oder schneller sich spiralig drehen oder wimpern, in der mittlen Pigmentzelle sich gelenkartig einbiegen und wieder ausstrecken, also ein den Cercomonaden gleichendes Leben führen, auch bilden sich in der That aus Bacterien Cercomonaden, welche wie- derum in Nayiculaceen verwandelt weroen. Die Elementarzellen der Bacterien haben bald eine runde, bald eine cylindrische, elliptische oder spindelförmige Gestalt. In Zwillingsstäbchen, Baeillum bilocu- lare sehen wir beide bald an den Grundflächen oder Polen oder seit- lich mit ihren Rändern oder der Hälfte ihres Körpers zusammenhän- gen und bald in einer weitern Spiraldrehung sich vereinigen, wäh- rend die Zellen selbst eine Drehung um ihre Längsachse machen. Indem die Wimper nichts weiter ist als die zu einem Faden anfge- wickelte Zelle, sehen wir auch hier an den Enden schwingende Fä- den, also eine Cercomonas entstehen. Diese ist eigentlich nur eine Zwillingsmonade, aus welcher jene Naviculaceen hervorgehen. — (Ho- moiogenesis 8. 61—63. Ralph, die Baumfarren auf Neuseeland. — Obwohl Neuseeland unter den Breitengraden des südlichen Europa liegt und Klimate der atlantischen Küstenländer von Lissabon bis England hat, führt seine Flora doch überraschende Tropenformen, so den schön- sten Nadelbaum Araucaria excelsa, die weit südlich gehende Palme Areca sapida und in grösster Fülle riesige Baumfarren. Das Klima ist zwar milde, aber noch lange nicht tropisch, es bietet Frost und Schnee selbst in Gegenden, wo die Areca sapida wächst, deren S-Gränze unter dem 37° SBr. liegt. Der Winter gleicht hier dem an der spanischen Küste, der Sommer ist nicht wärmer als in der Gascogne, darum gedeihen dort alle Gemüse und Obstsorten des mittlen Europa. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Baumfar- ren. Cyathaea tritt mit 4 Arten auf: C. dealbata, medullaris, Cuning- hami und Smithi. Erstere als Silberfarren bekannt besitzt einen graden Stamm und schön silberweisse Wedel, ist von allen die häu- figste, an allen Plätzen von den Thalgründen und Flussmündungen bis auf die höchsten Berggipfel. C. medullaris der schwarze Farren unterscheidet sich durch diekeren und höheren Stamm mit vollerer Krone, welche mindestens 30 bis 40 Wedel hat. Bei jungen Exem- plaren erheben sich die Wedel fast senkrecht auf ihren langen schwa- chen Stielen, erst alte breiten sich wagrecht aus. ©. Cunninghami ist weit seltener, fast nur in den schattigen Thalgründen; so lange sie jung und der Stamm kurz ist, verstecken die geschwärzten Ue- berreste abgestorbener Wedel denselben, aber allmählig erhebt er sich und krönt sich mit einem schönen Kranze von 40 Wedeln. C., Smithi ist mehr elegant als grandios in ihren Formen, das fein zer- theilte Laub hat eine glänzend hellgrüne Farbe. Die C. dealbata 392 zeigt einige Abarten besonders auffällig eine gelbliche. Die grössere oder geringere Dauer der Wedeläste an den Stämmen ist ein sehr unbeständiges Merkmal, die Adventivwurzeln, welche den Stamm am Grunde bedecken, fehlen dagegen höchst selten. Alle Stämme von C. dealbata sind zuweilen von solch starkem Netz von Wurzeln um- hüllt, dass sie 1!/)‘ Durchmesser halten. Die grösste Höhe dieser Art beträgt 24‘, die Wedel 8 bis 12’ Länge. C. medullaris hat braun- schwarze oder ganz schwarze Wedelstiele, der junge Trieb erhebt sich senkrecht 6° hoch in einem geschlossenen Bündel, dann erst löst sich derselbe und die Wedel treten auseinander; bei 9° Stammhöhe verkürzen sich die Wedelstiele, aber die Pflanze erreicht 50° Höhe und der Stamm an der Basis scheinbar über 6° Durchmesser durch das bedeckende Wurzelgeflecht, das 12° hoch am Stamme hinaufzieht. Selten sind ganz gerade Stämme. C. Cunninghami wird 20’ hoch, ihr Stamm bleibt dünn, nur 6° hoch von Wurzelgeflecht bedeckt, in der Krone mit 20 bis 30 Wedeln, die Wedelstiele und Rhachis mit warzenförmigen Drüsen besetzt. C. Smithi wird höher, ihr 6 bis 9 langen Wedel sind glänzend grün, die Blattstiele und Rhachis bräun- lich, unterhalb mit kleinen Warzen. Ausser den Cyatheen kommen noch andere interessante Baumfarren vor so die 13° hohe Dicksonia antaretica und D. squarrosa von 18° Höhe und mit 9° langen Wedeln. Ueberhaupt erscheinen die Baumfarren massenhaft, an jedem Berg- pfade zählt man hunderte von Stämmen der C. dealbata, aber die vordringende Kultur zerstört sie, an ihrer Stelle erscheint dann eine unansehnliche stammlose Lomaria, in nicht ferner Zeit werden alle Baumfarren verschwunden sein, wenn nicht einige Waldplätze vor der Cultur geschützt werden. So bietet Neuseeland die schlagend- sten Thatsachen gegen die Theorie des tropischen Klima in der Steinkohlenepoche, welche noch immer von beschränkten Köpfen ohne Beweise aufrecht erhalten wird. — (Regels Gartenflora 1860. Decem- ber S. 421—-424.) Korkeiche und Kork. — Der Kork entsteht unmittelbar unter der Oberhaut, aber nicht aus der eigentlichen Rindenschicht, sondern aus einer zwischen beiden liegenden eigenen Schicht, des- halb kann man die Korkschicht abschälen ohne dem Baume zu scha- den, im Gegentheil wächst die entrindete kräftiger als die unberührt gebliebene Korkeiche. Bäume deren Stämme unten und 'oben ge- schält waren, wurden nach einigen Jchren an diesen Theilen dicker als in der unberührten Mitte. Dagegen vermindert das Entrinden den Fruchtansatz, entrindete haben stets viel weniger Eicheln. Ge- hörte nun der Kork den eigentlichen lebensfähigen Rindenschichten an: so würde seine Wegnahme ähnlich wirken wie das Ringeln der Obstbäume, d. h. den Fruchtansatz befördern. Die frisch geschälte Eichenrinde wird zuerst im Schatten unter offenen Schuppen getrock- net, dann wieder befeuchtet und die äussere holzige Schicht durch Schabemesser mit zwei Griffen abgezogen, darauf die Korkstreifen verpackt und den Fabrikanten zu weiterer Verarbeitung überliefert. 393 Diese lassen den Kork in grossen Wasserkesseln 15 Minuten lang sieden, schneiden ihn dann in schmale Streifen, zerschneiden diese dann in schmale Streifen, zerschneiden diese wieder in kleinere Stü- cke, lassen selbige in Netzen eingeschlossen nochmals eine Viertel- stunde kochen und darauf werden sie in einen feuchten mit Steinen gepflasterten Raum 4 bis 5 Tage zum Austropfen gebracht, bevor sie zu Stöpseln geschnitten werden. Lässt man den Kork 2 oder 3 Jahre liegen, so gewinnt er sehr an Güte, wird dichter und elasti- scher. Alle höckerigen und mehrmals abgesprungenen Stücke kom- men in Abfall, welchen die Fischer zu verschiedenen Zwecken ver- wenden. — (Ebda. 425.) Choisy, über die Gattung Discostigma Hassk. — Gattungsdiagnose: Arbor dioica. Masc. paniculae axillares brevis 3—8 florae; bracteae 2 minutae et sepala 2 paulo majora aut sepala 4 in- aequalia; petala 4 distincta sepalis alterna; stamina innumera in 4 phalanges filamentis coalita; phalanges petalis oppositae; antherae apice mammillosa dispositae parvulis rimis apertae; stylus stamina elegans sterilis stigmate peltato coronatus. Femin. paniculae axilla- res brevi terniflorae; sepala et petala ut in masculis; stamina nulla; stylus paulo brevior quam in masculis; stigma peltatum flavescens; fructus ignotus. Arbor altissima ramosissima. Arten: D. rostratum Hassk. und D. grandifolium n. sp. beide auf Java. — (Mem. soc. phys. d’hist. nat. Geneve. XV, 434—439. 2 tbb.) Flach, Versuche über freie Entstehung niederer Pflanzen. — H. stellte eine Reihe der verschiedensten Versuche an über Entstehung niederer Pflanzen und fasst die Resultate dersel- ben in folgende Sätze zusammen: 1. Zwischen Mineral- und Pflanzen- reich besteht keine Gränze, denn es ist nicht anzugeben, wenn die von Schleim- oder Eiweiss benetzte Kieselerde als Zelle zu betrach- ten ist. 2. Kieselhydrat im Wasser vertheilt bildet Anfänge von Pflan- zenröhren, ob durch Zutritt von organischer Substanz ist unentschie- den. 3. Eiweiss und Quittenschleim vermögen mit Kieselgallerte Ar- ten der Algengattung Mycothamnion Kz hervorzubringen und kann die Kieselerde hierbei nicht durch Kalk- oder Thonerde vertreten werden. Die Stärkemoleküle und Kleister können sich wie Zellkerne verhalten und eine freie Zellbildung veranlassen. 5. Zellen, Sporen und Zellkerne vermögen sich zu Monaden umzubilden. 6. Algen und Monaden schliessen sich gegenseitig bei ihrem ersten Auftreten aus, so dass bei rascher Pflanzenbildung erst nach dem Absterben dersel- ben Monaden entstehen, sowie bei dem frühern Auftreten von Mona- den entstehen wieder Algen. 7. Eine freie Entstehung der niedern Pflanzen findet häufig Statt. 8. Pilze, Algen und Flechten können unter den nöthigen Bedingungen in einander übergehen. — Wenn zwischen den niedern Pflanzen ein Uebergang sicher nachzuweisen ist: so scheint bei den höher organisirten eine solche Umwandlung Jetzt nicht mehr zu erfolgen. Vielfache Versuche des Verf.’s in die- ser Hinsicht blieben erfolglos. Trotz der genauesten Beobachtung 394 der angegebenen Vorschriften um Hafer in Roggen, Gerste in Wei- zen zu verwandeln, erhielt Fl. niemals ein solches Resultat. Auch die Einwirkung einer andern Atmosphäre auf das Klima des Samens erwies sich erfolglos. — (Pharmaceut. Archiv 1860. Septbr., Octbr., Novbr.) & Landerer, die Rosenpflanzungen in Kleinasien. — In der Nähe von Adrianopel und auch in Brussa befinden sich sehr ausgedehnte Rosenpflanzungen, nicht frei sondern in Ummauerungen, Jeder Garten hat seine kleine Thür, auch kleine Häuschen für die Wächter. Ein Theil derselben wird auch mit Gemüsen und andern Nutzpflanzen bebaut und der Ertrag daraus bildet den Lohn für den Gärtner. Andere Rosenplantagen bleiben offen und frei. Die Rosen- stauden werden durch Ableger vermehrt und in Reihen gepflanzt. Bevor die Blühten sich öffnen, werden die Knospen eingesammelt früh Morgens oder nach Sonnenuntergang von Frauen und Kindern. Erst wenn die Blühten vollkommen abgewelkt sind, werden sie der Destillation unterworfen. Oft wird auch Salz darauf gestreut um die Blühten vor zu schneller Gährung zu schützen. Das gewonnene Ro- sendestillat wird der Kälte ausgesetzt und dann das aufschwimmende Oel abgenommen und sogleich in kleine zierliche Gläser gefüllt und in den Handel gebracht. In frühern Jahren wurden in den Distrikten am Balkangebirge jährlich 50—60000 Unzen Rosenöl gewonnen, jetzt kaum 8000 Unzen. Zu ein Loth Rosenöl gehören 8—10000 Blühten. Eine Hauptzierde der orientalischen Gärten bildet Acacia farnisiana mit ihren sehr wohlriechenden Blühten, die im Orient viel zum Par- fümiren gebraucht werden. Doch verflüchtigt sich ihr Oel bei der Destillation gänzlich. — (Zbda. Novbr. 182—184.) Lehmann und Schnittspahn, drei neue Semperviva, — Verff. beschrieben schon vor einigen Jahren in der Regensburger Flora neue Arten und haben bei ihren fortgesetzten Culturversuchen noch andere neue ausfindig gemacht, von welchen sie vorläufig drei beschreiben. Aus der Gruppe der barbulatae: S. Delasoiei: Rosette klein, flach, im Winter kuglig zusammengezogen, im Sommer flach ausgebreitet; Rosettenblätter zungenförmig, beiderseits seicht gewölbt, mit schwachem Mittelnerv, glatt, glänzend grün, an der Spitze bräun- lich und mit weissen Bärtchen; Ausläufer dünn, gerade, bis 1‘ lang, einen flachen lockern Rasen absetzend; Stengel aufrecht, schwach, 2° hoch, in 2 bis 3 einfache, 2 bis 3 blühende Aeste ausgehend, lang und dicht behaart; Stengelblätter dicht, linealisch, kurz gespitzt rund- lich gewimpert; Deckblätter einzeln, schmal lineal, drüsenwimprig; Blumenstiele fast verschwindend ; Kelch zehntheilig, Abschnitte lan- zettlich drüsig, wimprig gefranzt, Blühtenkrone ‘klein, zehnblättrig abstehend; Blumenblätter eilanzettlich, doppelt so lang wie der Kelch, unten drüsig wimprig, oben glatt; Staubfäden zehn, halb so lang wie die Blumenblätter, abstehend, Träger unten fein drusigwimprig, oben glatt, dunkelroth, Antheren kopfartig; Stempel 9 bis 10, aufrecht, grün; Fruchtknoten drusig wimperig; Griffel glatt, Honigschuppen 395 sehr klein; blüht anfangs Juni, bei Zermatt und am Rhonegletscher. — Aus der Gruppe der Stoloniferae: S. Scholti: Rosetten mittelgross bis gross, etwas flach. im Winter nicht vollständig zusammengezogen, im Herbst erhoben; Rosettenblätter eiförmig, in der Basis etwas ver- schmälert mit deutlicher kurzer weicher Spitze, glanzgrün, weich- haarig, fast glatt, am Rande schwachwimprig, oben glatt, unten ge- wölbt; Ausläufer gerade, 3—4’’lang, bräunlich roth, an der Basis fast nackt; Stengel aufrecht Fuss hoch, stark, oft gebogen, mit langen weis- sen abstehenden Haaren dicht besetzt, in 5 bis 6 aufrecht rispenartig gestellte einfache, selten gablige Aeste ausgehend. Stengelblätter breit, eiförmig, abstehend, mit ganz kurzer bräunlicher Spitze, am Rande gewimpert; Deckblätter untere ei- obere lineallanzettlich, mit gebogener Spitze. Kelch 12—14theilig, Abschnitte lanzettlich, schwach drüsig behaart; Blumenkrone mittelgross, ausgebreitet; Blumenblätter 12 bis 14, lineallanzettlich, zugespitzt, dreimal länger als der Kelch; Staubfäden zweireihig, 24—28, aufrecht mit braunrothen Trägern und gelben Antheren. Stempel 12 bis 14, aufrecht, dicht stehend, gelb- grün, Fruchtknoten gewimpert, an der Spitze glatt; Honigschuppe sehr deutliche weisse Drüsenblättchen; blüht im Juni, am Rhoneglet- scher. — Aus der Gruppe der Glabratae: S. Widderi: Rosetten mit- telgross, im Winter zusammengezogen, im Sommer schlaff auseinan- der; Rosettenblätter linealspatelförmig, kurz gespitzt, aufrecht, bei- derseits fach gewölbt, unten durch die Mittelrippe stumpf gekielt, auf der Fläche ganz glatt, leicht grau bereift, fast grasgrün, an der Basis röthlich; Ausläufer aus der untern Blattachse hervortretend, gerade, stark, kurz; Stengel aufrecht 4—5‘ hoch, drüsig, zottig in 3 kurze 2—3-blühtige Gabeläste ausgehend ; Stengelblätter schlaff, abstehend, lineallanzettlich, spitz, mit weissen zottigen Drüsenhaaren besetzt; Deckblätter ganz schmal mit pfriemenförmiger Spitze; Blu- menstiele sehr kurz, drüsig behaart; Kelch 10—12theilig, Abschnitte linealisch. in eine kurze röthliche Spitze ausgehend; Blumenkrone mittelgross, Blumenblätter zehn bis 12, linealisch, lang zugespitzt, doppelt so lang wie die Staubfäden, oberseits glatt, unten fein drü- sig behaart, an der Basis röthlich, an der Spitze grünlich weiss; ° Staubfäden 10—12, Fruchtknoten schwachdrüsig, Griffel glatt, Honig- schuppen kaum sichtbar. Blüht im Juni, in Tyrol. — (Offenbacher Verein I, 32—36 tf.) \ Schenk, über Parthenogenesis im Pflanzenreiche. — Verf. versuchte mit Cannabis sativa und Mercurialis annua, berück- sichtigte aber auch Ricinus communis, Momordica elaterium und Cu- curbita pepo. Die in die Töpfe gepflanzten Exemplare wurden unter Glasglocken verschlossen. Sämmtliche gelangten zur Blühte, die bei Mercurialis sich zeigenden männlichen Blühten wurden ausgebrochen, auch bei den im Freien wachsenden Versuchspflanzen. Alle Pflanzen unter den Glocken setzten nicht eine einzige Frucht an, bei allen wurde der Fruchtknoten gelb, trocken und fiel ab. Die Narben blei- ben ziemlich lange frisch. Die Eizellen waren in allen untersuchten 396 weiblichen Blühten vorgebildet, an später untersuchten nirgends Spu- ren vom Pollen aufzufinden, Embryosack und Eizelle waren unver- "ändert oder begannen einzuschrumpfen. Als Gegenversuch wurde Mercurialis ohne Glasglocke in demselben Zimmer cultivirt, aber es entwickelte keine reifen Früchte. Auch die im Freien stehenden Pflänzen setzten keine Früchte an, so lange die männlichen Blühten ausgebrochen wurden. In allen Fällen, wo der Pollen völlig ausge- schlossen wurde, war also das Resultat ein negatives. Die Annahme der Parthenogenesis stützt sich auf Naudin, Smith und Braun und wurde unterstützt durch v. Siebolds Bienen- und Aphidenbeobach- tungen. Regel und Schacht sprachen sich, wie diese. Zeitschrift be- richtete, dagegen aus. Regel wirft Naudins Versuchen Flüchtigkeit vor. Trotz seiner Resultate spricht sich Sch. für das Vorkommen der Parthenogenesis im Pflanzenreiche aus und hält sie bei Coelebo- gyne ilicifolia und Chara crinita für erwiesen. — (Würzburger natur- wiss. Zeitschr. I. &5—89.) Jäger, Schädlichkeit der Silberpappel in Gärten. — Dieser prächtige Baum ist durch die ungeheure Verbreitung seiner ganz oberflächlich liegenden Wurzeln für seine Umgebung höchst schädlich und deshalb aus kleinern Gärten ganz zü verbannen. Die Wurzeln liegen so oberflächlich, dass man sie oft erfassen und her- ausheben kann. J. hat mit zwei mächtigen Bäumen zu kämpfen, welche frei auf dem Rasen stehn und 60 bis 70‘ weit vom Stamme die Blumenbeete noch vollständig durchwachsen. Danach beträgt der Verbreitungsbezirk ihrer Wurzeln 3600—4000 Quadratfuss, aber die Aus- läufer erscheinen nur an fingerdicken Wurzeln und es ist daher anzu- nehmen, dass diese noch 1000° weiter reichen. Im Juli erscheinen so viele Ausläufer, dass der Rasen wie ein junges Gebüsch erscheint. Reisst man diese aus: so kommen sie noch einmal schwächer zum Vorschein. Das Abhauen sämmtlicher Wurzeln 20° weit vom Stamme hatte gar keinen Erfolg, indem die Wurzeln selbständig leben. Das einzige Mittel ist, den Rasen umzuarbeiten, alle Wurzeln abzuhauen und zu entfernen und dann frischen Rasen ansäen. Der Baum leidet dadurch keinen Schaden. Am nachtheiligsten wirkt der Baum auf kleine perennirende Pflanzen und Sträucher. — (Zegels Gartenflora 1860. 8. 353.) —e Zoologie. Rentsch, Verwandlung der Vibrionen in andere Thierformen. — Jedes Glied eines Vibrio kann zur freien Monade werden und als solche in grösseren Formen aus wachsen, aber auch der ganze Vibrio und mehre vereint zu neuen Thieren sich gestalten. Zunächst in Amöba. Die kleinsten Amö- ben gleichen nicht blos den Bacterien des Gregarinengewebes und den kleinsten Gregarinen, sondern gehen auch aus Bacterienglie- dern hervor, endlich lagern sich Bakterien und Vibrionen zu einem Haufen aneinander. An einer Stelle dieses Haufens verschwin- den die Conturen, ein heller, farb- und strukturloser Fleck er- 397 scheint, dehnt sich aus, erhebt sich hügelig, es entsteht Bewegung in dem Haufen, indem andere Bakterien in die Aggregatform des lichten Fleckes übergehen, während umgekehrt Theile desselben wie- der die Form der Bacterie annehmen. Dadurch theilen sich Bakterien und Vibrionen in kleinere Formen, so dass aus der regellosen Anord- nung ein gleichmässigeres feineres Gewebe wird, an dem bald lichte Räume, innere Zellbildungen sichtbar werden, welche wie die äussere Form vielem Wechsel unterworfen sind. Die Amoeba ist gleichsam eine Mischung von flüssigem willkürlich beweglichem Eiweisse und bakterienartigen Elementarformen, beide in und auseinander hervor- gehend. Bei den durch Form- und Strukturveränderung bewirkten Bewegungen des Thieres löst sich das Bakterienelement nicht blos in das eiweissartige und umgekehrt auf, es drängt sich hiebei auch eins an dem anderm vorbei und hindurch oder auseinander. So ent- steht die fliessende und wallende Bewegung der geformten Elemente im Innern. des Thieres. Wie das formlose Eiweiss überhaupt in vi- brionenartig geformte Gewebselemente übergeht, wird besonders ge- zeigt werden. Man trifft in den Amoeben, entweder eingebettet in grössere Zellräume oder eingelagert in das Parenchym gelbliche Kör- perchen, welche wirkliche Umwandlungen des Gewebes sind. Sie lö- sen sich wieder in farblose Gewebselemente auf, bilden die Kerne von Zellen und leiten deren spätere Metamorphosen ein. Die Amoe- ba verwandelt sich nicht blos in Amylodiscus (S. 389) sondern auch in Pilzalgen. Indem sie sich kuglig zusammenzieht und starr wird, gehen die thierischen Elemente in pflanzliche über, in Amylum und Cellulose. Dass der Stickstoff verschwindet und die übrigen Elemente eine andere Umordnung erleiden, ist aus der chemischen Reaction zu schliessen. Die Amoeba wird auch in andrer Form starr, gliedert sich fadenartig gestreckt und verwandelt sich in eine Pilzalge oder ihre strahligen Arme erstarren und werden zu Spirodiscus cornutus. Diese Körner fallen häufig ab oder lösen sich auf und hinterlassen einen Spirodiscus, welcher mit dem Amylodiscus übereinstimmt. . Die Amoeba verzweigt sich endlich in Gestalt einer Pilzlage. R. unter- suchte Infusorien des kohlensauren Kalkes in abgestorbenen Pflan- zen- und Thierzellen. Derselbe hat innerhalb der Zellen dieselbe bakterien- und vibrionenartige Aggregation wie die organischen Zellelemente selbst. Ehrenberg hat nachgewiesen, dass ganze Ge- birgsmassen ein organisches Substrat haben und dasselbe gilt von vielen Kieselbildungen. Schlägt man zwei Kreidefeuersteine gegen einander, so entwickelt sich ein Geruch von verbranntem Horn, es verbrennt dabei also etwas Thierisches. Untersucht man die Kiesel- und Kalkpanzer genauer zumal im Zustande ihres Zerfalls, so sieht man die vibrionenartigen Fasern derselben aus kleinsten Kiesel- und Kalkkörnchen gebildet aus einanderweichen und als einzelne Fasern sich in Bruchstücke theilen. Diese Fasern blei- ben nicht starr sondern gewinnen wieder Leben, Molecular- und Monadenbewegung. Den Zerfall der kalkigen Schale des Flohkreb- 398 ses in Vibronen und deren Abkömmlinge beobachtete R. sehr oft. Die sogenannte Pristleysche Materie wurde in einem Platintigel aus- geglüht, in ein reines ausgeglühtes Reagenzglas gethan und mit ab- gekochtem filtrirten Seewasser übergossen, dieser Aufguss nochmals gekocht und dann fest verkorkt in die Sonne gesetzt. Nach einigen Stunden fanden sich darin nur Kieselpanzer oder deren Bruchstücke, etwas Kohle und kleine prismatische und kubische Krystalle, von organischem Leben keine Spur. Nach einigen Wochen waren letztere pigmentirt und in kuglige Protococcuszellen verwandelt, woraus un- ter Umgestaltung in eine ovale Form Cryptomonaden und Navicula- ceen hervorgingen. Ausserdem Monaden, Bakterien, Vibrionen sich erzeugend und zu Amylodiscus umwandelnd. Wenn nun diese hetero- gene Schöpfung hier unter beschränkten Bedingungen zu Stande kam, wie viel mächtiger muss sie im Freien wirken. R. sah sehr häufig Amoeben fadenartige Ausläufer ausstrecken, welche die grösste Aehn- lichkeit mit den Borsten der Actinophrys, Podophrya oder Acineta hatten und findet der Uebergang in diese Formen in der That Statt. — Monas, Chilomonas, Cercomonas, Cryptomonas sind in brakigem Seewasser sehr häufig. R. filtrirte dasselbe mehrmals und fand in dem Filtrate nur diese und einige Bakterien. Dasselbe wurde in ei- nem Gläschen dem Sonnenlichte ausgesetzt. Nach einigen Tagen viele Monaden darin, auch sich bewegende Kugeln. Dies waren Amö- ben ohne Ausläufer, später noch viele Amylodisci sich rasch vermeh- rend, während erstere verschwanden. Die häufigste Form stimmte mit Ehrenbergs Monas globulosa und guttula überein. Die Grund- formen des Gewebes bestehen auch hier aus beinah unsichtbaren Doppelstäbehen, welche sich zu kugligen Zellen oder Kernen spiral anreihen oder in einen glashellen eiweisartigen Saft zerfliesen resp. durch solche zusammengehalten werden. Die damit ausgefüllten in- nern Zellräume sind nicht constant, erscheinen leer oder enthalten Farbstoff. [Fortsetzung folgt.] — (Homoiogenesis S. 63—68.) G. R. Wagener, über Gyrodactylus elegans Nordm. — Bekanntlich wies v. Siebold nach, dass aus einer sich theilenden Zelle ein Gyrodactylus im Mutterthiere entsteht und sich hierin vollständig entwickelt und noch als Embryo trächtig wird. Selbiger gab auch interessante Aufschlüsse über die Organisation. W. gelang es nun die geschlechtliche Zeugung nachzuweisen und noch über den Bau neue Beobachtungen zu machen. Das Thier schmarozt auf allen Cy- prinen die in Berlin zu Markte gebracht werden, nicht blos auf de- ren Kiemen, auch auf den Flossen und Schuppen. W. fand ihn auf Esox lucius, Cyprinus carpio, gobio, brama, carassius, Gasterosteus aculeatus, Cyprinus phoxinus, erythrophthalmus, alburnus, Cobitis fos- silis, barbatula und Gasterosteus laevis. Das grösste Exemplar hatte 1/, Millim. Länge und '/; Millim. Breite. Der Wurm ist zungenför- mig platt, an den Rändern abgerundet, das Kopfende zweizipflig, am Schwanzende sitzt schief eine häutige Saugscheibe, in der Mitte ist der Leib aufgetrieben. Eine seichte Grube unter den Zipfeln führt 399 in den Mund. Die äussere Haut zeigt keine Structur. Unter ihr be- merkt man Längslinien, welche in die Schwanzscheibe ausstrahlen, vielleicht Muskelfasern; die Scheibe selbst hat Strahlenstreifen. An jede Hakenöse treten zwei Büschel Linien. Die Oeffnung um den Penis ist mit Häkchen umstellt, von der Sohle jedes Häkchens gehen zwei Häkchen ab. Im Innern des Leibes sind viele Fetitropfen zer- streut. Der centrale Theil der Schwanzscheibe besteht aus einem fein längsgestreiften Fleischbündel, das die grossen Haken vollstän- dig umhüllt, jeder Hakenspitze entspricht eine Oeffnung im Polster. Es sind zwei grosse Haken mit zwei queren Klammern, beide auf der Kante stehend und an der Basis erweitert, hier mit 2 Falten, die darüber liegende obere Klammer ist die stärkere, deren unterer Rand breit gesäumt, die untere Klammer sehr schmal. Der peripherische Theil der Schwanzscheibe ist sehr beweglich, auf seinem Rande 16 kleine Häkchen, jedes einzeln bewegliche, ganz zurückziehbar, jedes mit Stiel und Oese, das Häkchen selbst platt, stark nach der Kante gebogen und sehr scharf, die Basis in zwei Flügel ausgezogen, auf dem Bauch- flügel sitzt ein geknöpfter Stiel sehr dünn, elastisch, achtmal so lang wie der Haken; der Rückenflügel dient einer Oese zum Ansatz. Der Mund führt in einen kurzen birnförmigen Sack mit sehr dünn längs- gestreifter Wandung und in dem Grunde desselben ein zweitheiliges Schlundkopfartiges Organ. Der obere Theil nämlich hat 8 Spitzen kieferartig beweglich, der untere Theil ist glatt kuglig und besteht aus 8 zellenartigen Körpern mit feinkörnigem Inhalt und heller Höhle. Der Darm ist zweischenklig blind, überall von gleicher Struktur. Seine äussere Schicht ist strukturlos, die innere stärkere feinkörnig. Die Schenkel umfassen das Ei, den Uterus und Hoden. Das Ge- fässsystem liegt an der Bauchseite, ist dünnwandig, enthält klares Blut; vier Hauptstämme, die nach dem Kopfe zu 2 Hauptwindungen machen. An den Kopfwänden liegen einzellige Drüsen gehäuft, der obere Haufen aus 6—12, der untere aus 8—12 grossen Zellen jede mit einem hellen und dunkeln Kern, von jedem geht einFaden nach dem Kopfzipfel, die Fäden unterwärts sich in ein Bündel vereinigend, an der Zipfelspitze tritt eine klebrige Masse daraus hervor. Unter dem grossen hellen Zellenhaufen bedecken 15 Zellen die Oberfläche des Darmes. Solche einzelligen Drüsen kommen auch in der Mund- höhle vor. Einfacher Hoden und Hufeisenförmiger Eierstock. Er- ster ist kuglig und herzförmig liegt auf dem Eierstock zwischen den Darmschenkeln, mit kurzem Ausführungsgang. Die gemein- schaftliche Geschlechtsöffnung bildet eine von der untern Wand des Uterus in seine Höhlung hineinragende papillenartige Erhe- bung. Der Hodeninhalt besteht bisweilen ganz aus Zellen, biswei- len zur Hälfte aus heller Flüssigkeit mit lebhaften Samenfäden, ganz einfachen ohne Kopf, der grosse Eierstock nimmt fast die ganze un- tere Hälfte des Thieres ein, ist sehr durchsichtig. Unter der Bauch- fläche liegt eine völlig zertheilte Drüse, jeder Theil mit sehr klarer Grundmasse und hellen Kernen mit Kernkörpern. Der Eileiter nimmt 400 von beiden Flügeln seinen Ursprung, läuft als häutiger Kanal an der untern Uteruswand hin, oben senkt sich das Vas deferens in ihn. Der Uterus liegt als ovale Höhle zwischen den Darmschenkeln, ist je nach seinem Inhalt gross oder klein, seine innere Fläche ist dicht belegt mit feinen Körnern, welche mit der Ausbildung des Embryo verschwinden. Der Penis liegt dicht hinter dem Schlundkopfe unter der Haut und besteht aus einem Sacke, welcher den eigentlichen Penis enthält und dem sich 3 sackförmige Organe anfügen. Der Penissack ist kuglig oder birnförmig, an der stumpfen Spitze durchbohrt und hier mit 8—16 Häkchen umstellt, jeder mit löffelartiger Basis, Auf dem Grunde des Sackes liegt ein kleiner birnförmiger Körper, der mit den mittlen Sackorgan unmittelbar zusammenhängt, zu beiden Seiten dieses liegen noch zwei Säcke, die oberen länglich, die untern kuglig, alle mit feinkörnigem Inhalt. Das Ei ist nach seiner Ablö- sung eine klare Zelle mit wechselndem Kern, zuweilen noch eine Ku- gel im Kernkörper enthaltend. Im Eileiter verliert der Kernkörper seinen scharfen Umriss, wird immer durchsichtiger, der wasserhelle Kern aber endlich trübe. Im Uterus durchläuft das Ei den Furchungs- process. Die Embryonalzellen haften nur mit einem sehr kleinen Theil ihrer Peripherie an der Furchungskugel an, lösen sich aber nie ganz ab. Zellen und Entwicklungskugeln schweben anfangs in einer sehr klaren Flüssigkeit, ihre Zahl nimmt zu und sie werden kleiner, umwachsen die Furchungskugeln ganz. Der Embryo ist dann ein Haufen Zellen. Nun verkleinern sich die Zellen des Kopftheiles zu- erst, dann setzt eine Querfurche den Schwanztheil ab und feine Li- nien umgränzen die einzelnen Organe, endlich liegt der Embryo ge- bogen im Uterus fertig. In seinem Uterus aber sieht man schon wieder einen Embryo deutlich sich entwickeln und in dessen Uterus einen neuen Urenkel. Der reife Embryo mit Ei und Hoden wird stürmisch geboren auf der Bauchseite in der Nähe des Penis, die Geburtsöffnung schliesst sich sogleich wieder, das Junge gleicht voll- ständig der Mutter und hat schon zwei neue Generationen in seinem Uterus, wie diese entstehen, ist räthselhaft. Entweder bilden Reste der Furchungskugeln ihre Anlage, oder sie sind als Sporen anzusehen. — (Archiv. f. Ana. Physiol. 1860. 8. 768—793. Th. 17—18.) dl. Anton Dohrn, Hemipterologische Miscellaneen. — Verf. gibt die Diagnosen folgender neuen Wanzenarten: Trigo- nosoma Bohemani, Tr. Desfontainesi valdo affine, differt thoracis cornulis longioribus, scutello abdomineque angustioribus; 9 mill. Marocco. — Eurygaster dilaticollis: griseoflavus, thorace lateribus di- latato, abdomine valde rotundato, segmento singulo utrinque nigro-gut- tato; 9 mill. Sarepta. — Sehirus cypriacus: niger, nitidus, puncta- tus, capitis margine antico reflexo, lobis lateralibus medium haud in- cludentibus: membrana fusca, antennis piceis, rostro fulvo-piceo, pe- dibus nigro-piceis, tarsis piceis; 9—10 mill. Cypern. — Crypsinus angustatus Bärensprung: punctatus, griseus, variegatus; capite fusco- griseo, ante oculos albido-guttato,; thorace antice fulvo-griseo, lateri- 401 bus albo-marginatis, postice nigro-griseo, supra humeros leviter ob- soleteque obscuro-guttato; scutello basi rubro-griseo, apice nigro, la- teribus albomarginatis; elytris guttula prope apicem micante, mem- brana alba, roseo-micante; abdomine utrinque striga punctis effecta fuseis, margine laterali segmento singulo fusco guttato; pedibus fla- vogriseis, fuscopunctatis, antennis rubro-fuscis, articulo 2 et 5 sub- aequilongis, 4 dimidio minore, 3 minore 4; rostro fusco-griseo, abdo- minis basin attingente, articulo 1 et 4, 2 et 3 subaequilongis. 5 mill. Sarepta. — Pentatoma inclusa: griseo-flavescens, capitis lobo medio lateralibus incluso, antennis pedibusque haud maculatis, thoracis late- ribus rectis; abdomine haud fusco-punctato, marginibus obsolete fus- co-guttatis, Smill. Sarepta. — Strachia rotundicollis (t. L, £, 4.): viri- di-aenea, rubro-signata, thoracis lateribus rotundatis; capitis margini- bus, thoracis marginibus lineaque media, scutelli maculis 3, elytro- rum maculis 6 sanguineis; subtus aeneo-viridis, abdomine sanguineo, utrinque maculis 5, segmento postremo, macula magna media nigris; pedibus, antennis, rostro nigris. 7 mill. Riffelberg (Vorberg des Monte Rosa). — Strachia rugulosa (t.1, f.6): viridi-aenea, variegata, rugulosissima; capite, thorace, scutello, elytris roseo-albido-margina- tis; thorace transversim longitudinaliterque roseo-albido-fasciato; ely- tris sub apice albido-plagiatis; subtus albida, lateraliter nigro-rubro- que guttata, medio guttis 4 nigris; antennis, rostro,: pedibus (femo- rum basi excepta) nigris. 8 mill. Cypern. — Alydus sareptanus Bä- rensp.: fuscus, punctatus, tomentosus, thorace robustiore humeris pro- minentibus, acutis, scutelli apice, elytrorum margine externo gutta- que prope apicem albidis; subtus roseo-fulvus, nigro-sparsus; fe- moribus fuscis basi obsolete roseo-fulvis, tibiis albidis, apice fus- cis, tarsis fuseis, basi albidis; antennis dilute fulvis, articulo 1 ob- solete fusco, 2 et 3 apice, 4 toto nigrifusco, rostro fusco, nitido. 14 mill. Sarepta. — DBerytus stettinensis: dilute fuscus, hemelytris costis parallelis, robustis, corio apice nigro-maculato; pedibus fuseis, femoribus apice clavatis, vix obscurioribus, antennarum articulo apice clayäto vix obscuriore, articulo 4 nigro. 81/, mill. Stettin. — Bery- tus Fieberi: dilute fuscus; elytrorum corio apice nigro-fusco; femori- bus apice distinete obscurioribus, antennarum articulo 1 apice nigro- clavato. 61/, mill. Stett., Par., Finnland. — Enoplops ventralis: gri- seus vel griseo-fulvus; capitis angulis antieis in spinam acutissimam productis; antennarum articulis 2 et 3 teretibus, totis rufis; thorace lateribus rotundato-emarginatis, humeris postice angulose sinuatis, abdominis segmentis singulis margine postico segmentum insequens nonnihil superante, abdomine subtus pallide flavo-fuscescente. 13 mill. Andalusien. — Enoplops bos: griseus; capitis angulis anticis in spi- nam permagnam, extus directam capitis fere longitudinem adaequan- tem productis; antennarum articulis 2 et 3 triangularibus, prismaticis, fusco -griseis, majoribus; thorace lateribus anguloso emarginatis, hu- meris postice angulose sinuatis; abdomine lateraliter rotundato, sub- tus pallido, 15 mill. Andalusien. — Corizus sanguineus Costa wird XVL 1860, 27 402 ausführlicher beschrieben, als bei Costa, eben so 3 var. davon und auf t. I, £. 7. abgebildet. — Dieuches n. gen. Caput triangulare, antice productum, acutum. Thorax margine antico capite angusti- ore, medio contractus, marginibus lateralibus nonnunguam reflexis. Pedes longissimi, coxis antieis bidentatis; femoribus ant. subtus den- tatis, crassioribus; tibiis mediis posticisque plus minusve spinosis. Antennae perlongae, articulo 1 capitis longitudine. — Dieuches sy- riacus (t. 1], f.9): niger, vix nitidus, thorace lateribus, leniter sinua- tis; hemelytris sordide flavis, medio fascia lata nigra, clavo nigrican- te; membrana nigra; pedibus flavidis, femoribus anticis totis, mediis postieisque dimidio apicali nigris, illis subtus apice dentatis, antennis flavidis, articulis 1 et 2 tenuissime, 3 latius, 4 fere toto fusco, I1mill. Cypern. Beirut. — Dieuches Yeh: niger, vix nitidus, thorace elon- gato, dimidio antico subgloboso, postico trapezoidali, marginibus haud reflexis; hemelytris sordide flavis, nigro-nebulosis, clavo fasciaque lata medio nigris; membrana nigra, apice lutescente abdomine holosericeo; pedibus griseo-nigris femoribus basi flavidis, anticis subtus dentatis; an- tennis griseo-nigris, articulo ultimo sub apicem flavido-annulato. 13 mill. Hongkong. — Rhyparochromus Princeps (t.1, f.2): niger, opacus, puncta- tus, capite nitido; thorace elytrisque rubris, his macula media majore, basi claviminore, illo macula magna subtrapezoidali antica, quatuor mi- noribus sub marginem posticum nigris; membrana maculis 2, una basali, altera media albidis; subtus nigro-griseus, marginibus thoracis abdomi- nisque maculisque 3 supra coxas rubris; antennis, rostro, pedibus ni- gro-piceis, fulvopilosis. 10 mill. Cypern. — Rhyparochromus mundu- lus, (wird auf p. 208 wieder eingezogen und für synon. mit pedes- tris erklärt). — Rhyparochromus cribratissimus: nigerrimus, cribra- tissimus, nitidus; pedibus, antennis rostrogue nigro-piceis, antenna- rum articulo ultimo flavo, basi fusco. 10 mill. Cypern. — Micropus eurtulus (t. I, f. 12): nigro-fuscus, argenteo-tomentosus, punctatus; thorace postice fulvo; elytris sordide flavidis, corii apice membranae- que basi fusco-nebulosis; abdomine supra castaneo; pedibus antennis- que dilute castaneis, harum articulo ultimo fuscescente, 3!/, mill. Anda- lusien. Anthocoris Minki (t. 1, f.1); supra pallide testaceo-fulvus; capite thoraceque nitidis, hoc postice scutelloque nigris, elytrorum corio apice maculisque obsoletis antecuneum fuscescentibus; membranahyalina, apice grisea; subtus niger, nitidus, antennis pedibusque laete testaceo-fulvis, nitidis, illarum articulis 2, 3, 4 apice fuscescentibus; rostro nigro- fusco. 3!/, mill. Crefeld. — Anthocoris helveticus (t.I, f.3): niger ni- tidus; elytris dilute fulvis; pedibus fulvis, femoribus basi nigris; an- tennis nigro-fuseis, articulo 2 fulvo. 3mill. Burgdorff. — (Stett. Entom. Zeitg. XÄT, p. 99, p. 158.) A. Gerstäcker, Beschreibung einiger ausgezeichne- ten neuen Dipteren aus der Familie der Muscariae (m.1 Tf. Abbildungen). — Verf. diagnosirt folgende neue Arten und Gattun- gen: Richardia eurycephala (t. II, f. 1.): Capite transverse dilatato, ferrugineo, thorace nigro, cinereo fasciato, abdomine lucide cyaneo 403 basi flavo, alis limpidis, basi, fascia media apiceque fuscis, pedibus flavis, postiecis femorum annulo medio et apice tibiisque fuscis. Long. corp. 4!1/»—5!/; mill. Am. merid. — R. telescopica (t. II, f. 2): Capite transverse cylindrico, oculis inter se valde remotis, ochracea, nitida, thorace opaco, vittis 2 meso- et metanoti nigris, scutello rufescente; alis antrorsum flavescentibus, litura longitudinali media fusca. Long. corp. 8,5 mill., lat. capit. 11,5 mil. Ad amn. Amazonum — Phytalmia n. gen.: Genae capitis appendicibus longis, erectis instructae. Anten- narum articulus 2. subtus longe ciliatus. Os permagnum, inferum, horizontale; clypeus productus. Abdomen longe petiolatum. Pedes posteriores longissimi, antici breviores, femoribus subtus spinosis. Phytalmia megalotis (t. II, f.3.): Capite utrinque processu magno au- rieulari instructo; epistomate valde prominente, inflato, fusco-nigra, pruinosa, scutello, petioli abdominis annulo anteapicali, femorum po- steriorum annulo basali, tibiis anticis metatarsisque omnibus testaceis. Long. corp. 13 mill. proc. cap. 3,5 mill. Nova Guinea. — P. cervicor- nis (t. UI, £. 4.): Capite utringue processu longo, filiformi, furcato instructo, nigro; corpore reliquo cum pedibus testaceo, pectoris parte anteriore coxisque antieis nigris. Long. corp. 14,5 mill. proc. cap. 9 mill. Nova Guinea. — Michogaster diffusus: Nigro-cyaneus, abdomine ° lineari, retrorsum parum incrassato, alis dilatatis, lacteis, costa fascia- que latissima, suborbiculari nigro -fuscis, venis transversis inter se remotis. Long. corp. 11—13 mill. Brasil. — M. pernix: Nigro-cyaneus, pruinosus, abdomine petiolato, retrorsum clavato, alis hyalinis, costa fasciaque abbreviata, angusta nigro-fuscis, venis transversis inter se approximatis. Long. corp. 9,5 mill. Brasil. — M. egregius: Niger, su- pra cinerascens, Gpacus, antennis, abdomine pedibusque ferrugineis, abdomine nitido, plus minusve viridescente; fronte antrorsum flavo- limbata, alis luteis, strigis 2 transversis apiceque nigro-fuscis. Long. 7—8mill.Z'Q Columbia. — Gorgopis n.g. Caput latissimum, compres- sum, fronte admodum dilatata. Antennae distantes, articulo ultimo ob- longo-ovato, arista nuda. Thorax abbreviatus, transversus, scutello magno. Abdomen minutum. supra excavatum. Alae latiusculae, squa- mae perspicuae. — Gorgopis bucephala (t. II, f. 5.): Nigro-cyanea, thorace retrorsunm scutelloque confertim subtiliterque granulatis, ab- domine laevi, nitido; capite pedibusque aurantiacis, alis basi squamis- que fuseis. Long. 4,5—5,5 mill. Amboina. Eine Nachschrift erklärt - diese Art für identisch mit Zygaenula paradoxa Doleschall (Natuur- kundig Tijdschrift voor Nederlandsch.Indi& XVII, p. 117. 1858.). — G. eristiventris: Capite thoraceque nigris, flavo-pictis, abdomine vio- laceo, longitudinaliter alte cristato, macula transversa basali flava; pedibus nigris, tarsis flavis, alis hyalinis, vitta costali ante medium abbreviata fusca. Long. 4,5 mill. Amboina. — Pyrgota vespertilio (t.II, f.8). Antennarum articulo 3. praecedente plus dimidio breviore, ro- duntato-ovato, fusco, aristae articulo primo brevissimo, secundo elon- gato; fronte oculis duplo latiore, palpis filiformibus; alis vena longi- tudinali secunda nec fracta, nec appendiculata, saturate fuscis, alula 27* 404 strigisque 2 marginis posterioris hyalinis. long. 16. mill, alar. 14 mill, &. Carolina. — P. pterophorina (t.II, f.6): Antennarum articulo. 3. prae- cedente paulo longiore, oblongo-ovato, arista breyissima, crassa; fronte oculis latiore, fortiter prolongata; palporum articulo ultimo permagno, cochleari; alis latis, vena longitudinali secunda geniculata, nec appendiculata, fuscis, alula, maculis 2, posticis magnis, semiluna- ribus guttisque 2 hyalinis. Long.10, alar. 11 mill. ©. Carolina merid. — Toxotrypana n. g. Alarum vena longitudinalis secunda, apice fur- cata. Abdomen sracile, subpetiolatum. Antennarum articulus 3. elon- gatus, subparallelus, arista breviter ciliata, Ovipositor Q@ corpore longior, fortiter arcuatus. T. curvicauda (t. II, f. 9): Saturate flava, vertice, thoracis annulis 2 vittisque, 4, fascia ante scutellum, metano- to abdomineque nigro-fuscis; antennis, palpis, terebra pedibusque fer- rugineis, femoribus fusco-annulatis; alis dimidio anteriore saturate flavo. Long. 10, alar. 9, ovipos. 11 mill, ©. Ins. St. Jean. — Diacrita n. g. Alae cellula anali longe acuminata, venis transversis distantibus, Vertex quadrisetosus, frons horizontalis. Antennae articulo ultimo ovali, arista basi articulata, subtilissime pubescente, Diacrita costa- tis (t. U, f. 10): Cinereo-tomentosa, thoracis dorso punctis 3 nigris (8. 3. 2), capite cum antennis ferrugineo, nitido; alis hyalinis, fascia costali undulata apiceque dilatata nigro-fusca. Long. 9, alar. 10 mill. Mexico. — Formosia callipygus: Frontis lateribus, epistomate, or- bitis, thorace scutelloque coeruleis (thoracis disco viridi-micante), ab- domine nigro, fasciis 3 supra purpureis, chalybeo micantibus, infra viridi-aureis; alis leviter infuscatis, basi nigro-fuscis. Long. 18 mill.9. N. Guinea. — F.moneta: Frontis lateribus late coeruleis, epi- stomate, genis orbitis, thorace scutelloque, abdominis (atri) fascia in- terrupta maculisque 4 splendide viridi-aureis; alis infuscatis, basi nigro- fusca. Long. 15,5 mill. 2. N. Guinea, — (St. E. Z. XXI, p. 163-202.) C.v. Heyden, Fragmente aus meinen entomologischen Tagebüchern. — Verf. beschreibt Raupe und Puppe folgender Microlepidopteren: Botys institialis Hb, Nephopteryx similella Zink. Argyrotoxa Hoffmannseggana Hb, Coccyx zephyrana Tr, Phtheochroa rugosana Hb, Grapholitha gallicollana Heyd, Blabophanes imella Hb, Atemelia torquatella Lin, Rhinosia horridella Kuhlw., Gelechia pin- guinella Tr, G. triparella Metz, G. brizella Tisch, Oecophora Kno- chella F, Oe. noricella FR, Ocnerostoma argentella L, Cosmopteryx Zieglerella Hb, Cemiostoma Susinella Heyd, C. lystratella Heyd, Pte- rophorus microdactylus Hb, Pt. xanthodactylus Tr. — (St. E. Z. XXI, p. 113.) C. F. Freyer, die Naturgeschichte von Thyris fene- strina. — Dieser zierliche Falter lebt als Raupe nach F.’s Erfah- rungen nicht, wie man bisher allgemein annahm, bohrend vom Pflan- zenmarke, sondern blattwicklerartig auf Waldrebe (Clematis Vitalba) im Juli und August. [Kaltenbach in seinen deutschen Phytophagen p. 49 macht diese Erfahrung schon früher bekannt.] — (si. Ent, Z. JAI, p. 97.) 405 A. Dohrn, zur Heteropteren-Fauna Ceylons. — Ver. gibt eine systematische Uebersicht seiner Heteropterensammlung aus Ceylon mit 112 Arten, von denen er 39 als neüe bezeichnet und dia- gnosirt; wir können hier der Raumersparniss wegen, nur auf die Ar- beit selbst verweisen. — (St. E. Z. XAT, p. 399-409.) A. Gerstäcker, Beiträge zur Kenntniss der Curcu- lionen. — Verf. stellt folgende neue Gen. und Arten auf: Panolcus n. g. Rima pectoralis ad abdominis apicem usque prolongata. Caput minutum, oculis inferis, rude areolatis. Rostrum filiforme, cylindri- cum, corpus longitudine adaequans. Antennae filiformes, clava elon- gata, subeylindrica. Scutellum distinetum. G. scolöpax: Ovatus, squamositate cervina dense tectus, rostro tantum glabro, nitido, rufo, antennis ferrugineis; thorace ante medium utrinque tuberculato, apice förtiter constricto, subcarinato, nigro-bisignato; elytris punctato-stria- tis, interstitiis parum convexis, squamis majoribus striatim obsitis, long. 7 mill. lat. 31/, mill. Brasil. — Strabus n. g. Rima pectoralis in metasternum prolongata, apice dilatata. Oculi superi, magni, con- tigui, subtilissime areolati. Rostrum basi elevatum, antrorsum depla- num. Antennarum funiculus articulis 2 primis elongatis, clava 4-an- nulata. Scutellum distinetum. Strabus melaleucus: ÖOvatus, ater, Opa- cus, pedibus cinereis, thoracis maculis 2 magnis utrinque, scutello, elytrorum macula triquetra baseos communi, altera post medium laterali ovata liturague suturali ante apicem, pectore abdomineque dense niveo-squamosis,. long. 8 mill. lat. 41/, mill. Madagascar. — St. pillula: Breviter ovatus, niger, granulosus, squamis cervinis fuscisque dense tectus et variegatus, thorace anterius carinato, elytris profunde punctato-sulcatis, pedibus breviusculis, femoribus late dentatis. long. 61/, mill. lat. 41/3 mill. Madagascar. — Panoptes n. g. Oculi magni, übique contigui, subtilissime areolati. Rostrum tenue, fortiter arcua- tum. Antennarum funiculus articulo secundo elongato. Prosternum haud sulcatum, coxae anticae contiguae. Metasternum abdominisque segmentum 1. depressa, subexcayata. Panoptes notatus: Oblongus, ater, opacus, confertim granulatus, antennis tarsisque rufis, prothorace infra, pectoris abdominisque lateribus, scutello elytrorumque lituris 2 suturalibus flavosquamosis; femoribus posticis cinereis, nigro-annu- latis. long. 7!/, mill. Madagascar. — Ithyporus petrosus: Oblongus, subparallelus, dilute cervino-squamosus, rostro nigro, nitido, capite thoracisque disco fuscescentibus: pronoti tuberculis 6 (2 marginis an- tici, 4 transverse dispositis, mediis) nigro-squamosis, elytris tuber- culis 3 majoribus interstitii tertii et quinti ochraceis. long. 61/; mill. Madagascar. — I. magicus: Antennarum clava parva, ovata, elytrorum humeris acutangulis, prominentibus, superficie laete ochraceo-squamosa, maculis crebris fuscis variegata, elytrorum cruce media suturali pal- lidiore; femoribus tibiisque albido-annulatis. long. 20 mill. (rostro excl.) N. Guinea. — Acalles mutillarius: Oblongo-ovatus, niger, opa- cus, squamis pilisque erectis undique dense obtectus, pronoto elytro- rumäue fasciis 2 sinuatis, altera basali, altera post medium sita et 406 utringue abbreviata flavescenti-albis. long. 7—8 mill. Mexico. — A. bifasciatus: Oblongo-ovatus, niger, opacus, squamis brunneis nigris- que variegatim obtectus, fronte, thoraeis lateribus punctisque nonnul- lis dorsalibus, elytrorum fasciis 2, anteriore prope suturam interrupta, albis; elytrorum interstitiis alternis latioribus magisque elevatis. long. 9—10 mill. Mexico. — Pycenopus griseus — bufo Schh. Der Perty’- sche Artname (Gonipterus griseus Perty) wird wieder hergestellt und die. Art mit ausführlicher Diagnose versehen. — Pyenopus Klugii: Ovatus, robustus, squamis ochraceis dense tectus, in thorace crebre, in elytris seriatim nigro-variolosus, his maculis 4 magnis denudatis, nigris, scutello atro-velutino. long. 13—14 mill. Ins. St. Jean. var. a thoracis disco denudato, nigro, corporis indumento unicolori, ochra- ceo. var. b thoracis disco, elytrorum sutura maculaque laterali cinna- borino-, corpore reliquo pallide flavo-squamoso. — Bradybatus fallax: Breviusculus, rufus, fere opacus, capite, thoracis margine antico, an- tennarum clava, pectore abdomineque nigris, thoracis linea media elytrorumgue fascia angusta flavescenti-pilosis; pedibus anticis validis, tibiis intus fortiter angulato-dilatatis. long. 31/; mill. f. Thuringia. R. A. Philippi et filius A. H.E. Philippi, Coleoptera nonnulla nova Chilensia praesertim Valdiviana. — Wegen der längern Diagnosen müssen wir auf die Arbeit selbst verweisen und können uns hier nur auf Aufzählung der Arten beschränken in- dem wir in Parenthese hinzufügen, welche Leon Firmaire für Syno- nyme bereits früher beschriebener Arten hält: Halecia elegans, Curis aurora, Stigmodera Azarae, Acmaeodera biimpressa, Agrilus valdivi- anus. Adelocera crux. Colymbetes fonticola. Acanthocerus asper. Copris valdiviana. Serropalpus valdivianus. Trachelostenus fascicu- liferus. Eublepharus subrugosus (var. nodipennis Hope). Eu. quadi- dentatus (J' E. Servillei). Rhyephenes clathratus (Rh. Goureaui). Ha- liplus griseus. H. concinnus. H. verruculatus. Callichroma concinna. Hephaestion versicolor. H. annulatus. Platynocera nigriceps. Necy- talopsis, valdiviensis, Grammicosum bifasciatum. Galeruca quadri- striata. — (St. E. Z. XAT, p. 245.) H. Hagen, die in der Provinz Preussen 1857 —1859 schädlich aufgetretenen Insekten. — Verf. macht folgende, alle Ordnungen vertretende Insekten namhaft: Elater segetis, die Larve wurde vorzugsweise dem Winterroggen und Weizen, minder der Gerste, dem Hafer, den Kartoffeln und Steckrüben (Brassica na- pus) schädlich — Meligetes aeneus in Rapsblüthe — Silpha atrata, Larve an Runkelrübenblättern — Haltica oleracea an Steckrüben, auch Braunkohl — Bruchus granarius, der Käfer zeigte sich massen- haft in der kleinen Pferdebohne. — Maden von der Grösse eines Klee- samens vernichteten diesen vor dem ersten Schritte; sie gehörten mög- lichenfalls einer Apionart an — Melolontha vulgaris (1859) — Bostri- chus typographus und pusillus — Acheta Gryllotalpa schadete im Frühling 1858 den Blumengärten — Tenthredo cerasi an Pflaumen- und Kirschbäumen. — Eine Tenthredolarve auf Senffeldern — Aphis 407 cerealis? an Weizenähren — Livia juncorum erzeugt monströse Aus- wüchse an Juncus artieulatus, welche sich in einigen Gegenden Ost- preussens häufig finden und, vonRindvieh oder Schafen gefressen, die- sen nachtheilig, ja tödtlich sein sollen. — Chlorops taeniopus, die Larve dieser Fliege hat die spät gesäete kleine Gerste (H. hexasti- chon) im Kreise Darkehmen 1857 gänzlich zerstört. — Cecidomyia tritici, diese Fliege sass in solchen Massen vor der Blühte an den Weizenähren, dass das Getreide, aus einiger Entfernung gesehen, zu blühen schien; das befallene Feld (bei Königsberg) lieferte wieder Erwarten eine gute Ernte. — Cecidomyia secalina und funesta durch Löw’s Mittheilungen „die neue Kornmade“ aufmerksam gemacht beob- achtete Verf. aber am Weizen Dinge, welche ganz mit Löw’s Angaben übereinstimmten. Nach v. Motschulzky’s Autorität stimmt die in Russland von ihm beobachtete Art (funesta genannt) mit Hagen’s se- calina überein, ist aber nicht die Hessenfliege, von welcher ihm nord- amerikanische Exemplare zum Vergleiche vorlagen. — Liparis Mo- nacha an Pinus abies — Liparis dispar — Gastropacha pinivora — Euprepia fuliginosa auf Wiesen — Agrotis fumosa an Wintersaat — Episema graminis — Agrotis segetum — Pieris Brassicae. (St. E. Z. AAT, p. 28—26.) Tschbg. Mulsant und Rey beschreiben folgende neue Rüsselkäfer: Tropideres maculosus Frankreich, Apion detritum Marseille, A. par- vulum Lyon, A. semicyaneum Toulon, A. scalptum Hyeres, A. funi- eulare Bourlonnais, A. pedale Hyeres, A. longimanum ebda, Sitones dispersus ebda, Peritelus subdepressus Provence, Otiorhynchus caesi- pes ebda, O. frigidus Chamounix, O. aurosus Schweiz, O. grisescens Pyrenäen, Magdalinus punctulatus Schweiz, Erirhinus incanus Avig- non, Bagous minutus Hyeres, Ceuthorhynchus mixtus ebda, Gymne- tron simus Marseille, Biene filum ie — iannes de Lyon II. 259—302.) Ferner zwei neue Cryptocephalen: Eiyotoeephaine brachialis Hyeres und Pachybrachys sinuatus Lyonnais. — (Ibidem 303—309.) Weiter noch Phaleria Reveillerii n. sp. Corsica. — (Ibidem 310—312.) Dann aus der Familie der Mordelliden Conalia n. gen. C. Baudii aus Ungarn. — (Ibidem 313—315.) und neue Arten von Berosus: Australiae Australien, bidenticulatus Madagascar, pubescens Philippinen. — (Ibidem 316-320.) eine neue Coccinellide Cheilomenes Osiris aus Aegypten. — (Ibidem 321—322.) vollenden ihre Abhandlung über die Melasomen mit den Gattungen Platylus, Diastolinus, Podonaeces, Notibius, Lachnoderes, Pellio, Ce- nophorus, Blapstinus, Lodinus und Conibius. — (Ibid. III. 129—201.) geben noch Bemerkungen über die Classifikation der europäischen Tenebrioniden,: welche sie in drei Familien theilen', die erste mit Si- tophagus und Bius, die zweite mit Boros, Centonis und Calcar, end- lich die typischen Tenebrionen mit Anthracias, Tenebrio, Menephi- lus, Coelometopus, Iphthimus, Upis. — (Ibidem 202-221.) 408 beschreiben als neu noch: Lampyris Reymondi Hyeres, Dircaea Reve- lieri Corsika, Rhizotrogus fossulatus ebda, Liphia fieicola ebda, Mor- della pulchella ebda, Acmaeodera Revelieri ebda, Psammodius accen- tifer Var Dept, Rhyssemus suleigaster Provence und Corsika, Tripo- pitys Raymondi Hyeres, Centorus Lucasi Algier, Calpyterus sericans Narbonne, die Larve von Prinobius Germari, Psammodius scutellaris Maseille, Amphimallus Naceyroi Castilien. — (Ididem 222—255.) Le Conte, Käfer von Kansas und Neu Mexiko. — Ih dieser mit Verbreitungskarte und Tafeln begleiteten Abhandlung dia- gnosirt Verf. folgende Arten: Amblychila cylindriformis Say, Micrixys distinetus, Cymindis ceribrata, Anisodactylus chalceus, Harpaeus im» potens, oblitus, fallax, desertus, stupidus, Dicaelus laevipennis, No- maretus cavicollis, Calosoma luxatum Say, striatulum, Ilybius lara- maeus, Agabus clavatus, griseipennis, obliteratus, spilotus, Anisomera cordata, Silpha bituberosa, truncata Say, carpophilus apicalis, carbo- natus, Meligethes ruficornis, saevus; Hister instratus, nubelus, pollu- tus, Saprinus spurcus, parumpunctatus, pratensis, Phileurus valgus, Polyphylla decemlineata, Thyce squamicollis, Lachnosterna lanceolata, Diplotaxis obscura, Diazus n. gen. mit rudis, Omorgus scutellaris, Canthon praticola, Melanophila miranda, Chrysobothris quadrilineata, cuprescens, Psiloptera Woodhousei, Chauliognathus basalis, Niptus ventriculus, Trypopitys punctatus, Pactostoma anastomosis, Asida opaca, Euschides convexa, Pelecyphorus sordidus, Eusattus reticula- tus, Embaphion contusum, Blapstinus pratensis, vestitus, Centronopus opacus, Xystropus pinguis, Cysteodemus vittatus, Wislizeni, Mordella insulata, Mordellistena aemula, divisa, Ophryaster vittatüs, Cleonus lutulentus, pulvereus, augularis, Derobrachus geminatus, Prionus cur- vatus, fissicornis, emarginatus, Criocephalus asperatus, Dryobius sex- fasciatus, Arhopalus charus, Stenaspis solitaria, Tylosis maculatus, Acmaeops dorsalis, Leptura cribripennis, Monilema appressum, Ste- nostola saturnina, Amphionycha ardens, subarmata, Aedilis spectabilis, Lemaä trivirgata, Coscinoptera franciscana, Cryptocephalus mucoreus, Püria opacicollis, pumila, Heteraspis nebulosa, smaragdula, Myochrous squamosus, Oedionychus lugens, lobata, Haltica punctigera, plurili- gata, cervicalis, semicarbonata, ambiens, subplicata, punetipennis, ob- literata, torquata, bitaeniata, Longitarsus nigripalpus, subrufus, rubi- dus, Glyptina spuria, lissotorques, Chaetoenema subviridis, Luperus rufipes, Microrhopala laetula, Cassida ellipsis, atripes, Brächyacantha tau, Erotylus Boisduvali. — (Contribut. Smithson. Instit. XI.) Kölliker, Antheil der Chordascheide an der Bildung des Schädelgrundes der Squalidae. — Vrf. gelangte bei sei- nen Untersuchungen zu folgenden Resultaten: 1. Bei allen untersuch- ten Haien kommt ein mittler Knorpelstrang des Schädelgrundes vor, der vom hintern Ende desselben bis in die Gegend. der Hypophysis reicht, auf Rechnung der eigenthümlichen Scheide der Chorda. 2. Dieser chordale Knorpelstrang des Schädelgrundes ist zu hinterst z. Th. von erheblicher Breite und von derselben Dicke wie der Grund- 409 knorpel, nach vorn wird er schmächtiger und kommt dahn in das In- nere des Grundknorpels zu liegen, indem er anfänglich ziemlich genau die Mitte einnimmt. Der letzte Abschnitt desselben jedoch liegt in einem starken Bogen gegen die Grube der Hypophysis nach oben und endet in einer noch nicht ermittelten Weise. 3. In diesem chordalen Knorpelstrange findet sich bei Heptanchus, Acanthias, Centrophorus, Cestracion noch mehr weniger erhalten die eigentliche Chorda, die ebenfalls bis gegen die Hypophysis verläuft und hier in nicht genau bestimmter Weise endet. 4. Bei Scyllium, Mustelus, Acanthias, Squa- tina ist der hinterste Theil der Chordascheide zu einem unvollkom- menen-wahren Wirbelkörper der Hinterhauptgegend verknöchert, der mehr weniger den wahren chordalen Wirbelkörpern entspricht und selbst periostale Auflagerung von Faserknochen zeigen kann 5. Von diesem Wirbelkörper können sich innerhalb des chordalen Knorpels mittle Verkalkungen in Gestalt einer senkrechten Platte nach vorn er- strecken; Bildungen die offenbar den chordalen Wirbelkörpern gleich- werthig sind und als nicht abgegliederte Wirbelkörper gedeutet wer- den können. 6. Endlich kann selbst von den oberflächlichen Knochen- krusten des Schädelgrundes ein kleiner mittler Theil in den Bereich des chordalen Gebietes des Schädelgrundes fallen. — (Würzburg. na- turmwiss. Zeitschr. I. 97-105.) Kaup, über die Knurrhähne (Trigla). — Dieselben sind A. Cavillonen: kleine Arten 4—5‘’ lang, ihre Lateral wie die ziem- lich grossen Schuppen rauh, der Kopf steil abfallend, Brustring und Deckelstachel nicht übermässig lang, dahin aspera, phalaena, papilio, sphinx, vanessa. — B. Seehähne oder Seeschwalben gleichen alle der hirundo, Kopf schief abfallend, keine auffallenden Stacheln an den Deckelstücken, Pectoral lang, breit, gestreift, Körperschuppen klein, dahin hirundo, microlepidota, Kumu, Peroni, capensis. — C. Lyren: Kopf schief abfallend, Schnauze tief zweilappig, Brustring mit dolch- föormigem Stachel, armata, lyra, hemistieta, Bürgeri. Diese vier wer- den speciell characterisirt und Tr. armata aus China als neu. — D. Meerhähne: Kopf schief abfallend, Seitenlinie dornig, Rumpf ohne Querreihen von Poren, Milvus und lucerna und gurnardus. — E. Po- rentriglen mit vielen vertikalen Linien, welche nach hinten wie die Zweige einer Fichte kleine Porentuben haben, lineata und cuculus. — (Wiegm. Archiv XXVI, 17—23.) Derselbe, Hoplarchus neuer Lippfisch: Zähne in meh- ren Reihen, die klein, kurz, kegelförmig sind in der vordern Reihe alle von gleicher Grösse und an der Spitze gebräunt, die obern län- ger als die untern; Schlundzähne gleichen einer Katzenkralle; Seiten- linie deutlich unterbrochen mit einfachen Porenröhren; Kopf fällt nach der Schnauze plötzlich ab, Stirn breit, Vorderdeckel ohne Zähnelung; Wangen und Deckel beschuppt, Schnauze und Unterkiefer nackt; Sta- cheln der Rücken- und Afterflosse mit kleinen Läppchen an den Mem- branen, alle weichen Flossen ungewöhnlich lang. Zwei heimatslöse 410 Arten im Münchener Museum: H. pentacanthus und H. planifrons. — (Ebda. 128—133.) Derselbe, über die Chaetodontidae. — Auf die Gattung Chaetodon mit 61 Arten gründet K. die Unterfamilie Chaetodontinae, Auszuscheiden sind Ch. strigatus als Therapaina n. gen., Ch. Kleini ist Ch. melastomus Bl, Ch. capistratus ist vielleicht ein Lippfisch, ferner folgende Synonyma 1. Ch. virescers CV = melastomus Bl und _ flavescens Benn. 2. Ch. reticulatus CV — collaris Bl. 3. Ch. semi- larvatus und lunatus — lineolatus @G. 4. baronessa CV, larvatus Ehb, Karraf CV = triangulus KH. 5. Ch. Sebae CV — vagabundus L. 6. Ch. decussatus CV = picetus Forsk. 7. Ch. marginatus Ehrb, Abhortani CV, dorsalis Reinw = melanotus Bl. 8. Ch. lunula CV — fasciatus Forsk. 9. Ch. Sebanus und setifer = auriga Forsk. 10. Ch. labiatus und melanopus CV — chrysozonus KH. Somit bleiben nur noch 42 Arten der Hist. nat. des poissons. übrig, wozu wieder 12 neue kommen. Die Unterfamilie zerfällt in 5 Gattungen 1. Cithar- oedus: zwei Bündel Zähne am Vorderrande des Ober- und Unterkie- fers, beide Reihen lassen den Mundwinkel frei, mehr als 10 Dorsal- sacheln, 3 Analstacheln: Meyeri Bl Molucken, ornatissimus Sol Ota- heiti, vittatus Bl, austriacus Rüpp Afrika, luctuosus CV, taunigrum CV, octofasciatus Bl, triangulum KH Java, Afrika, Mertensi CV, pun- etatofasciatus CV Amboina, collaris Bl Otaheiti, melastomum Bl Mo- lukken, unimaculatus Bl, speculum CV, spilopleura Cuv Molukken. — 2. Coradion: rudimentäre kaum sichtbare Zähnchen auf einer runden Stelle vorn im Gaumen, die Unterkieferzähne ebenfalls kurz, Lippen dick, Seitenlinie bis zur Schwanzflosse, 9—10 Dorsalstacheln: chry- sozonus Kp Java, Bennetti CV Sumatra. — 3. Eteira: 4 Analstacheln, zahlreiche Dorsalstacheln: triangularis Rüpp, Taunagi @G, Leachi CV, plebeja Brouss. — 4A. Chaetodon: Zähnchen bis zum oder über den Mundwinkel hinaus, mehr als 10 Dorsalstacheln, 3 Analstacheln: Frehmli Benn, fasciatus Forsk, ocellicaudus CV, melanotus Bl, Rein- wardti Kp, falcula Bl, mesoleucus Forsk, lineolatus QG, utietensis CV, striatus L, modestus Schl, capistratus L, vagabundus L, pictus Forsk, nesogallicus CV, miliaris @G. eitrinellus Brouss, princeps CV, bima- culatus Bl. — 5. Linophora: Ecke der Dorsalflosse fadenförmig aus- gezogen, Schnauze gestreckt, 3 Analdornen, Körper oval: auriga Forsk, ephippium CV, principalis CV. — (Zbenda 153—156.) Troschel, Leptopterygius neuer Scheibenbauch: Zähne im Zwischen- und Unterkiefer hechelförmig, in der äussern Reihe etwas grösser, fleischige Lippen, drei und eine halbe Kieme, Kiemenöffnungen klein und durch eine breite häutige Brücke getrennt, vier Kiemenhautstrahlen, Saugscheibe am Bauche wie bei Lepidogas- ter, Rücken- und Afterflosse bilden Längsleisten ohne deutliche Strah- len. 2 mittelmeerische Arten nämlich Lepidogaster Willdenowi Risso und L. Coccoi n. sp. — (Zbda. 206—209. tf. 7.) Jan, Tetrapedos neuer Saurier: vier zehenlose kurze Ruderfüsse, Schuppen glatt, keine Afterporen, zwei sehr kleine Ohr- 411 öffnungen, unten ein deutliches Augenlied, das obere kaum angedeu- tet, die mit dichten Schuppen besetzte Zunge legt sich in eine Ver- tiefung des Gaumens, keine Gaumenzähne. Einzige Art: T. Smithi auf Ceylon ist eisengrau, unten ins gelbliche ziehend, am Rumpfe 24, am Schwanze 20 Schuppenreihen. — (Edda. 69. tf. 2.) Philippi, 2 neue chilenische Enten, Anas iopareia zwi- schen specularis und oxyura stehend und Erismatura vittata zunächst stehend. — Fringilla barbata Mol. ist der Zeisig in Chile, Gay führt ihn als Campestris auf, Hartlaub nennt ihn Grithagra flavospecularis und Cassin Chrysomitris marginalis. — (Zbda. 24—28.) Derselbe beschreibt noch als neue chilenische Arten: Caprimulgus andinus und Thalassidroma segeti. — (Zbda. 29—32.) Burmeister gibt eine Uebersicht der in den Laplata- staaten beobachteten Vögel. — Es sind: Sarcorhamphus gry- phus, Cathartes aura, foetens, Phalcobaenus montanus, Polyborus vul- garis, Milvago pezoporus, Haliaetos melanoleucus, Buteo tricolor, Asturina rutilans, unicineta, Rostramus hamatus, Falco femoralis, pun- etipennis n. s., sparverius, Circus cinereus, Bubo magellanicus, Otus brachyotus, Strix perlata, Noctua cunicularia, Glaucidium pumilum, Conurus patagonicus, murinus, fugax n. sp., hilaris n. sp., brunniceps n. sp., rubrirostris n. sp., Psittacus amazonicus, Pionus menstruus, Ptiloleptis guira, Coccygus semiculus, Dryocopus atriventris, Leuco- nerpes candidus, Colaptes australis, Chrysoptilus melanochloris, Den- drobates cactorum, Capito maculatus, Chloroceryle amazona, americana, Megaceryle torquata, Campylopteris inornatus n. sp., Petasophora crispa, Heliomaster Angelae, Thaumantias albicollis, Hilocharis bicolor Cometes sparganurus, Acanthyllis collaris, Podager nacunda, Hydro- psalis psalurus, Antrostomus longirostris, parvulus, Phytotoma rutila Saurophagus sulphuratus, Tyrannus violentus, melancholicus, rufiven- tris, auriflamma n. sp., Elaena medesta‘, Saurophaga verticata n. sp., Pyrocephalus coronatus, Euscarthmus cinereus n.sp., flaviventris, pa-_ rulus, Triecus nidipendulus, auricularis, Alectrurus psalurus, Cnipole- pis perspicillatus, cyanirostris, Machetornis rixosa, Agriornis guttu- ralis, leucurus, Taenioptera nengeta, coronata, moesta, dominicana, Suiriri, icterophrys, rubetra n. sp., Ptyonura rufivertex, capistrata n. sp., frontalis n. sp., maculirostris, brunnea, Lessonia nigra, Furna- rius rufus, Lochmias nematura, Cillurus patagonicus, vulgaris, Oche- torhynchus ruficaudus, anticola, dumetorius n. sp., luscinia n. sp., Geositta cunicularis, tenuirostris, Geobamon rufipennis n. sp., Den- drocalaptes gracilirostris n. sp., supersiliosus, Anabates unirufus, gut- turalis, Phacellodomus ruber, frontalis, Anumbius acuticaudatus, Syn- nallaxis humicola, flavogularis, ruficapilla, fuliginiceps, aegithaloides, phryganophylla, striaticeps, dorsomaculata, Coryphistera alaudinan.sp., Pteroptochus albicollis, Rhinocripta lanceolata, Thamnophilus stagurus, naevius, scalaris, Cycloris viridis, Setophaga virescens n. sp., Culici- vora dumicola, Sylvicola venusta, Anthus rufus, Turdus rufiventris, erotopezus, fuscates, Mimus thenca, calandrica, triurus, Donacobius 412 atricapillus, Troglodytes platensis, Cistothorus fasciolatus . sp., Progne domestica, Cotyle tapera, fucata, pyrrhonota, leucoptera, leu- corrhoea, Atticora cyanoleuca, Tanagra sayaca, striata, Pyrunga coc- cinea, Stephanophorus coeruleus, Saltator coerulescens, aurantiirostris, multicolor n. sp., Eubernatrix cristatella, pusilla n. sp., Paroaria cucul- lata, capitata, Donacospiza albifrons, Poospiza nigrorufa, melanoleuca torquata, Diuca vera, minor, Phrygilus fructiceti, carbonarius, rusticus, Gayi, eyaniceps n. sp., Emberizoides macrurus, Embernagra platensis, viridis, Coturniculus peruanus, Zonotricha hypochondria, strigiceps, matutina. Catamenia änalis, Sporophyla ornata, concolor n. sp., Ory- zoborus Maximiliani, Coccoborus glaucocaeruleus, Sycalis luteiventris, chloropis, Chrysomitris magellanica, atrata, Trupialis guianensis, mili- taris, Coyca, Amblyrhamphus ruber, Leistes anticus, Chrysomus fron- talis, Xanthornis periporphyreus, Xanthornus chrysopterus, Cassicus albirostris, Molobrus sericeus, badius, Psarocolius unicolor, Cyanoco- rax pileatus, Patagioenas maculosa, Columbula Picki, Metropelia me- lanoptera, Zenaeda maculata, Peristera frontalis, Eudromia elegans, Rhynchotus rufescens, Nothura eineräscens n. sp., maculosa, Penelope pipile, canicollis, Crax alector, Rhea americana, Thinocorus orbignya- nus, Thinocorus rumieivorus, Charadrius virginianus, Azarae, Vanellus cayanensis, cinctus, Himantopus nigricollis, Totanus melanoleucus, fla- vipes, bartramia, Tringa dorsalis, Scolopax frenata, Rhynchaea hilarea, Aramus scolopaceus, Aramides gigas, nigricans, rythirhynchus, Orty- gometra melanops, Corethura leucopyrrha, Gallinula galeota, Fulica armillata, leucoptera, Parra jassana, Palamedea chavaria, Dicholophus Burmeisteri n. sp. Ardea Cocos, Gardeni, coerulea, leuce, nivea, Cico- nia Magnari, Tantalus loculator, Ibis melanopis, plumbea, infuscata chalcoptera, Platalea ajaja, Phoenicopterus ignipalliatus, Cygnus nigri- collis, coscoraba, Sarcidiornis regia, Cairina moschata, Dendrocygna fulva, viduata, Anas bahamensis, spinicauda, caudacuta n. sp., flavi- -rostris, coeruleata, maculirostris, peposaca, chiloensis, brasiliensis, Larus maculipennis, serranus, Sterna magnirostris, argentea, Rhynchops nigra, Halieus brasiliensis, Podiceps bicornis, Podiceps dominicus, Die neuen Arten sind characterisirt, die Localitäten und einheimi- schen Namen überall angegeben. — (Journal für Ornithol. 1860. Juli. 8. 241— 268.) ; Heuglin, Säugethiere des rothen Meeres und der So- maliküste. — Mit Berücksichtigung der Arbeiten früherer Reisen- den zählt H. folgende Arten unter Beifügung der Synonyme und in- ländischen Namen auf: Cynocephalus hamadryas, Cercopithecus gri- seoviridis bis 3000° Meereshöhe auf dicht belaubten Bäumen, Rhino- lophus clivosus, Nyctinomus pumilus, Synotus leucomeläs, Vesperugo marginatus, Crocidura crassicaudata in allen Hafenplätzen, Viverra civetta, Genetta senegalensis, Herpestes gracilis, H. adailensis n. sp., H. fasciatus, Canis aureus, ©. mesomelas, C. niloticus, C. famelicus, Lycaon pictus sehr wild und gefrässig, bis 5000° Meereshöhe, Hyaena striata, H.crocuta bis 12000‘ Meereshöhe, Felis leo in Abyssinien fast 413 schwarz, im Gebirge mit sehr kräftiger Mähne, in der heissen Ebene. ohne. solche, F. pardus ebenfalls in einer schwarzen Abart, Cynailu- rus guttatus, Lynx caracal, Sciurus multicolor, Xerus leucumbrinus, X. dabagala n. sp., Eliomys melanurus, Scirtetes aulacotis, Dipus aegyptius, D. hirtipes, D. macrotarsus vielleicht von vorigen nicht specifisch verschieden, Pectinator Spekei, Mus tectorum, praetextus, variegatus, albipes, leucogaster, flavigaster n. sp., orientalis, Acomys cahirinus, dimidiatus, russatus, Meriones dasyurus, Hystrix cristata, Lepus aegyptius, arabicus, sinaiticus, habessinicus, somalensis n. Sp., Orycteropus aethiopicus bis 5000° Meereshöhe, Equus asinus, taenio- pus n. sp,, Elephas africanus bis zum 17° NBr., Rhiuoceros africanus (2), Phacochoerus Aeliani sehr gemein, bis 9000‘ Meereshöhe, Hyrax syriacus, abyssinicus klettert auf Bäume, Antilope dorcas sehr häufig in Rudeln, A. arabica, W.Soemmeringi, NanotragusHemprichanus, Re- dunca bohor, R. defossa, Cephalophus madoca, Calotragus saltatrixoi- des, Hippotragus beisa, Tragelaphus strepsiceros, Tr. decula, Ibex beden zahlreich, Aegoceros tragelaphus in Gebirgen, Camelopardalis giraffa paarweise in kleinen Familien bis 18° NBr., Halicore dujong selten verirrt, Delphinus abusalam. — Zu den neuen Arten werden Bemerkungen gegeben: Herpestes adailensis ist auf dem Kopfe und- Halse schieferschwarz, übrigens oben gelblichgrau mit breiten schwärz- lichen Ringen, an der Unterseite heller, Schwanzende schwarz, nur ein altes Männchen. — Xerus dabagala steht Sciurus rutilus sehr nah, ist bedeutend grösser, in Farbe und Zeichnung des Schwanzes ver- schieden, Schwanz von halber Körperlänge, Haare borstig, kurz, platt, kleine Wollhaare, Oberseite röthlichgelb, jedes Haar mit intensiv weis- ‚ser Spitze, Schwanzhaare schwarz mit 2 weissen Ringen und solcher Spitze lebt mit leucumbrinus und rutilus nur am Boden in sandigem buschigen Terrain in selbstgegrabenen Erdlöchern, frisst Blätter, Knos- pen, Körner und Früchte. — Pectinator Blyth hatte Verf. schon “ vorher als Petrobates n. gen. bezeichnet, ist Petromys ähnlich, Schei- dezähne schwach, fast im Halbkreis gebogen, vorn glatt, 4 Backzähne in jeder Reihe, der erste ganz klein, die übrigen etwas länger als breit, die obern mit einfacher tiefer Längsfalte aussen und schwacher innen, Kaufläche daher schief 8-förmig, die untern aussen eine, innen 2 Furchen; Ohren mittelgross, innen sehr fein behaart, Augen gross, Schnurren sehr lang, Nase eckig und fein behaart, Füsse vierzehig, mit nacktenSohlen, Krallen sehr kurz, spitz, Schwanz zweizeilig von drittel Körperlänge, Behaarung ungemein fein und weich. P. Spekei oben hell erdgrau, Kehle und Augenring graulich weiss, Schwanz- haare schwarz mit weisser Spitze; frisst Knospen, Blätter, Rinde, lebt paarweise und in kleinen Familien in buschigen Klüften der La- vafelsen der Bai von Tedjura, wirft 2 bis 3 Junge. — Mus flavigaster Schwanz über körperlang kurz und steif behaart, Oberseite glänzend ‘ rossbraun, Unterseite weiss mit gelbem Anstrich. — Lepus somalen- sis 16° lang: schlank. Ohren ungemein lang und dicht behaart, Ober- seite graulich, ochergelb und schwärzlich melirt, Unterseite weiss, 414 rosfarbener Nackenfleck. — Lepus berberanus sehr ähnlich L. isa- bellinus nur schwächer, 17‘ lang, rein isabellgelb, Sohlen sehr leb- haft rostroth, der grosse Schwanz weiss, mit kurzen gelben Streifen auf der Oberseite. — Equus taeniopus rein isabellgelb, unten weiss, von der Mähne bis zum Ohr jederseits ein kurzer schwarzbrauner Streif, Mähne kurz und steif, seitlich an der Basis weiss, in der Mitte schwarz, Füsse mit schwarzen unregelmässigen Querlinien. — Hyrax hat im Winter röthlichbraune Färbung mit weiss melirt, vor der Paa- rungszeit im Frühjahr einen grünlichgrauen Ton. Im OÖberkiefer oft verkümmerte Zähne. H. hält die Vereinigung der kapischen, abyssi- nischen, ostsudanischen und syrischen Art für nicht gerechtfertigt. — (Petermanns geogr. Mittheil. I861. 8. 13—14.) R Jäger, über den Schädelbau von Hyrax. — Verf. be- spricht hauptsächlich das Os interparietale. Bei einem reifen Foetus des H. capensis sind drei Backzähne in jeder Reihe vollkommen ent- wickelt, unten der vierte im Durchbrechen, oben vor der Nath des Os ineisivum ein abortives Zähnchen hinter dem grossen Schneide- zahn von der Form eines Hirsekornes, das auf der rechten Seite fehlt. An einem zweiten Schädel nur noch die Alveole des rechten Zähn- chens. Ein dritter junger Schädel zeigt den obern Backzahn nur ein wenig hervorgetreten, den ersten einwurzligen tief abgerieben, un- ten’ nur 5 Backzähne, der letzte wenig hervorragend, keine Spur von abortiven Schneidezähnen. An einem 4. Schädel ist der erste Back- zahn dem Ausfallen nahe, der letzte 6. noch nicht in der Höhe sei- nes Vorgängers, hinter jedem Schneidezahne eine leere Alveole, im Unterkiefer nür 5 Backzähne. Schädel 5 von einem sehr alten Thiere, 5 hintere Backzähne vollständig, tief abgerieben, die 2 vordern fehlen. im Unterkiefer die 6 Backzähne unmittelbar hinter den Schneidezäh- nen. Hinter jedem obern Schneidezahne eine deutliche Alveole. Aus- serdem noch Schädel 6 bis 10. Von Hyrax abyssinicus 4 Schädel und und ein Skelet. Schädel 1 hat oben 6 Backzähne, der 1. einwurzlig, der 6. noch ganz in der Alveole, im Unterkiefer 5, der letzte kaum hervorgebrochen, oben die beiden leeren Schneidezahnalveolen. Schä- del 2 hat 7 obere Backzähne, der erste zweiwurzlig, hinter jedem Schneidezahn eine leere Alveole, Schädel 3 mit 7 obern und untern Backzähnen und sehr kleinen Schneidezahnalveolen, Schädel 4 mit 7 obern, 6 untern Backzähnen und denselben Alveolen, ebenso Nr. 5. Hyrax sylvestris aus W-Afrika im Oberkiefer 4 Backzähne, der erste einwurzlig, der fünfte noch nicht durchbrochen, hinter jedem Schnei- dezahn eine unbedeutende Alveole, im Unterkiefer 4 entwickelte Zähne. Die Münchener Schädel von H. capensis und arboreus haben eben- falls die Alveolen hinter den Schneidezähnen und verschiedene Os interparietale, das bei allen Schädeln überhaupt in seiner Form sehr variirt. Allermeist bleibt letzteres in allen Altern sichtbar. Die lee- ren Alveolen hinter den obern Schneidezähnen sind ebenfalls allge- mein, die übrigen Erörterungen des Verf.’s berücksichtigen die Lite- 415 ratur nicht hinlänglich*) und haben für uns keinen Werth. '— (Wür- tembergische naturmwiss. Jahreshefte XVI. 158—174.) Miscelien. Hühnerzucht im grossartigsten Massstabe. — DeSora hat vor einiger Zeit das Geheimniss entdeckt, Hühner das ganze Jahr hindurch täglich Eier legen zu machen, indem er dieselben mit Pferdefleisch füttert. Dass die Hühner im Winter viel weniger Eier legen wie im Sommer, liegt nur darin, weil sie bei uns im Winter nicht das erforderliche Fleischfutter erhalten, das sie im Sommer sich selbst an Würmern und Insekten verschaffen. De Sora lebte auf einem ver- nachlässigten Gute bei Paris und gab sich ernstlich daran einen gros- sen Hühnerhof einzurichten, der 12 Monate im Jahre einträglich sein sollte. Er überzeugte sich bald, dass eine gewisse Quantität gehack- “tes rohes Fleisch regelmässig mit dem andern Futter gegeben das gewünschte Resultat lieferte Nachdem er nun mit 300 Hühnern den Anfang gemacht hatte, fand sich dass dieselben durchschnittlich im ersten Jahre je 25 Dutzend Eier legten. Seit 1855 aber hielt er Jährlich 100000 Hühner nebst den nöthigen Hähnen und erzielte die besten Erfolge. Im Frühjahr, Sommer und Herbst haben sie freien Lauf auf seinem Besitzthume, jedoch unter Aufsicht. Im Winter sind die Ställe in angenehmer Temperatur zu erhalten und obgleich die Thiere das ganze Jahr hindurch rohes Fleisch erhalten, legen sie doch mehr in der kalten Jahreszeit. Sie haben freien Zugang zu reinem Wasser, Kies und Sand und ihre Kämme sind stets roth. Den gros- sen Bedarf von Fleisch verschafft sich de Sora durch die abgängigen Pferde welche in Paris reichlich zu haben sind. Diese werden in ei- ne eigene Abdeckerei gebracht und dort ordnungsmässig geschlachtet. *) Verf. irrt sehr, wenn er behauptet, diese Alveolen seien bisher unbeachtet geblieben und nicht auf Schneidezähne gedeutet. Ich habe auf deren Deutung schon im Jahresbericht: des naturwiss. Vereines Halle 1848. I. S. 22 hingewiesen, dann in meinen Säugethieren (Leip- zig 1855) S. 211 speciell mich darüber ausgesprochen, auch in dieser Zeitschrift 1853. II. S. 339 den Gegenstand erörtert und in meiner Odontographie Taf. 32. fig. 9 die Abbildung davon gegeben. Also auf viermalige Publikation fand diese Thatsache noch keine Beach- tung, weshalb? — weil verletzte Eitelkeit und Unwissenheit meine Ar- beiten für blosse Compilation erklärt und nun auch Andere es nicht der Mühe für werth halten, das darin gewissenhaft verwerthete sehr reich- haltige Material der hiesigen Sammlungen zu berücksichtigen. Ich muss nunmehr Hrn. Jägers Behauptung, als seien die Alveolen jedenfalls noch nicht auf abortive Scheidezähne gedeutet, als eine völlig ungerechtfer- tigte, durch leichtfertige Behandlung der Literatur veranlasste zurück- weisen. — Dass bei den Kameelen oben ursprünglich nicht 4 wie A. Wagner behauptet, sondern 6 Schneidezähne vorkommen, habe ich gleichfalls in meinen Säugethieren S. 369 und in meiner Odontogra- phie S. 65, an denselben Orten auch die gleichen Verhältnisse bei Rhinoceros bicornis und tichorhinus nachgewiesen, Giebel, 416 Das Blut wird sorgfältig gesammelt und angemessen verkauft, die Häute erhalten die Gerber, den Kopf, die Hufen, Sehnen etc. die Leim- und Blutlaugensalzfabrikanten, die grossen Knochen die Drechsler und Knopfmacher, die kleinern werden zu Beinschwarz und Dünger verwendet. Selbst das Mark wird benutzt zufeinen und wohlriechenden Lippenpomaden. Kurz kein Theil des Thieres bleibt unbenutzt. Das Fleisch wird rein von den Knochen genommen und indem es zwi- schen sich drehenden Messern durchgeht wird es gleichmässig fein durchgehackt, leicht gesalzen, in Fässer verpackt und zur Eier- plantage geschickt. Es wurden in den letzten Jahren 22 Pferde täg- lich verbraucht. Es wurde ermittelt, dass eine kleine Zugabe von gemahlenem Pfeffer und Salz zu der Masse dem Geflügel sehr zu- träglich ist, doch darf das Fleisch nie sauer und stinkend werden. Die Hühner fressen es mit Gier, sind dabei in gutem Zustande und legen fast täglich bei allem Wetter und in allen Jahreszeiten. Die Ställe, Schuppen, Zimmer und andern Gebäude sind im Quadrat ge- baut und schliessen etwa 83/, östreichische Joch ein, der Hof in der Mitte bildet den Hauptfutterplatz, ist durch ein Gitterwerk abgetheilt, so dass nur eine beschränkte Anzahl in der Heerde ist und diese in den verschiedenen Räumen nach dem Alter rangirt sind, keine älter als vier Jahre. Am Ende des vierten Jahres werden sie drei Wochen in Mastställe gebracht, hier nur mit Korn gefüttert und le- bendig nach Paris verkauft. Kein Huhn darf brüten. Die künstli- chen Bruträume sind durch Dampf geheizt und die Wärme wird stets gleichmässig erhalten, etwas höher als zur Zeit der Brut in den Hüh- nern. Eine Anzahl Gerüste, eines über dem andern bilden die Nester, während Teppiche über die Eier gelegt dazu dienen jeden Lichtstrahl abzuhalten. Die ausgeschlüpften Hühnchen werden alsbald in die Pflegeschule gebracht und frische Eier an den Platz der leeren Scha- len gelegt. Ein fortwährender Nachwuchs von jungen Hühnern ist auf diese Weise gesichert und die Federn bleiben stets frei von Un- geziefer. Es werden nur gewöhnliche Misthofhühner gehalten, alle fremden Sorten sind ausgeschlossen. Der von den Hühnern produ- eirte Dünger wird zu hohen Preisen an Gemüsegärtner verkauft. Schwarzfärben des Messings. — Blanke Kupferdraht- spähne werden in Salpetersäure bis zur vollen Sättigung der Säure geworfen. In diese Lösung werden die schwarz zu färbenden Messing- stücke, nachdem sie zuerst durch Schleifen auf feinen Grau- oder Blau- steinen mit Wasser eine metallisch reine Oberfläche erhalten haben, hand- warm getaucht und auf Kohlenfeuer abgebrannt. Nun grünlich gefärbt werden sie mit Läppchen abgerieben und der Process des Eintau- chens und Abbrennens so zum öftern erneuert bis das Stück schwarz ist, schliesslich noch mit Baumöl abgerieben. Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen ın Halle. 1860. October. November. INeX, X. Sitzung am 17. October. Hr. Giebel berichtet über zwei Arbeiten in v. Siebolds und Köllikers Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie Bd. X: 1. Hä- ekel, Untersuchungen über die Augen der Seesterne, die wie bei den Insekten zusammengesetzte sind. 2. Keferstein, über die Be- gattung der Helix pomatia. Sitzung am 24. October. Eingegangene Schriften: 1. Sitzungsberichte der königl. bairischen Akademie der Wissen- schaften zu München. München 1860. 1. 2. 80, Der zoologische Garten, Organ der zoolog. Gesellschaft zu Frank- furt a/M. Frankfurt a/M. 1860. 89°. 3. Verhandlungen und Mittheilungen des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften. XI, 1—6. Hermannstadt 1860. 8°. 4. Schriften der königl. physikalischen-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg I, 1. Königsberg 1860. 4°. - Hr. Hahnemann referirt über eine Arbeit von E. Rausch in Tübingen, betreffend die Ringelbildung des Rauches in der Luft und in verschiedenen Flüssigkeiten. Hr. Giebel verbreitet sich auf eine Abhandlung Hagens gestützt, über die Seeschlange, wonach die Exis- tenz einer solchen nicht geläugnet werden kann, sondern als 50 bis bis 60 Fuss langer Haifisch angesprochen werden muss. Ferner be- richtet derselbe über das angeblich reiche Bernsteinlager in Neu- Granada im Magdalenenflusse, dessen Produkt sich als Copal ergeben hat. Schliesslich gedenkt derselbe einer interessanten Arbeit Zaddachs über das geologische Alter des Bernsteins in Preussen, wonach der- selbe aus der tertiären Periode stammt, aber jünger als unsere Braun- kohle ist. Endlich wird beschlossen, den 13. Jahrestag des Vereines (4. Nov.) Mittwoch den 7. November in gewöhnlicher Weise durch einen Öffentlichen Vortrag und ein gemeinschaftliches Abendessen zu feiern. G) 28 418 Sitzung am 3l. October. Eingegangene Schriften: 1. Notizblatt des Vereines für Erdkunde zu Darmstadt. 1860. 8°. 3. Wochenschrift des Vereines zur Förderung des Gartenbaues in den königl. Preuss. Statten. Berlin 1860. 4°. 3. Pohl, das Licht, der materielle Urgrund aller Dinge. Oppeln 1860. 8°. 4. Dr. Andreas Neubig, Offenes Sendschreiben an Herrn Prof. Dr. Schleiden über Raum und Zeit. Nürnberg 1860. 8°. 5. Tageblatt der 35. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Königsberg vom Jahre 1860. 4°. (Geschenk des Herrn Dr. Jacobson.) 7 Herr Taschenberg gibt das Geschichtliche über die Ent- deckung der Victoria regia, wonach sie von Hänke (1801), Pöppig (1832), d’Orbigny (1833), Schomburgk (1837), Bridges (1846) immer wieder von Neuem entdeckt wurde, ehe sie in England cultivirt (1849) und von da bei uns allgemeiner bekannt ward. Herr Giebel berichtet über Leuckart’s Monographie der Pentastomen. Herr Jacobson legt eine Suite käufliger Bernsteininsekten vor. Sitzung am 7. November. Zu der vom 4. Novbr. nachgeholten Stiftungsfeier hielt Herr Giebel einen Vortrag über die Mollusken als Nahrungsmittel für Menschen und Thiere, weist auf den ganz enormen Consum einzel- ner Arten derselben hin und verbreitet sich ausführlich über den der- maligen Stand und Betrieb der Austernbänke. die Anwesenden zu einem fröhlichen Mahle. Sitzung am 14. November. Eingegangene Schriften: 1. Fischer, das ungarische Tiefland. Pest 1860. 80. 2. Katalog der Säugethiere und Vögel des böhmischen Museums zu Prag. Prag 1854. 80. (Geschenk des Herrn Zinken.) 3. Sitzungsberichte der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaf- ten in Prag. Jahrg. 1859. 2. Jahrg. 1860. 1. 8°, 4. Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. 1860. 80. Herr Zinken verbreitet sich unter Vorlegung einer mit einem Abdrucke versehenen Bleiplatte über das beim Naturselbstdruck ein- zuhaltende Verfahren. Sodann spricht Herr Hahnemann über die Pseudoscopie und erörtert Zöllners Untersuchungen darüber, um diese Täuschungen beim Sehen zu erklären. Sitzung am 21. November. Herr Giebel berichtet Steins Entdeckung, die geschlechtliche Fortpflanzung der Infusoriengattung Vorticella betreffend und Köllik- kers Untersuchungen über die parasitischen Pilze in den Hartgebil- den der Thiere, der Spongien, Polythalamien, Polypen, Muscheln, Brachiopoden, Schnecken und Rankenfüsser. Schliesslich verbreitet Hierauf vereinigen sich 419 sich Herr Hahnemann über Meeresströmungen im Allgemeinen und den Golfstrom im Besondern und sucht letzteren zu erklären. an Bericht der meteorologischen Station in Halle. Mai. Das Barometer zeigte in diesem Monat fortwährend so un- ruhige Bewegung, dass ich nicht ohne Weitläufigkeiten im Stande sein würde, ein genaues Bild derselben zu entwerfen. Ich kann daher nur seinen Schwankungen im Allgemeinen folgen. Es zeigte zu Anfang des Monats bei NO und ziemlich heiterem Himmel einen Luftdruck von 281,92 und war bei NO und sehr veränderlichem, durchschnittlich ziemlich heiterem Wetter unter Schwankungen im Sinken begriffen bis zum 8. (27‘7'“,54). Darauf schwankte es auf und nieder anfangs bei vorherrschendem NW (bis zum 15.) dann bei NÖ (bis zum 19.) und sehr veränderlichem, durchschnittlich ziemlich heiterem Wetter, um dann bei NO ziemlich schnell zu steigen, und erreichte am 21. Abends 10 Uhr die Höhe von 28'0',68. An den folgenden Tagen fiel das Barometer unter fortwährenden Schwankungen bei NNO und anfangs SW, dann aber trübem und regnigtem Wetter bis zum 27. Morg. 6 Uhr (274“',35), worauf es bei veränderlicher, durchschnitt- lich nordwestlicher Windrichtung und trübem und regnigtem Wetter unter bedeutenden Schwankungen wieder stieg und am Ende des Mo- nats eine Höhe von 27''9‘',34 erreichte. Es war der mittlere -Baro- meterstand im Monat —= 27‘‘9'',30; der höchste Stand war am 1. Morg. 6 Uhr bei NO —= 28‘1‘,92; der niedrigste Stand am 27. Mrg. 6 Uhr bei NO = 27'4‘,35. Demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat = 7,57. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 25—26. Nachm. 2 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 2710,75 auf 27'5',56, also 5',19 fiel. Die Wärme der Luft war im Anfang des Monats ziemlich gross, (ec. 100) sank aber schon am 3. bedeutend herab, worauf sie erst am 8. wieder erheblich in die Höhe ging. Darauf blieb die Wärme ziem- lich beständig ansteigend bis zum 19. (160,6 Tagesmittel) und sank dann wieder anhaltend bis gegen Ende des Monats (am 29. war das Tagesmittel = 50,3) um bis zum Schluss des Monats nur wenig zu steigen. Die mittlere Wärme des Monats fällt daher ziemlich niedrig aus = 11004, die höchste Wärme war am 19. Nachm. 2 Uhr = 220,6 die niedrigste Wärme am 4. Morg. 6 Uhr = 29,8. Die im Monat beobachteten Winde sind: N=212 NO = 30 NNO =16| ONO = 1 O=0 NW = 18 NNW= 2 0OSO = 0 Sea —10 SO-=—00 SSO= 0| WIW= 17 We sw=2 SSW =-0| WSW = 3 Daraus ist die mittlere Windrichtung berechnet worden auf N —205'29° —57—0O. Dieser fast rein nördlichen Windrichtung entsprechend, hatten wir durchschnittlich ziemlich trockne Luft, die psychrometrischen 28* 420 Beobachtungen ergaben für den Monat die mittlere relative, Feuch- tigkeit von 69 pCt. bei einem mittleren Dunstdruck von 3‘',62. Da- bei hatten wir durchschnittlich wolkigen Himmel. Wir zählten 2 Tage mit, bedecktem, 6 Tage mit trübem, 7 Tage mit wolkigem, 9 Tage mit ziemlich heiterem und 7 Tage mit heiterem Him- mel. Dennoch aber wurde an 17 Tagen Regen beobachtet, wenn auch meistens nur wenig, und es beträgt die Summe der an diesen Tagen niedergefallenen Regenmenge — 242,9 par. Kubikzoll auf den Qua- dratfuss Land, was einer Regenhöhe von 20‘,19; entsprechen würde. Im Laufe dieses Monats sind in Halle 8 Gewitter, wovon das eine am 24. mit starkem Hagelschlag begleitet war, und an 2 Aben- den Wetterleuchten beobachtet worden. I Juni. Im Anfang dieses Monats zeigte das Barometer beiNW und heiterem Himmel einen Luftdruck von 27‘'7‘,50: und stieg, während sich der Wind langsam bis N herumdrehete, bei veränderlichem, bis- weilen auch regnigtem Wetter bis zum 6. Morg. 6 Uhr auf 2711”',08, An den folgenden Tagen fiel das Barmeter wieder, obgleich die Wind- richtung eine durchschnittlich nördliche blieb, bei sehr veränderlichem und häufig regnigtem Wetter und unter zahlreichen Schwankungen bis zum 14. Nachm. 2 Uhr auf 276,54, worauf es bei vorherrschen- dem N und anfangs trübem und regnigtem, später durchschnittlich ziemlich heiterem Wetter und mit nur wenigen geringen Schwankun- gen wieder stieg und am 23. Morg. 6 Uhr die Höhe von 28‘0‘,21 erreichte. — An den folgenden Tagen fiel das Barometer wieder; während sich der Wind nach NW herumdrehete, bei durchschnittlich. wolkigem Himmel bis zum 28. Nachm. 2 Uhr (27'8°‘,37) und stieg dann bei N und regnigtem Wetter bis zum Schluss des Monats auf 23710''21. Es war der mittlere Barometerstand im Monat = 27‘'9',01 (sehr niedrig.). Der höchste Stand am 23. Morg. 6 Uhr war bei N — 28‘0'",21; der niedrigste Stand am 10. Morg. 6 Uhr war bei NO == 27‘6',24, Demnach beträgt die grösste Barometer-Schwankung im Monat — 5,91. Die grösste Sehwankung binnen 24 Stunden wurde am 10-11. Nachm. 2 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 2716',29 auf 27°9'',88, also um 3,59 stieg. Die Wärme der Luft war im ganzen Monat ziemlich gleich- mässig vertheilt und ziemlich niedrig. Es zeichnen sich nur zwei besonders kühle Tage in der Mitte des Monats (der 15. und 16.) aus. Die mittlere Wärme des Monats ist 130,54. Die grösste Wärme war am 26. Nachm. 2 Uhr bei SW = 239,0; die geringste Wärme am 1. Abends 10 Uhr bei NW = 60,2, Die im Monat beobachteten Winde sind: N 27 NO = 12 NNO =5 ONO = 0 © == 0 NW= 0 NNW =12 0OSO = 0 >) N) SO =13 SSO = 0 WNIW = 6 We=-1 SW = 756 SSW — 0 WSW = 2 Daraus ist die mittlere Windrichtung des Monats berechnet auf W — 890 14'2',00—N, — 421 Dieser fast rein nördlichen Windrichtung wieder entsprechend war die Luft wieder ziemlich trocken. Die psychrometrischen Be- obachtungen ergaben eine mittlere relative Feuchtigkeit der Luft von 71 pCt. bei dem mittlern Dunstdruck von 4,40. Dabei hatten wir durchschnittlich wolkigen Himmel. Wir zählten 4 Tage mit be- decktem, 6 Tage mit trübem, 6 Tage mit wolkigem, 8 Tage mit ziemlich heiterem, und 6 Tage mit heiterem Himmel. An 16 Tagen wurde Regen beobachtet und mit einer Regenmenge von 299,1 paris. Kubikzoll auf dem Quadratfuss Land, was einer Regen- höhe von 24‘,93 entsprechen würde. In diesem Monat wurden in Halle nur 3 Gewitter beobachtet. Weber. annnnnnnnnnn Ludwig Eckardt. Am 2. December 1860 starb zu Eisleben der Oberberg- und Hütten-Direetor der Mansfeld’schen Kupferschieferbauenden Gewerk- schaft, der Königliche Geheime Bergrath a. D. und Ritter des rothen Adlerordens III. Klasse, Ludwig Eckardt. Er wurde geboren am 71. December 1793 zu Rothenburg a/S. als jüngster Sohn des damali- gen Oberbergraths bei dem vormaligen Magdeburg -Halberstädter Oberbergamte zu Rothenburg a/S. Christian Eckardt (welcher später zum Geheimen Öberbergrath und Director des genannten Oberberg- Amts ernannt wurde, und in dieser Eigenschaft im Jahre 1816 ge- storben ist.) Seinen ersten Unterricht genoss Ludwig Eckardt am Geburts- orte und im elterlichen Hause bis zum Jahre 1805 mit dessen Beginn er auf das Gymnasium zu Bernburg kam. Schon 1809 verliess er diese Schule aus der Secunda, aber mit der völligen Reife für Prima und mit lobender Anerkennung seines Fleisses und seiner guten Fä- higkeiten, um sich dem Bergfache zu widmen. Zu dem Ende ist er zunächst und von Ostern 1809 bis Michae- lis 1811 auf den Kupferschiefer Revieren der damaligen Bergbezirke Rothenburg und Mansfeld angefahren, wurde in dieser Zeit auch als Berg-Eleve angenommen, ging dann Michaelis 1811 auf den Oberharz und besuchte dort neben practischer Beschäftigung die Bergschule zu Klausthal bis Ostern 1813. Wegen Kränklichkeit in die Heimat zu- rückgekehrt, fuhr er später und bis zum Herbst 1814 wieder anf den Mansfelder Kupferschiefer-Revieren an, wurde hier auch in dieser Zeit zur Aushilfe als Grubenbeamteter (Steiger) verwendet, und be- zog dann (Anfang October 1814) die Universität Berlin. Indessen schon im Frühjahr 1815 unterbrach er seine Universitätstudien, trat beim Beginn des Feldzugs als Freiwilliger in das Ste Husarenregi- ment, machte mit diesem den ganzen Feldzug in Frankreich (1815) 492 schlug die Schlacht bei Waterloo mit, und wurde zu Ende des Jahres 1815 nach vollendetem Feldzuge mit dem Zeugnisse vorzüglicher Tap- ferkeit vor dem Feinde als Seconde-Lieutenant entlassen. Nun kehrte er in seine frühern Verhältnisse zurück, repetirte zunächst bis zum Frühjahre 1816 in Berlin die im Wintersemester 1814/15 gehörten Vorlesungen, und trat dann eine bergmännische Instructionsreise in das Sächsische Erzgebirge und nach Schlesien an, wurde gleichzeitig aber zum Berg-Secretair und Haushaltsprotocollisten bei dem Berg- Amte Eisleben ernannt, mit der Weisung diesen Posten erst nach be- endigter Reise anzutreten. Das geschah Anfang April 1817 und von hier ab fungirte der Verstorbene als Bergsecretair und gleichzeitig als Lehrer an der Bergschule zu Eisleben bis Anfang 1819, wo er zum Öberbergamts- Secretair ernannt, und an das Oberberg- Amt nach Halle versetzt wurde. In-dieser Stellung erhielt er 1827 das Prädicat „Assessor “, wurde aber schon 1828 in Anerkennung dessen, dass er bei der Be- arbeitung technischer Sachen besondere Gewandtheit und Sachkennt- niss zeigte, zum Oberbergamtsassessor mit Sitz und Stimme im Col- legium und 1829 zum Ober-Berg-Rath ernannt. Als solcher war er bei dem Oberberg-Amte zu Halle bis zum Jahre 1837 thätig, bis er nach dem Tode des Bergrath Zimmermann zum Director des Berg-Amts Eisleben ernannt wurde, und damit zugleich die Direction des gesammten Mansfeld’schen Bergbaues überkam. In dieser Stellung, in welcher er später auch das Prädicat „Geheimer Bergrath“ erhielt, hat er die segensreichste Wirksamkeit entwickelt bis an sein Ende — er blieb Berg-Amts-Director bis zum Jahre 1855, und als im Jahre 1853 die Vereinigung der Berg-Aemter zu Wettin und zu Kamsdorf mit dem zu Eisleben erfolgte, welche bei überhäufter Geschäftsvermehrung ihm die specielle Leitung des Mansfeld’schen Bergbaus auf die Dauer unmöglich gemacht haben würde, zog er es vor den Staatsdienst zu verlassen, und sich der Direction des Mansfeld’schen Bergbaus ausschliesslich zu widmen. Ein hartnäckiges Unterleibsleiden, welches sich in den letzten Jahren entwickelt hatte, endete mit dem Tode, und setzte seiner um- fassenden Thätigkeit im 67. Lebensjahre die natürliche Grenze. Seine Verdienste um den Mansfeld’schen Bergbau sind unge- mein gross, und allseitig anerkannt worden. Er war ein gründlich gebildeter Bergmann, ein tüchtiger Teckniker, ein ausgezeichneter und umsichtiger Director, und allen Beamten und Arbeitern ein vä- terlicher Freund — .und deshalb wird sein Tod nicht nur in dem engern Kreise, wo er vorzugsweise wirkte, sondern auch in weitern Kreisen allgemein betrauert. Unserem Vereine gehörte er seit dem Jahre 1855 als Mitglied an. 423 Druckfehler. S. 245 Z v. o. lies dieser statt dieses. „246. „ v. o. streiche die Worte: und diese Abstossung aller 4 2 seiner Theile. h „ 251 „15 v.o..8.251 2.19. vo. S. 258 2. 16 v. u. lies p. 247 statt I am Ende. 7 5 De202n, v. o. lies nur statt eine, „ 268 „15 v. u. lies Ja statt In. „269 „10 u.24 v. o. lies bleibe statt bliebe. Bücher - Anzeigen. So eben sind erschienen: VII. Band 3. Liefrg. VIII Band 5. Liefrg. IX. Band 1. Liefrg. Palaeontographica. Beiträge zur Naturgeschichte der Vor- welt. Herausgegeben von Dr. W. Dunker und H. v. Meyer. Mit 34 Tafeln Abbild. gr. 4 11 Thlr. 1. Abth. 12. Liefrg. II. Abth. 3. Liefrg. Novitates conchologicae. Abbildung und Beschreibung neuer Conchylien. I. Abtheil. von Dr. L. Pfeiffer. II. Abth.: Meeres-Conchylien, von Dr. W.Dunker. Mit deutsch. u. franz. Text u. 6 Tff. color. Abbld. gr.4. 22), Beiträge zur geologischen Kenntniss des nordwestlichen Harzgebirges, iv. Abtheilung. Von Dr. F. A. Römer. Mit 12 Tafeln_Abbildungen. gr. 4 4 Thlr. Journal für Ornithologie. Ein Centralorgan für die ge- sammte Ornithologie. In Verbindung mit den bedeu- tendsten Ornithologen des In- und Auslandes heraus- gegeben von Dr. Cabanis und Dr. Baldamus. VIII. Jahrg. 1860. 6 Hefte. gr. 8. 4 Thlr. (1.—3. Heft erschienen). Zugleich Fortsetzung der Naumannia. Malakozoologische Blätter. Als Fortsetzung der Zeit- schrift für Malakozoologie. Herausgegeben von Dr. K. Th. Menke und Dr. L. Pfeiffer. VII. Band. gr.8. 21/, Thlr. (Nr. 1—9 erschienen.) Wo diese Fortsetzungen nicht regelmässig nach Erscheinen geliefert werden, ist die Verlagshandlung erbötig, für Abhülfe zu sorgen. Cassel, den 6. September 186U, THEODOR FISCHER. Verlag von Friedr. Vieweg und Sohn in Braunschweig. Lord Dufferins Briefe aus hohen Breitegraden. Bericht über eine Reise des Yacht-Schooners „Foam“ nach Island, Jan Mayen und Spitzbergen im Jahre 1856. Mit 24 Illustrationen in Holzstich und 3 Karten. gr. 8. Geh. Preis 1 Thlr. 25 Sgr. Diese Briefe enthalten den geistvollen Bericht einer Reise, welche Lord Dufferin — derselbe, welchen das englische Gouvernement jetzt als Commissair nach Syrien sendet — auf seinem kleinen Yacht- Schooner „Foam“ nach Norwegen, Island, Jan Mayen und Spitzber- gen machte, ein Unternehmen, so kühn und interessant wie es selten ausgeführt wurde. Die Lebendigkeit und ursprüngliche Frische der Darstellung, sowie geistreich und pikant geschriebene Episoden, ge- ben dem Buche einen sehr hohen Reiz. Zahlreiche bildliche Darstellungen nach den von dem Reisenden selbst aufgenommenen Zeichnungen und Photographien erhöhen das Interesse, welches der Inhalt bietet. Kurzes Lehrbuch der organischen Chemie von: Prof. Dr. A. Strecker. Zugleich als zweiter Band zu Regnault-Strecker's kurzem Lehrbuche der Chemie. Mit 45 in den Text eingedruckten Holzschnitten. Dritte verbesserte Auflage. 8. geh. — Preis 1 Thlr. 25 Sgr. In diesem kurzen Lehrbuche hat der Herr Verfasser die organi- sche Chemie in ihrem ganzen Umfange für das Bedürfniss der Stu- direnden an Universitäten, polytechnischen Lehranstalten und Gewer- beschulen dargestellt, dabei aber auch Rücksicht genommen auf Aerzte und andere Fachmänner, für deren Beruf die Kenntniss des neuesten Zustandes der organischen Chemie nothwendig ist. Alle durch ihre Anwendung oder in theoretischer!Beziehung wichtigen organischen Stoffe sind mit genügender Ausdehnung abgehandelt. Ihr Vorkommen, ihre Gewinnung, Eigenschaften, Anwendung und Zer- setzungen findet man beschrieben, sowie auch die neuern Theorien über die Constitution der organischen Stoffe darin ausführlich ent- wickelt sind. ade Buh va N) (Druek von W. Plötz in Halle.) Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1860. December. I ll. — Geologische Aufeinanderfolge organischer Wesen C. Darwin. Sehen wir doch zu, ob die verschiedenen Thatsachen und Regeln hinsichtlich der geologischen Aufeinanderfolge der organischen Wesen besser mit der gewöhnlichen An- sicht von der Unabänderlichkeit der Arten, oder mit der Theorie einer langsamen und stufenweisen Abänderung der Nachkommenschaft durch natürliche Züchtung überein- stimmen, Neue Arten sind im Wasser wie auf dem Lande nur sehr langsam, eine nach der andern zum. Vorschein gekom- men. Lyell hat gezeigt, dass es kaum möglich ist, sich den in den verschiedenen Tertiär-Schichten niedergelesten Beweisen in dieser Hinsicht zu verschliessen, und jedes Jahr strebt durch neue Forschungen die noch vorhandenen Lücken mehr auszufüllen und das Procent- Verhältniss der noch lebend vorhandenen zu den ganz ausgestorbenen Arten mehr und mehr abzustufen. In einigen der neuesten, wenn auch, in Jahren ausgedrückt, gewiss sehr alten Schichten kommen nur noch 1—2 ausgestorbene Arten vor, und nur je eine oder zwei überhaupt oder für die Oertlichkeit neue Formen gesellen sich den früheren bei. Wenn wir den Beobachtungen Philippi’s in Sicilien vertrauen dürfen, so ist die stufenweise Ersetzung der früheren Meeres-Bewoh- ner bei dieser Insel durch andre Arten ein äussert langsa- mer gewesen. Die Secundär-Formationen sind mehr un- terbrochen; aber in jeder einzelnen Formation hat, wie Bronn bemerkt hat, weder das Auftreten noch das Ver- XVI. 1860. ; 29 426 schwinden ihrer vielen jetzt erloschenen Arten gleichzeitig stattgefunden. Arten verschiedener Gattungen und Klassen haben we- der gleichen Schrittes noch in gleichem Verhältnisse ge- wechselt. In den ältesten Tertiär-Schichten liegen die we- nigen lebenden Arten mitten zwischen einer Menge erlo- schener Formen. Falconer hat ein schlagendes Beispiel der Art berichtet, nämlich von einem Krokodile noch leben- der Art, welches mit einer Menge fremder und untergegan- gener Säugethiere und Reptilien in Schichten des Subhima- laya beisammen lagert. Die silurischen Lingula-Arten wei- chen nur sehr wenig von den lebenden Species dieser Gat- tung ab, während die meisten der übrigen silurischen Mol- lusken und alle Kruster grossen Veränderungen unterlegen sind. Die Land-Bewohner scheinen schnelleren Schrittes als die Meeres-Bewohner zu wechseln, wovon ein treffender Beleg kürzlich aus der Schweilz berichtet worden ist. Es scheint einiger Grund zur Annahme vorhanden, dass solche Organismen, welche auf höherer Organisations-Stufe stehen, rascher als die unvollkommen entwickelten wechseln; doch gibt es Ausnahmen von dieser Regel. Das Mass organi- scher Veränderung entspricht nach Pictet’s Bemerkung - nicht genau der Aufeinanderfolge unsrer geologischen For- mationen, so dass zwischen je zwei aufeinander-folgenden Bildungen die Lebens-Formen genau in gleichem Grade sich änderten. Wenn wir aber irgend welche, seien es auch nur zwei einander zunächst verwandte Formationen mit einander vergleichen, so finden wir, dass alle Arten einige Veränderungen erfahren haben. Ist eine Art einmal von der Erd-Oberfläche verschwunden, so haben wir Grund zu vermuthen, dass dieselbe Art nie wieder zum Vorschein kommen werde. Die anscheinend auffallendsten Ausnah- men von dieser Regel bilden Barrande’s sogenannte „Ko- lonien“ von Arten, welche sich eine Zeit lang mitten in ältere Formationen einschieben und dann später wieder er- scheinen; doch halte ich Lyell’s Erklärung, sie seien durch Wanderungen aus einer geographischen Provinz in die an- dre bedingt, für vollkommen genügend |[?]. Diese verschiedenen Thatsachen vertragen sich wohl 427 \ mit meiner Theorie. Ich glaube an kein festes Entwicke- lungs-Gesetz, welches alle Bewohner einer Gegend veran- lasste, sich plötzlich oder gleichzeitig oder gleichmässig zu ändern. Der Abänderungs-Prozess muss ein sehr lang- samer sein. Die Veränderlichkeit jeder Art ist ganz un- abhängig von der der andern Arten. Ob sich die natür- liche Züchtung solche Veränderlichkeit zu Nutzen macht, und ob die in grösserem oder geringerem Masse gehäuften Abänderungen stärkere oder schwächere Modifikationen in den sich ändernden Arten veranlassen, diess hängt von vie- len verwickelten Bedingungen ab: von der Nützlichkeit der Veränderung, von der Wirkung der Kreutzung, von dem Mass der Züchtung, vom allmähligen Wechsel in der na- türlichen Beschaffenheit der Gegend, und zumal von der Beschaffenheit der übrigen Organismen, welche mit den sich ändernden Arten in Mitbewerbung kommen; daher es keineswegs überraschend ist, wenn eine Art ihre Form un- verändert bewahrt, während andre sie wechseln, oder wenn sie solche in geringerem Grade wechselt als diese. Wir beobachten dasselbe in der geographischen Verbreitung, z. B. Madeira, wo die Landschnecken und Käfer in beträcht- lichem Masse von ihren nächsten Verwandten in Europa abgewichen, während Vögel und See-Mollusken die nämli- chen geblieben sind. Man kann vielleicht die anscheinend raschere Veränderung in den Land-Bewohnern und den hö- her organisirten Formen gegenüber derjenigen der meeri- schen und der tiefer-stehenden Arten aus den zusammen- gesetzteren Beziehungen der vollkommenern Wesen zu ih- ren organischen und unorganischen Lebens- Bedingungen, wie wir sie früher ganz speciell auseinander gesetzt ha- ben, herleiten. Wenn viele von den Bewohnern einer Gegend abgeändert und vervollkommet worden sind, so begreift man aus dem Prineip der Mitbewerbung und aus den höchst-wichtigen Beziehungen von Organismus zu Organismus, dass eine Form, welche gar keine Aenderung und Vervollkommnung erfährt, der Austilgung preisgegeben ist. Daraus ergibt sich dann, dass alle Arten einer Gegend zuletzt, wenn wir nämlich hinreichend lange Zeiträume dafür zugestehen, entwederabändern oder zu Grunde gehen müssen. 29* 428 ‘Bei Gliedern einer Klasse mag das Mäss der Aen- derung während langer und gleicher Zeit-Perioden im Mit- tel vielleicht nahezu gleich sein. Da jedoch die Anhäufung lange dauernder Fossilreste - führender Formationen davon bedingt ist, ob grosse Sediment-Massen während einer Sen- kungs-Periode abgesetzt werden, so müssen sich unsre Formationen nothwendig meistens mit langen und unregel- mässigen Zwischenpausen gebildet haben; daher denn auch der Grad organischer Veränderung, welchen die in den Erd-Schichten abgelagerten organischen Reste an sich tra- gen, in aufeinander-folgenden Formationen nicht gleich ist. Jede Formation bezeichnet nach dieser Anschauungs-Weise nicht einen neuen und vollständigen Akt der Schöpfung, sondern nur eine meistens ganz nach Zufall herausgeris- sene Scene aus einem langsam vor sich gehenden Drama. Man begreift leicht, dass eine einmal zu Grunde ge- gangene Art nicht wieder zum Vorschein kommen kann, selbst wenn die nämlichen unorganischen und organischen Lebens-Bedingungen nochmals eintreten. Denn obwohl die Nachkommenschaft einer Art so hergerichtet werden kann (und gewiss in unzähligen Fällen hergerichtet worden ist), dass sie den Platz einer .andern Art im Haushalte der Na- tur genau ausfüllt und sie ersetzt, so können doch beide Formen, die alte und die neue, nicht identisch die nämli- chen sein, weil beide gewiss von ihren verschiedenen Stamm- Vätern auch verschiedene Charaktere mit- geerbt haben. So könnten z. B., wenn unsre Pfauentauben ausstürben, Tauben-Liebhaber durch lange Zeit fortgesetzte und auf denselben Punkt gerichtete Bemühungen wohl eine neue von unsrer jetzigen Pfauentaube kaum unterscheidbare Rasse zu Stande bringen. Wäre aber auch deren Urform, unsre Feldtaube im Natur-Zustande, wo die Stamm-Form gewöhn- lich durch ihre vervollkommnete Nachkommenschaft ersetzt und vertilgt wird, zerstört worden, so müsste es doch ganz unglaubhaft erscheinen, dass ein Pfauenschwanz, mit unsrer jetzigen Rasse identisch, von irgend einer andern Tauben- Art oder einer andern guten Varietät unsrer Haus-Tauben gezogen werden könne, weil die neu-gebildete Pfauentaube 429 von ihrem neuen Stamm-Vater fast gewiss einige wenn auch nur leichte Unterscheidungs-Merkmale beibehalten würde. Arten-Gruppen, wie Gattungen und Familien sind, fol- gen in ihrem Auftreten und Verschwinden denselben all- gemeinen Regeln, wie die einzelnen Arten selbst, indem sie mehr oder weniger schnell, in grössrem oder geringerem Grade wechseln. Eine Gruppe erscheint nicht wieder, wenn sie einmal untergegangen ist; ihr Dasein ist abgeschnitten. Ich weiss wohl, dass es einige anscheinende Ausnahmen von dieser Regel gibt; allein es sind deren so erstaunlich wenig, dass Edw. Forbes, Pictet und Woodward (ob- wohl dieselben alle diese von mir vertheidisten Ansichten bestreiten) deren Richtigkeit zugestehen, und diese Regel entspricht vollkommen meiner Theorie. Denn, wenn alle Arten einer Gruppe von nur einer Stamm-Art herkommen, dann ist es klar, dass, so lange als noch irgend eine Art der Gruppe in der langen Reihenfolge der geologischen Pe- rioden zum Vorschein kommt, so lange auch noch Glieder derselben Gruppe in ununterbrochner Reihenfolge existirt haben müssen, um allmählich veränderte und neue oder noch die alten und veränderten Formen hervorbringen zu können. So müssen also Arten der Gattung Lingula seit deren Erscheinen in den untersten Schichten bis zum heu- tigen Tage ununterbrochen vorhanden gewesen sein. Wir haben im letzten Kapitel gesehen, dass es zU- weilen aussieht, als seien die Arten einer Gruppe ganz plötzlich aufgetreten, und ich habe versucht diese 'Thatsa- che zu erklären, welche, wenn sie sich richtig verhielte, meiner Theorie verderblich sein würde. Aber derartige Fälle sind gewiss nur als Ausnahmen zu betrachten; nach der allgemeinen Regel wächst die Arten-Zahl jeder Gruppe allmählich bis zu ihrem Maximum an und nimmt dann früher oder später wieder langsam ab. Wenn man die Ar- ten-Zahl einer Gattung oder die Gattungs-Zahl einer Fa- milie durch eine Vertikal-Linie ausdrückt, welche die über- “ einander-folgenden Formationen mit einer nach Massgabe derin jeder derselben enthaltenen Arten-Zahl veränderlichen Dicke durchsetzt, so kann es manchmal scheinen, als be- sinne dieselbe unten breit, statt mit scharfer Spitze; sie 430 nimmt dann aufwärts noch weiter an Breite zu, hält dar- auf zuweilen eine Zeit lang gleiche Stärke ein und läuft dann in den obren Schichten, der Abnahme und dem Er- löschen der Arten entsprechend, allmählich spitz aus. Diese allmähliche Zunahme einer Gruppe steht mit meiner Theo- rie vollkommen im Einklang, da die Arten einer Gattung und die Gattungen einer Familie nur langsam und allmäh- lich an Zahl wachsen können, weil der Vorgang der Um- wandlung und der Entwickelung einer Anzahl verwandter Formen nur ein langsamer sein kann, da eine Art anfäng- lich nur eine oder zwei Varietäten liefert, welche sich all- mählich in Arten verwandeln, die ihrerseits mit gleicher Langsamkeit wieder andre Arten hervorbringen und so wei- ter (wie ein grosser Baum sich allmählich verzweigt), bis die Gruppe: gross wird. | Erlöschen.) Wir haben bis jetzt nur gelegentlich von dem Verschwinden der Arten und Arten-Gruppen ge- sprochen. Nach der Theorie der natürlichen Züchtung sind jedoch das Erlöschen alter und die Bildung neuer verbes- serter Formen aufs Innigste mit einander verbunden. Die alte Meinung, dass von Zeit zu Zeit sämmtliche Bewohner der Erde durch grosse Umwälzungen von der Oberfläche weggefegt worden seien, ist jetzt ziemlich allgemein und selbst von solchen Geologen, wie Elie de Beaumont, Murchison, Barrande u.a. aufgegeben, deren allgemei- nere Anschauungs-Weise sie auf dieselbe hinlenken müsste. Wir haben vielmehr nach den über die Tertiär-Formationen angestellten Studien allen Grund zur Annahme, dass Arten und Arten-Gruppen ganz allmählich eine nach der andern verschwinden, zuerst an einer Stelle, dann an einer andern und endlich überall. Einzelne Arten sowohl als Arten- Gruppen haben sehr ungleich lange Zeiten gedauert, einige Gruppen, wie wir gesehen, von der ersten Wiegen-Zeit des Lebens an bis zum heutigen Tage, während andre nicht einmal den Schluss der paläolithischen Zeit erreicht haben. Es scheint kein bestimmtes Gesetz zu geben, welches die Länge der Dauer einer Art oder Gattung bestimmte. Doch scheint Grund zur Annahme vorhanden, dass das gänzliche Erlöschen der Arten einer Gruppe gewöhnlich ein langsa- 431 merer Vorgang als selbst ihre Entstehung ist. Wenn man das Erscheinen und Verschwinden der Arten einer Gruppe ebenso wie im vorigen Falle durch eine Vertikallinie von veränderlicher Dicke ausdrückt, so pflegt sich dieselbe weit allmählicher an ihrem obren den Erlöschen entsprechenden als am untern die Entwickelung darstellenden Ende zuzu- spitzen. Doch ist in einigen Fällen das Erlöschen ganzer Gruppen von Wesen, wie das der Ammoniten am Ende der Sekundär-Zeit, wunderbar rasch vor sich gegangen. Die ganze Frage vom Erlöschen der Arten ist in das . geheimnissvollste Dunkel gehüllt gewesen. Einige Schrift- steller haben sogar angenommen, dass Arten gerade so wie Individuen eine regelmässige Lebensdauer haben. Durch das Verschwinden der Arten ist wohl Niemand mehr in Verwunderung gesetzt worden als es mit mir der Fall ge- wesen. Als ich im Za-Plata-Staate einen Pferde- Zahn in einerlei Schicht mit Resten von Mastodon, Megatherium Toxodon u. a. Ungeheuern zusammenliegend fand, welche sämmtlich noch in später geologischer Zeit mit noch jetzt lebenden Conchylien-Arten zusammen gelebt haben, war ich mit Erstaunen erfüllt. Denn da die von den Spaniern in Süd-Amerika eingeführten Pferde sich wild über das ganze Land verbreitet und zu unermesslicher Anzahl vermehrt haben, so musste ich mich bei jener Entdeckung selber fragen, was in verhältnissmässig noch so neuer Zeit das frühere Pferd unter Lebensbedingungen zu vertilgen ver- mocht, welche sich der Vervielfältigung des Spanischen Pfer- des so ausserordentlich günstig erwiesen haben? Aber wie ganz ungegründet war mein Erstaunen! Professor Owen erkannte bald, dass der Zahn, wenn auch denen der leben- den Arten sehr ähnlich, doch von einer ganz anderen nun erloschenen Art herrühre. Wäre diese Art noch jetzt, wenn auch schon etwas selten, vorhanden, so würde sich kein Naturforscher im mindesten über deren Seltenheit wundern, da es viele seltene Arten aller Klassen in allen Gegenden gibt. Fragen wir uns selbst, warum diese oder jene Art selten ist, so antworten wir, es müsse irgend etwas in den vorhandenen Lebens-Bedingungen ungünstig sein, obwohl wir dieses Etwas nicht leicht näher zu bezeichnen wissen, 432 Existirte das. fossile Pferd noch jetzt als eine seltene Art, so würden wir in Berücksichtigung der Analogie mit allen andern Säugethier-Arten und selbst mit dem sich nur lang- sam fortpflanzenden Elephanten und der Vermehrungs-Ge- schichte des in Süd-Amerika verwilderten Hauspferdes füh- len, dass jene fossile Art unter günstigeren Verhältnissen binnen wenigen Jahren im Stande sein müsse den ganzen Kontinent zu bevölkern. Aber wir können nicht sagen, welche ungünstigen Bedingungen es seien, die dessen Ver- mehrung hindern, ob deren nur eine oder ob ihre mehre seien, und in welcher Lebens-Periode und in welchem Grade jede derselben ungünstig wirke. Verschlimmerten sich aber jene Bedingungen allmählich, so würden wir die Thatsache sicher nicht bemerken, obschon jene (fossile) Pferde - Art gewiss immer seltener und seltener werden und zuletzt er- löschen würde; denn ihr Platz ist bereits von einem an- dern siegreichen Mitbewohner eingenommen. ‚Man hat viele Schwierigkeit sich immer zu erinnern, dass die Zunahme eines jeden lebenden Wesens durch un- bemerkbare schädliche "Agentien fortwährend aufgehalten wird, und dass dieselben unbemerkbaren Agentien vollkom- men genügen können, um eine fortdauernde Verminderung und endliche Vertilgung zu bewirken. Wir sehen in den neueren Tertiär-Bildungen viele Beispiele, dass Seltenwer- den dem gänzlichen Verschwinden vorangeht, und wir wis- sen, dass es derselbe Fall bei denjenigen Thier-Arten ge- wesen ist, welche durch den Einfluss des Menschen örtlich oder überall von der Erde verschwunden sind. Ich will hier wiederholen, was ich im Jahr 1845 drucken liess: Zuge- ben, dass Arten gewöhnlich selten werden, ehe sie erlö- schen, und sich über das Seltnerwerden einer Art nicht wundern, aber dann doch hoch erstaunen, wenn sie endlich zu Grunde geht, — heisst Dasselbe, wie: Zugeben, dass bei Individuen Krankheit dem Tode vorangeht, und sich über das Erkranken eines Individuums nicht befremdet füh- len, aber sich wundern, wenn der kranke Mensch stirbt, und seinen Tod irgend einer unbekannten Gewalt zuschreiben. Die Theorie der natürlichen Züchtung beruht auf der Annahme, dass jede neue Varietät und zuletzt jede neue 433 Art dadurch gebildet und erhalten worden seie, dass sie irgend einen Vorzug vor den mitbewerbenden Arten an sich habe, in Folge dessen die nicht bevortheilten Arten meistens unvermeidlich erlöschen. Es verhält sich ebenso mit unsern Cultur-Erzeugnissen. Ist eine neue, etwas ver- vollkommnete Varietät gebildet worden, so ersetzt sie an- fangs die minder vollkommenen Varietäten in der Nachbar- schaft; ist sie mehr verbessert, so breitet sie sich in Nähe und Ferne aus, wie unsere kurz-hörnigen Rinder gethan, und nimmt die Stelle der andern Rassen in andern Gegen- den ein. So sind die Erscheinungen neuer und das Ver- schwinden alter Formen, natürlicher wie künstlicher, enge mit einander verknüpft. In manchen wohlgedeihenden Gruppen ist die Anzahl der in einer gegebenen Zeit gebil- deten neuen Art-Formen grösser als die alten erloschenen; da wir aber wissen, dass gleichwohl die Arten-Zahl wenig- stens in geologischen Perioden nicht unbeschränkt zuge- nommen hat, so dürfen wir annehmen, dass eben die Her- vorbringung neuer Formen das Erlöschen einer ungefähr gleichen Anzahl alter veranlasst habe. Die Mitbewerbung wird gewöhnlich wie schon früher erklärt und durch Beispiele erläutert worden ist, zwischen denjenigen Formen am ernstesten sein, welche sich in allen Beziehungen am ähnlichsten sind, daher die abgeänderten und verbesserten Nachkommen gewöhnlich die Austilgung ihrer Stamm-Art veranlassen werden; und wenn viele neue Formen von irgend einer einzelnen Art entstanden sind, so werden die nächsten Verwandten dieser Art, das heisst die mit ihr zu einer Gattung gehörenden, der Vertilgung am meisten ausgesetzt sein. Und so muss, wie ich mir vor- stelle, eine Anzahl neuer von einer Stamm-Art entsprosse- ner Species d. h. eine neue Gattung eine alte Gattung der nämlichen Familie ersetzen. Aber es muss sich auch oft zutragen, dass eine neue Art aus dieser oder jener Gruppe den Platz einer Art aus einer andern Gruppe einnimmt und somit deren Erlöschen veranlasst; wenn sich dann von dem siegreichen Eindringlinge viele verwandte Formen entwickeln, so werden auch viele diesen ihre Plätze überlassen müs- sen, und es werden gewöhnlich verwandte Arten sein, die 434 in Folge eines gemeinschaftlich ererbten Nachtheils den an- dern gegenüber unterliegen. Mögen jedoch die unterliegen- den Arten zu einer oder zu verschiedenen Klassen gehören, so kann doch öfter einer oder der andere von ihnen in Folge einer Befähigung zu einer etwas abweichenderen Le- bensweise, oder seines abgelegenen Wohnortes wegen, eine minder strenge Mitbewerbung zu befahren haben und sich noch längere Zeit erhalten. So überlebt z.B. nur noch eine einzige Trigonia in dem australischen Meere die in der Se- eundär-Zeit zahlreich gewesenen Arten dieser Gattung, und eine geringe Zahl von Arten der einst reichen Gruppe der Ganoiden-Fische kommt noch in unsern Süsswassern vor. Und so ist dann das gänzliche Erlöschen einer Gruppe ge- wöhnlich ein langsamerer Vorgang als ihre Entwicklung. 0000 Was das anscheinend plötzliche Aussterben ganzer Familien und Ordnungen betrifft, wie das der Trilobiten am Ende der paläolithischen und der Ammoniten am Ende der mesolithischen Zeit- Periode, so müssen wir uns zunächst dessen erinnern, was schon oben über die sehr langen Zwi- schenräume zwischen unsern verschiedenen Formationen gesagt worden ist, während welcher viele Formen langsam erloschen sein können. Wenn ferner durch plötzliche Ein- wanderung oder ungewöhnlich rasche Entwickelung viele Arten einer neuen Gruppe von einem neuen Gebiete Be- sitz nehmen, so können sie auch in entsprechend rascher Weise viele der alten Bewohner verdrängen; und die For- men, welche ihnen ihre Stelle überlassen, werden gewöhn- lich mit einander verwandte Theilnehmer an irgend einem ihnen gemeinsamen Nachtheile der Organisation sein. So scheint mir die Weise wie einzelne Arten und ganze Arten-Gruppen erlöschen, gut mit der Theorie der natürlichen Züchtung übereinzustimmen. Das Erlöschen kann uns nicht wundernehmen; was uns eher wundern müsste ist vielmehr unsere einen Augenblick lang genährte Anmassung die vie- len verwickelten Bedingungen zu begreifen, von welchen das Dasein jeder Species abhängig ist. Wenn wir einen Au- genblick vergessen, dass jede Art auf ungeregelte Weise zuzunehmen strebt und irgend eine, wenn auch ganz selten wahrgenommene Gegenwirkung immer in Thätigkeit ist, so 435 muss uns der ganze Haushalt der Natur allerdings sehr dun- kel erscheinen. Nur wenn wir genau anzugeben wüssten, warum diese Art reicher an Individuen als jene ist, warum diese und nicht eine andre in einer angedeuten Gegend naturalisirt werden kann, dann und nur dann hätten wir Ursache uns zu wundern, warum wir uns von: dem Erlö- schen dieser oder jener einzelnen Species oder Arten- Gruppe keine Rechenschaft zu geben im Stande ist. Ueber das fast gleichzeitige Wechseln der Lebensformen auf der ganzen Erd-Oberfläche.) Kaum ist irgend eine andere paläontologische Entdeckung so überraschend als die Thatsache, dass die Lebensformen einem auf fast der ganzen Erdoberfläche gleichzeitigen Wechsel unterliegen. So kann unsere Europäische Kreide- formation in vielen entfernten Weltgegenden und in den ver- schiedensten Klimaten wieder erkannt werden, wo nicht ein Stückchen Kreide selbst zu entdecken ist. So namentlich in Nord- und im tropischen Süd- Amerika, im Feuerlande, am Kap der guten Hoffnung, und auf der ostindischen Halb- insel, weil an diesen entfernten Punkten, der Erd-Oberfläche die organischen Reste gewisser Schichten eine unverkenn- bare Aehnlichkeit mit denen unserer Kreide besitzen. Nicht als ob es überall die nämlichen Arten wären; denn manche dieser Oertlichkeiten haben nicht eine Art mit ein- ander gemein; — aber sie gehören zu einerlei Familie, Gat- tung, Untergattung und ähneln sich oft bis auf die gleich- zeitigen Sculpturen der Oberfläche. Ferner fehlen andere Formen, welche in Europa nicht in, sondern über und un- ter der Kreideformation vorkommen, der genannten Forma- tion auch in jenen fernen Gegenden. In den auf einander- folgenden paläozoischen Formationen Russlands, West-Buro- pas und Nord- Amerikas ist ein ähnlicher Parallelismus im Auftreten der Lebensformen von mehren Autoren wahrge- nommen worden, und ebenso in dem Europäischen und Nord- Amerikanischen Tertiär-Gebirge nach Lyell. Selbst wenn wir die wenigen Arten ganz aus dem Auge lassen, welche die Alte und die Neue Welt mit einander gemein haben, so steht der allgemeine Parallelismus der auf einander folgen- den Lebensformen in den verschiedenen Stöcken der soweit * 436 auseinander gelegenen paläolithischen und tertiären Gebilde so fest, dass sich diese Formationen leicht Glied um Glied mit einander vergleichen lassen. Diese Beobachtungen jedoch beziehen sich nur auf die Meeres-Bewohner der verschiedenen Weltgegenden, und wir haben nicht genügende Nachweisungen um zu beur- theilen, ob die Erzeugnisse des Landes und der Süsswässer an so entfernten Punkten einander gleichfalls in paralleler Weise ablösen. Man möchte daran zweifeln, ob es der Fall; denn wenn das Megatherium, der Mylodon und Toxo- don und die Macrauchenia aus dem La-Plata-Gebiete nach Europa gebracht worden wären ohne alle Nachweisung über ihre geologische Lagerstätte, so würde wohl niemand ver- muthet haben, dass sie mit noch jetzt lebend vorkommen- den See-Mollusken gleichzeitig existirten; da jedoch diese monströsen Wesen mit Mastodon und Pferd zusammenge- lagert sind, so lässt sich daraus wenigstens schliessen, dass sie in einem der letzten Stadien der Tertiär-Periode gelebt haben müssen. Wenn vorhin von dem gleichzeitigen Wechsel der Meeres-Bewohner auf der ganzen Erd-Oberfläche gespro- chen worden, so handelt es sich dabei nicht um die nämli- chen tausend oder hunderttausend Jahre oder auch nur um eine strenge Gleichzeitigkeit im geologischen Sinne des Wor- tes. Denn, wenn alle Meeresthiere, welche jetzt in Europa leben, und alle, welche in der pleistocänen Periode (eine in Jahren ausgedrückt, ungeheuer entfernt liegende Periode, indem sie die Eiszeit mit in sich begreift) da gelebt haben, mit den jetzt in Süd- Amerika oder in Australien lebenden verglichen würden, so dürfte der erfahrendste Naturforscher schwerlich zu sagen im Stande sein, ob die jetzt lebenden oder die pleistocänen Bewohner Europas mit denen der süd- lichen Halbkugel näher übereinstimmen. Ebenso glauben mehre der sachkundigsten Beobachter, dass die jetzige Le- benswelt in den Vereinten Staaten mit derjenigen Bevölke- kung näher verwandt seie, welche während einiger der letz- ten Stadien der Tertiär-Zeit in Europa existirt hat, als mit der noch jetzt da wohnenden; und wenn diess so ist, so würde man offenbar die Fossilienführenden Schichten, wel- k 437 che jetzt an den Nord - Amerikanischen Küsten abgelagert werden, in einer spätern Zeit eher mit etwas älteren Euro- päischen Schichten zusammenstellen. Demungeachtet kann, wie ich glaube, kaum ein Zweifel sein, dass man in einer sehr fernen Zukunft doch alle neueren meerischen Bil- dungen, namentlich die obern pliocänen, die pleistocänen und die jetztzeitigen Schichten Europas, Nord- und Süd- Amerikas und Australiens, weil sie Reste in gewissem Grade mit einander verwandter Organismen und nicht auch die- jenigen Arten, welche allein den tieferliegenden älteren Ab- lagerungen angehören, in sich einschliessen, ganz richtig als gleichalt in geologischem Sinne bezeichnen würde. Die Thatsache, dass die Lebensformen gleichzeitig mit einander, in dem obigen weiten Sinne des Wortes, selbst in entfernten Theilen der Welt wechseln, hat die vortreffli- chen Beobachter de Verneuil und d’Archiac sehr be- troffen gemacht. Nachdem sie über den Parallelismus der paläolithischen Lebensformen in verschiedenen Theilen von Europa berichtet, sagen sie weiter: „Wenden wir unsere Aufmerksamkeit nun nach Nord-Amerika, so entdecken wir dort eine Reihe analoger Thatsachen, und scheint es ge- wiss zu sein, dass alle diese Abänderungen der Arten, ihr Erlöschen und das Auftreten neuer, nicht blossen Verände- rungen in den Meereströmungen oder andern mehr und weniger örtlichen und vorübergehenden Ursachen zuge- schrieben werden können, sondern von allgemeinen Ge- setzen abhängen, welche das ganze Thierreich betreffen.“ Auch Barrande hat ähnliche Wahrnehmungen gemacht und nachdrücklich hervorgehoben. Es ist in der That ganz ohne Nutzen, die Ursache dieser grossen Veränderungen in den Lebensformen der ganzen Erd-Oberfläche und in den verschiedensten Klimaten im Wechsel der See-Strö- mungen, des Klimas oder andrer natürlicher Lebensbedin- gungen aufsuchen zu wollen; wir müssen uns, wie schon Barrande bemerkt, nach einem besondern Gesetze dafür umsehen. Wir werden Diess deutlicher erkennen, wenn von der gegenwärtigen Vertheilung der organischen Wesen die Rede sein wird; wir werden dann finden, wie: gering die Beziehungen zwischen den natürlichen Lebens-Bedin- 438 gungen verschiedener Länder und der Natur ihrer Bewoh- ner ist. j Diese grosse Thatsache von der parallelen Aufeinan- derfolge der Lebensformen auf der ganzen Erde ist aus der Theorie der natürlichen Züchtung erklärbar. Neue Arten entstehen aus neuen Varietäten, welche einige Vorzüge von älteren Formen an sich tragen, und diejenigen Formen, welche bereits der Zahl nach vorherrschen oder irgend ei- nen Vortheil vor andern Formen voraushaben, werden na- türlich am öÖftesten die Entstehung neuer Varietäten oder beginnender Arten veranlassen; denn diese letzten werden in noch höherm Grade siegreich gegen andere bestehen und sie überleben. Wir finden einen bestimmten Beweis dafür in den herrschenden, d. h. in ihrer Heimat gemein- sten und am weitesten verbreiteten Pflanzen- Arten, indem diese die grösste Anzahl neuer Varietäten gebildet haben. Ebenso ist es natürlich, dass die herrschenden veränderli- chen und weit verbreiteten Arten, die bis zu einem gewis- sen Grade bereits in die Gebiete anderer Arten eingedrun- gen sind, auch bessere Aussicht als andere zu noch weite- rer Ausbreitung und zur Bildung fernerer Värietäten und Arten in den neuen Gegenden. haben. Dieser Vorgang der Verbreitung mag oft ein sehr langsamer sein, indem er von klimatischen und geographischen Veränderungen und zuälligen Ereignissen abhängt; doch mit der Zeit wird die Verbreitung der herrschenden Formen gewöhnlich durch- greifen. Sie wird bei Landbewohnern geschiedener Conti- nenten wahrscheinlich langsamer vor sich gehen, als bei den Organismen zusammenhängender Meere. Wir werden daher einen minder genauen Grad paralleler Aufeinanderfol- ge in den Land- als in den Meereserzeugnissen zu finden erwarten dürfen, wie es auch in der That der Fall ist. Wenn herrschende Arten sich von einer Gegend aus verbreiten, so werden sie mitunter auf noch herrschendere Arten stossen, und dann wird ihr Siegeslauf und selbst ihre Existenz aufhören. Wir wissen durchaus nicht genau, wel- ches alle die günstigsten Bedingungen für die Vermehrung neuer und herrschender Arten sind; doch Das können wir, glaube ich, klar erkennen, dass eine grosse Anzahl von Indi- 439 viduen in soferne sie mehr Aussicht auf die Hervorbringung vortheilhafter Abänderungen hat, und dass eine strenge Mit- bewerbung mittelst vieler schon bestehender Formen im höch- sten Grade vortheilhaft sein müsse, so wie das Vermögen sich in neue Gebiete zu verbreiten. Ein gewisserGrad von Isolirung, nach langen Zwischenzeiten zuweilen wiederkeh- rend, dürfte, wie früher erläutert worden, wohl gleichfalls förderlich sein. Ein Theil der Erd-Oberfläche mag für die Hervorbringung neuer und herrschender Arten des Landes. und ein andrer für solche des Meeres günstiger sein. Wenn zwei grosse Gegenden sehr lange Zeiten hindurch zur Her- vorbringung herrschender Arten in gleichem Grade geeig- net gewesen, so wird der Kampf ihrer Einwohner mit ein- ander, wann immer sie zusammentreffen mögen, ein lan- ger und harter werden, und werden einige von der einen und einige von der andern Geburtsstätte aus siegreich vor- dringen. Aber im Laufe der Zeit werden die im höchsten Grade herrschenden Formen, auf welcher von beiden Seiten sie auch entstanden sein mögen, überall des Uebergewicht erlangen. In dem Maasse, als sie überwiegen, werden sie das Erlöschen anderer unvollkommenerer Formen bedingen; und da oft ganze unter sich verwandte Gruppen die gleiche Unvollkommenheit gemeinsam ererbt haben, so werden sol- che Gruppen sich allmählig ganz zum Erlöschen neigen, wenn auch da und dort ein einzelnes Glied sich noch eine Zeit lang durchbringen mag. - So, scheint mir, stimmt die parallele und, in einem weiten Sinne genommen, gleichzeitige Aufeinanderfolge der nämlichen Lebensformen auf der ganzen Erde, wohl mit dem Prineip überein, dass neue Arten durch sich weit verbrei- tende und sehr veränderliche herrschende Species gebildet werden; die so erzeugten neuen Arten werden in Folge von Vererbung und, weil sie bereits einige Vortheile über ihre Aeltern und über andere Arten besitzen, selber herr- schend; auch die breiten sich nun aus, variiren und bilden wieder neue Species. Diejenigen Formen, welche verdrängt werden und ihre Stellen den neuen siegreichen Formen überlassen, werden gewöhnlich gruppenweise verwandt sein, weil sie irgend eine Unvollkommenheit gemeinsam ererbt 440 haben; daher in dem Masse als sich die neuen und voll- kommeneren Gruppen über die Erde verbreiten, alte Grup- pen vor ihnen verschwinden müssen. Diese Aufeinander- folge der Formen auf beiden Wegen wird sich überall zu entsprechen geneigt sein. Noch bleibt eine Bemerkung über diesen Gegenstand zu machen übrig. Ich habe die Gründe aufgeführt, weshalb ich glaube, dass jede unserer grössen Fossilresteführenden Formationen in Perioden fortdauernder Senkung abgesetzt worden sind, dass aber diese Ablagerungen durch lange Zwischenräume getrennt gewesen, wo der Meeres -Boden stet oder in Hebung begriffen war, oder wo die Anschüt- tungen nicht rasch genug erfolgten, um die organischen Reste einzuhüllen und gegen Zerstörung zu bewahren. Während dieser langen leeren Zwischenzeiten nun haben, nach meiner Annahme, die Bewohner jeder Gegend viele Abänderungen erfahren und viel durch Erlöschen gelitten, und haben grosse Wanderungen von einem Theile der Erde zum andern Statt gefunden. Da nun Grund zur Annahme vorhanden ist, dass weite Felder die gleichen Bewegungen durchgemacht haben, so haben gewiss auch oft genau gleich- zeitige Formationen über sehr weiten Räumen einer Welt- gegend abgesetzt werden können; doch sind wir hieraus nicht zu schliessen berechtigt, dass diess unabänderlich der Fall gewesen, oder dass weite Felder unabänderlich von gleichen Bewegungen betroffen worden seien. Sind zwei Formationen in zwei Gegenden zu beinahe, aber nicht ge- nau gleicher Zeit entstanden, so werden wir in beiden aus schon oben auseinandergesetzten Gründen im Allgemeinen die nämliche Aufeinanderfolge der Lebensformen erkennen; aber die Arten werden sich nicht genau entsprechen, weil sie in der einen Gegend etwas mehr und in der andern etwas weniger Zeit gehabt haben abzuändern, zu wandern und zu erlöschen. Ich vermuthe, dass Fälle dieser Art in Europa selbst vorkommen. Prestwich ist in seiner vortrefflichen Ab- handlung über die Eocän-Schichten in England und Frank- reich im Stande einen im Allgemeinen genauen Parallelis- mus zwischen den aufeinander-folgenden Stöcken beider 441 Gegenden nachzuweisen. Obwohl sich nun bei Vergleichung gewisser Stöcke in England.mit denen in Frankreich eine merkwürdige Uebereinstimmung beider in den zu einerlei Gattungen gehörigen Arten ergibt, so weichen doch diese Arten selber in einer bei der geringen Entfernung beider Gebiete schwer zu erklärenden Weise von einander ab, wenn man nicht annehmen will, dass eine Landenge zwei be- nachbarte Meere getrennt habe, welche von gleichzeitig verschiedenen Faunen bewohnt gewesen seien. Lyell hat ähnliche Beobachtungen über einige der späteren Tertiär- Fomationen gemacht, und ebenso hat Barrande gezeigt, dass zwischen den aufeinanderfolgenden Silur-Schichten Böh- mens und Skandinaviens im Allgemeinen ein genauer Paral- lelismus herrsche, demungeachtet aber eine erstaunliche Verschiedenheit zwischen den Arten bestehe. Wären aber nun die verschiedenen Formationen. dieser Gegenden nicht genau während der gleichen Periode abgesetzt worden, indem etwa die Ablagerung in der einen Gegend mit einer Pause in der andern zusammenfiele, — und hätten in bei- den Gegenden die Arten sowohl während der Anhäufung der Schichten als während der langen Pausen dazwischen langsame Veränderungen erfahren: so würden die verschie- denen Formationen beider Gegenden auf gleiche Weise und in Uebereinstimmung mit der allgemeinen Aufeinanderfolge der Lebensformen geordnet erscheinen, und ihre Ordnung sogar genau parallel scheinen (ohne es zu sein); demun- geachtet würden in den einzelnen einander anscheinend entsprechenden Stöcken beider Gegenden nicht alle Arten übereinstimmen. Verwandtschaft erloschener Arten unter sich und mit lebenden Formen.) Werfen wir nun einen Blick auf die gegenseitigen Verwandtschaften erlo- schener und lebender Formen. Alle fallen in ein grosses Natur-System, was sich aus dem Prinzip gemeinsamer Ab- stammung erklärt. Je älter eine Form, desto mehr weicht sie der allgemeinen Regel zufolge von den lebenden For- men ab. Doch können, wie Buckland schon längst be- merkt, alle fossile Formen in noch lebende Gruppen ein- .getheilt oder zwischen sie eingeschoben werden. Es ist XVI. 1860, 30 442 nicht zu bestreiten, dass die erloschenen Formen weite Lücken zwischen den jetzt noch bestehenden Gattungen, Familien und Ordnungen ausfüllen helfen. Denn wenn wir unsre Aufmerksamkeit entweder auf die lebenden oder auf die erloschenen Formen allein richten, so ist die Reihe viel minder vollkommen, als wenn wir beide in ein gemein- sames System zusammenfassen. Hinsichtlich der Wirbel- thiere liessen sich viele Seiten mit den treffllichen Erläute- rungen unsres grossen Paläontologen Owen über die Ver- bindung lebender Thier-Gruppen durch fossile Formen an- füllen. Nachdem Cuvier die Wiederkäuer und die Pachy- dermen als zwei der aller verschiedensten Säugthier- Ord- nungen betrachtet, hat Owen so viele fossile Zwischenglieder entdeckt, dass er die ganze Klassifikation dieser zwei Ord- nungen zu ändern genöthigt war und gewisse Pachydermen in gleiche Unterordnung mit Ruminanten versetzte. So z.B. füllt er die weite Lücke zwischen Kameel und Schwein mit kleinen Zwischenstufen aus. Was. die Wirbellosen be- trifft, so versichert Barrande, gewiss die erste Autorität in dieser Beziehung, wie er jeden Tag deutlicher erkenne, dass die paläolithischen Thiere, wenn auch in einerlei Ord- nungen, Familien und Gattungen mit den jetzt lebenden gehörig, doch noch nicht in so bestimmte Gruppen geschie- den waren, wie diese letzten. Einige Schriftsteller haben sich gegen die Meinung erklärt, dass eine erloschene Art oder Arten-Gruppe zwi- schen lebenden Arten oder Gruppen in der Mitte stehe. Wenn damit gesagt werden sollte, dass die erloschene Form in allen ihren Charakteren genau das Mittel zwischen zwei lebenden Formen halte, so wäre die Einwendung vermuth- lich begründet. Aber ich erkenne, dass in einer vollkom- men natürlichen Klassifikation viele fossile Arten zwischen lebenden Arten, und manche erloschene Gattungen zwischen lebenden Gattungen oder sogar zwischen Gattungen ver- schiedener Familien ihre Stellen einzunehmen haben. Der gewöhnlichste Fall zumal bei sehr ausgezeichneten Gruppen, wie Fische und Reptilien sind, scheint mir der zu sein, dass da, wo dieselben heutigen Tages z. B. durch ein Dutzend Charaktere von einander abweichen, die alten Glie- 443 der der nämlichen zwei Gruppen in einer etwas geringeren Anzahl von Merkmalen unterschieden waren, so dass beide Gruppen vordem, wenn auch schon völlig verschieden, doch einander etwas näher standen als jetzt. Es ist eine gewöhnliche Meinung, dass eine Form je älter um so mehr geeignet seie, mittelst einiger ihrer Cha- raktere jetzt weit getrennte Gruppen zu verknüpfen. Diese Bemerkung muss ohne Zweifel auf solche Gruppen be- schränkt werden, die im Verlaufe geologischer Zeiten grosse Veränderungen erfahren haben, und es möchte schwer sein, die Wahrheit zu beweisen; denn hier und da wird auch noch ein lebendes Thier wie der Lepidosiren entdeckt, das mit sehr verschiedenen Gruppen zugleich verwandt ist, Wenn wir jedoch die ältern Reptilien und Batrachier, die alten Fische, die alten Cephalopoden und die eocänen Säu- gethiere mit den neueren Gliedern derselben Klassen ver- gleichen so müssen wir einige Wahrheit in der Bemerkung zugestehen. Wir wollen nun zusehen, in wie ferne diese verschie- denen Thatsachen und Schlüsse mit der Theorie abändern- der Nachkommenschaft übereinstimmen. Da der Gegen- stand etwas verwickelt ist, so muss ich den Leser bitten sich nochmals nach einem früher gebrauchten Bilde umzusehen. Nehmen wir an, die dort numerirten Buchstaben stellen Gat- tungen und die von ihnen. ausstrahlenden Punkt-Reihen die dazu gehörigen Arten vor. Das Bild ist insoferne zu einfach, als zu wenige Gattungen und Arten darauf angenommen sind; doch ist das unwesentlich für uns. Die wagrechten Linien mögen die aufeinanderfolgenden geologischen Formationen vorstellen und alle Formen unter der obersten dieser Li- nien als erloschene, gelten. Die drei lebenden Gattungen al, q!*, p!* mögen eine kleine Familie bilden; b!* und f!? eine nahe verwandte oder eine Unter-Familie, und o!%, e1#, m!* eine dritte Familie vertreten. Diese drei Familien mit den vielen erloschenen Gattungen auf den verschiedenen von der Stamm-Form A auslaufenden Verzweigungs -Linien bilden eine Ordnung; denn alle werden von ihrem alten und gemeinschaftlichen Stammvater auch etwas Gemein- sames ererbt haben. Nach dem Prinzip iortdauernder 30* Hi Divergenz des Charakters. zu dessen Erläuterung jenes Bild bestimmt war, muss jede Form je neuer um so stär- ker von ihrem ersten Stammvater abweichen. Daraus er- klärt sich eben auch die Regel, dass die ältesten fossilen am meisten von den jetzt lebenden Formen verschieden sind. Doch dürfen wir nicht glauben, dass Divergenz des Charakters eine nothwendige Eigenschaft ist; sie hängt al- lein davon ab, ob die Nachkommen einer Art befähigt sind, viele und verschiedenartige Plätze im Haushalt der Natur einzunehmen. Daher ist es auch ganz wohl möglich, wie wir bei einigen silurischen Fossilien gesehen, dass eine Art bei nur geringer, nur wenig veränderten Lebensbedingun- gen entsprechender Modification fortbestehen und während langer Perioden stets dieselben allgemeinen Charaktere bei- behalten kann. Diess wird in dem Bilde durch den Buch- staben Fi? ausgedrückt. AU’ die vielerlei von A abstammenden Formen, er- loschne wie noch lebende, bilden nach unserer Annahme zusammen eine Ordnung, und diese Ordnung ist in Folge fortwährenden Erlöschens der Formen und Divergenz der Charaktere allmählig in Familien und Unterfamilien getheilt worden, von welchen einige in frühern Perioden zu Grunde gegangen sind und andre bis auf den heutigen Tag währen. Das Bild zeigt uns ferner, dass, wenn eine Anzahl der schon früher erloschenen und in die aufeinanderfolgenden Formationen eingeschlossenen Formen an verschiedenen Stellen tief unten in der Reihe wieder entdeckt würden, die drei noch lebenden Familien auf der obersten Linie mehr unter sich verkettet scheinen müssten. Wären z. B. die Gattungen al, a°, a!, f?, m®, m®, m’ wieder ausgegraben, so würden die drei Familien so eng mit einander verkettet erscheinen, dass man sie wahrscheinlich in eine grosse Fa- milie vereinigen würde, etwa so wie es mit den Wieder- käuern und Dickhäutern geschehen ist. Wernun gegen die Bezeichnung jener die drei lebenden Familien verbindenden Gattungen als „intermediäre dem Charakter nach“ Verwah- rung einlegen wollte, würde in der That in so ferne Recht haben, als sie nicht direkt, sondern nur auf einem durch viele sehr abweichende Formen hergestellten Umwege sich 445 zwischen jene andern einschieben. Wären viele erloschene Formen über einer der mittlen Horizontallinien oder For- mationen, wie z. B. Nr. VI —, aber keine unterhalb dieser Linie gefunden worden, so würde man nur die zwei auf der linken Seite stehenden Familien — nämlich a! etc. in eine grosse Familie vereinigen, und die zwei andern al® —f1% mit fünf und o!?-- m!* mit drei Gattungen würden dann davon getrennt bleiben. Doch würden diese zwei Fa- milien weniger von einander verschieden erscheinen, als vor Entdeckung der fossilen Reste. Wenn wir z. B. anneh- men, die noch bestehenden Gattungen der zwei Familien wi- chen in einem Dutzend Merkmale von einander ab, so müs- sen dieselben in der frühern mit VI bezeichneten Periode weniger Unterschiede gezeigt haben, weil sie auf jener Fort- bildungs-Stufe von dem gemeinsamen Stammvater der Ord- nung im Charakter noch nicht so stark wie späterhin diver- girten. So geschieht es dann, dass alte erloschene Gattun- gen oft einigermassen zwischen ihren abgeänderten Nach- kommen oder zwischen ihren Seiten-Verwandten das Mittel halten. In der Natur wird der Fall weit zusammengesetzter sein, als ihn unser Bild darstellt; denn die Gruppen sind viel zahlreicher, ihre Dauer ist von ausserordentlich ungleicher _ Länge, und die Abänderungen haben manchfaltige Abstu- fungen erreicht. Da wir nur den letzten Band des Geolo- gischen Berichtes mit vielfältig unterbrochnem Zusammen- hange besitzen, so haben wir, einige sehr seltene Fälle ausgenommen, kein Recht, die Ausfüllung grosser Lücken im Natur-Systeme und die Verbindung getrennter Familien und Ordnungen zu erwarten. Alles was wir hoffen dürfen, ist diejenigen Gruppen, welche erst in der bekannten geo- logischen Zeit grosse Veränderungen erfahren, in den frü- hesten Formationen etwas näher aneinander gerückt zu finden, so dass die älteren Glieder in einigen ihrer Charak- tere etwas weniger weit auseinander gehen, als die jetzigen Glieder derselben Gruppen; und diess scheint nach dem einstimmigen Zeugnisse unserer besten Paläontologen oft der Fall zu sein. So scheinen sich mir, nach der Theorie gemeinsamer 446 Abstammung mit fortschreitender Modification die wichtig- sten Thatsachen hinsichtlich der wechselseitigen Verwandt- schaft der‘ erloschenen Lebensformen zu einander und zu den noch bestehenden Formen in genügender Weise zu erklären. Nach jeder andern Betrachtungs- Weise sind sie völlig unerklärbar. Aus der nämlichen Theorie erhellt, dass die Fauna einer grossen Periode in der Erd-Geschichte in ihrem all- gemeinen Charakter das Mittel halten müsse zwischen der zunächst vorangehenden und nachfolgenden. So sind die Arten, welche im sechsten grossen Schichten - Stocke unse- res Bildes vorkommen, die abgeänderten Nachkommen der- jenigen, welche schon im fünften vorhanden gewesen, und sind die Aeltern der noch weiter unten abgeänderten im siebenrten; sie können daher nicht wohl anders als nahezu das Mittel zwischen beiden halten. Wir müssen jedoch hiebei im Auge behalten das gänzliche Erlöschen einiger früheren Formen, die Einwanderung neuer Formen aus an- dern Gegenden und die beträchtliche Umänderung der For- men während der langen Lücken zwischen zwei aufeinan- derfolgenden Formationen. Die Zugeständnisse berücksich- tigt, muss die Fauna jeder grossen geologischen Periode zweifelsohne genau das Mittel einnehmen zwischen der vorhergehenden und der folgenden. Ich brauche nur das Beispiel anzuführen, wie die Fossil-Reste des Devon-Sy- - stems die Paläontologen zu dessen Aufstellung veranlasst haben, als sie deren mitteln Charakter zwischen denen des darunterliegenden Silur- und des darauffolgenden Steinkoh- lensystems erkannten. Aber nicht jede Fauna muss dieses Mittel genau einhalten, weil die zwischen aufeinanderfolgen- den Formationen verflossenen Zeiträume ungleich lang sein können. Es ist kein wesentlicher Einwand gegen die Wahrheit der Behauptung, dass die Fauna jeder Periode im Ganzen genommen ungefähr das Mittel zwischen der vorigen und der folgenden Fauna halten müsse, darin zu finden, dass manche Gattungen Ausnahmen von dieser Regel bilden- So stimmen z. B., wenn man Mastodonten und Elephanten nach Dr. Faleoner zuerst nach ihrer gegenseitigen Ver- 447 wandtschaft und dann nach ihrer geologischen Aufeinander- folge in zwei Reihen ordnet, beide Reihen nicht mit einan- der überein. Die in ihren Charakteren am weitesten ab- weichenden Arten sind weder die ältesten, noch die jüng sten, noch sind die von mittlem Charakter auch von mitt- lem Alter. Nehmen wir aber für einen Augenblick an, unsre Kenntniss von den Zeitpunkten des Erscheinens und Ver- schwindens der Arten seie in diesem und in ähnlichen Fäl- len vollkommen genau, so haben wir doch noch kein Recht zu glauben, dass die nacheinander auftretenden Formen nothwendig auch gleichlang bestehen müssen; eine sehr alte Form kann zufällig eine längre Dauer als eine irgend- wo später entwickelte Form haben, was insbesondre von solchen Landbewohnern gilt, welche in ganz getrennten Bezirken zu Hause sind. Kleines mit Grossem vergleichend wollen wir die Tauben als Beispiel wählen. Wenn man die lebenden und erloschenen Hauptrassen unsrer Haustauben so gut als möglich nach ihren Verwandtschaften in Reihen ordnete, so würde diese Anordnungsweise nicht genau über- einstimmen weder mit der Zeitfolge ihrer Entstehung und noch weniger mit der ihres Untergangs. Denn die stamm- älterliche Felstaube lebt noch, und viele Zwischenvarietäten zwischen ihr und der Botentaube sind erloschen, und Bo- tentauben, welche in der Länge des Schnabels das Aeus- serste bieten, sind früher entstanden, als die kurzschnäbeli- gen Purzler, welche das entgegengesetzte Ende der auf die Schnabellänge gegründeten Reihenfolge bilden. Mit der Behauptung, dass die organischen Reste einer mittlen Formation auch einen nahezu mittlen Charakter be- sitzen, steht die Thatsache, worauf alle Paläontologen be- stehen, in nahem Zusammenhang, dass nämlich die fossi- len aus zwei aufeinanderfolgenden Formationen viel näher als die aus entfernten mit einander verwandt sind. Pictet führt als ein wohlbekanntes Beispiel die allgemeine Aehn- lichkeit der organischen Reste aus den verschiedenen Stöcken der Kreide-Formation an, obwohl die Arten in allen Stöcken verschieden sind. Diese Thatsache allein scheint ihrer Allgemeinheit wegen Professor Pietet in sei- nem festen Glauben an die Unveränderlichkeit der Arten 448 wankend gemacht zu haben. Wohl bekannt mit der Ver- theilungsweise der jetzt lebenden Arten über die Erdober- fläche, wagt er doch nicht eine Erklärung über die grosse Aehnlichkeit verschiedener Spezies in nahe aufeinander-fol- genden Formationen aus der Annahme herzuleiten, dass die physikalischen Bedingungen der alten Ländergebiete sich fast gleichgeblieben seien. Erinnern wir uns, dass die Le- bensformen wenigstens des Meeres auf der ganzen Erde und mithin unter den allerverschiedensten Klimaten u. a. Be- dingungen fast gleichzeitig gewechselt haben; und beden- ken wir, welchen unbedeutenden Einfluss die wunderbarsten klimatischen Veränderungen während der die Eiszeit um- schliessenden Pleistocän-Periode auf die specifischen For- men der Meeres-Bewohner ausgeübt haben! Nach der Theorie der gemeinsamen Abstammung ist die volle Bedeutung der Thatsache klar, dass fossile Reste aus unmittelbar auf einanderfolgenden Formationen, wenn auch als Arten verschieden, nahe mit einander verwandt sind. Da die Ablagerung jeder Formation oft unterbrochen worden ist und lange Pausen zwischen der Absetzung ver- schiedener Formationen stattgefunden haben, so dürfen wir, wie ich im letzten Kapitel zu zeigen versucht, nicht erwar- ten in irgend einer oder zwei Formationen alle Zwischen- varietäten zwischen den Arten zu finden, welche am An- fang und am Ende. dieser Formation gelebt haben; wohl aber müssten wir nach mehr oder weniger grossen Zwi- schenräumen (sehr lang in Jahren ausgedrückt, aber mäs- sig lang im geologischen Sinne) nahe verwandte Formen oder, wie manche Schriftsteller sie genannt haben, „stell- vertretende Arten‘ finden, und diese finden wir in der That. Kurz wir entdecken diejenigen Beweise einer langsamen und fast unmerkbaren Umänderung spezifischer Formen, wie wir sie zu erwarten berechtigt sind. Ueber die Entwicklungs-Stufe alter gegen- über den noch lebenden Formen.) Wir haben im vierten Kapitel gesehen, dass der Grad der Differenzirung und Spezialisirung der Theile aller organischen Wesen in ihrem reifen Alter den besten bis jetzt versuchten Maass- stab zur Bemessung der Vollkommenheits- oder Höhenstufe 449 abgibt. Wir haben auch gesehen, dass in so ferne Spezia- lisirung der Theile und Organe ein Vortheil für jedes We- sen ist, die natürliche Züchtung beständig streben wird, die Organisation eines jeden Wesens immer mehr zu spe- zialisiren und somit, in diesem Sinne genommen, vollkom- mener zu machen; was jedoch nicht ausschliesst, dass noch immer viele Geschöpfe, für einfachere Lebens-Bedingungen bestimmt, auch ihre Organisation einfach und unverbessert behalten. Auch- in einem anderen und allgemeineren Sin- ne ergibt sich, dass nach der Theorie der natürlichen Züch- tung die neueren Formen höher als ihre Vorfahren streben; denn jede neue Art hat sich allmählig entwickelt, weil sie im Kampfe ums Dasein stets einen Vorzug vor andern und älteren Formen besass. Wenn in einem nahezu ähn- lichen Klima die eocänen Bewohner einer Weltgegend zur Bewerbung mit den jetzigen Bewohnern derselben oder ei- ner andern Weltgegend berufen würden, so müsste die eocäne Fauna oder Flora gewiss unterliegen und vertilgt werden, wie eine sekundäre Fauna von der eocänen und eine paläolithische von der secundären überwunden wer- den würde. — Der Theorie der natürlichen Züchtung gemäss müssten demnach die neuen Formen ihre höhere Stellung den alten gegenüber nicht nur durch ihren Sieg im Kampfe ums Dasein, sondern auch durch eine weiter gediehene Specialisirung der Organe bewähren. Ist Diess aber wirklich der Fall? Eine grosse Mehrzahl der Geolo- gen würde Diess zweifelsohne bejahen. Aber mein un- vollkommenes Urtheil vermag ihnen, nachdem ich die Er- örterungen von Lyell in dieser Beziehung gelesen und Hooker’s Meinung in Bezug auf die Pflanzen kennen ge- lernt habe, nur bis zu einem beschränkten Grade beizu- pflichten. Demungeachtet dürfte der entscheidende Beweis erst noch durch spätre geologische Forschungen zu lie- fern sein. Die Aufgabe ist in vieler Hinsicht ausserordentlich verwickelt. Der geologische Schöpfungs-Bericht, schon zu allen Zeiten unvollständig, reicht nach meiner Meinung nicht weit genug zurück, um mit unverkennbarer Klarheit zu zeigen, dass innerhalb der bekannten Geschichte der Erde 450 die Organisation grosse Fortschritte gemacht hat. iSind doch selbst heutzutage noch die Naturforscher oft nicht einstimmig, welche Thiere einer Klasse die höheren sind. So sehen einige die Haie wegen einiger wichtigen Bezie- hungen ihrer Organisation zu der der Reptilien als die höch- sten Fische an, während andre die Knochenfische als sol- che betrachten. Die Ganoiden stehen in der Mitte zwischen den Haien und Knochenfischen. Heutzutage sind diese letzten an Zahl weit vorwaltend, während es vordem nur Haie und Ganoiden gegeben hat; und in diesem Falle wird man sagen, die Fische seien in ihrer Organisation vorwärts geschritten oder zurückgegangen, je nachdem man sie mit andern Maassstabe misst. Aber es ist ein hoffnungsloser Versuch die Höhe von Gliedern ganz verschiedener Typen gegen einander abzumessen. Wer vermöchte zu sagen, ob ein Tintenfisch (Sepia) höher als die Biene stehe: als dieses Insekt, von dem der grosse Naturforscher v. Baer sagt, dass es in der That höher als ein Fisch organisirt seie, wenn auch nach einem andern Typus. In dem ver- wickelten Kampfe ums Dasein ist es ganz glaublich, dass solche Kruster z. B., welche in ihrer eigenen Klasse nicht sehr hoch stehen, die Cephalopoden oder vollkommensten Weichthiere überwinden würden; und diese Kruster obwohl nicht hoch entwickelt, müssen doch sehr hoch auf der Stu- fenleiter der wirbellosen Thiere stehen, wenn man nach dem entscheidensten aller Kriterien, dem Gesetze des Wett- kampfes ums Dasein urtheilt. Abgesehen von der Schwierigkeit, die es an und für sich hat zu entscheiden, welche Formen der Organisation nach die höchsten sind, haben wir nicht allein die höch- sten Glieder einer Klasse in zwei verschiedenen Perioden (obwohl Diess gewiss eines der wichtigsten oder vielleicht das wichtigste Element bei der Abwägung ist), sondern wir haben alle Glieder, hoch und nieder mit einander zu ver- gleichen. In alter Zeit wimmelte es von vollkommensten sowohl als unvollkommensten Weichthieren, von Cephalo- poden und Brachiopoden nämlich; während heutzutage diese beiden Ordnungen sehr zurückgegangen und die zwischen ihnen in der Mitte stehenden Klassen mächtig angewach- 451 sen sind. Demgemäss haben manche Naturforscher ge- schlossen, dass die Mollusken vordem höher entwickelt ge- wesen sind als jetzt; während andre sich auf die gegen- wärtige beträchtliche Verminderung der unvollkommensten Mollusken um so mehr beriefen, als auch die noch vorhan- denen Cephalopoden,. obgleich weniger an Zahl, doch hö- her als ihre alten Stellvertreter organisirt seien. Wir müs- sen daher die Proportional-Zahlen ‘der oberen und der un- teren Klassen der Beyölkerung der Erde in zwei ver- schiedenen Perioden mit einander vergleichen. Wenn es z. B. jetzt 50000 Arten Wirbelthiere gäbe und wir dürften deren Anzahl in irgend einer frühern Periode nur auf 10000 schätzen, so müssten wir diese Zunahme der obersten Klas- sen, welche zugleich eine grosse Verdrängung tieferer For- men aus ihrer Stelle bedingte, als einen entschiedenen Fort- schritt in der organischen Bildung betrachten, gleichviel ob es die höheren oder die tieferen Wirbelthiere wären, wel- che dabei sehr zugenommen hätten.*) Man ersieht hieraus, wie gering allem Anscheine nach die Hoffnung ist, unter so äusserst verwickelten Beziehungen jemals in vollkom- men richtiger Weise die relative Organisations-Stufe unvoll- kommen bekannter Faunen nacheinander folgender Perio- den der Erd-Geschichte zu beurtheilen. Von einem andern wichtigen Gesichtspunkte aus wer- den wir diese Schwierigkeit um so richtiger würdigen, wenn wir gewisse jetzt vorhandene Faunen und Floren ins Auge fassen. Nach der ganz aussergewöhnlichen Art zu schlies- sen, wie sich in neuerer Zeit aus Europa eingeführte Er- zeugnisse über Neuseeland verbreitet und Plätze eingenom- men haben, welche doch schon vorher besetzt gewesen, würde sich wohl, wenn man alle Pflanzen und Thiere @ross- britaniens dort aussetzte, eine Menge Britischer Formen mit der Zeit vollständig daselbst naturalisiren und viele der eingeborenen vertilgen. Dagegen dürfte das, was wir jetzt in Neuseeland sich zutragen sehen, und die Thatsache, dass *) Doch kaum. Wenn es sonst 10000 Fische und Reptilien ohne Säugethiere gegeben hätte, und gäbe jetzt deren nur 5000 mit 1000 Säugethier-Arten; diess organische Leben wäre dennoch höher gestiegen! { Bronn, 452 noch kaum ein Bewohner der südlichen Hemisphäre in ir- gend einem Theile Europa’s verwildert ist, uns zu zweifeln veranlassen, ob, wenn alle Natur-Erzeugnisse Neuseelands in Grossbritanien frei ausgesetzt würden, eine etwas grössre Anzahl derselben vermögend wäre, sich jetzt von eingebo- renen Pflanzen und Thieren schon besetzte Stellen zu er- obern. Von diesem Gesichtspunkte aus kann man sagen, dass die Produkte Grossbritaniens höher als die Neuseeländi- schen stehen. Und doch hätte der tüchtigste Naturforscher nach der sorgfältigsten Untersuchung der Arten beider Ge- genden dieses Resultat nicht voraussehen können. Agassiz hebt hervor, dass die alten Thiere in ge- wissen Beziehungen den Embryonen neuer Thiere dersel- ben Klasse gleichen, oder dass die geologische Aufeinan- derfolge erloschener Formen gewissermassen der embryo- nischen Entwickelung neuer Formen parallel läuft. Ich muss jedoch Pictet’s und Huxley’s Meinung beipflich- ten, das diese Lehre von Ferne nicht erwiesen ist. Doch bin ich ganz der Erwartung, sie sich später wenigstens hin-. sichtlich solcher untergeordneter Gruppen bestätigen zu se- hen, die sich erst in neuerer Zeit von einander abgezweigt haben. Denn diese Lehre von Agassiz stimmt wohl mit der Theorie der natürlichen Züchtung überein. In einem spätern Kapitel werde ich zu zeigen versuchen, dass die Alten von ihren Embryonen in Folge von Abänderungen abweichen, welche nicht in der frühesten Jugend erfolgen und auch erst auf ein entsprechendes späteres Alter ver- erbt werden. Während dieser Process den Embryo fast un- verändert lässt, häuft er im Laufe aufeinanderfolgender Generationen immer mehr Verschiedenheit im Alten zu- sammen. So erscheint der Embryo gleichsam wie ein von der Natur aufbewahrtes Portrait des frühern und noch nicht sehr modifizirten Zustandes eines jeden Thieres. Diese Ansicht mag wahr sein, ist jedoch nie eines vollkomme- nen Beweises fähig. Denn fänden wir auch, dass z. B. die ältesten bekannten Formen der Säugethiere, der Reptilien und der Fische zwar genau diesen Klassen entsprächen, aber doch einander etwas näher ständen als die jetzigen 453 typischen Vertreter dieser Klassen, so würden wir uns doch so lange vergebens nach Thieren umsehen, welche noch den gemeinsamen Embryo-Charakter der Vertebraten an sich tragen, als wir nicht Fossilienführende Schichten noch tief unter den silurischen entdeckten, wozu in der That sehr wenig Aussicht vorhanden ist. Aufeinanderfolge derselben Typen inner- halb gleicher Gebiete während der späteren Tertiär-Perioden.) Clift hat vor vielen Jahren ge- zeigt, dass die fossilen Säugethiere aus den Knochenhöhlen Neuhollands sehr nahe mit den noch jetzt dort lebenden Beutelthieren verwandt gewesen sind. In Süd- Amerika hat sich eine ähnliche Beziehung selbst für das ungeübte Auge ergeben in den Armadillähnlichen Panzer - Stücken von rie- siger Grösse, welche in verschiedenen Theilen von /a Plata gefunden worden sind; und Professor Owen hat auf das Triftigste bewiesen, dass die meisten der dort so zahlreich fossil gefundenen Thiere Südamerikanischen Typen angehören. Diese Beziehung ist noch deutlicher in den wundervollen Sammlungen fossiler Knochen zu erkennen, welche Lund und Clausen aus den Brasilischen Höhlen mitgebracht ha- ben, Diese Thatsachen machten einen solchen Eindruck auf mich, dass ich in den Jahren 1839 und 1845 dieses „Gesetz der Succession gleicher Typen‘, diese „wunderbare Beziehung zwischen dem Todten und Lebenden in einerlei Kontinent‘ sehr nachdrücklich hervorhob. Professor Owen hat später dieselbe Verallgemeinerung auch auf die Säuge- thiere der alten Welt ausgedehnt. Wir finden dasselbe Ge- setz wieder in den von ihm restaurirten Riesenvögeln Neu- seelands. Wir sehen es auch in den Vögeln der Brasilischen Höhlen. Woodward hat gezeigt, dass dasselbe Gesetz auch auf die See-Konchylien anwendbar ist, obwohl er es der weiten Verbreitung der meisten Mollusken - Gattungen wegen nicht gut entwickelt hat. Es liessen sich noch andre Beispiele anführen, wie die Beziehungen zwischen den er- loschenen und lebenden Land -Schnecken auf Madeira und zwischen den alten und jetzigen Brackwasser-Konchylien des Aral-Kaspischen Meeres. Doch was bedeutet dieses merkwürdige Gesetz der 454 Aufeinanderfolge gleicher Typen in gleichen Länder-Ge- bieten? Vergleicht man das jetzige Klima Neuhollands und der unter gleicher Breite damit gelegenen Theile Süd-Ame- rika’s mit einander, so würde es als ein thörichtes Unter- nehmen erscheinen, einerseits aus der Unähnlichkeit der natürlichen Bedingungen die Unähnlichkeit der Bewohner dieser zwei Kontinente und anderseits aus der Aehnlichkeit der Verhältnisse das der Typen in jedem derselben wäh- rend der späteren Tertär-Perioden erklären zu wollen. Auch lässt sich nicht behaupten, dass einem unveränderlichen Gesetze zufolge Beutelthiere hauptsächlich oder allein nur in Neuholland, oder Edentaten u. a. der jetzigen Amerikani- schen Typen nur in Amerika hervorgebracht werden können. Denn es ist bekannt, dass Europa in alten Zeiten von zahl- reichen Beutelthieren bevölkert war, und ich habe in den oben angeführten Schriften gezeigt, dass in Amerika das Verbreitungs-Gesetz für die Land-Säugethiere früher ein an- dres gewesen, als es jetzt ist. Nord- Amerika betheiligte sich früher sehr an dem jetzigen Charakter der südlicher Hälfte des Kontinentes, und die südliche Hälfte war früher mehr als jetzt mit der nördlichen verwandt. Durch Fal- coner und Cautley’s Entdeckungen wissen wir, dass Nord- Indien hinsichtlich seiner Säugethiere früher in näherer Be- ziehung als jetzt mit Afrika stand. Analoge Thatsachen liessen sich auch von der Verbreitung der Seethiere mit- theilen. Nach der Theorie gemeinsamer Abstammung mit fort- schreitender Abänderung erklärt sich das grosse Gesetz langwährender aber nicht unveränderlicher Aufeinanderfolge gleicher Typen auf einem und demselben Felde unmittelbar. Denn die Bewohner eines jeden Theiles der Welt werden offenbar streben in diesem Theile während der nächsten Zeit-Periode nahe verwandte, doch etwas abgeänderte Nach- kommen zu hinterlassen. Sind die Bewohner eines Konti- nents früher von denen eines andern Festlandes sehr ver- schieden gewesen, so werden ihre abgeänderten Nachkom- men auch jetzt noch in fast gleicher Art und Stufe von einander abweichen. Aber nach sehr langen Zeiträumen und sehr grosse Wechselwanderungen gestattenden geogra- 455 phischen Veränderungen werden die schwächeren den herr- schenden Formen weichen, und so ist nichts unveränder- lich in Verbreitungs-Gesetzen früherer und jetziger Zeit. Vielleicht fragt man mich im Spott, ob ich glaube, dass das Megatherium und die andern ihm verwandten Un- gethüme in Süd- Amerika das Faulthier, das Armadil und die Ameisenfresser als abgeänderte Nachkommen hinterlas- sen haben. Diess kann man keinen Augenblick zugeben. Jene grossen Thiere sind völlig erloschen ohne eine Nach- kommenschaft zu hinterlassen. Aber in den Höhlen Bra- siliens sind viele ausgestorbene Arten, in Grösse u. a. Merk- malen nahe verwandt mit den noch jetzt Süd-Amerika le- benden Spezies, und einige der fossilen mögen wirklich die Erzeuger noch jetzt dort lebender Arten sein. Man darf nicht vergessen, dass nach meiner Theorie alle Arten einer Gattung von einer und der nämlichen Spezies ab- stammen, so dass, wenn von sechs Gattungen jede acht Arten in einerlei geologischer Formation enthält und in der nächstfolgenden Formation wieder sechs andre ver- wandte oder stellvertretende Gattungen mit gleicher Arten- Zahl vorkommen, wir dann schliessen dürfen, dass nur eine Art von jeder der sechs älteren Gattungen modifizirte Nachkommen hinterlassen habe, welche die sechs neueren Gattungen bildeten. Die andren sieben Arten der alten Genera sind alle ausgestorben, ohne Erben zu hinterlassen. Doch möchte es wohl weit öfter vorkommen, dass zwei oder drei Arten von nur zwei oder drei der alten Gat- tungen die Aeltern der sechs neuen Genera gewesen und die andern alten Arten und sämmtliche übrigen alten Gat- tungen gänzlich erloschen sind. In untergehenden Ordnun- .gen mit abnehmender Gattungs- und Arten-Zahl, wie es offenbar die Edentaten Süd-Amerika’s sind, werden weniger Genera und Species abgeänderte Nachkommen in gerader Linie hinterlassen. Zusammenstellung des vorigen undjetzigen Kapitels.) Ichhabe zu zeigen gesucht, dass die geologische Schöpfungs-Urkunde äusserst unvollkommen ist; dasserstnur . ein kleiner Theil der Erd -Oberfläche sorgfältig untersucht worden ist; dass nur gewisse Klassen organischer Wesen 456 zahlreich in fossilem Zustande erhalten sind; dass die An- zahl der in unsren Museen aufbewahrten Individuen und Arten gar nichts bedeutet im Vergleiche mit der unbere- chenbaren Zahl von Generationen die nur während einer Formationszeit aufeinander gefolgt sein müssen; dass un- geheure Zeiträume zwischen je zwei aufeinanderfolgenden Generationen verflossen sein müssen, weil Fossilienführende Formationen hinreichend mächtig, um künftiger Zerstörung zu widerstehen, sich nur während Senkungs-Perioden abla- gern können; dass mithin wahrscheinlich während der Sen- kungs-Zeiten mehr Aussterben und während der Hebungs- Zeitet mehr Abändern organischer Formen stattgefunden hat; dass der Schöpfungs-Bericht aus diesen letzten Perio- den am unvollkommensten erhalten ist; dass jede einzelne Formation nicht in unterbrochnem Zusammenhang abgela- gert worden; dass die Dauer jeder Formation vielleicht kurz ist im Vergleiche zur mitteln Dauer der Arten-Formen; dass Einwanderungen einen grossen Antheil am ersten Auf- treten neuer Formen in der Formation.einer Gegend ge- habt haben; dass die am weitesten verbreiteten Arten auch am meisten varürt und am Öftesten Veranlassung zur Ent- stehung neuer Arten gegeben haben; und dass- Varietäten anfangs oft nur örtlich gewesen sind. Alle diese Ursachen zusammengenommen müssen die geologische Urkunde äus- serst unvollständig machen und können es grossentheils erklären, warum wir keine endlosen Varietäten-Reihen die erloschenen und lebenden Formen in den feinsten Abstu- fungen miteinander verketten sehen. Wer diese Ansichten von der Beschaffenheit des geo- logischen Berichtes verwerfen will, muss auch meine ganze Theorie verwerfen. Denn vergebens wird er dann fragen, wo die zahllosen Uebergangs-Glieder geblieben, welche die nächst verwandten oder stellvertretenden Arten einst mit einander verkettet haben müssen, die man in den ver- schiedenen Stöcken einer grossen Formation übereinander findet. Er wird nicht an die unermesslichen Zwischenzei- ten glauben, welche zwischen unseren aufeinanderfolgenden Formationen verflossen sind; er wird übersehen, welchen we- sentlichen Antheil die Wanderungen seit dem ersten Er- 457 scheinen der Organismen in den Formationen einer gros- sen Weltgegend wie Europa für sich allein betrachtet ge- habt haben; er wird sich auf das anscheinend, aber oft nur anscheinend, plötzliche Auftreten ganzer Arten-Gruppen berufen. Wenn er fragen sollte, wo denn die Reste jener unendlich zahlreichen Organismen geblieben, welche lange vor der Bildung der ältesten Silur-Schichten abgelagert wor- den sein müssen, so kann ich nur hypothetisch darauf ant- worten, dass so viel noch zu sehen, unsre Ozeane sich schon seit unermesslichen Zeiträumen an ihren Stellen be- funden haben, und dass da, wo unsre Kontinente jetzt ste- hen, sie sicher seit der Silur-Zeit gestanden sind; dass aber die Erd-Oberfläche lange vor dieser Periode ein ganz anderes Aussehen gehabt haben dürfte, und dass die alten Kontinente aus Formationen noch viel älter als die siluri- sche bestehend sich bereits alle in metamorphischem Zu- stande befinden oder tief unter dem Ozean versenkt liegen. Doch sehen wir von diesen Schwierigkeiten ab, so scheinen mir alle andern grossen leitenden Thatsachen in der Paläontologie einfach aus der Theorie der Abstammung von gemeinsamen Urältern mit fortschreitender Abänderung durch natürliche Züchtung zu folgen. Es erklärt sich da- raus, warum Arten verschiedener Klassen nicht nothwen- dig in gleichem Verhältnisse oder gleichem Grade mitein- ander wechseln, sondern alle nur im Verlauf langer Perio- den Veränderungen unterliegen. Das Erlöschen alter For- men ist die unvermeidlichste Folge vom Entstehen neuer. Es erklärt sich warum ‚eine Species, wenn einmal ver- schwunden, nie wieder erscheint. Arten - Gruppen (Gattun- gen u. S. w.) wachsen nur langsam an Zahl und dauern ungleich lange Perioden aus; denn der Prozess der Abän- derung ist nothwendig ein langsamer und von vielerlei ver- wickelten Zufällen abhängig. Die herrschenden Arten der grösseren herrschenden Gruppen streben viele abgeänderte Nachkommen zu hinterlassen, und so werden wieder neue Untergruppen und Gruppen gebildet. Im Verhältnisse als diese entstehen, neigen sich die Arten minder kräftiger Gruppen in Folge ihrer gemeinsam ererbten Unvollkommen- heit dem gemeinsamen Erlöschen zu, ohne irgendwo auf XVL 1860, ol 458 der Erd-Oberfläche eine abgeänderte Nachkommenschaft zu hinterlassen. Aber das gänzliche Erlöschen einer ganzen Arten-Gruppe mag oft ein sehr langsamer Prozess sein, wenn einzelne Arten in geschützten oder abgeschlossenen Standorten kümmernd noch eine Zeit lang fortleben können. Ist eine Gruppe einmal untergegangen, so kann sie nie wieder erscheinen, weil ein Glied aus der Generationen- Reihe zerbrochen ist. So ist es begreiflich,-dass die Ausbreitung herrschen- der Lebensformen, welche eben am öÖftesten variiren, mit der Länge der Zeit die Erde mit nahe verwandten jedoch modifizirten Formen bevölkern, denen es sodann gewöhn- lich gelingt die Plätze jener Arten- Gruppen einzunehmen, welche ihnen im Kampfe ums Dasein unterliegen. Daher wird es denn nach langen Zwischenzeiten aussehen, als hätten die Bewohner der Erd-Oberfläche überall gleichzeitig gewechselt. So ist ferner begreiflich, woher es kommt, dass die alten und neuen Lebensformen ein grosses System mit einander bilden, da sie alle durch Zeugung mit einander verbunden sind. Es ist äus der fortgesetzten Neigung zur Divergenz des Charakters begreiflich, warum die fossilen Formen um so mehr von den jetzt lebenden abweichen, je älter sie sind; warum alte und erloschene Formen oft Lü- cken zwischen lebenden auszufüllen geeignet sind und zu- weilen zwei Gruppen mit einander vereinigen, welche zu- vor getrennt aufgestellt worden, obwohl sie solche in der Regel nur etwas näher einander rücken. Je älter eine Form ist, um so öfter scheint sie Charaktere zu entwickeln, welche zwischen jetzt getrennten Gruppen mehr und weni- ger das Mittel halten; denn je älter eine Form ist, desto näher verwandt und mithin ähnlicher wird sie dem gemein- samen Stamm- Vater solcher Gruppen sein, welche seither weit auseinander gegangen sind. Erloschene Formen hal- ten selten genau das Mittel zwischen lebenden, sondern stehen in deren Mitte nur in Folge einer weitläufigen Ver- kettung durch viele erloschene und abweichende Formen. Wir ersehen deutlich, warum die organischen Reste dicht aufeinanderfolgender Formationen einander ähnlicher als 459 die weit von einander entfernt sein müssen; denn jene For- men stehen in näherer Bluts- Verwandtschaft als diese mit einander. Wir vermögen endlich einzusehen, warum die organischen Reste mittler Formationen auch das Mittel in ihren Charakteren halten. Die Erdbewohner einer jeden spätern Periode haben die früheren im Kampfe um’s Dasein besiegt und müssen insoferne auf einer höheren Vollkommenheits-Stufe als diese stehen, und es mag sich aus dem unbestimmten und miss- deuteten Gefühl davon erklären, dass viele Paläontologen an einen Fortschritt der Organisation im Ganzen glauben. Sollte sich später ergeben, dass alte Thier-Formen in ge- wissem Grade den Embryonen neuer aus der nämlichen Klasse gleichen, so würde auch diess zu begreifen sein. Die Aufeinanderfolge gleicher Organisations-Typen auf gleichem Gebiete während der letzten geologischen Perioden hört auf geheimnissvoll zu sein und ist eine einfache Folge der Vererbung. Wenn daher die geologische Schöpfungs-Urkunde so unvollständig ist, als ich es glaube (und es lässt sich we- nigstens behaupten, dass das Gegentheil nicht erweisbar), so werden sich die Haupteinwände gegen die Theorie der natürlichen Züchtung in hohem Grade vermindern oder gänzlich verschwinden. Dagegen scheinen mir die Haupt- Gesetze der Paläontologie deutlich zu beweisen, dass die Arten durch Zeugung entstanden sind. Frühere Lebensfor- men sind durch die noch fortwährend um uns her thätigen Variations-Gesetze entstandene und durch Natürliche Züch- tung erhaltene vollkommnere Formen ersetzt worden. | [Obwohl wir mit den meisten der hier dargelegten An- sichten uns durchaus nicht einverstanden erklären können, ha- ben wir den Aufsatz doch unverändert aus des Verf.s von Bronn ins Deutsche übersetztem Buche „die Entstehung der Arten“ aufgenommen, sowohl um eben auch andern Auffassun- gen Raum zu geben als zugleich auf das an sehr interessanten Erörterungen reichhaltige Buch aufmerksam zu machen. Die Redaction.] 31* 460 Mittheilungen. Ueber den Einschluss von Flüssigkeiten in Mineralien. (Nachtrag zu Bd. XIII dieser Zeitschr., S. 417 ff.) Feldspath. Nach Sorby (Quart. Journ. Geol. Soc., XV, 486) enthält der Feldspath des Granits, zumächst dessen aus Corn- wall, nur wenige Höhlungen mit Flüssigkeiten. Glimmer. Gleiches fand Sorby (a. a. O.) auch am Glim- mer desselben Gesteines, während der Quarz reich ist an solchem „fuid-cavities.“ x Gyps. Sorby beobachtete (a. a. O., 470) ebenfalls in Gypskrystallen Hohlräume mit Flüssigkeiten, welche letztere aber zuweilen ziemlich rasch entwichen, was bei der blättrigen Structur leicht zu erklären ist. Hornblende. Die Hornblendekrystalle der Sommablöcke ent- halten nach Sorby (ebda., 482) häufig Flüssigkeiten. Die hoh- len Blasen, entstanden durch Zusammenziehung derselben, deuten durch ihre Grösse auf eine, bei ihrem Einschlusse herrschende Temperatur von etwa 360°C. Idokras. Ebenso ist es mit den Idokraskrystallen von dem- selben Fundorte. Die Flüssigkeitshöhlungen aber enthalten aus- serdem oft auch so viele kleine Krystalle, dass ihre Gestalt kaum bestimmbar wird. Die durch Zusammenziehung entstandenen Bla- sen sind so gross — bis zu !/, der Flüssigkeit, dass die Tem- peratur bei der Bildung der Einschlüsse etwa 380°C. betragen haben muss. Sorby (ebenda). . Kalkspath. Sorby giebt (a. a. O., 470) an, dass er Flüs- sigkeitshöhlungen in ausgezeichneter Weise in dem Caleit aus neueren Tuffablagerungen, aus Adern im Kalksteine und aus Trappgesteinen gefunden habe. Nephelin. Nach demselben Forscher (ebend., 480) enthält der der Sommablöcke viele Flüssigkeitshöhlungen mit würfeligen Krystallen, welche aus Chlorkalium und Chlornatrium bestehen. Auch zeigen sich darin zuweilen auch noch andere Krystalle. Aus der Grösse der Blasen berechnet Sorby die Bildungstem- peratur zu ungefähr 340°C. Auch Blasen von Gasen (vapour- cavities) sind zuweilen in diesen Nephelinen eingeschlossen, wie auch „glass-cavities“ mit glasig erstarrten Massen, wie bei Kry- stallen, welche in geschmolzenen Massen entstanden sind. Peridot. Höhlungen mit Flüssigkeiten führen daraus an Brewster (Transact. Royal. Soc, X. 1). Quarz. In einem Quarzkrystalle aus dem Stephanischachte bei Schemnitz bemerkte v. Born (Catal. meth. et rais. de la coll. des foss. de Mlle. E. de Raab, I, 26) eine Höhlung, in deren Flüssigkeit ein Silberglanzblättchen beweglich umhertrieb. 461 Smaragd. Brewster fand darin Flüssigkeiten und be- merkt (a. a. O., 34.), dass die Trübheit solcher Krystalle eben von dem Vorhandensein von Schichten herrühre, in deren Höh- lungen mit Flüssigkeiten und Luftblasen auftreten, deren Grösse bei einer Erwärmung bis 150°F. (ca. 66°C.) nicht wesentlich abnehme. ? Zinnstein-Krystalle führen nach Sorby (a. a. O., 474) zu- weilen viele ausgezeichnete, wenn auch kleine Höhlungen. mit Flüssigkeiten. E. Söchting. Literatun, Allgemeines. Homoiogenesis. Beiträge zur Natur- und Heilkunde. Erstes Heft. Gammarus ornatus und seine Schma- rotzer. Mit 16 Tafeln Abbildungen. Von Dr. S.Rentsch, praktischem Arzte in Wismar. Wismar, Hinstorff’sche Hofbuchhandlung. 1860. — Mehr als je, werden gegenwärtig die beschreibenden Naturwissen- schaften durch einen Kampf in Anspruch genommen, welcher zwar schon ziemlich alt, in neuer Zeit aber immer mehr an Intensität zu gewinnen scheint. Es ist der Kampf der Meinungen über die Ent- stehung der organischen Wesen ohne mütterliche Zeugung, und de- ren systematischen Werth. Jedesmal wenn ein Beobachter auftrat, welcher eine Thatsache feststellte, die geeignet war die bisherige Lehre von dem „omne vivum ex ovo“ umzustossen, :kam ein Anderer und suchte durch Experimente darzuthun, dass die Annahme einer „generatio aequivoca“ in das Reich der Mährchen zu verweisen sei. In gleicher Weise ist der Streit’ über den Begriff und den Werth der „species“ geführt worden. Die diametral sich gegenüber stellenden Ansichten Darwin’s und Agassiz’s sind kaum bei uns bekannt geworden, als die vorliegende, zwar nur auf kleinem Felde sich be- wegende, aber an Fülle der Beobachtungen sehr reiche Schrift des Herrn Rentsch hervortritt. Ref. muss dieselbe als eine durchaus selbständige Arbeit bezeichnen, weil sie es mit keinem in der Natur- Wissenschaft bisher ausschliesslich geltend gemachten Dogma zu thun hat. Ihr Hauptwerth liegt daher auch in der Mittheilung von That- sachen, die in mancher Beziehung ebenso neu als überraschend sind. Dabei fehlt es jedoch dem Ganzen nicht an den leitenden Gedanken; vielmehr werden diese in dem Vorwort ausdrücklich hervorgehoben, indem der Verf. sagt „ich erhielt bei meinen mikroskopischen Un- tersuchungen endlich die Gewissheit, dass alle Gestalten und Bewe- gungen der Materie von einem Gesetze, dem der Spirale bedingt werden. Wenn aber alle Gestalten und Bewegungen dem Gesetze 462 der Spirale folgen, so müssen sie unter sich im Aehnlichkeitsverhält- nisse stehen und es kann bei dem Zusammenwirken Aller nur Aehn- liches aus Aehnlichem hervorgehen; wenn Form und Bewegung in einen Begriff, in ein Gesetz zusammengefasst werden können, so muss dieses Gesetz das alleinige und höchste sein. Daher der Name, welchen ich diesen Beiträgen vorgestellt habe“. Nach dem Verf. exi- stirt in der realen Erscheinungswelt nirgends ein Gegensatz, sondern nur ein weiter oder näher gerücktes Aehnlichkeits- oder ein Polari- tätsverhältniss, wodurch keine gegenseitige Vernichtung, sondern wie- der etwas mehr oder minder Aehnliches hervorgebracht wird; es exi- stirt auch nirgends etwas Gleiches; das Aehnliche schliesst aber das Andere in sich. Und weiter heisstes: „Wenn wir auch im abstracten Sinne von etwas Gleichartigem reden, um z. B. gewisse Bildungstypen zu bezeichnen, welche sich durch älterliche Zeugung fortpflanzen und erhalten, so wird diese älterliche Fortpflanzung eigentlich doch nur bedingt durch das grösste Aehnlichkeits-Verhältniss zwischen männli- chem und weiblichem Individuum oder in dem Zellencomplexe eines Stammorganismus, die Aeltern sind aber immer etwas anderes als die Abkömmlinge.“ — „Weil die heutige Naturforschung bei den meisten Typen organischen Lebens die elterliche Zeugung und Fortpflanzung durch Samen und Keime nachgewiesen hat, wurde die ungleichartige Zeugung in die Rumpelkammer verwiesen und einseitig behauptet, dass sie überhaupt nie existirt habe, man vergass dabei nur, die da- mit in der Kosmogenese eintretende Lücke zu füllen. Wenn man aber die Gestaltung der Gewebsformen und Zellen innerhalb eines nur durch elterliche Zeugung entstandenen und durch geschlechtliche Begattung sich fortpflanzenden Organismus verfolgt, so ist doch nicht zu leugnen, dass die verschiedensten Zellen und Gewebe, welche zu diesem Organismus gehören, unter sich einem fortwährenden Stoff- wechsel unterworfen sind und aus den verschiedensten Nahrungsstof- fen, welche zur Erhaltung des Organismus aufgenommen und ver- ähnlicht werden, immer neu entstehen.- Ist diese Erzeugung auch eine älterliche zu nennen, oder vielmehr eine ungleichartige, eltern- lose? Nur durch diese ungleichartige Zellenerzeugung ist es möglich, dass die elterliche Fortzeugung erhalten werden kann. Sind wir wirk- lich so blind, über der einen Form der älterlichen Zeugung und Ab- stammung den höhern, allgemeinern, das Ganze erhaltenden Vorgang der heterogenen Zellproduction zu übersehen. Sind die Acten über die alleinige Entstehung mancher Infusorien im Sinne der gleicharti- gen Zeugung schon geschlossen? Ich glaube es nicht, bin vielmehr zu der Ueberzeugung gelangt, dass die elternlose Zeugung mancher Infusorien noch heute geschieht, dass sie, wenn gleich nur noch in . einem beschränkten Kreise bestehend, ein zum Erdenleben nothwen- dig gehörender Ring geblieben ist, welcher früher unter andern kos- mischen und tellurischen Verhältnissen als schaffende Kraft eine viel grössere Bedeutung hatte, jetzt aber theilweise schlummert, weil der Zweck der Erhaltung und Fortpflanzung der Art auf einem einzelnen, 463 davon abhängigen Wege erfüllt werden kann, um vielleicht in einer andern noch Höheres erstrebenden Schöpfungsperiode der Erde zu einer noch bedeutenderen Geltung gelangen zu müssen“. Der Inhalt des eigentlichen Werkes zerfällt in 3 Abtheilungen, wovon die erste die zoologische Diagnose des Gammarus ornatus; die_ zweite dieSchmarotzer desselben — Gregarina, deren Umwandlung in Enterobryus bulbosus Leidy, so wie deren Verwandlung in Disto- mum Gammari; Zoothamnion parasita, Monas termo, Bacterium termo, Vibrio lineola, Verwandlung der letztern in Pflanzen und andere Thierformen (Amoeba, Monas, Chilomonas, Cercomonas, Cryptomo- nas); dann Entstehung von Colpoda Cucullus, Glaucoma seintillans und Pleuronema saltans aus dem Zoothamnion; endlich Spirochona Scheutenii und Spiromyce polymorpha; — die dritte Abtheilung end- lich die Organ- und Gewebslehre umfasst. In diesem Theile weist Verf. nach, dass nach der Entwickungsgeschichte alle Gliederungen des Flohkrebses ursprünglich eine ganz ähnliche Form und Anlage besitzen und selbst die spätern verschiedensten Differenzirungen der Form und organischen Function ähnliche Vergleichungspunkte dar- bieten. Ferner führt derselbe auch das spätere Zellleben des Floh- krebses, seiner Schmarotzer und den Stoffwechsel auf das Gesetz der Homoiogenesis und Spirale zurück. Die Abbildungen sind mit photographischer Treue gezeichnet, frei von irgend einer Manier, und da, wo die Textur des Gewebes nachgewiesen werden soll, noch mit der Lupe zu untersuchen, wenn die Feinheit der Zeichnung für das unbewaffnete Auge nicht deutlich genug werden sollte. — Nach seiner Aufgabe sucht der Verf. das Gesetz der Spirale in Form und Bewe- gung an der Textur jeder thierischen und pflanzlichen Zelle nach- zuweisen. Sowohl Zellwand, wie Kern und Zellinhalt bestehen aus Aggregationen monaden-, vibrionen- und bacterienartiger Gewebs- theilchen, bald mehr bald weniger sichtbar und nachweisbar, bald mehr bald weniger regelmässig zusammenhängend und in Curven oder Bogenlinien verlaufend. Wenn nun die Zellen dadurch alle einen ähn- lichen Bau erhalten, so ist die Umbildung unter einander nach dem Aehnlichkeitsgesetze um so begreiflicher, die Differenzirung der ver- schiedensten Organe und Glieder eines Organismus aus der ursprüng- lichen, ähnlichen embryonalen Anlage, ja endlich die Umbildung selb- ständiger in andersartige Organismen, ganze Organe und Organtheile andersartiger Organismen um so leichter gegeben. So gehen Thiere in Pflanzen, Pflanzen und Thiere in Gewebstheile anderer Organis- men über. Gewebsformen von Thieren gehen in Pflanzenzellformen und deren Producte (Amyloid, Fett, Farbstoffe, Cellulose) über. Thiere gehen in Pflanzenformen über, welche wieder Pflanzenformen ihrer oder anderer Art, oder Thiere der stammelterlichen oder anderer Art gebären. Für alles dieses sind vom Verf. reichliche Belege geliefert. Daher keine Grenze zwischen Thier- und Pflanzehwelt; ja wir kön- nen bei manchen Formen, welche die Grenzlinie und die Uebergänge zu bilden scheinen, sehr häufig nicht entscheiden, ob dieselben den 464 Thieren oder den Pflanzen zu zu zählen seien, und wenn dies der Fall, so ist dies für den Verlauf eines solchen Formen- und Bildungs- cyclus ganz wesentlich, ja sie gehören beide zusammen. — Der Verf. giebt also der Lehre von der Bildung und dem Leben der Zelle durch seine Beobachtungen und Behauptungen zum Theil eine neue Gestalt. Was sonst für Molecularbewegung in den Zellen gehalten wurde, gibt Verf. zwar auch zu, er trägt aber ein selbstständiges oder selbstständig werdendes thierisches oder pflanzliches Leben, wie es in den Monaden, Bacterien und Vibrionenformen gegeben ist, hinein; ob die Molecularbewegung organischer oder anorganischer Natur ist, darüber entscheidet nur die Kenntniss oder Geschichte des bewegten Stoffs. Die Qualitäten der organischen Gewebsformen wer- den nur von dem den Gesammtorganismus beherrschenden Bildungs- geiste, von seiner organischen Geschichte bedingt, so die Verdauung, Zeugung, der Stoffwechsel. Das Blutkörperchen wandelt sich in alle Gewebsformen eines Organismus um und umgekehrt; würde man es demselben entreissen und seine Umwandlungen isolirt verfolgen wol-. len, so würde dies nur von beschränktem oder vorgeblichem Erfolge sein, ebenso ist es mit infusoriellen Thieren und Pflanzen. Heraus- gerissen aus dem grossen Ganzen der Natur, oder doch wenigstens ausser Verkehr mit ähnlichen organischen Formen, werden sie ver- kümmern, zu Grund: gehen oder wieder ganz andere beschränkte Metamorphosen zeigen. Nur die Vergleichung aller ähnlichen For- men und Uebergänge innerhalb des grossen Ganzen der Natur er- schliesst den wahren und grossartigen Gang ihrer und der Gesammt- bildungsgeschichte. — Nach dem Verf. gewinnen aber auch die an- organisch gewordenen Gewebsformen der Pflanzen und Thiere wie- der organisches, ja selbstständiges thierisches und pflanzliches Leben, namentlich die Kalk- und Kieseleinschlüsse der Zellen. Ihre Mole- küle sind ebenso gestaltet und aggregirt wie die vibrionenartigen Elemente der Zellen, selbst im freien Zustande, und ebenso wie hier die organische Faser durch Aufnahme der löslichen Kalkkieseltheile zur anorganischen erstarrt, gewinnt umgekehrt die anorganische durch Auflösung des Starren wieder Biegsamkeit und Bewegung und wird wieder zur organischen, ja selbstständig frei und setzt sich wieder zu andern thierischen und pflanzlichen Organismen zusammen. Die- ser Vorgang kommt freilich nur den Uranfängen des thierischen und pflanzlichen Lebens zu und erstreckt sich auf weitere Entwickelung nur mittelbar durch diese Anfänge. — Die Zellen sind zusammen- gesetzte organische Gewebsformen, zusammengesetzt aus vibrionen- und bacterienartigen Elementen, deren Gliedern die Natur der Zelle ebenso gut wieder zukommt, wie den Gliedern ihrer infusoriellen Vor- bilder und den Zellen welche von ihnen zusammengesetet werden. Die Elemente sind Zellen der Zellen und so fort, bis die sinnliche Wahrnehmung aufhört. — Die Krystallformen der beim Flohkrebs gefundenen anorganischen Körper haben eine auffallende Aehnlichkeit mit einzelnen Gewebsformen desselben und lässt dieser Umstand der 465 Vermuthung Raum, dass diese anorganischen Körper vermittelst des ihnen innewohnenden Gestaltungsvermögens auch auf die Gestaltung der organischen Zellen, zu deren chemischen Bestandtheilen sie ge- hören, einen gewissen Einfluss ausüben, ja dass sie für manche ge- rade zu die Erreger und Vorbildner sind. Wir erinnern uns hier der Thatsachen, dass aus der Kugelform der Zelle Krystalle organi- scher und unorganischer Natur unmittelbar entstehen und umgekehrt. — Die Metamorphose der frei und selbstständig gefundenen Mo- naden, Bacterien und Vibrionen tritt auch in ähnlicher Weise bei den an verschiedene Gewebstheile des Flohkrebses gebundenen bacterien- und vibrionenartigen Elementen unter gewissen innern und äussern Bedingungen und Verhältnissen ein, nicht bloss, dass sich z. B. die Schalenzellen zu diesen freien Elementarformen wieder auflösen, son- dern die lebenden Schalenzellen gehen theilweise in die Abkömmlinge der Monaden, Bacterien und Vibrionen über. Umgekehrt wandeln sich auf der Schale schmarotzende Thiere und Pflanzen in Schalen- gewebe um, doch muss der Bildungstypus des Schalentheiles mit dem des Schmarotzers im Aehnlichkeitsverhältnisse stehen, ebenso die Schma- rotzer im Innern des Flohkrebses und umgekehrt. — So sind die Ver- bindungsglieder zwischen den anorganischen Körpern, den nie- dersten organischen Wesen und den höher entwickelten Thie- ren und Pflanzen gegeben und so greifen sie bei dem Verf. in einander. — Schliesslich darf Ref. nicht unerwähnt lassen, dass der der Verf. in der Vorrede zu seiner Arbeit von vornherein gern ein- räumt, dass einzelne von ihm als Thatsachen gehaltene Beobachtun- gen von Andern bestritten oder verworfen werden können, er gibt auch die Möglichkeit zu, dass er, befangen von’seiner Theorie, in concreten Fällen sich getäuscht haben, in der Hauptsache glaubt er aber die Wahrheit vertreten zu haben, und er bittet seine Gegner, sich auch nur an die Grundidee zu halten. Soll Referent einen Wunsch aussprechen, so ist es der, dass die Schrift recht viele unbefangene Leser finden möge, welche selbstständig genug sind, von gewissen, auf einigen academischen Lehrstühlen eingerosteten Dogmen sich los- zureissen, und den Gegenstand in durchaus freisinniger Weise zu prüfen. Vieles vom Verf. Gegebene ist in der Grundidee nicht neu, sondern in verschiedener Form auch von Andern ausgesprochen wor- den; aber der Verf. verfolgt diese Ideen weiter, als sie bisher von Andern verfolgt worden sind. Kg. C. Giebel, die Naturgeschichte des Thierreiches. Bd. III: die Amphibien und Fische. (Liefrg. 16—22 des Ganzen.) Mit 288 Abbildungen. Leipzig 1861. 4%. — Ueber den I. die Säu- gethiere enthaltenden Band dieser populären Naturgeschichte haben wir uns Bd. XI. 64 über den II. der Darstellung der Vögel gewid- meten Bd. XII. 469 ausgesprochen, mit der eben erschienenen 22. Lieferung liegt nun der dritte die beiden noch übrigen Klassen der Wirbelthiere behandelnde Band vollständig vor. _ Auch hier ist wieder dieselbe Ausführlichkeit und Schärfe in der Charakteristik und Be- 466 schreibung der Arten, in der Vollständigkeit der Gattungen, in der Berücksichtigung des äussern wie des innern Baues der Amphibien und Fische und all ihrer Lebensbeziehungen gegeben wie in den frü- hern Bänden. Zugleich sind die Gattungen, Familien, Ordnungen und Klassen erschöpfender als in irgend einer andern Naturgeschichte ge- schildert und damit dem Leser eine tiefere Einsicht in den gesamm- ten Organisationsplan und dessen einzelnen Glieder eröffnet worden. Diese Darstellung widerlegt gründlich die leider immer noch weit verbreitete Ansicht, als sei die Naturgeschichte eine blos descriptive Wissenschaft, sie lässt dem descriptiven Theile hier durch ausführ- liche Schilderung der einzelnen Arten die volle Berechtigung zu Theil werden, bringt aber durch die ebenso eingehende und klare Darstel- lung der Systematik die rationelle Seite nachdrücklich zur Geltung. Eben dieser Behandlung wegen wie wegen der in keiner andern Na- turgeschichte gebotenen Vollständigkeit und der Darlegung des neue- sten Standes der Zoologie empfiehlt sich diese Naturgeschichte des Thierreiches allen Lehrern und Lernenden und allen Freunden der belebten Natur überhaupt. Für das grosse Publikum bestimmt ist natürlich aller gelehrte Aufwand an literarischen Citaten, Synonymen, kritischen Erörterungen über einzelne Arten und Gattungen und de- ren Nomenclatur als den strengen Fachschriften gehörig nicht minder auch der geisttödtende nur Oberflächlichkeit befördernde Schematis- mus hier durchaus vermieden worden. Unter den zahlreichen Holz- schnitten sind allerdings einige, welche den heutigen Anforderungen an die Xylographie nicht genügen, allein diese Naturgeschichte hat nicht im Entferntesten den Zweck die gegenwärtigen Leistungen der Xylographie zur Anschauung zu bringen und würde in diesem Falle bei der grossen Zahl der Illustrationen einen ganz unerschwinglich hohen Preis erhalten müssen, sie will vielmehr durch die Illustrationen nur das Verständniss des Textes erleichtern, dem Leser durch Bilder die geschilderten Thiere veranschaulichen und diesem Zwecke genügen die Holzschnitte vollkommen. Der überaus niedrige Ladenpreis von 10 Sgr. für jede Lieferung von 8 Bogen schöner Ausstattung in Druck und Papier verdient besondere ‘Anerkennung und erleichtert die An- schaffung auch denen, welche nur wenig Mittel für ihre Bibliothek aufzuwenden haben. 6 Astronomie und Meteorologie. Mädler zieht aus den Beobachtungen der Protuberanzen und der Corona während der letzten totalen Sonnenfinsterniss in Vittoria den Schluss, dass beide Phänomene in einem engen physischen Zusammenhange mit dem Son- nenkörper selbst stehen und dass der von Feilitzsch herangezogene Mondrand oder die nach Lamonts Ansicht die Erscheinung veranlas. sende Erdatmosphäre höchstens einen modifieirenden Einfluss auf die- selben haben können. Künstliche Sonnenfinsternisse sind für das Stu- dium dieser Erscheinungen schon deshalb ungeeignet, weil bei ihnen der die Sonne verdeckende Gegenstand von der erleuchteten Atmos- phäre umgeben, bei wirklichen Finsternissen ausserhalb derselben 467 ist. M. hofft, dass man die bezüglichen Beobachtungen zum Theil auch bei nur nahezu totalen Finsternissen wird anstellen können. — (Tageblatt der Naturf. Königsberg 1860. 8. 44.) Löhr, elfjährige meteorologische Beobachtungen in Cöln 1849—1859. — Die mittlern Zahlen für Barometer und Thermometer sowie die Windrichtung stellen sich also Barometer Thermometer Windrichtung 1849 27°11,8 +8,00 R NW.SO 1850 28, 0,0 +7,6 NW.SO 1851 28, 1,2 +8,7 NW.SO 1852 27,111 +9,5 SOo.NW 1853 27, 8,0 +8,0 SO.NW 1854 27,11,9 +8,8 NW.SW 1855 27,10,3 en NW.SO 1856 27,10,4 18,6 NW.SSO 1857 28,11,8 +92 SO.0SO 1858 27,11,4 ars SO.NW 1859 2711,6 +9,0 NW.W.SO Die Mittelhöhe des Barometers beträgt demnach 27‘‘10,5‘‘, das Maxi- mum 28'8,5‘“, das Minimum 26°'8,9'“ Die mittlere Temperatur ist +8,47 R, der höchste Thermometerstand war 1857 im August + 29,0°R, der niedrigste im December 1853 bei — 15,50 R. Regen fiel jährlich an 158 Tagen, Schnee an 22 und Hagel an 11 Tagen, - Gewitter im Mittel jeden Jahres 21, Nebel 64 mal. — (Rhein. Verhdl- AVII. Tabelle.) Argelander, Menge der Niederschläge bei Bonn von 1848 bis 1859. — Es kommen durchschnittlich während eines Jahres auf den Quadratfuss 3061 Cubikzoll Regen und 127 Cubikzoll Schnee, im Ganzen 3278 Cubikzoll wässrige Niederschläge, was einer Höhe von nahe 221/23 Zoll entspricht. Die Schwankungen in einzelnen Jah- ren sind sehr bedeutend, so gab das Jahr 1852 448 Cubikzoll, das Jahr 1857 wenig mehr als die Hälfte davon, nämlich nur 290. Den * Schnee allein betreffend sind die Unterschiede noch bedeutender, denn während 1855 342 Cubikzoll fielen, lieferte 1857 nur 77. Noch auffallender werden diese Unterschiede, wenn man nur die einzelnen Winter vergleicht, denn der von 1854/55 lieferte 357, der von 1857/58 nur 39 Cubikzoll. Die Mittelzahlen der einzelnen Monate verglei- chend fiel in den zwölf Jahren nur einmal im Mai, d. 5. 1851 et- was Schnee, am 4. 5. 6. Mai 1852 und 2. Mai 1857 etwas Reif, die Monate Juni bis October sind stets ohne Schnee: der April lieferte durchschnittlich nur 42/3 Cubikzoll Schnee, am meisten im Jahre 1859 nämlich 27 Cubikzoll, während er 1848, 1850, 1856 und 1858 völlig schneefrei war. Die Monate November bis März liefern im Mittel nahezu gleichviel, doch so dass die Menge vom November bis Fe- bruar etwas steigt und letztrer der schneereichste ist durchschnitt- lich 38!1/, Zoll. In den eirzelnen Jahren zeigt der Niederschlag über- haupt kein bestimmtes Gesetz, dieses tritt aber deutlich hervor, wenn 468 wir für jeden Monat die Mittel aus den zwölf Jahren nehmen. Dann zeigt sich, dass die Menge des Niederschlages vom Januar bis Juni stetig wächst, vom Juli an abnimmt wenn auch nicht ganz regelmäs- sig. Verf. generalisirt diesen Gang noch und theilt die Zahlentabel- len mit. — (Ebda. 62—671.) Faye, über die totale Sonnenfinsterniss vom 18. Juli 1860. — Es liegt in der Natur der Sache, dass Jemand, der neue Erscheinungen, deren Existenz man nicht geahnt hat, be- obachtet, von vorn herein nicht den Versuch macht, sie mit andern in Verbindung zu setzen, sondern sie vielmehr als Ausflüsse einer besondern Kraft ansieht. So entstehen neue Hypothesen, die, da man sie mit Halsstarrigkeit aufrecht zu erhalten sucht, dem Fort- schritte der Wissenschaft wesentlich Eintrag thun, bis sie endlich un- ter der Wucht entgegenstehender Thatsachen in Nichts zerfallen. Einer solchen Hypothese begegnen wir bei der Erklärung gewisser bei Sonnenfinsternissen an dieser auftretenden Erscheinungen. Im Juli 1842 beobachtete man, dass hellrothe oder violette Lichtmassen bei einer Sonnenfinsterniss aus dem dunkeln Mondrande hervorragten. Anfangs hielt man sie für ungeheure Gebirgsmassen, die sich über die Photosphäre der Sonne erhoben, nach einigem Nachdenken aber über die wahrscheinliche Constitution der Sonne erklärte man sie für rothe Gewölke, die die Photosphäre überziehen und hie und da be- deutende Vorsprünge zeigen. Arago, der die erwähnte Sonnen- finsterniss beobachtete, hielt diese Ansicht mit Scharfsinn 'aufrecht. Doch stimmen nicht alle Thatsachen zu ihr; so hatte Valz jene ro- then Lichtmassen auf dem Monde selbst gesehen und zwar im In- nern der dunkeln Scheibe, aber nahe am Rande; Billet beobachtete nun so wie Valz, dass sich zwischen dem Rande des Mondes und den leuchtenden Punkten ein kleiner Zwischenraum fand; andre Be- obachter bestätigen dies. Es fragt sich nur, ob die Erscheinungen, die man ausserhalb und auf dem Monde beobachtet hat, verschieden- artig sind, oder- ob sie aus ein und derselben Ursache abzuleiten sind. Ist letzteres der Fall, so sind sie entschieden rein optischer Natur. Getrennt können sie aber nicht werden, denn es findet zwischen ih- nen ein ganz allmähliger Uebergang statt, wie sich aus zu verschie- denen Zeiten gemachten Beobachtungen ergiebt. Innerhalb der Mond- scheibe sind leuchtende Protuberanzen vom Admiral Ulloa, Aranda und Winthuysen 1778 und von Valz, Billet und andern 1842 beobach- tet worden. Diese Protuberanzen sind übrigens feste leuchtende Punkte, die so glänzend waren, dass die Beobachter die Sonne selbst durch ein Loch oder eine natürliche Spalte des Mondes zu sehen meinten, demnach nicht zu verwechseln mit den schlängelnden Licht- massen, wie sie von Halley und Lionville 1715 und von Zantedeschi und Wüllerstorff 1842 beobachtet sind. Ferner sind jene Protube- ranzen zwar vollständig im Monde darin aber doch in Berührung mit dem Rande von Pares, Bayma und Pagani 1842, von Paspart 1851 beobachtet worden. Billerbeck beobachtete sogar zu Rastenburg 469° 1851 eine Protuberanz, die sich theilweise auf dem Monde, theilweise ausserhalb desselben befand. Ferner solche, die zwar ausserhalb des Mondes, aber doch noch in Berührung mit ihm standen, sind sehr zahlreich seit 1733 beobachtet worden.” Endlich solche, die ausser- halb des Mondes und von ihm getrennt lagen, sind 1850 und 1851 gesehen worden. Die erste Art der Protuberanzen genügt schon, um die Hypothese von einem rothen, die Sonne umhüllenden Gewölk zu nichte zu machen, sodass ihre Erklärung in einer Diffractionserschei- nung einzig und allein zu suchen ist. Auch die Färbung dieser Pro- tuberanzen ist äusserst mannichfaltig; so hat man weisse, rosenrothe, ganz hellrothe, rothe mit orangefarbenen Partien, pfirsichrothe, vio- lette, schwarze (von Moösta in Peru 1355 beobachtet), weisse mit schwarzen Rändern (in Brasilien 1858 beobachtet) gesehen. Ferner behielten an gewissen Localitäten die Protuberanzen ihre ursprüng- liche Färbung, an andern Orten dagegen nahmen sie der Reihe naeh alle Regenbogenfarben an, nur nicht das reine Gelb und das Grün, sonst aber rein Weiss oder Grau bis zum violett; am Ende der Son- nenfinsterniss kehrten diese verschiedenen Färbungen in umgekehrter Reihenfolge wieder; an noch andern Orten erschien die eine Hälfte weiss und durchscheinend, die andre rosenroth oder pfirsichroth. Nun darf man aber doch wohl nicht annehmen, dass das Sonnengewölk alle möglichen Farben habe, noch weniger aber, dass ihre Färbung, die bald successiv, bald augenblicklich eintritt, irgend einer unbe- kannten optischen Ursache ihren Ursprung verdanke. Man wird ohne Weiteres dazu getrieben jene unbekannte optische Ursache für den Grund der ganzen Erscheinung zu halten. Was ferner die Form der Protuberanzen anbelangt, so ist sie bei ein und derselben Sonnenfin- sterniss von verschiedenen Orten aus gesehen äusserst verschieden; auch hat man sie oft an ein und demselben Orte von Augenblick zu Augenblick sich ändern sehen. Besonders aber entscheidet ihre Vertheilung in Bezug auf den Rand der Sonnenscheibe. Gehörten sie der Sonne selbst an, so könnte ihre Lage in Bezug auf die Son- nenscheibe für zwei Beobachtungsstationen nicht merklich anders sein, da der Einfluss der Parallaxe nicht stärker, als bei der Beobachtung der Sonnenflecke sein könnte, dem ist aber nicht so: Arago ver- suchte 1842 vergebens die an verschiedenen Orten beobachteten Pro- tuberanzen zu identificiren; nicht anders erging es Airy; gleiche ne- gative Resultate gab die Sonnenfinsterniss von 1858 und ebenso die jetzige. — Die Corona, die bei den totalen Sonnenfinsternissen auf- tritt, ist gleichfalls im Sinne jener Hypothese vom Sonnengewölk ge- deutet worden: man hat sie für die sehr ausgedehnte Sonnenatmo- sphäre gehalten. Allerdings hat an manchen Orten die ganze Er- scheinung dieser Annahme entsprochen; so beobachteten Baily und Airy 1842, dass die Corona einen ruhigen durchaus gleichmässigen Glanz zeigt; aber an andern Orten beobachtete man, wie sich die mannichfaltigsten Strahlenbündel vom Centrum der Sonne aus gerech- net um mehrere Grade erhoben, bald normal, bald tangential zur 470 Mondscheibe gerichtet waren, hier eine cylindrische, dort eine konische oder parabolische Form zeigten, ja man sah sogar ganz abgetrennte Stücke. Dies Alles will sich mit der Hypothese einer Sonnenatmo- sphäre nicht vertragen. Auch spricht der Umstand, dass Cometen jenen Raum, den die Sonnenatmosphäre einnehmen müsste, ungehindert durch- wandern. — Bei der letzten Sonnenfinsterniss hat man noch zwei ganz eigenthümlich geformte Lichtmassen beobachtet, nämlich ein Licht- bündel von der Form einer Lyra, und einen gezähnelten Zweig von der Form eines Theils des Nebels des Orion. — Uebrigens hat schon Lahire eine Corona auf künstliche Weise zum Vorschein gebracht, in- dem er eine Holzkugel in den Weg eines Bündels Sonnenstrahlen ein- schaltete; wiederholt ist dieses Experiment neuerdings von P. Secchi, der am Rande des eingeschalteten Schirms Strahlenbüschel beobach- tete. Wenn nun die Corona durch eine Beugung des Lichtes hervor- gerufen wird, so wird es wohl bei den Protuberanzen nicht anders sein. — Mit der Polarisation der Corona und der Protuberanzen hat sich zuerst Arago befasst, der anfangs jenen Lichterscheinungen die Polarisation absprach, 1842 aber zum entgegengesetzten Resultate kam, ohne jedoch die Richtung der Polarisationsebene bestimmen zu können, Prazmowski hat 1860 darüber Untersuchungen angestellt; seine Schlüsse aus den an und für sich wichtigen Beobachtungen möchten aber zu voreilig sein. Im Ganzen genommen ist also die Physik über diesen Punkt noch nicht im Klaren. — Einen wahren Triumph würden die Vertheidiger der Ansicht, dass jene Portuberan- zen Sonnengewölk wären, feiern, wenn man sie in Beziehung zu den Sonnenflecken bringen könnte, vielleicht gar darzuthun vermöchte, dass die Flecken das rothe Gewölk der hypothetischen Sonnenatmo- sphäre wären. Aber alle Versuche nach dieser Seite hin sind ge- scheitert, weder 1851, noch 1858 und 1860 haben die Flecken den Protuberanzen entsprochen. Uebrigens stand dieser Ansicht von vorn- herein der Umstand entgegen, dass man Protuberanzen am ganzen Sonnenraude auch an den Polen beobachtet hat, während an den Pol- gegenden nie Flecken gesehen worden sind. — Auch versuchte man, ob die Portuberanzen zu andern Zeiten als bei Sonnenfinsternissen sichtbar wären. Arago hatte auf diese Möglichkeit aufmerksam ge- macht. Aber dies experimentum crucis entschied gegen diese An- sicht, da Piazzi Smyth auf den Pic von Teneriffa also unter den günstigsten Umständen nichts sah. — Alles, was im Vorigen vor- gebracht ist, zeigt, dass besagte Phänomene nicht auftreten, sobald sie nicht der Mond durch seine Gegenwart hervorruft, so dass sie rein optischer Natur sind. Dass sich die entgegengesetzte Ansicht seit 18 Jahren bei einer grossen Anzahl Astronomen hielt, hat seinen Grund einmal in dem Umstande, dass der Mensch, wenn er einmal eine Ansicht von einer Sache gewonnen hat, mit einem gewissen Leichtsinn alles Widersprechende bei Seite wirft, vorzüglich wohl aber in der Täuschung, der man bei einer relativen Bewegung unfrei- willig unterworfen ist. Nehmen wir an, dass die bei einer Sonneu- 471 finsterniss auftretenden Lichterscheinungen von der Beugung der Son- nenstrahlen an dem Rande und an den zahlreichen bedeutenden Bo- denerhebungen des Mondes herrühren, so muss doch die Grösse und die Lage der Lichtmassen in jedem Augenblicke von dem Orte des Beobachters bezogen auf den Sonne und Mond berührenden Kegel abhängig sein, man wird beobachten müssen, dass die Protuberanzen in der Richtung der Mondbewegung genommen auf der einen Seite abnehmen und auf der andern wachsen, während sie in der zur vo- rigen senkrechten Richtung ihre Dimensionen beibehalten und nur ihren Positionswinkel ändern. Ist aber Jemand der Ansicht, dass . die Portuberanzen unbeweglich sind, so wird er sehen, wie der Mond vor denselben vorübergeht, wie er sie auf der einen Seite nach und nach verdeckt, während sie auf der andern Seite von ihm nicht mehr verdeckt werden. So verändert eine vorgefasste Meinung das Phä- nomen vollständig. Vom andern Lager aus hat man eben hiergegen protestirt: erfahrene Astronomen haben behauptet, dass die Portube- ranzen, die sie beobachtet haben, sich weder in Form, noch in Grösse, noch in Stellung in Bezug auf den Mondrand, während der ganzen Dauer der totalen Sonnenfinsterniss geändert haben. Einige haben sogar die Höhen der Protuberanzen zu messen versucht. Mauvais fand so 1842, dass die Höhen rascher zunehmen als es nach der Be- wegung des Mondes zu erwarten stand. Hierauf fusst die geistrei- che Hypothese von Babinet, der die Portuberanzen den kosmischen Gewölken, die die Sonne nach den Kepler’schen Gesetzen umkreisen, beizählte. Zu gleichem Resultate führten. die Messungen von 1851, zum entgegengesetzten die von 1858. Aus dieser Verwirrung kommt man nicht anders heraus, als wenn man erklärt, dass jedesmal falsch gesehen und gemessen worden ist. — So war die Sachlage bis zur letzten Sonnenfinsterniss. Es kam wesentlich darauf an die Höhen der Protuberanzen genau zu messen. Auf einer spanischen Station schienen die Variationen des Positionswinkels einer Protuberanz der Mondbewegung zu entsprechen; nicht aber war dies der Fall mit den Veränderungen in der Höhe, die zu Castellon de la Plana von Plan- tamour gemessen wurden. Die Resultate dieses Beobachters bestä- tigen vollkommen die, zu denen v. Feilitzsch gekommen ist. — Viel- leicht lernen wir noch durch diese Lichterscheinungen, die den Dif- fractionserscheinungen mehr oder weniger ähnlicher sind, bis jetzt unbekannte Eigenschaften des Lichtes kennen. — (Compt. rend. LI, No. 11.) Hhnm. Physik. M.L. Dufour, Dichtigkeit des Eises. — Die Dichtigkeit des Eises wird angegeben von Placidus Heinrich = 0,905 Thomson — 0,94 Berzelius —= 0,916 Dumas — 0,95 Osann = 0,927 Plücker u. Geissler = 0,920 472 Brunner 0,918 Kopp 0,909 D. bestimmte dieselbe durch Bestimmung des specifischen Gewichts einer Flüssigkeit (Gemisch von Alkohol und Wasser), in der sich das Eis im Gleichgewicht befand. Im Mittel fand D. 0,9175. Man sieht dass diese. Zahl am nächsten mit der von Brunner und von Berzelius gefundenen übereinstimmt. Obiges Mittel ist aus 22 Versuchen be- rechnet, welche zwischen 0,923 und 0,914 schwanken. — (Compt. rend. 4. Juni 1860. — Philos. magaz. Vol. 20, p. 248.) Ar. F. Fessel, über die Empfindlichkeit des menschli- chen Ohres für Höhe und Tiefe der musikalischen Töne. — F. wollte nach der Scheibler’schen Methode eine Stimmgabel nach einer Normal-Gabel so gut als möglich nach dem Gehör stimmen, be- vor er die Schwebungen nach einem genauen Secundenpendel beob- achtete. Als er weiter aus Bequemlichkeit den Versuch machte, die Gabel nach dem Gehör fertig zu stimmen, bemerkte er, dass die Ga- bel nach dem rechten Ohre gestimmt, mit der zum exacten Stimmen benutzten Gabel, letztere ans linke Ohr gehalten, nach Verlauf eini- ger Secunden eine Schwebung zu viel machte; während sie, nach dem linken Ohre gestimmt, wobei die Normal-Gabel an das rechte kam, mit der nämlichen Hilfsgabel zu wenig Schwebungen gab. Da- bei war die Hilfsgabel die tiefere. Der Verf. schliesst daraus, dass er mit dem rechten Ohre alle Töne etwas höher höre, als mit dem linken. . Der Verf. hat an seinen musikalischen Freunden Beobachtun- gen angestellt, und nicht nur gefunden, dass bei allen eine solche Verschiedenheit in der Beurtheilung der Höhe und Tiefe musikalischer Töne für beide Ohren stattfand, sondern auch, dass er selbst durch ein einfaches Experiment anzugeben im Stande war, welches Ohr ei- ner Person am höchsten hört, — meist das rechte. Der Verf. sucht den Grund des ungleichen Hörens nicht sowohl darin, dass die Schall- wellen, bevor sie zum Trommelfell gelangen, einen dünnen Ueberzug durchbrechen müssten, als vielmehr darin, dass der äussere Gehör- gang durch jeden ins Ohr dringenden Ton nach Art der Schallröhren in Schwingung gesetzt wird und je nach seiner Beschaffenheit die Schwingungszahl der eindringenden Töne modifieirt. W. W. Janssen, über die Absorption der dunkeln strahlen- den Wärme in den Medien des Auges. — Verf. kam zu fol- senden Resultaten: 1, Bei den höhern Thieren besitzen die Medien des Auges, die doch das Licht so vollständig hindurchlassen die Ei- genschaft die dunkeln Wärmestrahlen vollständig zu absorbiren. 2. Vom physiologischen Standpunkte aus hat diese Eigenthümlichkeit der Medien grosse Wichtigkeit, wenn man berücksichtigt, dass bei unsern besten künstlichen Lichtquellen die Intensität der dunkeln Wärmestrahlung das Zehnfache von der Lichtstrahlung ist. 3. Diese dunkeln Lichtstrahlen verschwinden sehr schnell in den vordersten Medien des Auges; bei einer Cancre’schen Lampe absorbirt die Horn- haut 2/;,, der Humor aqueus 2/; vom Reste, so dass nur ein ganz klei- 2 473 ner Theil bis zu den andern Medien gelangt. 4. Der Grund für diese Eigenthümlichkeit der Medien des Auges liegt in ihrer wässrigen Natur; ihre Thermochrose ist identisch mit der des Wassers. — (Compt. rend. Tom. LI, Xr. 4.) Hhnm. S. de Luca, über die Temperatur des Wassers im sphäroidalen Zustande. — Boutigny behauptete, dass die Tem- peratur der Körper im sphäroidalen Zustande unabhängig von der Temperatur des Gefässes, in dem er sich befindet, ist und unter der Siedehitze liegt, und dass sie für Wasser 960,5 beträgt. Andere Ex- perimentatoren erhielten andre Resultate. Ihre Methode ein Ther- mometer in das Sphäroid einzutauchen ist fehlerhaft. Der Verf. be- nutzte dagegen einen gefärbten Körper, der bei einer bestimmten Temperatur seine Farbe verliert, und zwar die Jodprobe, die Was- ser blau färbt; diese Lösung entfärbt sich vollständig bei der Tem- peratur 80°, aber schon bei 50° beginnt die Entfärbung. Als er nun in einem stark erhitzten Platintiegel diese Lösung die sphäroidale Form annehmen liess, trat keine Entfärbung ein; das Sphäroid blieb bis zum Ende blau gefärbt. Demnach ist die Temperatur des Was- sers im sphäroidalen Zustande geringer als 80°, ja sie muss sogar geringer als 50° sein. Ferner beobachtete er, dass die Temperatur des sphäroidalen Wassers um ‚so niedriger ist, je höher die Tempe- ratur des Platintiegels ist, was darin seinen Grund hat, das sich so die das Sphäroid umgebende Dampfschicht leichter conruirt, demnach die Verdampfung an den äussersten Schichten des Sphäroids rascher vor sich geht, und dem entsprechend die Temperatur der centralen Schichten erniedrigt wird. — (Compt. rend. T. LI, No. 4.) Hhnm. F.—P le Roux, Untersuchuug der Brechungsexponen- ten einiger Metalloide und Metalle im gasförmigen Zu- stande. — Der Quecksilberdampf ist nicht merklich gefärbt, viel- leicht etwas bläulich. Sein Brechungsvermögen ist sehr gering. Der Phosphordampf, der ungefärbt ist, bricht das Licht sehr stark und zerstreut es sehr. Der Joddampf hat ein starkes Absorptionsvermö- gen, und sein Brechungsvermögen ist beträchtlich, denn durch ver- dünnten Joddampf sah man von einer leuchtenden Spalte ein Bild, das aus zwei getrennten Theilen, einem blauen und einem rothen be- stand. — (Compt. rend. T, LI, No. 5.) Hhnm. J. H. Gladstone, über Circularpolarisation. Ein Vor- trag gehalten in der Chemical society of London. — G. be- ginnt mit einem kurzen geschichtlichen Abriss unserer Kenntniss der Cireularpolarisation, zählt dann die Stoffe auf, an denen man diese Eigenschaft kennt, geht darauf die Methoden den Grad der Drehung der Polarisationsebene auf eine Einheit zu beziehen durch — Der Einfluss des Aggregatzustandes auf den Grad der Drehung des Lichts ist nur beim Terpentinöl untersucht, das im festen, wie im flüssigen Zustande in demselben Grade die Polarisationsebene dreht. Dagegen scheint doch von der Art der Krystallisation die Circularpolarisation wesentlich influenzirt zu werden. Der Quarz dreht die Polarisations- XVl. 1860. 32 474 ebene nur im krystallisirten Zustande. — Die Temperatur wirkt auf den Grad der Drehung der P. E. ein, aber verschieden. Durch Er- hitzen vermehrt sich die drehende Kraft des Quarzes, der Weinsäure, während sich die des Traubenzuckers vermindert, die des Terpen- tinöls aber unverändert bleibt. — Aus den schönen Arbeiten von Fa- raday geht hervor, dass Magnetismus und Electrieität gegen das po- larisirte Licht nicht active Körper activ machen, active Körper in dem Grade der Activität verändern kann. — Bei Körpern, die im festen Zustande auf die Polarisationsebene drehend wirken, kann diese Fä- higkeit durch Auflösung in drei verschiedenen Weisen verändert wer- den. Einige, wie chlorsaures und bromsaures Natron und essigsau- res Uranoxyd-Natron verlieren diese Fähigkeit in Lösung gänzlich. Andere, namentlich solche organischen Ursprungs, behalten ihre Wir- kung vollkommen bei, wie dies namentlich bei dem Gerstenzucker nachgewiesen ist. Endlich bei noch anderen tritt durch die Lösung eine Verminderung der Drehung der Polarisationsebene ein, so dass selbst zuweilen die entgegengesetzte Drehung zu Stande kommt. Dahin gehört das schwefelsaure Strychnin, das mit 13 Atomen Was- ser krystallisirt die Polarisationsebene 24—25 mal stärker nach links dreht als in Lösung; ferner die Weinsäure die in Wasser gelöst stets die Polarisationsebene nach rechts dreht, während eine solche Lö- sung in Alkohol hergestellt werden kann, die sie nach links dreht. — Der Einfluss der chemischen Combination oder Substitution auf die circular polarisirende Kraft ist oft nicht zu bemerken, oft ist er unbedeutend, oft auch ist er sehr stark. So behält die Weinsäure ihre Wirkung in ihren Salzen, und ebenso das Chinin, wenn jene mit inactiven Basen, dieses mit inactiven Säuren verbunden wird. — Aus der Untersuchung des neutralen und sauren weinsauren Kalis und Ammoniaks hat Pasteur den Schluss gezogen, dass äquivalente Men- gen der isomorphen Derivate die Polarisationsebene drehender Kör- per gleich starke Wirkung darauf haben. Dagegen wird von andern Verbindungen derselben Säure, die nicht isomorph sind, die Pola- risationsebene verschieden gedreht. So drehen einige äpfelsaure Verbindungen die Polarisationsebene nach rechts, andere nach links; wie jene wirkt Asparagin, wenn es in Säuren, wie diese, wenn es in Wasser oder Alkali gelöst ist. Oxydation und Substitution des Was- stoffs durch ein Radikal brauchen die Fähigkeit eines Körpers, die Polarisationsebene zu drehen, nicht nothwendig zerstören. So wirkt auf dieselbe die Kamphorsäure, wie der Kamphor ein, aus dem sie erzeugt ist; so ebenso die Aethyl- und Methyleamphorsäure. Ebenso verhält es sich bei der Umwandlung einer Säure in ein Amid oder eine Aminsäure. So ist nicht nur die Weinsäure, sondern auch Mal- amid und Malaminsäure activ. Wird aber das Radikal dieser Säuren bei einer Reaction zerstört, so entstehen inactive Verbindungen, wie aus der Wein- und Aepfelsäure die Pyroweinsäure, Fumarsäure, Ma- leinsäure ‘Aus dieser Fumarsäure kann eine Asparaginsäure und aus dieser eine Aepfelsäure reproducirt werden, welche beide optisch un- 475 wirksam sind. Bis jetzt hat man noch keine optisch active Substanz aus optisch inactiver erzeugt, wenn nicht etwa die von Perkin und Duppa aus Bernsteinsäure erzeugte Weinsäure die Polarisationsebene dreht. — Lange schon ist ein Zusammenhang zwischen der Krystall- form und der Circularpolarisation bekannt, nämlich seit 1820. Her- schel beobachtete, dass der rechtsdrehende Quarz von dem linksdre- henden in der Form verschieden ist. Diese Erscheinung zu einem allgemeinen Gesetz zu erheben gelang jedoch erst Pasteur, der fand dass, wenn ein Körper, indem er krystallisirt, hemiedrische Flächen annimmt, die rechts hemiedrischen Krystalle den links hemiedrischen gerade entgegengesetzte optische Eigenschaften besitzen. Oft freilich finden sich auch Körper mit hemiedrischen Flächen, die auf das po- larisirte Licht gar nicht drehend wirken. Ameisensaure Strontian- erde, chlorsaures Natron etc. z.B. geben Krystalle mit verschiedenen hemiedrischen Flächen, dennoch wirkt weder die eine, noch die andere Form auf das polarisirte Licht. — Die Fähigkeit der Körper auf das polarisirte Licht drehend zu wirken, ist oft zu chemischen Versuchen benutzt worden 1. zur qualitativen Unterscheidung und quantitativen Bestimmung einiger Körper, wie der verschiedenen ätherischen Oele, des Traubenzuckers, Rohrzuckers, Milchzuckers, Albumins. Es beruht diese Methode darauf, dass der Grad der Drehung abhängig ist ein- mal von der Natur der Substanz und bei den meisten Substanzen von der Concentration der Lösung, wenn die Länge der Flüssigkeits- Säule, durch welche das Licht dringt, dieselbe ist. Sie näher zu be- schreiben ist hier nicht der Ort. Die Methode der quantitativen Be- stimmung ist natürlich nur anwendbar, wenn man sicher ist, nur eine drehende Substanz in der Lösung zu haben. 2. Zur Bestimmung der Veränderungen, welche eine Flüssigkeit erleidet. So sind die Ver- änderungen des Rohrzuckers durch Säuren von Wilhelmy, die der Weinsäure durch Hitze von Biot untersucht etc. etc. 3. zur Unter- suchung isomerer Körper, wie sie in ausgedehntester Weise von Pa- steur bei der Wein- und Traubensäure, den verschiedenen Apfelsäu- ren und Asparaginsäuren etc. benutzt worden ist. — (OQuarterly jour- nal of the chemical society Vol. 13, p. 254.) Hz. Chemie. R. Fresenius, chemische Untersuchung der Mineralquellen zu Wildungen. — Verf. analysirte das Wasser von fünf in der Nähe obigen Badeortes vorkommenden Quellen; hin- sichtlich der Resultate müssen wir auf die Originalabhandlung ver- weisen. — (Journ. f. pract. Chem. Bd. XAXIA, p. 385.) 0. K. L. Plaifair, über Baudrimont’s Kohlenstoffsulfür. (CS). — P. hat die Methoden, welche B. zur Gewinnung dieses Kör- pers angiebt, geprüft und gefunden, dass das Gas, welches B. für eine besondere Verbindung gehalten hat, etwas -Kohlenoxydgas und Stickstoff war, in dem sich der Dampf von Schwefelkohlenstoff (CS2) verbreitet hatte. Ein Körper von der Formel CS ist also noch nicht bekannt. — (Quarterly journal of the chemical society Vol. 13, pag. 248.) Hz. 32* 476 Gräger, Maassanalytisches Verfahren zur Untersu- chung oder Prüfnng von gebranntem Kalk auf seinen Ge- halt an freiem oder Aetzkalk.— Verf. wägt eine grössere Menge des zu untersuchenen Kalkes ab und löscht ihn, ‚ein bestimmter Theil desselben wird in eine Maassflasche mit einem Ueberschuss von Sal- miak und Wasser auf 1000 C.C. gebracht; 10 C.C. mit Oxalsäurelö- sung titrirt. — (Arch. f. Pharm. Bd. CLIIL, p. 270.) 0. K&. Carl Diehl, I. über das Verhalten des unterschweflig- sauren Natrons zu schwefelsaurem Kalk. — Der schwe- felsaure Kalk löst sich in unterschwefligsaurem Natron, mit diesem ein Doppelsalz bildend, das aus der Lösung durch Alkohol gefällt werden kann. Verf. benutzt diese Eigenschaft des Gypses um ihn quantitativ vom schwefelsauren Baryt, der darin unlöslich ist, zu tren- nen. Bei Trennung von schwefelsaurem Strontian ist die Methode, wegen dessen geringer Löslichkeit nicht anwendbar. II. Das Ver- halten des unterschwefligsauren Natrons zu den 'Eisencyanür- und Eisencyanid-Verbindungen. — Die Niederschläge, welche das rothe Blutlaugensalz in den Lösungen der Metalloxyde hervorbringt, wer- den durch einen Zusatz von unterschwefligsaurem Natron reducirt. Gelöst von letzterm werden hiebei die entstehenden Verbindungen des Kupfers, Bleis, Silbers und Quecksilbers, welche Eigenschaft Verfasser zur Trennung dieser Oxyde bei der qualitativen Analyse benutzen will. — (Journ. f. pract. Chem. Bd. 79, p. 430.) 0. K. J. Morland, über eine neue Ammoniakchromverbin- dung. — Wird Schwefeleyanammonium geschmolzen und gepulvertes, saures chromsaures Kali hinzugethan, so löst sich dieses Salz ganz mit Purpurfarbe. Bald aber entwickelt sich viel Ammoniak und Was- serdampf und eine schön karmoisinrothe Substanz bleibt zurück, die aus Schwefeleyanammonium, Schwefelcyankalium, saurem, chromsau- ren Kali, schwefelsaurem Kali und der Schwefeleyanverbindung einer neuen Ammoniakchromverbindung besteht. Durch Waschen mit Was- ser und Umkrystallisiren aus Alkohol oder Aether erhält man letztern Körper rein. Er besteht aus Cr?£y?S&NH'O)2, krystallisirt im regu- lären System (namentlich Rhombendodecaöder und Octaöder), schmeckt bitter, giebt im Rohr erhitzt Ammoniak, Schwefelwasserstoff und nach Knoblauch riechende Cyanverbindungen aus, während Schwefelchrom zurückbleibt. In der Kälte wird dieser Körper weder durch Säuren noch Basen zersetzt. In der Hitze aber fällen Alkalien Chromoxyd, während Säuren das Ammoniak binden. — (Quarterly journal of the chemical society Vol. 13, p. 252.) Hz, R. Schneider, Mittheilungen aus dem Laboratorium. — I. Vorläufige Mittheilung über das Verhalten des Stibäthyls gegen Sulphoeyanallyl (Senföl). Durch Einwirkung von Triätbylphosphin auf Sulfoeyanphenyl erhielt Hoffmann einen dem Harnstoff analogen Körper; dem analog erhielt Schneider dnreh Erhitzen von Stibäthyl und Senföl in äquivalenten Mengen bei Wasserbadwärme einen kry- 477 stallisirtren im äussern; Habitus: dem Harnstoff. analogen: Körper: der als. Harnstoff betrachtet die. Formel \ 383 N Sb / (CsHs)2 C;H5.CsH; haben würde. Spätere Versuche (Poggend. Ann. Bd. 110, S: 152) ha- ben jedoch: gelehrt, dass diese Krystalle aus Stibäthyliumjodür, durch einJodäthyl enthaltendes Stibäthylı entstanden, bestanden. — II. Ueber das Verhalten des Jods gegen zweifach Schwefelzinn. — Erhitzt man 1 Aeq. Zweifach-Schwefelzinn und 2’Aeg. Jod bei Abschluss der Luit (in Kohlensäure), so erscheinen bei eintretender Sublimation zuerst einzelne faserförmige dunkelgefärbte Krystaile die an der Luft schnell’ Jod ver- lieren unter Zurücklassung von Schwefel, demnach aus Jodschwefel zu bestehen scheinen. Ihre Quantität ist zu gering um sie’ genauer un- tersuchen zu können. Dagegen’ ist das darauf folgende Hauptprodukt der’ Sublimation ein dem Quecksilberoxyde an Farbe.ähnlicher Kör- per, der sich in Schwefelkohlenstoff ebenso in Chloroform leicht’ mit gelber Farbe und ohne Zersetzung: löst, und aus' dieser Lösung durch Abdampfen in schönen, dem zweifach chromsauren: Kali an’ Farbe ähnlichen Krystallen erhalten werden kann: In Wasser, Alkalien‘ und Säuren zersetzt er sich, Seine Zusammensetzung scheint‘ der Formel SnSI, SI zn entsprechen. — III. Ueber: das Jodantimon‘ und die Isomorphie desselben mit dem Jodwismuth. — Analog dem Jodwis- muth lässt sich das Jodantimon dürch Zusammenschmelzen'von 1 Aeg: Schwefelantimon und 3°Aeq. Jod‘ darstellen. Es: setzt! sich’ das Jod- antimon in grossen mohnrothen: Blättern im dem untern: heissern Theil des Kolbens' ab. Dieselben' bilden 6-seitige Tafeln. sind also dem Jodwismuth isomorph. Das: Jodantimon löst: sich vollständig in' Schwefelkohlenstoff, durch kohlensaure und: ätzende Alkalien wird es zersetzt: Mit den Jodverbindungen! positiver Metalle bildet’es: Dop- pelverbindungen, von denen’ Verf. demnächst eine’ Reihe zu beschrei- ben verspricht. — IV. Ueber Wismuth und Antimonjodosulfuret. Wenn man'in schmelzendes' Jodwismuth soviel’ pulverisirtes’Schwefel- wismuth, als sich darin lösen will, bringt‘, so’ erfüllt’sich die ganze Masse beim’ Erkalten mit: zahlreichen Krystallen, die von dem ein- schliessenden Jodwismuth durch verdünnte Salzsäure befreit werden Können. Die Zusammensetzung’ des diese Krystalle bildenden Kör- pers’entspricht der Formel: BilS,; und kann als Wismuthjodosulfuret bezeichnet’ werden. Auf entsprechende Weise lässt: sich ein Antimon- jodosulfuret darstellen. Ueberhaupt, bemerkt der Verf., sind die Chlor-, Brom- und Jodmetalle vortreffliche Lösungsmittel: für die entsprechenden Schwefelverbindungen, aus denen sich beim: Erkalten entweder letztere meist schön krystallisirt ausscheiden, oder mit ers steren: Doppelverbindungen bilden. — V. Ueber eine neue Verbin- dung des Wismuth mit Jod und Sauerstoff. Beim Erhitzen von Jod- wismuth in einem lose bedeckten Thontiegel erhält man’ unter einer obern Decke von krystallinischem:Jodwismuth eine schöne kupferroth 478 glänzende Krystallmasse. Sie entspricht in ihrer Zusammensetzung dem eben erwähnten Wismutbjodosulphuret, in dem der Schwefel durch Sauerstoff ersetzt ist. BilO,. Diese Krystalle verändern sich an der Luft, sublimiren bei Luftabschluss erhitzt und werden we- der von kaltem noch heissem Wasser merklich angegriffen, widerste- hen der Einwirkung verdünnter alkalischer Flüssigkeit. Sie lösen sich in Salzsäure, und werden von Salpetersäure unter Abscheidung von Jod zersetzt. — (Journ. f. pract. Chem. Bd. 79, p. 417.) 0. K. Van den Broek, Untersuchungen über geistige Gäh- rung und Fäulniss. — Der Verf. hat eine Reihe von Versuchen über geistige Gährung des Traubensaftes und Fäulniss -thierischer Substanzen angestellt, aus welchen hervorgeht, dass beide Processe nur dann eintreten, wenn die Substanzen eine Zeit lang mit Luft in Berührung gewesen sind, nie aber, wenn sie nicht damit in Berüh- rung kamen. Zu letzterm Nachweis benutzte Verf. kleinere Medicin- gläser, die mit Quecksilber gefüllt und im Sandbade bis beinahe zum Sieden desselben erhitzt wurden. Darauf wurden sie unter den Re- cipienten der Luftpumpe gebracht und unter steter Erschütterung so lange ausgepumpt, bis jede Spur von Luftblasen an den Wandun- gen der Flaschen verschwunden waren. So wurden sie in fast zum Sieden erhitztes Quecksilber umgestürzt und mit Traubensaft, welcher noch nicht mit der Luft in Berührung gewesen war, gefüllt. Dies geschah so, dass frische, unversehrte Weinbeeren unter die Mündun- gen der Flaschen in das Quecksilber gebracht und dort mit einem vorher erhitzten Messer zerschnitten wurden. Darauf wurden sie in einen auf 25—280 erwärmten Raum gebracht. In einige liess Verf. einige Blasen ganz reinen und vorher stark erhitzten Sauerstoff ein- treten, in andere etwas atmosphärische Luft, welche durch Baumwolle filtrirt worden war. Ih keinem dieser Fälle trat‘ geistige Gährung ein, wohl aber, wenn der Inhalt der Flaschen einige Zeit, etwa eine Viertelstunde lang, der gewöhnlichen, unfiltrirten Luft ausgesetzt worden war. Die ersteren Flaschen zeigten selbst nach mehr als zwei Jahren nicht eine Spur geistiger Gährung, natürlich auch ebenso wenig Hefezellen. Liess Verf. dagegen einige Hefezellen in die Fla- schen steigen, so begann die Gährung nach etwa zwei Stunden und bald war aller Saft durch die entwickelte Kohlensäure ausgetrieben. Ebenso wurden Eiweiss, Blut von Hunden und Ochsen und Gallen- substanz, welche noch nie mit der Luft in Berührung gewesen waren und auf gleiche Weise in Gläser gefüllt wurden, nie verändert, we- der für sich, noch gemischt mit reinem Sauerstoff oder filtrirter Luft, es trat aber Fäulniss ein, sobald gewöhnliche Luft nur kurze Zeit mit ihnen in Berührung gewesen war oder ein Stück schon faulendes Fleisch eingebracht wurde. Verf. zieht hieraus den Schluss, dass Gährung und Fäulniss nur durch in der Luft enthaltene Keime her- vorgerufen werden können. Die neueren Gährungsstudien Pasteurs, welcher alle Gährungsarten auf vegetative Processe gründet, stimmen 479 mit des Verf.’s Resultaten auf das beste überein. — (Ann. der Chem. u. Pharm. CAV, 75.) J. Ws: Cloez, neue Körper aus der Benzoesäurereihe — 1. Kyaphenin. Dieser dem Benzonitril oder Cyanphenyl isomere Körper entsteht bei der Einwirkung von Chlorbenzoyl auf vollkom- men trocknes cyansaures Kali, in einem langhalsigen Glaskolben bei einer Temperatur, welche der des Schmelzpunktes des cyansauren Kalis nahe liegt. Durch Destillation kann der neue Körper vom Chlor- kalium getrennt werden; auch durch Wasser, in welchem er nicht löslich ist. Cl. legt ihm, entsprechend dem von Frankland und Kolbe dargestellten Kyanäthin die Formel &21Hı: Ns; = 36,H;N bei. Er ent- steht nach der Gleichung: se + 3CR}O = Calluls + 3K0I 4 369, 7 Das Kyaphenin ist eine neutrale, feste, sehr harte, krystallinischen Bruch zeigende, bei 2240 schmelzende, über 3500 destillirende, in Was- ser unlösliche, in Alkohol und Aether nur in der Wärme wenig lös- liche Substanz. Durch Alkalien wird es unter Ammmoniakentwick- lung zersetzt, Schwefelsäure löst es leicht zu einer gepaarten Säure, Salzsäure und gewöhnliche Salpetersäure wirken nicht darauf ein. Rauchende Salpetersäure löst es ohne Gasentwicklung. Beim Abdam- pfen gesteht die Masse zu einem Brei kleiner Krystallnadeln, welche Trinitrokyaphenin = &3,H.(N®;);N; sind. — 2. Thiobenzo£- säure. Chlorbenzoyl und Einfach-Schwefelkalium in alkoholischer Lösung wirken unter Schwefelwasserstoffentwicklung aufeinander ein. Ausser Chlorkalium entsteht ein Salz “Hs? s, welches im Alkohol gelöst bleibt, etwas Schwefeläthyl, Benzoesäureäther und einige an- dere Substanzen. Man destillirt nun im Wasserbade zur Trockne, löst den Rückstand in Wasser und zersetzt mit verdünnter Salzsäure. Die ölartige, abgeschiedene Flüssigkeit setzt beim Stehen an kaltem Orte- grosse farblose Krystalle von Thiobenzoösäure an, welche durch Umkrystallisiren in Schwefelkohlenstoff gereinigt werden. Ihre For- Re H mel ist $. Sie ist geruch- und geschmacklos, schmilzt gegen 120°, färbt sich bei 160° rosenroth und wird dann unter Schwefel- wasserstoffentwicklung zersetzt. Unlöslich in Wasser, wird sie von “ Alkohol und Aether nur wenig aufgenommen, löst sich aber leicht in Mercaptan, Schwefeläthyl und Schwefelkoblenstoff. Von Kali, Na- tron und Ammoniak wird sie unter Bildung krystallisirender Sulfo- salze’ gelöst, welche Eisenoxydsalze fällen. — (Ann. der Chem. und Pharm. CAV, 23.) J. Ws. M. Zinin, über einige Derivate des Azoxybenzids — Verf. hat früher angegeben, dass bei der Einwirkung der Salpeter- säure auf das Azoxybenzid und das Azobenzid jeder (dieser Körper zwei Producte, die sich durch ihre Löslichkeit in Alkohol unterschei- den, liefern. Laurent umd Gerhard haben in Betreff des Azobenzids 480 diese Angaben bestättigt, für das Azoxybenzid den betreffenden in Alkohol leicht löslichen Körper nicht gefunden. Verf. hat deshalb seine frühere Arbeit wieder aufgenommen, und den bei der Einwir- kung der Salpetersäure auf Azoxybenzid, allerdings nur unter Beob- achtung gewisser Vorsichtsmassregeln zu erhaltenden, in Alkohol leich- ter löslichen Körper von neuem dargestellt. Die Analysen desselben führen ihn zu der empirischen Formel Cz,H;N;30;, welche auch dem schwerlöslichen nach einer erneuten Analyse desselben zukommt. Verf. nennt letztern Nitro-Azoxybenzid erstern Isonitro-Azoxybenzid. Die beiden Körper scheinen sich ausser durch ihr physikalisches Verhalten, auch durch das gegen reducirende Agentien zu unter- scheiden. Bei Reduction durch Schwefelammonium liefert das Ni- tro-Azoxybenzid eine organische Base, deren Untersuchung noch nicht beendet, das Isonitro-Azöxybenzid einen Körper von der Zu- sammensetzung C3,;HsN30,2 so dass eine Sauerstoffabgabe ohne Was- serstofleintritt stattfindet. Eine weitere Fortsetzung der Untersuchung dieser Körper wird vom Verf, versprochen, — (Journ. f. pract. Chem. Ba. 79, p. 456, - 0. &. Willmar Schwabe, Betacinchonin, ein neues aus Chi- noidin erhaltenes Alkaloid. — Bei der Reinigung grösserer Mengen käuflichen Chinoidins, fand Verf. dasselbe von einem Körper begleitet, der sich schwerer al$ reines Chinoidin in Alkohol löste. Er löste denselben in verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure, fällte ihn darauf mit Ammoniak, und wusch den Niederschlag mit kaltem, dann mit heissem Wasser aus. Der getrocknete, dann mit kaltem Al- kohol behandelte Niederschlag verlor dabei von seiner vorher dun- kelbraunen Farbe. Von neuem in verdünnter Schwefelsäure gelöst, und heiss mit einer heissen kohlensauren Natronlösung versetzt bis zum Beginn einer Krystallbildung setzt sich beim Erkalten das schwefel- saure Salz in schön ausgebildeten, wenn auch noch etwas gefärbten Krystallen ab. Das reine Alkaloid, welches Verfasser aus denselben darstellte, nennt er Betacinchonin. Dasselbe krystallisirt aus der al- koholischen Lösung in vierseitigen Prismen, ist wasserfrei, schmilzt bei 150° und erstarrt beim Erkalten wieder krystallinisch, zersetzt sich in höherer Temperatur und verbrennt mit russender Flamme ohne Rückstand. Es ist unlöslich in kaltem, kaum löslich in heissem Was- ser, löst sich in 173 Th. kalten, 43 Th. kochenden Alkohol, 378 Th. Ae- ther, 260 Th. Chloroform. Von den vom Verf. erhaltenen Reactionen führen wir nur an, dass man bei Zusatz vom Kaliumeisencyanür und Chlorwasser zu einer neutralen schwefelsauren Betacinchoninlösung eine rothe Färbung erhält, die auf Zusatz von Ammoniak in eine grüne übergeht, während unter gleichen Umständen eine Chininlösung dunkelroth, Cinchonin und Chinidinlösung weingelb bleiben. Cyan- kalium giebt mit einer Betacinchoninlösung sofort eine weisse Fäl- lung. Das Betacinchonin bildet mit den Säuren leicht Salze, aber nur basisiche selbst aus sauren Lösungen. Hinsichtlich deren Eigen- 481 schaften verweisen wir auf das Original. — (Arch. f. Pharm. Bd. CLIII, 2: 273.) 0. K. A. Niemann, über eine neue organische Base in den Cocablättern. — Die Wirkung der Cocablätter (Erythroxylon coca Lamark) auf den menschlichen Organismus ist schon lange durch die Reisenden des westlichen Südamerika bekannt geworden; die Un- tersuchungen über das wirkende Prineip derselben hatten aber bis zu des Verfassers Untersuchung noch zu keinem Resultat geführt, da alle Experimentatoren zu geringe. Quantitäten des Materials zu Händen hatten. Vrf. hatte, wie schon früher berichtet (diese Zeit- schrift Bd. 16, S. 81.), Gelegenheit, eine grössere Quantität, welche Herr Dr. Scherzer auf der Weltfahrt der östereichischen Fregatte Novara aus Lima mitgebracht hatte, der Untersuchung zu unterwer- fen. (Die Blätter sind übrigens jetzt in beliebiger Quantität durch den Handel zu beziehen). Die Blätter enthalten eine Base das Cocain, dessen Darstellung am soeben bezeicheten Orte schon angegeben ist, Das reine Cocain ist in 704 Theilen Wasser von 12° löslich, dagegen ziemlich leicht in Alkohol, sehr leicht in Aether. Die Lö- sungen reagiren sämmtlich alkalisch, schmecken bitterlich, und be- fördern die Absonderung des Speichels. Es ist nicht flüchtig und schmilzt bei 980; in höherer Temperatur zersetzt es sich wie es scheint, vollständig; an der Luft erhitzt verbrennt es mit hell leuch- tender Flamme. Das Cocain ist in allen verdünnteu Säuren mit Leich- tigkeit löslich. Mit Leichtigkeit sind die Krystalle der salzsauren, schwefelsauren, essigsauren, weniger leicht der salpetersauren Base zu erhalten. Hinsichtlich seines Verhaltens zu BReägentien nähert sich das Cocain am meisten dem Atropin, von dem es sich besonders im Verhalten zu kohlensaurem Ammoniak unterscheidet, welches das Atropin nicht fällt, das Cocain fällt, im Ueberschuss wieder äuflöst. Der Niederschlag des Atropin mit Goldchlorid wird krystallinisch, der des Cocain flockig. Platinchlorid bildet eben dadurch unterschie- dene Niederschläge. Zinnchlorür fällt schwach saure Atropinlösung nicht, während dadurch in Cocainlösung ein reichlicher Niederschlag entsteht. Besonders unterscheiden sich die Salze beider Alkaloide in ihren Schmelzpunkten. Die Elementaranalyse ergab die procen- tische Zusammensetzung: gefunden I 11 und berechnet C = 66,8 = 66,8 Ca = 66,20 Bein Ho — 6,9 Ni == 2054 — 5,4 N = 48 02 =10207 — 20,3 08 = 22,07 100,0 100,0 100,0 nach der Formel C22H20NO®, welche auch nach dem vom Verf. ge fundenen Atomgewicht ziemlich für die Base zu passen scheint. — Aus dem oben erwähnten Kalkniederschlage auf dem sich auch der Farbstoff niedergeschlagen hatte, erhielt Verf. durch Aetherextraction, Abdunsten und mehrmalige Behandlung mit kochendem Alkohol ein 482 weisses Wachs, welches mit dem von Mulder analysirten Wachs des Grases, und von Syringa vulgaris identisch zu sein scheint. Verf. hat schliesslich aus den Cocablättern noch eine eisengrünende Gerb- säure abgeschieden, und eine sehr kleine Quantität eines weissen, krystallinischen, schmelzbaren und mit den Wasserdämpfen flüchtigen Körpers, welcher das riechende Princip der Blätter darzustellen scheint. — (Arch. f. Pharm. Bd. CLIII, p. 129 u. 291.) 0. &. Church und E. Owen, über die bei der trocknen De- stillation des Torfs erzeugten Basen. — Bei der trocknen De- stillation Irischen Torf’s, die in Gebläseöfen in der Art geschieht, dass die von den flüchtigen Stoffen befreite Torfmasse beim Niedersin- ken im Ofen als Brennmaterial zur Zersetzung neu aufgebrachten Torfs dient, die also in einem Strome von Kohlenoxydgas, Stickstoff und Wasserdampf vor sich geht, welche Gase an dem Ort, wo die Zersetzung der Torfmasse geschieht, nicht viel über 2000 warm sind, entsteht neben einem wässerigen ein theerartiges Product, welches auch basische Substanzen enthält. Diese können durch Schütteln mit Salzsäure aus dem Theer ausgezogen werden. Durch anhaltendes Kochen der Lösung werden die nicht basischen, flüchtigen Stoffe ent- fernt. Nach der Filtration scheidet man die Basen durch Kalk ab, und gewinnt sie durch Destillation wieder. Sättigt man sie nun noch einmal mit Salzsäure und destillirt sie nochmals mit Kalihydrat, so kann man schliesslich dieses Destillat mit Kalihydrat entwässern und der fractionirten Destillation wiederholentlich unterwerfen. C. und O. haben dann von bekannten Basen das Pyridin CIH5N, das Picolin (C!2H’N), das Lutidin C!®H®N und das Collidin C'CHUN ge- funden, und das Vorkommen von Parvolin (C!8H13N) darin wahrschein- lich gemacht. Sie vermuthen darin auch Chinolin (C!$H’N), Lipidin (C20H®N) und Cryptidin C%HIIN. Ausserdem fanden aber die Verf. darin noch eine Basis, welche schon bei 95—1000C. kocht, das Ces- pitin. Es ist in der ersten Portion des Destillats der gemischten Basen enthalten. Durch fractionirte Destillation bekommt man end- lich ein zwischen 95—99° destillirendes Oel, das mit Platinchlorid und Salzsäure ein schwer lösliches, aus heissem Wasser in orange rothen Krystallen anschiessendes Salz bildet, das mit der Platinver- bindung des salzsauren Amylamin gleich zusammengesetzt ist. Durch anhaltendes Kochen einer Lösung dieses Salzes. entweicht Salzsäure und es setzen sich nun gelbe Krystallschuppen ab, die der Formel ClH3PtNEI2 gemäss zusammengesetzt sind. Die analoge Zersetzung der entsprechenden Pyridin- und Picolinsalze ist längst bekannt. Das Amylaminsalz hat diese Eigenschaft nicht. Das Cespitin geht durch Einwirkung des Jodäthyls bei 1200 in einen Körper über, der nicht krystallisirt und der bei seiner Zersetzung durch Silberoxyd keine flüchtige Basis, sondern ein Ammoniumoxydhydrat liefert. Das Ces- pitin ist also eine Nitrilbase. Die Verf. haben auch die Platinver- bindung des Aethyl-Cespitylammoniumchlorids dargestellt, die sehr voluminöse, glimmerartige Blättchen von strohgelber Farbe bildet, 483 und in kaltem Wasser sehr schwer löslich ist. Ihre Formel ist [(C10E 33)“, (CH) N + El] +PtE&l2. — Mit Jodamyl werden ähnliche Körper erhalten, die von den ebenso dargestellten Amylaminverbin- dungen durchaus verschieden sind. Das Cespitin selbst ist ein farb- loses mit Wasser mischbares Oel, das sich in kaustischer Kalilauge nicht löst, bei 95° kocht, leichter als Wasser ist und einen starken aber weniger unangenehmen Geruch besitzt als Amylamin. Kupfer- oxyd wird dadurch zuerst gefällt, dann mit blassgrüner Farbe wie- der aufgelöst. Quecksilberchlorid giebt damit ein schwer lösliches, in farbenspielenden Schuppen sich ausscheidendes Doppelsalz. Das Goldsalz ist ein blassgelbes krystallinisches Pulver. Mit Clorcadmium bildet sich ein leicht lösliches, in farblosen Prismen krystallisirendes Salz. Sollte diese Basis nicht vielleicht Dimethylpropylamin oder Diäthylmethylamin sein? — (Philos. magaz. Vol. 20, p. 110.) Ha. Schiel, Destillationsprodukte des Colophoniums. — Die Harzdestillation hat sich zu einem nicht unbedeutenden Industrie- zweige erhoben, trotzdem ist über die dabei waltenden chemischen Vorgänge kaum ‘etwas bekannt. Unter den Produkten derselben wer- den zwei verschiedenartige Flüssigkeiten besonders unterschieden — das eine als Harzessenz, das andere als Harzöl. Erstere ist das Pro- ‚duct der ersten Einwirkung der Hitze auf Colophonium; sie ist leicht beweglich, von gelber Farbe und starkem, nicht unangenehmen Ge- ruch. Das Harzöl, bei höherer Temperatur entstehend, ist dickflüssig, und fluoreseirt stark. — Aus der Harzessenz stellte Sch. durch frac- tionirte Destillation eine bei 970 siedende, vollkommen farblose, leicht bewegliche und stark lichtbrechende Flüssigkeit rein dar, welche er Colophonon. nannte. Dasselbe wird von Schwefelsäure mit brauner Farbe gelöst und durch Wasser dann als grüne ölige Flüssigkeit wie- der abgeschieden, welche nach Thymian oder Ol. anthos riecht. Die Elementaranalyse ergab für das Colophonon, welches bei 14° ein spec. Gew. von 0,84 hat, die Formel &1Hs®s. — Ein zweiter Bestandtheil der Harzessenz siedet bei 160°, ist grünlich gefärbt, enthält keinen Sauerstoff und besitzt die Formel &10Hıs. Er ist also wie das Ter- pentinöl zusammengesetzt und ist wahrscheinlich dem Tereben De- villes identisch. Ein anderes Product liess sich nicht gewinnen, son- dern alle Zwischendestillate konnten in diese beiden Substanzen zer- legt werden. — Ob das dickflüssige Harzöl auch ein Gemenge ver- schiedener Substanzen ist, entscheidet Verf. noch nicht, es können also auch die mit rohem und raffinirtem Harzöl angestellten Elemen- taranalysen keine grosse Bedeutung haben. — Von den bei der De- stillation gebildeten Gasen fand S. zu Anfang des Processes Koh- lensäure, Kohlenoxyd, Elayl und Ditetryl. — (Ann. der Chem. und Pharm. CXV, 96.) J. Ws. Geologie. Gurlt, Geschiebe mit Eindrücken und Verkittungen. — Geschiebe mit Eindrücken wurden zuerst in der Nagelfluh bei St. Saphorin am Genfer See und dann bei St. Gallen beobachtet, darauf häufig am Zürichersee, bei Bregenz, Appenzell 484 Marseille, Mezel, St. Gaubert, in den ConglomerateiW des bunten Sand- steines in der Eifel, der Steinkohlen von Esehweiler. Es sind Gerölle der verschiedensten Felsarten. Das Phänomen der zerbrochenen und’ wieder verkitteten Geschiebe, deren Bruchflächen meist. verschoben und: von Kalkspath oder Quarz, auch mergliges Cäment wieder ver- kittet sind, wurde zuerst in der Nagelfluh bei St. Gallen, dann: in Steinköhlenconglomeraten' bei Hainichen in Sachsen, im Thale der Strigis, bei Waldenburg in Schlesien, im schottischen Oldred: Beide Erscheinungen sind also sehr häufig, nur unbeachtet geblieben. Ueber ihre Entstehung sind verschiedene Hypothesen aufgestellt, namentlich Erweichung der Gerölle durch Wärme, Kohlensäure, kohlensaures Kali, die jedoch nicht stichhaltig sind. Blum und Paillete erklären die Eindrücke durch einen anhaltenden meehanischen Druck’ bei Emi+ porkebung der Gebirgsschichten. Dass das Wasser eine grosse Rolle durch seine grosse Stosskraft dabei ausübte, ist leicht zu vermuthen; wenn jedoch däs Zerbrechen von Geschieben und’ das Eindringen ei- nes Geschiebes in das andere durch den Stoss fliessenden Wassers statt gefunden hätte: so ist nicht einzusehen, warum die Geschiebe- stücke und die sich an einander reibenden Gerölle immer bei’ einan- der geblieben sind und nicht durch die Gewalt des Stromes getrennt würden. Es muss also noch eine andere Kraft mitgewirkt haben, welche die zerbrochnen Stücke und die sich reibenden Gerölle an einänder gepresst hat. G. findet dafür Aufschluss ir Tyrol an einer Stelle, wo noch heute Geschiebe mit Eindrücken produeirt; werden. Wenn man im Zillerthale aufwärts in däs rechts abzweigende Duxer- thal geht und den Pfad nach der Brennerstrasse einschlägt: so gelangt man zwischen Finkenberg und Lauersbach über eine noch fortwäh- rende Schlammmure, einen wahren Schlammgletscher, der sich aus einer steilen Schlucht bis in die Thalsohle an den Duxerbach nieder- zieht. Diese Mure nun, welche je nachdem sie durch atmosphärische Niederschläge mehr weniger Mit Wasser gesättigt ist, mit vielenGe- röllen beladen mehr weniger schnell in das Thal hinabsinkt, produ- cirt noch heute Geschiebe mit: Eindrücken von andern Steinen. Die Geschiebe bestehen vorzugsweise äus grauem Thonshiefer, Grauwak- kensandstein, Quarz und einem körnigen Kalkstein sämmtlich aus dem Grauwackengebirge der Thalwände, während die breiige Grund- masse aus einem kalkhaltigen Thönschlamme, aus dem zerriebenen Thonschiefer gebildet wird. Von diesen Geschieben' zeigen die Kalk- steine und Thonschiefer die tiefsten und meisten Eindrücke, welche durch Brocken von Quarz und hartem Sandstein hervorgebracht wer- den. Offenbar geht die Bildung der Eindrücke in der Weise vor sich, dass die sehr langsam fliessende zähe und breiige Masse das Reiben des härtern an den weichen Geschieben begünstigt, zugleich aber verhindert, dass sie sich ausweichen. Unter solchen Umständen würden auch die Bruchstücke eines zerbrochenen Geschiebes bei dem gleichmässigen Druck von allen Seiten neben einander bleiben müs- sen und könnten wieder durch die im Schlamm aufgelöste kohlen- 485 saure Kalkerde verkittet werden. Neben derartigen permanenten Schlammgletschern gibt es aber in den Thälern von Tyrol und der Schweiz auch noch periodische, sogenannte Schuttlahnen und Schlamm- ströme, welche sich in nassen Jahreszeiten von den Gipfeln der Berge in die Thäler ergiessen. Solche fliessen noch alljährlich in das Pas- seyerthal an der sogenannten Kellerlahn bei St. Martin, ebenso in das obere Oetzthal in der Thalenge Maurah bei Lengenfeld. Reste von alten Schlammströmen finden sich im Finsterbachthale zwischen Mit- telberg und Lengmoos nördlich von Botzen, im Rhonethal bei Siders, ° im Pfyner Walde, im Vispthale und sind sie meist von spätern Was- serläufen in Kegel zerrissen, auf deren Mitte sich ein Baum oder Fels- block ‚befindet. Das vorige Jahrhundert hat mehre Schlammströme aufzuweisen, welche grosse Zerstörungen anrichteten, so ergossen sich 1798 drei grosse Schlammströme aus dem Mühlbachthale bei Lengdorf im Pinzgau in das Salzachthal, zerstörten in zwei Stunden das Dorf Nidernhill.e. Im Jahre vorher zerstörte ein Schlammstrom einen Theil der Weiler Schwanden und Hofstetten am Brienzer See, 1795 ergoss sich ein mächtiger Schlammstrom vom Bigi, wälzte sich in 14 Tagen bis an das Ufer des Vierwaldstättersees zwischen der Heiligenkreuzkapelle und Wäggis und weist das Phänomen der Ge- schiebe mit Eindrücken ganz ausgezeichnet. Endlich zerstörte ein solcher 1762 den ‚grössten Theil von Meiringen und lagerte in der Kirche 18° hoch Schlamm und Schutt ab. Nach all diesen Thatsachen ist der Schluss gerechtfertigt, dass sich in allen geologischen Epo- chen Schlammströme von hohen Gebirgen in tiefe Thäler herabwälz- ten, und dass diese Breibildungen bei der Entstehung aller gröbern Conglomerate eine wesentliche Rolle gespielt haben müssen und es müssen auch, wo solche Geschiebe mit Eindrücken vorkommen, zur Zeit deren Bildung alpenähnliche Hochgebirge bestanden haben, die sich also in vielen Gegenden wieder bedeutend gesenkt haben. — (Niederrhein. Gesellsch. Bonn 1860. S. 45—49.) -vw. Dechen, das relative Alter der Lavaströmein der Eifel. — Schon früher fand v. D. in der Lagerung der Lava an der Reifermühle, im Nettethale unterhalb Mayen, in Flussgeschieben, dass das Nettethal seit dem Erguss dieses Lavastromes noch um 50’ tie- fer in den Devonschichten eingeschnitten ist als gegenwärtig, Wenn die Vertiefung der Thäler ein und desselben Flussgebietes und in der- selben Gebirgsart mehr gleichmässig statt finden muss, indem gleiche Kräfte auf gleiches Material wirken und daher die Grösse der Wir- kung ziemlich dieselbe sein wird: so ergiebt sich aus der Grösse der Vertiefung ein Massstab für die Dauer derselben. Wird an dem Ab- hange solcher Thäler ein festes Zeichen gemacht, so lässt sich die Zeit in der es gemacht durch die Höhe bestimmen, welche es gegen- wärtig über der Thalsohle besitzt. Solche Zeichen sind aber die Reste der Lavaströme, welche in die Thäler der Kyll, Lieser, Alf und Cler sich ergossen haben. Sie alle gehören dem Gebiete der Mosel an und liegen in ältern Devonschichten, ihre Vertiefung, wird daher in 486 gleichen Zeiten ziemlich gleichmässig vorgerückt sein und die Tiefe des Einschnittes unter der Unterlage der Lavaströme in denselben dürfte daher wohl als ein Massstab für das relative Alter der Lava- ströme und der vulcanischen Ausbrüche anzunehmen sein. Hienach erscheinen die Lavaströme von Kopp an dem rechten Abhange des Fischbaches und vom Kalemberg an der rechten Seite des Kylithales bis nahe an Lissigen als die ältesten der Eifel, darauf folgen die übrigen dem Alter nach, der Lavastrom von Kalemberg ins Selem- thal nach Birresborn, von Firmerich und von Wehrbusch bei Daun ins Lieserthal zwischen Kirchweiler und Berlingen, vom Mosenberge durch den Horngraben ins Thal der kleinen Kyll,-vom Dom, von der Lieswiese ins Bolsdorfer Thal bei Hillesheim bis zu den jüngsten Ausbrüchen, welche die Lavaströme von Bertrich im Nesbachthale und von Sarresdorf bei Gerolstein, der bis ins KylHhal sich ergossen hat, geliefert haben. — Seit lange ist bekannt, dass die Grundmasse der Lava von Niedermendig und Mayen als wesentlichen Gemeng- theil Nephelin enthält. Zu diesen Nephelinlaven gehört nun ausser- dem noch der grosse Lavastrom auf der W-Seite der Ochtendunger Köpfe, welcher theils in mehren Steinbrüchen auf dem Wege von Och- tendung nach Plaidt aufgeschlossen, theils in einer schönen Felsen- reihe am rechten Gehänge des Nettethales entblösst ist. Ebenso ge- hört die Lava am W-Fusse des Nastberges bei Eich hieher. Dage- gen kann die Lava des Forstberges und die von Niedermending nicht von ein und demselben Strom herrühren. — (Zbda. 90—92.) R. Wagener, die Liasschichten der Thalmulde von Falkenhagen in Lippedetmold. — Die Verbreitung des obern und mittlern Jura an den Rändern des Beckens von Münster nach .O. entspricht genau der Grenze, welche durch die als Teutoburger Wald steil ausgehenden Schichtenköpfe der westphälischen Kreide so scharf bezeichnet wird, dagegen reicht der Lias in schmalen Armen weiter ostwärts über die Trias hin. Das bedeutendste und öfters be- schriebene Lager ist der Silbergrund zwischen Falkenhagen und Polle, es reicht in S. von Horn über Oeynhausen und Grevenburg bis in “die Thalmulde von Falkenhagen. Hier ist der Lias in N und SW dem Keuper, in SO dem Muschelkalk aufgelagert, scharf gegen beide abgesondert. Die untersten sehr festen Schichten ragen noch über den Keuper hervor, dagegen sind die Arietenthone weggewaschen und haben sich auf dem südlich einfallenden Liassandstein die Betten des Steinbaches, Salkenbrucher, Falkenhager und Gröndierbaches ein- gegraben, welche die Arieten anfschliessen. Darüber erheben sich südwärts die langgezogenen Hügelrücken der kleinen, mittlen und grossen Egge, des Sperlberges, der Riepenbrede, Pollischen Egge und des Knicks, es sind zunächst petrefaktenarme Turnerithone, da- rüber plumpe glimmerige Mergelsandsteinbänke. Der obere Lias Beta constituirt den Judenbrück und den Burgberg bei Rischenau. Den mittlern und obern Lias erschliesst der Silberbach mit seinen vielen Seitenarmen. Verf. geht nun speciell auf die zehn von ihm 487 unterschiedenen Liasglieder nach den gesammelten Petrefakten ein. 1. Horizont von Amm. angulatus, dunkle Schieferthone mit Bänken von eisenschüssigen Thonsandsteinen am Hoffelde bei Schwalenberg, der Faselkiepe, dem Oesenberg und im Berkenhagen mit Ostraea ir- regularis, Plagiostoma Hermanni ete. 2. Horizont von Amm. aries eine dünne, graublaue Kalkbank mit Gryphaea arcuata, Monotis in- aequivalvis, und Thone mit Pecten textorius, Nucula complanata, Am- mon. capricornu petrefaktenarme Schiefer mit Ammon. Turneri, Gry- phaea obliqua, höher mit Amm. zyphus, dann eine Bank eisenschüs- sigen glimmerigen Mergelsandsteines mit Amm. capricornus, Belem. brevis, Gryphaea cymbula und Pentacrinus scalaris, endlich Schiefer- thone am Judenbrink. 4. Horizont von Ammon. striatus arm an Pe- trefakten in den untersten Schichten, reich in den Schieferthonen mit Kalkknauern, Ammon. lineatus, ibex und heterophyllus, Belem. paxillosus, Pholadomya decorata, Pecten textorius, Nucula complanata, Terebratula rimosa, Pentacrinus basaltiformis etc. an verschiedenen Orten. 5. Horizont von Ammon. capricornus, maculatus und polymor- phus an mehreren Orten sehr petrefacktenreich mit Ammon. Bronni und 'Jamesoni, Bel. paxillosus und pistilliformis, Pecten calvus, vela- tus und textorius, Nucula Hausmanni und complanata, viele Terebra- tula etc. 6. Horizont von Ammon. amaltheus bröcklige schwarze Schieferthone mit Ammon. heterophyllus, Turritella Zieteni, Lima alternans etc. 7. Horizont von Ammon. costatus arme Schieferthone mit der leitenden Art, 8. Horizont von Ammon. Walcotti im Thale des eigentlichen Silberbaches die Posidonienschiefer aus drei Gliedern bestehend. 9. Horizont von Ammon. radians mit einer crassus Bank und einer radians Bank, darüber den Schieferthonen. 10. Horizont von Ammon. aalensis Schieferthone. Zum Schluss stellt Verf. die ge- sammelten Arten nach ihrer verticalen Verbreitung mit dem Quen- stedtschen Alphabet vergleichend zusammen. — (Zhein. Verhandl. AVII, 154—178.) -Bigsby, über ein centrales paläontologisches Bek- ken in der Mitte N-Amerikas. — Verf. gelangt aus seinen im Quart. journ. geol. XIV und XV mitgetheilten Untersuchungen zu folgenden beachtenswerthen Resultaten: das silurische und devonische System New-Yorks sind Gebilde einer ununterbrochenen Periode, wenn auch mit veränderten neptunischen Agentien in Wassern, deren Tiefe von der atlantischen Küste aus nach W. und von der Lauren- tinischen Küste aus nach $. zunahm. Vom Potsdam Sandstein bis zum Old red hinauf herrscht vollkommene Gleichförmigkelt der Lage- rung und nirgends ist ein plötzlicher Abbruch im Charakter der or- ganischen Welt, nur den Oriskanysandstein am Fusse des Devon- systemes ausgenommen. Alle paläozoischen Gruppen New-Yorks ge- hen mit einigen leicht erklärbaren Ausnahmen ihren Mineral- wie or- ganischen Charakteren nach ganz allmählig in einander über. Ihre Schichten 'sind verhältnissmässig dünn. De Verneuil hat die New- Yorker Gruppen in zwei Abtheilungen gebracht, die der constanten 488 SH und der lokalen Bildungen. Zusammen gehören Potsdamsandstein, Trenton- und Niagarasandstein, zu diesen die 4 Helderbergconglome- rate und vielleicht das Oneidaconglomerat. Silur- und Devonsystem lassen sich nach Art des Niederschlags und der fossilen Reste in je drei natürliche Abtheilungen bringen. Dem mittlen Silurstock ent- spricht eine Zeit specieller Uebergänge von dem groben Korn einiger seiner Sedimente von deren zahllosen kleinen Wechsellagerungen und vorherrschender Organismen-Armut. Das Vorhandensein des Oneida- conglomerates in New-York macht keine Aenderung des Namens für die darunter liegenden Schichten nothwendig. Härtender und kry- stallisirender Einfluss des Metamorphismus ist nur in der Nähe hypo- gener Felsarten zu erkennen. Das Neu-Yorker Becken bietet we- nige nur mässige stattgefundene Beispiele von Hebungen, enthält auch keine Wechsellager von vulcanischem Gries ausser im Pots- damsandstein am Obern See. Dieses Becken ist auch von ganz selbstständigem Character in seiner Zusammensetzung aus einer Anzahl wellenförmiger Sedimentlager, welche schwach nach SW. ein- fallen, hier und dort von einem Pik krystallinischer ‚Gesteine durch- setzt werden und in gewissen Gegenden zu drei langen und brei- ten aber niedrigen Domen anschwellen. Die Sedimentgesteine die- ses Beckens haben in verschiedener Zeit zwei Arten plutonischer Störung erfahren, die einer sekulären Oscillation während ihrer Ab- lagerung und die plötzlicher Hebung lange nach ihrem Absatz, Das ganze silurdevonische Schichtensystem ist während seiner Ablagerung zu ‚einer Tiefe von 13,300‘ eingesunken und die Annahme dass es nach der Kohlenzeit wieder zu seiner jetzigen Lage emporgehoben , worden, würde genügen, um alle beobachteten Erscheinungen und deren Abnahme von der centralen Hebungslinie nach W. hin zu er- klären. Salzquellen sind in beträchtlicher Menge im mittlen Stock des Siluriums vorhanden, um eine oder zwei Gruppen tiefer als die Onondagasalzquellen des obern Stocks und um drei paläozoische Sy- steme tiefer als alle europäischen. Form und Richtung der grossen canadischen Seen kommen ursprünglich und hauptsächlich nicht her vom Erguss von Wasserströmen über deren Stelle hin, sondern sie folgen ‚dem Ausgehenden der in ihnen enthaltenen Sedimentgesteine, doch haben Andränge in Form und Grösse später Statt gefunden. Die Umrisse des St. Lorenzthales und die Zunahme seiner Höhe von Montreal gegen SW. rühren her von den aufeinanderfolgenden Erhö- hungen, welche die silurischen und devonischen Schichten nach W. bin in Abhängen und Plateaus annehmen. Dass einige dieser Grup- pen nach ihrer Ablagerung zu verschiedenen Malen auf längere Zeit als trocknes Land aufgetaucht und stellenweise von seichtem Wasser bedeckt gewesen erkennt man aus den Thierfährten, den Sonnenrissen, den Wellenrippen ihrer Schichtungsflächen und der Anwesenheit von Sumpfeisenerzen, ganz sowie es in der nachfolgenden Formation vor- kommt. Die Verbreitung fossiler Reste steht in innigem Zusammen- hange mit den Wohnorten der Organismen, von welchen sie herrüh- 489 ren. Die Kalkbewohnenden Thiere kommen nur in Kalksteinen, die Sandbewohnenden nur in Sandsteinen mehr weniger rein vor, einige stark ortswechselnden Arten ausgenommen, doch sind die Kalkbewoh- nenden weit aus die zahlreichsten. Es ist wahr, dass die Schalthiere die Hauptagentien bei Bildung eines kalkigen Seebodens sind, der aber seinerseits die Vermehrung der Individuen begünstigt. DasEi- senerz welches die Reste wirbelloser Thiere so oft überzieht ist erst nach deren Tod und Verschüttung dahin gelangt. Jede der geologi- schen Gruppen der New- Yorker Staatsgeolegen stellt einen Mittel- punkt besonderer Bevölkerung dar, deren meiste Arten mit dem Ende der Gruppe erloschen, sofern damit die Natur des Niederschlags, die Beschaffenheit der auf ihm gedeihenden Flora, die Pflanzenkost der Thiere u. s. w. wechselte. In New-York wechseln die Fukoideenarten mit jeder Gesteinsgruppe. Alle Organismenindividuen waren gleich mit ihrem ersten Erscheinen vollkommen in Organisation und socia- len Beziehungen. Während der unermesslich langen Bildungszeit paläozoischer wie jüngerer Gesteine war alles Thier- und Pflanzen- leben nach demselben Plane eingerichtet mit denselben. Nervenbil- dungen und Sinnesorganen, denselben Ernährungs- und Fortpflanzungs- weisen versehn. Die geographische Verbreitung der zu einer geolo- gischen Gruppe gehörigen Organismen lässt gewisse neben einander gelegene Gebiete unterscheiden, deren jedes reich an Formen doch nur wenige Arten mit dem andern gemein hat. Während Böhmen und Skandinavien kaum eine silurische Art gemeinsam besitzen, ist die Hälfte der russischen und irischen und sind zwei Drittel der New Yorker Arten neu und eigenthümlich. Selbst an der O- und W-Seite von England und Wales sind die Verschiedenheiten schon erheblich. Die Molluskenarten haben die grösste senkrechte und grösste wag- rechte Verbreitung. Es liegt kein Beweis ciner Vermehrung der Ar- ten durch Umwandlung vor. Fossile Körper können gleichzeitig sein dem geologischen Alter nach ohne es der Zeit nach zu sein insofern nämlich die Gleichheit des geologischen Alter auch theilweise von andrer Gleichheit des Klimas, der Temperatur, des Wohnortes, Bo- dens u. a. Lebensbedingungen abhängig ist, welche in einzelnen Ge- genden und Regionen früher oder später als in andern wechseln kön- nen. Die Grundgesetze des Vorkommens, der Aufeinanderfolge, Zu- nahme u s. w. sind für die fossilen Körper die nämlichen in New York, wie in Wales und anderwärts, nur von örtlichen Einflüssen modifieirt. Das Wiedererscheinen gleicher Arten in verschiedenen Schichten zeugt sowohl für die Langlebigkeit und oft Wanderungs- fähigkeit der Arten wie für den Zusammenhang der Schichtengrup- pen unter sich. In New-York ist die vertikale Verbreitung der Ar- ten nicht so gross wie in Wales. Im Oestlichen wie im westlichen Continente folgen die Organismengruppen in der nämlichen Ordnung auf einander. Zuerst einige Cruster mit Lingula oder Obolus in Ge- sellschaft dichter Fukoiden, dann in der dritten Gruppe einige Ga- stropoden, Cephalopoden und Brachiopoden, in der Trentongruppe XVL. 1860. u?) 490 viel Korallen, Brachiopoden, Orthoceratiten und Trilobiten, keine Mu- scheln. Die Arten gehen meist alle mit neuen Ablagerungen unter. Menge und Mannichfaltigkeit der fossilen Reste der Polypen, Echino- dermen und Brachiopoden verhalten sich in gleichzeitigen Schichten gleich in New-York und Wales. Ebenso stimmen Gattungen und Ar- ten überein. Im New-Yorker Devonsystem kommen manche silurische Brachiopodenarten wieder vor, vielleicht selbst noch in der Kohlen- formation. ara Oryciognosie. Nöggerath legte der niederrheinischen Gesellschaft in Bonn Prachtstücke von Prehnit aus dem Fassa- thal in Tyrol vor, der sehr schöne traubige und halbkuglige Massen von meergrüner Farbe bildet und von amethystenen Flussspathwürfeln begleitet ist. — (Sitzungsberichte niederrhein. Gesellsch. 1860. S. 8.) Derselbe zeigt grosse sehr schöne durchsichtig grünlich- weisse Glimmertafeln, welche Krystalle von schwarzem Tur- malin und rothem Granat in ganz eigenthümlicher Form enthalten. Der Glimmer mit schwarzem Turmalin ist von Acworth in New- hampshire, der mit rothem Granat von Haddam in Connecticut. Die Krystalle sind zwischen den Glimmerblättchen als ganz dünne Blätt- chen vorhanden, indem nur zwei paralelle Flächen der Krystalle aus- gebildet erscheinen, die andern aber so klein sind, dass sie kaum oder gar nicht unterschieden werden. Der Turmalin sieht aus als läge ein Stückchen schwarzes Papier, der Granat wie durchsichtiges . rothes Papier zwischen den Glimmerblättchen. Die Krystalle haben bei ihrer Entstehung zwischen den Glimmerblättern die Einwirkung eines Druckes durch die Krystallisationskraft des Glimmers parallel seiner Spaltbarkeit erlitten, sind dadurch selbst nur dünne Blätter geworden. Es ist bei dieser Erscheinung die Annahme ganz unmög- lich, dass die Turmalin- und Granatkrystalle präexistirt hätten, viel- mehr sind beide gleichzeitig entstanden. — (Ebda. $. $.) Marquart, über Boraxkalk. — Unter diesem Namen kömmt ein Mineral in den Handel, nach Krantz von Iquique bei Ta- rapace in Süd-Peru, wo es W. Ballert entdeckte und Ulex in Hamburg es unter dem Namen Hydroboracit analysirte. Schon länger ist Rhodieit bekannt, ein natürlicher borsaurer Kalk von Mirsinsk und von diesem unterscheidet sich der Rhodieit von der W-Küste Afrikas, der rich- tiger, -Tincaleit oder Boraxkalk genannt wird, da er aus 1 Atom bo- raxsaurem Kalk und 1 Atom doppeltborsaurem Natron oder Borax besteht. Jener Boraxkalk im Handel bat nun einen grössern Gehalt an Borsäure. Der westafrikanische enthält nämlich 37 Procent, die- ser aber 50 Procent. Letztrer ist also technisch sehr wichtig und die Entdeckung neuer Lagerstätten von grosser Mächtigkeit von höchster Wichtigkeit. — (Zbda. 40.) G. v. Rath, über die Krystallform des Akmits. — Den Akmit zeichnen zwei steile Flächenpaare, schiefe rhombische Prismen aus. Die Kante des vordern bildet mit der Verticalachse 34047‘, die des hintern mit derselben Achse 17041‘. Ihre seitlichen Combina- 491 tionskanten schliessen zwischen sich den Winkel 30051’ ein. Ausser diesen beiden wurde ein neues Flächenpaar der hintern Seite des Krystalls bestimmt, welches cbenso wie jene beiden bei keinem der andern augitähnlichen Mineralien bisher betrachtet worden. Der Ak- mit findet sich nur in Zwillingen und zeigt stets nur ein und das- selbe Ende auskrystallisirt, das andere abgebrochen. Der Akmit ist also nicht eingewachsen, wie irrig angenommen wird, die Krystalle waren unzweifelhaft aufgewachsen und dann von Quarz umhüllt wor- den. Dass sie noch nicht völlig erstarrt waren als Quarz sie um- hüllte, beweisen die vielen gebogenen Krystalle und die Winkelab- weichungen. — (Ebda. 71.) 121 Derselbe, Augitkrystalle von Warwick in New- York. — Diese Krystalle zu Gruppen vereinigt ursprünglich wol in Kalkspath eingewachsen sind theils Zwillinge und dann prismatisch ausgebildet, theils einfache Krystalle und dann von Tafelform. Diese letztere für den Augit ungewöhnliche Ausbildung geschieht durch die vordere Schiefendfläche, welche 74% gegen der Verticalachse ge- neigt ist. Diese Augite sind zersetzt und auf ihren Flächen sitzen in gesetzmässiger Verwachsung sehr kleine neugebildete Hornblende- nadeln, eine Erscheinung, welche mit den Pseudomorphosen von Hornblende nach Augit in unzweifelhaftem Zusammenhange steht. Diese Umänderung gehört zu den merkwürdigsten, welche vorkom- men, da Hornblende und Augit dieselbe chemische Zusammensetzung haben. Hierher gehört auch die merkwürdige Pseudomorphose von Kalkspath nach Aragonit. Es sind Veränderungen, welche ohne Stoff- austausch lediglich durch eine Bewegung der kleinsten Theilchen vor sich gegangen sein können. — (Ebda. 77.) Nöggerath, mineralogische Notizen. — Eine riesige Pseudomorphose von Eisenglanz nach Feldspath von Sund- wich bei Iserlohn bildet das Ende eines Skalenoeders 8° hoch unten 81/2‘ breit ist noch nicht die Hälfte des Krystalls, der mindestens 2‘ “ Länge gehabt haben müsste. Es war wahrscheinlich aufgewachsen, Im Innern besitzt es eine grosse Höhlung, welche zuunterst mit Quarzkrystallen überzogen ist und darüber Spatheisensteinkrystalle trägt. — Natürliches Amalgam von Moschellandsberg. Die Krystalle sind über 5’ gross, sehr regelmässig und glattflächig, Rhombendodekaeder mit Würfelflächen und mit den Flächen des Leu- citoeders. In demselben Stück kommt eine Druse mit gut erkennba- ren Krystallen von Chlorquecksilber vor. Die Krystalle sind Zwillinge von quadratischen Oktaedern. Die beiden Octaeder haben die Ilaupt- achse gemeinschaftlich und sind so mit einander verbunden, dass die Scheitelkanten des einen in die Flächen des andern fallen. Holz- kohle aus einer alten Halde der Galmeigrube bei Brilon ist zwi- schen den Holzzellen mit weissem blättrigem Kalkspath erfüllt, die- ser ist also Neubildung von vollkommen blättriger Textur. — Ein Topaskrystall von sechs Pfund Gewicht in der Urulginischen Kette aufgefunden, ungemein schön und regelmässig, mit prachtvoll )%* 33 492 glänzenden Flächen, durchsichtig von vielem Feuer, aber im Innern mit einigen Federn, nicht rein gelb sondern mit einem Stich in das Graue. Er soll 1000 Thaler kosten. — (Zbda. $. 79—8$1.) G. v. Rath, Pseudomorphose von Kalkspath nach Aragonit von Herrengrund in Ungarn. — Selbige ist ein sechs- seitiges Prisma mit der geraden Endfläche. Zwei gegenüberliegende Prismenflächen tragen einspringende Kanten, woraus erhellt, dass der Krystall eine Verwachsung von drei Individuen ist. Höhe des Krystalls 9 Centimeter, Dicke 10 Centimeter. Die Prismenflächen sind mit einer mehre Linien tief in den Krystall eindringenden Rinde von Kalkspathkrystallen bedeckt. Auf der abgebrochenen Unterseite deuten Linien dem äussern Umrisse parallel die Tiefe an bis zu wel- cher die Umänderung des Aragonits in Kalkspath vor sich gegangen. Besonders interessant ist die Stellung der auf den Prismenflächen haftenden Kalkspathkrystalle, welche das Hauptrhomboeder herrschend dazu das gewöhnliche Skalenoeder zeigen. Die Hauptachsen der klei- nen Kalkspathrhomboeder stehen vertical also parallel den Prismen- kanten. Zu beiden Seiten jeder Kante spiegeln die Flächen mit einander ein, haben also eine unter sich parallele Stellung. Das ist aber nicht der Fall in Betreff der auf derselben Prismenfläche sitzen- den Krystalle. Vielmehr erscheinen die auf der linken Hälfte der Fläche sitzenden Rhomboeder gegen diejenigen der rechten Hälfte um 600 gedreht. Die Stellung der pseudomorphen Kalkspathkrystalle verräth also die Zwillingsgrenze der ehemaligen Aragonitindividuen selbst auf denjenigen Flächen, auf denen keine einspringenden Kanten erscheinen. Die gerade Endfläche des Arragonitdrillings zeigt keine regelmässige Anordnung der Kalkspathkrystalle, sie ist mehr zerstört als die Prismenflächen. Eine parallele Stellung der pseudomorphen Kalkspathkrystalle in Aragonit wurde bisher von Herrengrund nicht erwähnt. — (Zbda. 82) Derselbe, ein neues Harz Nauckit. — Im Moorboden des Gutes Lauserfort bei Crefeld wurde 1853 ein durch Oxydation schr zerstörtes kupfernes Kästchen gefunden, welches sechs silberne Pha- lerae enthielt. Das Innere der Phalerae war mit Pech ausgegossen und in einem solchen Pechklumpen fanden sich glänzende Krystalle, Selbige bestehen aus Kohlenwasserstoff und gehören dem eingliedri- gen Systame an, sind prismatisch, rhomboidische Prisma mit Quer- fläche, ihre Zuspitzung von drei Flächen gebildet. Verf. nennt sie Nauckit, obwohl sie nicht zu den Mineralien im engern Sinne gehö- ren. — (Ebda. 83.) x Haidinger, über Calcutta-Meteoriten. — 1. der Fall von Futtebpore am 30. Novbr. 1822. Die Sammlung in Calcutta ent- bielt drei Stücke von etwas über 4, 3 und 1 Pfund und letzteres er- hielt die Wiener Sammlung. Der Fall war ein wahres Meteoriten- schauer und ist vollständig beobachtet worden. Die Grundmasse des Wiener Exemplares ist hell aschgrau, feinkörnig, auf den Bruchflä- chen mit einzeinen Rosiflecken und mit gangartig durchsetzenden 493 Eisenkiesplatten, welche die röthlichgelbe Farbe des Magnetkieses ha- ben. Auf polirten Flächen treten zahlreiche Pünktchen von metalli- schem Eisen hervor bis zu 11/3‘ Grösse. Die Masse ist nach ver: schiedenen unter markirten Winkeln sich kreuzenden Richtungen von durch feste Theile ausgefüllten frühern Klüften durchzogen, welche ‚den Stein ganz durchsetzen, sich schaaren, verwerfen. Metallische Theile haben bis 3° Länge. Obwohl die Masse milde und leicht zu schaben, enthält sie doch auch kleine und grosse Kügelchen, welche auf dem Durchschnitte deutlich hervortreten. Die Rinde ist bräun- lichschwarz, ohne Glanz, mit rundlichen seichten Vertiefungen, zer- rissen, kaum !/a‘' dick. Spec. Gew. = 3,526. Gehört in die Reihe der Meteoriten von Nashville bis Asco. — 2. Fall von Pegu 1854. Näheres ist nicht bekannt. Der Stein ist hellgrau, etwas bläulich, besteht ganz aus einzelnen runden wie in weissen Sand eingebetteten Kügelchen und ist fast zerreiblich. Auf polirten Flächen erscheint die Masse ziemlich gleichförmig aus den mannichfaltigsten rundlichen Körnern gebildet, deren Farbe dunkelrauchgrau bis graulichweiss, dann enthält sie auch sehr fein vertheiltes metallisches Eisen und gelben Eisenkies, und einen Streifen Magnetkies !/3‘“' dick. Die Rinde ist graulich schwarz, ohne Glanz, 1/4‘ dick. Spec. Gew. = 3,737. — 3. Meteorit von Assam gefunden 1846. Ist sehr fest, die Grundmasse dunkelgrau, darin Flecke von hellerem Grau und kleine ganz schwarze. In dem hellgrauen liegen wieder kleinere metalli- sche, weiss und gelb, durch alle hindurch fein vertheilt metallisches Eisen und Magnetkies, oft als Einfassung der kugeligen Einschlüsse. Die Rinde ist dunkel graulich schwarz, sehr dünn; spec. Gew. = 3,792. — 4. Fall von Segowlee am 6. März 1853 mehre Steine bis zu 14 Pfund Schwere bei wolkenlosem Himmel und heller Mittagssonne. Die braune Masse ist sehr fest, im Durchschnitt mit kreisrunden und eckigen, hellen und dunkeln Theilen von geringerer Härte, mit mit fein vertheiltem Eisen- und Magnetkies, von zahlreichen Tren- nungen durchzogen. Spec. Gew. = 3,425, Härte = 6. Die Form des Steines ist höchst eigenthümlich. — (Wiener Sitzungsberichte ALI 745—75$.) Derselbe, über den Meteoriten von Schalka in Ban- coorah. — Der Fall geschah am 30. Novbr. 1850 um 3 Uhr Nach- mittags mit gewaltiger Explosion und der 3!/a‘ Umfang messende Stein drang vier Fuss tief in den Boden ein. Er hat ein bimssteinar- tiges Ansehn, ist mürbe und zerbrechlich, spec. Gew. = 3,412. In der aschgrauen Masse liegen kleine schwarze Körner von Chromerz ungemein mürbe. Die sehr dünne Rinde ist schwärzlich braun. Ei- sen scheint ganz zu fehlen. v. Hauers Analyse ergab 56,66 Kiesel- erde, Spur von Thonerde, 20,65 Eisenoxydul, 1,53 Kalkerde, 19,00 Magnesia. Piddington hatte andere Verhältnisse und keine Magnesia gefunden. Haidinger nennt dieses neue Mineral Piddingtonit, stellt denselben neben den Chrysolith. Die Form ist augitisch, Theil- barkeit nach zwei Flächen, die sich unter 100 und 8° schneiden Zwil- 494 lingsbildung parallel einer der Prismenflächen, körnige Zusammensez- zung mit coccolithartigen Trennungsflächen, breecienartig, aschgrau, an den Kanten durchscheinend, Fettglanz, spröde, Härte = 6,5. — (Ebda. XLI, 251-260.) Weselsky, Analysen einiger Mineralien und Hüt- tenprodukte. — Silber Schwefel Glaserz aus Freiberg 87,89 12,75 Akanthit aus Freiberg 86,71 12,70 Akanthit aus Joachimsthal 87,4 _ Die Mineralien sind also identisch und entsprechen der Formel AgS. — Analyse zweier würfelförmiger Nickel von Schladming in Ober- steiermark: T. Il. Kupfer 1,168°:8,91 Arsen 0,54 0,70 Eisen 7,26 3,93 Nickel 88,03 86,67 Kobalt 6,15 7,40 Kieselsäure 0,99 1,03 98,78 99,63 — (Ebda. AXAIAX. 841— 844.) Tschermack, secundäre Mineralbildungen im Grün- steingebirge bei-Neutitschein in Mähren. — Dieses schr bedeutende Grünsteingebirge besteht aus sehr verschiedenen Gestei- nen und ist vielfach von vulcanischen Eruptionen durchbrochen. Tsch. nennt alle nach der Eruption gebildete Mineralien secundäre, die bei dem Erkalten des Gesteins ausgeschiedene primäre. Die Gesteine hat Hochstetter früher beschrieben. Im Diorit beobachtete Verf. fol- gende Mineralien: Quarz krystallisirt in Spalten und Hohiräumen an mehren Orten, Calcit nicht häufig, in kleinen Theilen, auch in Spalten und Hohlräumen, in verschiedenen Krystallformen, Aragonit bei Söhle in einer 2° dicken Schicht wahrscheinlich ein Absatz heis- ser Quellen, Bitterspath stets in Gesellschaft des Calcits, Baryt in undurchsichtigen rein weissen Krystallen neben Calcit und Analeim, Serpentin als Zersetzungsprodukte der Hornblende und des Augits, Steatit in der erwähnten Aragonitschicht pseudomorph nach Aragonit, tombackbrauner Glimmer nur spärlich, Chlorit noch seltener, Zeolithe nicht häufig, Analcim in hellen Krystallen zwischen Caleit und Baryt, endlich Magneteisen, Pyrit und Brauneisen. — Die Diabase jünger als die Diorite und als das Neocomien hier näher beschrieben enthal- ten: Quarz selten, Calcit sehr häufig, Aragonit in faserigen Aggrega- ten in Klüften, Serpentin häufig und unter interessanten Verhältnis- sen, auch Glimmerblättchen sehr allgemein, Uralit, Grünerde, Zeolithe in geringen Mengen, Apophyllit viel in der Mandelsteinartigen Wacke von Liebisch,, Natrolith in Spalten, Blasenräumen und auch Schicht- flächen, Skalzit öfter in Nadeln, Magneteisen, Brauneisen, Eisenkies. — Kalkdiabas führt Quarz reichlich, Opal nur an einer Stelle, Calcit 495 viel in kleinen Kugeln, Chlorit viel doch schwer erkennbar, Pyrit, Magnetit, Brauneisen. — (Zöda. XL. 113—147. 2 tf.) G. Palaeontologie. v. Meyer, Phanerosaurus Naumanni aus dem Rothliegenden. — Bei Zwickau wurde in einem glim- merreichen Sandsteine ein Stück von 6 Wirbeln entdeckt und durch Naumann dem Verf. mitgetheilt. Selbige haben starke Bögen und sehr kurze Körper, beide durch Naht verbunden. Die Körper so breit wie hoch, biconcav, die Gelenkflächen scharf gerandet. Statt der Querfortsätze findet,sich jederseits eine schmale Gelenkfläche für die Rippe, obwohl diese Wirbel zu vier unmittelbar vor dem Becken und die zwei letzten an demselben liegen. Auch die Beckenwirbel sind biconcav. — (Palaeöntographica VII. 248 ff. Tf. 27.) Derselbe, über Lamprosaurus Goepperti aus dem Muschelkalke von Krappitz in Oberschlesien. — Rechte Ober- kieferhälfte hat in der Gegend der ungefähren Mitte des Nasenloches einen gekrümmten Zahn, dahinter zwei starke als Eckzähne deutbare, denen noch 4 Backzähne folgen. Sie sind spitzkegelförmig, nur an der Spitze gekrümmt, stecken in getrennten Alveolen, sind nur an der obern Hälfte mit Schmelz überzogen, fein gestreift. Die Gattung muss Nothosaurus nah gestanden haben, unterscheidet sich durch an- dere Lage der Augenhöhle, andere Naht zwischen Ober- und Zwi- schenkiefer, auch durch die Zähne. — (Zbda. 245—247. Tf. 27.) Derselbe, Saurier aus der Tuffkreide von Mastricht und Folx les Caves. — Scheitelbein von Mosasaurus unvollstän- dig. Das längsovale Scheitelloch liegt im breitesten Theile. Der Knochen ist für Mosasaurus Camperi um die Hälfte zu klein, die Deutung der Art muss dahingestellt bleiben. — Wirbel plesiosaurus- ähnlich, nicht zu bestimmen. — Goniosaurus Binkhorsti n. sp. nach einem Zahn, flach konisch, schwach gekrümmt, ohne Kanten, deutlich gestreift. — (Zbda. 241—244. Tf. 26.) Derselbe, Coluber atavus aus der Braunkohle des Siebengebirges. — Scheint häufig gewesen zu sein. An einem vollständig im Abdruck vorbandenenen Exemplare ist der Kopf 2:3 lang und breit, die Paukenbeine stehen über das Hinterhaupt hinaus, sind kürzer als die Zitzenbeine. _Auch die Gesichtsknochen und der Unterkiefer sind deutlich zu verfolgen. Die Länge der Wirbelsäule ist 0,535, des ganzen Thieres mit dem Kopfe 1‘8!/s“. Wahrschein- lich 215 Wirbel, von denen etwa 30 auf den Schwanz kommen. Die . Wirbelköper vorn stark concav, hinten stark convex, an der Unter- seite stumpf gekielt, der: Dornfortsatz eine niedrige Leiste. Die Rippen deutlich. Das zweite Exemplar ist von Troschel als Coluber papyraceus bestimmt, ‘dann aber als Morelia papyracea aufgeführt. Auch hier fehlen die Knochen, nur ihre scharfen Abdrücke sind vor- handen. Die Zähne sind ziemlich stark, nach vorn allmählig kleiner. Ausserdem liegen noch Wirbelsäulen vor. Die Zähne deuten ent- schieden auf die Familie der Colubrinen, zumeist auf Tropidonotus. Troschels Bestimmung stützt sich auf die Lage des Kinnioches und 496 auf die Zähne, was Verf. nicht begründet findet. — (Abda. 232—240. Taf. 26.) Derselbe, Achosaurus Tommasinii aus dem schwarzen Kreideschiefer von Comen am Karst. — Dem einzigen Exemplar feblt der Kopf und das Endtheil des Schwanzes. Hals- und Rückenwirbel gehen allmählig in einander über, ähneln sehr den lebenden Lacer- ten, der obere Dorn ist eine blosse Leiste, die Gelenkfortsätze schwach, bis zum Becken waren Rippen vorhanden, diese sämmtlich gleich lang und einköpfig. Bis zum Becken zählt man 35 Wirbel, wovon die acht ersten dem Halse gehören. Zwei Beckenwirbel, dahinter sind noch 17 Schwanzwirbel erhalten. Auch die Vorder- und Hinterbeine sind er- halten. An letztern der Fuss fünfzehig, die Zehen mit 2; 3. 4.5. 3 Gliedern. Das Tbier ist ähnlich dem Dolichosaurus, nähert sich sehr den schlangenähnlichen Echsen. — (Edda. 223—231. Tf. 24.) ’ Derselbe, die Prosoponiden oder Familie der Mas- kenkrebse. — Nachdem sich Verf. über die Gattungen verbreitet. bat, beschreibt er folgende Arten: Prosopon hebes im Unferoolith von Crune, Pr. simplex im untern Coralrag von Streitberg, Pr. ro- stratum im weissen Jurakalk von Kelheim, Pr. insigne im obern weis- scn Jura von Wasseralfingen, Pr. aequilatum in derselben Schicht bei Aalen, Pr. quadratum im Oxford von St. Claude, Pr. pustulosum im weissen Jura von Stramberg, Pr. spinosum von Aalen, Pr. stotzin- gense bei Niederstotzigen, Pr. marginatus von Aalen und im Oerlin- gerthal, Pr. gibbosum im Oxford zu Pontet, Pr. Meyeri im Corallen- kalk von Volfin, Pr. bidentatum (= Goniodromites bidentatus Reuss) von Stramberg und Ernstbrunn, Pr. polyodon (= Goniodromites po- lyodon Reuss) ebenda, Pr. grande im Oerlingerthal, Pr. complanatum (= Goniodromites complanatus Reuss) von Stramberg, Pr. elongatum im Oerlingerthal, Pr. lingulatum ebenda, Pr. depressum, Pr. obtusum, Pr. cxcisum alle ebenda, Pr. angustum (— Pithonoton angustum Reuss) Stramberg, Pr. laeve Oerlingerthal, Pr. sublaeve, punctatum, aculca- tum, ornatum, Haydeni, aeguum, torosum, paradoxum alle ebenda, Pr. tuberosum im Neocom von Boucherans, Pr. verrucosum Reuss in Mäh- ren, Oxythyreus gibbus Reuss Stramberg, Gastrosacus Wetzleri im Oerlingerthal. — (Ebda. 183—222 Tf. 23.) Heer, die fossilen Calosomen. — Seit dem Erscheinen des schönen Werkes über die Tertiärinsekten sind wieder viele neue Arten entdeckt worden, bei Oeningen allein 38 neue Laufkäfer, dar- unter 7 Calosoma also mehr wie gegenwärtig ganz Süd- und Mittel- europa aufzuweisen hat, während die jetzt sehr gemeinen Carabus damals ganz fehlten. Verf. beschreibt die Arten im Programm des Züricher Polytechnicums als C. Jaccardi, catenulatum, Nauckanum, deplanatum, escerobiculatum, Escheri, caraboides und wird alle neuen Inseeten in einem Ergänzungsbande zu dem frühern zusammenfassen. (Neues Jahrb. f. Mineral. 1861. $. 52—58.) Ant. Stoppani, Paleontologie Lombarde. Milan 1860. 40, (cf Bd. XIV. 527). — Der Schluss des ersten Bandes dieses schö- 497 nen Werkes liegt nunmehr vor. Die letzten Lieferungen bringen noch eine Monographie der Crinoideen, Zoophyten und Amorphozoen von Esino und dem Comersee mit der Beschreibung folgender Arten: Mont- livaltia radieiformis Mstr, capitata Mstr, cuneiformis, Eunomia esinen- sis, Isastraea esinensis, Evinospongia cerea und vesiculosa, Hippali- mus Villae, Amorphospongia pertusa, Stromatopora Cainalli, dann an- hangsweise noch Nautilus Cornaliae. Die Schlussbetrachtungen ver- breiten sich über den Parallelismus der Esinoschichten mit ausserlom- bardischen Localitäten und über deren Stellung im Systeme. Von den 243 hier aufgeführten Arten bezeichnet Verf. 18 als zweifelhaft, 179 als Esino eigenthümlich, und 46 als mit andern Localitäten gemein- schaftlich. Letztere vertheilen sich also: St. Cassian: Ammonites aon, eryx, boetus, Joannis Austriae, Chem- nitzia similis, acutestriata, longissima, formosa, trochiformis, strigil- lata, nuda, punctata, tenuis, hybrida, Natica angusta, neritina, subo- vata, Phasianella subscalaris, conica, paludinaris, Turbo vixcarinatus, Joannis Austriae, Capulus pustulosus, Pecten cassianus, Encrinus lilii- formis, Montlivaltia radiciformis und capitata, Amorphospongia pertusa. Hallstadt und Aussee: Orthoceras dubius und reticulatus, Ammoni- tes aon, ausseeanus, Joannis Austriae, Posidonomya Lommeli. Trotzberg: Chemnitzia Hehli, Natiea Meriani, comensis. Unterpetzen und Fladungbau: Chemnitzia gradata und formosa, Na- tica lemniscata. - Sibirien: Ammonites Eichwaldi und eryx. Lieskau: ° Myophoria bicarinata, Pecten inaequistriatus, discites, Schmiederi, liscaviensis, Enerinus liliiformis. Wengen: Posidonomya Lommeli und wengensis. Muschelkalk überhaupt: Chemnitzia Hehli, Pecten inaequistriatus, discites, Enerinus liliiformis. Uns scheint die Zahl der für Esino als eigenthümlich angenommenen Arten zu gross zu sein, von diesen vielmehr nicht wenige bei eingehender Kritik mit Arten anderer Localitäten zusammenzufallen. Wir folgen den Betrachtungen des Verf.’s nicht weiter, da die eben angeführten Arten es schon gestat- ten, sich ein Urtheil über die Esinoschichten zu bilden. Heymann, über Turriliten und Scaphiten. — Verf. hat ein überaus reiches Material des Turrilites polyploccus in der west- phälischen Kreide zusammengebracht. Römer hatte bei Aufstellung - der Art nur Exemplare mit 3 Umgängen, Verf. aber solche mit über 7 Umgängen. Das Gehäuse macht in verschiedenen Altern Knickun- gen und verändert dadurch die Windungsachse. Doch kommen auch regelmässig turboartige ohne Knicke vor und bei denen kein Um- gang den andern berührt. In den Knicken zerbrachen die Gehäuse am leichtesten, daher die vielen als besondere Hamiten beschriebe- nen Fragmente. Die bald dicho- bald trichotomen Falten sind vor- oder rückwärts gebogen, stehen bisweilen sögar radial. Oft treten zwei Höckerreihen auf, doch auch in veränderlicher Lage. Theils bilden sie Vereinigungspunkte von 2 oder 3 Falten, theils sitzen sie 498 auf einer dann stärkeren Falte. Der T. catenatus d’Orb. von Escra- gnolle zeigt sich in solchen Varietäten hier und dessen Verwandte sind eben nur Abänderungen des T. polyploccus und Orbigny nahm den Winkel der Spirale als specifischen Character, ganz mit Unrecht, ja er unterschied auf die Windung Gattungen, die er auch nach Hal- dem verlegte. Helicoceras und Heteroceras sind eben nur Turrilites polyploccus,. Der Durchschnitt normaler Exemplare ist kreisrund, die Kaputze an der Mündung bis 2’ hoch, auch der Aptychus an einem Exemplare vorhanden. — Aehnliche Formschwankungen beob- achtete H. an Ammonites lewesiensis, wie schon Römer und Geinitz vermutheten. Demnach sind auch A. Decheni R und A. prosperanus d’O damit identisch, nach der veränderlichen Entwicklung -der Höcker noch A. Woolgari Mant, A. latidorsatus Mich und A. rusticus Swb. Selbst die Windung ändert ab und bildet Turriliten, Bakuliten, Ska- phiten, Hamiten etc. So ist Hamites semicinetus R und Scaphites ru- gosus Gf nicht davon zu trennen. A. Mantelli Swb scheint die Stamm- art für diesen Formenkreis zu sein. Von den Skaphiten bei Haldem fallen pulcherrimus, ornatus, plicatellus, compressus, binodosus, infla- tus in. zwei zusammen. Es wäre höchst wünschenswerth, dass Verf. seine Beobachtungen mit ganz getreuen Abbildungen ausführlich pu- blieirt, wie er das in Aussicht stellt, und zwar möglichst schnell — (Niederrhein. Verhandl. Bonn 1860. 8. 59 u. 92.) Cotteau, Heliocidaris nov. gen. — Dieser ungewöhnlich grosse Cidarit ist kreisrund, oben wölbig aufgebläht, unten fast, eben, Interambulacra breit mit 6 bis 8 Reihen grosser Stachelwarzen, welche gleichartig, stark gekerbt und durchbohrt sind. Interambulacralasseln viel breiter als hoch, in der Mitte etwas eingebogen, Körnchen. we- nig zahlreich, ungleich, die vorigen einfassend und die Zwischen- räume -ausfüllend. Ambulacra sehr schmal, nach oben hin etwas bo- gig, aus 2 Wechselreihen an Körnerwärzchen. Poren einfach, nicht gejocht, gegen den Mund hin zur Anordnung in 3 Paare geneigt, welche etwas über einander verschoben einen Halbbogen aussen um jedes Wärzchen bilden. Peristom mässig entwickelt, fast fünfeckig. Stacheln lang walzenförmig, mit Längsstreifen und mit feinen zer- streuten Körnchen besetzt. Von Cidaris verschieden durch die Pori subtrigeminati um den Mund, die niedrigern und zahlreichern Coro- naltäfelchen und die zahlreichern interambulacra]len Reihen grosser Stachelwarzen. Die einzige Art ist H. Trigeri im Unteroolith zu Che- vin im Sarthe Dept und zu Langres im Haute Marne Dept. — (Bul- let. soc. geol. 1860 AVIL, 378—381 tb. 4.) @l. Botanik. Henry, Bildung der Wurzelfasern von Sedum telephinum, maximum und fabaria. — Im Quer- schnitt des Stengels dieser Pflanzen findet man von aussen nach in- nen die Rinde, einen Ring von Zellgewebe als Bast oder innere Rinde, einen Ring aus Holzzellen und einzelnen Gefässbündeln und im Cen- trum das Mark. Die Rinde besteht aus kleinen Zellen, deren Längs- durchmesser in der Längsachse des Stengels liegt. Das Gewebe 499 zwischen Rinde und Holzkörper bilden grössere lose verbundene Zel- len, fast runde mit Stärkemehlkügelchen. Der Holzkörper besteht aus langgestreckten Zellen und einzelnen Binden von Spiralgefässen. Das Mark gleicht in der Struktur dem zwischen Rinde und Holzkör- per liegenden Ringe, ist lockeres Zellgewebe mit Amylum. Wurzel- zasern zeigen normal eine dem Stengel garz ähnliche Bildung, nur die Zellgewebsschicht zwischen Rinde und Zellschicht ist bedeutend dicker und Amylum mehr angehäuft, letzteres wird in den knollen- artigen Theilen so reichlich, dass ein feiner Durchschnitt unter dem Mikroskop als eine undurchsichtige Masse erscheint. Diese normale Bildung besteht aber nicht lange, meist nur am obern Theile, wo sie vom Stengel abgeht oder an der Wurzelzaser, wo sie aus der Mutterwurzel hervortritt, überhaupt wo keine knollenartige Verdickung ist. In den meisten Fällen tritt mit dem Knolligwerden eine Verän- derung ein. Im Querschnitt der anfangenden Verdickung der Wur- zelzaser. sieht man an verschiedenen Stellen den Holzring sich auflö- sen, Lücken entstehen und eine Verbindung des Markes und der Zell- gewebsmasse zwischen Rinde und Holzring eintreten. Ein tiefer ge- wonnener Durchschnitt zeigt, wie die Enden der Stücke des Holz- ringes sich nach innen neigen, ein Streben der Enden sich zu verei- nigen und zu Einzelringen zusammenzufügen. Auf noch tiefere Schnitte ist dies erreicht. Wo früher nur ein Holzring vorhanden war, ist nunmehr Bast und Mark verbunden und 2, 3—6 Holzringe durchziehen die lockere amylumreiche Zellgewebsmasse. Jeder ein- zelne Holzring umschliesst einen Theil dieser Zellenmasse, der; nun als Mark des einzelnen Holzringes betrachtet werden kann. Da die Wurzelzaser sich bald wieder dünn auszieht: so zeigt sich auch ein Rückschritt in der Bildung, dem Mittelpunkte zu lösen sich die Ein- zelringe wieder auf, die Enden biegen sich zurück, streben wieder zu einem Ganzen und bald sieht man das alte Verhältniss. — Gaudi- chaud fand in den Urwäldern Brasiliens verschiedene Bildungen an Stämmen der Sapindaceen, die er in den archives de botanique und später besonders noch beschrieb. Am Hauptstamme sind mehre klei- ne Stämmchen angewachsen und an diesen findet sich eine eigne Rinde, an andern jedoch die Rinde mit der des Hauptstammes ver- schmolzen. Man sieht Strahlen vom Hauptstamme in die Rinde der Nebenstämme übergehen. Ueber dieses Verhältniss sind die Ansich- ten sehr getheilt, Verf. glaubt Sedum gebe einigen Aufschluss darüber und deutet denselben an. — (Rhein. Verhndl. XVII. 1-12. 2 Tf.) Caspary, Flora des Kölner Domes. — Auf der Abplat- tung des nicht vollendeten Thurmes am Fusse des Krahnens in 177‘ Höbe fand C. folgende Arten: Cheiranthus Cherri, Viola odorata, Me- dieago lupulina, Rosa canina, Sedum‘’ acre und album, Ligustrum vulgare, Echium vulgare, Galium verum und mollugo, Senecio jaco- baea, Taraxacum officinale, Plantago major und lanceolata, Polygo- num convolvulus, Atriplex patula, Poa pratensis, Daetylis glomerata. Der Besuch geschah während grosser Dürre, daher wohl nicht alle 500 Pflanzen sichtbar waren. Noch einige Flechten und Farren in den Ritzen der Fensterrahmen. Einige jener Arten sind ohne Zweifel durch Menschenhände hinaufgebracht. — (Ebda. 331.) C. O. Weber, pflanzliche Missbildungen. — W. hat schon früher dargethan, dass die Missbildungen im wesentlichen auf einer Missentwicklung beruhen und dass man bei sehr vielen der- selben schon in der frühesten Knospenanlage die regelwidrige Abwei- chung angedeutet findet und die materielle Auffassung der Goethe- schen Metamorphose durchaus unstatthaft ist. Er bringt neue Belege hierzu. Die sogenannten Trennungen und Verwachsungen. Darunter führt man solche Missbildungen auf, welche entweder aus einer scheinbaren Trennung gewöhnlich ungetheilter Organe hervorgehen oder denen eine scheinbare Verwachsung gewöhnlich getrennter Theile zu Grunde liegt. In den-Trennungen unterscheidet Moquin Tandon zwei Anomalien, solche wo ein einfaches Organ durch Spaltung ge- schieden wird und solche, wo verwachsene Organe zufällig frei wer- den. Aber im Grunde sind diese Erscheinungen gar nicht aus einer mechanischen Trennung hervorgegangen. Eine solche stellt sich durch Atrophie einzelner Reihen von Zellen gar nicht selten bei alternden Blättern ein, so regelmässig bei ältern Blättern der Pisange, Palmen u. a. Gewöhnlich führt man hier die bekannten Zerschlitzungen der Blätter von Syringa persica, Fagus etc. auf, die ganz andern Ursprungs sind. Auf einer wirklichen Trennung beruht die Bildung der soge- nannten Zungeublümchen bei den Compositen. Verf. schildert hierfür die Entwicklungsgeschichte der Blühten von Leontodon taraxacum. Die zusammengesetzte Blühte zeigt im ersten Anfange einen gewölb- ten Blühtenboden überdeckt von drei Deckblätterreihen, aus dessen Oberfläche vom Umfange gegen die Mitte kleine Papillen vorkommen als erste Anlage der Blühtchen. Jedes Wärzchen zeigt bald an 5 Stellen seines Randes kleine Erhebungen die mittlere Vertiefung um- gebend, die fünf Zähne der Krone bildend, nachdem 5 neue Papillen als Spitzen der Antheren dazwischen entstanden sind. Ehe sich aber die Zähne über die Antheren zusammenschliessen, sind aussen an der Kronröhre fünf neue Zellenspitzen hervorgetreten, die Anlage des Pappus, der also Kronanhängsel ist. Inzwischen hat sich im un- tern zelligen Theile die frühere Vertiefung weiter hinabgesenkt, und am Eingange der nun schmalen Höhle erheben sich 2 neue Papillen und an deren Basis das Ovulum. Darüber wachsen beide Papillen zum Griffel zusammen. Aussen entwickeln sich die Pappusschüpp- chen zu Haaren. Das Involucrum färbt sich grün, die Antheren schwitzen mit der Entwicklung des Pollen einen gelben Saft aus, die Narbe entwickelt feine baarartige Spitzen, auf der äussern Fläche des Fruchtknotens kleine Wärzchen. Bis zu dieser Zeit ist keine Spur irgend eines Spaltes an der Krone zu finden. Der spätere Spalt entsteht von oben nach unten durch Schlitzung, indem die wachsenden Antheren und der Griffel die Krone aus einander legt. Mit dieser Entwicklung stimmt die Krone von Doronicum orientale 7 501 und Bellis perennis beinah vollkommen überein. Es liegt hier also die wirkliche Trennung vor. Abnorm kommt solche bei andern Com- positen vor, auch bei einigen andern Pflanzen. Wesentlich anders aber verhält es sich mit gewissen Zerschlitzungen abnormer Entwick- lungen so bei den zerschlitzten und fiederspaltigen Blättern. An je- der Pflanze mit herz- oder handförmigen Blättern kommen solche vor: Linde, Maulbeerbaum, Broussonetia papyrifera, Acer campestre, Wein- stock, Epheu. An Linden sieht man oft neben herzformigen Blättern ovale, runde, 3- bis 5lappige und doch machen die Paläontologen auf solche eigene Arten. Die ursprüngliche Blattanlage in der Knospe deutet die Varietät schon an. W. hat eine Passiflora coerulea mit 3, 4, 5, 6 und 7lappigen und ebenso vieltheiligen Blattformen neben einander. In diesen und vielen ähnlichen Fällen darf man nicht von Trennung sprechen. Dasselbe lässt sich auch von den Verwachsungen nachweisen. Wahre Verwachsungen kommen bei Achsengebilden nicht selten vor so an den niedrigen Buchen des VWenusberges bei Bonn in der wunderlichsten Weise. Durch den gegenseitigen Druck an der Berührungsstelle der Stämme oder Zweige wird zunächst die Rinde atropkisch, später verbinden sich die Holzkörper durch Verschmel- zung der Cambialschicht. Auch andere Bäume zeigen solche Ver- schmelzungen und sie kömmt selbst bei Pflanzen verschiedener Arten: vor. Auch bei Früchten beobachtet man diese Verwachsungen. Man hat in deren Deutungen die albernsten Parallelen zu finden geglaubt. Alle pflanzlichen Missbildungen müssen auf eine Abweichung in der Entwicklung zurückgeführt werden und diese bedingt entweder eine abnorme Gestaltung, oder sie erleidet eine Hemmung oder sie erfährt eine Steigerung: so erhalten wir drei Klassen der Missbildungen: Metamorphosen, Hemmungsbildungen und Wucherungen. Die bisher sogenannten Verwachsungen sind mit Ausnahme der erwähnten nichts als Doppelbildungen in verschiedenem Grade und diese sind nur Folge einer gesteigerten übermässigen Entwicklung. Wo Verwachsung Statt gefunden, muss ja stets auch eine Narbe sein aber selbige fehlt in den allermeisten Fällen der bezüglichen Art, auch lassen sich die Entwicklungsstufen beobachten, welche gegen Verwachsung sprechen. Hieher gehören vor Allem die Verbänderungen, d. h. abnorme Ver- breiterung der Achse, so bei Ruscus, Euphorbien, Phyllanthus und Cacteen, häufig beim Hahnenkamm, Lilien, Spargel, Narcissen, Mais u. v. a. Eine Verwachsung mehrer Stengel hat hier nicht Statt. Bei Blättern kommen Verdopplungen nicht selten vor, Verf. theilt einige Beobachtungen darüber mit, welche sie als Wucherung deuten. Ebenso bei den Blaitorganen der Blühte, wofür mehre interessante Beispiele speciell mitgetheilt werden. Dann bespricht Verf. die Verwachsungen zwischen Knospengebilden. Sehr nah steht diesen Erscheinungen die ‘Bildung mebrer gleichnamigen Organe als in dem ursprünglichen Ty- pus der Art liegen, was bei manchen Pflanzen häufig beobachtet wird. Es ist weder eine Verkümmerung einer vermeintlich höhern Zahl noch eine Spaltung einfacher Organe. Verf. verfolgte sie bei Syringa 502 vulgaris, Primula veris und elatior, Cornus mas u. a. Die Vervielfäl- tigung trifft bald nur einzelne Wirbelglieder bald ganze Kreise und wiederholte. Nach der Beschreibung einzelner Beispiele geht Verf. zu den Sprossungen über und bringt auch für diese interessante Be- obachtungen bei, wegen der wir auf das Original verweisen müssen. — (Rhein. Verhandlungen AVII 333—388 Tf. 6. 7) A. Karsten, das Geschlechtsleben der Pflanzen und die Parthenogenesis. Berlin 1860. Mit 2 Tff. 4%. — Schon die Araber verglichen im 9. Jahrhundert n. Chr. das Geschlechtsle- ben der Pflanzen mit dem der Thiere, aber erst Clusius 1611 nannte die Staubfäden tragende Carica papaya die männliche und die frucht- tragende die weibliche, und Ray wies nach, dass die Staubgefässe zur Keimbildung unentbehrlich seien. Die wissenschaftliche Begründung der Lehre vom Pflanzengeschlechte lieferte dann Camerarius 1694 und Linne benutzte dieselbe für die Classification. In diesem Jahrhun- dert waren es zunächst Amici, Brongniart, Malpighi und R. Brown, die sich um diesen Theil der Botanik Verdienste erwarben. Dann eröffnete Schleiden den lebhaften Kampf um die Embryonalanlage, in welchem endlich doch die Amici-Mohlsche Ansicht siegte, dass näm- lich nur das im Embryosacke enthaltene Keimbläschen die Grundlage zum Pflanzenkeim ist, niemals aber die Pollenzelle. Für das geschlecht- liche Verhältniss der Cryptogamen lieferte auch der Verf. schätzens- werthe Aufschlüsse. Doch die Lehre sollte noch nicht zum Abschluss kommen. Die neu angeregte Parthenogenesis forderte zu neuen Be- obachtungen auf, deren wir einige der wichtigsten auch in dieser Zeit- schrift mitgetheilt haben. Schenk und Regel widerlegten die Parthe- nogenesis. bis auf die ihnen nicht zugängliche Coelebogyne, für welche Radlkofer und A. Braun dieselbe nachgewiesen hatten. K. fand je- doch, dass durchschnittlich die fünfte Blume dieser Pflanze eine Zwit- terblume ist, deren Staubgefässe jene Beobachter übersehen haben. Diese Pflanze und ihre Fortpflanzung wird nun hier eingehend be- leuchtet. Die im Berliner Garten vom Mai bis August an C. iliei- folia beobachtete Zwitterblumen waren sämmtlich Monandristen. Das eine Staubgefäss steht an der peripherischen Seite der Blume, zu- . weilen findet sich ein zweites verkümmertes. Beide sind auf dem Blumenboden angeheftet. Das vollkommene hat einen cylindrischen fleischigen Faden und einen orangegelben ovalen Staubbeutel. A. Braun beschreibt den Staubbeutel nach männlichen Herbarexemplaren an- ders, doch löst K. diesen Wiederspruch durch dessen Zeichnung, da aber auch die Anheftung des Fadens an den Beutel eine andere sein soll, so vermuthet K., dass Braun eine ganz andere Pflanze als die Berliner vor sich gehabt haben möge, weist aber zugleich nach, dass dessen Beschreibung derselben weiblichen Pflanze, welche auch K. beobachtete, ungenau ist. Der aus den Antheren der Coelebogyne verstreute Blumenstaub ist kugelrund und besteht aus einer sehr zar- ten glatten Haut, auf der sich 3 symmetrische dunkle oder helle Punkte zeigen, und aus dem flüssigen Inhalte. An jenen hellen Stel- 503 len dringt die innere Pollenhaut hervor, wenn die Zelle auf die Narbe gelangt. Der im halb entwickelten Staubbeutel enthaltene Pollen zu vier eingeschlossen in den Mutterzellen. besteht aus dickern Zellhäuten. Die Specialmutterzelle tritt hier sehr deutlich hervor, verdickt sich jedoch während der vollständigen Verflüssigung der Haut ihrer Mut- terzelle und erhält zugleich das Ansehn einer Kollenchymzelle. Diese Zellen umschliessen 4 Zellen 2. Grades, deren eine, die Intine des werdenden Pollenkornes resorbirt, bis sie auf das zarteste Häutchen reducirt ist, wie sie sich an der zur Befruchtung reifen Pollenzelle findet und dann endlich wird sie bei der Einwirkung einer aufsau- genden Flüssigkeit von den 3 hervorquellenden Bläschen durchbro- chen. Zur Zeit der Trennung von der Mutterzelle sind diese kleinen Zellchen (Tüpfelzellen) kaum als solche zu erkennen. Die Länge des. hervortretenden Kanales hängt theils von der Verdickung der Exine des Pollens, theils von der Grösse der Zellen ab, welche die Zwischenkörper bilden. Bei Coelebogyne ist der Kanal äusserst kurz, bedeutend dagegen bei den Oenotheren. Die Tüpfelzellen sind mit der die Foville enthaltenden Zelle in Bezug auf die Exine Zellen zweiten Grades und als solche nur durch die Entwicklungsgeschichte zu erkennen, denn sie bleiben meist in den Pollenzellen auf der er- sten Entwicklungsstufe. Sie haben die Funktion durch ihren diffu- sionsfähigen Inhalt oder durch ihre in Schleim veränderte in Was- ser aufquellende Membran die ihr anliegende Exine zu sprengen, um der auswachsenden Intine einen Durchgang zu verschaffen. Im flüssigen Inhalt der mütterlichen Exine finden sich häuflg neben diesen Zellen auch wirkliche Secretionsbläschen, welche ätherische Oele und andere Stoffe enthalten. Letztere wachsen über die Ober- fläche des Pollen hervor und verändern dessen Form. Bei den mit Falten versehenen Pollenkörnern bleiben die nach Innen geschlagenen Falten der Exine ohne diesen zelligen Wandbeleg. Es bildet sich in den Tüpfelzellen an der innern Wand der Exine, welche die spätere Durchlöcherung derselben bewirken, auch eine jüngere Generation von Zellen wie bei den Tüpfelzellen des Coniferenholzes. K. bildet solche in der Flora Columbiae tb. 4 von einer Bignoniacea ab, deren Pollenmembran mit vielen sich nicht berührenden Zellen ausgekleidet ist, deren jede wieder viele kleine Zellen dritten Grades enthält. Alle zusammen hüllen die glatte Intine ein. Die Membranen dieser ver- schiedenen Zellen sind noch nicht verdickt. Verf. beleuchtet diese Verhältnisse bei mehren andern Pflanzen und geht dann zur Keim- bildung über. Die auf die Narbe der Coelebogyne gelangte Pollen- zelle zeigt keine Eigenthümlichkeiten in ihrem Wachsthum bis zum Kern der Samenknospe. Das in ihr enthaltene Amylum und die stickstoffhaltigen Bläschen werden verflüssigt und an den Embryo- sack angelangt findet der Pollenschlauch dessen mit Flüssigkeit und mit frei darin schwimmenden Bläschen angefüllt. Ein oder zwei die- ser freien Zellen schmiegen sich an die Wand des Embryosackes, welche der Pollenschlauch berührt und es beginnt in ihr eine Zellen- 504 vermehrung. Die übrigen Zellenanfänge in der Flüssigkeit dienen zur Bildung des Eiweisses, welches den Keim umgibt. Die Keimzel- len erscheinen zur Zeit ihrer ersten Anlage als sehr zartwandige Bläschen schon vor Ankunft des Pollenschlauches im Embryosack vorhanden zu sein. In einigen der freischwimmenden Bläschen mit dichterer Wandung entsteht ein neues Bläschen, welches irrthümlich Kernkörperchen genannt wird. — Coenogonium Ehrb: thallus discoi- deus in ambitu crescens, contextu stuppeo, e tubulis confervoideis, articulatis, subvirescentibus, strato corticali simplici, filamentoso, albi- do cancellatim vestitis, intertextus; apothecia terminalia et lateralia primitus globosa, clausa, denique suborbieulata, scutelliformia, pelta- ta, stipitata; hymenio aurantiaco; aseis sporigeris paraphysibus cylin- dricis, apice globosis mixtis; sporis octavies, ellipsoideis, bicellosis Arten: C. Linki Ehrb. in Brasilia, C. Andinum n. sp. in Nova Granatz et Venezuela. Bei diesen Flechten besteht jeder der cylindrischen Fäden des Thallus aus einem centralen durch eine endogene Zellen- reihe gegliederten Cylinder mit verdickten Wänden und Querwänden, und aus einer lockern 'Schicht von sehr zarten verästelten und ana- stomosirenden fadenförmigen Röhren, welche dies centrale Rohr be- kleidet und aus einer gleichfalls sehr zarten strukturlosen Hüllbaut, welche die ganze Pflanze überzieht. Die Verästelung der Fäden ist nicht bedeutend, doch hinlänglich um durch die Verfilzung aller hori- zontalen Stamm- und Astfäden einen zusammenhängenden Thallus zu bilden, der sich vom Anheftungspunkte auf der Unterlage allseitig peripherisch ausdehnt. Auf diesen Fäden sind bei C. Andinum seit- wärts die scheibenförmigen Apothecien auf einem kurzen Stiele schild- förmig befestigt; selten stehen sie am Ende des Fadens. Auf der Scheibe sind sie orangeroth, ringsum mit einem weissen Rande ge- fasst. Die Scheibe besteht aus spindelförmigen Schläuchen, welche 8 zweitheilige elliptische Sporen enthalten und aus längern kuglig endenden Paraphysen. Beide werden von kurzen gegliederten Fäden getragen, die sich abwärts in das Muttergewebe verlängern. Selbi- ges ruht auf einem ähnlichen nur aus weitern Cylindern bestehenden Gewebe, der Rindenschicht, umhüllt anfangs ganz die Anlage der Fruchtschicht und wird dann am Scheitel der Apothecienanlage aus einander getrieben. Die jüngsten Apothecien sind kuglig. K. ver- folgt die Entwicklung der Apothecien speciell und schliesst seine Schrift mit dem Resultate, dass allen wirklichen Pflanzenspecies aus- ser der ungeschlechtlichen Vermehrung der Individuen durch abgc- trennte Zellen oder Knospen auch eine Erhaltung der Art durch ge- schlechtlich erzeugte Keime zukomme und dassin dem dazu bestimm- ten Organe nie ein normal gebildeter Keim ohne Einwirkung des be- fruchtenden Stoffes entstehe, dass mithin eine Parthenogenesis bei den Pflanzen nicht vorkomme. —_e Friedrich Vollbracht, Hülfsmittel für Schüler, die Gattung blühender, in Mühlhausens Umgebung wach- sender Pflanzen zu bestimmen. 1860. -- Der Verf. bezeich- 505 net seinen Standpunkt im Vorworte auf folgende Weise: „Die Ein- richtung des vorliegenden Büchleins, für die Schüler der oberen Klas- sen der hiesigen Knaben-Bürgerschule bestimmt, war hauptsächlich in Abhängigkeit zu erhalten von der Bildungsstufe der Schüler, wel- che es im Auge hat; aber auch von dem Umstande, dass die Be- schaffung des Hülfsmittels keine grossen Opfer erfordern sollte. In diesen Rücksichten ist die Beschränkung auf phanerogamische Gewächse und auf Bestimmung der Pflanzengattungen, sowie die vielfache Abweichung von den in der wissenschaftlichen Botanik geltenden Kennzeichen begründet. Das Linnesche System, das vor andern zum Bestimmen der Gattungen sich eignet, bildet die Grundlage.“ Nach einer Uebersicht von der Gliederung des Linne- schen Pflanzen-Systems in 24 Klassen folgt die Gliederung der 22 er- sten Klassen in Ordnungen und Gattungen selbst. — Dieses Mach- werk von 70 Seiten wimmelt von Confusionen und Inconsequenzen, die davon Zeugniss geben, dass der Verf. selbst eben noch nicht über die Handfibelhöhe der Botanik hinaus gekommen ist. Gehen wir auf Ei- niges näher ein. Das genannte Büchlein soll als Hülfsmittel zur Be- stimmung von Gattungen, nicht Gattung, wie es auf dem Titelblatte heisst, dienen, es sind aber Seite 8, 9, 18, 19, 34, 35, 38, 44, 45, 46, 47, 55, 59 u. v.a. (z.B. Anthriscus vulgaris, Pirus malus, Pirus com- munis etc.) Arten bestimmt. — Die Pflanzen sollen in Mühlhausens Umgebung vorkommen. Wer rechnet zu derselben die Werra S. 4, 9, 16, 17, 29, 31, 60, 61 etc., den Heldrastein S. 3, 15, 18, 20, 24 etc.; die Wälder des Eichsfeldes S. 12, Reifenstein S. 50, Gottern S. 51, Hildebrandshausen S. 61, Ihlefeld S. 62, Kloster Zella S. 63, Dörna ' S. 67, die Haart bei Windeberg S. 22, Horsmar S. 23 etc. etc. — Bei Gattungen, die nach dem Linneschen System in mehrere Klas- sen einfallen, ist meist auf Klasse und Ordnung, bei vielen nur auf Klasse S. 29, 66, 70, 4 etc., oft gar nicht S. 32, 33, 11, 49 etc., oft falsch S. 16 hingewiesen. — Oft sind Fundorte weggelassen. Einige Beispiele sollen zeigen, wie es überhaupt Unsinn ist, Pflanzengat- tungen durch Fundorte zu bezeichnen. S. 12. „Angebaut: Acker, Gartenland , Ufer der Unstrut. Solanum. Kartoffel. Bittersüss. Nachtschatten.“ S. 42: „Waldtriften; angebaut. Origanum. Berg- bitterkraut. Majoran. Dosten.“ — Der specielle Fundort von „An- gelica“ (silvestris L.) S. 21 ist nicht „Grüne Pforte“, wie Herr Bor- nemann in seinem Verzeichnisse aus Versehen bemerkt, sondern Schüttelbrunnen. „Ornithogalum“ (umbellatum L) S. 27 kömmt nicht „im Walde“, sondern nur auf einigen Aeckern südlich des Weissen- hauses und bei der Stadt in einigen Grasgärten vor. — Sämmtli- che Fundorte sind auch selbst da, wo eine Gattung nur aus einer Art besteht, so allgemein bezeichnet, dass ein Schüler lange suchen kann, ehe er „in St. Martini“ Bidens findet, es müsste bestimmter heissen: In dem Wassergraben nördlich von der Martinikirche. Oy- pripedium, Hainich“, muss als einziger Fundort heissen: Wachhol- derkopf bei Ihlefeld“. et. — Andere Fundorte sind in 5—6 Stunden XVI. 1860, 34 506 weiter Ferne citirt und der Vrf. weiss als Botaniker nicht, dass sol- che Pflanzen in der wirklichen Umgebung Mühlhausens, ja selbst in der Stadt vorkommen, z.B. „Oenothera“ (biennis L) S.29. „am Ufer der Werra“; kommt auf dem Gottesacker in Mühlhausen, „Trigonella“ (foenum graecum L.) „Gottern und Bollstedt“ in Mühlhäuser Flur oft zwischen Runkeln und als Einfassung solcher Aecker, „Sceutellaria“ (galericulata und hastifolia L) S. 39 „am Werra-Ufer“ am Egel- see, !/; Stunde weit von Mühlhausen entfernt, „Solanum“ (dulcamara L.) S. 62. „am Ufer der Unstrut“, an Thürmen und Mauerx der bei- den Hauptkirchen, am Bache bei Weidensee ete. vor. — Die sel- tensten Pflanzen-Gattungen, resp. Arten, finden ihre Erwähnung, aber einige häufig vorkommende, die zufällig Herr Bornemann zu verzeichnen übersehen hat, z. B. Cynosurus, werden vermisst, an- dere hingegen, die als durch Wagner aufgefunden bei Bornemann an- gegeben sind, hier aber gar nicht vorkommen, wie z. B. Impatiens S. 15, Drosera S. 25, sind mit aufgenommen, weil vielleicht der Vrf. das Annathal bei Eisenach, als dem nahesten Standorte von hier, mit zur Umgebung Mühlhausens rechnet. — Die Gattung Ervum S. 52 wird als „angebaut“ vermerkt. Der Verf. hat hier, wie bei allen andern Gattungen, was auch ganz natürlich ist, nur an eine Art, E. lens, gedacht, es gibt aber noch E.hirsutum und tetraspermum L., die nicht angebaut werden. — Ferner kommen eine Menge von sinn- losen Einschliessungen vor: S. 17. Chenopodium (dazu der gute Heinrich) Gänsefuss; 8.54. Taraxacum. (Wegen des arzeneilichen Ge- brauche.) Gebräuchlicher Löwenzahn. Kuhblume; (wieder an eine Art gedacht!) S. 52. Ervum. Angebaut! (Verwandt mit Orobus) Linse. S. 56. Leontodon. (Herbst- und spiessförmiger) Löwenzahn. S. 16. Hedera (Sitzen am Felsen) Epheu etc. — Was soll der Aus- druck S. 13. Anagallis, „zarte Pflanze“. Abgesehen davon, dass man eine Gattung nicht so bezeichnen kann, mag der Verf. A. ar- vensis und coerulea L, auf den Aekern des Riesenberges und in der Schonung bei der grünen Pforte ansehen, und er wird erfahren, dass der obige Ausdruck hier nicht passt. Desgl. S. 10: „Rubia, eine ansehnliche (?) Pflanze.“ — Beiläufig ist auf folgende grobe Druckfehler aufmerksam zu machen: $. 13. Lymphitum statt Sym- phytum, S. 26. Frittilaria statt Fritillaria, $. 29. Ebilobium statt Epi- lobium. Zum Schluss fehlt noch das für Schüler jedenfalls unent- behrliche Register. Druck gut, Papier leidlich. M—r. Zoologie. Rentsch, Verwandlung niederer Thier- formen in andere. [Fortsetzung von $. 398]. — Die früher er- wähnten Farbstoffkörperchen von Monas sind von aussen als Nah- rung aufgenommen oder aber aus dem Zellleben des Thieres hervor- gegangene Kerne. Die lichten innern Zellräume dienen nicht bloss der Verdauung, sondern auch der Saftbewegung und dem Formen- wechsel des Gewebes, sind blosse Wasserbehälter, blosse Cireulations- apparate, bald Respirationsorgane. Diese Monaden haben Lichtem- 507 pfindung und Gefühl, wahrscheinlich auch Schall- und Geruchsempfin- dung, alles mittelst der Gewebselemente, nicht durch besondere spe- eifische Organe. Die innern Zellräume sind geschlossen durch das übrige Gewebe, dessen Grundformen in spiraligen Aggregationen von Bacterien bestehen. Selbige bilden also auch die Zellwand und ver- anlassen die häufige Veränderung des Raumes. Die Nahrung dringt in flüssiger und fester Form in die Monade. Der feste folgt der spi- raligen Anordnung der Elemente und verwandelt sich in solche. Die Vermehrung geschieht durch Knospung und Theilung. Wie aber die Monade aus Bacterien entsteht: so zerfällt sie wieder in dieselben oder in Monadenkeime. Diese Theilung beruht auch wohl auf einem geschlechtlichen Akte, dass männlich befruchtende erscheint in der Form des spiraligen Fadens, das weibliche in der Form einer kugli- gen Zelle. Es findet Zwitterbefruchtung und gegenseitige Statt. Nach derselben zellen die Monaden sich ein, um durch Bildung einer Zellenbrut sich zu vermehren. Die Einzellung geschieht aber auch behufs andrer Metamorphosen. Die Zahl der Wimpern und die Kör- perform schwankt ganz.beliebig, daher die bis jetzt unterschiedenen Arten und Gattungen nicht stichhaltig sind. Verf. schildert deren Uebergänge in einander. Wir heben nur die Metamorphose der Mo- nade in die Panzermonade Cryptomonas hervor. Die aufgestellten Genera sind auch hier nicht stichhaltig. Zahl der Rüssel, Form des Panzers, Augenpunkte sind veränderlich. Die Cryptomonas geht aus dem Bacterium ebensoleicht hervor wie aus der Monade Der Ent- wicklung des Panzers geht eine grüne Färbung des ganzen Paren- chyms voraus. Der Panzer zeigt sich entweder als eine sehr dünne zarte durchsichtige oder als eine dicke und glatte, feingestreifte starre Hülle; seine Form ist kuglig, elliptisch, gedreht, schildartig u. a. Cryptomonas pulvisculus ist in grünem Seewasser am häu- figsten. Sie entwickelt sich durch Heterogenie aus faulendem Floh- krebsgewebe, aus infundirten Distomen u. s. w. Aus letztern sah R. sie nach 5—6 Tagen entstehen. Der Inhalt der Cryptomonas besteht aus einer oder mehren Farbstoffzellen mit einer oder mehren Kernzellen. Dieselben ordnen sich zu einem traubenför- migen oder gelappten Haufen, zu einem wurmförmigen Körper, S-förmig gekrümmten und zusammengedrehten Spindeln u. a. bei andern läuft von der Panzeröffnung auf beiden Seiten eine Reihe von farblosen Zellen bis zum ‚Grunde fort und vereinigt sich daselbst in einer mittlen grössern Zelle, dies ist dieselbe Zellreihe, welche in Ceratoneis, Synedra, Navicula gefunden wird. Und in der That strek- ken sich diese Cryptomonaden zu jenen Formen aus, sie sind eben die Keime derselben. Der Panzer ist hiernach so elastisch, dass er . bei der Trennung sich theilt und beiden Hälften anschmiegt. Solch junge Ceratoneis zeigen noch eine schlängelnde Bewegung, welch2 : w viel träger als die Wimperbewegung der Cryptomonas ist, endlich “ aufhört, wenn der Panzer die Härte des Kieselpanzers der Navieula- ceen erhält. Der Panzer der Cryptomonas ist anfänglich so elastisch 34* 508 und durchsichtig, dass man seine Textur nicht erkennen kann, er be- sitzt eine äusserst feine spiralige Faserung, welche aus Bakterien- Elementen besteht. Verf. verfolgt diese Bildungsverhältnisse noch weiter, doch können wir ihm nicht weiter folgen, sondern müssen den Leser auf, das Original verweisen. — (Homoiogenesis 685— 85.) R. Leuckart, Untersuchungen über Trichina spiralis. Zugleich ein Beitrag zur Kenntniss der Wurmkrankheiten. Mit 2 Tf. Leipzig 1860. 4°. — Verf. stellt die Resultate seiner hier dargeleg- ten schätzenswerthen Untersuchungen am Schlusse in folgende Sätze zusammen: Trichina spiralis ist der Jugendzustand eines bisher un- bekannten kleinen Rundwurmes, welchem der Gattungsname Trichina verbleiben muss. Die geschlechtsreife Trichina bewohnt den Darm- kanal zahlreicher warmblütiger Thiere besonders der Säugethiere in grosser Menge. Schon am 2. Tage nach der Einwanderung erreicht die Darmtrichine ihre volle Geschlechtsreife. Die Eier der weibli- chen Trichine entwickeln sich in der Scheide ‚der Mutter zu filarien- artigen winzigen Embryonen, die vom 6. Tage an ohne Eihülle gebo- ren werden. Die neugeborenen Jungen begeben sich alsbald auf die Wanderung. Sie durchbohren die Wandungen des Darmes und ge- langen durch die Leibeshöhle hindurch dirckt in die Muskelhülle ih- res Trägers, wo sie sich bei günstigen Bedingungen zu der bisher be- kannten Form entwickeln. Die Wege auf denen sich dıeselben be- wegen, sind durch die intermuskulären Zellgewebsmassen vorgezeich- net. Die Mehrzahl der wandernden Embryonen bleibt in den zunächst die Leibeshöhle umgebenden Muskelgruppen besonders den kleinern und zellgewebsreicheren. Die Embryonen dringen in das Innere der einzelnen Muskelbündel und erreichen hier schon nach 14 Tagen die Grösse und Organisation der bekannten Trichina spiralis. Das infi- cirte Muskelbündel verliert nach dem Eindringen des Parasiten sehr bald seine frühere Structur. Die Fibrillen verfallen in eine feinkör- nige Substanz, während sich die Muskelkörperchen in ovale Kernzel- len verwandeln. Bis zur vollen Entwickelung der jungen Trichinen behält das infiecirte Muskelbündel seine ursprüngliche Schlauchform, während später sein Sarcolemma sich verdiekt und von den Enden her zu schrumpfen beginnt. Die von dem zusammengerollten Parasi- ten bewohnte Stelle wird zu einer spindelförmigen Erweiterung und in dieser beginnt dann unter dem verdickten Sarkolemma durch peri- pherische Erhärtung und Verkalkung der körnigen Substanz die Bil- dung der bekannten citronförmigen oder kugligen Cyste. Die Wan- derung und Entwicklung der Embryonen geschieht auch nach Ueber- tragung trächtiger Trichinen in den Darm eines neuen Wirthes. Die Weiterentwicklung der Muskeltrichinen zu geschlechtsreifen ist von der Bildung der Krystalle ganz unabhängig und geschieht sobald die erstern ihre Ausbildung erreicht haben. Männliche und weibliche In- dividuen sind schon im Jugendzustande zu erkennen. Die massen- hafte Einwanderung der Trichinenbrut bedingt unter Umständen tödt- liche Zufälle. Auch der Genuss trichinigen Fleisches hat je nach der 509 Menge der importirten Parasiten mehr minder gefährliche Symptome und selbst Tod zur Folge. Schöbl, Typhloniscus neue blinde Gattung der As- seln. — Die Augen fehlen gänzlich. Die äussern Fühler sind sehr stark in einer becherförmigen Vertiefung an der Unterseite der seit- lichen Stirnfortsätze eingefügt, ihr erstes Glied am kürzesten, das 2. längre am Grunde mit einem Höcker, das 3. gekrümmt und be- cherförmig, die folgenden wieder anders. Die innern Fühler sehr klein, dreigliedrig. Die äussern Schwanzanhänge sind zweiglie- drig, sehr gross, ihr Grundglied fast walzig, das Endglied kegelför- mig mit kurzen Borsten. Die innern Schwanzanhänge viel kürzer und eylindrisch. Die einzige Art T. Steini wird 21/5‘ lang, ist schnee- weiss und hat eine sehr ausgezeichnete Sculptur. Sie lebt unterir- disch in Ameisenbauen und ist sehr flüchtig, wird nur von einigen Ameisenarten geduldet, während andere sie tödten. Ihre Nahrung: besteht ans Pflanzenstoffen. Die Männchen sind viel seltener als die Weibchen Letztre legen im Mai blassgelbe Eier unter ihre Brust- platten, aus denen im Juni die Jungen auschlüpfen. Bei Prag. Sie: gehört in die Gruppe der Oniscinea. Die Mundtheile bestehen aus Oberlippe, Zunge, 4 Kieferpaaren und einem System von Chitinplätt- chen. ‘Verf. beschreibt dieselben sehr speciell, dann die Prosternal- platten, darauf die Speiseröhre, den sehr complieirten Kaumagen, die Mundhöhle, den Darmkanal, Leberschläuche, Nervensystem, Circula- tionsorgane, Respirationsorgane, Basalplatten, die Kiemen und die Geschlechtsorgane. —- (Wiener Sitzungsberichte XL. 279-330 10 Tf.) M. H. de Bonvouloir, Essai monographique sur la fa- mille des Throscides. Paris 1859. 80. 5 pll. — Nach einer hi- storischen Einleitung beschreibt Verf. von der Gattung Throscus Latr. folgende Arten unter Anführung der Synonymie und Literatur: der- mestoides L, constrietor Say, punctatus, integer Woll, brevicollis, asiaticus, carinifrons, Chevrolati, 'elateroides Heer, elongatus, exul, orientalis, obtusus Curt, du Valii — von der Gattung Drapetes Redt: collaris, nigripennis, cayennensis, unicolor, brunneus, nigricans, abdo- minalis, semirufus, lateralis, sellatus, balteatus, truncatus, tunicatus, dimidiatipennis, affinis, faseiatus, grandis, geminatus, equestris Fbr, quadripustulatus, bipustulatus, tomentosus, niger, praeustus, ruficollis, bicolor, nigriceps, cyaneus, azureus, variegatus, rubrofasciatus, nigri- ceps, sanguineus Cast — von der Gattung Lissomus Dalm: sagitta- tus, angustatus, gagatinus, punctulatus Dalm, impressifrons,, foveola- tus Dalm, bicolor Chevr, flavipennis Guer, sericeus, substriatus, dis- cedens, obconicus, bifloccosus Cart, hirticollis Cast, subpubescens — von der Gattung Hypochaetes n. gen. sericeus. — Kner beschreibt Belonesox belizanus n. gen. et spec. Cyprinodontum von Belize in Honduras. Der Gattungscharakter ist: Os rostriforme ad infra protractile, ossa inter- et inframaxillaria den- tibus confertis acutissimis obsita, a margine externo ad intus longi- tndine crescentibus, palatum et lingua edentula; radii branchiostegii 510 sex; pinna dorsalis supra analis finem incipiens, caudalis margo ro- tundatus; linea lateralis nulla. Die Art soll 12” lang werden. — (Wiener Sitzungsber. XL. 419-422 Tf.) Derselbe, ichthyologische Ausbeute von der Welt- umsegelung-der Novara. — Es wurden nah an 2000 Exemplare gesammelt, davon sind sicher bestimmbar 202 Gattungen und 354 Ar- ten, 61 Percoiden, 15 Cataphracti, 27 Sciaenoidei, 19 Sparoidei, 33 Scomberoidei etc. Eine grosse Anzahl dieser ist für die Wiener Sammlung neu, viele sind ganz neu. Die meisten wurden im indi- schen Ocean und der Südsee gesammelt, gar manche geben interes- santen Aufschluss über die geographische Verbreitung, — (Zbenda 423—428.) Derselbe, zur Characteristik und Systematik der Labroiden. -— Verf. macht zunächst auf die Unhaltbarkeit der Ord- nung der Pharyngognathi aufmerksam, weil dieselbe nur auf zwei positiven Merkmalen beruhe und von diesen selbst die Vereinigung der untern Schlundknochen nicht stichhaltig ist, wofür Kn. die Belege beibringt. Die Labroiden sind dagegen im Cuvier-Valenciennes’schen Sinne eine wahrhaft natürliche Familie und müssen ihren ursprüng- lichen Charaeter behalten. Als solcher stehen oben an die völlige Verwachsung der untern Schlundknochen und die Rundschuppen. Nach den Zähnen ordnen sich die Gattungen in “4% Gruppen: 1. Alle Zähne in beiden Schlundknochen sind kuglig oder elliptisch abgerun- det oder es trägt blos der Stiel des untern Schlundknochens einige spitze Zähne: Crenilabrus, Cossyphus, Lachnolaimus, Cheilio und Chei- linus. 2. Theils kuglige theils spitze Zähne in obern und untern Schlundknochen bei Labrus, Tautoga, Julis, Epibulus, Gomphosus, Xirichthys, Novacula und Anampses. 3. Blos spitze Zähne bei Cte- nolabrus, Acantholabrus, Coricus und Labroides. 4 In Schneiden auslaufende oder Kauflächen bildende Zähne bei Scarus, Callyodon und Odax. Nun die Gattungen im Einzelnen. Crenilabrus: der untre Schlundknochen in der Mitte stark verdiekt, mit convexem Hin- terrande und mehren Zahnreihen, deren mittle und hintere Kugel-- zähne grösser sind; das vorspringende Mittelstück mit einer einfa- chen oder doppelten Reihe kleiner rundlicher Zähne; Zwischen- und Unterkiefer mit nur einer Reihe sich abnutzender Zähne. Cheili- nus: Stiel des untern Schlundknochens mit 2 vollen Querreihen Ku- gelzähne, deren mittler in der Hinterreihe der grösste ist; obere Schlundknochen mit kugligen Zähnen, in deren Mitte jeden Kiefers 2 Fangzähne, dahinter kleine stumpfe, seitlich eine Reihe spitzer. Cossyphus: Schlundknochen mit mehren Reihen meist sehr kleiner Zähne dicht besetzt, die an den Rändern der Knochen in mehren Rei- hen über einander stehen, die 2 mittlen elliptische, hinten unten die grössten, im Zwischen- und Unterkieter 4 lange nach vorn gerichtete Zähne, dahinter eine höckerige Zahnplatte, welche vorn in einem Fang- zahn endet. Cheilio: untrer Schlundknochen mit 3 ganzen Zahnrei- 511 hen, sein in der Mitte verdickter Stiel’ mit 3 Reihen stumpfspitziger Zähne; in beiden Kiefern eine einfache Reihe ungleicher Kegelzähne und Zahnplatten. Lachnolaimus: Körper des untern Schlundkno- chens mit 5—6 Zahnreihen, die hintern letzten die grössten. Labrus: der untere Schlundknochen mit 3 ganzen Zahnreihen, nur die grös- sten hintern kuglig, alle übrigen wie auch die obern spitz, im Zwi- schen- und Unterkiefer ein äussere Reihe langer spitzer. Julis ist in 2 Gattungen aufzulösen. Julis im engern Sinne trägt auf dem nach hinten convexen untern Schlundknochen in der Mitte Kugelzähne in 3 ganzen Reihen, in der Mitte der Kiefer verlängerte Spitzzähne. Bei Halichoeres ist der am Hinterrande concaye untere Schlundkno- chen mit 2 Querreihen von Zähnen besetzt, welche in der zweiten Reihe gross, zusammengedrückt und spitz sind. Bei beiden kommen Arten mit Fangzahn im Mundwinkel vor. Xirichthys hat auf dem untern Schlundknochen mehr als 2 Reihen, die der 2. abgerundet, auf dem langen Stiele 2 Reihen spitzer. Novacula hat dieselben Zähne. Anampses unten mit 2 Querreihen, die Zähne der hintern viel grösser, stark compress und spitz, im Zwischen- und Unterkiefer 2 schiefe Stosszähne. Gomphosus unten mit mehren Querreihen stumpfspitziger Zähne, die der letzten Reihe grösser, schwach eom- press nach hinten mit einer Spitze, am Stiele 3 Reihen spitzer, die Kieferzähne in einfacher Reihe, die mittlen länger. Epibulus un- ten mit mehren Reihen, davon die vordern Zähne klein, theils kuglig theils stumpfspitzig, die hintern grösser und spitz; eine Reihe Kie- ferzähne. Acantholabrus alle Schlundzähne verlängert und zu- gespitzt, nur die mitlen der untern hintern Reihe abgerundet, auf dem verdickten Stiele Zahnreihen, im Kiefer dicke konische Zähne in äusserer Reihe, dahinter eine schmale Binde kleiner. Ctenola- brus auf beiden Schlundknochen spitze Zähne, auf dem Körper der untern 3 Querreihen, auf dem Stiele 2—3 Reihen spitzer, auf bei- den Kiefern hinter den längern Kegelzähnen der äussern Reihe eine schmale Binde kurzer dieker. Coricus obere Schlundknochen mit 4—5, untre mit 3, deren Stiel mit einer Zahnreihe, ‘die Kiefer mit einer Reihe spitzer. Labroides im Zwischen- und Unterkiefer nur 2 lange Fangzähne, dahinter Binden von Sammetzähnen, auf dem un- tern Schlundknochen eine Reihe von 10 Spitzzähnen. Scarus unte- rer Schlundknochen eine Zahnplatte, obrer nur mit einer Längsreihe, auch die Kiefer mit Zahnplatten. Callyodon untere Schlundzahn- platte mit 5—6 queren und 7—8 Längsreihen, obere Schlundknochen mit je 3 Längsreihen. Odax mit gewaltigen Schlundknochen, der untere mit vielen Reihen kleiner Kauzähne, obere ganz eigenthümlich. Die übrigen Gattungen konnte Kn. nicht untersuchen. — (EZbda. AT. 41—57. 2 If) Derselbe beschreibt folgende neue Fische: Centropus stau- rophorus von Zanzebar, Amphisile punctata ebendaher, Hemirham- phus Bleekeri Java, Astronesthes barbatus Brasilien. — (Zbda. AZAIZ. 531—547. TA.) . 512 Dumeril, notes pour servire ä l’histoire de l’Erpe- tologie et en particulier de la cöte du Gabon. Paris 1857. 80°. 2 pl. — Nachdem sich Verf. über die Amphibienfauna dieser Ge- gend im allgemeinen ausgesprochen beschreibt er Pentonyx gabonen- sis, Cryptopodus Aubryi, Anelytrops noy. gen. Scincoid. mit A. sphe- nopsiforme, Onychocephalus caecus, Holaropholis nov. gen. Colubrin. mit H. olivaceus, Elapomorphus gabonensis, Dendraspis Jamesoni und angusticeps, Hyla Aubryi. v. Pelzeln, zur Ornithologie von Norfolk. — Verf. be- stinnmte die von Bauer im J. 1804 und 1805 auf Norfolk gesammel- ten Vögel als Astur approximans VH, Climacteris scandens Tem, Zo- sterops tenuirostris und albogularis Gould, Gerygone modesta n. sp., Pachycephala longirostris Gould, Campephaga. longicaudata n, sp,, Aplonis obscurus Dub, Nestor norfolcensis n. sp., Hemiphaga spadi- cea Lath, Leucosarcia picata Lath, Charadrius xanthocheilus Wagl, Limosa Baueri Natt, Totanus glottis L Notornis alba White und einige andere. Letztere Art ist von White als Fulica alba beschrie- ben und von Andern als Albino des Porphyrio melanotus Temm be- trachtet. P. untersuchte das Originalexemplar. — (Wiener Sitzungs- berichte LAI. 329—332. Zfl.) Gl. Mıscellen. Durch Seewasser beschädigte Briefe wiederherzu- stellen. — Von den durch eine indische Post nach London gebrach- ten Briefen war ein grosser Theil durch Eindringen des Seewassers bis zur Unleserlichkeit beschädigt. A. Smee stellte dieselben durch folgendes Verfahren wieder her. Die Schrift wird mit verdünnter Salzsäure, wie sie die Droguisten liefern, leicht überbürstet. Nachdem das Papier hinlänglich von dieser Feuchtigkeit durchdrungen ist, wird es wieder mit einer gesättigten Auflösung von gelbem Kaliumeisencyanür überbürstet, worauf unmittelbar die Schrift in Berliner Blau erscheint. Bei dieser zweiten Operation muss die Flüssigkeit reichlich aufgestri- chen und dabei Sorge getragen werden, dass die Oberfläche des Pa- piers nicht durch zu starkes Bürsten zerrissen wird. Dieses Resultat wird durch die einfachsten chemischen Gesetze erhalten, indem sich das in der Dinte enthaltene Eisen durch die Einwirkung des Kalium- eisencyanürs in Berliner Blau umwandelt. Die Anwendung der Salz- säure hat einzig den Zweck, die Verbindung des Eisens in der Tinte mit dem Cyanür zu begünstigen. Der Brief wird dann in reinem Was- ser abgespült, zuerst zwischen Fliesspapier zusammengefaltet und dann in der Wärme getrocknet. Ist der Brief von dauerndem Werthe, so ist anzurathen ihn vor dem Einheften in das Actenstück behutsam mittelst Durchziehn durch eine Auflösung von Hausenblase zu leimen; je mehr das Papier anbrüchig ist, um so vorsichtiger muss bei die- sem Leimen zu Werke gegangen werden. Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die = i Provinz Sachsen und Thüringen ın Halle. 1860. December. - NE X Sitzung am 5. December. Eingegangene Schriften: 1. Stettiner entomol. Zeitung XXI Jahrg. Stettin 1860. 8°. Fortschritte in der- Physik im Jahre 1858. XIV. Berlin 1860. 8°, 3. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Görlitz X. Görlitz 1860. 8°. 4. Abhandlungen der Münchener Akademie VIII. Bd. III. Abtheil. München 1860. 4°. 5. Gelehrte Anzeigen der Münchener Akademie Bd. 49 u. 50. Mün- chen 1859. 1860. 4°. Zur Aufnahme angemeldet werden Herr Dramm stud. math. hier durch die Herren Stange, Krug und Giebel. Herr Bauer stud. theol. hier darch die Herren Giebel, Taschenberg und Stange. Herr Giebel berichtet über Leydigs Naturgeschichte der Daphnien, speciell besonders über deren Fortpflanzung. Die Weib- chen legen Sommereier ohne und Wintereier nach vorhergegangener Begattung. Herr Zinken sprach über die Schwierigkeit der richtigen Be- stimmung der specifischen Gewichte erdiger und holziger Braunkoh- len wegen der grossen Hartnäckigkeit, mit welcher diese die absor- birten Gase festhalten.‘ Derselbe hatte behufs Ermittelung des Un- terschiedes der specifischen Gewichte der Braunkohle der Grube von der Heydt und derjenigen der daraus gepressten Kohlensteine, die zu wiegenden Kohlenproben unter dem Recipienten einer, ihm durch die Gefälligkeit des Herrn Prof. Knoblauch zur Disposition gestellten Luftpumpe behandelt, aber gefunden dass die Entfernung sämmtlicher verschluckten Gase (atmosph. Luft, Sauerstoffgas ete.) ohngeachtet der geringen Grösse der verwendeten Kohlenstücke von nur 3bis 5 Grammen Gewicht, erst nach 4 bis 6 Stunden eines fast ununterbro- chenen Betriebes der Luftpumpe soweit entgast werden konnten, dass Bläschen sich nicht mebr entwickelten, Eine festere, holzige Varie: DD 514 tät war nach 14-stündiger Behandlung (in Perioden von 6, 4 und 4 Stunden) noch nicht völlig von Gas befreit worden und konnte des- halb zur Wägung nicht benutzt werden. Das spec. Gewicht einer erdigen Varietät der Förderkohle betrug 1,17 = a e - festern - - - - 1,29 £ = - - holzigen - - - - 1,18 - - - - leichten, bröckligen - - - 0,87 £ = - der Presssteine bei einer Probe - 1,31 S a - - - - einer andern Probe - 1,30 Die Wägungen wurden bei einer Temperatur des vor der Anwendung gehörig entlufteten destillirten Wassers von 13!/, bis 150 R. vorge- nommen. r Nach den gemachten Erfahrungen bezweifelt Hr. Zinken dass die in der Braunkohle enthaltenen Gase aus derselben durch das sonst gewöhnliche Verfahren des einfachen Einlegens der zur Wägung be- stimmten Stücke in das Wasser so vollständig entfernt werden kön- nen, wie es zur genauen Ermittlung des specifischen Gewichtes er- forderlich ist und dass daher die ohne Anwendung der Luftpumpe ausgeführten Bestimmungen von solchem für Braunkohlen, wenigstens soweit dieselben zu den erdigen und lignitartigen Varietäten und nicht zu den Moorkoblen, Pechkohlen und Glanzkohlen gehören, als ganz richtig anzusehen sind. Sitzung am 12. December. Eingegangene Schriften: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften zu Wien XL. Bd. Wien 1860. Als neue Mitglieder werden proklamirt die Herren Dramm stud. math. hier Bauer stud. theol. hier. Herr Giebel berichtet über die neuesten Beobachtungen, wonach die Süsswasserpolypen in einzelne Zellen zerfallen, welche sich zum Theil eincysten, so überwintern und dann muthmasslich neue Individuen bilden. Das Doppelheft der Zeitschrift für Juli und August liegt zur Vertheilung vor. Sitzung am 18. December. Gesellige Unterhaltung. nnÄAnanAannnND Bericht der meteorologischen Station in Halle. Juli. Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei W und trü- bem Wetter einen Luftdruck von 27''10'',44 und stieg bis zum Abend des folgenden Tages bei WNW und regnigtem Wetter auf 28°1‘,08, worauf es bei NNW und fortwährend regnigtem Wetter unter starken Schwankungen fiel und am 6. Nachm. 2 Uhr einen Luftdruck von 515 277,32 zeigte. Bei NW und trübem, regnigtem Wetter stieg dar- auf das Barometer wieder ziemlich schnell (den 8. Abends 10 Uhr = 27'11'“,62) und fiel dann wieder bei veränderlicher, vorherrschend nördlicher Windriehtung und durchschnittlich wolkigem Himmel bis zum 13. Abends 10 Uhr (26‘'7‘,86). Nachdem das Barometer bis zum 15. bei NNO ziemlich schnell gestiegen war (auf 27'11‘,10) fiel es “auch wieder ziemlich schnell, zeigte dann aber bis zum Schluss des Monats bei sehr veränderlichem, durchschnittlich wolkigem Himmel so häufige Schwankungen, dass es nicht thunlich erscheint, densel- ben bis in die Einzelheiten zu folgen. Am Schluss des Monats liess das Barometer einen Luftdruck von 27'902 erkennen. — Es war der mittlere Barometerstand im Monat = 2i‘'9'‘44. Der höchste Barometerstand am 2. Abends 10 Uhr war bei N = 281,08; der niedrigste Stand am 80. bei N war = 27'6‘“,99; demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat = 6‘'‘,09. Die grösste Schwan- kung binnen 24 Stunden wurde am 3. bis 4. Nachm. 2 Uhr beobach- tet, wo das Barometer von 28°0'',74 auf 27'8',96, also 3,78 fiel. Die Wärme der Luft war im ganzen Monat ausserordentlich gering und zwar so vertheilt, dass sie vom ersten an (— 100,6) bis zum 17. (= 1902) ziemlich anhaltend stieg und dann bis zum Schluss des Monats langsam bis auf 10°%,9 herabsank. Die mittlere Wärme des Monats ist = 130,20. Die höchste Wärme am 17. Nachm. 2 Uhr beiNO war = 240,0; die niedrigste Wärme am 6. Morg. 6 Uhr = 80,0. Die im Monat beobachteten Winde sind: 17 NO = 17 NNO =5 ;ı ONO 0 NW= 0 NNW =21 | O0SO 0 SO = 17 SSO’= 0| WNW 6) SW zer SSW = 0 | WSW woraus die mittlere Windrichtung berechnet worden ist auf W = 172053'27,61.—N. Die Feuchtigkeit der Luft war im Verhältniss zu andern Jahren gross und das Ergebniss der psychrometrischen Beobachtungen zeigte eine relative Feuchtigkeit von 77 pCt. an bei einem mittlern Dunst- druck von 4‘'‘74. Dabei hatten wir durchschnittlich wolkigen Himmel. Wir zählten im Monat 3 Tage mit bedecktem, 11 Tage trübem, 6 Tage mit wolkigem, 7 Tage mit ziemlich heite- rem, und 4 Tage mit heiterem Himmel. An 16 Tagen wurde Re- gen und zwar an den beiden letzten Monatstagen fast ununterbro- chen starker Regen beobachtet. Die Summe der Regenmengen ist —= 7025 par. Kubikzoll auf den Quadratfuss Land, was einer Re- genhöhe von 58‘,54 gleichkommt, Im Laufe dieses Monats wurden in Halle 2 Gewitter und an einem Abende auch Wetterleuchten beobachtet. gno2 ei] DD o0 nal I August. Das Barometer zeigte zu Anfang dieses Monats bei NNW und trüben Himmel den Luftdruck von 27'9‘‘,84 und fiel nach einer kur- 516 zen Schwankung bei NNW und trübem und regnigtem Wetter bis zum 4. Abends 10 Uhr auf 27'4',04, worauf es bei WNW und reg- nigtem Wetter bis zum 8. Morg. 6 Uhr wieder stieg (27‘10“,39). Während an den folgenden Tagen der Wind eine vorherrschend NO- liche Richtung annahm, fiel das Barometer unter zahlreichen kleinen Schwankungen langsam bis zum 16. Abends 10 Uhr auf 275‘,72, um dann bei NNW und regnigtem Wetter schnell wieder zu steigen (den 18. Abends 10 Uhr —= 27‘10‘,47.) An den folgenden Tagen sank das Barometer wieder langsam aber unter sehr zahlreichen und ziem- lich grossen Schwankungen, bei sehr veränderlicher, durchschnittlich westlicher Windrichtung meistens trübem und regnigtem Wetter bis zum 30. Abends 10 Uhr auf 27‘6‘',02 und stieg dann bis zum Schluss bei WSW und trübem Himmel auf 27'7‘,27. Der mittlere Barome- terstand des Monats war ausserordentlich niedrig = 27”8‘,12; der höchste Stand am 18. Abends 10 Uhr war bei W = 27”10“‘47; der niedrigste Stand am 4. Abends 10 Uhr bei NW = 274,04. Dem- nach beträgt die grösste Schwankung im Monat =: 6,43. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 4. bis 5. Abends 10 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27'/4''',04 auf 278,08, — also um 4'',04 stieg. : Die Wärme der Luft war im Anfang des Monats noch recht niedrig (11°) und stieg auch ziemlich langsam bis zur Mitte des Mo- nats (170,4) dann sank sie sehr bald wieder auf c. 13° und erhielt sich auf dieser Höhe, geringe Schwankungen abgerechnet bis gegen den Schluss des Monats, wo sie bis auf 150,6 stieg. Die mittlere Wärme des Monats war —= 130,48, also ausserordentlich niedrig. Die niedrigste Wärme wurde beobachtet am 16. Nachm. 2 Uhr bei NO = 210,8; die niedrigste Wärme am 8. Morg. 6 Uhr = 99,1. | Die im Monat beobachteten Winde sind: N =i8 NO =1 NNO = 6| ONO = 0 OR INN 1 NNW = 12 0OSO = 0 Ss =,0 soO = SSO = 0 wWIW= 2 wWw=18 SW =,.3 SSW = 0 WSW = 14 woraus die mittlere Windrichtung des Monats berechnet worden ist = W-—4302'4,87—N. Die Luft war auch in diesem Monat verhältnissmässig feucht zu nennen. Die mittlere relative Feuchtigkeit betrug wieder 77. pCt. bei dem mittlern Dunstdruck von 4'',75. Dabei zeigte sich der Him- mel durchschnittlich wolkig. Wir zählten 12 Tage mit trübem, 11 Tage mit wolkigem, 5 Tage mit ziemlich heiterem und 3 Tage mit heiterem Wetter. An 15 Tagen wurde Regen beobachtet, die Summe der Regenmenge auf den Quadratfuss Land beträgt 399',0 par. Kubikzoll. Demnach beträgt die Regenhöhe dieses Monats = 33'',25. In diesem Monat wurden in Halle 3 Gewitter mit Regen beob- achtet. Weber. Km: Serichtigungen. Band XIV, 1859. S. 9, Z. 4 v. u. Veterinärk. — 8.11, 2.3 v. 0. grössere. — S. 200, Z. 23 v. o. Örsted st. Oersted, Z. 12 v. u. Kuopio. — S. 201, Z.1vw. u. Akerman. Band XV, 1860. S. 127, Z.13 v. o. Abdominalanhänge. — 8. 274, Z. 14 v. o. Digitus. — S. 281, Z. 6 v. o zu unterst feinen und. Band XVI, 1860. S.1, Z.11 eine st. einer. — S.5, 2.5 v.o. Falsterbo. — S. 6, Z. 10 v. o. sie st. er. — S. 9, 2.6 v. o. auch st. eben, Z. 21 v. o. ihn st. ihm. — S.12, Z.2 v.o. Ekström, Z.11 v.o. gelegenen Untiefen. — S. 14, Z. 22 v. o. 1” Länge, Z. 7 v. u. nörd- lich. — S.15, Z.7 v. o. Obss. ichth. — S.19, Z.16 v. u. beschreibt, Z. 15 v. u. als verschieden. — S.20, Z. 21 v. o. Kindheit und bekam späterhin aus, Z. 16 v. u. als dass der Hering kein Gras frisst. — S. 23, Z. 14/15 v. o. den st. denen, Z. 15 v. o. Eiern. — 8. 24, 2.4 v..o. Yarrell. — S. 29, Z.1 v.u. Athenzus. — S. 33, Z.4 v.0. oxyr- rhynchus — S. 34, Z.1 vw. u. 80 st. 30. — S. 35, 2.13 v. u. Houting. — S.37, 2.50, Berättelse. — S. 40, 2.6 v. o. Fragezeichen. — S.42, Z.18 v.u.bst.ß. — S. 43, Z. 8 v. o. Exemplar, Z.9 v. o. 1’ 61/3‘. — 8.44, 2.183 st. 82. — S. 46, Z. 10/11 v. u. von den vorherge- henden. — S. 47, Z. 9 v. o. ist hinzuzufügen: rundlichen, ziemlich breiten, festsitzenden Schuppen, mit. — S.48, Z. 13 v. o. den st. die. NB. Statt des aa in den schwedischen Namen ist immer ä zu lesen. Band XVI. \ Seite 303 Zeile 4 von oben: anstatt celytia lies clytie. „ 3065 „ 16 „ unten: „ machaox lies machaon. »„ 306 „ 1 „ oben: „ .alvens lies alveus. „ 308 „ 23 „ oben: . „ Nadaria lies Nudaria. „ 33l3 „ 21 „ unten: „ Zähne lies Höhen. »„ 315 „ 19 „ oben: „ Dickonia lies Dichonia. »„ 317 „ 10 „ unten: „ terebrata lies tenebrata. » 320 „ 5 „ oben: „ pallislalis lies palliolalis. OO mann nrınnn eve‘ Bücher - Anzeigen. Verlag von Julius Springer in Berlin. Soeben ist erschienen: Der Electromagnetismus von Dr. Julius Dub. Mit 120 in den Text eingedruckten Holzschnitten. In einem Bande von 34 Bogen auf Velinpapier. Preis 3 Thlr. 10 Sgr. 7 Das Werk giebt eine, noch in keiner Literatur als ein abgeschlos- senes Ganzes existirende systematisch und wissenschaftlich begründete Darstellung der Resultate aller bisherigen Forschung auf dem Gebiete des Electromagnetismus und wird dieses einem Jeden erwünscht sein, für den die Gesetze der Wirkung dieser Kraft von Interesse sind. Bei Ferdinand Enke in Erlangen ist erschienen und in allen Buchhandlungen des In- und Auslandes zu haben: Handbuch der Lithologie oder. Gesteinslehre von Dr. J. R. Blum. Mit 50 Figuren. gr. 8. geh. 2 Thlr. oder 3 fl. 24 kr. rn >} -Bei C. Hoffmann in Stuttgart ist soeben erschienen: J. A. Naumann’s Naturgefchichte der Vögel Deutfcjlands. Foriseizung der Nachträge von Dr. Blasius, Dr. Baldamus und Dr. Fr. Sturm. '13ter Theil, Ste Liefrg., 20 Druckbogen und 20 Tafeln. A thlr2 —Sl2 BIS Ikr NB. Diese Lieferung bildet den Schluss des classischen Werkes, melches anerkannt einzig in der gesammten ornithologischen Literatur dasteht. Der Preis des vollständigen Werkes ist 212 thlr. — 371 fl.; dasselbe kann jedoch auch bandweise allmälig bezogen werden, wie denn auch diejenigen Abonnenten, welche nur die früheren Bände be- sitzen, die inzwischen erschienenen Bände oder Lieferungen apart be- ziehen können, soweit der Vorrath reicht. wnannnnnnnnnn % Tübingen. Im Verlage der H. Laupp’schen Buchhandlung (Laupp & Siebeck) ist soeben erschienen und in allen Buchhand- lungen zu haben: Epochen der Natur von Fr. Aug. Quenstedt Professor in Tübingen. Mit ca. 800 Holzchnitten. Erfte Lieferung. (Bog. 1-16.) weite Lieferung. (Bog. 17—32.) Subscriptions-Preis jede Liefrg. 2 fl. 48 kr. = 1 Thir 20 ngr. Das Werk erscheint in 3 solchen Lieferungen und kostet jede Lieferung im Subscriptionspreise: 2 fl. 48 kr. = 1 Thlr. 20 ngr. Die dritte und letzte Lieferung mit vollständigem Register erscheint bis Ostern 1861. u In der €. F. Winter’schen Verlagshandlung in Leipzig und Heidelberg ist erschienen: x drundzüge der Mineralogie von Dr. Gustav Leonhard, ausserordentlicher Professor in Heidelberg, Zweite, neubearbeitete Auflage. Mit 6 Tafeln Abbildungen. sr. 8. Geh. 2 Thlr. nn Vorräthig in allen Buchhandlungen. Im Verlag von 3. Engeihorn erscheint soeben: Spflematifcher Atlas Waturgefdigte Schule und Haus von Traugott Bromme, enthaltend 36 Tafeln in Folio mit 700 Abbildungen und circa 10 Bo- gen Text, vollständig in 6 Lieferungen & 12 ngr. — Jeden Monat werden 2 Lieferungen ausgegeben, so dass dieses schöne und nütz- liche Werk, welches sich durch correcte Zeichnung, prachtvolles Colo- rit und genaue Angabe der natürlichen Grösse bei allen abgebildeten Gegenständen auszeichnet, noch vor Schluss des Jahres in den Hän- den der verehrlichen Subscribenten sein wird. ‚In der ©. F. Winter’schen Verlagshandlung in Leipzig und Heidelberg sind soeben erschienen: Leuckart, Prof. Dr. R., Untersuchungen über Trichina spiralis. Zugleich ein Beitrag zur Kenntniss der Wurmkrankhei- ten. M. 2 lithogr. Tfln. 4. geh. Ladenpreis 28 Ngr. —— Bau und Entwicklungsgeschichte der Pentastomen. Nach Un- tersuchungen besonders von Pent. taenioides und P. den- ticulatum. Mit 6 lithographirten Tfln. 4°. geh. La- denpreis 2 Thlr. Grisebach, A., Erläuterungen ausgewählter Pflanzen des tro- pischen Amerikas. gr. 4. geh. 20 Negr. inannnnnnnnnN Von der I Naturgefchichte der Inferten Deutfchlands, Begonnen von W. FE, Erichson, fortgesetzt von Prof. Dr. H. Schaum, Dr. 6. Kraatz und H. v. Kiesenweiter. sind bis jetzt erschienen: Ersten Bandes erste Hälfte, bearbeitet von H. Schaum. Preis 4!/, Thlr. Zweiter Band: die Staphylinen enthaltend (vollständig), bearbeitet von @. Kraatz. Preis 6 Thlr. Dritter Band, bearbeitet von Erichson. (Vollständig.) Preis 5 Thlr. Vierter Band, bearbeitet von H. v. Kiesenwetter, Lieferung 1. 2. NB. Die dritte Lieferung des vierten Bandes befindet sich unter der Presse. Um die Anschafung des Werkes möglichst zu erleichtern, kann dasselbe entweder in einzelnen Bänden oder auch in Lieferun- gen bezogen werden. Die Preise der Bände sind vorstehend ange-. geben; einzelne Lieferungen kosten durchschnittlich 1 Thlr. Eine Vertheuerung des Werkes tritt durch den einzeln Bezug nicht ein. wu Die Schmetterlinge um München. Enthaltend Tagfalter, Schwärmer, Spinner und Eulen in Sy- stematischer Reihenfolge nebst Angabe des Fundortes, der Erscheinungszeit, der Zeit des Sammelns der Raupen, der Nahrungspflanzen und vielen andern praktischen Bemerkungen von d. Bapt. Kranz. 16. broch. 42 kr. München, Georg Franz. Die in diesem Werkchen enthaltenen Angaben beruhen auf mehr als zebnjährigen Selbstbeobachtungen des Herrn Verfassers und sind sorgfältigst mit den Aussprüchen älterer und neuerer Hauptwerke der betreffenden Literatur verglichen und daraus ergänzt. Es kann be- stens empfohlen werden, als bisher über die Schmetterlinge dieser Gegend noch Nichts veröffentlicht worden ist. (Druck von W. Plötz in Halle.) Sachregister für Band XV, und XVI. Bei allen Seitenzahlen des sechzehnten Bandes ist die Bezeichnung des Bandes weggelassen. A. Aal 15. Absorption der dunkeln strahlen- den Wärme in den Medien des Auges 472, Acrochordinus XV. 500. Aenderungen der Mineralconsti- tution 65. Aepfelsäure, isomere Säure mit der XV. 221. Aeschna, neue 197. Aether des Glycols 75, Aether, neuer der schwefligen Säure XV. 56. Aethermilchsäure 172. Aethoxacetsäure, Bildung XV. 238. Aethyläther, Verhalten zu Na- triumäthylat XV. 469. Aethylamin, Derivate XV. 344. Aethylenbisulphochlorid 169. Aethylendibromid XV. 472. Aethylenoxyd 348. Aethylenoxyd, Verbindung mit Wasser und Ammoniak XV. 472. Aethyllactamid 173. Akaloid, neues aus den Cocablät- tern 481. Akmit, Krystallform 490. Alanin, Rückbildung aus Milch- säure XV. 173. Aldehyde, Bildung von Alkohol daraus XV. 469. Aldehyde, Verhalten zu Säuren XV. 347. Alepidosaurus 202. Algen foss. 99. Alkaloid, neues aus dem Cinoidin in 480. Alkohol, Bildung aus den Alde- * hyden XV. 469. Alkohol, Coagulation des essig- sauren Kalkes durch XV. 469, XVI. 1860. Alkohol und Wasser, Dichtigkeit der Gemenge von 342. Alkoholnatrium auf Jodoform 73. Alloxan, Zersetzung durch Cya- nüre XV. 64. Amalgam, natürlich 491. Amblystegium XV, 510. Amidosäuren, Verbindungen mit Cyan XV. 350. Ammoniak brennbar 67. — Volum 67. Ammoniakchromverbindung, neue 476. Amphibien, Olassificat. 384. Amphibien von Gabon 512. Amylamin, Wirkung des Schwe- felkohlenstoff auf XV. 471. Anabas trifoliatus 202. Analyse, chemische durch Spec- tralbeobachtungen XV. 456. Anatas 96. XV. 191. Anhydrit pseudomorph. XV, 193. Anisomyon n. gen. Moll, XV. 501. Ankerit XV. 192. Antimon 72. Antimonjodsulfurat 477. Antimonpentachlorid, Anwendung zur Darstellung von Chlorver- bindungen XV. 474. Aphanarthrum XV. 215. Arsen, metallisches, Giftigkeit des 164. Arsen von Antimon 72. Arsenige Säure, Einfluss der Fette auf die Löslichkeit der XV. 475. Arsenik XV. 464. Arsensilber XV. 190. Ascaris, neue XV. 518. Asplenium Heufleri XV. 509. Atacama, Reise durch die Wüste — 341, Atmosphäre, Strömungen 160. 35 522 Aufeinanderfolge geologische, or- ganischer Wesen 425. Augen d. Seesterne XV. 387. Augitkrystalle 491. Avicula contorta, ihre Schichten RVNIT. Azoxybenzid, Derivate des 479. B. Barometer,hermetisch zugeschmol- zen XV. 452. h Basalt, Schmelzversuch XV. 75. Basen aus dem Torf durch trock- ne Destillation 482. Basis in der Coca 81. Bastard von Pflanzen 105. Batterie, Leydener, Prüfungsmit- tel des Stromes einer XV. 333. Baumfarren 391. Baumwolle , Sauerstoflaufnahme der durch Oel getränkten 346. Bejoniaceen 389. Belemnitella XV. 356. Belonesox 509. Benzoesäurereihe, aus der — 479. Bernsteinlager 89. Betacinchonin 480. “ Bibrombernsteinsäure 350. Bier, Bestimmung des Extractge- haltes im — 355. Blei, spec. Gew. XV. 333. Bleicarbonat XV. 342. Bonebed in Hannover 92. Boracit, künstlicher 121. Boraxkalk 490. Borsäure im Meerwasser XV. 340, Botanisiren 197. Botrytis fomentaria 192. Brachiopoden XV. 375. Brachiopodenlarve XV. 81. Braunkohlen bei Halle &4. — Neuseelands 357, — des Samlandes 89. —- bei Salzhausen 253. — Steiermark 180. — im Vogelsberge 86. Braunkohlenformation, Fauna der 147. Brechbarkeit der ultra-violetten Strahlen XV. 164. Brechungsexponenten einiger Me- talle und Metalloide im gasför- migen Zustande 473. Bromeliaceen XV. 375. Bromquellen in Bayern 163. Bryozoen, paläoz. XV. 76. Bryum fallax XV. 510. neue Körper x Bullardia aquatica 105 Butter, blaugrünlich gefärbt XV. 178. Buttermilchsäureäther 173. C Cacteenstacheln, Entwicklung 192. Caleitkrystalle 185. Californienne 9. Calosomen, foss. 496. Campher, Einwirkung von Phos- phorchlorid auf — 352. Carbonade der Thonerde 69. Cephalopoden von Hallstadt 187. Ceratit, neuer 380. Cerit XV. 74. Chaetodontidae 410. Chaetogaster XV. 385. Chamsin, ungewöhnlich starke ele- ctrische Erscheinung beim We- hen des XV. 336. Chelidoninsäure 350. Chemischer Prozess, Electricitäts- entwickelung dabei XV. 52. Chinovasäure 351. Chinovin XV. 477. Chiropteren europ. XV. 388. Chlor, Einwirkung auf Valeral XV. 470. Chlorkalk, Zersetzung 68. — auf Schwefel 68. Chlormilchsäureäther 172, Chlorophylibildung XV. 202. Chlorschwefel, Einwirkung auf Elayl XV. 347. Chlorschwefel, Verbindung mit Chlorjod XV. 464. Chlorverbindungen, Anwendung des Antimonpentachlorid zur Darstellung von — XV. 474. Chlorverbindungen auf Glycole 75. Chlorwasserstoffsäure, neue Be- reitungsart XV. 463. Chorda dorsalis d. Selachier XV. 205. Chrom, leichte Darstellung XV. 466. Chrom neben Eisen zu entdecken XV. 341. Chylus, Harnstoff darin XV. 352. Cidaris subnodosa Meyer XV. 44. Cimieinsäure 74. Cinchona 110. Circularpolarisation 474, Cirsium Reichardti XV. 510, Cocablätter, neue organische Base aus den — 481. 523 Cölestin, Vorkommen 371. Coleophoren, scandinavische XV. 144. Colophonium, Destillationsproduct _ Columbit XV. 190. Conchylien Tyrols XV. 515. — Afrikas XV. 516. — Japans XV, 210, 516. 198. Conchylien foss. Travemünde 380. Congerienschichten XV. 486, Convolvulus caput Medusae 194. Coregonus 31. Craspedopoma, canarische 198. Crinoideen, devonische 379. Crustaceen in Ascidienlebend XV. 114. Crustaceen silurische XV. 197. Curculionen neue 405. Cuscuta XV.78. 384. Cyan, Verbindungen mit Amido- säuren XV. 350. Cyanoform XV. 63. Cyanide XV. 343. Cyanüre, Einwirkung auf Alloxan XV. 64. Cynips neue XV. 520. Cytocrinus XV. 195. D. Dämpfe, spec. Gew. bei sehr ho- hen Temperaturen XV. 49. Daphniden 199. Daphnin 353. - Dextrin, neue Darstellungsmetho- de XV. 477. Diamanten, wahre Lagerstätte XV. 87: Diamantenlager XV. 372. Diansäure 164. Diceras XV. 196. Dijodessigsäure XV. 471. - Diluvialschlamm XV. 68. Dinitramylen 169. Dinitrotoluylsäure 77. Dintenfische, foss. 100. Dipteren XV. 519. Discostigma 393. Dolerit bei Eisenach 366. Dolomitkrystalle in Gyps 312. B: Echinodermen oolith. XV. 375. Eaelsteinkunde XV. 496. Eis Dichtigkeit XV. 453. Eisen, Bestimmung XV. 341. Eisenoxyd, Trennung von Titan- säure und Zirkonerde XV. 56. eh atmosphärische XV. Electrieitätsentwicklung durch den chemischen Prozess XV, 52. Electrische Erscheinung, unge- wöhnlich starke beim Wehen des Chamsin XV. 336. Electrische Leitungsfähigkeit der Legirungen XV. 468. Electrische Leitungsfähigkeit des Kupfers und deren Verminde- rung durch Metalloide und Me- talle XV. 460. Electrisches Licht, Regulator XV. 170. 457. Electrolyse, Entdeckung giftiger Metalle durch die — XV. 467. Electrolyse, Durchgang der — durch Glas 345. ee Spannungsgesetze XV. 8. Elemente, constante, bequeme Com- bination XV, 335. Entomostraceen 198. 199. Epidot XV. 71. 492. Bel durchsichtigeXV. 71. . Eruptivgebirge Ungarns XV. 482. Erzgänge, Przibramer, neue Vor- kommnisse auf den — 372. Erzvorkommnisse in den Goldfel- dern Victorias XV. 193, R. Färbende Substanzen zen 83. Fäulniss 478. Falterfauna von Zeitz 301. Faujasit XV. 72. Fauna der Braunkohlenformation 147. Feldspath nach Aragonit 95. — im Schwarzwalde 96. Felsite XV. 491. Fette, Einfluss auf die Löslichkeit . der arsenigen Säure XV. 475. Fisch, leuchtend XV. 523. Fische, lithographische 188. Fische neue 511. Flamme, Töne einer Röhre durch eine — XV. 58. Flora von Ajanensis XV. 505. — von Benguela XV. 202. — von Kärnten XV. 201. in Pflan- 524 Flora des Kölner Domes 499, — von Meklenburg 197. — NDeutschlands 197, — von Persien XV. 507. — von Pommern XV. 201. Flora der Braunkohlen 57. Flora der Kohlen XV. 497. Flora der Kreide XV. 194, — Lias XV, 497. — permische XV. 76, — Piemont foss. XV. 497. — des Rothliegenden 379. Flüssigkeiten, Einschluss von — in Mineralien 460. Fluorescirende Flüssigkeit XV.332, Fluoreseirende Lösung XV. 455. Föhnwind XV. 157. Foraminiferen bei Magdeburg 379. Foraminiferen der Kreide 186. Frauenhofersche Linien XV. 164. Fuchsin 70. 81, Fulgorinen neue XV. 214. 6. Gährung, alkoholische XV. 344. Gährung, geistige 478. Gänsegalle XV. 89. Generatio aequivoca 393. Geognosie von Ilmenau 358. — Westphalens 362. Geologie 356, Geologie von Corfu XV. 68. — von Puynipet XV. 69. von St. Cassian XV. 360. von Schlesien XV. 479. von Sudeten XV. 480. von Stewartinseln XV. 69. von Transkaukasien XV.186. von Wien XV. 485. von Galizien XV. 484. von Krakau XV. 481. von Luzon XV. 69. von Odenwald XV. 489. von Dobberan XV. 359. Geolödie der Zukunft XV. 148. Geschiebe mit Eindrücken 483. Glimmer 490. Glimmerschiefer metamorph. 184. Glinkit XV. 369. Glycerin 79. Glycol, Wirkung von Säure auf XV. 59, Gold, electrische Leitungsfähig- keit XV. 335. Gold zu feinen 72. Gordius in Vanessa XV. 215. Grundeis, Bildung XV. 453. PERESDRrER Guano, seine salpeters, Salze 83, Guayacanit XV. 191. Gummi, Bildung von Weinsteinsäu- re aus XV. 63. Guttapercha, Verwandlung 83. Gymnetrus- Grillii 334. Gyrodactylus 398. Haering 1. Handlingar, Königl. Svenska Ve- tenskaps - Akademiens, Inhalt 340. ' Handlingar, K. Svenska Vet. Ak.’s XV. 331. Haplophthalmus n. gen. Isopod. XV. 518. Harmonika, chemische XV. 50.336. Harn, phosphors. Kalk im mensch- lichen 355. Harnstoff in Chylus und Lymphe XV. 352. Harpyia destructor XV. 83. Harz von Ficus rubiginosa 353. menu n. gen. Vermium XV. Helioeidaris 498. Hemipteren 400. Hoernesit XV. 491. Holzasche, Auslaugen 163. — Prüfung der — auf ihren Ge- halt an freiem und kohlensau- rem Kali 163. Honigstein XV. 491. Hoplarchus 409, Hydrate der Baryterde 68. ı — Strontianerde 68. Hypnum polymorphum XV. 510. Hyrax 414 I. Jahreswärme, Einfluss der Ver- theilung von Land und Wasser auf die — XV. 158. Ichthyosauren 190. Infusorien 115. — Fortpflanzung 117. Insekten fossile XV. 377. Insekten, schädliche 406. Jod, Verhalten gegen Stibithyl, Verhalten gegen Senföl 476. Jodäthyl, Darstellung XV. 469. Jodmissäure, Bildung 349. Jodantimon isomorph mit Jodwis- muth 477. Jodbenzoesäure, Bildung 349. Jodquellen in Bayern 163. 525 Jodsäuren, Darstellung XV. 339, Jodtoluylsäure, Bildung 349. Isatin 82. Isomeren des Terpentinöls XV. 62. Isomorphie der Zinn-, Kiesel- und Zirkonsäure XV. 368. Jura in Ungarn XV. 479. Juragesteine analysirt XV. 67. K. Kadmium von Kupfer 71. Käfer von Madeira XV. 215. 520. — Molucken XV. 215. — Californien XV. 522. — Mossambique XV, 523. Käfer, neue -707. — Chilis 406. — Kansas 408. Käfer um Arnstadt XV. 282. Kälte, Ursache der — auf hohen Bergen XV. 161. Kali, freies, Bestimmung des — in Holzaschen 163. Kali, kohlensaures, Bestimmung des — in Holzaschen 163. Kalium, krystallisirtes 347. Kalk, essigsaurer, Coagulation durch Alkohol XV. 469. Kalk, gebrannter, Prüfung ‚auf seinen Gehalt in Aetzkalk 476. Kalk, phosphors., im menschli- chen Harn 355. Keuper in Hannover 92, Kieselsäure, Isomorphie mitZinks. und Zirkons. 368, Kieselzinkerz, Krystallform 184. Klangfiguren von Flüssigkeitstro- pfen gebildet XV. 161. Klauendrüse XV. 207. Klimatische Verhältnisse des Ter- tiärlandes XV. 1. Knochen, tertiäre 382. — am Chimborasso 388. Knochenbreceien am adriatischen und Mittelmeer 132. Knochenfische, echte im Steinkoh- lengebirge 324. Knochenhöhlen 356. Kobalt - Nickeloxydul. Ammoniak, oxals. XV. 350. Kössener Schichten Ungarns 176. Kohlensäure, Quelle der — aus der Lunge XV. 65. Kohlensäure, Zerlegung XV. 171. Kohlenstoff in den Urgebirgsge- steinen XV. 275. Kohlenstoff, vierfacher und seine Derivate XV. 475. Kohlenstoffsulfür 475. . Kohlenwasserstoffe aus dem Stein- öl XV. 177. Kometen von 1858 XV. 156. Korkeiche 392. Kraft, Erhaltung der — in den vitalen Vorgängen XV. 159. — Zusammenhang zwischen der physischen, chemischen und vi- talen XV. 159. Kuhmilch, blaue 175. Kupfer, gediegenes XV. 369. Kupfer, electrische Leitungsfähig- keit und Verminderung dersel- ben durch Metalloide und Me- talle XV. 460. Kupfer- und Zinklegirungen 347. Kupfererze XV. 368. Kupferoxyd, Krystallform XV. 74. Kranzit 97. Krystallform des XV. 74. . Krystallgestalt des Faujasits XV. 12 Kupferoxydes Krystallstructur, mikroskopische Kyaphenin 479. L. Labroiden 510. Lactamethan 173. Lactylchlorür 171. Lampterocrinus XV. 195. Landconchylien, neue XV. 209.210. Lapis-lazuli 95. Laumontit XV. 187. Lavaströme der Eifel 485. Leber, Zucker aus dem Glycogen der — gebildet XV. 478. Leber, zuckerbildende Function der — 355. Legirungen XV. 452. Legirungen aus Kupfer und Zink 347. Legirungen, Ausdehnung durch die Wärme 343. Legirungen, electrische Leitungs- fähigkeit XV. 460. Leitungsfähigkeit, electrische des Goldes XV. 335. Leitungswiderstand, galvanischer, Bestimmung des — 345. _ Lepidosiren annectens XV. 523. Leproconcha paradoxa XV. 45. Leptopterygius 410. 526 Lernaeocera Gasterostei 198, Lettenkohle des Harzes XV. 355. Lias der Cordilleren 54. Lias bei Halberstadt 357. — Falkenhagen 486. — am Neckar XV. 487. Liasgesteine analysirt XV. 67. Libethenit XV. 190. Lingulinopsis 100. Liriope XV. 153. Lithium, Aequivalent XV. 170. Lithologie 356. Lituiten 380. Luft vom Mont Blanc, Znsammen- setzung XV. 463. Luftleere, Anzeige des Grads der 43 Lunge, Quelle der aus der — aus- gehauchten Kohlensäure XV. 66. Lymphe, Harnstoff darin XV. 352, M. Mackaya n. gen. Plantar. XV. 78. Malaconit 97. Maranteae XV. 506. Mastodon in Russland 388. Materie, Wesen der — und deren selbstthätige Gestaltung zu ei- ner wohlgeordneten Körperwelt 243. Meer, Strömungen 160. Meerwasser, Borsäure darin XV. 340. Melasse 352. Messkette, verbesserte XV. 397. Metalle, Ausdehnung durch die Wärme 343. Metalle, Brechungsexponenten ei- niger — im gasförmigen Zu- stande 473. Metalle, giftige, Entdeckung durch Electrolyse XV. 467. Metalle, kostbare, Verlust der — beim Proben 348. Metalloide, Brechungsexponenten einiger — im gasförmigen Zu- stande 473. Meteoreisen XV. 189. 370. Meteorisches Phänomen XV. 158. Meteorit von Schalka 493. Meteoriten von Caleutta 492. Meteorologische Beobachtungen in Cöln 467. Meteorologisches Phänomen XV. 451. Meteorologische Mittel in Basel XV. 158. Methoxacetsäure, Bildung XV. 221. Methylendijodid XV, 472. Milchprüfung 175. Milchsäure 170. Milchsäure, Umwandlung in Pro- pionsäure XV, 173. Milchsäureäther 172. Milchzucker, Bildung von Wein- steinsäure aus XV. 63. Mineral, brennbares 376. Mineral, neues XV. 491. Mineralanalysen: Akanthit 494. — Glaserz 494. — Rhodizit XV. 13. — Boraxkalk XV. 73. — Tincaleit XV. 73. — Cerit XV. 14. — Kupfererze XV. 368. — Stasfurtit XV. 155. — Borazit XV.155. — Laumontit XV.187. — Serpentin nach Glimmer XV. 188. — Olivin, veränderter XV. 188. — Meteoreisen von Zaca- tecas XV. 189. — Columbit XV. 190. — Arsensilber XV, 190. — Guayacanit XV. 191. — Schwefelarsenkupfer XV. 191. — Spatheisenstein XV. 192. — Ankerit XV. 192. — Kalkspath XV.192. — Honigstein XV. 491. — Steinsalz XV. 492. — Epi- dot XV. 492. — Vesuvian XV. 492. — Datolith 185. — Stilbit 186. — Eisenstein, oolithischer bei Sommerschenburg 339. — Kohle von Bentheim 371. — Gmelinit 376. — Platinerz 376. Mineralbildungen, secundäre im Grünsteingebirge 494. Mineralien, Stickstoff und organi- sche Bestandtheile in —. 374. Mineralien in Kärnthen XV. 192. Mineralien in Victoria XV. 193, Mineralien in Salzburg XV. 490, Mineralien in Mineralien 98. Mineralien, Einschlüsse von Flüs- sigkeiten in — 460. Mineralogische Notizen 401. XV, 193. - Mineralquelle zu Wildungen 475. Mineralvorkommen am Hüttenber- ger Erzberge(Kärnthen) XV. 192. Mineralvorkommen, neue, in Sie- benbürgen XV. 490. Mineralvorkommnisse, Kärnthen XV. 192. Mineralvorkommnisse bei Goslar 209. Minette 366. Missbildungen, pflanzliche 500. Moose in Oestreich 196. neue, in 527 Muraena anguilla 15. Muscariae, neue 40. Muschelkalk b. Sondershausen 48. Muschelkalkpetrefakten XV, 42. Myxogasteres XV. 508. N. Naphthalin, Wärme und latente Schmelzwärme XV. 161. Naphthylschweflige Säure 78. Natrium, Einwirkung auf Jodme- thyl und Aether 167. Natrium, krystallisirtes 347. Natronammoniumoxyd, schwefel- saures XV. 466. Natron, unterschwefligsaures, Ver- halten zu schwefligsaur.Kalk 476. Nauckit 492. 5 Nautilus Willocki XV. 76. Neoschizodus XV. 46. Nickel 70. Nickel, würfelförmiges, Analyse 494. Nickelerze mit Uranverbindungen 185. Niederschläge, Menge der — bei Bonn 467. Nigella damascena XV. 80. Nordlicht 64. Notizen, Mineralogische XV. 193. 0. Oefversigt af K. Vet. Ak.’s For- handlingar XV. 329. Oelbildendes Gas, Derivate 76. Oelbildner, Derivate der 169. Ohr, Empfindlichkeit des mensch- lichen — für Höhe und Tiefe der musikalischen Töne 472. Olivin XV. 188. Orangit 94. Organische Bestandtheile in Mi- neralien 374. Orthoceratiten 197. Oxyde, Lösung einiger, in Zinn- chlorid XV. 466. P. Pachycormus XV. 503. Pankratiustag XV. 216. Parabenzol XV. 62. . Paracary XV. 80. Paradoxiden XV. 501. Paraffin, Vorkommen 353. Parthenogenesis 395. Parthenogenesis b. Pflanzen 502. Pecten im Muschelkalk XV. 45. _ Pelorien 104. Peltogaster XV. 153. Pennin XV. 72. Pentacrinus XV. 500. Pentastomen 117. Perlenvermehrung künstliche und natürliche 153 Petrefakten der Kreide XV. 375. Petrefakten am Aralsee XV. 499. Petrefakten aus Meklenburg XV. 198. Petrefakten im Muschelkalk XV 42. 193. Petrefakten, permische XV. 75. Petrefakten silurische XV. 194. Petrol, Derivate XV. 175. Pflanzen, Absterben 110. Pflanzen, fossile 98. Pflanzen, devonische 99. Pflanzen, in Illinois wildwachsen- de XV. 310. Pflanzenfarbestoffe 174. Pflanzenstruktur d. Steinkohle 377. Phenoxacetsäure, Bildung XV. 259. Phenylamin, Derivate XV. 344. Phoca holitschensis 103, Phosphor, Auffindung XV. 338. Phosphor XV. 464. Phosphorammoniumv erbindungen ° XV. 346. Phosphorbasen 74. XV. 435. Phosphorchlorid, Einwirkung auf Camphor 352. Phosphorescenz 63. Phosphorsäure 67. Phosphorsäure, quantitative Be- stimmung XV. 339. Phosphorsuperchlorid auf Wein- steinsäure 79. Photographie des Spectrums XV. 167. Photographie des Unsichtbaren XV. 167 Photographieen, positive, durch Eisensalze XV. 455. Phryganiden XV. 524. Physikalische Literatur,_ Nach- weis XV. 170. Physophora hydrostatica XV. 512. Pilidium XV. 211. Pilze Oestreichs: XV. 509. Placunopsis obliqua XV. 45. Pläner Westphalens 184. Platinideyanide, Zusammen- setzung 166. Platinstufe XV. 191. Plectopylisn. gen. Mollusc, XV.518. 528 Polarisation, chemische, des Sau- erstoffs XV. 54. Polarisationsazimut, Einfluss eines brechenden Körpers auf das — desgebrochenenStrahlesX V.165. Polyammoniake 77. "Polyzoa, Crag XV. 376. Prehnit 490. Propionsäure aus Milchsäure XV. 173. Prosoponiden 496. Protuberanzen 466. Pseudomorphosen 136. Pseudomorphosen nach Anhydrit XV. 19, Pseudomorphose von Eisenglanz nach Feldspath 491. Pseudomorphosen, neue 377. Pseudomorphose von Kalkspath nach Aragonit 492. Pseudomorphosen von Zinnober XV. 19%. : Pseudoscopie 60. Psychiden XV. 214. Pupa XV. 210. Pyramidellen XV. 76. Quader bei Aschersleben XV. 356. Quallen, geschlechtl. Zeugung XV. 209. R. Radicale, organische, metallhaltige XV. 51. Rautenöl XV. 56. Realgar XV. 490. Bücherrecensionen: Rentsch, Ho- moigenesis461. — Giebel, Natur- geschichte d. Thierreichs. 3.Bd. 465. — Emsmann, physikalische Vorschule XV. 48. — Schiel, Reise durch die Felsen- u. Hum- boldtgebirge nach dem stillen Ocean XV. 49. — Pösche, das Leben der Natur im Kreislaufe des Jahres XV. 49. — Lach- mann, die Jahreszeiten in ih- rer klimatischen und thermischen Begrenzung XV. 158. — Kluge, Handbuch der Edelsteinkunde XV, 498. — Willkomm, die Wun- der des Mikroscops oder die Welt im kleinsten Raum 157. — Ludwig, das Buch der Geologie 158. — Wagner, malerische Bo- tanik 158. — Leunis, Schulna- turgeschichte 158. — Fischer, das ungarische Tiefland 159. — Schilling, Hand- und Lehrbuch für angehende Naturforscher u. Naturaliensammler 159. — Pfaff, Grundriss der Mineralogie 370. — Leonhardt, Grundzüge der Mineralogie 37]. — Zippe, Lehr- buch der Mineralogie 371. Reptilien, foss. 381. 495. Repulsivkraft heisser Flächen 63 Rutilkrystalle 185. Rutilzwilling XV. 71. 370. Rhodieit XV. 73. e Rhynchoten, neue XV. 214. Rissoen im Muschelkalk XV. 47. Rissoiden- Familie XV. 82. I, Saccocrinus XV. 195. Säugethiere d. roth. Meeres 412. Säuren, organische, zwei neue Reihen XV. 221. Säuren, wasserhaltige, Zusam- mensetzung der — 346. Säuren, Wirkungauf Glycol XV. 59. Salicylsäure, Synthese XV. 62. Salpetersäure in Braunstein 69. Sauerstoff, chemische Polarisation XV. 54. Sauerstoffaufnahme der durch Oel getränkten Baumwolle 346. Sauropsis XV. 503, Scaphiten 497. Schellack, Prüfung 174. Schiessbaumwolle, Zersetzung 82. Schiessbaumwolle zu filtriren 65. Schlammströme auf Java XV. 70. Schmetterlinge Deutschl. XV. 83. Schminkbohne, Keimung XV. 204. Schwefel, erdiger XV. 374. Schwefel am Rheine XV. 374. Schwefel von Susakion XV. 75. Schwefelarsenkupfer XV. 191. Schwefelkohlenstoff in Kohlengas 67 Schwefelkohlenstoff, Wirkung auf Amylamin XV. 471. Schwefelwasserstoff im Tabaks- rauch 163. Schwefelzinn 477. Schweflige Säure, neuer Aether XV. 56. Schwingungsvorgang, Methode d. — sichtbar zu machen XV. 52. Seetange, dalmatische 195. Seidenschwanz 338, Seidenwürmer, Zusammensetzung der Haut XV. 65. Semnopithecus-pentelicus XV. 508. Semperviva, neue 394. Senföl, ätherisches 349. Septarienthon bei Mainz 367. Serpentin pseudomorph XV. 188. Silbererze Mexikos XV. 370. Silberpappel 396. Silursystem NAmerikas 487. Solarium XV. 500. Sonne, Verdunkelung XV. 451. Sonnenfinsterniss v. 18. Juli 1860. 468. Sonnensystem, Fortbewegung XV. 166. Späthe, isomorphe, Bildungsfolge XV. 73. Spec. Gew. fester Körper, Zurück- führung auf 171/50 XV. 333. Sphärosiderit XV. 352. Spiraeenblendlinge XV. 382. Sporen von Tuber XV. 379. Stärkegummi, neue Darstellungs- methode XV. 477. Stalactiten XV. 68. Steinkohlen Böhmens XV. 478. Steinkohlen Sachsens XV. 178, Steinkohlengebirge, echte Kno- chenfische im 324. Steinöl, Derivate des 169. Steinöl, Kohlenwasserstoffe darin XV. 177. Steinsalz XV. 492. Stibäthyl 168. Stibmethyl 168. Stickstoff in Mineralien 374. Stickstoff, Werthbestimmung 356. Stickstoffbestimmung 66. Stickstoffselen XV. 55. Stickstoffzirkonium XV. 340. StourtiagossypioidesRBr. XV. 201. Strömungen des Meeres und der Atmosphäre 160. Re Substitution, neue Art der 349. Synthese der Salicylsäure XV. 62. T. Tabacksrauch, Schwefelwasser- stoff im — 163. Tanne, arkadische 111. Taurochenocholsäure XV. 89. Teleosteus n. gen. Pisc. XV. 502. Terebratula liscaviensis XV, 45. Teredo, britische 198. Terpentinöl Isomeren XV. 62. Tertiärland, klimatische Verhält- nisse XV. 1. XVl. 1860. » 529 Tertiärschichten Böhmens 177. Tertiärschichten Creuznachs 186. Teträthylammoniumoxyd, salptrs., Zersetzungsproducte XV. 173. Tetrapedos 410, Thermoelektrische StrömeXV.168. Thermometer, neues Maximum- und Minimum - 344. Thiobenzoesäure 479, Thorit 94. Throscidae 509. Thyris fenestrina 404. Tinealeit XV. 73. Tinea laricella XV. 387. Titansäure, Trennung von Eisen- oxyd XV. 56. Tönen einer Röhre durch eine Flamme XV. 50. Topaskrystall XV. 491. Torf, Basen aus dem — trockene Destillation 482. Trias bei Arnstadt XV, 325. Trichina spiralis 508. Trichocephalus XV. 212. Teigla 409. Trompetenthierchen 52. Turriliten 497. Typhloniscus n. gen. 509. Typhlopiden XV. 215. U. Uebermangansäure, Bildung XV. 340. Uralitporphyr 358. Uranverbindungen in Nickelerzen 185. durch . v. Vaginulus reclusus XV. 82. Valeral, Einwirkung des Chlor auf XV. 470. Vegetationsbilder NAmkas. 111. Vegetationsbilder Panana 114. Verbindungen, gasförmige, Zerle- gung XV. 111. ‘ Verbindungen, organische, neue Klasse XV. 174. Verbindungen, organische, neue Reihe XV. nn ae Verdampfung, freiwillige \ Verdunstung, freiwillige XV. 331. Verwachsungen, regelmässige, von je zwei BE nn Species d. Felsite XV. 491. Verwesungsprozess XV. 351. Vesuvian XV. 492. Vesuvlava XV. 102. 358. 35 Jk 530 Vibrionen, Verwandlung 389. 396. Vögel Chilis 411. Vögel, Laplata 411. Vögel von Norfolk 512. Vulkane Javas XV. 71. Vulkanisirung d. Kautschoucs 68. W. Wälder fossile XV. 77. Wärme, dunkle, strahlende, Ab- sorption der — in den Medien des Auges 472. Walfischskelet, fossiles XV. 279. Walross XV. 270. Wanderheuschrecke XV. 520. Wasser in Yorkshire 65. — in Chippenham 66. Wasser, Temperatur der — im sphäroidalen Zustande 473. Wasserdampf, Spannkraft 58. Wasserstoff durch Stickstoff ver- treten in org Verbindungen XV. 174. Weinsäure, Constitution 278. Weinsäure, künstliche Darstellung 350. Weinsteinsäure in Aepfelsäure 80. — in Bernsteinsäure 80. Weinsteinsäure, Bildung aus Milch. zucker und Gummi XV. 63. Wellen, Erregung stehender — ei- nes Fadens XV. 332. Wesen, organische, geologische Aufeinanderfolge 425. Widerstandsmaass , reducirbares XV. 452. Wirbelsäule der Haifische 408: Wismuth, neue Verbindung mit Jod und Wasserstoff 477. Wismuthjodosulphurat 47T. Wolframstahl 332. Wurzelfasern, Bildung 498... 1. Zähigkeit, Bestimmung der — ei- ner Flüssigkeit XV. 332. Zersetzung, gegenseitige XV. 462. Zimmtsäure 358. Zink, Dimorphie XV. 368. Zinkmethyl 168. Zinnchlorid, Lösung einiger Chlo- ride in — XV. 466. Zinnchlorür, Producte der Oxyda- tion XV. 466. Zinnober pseudomorph. XV. 190. Zinnoxydul, Verhalten gegen Ku- pferoxyd XV. 343. Zinnoxydulsalze 71. Zinnsäure, Isomorphie mit Kiesel- und Zirkons. XV. 368. Zinnstockwerk bei Altenberg 369. Zirkonerde, Trennung von Eisen- oxyd XV. 56. Zirkonsäure, Isomorphie mit Kie- sels. und Zinns. XV. 368. Zucker aus dem Glycogen der Le- ber gebildet XV. 478. Zuckersäure, Constitution 278. Berichtigung. Auf Bogen 15 steht irrthümlich die Norm 14 und falsche Pa- ginirung, die auf Bogen 16 mit Seite 225 wieder richtig fortläuft. Death, Unstv H Schereck ACH R Di IR ER h \ 2 S N rl % H H 2 as ) Mr R RN Ä CME Bonkbindirg Co., Inc. 300 Summer Street Boston, Mass. 02210 a a £ BERLTERNTG r TE A RE k BRANDS EHEN. BEER SRRRE: Ei 2 Free Free Sp rer? ER ge PEFESBER I 5 er i DE eg Rd Sal NEIL h IE j ER, i L \ % 2 en 5 E Nngr En 5 ‘ Ar RT \ x N a a v N,