23 h : Ey BERN 4.0 wo =, LIE I TRRr en are SER zZ ; ; r TER er f “ Au \ nad > ea } r e v p v d 3 AI > BR N Ba Y a i a -Dihis A SER AR in ERHLRER j DE IEH er | au Iran ER BEER ET £ Pr 7 x N Rai ® m 3 3 ae Dr a zn SZ 2 : e ZuDie" H ; h BEENDEN, “ Kur £ ae] AA PEN 2 in eh He PETE Er Kart AN De b 13% VRR a RER EN nn RL 4}, “ hr 2 Band ; HR Le MN j D Pe DUB ER non } Kal 1 D E “ ; h k { A Ä Hüh, h Kam 1gN Eu n % h y WW, F una DR. F 1 ; f { # BR DEN EUR INNEREN EN nn A an DER) ’ Hau NEE he hk Ih } MN ’ NN h a) „N BIT N RU HAKEN 4 ) AN, Kan, RHEIN ET, A Y up En 4 N NEU} 21 ’ KLANG) ; ; ! ! BNEHEM HAHN Kr ‚ie KA AR N, i Ah Kun Auen ACay N Na Ana et HELEN FÄRRIOHIERREREELR J ; WEL II IT ih a N hr NN Au der Ho EORSWENESPEOIDIPE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschäften. Herausgegeben von dem Naturw. Vereine für Sachsen und Thüringen in Halle, redigirt von C. Giebel und M. Siewert. Jahrgang 1863, Zweiundzwanzigster Band. Mit zwei Tafeln. unnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnne Berlin, Wiegandt u. Hempel. made sonang' oh. 40% c elleH mi sogar Dit aoaddase By N N Kr \ R aoy dutaibon hie ‚AR Dan Kodak ROH re ANERL w REE AUN AR NEN HET TE önbhalt. Aufsätze Giebel, C., neue Spitzratte, Gymnura alba, von Borneo (Taf. 1.2.) 277 Hahnemann, über Kometen . Se aa Balsıa re last Heintz, W. über die Darstellung des Salpetersäureäthers, die Scheidung der drei Aethylamine und über die Aethyl- und Diäthyloxaminsäure B 1 ——, über Diglyclolimid, Diglycolaminsäure und die Produkte der Zersetzung der Diglycolsäure durch trockne Destillation . 449 Keferstein, A., einige Bemerkungen über Insektenzüge . . . . 249 Lorenz, L. B., über das Wasser des Quarnerischen Golfes . . 153 Siebold, ©. Th. v., die Süsswasserfische von Mitteleuropa . . . 468 Suckomw, C., über den Phosphorgehalt der Thiolithe . . .. - 276 Wislicenus, J., Studien zur Geschichte der Pyrotraubensäure . 181 Mittheilungen. Giebel, C., Reiseerinnerungen 295; der lithographirte lithogra- phische Vogelsaurier 338. — W. Heiniz, Analyse eines fast reinen Chlorkaliums in der anhaltinischen Steinsalzgrube bei Stassfurt 35; Analyse zweier Steinsalzproben von Erfurt 291; Analyse eines ver- witterten Feldspathkrystalls 291. — K. R. Teuchert, Analyse krystalli- sirten Magnesits von Snarum 33. — C. Zincken, Untersuchungen über die Leuchtkraft der Produkte der Gerstewitzer Photogen- und Paraf- finfabrik 341; Verzeichniss der im Selkethale vorkommenden Pflan- zen 37. Literatur. Allgemeines. C. Glas, Excursionsbuch (Wien 1563) 51 — L. Herbst, eine Wanderung durch die heimatliche Pflanzenwelt (Ber- lin 1868) 51. — Jahresbericht des naturwissenschaftl. Vereins von Elberfeld und Barmen (Elberfeld 1863) 351. — Fr. Körner, die Natur im Dienste des Menschen V. (Leipzig 1864) 351. — Kukula, Leitfa- den zur Naturgeschichte des Thierreiches (Wien 1864) 351.— W.Pöss- necker, die einheitliche Ursache aller Kräfteerscheinungen im Univer- sum (München 1863) 51, | Astronomie und Meteorologie. AR. 4A. Bielz, Stern- schnuppenfall aus älterer Zeit 55. — J. @. Deicke, Verheerungen Or- kanähn licher Föhnstürme zumal bei Appenzell und St. Gallen 53, — IV J.H.Milberg, das wahre Sonnensystem (München 1862) 56. — Fr. Mohr, Bestättigung seiner Hageltheorie 352.— Planeten, kleine 51. — Z. Prett- ner, meteorologische Beobachtungen zu Klagenfurt. 55. Physik. Avenarius, die Thermoelectricität, ihrem Ursprunge nach als identisch mit der Contaktelektricität betrachtet 353. — Ber- ger, über Sphäroidalzustand 354. — Clausius, über einen Grundsatz der mechanischen Wärmetheorie 478. — Z. Cohen Stuart, das gegen- seitige Verhältniss des Gay-Lussacschen zu dem Mariotteschen und dem Mayerschen Gesetze 704. — Droncke, zur mechanischen Wärme- theorie 354. — Fitzeau, Untersuchung über die Modifikationen, welche das Licht im Glas und mehrere andere Körper unter dem Einflusse der Wärme erleidet 194. — .Z. Foucault, experimentelle Bestimmung der Geschwindigkeit des Lichtes; Beschreibung des Apparats 57; Parallaxe der Sonne 58. — Graham, die molekulare Beweglichkeit der Gase 479. — Grüel, künstliche Erzeugung von Asterismus 480. — Hering, über Wundts Theorie des binocularen Sehens 196. — Kundt, Untersuchung planparalleler Platten 355; Augenmass und optische Täuschungen 355. — ZDommel, Interferenzerscheinungen zweiachsiger senkrecht zur ersten Mittellinie geschnittener Krystallplatten im ho- mogenen polarisirten Lichte 357. — AMauritzius, Versuche über den Magnetismus bei verschiedenen Temperaturen 480. — F. Mohr, ein- farbiger Regenbogen 196. — A. v. Oettlingen, über das Laden der Leydener Batterie durch Induktion und über die Entladung der Bat- terie durch das Induktorium 59. — M. Okaton, das Verhältniss der Quercontraktion zur Längendilatation bei Stahlstäben 196. — Oppel, über subjective Lichterscheinungen 58; die möglichen Lagen optischer Bilder in Bezug auf das Objekt mit besonderer Berücksichtigung ei- niger nicht gewöhnlichen Fälle 481; der Reflexionston der zweiten Art im Accord 485. — F. Place, über Foucaults Messung der Lichtge- schwindigkeit. 197. — @. Quincke, die Lage der Schwingungen der Aethertheilchen in einem geradlinig parallelisirten Lichtstrahl 62; ‚die optischen Eigenschaften der Metalle 357. — A. v. Reichenbach, Er- zeugung von Wärme und Licht durch Meteoriten 197. — ZAeusch, das Schillern gewisser Krystalle 358. — Salm Horstmar, das Verhal- ten des Quarzes beim Setzen und Schleifen 485. — AH. Schneider, leuchtende Wolken 200. — sSchrauf, Einfluss der chemischen Zusam- mensetzung auf die Fortpflanzung des Lichtes 359.— Vogel, Verhal- ten des Chlorsilbers, Bromsilbers, Jodsilbers im Lichte und die Theo- rie der Photographie 360. — W. Wiske, u. F. Wöhler, neu aufgefun- denes Meteoreisen 486. — Wöllner, zur Absorption des Lichtes 361. Chemie, 0. Allen, Trennung von Cäsium und Rubidium 63. — Balard, unterbromige Säure 375. — Z. Barth, Einwirkung des Broms auf Glycerin 64. — Bayer, Harnsäure 362; die Harnsäuregruppe 486. — Bechamp, das Umschlagen des Weines 88. — Becquerel, Amylalkohole 363. — Berthelot und St. Gilles, Bildung und Zersetzung der Aether 65. — A. Böttger, Thalliumdarstellung 212; Verhalten des Silberoxydes 487; vanadinhaltiges Bohnerz 487; Vorkommen des Thalliums 500; ‘Darstellung des übermangansauren Kalis 500. — A. Börodine, zur Geschichte der Fluorverbindungen und. über Fluor- benzoyl 207. — C. Braun, die Hydrate des Kobaltoxydes 66; neue Reaction auf Molybdänsäure 375. — Bunsen, Cäsium 64. 200; -Dar- stellung und Eigenschaften des Rubidiums 201. — Z, Carius, Addi- tionen von Unterchlorigsäurehydrat und Wasserstoffsuperoxyd. 202; eine Bleiverbindung 66. — Carou, über den Stahl 487.— Castanjen, neue Bildungsweise der Aldehyde 487. — Caventon, neuer Kohlen- wasserstoff 487. — ZH. Carlet und J. Bouis, Bildung des Oenanthyl- alkohol 65. — Chancel und Diacon, Reactionen und Bildung der Po- lythionsäuren 488. — 4. Claus, Acrolein und Acrylsäure 66; Platin- v metalle 488. — Christoffie und Beilsten, Färbung der Wasserstoff- flamme durch Phosphor 363. — Chydenius, Thönerde und deren Ver- bindungen 363. — (Crovisart, über Magensaft, Peptone etc, 66. — Crova, Bildung von Athylenzucker 67. — Crusius, Erschöpfung des Bodens durch die Cultur 489. — W. Dancer, die unterbromige Säure 67.— Debray, Darstellung krystallisirter wasserfreier Wolfram- säure und deren Salze 67. — H. Debus, zur Kenntniss der Glyoxyl- säure 202. — st. Claire Deville, Zerfallen des Wassers in seine Be- standtheile 203. 364; der Kohlensäure 365. — Drechsel, das Spectrum der Chlorchromsäure; Glycolsäure 491. — Zrlenmayer, Propylverbin- dungen 365. — N. Wanklyn, Hexylverbindungen 492. — V. Fayet, Oenanthylalkohol 65. — 8. Feldhaus, Bereitung des salpetrigsauren Aethyläthers 214. — (. Finkh, das Biuret 68. — G@. Fischer, Para- nitrobenzoesäure 491. — AR. Fittig, Phenyläther 203; Derivate des Phenyls 68. — F. Franckland, Synthese der Leucinsäure 214; Ein- fluss des atmosphärischen Druckes auf einige Verbrennungserschei- nungen 365. — Friedel und Machouca, neues Glycocoll 70; Umwand- lung der Aldehyde und Acetone in Alkohole 69; Silieiumverbindun- gen 366. — Fremy, chemische Unterscheidung fossiler Brennstoffe 70. — Fröhde, unterschwefligsaures Natron 3F5. — A. Geuther, di- rekte Bildung des Acetals aus Aldehyd und Alkohol 203. — EZ v. Go- rup-Besanez, Einwirkung des Ozons auf organische Stoffe 70; Ein- wirkung des Broms auf Tyrosin; Asparagin in der Wurzel von Scor- zonera hispanica 204; Verhalten der Pfianzen und Ackererde gegen Metallgifte 492. — Goppelsröder, Reagenspapier 366. — Gottschalk, siehe Drechsel. — H. Grothe, zur Kenntniss der Wolle 492. — Hampe, die salpetrigsauren Salze 204; Einwirkung der Untersalpetersäure auf Zinn- und Titanchlorid 205. — Heidenheim und Meier, Absorption von Kohlensäure durch Natronphosphatlösungen 367. — Hermes, krystal- lisirtes Natronhydrat 367. — Alasiwetz und Gilm, Hydroberberin 369. — L. Hofmann, neue Reaktion auf Phosphor in Vergiftungsfällen 79. — Hoppe-Feyler, zur Analyse der Galle 492. — H. Hübner, Cyanacetyl 69. — J. Hurst, Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf ameisen- saures Bleioxyd 205. — Jeanjean, geschwefelte Harnstoffe 71. — Kämmerer, neue Isomerie der Aepfelsäure 367. — Z2. v. Karolyi, Ver- brennung der Schiesswolle und des Schiesspulvers 501. — Kekule, Fumar- und Maceinsäure 71; Einwirkung von Jod auf organische Schwefelverbindungen 72. — AR. Kersting, Nachweis der Salpeter- säure durch Brucin 75. — #. Kuhlmann, Thalliumverbindungen 206; neue Methode der Salpetersäuredarstellung 376. — Zamy, neue Beob- achtungen über das Thallium 202. — Zangley, Erkennung des Picro- toxins 501. — AR. Lautemann, Einwirkung der Jodwasserstoffsäure auf organische Substanzen 75. — Leclaire, Giftigkeit von Terpentin- öldämpfen 376. — LZefebore, Rubidiumgehalt der Runkelrüben 63. — Lestelle, Titrirung der löslichen Sulfure in der Rohsoda 376. — - H. Limpricht, Bestandtheile des Fischfleisches. 493. — EZ. Linnemann, Verhalten des Acetons gegen Brom; Ueberführung des Acroleins in Propylalkohol, der Acrylsäure in Propionsäure 204. — de Luca, Dar- stellung von Zucker aus der Haut der Seidenraupe 376. — Martin, neues Verfahren zur kalten Versilberung des Glases 501. — Millon, Verhalten des Chlors zu weinsaurem Kupferoxydkali 367. — 4. Mul- ler, Conservirung und Verwerthung des menschlichen Harnes 214; landwirthschaftliche Verwerthung menschlicher Fäces 215. — Niepce, über Heliochromie 377. — Parkmann, die kohlensauren Salze der Erden des Eisen-, Chrom- und Uranoxydes 369. — Pasteur, neues Gährungsinfusorium für den weinsauren Kalk 495. — Pelouze und Cahours, Caproylwasserstoff 74; homologe Kohlenwasserstoffe des amerikanischen Erdöles 493. — Peltzer, über Fahlerz 367; neues vI Döppelsalz der unterschwefeligen Säure 368, — Perriens, über Ber- berin 368. — Persoz, Darstellung des salpetersauren Aethyl 216. — Pettenkofer und Voit, über die Respiration 370. — Petroleum, das höher siedende raffinirte 82. — Pfaundler, Fluorverbindungen 368. — J. Pohl, Weingährung 84. — Poczezinsky, Verbindungen des Schwe- feleisens mit Stickstoffoxyd 208. — Reboul, die Bromverbindungen der gebromten Aethylene 74, — Zeich und ARichter, neues Metall 499. — Reichardt, Einwirkung des Kupferoxydes auf Traubenzucker in alkalischer Lösung 494. — Reynoso, Anwendung der schwefeligen Säure in der Zuckerfabrikation 376. — 4. Riche, über Meitallegirun- gen 75. — AR. Rieth und Beilsten, Darstellung von Jodäthyl; Zer- setzung der Aldehyde und Acetone durch Zinkäthyl 208; Darstellung von Zinkäthyl 209. — Ritthausen, Zusammensetzung und Eigenschaf- ten des Pflanzenleimes 207, — ARödgers, Trennung des Strychnins von Morphium 495. — Roscoe, Bestimmungen der chemischen Hellig- keit von verschiedenen Theilen der Sonnenscheibe 495. — de la Rue und Müller, über ein Homologon des Benzylalkohols 370. — ZAussel, Atomgewicht von Kobalt und Nickel 371.— Zaytzeff, Paraoxybenzoe- säure 495. — sSafarik, Vanadinverbindungen; Darstellung von Nitro- prussidnatrium 496. — Schi/f, Säuren mit concentrirten Radikalen 210; Theorie der Bildung des Anilinrothes 76. — Schönbein, Vorkommen von Nitraten und Nitriten in Pflanzensäften 371; über Antozongehalt des gefärbten Wölsendorfer Flussspathes 371. — Schützenberger, neue Salze 372. — H. Schultze, krystallisirte molybdän- und wolframsaure Salze 210. — C. Schorlemmer, einige Alkoholhydrüre 75; chemische Constitution des amerikanischen Mineralöles 82. — Simpson, die Syn- these der Bernstein- und Brenzweinsäure 374. — Stahlschmidt, Jod- stickstoffverbindungen 373. — Specht, das Hoffmannsche Verfahren der Phosphornachweisung 375. — sStenhouse, Bestandtheile der Flech- ten 210. — Stolba, Zink- uud künstliche Bleiglanzkrystalle 373; aci- dimetrische Bestimmung der Kieselflusssäure 377. — Thenard, neue schwefelhaltige organische Verbindungen 497. — C. Uligreen, Bestim- mung des Stickstoffs im Eisen 80. — le Voir, Eisenoxyd in statu nascenti 374; über Desinfection 374. — J. Vollhard, Sarkosin 81. — R. Weber, isomere Modifikationen der Titansäure und einige Titan- verbindungen 497. — Wertheim, zur Kenntniss des Piperidins 374. — M. Wiederhold, amerikanisches Steinöl 81; fester Arsenwasserstoff 81. — H. Will und W. Körner, Bildung des Senföles aus den Samen des schwarzen Senfes 211. — (. G. Williams, die Jodide der Alkohol- radikale der Bogheadnaphta 212. — Winkler, Löslichkeit des Kupfer- chlorürs in Natronsulfit 374. — Wöhler, neue Siliciumverbindungen 75. 498. — Wolf und Diacon, Spekira der alkalischen Metalle 75. — 4A. Wurtz, eine dem Amylalkohol isomere Substanz 76. — Zmenger und Dodenbender, das Cumarin des Steinklees 375. — Zinin, desoxy- dirtes Benzoin 212. Geologie. F.v. Andrian, Geognosie SO-Böhmens 221. — Behm, Tertiärformation von Stettin 505. — @. Bischof, Lehrbuch der phys. und chem. Geologie. 2. Aufl. (Bonn 1863) 396. — 2. v. Cotta, Alter der granitischen Gesteine von Predazzo und Monzon in Tyrol 88. — H. Credner, die Gliederung der obern Juraformation und der Wealdenbildung im NW-Deutschland (Prag 1863) 89. — Dollfuss- Aus- set, Materiaux pour l’etude des glaciers (Paris 1863) 395. — Drescher, die Kreidebildungen der Gegend von Löwenberg 218.— H, Eck, über den oberschlesischen Löss 389; Lettenkohlenformation in Oberschle- sien und Stellung des Mickultschitzer Kalkes im Muschelkalke 504. — 4A. Grooss, Kies- und Dünensandlager der Mainzer Gegend 377; die Blättersandsteine des Mainzer Beckens 379; Verbreitung und Auf- einanderfolge der Petrefakten in den Mainzer Tertiärschichten 382. — vo v. Hauer u. Stache, Geologie Siebenbürgens (Wien 1863) 393. — Fr. Hazslinsky, zur Kenntniss des Karpathensandsteins 220. — 0. Heer, die Schweiz im Laufe der geologischen Zeitalter 384. — Karten und Mittheilungen des mittelrhein. geol. Vereins 396. — 4. v. Koenen, die oligocänen Tertiärschichten der Magdeburger Gegend 388, — Lang, die obern Juraschichteu westlich von Solothurn 385. — M. P, Lipold, die Graphitlager bei Swojanow in Böhmen 222; die Eisenstei- ne der silurischen Grauwacke in Böhmen 390. — J. Lewokovsky, zur Geologie von S-Russland 84. — AR. Ludwig, Dolomit und Taunusquar- zit bei Oberrossbach 380; ältere von Melaphyr durchbrochene Sedi- mentgesteine in Rheinhessen 381; Rothliegendes zwischen Isenburg und Frankfurt a. M.; der Septarienthon und die Süsswasserbildungen im hessischen Tertiärbecken 502. — J,ZL Mitteregger, Analysen eini- ger Heilquellen in Kärnten 97. — C. Moesch, Untersuchungen im weis- sen Jura von Solothurn und Bern 386. — Müller, geognostische Ver- hältnisse des erzgebirgischen Gneissgebietes 216. — C. F. Naumann, die Müncheberger Gneissbildung 86. — Pareio, Profile durch die Apenninen von den Ufern des Mittelmeeres bis zum Pothale, von Li- vorno bis Nizza 93. — F. Roemer, zur Geognosie Oberschlesiens 222, — M. Schloenbach, die Eisensteine des mittlen Lias im NW - Deutsch- land 391. — Schmwippel, neu entdeckte Höhlen in Mähren; Geognosie von Lettowitz in Mähren 503, — 2. Siruve, die Mächtigkeit der un- tersilurischen Thone in St. Petersburg 96. — Tantscher, die Galmei- lagerstätten in Oberschlesien 223. — Tasche, Braunkohlenlager bei Lang-Göns 380. — Theobald, Geognosie von Ostbündten 384. — 4. Trauischold, der Korallenkalk des russischen Jura 94; der glanzkör- nige Braun-Sandstein an der Oka 95; permische Zeichen im Gvt. Mos- kau 96. — Vulkanisches Phänomen im Grossen Ocean 96. — E. Weiss, das Alter eines Theiles des Saarbrücker -Pfälzer Kohlgebirges 383. Oryctognosie. A. Blum, über verschiedene Pseudomorpho- sen 97. — Fischer, neue Mineralvorkommnisse in Baden 398. — D. Forbes, neues Arseniat von Nickel und Kobaltoxydul 508 — W. Hai- dinger, über den Troilit 225. — AR. Hermann, einige neue russische Mineralien 108. — Zessenberg, Bournonit und dessen Zwillinge 506. — Kenngott, Hessenbergit und Hämatit 402. — v. Kokscharow, über Beryll, Euklas, Rutil 401. — Zefort, Bildung von schwefelsaurem Ei- senoxydul durch Zersetzung des Markasits 508. —' Zeisner, neue Mi- neralien in Schlesien 399. — Liebe, Ferberit, ein neuer Wolframit 405. — Lottner, sandige Kalkkrystalle 508. — Z. Maderspach, künst- liches Kupfersammterz 107. — A. Mitscherlich, eine Vesuvianschlacke 507. — ARensch, Schiller des Adulars und Labradors 396. — Aug. Reuss, die Paragenese der auf den Erzgängen von Pribram einbre- chenden Mineralien 226. — G. vom Rath, mineralogische Mittheilun- gen 400. — F. Roemer, Scheelit im Riesengebirge 404. — G@. Rose, systematisches Verzeichniss der Meteoriten in der Berliner Samm- lung 103; neuer Meteorit aus der Wüste Atacama 507. — H. Rose, Zusammensetzung der natürlichen niobhaltigen Mineralien 105. — Th. Scheerer, angebliche Pseudomorphose des Spreusteins nach Can- crinit nebst Bemerkungen über Elaeolith 104. — EZ. X. Schmidt, der Melaphyr von Grumbach und dessen Labrador 105. — @. Tschermak, einige Pseudomorphosen 223; Entstehungsfolge der Mineralien in ei- nigen Graniten 229; Astrophyllit von Barkevig 404. — E. Weiss, der Silberspath von Todtmoos 401. — H. Wichelhaus, Analyse des Mete- öreisens von der Hacienda St. Rosa in Mexiko 103. — Wiser, neue Vorkommnisse in den Alpen 400.— F. Wöhler, Bestandtheile des Me- teoreisens von Bachniut in Russland 225. \ Palaeontologie, W. H. Baily, einige Crustaceen des Koh- lengebirges 510, — #. Credner, die Nerineen und Chemnitzien im VIII obern Jura des NW - Deutschlands 111. — Zd. Eichwald, Fauna und Flora des Grünsandes um Moskau 108. — 0. Fraas, Trigonia costata aus dem braunen und weissen Jura 413; Abnormitäten bei Ammoni- ten 414. — H B. Geinitz, zwei neue dyadische Pflanzen 233. — ZH, Goeppert, lebende und fossile Cycadeen 405; ächte Monokotylen in der Kohlenperiode 406; zur paläontologischen Literatur des tertiären Ita- liens 406; Tertiärflora von Java 499. — Gümbel, die Clymenien des Fichtelgebirges 415. — F. Hall, Crinoideen aus dem Kohlengebirge des Mississipithales 110. — Kaufmann, Foraminiferen in der alpinen Kreide 410. — M’Coy, alte und neue Organismen in Victoria 109. — Milne Edwards, fossile Crustaceen 510. — Fr. A. Roemer, die Polyparien des norddeutschen Tertiärgebirges 410. — C. Rominger, Calamoporen in Michigan 233. — EZ. Schmid, Bos Pallasi bei Jena 233. — 2. F. Shumard, neue Petrefakten aus dem Potsdamsandstein und der Cal- ciferoussandgruppe 111. — 0. Speyer, die fossilen Ostrakoden aus den Casseler Tertiärbildungen 113; die Conchylien der Casseler Tertiär- bildungen 414. — v. Strombeck, über Peltastes 509. — Ed. Suess, über Serpula parallela 113; Verschiedenheit und Aufeinanderfolge der ter- tiären Landfauna in der Niederung von Wien 416. — Fr. Steindach- ner, fossile Fische Oesterreichs 114. — @. C. Swallow, neue Petrefak- ten aus der Kohlen- und devonischen Formation im Missouri 110. — Völler, Semionotus Bergeri 416. — A. v. Volborth, über Illaenus, Ni- leus und Asaphus 234, — Ch. A. White, Beobachtungen 110. — 7. C. Winkler, Musee Teyler (Harlem 1863) 235. — K. Zittel, Paläontologie der obern Nummulitenformation in Ungarn 232. Botanik. T. W. Areschoug, kritische Bemerkungen über ei- nige Arten der Gattung Rumex 5ll. — Chr. Brittinger, Flora von Oberösterreich 118. — @. Beer, Beiträge zur Morphologie und Biolo- gie der Familie der Orchideen (Wien 1863) 119. — A. Bunge, die Gattung Echinops 420. — AH. Christ, Uebersicht der europäischen Abietinen 124, — Chr. Christener, die Hieracien der Schweiz (Bern 1863) 418. — Z. Dippel, Harzbehälter der Weisstanne 240. — G. En- gelmann, neue Pinusart im Felsengebirge und über andere Pinusarten 125; neue alpine Gentianen des Felsengebirges 125. — A. Grunom, die österreichischen Diatomeen 114. — Osmw. Heer, die Föhrenarten der Schweiz 422. — K. Hölzl, eine für Oesterreich neue Lathyrusart 118. — J. Juratzka, neue Laubmoose 118. — V. de Janka, die Cus- cutaarten der russischen Flora 123. — Kerner, neuer Ranunculus cas- subricus Z 119, — (. Koch, die neuholländischen Callistemon 426. — S. 0. Lindberg, Epipterygium 513. — C. Lindemann, Bau und Entwick- lung der Mycetozoen insbesondere von Trichia und Arcyria 423. — Al. Makowsky, die Flora des Brünner Kreises 5ll. — J. K. Maly, sy- stematische Beschreibung der in Oesterreich wildwachsenden und ceul- tivirten Medicinalpflanzen 125. — v. Martens, über den Schlaf der Anthemis cotula L. 418. — 4A. B. Massalongo, drei Flechten Neusee- lands 426. —.J. Milde, über Equiseten 124. — A. Ohlert, Verzeichniss preussischer Flechten 511. — @. Passerini u. @. Giorgini, die von den Pflanzen ausgeschiedene Kohlensäure 237. — ZH. @, Reichenbach, zwei neue Orchideen 240. — H. W. Reichardt, Botrychium virginianum Sw. in der österreichischen Flora 118. — P. Reinsch, Cryptogamenflora des Basel’schen und angrenzenden Jura 125. — J. Sachs, Einfluss des Tageslichtes auf Neubildung und Entfaltung verschiedener Pflanzen- organe 238. — H. Schulzer, mykologische Beobachtungen 116. — Aug. Solman, Sphärien 237.— 1. (C. Treviranus, Welwitschia mirabilis Hook 235. — N. Turczaninom, neue Pflanzen 124. Zoologie. 4A. Adams, die Rissoidengattung Microstelma 127; japanische Lacunidae 127. — v. Baer, Generationswechsel bei Fliegen 245. — Bartlett, neue Lemuren 442, — W. H. Benson, neue Land- IX. schnecken 127. — Blanford, zwei neue indische Conchyliengattungen 429. — Fr. Brauer, neue Rachenbremse des Elenn 140; neue ÖOestri- dengattung Therobia 140. — ZH. Burmeister, neuer Chlamyphorus 143. — Cornelius, Entwicklungsgeschichten; neuer Quedius 436.— ZH. Dohrn, Monographie der Dermapteren 434. — (. A. Dohrn, neue Heteropte- ren 435; zur Endomychidengruppe 436. — J. Egger, neue Dipteren 141. — Firmaire, neuer Licinus 436. — v. Frauenfeld, über unterir- disch lebende Spinnen und Fische 127. — A.- Gärtner, Sesanıia Metz- neriana 431. — Gerstäcker, neue Planipennien 434. — Gray, über ver- schiedene Amphibien 436. — Grube, über die Sabellen 241; die Phyl- lopoden mit zweiklappiger Schale 242; Syrrhaptes paradoxus in Eu- ropa 440. — Günther, über verschiedene und neue Amphibien 437. — Hagen, Insektenzwitter 432. — C. Heller, neue Crustaceen der Novara Expedition 134; zur Litoralfauna des adriatischen Meeres 246. — @. v. Heyden, Fragmente aus seinem Tagebuche 431. — ‘A. Keyserling, neue Spinnen in den Höhlen von Lesina 135. — Äre/ft, Dromicia uni- color 441. — H. Kner, die drei Fischgattungen Pterophyllum, Sym- physodon und Monocirrhus 245. — Fr. Leydig, über den Fettkörper der Gliederthiere 128; der Parasit in der neuern Krankheit der Sei- denraupe 129. — Fr. Zoew, zur Kenntniss der Rhynchoten 141. — H. Loem, Monograph of the Dipterous of North Amerika.141; die eu- ropäischen Bohrfliegen erläutert durch photographische, Abbildungen (Wien 1862) 213. —. Zowe, zwei neue Landschnecken von Madeira 429. — @. L. Mayer, myrmicologische Studien 136. — E. Mecznikon, über den Stiel der Vorticellen 126. — G. @. Mühling, neuer Wickler Penthina digitalitana 430; Lithocolletis Mahalebella 432. — Fr. Mül- ler, zur Entwicklung der Maulfüsser 129; Verwandlung der Garneelen 134; zweite Entwicklungsstufe der Wurzelkrebse 135. — AR. Naunyn, die zu Echinococcus hominis gehörige Taenia 241. — A. v. Nordmann, der Melanismus der Hausenteneier 144..— Zd. Norton, das Hymenop- terengenus Allantus 140. — Omwer’s Delphinus crassidens lebend 442. — Aug. v. Pelzeln, systematische Uebersicht der Geier und Falken in der Wiener Sammlung 142; Cygnus immutabilis 142; ‘Färbung des Morphnus Guianensis und M. harpyia 142. — W. Peters, über ver- schiedene und neue Amphibien 437. — 2. F. W. Pflüger , über die Eierstöcke der, Säugethiere und des Menschen (Leipzig 1863) 513. — 0. Radochkojfsky, neue Hymenopteren 135. — F. Richl, Käfer bei Kassel 141. — Ed. Roemer, Familien, Genera, Subgenera und Sektio- nen der zweimuskeligen kopfloseh Mollusken mit innerem Ligament (Cassel 1863) 429. — Aug. Sollmann,. der Bienenstachel 5l4. — Fr. Steindachner, neuer Gobius in der Adria 141; neue Gerresart aus Me- xiko 141; monströse Kopfbildungen bei Karpfen 141; zwei neue Ba- trachier 142. — C. Th, v. Siebold, über Donaufische 142. — £. Stoliz- ka, heteromorphe Zellenbildungen bei Bryozoen 126. — C. Struck, Tichogonia Chemnitzi 430. — Staudinger, neue europäische Lepidop- teren 433. — Tomes, Hyracodon neues Beutelthier 441. — N. Wagner, Fortpflanzung der Insektenlarven 517. — Zeller, zwölf amerikanische Nachtfalter 432. Miscelle®. Aussterben der Eingeborenen in der Colonie Vik- toria 144. — Zur Geschichte der zoologischen Gärten 144. — Hohe Hitze in Paris; Erdbeben auf Manilla; Gewitter in Böhmen 442. Correspondenzblatt für Juli August 149 —152; October November 443 —448; December 519 — 521. XXIl. 1863. ET Druckfehler. „anna Seite 195 Zeile 12 v. o. lies einfacheres statt ganz einfaches. 28 v. o. lies Berechnung statt Beobachtung. 11 v. o. fehlt hinter Kalkspath das Wort „anzu- .n ” Seite 199 Zeile 12 v. 195 196 197 198 198 198 198 ‚198 198 198 199 199 2 Q 6 vu 13 v. oo. wenden.“ streiche die. v2 2 lies M. 5 #1 M. g 19 v. o. ies K statt V. 15 v. u. lies Ist nun s die spec. ete. 16, 17, 19, 20 v. u. lies T: statt F. 5 v.u. desafAstattafs. 5 I vu 3 vo. 14 v.o u. sun 2M 2M lies SA statt pi lies statt E. .„..2M 2M lies Fr statt m .. 9 f8 2 sl di, VA lies 2 + log. nat V)) Ela weaniE Wr 0 — log. nat v —= 0 statt: 1/fs 2 1 1 ,.ve ZB: tz len) — log. ntv=o. ‚lies zur Bestimmung der hervorgebrachten. Jheitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1863, Juli u. August Ne VII. VI. Ueber die Darstellung des Salpetersäureäthers, die ‚Scheidung der drei Aethylamine und über die Aethyl- und Diäthyloxaminsäure W. Heintz. Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie 127, 43 mitgetheilt vom Verfasser. Versuche, zu welchen ich reinen Aethylamins bedurfte, veranlassten mich, die Methode von Lea), die drei Amine des Aethyls aus dem Salpetersäureäther darzustellen, sowie die Scheidungsmethode dieser drei Körper mittelst des Oxal- säureäthers, welche A. Hoffmann?) angegeben hat, zu prüfen. Bei diesen Versuchen habe ich einige Beobach- tungen gemacht, welche ich in dem Folgenden der Oeffent- lichkeit übergebe. Die Darstellungsweise des Salpetersäureäthers, welche Millon ?) angegeben, und welche Lea?) durch den Vor- Schlag verbessert hat, eine reichlichere Menge Harnstoff zur Verhinderung der Bildung des Aethers der salpetrigen Säure anzuwenden, ist noch weiterer Verbesserung fähig. Millon schreibt vor, ein Volum von salpetriger Säure freier Salpetersäure vom spec. Gew. 1,401 mit zwei Vo- 1) Sillim. Americ. Journ. [2] XXX, 401. 2) Philos. Magazine [4] XXII, 477 *. °) Journ. f. pract. Chem. XXX, 370”. *) Sillim. Americ. Journ. [2] XXXII, 177. XXL. 1863, 2 lumen Alkohol von 35° Baume zu mischen und nach Zu- satz von Harnstoff der Destillation zu unterwerfen. Jene Mengen stehen in dem Gewichtsverhältniss von ungefähr 14 Gewichtstheilen der Säure auf 17 Gewichtstheile Alkohol. Zwar sagt Millon, jenes Verhältniss sei beinahe das glei- cher Gewichtsmengen, weshalb in den Lehrbüchern ange- geben wird, man solle eben gleiche Gewichtsmengen beider anwenden allein bei diesem Verhältniss erhält man anfangs immer noch viel Alkohol, und erst nachdem einige Zeit destillirt worden ist, scheidet sich das Destillat in zwei Schichten. Die Gegenwart von viel Alkohol im Destillat hat aber bei Abscheidung des Aethers durch Wasser noth- wendiger Weise Verlust zur Folge. Ich habe das Verhältniss von 6 Gewichtstheilen Alko- hol und 8 Gewichtstheilen Salpetersäure als das vorzüglichste und die grösste Ausbeute gebende erkannt. Ich wendete freilich einen stärkeren Alkohol an, als Millon, nämlich käuflichen absoluten, der circa 94 pC. absoluten Alkohol enthielt. Das von mir angewendete Gemisch enthielt also weniger Wasser als das von Millon vorgeschlagene, aber auch gleichzeifig im Verhältniss zur vorhandenen Salpeter- säure weniger Alkohol. Um die regelrechte Zersetzung des Alkohols zu er- zielen, sind zwei Vorsichtsmassregeln erforderlich. Man muss die anzuwendende Salpetersäure mit etwas Harnstoff erhitzen. (Man kann dazu den noch nicht ganz reinen, braun gefärbten, aus Harn dargestellten salpetersauren Harnstoff benutzen, welcher bei der Gelegenheit zugleich gereinigt wird.) Diess hat den Zweck, darin enthaltene Spuren von niederen Oxydationsstufen des Stickstoffs zu zersetzen. Die wieder erkaltete Säure wird dann mit dem Alkohol gemischt und die Mischung nach Zusatz von sal- petersaurem Harnstoff der Destillation unterworfen. Man darf die Mischung nicht längere Zeit sich selbst überlassen. Geschieht dies, so entwickeln sich beim Erhitzen Massen von salpetriger Säure und man erhält keinen Salpetersäure- äther. Zweimal war ich durch zufällige Umstände genöthigt, die dargestellte Mischung bis zum folgenden Tag stehen zu lassen, und beide Male fand die anomale Zersetzung 3 statt, während dies niemals eintrat, so oft ich die Destilla- tion sofort ausführte. Die beste Vorschrift zur Darstellung des Salpetersäu- reäthers ist hiernach folgende: Man mischt 80 Grm. von Salzsäure freier Salpetersäure von dem spec. Gew. 1.4, welche vorher mit einer kleinen Menge aus Harn bereiteten salpetersauren Harnstoffs erhitzt worden und wieder erkal- tet ist, zu 60 Grm. Alkohol vom spec. Gew. 0,81, fügt dann 15 Grm. des salpetersauren Harnstoffs hinzu und destillirt die Mischung sofort so weit ab, dass etwa der achte Theil des Gemisches in der Retorte zurückbleibt. Zur Reinigung des Aethers wendete ich die von Mil- lon kenutzte Methode an, erfuhr aber einmal zu meinem Schaden, dass man den reinen Aether nicht im Sandbade bis zur Trockne abdestilliren darf, weil dann der letzte Rest Dampf in der Retorte unter Explosion zersetzt wird, wobei dann natürlich das schon überdestillirte Quantum des Aethers mit verloren geht. Ich ‚wurde dazu verführt zu glauben, dass hierbei keine Zersetzung eintreten könne, weil Millon sagt, dass bei dem Versuch die Dampfdichte zu bestimmen in dem Augenblick erst der Ballon zerschmet- tert wurde, wo das ausgezogene Glasrohr in der Flamme des Löthrohrs schmolz. Am Besten ist es ohne Zweifel, die Destillation des Aethers im Wasserbade auszuführen. Ein Versuch, den so gewonnenen Salpetersäureäther bei gewöhnlicher Temperatur durch eine concentrirte alkoho- lische Ammoniaklösung zu zersetzen, gelang nicht. Selbst nach einer zehnwöchentlichen Einwirkung wurde ein Ge- misch von einem Volum des Aethers und vier Volumen Alkohol, welches mit Ammoniak gesättigt worden war, durch Wasser noch sehr stark getrübt. Dagegen ist die Zersetzung des Aethers in einer Mischung von einem Vo- lum des Aethers und drei Volumen alkoholischer Ammo- niaklösung in 12 Stunden vollendet, wenn dieses Gemisch in zugeschmolzenen Röhren eingeschlossen im Wasserbade erhitzt wird. Es ist dann gelb gefärbt und mischt sich mit Wasser ohne Trübung. In der Hitze hat sich aus der Lösung nichts ausgeschieden, beim Erkalten aber sondert sich ein Salz in farblosen nadelförmigen prismatischen Krystallen aus 1 ” 4 Destillirt man die Flüssigkeit ab, so enthält das De- stillat nicht nur Ammoniak, sondern auch, freilich nur eine geringe Mege der Aethylbasen. Die Hauptmasse derselben findet sich neben salpetersaurem Ammoniak als salpeter- saures Salz im Destillationsrückstande. Zur Abscheidung des Ammoniaks wird die Mischung der salpetersauren Salze mit überschüssiger Natronlauge destillirt und das Destillat in verdünnter Salzsäure aufge- fangen. Die nach dem Eindampfen erhaltenen Chlorverbin- dungen werden mit Alkohol ausgezogen, wobei der grösste Theil des Salmiaks zurückbleibt, die Lösung nochmals bis zur Entfernung des Wassers verdunstet und nun mit abso- lutem Alkohol extrahirt. Aus der Alkohollösung wird nach Entfernung des Al- kohols das Gemisch der drei Amine durch Natronlauge aus- getrieben und die sich in der Hitze entwickelnden Dämpfe in einem geschmolzenes Natronhydrat enthaltenden Kolben durch eine Kältemischung verdichtet. Nach längerer Ein- wirkung .des Natronhydrats wird die Destillation und zwar nun im Wasserbade in Zleicher Weise wiederholt, um nach nochmäliger Destillation über Natronlauge der Entfernung alles Wassers sicher zu sein. Von diesem Gemisch der Aethylbasen tropfte ich, um sicher einen Ueberschuss von Oxalsäureäther anzuwenden, 39 Grm. allmälig in 70 Grm. des letzteren. Dabei bildeten sich weisse Krystalle von Diäthyloxamid. Um die Zersetzung zu vollenden, wurde die Mischung einige Zeit so erhitzt, dass die gebildeten Dämpfe wieder verdichtet in das Destil- lationsgefäss zurückflossen. Dann ward das Triäthylamin im Wasserbade abdestillirt, wobei eine bedeutende Menge dieses Körpers resultirte.e Der Rückstand ward dann mit Wasser gemischt und gekocht, wobei sich alles auflöste. Diäthyloxaminsäureäther war also nicht vorhanden. Beim Erkalten der kochenden Lösung setzte sich das Diäthyloxa- mid in kleinen und dünnen prismatischen Krystallen ab. Durch Verdunsten der Lösung konnte noch eine kleine Menge dieses Körpers gewonnen werden. Nach dem Erfolge dieses Versuchs sollte man glauben, dass bei der Einwirkung des Ammoniaks auf Salpetersäure- 9 äther nur Aethylamin und, Triäthylamin entstanden wäre, Diess. ist aber nicht der Fall. In der Mutterlauge, aus der das. Diäthyloxamid. herauskrystallisirt war, fand sich vielmehr nicht nur Aethyloxaminsäure, sondern auch Diäthyloxamin- säure, wie ich weiterhin zeigen, werde. Hieraus folgt, dass die Hofmann’sche Scheidungs- methode keine vollkommene ist. Das Triäthylamin erhält man allerdings rein, aber ein Theil des Aethylamins und Diäthylamins geht verloren, indem diese Körper bei An- wendung derselben nicht nur in Diäthyloxamin und Diä- thyloxaminsäureäther, sondern auch in Aethyl- und Diä- thyloxaminsäure übergeführt werden. Man kann auch nicht einwenden, die Methode möchte dann vollkommen sein, wenn man statt, wie ich es gethan habe, die Aethylbasen in den, Oxalsäureäther zu giessen, diesen in erstere tropft. Als ich nämlich, den Versuch mit demselben Basengemisch in dieser Weise ausführte, hatte sich zwar allerdings, ein Tropfen des Aethers der. Aethyl- oxaminsäure gebildet, aber, in. der Mutterlauge von dem Diäthyloxamid war eine verhältnissmässig, grosse Menge Diäthyloxaminsäure und. Aethyloxaminsäure vorhanden. Was endlich die Anwendung dieser Scheidungsmethode zur Erkennung der drei Aethylbasen in einem Gemisch der- selben anlangt, so folgt, dass zwar das Triäthylamin mit Sicherheit selbst in kleiner Menge dadurch aufzufinden ist, dass aber kleine Mengen von Aethylamin und namentlich von Diäthylamin leicht übersehen werden können. Die Athyl- und Diäthyloxaminsäure, welche sich in der Mutterlauge von der Darstellung des Diäthyloxamids finden, können daraus leicht abgeschieden werden. Die ver- schiedene Löslichkeit ihrer Kalksalze gibt dazu ein einfaches Mittel an, die Hand. Die Lösung wird mit Aetzkalk gesättigt und der ge- fällte oxalsaure Kalk mit Wasser ausgekocht. Beim Erkal- ten der filtrirten, Flüssigkeit setzt sich der äthyloxaminsaure Kalk, welcher schwer, auflösslich ist, in farblosen, glänzen- den, prismatischen Krystallen ab, während, der diäthyloxa- minsaure Kalk aufgelöst bleibt. Durch Verdunstung, und Erkaltenlassen der restirenden Lösung kann, man noch eine 6 kleine Menge des äthyloxaminsauren Kalkes sammeln. Die Krystalle sind noch nicht ganz frei von Diäthyloxamid. Dies kann leicht durch Sublimation oder durch Extraction mit Alkohol entfernt werden. Krystallisirt man das Salz dann noch einmal um, so ist es vollkommen rein. Der äthyloxaminsaure Kalk bildet farblose, prismatische Krystalle von der Länge einiger Linien, aber von nur ge- ringer Dicke. Ungeachtet sie starken Glanz besitzen, so sind die Winkel doch nicht messbar; die Spiegelung der Flächen ist nicht vollkommen genug. Der Querschnitt der Prismen scheint ein gleichseitiges Sechseck zu sein. Ueber die Endflächen kann ich gar nichts angeben, theils weil sie zu klein sind, theils weil sie das Licht zu schwach reflec- tiren, um untersucht werden zu können. Die Krystalle haften sehr sowohl an einander, als auch an einem Glas- stabe, mit welchem man in den Krystallen rührt. In Was- ser lösen sie sich selbst im Kochen nicht ganz leicht auf, in der Kälte sind sie aber sehr schwer löslich. 100 Theile kalten Wassers lösen bei 17,5 ° C. 3,17 Theile des krystalli- sirten Salzes, Alkohol löst es im Kochen kaum spurweise., In der filtrirten Lösung gibt Oxalsäure und Ammoniak nur eine sehr schwache Trübung. In Aether ist es gar nicht löslich. Bei 100 bis 110° C. verlieren die Krystalle nur lang- sam ihr Krystallwasser und selbst bei 120 bis 130°C. ent- weicht es nicht schnell. Sie können aber selbst bis 160° C. ohne Zersetzung erhitzt werden. Bei noch höherer Tem- peratur schmelzen sie unter Bräunung und Blasenwerfen. Die Elementaranalyse ergab folgende Zahlen: 1: 11. berechnet Kohlenstoff — 35.11 35.29 46 Wasserstoff — 4,56 4,41 6 H Calcium 14,67 14,84 14,71 1 Ca Stickstoff — 10,09 10,29 ı1N Sauerstoff — 35,40 35,29 30 100,00 100,00. Die wasserfreie Substanz ist also gemäss der Formel N(€?0?, &°?H?°, H)) C „,9 zusammengesetzt, die Krystalle aber 7 enthalten noch ein Molecül Wasser. Gefunden sind 11,37 und 11,51 pC. Wasser. Die Rechnung nach der Formel ED) _.ı en Q + Do erfordert 11,69 pC. Die Aethyloxaminsäure, deren Existenz von Wurtz?) zwar Schon dargethan worden, welche aber nicht näher untersucht ist, aus diesem Salze darzustellen, gelingt sehr leicht. Man braucht es nur in kochendem Wasser zu lösen und die Lösung mit etwas weniger Oxalsäure zu versetzen, als zur vollständigen Bindung der Kalkerde erforderlich ist. Man dampft dann die filtrirte Flüssigkeit bei möglichst niederer Temperatur zuletzt in einer mit Papier bedeckten Schale ein. Schon bei einer Temperatur, die den Kochpunkt des Wassers nicht erreicht, sublimirt die Säure, und ge- schieht die Erhitzung im Wasserbade, so setzt sie sich in Form von langen nadelförmigen Krystallen, oft aber auch als eine aus sehr feinen, äusserst biegsamen Nädelchen be- stehende wollige Masse an das bedeckende Papier an. Auf diese Weise erhält man die Säure leicht rein. Diess gelingt aber auch noch auf eine andere Weise. Man kann sie nämlich durch Aether, worin sie sich leicht löst, von dem noch vorhandenen Kalksalz trennen, das da- rin unlöslich ist. Durch freiwillige Verdunstung des Aethers erhält man sie dann rein und im krystallinischen Zustande. Die Aethyloxaminsäure ist farblos und bei gewöhnli- cher Temperatur geruchlos. Erhitzt man sie, so bilden sich Dämpfe von nur schwachem, wenig characteristischem Ge- ruch. Sie löst sich im Wasser leicht auf, ebenso in Alko- hol und Aether. Ihre wässrige Lösung reagirt stark sauer, demgemäss ist auch ihr Geschmack stark, aber nicht un- angenehm sauer. Dampft man dieselbe im Wasserbade zur Trockne ein, so bleibt auf dem Boden der Schale eine weisse, seidenartig glänzende, feste Masse zurück, aus der sich bei 100° C. und selbst auch schon darunter langsam Dämpfe erheben, die sich zu dem schon erwähnten Subli- mat verdichten. Diese sublimirten Krystalle der Aethyl- !) Ann. de chim. et de phys. [3] XXX, 443; Journ. f. pract. Chem. LII. 234°, 8. oxaminsäure, sind. äusserst, dünn, und biegsam, und bilden, wenn sie mehr ausgebildet sind, sehr lange flache Nadeln, die der sublimirten Benzoäsäure sehr ähnlich sind. Aus der concentrirten warmen wässrigen Lösung, scheidet sich die Säure beim Erkalten in äusserst zarten, nur, mikrosco- pischen, farblosen, langgestreckten Blättchen aus. Lässt man sie aber freiwillig, verdunsten, so, entstehen stufenför- mig über einander gelagerte, seidenglänzende, blätterige, Krystalle, die aus sechsseitigen Tafeln bestehen, welche, zwei Winkel von ungefähr 108.°% und vier von, 126° haben. Die Krystalle sind parallel derjenigen Kante stark gestreift, an der die vier gleichen Winkel liegen und danach auch, mehr ausgedehnt. Fast genau bei 120%C. schmilzt die, Säure zu einer, farblosen Flüssigkeit. Versetzt. man ihre wässrige Lösung mit, concentrirter Kalilauge, so entwickeln sich schon in der Kälte alkalische Dämpfe und die, Lösung enthält nun Oxalsäure. Durch Kochen mit, Salzsäure wird, sie zwar in ähnlicher Weise zersetzt, allein selbst nach langem Er- hitzen ist die Zersetzung, nicht vollendet. Kocht man die saure Lösung nur etwa fünf.Minuten lang, so entsteht nach. Zusatz von Ammoniak, und Chlorcaleium nur eine, sehr. schwache Trübung. Mit, Ammoniakflüssigkeit kann die, Aethyloxaminsäure gekocht werden, ohne dass eine wirk- liche. Zersetzung eintritt. Die Analyse der Aethylosaminsäure gab folgendes Re- sultat: gefunden berechnet Kohlenstoff 41,11 41,03 46€ Wasserstoff 6,17, 5,98 7, H. Stickstoff 11,63 11,96 IN Sauerstoff 41,09 41,03 38 100,00 100,00 Hieraus ergiebt sich also die Formel der Aethyloxamin- a N(€?9*, €2H5,H EalnEr Hi° Wird die Lösung, aus welcher der äthyloxaminsaure Kalk herauskrystallisirt ist, weiter, verdunstet, so, scheidet sich ein anderes Kalksalz in kleinen, farblosen, warzigen, 9 Krystalldrusen aus, welches aus kochendem Alkohol, in, dem es löslich, ist, umkrystallisirt werden kann. Es, enthält Krystallwasser, welches es bei 100 bis 1109 leicht vollständig abgiebt. Bei 150 bis 160° C., sintert es zusammen, ohne sich zu färben; über 160% bräunt es sich, Bei der. Verkohlung, bläht es Sich, nicht bedeutend auf. Die, Analyse dieses Salzes ergab Folgendes: gefunden berechnet I. Il. Kohlenstoff — 43,50. 43,90 6€ Wasserstoff — 6,12 6,10 10H Calcium 12,25, 12,19 12,19, 1 Ca, Stickstoff — 8,55 8,54 ıiN Sauerstoff — 29,64. 29,27, 30 100,00 100,00 00. Dem wasserfreien Salz gebührt, daher die Formel: N(E202 ER, Das wasserhaltige enthält noch ein Molecül Wasser, ent- sprechend 9,90 pC. Gefunden wurden 10,91, 10,28 und 10,05 pC. Aus diesem Salze lässt sich genau auf dieselbe Weise die Diäthyloxaminsäure gewinnen, wie die Aethyloxamin- säure aus ihrem Kalksalze. Wird die Lösung desselben durch eine nicht ganz zureichende Menge Oxalsäure zer- setzt und die filtrirte Flüssigkeit im Wasserbade eingedampft: so bleibt eine Flüssigkeit zurück, die beim Erkalten kry- stallinisch erstarrt, bei 100 ° aber langsam sich verflüchtigt Im oberen kälteren Theil der Schale, so wie an dem Pa- pier, womit dieselbe bedeckt ist, setzen sich deutliche lange - Nadeln der Säure ab. Die Sublimation ist aber weniger lebhaft, als bei der Aethyloxaminsäure. Am Besten ist es daher, die Säure, um sie zu reinigen, in Aether zu lösen und die von dem Unlöslichen abfiltrirte Flüssigkeit der Ver- dunstung zu überlassen. Es bleibt dann eine syrupartige Flüssigkeit zurück, welche endlich vom Rande her zu einer. strahlig-krystallinischen Masse gesteht. | Die so, gewonnene, vollkommen farblose, Säure, ist in Alkohol, Aether, und Wasser, leicht, löslich. Aus letzterer, 10 Lösung krystallisirt sie in schönen, grossen, durchsichtigen farblosen Krystallen, welche schiefe rhombische Säulen von 106° 28° bilden, deren stumpfe Kante durch eine meist nur sehr schmale Fläche abgestumpft ist, welche nach Rechts einen Winkel von 145°, nach Links von 141° 40’ macht. Auf den rechts liegenden Säulenflächen ist ein Paar von Endigungsflächen unter dem Winkel von 134° 40' gerade aufgesetzt. Auf den linken Säulenflächen stehen je zwei Flächen ebenfalls gerade, deren untere kleiner ist und mit ber Säulenflächs den Winkel von 132° 20°, mit der oberen grösseren von 162° 15° macht. Mitunter sieht man auch Spuren einer Abstumpfung der scharfen Seitenkante, so wie tafelförmige Krystalle, durch grössere Ausdehnung der lin- ken Säulenfläche gebildet. Den Habitus der Krystalle gibt beistehende Figur er wieder. Die daran gemessenen Win- /\ kel sind: an 2% S:$ = 106° 28 VE: | S: A — 1419 40. d = See AS | | | S : L’—= 1320 30' | | L: L= 162° 15‘ S2:3E2— 119,0 ss S'’: D= 134° 40‘, In heissem Wasser löst sich die man sie, so schmilzt sie schon unter 100°C. Ihr Schmelzpunktliegtetwas | Inne Säure in jedem Verhältniss. Erhitzt | | über 80°C. Beim Erkalten der ge- schmolzenen Masse erstarrt sie sehr schön strahligkrystallinisch. Sierea- girt stark sauer und schmeckt eben- falls rein und nicht unangenehm sauer. Bei gewöhn- licher Temperatur ist sie geruchlos. Erhitzt stösst sie Dämpfe von eigenthümlichem, aromatischen Geruch aus. In gelinder Wärme sublimirt die Säure in Form sehr langer, äusserst dünner, aber nicht flacher Nadeln. N I Concentrirte Kalilösung entwickelt daraus alkalische Dämpfe. Durch Kochen mit Salzsäure scheint diese Säure 11 schneller zersetzt zu werden, als die Diäthyloxaminsäure. Nach fünf Minuten langem Kochen gibt die Flüssigkeit mit Chlorcaleium und Ammoniak versetzt einen starken Nieder- schlag von oxalsaurem Kalk. Dagegen wird sie durch Ko- chen mit Ammoniak nicht zersetzt. Die Analyse der geschmolzenen Diäthylaminsäure hat folgende Zahlen gegeben. gefunden berechnet Kohlenstoff 49,29 49,66 66 Wasserstoff 7,82 7,59 1 H Stickstoff 9,77 9,65 ıN Sauerstoff 33,12 33,10 309 100,00 100,00. 2Nn2 2[15\2 Ihre Formel ist a: Flo. — : Andere Ver- bindungen der Aethyl- und Diäthyloxaminsäure habe ich wegen Mangel an Material bis jetzt noch nicht dargestellt. Halle, den 29. April 18693. Deber Kometen, Ein Vortrag von Hahnemann, Die jetzigen Astronomen beschäftigen sich äusserst lebhaft mit der Beantwortung zweier Fragen, die nicht bloss Fachgelehrte, sondern Jedermann, dem es darauf ankommt, Einsicht in die Natur zu gewinnen, interessiren. Die eine betrifft die Constitution der Sonne und ihrer Atmosphäre, eine Frage, die durch den astronomischen Lehrsatz von O. Struve, nach dem die Corona und die Protuberanzen le- diglich der Sonne und nicht dem Monde angehören, wenig- stens vorläufig beantwortet ist; die andre betrifft die Con- stitution der Kometen. Nach der Beschaffenheit dieser eigenthümlichen Licht- gewölke, wieXenokrates und Andere seiner Zeit die Kometen nennen, fragte man schon im Alterthum. Da man aber noch nicht die Mittel besass, dieselben in gehöriger Weise zu beobachten, verlor man sich in ganz unsinnigen Specu- lationen. Das einzige Volk, das in jenen Zeiten diese Be- wohner unseres Sonnensystems mit nüchternen Sinnen an- 12 sah, waren, die Chinesen, von, denen wir Beobachtungen besitzen, die sogar den Astronomen der Neuzeit noch we- sentlich genützt haben. Nicht viel weiter als im Alterthum kam man in dem allen Naturwissenschaften feindlichen, Mit- telalter. Erst am Ende dieser Zeit nach der Entdeckung der Fernröhre und nachdem der Glaube, dass ihr Erschei- nen mit den Geschicken der Völker und ihrer Herrscher im Zusammenhange steht, zum Wanken gebracht war, wurden sie von der Astronomie nicht blos mehr angestaunt, sondern eifrig beobachtet. Doch noch immer nicht wollte man ih- nen Ebenbürtigkeit mit den Planeten zuerkennen, bis New- ton das in, der Astronomie Epoche machende Gravitations- gesetz aufstellte und im Bunde mit Halley fand, dass auch die Kometen diesem Gesetze gehorchen. Seit dieser Zeit wandte sich ihnen das Interesse der Astronomen immer mehr und mehr zu; keine Gelegenheit liess man vorüber- gehen, um durch sorgfältige Beobachtung, das. Dunkel, mit denen sie umkleidet waren, zu lichten. Immer. zahlreicher wurden ihre Erscheinungen, viele neue Phänomene wurden an ihnen entdeckt; eine Theorie drängte die andere. Zwar kam man auf diese, Weise in der, Erkenntniss, ihrer, Natur rasch weiter, aber viele Fragen sind heute noch ungelöst, und neue kommen immer wieder dazu, so dass wir, trotzdem dass die gefeiertesten Astronomen ihnen ernste Aufmerksamkeit geschenkt haben, trotzdem dass die gewaltigsten Rechnun- gen ausgeführt worden sind, doch eigentlich nur wenig von ihnen wissen. Ist auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sie kaum so viel Jahrhunderte das wissenschaftliche Interesse rege gemacht haben, als die Planeten Jahrtau- sende; dazu kommt auch noch, dass man sie nicht immer zur Disposition hat und die instructivsten theilweise durch bedeckten Himmel unsern Augen entzogen werden. Komet bedeutet der Etymologie des Wortes gemäss Haarstern. An ihm beobachtet man, wenn alle seine Theile vorhanden sind, den Kern, einen mehr oder weniger glän- zenden Punkt, der sich gewöhnlich inmitten des Kometen zeigt; ihn umgibt wie ein glänzender Heiligenschein die wolkige, verwaschene Dunst- oder Nebelhülle. Beide ver- eint bilden den Kopf;des Kometen. Als dritter Theil tritt 13 der Schweif auf, der durch helle Lichtstreifen von grösserer ‘oder kleinerer Erstreckung gebildet wird. Die meisten die- ser Himmelskörper besitzen denselben. In ältern Zeiten un- terschied man Kometen mit Bart und Kometen mit Schweif. Schweif nämlich hiess der dritte Kometentheil, wenn er öst- lich vom Kometen stand, ihm also bei der täglichen Um- drehung folgen musste, Bart dagegen, wenn er westlich vom Kern lag, dem Kometen also voranging. Seit dem sechzehnten Jahrhunderte hat man diesen Unterschied fal- len lassen. — Uebrigens besitzt nicht jeder Komet diese drei Theile, sondern manchen fehlt der Schweif, andern auch noch der Kern, so dass die Nebelhülle das Einzige zu sein scheint, was den Kometen zum Kometen macht. Die Alten schon definirten den Kometen als einen Haar- stern, der seinen Ort verändernd nach und nach verschie- dene Sternbilder durchläuft. Die jetzigen Astronomen da- gegen, die erkannt haben, dass ein Komet nicht unum- gänglich nothwendig einen Schweif haben muss, geben als Kennzeichen für einen Kometen an, dass er eine eigene Bewegung besitzen und eine langgestreckte Bahn durch- laufen muss. Ist letzteres der Fall, so wird er sich in ge- wissen Gegenden seiner Bahn von der Erde soweit entfer- nen, dass er nicht mehr sichtbar ist. Die angeführten bei- den Bestimmungen sind durchaus nothwendig, wenn ein Komet nicht mit irgend einem anderen Himmelskörper ver- wechselt werden soll. Man überzeugt sich hiervon augen- blicklich, wenn man an gewisse Ereignisse, die im Welten- raume vorgefallen sind, denkt. Bekannt ist, dass von Zeit zu Zeit plötzlich neue Sterne erschienen sind; so geschah es zu mehreren Malen in dem denkwürdigen ersten Viertel des siebzehnten Jahrhunderts. Vordem hat man sie nicht für Kometen erklärt, da sie doch mit diesen das Plötzliche in ihrem Erscheinen gemein haben. Einfach deshalb nicht, weil es sich zeigte, dass sie nicht am Himmel dahinwan- delten, sondern an den Fixsternhimmel angeheftet erschie- nen. Doch auch der zweite Punct, die langgestreckte Bahn muss berücksichtigt werden. Als Herschel der Vater in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts mit seinem riesigen Spiegeltelescope, das eine 2000fache Vergrösserung 14 erlaubte, den Uranus entdeckte und sich von der Fortbe- wegung des neuen Gestirns überzeugt hatte, erklärte er ihn, trotzdem dass der Schweif und sogar die Nebelhülle fehlte, für einen Kometen, weil er glaubte, dass er eine langge- streckte Bahn durchliefe und deshalb früher nicht gesehen worden wäre, bis sich bei einer genauern Untersuchung seine Bewegung herausstellte, dass er eine nahe kreisför- mige Bahn um die Sonne beschreibe. Demzufolge wurde er der Gruppe der Planeten eingereiht. Dass die Kometen wirkliche Sterne sind, bedarf jetzt wohl kaum der Erwähnung; doch ist es nicht immer so ge- wesen; viele der alten Philosophen hielten sie für blosse in unserer Atmosphäre erzeugte Meteore. Es bedurfte lang- daueınder Betrachtungen, ehe man sich von der Richtigkeit der jetzigen Ansicht, die übrigens auch schon im Alter spo- radisch auftrat, überzeugte. Erst Tycho Brahe, der in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts lebte, zer- störte jenen Glauben, als er fand, dass zwei Beobachter, die einen Kometen zu gleicher Zeit an verschiedenen Or- ten der Erde ins Auge fassten, ihn immer an demselben Sterne sahen. Daraus muss nämlich geschlossen werden, dass sie weiter entfernt sind, als unsre Atmosphäre hoch ist. Durch Zusammenstellung mehrerer derartiger Beobach- tungen fand Tycho sogar, dass die Kometen weiter von uns entfernt sind als der Mond. Durch diese Entdeckung wurde natürlich diesen Ge- stirnen ein ganz anderer Standpunkt im Weltall angewie- sen; man sah sie hinfort als Weltkörper an. Bald wurde nun auch erkannt, dass sie wie die Planeten nach regel- mässigen Gesetzen die Sonne umkreisen, nur dass, wie schon erwähnt, ihre Bahnen langgestreckte Ellipsen sind. Den einen Brennpunkt nimmt stets die Sonne ein. Derjenige Scheitel, welcher der Sonne am nächsten liegt, heisst das Pe- rihel oder die Sonnennähe; den andern Scheitel dagegen nennt man das Aphel oder die Sonnenferne. Unter Peri- heldistanz versteht man den Abstand des Perihels vom nächsten Brennpunkte oder was dasselbe ist, von der Sonne. Aus den elementarsten Eigenschaften der Ellipse folgt, dass die Periheldistanz überhaupt der kleinste Ab- 15 stand ist, den der Komet von der Sonne haben kann. Je weiter also der Komet von dem Perihel absteht, desto grösser ist auch seine Entfernung von der Sonne. Je grösser aber letzterer ist, desto lichtschwächer erscheint der Komet. Daher wird er allermeist nur in der Nähe des Pe- rihels gesehen, während er die entfernteren Strecken sei- ner Bahn durchmisst, ist er für unsre Augen verschwunden. — Die Ebene, in der sich die Erde bewegt, heisst die Ec- liptik; in ihr beschreibt die Erde eine Ellipse, die aber so sehr kreisförmig ist, dass wir der Einfachheit willen für die Ellipse einen Kreis substituiren, in seinem Mittelpunkte steht die Sonne. Die Kreisperipherie wird in 360° getheilt; Der Anfangspunkt der Theilung wird mittelst gewisser Er- scheinungen am Himmel bestimmt. Die Bahnebene des Kometen, die gleichfalls die Sonne in sich enthält, schnei- det natürlich die Erdbahn in einer geraden durch ihren Mittelpunkt, die Sonne gehenden Linie, die Durchschnitts- punkte dieser Graden mit der Erdbahn, die um 180° von einander entfernt liegen, nennt man die Knoten, und zwar heisst der der aufsteigende, den der Komet passiren muss, wenn er von der Südseite der Ecliptik auf die Nordseite übergeht; der andere Knoten heisst der niedersteigende. Die Lage des erstren Knoten, d. h. die Anzahl der Grade, um welche er von dem Nullpunkte der Theilung absteht, ist das eine der Bestimmungsstücke, der sogenannten Ele- mente eines Kometen. Aber durch die Lage des Knotens ist die Lage der Bahnebene des Kometen noch nicht voll- ständig bestimmt; es muss noch der Winkel, den diese Ebene mit der Ecliptik macht, angegeben werden. Dieses zweite Element heisst die Neigung. Die Verbindungslinie des Perihels und Aphels der Kometenbahn wird die grosse Axe genannt; sie geht natürlich durch die Sonne, liegt aber in der Bahnebene des Kometen. Projicirt man sie auf die Ecliptik, so erhält man eine Linie, welche die Erdbahn in irgend einem Punkte, an dem ein irgendvielter Grad, z. B. 10° steht, trifft; 10° nennt man dann die Länge des Peri- hels; es ist das dritte Element, das vierte Element ist die schon oben definirte Periheldistanz; durch sie wird die Ge- stalt der Bahn bestimmt. Es könnte ferner der Komet seine 16 Bahn in zwei verschiedenen Richtungen durchlaufen, näm- lich in Bezug auf die Ecliptik von West nach OSt oder um- gekehrt. Bewegt sich ein Komet im erstren Sinne, &lso im Sinne der Bewegung des Mondes, der Planeten und ih- rer Monde, so ist er rechtläufßg; im andern Fälle rücklät- fig oder retrograd. Diese Angabe der Richtung ist das fünfte Element. Das sechste Element endlich ist der Au- genblick des Durchgangs des Kometen durch das Perihel. Diese sechs Elemente nennt man die sechs parabolischen Elemente eines Kometen. Erscheint am Himmel ein Kömet, so stellen die Astro- nomen ohne Säumen Beobachtungen an, um die Elemente berechnen zu können. Drei Beobachtungen genügen; köh- nen nur zwei genommen werden (vielleicht wegen bedeck- ten Himmels), so bleibt die Gestalt und Lage der Bahn un- bekannt. Mehr als drei Beobachtungen führen zu genauern Resultaten. Diese Elemente sind fast die einzigen Mittel, um ei- nen wiederkehrenden Kometen zu erkennen. Wie schon gesagt, ändert sich in ganz kurzer Zeit, mitunter in 34 Tagen die Gestalt eines Kometen, sein Schweif, die Ge- 'stalt seiner Dunsthülle und seines Kernes, und die Licht- stärke seiner einzelnen Theile ganz beträchtlich. An der äusseren Form lässt sich also wohl kaum ein Komet wie- dererkennen, deswegen verzichten auch die Astronomen auf diese Kennzeichen und richten vielmehr ihre Aufmerk- samkeit auf die Kometenbahn. Sind die parabolischen Elemente eines am Himmel sichtbar gewordenen Kometen durch die Beobachtungen bestimmt, so vergleicht man sie mit den Elementen der im Kometenverzeichnisse notirten Kometen. Ist unter den Elementensystemen im Verzeich- nisse eines, das mit dem oben gefundenen fast ganz über- einstimmt, so kann man mit grosser Wahrscheinlichkeit an- nehmen, dass die beiden Kometen, deren Elemente im We- sentlichen übereinstimmen, identisch sind. Unbedingt noth- wendig wäre die Identität nicht, Aber der Erfolg hät stets den etwas gewagten Schluss gerechtfertigt. Stimmen aber die gefundenen parabolischen Elemente mit keinem ver- zeichneten Elementensystem überein, so muss man in den 17 Folgerungen erst recht vorsichtig sein. Es könnte nämlich der in Frage stehende Komet doch eine Wiedererscheinung eines schon verzeichneten Kometen sein, wenn man be- rücksichtigt, dass durch Beobachtung und Theorie nachge- wiesen ist, dass ein Komet beim nahen Vorübergange vor einem Planeten so bedeutend in seinem Laufe gestört wer- den kann, dass die nach dieser grossen Nähe beschriebene Curve gar nicht als Fortsetzung der früher beschriebenen Bahn zu betrachten ist. Ob dieser Fall nun wirklich bei dem fraglichen Kometen sein kann, lässt sich erst mit Hilfe einer nicht eben einfachen Rechnung ermitteln. Vor- ausgesetzt nun aber auch, dass dieser Fall bei dem Kome- ten, über den verhandelt wird, nicht eintreten könnte, so dürfte man doch nicht folgern, dass der Komet in früherer Zeit wahrgenommen wäre; man wüsste denn bloss, dass er noch nicht beobachtet wäre, dass also noch keine Angaben existiren, nach denen man seine Bahn berechnen und ihn ins Verzeichniss hätte eintragen können. Hierauf muss die Frage aufgeworfen werden, ob es nicht möglich ist, auf andre Art zu entscheiden, ob der Ko- met zu den periodischen gehört oder nicht. Unter gewis- sen Umständen lässt sich die Frage bejahen, dann nämlich, wenn der Komet lange genug beobachtet werden kann. Hat man die parabolischen Elemente gefunden, so kann man den Lauf genau angeben, den der Komet später ein- halten muss, und kann dann durch directe Beobachtung prüfen, ob der wirkliche Lauf mit dem theoretisch berech- neten übereinstimmt. Eine solche Uebereinstimmung ist nämlich nicht nothwendig, ja sie würde sogar bei keiner Kometenbahn eintreten dürfen, wenn man dieselbe nur lange genug beobachten könnte. Der Grund ist der: es kann mathematisch nachgewiesen werden, dass in der Nähe des Perihels die Ellipse durch eine Parabel ersetzt werden kann; da nun letztere die Rechnung wesentlich vereinfacht, auch nicht viel Beobachtungen erfordert, so berechnet man nach Newtons Vorgange bei jedem Kometen zuerst die stellvertretende Parabel. Diese Stellvertretung kann aber bloss ganz in der Nähe des Perihels stattfinden; in einer nur einigermassen beträchtlichen Entfernung von jenem ZXIL 1863. 2 18 Punkte muss Abweichung zwischen Ellipse und Parabel her- vortreten. Tritt aber diese Abweichung bei einem Kome- ten wirklich sichtbar hervor, dann kann man durch neue Beobachtungen die Ellipse selbst, in der sich der Komet bewegt, berechnen, und man weiss dann, dass der Komet ein periodischer ist; ja man kann sogar jetzt nach dem dritten Kepplerschen Gesetze, nach dem sich die Quadrate der Umlaufszeiten wie die Cuben der grossen Axen ver- halten, die Umlaufszeit berechnen. Solcher periodischen Kometen sind aber bis jetzt nur wenige bekannt, obwohl die Anzahl aller Kometen ganz be- trächtlich ist, „wie die Fische im Meere,“ sagt Keppler. Es sind nämlich nur folgende vier: der von Halley, Encke, Biela, oder, wie ihn die Franzosen zu nennen belieben, der von Gambert, und endlich der von Faye. Auf die Geschichte des Halley’schen Kometen als desjenigen, der in der Astronomie Epoche gemacht hat, wollen wir näher eingehen. Sein Name zeigt schon den Mann an, der sich durch ihn für alle Zeiten unvergängli- “chen Ruhm erworben hat. Halley war ein Zeitgenosse des grossen Newton, geb. zu London am 8. Nov. 1656, gestor- ben am 25. Januar 1742 als Director der greenwicher Stern- warte. Im Jahre 1705 hatte er die Elemente von einer ganzen Anzahl Kometen berechnet; als Lohn für seine müh- samen Arbeiten fand er dabei, dass der Komet von 1607 und 1531 dieselben Elemente mit dem von 1682 habe. Er und mit ihm alle Astronomen zogen hieraus den Schluss, dass diese drei Gestirne identisch wären. Aber Halley ging weiter; er hatte den Muth, vorauszusagen, dass gegen das Ende des Jahres 1758 oder zu Anfang von 1759 ein neuer Komet erscheinen werde, dessen Elemente von den eben angeführten nur wenig unterschieden sein könnten. Er sagte dies kühn voraus, und die Bestätigung dieser Ver- kündigung wurde als eine neue und entscheidende Prüfung der Wahrheit des neuentdeckten Gravitationsgesetzes mit riesiger Ungeduld allgemein erwartet. Allein bisher wurde dieser Komet nur als ein der blossen Anziehung der Sonne unterworfener Himmelskörper betrachtet, ohne Rücksicht auf die wahrscheinlich sehr grossen Störungen, die er von 19 den Planeten unsers Sonnensystems zu erleiden haben könnte. Halley erkannte zwar die Wahrscheinlichkeit sol- cher Störungen, aber an ihre Berechnung wagte er sich nicht. Dies Verdienst gebührt dem Franzosen Clairaut. Seine Rechnung war eine Riesenarbeit; unterstützt wurde er vonLalande und Mad. Lepaute, eine der wenigen Frauen, die sich in der Astronomie ausgezeichnet haben. Es er- gab sich, dass der Komet in Folge der Verlangsamung, welche die Anziehung der Planeten auf seine Bewegung ausüben würde, zur Rückkehr in sein Perihel 618 Tage mehr brauchen müsse, als beim letzten Umlaufe; davon kommen 100 Tage auf die Einwirkung des Saturn und 518 auf die des Jupiter. Hiernach musste der Durchgang auf den 13. April fallen, indessen machte Clairaut darauf auf- merksam, dass er wegen der Kürze der Zeit kleine Glie- der in seiner Rechnung vernachlässigt habe, die zusammen im Laufe von 76 Jahren füglich 30 Tage, ein Mehr oder Weniger betragen könnten. Alle diese Voraussagen wurden durch den Erfolg bestätigt, denn der Komet erschien wirk- lich in demin Voraus bestimmten Sternbildern und erreichte seine Sonnennähe am 12. März 1759 d.i. innerhalb der an- gegebenen Grenzen. Auch waren die seit der vorigen Er- scheinung etwas veränderten Elemente , so wie Clairaut’s Rechnungen sie ergeben haben. Da nun kein Zweifel ferner über die Periodicität des Kometen von 1759 möglich war, musste der Zeitpunkt sei- ner Rückkehr im Jahre 1835 berechnet werden. Dieser un- geheuren Arbeit unterzog sich der Franzose Damoiseau; er trieb die Rechnung beträchtlich weiter als seine Vor- gänger, berücksichtigte überdies die störende Einwirkung des am 13. März 1781 von Wilh. Herschel entdeckten Pla- neten Uranus, von dessen Vorhandensein man zu Clairaut’s Zeiten keine Kenntniss hatte, und in gleicher Weise die Einwirkung der Erde. Als Endresultat ergab sich, dass der Komet seine Sonnennähe am 4. Nov. passiren müsste. Auch Pontecoulant berechnete die Wiederkehr und setzte den Periheldurchgang auf den 7. Nov. fest; später als er die Einwirkung der Erde vollständiger berechnet und für die Jupitermasse einen genaueren Zahlenwerth eingeführt hatte, 2# 20 schob er den Periheldurchgang auf den 13. Nov. hinaus. Auf denselben Tag führten auch die grossen und mühevol- len Arbeiten der deutschen Astronomen Rosenberger und Lehmann. Aber an welchem Tage des Jahres 1835 besag- ter Komet überhaupt zuerst sichtbar werden würde, wollte und konnte Niemand im Voraus bestimmen, denn man hätte auf Punkte Bedacht nehmen müssen, die man im Vor- aus nicht beurtheilen konnte, nämlich auf den Zustand des Himmels, die Helligkeit der Dämmerung, die optische Kraft der Instrumente und die Gesichtsschärfe der Beobachter, endlich auf die Möglichkeit, dass der Komet auf der lan- gen Laufbahn seit 1759 einen merklichen Theil seiner Sub- stanz eingebüsst habe. Man begnügte sich deshalb mit der Angabe, dass er von den ersten Tagen des Augusts an auf- gesucht werden müsste. Und in der That am 5. Aug. be- merkten zuerst Dumonchel und de Vico unter dem schönen Himmel von Rom den Halleyschen Kometen, der damals unglaublich schwach war, und zwar entdeckte man ihn an dem Punkte des Himmels, den er der Rechnung zufolge an diesem Tage einnehmen sollte. Man verfolgte seinen Lauf weiter, einmal um von Neuem seine Elemente zu be- rechnen, dann aber auch, um zu sehen, wie weit die Be- rechnung mit der Beobachtung übereinstimme. Wie gesagt, sollte der Periheldurchgang nach der genauesten Rechnung am 13. Nov. stattfinden; die Beobachtung ergab nun den 16. Nov. Der Rechnungsfehler betrug also nur 3 Tage, während er beim Erscheinen im Jahre 1759 30 Tage be- trug. Man sieht hieraus, wie die beobachtende und theo- retische Astronomie innerhalb dreier Vierteljahrhunderte fortgeschritten ist, und die Behauptung, dass für das nächste Erscheinen im Anfange des nächsten Jahrhunderts der Rech- nungsfehler nicht mehr Tage, sondern nur Stunden beträgt, ist vielleicht nicht zu gewagt, denn die Instrumente wer- den immer feiner, die Rechnungsschwierigkeiten schwinden vor der Macht des in der analytischen Mechanik sich do- cumendirenden menschlichen Geistes immer mehr und mehr. Natürlich suchte man nach früheren Erscheinungen des Halley’schen Kometen. Dabei stellte es sich heraus, dass als unzweifelhafte Erscheinungen die im Jahre 1531, 21 1456 und 1378 constatirt werden müssen. Letztere Er- scheinung ist nach einer chinesischen uns von Eduard Biot durch Uebersetzung zugänglich gemachten Aufzeichnung von Langior berechnet. Ob die Kometen von 1305, 1230, 885 und 52 v. Chr. G. Erscheinungen des Halley’schen Kometen sind, ist zweifelhaft; identisch mit unserem ist wohl der von Haly ben Rodoan im Jahre 1006 erwähnte. Als mittlere Umlaufszeit für den Halley’schen Kometen ergiebt sich 76 Jahre 1 Monat, Die Störungen haben bald eine Verkürzung, bald eine Verlängerung der Umlaufszeit herbeigeführt. Ein anderer periodischer Komet ist der Enckesche. Entdeckt wurde er am 26. Nov. 1818 von Pons zu Mar- seille.. Seine parabolischen Elemente wurden von Bauvard berechnet. Dabei stellte sich heraus, dass die Elemente des neuen Kometen grosse Aehnlichkeit mit denen eines 1805 beobachteten Kometen zeigten; so dass man dies neue Gestirn als eine Wiederkehr jenes älteren Kometen zu be- trachten habe. So war zwar die Periodicität ausser Zwei- fel gesetzt, aber es handelte sich noch um die Umlaufszeit. Allerdings konnte man mit grosser Wahrscheinlichkeit ver- muthen, dass zwischen 1805 und 1818 kein Wiedererschei- nen erfolgt sei, aber Niemand konnte dafür bürgen, und was bei wissenschaftlichen Untersuchungen so oft eintritt, dass das Unwahrscheinlichere das Wahre ist, zeigte sich auch hier, Encke nämlich, damals in Gotha, wies durch Rechnung bündig nach, dass die Umlaufszeit nur 1200 Tage, d. i. 31/, Jahr beträgt. Diese kurze Umlaufszeit setzte Je- dermann in Erstaunen, denn man hatte bis jetzt vom Ko- meten eine lange Umlaufszeit nicht trennen können. Bald zeigte es sich auch, dass er schon 1786 und 1795 beob- achtet worden war. Seit seinem Durchgange durch die Sonnennähe am 27. Jan. 1819 ist er ganz regelmässig be- obachtet worden; die Rechnung von Encke stellte sich als richtig heraus. An dem Enckeschen Kometen hat man beobachtet, dass seine Umlaufszeitimmer kleiner und kleiner wird, und Encke hat den Grund dieser auffallenden Erscheinung in dem Widerstande gefunden, den dieser Komet von den den 22 Weltenraum erfüllenden Aether, der für die Theorie des Lichtes vor der Hand unumgänglich nothwendig ist, er- leidet. ii Nicht minder interessant ’ist der Biela’sche Komet; er ist der, von dem man einen Zusammenstoss mit der Erde be- fürchtete. Entdeckt wurde er am 27. Febr. 1826 von Biela zu Josephsstadt und etwas später von Gambert zu Mar- seille. Letzterer berechnete ihn auch und fand, dass er schon 1805 und 1772 beobachtet war. Seine Umlaufszeit beträgt 6°/, Jahr nach der Berechnung von Clausen und Gambert. Dies überraschende Resultat fand keinen Wider- spruch, weil man 1826 schon von der alten Vorstellung, dass ein Komet nothwendig eine lange Umlaufszeit haben müsste, gänzlich zurückgekommen war. Aus den in die- sem Jahre gemachten Beobachtungen folgerte man, dass er bei seiner nächsten Rückkehr 1832 mit der Erde zusammen- stossen würde. Bei genauerer Beobechtung ergab sich aber, dass eine derartige Befürchtung nicht am Platze war. Fest stand zwar, dass der Komet am Abende des 29. Oct. 1832 die Ebene der Ecliptik durchschneidet. Nun blieb aber noch zu untersuchen, ob der Durchschnittspunkt mit der Ebene der Eeliptik die Ecliptik selbst, d. h, der Linie in der sich die Erde bewegt, so nache lag, dass der Komet letztere umhüllte. In dieser Beziehung ergab nun die Rechnung, dass der Durchgang des Kometen durch die Ebene der Ecliptik etwas innerhalb unserer Erdbahn statt- finden musste und zwar in 42/, Erdhalbmesser Entfernung von dieser krummen Linie. Da nun der gefeierte Astro: nom von Bremen, Olbers, bei der Erscheinung im Jahre 1805 für die Länge des Kometenhalbmessers 51/,; Erdhalb- messer gefunden hatte, so folgt unwiderruflich, dass ein Theil der Erdbahn am 29. Oct. 1832 sich im Kometennebel be- fand. Es fragt sich nun, an welcher Stelle befand sich im besagten Zeitpunkt unsere Erde. Die Rechnung ergab, dass jener Durchschnittspunkt von der Erde erst am 30 Nov. Morgens, also um mehr als einen Monat später erreicht wurde. Da nun die mittlere Geschwindigkeit der Erde in ihrer Bahn täglich 340000 geogr. Meilen beträgt, so folgt aus einer einfachen Rechnung, dass bei der Erscheinung 23 des Biela’schen Kometen 1832 derselbe um mehr als 10 Millionen Meilen von der Erde entfernt bleiben musste. Unter besagten Umständen war also an einen Zusammen- stoss des Kometen mit der Erde nicht zu denken, und wenn manche meinten, dass der Komet mit unserer Erdbahn nicht zusammentreffen könnte ohne sie zu stören, so ist diese Ansicht unsinnig, denn sie geht von der Annahme aus, dass die Erdbahn etwas Körperliches ist, was sie doch nicht ist. Etwas andres wäre es aber gewesen, wenn der Komet erst am 30. Nov. Morgens die Erdbahn durchschnitten - hätte; dann hätte sich seine Atmosphäre unfehlbar mit der Erde vermischt und vielleicht wär er gar mit der Erde zusam- mengestossen. Auf dem Biela’schen Kometen gedenke ich wegen der merkwürdigen Erscheinung der Verdoppelung, die man an ihm bei seiner Wiederkehr im Jahre 1846 be- obachtet hat, zurückzukommen. Uebrigens hat man an ihm nie einen Schweif wahrgenommen. Als letzter und vierter periodischer Komet, dessen Durchgang durch die Sonnennähe bisher öfter als einmal beobachtet wurde, ist der Faye’sche von 7!/, Jahr Umlaufszeit zu nennen. Entdeckt wurde er von Faye am 22. Nov. 1843, berechnet von demselben und von andern. Gold- schmidt machte zuerst die überraschende Entdeckung, dass die Bahn dieses Kometen vom Kreise verhältnissmässig wenig abweicht. Nicht unerwähnt darf bleiben der Komet von 1770 oder der Lexell’sche, an dem die gewaltigen Störungen, denen die Kometenbahnen von Seiten der Planetenbahnen ausgesetzt sind, beobachtet worden sind. Entdeckt wurde er von Messier im Juni1770. Seine parabolischen Elemente stimmten mit dem Elementensysteme eines früheren Kometen nicht; ja bald fand Lexell, dass der Komet um die Sonne eine Ellipse beschrieben hatte, deren grosse Axe nicht mehr als drei- mal den Durchmesser von der Erdbahn übertraf, so dass seine Umlaufszeit 5?/, Jahre war. Er war lange sichtbar und fand sich stets an dem durch Rechnung vorherbe- stimmten Orte. Wie kam es nun, dass er vorher nicht beobachtet worden war? Dieser Umstand lässt sich viel- leicht noch erklären; viel merkwürdiger aber war, dass er 24 seit jener Zeit niemals wieder beobachtet wurde, obwohl man sorgfältig nach ihm spähete. Natürlich fehlte es an Scherzworten und Spottreden nicht, die der abhanden ge- kommene Komet den beklagenswerthen Astronomen zuzog, die sich schon gerühmt hatten, endlich im allgemeinen Gravitationsgesetze den Schlüssel zu den Bewegungen der Kometen gefunden zu haben. Es lässt sich auch wirklich nicht abläugnen, dass in diesem geheimnissvollen Ver- schwinden eine wirkliche Frage zu lösen blieb, denn bei dem hellen Lichte, in dem sich der Komet von 1770 ge- zeigt hat, liess sich nicht annehmen, derselbe sei mehr- mals unbeachtet zurückgekehrt. Heutzutage ist dies Räth- sel vollständig gelöst, und aus einer Prüfung, welche im ersten Augenblicke bestimmt schien, die Gesetze der allge- meinen Attraction erschüttern zu sollen, hatten eben diese Gesetze eine neue überzeugende Kraft gewonnen. Die äl- tern Arbeiten von Burckhardt und die neuen von Leverrier und Brunnow haben erwiesen, dass der Kommet von 1770 eine ganz andre Bahn beschrieben hat und in Folge des Einflusses des Jupiter in diese neue Bahn gedrängt wurde, dass er ferner nach 1770 dem Planeten sehr nahe gekom- men ist, so dass dadurch die Gestalt und Grösse seiner Bahn von Neuem gänzlich verändert worden ist. Brunnow hat neuerdings gezeigt, dass er, nachdem er in seinem Durchgange durch die Sonnennähe 1776, weil er am Tage erfolgt ist, nicht hat beobachtet werden können, seit 1779 eine elliptische Bahn beschreibe, in welcher er von der Erde aus niemals gesehen werden kann. So ist Newton’s grosse Idee gerettet. Man nennt übrigens diejenigen Kometen, deren grösste Entfernung von der Sonne, d. h. deren Apheldistanz inner-. halb der Neptunbahn, die in unserm Sonnensysteme vor der Hand die äusserste ist, liegt, innere. Zuihnen gehören der Enckesche, der Faye’sche, der Biela’sche, ihre Periodiecität ist zweifellos. Der Lexell’sche ist hinzuzuzählen. Nun giebt es,auch Kometen, deren Bahnen unzweideutig als ellip- tische erkannt worden sind, die man deshalb auch für pe- riodische hält, obwohl sie seit ihrer ersten Erscheinung noch nicht wiedergesehen sind. Diejenigen unter ihnen, 25 deren Apheldistanz geringer, als die halbe grosse Axe der Neptunbahn ist, sind die Kometen von de Vico, Brorsen, d’Arret und Peters, die sämmtlich erst seit 1844 entdeckt sind. Die Acten über sie sind noch nicht geschlossen. Auf die Frage, ob die Gruppe der innern Kometen nicht ursprünglich eben so einen einzigen Weltkörper bil- deten, wie es nach Olbers mit den kleinen Planeten der Fall ist, ob ferner gar die kleinen Kometen zwischen Mars und Jupiter mit einigen oder allen Kometen einen gemein- samen Ursprung haben, kann hier wegen der Schwierigkeit der Sache nicht eingegangen werden. Sehr selten sind Kometen am hellen Tage sichtbar; die zweifellosen Beispiele sollen aufgezählt werden. Nach Seneca war der Komet von 146 v. Chr. so gross wie die Sonne; er erhellte die Nacht. Justinus berichtet, dass 134 v. Chr. ein Komet 70 Tage hindurch sichtbar gewesen ist; der Himmel schien ganz in Feuer; der Komet nahm den vierten Theil des Himmels ein; 4 Stunden brauchte er um aufzugehen, eben so viele um unterzugehen. Ein anderer ist der von 52 v. Chr. von dem Dio Cassius erzählt, dass er wie eine brennende Fackel von Süden nach Osten ge- zogen sei und an Glanz das Licht der Sonne übertroffen habe. Ferner wurde bei Tage mit blossem Auge der Ko- met von 43 v.Chr. gesehen; er war derjenige, in dem sich nach Rom’s Meinung die Seele Caesars verwandelt habe. Ebenso der von 400 v. Ch., den die damaligen Schriftstel- ler als den schrecklichsten, der jemals vorher sichtbar ge- wesen ist, bezeichneten. In Gestalt eines Säbels reichte er, obwohl er hoch am Himmel stand, bis zu Ende; ferner der von 1006, den Haly ben Rodoan beobachtete, und den man für den Halley’schen hält, der von 1106, der am 4. Febr. in 11/, Fuss Entfernung von der Sonne gesehen wurde. Im Jahre 1402 wurden zwei Kometen am Tage gesehen. Der erstere war von solcher Helligkeit, dass das Sonnen- licht gegen Ende März, selbst um die Mittagszeit nicht hin- derte, Kern und sogar Schweif zu erblicken; der andre er- schien Ende Juni und man erkannte ihn schon lange vor Sonnenuntergang. Nach Cardano sahen die Mailänder 1532 am Tage einen Kometen. Den schönen Kometen von 1577 26 entdeckte Tycho Brahe am 13. Nov. von seiner Sternwarte auf der Insel Hven im Sunde nach Sonnenuntergang. Hierher gehört auch der durch seinen mehrfachen Schweif berühmt gewordene Komet von 1744; am 1. Febr. war er nach Chesraux’s Urtheil lichtstärker als der hellste Stern am Himmel, also heller als der Sirius; am 8. Febr. glich er dem Jupiter, bald darnach glich der Glanz beinahe der Ve- nus, zu Anfang des März sah man ihn noch, nachdem die Sonne aufgegangen war; ja man sah ihn sogar von einer passenden Lokalität aus um 1 Uhr Nachmittags ohne Fern- rohr. Endlich ist noch zu erwähnen der Komet von 1843, der gerade um Mittag weniger als 2 Grade von der Sonne entfernt sichtbar war. Natürlich bezieht sich das Sichtbarsein des Kometen auf das Gesehenwerden mit blossem Auge; durch das Fern- rohr hat man in neuerer Zeit noch manche andere am hel- len Tage gesehen. Grösser ist nothwendig die Anzahl der- jenigen Kometen, die man überhaupt mit blossem Auge ge- sehen hat. Ihre Anzahl beträgt in den 14 ersten Jahrhun- derten 407, also durchschnittlich 29 in jedem Jahrhunderte. Von 1500 bis jetzt hat man in Europa über 60 beobachtet; am reichsten ist das 16te Jahrhundert, das allein 23 sol- cher Himmelskörper aufzuweisen hat; im 17ten Jahrhundert waren es ihrer 12, von denen nur 2 auf die erste Hälfte des Jahrhunderts fallen, im 18. Jahrhundert erschienen nur 8, dagegen in der ersten Hälfte unsres Jahrhunderts 12. Nimmt man aber die telescopischen Kometen, die man be- sonders in diesem Jahrhundert beobachtet hat, hinzu, so stellt sich heraus, dass man jetzt im Mittel innerhalb 3 Jahren 5 Kometen zu beobachten Gelegenheit hat. Man sieht hieraus, dass die Anzahl der Kometen eine beträchtliche ist; jedes Jahr bringt neue hinzu; sie müssen als die Bewohner unsers Sonnensystems, als das eigentliche Volk dieses grossen States angesehen werden. Die weni- gen Planeten sind als die besonders begünstigten zu be- trachten, die den Thron des Sonnenreiches zunächst um- geben und sich in seinen Strahlen sonnen, während die Kometen nur zuweilen ihm nahen und ihren Tribut entrich- ten, um sich dann wieder nach den fernsten Grenzen zu 27 begeben und dort fern von dem strahlenden Punkte des Hofes in Dunkelheit und unbekannt ihre Tage zu verleben. Alles was bis jetzt über die Kometen gesagt worden ist, bezieht sich auf das Verhältniss, in dem sie zu andern Bewohnern dieses Sonnensystems stehen; nicht minder in- teressant ist es, auf ihre physische Beschaffenheit einzuge- hen; doch weiss man verhältnissmässig nur wenig über sie; die Untersuchung dieses Punktes ist eben noch die astro- nomische Tagesfrage. Aber das Wenige soll gedrängt vor- geführt werden. Eine schon im Alterthum berührte Frage ist die, ob die Kometenkerne undurchsichtig sind oder nicht. Die Ent- scheidung dieser Frage wird davon abhängen, dass ein Ko- met, der doch in Folge seiner eigenen Bewegung nach und nach verschiedene Sternbilder durchzieht, grade vor einen Fixstern tritt. Würde bei einer solchen Constellation der Fixstern unsern Augen entrückt werden, so wäre dies ein Beweis dafür, dass die Kometenkerne, oder wenigstens ei- nige undurchsichtig sind; würde man aber durch den Ko- meten hindurch den Fixstern vielleicht sogar in unveränder- tem Glanze leuchten sehen, so wäre man zu der Folgerung berectigt, dass wenigstens einigen Kometenkernen die Un- durchsichtigkeit nicht abgesprochen werden kann. Leider aber sind solche Zusammenkünfte der Kometenkerne mit einem Fixsterne nur selten, und tritt eine wirklich einmal ein, so lässt sich noch immer schwer entscheiden, ob wirk- lich der Fixstern hinter dem Kerne oder nur hinter der ihm umgebenden Nebelhülle gestanden hat. Eben deshalb sind alle Angaben von undurchsichtigen und durchsichtigen For- men unsicher. Um die Undurchsichtigkeit der Kerne nach- zuweisen, hat man sich auf die totalen Sonnenfinsternisse von 450 v. Chr., die Herodot erwähnt, auf die, die einige Tage vor Augustins Tode eintrat, die Dio erwähnt, und auf die des Tages von Christi Kreuzigung berufen; alle diese können nämlich nich durch den Mond hervorgerufen sein; bei der letzterwähnten z. B. stand der Mond an der grade entgegengesetzten Seite; aber nichts deutet darauf hin, dass diese Verfinsterungen durch Kometen hervorgerufen sind. Nicht besser steht es mit den Erzählungen, die aus dem 28 Mittelalter überliefert sind. Selbst die Beobachtung von Messier 1774 und von Wartmann zu Genf am 28. Nov. 1828 um 10%/, Uhr Abends erlaubten nicht, eine Undurch- sichtigkeit mancher Kerne anzunehmen, besonders da letz- terer Beobachter seine Beobachtung selbst als zweifelhaft erscheinen lässt. Für die Durchsichtigkeit der Kometen- kerne sprechen die Beobachtungen von Montaigne zu Li- moges, von BHerschel auf der Sternwarte zu Sleugh bei Windsor, von Olbers, Struve, Pons und Valz. Doch lässt sich gegen die eine oder die andere Beobachtung noch dies oder jenes einwenden. Ebenso wenig konnte man nach- kommen, ob der Komet von 1819, als er am Morgen des 26. Juni zwischen Erde und Sonne gestanden hatte, als kleine dunkle Scheibe auf der Sonne sichtbar gewesen war. Es wird erlaubt sein, zu folgern, dass der Kern im Allge- meinen betrachtet durchsichtig ist, und dass, wenn in die- sem Kerne ein fester und undurchsichtiger Theil existirt, derselbe ausserordentlich klein sein muss. Doch braucht dies nicht bei allen Kometen der Fall zu sein. Es giebt Kometen, die anscheinend kernlos sind und die in ihrer gan- zen Ansdehnung dieselbe Helligkeit besitzen; es sind dies wahrscheinlicb nur Ansammlungen gasförmiger Stoffe. Bei andern Kometen ist die Verdichtung so weit vorgeschritten, dass im Mittelpunkte der Nebelmasse ein Kern entstanden ist, der sich zwar durch Helligkeit auszeichnet, aber weil er noch flüssig ist, sich äusserst durchsichtig zeigt. Ein drittes Stadium der Verdichtung würde das sein, dass die gehörig erkaltete Flüssigkeit sich mit einer Kruste umgibt, die nun den Kern wirklich undurchsichtig macht. Auch diese dritte Art von Kometen kann es geben; wenigstens spricht von vorn herein nichts gegen ihre Existenz. Ge- wöhnlich sind die Kerne nicht scharf begrenzt ; auch neh- men sie nicht immer den Mittelpunkt der kreisrunden Ne- belmasse ein, sondern liegen häufig dem der Sonne zuge- wendeten Rande des Nebels näher. Man bemerkt sogar mitunter, dass der Kern von der Nebelmasse durch einen dunkeln Ring ringsum getrennt ist. Die wirklichen Durch- messer der Kerne wechseln sehr, z.B. betrug er bei dem Biela’schen Kometen 1803 6, beim grossen Kometen von 29 1843, 1000 und beim dritten Kometen von 1845 1600 geo- graphische Meilen. Ein anderer Theil eines Kometen ist die Nebelhülle; in den meisten Fällen ist sie kreisrund, doch mitunter nicht vollkommen scharf begrenzt. Im Allgemeinen nimmt die Helligkeit der Nebelmasse zu von dem Rande nach dem Mittelpunkte hin. Ausserhalb des kreisförmigen Umfangs, welcher die Hauptnebelmasse begrenzt, bemerkt man bis- weilen 1, 2 oder in einzelnen Fällen sogar 3 sehr breite leuchtende Ringe, welche von einander durch verhältniss- mässig dunkle Räume getrennt sind, oder deren Licht kaum merklich ist. So war es z. B. bei dem Kometen von 1799 und 1807, deren leuchtende Hüllen resp. 4000 und 6000 geographiscse Meilen betrugen. Die Durchmesser der Ne- belmassen haben sehr verschiedene Dimensionen; so war er bei dem fünften Kometen von 1847 3600, bei dem Hal- ley’schen von 1835 71400, beim grossen Kometen von 1811 225000 geographische Meilen gross. Hat der Komet nur einen einzigen Schweif, so scheint der Ring nur an der nach der Sonne hin belegenen Seite geschlossen zu sein; in der Regel ist dann nur ein Halbkreis vorhanden; von _ seinen beiden Endpunkten gehen diejenigen Strahlen aus, deren Verlängerung den hellen Saum des Schweifes bilden. die Nebelhülle, die die Alten das Haar des Kometen nann- ten, ist bei allen Kometen vorhanden, während der Kern sehr oft fehlt. Am Halley’schen Kometen hat Bessel und am Biela’- schen Struve dargethan, dass das durch die Nebelhülle hin- durchgehende Licht durchaus nicht merklich gebrochen wird; hieraus geht hervor, dass die Constitution derselben nicht die eines gasförmigen Körpers ist, sondern dass sie grade so wie unsre Wolken aus getrennten Theilchen zu- sammengesetzt ist. Die Nebelhülle, oder vielmehr der Kopf des Kometen ist merkwürdigen Grössenveränderungen unterworfen , die erst in neuerer Zeit wieder berücksichtigt worden sind. He- vel in Danzig (1611—1687) sprach es zuerst klar aus, dass sich der wirkliche Durchmesser der Nebelmasse mit wach- sender Entfernung von der Sonne vergrössere. Diesem ei- 30 genthümlichen Resultate stimmte Newton bei und gab als physischen Grund an, dass während der Komet sich der Sonne nähere, der Kopf kümmerlicher werden müsse, weil er den Stoff für den Schweifhergebe, dass er dagegen nach dem Perisoldurchgange an Grösse wieder dadurch zunehme, dass er die Materie des Schweifes wieder an sich ziehe. Da aber die ganze Erscheinung dem physikalischen Gesetze, dass sich eine gasförmige Masse in der Kälte zu- sammenziehe und nicht ausdehne, zu widersprechsn schien, so wurde sie bis vor Kurzem nicht für glaubwürdig erach- tet; erst der Encke’sche Komet hat für die grosse Mehrzahl der Fälle des Danziger Astronomen Bemerkung zur sichern Thatsache gestempelt, da man an ihm bei seinem Erscheinen 1828 beobachtet hat, dass er bei dreifacher Annäherung an die Sonne bis auf den 16000ten Theil seiner ursprünglichen Grösse zusammengeschrumpft war. Für Widerlegung der Newtonschen Ansicht mag aber hinzugefügt sein, dass man an den Kometen von kurzer Umlaufszeit einen eigentlichen Schweif nie bemerkt hat. Auch der Erklärungsversuch von Valz hält keiner Kritik Stand. Unbemerkt darf aber nicht bleiben, dass sich auch Volumenveränderungen gezeigt ha- ben, die den eben besprochenen grade entgegengesetzt sind. Eine andre Frage ist schon früher aufgeworfen wor- den, die nämlich, ob eine Trennung eines Kometen in Theile constatirt ist. Demokrit wollte schon ein solches Zerfallen eines Kometen beobachtet haben; ebenso soll sich der Komet von 371 v. Chr. in zwei Gestirne getheilt ha- ben, wie Ephorus berichtet. Zu Kepplers Zeit ferner wurde vom Pater Cysat, Vendlinus und Scheiner am zweiten Ko- meten des Jahres 1618 die Theilung beobachtet, wurde aber wegen der Schwierigkeit der Erklärung bis in die neuesten Zeiten für Täuschuug erachtet. Aehnlich erging es den an- dern Berichten über ähnliche Beobachtungen. Dass aber solche Zertheilungen eines Kometen nicht Fabeln sind, er- fuhr man im Jahre 1846, als sich der Biela’sche Komet un- ter den Augen der mit Fernröhren bewaffneten Astronomen in zwei gesonderte Gestirne zerspaltete.e Am 19. Dee. 1845 hatte schon Hind an dem ungetheilten Kometen eine Pro- 31 tuberanz gegen Norden bemerkt; am 29. Dec. wurde die erfolgte Trennung zuerst in Nordamerika beobachtet. Der. neue kleinere Komet ging nördlich voran; die Lichtstärke wechselte, der kleinere war eine Zeit lang heller. Am 26. Sept. 1852 nahm Secchi in Rom die Wiederkehr beider Theile des Biela’schen Kometen zuerst wahr; der Abstand beider Kerne betrug damals 250000 Meilen. Zu beklagen ist, dass der Trennungsact selbst nicht beobachtet ist. Immerhin aber bleibt das Entstehen neuer Körper im Sonnensysteme durch Theilung nichtsdestoweniger eine Thatsache, die von höchster Wichtigkeit und ganz zweifellos ist. Der dritte Theil eines Kometen ist der Schweif. So nennt man nämlich die langen, leuchtenden Streifen, die die Kometen häufig begleiten. Dem Sinologen Biot zufolge . haben die Astronomen des himmlischen Reiches schon 837 n. Chr. die Bemerkung gemacht, dass der Schweif von der Sonne abgewendet ist; auch Seneca hat sich schon in ähn- licher Weise ausgesprochen; bei den neuern Astronomen wurde diese Entdeckung erst 1531 von Peter Breinewitz, oder wie er sich nach damaliger Sitte, die Namen zu lati- nisiren nennt, Axian gemacht. Doch ist erwähnter Satz nicht buchstäblich zu verstehen, denn fast niemals fällt die Linie, die Komet und Sonne verbindet, genau mit der Axe des Schweifes zusammen; die Abweichung ist mitunter recht erheblich, zuweilen beträgt sie sogar einen rechten Winkel. Im Allgemeinen hat sich ergeben, dass der Schweif nach derjenigen Richtung hin abweicht, aus welcher der Komet herkommt, so dass es scheint, als ob die Schweif- materie bei der Fortbewegung in einem gasförmigen Mittel mehr Widerstand erlitte als der Kern. Auch wird die Zu- rückbeugung nach dem Ende hin immer grösser. Der Schweif ist übrigens an der convexen Seite heller und bes- ser begrenzt. Die einfachen Schweife erweitern sich meist gegen das Ende hin und werden in der Mitte durch einen dunkleren Streif getrennt. Aus gewissen Lichterscheinun- gen geht hervor, dass der Schweif entweder ein hohler Kegel oder ein hohler Cylinder ist, dessen Wände eine be- stimmte Dicke besitzen. Häufig haben die Kometen meh- rere gesonderte Schweife; so der Komet von 1744 am T. 32 und 8, März ihrer sechs, der Komet von 1823 zwei, von denen der eine der Sonne zugekehrt war. Manchen Ko- meten fehlt der Schweif ganz; ist er vorhanden, dann kann er von äusserst verschiedener Länge sein; so gingen die Kometen von. 1680, 1769 und 1613 ‚unter, während ein Theil ihres Schweifes noch im Zenith stand. Neuere Fragen in Betreff der Kometen sind die über die Rotationsbewegung und über die Beschaffenheit ihres Lichtes. Erstere hat bis jetzt noch nicht beantwortet wer- den können; in Betreff der letzteren hat Arago gefunden, dass das Licht der Kometen refletirtes ist, dass sie also an und für sich grade so wie die Planeten dunkel sind und ihr Licht erst von der Sonne empfangen. Da aber die Beobachtungen Arago’s nicht derart sind, dass aus ihnen die absolute Dunkelheit der Kometen an und für sich her- vorgeht, so kann man, indem man sich auf gewisse phy- sikalische Erscheinungen stützt, der Ansicht sein, dass die Kometen in Folge der grossen Dehnung und Zusammenzie- hung ihrer Masse theilweise im eigenen Lichte strahlen; vielleicht liessen sich auf diese Weise die merkwürdigen Helligkeitsveränderungen, die man an vielen Kometen, zu- letzt noch an dem Halley’schen 1835 beobachtet hat, un- gezwungen erklären. Auch Secchi vindieirt dem Kometen vom 29. Juni 1861 eignes Licht, leidet es aber von der grossen Erhitzung ab, die er in der Sonnennähe ,er- fährt. Was endlich die Masse der Kometen anbelangt, so ist diese entschieden nur äusserst gering; denn wie wäre es sonst möglich, dass der Lexell’sche Komet von 1770, der zu denen gehört, die uns bis jetzt am nächsten gekommen sind (sein kleinster Abstand betrug 300000 geographische Meilen), vor der Erde vorübergegangen wäre ohne eine Störung hervorzurufen. Wäre seine Masse gleich der Erd- masse gewesen, so würde die Jahreslänge um 2 Stunden 53 Minuten geändert worden sein; von einer solchen Aen- derung hat man aber den genauesten Beobachtungen zu- folge durchaus nichts wahrgenommen. Im Gegentheil ist des Kometen Umlaufszeit durch die Einwirkung der Erde um mehr als zwei Tage vergrössert worden. Derselbe Ko- 33 met durchschnitt auch zweimal das System der Jupiterstra- banten ohne darin die geringste Aenderung hervorzubringen. Interessant ist für uns natürlich die Frage, ob ein Komet mit der Erde zusammenstossen kann. Allerdings muss die Möglichkeit eines Zusammenstosses zugestanden werden, doch ist die Wahrscheinlichkeit äusserst gering. Es hat sich mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung her- ausgestellt, dass ein einziger ungünstiger Fall auf 230999999 günstige Fälle kommt. Nicht grösser ist die Gefahr des Zusammenstosses für irgend ein andres Glied des Sonnen- systems. Mittheilungen aus dem chemischen Universitätslaboratorium zu Halle. 1) Analyse crystallisirien Magnesits von Snarum. Dieser Magnesit war in dünner Schichtung durchsichtig und gelb von Farbe, und bildete grössere uud kleinere Rhombo&der. Die qualitative Analyse ergab Kohlensäure, Magnesia, Eisenoxy- dul und Eisenoxyd. Die Kohlensäure konnte nicht auf die ge- wöhnliche Weise durch Austreibung mittelst Säuren bestimmt werden, da der Magnesit dadurch, selbst in feingepulvertem Zu- stande, erst nach längerer Zeit vollständig gelöst wird. Die Koh- lensäure ward daher durch den Glühverlust bestimmt, und zwar, da die Möglichkeit vorlag, dass noch Wasser in der Substanz enthalten sei, zuerst nach Art der organischen Elementaranalyse. 0,9800 Grm. des bei 100° -—- 110° ©. getrockneten Magnesits ga- ben 0,5095 Grm. Zunahme im Kaliapparat — 51,99%), CO?, und 0,0015 Grm. Zunahme im Chlorcaleiumrohr — 0,15°%/, HO. Letztere ist wahrscheinlich dadurch entstanden, dass die Korke trotz sorgfältigen Trocknens noch Wasser zurückgehalten hatten. Zur Controle wurde die Kohlensäure durch blosses Glühen im Gasgebläse bestimmt, wobei 1,0780 Grm. 0,5635 Grm. Ver- lust ergaben — 52,237 %/, CO?. Um das Eisen und die Magnesia zu bestimmen, wurde die gepulverte Substanz in heisser Salzsäure unter Zusatz von Salpe- tersäure gelöst und das Fe? O® dann durch Ammoniak gefällt: 1,0550 Gr. gaben 0,0087 Grm. — 0,82°/, Fe? 0°. Diese wür- den 0,74°/, Eisenoxydul entsprechen. Die Magnesiabestimmung ging verloren. Bei einer zweiten Probe ergaben 1,0780 Grm. XXI. 1863, 3 34 0,0065 Grm. = 0,60°%/, Fe? O3 entsprechend 0,54%), FeO. Die Magnesia wurde in der ammoniakalischen Flüssigkeit als phos- Bieter Ammoniak-Magnesia gefällt und als pyrophosphorsaure agnesia gewogen. Von letzterer wurden erhalten 1,4141 Grm. == 47,26°/, Magnesia. Das Resultat der Analyse ist folgendes: I II Mittel CO? 51,99 32,27 523,13 :22 — 2,37 — 1 Aegu. CO2 MsO — 4726 47,26 : 20 — 2,36 — 1 Aequ.MgO Fe0.074, 054 061. 307° 018 100,07 100,03 1 Aequivalent CO2. MgO Dieser Magnesit hat hiernach fast genau dieselben Zahlen bei der Analyse geliefert, welche Marchand und Scheerer !) bei der Untersuchung des Mägnesits von Snarum erhielten. Mar- chand hat ausserdem noch 0,01°/, Kieselsäure gefunden, dieselbe konnte aber in vorstehender Analyse, da mit kleineren Mengen gearbeitet wurde, nicht nachgewiesen werden. K. R. Teuchert. Nachschrift. Das zu vorstehender Untersuchung von Herrn Teuchert verwendete Mineral hatte ich, als ich die Verwaltung des che- mischen Instituts hierselbst nach Prof. Marchand’s Tode über- nahm, hier vorgefunden. Ich glaube, dass es nicht zweifelhaft sein kann, dass es dasselbe ist, wovon Proben von Marchand und Scheerer als gelber durchsichtiger Magnesit von Snarum unter- sucht sind. (Siehe Journal f. pract. Chem. Bd. 50 S. 395). Aller- dings bestätigen die bei der Analyse dieses Minerals gefundenen Zahlen diese Meinung, an deren Richtigkeit ich übrigens durch- aus nicht zweifle. Auffallend ist nur, dass Marchand und Schee- rer selbst in dem bei 140° © getrockneten Mineral noch 0,47 Proc. Wasser fanden, während Herr Teuchert in dem bei 100° C. getrockneten nur 0,15 Proc. entdecken konnte, — In fast 1 Grm. nämlich beobachtete er nur 0,0015 Grm. Wasser, so wenig, als man fast immer noch selbst aus dem best getroekne- ten Kork bei solchen Versuchen auszutreiben im Standeist. Marchand, der mit Scheerer wegen des Kohlensäuregehalts des Magnesits den Was- sergehalt desselben doch nur in ähnlicher Weise bestimmt haben kann, wie Herr Teeuchert, pflegte, wenn ich mich recht entsinne, die bei seiner Elementaranalyse angewendeten Korke nicht bei der Temparatur zu trocknen, welcher sie beim Versuch ausgesetzt wur- den, umlegte das in das Innere der Röhre zu schiebende Ende desselben vielmehr mit Stanniol, voraussetzend, dass nun die Was- serverdunstung aus dem Kork in das Innere des Rohrs vermie- ı) Journal f. pract. "Chemie Ba. 50 S. 395. 35 den sein müsse. Dies halte ich für einen Irrthum. Es ist nicht möglich, die durehbohrte Korkoberfläche so sicher mit Staniol zu bedecken, dass nicht irgendwo eine offene Stelle bliebe, nament- lich, da sich beim Einschieben des Korks in das Rohr sicher das Stanniol verschieben muss. Ich meine daher, dass die Beob- achtung, der Magnesit gebe beim Trocknen in höherer Tempera- iur, und bei Steigerung derselben immer von Neuem Wasser aus, nicht richtig ist, dass vielmehr das bei Marchands Versu- chen beobachtete Wasser aus den verwendeten Korken stammte. Dafür spricht der obige Versuch des Herrn Teuchert ganz ent- schieden. Berechnet man das Atomgewicht der Magnesia aus dem Verhältniss der von Herrn Teuchert durch directe Wägung ge- fundenen Magnesia und Kohlensäure, so findet man 19,999. Al- lein bei der directen Bestimmung der Kohlensäure entgeht stets eine kleine Menge derselben der Absorption durch Kalihydrat. Nimmt man daher an, in dem bei 100° C! getrockneten Magne- sit sei gar kein Wasser enthalten, was ich für richtig halte, und der Glühverlust ergebe also den wahren Kohlensäuregehalt, so folgt aus Herrn Teucherts Versuchen das Atomgewicht 19,891 für die Magnesia. Doch ist noch nicht darauf Rücksicht genommen, dass ein Theil des Eisens in dem Magnesit in Form von Eisenoxydul vor- kommt. Dieses Eisenoxydul war offenbar als neutrales kohlen- saures Salz vorhanden und also das Atomgewicht der Magnesia jedenfalls etwas höher, als 19,891. Nimmt man an von den im Mittel gefundenen Eisenoxydulquantum von 0,64 Proc. seien 0,5 Proc, wirklich als kohlensaures Eisenoxydul im Magnesit enthal- ten gewesen, so erhöht sich wieder das Atomgewicht der Mag- nesia auf 20,008. Ich bin weit entfernt, den Anspruch zu erheben , als habe die Analyse des Herrn Teuchert mitgewirkt, das Atomgewicht des Magnesia auf 20 festzusteller; ich will nur zeigen, wie bei sorgfältiger Ausführung einer einfachen Analyse häufig so genaue Zahlen erhalten werden können, wie bei den Atomgewichtsbe- stimmungen. W. Heintz. 2) Analyse eines fast reinen Chlorkaliums von der Anhallinischen Steinsalzgrube bei Stassfurt. Dieses Mineral wurde mir von Herrn Berghauptmann von Hövel hierselbst zur näheren Untersuchung gütigst mitgetheilt, und ist die Analyse von Seiten des Herrn Stud. pharm. Brod- korb hierselbst mit grosser ‚Sorgfalt ausgeführt worden. Die qualitative Analyse gab ausser Chlor und Kalium nur sehr kleine Mengen Wasser, Kalk, Schwefelsäure und Magnesia 3% 36 Natron war nur in so geringer Menge vorhanden, dass beim Er- hitzen von kleinen Proben auf absolut reinem Platindraht in nicht leuchtender Gasflamme die Kalifärbung nicht vollkommen unter- drückt wurde. Die Analyse ergab im Mittel von 4 Versuchen 0,385 Proc. Wasser. Die Chlorbestimmung ergab 47,25 Proc. An Schwefel- säure wurde nur gefunden 0,002 Proc., an Kalk 0,10 Proc., an Magnesium 0,01 Proc., an Kalium 53,20 Proc. Die Zusammensetzung des Minerals ist also, wenn man die Schwefelsäure an Kalkerde gebunden ansieht Chlor 47,26 Schwefelsäure 0,003 Kalkerde 0,002 Caleium 0,07 Magnesium 0,015 Kalıum 93,20 Wasser 0,38 100,93 Hiernach ist offenbar die Kaliummenge zu gross gefunden; sie war durch Platinchlorid bestimmt worden. Lässt man sie in der Berechnung bei Seite und ermittelt das Kalium einfach durch den gefundenen Chlorgehalt, so erhält man folgende Zusammen- setzung des Minerals Schwefelsaure Kalkerde 0,005 Chlorealeium 0,19 Chlormagnesium 0,04 Chlorkalium 99,13 Wasser 0,33 999,745 Das Chlorkalium von Stassfurt ist sehr weiss, hat nur an einigen Stellen röthlichen Schein von namentlich auf Sprüngen abgelagertem Eisenoxyd. Im Bruch ist es durchaus krystallinisch, und sieht man deutlich, dass es würfelig krystallisirt ist, Die Würfelflächen liegen aber nicht alle in gleicher Richtung, son- dern die einzelnen Krystalle scheinen unregelmässig verwachsen zu sein. Wenigstens werfen die beim Zerschlagen entstehenden, nebeneinander liegenden spiegelnden Flächen das Licht nach sehr verschiedenen Richtungen zurück. Im Uebrigen hat das Mineral ganz die Eigenschaften des künstlich dargestellten Chlorkaliums. Es dürfte nicht unangemessen sein, dem natürlichen Chlor- kalium einen besonderen mineralogischen Namen zu geben und erlaube ich mir den Vorschlag, es nach dem Manne, dessen Güte ich die untersuchte Probe verdanke, Hoevelit zu nennen. W. Heiniz. 37 Verzeichniss der im Selkethale vorkommenden Pflanzen. [Nach Garcke geordnet.] Ranunculaceae. Hepatica triloba DC. Häufig. Anemone silvestris L. Häufig. 2 nemorosa L. Gemein. 5 ranunculoides L. Häufig. Ficaria ranunculoides Moench. Gemein. Batrarchium fluitans Wimmer. In der Selke nicht selten. Ranunculus Flamula L. Auf feuchten Stellen. auricomus L. Gemein. acris L. Gemein. lanuginosus L. Meiseberg, Küstergrund, Alexisbad etc. polyanthemos L. Nicht selten. 3 nemorosus DO. Meiseberg, Augstburg etc, 3 repens L. Gemein. bulbosus. Gemein. Caltha palustris L. Auf nassem Boden. Gemein. ae vulgaris L.. Zwischen Mägdesprung und Alexisbad, Schanzenberg, Teufelsthal, Höllenkopf bei Mägdesprung. A eonitnmn variegatum L.. Am Fusse und auf dem Rücken des Scheerenstieges, Alexisbad, Schanzenberg und Heinrichs- burg bei Mägdesprung, am Meiseberge und noch wei- ter abwärts bis zum Titian. en Lycoctonum L. Schanzenberg, Küstergrund. Actaea spicata L. Anhaltsberg, Schanzenberg. Papaveraceae. Chelidonium majus L. Gemein. Fumariaceae. Corydalis cava L. Meiseberg, Anhaltsberg u. s. w. „ fabacea Pers. Mit voriger, doch seltner. Fumaria officinalis L. Gemein. Cruciferae. Barbarea vulgaris RBr. Anhaltsberg. Turritis glabra L. Meiseberg, Mägdesprung, Falkenstein. Arabis hirsuta Scop. Nicht selten. Halleri L. Mägdesprung, Schneidemühle, Leimufermühle, in der Nähe des Titian. Cardamine Impatiens L. Anhaltsberg, Mägdesprung, Alexisbad, sylvatica Lk. Feuersteinsgrund. hirsuta L. Selkensicht. ” „ prätensis. Gemein, » amara, Zwischen Alexisbad und Mägdesprung, Feuer- steinsgrund. Dentaria bulbifera L. Falkenstein, Anhaltsberg, Meiseberg. 38 Sisymbrium 'öffieinale Scop. Gemein. Sophia L. Nicht selten. Alliaria Scop. Nicht selten. 5 Thalianum Gaud. Häufig. Erysimum cerepidifolium Rehb. Selkensicht. Lunaria redivina L. Alexisbad, Schanzenberg; in der Schlucht am rechten Selkeufer dem Höllenkopf gegenüber, unter dem Falkenstein. Draba muralis L.. Zwischen dem 3. und 4. Hammer, besonders am Höllenkopf. „ verna L. Gemein. Thlaspi arvense L. Gemein. Capsella Bursa pastoris Moench. Gemein. Cistineae. Helianthemum vulgare Gaertn. Häufig. Violarieae. Viola palustris L. Friedensthal bei Alexisbad. „ hirta L. Gemein. „ odorata L. Hier und da. „ silvestris Lam. Nicht selten. „ canina L. Häufig. „ mirabilis L. Meiseberg, Klausberg, Scheerenstein ete. „ trieolor L. Gemein. Polygaleae. Polygala vulgaris L. Gemein. Sileneae. Dianthus prolifer L. Falkenstein. » Armeria L. Selkesicht, Schneidemühle, Meiseberg. S Carthusianorum L. Gemein. 5 deltoides L. Gemein. > superbus L. Nicht selten. Silene nutans L. Nicht selten. „ inflata Sm. Am 4. Hammer, Alexisbad. Lychnis viscaria L. Nicht selten. » Floseueuli L. Gemein. » vespertina Sibth. Nicht häufig. „ diurna Sibth. Hänfig. Alsineae. Sagina procumbens L. Gemein. Spergula pentandra L. Selkensicht. Moehringia trinervia Clairv. Gemein. Arenaria serpyllifolia. Gemein. Holosteum umbellatum. Gemein. Stellaria nemorum L. An d. Selke b. d. 4. Hammer, Alexisbad. „ media Vill. Gemein. „ Holostesa L. Häufig. » graminea L. Gemein. &}} ek) 39 Cerastium glomeratum Thuill. Gemein. sn brachypetalum Desp. Selkensicht, Falkenstein. = semidecandrum L. “ triviale Lk. = arvense L. Lineae. Linum catharticum, L. Malvaceae. Malva moschata L. Von der Leimufermühle aufwärts nach Alexisbad, an Wiesenrändern, an Wiegen. „ . Silvestris L. „» . vulgaris Fr. Tiliaceae. Tilia grandifolia Ehrh. „ parvifolia Ehrh. Hypericineae. Hypericum perforatum L. Fr quadrangulum L. daher tetrapterum Fr. ” montanum L. Selkensicht, Falkenstein, Meiseberg. % hirsutum. Mit der vorigen. Acerineae. Acer Pseudoplatanus L. „ platanoides L. „ campestre L. Geraniaceae. Geranium sylvaticum L. Meissberg. „ palustre L. An der Selke. 2 sanguineum L. Falkenstein, Selkensicht, Meiseberg, Schanzenberg, Alexisbad. 2 pusillum L. 5, columbinum L. : molle L. F lucidum L. Falkenstein, Selkensicht, Scheerenstieg, Mägdesprung, Alexisbad. er robertianum L. Erodium cicutarıum L’Herit. Balsamineae. Impatiens Noli tangere. Oxalideae. ÖOxalis ecetosella L. Papilionaceae. Genista tinctoria L. Medicago falcata L. " minima. Falkenstein, 40 Trifolium pratense L. e medium L. > alpestre L. 3 arvense L. 2 striatum L. Falkenstein. 5 montanum L. &% hybridum L. Leimufermühle. > spadiceum L. Wilhelmshof. a agrarium L. b, procumbens L. 5 filiforme L. Lotus corniculatus L. Astragalus glycyphyllos. Schanzenberg, Meiseberg u. s. w. Coronilla varia L. Mönchholz am Meiseberge. Viecia dumetorum L. Augstberg, Anhaltsberg, Meiseberg. » tenuifolia DC, Wilhelmshof. „ sepium L. „ Jathyroides L. Falkenstein. Ervum pisiforme Peterm. Anhalt, Meiseberg, Scheerenstieg. > silvaticum Peterm. Augstberg, Anhalt, Küstergrund, Mägdesprung, Schanzenberg. etc. „» hirsutum L. Lathyrus pratensis L. R silvestris L. Meiseberg, Scheerenstieg, Schanzenberg. 5 vernus Bernh. & niger Wimm. Meiseberg, Selkensicht. a montanus Bernh. Amygdaleae. Prunus spinosa. ».. Padus. Rosaceae. Spiraea Ulmaria. Am Selkeufer häufig. Geum urbanum. Rubus fruticosus L. » thyrsoideus Wimm. Am Meiseberge. „ vulgaris W. u.N. „ caesius L. „ Idaeus L. „ saxatilis L. Meiseberg, Scheerenstieg, Rabenkopf, Schan- zenberg, Heinrichsburg. Fragaria vesca L. > collina Ehrh. Meiseberg. Potentilla alba L. Falkenstein, Selkensicht, Scheerenstieg, Mei- seberg, Mägdesprung. s anserina L. „ argentea L. 41 Potentilla Tormentilla Sibth. st verna L. Asrimonia Eupatorium L. > procera Walh. Am Meiseberge, Scheerenstieg, Höl- lenkopf, Schanzenberg u. s. w. Rosa canina L. > » . tomentosa Sm. Sanguisorbeae. Alchemilla vulgaris L. Poterium Sanguisorba. Falkenstein, Selkensicht.. Pomaceae. Crataegus Oryacantha. Cotoneaster vulgaris Lindl. Falkenstein, Selkensicht, Meiseberg, am Titian, zwischen Mägdesprung und Alexisbad. Sorbus Aucuparia L. » torminalis Crtz. Meiseberg. Onagrarieae. Epilobium angustifolium L. a parviflorum Schreb. So, montanum L. n roseum Schreb. Circaea-lutetiana L. Anhaltsberg, Alexisbad. Lythrarieae. Lythrum salicaria L. Beim Falken, Selkenmühle etc. Peplis Portula L. Silberhütte. Sclerantheae. Scleranthus perrennis L. Crassulaceae. Sedum Telephium L. ” rupestre L. Alexisbad, Mägdesprung, Selkensicht etc. 24 acre L. Sempervivum soboliferum Sims. Falkenstein, Meiseberg. Grossularieae. Ribes alpinum L. Sazifrageae. Saxifraga tridactylites L. Falkenstein. H granulata L. Chrysosplenium alternifolium L. Umbelliferae. Sanicula europaea L. Falkenstein, Augstberg, Küstergrund. Aegopodium Podagragria L. Carum Carvi. 42 Pimpinella magna L. Meiseberg, Anhalt, 'Teufelsthal. B% Saxifraga L. Bupleurum faleatum L. Selkensicht. longifolium L, Vom Meiseberg bis Alexisbad. Aethusa Cynapium L. Angelica silvestris L. Peucedanum Cervaria Lap. Selkensicht, Schanzenberg bei Mäg- desprung. Heracleum Sphondylium L. Tordylium maximum L. Falkenstein. Laserpitium prutenicum L. Mägdesprung, Meiseberg. » . latifolium. Schanzenberg. Torilis Antriscus Gmel. Anthriseus silvestris Hoffm. Chaerophyllum temulum L. e hirsutum L. Alexisbad, Mägdesprung, Selkemühle. Araliacege. Hedera Helix. Corneae. Cornus sanguinea L. Caprifoliaceae. Adoxa moschatellina L. Anhaltsberg, Meiseberg. Sambucus nigra L. = racemosa L. Falkenstein, Meiseberg, Scheerenstieg, Höllenkopf. Viburnum Opulus L. Lonicera Xylosteum L. Falkenstein, Anhaltsberg etc. Stellatae. (Rubiaceen.) Sherardia arvensis L. Mäsdesprung. Asperula odorata L. Anhaltsberg, Meiseberg, RES © galioides MB. Selkensicht. Galium eruciata Scop. „ Aparine L. „ palustre L. » koreale L. Mönchholz am Meiseberge, Schanzenberg. „ verum | „ - silvaticum L. » Mollugo L. Valerianeae. Valeriana officinalis L. Valerianella olitoria Moench. H Morisonii DC. Dispaceae. Knautia arvensis Coult. Suceisa pratensis Moench. 43 Compositae, Eupatorium cannabinum L. Am Wege von der Scheerenstieger Mühle nach dem Wilhelmshof. Tussilago Farfara L. Am Selkeufer häufig. Petasites offieinalis Moench. Selkemühle, Schneidemühle etc. Chrysocoma Linosyris L. Selkesicht. Bellis perennis L. Erigeron acer L. Solidago Virga aurea L. Inula salieina L. Mönchholz am Meiseberge, Schanzenberg. „ hirta L. Alexisbad. „ Conyza DC. Selkensicht, a Scheerenstieg. Bidens tripartita L. Filago germanica L. Gnaphalium silvaticum L. dioieum L. Unterhalb der RE: am Fuss- wege. Tanacetum vulgare L. Achilles Ptarmica L. Am Selkeufer. Millefolium L. & nobilis L. Vom Falkenstein bis Alexisbad häufig. Anthemis tinctoria L. = arvensis L. Matricaria Chamomilla L. Einzeln bei Mägdesprung. Chrysanthemum Leucanthemum L. 2 corymbosum L. Arnica montana L. Mönchholz am Meiseberge. Senecio vulgaris L. viscosus L. silvaticus L. Jacobaea L, nemorensis L. Cirsium lanceolatum Scop. palustre Scop. arvense Scop. acaule All. oleraceum Scop. 2 72 ” ”) Carduus crispus L. Lappa major Gaertn u. minor DC. Carlina vulgaris L. Serratula tinctoria L. Centaura Jacea L. »„ PhrygiaL. Titian, Scheerenstieg, 8chanzenberg, Alexisbad. Lapsana communis L. | Leontodon auctumnalis L. ni hispidus L. 44 Pieris hieracioides L. Schanzenberg bei Mägdesprung. Tragopogon pratensis L. Hypochoeris radicata L. Taraxacum officinale Wigg. Lactuca muralis. Less. » quereina L. Selkensicht. Sonchus oleraceus L. > asper Vill. Crepis biennis L. » tectorum L. paludosa Moench. Selkemühle. succisaefolia Tausch. Am Nagelbach. 9) >) Hieracium Pilosella L. = Auricula L. praealtum Vill. Zwischen Mägdesprung und Alexisbad. Rothianum Wallr. Ueber dem 3. Hammer. ss collinum Rchn. Zwischen 2. und 3, Hammer. er murorum L. A umbellatum L. 7 vulgatum Fr. Campanulaceae. Phyteuma spicatum L. Meiseberg, Anhalt, Zielberg etc. etc. Campunala rotundifolia L. rapunculoides L. Trachelium L. latifolia. L. Heinrichsburg, Alexisbad, Schneidemühle. = patula L. 5 persicifolia L. Cervicaria L. Schanzenberg, Teufelsthal, Scheeren- stieg, Küstergrund, Mönchholz. » glomerata. 1. Friedrichshammer bei Mägdesprung, Teufelsthal. Vaccinieae. Vaceinium Myrtillus. Ericineae. Calluna vulgaris Salisb. Pyrolaceae. Pyrola rotundifolia L. minor L. Monotropeae. Monotropa Hypopithys L. Meiseberg, Anhaltsberg. „ Oleaceae. Lingustrum vulgare L. Fraxinus excelsior L. 45 Asclepiadeae. Cynanchum Vincetoxicum Br. Selkensicht, Falkenstein, Meise- berg. Apocyneae. Vinea minor L. Falkenstein. Gentianeae. Gentiana campestris. Zwischen Leimufer - und Schneidemühle. Erythraea Centaurium Pers. Convolvulaceae. Convolvulus arvensis. Cuscuta epithymum L. Schanzenberg. Boragineae. Cynoglossum officinale L. Beim 2. Hammer, Omphalodes scorpioides Lehm. Anhaltsberg, Meiseberg, Schee- renstieg, Schneidemühle, Wiener- und Rabenkopf. Anchusa arvensis. Echium vulgare L. Pulmonaria officinalis L. 45 angustifolia L. Am Leimufer. Lithospermum purpureo-coeruleum L. Selkesicht, Augstberg, Mei- seberg, Scheerenstieg. Myosotis palustris With. en silvatica Hoffm. e hispida Schlechtend. Solaneae. Solanum nigrum ii: . Dulcamara L. Verbasceae = Scrophularineae R. Br. a. Verbaceen. Verbascum thapsiforme Schrad. 2 nisrum L. bei dem dritten Friedrichshammer. b. Antirrhineen. Scrophularia nodosa L. n aquatica L. Digitalis ambigua Murr. Linaria vulgaris Mill. Veronica Anagallis L. H Beccabunga L. Ri Chamaedrys. Y officinalis L. h prostrata L. Falkenstein. spicata L. Falkenstein, Selkesicht. Br serpyllifolia L. 46 Veronica arvensis L. A) verna. triphyllos L. agrestis L. in hederaefolia L. ec) Rhinanthaceen. Melampyrum cristatum L. Selkesicht, Meiseberg, Schanzenberg etc. Ex nemorosum L. Schanzenberg. pratense L. Bhın anime minor K. Euphrasia officinalis L. d) Orobancheen. Orobanche Galii Duby. Fuss des Meg Lathraea squamaria L. Augstberg, Anhaltsberg, am Mulmes- und Nagelbache, Küstergrund, Scheerenstieg. Labialae. Mentha nemorosa Willd. Bei dem 3. Hammer. Lycopus europaeus L. Salvia pratensis L. Origanum vulgare L. Selkesicht, Falkenstein, Meisaberg etc. etc. Thymus Serpyllum L. Calamintha Acinos Olairv. Selkesicht, Falkenstsin etc. Clinopodium vulgare L. Nepeta Cataria L. Meiseberg. Glechoma hederacea L. Lamium amplexicaule L. „ purpureum L. „ maculatum L. album E, Galeobdolon luteum Huds. Galeopsis Tetrahit L. a versicolor Curt. Leimufermühle, Heinrichsburg. Stachys silvatica L. “ palustris L. I recta L. . Falkenstein, Selkesicht, Meiseberg. Betonica officinalis L. Marrubium vulgare L. Ballota nigra L. Sceutellaria galericulata L. Prunella vulgaris L. Ajuga reptans L. „ genevensis. Selkesicht, Meiseberg u. s. w. „ pyramidalis L. Auf der Höhe des Augstberges. Verbenaceae. Verbena officinalis L. 47 Primulaceae. Lysimachia vulgaris L. Mn Nummularia L. Anagallis arvensis L. Primula offieinalis Jacg. Plantagineae. Plantago major L. En media L. as lanceolata L. Chenopodeae. Chenopodium hybridum L. nr album L. Blitum Bonus Henrieus C. A. Meyer. Leimufermähle etc. Polygoneae. Rumex obtusifolius L. » conglomeratus L. » 2Zeispus L. »„ Acetosa L. „ Acetosella L. Polygonum bistorta L. Leimufermühlwiesen etc. e lapathifolium L. 5 minus Huds. 1 aviculare L. er Convolvulus L. . Thymaleae. Daphne Mezereum L. Meiseberg, Küstergrund, Schanzenberg, Mägdesprung. Santalaceae. Thesium montanum Ehrh. Mönchholz am Meiseberge, Aristolochieae. Asarum europaeum L. Mulmeswegbach, Meiseberg. Küstergrund, Scheerenstieg, Höllenkopf, Heinrichsburg, Alexisbad. Euphorbiaceae. Euphorbia helioscopia L. ” Cyparissias L. ” Peplus. Mereucialis perennis L. Selkesicht, Anhaltsberg, Meiseberg. etc. Urticeae. Urtica urens L. „ dioica L. Humulus Lupulus‘L. Cupuliferae. Fagus sylvatica. 48 Quercus sessiliflora Sm. DR pedunculata Ehrh. Corylus Avellana L. Carpinus Betulus L. Salicineae. Salıx fragilis L. > alba, „ amygdalina L. „ viminalis L. „ Caprea L. Populus alba L. „ tremula L. Betulineae. Betula alba L. Alnus glutinosa Gaertn. Coniferae. Pinus silvestris L. „ Abies L. »s Larıx Potameae. Potamogeton erispa. In der Selke. Aroideae. Arum maculatum L. Meiseberg, Selkesicht, Falkenstein, Küs- tergrund, Scheerenstieg etc. Orchideae. Orchis mascula L. Selkesicht, Augstberg, Anhaltsberg, Nagel- bach, Küstergrund , Scheerenstieg. „ maculata L. » latifolia L. Gymnadenia conopsea RBr. Wilhelmshof. Habenaria viridis Br. Wilhelmshof. Plathanthera bifolia Rich. Cephalanthera ensifolia Rich. Wilhelmshof. Epipactis atrorubens Rchb. Leimufermühle am Augstberge. Listera ovata RBr. Anhaltsberg, Augstberg. Neothia Nidus avis Rich. Anhaltsberg. Irideae. Iris Pseud-Acorus L. „ sibnica L. Mönchholz am Meiseberge. Amaryllideae. Leucojum vernum L. Mulmesweg, Meiseberg, Nagelbach, Küs- tergrund. Smilaceae. Paris quadrifoliaL. Küstergrund, Scheerenstieg, Anhalt-, Augstberg. 49 Convöllaria vertieillata L. Schanzenberg und Heinrichsburg. P: nultiflora L. 5 Polygonatum L. Selkesicht, Meiseberg, Schanzen- berg. majalis L. Häufig. Slate bifolia Destf. Liliaceae. Lilium Martagon L. Meiseberg, Schanzenberg etc. Antherieum Liliago L. Selkesicht, Titian. Gagea saxatilis Koch. Selkesicht. „ Iutea L. Allıum ursinum L. Anhaltsberg. fallax Don. Falkenstein, Selkesicht. » Scorodoprasum L. Heinrichsburg. „ oleraceum. Meisebers. Colchicaceae. Colehicum auetumnale L. Junceae. Juncus conglomeratus L. » effusus L, » bufonius L. » compressus Jacq. Luzula pillosa Willd. „ albida DC. „ campestris DC. Cyperaceae. Seirpus silvaticus L. » eompressus Pers. Alexisbad am Fusse des Habichtsteins. Carex vulpina L. „ muricata L. „ brizoides L. remota L. Am Augstberge. „ leporina L. vulgaris Good. » montana L. » praecox Jacq. »„ humilis Leyss. Falkenstein, Selkesicht. digitata L. Selkesicht, Meiseberg, Anbalt. „ panicea L. ” „ Java L. „ silvatica Huds. Gramineae. Milium effusum L. Anhalt, Küstergrund etc. Phalaris arundinacea L. Anthoxanthum odoratum L. XXI. 1863. 4 50 Alopecurus pratensis L. Phleum Boehmeri Wib. Selkensicht. 5 pratense L. Agrostis alba L. 5 vulgaris With. ® > canina L. » spica venti L. Calamagrostis silvatica DC. Aira flexuosa L. Holeus lanatus L. Arrhenaterum elatius M. u.K. Avena pubescens L. Triodia decumbens Beaud. Melica ciliata L. Selkesicht. ss uniflora Retz. Anhalt, Meiseberg ete „ ıutans L. Briza media L. Poa annua L. „ nemoralis L. „ serotina Ehrh. „ sudetica Haenke. Anhalt, Augstberg, Meiseberg, 3. Hammer. „ trivialis L. „ pratensis L. „ compressa L. Glyceria spectabilis M. u. K. Dactylis glomerata L. Festuca ovina L. „ Saubrar ib. En silvatica Vill. » gigantea Vill. Anhalt, Meiseberg etc. er elatior L. Cynosurus cristatus. Brachypodium silvaticum Roem. u. Schult. & pinnatum Beaud. Bromus mollis L. A asper Murr. Anhaltsberg. re sterilis, Triticium eaninum Schreb. Alexisbad, Meiseberg, Selkemühle. Elymus europaeus L. Anhaltsberg. Lolium perenne L. Equisetaceae. Equisetum palustris L. Drathzugswehr bei Mägdesprung. 51 Literatur Allgemeines. W. Pössnecker, die einheitliche Ur- sache aller Kräfteerscheinungen im Universum nachge- wiesen an den uns bekannten Naturerscheinungen und Gesetzen. München 1863. — Verf. behandelt 1. die Entstehung und das Wesen des Lichtes, dessen Einfluss auf die Organismen, Erhaltung der Le- bensthätigkeit derselben, in Betrachtung der Kräfte im Allgemeinen; 2. Erklärung der Lichterscheinungen, Entstehung der Farben, der enge Zusammenhang zwischen denselben und den Tönen der Musik in Be- zug auf den thierischen Organismus; Polarisations- und Interferenz- erscheinungen; Ursachen der chemischen Wirkungen des Lichtes und der Erscheinungen in der Photographie; 3. die Ursachen der Wärme und deren Wirkungen; 4. die Bildung der Weltkörper und unserer Erde; Ursachen der meteorologischen Erscheinungen; die Attraktion, die Ursache aller Kräfteerscheinungen; die Consequenzen ihrer Wir- kungen; 5. Ursachen der galvanisehen Elektrieität und ihrer Wirkun- gen; 6. Magnetismus und Ursache der Erscheinung des Nordlichtes. Die tiefere Einsieht in die einheitliche Ursache eröffnet uns Verf. nicht, denn gleich bei dem Lichte hat er es mit Atomen zu thun, sagt uns aber nicht, was er unter Atomen versteht. C. Glasl, Exeursionsbuch. Eine Anleitung, alle Körper der drei Naturreiche zu sammeln, zuzubereiten, in Sammlungen auf- zustellen und zu erhalten. Mit 9 Holzschnitten. Wien 1863. 8%. — Ein sehr brauchbares Büchlein für angehende Sammler, weiche noch keine Erfahrung in der Behandlung der verschiedenen Thiere, Pflan- zen und Mineralien haben. Erstere behandelt Verf. nach den einzel- nen Klassen, letztere beide nur kurz mit allgemeiner Anweisung. Zum Schluss gibt er eine Uebersicht der Familien der Thierklassen, des Pflanzenreichs nach Linne und der Mineralien nach Zippe, und die- sen fast 3 Bogen langen Abschnitt halten wir für ganz überflüssig, da jeder, der eine Sammlung anlegen will, auch Bücher besitzt, in de- nen mehr steht als die blossen Familiennamen, statt dieser hätten Bücher für die verschiedenen Sammlungen empfohlen sein sollen. L. Herbst, eine Wanderung durch die heimathliche Pflanzenwelt mit ganz besonderer Berücksichtigung der Kultur- pflanzen und ihrer technischen Verwerthung. Zur Belehrung und Un- terhaltung für die reifere Jugend. Mit 4 Tafeln in Farbendruck. Ber- lin 1863. 8°. — Zu jedem Monat von April bis September eine Wan- derung, auf welcher die wichtigsten Familien nach ihren Hauptreprä- sentanten, anknüpfend an die jugendliche Fassungskraft und das em- pfängliche Gemüth behandelt werden. Das Buch kann als Geschenk für Knaben warm empfohlen werden und wird viel gediegenere und nachhaltigere Belehrung gewähren als ein Briefmarkenalbum. Astronomie u. Meteorologie. Kleine Planeten. Die Anzahl der kleineren Planeten hat sich in den letzten Jahren wieder beträchtlich vermehrt, und wir stellen sie wieder mit den Na- 4.* 52 men ihrer Entdecker und der Zeit ihrer Entdeckung, sowie in der vorletzten Columne ihrer Entfernung von der Sonne und in der letz- ten Columne ihrer Umlaufszeit um dieselbe in Tagen zusammen: 1. Ceres Piazzi 1. Jan. 1801 2,766 1680,26 2. Pallas Olbers 28. März 1802 2,770 1683,86 3. Juno Harding 1. Septbr. 1804 2,669 1593,21 4. Vesta Olbers 29. März 1807 2,360 1324,84 5. Astraea Heneke 8. Decbr. 1845 2,576 1510,55 6. Hebe Hencke 1. Juli 1847 2,425 1379,63 7. Iris Hind 13. Aug. 1847 2,386 1346,46 8. Flora Hind 18. Oct. 1847 2,201 1192,99 9. Metis Graham - 25. Apr. 1848 2,386 1346,21 10. Hygiea Gasparis 12. April 1849 3,149 2041,40 11. Parthenope Gasparis 11. Mai 1850 2,452 1402,91 12. Victoria Hind 13. Septbr. 1850 2,334 1302,71 13. Egeria Gasparis 2. Novbr. 1850 2,575 1509,72 14. Irene Hindu.Gaspar. 19. 23 Mai 1851 2,589 1522,01 15. Eumonia Gasparis 29. Juli 1851 2,643 1569,37 16. Psyche Gasparis 17. März 1852 2,926 1828,41 17. Thetis Luther 17. April 1852 2,474 1421,07 18. Melpomene Hind 24. Juni 1852 2,296 1270,61 19. Fortuna Hind 22. Aug. 1852 2,441 1393,29 20. Massilia Gasp.Chacorn. 19.20. Septbr.1852 2,409 1365,96 21. Lutetia Goldschmidt 15. Novbr. 1852 2,435 1388,21 » 22. Calliope Hind 16. Novbr. 1852 2,909 1812,28 23. Thalia Hind 15. Decbr. 1852 2,625 1553,39 24. Themis Gasparis 5. April 1853 3,142 2034,22 25. Phocaea Chacornac 6. April 1853 2,402 1359,99 36. Proserpina Luther 5. Mai 1853 2,656 1581,08 27. Euterpe Hind 8. Novbr. 1853 2,347 1313,55 28. Bellona Luther 1. März 1854 2,778 1691,57 29. Amphitrite Marth. 1. März 1854 2,555 1491,58 30. Urania Hind 22. Juli 1854 2,364 1327,75 31. Euphrosyne Ferguson 1. Septbr. 1854. 3,156 2048,01 32. Pomona Goldschmidt 26. Octbr. 1854 2,586 1519,56 33. Polymnia Chacornac 28. Octbr. 1854 2,864 1770,89 34. Circe Chacornac 6. April 1855 2,688 1609,46 35. Leucothea Luther 19. April 1855 2,985 1883,66 36. Atalanta Goldschmidt 5. Octbr. 1855 2,749 1664,50 37. Fides Luther 5. Octbr. 1855 2,642 1568,64 38. Seda Chacornaec 12. Jan. 1856 2,740 1656,58 39. Laetitia Chacornac 8. Febr. 1856 2,771 1684,84 40. Harmonia Goldschmidt 1. März 1756 2,268 1247,45 41. Daphne Goldschmidt 22. Mai 1856 2,400 1358,30 42. Isis Pogson ... 23. Mai 1856 2,440 1392,20 43. Ariana Pogson 15. April 1857 2,204 1197,74 44. Nysa Goldschmidt 27. Mai 1857 2,424 1378,59 53 45. Eugenia Goldschmidt 28 Juni 1857 2,716 1684,72 46. Hestia Pogson 16. Aug. 1857 2,518 1459,24 47. Aglaja Luther 15. Septbr. 1857 2,883 1788,11 48. Doris Goldschmidt 19. Septbr. 1857 3,109 1997,90 49. Pales Goldschmidt 19. Septbr. 1857 3,086 1980,20 50. Verginia Ferguson 4. Octbr. 1857 2,649 1574,43 51. Nemausa Laurent 22, Jan. 1858 2,378 1339,33 52. Europa Goldschmidt 4. Febr. 1858 3,100 1993,47 53. Calypso Luther 4. Apr. 1858 2,610 1540,45 54. Alexandra Luther 10. Septbr. 1858 2,808 1627,31 55. Pandora Searle 10. Septbr. 1858 2,769 1683,18 56. Pseudodaphne Goldschmidt 13. Septbr. 1858 2,583 1552,00 57, Mnemosyne Luther 1. Jan. 1860 3,155 2047,10 58. Concordia Luther 10. Jan. 1860 2,693 1619,01 INT aa Chacornac 9. Septbr. 1860 2,605 1501 60. Dana& Goldschmidt 12. Septbr. 1860 2,975 1875 61. Echo Ferguson 14. Septbr. 1860 2,392 1352 62. Erato Forster 14. Septbr 1860 3,124 2019 63. Ausonia Gasparis 10. Febr. 1861 2,397 1356 64. Angelina Tempel 4. März 1861 2,678 1602 65. Maximiliana Tempel 8. März 1861 3,452 2343 66. Maja Tuttle 9. April 1861 2,654 1580 67. Asia Pogson 17. April 1861 2,582 1516 68. Latona Luther 26. April 1861 23,775 1688 69. Hesperia Schiaparelli 6. April 1861 3,075 1958 70, Panopea Goldschmidt 5. Mai 1861 2,499 1445 71. Niobe Luther 13. Aug, 1861 2,156 1671 72. Feronia Safford Febr. 1862 2,145 1148 7 Tuttle 7. April 1862 ? 2 (Astronom. Nachrichten 1862.) I. ©. Deicke, die Verheerungen orkanähnlicher Föhnstürme zumal bei Appenzellu, St, Gallen. — Am 18. Juli 1841 und am 7. Januar 1863 wüthete der Föhn in der Schweiz in erschrecklicher Weise. In Appenzell und St. Gallen herrschen zwei regelmässige Winde, nämlich ein SW., dem obern Passatwinde entsprechend, und ein localer Thalwind, der nicht überall gleiche Rich- tung hat. Beide werden durch die hohe Lage und die Configuration der Oberfläche zumal den Lauf der Hauptthäler bedingt. Im Thale der Stadt St. Gallen gilt als Zeichen für gute Witterung, wenn sich je nach den Jahreszeiten der OWind in den Morgenstunden zwischen 7—10 Uhr einstellt und wenn Abends zwischen 9—11 Uhr der SW. die Oberhand erhält. Im Lintthale und auf dem Wallensee stellt sich der Swind gemeinlich morgens 10 Uhr, und Abends um Il Uhr Nwind ein. Eine Folge des vorherrschenden Passatwindes sind die häufigen und bedeutenden Wasserniederschläge und die im Verhältniss über- wiegende Anzahl von Regen-, Schnee- und Nebeltagen. Ausser den regelmässigen Winden stellt sich nicht selten in grosser Verbreitung 54 ein anhaltender, trockner Wind ein, der sich durch empfindliche und selbst schneidende Kälte bemerkbar macht. Anhaltender NWind, die Bise in der WSchweiz, ist bei St. Gallen selten. Reiner Wwind weht bei heranziehenden Gewittern und ist von kurzer Dauer. Hervorra- gend unter den unregelmässigen Winden Ist der Föhn, weder an Ta- ges- noch Jahreszeit gebunden, geht seine Hauptströmung S.—N.; er schlägt als local plötzlich in die verschiedensten Richtungen um, geht sehr oft in Wirbelwinde über und nimmt dann eine senkrechte oder steile Richtung an; bald beherrscht er die höhern, bald die untern Regionen des Luftkreises. Er ist heiss, feucht, schwül und trübt die Atmosphäre oft. Im Herbst wäsrend der Traubenreife stellt er sich in Graubünden, Appenzell, St. Gallen häufig ein und jenseits der Al- pen weht dann ein N andauernd. Fast durchgängig tritt der Föhn als Sturmwind auf, der local in einen Orkan übergeht wie an obigen bei- den Tagen. Der 18. Juli 1841 war heiss, schwül und hell, die Nacht vorher reich an Wetterleuchten, der Orkan entwickelte sich morgens zwischen 8S— 9 Uhr und erreichte seine grösste Stärke zwischen 10 und 11,Uhr. Im Rheinthale wurden die stärksten Bäume entwurzelt oder abgebrochen, die Häuser entdacht, die Taue der Rheinfähren zerrissen, die Schiffe ans Ufer geworfen und Menschen umgeworfen. Von den Firsten der Appenzeller Alpen stürzte der Orkan mit sol- cher Heftiskeit in die Thäler, dass streifweise die Waldung nieder- schlug, eine Menge Häuser demolirt, die Dächer sämmtlicher Säge- mühlen zerstört wurden. Zwischen Bühler und Gais wurde eine schwere zweispännige Kutsche mit 5 Personen umgeworfen, in der Stadt St. Gallen regnete es Schornsteine , Ziegel, Fenster, Jalousien und Trockenstangen. Bei Mörschwyl wurden viele, sehr starke und gesunde Obstbäume entwurzelt. Das Wasser im Bodensee tobte wie von einem Vulkan aufgewühlt, in Horn schlugen die Wassersäulen 16° hoch, in Friedrichshafen die Wellen über den Hafendamm bis fast auf die halbe Entfernung der Hauptstrasse hinauf. Eine Lustfahrt auf Dampfschiff mit Schleppschiff wurde von dem Orkan überrascht, suchte vergeblich bei Friedrichshafen und bei Mörsburg wieder in den Ha- fen zu gelangen und der Capitain steuerte in dem tobenden Elemente, unter dem Jammergeschrei der Passagiere nach Konstanz zu. Beim Aufziehen einiger Segel auf dem Schleppschiffe stiess dieses so ge- waltig auf den Dämpfer, dass der ganze Küchenkasten weggeschleu- dert wurde. In der Küche loderte das Feuer schnell auf, wurde aber gelöscht. Um die Lustfahrt ganz zu einem Drama zu erheben, be- kam eine Frau Kindeswehen und gebar ein todtes Kind. Uebrigens erreichte die Gesellschaft ohne Trauerspiel den Hafen von Konstanz. . Dieser orkanartige Föhn erstreckte sich über Tyrol, die nördlich vor- liegenden Gegenden, minder stark über ganz Deutschland bis nach Dänemark hin. Ueberhaupt tritt der Föhn oft local orkanartig auf. So auch am 1. Novbr. 1858 um Högau des badischen Seekreises, wo er eine grossartige Verwüstung der Wälder anrichtete. Verbreiteter. dann am 7. Januar 1863, in St. Gallen und Appenzell, jedoch nur lo- 55 cal furchtbar. Schon in der Nacht von 6. 7. Januar nahm er in der ganzen Schweiz einen sturmartigen Charakter an, der bei St. Gallen selbst mit starkem Regen und Schneegestöber Morgens zwischen 8 und 9 Uhr als Orkan sich anmeldete, um 10 Uhr am stärksten war und um 12 Uhr nur noch als gewöhnlicher Föhn wehte. Er dehnte seine Verheerungen bis zum Züricher See aus, mit besonderer Wuth im Toggenburg und den benachbarten Gegenden, gar nicht dagegen in den Appenzeller Alpen, bei Sargens, im Ober- und Unterrheinthal. Seine Wirkungen äusserten sich wieder im Ausdrehen der Bäume, Zerspalten der Stämme, Entdachung der Häuser, Demolirung ganzer Häuser, Umwerfen selbst beladener Wagen wie der Post und des Omnibus. In Appenzell ausser Rhoden wurde der Schaden auf 442484 Franken geschätzt, im Kanton St. Gallen auf 308397 Franken. Wäh- rend der Orkan von 1841 überall von S nach N vordrang, strich der von 1863 von W. nach O. und die Landleute unterscheiden schon seit den ältesten Zeiten einen Föhn- und einen Urner- oder Usiwind. Beide sind feuchte warme Winde, die einen abspannenden Einfluss auf den Organismus ausüber. Der Uriwind ist auf den Seen der Schifffahrt sehr nachtheilig, der eigentliche Föhn nur auf dem Boden- see. Der diesjährige Orkan ist in die Kantone St. Gallen und Ap- penzell der Quere nach von W. nach OÖ. eingedrungen, erreichte am Rohrschacher Berge seine äusserste Grenze, so dass seine Länge 12 Meilen beträgt, seine Breite war nirgends über sechs Stunden. Eine Erklärung dieser Orkane ist nicht leicht zu geben. Zmsammen- stoss des obern Passat- und Föhnwindes, Interferenz der Luftwellen, Seitendruck der Electrieität u. dgl. sind blosse Luftschlösser. Andere Erscheinungen des Föhn sind noch folgende. Er klärt die Aussicht in die Ferne, erzeugt Gewitter und Regen, wenn er von den Alpen mit starkem Drucke in den Hintergrund der Thäler drängt. Stärkenmehlhal- tende und geistige Flüssigkeiten werden bei Föhn schnell sauer, braun- wollene Zeuge werden beim Trocknen verfärbt, Rosa wird gelblich, unächtes Lila aschgrau, die Blühten der Obstbäume backen zusammen, die Blätter der Laubbäume werden bisweilen schwarz, gesengt u. dgl. m. — (St. Gallen Jahresbericht 141—160,) E. A. Bielz, Sternschnuppenfall ausälterer Zeit: den 15. Novbr. 1606 bei heller und klarer Nacht hat es sich ansehen las- sen, als regnete es Sterne; erstlich fielen nur die grössern und klar- sten Sterne vom Himmel, danach ohne Unterschied die kleinern und grossen in grosser Zahl, ehe sie auf die Erde kamen, sind sie erlo- schen. — (Siebenbürgische Verhandlungen XIII. Septbr.) I. Prettner, meteorologische Beobachtungen zu Kla- genfurt im J. 1860: Barometer. Thermometer. December 19,7 -—5,71 Januar 19,61 —4,69 Februar 18,31 —6,00 März 18,69 —1,08 56 Barometer Thermometer April 18,59 5,39 . Mai 19,30 11,59 Juni 19,36 14,02- Juli 19,17 13,40 August 19,58 13,78 September 20,08 11,38 October 21,60 5,75 November 19,40 0,39 er (Jahrb. Kärntner. Landesmuseum 1862. V. 81—108.) b. Milberg, J. H., das wahre Sonnensystem. München bei Ch. Kaiser 1862. In angeführtem Schriftchen tischt Verfasser von Neuem seine schon vor 15 Jahren gebrachten Gedanken über die Bewegungen und Bahnen der Gestirne auf und verspricht von Zeit zu Zeit damit fortzufahren , bis einmal die ungläubige Welt sich zu seinen Ansich- ten bekennt. Dem Verfasser genügen die vorhandenen Himmelskör- per nicht; er nimmt vielmehr in endloser Entfernung einen Alles an- ziehenden Körper an. Seiner Anziesungskraft folgend, beschreiben nun die Körper unsres Sonnensystems, Sonne, Planeten, Trabanten ge- radlinige Bahnen; vermöge der Anziehung unter einander jedoch be- schreiben sie geschlossene Curven. Diese beiden Bewegungen nun geben zusammengesetzt schlangenlinige Bahnen, welche Verfasser Meanderbahnen nennt. — Die ganze Art der Darstellung, verbunden mit dem wunderlichen Inhalt, sind geeignet, anstatt eine Widerlegung hervorzurufen, Mitleid zu erregen. Wir wünschen dem Verfasser, dass die nächsten 15 Jahre ihn von der Unmöglichkeit einer dritten Ver- kündigung seines neuen Sonnensystems zu überzeugen hinreichen mögen. W. W. Physik. Ueber die Einwirkung eines electrischen Inductionsstromes auf verschiedene @ase. — Ein Funken- strom, erzeugt mittelst eines Ruhmkorffschen Apparates, wird dureh verschiedene, in helle, weisse Glasflaschen eingeschlossene Gase hin- durchgeleitet und erscheint im trocknen Wasserstoffgase purpurroth ohne Flammensaum; das Gas ist ein guter Leiter und gestattet grosse Entfernung der Electroden; im kohlensauren Gase schwach leuchtend und ohne Flammensaum; das Gas ist ein schlechter Leiter; Steinkoh- lenleuchtgas gibt mehr weiss gefärbte Funken mit ganz schwachem Flammensaum; ausgeschiedene Kohle wächst vom negativen Pole dem positiven als Faden entgegen. Weit stärker ist das hellweisse Leuch- ten, der umfangreiche, weisse Flammensaum und die Zersetzung beim sehr kohlenstoffreichen Leuchtgase. Der schlecht leitende Sauerstoff gibt violeten Funkenstrom ohne Flammensaum und wird dabei in ne- gativ activen Zustand (Ozon) übergeführt. Kohlenoxydgas gibt nicht auffallend gefärbten Strom mit schwach lichthimmelblauem Saum. Das sehr schlecht leitende chlorwasserstoffsaure Gas gibt keine auffallende Stromfärbung und keinen Saum. Prachtvoll himmeiblau erscheint der Funkenstrom im Gemisch von feuchter schwefeliger Säure und Koh- 57 lensäure; blass rosaroth mit grossem gelblichen Saum im Ammoniak- gase. Das trockne, sehr schlecht leitende Schwefelwasserstoffgas gibt intensiv blauen Funkenstrom und scheidet Schwefel sofort aus, dass durch Bedeckung der Electroden sie wollig, nicht leitend macht. An- timonwasserstoffgas lässt den Funkenstrom purpurroth mit schwachem gelbbläulichen Flammensaum erscheinen; es zersetzt sich und schei- det an der, die negative Electrode umgebenden Röhre einen schwar- zen, an der die positive umgebenden einen schmutzig gelben Anflug aus. Die dazu angewandten Platinelectroden bestanden in sogenann- ten Wollastonschen Röhren. — (Phys. Ver.i. Frkft. a. M. 1861— 1862.) Ww. W. Foucault, L, Experimentelle Bestimmung der Ge- schwindigkeit des Lichtes; Beschreibung des Apparats. — Ein Bündel Sonnenlicht, horizontal reflectirt von einem Heliostat, fällt auf ein mikrometisches Sehzeichen, bestehend aus einer Reihe lothrechter Striche, die 0,lmm von einander entfernt sind. Die durch diese Ebene gegangenen Strahlen fallen auf den Im davon entfernten drehbaren Planspiegel, von welchem sie auf einen 4m entfernten Hohl- spiegel reflectirt werden. Zwischen diesen beiden Spiegeln befindet sich ein Objectiv, in dessen beiden conjugirten Brennpunkten einer- seits das virtuelle Bild des Sehzeichens , andrerseits der Hohlspiegel sich befindet. So wird auf der Oberfläche dieses ersten Hohlspiegels ein Bild von Sehzeichen erzeugt. Von da reflectirt, bildet sich in ge- wissem Abstande ein Bild im Raume. Ein an diesem Orte aufge- stellter zweiter Hohlspiegel wirft die Strahlen zurück und bildet in der Nähe des ersten ein neues Bild des Sehzeichens. Dieses wird von einem dritten Hohlspiegel aufgenommen und so fort bis zur Er- zeugung eines letzten Bildes von Sehzeichen an der Oberfläche eines letzten Hohlspiegels von ungerader ÖOrdnungszahl. Dieser letzte Spiegel, dessen Abstand vom vorletzten seinem Krümmungshalbmes- ser gleich ist, schickt das Bündel genau in sich selbst zurück. Das Strahlenbündel läuft nun . durch die ganze Spiegelreihe zurück und endlich auch zum Sehzeichen. Man verschafft sich ein zugängliches Bild davon, indem man durch partielle Reflexion an einem unter 45° geneigten Glase einen Theil des Bündels ablenkt und mit einem schwa- chen Mikroscop untersucht. So lange der Apparat in Ruhe ist, nimmt das reelle zum Mikroscop zurückgesandte Bild, von den rücklaufen- den partiell reflectirten Strahlen erzeugt, genau die Lage des virtuel- len Bildes von dem durch die Reflexion in der Ebene des Glases ge- sehenen Sehzeichens ein. Wird aber der Spiegel gedreht, so wird auch in demselben Sinne das erstgenannte, reelle Bild gegen das zweitgenannnte, virtuelle verschoben; weil während der Zeit, welche das Licht zur Durchlaufung des Wegs zwischen den Hohlspiegeln ge- braucht, der Spiegel fortfährt sich zu drehen, so dass die zurückge- kehrten Strahlen ihn nicht mehr unter demselben Einfallswinkel tref- fen. Ist V die Lichtgeschwindigkeit, n die Anzahl der Umdrehungen des Spiegels in der Secunde, l die Länge der gebrochenen Linien 58 zwischen dem rotirenden Spiegel und dem letzten Hohlspiegel, r der Abstand des Sehzeichens vom rotirenden Spiegel und d die beobach- tete Verschiebung, so findet man bei der Einrichtung des Apparates nr _——_ Der Spiegel steht direct auf der Achse einer kleinen Luft- turbine, deren Luftstrom eine bewegende, sich gleibleibende Kraft dar- stell. Der Spiegel, der seine Geschwindigkeit zu beschleunigen sucht, wird aufgehalten vom Widerstande der Luft, so dass sich eine gleichbleibende Geschwindigkeit des Spiegels herausstellt. Die An- zahl der Umdrehungen des Spiegels in der Secunde zu zählen, damit eine zwischen dem Mikroscope und jenem partiell reflectirenden Glase eingeschaltete Scheibe, deren fein gezähnter Rand das zu beobachtende Bild übergreift und theilweise deckt. Folgennun die Zähne des Schirms ebensoschnell auf einander als die Umdrehungen des Spiegels, so er- scheint das Bild regelmässig, und die Scheibe scheint stillzustehen. Die Anzahl der Zähne und die der Umdrehungen der Scheibe in der Sekunde sind zu ermitteln und somit auch die Umdrehungsgeschwin- digkeit des Spiegels. Um Ungenauigkeiten, vom Mikrometer herkom- mend, zu vermeiden wurde der Verschiebung ein fester Werth, z. B. 0, mm gegeben und nun ermittelt, welcher Abstand dem Sehzeichen vom rotirenden Spiegel zu geben sei, um diese Verschiebung zu be- wirken. Darnach ergibt sich als Lichtgeschwindigkeit im leeren Raume 298000 Kilometer in der Secunde mittlerer Zeit. — (C. R.t. LV, 792; Pgg. OXV, 588.) Foucault, L., Parallaxa der Sonne. — Die von 308 Mil- lionen Meter auf 298 Millionen Meter herabgesetzte Geschwindigkeit des Lichts, welche einen Fehler von höchstens 500000 Meter birgt, combinirt mit der Aberrationsconstanten 20,45 lässt für die Parallaxe der Sonne statt 8“, 57 den beträchtlich stärkeren Werth 8“, 86 fin- den. Mithin findet sich der mittlere Abstand der Erde von der Sonne 3 verringert. C. R. t. LV, 501; Pgg. CXVIII, 485; — Babinet (C. R. LV, 537, Pgg. CXVIII, 487) gibt einen geschichtlichen Rück- blick über die Berechnungen der Sonnenparallaxe; F. Place, (Pgg. CXVIII, 635) setzt Zweifel in die Richtigkeit des von Foucault ge- fundenen Werthes für die Lichtgeschwindigkeit und Parallaxe der Sonne und stützt sich dabei auf die allgemeine Fehlerhaftigkeit aller Mikrometer; auch wünscht er anstatt der Aberrationsconstanten 20“, 45 die von Delambre berechnete 20° 255 angewandt zu sehen. Ww. W. Oppel, J., J., über subjective Lichterscheinungen, — Oppel hat zwei Mal im ganz verfinsterten Zimmer mit ausgeruh- ten Augen beobachtet, ob krystallinische und andre Körper Licht aussenden. Die Erfolge waren dieser Lehre nicht günstig. Fast ebenso oft erfasste er mit den Fingern Nichts als Etwas, wenn er nach der Stelle griff, welche ihm zu leuchten schien. Es ist sonach wenigstens nicht entschieden, ob die Lichterscheinungen objectiver oder nur sub- 59 jeetiver Natur sind; jedenfalls ist auf die Angaben v. Reichenbach’s nichts zu geben, da er nicht ausdrücklich sagt, dass er die Erschei- nungen selbst gesehen, dass sie vielmehr öfter von Frauen beobach- tet sind. — (Pgg. CXVIII, 480,) W.W. Oettingen, A. von, über das Laden der Leydener Batterie durch Induction und über die Entladung der Batterie durch das Inductorium. — Ist der Hauptstrom con- stant, und wird am Funkenmesser des Inductoriums nur die Entfer- ‚nung der Electroden und nicht ihre Form verändert, so ergiebt sich: 1) bei geschlossenen Inductionsdraht gibt der Schliessungsstrom den- selben Ausschlag am Galvanometer wie der Oeffnungsstrom; 2) so- bald die kleinste Funkensirecke sich in der Schliessung befindet, nimmt der Schliessungsstrom bedeutend an Intensität ab und ver- schwindet ganz bei einer etwas grösseren Schlagweite, der Oeffnungs- strom dogegen nimmt mit#der Vergrösserung der Funkenstrecke langsa- mer ab, so dass der Galvanometerspiegel stets nech abgelenkt wird, so lange noch Funken in der Schlagweite erscheinen; bei einer Bü- schelentladung dagegen bleibt er in Ruhe. Eine in dem Inductions- draht eingeschaltete Geissler’sche Röhre schwächte den Strom nur sehr wenig. Alternirende Entladungen, wie sie Magnus nachgewiesen, zeigten sich nicht. — Da bei den Versuchen der Hauptstrom constant blieb, war es auch die inducirte electromotorische Kraft; je länger aber der Inductionsfunke, um so geringer war die dadurch ausgegli- chene Electrieitätsmenge. Es muss daher vorausgesetzt werden, dass sich ein Theil der an den Poldrähten angesammelten Electricität von dem Beginn der Funkenentladung in das Inductorium zurückbewest, was die Erscheinung der evacuirten Röhre herbeiführt. — 1) Das La- den der Leydener Batterie. Das Inductorium ist mit der Batterie durch zwei Drähte verbunden; in den positiven, zur innern Belegung gehenden, ist eine Funkenstrecke eingeschaltet; der zur äussern Be- legung gehende negative ist ausserdem mit. einer gut leitenden Erd- leitung verbunden. Von der äussern Belegung der Batterie zur in- nern läuft ein Draht, in welchem ein Entladungsapparat und ein Gal- vanometer eingeschaltet ist. Ist nun die Inductionsschlagweite die grösste, bei welcher noch Funken überspringen, so wird die Batterie stets positiv geladen; mit Abnahme der Inductionsschlagweite wächst die Stärke der Ladung der Batterie und damit die Dichtigkeit der- selben auf der mit der Batterie verbundenen Kugel des Funkenmes- sers, bis endlich bei einer gewissen Inductionsschlagweite die Batte- rie sich rückwärts durch den Inductionsdraht von selbst wieder ent- ladet. Die Selbstentladung geschieht um so leichter, je mehr die in- ductionsschlagweite verringert wird. Oberflächenvergrösserung der Batterie erfordert zur Selbstentladung grössere Electrieitätsmenge, also keinere Inductionsschlagweite. — Durch den positiven Inductions- draht wird positive Electricität auf die innere Belegung der Flasche geleitet; negative an der äussern Belegung wird dadurch gebunden; während abgestossene positive in den Erdboden fliesst oder auch mit 60 der aus dem Inductorium herbeiströmenden negativen sich neutrali-' sirt. Die auf die innere Belegung strömende positive Eleectricität sammelt sich daselbst an; die dort erreichte Dichtigkeit hängt von der Grösse der Belegung ab und wird einmal die des positiven In- ductionsfunkens übertreffen, also dass sie im Bestreben der Rückbe- wegung jenen überwindet; doch muss die Electricität ausserdem die eingeschaltete Luftstrecke durchbrechen. Findet nun Rückentladung statt, so verhindert die Inductionsschlagweite vollständige Entladung, denn wenn auch die einmal vom Inductionsfunken durchbrochene Luft- strecke gegen die in derselben Kichtung darauffolgenden Funken sich wie ein metallischer Draht verhält, so gilt dasselbe doch nicht für den im entgegengesetzter Richtung sich bewegenden Entladungsfun- ken. — Die in der Batterie angesammelte Electricitätsmenge ist stets kleiner als die des freien Inductionsstosses; sie ist um so kleiner, aber auch um so dichter, je geringer die Batterieoberfläche; sie nähert sich um so mehr der des freien Inductionsstosses, je grösser die Inductions- schlagweite ist. Durch zwei- und mehrmaliges Oeffnen des Haupt- stromes erreicht man höhere Ladung. Bei einer bestimmten Dichtig- keit kann das Ueberspringen der Funken auch aufhören; die Ladung der Batterie hat dann für diese Intensität des Hauptstroms das Ma- ximum erreicht. Da nun sowohl jetzt, als auch, wenn die Grenze der Ladung bei einer gewissen Funkenstrecke durch den Moment des Zurückgehens in’s Inductorium bedingt wird, nur die Dichtigkeit der Ladung massgebend ist, so folgt, dass das Maximum der Schlagweite, bis zu welcher eine Batterie bei einer bestimmten Inductionsschlag- weite geladen werden kann, unabhängig von der Oberfläche d. i. von der Kapaeität der Batterie ist. Aus vergleichenden Zusammenstellun- gen scheint sich zu ergeben: dass die Dichtigkeit der Electrieität, bei welcher eine Selbstendladung der Batterie eintritt, proportional der Quadratwurzel aus der Länge der durchbrochenen Inductionsschlag- weite ist, und dass das Maximum der Dichtigkeit, bis zu welcher man eine Batterie bei einer gewissen Inductionsschlagweite laden kann, proportional der Quadratwurzel aus der letzteren ist. Die dafür auf- gestellte Formel ist: d=ayp. wobei D die Inductionsschlagweite u. a eine Oonstante bedeutet. Hat man also für ein D das Maximum der Ladung gefunden, so kann man nur bei 4D die doppelte Höhe derselben erreichen; und umgekehrt: wenn eine gewisse Dichtigkeit gerade eben genügt, eine durch den Inductionsstoss vorgebildete Fun- kenstrecke rückwärts zu durchbrechen, so ist mindestens die doppelte Dichtigkeit erforderlich, eine vorgebildete Funkenstrecke von vierfa- cher Länge zu durchbrechen. — 2) Selbstentladung der Leydener Bat- terie durch das Inductorium. Darin, dass bei einer gewissen Inten- sität der Inductionsströme eine Selbstentladung der Batterie rück- wärts durch das Inductorium hindurch eintritt, besitzen wir ein Mittel, die Ladung ganz unabhängig von der Schlagweite zu machen. Da jedoch der Entladung der Batterie eine Ladung durch denselben Schliessungsbogen vorausgeht und da die Entladung durch eine, durch 61 den Induetionsstrom vorgebildete Funkenstrecke stattfindet, so sind die Bedingungen für den Beginn der Entladung hier ganz andere als gewöhnlich. Wird wie früher die Ladung, nun nach stattgehabter Selbstentladung der Rückstandswerth durch die Ablenkung des Gal- vanometerspiegels ermittelt, so zeigt sich: gehen wir von den grösse- ren zu den kleineren Schlagweiten allmählig vor, dass da, wo die Selbstentladungen beginnen der Rückstand stets negativ ist, und zwar mit der Oberfläche stets an Electrieitätsmenge zunehmend. Nachdem ein Maximum erreicht ist, tritt plötzlich eine Periode positiver Rück- stände auf, dann folgt wiederum eine negative, dann eine. positive u. s. f. Je kleiner die Batterieoberfläche , um so ausgedehnter sind die Perioden, um so kleiner aber auch die absolute Menge des Rück- standes. Erklärung der Erscheinung: die Selbstentladung der Batte- rie findet in Folge der Erwärmung und Verdünnung der Luftstrecke zwischen den Electroden durch den Inductionsfunken bei einer ge- ringeren Dichtigkeit der Electrieität statt, als wenn die Luftstrecke nicht bereits vorgebildet wäre. Die Entlandung der Batterie vollzieht sich nur in einem Hin - und Herwogen positiver und negativer Elec- trieität, so dass die Batterie, welcheihre positiveE. in das Inductorium er- giesst, sich nun mit negat. E. ladet; hat diese Ladung ihre grösste Diehtig- keit erlangt, so findet ein dem vorigen ähnlicher Vorgang von neuem statt, so dassdie Batterie während desVorganges der Entladung abwechselnd po- sitiv und negativ geladen sich zeigt; dabei ist jedoch die Dichtigkeit jeder folgenden Ladung nur ein gewisser Bruchtheil , vielleicht = der vorherigen entgegengesetzten. Während nun bei Beginn der Rück- entladung die Dichtigkeit der Electrieität auf der Batterieoberfläche eben hinreichend ist, den Widerstand der Funkenstrecke zu überwin- den, ist es nach eingetretener entgegengesetzter Ladung die der neuen schon nicht mehr, so dass sich also ein negativer Rest finden muss. Bei zunehmender Verkleinerung der Funkenstrecke wächst in Folge der grössern Leichtigkeit der Rückentladung jene Dichtigkeit nicht nur, sondern wird um so mehr geeignet, jenen Widerstand zu durch- brechen, so dass in Folge erneuter entgegengesetzter Ladung sich nur ein positiver Rückstand findet. Daher die Perioden abwechselnd positiver und negativer Reste. Vergleicht man die Rückstände bei verschiedener Oberfläche und derselben Schlagweite, so zeigt sich, dass, wenn bei einer gewissen Oberfläche eine neue Periode auftritt, die nächstfolgende, — nahezu bei derselben Inductionsweite — bei der halben Oberfläche erscheint; denn derselbe Inductionsstoss, wel- cher z. B. 8 Flaschen bis zu einer gewissen Dichtigkeit lud, ladet bei derselben Schlagweite 4 Flaschen zur doppelten, 2 Flaschen zur vierfachen , 1 Flasche zur 8fachen Dichtigkeit, so dass dem entspre- chend bei 8 Flaschen eine einfache Entladung mit negativem BRück- stande, bei 4 Flaschen eine zweifache mit positivem, bei 2 Flaschen eine dreifache Entladung mit negativem Rückstande u. s. f, stattfin- det. Die Richtigkeit der angestellten Betrachtungen ergibt sich dar- 62 aus, dass sie auf Versuchsreihen passen, bei denen die Intensität des Hauptstroms eine schwächere war, so dass dadurch sämmtliche Pe- rioden bei kleinern Schlagweiten auftreten; ebenso, wenn diese In- tensität erhöht wurde. Die zur Beantwortuug der Fragen: welches Zeichen hat der Rückstand nach der Selbstentladung? und wie verhält sich die absolute Electrieitätsmenge desselben zur ursprünglichen La- dung? angestellten Beobachtungen ergeben, dass, wenn eine Batterie durch zwei oder mehre Inductionsstösse geladen wird bis zum Mo- ment der Selbstentladung, diese stets einfach gerichtet und der Rück- stand immer negativ sein muss. Das Verhältniss m des Rückstan- des zur ursprünglichen Ladung ist constsnt — 0,35, unabhängig von Schlagweite und Electricitätsmenge. In dem Masse, als die Inductions- stösse intensiver werden, muss bei kaum messbarer Schlagweite auch die Anzahl von Alteration wachsen, und endlich, wenn die Kugeln des Funkenmessers sich berühren und gar keine Luftstrecke mehr im Schliessungsbogen varhandnn ist, bis in's Unendliche streng genom- men zunehmen, da alsdann die Entladung nicht mehr unterbrochen werden kann. Schliesslich ist aus allen diesen Beobachtungen zu er- kennen, dass der Einfluss der Funkenstrecke auf die Entladung sehr mannigfach ist, und dass derselbe fassbaren Gesetzen unterliege. — (Pgg. CXVil, 369.) W. W. G. Quincke, über die Lage der Schwingungen der Aethertheilchen in einem geradlinig polarisirtenLicht- strahle. — Es stehen sich die Ansichten Fresnels und Neumanns gegenüber; ersterer behauptet, dass die Schwingungen der Aether- theilchen senkrecht gegen die Polarisationsebene stehen, letzterer, dass sie in derselben liegen. Die Entscheidung ist noch nicht getroffen; es sind vielmehr die Ansichten der Physiker getheilt und sogar schwan- kend. Verfasser sagt: vorausgesetzt, dass die Aetherschwingungen senkrecht gegen den Lichtstrahl geschehen, werden bei senkrechtem Auffallen eines Strahles auf eine Fläche alle Schwingungen sich gleich verhalten; wächst aber der Einfallswinkel, so bleibt für die Strahlen mit Schwingungen senkrecht zur Einfallsebene alles ungeändert, wäh- rend für die Strahlen, deren Schwingungen in der Einfallsebene er- folgen, die Neigung der Bahn der Aethertheilchen gegen die reflec- tirende Fläche sich ändert. Beide Arten von Strahlen erleiden bei der Reflexion eine Verzögerung, nur ist diese bei den Strahlen der ersten Art für jede Grösse des Einfallswinkels dieselbe, während sie bei denen der zweiten Art mit dem Einfallswinkel sich ändern muss, A so dasssie von o auf 3» das ist auf eine halbe Wellenlänge wachsenkann, wenn der Einfallswinkel einem Rechten zuwächst. Die Zunahme der Verzögerung wird dann auch verschieden sein je nach der Verschie- denheit der reflectirenden Mittel. Verfasser stellt zwei planparalelle Glasplatten sehr wenig geneigt gegen einander senkrecht auf, belegt die untere Hälfte der hintern Fläche der zweiten Platte mit einem Metallspiegel und lässt gegen die erste Platte horizontal in das Zim- 63 mer geleitete und durch die üblichen Vorrichtungen parallel gemachte Sonnenstrahlen fallen. So gelangen die an der vordern Fläche der ersten und an der hintern der zweiten Platte mit den an der hintern Fläche der ersten und vordern Fläche der zweiten reflectirten Strah- len zur Interferenz. Alle übrigen Stralen werden abgeblendet. Es stehen demnach zwei verschiedene Bündel interferirender Strahlen übereinander; das obere Bündel besteht aus Strahlen, welche beide Male nur an Glas gegen Luft, das untere aus solchen, welche ein- mal an Glas, das andere Mal an Glas gegen Metall reflectirt sind. Wirkt nun das Metall hinter Glas anders als Luft hinter Glas auf die Verzögerung der Aetherschwingungen ein, so werden auch die Inter- ferenzstreifen des untern Bündels nicht zusammenfallen können mit denen des obern Bündels. Diese so interferirenden Strahlen werden durch ein senkrechtes Schwefelkohlenstoff- und Flintglasprisma zer- legt und durch ein Nikolsches Prisma betrachtet. Ist der Haupt- schnitt des Nikols senkrechtzur Reflexionsebene der planparallelen Glä- ser, gelangen also nur parallel der Reflexionsebene polarisirte Strahlen in’s Auge, so erscheinen die Interferenzstreifen des untern Spectrums gegen die des obern verschoben; wird aber das Nikolsche Prisma um 90° gedreht, so dass nur senkrecht zur Polarisationsebene polarisirte Strahlen ins Auge gelangen können, so fallen die Interferenzstreifen beider Spectren zusammen. Wird der Einfallswinkel vergrössert, so wächst die Grösse der Verschiebung der Interferenzstreifen gegen einander für parallel der Einfallsebene polorisirte Strahlen, die zweite Glasplatte mochte mit irgend welchem Metalle belegt sein. Die best- zuwählende Grösse des Einfallswinkels ist 45° oder 60°, die Ver- schiebung beträgt alsdaun 0,3 oder 0,4 des Fransenabstandes.. Aus dem Umstande, dass keine Verschiebung der Interferenzstreifen des oberen Specirums gegen die des unteren eintritt, wenn die Schwin- gungen des polarisirten Lichtes senkrecht zur Reflexionsebene gesche- hen, während sie eintritt für Strahlen, deren Schwingungen in der Reflexionsebene liegen, ist der Schluss zu ziehen, dass die Schwin- gungen letzterer Art die grössten Phasen-Aenderungen erleiden; und dass die Elasticität des Aethers in verschiedenen Mitteln verschieden ist, folgt aus der Zunahme der Verschiebuug bei wechselndem Ein- fallswinkel. — (Monatsber. der Berl. Acad. Decbr. 1862. — Pgy. CXVIH. (445. w.W. Chemie. a. theoretische. OÖ. Allen, über Trennung von Caesium und Rubidium. — Werden die kohlensauren Salze bei- der Metalle mit doppelt so viel Weinsäure versetzt als zur Neutrali- sation genügt, bei 100° bis zur Sättigung eingedampft, so krystalli- sirt beim Erkalten fast nur Rubidiumbitartrat heraus, das durch drei- maliges Umkrystallisiren völlig rein erhalten wird. — (Amer. Journ. of sc. and arts Nov. 1862.) Swt. Lefebore, über Rubidiumgehalt der Runkelrüben. — Der Salzrückstand von den zu Zucker verarbeiteten Rüben wird in Corbehem zur Salpeterfabrikation benutzt. Die von der Salpeterkry- 64 stallisation erhaltenen letzten Mutterlaugen enthalten Chlorrubidium. Die Runkelrübenrückstände versch. Fabriken enthielten 0,13—0,21 Pre. Chlorrubidium. — (Compt. rend LV. 430.) | Swt. Bunsen, zur Kenntniss des Caesiums. — Johnson und Allen haben aus einem amerikanischen Lepidolith von wenigen Kilo- grammen 30 Gramm saures weinsaures Caesiumoxyd dargestellt und die sehr ungleiche Löslichkeit der sauren weinsauren Salze des Cä- siums und Rubidiums benutzend, durch wiederholte Krystallisation ein Chlorcäsium erhalten, das nach vier von ihnen ausgeführten Analysen im Mittel die Zusammensetzung: Chlor —=21,045, Cäsium = 78,955 hat, während 3 Analysen nach der von Bunsen früher eingeschlagenen Methode als Mittel: Chlor — 22,328, Cässium = 177,672 ergaben. B. er- hielt aus 30000 Pfund Thermalwasser der Murquelle in Baden-Baden nur 1,5 Grm. Chlorcäsium. Das Cäsiumsalz wurde von dem Rubidium- salz sorgfältig getrennt, welche Trennung sich darauf gründet, dass das saure weinsaure Cäsiumoxyd und Rubidiumoxyd luftbeständig ist, während das neutrale weinsaure Cäsiumoxyd leicht an der Luft zer- fliesst. Ein solches Cäsiumproduet, in Chlorverbindung verwandelt, ergab nach mehrmaligen Reinigungen Chlor = 21,0513. Als Atomge- wicht ergibt sich demnach: 1) nach Johnson und Allen 133,03; nach Bunsen 132,99, also im Mittel 133,0. Bunsen hält seine frühere Be- obachtung gegen J. und A. aufrecht, dass das reine Chloreäsium in feuchter Luft in hohem Grade zerfliesst und dabei gleiche Gewichts- menge Wasser aufnimmt. — (Pyg. 119, 1.) W. W. Böttger, über das Verhalten des Silberoxyds zu ver- schiedenen Stoffen. — 1) Reibt man in einem Porzellanmörser 2 Raumtheile staubtrocknes Silberoxyd mit 1 Theil Goldschwefel zu- sammen, so entzündet sich das Gemisch ungemein leicht; ja schon, wenn man beide Stoffe auf Schreibpapier innig mischt mit der fla- chen Messerklinge und dann durch schwaches Reiben einen mässig starken Druck ausübt; dasselbe erfolgt, wenn man statt Goldschwe- fel schwarzes Schwefelantimon, Realgar, Auripigment in genannten Ver- hältnissen anwendet. 2) Amorphen Phosphor mit Silberoxyd auf Schreibpapier zusammengerieben, entzündet sich mit grosser Leich- tigkeit, desgleichen mit Tannin, nicht aber mit Gallussäure. 3) Durch Benetzen des staubtroeknen Silberoxyds mit einem Tropfen Phenyl- säure oder aus Buchenholztheer bereitetem Kreosot entsteht fast au- genblicklich unter Funkensprühen eine partielle Reduction des Silber- oxyds. 4) Beim Zusammenreiben von Silberoxyd und Schwefelmilch ‘oder Selen in einem Porzellanmörser entzündet letztere ebenso leicht, wie wenn Bleisuperoxyd mit Schwefelblumen einer Reibung unterwor- fen werden. Das Silberoxyd steht also hinsichtlich seiner oxydiren- den Eigenschaft dem Bleisuperoxyde, Mangansuperoxyde u. a. nicht nach. (Phys. Ver. i. Frkft. a. M. 1861—1862,) w. W. L. Barth, über Einwirkung des Broms auf Glycerin. — Bringt man 1 Aeq. Glycerin mit 4 Aeq. Brom und 20fachem Vo- lumen Wasser zusammen und lässt längere Zeit bei 100° im ver- 65 schlossenen Gefäss sieden, so entweicht beim Oeffnen des Gefässes Kohlensäure, eine angenehm riechende Aetherart. Im Gefässe befinden sich am Boden einige wenige ölige Tropfen von Bromoform und in der Flüssigkeit befindet sich als Hauptproduct Glycerinsäure. Lässt man das Brom ohne Wasser auf Glycerin einwirken, so werden ganz andre Producte erhalten. Es entwickelt sich Bromwasserstoff und Acrolein und es bleiben in der Retorte 2 Flüssigkeitsschichten, von denen die untere braun, die obere farblos ist, letztere ist fast ganz löslich in Wasser und enthält nur eine kleine Menge eines nicht in Wasser löslichen, süsslich und aetherisch riechenden Oeles, vielleicht Bibromhydrin €?H$Br?&. Aus dem braunen Hauptproduct konnte B. den von Pelouze beobachteten Körper nicht abscheiden. Aus dem rectifieirten Product wird mit Wasser Glycolsäure ausgezogen, welche wahrscheinlich aus ursprünglich gebildeter Bromessigsäure beim an- haltenden Kochen mit Wasser entsteht. Der in kochendem Wasser nicht lösliche Theil ist ebenfalls Bibromhydrin. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXIV, 341.) Swt. I. Bouis und H. Cariet, Bildung des Oenantylalko- hols. — Die Verf. haben aus chem. reinem Oenanthylaldehyd durch Lösen desselben in Eisessig und Hinzufügen metallischen Zinks Oe- nanthylalkohol gemacht; die Einwirkung geschah bei höherer Tempe- ratur und unter höherem Druck. Aus dem entstandenen essigsauren Oenanthyl, das angenehm nach Früchten roch, bei 1800 siedete, ; re) wurde durch Behandlung mit Kalihydrat sodann der reine Alkoholgewonnen. Es ist eine klare farblose, in Wasser unlösliche Flüs- sigkeit, die dem Caprylalkohol analog riecht und bei 1650 siedet. Ihre Zusammensetzung entspricht der Formel €’H!€Q. Als der Alkohol über geschmolzenem Chlorzink destillirt wurde, erhielt man einen dem oel- bildenden Gase analogen Kohlenwasserstoff von der Formel E7H!t (Oenanthylen.) — (Ebenda OXXIV. 352.) St. V. Faget, über Oenanthylalkohol. — F. gewann die Ver- bindung aus dem bei 155—173° siedenden Theile des über Kali rec- tifieirten Weintreberfuselöls. Nach F. liegt der Siedepunkt zwischen 155 — 160°, Die Dampfdichte fand er —4,16 (berechnet —=4,07). Als er den Alkohol mit überschüssigem Kalikalk erhitzte, will er Oenan- thylsäure daraus erhalten haben, ausgezeichnet durch ihren stechen- den Schweissgeruch. — (Ebenda pag. 355.) Suwt. Berthelot und St. Gilles, über die Bildung und Zer- setzung der Aether.— 1) Wenn man Alkohol und Säure in glei- chen Aeg. auf einander wirken lässt, ohne das gleichzeitig entstehende Wasser zu entfernen, so geht zwischen beiden Theilen nie eine voll- kommene Zersetzung vor sich. 2) Die Quantität einer und derselben Säure, welche man mit verschiedenen Alkoholen in Wirkung treten lässt, aetherificirt sich im Mittel zu 68 Pre. 3) Die Einwirkung geht bei niederer Temperatur langsamer vor sich, als bei höherer, und ist XXIL 1868, 5 66 im Beginn schneller, als wenn sie sich der Gränze nähert. Je höher Atomgewicht und Siedepunkt einer Säure, um so langsamer aetherifi- eirt sie sich. 4) Wenn mehrere Alkohole derselben homol, Reihe in gleichen Aeg. auf dieselbe Säure wirken, so aetherificiren sich in glei- chen Zeiten bei niederer wie bei höherer Temp. gleiche Mengen Al- kohols. Bei Alkoholen verschiedener Reihen ist das Verhältniss ein anderes. 5) Der gebildete Aether verlangsamt die fernere Bildung, durch Zusatz des zu bildenden Aethers (oder Wassers) zu dem ur- sprünglichen Gemisch kann die Aetherifieirung gänzlich verhindert werden. 6) In zugeschmolzenen Röhren ist der Druck nicht immer von wesentlicher Bedeutung. 7) wenn ein der Reaction vortheilhaf- tes Lösungsmittel angewandt wird, wird die Wirkung der Stoffe auf einander verlangsamt. — (Journ. f. pr. Chem. LXXXVI11, 7.) Swt. C. Braun, über die Hydrate des Cobaltoxydes. — Das Cobaltoxydhydrat wurde dadurch gewonnen, dass salpetersaures Cobaltoxydul mit überschüssigem kohlensauren Natron versetzt und durch die alkalische Flüssigkeit Chlor geleitet wurde. Der entste- hende Niederschlag wurde nach der Filtration zur Befreiung von geringen Mengen Chlor mit Natronlauge gekocht und mit heissem Wasser ausgewaschen und an, der Luft getrocknet. Das Cobalt- oxydhydrat ist so dargestellt von schwarzer Farbe, hat muschligen Bruch und gibt ein braunes Pulver. Seine Zusammensetzung ist Co20°-+-5HO. Bei 1000 getrocknet verliert es 3 Atome Wasser und geht in das von Hess beschriebene Co?O°--2HO über. Ueber Schwe- felsäure getrocknet hat es nach 14 Tagen nur 2 Atome Wasser ver- loren und hat die von Winkelblech angegebene Zusammensetzung Co203-++3HO. Lässt man es dann noch länger über Schwefelsäure stehen, so verliert es noch ein halbes Atom Wasser und es entsteht 2C0203+5HO. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. OXXV. 197.) Swt. L. Carius, über eine Bleiverbindung. — Es wurde durch Einwirkung von essigsaurem Bleioxyd auf frischgefälltes Chlor- blei eine von C. Bleichloracetin genannte, dem Glycolchloracetin ana- loge Verbindung dargestellt 7 elck woraus der Schluss gezogen wurde, dass das Atomgewicht des Bleis zu verdoppeln und = 207,4 zu setzen sei. Zur Darstellung der krystallisirten Verbindung wird frischgefälltes Chlor-, Brom- oder Jodblei und wasserfreies Bleioxyd mit so viel Eisessig übergossen, dass ein dicker Brei entsteht, und nach dem Erstarren der Masse im zugeschmolzenen Rohre auf 130 — 140° erhitzt. — (Ebenda OXXV, 87.) St. A. Claus, überAcrolein und Acrylsäure. — Wird Acro- lein mıt KO.2CrO3 und SO3 behandelt, so ensteht nur Ameisensäure, mit MnO2 und SO2 nur eine schlammige Kohle und mit Chlorwasser . und Salpetersäure gar keine Acrylsäure, sondern Oxalsäure und Gly- colsäure. Bei Einwirkung alkoholischer Kalilösung entsteht eine Sub- stanz von 6fach höherem Atomgewicht als das Acrolein. Dieselbe hat die Eigenschaft einer schwachen Säure, wird aus der kalischen 67 Lösung durch Säuren amorph gefällt, und ist löslich in Alkohol und Aether. Die Analyse führte zur Formel €18H409% Am besten wird die Acrylsäure nach Redtenbachers Methode mit frisch gefälltem Sil- beroxyd erhalten. Es werden mit der so gewonnenen Säure ver- schiedene Salze dargestellt und analysirt. — (Anal. d. Chem. uw. Pharm. Il. Suppl. 117.) Swt. L. Corvisart, über Magensaft, Peptone etc. — Reines Pepsin so wie alle Peptone drehen das polarisirte Licht nach links; aber es besitzen nicht alle gleiches Drehungsvermögen, denn um am Soleil’schen Apparat einen Grad Ablenkung zu erzielen bedarf man einer Lösung von: 0,080 gem. Fibrinpepton in 100 grm. Wasser 0,100 Mn Syntoninpepton 9» „ „ 0,104 es Gelatinpepton ».» ” D 0,140 ,, Albuminpepton ,„, „ » so dass die Peptone genau denselben Ge der Wirkung auf die Po- larisationsebene haben, wie die ursprünglichen stickstoffhaltigen Nah- rungsmittel. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXV, 126.) Swt. Crova, über Bildung von Acetylenkupfer. — Die Ver- bindung bildet sich häufig in kupfernen Gasleitungsröhren und kann auch in Glasröhren leicht dargestellt werden, wenn man feuchtes Ace- tylengas mit Luft über reducirtes Kupfer leitet. — (Compt. rend. LP, 435.) Swt. W. Dancer, über die unterbromige Säure. — Verf. hat die bisher unbekannte Verbindung sowohl in freiem Zustande als auch an Basen gebunden dargestellt. In beiden Zuständen hat sie blei- chende Wirkungen und ist sehr leicht zersetzlich, indem sie in Brom und Sauerstoff zerfällt. Brom wird von fettem Kalkhydrat absorbirt, man erhält ein rothbraunes Pulver, das auf Zusatz von Wasser weiss wird und org. Farbstoffe bleicht, welche Wirkung auch das gelblich gefärbte Filtrat besitzt. Leitet man in die Lösung Kohlensäure so zer- fällt die unterbromige Säure in Brom und Sauerstoff. Wird Brom- wasser mit salpetersaurem Silberoxyd versetzt, so entsteht Bromsil- ber und die Hälfte des Brom geht in unterbromige Säure über, die im luftverdünnten Raum bei 50mm Quecksilberdruck und 30° destillir- bar ist. Ebenso verhält sich Bromwasser gegen Quecksilberoxyd, es entsteht neben Bromquecksilber unterbromigsaures Quecksilberoxyd und freie unterbromige Säure. Die wasserfreie Säure darzustellen gelang D. nicht. Ausserdem gibt Verf. eine Löslichkeitstabelle des Broms in Wasser, aus der sich ergibt, dass Bromwasser von 5° C mehr Brom (3,0 pre.) enthält, als Wasser von 30 C. (3,126 pre). — (Amnal. d. Chem. u. Pharm. OXXV, 237.) Swt. H.Debray, Darstellung krystallisirter wasserfreier Wolframsäure und deren Salze. — Man erhält leicht krystal- lisirte Wolframsäure, wenn man wasserfreies Chlorwasserstoffgas bei lebhafter Rothglühhitze über ein in einem Platinschiffchen befindli- ches Gemenge von wolframsaurem und kohlensaurem Natron leitet 5* 68 Die Säure bildet, so dargestelit, rectanguläre Prismen von dunkeloli- vengrüner Farbe. Wird ein Gemenge von wolframsaurem Kalk und Aetzkalk in derselben Weise behandelt, so erhält man in Octae- dern krystallisirten wolframsauren Kalk (CaO. WO?). Bei Anwendung eines Gemenges von Wolframsäure und Eisenoxyd erhält man ein Sublimat FeO. Fe203, WO3 und FeO. WO?. Die Krystallform des letz- tern entspricht völlig dem natürlich vorkommenden Wolframmineral. — (Ebenda CXXV, 95.) Swt. R. Fittig, über Derivate des Phenyls. — Beim Er- hitzen von Monobrombenzol mit Natrium entsteht nach F. Phenyl, ein schön krystallisirender Kohlenwasserstoff 2.€6H5Br +2Na—= ae +2NaBr. Bei Einwirkung von rauchender Salpetersäure auf Phenyl enstehen mehrere Producte, in grösster Menge jedoch Dini- trophenyl ee . Die Krystalle dieses Körpers lassen sich durch Cs H5 (NQ2) Filtration durch Schiessbaumwolle von der dunkelgefärbten Mutterlauge befreien, und werden durch Krystallisation aus Alkoholin farblosen Na- deln erhalten (Schmelzpunkt 213°). Sie sind nicht unzersetzt destillirbar. In Wasser unlöslich. Mit Alkohol und Schwefelammonium übergos- sen, lassen sich 2 Producte gewinnen: Amidonitrophenyl und Diamido- phenyl. Letzteres ist in Wasser, Weingeist und Salzsäure löslich und wird durch verdünnte Schwefelsäure aus den Lösungen als schwefel- saures Salz gefällt. Letzteres wird durch Ammoniak in Eisenoxyd- hydrat ähnlich in Flocken aus der salzsauren Lösung gefällt. Aus Al- kohol können diese Floken auch krystallisirt erhalten werden, es sind kleine, lebhaft roth gefärbte Nadeln; bei 160° schmelzend und nicht HER £°H2(NH2)) . s ; ß unzersetzt destillirbar. ESH+(N O2 Die Basis geht beim Erhitzen mit Schwefelammonium ebenfalls in Diamidophenyl über. Dieses ; : : £5H:(NH2) A b stimmt in seiner Zusammensetzung 6 ya (NHa) sowohl völlig mit dem von Zinin entdeckten Benzid in seinen Eigenschaften überein, so dass beide Körper nach F. ident seien. Das Diamidophenyl gibt mit verdünnter Schwefelsäure einen in kochendem Wasser und Alkohol un- löslichen, weissen Niederschlag, schmilzt bei 118° und erstarrt bei 112°. Durch salpetrige Säure geht es in Azobenzid E12HioN? über. — Aus der vom Dinitrophenyl abfiltrirten Flüssigkeit gelang es F. noch kleine Mengen Nitrobenzol abzuscheiden. Ausserdem wird noch daraus ein mit dem Dinitrophenyl völlig gleich zusammengesetzter Körper erhalten, der aber bei weitem schwerer löslich ist als dies, in zolllangen Nadeln krystallisirt und bei 930,5 schmilzt. F. nennt die- sen Körper Isodinitrophenyl; es lieferte beim Behandeln mit Schwe- felammonium ebenfalls zwei Basen, die aber von denen aus dem Dini- trophenyl erhaltenen völlig verschieden sind. — (Ebenda CXXIV, 275.) Swt. C. Finkh, über das Biuret. — Zur nähern Untersuchung wurde dieser Stoff nach’ der Vorschrift von Wiedemann dargestellt; 69 d. h. nachdem aus der Lösung des Rückstandes das zwischen 150— 1700 während 24 Stunden erhitzten Harnstoffes Cyanursäure und Amme- lid auskrystallisirt waren, wurden die letzten Mengen Cyanursäure durch Fällung mit basisch essigsaurem Bleioxyd entfernt, die Flüssig- keit sodann von Blei befreit und das Biuret durch Abdampfen und Umkrystallisiren gereinigt. Mit salpetersaurem Silberoxyd-Ammoniak wird nach Abstumpfung der freien Salpetersäure ein weisser Nieder- schlag von cyanursaurem Silberoxyd AgO, €?HAs?0? erhalten, aus der davon abfiltrirten Flüssigkeit erhält man nach Entfernung des Sil- bers Harnstoff. Wird über bei 120° getrocknetes Biuret trocknes Salz- säuregas bei 100° geleitet, so nimmt das Gewicht um 17,3 pre. zu. Geschieht das Ueberleiten aber bei 160--1700, so entweicht Wasser und Kohlensäure, und man erhält salzsaures Guanidin (der in Wasser leicht lösliche Theil) und ein in Wasser schwer lösliches Gemenge von Cyanursäure und cyanursaurem Harnstoff. Beim Kochen des Biu- ret mit Barytwasser wird Kohlensäure entzogen, aber gleichzeitig Wasser aufgenommen, so dass nicht Guanidin, sondern Harnstoff ent- steht. F. glaubt dass das Biuret zum cyansauren Harnstoff in dem- selben Verhältniss steht, wie der Harnstoff zum cyansauren Ammo- niak. — (Ebenda CXXIV. 331.) Swt. - €. Friedel, über die Umwandlung der Aldehyde und Acetone im Alkohole. — Aus Benzoylwasserstoff wurde durch Einwirkung von Wasser und Natriumamalgam eine zwischen 203° und 210° siedende Flüssigkeit erhalten von der Zusammenset- zung des Benzalkohols 67H8®. Ebenso gelang es, aus gewöhnlichem Aldehyd gewöhnlichen Alkohol durch dieselbe Einwirkung zu erhal- ten. Lässt man Wasser und Natriumamalgam auf Aceton einige Tage einwirken, so scheidet sich an der Oberfläche eine spec. leichtere Flüssigkeit aus, die sich auf Zusatz kohlensauren Kali’s noch ver. mehrt. Sie beginnt bei 80° zu sieden. Zwischen 80—90° und 90 — 1000 werden verschiedene Producte aufgefangen, dann steigt das Ther- mometer bis 1700, wo eine erhebliche Menge Flüssigkeit übergeht. In dem niedrigst siedenden Theil ist neben Wasser und Aceton Propyl- alkohol enthalten. Gereinigt, siedet er bei 86— 88°. Das bei 175 — 185° übergehende Destillat ist identisch mit dem von Fittig und Stä- deler durch Einwirkung von Natrium auf Aceton erhaltenen Pinakon. Für diesen Körper gibt Friedel aber abweichend von Fittig und Stä- deler die Formel 9°6H1492, (Ebenda OXXIV. 324.) Swt. H. Hübner, über Cyanacetyl.— Da das Cyanacetyl bei Ein- wirkung von Natrium, ohne seine Zusammensetzung zu ändern, aus dem flüssigen in den festen krystallinischen Zustand übergeht, so ver- suchte H. zu ermitteln, ob diese Veränderung in der Aenderung der Lagerung der Bestandtheile oder Aenderung der Molecule beruhe. Als die krystallinische Verbindung mit Wasser in zugeschmolzenem Rohre erhitzt, oder mit conc. Schwefelsäure oder Kalilauge gekocht wurde, zerfiel sie unter Wasseraufnahme in Essigsäure und Blau- säure, welche letztere sowohl als Berlinerblau nachgewiesen wurde, 70 als dadurch, dass festes Cyanacetyl mit Höllensteinlösung?in einem zugeschmolzenen Rohre auf 100° erhitzt, krystallisirtes Cyansilber lieferte. Eine verschiedene Lagerung der Bestandtheile war also der Grund der beiden Cyanacetyle nicht, wobl aber ergab die Dampfdich- tenbestimmung eine Verschiedenheit des Moleculargewichtes. Wäh- rend nämlich die des flüssigen Körpers —2,4 gefunden (2,3 berech- net) wurde, wurde die des festen —4,9— 5,0 gefunden (4,77 brechnet); es muss desshalb letzterer als Dicyandiacetyl bezeichnet werden. — (Ebenda CXXIV, 315.) Swi. Fremy, über die chem. Unterscheidung fossiler Brennstoffe. — Die Untersuchung geht darauf hinaus, den Grad der Veränderung der Holzfaser zu erkennen, aus der die fossilen Brennstoffe entstanden sind. Hiezu werden verschiedene Reagentien benutzt und als charakteristisch folgende gefunden: Salpetersäure, Al- kalien, unterchlorigsaure Salze und ein Gemisch von Schwefelsäure und Salpetersäure. Wird Torf mit Salpetersäure und unterchlorig- sauren Salzen behandelt, so gelingt es, aus ihm Holzfaser und Zellen der Markstrahlen rein darzustellen. Die Braunkohlen zerfallenin zwei Abtheilungen; die mit erkennbarer Holzstruktur sind chemisch stark- verändert und verhalten sich gegen Salpetersäure, Alkalien und unter- chlorigsaure Salze ganz anders als Holz. Sie lassen sich völlig pul- vern, geben an verdünnte Kalilauge viel Ulminsäure ab, und werden durch heisse Salpetersäure vollkommen in ein gelbes, darin lösliches Harz verwandelt. Unterchlorigsaure Salze hinterlassen nur Spuren farbloser Markstrahlen. Die dichte, schwarze, der Steinkohle sich nähernde Braunkohle gibt an Kali kaum Ulminsäure ab, wird dage- gen von Salpetersäure ebenfalls in das gelbe Harz umgewandelt, von unterchlorigsauren Salzen vollkommen gelöst. Steinkohlen jeder Al- tersklasse und Anthrazit werden von unterchlorigsauren Alkalien gar nicht, von Salpetersäure langsam und unvollkommen angegriffen. Ein Gemisch von Schwefel- und Salpetersäure löst sie zu einem Ulmin- säure ähnlichen, durch Wasser wieder fällbaren Stoff auf. — (Compt. rend. LII, 114.) Swt. Friedel und Machuca, über ein neues Glycocoll. — Wird Monobrombuttersäure mit alkohol. Ammoniak in Röhren einge- schmolzen, einige Zeit im Wasserbade erwärmt, der Inhalt mit Was- ser und Bleioxyd zur Entfernung des überschüssigen Ammoniaks ge- kocht, so enthält das Filtrat nach Befreiung von Bleioxyd mit Schwe- felwasserstoff eine dem Glycocoll homologe Substanz 6*H°N9Q2, Be- steht aus perlglänzenden Blättern, ist in Wasser ziemlich leicht mit saurer Reaction löslich, schmeckt süss und gibt mit Bleioxyd eine in weissen Nadeln krystallisirende Verbindung. — (Compt. rend. LIV,220). Swt. E.v. Gorup-Besanez, überdieEinwirkung des Ozon’s auf organische Stoffe. — Verf. hatte früher die Einwirkung des reinen ÖOzons ohne gleichzeitige Anwesenheit von Alkali auf sehr viele organ. Verbindungen kennen zu lernen versucht und gefunden, 71 dass die Mehrzahl der Stoffe nicht merklich verändert werde, wie Harnstoff, Kreatin, Alloxan, Allantoin, Leucin, Amygdalin, Rohr- und Traubenzucker, Inosit, Stärke, Fibrin, Glutin, Hippursäure, gereinigte Galle, Essigsäure, Buttersäure, Palmitinsäure, Milch-, Oxal-, Wein-, Aepfel-, Citronensäure, Mannit, Glycerin und Olein. Dagegen wurde Harnsäure schnell in Allantoin, Harnstoff und Kohlensäure, Amilalko- hol in Valeraldehyd und Valeriansäure, Gerbsäure und Oxal- und Kohlensäure, Cyankalium in cyansaures Kali, Albumin und Casein in peptonähnliche Stoffe umgewandelt. — Bei Gegenwart freien Alkalis wirkt nach den neuen Untersuchungen Ozon stark oxydirend auf fast alle von ihm untersuchten Stoffe. Harnsäure wurde schneli in Harn- stoff, Ammoniak, Oxal- und Kohlensäure umgewandelt. Harnstoff in Kohlensäure und Ammoniak; Leucin lieferte anfangs Cyansäure und Valeraldehyd, schliesslich Kohlensäure, Buttersäure und Ammoniak ; Traubenzucker, Kohlensäure und Ameisensäure; Rohrzucker sehr lang- sam dieselben Producte; Glycerin anfangs Acrolin, später Ameisen-, Kohlen- und Propionsäure. Olein wurde nur sehr langsam zersetzt, zuerst trat Oenantholgeruch auf, später Acrolein und Fettsäuren, die .sich mit dem vorhandenen Alkali zu Seifen verbanden. Die flüchti- gen Fettsäuren lieferten meist Ameisen- und Kohlensäuren, und da Ameisensäure selbst in Kohlensäure übergeht, sehliesslich nur Koh- lensäure. Die festen Fettsäuren liefern sehr langsam ebenfalls nur Kohlensäure; Benzoe- und Bernsteinsäure ebenfalls auch Kohlensäure. Oxalsäure widerstebt der Wirkung des Ozons ziemlich lange, geht aber schliesslich ebenfalls in Kohlensäure über. Citronensäure liefert Kohlen- und Oxalsäure. Hippursäure widersteht der Einwirkung am längsten, es könnte jedoch Ameisensäure nachgewiesen werden. Galle lieferte Kohlen- und Schwefelsäure und wahrscheinlich gasförmigen Stickstoff. Salicin ging sehr langsam in Kohlensäure über. Glutin und Albumin gaben peptonähnliche Stoffe. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXV, 207.) Swi, L. Hofmann, über eine neue Reaction auf Phosphor in Vergiftungsfällen. — Verdampft man einen Theil des bei der Destillation (der zur Untersuchung vorliegenden Stoffe) mit Schwefel- säure oder Oxalsäure erhaltenen Destillats mit Schwefelammonium im Wasserbade zur Trockne, so gibt der mit Wasser aufgenommene Rück- stand bei Abwesenheit von Blausäure und Anwesenheit von Phosphor mit Eisenchlorid eine violette, bald vorübergehende Farbe. Palladium- chlorür gibt einen tief dunkelbraunen, Zinckchlorür einen schön gel- ben, salpetersaures Silberoxyd einen gelben, bald orange werdenden Niederschlag. Man kann diese Reaction sehr leieht machen, wenn man etwas von dem Wasser, worin man Phosphor längere Zeit auf- bewahrt hat, mit Schwefelammonium im Wasserbade abdampft. — (Ebenda CXXV, 121.) Swt. Jeanjean, über geschwefelte Harnstoffe, — Dureh Ein- wirkung wasserfreien Ammoniaks auf Schwefeleyananthyl, (resp. me- tbyl, und amyl) ist es Verf. gelungen, geschwefelte Verbindungen in 72 kleiner Menge zu erzeugen, die den gewöhnlichen analog zusammen- gesetzt sind, in denen aber der Sauerstoff durch Schwefel ersetzt ist. Für den Schwefelaethylharnstoff wurde analytisch die Zusammenset- zung C?H8N2S bestimmt. — (Ebenda OXXV. 249.) Suwt. Kekule, über Fumar- nnd Maleinsäure. — Die beiden Säuren lassen sich in Bernsteinsäure umwandeln, wenn man Fumar- säure mit Wasser und Brom im Wasserbade erwärmt. Man erhält durch Addition von Br? aus 6?H*9* die Bibrombernsteinsäure £* Ht Br2@*. Bernsteinsäure direct erhält man beim Vermischen von Fu- marsäure mit Natriumamalgam, oder beim Erhitzen mit Jodwasser- stoff. Die aus der Maleinsäure gewonnene Bibrombernsteinsäure lie- fert inactive Weinsäure. Natriumamalgam verwandelt die Malein- säure ebenfalls in Bernsteinsäure um, aber Jodwasserstoff verwandelt sie in Fumarsäure. K. zieht aus diesem Verhalten den Schluss, dass sich die Fumarsäure in mancher Beziehung den Aethylen analog ver- halte, denn Aethylen verhalte sich zu Alkohol und Glycol, wie die Fu- marsäure zu Aepfelsäure und Weinsäure; so dass K. die Fumarsäure geradezu als das Radical der Weinsäure betrachtet. — (Annal.d. Chem. u. Pharm. Suppl. I, 128.) Swt. E. Linnemann, über das Verhalten des Benzophe- nons gegen Wasserstoff. — Nachdem durch Friedel die Wasser- stoffaddition im statu nascenti an mehreren Orten nachgewiesen war, versuchte L., ob das Benzophenon gleiches Verhalten zeige. Er er- hielt bei Einwirkung von Natriumamalgam auf reines Benzophenon einen von ihm Benzhydrol genannten Stoff von der Zusammensetzung £3Hl2Q. Derselbe ist unlöslich in kaltem Wasser; Alkohol, Aether und Benzol lösen ihn leicht; aus der Lösung in letzterm wird er in farblosen , seideglänzenden Nadeln erhalten, fühlt sich fettig an, schmilzt bei 67,5° und destillirt bei 296—297°. L. hält das Benzhy- drol für einen einatomigen Alkohol. Es gelang ihm jedoch bisher nur, den Benzoesäureaether an: darzustellen, der bei 79 — 800 schmilzt und bei 100° durch weingeistiges Kali in Benzoesäure und Benzhydrol zerfällt. — (CXXV, 229.) Swt. Kekule und Linnemann, über Einwirkung von Jod auf organische Schwefelverbindungen. — Die Verf. gelan- gen zu dem Schluss, dass in allen Fällen, in denen Jod auf metallhal- tige Schwefelverbindungen wirkt, in denen der Schwefel dem Typus angehört, eine Reaction in der Weise eintritt, dass zwei Moelecule der Schwefelverbindung sich unter Austritt von 2 Atomen Metall zu ei- nem Molecul eines Bisulfids vereinigen. Sie untersuchten in Folge dessen die Wirkung des Jods auf Aethylsulfhydrat und Thiacetsäure. Im erstern Falle liessen sie Jod auf Natriummercaptid wirken und erhielten bei 151° C siedendes Aecthylbisulfid; im zweiten Falle lies- sen sie Jod auf die thiaretsauren Salze des Baryums, Kaliums und Natriums wirken und erhielten jedesmal Thiacetsäureanhydrid 73 es 11-9 g\omJ. - g2H20\ Dieselbe Verbindung erhielten sie beim Erhitzen von trocknem thiacetsauren Bleioxyd. — (Annal. d, Chem. u. Pharm. OXXI, 273.) Suwt. R. Kersting, über Nachweisung der Salpeter- säure mit Brucin. — Man löse 1 Th. Brucin in 1000 Th. Wasser und bringe 1 CC der Lösung mit 1 CC des zu prüfenden Wassers in ein nach unten spitz zulaufendes Kelchglas und lasse allmälig 1 CC eonc. Schwefelsäure am Rande des Glases in das Gemisch fliessen, so dass die Schwefelsäure sich zu unterst lagert; an der Berührungsfläche wird sich bei Anwesenheit von Salpetersäure eine rosenrothe Zone von !/a Linie Dicke bilden, die allmälig in Gelb übergeht. Es lässt sich durch diese Reaction noch T/ıooooo Salpetersäure in Brunnen wassern nachweisen. — (Ebenda CXXV. 254.) Swt. E. Lautemann, über die Einwirkung derJodwasser- stoffsäure auf organische Substanzen. — 1) Jodphosphor gegen Pikrinsäure. Uebergiesst man Jodphosphor, der sehr viel über- .schüssigen Phosphor enthält (100 grm. Jod und 20 grm Phosphor) mit einer heiss gesättigten Pikrinsäurelösung, so tritt Erhitzung bis zum Sieden der Mischung ein. Dampft man nun im Kohlensäure- strome genügend ein, so erstarrt die Flüssigkeit zu einer gelblich gefärbten Krystallmasse, welche im Wesentlichen aus Pikrammonium- trijodid besteht. Die Krystalle werden zuerst von der Mutterlauge befreit, mit Aetheralkohol gewaschen und dann aus Alkohol umkry- stallisirtt. Die über Schwefelsäure im Vacuum erhaltenen Krystalle sind fast farblos und entsprechen der Formel &SH!N:J3. L. nimmt in der Verbindung ein 3atomiges Radical (6# H>) an und lässt das Jo- did entstehen gemäss der Gleichung £°H; (NO 28 +23HJ—= 65 H12 N? J3 47 H20 +20HJ Aus Wasser lässt sich das Jodid nicht umkrystallisiren, wohl aber aus Jodwasserstoffsäure. Es zersetzt sich sehr leicht unter Braunfär- bung beim Aufbewahren, besonders im Sonnenlichte und wird sehr leicht oxydirt. Platin wird aus Platinchloridlösung redueirt. Ein Tro- pfen Eisenchlorid bringt in einer sehr concentrirten Lösung des Jo- dids einen aus stahlblau glänzenden Nadeln bestehenden Niederschlag hervor, der sich in Wasser mit blauer Farbe löst, bei längerem Ste- ben wird die Farbe violett, und verschwindet endlich unter Abschei- dung eines flockigen Niederschlags. Es werden verschiedene Salze der Basis dargestellt. 2) Jodwasserstoff gegen Chinasäure. China- säure wird durch HJ in Benzoesäure übergeführt 1) €'H2986+-8HJ = €7H 092 JH20-48J. 2) €H2Q2+8J =C17H8 9246HJ +27. Chinasaurer Kalk geht im Organismus in Hippursäure über, weshalb es wahrscheinlich ist, dass in einigen Nahrungsmitteln der Rinder Chinasäure vorhanden ist, die beim Durchgange durch den Organis- mus in Hippursäure umgewandelt wird. 3) Gaultherialöl wird beim 74 Durchleiten eines schnellen Stroms von Jodwasserstoffsäure vollkom- men gespalten in Salieylsäure und Jodmethyl Enyo+HI—CHI + CHe01 (Ebenda CXXV. 1.) Sut. Pelouze und Cahours, über Caproylwasserstoff. — Aus einigen amerikanischen Petroleumarten wurde aus dem bei 68° siedenden Theile die Verbindung erhalten. Sie ist farblos, aetherar- tig riechend, 0,669 spec. Gew., und 3,05 Dampfdichte, und der For- mel C6H!. Der Kohlenwasserstoff ist unlöslich in Wasser, löslich in Alkohol ete.; und löst selbst Harze, Paraffin, Stearin etc. auf; brennt mit leuchtender Flamme, und geht mit rauchender Schwefel- und Sal- petersäure, so wie mit concentrirter Phosphorsäure keine Verbin- dungen ein. Mit Chlor bildet er fünf Substitutionsproducte, von de- nen das erste Chlorcaproyl €$H13C1 dem Chloraethyl entspricht. Wird €sH" Cl mit alkoholischer Lösung von Einfach-Schwefelkalium erhitzt, so bildet sich eine dem Schwefelaethyl analoge Verbindung €*H13S zon ähnlichem Geruch, bei 2300 siedend. Mit Schwefelwasserstoff, Schwefelkalium entsteht eine bei 145—1480 siedende Flüssigkeit von Mercaptangeruch und analoger Zusammensetzung €°H3S, HS. Dem Chlorcaproyl entsprechend wurde auch Jodcaproyl (bei 172—175 sie- dend) dargestellt. Bei Einwirkung von Brom bildet sich einfach ge- bromtes Caproylbromür €* Hı2Br2, bei 210—2120 siedend. Aus essig- saurem Silber und Jodcaproyl wurde zuerst essigsaures Caproyl €?H30 GsH13 lilauge, der bei 1500 siedende Caproylalkohol dargestellt. Aus Chlor- caproyl und überschüssiger alkoholischer Ammoniakflüssigkeit wurde ‚€ H13 durch Erhitzen in zugeschmolzenen Röhren Caproylamin } H und any si \ lg und aus diesem Aether durch Kochen mit concentrirter Ka- )) 5 Hi? Dicaproylamin erhalten N H. (Ebenda CXXIV, 289.) Swt. Reboul, über die Bromverbindungen der gebrom- ten Aethylene. — R. hat die von Sawitsch begonnene Untersu- chung weiter ausgeführt und gefunden, dass wenn man die Bromver- bindung des gebromten Aethylens tropfenweise in einen Ueberschuss von siedender alkohol. Kalilösung fallen lässt, neben dem bei 88° siedenden, zweifach gebromten Aethylen noch 2 gasförmige Ver- bindungen entstehen, nämlich Acetylen und gebromter Acetylen. Beide Verbindungen gehen sehr leicht wieder in Körper der Aethylenreihe über, wenn man sie mit überschüssigem Brom zusammenbringt. Leitet man nämlich die entstandenen Gase über mit Wasser überschichte- tem Brom, so bildet sich bei niederer Temperatur ein krystallini- sches Product von der Zusammensetzung €?HBr?’Br?, campherar- tig riechend, unlöslich in Wasser, löslich in Alkohol und Aether, 75 aus. der alkoholischen Lösung in grossen Krystallen beim freiwilligen Verdunsten krystallisirend, bei 480 — 50° schmelzend. Das zweifach gebromte Aethylenbromür stellte R. durch Einwirkung von Brom auf zweifach gebromtes Aethylen dar. Es ist €2H2Br* zusammengesetzt und nicht unzersetzt destillirbar. Erhitzt man eine dieser Bromver- bindungen mit Brom und Wasser in zugeschmolzenen Röhren einige Stunden auf 180°, so entsteht der bei 100° noch nicht schmelzende Anderthalbbromkohlenstoff. Er ist in Alkohol und Aether, selbst in Siedetemparatur wenig löslich, aber löslich in Schwefelkohlenstoff. Beim Erhitzen auf 200—210° zerfällt er in Br? und 6?Br®. Letzterer in zugeschmolzenen Röhren auf 100° erhitzt, geht wieder in ersteren über. — (Annal. d. Chem. uw. Pharm. CXXIV, 267.) St. A. Riche, über Meialllegirungen. R. hat das Maximum der Contraction ermittelt, welches Legirungen nach stöchiometrischen Verhältnissen zeigen. PbSn; und Pb; Bi zeigen unter den Bleizinn- und Bleiwismuthlegirungen die grösste Contraction. Letztere Legi- rung ist grauweiss, krystallinisch und wird von Wasser schnell in weisse gelbglänzende Schüppchen verwandelt. SbPb3 krystallisirt am besten, Sb Pbjn zeigt die grösste Contraction; BiSn, hat dieselbe Ei- genschaft, ist silberweiss, krystallinisch körnig und wird von Wasser wenig angegriffen..— (Compt. rend. LV, 143.) Swt. C. Schorlemmer, über einige Alkoholhydrüre — Das leichteste Steinkohlentheeröl (aus Canelkohle fabrikmässig bei möglichst niederer Temperatur dargestellt) wurde zunächst durch Be- handlung mit Säuren von den Aminen befreit, und darauf fractionirt destillirt. Ein ziemlich grosser Theil siedet bei 35—45°, sehr wenig Producte erhält man zwischen 45—65°, dagegen grössere Mengen über 65°. Die bis 120° siedenden Kohlenwasserstoffe werden nun mit Sal- petersäure behandelt, die nicht nitrirten Oele mit Wasser gewaschen, über Kalihydrat getrocknet und über Natrium destillirt, und er- halten £5H12 Siedepunkt 39—400 — Amylwasserstoff cs H" % 68—700 — Caproylwasserstoff £7T Hs h 98—99° —= Oenanthylwasserstoff £8 Hıs . 119—120°—= Caprylwasserstoff (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXV, 103.) Swt. Wolf und Diacon, über Spectra der alkalischen Metalle. — Verf. haben die Abänderung getroffen, die Metalle oder deren Chloride entweder in der Wasserstofflamme zu verbrennen oder sie als Elektroden am Ruhmkorffschen Apparat einzuschalten. Sie ha- ben in Folge dessen die bisher einfach gesehenen Linien als aus meh- reren bestehend gefunden, und manche von so intensivem Lichte, dass sie sich zur objectiven Anschaulicbmachung eigneten. (Compt. rend. LV, 334.) Swt. Wöhler, über neue Siliciumverbindungen. — Beim Glühen von Chlorcaleium, Kieselfluornatrium und Natrium wurde eine in schwarzen Blättchen krystallisirte, graphitähnliche Verbindung von 76 . Silieiumecaleium erhalten, die von reinem Wasser nicht zersetzt wird. Von Salzsäure wird sie unter Wasserstoffentwickelung heftig angegriffen, indem sich ein gelber Körper von derselben Form wie der ursprüng- liche bildet. Im feuchten Zustande wird das Siliciumcaleium an der Luft durch Oxydation sehr bald weiss. An der Luft schwach erhitzt, entzündet es sich, verbrennt mit leuchtender Flamme zu Kieselsäure unter Abscheidung geringer Mengen amorphen Siliciums. In einem Röhrchen erhitzt, entwickelt sich selbstentzündliches Siliciumwasser- stoffgas und es bleibt ein Gemenge von Kieselsäure und amorphen Silicium zurück. Von verdünntem Ammoniak wird es ebenfalls ver- ändert, mit concentrirtem erhitzt es sich bis zur Entzündung. Von Flusssäure wird es aber nicht angegriffen. Die Zusammensetzung konnte noch nicht genau ermittelt werden. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXV, 255.) St. A. Wurtz, über eine dem Amylalkohol isomere Sub- stanz. — Die Verschiedenheit des Jodamyls und des Jodwasser- stoff-Amylens lassen sich durch mehrere Thatsachen beweisen 1) das Jodamyl siedet bei 146%, das 65H10HJ bei 130%. Jodamyl und Sil- beroxyd wirken bei gewöhnlicher Temp. nicht auf einander ein, wohl aber in zugeschmolzenen Röhren beim Erhitzen. Jodwasserstoff-Amy- len wirkt selbst bei 0° heftig ein. Die destillirbaren Producte hat- ten verschiedene Siedepunkte, der grösste Theil aber siedete bei 90 —1100, daraus wurde ein bei 104—108° siedender Theil von der Zu- sammensetzung des Amylalkohols gewonnen, aber von ganz anderem Geruch. Beim Schütteln mit concentrirter Schwefelsäure wurde nicht Amylschwefelsäure gebildet, sondern ein aus Diamylen und Triamy- len bestehendes Gemenge von Kohlenwasserstoffen. 2) Jodamyl und essigsaures Silberoxyd wirken bei gewöhnlicher Temparatur ebenfalls nicht aufeinander, bei der Destillation erhält man essigsauren Amyl- äther. Bei Anwendung von Jodwasserstoffamylen findet schon bei 0° Reaction statt: die gebildeten Producte bestehen aber in Aether, Amy- len und Essigsäure. Es scheint daher diese neue Verbindung nicht Amylalkohol, sondern Amylenoxyd zu sein. — (Ebenda OXXV, 114.) Swt. H. Schiff, Theorie der Bildung des Anilinroths. — Einer Reihe von Untersuchungen über metallhaltige Ammoniumderi- vate schloss sich eine Untersuchungsreihe über metallhaltige Anilin- derivate an. Das Studium der Zersetzungen dieser Verbindungen führte auf die Theorie der Bildungsweise des Anilinroths. Einige Hauptresultate der letztern Untersuchungen fassen wir in folgenden Sätzen zusammen: 1) Als „Metallanile“ bezeichnen wir eine den „Metallami- nen“ analoge Reihe von Verbindungen. Ebenso wie letztere durch direkte Vereinigung von Metallsalzen mit Ammoniak entstehen, bil- den sich erstere durch Vereinigung jener Salze mit Anilin. 2) Analog den Mono-, Di-, und Tri-Metallaminen unterscheiden wir auch: 17 (M‘ M” M‘“ N Os H; Ny'2 [07 H; N; 3 G H; H. (H: H; Mono- Di- und Tri- Metallanile und zwar ist in den von uns bis jetzt dargestellten Verbindungen der Monanile: M' = Zn Cd Sn Hg Cu Dianile: M" = Sn Trianile: M = Sb Bi As. 3) Die Metallanilverbindungen sind fasst sämmtlich gut kry- stallisirt und an der Luft unveränderlich. Sie sind theils löslich, theils lassen sie sich ohne Zersetzung schmelzen und subli- miren oder destilliren. Alle sind in reinem Zustande farblos. 4) In allenFällen, in welchen Anilinroth durch Ein- wirkung von Metallsalzen auf Anilin erzeugt wird, bil- det sich zuerst ein Metallanilderivat und erst dieses lie- fert bei höherer Temparatur zersetzt, das Anilinroth. 5) Hierbei verlangen zwei Aeg.- Anilin entweder zwei Aeg. Chlor Brom etc. oder ein Molekül Säureanhydrid + ein Mol. Sauer- stoff (0—=16). In letzterm Falle bleibt die Säure unverändert und der Sauerstoff wird durch theilweise oder völlige Reduktion des Me- talls geliefert. 6) Die Umsetzung erfolgt nach der allgemeinen Bildungsglei- chung: 20 Aeq. Monanilverbindung (oder 10 Aeq. Dianilsalz) liefern: -3 Aeg. Rosanilinsalz Csg Hen Ns X3 6 es ' Anilinsalz Osg Has Ne Xs 4 „ Anilin Oo Has N; 1 „ Ammoniaksalz H N X 10 ,„ Metalloxydulsalz Xıo M’oo 20 Aeg.Metallanilsalz—Cj20 Hıso N2o Xao M’au wobei aber noch sekundäre Reaktionen auftreten (C=12; X= Säure- bestandtheil). Vorstehende Gleichungen wurden in einigen Fällen durch quantitative Bestimmungen kontrolirt. 7) Eine werthvolle Kontrolle erhält unsere Theorie in der scheinbar einer anderen Reihe von Reaktionen angehörenden Einwir- kung von Arsensäure. Bei der Fuchsinbildung mittelst dieser Säure wird nach Bolley’s neuesten Resultaten ungefähr ein Drittel zu arse- niger Säure reducirt. Aber nach Satz 5 verlangen 2 Aegq. Anilin zur Umwandlung As, O; + O; das Aeg. Sauerstoff wird durch Reduktion eines weitern halben Mol. Arsensäure gewonnen, d. h. von 3 Mol. Ar- sensäure muss eines in arsenige Säure umgewandelt werden. 8) Die Arsensäure wirkt auf das Anilin nach der von der neuern Chemie fast allgemein anerkannten Formel ad 03 d. h. als arsen- saures Arsenyl. Diese Anschauungsweise dient zur Kontrolle des zweiten Theiles von Satz 5. — Da das Säureradikal « As 0 unver- ändert bleiben soll, so müssen wir, falls wir # As 0 durch ein nicht reducirbares Radikal ersetzen, eine Verbindung erhalten, welche aus 18 Anilin keinen Farbstoff erzeugt. In der That bildet Kalium - oder Natrium-Arseniat keinen Farbstoff, dagegen bildet ihn Quecksilber- Arseniat sehr leicht; aber Quecksilber-Oxydist leicht reducirbar, Kali und Natron nicht. 9) Das bei Einwirkung von Quecksilbernitrat auf Anilin entste- hende Azalein muss nach Satz 6 Rosanilinnitrat sein, und nicht, wie man bisher angenommen hat, ein direkt oxydirtes oder ein nitrirtes Anilin. Wir haben dies bei dem vergleichenden Studium der aus Merkuranilinnitrat, aus Rosanilinhydrat durch Salpetersäure und aus salzsaurem Rosanilin durch Silbernitrat dargestellten Präparate bestätigt gefunden. 10) Das Rosanilinnitrat krystallisirt in kleinen Mengen nur un- deutlich, ist ziemlich hygroskopisch , aber doch nur sehr wenig in Wasser löslich. Die weingeistige Lösung besitzt eine in’s Violette ziehende rothe Farbe (kirschroth). Die Nüance ist diesem Präparate eigenthümlich und rührt nicht von einer Verunreinigung her. Von Verunreinigungen abgesehen, scheint Schneider ein nur wenig ver- ändertes Salz analysirt zu haben. 11) Eine Veränderung tritt nämlich bei schärferem Trocknen ein, indem Säure entweicht und ein noch in Weingeist vollständig lösliches Gemenge von Rosanilinhydrat und Nitrat zurückbleibt. Bol- ley und Schulz scheinen ein derart verändertes Azalein analysirt zu haben. Ziehen wir von ihren Zahlen allen Sauerstoff als Azalein ab und fügen diesem Abzug noch das Molekül Wasser des Rosanilinhyd- rats bei: RO) H N 16) 72,6 5,5 14,2 7,714 ab: 29,0 2,7 6,8 7,714 so bleibt: 43,6 2,8 1,4 in Prozenten: 81,0 5,2 13,8 in100 Th.Rosanilin: 80,0 6,2 13,8 12) Eine Veränderung kann ferner auch durch die Ausfällung mittelst Salzlösungen bewirkt werden, was auch schon früher von Bolley beobachtet war. Nach unseren Versuchen findet eine solche Veränderung in der Kälte kaum statt. Bei 50 bis 60° wird sie bereits sehr merklich und beim Kochen kann sich dieselbe auf ei- nen ziemlich bedeutenden Antheil des Materials erstrecken. Salzsaures Rosanilin wird durch Kochen mit Salpeterlösung leichter in Azalein übergeführt, als umgekehrt Azalein durch Chloralkalien in Chlorür. Eine vollständige Umwandlung konnte ich nicht bewirken. 13) Ein durch Salpeter gefälltes Fuchsin, welches Boliey und Schulz analysirten, scheint ein solches Mischprodukt gewesen zu sein. Wir umgehen den Sauerstoff, auf welchem sich ein grosser Theil der Fehler concentrirt und ziehen sämmtliches Chlor als salzsaures Rosa- nilin ab. 19 SE NE Bolley u. Schulz — 64,23 5,46 12,49 7,12 10,70 ab: 47,70 4,08 833 7,12 Rest: 16,53 1,43 4,16 entsprechend: 100 : 8,6 : 25,1 im Azelein: 100 : 84 : 23,2. Gestützt auf die Sätze 9 und 12 können wir also berechnen, dass das analysirte Mischprodukt enthielt: 67,2 pC. Fuchsin 25,4 ,„ Azalein und 7,4 ,„ Wasser und Salze. 14) Das nach der allgemeinen Methode der Einwirkung von Anilin auf Fuchsin dargestellte Anilinblau lässt auf Zusatz von Alka- lien das Hydrat einer neuen Base in krystallinischen Flocken fallen. Die Base ist im reinen Zustande wahrscheinlich farblos, aber sie färbt sich sehr schnell röthlich und violett. Ihre weingeistige Lösung färbt sich mit Säuren tief blau, indem eine Reihe von Salzen entsteht welche mit kupferartigem Glanze krystallisiren. 15) Ebenso wie viele andere gefärbte Flüssigkeiten absorbiren auch die Anilinfarbstoffe einen Theil des Spektrums und bewirken dunkle Zonen in demselben, wenn man sie unmittelbar vor den Eintrittsspalt des Spektralapparates bringt. — Ich suche die Bestim- mung der Farbenintensität auf ein vergleichbares Maass zurückzu- führen, indem ich — caeteris paribus — bestimme, bei welcher Ver- dünnung die dunkle Zone zuerst deutlich begränzt auftritt und bei welcher Verdünnung noch die letzten Spuren der Zone sichtbar sind. Die Dicke der Schicht beträgt in allen Versuchen einen Centi- meter. Der Merkwürdigkeit halber führe ich hier die Bestimmung für das Acetat, das gewöhnliche Färbematerial, an. Die Farbe ist so in- tensiv, dass die dunkle Zone erst bei einer Verdünnung von 10,000 deutlich begränzt erscheint. Die letzten deutlichen Spuren treten bei /1000:000 Auf; aber selbst bei !/ı,500,000 ist die Lösung noch deut- lich, wenn auch sehr schwach, rosa gefärbt. Es konnte nach dieser Methode dargethan werden, dass bei scharf getrocknetem Azalein — entsprechend Satz 11 — ein Theil der Masse ohne bedeutenden Einfluss auf die Intensität der Färbung sein muss. — (Berner Mittheilungen 1863, 57—62.) C. Ullgren, über Bestimmung des Kohenstoffs im Roheisen mit Chromsäure und Schwefelsäure. — Da die von Brunner mit KO3 CrO3 und $O3 vorgeschlagene Methode daran scheitert, dass sich wasserfreie Salze (von schwefelsaurem Chrom- oxydkali) auf die zu oxydirende Substanz absetzen und deren voll- ständige Oxydation hindern, so substituirt U. reine Chromsäure. Die aus dem Kohlenstoff entstandene Kohlensäure muss in stark absorbi- 30 renden, grosse Oberflächen bietenden Gefässen aufgefangen werden. U. findet die Angaben Brunners über den Cgehalt im Roheisen nicht bestätigt, der nach Br. zur Hälfte chemisch gebunden, zur Hälfte Graphit sein sollte. Zur Bestimmung werden 2 grm. Roheisen in Gestalt von Bohrspähnen mit 10 grm. CuO. SO®+5HO und 50 grm. HO in einem Becherglase gelöst bei gelinder Wärme. Nachdem das Eisen gelöst, nach dem Absetzen decantirt und nun der kohlenhaltige Rückstand in dem CO? Entwickelungskolben mit 40 CC SO? und 8 grm. Cr O3? destillirt. Nach Beendigung der Destillation werden mittelst Aspirators 5—6 Liter Luft durch den Apparat gesogen. Graues Roheisen gab auf diese Weise 4,336 pre, C, weisses 4,32 pre. C. Soll diese Oxydationsmethode auf andre organische Stoffe angewendet werden, die mehr Wasserstoff enthalten, so sind 16,6 Th. Chromsäure auf 1 Th. Substanz ausreichend, und auf jedes grm. CrO3 1,5 CC SO3HO. Die Concentration der Schwefelsäure ist genügend, wenn auf 3—-4CC SO® HO nur 2 CCHO in ihr enthalten sind. Sollen chlor- brom- und jodhaltige Stoffe auf diese Weise oxydirt werden, so wird vor den Kohlensäureabsorptionsrohr ein Rohr mit metalli- schen Eisen, Kupfer oder Silber eingeschaltet. — (Annal. d. Chem. n. Pharm. CXXIV, 59). Swt. C. Ullgren, Bestimmung des Stickstoffs im Eisen. — Eine absolute Methode zur Bestimmung des Stickstoffs war nach den Behauptungen von Iring über den bedeutenderen Stickstoffgehalt der Stahlarten nothwendig. U. findet das beim Auflösen von Eisen in concentrirter Salzsäure mit den Säuredämpfen auch ein Theil des gebildeten Ammoniaks entweiche; er bedient sich deshalb des neu- tralen Kupferchlorids, resp. einer Mischung von 10 grm. CuO. SO? +5HO und 6grm. geschmolzenem NaCl. Nach Auflösung des Eisens wird mit 6 grm, aus Marmor gebrannten Aetzkalk das gebildete Am- moniak abdestillirt, Das angewandte Eisen enthielt 0,103 und 0,102 prc. N. Dies ist jedoch nur ein Theil des im Eisen enthaltenen Stickstoffs. Um den Gehalt des nicht in Form von Ammoniak bei der erwähnten Behandlung mit Kupferchlorid entwickelten Stickstoffs zu bestimmen, der bei der Kohle zurückbleibt, wurde die Graphit- kohle bei 130° C getrocknet mit reinem HgO.SO3 (oxydulfrei) ge- mischt in ein Verbrennungsrohr gebracht, um durch Erhitzen und Verbrennen des Kohlenstoffs auf Kosten des O des HgO den Stick- stoff in Gasform zu gewinnen. Die in der Röhre enthaltene Luft wurde vor der Verbrennung durch Kohlensäure ausgetrieben, welche aus Magnesitpulver, das sich am zugeschmolzenen Ende der Röhre befand, entwickelt wurde. Die durch Zersetzung des SO?HgO ent- wickelte schwefelige Säure wurde von mit KO. 2 CrO& 'getränkten Bimssteinstücken innerhalb des Verbrennungsrohres absorbirt. Der Gehali des in Gasform erhaltenen Stickstoffs betrug 0,605 pre. im Mittel vom Gewicht des angewandten Roheisens, so dass im ganzen im Roheisen 0,708 pre. N enthalten sind. — (Ebenda pay. 70). Swt. 81 I. Volhard, über Sarkosin. — Durch Einwirkung von Methylamin auf monochloressigsaures Aethyloxyd wurde diese Ver- bindung dargestellt und zwar in der Art, dass die überschüssiges Methylamin haltende Mischung in zugeschmolzenen Röhren bei 120— 130° erhitzt wurde. Die Reinigung und Abscheidung erfolgt ganz in derselben Weise, wie sie bei der Darstellung von Glycocoll aus Ammoniak und demselben Aether gebräuchlich ist, V. erklärt das Sarkosin für Methylamidoessigsäure und seine Bildung nach der Gleichung ' , \CH, Cl £H? (CH, CH?y ni = na 4 ccf CH) AR" &°)Hs + SH Monochloressigsäure Sarkosin Den Zusammenhang zwischen Sarkosin und Kreatinin sucht V. durch folgende Formeln zu veranschaulichen == (CH) ' cH (N CH, 160, "\Hı ) eo HIN) y H9 Kreatinin Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXII, 261). Swt. bb. praktisch. M. Wiederhold, Untersuchungen über amerikanisches Steinöl. — Zwei völlig verschiedene Substan- zen kommen als amerikanische Mineralöle in den Handel. Die eine wird näher bezeichnet durch den Namen gereinigtes Petroleum, die andere durch die Benennung Naphtha. Sofort zu unterscheiden dadurch, dass die letztere in Wasser, das die Temperatur von 80°C. hat, ein entzündliches Gas entwickelt, was man nie mit dem gerei- nigten Petroleum erreicht. Die Naphtha ist farblos, von einem spec. Gew. 0,715 und siedet bei 60°C. Concentrirte Schwefelsäure gibt mit demselben eine gelbe Färbung, die jedoch in Braun übergeht. Dabei wird sehr viel Wärme frei. Salpetersäure bildet unter heftiger Einwirkung 2 verschiedene Nitroproducte. Das eine fällt zu Boden als gelbe ölige Tröpfchen, das andere schwimmt oben. Das Naphta-Oel wird weder durch verdünnte Sal- petersäure noch durch Salzsäure, noch Königswasser, noch durch Alkalien verändert, Jod löset sich darin auf, während Chrom es unter heftiger Einwirkung in eine farblose Lösung verwandelt. Nach 24- stündigem Stehen fällt aus der bromirten Lösung ein eigenthümlicher grauer Niederschlag und es entwickelt sich ein mit grauer Flamme brennendes Gas, Ebenso wirkt Chlor auf das Naphthaöl unter heftiger Entwick- lung eines grau brennenden Gases ein, Lässt man reines Wasserstoffigas durch einen mit Naphtha ge- gefüllten Liebigschen Kaliapparat streichen, so brennt dasselbe mit hellleuchtender Flamme. Die Naphta ist unlöslich in Wasser, Holz- geist, leicht löslich in absolutem Alkohol, Terpenthinöl, Schwefelkoh- XXIlL 1863. 6 82 lenstoff, und in dem höher siedenden Oel des Petroleum. ‘Schwefel und Phosphor lösen sich in kleinen Mengen darin auf. In der Wärme zergehen in demselben Stearinsäure, Wallrath, Wachs und Paraffin. Kautschuk bläht sich darin-auf und löst sich endlich, wie in Schwefelkohlenstoff. Durch fractionirte Destillation wurden aus der Naphtha aus- geschieden 480/o Oele von 0,70 sp. G. siedend bis zu 100° 45,7 %/o ” ” 0,73 » » » ” ” 200° 5,7 lo ” D) 0,80 »»n » „ über 200 die Verwendung der Naphtha würde folgende sein. Sowohl die Naphtha selbst als ihre einzelnen Destillationproducte sind als Brennöle ver- wendbar. Besser jedoch werden die bei 100° siedenden Oele ver- wandt in der Oelmalerei als Ersatz für Terpenthinöl als Zusatz zum Leinöl. Ebenso erseizt es den Schwefelkohlenstoff beim Ausziehen der Fette. i Das höher siedende raffinirte Petroleum. — Es ist leicht opalisirend, hat ein spec. Gew. von 0,81, gelbliche Farbe, und angenehmen Geruch, siedet gegen 150° C. Concentrirte Schwefel säure ertheilt ihm eine intensiv. rothe Farbe- und wird selbst schwarz. Das mit Schwefelsäure behandelte rothe Oel mit Wasser gewaschen entfärbt sich allmählig und verliert seinen penetranten Geruch. Man erhält aus dem ursprünglichen Oele 92 —93 °/, dieses gereinigten Productes. Aus der angewandten schwarz gewordenen Schwefelsäure wird durch Zusatz von Wasser 1°/, eines festen schwarzen Körpers abge- schieden, während die von dem rothen Oele abgegossenen Wasch- wasser im Wasserbade abgedampft 6—7 °/, eines wenig gefärbten oeligen Körpers geben. Wie die Naphta wird sie durch rauchende Salpetersäure angegriffen, aber es bildet sich gar kein Nitrobenzin. Es löset Schwefelkohlenstoff, Aether, Terpenthinöl, Jod und ist un- löslich in Holzgeist. Fette und Harze lösen sich weniger leicht in diesem raff. Petroleum als in Naphta. Kautschuk löset es vollständig in der Wärme. Es wurde durch fractionirte Destillation geschieden: 12°/. eines Oeles von spec. G. 0,74 Siedung bis 200 © SS r 5 53 320,8315 „ ‚über 2000 Durch Abdampfen erhält man daraus 10—11°/, eines schwarzen Rückstandes, der bei gewöhnlicher Temp. fest ist und etwas Paraf- fine enthält. Es eignet sich vorzüglich zu Beleuchtungszwecken und ist. der Naphta wegen seiner sehr geringen Feuersgefährlichkeit zu diesem Behuf vorzuziehen. — (Polyt. Centrbl. 1863 pag. 327.) B. Dr. Schorlemmer über die chemische Constitution des amerikanischen Mineralöles. — Die Abhandlung des Schorlemmer stimmt in den Ressultaten überein mit denen, zu welchen Cahours und Pelouze gelangt sind, und die sie wenige Tage 83 später als Sch. in den Me&moires presentes ä la societe Chimique ver- öffentlicht haben. Indess ist die Schorlemmersche Arbeit umfassender, da sie auch über die leichten Steinkohlentheeröle Aufklärungen giebt und die Beziehungen zwischen diesen und dem amerik. Petroleum hervortreten lässt. Schon in der Octobernummer des Journal der chem. Gesell- schaft zu London zeigte Sch. dass die bei niederer Temparatur de- stillirenden Produkte des Steinkohlentheeres eine homologe Reihe von Kohlenwasserstoffen der Formel CnHn+? bildeten, und dass diesel- ben die Hydrüre der Alkoholradicale seien, weil aus ihnen, falls 1 Aequivalent Wasserstoff durch Chlor vertreten würde, die Chlorüre der Alkoholradicale entstehen. Und zwar hatte der Verf. aus den Oelen des Steinkohlentheeres, die bis zu 100° C. übergingen durch fraetionirte Destillation 4 Hydrüre gefunden: Siedepunkt 1. CioH12 Amylhydrür 390 C. 2. C!2H!* Hexylhydrür oder Caproylwasserstoff 680 3. C\#H1!$ Heptylhydrür 989 4. C!6H18 Octylhydrür oder Caprylwasserstoff 119° Unter diesen ist besonders das Heptylhydrür interessant, weil der- selbe noch nicht mit Sicherheit studirt war. Man hatte z. B. früher häufig angenommen, dass das Heptyl- hydrür bei der trockenen Destillation des Ricinusoeles gebildet würde, was aber von Bouis (Comptes rendues TL. V p. 140) dahin widerlegt ist, dass nur Octylalkohol, dagegen der Heptylwasserstoff durch Ein- wirkung des Wasserstoffs in stat. nasc. auf Oenanthaldehyd (C!+H1!+ O2) entsteht. Um das Heptylhydrür in namhaften Quantitäten zu erhal- ten, suchte Sch. dasselbe, nachdem ihm die Steinkohlentheeroele nur geringe und wenig befriedigende Ausbeutung geliefert hatten, aus dem amerikanischen Petroleum darzustellen. Fast gleichzeitig wiesen Cahours und Pelouze die Gegenwart des Heptylhydrür in diesem Mi- neraloel nach. Da dies Material, eine Naphta, die im spec. Gew. zwi- schen 0,70 und 0,75 schwänkte, im Siedepunkte sehr variirte und nie einen recht constanten Siedepunkt zeigte, so unterwarf er die Naphta einer Nitrirung, wodurch Nitrobenzol, Nitrotoluol, Binitrotoluol aus- geschieden wurden, das von der Salpetersäure nicht angegriffene, ge- waschene und über Potasche entwässerte Oel ergab dann bei frac- tion. Destillation folgende Produkte: Siedepunkt Amylhydrür CloH, 2 34° Hexaylhydrür Cl2H.“ 68° Heptylhydrür Cl4H,,s 980 Octylhydrür CI#H1s 1190 ©. Das aus dem Petroleum gewonnene Amylhydrür hatte einen Siede- punkt von 340 C, während das aus dem Cannelkobletheer bei 399 sie- dete. Von den Heptylhydrür gewann der Verfasser aus 18 Litres 6* 54 2400 Grm. fast reines Heptylhydrür (also circa 0,8%). Um die- ses Hydrür in das Chlorür durch Substitution umzuformen wurde nach dem von Hugo Müller (Journ. of. Chemical society XV p. 41) angegebenen Verfahren der Substanz eine kleine Menge Jod zuge- setzt, wonach die Einwirkung des Chlors viel wirksamer und besser vor sich ging. Nach diesen Versuchen ist also das Petroleum dem leichtesten Steinkohlentheeröl analog zusammengesetzt, nur dass das Petroleum reicher an Hydrüren sowie besonders an Toluol ist. Diese Resultate sind um so interessanter als die Hydrüre von der Formel, CnHn+? durch Williams in den Oelen der Boghead- kohle sowie von Warren de la Rue und Müller in dem Petroleum von Rangoon (Kaiserreich Birma) von Bussenius, Eisenstuck und Uelz- mann in dem Erdöl von Sehnde in Hannover, von Pebal und Freund in den Mineralölen von Galiziens nachgewiesen waren. — (Chem. News 1863 pag. 157.) B. Dr. J. Pohl, über Weingärung. — Der Verfasser hat Beo- bachtungen über die 3 Phasen der Weingährung gemacht, die mit dem Namen Haupt-, Jungwein- oder stille Gährung und La- gergährung bezeichnet wurden. Die Hauptgährung, die im Wesentli- chen der Bier und Branntweingährung entspricht und sich nur durch das Auftreten ‘von Weinsteinkrystallen iu der Hefe unterscheidet, kann nach Pohl geführt werden, wie bei dem Bier, als Ober- oder Un- tergährung. Von der Anwendung dieser oder jener ist auch beim Wein die grössere oder geringere Haltbarkeit abhängig, was in Be- treff des Bieres längst bekannt und von den Producenten benutzt war. Verf. hat aus demselben Most durch langsame Untergährung bei 5—15° einen nicht feurigen, aber bouquetreichen und sehr haltbaren, durch schnellere Obergährung bei 15—18° einen alkoholreichen Wein von geringerer Haltbarkeit und ohne ausgesprochene Blume erhalten. Es sprechen also diese Versuche, da die Haltbarkeit ein Haupt- erforderniss des Weins ist, für die Anwendung der Untergährung, die denn auch factisch in den Rhein- und Maingegenden angewendet wird, während in den nördlichen Weinländern Oesterreichs und in Frankreich sowie Italien, Spanien etc. wegen der früheren Weinlese und der höheren Tagestemperatur die Bedingungen zur Obergährung vorhanden sind. Die Jungweingährung, die nach Pohls Untersuchungen gleich- falls am besten als Untergährung geführt wird, ist nach Zeit von 7 Monaten von der Weinlese an gerechnet, beendet. Durch dieselbe _ wird nach des Verf. Angabe die letzte Menge des Traubenzuckers bis auf ein Minimum von 0,3 °/o in Alkohol übergeführt, so dass fer- tiger Jungwein trotz seines süssen Geschmacks nicht mehr als diese geringe Menge Zucker enthält. Diese Beobachtung widerstreitet allen bisherigen Erfahrungen der Consumenten und Chemiker, ist aber durch scharfe Analysen von 80 Sorten Jungwein mittelst des Polarisations- apparats verbürgt. Das süss schmeckende Princip in diesem Produkt ist 85 nach Pohl Glycerin. Er hat durch Abdampfen im Wasserbade, wobei letzteres mit den Wasserdämpfen überging, einen durchaus nicht mehr süssschmeckenden Rückstand erhalten. Die Anwendung des Fehling- schen Verfahrens, welches noch Traubenzucker in dem Jungwein an- gezeigt haben soll, hält P. für den Wein nicht für statthaft, da die Ein- wirkung der zusammengesetzten Aether et c. für die Prüfungsflüssig- keit noch nicht bekannt ist. Die sogenannte Lagergährung hält P. nicht für eine eigentliche Gährung, schon weil nach den erwähnten Untersuchungen keine ge- nügende Menge Zucker als Gährungsmaterial da ist. Wohl aber ist die Lagergährung zur Entwickelung des Wohlgeschmackes und Wohl- geruches des Weines nothwendig, da in dieser Zeit die Hauptmengen des Fruchtaethers aus den organischen Säuren und Alkoholen gebildet werden und da sich noch Hefe und Weinstein in erheblicher Menge absetzt. Das Feurigwerden des Weins in dieser Periode lässt sich ohne Annahme einer Gährung nach dem Sömmeringsehen Versuch erklären, wonach eine alkoh. Flüssigkeit durch längere Aufbewahrung in einer thierischen Blase concentrirt wird. Derselbe Diffusions-Vor- gang findet in dem Weınfass statt. Auch das sogenannte neue Le- ben welches den Wein im Keller im Frühjahr erfasst und meist mit dem Erwachen des vegetabilischen Lebens des Weinstockes in Ver- bindung gebracht wird, erklärt sich nach Pohl ohne Annahme von Gährung. Nach dem Verf. sind die Oxydationsvorgänge, sowie andere chem. Processe durch die niedere Temperatur des Winters gehemmt ge- wesen und treten nun bei zunehmender Wärme wiederum mit einem gewissen Ungestüm ein, sodass die entweichenden Gasblasen, die Flüs- sigkeit unter Geräusch und Trübung bewegen. — (Rep. d. chem. ap- plig, 1863, pag. 36.) B. Dr. Bechamp, über das Umschlagen des Weins. — Nach- dem Balard (compt. rend. LIII, 1226) die Gegenwart des aus geraden perlmutterglänzendeu Zellen bestehenden Milchsäurefermentes und Ge- genwart der Milchsäure im umgeschlagenen franz. Weine nachgewie- sen, macht Bechamp aufmerksam, dass nicht allein der in Milchsäure übergeführte Traubenzucker in solchen Weinen verschwindet, sondern auch das Glycerin, das in Propionsäure umgewandelt wird. Er be- obachtete ferner, dass der Kaligehalt durch das Umschlagen zunimmt, und die Weinsteinkrusten verschwinden. Letzteres erklärt Nikles (Journ. de pharm. et de chem. XLII, 90) durch eine Fermentation des rohen Weinsteins, die er schon früher zum Gegenstand einer Un- tersuchung gemacht. Es entsteht aus der Weinsäure des Weinsteins eine bei 140° siedende Säure die die Formel wie gewisse Eigenschaf- ten der Propionsäure (oder Butteressigsäure) zeigt, andererseits giebt der Weinstein während der Fermentation das Kali dem Weine zu- rück, das er dem Weine bei seiner Abscheidung entzogen hatte. Zur Bestätigung der Balardschen Beobachtung fügt Böchamp hinzu, dass beim Umschlagen des Weines keine Kohlensäureentwicke- lung eintritt, ja dieselbe beim Umschlagen während der Gährung zu. 86 rücktritt, was sich durch die Mittheilung Pastenrs erklärt, dass beim Uebergang der alkoholischen in die milchsaure Gährung alle Gasent- wickelung aufhört, selbst wenn noch viel Zucker vorhanden sein sollte. (Compt. rend. LIII, 1226.) B. Dr. Geologie. C.F.Naumann, die Müncheberger Gneis- bildung. — Gegen des Verf.’s Ansicht, dass dieser Gneiss. eine neuere, dem Grauwackengebirge aufgelagerte Bildung sei, trat Güm- bel auf, indem er die Ueberlegung durch eine Ueberkippung der Schichten erklärt, wie denn auch die silurischen über den devonischen liegen. Diese Folgerung, deren Nothwendigkeit N. nicht recht ein- steht, beruht zunächst nur auf Erscheinungen an der NW Grenze der Münchberger Gneisspartie. Wie soll sie aber mit denen an der SO Grenze vereinigt werden, wo die unter dem Gneisse anstehenden Se- dimente nicht überkippt sind, sondern noch ihre gesetzmässige Folge erkennen lassen? Noch andere Schwierigkeiten stellen sich der Güm- belschen Ansicht entgegen. Wenn wirklich die 8 Quadratmeilen grosse Gneisspartie im festen Zustande emporgetrieben und die Ueberkip- pung der NW vorliegenden Sedimente verursachte, so ist schwer be- greiflich, wie die Gneisschichten sowohl an der NW, wie auch an der SO Grenze nahezu gleiches Steichen und Fallen mit den einerseits überstürzten, andrerseits schon früher dislocirten, aber nur aufgerich- teten Sedimente erlangen und zugleich in der Weise abgelagert wer- den konnten, dass auf beiden Seiten die dem Gneisse untergeordne- ‚ten Hornblendegesteine, chloritischen Schiefer, Serpentine und Glim- merschiefer zunächst an die Sedimentformationen gränzen, während das eigentliche Gneiss mehr in der Mitte des Gebietes vorwaltet. Gümbel deutet in dieser Hinsicht an: die primitive Gneissformation bestand nach unten vorwaltend aus Gneiss, während nach oben ihr jene Gesteine eingelagert waren; bei der Emportreibung wurde nun das zusammengesetzte Gneissfundament in der Mitte auseinander ge- trieben und nach beiden Seiten überschlagen, daher liegen jetzt jene obern Glieder der Gneissformation nach unten, während sich die vor- waltend tiefern Massen in der Mitte begegneten und nun den centra- len Theil des Ganzen constituiren. Abgesehen davon, dass diese Er- klärung eine mit jener der aufliegenden Sedimente fast concordante Uebereinanderschichtung der verschiedenen Glieder der Gneissforma- tion erfordern würde, bleibt es unbegreiflich, wie dergleichen gross- artige Bewegungen mit solcher Regelmässigkeit vollzogen werden konnten, dass auch jetzt noch alles concordant gelagert erscheint. Da- bei beachte man, dass auch von der SWGrenze dasselbe Vorwalten der Hornblendegesteine zu beobachten ist wie an der NW und SO- Grenze und dass die ganze Gneisspartie nach der längs ihrer Ränder vorwaltenden Struktur und Zusammensetzung einem gegen NO geöff- neten Becken zu vergleichen sei. Sonach würde auch in SW Rich- tung eine Ueberstürtzung des Gneisses anzunehmen sein, also nach Art der Entfaltung einer Blumenknospe fast nach allen Richtungen. Wie ist aber damit vereinbar , dass die Schichten des Gneisses und 87 seiner Einlagerungen längs ihrer Grenzen in stetigem Verlaufe und ungestörtem Verbande zu verfolgen und nirgends durch Lücken unter- brochen sind? Nach noch weitern Beleuchtungen findet N, ferner, dass 1. bei dem Gehöfte Erlloch die Grauwackenschiefer mit gleichem und gleichsinnigen Fallen unter dem WFlügel der dortigen Chlorit- schiefermulde einschiessen, während der Mangel an Entblössungen leider nicht erkennen lässt, welche Verhältnisse auf der OSeite statt- finden, doch zeigt die SO anstehende Grünsteinbreccie NW Fallen; dass 2. die im Hohlwege vom Wartthurmberge nach der Oelsnitzer Chaussee zu unterhalb der dortigen chloritischen und glimmerreichen Schiefer anfangs steil nach SO einfallenden Grauwackenschiefers jene krystallinischen Schiefer und die darüber liegenden Hornblendege- steine gleichfalls unterteufen; dass 3. sowohl diese als auch die übri- gen in der nächsten Umgebung der krystallinischen Silicatgesteine zu beobachtenden Schichtenstellungen keineswegs ein ringsum in ganz flacher Neigung stattfindendes Wegfallen der Grauwackenschiefer yon jenen krystallinischen Silikatgesteinen erkennen lassen und dass 4. gleich wie die ad 1. und 2. angeführten Verhältnisse mit Bestimmt- heit eine Untersuchung der krystallinischen Silikatgesteine durch die Grauwackengesteine darthun, so auch die übrigen Verhältnisse mit dieser Annahme recht wohl vereinbar sind. Nach diesem Allen, er- scheinen am Wartthurmberge die krystallinischen Silikatgesteine die aufliegenden und die sedimentären die unterliegenden, womit dann auch das jüngere Alter des erstern bewiesen sein würde, weil man hier nicht füglich an eine gewaltsame Durchstossung des erstern durch die letztern und an die Ueberkippung ihrer Massen denken kann. Gümbel führt endlich noch gegen N. die Lagerung des Keu- pers längs dem SWRande der krystallinischen Bildungen von Gold- kronach bis Rodach an. Dort zeigen nämlich die Keuperschichten oft eine ganz sanfte Einsenkung gegen den Steilabfall der krystalli- nischen Gesteine, eine deutlichere noch der Muschelkalk und Bunt- sandsteine. Diese Verhältnisse parallelisirt Gümbel mit denen der Münchberger Gneisspartie. Aber diese Einsenkung ist doch wahrlich nicht mit einer Unterteufung der Gneisstormation durch die Keuper- schichten zu verwechseln, von welchen sich auch nirgends eine Spur vorfindet. Wohl aber ist eine solche Unterteufung der Gneissforma- tion durch die Schichten des Thonschiefers und Grauwackenschiefers, wohl ist eine Auflagerung des Urgebirges auf der Uebergangsforma- tion vielorts augenscheinlich zu beobachten. Den Widerspruch, in welchem die an der N und SSeite vorliegenden Verhältnisse stehen, löst N. durch die Hypothese , dass (die Münchberger Gneissformation eine eruptive Bildung sei, deren Material erst nach der Culmforma- tion an die Oberfläche gelangte, wobei nach N. hin eine gewaltige Pressung ausgeübt und dort eine totale Umkehrung der Lagerungs- folge aller früher gebildeten Schichtensysteme verursacht wurde, wäh- rend dies nach $. hin nicht der Fall war. Neue Studien über die innere Architektur der Münchberger Gneissbildung, ‚bei denen auch 88 der bei Epplas liegende keilförmige Vorsprung und andere Erschei- nungen zu berücksichtigen sein dürften, ‘werden vielleicht über die Zulässigkeit dieser Hypothese entscheiden. — (Neues Jahrb. f. Mine- logie 1—15.) B. v. Cotta, Alter der granitischen Gesteine von Predazzo und Monzon in STyrol. — Nachdem Verf. das Ge- schichtliche über dieses wichtige Gebiet mitgetheilt und seine neue- sten, darauf bezüglichen Beobachtungen dargelegt, tritt er der Ansicht von dem hohen Alter jener granitischen Gesteine, welche ihre Empor- hebung, Eintreibung und Ueberlagerung der triasischen durch neuere Eruptivgesteine erklärt, aus folgenden Gründen entgegen: 1. Schon die Form der Grenzen der Syenit- Granitgebiete gegen die triasischen Gesteine, namentlich die grossen Unregelmässigkeiten derselben am Massiv des Monzon verträgt sich kaum mit einer mechanischen Ein- und theilweisen Ueberschiebung. 2. Das Volumen der durchsetzen- den Melaphyr- Augitporphyre und Hypersthenitgänge steht in einem so untergeordneten Verhältnisse zu dem des Syenitgranites, dass eine soweit gehende Erhitzung von diesen 3—20‘° mächtigen Gängen aus nicht denkbar ist. 3. Alle diese Gänge haben wahrscheinlich in Folge ihrer geringen Mächtigkeit und dadurch schnellen Erstarrung an ihren unmittelbaren Grenzen weder den Syenitgranit, noch den Kalkstein, noch die andern Schichtengesteine bemerkbar verändert, was doch sicher der Fall sein müsste, wenn sie von einer so starken Hitzeinwirkung begleitet gewesen wären, als jene Hypothese voraus- setzt. Wollte man etwa ihrer unmittelbaren Einwirkung die Umwand- lung des Kalksteines oder Dolomites in Predazzil zuschreiben, da in der That derselbe an dem Canzacoli wie an der Margola von eini- gen 5—6‘ mächtigen, jetzt meist serpentinisirten Melaphyrgängen durchsetzt ist: so steht dem wieder nicht nur das Missverhältniss zwischen Ursache und Wirkung, sondern ganz besonders der Umstand entgegen, dass gleiche und z. Th. mächtigere Gänge in derselben Gegend die Kalksteine durchsetzt haben ohne irgend eine ähnliche Wirkung hervorzubringen. Bei Ferno nahe Predazzo sind 20 solche Gänge, wo- von einige bis 20° mächtig, von der Thalsohle aus, so hoch wie der Blick reicht, die steilen dolomitischen Kalksteinfelsen durchsetzen, ohne dass sie irgend eine auffallende Veränderung im Nebengestein hervorgebracht haben. Nur auf 1—2‘ ist bisweilen der Kalkstein et- was krystallinischer als gewöhnlich und kaum durch Hitzeinwirkung. Wahrscheinlich ist das Material dieser Gänge unter dem überwiegen- den Einfluss des Nebengesteines an den Saalbändern so schnell erstarrt, dass es keine Veränderung der Masse bewirken konnte, während die gangförmigen Kamificationen des Syenitgranites, unterstütz durch die mächtige Wirkung der angränzenden Hauptmasse allerdings solche Contaktwirkungen hervorgebracht habe. 4. Die sehr constanten Con- takterscheinungen an den Grenzen des Syenitgranites: Bildung von körnigem Marmor oder Predazzit, Entstehung von Kalksilikaten (Gra- at, Vesuvian, Gehlenit als Contaktrinde) und Verkieselung der tho- 89 nigsandigen Schichten zu Hornfels, Hornstein oder Bandjaspis setzen theilweise wenigstens eine so hohe Temparatur, z. Th. wirkliche Schmelzung unter Druck voraus, dass sie nicht füglich von blos mit- getheilter, auf ein längs festes Gestein übertragener Wärme herrüh- ren können. Endlich aber zeigen 5. die zahlreichen, stets feinkörni- gen gangförmigen Verzweigungen des Syenitgranits in die angren- zenden und veränderten triasischen Gesteine und die von Syenitgra- nit umschlossenen Kalksteinfragmente, dass der Syenitgranit bei Einnahme seiner jetzigen Stellung sich geradezu in einem flüssigen Zustande befunden haben muss. Diess durch eine totale spätere Um- schmelzung erklären zu wollen, würde über hypothetische Zulässig- keit hinausgehen. Nach Allem ist es ganz unzweifelhaft, das der Syenitgranit von Predazzo und Monzon wirklich neuerer Entstehung als die meisten Triasbildungen dieser Gegend. Die Altersbestimmung der übrigen Eruptivgesteine, welche v. Richthofen gegeben hat, er- kennt Verf. der Hauptsache nach an. Für die Augitporphyre und die ihnen sehr verwandten Melaphyre ist in diesen Bestimmungen ein grösserer Spielraum der Eruptionszeit gelassen, weil viele derselben von mächtigen Tuffbildungen begleitet sind, die grösstentheils zwi- schen die St. Cassianer Schichten eingelagert sind, während einige Gänge von Augitporphyr auch noch den Schlerndolomit durchsetzt habe. Die relative Altersreihe dieser Eruptivgesteine zeigt übrigens eine merkwürdige Uebereinstimmung mit ähnlichen Reihen in andern Gegenden, so von Meissen in Sachsen: bei Predazzo bei Meissen 1. Monyonsyenit durchsetzt von 1. Syenitgranit durchsetzt von 2. rotbem turmalinhaltigem Granit 2. rothenGranitgängen, beide durch- beide durchsetzt von setzt von 3. Augitporphyr, Melaphyr und 3. Porphyrit u.sparsam v. schwar- Porphyrit zen augithaltigen Gesteinen.j beide Reihen sebr übereinstimmend sind der Zeit nach ganz verschieden, in Sachsen alle vor der Steinkohlenepoche entstanden, bei Predazzo wäh- rend der Trias. Die besondere Beschaffenheit der eruptiven Gesteine ist ganz unabhängig von ihrem geologischen Alter. — (Ebda.16—29.) H. Credner, über die Gliederung der obern Jura- formation und der Wealdenbildung in NWDeutschland. Nebst einem Anhange über die daselbst vorkommenden Nerinnen und Chemnitzien. Mit 27 Abbildgn., 1 Uebersichtskarte und 10 Gebirgs- profilen. Prag 1863. 8°. — Der um die systematische Geognosie Deutschlands sehr verdiente Verfasser verbreitet sich in dieser Mono- graphie über ein geognostisches Terrain, das nur erst im Allgemei- nen bekannt war und nach den neuern Arbeiten über andere juras- sische Gegenden dringend eine eingehende vergleichende Untersu- chung erheischte. Wir deuten den Inhalt der einzelnen Kapitel un- sern Lesern kurz an. 1, Gliederung des obern Jura am Lindnerberg bei Hannover. Der Lindnerberg erhebt sich 140° über die Niederung des Leinethales und besteht aus Schichten des weissen Jura mit 90 7. 9° ONeigung, unter welchen am WAbhange die schieferigen Thone des braunen Jura hervortreten, während sie gegen N am un- tern Senonien abschneiden, gegen S an den Tönjesberg fortsetzen und im W. dem braunen Jura Platz machen. Die auftretenden Schichten sind aus der Kimmeridgegruppe: Kalkstein mit Mergel und Thon, weisser oolithischer Kalkstein, hellgrauer dichter Kalkstein mit Zwi- schenlagern von Thon, Nerinenkalkstein mit Thon und grauer Kalk- mergel mit Kalkstein und aus der Oxfordgruppe: gelblichgrauer Mer- geldolomit, weisser oolitischer Kalkstein, gelber dolomitischer Kalk- mergel, Corallenbank, gelber dolomitischer Mergelkalk, grauer sandi- ger Kalkstein und Kalkmergel, unterteuft von schwarzem Schiefer- thon, der bis auf die eisenschüssigen sandigen Kalke mit Ammonites Parkinsoni und Monotis decussata bei Wettbergen niedersetzt. Verf. schildert jene Glieder im Einzelnen und führt ihre Versteinerungen erläuternd auf. — 2. Gliederung des obern Jura bei Limmer. In den Anhöhen zwischen Limmer, Ahlem und Haarbergen treten dieselben Schichtengruppen wie am Lindnerberge auf. Die den Thon der Kel- lowaygruppe überlagernden Schichten am Mönkeberg bestehen aus grauem groboolithischen Mergelkalksteine mit Bänken eines dichten verstecktoolithischen Kalksteines und mit Zwischenlagen von grauem sandigen glimmerigen Kalkmergel. Dann folgt gelblichgrauer Mer- gelkalkstein, theils dicht, theils oolithisch, darauf ockergelber wulstiger Kalkmergel mit Lagen und Nieren eines dichten zelligen grauen Kalk- steins, ockergelber mürber Kalkmergel, gelblichweisser mergeliger oolithischer Kalkstein mit starken Bänken eines isabellgelben Kalk- mergels, isabellgelber bis ockergelber dolomitischer Mergelkalk, hell- grauer Kalkmergel getrennt durch eine grüne Thonschicht von einer zwei Fuss starken Bank dichten gelblichweissen Kalksteins. Die nächst höhere Schichtengruppe bei Limmer weicht petrographisch von. den parallelen des Lindnerberges ab. Sie beginnt mit gelblichgrünem feinkörnigen, in Dolomit übergehenden Kalkstein, dann folgen mit grünem Thone wechselnde, dichte oder zellig poröse Mergelkalke, da- rüber weisser oolithischer Kalkstein, isabellgelbe sandige Mergelkalke mit Thonlagen, dann hellgrauer wulstiger Kalk, weiterhin bitumreiche Mergel und Kalke, endlich weisser Kalkstein mit Thon und Mergel- kalk wechselnd. Auch für alle diese führt Verf. die Versteinerungen an. — 3. Der obere Jura und die Wealdenformation am Deister. Die Schichtenfolge lässt sich am östlichen Deister an der von Pottenhol- sen über den Steinkrug nach Springe führenden Chausee und bei Völk- sen am WDeister an der Strasse von Lauenau über den Kappenberg und Nienstedt nach Egestorf am besten beobachten. Verf. schildert sieim Einzelnen wie vorige. — 4. Der weisse Jura bei Hildesheim. Im Thal der Innerste und dessen Anhöhen zwischen Hildesheim und Heersum tritt die ganze Jurabildung in gleichförmiger Lagerung schöp hervor. Ueber die Bonebedgruppe, welche sich von Moritzberg über Trillecke bis Astenbeck erstreckt, beginnen die Schichten des Lias. Der Posidonienschiefer bildet das rechte Thalgehänge zwischeu 91 Hildesheim und Listringen. Darüber folgt eine Bank grauen Mergel- thones als Jurensismergel, dann der braune Jura. Dieser bedeckt das Plateau und die Höhen zwischen dem Innerstethal und dem von Hildesheim nach dem Vorholz zwischen Heersum und Wendhausen sich erstreckenden weissjurassischen Bergrücken. Er besteht fast ausschliesslich aus dunkelgrauen Schieferthonen, 2500° mächtig, zuun- terst ein lichtgrauer fetter. Thon mit Thecocyathus mactra, darüber dunkelgrauer Schieferthon auf Sphärosideritgeoden mit NuculaHammeri, grauer Schiefer mit eben solchen Geoden und Belemnites giganteus gelblichgrauer Schieferthon mit Ammonites Parkinsoni, braunrother Kalkstein mit Monotis decussata. Darüber beginnt die Kellowaygruppe, vorherrschend aus dunkelgrauen Thonen bestehend. Ueber einer Thon- lage thonige Schichten mit kleinen Kalkmergelgeoden und’ Ammonites Parkinsoni, Belemnites canalieulatus etc., darüber Thonschichten mit viel kleinen verkiesten Ammoniten. Die Ornatenthone sind am Fusse der Bergkette des weissen Jura mit Kalksteingeröllen und Lehm be- deckt, wodurch die Grenze gegen den weissen Jura sich der Beob- achtung entzieht. Der weissjurassische Bergrücken erstreckt sich von W. gegen ©. mit den Höhen Gallberg, Spitzhut, Uppenerberg, Raths- hagen bis zum Vorholz bei Heersum. Der Kamm des Rückens be- steht aus oolithischem Kalkstein des obern Coralrags, der untere Coralrag ist am Vorholze aufgeschlossen, wo der nördliche Abhang von Kimmeridgien bedeckt wird. Es folgen im weissen Jura von unten ‚nach oben: grauer sandiger Kalkstein mit mürben sandigen oolitischen Kalkmergeibänken mit Gryphaea dilatata, Ammonites cor- datus ete., lichtgrauer wulstiger Kalkstein mit Nestern und Streifen eines mürben Kalkmergels, dann der obere Coralrag Römers zunächst mit einem gelbgrauen mürben Kalkmergel und Roggenstein, oolithi- scher Kalkstein mit Ammonites biplex, isabellgelber dünngeschichteter Kalkstein, alle drei Glieder versteinerungsreich, darüber am ganzen NAbhange des Bergrückens zwischen Hildesheim und dem Vorholze hellgrauer Kalkmergel mit Bänken festen Mergelkalkes mit Mytilus jurensis, Gresslya nuculaeformis etc., darüber stellenweise ein weis- ser dichter fein oolithischer Kalkstein, dessen Petrefakten den Ptero- cerasschichten angehören. — 5. Der weisse Jura bei: Hoheneggelsen. In einer geringen Anhöhe zwischen Hildesheim und Salzgitter. bei Feldbergen und Hoheneggelsen tritt Kalkstein auf, in der Niederung von Kreide begrenzt. Seine Schichten streichen h, 4—5 mit 10-120 8SOEinfallen. Die Schichten sind von unten nach oben: gelblichweis- ser und grauer, theils feinkörniger, theils klein oolithischer Kalkstein mit Exogyra reniformis, gelblichweisser oolithischer Kalkstein, beide sehr versteinerungsreich, dann thonige Schichten mit Exogyra spira- lis, bräunlich gelber oolithischer Mergelkalk mit ockergelbem Kalk- mergel mit Rhynchonella incostans ‚und pinguis, Exogyra spiralis, Mactra trigona, Ammonites triplicatus eete. Die höhern Schichten be- deckt, Ackerland , und erst am SFusse der Hoheneggelser Anhöhe ist ein lichtockergelber 'feinkörniger Sandstein ‘und sandiger Mergelkalk 92 aufgeschlossen , von dunkelgrünlicbgrauem schwefelkiesreichen Thon überlagert, ohne Versteinerungen. — 6. Der weisse Jura zwischen Goslar und Harzburg. Am SWGehänge des Petersberges unterhalb Goslar treten über den Thonen des Kellovien Oxfordschichten auf, welchen sich gegen O. hin auf der Höhe des Berges Kimmeridgien anschliesst. Dieses nimmt gegen O. bis 250° Mächtigkeit zu, bildet den scharfen Rücken des Langenberges zwischen Oker und Schle- wecke und endet östlich von Harzburg, gegen N. von Hilsconglomerat bedeckt. Die Schichten des weissen Jura streichen der Längener- streckung conform von NW gegen SO und fallen unter 60— 800 SW ein. Die untersten Oxfordschichten sind nur wenig aufgeschlossen, thonige und sandige graue Mergelkalke mit Gryphaea dilatata, dar- über mergliger Kalkstein mit Ammonites biplex, dann folgt feinkör- niger rauchgrauer Kalkstein mit Astraeen. Am Petersberge ist der Aufschluss vollständiger und isabellgelber groboolithischer Kalkstein, dünngeschichteter, blätteriger brecceienartiger Mergelkalkstein, grauer schiefriger Thon, oolitischer Mergelkalk reich an Wersteinerungen, isabellgelber oolithischer Mergelkalk, isabellgelber dichter bis feinkör- niger Kalkstein, gelblichgrauer thoniger Kalkmergel, an den sich der Quadersandstein unmittelbar anlegt. Am SAbhange des Langenber- ges zwischen Oker und Schlewecke treten dieselben Schichten auf. — 1. Der weisse Jura am Kahlberg bei Echte. — 8. Der obere Jura der Hilsmulde. — 9. Der obere Jura in der Porta westphalica. — 10. Die Wealdformation bei Bendheim und Ochtrup. Unter dem Diluvium der Niederung westlich vom Ibbenbürener Gebirge und dem Ende des Teutoburger Waldes tritt der Wealden begleitet von Kreide in gros- ser Verbreitung auf. Am SFusse der von W gegen OÖ sich erstrek- kenden Einhorsthöhe bei Ochtrup lagert ein braunrother und grün- lichgrauer Mergel, bei Oeding noch mit rothem thonigen Kalkstein, darunter grauer und lichter Sandstein mit Kohlenspuren, von Einigen zum Keuper gestellt, wahrscheinlich jedoch untere Wealdenbildung. Es folgen thonigkalkige Schichten mit Cyrenen und Paludinen, darüber der eigentliche Wealden mit Kalksteinschichten und schwachen sandi- gen thonigen Zwischenschichten, dann wechselnd braune und weisse z. Th. eisenschüssige Sandsteine, petrefaktenleer, darüber Schiefer- thonschichten mit Sphärosideritgeoden zum Neocomien und Gault ge- hörig. Die Schichten fallen gleichmässig gegen N ein. Von hier nach Bentheim zu gelaugt man über die Brechte, eine weite Heidefläche zunächst bei Sieringshök auf flache Erhebungen, die sich von W ge- gen O erstrecken. Die erste derselben besteht aus Schieferthon des Gaults, unter welchem in den folgenden Erhebungen Schieferthon des Neocomien und der diesem angehörigen Gildehäuser Sandstein her- vortritt. Die Schichten fallen unter 200 S ein, entsprechend einer muldenförmigen Ablagerung der untern Kreide zwischen Bentheim und Ochtrup. Unter dem Gildehäuser Sandstein kommen zunächst graue, sandige Schieferthone und Mergelschiefer vor von Ackererde überdeckt. Darunter beginnen die 100° mächtigen Sandsteine am 93 schroffen Bentheimer Berge, äusserst arm an Versteinerungen, zum Neocomien gehörig als unterstes Glied den Wealden unmittelbar und gleichförmig überlagernd. Dieser besteht aus grauem Mergelschiefer zu oberst mit Knauern gewöhnlich grauen Steinmergels, nach unten in sandigen Schieferthon übergehend, darunter folgen schwarzgraue dünngeschichtete blätterige Schieferthone, deren anfangs S fallende Schichten sich mehr und mehr verflachen nach N., bis sie in der Nähe des Isterberges nördlich einfallen. Ueber ihnen treten an die- sem Berge Sandsteine auf, ganz gleich dem Beutheimer, darüber gelb- lich graue sandige Schieferthone. Unter dem dünngeschichteten Weal- denthone liegen Bänke dichten schwarzgrauen Kalksteins mit Cyrenen und Melanien, darunter merglige und sandige Schieferthone. Ebenso verhält es sich östlich von Bentheim bei Salzbergen und auch im Emsthal. Die dünngeschichteten Wealdenthone des Bentheimer Wal- des setzen über Salzbergen bis an das Ufer der Ems fort und wer den hier von den fetten Schieferthonen des Neocomien überlagert. Die sandigen Schieferthone und schwachen Sandsteinschichen der obern Wealdformation am Bentheimer Berg, so wie der Bentheimer Sandstein fehlen hier gänzlich. Unter den an Cypris valdensis und Cyrenen reichen blättrigen Schieferthonen folgen bei Salzbergen Schich- ten von Kalkstein und thonigem Sphärosiderit mit verschiedenen Cy- renen, dann graue sandige Schiefertkone, bis unter ihnen am Bentla- ger Kolke der Serpulit unmittelbar vom obern Lias begrenzt, her- vortritt. Der Wealdensandstein wird bei Bentheim und Salzbergen durch schieferige, mit dem Wealdenthone übereinstimmende Gesteine vertreten, welche mindestens 800° Mächtigkeit erwiesen. Unter ihnen tritt die Serpulitgruppe und bei Ochtrup wahrscheinlich der für Keu- per gehaltene Münder Mergel hervor. Verf. vergleicht nun das im Einzelnen geschilderte System rückblickend mit andern Gebieten und gibt dann den paläontologischen Anhang, über den wir unten berichten. Pareto, Profile durch die Apenninen von den Ufern desMittelmeeresbis zum Pothale, vonLivornobisNizza.— Nach Darlegung der Detailbeobachtungen gelangt Verf. zu folgenden sehr wichtigen Resultaten: 1. der zwischen Toskana und Bologna liegende Theil der Apenninen muss als aus zwei Partien zusammengesetzt auf- gefasst werden, deren eine als eigentlicher Apennin vom Mittelmeer entfernt ist; dort herrschen eocäne Ablagerungen zumal am NGehänge, welche von miocänen und .pliocänen Gebilden bedeckt werden; es zeugen die mehrfach parallelen Erhebungsachsen eine Richtung von WNW nach OSO, manchmal auch von NW nach SO. Der andere Theil liegt dem Mittelmeer näher, und zwar die erzführende Kette von Toskana, wo jurassische und paläolithische Gesteine auftreten, und die Hauptrichtung von NNW nach SSO geht. 2. Der zwischen den Meri- dianen von Geuua und Parma liegende Theil bildet eine einzige, aus parallelen Stücken bestehende Kette, deren Richtung von WNW nach OSO geht; hier herrschen eocäne Ablagerungen gegen N überall von miocänen und pliocänen Schichten begrenzt und vielfach von ophioli- 94 RB tischen Gesteinen durchbrochen. Im südlichsten Theile gegen Genua zu ist aber eine Richtung von SSW nach NNO die der westlichen Alpen nicht zu verkennen. 3. Im W. von Genua haben geschichtete, wahrscheinlich eocäne Gebilde durch die Serpentinmassen von Voltri, Pegli und Varagino so erhebliche Umwandlungen erlitten, dass man sie kaum für so junge Gebilde halten möchte, sie haben krystallinische Struktur und das Ansehen älterer Gesteine. 4. Nicht weit von Sa- vona stellt sich die frühere Richtung von WNW nach OSO wieder ein, es erscheinen aufs Neue paläolitische Gebilde von jurassischen Schichten umgeben und der westlichste Theil dieser Massen nähert sich vermittelst des WEndes einer grossen Achse der Stelle, wo bei Lärgentiere die westlichen Alpen enden und wo dann gegen N aber- mals die Richtung von NNO nach SSW beginnt, die in dem ganzen Theil jener Kette wie von den Umgebungen von Coni bis zum Mont- blanc die herrschende. — (Bullet. soc. geol. 1862. XIX. 239— 320.) I. Lewakowsky, zur Geologie von SRussland. — Die Geologie SRusslands liegt noch sehr im Argen und über die Schich- ten, welche das Kohlengebirge im Donetzgebiete decken, sind ganz widersprechende Ansichten geäussert, zumal über die Mulde von Bachmut, deren Gesteine sich an der Bachmutka und Krivoi Toretz hinziehen. Iwanitzky verwies dieselben zum Keuper und Neurother Sandstein, Leplay zum Keuper, Murchison zum Permien. Noch un- sicherer ist der Quarzsand über der Kohlenformation in W und NW, welche Leplay der Kreide zuweist. Verf. durchreiste dieses Gebiet und theilt zunächst seine Ansichten über den Jura und die Kreide mit. Erster bildet im Donetzgebiete eine obere Gruppe mit verschiedenen festen und oolitisehen Kalksteinen und eine untere mit Sandstein und schiefrigem Thone. Nach Murchison sind die tiefsten jurassischen Schichten unterhalb des Kalksteins die Aequivalente der höchsten La- gen bei Moskau und die Kalksteine sind die jüngsten jurassischen Russlands. Verf. giebt ein Profil von Kamenka, wo die Kalke Petre- fakten führen, und noch ein zweites derselben Gegend, wo ein brauner Thhoneisenstein erfüllt ist mit Pecopteris Williamsoni, insignis, Cyclop- teris digitata, Taeniopteris vittata, Glossopteris Phillipsi, alle juras- sisch. Von den untern Schichten stellt L. das Profil von Zarebori- sawa auf, welche älter als jurassische, von Borissiak für Steinkohlen- gebilde erklärt werden. In den obern Kalken fand L. bei Prötopo- - powka Nerinea suprajurensis, Terebratula varians und ornithocephala, Gryphaea dilatata, Ammonites biplex, Echinus excavatus, während Blöde hier Kreideformation gesehen haben will. Die Juraschichten setzen am Donetzufer nach W und WSW fort, wo sie bei Newose- lowka ächte Juraarten lieferten. Verf. bespricht noch einige andere Punkte, doch lässt sich noch kein Einblick in den Zusammenhang aller dieser Ablagerungen gewinnen. — (Bullet. natur. Moscou 1862. 1. 514-530.) H. Trautschold, der Korallenkalk des russischen Jura. — Der Jura von Isjum am Donjetz ist schon wiederholt un- 95 tersucht worden und Verf. erhielt abermals Petrefakten dorther und zwar Nucleolites scutatus Lmk., Cidaris florigemma Phill., Ostraea expansa: Swb., O. sandalina Gf., Nerinea visurgis R. und N. santonen- sis d’Orb, Rhynchonella quadriplicata, obsoleta und inconstans, Tere- bratula ornithocephala. Verf. führt nun die Angaben früher Beobach: ter an und vergleicht die ganze Fauna mit der westeuropäischen; sie entspricht grossen Theils der des Coralrag, neben welchen je: doch noch eine andere Juraschicht auftritt. — (Ibidem 560—573.1b.5) Derselbe, der glanzkörnige braune Sandstein bei Dmitrijew-Gora an der Oka.— Schon v. Buch beschreibt einige Versteinerungen aus diesem Sandsteine, welche Verf. zahlreicher ge- sammelt hat. Der Sandstein bildet einen entschiedenen Horizont im Jura, obwohl dessen Alter noch nicht endlich festgestellt worden [also vielmehr einen unentschiedenen Horizont]. Er tritt in einer 80° hohen Wand hervor, ist oben lockerer Sand, nach unten ein dichtes festes Conglomerat mit glänzenden Körnern ohne schalige Struktur. Unter der Loupe erkennt man in diesem Gesteine Quarzsand, kleine licht- braune Lehmklumpen, Bruchstücke von Muschelschalen, kleine runde Bohnerzkörner und grössere abgerundete linsenförmige Körner, stark metallisch glänzend und bräunlich kupferroth, auf dem Bruche erdig und matt. Sie sind aus demselben Material wie der Sand entstanden und durch Politur im Wasser geglättet. Ihre Analyse erweist 37,00 in Salzsäure unlösiichen Sand, 11,83 gelöste Kieselerde, 8,35 Thon- erde, 26.85 Eisenoxyd, 4,10 kohlensauren Kalk. Von den Versteine- rungen fällt als häufigste auf Ammonites mutabilis, der hier völlig verschieden von A. Koenigi ist, und da erster auch nicht der Sower- by’sche ist: so schlägt Verf. vor, denselben nunmehr A. mutatus zu nennen. Ferner kömmt vor Gryphaea dilatata, Ostrea Marshii, Rhyn- chonella personata, schichtenerfüllend, Ammonites Tscheffkini, den L; v. Buch als A. sublaevis aufführt, A. Jason, Belemnites extensus n. sp., Pecten sepultus, Limea duplicata, Monotis elegans, Serpula plicatilis; Diastopora compressa. Diese Fauna weist.auf mittlen Jura. Verf. spricht am Schlusse noch seine Ansicht über Namenclatur aus, wobei er die Quenstedtschen Doppelnamen vertheidigt, weil sie klärere Be- griffe geben und dem Gedächtnisse zur Hülfe kommen, wir meinen dagegen dass sie viel häufiger noch unklarere Begriffe als die einfa- chen Namen geben und dass der, welcher mit seinem Gedächtnisse in der Systematik nicht auskommen kann, besser thut, die Bäschäfti-: gung damit überhaupt bei Seite zu lassen. Jenes Heer oberflächlich und leichtfertig aufgestellter Arten braucht überdiess Niemand im Kopfe herumzutragen und sie werden durch doppelte und dreifache Namen nicht fester begründet. Für jede sicher charakterisirte Art, die also einen specifischen Typus darstellt, reicht ein Name vollkommen aus, alles mehr ist von Uebel, und Arten die man nicht mit einem Namen bezeichnen kann, sind unserer Ansicht nach eben nur unsichere, un- klare, die keinen Namen verdienen. — (Bullet. natur. Moscou 1862. III. 206— 311. tb. 6. 7.) 96 H. Struve, die Mächtigkeit der untersilurischen Thonschicht in St. Petersburg. — Alle Petersburger Thone sind entstanden dureh die Zersetzung verschiedener finnländischer Granite unter gleichzeitiger Einwirkung von Wasser und Kohlensäure. Wir finden dann auch den Quarz unzersetzt im Thone wieder, dage- gen Feldspath und Glimmer zersetzt, einen Theil ihres Eisens ent- wichen, einen Theil ihrer Erden und Alkalien theils als kohlensaure, theils als kieselsaure Verbindungen herausgetreten uud weggeführt, die Thonerde aber in ihrem ganzen Quantum wie im Granit erhalten. Daraus folgt, dass man alle Thone als Gemenge von Quarz, unverän- derte Gesteinsmasse und eigentlicher Thonmasse zu betrachten hat. Sonach bietet uns das Verhalten aller Thone nach dem Glühen zu concentrirter Salzsäure beim Kochen und eine darauffolgende Behand- lung des unlöslichen Rückstandes mit einer Kalilösung ein Mittel, das Verhältniss der verschiedenen Gemengtheile im Thone näher zu be- stimmen. Mit solchen Untersuchungen kann man ebenso wie für krystallinische Massengesteine auch für die Thone verschiedener Epo- chen eigene chemische Formeln aufstellen. Und diess führt zu der Annahme, dass die Bedingungen bei der Thonbildung plötzlich unter- brochen wurden und darauf Ruhe eintrat, damit sich die Thone ab- lagern konnten. Das beweisen die meisten Thone bei St. Petersburg, nur bei einigen derselben sind später Dislocationen eingetreten. So- wie aber eine solche Ruhe in der Bildungsperiode erfolgt war, waren in dem Magma der Thonmasse alle Substanzen dem allgemeinen Ge- setze der Schwere unterworfen und daraus folgt, dass sich zuerst die grössern Quarzkärner und unveränderte Gesteinsmassen ablagern mussten und erst später folgte die eigentliche Thonmasse von Quarz und Gesteinen untermischt und zwar in der Weise, dass je nach der Tiefe des Thones die Quantität des Quarzes und der unveränderten Gesteinsmasse zur eigentlichen Thormasse zunehmen muss. Beispiel hiefür ist, dass die blauen Thone von Pulkowa und Pawlowsk durch- aus dieselbe chemische Zusammensetzung besitzen, ebenso die Thone von St. Petersburg, aus dem Bohrloch des artesischen Brunnens bis zu 304° Tiefe, und mit diesem stimmt der blaue untersilurische Thon aus der hohen Meeresküste bei Occo in England überein. Dafür theilt Str. die chemischen Belege mit und stellt die ausführliche Er- örterung des Gegenstandes in nahe Aussicht. — (Bullet. Acad. Pe- tersbg. VI. 4— 9.) H. Trautschold, permischeZeichen im Gvt. Moskau — Zur Hebungszeit des Urals war der Boden von Moskau trocknes Land, das den Meeresboden zur Bergkalkzeit zur Unterlage hatte. Es war Land der permischen und der Triaszeit. Die Zeugen dafür fehlen nicht, und sind nur bisher verkannt. Man glaubte, alle dunk- lern Thone über dem Spiriferenkalke müssten jurassische sein, die rothen aber dem Bergkalke angehören. Unzweifelhaft sind die rothen Thone zwischen Bergkalk und Jura an der Jause innerhalb der Stadt permische, obwohl nach Auerbachs Beobachtung verkieselte Bergkalk-. 97 versteinerungen darüber lagern. Eben diese rothen Thone fand Tr. auch noch an einem andern Orte. Leider bringt Verf. keine einzige Thatsache bei, welche diese Deutung auf permisches Alter stützte, nur mit der Hoffnung auf die einstige Entdeckung permischer und triasischer Versteinerungen begründet er dieselbe Was hat die Wis- senschaft von derartigen Hoffnungen? — (Bullei. natur. Moscon 1862. 11. 222—228$.) I.i Mitteregger analysirte einige Heilquellen in Kärnten; nämlich das Tuffbad im Radegrundgraben bei Maria Lug- gan, das Bad bei St. Daniel im Gailthale, das Reiskofelbad bei Rei- sach im Gailthale, das Radlbad bei Gmünd, das Schwefelbad bei Luss- nitz im Kanalthale, die Sauerbrunnen nnd das Bad Vellach im Vella- thale, den Sauerbrunnen bei Ebriach , die Villacher Thermen, das Kathareinbad in Kleinkirchheim, den Preblauer Sauerbrunnen, den Sauerbrunnen zu Weissenbach im Lavantthale, den Klieninger Sauer- brunnen ebenda. Die Analysen sind speciell dargelegt, auch die phy- sikalischen Verhältnisse der Quellen geschildert. Einen kurzen Aus- zug gestattet die Abhandlung nicht. — (Jahrbuch des Kärntner Lan- desmuseums 1862. V.) Vulkanisches Phänomen im Grossen Ocean. Am5. November 1861 entdeckte die Brigg Wailna 5 Meilen von der NWKüste der kleinen Nordinsel, welche zur Gruppe der französischen Inseln NW von Birara oder Neu Britanien gehört, eine halbmondförmige Bank von 5 naut. Meilen Länge und ungefähr !, Meilen Breite, und etwa 10° unter dem Meeresspiegel gelegen. Als sich das Schiff der Bank näherte, glaubte die Wache einen Wallfisch blasen zu sehen, bald aber stellte es sich heraus, dassman es mit einer weit interessan- tern Erscheinung zu thun hatte: siedend heisses Wasser wurde durch vulkanische Kraft springbrunnenartig ungefähr 150° hoch in ununter- brochenen Strahlen emporgeschleudert. Das Schauspiel war bis auf 20 naut. Meilen weit zu sehen. Vulkanische Erscheinungen in dieser Gegend können nicht überraschen, da die benachbarte Dampierstrasse unfern der Insel Rook mehrere thätige Vulkaninseln umschliesst, aber dieser 150° hohe, kochend heisse Wasserstrahl aus der Meeresfläche hervor muss einen grossartigen Anblick gewährt haben und es wäre interessant zu wissen‘, ob er ein vorübergehender Ausbruch oder pe- riodisch wiederkehrend oder gar ununterbrochen anhält. Gl. Oryctognosie. R. Blum, über verschiedene Pseu- domorphosen. — Wir haben aus des Verf. so schätzbaren dritten Nachtrage zu den Pseudomorphosen des Mineralreichs bereits Bd. XXI S. 549 einige Auszüge mitgetheilt und lassen denselben noch einige hier folgen, Glimmer nach Korund. — Häufig erscheinen Korundkry- stalle mit Glimmerblättehen überzogen und diese oft conform mit den rhomboedrischen Spaltungsrichtungen des Korunds geordnet und in denselben eingedrungen. Ja es hat sich eine ganz dicke Lage von Glimmer über jenen gebildet, in welcher oft nur noch ein kleiner XXI. 1863, 7 98 Kern von Korund als Ueberrest des Krystalls steckt. Bl. hat einen solchen Krystall aus Chester County in Pennsylvanien, der zum gröss- ten Theil aus schuppichen Glimmerblättchen besteht, die sich strahlig senkrecht auf den kleinen Kern von Korund geordnet haben. Ein anderer Krystall aus dem Granit von Miask hat Korundgestalt und besteht aus Glimmer. Glimmer nach Granat. — Die rothen und braunen Granat- trapezoeder im glimmerarmen Granit von Aschaffenburg, bekannt unter den Namen Spessartit und Braunsteinkiesel sind oft mit einer Rinde von braunen Glimmerblättchen umgeben und selbige finden sich auch im Innern der Krystalle, so dass wahre Gemenge von Granat und Glimmer vorliegen , ja in einzelnen Fällen ist die Granatmasse gänz- lich verschwunden und der Glimmer an ihre Stelle getreten. In ei- nem erratischen Granitblock von Taschelsdorf in Holstein zeigen sich die eingestreuten Granaten sämmtlich zu Glimmer umgewandelt, nur in einzelnen ist ein kleiner Rest von Granat geblieben; man würde jedoch schon an der Art und Weise des Eingestreutseins der kleinen rundlichen Aggregate von Glimmer daran pseudomorphose Natur und ausserdem leicht den Granat als das ursprüngliche Mineral erkennen. Glimmer nach Augit. — An der Umwandlung des. Augits in Glimmer zweifelt Bl. nach seinen neuen Beobachtungen nicht mehr, die er an schönen grossen Krystallen von Montron in New-York machte. Dieselben sind drei Zoll lang und zum Theil mit Spinell verwachsen, auf den Seitenflächen aber fast ganz mit braunem Glim- mer bedeckt. Diese Glimmerrinde erhebt sich nicht über das Niveau der Oberfläche, der Krystalle, sondern fällt mit dieser stets in eine Ebene. Die Glimmerblättchen reihen sich nehmlich in der Richtung der Orthodiagonale des Augits an einander: indem nun so die Quer- flächen des letztern mit den glatten glänzenden Endflächen des Glim- ‚mers zusammenfallen und dadurch selbst ganz glatt erscheinen, enden die Seitenflächen der Glimmerindividuen in den andern Seitenflächen des Augits, wodurch sich dieselben ganz runzelig oder schuppig zei- gen. Der Glimmer ist dabei an der einen Stelle dicker, an der andern dünner und dringt sehr unregelmässig in den Augit ein, so dass er kein blosser Ueberzug mehr ist. Die Nebenseiten der Malakolithkry- stalle von Toal dei Rizzoni in Tirol sind nicht selten mit Glimmer überzogen, der so-innig mit den Krystallen verbunden ist, dass man eine Umwandlung annehmen muss. Hieran reiht sich die Pseudomor- phose von Brandisit nach Fassait vom Monzeniberge in Tirol, über die wir Müllers Angaben früher mittheilten. Bl]. untersuchte dieselben gleichfalls und bemerkt nur hinsichtlich des Brandisits, dass derselbe wohl mit dem Seybertit zu vereinigen sei. Er besteht nach v. Kobells Analyse aus 20,00 Kieselerde, 43,22 Thonerde, 3,60 Eisenoxyd, 25,01 Talkerde, 4,00 Kalkerde, 0,57 Kali und 3,60 Wasser, woraus sich, mit Augit verglichen, deutlich ergiebt, dass Kiesel- und Kalkerde entfernt, Thonerde und Talkerde aufgenommen worden. Rubellan nach Augit 99 fand von Richthofen in Tirol und bemerkt, dass mehrfach Pseudomor- phosen von Glimmer angedeutet, aber niemals mit Bestimmtheit nach. gewiesen seien und hier eben vorliegen. Der Tuff von der Alpe Ciaphaja am Monte Creppa enthalte nämlich in einer dunkelziegelro- then Grundmasse sehr viel kleine weissliche Feldspath - und grosse Augitkrystalle sehr spröde und von Rissen durchzogen. In sie haben die Gewässer leicht Zugang und beginnen die Umwandlung von innen heraus. Es entstehen rothe Glimmerblättchen. Die: Umwandlung lässt sich gradweise verfolgen. Oosit kömmt in kleinen sechs- und zwölfseitigen Säulchen mit basischer Erdfläche und einzelnen Flächen, die theils auf ein doma, theils auf ein Rhombenoktaeder sich beziehen lassen, eingewachsen in Falsitporphyr im Oosthale bei Geroldau in Baden vor. Die Kry- ställchen sind aussen ziegel- oder bräunlichroth, innen weiss, leicht zerbrechlich, weich, matt oder wenig glänzend. Die rothe, sehr ei- senhaltige Rinde löst sich leicht von dem innern weissen amorphen Kern los. Die Analyse ergab nach Nessler 58,69 Kieselsäure, 22,89 Thonerde, 4,09 Eisenoxydul, 0,22 Talkerde, 4,94 Kali, 1,74 Natron, 5,11 Wasser. Trotz des ansehnlichen Verlustes sieht man doch, dass der Oosit manchen Umwandlungsproducten des Cordierits sehr nahe steht. Von den weissen Piniten unterscheidet er sich durch grössern Kieselerde- und kleinern Thonerdegehalt. Das Kali ist auch bei den übrigen Piniten in sehr schwankenden Verhältnissen vorhanden, das Eisen dürfte Oxyd sein. Der Oosit darf daher als ein Umwandlungs- product des Cordierit betrachtet werden. Pinitoid ist ein chlorophyllitartiges Mineral, ein Umwand- lungsproduct von Cordierit und kam in einem grobkörnigen Gang- granit am Carlsthor bei Heidelberg vor. Es wurde von Knop beschrie- ben und analysirt. Der zersetzbare Theil seiner: Substanzen stimmt mit den als pinitoidische bezeichneten Mineralien, speciell mit dem Iberit überein, während der andere Theil trotz seines höhern Kiesel- säuregehaltes mit den Glimmerarten zu vereinigen ist. Danach könnte man annehmen, dass der Cordierit sich in Iberit umgewandelt und dass aus diesem der Glimmer sich herausgebildet habe. Oder eine zweite Deutung beruht auf der Thahtsache, dass wenn man die mitt- lere Zusammensetzung der Pseudomorphose, wie sie sich bei einer Bauschanalyseherausstellen würde, zu einer Zusammensetzung gelange, wie sie den weissen Pinitoiden eigenthümlich ist, welche sich aber in dem vorliegenden Falle in 2 Theile Iberit und 3 Theile Glimmer gespalten habe. Nimmt man nun die pseudomorphose Natur des Aspasioliths an: so erscheint dieser als das erste Umwandlungspro- dukt des Cordierits, welchem sich als fernere Umwandlungsstufen Fahlunit, Esmarkit, Weissit, Chlorophyllit, Praserlith etc, anreihen. Diese Körper, welche an und für sich als Magnesia-Pinitoide zu be- trachten sind, insofern sie eine allgemeine Aehnlichkeit in ihrem chemischen Bestande mit den kalinatronreichen Pinitoiden besitzen, sind eigentlich nur durch den Magnesiagehalt und durch einen gerin- 7* 100 gen Kaligehalt von der letzen Gruppe verschieden. Rammelsberg stellt sie auch in die unmittelbare Nähe des Pinits. Bei Verdrängung des Magnesiagehaltes durch Kali und Natron gehen die Magnesiapi- nitoide in die Alkalienpinitoide über. Denkt man sich nun den ur- sprünglichen Cordierit in Aspasiolith umgewandelt und diesen unter der Einwirkung alkaliführender Gewässer insoferu weiter zersetzt, dass die Magnesia des Aspasioliths durch Kali und Natron ausge- tauscht wird: so ist die Vorstellung zulässig, dass der Aspasiolith sich in 2 Theile Iberit und 3 Theile Glimmer gespaltet habe. Wahr- scheinlich sind alle Pinitoiden als Mittelstufen der Umwandlung ver- schiedener Mineralien zu Glimmer anzusehen. Epidot nach Oligoklas. — In einem Grünsteintrachyt von Gyalumare in Ungarn sind sämmtliche eingesprengten Oligoklas- kryställchen in strahligen Epidot umgewandelt. Die Veränderung beginnt meist im Innern der Krystalle als Neigung zu Bildung stän- geliger Aggregate. Diese werden immer deutlicher, ordnen sich strahlig, die weisse Farbe wird grüner, endlich pistaziengrün. Alle Umwandlungsstufen bis in den Epidot lassen sich deutlich verfolgen. Manche Kryställchen sind im Innern porös oder zeigen kleine Drusen- räume. Kalk ist reichlich im Gestein vorhanden. In einem ähnlichen Gestein am Fusse der Cordilleren von Chiriqui sind die zahlreich ein- gesprengten Oligoklaskrystalle verändert und zwar theils kaolinisirt, theils in eine zeolithische Substanz übergeführt oder zu Epidot umge- wandelt. Ein anderes ähnliches Gestein tritt auf am Pont de Bar in den Vogesen als Falsitporphyr. Der Epidot findet sich darin in kör- nigen und strahligen Aggregaten, welche meist scharfe regelmässige Umrisse zeigen und in grössern dunkelfleischrothen Orthoklasindivi- duen eingeschlossen sind. Allein neben diesen kommt auch Oligoklas vor, theils in der Grundmasse, theils in den Orthoklas selbst einge- schlossen. Da nun die Umrisse der Epidotaggregation mit denen der Oligoklasindividuen völlig übereinstimmen, so mögen jene aus diesen entstanden sein. In einem Oligoklasporphyrit von Seewen in den Vogesen sind die kleinen Oligoklaskryställchen mehr minder, viele ganz zu Epidot umgewandelt, besonders nach der Verwitterungsrinde hin. Einige zeigen noch sehr deutlich vollkommen glänzende Spal- tungsflächen und Zwillingsstreifung. An einigen Stellen hat sich der Epidot auch aus der Grundmasse entwickelt und bildet dann derbe Partien mit strahliger Zusammensetzung, zwischen denen hie und da ein Quarzkryställchen liegt und in denen sich auch Hohlräume finden. Auch Kalkspath hat sich bisweilen an den Epidot angelegt. In dem Diorit von Paulis, Arader Comitat in Ungarn, ist die Umwandlung des Oligoklas zu Epidot sehr verbreitet. Uebergänge zwischen beiden sind darin häufig; die langen leistenförmigen Individuen zeigen sich zuweilen an dem einen Ende schon ganz aus Epidot bestehend, wäh- rend das andere noch frisch ist, und in der Mitte verlaufen beide Minerale in einander, oder in andern Stücken bilden beide ein Gemenge. In einem Stück liegt eine grosse langgestreckte Hornblendepartie, 101 um und zwischen welcher aller Oligoklas zu Epidot in langstrahliger Aggregatform verwandelt ist, ja die Epidotbildung verläuft sich auf beiden Seiten in das Gestein hinein. Eisenkrystalle in der Hornblende sind in Brauneisenstein verwandelt. An der Berninastrasse gegen Po- schiaro hinab steht ein schiefriges Gestein an, das aus Lagen von schwärzlichgrüner blättriger Hornblende und feinkörnigem hellgrünen Epidot gebildet wird, in letzterem aber zeigen sich noch kleine Theil- chen eines weissen feldspathartigen Minerales, wahrscheinlich Oligok- las. Auch Kalkspath ist in Körnen und äusserst fein beigemengt. Das Gestein dürfte ein Dioritschiefer sein, dessen Oligoklas grössten- theils in Epidot umgewandelt ist. Zu Arendal finden sich Oligoklas- krystalle und Epidot mit Kalkspath, welch letzterer jenen meist um- schliesst oder umschlossen hat. Erstere sind sehr verändert, porös, durchlöchert, oft nur als Skelete vorhanden, stellenweise so mit Epidot bedeckt, dass derselbe nicht über die Ebene der Flächen hervorragt und hier offenbar aus dem Oligoklas selbst entstanden ist. In den grob- körnigen gangartigen Ausscheidungen von Oligoklas in den Syeniten des Birkenauerthales bei Weinheim in der Bergstrasse ist der Epidot zuweilen mit jenem auf solche Weise gemengt, dass die Entstehung aus einader unzweifelhaft erscheint; beide verlaufen auch in einander, Bruchstücke von Oligoklas liegen gleichsam in einem Teig von Epidot, zeigen aber dieselbe Spaltung unter einander, so dass sie früher wohl zusammenhingen. Die Analyse beider Mineralien lässt den Austausch bei der Umwandlung erkennen. Der Arendaler Oligoklas O nach Rosales und der Epidot E nach Rammelsberg: 10) E Kieselsäure 62,70 36,79 Thonerde 23,80 21,24 Eisenoxyd 0,70 12,96 Eisenoxydul — 5,20 Kalk 4,60 21,27 Magnesia 0,2 — Kali 105. — Natron 80 — Glühverlust — 2,86 100,87 100,32 Es mussten hiernach ein Theil der Kieselsäure und die Alkalien weggeführt werden, während Eisenoxyd und Oxydul sowie noch Kalk- erde hinzutraten, damit die Umwandlung des Oligoklas in Epidot er- reicht wurde. Scheelit nach Wolframit. — Ein etwa zollgrosser Krystall von Wolframit von Schlaggenwalde in Böhmen ist einerseits von Flussspath andererseits von einem Gemenge von diesem mit Scheelit und gelblichem Steinmark (Makrit) umgeben, aber nicht unmittelbar, sondern zunächst überzogen von einer sehr gleichmässigen Lage eines chloritartigen Minerals. Auch die Form des Krystalls ist eigenthüm- lich, da die Längsfläche „ P auftritt. Er besteht aus einem Ge- 102 menge von körnigem weissen Scheelit und Wolframit. An letzterem sieht man noch recht deutlich die brachydiagonale Spaltbarkeit, so dass auch hierdurch das Auftreten der Längsfläche sich deutlich ergiebt. Die Oberfläche dieser Pseudomorphose ist zum Theil mit feinen Schüpp- chen der chloritartigen Substanz bedeckt. Dieselbe Pseudomorphose findet: sich auch zu Ehrenfriedersdorf in Sachsen. Genth beschrieb rhombischen Scheelit ven der Flow Mine, Meklenburg County, N.C., gelblich- oder graulichweiss, glasglänzend, auf frischem Bruche etwas diamantartig ; die Krystalle dünn und undeutlich, alle umschliessen einen Kern von Wolframit. Genth wollte dieselbe nicht für Pseudo- morphose erklären, hält vielmehr den Scheelit für dimorph, so dass hier der rhombische Scheelit einen Kern von mit ihm isomorphem Wolframit 'einschliesse, gerade wie Chromalaun und Alaun. Bl. ist jedoch geneigt, auch hier Pseudomorphie anzunehmen. In der Heidel- berger Sammlung finden sich drei mit „. P 5 an einander gewach- sene Wolframitkrystalle, welche jedoch gerade in der Mitte parallel der vollkommenen Spaltung durchschlagen sind, so dass man die schalige Absonderung sehr deutlich bis zu einem ganz kleinen Kry- stallkern und zwar um so besser sehen kann, als einzelne Schalen mitten in den Krystallen gänzlich zu Scheelit umgewandelt sind, während andere nur etwas verändert und braun sind, noch andere sich frisch zeigen. Aussen hat sich eine Rinde von Scheelit gebildet. Man sieht also, wie die Beschaffenheit der Krystalle und die der einzelnen Schalen selbst auf den Gang des Umwandlungsprocesses Einfluss geübt hat, denn es ist anzunehmen, dass eine Schale vor der andern geeignet war, jenem Vorgange zu unterliegen und zwar um so bestimmter, als die Schalen in allen drei Individuen die nämliche Beschaffenheit zeigen. Wismuthoker nach Wismuthglanz. — In einem aus Quarz und Brauneisenstein gemengten Gestein sind lange nadelförmige Kryställchen eingewachsen, hie und da büschelförmig verbunden, viel- fältig gekrümmt, auf der Oberfläche rissig und längsgereift. Sie wa- ren früher Wismuthglanz und sind nun fast vollständig in Wismuth- oker umgewandelt; erstern findet man nur noch an einzelnen Stellen als Kern in jenen Nadeln, wo er sich durch Glanz und zinnweisse Farbe von der matten strohgelben Rinde unterscheidet. Dieser ist weich und leicht zerreiblich und lässt sich vor dem Löthrohre leicht zu einem Wismuthkorn reduciren. Hier also wieder die bei Schwe- felmetallen häufige Erscheinung, dass der Sauerstoff den Schwefel verdrängt und dieses in ein Oxyd umgewandelt wird, wie hier Bi20% aus Bi2S3 entstand. Die Stufe stammt von Orawicza im Banat. Kupferkies nach Fahlerz, — Bei Lickard in Cornwall kömmt sehr schön Fahlerz mit Kupferkies überzogen vor und liefert einen neuen Beweiss für die Ansicht, dass die Kupferkiesrinde aus dem Fahlerz selbst hervorgegangen ist. Denn es zeigen die Kry- stalle, wo die Rinde abgesprungen, durchaus nicht die Schärfe der Ecken und Kanten und das Ebene der Flächen, wie die Rinde selbst. 103 Ferner liegt diese nicht immer fest auf dem Fahlerz auf, sondern ist fast stets durch einen grössern oder kleinern Zwischenraum davon getrennt und endlich sind Bleiglanzkrystalle mit denen von Fahlerz auf die verschiedenste Weise verwachsen, so dass jene aus diesen und umgekehrt hervorragen; während nun die Fahlerzkrystalle mit einer Kupferkiesrinde überzogen erscheinen, sind die Bleiglanzkrystalle nackt,.was bei blosser Ueberzugsbildung nicht der Fall sein könnte. Kupferkies nach Fahlerz findet sich auch auf der Levant Mine, St. Just, in Cornwall. i G. Rose, systematisches Verzeichniss der Meteo- ritenin der Berliner Sammlung. — I. Eisenmeteorite. 1. Me- teoreisen, nickelhaltiges Eisen, worin Schreibersit d. i. Phosphor- nickeleisen und Tänit d. i. eisenhaltiges Nickel regelmässig oder unre- gelmässig eingemengt ist. a. Aus einem Individuum bestehend, ohne schalige Zusammensetzung Nr. 1—3. b. Aus vielen grobkörnigen Individuen bestehend Nr. 4—9. c. Aus einem Individuum bestehend mit schaliger Zusammensetzung parallel den Flächen des Octaeder Nr. 10—46. d. Aus feinkörnigen Individuen bestehend .»Nr. 47—54. Anhang Nr. 55. — 2. Pallasit, Meteoreisen mit eingeschlossen Kry- stallen von Olivin, Nr. 56—61. — 3. Mesosiderit, körniges Gemenge von Meteoreisen, Magnetkies, Olivin und Augit, Nr. 62—65. — II. Steinmeteoriten. 1. Chondrit, feinkörnige Grundmasse mit eingemeng- ten kleinen Kugeln eines Magnesiasilikates und Körner von Olivin, Chromeisenerz, eine noch zu bestimmende schwarze Substanz, sowie von Nickeleisen und Magnetkies, Nr. 64—140. — 2. Howardit, fein- körniges Gemenge von Olivin mit einem weissen Silikat, möglicher- weise Quorthit mit wenig Chromeisenerz und Nickeleisen, Nr. 141— 143. — 3. Chassignit, kleinkörniger eisenreicher Olivin mit einge- mengten kleinen Körnern von Chromeisenerz, Nr. 144. — 4. Shalkit, körniges Gemenge von Olivin, Shepardit und Chromeisenerz, Nr. 145. — 5. Chladnit, Gemenge von Shepardit mit einem thonerdehaltigen Silikate und mit geringen Mengen von Nickeleisen, Magnetkies und einigen andern Substanzen, Nr. 146. — 6. Kohlige Meteoriten, Nr. 147—149. — 7. Eukrit, Gemenge von Quorthit und Augit mit wenig Magnetkies und meist viel weniger Nickeleisen, zuweilen mit gelben Blättchen und Olivin Nr. 150—153. Bei allen Stücken ist der Fundort, Gewicht und, soweit bekannt, auch die Fallzeit angegeben worden, zu einigen noch besondere Bemerkungen. — (Poggendorffs Annal. OXVII. 419—432.) B. H. Wichelhaus, Annalyse des Meteoreisens von der Hacienda St. Rosa in Mexiko. — Das in der Heidelberger Sammlung befindliche Stück ist äusserlich mit einer schwer ablösbaren ÖOxydschicht von brauner Farbe überzogen, eine derbe dichte Masse mit hakigem Bruch, im Ansehen durchaus homogen, nach Entfernung des Ueberzugs stahlgrau, keine Widmanstättischen Figuren. Die Annalyse ergab Fe 96,072, Ni 3,263, Co 0,55, PS 046. Das Eisen kommt dem Braunauer zunächst. — (Ebenda 631— 634.) W. 104 Th. Scheerer, angebliche Pseudomorphose des Spreusteines nach Cancrinit neb st Bemerkungen über Eläolith. — Der sehr interessante Cancrinit im norwegischen Zirkonsyenit vervollständigt die Analogie, welche zwischen diesem und andern eläolithführenden Gesteinen (Miascit des Ural, Ditroit Siebenbürgens, Zirkongesteine von Lichtfield) statt hat. Der Caneri- nit ist nun erst neuerdings in seinem norwegischen Versteck aufge- funden und zwar an der Fundstätte des Asterophillits bei Barkevig am Brevifjord. Sämann und Pisani folgern aus ihren Beobachtungen, dass Cancrinit und Spreustein mitunter neben einander, stellenweise auch gemengt mit einander angetroffen werden und dass, wenn man von den Bestandtheilen des Canerinits etwa 4,3 Proc. kohlensauren Kalk, 4,15 kohlensaures Natron und 1 Natron wegnimmt und dafür 3,8 Wasser hinzufügt, man- die chemische Mischung des Spreusteins erhält, daraus folgern sie: sämmtlicher Spreustein des norwegischen Zirkonsyenits sei durch chemische Umwandlung aus Cancrinit ent- standen und somit seien auch alle Spreusteinkrystalle nichts als Pseu- domorphosen nach Cancrinitkrystallen. Sch. hat schon früher diese kühne Behauptung gründlich widerlegt und hebt die Hauptgegen- gründe nochmals hervor. Die Untersuchung der fremden Beimengun- gen einiger norwegischer Zirkonsyenit-Mineralien führte ihn noch auf folgende Thatsachen. Im Spreustein, Eläolith und Feldspath sind in variabler Menge pulverförmige Substanzen eingemengt. Die des Spreusteins bestehen wesentlich aus Diaspor, die des braunen Eläo- liths wahrscheinlich ebenfalls oder doch zum Theil, und das dürfte auch mit dem Feldspath der Fall sein. Es liegt wohl keine Erklä- rung des Auftretens dieser jedenfalls thonerdereichen Einmengungen näher als die Ansicht: es spiele die Thonerde in dem völlig quarz- losen, basenreichen Zirkonsyenit die Rolle eines Restbestandtheiles, d. h. dieselbe chemische Rolle wie der Quarz in den kieselsäurerei- chen Gebirgsarten: die eines bei der Krystallisation der constituiren- den Gemengtheile übrig gebliebenen Stoffes. Warum hat sich derselbe aber vorzugsweise im Spreustein aufgehäuft? Die Farbe gewisser rother Feldspathe rührt von einer geringen Menge beigemengten Ei- senoxyds her. In dem Sonnenstein oder Aventurinfeldspath von Tvedesstrand in Norwegen hat sich das Eisenoxyd krystallinisch aus- geschieden und ist darum leicht erkennbar. In den solche Feldspäthe führenden Graniten hat Sch. nie zugleich ein anderes Mineral ange- troffen, welches in gleicher Weise mit Eisen inprägnirt gewesen wäre. Nun ist ausgemacht, dass in Graniten und Pegmatiten der Feldspath sich in der Regel zuerst krystallinisch ausgeschieden hat, dann erst Quarz und Glimmer folgten. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass ein aus einer plutonisch geschmolzenen Masse sich allmählich krystallinisch ausscheidendes Mineral gewisse fremdartige Partikel mit sich fortführt und in sich einschliesst. So erhalten wir eine Vor- stellung von der Anhäufung fremder Substanzen in manchen Feld- späthen, Amphibolen, Glimmern u. s. w., während der sie begleitende 105 Quarz fast stets frei davon geblieben. In dem Spreusteinsyenit haben sich die Spreusteinkrystalle noch früher gebildet als der Feldspath krystallisirte; dieselben durchbohren gleichsam mit ihren langen Säu- len den Feldspath in allen Richtungen und formiren ihre eigenthüm- lichen Zuspitzungen ohne durch den Feldspath wesentlich genirt zu sein. Allein mag nun der jetzt als Spreustein auftretende Palaeona- trolith genau die chemische Constitution des Natrolith gehabt haben oder nicht, jedenfalls war er ein wasserhaltiges Mineral, welches unmittelbar aus der plutonisch geschmolzenen Masse des Zirkonsyeni- tes krystallisirte, sich aber in dieser Krystallform bei minderer Tem- peratur nicht halten konnte und daher innerlich die Form des ge- wöhnlichen Natrolith annahm. Keine andere Ansicht vermag das Auftreten der Spreusteinkrystalle auf eine so naturgemässe Art zu erklären. Man denke dabei nur an die bekannte Veränderung der Krystalle des geschmolzenen Schwefels, welche nach der Abkühlung unter Beibehaltung ihrer äussern monoklinoedrischen Gestalt, innerlich zu einem Haufwerk krystallinischer Partikel des rhombischen Schwe- fels werden, also ein vollkommenes Analogon zu den Spreukrystallen bieten. — (Poggendorffs Annalen CXIX. 145—155.) Sch. E. E. Schmidt, der Melaphyr von den Mombächler Höfen zwischen Baumholder und Grumbach und der darin eingeschlossene Labrador. — Am Rande des rhein- pfälzer Melaphyrs treten eigenthümliche Gesteine bisweilen ohne Un- terbrechung ihrer Stetigkeit auf. So nach Bergmann bei Martinstein bei Kirn, Schaumberg bei Tholey, Weisselberg bei Oberkirchen, alle als Dolerit bezeichnet, von Roth als verwitterte Melaphyre aufgeführt. Zu solehen Randgebilden gehört auch das Gestein bei den Mombäch- ler Höfen. Steininger glaubte darin Olivin erkannt zu haben, ohne dass Jemand später dies Mineral wieder untersucht hat. Das Ge- stein ist sehr dunkel schwarz, leicht zersprengbar, seine Dichte zwi- schen 2,580—2, 646. Es besteht aus einer pechsteinähnlichen Grund- masse und aus eingestreuten olivinähnlichen Körnchen. Die Grund- masse herrschtvor, ist von unebenem Bruch, graulichschwarz schwach fettglänzend, weniger hart als Feldspath, im Glasrohr erhitzt, gibt sie etwas Wasser und wenig weisse Dämpfe von bituminösem Geruch und alkalischer Reaktion ab, nach dem Erhitzen ist sie heller; vor dem Löthrohre zu einem schmutzig weissen, trüben Glase schmelzend. Das olivinähnliche Mineral grenzt sich meist unregelmässig gegen die Grundmasse ab, ist selten bis zu 3mm gross. Die Analyse des ganzen Gesteines erwies 0,96 Magneteisen, 15,04 Augit, 34,00 Oligoklas und 50,00 Labrador. Das grüne olivinische Mineral besteht aus 53,41 Kieselsäure, 24,88 Thonerde, 4,89 Eisenoxyd, 9,42 Kalkerde, 0,44 Talk- erde, 5,62 Natron. Wie Härte, Dichte und Schmelzbarkeit, so stimmt auch die chemische Zusammensetzung mit dem Labrador überein. — (Ebda. 138 — 145.) H. Rose, Zusammensetzung der natürlichen riob- haltigen Mineralien (cf. Bd. XXI 366). — 3. Columbit von 106 Grönland ist neuerdings im Kryolith entdeckt in ausgezeichneten Krystallen und ungleich reiner als der von Bodenmais und aus den Vereinten Staaten, hat auch die geringste Dichtigkeit und ein Pulver von lichterer Farbe. Seine Analyse ergab 1. 11. Unterniobsäure 76,04 77,80 Zinnoxyd 0,39 0,07 Eisenoxydul 16,91 16,52 Manganoxydul 4,34 4,95 Kalkerde 0,54 0,39 Spurv.Kupferoxyd 98,22 99,83 4. Columbit vom Ural gemeinschaftlich mit Samarskit im Ilmengebirge, zu welchem Hermann und Bromeis ausser den gewöhn- lichen Bestandtheilen noch Magnesia, Yttererde und Uranoxydul fan- den. Er hat ein sehr frisches Ansehen und ein schwärzlich graues Pulver mit einem geringen Stich ins Braune. Das spec. Gewicht wird auf 5,43 5,461 5,447 und 5,73 angegeben. Die Analyse ergab Sauerstoff Unterniobsäure 76,66 15,13 Zinksäure 0,42 0,097 15,31 = 3,06 Uranoxyd 0,57 0,09 Eisenoxydul 14,29 3,16 Manganoxydull - 7,52 1,69) 5,00 = 1 Kalkerde 0,54 0,15 100,00 Aus all diesen Untersuchungen ergiebt sich, dass in den rein- sten Abänderungen des Columbits die Unterniobsäure mit Eisen- und Manganoxydul in dem Verhältniss verbunden ist, dass sie dreimal so viel Sauerstoff enthält als die beiden Basen zusammen. Die chemi- sche Formel für den Columbit ist daher ns Nb2 O0? und er hat die Zusammmensetzung eines neutralen unterniobsauren Salzes. So sind aber nur die Columbite aus Grönland und vom Ural, die von Boden. mais und aus den Vereinten Staaten sind mehr weniger zerseszt und geben für sich kein richtiges Bild ihrer Zusammensetzung. Das spec. Gew. ist in reinem unzersetzten Columbit stets dasselbe 5,374—5,447, es wird um so höher, je weiter die Zersetzung vorgeschritten. Die Krystallform stimmt mit der des Wolframs überein, auch ist beider atomistische Zusammensetzung sehr ähnlich, bei beiden verhält sich der Sauerstoff der Basen zu dem der Säuren wie 1:3, die Basen sind dieselben, Eisenoxydul und Manganoxydul, aber in verschiede- nem Verhältniss, jedoch ohne erhebliche Bedeutung. Mehr als letzte- res fällt bei der Isomorphie beider Mineralien auf, dass die Säuren nicht von gleicher atomistischer Zusammensetzung sich annehmen lassen. In der Unterniobsäure sind 2 Atome des Metalls mit 3 At. 107 Sauerstoff verbunden. Ebenso viel Atome Sauerstoff nehmen wir auch in der Wolframsäure an, aber diese sind mit nur 1 At. des Metalls vereinigt, die: Wolframsäure ist auf nassem Wege keine sehr starke Säure und kann mit der Schwefelsäure und selbst mit der Chrom- säure an Stärke der Verwandschaft nicht verglichen werden. Sie ist unlöslich im Wasser, während die Säuren, die bestimmt aus 1. At. Metall und 3 At. Sauerstoff bestehen, fast alle leicht in Wasser lös- lich sind. Aus der Isomorphie des Columbits mit dem Wolfram folgt die Isomorphie der Unterniobsäure mit der Wolframsäure und dadurch ‚wird eine gleichatomige Zusammensetzung beider Säuren wahrschein- lich. Mit der Wolframsäure atomistisch gleich zusammengesetzt ist die Molybdänsäure, die mit jener in den Bleioxydverbindungen iso- morph ist. Wir müssen also auch in der Molybdänsäure 2 At. Me- tall mit 3 At. Sauerstoff vereinigt annehmen. Die Atomgewewichte des Wolframs und des Molybdäns müssen nach dieser Annahme mit 2 dividirt werden. II. Samarskit zuerst von Rose als Uranotantal beschrieben, von Miask im Ilmengebirge. Sein sp. Gew. liegt zwischen 5,6 und 5,7. Die mehrfachen Analysen desselben stimmen wenig überein, sie ergaben: . I 11 111542 IV V vI vu Wasser —_ —_ — —_ — 045 0,40 Unterniobsäure 56,38 56,00 55,91 54,92 55,28 ı 50.17 Wolframsäure — en we 0,755 0,48 1,36) ° Uranoxyd 14,16 16,70 16,77 17,87 20,56 11,60 11,08 Zirkonsäure — B= —_ —_ — 4,35 4,25 Zinnsäure — —_ —_ Spur 0,26 0,05 0,63 Thonerde _ — —_ —_ _ 6,05 5,55 Yttererde 9,15 11,04 836 : 5,10 4,72 ae 15.90 Ceroxydul ze e— — 0.331) Eisenoxydul 15,43 15,90 15,94 16,00 14,09 11,08 10,55 Manganoxydul _ _ — 0,42 0,69 0,96 1,61 Kupferoxyd Spur. Spur Spur — 0,07 0,25 Magnesia 0,80 075 075 0,81 022 0,14 0,04 Kalkerde 0,92 1,02 1,88 055 0,33 0,73 0,64 96,84 101,41 99,61 95,92 96,70 100,41 100,82 (Ebenda.) L. Maderspach, künstliches Kupfersammterz. — Bei dem Brande des Moldawaer Bergwerkes im J. 1848 rettete man etwa 1000 Centner Schwarzkupfer und liess diese zn Szaska rosettiren und die dabei abfallende Garkrätze separat aufbewahren, um sie später zu Gute zu bringen. Diese Krätzwerke waren während ihrer Erzeu- gung in eine 2!/,‘ Quadratfuss haltende Kammer gelaufen. Nachdem bereits der grösste Theil des Schwarzkupfers verarbeitet war, brach in jener Kammer Feuer aus und musste Wasser aus dem Hüttenka- nale eingeleitet werden, wobei der unter dem Strassenniveau liegende Schoppentheil ganz unter Wasser zu stehen kam. Als 5 Jahre später 108 der Schoppen entleert wurde, fand sich ein 2--4” mächtiger, 5’ von der Mitte des Haufens nach der Sohle sich ziehender Streifen in Dru- sen mit Kupfersammterz besetzt. Die qualitative Analyse erwies Schwefelsäure. Kupferoxyd, Thonerde, Wasser. — (Bullet. natur Mos- con 1862. 1I. 645.) R. Hermann, einige neue russische Mineralien. — 1. Planerit wurde in der Kupfergrube von Gumeschefsk am Ural ent- deckt und zu Ehren des Entdeckers Planer benannt. Es ist ein grü- ner Ueberzug auf den Klüften eines zerfressenen Quarzsteines, im Innern rein spangrün, an der Luft olivengrün. Die Struktur ist kryp- tokrystallinisch, die Oberfläche drusig, der Bruch versteckt faserig. Strich und Pulver grünlichweiss; an den Kanten durchscheinend. Härte 5, spec. Gew. 2,65. Im Kolben erhitzt, wird es grau und gibt viel Wasser; in Borax leicht auflöslich; von Säuren nur wenig angegriffen. Die Analyse ergab: 33,94 Phosphorsäure, 37,48 Thonerde, 3,72 Kupfer- oxyd, 3,52 Eisenoxydul, 20,93 Wasser. Hienach schliesst sich das Mi- neral an den Wawellit zunächst an.— 2. Kupfferit ist ein chromhalti- ger Stahlstein von Miask, eingewachsen in Granit in Prismen, spalt- bar nach den Prismenflächen, schön smaragdgrün, an der Luft bräun- lich, in dünnen Splittern durchsichtig; Glasglanz; Härte 5,5, spec. Gew. 3,08. Die Analyse ergab: 57,46 Kieselerde, 1,21 Chromoxyd, 0,65 Nickeloxyd, 6,05 Eisenoxydul, 2,93 Kalk, 30,88 Talkerde, Spuren von Alkalien, 0,81 Glühverlust. — 3. Kokscharowit besteht aus 45,99 Kieselsäure, 18,20 Thonerde, 2,40 Eisenoxydul, 12,78 Kalk, 16,45 Talk- erde, 1,06 Kali, 1,53 Natron, 0,60 Glühverlust. Der Kupfferit lässt sich als Chrom-Amphibol bezeichnen, der Kokscharowit als Tytremolit. — 4. Bagrationit von Achmatowsk hat die Form des Bucklandits; im Bruch dicht, kleinmuschelig und glänzend, schwach an den Kanten durchscheinend, Härte 6,5; spec. Gew. 3,46. Die Analyse erwies: 39,37 Kieselsäure, 0,90 Titansäure, 20,19 Thonerde, 9,82 Eisenoxyd, 3,82 Eisenoxydul, 3,60 Lanthanoxyd, Didymoxyd und Ceroxydul, 18,00 Kalk, 1,98 Talkerde, 1,60 Wasser. Die Titansäure rührt von Sphen her, welcher fein eingesprengt ist. Diese abgezogen, ist die Mischung eine Verbindung von 5 At. Bucklandit und 1 Atom. Uralorthit. — (Ibidem III. 240 — 251.) Palaeontologie. Ed. Eichwald, Fauna und Flora des Grünsandes um Moskwa. — Schon 1846 hatte E. die Ehlo- ritschicht von Choroschowo und den Sandstein von Kotelniki und Lyt- karino für Kreide erklärt gegen Murchisons Deutung auf Jura. Neuer- dings hat Trautschold die Petrefakten dieser Gebilde beschrieben und sie ebenfalls für jurassische erklärt (cf. Bd. XX S. 255), allein E. be- sitzt noch viele andere Arten daher und verglich dieselben mit den Trautscholdschen. Die Pflanzenreste im Sandstein von Kliu sind We- aldenarten, so Pecopteris Murchisonana, Reussia, Equisetites, Cycadi- tes nach Trautschold, aber die Pecopteris ist eine deutliche Weichse- lia aus dem Harzer Quadersandstein! den Rhadiolites des Verf.’s hatte Trautschold für eine Koralle: Pleurophyllum argillaceum erklärt, was 109 hier widerlegt wird. Derselbe hatte in den Aucellenschichten von Choroschowo 20 Juraarten erkannt und diesen setzt Verf. hier zu- nächst 21 Kreidearten daraus entgegen, darunter Terebratula sella und pectoralis, Pecten orbicularis, Lima Hoperi, Inoceramus concen- tricus, propinquus, sulcatus, Cardium ventricosum, Trigonia carinata, Venus faba etc., und sie stellen die Schicht dem Grünsande parallel. Die angeblichen Juraarten betreffend erklärt E. Cidaris spatulata für eine neue Art, Rhynchonella Loxiae neu, Terebratula ornithocephala eine sehr schwierig deutbare Form, T. vicinalis führt d’Orbigny als T. Fischerana anf und T. cornuta soll mit letzter identisch sein, T. intermedia ist T. Alfonskii Fahrk, Ostraea pectiniformis ist Cteno- streon distans nov. gen., was freilich schwer einzusehen ist, Plicatula sareinula soll Pl. convexa n. sp. sein, Pecten annulatus wird auf P. erassitesta gedeutet, Lima Philipsi auf L. Hoperi, L. consobrina auf L. Royerana, Avicula semiradiata bedarf noch der Aufklärung, Au- cella mosquensis ist Au. Fischerana, und Au. concentrica nur eine Abart von ihr, Pinna Hartmanni ist P. cuneata, Cucullaea elongata ist C. lateralis, C. oblonga = Arca glabra, Trigonia costata = Tr. carinata, Astarte mosquensis begreift Venus faba und V. obesa, Car- dium concinnum = C. Zillanum, Goniomya literata möchte eher Pho- ladomya Mailleana sein, Pholadomya fidieula = Ph. Royana, Ammo- nites Koenigi ist A. nodiger, A. fulgens— A. Beudanti. So löst Eich- wald fast alle Arten in solche der untern Kreide auf und macht da- mit die obere und mittle Schicht von Choroschowo zum Grünsand, denn mit den Arten der letztern verfährt er ganz ebenso. Er be- rührt zum Schluss noch einige gleichaltrige Localitäten. Es ist al- lerdings eine auffallende Erscheinung diese ganz verschiedene Deu- tung derselben Petrefakten, und Eichwald hofft, dass Fr. Roemer, der die Localität besuchte, bald eine Entscheidung über diesen Streit herbeiführen wird. — (Bullet. natur. Moscon 1862. II. 355—410.) M’Coy, alte und neue Organismen in Victoria. — Man hatte in dem Vorkommen der Trigonia und der Beutelthiere in der neuholländischen Fauna eine nähere Beziehung zu der jurassischen Zeit erkennen wollen und daraufhin Neuholland für den ältesten Welt- theil erklärt. Verf. dagegen findet die dortige Entwicklung des or- ganischen Lebens ganz ebenso wie in Europa und Amerika und tritt jener Ansicht mit positiven Thatdachen entgegen. Er fand zunächst in den. untersilurischen Schiefern bei Melbourne, welche die goldfüh- renden Quarzadern der Goldfelder enthalten, zahllose Graptolithen z. Th. identische mit den europäischen und nordamerikanischen. Am häufigsten sind Diplograpsus pristis His, D. mucronatus Hall. D. rectangularis, Cladograpsus ramosus Hall, C. folium und bicornis Hall, von Didymographsus kommen vor: serratulus Hall, caduceus Salt. furcatus Hall., ferner Graptolithus gracilis und Logani Hall,, Monograpsus ludensis Murch., M. tenuis Portl., M. sagittarius His. In den schwarzen Schiefern von Deep Creek N. von Melburne kommt wie in Wales vor: Hymenocaris Salteri MC., bei Broadhurst 110 Creek auch Phacops longicaudatus häufig, ferner noch Orthocerag bullatum. Die paläozoische Fauna war hienach dieselbe auf der gan- zen Erdoberfläche. Die obern paläozoischen Bildungen Neuhollands kennzeichnen Productusarten und Lepidodendron. Der mehrzoischen Periode werden die Kohlenlager von New South Wales und Tasma- nia zugeschrieben, in welcher Cycadeen vorwalten und auch die ju- rassische Taeniopteris vittata gefundtn worden ist. M’Coy verlegt diese Lager zwischen untere Trias und untere Great oolite und stützt seine Ansicht zugleich auf die in der Nähe von Wolumbilla vorkom- menden Fossilien, wie Belemniten, Pentacrinus und Muscheln, die den Formen des Unterooliths, Lias und Trias zunächst stehen. Auch die charakteristische Myophoria ist darunter. Die Tertiärperiode hat eine sehr ausgedehnte Region in Neuholland aufzuweisen, nicht allein durch eine reiche Dikotylenflora, sondern auch durch gigantische Thierfor- men, welche in Vietoria wie in Neuseeland, Indien, Amerika und Eu- ropa als Antitypen zu den dort noch lebenden eigenthümlichen For- men vorausgegangen sind. Eine Reihe mariner Tertiärschichten, 10 Meilen von Geelong ist miocän, eine andere Reihe an der gegenüber- liegenden Küste von Hobsons Bai obereocän. — (Ann. mag. nat. hist. 1862 Nr. 50. p. 137—150.) J. Hall beschreibt neue Crinoiden aus dem Kohlen- gebirge des Mississippithales: Actinocrinus leucosia, A. clio, A.'equibrachiatus, A. opusculus, A. corbulis, A. cloelia, A. rusticus, A. limabrachiatus, A. reticulatus, A. unispina, A. (Megistocrinus) Whi- tei, A. fiscellus, A. desideratus, A. clivosus, A. chloris, A. excerptus, A. clarus, A. ventricosus, Amphoracrinus Aust—=Agaricoerinus Troost und für diese Gattung A. planoconvexus, A. bellatrema, A. excavatus, A. corrugatus, A. inflatus; Platycrinus elegans, Pl. clytis, Pl. excava- tus, Pl. brevinodus, Pl. striobrachiatus ; Diehocrinus plicatus, D. sei- tulus. D. liratus, D. pocillum; Cyathocrinus latus, C. solidus, C. Ho- vegi, C. parvibrachiatus, C. macropleurus, C. ineipiens, C. Lyoni, C. viminalis; Poteriocrinus dilatatus, P. ventricosus, P. fusiformis, P. Barrisi, P. lepidus; Zeacrinus scoparius; Scaphiocrinus spinobrachia- tus, Sc. Whitei, Sc. ramulosus, Sc. Halli, Se. tortuosus, Sc. carinatus, Se. orbicularis, Sc. doris, Se. unicus, Sc. nodobrachiatus, Sc. aequalis; Forbesiocrinus Thiemei, F. spinifer, F.juvenis, F. asteriaeformis; Me- spilocrinus seitulus; Rhodocrinus Bärrisi, Rh. Whitei; Trematocrinus retieulatus; Codaster Whitei. — (Boston Journ. nat. hist. 1861, V1l. 261—328.) Ch. A. White, giebt geologische Beobachtungen über Burlington, Jowa und Umgegend und beschreibt als neu Rhyncho- nella pustulosa, Nucleospira Barrisi, Terebratula burlingtonensis, Athy- ris erassicardinalis, Productus laevicosta, Orthis Thiemei und Spirifer solidirostris. Hieran reiht er ein Verzeichniss sämmtlicher bei Bur- lington vorkommenden Versteinerungen, — (Ibidem 209—225.) G. C. Swallow beschreibt neue Petrefakten aus der Kohlen- und devonischen Formation im Missouri: Penta- 111 tremites Missuriensis, Orthis celarkensis, O. cooperensis, Orthisina occidentalis, Terebratula gracilis, T. parva, T. arcuata, T. brevilobata, Rhynchonella arctirostrata, Rh. perrostellata, Spirifer translatus, Sp. Kelloggi, Sp. laevigatus, Sp. latior, Sp. clarus, Spirigera plattensis, Sp. Singlettoni, Sp. pectinifera, Sp. reflexa, Sp. clintonensis, Sp. ame- ricana, Sp. caput serpentis, Sp. formosa, Sp. euzona, Productus ame- ricanus, Pr. auriculatus, Pr. fentonensis, Pr. depressus, Pr. gradatus, Pr. coraeformis, Koninckina americana, Allorisma antiqua,- Cypricar- dia pikensis, C. Shumardana, C. Wheeleri, C. occidentalis, C. chou- teauensis, Pecten Broadheadii, P. missuriensis, Avicula magna, Conu- laria osagensis, Orthoceras chesterense, Euomphalus perspectivus, Eu. boonensis, Dentalium missuriense, Pleurotomaria chesterensis, Pl. trochiformis, Bellerophon missuriense, Natica chesterensis, Macrochei- lus cooperensis. — (Transact. Acad. St. Louis 1863. II. 81—100.) B. F. Shumard, neue Petrefakten aus dem Potsdam- sandsteine und der Calciferous Sandgruppe in Wisconsin und Missouri: Dikelocephalus latifrons, Arionellus bipunctatus, Cono- cephalecs iowensis (Owen), C. visconsinensis (Owen), C. chippevaen- sis (Owen), C. hamulus (Owen), C.. minor, Agnostus orion, Straparo- lus valvataeformis, Murchisonia ozarkensis, M. carinifera, Raphistoma subplana, Orthocerus ozarkensis, Lituites complanata. — Spirifera organensis, Goniatites texanus, G. choctavensis, Straparolus magnifi- cus, Proetus Prouti, Elaeacrinus kirkwoodensis. — (Transact. Acad. St, Louis 1863. II. 101—113.) °H. Credner, die Nerinen und Chemnitzien im obern Jura NDeutschlands. — In seinem oben berichteten Buche über die Gliederung des Weissen Jura behandelt Verf. anhangsweise spe- ciell die Arten genannter beider Gattungen. Nerina beschrieb bereits F. A. Römer 6 Arten, denen Goldfuss eine 7. hinzufügte. Die mei- sten fand Cr. in guten Exemplaren und dazu noch neue Arten. Er beschreibt dieselben unter Benutzung mehrer Privatsammlungen und zwar a. die Arten mit einer Falte: 1. N. pyramidalis Mstr.: testa- ceonica, umbilicata; spira subconcavya, angulo 28 — 309; anfractibus quidpiam excavatis laevibus; apertura quadrangulari, canali brevi, ba- si laevi, plica columnari singula, simpliei, in den Pterocerasschichten des Kimmeridgien. — b. Arten mit 2 Falten: 2. N. Gosae Röm.: testa conica elongata, imperforata; spira angulo 15°; anfractibus ex- cavatis laevibus; apertura subquadrata, biplicata; plicis simplieibus, labro 1, columella 1, in denselben Schichten. — 3. N. Desvoidyi d’Orb: testa elongata conica, imperforata; spira angulo 10—209, anfractibus excayatis, laevigatis, infere intumescentibus, aperiura quadrata, bipli- cata; plicis: labro 1, columella 1, simplieibus, mit vorigen. — 4. N. obtusan. sp.: testa brevi conica, umbilicata; spira angulo 28—30°; anfractibus parum excavatis, costulatis, superne et inferne nodulosis, apertura subquadrata, biplicata; plicis simplicibus: labro 1, columella 1, im dolomitischen Kalksteine des untern Kimmeridgien. — c. Arten mit 3 Falten; 5, N. visurgis Röm.: testa brevi conica, imperforata; 112 spira angulo' 20°, anfractibus excavatis, transversim striatis, apertura compressa, triplicata, plieis: labro 1, columella 2, simplieibus, im obern Coralrag Römers oder den Florigemmaschichten Oppels. Es reihen sich dieser Art eng an die schwer unterscheidbaren Steinkerne N. suprajurensis Voltz, N. tuberculosa Röm., N. sequana Thirz, N. spe- ciosa Voltz. N. Zeuschneri Pet. und mehre d’Orbignysche Arten. — 6. N. tuberculosa Röm.: testa conica, elongata, imperforata; spira angulo 10— 11°; anfractibus parum excavatis, inferne tuberculosis; basi transversim striata, apertura obligue subtetragona, plieis: labro 1, columella 2, simplieibus. — 7. N. reticulata n. sp.: testa conica, elongata, imperforata; spira angulo 10°, anfractibus excavatis, superne tuberculosis, longitudinaliter et transversim nodulose striatis; basi declivi, spiraliter striata; apertura subquadrata plicata, plieis labro 1, columella 2, simplicibus, mit voriger in der Nerinenbank an der un- tern Grenze des Kimmeridgien. — 8. N. strigillata n. sp. testa conica, elongata, imperforota; spira angulo 7°, anfractibus cylindrieis, parum concavis, superne intumescentibus et strigillatis, basi laevi declivi; apertura obliqua rhomboidali, triplicata, plieis: labro 1, colu- mella 2, simplieibus, wie vorige. — 9. N. Caecilia d’Orb: testa elongata, imperforata; spira angulo 10°, anfractibus excavatis, antice posticeque elevatis, transversim 4-costatis, costis tuberculatis; aper- tura triplicata, plieis: labro 1, columella 2, simplicibus, ebenda. — 10. N. Mariae d’Orb: testa elongata, imperforata; spira angulo 8°, anfractibus excavatis, inferne nodosis, transversim costatis, apertura compressa. triplicata, plicis: labro 1, columella 2, simplieibus, in den Pterocerasschichten. — 11. N. fasciata Roem.: testa conica elongata imperforata, spira angulo 4—5°; anfractibus superne planis, inferne subexcavatis, transversim striatis, sriis nodulosis 6—8; basi declivi spiraliter striata; apertura subquadrata plicata, plicis simplieibus labro 1, columella 2, im groboolitischen Kalkstein des obern Oxfor- dien. — 12. N. Moreana d’Orb: testa brevi, umbilicata, spira angulo 30°, anfractibus latis nodosis, ultimo magno, apertura elongata, an- tice canaliculata, triplicata, plieis simblieibus, labro 1, columella 2, im oolitischen Kalkstein der Pterocerasschichten. — 13. N. ornata d’Orb., im Thon der untern Nerineenbank des Kimmeridgien. — 14. N. cal- jiope d’Orb mit voriger. — d. Arten mit 4 Falten: 15.N. conulus Pet,, in der Nerineenbank am untern Kimmeridgien. — 16. N. nodosa Voltz N. Calypso d’Orb): testa conica, imperforata, spira angulo 15°, anfraetibus excavatis. in medio una aut duabus costis nodulosis cingulatis, margine supero nodoso; apertura subquadrata plicata, pli- cis simplieibus, labro 1, columella 3, wie vorige. — e. Arten mit fünf - Falten: 17. N. Mandelslohi Bronn: testa conica elongata umbili- cata; spira superne subconvexa, angulo 10—12°, anfractibus laeviga- tis, apertura subquadrata, superne recurva, inferne parum canalicu- lata, 5-plicata, plieis: labro 2, columella 3, superiore latiore et pro- clivi, complicatis, wie vorige. — 18. N. bruntrutana Thurm.: testa conica umbilicata, anfractibus depressis subconcavis, margine inrassa- 113 tis, plieis columnaribus ternis, parietalibus binis, inferiore majore, in den Pterocerasschichten. — Neben den Nerineen sind im Ndeut- schen obren Jura die Chemnitzien sehr charakteristisch und beschreibt Cr. folgende Arten: 1. Chemnitzia heddingtonensis d’Orb; in den obern Schichten des untern Oxfordien. — 2. Ch. abbreyiata (— Melania abbreviata Roem., Ch. condensata d’Orb): testa turrita abbreviata; spira angulo 400, anfractibus laevigatis, in medio concavis, superne inflatis, inferne elatis, ultimo maximo, basi declivi laevi, apertura ovata, superne angustata, columella spirali. An der untern Grenze des Kimmeridgien. — 3. Ch. Limmerana n. sp.: testa elongata, spira angulo 10—12°, anfractibus complanatis, laevigatis, superne limbatis; basi curvata, declivi, laevigata; apertura ovali, inferne exsinuata, su- perne recurva, in der Nerineenbank des untern Kimmeridgien. — 4, Ch. Clio d’Orb: testa elongata, conica, laevigata; spira angulo 11°, anfractibus complanatis, superne limbatis, apertura ovali, in den Pte- rocerasschichten. — 5. Ch. Bronni Roem. ebenda. — 6. Ch. fusi- formis n. sp.: testa elongata conica; spira parum concaya, angulo 15°; anfractibus convexis, undulate costatis; basi curvata, declivi, aper- tura ovali, inferne parum exsinuata, in der Nerineenbank des untern Kimmeridgien. — 7. Ch. Armbrusti n. sp.: testa elongata conica; spira superne subconvexa, angulo 10°, anfractibus complanatis, superne limbatis, longitudinaliter costatis, costis superne et inferne subnodo- sis, basi convexa declivj, apertura ovali, superne recurva, in den Pte- rocerasschichten. — 8. Ch. dichotoma n.sp.: testa elongata conica, spira angulo 20— 25°, anfractibus subconvexis, superne subsinuatis, ecostatis, costis curvatis, superne simplieibus, inferne dichotomis, basi convexa declivi; apertura ovali, superne recurva, operculo perforato, in den mittlen Schichten des untern Kimmeridgien. Ed. Suess, über Serpula parallela.— Dieser von M’Coy aus dem Kohlenkalk von Yorkshire beschriebene und sehr häufige Wurm besteht aus sehr langen, dünnen, in Büscheln parallel liegenden, geraden Stäbchen mit röhrig durchbohrter Mitte und von gleicher Stärke. Diese Stäbchen sind aus Kieselerde gebildet, während die andern Versteinerungen des Kalkes keine Kieselerde enthalten. S$. erklärt diese Serpula für den Kieselstiel einer Hornkoralle , ganz ähnlich der Hyalonema, welche Gray, Hauer, Brand und zuletzt Max Schultze beschrieben haben. Des letzteren Monographie scheint $. ent- gangen zu sein. — (Wiener zool. botan. Werhdign. XII. 85.) OÖ. Speyer, die fossilen Ostracoden aus den Casse- ler Tertiärbildungen. — Gr. Münster beschrieb zuerst 4 Arten 1830 und dann Reuss im J. 1855 zwölf, wozu Verf. noch 24 fügt und die Gesammtzahl auf 35 feststellt. Sie finden sich in den ober- oligocänen, eisenhaltigen Sanden des Ahnegrabens in Niederkaufun- gen, in den mitteloligocänen thonigen Lagen von Hohenkirchen, in den Mergeln von Harleshausen und in dem mitteloligocänen Septarien- thon vom Mittelthaler Braunkohlenwerk bei Oberkaufungen. 8 Arten derselben kommen tertiär in Frankreich und Belgien vor, 6 in Eng- XXIL 1863. 8 114 land, 4 im Meeressande von Weinheim, 7 in verschiedenen Ndeut- schen oligocänen Gebilden, 6 in den miocänen Oesterreichs, 3 im Subapenninenmergel von Castel arquato und 4 in der Kreide. 24 Arten sind Cassel eigenthümlich. Verf. beschreibt sie unter fol- gende Namen: Cythere amplipunctata, Jurinei Mstr, millepunctata, scrobiculata Mstr.. gibberula R., tenuimargo R., hexangulatopora, Bor- nemanni, hisqida, obliquata R., lyrata R., subtiangularis, bicostulata, plicata Mstr., incisa, confluens R., Hoernesi, undulata, bilacunosa, cornuta Röm, monoceros, subeoronata; Bairdia arcuata Bosq, sub- delloidea Mstr., falcata R., oviformis, Reussi, subteres R.; Cytheridea Mülleri Bosqg., papillosa Bosq., Bosqueti, fabaeformis, Cytherella Bey- rici, transversa. — (Casseler Bericht 1—62. 4 Hff.) 0. Sp. Fr. Steindachner, fossile Fische Oesterreichs: Beryx dalmaticus n. sp. von Capo Cesto bei Sebenico, neue Gattung am Monte Bolka Calamostoma: Corpus plus minusve elevatum, os in tubum valde longum protractum, pinna dorsalis elongata, unica, spinis fortibus, squamae asteriformes; aculeus caudalis lateralis nullus, mit den Arten: C. bolcensis und C. Canossae (= Acanthurus Canossae Heck.), ferner Clupea sagorensis und Cl. alta von Sagor, Morrhua szagadatensis daher, Labrax Heckeli aus Griechenland, — (Wiener Sitzgsberichte XLVII. 128—142. 3 Hff.) Fr. St. Botanik. A. Grunow, die östereichischen Diato- meen nebst neuen Arten anderer Länder und einer kritischen Ueber- sicht aller Gattungen und Arten. — Es beansprucht diese wichtige Abhandlung ein allgemeines Interesse wegen der vielen neuen Beo- bachtungen, über die im Einzelnen zu referiren unser beschränkter Raum nicht gestattet. Wir geben daher nur die Uebersicht der Fa- milien und Gattungen: I. Epithemieae, Schalen bogenförmig gekrümmt. Epithemia auf andern Algen aufgewachsen, ausser den Punktreihen starke Rippen. Eu- notia frei oder in Schleimmassen, einzeln oder zu wenigen verbunden, unterer Rand der Schalen ohne Zähne, Himantidium ganz wie Eunotia, nur in längere oder kürzere Bänder verbunden. Amphicantha ebenso, nur am untern Schalenrande mit zahnartigen Höckern. Ceratoneiseben- 80, aber mit Andeutung eines Mittelknotens. — II. Meridioneae. a. Im süssen Wasser. Meridion, Frusteln in der Jugend gestielt, im Alter kreisförmige Fächer bildend, Schalen mit durchgehenden Rippen und Punktreihen. b. Im Meere, ohne alle Rippen. «. Mit innnern Thei- lungswänden. Podosphenia, innere Wände rudimentär, mit einer sehr grossen Oeffnung, auf andern Algen festsitzend. Rhipidophora wie vorige, aber auf einfachen oder dichotom verästelten Schleimstie- len sitzend. Licmophora ähnlich, aber mit langen, stark fächerförmig gebüschelten Frusteln auf dicken oft, baumartig verästelten Schleim- stielen. Climacosphenia, Frusteln mit leiterartig durchbrochenen, in- nern Scheidewänden, auf kurzen oder langen, bisweilen ästigen Schleimstielen, ß. Ohne innere Wände. Sceptroneis, Frusteln lang mit lanzettlich keuligen, an beiden Enden verdickten Schalen, mit 115 von einer glatten Mittellinie unterbrochenen Punktreihen. Eucampia ähnlich wie Meridion, aber ohne Rippen. — III. Diatomeae. Frusteln in der Regel gerade, von der Hauptseite gesehen linear oder nach den Enden zu schwach verdünnt oder verdickt, Schalen symmetrisch, ohne Flügel und ohne vorspringenden Kiel. a. Ohne innere Wände, e. Schalen mit Rippen und Punktreihen. Odontidium. Sehalen mit starken Rippen, über die ganze Länge gleichmässig vertheilt, Punkt» reihen zusammengefiossen, undeutlich; in wenig gelösten Bändern. Diatoma in Ziezakketten. Plagiogramma, Schalen mit zwei centralen oder mit zwei centralen und zwei endständigen Rippen, deutlichen Punktreihen, Frusteln einzeln oder kurze Bänder bildend. £. Scha- len ohne Rippen. Fragillaria, Frusteln nicht angewachsen, in Bänder oder selten in Ziezakketten verbunden. Dimeregramma, wie vorige in kurzen oder langen Bändern und auch mit Schalen, die eine mehr minder breite Mittellinie zwischen den Punktreihen besitzen, die Ränder der Schalen von der Hauptseite wellig gekrümmt. Cymato- sira in Bändern, Ränder der Schalen von der Hauptseite gesehen stark wellig gekrümmt, die Schalen ohne Spur einer Mittellinie, Grammatonema sehr schwach kieselig, in Bändern wie vorige. Rha- phoneis, Frusteln einzeln, frei, Schalen mit breiter oder schmaler Mittellinie, Punktreihen mehr minder radial gestellt. Doryphora, ganz wie vorige, aber auf Schleimstielen sitzend. Synedra, auf andern Algen fächerförmig oder vereinzelt sitzend, oder mit einfachen oder ästigen Schleimstielen befestigt, Schalen von sehr verschiedener Struk- tur, meist lang lanzettlich oder linear, oft mit einem zarten, ring- förmigen Centralknoten, in einzelnen Fällen eunotiaartig gebogen. Asterionella, unten verdickte, fragillaria- oder synedraartige Frusteln, fächerförmig verbunden auf andern Algen festsitzend., Desmogonium synedraartige Frusteln durch dicke Schleimstiele in einem kettenartig fädigen Körper verbunden. b. Mit innern Scheidewänden. «. Im süssen Wasser. * Mit nur zwei Scheidewänden in jeder Frustel. Diatomella, Scheidewände mit 3 Oeffnungen, Schalen oft mit ziemlich deutliehen Mittelknoten. ** Mit mehren Scheidewänden in jeder Fru- stel. Tabellaria in Ziczakketen, Schalen ohne Rippen. Tetracyclus, einzeln oder in kurzen oder langen Bändern, Schalen mit durchge- henden Rippen. Stylobiblium, voriger ähnlich, mit kreisrunden Scha- len, nur fossil. ß. Im Meere. * Mit nur 2 Scheidewänden in einer Frustel. Grammatophora, in Ziezakketten, Scheidewände mit einer centralen Oeffnung, meist wellig gebogen. Climaconeis, Frusteln lang, frei, innere Scheidewände leiterartig durchbrochen. ** Mit mehrern innern Scheidewänden in einer Frustel. + Schalen mit Rippen und Punktreihen. Rhabdonema, in Bändern, Rippen abwechselnd eine ziezakförmige Mittellinie erreichend, meist aber von den viel stärkeren Punktreihen verdeckt, innere Scheidewände mit ein bis drei Oeffnun- gen. Climacosira, wie Rhabdonema, aber innere Scheidewände mit zahlreichen Oeffnungen leiterartig durchbrochen. t7 Schalen ohne Rippen. Hyalosira, in kleinen Ziczakketten. Striatella, in gestielten 8* 116 kurzen Bändern, innere Scheidewände, von der Hauptseite gesehen, ununterbrochen über die ganze Frustel gehend. Fessela wie vorige, die Scheidewände erscheinen, von der Hauptseite gesehen, oben und unten entspringend und nur bis zur Mitte gehend. — IV. Entopyleae, Frusteln von der Hauptseite bogenförmig gekrümmt. Entopyla, Scha- len mit Rippen, die untre concave nur im mittlern, von dem grossen Endknoten freigelassenen Theile mit rudimentären Scheidewänden. Gephyria ebenso, aber ohne innere Scheidewände. Campyloneis, obere Schale mit Punktreihen, untere mit Rippen und Punktreihen, ohne innere Scheidewände. V. Surirelleae, Frusteln gerade, keil- oder sat- telförmig gebogen, Kanten mehr minder deutlich geflügelt, die Scha- len immer mit Rippen, die aber bei einigen Formen ganz kurz rand- ständig, punktförmig sind... Campylodiscus, sattelförmig gebogen. Surirella, gerade oder keilförmig. Cymatopleura gerade, die Schalen mit wellenförmigen Erhebungen und randständigen Punkten. Podo- cystis, gestielte keilförmige Surirellen. — VI. Amphipleureae. Die lanzettlichen Schalen hochgewölbt mit zwei keilartig vorspringenden Rippen, Frusteln gerade oder gebogen, spindelförmig. Amphipleura, Frusteln frei, einzeln. Rhapidogloea, Frusteln in dichotomen, büscheli- gen, schwer sichtbaren Schleimscheiden, die kleine, kugelige, schlei- mige Massen auf andern Algen bilden. — VII. Nitzschieae. Schalen hochgewölbt, mit einem meist unsymmetrisch liegenden Kiele versehen. Denticula, Schalen mit starken Rippen, welche die halbe oder ganze Breite derselben einnehmen. Nitzschia, Rippen kurz, meist nur punkt- förmig am Kiele. Trybiionella, kielständige Punkte undeutlich, Punkt- reihen meist stark, oft in Kanäle zusammengeflossen. Bacillaria, in Tafeln vereinigte Nitzschien. Homoeocladia, in ästige Scheiden ge- drängte Nitzschien. — (Wiener zoog. botan. Abhdlgn. 1862. X. 315—472.) G. St. Schulzer, mykologische Beobachtungen. — 1. Abhängigkeit der Gestalt der Hymenomyceten von ihrer Substanz und dieser vom Standorte. Die Hymenomycetenfamilien der Polyporei und Agarieini zeigen alle Uebergangsstufen vom hutlosen, flachen bis zum vollständig runden Hute mit völlig centralem Strunke als Resupinati, Apodes, Merismata, Pleuropodes und Meropodes. Das letzte Glied, Amanita unter den Agaricineen besitzt ausser einem häu- tigen velum universum noch ein häutiges velum partiale zwischen dem Hutrande und dem Strunke gespannt, welches bei voller Ent- wickelung als Ring letzteren ziert. Nimmt man die ausgegossene hutlose Form für die unausgebildete an: so ist Amanita die vollkom- menste. Die Substanz variirt von holz- und korkartiger durch das Lederartige und Zähe bis zum Zartfleischigen. Zur Darstellung des vollkommensten Typus herab bis zum einfachen, aber vollständig runden Hute mit wirklichem Centralstrunke ist absolut eine zarte, fleischige Substanz nöthig, denn die wenigen Mesopodes des Polypo- rus mit zähem Fleische sind stets etwas excentrisch gestielt. Holz- kork- und lederartige Gebilde liefern die meisten Resupinati und Apo- 117 des. In der Mitte stehen Merismata und Pleuropodes, zähe oder le- derartig. Offenbar ist die feste Textur, welche nebst langsamen Wachsthume häufig ein sehr langes Vegetiren des Individuums be- dinst, ungeeignet zur Bildung edlerer Gestalten, die viel schneller entstehen und absterben. Im Allgemeinen hat der Standort den we- sentlichsten Antheil an der Beschaffenheit der Schwammsubstanz. Die harten Zunderschwämme ziehen ihre Nahrung aus dem fast un- veränderten Safte oft noch lebender Bäume, die zartfleischigen da- gegen bewohnen die aus zersetzten Vegetabilien bestehende Erde. — 2. Hymenomyceten haben bei höhern Formen ein mehr beschränktes Fruchtlager als bei, niedern. Das Fruchtlager dehnt sich bei den Resupinati fast immer soweit aus wie der Schwamm selbst. Wie die Hutbildung auftritt, findet es sich nur mehr auf der untern Seite, mag es Stacheln, Warzen, Blättchen oder Löcher bekleiden. Diese verbreiten sich aber bei den meisten Apodes am Standorte oft bedeu- tend tiefer herab als der Hut selbst reicht; bei den Merismata und Pleuropodes dehnen sie sich an der Unterseite des Stieles bis zum Fusse herab, endlich bei den niedersten Mesopoden noch ringsum am Stiele, erst tief dann immer weniger herablaufend. Die höhern Formen finden sich zwar z. Th. noch bei Polyporeen, zumeist aber bei den Agaricineen. Wir treffen deren Lamellen erst mit ihrer gan- zen Breite angewachsen an, dann ausgeschnitten, blos mit einem Zahne noch am Stiele angeheftet, endlich völlig frei und bei den vollendetsten Gestalten mehr weniger auffallend davon getrennt, ja sogar gegen den Strunk spitzig verschmälert. In je geringerer Ab- hängigkeit also das Hymenium eines Schwammes vom Standorte oder Stiele steht, jemehr es ausschliesslich der jedenfalls feinen Hutmasse entspringt, auf desto höherer Stufe befindet es sich. Hiernach steht Russula noch über Agaricus und Armillaria wird der Amanita zu nahe gestellt. Keine Russula wächst auf Holz, wohl aber alle Armillarien Das Velum ist überhaupt kein Kennzeichen eines 'edlen Typus. — 3. Lebenszähigkeit und Reproductionskraft von Hymenomyceten nie- derer Stufe. Dieselbe ist viel grösser als auf deren höhern Stufen, ganz wie im Thierreiche. Der einfache innere Bau hat den thätigsten Antheil daran. Daedalea quercina Pers. besitzt ein wahres Hymenium, indem die krummen, knorrigen, dicht verflochtenen Hyphenzellen des Fleisches in der Zwischensubstanz der Blätter sich plötzlich senkrecht gegen die Oderfläche der letztern wenden, wobei sie unter einander parallel und zu sporentragenden Basidien werden. Dieser Bau nähert sich also dem der höhern Hymenomyceten, aber Standort, From und Substanz deuten doch die niedere Stufe dieses Schwammes klar an. Wo immer er wächst, ist stets die Fruchtseite der Erde zugewandt, die obere steril. Wendet man den Klotz mit ausgebildeten Exem- plaren um, so dass die sterile Seite nach unten kömmt, so verschwin- det das nun oben gelegene Hymenium nach und nach, während unten Blätter und Labyrintigänge entstehen. Aehnlich verhält sich Poly- porus fomentarius Fries, bei welchem das Mycelium, aus dem Stand- 118 orte theilweise hervortretend, einen hauptsächlich aus kleinen, dem Tuber des Helianthus tuberosus ähnlichen Knollen bestehenden Kern bildet, von welchem, nach allen äussern Richtungen die flaumige Fleisch- masse ausmachend,: einfache, nur locker verschlungene Hyphen aus- gehen und in den Röhrchen ein Hymenium bilden, welches zwischen verum und spurium schwankt. Bei diesem Schwamme stirbt ebenfalls die gewaltsam aufwärts gewendete Fruchtseite ab, und aus seinem Rande tritt eine Fortsetzung hervor, die normal, nämlich oben steril und unten mit dem Hymenium bekleidet ist. Die Reproductionskraft ähnlicher Gebilde sucht mit unverkennbarer Sorgfalt zuerst die allen- falls verstümmelte Fruchtschicht herzustellen. Sch. beobachtete einen Polyporus igniarius, von dem lange vorher ein ansehnliches Stück scharf abgeschnitten war. Die seither bei Gelegenheit der periodi- schen Entwickelung neu entstandene Röhrchenschicht war völlig s0- weit ausgebildet, als wenn der Schwamm in seinem vollen Umfange noch bestände, und erst von dieser strebte eine Verwachsung auf- wärts, den geraubten Fleischtheil wieder zu ersetzen, was zu 2); Thei- len bereits gelungen war. Der Bau dieser Art ist dem des Polyporus fomentarius ähnlich, aber die Masse und Röhrchen ausmachenden holzigen Hyphen sind mehr knorrig, verbogen, dicht verbunden und bilden, sich in den Röhrchen mehr weniger senkreckt abbiegend, ein Hymenium spurium. — (Wiener zool. botan. Abhdlgn. 1862. XM. 215—218.) Sch. J. Juratzka, neue Laubmoose: Bryum Mildeanum, Meran und Plagiothecium Schimperi, an verschiedenen Orten Deutschlands, auch bei Schnepfenthal. — (Ebenda 1862 XH. 967—968.) J. J. Chr. Brittinger, Flora von Oberöstereich, oder sy- stematische Uebersicht aller in diesem Kronlande wild wachsenden oder im Freien gebauten Samenpflanzen. Dieselbe stützt sich auf 44jährige, eigene Beobachtungen und ist geordnet nach Endlicher und Neilreich, gibt die speciellen Standorte und Blühtenzeit an, berück- siehtigt aber auch die Beobachtungen anderer Botaniker sehr ge- wissenhaft und ist als eine sehr fleissige Arbeit allen Floristen Deutsch- lands aufs Angelegentliehste empfohlen. — (Ebenda 1862. XI. 977— 1140.) Chr. B. H. W. Reichardt, Botrychium virginianum $w. in der österreichischen Flora; in den Umgebungen von Lemberg als einzige Species mit gefiederten Venen unverkennbar. Sieist durch das ganze nördliche Amerika, nördliche Asien, europäische Russland und Schweden verbreitet, neuerdings auch in Graubünden gefunden. R. will lieber B. virginianum nach Swartz als B. virginicum nach Willdenow schreiben. — (Ebenda 1862. XU. 1143.) R. K. Hölzl, eine für Oesterreich neue Lathyrusart. Lathyrus pisiformis L., bisher nur aus Bussland in sehr weiter Ver- breitung bekannt, auch in Volhynien und Podolien, in Galizien, im ganzen Östlichen Steppengebiete auf Wiesen und unter Gesträuchen 119 an Waldrändern. Sie wurde hier bisher für Vicia pisiformis L. aus- gegeben. — (Ebenda 1862, X. 1141.) R. H. A.Kerner weistals neu fürdie Niederösterreichische Flora Banunculus cassubricus L. auf, bei Lunz in den östli- chen Kalkalpen gefunden, und erklärt die Art für eine Form des R. auricomus, wie es schon von v. Schlechtendal geschehen. — (Ebenda 1237-1240.) K. J. G. Beer, Beiträge zur Morphologie und Biologie der Familie der Orchideen. Mit Holzschnitten und 12 chro- molithographirten Tafeln. Wien 1863. Fol. — In diesem splendid ausgestatteten Buche bespricht Verf. die Keimung der Orchideensamen und den Aufbau der Pflänze, die besonderen Erscheinungen des Keim- pflänzchens in den ersten Lebensperioden bei dem Keimen des Or- chideensamen, und zwar bei den Erdknollen bildenden, den Luftknollen bildenden und den stammbildenden Orchideen mit unbeschränktem und mit beschränktem Wuchse, ferner den Bau uud die Entwickelung der Orchideenfrucht, die Veränderungen im Verhalten einzelner Blühten- organe in Folge künstlicher Befruchtung, die Samenformen der Or- chideen,, Charakteristik der Sippen, die Gattung Vanilla, den Schluss bildet die Erläuterung der Tafeln. Wir berichten nur über die Sa- menformen und die Sippencharakteristik noch besonders. Der Orchi- deensame geht bekanntlich aus einem umgewendeten, mit einer ein- fachen Decke versehenen Ei hervor und zeigt einen von keinem Ei- weiskörper umschlossenen, kugelförmigen, ellipsoidischen oder stumpf- eiförmigen Keimling, an den vor der Keimung weder ein Cotylonar- noch ein Radikulartheil zu unterscheiden ist. Gleichwohl erweisen sich bei dem Keimungsprocesse die in der Längenachse des Samens liegenden Pole des Keimlinges als diejenigen, von welchen die Bildung der aufsteigenden Achsenorgane gesetzlich ausgeht. Bei einer eiförmigen Bildung des Keimlings entspricht das untere, breitere Ende dem sich übrigens nicht weiter entwickelnden Radiculartheile anderer monocotyler Pflanzen. Der Keimling selbst befindet sich in der Mitte oder etwas über der Mitte der ihn einhüllenden und meist nur sehr lose anhängenden Samendecke, durch welche er bald hell- gelb, bald grün, übergrün in Dunkelbraun , oft glänzend hindurch- schimmert. Nur bei Vanilla ist die Samendecke krustenartig und undurchsichtig. So beschaffen, stimmen die Orchideensamen überra- schend überein mit den Pyrolaarten. In vollkommen ausgereiften Früchten trifft man sie häufig schon von den Placenten gelöst und durch einander liegend in der Fruchthöhle, und sie beginnen auch bier zu keimen. Sie lassen sich in folgende Gruppen ordnen. 1. Samendecke sackförmig, den Embryo locker einhüllend, durchsichtig, farblos oder lichtbräunlich, meist sehr langgestreckt, walzen- oder spindelförmig, an beiden oder nur an einem Ende verjüngt (bei Luft- knollen bildenden Arten) oder gedrungen, ein länglichei- oder birnför- miges Säckchen darstellend (bei den Erdknollen bildenden Arten), öder vom Embryo abliegend, an beiden Enden spitz zulaufend (bei 120 den Stammbildenden). II. Samendecke geflügelt, am Embryo anliegend, aus durchsichtigen, rings um denselben beinah fächerförmig sich aus- breitenden, bräunlich gefärbten, zarten Zellen gebildet; Embryo glän- zend dunkelbraunroth. III. Samendecke derb, krustenhart, durchsich- tig, braun, mehr minder rundlich, am Embryo hart anliegend, dieser rund, hellbraun, derb. Zu jeder dieser Gruppen bildet Verf. Beispiele ab. — Charakteristik der Sippen: I. Dendrobiaceae, die beiden untern Kelchblätter von ihrem Grunde an dem Säulenfusse seiner ganzen Länge nach mehr minder vollständig angewachsen; sämmtliche Blätter der Blühtendecke bleiben mit dem Scheitel des: Fruchtknotens ver- wachsen, und vertrocknend, mit ihren Basalresten ihn in Form eines wagerecht oder schief abstehenden, geraden, fleischigen Höckers krö- nend; Früchte verkehrt eiförmig oder länglich, am Grunde mehr als an der Spitze, selten beiderseits gleichförmig verjüngt und abwärts in den verlängerten Fruchtstiel verschmälert, hängend, selten auf- recht; Fruchtleisten oft ungleich unter sich verwachsen und dann nicht immer regelmässig sich trennend; die schmalen Leisten, wenn entwickelt, stets fleischig, nach beiden Enden hin verschmälert. 2. Angreceae, Lippe sackförmig oder am Grunde gespornt, Säulchen kurz diek, meisi gerade, stumpf ohne vorgezogenen Säulenfuss; Früchte oval, elliptisch oder länglich, am Scheitel mit der Säule und den bleibenden Resten der verschrumpfenden Blühtendecke gekrönt, an der Vorderseite mit dem zu einem rundlichen oder riemenförmigen, langen oder kurzen Fortsatz vertrockneten Rest der Lippe besetzt, regelmässig sich längs der schmalen, runden, fleischigen, gleichmässig dicken, schwach bogig nach aussen gekrümmten Leisten, oder in Folge theilweise stärkerer Verschmelzung der letztern unter sich un- regelmässig am Rücken öffnen; die Früchte der Luft- und Erdknollen bildenden Orchideen dieser Sippe sind entschieden hängend, die der stammbildenden immer steif aufrecht, keulenförmig und durch Ver- wachsung der Fruchtrippen stets unregelmässig am Rücken der Frucht sichöffnend. 3. Stanhopeae, Lippe fleischig, glänzend; Fruchtschiefan der Säule aufsitzend; Früchte rund, birnförmig oder länglich, am Schei- tel mit der auffallend langen, dünnen, oft gekrümmten, am Ende häufig löffelartigen Säule gekrönt, zur Reifzeit sich vollständig und regelmässig Öffnend. 4. Oncidieae, sämmtliche Blätter der Blühten- decke am Grunde weder unter sich, noch mit der Säule verwachsen; Lippe ausgebreitet, Säule ausnehmend kurz und stumpf, häufig ge- flügelt; Früchte meist elliptisch oder länglich, am Scheitel mit der kurzen Säule und den fünf fleischigen, stumpfen, aufrechten Basen der Blätter der Blühtendecke gekrönt, längst der schmalen Leisten bis zur Hälfte sich regelmässig öffnend, sämmtliche Rippen nach dem Aufklappen der Frucht in starkem Bogen nach aussen gekrümmt. -9. Cattleyeae, Lippe mit ihren Rändern oder den seitlichen Lappen die herabgebogene Säule ganz oder theilweise einhüllend, letztere häufig mit ihnen verwachsen, selten frei auf der Lippe aufliegend; Früchte verkehrt ei- oder walzenförmig, in einen geraden, runden 121 Hals vorgezogen, mit der oben stets verdickten Säule gekrönt, gewöhn- lich nur zur halben Länge und nurlängs des einen Randes der dicken, runden, besonders, fleischigen, schmalen Leiste aufspringend, daher dreiklappig, selten sechsklappig (bei Sobralia). — Zur nähern Er- kenntniss der Gattung Vanilla hat Verf. seine künstlichen Befruch- tungsversuche auch auf diese ausgedehnt. Er wählte dazu einen dreijährigen, acht Fuss langen Ast eines alten Mutterstocks von Vanilla planifolia, der in einem nie beschatteten, im Winter auf 12° R. er- haltenen Hause steht. Im Februar 1858 gab sich die erste Anlage zur Blühte in der Entwickelung kurzer, dicker, schwellender, gelb- licher Axillarknospen kund, während die Laubknospen sich schwächer, spitzer und den ausgebildeten Laubblättern an Färbung völlig gleich erwiesen. Die Entwickelung der Blühtenstände schritt nur allmählig in der Art fort, dass die erste Blühte am 26. Mai 1858, die letzte an der ganzen Pflanze Ende Juni sich öffneten. Die Anzahl der Blühten in den fünf Wochen war sehr bedeutend. Die Blühtendecke war mit Ausnahme der Lippe gleichfarbig hellgelb, grünlich gefärbt , letzere hell lederfarben, an der Innenfläche in der Mitte dicht behaart, am Rande wellig und vorn herabgebogen; die Säulen rein weiss, ihrer ganzen Länge nach mit den Rändern der Lippe vollständig verwach- sen. Die Blühten öffneten sich bei Tagesanbruch, erreichten zwischen 9 und 10 Uhr Vormittags das Maximum ihrer Entfaltung und schliessen sich gegen 1 Uhrimmer, bleiben dann, wenn gleich welk erscheinend, noch bis 4 Uhr zu künstlicher Befruchtung geeignet. Behufs dieser muss man die verwachsene Lippe aufschlitzen, einen Theil des Ran- des abtragen, dann nach Entfernung der dicken Wandung der Anthere die wächsernen Pollimarien mittelst einer Messerspitze abheben und auf die Narbengrube bringen, ohne sie jedoch anzudrücken. Bei ge- lungener Befruchtung bleiben sämmtliche Theile der Blüthendecke auf dem Fruchtknoten sitzen, bei misslungener fallen sie mit dem Fruchtknoten zugleich oder schon zwei Tage früher ab. Nach der Befruchtung schliessen sich die schwellenden Lappen des Nervenver- bandes über den aufgelegten Pollinarien vollständig zusammen, die Blühtentheile verfärben sich in Dunkelbraun und vertrocknen zu schmalen Streifchen bis auf den untern Theil ihres Rückennerven, der nunmehr am Fruchtscheitel fleischig wird und vergrünt. Die Säule bleibt mit Ausnahme des Säulenkopfes unverändert. Der Frucht- knoten zur Zeit des Aufbrechens der Blühtenknospe 21/2‘ lang und gebogen, schwillt nunmehr sichtlich und verlängert sich vom 2. Tage nach der Befruchtung schon merklich. Fruchtknoten sammt Blühten stehen vor der Befruchtung unter 45° vom Stamme ab, nach derselben hängen die Blumenblätter schlaff herab. Der früher leicht gekrümmte Fruchtknoten wird nach 12 Tagen ganz gerade, sinkt jedoch mit zu- nehmendem Gewichte, bis die Frucht zuletzt senkrecht am Stiele herabhängt. Nach acht Tagen hat er eine Länge von 31/3‘, nach 3 Monaten von 6“. Seine Anfangs hellgrüne Färbung ändert sich in 9 Monaten gar nicht. Jede Blühtentraube trägt 15—20 Blühten, von 122 welchen nur 10, höchstens 12 Früchte bringen. Im November und December fielen von vielen Früchten die vertrockneten Blühtentheile mit der noch frischen, weissgelblichen Säule ab, was bei andern Gattungen nicht beobachtet worden ist. Ende November vergilben die schwachen und unvollkommenen Früchte vom Stiele aus und ver- derben schnell. Ende Januar 1859 waren die Blühtenreste sämmtlicher Früchte abgefallen, die guten Früchte verfärbten sich erst Ende März vom Stiele aus in Gelb und zuletzt in Braun. Sie näherten sich entschieden der Reife, welche bei:der Mehrzahl im Juni eintrat. Die Frucht bedarf also bis zur völligen Ausbildung in unsern Gewächs- häusern mehr als 12 Monate. In den Tropenländern, wo Vanilla der Frucht wegen gezogen wird, reift ihre Frucht in 7 Monaten. Nur in Amerika trägt sie ohne künstliche Befruchtung reiche Früchte. An- fangs Juni zeigte derselbe Stock nebst reifen Früchten schon wieder entwickelte Blühtenstände mit geöffneten Blühten, ja neue Blühten- stände sogar in den Achseln der Hochblätter der alten fruchttragen- den Traubenspindeln. Solche Blühtenstandsknospen erscheinen dann immer rundlich und stumpf, verlängern sich jedoch allmählich und werden endlich normal. Sie entwickeln sich langsamer als die an andern Laubästen. Die Spitzen der fruchttragenden Zweige ver- trocknen bei einigen, wachsen aber bei andern, frische Blätter trei- bend, fort. — Die Versuchspflanze trieb nun in der neuern Vegeta- tionsperiode mehr und kräftigere Laubtriebe als Blühtenstände. Die grössten Früchte erreichten 9“ Länge. Manche fielen ganz ausgereift mit dem Stiele von selbst ab. Wie bei allen Orchideen öffnen sich auch die Früchte von Vanilla anfänglich hart unter dem Scheitel, worauf sich der Spalt nach abwärts fortsetzt. Gleichzeitig bersten sie auch am Scheitel selbst, worauf die beiden ungleichen Klappen an der Spitze auseinander weichen und im Bogen sich zurückkrümmen. Die Frucht der Vanilla planifolia verhält sich zuletzt wie eine zweiklap- pige Kapselfrucht, weil allmählig die schmalen Fruchtleisten mit den dazwischen liegenden Breiten verschmelzen. Eine dieser schmalen Leisten verschwindet bis zur Unkenntlichkeit, während die andern beiden bis zur Keife deutlich bleiben. Das Einreissen geschieht längs dieser letztern derart, dass sich die zwischenliegende breite Leiste ablöst, während die andern beiden sammt den drei schmalen die zweite breitere Klappe bilden. Die Samen sind selbst bei voller Fruchtreife in einen sehr feuchten lederbraunen Brei eingebettet, der oft ausfliesst und die Samen mitführt. Die Vanillefrucht trocknet, voll- kommen reif vom Stamme genommen, erst nach mehreren Monaten aus und fühlt sich nach einem Vierteljahre noch wie eine gedörrte Pflaume an. Nur bei künstlicher, schneller Trocknung rollen sich die Fruchtklappen verschieden der Länge und Breite nach zusammen. Langsam an der Luft im Schatten trocknende Früchte beschlagen sich schnell mit Büscheln weisser Krystallnadeln. Aehnlich duftende Früchte besitzt unter den Orchideen nur noch Sturmia Loeselii. Schon im halbreifen Vanillafrüchten erscheinen die Samen beinah vollständig 123 ausgebildet. Der farbig ausgebildete Keimling schimmert in dieser Periode noch ganz gut sichtbar durch die dichte Samendecke durch, welche am Nabelgrunde scharf abgestutzt ist. durch ihre krustenar- tige Beschaffenheit, tiefbraune Färbung und Undurchsichtigkeit unter- scheiden sich diese reifen Vanillensamen auffallend von allen andern Orchideen. Ungeachtet ihrer glänzenden Oberfläche gewahrt man bei starker Vergrösserung kleine regelmässig vertheilte, erhabene Punkte. An nicht völlig ausgereiften Eierchen: aus einer halbreifen Frucht der Vanilla planifolia‘ haben. die Zellen der Samenhaut genau dieselbe Bildung und dieselbe Durchsichtigkeit, wie die Samen anderer Orchi- deen. Wohl aber findet man an’ befruchteten Eierchen, dass sich in einem vorgerückten Stadium ihrer Entwicklung im Innern der Zellen braune Fettkügelchen erzeugen und die Aussenwand der Zellen: sich verdickt und als stumpfe Ecke an der Oberfläche hervortritt, Diese Oelkügelchen entstehen jedoch nur in den Zellen der Eihaut, wie in denen des Samenstranges und in ganz unbefruchtet gebliebenen Eichen. Eingestreut zwischen den Samen und Eierchen trifft man noch massen- haft, sowohl reihenweise, als auch büschelförmig gruppirte, stumpfe Schlauchzellen, welche alle sammt den Parenchymzellen der Placenten und des Fruchtgehäuses sich gegen die Reifzeit hin mit einer zuneh- menden Menge Oelkügelchen füllen. Dieselben mehren sich endlich so, dass die Schlauchzellen am stumpfen Vorderrande bersten und ihren In- halt in die Fruchthöhle entleeren, wodurch sämmtliche in ihr befindliche Organe unter sich verklebt werden und nunmehr eine unförmliche, mit Schlauchzellen, Samensträngen, tauben Eierchen und reifen Samen durchsetzte, breiartige, wohlriechende Masse bilden. Den reifen, sich öffnenden Früchten stellen in Amerika verschiedene Vögel gierig nach und sorgen durch ihre Excremente , in welchen die Samen sich un- verdaut erhalten, für deren Verbreitung. V. de Janka, dieCuscutaarten der russischen Flora. — Verf. giebt folgenden Clavis für dieselben: 1. Styli distineti. 2; Styli plus minus conereti 12. — 2. Styli aequilongi, stigmata elon- gata 3, Styli inaequales, stigmata abbreviata plerumque capitata 10. 3. Styli stigmatibus fillformibus fere aequilongi, capsula regulariter eircumseissa 4; styli subnulli, stigmata subulata, subsessilia, ovarium longitudine plerumque aegnantia, capsula transverse rumpens 8. — 4. Styli ovario longiores 5; St. ovario aequilongi vel breviores 7, — 5. Calyx ad proportionem magnus, lobi breves, carinati, longitudine latiores: C. palaestina Boiss; Calycis lobi longitudine haud latiores 6. — 6. Corollae laciniae plus minus turgidae; C, planiflora Ten; Co- rollae laciniae haud turgidae: C. epithymum Murr. — 7. Corollae tu- bus sub anthesi ceylindraceus, limbum aequans: C. europaea L.; C. tubus sub anthesi globosus, limbo duplo longior: C. epilinum Weihe, 8. Flores vix 1° longi: C. pedicellata Ledeb; flores 11), — 2 longi 9. — 9. Flores 11/2“ longi, corollae laeiniae acutae: C. pulchella Engelm.; flores 2’ longi, corollae laciniae acuminatae: C. Kotschyana Boiss, — 10, Capsula eireumscissa, plus minus irregulariter seroque 124 dehiscens: C. chinensis Lam.; capsula baccata 11. — 11. Inflores- centia laxe globosa, ovarium et capsula globosodepressa: C. obtusi- flora HB;; inflorescentia laxa racemosopaniculata, ovarium et capsula ovata, apicem versus incrassata: C. racemosa Mart. — 12. Flores 11/, 1!/a“ longi, tubus in calyce prorsus inclusus: C. monogyna Vahl (C. bassiaca Pfeiff.); flores 2—23/4“ longi, 13. — 13. Stylus gracilis stig- mate multo longior, tubus calyce duplo longior: C. lupuliformis Kr., stylus stigmati aequilongus, ovario multo brevior: C. Lehmannana Bunge. — (Bullet. natur. Moscou 1862. II. 586 —588.) N. Turezaninow beschreibt in seiner 8 Dekas neuer Pflanzen: Staphylorhodos nach einer neuseeländischen Art zu den Rosaceen gehörig, Schizanthera nach einer peruanischen Art, Aniso- centrum nach einer brasilianischen, Piptandra nach einer neuholländi- schen und fügt dann die Diagnosen einiger neuen Myrtaceen bei, nämlich Lhotzkya scabra, Thryptomene hyporhytis, Thr. prolifera, Hypocalymna tetrapterum, H. cuneatum, H. eiliatum, H. linifolium, Metrosideros Homeana, Kunzia trinervia, K.hirsuta, Melaleuca eiliosa, und M. cuspidata, alle neuholländisch, ferner Calycotropis nach einer mexicanischen Art zu den Paronychiaceae Polycarpearum gehörig, Dis- tomanthera aus Peru, zu den Saxifrageen, Pitraea von Coquimbo Diggroloma von Madras, Pentasticha von Madagascar zu den Cype- raceen, Stenostachys von Neuseeland, aus der Verwandtschaft der Leersia. — (Ibidem IV. 321— 331.) I. Milde beschreibt folgende Equiseten: Equisetum diffusum Don, Nepal, E. bogotense HB, mit den Varitäten flagelliforme und nu- dum, weit über SAmerika verbreitet, E. robustum Br. Amerika, E. laevigatum B. ebda., E. mexicanum n. sp., E. Martii n. sp. Brasilien, E. brasiliense n. sp., E. giganteum L., E. hiemale L., E. elongatum Wild., E. debile Roxb. — (Wien. zool. botan. Abhdlgn. 1862. XI. 1241—1268.) H. Christ, Uebersicht der europäischen Abietinen (Pinus L.) — Verf. beschränkt nach kritischer Prüfung die Arten auf folgende: I. Abies-Link. a. bracteis exsertis. 1. Pinus abies DR. Lithauen, Warschau, Podolien, Siebenbürgen bis Spanien, ihre Vari- täten sind pectinata DC., Reginae Amaliae Heldr., Apollinis Lk., Pa- nachaica Heldr., cephalonica Loud. — b. bracteis inelusis: 2. P. si- birica Furez, von Peru bis Kamtschatka. 3.P. pinsapo Boiss, Spanien — II. Picea Link. 4. P. picea DR. sehr verbreitet. 5. P. orientalis L. (= P. obovata Ledb). — II. Larix Link. 6. P. larix L. Alpen und Karpathen. 7. P. Ledebouri Endl. — IV. Cedrus Link. die drei Formen des Himalaga, Taurus und Atlas zeigen blosse Habitus- und Dimensionsverschiedenheiteu und bilden eine von der entwickeltern zur verkümmerten Form absteigende Reihe. Sehr merkwürdig ist der Dimorphismus der Art: forma glauca und forma viridis an den- selben Localitäten. — V. Cembra Spach. Samen flügellos, Strobili ei- förmig, Diameter im Verhältniss zur Länge beträchlich. 1. P. cembra L. Es ist nicht ausgemittelt, ob die Arve der Alpen, Carpathen, Russ- 125 lands und die arktische Zwergarve (P. pumila Regel), die bis Amerika hinübergeht, specifische Unterschiede zeigen. — VI. Strobus Spach. Samen geflügelt, Strobili lang, cylindrisch. a. Strobili aufrecht: 1. P. peuce Grieseb. gute Art. 2. Strobili gestielt, hängend: blos exo- tische Arten. — VII. Taeda Endl. mit P. canariensis Sm. sich nahe an Europa hinziehend und mit dertelben Art in Europa tertiär. — VIII. Pinaster Endl. 1. P. pinaster Sol (= P. maritima Lamk). 2. P. Heldreichi n. sp. in Griechenland. 3. P. montana Mill (= P. pumilio Hnk, mughus Scop, rotundata Link., obliqua Saut, uliginosa Wimm, uneinata Ram.) über Südeuropa verbreitet, im Torf bis Irland. 4. P. silvestris L. minder variabel als vorige. 5. P. laricio Poir, in einer feinblättrigen und einer dickblättrigen Varietät. 6. P. halepensis Mill, der von Lambert u. A. aufgestellte Unterschied zwischen dieser und P. maritima ist nicht stichhaltig, ist auch kein geographischer. Erstere soll scharf gestielte matte und etwas runzelige Apophysen, bläuliche mit den Strobilis gleich lange (2) Blätter, letztere dage- gen ungekielte, glänzend polirte. radial gestreifte Apophysen, grüne, den Strobilus um das Doppelte überragende Blätter haben. Allein alle diese Unterschiede finden sich in der Riviera di ponente und in Griechenland völlig in und durch einander. Es is nicht einmal Di- morphismus, wie bei der Ceder wahrzunehmen. Während P. pinaster eine westliche Pflanze, ist das intensive Centrum der P. halepensis der Orient. 7. P. brutia Ten. ebenfalls im Orient. — IX. Pinea Endl. nur mit P. pinea L., zu welcher wahrscheinlich gehören P. maderen- sis Ten., P. dalmatica Vis. — (Baseler Verhandlgen III. 541—557). G. Engelmann, neue Pinusart im Felsengebirge und über andere Pinusarten. — Die neue, in 9000 --120000° Höhe vor- kommende Art ist Pinus aristata : arbor mediocris seu humilis; foliis dense congestis, quinis, uncialibus, integris, acutiusculis, ex axillis pe- rularum per plures annos persistentium, squamis vaginantibus obtusis, mox patulis spuarrosis, demum totis deciduis; amentis masculis ovatis, involucro 4 phyllo munitis, in axilla bracteae ovatae acuminatae, per- sistentis stipitatis, antherarum crista ad umbonem parvulum, singulum vel binos reducta; amentis femineis erectis, herbaceo echinatis, atro- purpureis: strobilis ovatis, horizontalibus, violaceofuscis, sguamarum elongatocuneatarum apophysi rhombea, parum tumescente, transverse carinata, medio in umbone parva breviter aristata; seminibus ala ipsa oblique obovata duplo minoribus. Die Art gehört unter Endlichers Pseudostrobus. Von andern Arten werden besprochen: Pinus flexi- lis James, P. albicaulis (= P. cembroides Newb.) und dann eine sy- stematische Uebersicht über die Abietineae verae gegeben, und noch Picea Engelmanni Parry (= Abies nigra Engelm.) beleuchtet. — (Trausact. Acad. St. Lovis II, 205—214 c. tb.) Derselbe diagnosirt als neue alpine Gentianen des Felsengebirges: Gentiana acuta, G. heterosepala, G. Wisliceni, G. barbellata, G. humilis und Parryi. — (Ibidem 214— 218.) P. Reinsch, Kryptogamenflora des Baslerischen 126 und angrenzenden Jura. — Verf. zählt in systematischer Rei- henfolge und mit specieller Angabe der Standorte die Lebermöose, Laubmoose, Farren, Equiseten und Lycopodiaceen auf. — (Baseler Verhandlgen III. 456—489). I. K. Maly, systematische Beschreibung derin Oe- sterreich wildwachsenden und eultivirten Medieinal- pflanzen. Für Aerzte und Apotheker. Wien 1863. 8°. — Verf. gibt erst ein bloss namentliches Verzeichniss der Arten und dann die Charakteristik der betreffenden Gruppen, Familien, Gattungen ‚und Arten in üblicher diagnostischer Methode, für letztere den Standort, im Allgemeinen und die Vegetationszeit hinzufügend, dann auch die medieinisch verwendbaren Theile und die Präparate bezeichnend, Die in der Homöopathie gebrauchlichen Präparate sind durch ein Stern- chen vermerkt. h. Zeelogie. EliasMecznikow, über den Stielder Vor- ticellen. — Nach Ehrenberg ist bekanntlich der Streif im Vorticel- lenstiel ein Muskel, welcher Deutung Dujardin entgegentrat. Beide Ansichten fanden ihre Vertreter. Zuletzt hat Kühne durch physika- lische und chemische Reagentien wieder die Muskelnatur nachgewie- sen. Aber Verf. ist auf demselben Wege zu andern Resultaten ge- langt. Electrieität wirkt einrollend auf den Stiel, aber nur auf kurze Zeit, bei sehr starkem Strome sterben die Thierchen augenblicklich. Rhodankalium, sonst heftige Contraktionen im Muskel hervorrufend, wirkt auf den Stiel durchaus nicht. Die Vorticellen leben in solcher Lösung fort, während andere Infusorien darin sterben; Kühne dage- gen behauptet, der Stiel ziehe sich in Rhodankaliumlösung zusammen und erstarre. Veratrin ein sehr energisches Muskelgift hat auf das Leben: der Infusorien gar keinen Einfluss, der Vorticellenstiel bewegt sich in Veratrinlösung wie im Wasser, wogegen Kühne abermals be- hauptet, dass der Stiel sich einrolle und erstarre. In Salzsäure, wie- derum gegen Kühne, bewegt sich der Stiel anfangs ziemlich rasch, dann langsamer und zuletzt ist er ruhig. Eine halbprocentige Koch- salzlösung brachte nicht die geringste Wirkung auf den Stiel hervor. Eine zweiprocentige Lösung von Chromsäure rollt den Stiel rasch zusammen, aber das Thier lebt fort. Galle übt gar keine erregende Wirkung auf den Stiel, während sie alle Infusorien tödtet; verdünnte Galle bleibt ohne Einfluss, ebenso schwefelsaures Kupferoxyd, Aetz- kali und Curare. Hienach hat man kein Recht, den Streifen im Vor- ticellenstiel als Muskel zu deuten. Verf. konnte übrigens ebensowe- nig wie Kühne die von Leydig behauptete Querstreifung daran er- kennen. — (Müllers Archiv. 180—186.) F. Stoliezka, heteromorphe Zellenbildungen bei Bryozoen. — Reuss nannte: eigenthümliche Zellen auf Hornera, Id- monea und Crisia als eigene Gattung Coelophyma: blasig aufgetrie- ben und ohne Mundöffnung, zwei Arten, zu welchen Hagenow noch drei aus der Kreide hinzufügt. D’Orbigny fand dieselben auf Krei- dearten von Truncatula und bezeichnete sie als Eierbläschen. Verf. 127 untersuchte die Kreide- und tertiären Arten näher und erkannte mit Bestimmtheit, dass sie stets einen integrirenden Bestandtheil der je- desmaligen Zellenkolonie bildet und fand sie auch lebend bei Hor- nera frondiculata Lamk. im Mittelmeer. Hier sitzen sie stets auf der Rückseite der Aeste, sind krugförmig mit breiter Basis aufgewachsen und mit verschmälertem, umgebogenen Halse, der eine grosse, runde Mündung trägt. Sie haben ihren Ursprung gewöhnlich in der Mitte der Vorderseite, indem eine sonst regelmässige Zelle, statt an der Oberfläche zu-münden, sich in einer Röhre fortsetzt. Diese legt sich an der Oberfläche des Stockes an, erweitert sich an der einen Seite zu einer grossen Zelle mit eigener Mündung. bei den Cheilostomen kommen ganz ähnliche Anhänge vor. Auch die sogenannten Höhlen- poren bei vielen Lepralien haben keine Mundöffnung wie die fossilen Caelophymen, und communieiren nur nach innen mit ihrer Mutterzelle. Bei Melicerita, Eschara monilifera u. a. kommen dagegen oft abnorm grosse Zellen vor, bald mit weiter Mündung, hald geschlossen. Alle diese Zellbildungen erinnern an den Generationswechsel. — (Wiener Zool. botan. Abhandlgn. 1862. XM. 101-104. e. figg.) W. H. Benson diagnosirt neue Landschnecken von An- daman, Burmah und Ceylon: Helix hemiopta, H. aulopis, H. scenoma, H. brachyplecta, H. aspides, H. fritillata, H. phyllophila, Clausilia bul- bus, Bulimus Stalix, Opisthoporus Gordoni und das Thier von Sophina mit 4 Fühlern, 2 langen und 2 kurzen, den Augen an der Spitze der langen, graulichblau, mit dunkelm Fleck zwischen den Fühlern und im Nacken. — (Ann. mag. nat. hist. XI. 318-323.) A. Adams diagnosirt die neue Rissoidengattung Mierostelma: testa turrito-ovata, rimata; spira conica, anfractibus longitudinaliter plieatis; apertura oblonga, antice producta, subcanaliculata; labio in- erassato, rectiusculo; labro simplici, nach der einzigen Art M. daedala an den Gottoinseln und gründet auf seine Rissoa elegans die neue Gattung Onoba, welche hier noch folgende neue Arten erhält: ©. pro- cera, mirifies, bella, spirata, patula, egregia, lucida. — (Ibidem 347— 399) Derselbe zählt auch die japanischen Lacunidae auf und diagnosirt dabei die neue Gattung Stenotis: testa compressa, elon- gato-ovata, auriformis; spira brevi, acuta; anfractibus planis, simplici- bus, ultimo sejuncto; apertura oblonga, postice angustata; peritremate acuto, recto, continuo, integro, mit der einzigen Art St. laxata. — (Ibidem 350—351.) v. Frauenfeld, überunterirdischlebendeSpinnen und Fische. — v. Russegger sammelte in mehreren Grubenwässern tief in den Schemnitzer Bergwerken, welche in keiner Verbindung mit Tagewässern stehen, Fische in grosser Menge und auch Spinnen in dieser Grube. Letztere ergaben sich als Epeira fusca Walk und Tegenaria civilis Koch, die beide an finstern dumpfen Orten, in Kellern und Höhlen leben. Der im Kozelinker Thal ausmündende Erbstollen bei der Bergstadt Dillen hat gegen NW 1734 Lachter Länge, 128 steht mit dem 72 Klafter saigern Niclasschacht in Verbindung und lei- tet die gesammten, aus den Grubenfeldern zuströmenden, theilsklaren, theils mineralischen Wasser zu Tage. Es führt auf seiner Oberfläche schwere, mit Kohlensäure geschwängerte Wetter mit sich. Die Fische wurden gefangen in 2128 Klafter Entfernung vom Mundloch, 20 Klaf- ter südöstlich vom Niklasschacht, wo die Grubenluft eine mittle Tem- peratur von 14° R und das Wasser 12° hat. Das Wasser fliesst un- mittelbar am Mundloch anf ein Pochwerksrad, so dass die Fische wohl von Aussen eingedrungen sein können. Sie gehören Cobitis barbatula und Phoxinus laevis an. Merkwürdig, dass sie sich unter der Schicht Kohlensäure auf dem Wasser sehr wohl befinden, auch dass sie so lebhaft gefärbt sind, ganz wie die im Freien lebenden. — (Wien. zool. bot. XII. 35.) Fr.Leydig, über denFettkörper derGliederthiere. — Der Fettkörper ändert bekanntlich in Form und Grösse je nach den Gattungen und Lebenszuständen erheblich ab, ist bald hautför- mig, bald netzförmig durchbrochen, oder flockig, auch schön gefiedert z. B. bei Sphinx convolvuli. Ueber seinen feinern Bau hat sich L. schon früher ausgesprochen, hier fügt er Neues über seine Bedeutung hinzu. Es kommen nämlich zunächst weit verbreitet harnsaure Abla- gerungen darin vor. Früher fand L. bei Locusta viridissima und Decticus ausser Fett noch eine andere Substanz in Form verästelter schwarzer Flecken aus kleinen Körnchen gebildet, welche in Essig- säure aushalten, in Kalilauge aber schwinden. Dieseibe Substanz er- kannte er auch bei Menopon pallidum. Bei Lampyris splendidula entdeckte er in dem als Leuchtorgan fungirenden Theile des Fett- körpers ausser ‚den Fettkügelehen noch andere sehr dunkele Kugeln und Körnchen. Dagegen fand er bei der leuchtenden Scolopendra electrica keine solche Conceremente, wohl aber bei Julus terrestris, der nicht leuch- tet. Kölliker hat nun bei seiner Untersuchung der Leuchtorgane (cf. Bd.X.p. 290) nachgewiesen, dass dieselben harnsaures Ammoniak sind. L. fand diese Harnconcremente ferner in grosser Menge bei der Krätz- milbe, fleckig über den Hinterleib ausgebreitet, intensiv weiss bei auffallendem Lichte, tief dunkel bei durchgehendem, wahrscheinlich in buchtigen Blindsäsken abgelagert, welche in den Darm münden, wie sich bei Käfermilben erkennen liess. Gudden will sich jedoch - überzeugt haben, dass sie bei den Käfermilben im Fettkörper und nicht in eigenen, in den Darm mündenden Schläuchen liegen. Nach Fabre machen sich unter der durchscheinenden Haut der Sphexlarve viele weisse Pünktchen bemerklich, welche als wirkliche Theile des Fettkörpers aus Harnsäure bestehen. Ebenso wurde dieselbe bei Ta- china larvarum, Sitaris humeralis, Bombyx bucephala, Ephippiger vi- tium nachgewiesen. Neuerdings erkannte sie L. noch bei andern: Gliederthieren: bei Polydesmus complanatus in wunderlicher, concen- trisch geschiehteter Form, bei Glomerisarten z. Th. in ungeheuren Mengen, unter den Orthopteren bei Acheta campestris reichlich, un- ter Dipteren bei Tipula pratensis als Häufchen weisser Substanz deut- lich sichtbar, unter den Schmetterlingen bei Pieris rapae als dunkle 129 Körnermasse, bei Vanessa atalanta ale ;weisse krystallinischs Masse; ingleichen bei V. urticae und Zygaena filipendulae Hiebei bemerkt L., dass nach seiner Ansicht die Malpighischen Gefässe Harn und Galle zugleich absondern, also Nieren und Leber sind. An den Füh- lern vieler Tagschmetterlinge, wie Argynnis Aglaja, Pieris brassicae, Vanessa urticae, Papilio Machaon, Apatura Iris, Lycaena Adonis kömmt eine weisse oder gelblichweisse Kalkmilch vor, welche Harnsäure ist und in der Matrix der Cuticula liegt. Die Schwingkolben der Dipte- ren haben bei manchen Arten eine gelblichweisse Farbe, so bei Tipula pratensis und Tabanus bovinus, deren Substanz ebenfalls Harnsäure zu sein scheint. Die weissgelbe Farbe vieler Raupen scheint auf der- selben Ursache zu beruhen. — In den Zellen des Fettkörpers ver- schiedener Gliederthiere finden sich krystallinische Plättchen einer eiweissartigen Substanz. L. sah sie zuerst in der Larve von Aeschna grandis klumpenweise in hellen Bläschen, dann bei Buthus afer eben- so, sehr reich bei Scorpio europaeus, bei Tabanus, Tipula, die meisten Zellen des Fetikörpers prall erfüllend. L. hält nunmehr den Fettkör- per für ein wahres Magazin der verschiedensten Substanzen, für ein Organ mit sehr lebhaftem Stoffwechsel. — (Müllers Archiv 192—203.) Fr. Leydig, der Parasit in der neuern Krankbeit der Seidenraupe. — Schon vor mehreren Jahren fand L. im Leibe von Cossus viele eigenthümliche parasitische Körperchen, freie spin- delförmige von 0,004 länge. Ganz ähnliche traf er bald nachher in den Muskeln der Kreuzspinne von 0,002‘ Länge. Frey und Le- bert nannten diesen Parasiten in der Seidenraupe Parhistophyton ovatum (cf. Bd. X. S. 84), ohne Leydigs Beobachtungen zu berück- sichtigen, obwohl es ganz derselbe Parasit ist Derselbe sah ihn öf- ters auch bei Daphnia, Lynceus, Polyphemus. Mund entdeckte ihn in den Geschlechtskanälen von Ascaris mystax in ungeheurer Menge und L. in neuster Zeit ungemein zahlreich in Daphnia longispina, ferner im Fettkörper von Tipula pratensis, Zygaena filipendulae, auch im Bauchmark, den Nerven und Muskeln, in der Arbeiterbiene, wo sich noch andre, viel grössre, an beiden Enden zugespitzte dazu ge- sellten. Alle diese Parasiten bilden verschiedene Arten einer Gattung, Ihre Gestalt ist rein oval oder walzig, an den Enden abgestutzt oder zugespitzt, gerade oder gekrümmt; ihr Lichtbrechungsvermögen ist sehr verschieden, ihre Struktur sehr schwierig zu ermitteln. Ihre Bewegung ist eine blosse Molecularbewegung. Der Parasit der Sei- denraupenkrankheit ist also ein bei Gliederthieren sehr verbreiteter, und nur bei den Seitenraupen besonders häufig. L. hält ihn für ein psorospermähnliches Gebilde, Nägeli für eine einzellige Alge aus der Gruppe der Schizomyceten. — (Ebda. 186— 192.) Fr. Müller, zur Entwicklung der Maulfüsser. — Ein bis auf die Augen farbloses Hyperienähnliches Thierchen von 2mm Länge zeigt einen vordern Leibesabschnitt mit Augen, Fühlern, Mund- theilen und ansehnlichem Rückenschild, welches auch den zweiten, fünfringeligen Abschnitt mit zweiästigen Schwimmfüssen bedeckt, und XXlI 1863, ) 130 einem dritten dreiringeligen Absehnitt mit grossem Schwanzblatte. In der Mitte des geraden Stirnrandes steht ein abwärts gerichteter, spitzer Fortsatz, seitlich davon springen die halbkugeligen ungestiel- ten, grünen, facettirten Angen vor, unter und zwischen ihnen ein klei- ner schwarzer Augenfleck, dahinter ein nach vorn gerichteter Dorn, und dann die innern Fühler auf kurzem Stiele mit langem Endgliede, dreien Borsten an der Spitze und dreien stark gekrümmten Stäbchen daneben. Die äussern Fühler entspringen dicht hinter den Augen, sind dreigliedrig und tragen an der Spitze sechs gefiederte Borsten. Den Mund umgeben Oberlippe, Unterlippe, ein Paar Oberkiefer und ein Paar Unterkiefer, diese bedornt und mit kurzem Anhange. Das grosse Rückenschild beginnt hinter den Augen und reicht über den Thorax hinaus, ist !/; Körperlänge breit, seitlich etwas abwärts ge- bogen und an den Hinterecken spitz ausgezogen, auf der Mitte mit einem Höckerchen. Die fünf Paar zweiästiger Füsse haben je einen dicken, zweigliedrigen Stamm, einen starken zweigliedrigen und schwa- chen ungegliederten äussern Ast; dieser mit4langen gefiederten End- borsten. Das‘ Endglied des innern Astes am 5. Paare trägt 3, am 3, und 4. vier lange Borsten und ausser diesen am 1. Paare einen ge- krümmten Dorn. Der Schwanz ist ein spatelförmiges Blatt, so lang wie breit, am geraden Hinterrande mit vier geraden spitzen Zähnen und kleinern Zähnchen dazwischen. Das gleich weite Verdauungs- rohr steigt vom Munde schief nach vorn und oben, dann gerade zum After am Anfange des Schwanzblattes, vorn vier Leberschläuche auf- nehmend. Das schlauchförmige Herz liegt dem Darme auf und hat fünf Paar Oeffnungen, ein vorderes und hinteres abgehendes Gefäss. Dieses Thierchen ist eine Maulfüsserlarve. — (Wiegmanns Archiv XXIX. 1—7 Tf. 1.) Derselbe, die Verwandlung der Garneelen.— Milne Edwards deutete Leachs Schizopoden Cryptopus als eine Peneuslarve. Aehnliche Thierchen fand M. mehre und verfolgte sie zurück bis zur scheerenlosen Mysisform, von da zur Gestalt einer Zoea, ja eine Art bis zur Gestalt eines Nauplius; letztere nur einmal, von Zoea aber 5 Arten häufig. Der Körper dieser jüngsten Larve ist ungegliedert birnförmig, 0,4mm lang, hinten abgestutzt und seicht ausgerandet, vorn mit einem kleinen, schwarzen Auge, am Hinterrande jederseits mit ei- ner starken, geraden Borste, unterseits mit 6 schlanken, lang bebor- steten Füssen, die einfachen vordern dicht am Stirnrande, die mittlen nahe dahinter, die hintern in der Körpermitte, die letztern zweiästig, alle nur undeutlich gegliedert. Das Thierchen ist undurchsichtig und bräunlich, langsam, in senkrechter Stellung schwimmend. Es ist die Naupliusform, welche zur Zoea wird. An einer 0,5mm langen, glei- chen Larve hat sich das Hinterende bereits in 2 dicke Kegelzapfen ausgezogen, an deren Spitzen die 2 langen Schwanzborsten sitzen, ‚von kurzen begleitet; auch die Zahl der Borsten an den Mittelfüssen hat sich vergrössert. Das Rückenschild ist als Hautfalte quer über den Rücken angelegt, die Hinterfüsse mehr nach vorn gerückt, vor 131 ihnen eine grosse helmförmige Oberlippe; der kurze Stamm der Füsse kugelig verdickt; hinter dem Munde sprossen aus der Bauch- fläche vier Paar langer Zapfen hervor, die sich hinterwärts dem Kör- per anlegen und in den ersten beiden Paaren die spätern Unterkiefer verrathen. An diese Form schliessen sich vier andere, gleichzeitig gefangene Larven an. In der Anschwellung am Grunde der hintern Füsse sind deutlich die Umrisse des spätern Oberkiefers zu erkennen. Zwischen dem Grunde der zwei Vorderfüsse zeigen sich jetzt schon zwei ansehnliche Ganglien, in deren vordern Winkel das Auge; Darm, Leber und Herz wie bei der jüngeren Zoea. Wahrscheinlich schon mit der nächsten Häutung treten die Fussstummel in Thätigkeit und aus Nauplius wird eine Zoea, deren Anhänge sich nach dieser bezeichnen lassen, also die beiden ersten Fusspaare als Fühler, das dritte als Oberkiefer, von den 4 neuen Fusspaaren die beiden vordern als Un- terkiefer, die hintern als Kieferfüsse Als Zoea wurde die Larve von 0,8—1,6mm Länge beobachtet. Bei ihr entwickeln sich die paarigen Augen, es bilden sich 10 oder 11 neue Ringe, am ersten derselben ein Fusspaar, an den 5 folgenden die Anlagen zu solchen und die seitlichen Schwanzanhänge. Im Uebrigen erleiden die Thiere keine erheblichen Veränderungen. Das Rückenschild ist anfangs kreisrund und flach, biegt sich aber bald herab und deckt seitlich die Mund- theile und Füsse. Unter seinem Vordertheile und den paarigen Augen liegt das unpaare Auge, zwischen dem Ursprunge der vordern Füh- ler zwei ansehnliche Ganglien, zwischen diesen vorn ein keulenförmi- ges Stäbchen (Krystallkegel), am Grunde von schwarzem Pigment um- geben. Die Fühler bilden noch das hauptsächlichste Bewegungsor- gan, abweichend von allen andern Zoeaformen. Die vordern Fühler sind jetzt viergliedrig mit 3 starken Endborsten; die hintern sind dicht an die Seite jener gerückt, haben einen dicken, zweigliedrigen Stamm und einen dreigliedrigen, innern und zehngliedrigen äussern Ast, letzterer mit 10 gefiederten Borsten. Die grosse Oberlippe ist helmförmig mit beweglichem Schirm. An dem kräftigen Oberkiefer ragt ein langer, dreispitziger Zahn weit über die beleistete Kaufläche vor und zwischen beiden stehen derbe Borsten. Die Oberkier sind tasterlos, und darin stimmen alle Zoea mit den Insekten überein, während doch das reife Thier Kiefertaster besitzt. An den Unter- kiefern erkennt man den Stamm mit innern Vorsprüngen und gezäh- nelten oder gefiederten Borsten, einen mehrgliedrigen Endtheil in- nen mit langen, zarten Borsten und einen blattförmigen Anhang mit wenigen Randborsten. An den Unterkiefern des ersten Paares hat der Stamm zwei längere, an denen des zweiten vier kürzere, an je- nen der Endtheil drei, an diesen fünf Glieder. Die Kieferfüsse be- stehen aus einem dicken Stamme, einem längern 5gliedrigen und kür- zeren ungegliederten äussern Aste mit Borsten. Die beiden Schwanz- äste treten jetzt rechtwinklich aus einander und erhalten je acht Borsten, Das Verdauungsrohr hat nichts Besonderes. Der After, an- fangs endständig, rückt auf die Bauchseite; die gelbliche Leber besteht ,%* 132 aus 3 Paar weiter Schläuche, das Herz rückt allmählich weiter nach hinten und liegt jetzt schon über den 6. und 7. Kieferfüssen, hat aber nur noch 2 Oeffnungen und ist weit. Von den neu auftretenden Theilen erscheinen zuerst die paarigen Augen, deren Spuren sich, wie erwähnt, schon bei dem ältesten Nauplius zeigen. Sie bilden sich aus Die neuen Ringe, an welchen sich später die Brust- und After- füsse entwickeln, bilden anfangs einen ungegliederten, weichen Gürtel, der sich schnell verlängert, dann in 11 Ringe sondert. Die 5 hintern neuen Ringe (Hinterleibsringe) erhalten oben am Hinterrande ein kur- zes Dörnchen, und der letztere noch ein solches jederseits. Die neuen Ankänge sprossen an der Bauchseite der Ringe als einfache Zapfen hervor und erhalten schnell den äussern nnd innern Ast. Zu- erst das 3. Paar der Kieferfüsse und die Seitenblätter des Schwanz- fächers, weit später auf einmal die5 Paar Brustfüsse. Die Aeste der Kieferfüsse erhalten ihre Endborsten, bleiben aber noch ungegliedert, die Brustfüsse bleiben borstenlose Stummel. Durch die Schwanzan- hänge an der Bauchseite unterscheiden sich diese Larven von den Porcellanen und denjenigen Garneelen, welche in Zoeaform das Ei verlassen. Nun gehen sie durch Verwandlung in die Mysisform über; die Fühler hören auf der Bewegung zu dienen, welche der Hin- terleib und die Brustfüsse übernehmen. Das Rückenschild erhält vorn jederseits 2 kurze Zähne und deckt bald die Brustringe vollständig. Die vordern Fühler verlieren ihre langen Borsten, ihre drei ersten Glieder bilden den Stiel. Der äussere Ast der hintern Fühler ist zur Schuppe des Garneelenfühlers geworden; neben ihm unten steht ein kurzer Zapfen, aus welchem später die Fühlergeissel hervorgeht. Die schon bei Zoea vorhandenen Füsse haben keine auffallende Verände- rung erlitten. Das 3. Paar der Kieferfüsse gleicht jetzt den beiden ersten. Die 5 neuen Fusspaare haben anfangs alle gleiche Bildung: Der ungegliederte Stamm trägt einen kurzen, ungegliederten innern Ast mit 2 Endborsten und einen längern geringelten, beborsteten äussern Ast. Am Schwanze sind die Seitenblätter jetzt auf kurzem Grund- gliede beweglich und mit langen Fiederborsten besetzt, die Borsten der Zoea sind zu kurzen Dornen zusammengeschrumpft; der After liegt am Anfange des letzten Ringes. Das Herz erhält vier neue Spalten und innere Muskelbalken. In dieser Mysisähnlichen Gestalt war die Larve 2—4,5mm lang und bildete die Gehörwerkzeuge, die Scheeren und Gangfässe aus und legte Oberkiefertaster, Afterfüsse und Kiemen an. Die Fühlergeisseln verlängern sich. Im Grundgliede des innern Fühlers bildet sich das Gehörorgan. In einer Auftreibung nach aussen mit obern halbmondförmigen Ausschnitt entsteht eine längliche Höhle und in dieser ein kugeliger Gehörstein, in dem Ausschnitte ge- fiederte Borstehen. Der” vorwärts gerichtete Dorn der Oberlippe beginnt zu schwinden; am Oberkiefer erscheint der Taster als kleine Warze, die sich verlängert, aber ungegliedert und borstenlos bleibt. Die Scheeren zeigen sich schon bei 2,8mm langen Thieren angedeu- tet als kleiner Vorsprung, am noch ungegliederten innern Aste der 133 drei Fusspaare. Bei 3,5mm Länge sind diese Füsse gegliedert und der Vorsprung ist länger. Auch am 4. und 5. Paare der Brustfüsse ist jetzt der innere Ast in 5 Glieder getheilt, bei 4,5mm Länge sind die Scheerenfinger gleich lang. Die Afterfüsse bilden bei 2,8 mm lan- gen Thieren erst kleine Warzen, bei 4,5mm Länge sind sie schon lang, aber noch ungegliedert und borstenlos und ihr innerer Ast nur ein unbedeutender Anhang am äussern. Die Anfänge der Kiemen sind als kleine, rundliche Wucherungen am Grunde der Kiefer- und Schee- renfüsse schon bei 4mm langen Thieren zu erkennen. Von der 4,5 mm langen Mysisartigen Larve ist nur noch ein kleiner Schritt zur Gar- neelenform. Bei 5mm hat das Stirnhorn oben 3 Zähne, die Fühler ohne Veränderung, an den Augen der kleine Anhang verschwunden, das unpaare Auge undeutlich, die Oberlippe ihren Dorn verloren, der Oberkiefertaster zweigliedrig und mit kurzen Borsten, die beiden vordern Kieferfusspaare liegen dicht am Munde an, die äussern Aeste der Bauchfüsse völlig verschwunden , die Afterfüsse gegliedert und beborstet, das mittle Blatt des Schwanzfächers nach hinten verjüngt und mit 10 Dornen, die Kiemen noch ganzrandige, längliche Blätter, die Leber vergrössert. Ueber 9mm Länge wurden keine Thierchen beobachtet. — Eine zweite Larvenart ist als ältere Zoea leicht zu er- kennen an den stachelförmigen Fortsatz jederseits am Vorderrande des Schildes, jüngere sind sehr schwierig zu unterscheiden. Am un- paaren Auge bildet hier die Haut meist zwei linsenförmige Ver- diekungen. Zwischen beiden Bauchnervensträngen lässt sich ein un- paares, von Knoten zu Knoten verlaufendes Fädehen unterscheiden. Das dritte Paar der Kieferfüssse und die Schwanzanhänge erscheinen nicht vor, sondern gleichzeitig mit den Brustfüssen. Auch noch drei andre Larvenarten werden kurz gekennzeichnet. — (Ebenda 8&—23 Tf. 2.) Derselbe, die zweite Entwicklungsstufe der Wur- zelkrebse. — Drei Tage nachdem die jüngern Wurzelkrebse in Naupliusform die Bruthöhle ihrer Mutter verlassen, nehmen sie eine ganz neue Gestalt an, welche sich sehr eng an die zweite Entwicke- lungsstufe der Rankenfüsser anschliesst. Dieselbe Form des zu einer muschelähnlichen Schale zusammengeklappten Rückenschildes, die selbe Bildung der in ähnlicher Weise nirgends sonst wiederkehrenden Haftfüsse, der zwölf lang beborsteten Schwimmfüsse und der Schwanz- anbänge und dieselbe Art der Bewegung; nur die paarigen Augen fehlen. In der frühesten Jugendform haben sie die Birnform des un- gegliederten Leibes, die Zahl der langborstigen Füsse und das selten fehlende unpaare Auge gemein mit vielen andern jungen Krebsen. Sie unterscheiden sich von andern Nauplius durch die seitlichen Hör- ner des breiten Stirnrandes und die beiden zarten Fäden auf der Bauchseite neben dem Auge. Abweichend von den jüngern Ranken- füssen sind ihre innern Organe viel weniger entwickelt, haben noch keinen Verdauungsapparat, nur vorn eine Höhlung als erste Anlage desselben; der Schnabel scheint ohne Mundöffnung, ebenso fehlt der 134 After; das Hinterende ist nicht schwanzartig ausgezogen. Die 2. Ent- wickelungsstufe schildert M. an Lernaeodiscus Porcellana. An den ersten zwei Tagen hält sich der Schwarm der jüngern Rhizocephalen an der Oberfläche, am dritten Tage senkt er sich behufs der Häutung und Verwandlung zu Boden. Der flache Leib des Nauplius klappt sich dabei nach unten so zusammer, dass die Seitenränder des Rücken- schildes nur eine schmale Spalte zwischen sich lassen, und wölbt den Rücken, die Seitenränder stark bogig vorn, nach hinten gerade. Da- bei verschwinden die Stirnhörner völlig, auch der. dreieckige Schna- bel und die beiden hintern Fusspaare, das erste Fusspaar verwandelt sich in die eigenthümlichen Hafifüsse. Unverändert bleibt das Auge und der Riechfaden darunter. Die Haftfüsse sind dreigliedrig und werden benutzt wie bei den Rankenfüssen. Der hintere Theil der Schale füllt der die Schwimmfüsse und Schwanzanhänge tragende Leibesabschnitt. Als erste Anlage dieser Theile erkennt man in ei- nem an der Bauchfläche des Nauplius sich bildenden körnigen Gewebe von unten eine tiefe Längsfurche und schief nach innen verlaufende Trennungslinien der einzelnen Füsse, von oben eine Scheidungiin ein- zelne Abschnitte durch quere Linien. Dieser hintere Abschnitt än- dert nach der Verwandlung sein Ansehen. Die 12 Schwimmfüsse sind kurz und bestehen aus einem starken Grundgliede und 2 zweiglied- rigen Aesten, jeder mit 3 langen Borsten. Der Schwanz trägt jeder- seits einen zweigliedrigen Anhang mit zwei Borsten. Leider über- lebten diese Thierchen die erste Woche nicht und nur eine Beobach- tung liegt über ihr weiteres Schicksal vor. An demselben Pagurus nämlich, in welchem die purpurrothe Sacculina ihre grünen Wurzeln treibt, lebt Peltogaster socialis n. sp. in Gestalt dottergelber, 5mm langer Würste, die in der Mitte festsitzen und an einem Ende die Oeffnung der Bruthöhle haben. Es pflegen 4—6 gleich alte Würst- chen neben einander zu sitzen, vier derselben haben das Ende trichter- förmig eingezogen, in der Mitte der Einsenkung mit einem kleinen Hügel und auf diesem sass die leere Chitinhülle eines Krebschens ganz dem eben geschilderten gleich. Ist dies die Haut desselben Thierchens, das jetzt in Wurmform festsitzt, oder etwa die eines Männchens, das hier, in seinem Berufe sterbend, hängen geblieben ist? Da sich ein Exemplar mit zwei Häuten vorfand: so werden sie von Männchen herrühren. — (Ebda. 24—33. Tf. 3). C Heller diagnosirt die neuen Crustaceen der Novara- Expedition unter folgenden Namen: Menaetbius brevirostris Ma- dras, Atergatis elegans Taiti, Xantho tetraodon Auckland, Carpilodes granulatus Nicobaren und Taiti, Lupa hirsuta Manila und Auckland, Carupa laeviuscula Taiti, Telphusa Chilensis Chili, T. Wüllerstorfi Ceylon, Nicobaren , Madras und Taiti, Paratelphusa dentipes Java, Macrophthalmus bicarinatus Nicobaren, Gelasimus variegatus Madras, Heloecius areolatus Sidney, Metaplax hirtipes Auckland, Pachygrapsus intermedius Rio Janeiro, Grapsus depressus Taiti, Gr. declivifrons Rio Janeiro, Heterograpsus barbigerus Auckland, Epigrapsus n. gen. 135 Cyclograpsus verwandt mit E politus Taiti, Perigrapsus n. gen. mit P. excelsus Taiti, Metasesarma granularis Taiti, Plagusetes nov. gen. mit Pl. elatus Chili, Porcellana leporina Rio Janeiro, P, penicillata Nicobaren, P. militaris und P. barbata ebda., P. frontalis Rio Janeiro, P. digitalis Gibraltar, Cenobita violescens und Pagarus lar Nicobaren, Clibanarius barbatus Auckland, Cl. semistriatus Taiti, Paguristes cili- atus Nicobaren. Palinurus paulensis St, Paul, Caridina curyirostris und Alpheus socialis Auckland, A. crassimanus Nicobaren, Pelias ne- tatus und Leander distans ebda., Leander serenus Sidney. L. modes- tus Shangai, Palaemon spectabilis Taiti, P. rudis Ceylon, P. scabricu- lus ebda., P. superbus und sinensis Shangai, Peneus- sculptilis Java, P. tahitensis Taiti. Die drei neuen Brachiuridengattungen erhalten folgende Diagnosen: Plagusetes: carapax perconvexus, subquadratus, lateribus denticulatus, fronte valde declivi, utringue supra antennulas emarginata; orbitae rotundatae anticae, antennulae longitudinalis, supra frontem porrectae; artieulis primus pedunculi antennarum hiatum orbitae internum bene implens; os antice paulo angustatum, non lim- batum; maxillae quintae non distantes uti in Plagusia formata, sca- pus vero palporum admodum dilatatus; epistoma planum, non promi- nens; chelipedes paulo inaequi, incrassati; pedes insequentes ambula- torii breviores, articulis rotundatis, dactyloteretri, ungue acuto incur- vato; abdomen feminae septemarticulatum; mas ignotus. — Perigrap- sus: latera arcuata, carapax postice angustatus, dente uno post angu- lum orbitae instructus; frons dimidio carapacis latitudine angustior, modice deflexa, subarcuata ; orbitae elongatae, extrorsum apertae, lo- bus suborbitalis internus latus, dentiformis et frontem non attingens, articulus tertius maxillipedum externouum paulo longior quam latus, versus basim angustatus, in superficie absque linea barbata; dactyli pedum posticorum spinulis armati.— Epigrapsus: Cyclograpso offinis, sed artieulus tertius maxillipedum externorum sine linea barbata. — (Wiener zool. botan. Verhandlgn. 1862. XII. 519—528.) E. Keyserling, neue Spinne in den Höhlen von Le- sina. — Bis jetzt sind erst zwei Lungenarachniden aus Höhlen be- kannt, nämlich Anthrobia mammouthia Tellk aus der Mamutshöhle in NAmerika und Stalita taenaria Sch. in Kärnten. Ueber beide spricht Verf. und beschreibt von letzterer das Weib. Die neue Art bildet die Gattung Madites: Augenlos, Kieferfühler senkrecht, Unterkiefer oben erweitert, Lippe so breit wie lang und in der Mitte am breitesten, weibliche Taster am Ende mit einer gezähnten Kralle, Beine mit Sta- cheln und einer aus drei gezähnten Krallen bestehenden Klaue, das obere Spinnwarzenpaar verlängert und zweigliedrig. Art H. tegena- riades 4mm lang. — (Ebda. 539—544. Tf. 16.) OÖ. Radochkoffsky setzt seine neuen Hymenopteren mit folgenden Arten fort: Bombus Kosnesenskii Californien, B. amurensis SSibirien, B. altaicus Eversm, B. Tschitscherini Behr, Anthidium auri- pes Eversm Orenburg, A. Bartholomei Persien, A. strigatum Pz. SRuss- land, A, reptans Eversm Orenburg, A. sibiricum Eversm Sibirien, A. 136 caucasicum Dagestan, A. Greyi Sibirien. — (Bullet. natur. Moscon 1862. 11. 589—598. c, tb). G. L. Mayr, myrmicologische Studien. — Ein reiches Material veranlasste den Verf. neue Gattungen und Arten aufzustellen und bereits bekannte von Neuem gründlich zu untersuchen. Diese werden hier beschrieben. Wir müssen uns darauf beschränken, die analytischen Gattungstabellen unsern Lesern mitzutheilen und wegen der Arten auf das Original verweisen. Die neuen Gattungen drucken wir cursiv, die frühern des Verfs. ohne Autor. Die Familie der Formiciden ordnet in ihren Arbeitern Verf. nach folgenden Merkmalen: 1. Die stark erweiterten Stirnleisten beginnen am Vorderrande des Kopfes, fassen zwischen sich den Clypeus und reichen bis zu den Hinterecken des Kopfes; Scheitel mit 2 Längsleisten zwischen den verlängten Stirnleisten. Cyphomyrmesx, die Stirnleisten beginnen erst am Hinterrande des Clypeus und reichen nicht bis zu den Hin- terecken des Kopfes; Scheitel nicht mit 2 Längsleisten, 2. 2. Die Stirnleisten entspringen am Hinterrande des Clypeus oder von demselben entfernt, die 2 Gelenkköpfe der Fühler fassen nicht den hintersten Theil des Clypeus zwischen sich, 3. Die Stirnleisten entspringen an den hintern Seitenwänden des Clypeus, die 2 Gelenkköpfe der Fühler fassen den hintersten Theil des dreieckigen Clypeus zwischen sich. 17. 3. Die Fühler entspringen vom Rande des Clypeus entfernt, 4, — oder aber am Rande desselben, 8. 4. Das. Geisselgliedlänger als das2. und 3. zusammen, der Thorax in 2 Theile getheilt, welche durch einen aus dem hintern Theile des Mesothorax bestehenden Stiele verbunden sind, das Stielchen viersei- tig und stielförmig. Oecophylla Sm. — — das 1. Geisselglied kürzer als das 2. und 3. zusammen, Thorax in der Mitte nicht stielförmig, das Stielchen trägt oben eine Schuppe oder einen Knoten, 5. 5, Die Seitenwände des Clypeus parallel oder fast parallel, an der Vorderecke seitlich etwas erweitert, Kopf vorn mehr minder schiefgestutzt, Colobopsis. — Seitenränder des trapezförmigen Ciy- peus nach vorn stark divergirend, Kopf nicht gestutzt, 6. 6. Das 1. Abdominalsegment bedeckt mindestens die Hälfte des Hinterleibes, 7 — oder ist viel kürzer, so lang wie das 2. Segment. Schildgrube von der Fühlergrube getrennt, Geissel fast fadenförmig, Stirnleisten Sförmig gekrümmt, Camponotus. 7. Stirnleisten Sförmig gekrümmt, Polyrhachis Sm. — nur nach aussen gekrümmt, nicht Sförmig, Echinopla Sm. 8. Kopf hinten halsartig verengt, Dolichoderus Ld. — nicht halsartig verengt, 9. 9. Schildgrube nicht mit der Fühlergrube vereinigt, 10. — mit derselben vereinigt, 11. 10. Stirnleisten Sförmig gekrümmt, Leptomyrmex. — gerade, nicht Sförmig, Prenolepis. 137 11. Fühler elfgliedrig, 12. — zwölfgliedrig 13. 12. Punktaugen, Mesothorax zusammengezogen, zwischen Meso - und Metanotum eine tiefe Furche, auf dem buckeligen Metanotum 2 spitze Zähne, Stielchen mit einer aufrechten, oben zweizähnigen und tief ausgeschnittenen Schuppe, Acantholepis. — keine Punktaugen, Thorax oben sehr wenig eingezogen, uneben, Metanotum und Schuppe des Stielchens ungezähnt, Plagiolepis. 13. Der Fühlerschaft, besonders aber die Geissel keulenförmig, deren meiste Glieder viel breiter als lang, das Endglied fast so lang wie die drei vorletzten zusammen, Acanthomyops.— Die Geissel nicht keulenförmig verdickt, deren Glieder länger als breit, 14. 14. Die 5 ersten Glieder der Geissel kürzer und kleiner als die letzten, Punktaugen undeutlich oder fehlend, Stirnfeld nicht scharf ausgeprägt, fast doppelt so breit wie lang, Lasius Fbr. — erste Geisselglieder länger als die letzten mit Ausnahme des Endgliedes, Punktaugen sehr deutlich, Stirnfeld scharf ausgeprägt, 15 15. Mandibeln cylindrisch, gekrümmt, sehr schmal, am Ende zugespitzt, ohne Kaurand und ohne Spur von Zähnen, Stielchen mit einer dicken, aufrechten Schuppe, Polyergus. — Mandibeln flach ge- drückt, mit gezähntem Kaurande oder bei zweirandigem Mandibeln der Innenrand gekerbt, 16, 16. Stirnleisten fast parallel, mit concavem Aussenrande, 4. Glied der Kiefertaster fast doppelt solang wie das 5., Stielchen oben mit keinem kugeligen Knoten oder einer dicken Schuppe, Catagly- phis Först. — Stirnleisten nach hinten divergirend, mit nur schwach convexem Aussenrande, 4. Glied der Kiefertaster nur wenig längr als das5., Stielchen mit einer grossen, aufrechten Schuppe, Formica L. 17. Metanotum cubisch, Clypeus vorn nieder gedrückt mit ge- radem Vorderrande und an die Mandibeln angedrückt, Thorax und Schuppe oft mit Zähnen oder Dornen besetzt, Hypoclinea. — Me- tanotum nicht cubisch, 18. 18. Thoraxrücken von vorn nach hinten bogig, ohne Einschnü- rung, Liometopum. — Thorax eingeschnürt zwischen Meso- und Metanotum, 19. 19. Stielchenschuppe gross, aufrecht, vom Hinterleibe oben nicht bedeckt, Metanotum buckelig, dessen Basalfläche länger als die abschüssige Fläche, Thorax zwischen Meso - und Metanotum stark eingeschnürt, Iridomyrmew. — Stielehenschuppe nach vorn gelegt, vom nach vorn erweiterten Hinterleibe bedeckt, klein, Basalfläche des Metanotum sehr kurz, abschüssige Fläche mehr als doppelt so lang, Thorax zwischen Meso- und Metanotum schwach eingeschnürt, Tapinoma Först, An Arten werden beschrieben Camponotus 41, Polyrhachis 23, Echinopla 4, Cyphomyrmex 1, Colobopsis 2, Oecophylla 2, Lepto- myrmex 1, Prenolepis 5, Dolichoderus 1, Acantholepis 1, Plagiolepis 1, Acanthomyops 1, Lasius 2, Cataglyphis 4, Formica 1, Iridomyrmex 2, Tapinoma 2, Liometopum 1, Hypolinea 8, 138 Aus der Familie der Odontomachidae wird nur die neue Gattung Stenomyrmex auf zwei schon bekannten Arten begründet. Die Familie der Poneridae ordnet sich in ihren Arbeitern nach folgenden Merkmalen: 1. Schuppe imit dem ersten Hinterleibsringe nicht verwachsen, 2. — die ganze Hinterseite der Schuppen damit verwachsen, 24. 2. Augen oft sehr klein, an den Seiten des Kopfes, 3. — keine Augen, 20. 3. Krallen der Tarsen einfach, ungezähnt, 4 — mit ein oder mehrern Zähnen am Innenrande, 12. 4. Mandibeln mit zwei Rändern, linear, 5. — mit drei Rän- dern, breit, 7. 5. Mandibeln mit mehrern Zähnen, 6. — mit einem stumpfen Zahne, Pleetroctena Sm. 6. Erstes Geisselglied so lang wie die 3 folgenden zusammen, Augen sehr klein, Myopias Rog. — 1. Geisselglied so lang wie das 2., Augen nicht klein, Trapeziopelta. 7. Vorderrand des Clypeus mit 2 oder mehrern Zähnen, Meta- notum mit 2 Zähnen, 8. — Vorderrand des Clypeus nicht gezähnt oder nur mit mittlerm Vorsprunge, Metanotum ohne Zähne, 9. 8. Vorderrand des Clypeus 2zähnig, zwischen den Zähren aus- gerandet, 1. Geisselglied nur halb so lang wie das 2., Schuppe drei- kantig, oben mit einer nach rückwärts gebogenen Spitze, Metanotum mit 2 Zähnchen, Strebtognathus. — - Der ganze Vorderrand des Cly- peus gezähnt und bogig, 1. Geisselglied so lang wie das 2., Schuppe n vorn nach hinten compress, Pro- und Metanotum gezähnt, Odon- toponera. 9. Mesonotum oben nur als schmaler Querstreif, oder mit dem Metanotum vollkommen ohne Spur einer Naht verwachsen, 10. — Mesonotum halb oder noch länger als das Pronotum, Naht zwischen Meso- und Metanotum deutlich, 11. 10. Erstes Geisselglied so lang wie das 2., Schuppe kugelig würfelig und ungezähnt, Bothroponera. — 1. Geisselglied halb so lang wie das 2., Schuppe fast kugelig, hinten flach, oben hinten mit 2 Zähnen, Diacamma. 11. Pronotum gerandet, oben flach, der Clypeus verschmälert sich zwischen den Gelenkköpfen der Fühler fast zu einer Linie, er- weitert sich aber bald und endet langeiförmig hinten zwischen den Stirnleisten, 1. Geisselglied kürzer als das 2., Pachycondyla Sm. — Pronotum gerundet, der Clypeus endet, zwischen den Stirnleisten sich verschmälernd, spitzig, 1. Geisselglied länger als das 2, Ponera. 12. Mandibeln lang, schmal, mit 2 Rändern, 13. — mit drei Rändern, das hintere Ende des Clypeus stets zwischen dem Ursprunge der Fühler, 16. 13. Der. hintere Theil des Clypeus nicht zwischen den Ur- sprung der Fühler eingeschoben, 14. — zwischen denselben ein- geschoben, 19. 159 14. Mandibeln bogig aufwärts gekrümmt, am Innenrande mit einem aufwärts gerichteten, grossen Zahne, 1. und 2. Geisselglied fast gleich lang, statt des Stirnfeldes ist zwischen den stark erwei- terten und aufgebogenen Stirnleisten eine Furche, 1. Hinterleibsseg- ment so breit wie das 2., Drepanognathus Sm. — Mandibeln gerade, am Ende einwärts gebogen, der ganze Innenrand gezähnt, 2, Geissel- glied viel länger als das erste, Stirnfeld ziemlich gross zwischen den schmalen Stirnleisten, 1. Hinterleibssegment viel schmäler und kleiner als das 2., Myrmecia Fabr. 15. Mandibeln platt, am Innenrande gezähnt, Clypeus vorn zweizähnig und zwischen den Zähnen breit ausgerandet, 1. Geissel- glied weniger als halb so lang wie das 2., Dinoponera Rog. — Man- dibeln sichelförmig gekrümmt, fast drehrund, am Innenrande nicht gezähnt, erstes Geisselglied mehr als halb so lang wie das 2. oder fast so lang, Leptogenys Rog. 16. Augen von 2, zum Einlegen der Fühler dienenden Furchen begrenzt, Clypeus hinten abgerundet, 1. Geisselglied kaum halb so lang, wie das 2, Pronotum mit 2 grossen Zähnen, Paraponera Sm. — Augen nicht von 2 Furchen umgeben, 17. - 17. Clypeus hinten stumpf oder scharfspitzig 18. — halbkreis- förmig gerundet, Ectatomma Sm. 18 Clypeus einfach dachförmig, gekielt, vorn Areieckig vorge- zogen, Lobopelta. — Clypeus anders, 19. 19. Clypeus schwach gewölbt, ungekielt, hinten in ein etwas abgerundetes Eck endend, eine Leiste zwischen jedem Mandibelgelenk und Auge, Meyaponera. — Clypeus mit einem erhabenen lanzettförmi- gen Mittelstück, das vorn vorragt und abgestutztist, hinten zwischen den Stirnleisten in einer langen Spitze endet, Paltothyreus. 20. Mandibeln dreieckig, 21.— nur mit 2 deutlichen Rändern, 23, 21. Fühler neungliederig, Geissel keulenförmig, letztes Geissel- glied so lang wie die 5 vorletzten zusamınen, Thorax ohne Einschnü- rung, Syscia Rog. — Fühler zwölfgliedrig, 22. 22. Geissel am Ende keulenförmig, beide Nähte des Thorax stark ausgeprägt, Krallen der Tarsen einfach, Typhlomyrmex. — Geissel bis zum Ende gleich breit, Pro- und Mesonotum oben ganz verwachsen, Krallen mit einem Zahne in der Mitte, Nycteresia Rog. 23. Fühler elfzwölfgliedrig, Geisselglieder dicker als lang, nur das 1. und letzte länger, Typhlopone Westw. — Fühler zwölfgliedrig, die Geisselglieder länger als dick, Anomma Shuk. 24. Clypeus am Vorderrande nicht gezähnt, Geisselglieder län- ger als breit, Amblyopone Er. — Clypeus am Vorderrande gezähnt, 25 25. Mandibeln um ihre Achse gedreht, mit löffelförmigem Ende, am Innenrande mit rückwärts gerichteten Zähnen, Clypeus am Vor- derrande fein gezähnt, Vorderecken des Kopfes zahnartig erweitert, Mystrium Rog. — Mandibeln anders, 26. 26. Clypeus am Vorderrande zweizähnig und ausgerandet zwi- schen den Zähnen, Geissel flach gedrückt, Myopopone Rog. — Der 140 ganze Vorderrand des Clypeus gezähnt, Geissel nicht flachgedrückt, Stigonatomma Rog. An Arten werden von diesen Gattungen theils speciell be- schrieben, theils nur angeführt: Trapeziopelthus 1, Streblognathus 1, Odontoponera 1, Bothroponera 1, Diacamma 2, Pachycondyla 5, Po- nera 4, Drepanognathus 1, Myrmecia 17 zugleich mit analytischer Tabelle, Dinoponera 1, Leptogenys 1, Paraponera 1, Ectatomma 8, Lobopelta 2, Megaponera 1, Paltothyreus 1, Typhlomyrmex 1, Typhlo- pone 3, die Familie der Myrmicidae bespricht die Gattungen Ischno- myrmex n. gen. 1 Art, Pseudomyrma Guerin, Leptothorax 1, Tetra- morium 2, Myrmica Latr. 2, Atta 4, Pheidole Westw. 8, Pheidologe- ton n. gen. 3, Solenopsis Westw. 2, Monomorium 6, Carebara Westw- 1, Heptacondylus Sm. 5, Myrmicaria Saund. 1, Cryptocerus Latr. 8, Meranoplus Sm. 1, Cremastogaster Ld. 15 Arten. — In einem Nach- trage werden noch 3 neue Arten charaktersirt. — (Wiener zoog. botan. Abhdlgn. 1862. XII. 649—766). Ed. Norton, das Hymenopterengenus Allantus in den Vereinten Staaten tritt mit folgenden vom Verf. beschriebenen Arten auf: A. terminalis (— Tenthredo terminalis Say.) Connecticut, Massachu- setts, mellosus n. sp. Connectieut und Pennsylvanien, apicalis Sag, Indiana, abdominalis n. sp. Connecticut, trisyllabus Say. ebda. und Massachusetts, niger n. sp. ebda, grandis n. sp. ebda., varius n. sp., ebda, basilaris (= Tenthredo basilaris Say.) ebda. und New. York, Dubius Harris Massachusetts, bicinetus n. sp. sehr weit verbreitet, n. sp. Connecticut und Massachusetts, cestus Say. Kansas, goniphorus Say. Indiana, Connecticut und Pennsylvanien, epicera Sag. Indiana und Connecticut, pallipes Say. Missouri, pinguis n. sp. Massachusetts und Connecticut, trosulus Say. ebda., infescens n. sp. Maine, tacitus Say. Conn. und Mass., tardus Say. ebda., tricolor Hatris Maine. signatus n. sp. ebda., mellinus Harris ebda., rufocinetus n. sp. Con- necticut und Neuhampshire, piceocinctus n. sp. New. York, dejectus n. sp. ebda., verticalis (Say.) weit verbreitet, dissimilis n. sp. Illinois, bifaseiatus Sag. Arkansas, angulifer n. sp. Maine, New York, lobatus n. sp. Connecticut, ventralis Say. Arkansas, leucostoma Virbg., flavo- marginis n. sp. Connecticut, atroviolaceus Baries Connecticut, Massa- chusetts, Maine, rufipes (Say.) Massachusetts, rufopectus n. sp. Con- necticut und Pennsylvanien, albomaculatus n. sp. Connecticut und Maine, pannosus Say. Indiana, externus Say. Missouri, epinotus Sag. flavicoxae n. sp. Connecticut und Maine, incertus n. sp. ebda., Ela- volinextus n. sp. ebda., obesus Say. Massachusetts. — (Boston Journ. nat.-historp. 1561. V11. 210—260). Fr. Brauer diagnosirt eine neue Rachenbremse des Elenn, Cephenomyia Ulrichi: atra, hirsuta, ore, thorace antice, scutello abdominisque basi flavohirsutis, squamis fusconigris, abdominis apice albohirsuto, pedibus fuseis, nigrohirsutis. — (Wiener 'zool. botan. Abhdign. 1862. XI. 973—976). Derselbe diagnosirt eine neue Oestridengattung The- 141 robia nach einem Exemplare aus Bengalen, welches Widemann in seinem aussereuropäischen Zweiflüglern als Cuterebra abdominalis be&- schrieben hat. — (Ebda 1231). H. Loew, Monograph of the Diptera of North America. I. Edited with additions 64 B. Osten-Sacken. Washing- ton 1862. 8°. — Dieser erste Theil der sehr werthvollen Monographie beginnt mit einer Terminologie der Dipteren und einer Darlegung des Systems, in welcher die Familien charakterisirt werden. Im Detail behandelt sie die nordamerikanischen Trypetidae, Sciomyzidae, Ephy- drinidae und Cecidomyidae, diese Familien im Allgemeinen beleuch- tend, dann ihre Gattungen und Arten mit analytischen Uebersichten und eingehenden Beschreibungen. So sehr wir uns über das Erschei- nen dieser Arbeit freuen, können wir dabei doch unser Bedauern nicht unterdrücken, dass sich Verf. noch immer nicht, die europäischen oder wenigstens die deutschen Dipteren in ähnlicher Weise bearbeitet, herauszugeben entschliesst. I. Egger beschreibt neue Dipteren: Lonchaea fumosa, Psila debilis beide üsterreichisch, Chlorops Scholtzi Schlesien, Eurina calva Ungarn, Ephydra macellaria Triest, Periscelis Winertzi Oestreich, Drosophila distincta, Opomyza Nathaliae beide ebda., Leucopis sile- siata Schlesien, L. nigricornis Kärnten, Ceratomyza flavicornis adria- tische Küste, Gonia maculipennis Kleinasien, Mierodon brevicornis östreichische Alpen. — (Wiener zool. botan. Abhdlgen. 1862. X. 777—184). Fr. Löw, zur Kenntniss der Rhynchoten. — Verf. giebt Bemerkungen über das Flügelgeäder der Psylloden, beschreibt Psylla ixophila n. sp. auf Viscum album bei Wien, sehr ähnlich Ps. visci Curt., Arytaina radiata Först auf Cytisus nigricans bei Nussdorf, Aspidiotus visei n. sp. auf Viscum album ebda, Lecanium berberidis Schrank auf Berberis vulgaris ebda. — (Wiener zool. botan. Abhdlgn. 1862. XI. 105—111. Tf. 10). F. Riehl giebt im Bericht des Casseler Vereins für Natur- kunde S. 63—95 ein blos namentliches Verzeichniss der bei Cassel in einem Umkreise von ungefähr drei Meilen aufgefun- denen Käfer ohne Angabe der speciellen Fundorte, der Synon- ymie etc. Fr. Steindachner, neuer Gobius im adriatischen Meere und G. quadrivittatus bei Lesina mit der Flossenformel D. 6—1. I. 11, P. 17—18, A. 1. I. 9—10 und mit weissen Binden. — (Archiv. per la Zoologia I. 341). Derselbe beschreibt eine neue Gerresart aus Mexico: Gerres mexicanus, der G. Plumieri CV. sehr ähnlich, im Fluss Teapa. — (Wiener zool. botan. Verhdiyn. 1863. Tf. 15). Und ferner monströse Kopfbildungen bei Karpfen: Cyprinus hungaricus Heck von Pressburg mit delphinähnlichem Kopfe, durch Verkümmerung des Stirn- und Riechbeins, und in einem 142 Exemplar von Gratz zugleich noch mit Verkümmerung des Unter- kiefers. — Ebda. 485—487. Tf. 12). v. Siebold, über Donaufische: Günthers Abramis do- lobratus = A. dobuloides ist ein Alburnus dolabratus (= Leueiscus dolabratus Hol); Chordrostoma rysela Ag. ist nicht identisch mit Ch. Genei Bp., es scheint eine Verwechslung der Schlundknochen von Kner und Heckel statt gefunden zu haben; Squalius lepusculus Heck. = Squ. leuciscus Heck. (= Cyprinus leueiscus L.), womit auch Squ. chalybaeus Heck., Squ. rodens Heck., Squ. rostratus Heck., und Cy- prinus grislagine L. zusammenfallen; Ferner sind Bastarde Carpio Kollari Heck. = Cyprinus striatus Hol.,, von Cyprinus carpio L. und Carassius vulgaris, Chondrostoma Rysela Ag., Alburnus dolabratus von A. lucidus und Squalius dobula, Abramis Leuckartii Heck. und Bliccopsis abramorutilus Heck. — Steindachner bemerkt bei die- ser Gelegenheit, dass bei Abramis bipunctatus die Zahl der Schlund- zähne bedeutend variirt, ferner dass Alburnus mento wirklich einen Zwischendeckel besitzt, obwohl ihn Heckel leugnet, und Leueiscus Pausingeri Heck. nur Varietät von L. rutilus ist. — (Ebda. 485—490). Steindachner charakterisirtt zwei neue Batrachier: Osteocephalus Fitz. zu Hyla gehörig mit O. taurinus, oben, an Kehle und Brust glatt, lichtbraun mit wenigen dunkelbraunen Flecken, an den Seiten des Bauches dicht gefleckt; Knochenkamm an der Ober- seite des Kopfes paarig und schwach verkehrt Sförmig, von Barra do Rio Negro in Brasilien, und O. flavolineatus granulirt, Oberleib grünlich olivenfarben mit schwärzlichen Flecken, ein hellgelber Längs- streif von der Nasenspitze bis ans Streissende, von Cocny in Brasilien. — (Archiv per la Zooloyia 11. 77—83. Tb. 6). Aug. von Pelzeln giebteine systematische Uebersicht der Geier und Falken in der Wiener Sammlung mit der Synonymie, Literatur, Vorkommen und gelegentliche Beobachtungen an einzelnen Exemplaren und fügt schliesslich Natterers handschrift- liche Bemerkungen über eine grosse Anzahl Arten hinzu. — (Wiener 200b. botan. Abhdlgn. 1862. VII. 123—192). Der selbe untersuchte drei Exemplare von Cygnus immu- tabilis Garrell aus Aegypten und ist geneigt die Selbständigkeit der Art anzuerkenen und sie nicht als blosse Varietät des Höckerschwa- nes zu betrachten, wie Blasius will. — (Ebda. 785). Derselbe, die Färbung des Morphnus guianensis und M. harpyia. — Nach Prinz v. Wied ist das vollkommene Ge- fieder von M. guianensis mit Ausnahme der Schwingen und Steuer- federn rein weiss, die jungen Kleider aber anders gezeichnet. Verf. hält jedoch seine abweichende Ansicht aufrecht, wonach die zwei hellen und ein dunkles Exemplar der Wiener Sammlung derselben Art angehören. Sie stimmen in den Formverhältnissen vollkommen überein und der Uebergang ihrer Färbung ist nachweisbar. Verf. beschreibt sie näher und vergleicht sie mit andern und hält das dunkle für das alte, die hellen für Jugendkleider, also entgegen der Behaup- 143 tung des Prinzen von Wied. Die grosse Harpyia durchläuft eben denselben Farbenwechsel, ist in der Jugend nach Schomburgk rein weiss, und die von Natterer gesammelten jungen Exemplare sind an Kopf, Hals, Haube, Unterflügeldecken, Unterseite des Leibes und Schienenfedern schmutzigweiss in grauröthlich übergehend, an der Brust dunkler als Andeutung des künftigen Halsbandes, Rücken und Oberseite der Flügel dunkler, die Federn mit braunen und schwärz- lichen Flecken marmorirt, die Flügeldecken gebändert, der Schwanz mit dunkeln Binden. Den Uebergang vom Jugendkleide zu dem aus- gefärbten schildert schon Temmink in den Planches col., andere noch einzelne Stände und das alte als dunkel. — (Journal f. Ornithol. XI. 121—132). A.v. Nordmann, Melanismus der Hausenteneier. — Mehre dunkel gefärbte Hausenten auf einem Gute in der Krim legen keine weissen, sondern mehr weniger schwarz gefleckte Eier. Diese Enten sind keine ächten Mohrenenten, sondern eine im südlichen Russland häufige Rasse, deren Gefieder z. Th. schwarz und dunkel- braun ist und alle Abzeichen der Normalfärbung trägt. Schnabel und Füsse sind nicht ganz schwarz, sondern dunkelbraun. Das eine Ei dieser Enten ist ziemlich gross, düster dunkelschwarzbraun mit einem schwachen violetten Anfluge, an beiden Enden dunkler, pulver- schwarz, überall mit zerstreuten, grossen und kleinen rundlichen ganz schwarzen Flecken. Aber diese Farben sind nur auf der obern Schicht der Kalkschale aufgetragen und lassen sich nicht mit warmen Wasser abwaschen. Die Enten fressen das Futter des übrigen Hausgeflügels, unter denen auch weisse und bunte Enten sich befinden. Gloger und Baldamus haben in der Naumannia der schwarzen Enteneier andrer Gegenden gedacht. v.N. erwähnt noch einige monströse Hühnereier. — (Bullet. natur. Moscou 1862. Ill. 195. 203. Tb. 5). H. Burmeister, ein neuer Chlamyphorus. (Halle 1863. 4°. 1, Tfl.).. — Nach einem nur im Balge im Museum von Buenos Aires vorhandenen Exemplare diagnosirt Verf. die neue Art Chl. re- tusus also: major chlamyde dorsali, lateribus corporis adnata; subtus cum artubus intus vellere undulato, sublanuginoso indutus; cauda thecaque anali imperfecte cataphractis; bei Santa Cruz in Bolivia — und die bekannte Art Chl. truncatus: minor, chlamyde dorsali late- ribus libere dependente, subtus cum artubus vellere molli recto sub- sericeo indutus, cauda. thecaque anali perfecte cataphractis, bei Mendoza. Gl. 144 Miscellen. Aussterben der Eingebornen in der Kolonie Vic- toria. — Die mit den Interessen der Eingebornen betraute Behörde gibt in ihrem letzten Berichte die Zahl der dortigen Urbewohner auf 2165 Köpfe an. Dieselben ziehen von Ort zu Ort und lungern bei den Städten und Goldfeldern umher, die Trunksucht nimmt überhand und es scheint wenig Hoffnung vorhanden, die Verhältnisse der Rasse irgend zu verbessern. Man versorgt sie mit Kleidern und Nahrung und sie sind dankbar dafür, wahrscheinlich aber würden sie beides lie- ber entbehren, als dafür arbeiten. Einzelne arbeiten jedoch einen Theil des Jahres hindurch. Da man ihr gänzliches Aussterben voraussieht, giebt man sich Mühe, Waffen und Geräthe zu sammeln, um authen- tische Zeugen ihrer Lehensweise aufzubewahren, auch fertigt man ein Wörterbuch ihrer Sprache an. Zur Geschichte der zoologischen Gärten. — Unter diesem Titel giebt der sachkundige Conservator am zoologischen Mu- seum zu Breslau in der „Schlesischen Zeitung‘ folgenden Abriss, den alle Freunde dieser unterrichtenden Anstalten mit Vergnügen lesen werden. Wohl zu keiner Zeit, soweit auch die Geschichte reicht, dürften die zoologischen Gärten eine solche Verbreitung gefunden haben als gerade in unsrer allerjüngsten Zeit. Tausende von Jahren hindurch gehörten sie zu den Privilegien der Könige und Fürsten und es war dem 19. Jahrhundert vorbehalten, die zoologischen Gärten volksthüm- lich zu machen. Dass diese Institute in Wahrheit volksthümlich zu nennen sind, beweisst der massenhafte Zudrang von Besuchern, der aller Orten statthat, wo solche Gärten bereits vorhanden sind. Wa- ren denn in jenen ersten Zeiten die Völker weniger empfänglich für die schönen und erhabenen Geschöpfe der Natur, als sie es im jetzi- gen Jahrhundert sind? Dies dürfte die Geschichte selbst auf’s Schlagendste widerlegen. Des Volkes Liebe zur Thierwelt ist eine uralte und hat sich in frü- heren Zeiten eben so lebhaft gezeigt wie heute. Meng tseu Mitte des 4. Jahrhunderts vor Chr. sagt in seinem Buche über die Staatsweisheit: das Volk freute sich an dem Schau- spiele, dass der König solche Hirsche, Fische und Schildkröten halte. Im Peloponnesischen Kriege zur Zeit des Perikles im 5. Jahr- hundert vor Chr. waren es die Pfauen, welche von Ostindien einge- führt, die grösste Bewunderung im Volke erregten. In damaligen Zeiten und sogar bei den Römern noch durften bei keiner festlichen Gelegenheit Repräsentanten aus der Thierwelt fehlen. Im Prunk- und Triumphzuge wurden Elephanten, Löwen und Tiger eingereiht und mit andern ihres Gleichen zur Schau ausgestellt. Dass solche Schau- stellungen mit ganz besonderem Wohlgefallen aufgenommen wurden, ist geschichtlich. Unter Julius Cäsar, 50 vor Chr. kam die erste lebende Giraffe 145 nach Europa. Sie war lange Zeit die schönste Zierde der Triumph- züge. Seit dem 15. Jahrhundert, wo Ferdinand di Medici die letzte, so weit bekannt geworden, besass, war während beinahe 400 Jahren kein lebendes Individuum dieser Art in Europa gesehen worden. Als im Jahre 1827 eine lebende Giraffe nach Paris in den Jardin des Plantes gebracht wurde, erregte sie bei den Parisern die allgemeinste Bewunderung, ja man ging so weit, dass das Portrait der Giraffe auf Kleiderstoffen für Damen wie für Herren angebracht wurde. Das Kameel, unter der Regierung Ferdinands II. di Medici zu- erst in Europa eingeführt, wurde vom Volke mit solchem Enthusias- mus aufgenommen , dass der König sich dadurch bestimmen liess, diese Thiere seinem Volke zu erhalten Er errichtete dieserhalb in San Rossora ein Gestüt, das sich bis auf unsre Zeit erhalten hat. Im Jahre 1810 besass diese Anstalt 170 Individuen, alt und jung zu- sammengerechnet. Das Lama, obschon seit 1544 durch Augustin de Zarate bekannt, wurde erst im Jahre 1808 durch Spanier in mehrern Exemplaren le- bend nach Europa gebracht. 1551 wurde der erste Elephant durch den Prinzen Maximilian, Kaiser Ferdinand’s I. ältesten Sohn, von Spanien aus lebend nach Deutschland übergeführt. 1552 im Monat April wurde dieser Elephant in Wien zur Schau ausgestellt und später am 7. Mai desselben Jah res, dem Tage, wo Maximilian als König von Böhmen seinen feierli- chen Einzug in Wien hielt, diesem Zuge eingereiht. Welches unge- heure Aufsehen dieses Thier beim Volke machte, beweisen zum Theil die derzeitigen Festgedichte; ferner, dass er in Lebensgrösse in Sandstein ausgehauen wurde, und endlich die noch heute in Oesterreich vorhandenen Aushängeschilder, die den Elephanten als Devise führen. Leider ging im Jahre 1717 die Statue, 1789 das danach gefertigte Gemälde verloren. | 1759 wurde der erste lebende Löwentiger (Felisconcolor) durch Nikolaus Jaquin von Amerika aus nach Deutschland eingeführt 1840. kamen die ersten Elen-Antilopen, Antilopa oreas Pall., nach England, überhaupt nach Europa. Das Nilpferd, Hippopotamus amphibius L., schon längst be- kannt durch die Thierhetzen der Römer, war 1500 Jahre hindurch nicht lebend in Europa gesehen worden, als im Jahre 1849 die Zoo- logieal Soclety of London es unternahm, ein solches Thier in seinen fast unzugänglichen Aufenthaltsorten aufsuchen zu lassen. Den Be- mühungen des Herrn C. A. Murray und des englischen Generalcon- suls zu Kairo gelang es, vom Vicekönige Abbas Pascha die Zustim- mung zu erlangen, dass einer Anzahl Männer, eigens zu diesem Fange ausgerüstet, militärische Bedeckung beigegeben wurde. Im Juli des- selben Jahres rückte diese Truppe, über 100 Mann stark, von Kairo aus gegen die Quellen des weissen Nils vor und war so glücklich, auf der Insel Obaysch ein drei Tage altes Nilpferd einzufangen. Da die Insel Obaysch mehrere 100 Meilen oberhalb Kairo gelegen ist, XX1l. 1863, 10 146 so war es für die Mannschaft gewiss keine kleine Aufgabe, ihren kostbaren Fund durch diese unwegsamen Gegenden bis Kairo zu bringen. Vom Glücke begünstigt, kamen sie im November desselben Jahres dort an, woselbst das Wunderthierchen dem englischen Consul übergeben wurde. Dieser liess das Kleinod auf dem Dampfschiffe „Ripon‘ sorgfältig unterbringen und es so gen Lon- don, seinem zukünftigen Aufenthaltsort, führen. Am 25. Mai 1850 kam dies sehnlichst erwartete Nilpferd daselbst an und ward im Regents- Park, Eigenthum der Zoological Society, aufgenommen. Es ist also der 25. Mai 1850 der Tag, wo nach einer Zwischenzeit von 1500 Jahren zuerst wieder ein Hippopotamus lebend in Europa gesehen wurde. Das ungeheure Aufsehen, welches dieses noch so junge Thier in London machte, lässt sich am besten daraus ermessen , dass im Jahre 1849 die Zahl der Besucher 168,895 ausmachte, im Jahre 1850 dagegen auf 360,402 stieg. Deutschland sah erst im Jahre 1859 ein lebendes Paar, das von Herrn Cassanova zur Schau ausgestellt war. — Später wurde dieses Paar an den zoologischen Garten zu Amsterdam verkauft, woselbst im vorigen Jahre ein Junges von ihm geboren ward, welches aber leider nach einigen Tagen starb. Man hatte keine Ahnung von der Trächtigkeit des Mutterthieres und somit waren die nöthigen Vor- kehrungen, namentlich die Vorsicht, Männchen und Weibchen recht- zeitig zu trennen, unterblieben. Tausende von Jahren sind seit Errichtung der ersten zoologi- schen Gärten verstrichen. Von denen der Jetztzeit wesentlich ver- schieden, waren es grosse Parke, in denen Thiere der verschieden- sten Gattungen gehegt wurden, um nach Belieben Jagd auf sie ma- chen zu können. Diese Sitte hatte sich lange Zeit hindurch erhalten. Noch 1576 besass der Kaiser Maximilian Il. einen solchen Park bei seinem Lustschlosse „Neugebeu‘‘, worin er selbst häufig Jagden ver- anstaltete. Die Perser besassen ähnliche Parke, welche von ihnen „Lust- gärten‘“ benannt wurden, die nicht jagdbaren Thiere waren menage- rieartig untergebracht. Der erste zoologische Garten, der uns aus der ältesten Zeit her bekannt geworden ist, dürfte derjenige sein, welcher vom Kaiser der Chinesen, Wen Wang, gegen das Jahr 1150 vor Chr. errichtet und von ihm „Park der Intelligenz‘ genannt wurde. Es waren in demselben nicht nur Säugethiere und Vögel, sondern auch Fische und Amphibien aufgenommen. Alexander der Grosse be- sass seine Thiergärten; denn Plinius sagt: Alexander habe den Auf- sehern seiner Thiergärten den Befehl ertheilt, alle beachtenswerthen oder merkwürdigen Thiero, die in den Gärten absterben würden, dem Aristoteles einzusenden. Vornehme Römer unterhielten in ihren Gär- ten Thiere der mannigfachsten Art. Diese Gärten waren von Mauern umschlossen, so hoch, dass kein Thier sie zu überspringen vermochte, und so glatt, dass selbst kein Insekt daran in die Höhe kriechen konnte. Im Innern wechselten Rasenplätze mit Baumgruppen und 147 Blumenbeeten. Künstlich geschaffene Bäche und Teiche erhöhten den Reiz dieser üppigen Gartenanlagen, Hirsche und Rehe liefen frei um- her; andre weniger zähmbare oder reissende Thiere waren ihrem Na- turell entsprechend untergebracht. Varro besass eine Sammlung le- bender Vögel, die wahrhaft in Erstaunen setzt. In einem paradie- sisch hergerichteten Garten war ein Pavillon, der eigens zur Auf- nahme des beflügelten Völkchens auf’s eleganteste eingerichtet war. Vornehme Römer legten grosse Teiche an, die in den meisten Fällen mit dem nahe gelegenen Meere durch Canäle etc. verbunden waren. Sie setzten Fische hinein, pflegten solche mit aller Sorgfalt und mach- ten Versuche, auswärtige zu acclimatisiren. Es wurde dies mit ganz besonderer Vorliebe betrieben. Die Vorrichtungen hierzu waren der Beschreibung nach äusserst zweckmässig und die heutigen Einrich- tungen der Art dürften den damaligen nachstehen. So hatte es Hir- tius, der erste, der die Fische in Gattungen schied, möglich gemacht- Muränen, wahrscheinlich Hymnothorax Helena, (L.) Bl, in solcher Masse zu ziehen, dass er zu dem Feste, welches Julius Cäsar dem Volke gab, 6000 Exemplare liefern konnte. Lucullus besass so viele Fische, dass nach seinem Tode der Verkauf derselben 4 Millionen Sesterzen aufbrachte. Um solche glänzende Resultate zu erzielen und um- sich gegenseitig zu überbieten, griffen diese Fischzüchter zu man- cherlei Mitteln. Einer dieser vornehmen Herren liess sich von seiner Leidenschaft zur Fischzucht so weit fortreissen, dass er selbst vor unmenschlichen Handlungen nicht zurückschreckte. Vedius Pollio nämlich verurtheilte oft wegen geringer Vergehen seine Sklaven zum Tode und liess dann das Fleisch derselben seinen Fischen als Lecker- bissen vorwerfen! Als im 16. Jahrhundert die Spanier nach Mexico kamen, fanden sie mit dem Palais des grossen Montezuma einen kostbaren Thierpark verbunden. Die Briefe Ferdinand Cortez’s und andre Schriften dama- liger Zeit, so wie in neuerer Zeit die Geschichte der Indier von An- tonio Herrera geben über die Menagerie des Parkes höchst interes- sante und ansführliche Berichte, die gewiss verdienen in weitern Krei- sen bekannt zu werden. In der Nähe des Palastes des Montezuma war ein schönes viereckiges Gebäude aufgeführt, welches mehrere Räume uud Bogengänge enthielt. Es wurde von Säulen getragen, deren jede aus einem einzigen kostbaren Blocke einer edlen Steinart gefertigt war. Andre Gallerien, noch viel schöner und reicher aus- gestattet, führten in einen Garten, der wenigstens ein Dutzend Bas- sins enthielt, von. denen die einen mit Seewasser, die andern mit Süss- wasser angefüllt waren. Die ersteren dienten zum Aufenthalte von Seevögeln, die andern nahmen Schwimm- und Sumpfvögel des Lan- des auf. In einem Behältniss sah man eine Menge Raubvögel, die sich zur Jagd eigneten, in einem andern 9 bis 10 Falkenarten; eine ganz besondere Mannigfaltigkeit aber war unter den Adlern zu fin- den. Von diesen heisst es, dass 50 grösser waren als die stärksten Adler von Castilien. In den Hallen des Erdgeschosses, fanden sich 148 grosse Räume, die aus starken Brettern gefertigt waren, worin Lö- wen, Tiger, Bären, Leoparden, Wölfe und viele andre Arten von Vier- füsslern eingeschlossen waren. In einem andern Gebäude standen grosse Behälter mit Wasser oder Erde gefüllt, wo Krokodile, Alli- gatoren, Schlangen und Vipern der giftigsten Arten untergebracht waren. Ueber 300 Sklaven waren mit Abwartung der Thiere be- schäftigt. Die Reinhaltung derselben wurde mit ängstlicher Für- sorge betrieben. Dies ein zoologischer Garten des 16 Jahrhunderts in Amerika. Neben den zoologischen Gärten dürfen auch die stehenden Me- nagerien nicht ganz übergangen werden. Prinz Maximilian, derselbe, welcher 1551 den ersten lebenden Elephanten nach Deutschland brachte, gründete in seinen grossartigen Parkanlagen bei seinem Jagd - und Lustschlosse Ebersdorf im Jahre 1552 die erste bemerkenswerthe Me- nagerie. Wann diese wieder aufgelöst worden, ist nicht mit Bestimmt- heit anzugeben. Die zweitälteste ist die Menagerie, die unter dem Namen ,„Menagerie zu Neugebäu“ der Geschichte aufbewahrt wurde. Sie ist von Maximilian II. 1556 in dessen grossem Thiergarten ge- gründet, woselbst auch eine Fasanerie sich befand. Rudolph II. hat sie 1587, zu welcher Zeit die Menagerie zu Ebersdorf schon einge- gegangen sein mochte, bedeutend vermehrt. Am blühendsten und reichhaltigsten war sie unter dem Kaiser Leopold I. Derselbe liess grossartige Bauten aufführen und Thierzwinger errichten. Von da- her datirt sich der Name „Neugebäu“. 1704 wurde diese Menagerie durch Ungarische Rebellen zerstört und ist erst unter KarlI. wieder neu gegründet worden. 1716 wurde die dritte Menagerie durch den Prinzen Eugen von Savoien in Belvedere errichtet, welche 1737 nach des Prinzen Tode vom Kaiser Karl angekauft und der Menagerie zu Neugebäu einverleibt wurde. Diese ist nach dem Tode der Maria Theresia vollständig aufgelöst worden. 1752 wurde die Menagerie zu Schönbrunn durch Franz I. und Maria Theresia geschaffen, woselbst jedoch keine reissenden Thiere aufgenommen wurden. Erst im Laufe der Zeit sind auch diese eingereiht. Noch heute steht die Menagerie in voller Blühte. Die Mehrzahl der jetzt bestehenden zoologischen Gärten ist in diesem Jahrhundert angelegt. Eine Ausnahme davon macht der Jar- din des Plantes, welcher, obwohl 1626 gegründet, doch erst im Jahre 1793 bis 94 die ersten lebenden Thiere aufnahm, bis dahin aber aus- schliesslich Pflanzengarten war. Der erste zoologische Garten, welcher in diesem Jahrhundert in Deutschland angelegt wurde, ist derjenige zu Berlin, welcher vor etwa 17 bis 18 Jahren gegründet ist. An folgenden Orten sind bereits zoologische Gärten angelegt: Amsterdam, Antwerpen, Berlin, im Bois de Boulogne, Brüssel, Dresden, Frankfurt, Genf, Hamburg, Köln, London, Lyon, Marseille, Paris, Rotterdam, Wien. Projectirt oder schon in Angriff genommen: Bremen, Breslau, Hannover, Leipzig, Königsberg und Riga. Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines Provinz re Thüringen Halle. 186. dJuliu. Auguste N VILVIL Sitzung am |]. Juli. Eingegaugene Schriften: 1 Memoires de la societe royale des Sciences de Liege XVII. Liege 1863. 89, 3. Wochenschrift des Vereins zur Förderung des Gartenbaues in den königl. preuss. Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Nr. 22—25. Berlin 1863. 4°. 3. Amtlicher Bericht über die 37. Versammlung deutscher Naturfor- scher und Aerzte in Karlsbad im September 1862. Karlsbad 1863. 4°. x Als neues Mitglied wird proclamirt. Herr A. Helbig stud. phil. hier. Der Vorsitzende Herr Giebel theilt ein Dankschreiben des zum correspondirenden Mitgliede erwählten Herrn Prof. Blum in Heidelberg mit. Herr Siewert theilt Franklands Versuche über die Entzündbarkeit der Gase mit, welche in Folge einer Explosion durch Leuchtgas in England angestellt wurden. Herr Giebel legst eine dem Zoologischen Garten beigegebene Abbildung des räthselhaften Vogelsauriers aus dem lithographischen Schiefer vor und erklärt denselben für ein Kunstprodukt (cf. XXT.S. 526) Herr Brasak theilte schliesslich einige Untersuchungen von Wolf und Diacon über Spektral- Analyse mit cf. S. 75. Sitzung am 8. Juli. Die Herren Professoren Löw in Meseritz und Peters in Berlin danken dem Vereine für ihre Ernennung zu correspondirenden Mit- gliedern. Das Doppelheft der Vereinszeitschrift für März und April liegt zur Vertheilung vor. Herr Siewert sprach über Fluor. Die Versuche, dieses Gas in freiem Zustande darzustellen scheiterten bisher an dem Umstande, dass Gefässe aus Flussspath die einzigen waren, in denen die Dar- stellung möglich. Im vorigen Jahre ward dasselbe vom deutschen Chemiker Kämmerer in Paris dargestellt als ein farbloses Gas. In 150 neuester Zeit will der Engländer Phippsor dasselbe gleichfalls er- halten haben. Bei näherer Betrachtung ergiebt sich aber sein Resul- tat als Sauerstoff. Eine zweite Arbeit über das Fluor von Pfaund- ler lässt gegen die von Kämmerer einige Zweifel entstehen und for- dert das chemische Publikum gewissermassen heraus, die der Ge- sundheit nicht eben zuträglichen Versuche von Kämmerer zu wie- derholen. Dr. Drenkmann theilt hierauf Pohls Versuche und Ansichten über die Weingährung mit. Nach demselben werden nach einander folgende Grade unterschieden: 1. Die Hauptgährung. 2. Die stille Gährung oder Jungweingährung und 3. die Lagergährung oder das Arbeiten des Weins. Bei der Hauptgährung geht die Umbildung des Traubenzuckers in Alkohol vor sich, wobei sich noch einige Säuren in sehr geringen Quantitäten erzeugen. Die Weinhefe durchsetzen kleine Krystalle von Weinstein und geben ihr ein anderes Ansehen, als der Bierhefe. Wie man übrigens bei der Bildung dieser je nach der nie- derern oder höhern Temperatur eine untere und obere Weingährung unterscheidet und eine davon abhängige grössere oder geringere Dauerhaftigkeit des Getränkes, so findet etwas Aehnliches beim Weine statt. Derjenige, welcher bei 5—15 © die Hauptgährung durchmacht, ist reicher an Blume (Bouquet), ärmer an Alkohol und haltbarer. Die deutschen Weine vom Rhein und Main gehören zu dieser Kategorie der untergährigen Weine. Findet dagegen die Hauptgährung bei 15—18° statt, so wird der Wein alkoholreicher, feuriger, hält sich aber nicht so gut, wie die französischen, spanischen und italienischen Weine, deren Trauben früher reifen als die deutschen und daher bei etwas höherer Temperatur zur Gährung kommen. 2. Die stille Gäh- rung ist 6—7 Monate nach der Traubenlese beendet und soll nach Pohl den letzten Rest des Traubenzuckers in Alkohol verwandeln. Er hat 80 verschiedene Sorten von Jnngweinen untersucht und immer nur höchstens 0,3°/, Zucker darin gefunden, der Einwendung, die dagegen gemacht werden kann, dass der Wein doch süss schmecke, begegnet P. mit der Behauptung, dass die Süssigkeit von Glycerin- gehalt im Weine herrühre, indem er 0,6 °/, darin fand. Diese An- sicht zweifelte der Vortragende an. 3. Das Arbeiten des Weines ist nach P. mithin keine Gährung mehr, sondern eine andere Art von Zersetzung. Die unter 1 u. 2 entstandenen Säuren setzen sich in Fruchtäther um, wodurch ein Ausstossen von Hefe statt hat, zugleich lagert sich Weinstein ab. Die Vermehrung an Alkoholgehalt wird durch das Verdunsten des Wassers bedingt. Bisher erklärte man sich das Arbeiten des Weines nach Herrn Siewerts Angabe dadurch, dass sich äthylsaures und weinsaures Kali gebildet hatte, das sich nun in Alkohol und Weinstein verwandelt und ausserdem durch das Zer- fallen der Hefenkügelchen. Sitzung am 195. Juli. Herr Professor Unger dankt für die Wahl zum correspondi- renden Mitgliede. 151 Von Herrn Richter in Saalfeld werden einige eingegängene Mittheilungen gemacht in Betreff auf einen beobachteten Libellen- schwarm, den Fund von Ascalaphus italicus in dortiger Gegend, eine dem Roggen nachtheilig gewordene Zirpe, sowie über einige an Pflan- zen gemachte Beobachtungen. Herr Brasak verbreitete sich über die mancherlei Vorsichts- massregeln die zu beachten sind bei der Milch-, Butter- und Käse- wirthschaft. Damit die Milch gut bleibe bei der Aufbewahrung und nicht sauer werde, darf sie nicht höher als 2 Zoll in den Satten stehen, diese sind am Zweckmässigsten aus Glas zu wählen, die grösste Rein- lichkeit ist ferner nöthig, jede an dem Gefässe möglichenfalls haften- de freie Säure muss gebunden, die Temperatur constant gehalten werden und zwar im Sommer auf 10°, im Winter auf 12% und zwar nieht durch einen Ofen im Zimmer selbst, sondern durch Luftströme. Ein Zusatz von 0,2 °/, kohlensauren Natrons soll vor dem Sauer- werden schützen. In Bezug auf Butter und Käse wurde die Fabri- kation angegeben und bei ersterer hervorgehoben, dass es besonders auf deren Wassergehalt ankäme, der bei einer guten Butter 4 °/o nicht übersteigen dürfe. Herr Siwert legt eine Fassdaube vor, die einem Kübel ent- nommen war, in welchem seit etwa 6 Jahren ein Oleander gestanden hatte und die auf der Innenseite mit einer ausserordentlich dicken Schicht von schwefelsaurem Bleioxyd überzogen war, welches beim Verbrennen des Holzes reines Blei ergeben hatte. Die Stärke des Ueberzuges liess sich kaum genügend erklären, wenn man die Ent- stehung derselben aus Mennige erklären wollte, wozu der solchen Gefässen gewöhnlich gegebene Bleiölfirniss beigetragen haben konnte. Herr Brasak erläuterte hierauf die Einrichtung des Telephon, bezweifelt aber nach den von ihm angestellten Versuchen, dass man damit wirklich melodische Töne fortpflanzen könne. Schliesslich legt Herr Giebel eine Schrift von C. v. Ettinghausen vor, worin über einige wesentliche Fortschritte im Naturselbstdruck berichtet wird. Sitzung am 29. Juli. Eingegangene Schriften: 1. Jahresbericht über die Thätigkeit des Vereins für die Naturkunde in Kassel 1841—1862 9 Hefte. Wochenschrift des Vereins zur Förderung des Gartenbaus in den königlich preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde no. 25—29. Berlin 1863. 4°, 3. Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de Moscou no. 2—4. Moscou. 1862. 80, 4. Proceydings of the royal societe of London, Vol. XIl. no. 50—55 London 1862, 8°, 5, Programm der königl. preussischen Realschule zu Meseritz. Mese- ritz 1863. 40, Geschenk des Directors Prof. Löw. w 152 Herr Prof. Ad. Wurtz in Paris dankt für die Wahl zum corre- spondirenden Mitgliede. Es wird beschlossen, am 5. August die Schlusssitzung zu hal- ten, da schon mehre der regelmässigen Theilnehmer an den Sitzun- gen ihre Reisen antreten. Sitzung amd. August. Herr Siewert berichtet über Schönbeins bisher misslunge- ne Versuche, Ozon und Antozon im Blute des tbierischen Organis- mus nachzuweisen. Da es nach Schönbeins Theorie daselbst sein müsste, so müht derselbe sich ab, darzuthun, warum er es nicht darin finden kann, nach der Ansicht des Vortragenden zum Theil von fal- schen Prämissen ausgehend. Herr Brasak berichtet die von D onatiin Florenz angestellten Spectralanalysen über die Gestirne, welche durchaus nicht mit den Untersuchungen übereinstimmen, die Frauenhofer über das Licht der Gestirne schon anstellte, und die ihn auch keinen Schluss ziehen lassen über die Masse, aus der sie bestehen. Herr Drenkmann legt eine schöne, weisse Stufe von grön- ländischem Kryoliths vor. Sodann erörtert derselbe dass Verfahren} welches Kessler seit 1855 in Paris erfunden hat, in Glas zu ätzen und das bisher ziemlich geheim gehalten worden ist. In der Kürze ist es folgendes: Auf einen lithographischen Stein wird umgekehrt, wie bei der Lithographie ein erhabenes Bild erzeugt. Hierauf über- zieh‘ man die Platte mit einer Reservagentinte, deren theilweise Zu- sammensetzung noch Geheimniss ist, und sorgt durch Nacharbeiten dafür, dass das erhabene Bild davon frei bleibt. Sodann wird auf Papier ein Abdruck in der Weise bewirkt, dass sich das Bild 0,5 mill. in denselben vertieft und die Fläche darum jenen Tintenabdruck annimmt. Vom Papiere erfolgt ein abermaliger Abdruck auf das Glas, welches nun geätzt wird durch die hierzu schon längst ange- wandte Flusssäure. Die durch das Aetzen matt gewordenen Stellen werden in der Regel noch gefärbt mit irgend welchen beliebten Far- ben, die man schliesslich einbrennt, oder man druckt auf buntes Glas und färbt die geätzten wieder anders. Druck von W. Plötz in Hallo. Leipnig. PROSPELTTIS, Seplenber 1869, Dr. HB. &. Bronn’s Klassen und Ordnungen des Thierreichs, wissenschaftlich dargestellt en. Wort und. IS:ld. Fortgesetzt von Wilhelm Keferstein, M. D., Professor in Göttingen. Mit auf Stein gezeichneten Abbildungen. nnannanmnnINNNAIIInNannnnnnAnnnnnnnnnnnnannnnnannn Annan C. F. Winter'sce Verlagshandlung in Leipzig ınd Heidelberg. AnTuyannnnnnnIN nano FERREBEEEENENIUUTEETEU EEE EEE Unsere zahlreichen und zum Theil sehr zweckmässig eingerichteten Hand- und Lehr-Bücher der Zoologie bieten fast ohne Ausnahme nur Um- risse des Systemes dar, soweit möglich gegründet auf äussere Merkmale und erläutert durch die wichtigsten und uns zunächst umgebenden Arten, sind aber weit entfernt eine allseitige Naturgeschichte der Thiere zu geben. Sie fassen das Thier-Reich nur unter einem der vielen Gesichts- punkte auf, aus welchem dessen Darstellung möglieh und im Interesse der Wissenschaft nothwendig ist. 3 Der Plan obigen Werkes ist von allen vorhandenen abweichend durch Verfolgung des dreifachen Zieles: naturgemässeste Richtung, allseitige Darstellung und stete Erläuterung des Wortes durch das Bild, — Alles nach ganzen Kreisen, Klassen und Ordnungen, oft selbst mit einer Uebersicht der Genera, wo es ausführbar ist, doch ohne bis zu der Aufzählung der Arten herabzusteigen. Der naturgemässeste und wissenschaftlichste Gang der Darstellung ist die Entwicklung des Thier-Reichs von den unteren und unvollkommneren Klassen aufwärts zu den höchsten und vollkommensten, wie man die Entwickelung des Individuums vom Keime und Eie an bis zu seiner Reife verfolgt. Nur so können bei einer Menge von Organisations- Verhältnissen deren Werth und Beziehungen auf den verschiedenen sich auseinander entwickelnden Stufen des: Systemes klar erkannt und die richtige Uebereinanderordnung gefunden werden. Die allseitige Darstellung hat sich ebensowohl mit den Gesammt- _ formen wie mit deren Einzelnheiten, mit der Gestalt wie mit dem Stoff, it der äusseren wie mit der inneren Organisation, mit den Körper- eilen wie mit deren Lebens-Verriehtungen, mit den reifen Thier-Formen wie mit deren Entwickelungs-Geschichte, mit dem Aufbau des Individuums wie des Systems, mit der Lebens-Geschichte der Binzelnwesen wie der Ordnungen und Klassen, mit der zeitlichen ‘wie mit der räumlichen Verbreitung, mit den Organismen an sich selbst wie in ihrer Bedeutung für den Haushalt der Natur überhaupt und für den Menschen insbesondere zu beschäftigen. Ein grosser Theil dieser Verhältnisse lässt sich durch blosse Worte ohne Abbildungen nicht klar machen. Es sollen daher nicht bloss die wichtigsten Typen in ihrer äusseren Erscheinung, sondern auch die feineren und merkwürdigeren Einzelnheiten ihres inneren Baues, so weit es immer nöthig erscheint, durch reichliche und gedrängte Abbildungen theils mittelst Holzschnitten im Texte selbst und theils auf besonders beigefügten Tafeln erläutert werden. Diese allseitige Naturgeschichte der Thiere immer auf das Allgemeine beschränkt, fasst daher in sieh zusammen, was der Studirende bisher in zoologischen, anatomischen, physiologischen, paläontologischen, geographi- schen und chemischen Schriften zusammensuchen musste, so weit als es vom Standpunkte der wissenschaftlichen Zoologie aus nothwendig, mit deren systematischer Darstellung verträglich ist und ihrem Prinzipe unter- geordnet werden kann. Sie ist gleich weit davon entfernt, als ver- gleichende Anatomie, als Thier-Physiologie, als Thier-Geschiehte, oder als Thierzucht-Lehre ete. auftreten zu wollen; sie eignet sich überall nur die für die Zoologie als solehe nothwendigen Resultate an. Wir glauben durch die Herausgabe dieses Werkes den Wünschen aller Freunde der wissenschaftlichen Thier-Lehre, dann denen der natur- historischen. Lehrer und Lehr-Anstalten insbesondere, endlich und haupt- sächlich noch derjenigen Natur-Freunde zu entsprechen, welche mit Liebe zwar nur irgend einen besonderen Zweig der Naturgeschichte im Einzelnen kultiviren, aber dabei das Bedürfniss fühlen, sich auch über andere ver- wandte Zweige und über die Zoologie im Ganzen wissenschaftliche Auf- klärung; zu verschaffen, ohne in Detail-Studium der andern Theile eingehen zu wollen. Dieses Werk, die Ergebnisse älterer und neuerer Forschungen zusam- menfassend, erscheint mithin als ein General-Bericht über den gegen- wärtigen Stand der Wissenschaft. Es macht sich ferner zur Aufgabe, überall die wichtigsten zu Text und Abbildungen benützten Quellen sowohl als auch derjenigen Werke nachzuweisen, worin solche Leser weitere Belehrung finden können, welche entweder auf jene zurückgehen oder sich mit einzelnen Zweigen vertrauter machen wollen, eine Hülfe, die man in allen sonst verwandten Schriften vermisst. Es wird endlich in Wort und Satz bestrebt sein, Alles auf den engsten Raum zusammenzudrängen. Bis jetzt ist bereits ausgegeben: 1. Band. Die Klassen und Ordnungen der formlosen Thiere (Amor- phozoa). Mit 12 lithographirten Tafeln und mehreren Holzschnitten. Preis 2 Thlr. II. Band. Die Klassen und Ordnungen der Strahlenthiere (Actinoz0a). Mit 49 lithographirten Taf. u. mehreren Holzschn. Preis 6 Thlr. 15 Ngr. III. Band. Die Klassen und Ordnungen der Weichthiere (Malacozoa). Erste Abtheilung. (1—16. Lieferung.) Kopflose Weichthiere (Mala- cozoa Acephala). Mit 44 lithographirten Taf. u. 54 Holaschutte Preis 7 Thlr. 24 Ngr. Zweite Abtheilung: Kopf-Weichthiere (Malacozoa Cephalota)» 17.24. Lieferung des ganzen Bandes. & Lief. 15 Ngr. a TE Zur Erleichterung der Anschaffung erscheint das Werk in Lieferungen zum Preise von 15 Ngr.; Subscriptionen darauf werden in allen Buch- handlungen des In- und Auslandes angenommen. Die Subseription ist jedesmal nur für die Lieferungen des einen Thier-Kreis umfassenden Bandes bindend, welcher ein für sich abgeschlossenes Ganzes bildet und mit einer vollständigen Erklärung der Tafeln und einem besonderen Register versehen werden wird. Jeder Band wird auch einzeln abgegeben. Leipzig: im September 1869. © FE. Winter’sche Verlagshandlung. In der €, F. Winter’fchen BVerlagshandlung in Leipzig und Heidelberg find ferner erihienen: Die Grundzüge der Weltordimmte von Dr, Shriftian Wiener, Profeffor an der polytehnifhen Schule zu Carlsrırhe. 511/2 Bogen: gr. 8. eleg. geh. Preis 4 Thle. ©o fehr die Erfolge der Naturwiffenfhaften auf dem Gebiete der finnli; wahrnehmbaren Welt anerfannt werden, jo entjehteben werden aud) von vielen Seiten ihre Eingriffe in das Gebiet der geiftigen Welt mit ihren höheren Interefien als Uebergriffe zurüdigewiejen. Weil fie feindlic) gegen mande herrichende Lehren auftraten und fie im einer zerjeenden Weije zer- ftörten, glaubte man, daß fie ihrer Natur nad) allen jenen höheren Interefien feindlic gegenüber finden. Das Ziel des VBerfafjers in einem großen Theile des oben genannten Werkes ift e8.aber, die geiftigen Güter des Menjchen, welche fein Wohl im ebelften Sinne bedingen und degmegen wahre Güter find, gerade dur die Naturwiffenfhaften, und zwar durd) bie auf Beobadhtung geftütte Geifteslehre, auf eine unerfchütterlihe Grundlage zu ftellen. ‚Damit ift zwar ein wichtiger Theil, aber doc nur ein Theil Der Aufgabe des Merkes Fezeichnet. Die Aufgabe des Ganzen ift, die Erfheinungen der nicht geiftigen und der geiftigen Welt auf möglichft einfache Grundlagen zurädzuführen. Es zerfällt in drei Bücher. Das erfte handelt von der nichtgeiftigen Welt und joll bevem wejentlichfte Erjjeinumgen aus den Grundeigenfchaften des Stoffes ableiten. Das zweite Buch handelt von der geiftigen Welt und fol deren Gejege auf Grundlage von Beobachtungen der geiftigen Vorgänge ‚feftftellen. Hier finden die drei großen Gebiete der Sitten-, der Nechtslchre und der Lehre vom Schönen ihre piychologifche Begründung, eine Aufgabe, deren Löfung gegenwärtig ausgefprochnermaßen von ber Bhilojophie erwartet wird. Das dritte Buch handelt von dem Welen und bem Urfprung der Dinge umb befhäftigt fh vorwiegend mit Unterfuhungen über die NAusgang3- puncte der zwei erften Bücher und mit dem Nachmeife der Abhängigkeit der Grundlagen des zweiten von denen des erften Buches. „Als Iefendes Publicum hatte ber Berfafjer das. allgemein gebildete vor Augen. Die Ber- ftänblihfeit juchte er hauptfählic durch das Eindringen in den Kern der Sade, durch eine mwirffiche, materielle und nicht nur formelle Löfung der Aufgaben zu erreichen. Es ift dies gewiß das mejentlichfte Erforderniß zur Klarheit. Gehirn und Geifl. Entwurf einer pbyfiologifchen Pinchnlogie für vdenfende Lefer aller Stände Don Dr. Ch. Piderit, Mit 8 in den Tert gebrudten Holgfhnitten. 8. eleg. geh. Preis 15 Ngr. In demselben Verlage sind ferner erschienen: Grundzüge der Geognosie und Geologie von Dr. Gustav Leonhard, a. o. Professor in Heidelberg. Zweite vermehrte Auflage. Mit 180 Holzschnitten. 30!/2 Bogen. gr. 8. eleg. geh. Preis 2 Thlr. Leonhard, Dr. Gustav, Grundzüge der Mineralogie. Zweite, neu bearbeitete Auflage. Mit 6 Tafeln Abbildungen. 1860. sr. 8. geh. 2 Thlr. Mühry, A., Beiträge zur Geo-Physik und Klimatographie. I. Heft. gr. 8. eleg. geh. Preis 20 Ngr. Inhalt: A. Zur geographischen Meteorologie. I. Ueber die Existenz von zwei Wind- Polen auf der nördlichen Halbkugel. II. Ueber ein anemoskopisches Experiment in Bezug auf das Drehungs- Gesetz der Windfahne und der Winde. — III. Ueber die meteorischen Verhältnisse in Central-Afriea.. B. Zur Klimatographie. I. Ueber die meteorischen Verhältnisse an der Nordküste von Scandinavien. II. Ueber die Tem- peratur-Verhältnisse auf Novaja Semlja. III. Ueber einen stürmischen Passatwechsel in Nord-Ameriea und einen anderen in Europa, und über die Unterschiede beider. Vorläufg ist das Erscheinen von 3 Heften bestimmt, welche in nicht zu langen Zeiträumen noch im Laufe dieses Jahres zur Ausgabe kommen sollen. Von demselben Verfasser sind früher erschienen: Allgemeine geographische Meteorologie oder Versuch einer übersichtlichen Darlegung des Systems der Erd-Meteoration. 1860. gr. 8. geh. 1 Thlr. 6 Ngr. Die geographischen Verhältnisse der Krankheiten oder Grundzüge der Noso -Geographie. 1856. gr. 8. geh. 2 Thlr. 12 Ngr. Klimatologische Untersuchungen oder Grundzüge der Klimatologie. 1858. gr. 8. geh. 4 Thlr. Klimatographische Uebersicht der Erde, in einer Sammlung authentischer Berichte mit hinzugefügten Anmerkungen, zu wissenschaftlichem und zu praktischem Gebrauch. Mit einem Appendix und drei Karten- Skizzen in Holzschnitt. gr. 8. geh. 48 Druckbogen. 4 Thlr. Seift und Körper in ihren Werhfelbeziehungen mit Verfuchen naturwilfenfchaftlicher Er- klärung. Don Earl Neclam, Dr. med., Docent an ver Univerfität zu Leipzig. 8. geh. 1 Zhle. 15 Ngr. Snbalt: Einleitung. — Die Herrihaft der Nerven über den Stoff und ihre Abhängigkeit. — Die Abhängigkeit des Geiftes vom Körper und feine Macht über den- felben. — Zur Abwehr eines Angriffes gegen die phyfiologiihe Wiffenihaft. — Summe oder Ganzes? — Wejentlich verjchteden oder niht? — Der heutige Standpunkt der Naturwiffenihaft und die gegen denfelben erhobenen Vorwürfe. — Die Grenzen des Snftinktes und der Intelligenz bei Thieren. Gedruckt bei E. Polz in Leipzig. Feitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1863. September. NP. IX. — Ueber das Wasser des Quarnerischen Golfes von L. R. Lorenz. (Aus des Verf.’s Schrift: physikalische Verhältnisse und Vertheilung der Organismen im Quarnerischen Golfe [Wien 1863], entlehnt). Specifisches Gewicht und Salzgehalt. Von der Oberfläche des Quarnero, in einer von Süss- wasserquellen freien und vom Lande etwa !/, Seemeile ent- fernten Gegend auf der Höhe vor Martinscica, östlich von Fiume, wurde zu verschiedenen Jahreszeiten Seewasser geschöpft und dessen specifisches Gewicht bei der Tempera- tur von + 14° R, sowohl durch Wägung mit genauen Apothekergewichten, als auch mittelst eines Aräometers von Wagner, wie sie den Stadtapotheken der Monarchie amt- lich zugetheilt werden, bestimmt. Die Resultate beider Arten von Messung stimmten stets genau bis zu den Zehn- tausendtheilen. Sie sind in der folgenden Tabelle enthalten: Datum. Nächst vorausgegangene Witterung Specifisches Gewicht. 1860 20. Jänner Vorwiegend Siroccal- Wetter mit Regen 1:021 22. Februar Vorwiegend Bora - Wetter mit Kälte und Trockenheit 1'025 19. März Vorwiegend Bora- Wetter 1'025 24. April Vorwiegend regnerisches Wetter u. kühl 1:023 1858 20. Mai Länger andauernde Siroccal- Witterung 1:023 1860 23. Juni Ziemlich viel Regen und kühles Wetter 1:021 20. Juli Immer kühl mit mässigem Regen 1'024 1858 1. Septbr. Ziemlich trocknes Wetter 1:022 1859 20. Dechbr. Siroccal-Wetter 1:023 Daraus ergäbe sich also ein Durchschnittswerth von 1'023, während das Mittelmerrwasser bei Cette nach Usiglio XXIL 1863. 11 154 1'025, das Lagunenwasser von Venedig nach Calamai 1'018 haben dürfte. Jener von mir ermittelte Werth ist aber vielleicht etwas zu niedrig, da zufällig fast immer regneri- sches Wetter den Beobachtungen vorausging. Die Abhän- gigkeit von. der Jahreszeit und der damit in Verbindung stehenden Regenmenge fällt nach dieser Tabelle zugleich auf. Wärme und trockene Witterung erhöhen natürlich mit dem Salzgehalte auch das Gewicht; Kühle und Nässe be- wirken das Gegentheil. Oberflächliche Strömchen angesüss- ten Wassers, welche, von der Driftströmung und den „li- gazzi* mitgeführt, den nördlichen Theil des Golfes oft zahlreich durchziehen, haben sogar nur ein speecifisches Gewicht von 1'012. Die mittleren und südlichsten Gewässer unseres Gol- fes zeigen keinen Unterschied im specifischen Gewichte. Für den offeneren Theil der Bucht von Cherso wurde aus wiederholten Beobachtungen 1'023 (an der Oberfläche) für den Canale di Punta Croce 1'025 im Sommer ermittelt. In den Tiefen unter 20 —40 Faden fand ich bei 9 Messungen zu allen Jahreszeiten und in allen Theilen des Quarnero das gleiche Gewicht von 1'0275. Das Wasser war mit dem sicher ventilirenden Gefässe des Batho- Ther- mometers geschöpft. Der Salzgehalt des Oberflächenwassers im freien Meere wurde nach Verdampfung und Trocknung bei 100° C. aus 5 Proben von der Gegend von Fiume und Cherso durch- schnittlich mit 376 Proc. berechnet. Zur Vergleichung diene, dass das Oberflächenwasser des Mittelmeeres nach Ehrmann im Mittel 378 Proc. enthält. Quantitative Analysen unseres Meerwassers wurden mir nicht ermöglicht, qualitativ habe ich selbst drei Proben analysirtt und nur die gewöhnlichen fixen Bestandtheile: Eisenoxyd, Kalk (an Kohlensäure gebunden), Schwefelsäure, Kalk und Bittersalz, Kalium und Natrium (an Chlor gebun- den) aufgefunden ; auf Jod und Brom habe ich nicht unter- sucht. Von Chlormagnium scheint hier eine geringere Menge als im Mittelmeere und in den nahen Gewässern 155 von Istrien *) und Triest vorhanden zu sein. Ich schliesse dies nicht nur aus den auffallend geringen Spuren bei der qualitativen Analyse, sondern auch daraus, weil hier mit Meerwasser benetzte Gegenstände z. B. Algen auf Papier präparirt, viel vollständiger trocknen und später weit weni- ger Feuchtigkeit anziehen als um Triest, und, nach münd- liehen Mittheilungen einiger Algologen, auch im Mittelmeere überhaupt, ja selbst im atlantischen Meere (Bretagne). Auch beim Baden in der See macht man dieselbe Wahr- nehmung. Da nun hauptsächlich Chlormagnium die grosse Hygroskopicität des Meersalzes bewirkt, liegt die Vermu- thung nahe, dass hier bei nahezu gleichem absoluten Salzgehalte eine geringere relative Menge dieses Stoffes vorhanden sei als gewöhnlich. Mit Ausnahme dieser Verbindung unterscheidet sich demnach das Wasser des Quarnero weder im Gewichte noch in dem damit proportionalen Salzgehalte bedeutend von jenem des Mittelmeeres überhaupt, indem es nur un- bedeutend leichter und salzärmer ist. Dies gilt aber nur im Allgemeinen. Das hier zahlreiche Quellen süssen Was- sers sowohl am Ufer als auf dem Meeresgrunde ungewöhn- lich häufig eine locale Verminderung des Salzgehaltes zu- gleich mit einer Depression der Temperatur bewirken, habe ich an andern Orten meiner Schrift näher eingehend dar- gelegt. Für die Untersuchungen über die Vertheilung der Meeres- Organismen wäre eine schärfere Unterscheidung dessen, was noch „Brakwasser“ heissen soll und was nicht, sehr erwünscht, Ich finde eine solche nirgends. Nach vielfachen Beobachtungen über den ganzen Habitus unserer Gewässer und über ihren Einfluss auf die darin vorkommenden Organismen habe ich für die vorliegende 2) Ueber die Mutterlaugen der Seesalinen zu Pirano in Istrien besitzen wir eine sehr zu schätzende Abhandlung von Dr. Pohl, in den Sitzungsberichten der kais. Akademie XXII. Band, pag. 122 u.s. f. Leider fehlen bis jetzt noch quantitative Analysen des Meerwassers selbst. Pohl fand eine auffallend grosse Menge von Chlormagnium, nämlich 163.107 Theile in 1000 Theilen Mutterlauge, welche im Gan- zen nur 317.162 Theile fixe Stoffe enthielt. 11* 156 Abhandlung festgesetzt: Meerwasser, welches ein Gewicht unter 1'010 also unter jenem der Lagunen (1'018) und des schwarzen Meeres (1'014), besitzt, Brakwasser zu nen- nen; bei einem Gewichte über 1'010 und unter 1'020 esals „angesüsstes Meerwasser“ und von 1'02 angefangen als eigentliches Meer- oder Salzwasser zu bezeichnen. Brakwasser in diesem Sinne haben wir in etwas grösserer Ausdehnung und stetig nur an den Mün- dungen der Fiumara und der Arsa; während der regenrei- chen Monate auch ziemlich ausgebreitet an den Ufern der lagunenartigen Buchten von Dobrigno und Cassione auf Veglia. Nicht weiter als einige Faden vom Lande weg er- streckt sich bleibendes Brakwasser an den Mündungen der mächtigeren Quellen und Quellbäche zwischen Ika in Istrien über Fiume und Buccari bis östlich von Povilje; in- termittirend endlich kommt es an den Mündungen der unzähligen Regenbäche unserer Festlands- und Inselkü- sten vor. Angesüsstes Meerwasser treffen wir nicht nur als Uebergang von Brakwasser in eigentliches Meerwasser an den Grenzen beider, sondern auch unmittelbar an den Mün- dungen der meisten kleinern Uferquellen und Bächlein, deren grösste Zahl, wie bereits erwähnt, zwischen Ika und Povilje gelegen ist. Es schwimmt aber, wie in dem Abschnitte von den Meerestemperaturen noch näher erwiesen wird, nur in sehr dünnen Schichten über dem schwereren Salzwasser, und erstreckt daher seine Wirksamkeit weit mehr (etwa 700 bis 1000mal) in die Breite als in die Tiefe. Farbe und Durchsichtigkeit. Obgleich die gewöhnlichen Farbenerscheinungen des Meeres nichts darbieten, zu dessen Erklärung mehr als die bekannten optischen Grundlehren vorausgesetzt werden, for- dert doch die nicht zu verkennende Unbestimmtheit, welche selbst in sonst ausgezeichneten oceanographischen Abhand- lungen gerade über diesen Gegenstand herrscht, zu einigen doctrinären Bemerkungen auf. Ich erlaube mir dieselben, nicht als ob die Theorie der Optik hier eine Lücke hätte, sondern nur, weil ihre specielle Anwendung auf 157 diesen Gegenstand — wahrscheinlich aus Mangel an gehörigen gesichteten Beobachtungen — noch etwas schwan- kend zu sein scheint. Maury spricht gerade über diesen Gegenstand gar nicht. Böttger (das Mittelmeer) sammelt nur einige theilweise widersprechende Angaben anderer. Hartwig in seinem „Leben des Meeres“ führt ein Experi- ment an, welches das Gegentheil von dem beweisen würde, was bewiesen werden soll. Burmeister legt einseitig zu viel Gewicht auf die Zurückspiegelung der Himmelsfarbe. In dem neuesten mir bekannten Lehrbuche der Oceano- graphie !), welches mit grosser Fachkenntniss und unter Be- nützung der neuesten Literatur verfasst worden ist, trifft man die einzige minder befriedigende Erklärung maritimer Phä- nomene gerade im Capitel über die Meeresfarbe. Diese wird nämlich auch hier im Wesentlichen als Zurückspiege- lung der Himmelsfarbe erklärt, übrigens bemerkt, dass die blaue Farbe des Meeres eben so wie jene des Gletscher- eises zu den noch controversen Fragen gehöre. Alle diese Autoren haben sich viel mit dem Meere beschäftiget und viel Licht auf seine Phänomene geworfen. Kein Physiker aber, welcher zugleich selbst das Meer beobachtet hat, wird bei näherem Eingehen von jenen Andeutungen über die Meeresfarben befriedigt werden. Umgekehrt fehlt in streng physikalischen (zunächst optischen) Abhandlungen über Re- flexion, Dispersion, Durchlassen und Absorption des Lichtes die specielle Anwendung auf das Meer ?), Es mag also entschuldiget werden, wenn ich auf Grundlage der im Quar- nero gemachten Wahrnehmungen demjenigen, was ich über die Farben dieses Meerestheiles zu sagen habe, folgende kurze Unterscheidung voranschicke. Wenn von der Farbe des Meerwassers die Rede ist, so muss vor Allem gerade der Complex der auf der Spie- ı) Von Dr. Jilek, Linienschiffs-Arzt und Leibarzt Sr. kaiserl. Hoheit des Herrn Erzherzogs Ferdinand Maximilian. Das Werk ist leider nicht im Buchhandel, sondern nur für den Gebrauch der k. k. Marine-Akademie gedruckt (Staatsdruckerei in Wien, 1857). 2) Dieses ist leider auch der Fall in des bekannten Physikers' Beetz sehr interessanten Abhandlung über die Farbe des Wassers in Poggendorff’s Annalen, Band CXV, 1861, pag. 137 etc., wo auch nur von Süsswasser die Rede ist. 158 gelung beruhenden Farbenerscheinungen von dieser Frage ausgeschlossen werden. Das Meerwasser spiegelt an den glatten Stellen seiner Oberfläche, ebenso wie jede an- dere feste oder flüssige, wie immer gefärbte oder selbst ungefärbte glatte Fläche, d. h. es wirft nach den Gesetzen der regelmässigen Reflexion die Bilder der entgegenstehen- den Objecte und daher auch ihre Farben zurück. Mag also das dem Meere entgegenstehende Firmament blau oder bleigrau, taghell oder nachtfinster sein, immer müssen sich demjenigen, dessen Auge von den unter dem Einfallswin- kel vollständig reflectirten, d. h. zurückgespiegelten Strahlen oder Bildern getroffen wird, sowohl die Farbe des Himmelsgewölbes als auch die einzelnen daran sich abhe- benden Wolken u. s. w. auf dem Meeresspiegel darstellen. Das sind die Erscheinungen, welche man insbesondere auf erhöhten Punkten, von Masten und Uferbergen aus, in ih- rem oft zauberhaften Wechsel betrachtet. — Aber diese Gruppe von Farbenerscheinungen wird hier eigentlich gar nicht gemeint; so wenig, als bei der Frage: „ob eine Sorte von Tafelglas weisses oder grünes Glas sei?“ — Es fragt sich vielmehr um die Eigenfarbe der Substanz, d.h. um die Gruppen von farbigen Strahlen, welche von der Substanz unregelmässig zurückgeworfen oder zer- streut (dispergirt), dann um jene, welche von ihr absor- birt, und welche durchgelassen werden. Die auf diesen optischen Verhältnissen beruhenden Farbenerscheinungen stehen in keinem Zusammenhange mit jenen der Spiege- lung; sie bleiben gleich, wie sich auch die Farben der ent- gegenstehenden Objeete ändern mögen, so lange nur über- haupt Licht genug zur Sichtbarkeit vorhanden ist, Ein weisser Spiegel bleibt seiner Eigenfarbe nach weiss, ein schwarzer schwarz, welch blasses oder rothes Gesicht sich auch vorübergehend darin spiegeln, welch trüber oder heller Himmel ihn bescheinen möge, Und so auch der Spiegel des Meeres. Es gibt Substanzen, welche so wenig Licht zerstreuen und absorbiren, hingegen so viel Licht durchlassen, dass sie in dünnen Schichten farblos nnd durchsichtig erscheinen. Summiren sich aber bei Verdickung der Schichten Je nach 159 der Natur der Substanz die zerstreuten, oder die absorbir- ten Oder durchgelassenen Strahlen zu grösseren ausgiebi- geren Werthen, so bringen diese summirten Wirkungen auch hinreichend deutliche Farbenerscheinungen für unser Auge hervor. Sogenanntes hartes weisses Glas und Eis sind bekannte Beispiele hiefür; das von diekeren Schichten derselben zerstreut zurückgeworfene (nicht gespiegelte) Licht ist blau; das von denselben durchgelassene Licht erscheint gelblich; wird das Auge zugleich von solchen zerstreuten und von solchen durchgelassenen Strahlen getroffen (wenn Licht von unten durch die Schichten heraufdringt und zu- gleieh Licht auf die Oberfläche fällt, was eben der gewöhn- liehste Fall ist), so erscheint die bekannte Mischfarbe von Gelb und Blau, — Grün. Ganz so aber verhält sich auch das Meer. Reines klares Meerwasser von mindestens 18—20 Faden Tiefe habe ich stets sowohl im Zwielichte grauer trüber Mor- gen und Abende, als unter hellem weissbewölkten oder blauen Taghimmel, und über allen Arten von Mee- resgrund, vollkommen blau gefunden, wenn ich nur die gespiegelten Strahlen einigermassen abschloss, z. B. indem ich an der Schattenseite des Schiffes oder auf mei- nen eigenen Schatten hinabsah, oder mich mit der Hand vor der grelleren Reflexion schirmte. Je weniger dabei der Himmel blau ist, desto mehr nähert sich die Meeresfarbe dem sattesten Ultramarin ; ich erinnere mich aneinen bleigrau verhängten Herbstmorgen, an welchem ich mich nicht der Vorstellung erwehren konnte, dass ein in's Meer eingetauch- ter Pinsel mit dicker Ultramarinfarbe gefüllt wieder heraus- kommen müsste. Dies ist also die dem Meerwasser eigene, — d.h, die von mächtigeren Complexen seines Wassers nach oben zerstreute Farbe, wenn sie nicht durch störende anderweitige Einflüsse modificirt wird. — Am hellen Tage ist der tiefe Quarnero mehr indigo- als ultramarinblau; das Himmelslicht verändert dann durch secundäre Spiegelungen schon einigermassen jene schöne Eigenfarbe. Ist aber das Wasser so seicht, dass der meist an sich grauliche, gelbliche, oder weissliche Grund von oben her beleuchtet wird und seinerseits wieder das empfangene 160 Licht durch die Wasserschichten herauf sendet, sq,wird dieses irgend eine grünliche Farbe haben, weil eben aus einer um weiss herum liegenden Lichtquelle nur die um gelb herum liegenden Farbenstrahlen in grösserer Menge vom Wasser durchgelassen, am Grunde empfangen und wieder heraufgesendet werden ; diese machen dann mit den zerstreuten blauen Strahlen zusammen eine grüne Farbe aust). Ich habe im Quarnero bei dem klarsten Meerwasser noch in der Tiefe von 12—14 Faden einigermassen Licht- wirkungen vom Grunde herauf erhalten; bestand nämlich der Grund aus weisseın Kalkgrus, fleckenweise mit dunklem Seegras bewachsen, so konnte man bei jener Tiefe noch ganz schwach einen Wechsel von „lichter“ und „dunkler“ unterscheiden, je nachdem man über den hellen Grus oder das schwärzliche Gras hinfuhr. Man könnte also höchstens 15 Faden als die Tiefe annehmen, von welcher herauf der hellste weisse Grund noch seine gelblichen Lichter wirksam bis zur Oberfläche sendet und ihr dadurch eine grüne Fär- bung verleiht. An der Nordseite der Insel Lussin, dann zwischen Osero und Punta Croce auf Cherso, bietet sich reichlich Gelegenheit zu solchen Beobachtungen. Stets be- ginnt dort zwischen 18 und 15 Faden die Aenderung der tiefblauen Farbe in Blaugrün und bei 11—12 Faden in dunkles Lauchgrün, welches bei 8 Faden in eine hellere mehr grasgrüne Nuance, bei 5—3 Faden in klares Smaragd- grün und bei 1*/, Faden in’s Farblose übergeht. 1) Beetz führt zwar in seiner so eben citirten Abhandlung ein Experiment an, welches, im Gegensatze zu der bisherigen Ansicht von der Zweifärbigkeit des Wassers geeignet zu sein scheint, zu be- weisen, dass es im durchgelassenen Lichte dieselbe Farbe habe wie im auffallenden. Allein, abgesehen davon, dass dieses Experiment mir noch nicht endgiltig entscheidend vorkemmt, bezieht es sich nur auf Süsswasser, und kann mich um so weniger hindern, für das Meer- wasser, dessen verschiedene Zusammensetzung gewiss auch eigen- thümliche optische Erscheinungen mit sich bringt, die Dispersion der blauen und die Durchlassung der gelben Lichtstrahlen nach den bisherigen Ansichten (namentlich nach de Meistre) so lange festzu- halten, bis meine auf das Meer bezüglichen, in diesem Sinne spre- chenden Erfahrungen durch entscheidende gegentheilige ersetzt wer- den. Dasselbe gilt von Willstein’s Untersuchungen (k. bair. Akad, 860, pag. 603). 161 Ist aber der Grund nicht rein weiss, sondern graulich wie der Grundletten und der vom dolomitischen Sandsteine der unteren Kreide herrührende Sand, so tritt die grünfär- bende Lichtwirkung erst in geringerer Tiefe, bei 10—12 Faden ein, und es erscheinen auch andere Nuancen dieser Farbe; das Blaugrün ist dunkler und satter, das bei etwa 8 Faden erscheinende ist mehr bouteillengrün, und bleibt so in immer lichteren Abstufungen bis zu den farblosen seichten Stellen (Küstenzone von Volosca bis Ika). Ist der Grund dicht mit Seegras oder Cystosiren bewachsen, oder besteht er aus schwarzem Schlamme, so herrschen mehr olivengrüne Farbenstufen. Das eigentliche „Meergrün,* dem „Seladongrün * zunächt verwandt, erscheint bei uns über nacktem gelblichem oder röthlichem Lehmgrunde (oche- riger Thonerde) bei Tiefen von 5—8 Faden (z. B. Bucht von Dobrigno auf Veglia). — Bei allen diesen Angaben wird reines ungetrüb- tes Meerwasser vorausgesetzt. Sind aber Detritus-Theilchen, wenngleich sehr fein und in geringer Menge, darin suspendirt, so vertreten ihre sich zu einer Gesammtwirkung summirenden stets mehr oder weniger weisslichen schwebenden Schichten die Stelle eines näher herauf gerückten Grundes, lassen daher selbst das tiefste Meer grün erscheinen, und färben seich- tere ohnedies grüne Stellen noch lichter und satter. In dem Golfe von Fiume werden vom Spätherbste bis zum Frühjahre durch die nie fehlenden Siroccal - Regengüsse grosse Mengen von feinem Tassello-Detritus und geschlämm- ter ocheriger Thonerde aus den Karstgehängen herabgeführt und durch die Widersee, dann durch die ostwestliche dal- matinische Hauptströmung und zahlreiche secundäre Strom- adern weit in den Quarnero hinaus verbreitet. Das Meer ist dem zu Folge bis 6—8 Seemeilen vom Lande, wo es durchgehends 25 — 35 Faden Tiefe hat und in den trocke- nen Jahreszeiten die reinste indigoblaue Farbe zeigt, im Winter und Erstfrühlinge vollkommen grün gefärbt, ohne übrigens auffallend trübe zu erscheinen. Dass aber doch die (wenngleich unmerklich schwache) Trübung den Farben- wechsel herbeiführe, habe ich durch lang fortgesetzte Beob- 162 achtungen über die Durchsichtigkeit des Meerwassers sicher ermittelt. Mein Batho-Thermometer ist weiss angestrichen und gibt daher unter Wasser ein weit hinab sichtbares Object ab. Die Tiefe, in welcher beim Hinabsenken des Instru- mentes die obere Deckelfläche des Cylinders zu verschwin- den, oder beim Aufholen zu erscheinen beginnt, dient als Mass für den Grad der Durchsichtigkeit. So erhielt ich mit meinen Temperaturmessungen zugleich auch eine Menge von numerischen vergleichbaren Daten über den Zusam- menhang von Durchsichtigkeit und Farbe des Meeres. Sie beziehen sich alle auf denselben Punkt der monatlichen Temperaturmessungen (an der Boje von Martinsciea über einer Tiefe von 20—30 Faden) und sind auf folgender Seite in eine Tabelle zusammengestellt. Eine noch grössere Durchsichtigkeit als alle hier ange- führten wurde Anfangs September 1858 bei Lussin beobach- tet; sie betrug 14°5 Faden bei ultramarinblauer Farbe, über einer Tiefe von 28 Faden. ‚Offenbar trifft die reinste blaue ächune mit der gröss- ten Durchsichtigkeit des Wassers zusammen, und wird desto entschiedener von Grün verdrängt, je geringer die Durch- sichtigkeit wird. — Noch möge hiezu bemerkt werden, dass mein weissesInstrument, selbst in völligtiefblauem Wasser, immer mit einem grünen Nimbus umgeben war, welcher in der grössten, noch eine Wahrnehmung zulassen- den Tiefe (gewöhnlich in 6—7 bisweilen in 1U—12 Faden), am dunkelsten war, und beim weiteren Heraufziehen rasch lichter werdend sich erst dann verlor, wenn das Instrument nur mehr 1—1?/, Faden unter Wasser schwebte. Der grüne Nimbus erschien während des Heraufziehens stets einige Augenblicke, ehe noch das Instrument selbst deutlich sicht- bar wurde. Dieses Experiment stellt deutlich genug die Abhängigkeit der grünen Meeresfarbe von der Farbe der durchgelassenen Strahlen dar. — Das helle Grün, welches oft plötzlich bei aufsteigender Briese in den Wellenthälern erscheint, hat eine ganz nahe liegende Ursache; der weisse Schaum der nächst hinteren Wellen gibt nämlich der vor- dern einen hellen Hintergrund. unzsysrnerq 009.5 |‘: 'U9990 uase]L Wosm fjtouuep'ocf umasneiq 009 rer 2 mosueatayg Faamuep 'ST umaısneıd 79 yos (uosoy [ora söuezuy| 098T | a umy! 6<8T Sızynmyas’ 60H: a osaı-[Bodne En Gele ie TOR ra " mmıSuop i ' | ayaegs vage], worayam yag| °°I 0° Kr -9-[B990.11g 9S1J9y 9STuıH el -e]88 [oyunp 2 “0° 009001 puosoım | = P 009 & « “AON 'ZT -20A uuep uodayg [era 0 sıq| N 82 Iosse m Soqnı} uorgeıg undSuopeIos : ° 2° ISENFUATAT-TLIIOHIS . “ pel ‚ool-.P & Il IS 90 '9% unısnerg 009 ossugusgay ozamy aıury 790 ‘ST opusnapaq Ay9s ‘a19ıyoN j ot rs srssese es uopon| Ydeg '8T « 000T |" Meyorıodue sen ssupg | dag ‘gr E 0007 |‘ Sunzogaroauy opuomop Sny cl « + - 1090017 98%} Nogssnyg |4snäny ‘oz TE er es 0087 uoy0027 9827 Mogssnpg |gsnäny oz - « « ap LE & oT ° * 009901} uuRp “uodoy TE S LEE ge N = syeuopf sap Surpuy nz any | RL 0° « ee oa SEuoNaoaz,| TuUnf ‘05 | uNeme.um OT rent UNO 35ER : | 006 EN vu ; 3 SauumıT op :uosay Juyo uf "0% nergosıpur | 008 E 2 tem '0z | mergosipur | 008 - +uodoyf Jopuspnopeq urey | TER 'CT ms werd =, + 2" poomepogum woseyy| TMdY '04 | mergrwegs 609 wor7o2} 1ayyros ‘ODOOUS | ad gr 5 ymu u9gay Judy 'T uw nn | " , unasyone] ol “ @ ZICHL '6T | unNSuopejos oo@p |" ** " uasuwdossneıor | ZIGTL "0% | wosgy-oaong adturg purg | "It TC "maßuopepes | 006.5 |" 7° domaA-00902 |agag 'gT | mergiqes do -0990.18 ury pun uodoy | IqaT "La "18, sanef “ossnsussoyy [or] 6SST F uryuogdo A FS[e AqSUL OS sg8T | (66) uopea R OSSTUNBU KO1aaI "pP agıuıy a *OSsTugey BO19M Pod | ur grangı 1 romal ET oamozuore | -uorsypanq | -1auesou ouasunzossnvoA odıfrezyopeig | -uorsyoma ak BUEFUBZAIENELIOA. op peIH | h I9p peıy 164 Aus allen einschlägigen Beobachtungen erhellt: dass blaues Meerwasser immer entweder tiefer oder reiner ist als grünes, und dass die letztere Farbe wohl aus der ersteren durch Zuthaten hervorgebracht wird, nie aber umgekehrt irgend eine Zuthat das grüne Meer in blaues verwandelt; dies ist hinreichend um zu beweisen, dass Blau die Eigenfarbe des Meerwassers sei, und Grün nur eine Modification derselben. Es ist nicht nöthig, noch specieller auf die gewöhnlichen Farbenerscheinungen einzu- gehen; sie gründen sich allezeit theils auf die Spiegelung, theils auf die Eigenfarbe des Meeres mit Rücksicht auf Grund und Trübung. — Die angeführten erklärenden Thatsachen lassen aber noch die Frage übrig: warum das reine Meerwasser selbst bei minder bedeutenden Tiefen schon sein eigenthümlich sattes Blau erhält, während Süsswässer selbst bei weit grösseren Tiefen diese Farbe nie erreichen, und überhaupt immer durchsichtiger, — man möchte sagen „wässeriger“ — erscheinen? Dieser Unterschied ist besonders auffallend, wenn man auf dem Bergrücken steht, welcher den grossen 30—45 Faden tiefen Vrana-See auf Cherso von dem nur 40 Fuss tiefer gelegenen und gleichfalls 30—40 Faden tie- fen Meere scheidet: Da hat man beiderlei Wasser in glei- cher Lage und Entfernung und mit gleicher Tiefe neben einander; der See ist fahl stahlblau, das Meer satt indigo- blau, bei sonst ganz gleicher Beleuchtung — vorausgesetzt, dass man die Spiegelung gehörig vom Auge abhalte. Dass der Gehalt an Salzen und organischen schleimigen Zer- setzungsproducten für die Sattheit der Farbe entscheidend sei, unterliegt wohl keinem Zweifel; sowie das Meer dadurch dichter und im eigentlichen Sinne „dicker“ wird, muss auch sein Verhalten zum Lichte dadurch modificirt werden; und es ist nur zu verwundern, dass diese Modificationen nicht noch auffallender sind. Dass die Ost- und Nordsee selbst bei weit grösseren Tiefen nicht das Ultramarin des Mittelmeeres und der Adria erreichen, hat seinen Grund sicher eben so in dem geringern Salzgehalte, als in dem suspendirten Detritus der einmündenden grossen Flüsse; hin- gegen wird der durch seine tiefblaue Farbe sich vom um- 165 gebenden Ocean abhebende Golfstrom dies wohl nur sei- nem höheren Salzgehalte, verbunden mit grosser Reinheit, verdanken. Wollen wir nun endlich bei der Frage nach dem letz- ten Grunde anlangen: warum die farblosen Salze und der farblose Zersetzungs-Schleim, im Wasser aufgelöst, diesem gerade eine blaue und keine andere Eigenfarbe verleihen (im früher auseinander gesetzten optischen Sinne) so sind wir, wie zuletzt in allen Capiteln der Physik darauf ange- wiesen: dass es eben zu den optischen Grundeigenschaften jener Stoffe gehöre, gerade die blauen Strahlen zu disper- giren, — wie in ähnlicher Weise auch das reine Süsswasser bei gehörig mächtiger Masse, wie das Eis u. s. w.; und desshalb sind die hieher gehörigen Phänomene nicht mehr und nicht minder räthselhaft, wie alle andern auf Grund- eigenschaften zurückgeführten !). Von den ausserordentlichen accessorischen Färbungen des Meeres (roth, milchweiss, dick olivengrün u. s. w.) welche in’einigen Meerestheilen beständig oder vorübergehend be- merkt wurden, ist mir im Quarnero nie etwas vorgekommen. Es erübrigt noch die Anwendung auf die Lichtver- hältnisse der untermeerischen Standorte, so weit ohne direete Wahrnehmung Schlüsse darauf erlaubt sind. 1. Bis zur Tiefe von beiläufig 1!/,—3 Faden, bei wel- cher das Meer, von oben gesehen, noch farblos erscheint, muss eben desswegen auch unter Meer nahezu dasselbe Licht herrschen, wie an der Oberfläche. 2. Da im Quarnero die Tiefe von beiläufig 15 Faden diejenige ist, aus welcher für ein Auge an der Oberfläche 1) Das farblose, doppelt schwefelsaure Chinin, in destillirtem Wasser aufgelöst, wie es in den Apotheken gegen Wechselfieber be- reitet, wird, zeigt unter den mir bekannten ungetrübten wässrigen Auflösungen ungefärbter Salze die gösste Aehnlichkeit mit den Far- benverhältnissen des Meerwassers; nur genügen schon minder mäch- tige Schichten jener Flüssigkeit z. B. von nur 4 Fuss Höhe, um die Oberfläche bei dunklem Grunde und minder hellen Gefässwänden schon blau erscheinen zu lassen. Durch Veränderung des Grundes, Trübung mit feinem Schlamm u. 8. w. kann man in einem mehrere Fuss hohen Glasgefässe so ziemlich alle Farbenveränderungen nach- ahmen, welche das Meerwasser zeigt. 166 noch deutlich eine grün färbende Wirkung herrührt (d. h. aus welcher noch hinlänglich gelbe Strahlen herauf gelan- gen, um mit dem eigenen Blau des Meeres zusammen ein Grün hervorzubringen), so muss bis in diese Tiefe noch entschieden gelbliches Licht hinab gelangen. Da aber nicht schon an der äussersten Oberfläche alle blauen Strahlen zurückgeworfen werden, sondern der letzte Antheil dersel- ben erst in etwas tieferen Schichten dispergirt wird, dürfte dieser Rest von blauen Strahlen der gelblichen Färbung einen Stich in’s Grünliche ertheilen. Zwischen 2 bis circa 15 Faden wird demnach das weisse Licht allmählich in grünlichgelbes (ölgrünes) übergehen. 3. Unter 15 Faden endlich muss die tiefe gelbliche Dämmerung allmählich in farblose Finsterniss übergehen, da bei 183—20 Faden oben schon reines Blau erscheint, mithin von unten kein störendes anders gefärbtes Licht mehr herauf gelangen, folglich auch unten kein erheblicher Grad von Beleuchtung mehr stattfinden kann. Mit Berück- siehtigung des doppelten Weges, welchen das von unten nach oben zurückkehrende Licht zu durchlaufen hat, und vermöge dessen aus den untersten Tiefen, in welche noch Licht hinab gelangt, doch keines mehr an die Oberfläche zurück gelangen kann, muss man die Region der völligen Finsterniss allerdings tiefer als 20 Faden, vielleicht erst unter 30 Faden, annehmen !). In welcher Tiefenregion die „purpurne Finsterniss“ herrschen soll, von welcher mehr- fach zu lesen ist, ist mir nach optischen Grundsätzen nicht klar. Oersted „De regionibus marinis* pag. 56 beurtheilt ı) Die Fischer behaupten, dass bei 20—25 Faden noch die am Meeresgrunde im Schlamm lebenden Krebse (hier namentlich Nephrops norvegieus) afficirt werden. Sie schliessen dieses, weil bei Mondlicht jene Krebse weit weniger dem Grundnetze entfliehen, mithin weit reichlicher gefangen werden. Man nimmt nämlich an, dass das Mondlicht das Meeres- leuchten am Grunde paralysire; dass daher die Krebse nicht, wie sonst in finsteren Nächten, das Herannahen des schleifenden Netzes durch das erregte Meeresleuchten noch früh genug bemerken, um sich im Schlamme verkriechen zu können. Diese Schlüsse scheinen mir keineswegs sehr stringent zu sein, aber ich führe sie an, um zu wei- terem Verfolgen der Sache Anlass zu geben. 167 die Farbe der Tiefe nach den Grundsätzen der Strahlen- brechung und meint, da die rothen Strahlen am we- nigsten abgelenkt werden, mithin am geradesten fortgehen, werden sie in grössere Tiefen gelangen als die anderen; allein dies dürfte wohl nicht der entsprechende Gesichts- punkt sein, sondern es werden hier die Grundsätze der Durchlassung und Zerstreuung der farbigen Strahlen entscheiden müssen. Strahlen, welche gar nicht in eine gewisse Tiefe gelangen , weil sie schon früher ab- sorbirt oder dispergirt wurden,* können ja eo ipso nicht mehr gebrochen werden. Die erste Frage wird also immer sein: „welche Strahlen dringen überhaupt ein?“ dann erst kann man fragen, wie sie dabei gebrochen werden. Alle Theorien, welche, jene erste Frage überspringend, ge- radezu nur aus der verschiedenen Brechbarkeit der Strah- len auf die in den verschiedenen Tiefen herrschenden Far- ben schliessen, müssen verfehlt sein. Darum kann mich Oersted’s Autorität nicht für die rothe Färbung der Mee- restiefen gewinnen. Taucher mögen oft wohl durch sub- jective Farben in Folge von Blutandrang getäuscht wor- den sein. Meeresleuchten. Um mich bestimmter über die im Quarnero beobach- tete Form des Leuchtens ausdrücken zu können, muss ich eine, wie mir scheint allgemein giltige, Unterscheidung die- ses Phänomens vorausschicken. Vergleicht man die Schil- derungen, welche gar viele Beobachter vom Meeresleuchten schon gegeben haben, so ergibt sich am Ende, dass jenes Phänomen in zweierlei Habitus auftrete: Erstens als allge- meines Leuchten oder Phosphoresciren der bewegten Mee- restheile mit stets mässiger Intensität, die sich allerdings auch soweit steigert, dass man hinlänglich genäherte Schrif- ten dabei lesen kann. Der Hauptcharakter dieser Erschei- nungsform liegt darin, dass die Intensität und Farbe des Lichtes über ganze grosse Meeresabschnitte am gleichen Tage nahezu gleich bleibt; dass kein Aufleuchten oder Auf- blitzen hellerer bestimmt begrenzter grösserer Flecken statt- findet; dass man durch Bewegung der Wassertheilchen 168 dasselbe Phänomen beliebig an den verschiedensten ent- ferntesten Stellen hervorrufen kann, wodurch es sich als bedingt von der Natur des Seewassers oder seiner allge- meinen Beimischung erweiset. Zweitens: aussergewöhnliche, örtlich beschränkte, meist deutlich begrenzte Lichtscheine mit wechselnder Intensität und Farbe, mit stossweisem Aufleuchten oder Aufblitzen, oder mit wundervollen prächtigen Effeecten; man kann sie aber nicht überall beliebig hervorrufen. Alle diese Eigenschaften deuten darauf hin, dass ihr bedingen- des Princip nicht allgemein im Meerwasser vertheilt, son- dern in der localen und vorübergehenden Anwesenheit ir- gend welcher ungewöhnlicher Substanzen gelegen sei. Peach, dessen Beobachtungen die unparteiisch’sten der bisher veröffentlichten sein dürften, theilt in seinen „Obser- vations on the luminosity of the sea“ (Annals and Magazine of natural history, Vol. VI, second ser. 1850) eine lange Reihe von Beobachtungen mit, welche er an den englischen Küsten angestellt hatte. Obgleich die oben erwähnte Un- terscheidung von ihm selbst nicht bestimmt als Resultat seiner Untersuchungen hingestellt wird!), kann man sie doch nach meiner Ansicht ungezwungen aus seinen Daten ableiten. Er führt stets a) die Erscheinungsform des Leuch- tens, 5) die gleichzeitig im Meerwasser gefundenen Orga- nismen und organischen Theilchen, c) das gleichzeitige Wetter an. Für die erstere wiederholen sich immer folgende Bezeichnungen: 1. „Leuchtend oder sehr leuchtend“ (lu- minous, very luminous); 2. „wie Wetterschein“ (sheet-like); 3. „in grossen Flecken“ (in large spots); 4. „glänzendes Aufblitzen“ (bright fiashes); 5. „herrliches Schauspiel* (glo- rious display). Die erste Bezeichnung kommt in Peach’s Tabellen am häufigsten vor, zu allen Jahreszeiten, bei allem Wetter, nur gesteigert bei schwüler Luft. Dies ist offen- bar das gewöhnliche und allgemeine Leuchten. Peach fand dabei als gleichzeitige Beimengungen des Meerwassers allerlei sehr verschiedene meist bekannte Seethiere aller 1) Peach selbst gibt als Resultat nur an, dass Thiere oder Thier- und Pflanzenreste allzeit im Wasser vorhanden seien, wenn es leuchte. 169 Familien, und sehr viel organische Zersetzungsproducte (exuviae). Die zweite Form wurde nur im Juni und Juli beobachtet, und gleichzeitig viele Crustaceen (welche?) und „grosse unbekannte Objecte* gefunden, die, an’s Ufer ge- worfen, hell aufleuchteten. Die dritte Erscheinung wurde im October, November und December notirt; gleichzeitig viele kleine Acalephen und besonders reichlich Beroen ge- schöpft. Die vierte im Februar beobachtete Form des Phänomens war von „eigenthümlichen rasch umherschiessen- den Krustenthieren“ begleitet. Die fünfte endlich, im Juli, traf mit der reichlichen Anwesenheit von Acalephen und besonders Diphyae zu- sammen. Alle diese vier letzteren Formen des Leuchtens sind demnach wohl von vorübergehenden Ansammlungen unge- wöhnlicher Mengen bestimmter Seethiere oder Zersetzungs- produete herzuleiten; und dasselbe dürfte überhaupt von allen auffallenden, besonders von den auch ohne Erregung des Wassers auftretenden Leuchtphänomenen gelten. Im Quarnero habe ich durch vier Jahre bei sehr zahl- reichen nächtlichen Fahrten und Strandwanderungen, die oft auch speciell zu solchen Beobachtungen unternommen waren, nie eine andere als die erste Form, — das allge- meine gleichmässige Meeresleuchten — gefunden; dieses aber zu allen Jahreszeiten, und an allen Orten. Art und Grad des Leuchtens sind hier unabhängig von der Anwe- senheit irgend welcher lebender Organismen; weder grössere, noch selbst Mammarien oder Infusorien konnte ich als Bedingungen erkennen, da die durch Abfiltriren er- haltenen Thierchen, deren selbst mit dem stärkstleuchten- den Wasser immer nur wenige erlangt wurden, an Zahl und Leucht-Intensität nicht im entferntesten genügten, um das Phänomen hervorzubringen !). Dagegen zeigten sich hier als die wesentlichsten Bedingungen: 1. die Anwesen- heit fein vertheilter organischer, vorzüglich animalischer 1) Sehr oft erscheinen auch Seethierchen als leuchtend nur des- halb, weil sie durch ihre Bewegungen das sie nächst umgebende Seewasser leuchtend machen und dadurch selbst heller beleuchtet werden als die minder oder gar nicht bewegte Umgebung. XXI. 1863, 12 170 Zersetzungsproducte; 2. solche atmosphärische Verhältnisse, welche der reichlicheren Ansammlung jener Substanzen günstig sind; 3. Bewegung der Wassertheilchen. Vermöge des ersten dieser drei Factoren ist das Leuchten unter allen Umständen verhältnissmässig intensiver an solchen Stellen, wo viel Unrath in Begleitung der Reste von darin abgelebten Thieren dem Meerwasser beigemengt wird. Die kleinen Bootshäfen (Mandracchi), deren seichter, meist durch mehrhundertjährige Fäulniss geschwärzter Schlammboden von zahllosen Anneliden durchwühlt und überdies mit Ab- fällen von Fischen, Korallen und Conchylien bedeckt ist, seichte Buchten, welche, selbst entfernt von menschlichen Einflüssen, in ihrem schlammigen oder mörtelartigen Grunde von Krustern und Seewürmern (besonders Clymene spec. plur., Cirratulus Lamarckü, Nereis cultrifera u. s. w.) wimmeln und in den dazwischen wachsenden Zosteren und Litoral- Cystosiretis kleine phytophage Gastropoden in grösster Menge bergen, leuchten das ganze Jahr hindurch auffallend stärker als tieferes und reineres Meerwasser. Die Bucht von Cherso, den seichten inneren Hafen von Veglia, den Hintergrund von Valle Noghera und Valle di Dobrigno (alle mit schwarzschlammigem Grunde und starkem Ebbegeruche) habe ich im April und im October stärker phosphoreseiren gefunden als zu gleicher Zeit die zwar südlicher gelegenen, aber reineren und tieferen Meerestheile um Lussin. Immer aber sind es nicht die lebenden Thiere, sondern zahllose Partikelchen ihrer abgelebten Genossen, oft schon in Schleim zerfliessend und kaum mehr ihrer Structur nach erkennbar, welche sich durch ihre reichliche Vertheilung und ihr ei- genes Phosphoresciren als die eigentlichen Träger des Mee- reslichtes erkennbar machen. — In zweiter Linie stehen die klimatischen Fac- toren. Laues feuchtes Wetter, bei welchem die Fäulniss an der Oberfläche des Wassers langsamer fortschreitet als bei trockener Hitze; langdauernde Windstille, welche die un- gestörte Ansammlung grösserer Mengen von specifisch leichteren Zersetzungsproducten und faulendem Schleim am Wasserspiegel begünstigen, — sind stets von intensi- verem Meeresleuchten begleitet. Die Sommermonate sind 171 daher im Allgemeinen die günstigere Jahreszeit dafür; allein nicht eben die heissesten Tage, sondern vielmehr die schwülen, gewitterschwangeren, windstillen Zeiträume. Tre- ten solche schon vor oder nach dem Sommer ein, so er- reicht das Leuchten auch schon im Frühlinge oder noch im Spätherbste denselben Grad wie im Sommer. So habe ich am 20. October 1857 nach zwölftägigem windstillen lauen Sirocco-Wetter mit durchschnittlich —+ 16 bis 18° R. Luft- wärme die Phosphorescenz stärker gefunden, als jemals im vorausgegangenen Sommer. Grosse Kälte, frische Winde und bewegtes Meer, starke Regengüsse, welche viel Süss- wasser über dem Meereswasser ausbreiten, vermindern die Intensität des Phänomens sehr auffallend. So war, im Ge- gensatze zum vorerwähnten Falle, am 26. October 1856 nach achttägiger Bora das Leuchten so gering wie sonst gewöhnlich nur mitten im Winter. Vier Tage später, am 30. October, nach dreitägigem feuchtwarmen Sirocco-Wetter, war an denselben Stellen das Leuchten wieder bei nahezu seiner sommerlichen Intensität gelangt. Anfangs Novem- ber begann wieder stetige Bora-Witterung, — und nach 14 Tagen war nur mehr ein schwacher Schimmer wahrzuneh- men; in der Mitte Jänner, nach fortwährend kalter Witterung, war das Leuchten nur mehr auf getrennte Pünktchen be- schränkt. Erst in der Hälffe Februars nahm es wieder zu, ging in allgemeinen Schein über, und erreichte, nach meh- reren Rückschritten in Folge nördlicher Winde oder Regen- güsse, allmählich seine gewöhnliche sommerliche Stärke. Ich besitze nach Art der Peach’schen Tabellen sehr viele Aufzeichnungen über den Gang der Leucht-Phäno- mene durch beinahe vier Jahre; da sie aber nichts wesent- lich Neues bringen, kann ihnen hier kein Raum gegeben werden, und dürften die obigen auszüglichen Andeutungen genügen. Als dritter Factor wurde die Bewegung der Wasser- theilchen angeführt. Ruhige Meeresflächen, glatte Stel- len, habe ich in unseren Gewässern nie leuchten gesehen. Schwimmende Thiere, Ruderschläge, Bug- und Kielwasser der Fahrzeuge, hineingeworfene Fischerleinen, Umrühren mit der Hand oder einem Stocke, kurz, irgend eine raschere 12° 172 schüttelnde oder wühlende Bewegung der Wassertheilchen oder der darin suspendirten organischen Fragmente muss erst das Leuchten hervorrufen.. Auffallend wenig leuchten die Schaumkronen der Wellen und die Brandung. — In welchem Zusammenhange die geschüttelten Zersetzungs- producte mit den verschiedenen Arten und Graden des Leuchtens stehen, darüber habe ich folgendes durch viele Versuche ermittelt. Man beginnt am zweckmässigsten mit der Beobachtung der Erscheinung inihrem geringsten Grade, um ihr Anwachsen zu grösserer Intensität zu verfolgen. Im Winter, nach längeren kalten Zeiträumen, nimmt man, wie schon erwähnt, keinen allgemeinen Schein der bewegten Wässer, sondern nur einzelne flimmernde oder funkelnde Pünktchen wahr, deren jedes eine leuchtende Sphäre um sich hat: sie phosphoresciren nur einige Augenblicke nach der Erschütterung des Wassers, müssen dann wieder neu angeregt werden, und hören nach sehr oftmaliger Erregung theilweise ganz auf zu leuchten. Fischt man dergleichen fimmernde Elemente auf, so erkennt man fast immer fau- lende organische Gewebsfragmente, meist mit Schleim um- hüllt. Zur Zeit, wo die Intensität zu wachsen beginnt, un- terscheidet man selbst bei oberflächlicher Beobachtung noch immer die einzelnen Lichtträger, ‚aber ihre Zahl ist viel grösser, sie sind dichter an einander und ihre leuchtenden Sphären berühren oder durchschneiden sich gegenseitig; dadurch geht das vereinzelnte Schimmern allmählich in einen allgemeinen Schein über, welcher freilich noch schwach ist. Mit der Vermehrung der Leuchtpunkte verfliessen ihre Lichthüllen immer vollständiger in einander und es beginnt das allgemeine Hellleuchten. Die Farbe des Lichtes ist immer grünlich gelb, der Glanz vollkommen phosphoresei- rend und ruhig ohne Funkeln oder Blitzen. In Sommer- nächten sieht umgerührtes Meerwasser ganz So aus, wie im Finstern ein mit Phosphor angerührter dünner Brei. Um mich zu überzeugen, ob die vorgefundenen orga- nischen Gewebsreste zur Hervorbringung des Phänomens genügen, stellte ich folgenden Versuch an. Als in einer Sommernacht die Fluth zu verlaufen begann, nahm ich: einen der grösseren, zwischen den Steinen am Strande zu- 173 rückgebliebenen Leuchtkörper auf, und er erwies sich zu Hause als ein schon stark faulendes, nicht mehr deutlich erkennbares Krebschen, wahrscheinlich ein Amphipode, etwa 3 Linien lang. Ich legte ihn auf den Boden einer grossen, innen schwarzen Schüssel und goss ein Glas Süsswasser darauf. Dadurch zerfiel der Cadaver in mehrere Stückchen, welche im finsteren Zimmer als schwimmende intensive Leuchtpunkte erschienen, mit grossen Lichtsphären umge- ben. Durch heftiges Umrühren wurden diese Fragmente sehr verkleinert, die leuchtenden Oberflächen vermehrt, und bald machte die Erscheinung alle Phasen durch, welche ich erst vom Meeresleuchten angeführt habe. Die Licht- sphären näherten sich, verflossen endlich in einander bei fortschreitender Zerreibung der organischen Reste, und ich hatte ein vollkommenes sommerliches Meeresleuchten vor mir, im Zimmer, in einer Schüssel mit Süsswasser. Ich goss später noch mehr Wasser, bis zu 4 Mass, nach, und der Schein blieb beim jedesmaligen Rütteln oder Umrühren ein allgemeiner, nur war er blässer. Hieraus dürfte auch erhellen, dass das Meerwasser als solches unmittelbar beim Leuchten selbst keine wesent- liche Rolle spiele, sondern nur dadurch, dass es seinen organischen Bewohnern eine eigenthümliche Modification der Fäulnissfähigkeit verleiht, und den Gang der Fäulniss selbst anders influencirt als das Süsswasser, zur Ursache seines eigenen Leuchtens werde. Hier liegt eine Aufgabe chemi- scher Untersuchungen, welche durch Vergleichung der che- mischen Constitution lebender und im Meerwasser faulen- der Seethiere mit jener von analogen Süs s wasserthieren gewiss entscheidende Aufschlüsse darüber geben wird, wa- rum dem Meere selbst die Fäulniss neue Schönheit verleihe. — Zu solchen chemischen Untersuchungen passende, leicht zu erhaltende Thiere wären etwa folgende, wovon immer gegenüber stehende Süsswasser - und Meeresbewohner mit einander zu vergleichen wären: Süsswasserthiere. Meeresthiere, Astacus fluviatilis — Astacus marinus, Nephrops norvegicus, Pa- laemon Squilla. Gammarus spec. plur. — Talitrus loeusta, Orchestia littorea, 174 Süsswasserthiere. Meeresthiere. Asellus aquaticus — Sphaeroma spec. plur. Tubifex rivulorum — Tubifex marinus Lam. Clymene spec. plur. und Maldane. Lumbricus terrestris — Dasybranchus caducus, Arenicola piscatorum Cirratulus Lamarckü. Limnaeus stagnalis —- Fasciolaria, Fusus. Paludina vivipara — Trochus, Turbo, Litorina. Unio und Anodonta — Solen strigilatus, Lithodomus lithophagus, Mytilus edulus, Cytherea Chione, Telli- na planata, Psammobia vespertina etc. Cyclas cornea — Cardium punctatum, Nucula margaritacea, die kleinsten Arten von Pecten, Hydra viridis H. grisea, H. fusca — die Thiere von Tubularinen und Sertularinen, von Alcyonium und Virgularia. Was nun die zweite Form des Meeresleuchtens anbe- langt, das local beschränkte und begrenzte aussergewöhn- liche Aufleuchten mit ungewöhnlicher Farbe und Intensität, — 50 habe ich nur Elemente dazu gesehen, nicht die volle Erscheinung selbst. Viele Crustaceen und Anneliden geben im Finstern stossweise oder auch länger nachzitternd herr- lich gefärbte Lichter von sich, von denen sie ganz durch- glüht erscheinen. So z. B. zwei Arten von Alpheus ein intensivgelbes, Cerebratulus crassus ein wunderschön grünes, Polycirrus aurantiacus ein ultramarinblaues Feuer, welches sich selbst noch unmittelbar neben einer brennen- den Stearinkerze sehr bemerklich machte. — Aber diese Thiere schwimmen nicht gesellig herum; und jene Formen, welche in anderen Meeren durch ihre dichten Schaaren ein untermeerisches Wolkenglühen und Wetterleuchten erregen, scheinen bei uns ganz zu fehlen. Wellenschlag und Brandung. Der Wellenschlag ist im Quarnero, und besonders im oberen Theile desselben, minder gewaltig und minder häu- fig als in der offenen Adria und selbst im benachbarten Golfe von Triest. — Die mehrtägigen oft auch wochen- langen Windstillen, welche in der Mitte des Winters, dann zwischen Mai und August einzutreten pflegen, lassen be- kanntlich den Spiegel der Adria ziemlich glatt; hier im Quarnero aber ist dann die Meeresstille noch weniger ge- 175 stört als anderswo, da sich die zeitweise von vorüberge- henden Windhauchen weiter aussen im offenen Meere er- zeugten Deiningen in unseren langen Canälen bis zur Un- merklichkeit abschwächen. Ganz im Gegensatze hiezu treibt der Spätherbst, dann Wintersanfang und Ende, durch Bora- und Siroccostürme die Gewässer zu beträchtlichen Wellen auf. Die höchsten Wogen erzeugt der Sirocco, da er, wenn- gleich bei uns nicht mehr mit übergrosser Gewalt blasend, doch den Anstoss zu hoher Hohlsee aus der offenen Adria mitbringt, und mehr horizontal herweht, daher er kein be- deutendes niederhaltendes Gewicht auf das Meer legst. Auch der gleichzeitig verminderte Luftdruck dürfte auf die höhere Erhebung der Wellen einigen Einfluss haben. Die grösste Höhe der Siroccowellen im freien Golfe habe ich vom Ufer aus mit einem Nivellir - Instrumente 10—11 Fuss gefunden; vom Dampfboote aus ergab eine beiläufige Schätzung dasselbe Resultat. Die meisten blei- ben aber etwa 1—2 Fuss unter diesem Masse zurück. Ihre Gestalt ist, den überstürzenden Kamm abgerechnet, sehr rundbäuchig, folglich ihre Breite beträchtlich, etwa 20—30 Fuss, und ihre Länge in der Mitte der breiteren Canäle oft über 100 Fuss, Die Bora mit ihren nach Orten, Richtung und Anzahl wechselnden Stössen (Refoli), welche ausser dem durch- stehenden Winde noch besonders heftig wirken, erregt weit weniger regelmässige Wellen. Sie laufen häufig durch- einander, sind weniger breit und lang, oben schärfer und spitzer, und der ungeheure mechanische Druck, welchen der immer sehr schief aufprallende Wind ausübt, lässt sie kaum über 7—8 Fuss hoch werden. Am höchsten ist die gegen die Ostküste von Veglia, darn gegen die Ostküste von Cherso zwischen Caisole und Smergo, endlich gegen die istrianische Ostküste um Moschenizze und Brsec an- kommende Bora-See. Weiter nach Süden nimmt mit der Gewalt dieses Windes auch jene seiner Wogen rasch ab. Andere Winde wehen, seltene Gewitterstürme ausge- nommen, nie so heftig, dass sie bedeutende Wellen erregen könnten. Höhere und charakteristische sind nur diejenigen, welche der sommerliche West- und Nordwestwind (Maestral) 176 besonders im südlichen Theile des Quarnero, an den Nach- mittagen heiterer Zeitabschnitte, oft mehrere Wochen hin- durch regelmässig erregt. Sie erreichen dort nicht selten die Dimensionen mässiger Siroccowellen; überschreiten aber nie die Grenzen der Gefahrlosigkeit, und legen sich immer nach Sonnenuntergang. Im nördlichen Quarnero ist dieser Seegang minder regelmässig und minder hoch; ge- hört aber doch auch dort zu den bekanntesten Erschei- nungen. Die übrigen wechselnden Winde erregen gewöhnlich nur 2—4 Fuss hohe Wellen, der südwestliche (Libeccio, Lebic) um einen Fuss höher. Könnte man nur vor Bora und Sirocco sicher sein, so wären zweiruderige Barken hin- reichend um den Quarnero kreuz und quer zu befahren. Wirklich rudern auch witterungskundige Fischer und Schmugg- ler gar häufig bei Tag und Nacht über die breitesten Canäle wie zwischen PortoRe und Caisole, Moschenizze und Fara- sina, Arbe und Veglia, Lussin piccolo und Sansego oder Unie u. s. w. auf und ab, ohne sich anderer Fahrzeuge als solcher kleinen Boote zu bedienen. Wie überall in Inselmeeren, so folgt auch hier die Richtung der Wellen, noch mehr als jene der Winde, den Mittellinien der Canäle. Daher kommt es, dass bei einem und demselben Winde in verschiedenen Canälen auch verschiedene Richtung des Seeganges herrscht. Vorzüglich bei Sirocco rücken die langen Deiningen aus den drei grös- seren Canälen (Maltempo, Quarnerolo und Canale di Fara- sina) convergirend gegen den Busen von Fiume vor und treffen je zwei solche Wellensysteme unter ziemlich grossen Winkeln zusammen. So rennen die Siroccowellen aus dem Canale di Maltempo mit beinahe westlicher Rich- tung in den Golf von Fiume heraus; ein Fahrzeug, welches in dieser Richtung vor den Wellen laufend an der Mündung jenes Canales ankommt, empfängt plötzlich von der Back- bordseite die weit bedeutenderen Schläge der aus dem Quarnerolo nach Nordnordwest vorrückenden Wo- gen; und aus dem Canal von Farasina rücken die Wellen- reihen nordwärts vor. 177 Die Tiefe, bis zu welcher hier die Wellenbewegung wirksam ist, wurde von mir ziemlich genau ausgemittelt. Die directe Wirkung kann sich selbstverständlich nur bis auf die Hälfte der Gesammthöhe der Wellen unter den Meeresspiegel erstrecken, — also hier höchstens 5—6 Fuss unter das Niveau der Ebbe. In 12—14 Fuss Tiefe bleiben, nach oft wiederholten Versuchen, schon faustgrosse Steine selbst bei den grössten Siroccostürmen unverrückt liegen. In 4 Faden erhalten sich schon Grushaufen und Sandhügel unverändert. Langdauernder hoher Wellenschlag scheint aber eine langsam stufenweise abwärts mischende, jedoch nur auf Temperatur und Salzgehalt einflussreiche Wirkung auch noch weiter bis gegen 10—15 Faden auszuüben, was durch eine Temperaturmessung vor und nach einer solchen Sturmperiode ermittelt wurde Wir können nach dem Obigen die Standorte unterhalb 4 Faden Tiefe sicher als ausser dem Bereiche derrmecha- nischen Wirkungen des Wellenschlages betrachten; jene unter 15 Faden aber auch als unabhängig von den leise- sten Consequenzen desselben annehmen. Dass der Seegang an den entgegenstehenden Seeküsten eine Anstauung, an den windwärts gelegenen (Luv) hinge- gen Niederwasser verursache, dass er mithin nicht aus blos „stehenden“ Wellen bestehe, ist auch hier stets deutlich zu bemerken. Der Sirocco erhöht den Wasserstand so sehr, dass die Sirocco-Ebbe oft höher steht als die Bora- Fluth; und durch Bora-Ebben werden viele sonst nicht sichtbare Partien des Grundes blossgelegt. Aber es fehlt hier an auffallenden Consequenzen solcher Niveau Unterschiede, welche z. B. in Venedig durch die Ueberschwemmung der Piazzetta oder gar des Marcusplatzes leicht zur allgemei- nen Kenntniss kommen. Die Widersee, oder das Rückfliessen der von den Wogen der landwärts geworfenen Wassermassen in ihr Gleichgewichts-Niveau, macht sich bei Fiume zur Zeit des Sirocco sehr bemerklich,. Es erstrecken sich da fast eine Stunde der Küste entlang die künstlichen Verschüttungen des Meeres durch rohe Kalksteine, welche hier stets sehr 178 reich an rother ocheriger Thonerde sind. Die Brandung wühlt diese Erde aus den Steinspalten und vom Grunde auf, und die Widersee führt sie mehrere Seemeilen weit hinaus, wo sie endlich in fein zertheiltem Zustande lange suspendirt bleibt und die sonst blaue Farbe des Golfes in ein helles Grün verwandelt. — Die Widersee ist es auch, welche nach grossen Stürmen losgerissene Seepflanzen der Litoralregionen weit seewärts führt, und manchmal Anlass zur Meinung gibt, dass dergleichen Objecte vom tiefen Grunde losgerissen worden seien, bis zu dem doch die Wellenbewegung gar nicht hinabreicht. Für die Standörtlichkeiten der Meeres-Organismen ge- winnt der Wellenschlag hauptsächlich dort Bedeutung, wo er auf Grund oder Ufer auftrifft, — als Brandung im weitesten Sinne. Die verschiedenen Arten und Formen der Brandung, welche vom seemänischen und vom land- schaftlichen Standpunkte aus bereits ihre entsprechenden Bezeichnungen besitzen, sollen hier in Kürze noch hinsicht- lich ihrer Wirkung auf die mit Organismen besetzten Ufer betrachtet und benannt werden. Dabei macht es vorerst den grössten Unterschied, ob die Küste dem Wellenlaufe parallel, oder demselben ent- gegen liegt. 1. Im ersteren Falle kommt es, so lange die Uferlinie keine bedeutenden Vorsprünge hat, eigentlich zu keiner Brandung. Die Wellen, wie gross sie auch sein mögen, rollen nur mit leichter Reibung am Ufer hin, und ist das- selbe hoch und steil, so zeichnen sich eben nur die Quer- schnitte der Wellen in aller Ruhe an den Felsenmauern ab. Ein und derselbe Punkt wird nur abwechselnd eingetaucht und blossgelegt, und das ganze Ufer auf- und abgespült ohne gewaltsame Wirkungen. Objecte, welche an solche Ufer angeheftet, mit dem freien Ende abstehen oder herab- hängen, werden dabei von jedem Wellenberge ruhig aufge- hoben, im Halbkreise nach vorne bewegt und wieder sinken gelassen, vom nächsten Wellenberge wieder gehoben u. S. w., so dass sie beständig im Kreise schwingen. Dadurch ist eine ganz bestimmte charakteristische Modification vieler Standörtlichkeiten gegeben, und manche Organismen wäh- 179 len vorwiegend oder ausschliesslich solche Plätze, an denen kein bedeutender Seegang anders als auf die angegebene Weise verläuft. Dergleichen Küstenstriche sind hier in be- deutender Ausdehnung vorhanden. Da nämlich nur Sirocco und Bora einen gewaltigen Wellenschlag hervorbringen, von allen anderen Richtungen aber regelmässig nur wenig be- wegtes Meer ankommt, gehören hierher alle jene Küsten, welche gegen den einen dieser beiden Winde (oder See- gänge) geschützt sind, und mit dem anderen parallel strei- chen; so alle zwischen Nordwest und Südwest exponirten. 2. Der zweite Fall, die eigentliche Brandung, lässt wieder zwei Unterscheidungen zu. Entweder stürzt A. eine volle Welle, die aus dem freien tiefen Meere herankommt, plötzlich auf ein Hinderniss; oder 5. der sich entgegen- stellende Grund steigt allmählich an, so dass die Wellen allmählich abgeschwächt und verlangsamt werden. A. Die erstere Art der Brandung übt die grössten mecha- nischen Wirkungen aus; aber sie hat noch verschiedene ‘Grade und Formen der Wirksamkeit. a) Liegen Felsenblöcke, Felsenplatten u. s. w., die steil von der Tiefe aufsteigen, mit ziemlich horizontaler oberer Fläche höher als der Grund der Wellenthäler, so prallen die daraut mit Gewalt hinstürzenden Wellen unter steilen Winkeln zurück in die Höhe (springende oder thür- mende Brandung). Die mechanische Wirkung des Aufschlages auf den Grund ist dabei sehr gross und be- steht vorzüglich in einem Questchen und Auseinander- treiben; sie hängt aber nur von der Masse, nicht von der Geschwindigkeit der Welle ab. b) Stellt sich eine senkrechte Wand der Wellenfronte entgegen, so hat diese die ganze Wucht der bewegenden Kraft der Welle (Masse und Geschwindigkeit zusammen) auszuhalten. Die Brust der Welle wirkt also hier noch weit energischer quetschend und zerschlagend als im vorhergehenden Falle. Da hiebei die anprallende Welle aufgehalten wird, muss sie häufig von der folgenden er- eilt werden, die sich dann über die erste hinaufschiebt, so dass eine hohe Wassermasse an der Wand hinauf- klimmt(anprallende und klimmende Brandung). 180 Ist die Wand oder senkrechte Klippe niedriger als die zerstäubenden Kämme und Gipfel der Brandung, so stürzen sich diese jenseits hinab als Sturzbrandung, welche sich auf die nächst dalinter gelegenen Standorte ergiesst. Die mechanische Wirkung dieser letzteren ist nicht grösser als jene eines prasselnden Schlagregens. c) Auf plötzlich schief ansteigenden Uferböschungen mit steillem Winkel (etwa 30—60 Grad) bildet sich eine lau- fende Brandung, analog der klimmenden; aber der Anprall ist hier weit geringer, und mehr in ein blosses Hinaufrollen verwandelt, daher die zerstörende Wirkung weit geringer. Seegewächse und analog angeheftete Thiere werden dabei gewaltsam längs der Böschung hin- aufgezerrt und wieder in entgegengesetzter Richtung abwärts gespült, daher leicht losgerissen, oder wenigstens stark abgewalkt. B. Die andere Art der Brandung, wobei allmählich an- steigende Ufer mit geringem Böschungswinkel den ur- sprünglichen vollen Wellen entgegentreten, beschränkt ihren Effect darauf, dass der Fuss der Welle gewaltsam am Grunde hinschleift und dass ihn die überstürzen- den Kämme an den seichtesten Stellen noch überdies aufwühlen (schleifende Brandung). Die Bewegung angehefteter Organismen ist dabei ähnlich der in c an- gedeuteten; wenn aber der Grund volubil ist (Gerölle, Sand, Schlamm), so findet ein Abrollen, Abschleifen und Zerwühlen Statt, bei welchem wohl nur sehr wenige Or- ganismen unversehrt durchkommen können. C. Sind die Wellen durch eine oder die andere Art von Brandung einmal gebrochen, erniedrigt, verlangsamt, oder liegen dahinter landwärts noch Ufergewässer, so verwan- delt sich in diesen letzteren die Bewegung in ein blosses oberflächliches Hinwaschen ohne alle gewaltsame Wirkun- gen (waschende Brandung). Diese sind die mir bekannt gewordenen wesentliche- ren Modificationen, welche Standörtlichkeiten und Wellen- schlag, eines durch das andere, erleiden können. Für den Sammler untermeerischer seicht vorkommen- der Gegenstände ist noch die Wellenfolge von einiger 131 praktischen Bedeutung. Die sprichwörtliche zehnte Welle ist auch hier immer auffallend grösser; nur bemerkt man meist auch schon an der neunten, und oft noch an der eilften, fast dieselbe Grösse. Die fünfte und sechste sind hingegen immer die niedrigsten von allen und man kann gar oft gewisse angestrebte untergetauchte Organis- men nur dadurch erlangen, dass man diese beiden Wellen abwartet und noch von der siebenten sich rasch der Beute bemächtiget. Noch tiefer sinkt das Wellenthal unmittelbar vor der zehnten Welle ein; aber dieser Moment ist meist zu kurz, da ihm sogleich der hervorragend mächtige zehnte Wellenberg folgt '). Studien zur Geschichte der Pyrotraubensäure; von Johannes Wislicenus. Mitgetheilt vom Verfasser aus den Annal, der Chemie und Pharm. CXXII, 225. Die Molecularformel der Pyrotraubensäure unterschei- det sich von der der Milchsäure durch einen Mindergehalt von zwei Atomen Wasserstoff; Kohlenstoff- und Sauerstoff- atome sind in beiden in gleicher Zahl enthalten — beide sind einbasische Säuren: Pyrotraubensäure Milchsäure £,H,9 €, H,9;. Der Gedanke liegt nicht fern, dass genannte Säuren vielleicht in naher Beziehung zu einander stehen mögen. Es ist von vornherein nicht unwahrscheinlich, dass sich die 1) Wenn eine Welle grösser ist als die vorhergehenden, so be- ginnt sie nicht mit dem höheren Wellenberge, sondern mit dem tie- feren Wellenthale; stets kündiget sich jener durch dieses vorher an. Dies ist auch ganz erklärlich, da die Wellen doch ursprünglich durch einen Eindruck entstehen, welchen der Wind in die Wassermasse macht. Viele Lehrbücher der Physik aber pflegen die Wellen so darzustellen, als ob sie am Scheitel in die Höhe gezupft würden. 182 erstere durch das in neuester Zeit häufig mit Erfolg ange- wendete Verfahren der Wasserstoffaddition durch Natrium- amalgam und Wasser in Milchsäure werde verwandeln las- sen. Geschieht dieses wirklich, so muss aber weiter ver- muthet werden, dass die Constitution der Pyrotraubensäure eine ähnliche wie die der Milchsäure sei, dass also ihre ra- tionelle Formel anolog der von mir für die Milchsäure an- gedeuteten?): oder nach Kolbe’s Anschauung; Ho. (41 )1630;), 0 zu schreiben sein wird. Die Pyrotraubensäure würde dadurch zur Acrylsäure in dasselbe Verhältniss treten, in welchem die Milchsäure zur Propionsäure steht. Durch die Einwirkung von Jod- wasserstoff könnte sie sich also möglicherweise in Acryl- säure verwandeln lassen. Ferner würde das in dem unvoll- kommenen Molecül u) H Ö stehende extraradicale Wasserstoffatom leicht durch negative Radicale vertretbar sein u. s. w. — kurz, die Pyrotrauben- säure müsste die ausgedehntesten Analogien mit der Milch- säure erkennen ‚lassen. Im Falle gelingender Umwandlung zu Milchsäure wäre ferner die Addition von zwei Halogenatomen wie Kekul6 sie in seinen wichtigen Arbeiten „Untersuchungen über or- ganische Säuren“ 2) mehrfach ausgeführt hat, — also die Entstehung z. B. einer Dibrommilchsäure denkbar, welche weiterhin durch Behandlung mit feuchtem Silberoxyd in eine neue, einbasische Säure von der Formel 6,H,;9, wird über geführt werden können. 1) Die Annalen CXXV, 46. 2) Die Annalen, Supplementband I, 129 und 338 und II, 85, 183 Ich habe in Folge dieser Vermuthungen eine Reihe von Versuchen begonnen, deren erste Resultate ich in Nach- stehendem zur Mittheilung bringe. 1, Einwirkung von nascirendem Wassersioff auf Pyro- traubensäure. Verdünnt man frisch dargestellte, durch öfters wieder- holte Rectification vollständig gereinigte Pyrotraubensäure mit Wasser und setzt Natriumamalgam in geringem Ueber- schusse (d. h. etwas mehr als zwei Atome Natrium auf ein Molecül der Säure) hinzu, so tritt anfangs eine geringe Was- serstoffentwicklung ein, welche trotz bemerkbarer Erwär- mung bald ganz aufhört und sich erst am Schlusse des Processes von Neuem einstellt. Die auf solche Weise entstandene, stark alkalische, wäs- serige Lösung wurde mit Salzsäure im Ueberschuss ver- setzt, das Ganze im Wasserbade zu möglichster Trockne verdunstet und der Rückstand mit Aether erschöpft. Die saure ätherische Lösung hinterliess beim Verdunsten eine syrupdicke Säure; reines Chlornatrium war ungelöst ge- blieben. Diese Säure war gewöhnliche Milchsäure, welche von noch anhängenden Spuren von Chlorwasserstoff durch Schüt- teln ihrer Lösung mit Silbercarbonat befreit, durch Schwe- felwasserstoff entsilbert und darauf von Neuem zur Syrup- dicke verdunstet wurde. Sie gab beim Neutralisiren mit den Alkalicarbonaten amorphe, stark hygroscopische, in Al- kohol leicht lösliche Salze, destillirte mit den Wasserdäm- pfen merklich über und verwandelte sich beim Erhitzen auf 130° in eine mit sogenannter wasserfreier Milchsäure in al- len Eigenschaften übereinstimmende Masse, Zum vollkom- menen Nachweise ihrer Identität mit gewöhnlicher Milch- säure diente das Zinksalz. Die heiss filtrirte, durch Kochen einer mässig concentrirten Säurelösung mit Zinkcarbonat dargestellte Lösung desselben setzte beim Erkalten schnee- weisse, in kaltem Wasser schwer, in absolutem Alkohol nicht lösliche Krystallkrusten ab, deren Individuen unter dem Mikroscop alle Formen des Zinklactates erkennen lies- sen. Sie brauchten nicht noch einmal umkrystallisirt zu 184 werden, gaben vielmehr sogleich bei der Analyse Resultate, welche zur Zusammensetzung des Zinklactates vollkommen stimmen. Bei 100° verlor das Salz sein Krystallwasser schnell und vollständig, bei 150° wurde es noch nicht gefärbt. I. 0,2873 Grm. des lufttrockenen Salzes verloren beim Erhitzen auf 100 bis 110% an Gewicht 0,0523 Grm. ll. Die restirenden 0,2350 Grm. trockenen Salzes hinter- ‚liessen bei vorsichtigem Verbrennen 0,0786 Grm. Zink- oxyd (0,063074 Grm. Zink). III. 0,6035 Grm. lufttrockener Krystalle verloren beim Trocknen 0,1102 Grm. Wasser. IV. 0,2188 Grm. gaben beim Verbrennen 0,0814 Grm. Wasser (0,009044 Grm. Wasserstoff) und 0,2394 Grm. Kohlensäure (0,065291 Grm. Kohlenstoff). Die aus obigen Ergebnissen abgeleiteten Procentzah- len stellen sich zu den berechneten folgendermassen: lufttrockenes Salz: gefunden berechnet 19.,.00% 2€,H,ZnQ, 81,82 81,80 81,74 3H,® 18,18 18,20 12,26 trockenes Salz: berechnet gefunden Io» Bas & 36 29,63 — 29,84 H, 5 4,11 — 4,13 Zn 32,5 26,75 26,54 — O; 48 393,51 — — 121,5 100,00. Das Saiz löste sich bei 10% in 55,97 Theilen Wasser. Die Mutterlauge jener ersten Krystallisation gab noch viel, gegen Ende etwas gelblich gefärbten Zinklaetates — nichts anderes, Es geht daraus hervor, dass gewöhnliche Milch- säure das einzige Product der Einwirkung nascirenden Was- serstoffes auf Pyrotraubensäure ist. Als zweites, allgemeines Resultat dieser Arbeit scheint mir durch sie die Ueberzeugung begründet zu sein, dass die Pyrotraubensäure wirklich zu den sogenannten „Oxy- 185 säuren“ gerechnet werden muss; — denn wie sollte sonst eine solche (Milchsäure) aus ihr durch ein stark reduciren- des Agens entstehen ? Versuche über das Verhalten der aus ihren Salzen ab- geschiedenen, nicht destillirbaren Pyrotraubensäure bei der Einwirkung von Natriumamalgam und Wasser habe ich be- gonnen, aber noch nicht beendet. Durch die Arbeit von Finckh „über die Zersetzung der Pyrotraubensäure durch Barythydrat“ !) wird die Vermuthung, die syrupartige Pyro- traubensäure möge vielleicht als Analogon der Paramilch- säure anzusehen sein und sich in diese verwandeln lassen, sehr unwahrscheinlich gemacht. Meine Versuche haben denn auch, wenigstens bis jetzt, nicht zur Darstellung der Paramilchsäure geführt. Ich setzte sie jedoch in der Hoff- nung fort, wenn auch dieses Resultat nicht erreicht wird, einige Thatsachen mehr zur Aufhellung der eigenthümlichen Beziehungen zwischen beiden Pyrotraubensäuren an die ‚Hand zu bekommen. 2. Einwirkung von Jodwasserstoff und Zweifach-Jodphosphor auf Pyrotraubensäure. Leitet man in reine destillirbare Pyrotraubensäure Jod- wasserstoffgas ein, so wird dasselbe unter starker Erwär- mung und sofortiger Abscheidung von Jod absorbirt. Fährt man mit dem Zuleiten fort, bis das Gas unabsorbirt zu entweichen beginnt, und erhitzt die braune Flüssigkeit im zugeschmolzenen Glasrohr einige Stunden auf 100°, so be- steht der Röhreninhalt aus Wasser, Jod, Jodwasserstoff und einer vollkommen flüchtigen Säure, welche ein amorphes Bleisalz, ein leichtlösliches krystallisirbares Baryumsalz und ein schwerlösliches krystallinisches Silbersalz bildet: aus Propionsäure. Acrylsäure findet sich nicht. Es müssen also in diesem Falle vier Molecüle Jodwasserstoff, zwei von ih- nen reducirend, die beiden anderen Wasserstoff addirend, gewirkt haben: €&;H,9; + 4HJ = 6&;H49, + H,9 + 4). Es fragt sich nun, in welcher Reihenfolge beide Wir- !) Annalen d. Chem. u. Pharm. CXXII, 182. XXII. 1863. 13 186 kungen stattfinden; d. h. ob zuerst durch Reduction Acryl- säure, welche später in Propionsäure verwandelt wird, ent steht — oder ob zuerst durch Addition von H, Milchsäure gebildet wird, welche der überschüssig vorhandene Jodwas- serstoff späterhin zu Propionsäure reducirt. Ich liess zunächst ein Molecül mit einem gleichen Volum Wasser versetzter Pyrotraubensäure und ein Mole- cül Zweifach-Jodphosphor in einer Retorte auf einander ein- wirken. Sehr bald trat starke Erwärmung und reichliche Entwickelung von Jodwasserstoffgas ein. Der Retortenin- halt bräunte sich durch ausgeschiedenes Jod. Die entwei- chende Jodwasserstoffsäure wurde in wenig Wasser aufgefan- gen, diese Lösung dem Retorteninhalte zugefügt und noch einige Zeit lang mit aufwärts gerichtetem und abgekühltem Halse, in welchem sich wenige Jodkrystalle absetzten, ge- kocht. Nach einiger Zeit wurde die Flüssigkeit wieder hel- ler, ohne dass sich die Jodkrystalle im Halse merklich ver- mehrt hätten. Das Jod war dann grossentheils wieder in Jodwasserstoffsäure übergegangen, denn die saure Flüssig- keit gab beim Sättigen mit Bleicarbonat, nachdem das freie Jod durch Schütteln mit Quecksilber entfernt worden war, viel gelbes Jodblei. Die grössere Menge der Flüssigkeit wurde nun unter öfterem Wasserzusatz destillir. Die ver- einigten Destillate reagirten stark sauer und gaben beim Kochen mit Bleicarbonat ausser gelbem Jodblei eine Blei- salzlösung, welche beim Verdunsten zu einer amorphen, summiartigen Masse, in welcher nur wenige Jodbleikry- ställchen eingeschlossen waren, eintrocknete. Durch Auf- lösen in wenig Wasser wurde das Salz vom Jodblei getrennt und seine filtrirte Lösung dann durch Schwefelwasserstoff zersetzt. Nach dem Filtriren wurde das absorbirte Gas durch kurzes Aufkochen ausgetrieben. Ein Theil wurde im Was- serbade verdampft. Der Geruch nach Propionsäure war da- bei deutlich bemerkbar, namentlich gegen Ende; zuletzt blieb im Schälchen Nichts zurück. — Eine andere Portion wurde mit Zinkcarbonat in der Hitze neutralisirt. Die fil- trirte Lösung hinterliess ein schwer krystallisirendes Zink- salz. — Die Hauptmenge der Flüssigkeit wurde mit Baryum- carbonat gesättigt und die filtrirte Lösung zuerst im Was- 187 serbade eingeengt, nachher durch Stehen über Schwefelsäure zum Krystallisiren gebracht. Es schieden sich ziemlich grosse Säulen von deutlich klinorhombischem Habitus ab, an welchen die Combinationen 0 P.OP,P’o; oP-Po:P’' und oP.oP» .-Po-P‘ ©, deutlich beobachtet werden konnten; zuweilen traten auch kreuzförmige Zwillinge, de- ren Individuen sich nicht ganz rechtwinkelig durchsetzten, auf; — alles Formen, welche an Baryumpropionat, dessen Säure aus Cyanäthyl dargestellt worden war, eben so be- obachtet wurden. Genau so verhielt sich die aus der Einwirkung von überschüssigem Jodwasserstoff auf Pyrotraubensäure resul- tirende Säure, und auch aus dem Destillationsrückstand der durch die Zerlegung von PJ, mit wässeriger Pyrotrauben- säure entstandenen Flüssigkeit konnte auf gleichem Wege noch etwas Propionsäure gewonnen werden. Neben dieser enthielt dieser Rückstand noch grosse Mengen Jodwasser- stoff, wenig Jod und Phosphorsäure, dagegen war phospho- rige Säure nicht vorhanden, denn nach der Abscheidung des Jods durch Quecksilber bildete sich bei weiterem Er- hitzen keine bemerkbare Menge von Phosphorwasserstoff. Wurde das durch Umkrystallisiren gereinigte Barytsalz mit Schwefelsäure erwärmt, so trat der characteristische Propionsäuregeruch sehr deutlich hervor. Die Analyse zeigte, dass in der That Baryumpropio- nat vorlag. I. 0,3205 Grm. des bei 100° getrockneten Salzes hin- terliessen beim Verbrennen 0,2243 Grm. reines, neu- trales Baryumcarbonat (0,155985 Grm, Baryum). II. 0,1740 Grm. gaben 0,0559 Grm. Wasser (0,006144 Grm. Wasserstoff), 0,1347 Grm. Kohlensäure (0,036736 Grm. Kohlenstoff) und 0,1215 Grm. neutrales Bary- umcarbonat (0,084495 Grm. Baryum und 0,007401 Grm. Kohlenstoff). IH. 0,1856 Grm. gaben 0,0427 Grm. Wasser (0,004744 Grm, Wasserstoff) und 0,0940 Grm. Baryumcarbonat (0,065371 Grm. Baryum). Die Kohlenstoffbestim- mung ging verloren, 13* 188 berechnet gefunden ii ETTaE Mus Em H, 5 3,53 — 3,53 3,50 Ba 68,5 48,41 48,67 48,56 48,21 0, 32 22,62 _ — — 141,5 100,00. Das Salz löste sich beim Uebergiessen mit dem dop- pelten Gewichte Wasser von gewöhnlicher Temperatur leicht und vollständig auf!). Beim Vermischen der wässerigen Lösung mit Silber- nitrat entstand ein weisser Niederschlag, dessen Auflösung in kochendem Wasser, von reducirtem Silber durch schnel- les Filtriren getrennt, beim Erkalten weisse, zu Warzen vereinigte, mikroscopische Nadeln absetzte, die sich in der Flüssigkeit noch von dem völligen Erkalten, selbst bei Ab- schluss des Lichtes während der Krystallisation, grau färbten. Beim Verbrennen hinterliessen 0,2531 Grm. des im Vacuo getrockneten Salzes 0,1532 Grm. Silber oder 60,53 pC. Der theoretische Silbergehalt beträgt 59,67 pC. Der Ueberschuss ist vielleicht zum Theil auf schon reducirtes Silber, zum Theil auf eine geringe Menge unverbrannten Kohlenstoffes zu schieben, da die salpetersaure Lösung die- ses Silbers etwas grau gefärbt und nicht ganz klar erschien. Es geht aus alledem hervor, dass ein Molecül Zwei- fach-Jodphosphor auf Pyrotraubensäure nicht mit zwei, son- dern mit vier Mol. Jodwasserstoff einwirkt — ja dass noch eine beträchtliche Menge desselben mehr entsteht, da man ihn zum Theil unverändert in der Lösung findet. Diese Thatsache findet ihre Erklärung in dem Umstande, dass phosphorige Säure bei Gegenwart von Wasser durch Jod zu Phosphorsäure oxydirt wird, während gleichzeitig Jod- wasserstoffsäure entsteht ?). 1) Strecker fand (Jahresbericht f. 1854, 438) das Löslichkeits- verhältniss wie 1:1,3. 2) Kocht man eine, sogar ziemlich verdünnte, Lösung von H3P.Q3 mit wenig gepulvertem reinem Jod, so verschwindet diess schnell; die farblose Flüssigkeit enthält dann viel Jodwasserstoff. Erbitzt man H:P9® stundenlang mit überschüssigem Jod, so resultirt eine 189 In unserem Falle wird der entstandene Jodwasserstoff sofort wieder unter Abscheidung von Jod zerlegt; dieses aber bringt zuletzt die Oxydation alles Phosphors zu Phos- phorsäure hervor. PJ, kann daher bei Gegenwart eines Jodwasserstoffsäure zerlegenden Körpers nach und nach 58 HJ erzeugen, von welchen zur Umwandlung der Pyro- traubensäure in Propionsäure nur vier Mol. nothwendig sind. Ein Mol. Jodwasserstoff wird daher, wie in der That auch beobachtet wurde, unzersetzt noch übrig bleiben, wäh- rend aus jedem Molecül PJ, nur ein Atom Jod wirklich abgeschieden wird. Die Beobachtung dieses Verhaltens giebt eine Methode an die Hand, grosse Mengen der Oxy- säuren mit geringem Opfer an Jod vollständig reduciren zu können. Es werden nämlich 2 Mol. Zweifach-Jodphos- phor 5 Mol. einer solchen, z. B. Milchsäure, für sich allein desoxydiren können (1 Theil PJ, circa 0,789 Theile Milch- säure) !. Setzt man aber noch Phosphor im Ueberschuss hinzu, so sollte auch dieser seinerseits mit dem freiwerden- den Jod die Reduction fortsetzen und zwar theoretisch bei unbegrenzter Phosphormenge in unbegrenzter Ausdehnung. Ueber die Anwendbarkeit des angedeuteten Verfahrens und die Grenzen der Wirkung lasse ich gegenwärtig in mei- nem Laboratorium Versuche anstellen. Soll durch Einwirkung von Jodphosphor auf Pyrotrau- bensäure nicht über das erste Stadium der Einwirkung, ent- weder nach der Gleichung: €&;H,9; + 2HJ = €&,H,% + H,9 + JR, oder &;H4,9; + 2HJ = €,H,9; + Ja, braune Lösung, in welcher sich nur Jod, Jodwasserstoff und Phos- phorsäure, dagegen keine phosphorige Säure mehr findet: H;P0; + H58 + Ja = H;P94 + 2HJ. In dieser Gestalt ist, wie ich glaube, die Thatsache noch nicht ange- geben worden; ganz entsprechende Fälle dagegen sind z. B. in dem Verfahren d’Arcet’s zur Darstellung des Jodwasserstoffs durch Er- hitzen von unterphosphoriger Säure mit Jod, wobei Phosphorsäure zurückbleibt, und in der Oxydation der niedrigeren Schwefeloxyde durch Jod bei Gegenwart von Wasser bekannt. J. W. !) Lautemann wendet bei der Reduction der Milchsäure zu Propionsäure auf 3,5 Theile derselben nur 4 Theile PJ, an, ohne je- doch näher anzuführen, wie weit sich die Reduction erstreckt (Anna- len d. Chem. u, Pharm, CXIII, 219). 190 hinausgegangen werden, so dürfen auf 5 Mol. der Pyrotrau- bensäure also höchstens 2 Mol. PJ? angewendet werden. Um dieses erste Stadium Sicher nicht zu überschrei- ten, brachte ich 3 Mol. der Säure mit nur 1 Mol. Zweifach- Jodphosphor und etwas Wasser in Contact und erhitzte mit aufwärts gerichtetem gekühltem Retortenhals vier Stun- den lang ununterbrochen zum Sieden, nachdem sich im Anfang die Masse unter geringer Jodabscheidung etwas erwärmt hatte, aber wieder kälter zu werden begann. Der Hals der Retorte enthielt viel krystallinisches Jod. Später wurde die Flüssigkeit unter öfterem Wasserzusatz destillirt, jedesmal bis das rückständige Volum etwa das Dreifache von dem der angewendeten Pyrotraubensäure betrug. Das schwach sauer reagirende Destillat wurde zur Abscheidung der Jodkrystalle filtrirt, durch Schütteln mit Quecksilber vom Jod vollständig befreit und dann durch Kochen mit Bleicarbonat neutralisirt. Es bildeten sich kaum Spuren von Jodblei. Die filtrirte Lösung hinterliess beim Verdun- sten im Wasserbade ein amorphes, Häutchen bildendes Salz in geringer Menge. Es konnte danach Acrylsäure nicht entstanden sein. Das Bleisalz wurde in wässeriger Lösung mit Schwefelwässerstoff zersetzt, das überschüssige Gas durch Aufkochen ausgetrieben, die Lösung nachher mit Zinkcarbonat gekocht. Nach dem Filtriren und theil- weisen Verdunsten in der Hitze schieden sich beim Er- kalten weisse, schwer lösliche Krystalle ab, welche die For- men des Zinklattates zeigten. Die Mutterlauge ab noch etwas mehr von diesem Salze, hauptsächlich aber hinter- liess sie bei vollständigem Eintrocknen ein amorphes Zink- salz, dessen Säure, durch Schwefelwasserstoff abgeschieden, ein gleichfalls amorphes Baryumsalz lieferte. Diese ge- ringe Säuremenge ist jedenfalls die durch den nicht ganz zureichenden Jodphosphor unverändert gebliebene, durch Abscheidung aus dem Bleisalz, wenn nicht schon früher, in die syrupförmige Modification umgewandelte Pyrotrau- bensäure. Die schwer löslichen Krystalle wurden durch einmali- ges Umkrystallisiren aus heissem Wasser gereinigt und ei- ner Wasser- und Zinkbestimmung unterworfen. 191 I. 0,5561 'Grm. des lufttrockenen Salzes verloren beim Erhitzen auf 100 bis 110° in kurzer Zeit 0,1012 Grm. Wasser oder 18,20 pC. Das gewöhnliche :Zinklactat erfordert 18,18 pC. Krystallwasser. II. Die restirenden 0,4548 Grm. des trockenen Salzes hin- terliessen bei vorsichtigem Verbrennen 0,1517 Grm. Zinkoxyd (0,121735 Grm. Zink). Die bei der Destillation zurückbleibende Flüssigkeit enthielt die Hauptmenge der neu entstandenen Milchsäure. Sie wurde ebenso, nach der Entfernung der geringen Menge vorhandenen Jodes durch Schütteln mit Quecksilber, durch Kochen mit Bleicarbonat neutralisirt, die Lösung von dem Ueberschuss des Bleiweisses, dem Bleiphosphat und einer unbedeutenden Menge von Jodblei abfiltrirt und im Was- serbade verdunstet. Das Salz bildete wie das aus dem De- stillat gewonnene eine amorphe gummiartige Masse, wurde durch Schwefelwasserstoff zersetzt und die filtrirte Säure- lösung im Wasserbade zur Syrupconsistenz verdunstet. Die Säure verhielt sich ganz wie Milchsäure und gab beim Sät- tigen mit Zinkcarbonat gleichfalls gewöhnliches Zinklactat und nur eine sehr geringe Menge eines syrupartigen Zink- salzes; jedenfalls Zinkpyruvat. Die Krystalle des Zinklacta- tes, einmal aus heissem Wasser umkrystallisirt, ergaben folgende analytische Resultate: II. 0,6242 Grm. des lufttrockenen Salzes verloren bei 100° 0,1134 Grm. oder 1817 pC. Wasser. Iv. 0,2352 Grm. des trockenen Salzes hinterliessen beim Verbrennen 0,0783 Grm. Zinkoxyd (0,062833 Grm. Zink). v. 0,2752 Grm. gaben 0,0991 Grm. Wasser (0,011011 Grm. Wasserstoff) und 0,2985 Grm. Kohlensäure (0,081409 Grm. Kohlenstoff). Die Ergebnisse der Analysen beider Portionen des Sal- zes stimmen sehr gut zu der Formel des Zinklactates: 192 berechnet gefunden I.IOL IVE oasM €, 29,63 — — 29,58 H, 4,11 — — 4,00 Zn 26,75 26,77 26,71 — 9, 39,51 res — 100,00 Bei der Einwirkung von nur 2 Mol. Jodwasserstoff auf Pyrotraubensäure entsteht also nicht Acrylsäure, sondern nur Milchsäure, und erst diese wird, bei weiterem Contact mit Jodwasserstoff, zu Propionsäure reducirt. Ob die Pyrotraubensäure wirklich Oxyacrylsäure ist, oder nicht, geht daher aus vorstehenden Untersuchungen noch nicht mit Evidenz hervor. Die Frage wird erst dann erledigt sein, wenn nachgewiesen worden ist, dass die Acryl- säure sich durch Einwirkung von Jodwasserstoff oder nas- cirendem Wasserstoff direct in Propionsäure verwandeln lässt. Die betreffenden Versuche habe ich bereits begon- nen und hoffe ihre Resultate in Kurzem mittheilen zu kön- nen. Auch ohne diesen stricten Beweis indessen zweifle ich kaum an der Wirklichkeit dieser Beziehung. Die vor der Reduction der Oxysäure eintretende Wasserstoffaddi- tion ist mit der im Eingange angedeuteten rationellen For- mel ohne Schwierigkeit verständlich. Ist dieselbe wirklich so wirkt hier das Alkoholradical (Acetylen oder ein Isome- res) als zweiaffiner Atomcomplex. Derselbe sollte indessen mit vier Aequivalenteinheiten activ sein, indem nur das Aethylen &,H, eigentlich zweiaffin sein kann, C,H, dage- gen ursprünglich dreiaffin ist. Die Untersuchung von Re- boul!) „über die drei letzten Glieder der Reihe der Brom- verbindungen der gebromten Aethylene“ weist schon eine solche vieraffine Bethätigung des Körpers €,H, nach, wel !) Annalen d. Chem. u. Pharm. CXXIV, 267. 193 cher freilich *) nicht gewöhnliches Acetylen, sondern ein mit diesem isomeres Radical zu sein scheint, Weitere Stu- dien werden wohl noch ergeben, dass auch das eigentliche Acetylen unter Umständen 4 At. Brom wird aufnehmen können. Es scheint mir danach wahrscheinlich, dass, wie z. B. das Radical €,H, zwei, sich um zwei Aequivalenzein- heiten in ihrer chemischen Wirksamkeit unterscheidende, leicht aber in einander überführbare Modificationen besitzt, dieses Verhalten auch dem Radical €,H, zukommt Mit anderen Worten, dass auch das Radical €,H, in Molecülen existenzfähig ist, die noch 2 oder 2.2, d. h. eine paare Anzahl von Aequivalenzwerthen ungesättigt, also fernerer Wirkung fähig, zeigen ?). Es wird nun in unserem Falle nieht auffällig sein, wenn in dem unvollkommenen Mole- eüle a ©, in welchem ein Aequivalenzwerth von &H, durch die Vereinigung mit €0, ein anderer durch H@ zur äquivalenten Neutralisation gelangt, die beiden noch wirk- samen Affinitäten zuerst befriedigt sein müssen (indem aus dem Radical €,H, Aethyliden oder Aethylen €,H, durch Erreichung der Sättigungsgrenze entsteht), als das Sauer- stoffatom durch reducirende Einwirkungen abgelöst wer- den kann. Ich füge als Nachtrag die vorläufigz Bemerkung an, dass, wie Eingangs angedeutet wurde, ein Molecül Pyro- traubensäure in der That zwei Atome Brom direct bindet. Das Product ist eine krystallinische, sehr leicht lösliche und zerfliessliche Säure, mit deren Studium ich noch beschäf- tigt bin. ı) Berthelot, Annalen d. Chem. u. Pharm. CXXIV, 272. 2) Vgl. Wurtz, Bemerkungen zur Typentheorie, Zeitschrift f. Chem, u. Pharm. V, 80. 194 Literatur Physik. L. Cohen Stuart, über das gegenseitige Verhältniss des Gay-Lussac’schen Gesetzes zu dem Ma- riotteschen und dem Mayer’schen Gesetze. — Die Gesetze, denen die ideellen Gase folgen, und deren Richtigkeit auch für die permanenten Gase bewiesen ist, sind von jenen drei Männern aufge- stellt worden. C. St. weist in diesem Aufsatze nach, dass das Gay Lussac’sche Gesetz nothwendiger Weise aus jenen beiden andern ge- folgert werden muss. Es ist dies ein merkwürdiges Resultat der mechanischen Wärmelehre, und es gewinnt auf diese Weise die De- finition der ideellen Gase eine wesentliche Vereinfachung, indem man sie von der überfiüssigen Bedingung des Gay-Lussacschen Gesetzes losmacht. Dass sich die Sache wirklich so verhält, ist genau genom- men schon in der von Clausius aufgestellten Formel für die allge- meinen Carnot’sche Temperatur-Function C=A (a--A) enthalten. — (Poyg. Annal. Bd. 119. S. 327). Brek. H. Fizeau, Untersuchung über die Modificationen, welche das Licht in Glas und mehreren anderen Kör- pern unter dem Einfluss der Wärme erleidet. — Schon früher hatte der Verfasser mit Hrn. Foucaults Interferenzphänomene nachgewiesen, wo der Gangunterschied der Strahlen 4000—7000 Un- dulationen betrug; später hat er beim einfachen gelben Licht der Brewster’schen Lampe Franzen und Ringe gesehn, wo der Gangun- terschied etwa 10000 Wellenschläge betragen musste. Da nun das Licht dieser Lampe dem der Frauenhoferschen Linie D. entspricht, diese aber eine doppelte ist, so wird das Fransen oder Ringsystem, welches bei ihrem Schein gesehen wird eigentlich auch ein doppeltes sein, die Ringe liegen jedoch im Anfang so dicht neben einander, dass sie für einfach gelten können, nach Beobachtung von 3 — 400 dieser Fransen oder Ringe trennen sich dieselben so merklich, dass die hel- len'Strahlen des einen Systems auf die dunkeln des andern fallen und ein gleichförmig gelber Ton entsteht. Um nun nachzuweisen, dass wenn man noch weiter fortgeht, die Fransen wieder zum Vorschein kommen, befestigte F. eine Linse von grosser Brennweite über einem Planglase so dass es durch eine Micrometerschraube demselben ge- nähert und von ihm entfernt werden konnte, die entstehenden Ringe werden durch eine convexe Linse betrachtet und das ganze mittelst eines Reflexionsprisma von einer Brewsterschen monochromatischen Lampe erleuchtet. Man sieht nun das ganze Feld voll Ringe von der grössten Schönheit und Schärfe die nach einander im Centrum ver- schwinden, wenn man die Linse vom Planglas entfernt, dafür entstan- den am Rande immer neue. Mit Hülfe eines Fadenkreuzes oder eines schwarzen Punktes kann man die durchgehenden Ringe bequem zäh- len: die ersten Hunderte gingen ganz deutlich durch, gegen 400 wur- den sie undeutlich, bei 500 verschwinden sie, bei 600 wurden sie wie- der deutlicher und waren bei 1000 wieder vollkommen scharf; bei 195 weiterer Fortsetzung ergab sich, dass sie bei 1500 wieder verschwanden und bei 2000 wieder hervortraten u. s. f. bis gegen 10,000 wo dann das Phänomen undeutlich wurde, nahm man jedoch eine Lampe mit 4 Theilen rectit. käufl. Holzgeist und 1 Theil absol. Alkohol ohne Zu- satz von Salz, so sah man 52 Perioden deutlicher Ringe auf einander folgen ehe die Erscheinung aufhörte, der Abstand der beiden ‚Gläser war dann ce. 15mm, es kommt dabei auf jede Periode ein Abstand von 0,mm28945 wovon das doppelte dem 983fachen der Wellenlänge des Lichtes D entspricht; die 52. Periode setzt also den Vorübergang von mehr als 50000 Ringen und also einen Gangunterschied von eben- soviel Undulationen voraus. — Bei Anwendung einer durch Lithion roth gefärbten Flamme welches ein ganz einfaches Licht giebt, sah man deutlich 8000—10000 Ringe, bei 10000 hören sie ganz auf, indem hier die Menge des Salzes der geringeren Licht-Intensität wegen nicht auf so kleine Mengen zurückgeführt werden kann. Auch giebt es hier natürlich keine Perioden. Durch Vergleichung der beiden Fran- sensysteme ergab sich das Verhältniss der Wellenlänge der beiden Strahlen wie 74:65, die Wellenlänge der rothen Strahlen beträgt 0,0006703, die der gelben 0,0005888. Anstatt der zwischen den Platten befindlichen Luftschicht, in der der eine Strahl verzögert wird, kann man nun auch eine Glasplatte oder eine andere durchsichtige Sub- stanz anwenden, die Dicke derselben lässt sich nun freilich nicht nach ‚Belieben ändern, sie darf desshalb nicht so stark sein, ‚dass die Verzögerung die sich auf dem Brechungsexponenten der jedesmaligen Substanz berechnen lässt, die oben angegebene Grenze überschreitet: ferner darf dieser Verzug nicht einem von denen im Werthe zu nahe lie- gen, welche in gelbem Licht Perioden mit verworrenen Fransen geben, was man.der unbequemen Beobachtung wegen durch Versuche ausfindig macht. Da das beste Glas immer noch einige Krümmungen und Neigun- gen hat, so entstehen Linien von den manigfaltigsten, auch regelmäs- sigen /Formen, abwechselnd hell und dunkel. Erwärmt man nun eine solche Platte, so bewegen sich die Linien oder Ringe und mit Hülfe eines’Sehzeichen lassen sie sich im Vorbeiziehen bequem zählen, man findet dass die Anzahl der verschobenen Fransen proportional ‚mit den Temperaturerhöhungen, und dass bei der Erkaltung jede Franse wie- der an ihren alten Ort rückt. Die Verschiebung der Fransen hat 2 Gründe: einmal wird durch die Wärme das Glas:oder der Krystall ausgedehnt, die Dicke desselben verändert und also seinanderer Gang- unterschied hervorgebracht. Ausserdem scheint aber durch die Tem- peraturveränderung der Brechungsindex und mit demselben die Ge- schwindigkeit des Lichtes eine eigenthümliche Modification zu erlei- den. Zur Untersuchung und Bestimmung dieser Veränderung des Brechungsexponenten hat F. mit Platten von verschiedener Substanz und verschiedener Stärke Versuche angestellt, die wegen der vielen dabei in Betracht zu ziehenden Punkte sehr complicirt waren. Ausser der genauen Bestimmung der Wellenlänge des dabei angewandten ‚gelben Lichtes musste nemlich für jede Platte einzeln der ‚Gangun- 196 terschied der Strahlen, der Brechungsexponent die Dicke und der Aus- dehnungscöefficient für genaue Temperatur bestimmt werden; ausser- dem war eine sehr genaue Temperaturmessung nothwendig. Es ergab sich bei 2 Glaspiatten von St. Gobain, dass für 100 © der Brechungsindex um 0,000162 und um 0,0000997 vergrössert wurde. Bei einer Kronglassplatte ergab sich keine wahrnehmbare Aenderung, Flussspath parallel zur Spaltungsfläche geschnitten erlitt bei der Er- wärmung auf 100° eine Verringerung des Brechungsexponenten um 0,00136, gemeines Flintglas erlitt eine Vergrösserung desselben um 0,00026, schweres Flintglas dagegen um 0,000687. Diese Studien auf Kalkspathplatten ist von grossem Interesse, da dieselben bei ihrer Erwärmung sich in der Richtung der optischen Axe ausdehnen, wäh- rend sie sich in der dazu senkrechten Richtung zusammenziehen, wie Mitscherlich schon 1825 nachgewiesen. Dadurch wird nicht nur die rhomboedrische Form verändert, sondern auch die Stärke der Doppel- brechung. Bei einer parallel zur Axe geschnittenen Kalkspathplatte ergab sich für den ordentlichen Strahl auf 100° ein Anwuchs des Brechungsexponenten von 0,0000565 für den ausserordentlichen Strahl dagegen 0,00108. Bei einer senkrecht zur Axe geschnittenen Platte, wo beide Strahlen zusammenfallen ergab sich wiederum 0,0000565. Es ist ferner auch jedesmal berechnet, um wie viel sich die Geschwindigkeit des Lichtes bei der Erwärmung der Platten ver- ringert oder wie beim Flussspath vergrössert. — (Pogg. Annal. CAIAX. 8&7—114 und 297— 316 und Ann- de chim. et de phys. Ser. III, T. LXVI. p. 429.) Schbg. E. Hering in Leipzig, über W. Wundt’s Theorie des binocularen Sehens ist die Ueberschrift eines Aufsatzes, in wel- chem der Verfasser die Unhaltbarkeit der von W. Wundt in Pggdrf. CXVI. 617 — 626 entwickelten Ansichten nachweist, indem dieselben an auffallenden innern Widersprüchen leiden und auf falschen Beo- bachtungen und falschen Rechnungen beruhen. Die Kritik der Wundt- schen Abhandlung sei dahin Zusammenzufassen, dass in derselben ' das Richtige alt, alles Neue aber falsch sei. — (Pogg. Ann. CXIA. 115—130.) Schbg. F. Mohr, einfarbiger Regenbogen. — Am 25. Juni 1863 in Coblenz ging Abends 8!/; Uhr die Sonne hinter leichtem Ge- wölk unter und erzeugte, da gleichzeitig ein allgemeiner Regen eintrat einen Regenbogen, der dem Halbkreise sehr nahe kam. Auffallender Weise zeigte der Regenbogen aber nur Roth sonst nicht eine Spur anderer Farben. An der äussern Seite war er scharf begrenzt auf der innern verschwamm er allmählig. An einigen Stellen des Him- mels waren auch Stückchen von dem zweiten Nebenbogen zu sehen, die gleichfalls roth erschienen. — Die Erscheinung deren Erklärung einfach ist, hat nur ihrer Seltenheit wegen etliches Interesse. — (P0gg Ann. Bd- 119. 332.) . Brek. M. Okaton, über das Verhältniss der Quercontrac. tion zur Längendilatation bei Stahlstäben. — Auf.den von ä 197 Hr. Kirchhof am Schluss einer Abhandlung in Pggdrf. CVIII. 1859 ausgesprochenen Wunsch hat der Verfasser im Winter 1862/3 in Hei- delberg verschiedene Versuche mit runden und rechtwinklig parallel- ipedischen Stäben sowohl im weichen wie auch im federartig ge- härteten und im ausgeglühten Zustande derselben gemacht. Er findet folgende Resultate: 1. Dass Verhältniss der Quercontraction zur Län- gendilation ist bei Stäben von derselben Stahlart und denselben Di- mensionen immer gleich. 2) Bei verschiedener Stahlarten von dem- selben Zustande, desgl. bei verschiedenen Zuständen derselben Stahl- art ist dasselbe verschieden. 3. Bei ausgeglühten und allmählig ab- gekühlten Stäben von derselben Stahlart ist das Verhältniss unab- hängig vom Querschnitt des Stabes. 4. Der ausgeglühte und allmäh- lig abgekühlte Stahl ist ein nach allen Richtung hin homogen elasti- scher Körper. 5) Bei den gezogenen und gehärteten Stäben kann die für dieses Verhältniss berechnete Zahl den Werth desselben nur annähernd angeben, weil diese Körper nicht als homogen -elastische sondern als krystallinische eine Symmetrieaxe der Elasticität beste- hende Körper zu betrachten sind. 6. Zieht man Draht im kalten Zustande durch eine kleine Oeffnung, so nähern sich die Molecüle in radialer Richtung, während sie sich in der Längsrichtung entfernen, in Folge dessen wird das in Rede stehende Verhältniss nach dem Durchziehen des kalteu Drahtes kleiner als vor demselben. 7. Eine ähnliche Wirkung übt die plötzliche Abkühlung des rothglühenden Stabes aus, doch ist diese Wirkung schwächer und nimmt ab je all- mählicher die Abkühlung vor sich geht. — (Pgg. Annal. CXIX. 1—42). Schörg. F. Place, Bemerkung zu Foucault’s Messung der Lichtgeschwindigkeit. — Verfasser macht Foucault einen neuen Vorwurf der Ungenauigkeit und Mangelhaftigkeit seines Experimentes, darin bestehend, dass Foucault aus einer Länge von 0,7mm auf eine Länge von 300000000 Metern schliesst, wobei noch zu bemerken ist, dass F. selbst jene 0,7mm nicht mit einem Micrcmeter gemessen hat, von dessen Richtigkeit er sich vor dem Versuche überzeugt hat. — (Pogg. Ann. Bd. 119. 331.) Brek. Reinhold Freiherr v. Reichenbach, über Erzeugung von Wärme und Licht durch Meteoriten. — Erreicht ein Meteorstein mit sogenannter planetarischer Geschwindigkeit die Erdat- mosphäre, so findet er in dieselbe eindringend einen bedeutenden Wi- derstand, von dem man sich eine Vorstellung verschaffen kann, wenn man bedenkt, dass z. B. eine eiserne Kugel von 1’ Durchmesser, die mit einer Geschwindigkeit von 100000 Metern gegen eine Luftschicht, deren Dichtigkeit die der Atmosphäre an der Erdoberfläche entspricht treffend schon nach Verlauf von 10 Secunden nur noch eine ‚Ge- schwindigkeit von 37 Metern haben würde; d. h. sie würde 99,6 Procent an ihrer Geschwindigkeit verloren haben. Dass ein solcher Widerstand mit einer ganz bedeutenden Com- pression und demgemäss auch mit einer Wärmeentwickelung verbun- 198 den sein muss, liegt auf der Hand, und ist durch Experimente hin- reichend bewiesen. Es dürfte nicht uninteressant sein zu prüfen, ob jene Wärmeentwicklung ausreichend sei, jene mächtigen Licht- und Wärme-Erscheinungen, wie man sie bei Meteorsteinfällen beobachtet hervorzubringen. Bezeichnet M die Masse eines Meteoriten an der Erde, V seine relative planetarische Geschwindigkeit und g die Beschleunigung der Sehwere in der Nähe der Erdoberfläche, dann ist seine lebendige Kraft ausgedrückt durch das Product m.‘ } 28 Besitzt der Meteorit, nachdem er ein Stück Weges in der Atmos- phäre zurückgelegt hat, nur noch die Geschwindigkeit v, so ist seine y2 ihm inne wohnende lebendige Kraft nur noch M. I: demgemäss wird der Widerstand der Atmosphäre W gemessen durch den Unterschied M\-—- N) W. 2g Dieser Kraftaufwand muss zur Wärmeproduction gedient haben. Bekanntlich hat man die Wärmeeinheit oder Calorie experimentell be- stimmt, und sie 424 Meter-Kilogramm entsprechend gefunden. Be- zeichnet man kurz mit V. eine Calorie, so wird der Ausdruck W M N2—- 2% | ) die Anzahl der Wärmeeinheiten darstellen, die durch den Kraftver- lust entstanden sind. Diese entstandene Wärme muss nun zunächst von den bei der Arbeit betheiligten Gegenständen aufgenommen sein, und muss deren Temperatur gleichzeitig erhöht worden sein. In diesem Falle sind die beiden Wärmeaufnehmer der Meteoriten die von ihm comprimirte und verdrängte Luftsäule. Ist nun die spec. Wärme der Meteoriten- Masse M. und F. die Anzahl der Grade um die ihre Temperatur er- höht ist, so ist s M F die Anzahl der hierzu erforderlich gewesenen Calorien. Analog ergiebt sich für die Temperaturerhöhung der Luft- säule L, deren Temperatur ebenfalls nur F Grad, gestiegen sein muss der Ausdruck sı L F, wo sı die spec. Wärme der Luft bedeutet. Demgemäss beträgt die ganze Menge der entstandenen Wärme s M T + sı LT. Da man nun diese Wärmemenge äquivalent gedacht werden muss dem Kraftverlust, so ergiebt sich die Gleichung: M Vy2 2 el ")=sMT+aurT L ist nun aber = a fs, wenn a den vom Meteoriten bereits in der Atmosphäre zurückgelegten Weg, f den grössten Querschnitt des Meteoriten und A die mittlere Dichtigkeit jener Luftsäule bedeutet; 2M Nase: und wenn man ferner bedenkt, dass auch a — Dir log nat. = ist, worin E den Coeffieienten bedeuten soll, mit dem der Querschnitt £. 199 zu multipliciren ist, um den Widerstand auf irgend eine krumme Fläche zu reduciren, dann ist 2M V 1b, = on log nat es v und demgemäss endlich = 2s‘ V 77 2kg ( s + En lognat —) Durch diesen Ausdruck ist die Temperatur in Graden ausge- drückt, welche der Meteorit auf der Erde ankommend haben müssen. Dass diese iheoretisch gefundene Temperatur nicht mit der practisch beobachteten übereinstimmen kann, bedarf keiner Erwähnung, da durch Ausstrahlung ein beträchtlicher Theil verloren gehen muss. Zur Untersuchung ob und wann ein Maximum dieser Licht und Wärme Erscheinung eintrete, hat man den Ausdruck für T nach v zu differeneiren und den Differentialquotienten = 0 zu setzen. 1 s 2 il N =” Are lognat v ) + > —-75 »-lo.ntv=o Die Gleichung lässt sich in Bezug auf v nicht direct lösen; durch Versuche findet man aber, dass die Temperatur des Meteoriten am höchsten gestiegen sein wird, wenn v bis auf die Hälfte der Ge- schwindigkeit herabgesunken sein wird, welche der Meteorit vor sei- nem Eintritte in die Atmosphäre hatte. Auch findet man, dass die Temperatur sehr schnell steigt. Verfasser berechnet ferner von andern Prineipien ausgehend die Temperatur eines niederfallenden Meteorits anderer Weise. Wenn ein Körper durch rasche Compression der Luft schnell Wärme er- zeugt, so wird diese auch in Folge der sehr lebhaften Ausstrahlung auch sehr schnell wieder verloren gehen, so dass also eine merkliche Anhäufung der Wärme nicht stattfindet. In diesem Falle kann aber auch die von Poisson angegebene Formel zur Bestimmung hervorge- brachten Temperatur angewandt werden, Also dı US {= (273 ı 4) (a ll wo u das Verhältniss der spec. Wärme des betreffenden Gases bei constantem Volumen, to die Temperatur desselben Gases von der Dichtigkeit d,, die schnell auf die Dichtigkeit d, gebracht werden soll. Bezeichnen ferner P, und P, die den Dichtigkeiten dı und d, des Gases gleichzeitig entsprechenden Pressungen, dann ergiebt sich u —ı1 t = (273 + to) (5) u — 273 v i Nun ist PR =4, 35 wenn sich der Körper mit der Geschwin- digkeit v in einer Gasschicht von der Dichtigkeit A, bewegt, und nach dem Mariotte’schen Gesetz, ergiebt sich ferner 200 A Bo TE A. wo A die Dichtigkeit der Atmosphäre am Erdboden und A den Luft- druck bedeutet. Demgemäss ergiebt sich: um ı 2 t = (273 + to) (>) u ker wo also t diejenige Temperatur bedeutet, welche durch einen, mit der Geschwindigkeit v bewegten, Meteoriten in der comprimirten Luft- masse momentan erzeugt wird. — (Poyg. Annal. Bd. 119, S. 275 Brek. H. Schneider, leuchtende Wolken. — Am Abend des 14 Decembers 1862 wurde in Düsseldorf ein Nordlicht beobachtet, das mehrere Tage anhaltende Stürme mit Platzregen und am 260. dess. Monats sogar ein heftiges Gewitter mit Hagel im Gefolge hatte. Am letztgenannten Tage klärte sich der Himmel und ein leichtes Gewölke verschleierte nur noch wenige Sterne. Dieses Gewölk brachte an mehreren Stellen ein bald mehr bald weniger stark leuchtendes weis- ses Licht aus. Um 9 Uhr leuchtete bereits der ganze Himmel und bis gegen Mitternacht war das stets im Wachsen begriffene Leuchten zu beobachten. Gegen 3 Uhr kamen dichtere Wolken, es trat in Folge dessen Dunkelheit und ein sanfter Regen ein. Ferner wird noch ei- ner älteren Erscheinung an dieser Stelle Erwähnung gethan. Im Em- merich beobachtete man am 2. October 1851 um 8!/; 21 Abends am nordwestlichen Himmel zwei rothe Wolkenstreifen von ungleicher Grösse, während man gerade im Norden einen verwaschenen rothen Lichtschein sah. Gleichzeitig blitzte am nordwestlichen Horizont ein rother Lichtschein auf, ähnlich dem Wetterleuchten. Gleich beim Er- scheinen des letztern verschwanden die rothen Streifen, und nachdem sich das Wetterleuchten noch einige Male wiederholt hatte, auch der Schein im Norden. Gleichzeitig beobachtete man in mehreren be- nachbarten Orten von Emmerich Nordlichter. — (Pogg. Ann, Bd. 119. 2. 333. Brek. Chemie. a) Theoretische. Bunsen, zur Kenntniss des Cäsiums. — Aus beinahe 100000 Pfund des Dürkheimer Mineral- Wssers gelang es Bunsen und Kirchhoff nur 2—3 Grm. reines Chlorcä- sium und aus 30000 Pfunden des Thermal-Wassers der Murquellen in Baden-Baden konnten sie nur 1!/s Gr. reines Chlorcäsium produceiren. Die geringen Mengen der erhaltenen Substanz erschwerten daher die quantitativen Bestimmungen. Neuerdings fanden die Herren Johnsen und Allen in Amerika reinen Lepidolith, der einen so grossen Reich- thum an Cäsium und Rubidium hatte, dass bereits wenige Kilogramme desselben ausreichten um gegen 30 Grm. saures weinsaures Cäsium- oxyd zu erhalten, dass sie zur Darstellung von Chlorcäsium anwand- ten. Aus 4 Bestimmungen ergab sich die procentische Zusammenset zung des Chlorcäsiums als diese, 21045 pC. Chlor und 78955 pC. Cäsium: 201 und hieraus bestimmen sie das Atomgewicht des Metalls = 133,03. Nach neuern Bestimmungen von Bunsen ist das Atomgewieht dieses Metalls 132,99 und demgemäss ergiebt sich für das Atomgewicht des Cäsiums im Mittel 133,00. Ferner führen die Herrn Johnsen und Allen an, dass abweichend von den Beobachtungen Bunsens das Chloreäsium nicht nur nicht deliquescirend, sondern sogar kaum hy- groscopisch ist. Bunsen dagegen hat durch wiederholte Versuche die Richtigkeit seiner früheren Behauptung noch einmal dargethan, denn er fand, dass 0,02715 Grm. dieses Salzes schon nach 2 Stunden 0,0068 Grm. und noch. weiter 2 Stunden 0,0030 Grm. Wasser angezo- gen hatten, wobei jedoch zu bemerken ist, dass er in dieser Zeit das Salz in einer wasserreichen Atmosphäre stehen liess, was bei den Herren J. und A. nicht der Fall gewesen zu sein scheint. Endlich befreit sich der Verfasser von einem ihm von jenen Herren gemach- ten Vorwurf der Ungenauigkeit seiner Zeichnungen und fügt zur Controle noch eine Tafel mit Scala- und angedeutete Spectral- Lie- nien hinzu. — (Pogg. Ann. Bd. 119. p. 1.) Brek. Bunsen, über Darstellung und Eigenschaften des Rubidiums. — Rubidium lässt sich wie Kalium aus saurem Wein- - saurem Rubidiumoxyd darstellen. Es ist silberglänzend, -oxydirt sich noch leichter an der Luft als Kalium, ist bei — 10° noch weich, schmilzt bei 380,5C und verwandelt sich noch unter Glühhitze in ei- nen blauen Dampf mit einem Stich ins Grüne. Der Schmelzpunkt des Natriums ist 95°,6C. und der des Kaliums 620,5C. Das Rubidium hat ein spec. Gew. von 1,52 und ist elektropositiver als Kalium, ver- hält sich aber in seinen sonstigen Eigenschaften völlig diesem gleich. — (Annal, d. Chem. u. Pharm, CXAV, 367.) Spt. A.Borodine, zur Geschichte der Fluorverbindungen und über das Fluorbenzoyl. — Es wurde das Verkalten schwa- cher Säuren gegen die Alkalifluorüre untersucht und ferner ob Fluor- wasserstoff sich mit den Salzen einbasischer Säuren zu Doppelsalzen ver- einigen lasse. Zuerst wurde das Verhalten der Essigsäure gegen Fluor- kalium untersucht und gefunden, dass die Reaction gemäss der Glei- chung £2H:92 — 2KFl = (KFl + HFI) + £2H?92 verlief. Aehn- lich verhielten sich Benzo&-, Valerian-, Citronen-, Oxal- und Wein- säure. Schliesslich wird eine Darstellungsmethode für Fluorbenzoyl gegeben: Man bringt ein Gemenge von 1 Aeg. Chlorbenzoyl und 1 Aeg, völlig trocknen, gepulverten Fluorwasserstoff- Fluorkaliums in eine Platinretorte und beginnt mit der Destillation, nachdem die frei- willige Entwickelung von Fluorwasserstoffsäure aufgehört. Das zwi- schen 155—162°C. übergehende wird in einer Platinvorlage aufgefan- gen. Durch fractionirte Destillation erhält man das bei 1610,5C sie- dende Fluorbenzoyl vollkommen rein. Dasselbe ist eine farblose, ölige Flüssigkeit, schwerer als Wasser und von noch stärker reitzendem Geruche als das Chlorbenzoyl. Es greift im reinen Zustande Glas- gefässe nicht an, und zersetzt sich mit Wasser in Flusssäure und XXII. 1863, 14 202 Benzo&säure. Es vereinigt sich mit andern Fluormetallen nicht zu Doppelsalzen. — (Ebenda CAAI, 58.) Smt. L.Carius, über Addittionen von Unterchlorigsäure- hydrat und Wasserstoffsuperoxyd. — Die Eigenschaft beson- ders des erstern Stoffes sich mit Kohlenwasserstoffen EnH%n direct zu verbinden, gibt ein Mittel an die Hand, die homologen Glieder einer Reihe von einander zu scheiden. Man leitet in eine Literflasche, welche eine verdünnte cca. 1—3 procentige Lösung von C19.H und auf 300° erhitzt gewesenes Quecksilberoxyd enthält, die gasförmigen Kohlenwasserstoffe und schüttelt die verschlossene Flasche so lange, bis die Verbindung erfolgt ist; nachdem man das Verfahren so oft wiederholt hat, bis man die genügende Menge Substanz erhalten zu haben glaubt, filtrirt man und destillirt so lange, bis das Destillat mit Kochsalz gesättigt keine Trübung mehr zeigt, schüttelt sodann mehr- mals mit Aether, entwässert die abgehobene aetherische Lösung mit kohlensaurem Kali und destillirt den Aether im Wasserbade ab. Das rückständige Chlorhydrat der Kohlenwasserstoffe bleibt zurück und wird durch Destillation gereinigt resp. von einander getrennt. Es wurden so dargestellt: Aethylen-, Amylen- und Cetenchlorhydrat. “em o,H. Auf Benzol wirkt Unterchlorigsäurehydrat viel langsa- mer, das Product der Einwirkung ist ein_Körper von der Zusammen- 65H$ setzung cl 93, H3. — (Zbenda CXAI, 195.) St. H. Debus, Beiträge zur Kenntniss der Glyoxylsäure. — Die Zusammensetzung dieser Säure scheint dafür zu sprechen, dass sie sich als Aldehyd zur Glycolsäure so verhält, wie der ge- wöhnliche Aldehyd zum Alkohol, und zur Oxalsäure wie die schwef- lige zur Schwefelsäure. Hiefür spricht die Eigenschaft der Glyoxyl- säure und deren Salzen mit den schwefligsauren Alkalien Doppelsalze zu bilden. Das Natrondoppelsalz €? HNa03 + SHNa0? (also aus sau- rem glyoxylsaurem und saurem schwefligsaurem Natron bestehend) wird sehr leicht in krystallisirter Form erhalten, dadurch dass man zul Vol. cone. Lösung von saurem schwefligsaurem Natron !/s Vol. bis zur Syrupdicke eingedampfte Glyoxylsäurelösung mischt. Das Kalksalz hat die Zusammensetzung 2(6?HCa0°? + $HCo®®) + 5H29. Lässt man auf gleiche Vol. Alkohol und Milchsäure die passende Menge Salpetersäure wirken, so erhält man nach der Sättigung mit Kalk ein Doppelsalz aus milchsaurem und glyoxylsaurem Kalk bestehend €2HCa9? + €3H5Ca9? + H20. Setzt man zu einer in der Siede- hitze gesättigten Lösung von glyoxylsaurem Kalk ein paar Tropfen Ammoniak und filtrirt und setzt zum Filtrat dann so lange Ammo- niak als noch ein Niederschlag entsteht, so erhält man in diesem weissen Körper eine Substanz von der Zusammensetzung (3€°HCa0;,2NH°®) + H2O. Setzt man zu einer Lösnng von glyoxylsaurem Ammoniak sal- petersaures Silberoxyd so erhält man einen krystallinischen Nieder- schlag von glyoxylsaurem Silberoxyd, sind aber in der Lösung noch 203 andre Ammoniaksalze, so erhält einen weissen pulverigen Körper (40?HAg#3,3NH°)3H29. Bei Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf glyoxylsauren Kalk erhält man einen schwefelhaltigen Körper nach der Gleichung 2(C?HCag® + RS — Gr HECn2| < + 3a. Bei Einwirkung von Zink und Salzsäure entsteht aus der Glyoxyl- säure nur Glycolsäure neben einer ganz geringen Menge von ÖOxal- säure. D. macht auf die Analogie der folgenden Reihen aufmerksam: 1) e"Hs@ €'H5Q &'H6 92 Benzalkohol Bittermandelöl Benzo&säure 2) c2H403 ’ e2H203 €2H294 Glycolsäure Glyoxylsäure Oxalsäure. Man kann daher sagen, die Glycolsäure sei der Alkohol der Oxalsäure und die Glyoxylsäure der dazugehörige Aldehyd. D. gibt daher der H Glyoxylsäure die rationelle Formel £?9 , 92. Zwei Atome Wasserstoff H \ verwandeln das Radikal €2@ in das der Glycolsäure und ein Atom Sauerstoff in das der Oxalsäure. — (Zbenda CXXVI, 129.) St. St. Cl. Deville, über das Zerfallen des Wassers in seine Bestandttheile. — Dasselbe lässt sich, wie schon früher von ihm festgestellt, bemerken beim Durchleiten von Wasserdampf durch sehr stark erhitzte unglasirte Porzellanröhren. Die für die Zersetzung nöthige Temperatur liegt nach D.’s Untersuchungen et- was über Silberschmelzhitze, d.h. zwischen 1000—1100°. Der Schmelz- punkt des Silbers liegt nach Becquerel bei 960°, der des Goldes bei 10920. Da ferner nach den Untersuchungen von Deville und Debray die Temperatur bei der Verbrennung des Wasserstoffgases in Sauer- stoff noch nicht 25009 beträgt, so setzt Debray den Schmelzpunkt des Platins unterhalb 19000. — (Abenda CXXVI, 184.) Int. R. Fittig, über den Phenyläther. — Der von List und Limpricht durch Destillation aus benzo&saurem Kupfer als Nebenpro- duct gewonnene Phenyläther zerfällt mit conc. Schwefelsäure in Phe- nylschwefelsäure und in das schon früher von F. aus Monobromben- zol dargestellte Phenyl 2(€°H5). Das Barytsalz des erstern lieferte bei der Analyse Zahlen, die zur Formel €!?H®Ba252.08 berechtigen. F. erklärt sie für eine der Disulfometholsäure ähnliche Disulfosäure des zweiatomigen Radicals Benzidin 2(6%H?) und gibt ihr die ratio- nelle Formel #9? — (Ebenda CXXV, 328.) Smt. A. Geuther, über directe Bildung des Acetals aus Aldehyd und. Alkohol. — Es wurden wasserfreier Aldehyd un- mittelbar nach seiner Darstellung mit dem dreifachen Volumen abso- luten Alkohols in einem Glasrohr eingeschmolzen, worauf nach kur- 14* 204 zer Zeit Erwärmung der Flüssigkeit eintrat. Nach 18stündigem Er- hitzen im Wasserbade war beim Oeffnen der Röhre der Aldehydge- ruch fast verschwunden. Nachdem die Flüssigkeit aus dem Rohr ge- gossen und mit Chlorcaleiumlösung geschüttelt war, trat sehr bald Trübung ein, und es schied sich eine Flüssigkeit vom Siedepunkt und Geruch des Acetals ab. In gleicher Weise wurde durch Erhitzen im zugeschmolzenen Glasrohr aus einer Mischung von Aldehyd, Alkohol und Essigsäure Acetal erhalten: Durch Einwirkung von Essigaether auf Aldehyd konnte jedoch kein Acetal erhalten werden. Die gün- stigste Ausbeute wurde im zweiten Versuche erhalten. Es wurde je- doch auch durch Einfliessen lassen von Aldehyd: in ein Gemisch von Alkohol mit conc. Schwefelsäure oder Salzsäure Acetal erhalten. — (Ebenda CXAVI, 62.) Smwt. Gorup=-Besanez, 1. über Einwirkung des Broms auf Tyrosin. — Lässt man in der Kälte Bromdämpfe auf Tyrosin so lange wirken, bis die Salzmasse sich anfängt braun zu färben, so hat das Tyrosin 3 Aeq. Brom aufgenommen und ist in bromwasserstoff- saures Dibromtyrosin übergegangen. Wird das in Wasser leicht lös- liche Salz in seiner Lösung gekocht, so scheiden sich Krystalle von schwer löslichem Dibromtyrosin aus, die durch mehrmaliges Umkry- stallisiren völlig weiss erhalten werden. Ihre Analyse machte G. be- deutende Schwierigkeiten. Die Formel des bei 120° getrockneten Di- bromtyrosins gibt G. als C9H9Br2N93. Lufttrocken hat es noch 2H29. Das Product schmeckt schwach bitter, reagirt sauer, bedarf 218 Th. kalten und 26 Th. kochenden Wassers zur Lösung. Von den Ver- bindungen des Dibromtyrosins sind nur wenige krystallisirbar, zu diesen zählt die Silberverbindung £°H’Ag?Br?2N®3 + 4agq., das schwe- felsaure Salz 2(€°H°Br2N£?). S@? + H20; das bromwasserstoffsaure und das chlorwasserstoffsaure Salz. — (Annal. d. Chem. und Pharm. CXAXV, 281.). i Smt. 2. Asparagin in der Wurzel von Scorzonera hispa- nica. — In der unter dem Namen Schwarzwurzel bekannten Gemüse ist nach Beobachtung von Leikauf Asparagin enthalten. Gorup gibt den Gehalt als ceirc. 6 Grm. auf 2 Pfund an. — (Zbenda CXXV, 291). Swt. Hampe. über die salpetrigsauren Salze — Um rei- nes Kalinitrit zu erhalten kocht man die Schmelze aus 1 Th. Salpe- ter und 2 Th. Blei mit viel Wasser aus und neutralisirt mit sehr verd. Schwefelsäure, die man in kleinen Mengen unter beständigem Umrühren zusetzt, und dampft hierauf zur Oelconsistenz ab. Hierauf übergiesst man die Flüssigkeit mit ihrem 1!/a fachen Volumen 90 pC. Alkohols, schüttelt mehrmals um, und lässt 12 Stunden stehen. Es bilden sich 3 Schichten: eine untere bestehend aus Krystallen von schwefelsaurem Kali, Bleioxyd, und Salpeter, eine mittlere dicke öl- formige, bestehend aus einer conc. wässrigen Lösung von Kalinitrit und eine oberen alkoholischen gelb gefärbten, welche noch kleine Men- gen von Kalinitrit enthält. Letztere wird mit dem Heber abgehoben 205 die mittlere abfiltrirt und eingedampft, wobei das Kalinitrit als fei- nes Krystallmehl erhalten wird. Es ist in absolutem Alkohol sehr schwer löslich; während das Natronnitrit in Alkohol ziemlich leicht löslich ist: Letzteres enthält kein Krystallwasser. Das Barytsalz (BaO. NO® + HO) ist in seinen Löslichkeitsverhältnissen dem Kalisalz analog. Das Strontiansalz verhält sich ebenso. Das Kalksalz dage- gen ist zerfiiesslich, ihm ähnlich das Magnesiasalz, (MgO.NO® + 2HO). Das Nickelsalz (2NiO + NO?) ist nicht krystallisirbar. Hampe hat noch andre einfache und Doppelnitrite dargestellt, bestätigt jedoch im Ganzen die schon von Lange gelieferten Untersuchungen. — EZbenda CAXAXV, 334). Smt. W. Hampe, über die Einwirkung der Untersalpeter- säure auf Zinn- und Titanchlorid. — Stickstoffoxydgas zeigte bei vollkommenem Luftabschluss keine Einwirkung auf Zinnchlorid, wohl aber bei Gegenwart von Luft. Es wurde deshalb auf wasser- freies Zinnchlorid so lange Untersalpetersäuredampf geleitet, bis der Inhalt der Retorte nicht mehr verändert zu werden schien. Das Pro- duct der Einwirkung besteht aus einem Gemenge zweier Verbindun- gen, die sich durch Sublimation trennen lassen. Der nicht flüchtige Theil besteht aus Zinnsäure, die als feines weisses Pulver bei der Destillation zurückbleibt. Der flüchtige Theil, der sich in gelben krystallinischen Rinden an den kältern Theilen des Apparates an- setzt, besteht aus einer neuen Verbindung von der Zusammensetzung 3SnCl2 -- 2NOC],; so dass beide Producte als nach der Gleichung 45n Cl? + N?03 = (83SnCl? + 2NECI) + Sn® entstanden gedacht werden können. Die krystalinische Substanz raucht an der Luft nicht, zersetzt sich aber an der Luft durch deren Feuchtigkeitsgehalt und löst sich in Wasser unter heftiger Entwickelung rother Dämpfe. Lässt man N®2 auf TiCls einwirken, so erhält die analogen Titanverbindun- gen, nämlich 4TiCl2 + 1203 = 8TiCE + 2N00) + Tio. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXVI, 43), Swt. J. Hurst, über die Einwirkung von Schwefelwasser- stoff auf ameisensaures Bleioxyd. — Nach Limpricht soll bei der Einwirkung dieser beiden Stoffe bei einer Temperatur von 200—300°C die der Thiacetsäure entsprechende Thioformylsäure ent- stehen. Bei den Versuchen diese Säure auf andrem Wege, d.h. durch Einwirkung von P2S5 auf wasserfreie Ameisensäure zu erzeugen Wur- den nur negative Resultate erzielt, gleichgültig ob die Operation bei gewöhnlichem oder höherem Druck vorgenommen wurde. Es destil- lirt hauptsächlich wasserfreie Ameisensäure ab, während gleichzeitig Schwefelwasserstoff und Kohlenoxydgas entweichen, wahrscheinlich weil die schon «ebildete Thioformylsäure bei der herrschenden Tem- peratur in ihre einfacheren Bestandtheile zerfällt, ls =c69+ H28. Auch nach dem von Limprecht angegebenen Verfahren wird nur eine sehr geringe Menge der von ihm für Thioformylsäure ge- 206 haltenen Substanz erhalten (aus 15 Kilogrm. ameisensaurem Salz nur 3 Grm.), welche aber bei der Analyse Zahlen ergibt, welche durch- aus nicht zur Annahme der genannten Säure berechtigen, so dass deren Existenz somit in Frage gestellt wird. Die erhaltene Verbin- dung krystallisirt aus Alkohol, Aether, Essig- und Ameisensäure in weissen glänzenden Nadeln, und verhält sich in alkoholischer Lösung neutral. Die Krystalle schmelzen bei 120°C. und sind sublimirbar, werden von Salzsäure nicht, wohl aber von Schwefel- und Salpeter- säure zersetzt. Die alkoholische Lösung gibt mit Chlorbaryum kei- nen, mit salpetersaurem Silberoxyd einen weissen schweren Nieder- schlag, welcher in Ammoniak und siedendem Alkohol löslich ist. — (Ebenda CXXVI, 68.) Smt. F. Kuhlmann jun, über Thalliumverbindungen. — Kohlensaures Thaliiumoxyd wird am besten dadurch dargestellt, dass man schwefelsaures Salz mit Barytwasser im Ueberschuss versetzt und Kohlensäure in die Flüssigkeit leitet, vom gefällten BaO.CO?2 ab- filtrirt, und das Filtrat abdampft. Die Salze der organ. Säuren sind meisi den Kalium- und Natriumsalzen ähnlich, sie sind leicht löslich und krystallisirbar; die Krystalle meist wasserfrei, und wenig löslich in Alkohol und Aether. Zur Bestimmung des Thalliumgehaltes be- dient man sich am besten der Eigenschaft des Chlorthalliums mit Pla- tinchlorid ein unlösliches Salz zu bilden, das noch unlöslicher ist als das Kaliumdoppelsalz. Beim Erhitzen desselben scheint eine Legi- rung von Platin und Thallium zu entstehen. Das Ferrocyanthallium ist in überschüssiger Blutlaugensalzlösung löslich. — (Zbenda CXAVI, 79%) St. Lamy, neue Beobachtungen über das Thallium. — Das Metall ist ebenso wenig zähe, als hämmerbar; sein spec. Gew. ist = 11,862, die spec. Wärme 0,0325, das Atomgewicht 204. Das Metall und seine Verbindungen sind diamagnetisch; es besitzt nur geringe Leitungsfähigkeit für Electrieität und Wärme. Alle Thallium- oxydsalze geben mit Salzsäure einen weissen schwerlöslichen Nie- derschlag von Chlortallium, mit Jodkalium gelbes Jodthallium. Chrom- saures Kali fällt gelbes chromsaures Thalliumoxyd, das sich wenig in Aetzkali löst. Aus saurer Lösung bewirkt HS keinen Niederschlag aus neutraler, noch besser alkalischer Flüssigkeit fällt schwärzlich graues Thalliumsulfid, das sich an der Luft sehr schnell oxydirt. Zink reducirt das Metall aus seinen Lösungen in glänzenden weitver- zweigten Blättchen. Von den beiden Sauerstoffverbindungen ist das Oxyd die wichtigste. Dasselbe ist löslich in Wasser, dasselbe kau- stisch und alkalisch machend, absorbirt Kolensäure aus der Luft, und bildet damit ein in Alkohol unlösliches basisches Salz. Im festen Zu- stande ist das Oxyd gelb oder schwarz, je nachdem es wasserhaltig oder wasserfrei ist. Im Vacuum verdunstet liefert es gelbe prismat. Nadeln, die sich allmälig schwärzen. Es schmilzt bei 3000 zu einer braunen, flüchtigen Flüssigkeit, welche Porzellan- und Glasgefässe angreift. Im wasserfreien Alkohol löst sich trocknes Oxyd zu Thal- 207 liumalkoholat einer klaren, caustisch schmeckenden Flüssigkeit von Oelconsistenz auf, die ein grosses spec. Gew. und Lichtbrechungs- vermögen besitzt. (Ersteres 3,5, letzteres — dem des Schwefelkoh- lenstoffs. In kaltem Alkohol ist die Verbindung wenig löslich. Das Tritoxyd TI1O? ist schwarz, unlöslich und ohne Reaction auf Lakmus, aber salzbildungsfähig. Es scheint noch ein Sesquioxyd TI203 zu exi- stiren. Das schwefelsaure Oxyd hat ein spec. Gew. von 6,77; kry- stallisirt gut in schiefen rhombischen Prismen, die beim Erhitzen de- erepitiren und ohne Zersetzung schmelzen; es ist weniger löslich als das Carbonat. Das Nitrat ist das löslichste Salz Das Chlorür ist dem Chlorsilber ähnlich und hat noch dem Schmelzen ein spec. Gew. — 7,02. — (Zbenda CXAVI, 81.) Smt. E. Linnemann, 1. Verhalten desAcetons gegen Brom. — Das zu den Versuchen verwendete Aceton siedete zwischen 56 und 58°. Jeder ins Aceton fallende Tropten Brom wird mit heftigem Zischen und Erwärmung aufgenommen. Daher dürfen nie grössere Men- sen Brom angewandt und muss mitEis gekühlt werden. Gegen Ende der Operation pflegt sich etwas Bromwasserstoff zu entwickeln. Manche Sorten Aceton widerstehen merkwürdigerweise der Einwirkung des Broms; mitunter tritt sie nach einiger Zeit sehr plötzlich ein. Die durch directe Addition von Aceton und Brom entstandene Verbindung ist wenig beständig, schon bei mittlerer Temperatur entwickelt sich HBr und Acrolein, nebst den dazwischen liegenden Producten. Wurde Bromaceton mit Silberoxyd im Ueberschuss behandelt so entstand nicht Acryl- sondern Ameisensäure, als der Zusatz des Silberoxydes allmälig und ohne Ueberschuss angewandt wurde, wurde Propion- säure erhalten. 2. Ueberführung des Acroleins in Propylalkohol. — Wird Acrolein mit nicht überschüssigem Natriumamalgam, das mit Quecksilber verdünnt ist, behandelt, so verschwindet allmälig der Ge- ruch nach Acrolein und es tritt zuerst Geruch nach Allylalkohol auf, der aber allmälig einem dem Amylalkohol ähnlichen Geruch Platz macht. Es wurde auf diese Weise bei der Destillation 2 gleich zusammen- gesetzte Flüssigkeiten von verschiedenen Siedepunkten erhalten, die erste siedete constant bei 87—88%, die zweite bei 96— 980%. Beide zeigten die Zusammensetzung des Propylalkohols. C£3H!0 + 2H? — c?H89. 3. VUeberführung der Acrylsäure in Propionsäure — Wird Acrylsäure mit Natriumamalgam behandelt, so entsteht daraus Propionsäure, was durch die Analyse des Silbersalzes bestimmt nach- gewiesen wurde. — (Zbenda CXXV, 307). Smt. Ritthausen, über die Zusammensetzung und Eigen- schaften des Pflanzenleims. — Nach den Analysen Rs, die mit fnöglichst reiner Substanz angestellt wurden, ergibt sich der Stickstoffgehalt höher als bisher angenommen worden; im übrigen bestätigen die Untersuchungen die früheren des Verf. und die Güns- bergs. Es wurden gefunden € = 52,6; H= 7,0; N = 1806, 8 — 208 0,85; O = 21,49. Es scheint, dass der Schwefel ein wesentlicher Be- standtheil des Pflanzenleims sei. Charakteristisch für den Pflanzen- leim ist, dass er mit conc. Schwefelsäure und Zuckerlösung vorüber- gehend eine gelbe und rothe Färbung zeigt, nach 1/;—!/a Stunde tritt aber ein sehr schönes Violett ein. Nach 24 Stunden ist eine schön violette Lösung entstanden, In alkohol. Lösüng, die nur wenig Al- kohol enthält, wird er nur durch Sublimat und Eisenchlorid getrübt, aber durch salpetersaures Quecksilberoxydul gefällt. Der Pflanzen- leim wird leicht in einer Form erhalten, in der er dem thierischen Leim oder der Gelatin täuschend ähnlich ist, wenn man eine gesät- tigte alkoholische Lösung in flachen Gefässen über Schwefelsäure bei gewöhnl. Temperatur abdampft. Verf. theilt mit, dass er jetzt Cholesterin mit Sicherheit als Bestandtheil des Weizenfettes nachge- wiesen habe, und dass er aus Weizenbrand eine Flüssigkeit darge- stellt habe, die er für Trimethylamin halte; da die erhaltene geringe Menge es unmöglich machte, zu unterscheiden, ob die gewonnene Ver- bindung Trimethylamin oder Propylamin sei. — (Journ. f. pract. Chem. LAAVII, 141.) Smt. Porzezinsky, über Verbindungen des Schwefelei- sens mit Stickstoffoxyd. — Auf diese Verbindungen ist zuerst von Roussin, später von Bussy aufmerksam gemacht. P. glaubt nach seinen neuern Untersuchungen sowohl eine neue Darstellungsmethode, als auch eine andre Zusammensetzung aufstellen zu müssen. Verf. leitet in Eisenvitriollösung Stickstoffoxyd bis zur Sättigung und so- dann Schwefelwasserstoff-Schwefelnatrium bis zur neutralen Reaction. Hierauf wird auf 100° erhitzt und Äiltrirt. Aus der schwarzbraunen Flüssigkeit scheiden sich dann bei langsamen Abdampfen schöne Kry- stalle ab, die leicht in Wasser und Alkohol, zerfliesslich in Aether sind. Sie wurden mehrfach aus absolutem Alkohol umkrystallisirt und sind im reinen Zustand etwas haltbarer alsim unreinen. Ihre Zusam- mensetzung ist FeS.Fe2S2(NO2)2 -- 2HO. Setzt man zur Lösung allmä- lich Kalihydrat, so trübt sich die Lösung und es scheidet sich Eisen- oxyd ab. Aus dem Filtrat erhält man beim Eindampfen Krystalle von der Zusammensetzung KS.Fe2S?(NO2)2, Auch diese Verbindung ist sehr leicht zersetzlich. — (Annal. d. Chem. und Pharm. CXXV, 302.) St. _R. Rieth und F. Beilstein, über Darstellung von Jod- aethyl. — Man übergiesst in einer mit einem Kühler verbundenen Retorte 10 Th. rothen Phosphor mit 50 Th. Alkohol von 90 pC. (0,83 spec. Gew.) und trägt in Portionen 100 Th. trocknes Jod ein. Man lässt 24 Stunden an einem kühlen Orte stehen und .destillirt dann das Jodaethyl ab. Man braucht nur ganz wenig Natronlauge zum Destillat zu setzen, um dasselbe vollkommen abzuscheiden und zu entfärben. — (Ebenda CXXVI, 250.) Spt. Dieselben, über die Zersetung der Aldehyde und Acetone durch Zinkaethyl. — Die Einwirkung des Zinkaethyls auf Acetaldehyd verläuft ziemlich langsam, aber ohne Gasentwicke- 209 lung. Wird das Product in Wasser gebracht, so entweicht ein brenn- bares nicht von Brom absorbirbares Gas, bei der Destillation der Flüssigkeit wird Acetal’ gewonnen. Bei der Einwirkung des Zink- aethyls auf Valeraldehyd wird aber keine dem Acetal homologe Ver- bindung von höherem Kohlenstoffgehalt gewonnen, -sondern ein Kör- per, der schon von Fittig bei Destillation des Valeraldehyds mit Kalk erhalten wurde. Es hat keinen constanten Siedepunkt (130°—290°Q.) Verff. geben abweichend von Fittig für denselben die Formel E!0H18Q. Bei Anwendung von Oenanthol wurde ein Körper von der Zusam- mensetzung €1*H260 von ähnlichen Eigenschaften wie der vorige er- halten. Bei Anwendung von Aceton ein dem Phoron ähnlicher Kör- per, der vollkommen übereinstimmte mit dem Stoffe, den Fittig bei der Destillation des Acetons mit Aetzkalk erhalten hatte, — (Zbenda CAAVI, 241.) Smt. Dieselben, über Darstellung von Zinkaethyl. — Man bereitet zuerst eine Legirung von 4 Th. Zink und 1 Th. Na- trium. Das Zink wird in einem eisernen Tiegel geschmolzen und dann das Natrium zugegeben, die etwas abgekühlte Masse sodann in einen hessischen Tiegel ausgegossen der in einem grösseren Tiegel steht. Der Zwischenraum wird mit Sand ausgefüllt. Nach dem Er- kalten zerschlägt man den kleineren Tiegel, schneidet mit einem Mes- ser die obere Natriumschicht ab, und wirft die Zinknatriumlegirung in Wasser, um das anhängende Natrium vollends zu entfernen, trock- net die Legirung ab und pulvert sie in einem eisernen Mörser ganz fein. Zu einem Theil mit etwas Sand gemischter Legirung lässt man in einem Kolben ein Theil Jodaethyl fliessen. Nach Beendigung der Reaction erstarrt der ganze Kolbeninhalt, weil sich eine krystallisirte Doppelverbindung von Zinkaethyl-Jodzink gebildet hat. Das Zink- aethyl wird durch Destillation daraus gewonnen. Da dasselbe die Kautchoucröhren angreift und den Apparat undicht macht, schlagen Verff. vor, dieselben innen mit Fett zu überziehen. — (Zbenda CXAVI, 248.) Swt. Roscoe, über die Zusammensetzung der wässrigen Säuren von constantem Siedepunkt. — Aus frühern Untersu- chungen des Verf. ist bestimmt, dass für wässrige SO®, NOS, HCl, HBr, HCl, HF bei verschiedenen Temperaturen jede dieser Säuren eine constante Zusammensetzung hat. Nach Liebig hat wässrige Ameisensäure (2 Aeg. CH292 uud 1 Aeg. H20) den constanten Siede- punkt 106°, während reine Säure bei 98°,5 siedet. R. fand dass die wasserfreie Säure bei 101°,1 und eine 77,5 Th. Säure und 22,5 Th. Wasser enthaltende Säure bei 1070,1 siedet; und dass alle Mischun- gen, welche mehr Säure oder mehr Wasser enthalten, nur unter ge- nannten Verhältniss zu constantem Siedepunkt kommen. Anders ver- hält es sich bei der Essigsäure. Es existirt keine wässrige Essig- säure, welche bei constanter Temperatur ohne Aenderung der Zusam- mensetzung siedet. Durch die Destillation wird immer das Wasser von der reinen Säure geschieden werden können; so dass ein was- 210 serreicheres Destillat, und ein säurereicherer Rückstand in der Re- torte erhalten wird. — (Ann. d. Chem. u. Pharm. CXXV, 319.) Swt. H. Schiff, über Säuren mit condensirten Radiealen. — Durch Zusammenschmelzen von Kaliumchlorosulfat mit Kaliumbi- sulfat wurde sogen. wasserfreies Bisulfat erhalten EN 9% 2 aD 2 Br 10.0 = Ef + ee 9°, welche Verbindung man ebenfalls erhält, wenn man auf neutrales Sulfat Chlorhydrosulfat wirken lässt. 2) 02) 02 208 2. CD man 102. Rothes Kaliumchromat entsteht sofort beim Zusammenbringen von neutralem und Chloro- chromat: ©", 102 + OR tocı KO 9°, _ Doppelsalze beider werden erhalten durch Zusammenschmelzen von neutralen oder saurem Kalisulfat und Chlorochromat: ne 02 -- RR 0.C=KO+ . Ero2 £r02 502).03 und 50 Au oc era an Das Ka- K2 .K) Re) liumchromosulfat hat die Farbe des reinen Chromates zerlegt sich aber mit Wasser in Sulfat, freie Schwefelsäure und rothes Chromat. — (Ebenda CXXV], 167.) Smt. H. Schultze, über krystallisirte molybdän- und wol- framsaure Salze. — Es wurden die Versuche von Geuther und Forsberg, die natürlich vorkommenden krystallisirten Wolframiate und Molybdänate auf künstlichem Wege darzustellen fortgesetzt, und nach demselben Princip, durch Zusammenschmelzen der Chlorüre der be- treffenden Metalloxyde mit den Natronsalzen der beiden in Frage ste- henden Säuren unter Zusatz von Kochsalz folgende Salze’ erhalten, die molybdänsauren Salze von Kalk, Baryt, Strontian, Zink, Cadmium, Kobalt, Nickel, Eisen und Mangan, sowie die Doppelsalze der bei- den letzten. Die ersten 4 Salze gehören dem tetragonalen System an, die letztern sind rhombisch mit monoklinem Habitus. Die Kry- stalle der Molybdänate sind weniger gut ausgebildet als die der Wol- framiate; sie werden durch Kochen mit Säuren oder kohlensaurem Natron gut zersetzt. Ferner wurden Doppelverbindungen von mo- lybdän-, und chromsaurem Bleioxyd erhalten, deren Zusammensetzung aber nicht ermittelt wurde. Von den künstlichen Wolframiaten wurde das Strontian-, Kupfer-, Nickel- und Kobaltsalz dargestellt. — (Zbenda CXAXV], 49.) St. Stenhouse, über Bestandtheile der Flechten. — Es wurde beobachtet, dass aus dem Erythrinsäure-Aether beim Kochen mit Kali Alkohol entweicht und sich Orcin und Erythrogluein in der Flüssigkeit befinden. Obgleich die Alpha-Orsellinsäure beim Kochen mit Alkalien nur Orcin liefert, gelingt es aus dem Aethyläther die- ser Säure ebenfalls neben Orcin Erythrogluein zu\gewinnen. Bei An- wendung der Methyläther beider Säuren wurde Erythroglucin aber 211 nicht erhalten. Die bisherigen Erfahrungen lassen sich in folgenden Gleichungen zusammenfassen: 1. Beim Kochen von Erythrin mit Alkohol 25H 914 + 202H59 — eRHI6gTT 4 2c0Hl294 + H2Q Erythrin Pikroerythrin _Orsellins. Aethyl. 2. Beim Kochen von Erythrin mit Alkalien gzsHsgu 1 MO — CERHI6QgT + 2CSH39: Pikroerythrin Orsellinsäure. 3. Das Pikroerythrin wird dann zu Erythrogluein, Orcin und Kohlensäure und die Orsellinsäure zu Orcin und Kohlensäure grHlg, + HQ — gtHlog: + cTHS92 + C02 Pikroerythrin Erythrogluein Orein 268H3s02 — 2C7H59?2 + 2.692 Orsellinsäure Orecin. — (Ebenda CXAXV, 353.) Smt. H. Willund W. Körner, über die Bildung des Senf- öls aus dem Samen des schwarzen Senfs. -— Schon frühere Arbeiten hatten es wahrscheinlich gemacht, dass die Bildung des Senf- öles in ähnlicher Weise erfolge, wie die des Bittermandelöles, d. h. dass die Senfsamen ein dem Amygdalin ähnliches Glucosid enthalten möchten. Schon Ludwig und Lange hatten die frühern Angaben von der Existenz eines myronsauren Kalis bestätigt und für dieses die Formel KO. E!OH1INS,299 aufgestellt, und angenommen dass diese Verbindung die Elemente des sauren schwefligsauren Kalis, des Senf- öls und Krümelzuckers in sich schliesse. W. und K. haben sich ihr myronsaures Kali im Wesentlichen nach der von Bussy angegebenen Methode dargestellt und seine unter den verschiedenen Verhältnissen erzeugten Zersetzungsproducte studirt. Es ist ein in kleinen weissen Nadeln krystallisirendes Salz von kühlendem bitterm Geschmack, in Wasser leicht löslich, schwer löslich in Alkohol, unlöslich in Aether und Benzol. Verff. stellen für dasselbe nach ihren Analysen die Formel gWHISNKS?2Q10 auf, und finden, dass es sich bei normaler Zersetzung zerlege in saures schwefelsaures Kali, Senföl und Traubenzucker. Als eigenthümlich bezeichnen W. und K. die Zersetzung, welche AgO.NO® hervorbringt. Es entsteht ein weisser Niederschlag €*H’NAg? 89%, die Flüssigkeit reagirt sauer von freier Salpetersäure, und enthält ausserdem noch Salpeter und Zucker. Die Silberverbindung zerfällt leicht beim Kochen in Senföl, resp. Cyanallyl, Schwefelsilber und schwe- felsaures Silberoxyd. Wird die Silberverbindung durch HS zersetzt, so erhält man eine Abscheidung von Schwefelsilber und Schwefel und aus der Flüssigkeit kann durch Destillation reines Cyanallyl darge- stellt werden. Dieses so dargestellte Cyanallyl EN.C®H5 unterschei- det sich von dem künstlich aus Cyansilber und Jodallyl dargestellten durch seinen Geruch und Siedepunkt (117—118). Das von Licke er- haltene Cyanallyl hatte einen unangenehmen Geruch und konnte durch Kochen mit Kali nicht in Ammoniak und Krotonsäure zerlegt wer- 212 den. Das von Verff. erhaltene Product hat angenehmen Geruch und liefert bei der Behandlung mit Kali Ammoniak und Krotonsäure. Diese Krotonsäure unterscheidet sich von der von Schlippe aus Kro- tonöl dargestellten Säure dadurch, dass sie fest und krystallisirbar ist. Das Verhalten des myronsauren Kali’s bei der Gährung mittelst Myrosin und beim Erhitzen mit Wasser, so wie das der Silberverbin- dung deutet darauf bin, dass die Elemente des Schwefeleyanallyls in einer Anordnung neben einander liegen, dass bei einer Störung sowohl Schwefelcyanallyl als auch Cyanallyl und freier Schwefel ent- stehen kann. Bei der Zersetzung durch Myrosin findet beides neben einander statt, jedoch so, dass oft nur Cyanallyl entsteht, weshalb das käufliche Senföl meist mit Cyanallyl verunreinigt ist. Als Gluco- sid unterscheidet sich das myronsaure Kali ven allen andern durch seinen Schwefelgehalt, von dem die Hälfte als Schwefelsäure fertig vorhanden und durch Baryt nachgewiesen werden kann, die andre Hälfte integrirender Bestandtheil einer organischen Verbindung ist. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXV, 257.) Sot. C.G. Williams, über Iodide der Alkoholradicale der Bogheadnaphta. Die Naphta wurde in einem mit einem 3—4 Fuss langen Halse versehenen Kolben mit dem halben Volumen rauchen- der Jodwasserstoffsäure übergossen und das Gemisch 2—3 Stunden erwärmt, sodann der Hals des Kolbens abgeschnitten nnd nach Ver- bindnng mit einem Kühlapparate der Destillation unterworfen. An- fangs gehen nur die unangegriffenen Theile der Kohlenwasserstoffe über, sobald das Destillat in Wasser unterzusinken begann, wurde die Vorlage gewechselt. In diesem Destillate wurden nachgewiesen die Jodverbindungen des Amyls, Oenanthyls, Pelargonyls und Ca- pryls.. Zum Nachweise der verschiedenen Producte wurden dieselben in die Amidverbindungen übergeführt und die Platinchloriddoppel- salze dargestellt und der Platingehalt bestimmt. — (Zbenda CXXVI, 103.) Smt. N. Zinin, über desoxydirtes Benzoin. — Das durch Einwirkung von Zink und Salzsäure auf Benzoin entstehende Product ist weiss, schmilzt in Haarröhrchen bei 45°C., in grösseren Mengen bei höherer Temperatur. Aus der geschmolzenen Masse fangen schon bei 55° an sich Krystalle auszuscheiden, und bei 53°C ist die ganze Masse erstarrt. Geschmolzen stellt der Körper eine farblose, ölige Flüssigkeit dar. Er ist leicht in Aether und Alkohol löslich, ein we- nig in kochendem Wasser. Seine Zusammensetzung ist C12H29. Von wässrigem und weingeistigem Kali wird er nicht verändert. Er ver- bindet sich leicht mit Brom zu €!2H10o9Br, beim Erwärmen mit conc. Salpetersäure von 1,4 spec. Gew. entsteht daraus gelbes Benzil. Bei Einwirkung Salpetersäure auf das reine desoxydirte Benzoin eniste- hen zwei Verbindungen: Mononitrobenzoesäure 67H5(NQ2) 0, und Ni- trobenzoin. — (Zbenda CXXVI, 218.) i Smt. b. Practische. R. Böttger, über Thalliumdarstellung. — Es lässt sich vorläufig keine allgemein brauchbare Methode für 213 die Gewinnung des Thalliums aus dem dieses Metall enthaltenden Schlamme der Bleikammern verschiedener Schwefelsäure-Fabriken ge- ben. B. gibt eine von ihm benutzte Methode an, nach welcher er aus dem Schlamme der Fabrik in Oker das Metall gewonnen hat. (Dieser Schlamm ist. käuflich zu beziehen von C. Lattmann und Comp. in Goslar.) Verf. schlägt den Schwefelsäurefabrikanten, welche Kiese verarbeiten, vor, ein oder ein Paar geräumige Vorkammern anzule- gen, in welchen sich alle jene in den Kiesen enthaltenen flüchtigen Stoffe, wie arsenige Säure, Selen, Thallium etc. ohne in die eigentli- chen Bleikammern mit fortgerissen zu werden, condensiren können, wodurch gleichzeitig reinere Kammersäure gewonnen werden könne, Bisher glaubte man das Vorkommen des Thalliums im Bleikammer- schlamme sei an die Gegenwart von Selen gebunden, diese Voraus- setzung hat sich nach B.’s Untersuchung als unzureichend herausge- stellt. B. hat nur den Schlamm der Fabriken bei Aachen und Oker Thalliumhaltig gefunden. Man übergiesst den Schlamm von Oker in einer geräumigen Porzellanschale mit der 4—6 fachen Gewichtsmenge dest. Wassers, erhitze das Ganze bis zum Sieden, fügt nach und nach unter beständigem Umrühren mit einem Glasstabe so viel Natroncar- bonat zu, bis die Flüssigkeit stark alkalisch reagirt. Man fährt so- dann mit dem Kochen so lange fort, bis die ursprünglich röthliche Farbe des Schlammes in eine intensiv schwarze übergegangen ist. Man bringt den Schaleninhalt auf ein doppeltes Papierfilter, sammelt die Filtrate und Waschwasser, versetzt die Flüssigkeit mit einen kleinen Quantitet gepulverten Cyankaliums kocht auf, filtrirt und lei- tet durch die Flüssigkeit Schwefelwassersteff so lange als sich noch schwarzes Schwefelthallium in schwarzen voluminösen Flocken ab- scheidet. Das in dem schwarzen Schlammrückstande enthaltene Thal- lium wird durch anhaltendes Kochen mit concentrirter Oxalsäurelö- sung ausgezogen und diese Operation so oft wiederholt als in dem zur Trockne gebrachten Filtrate noch eine deutliche spectroskop. Re- action erkennbar ist. Die sämmtlichen auf diese Weise erhaltenen sauren Flüssigkeiten werden mit Natroncarbonat in der Siedehitze neutralisirt, eine hinreichende Menge feingepulvertes Cyankalium zu- gesetzt, aufgekocht, filtrirt und aus dem Filtrat mit Schwefelwasser- stoff das Thallium als Schwefelthallium gefällt. Die auf beiden We- gen erhaltenen Mengen desselben werden mit Salpetersäure von 1,2 spec. Gew. ausgekocht, wodurch sich nur das Schwefelthallium löst, das Schwefelquecksilber aber ungelöst bleibt. Die salpetersaure Lö- sung wird mit conc, Schwefelsäure versetzt, zur Trockne verdampft, der trockne Rückstand in der Siedehitze in Wasser gelöst, filtrirt und das Filtrat zur Krystallisation eingedampft, wenn man das kry- stallisirte schwefelsaure Salz haben will. Soll jedoch aus der Lösung metallisches Thallium gewonnen werden, so scheidet man dieses aus der Lösung durch Einlegung reinen Zinks aus, worauf sich das Thal- lium in glänzenden Blättchen mit grosser Schnelligkeit ausscheidet. — Annal, d. Chem. u. Pharm. CXXVL, 175.) Spt, 214 S.Feldhaus, Bereitung des salpetrigsauren Aethyl- äthers. — Der Aether lässt sich sehr leicht darstellen durch De- stillation eines Gemisches von Kalinitrit, Schwefelsäure und Alkohol. Man kann entweder zu dem Gemisch von conc. Schwefelsäure und Alkohol die conc. Lösung des Kalinitrites fliessen lassen, oder, was besser ist, zu dem in nussgrossen Stücken in der Retorte befindlichen Kalinitrit das Gemisch von conc. Schwefelsäure Alkohol und Wasser. Die Bildung des Aethers erfolgt schon bei gew. Temperatur, wes- halb für gute Kühlvorrichtung gesorgt werden muss. Verf. gibt aus- serdem noch einige Erfahrungen über Bereitung grösserer Mengen des Kalinitrits. Er findet es praktisch gleiche Aeq. Kalisalpeters und metall. Bleies anzuwenden, wobei zwar die Hälfte des Salpeters unzersetzt bleibt, aber nachher bei der Reindarstellung des Nitrites wiedergewonnen wird. Um Verluste an Tiegeln, Material eet. und Explosionen zu vermeiden schlägt er folgendes Verfahren vor. Man schmelze 1 Pfund KO.NO? in einem eisernen Gefässe und setze zuerst cca.2 Unzen Blei hinzu und warte mit dem Bleizusatz so lange, bis alles Blei in Bleioxyd übergeführt ist und setze dann stets nur je eine Unze Blei zu, bis das ganze Pfund Blei verbraucht ist. — (Zbenda CXXVI, 71.) Snt. E. Frankland, über die Synthese der Leucinsäure. — Oxalsäureäether wird mit mehr als dem gleichen Gemische Zink- äthyl gemischt, und zwar in einem in kaltem Wasser befindlichen Ge- fäss; ist nämlich die Abkühlung nicht gut, so entwickeln sich bedeu- tende Quantitäten von €?H* und &?H® als Producte einer secundären Zersetzung. Nach Beendigung der stattfindenden Reaction, die ge- gen das Ende durch gelindes Erwärmen unterstützt wird, ist der er- haltene Flüssigkeit gelb und von öliger Consistenz. Bei der Destil- lation geht bei 126° noch nichts über. Nach der Abkühlung wird das gleiche Volum Wasser zugemischt und destillirtt. Es geht sodann mit den Alkoholdämpfen eine ölige Substanz über, welche sich auf Zusatz von Wasser noch besser abscheidet; dieselbe wird über Chlor- calcium rectificirt und zeigt im reinen Zustande einen Siedepunkt von 175°C.; und ein spec. Gew. von 0,9613 bei 18°7C. Die Analyse führt zur Formel des Leucinsäureäthers €8H!693 und soll nach Fr. aus dem ursprünglich gebildeten Zinkoleucinsäureäther erst auf Zusatz von Wasser unter Abscheidung von Zinkoxydhydrat entstehen. Bei Be- handlung des Aethers mit Aetzbaryt bildet sich Alkohol und leuein- saurer Baryt, als welchem die freie Säure durch Fällen des Barytes mit Schwefelsäure gewonnen werden kann. — (Zbenda CXXVI, 109). Swt. A. Müller, über Conservirung und Verwerthung des menschlichen Harns. — Bei vergleichenden Versuchen über den Ammoniakgehalt des Theerwassers von Gasanstalten, das zur Ammo- niakbereitung benutzt wird, und des menschlichen Harns verschiede- ner Bezugsquellen stellte sich heraus dass der Ammoniakgehalt bei- der ziemlich übereinstimmend ist, und dass man im Mittel den Am- 215 moniakgehalt vergohrenen Harns = 1 pC. annehmen kann. Alter schon in Zersetzung begriffener Harn gab an Phosphorsäure 0,077 pC. entsprechend 0,167 pC. basischem Kalkphosphat, während frischer Harn 0,226 pC. Phosphorsäure entsprechend 0,49 pC. Kalkphosphat ergab. In Bezug auf die fabrikmässige Ammoniakdarstellung muss aber bemerkt werden, dass man stets die genügende Menge Harn zur Disposition und zwar an einem Orte haben müsste, an welchen die Vergährung des Harnes ohne Schaden für die Gesundheit der Umgebung verlaufen kann. Handelt es sich um Conservirung des Harns, d. h. um die Verhinderung des Gährungsprocess und der Ent- wickelung stinkender Gase, die Gesundheitsnachtheilig sind, so muss auf eine Zerstörung des sich bildenden oder vorhandenen Harnfer- mentes in den Harnaufsammlungsgefässen in erster Reihe Rücksicht genommen werden. M. hat Versuche über die chemischen Reagentien angestellt, welche sich sowohl bei Luftzutritt, als auch Luftabschluss am besten zu diesem Zwecke eignen. Die Resultate sind folgende: 1. Die Verhinderung des in Gährungübergehens ist möglich. 2. Harn mit alkalischen Zusätzen geht eben so leicht als unvermischter in Gährung über. 3. Saure Zusätze wirken als Gift auf das Harnter- ment, selbst freie Kohlensäure wirkt gährungshemmend. 4. Die sau- ren Conservationsmittel wirken nicht im Verhältniss der Aequivalente; die mit den Säuren verbundenen Basen äussern einen theils abschwä- chenden, theils verstärkenden Einfluss auf das Conservirungsvermögen der freien Säure. 5. Unter den freien Säuren wirkt Schwefelsäure am schwächsten, Salpetersäure am stärksten conservirend. 6. Ab- schwächend auf die Schwefelsäure wirkt Thonerde (in Alaun) und Ei- senoxyd und Eisenoxydul in offenen Gefässen. 7. Entschieden con- servirend wirken Kupfer- und Zinkoxyd, und Eisenoxydul in verschlos- senen Gefässen. 8. Carbolsäure ist eins der besten Conservationsmit- mel. 9. Abschluss der Luft scheint auf Ausbildung des Gährungs- fermentes und Eintritt der Gährung keinen wesentlichen Einfluss zu üben. 10. Die zur Aufnahme des Harns dienenden Gefässe müssen stets möglich rein gehalten werden und zu dem Zwecke oft ausge- kocht, ausgedämpft, mit concentrirten Säuren oder alkalischen Flüs- sigkeiten ausgewaschen werden. Ausserdem müssen mechanische Vor- kehrungen getroffen werden, dass sich der einfliessende Harn innig mit den Conservationsmitteln mischen könne. M. schlägt Apparate vor, die nach dem Princip der fiorentiner Flasche construirt sind. Ueber die Quantität der zuzusetzenden Stoffe lässt sich keine be- stimmte Vorschrift geben. 1 pC. Eisenyitriol ist jedoch im Stande Harns auf 6 Wochen vor Gährung zu schützen. Derselbe, über landwirthschaftliche Verwerthung menschlicher Fäces. — Die Hauptbedingung für eine günstige Verwerthung der Fäces ist, dass die festen Fäces nicht mit dem Harn zusammen aufgefangen werden, Die festen Fäces enthalten noch cca. 15—80 pC. Wasser, und bilden frisch einen dicken Teig, der bei ein- tretender Fäulniss dünnflüssig wird. Der Düngerwerth besteht in 216 cca. 1 pC. Stickstoff in leicht veränderlicher org. Substanz und 2 pC. Phosphaten. Im wasserfreien Zustande sind sie den Oelkuchen gleich- werthig, aber da die Trocknung in Luft und Sonne zu langsam geht, so tritt vorher Fäulniss ein, und Trocknung durch künstliche Wärme ist zu theuer. Die Lufttrocknung muss deshalb durch geeignete Zu- sätze erleichtert werden, als Sägespähne, Kleie, Asche, Knochenmehl, Superphosphat; am besten eignet sich entschieden gebrannter Kalk, der in faustgrossen Stücken zur Verwendung gebracht werden muss und zwar bis zu 25 pC. der festen Fäces. — (Journ. f. pract. Chem. LXXVIII, 211 und 227.) | Smt. -J. Persoz, Darstellung von salpetersaurem Aethyl. — Dieser Aether lässt sich auch ohne Anwendung von Harnstoff dar- stellen. In 2 Th, vollkommen Chlor- und Untersalpetersäure freier Salpetersäure wird in einem geringen Platintiegel, der in einer Kälte- mischung steht 1 Theil reiner wasserfreier Alhohol tropfenweise aus ein dünnausgezogenen Pipette unter beständigem Umrühren einfliessen gelassen, und sodann ein Stück Eis hineingelegt um die Säure zu verdünnen. Die Producte mehrerer Operationen (jedesmal kommen in den Tiegel 20 Grm. NOS) werden zusammengegossen und in be- kannter Weise der Aether abgeschieden, gewaschen und gereinigt. (Compt. rend. LV, 571.) » Sot. Geologie. Müller, die geognostischen Verhält- nisse des erzgebirgischen Gneissgebietes. — Nach .ihrer mineralogischen, Constitution unterscheiden sich die Gneissgesteine des Erzgebirges wie folgt: A. normale graue Gneisse, B. amphotere graue Gneisse d. h. solche, welche charakteristische Bestandtheile der vorigen und der nächsten Klasse zugleich enthalten und C. rothe Gneisse. Geologisch bilden sie zwei entschieden verschiedene For- mationen, eine ältere und eine jüngere. Erstere ist die einfachere und besteht vorwiegend aus verschiedenen Varietäten der normalen grauen Gneisse in gleichförmiger Lagerung mit einander wechselnd, durch allmählige Uebergänge und durch scharfe Grenzen verknüpft. Nirgends haben diese Gneisse eine discordante Lagerung gegen ein- ander und nirgends deutliche Bruchstücke .oder eingeschlossene Schol- len fremdartiger älterer Gesteine erkennen lassen. Im Allgemeinen sind die verschiedenen Gesteinsglieder dieser Formation in grosse, concentrisch umlaufende breite Zonen mit grossartig kuppelförmiger Architektur angeordnet, so dass in dem Centrum oder wenigstens im Innern. des betreffenden Complexes vorherschend horizontale oder schwebende Schichtenlage, nach der Peripherie hin aber zunehmend steiler abfallende Schichtenlage statt findet. Deshalb sind die han- gendsten Schichten, welche unmittelbar und zwar ebenfalls in con- cordanter Lagerung von der Glimmerschieferformation überdeckt wer- den, meist am stärksten geneigt. So construirt sich die ältere Gneis- formation bei Freiberg, Marienberg und Annaberg, doch ist keine der ehemals vorhandenen ältern Gneisskuppen jetzt noch vollständig, sondern sie sind zum grössern oder kleinern Theile von jüngern Gneiss- 217 gebilden verdrängt. Ueberall wo diese Formation mit der Glimmer- schieferformation in Berührung kömmt, wird sie von dieser regelmäs- sig überlagert, wobei jedoch selten eine scharfe Scheidung beider beobachtet wird, sondern theils eine mehrfache Wechsellagerung, theils petrographische Uebergänge statt finden. Daraus folgt, dass der Glimmerschiefer, wenn man ihn als ursprünglich sedimentäres Gebilde betrachtet, in der Hauptsache später abgelagert sein muss als seine Grundlage, der graue Gneiss, dass jedoch ein scharfer Zeit- abschnitt zwischen der Bildung beider nicht stattgefunden hat. Man kann hienach die ältere Gneissformation des Erzgebirges entweder als das älteste, wenn auch bedeutend veränderte Sediment- oder wo- für die sehr gleichmässige chemische Zusammensetzung spricht als die älteste Erstarrungskruste des betreffenden Theiles des Erdballes betrachten. Urgneissformation wäre daher auch die passendste Be- zeichnung. Sie entspricht jedenfalls Murchisons Fundamentalgneiss in Schottland und dem Laurentiansystem in Canada. — 2. Die jün- gere Gneissformation besitzt eine sehr bunte regellos wechselnde Zu- sammensetzung aus verschiedenen Varietäten amphoterer grauer und rother Gneisse, welche hie und da mit beschränkteren Partien von Gneissgranit, Granulit, Felsitfels, Granatglimmerfels, Quarzschiefer und körnigem Quarzfels, ausserdem mit Eklogit, Serpentin und kör- nigem Kalkstein vergesellschaftet erscheinen. Amphotere graue Gneisse herrschen im Allgemeinen vor zumal im östlichen Theile und im Cen- trum des erzgebirgischen Gneissgebietes, östlich und südlich von Tha- randt, Oberbobritsch, Kauenstein, Olbernhau, Marienberg und Satzung; in andern Gegenden namentlich zwischen Schmiedeberg, Reichenau und Hermsdorf, zwischen Deutsch-Einsiedel, Dorfchemnitz, Grosshart- mannsdorf, Memmendorf, Schellenberg, Forchheim und Ölbernhau, ferner zwischen Grossrückerswalde, Mildenau, Königswalde, Jöhstadt und Schmalzgrube sind die verschiedenen Varietäten der rothen Gneisse sowie der gewöhnlich damit vergesellschaftete Granatglimmerfels über- wiegend oder in häufigem und unregelmässigem Wechsel mit am- photeren grauen Gneissen anzutreffen. Die Glieder dieser Gneissfor- mation verhalten sich anders wie die derältern. Regelmässiger Wech- sel oder Ueberlagerung ist selten, ebensowenig im Grossen eine re- gelmässige Architektur zu beobachten; gewöhnlich verlaufen die Gren- zen der jüngern Gneissgesteine in unbestimmten manichfaltig gewun- denen Linien, oft nicht scharf markirt, sondern durch allmählige pe- trographische Uebergänge vermittelt, oft auch so gelegen, dass die Uebergänge in der Richtung des Streichens und Fallens der Schich- ten statt finden, insofern nicht das eine und andre Gestein aller Schich- tung baar und ganz massig abgesondert ist. Bisweilen sind doch auch scharfe Grenzen und abnorme Verbandverbältnisse zwischen den verschiedenen Gliedern der jüngern Gneissformation vorhanden. So finden sich in manchen amphortern grauen Gneissen oft scharf be- grenzte Lager, kleine Stöcke und deutliche Gänge von rothem Gneisse oder Gneissgranit, Granatglimmerfels und Quarzfels, aber auch um. XXL. 1863, 15 218 gekehrt dergleichen Massen von amphotern grauen Gneissen innerhalb der rothen Gneisse, welche darauf schliessen lassen, dass das Auftre- ten oder wenigstens die Sonderung der verschiedenen Glieder der jüngern Gneissformation nicht mit einem Male und plötzlich sondern in längerer Zeitdauer erfolgt ist, während welcher ein Theil derselben sich schon eonsolidiren konnte. Die jüngere Gneissformation tritt am ausgedehntesten auf in den obern, dem Gebirgskamme entlang gele- genen Regionen des Erzgebirges, von wo aus namentlich zwischen Dippoldiswalde, Tharandt, Naundorf und Röthenbach, dann zwischen Frauendorf, Memmendorf, Schellenberg und Zöblitz, auch zwischen Marienberg, Wiesenbad und Mildenau, zwischen Königswalde, Wal- tersdorf und Weipert breite Arme nach den niedern Gebirgsregionen selbst einige Meilen weit sich verzweigen und dabei in die dort ver- breitete ältere Gneissformation hinein z. Th. selbst durch diese hin- durch und in die darüber liegenden Glimmerschiefer- und Thonschie- ferformation oft unter ganz abnormen Lagerungsverhältnissen hinaus- greifen. Ausserdem treten inmitten der ältern Gneissformation, Glim- merschiefer- und Thonschieferformation, desgleichen auf der Grenze dieser Formationen mit der silurischen Grauwacke und in letztrer selbst, sogar auf der Grenze der devonischen Grauwacke und der äl- tern Steinkohlen- oder Culmformation einzelne mehr minder mächtige, lager-, stock- und entschieden gangförmige Massen verschiedener Gneissgesteine auf, welche petrographisch so vollkommen mit den im Hauptgebiete und in den Ausläufern der jüngern Gneissformation übereinstimmen, dass man sie als desselben Alters und Ursprungs be- trachten muss. Andrerseits umschliessen die verschiedenen Gesteins- glieder der jüngern Gneissformation und zwar ebensowohl im Innern als an den Rändern derselben grössere Schollen und kleinere Frag- mente von normalen grauen Gneissen, Glimmerschiefer, Thonschiefer, Chloritschiefer, Hornblendeschiefer, Alaunschiefer, Grauwackenschiefer und körniger Grauwacke, letztere z. Th. in Fleckgneisse oder corni- bianitartige Gebilde modifiecirt, wodurch das neuere Alter der jün- gern Gneissformation auch in anderer Weise sich documentirt. Man kann hienach der jürgern Gneissformation des Erzgebirges wohl keine andere als eine plutonische, eruptive Bildung ebenso wie den nahe verwandten ächten Graniten zuschreiben. In jedem Falle ist diese Bildung später als die Ablagerung der silurischen Grauwacke erfolgt, aber einzelne jüngere Glieder der neuen Gneissformation mögen selbst erst nach Ablagerung der devonischen Grauwacke und der Culmbil- dung aufgetreten sein, von welch letzteren die Schichten in Contakt mit den jüngern Gneissen auf grosse Länge fast vertikal aufgerich- tet sind. — (Neues Jahrb. für Mineral. etc. 613—615.) Drescher, die Kreidebildungen der Gegend von Lö- wenberg. — Die seitherigen Arbeiten über die schlesische Kreide- formation berücksichtigten die Fauna derselben nur sehr wenig und deren Vergleichung stellte sich Verf. zur Hauptaufgabe. Wic in Böh- men und Sachsen sind am N-Rande des Riesengebirges nur Kreide 219 schichten jünger als der Gault vertreten und zwar Cenoman, Turon und Senon in einer nördlichen und einer südlichen Mulde, deren letzte bei Lähn gelegen von Kunth untersucht worden. Die nörd- liche oder Löwenberger Mulde folgt der Hauptrichtung des ganzen Sudetenzuges von SO nach NW und endet zwischen Klitschdorf und Görlitz unter den Tertiär- und Diluvialablagerungen der norddeut- schen Ebene und ruht auf buntem Sandstein, Muschelkalk und älte- ren Gebilden. Das Cenoman ist am ganzen N-Rande der Sudeten nur durch eine einzige Schicht als unterer Quader vertreten. Dieser Sand- stein bildet einen schmalen Saum, nach Innen der Mulde von jüngern Kreidegliedern überlagert, ist grobkörnig, conglomeratisch, hellgelb- lich mit thonigem Bindemittel, stellenweis reich an Petrefakten, da- runter Exogyra columba, Pecten asper, aequicostatus, Ammonites rhotomagensis, welche das Alter ausser Zweifel setzen. Eigenthüm- lich ist das Vorkommen von Lima Hoperi, welche sonst im Turon auftritt. Die Turonbildungen erscheinen räumlich beschränkt, begin- nen mit sandfreien plastischen Thonmergeln, nehmen nach oben all- mählig Sand auf und enden mit festem mergligen Kalkstein. Sie sondern sich in zwei Glieder. Die kalkig thonige Ablagerung be- steht aus einer obern und untern.. Letztre bildet ein plastischer mit Glimmerblättchen fein gemengter Thonmergel, bei Langenvorwerk unmittelbar auf cenomanem Quader lagernd. Darauf folgt durch eine 2—3° mächtige Zwischenlage von feinblättrigem blaugrauem Schiefer- thon getrennt ein mächtiger Mergelschiefer nach oben mit zahlrei- chen festen kuchenförmigen Concretionen oder in festen Mergelschie- fer übergehend. Diese Bildung ist petrefaktenarm: Fischzähne, Wir- bel, Pecten orbieularis und Manon megastoma. Ueber diesen thonig- kalkigen Schichten folgt eine mächtige Ablagerung anderer Art. Zunächst nämlich eine mächtige Schicht eines sehr mürben feinkör- nigen thonigkalkigen Sandsteines ohne deutliche Schichtung, der nach oben in ein minder mürbes Mergelgestein übergeht. Diese Bildung hat nur eine geringe Ausdehnung, führt massenhaft Inoceramus Bron- gniarti, am Hospitalberge südlich von Löwenberg den einzigen schle- sischen Biradiolites cornu pastoris, nach oben besonders Micraster cor anguinum und Holaster suborbicularis. Verf. stellt nun die sämmt- lichen Arten mit ihrem Vorkommen in Böhmen, Sachsen und am Harze vergleichend zusammen und geht dann zum Senonien über, welches ein vielfach aber scharf gegliedertes System bildet, stark von Diluvialfluthen zerstört, aber noch durch die ganze Länge der Mulde verbreitet, am stärksten entwickelt im Centrum der Mulde bei Naumburg, Löwenberg und Bunzlau. Drei scharf geschiedene Glieder lassen sich unterscheiden : 1. Schichten von Neuwarthau. Ueber den vorhin bezeichneten Schichten lagert meist ein System von manichfach entwickelten Sandsteinen mit gleicher Fauna. Die- selben beginnen am Popelberg NW Löwenberg mit ungemein fein- körnigem thonigem Sandstein, dem ein fester minder feinkörniger folgt, beide mit Inoceramus Brongniarti. Weiter NW auf dem Kamm 10” 220 der Mittelberge ist es ein grobkörniger Sandstein, ein ähnlicher am Südabhang des Braunauer Berges, auf dem Rücken des Kappelberges u.a.0. Die Versteinerungen aller zeigen die nächste Verwandtschaft mit Kieslingswalde und dem Quedlinburger Salzberge. Das zweite Glied der Senongruppe ist Beyrichs oberer Quadersandstein. Es ist eine einzige sehr mächtige Schicht eines sehr feinkörnigen Sandstei- nes vorherrschend gelblichweiss, stellenweise hellbraun, immer ohne Glimmerschüppchen, besonders an seinen Rändern petrefaktenreich. Die Arten werden wie für vorige Glieder im einzelnen aufgezählt und verglichen, und stellen sich mit Kieslingswalde und Kreibitz in gleiches Niveau. Der schlesische Ueberquader bildet thonige und thonigsandige Gesteine in zwei streng geschiedenen Modifikationen entweder nämlich als mürbe feinkörnige thonige Sandsteine abwech- selnd mit plastischem kalkfreien Thone und schwachen Kohlen- und Thoneisensteinlagern oder in Gestalt lockerer Anhäufungen eines sehr harten kieseligen Sandsteines mit glasirter Oberfläche. Erstere Mo- difikation concentrirt sich im mittlen Theile der Mulde und an iso- lirten Stellen, die andere an beiden Ufern des Queis zwischen Lau- ban und Wehrau sehr ausgedehnt und weit über die Löwenberger Mulde hinaus. Ihre Versteinerungen werden wiederum vergleichend zusammengestellt. Verf. verbreitet sich nun noch über die Basalteon- glomerate und bespricht dann die Versteinerungen in systematischer Reihenfolge, wobei als neue beschrieben werden: Turritella inique- costata, Omphalia ventricosa, undulata, ornata, Actaeonella Beyrichi, Cyrena cretacea, Myoconcha gracilis, Peeten Dressleri. — (Geolog. Zeitschrift 291—364. 2 Zfln.) Fr. Hazslinsky, zur Kenntniss des Karpathensand- steines. — Die cigenthümliche Petrographie dieser Ablagerung erschwerte ihre Deutung ganz ungemein. An den Beskiden z. B. treten in dem harten Sandsteine häufig flache Thon- und Glimmer- schiefergeschiebe auf, die an die Grauwackenformation erinnern. Der bekannte rothe Sandstein gleicht täuschend vielen feinkörnigen böh- mischen Grauwacken und hat mit dem darüber lagernden Alpenkalke meist gleichförmig geneigte Schichtung. Ferner lagert im Branisko- gebirge der Karpathensandstein deutlich auf dem Alpenkalk, ist reich an verkohlten Pflanzenresten und wurde von Beudant der Steinkoh- lenformation zugewiesen. Der Ammonitenkalk der Tatra, der neben Neocomienarten auch jurassische führt ruht auf Sandstein und soll bei Csorstin Bruchstücke des Liegenden einschliessen, er wird von Sydow auf bunten Sandstein gedeutet, Die Gryphäa führenden Schich- ten dieses Sandsteines bei Orlova parallelisirte Pusch dem Lias, Zeuschner den Jurakalken. Ein Steinkern von Pholadomya Esmarki von lglo wies auf Quadersandstein, als Ph. Puschi gedeutet auf jüng- ste Tertiärschichten. Nach diesen Erscheinungen lässt sich vermu- then, dass unter Karpathensandstein verschiedene Formationen be- griffen sind, dass weder der ganze Schichtencomplex noch einzelne Glieder desselben sich gut mit dem nordwestlichen Europa identifi- 221 eiren lassen. Ersteres beweist die abweichende Schichtung einzelner Etagen [ist nicht recht einzusehen], nicht minder die abweichenden Floren und Faunen in nahe an einander liegenden Stellen, das stel- lenweise Erscheinen von Sandsteingeröllen in jüngern dem Karpathen- sandstein eingelagerten Conglomeratbänken und das stellenweise Auf- treten oder Fehlen einzelner mächtiger Glieder. Bei Lacsno auf der O-Seite des Branyiszkogebirges lagert Karpathensandstein unmittelbar auf Liaskalk, die zackigen Kalkfelsen ragen in den Sandstein hinein, der Kalk ist in seinen höchsten Massen breccienartig mit vielen netz- artig verbundenen Kalkspathadern. Dagegen bildet bei Peklin die untersten Schichten ein nagelfluartiges Kalkconglomerat, welches auch aufwärts am Abhange des Berges Mikova mit feinkörnigem Sandstein wechsellagert. Verf. berührt noch einige andere Punkte ohne allge- meines Interesse. — (Presburger Verhdign. IV. 111—116.) F. v. Andrian, zur Geognosie SO-Böhmens. — Die oro- graphische und geognostische Gliederung des untersuchten Gebietes ist sehr einfach. Gneiss und zwar vorwiegend grauer setzt dasselbe fast ganz zusammen in zwei Varietäten, deren verschiedene Verwit- terungsfähigkeit den Hauptcontrast in landschaftlicher Hinsicht be- wirkt. Dünnschiefrige, stark glimmerhaltige Phyllitgneisse herrschen besonders um Deutschbrod vor und bilden die sanft gerundeten Hü- gelketten. Sie sind meist grün und reich an talkigen Zersetzungg- produkten. Ihre Schichtung ist meist ebenflächig, oft stark gewun- den und bizarr geknickt. Auch um Iglau herrscht diese Varietät und enthielt früher an beiden Orten berühmte Erzlager. Granitische Einlagerungen sind ziemlich häufig und liegen der Schichtung pa- rallel, Diorit seltener in grobkörnigen Varietäten mit Granaten, bei Polna tbeilweise in Serpentin umgewandelt. Die andere Varietät des grauen Gneisses nimmt die Mitte des ganzen Terrains ein und bildet einen geschlossenen Bergzug von Pattersdorf nach S bis Simmers- derf, nach W bis gegen Humpoletz. Es sind grobflaserige Gesteine mit grauem Feldspathe und dunklem Glimmer, wobei Feldspath und Quarz überwiegt. Die Schichtung stets sehr deutlich, von Feldspath» linsen auf das unregelmässigste durchschnitten. Als Einlagerung hauptsäehlich weisse feinkörnige Granite. Beide Gneissvarietäten sind nicht vollkommen von einander getrennt. Die Durchschnitte des Sa- zawathales von Deutschbrod beweisen das lagerförmige Vorkommen der grobkörnigen Varietät innerhalb des Bereiches der eigentlichen Phyllitgneisse, ohne dass sich eine Schichtenstörung dabei beobach- ten liesse. Der graue Gneiss streicht h. 20—24 mit NO- oder O-Ver- flächen. — Der rothe Gneiss ist in dem O-Theile des Gebietes in den Tbälern der Sazawa und des Riskowbaches sehr schön aufgeschiossen, ausgezeichnet durch weissen oder rothen Feldspath, weissen Glimmer und ausgezeichnete Parallelstruktur. Die Grenze zwischen grauem und rothben Gneiss geht östlich von Tribislau in fast NO- Richtung, weniger scharf in der Gegend von Borau, doch scheint die Diorit- partie nördlich von Borau schon im rothen zu liegen. Der Diorit 222 ist z. Th. in Serpentin umgewandelt, der Putzen von Brauneisenstein enthält. Der rothe Gneiss ist im wesentlichen auf das eigentliche böhmisch-mährische Grenzgebirge und dessen unmittelbare Ausläufer beschränkt und innerhalb des grossen Gneissgebietes von S-Böhmen nur vereinzelte Schollen dieses Gebildes gefunden werden. Granit kommt in zwei grossen Partieen vor. .Die nördliche liegt zwischen Zwetta und Zahradka, südlich bis nach Humpoletz. Das Gestein ist ein höchst gleichförmig mittel- bis feinkörniges Gemenge aus weiss- lichgelbem Feldspath, grauem Quarz, schwarzen und weissen Glim- mer. Die südliche ist bei Neu Reichenau und Windisch Jenikau eben- falls in lichten Varietäten mit weissem Glimmer, welche in sehr ho- mogenen ziemlich grobkörnigen Gemenge auftreten, bisweilen por- phyrartig. In N. bei Wojnomestez erscheint eine kleine Partie Qua- dermergel. — (Jahrb. Geol. Reichsanst. X1I. 27.) M. V. Lipold, die Graphitlager bei Swojanow in Böh- men. — Es herrschen um Swojanow verschiedene krystallinische Schiefer in manichfacher Verwechslung und Mächtigkeit: -Urthonschie- fer mit Glimmerschiefern, Schwefelkies führend, ferner Glimmerschie- fer meist mit Granaten, in vorige übergehend, dann Hornblendeschie- fer Feldspath führend, auch mit Kupferkies und Granaten und mit Serpentinstöcken; Gneiss theils noch durch Weissstein theils durch Quarzitschiefer vertreten; krystallinischer Kalkstein mit viel Glimmer und Schwefelkies und endlich Graphitschiefer. Die ganze Ablage- rung stellt ein langgedehntes Ellipsoid vor von S. nach N., in wel- chem die Schieferschichten eine concentrisch schalige Anordnung haben. Durch Zerstörung des obern Theiles sind die concentrischen Schalen aufgeschlossen. Die mehr centralliegenden südlich von Swo- janow auftretenden krystallinischen Kalksteinzüge werden von Gra- phitlagerstätten begleitet. Die Kalksteinlager, 6—7 von !/a Fuss bis ‘ mehrere Klafter mächtig haben meist zu Hangendem und Liegendem Urthonschiefer, welche an der Grenze zum Kalkstein mit Graphit im- prägnirt sind und Graphitschiefer werden. An einzelnen Stellen ist der Thonschiefer ganz von Graphit verdrängt und es erscheinen dann zwischen den Kalksteinen und Thonschiefern förmliche Stockwerke von reinem Graphit. Von den Kalksteinzügen besitzen vier eine grössere Mächtigkeit und in deren Begleitung finden sich überall gra- phithaltige Thonschiefer. Die grössern Graphitanhäufungen kommen jedoch besonders dort vor, wo die Thonschiefer und Kalksteine Schwe- felkies führen. Die bergmännischen Aufschlüsse sind noch sehr un- genügend. Der gewinnbare Graphit erscheint nahe am Tage, ist sehr rein und milde, tiefer im Gebirge fester. Er eignet sich zur Fabri- kation von Tiegel, Kochgeschirr, Oefen, Figuren etc. und verdient grössere Ausbeutung. — (Zbenda 261—264.) F. Römer, zur Geognosie Oberschlesiens. — Die geo- gnostischen Untersuchungen behufs der oberschlesischen Karte haben den Verf. zu folgenden neuen Thatsachen geführt. 1. Der über fünf Meilen lange Höhenzug von Woischnick über Lubschau und Kroschen- 223 tin bis Lublinitz, bestehend aus einer mächtigen Schichtenfolge bun- ‘ter Letten mit Einlagerungen von weissen Kalksteinbänken und lo- sen Kalksteinschichten gehört nicht wie man allgemein annahm dem mittlen Jura sondern dem Keuper an. Das hat sich aus seiner Pe- trographie, seiner Lagerung und seinen Petrefakten sicher ergeben und der Keuper ist nun endlich in Schlesien nachgewiesen. Freilich weicht sein Verhalten mehrfach von-dem in W-Deutschland ab, na- mentlich ist: das Auftreten reiner Kalkschichten und die Einlagerung oolithischer oder breccienartiger Gesteine und der geringe Kalkge- halt der Letten unterscheidend und für Oberschlesien eigenthümlich. Uebrigens lässt sich dieselbe Bildung von Woischnick aus gegen SO auch in .das angrenzende Polen verfolgen, ganz so bei Kozieglowy, Mrzyglod u. a. O. bis Balin in Galizien und wahrscheinlich gehören auch die bunten Letten ‚mit Kalksteinschichten bei Dembio unweit Oppeln demselben Keuper an. — 2. Bei Bladen südlich von Leob- schütz tritt eine aus weissen Kalkmergeln bestehende jüngste Kreide- bildung auf. Zahlreiche Petrefakten lassen über das Alter keinen Zweifel und wird vielleicht ihre weitere Verbreitung noch nachweis- bar sein. — 3. Das oberschlesische Steinkohlengebirge schliesst in gewissen seiner untern Abtheilung angehörenden und ausserdem durch das gehäufte Vorkommen kleiner Sphärosideritnieren bezeichneten Schichten eine wohl erhaltene marine Conchylienfauna ein, welche ebensowohl wegen der dadurch gegebenen Kennzeichnung eines be- stimmten geognostischen Horizontes Bedeutung hat als auch ein pa- läontologisches Interesse darbietet. In dem Schieferthone finden sich Productus, Nautilus, Göniatites, Orthoceras, Bellerophon etc. zum Theil mit denen von Coalbrockdale und Carluke identisch. — (Schle- sischer Jahresbericht YL, 25-—28.) Tantscher, die Galmeilagerstätte in Oberschlesien. — In der Partie des oberschlesischen Muschelkalkes, welche von Peiskretscham über Beuthen, Bainjow nach Benzin und nach Polen hineinzieht, sind mehre muldenförmige Ablagerungen von Dolomit, “ die Beuthener und die Tarnowitzer Mulde. Beide zeichnen sich durch das Vorkommen von Erzen zwischen Muschelkalk und Dolomit aus; in der Beuthener findet sich vorzugsweise Galmei, in der Tarnowitzer Bleiglanz. Doch treten auch in der Galmeiregion Bleierze auf. Die Galmeilagerstätte ist nur an wenigen Stellen Lager oder Flötz mit regelmässigem Streichen und Fallen, begrenzt durch regelmässiges Liegendes und Hangendes; meist setzt der Galmei sowohl über den Dolomit hinauf, als in die Klüfte und Sprünge des Muschelkalkes hinein. Das Liegende nennt der Bergmann Sohlenstein, es wird von Angustakalk gebildet nach Terebratula angusta im Gegensatz zu den darunter liegenden Schichten von Chorzow und Michalkowitz mit Te- rebratula vulgaris und Retzia trigonella. Selten bildet der Sohlen- stein nach oben eine flach fallende Ebene, welche dem allgemeinen Fallen der Kalksteinbänke entspricht, es wechseln vielmehr schroff abfallende Vertiefungen mit steil sich erhebenden Bänken, ein fort 224 währender Wechsel von Sätteln und Mulden, welcher in der Zerklüf- tung des Gebirges seinen Grund hat. Die Galmeilage folgt natürlich allen Unregelmässigkeiten ihrer Sohle und zieht sich in deren Klüfte und Spalten hinein. Nach oben ist die Regellosigkeit geringer, hier ist meist eine flache wellenförmige Begrenzung des Galmeilagers. Der weisse Galmei liegt meist in knollen- oder nierenförmigen Stük- Stücken in einem magern Letten; zuweilen die Stücke in zusammen- hängenden Lagen und mitunter tritt der weisse Galmei auch flötz- artix auf. Oft liegen Galmei- und Dolomitknollen regellos neben und durcheinander in den Letten. Ueber und neben dem weissen Galmei findet sich auch rother unter ähnlichen Verhältnissen, häufiger zieht sich dieser auf Klüften in den Dolomit, erscheint auch in iso- lirten Partien in demselben. Der das Galmeilager überdeckende Do- lomit fehlt hie und da gänzlich und Tertiär- und Alluvialschichten be- decken das Lager. Der Dolomit hat in der Nähe des Lagers ein wachsiges zersetztes und zerstörtes Aussehen und ist vielfach zer- klüftet. Die Wasser dringen durch und lösen ihn auf. Die Auflösung und Zerstörung des Dolomites hängt mit der Galmeibildung zusam- men; je näher dem Lager, desto mehr ist der Dolomit von Galmei- trümmern durchzogen bis die ganze Masse als Erzlager erscheint. In den untersten Schichten des Dolomits findet eine Wechsellagerung mit schwarzgrauen Lettenschichten statt: eine solche Schicht bildet oft auch die Scheidung zwischen Sohlenstein und Dolomit. Sie ent- halten kohlige Substanzen und heissen Vitriolletten. Dieselben be- finden sich ebenfalls im aufgelösten Zustande. Der weisse und rothe Galmei ist secundären Ursprungs, entstanden aus der Umwandlung und Zersetzung von Zinkerzen, die sich in den Schieferschiechten und den untersten Lagen des Dolomits vielleicht in ähnlicher Weise zer- streut befunden haben mögen wie die Bleierze in dem bunten Sand- steine von Commern. Indem sich der Dolomit durch die bei seiner Zerklüftung leicht erklärliche mächtige Einwirkung der Atmosphä- rilien allmählig auflöste, gerieth die Blende ebenfalls in Auflösung und so wurden die kohlensauren Zinkoxyde gebildet. Dergleichen bituminöse Schieferschichten sind häufig die Träger von Schwefelme- tallen, welche sich auch in das Dachgestein hinein gezogen haben wie z. B. das Kupferschieferflötz im Zechsteingebirge und der Vitriol- letten auf vielen Gängen. Mit dem Vorkommen des Galmei’s ist hie und da das Vorkommen von Bleierzen verbunden und auf manchen Gruben vermehrt sich der Bleiglanz nach dem Einfallen der Lager- stätte zu. Die Bleierze erscheinen theils als schwache Lagen und Trümmer im Dolomit theils als Nieren von verschiedener Grösse in diesem und dem Galmei. Das häufigere Vorkommen von Bleiglanz ist Beweis, dass bei dem allgemeinen Aullösungsprocesse des Dolo- mites der Bleiglanz mehr als die Blende erhalten worden ist. Wo der Dolomit über dem Galmei fehlt, bedecken diesen fette tertiäre Thone ohne Einfluss auf ihre Unterlage. — (Zbenda 28-31) dl. 225 Oryctognosie. F. Wöhler, Bestandtheile des Me- teorsteines von Bachniut in Russland. — Dieser grosse Stein fiel Mittags d. 3. Febr. 1814 bei klarem Himmel unter starkem Getöse und wog 50 russ. Pfund. Nach der Analyse ist er ein Ge- menge von nickel-, kobalt-, und phosphorhaltigem Eisen 11,00 einfach Schwefeleisen 5,00 Chromeisenstein 2,00 Magnesiaeisenoxydulsilikate 41,56 durch Säure unzersetzbare Silikate 39,47 99,03. In dem Eisen wurde gefunden 90,00 Eisen, 9,09 Nickel, 0,04 Kobalt und 0,02 Phosphor. Der Chromeisenstein enthält ausser Chromoxyd und Eisenoxydul Thonerde und Magnesia. Das Magnesiaeisenoxydul- silikat besteht aus 36,86 Kieselsäure, 35,65 Magnesia, 25,88 Eisen- oxydul, 0,96 Manganoxydul, 0,50 Kalk. Der Sauerstoff der Basen ist gleich dem der Kieselsäure, das Silikat demnach als ein an Eisen- oxydul reicher Olivin zu betrachten. MED 3Sios, eine schon in vie- len Meteoriten gefundene Verbindung. Die durch Salzsäure nicht zersetzbaren Silikate ergaben sich als 22,38 Magnesia, 8,55 Eisenoxy- dul, 6,94 Thonerde, 3,13 Kalk, Manganoxydul 1,53, 1,13 Natron, 0,55 Kali, 55,99 Kieselsäure. Wahrscheinlich ist also Augit und Labrador der Träger dieser Bestandtheile. — (Wiener Sitzungsberichte ZLVI, 299— 3.06.) W. Haidinger, über den Troilit. — Zu Ehren des ver- dienten Meteoritenforschers Troili im vorigen Jahrhundert nennt H. ein Meteoritenmineral Troilit und charakterisirt dasselbe wie folgt: derb, eingesprengt, Metallglanz, tombackbraun, im Strich schwarz, Härte 4,0, Gewicht 4,5—4,6, Einfachschwefeleisen im Verhältniss von F = 63,64 zu S = 36,36. Der betreffende Meteorstein fiel im Juli 1766 bei Albareto in der Nähe von Modena und findet sich ein Stück davon in der Wiener Sammlung. — (Zbenda XLVII. 283—298.) G. Tschermak, einige Pseudomorphosen. — Opal nach Nephelin im Porphyr von Elbingerode. Das fettglänzende bläulich- graue poröse Gestein zeigt. viele bläulichweisse und schneeweisse Körner von muschligem Bruche und starkem Fettglanz. Sie sind Opal und stecken meist nur locker im Gestein als sechsseitige Säul- chen und auch als zwölfseitige aber nur selten mit Pyramidenflächen. Diese Pseudomorphosen sind theils einzeln, tbeils gruppirt und kön- nen wohl nur dem Nephelin zugewiesen werden. Uebrigens: ist al- les in dem Gestein pseudomorphosirt. In demselben findet sich auch noch Opal nach Augit in etwas grössern Krystallen und im Innern oft mit einer schwärzlichen Schlacke. — Magnetit nach Augit im Ne- phelinsels von Meiches in Hessen in stark veränderten Handstücken mit Sanidin und Apatit. Die Augitkrystalle sind theilweise durch Magnetit ersetzt. Besser noch zeigt sich diese Metamorphose im 226 Grünstein von Linde bei Kohren in Sachsen, wo einzelne Augitsäulen ganz im Magneteisen umgewandelt sind. — Calcit nach Augit von Tökörö in Siebenbürgen. Das Gestein besteht aus einer rothgrauen erdigen Grundmasse mit sehr viel kleinen weissen Calcitmandeln und grössern graulichgelben feinkörnigen Calcitpartien mit scharfen Um- rissen. Diese entsprechen der Form des basaltischen Augits. Der Caleit ist hier jedoeh nicht rein sondern gemischt mit erdigem Braun- eisenstein und einem eisenhaltigen Silikat. — Caleit nach Feldspath im Augitporphyr vom Monzoni und der Seisseralp. und im nassaui- schen Grünsteine. Es sind mandelsteinartige Partien, welche die Cal- eitausfüllungen führen. Die Form derselben liess sich nur sehr schwie- rig ermitteln. — Saussurit nach Feldspath im Porfido verde antico aus Aegypten. In dunkelgrauer dichter Grundmasse finden sich viele zolllange Feldspathkrystalle.. Sie sind dicht, von splittrigem Bruche, ohne Spur von Spaltbarkeit und gleichen auch chemisch dem Saussu- rit. Ihre Umwandlung ist im Innern nicht vollendet. Sehr schön findet sich eben diese Pseudomorphose im Verdoantico bei Bergamo, ebenso im Diabasporphyr von Rübeland im Harz. — Quarz nach Fa- sergyps und dieser nach Gypskrystallen im devonischen Glimmerfüh- renden Schiefer von Recht in der Eifel. Viele Höhlungen in diesem dunkelbläulichen und grünlichgrauen Gestein sind verschwundene Schwefelkieswürfel.e. Daran. schliessen sich weisse. seidenglänzende feinfaserige Partien, welche die Form von Gypskrystallen haben. Aber die Härte weist auf Quarz! Also muss der frühere Afterkrystall: Fasergyps naeh blättrigem Gyps mit Beibehaltung der Faserstruktur in Quarz umgewandelt worden sein. — Glanzeisenerz nach Olivin. Ein graues Gestein vom Westabhang des Caltonhill bei Edinburg ent- hält kleine gelbliche Krystalle, die einem zersetzten triklinischen Feld- spath angehören, ferner Pseudomorphosen von Glanzeisenerz und kleine Partien körnigen Calcites. Es scheint ein zersetzer Dolerit zu sein. Das Glanzeisenerz hat die Olivinkrystalle entweder ganz zer- setzt oder blos die äussere Rinde, während im Innern sich erdiges Rotheisenerz findet. — Glimmer nach Hornblende im Gneiss des Rad- hausberges bei Gastein. — Chlorit nach Glimmer im veränderten Tra- chyt von Schemnitz und im Trachytporphyr von Offenbanya. Erster ist ein wahres Leichenfeld abgestorbener Krystalle. Schliesslich führt Verf. noch Einschlüsse an: Serpentin in Feldspathkrystallen im Dia- basporphyr des Rapbodethales im Harze, Eisenkies in Augit im Ba- salt vor Egregy bei Fünfkirchen, Kalkspath in Delessitkugeln im Zwi- ckauer Melaphyr. — (Zbda. XLV], 483—494.) Aug. Reuss, die Paragenese der auf den Erzgängen von Pribram einbrechenden Mineralien. — Verf. hat in ei- ner frühern Abhandlung, deren Inhalt wir damals nur theilweise be- richteten, folgende Reihenfolge der Pribramer Gangmineralien von den ältesten anfangend aufgestellt: 1. Blende I. 2. Bleiglanz I. 3. Quarz I. 4. Eisenspath (1—4 oft wechselnd oder gemengt. 5. Spröd- glaserz, Fahlerz, Bournonit, Buntkupfererz, Kupferglanz, Speissko- 227 balt, rosenrother Braunspath etc. 6. Blende II. Antimonit. 7. Ba- ryt I. 8. Caleit I, oft Pyrit I oder beide, bald der eine bald der andre älter. 9. Caleit II. 10. Braunspath I. 11. Bleiglanz II, Poly- basit, Rothgiltig u. s. w. 12. Caleit III, sehr oft Pyrit, Lillit, sehr selten Cronstedtit. 13. Pyrit II, Markasit. 14. Nadeleisenerz. 15. Cal- eit IV. 16. Quarz II. 17. Braunspath II. 18. Gcdiegen Silber, man- ches Grauspiessglanzerz, Heteromorphit, Haarkies u. s. w. 19. Ce- russit, Pyromorphit. 20. Baryt:II. 21. Valentinit. 22. Quarz III. 23. Caleit V. 24. Pyrit IIL — No. 1—4 betreffend haben neuere Untersuchungen gezeigt, dass diese Mineralien zwar die ältesten sind, aber weder überall sämmtlich vorhanden noch immer in derselben Reihenfolge auftreten. Zinkblende meist dunkelbraun und feinkörnig pflegt das älteste Glied zu bilden, aber bisweilen erscheint auch kör- niger Eisenspath oder Bleiglanz oder derber Quarz als Unterlage al- ler übrigen. Oft wechseln sie mehrfach und selbst symmetrisch auf beiden Seiten des Ganges, noch häufiger sind sie in eine einzige Zone verschmolzen. Der ältere Bleiglanz tritt sehr einförmig auf, nur sel- ten in abweichenden Formen, noch einförmiger die Blende. Zu 5. ist zu bemerken, dass diese z. Th. seltenen Mineralien theils mit vori- gen gleichzeitig theils nur wenig jünger auftreten. Alle kommen in jenen eingewachsen vor. Ihre neuern Vorkommnisse werden im Ein- zelnen besprochen. Die jüngere Blende unter Nro. 6. ist auf man- chen Gängen eine sehr verbreitete Erscheinung und begleitet oft den Bournonit, Polybasit, Stephanit, Proustit, Freislebenit, Apatit u. s. w. und ist stets krystallisirt, sehr veränderlich in der Farbe. In eben diese Zeit gehört auch der Apatit, der immer nur in einzelnen selten gruppirten kleinen Krystallen vorkömmt. Der unter 7. aufgeführte ältere Baryt ist sehr beständig wie schon früher nachgewiesen wor- den. Hier werden noch neue Beobachtungen, auch über Pseudomor- phosen hinzugefügt. Auch der unter 11. aufgeführte jüngere Blei- glanz ist eine sehr scharf charakterisirte Bildung, die durch neue Vor- kommnisse bestättigt wird. Der jüngere Pyrit unter 13 ist entweder als gesonderte dem dritten Calcite aufgelagerte Zone entwickelt oder mit diesem in eine einzige Zone verschmolzen. Gleichen Alters ist auch der Magnetkies, der erst neuerdings auf dem Adalbertihaupt- gange eingebrochen ist. Er ist stets dicht, licht kupferroth in grau ziehend und von 4,365 spec. Gew., bildet traubige und krummschalige Partien eingewachsen in körnigem Caleit über derbem Quarz mit Blende. In dieselbe Bildungszeit fällt der Stephanit und Polybasit auf mehren Gängen, beide gleichaltrig. Letzrer weicht chemisch von dem anderer Localitäten ab, stellt sich aber dem Freiberger zunächst. Der Pyrrhosiderit steht mit dem zweitem Pyrit in der innigsten Be- ziehung und ist in den meisten Fällen ein Zersetzungsprodukt dessel ben. Sehr deutlich beobachtete R. diese Zersetzung sowie die Bil- dung der Sammtblende auf dem Albertigange. Im körnigen Kalkspath sind kugelige und traubige Massen von Sammtblende mit deutlich krummschaligfaseriger Zusammensetzung eingewachsen. Sie umschlies- 223 sen einen Kern von theilweis zersetztem Pyrit, welcher früher die ganze Masse bildete und von aussen nach innen sich allmählig in Pyrrhosiderit verwandelte. Die Schalen sind theilweis von einem dünnen Pyritüberzuge neurer Entstehung bekleidet. Der jüngere Quarz unter 16. trägt bei weitem nicht dem constanten einförmigen Charakter des ältern, wechselt vielmehr häufig in seinen Merkmalen, Das gediegene Silber 18. kömmt auf fast allen Gängen vor, wenn auch meist nur in geringer Menge und stets moos-, haar-, drahtför- mig, wie in Krystallen. Sein sehr häufiger Begleiter ist der Millerit. Die unter 19. zusammengefassten Produkte sind nicht immer in ih- rem Alter sicher zu bestimmen. Der Smithsonit 20. ist bisjetzt nur auf dem Schwarzgrubner Gange vorgekommen und überlagernd das Weissbleierz. Es folgen hier von unten nach oben: auf dem Gang- gestein Eisenspath meist zersetzt, darauf dunkelbraune Blende, wie- der Eisenspath, zu oberst grosskörniger Bleiglanz. Aus diesen drei Mineralien sind nun durch Zersetzung hervorgegangen folgende. Un- mittelbar auf dem Bleiglanze sitzen zahlreiche Cerussitkrystalle un- ebene, zerfressene oder abgerundete wie auch der Bleiglanz ist; über. zogen von einer Rinde von Smithsonit. Massenhafter tritt das koh- lensaure Zinkoxyd auf und in sehr verschiedener Form, gewöhnlich als Rinde auf Bleiglanz und Cerussit, selten weiss, meist gelblich bis dunkelbraun. Der Smithsonit besteht hier oft aus dicken porösen Lagen, die sich unter rechtem Winkel kreuzen und in ihrer Verbin- dung nicht selten hexaedrische Umrisse zeigen. Die sich verdünnen- den Blätter setzen richt nur bis auf den unterliegenden Bleiglanz hinab sondern verlängern sich oft noch zwischen dessen Blättern. Im Ganzen stellen sie ein rechtwinkliges Fachwerk dar, dessen Zwischen- räume entweder leer geblieben oder später durch Eisenocker erfüllt sind. Dadurch geben sie sich als Pseudomorphosen von Smithsonit nach Bleiglanz zu erkennen. Der Smithsonit ist gewöhnlich nicht rein, sondern enthält kohlensauren Kalk, Magnesia, Eisenoxydul etc. Offenbar ist er durch oxydirende Zersetzung der Zinkblende entstan- den, welche erst nach der Bildung des Bleiglanzes eingetreten ist. Er hat theils die Stelle des ebenfalls der Zersetzung unterliegenden Bleiglanzes eingenommen theils sich über demselben und dem Cerus- site abgelagert. Die Blende ist stark zersetzt. Auch der Eisenspath ist sehr gewaltig umgebildet und der nicht selten auftretende Psilo- melan muss gleichfalls als ein Zersetzungsprodukt desselben angese- hen werden hervorgegangen aus dem Gehalte an kohlensaurem Man- ganoxydul. Er liegt theils unmittelbar auf den übrigen Umwandlungs- produkten des Eisenspathes oder auf dem Bleiglanz, Cerussit, Smith- sonit, am häufigsten auf Eisenocker bald als dünner Ueberzug, bald als dieke Rinde. Auf allen liegt als jüngstes Produkt Wulfenit. Ein dem Smithsonit ganz analoges Zersetzungsprodukt der Blende ist der Kieselzinkspath auf dem Aloisgange auf krystallisirtem Quarz und Blende aufsitzend. Der unter 21. aufgeführte Pyromorphit ist fast stets auf eisenschüssigem Quarz aufgewachsen und in seine Bildungs- 229 epoche fällt auch der Kampylit auf dem Wenzler Gange. Dieser bil- det wachsgelbe, kurze, fassförmige hexagonale Säulen auf eisenschüs- sigem Quarz aufgewachsen. Der Wulfenit 22 ist erst neuerdings ent- deckt auf dem Schwarzgrubner Gange, ist stets krystallisirt, die Kry- stalle sehr klein, unansehnlich bald unmittelbar auf Bleiglanz bald und häufiger auf Zinkcarbonat, Eisenocker, Psilomelan aufsitzend. Bisweilen werden sie von einer dünnen Rinde von braunem Eisen- ocker überzogen. Am häufigsten sind sie spitze quadratische Pyra- miden und Combinationen derselben mit dem Prisma, aber stets mit gekrümmten Flächen, so dass sie eine spiessige Gestalt annehmen. Sie sind dunkel honiggelb ins braune ziehend. Seltener erscheinen sie als grössere wachsgelbe Tafeln. Auch unter andern Verhältnissen tritt der Wulfenit noch auf. Der jüngere Baryt 23. ist sehr gut cha- rakterisirt. Der Valentinit ist in neuerer Zeit auf dem Fundgrube- ner Gange eingebrochen und zwar bei folgender Anordnung: auf der Grauwacke zunächst feinkörnige braune Blende, dann derber Blei- glanz, braune rothe Blende, kleintraubiger poröser Braunspath, kleine blassweingelbe Krystalle jüngern Baryts, von denen die kleinen weis- sen Tafeln des Valentinits getragen werden. Schliesslich gedenkt Verf. noch einiger Mineralien, deren Alter noch zweifelhaft ist. — (Wiener Sitzungsberichte XLVII, 13— 76.) G. Tschermak, Entstehungsfolge der Mineralienin einigen Graniten. — Bisher glaubte man, dass Glimmer, Feld- spath, Quarz in dieser Reihenfolge im Granit auskrystallisirt seien und baute darauf Hypothesen über die Entstehung des Gesteines und Ausnahmen jenes gewöhnlichen Verhaltens der Gemengtheile nö- thigten zu neuen Hypothesen. Verf. stellt nun umfassende paragene- tische Betrachtungen an einigen Graniten an um sicherere Schlüsse daraus zu ziehen. — 1. Granit von San Domingo in der Prov. Rio Janeiro, den schon Kenngott in seiner mineralog. Uebersicht von 1856. 57 besprochen hat. Er tritt gangförmig im Gneiss auf, von die- sem durch glimmerreiche Zonen geschieden, und liegt in einem locker- körnigen Mineralaggregat und in festem sehr frischen Granit vor. Letztrer besteht aus Albit, Apatit, Orthoklas, Glimmer und Quarz. Der Albit ist das älteste unter diesen, ist trüb, gelblichgrau bis fleisch- roth, bildet sehr kleine lange Krystalle mit ausgezeichneter Zwillings- streifung auf der Endfläche und zeigt seifenartiges Ansehen. Sie ge- statten keine ganz genaue Messung ihrer Winkel und viele bestehen im Innern aus einem Gemenge von Speckstein und Kaolin, sind also verändert; auch ihre Spaltbarkeit ist je nach dem Grade der Verän- derung verschieden, spec. Gew. 2,62—2,67, Gehalt viel Natron, Spur von Kali, sehr wenig Kalkerde. Die ausgebildeten Krystalle werden von Orthoklas, Glimmer und Quarz oft eingeschlossen, darum sind sie die ältesten. Der blasssmaragdgrüne Apatit hat stark glänzende Krystallflächen, die Säulchen an einem Ende vollkommen ausgebildet, am andern an Albit oder Glimmer stehend. Er ist eine Parallelbil- dung des Orthoklas, dessen viel grössere Krystalle zuerst ins Auge 230 fallen und häufig parallel liegen. Es sind Zwillinge nach dem Karls- bader Gesetze, selten ebenflächig begrenzt durch schwarzen Glimmer zerstört, dessen Blättchen sie auch einschliessen; stets blasser gefärbt als der Albit und immer völlig frisch, stellenweise fast durchsichtig, oft Krystalle von Albit und Apatit einschliessend, selbst kleine Quarz- körner, während die Hauptmasse des Glimmers und Quarzes sich um die grossen Orthoklaskrystalle und deren Zwischenräume schmiegt. Der schwarze Glimmer ist in dünnen Blättchen grünlich, gepulvert braun, hat 3,13 spec. Gew., starken Glasglanz, selten ausgebildete Form und dann sechsseitige Tafeln und Säulen. Er entstand zum kleinen Theil gleichzeitig, zum grössern später als die grossen Or- thoklaskrystalle.. Der grauliche Quarz endlich hat Glas- bis Fett- glanz und hüllt alle übrigen Mineralien ein und zeigt nirgends Flä- chenbildung. Der Gneiss, welcher den Granit führt, zeigt genau die- selbe Paragenese der Bestandtheile.. Das oben erwähnte lockerkör- nige Aggregat besteht ausser den granitischen Bestandtheilen noch aus spätern Bildungen von Glimmer, Albit, Apatit, Quarz, Eisenspath, Ankerit, Pyrit, Kupferkies. Die ältesten dieser sitzen unmittelbar auf dem festen Granit auf, nämlich die Krystalle von Albit, Orthoklas, Quarz und auch noch Sagenit. Albit und Orthoklas entsprechen voll- ständig denen im festen Granit, sind aber mehr verändert. Beide werden von Glimmer verdrängt, dessen Schuppen sich häufig paral- lel der Längsfläche ordnen. Der Albit zeigt oft eine feine Rinde von spätern Albit, so dass man & und ß Albit unterscheiden muss, Der Orthoklas erscheint in grossen Krystallen mit unbestimmten Um- rissen und in völliger Umwandlung begriffen, Glimmer und Quarz einschliessend. Auch der schwarze & Glimmer ist stark verändert, seine sechsseitigen Säulen in eine chloritähnliche weiche braungraue wachsglänzende Substanz verwandelt, welche Voigtit ist. Albit, Or- thoklas und Glimmer zeigen dieselbe Folge wie im festen Granit, aus- serdem tritt noch der in diesem fehlende Sagenit (gestrickter oder netzförmiger Rutil) auf. Prachtvoll blonde bis grünliche oder gelbe Ge- webe von seidenartigem und halbmetallischem Glanze. Die feinen Nadeln kreuzen sich unter 60 und 120°. Der Umriss aller Sagenit- partien ist tafelartig und sie sind jünger als die Orthoklas und & Al- bitkrystalle, sitzen auf denselben, dagegen schneiden sie in die Kry- stalle des ß Quarzes und ß Albites ein. Der Sagenit entsteht aus Eisenspath, von dem hier aber keine Spur mehr vorhanden ist. Der jüngere Quarz ist licht graulich, oft auskrystallisirt und als & Quarz älter als alle folgenden Mineralien, von denen seine Krystalle um- schlossen werden. Der Apatit fehlt in dieser Generation. Nach Aus- kleidung der Kluft durch diese Mineralien gelangte eine andere Reihe zum Absatz. In dieser erscheint als ältestes Glied ein Kaliglimmer, der optisch zweiachsig ist und 2,86 spec. Gew. hat, auch einen ge- ringern Gehalt von Alkalien als sonst zeigt; seine Säulen nur 3mm hoch und 6mm breit. Der ß Albit ist milchweiss bis wasserklar und bildet sehr kleine Krystalle mit starkem Glasglanz, meist Zwillinge, 231 Vierlinge und Viellinge. Dieser Albit umhüllt bisweilen die trüben «& Albitkrystalle. Es folgt der ß Apatit in durchsichtigen lichtgrünen Säulchen, meist auf ß Albit und ß Glimmer aufsitzend, stellenweis mit ersterm verwachsen. Der ß Quarz zeigt die gewöhnliche Form nebst einer Trapezfläche an kleinen wasserklaren Krystallen, die auf dem ß Albit, ß Glimmer, & Quarz aufsitzen und von Ankerit bedeckt werden, aber der ß Quarz erscheint auch derb und ersetzt ebenso wie der jüngere Ankerit theilweise die zersetzten Orthoklaskrystalle. Der schön gelblichbraune Eisenspath tritt auf als Grundrhomboeder auf ß Albit, £ Quarz, ß Glimmer und Sagenit, hie und da von einer Ankerithülle umgeben. Der Ankerit erscheint in gelblichweissen Grund- rhomboedern mit gelbem Ueberzug, sonst derb, stellenweise durch- sichtig. Er ist gleichsam das Bindemittel für die übrigen Mineralien, umhüllt sie alle, ersetzt theilweise den Orthoklas. Ihm parallel steht der Kupferkies und auf ihm sitzt in sehr kleinen Krystallen Pyrit. Die aufgezählten Mineralien treten nicht an allen Punkten neben ein- ander auf. Höchst interessant ist, dass im festen Granit in der ersten und zweiten Generation der Gangmineralien stets wieder dieselben Mineralien sich wiederholen, doch während die erste Generation iden- tisch ist mit den Mineralien des festen Granites, stellen sich in der zweiten lauter andere Varietäten ein, die sich vor allem durch ihre Form von der frühern unterscheiden. Die Mineralien der ersten Ge- neration sind mit Ausnahme des Quarzes theilweise oder ganz zer- setzt, pseudomorphosirt, die der zweiten sind unverändert. — 2. Gra- nit von Camposanta Anna in derselben Provinz zeigt dieselbe Alters- folge der Mineralien, doch nirgends Parallelstruktur, die Feldspath- krystalle keine vorherrschende Ausbildung nach einer Richtung. Als ältestes Mineral erscheint der schwarze Glimmer, seine Tafeln schnei- den in den Orthoklas und Quarz ein. Orthoklas reicht auch «noch in den Quarz hinein. — 3. Granit der Mourne mountains in der Graf- schaft Down in Irland, die bekannte Fundstätte von Beryllen und Topasen, von Delesse als Pegmatit beschrieben, von silurischem Thon- schiefer umgeben und von Trappgängen durchsetzt. Die scharfen Glimmerblättchen schneiden in den Feldspath und Quarz ein, aber das Feldspathgemenge ist mit dem Quarz so verwachsen, dass beide von einem Centrum radial auslaufen und so Kugeln bilden, welche zusammenfliessend den Haupttheil der Grundmasse bilden. Der schwarze Glimmer ist Biotit. Die weisse Feldspathmasse besteht aus Orthoklas und Albit, die lichtgrauen Quarzradien sind etwas in Zik- zak gekrümmt. In den Hohlräumen finden sich Krystalle von Musco- vit, Orthoklas, Albit, Quarz, Beryli und Topas. Die aufgeführte Rei- henfolge ist die der Bildung, nur greifen wie vorhin wieder einzelne in die Nachbarlichen ein. — 4. Granit aus dem Dept. Herault hat ein grosskörniges Gefüge und besteht aus grossen Glimmertafeln, Ortho- klas und Quarzstücken. Die meist sechsseitigen Glimmertafeln durch- schneiden die übrigen Mineralien und sind von diesen nirgends durch- brochen, sind zweierlei Art, nämlich blassgrüner perlmutterglänzen- 232 der Muscovit und grünlichschwarzer Glimmer. beide innig verwack- sen. Der Orthoklas in grossen Krystallstücken mit Flaserzeichnung auf den Spaltflächen, welche von der Verwachsung mit Albit her- rührt; einzelne Stücke zeigen Zersetzung. Der Quarz ist meist licht- grau, mit dem Orthoklas nach Art des Schriftgranites verwachsen; überdies umgeben Quarzkörner die Orthoklasstücke und formen sich an den Glimmertafeln ab. — (Zbda. 207—224). GI. Paläontologie. K. Zittel, Paläontologie der obern Nummulitenformation in Ungarn. — Die obere Nummulitenbil- dung tritt viel beschränkter auf als die untere, bildet nur kleine theilweise von jüngern Schichten überlagerte Becken, ist aber durch bergmännische Versuche auf Kohlen mehrfach aufgeschlossen, nur bei Gran in grösserer Ausdehnung über Tage. Bei Tokod und Dorogh ist ihr Schiehtenbau am besten aufgedeckt. Sie überlagert den un- tern Nummulitenkalk unmittelbar und besteht aus einer untern Süss- wasserbildung mit Kohlenflötzen und aus einer obern marinen Bil- dung mit wohlerhaltenen Versteinerungen und grossen Massen von Nummuliten. Die Versteinerungen der Süsswasserschichten sind Pla- norbis, Limnaea, Paludina und Pupa in nicht bestimmbaren Arten, die marinen Schichten lieferten bei Gran und Stuhlweissenburg fol- gende Arten, wovon die ohne Autor als neue beschrieben werden: Ancillaria propinqua, Marginella eburnea Lk, ovulata Lk, nitidula Desh, Voluta subspinosa Brgn, Buccinum Hoernesi, Fusus maximus Desh, Noe Lk, rugosus Lk, polygonus Lk, subcarinatus Lk, Pleurotoma Des- hayesi, misera, Cerithium lemniscatum Brgn, hungaricum, calcaratum Bren, bicalearatum Brgn, striatum Defr, corvinum Brgn, aurieulatum Schl, plicatum Brng, trochleare Lk, cristatum Lk, muricoides Lk, Na- tica incompleta, Neritina lutea, Delphinula canalifera Lk, Bulla Tortisi Brgn, cylindroides Desh, Eulima Haidingeri, Ampullaria perusta Brgn, Pirena fornensis, Melania Stygii Brgn, striatissima, distinum, Dia- stoma costellata Lk, elongata Brgn, Rissoina Schwartzi Desh, Turri- tella carinifera Desh, vineulata, elegantula, Gastrochaena ampullaria Lk, Corbula semicostata Bell, planata, angulata Lk, Pholadomya Pu- schi Gf, Psammobia pudica Brgn, Cytherea Petersi, deltoidea Lk, Car- dium gratum Desh, Lucina Haueri, erassula, Cardita laurae Brgn, Nu- cula minuta Desb, Leda striata Lk, Trigonocoelia media Desh, Arca quadrilatera Lk. Modiola fornensis, Avicula trigonata Lk, Ostraea longirostris Lk, supranummulitica, Terebratulina striatula. Verf. stellt diese Arten vergleichend mit ihren oligocänen, obereocänen und untereocänen Vorkommnissen zusammen und findet zunächst, dass ein Drittel in beiden obernummulitischen Localitäten dieselben sind, darunter gerade die häufigsten, also beide Localitäten unzweifelhaft zusammengehören. 19 Arten sind ihnen eigenthümlich, mit Ronca 23 also über ein Drittheil gemeinschaftlich, mit andern obernummuliti- schen Stätten wie den Diablerets, Monte Promina, Guttaring sind 13 identisch, die also die wahren Leitmuscheln dieses Horizontes bilden, nämlich Fusus Noe, Cerithium striatum, auriculatum, plicatum, 233 trochleare, Ampullaria perusta, Melania Stygii, Diastoma costellata, Corbula serricostata, Pholadomya Puschi, Psammobia pudica, Cardium gratum.. Mit dem Grobkalke identificiren 22 Arten, darunter einige sehr häufige, mit dem mittlen Meeressande des Pariser Beckens nur 12. doch auch einzelne sehr bezeichnende, mit dem Londonthon 9, und ebensoviele mit der untern Nummulitenformation, mit dem un- tern Meeressande des Pariser Beckens nur 2. An oligocänen Arten kommen nur 4 vor. Aus Allem ergibt sich, dass die obere Nummu- litenbildung Ungarns am meisten mit Ronca und dem Pariser Grob- kalke übereinstimmt. Sie ist auch keine locale Facies des untern Nummulitenkalkes, sondern eine eigene Altersstufe. — (Zbda XLVI, 353—359. 3 77.). H.B. Geinitz, zwei neue dyadische Pflanzen: Schützia anomala aus dem Brandschiefer des untern Rothliegenden bei Brau- nau in Böhmen, wahrscheinlich zu den Coniferen in die Nähe von Cryptomeria gehörend: langgestielte kugelig eiförmige Zapfen in zwei- zeiliger alternirender Stellung. — Rhizolithes Kablikae in den thoni- gen Kalkplatten des untern Rothliegenden von Oberkalma bei Ho- henelbe ähnlich dem Rh. pinnatifidus Lesq im Steinkohlengebirge von Arkansas. — (Neues Jahrb. 523—530. If. 6.) E. Schmid, Bos Pallasi im alten Saalgeschiebe bei Jena. — Die bis 45‘ hohe Uferwand der Saale zwischen Wenigen- Jena und Kunitz zeigt unten bis 12° über den Spiegel der Saale fast horizontale bunte Sandstein$chichten. Darüber folgt der ältere Schutt- boden bestehend aus wellig geschichteten gelbem scharfkantigen Sand mit viel Rollsteinen und etwas Thon. Die Rollsteine sind dieselben, welche noch jetzt von der Saale geführt werden und entsprechen ei- nem höhern und breitern Flussspiegel, aus welchem sich die jetzige Saale entwickelt hat. Die Thone sind stets grau, meist mergelig und sandig, führen viel caleinirte Schneckengehäuse heutiger Arten. Die Mächtigkeit dieses alten Schuttbodens übersteigt nirgends 15‘. Alle Knochenreste und der Schädel des Bos Pallasi finden sich an der un- tern Grenze. Den ältern Schuttboden bedeckt jüngerer von röthlich ockergelber Farbe, ohne Sand und mit viel Muschelkalkblöcken. Der Abhang wurdean bezeichneter Stelle abgeböscht und dabei fand sich das Stirnstück des Bos Pallasi, abgerieben, jedoch noch sicher be- stimmbar. — (Zbda. 541— 544), C. Rominger, Calamoporen aus den Alluvialgebilden von Ann Arbor in Michigan und über verwandte Gat- tungen. — Goldfuss definirte Calamopora als aus Röhren beste- hend, welche durch Poren ihrer Wände communiciren und durch Quer- wände in Abtheilungen geschieden sind. So war Chaetetes und Ste- nopora mit inbegriffen, aber bei C. fibrosa fehlt die Durchbohrung der Wände, was Goldfuss übersehen hatte. Milne Edwards beschreibt nun einen Favosites fibrosus mit Seitenporen und identificirt densel- ben mit der Goldfussschen Art, wogegen R. versichert, dass weder die Exemplare der Eifel noch die von Lexington in Kentuky die Po- XXI, 1863, 16 234 ren haben. Die zwischen Chaetetes Fisch und Stenopora Lonsd an- genommene Unterscheidung weist alle amerikanischen derartigen For- men ebenso wie die äus der Eifel der letzteren zu und für Chaetetes bleiben nur die russischen übrig. Nach dieser Ausscheidung bleiben für Calamopora noch einige Subgenera übrig. So begreift Alveolites Lam die Arten mit niedergedrückten Röhren und ähnlichen an ihrer Oberfläche sich schief öffnenden Zellenmündungen, deren äussere Hälfte eine vorspringende Lippe bildet. Die Verbindungsporen sind verhältnissmässig grösser und unregelmässiger gestellt als bei den Ca- lamoporen, ebenso findet man eine geringere Regelmässigkeit in der Anordnung der Querscheidewände. Ihre Röhren sind nicht selten ge- bogen, mit den Seitenrändern eng verschmolzen und einige der jün- gern Röhren erscheinen wie Seitenzweige der älteren, doch ist eine Vermehrung durch Theilung nicht beobachtet worden und in der Mitte. der Seitenwände zeigt sich stets eine bestimmte Grenzlinie. Alveolites bildet meist überrindende blättrige Massen, erscheint aber auch in der ästigen Form, die schwierig von Limaria zu unterschei- den ist. Dies ist eine dünnzweigige Calamopora mit sehr dicken Röhrenwänden und ausgebreiteten Zellmündungen von rundlichem oder querverlängertem Umfange. Ihre Seitenporen sind gross und nieht zahlreich, die Röhren vermehren sich durch Interpolation und öffnen sich zuweilen am untern Ende in den Seitenrändern der ältern Röhren wie bei Alveolites. Querscheidewände vollkommen oder nur durch seitliche zungenförmige Ansätze vertreten oder auch gänzlich fehlend. Cladopora Hall soll sich durch andere Form der Mündun- gen unterscheiden, doch ist hier eine Grenze nicht zu ziehen. Stria- topora Hall ist wegen ihrer Längsstreifen auf der Innenseite der Röhren getrennt, welche aber bei allen Calamoporen mehr minder deutlich vorhanden sind. Michelinia Kon begreift Calamopora mit sehr weiten Röhren, welche Querwände haben; die Längsstreifen in den Röhren zahlreicher als sonst, die Seitenporen ungemein eng und unregelmässig vertheilt. Haimeophyllum Bill sind getrennte Röh- ren, durch Seitenfortsätze verbunden und unregelmässig eingeschnürt, aber bisweilen vereinigt und dann durch Seitenöffnungen verbun- den und. die Form der Michelinia annehmend. Ganz unberechtigt sind von den Calamoporen getrennt: Emmonsia MEdw und Astroce- rium Hall. Verf. beschreibt noch eine Anzahl Arten speciell, dar- unter auch einige neue. — (Sillim. american. Journal 1862. XXAXIV. 389—398.) A. v. Volborth, die mit glatten Rumpfgliedern ver- sehenen russischen Trilobiten und über die Bewegungs- organe und das Herz derselben. — Die glatten Trilobiten son- dern sich je nachdem. sie deutliche Dorsalfurchen und Trilobation zeigen oder nicht in zwei Gruppen, deren erste Illaenus, Dysplanus und Panderia, die zweite Nileus und Bumaästes vertreten. Verf. be- leuchtet dieselben einzeln und sehr eingehend. Illaenus begreift fol- gende Arten: 1. I. crassicauda Wahlb, von welcher eine Varietät als 235 I. Dalmanni Volb unterschieden wird. 2. I. tauricornis Kut und 3. I. triodonturus Volb. Diese Arten sind sichere Leitarten für die un- tersilurischen Orthocerenkalke. Alle Eichwald’schen Arten und es sind deren 8 in der Lethaea rossica reduciren sich auf I. crassicauda und der Gattungsname Cryptonymus kann die Priorität nicht bean- spruchen. Die Gattung Displanus hat nur D. centrotus Dalm und D. muticus Volb, die Gattung Panderia nur P. triquetra und P. mi- nima, der achtgliedrige Nileus die Art N. armadillo Dalm und der zehngliedrige Bumastes nur B. barriensis Murch. Nach Beschreibung dieser Arten wendet sich Verf. zu den auf dem Umschlage der Pleu- ren befindlichen Panderschen Organen bei Asaphus. Es sind läng- liche an beiden Seiten abgerundete Spalten von 1_-2mm Breite, deren Hinterrand flach und schmal ist, während der Vorderrand ein auf- geworfenes wulstiges etwas über die Spalte überhängendes Ansehen hat und damit die Grenze angiebt, über welche hinaus die Verschie- bung der Pleurenspitzen bei der Contraktion nicht stattfinden konnte. Dem Vorderrande näher als dem Hinterrande behaupten sie dem er- sten eine etwas diagonale Stellung, indem ihr äusseres Ende dem- selben näher ist als das innere. Eine ähnliche Spalte befindet sich auf dem Umschlage des Kopfschildes. Dass diese auch von Barrande an Ogygia desiderata beobachteten Organe in nächster Beziehung zu den Füssen der Trilobiten gestanden haben, ist sehr wahrscheinlich. Dieselben waren natürlich häutige Ruderfüsse.e Das Herz endlich liegt auf der Mittellinie des Körpers dicht unter der Schale des Rük- kens und bildet eine gegliederte Röhre wie bei den lebenden Phyllo- poden zumal Apus cancriformis, scheint aber nach dem Kopfschilde zu sich zu theilen, wenn nicht eine zufällige Bruchlinie die Ursache der Theilung ist. — (Mem. Acad. Petersburg 1863. VI. 48 pp. 4 tbb.) T. C. Winkler, Musde Teyler. Catalogue systematique de la colleetion pal&eontologique. I livr. Harlem 1863. 8°. — Das Tey- ler’sche Museum in Harlem zeichnet sich durch seinen Reichthum wie durch sehr werthvolle Originalien aus und ein wissenschaftlicher Ka- talog desselben kann die Aufmerksamkeit aller Paläontologen bean- spruchen. Verf. liefert einen solchen geordnet nach den geologischen Hauptperioden, von welchen die vorliegende erste Lieferung die pa- läozoischen Arten bringt und zwar erst die Pflanzen, dann die Thiere, beide in aufsteigender Reihenfolge des Systems. Die Arten werden namentlich aufgeführt mit der Synonymie und Literatur und den ein- zelnen Fundorten der in der Sammlung vorhandenen Exemplare. Die äussere Ausstattung ist sehr splendid. Das Teylersche Museum bie- tet seine zahlreichen Doubletten gegen Tausch an. Gl. Botanik. L. C. Treviranus, Welwitschia mirabilis Jos. Hook. — Der rühmlichst bekannte Reiseude Welwitsch ent- deckte im J. 1860 an der Südwestküste von Afrika einen Baum, wel- cher bei einer Lebensdauer von einem Jahrhundert einen einfachen holzigen Hauptkörper hat, nicht über 2 Fuss lang ist und von wel- chem nur der obere Theil, dessen Umfang 14—18 beträgt, um etliche 16* 236 Zoll aus dem Erdboden hervortritt, der keine andern Blätter trägt als die ersten ins Ungeheure vergrösserten, niemals gewechselten Samen- blätter, und der dann sich unmittelbar mit der Blühte und Frucht endigt. Der Stamm, richtiger gesagt der einfache Hauptkörper hat bei einem rundlich zusammengedrückten Umfange die Gesammtform eines umgekehrten Kegels und geht am untern Ende in eine ästige Wurzel über, welche nichts besonderes darbietet. Er besteht aus ei- ner trockenen, etwas rissigen Rinde und einem weissfasrigen Holz- körper ohne Mark. In dem Holzkörper nimmt man weder eine con- centrische Bildung der Substanz, noch die gewöhnlichen Markstrah- len wahr, sondern er besteht aus einem gegen die Rinde zärteren Zellgewebe, in dessen Hauptmasse Gefässbündel so eingefügt sind, dass sie den grösseren Theil davon ausmachen. Nur die zur Wurzel absteigenden Bündel beobachten theilweise eine concentrische Anord- nung, womit sich etwas von einem Marke und von Markstrahlen ver- bindet. Der oberste, dickste Theil des Hauptkörpers hat an zwei entgegengesetzten Seiten, nämlich denen, welche dessen längeren Quer- durchmesser entsprechen, eine tiefe, wagerechte Spalte, deren Lippen fast ohne Epidermis, und nach Farbe und Substanz zu urtheilen von der jüngsten Bildung sind. Der Grund dieser Spalte ist der Ort des Ansatzes eines blattförmigen Organs auf jeder Seite, dessen Unter- theil also von den Spaltlippen eng umschlossen ist. Solcher Blätter sind demzufolge zwei, die sich jedoch gemeiniglich der Länge nach spalten, so dass deren dann mehr als zwei vorhanden zu sein schei- nen. Sie erreichen jedes eine Länge von 6 Fuss und darüber, ihre Breite circa 2 Fuss (ungespalten), so dass eine lineale Gestalt her- auskommt. Dabei sind sie von dicker, lederartiger Substanz und un- gezähntem Rande. Für die Angabe, dass die beiden Blätter die Sa- menblätter seien, müsste auch der Umstand sprechen, dass die beiden Blätter an jungen Exemplaren genau dieselbe Stellung inne haben, als an den ältesten. Von der oberen Lefze der erwähnten tiefen Quer- spalte an, geht der Körper oben in eine Art Krone über, indem er sich in zwei Lappen erweitert, welche in derselben wie die beiden Blätter gegen einander stehen. Dieser Kronentheil ist es, welcher manchmal mit der Beobachtung von Welwitsch den Umfang von 14 Fuss hat. Die Oberfläche dieser Lappen ist in concentrische Halb- kreise von Furchen getheilt, in diesen entspringen die Blühtenstiele. Dieselben stehen daher in Halbkreisen. Sie haben statt der Blätter bloss weitläufig einander gegenüberstehende Schuppen und theilen sich di- chotomisch in Scheindolden, deren letzte Theilungen die Blühten in Form von Kätzchen tragen, die mit denen von Pinus am meisten übereinkommen. Die Blühten, nur den obern Theil der Kätzchen einnehmend, sind entweder hermaphroditische oder weibliche und beide Sexualformen bewohnen besondere Pflanzen. Das Geschlecht ist also polygamisch-diöcisch. Die hermaphrod. Blumen stehen innerhalb ge- wölbter Schuppen des Kätzchens, die Staubfäden sind 6 zur Hälfte in eine Röhre verwachsen. Das Ei hat eine kegelföürmige Gestalt 237 und ist ohne Ovarium. Es endigt sich in einen etwas gewundenen Faden, der einen Griffel mit einer tellerförmigen Narbe trägt. Das Ei in dieser hermaphroditischen Blume ist nicht zur Befruchtung fä- hig. Die weibliche Blühte, übrigens unter ähnlicher Schuppe, wird gebildet durch ein längliches, zweiseitig geflügeltes, oben offenes Pe- rianthium, worin ein einziges Ei ohne Pericarp liegt. Dasselbe be- steht aus dem einfachen Integument, welches in einen geraden Griffel ausläuft, der sich in einer gekerbten Narbe endigt. Die Frucht be- steht aus einem zweiflügeligen Pericarp. — (Bot. Zeitg. 1863. p. 185.) Aug. Sollmann, Sphaerien. — Verf. fand im letzten Win- ter im Hofgarten zu Coburg auf einem Haufen faulender Vegetabilien einen einjährigen Zweig von Robinia Pseudacacia und auf demselben ausser einigen Pusteln auch eine Sphaeria, die ihrem Habitus nach zu der Tribus: Caespitosae gehörte, doch von ihr auch abwich. Vrf. hält sie daher für eine Novität und giebt ihr wegen der indigoblauen Farbe ihrer Perithecien bei durchfallendem Lichte den Namen Sph. cyanea. Sphaeria cyanea n. sp. Sectio: Epiphaericae. Fries Systema Mycologicum. Tribus: Caespitosae. + Ostiolo papillaeforme. Caespites minuti, subrotundi, rarius elongati. Perithecia minuta, mol- lia, tenacia, laevia, primo pallida, dein nigricantia, luce permeante indigocyanea, aggregata, inter se libera, obovata, collapsa cupulae- formia, Ostiolis papillaeformibus. Stroma pallidum, cortici interiori insidens. Gelatina alba. Asci elavati, octospori. Sporidia elliptica, albicantia, uni-triseptata. Paraphyses? Rara; in cortice ramorum emor- tuorum Robiniae Pseudacaciae hieme. G. Passerini und G. Giorgini, die von den Pflanzen ausgeschiedene Kohlensäure. — Um die Ausscheidung der Koh- lensäure aus den Wurzeln der Pflanzen zu prüfen, wiederholten die Verff. den Versuch von Liebig, der darin besteht, dass man die Wur- zeln einer aus dem Boden genommenen Pflanze in eine Lösung von Lackmustinctur stellt, wobei die Wurzeln, so viel als möglich un- verletzt herausgenommen, vorher mit destillirtem Wasser wohl gerei- nigt, ganz in die Lösung gesetzt werden. Während der kalten Jah- reszeit zeigte sich nach 4—6 Tagen eine entschiedene Röthung der Lackmustinctur; im Frühjahr und im Sommer wurde das Resultat noch an demselben Tage und oft schon in wenigen Stunden erreicht. Durch die Probe mit Kalkwasser kann man sich überzeugen, dass die Säure CO, ist. — Da der Einwand, dass die nothwendige stets bei solchem Versuche zerrissene Wurzel einen Einfluss ausüben könne, so wieder- holten die Verff. die Versuche mit Lemna minor, aber auch hier er- hielten sie dasselbe Resultat, noch stärker bei aufscheinendem Son- nenlichte. Auch die Luftwurzeln von Hartwigia comosa (Cordylina vivipara) lieferten CO,. Es scheint aber die Ausscheidung von COs nur von kurzer Dauer zu sein, denn wenn die Wurzeln, welche sich in reinem destillirten Wasser 24 Stunden frisch erhalten hatten, dar- 238 auf in Lackmus-Lösung gestellt wurden, liessen sie diese unverändert, Aus vielfachen noch anderweitigen Versuchen glauben die Verf. vor Allem schliessen zu können: dass sich in den Geweben der Pflanzen eine Menge von CO; befindet, welche einen absteigenden weg nimmt. — (Bot. Zeit. 1863. p. 197.) Jul. Sachs, Einfluss des Tageslichts auf Neubildung und Entfaltung verschiedener Pflanzenorgane — Die Zellentheilung, auf welcher die Neubildung der Pflanzenorgane beruht, findet in dem normalen Verlaufe der Vegetation gewöhnlich an sol- chen Orten statt, welche dem unmittelbaren Einfluss des Tageslichtes ganz oder theilweise entzogen sind, Die unterirdischen Wurzeln, Rhizome und Knollen bilden sich oft so tief im Innern eines dichten schüssigen Bodens, dass bei ihnen von einer unmittelbaren Mitwirkung des Tageslichts kaum mehr die Rede sein kann; aber auch die Neubildung der Blühtenknospen erfolgt nicht in tiefer Finsterniss. So bei Tulipa, Hyacinthus, Crocus, Arum, Mondraute, Pilzen a. a. Selbst an ober- irdischen Pflanzentheilen treten aber die Vorgänge der Zelltbeilung oft in tiefer Dunkelheit ein. Das Zellen bildende Cambium älterer Bäume etc. ist gewöhnlich von einer undurchsichtigen Borke umhüllt u. s. w. — Dagegen finden aber auch häufig. Zelltheilungsvorgänge unter stark durchscheinenden Umhüllungen statt, welche das Tages- licht noch in namhafter Stärke zutreten lassen. So ist z. B. die ver- dickende Cambiumschicht einjähriger Zweige durch die grüne Rinde und selbst durch das anfänglich dünne Periderm keineswegs voll- ständig verdunkelt. — Im Allgemeinen kann man aber annehmen, dass Finsterniss der Neubildung günstig ist; während durch Lichtinten- sität die assimilirende Thätigkeit der fertigen grünen Organe ge- steigert wird. Aus diesem Resultate kommt der Verfasser dann wei- ter zu dem Schlusse, „dass der Vegetationsprocess um so ausgiebiger, rascher und kräftiger sich vollzieht, jemehr bei einer Pflanze gleich- zeitig die Neubildungsherde verdunkelt und je mehr zugleich die fer- tigen grünen assimilationsfähigen Organe dem Tageslichte ausgesetzt sind.“ Dies tritt um so deutlicher hervor, je höher man in der Reihe der Pflanzenformen emporsteigt. Um zu zeigen, dass die Annahme, die Dunkelheit begünstige die Zellbildungsprocesse, die Wahrschein- lichkeit für sich hat, kann man zunächst anführen, dass auch solche Zelltheilungen, welche an stark beleuchteten Oberflächen einzutreten pflegen, durch starke Verdunkelung nicht vermindert werden, und noch beweisender sind natürlich solche Fälle, wo auf abnorme Weise im Finstern Neubildungen entstehen, welche an denselben Stellen im Lichte nicht eintreten würden. Zum Beweise für Beides stellt Verf. verschiedene Versuche an, namentlich mit Beta vulgaris u.a. Gleich- zeitig mit einer in’s freie Land gepflanzten Rübe wurde eine eben ‚solche in einen Blumentopf gesetzt und in den dunkeln Raum eines geräumigen Schrankes gestellt. Die Blätter entwickelten sich eben go zahlreich, sogar etwas rascher als im Freien; freilich hatten sie keine grüne Färbung. — Von diesen Neubildungen kommt der Verf. 23% dann weiter zu der Entfaltung. Die auf Zellenwachsthum beruhende Ausdehnung und Entfaltung der Blätter, Internodien und Blühten: ist von der unmittelbaren Einwirkung des Tageslichts in sehr yerschie- dener Art abhängig, so dass sich bei dem durch Lichtmangel bewirk- ten Vergeilen oft eine grosse Verschiedenheit der innern Organisation geltend macht: manche Theile erreichen im Duukeln ihre normalen Dimensionen nicht, andere erfahren ein einseitig übertriebenes Wachs- thum, manche verderben im Finstern bevor sie sich entfalten, und ‚endlich giebt es solche Organe, die sich in tiefer Finsterniss so ent- wickeln, dass man sie von den im Freien entwickelten kaum unter- scheiden kann. — Als Schluss seiner längeren At anna] stellt Verf. endlich folgende Resultate zusammen: 1. Die auf Zeilentheilungen beruhenden Neubildungen können oft in tiefer Finsterniss entstehen, sie sind im natürlichen Verlaufe der Vegetation in mehr oder minder vollkommener.Art gegen den direeten Einfluss des Tageslichts geschützt, und selbst diejenigen Zelltheilungen, welche gewöhnlich unter dem Einfluss desselben statt- finden, können auch im Finstern hervorgerufen werden; in einzelnen Fällen können Neubildungen dureh Dunkelheit begünstigt werden und es macht sich bei den Pflanzen im Allgemeinen das Streben geltend, die Neubildungsherde dem unmittelbaren Einfluss des “Lightes zu - entziehen. 4 2. Dagegen übt das Tageslicht in den meisten Fällen einen auffallenden Einfluss auf das Wachsthum der bereits angelegten Or- gane aus. Die chlorophylibildenden Laubblätter sind in ihrem Wachs- tbum, wie es scheint, immer abhängig vom Lichte, indem dieses ein übermässiges Längenwachsthum zurückhält, anderseits aber die Brei- tenausdehnung begünstigt. Die Internodien werden von dem Tages- lichte in sehr verschiedenen Graden beeinflusst, entweder sie werden in ihrer Streckung fast vollständig zurückgehalten (wie die ersten Internodien der Knollentriebe der Kartoffel), oder ihr Längenwachs- thum wird mehr oder minder auffallend gemässigt (welches der ge- wöhnlichste Fall zu sein scheint), oder das Licht übt einen unmerk- lichen Einfluss auf ihre Verlängerung. — Das Wachsthum der Blüh- ten ist entweder unabhängig von dem unmittelbaren Lichteinfluss, oder dieser ist unentbehrlich zur Ausbildung der Knospe. So z.B. bei Brassica, Cheiranthus, Cucurbita, Tropaeolum, Papaver. Die Ent- faltung der Blühten dagegen ist, wenn die Knospe vorher hinreichend ausgebildet war, in allen untersuchten Fällen auch im Finstern möglich. 3. Mittelbar sind sämmtliche Neubildungen und Wachsthums- processe von dem Tageslichie bedingt, insofern dieses für den Assi- milationsprocess, d. h. für die Bildung organisirbarer Substanzen aus unorganischem Material, unentbehrlich ist; mittelbar ist selbst noch das Wachsthum derjenigen Pflanzen vom Lichte abhängig, welche weder Chlorophyll besitzen, noch dem Lichte jemals unmittelbar aus- gesetzt sind, weil dieselben von organischen Verbindungen leben, welche in letzter Instanz, mögen sie von Pflanzen oder Thieren her- 240 rühren, nur durch chlorophyllhaltige Pflanzen unter dem Einfluss des Tageslichtes aus unorganischen Stoffen erzeugt werden. Mit zuneh- mender Vollkommenheit der Organisation macht sich immer mehr die Fähigkeit der Pflanzen geltend „gleichzeitig die Neubildungsherde dem Lichte zu entziehen und die chlorophylihaltigen Theile dennoch dem Lichte möglichst vollkommen auszusetzen. — (Beilage zur Bot. Zeitung von 1863). H. G. Reichenbach, fil., zwei neue Orchideen. — Den- drobium Parishii aff. Dendrobio nobili, labello ovato rhombeo, limbo anteriori fimbriato dimidio antico superne et inferne villosulo, linea ante basin elongata incrassata bisulcata calva, columna apice triden- tata, dente postico subulato, dentibus lateralibus semioblongis, antro in basi excavato superne bilobula. — Bolbophyllum psittacoglossum aft. B. macrantho Lindl. folio petiolato abrupte oblongo, pedunculo uni- floro, sepalis lateralibus decurvis, tepalis lingulatis acutis, labelli un- gue utrinque dente libero, labello trifido, lacinia laterali utraque tri- angulo apice antrorso denticulata, cum lamella erecta connata, lacinia media oblonga carnosa hinc tuberculata, striolatave carina humuli in- ter lacinias laterales usque in discum laciniae mediae, columna breve tridentata, anthera acuminata, polliniis 4, internis parvis. — (Botan. Zeitung 1863. 237.) L. Dippel, die Harzbehälter der Weisstanne und die Entstehung des Harzes in denselben. — Die normalen Harz- behälter der Weisstanne sind dreierlei Art: a. Einzelne, vorzugsweise zwischen den dünnwandigen Holzzellen zerstreut stehende Holzpa- renchymzellen (Hartigs Zellfaser): Harzzellen. b. Grössere Grup- pen gestreckter harzführender Holzparenchymzellen, Harzzellen- gruppen, welche stets von kürzerem stärkeführendem Holzparenchym begleitet werden, die nur in höherem Alter hie und da Harz führen. c Aechte, stets von stärkeführendem Holzparenchym umgebene, mit den Markstrahlen in Verbindung stehende Harzgänge. Die Entstehung ist in dem Holze der Weisstanne immer an das Holzparenchym gebunden und es tritt dieselbe niemals in normaler Weise in den eigentlichen Holzzellen auf. Es geht dieselbe immer von der Umbildung des In- haltes der letzteren Zellenart, der im Winter aus Stärke besteht, aus, Wo neben dieser Umbildung eine Desorganisation von Zellen stattfindet, was nur bei den ächten Harzgängen und in deren centraler Zellpartie der Fall ist, da haben wir sie nicht als Ursache, sondern vielmehr als Folge der Harzbildung, somit als eine secundäre Erscheinung auf- zufassen. Der normale Vorgang bei der Harzbildung dürfte etwa in folgender Weise verlaufen: das während des Winters in den Mark- strahlen und Holzparenchymzellen immer in bedeutender Menge vor- handene Stärkemehl zerfällt während der Vegetationsperiode nach Abgabe von Sauerstoff in Wasserstoff und Terpentinöl (aus 5C12H20010 werden 3C20H32 + 2H20 + 480), welches letztere seinerseits an- fangs zum Theil in Harz übergeführt wird (durch Hinzutreten von 241 Sauerstoff wird aus je 2C»H332 + 60: — CuoHs0s + 2H20), zum Theil aber als Lösungsmittel des letzteren verbleibt, bis später die ganze Oelmenge in Harz umgewandelt erscheint und dieses seine grössere Festigkeit erlangt, wo dann eine normale Vermehrung nicht mehr stattfindet. — (Zbda. p. 253.) R.D. Zoologie. B. Naunyn, die zu Echinococcus hominis gehörige Taenie. — Nachdem v. Siebold nachgewiesen, dass die Scoleces des Echinococcus veterinorum im Darm des Hundes zn Tae- nia echinococceus sich entwickeln, war die Speciesidentität der Echi- nocokken bei verschiedenen Thieren bald dargethan. Für die Echi- nocokken des Menschen aber wurden nur negative Resultate erzielt. Verf. erhielt deren Scoleces aus einer menschlichen Leber und ver- fütterte dieselbe an zwei Hunde. Der eine wurde 28 Tage später geschlachtet, hatte keine Eingeweidewürmer im Darm, Leber, Lungen, Nieren waren gesund. Der andere wurde am 35. Tage nach der Füt- terung getödtet. Im Darme fanden sich vereinzelt zwischen den Zot- ten 1—1!/y‘“ Jange Taenien ganz gleich der Taenia echinococcus, vier- gliedrig, im dritten Gliede deutlich mit Penis, Cirrusbeutel und Vulva, im vierten diese Theile vollkommen entwickelt, auch der Uterus mit Eiern bereits strotzend gefüllt. Am Kopfe 4 Saugnäpfe, dazwischen ein bauchiges Rostellum mit 36—44 Haken in zwei Reihen; die vier Gefässstäimme deutlich. Es ist nun höchst wahrscheinlich, dass diese Taenien von den gefütterten Scoleces herstammen. Dieselben kom- men bei den Berliner Stadthunden nur äusserst selten vor und ihre Entwicklung entspricht auch der Zeit von der Fütterung bis zur Töd- tung des Thieres. — (Müllers Archiv 1863. $. 412—416. Tf. 10.) Grube, über die Sabellen. — Ringelwürmer in Körperform, Wechsel der Borsten, Gegenwart des Halskragens, Gestalt der Kie- men, grüner Farbe des Blutes den Serpulen gleich, auch wie diese in festen Röhren steckend und nur mit dem Vorderende und Kiemen- büschel hervortretend, aber der die Röhre bildende Körperschleim verkittet bei ihnen noch Schlammtheilchen, Sandkörner, Schalenstück- chen, so dass die Röhre biegsam lederartig und nicht starr kalkig ist wie bei den Serpulen. Deren Mantelhaut feht den Sabellen und ihre Arten sind nach der Form der Röhren gar nicht zu bestimmen, viel- mehr nach dem Bau der Kiemen, den Verhältnissen der Leibesseg- mente und ihrer Bauchschilder, der Gestalt des Halskragens, dem Ausgange des Darmes. Die zugleich als Tastorgane fungirenden Kie- men stehen auf dem Rande von zwei starken knorpeligen Blättern, welche meist nur halbkreisförmig eingekrümmt, doch Anlage zu einer Spirale zeigen und zuweilen eine solche bilden. Die Kiemenfäden sind meist einfache Zellen in doppelter Reihe an einander gefügt, fast stets am Innenrande rechts und links mit Bärtelchen, bisweilen auch an der Rückseite mit weitläufigeren Fiederpaaren besetzt, sogar mit Augen bei einer Sabelle mit mehr denn 200 und jedes derselben enthält wieder mehre Linsen oder nur eine. Die Spitze der Kiemen- 242 fäden ist nackt, um so mehr fallen die beiden buchdeckelartigen Blätt- chen bei S. candela auf. Die Kiemen sind bei den Serpulen zinnober- roth, weiss, hellgelb, bei den Sabellen violet, braun, ockergelb, fast immer gebändert. Ihr Flimmerepithelium führt in äusserst zarten Strömen die im Wasser suspendirten organischen Partikelchen theils zum Munde theils zum Vorderende des Leibes, wo sie als Bauma- terial füs die Röhre verwendet werden. Da nun diese so sehr wich- tigen Kiemen nur mit einer schmalen Basis dem Körper ansitzen und leicht abreissen: so vermag sie das Thier bei Verlust zu reproduei- ren wie Verf. es bei S. saxicola beobachtete und Dalyell sah, dass S.bombyx verstümmelt in einem Endstück neue Kiemen bildete. Vor 100 Jahren war nur eine Sabella bekannt, Savigny zählte zehn auf und Verf. kennt jetzt 58, wovon 5 auf Grönland, 8 auf Norwegen, 14 auf das adriatische und Mittelmeer kommen. — (Schlesischer Jah- resbericht ÄL, 44—-46.) Grube, die Phyllopoden mit zweiklappiger Schale. — Die meisten zweischaligen Krebss sind sehr winzig und mit nur wenig Füssen versehen, einige grösser bis Zoll lang und mit 10 bis 24 Fusspaaren, die wie zerschlitzte Blätter aussehen und am Rande lang beborstet sind. Aber diese dienen nicht zum Schwimmen, son- dern nur das hintere, sehr kräftige Fühlerpaar, das in zwei gegliederte langborstige Aeste ausläuft und ganz nach unten gerichtet ist. Es sind die Phyllopoden in drei Gattungen, von welcher Estheria über alle Welttheile verbreitet ist, Limnadia viel beschränkter, Limnetis in Schlesien ‚fehlt. Nur die Schalen der Estherien besitzen zahlreiche Anwachsstreifen und Wirbel und können mit Muscheln verwechselt werden, wie denn die fossilen Posidonomyen jetzt zu den Phyllopo- den versetzt werden. Die etwas ovalen, aber oft abgestutzten Klap- pen erweisen sich bei den lebenden als Hälften eines einzigen der Länge nach gebrochenen scharf gefalteten Rückenschildes, sie besi- tzen kein Band, keine Schlosszähne. Die Wirbel liegen soweit nach vorn wie bei keiner ähnlichen Muschel, der einzige Schliessmuskel befestigt sich unterhalb der Wirbel, aber nicht ın der Mitte wie bei den Monomyiern. Die Estherienschalen sind ferner biegsam und zart wie Papier, meist farblos und so durchsichtig, dass man die weichen Theile erkennen kann. Nur E. donaciformis aus Cordofan ist undurch- sichtig, braun mit weissen Wirbeln und fest, nicht biegsam, An der Innenfläche der Klappen erhebt sich hier wie bei gewissen Muscheln eine niedrige Lamelle, ein Septum und zieht sich etwas nach unten ohne die Mitte zu erreichen. Die Schale ist dreieckig oval, hat 33 bis 40 Wachsthumslinien bei 9mm Länge, 6mm Höhe und 4mm Dicke, Der Kopfschnabel ist spitzwinkelig, doch ohne abgeschätztes Spitz- chen, den Seitenrand der Endblätter des letzten Segmentes besetzt ein Kamm von etwa 40 Zähnchen und die Füsse zeichnen sich durch ihren borsterrandigen Branchialanhang aus. Die afrikanische E. Da- halacensis stimmt mit der bei Wien, Pesth und in Sicilien beobach- teten E. pestinensis überein. Von Limnadia kennt Verf. nur 3 Arten, 243 Sie unterscheidet sich von den Estherien in der Beschaffenheit des Kopfes, in der Form der innern Fühler und im Bau der Füsse, Die Schale besitzt nur sehr wenige Anwachsstreifen, eine ovale Gestalt mit linsenförmiger Wölbung und auffallender Durchsichtigkeit, gar keine Wirbel. — Die Schale der Estherien ist der erhärtete Ueberzug des zweilappigen Rückengebildes, das sich ganz dem Mantel der Muscheln gleichstellen lässt, während der innere, das Hohl des Mantels aus- kleidende Ueberzug der mit dem Aeussern ein Ganzes bildet und in die Haut des Leibes übergeht wie diese eine zarte Membran darstellt. Die ‚Schale besteht aus lauter übereinander gelagerten Blättern. Da nun die auskleidenhe Membran stets einfach erscheint, muss man schliessen, dass bei den Häutungen nur die auskleidende Membran mit der übrigen Haut abgeworfen wird, das äussere Blatt aber bleibt und die Schale verdicken hilft, Hier geschieht also dasselbe wie bei Pelonia, Damaeus und andern Milben, nämlich vollständige Häutung, aber nur ein partielles Abwerfen der alten Haut. E. donaciformis mit 40 Wachsthumslinien an der Schale nat ebensoviele Häutungen gehabt, was nicht auffällt, da Joly bei E. cycladoides in 15 Tagen 6 Häutun- gen beobachtete. Am Rande der Blätter steht eine Reihe zarter Haare (mit Haut überzogene Verlängerungen des Mantelrandes), welche ab- brechen und nur am Rande des jüngsten Blattes sichtbar bleiben. — (Schlesische Verhandlungen XL, 41—44.) _H. Loew, die europäischen Bohrfliegen (Trypetidae) erläutert durch photographische Flügelabbildungen. Wien 1862. Fol, — Dieses in wissenschaftlicher wie artistischer Hinsicht vollendete Prachtwerk behandelt eine Thierfamilie, welche von den Zoologen in auffallender Weise vernachlässigt, vom übrigen wissen- schaftlichen und unwissenschaftlichen Publikum als Geschmeiss ver- achtet wird, obwohl sie mit vollstem Rechte die allseitige Beachtung und ernsteste Aufmerksamkeit beanspruchen kann, Verf. hat sie seit einer langen Reihe von Jahren eingehend siudirt und legt die Resul- tate seiner gründlichen Untersuchungen vor. Als die schärfsten Fa- miliencharactere der Trypetiden stellt er folgende auf: 1. die hornige dreigliedrige, in eine einfache Spitze auslaufende Legröhre des Weib- chens und der ihrer Länge entsprechende fadenförmige an seinem Ende nicht getheilte Penis des Männchens; 2, die bei beiden Geschlech- tern breite Stirn und die Anwesenheit von starken Borsten am vor- dern Seitenrande derselben, welche nicht der vom Scheitel herabstei- genden sondern einer eigenen dem Stirnrande etwas näher stehenden seitlichen Reihe angehören; 3. die Anwesenheit von Endborsten an der Spitze der Mittelschienen bei der Abwesenheit äusserer Borsten vor dem Ende der Schienen; die Anwesenheit des vollständigen Flügel- geäders der Acalyptera; die steile Richtung, in welcher das Ende der Hülfsader zugleich undeutlich werdend zu dem Flügelrande läuft, die Beborstung der ersten Längsader und die Grösse der vollständig entwickelten Wurzelzellen. Die europäischen Arten vertbeilen sich auf 22 Gattungen, für welche folgender Clavis dient. 1. Flügel nicht 244 gegittert 2; Flügel gegittert 16. — 2. Augen sehr klein, Backen auf- fallend breit: Platyparea mit 3 Arten, Augen gross, Backen schmal oder mässig breit 3. — 3. Fühlerborsten lang behaart: Euphranta n. gen. nur mit connexa Fbr; Fühlerborste mit kurzer Pubescenz 4. — 4. Schildchen zweiborstig: Aciura mit 3 Arten; Schildchen vier- borstig 5. — 5. Flügel auf der Vorderhälfte dunkelbraun, auf der Hinterhäfte glasartig: Hemilea n. gen. mit dimidiata Costa; Flügel bandirt, gefleckt oder ungezeichnet 6. — 6. Hinterste Wurzelzelle mit zugespitztem Hinterwinkel 7; dieselbe am Ende mit convexer Be- grenzung 15. — 7. Das Vorderende der hintern Querader auffallend nach der Flügelwurzel hin zurückgerückt: Anomoea mit antica Wiedm; dasselbe gar nicht zurückgerückt 8. — 8. Kahle glänzende Arten mit kurzer Legröhre 9; durch Bestäubung und Behaarung matte Arten mit langer Legröhre 13. — 9. Flügel mit geschwungenen Binden, de- ren eine die Flügelspitze säumt, während die vorherrschende durch die zweite Hinterrandszelle läuft: Acidia mit 4 Arten; Flügel mit geraden Querbinden, (nur bei dem Männchen eine Art unvollkommen) 10. — 10. Flügel verhältnissmässig gross 11; verhältnissmässig klein 12. — 11. Drittes Fühlerglied ohne scharfe Ecke, dritte Längsader in grosser Ausdehnung beborstet, Unterseite der Hinterschenkel am Ende nicht beborstet: Spilographa n. gen. mit Abrotani Meig, hami- fera, Artemisiae Fbr und Zoe Meigen; drittes Fühlerglied mit schar- fer Ecke, dritte Längsader nur an der Wurzel mit etlichen Borsten, Unterseite der Hinterschenkel am Ende beborstet: Zonosoma n. gen. mit alternata Fall und Meigeni. — 12. Schildchen nicht geschwollen: Rhagoletis n. gen. mit cerasi Lin; Schildchen aufgeschwollen: Oeda- spis n. gen. mit Fissa, multifasciata, Schineri und Wiedemannni Meig. — 13. Dritte Längsader beborstet, letzter Abschnitt der vierten Längs- ader bogig gekrümmt: Rhacochlaena n. gen. mit toxoneura; dritte Längsader unbeborstet, letzter Abschnitt der vierten Längsader gerade 14. — 14. Rüssel nicht gekniet: Trypeta 9 Arten mit ungefleckten Flügeln, 3 mit gefleckten Flügeln, 5 mit ungezeichneten Flügeln; Rüs- sel gekniet: Eusina mit Sonthi Lin. — 15. Das Ende der 4. Längs- ader convergirt stark gegen die dritte: Myopites mit Inulae Ros und longirostris; das Ende der vierten Längsader ist der dritten parallel: Urophora 3 Arten mit unbandirten Flügeln, 10 mit bandirten Flügeln. — 16. Flügel nur mit etlichen Fleckchen am Vorderrande und mit einer unvollkommen gegitterten Querbinde: Sphenella mit marginata Fall.; Flügel mit deutlichem wenn auch bisweilen verblasstem oder wenig ausgebreitetem Gitter 17. — 17. Körper stoppelhaarig, Schild- chen aufgetrieben und polirt: Carphotricha n. gen. mit gutturalis Meig, papillata Fall, strigilata; Körper mit gewöhnlicher Behaarung, Schild- chen nicht aufgetrieben und nicht polirt 18. — 18. Dritte Längsader deutlich beborstet: Oxyphora mit 6 Arten; dritte Längsader nicht beborstet 19. — 19. Flügel an der Basis in grosser Ausdehnung un- gezeichnet: Urellia mit 8 Arten; Flügel bis gegen die Basis gegittert oder doch auf der Basis mehr oder weniger gefleckt 20. — 20. Rüs- 245 sel gekniet: Oxyna mit 16 Arten; Rüssel nicht gekniet; Tepleritis 27 Arten. Von den beiden Gattungen der Dacina endlich mit je einer Art: Ceratitis Körper ziemlich behaart, die vordere der beiden klei- nen Wurzelzellen nicht erweitert, und Dacus Körper sehr kahl, die vordere der beiden kleinen Wurzelzellen ausserordentlich erweitert. Die Gattungen werden im speciellen Theil näher charakterisirt und die Arten ausführlicher beleuchtet. Die schönen Photographien der Flügel sind auf 26 Tafeln zu je 4 auf einer Tafel, also in Allem 104 zusammengestellt. Baer, Generationswechsel bei Fliegen. — Wagner in Kasan beobachtete im faulenden Baste der Espe, Vogelbeere, Ulme und Linde die Larve einer Fliege, welche sich nicht zum vollkom- menen Insekt entwickelt, sondern in der neue Larven von demselben Bau aus dem Fettkörper heraus sich entwickeln. Diese Tochterlarven wachsen schnell heran und entwickeln aus sich wieder neue Larven, wobei die Mutterlarve zu Grunde geht. Diese Generationen begin- nen im Herbst und gehen im Winter und Frühling fort bis im Juni aus den letzten Larven die ausgebildeten geschlechtsreifen Cecido- myen auskriechen, welche sich paaren und sehr wenige grosse Eier legen, aus denen die erste Larvengeneration hervorgeht. [Es sind genaue Darlegungen dieser Beobachtungen erforderlich, insbesondere des innern Baues der Larven und der Entwicklung der Tochterlar- ven, um eine Einsicht und Urtheil über die höchst überraschende Er- scheinung zu gewinnen]. — (Bulletin Acad. Petersburg VI, 239). R. Kner, die drei Fischgattungen Pterophyllum, Symphysodon und Monocirrhus. — Obwohl schon von He- ckel früher ausführlich beschrieben sind diese sehr seltenen von Natterer gesammelten Fische doch noch nicht genügend gewür- digt. 1. Pterophyllum scalare Heckel (Ann. Wiener Mus. I. 334—337) von Bloch als Platax scalaris aufgeführt. Castelnaus Plataxoides Du- merilii gehört derselben Gattung aber einer andern Art an. Bleeker stellte aber ganz irrthümlich diesen Plataxoides neben Platax, dage- gen Pterophyllum in seine Familie der Cychloidei oder Chromidae. Die Heckelsche Art hat 12—13/25—24 Strahlen in der R., 6/2830 in der A., 1/5 in den B., 12 in den Br. und 2/16/2 in der Schwanzflosse. Die Stacheln sind heteracanth, von den Gliederstrahlen nur die zwei ersten und letzten der Rückenflosse einfach, alle übrigen dichotom. Die dünnen schön ctenoiden Schuppen haben einen Fächer von 13—16 Radien. Zwischen- und Unterkiefer tragen Sammetzähne, 5 Kiemen- strahlen; Schlundknochen getrennt und mit vielen Zähnen. Den obern Mundrand bildet allein der Zwischenkiefer. Die Vergleichung des Skelets erweist keine Verwandtschaft mit den Chätodonten, 2. Sym- physodon discus Heckel, der vorigen Art nah verwandt, hat ausser den von Heckel angeführten Merkmalen keine fransige Pseudobran- chie, ausgezeichnet heteracanthe Stacheln in der Rücken- und After- flosse, in letztrer nur 8 (nicht 10) Strahlen, ächt ctenoide Schuppen, vereinigte und nicht verwachsene Schlundknochen, — 3. Monocirrhus 246 polyacanthus Heckel ähnlich mit Capros, doch sicher generisch un- terschieden davon. — (Wiener Sitzungsber. XLVI, 294—303. 2 7/f.) C. Heller, zur Litoralfauna des adriatischen Mee- res. — Verf. machte seine Excursionen vom 8. Mai an um Lissa, Ra- gusa und Lesina und beschreibt folgende dabei gesammelten Thiere: Goniodiscus placentaeformis und acutus, Pectinura Forbesi, welche Gattung gegen J. Müller aufrecht zu erhalten ist, ebenso die Gattung Amphiura, welche Lütken also diagnosirt: Scheibe klein, Arme dünn, fadenförmig; erstre mit kleinen dachziegeligen Schuppen bekleidet, die Radialschilder deutlich, der Scheibenrand häufig eingebuchtet; Mundschilder klein, nach aussen nicht verlängert; Ränder der Mund- spalten mit drei Papillen, die innere Papille sitzt immer auf der brei- ten Kaufläche der Mundhöhle zugekehrt; die Rückenplatten der Arme queroval, die Bauchplatten vier- oder füntseitig, die Seitenstacheln kurz und auf Kielen der Seitenplatten eingefügt, Schuppen an den Tentakelporen meist zwei, selten eine oder gar keine. Von den 4 Arten gehört A. Sundevalli nur dem nordischen Meere an, die näm- lich filiformis, squamata und Chiajei dem adriatischen. Ausserdem kommen um Europa noch vor A. neapolitana, brachiata, florifera und punctata. Die nächst verwandten Gattungen ordnet H. nach folgen- den Merkmalen: A. Scheibe über dem Ursprunge der Arme mit deut- lichem Ausschnitte und mit einer Reihe Papillen, Radialschilder deut- lich und nackt, Mundschilder ziemlich gross schild- oder leierförmig, Mundpapillen zahlreich. a. die Papillenkämme in der Mitte über Ursprunge der Arme unterbrochen; Rücken der Scheibe mit dach- ziegeligen Schuppen, Rand ziemlich stumpf: Ophiura. b. Papillen- kämme in der Mitte nicht unterbrochen, Ausschnitte klein, Scheibe oben mit rundlichen Schuppen und gekörnter Haut, Rand ziemlich scharf: Ophiocten. B. Scheibe über dem Ursprunge der Arme ohne oder mit kieinem Ausschnitt, ohne Papillenkämme, Mundschilder klein; Radialschilder deutlich. a. Schuppen an der Rückenseite der Scheibe von einem Kranze kleinerer Schüppchen umgeben; Mundschilder nach aussen zwischen die Arme etwas verlängert, Mundpapillen zahlreich: Ophiolepis. b. Rücken der Scheibe mit einzelnen runden Schuppen meist in zehn radiale Reihen geordnet, dazwischen Körner, Mund- schilder sehr klein, breiter als lang, Mundpapillen an den Mundspal- ten: Ophiolepis. Letztere Gattung hat nur die nordeuropäische O. aculeata, Ophiocten nur die ägeische Ophiura abyssicola, Ophiolepis nur aussereuropäische Arten, ÖOphiura nur europäische und davon sind adriatische ©. albida, ceiliata und Grubei. Ferner beschreibt H. noch Ophiopsila aranea und aus der Klasse der Crustaceen: Ebalia Costae, Calliaxis nov. gen. zunächst verwandt mit Laomedia und Cal- liadne mit der neuen Art Calliaxis adriatica, dann Pandalus Rathkei und gibt zuletzt eine Uebersicht sämmtlicher Echinodermen und Cru- staceen desselben Faunengebietes mit Angabe der Tiefenzonen und Localitäten. — (Wiener Sitzungsberichte XLVI, 415—445. 3 17.) @l. 247 Bücher-AÄnzeigen. annnnan Serbil- Bericht Zur 1863. Bibliothek des naturgeschichtlichen Unterrichts, Bewährte Unternehmungen fir Schule und Haus von Ferdinand Hirt, Königliehem Universitäts-Buchhäudler in Breslau. I. Für den zoologischen Unterricht. Das Thierreich. Mit 568 naturgetreuen Abbildungen. (Theil I. v. Schil- ling’s Naturgeschichte.) Achte Bearbeitung. 20 Sgr. Atlas des Thierreichs. In mehr als 1000 Abbildungen der Thierwelt, wie von — nach den fünf Welttheilen geordneten — Gruppen der Völ- ker und Thiere. Geh. 2 Thlr. Schul-Atlas des Thierreichs. Zur Belebung und Förderung der verglei- “chenden Anschauung. In 500 Abbildungen. Cart. 221/32 Sgr. II, Für den botanischen Unterricht. Das Pflanzenreich, nach dem Linne’schen System, unter Hinweisung auf das natürliche System. Nebst einem Abriss der Pflanzengeschichte und Pflanzengeopraphie. Mit 523 Abbildungen. (Theil II. von Schil- ling’s Naturgeschichte. Achte Bearbeitung. 20 Sgr. Das Pflanzenreich, nach dem natürlichen System, unter Hinweisung auf das Linne’sche System. Nebst einer Pflanzengeschichte und Pflanzen- geographie. Von Dr. Fr. Wimmer. Mit 560 Abbildungen. (Ergän- zungsband von Schilling’s Naturgeschichte.) Siebente Bearbeitung. 22!/2 Sgr. t Atlas des Pflanzenreichs. In nahe an 1000. Abbildgn. von Pflanzen und Bäumen, wie von — nach den Zonen geordneten — Baum- u. Pflan- zengruppen. Geh. 12/3 Thlr. Eine Schul-Atlas des Pflanzen- und Mineralreichs. In 392 Abbildungen aus der Pflanzenwelt und 272 mineralogischen Abbildungen. Cart. 22/2 Sgr. Flora von Schlesien, preussischen und österreichischen Antheils. Nach natürlichen Familien, mit Hinweisung auf das Linn@’sche System. Von Dr. Fr. Wimmer. Dritte Bearbeitung. 3!/s Thlr. II, Für den mineralogischen Unterricht. Das Mineralreich, Oryctognosie und Geognosie. Mit 460 Abbildungen. (Theil III. von Schiling’s Naturgeschichte.) Siebente Bearbeitung. 17!/, Sgr. Atlas des Mineralreichs. In mehr als 800 Abbildungen aus dem Gebiete der Krystallographie, Petrographie, Paläontologie, Geotektonik, For- mationslehre und Geologie. 1!/a Thlr. Schul-Atlas des Mineral- und Pflanzenreichs, In 272 mineralogischen Abbil- dungen und 392 Abbildungen aus der Pflanzenwelt. Cart. 22!/a Sgr. 248 IV. Für den Unterricht in der Naturgeschichte der drei Reiche, Grössere Schul-Naturgeschichte, oder: Schilling’s Grundriss der Natur- geschichte des 7hier-, Pflanzen- und Mineralreichs. Siebente u. achte Bearbeitung. Drei Theile. Ausgabe’l.: Mit dem Pflanzenreich nach dem Linn&’schen System. Ilustrirt. 1 Thlr. 27/2 Sgr. ’ Ausgabe II.: Mit dem Pflanznreiche nach dem natürlchen System. Ilustrirt. 2 Thlr. Atlas der Naturgeschichte in nahe an dreitausend naturgetreuen Abbil- dungen nach Zeichnungen von Koska, v. Kornatzky, Haber- strohm, Georgy, Baumgarten und anderen Künstlern, in Holz- schnitt ausgeführt von Eduard Kretzschmar u. Hugo Bürkner, Mit erläuterndem Text. Vollständig in einem Bande, iu Halbfranz geschmackvoll gebunden 5 Thlr. 22'/ Sgr. In drei einzelnen Bänden. Geh. 5 Thlr., cart. 5/2 Thlr. V. Für den Anfangs - Unterricht. Kleine Schul - Naturgeschichte, oder Schilling’s Grundriss der Naturge- schichte der drei Reiche in einer kleineren Ausgabe. Vollständig in einem Theile. Mit 600 Abbildungen. Achte, von Neuem bereicherte und verbesserte Bearbeitung. 22!/2 Sgr. Schul-Atlas der Naturgeschichte des Thier-, Pflanzen- und Mineralreichs. Zur Förderung der vergleichenden Anschauung in den Gebieten der drei Reiche der Natur. Ein Ergänzungsband zu jedem Lehrbuche der Na- turgeschichte. In nahe an zwölfhundert Abbildungen. Cart. 1!/2 Thlr. VI, Naturgeschichtliche illustrirte Lesebücher. Deutsches Lesebuch für das mittlere Kindesalter. Von den Brüdern K. und L. Seltzsam. Vierte vermehrte und verbesserte Aufiage. Zur För- derung der Anschauung illustrirt durch 85 naturgeschichtliche Abbil- dungen nach Zeichnunsen von Koska u. v. Kornatzky. 12!/ Sgr. Volksschul-Lesebuch, naturgeschichtlich illustrirt nach Originalzeichnungen. Herausgegeben vom Seminar zu Münsterberg. Für einfache Schulver- hältnisse zwei Theile (I.: 3'/a Sgr., 1I.: 10 Sgr.), für mehrklassige Schu- len drei Theile (1.: 3!/a Sgr., 1l.: 6'/2 Sgr., IIL.: 11 Sgr.). Innerer Gehalt und naturgetreue Illustration bilden die unbestrittenen Vorzüge dieser Unternehmungen. Jede Buch- handlung des In- und Auslandes liefert dieselben zu gleichen, anerkannt billigen Preisen. | EF'erdinand Hirt’s Verlags- und königl. Universitäts-Buchhandlung in Breslau. (Druck von W. Plötz in Halle.) Jeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1863, October. November. Ne. X X. Einige Bemerkungen über Insektenzüge A. Keferstein, Gerichts-Rath in Erfurt. Die Insekten bilden ohne Zweifel die interessanteste Familie des Thierreichs.. Wenn gleich nicht durch beson- dere Grösse sich auszeichnend, finden wir doch in ihnen die mannigfachsten und merkwürdigsten Bildungen, die bril- lantesten Farben, den geselligen Trieb zum Zusammenle- ben in einem wohlgeordneten Staat und zumal bei dem ge- sellig lebenden Kunsttriebe, welche mit den geistigen Eigen- schaften der Menschen wetteifern können. Ausserdem zeigen sie sich mannigmal zum Schrecken der Menschen oft plötzlich und unerwartet in so ungeheuren Massen, dass sie bedeutende Zerstörungen anrichten und alle Vorkehrun- gen des menschlichen Geistes ihre Verwüstung zu hem- men zu Schande machen. Es war zu Pfingsten 1829 als die Chaussee von Erfurt nach Gotha einen eigenthümlichen Anblick darbot. Alle Obstbäume, welche sie auf beiden Sei- ten umgürten, waren weiss als wenn sie in der schönsten Blühte prangten, und doch war diese Blühte nur ein Trug- bild. Das Blühtengewand der Bäume bestand in einer un- geheuren Masse weisser Tagschmetterlinge, Pieris Crataeg, deren Raupen die Obstbäume kahl abgefressen hatten; die daraus hervorgegangenen Falter bildeten den Blühtenschnee. Seitdem ist dieser Schmetterling bei Erfurt in solchen Mas- sen nicht wieder beobachtet. In der Nacht von 2. zum 3. August 1861 fielen beiMans, Departement der Sarthe (Frank- reich), während eines heftigen Windes eine solche Masse XXIL 1863. Y 250 Nymphen von Ephemeren oder Eintagsfliegen, dass sie am folgenden Morgen einen Deeimeter (etwas über 3 Zoll) hoch die Erde bedeckten!). Zu Krakau nahm man in der Nacht vom 29. zum 30. Juni 1859 zwischen 1i und 12 Uhr einen ungeheuren Schwarm weisslicher ?/, bis */, Zoll langer Thierchen mit durchsichtigen Flügeln wahr, welche weiter zogen. Er bestand aus einer Art von Ephemeren und am andern Morgen fand man dichte Schichten davon nicht nur auf dem Strassenpflaster, sondern auch die Weichsel war davon bedeckt?). Eben so schreibt die Casseler Zeitung vom 22. August 1856, dass am gedachten Tage Millionen todter Ephemeren die Fuldabrücke zu Cassel bedeckt hät- ten und Herr Lucas sahe am 2. Juli 1852 eine ungeheure Menge von Ephemera albipennis L. auf beiden Seineufern in Paris bei der Brücke de la Tournelle, die eine wahre Wolke bildeten ®). Auch Blattläuse (Aphides) zeigen sich mannig- mal in unglaublichen Schwärmen wie Aphis bursaria am 2. October 1846 in Schweden %). Am 28. September 1834 erschienen Wolken von Blattläusen zwischen Brugge und Gent; am 29. liess sich das Insekt zu Gent in solcher Masse blicken, dass das Tageslicht dadurch verdunkelt wurde, und zwar zogen Schwärme von 7 Uhr Morgens bis zum Abend. Am 5. October war die ganze Strasse von Antwerpen bis Gent schwarz davon. Um dieselbe Zeit zogen sie in furcht- baren Schwärmen nach Enkloo zu; man war wegen der grossen Zahl dieser Thiere genöthigt, Brillen zu tragen und das Schnupftuch vor den Mund zu halten. Am 9. October befand sich Professor Morren bei Alast mitten in einem Schwarm derselben, und am 12. October überzogen sie in gewaltiger Menge Brüssel. Es war die Pfrsichblattlaus, Aphis Persicae, die man von Süden nach Norden, von We- sten nach Osten und von Norden nach Süden ziehen sah. Nach Herrn Morrens Beobachtung traten sie überall plötz- lich in bedeutenden Massen auf und erschienen an ver- 1) Annal. de la soc. Entom. de France de 1861 pag. XXIX. 2) Illustrirte Zeitung, Leipzig den 13. August 1859, S. 108. ®) Annal. de la soc. Entom. de France de 1852 pag. LI. %) Erichson, Bericht über die Leistungen in der Entomologie während 1848, S. 126. 127. 251 sehiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten. Er folgert daraus, dass sie sich von einem Mittelpunkt aus strahlenförmig ver- breitet und in Belgien wenigstens einen bestimmten Aus- sangspunkt gehabt hätten!), doch gewiss mit Unrecht; climatologische Verhältnisse brachten zu einer gleichen Zeit eine Masse von Blattläusen zur Entwicklung, die von dem Luftstrom hin und her geworfen wurden, ohne dass eine eigentliche Wanderung statt gefunden hätte. So schwärmten auch vom 14. bis zum 21. Juni 1847 unge- heure Massen von Aphis fabae in verschiedenen Theilen des westlichen Englands). Aehnlich wie die Blattläuse zeigen sich auch bisweilen die Maikäfer in ungewöhnlichen Massen. Ich erinnere mich dass, als ich zu Pfingsten vor einer Reihe von Jahren bei der sogenannten Teufelsmauer ohnweit Blankenburg am Harz vorüberging, der ganze Fel- sen dicht mit Maikäfern wie besäet war. Am 8. Juli 1862 hatte zu Havre in Frankreich ein heftiger Nordwestwind un- ter Begleitung eines starken Regens gewehet, wobei vor der Flut mit mehreren Asterien, Meergras und sonstigen Seegegenständen eine solche Menge Maikäfer, Melolontha vulgaris, auf das Gestade geworfen war, dass man in einen Centimeter (etwas über 4 Linien) haltenden Quadrat 25 Stück fand ?). Ja am 18. Mai 1832 Abends 9 Uhr wurde die mit sechs Pferden bespannte Diligence zwischen Gour- nay und Gisors (Frankreich) von einem ungeheuern Schwarm Maikäfer in der Art angegriffen, dass sie umkehren musste und im Mai 1841 konnten die Brücken über die Saone bei Macon an einigen Abenden wegen der Maikäferschwärme, welche die Luft erfüllten, nieht passirt werden *). In den Jahren 1846 hielt sich Herr Deyrolle zu St. Catharina in Brasilien auf. Hier erfuhr er in den ersten Tagen des Octobers, dass das Meer grosse Massen von Insekten aus- 1) Froriep, neue Notizen, Bd. I, 1837, S. 113 spp. 2) Erichsons Bericht auf 1847, S. 34. 2) Annal. de la soc. Entom. de France de 1862, pag. XXVIII und XXIX. #) Annal. de la soc. Entom. de France de 1832, pag. 236 u. ein Aufsatz des Professor Voigt in der Gartenlaube herausgegeben von Keil No. 186, pag. 602. 17® 252 würfe. Als er sich an die Küste begab, sahe er auf dem Sande in Gürtel vertheilt, je nachdem die Wogen sie mehr oder minder hoch angetrieben hatten, solche Massen von Käfern liegen, dass man sie mit Schaufeln aufnehmen und Boote hätte damit beladen können. Alle waren todt und gehörten zu der Familie der Caraben, doch waren es nur drei Arten, von denen hier wiederum nur Eine das Haupt- Contingent gebildet hatte. Ohne Zweifel hatte der Wind einen Zug dieser Thiere in das Meer geführt, wo sie ihren Tod gefunden hatten }). Am 12. Januar 1849 beobachtete Graf Tyzenhaus bei Posopod, Distriet Viljjka Gouvernement Wilna in Lit- thauen:. bei ö Grad Kälte nach einem heftigen Wind eine Masse lebender Insekten, die auf dem Schnee umherliefen. Der Platz wo sie gefunden wurden, nahm etwa einen Raum von 450,000 Quadratfuss ein, und auf einem Quadratfuss kamen 2—3 Insekten. Es war offenbar nach der Beschrei- bung die Larve von Cantharis (Telephorus) fusca, die sich theils verkroch, theils eine Beute der Vögel wurde. Man findet diese Larven öfters auf dem Schnee, und werden sie deshalb auch Schneeschwärmer genannt. Der Käfer über- wintert als Larve, und es ist wahrscheinlich, dass solche bei milder Witterung ihren Zufluchtsort verlässt oder viel- leicht durch Regen oder Ueberschwemmung dazu genöthigt wird, wo sie dann zumal, wenn sie in Mehrzahl vorhanden ist, von einem Wind ergriffen und weggeführt wird ?). Wir haben schon erlebt, dass der Zug der Thüringer Eisenbahn anhalten musste; eine erstaunliche Menge von Kohlraupen (wahrscheinlich Pieris brassicae), hatte auf seiner Wanderung nach einem andern Kohlfeld die Bahnschienen so überflu- thet, dass die Räder der Locomotive ihren Dienst versag- ten. Dieselbe Erfahrung machte Herr Dohrn, welcher erzählt, dass als er im Sommer 1854 auf der Eisenbahn von Brünn fuhr, der Zug auf einmal langsamer ging und endlich plötzlich still stand. Die Ursache war die Wande- !) Annal. de la soc. Ent. de France de 1847, pag. XCVI, u. XCVII. 2) Guerin Meneville Revue et Magasin de Zoologie 2 serie Tom. I, 1849, pag. 72 sqggq. 253 derung einer Masse Kohlraupen, Pieris brassicae. Links des Bahnstranges waren die Kohlfelder abgefressen, und so hatten sich die Raupen nach der rechten Seite gewendet, wo Sich noch unberührte Kohlfelder befanden. Bei dieser Wanderung, als grade die Schienen auf mehr als 200 Fuss Länge von den Kohlraupen dicht bedeckt waren, brauste die Locomotive heran und die schmierige Masse der Tau- sende von kleinen Fettkörpern legte sich mit solcher Co- häsion an die Räder, dass diese anfangs nur mit Schwie- rigkeit noch Reibung genug besassen um vorwärts zu kom- men. Da aber jeder Schritt vorwärts neues Fett auf die Räder schmierte: so versagten diese vollständig den Dienst und es dauerte eine Zeitlang, bis mit Besen die Schienen vor der Locomotive reingekehrt und mit wollenen Lappen die Räder der Locomotive und des Tenders so weit geputzt waren, dass der Zug wieder in Bewegung gesetzt werden konnte *). Aehnlich hatte sich im Jahre 1860 der Eisen- bahnzug zwischen Rutland und Washington in Nordamerika verspätet. Myriaden von Heuschrecken, wohl in Nymphen- gestalt, welche die Bahn bedeckten, verhinderten die Be- wegung der gigantischen Räder der Locomotive. Die Schie- nen wurden durch die Masse der zerquetschten Insekten so glitscherich, dass es für den Zug fast unmöglich war den Widerstand zu überwinden *). In Nordamerika ist die Raupe von Leucania extranea Guer. wegen der Verheerung, die sie an Gräsern, Phleum agrostis u. s. w. so wie an Rog- gen, Mais und Sorghum zumal in den westlichen Staaten anrichten, bekannt. Sobald es auf einer Wiese an Nahrung fehlte, begaben sich die Raupen in langen Zügen nach ei- ner andern Localität. Ein Artikel in der Zeitung Prairie farmer erwähnt, dass im Sommer 1861 ein solcher 60 eng- lische Ellen (Yards) in zwei Stunden zurücklegtee Man sahe sie zu drei Schichten übereinander fortrücken und mannigmal eine halbe englische Meile weit von einem Ort zum andern wandern (Entomologische Zeitung 1862, pag. 409 und 410. !) Entomologische Zeitung 1861, pag. 82. 2) Annal. de la soc. Entom. de France de 1860, pag. LXXIX. 254 Am 17. Juli 1812 Nachmittag gegen 2 Uhr wurde die Stadt Sagan durch dicke schwarze Rauchsäulen, die an der Spitze des Thurmes der Stadtpfarrkirche wiederholt auf- stiegen, in Allarm gesetzt. Da man bei Untersuchung des obersten Thurmdaches nicht das geringste Merkmal von Feuer oder Dampf entdeckte, auch das Holz im Dachstuhl nicht im mindesten verfault war, so wusste sich Niemand diese Erscheinung zu erklären. Um indess, da das Rauchen mit grösserer oder geringerer Stärke fortdauerte, nichts ununtersucht zu lassen, so wurden auf den Stellen, wo der Rauch am stärksten aufwirbelte, die Dachsteine ausgeho- ben, und da entdeckte man eine ungeheure Menge Mücken, welche in den Sonnenstrahlen spielten und durch ihr Auf- und Niedersteigen, Hin- und Herschwärmen in einer Höhe von 200 Fuss die Erscheinung des Rauches verursachten. Dieselbe Erscheinung zeigte sich gleichfalls an demselben Tage zu Sorau in der Niederlausitz !). Ein ähnlicher Fall ist im Spätsommer 1857 zu Zittau in der Oberlausitz be- obachtet. Dichte Wolken stiegen von dem Dache eines in der Stadt gelegenen Hauses auf, und glichen so täuschend einem aufwirbelnden Rauche, dass man mit Spritzen und Wasser herbeieilte um das vermeintliche Feuer zu löschen. Die genauere Untersuchung ergab, dass Millionen einer kleinen Fliege, Chlorops nasuta Meigen, aus einer — durch einen ausgebrochenen Dachziegel — entstandenen Lücke im Dache hervorschwärmten, und so zu der Täuschung Veranlassung gaben ?). Wahrscheinlich bestand der in Sa- gan gesehene Mückenschwarm aus der nämlichen Chlorops. Leider ist die Naturgeschichte dieses Insekts noch nicht er- mittel. In dem Jahre 1854 nahm Herr Azombre zu Nouvion in dem Departement de l’Aisne ein ähnliches Phä- nomen war. Gegen Untergang der Sonne im Monat Octo- ber bewegte sich eine unzählbare Masse sehr lebhafter In- sekten um die Glocke der Kirche bei den Schallöchern. Herr Azombre stieg zur Glocke hinauf und sah nun un- geheure Schwärme von Fliegen, die leichten Rauchwolken ı) Germar, Magazin der Entomologie, Halle 1813, I,1, p. 137. 2) Berliner Entomologische Zeitschrift I, 1857, pag. 172. 255 ähnelten und mit ihren Flügeln ein rauschendes Schwirren hervorbrachten. Die Mauern waren ganz schwarz von ih- nen und der Thürmer versicherte ihm in guten Glauben, dass alle Fliegen des Landes sich auf dem Giebel der Kir- che ein Stelldichein gegeben hätten. Nach seiner ober- flächlichen Ansicht war es die gemeine Stubenfliege!), doch gewiss mit Unrecht. Es giebt gewisse Insekten, die theils als Larven theils als Junge gesellig leben und dabei gemeinschaftliche Wan- derungen unternehmen, wo denn eine bestimmte Ordnung beobachtet wird. Mannichmal verursachen sie durch ihr unerwartetes massenhaftes Auftreten nicht unbedeutenden Schaden. Die bekanntesten darunter sind die Larven oder Raupen ausser einem nordamerikanischen Tagfälter, Bomb. Processionea auf Eichen; Bomb. Pityocampa und Pinivora auf Nadelholz, und der sogenannte Heerwurm; als ausgebilde- tes Insekt aber Ameisen und Termiten. Bomb. Processionea habe ich noch nicht bei Erfurt, wol aber früher in der Des- sauer Haide gefunden. Die genauesten Beobachtungen ha- ben Reaumur und Nicolai bei Ratzeburg angestellt. Die Räupchen, sobald sie aus dem Ei geschlüpft, sammeln sich gleich zu kleinen’ Gesellschaften, die nach den kleinen Schösslingen der Eiche wandern, und kräftiger geworden nach einigen Tagen sich zu einer grösseren Horde von 100 und mehr Stück vereinigen. Bis gegen Ende Mai hal- ten diese Familien zusammen und wandern bei eintreten- - dem Nahrungsmangel auf einen andern Zweig oder einen andern Baum. Bei der Häutung versammeln sich alle in ein gemeinschaftliches Gespinnst, in welcher sie an einen etwas dicken oder rauhen Theil des Baumes dicht neben einander sitzen. Ist die Häutung vollbracht, setzt sich der ganze Haufe in der Art in Bewegung, dass er einen An- führer folgt, der nach allen Seiten Bewegungen macht, als ob er den besten Weg aufsuche. Dem Anführer folgen 2, 3 bis 6 und 8 Raupen nebeneinander, so dass der Zug eine lange, bandartige Fläche, die in der Mitte am breitsten ist, bildet, und wo jede Raupe ihren Kopf an die Schwanzspitze ı) Annal, de la Entom, de France d, 1857, pag. XLIII. 256 der vordern anschliesst. Zerstört man einen solchen Zug, sammelt er sich geschwind wieder und nimmt man den Anführer weg, so wird er sofort durch eine der folgenden Raupen ersetzt. Nimmt man einzelne Raupen aus dem Zuge, so bilden diese wieder unter sich eine solche Proces- sion und folgen einem Anführer. An dem Ort des Frasses fressen sie in breiten Linien nebeneinander und kehren unter gleicher Ordnung in das Nest zurück. Bei den fol- genden Häutungen sammeln sie sich, um dieselben gemein- schaftlich zu vollbringen, zu immer grösseren Gesellschaf- ten und wandern nöthigenfalls von einem Baume zum an- dern stets in der beschriebenen Ordnung. Vor der Ver- wandlung halten sie die grössten Wanderungen, weil sie da die meiste Nahrung gebrauchen und die Bäume schnell ent- lauben. Die Verwandlung selbst geschieht in einem allge- meinen Verpuppungsgespinnst, wo sie bei und aufeinander sitzen. Die Lebensweise von Bomb. Pityocampa und Pinivora ist dieselbe, nur unterscheiden sich diese in der Art, dass bei den Processionen, in welchen sie wandern, eine Raupe hart hinter der andern hergeht und sie so eine Schnur bil- den, auch kriechen sie behufs der Verwandlung in die Erde und verpuppen sich hier meist dicht eine an der andern. Die Raupe des in Amerika vorkommenden Par. Archelaus (?) führt eine gleichartige Lebensweise. Der Schmetterling legt seine Eier zerstreut auf die Blätter des Citronenbau- mes. Sind die Räupchen ausgekrochen vereinigen sie sich sämmtlich auf einem Blatte am Tage ruhend, des Nachts aber um zu fressen, in Bewegung. Sie bilden gedrängte Colonnen alle mit dem Kopfe nach derselben Richtung ge- wandt. Wird eine Raupe angerührt, so bewegt sie lebhaft den vordern Theil ihres Körpers und alle übrigen Raupen ahmen sofort diese Bewegung nach. Sind die Raupen so gross, dass sie auf einem Blatt nicht mehr Raum haben, dann breiten sie sich auf den kleinen Zweigspitzen und endlich über einen ganzen Zweig aus, wobei sie fortwäh- rend dieselbe Ordnung bis zu dem Moment ihrer Verwand- lung beobachten. Jetzt zerstreuen sie sich über den gan- zen Baum !). Eine ähnliche Erscheinung wie die Raupen !) Lacordaire, Introduction a l’Entomologie, Tom.2. Paris 1838 | p. 192. V, Berthold, über den Heerwurm. 257 von Bomb. Pityocampa und Processionea bietet der sogenannte Heerwurm dar, welcher durch die gesellige Vereinigung der Larven oder Maden einer Mücke Sciara Thomae Meigen, gebildet wird. Die Mücke selbst ist überall nicht selten, die Maden aber davon, die man gewöhnlich nicht beach- tet, vereinigen sich bisweilen massenweise und bilden hier- bei, indem sie andauernd umherziehen, eine grosse lange Kette, den sogenannten Heerwurm. Interessante Nachrich- ten darüber hat Dr. Kühn!) mitgetheilt und neuerlich hat Berthold in Göttingen eine besondere Brochüre darüber geliefert). Wir finden diesen Heerwurm manches Jahr an dunkeln, feuchten Stellen des Thüringerwaldes, Harzes, auch noch in andern Gegenden Deutschlands, ferner in Schwe- den, Norwegen und gewiss noch sonst. Der Förster Raude zu Birkenau bei Ilefeld traf an verschiedenen Stellen 10 Schritt von einander drei etwa !/, Zoll dicke und 4 Fuss lange aus zusammenhängenden Maden bestehende Würmer; welche sich langsam fortbewegten. Eine Stunde darauf war der Strang schon 12 Fuss .lang; es hatten sich nämlich die verschiedenen Züge in einen einzigen zusammengezo- gen und waren eben im Begriff, sich in Erde und Laub zu verkriechen. Derselbe Beobachter that mehrere Larven in eine blecherne Botanisirbüchse nebst Erde und Wurzeln. Die Botanisirbüchse wurde unter einem Baume aufgehängt. Am folgenden Tage bemerkte er, wie die darin befindlichen Larven ihre Wanderung wieder begannen, so dass sie durch eine kleine Ritze aus der Büchse entwichen, auf der Aus- senfläche derselben herumwanderten und endlich durch die- selbe Oeffnung wieder in die Kapsel zurückkehrten. Diese kreisförmige Wanderung wurde noch einmal von einer geringeren Anzahl wiederholt bis sie sich im Innern der Kapsel ruhig verhielten. Nach 8 Tagen fingen sich die Maden an zu verpuppen und die Mücke entwickelte sich in kurzer Zeit; auch bemerkte er in der Erde eine Menge kleiner Eier, wahrscheinlich von dem ausgebildeten Insekt ı) S. Naturforscher Stück 15, S. 96 sqg. u. Stück 18, S. 226 sqq. 2) Berthold, der Heermurm gebildet aus Larven der Tho- mäus-Trauermücke (Sciara Thomae). Göttingen 1856, 258 herrührend. Dr. Kühn fand eines Tages, am 6. Juli ei- nen Heerwurm über 12 Ellen lang, handbreit, und von Dau- mendicke, der aus unzählbaren Maden bestand. Er schüt- tete in einen grossen, über drei Ellen in Quadrat halten- den Kasten einige Schuh schwarze gereinigte Gartenerde und an den Seiten rothlettige und torfige Walderde, in wel- cher sich der Wurm aufzuhalten pflegt und die ganze Erde bedeckte er mit handhohem feuchtem Laub. Nachdem er den Heerwurm in diesen Kasten gethan, zog er schon in schönster Ordnung am 7. früh 5 Uhr rund um in den Ka- sten herum. Er konnte weder Sonnenschein noch das helle Tageslicht vertragen. Wo letzteres auf seinen Zug hinfiel, schlugen die Würmer ängstlich mit dem Kopfe in die Höhe, wogegen sie im Schatten ihre Reise ruhig fortsetzten. So- bald es zwischen 8 und 9 Uhr anfing warm zu werden, verbarg sich der Wurm unter dem Laube, indem er sich dick kugelförmig übereinander zusammenzog und der ganze Madenklumpen, wenn man ihn nicht berührte, unbeweglich und leblos zu sein schien. Am.9. fing er schon des Abends bei eintretender Nacht seinen Zug an und hielt seine Pro- cession in den Kasten die ganze Nacht hindurch, erst ge- gen 8 Uhr Morgens begab er sich unter den feuchten Mist, der ihm in den Kasten geworfen war. Hier blieb er den 11. ruhig liegen, indem er sich klumpenweise in den fri- schen Mist gezogen hatte. Am 12. zog er wiederum nicht umher, indem er, dain einer andern entfernten Ecke des Kastens frischen Laubdünger gelegt war, dieser gewisser- massen zuquoll, so dass das Umherziehen nur dann statt- zu finden schien, wenn die einzelnen Mademassen eine neue passende Nahrungsquelle aufzusuchen, sich gemeinschaftlich in Bewegung setzten. Als am 13. ein heftiger Gewitterre- gen sich ergoss, zog der Wurm die nachfolgende ganze Nacht und auch am 14. den ganzen Tag in einzelnen Par- tieen ängstlich in den Kasten hin und her. Am 15. wurde der Kasten mit frischem Dünger versehen, unter welchen sich die einzelnen Maden in kleinen Gesellschaften verkro- chen, sich in die Tiefe gruben und in Puppen etwa in der Grösse eines Roggenkorns verwandelten. Im August ent- wickelten sich daraus die Mücken. Wenn nach Kühn’s 259 Behauptung die Vereinigung der Maden zu einem gemein- schaftlichen Ganzen, den Heerwurm, in der Absicht ge- schieht, um gemeinschaftlich der Nahrung nachzugehen, so stellt dagegen Gerstäcker die Ansicht auf!), dass sie sich dann erst vereinigten, wenn sie der Verpuppung nahe wären und würden sie gar oft auf dem Zuge selbst zur Puppe, die dann die zunächst befindlichen Maden mit fort- zögen. Er stützt sich dabei auf die Beobachtung, dass die Maden anderer Fliegenarten eine gleiche Erscheinung dar- böten und hat selbst im Jahre 1853 einen ähnlichen Zug von unzählichen Stratiomyslarven wahrgenommen, welche sämmtlich erwachsen waren und jedenfalls der Verpuppung entgegeneilten. Es zeigt uns aber dic Naturgeschichte der Heerwurmmücke, dass die Maden schon zeitig klumpen- weise sich vereinigen um so der Trockniss, als einen ihrer ärgsten Feinde besser entgegentreten zu können, und wenn sie dann in den Zügen, welche sie gemeinschaftlich unter- nehmen, eine gewisse Ordnung beobachten, so ist die Ur- sache des sie dazu antreibenden Instinktes noch nicht er- mittelt. Berthold hat aus dem von ihm gefundenen Heer- wurm Sciara Thomae erzogen und wahrscheinlich ist die Mücke, welche Kühn beschrieben hat, dasselbe Thier, ob- wohl des letzteren Beschreibung so unklar ist, dass sie auch auf eine Sciara-Art passen Kann. Haben wir aber oben gesehen, dass manichmal Rau- penarten in ungewöhnlich grossen Massen zerstörend auf- treten und dabei, wenn sie alle ihnen zuträglichen Nahrungs- mittel ihres Geburtsortes verzehrt haben, auswandern um einen andern Nahrungsquell zu ermitteln, so findet solches bei den Heuschrecken in noch ausgedehnterem Massstabe statt. Bei diesem Insekt wächst die Fressgier mit der zu- nehmenden Entwicklung und die Heuschrecken bieten die ei- genthümliche Erscheinung dar, dass sie als Larve, Nymphe und Imago stets fressen, und dabei dasselbe Nahrungsma- terial, Vegetabilien geniessen. Als Larve entfernen sie sich nicht weit von dem Ort ihrer Geburt; als Nymphe machen 1) Bericht über die Leistungen in der Entomologie auf 1854, S. 119 in s, . 260 sie schon weitere Züge und dem völlig entwickelten Insekt geben die Flügel Spielraum jedes Hinderniss zu überwinden und ihre Zerstörung bis in entfernte Gegenden auszudeh- nen. Es giebt vielerlei Arten von Heuschrecken, von wel- chen die sogenannte Wanderheuschrecke, Gryllus migratorius, als die bekannteste und furchtbarste geschildert wird. Noch der grosse Entomolog Fabricius gibt in seiner Ento- molog. systematica die Tartarei als eigentliches Vaterland an, von wo aus das Insekt seine verheerenden Züge nach Europa antrete, doch habe ich an einem andern Orte!) ge- zeigt, dass es bis zum 60. Grad nördlicher Breite heimisch ist und sich dessen Wanderung nicht allzuweit von dem Geburtsort ausdehnt, wenn es gleich bisweilen bei starker Luftströmung ziemlich weit fliegt. Um eine Idee von der un- ermesslichen Menge eines Heuschreckenheeres zu erhalten, mag der folgende Bericht eines Augenzeugen dienen. Am fünften Tage nach meiner Ankusft zu Setif in Algerien, schreibt er?), war die ganze Stadt in Bewegung und auf die Erkundigung, was es zu bedeuten, hiess es: Die Heuschrek- ken sind kaum noch zwei Stunden von hier und werden noch vor Mittag eintreffen. Die Behörden machten alle An- stalten zum Empfang des gefrässigen Heeres und die Gär- ten wurden mit einem Walle trocknen Mistes umgeben um solchen in Brand zu stecken; alles, was Hände und Füsse hatte wurde beordert, grosse Feuer mitten in den Pilanzun- gen zu unterhalten und durch alle möglichen Mittel die Heuschrecken abzuhalten oder zurückzutreiben. Gegen 11 Uhr sahe ich eine schwärzliche Fluth langsam aber unauf- haltbar über die fahle Ebene nach der Stadt Setif zu heran- fliessen, bestehend aus Heuschrecken in Nymphengestalt, deren Flügel sich noch nicht entwickelt hatten. In kurzer Zeit hatte der wimmelnde Zug die östliche Ringmauer er- reicht und floss bald, keineswegs dadurch gehemmt an der innern Wand derselben in einen breiten Strom herab um sich über die Stadt zu ergiessen. Und immer weiter und !) Entomologische Zeitung von 1863. 2) Das Ausland, ein Tageblatt Nro. 22, den 25. Januar 1850. S. 86 und 87. 261 weiter wie das unvermeidliche Verhängniss ging der Zug, nie von der einmal gegebenen Richtung abweichend, klet- terte an einer Seite der Häuser hinan und an der andern wieder herunter, erfüllte die Wohnzimmer, die Küchen, die Ställe, kurz nahm förmlich von der Stadt Besitz. Unterdess brannten und rauchten die Feuer, vermittelst deren man sie von den Pflanzungen abzuhalten glaubte. Vergebene Hoffnung. Am folgenden Morgen setzten die Heuschrecken, welchen die einbrechende Abendkühle Halt zu machen ge- nöthigt hatte, sich wieder in Bewegung, zogen über die westliche Mauer zur Stadt hinaus (also von Osten nach Westen) und gelangten bald an den um die Militärgärten gezogenen Feuercordon, über welchen die. zuerst Ange- kommenen ohne Zaudern zu setzen suchten. Haufenweise verbrannten sie und bildeten so mit ihren rauchenden Ca- davern eine das Feuer dämpfende Schicht, worüber sich die Nachdringenden in die Gärten ergossen und in kurzer Zeit keine Spur von Vegetabilien übrig liessen. Von hier aus verbreiteten sie sich über die Felder wo sie bei dem schon eingebrachten Getreide die Stoppeln rein abfrassen, setzten auf einer von ihrem ersoffenen Vortrab gebildeten fliegenden Brücke über den Bu Sellam und verloren sich endlich am Horizont des westlichen Hügellandes. In der Stadt aber verweilten noch mehrere Tage lang kleine Nach- züglerbanden, die noch am Abend nicht nur die Mauern und Thüren der Häuser bedeckten, sondern auch schaaren- weise in die Zimmer eindrangen, wo sie von den Kästen, Schränken und Betten Besitz nahmen und jede Nacht, be- vor wir uns schlafen legen konnten, mussten wir erst die un- gebetenen Gäste so gut wie es sich thun liess, hinauszutrei- ben suchen. — Eine bestimmte Ordnung in diesen Heu- schreckenzügen herrscht nicht; was aber die Richtung be- betrifft, welche sie beobachten, so habe ich schon an einem andern Orte!) gezeigt, dass sie im Allgemeinen von Osten nach Westen geht. Hiermit stimmt auch eine neuere Be- Beobachtung des Hrn. Schaticoff überein?). Das Herum- I) Siehe Entomologische Zeitung 1863, 2) Berliner Entomologische Zeitschrift de 1860. S. XL. 262 wandern der Heuschrecken, @ryllus migratorius, in der Krim im Jahre 1859 dauerte bis Mitte September, der allgemeine Zug der Schwärme war von Osten nach Westen, am mei- sten von Südost nach Nordwest und sie weichen nur durch Wind getrieben oder aus Furcht vor dem offenem Meere von der primitiven Richtung ab; auch war es eigenthüm- lich, dass sie stets mit den Köpfen nach einer ihrem Fluge entgegengesetzten Richtung sassen. Doch nicht blos verschiedene Arten von Heuschrecken erscheinen in allen Welttheilen bisweilen in unzählbarer Masse, auch ein verwandtes Geschöpf, Cicada septendecim, tritt mannigmal verheerend auf'!). Dieses Insekt findet sich in Nordamerika, es bedeckt die Waldgegenden vom Missisippi bis zu den Quellen des Ohio, namentlich die Staaten Mis- souri, Nlinois, Indiana, Ohio und Westpensylvanien und er- scheint nach den vorhandenen Beobachtungen alle 17 Jahr in gewaltigen Schaaren. Am 17. Juni 1851 zeigten die Journale von Baltimore an, dass am andern Tage die In- sekten eintreffen würden. Herr Wild begab sich in den nahen Wald, und sahe dort die Vortruppen, welche aus etwa 50 Stück bestanden. Aber von dem andern Tage an konnte man diese Thiere nicht allein nach Millionen zäh- len, sondern auch in einer Entfernung von mehreren Mei- len hören, so war die Luft von dem Geräusch, das sie mach- ten ausgefüllt, doch nur das Männchen vermag den Ton hervorzubringen. Am 30. Juni oder 15 Tage nach ihrer Ankunft zeigte sich keine Cicade mehr, und doch hatte diese kurze Zeit hingereicht in den Wäldern und Gärten den grössten Schaden anzurichten. Das Weibchen legt nämlich an 100 Eier an die Spitzen der Baumzweige, im- mer 2 und 2 an einer parallelen Lage von 16 Centimeter, und durchbohrt dabei die Zweige so, dass diese bei dem geringsten Wind herunterfallen. Dann begeben sich die aus den Eiern geschlüpften Larven in den Erdboden, ge- hen aber dabei so tief, dass man sie nicht auffinden kann; !) Isis von Oken 1832, pag. 1059 und Annal. de la soc. Entom. France 1852, pag. XIII. Schaum, Bericht über die Entomologie auf 1848, pag. 202. 263 nur ein Jahr vor Erscheinung des Insekts trifft man die Larven hart an der Oberfläche. Kriechen die Thiere aus, so erscheint die Erde wie ein Sieb und in einem Obstgar- ten wurden 50 Löcher auf einem Quadratfuss gezählt. Das ausgebildete Insekt selbst nimmt keine Nahrung mehr zu sich und ist wie die Larve eine beliebte Speise für alle Hausthiere; Herr Wild sah selbst, wie ein Hund mit Wohl- behagen 40 Cicaden zum Frühstück frass. Kommen nun auch bei uns keine dergl. Cicaden und selbst verderbliche Heuschrecken nur ausnahmsweise vor, so haben wir doch öfters von andern Insekten zu leiden, die nicht nur lästig fallen, sondern auch bei massenhaftem Auftreten bisweilen nicht unbedeutenden Schaden anrichten. Abgesehen von Stechmücken, Fliegen und sonstigen Dipte- ren, die wohlin der ganzen Weit an den zu ihrer Fortpflan- zung geeigneten Stellen nicht nur den Reisenden, sondern selbst den Einwohnern eine fast unerträgliche Qual berei- ten, will ich nur der bekannten Ameisen gedenken. Wenn sich die geflügelten Männchen und Weibchen entwickeln, erscheinen auf einmal gewaltige Schwärme, doch weit fa- taler sind die geschlechtlosen ungeflügelten. In einer frü- hern Wohnung durchzog jährlich zu einer gewissen Zeit gewöhnlich 3 Tage hindurch ein grosser Haufe Wie untern Räume der Wohnung, namentlich Küche und Speisekam- mern, und alles Essbare ward ihre Beute. War jedoch die Wanderzeit vorüber, bemerkte man in dem Hause selbst keine Ameise mehr. Auch bauen die Ameisen mannigmal ordentliche Strassen, die von ihrer Wohnung ausgehen. Solche ausserhalb des Nestes von Formica rufa angelegte Strasse beobachtete Robert. Ist der Haufen alt und gross, dann laufen ziemlich beständig 10 Strassen strahlenförmig vom Neste aus, die nur nothgedrungen, wenn der umge- bende Boden es nicht anders zulässt, von der geraden Linie abweichen. Der Beobachter konnte diese Strassen 47, ja einmal, wo nur 5 Strassen vorhanden waren, 77 Meter (über 231 Fuss) weit verfolgen !,, Aber in den wärmern Gegen- den treten sie noch viel unangenehmer auf. Bei einer Reise ») Erichson, Bericht über die Entomologie auf 1842, p- 99 qq. 264 von dem Orgelgebirge tiefer .in das Innere von Brasilien in das Land der Patochas erreichte der Berichterstatter ei- nes Abends eine Fazenda, wo er übernachtete 1). Inzwi- schen erzählt er, sollte uns der Schlaf nicht lange erqui- cken, denn schon nach einigen Stunden gerieth das ganze Haus in Allarm, weil ein Ameisenheer auf seinem Wande- rungs- und Verheerungszuge in das Haus gedrungen war, welches sämmtliche Bewohner bald von ihren Schlafstätten vertrieben hatte, und nun ohne sich durch etwas beirren zu lassen, seine Plünderung in dem Wohngebäude fortsetzte. Umsonst, dass man Stroh oder dergleichen anzündete oder sie durch Wasser zu vertilgen suchte. Immer neue Myria- den nachrückender Heerschaaren ersetzten die Gefallenen, und der Mensch mit allen seinen Hülfsmitteln befindet sich ausser Stande ein so erbärmliches Insekt zu bewältigen. Nur dann, wenn sie alles durchwühlt und durchstöbert und was ihnen schmeckt verzehrt haben, ziehen sie freiwillig ab; auch ist ihr Biss brennend schmerzhaft. In einem Ne- bengebäude Schutz suchend, hatten die Bewohner aus dem Hause flüchten und alles darin befindliche den ungebete- nen Gästen überlassen müssen. Vielleicht ist diese Ameise mit der Peruanischen Wanderameise von Ernst Poepigg identisch. * Diese bildet stundenlange Züge, deren breite Colonne dicht gedrängt marschiert und sich unbekümmert um alle Hindernisse vorwärts bewegt. Nahet sich der Zug einem Hause, so öffnet der Besitzer gern Fenster und Thü- ren, denn was sich irgend von schädlichen Gewürm, Insek- ten und Larven eingenistet haben mag, das alles ziehen sie an das Licht oder zwingen es zur schleunigen Flucht; nicht der geheimste Winkel der Hütte entgeht ihren Nach- forschungen. Des Nachts ruhet das Heer aus, indem es sich in Kugeln von Kürbisgrösse zusammenrollt; nahet aber der Morgen, so lösen sich diese Ansammlungen auf und der Zug setzt sich in Bewegung ?). Aehnlich verhält es sich mit der in Paraguay vorkommenden Ameise, die Azara Tahyrree nennt, keine bestimmte Wohnung hat und nur ı) Das Ausland, Nro. 187, den 6. August 1850, pag. 747. 2) Petermann, geographische Mittheilungen 1862, III, p. 239. 265 auf ihren Wanderungen wahrgenommen wird t). Diese Wanderungen geschehen stets des Nachts, gewöhnlich zwei Tage vor einem bedeutenden Witterungswechsel. Sie er- scheinen plötzlich und verbreiten sich dann so schnell in erstaunlicher Anzahl, dass sie Boden, Wände und Decke auch der grössten Stube bedecken und in einem Augenblick alle Grillen, Käfer und andere Insekten, ja selbst grössere Thiere, wie Mäuse verzehren. Glücklicherweise vergehen Monate oft Jahre, bevor sie sich wieder zeigen. Einst ward Herr Naegel auf Anlang in Amboina ?) in einer mondhellen Nacht durch eine unangenehme Empfindung aus dem Schlafe gestört, worauf er entdeckte, dass grosse Massen sehr kleiner Ameisen ihren Zug über und zwischen seinen Kopfhaaren hindurch genommen hatten. Es machte ihm viel’ Mühe, sie wieder von dort zu entfernen, ja selbst Kämmen und Kopfwaschen erwiesen sich eine Zeitlang als ungenügend. An Afrikas Ostküste in Congo und Bemba erscheinen mannigmal Ameisen in so unermesslichen Zü- gen, dass sie in einer Nacht einen ganzen Ochsen auffres- sen und Pater Carly versichert, dass, als die Ameisen ausgebrochen waren, ‘sie sich gleich einem Strome in sein Haus ergossen hätten, so dass bevor er- aus demselben ent- kommen konnte, ihre Höhe auf der Hausflur bereits einen halben Fuss betrug°®). Auch fand Latrobe bei Harten- bösch in Südafrika am 15. März, als der Regen aufgehört hatte und die Sonne wieder schien, die Luft mit Millionen kleiner geflügelter Ameisen erfüllt. Viele davon fielen auf die Kleider oder den Wagen der Reisenden, doch ging die Hauptarmee wie eine Staubwolke über seinen Kopf weg ?). Livingstone versichert, dass die Ameisen die grössten Feinde der Termiten wären, besonders eine, die grau- schwarz und !/, Zoll lang ist, deren Raubzüge er auf dem Wege von Marmito nach Kamko beobachtete. Die Thiere ı) S. meine Naturgeschichte der den Menschen und »Thieren schädlichen Insekten, p. 279 und 280. 2) Das Ausland Nro. 38 de 1861, p. 908. 2) S. meine Naturgeschichte der den Menschen und Thieren schädlichen Insekten, pag. 276, *) Linnaea entomologica, Band 12, Berlin 1858, pag. 257. XXL. 1862. 18 266 gingen in langen Zügen je 3 oder 4 nebeneinander, wovon einige durch Grösse ausgezeichnete Anführer nie etwas trugen, während die übrigen bei der Rückkehr je eine halb- todtgestochene Termite schleppten. Stört man den- Zug, so geben die Thiere einen zischenden Ton von sich; auch scheinen sie den Weg, welchen sie genommen bei der Rück- kehr mittelst des Geruchs wiederzufinden!). In so unzähl- baren Massen aber auch mannigmal die Ameisen hervor- brechen, so kann man doch sagen, dass sie von den Ter- miten oder weissen Ameisen gewissermassen übertroffen werden. Als Barrow sich in Südafrika befand und eine Reise in das Kafferland machte, glaubte er am Kakaberge ohnfern des Pavianflusses in einem engen Thale plötzlich in ein Schneegestöber gerathen zu sein, fand aber, dass Myriaden weisser Ameisen in Schwärmen begriffen waren. Ihr Leben ist gewissermassen nur ein Sprung in die Luft, der wenige Augenblicke dauert, worauf sie zur Erde fallen, um sich nie wieder zu erheben. Die Flügel sind so. fein und sitzen so wenig fest, dass sie entweder gleich abfal- len oder bei dem Herabfallen den Thieren abbrechen. Die Thiere selbst kriechen sogleich fort und verbergen sich in Erdspalten um darin ihr Leben zu enden. Am 15. August 1850 hatte zu Chartum in Aegypten im Divan des Latief Pascha das Grundwasser des hochge stiegenen blauen Nils Tags vorher eine Termiten-Colonie in die Höhe getrieben, welche sich durch den Estrichboden des Saales einen Weg gebahnt und ihre Mitglieder in sol- cher Anzahl herausgesendet hatte, dass alle Anwesenden sich flüchten mussten. Am folgenden Morgen lies der Pascha ein tiefes Loch in die Erde graben, um den ganzen Stock vertilgen zu können. Im Niveau des Stromes fand man einen grossen lebendigen Klumpen der nur aus Termiten bestand. Es schien der Mittelpunkt der Colonie zu sein und von ihm liefen nach allen Seiten höhlenartige Canäle aus, durch welche fortwährend neue Haufen ab und zu strömten. Der Klumpen wurde ersäuft und die Grube mit !) Petermann, geographische Mittheilungen 1862, VI, pag. 238. 267 Kalk gefüllt. Abends aber kamen sie aus 3 Löchern in noch weit grösserer Anzahl hervor und mehrere Diener ar- beiteten beständig, sie zusammenzufegen und in Gefässe zu schaufeln. Brehn theilt die Termiten Nordostafrikas in drei Hauptklassen ein, solche die kegelförmige Bauten er- richten, solche welche ganze Bäume benagen und zerstö- ren und solche, welche die Häuser angehen. Sie beginnen ihre verderblichen Arbeiten nur zur Nachtzeit oder wenig- stens in tiefster Dunkelheit. Zunächst überziehen sie das der Verwüstung geweihete mit einer das Licht abhaltender Erdkruste, unter der sie arbeiten. Alle am Boden liegen den oder an den Erdwänden hängenden Gegenstände wer- den zuerst ergriffen, mit dem Lehmmörtel üherkleidet und gewöhnlich in einigen Nächten zerfressen. Von dem auf der Erde Liegenden wenden sie sich zu dem höher Befind- lichen und in kurzer Zeit wird das solideste Spannwerk zermagt!). . Hat es aber nichts auffälliges, wenn gesellig lebende Insekten, wie Ameisen und Termiten sich in ungeheurer Anzahl zeigen, so ist doch die Erscheinung wesentlich da- von verschieden, wenn Thiere, die sonst allein leben sich zusammen thun und wie die Wandervögel grosse Reisen machen. So sass Professor Walch zu Jena eines Som- merabends in seinem Studirzimmer, als es Nachts gegen il Uhr an seinem Fenster zu schmeissen anfing, als wenn ein heftiger Platzregen anschlug. Da der Lärm fortdauerte, so öffnete er das Fenster und in dem Augenblick der Oeff- nung drangen eine Menge von Aphrophora (Cicada) spuma- rig herein, wovon der Tisch ganz schwarz aussah. Diese Cicade war offenbar auf einem Wanderzuge begriffen, der nach dem Anschlage an das Fenster über eine halbe Stunde dauerte und von Osten nach Westen ziehen musste. (Na- turforscher, Stück 6, S. 41 Note.) Der Sandlaufkäfer, Har- palus vulgaris, bildet mannigmal solche Züge, und es kommt vor, dass er besondes im August Abends zu Tausenden an die Fenster schlägt. (Der Naturforscher, Stück 11, S. 95 Anmerkung). Ebenso beobachtete Her Lacordaire zwei !) Linnaea entomologica, Band 12, de 1858, pag. 255 sqq. 18* 268 \ Jahr hintereinander etwa acht Tage lang Züge von Millio- nen von Harpalus cupripennis, welche bei Eintritt der Nacht die Stadt Buenos Ayres gewissermassen überschwemmten !). Aehnlich sah Herr Simpson in dem Jahre 1848 einen gewaltigen Schwarm von Notonecta glauca an dem Ursprung des Missisippi unter 48° nördlicher Breite in einer Strecke von 25--30 englischen Meilen ?). Am häufigsten sind Züge von Schmetterlingen und Libellen wahrgenommen. Gegen Ende des Sommers 1846 erschienen in England bei Dover ungeheure Schwärme von Pieris Brassicae und Rapae, welche angeblich aus Frankreich kamen‘). Wahrscheinlich von denselben Schmetterlingen sahe Paster Kopp am 26. Juli 1777 Nachmittags 3 Uhr bei Culmbach einen gewaltigen Heereszug. Die Schmetterlinge flogen in einer solchen An- zahl, dass man nicht wusste, wohin man seine Augen zu- erst wenden sollte. Sie flogen weit und breit nicht in ei- nerlei Höhe, theils so hoch, dass man sie kaum bemerken konnte in der Höhe des Kirchthurmes, theils auch niedri- ger, immer zu übereinander, ohne sich niederzusetzen, fort gerade als wenn sie weit zu reisen hätten, jedoch nicht ge- schwind, sondern langsam. Bald kam ein einziger, bald gewöhnlich nach einer kurzen Pause ein Schwarm von 20, 30, 100 wohl noch mehr. Der Zug dauerte ein paar Stun- den, bis sie sich aus dem Gesicht verloren, und war von Nordost nach Südwest gerichtet; dabei war es heiss und windstill. (Der Naturforscher, Stück 11, S. 32—92). Am 17. August 1847 ward Mittag 11 Uhr auf der Rigistaffel (Schweiz) eine Schmetterlingswanderung beobachtet. Sie bestand aus etwa 50—60 Individuen von Euprepia Plantagi- nis. Der Zug kam östlich vom Culm her und nahm in der Höhe von 6 Fuss über der Erde die Richtung westlich ge- gen das Thal von Wäggis und den Vierwaldstätter See zu ?). Ghilioni erblickte bei Turin am 26. April 1851 einen zahl- !) Nachrichten von der G. A. Universität und der königl. Ge- sellschaft der Wissenschaften Nr. 5. pag. 65 saq. (Bei den Göttinger gelehrten Anzeigen 1815.) 2) Schaums Bericht über die Entomologie auf 1848, pag. 200. %) Entomologische Zeitung 1847, pag. 376. 377. 4) Entomologische Zeitung 1847, pag. 131. 269 reichen Schwarm von Vanessa Cardui, der bei herrschendem Westwinde seine Richtung nach Nord-Nordwest nahm. Ei- nige Tage war der Schmetterling ganz verschwunden, später zeigte er sich wieder in Menge!). Auffallend war die Erscheinung in Böhmen am 7. August 1858. An die- sem Tage zog bei dem Flecken Trenoyva ein ungeheurer Zug Schmetterlinge vorüber. Die Breite desselben soll 100 Klafter betragen haben, und es dauerte 20 Minuten, bis der gewaltige Schwarm vorüber war). Auch finden wir in der Patrie vom !. Juni 1860 und wiederholt in den Ce- vennes folgende Nachricht. Am Montag sahe man eine unzählbare Menge kleiner niedlicher Schmetterlinge mit röthlichen Flügeln und einem schwarzen Rand (wohl einen Tagschmetterling) über das Thal von Vigor (Frankreich) hinwegfliegen, die aus Süden kamen und gen Norden zo- gen. Gegen 10 Uhr Morgens bemerkte man die erste Co- lonne und der Zug dauerte bis zu dem Abend. Der Wind nöthigte sie niedrig zu fliegen und man sahe sie in mehr oder minder zahlreichen Trupps vorbeiziehen. Sie wurden stets durch andere ersetzt, indem sie der Beschaffenheit des Terrains folgten und jedes Hinderniss überwanden. Ihr Flug war rasch, als wenn sie gedrängt wären eine un- bekannte Bestimmung zu erreichen. Ohngeachtet des Win- des, der Unbeständigkeit und Unregelmässigkeit ihres Flu- ges hielten sie doch eine gerade Linie inne. Nur wenig sich aufhaltend, setzten sie ihren augenblicklich unterbro- chenen Zug fort. Wir verfolgten diesen Zug, sagt weiter der Berichterstatter, von dem Gipfel eines Hügels, auf eine Länge von mehreren Kilometern, und es ist wahrscheinlich, dass sich diese Legion auswandernder Insekten noch wei- ter erstreckte. Andere Schmetterlinge von verschiedenen Farben tummelten sich wie gewöhnlich herum, fremd der Marschordre, welcher ihre rothen und schwarzen Genossen folgten, ohne im mindesten durch ihre Gegenwart sich be- lästigt zu fühlen ?). Darwin erzählt in seinen Reisen I. 180 !) Schaums Bericht auf 1851, pag. 111. 2) Leipziger Illustrirte Zeitung Nro. 1791, den 28. August 1858, pag. 139. ®) Annal. de la soc. Entom. de France de 1860, pag. LXXVIII.- 270 folgenden hierher gehörenden Fall. Eines Abends, als wir uns etwa 10 Meilen von der Bucht San Blas befanden, sahe man, so weit das Auge reichte, nichts als eine unermess- liche Menge von Schmetterlingen in Schwärmen von zahl- reichen Myriaden. Selbst mit Hülfe eines Glases war es nicht möglich, einen von Schmetterlingen freien Raum zu finden. Es war mehr als eine Art, aber der grösste Theil ' gehörte zu einer der Colias Edusa sehr ähnlichen Art. Gleich- falls traf Anderson auf seiner südafrikanischen Reise II, pag. 5 am 26. 27 Januar. Myriaden Citrongelber Schmetter- linge, die in so grosser Menge schwärmten, dass das von ihren Flügeln verursachte Geräusch dem fernen Donner der Wogen glich, die sich am Ufer brechen. Sie kamen in der Richtung des Windes und es war wahrscheinlich eine Colias oder Terias Art (Stettiner entomologische Zeitung von 1863 pag. 281. 282.). Sind so mannigfache Schmetterlingszüge, grösstentheils aus Tagfaltern bestehend, beobachtet, so sind doch noch zahlreichere Libellenzüge wahrgenommen. Bei Dresden flog am 13. Juni ein Schwarm zwei Stunden lang von Nordost nach Südwest; bei Gotha am 29. Juni; bei Braunschweig, Magdeburg, Halberstadt, Aschersleben, Cön- nern und noch an mehreren Orten alles in der letzen Hälfte des Juni. Es geschah solcher in dem Jahre 1817 und be- standen die Schwärme aus Libellula quadrimaculata fast noch mehr Weibchen wie Männchen haltend !). Gleichfalls sahe man am 16. Juni 1853 zu Hasseignies bei Bel-Oeil (Hen- negau) während /, Stunden und bei einer Erstreckung von wenigstens 3, Lieues eine unzählige Menge Libellen in der Richtung von Südost nach Nordwest vorüberziehen. Die der Erde nächsten hielten sich ohngefähr 2!1/, Meters vom Boden, es war aber ohnmöglich die Höhe zu bestimmen, in welcher die höchsten flogen. Es war Libellula depressa die in Belgien, so wie auch sonst zu den häufigsten gehört und der Tag war heiss. Die Regelmässigkeit und Ordnung des Zuges war bewundrungswerth, doch schien kein eigent- licher Anführer vorhanden zu sein, und der Zug ging in 1) Germar, Magazin der Entomologie Band 2, pag. 336 und 337. 271 vollkommener Stille vor sich *). Neuerlich haben Cornelius _ und Hagen interressante Notizen über Libellenzüge gege- ben und von letzterem sind die bisher beobachteten insek- tenzüge zusammengestellt und aufgezählt?. An einem schönen warmen Tage im Juni 1852 hörte Hagen schon Morgens 9 Uhr, dass ein Libellenschwarm über Königsberg ‚zöge. Er begab sich vor das Thor und konnte den Zug genau beobachten, welcher aus Libellula quadrimaculata be- stand. Die Insekten flogen in der Richtung des Windes etwa 30 Fuss über dem Boden, später niedriger, und in grösster Regelmässigkeit dicht gedrängt hinter- und über- einander ohne von der vorgeschriebenen Richtung abzu- weichen. Sie bildeten ein etwa 60 Fuss breites und 10 Fuss hohes lebendes Band und bewegten sich mit der Schnel- ligkeit eines kurzen Pferdetrappes. Sie waren im Teiche von Dewau erst frisch ausgekrochen und der Zug dauerte ununterbrochen bis zum Abend. Cornelius berechnet die Masse der Individuen, welche diesen Zug bildeten zu 2400 Millionen. Es war am 19. Mai 1861 bei einem wunderbaren Frühjahre, wo schon der März blühende Fruchtbäume zeigte, als bei Mettmann zwischen Elberfeld und Düsseldorf ein grosser Zug von Libellula quadrimaculata erschien. Der Ur- sprung war die Gegend von Remscheid, wo er sich gleich in zwei Theile gespalten zu haben scheint, von denen der eine in nordwestlicher Richtung über Kronenwerth, der an- dere in südwestlicher Richtung über Solingen gegangen ist. Nahe bei Mettmann haben sich sodann entweder beide Züge wieder vereinigt, um sich bald daraufabermals in zwei Züge zu trennen, wovon der eine süd- der andre nordwestlich in der.Rheinebene bei Erkrath resp. Ratingen sich verlor, oder der Solinger Zug hat ohne mit dem andern zusammenzu- treffen, sich südwestlich über Hochdahl nach Erkrath, der L; 1) Bullet. de ’Academie de Bruxelles, 1853, Tom. XX, Nro. 323. 824, aus: Fechner, Centralblatt für Naturwissenschaften und. An- . thropologie 1854, Nro. 23, pag. 451. 452. 2) Entomologische Zeitung 1861, pag. 73 eqg. und 1862, pag, 463 8qaq. 272 Kronenberger Zug aber von Mettmann nordwestlich nach Ratingen sich gewandt. Die Libellen flogen 5—6 Fuss hoch, auf den Bergen höher, bei klarem Himmel und etwas be- wegter Luft dem Winde entgegen, ungeordnet und nicht gedrängt etwa wie ein Bienenschwarm ziemlich in gleich- breiter dichter Masse. Wir besitzen auch eine interessante Beobachtung des Dr. Hahn, der in der Nähe von Schnee-. berg im Erzgebirge im Jahre 1853 einen Libellenzug wahr- nahm Es war gegen Mittag und sehr schwül, als er in einem Gebirgsthal der Mulde durch einen Bestand von jun- gen Fichten und Tannen nach einem Punkt kam, wo das Thal sich erweiterte und eine Fabrik lag. Zuerst war der Bestand noch dicht und er hörte Insekten schwirren ohne sie zu sehen. Nachher als der Bestand kleiner und weni- ger dicht wurde, fand er das ganze Thal mit bräunlichen Libellen (wahrscheinlich Zibellula quadrimaculata) angefüllt, welche sämmtlich von Südost nach Nordwest flogen oder auf den Pflanzen umhersassen und sich erst bei dem Her- annahen entfernten. Das Ziehen selbst dauerte über eine halbe Stunde). Dieselben Arten, aus welcher in Europa die Libellen- züge bestehen, Libellula quadrimaculata und depressa bilden auch sowohl in Sibirien als zu Wiskonsin in Amerika sol- che Züge. Ebenso sind in Brasilien Libellenzüge bemerkt, die jedoch wahrscheinlich einer andern Art angehören. Von Insektenzügen überhaupt, abgesehen von Termi- ten, Ameisen und Heuschrecken zählt Hagen folgende auf: A. Neuroptera. 51 Beobachtungen, darunter 50 von Libellen und 1 von Agrion. Unter den Libellenzügen haben 13 aus Libel- lula quadrimaculata und 6 aus Libellula depressa bestanden. B. Lepidoptera. 30 Beobachtungen, darunter 8 von Pieris brassica, 7 von Vanessa Cardui, 1 von Vanessa Urticae, 2 von einer Pie- ris, 1, von einer Colias, 1 von Liparis Monacha und 2 von Urania Leilus. ı) Siehe Berthold, der Heerwurm S. 40. 273 C. Hymenoptera. .3 Beobachtungen von Sphex und Apis. D. Diptera. 1 Beobachtung von Musca. E._Coleoptera. 10 Beobachtungen, darunter 1 von Amara vulgaris, 1 von Harpalus, 2 von Coccinella quadripunctata und bipunctata, 1 von Zytta vesicatoria, 1 von Ateuchus sacer, 1 von Ateu- chus laticollis, 1 von Apion vernale und 1 von Lucanus cervus. F. Hemiplera. 8 Beobachtungen, 1 von Notonecta glauca, 7 von Aphis- arten, namentlich Aphis Rumicis, Pernicae und fabae. G. Aptera. 2 Beobachtungen, 1 von Smynihurus ater und 1 von Podura. Eigenthümlich erscheint es, dass, abgesehen von Amei- sen, Termiten, Heuschrecken und Cicaden, bei keinem In- sektenzug constatirt ist, wo er hingekommen, nur bei Zu- canus Cervus hat Pastor Büttner wahrgenommen, dass der Schwarm in der Ostsee ertrunken ist. Forschen wir nach der Ursache und dem Zweck der Insektenzüge, so habe ich schon oben bemerkt, dass un- ter günstigen klimatischen Verhältnissen manche Insekten sich unglaublich vermehren können; tritt dazu noch bei der endlichen Ausbildung zum imago eine besondere Luft- spannung wie erhöhte Electrieität, grosse Wärme etc., so schlüpfen zu gleicher Zeit eine ungeheure Masse von In- dividuen aus, die entweder an den Geburtsort gebunden bleiben, viele leicht nur durch Luftströmungen fortgeführt werden, wie solches bei Pieris Crataegi, dem Maikäfer, den Blattläusen, den Dipteren, wol auch bei den Zügen von Apis und Sphex der Fall zu sein scheint — oder ein eigen- thümlicher, für uns noch unenträthselter Trieb vereinigt und bestimmt sie, eine gemeinschaftliche Wanderung zu unternehmen. Der Zweck der Wanderung ist theilweise wie bei den Heuschrecken, Nahrung zu suchen und für ihre Nachkommen zu sorgen; theils, wie bei Cicada septen- decim auch wol bei Aphrophora spumaria einen geeigneten 274 Platz für ihre Brut aufzufinden. Bei den Libellen, Käfern, und Schmetterlingen bestimmt sie zur Wanderung vielleicht derselbe Bewegungsgrund, da der Geburtsort für die aus den . gelegten Eiern entwickelten Larven nicht hinlänglicher Fut- ter darbieten würde. Ob nicht auch hierbei der Geschlechts- trieb mit in das Spiel kommt, wenn ungewöhnlich mehr Individuen des einen Geschlechts ausgekrochen sind, um das fehlende Geschlecht aufzusuchen, darüber fehlen noch hinlängliche Beobachtungen. Eine eigentliche bestimmte und festgesetzte Ordnung bei diesen Zügen wie z. B. sol- ches bei manchen Zugvögeln vorkommt scheint nicht statt zu finden, und ist auch nicht nöthig, da solche Wanderun- gen immer nur eine abnorme Erscheinung darbieten. Gleich- falls ist es noch unentschieden, ob die wahrgenommenen Insectenzüge immer eine gleiche und welche Richtung ein- schlagen. Dass jeder Zug stets eine gewisse Richtung inne hält, kann wohl als feststehend angenommen werden. Ich möchte mit Analogie der Beobachtungen bei den Heu- schrecken behaupten, dass im Allgemeinen die Richtung der Züge von Osten nach Westen geht, wovon jedoch theils durch den Wind, theils durch locale Ursachen hervorge- bracht partielle Abweichungen stattfinden. Schliesslich möchte ich das Resultat dieser Untersu- chung in folgenden kurzen Sätzen zusammenfassen: 1. Manche Insekten, die gesellig leben wie Ameisen und Termiten beobachten, wenn sie eine gemeinschaftliche Wanderung unternehmen, dabei grösstentheils eine be- stimmte Ordnung. 2. Manche Insekten, welche als Larven gesellig leben, hal- ten stets bei ihrer Fortbewegung von einem Ort zum andern eine gewisse Ordnung, wie die Raupen von Pap. Archelaus, Bomb. Processionea, Pityocampa und Pinivora. 3. Es giebt Insecten, die im Larvenzustande sich zu ei- nem grossen Ganzen vereinigen und in dieser Vereini- gung sich von einem Ort zum andern bewegen wie Sciara Thomae. . 4, Unter günstigen klimatischen Verhältnissen vermehren sich manichmal die Insekten zu einer unermesslichen Menge. Geschieht dieses: 275 im Lärvenzuständ, so sind sie, da sie meist von Ve- getabilien leben, gezwungen, wenn der Geburtsort ab- gefressen ist sich nach einem andern Nahrungsquell umzusehen und dabei massenweise von einem Ort zum andern zu ziehen. Hierher gehören die Züge der Rau- pen sowie die der Heuschrecken als Larve und Nymphe. Geschieht solches bei der Entwickelung zum vollkommenen Geschöpf, so erscheint bei zusagenden Temperaturverhältnissen plötz- lich ein ungeheures Insektenheer. Dieses verweilt ent- weder: am Orte der Geburt, wie Pieris Crataegi, die Mücken- und Fliegenschwärme, die Massen der geflügelten Amei- sen, sowie in der Regel die Maikäfer, Eintagsfliegen und Aphiden, werden aber auch bisweilen durch einen Luftstrom wo anders hingeführt, wie man es bei den Aphiden, Ephemeren und Maikäfern manichmal wahr-, nimmt und wohin auch die Züge von Apis und Sphex zu gehören scheinen; oder sie vereinigen Sich zu einen grossen Ganzen um wo anders hinzuziehen, d. h. zu wandern. Hierher gehö- ren die Käfer, Libellen, Schmetterlinge, Heuschrecken, Cicada septendecim und Notonecta glauca. Die Wande- rung selbst pflegt meist am Tage bisweilen aber auch in der Nacht statt zu finden. Es ist beobachtet, dass Insectenlarven die sonst einzeln leben, plötzlich in Menge auftreten und durch ihre un- vermuthete Erscheinung, Staunen erregen. Hierher ge- hören die sogenannten Schneewürmer oder die Larven der Cantharis fusca. 276 Ueber den Phosphorgehalt der Thiolithe (d, h, der Galenoide, Pyritoide, Cinnabarite). ; Von G. Suckow. Theils durch eigene chemische Prüfungen von der Gegenwart der Phosphorsäure in sämmtlichen Gliedern der Jena’schen Trias (resp. Dyas) hinlänglich überzeugt 1), theils . den von C. Gmelin, Svanberg, Struve, Rammels- berg und Fownes in zahlreichen Silicaten nachgewiese- nen Phosphorsäuregehalt berücksichtigend, theils endlich in Erwägung des Umstandes, dass Pyromorphitkrystalle un- mittelbar auf Bleiglanz aufgewachsen vorkommen, wurde ich auf die Vermuthung geleitet, dass zunächst auch die sogenannten Thiolithe etwas Phosphor statt des Schwefels oder des ihm analogen Arsens, Teliurs u. s. w. enthalten möchten. Und so verhält es sich auch in der That. We- nigstens fand mein Schluss zunächst in dem von Pyromor- phitkrystallen begleiteten, durch Salpetersäure zerzetzten, przibramer Bleiglanze ?), ausserdem auch im Arseneisen von Andreasberg und im Arsenkiese (Misspickel) von Joachims- thal eine grosse Bestätigung. In den später auf das Arsenfahlerz von Freiberg, auf den Glanzkobalt von Skutterud in Norwegen, Speiskobalt von Johanngeorgenstadt, Cloanthit von Grosscamsdorf, Roth- nickelkies von Marienberg und Nickelarsenkies von Lobenstein ausgedehnten chemischen Prüfungen auf deren Phosphorge- halt ergab sich ein gleiches Resultat, ein Resultat, welches auf einen für alle diese Thiolithe durchschnittlich zwischen 0,8—1,5 pC. betragenden, qualitativ mit Hülfe molybdänsauren Ammoniaks deutlich indieirten Phosphorgehaltes hinausläuft. Der Phosphorgehalt der Thiolithe gewinnt auch inso- fern ein nicht geringes Interesse als derselbe die Bedin- I) Vergl. meine Schrift: „zur Naturwissenschaft“, Berlin 1863. S. 46 und ffde. 2) Die von mir zur chemischen Prüfung gewählten Bleiglanz- fragmente waren durchaus metallisch glänzend, daher noch gar nicht von den Atmosphärilien oder von anderen fremdartigen Stoffen inficirt. 277 gung zur Entstehung so vieler phosphorsaurer Verbindun- gen liefert (deren Phosphorsäure man grossen Theils dem Pflanzenreiche zuschreibt), im Besonderen aber auch eine Erklärung dafür abgiebt, dass an dem Bestande arsenik- saurer Verbindungen, deren Abkunft in den erwähnten Ar- senmetallen oder auch in einem häufigen Arsengehalte der Thiolithe überhaupt ihren Grund hat, sich zugleich auch die Phosphorsäure, und zwar in Form einer isomorphen, phosphorsauren Verbindung (z. B. im Mimetesite) betheiligt. Neue Spitzratte, Gymnura alba, von Borneo Ma, von C. Giebel. Die Gattung Gymnura wurde von Horsfield und Vi- gors in dem Zoological Journal 1828. II. 246—248, Tb. 8 begründet auf ein Thier, welches Raffles in den Transactions of the Linnean Society 1821. XIII. 272 unter dem Namen Viverra gymnura beschrieben hatte. Später: bildete dann Blainville in seiner schönen Osteographie den Schädel ab und von diesem copierte ich in meiner Odontographie Tf. 5 fig. # die obern Zahnreihen. Waterhouse endlich machte in den Annals and magaz. nat. hist. 1843. XI. 529 darauf auf- merksam, dass die Exemplare von Sumatra und von Borneo in der Färbung, in der Vertheilung von Weiss und Schwarz von einander verschieden, in allen übrigen Verhältnissen dagegen vollkommen identisch seien und daher auch nur eine Art Gymnura Raffiesi anzunehmen sei. Diesen Sommer brachte mir nun Hr. Deissner, der seit mehren Jahren als Arzt auf Borneo lebt, eine völlig weisse Spitzratte von dort mit, welche sogleich als Gymnura angehörig sich ergab, aber durch völlig weisse Färbung ohne jegliche Beimischung von Schwarz von den bis jetzt beschriebenen Exemplaren unterscheidet. Raffles und Vi- gors charakterisiren die ihrigen Exemplare als weiss am 278 Kopfe, Halse, Rücken und der Endfläche des Schwanzes, wogegen der übrige Körper, die Gliedmassen, ein starker Streif über dem Auge, einzelne Nackenhaare und die ganze Wurzelhälfte des Schwanzes schwarz sind. Von diesen auf Sumatra gesammelten und auch im Innern von Malakka beobachteten Exemplaren unterscheiden sich nach Water- house die von Borneo durch gelblich weisse Färbung des Wollhaares und durch schwarze Grannenhaare. Lassen wir auch letztere weiss werden, so haben wir die Färbung des unserigen. Die nähere Vergleichung mit den Angaben je- ner Forscher erweist jedoch noch einige andere Eigenthüm- lichkeiten, welche mir die Aufstellung einer neuen Art nicht ‘ gewagt erscheinen lassen. Indem ich dieselbe hier als Gymnura alba charakterisire, kann ich zugleich ihren bisher noch unbekannten Knochenbau specieller darlegen und da- durch das verwandtschaftliche Verhältniss der Gattung zu den Spitzmäusen und Igeln besser aufklären, als es aus den bisherigen Angaben sich ergeben hat. Grösse und allgemeine Körpertracht unserer Art stim- men im Wesentlichen mit @. Rafflesi überein, wie die Ver- gleichung der Abbildungen nicht verkennen lässt. BRaff- les gibt einen Fuss Körperlänge, Vigors zwei Zoll mehr an, unser Exemplar steht dazwischen; für die Länge des Schwanzes hat jene i0 Zoll und etwas mehr, unsre nur 9 Zoll engl. oder etwas über 8 Zoll par. Der Rüssel über- ragt bei jener Art den Unterkiefer um einen Zoll, bei der unserigen dagegen kaum mehr als vier Linien (ich nehme hier behufs der Vergleichung mit den englischen Angaben englisches Mass). Er ist schwach deprimirt, an der stum- pfen Spitze mit einer markirten, nach unten breiter wer- denden Mittelrinne versehen; die Nasenlöcher öffnen sich daher ganz seitwärts, spaltenförmig von oben nach unten ziehend und mit verdickten Rändern. Der Rüssel ist gröss- tentheils nackt, nur an den Seiten mit kurzen weissen Bor- sten besetzt; nach der Abbildung von @. Rafflesi fehlen die- ser Art die Borstenhaare an den Seiten und die Oberseite des Rüssels erscheint bis zur Nasenkuppe mit längern Bor- sten besetzt, welcher Unterschied jedoch bei der leichten Abreibbarkeit der Borsten nur als ein unwesentlicher be- 279 trachtet werden darf. Von den unregelmässig gestellten weissen Schnurrhaaren reichen die hintern längsten bis an das Ohr. Einzelne lange Borstenhaare stehen noch auf den Backen und hinter und unter den Mundwinkeln. Die Au- gen liegen den Ohren nur etwas näher als der Schnauzen- spitze und die häutigen ovalen Ohren ragen frei aus dem Pelze hervor und sind aussen wie innen scheinbar nackt, nur mit äusserst feinen Härchen bekleidet. Der Rumpf ist gedrungen, niedrig auf den Beinen und bis an den Schwanz dick behaart; dieser ein starker Rattenschwanz, mit sehr kleinen nicht in ganz regelmässige Ringel geordneten Schup- pen und feinen weissen Härchen bekleidet, welche längs beider Seiten dichter stehen und etwas länger sind und ei- nen deutlichen eng anliegenden Haarkamm bilden. G. Raff- lesi besitzt diese seitlichen Haarstreifen am Schwanze nicht und es ist auch nicht anzunehmen, dass dieselben der Be- obachtung entgangen sein sollten. Sie laufen bei unsrer Art deutlich von der Wurzel bis zur Spitze des Schwanzes. Die fünfzehigen Pfoten sind an den Sohlen völlig nackt, auf der Oberseite dagegen kurz und fein behaart, die Haare zum Theil abgerieben, erst oberhalb der Hand- und Fuss- wurzel dicht und gleichmässig. An den Vorderpfoten reicht die Daumenspitze bis an die Wurzel der zweiten Zehe, diese bis an die Wurzel der Kralle der dritten, die vierte ist nur sehr wenig länger als die zweite und die fünfte endet am ersten Gliede der vierten. Die Hinterfüsse sind etwas schmä- ler und merklich gestreckter als die vordern; die innere Zehe ganz verkürzt, die drei mittlen von ziemlich gleicher Länge und die äussern bis an das zweite Glied der vierten reichend. Die Krallen sind verhältnissmässig sehr klein, stark comprimirt, nicht gerade scharfspitzig, die hintern fast doppelt grösser wie die vordern. Das Haarkleid erscheint am Kopfe, Halse, Rumpfe, Oberarm und Schenkel gleichmässig dicht ‘und lang und besteht aus einem ganz dichten und sehr feinen Wollhaar und langen platten starken, fast borstenartigen Grannen, welche die Wolle schwach durchscheinen lassen wenigstens an den Seiten und unten. Die Färbung ist durchgängig weiss, an der Unterseite unreiner als oben die nackten 280 Theile, nämlich die Rüsselspitze, Ohren, Schwanz und Pfo- ten ledergelb, auch die Krallen lichtgelblich. Die Zahnformel wird für G. Rafflesi verschiedentlich angegeben und gedeutet. Raffles zählt in der obern Reihe sechs Schneidezähne, wovon die beiden ersten sehr gross und durch eine Lücke getrennt sind, das letzte Paar sehr klein, ferner den Eckzahn ziemlich von der Länge der er- sten Schneidezähne und sechs Backzähne, von welchen der erste klein und zweispitzig, der zweite grösser und ein- spitzig, der vierte und fünfte am grössten und vierhöckerig, der letzte kleiner und dreihöckerig. Im Unterkiefer ebenfalls sechs Schneidezähne, das letzte Paar am kleinsten und die ersten wiederum durch eine Lücke von einander getrennt; ein langer Eckzahn und sechs Backzähne denen der obern Reihe entsprechend. Offenbar hat Raffles hier die beiden ersten Lückzähne für seinen ersten zweispitzigen Backzahn gehalten. Horsfield und Vigors deuten die Zahnreihen anders. Sie geben oben zwei grosse, ziemlich cylindrische, an der Spitze abgerundete Schneidezähne an und unten de- ren sechs, wovon die vier ersten kurz und meisselförmig, die äussern mehr verkürzt und spitz sind; ferner zwei obre Eckzähne jederseits, kleiner als die Schneidezähne und ke- gelförmig, einen sehr grossen kegelförmigen untern Eck- zahn, oben acht Backzähne und zwar die drei ersten ein- spitzig und der erste sehr gross, dann der vierte schlank kegelförmig, der fünfte mit grossem äussern und kurzem innern Zacken, der sechste und siebente vielzackig und der . achte kleiner stumpfzackig; unten sieben Backzähne, näm- lich drei einspitzige comprimirte, die übrigen vielzackig. Hier sind also die beiden hintern obern Schneidezähne jederseits als Eckzähne gedeutet, obwohl sie ganz entschieden im Zwischenkiefer stehen, Raffles’ Eckzahn als erster Backzahn, dagegen die zwei einspitzigen Lückzähne gegen Raffles nicht verkannt. Richtig gibt erst Blainville die Zahnformel an, nämlich für jede Reihe 3.1.4.3, wobei jedoch zu bemer- ken, dass der obre Eckzahn wie oft bei den Insektivoren zweiwurzlig ist und ganz im Oberkiefer steht. In meiner Odontographie S. 18 ist die Zahl der hintern Backzähne mit 4 statt mit 3 angegeben. 281 Unser Schädel zeigt dasselbe Zahlenverhältniss, näm- lich drei Schneidezähne, einen Eckzahn, drei Lück- und vier Backzähne (oder in anderer Auffassung 4 + 3) in jeder Reihe. Von den obern Schneidezähnen sind die beiden er- sten ganz seitwärts stehenden und daher durch eine breite Lücke von einander getrennten schlank kegelförmig, schöne schwach gekantete Eckzahnformen. Die beiden andern ha- ben gleichfalls Kegelgestalt, doch ist der zweite, von dem ersten durch eine nur kleine Lücke getrernt und merklich niedriger als dieser, ziemlich stark comprimirt und mit schwachem vordern und starken hintern Basalvorsprunge versehen und von beiden Vorsprüngen steigen scharfe Kan- ten zum Hauptkegel hinauf. Der dritte kleinste Schneide- “ zahn ist ebenfalls comprimirt kegelförmig und besitzt innen eine deutliche basale Schmelzwulst. Die untern Schneide- zähne sind entschieden kleiner als die obern, stehen geneigt im Kiefer und sind in der Mitte nur durch eine sehr schmale Lücke geschieden. Die beiden ersten und grössten bilden zierliche Hohlmeissel, sind an der Aussenfläche gewölbt und ihräusserer Rand durch eine seichte Furche abgeflacht. Die zweiten sind merklich kleiner und legen sich mit ihrem ebenfalls etwas geflachten Rande auf den Nachbarrand des ersten aussen auf. Die beiden letzten viel kleinern sind stark comprimirt, mit schneidender vordrer und hinterer Kante und innen verdickter Basis. Die obern Eckzähne stehen wie erwähnt unmittelbar hinter der Naht des Zwischen- und Öberkiefers, vom letz- ten Schneidezahn durch eine Lücke für den untern Eckzahn getrennt. Sie sind zweiwurzlig, etwas schlanker als die er- sten Schneidezähne, mehr gekrümmt als diese und mit hint- rer schneidender Leiste versehen. Die untern Eckzähne erscheinen kräftiger. Die beiden ersten Lückzähne im OÖberkiefer sind von gleicher Grösse, einwurzlig, mit comprimirten, vorn und hin- ten schneidend scharfen Kegelkronen. Der dritte Lückzahn hat einen äussern dreikantigen scharfen Hauptzacken auf zwei Wurzelästen und einen starken innern Basalhöcker. Der vierte Zahn der Reihe, der seiner Form nach von Blain- ville noch als Lück- oder vordrer Backzahn gedeutet wird, XXI. 1863. 19 282 ist ansehnlich grösser als der dritte, hat aber dessen äus- sere Hauptzacken, aber an diesem innen an der Basis ei- nen ersten starken und zweiten kleinen kegelförmigen Hö- cker. Die drei hintern Backzähne nehmen an Grösse ab. Von ihnen bestehen die ersten beiden aus vier scharfen Höckern, welche paarweise ganz wie beim Igel verbunden sind. Am letzten kleinern Backzahn verkleinert sich der vordere äussere Höcker und die beiden hintern Höcker verschmelzen zu einem schwach getheilten, so dass die Krone einen dreiseitigen Umriss erhält. Bei unserm Igel verkümmert dieser letzte Zahn noch viel mehr. In den untern Zahnreihen gleichen die beiden ersten einwurzligen Lückzähne ganz den entsprechenden obern, auch der dritte hat noch dieselbe Form und ist nur grös- ser, unterscheidet sich also von dem dritten obern durch den Mangel des innern basalen Höckers. Der vierte wie- derum grössere hat einen dreikantig pyramidalen Haupt- zacken, innen zwei sehr kleine Basalhöcker und hinten an der äussern Kante einen höher stehenden ganz schwachen aber deutlichen Ansatz. Er unterscheidet sich von dem entsprechenden unseres Igels, dass bei diesem der vordere basale Zacken viel grösser ist und der hintere schwache Ansatz gänzlich fehlt. Die drei hintern Backzähne stimmen bis auf ihre relativ beträchtlichere Grösse vollkommen mit denen des Igels überein. Mit @. Rafflesi verglichen unterscheidet sich unsere Art zunächst durch die viel kleinere Lücke zwischen dem ersten und zweiten Schneidezahne und durch die dicht ge- drängte Stellung der Zähne von den Eckzähnen an, wäh- rend bei jener die drei vordern Backzähne noch durch Lü- cken von einander getrennt sind. Viel wichtiger ist aber, dass dort der dritte Schneidezahn erheblich grösser als der zweite, bei unserer dagegen der dritte der kleinste ist. Am dritten Backzahne tritt bei jener der innere Höcker gar nicht hervor, dieser Zahn ist überhaupt kleiner, dünner, wogegen der vierte zwei gleich entwickelte innere Höcker besitzt, die bei unserer von auffallend verschiedener Grösse sind. An den hintern Backzähnen scheinen nach der Ab- bildung zu schliessen die Höcker nicht paarig gejocht zu 283 sein, was jedoch auf einer Flüchtigkeit der Zeichnung be- ruhen könnte. Die untere Zahnreihe kann ich leider nicht vergleichen. Hienach dürten wir als unterscheidende Merkmale un- serer Art von der Rafflesischen die völlig weisse Färbung, den kürzern Rüssel, den dichten Haarstreif zu beiden Sei- ten des feinschuppigen Schwanzes, den sehr verkleinerten dritten Schneidezahn, den stärker entwickelten dritten und abweichend gebildeten vierten Backzahn im Oberkiefer be- trachten. EIf glatte Gaumenfalten, von welchen die vier vordern stark nach vörn gekrümmt, die übrigen gerade sind und nach hinten allmählig niedriger werden. Wie schon aus der Bildung der Backzähne eine grös- sere Verwandtschaft von Gymnura mit dem Igel als mit den Spitzmäusen sich ergiebt, so wird dieses Verhältniss noch inniger durch den Schädelbau. Der Gymnurenschädel ist in der That nur ein sehr lang gestreckter Igelschädel und entfernt sich gegen A. Wagners Angabe weit von Sorex. Auf der obern Seite ist die Verbindung der Gesichts- knochen dieselbe wie bei Erinaceus, nur die Nasenbeine breiter und da der Gesichtstheil überhaupt viel gestreckter ist, nicht so weit auf der Stirne zurückreichend, vielmehr schon im Niveau der Foramina infraorbitalia endend. Die Stirnbeine erscheinen flacher, aber gleichfalls eine Rinne bildend längs ihrer gemeinschaftlichen Naht. Markirte Stirn- leisten, beim Igel fast verwischt, erheben sich als Fortset- zung der auch bei dem Igel starken Leisten am vordern Augenhöhlenrande und treten schon über der stärksten Ver- engung des Schädels fast unter rechtem Winkel zum Pfeil- kamme zusammen, welcher höher und schärfer als beim Igel besonders nach hinten auffallend hoch wird, wo er an die gleichsam hoch wandartig aufgerichteten Lambdaleisten sich anlegt. Die Naht der Stirn- und Scheitelbeine ist die- selbe wie am Igelschädel, vor ihr aber die mittle Veren- gung stärker, An den Seiten des Schädels erscheint nur der Jochbogen darin abweichend, dass er weiter vom Schä- del absteht, in der hintern Hälfte weniger aufwärts gebo- gen und zugleich sehr viel schwächer ist. Die untere Schä- delfläche von den Ineisivlöchern bis zum hintern Gaumen- 19* 284 rande stimmt bis auf die nicht durchbrochenen Gaumen- beine wieder mit Erinaceus überein. Auch die Flügelbeine weichen nur geringfügig relativ ab. Dagegen hildet das Keilbein hier eine breite platte Fläche, welche bei Erinaceus zwischen den Gehörbullen eine enge tiefe Höhle darstellt. Grundbein, Gehörbullen, Unterkiefergelenk, und Condyli oc- cipitales zeigen keine beachtenswerthen Eigenthümlichkei- ten. Das grosse Hinterhauptsloch erscheint grösser und die Oceipitalläche durch die wandartig erhöhten Lambdaleisten beträchtlich höher als beim Igel. Die Igelähnlichkeit des Oberschädels geht auch auf den Unterkiefer über, welcher bis auf die gestrecktere Form und die in dieser begründeten grössern Breite des Kron- fortsatzes keinen einzigen beachtenswerthen Unterschied bietet. Bei dieser überraschenden Aehnlichkeit zwischen Gym- nuren- und Igelschädel hat die: nähere Vergleichung mit Sorex und andern Insektivoren kein Interesse und wir wen- den uns zum übrigen Skelet, welches zwar erheblichere Un- terschiede vom Igel als der Schädel zeigt, aber in diesen Abweichungen sich Sorex nur relativ annähert. Von den breiten und sehr kräftigen Halswirbeln zeich- net sich zunächst der Atlas durch seine stärker entwickel- ten Flügelfortsätze, seinen völlig glatten Bogen und einen starken zapfenartigen untern Dornfortsatz charakteristisch vom Igelatlas aus. Und nicht minder weicht der Epistro- pheus ab. Der riesige Dornfortsatz desselben ragt nämlich über die drei folgenden Wirbel fort, bei Erinaceus nur über den dritten Halswirbel, zudem besitzt er lange nach hinten gerichtete Querfortsätze und in der Mittellinie des Körpers eine dem Igel fehlende hohe Leiste, welche sich gegen den Hinterrand lamellenartig erhebt. Das ist Soricinencharakter. Die folgenden Halswirbel tragen auf ihren breiten Bögen niedrige, allmählig sich etwas erhöhende Dornfortsätze, ha- ben wie bei Erinaceus breite kräftige Gelenkfortsätze, all- mählig horizontal gerichtete Processus transversi und wie- der abweichend vom Igel untere Leisten wie am Epistro- pheus, die aber nach hinten niedriger werden und schon die am sechsten Wirbel nur noch schwach hervortritt. An 285 der Unterseite des Querfortsatzes am fünften Wirbel ragt ein langer nach vorn absteigender Fortsatz hervor, welcher am sechsten Wirbel sich zu einer grossen nach vorn und nach hinten verlängerten Platte, doppelt so. gross wie bei dem Igel ausdehnt, und daher .mehr spitzmausähnlich ist. Die dorsolumbale Wirbelreihe besteht bei Gymnura aus 13 + 1 + 6 oder 15 rippentragenden und 5 rippen- losen Wirbeln, bei Erinaceus aus 18 + 1 + 9 oder 15 rip- pentragende und 8 rippenlosen Wirbeln, bei den Soricinen schwankt die Zahl. Der erste Brustwirbel hat einen schwa- chen und den niedrigsten Dornfortsatz von allen, dagegen der zweite einen enorm hohen, der dritte wieder einen et- was kürzern und nun verkürzen sich die folgenden nur sehr wenig und sind dünn, bis sie vom zehnten an beträchtlich an Breite zunehmen, alle sind daher beträchtlich länger, schwächer und viel weniger nach hinten geneigt wie bei Erinaceus. ‘Die Dornen der Lendenwirbel haben die Breite ihrer Bogenlänge, stehen senkrecht und werden wie beim Igel allmählig wenig höher. Die Querfortsätze der Brust- wirbel sind ebenso aufgerichtet aber beträchtlich schmäler wie bei Erinaceus, dagegen haben die Lendenwirbel stärkere Gelenkfortsätze, die vordern sogar aufwärts gekrümmt und den hintern des vorliegenden Wirbels umfassend; ihre Quer- fortsätze sind breit, schwach abwärts und stark nach vorn geneigt, an Länge nach hinten zunehmend. Die Wirbel- körper sind vor dem Diaphragmatischen breit und gerun- det, in der Lendengegend mehr und mehr comprimirt und in der Mittellinie gekantet, während diese bei Erinaceus unten abgeplattet erscheint. | Drei Kreuzwirbel tragen wie beim Igel so auch bei Gymnura das Becken, aber sie haben hier sehr hohe und innig an einander liegende, doch nicht verwachsene Dorn- fortsätze, welche mit den beiden noch folgenden einen lan- gen hohen nicht unterbrochenen Knochenkamm bilden, wäh- rend beim Igel die Dornen niedriger und viel schmäler sind und also keinen zusammenhängenden Kamm darstel- len, den sie dagegen auch bei Sorex errichten. An der Unterseite sind die Kreuzwirbel bei Gymnura stark gekan- tet, bei Erinaceus wieder platt. Wegen der innigen Ver- 286 bindung der Dornfortsätze und der sehr beträchtlichen Breite der Querfortsätze bei Gymnura müssen wir die beiden fol- genden Wirbel noch zum Kreuzbein zählen und dasselbe also als fünfwirbelig betrachten, was auch für die Sorici- nen gerechtfertigt, aber bei Erinaceus wenigstens nicht nothwendig erscheint. Schwanzwirbel zähle ich bei Gymnura 28, also die doppelte Anzahl des Igelschwanzes. Nur die beiden ersten haben noch Bögen und alle Fortsäfze, aber keine untern Bogenschenkel. Vom dritten an fehlen die obern Bogen und Dornfortsätze, statt dessen zwei Fortsätze in der vor- dern Hälfte der Oberseite, die auf den folgenden Wirbeln niedriger werden, indem zugleich am Hinterrande zwei ent- sprechende Höcker sich erheben bis zum funfzehnten Wir- bel, wo sie beide, die vordern und hintern gänzlich ver- schwinden. Die Querfortsätze verkümmern sehr schnell, sind schon vom sechsten Wirbel an blosse Höcker am Vor- derrande, denen gleiche am Hinterrande entsprechen, beide gleichfalls vom funfzehnten Wirbel an verschwindend. Die untern Bogenstücke wie immer auf der Grenze je zweier Wirbelbörper liegend beginnen vorn am dritten Wirbel als grosse vierseitige Knochenplatten, die bald sich erniedrigen und zugleich verlängern, schon unter dem sechsten halbe Wirbellänge haben und diese Grösse weithin behalten, bis sie auf den letzten Wirbeln wieder schnell kürzer und klei- ner werden, um an den fünf letzten gänzlich zu fehlen. Die Wirbelkörper nehmen vom ersten ab schnell an Länge zu und erst die neun letzten verkürzen sich wieder ebenso schnell. Die Rippen verhalten sich wie bei Erinaceus, nämlich acht wahre und sieben falsche, alle sind aber in der obern Hälfte von vorn nach hinten sehr stark zusammengedrückt, in. der untern Hälfte dagegen von innen nach aussen platt, alle etwas länger und viel schwächer wie beim Igel, wo sie in ganzer Länge breit sind, viel mehr Spitzmausähnlich. Auch die Rippenknorpel sind beträchtlich schmäler wie heim Igel. Das Brustbein besteht aus sieben, bei Erinaceus aus sechs Stücken. Das Manubrium ist eine breite, vorn ge- 287 rundete, längs der Mitte der Unterseite gekielte oberseits tief concave Platte mit hinten stark comprimirtem Stiel, also vorn breiter, grösser wie beim Igel, hinten dagegen schwä- cher. Die fünf folgenden Stücke sind viel weniger dick wie beim Igel und werden nach hinten allmählig kürzer und breiter. Der Schwertfortsatz bildet eine dünne gleich- breit bleibende Platte von der doppelten Länge des vor ihm liegenden Stückes, ist also ganz anders wie beim Igel, wie- derum Spitzmausähnlich, Das Schulterblatt ist schmäler und gestreckter wie bei Erinaceus, sein Vorderrand geht bogig, bei diesem scharf- winklig in den obern über. Die mittelständige Gräte er- hebt sich von hinten her schnell zu beträchtlicher Höhe und zieht sich vorn in einen eben so breiten Fortsatz aus wie bei dem Igel. Der Gelenktheil stimmt wesentlich mit diesem überein. Das verhältnissmässig sehr lange und dünne Schlüsselbein verbindet sich nicht unmittelbar mit dem Manubrium, sondern durch ein besonderes starkes Knorpelstück, dass dem viel kräftigeren und kürzeren Schlüs- selbeine des Igels fehlt. Der Oberarm ähnelt wieder mehr Sorex als Erinaceus; denn er ist verhältnissmässig gestreckt, schlanker und schwä- cher wie bei dem Igel, mit bis über die Mitte hinabreichen- der scharfer Deltaleiste und breiter tiefer Sehnenrinne vorn am obern kugelig gewölbten Gelenkkopfe. Sein unteres Gelenkerde entspricht ganz Sorex durch den stark vortre- tenden äussern Knorren und den sehr viel mehr entwickel- ten inneren, über welchem auch die Brücke für den Nervus medianus vorhanden ist. Die Olecranongrube ist weit per- forirt, die Gelenkrolle breit. Die leicht gekrümmten sehr starken Unteramknochen liegen der ganzen Länge nach innig an einander und zwar die etwas stärkere seitlich zusammengedrückte Elle hinter der von vorn nach hinten noch mehr zusammengedrückten Speiche. Diese hat ein sehr breites oberes Gelenkende mit ziemlich flach concaven Gruben für die Humerusrolle und ein verdicktes unteres Ende mit markirter Sehnenrinne. Die besonders im obern Theile dicke Elle wendet ihr Olecra- non schwach nach innen und endet schief abgestutzt mit 288 Rinne. Auch am untern Ende hat sie aussen eine Rinne. Von den Handwurzelknochen fällt das bei Insektenfressern immer grosse Hakenbein durch sein erweitertes Ende auf. Die drei mittlern Mittelhandknochen sind schlank und schwach deprimirt, der der äussern und derinnern Zehe sehr kurz und breit. Das erste Zehenglied ist ebenfalls schlank und sehr leicht gekrümmt, das zweite nur halb solang mit stark gewölbter Rolle für die Nagelphalanx und deutlicher Grube über derselben. Das Becken ist lang gestreckt und in der Schambein- fuge geöffnet, in seiner allgemeinen Configuration ebenso- weit vom Igel wie von der. Spitzmaus abweichend. Das lange schmale Hüftbein ist beträchtlich schwächer wie beim Igel und stark gekrümmt, am obern Rande schneidend scharf, nach vorn bis an den vorletzten Lendenwirbel verlängert und gar nicht verdickt. Gegen die Pfanne hin wird es dick dreikantig und trägt vor derselben aussen einen abgerun- deten Höcker. Das Sitzbein stellt eine grosse rechtwink- lig abwärts gerichtete Knochenplatte dar, deren etwas ver- dickter oberer Rand schwach nach innen gebogen ist, wäh- rend der hintere Rand scharf ist. Das dünne rippenähn- liche Schambein verschmilzt unterhalb des lang und halb- elliptischen Loches völlig mit dem Sitzbein. Die Länge des Beckens von der vordern Hüftecke bis zur hintern Sitzecke beträgt 2“ 4“, die Höhe am Hinterrande 1‘ 4‘ par. Der Oberschenkel erscheint in eben dem Grade ge- streckter und schwächer wie der Oberarm bei der Verglei- ehung mit dem Igel. Der Hals seines kugeligen Kopfes ist dünner, der äussere Trochanter etwas höher, der innere Trochanter bedeutend grösser und das untere Ende von vorn nach hinten stärker; hinten auf dem äussern Knorren ein grosses queres Sesambein. Die Kniescheibe ist kleiner und besonders flacher wie bei dem Igel. Die sehr schlanke Tibia verdünnt sich eieiche unter dem breiten obern Gelenkkopfe stark und hat ähnlich wie bei den Spitzmäusen vorn oben eine lamellenartig dünne scharfkantige Leiste, an der hintern Fläche eine breite Rinne. Ihr sehr breites unteres Gelenkende besitzt vorn einen Ka- nal und an der Innenseite eine Rinne, an der Hinterseite 289 aussen eine sehr tiefe Rinne. Die Fibula ist im obern Kopf diek dreiseitig, dann sehr dünn und endet mit inniger Ver- schmelzung in der Mitte der Tibia. Die Rolle des Astra- galus ist schief, der hinter diesem gelegene Calcaneus sehr lang, auch die zweite Reihe der Fusswurzelknochen sehr gestreckt. Die Metatarsen sind länger als die Metacarpen, auch die derinnern und äussern Zehe gestreckt; das zweite Glied der drei mittlen Zehen relativ viel kürzer als an den vordern Zehen. Zum Schluss dieser Beschreibung gebe ich noch die Messung des Skelets in pariser Mass: Schädellänge an der Unterseite er Länge der Zahnreihen Grösste Breite zwischen den Jochbögen Höhe der Oceipitalfläche Breite derselben an der Basis Unterkieferlänge Unterkieferhöhe im Kronfortsatz Länge der 7 Halswirbel: Flügelbreite des Atlas Länge des Epistropheusdorn Länge der Brustwirbelreihe Dornhöhe des 2. Brustwirbels Länge der Lendenwirbelreihe Länge der fünf Kreuzwirbel „ . der Schwanzwirbelreihe Ind „. .. des Brustbeines „. . des Schulterblattes „ des Oberarmes „ „der Blle „ der Speiche „»....des Beckens „. des Oberschenkels „ . der Tibia 2 4 Die Gymnuren sind ihrer äussern Erscheinung nach ächte Spitzratten und wurden deshalb allgemein auch in die Fa- milie der Soricinen gestellt, aber ihr Schädelbau und Zahn- system sind ganz entschieden erinaceisch, während der üb- rige Skeletbau die Igel mit den Spitzmäusen vermittelt. — OP SNSEÄNIOSO DB SO O0 HM. © DU BOoOFrHr BD oOoV® Oo HR Oo DD Fr OS Hr Hr SE oo» 290 Es fällt somit die seither angenommene Grenze zwischen Igeln und Spitzmäusen weg nicht blos durch Gymnura son- dern noch einige andere Gattungen. Beide Familien müs- sen vielmehr in eine vereinigt, Erinaceus und Sorex als de- ren extremste Glieder betrachtet werden. Ich breche in- dess diese systematischen Betrachtungen hier ab, da mir eben bei Correctur des Bogens Herr Peters seine schöne Abhandlung über Solenodon freundlichst mittheilt, welche mit einer neuen Gruppirung der Insektenfresser, auf umfas- sende Detailuntersuchungen gestützt schliesst. Ich nehme dieselbe hier wörtlich auf: A. Darmkanal mit einem grossen Blinddarm. Ä a. Unterschenkelknochen getrennt, Jochbogen vollständig. @. Ulna unvollständig. I. Galeopitheci: Galeopithecus. 8. Ulna vollständig. II. Tupayae: Cladobates. Ptilocercus. Hylogale. b. Unterschenkelknochen verwachsen, Jochbogen voll- ständig. III. Macroscelides: Rhynchocyon. Macroscelides. B. Darmkanal einfach, ohne Blinddarm. a. Unterschenkelknochen getrennt, kein Jochbogen; keine Bullae osseae, os tympanicum einfach ring- förmig. IV. Centetina: Solenodon. Centetes. ? Ericulus und Echinogale. b. Unterschenkelknochen verwachsen, Jochbogen vollstän- dig, Gehörbullen mehr weniger entwickelt, Schädel- höhle vollständig. a. Aeussere Ohren wohl entwickelt. V. Erinacei: Erinaceus. Gymnura. 8. Aeussere Ohren verkümmert oder fehlend. VI. Talpina: Myogale. Urotrichus. Condylura. Sca- lops. Talpa. Chrysochloris. e. Unterschenkelknochen verwachsen, kein Jochbogen, Schädelhöhle an der Basis z. Th. häutig; Ossa tym- panica einfach ringförmig. VN. Sorices: Sorex. 291 Mittheilungen. Mittheilungen aus dem chemischen Universitätslaboratorium zu Halle. 1. Analyse zweier Steinsalzproben von Erfurt. Die analysirten Steinsalzproben waren dem dritten Stein- salzflötz zu Erfurt entnommen. Die eine Probe war sehr weiss und rein und enthält nur Spuren fremder Beimengungen, namentlich etwas schwefelsauren Kalk und Chlormagnesium. Von ersterem war jedoch nur so we- nig vorhanden, dass sich das Steinsalz ganz klar in Wasser löste. Nur unwägbare Spuren nicht löslicher Substanz waren in der klaren Auflösung zu bemerken. Die quantitative Analyse ergab folgende Zahlen: Wasser 0,09 Schwefelsaure Kalkerde 0,20 Chlormagnesium 0,03 Chlornatrium 99,58 99,90 Die zweite Probe war mehr grau gefärbt, und löste sich im Wasser nicht vollkommen auf. Der Rückstand verminderte sich aber durch Waschen bedeutend. Er bestand zumeist aus schwefelsaurem Kalk. Nur Spuren von Eisenoxyd konnten aus- serdem darin aufgefunden werden. Die quantitative Analyse ergab Folgendes: Wasser 0,12 Schwefelsaure Kalkerde 6,35 Chlormagnesium 0,04 Chlornatrium 93,65 100,16 Kali war in beiden Steinsalzproben nicht aufzufinden. W. Heintz. 2. Analyse eines verwilterten Feldspathkrystalls. Der zu der hier folgenden Analyse verwendete Feldspath war von Wittekind bei Halle aus verwittertem Porphyr ausgebro- chen. Die Krystallform war gut erhalten, dennoch aber so ver- wittert, dass das Mineral sich schon im Porzellanmörser leicht zerdrücken und pulvern liess, I. Zur Bestimmung des Eisens, der Thonerde, der Magnesia und des Kalkes wurde das gepulverte Mineral durch Schmelzen mit trocknem kohlensauren Natron aufgeschlossen, vorher jedoch erst das Wasser bestimmt: 292 2,1880 Grm...bei 1109 getrockneter Substanz wurden im Gebläse geglüht, und gaben 0,1525 Verlust. Diese entsprechen 6,97 pC. Wasser. 1,5110 Grm. wasserfreier Substanz (entsprechend 1,6242 Grm. asseohlnen) wurden nun mit kohlensaurem Natron 'ge- schmolzen. Die geschmolzene Masse wird in heissem Wasser vertheilt, dann mit verdünnter Salzsäure übersättigt und im Was- serbade zur Trockne gebracht. Nachdem der Rückstand mit Salzsäure befeuchtet war, wurde er in heissem Wasser gelöst, wobei die Kieselsäure zurückblieb. Sie wurde ausgewaschen, ge- glüht und gewogen, und betrug 0,7540 Grm. Diese entsprechen auf 1,6242 Grm. wasserhaltiger Substanz berechnet 46,420/, SO. Die von der Kieselsäure abfiltrirte Flüssigkeit wurde mit Ammoniak alkalisch gemacht, und auf diese Weise das Eisenoxyd und die Thonerde gefällt; dieselben wurden nach Verdunstung des überschüssigen Ammoniaks abfiltrirt und mit heissem Wasser ausgewaschen. Darauf. wurden sie wieder in möglichst wenig Salzsäure gelöst und in heisse Natronlauge eingetragen. Da das zurückbleibende Eisenoxyd stets noch eine geringe Menge Thon- erde zurückhält, so wurde es abfiltrirt, und nochmals auf die- selbe Weise behandelt. Die Thonerde wurde dann aus der Flüs- sigkeit auf die gewöhnliche Weise mit Salzsäure und Ammoniak abgeschieden, das Eisenoxyd aber in Salzsäure gelöst und durch Ammoniak gefällt. Es wurden auf diese Weise erhalten 0,0882 Grm. entsprechend 2,35 pC. Eisenoxyd und 6,5723.Grm. ent- sprechend 35,23 pC. 'Thonerde. Aus der von der Thonerde und dem Eisenoxyd abfiltrir- ten Flüssigkeit, wurde der Kalk vermittelst oxalsauren Kalıs und Ammoniak als oxalsaurer Kalk ausgefällt, im Gebläse in Aetz- kalk umgewandelt und erhalten 0,0045 Grm. ‚entsprechend 0,27 pC. Kalk. Die Magnesia wurde dann als phosphorsaure Ammoniak- Magnesia ausgefällt und als pyrophosphorsaure Magnesia gewo- gen. Von letzterer wurden erhalten 0,0177 Grm. entsprechend 0,39 pC. Magnesia. II. Zur Bestimmung der Alkalien wurden 1,2475 Grm. bei 110° getrockneter Substanz mit Flusssäure, die zu diesem Zwecke frisch aus Flussspath und concentrirter Schwefelsäure dargestellt war, aufgeschlossen. Die Masse wurde dann mit Schwefelsäure zersetzt, die überschüssige Schwefelsäure durch gelindes Glühen entfernt, und die schwefelsauren Salze darauf in heissem mit Salz- säure versetzten Wasser aufgenommen. Die Thonerde und das Eisenoxyd wurden nun auf dieselbe Weise bestimmt, wie bei der ersten Probe, und erhalten 0,4437 Grm. = 35,57 pc. Thon- erde und 0,0435 Grm. = 3,48 pC. Eisenoxyd. Aus der vom Eisenoxyd und der Thonerde abfiltrirten Flüs- sigkeit wurde der Kalk vermittelst chemisch reiner Oxalsäure und 293 Ammoniak ausgefällt und im Gebläse geglüht. Es wurden er- halten 0,0020 Grm. = 0,16 pC. Kalk. Die vom oxalsauren Kalke abfiltrirte Flüssigkeit enthielt nun noch Magnesia und die Alkalien. Zur Trennung derselben wurde die. Magnesia mit nur wenigen Tropfen reiner Phosphor- säure und Ammoniak abgeschieden. Es wurden erhalten 0,0190 Grm. — 1,52 pC. pyrophosphorsaurer Magnesia entsprechend 0,54 pC. MsO. Die überschüssige Phosphorsäure und Oxalsäure, und die Schwefelsäure der schwefelsauren Alkalien wurden ausgefällt mit- telst einer Lösung von Chlorblei. Diese wurde zugesetzt, bis kein Niederschlag mehr entstand, und der Ueberschuss des Chlorbleis bei Zusatz von Ammoniak und kohlensaurem Ammoniak durch einen gebildeten Niederschlag sich zeigte. Die unlöslichen Blei- salze wurden abfiltrirt, ausgewaschen und aus dem Filtrat das überschüssige Chlorblei mit Schwefelwasserstoff ausgefäll. Die abfiltrirte Flüssigkeit enthielt die Alkalien als Chlormetalle und als Chlorammonium. Sie wurde zur Trockne eingedampft, durch Hitze die Ammoniaksalze verjagt und die Summe der rückstän- digen Chloralkalien gewogen. Sie betrug 0,1945 Grm. Darauf ward das Kali als Kaliumplatinchlorid gefällt, die Flüssigkeit fast zur Trockne verdampft, und- der Rückstand mit einer Mischung von Aether und Alkohol ausgezogen. Das Kaliumplatinchlorid ‚blieb als unlöslich zurück. Es betrug nach dem Trocknen bei 100° in einem vorher gewogenen Filter 0,4500 Grm. entspre- chend 0,1376 Grm. Chlorkalium. Diese von der Summe der Chloralkalien abgezogen giebt 0,0569 Grm. Chlornatrium. Letz- tere entsprechen 0,0279 Grm. oder 2,24 pC. NaO0. 0,1376 Grm. KCl entsprechen 0,0869 Grm. Kali oder 6,96 pC. KO. Das Resultat der Analyse ist demnach folgendes: I. U. Mittel. HO 6,97 En 6,97.:.9 .:—= .0,77 SiO? 46,42 u 46,42 .: 30,8 —. 1,51 CaO 0,27 0,16 a 08, 000 MgO 0,39 0,54 0,46. .:.20. = ..,0,02 Be20?;:,.1,2,35 3,48 2,91 .:. 80 == 0,04 A203 35,23 35,57 aA 068} 0,73 KO a 6,96 6,96 : 47,1= 0,15 NA. 2,24 2244,4031.2) —0,07 RR 101,57 Zum Vergleich stelle ich hieneben die Resultate zweier Analysen von Feldspath her, welche von Awdeöff und von Moss ausgeführt sind. 1) ı) Girard, Handbuch der Mineralogie. S. 110. 294 Hirschberg. Alabaschka. Si O0? 67,20 65,91 Al2O3 20,03 20,93 Fe? 03 0,18 — CaO 0,21 0,11 MsO 0,31 _ KO 8,85 10,18 NaO 5,06 3,50 101,84 100,03 Der Feldspath enthält also 13,91 pC. Alkalien, während bei obiger Analyse nur 9,20 pC. gefunden wurden. Es scheint für dieselben Wasser eingetreten zu sein. Auffallend ist ferner der Unterschied bei der Kieselsäure und der Thonerde. Erstere hat mit zunehmender Verwitterung abgenommen, während der Thonerdegehalt zugenommen hat. Endlich ist der Eisengehalt gestiegen. Dessenungeachtet ist die Krystallform dieselbe geblie- ben, die angewandten Stücke waren Krystalle nach ar Carls- bader und Bavenoer Gesetz. Betrachtet man die Zusammensetzung dieses Falpat ohne auf die Alkalien Rücksicht zu nehmen, so ist das Verhält- 2 niss SO: us | Bl 0,47 B 0,5 also entsprechend der Formel (2SiO? + AL,O,) + HO. Nimmt man dagegen Wasser und Kieselsäure für sich, da- gegen Thonerde und Eisenoxyd einerseits und die MO- Basen andrerseits zusammen, so stellt sich folgendes Verhältniss der Atomzahlen heraus: SıO?: = :MO:HO = 1: 0,47 : 0,16 : 0,5 2 oder == ;,61,2,31.4 115,3. K. R. Teuchert. Die Analyse des verwitterten Feldspaths, welche Hr. Teu- chert ausgeführt hat, lehrt, dass das Verhältniss zwischen Kie- selsäure und Alkalien, in welchem der Feldspath diese Körper enthält, bei der Verwitterung nahezu unverändert geblieben ist. Wenn man nun annimmt, dass das Alkali in dem zum Theil ver- witterten Feldspath nur demjenigen Theil desselben angehöre, der noch nicht der Verwitterung unterlegen sei, so würde folgen, dass in dem vorliegenden Falle die Verwitterung darin bestanden habe, dass durch die Einflüsse der Atmosphäre und des Wassers die Kieselsäure und das Alkali des Feldspaths aufgelöst und fort- gewaschen worden seien, während die Thonerde mit Wasser ver- bunden als 2Al?03 + 3HO zurückgeblieben wäre. Die Mög- lichkeit einer derartigen Verwitterung des Feldspathes ist: meines Wissens noch nicht behauptet worden. Eine Wiederholung der Analyse dieses Feldspaths, wobei aber der in Säuren lösliche und der darin nicht lösliche Theil gesondert analysirt werden sollen, 295 wird hoffentlich darüber entscheiden, ob jene Deutung des Ver- witterungsprozesses des Feldspaths von Wittekind der richtige ist. Uebrigens hat neuerdings Scheerer!), an durch Mineral- quellenwirkung verändertem Gneus die Beobachtung gemacht, dass daraus an Prozenten der ursprünglich vorhandenen Substanzen fast ebenso viel Kieselsäure als Alkalien fortgewaschen werden, eine Beobachtung, welche vollkommen mit der harmonirt, die in den vorstehenden Zeilen niedergelegt ist. W. Heintz. Reiseerinnerungen. Abgerechnet einen durch Nichtanschluss veranlassten mehr- stündigen Aufenthalt in Leipzig kann man von Halle aus in neun- undzwanzig Stunden Sachsen und Baierland durcheilen und die Alpen erreichen, wenn man zumal nach mehrfach wiederholter Fahrt keine besondern Reisegenüsse mehr längs dieser Schienen- strasse zu finden befürchten muss. Es war am heissen Sonntage des 16. August, als ich mich und meine an leichtes und schnelles Reisen gewöhnte Frau dieser martervollen Fahrt von‘ Halle nach Innsbruck überlieferte. Weite Sonntagsfahrten haben nur das Un- angenehme, dass streckenweise bei öffentlichen Volksfesten der Zudrang ein belästigender wird und die Schaffner selbst bei ver- doppelten Trinkgeldern in den Coupees die erkaufte Bequemlich- keit nicht mehr gewähren können. Dagegen bieten sie auch Vor- theile vor den Werkeltagsfahrten, indem sie von der viel schwat- zenden, aber wenig unterhaltenden Klasse von Reisenden fast ganz verschont bleiben, während der Nacht gar gemächliche Ein- richtung gestatten und auf den Bahnhöfen nationale und Mode- trachten reichlicher und schöner zeigen als an Wochentagen, über- haupt aber zu eigener ernster Unterhaltung mehr Veranlassung geben. Die höllenmässige Sonnenhitze, in der wir von Leipzig abfuhren, peinigte uns jedoch nicht lange, denn kaum hatten wir im kleinen Altenburger Ländchen die auf Fusswegen die Bahn kreuzenden Bauerntrachten nach ihrer ästhetischen, sittlichen und vermeintlichen zoologischen Beziehung betrachtet, als wir schon in schwere Gewitterwolken hineinfuhren und der Regen in solchen Strömen herabgoss, dass in dem jeglichen Schutzdaches baren Bahnhofe von Werdau die abgehenden Passagiere die Wagen kaum verlassen konnten, die aus unserm Wagen mit einigen ver- zweiflungsvollen Sprüngen in den gegenüberstehenden Güterschup- pen sich retteten. Wir aber fuhren bald unter dem Gewitter hinweg und hatten nun für den Rest des Tages eine höchst wohl- thuende Kühle. Dieselbe hielt auch noch den Abend an, den _ wir wieder unter ziemlich klarem Himmel verfuhren. Die Nacht 296 über Bamberg und Nürnberg war still und angenehm, tiber Nörd- lingen stieg bereits die Sonne wieder herauf und spiegelte sich bei Donauwörth in der von Dampfern nnd Mastschiffen belebten Do- nau. Auf dem Bahnhofe in Augsburg finden die Nachtpassagiere die höchst wohlthuende Einrichtung eines Toilettenzimmers, in welchem sie sich gegen eine beliebige Entschädigung von dem nicht geringen nächtlichen Bahnschmutz reinigen können, bevor sie die allen Aromas beraubte aber doch nothwendige Tasse Kaffee geniessen. Der reich belebte Knotenpunkt bringt in die Wagen nach allen Richtungen neue Gesellschaft und auch wir gelangten in kurzweiliger Unterhaltung durch die ebene torfige Gegend nach der baierischen Metropole. Die Uebersiedlung in den Zug der Südbahn in München war bei der bayerischen Unbeholfenheit eine schwierige. Obwohl Reaumur — es war 10 Uhr Vormittags — schon 34° zeiste, hielten die Schaffner doch fest an ihrer Ansicht, dass es nämlich der Wägen genug und nur der Passagiere zu viel seien, also müssen zehn Personen in jedes Coupee und wenn auch einige Damen von weit über normalen Körperdimensionen und colossal bereifte darunter sind. Bei so erdrückender Sonnengluht sollte man durch einige Wagen mehr den Passagieren die Marter er- leichtern. Indess hat dieselbe gerade für Baiern ein nationalöko- nomisches Interesse, denn auf jedem Bahnhofe werden zur Küh- lung frische Fässer verzapft, das Bier mundet vortrefflich, obwohl der Baier bei immer gutem Appetit über das schlechte und theure Gebräu klagt. Die Gegend ist nicht interessanter wie von Nor- den her, anfangs über die Isarbrücke sogar einförmig, erst gegen Rosenhaim hin unterhaltender und anziehender. Hier theilt sich die Bahn nach Innsbruck und Salzburg, alle Züge müssen zu- sammentreffen, die Reisenden sämmtlich in die engen Weartesäle zusammengedrängt sich Bier erkämpfen, inzwischen werden die Züge neu formirt,. die Passagiere rennen hier und dorthin und trotz allen Rufens und Schreiens gerathen viele in falsche Wagen. Die Verwirrung ist eine ebenso grosse wie ergötzlichee Die Tyroler Bahn fährt mit ausrangirten kleinen und schmutzigen Wagen, doch an den nahen Bergen hängen düstere Wolken und ein küh- ler Wind weht herab und macht es in dem engen überfüllten Wagen erträglich. Man fährt im Gebirge unter stetem Wechsel der schönen und immer grossartigeren Scenerie, an belebten und reizend gelegenen Plätzen, an Ruinen urd Schlössern vorbei gen Kuffstein. Hier in der Felsenenge wird die Bahn österreichisch, also wiederum Wagenwechsel, auch Mauth und Passvisirung. Letztere Geschäfte sind indess schnell abgewickelt, damit man in dem sehr engen und schmutzigen Wartesaal sich noch erfri- schen soll, aber dafür nebmen uns geräumige und reinliche Wa- gen mit hoffnungsvollen Alpenreisenden auf. Die Bahn geht un- ter dem auf festem Felsenklotz thronenden Gefängniss schwerer 297 Staatsverbrecher, deren Photographieen sich einer unserer neuen Reisegefährten herabgeholt hatte, hin immer am Inn entlang, an- fangs noch auf dem linken, von Kirchbühl an auf dem rechten Ufer. Der Thalboden prangt in frischem Grün, die Felsenwände steilen trotzig hoch hinauf, alte Burgen und neue Schlösser, gross- artige industrielle Anlagen und stille Klöster, freundliche Flecken und Dörier wechseln und mit sinkendem Abend rollt der Zug über den langen Viadukt in den Innsbrucker Bahnhof. Wir müs- sen, da der von meiner frühern Reise her noch in guter Erinne- rung stehende Stern überfüllt ist, in den Adler einkehren, wo übrigens die Aufnahme und Verpflegung nicht schlechter ist, die Gesellschaft aber gemischter und kurzweiliger. "Nach der langen Fahrt war ein Ruhetag erwünscht und die Tyroler Hauptstadt gewährt schon einen Tag befriedigende Unterhaltung. Am Abend der Ankunft schlug das Wetter um, heftiger Sturmwind wirbelte auf allen Strassen Staubwolken auf und bald öffneten sich auch die niedrig hängenden Wolken, um ‚unter Blitz und Donner sich ihres schweren Gehaltes zu entle- digen. Im Speisesaal versammelten sich die Gäste aus der Nähe und Ferne, aus Nord und Süd, Ost und West und der Abend war bald verplaudert. Schon am frühen Morgen weckten uns die Böller, mit welchen die Tyroler den Geburtstag ihres Kaisers verkündeten. Der Himmel war düster bewölkt, das Wetter reg- nerisch und angenehm kühl. Der Kanonendonner steigerte sich bis zur Trommelfell zerreisenden, Erschütterung und wir eilten nach eingenommenem Frühstück zur Parade durch die Burg und den anstossenden Parkähnlichen Garten. Das militärische Schau- spiel war vorbei, die Casernenthore schlossen sich eben hinter . den einziehenden Kanonen und auf der andern Seite verliess die reich decorirte Generalität den Festplatz. Wir wandten uns zu dem nächst gelegenen Universitätsgebäude um die bei meinem frü- hern Besuche fehlenden naturhistorischen Sammlungen aufzusu- chen. Nur die anatomische konnte uns gezeigt werden., Sie ist in einem hellen Saale in Wand- und mittlen Schränken aufge- stellt, annoch als Universitätssammlung zum Studium der Medi- einer äusserst dürftig, enthält aber schöne und sehr instruktive Präparate sowohl der menschlichen wie der vergleichenden Ana- tomie und wird unter Professor Dantschers Pflege, dem sie ihre Entstehung verdankt, aueh nach und nach eine dem Bedürfnisse genügende Ausdehnung erhalten. Die übrigen Sammlungen ste- hen zu einem Landesmuseum vereinigt im Ferdinandeum, einem schönen geräumigen Gebäude. Von den naturgeschichtlichen Samm- lungen in den untern Räumen fand ich die zoologische noch in demselben Zustande wie bei meinem Besuche vor sieben Jahren. Sie repräsentirt die Tyroler Fauna keineswegs, denn ausser Vö- geln, Amphibien und noch den Säugethieren ist sie höchst dürftig und vernachlässigt, die Insekten verwahrlost. Professor Heller, AXIL 1863. 20 298 der nunmehr für den zoologischen Lehrstuhl nach Innsbruck be- rufen, wird viel Zeit, Mühe und Mittel aufwenden müssen, um nur das nothwendige Material zu den Demonstrationen bei sei- nen Vorträgen herbeizuschaffen. Diese Vernachlässigung des zoo- logischen Theiles im Landesmuseum fällt um so empfindlicher auf, da die mineralogische, geognostische und paläontologische Sammlung reich und schön aufgestellt ist. Die Petrefakten be- dürfen jedoch einer erneuten Revision ihrer systematischen Be- stimmung. Dass das von der Natur so herrlich ausgestattete Ty- rol in seiner Hauptstadt keine Kräfte hat, welche die Naturschätze geistig verwerthen für die Wissenschaft wie für die Bildung des Volkes, ist bei der im grossen Kaiserstaate rege erwachten Thä- tigkeit für Naturwissenschaften mindestens eine sehr auffällige Erscheinung. Es giebt doch der Geistlichen in Innsbruck sehr viele, sollten denn nicht einige unter ihnen sein, welche Zeit und Talent Naturstudien zu treiben, haben, aber freilich sie sind ja in Tyrol nicht Priester und Diener Gottes des Schöpfers und Er- halters der Natur, sondern Knechte ihrer Kirche, deren Förm- lichkeiten ungleich weniger Anstrengung der geistigen Kräfte er- fordern, als gründliche zoologische und paläontologische Untersu- chungen, — Erfreulicher als unten sieht es in den obern Räu- men des Ferdinandeums aus. Die einen kleinen Saal füllende Sammlung der heimatlichen Industrie gibt ein wenn auch keines- wegs vollständiges doch schon schönes Bild von der industriellen Thätigkeit dieses Gebirgslandes und wohl sollte man auch bei uns in den Provinzialhaupt- und grossen Bezirksstädten derartige Sammlungen anlegen und dem Publikum täglich zugänglich ma- chen, sie belehren, regen allseitig an und erweitern den Gesichts- kreis beschränkter Geschäftsleute und einseitiger Gelehrten, deren Zahl trotz unserer aufgeklärten Zeiten noch eine sehr grosse ist. Man würde sogar mit Hülfe einer solchen Sammlung recht er- folgreichen Unterricht über die heimatliche Industrie in Volks- und Realschulen ertheilen können. Die mehre Säle füllende Bil- dergallerie und Skulpturensammlung birgt ebenfalls gar manches ernster und aufmerksamer Betrachtung würdige Kunstwerk, wenn auch auf den ersten Blick die besonders grellen Farbentöne der vielen Tyroler Bilder überraschend auffallen, einzelne erheben sich über das Mittelmässige. Ganz andere Gefühle und Betrach- tungen erweckt das Zimmer mit den Hoferschen Reliquien und dem Radetzky-Album, dessen Besuch man nicht versäumen darf. Unter den Kirchen ist nur eine von besonderem Interesse für den Reisenden, nämlich die im 16. Jahrhundert erbaute Franziskaner oder Hofkirche. Sie enthält Kunstwerke ersten Ranges und von hoher historischer Bedeutung. Die 28 grossen Erzstandbilder, darunter Gottfried von Bouillon, Rudolph von Habsburg und ei- nige andere weltgeschichtliche Grössen sind im Einzelnen vor- trefflich gearbeitet, werden aber von dem Sarkophag in der Mitte 299 des Hauptschiffes weit übertroffen. Leider ist dieses auch nach Thorwaldsens Zeugniss vollendete Kunstwerk von Üollin und Abel so ungünstig umgittert und verhüllt, dass es mehr um der 35 Kreuzer Enthüllungsgeld als um des Kunstgenusses willen gezeigt zu werden scheint. Das Denkmal Andreas Hofers von Schaller und das minder gelungene gegenüberstehende für alle in jener Zeit ums Vaterland gefallene Tyroler stehen frei und fallen gleich beim Eintritt rechts und links in die Augen. Der den ganzen Tag drohende Regen fiel Nachmittags ohne Unterbrechung herab ad: erlaubte Ka noch einige Sraen zu inspieiren und zur Triumphpforte und minder nn Kir- ehen zu gehen. Das goldene Dachl von Friedrich mit der lee- ren Tasche hatten wir aus unserm Eckzimmer in Sicht, es ist immer noch schön gülden, aber auf den Friedhof, der mir von der frühern Reise her noch in angenehmer Erinnerung ist, und zu einem erhöhten Standpunkte an der Thalwand behufs Muste- rung der reizenden Thallandschaft konnte ich meine Frau nicht mehr führen. Der Regen rief schon Besorgnisse für die mor- sende Brennerfahrt wach, die aber die kurzweilige Abendunter- haltung in der bunten Gesellschaft des Speiscsaales wieder ver- scheuchte. Früh 6 Uhr unter sanftem kühlen Regen nahm uns ‚der Stellwagen auf, um uns in die italischen Gefilde zu führen. Er war ungleich besser und bequemer, als ich ihn vor sieben Jahren auf dieser Strasse benutzen musste, und wenn auch das Geschirr den Kutscher öfter zum Absteigen nöthigte, gings doch schnell an der grossen Benediktiner Abtei vorbei, gleich die steile Thal- wand mit scharfem Schritt hinauf. Dichte Regenwolken verhüll- ten die Aussicht, nur die Stadt mit ihrer nächsten Umgebung lag uns frei zu Füssen, bis der Regen uns nöthigte das Schutz- dach herabzuziehen und die Aussicht auf die unmittelbarste Um- gebung zu beschränken. ‘Höher im Wippthale verlor sich der Regen. Er hatte Wiesen- und Waldesgrün recht wohlthuend er- frischt. Die Strasse läuft auf dieser Strecke verbessert angelegt und gut erhalten hoch über der in enger Schlucht rauschenden Sill entlang. Die obern Terrassen des engen Thales zeigen mehr Acker- als Wiesenkultur im Wechsel mit niedriger Waldung, wel- che allein die steile felsige tiefe Schlucht bekleidet; weiter hinauf walten Wiesen vor. In dem freundlichen Steinach trafen die Reisenden von dies- und jenseits zum einfachen Mittagsessen zu- sammen, ein buntes Gemisch alltäglicher und höchst absonderli- cher Gestalten, leider bei dem flüchtigen Aufenthalte nicht gründ- lich auf ihr anziehendes Wesen zu prüfen, wozu die Erscheinun- gen herausfordern. Die Strasse geht in dem ganz angenehmen, stellenweise imposant grossartigen Thale gut weiter und erreicht am dunkelgrünen Brennersee vorbei die Passhöhe am Brenner Posthause in 4375‘. Die Vegetation ist ‚hier noch eine so frisch 2u” 300 und üppige, dass man in der Erinnerung an Simplon, Splügen, Gotthard und die andern westwärts gelegenen Alpenübergänge gar nicht auf einer Jochhöhe zu sein glaubt, aber gleich hinter dem Gasthause meldet eine Tafel den Ursprung der Eisach (ach — aqua) und damit die Wasserscheide Trotz des kühlen Re- genwetters, dessen dichte Wolken die Sonne hier zu durchbrechen suchte, zeigte mein Reaumur 13° wie früh bei der Abfahrt. Die Pferde waren schnell gewechselt, die mehr für den Kutscher wie für die Passagiere nothwendige Erfrischung genommen und der Wagen rollt über den ebenen Wiesengrund am frostig aussehen- den Brennerbad vorbei, um dann die vielen steilen Stellen mit zieschender Hemmung hinabzurutschen, während Lastwagen und es begegneten uns deren viele, mit zwölf bis zwanzig Pferden sich mühevoll hinaufquälen. Als älteste fahrbare Alpenstrasse ist diese Brennerstrasse wenigstens jetzt noch an der Südseite die schlechtest angelegte und wird, wie unser fidele Kutscher meinte, um deswillen nicht gebessert, damit den Ortschaften nicht der deshalb erforderliche sehr bedeutende Vorspann entzogen werde. Die meisten dieser martervollen Stellen liessen sich mit verhält- nissmässig geringen Kosten durch Abtragen und Aufschütten zur sanften gleichmässigen Steigung umwandeln, aber weder dies ist geschehen noch die gefährlichen Engen zum Ausweichen sich be- gegnender Fuhrwerke erweitert. Wie ungleich bequemer, ele- ganter und solider sind dagegen die Passstrasen in der Schweiz gebaut! Die projectirte Brenner-Eisenbahn wird, soweit sich ein Urtheil über das Terrain bei der flüchtigen Fahrt gewinnen lässt, bei Weitem nicht die riesigen Herstellungs- und Unterhaltungs- kosten beanspruchen wie die kühn ausgeführte Semmeringsbahn und die schon lange und viel aber immer noch resultatlos be- handelten Schweizerpassbahnen. Die Brenner - Reisenden werden indess noch manchen Sommer die keuchenden und dampfenden Pferdezüge bedauern und sich im leichten Stellwagen an der wech- selnden Scenerie des Eisacksthales mit seinen weissen, grün und blau befensterten Häusern im immer dichtern und üppigern Wald- und Wiesengrün erfreuen. Es geht bei Gossensas wieder steil hinab, an der schönen Ruine Strassberg (und an maulwurfsähnli- chen Schächten vorbei noch durch eine enge Felsenstrecke nach Sterzing. Die alten Häuser sind freundlich aufgeputzt und mit bunten Aushängeschildern überladen. Der Pferdewechsel gestattet eine Tasse Kaffee mit Musse zu trinken, ohne dass sie deshalb besser mundet, und auch noch einige Strassen anzusehen. Ueber dem breiten Thalkessel mit völlig ebener, den Ueberfluthungen oft ausgesetzter Sohle hellte sich der Himmel völlig auf und die Nachmittagssonne milderte die kühl von den Bergen herabwehende Luft. Ruinen, Burgen, Kapellen und Klöster an dem rechten und linken Thälgehänge beschäftigen die Blicke. Auch die bald hinter der Stadt an der Strasse. stehende Tafel mit zwei blauen 301 Reitern und der Unterschrift: „Nur bis daher und nicht weiter kamen die feindlichen Reiter, 1797“ sieht man bei der Durch- fahrt deutlich genug. Schnell verengt sich das Thal wieder zu der durch Hofer’s heldenmüthige Kämpfe berühmt gewordenen Felsenenge, deren schluchtigen Ausgang nach Brixen nunmehr die Franzensfeste verrammelt. Unter ihr in der Enge liegen Wirthschaftsgebäude und im Kirchlein läutete gerade die Glocke. Das Gesinde kam nach und nach hervor und ging scharfen Schritts noch einige kräftige Züge dampfend und erst in der Thür die Pfeife beisteckend zur Messe; oben auf den Zinnen kaiserliche Soldaten mit der Abendeigarre. Nur ein Blick auf die Brixener Landschaft war uns vergönnt, dann verlor sich der Weg unter den breitästigen dicht belaubten Kastanienbäumen und im nächt- lichen Dunkel kehrten wir in Brixen ein, in dem stets überfüll- ten Elephanten mit der guten und noch an die alten Zeiten er- innernden billigen Verpflegung. Wer schnell zu reisen genöthigt ist, kann Brixen keinen ganzen Tag mit Befriedigung widmen, die regelmässige Stellwa- genverbindung passirt es nur im nächtlichen Dunkel. Schon um 5 Uhr fuhr der minder elegante aber wieder gefüllte Stellwagen ab. Den stillen heitern Abendhimmel von gestern hatte abermals ein düstrer schwer behangener Platz gemacht, welcher alsbald auch sein Sieb und dann seine Schleusen öffnete. Schon an den Tagen vorher hatte er das in der heissen Sommerhitze versäumte mit gewaltigen Güssen nachgeholt. Breite Schlammströme mit Geschieben gemengt kamen von dem Thalgehänge herab und brei- teten sich die Rebenpflanzungen und Aecker durchbrechend auf (der Strasse aus, welche zahlreiche Arbeiter wieder in fahrbaren Stand zu versetzen eifrigst beschäftigt waren. Jetzt erst von Klausen ab wird die Strasse recht herzlich schlecht, dafür aber das Felsenthal um so romantischer, grossartiger und wilder; man hat rechts und links und vor sich steten Wechsel der reizendsten Bilder, die ohne zu ermüden den Blick fesseln. Endlich erwei- tert sich das Thal und die Landschaft von Bozen breitet sich vor uns aus. Es war Mittag, als wir in Bozen einfuhren und im Mond- schein abstiegen. Der Regen gestattete keinen Spaziergang. Um so mehr Veranlassung und Musse um nach der anderthalbtägigen Stellwagenfahrt an der üppig tyrol-italienisch besetzten Mittags- tafel sich gütlich zu pflegen. Nach derselben hatte sich der Him- mel erschöpft und die Strassen gespült. Den ersten Besuch ver- dient die alte gothische Domkirche mit ihren rothen Marmorlöwen und dem schönen Thurm, mehr noch bietet uns jedoch die herr- ‚liche Umgebung. Wir mussten uns mit einem flüchtigen Blick über dieselbe begnügen und um 3 Uhr zum Bahnhof eilen, um noch Verona zu erreichen. Der Bahnhof ist geräumig und für den jetzigen Verkehr grossartig, wird aber bei unmittelbarer Ver- 302 bindung mit dem deutschen Eisenbahnnetz: nicht ausreichen. Die Sprache ist hier noch deutsch, aber schon am ersten Haltepunkte spricht der einzige, den ganzen Zug beaufsichtigende Schaffner italienisch, die auf den Zwischenstationen aus- und einsteigenden Passagiere der dritten Klasse haben bereits entschieden italienische Physionomien und in dem lebhaften Menschengewühl auf dem Trienter Bahnhofe hört man kein Wörtlein deutsch mehr. Die Bahn setzt bald hinter Bozen über die Eisack und läuft im brei- ten sehr sumpfigen, mit Mais, Wein und Maulbeeren bepflanzten Thalboden fort. Die felsigen Kalkgehänge sind niedrig bewach- sen, hie und da mit Ackerkultur auf ihrem Rücken, die rechten belebter als die linken, dert auch unter den vielen kleinen ÖOrt- schaften Tramin, die Heimatsstätte der bekannten Traminer Re- ben. Dann biegt die Bahn in starkem Winkel um und richtet sich gegen Trient im weiten Felsenthal. Die alten Thürme und vielzackig gezinnten Stadtmauern harmoniren sehr schön mit der graufelsigsen Umgebung zumal bei sinkender Sonne. Erinnerun- gen an die grosse Vergangenheit steigen auf, aber einfahrend in die grosse Bahnhalle versetzt uns das Menschengedränge der mo- dernsten Trachten wieder in die unmittelbarste Gegenwart. Wem es die Zeit irgend gestattet, der widme der uralten Stadt einen Tag. Nur zehn Minuten beansprucht der geräuschvolle Verkehr und wir sind wieder auf dem üppigen Thalboden, aber nicht lange, die felsigen Wände werden kahl und treten einander nä- her, die Vegetation verliert auf dem sterilen Boden die italische Ueppigkeit. Armselige Dörfer, schmutzige fensterlose Spelunken, zerlumpte Kinder bilden jenseits des freundlichen und belebten Roveredo allein noch die untere Staffage des öden Felsenthales. (srossartige Verwüstung bekundet bei St Marco am linken Ufer der Etsch den gewaltigen Bergsturz, der im Jahre 883 herab brach. Der sterile Kalk vermochte nach tausend Jahren noch keine neue Pflanzendecke sich zu schaffen, während der gleiche Sturz bei Goldau schon nach funfzig Jahren seine Blöcke über- moost und neu bewaldet hat! Das Thal wird ganz eng und schliesst sich zur Klause hinter Ceraino mit senkrecht aufstei- genden Felswänden, nur der Etsch den Durchgang gestattend. Die Bahn musste gewaltsam durchgebrochen werden. Hoch über ihr ragen drohend die Feuerschlünde der unbezwingbaren Felsen- feste hervor. !n dieser Enge brach .die Dunkelheit schnell über uns herein, und wir gelangten, von der weiten Ebene nichts er- kennend gegen neun Uhr in Verona an, wo wir im Grand Czara di Moscovia deutsche sehr freundliche Aufnahme und gute und billige Verpflegung fanden. Der erste Weg nach einer von sehr empfindlich stechen- den Mücken beunruhigten Nacht galt der Arena, deren ruinenhafte Riesenhalle uns bereits bei der gestrigen Einfahrt über die Piazza Bra im gespenstigen Halbdünkel der spärlichen Gäsflammen an- 303 ‚ gezogen und Bewunderung noch in nächtlicher Stunde verlangt hatte. Esist ein grossartiger Bau, aussen zwei Arkaden von altersgeschwärz- tem Marmor übereinander, mit noch einem kleinen Stück des äus- sern Ringes von drei Bogen über einander. In den untern Arkaden arbeiten Handwerker, Trödler u. dgl., aus deren Miete die Er- haltungskosten des Innern bestritten werden. Welcher Art mögen diese Kosten sein? Das Innere zeigt uns ein Oval von 464‘ Länge und 367‘ Breite, ringsum 46 aufsteigende Reihen von Sitz- oder Stehplätzen aus mächtigen Quadern eines weissen und rothen versteinerungsreichen Marmor ‘der Kreideformation. Die zahlrei- chen Aus- und Eingänge unterbrechen die fortlaufenden Marmor- bänke durch Fehlen eines Quaders; mehr treten die in mittler Höhe angebrachten Balkone hervor, welche für Magistrat und Fürsten bestimmt waren. Ganz oben geht eine Gallerie rings- herum zugleich die Aussicht über die Stadt und Umgegend er- öffnend. Die die Marmorblöcke tragenden doppelten Bogengänge mit den Gewölben für die wilden Bestien und Verbrecher, alle sind vortrefflich erhalten, freilich auch nur aus gewaltigen Blöcken aufgeführt, welche noch weitere Jahrtausende unverrückbar ste- hen werden. In einigen Hallen liegen antike Säulen, Ornamente, Denksteine u. dgl. Ueberreste. Gegenwärtig spielt eine wandernde Sehauspielertruppe auf ofiner Bühne darin, freilich der niedersten Art nach der Garderobe und den bei derselben beschäftigten Ak- triceen zu schliessen. Der Portier in der Eingangshalle hält al- lerlei Antiquitäten, Bilder, Naturalien feil, darunter auch die fos- silen Fische von dem in der Nähe gelegenen Monte Bolka. Diese letztern fesselten meine Aufmerksamkeit besonders, aber leider fand ich nur sehr wenige zur wissenschaftlichen Untersuchung genügende Exemplare darunter und diese wie auch die schlecht erhaltenen so unverschämt theuer, dass ich nach wiederholtem Handel von dem Erwerb auch nur einiger ganz abstehen musste, Gleich vor dem Eintritt in die Arena überfiel uns aus dem neben gelegenen Kaffee ein alter Cicerone mit grossen Tuchflicken auf dem linken Stiefel und kramte mit Feuereifer in holperigem Deutsch uns die Geschichte der Arena, die Bedeutung der In- schriften, der Gewölbe und Hallen aus, erläuterte oben auf der Gallerie die Rundschau und „Sehen Sie meine Herrn, Sie und Er, da hat der König von Preussen gesessen, Sie sind doch Preus- sen, und da der Kaiser von Oestreich, und in dem Hause dort meine Herrn, Er und Sie, hat der König von Preussen gewohnt, da Wellington und dort Fürst Metternich.“ So erhielten wir zu- gleich in der Arena die ganzen Congresspersonalien von 1822 nebst Beilagen aus der römischen und spätern Geschichte Vero- na’s, gerade genug um für das weitere Dienstanerbieten zur Füh- rung durch die Stadt mit den nöthigen Kreuzern zu danken. Die Piazza Bra ist ein sehr weiter Platz, aber die im modernen Stiel erbauten Hauptwachen und andern grossartigen Gebäude ‚stehen 304 zu dem ruinenhaften Amphitheater in einem zu grellen Gegen- satz, so dass der Eindruck mehr stört und beunruhigt als fesselt. Gleich rechts vor der schönen Porta nuova liest die deutsche Gartenwirthschaft von Bauer mit gutem Bier, wohlfeiler Restau- ration und uns versagter Nachmittagsmusik. Die unter Kaiser Gallienus erbaute Porta de Borsari in unmittelbarer Nähe unsres Grand Czaren macht doch eher den Eindruck eines alten Stadt- thores als den eines Triumphbogens. Der Marktplatz mit seinem z Th. höchst eigenthümlichen Gebäuden ist Morgens und Nach- mittags reich besetzt mit den schönsten Früchten, mit Geflügel jeglicher Art, als Hähnchen, Rebhühnern, Wachteln, Stieglitzen und Sperlingen in Haufen zu Tausenden, viel Gedränge, Geschrei und Musik. Ein enger Durchgang führt auf den von Marmor- platten belegten kleinen Rathhausplatz, dessen eigenthümliche Bau- werke zweifelsohne für den Sachkundigen von besonderem Inter- esse sind, uns eben nur durch ihre Eigenthümlichkeit imponiren. Unter einem der Paläste hindurch gelangt man zu den umsgitter- ten fünf Denkmälern der Skaliger, deren reiche Kunstwerke zu einer längeren Besichtigung nötbigen. Auch unter den Kirchen verdienen mehre einen Besuch wie S. Zenone, S. Anastasia und vor allen die grossartige Cathedrale im gothischen Stiele. Links am Eingange letzterer hängt Tizians Mariä Himmelfahrt, leider wie sehr häufig die schönsten Kunstwerke in den Kirchen in sehr ungünstiger Beleuchtung, so dass ich unbefriedigt davon ging; meine Frau sah sie nochmals Nachmittags in besserm Lichte und war entzückt von der meisterhaft dargestellten Verklärung. Na- turwissenschaftliche Sammlungen besitzt Verona noch nicht, aber dem Vernehmen nach ist mit dem Erwerb einer werthvollen Pri- vatsammlung der Grund dazu gelest. Der botanische Garten ein Plätzchen in der Stadt verdient diesen Namen viel weniger als unsere deutschen Kunstgärten. Viel mehr ist dem Philologen und Alterthumsforscher in Sammlungen geboten. Wir konnten diesen Gegenständen nur einen flüchtigen Blick widmen und er- stiegen Nachmittags bei klarem und heissem Himmel die neu hergestellte Citadelle St. Petro, welche eine schöne Aussicht über die Stadt und ihre weit greifenden Festungswerke in die Ebene über Villa franca und Mantua hinaus bis zu den Apenninen am . Horizont, andrerseits bis zu den näher gelegenen Alpen eröffnet. Soldaten und Offiziere geben gefällig und freundlich Auskunft über die einzelnen in weiter Ferne auftauchenden Punkte. Das Leben in der Stadt wogt Morgens und Abends in den wenigen engen Strassen zwischen der Piazza Bra und dem Markte, die andern Strasser sind stil] und leer. Die Piazza ist der belebteste Platz. Hier wie überall viele deutsch sprechende kaiserliche Sol- daten, schönes Militär. Andern Morgens fuhren wir mit der Bahn nach Mantua. Der Zug war nur schwach besetzt und ging auch durch eine 305 schwach bevölkerte Gegend, Maisfelder mit Maulbeeren und Wein, am neuerlichst berühmt gewordenen Villafranca vorbei, dann üp- piger und in der Nähe von Mantua sumpfig. Hier liegt der Bahn- hof fern von der Stadt. Der Omnibus hält in der Citadelle, wo Andreas Hofer wegen seines Patriotismus am 20. Februar 1810 erschossen wurde, wir die Pässe gegen Empfangschein abliefern, fährt dann über den langen überbauten Mühlendamm, durch men- schenleere Strassen und bringt uns in das theure, aber im Uebri- gen sehr empfehlenswerthe Croce verde fenice. Die langen Stras- sen mit grossen Häusern ohne allen Verkehr, wie von der Pest ausgefest, machen einen unheimlichen Eindruck. Nur in unserer Strada verde fenice bis zur Kirche hin concentrirt sich das Le- ben in und vor den zahlreichen Caffees, den Verkaufsläden und grossen Fruchthaufen, die sich besonders auf dem Markte zwi- schen radgrossen Käsen mächtig aufthürmen. Viel schöne Män- ner und kaiserliche Soldaten, hässliche Frauen, Bettler, Zwerge, Krüppel und Priester. Wir eilen in der glühenden Sonnenhitze zur Piazza Virgiliana. Sie ist ein grosser ringsum bepflanzter, aber völlig menschenleerer Platz, unten mit einer kleinen moder- nen Arena, dem Teatro Virgiliano, das heute aber keine Unter- haltung bietet. Dahinter Aussicht auf die Tyroler Alpen und in der Strasse rechts ein Garten mit der schön gearbeiteten gros- sen Marmorstatue Virgils in der Mitte, an der Strassenfront auf 13 Pfeilern Marmorbüsten mir unbekannter Männer; gegenüber der Palast des Marquis Cauriani hinten im Erdgeschoss mit schö- nen Familienbüsten, im Saal des Vordergebäudes mit werthvollen Marmorarbeiten. Mantua besitzt viele Paläste und gewiss. sehens- werthe, aber Bädeker kennt sie nicht und wir suchen stets ohne ihn und ohne Führer unsere Belehrung und Unterhaltung. Also der imposante Eingang in den grossartigen und eigenthümlichen Pallast Canosso verlockt uns einzutreten-, aber die obern Räume zeigen insgesammt kahle Wände, nur in einem Zimmer arbeiten Maurer. Auf dem grossen Platze vor den Regierungsgebäuden und dem sehr einfachen Dome und dessen stillosen Fortsetzungen wächst, wie auf den Strassen Gras und herrscht auch dieselbe Todtenstillee Die Kirche $S. Andrea mit ihrem mächtigen Ton- nengewölbe ist ungleich reicher ausgestattet als der Dom. In der That, der blos Durchreisende findet keine Veranlassung, in der Stadt länger als einen halben Tag zu verweilen zumal im heissen Sommer. Das betäubende Geschrei und dichte Menschen- gewühl im untern Theil unserer Strasse, das Abends die Oel- lämpchen mit ihrem matten Schimmer hervorlocken, findet man . Ja in allen Städten Italiens wieder und Mantua wird, wenn je- mals die kaiserliche Besatzung es verlassen sollte, ein behäuser- ter Friedhof werden. Wenig befriedigt von Mantua überlieferten wir uns am Sonn- tagsmorgen der Messagerie nach Reggio. Der Himmel war völ- 306 lig klar, die Sonne schien warm und ein angenehmer Wind fä- chelte Kühlung. Die Strasse ist sehr belebt von Wagen, Fuss- gängern und Reitern, welche den Sonntag in der Stadt verbringen wollen, sie ist auch fest, denn weithin bis an den Po setzte die Reihe der Wachtposten und verschanzten Plätze fort. Mit dich- ten Weiden- und Akaziengehüsch, Eichen und Pappeln eingefasst, bietet sie dem Fussgänger Schutz und Schatten. Die Maisfelder sind mit kräftigen Maulbeeren und üppigen Ranken dicht besetzt, daher die ganze Gegend nicht kahl wie bei uns nach der Erndte, sondern wie ein grosser ununterbrochener Garten. An sumpfigen und offnen Stellen liesen Reisfelder. Hinter dem langgestreckten Borgoforte setzt man mit einer gut eingerichteten, aber mit sehr schlechten Zugängen versehenen Fähre, welche vier Wagen auf- nahm, über den breiten schmutzigen Po. Auch jenseits eilt die Messagerie mit ihrem guten Gespann auf der schön unterhaltenen Strasse durch fruchtbare Gefilde und eine reich bevölkerte Ge- gend. Aber wie ganz anders waren die heutigen Sonntagsscenen als die vor acht Tagen durch Sachsen und Baiern. Hier sitzt die ganze weibliche Bevölkerung der Dörfer und einzelnen Häu- ser zu zweien bis vieren an der Strasse und macht Toilette, eine flechtet der andern breite zierliche Kopfflechten unter eifriger und emsiger Jagd auf das kleine sechsbeinige Wild. Doch am Nachmittage wurden wir auch einer Tanzgesellschaft auf offenem Hofe und einiger männlicher Gesellschaften mit Kugelwerfen und Kartenspiel ansichtig. Das waren aber nur vereinzelte Unter- brechungen der langen bis Reggio reichenden Toilettenkette. Erst in Guastalla mit seinen geräumigen Gehöften und breiten Stras- sen, auf welchen die Bevölkerung in zahlreichen Gruppen ihre lebhaften Sonntagsgespräche hält, wurden unsere unermüdlichen Rosse zum Futter und zur Ruhe aus dem Geschirr befreit. Der Pferdewechsel ist am geräumigen Marktplatze, und man hat ge- rade Zeit genug die gar nicht üble Leoni’sche Erzstatue Ferdi- nands I. Gonzaga näher anzusehen. Die Strasse läuft meilen- weit auf einem sehr hohen schmalen Damme entlang und man hat vom Wagen aus die schönste Aussicht auf die weite üppige Ebene, bis an die Apenninen. Mauth und Passvisum an der ita- lienischen Grenze hielten nur einige Minuten auf, eine Oeffnung der Reisetasche wurde gar nicht verlangt. Um 3 Uhr Nachmit- tags kamen wir in Reggio, dem Geburtsort Ariostos an. Die Stadt macht einen freundlichen angenehmen Eindruck mit ihren wohlgebauten Strassen und ihrer lebhaften Bevölkerung, unter der gar viele schöne Männer- und Frauengestalten und feine Ge- siehter auffallen, die in dem viel grössern Mantua gänzlich fehlen. Wir hatten bis Abgang des Eisenbahnzuges nach Modena drei Stunden Aufenthalt. Also zunächst auf den Markt mit dem ebenso stattlichen wie eigenthümlichen Dome. Die colossalen Sta- tuen von Adam und Eva über dem Haupteingange sind mehr 307 absonderlich wie künstlerisch schön, besser sind desselben Künst- lers, nämlich Clementis aus Reggio Statuen und Denkmäler in der Kirche selbst, die überhaupt reich an Kunstwerken in Mar- mor ünd Bild ist. Auch die Statue mitten auf dem Platz gehört nicht zu den mittelmässigen. Weiter abwärts vom Markte auf einer der Hauptstrassen steht ein grosser Obelisk. Uns norddeut- schen Kleinstädtern fallen überall in Italien nächst den reich aus- gestatteten und selbst auf Dörfern grossen und schönen Kirchen die Kunstschätze und imposanten Bauwerke auf. Hat doch auch Reggsio mit nur etwa 15000 Einwohnern ein so geschmackvolles und grosses Theater, dass es jeder Residenzstadt in Deutschland zur Zierde dienen könnte. Es steht auf einem weiten mit Alleen und geräumigen Hallen zu geschützten Spaziergängen verschö- nerten Platze. Ihm gegenüber werden des berühmten Spallan- zanis Sammlungen aufbewahrt, die indess mehr historischen als wissenschaftlichen Werth für unsere Zeit haben. Das auf hohem Felsen die Stadt überragende Schloss zu ersteigen, gestattete un- sere Zeit nicht mehr, denn es war sechs Uhr, wir eilten nach dem elegant eingerichteten Bahnhofe und fuhren nach Modena. Modena macht den Eindruck einer grossen und sehr beleb- ten Residenz, obwohl es solche nieht mehr ist und sein an der Vorderseite besonders grossartiges Schloss leer steht, der Platz davor bereits zur Weide dienen könnte. Der Wachtposten am Haupteingange gestattete uns nicht einmal in den Hofraum ein- zutreten und.wir mussten somit auch auf die reichen Kunstschätze im Innern verzichten. Dagegen ist der herzogliche Garten mit Park zu einem Giardino publico geworden. Eine kleine Abthei- lung desselben dient als Kunst- oder vielmehr botanischer Garten und lohnt wegen einzelner schöner und seltener Exemplare einen aufmerksamen Spaziergang. In den breiten Strassen mit geräu- migen Hallen und vielen Kaffees wie auch auf allen Plätzen in der Stadt drängt sich ein Jebhaftes Menschengetümmel; es ist ge- rade Markttag und zugleich Viehmarkt. Wohl an zweitausend der stattlichsten Lombardischen Ochsen stehen draussen auf .der Promenade beisammen, alle graulich weiss, mit riesigem Leier- gehörn, schwacher Ramsnase, spitzer Schnauze, tief herabhängen- der Wamme, feinen Beinen, grosser bis auf das Zehengelenk hin- abhängender Schwanzquaste und ernsten sichern Blickes. Gar mancher hätte auf der Hamburger Viehausstellung den Preis er- ringen können. Nur wenige trugen verkümmerte einfach gebo- gene Hörner und noch weniger waren rothbraun. So auch die spärlich vorgeführten Kühe, welche sogleich durch geringere Grösse von den Ochsen sich unterschieden. Nicht mindere Bewunderung mussten wir dem Frucht- und Gemüsemarkt innerhalb der Stadt zöllen ob der anziehenden Fülle und Schönheit der feil gebotenen, auf unsern Märkten gar nicht oder nur kümmerlich vorhandenen Waare. Die Hauptmasse lag auf den Plätzen um den Dom herum 308 aufgespeichert, wo denn auch Käufer und Verkäufer am geräusch- vollsten sich drängten und handelten. Der Dom selbst ist ein altes Gebäu im romanischen Stil mit rohen Skulpturen und bun- ten Anschlägen an der Vorderseite und ohne hervorragende Kunst- werke im Innern, wenigstens fallen solche der flüchtigen Betrach- tung nicht auf. Der hintere Theil des Domes neigt sich sehr merklich gegen den neben ihm stehenden über 300‘ hohen Glok- kenthurm, welcher gleichfalls schon sehr schieft. In der Acca- demia delle belle arti fanden wir eine sehr reichhaltige Sammlung der vortrefflichsten Kupferstiche älterer und neuerer Meister, Sta- tuen in Gyps und Marmor zum Theil nach berühmten Werken einer aufmerksamen Betrachtung werth, ebenso einen sehr voll- ständigen Apparat zum methodischen Studium und zur Uebung. Hier, wie bei dem Besuche anderer Kunstakademien fiel es mir stets auf, dass man von den Theilen des menschlichen Körpers aus- reichende gute Modelle herbeischafft, aber die Thiere gar nicht oder doch nur äusserst dürftig dem Schüler darbietet, was Wun- der also, dass so sehr häufig an übrigens vortrefflichen Darstel- lungen einzelne und selbst sehr grobe Fehler an Thieren gemacht werden. Die naturgeschichtliche Sammlung steht in dem Uni- versitätsgebäude und füllt drei Säle. Im ersten sind in Wand- schränken die Versteinerungen, die lebenden Korallen und Strahl- thiere aufgestellt. Jene sind hauptsächlich vaterländische und darunter sehr schöne Fische vom Monte Bolca, die wohl einer gründlichen Untersuchung werth wären. Im zweiten kleinsten Saale folgen die Mineralien und geognostischen Stufen, im dritten grössten die zoologische Sammlung, in welcher die Vögel, meist gruppenweise auf Aeste vereinigt. überwiegen, die Säugethiere äusserst dürftig, die Amphibien, Fische und Krebse wieder etwas besser vertreten sind. Die Conchylien befinden sich raumver- schwenderisch in Glaspyramiden in der Mitte des Saales.. Im Allgemeinen bedürfen diese Samımlungen noch sehr der .Erweite- rung, wenn sie nachhaltig anregen, das Studium erleichtern und gar-noch die Wissenschaft bemerklich fördern sollen. Man kann in Modena noch die reiche Estensische Biblio- thek, ein Münzkabinet und eine Antikensammlung besuchen, auch auf den Strassen und den aussen herumlaufenden schönen Pro- menaden mancherlei unterhaltende Beobachtungen sammeln, aber dazu gehört mehr Musse, als wir der Stadt widmen konnten. Wir waren in anderthalb Tagen befriedigt und verliessen unsere streng italienische Albergo reale mit guter Bedienung und schlech- ter Küche, um in Bologna reichere Genüsse zu suchen. Die Ge- gend, durch welche die Bahn führt, strotzt von Ueppigkeit und paradiesischer Fülle und bietet mit ihrer Cultur und Vegetation gar angenehme Unterhaltung. Die geologische Tonleiter im Dröh- nen und Klappern des Eisenbahnzuges kann man freilich nicht studiren, denn die sind-so eintönig und gleichförmig, wie.der kie- 309 selige Bahnkörper selbst. Je näher man den Apenninen kömmt, desto deutlicher tritt die ersehnte imposante Stadt hervor. Der Bahnhof und seine weitere Umgebung liegt allerdings noch in der ersten Arbeit der Modernisirung. Wir nahmen im Hotel Brun (Albergo grande Svizzero) als dem ersten und zugleich einzigen mit deutscher Bedienung Quartier, erfuhren aber alsobald, dass die Deutschen hier unfreundliche Aufnahme finden, dass Zimmer, Betten und Bedienuug, ausser in der für Engländer reservirten Beletage schlecht, die Preise aber dennoch hohe sind. Da auch andere Gäste, mit denen wir an den folgenden Tagen zusammen- trafen, ihre Unzufriedenheit laut werden liessen: so wird man in einem italienischen Hötel in Bologna sich zweifelsohne viel woh- ler fühlen. Wir wenigstens fanden in denselben überall die freund- lichste und aufmerksamste Bedienung, schöne Zimmer, saubere Wäsche und keineswegs übertriebene Preise, die uns zu Abzügen genöthigt hätten, ausser eben Hötel Brun, wo nur die Table d’hote gut war. Anders sieht’s allerdings in den Gasthäusern im west- lichen Theile Norditaliens aus zumal in Betreff der Reinlichkeit. Bologna ist eine grossartige Stadt mit imposanten Bauwer- ken, sehr reichen Kunst- und wissenschaftlichen Schätzen mit hochwichtigen, geschichtlichen Erinnerungen, sehr bewegtem lau- tem Leben auf Strassen und Plätzen und dazu noch in herrlich- ster Lage unmittelbar am Fusse der Apenninen. Zu beiden Sei- ten der Strassen laufen hohe und sehr geräumige Hallen für die Fussgänger, meist noch durch Vorhänge gegen die Sonne geschützt. In ihnen öffnen sich die Verkaufsläden, arbeiten kleine Handwer- ker und hat der Kleinhandel seine Waaren aufgestellt. Abends wogt die Bevölkerung aller Stände auf und ab, die zahlreichen Kaffees fülien sich, Spieler und Sängerinnen und Blumenmädchen ziehen aus dem einen ins andere und draussen vor den Thoren auf den Höhen lagern bunte Gruppen im Grase. Um 9 Uhr schon verläuft sich das Gedränge und eine halbe Stunde später sind die Hallen und ihre Kaffees leer. Der Fremde findet des Neuen, Schönen und Anziehenden soviel, dass er von früh bis spät zwar anstrengende, aber doch sehr genussreiche Beschäftigung hat. Das alte Universitätsgebäude liest an der Piazza maggiore und ist an den dicht gedrängten Wappen seiner Cives accade- mici verschiedener Jahrhunderte in den innern Hallen leicht zu kennen. Seit 1803 ist die uralte Akademie mit ihren schönen Sammlungen in den sehr geräumigen und grossartigen Palazzo Callesi in der Via S. Donato verlegt. Die zoologische Samm- lung, in mehre Säle vertheilt, erscheint an Säugethieren (Chiro- nectes und noch einige beachtenswerthe) sehr dürftig, die Präpa- rate zum Theil schlecht, besser und ungleich reichhaltiger bedacht sind die Abtheilungen der Vögel, Amphibien, Fische, Krebse und Conchylien, ausgezeichnet sogar die Radiaten, Korallen und Schwämme, dagegen wieder die in die letzten beiden sehr kleinen 310 Zimmer verwiesenen Insekten auffallend schwach, zwei beschei- dene Capuziner mit grauen Bärten bis ans Knie schienen ganz andere Betrachtungen als wir vor den Schränken anzustellen. Die paläontologische Sammlung erfordert wegen der vielen und sehr schönen Säugethierreste verschiedener Localitäten Italiens, aufmerksamere Durchsicht und enthält auch reiche Suiten der subapenninischen Petrefakten und wieder der Fische vom Monte Bolea.. Auch unter den Mineralien, deren Saal leider nicht Licht genug hat, machen sich einzelne sehr. interessante Vorkomm- nisse, unter andern die Aerolithen bemerklich. Der Pflege, wel- che die Anatomie in Bologna fand, entspricht auch die anato- wische Sammlung durch zweckmässige Aufstellung der vielen saubern und instruktiven auch noch wissenschaitlich werthvollen Präparate, sowohl natürlicher wie sehr kunstvoll in Wachs ‚gear- beiteter. In einem kleinen Nebenzimmer lässt sich Frau Man- zolina, Lehrerin der Anatomie als schöne Wachsfigur sehen und bewundern, freilich ein ganz anderes Bild als unser berühihnte Meckel in der Sammlung daheim. Das ins Erdgeschoss verwie- sene Museum der Alterthümer zeigt vollständige und fragmentäre Statuen, Säulen, Skulpturen, griechische und römische Inschriften und Geräthe, auch etruskische wohl manche für Alterthumsfor- scher wichtige Gegenstände, die wir nur ansehen und z. Th. auch gern bewundern können wie ebenfalls die in einem zweiten Saale zu einer ethnographischen Sammlung vereinigten Merkwürdigkei- ten und .absonderlichen Kostbarkeiten. Nicht weit vom Universitätsgebäude entfernt in einem cehe- maligen Jesuitencollegium befindet sich die sehr bedeutende Ae- cademia delle belle art. Im Erdgeschoss gleich vorn eine ganz vortreffliehe Marmorbüste Canovas und andere ausgezeichnete an- tike und moderne Statuen, Gypsabgüsse berühmter Werke in zwei Sälen und davor Bilder noch lebender Bologneser Maler. In den obern Säien eine sehr reichhaltige Bildergallerie italienischer Mei- ster und Rafaels heilige Cäcilie in Entzückung als vollendetstes Kunstwerk, das lange fesselt und wieder und immer wieder an- zieht. Unter den Renis, Carracci’s, Francia’s u. a. erfreut uns noch manches Kunstwerk, aber dazwischen hängen auch völlig werthlose Bilder. Die vielen Altartafeln aus dem 14. und 15. Jahrhundert, welche in einem Saale vereinigt sind, bekunden zum Theil zwar grosse Kunst, verfehlen aber. in solcher sammelhaften ‚Zusammenstellung den Eindruck, den unsereins von derartigen Werken mitzunehmen wünscht. Ueberhaupt sind der mittelmässigen -Heiligenbilder in den italienischen Gallerien zu viele und man ver- weilt lieber und genussreicher bei den wenigen ersten Ranges, wenn man eben weder gründlich gebildeter Kunstkenner ist noch besondere Studien dabei verfolgt. Für uns konnten denn auch, abgesehen von der mangelnden Zeit, die in den verschiedenen Pallästen und zahlreichen Kirchen noch zerstreuten: Gemälde keine sil besondere Anziehungskraft mehr ausüben, nur wo sich dieselben gelegentlich darboten, vermochten wir ihnen unsere Aufmerksam- zeit nicht zu entziehen. So zunächst in dem riesigen Bau der S. Petronio auf dem Marktplatze. Diese obwohl nach ihrem an- fänglicken Plane unvollendete Kirche imponirt ebensosehr durch die Grossartigkeit wie durch die Einfachheit ihrer Verhältnisse und nöthist zu wiederholtem Eintritt, den man aber durch eine lagerhafte Scenerie der niedersten und schmutzigsten lebenden Bilder, wie solche nur in den grossen Städten Italiens zu finden sind, sich zu jeder Tageszeit bahnen muss. Gegenüber diesem Riesenbau steht der schmutzige der Krämerei, dem Lebensunter- halt und der Kneiperei dienende Portico de Banchi, Vormittags und Abends besonders bunt belebt und zu Volksstudien einladend, zur Linken erhebt sich der Palazzo publico mit der Erzstatue Papst Gregors XIII. an der Vorderseite, mit einer Herkulesstatue im Innern und andern gar sehenswerthen Gallerien und Sälen; zur Rechten der historisch wichtige Palazzo del Podesta. Neben der Kaufhalle der Brunnen mit der über 20000 Pfund schweren colossalen Bronzestatue des Neptun, eine schöne Arbeit von Gio- vannı da Bologna aus dem Jahre 1564. Die belebte Hauptstrasse rechts hinunter, in welcher man in Dalpini’s reich versorgtem Lager die vortrefflichsten Handschuh kauft, weiterhin auch Ros- sin?s mit lateinischen Sprüchen sekennzeichnetes Haus nicht übersieht, führt uns zu den schreekhaft schiefen Thürmen, die sich kahl stangenförmig und unschön bis zu 130 und 256 Fuss Höhe erheben. Gar absonderliche Bauwerke; sie drohen, jeden Augenblick umzufallen, aber erfüllen diese Drohung nicht, so oft man auch ängstlich staunend an ihnen vorbei geht. Die Kirche daneben verhüllt ihre Kunstschätze in tiefes Dunkel. Wo diese Strada masggiore abwärts auf den Platz sich öffnet, stösst ‚man links auf den Palazzo Bargellini, in welchem der Bildhauer Ba- ruzzi, Schüler Canovas wohnt. Wir begehren Eintritt und wün- schen das Atelier zu sehen, aber der Portier zeigt uns nur ein bewohntes Zimmer mit einer Anzahl von Gypsmodellen, das Ate- lier liegt meilenweit von Bologna entfernt. Die Kirche schräg gegenüber wieder reich ausgestattet. In der Akademie der schö- nen Künste wird auch die Waffensammlung gezeigt, erbeutete türkische, venetianische und andere seltene, kostbare und eigen- thümliche Mordinstrumente nebst einigen schön gearbeiteten Re- liefplänen verschiedener Festungen. Nach dem langen und sehr genussreichen Aufenthalte in diesem Tempel der Kunst suchten wir den in der Nähe gelegenen botanischen Garten auf, aber welche Enttäuschung: eine von der glühenden Sonnenhitze ver- sengte Wüstenei, in der man kaum Spuren des wissenschaftlichen Zweckes zu entdecken vermochte. So wenig Pflege Florens bunte Kinder finden, um so grössere Sorgfalt und hohe Verehrung wird weithin am entgegengesetzten Eude der ‘Stadt dem 'Staube ‚und 312 der Asche der eigenen Angehörigen gewidmet. Wir scheuen die 27° heisse Mittagssonne auf der kalkstaubigen Chausse nicht und erreichen nach einer halben Stunde scharfen Schrittes von der der Porta felica aus den Campo santo. Die langen sich kreu- zenden Hallen, in welchen die angesehenen und begüterten Fa- milien ihre Todten beisetzen, sind ein wahrhaftiges Elysium auf Erden und wohl keine andere Stadt bereitet ihren Dahingeschie- denen eine gleich sinnige Stätte des Friedens und der Ruhe. Mün- chen und Wien treten zurück. Voll stiller Bewunderung der vie- len Denkmäler und vollendeten Kunstwerke durchwandert man die matt und magisch crhellten und äusserst saubern Todtenhal- len, möge Allen, die hier in Staub zerfallen, das Jenseits den glücklichen Frieden gebracht haben, der hier ihre Asche verherr- licht. In einer der Hallen sind alte und uralte Monumente zu- sammen aufgestellt, deren Inschriften jedoch unser Interesse nicht erwecken, und auf den offnen von den Hallen umgebenen Gras- plätzen findet die niedere Bevölkerung die ebenso sanfte und stille Ruhestätte wie ihre begüterten Mitbürger in den Kunsthallen. Hoch über diesem irdischen Elysium vom Monte della Guardia herab blickt die sehenswerthe Wallfahrtskirche Madonna di $. Luca, zu welcher ein Porticus von 635 Bogen hinaufführt. Die Aus- sicht über die Ebene bis ans Meer ist eine ungemein lohnende, beschränkter aber ebenfalis anziehend bietet sie die gleich vor dem Thore gelegene Höhe des in eine Caserne verwandelten Oli- vetaner Klosters, die wir schon am ersten Abend nach unserer Ankunft aufsuchten. Dieselbe Ueppigkeit, welche die Gegend, derselbe Reichthum, den die Stadt bekundet, spricht auch in ihrer behäbigen und heitern Bevölkerung sich aus. Viel starke, volle und sehr üppige weibliche Gestalten mit angenehmer Gesichtsbil- dung, leider oft grossfüssig und grosshändig, auch einzelne grosse imposante Gestalten, nicht minder schöne Männer, auf allen Stras- sen, Plätzen und den Promenaden lautes Leben, Frohsinn und Heiterkeit, die allereinfachsten häusslichen und geschmackvolle feine Toiletten und elegante Karossen. Die lehrreichsten V-olks- studien macht man Vormittags und Abends auf dem Marktplatze und in den nächst gelegenen Hallen. Die Theater waren leider geschlossen, nur draussen in der Nähe des Bahnhofes an der Montagnola drängte sich Abends das Volk in ein Tivolitheater, dessen Musik uns aber zum Eintritt nicht einlud. Drei Tage sind in Bologna schnell und genussreich verlebt und unser Reiseplan nöthigte zum Aufbruch. Wir fuhren mit dem Abendzuge nach Ferrara. Die Bahn läuft zwar bis an den Po zur österreichischen Grenze fort, allein der Aufenthalt in Fer- rara ist jedenfalls dem in den schmutzigen Grenzorte vorzuziehen. Zunächst bei Bologna noch Fülle und Ueppigkeit, näher nach Ferrara weit ausgedehnte Aenger und Auen mit kleinen Gehöf- ten, die von weidenden Vieh umgeben sind. Die Pferde sind 313 ein. leicht gebauter Mittelschlag, die Schweine hier wie überall in der Lombardei hochbeinig und schwarz, äusserst selten weiss, ohne Borstenkamm längs des Riickens und meist mit wedelndem nicht spiral gedrehtem Schwanze, die Schafe ebenso häufig schwarz und braun wie weiss und gewöhnlichen kleinen Schlages, die Gänse und Enten selır gross, dagegen die vielen Puter sehr klein. Die beliebten Bologneser Hündchen sahen wir weder in Bologna noch in einer andern italienischen Stadt, erst in Wien ein Pär- ehen, das rosa bebändert in elegantester Karosse von seiner Ilerr- schaft spazieren gefahren wurde. Wir langten mit sinkendem Abend in Feırara an,.das vom Bahnhofe hinein keinen sonderlich einladenden Charakter hat, und fanden im Ilötel Europa, einem alten Palaste mit grossen Zimmern und bilderreichem Speisesaale freundliche Aufnahme und gefällige Bedienung. Es war noch hell genug, um den ganz absonderlichen massigen Bau des alten Schlosses und das Leben auf der Piazza grande und den angren- zenden Strassen zu bewundern. Am andern Morgen war der Marktplatz ungemein belebt, aber die fernern langen Strassen wie in Mantua öde, todt und zugleich ärmlich, Der sehr alte Dom hat reichliche eigenthümliche Reliefs an der sich etwas neigenden Vorderseite und im Innern einige beachtenswerthe Kunstwerke, seine Langseiten sind leider durch barackenhafte Krämeranbaue verstellt. Noch in einige Kirchen und zum Ilause des Ariosto in der Strada Ariosto, dessen Frontseite lebkaft an das Lurlier- haus in Eisleben erinnert, (Tasso’s Erinnerungen mussten sclıwei- gen) und wir liessen unsern Vetturino anspannen und durch die ärmlichen schmutzigen Strassen an den selır schwachen wie ver- fallenen Erdwerken vorbei gen Padua fahren. Die von Fuhr- werken ziemlich belebte Strasse läuft geradlinig und zu beiden Seiten dicht bewachsen fort wieder in sehr furehtbarer Gegend bis an den Po, wo bei Ponte lagoscuro die Eisenbalın endet. Das Passbureau an der Fähre war geschlossen und die Wache wünschte zwar ein Ausgangsvisum, hielt dasselbe aber nicht für nöthie. Das Ufer fällt selır steil zur Fähre ab und sechs Ochsen zogen eben einen schwer belasteten Holzwagen mit leichteren, graziöse- ren und sichern Schritten hinauf als Pferde das zu thun pflegen. Unser Wagen wurde vorsichtig auf die klägliche Fähre hinabge- lassen und drüben von österreichischen Beamten in Empfang ge- nonımen. Der Verkehr ist ein sehr belebter und zahlreiche Schiffe liegen besonders am italienischen Ufer. Die Post und melre Vet- turinis erledigten ihre umständlichen Gränzgeschäfte, die unsrer- seits von einem deutschen sehr freundlichen Beamten schnell ab- gewickelt waren. Die zahlreichen bei der Fähre beschäftigten Leute drüben und hüben und Krüppel und Bettler strecken ilıre Hände aus, die kleine italienische Münze verschwindet und unser Wagen rollt auf der breiten schnurgeraden Strasse als der erste von Santa Maria Maddalena ab. Die Chaussee bleibt lange auf AXIL 1863, 21 314 dem hohen Uferdamme des breiten Po, der die reich gesegneten Fluren vor Ueberschwemmungen schützt, dann wendet sie sich nordwärts, an grossen Gütern, vor denen auf offner Tenne zahl- reiche Männer und Frauen in glühendster Sonnenhitze rüstig die Dreschflegel schwingen, vorbei gen Rovigo zur Mittagsrast. Man sieht es der alten Stadt und ihren schmutzigen winkligen Strassen nicht an, dass sie Bischofssitz ist, ein Landgericht, Gymnasium, Seminar, Akademie, zwei Theater und andern grossstädtischen Aufwand hat. In unserm Hötel sammelten sich viele Wagen und Reisende, alle mit zweistündiger Rast. Wir tranken den Kaffee unter den Hallen auf dem nichts weniger als schönen Marktplatze mit deutschen Officieren und bei deutschen Zeitungen, die wir seit Mantua nicht gesehen hatten, und waren, nachdem wir noch einige schmutzige Strassen uns angesehen, inzwischen von unserm Vetturino an einen andern verhandelt worden, welchen Tausch wir nach kurzer Erläuterung anzunehmen uns bereit erklärten und dann sogleich abfuhren. Trotz der Hitze war die Fahrt wie- der angenehm, bald über die neue grossartige Etschbrücke und durch theils sumpfige aber überall in schwellender Ueppigkeit wo- gende Gefilde, in denen sich die Villen, Gehöfte und Dörfer ver- stecken, die schön gekegelten und domförmigen Euganeen rücken immer näher, bis wir das umzinnte und von einer Ruine hoch überthronte Montselice noch passierend, das belebte Battaglia mit seinen heissen Quellen am Fusse derselben erreichen. Die Ge- gend prangt hier nun nicht blos mit paradiesischer Ueppigkeit, sie ist auch landschaftlich reizend und besitzt grosse weithin sicht- bare Schlösser und verfallene Burgen. Der Badeort ist sehr be- sucht. Die Strasse läuft von hier ab an dem hochgelegenen Schiffahrtskanale entlang und wird bis Padua hin durch Spren- gen ihres hässlichen Staubes beraubt. "Glückliches Land, das seine Chausseen an heissen Staubtagen meilenweit von Stadt zu Stadt sprengt, wir daheim in Halle athmen auf allen Strassen den Braunkohlenstaub und an den belebtesten Spaziergängen die am- moniakalischen Düfte zahlreicher Misthaufen ein und die Berliner Residenzstrassen erneuern allsömmerlich in den Zeitungen ihre Staub- und Schmutzklagen! Viel Fussgänger und Fuhrwerke, Arbeitende und Lustwandelnde beleben die Strasse. Die Sonne sinkt, eine prachtvolle Strahlenkrone fast über den ganzen Him- mel ausgiessend am völlig klaren Horizont unter und ihr goldiger Nachschein lockt zahlreiche Fledermäuse hervor, welche nuch eine Stunde lang leichten Flugs und in den kühnsten und geschick- testen Wendungen längs des Kanales den Insekten nachjagen. Mit einbrechender Dunkelheit gelangten wir nach Padua, dessen sehr weite äussere und schön bepflanzte Umgebung uns eine rei- che und belebie Stadt erwarten liess. Wir nahmen im Aquilo d’oro, einem alten Antiquitätenreichen Pallaste mit guter italie- nischer Wirthschaft Quartier. Der Abend ist so schön, dass 315 wir noch einen Spaziergang durch die meist lebhaften Strassen unternehmen. Padua’s Geschichte wird bis in des Trojaners Antenor Zei- ten zurückdatirt und wenn auch aus diesem urgrauen Alterthume keine Spuren mehr zu erkennen sind: so ist es doch von den Modernisirungen der Neuzeit ziemlich verschont geblieben und macht ganz den Eindruck einer alten und bedeutenden Stadt. Die unregelmässigen Strassen sind eng und schmutzig, meist mit düsternden Hallen für die Fussgänger versehen und der Baustiel ein ebenso häufig wechselnder wie die Grösse und äussere Schön- heit der Häuser. Die grosse, reich gekuppelte und vielspitzige Kirche S. Antonia liegt unserem Aquila schräg gegenüber, ihr gilt also der erste Morgenbesuch. Sie hat mehre ausgezeichnete Bilder und vortrefffiche Kunstwerke in Marmor und Erz von ita- lienischen Meistern, vor denen man gern verweilt. Vor ihr steht die hohe Reiterstatue des Erasmo da Narni aus dem funfzehnten Jahrhundert, in künstlerischer Vollendung weit hinter den Arbei- ten unseres Jahrhunderts zurückbleibend. Auch die Scuola del Santo unmittelbar neben der Kirche ist wegen ihrer Tizian’schen Fresken, ihrer Avanzo’schen Wandgemälde und andrer Werke - sehenhwerth, sie sind schon in Göthe’s italienischen Briefen be- sprochen. Nach diesen nüchternen Betrachtungen eilten wir ins Cafe Pedroechi, ein ebenso geräumiges wie sehr elegant und ge- schmackvoll eingerichtetes Etablissement, das den ausgebreiteten Ruf wohl verdient. Gegenüber das Universitätsgebäude, wieder in den innern Hallen wie in Bologna dicht tapeziert mit den Wappen der Cives academici. Ueber die zoologische und mine- ralogische Sammlung konnte ich von dem anwesenden Dienstper- sonal keine Auskunft erhalten, in der anatomischen wurden ge- rade Demonstrationen gehalten, die wir nicht stören durften. Die Aula ist ein sehr geräumiger, prachtvoll ausgestatteter Saal, an den Wänden mit den Wappen der Promoti, an der Decke mit schönen allegorischen Darstellungen und den Bildern berühmter Vertreter der Wissenschaften, über dem Katheder das Bild des Kaisers, an der Seite eine Marmorbüste Galliläis als vollendetes Kunstwerk. Viel kostbarere Ausstattung als bei uns. Der weit ab gelegene botanische Garten ist der älteste Europas und zu- gleich der schönste Garten im nördlichen Italien, reich an seltenen tropischen Arten und schönen Exemplaren auch unter den Bäu- men, mit zweckmässigen Häusern, schön geordnet und gut gepflegt. Die von Göthe im Jahre 1787 gepflanzte Chamaerops humilis steht als stattlicher Baum in einem eigenen Glasthurme. Auf dem Markte sehen wir die schönsten Pfirsichen, Feigen, Citronen, Trauben und andere Früchte in hohe Haufen aufgethürmt, Ge- müse in reicher Auswahl und wie auf allen italienischen Märkten besonders viel Geflügel. Die Fleischerhallen nicht gerade sehr reinlich, stehen unter dem Palazzo della Ragione. Wir finden 21: 316 endlich den versteckt liegenden Aufgang in denselben und der Portier öffnet uns den Riesensaal von 256‘ Länge, 86‘ Breite und 75° Höhe. Der alten verblassten Wandgemälde sind gar zu viele, um sie im Einzeln näher anzusehen, dagegen fällt uns das grosse hölzerne Pferd an der fernen Hinterwand auf, welches Donatello dem trojanischen nachgebildet und das auch bei öffent- lichen Aufzügen gedient hat, Hinter demselben steht eine antike bei Padua gefundene Büste mit der Unterschrift Tit. Liv. Sie wird natürlich, da der berühmte Livius in der Nähe geboren war, diesem selbst oder doch einem nahen Verwandten zugeschrieben. Der Saal enthält noch andere Alterthümer und zaklreiche römi- sche um Padua gesammelte auf den aussen entlang laufenden Gallerien. Aber eine ganz eigenthümliche und sehr anerkennens- werihe Verehrung zollt Padua seinen berühmten und besonders verdienten Männern. Auf dem Prato della Valle, einem von stattlichen Bäumen beschatteten Platze hat es nämlich die Stand- bilder derselben errichtet. Diese fassen den den Platz umfliessen- den Kanal zweireihig ein. Uns fällt in der äussern Reih> Tasso leider schon sehr verwittert, Ariosto 27 besser erhalten, Petrarka 35, Galtiläi 36 auf, in der innern Livius 49, Joh. Sobiesky und Job. Ludolph Erfurtensis auf. Der künstlerische Werth dieser Statuen ist ein selır verschiedener, die meisten jedoch gut gear- beitet, einige wie Poleni und Capello von Canova. Also hat Padua mit etwa 50000 Einwolnern ausser seinen reich mit Kunst- werken ausgestatteten Kirchen noch zwei grosse Ringreilen im- posanter Siandbilder, während Halle um seinen Händel zu ver- erzen englische Geldhülfe in Anspruch nehmen musste, Quedlin- burg nicht dem Schöpfer der wissenschaftlichen Geographie ein einfaches Denkmal errichten kann und Magdeburg erst jetzt daran denkt den Erfinder der Luftpumpe zu verherriichen. Isi das Mangel an Kunstsinn, an Geld, an allgemeiner Achtung hoher Verdienste? Wohl Mangel an Allem zugleich. — Nachdem wir noch einige Kirchen und die Promenaden be- sucht hatten, fuhren wir nach Venedig. Die Gegend behält ihren üppig lombardischen Charakter noch bis Mästre, wo die Triester Bahn abzweigt, und wird dann schnell kahl, steril, sumpfig. Der Dämpfer rollt auf dem sehr langen Viadukt tief in die weite La- gune linein und setzt uns im Bahnhof ab, vor dem auf Anwei- sung eines Beamten die Omnibusbarke im Canale grande uns auf- nimmt und auf kürzestem Wege vor der Stadt München abseizt. Wir sind in der Lagunenstadt, der Königin der Adria. Alle Träume und Phantasiegebilde, mit denen seit den Jugendjahren uns diese Wunderstadt so oft umspielt hai, sie liegen nun in vol- ler Wirklichkeit vor uns, ja der Blick aus unserm Zimmer über den Kanal auf die schön gekuppelte Maria della Salute, und über die Lagune nach dem Lido, ein eiliger Weg auf den Markus- platz und die Piazetta mit dem Dogenpallaste — wir sind in Ve- 317 nedig,. In unserer von freundlichen und sehr aufmerksamen Wirthsleuten bedienten Stadt München haben wir den kleinen Salon an der Lagune mit der herrlichsten Aussicht am Tage, mit wundervoller am Abend und feenhafter in den hellen Vollmonds- nächten, der wir uns ganz hingeben konnten, da Reaumur richt unter 24° herabeing. Und dieser Aufenthalt brachte uns gleich am ersten Abend noch .die freudige Ueberraschung, dass mein verehrter Freund Oskar Schmidt, hier seit einiger Zeit mit seinen erfolereichen Spongien-Untersuchungen beschäftigt, uns entgegen- kam und wir bei Tische die liebenswürdige Bekanntschaft mit Geh. Rath Sixtus aus Berlin anknüpften. Für den ersten Tag unseres Aufenthalts gaben wir, weil an einem ganz ausserordentlichen Orte unser Princip des führer- losen Gehens auf und schlossen uns der einen gemüthlichen klei- nen Gesellschaft unseres Hötels mit Führer an. Ich kann nach dieser einzigen Erfahrung die Klagen über das heerdenweise Um- herziehen nicht theilen. Dasselbe überhebt der vielen und schwie- rigen Umständlickeiten, mit welchen der Zutritt an gar manchen Orten verbunden ist, lenkt auf Einzelnheiten die Aufmerksamkeit, welche der Uneingeweihte nur zu leicht übersieht und ist endlich erheblich wohlfeiler. Den beklagten Uebelstand viel unnützes Geschwätz des Führers mit anhören zu müssen halte ich gerade für einen Gewinn an Zeit zur nähern Betrachtung besonders in- teressanter"Gegenstände. Also bestiegen wir unter Leitung eines mit allen Oertlichkeiten wohl vertrauten und über die Sehens- würdigkeiten in seiner Art gut unterrichteten Führers unsere Exkursionsbarke und besuchten die S. Maria della Salute mit Tizianischen Gemälden, Säulen aus einem römischen Tempel von Pola und sehr schönen Reliefs in der Sakristei, dann den Palast Wimpffen mit vielen neuern Bildern, Kunstwerken und Ourio- sitäten, langsam an den Palästen im Canale grande entlang, dann durch enge Kanäle zur Franziskaner Kirche San Maria gloriosa del Frari mit den wahrhaft wunderschönen Grabmälern Tizians und Canovas beide einander gegenüber und mit andern Meister- werken ersten Ranges, weiter noch in zwei sehr geschmackvoll und reich ausgestattete Palläste, in eine Perlenschmelzerei, in das grosse und schöne Theater della Fenice, das jedoch der Skala in Mailand weit nachsteht, und in ‘das grossartige mit Waffen, Kriegs- und Schiffsgeräth eigenthümlicher Art ausgestattete Arsenal. Von hier fuhren wir befriedigt in engen Kanalstrassen zur Mit- tagsstärkung in unser Gasthaus zurück. Die Nachmittagsexkursion führte in die Markuskirche und in den Dogenpallast, in welchem jedes Zimmer, jeder Saal, hinauf bis unter die Bleidächer und hinab bis in die tiefsten Kerker des Sehenswerthen viel bietet. Dann trennten wir uns und gingen mit unsern Freunden auf der überaus belebten zu Volksstudien vortrefflich geeigneten Riva dei Schiavoni entlang in die Giardini pubblici, die einzigen zu Pro- 318 menaden gestalteteten Parkanlagen Venedigs, wo zufällig das viel- leicht einzige Pferd in der Stadt spazieren geritten wurde. Die Markuskirche besucht man wiederholt. Sie ist ein ebenso imposanter wie eigenthümlicher Bau und weniger Gottes- haus als vielmehr eine mit Kunstwerken der verschiedensten Art überladene Raritätenkammer. Sonntags füllt sie sich zwar dicht gedrängt mit Menschen, aber in der steten Bewegung und Unruhe, in den vielen mit profanen Angelegenheiten beschäftigten Gesich- tern hat der Protestant Mühe Andacht, Erbauung, inbrünstige Er- hbebung zu Christus und zu Gott zu entdecken. Von dem pracht- vollen aus den mannichfaltigsten Steinarten erkünstelten Mosaik- boden an den Säulen hinauf bis zu den vielen Mosaikbildern auf den goldenen Deckwölben fesselt jedes Stück den Blick. Viel sehr viel Kunstwerke hinterlassen nach wiederholter Betrach- tung bleibende Eindrücke, mehr noch nur dunkele und wieder ganz verschwindende. Besser als ich nach diesen Eindrücken es hier mittheilen könnte, findet man die ausgezeichnetesten Ar- beiten und Raritäten in jedem Reisehandbuche aufgezählt: den höchsten Genuss aber hast du, lieber Leser, wenn du selbst ein- trittst in diesen Tempel. Auch den Platz vor demselben, den Mar- kusplatz mit seinen stattlichen hundertfensterig befronteten Pro- kuratien, die Piazetta daneben mit dem Dogenpalaste, dem Pracht- palaste der Antica libreria di San Marco und mit der Aussicht auf die Lagune findest du in gleich imposanter Eigenthümlichkeit gewiss in keiner andern Stadt wieder. Beide Plätze, die grössten und schönsten in Venedig, sind Morgens schon die Sammelpunkte der Fremden, die in den zahlreichen Kaffees unter den Colonaden den Kaffee nehmen und Abends lustwandelt hier hoch und nied- rig, Einheimische und Fremde jeglichen Standes füllen weit auf den Platz hinaus die Kaffees, um bei Eis, Limonade und andern Erfrischungen oder Stärkungen die gut geschulten österreichischen Mi.itärbanden oder die zahlreich herumziehenden Üoncertisten zu hören, sich hundertlei Waaren selbst Hunde und sogar Ziegen- böcke zum Kaufe mit auffällig anständiger Aufdringlichkeit an- preisen zn lassen, von schön aufgeputzten, weil sehr hässlichen Blumenmädchen ein Blümchen zu empfangen, zur Abwechslung die reich ausgestatteten Kunst-, Juwelier- und Kaufläden zu mu- stern, überhaupt aber an dem bunten Treiben und vielgestaltigen Lebensbildern sich ergötzlich zu unterhalten. Das lebhafte Men- schengedränge erstreckt sich von hier unter dem Urthurm hin- durch auf dem Strassenzuge bis zur Ponte di Rialto, auf wel- chem zugleich die schönsten Kaufläden der Stadt zusammenge- drängt sind. Man windet sich hindurch bis zu den Krämerbuden auf der Brücke, geniesst die seltsam eigenthümliche Aussicht über den erleuchteten Canal und kehrt wieder auf den Markusplatz zurück. Allabendlich zieht es dahin und gewährt dieselbe nicht ermüdende Unterhaltung. Aber wähle die Vollmondszeit, wenn \ 319 du die Lagunenstadt in ihrer feenhaften Schönheit geniessen willst- Vor unsern Fenstern auf der Lagune und dem Canale grande war die ganze Nacht hindurch Leben und wechselnde Mond- scheinbilder. Während wir am ersten Tage gondelnd durch die vielen und engen Kanäle zn den Sehenswürdigkeiten geführt wurden, gingen wir am zweiten Tage unserer Gewohnheit nach allein durch die festen Strassen. Es sind freilich keine Strassen wie in un- sern Städten, sondern enge, winklige und sehr hohe Schlitzen zwi- schen den Häusern, meist so schmal, dass unsere grossstädtischen Crinolinheldinnen sich nicht hinein wagen würden. Nur vor den Kirchen weiten sie sich zu sogenannten Plätzen. Alle sind wie sonst in Italien mit grossen Quadern gepflastert und durch so zahlreiche hohe Brücken verbunden, dass wer die Umwege nicht seheut fast überall auch ohne Gondel hinkommen kann. Den Canale grande überspannen freilich nur drei Brücken. Für weite Entfernungen führen die auffallend langen und schmalen Gondeln schneller zum Ziele, zumal die Gondoliere mit bewundernswerther Geschicklichkeit und Gewandheit in den engsten Kanälen und um die gefährlichsten Ecken sicherer dahin schiessen wie die Droscken- und Omnibuskutscher in den engen Strassen Wiens und in den breiten Berlins. Wir wandten uns zunächst zur Acca- demia delle belle arti und konnten, da dieselbe erst um 10 Uhr eröffnet wurde zuvor noch die nächst gelegenen Kirchen und Strassen inspiciren. Die Bildergallerie ist eine grossartige und an italienischen Kunstwerken ersten Ranges sehr reiche, von deren Besichtigung man dauernde Genüsse mitnimmt. Ich brauche nur Tizian, Paolo Veronese, Tintoretto, Bassano, Canova zu nennen um anzudeuten, welche Kunstgenüsse hier geboten werden und wie schnell die wenigen ihnen gewidmeten Stunden vergehen. Die Gondelfahrt nach dem Lido arrangirte Freund Schmidt. Es war Nachmittag und die Muschelsammler suchten auf den von der Ebbe entblössten Schlamminseln Messerscheiden und an- dere Esswaaren. Auch wir konnten am jenseitigen Strande des Lido, nachdem wir uns den Zugang mit den zollpflichtigen Kreu- zern erkauft und den ersten Eindruck der stillen Meeresfläche ge- nossen hatten, in kurzer Zeit zahlreiche Muscheln und Schnek- ken auflesen. Es sind freilich nur gemeine und häufige Arten, aber dennoch der Mehrzahl nach in unserer Sammlung nicht vor- handen, daher die Auswahl schöner frischer Exemplare willkom- men. Im Uebrigen gab uns der Lido keine Veranlassung zu längerm Verweilen und wir ruderten wieder langsam zurück um uns dem Anblicke der von ‘der Abendsonne beleuchteten Stadt von der Lagune aus zu erfreuen. Ein Ausflug nach Chioggia, der sehr schmutzigen Fischerstadt, unterblieb, da nach Freund Schmidt’s verlässiger Schilderung der dazu erforderliche Zeitauf- wand keine entsprechende Entschädigung findet. Auch der in 320 der Nähe der Ponte Rialto stehende‘ Fischmarkt, den wir an zwei Vormittagen besuchten, konnte in Erinnerung an den reichen Nizzaer in keiner Weise meinen Bedürfnissen genücen. Den ge- waltigen Eindrücken, welche die Eigenthümlichkeiten der Lagu- nenstadt und ihre herrlichen Kunstschätze so sehr verschiedener Art auf den Einfachheit liebenden Norddeutschen machen, pflegt schon nach mehrtägigem Aufenthalte eine ebenso tiefe Abspan- nung zu folgen, in welcher der sichtliche Verfall der vielen Pracht- bauten, der immermehr hervortretende Bettel und Schmutz der niedern Volksklasse immer düstere und düstere Bilder schon für die nächste Zukunft vorführt. Wir waren nicht gewillt die höchst genussreich verlebten Tage durch trübe Betrachtungen zu ver- düstern, sondern zogen es vor mit der Frische der sich drängen- den angenehmen Eindrücke davon zu eilen, um so mehr da wir unmittelbar vor dem Hauptziele und Hauptzwecke unserer Reise standen. Den Weg zum Bahnhofe nahmen wir nochmals langsam durch die ganze Länge des Canale grande, um uns mit dem reich- sten Bilde der Stadt zu verabschieden. Auf dem Bahnhofe viel lärmendes Gedränge bei der Mauth, der Gepäck- und Billetexpe- dition. Der Mauthbeamte erklärte unsere nur 25 Pfund schwere Reisetasche für Handgepäck und hielt die Revision für überflüs- sig, der Güterexpedient aber hielt sie für zollwichtig, also zurück, wieder abgewiesen nochmals zurück und so hin und her bis der heftige Streit beider Beamten die völlig unschuldige Tasche durch- schlüpfen liess und wir noch glücklich genug die stets unentbehr- lichen Eckplätze im Wagen in Besitz nehmen konnten. ‘Nun gings wieder über den riesenlangen Viadukt und an der Befesti- gung vorbei gen Mästre und hier auf die nordwärts sich wen- dende Triester Bahn. Selbige läuft anfangs noch in fruchtbarer wenn auch nicht lombardisch üppiger Gegend, aber je näher sie dem trotzig aufsteigenden Alpendamme kömmt. um so mehr lässt die Fruchtbarkeit und auffallender noch die Kultur nach. Hier sind die wilden Gebirgsgewässer nicht mehr in hohe Dämme ein- gezwängt, sondern sie verwüsten ganz ungestört mit ihren Geröll- und groben Schlammmassen, welche sie alljährlich den Alpen ent- führen, ganz ungeheure Flächen gegen das Meer hin. Diese Stein- massen jetzt wieder ertragsfähig zu machen, möchte den enormen Kosten- und: Zeitaufwand wohl schwerlich lohnen; das hätte vor vielen Jahrhunderten geschehen müssen... Die Sonne schien sehr heiss und da der Garnisonwechsel viel Militär zum Transport brachte; so war der Zug überlastet, auf den Bahnhöfen‘ unge- wöhnlich lautes Leben und für den stillen Passagier keine Er- frischung und Stärkung zu finden. Es geht an Treviso, Coneg- ltano, auf einer langen Gitterbrücke über den Tagliamento, an dem alterthümlichen Udine mit sehr kurzer Mittagsrast vorbei, über die Ebene hın einförmig und langweilig, gegen das Gebirge 321 aber oft schön, in die reizende Lage von Görz. In diesem herr- lichen Winkel verweilt jedoch der Dämpfer nicht lange, bald um die Ecke biegend, öffnet er uns die Aussicht auf die öde Wüste- nei der sterilen Kalkgehänge des Karst zur sehr lebhaften Erin- nerung an die vorjährige Fahrt nach Marseille. Wie ‚dort die weiten Becken der Rhonemündungen den Blick des von Norden Kommenden fesseln, so zieht auch hier alsbald die stille Fläche der Adria längs der Felsblocköde hin. Die Bahn lenkt dann ganz in das Kalkfelsenmeer ein und setzte uns mit einbrechen- der Dunkelheit in Nabresina ab. Gleichzeitig trifft hier auch der Wiener und der Triester Zug ein, alle Passagiere müssen in die schmutzigen räucherigen und sehr engen Bahnhofsräume, die Züge werden neu formirt, der unsrige zuletzt. Warum man die Passagiere nicht gleich vom Ausgangspunkte nach den Endpunk- ten in bestimmte Wagen vertheilt und dann an dem Knotenpunkte nicht die Wagen mit den Passagieren, sondern den festen gedul- digen Schienenstrang wechseln lässt, das ist gar nicht einzusehen. Wir fuhren in tiefster Dunkelheit mit sanften Regen in Triest ein. Der Omnibus gebrauchte noch eine halbe Stunde um das Gepäck seiner Passagiere zu erhalten und durch bereits Ina Strassen setzte er uns in der bescheidenen Krone ab. Da unser Bleibens in Triest ein längeres sein sollte: so galt der erste Weg nach einer geeigneten Privatwohnung und wir fanden dieselbe ebenso günstig wie angenehm gelegen unmit- telbar am Fischmarkt mit der Aussicht aufs Meer bei Signora Sabba- dini, in der Casa Petri dem Caffe Europa gegenüber, wo der Fremden viele für mehrwöchentlichen Aufenthalt einkehren. Das Leben in Triest ist ein sehr kostspieliges, es lässt sich jedoch bei einiger Orts- und Gelegenheitskenntniss für bescheidene Ansprüche auch mit dem bei uns ‚üblichen Etat bestreiten. Ausgaben für beson- dere Kunstgenüsse, Theater, öffentliche Vergnügungen, welche in andern Grossstädten den Fremden anziehen, fallen in Triest ganz weg, wenigstens im Monat September. Man nimmt den Kaffee mit deutschen und anderen Zeitungen sehr gut im Caffe degli Speechi an der immer sehr belebten Piazza grande, wo auch Abends viel Publikum einige Male bei Militairmusik zum Eis sich versammelt; ebenda eine Treppe hoch gute Restauration und billiger als im Hotel de la Ville am Hafen. Der Caffes gibt es übrigens sehr viele. zwar nicht luxuriös aber doch anständig aus- gestattete, auch mit Zeitungen in verschiedenen Sprachen hin- länelich versorgt und mit besserem Kaffee wie bei uns; die zahl- reichen Bisdkneihen dagexen laden grade nicht zum Eintritt ein. Von öffentlichen Be ainanlonserniehl mit Concert fanden wir nur den einzigen am Ende des Acquedotto. Geräuschvolles gross- städtisches Gedränge und Treiben bewegt sich nur von der Piazza grande über den Börsenplatz den Corso hinauf, in den nächsten Nebenstrassen der Altstadt ein lautes buntes Volks- und Handels- 322 leben, in den breiten geraden Strassen der Neustadt ausser Vor- mittags unangenehme Stille und doch erinnern Magazine und Niederlagen an die grosse Handelsstadt, die am Hafen entlang auch einen ganz imposanten Eindruck macht. Die alte Stadt da- gegen hat enge und sehr steile zum Castell aufsteigende Strassen, in denen man ächt italienischen Schmutz in den Häusern, zer- lumpte und nackte Kinder und andere dazu gehörige Bilder trifit. Die Kirchen scheinen auf das nothwendigste Bedürfniss der von und für den Handel lebenden Bevölkerung beschränkt zu sein, bieten dem von Bologna und Venedig Kommenden gar nichts Besonderes, doch ist die griechische Kirche und die Kathedrale wohl eines Besuches werth. Von andern Gebäuden machen sich nur das Theater, das Tergesteum und die Börse mit der Statue Kaiser Leopolds I., bemerklich. Die Alterthümer sind neben der Kathedrale bei des berühmten Winckelmanns Denkmal zusam- mengestell. Der Arco di Riccardo an der Piazetta di Riccardo bei der Jesuitenkirche soll zwar nach Einigen ein römisches Sie- gesthor sein, besteht aber nur aus einem ganz gewöhnlichen Stein- bogen, der des besondern Aufsuchens nicht werth ist. Mehr Aufmerksamkeit verdient noch der eigenthümliche Brunnen und die Marmorstatue Karls VI. auf der Piazza grande, die man beide täglich zu Gesichte bekömmt. Die militärischen Werke zu beiden Seiten des Hafens sind sehr bedeutend, aber für uns nicht an- ziehend genug um den sehr umständlichen Eintrittt nachzusuchen. Sehr bequemen Zugang dagegen hat die zoologische Sammlung in der obern Etage des schönen grossen Museo Ferdinando Massi- miliano an der Piazza Lipsia. Sie wurde von dem Kaufmann Koch begründet, von 'Tommasini, Lutteroth und Zannoni erwei- tert und dann als städtisches Eigenthum in die sehr geräumigen und hellen Säle jenes bedeutenden Institutes aufgenommen. Herr Custos H. Freyer, der den in Triest sich aufhaltenden Zoologen -mit freundlichem Rath beisteht, ist eifrigst mit der Bestimmung und systematischen Aufstellung beschäftigt, kann jedoch nur lang- sam vorrücken, da das Material in einzelnen Abtheilungen schon ein sehr reiches ist und mehr Kräfte beansprucht. Die Fauna des adriatischen Meeres, welche in der neuern Zeit so viele Zoologen angezogen und beschäftigt hat, ist hier leider noch nicht in der gewünschten Weise durchgearbeitet. Die Fische werden ausgestopft und ihre verschwundene natürliche Zeichnung durch künstliche Farben in einer für das blos schauende Publicum ge- nügenden Weise wiederhergestellt, der Zoologe aber möchte an sauberen Spiritus- Exemplaren mehr sehen. Die Conchyliensamm- lung die Mitte eines grossen Saales einnehmend ist schön geord- net und vollständig durchgearbeitet. Die andern niedern Thiere in den Wandschränken verdienen gleichfalls aufmerksame Betrach- tung. Das 30‘ lange Skelet des an der istrischen Küste mit an- ‚893 dern Genossen gestrandeten Physeter macrocephalus ist ein im- posantes Prachtstück. Triest hat als Haupthandels- und Hafenstadt der Adria eine durchaus gemischte Bevölkerung. Unter italienischen und deutschen Physionomien sieht man zahlreiche slawische und die Trachten aller mittelmeerischen Völker. Uns fallen die Bauern aus der nähern und fernern Umgegend ebenso auf wie die Grie- chen und Armenier, besonders durch ihre einfache und meist sehr saubere Kleidung, bei den Marktmädchen und Frauen mit blendend weissen Tüchern. In diese ländliche Unschuld kleiden sich auch die übrigens nicht weniger als verführerischen Blumen- mädchen der Caffes, ganz andere Bilder wie die des Markusplatzes in Venedig, welche ihre Hässlichkeit durch eine prunkhafte Toi- lette und widerliche Grazie zu verdecken suchen, andere auch wie in Bologna, wo sie sich modern aber einfach kleiden, oder in Mailand, wo sie als sehr bescheidene Bettlerinnen Floras auf- treten. So auffallend verschieden die äussere Erscheinung dieser in deutschen Grossstädten unbekannten Floristinen ist, ebenso mannisfaltig handhaben sie ihr Geschäft: die Ueberreichung des Blümehens und die Annahme des Gegengeschenkes. Der Klein- handel auf den Strassen lärmt von früh bis spät mit kräftigen Lungen und beweglichen Armen, der Grosshandel aber am Ha- fen und vor den Magazinen äussert sich minder sinnverwirrend. Der Hafen erscheint stets reich und dicht bemastet, ohne jedoch den grossartigen Eindruck anderer Welthäfen wie des Marseiller zu machen. WUeberhaupt tritt die Grossartigkeit des Handels ausser an der Börse hier nicht so geräuschvoll wimmelnd, drän- gend, rasselnd und tobend auf wie in Genua, Marseille und Ham- burg. Die Schiffe sind meist auch nur Zweimaster, der Dampf- schiffe verhältnissmässig wenige. Sobald man vom Hafen und Corso sich entfernt, glaubt man schon nicht mehr in einer Stadt mit 70000 Einwohnern zu sein, in deren Hafen jährlich mehr denn 14000 Schiffe ein- und auslaufen. Im Volksgedränge über- all viel kaiserliche Soldaten, aber hier wie in andern Städteu stets mit dem langen Glimmstengel im Munde und wie andere Raucher an Speichelfluss leidend.. Dem Norddeutschen fällt die in Oesterreich ganz allgemeine, aber doch widerliche Manier des steten Ausspeiens der Cigarrenraucher recht unangenehm auf, ja der Fussboden mancher Eisenbahn -Coupees ähnelt in Folge des- sen mehr einem Viehstalle als einem Reisewagen und selbst feine Damen -Toiletten in Wien tragen häufig die Zeichen und Zeugen solcher von der monopolisirten Cigarre gereizten Speicheldrüsen. Indess weil allgemein, gehört das Speien zum Anstande. Denn wir waren im kaiserlichen Opernhause bei Aufführung der Huge- notten und während der Einsegnungsscene erlaubte sich der Hauptheld des Stückes einige Male laut aufzurachen und dann vor dem Publikum auszuspeien, ohne dass dieses über solche 324 Verhöhnung des Anstandes, der Kunst und der feierlichsten Scene auch nur eine Miene des Unwillens äusserte! Nach solcher Er- fahrung durfte es uns denn auch nicht mehr verwundern, dass im Prager Bahnhofe kaiserliche Soldaten, welche mit anderm Pu- blikum Spalier bildeten, uns den Weg vorspieen. Uebrigens bin ich weit entfernt mit dieser bei uns weder üblichen noch anstän- digen Sitte ein missachtendes Urtheil über das östereichische Mi- litair andeuten zu wollen, im Gegentheil die hohe Achtung, welche dasselbe durch seine heldenmüthigen Kämpfe wieder in den letzten Jahren sich erworben, weiss es auch ausser Dienst in Begegnung zumal mit dem Fremden sich sehr wohl zu erhalten. Die unmittelbare Umgebung Triests an den Gehängen hin ist mit Gärten, Villen und Culturanlagen belebt, darüber aber die Berge kahl und öde, wenn daher die Gegend auch im All- gemeinen sehr an die von Genua erinnert, entbehrt sie doch deren Reize und höchst anziehenden landschaftlichen Bilder. Sonntags eilt das Publikum mittelst Extrazuges, zu Wagen und zu Fuss nach Miramare, dem reizend am Meere gelegenen neuen Schloss des Erzherzogs Ferdinand Max, in dessen herrlichen und gewiss sehr kostbaren Gartenanlagen promenirend die Militärmusik zu ge- niessen. Auch die Allee des Acquedotto zieht viele Spaziergän- ger an und an der entgegengesetzten Seite der Stadt der Weg nach Servola, wo die grossartigen Werften des Lloyd liegen. Lust- wandelnde Barken aber sieht man verhältnissmässig wenige, wo- gegen den ankommenden und abgehenden Dampfschiffen des Lloyd, von welchen die grossen sehr elegant im Innern ausgestattet sind, vom Publikum viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, sonst ist auch Abends der Molo von Spaziergängern belebt. Im Börsengebäude wurde die erste öconomisch - tandwirth- schaftliche Ausstellung von Triest, Istrien, Finme und Dalmatien eröffnet. Dieselbe konnte sich hinsichtlich ihres Umfanges und Reichthumes nicht mit den ähnlichen Ausstellungen in Deutsch- land messen, sie gab auch für jenes Gebiet kein vollständiges Bild, da sie als erste noch mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, aber was sie bot, war doch erfreulich und liess deutlich erkennen, dass auch in diesen grossentheils sehr un- wirthbaren Gegenden die landwirthschaftliche Cultur und Industrie fortzuschreiten ernstlich bestrebt ist. Die Gegenden, welche wir besuchten, hatten von der anhaltenden heissen Sommerhitze arg gelitten, und liessen so schöne Produkte, wie sie die Ausstellung aufwies, gar nicht erwarten. Die ausgestellten Gegenstände wa- ren in fünf Sektionen gesondert. Die erste den Produkten des Pflanzenreiches gewidmete zählte in fünf Klassen 232 Nummern, wovon die meisten auf die Früchte, Samen, Getreidearten etc. kamen, die zweite Section zählte 5l Nummern an Produkten des Thierreiches, Seide, Wolle, Haare, Horn, Wachs, Conchylien, auch Oscar Schmidts Schwämme und dergl., die dritte Sektion 325 33 Nummern aus dem Mineralreiche, die vierte23 an landwirth- schaftlichen Gerätschaften und Maschinen, die letzte nur 4 Num- mern verschiedener Kunstgegenstände. Ueber das zoologische Interesse, welches der Aufenthalt in Triest gewährt und wie dasselbe auszubeuten, hat Prof. Grube in seinem vortrefflichen und lehrreichen Buche: ein Ausflug nach Triest und dem Quarnero (Berlin 1561) nähere Auskunft gege- ben und wer als Zoolog Triest besucht, wird dasselbe nicht aus der Hand legen. Meine Excursionen landeinwärts blieben für unser zoologisches Museum resultatlos, die anhaltende Sonnen- hitze hatte alles Getlier verscheucht. Der Landfauna wegen hätte ich mich überdies fn Triest nicht aufgehalten, da sie für unsere Sammlung, zu wenig Neues liefern würde. Anders mit der Meeresfauna, die aus der Adria bei uns noch gar nicht ver- treten und doch eine ebenso reiche und mannichfaltige wie in- teressante ist. Der vortrefflich bestellte Fischmarkt liefert in vier- zelın Tagen bei stetem Besuche schon an 7Ü Arten Fische, mehre Krebse und Mollusken in schönster Auswahl der Exemplare und zu billigen Preisen, so dass man sogleich Material zu zootomischen Präparaten und Uebungen sammeln kann. Grubes Verzeichniss gibt die Ausbeute im Frühjahr an, im September bleiben einige der darin aufgeführten Arten aus und andere treten dafür ein. So erhielt ich Mustelus vulgaris, Myliobates aquila, einige Stör- arten, Salar dentex, Alausa vulgaris, Motella vulgaris, Cantharus vulgaris, Scomber scombrus, Crenilabrus mediterraneus und andere, dagegen nicht Raja miraletus, Labrax lupus, Uranoscopus scaber, Tripterygion nasıus, keinen einzigen Julis. Seeigel fehlten, wohl aber kamen alle Krebse und Mollusken, welche Grube aufzählt. Mit dem Nizzaer Markte verglichen ist der Triester die Fische ausgenommen entschieden reicher ausgestattet. Eine nicht geringe Anzahl Arten trifft man auf beiden Märkten gleichhäufig, andere nur auf einem von beiden. Auch in ihrer äussern Physionomie unterscheiden sich beide Märkte sehr auffallend. Der Nizzaer von Frauen bedient leistet in Schmutz und Widerlichkeit Un- glaubliches, Haarsträubendes, der Triester von Männern bestellt ist reinlich. Hier werden die Fische schön aufgeschichtet und stets mit frischem reinem Wasser überspült, dort liegen sie in ganz schmutzigen Haufen und werden mit noch schmutzigerem Wasser übergossen. Ebenso gross ist der Unterschied zwischen beiderlei Verkäufer. Nur das laute betäubende Geschrei, das mehr als melodisches Concert gelten als zum Heranziehen der sich dicht drängenden Käufer dienen soll, die Lebhaftigkeit des Handels, die unverschämten Forderungen und das mehr als scha- cherjüdische Herablassen der Preise bleibt sich an beiden Orten gleich. Der Triester Markt bezieht seinen Bedarf aus einem viel weiteren Gebiete als der Nizzaer, der seine Hauptzufuhr nur von Villa franca erhält. Er wird wie jener zwei Mal täglich ge- 326 halten, doch findet man Nachmittags nur ausnahmsweise beson- dere Waare. Dieselbe liefert bei aufmerksamer täglicher Durch- sicht mancherlei Schmarotzer und zufällig mitgekommene Thiere, die man sonst nicht leicht erhält. Die eigenen Excursionen mit Barke und Netz kann man erfolgreich nur bei Zaole unternehmen. Bei der drückenden Son- nerhitze zieht man es vor auf der kalkstaubigen schattenlosen Chaussee dorthin zu fahren, die Fischer aber haben wegen der schwülen Hitze des stechenden Sirocco keine Lust trotz des Gul- dens für jede Stunde hinauszurudern und lässt sich endlich ein williger finden: so pflegt die Ausbeute sehr dürftig zu sein und steht mindestens in keinem befriedigenden Verhältniss zu dem Kosten- und Zeitaufwande. Der Sammler contrahirt daher vor- theilhafter mit der Familie Frusing in Zaole.. Das Haupt der- selben, schon von Joh. Müller unterrichtet, weilt nicht mehr un- ter den Lebenden, seine Frau dagegen, die alte Frusing, welche Prof. Grube täglich mit Material versorgte, befindet sich noch wohl, aber die zoologischen Geschäfte besorgt gegenwärtig ihr Schwiegersohn Petronio pünktlich und zur Zufriedenheit. Er ru- dert zu einer ihm gelegenen Zeit mit dem Schleppnetz hinaus und bringt andern Morgens die verlangten Thiere in frischem Wasser nach Triest in die Wohnung. Je nach der Reichhaltigkeit zahlte ich ihm 11/, bis 3 Gulden für den Inhalt seines Kübels. So er- hält man für weniger Geld mehr und bequemer als bei eigenem Schleppnetzziehen. Zaole mit seinen Salinenresten ist übrigens ein Ort, dem man trotz des vortrefflich geschulten Petronio einige Exkursionen widmen muss. Die zum Einnähen der Thiere erforderlichen Lappen und Läppchen hatte ich wie im vorigen Jahre für Nizza wegen voraus- sichtlich grossen Bedarfes von Hause mitgebracht, da man die- selben an Ort und Stelle theuer bezahlen muss. Jedes einzelne Thier wird sorgfältig eingenäht und dann alle fest auf einander geschichtet in Blechkisten verpackt. Diese lasse man neu von einem der Klempner in der Nähe des Fischmarktes anfertigen, wo man kleine Blechbüchsen auch stets vorräthig findet. Den Spiritus belastet wie in Frankreich eine schreckhaft hohe Steuer, aber für unsere Zwecke bewilligt auf Ersuchen die Municipalität, deren Büreaus gleichfalls am Fischmarkt liegen, mit grosser Li- beralität Steuerfreiheit, mit welcher man in der Niederlage der Fratelli Girandelli nach Belieben auswählen kann. Ich nehme von der geringsten Qualität und verdünne dieselbe noch mit 1g bis 1/; Wasser und habe sowohl die vorjährige Nizzaer Samm- lung wie die jetzige Triester im besten Zustande nach Halle ge- bracht. Als ich, um auch eine Schreckensscene zu erwähnen, meine Blechkisten gepackt und mit 26 Quart Spiritus gefüllt hatte, zeigte eine derselben eine schlecht verlöthete Stelle und bei mei- nem Versuche dieselbe zu verkitten, gerieth auf unbegreifliche 327 Weise der Spiritus in Brand, schnell ergriff das Feuer durch den übergelaufenen Spiritus geleitet sämmtliche Kisten und ich stand in einem Flammenmeer. Meine Frau in einem feuergefährlichen Reisekleide musste sich natürlich fern halten und ich konnte aus den Flammen nicht heraus. Durch die halbgeöffnete Thür sah die Wirthin die auflodernden Flammen und stürzte nebst ihren Töchtern mit Wasser herbei. In diesem Augenblicke der höch- sten Gefahr ergriff ich eine grosse wollene Decke und dämpfte das Feuer. Die Schreckenssceene war damit völlig schadlos be- seitigt, nur die Dielen hatten an einer Stelle eben gezündet, Vor- hänge waren glücklicher Weise nicht an dem Fenster, neben welchem die Kisten flammten. Nun wurden auch alsogleich die Deckel aufgelöthet und die Kisten in einem festen Holzkasten verpackt. Selbigen lässt man auch wohlfeiler neu anfertigen bei einem kleinen Tischler als man ihn von einem habsüchtigen Kaufmann entnimmt. Für alle derartige Geschäfte leistet Herr Professor Schivitz mit Rath und That Beistand. Wir verdanken überdiess dessen grosser Freundlichkeit und warmer Theilnahme gar manche angenehme Stunde und werden bei jeder Erinnerung an den Triester Aufenthalt zugleich seiner dankbar gedenken. Die schon seit Verona Tag und Nacht uns marternde Hitze erlitt erst gegen Ende unseres Aufenthaltes in Triest eine kurze Unterbrechung. Der stechende Sirocco zog nämlich ein heftiges Gewitter zusammen und nach dessen Entladung wehte die ge- fürchtete Bora, doch nicht die grosse sondern die kleine nur für Hüte, Verkaufsläden und Fensterläden gefährliche. Aber schon nach 24 Stunden war der Himmel wieder heiter, die Luft still. Mein Reaumur zeigte nach dieser Bora 22 bis 24°, aber die Bä- der blieben nunmehr leer und wurden bereits geräumt, denn die Triester wagen sich bei so niederm Thermometerstande nicht mehr ins Wasser. Ich hatte meine Wünsche vollkommen befrie- digt und konnte für noch längern Aufenthalt nichts Lohnendes mehr erwarten. Also wurde der nahezu drei Centner schwere Kasten mit der zoologischen Ausbeute dem Spediteur zur Beför- derung mit der Bahn nach Halle übergeben und wir bestiegen am 15. September Vormittags 9 Uhr den Dämpfer Istria, um zunächst in Pola das Sammeln fortzusetzen. Der Dämpfer durch- schnitt die stille Wasserfläche immer nahe der Istrischen Küste, wo er in die mehr und minder tiefen Buchten von Pirano, Uma- go, Cittanuova, Parenzo, Rovigno und Fasana einlenkte um Pas- sagiere abzusetzen und neue aufzunehmen. Die Fahrt war bei dem Wechsel der Landschaft, die in mancher dieser Buchten rei- zend zu nennen ist, ganz angenehm besonders noch zwischen den brionischen Inseln bei untersinkender Sonne. Erst mit einbre- chender Dunkelheit fuhren wir in die tiefe Bucht von Pola ein und gingen am Tempel des Augustus vorbei in das nah gelegene Hotel dela Ville. Zimmer, Bedienung und Restauration trafen 328 wir besser, als wir nach den gelegentlichen Erkundigungen er- wartet hatten. Gleich hinter dem Tempel des Augustus liegt das zweite nach diesem benannte Hotel, das mässigen Ansprüchen ebenfalls entsprechen soll. Die Preise sind erträglich, in der Restauration etwas niedriger wie in Triest. Pola ist eine recht sehenswerthe Stadt, und doch verirrt sich von den vielen Tausenden, weiche alljährlich Venedig und Triest besuchen, nur hin und wieder ein Sonderling dorthin — nur für einen solchen wird der Fremde in Pola gehalten. Nach- dem wir uns Jahrelang mit dem classischen Altertliıume abgemüht haben und endlich in Secunda oder gar erst in Pıima für das- selbe schwärmen, zichen uns später die imposantesten Ueberreste nicht mehr an und wie sollten sie uns längst abtrünnig gewor- dene noch fesseln, da nicht einmal die Philologen von Fach es der Mühe werth halten einen Abstecher zu den celassischen Bau- werken in Pola zu machen. Und sicht bloss diese sind sehens- werth, auch das heutige Pola ist eine ganz absonderliche Stadt, ärmlich, verkommen und schmutzig wie kaum eine andere, dage- gen am Hafen entlang waclısen riesige Neubauten hervor, welche denselben zu einem Kriegshafen ersten Ranges erheben sollen. Magazine, Kasernen, Zeughäuser, Büreaus, Beamten-, Officier- und Generals- Wohnungen, Bollwerke und was sonst zum Stapel- platze einer scheinbar Welt beherrschenden Kriegsflotte gehört, ist hier bereits vorhanden und in schneller Vergrösserung begrif- fen. Die Stadt zieht sich mit einer sehr langen engen Strasse hinter diesen Riesenbauten entlang, und erweitert sich jenseits des absonderlichen Marktes noch etwas. Von dieser Llauptstrasse führen enge Nebenstrassen zum Castell hinauf, sie aber scheinen die in den Häusern fehlenden Aborte — so nennt der Oester- reicher die künstlichen Arlagen zu den natürlichsten Bedürfnis- sen — zu ersetzen, so dass man Mühe hat abgesehen von dem Schrecken für Nase und Auge reinen Fusses zum Castell hinauf- und wieder herab zu kommen. Dieses aber ist wieder mit Al- leen umgeben, welche eine herrliche Aussicht nach allen Seiten eröffnen. Gleich darunter liegt ein altes Franziskaner - Kloster, gegenwärtig als Militärmagazin dienend. Auf dem Hofe dessel- ben steht ein bis auf ein unscheinbares grünes Zweiglein verdorr- ter Lorbeervaum, als uralter Stamm geschützt, denn von ihm oder doch von seiner Mutter soll Cäsar die Zweige für seinen Siegeseinzug ins Capitol entnommen und Augustus sich einen Lorbeerkranz haben flechten lassen. Die Landseite des Berges ist in neue Promenaden auf dem Schutte der Römerstadt ver- wandelt, deren Vegetation leider die Sonne versengt hatte, So erscheint das heutige Pola soweit es eben nicht von dem kaiser- lichen Militär und der Marine in Besitz genommen ist, als das vollendetste Bild der Aermlichkeit, des Schmutzes und der Ver- kommenheit. Als römische Flottenstation des Augusteischen Zeit- 329 alters und Lieblingsaufenthalt grosser und reicher Römer war es aber gewiss eine schöne imposante und belebte Stadt. Das jetzige Castell ist auf den Trümmern des alten Capitols aufgeführt und an dessen Abhängen breitete sich die innere Stadt aus. Von ihr sind noch heute einige Thore erhalten, darunter die Porta aurea, ein sehr kunstreicher Bau, auch das Herkulesthor schön. Abwärts am Hafen steht noch ein zu Ehren des Augustus auf geführter Tempel vorn mit einem Portal von‘sechs schlanken co- rinthischen Säulen und mit feinen Kunstarbeiten an den Simsen, der ganze Bau in den edelsten Verhältnissen, ein Meisterwerk aus der Blühtezeit der alten Kunst. Nachdem er im Laufe der vielen Jahrhunderte verschiedenen Zwecken gedient und seines in- nern Schmuckes gänzlich beraubt ist, nimmt er jetzt in und um sich die Denksteine und Denkstücke seines eigenen Zeitalters auf. Neben ihm mit der Front den Markt begrenzend errichteten die Venezianer den kläglichen Palazzo pubblico, zu dessen Hinterwand sie die noch vorhandene Rückwand eines Dianentempels benutzten. Die Römerstadt breitete sich auch über die nächst gelegenen Hö- hen — siebenhüglig wie Rom selbst -—— aus, aber diese Theile sind ebenfalls gänzlich in Schutt versunken und spurlos ver- schwunden bis auf das Amphitheater an der Strasse nach Pira- no, dessen Ringmauer allein noch als Zeuge der einstigen Herr- lichkeit erhalten ist. Aus gewaltigen Blöcken eines weissen ver- steinerungsreichen Hippuritenkalkes, jetzt nun schön hell rostgelb angewittert, erhebt sie ihre drei riesigen Bogenreihen zu 75 Fuss Höhe, oben noch die Blöcke des Gesimses tragend, innen aber völlige Verwüstung, nur am Boden die Spuren der alten Einrich- tung zeigend.. Die innern Sitzreihen mögen über 20000 Zu- schauer gefasst haben. Bis zum XIV. Jahrhundert soll dieser Prachtbau unversehrt gewesen sein, dann aber entführten die Ve- netianer die schön behauenen Blöcke zur Aufführung ihrer Pal- läste mit dem was sonst noch an verwerthbaren Kunstwerken in Pola vorhanden war wie die Säulen des altrömischen Theaters jenseits der Porta aurea. Das Amphitheater gehört unstreitig zu den imposantesten Ruinen aus der Römerzeit und macht beson ders von der sinkenden Sonne beleuchtet und unter reinem nächt- lichen Himmel einen tief ergreifenden Eindruck. Nahe davor entspringt die einzige Quelle, welche seit den ältesten Zeiten die Stadt mit Trinkwasser versorgt. Von der alten Wasserleitung ist nichts mehr zu sehen, die neue wird durch eine erst vor we- nigen Jahren an der Quelle aufgestellte Dampfmaschine unter- halten, Weiterhin mündet auch ein Bach in die tief einschnei- dende nördliche Bucht, dessen Bett jedoch diesen Sommer trocken lag. Die ganze Umgebung von Pola ist sehr steril und ebenso ärmlich wie die Bevölkerung. Die Wagen befinden sich noch ganz im primitiven Zustande, ohne Eisen, ohne Leder, ohne Schmiere machen sie beladen und von zwei kleinen Kühen gezo- &XlII. 1863, 22 350 gen eine Mark und Bein durchdringende Musik. Auf einem nicht minder primitiven Zustande arbeiten die Mais mahlenden Hand- mühlen in den spelunkenhaften Hausfluren. Modern dagegen ist die grosse Anzahl von Bier- und Weinkneipen und Kaffees, in denen die vielen Hunderte bei den Hafenbauten beschäftigten Ar- beiter, einige Tausend Soldaten, Officiere und Marinebeamten ihre Bedürfnisse befriedigen. Dazu noch eine auffallende Menge von wie es scheint herrenlosen Strassenhunden, welche in Rudeln bis zu zwölf Stück sich balgend die Zeit vertreiben, besonders auf dem Marktplatze und in den Restaurationen. Aber durch die Anlage des Kriegshafens fliessen der Bevölkerung Einnahmen zu, bereits erstehen neue schöne Häuser in und vor der Stadt und gewiss wird Pola im nächsten Jahrzehnt schon einen freundli- cheren Eindruck machen, aus der Jahrhunderte langen Erniedri- gung sich allmählig wieder zur altrömischen Blühte und Pracht erheben und dann mehr Fremde als seither anziehen. So impo- sant nun auch die alten Baudenkmäler, so gar absonderlich eigen- thümlich die ärmliche Stadt, so riesig ihre neuen Hafenbauten, so soldatisch belebt sie auch ist: uns würde sie mit alledem nicht bis zum Ahgange des nächsten Dämpfers ausreichende Unterhal- tung gewähren. Diese finden wir vielmehr in der nördlichen tiefen Bucht längs der Strasse nach Pirano von der Quelle vor dem Amphitheater bis zum Valle St. Pietro. In ihr entfaltet sich nämlich ein sehr reiches und mannichfaltiges Thierleben, das wir Morgens und Nachmittags in seinem Treiben leicht be-_ obachten uud sammeln können. Es sind gar manche Thiere dar- unter, die wir an andern Orten gar nicht oder wenigstens nicht so schön und bequem stundenlang in ihrem Treiben belauschen können und manche Art zeigt uns in ihrer‘ Verbreitung andere Grenzen als sie Lorenz in seinem vortrefflichen und sehr fleissi- gen Buche über den Quarnero angegeben hat. Ich konnte lei- der nur die Bevölkerung von dessen drei ersten Regionen hier studieren. Aber nach den wenigen Tagen meines Aufenthaltes empfiehlt sich diese tiefe Bucht zu eingehenden zoologischen Studien, vorausgesetzt dass man sich selbst mit allen dazu er- forderlichen Hülfsmitteln und Apparaten etwa von Triest aus versorgt und auf jede andere Unterhaltung während eines län- gern Aufenthaltes verzichtet. Die Caffees bieten einige Zeitungen und viele Witzblätter, das Militär einige Male öffentliche Musik: so kann man denn seine ganze Zeit und Aufmerksamkeit den zoologischen Untersuchungen zuwenden. Sonnabends kam die Istria wieder an und nahm uns um 11 Uhr Nachts auf. Eine tiefe Stille lag auf der Bucht und die funkelnden Sterne vermochten nicht das Dunkel zu lichten. Um so lebhafter blitzte jeder Ruderschlag der an- und abfahrenden Barken meeresleuchtend auf. Das Leuchten hatte einen intensiv phosphorischen Schein. Der Dämpfer glitt auf der spiegelglatten 331 Fläche ohne alles Schaukeln dahin, aus der Bucht heraus sich südwärts wendend und um das Promontore herum in den Quar- nero. Etwa um 3 Uhr legte er vor Cherso an und nahm hier noch zahlreiche Passagiere auf, welche das ganze Deck so dicht mit Schlafenden belagerten, dass wir nur einen schmalen’ Weg zum Auf- und Abgehen offen erhalten konnten. Die, Rangord- nung wird Nachts nur in den untern Räumen aufrecht erhalten. Erst die aufgehende Sonne beleuchtete die ganz seltsam eigen- thümliche Scenerie des Deckes, in welche bald darauf der Capi- tain durch Einsammeln des Fahrgeldes Leben brachte. Fast je- der dieser Schlnmmer - Passagiere verweigerte die Zahlung, aber nur ein, Bild vollendeten Elends, das sich nicht aufzurichten ver- mochte, erhielt freie Fahrt. Der Quarnero ist ganz von hohen Bergen umgeben und befährt sich bei klarem Himmel und stiller Luft so angenehm wie manche Schweizer Seen. Um elf Uhr Vormittags langten wir in, Fiume an und stiegen nicht. im Re d’Ungharia sondern in dem neuen ebenso grossartigen Hotel Eu- ropa unmittelbar am Landungsplatz des Dampfbotes ab. Die Zimmer sind schön und gross, die Bedienung freundlich, die Re- stauration gut und die Preise nach Triester Massstab niedrig. Die Lage von Fiume ist reizend und wir erstiegen gleich nach Tische unter der freundlichen und lehrreichen Führung des kk. Hauptmanns Herrn Bruck, dessen angenehme Bekanntschaft wir so eben gemacht hatten, das hoch gelegene Schloss Tersate, das von seinen Ruinen die herrlichste Aussicht über die ganze Bucht und das öde wilde Felsengebäude des Karst gewährt. Die Ruine selbst, der Tempel mit seinen sehr sehenswerthen Alter- thümern, der Blick in die tiefe Felsenschlucht, durch welche die Luisenstrasse geführt ist, über die belebte Stadt und den Hafen, nach dem Monte maggiore, den Gebirgen von Cherso und Veg- lia, die viel besuchte Wallfahrtskirche mit dem angeblich vom heiligen Lucas selbst gemachten Bilde der Madonna von Loretto und welche nach des freundlichen Priestervorsteherg Versicherung das eigentliche wahre Haus der Mutter Gottes ist, das Alles bot der Unterhaltung so viel, dass die durchwachte Nacht ganz ver- gessen wurde und wir erst im tiefen Dunkel den vierhundertstu- figen Stationsweg abwärts gingen. Die Dorfschaften am Karst hatten während des Sommers hart von der Hitze und dem Wassermangel leiden müssen, einige waren sogar genöthigt ihren Wasserbedarf für sich und das Vieh mehrere Stundenweit herbeizuschaffen. Unsere erste Nacht in Fiume brachte Erlösung von diesem Elende.. Während der Nacht entlud sich nämlich ein heftiges Gewitter, dem nun anhaltender Regen und heftiger Wind folgte, so dass schon am nächsten Tage Post und Dampfschiff ausblieb, kein Schiff den Hafen verliess und keines einlief. Damit war denn leider mein Reisezweck in diesem schönen Winkel vereitelt. Die Brandung tobte so gewal- 22” 332 tig, dass weder eine Barke ‚sich hinauswäagte noch an den meist steilen Felsenufern sich etwas sammeln liess. Auch der Fisch- markt blieb unbesetzt und die Exkursionen bergaufwärts ganz re- sultatlos. Wir harrten vier Tage vergeklich auf den Umschlag des Wetters, Der Aufenthalt in Fiume ist trotz der herrlichen Lage der Stadt für längere Zeit ohne speciellen Zweck recht lang- weilig und ermüdend. Viele der hier stationirten Officiere finden sich wie in Verbannung und ein Militärarzt äusserte, als er uns bei dem Eintritt in ein Caffee erblickte zu seinem Nachbar: in dem langweiligen Fiume sieht man nur alle zwei Jahre einmal Fremde. Die Stadt hat am Hafen entlang viele stattliche und mehrere sehr grossartige Gebäude, ist in der breiten langen Haupt- strasse mit ächt deutscher Physionomie sehr belebt, in den engen winkligen Nebenstrassen sieht es allerdings in vielen Häusern weniger deutsch aus, doch immer noch besser wie in italienischen Nebenstrassen. Im Hafen liegen viele Schiffe, auf den Werften wird rüstig an grossen neuen gebauet. Längs der Mündung der Fiumara buntes Volksgetümmel, in den vielen Kaffees nur we- nige Stunden lebhafter Verkehr. Die vom Professor Lorenz an- gefangene Sammlung in dem geräumigen Gebäude des Gymnasi- ums konnte mir nicht gezeigt werden, da sie nach des Direktors eigener Versicherung bereits wieder ihrem gänzlichen Verfalle nahe ist. Die Professur für Naturgeschichte war unbesetzt. Merkwürdig, dass eine so bevölkerte Stadt, ein so belebter Ha- fenplatz, mit zahlreichen Offieieren, mit höheren Bildungsanstal- ten und Behörden den Fremden ausser durch seine Lage gar keine Anknüpfungspunkte, keine Unterhaltung gewährt und selbst den amtlich dorthin Verwiesenen wie Verbannung erscheint. Und doch nahm dieselbe wesentlichen Antheil an der Förderung der schönen Untersuchungen, welche Prof. Lorenz in seinem Buche über den Quarnero niedergelegt hat. Die Post über den Karst nach St. Peter an der Wien - Triester Eisenbahn geht täglich Mittags ab. Unsere einfache Reisetasche muss erst auf der Douane gebleit werden, bevor die Post sie annimmt, und bei der Abfahrt wird der Postwagen selbst plombirt. Aber noch sind wir nicht zur Vorstadt hinaus, so pas- sieren wir die Zolllinie und ein Beamter schneidet die Bleischnur am Wagen schon wieder ab, die an der Tasche bleibt unserer Verfügung überlassen. Die Strasse steilt sich langsam das Ge- birge hinauf und gewährt noch einige Stunden lang die schönsten Rückblicke auf den Quarnero. Das sehr steinige Terrain ist mit niedriger bald dichter bald lichter Waldung besetzt und auf der Höhe sieht man dann rechts und links die vielen trichterförmigen Einsenkunven , grosse und kleine, deren Wände die Wiesen, de- ren Grund die Aecker bildet. Das Rindvieh ist klein und schwach, ganz wie wir es in Pola trafen, auch die Schafe sehr klein, schwarz oder weiss, mit sehr feinen zierlichen Beinen und langer 333 grober: Wolle. Die Dörfer ganz Ärmlich. Aber jenseits der er- sten Poststation, die wir um. vier Uhr erreichen, machen merge- lige Gesteine den sterilen Kalken Platz, nun wird die Gegend belebt: fette Wiesen, fruchtbare Aecker, dichte Waldung, wohl- 'häbige freundliche Dörfer mit lebenslustiger Bevölkerung. Die Strasse aber geht steil auf und ab und in verdsresslichent Krüm- mungen. ne einzelnen, Stellen wird bereits an ihrer Verlegung gearbeitet und sie soll wenn vollständig verlegt die jetzt 9 stün- dige Fahrt von Fiume bis St. Peter um vier Stunden abkürzen. Die letzte. sehr steile Höhe fuhren wir im Dunkel unter starkem Regen und Blitzen hinauf. Nach St. Peter der ärmlichen Bahn- ‘ station hinab beleuchtete der Mond die Landschaft und nach ein- stündiger Fahrt mit dem Dämpfer waren wir in Adelsberg, dem freundlichen behäbigen Landstädtehen in fruchtbarer Gegend zwi- schen schön gruppirten hohen Bergen. Ein sehr wohlthuender Aufenthalt für den von Pola und Fiume Kommenden. Der Dämpfer setzt nur Nachts und Vormittags Grottenbe- sucher in Adelsberg ab und man ist genöthigt 12 oder 24 Stun- den daselbst zu verweilen. Wir waren die einzigen mit dem Nachtzuge Angekommenen und bestiegen Vormittags zunächst den nahen Schlossberg, wo ich mehr Insekten, Arachniden und Myriapoden sammelte als auf allen Excursionen bei Triest, Pola und Fiume zusammen, leider meist Arten, die für unsere Same lung kein Interesse haben. Rückkehrend in unsere freundliche Krone hatte denn auch der Triester Dämpfer noch einige Grot- tensüchtige gebracht, nämlich zwei norddeutsche Studenten, einen Franzosen, einen Engländer und einen Ostindier. So waren wir unser sieben und konnten uns den Hochgenuss der vollen Be- leuchtung der Höhle mit acht Mann Bedienung für 32 Gulden verschaffen. Ein schattiger Weg führt in funfzehn Minuten an den Eingang gerade über dem Einbruch des Poikflusses in den Felsen. Nach einigen Minuten Wartens traten wir ein und ge- langten alsogleich in die prächtig erleuchtete Neptunsgrotte ‘oder den grossen Dom, der von der Poik durchflossen wird und eine der grossartigsten und imposantesten Hallen dieser Höhle ist. Von hier aus durchwandert man in drei Stunden auf völlig ge- ebneten bequemen und sichern Wegen die vielen andern grossen und kleinen Hallen alle mit den wundervollsten und reichsten Tropfsteinbildungen in den seltsamsten Gestaltungen und verschie- denartigsten Gruppierungen, am Boden aufgerichtet und von den Deeken herabhängend. Ihr Bildungsprocess ist ein sehr einfacher und dennoeh diese erstaunliche Manichfaltigkeit, diese absonder- lichen und selbst räthselbaften Formen, diese imposanten Dekor rationen. Die Führer haben natürlich einzelnen dieser Bildunrgen wie den Grotten und Hallen selbst Namen und Deutung gegeben und manche derselben lassen ohne viel Phantasie sich erkennen. Den Endpunkt bildet der grosse Calvarienberg it seinen Tau- 334 senden von Säulen und Gehängen, die man vom höchsten Absatze bei der reichen Beleuchtung in Musse musternd bewundern kann. Der Rückweg führt zum Theil durch Seitengrotten. Europa be- sitzt keine zweite gleich eigenthümliche, grossartige, wundervolle unterirdische Herrlichkeit, die wohl jeder Besucher in unvertilg- baren Bildern bis an sein Lebensende bewahrt. Die zahlreichen andern Höhlen dieses Gebietes, die durch ihre Fauna berühmt geworden sind, noch zu besuchen, gestattete die vorgerückte Zeit nicht mehr. Den Rest des Tages und den herrlichen Mondschein - Abend verbrachten wir noch angenehm mit unsern Grottengenos- sen, die dann mit dem Nachtzuge nach Wien eilten, während wir in Laibach abstiegen, um mit dem Tageszuge die weitere Gegend zu geniessen. Laibach ist eine freundliche belebte Stadt in angenehmer Gegend, die man vom hohen Schlossberge aus sehr schön übersieht, mit schön bepflanztem Congressplatze, auf welchem dem Ehrenbürger Radetzky ein bronzenes Denkmal er- richtet ist. Man besucht noch den eigenthümlichen Dom und das Landesmuseum im Schulgebäude und eilt Mittags wieder zur Bahn. Es ist sündhaft, die herrliche Steiermark in der Nacht zu durchfahren. Wenn auch der Dämpfer nur fliegende Bilder entrollt, gesunde und geübte Sinne erfassen sie dennoch und prä- gen die schönsten derselben dauernd ein. Augen und Ohren dür- fen auf der Reise ihren Dienst nicht versagen und wer seinen ‘Träumereien und gewohnten Betrachtungen nachhängen will, bleibe lieber daheim. Gleich hinter dem ersten Haltepunkte ver- lässt die Bahn die Laibacher Ebene und tritt die Laibach über- setzend ins Gebirge, erreicht bald auch die Save und läuft an dieser einige Stationen entlang, bis sich das Thal erweitert. Die schnell wechselnden Bilder der Thalschaft mit gemischter Wal- dung, die schon den ersten Herbstich in ihrer frischen Färbung zeigt, erinnern uns lebhaft an die schwäbische Alb, an die hei- matlichen Thäler in Thüringen und dem Harze. Dann aber engt sich das "Thal mehr, seine bewaldeten felsigen Wände stei- gen steiler und höher auf, die Bahn muss sich gewaltsam ihren Weg öffnen. Die eingeklemmten Stationen Sagor und Hrasting kennen wir schon durch verdiente wissenschaftliche Arbeiten und am Zusammenfluss der Save und Sann in der engen romantischen Thalgabel bei Steinbrück zweigt sich die Bahn nach Agram ab. Unser Strang setzt über letztern und führt uns durch die verlok- kend schön gelegenen Bäder Teplitz, Tüffer und das in rühriger Erweiterung begriffene Franz -Josephbad. Die Thalwände von ° Schlössern, Kirchen und Kapellen belebt steigen milder und freund- licher auf und treten endlich bei dem ansehnlichen Cilly weit aus einander. Aber schnell fahren wir wieder in eine neue noch mildere Thalenge ein, an Hüttenwerken vorbei durch dichte Laub- waldung eudlich in flache Gegend. Mit sinkendem Abend nähern wir uns Marburg, wo Militärmassen auf Weiterbeförderung har- 335 ren und Zögerung veranlassen. Dann durch Tunnel und über einen langen Viadukt aus dem Gebiete der Drau in die weite vom Mondschein magisch beleuchtete Ebene der Mur, bis wir gegen 10 Uhr in Graz eintrafen, wo uns Freund Oskar Schmidt aus dem engen Bahnhofs - Gewühl befreite. Die steirische Hauptstadt macht durch ihre anmuthige La- ge, ihre belebten Strassen und stattlichen Gebäude auf den durch- reisenden Fremden einen recht angenehmen Eindruck. Sie ist wie alle Grossstädte in schneller Vergrösserung begriffen und dehnt sich nach allen Seiten hin aus. Wir erstiegen Vormittags den hohen Schlossberg mit schönem Park, der eine allseitig freie und anziehende Aussicht über die weite Gegend gewährt, be- suchten die z. T'h. sehr reichen naturhistorischen Sammlungen im Johanneum und den Garten daneben, den Dom und die Prome- naden. In der innern Stadt viel Leben. Man versäume nicht‘ einen Blick auf die öffentlichen handschriftlichen Anschläge zu werfen: „Ein Herr wird aufs Bett genommen sogleich Mariahil- fer Gasse“ — „Ein Koststudent wird aufs Bett gesucht, zu er- fragen“ — u. a. dergleichen hypertropische Fassungen in der ergötzlichsten Orthographie! Der Nachmittag wurde auf die Um- gebung der Stadt verwendet und den Abend verlebten wir recht angenehm im engen Familienkreise unseres Freundes. Da den- selben wichtige Pflichten nach Klagenfurt riefen: so verliessen auch wir schon mit dem Frühzuge andern Tages die Stadt. Es war ein kühler nasser Herbstmorgen. Die Bahn tritt bald hin- ter Graz wieder ins Gebirge und läuft im reizenden Murthale aufwärts. Mahlerisch gelegene Schlösser, Ruinen und schöne Kir- chen an den bewaldeten Gehängen, schöne Wiesen, an den ge- werbreichen Bruck vorbei, an der Murg hinauf nach Mürzu- schlag. Hier hat die Bahn schon 2100 Fuss Meereshöhe erklom- men und den Reisenden wird Mittagspflege empfohlen. Sie steigt im stillen alpenhaften Wiesenthal mit schindelbedeckten Häusern noch eine Strecke merklich auf und geht dann mit einem langen schnurgeraden Tunnel unter der Passhöhe durch, die zugleich Grenze zwischen Steiermark und Oesterreich ist. Jenseits liegt die Station Semmering 2790‘ ü. M. Kinder bieten Alpensträus- chen an, aber das tief eingeschnittene bald wild zerrissene Fel- senthal beschäftigt den Blick ernster als Blumen. Es ist ein schreckhafter Gedanke, diese trotzig wilden Felsschluchten mit der störrisch geraden Dampfgewalt hinabzueilen. Nur wenige Minuten Aufenthalt und der lange Wagenzug gleitet unaufhalt- sam hinab, einbiegend in die engsten Felsenwinkel, vorgeschobene Eckpfeiler durchtunnelnd, immer an dem steilen Gefels hängend, an der jenseitigen Wand sehen wir die Bahn schon tief unter uns, sie biegt in die Thalschlucht ein, rutscht auf schwindelhaf- ten Bogenbrücken über dieselbe, und tunnelt mit einigen freien Blicken in das wilde Felsengewirr dem auf hoher Felsennadel 336 thronenden Lichtensteinschen Schlosse entgegen, um gleich. dar- unter Station zu machen. Nun biegt sie abermals mit zwei Tun- neln um den Gotschakegel herum und eröffnet bald dureh die Oefinung des tiefen Thales die Aussicht in die Ebene. Unten in der Tiefe liegt Gloggnitz, die Anfangsstation dieser kühnen grossartigen Bahn, deren Bau wohl kein Passagier seine Bewun- derung versagen wird, sie gereicht dem Staate, der sie unternahm und den Ingenieuren, die sie herstellten zur höchsten Ehre. Wir fahren noch lange an dem wiesigen Gehänge hinab, dann über den 900 Fuss langen weitbogigen Viadukt das Thal querend noch mit einem Haltepunkte nach Gloggnitz,. Es war ein son- niger Sonntagsnachmittag und nicht weniger als sechs Züge be- gegneten uns von Semmering abwärts, welche hinauffuhren, Von unten aus gesehen schleichen dieselben wie spielende Schnecken- züge an der hohen Thalwand hinauf. Wir fahren nun durch Tannenwaldung und weite Maisfelder in der Ebene nach. Neu- stadt, das den Oedenburger Zug aufnimmt und dann über das weinberühmte Vöslau nach Baden, wo wir um 6 Uhr abstiegen. Die Badesaison war längst geschlossen, die schönen und gross- artigen Park- und Badeanlagen also menschenleer, Wir durch- wanderten dieselben Abends und Früh and fuhren befriedigt mit dem Zehnuhrzuge gen Wien. Den nt in. ‚der grossen Kaiserstadt mussten wir auf wenige Tage beschränken, da dringende Arbeiten daheim an die Rückkehr mahnten. Was soll ieh von diesem flüchtigen Besuche der grossartigen Reichshauptstadt erzälilen. Ihre schönen wissen- schaftlichen Schätze namentlich die zoologische und mineralogi- sche Sammlung in der kaiserlichen Burg, die unter Haidingers umsichtiger Leitung riesig angewachsenen ‚geologischen Sammlun- gen im Lichtensteinschen Pallast, die Ausbeute der Novara- Ex- pedition gewähren einen Hochgenuss, dem leider das Bedauern anhängt, dass man ihnen nicht so viele Wochen und Monate wie bei dem jetzigen Besuche Minuten, widmen kann. Ausser den an classischen Arbeiten reichen Kunstsammlungen im Belvedere, in dem Lichtensteinschen und Esterhazyschen Pallaste lasse man die Kunstschätze in der Stephanskirche, diesem schönsten Denk- male aitdeutscher Baukunst, und in der Augustiner Kirche nicht unbeachtet. In letzterer befindet sich Canovas berühmtes Monu- ment der Erzherzogin Christiana, Gemahlin des Herzogs Albrecht von Sachsen - Teschen, die vollendetste Arbeit, die ich in diesem Genre zu bewundern Gelegenheit hatte. Desselben Meisters aus- gezeichneter Theseus im Kampfe mit dem Centauren steht in einem besondern Tempel im Volksgarten, in welchem die Capelle der Gebrüder Strauss spielt, leider aber während unseres Aufent- haltes aussetzte. Die Anlagen in Schönbrunn mit der reich be- lebten Menagerie bieten für einen Nachmittag befriedigenden Ge- nuss, sehr wenig dagegen befriedigt der neu angelegte Thiergar- () 337 ten im Prater, Er ist der unbedeutendste, den ich bis jetzt ge sehen und. macht. in seinen langsamen Anfängen der grossen Kaiserstadt noch keine Ehre, obwohl die Bevölkerung ihm mehr Theilnahme als in andern Städten schenkt, er war von Besuchern überfüllt und so fanden wir es auch in den andern naturwissen- schaftlichen Sammlungen. Die kaiserliche Sehatzkammer in der Burg mit Karls des Grossen Kaiserornat und andern historisch denkwürdigen Schmucksachen, mit vielen kostbaren Kleinodien, unschätzbaren Edelsteinen und feinen Kunstsachen hat eben nur Wien aufzuweisen. Meine Hoffnung die Nachmittage und Abende in Gesellschaft befreundeter und verehrter Fachgenossen zu ver- bringen, wurde leider vereitelt, da dieselben von ihren Ferien- reisen noch nicht zurückgekehrt waren, nur den hochverehrten Direktor der geologischen Reichsanstalt Herrn Hofrath Haidinger und den verdienten Chefgeologen Herrn Bergrath Fötterle konnte ich begrüssen. Für die Nachmittage und Abende bietet, die grosse Stadt dem Fremden gar keine befriedigende Unterhaltung, Wir besuchten das Karlstheater bei Aufführung von: „Ueberall Geister und das Pensionat“ und das Opernhaus, in welchem die Hugenotten gegeben wurden, aber welche Enttäuschung — auf den Bühnen zweiten Ranges in unsern Provinzialstädten wird ebenso viel und selbst mehr geleistet und man ist hier nicht der Gefahr ausgesetzt ins Gesicht gespien zu werden wie in der kai- serlichen Oper. Oeffentliche Vergnügungslocale mit angemesse- ner Unterhaltung, welehe in unsern Grossstädten täglich zugäng- lich sind, hat Wien nicht, der Fremde kann also nur in den sehr zahlreichen und allerdings sehr angefüllten Kaffees den Nachmit- tag und Abend verbringen. Das ist aber nicht Jedermanns Sa- che und gewährt doch nur für zufällige Gelegenheitsstunden Zeit- vertreib. Selbst die Ausstellung des österreichischen Kunstver- eines war sehr schwach, nur Lessings herrliches Meisterwerk, Huss vor dem Scheiterhaufen fesselte und liess kein Interesse für die andern Bilder übrig. Leider hat einer Zeitungsnachricht zu- folge der roheste Fanatismus dieses Kunstwerk auf der Reise von Prag in gemeiner Weise geschändet. So nach einigen Seiten hin sehr befriedigt, nach andern aber in unsern Erwartungen völlig getäuscht verliessen wir Wien, zufrieden auch mit unserm Quartier im Adler in der Taborstrasse und fuhren mit der Nordbahn, anfangs durch ebene Gegend, dann angenehmer durch Mähren über Brünn und in Böhmen bis Prag, wo wir nach dreizehnstündiger Fahrt eintrafen und im blauen Stern abstiegen. Die herrliche Lage der Stadt zu beiden Seiten der Moldau umgeben von belebten Höhen, die grossartigen Pal- läste und schönen ‚Kirchen, das eigenthümliche Judenviertel mit seinen Alterthümern, der imposante Hradezin mit dem überaus reich ausgestatteten Dome, die sehr belebten Strassen, die schöne Aussicht von den beiden selhst sehr sehenswerthen Moldaubrük- 338 ken, die vielen hochwichtigen historischen Erinnerungen, das und noch andere Vorzüge machen den kurzen Aufenthalt angenehm und genussreich, zumal wenn noch der heimisch gemüthliche Ve-- kehr dazu kömmt, den wir in des verehrten Freundes Fr. Stein Familie fanden. Unangenehm berührte uns nur der recht auf- fällige Heiligenceultus, von dem wir seit Tyrol und Italien wenig gestört wurden. In den vielen hundert Kirchen, die ich auf meinen‘ verschiedenen Reisen durch katholische Länder besucht habe, war ich nie so glücklich von Christus und Gott ein Wort zu hören, ich sah nur Heiligen Bilderdienst und kirchliche For- malitäten, kein biblisches Christenthum in der allein seligmachen- den Kirche. Die zoologische Sammlung ist durch Steins Bemü- hungen für das Studium recht zweckmässig erweitert worden, leider aber in sehr ungünstigen Räumlichkeiten aufgestellt. Das an wissenschaftlichen Schätzen reiche Nationalmuseum’ war zu meinem grossen Bedauern nicht zugänglich. Der Frühzug führte uns bei schönstem Wetter durch zum Theil sehr anmuthige Ge- genden nach Bodenbach, wo wir nach dem mehrwöchentlichen Papierhandel wieder das erste Silbergeld sahen und das Elbdampf- schiff bestiegen, um die sächsische Schweiz genussreicher als mit der Eisenbahn zu durcheilen. In Dresden war noch ein zwei- tägiger Aufenthalt nöthig um die alt bewährten Freunde und verehrten Fachgenossen, die gut gepflegten wissenschäftlichen und Kunstsammlungen zu besuchen, den seit unsrer letzten Anwesen- heit neu und zweckmässig eingerichteten zoologischen Garten kennen zu lernen, und nach den vereitelten Hoffnungen in Wien noch den Genuss eines guten Schauspieles und einer Oper zu er- halten. So war der Schluss der Reise ein völlig befriedigender und wir fuhren über Leipzig nach Hause, wo die inzwischen aufgebäuften Arbeiten mit erfrischter Kraft angegriffen werden konnten. Viel, sehr viel Erlebnisse, Beobachtungen und Betrachtun- gen, welche während der achtwöchentlichen Reise von früh bis spät ohne Ruh und Rast gesammelt wurden, lassen sich nicht in eine räumlich und sachlich beschränkte flüchtige Skizze nieder- legen, gar Manches erhält sein Interesse durch das eigene urmit- telbare Erlebniss, die wichtigsten Resultate aber finden anderwei- tige dauernde Verwerthung. C. Giebel. Der lithographirte lithographische Vogelsaurier, über welchen ich mich Bd. XXI. S. 526. ausgesprochen habe, hat Herrn Obergerichtsrath Witte zu Gegenäusserungen in dem Neuer Jahrbuch f. Mineral. ete. S. 567 veranlasst, die ich um groben Missverständnissen entgegen zu treten hier mit wenigen Worten zu erläutern mich genöthigt sehe. 339 Herr OGR. Witte bedauert zunächst, dass ich das Stück nicht selbst gesehen habe, denn der Gedanke an ein Artefakt sei bei dem ersten Anblick des Originals eine Thorheit. Die Kno- chen stecken mit erhaltener Substanz im Gesteine [was ich mit keinem Worte bezweifelt habe] und die Federn sind nicht ober- flächlich gemalt, sondern mit Kiel und Bart scharf abgedrückt, was freilich auf der sehr unvollkommenen englischen Abbildung nicht erkannt werden kann. Weiter meint Hr. OGR. Witte, dass es unmöglich sei täuschende Artefakte im lithographischen ‚Stein überhaupt anzufertigen, dass das Stück keine übermässige Zumu- thung an den Glauben mache sondern nur ein gesundes Auge und gesundes Urtheil verlange und hier wieder einmal die Em- pirie ihr volles Uebergewicht über die Theorie bekunde. End- lich habe das Thier Charaktere von Vogel und Saurier, ist daher genau genommen keines von beiden; es könne nur gefragt wer- den, welche Charaktere die überwiegenden sind und welcher Klasse es daher zunächst anzuschliessen ist. Mehr als Hr. OGR. Witte mein voreiliges Urtheil bedauere ich nunmehr, dass derselbe die den Juristen auf ihrem Gebiete eigene sorgliche Genauigkeit in seiner Erwiderung ganz bei Seite gesetzt hat, indem er die Aechtheit des Originales mit starken Vorwürfen gegen mein Urtheil nur über die Abbildung verthei- digt. Meine Ueberschrift hebt doch schon den Gegenstand mei- ner Beurtheilung ganz ausdrücklich hervor und am Schlusse spre- che ich noch die gerechte Hoffnung aus, dass Owen mit dem Original die Vorwürfe beseitigen wird, die dessen Abbildung auf sich lade. Eine Thorheit kann also mein Urtheil durchaus nicht bekunden, um so weniger, da Hr. OGR. Witte selbst die Unvoll- kommenheit der englischen Zeichnung bestättigt. Leider geschieht diess nur ganz beiläufig und das muss ich noch mehr bedauern, da Hr. OGR. Witte das Original kennt und meine Schlussfol- gerungen aus der unvollkommenen Zeichnung im Einzelnen hätte widerlegen sollen, statt nur weitere Vorwürfe noch über meinen allgemeinen wissenschaftlichen Standtpunkt auszusprechen, den er - offenbar gänzlich verkennt. Schon in meiner Paläozoologie (Merseburg 1846) und seit- dem wiederholt an verschiedenen Orten, ganz klar und bestimmt auch in meinen Tagesfragen aus der Naturgeschichte (Berlin 1858) habe ich meine Ansicht über die angeblichen Wunderthiere dar- gelegt und wie ich glaube sattsam erwiesen, dass ich dabei ganz fest an die Thatsachen mich halte und von oberflächlichen rein theoretischen Betrachtungen ein sehr entschiedener Gegner bin. Ich kann es auf meinem Standpunkte durchaus nicht begreifen, dass ein Ihier weder Vogel noch Saurier sein soll, wenn es Cha- raktere von beiden hat; auch nicht begreifen, dass man einem Thiere, dessen Klassencharakter man nicht einmal kennt, schon einen systematischen Gattungs- und Artnamen giebt, ohne die- 340 selben durch generische und specifische Eigenthümlichkeiten zu begründen. Früher war es wohl gerechtfertigt, die Delphine für Fische, die Pterodaktylen für Vogelsaurier zu halten, weil man die Begriffe Säugethier, Vogel, Amphibium ete. noch nicht so klar und gründlich erfasst hatte, wie sie die Natur in der grossen Manichfaltigkeit der Thiere zur Erscheinung bringt. Heut zu Tage aber kann nur der noch von Mittelgestalten und Wunder- thieren sprechen, welcher in den Thieren nicht Typen, nicht durch eine ganze Summe von Eigenthümlichkeiten und Beziehungen be- stimmte Wesenheiten erkannt hat, sondern dieselben blos nach einzelnen Merkmalen unterscheidet, also z. B. die Wesenheit des Vogels blos in die Federn oder in den Schnabel setzt., In der Natur sind die in den Thieren realisirten Begriffe ganz scharf bestimmte und streng geschiedene und es giebt nur einzelne Be- ziehungen derselben zu einander, also Säugethiere und Saurier mit einzelnen Vogelmerkmalen, Vögel mit einzelnen Sauriermerk- malen, aber Saurier, welche zugleich und ebenso sehr Vögel sein sollen und andere derartige Wundergeschöpfe, welche sich keiner Wirbelthierklasse unterordnen lassen, existiren realiter weder auf noch in der Erde. Sie sind Darwin’sche Hirngespinnste, welche in den Köpfen all derer wuchern, die die allereinfachsten Begriffe Saurier, Vogel, Säugethier ete. noch nicht zu erfassen vermoch- ten. Durch Unvollständigkeit oder Unmöglichkeit einer umfassen- den Untersuchung können allerdings Zweifel über die eigentliche Wesenheit eines Thieres und somit auch über dessen Stellung im natürlichen System bestehen bleiben, aber es ist mindestens sehr voreilig und heisst den heutigen Stand und Aufgabe der Wissenschaft gänzlich verkennen , auf solche Zweifel hin sofort die Existenz wahrhaftiger Wunderthiere, Vogelsaurier u. dgl. zu behaupten, es ist auch nicht minder voreilig urd der heutigen Aufgabe der Wissenschaft ganz zuwider solche unklaren Begriffe mit bestimm- ten systematischen Namen zu fixiren. Die frühern Paläontologen waren in dieser Beziehung ungleich vorsichtiger und gewissen- hafter, indem sie den Petrefaktennamen die Endung ites anhingen, um damit eben nur die allgemeinsten Beziehungen, die Unsicher- heit über das wahre verwandtschaftliche Verhältniss des benann- ten Thieres zu bezeichnen. Heut zu Tage legt man wohl noch dem Botaniker oder Zoologen undeutbare Ueberreste vor, aber giebt denselben auch ohne jede befriedigende Auskunft die be- stimmtesten Gattungs- und Artnamen, die also für den Systema- tiker völlig inhaltslos sind. Dass es unmöglich ist durch blosse Farbenzeichnung und Kritzeln im lithographischen Stein den geübten paläontologischen Blick zu täuschen, räume ich unbedingt ein, glaube auch fest, dass kein Betrüger einen so groben Versuch wissenschaftlichen Männern anbieten wird. Aber die Kritzeln und Radierungen er- lauben noch weitere Manipulationen, welche gerade auf dem li- 341 thographischen Steine mit mehr Geschick und wirklichen Erfolg auf Täuschung ausgeführt werden können als in irgend einem andern Gesteine. Auch zu deren Beurtheilung will der Blick geübt sein und da Hr. Obergerichtsrath Witte solche mit Geschick hergestellte Artefakte noch nicht zu sehen Gelegenheit hatte: so stellt er deren Möglichkeit ebenso aber doch mit viel weniger Recht in Abrede wie ich die Wundergestalt eines 'V ogelsauriers. Meine Beurtheilung, die sich übrigens streng an des Herrn Obergerichtsraths Witte eigenen Grundsatz hält, indem sie nur den sichtlich vorliegenden lithographirten Vogelsaurier zum Ge- genstande hat und keineswegs wie der Archaeopteryx und Gri- phosaurus an ein der eigenen Untersuchung entrücktes Original anknüpft, hat also durch jene Auslassungen nicht die geringste Widerlegung, wohl aber insoweit eine Bestättigung erhalten als die Unvollkommenheit der Zeichnung anerkannt, und damit die Widernatürlichkeit des Vogelsauriers eingeräumt wird. Einer ge- lesentlichen Nachricht zufolge hat denn auch Owen’s Untersuchung des Possiles selbst über jene voreiligen haltlosen Betrachtungen be- reits ein entschiedenes Urtheil gefällt. C. Giebel. Untersuchungen über die Leuchlkraft der Produkle der Gerslewilzer Phologen- und Para[finfabrik. Seit meiner im J. 1859 ausgeführten Untersuchung der Leuchtkraft von den Destillationsprodukten der Braunkohlen (cfr. Dingler’s polyt. Journal Bd. 145, S. 128—139 u. S. 215— 229) ist die Fabrikation der Paraffine und Oele wesentlich vorgeschritten. An der Stelle der umständlicheren und unvollkommenen Processe, mit welchen ja jeder neue Industriezweig zu kämpfen hat, sind einfachere, kürzere und zweckmässigere getreten. Die Produkte werden nicht nur weit billiger, sondern auch weit besser, nämlich die Oele heller, bedeutend leichter, weniger eigenthümlich rie- chend, und die Paraffine durch vollständigere Reinigung mit et- was höherem Schmelpunkte und mit dauernd weisser Farbe dar- gestellt. — Leider hat die Chemie nicht gleiche Fortschritte in der Erkenntniss der Zusammensetzung dieser Produkte gemacht, als die Technik in deren Erzeugung. Ueber die chemische Con- stitution der diversen Kohlenstoffverbindungen, deren verschiedene Gruppirungen wir mit den Kollekiivnamen: Photogen, Solaröl, Paraffin ete. bezeichnen, ist etwas Spezielles noch nicht festge- stellt worden, obschon die Ermittelung dieser Verhältnisse eine nützlichere und dankbarere Aufgabe für den Analytiker sein dürfte, als viele andere Arbeiten, an denen Zeit und Mühe verschwen- det wird. Die Photogen- und Paraffinfabrik von Gerstewitz zeichnet sich vorzugsweise durch Lieferung vortrefflicher Produckte aus und habe ich dieselben zum Gegenstand erneuter Prüfung auf 342 ihre Leuchtkraft gemacht, Das dabei angewendete Verfahren ist dasselbe, welches ich früher befolgt und in meiner oben citirten Abhandlung angegeben habe, und welches die Billigung der Sach- verständigen erhalten hat (confr. Jahresbericht über die Fort- schritte und Leistungen der clıemischen Technologie und techni- schen Chemie von J. B. Wagner im J. 1860, S. 576). Ich habe wieder ein Photometer von Babinet zu den Bestimmungen der Lichtintensitäten benutzt, welches Hr. Professor Knoblauch mit grosser Gefälligkeit mir zur Disposition gestellt hatte. Die Wahl dieses mit polarisirtem Lichte operirenden Photometers aus der langen Reihe der Photometer habe ich bereits früher motivirt (confr. Dingler’s polyt. Journal Bd. 145, S. 130) und erlaube ich mir, auf meine damalige Darlegung der Gründe, sowie auch auf die gegebene Beschreibung der Einrichtung eines solchen Instru- ments Bezug zu nehmen. Vor der Benutzung wurde das Photo- meter gehörig zugerichtet und von Herren Knoblauch genau justirt. Bei den früheren Versuchsreihen hatte ich die Normalkerze vor die Oefinung für das durchgehende Licht, die zu prüfenden Lichtquellen vor die Oeffnung für das reflektirte Licht gebracht. Lokalverhältnisse veranlassten mich bei den jetzigen Untersuchun- gen die Normalkerze vor die mit 8 zu bezeichnende Oefinung für das durch Reflexion polarisirte und die zu messenden Licht- quellen vor die mit @ zu bezeichnende Oeffnung für das durch Brechung polarisirte Licht zu setzen. Zum Normallicht, d, i. zur Lichteinheit, verwendete ich wieder eine 21 Millim. starke Pa- raffinkerze aus der Gerstewitzer Fabrik. Dieselbe wurde in 197 Millim. Entfernung von der matten Glasplatte der bezeichneten Oefinung ß aufgestellt, d. i. 200 Millim. von dem 3 Millim. zu- rückliegenden kleinen Bunde am Rohre, welcher der Bequemlich- lichkeit wegen als fester Punkt :bei dem Messen der Distanzen angenommen wurde. Für diese Entfernung der Normalkerze wurde die entsprechende Amplitude der gleichen Lichtstärke von. der matten Glasplatte & für die durch den Glasplattensatz des In- struments hindurchgehenden Strahlen ermittelt. Es wurden zu dem Ende Beobachtungen mit 3 Paraffinkerzen a, b und c von 21 Millim. Durchmesser angestellt. Stand die Kerze b vor der Oeffnung ß, so betrugen die Distanzen ‚für die Kerze a vor @ von 5 zu 5 Minuten beobachtet 170, 176, 182, 159, 170, 177, 180, 175, 171, 181 Millim., war Kerze a vor der Oeffnung ß aufgestellt, so war die Amplitude von Kerze b bei 2 Beobach- tungsreihen durchschnittlich 180 resp. 185 Millim., und wenn Kerze c vor der Oeffnung ß sich befand, die Distanz für Kerze b durchschnittlich 180, 171, 175 Millim. Die mittlere Entfernung, vom Bund des Rohres an gemessen, belief sich also auf 175,4 oder bis zur betr. matten Glasplatte 172,4 Millim., welcher Werth bei den folgenden Berechnungen der Leuchtkräfte zu Grunde ge- legt worden ist. 343 Um den Verbrauch der jetzt fabrizirten Kerzen von 21 Millim. Durchmesser an Paraffin festzustellen, wurden 3 solche Kerzen in der Werkstatt des physikalischen Instituts, in welchem meine Un- tersuchungen vorzunehmen mir gestattet worden war, um 3 Uhr 41 Min. angezündet und brannten bei einer Zimmer- Temperatur von 14— 16° R. bis 5 Uhr 43 Min. In der Brennzeit von 122 Min. hatte Kerze 1 16,092 Milligr., Kerze 2 14,155 Milligr. und Kerze 3 15,045 Milligramm an Gewicht verloren, also Kerze 1 131,9 Milligr., Kerze 2 115,7 Milligr. und Kerze 3 123,2 Milligr. Material pro Min. consumirt. Der Durchschnittsverbrauch pro Min. betrug mithin 123,6 Milligr. Bei einem zur Kontrole ebenfalls mit 3 anderen Kerzen vorgenommenen zweiten Versuche verzehrte Kerze l in einer Brennzeit von 66 Min. 8940 Milligr. Paraffin, also pro Minute 134,9 Milligr., Kerze 2 binnen 82 Minuten 9500 Milligr., mithin pro Min. 119,5 Milligr., Kerze 3 binnen 70 Min. 8330 Milligr. folglich pro Min. 119,0 Millisr. Das mittlere Consum pro Min. belief sich also auf, 124,4 Milligr. Der im Jahre 1859 gefundene Verbrauch dieser Kerzen betrug 122,4—124,9 Milligr. Zu den Normallichten bei den Versuchen wurden nur solche Kerzen ausgewählt, deren vorher ermittelter Verbrauch an Paraffin (wesentlich von der Stärke des Dochtes abhängig) von dem mittlern möglichst wenig abwich. Bei Vermeidung von Luftzug brannten diese Paraffin- kerzen ziemlich regelmässig, der Docht verzehrte sich gleichmäs- sig und nur sehr selten bildete sich ein so grosser Sumpf von geschmolzenem Paraffin um den Docht, dass er überlief. Die Flamme hatte bei regelmässiger Entwicklung eine Länge von durchschnittlich 55 Millim. N Da es mir von Interesse zu sein schien, die Leuchtkraft der als Lichtmass gewählten Kerze mit derjenigen der in den Gasanstalten als Lichteinheit angenommenen englischen, als Sper- macetlicht bezeichneten, Kerze, auf welche so viele Lichtquellen reduzirt worden sind, zu vergleichen, so brachte ich eine solche, aus der hiessigen Gasanstalt bezogene Kerze brennend vor die Oeffnung & für das durchgehende Licht des Photometers. Die entwickelte Leuchtkraft entsprach bei den verschiedenen Beob- achtungsreihen Amplituden von durchschnittlich 183, 175, 174, 173, 174, also im Gesammtdurchschnitt von 175,5 Millim. Bei einer Wiederholung dieser Versnche wurde der Licht- effekt der Kerze, welche in Zwischenräumen von 10 Minuten be- obachtet wurde, durch Distanzen von 173, 175, 180, 183, 178, 175, 174, 178, 183, also durschnittlich von 175,3 Millim. re- präsentirt. Die Leuchtkraft des Normalparaffinlichtes verhielt sich zu derjenigen ges englischen Spermacetlichtes also — 29584: 30625 344 = 100: 103,5. Der Verbrauch der englischen Kerze, welche ebenfalls 21 Millim. stark ist, belief sich auf 18,825 Milligr. in 141'/, Min. Brennzeit, also auf 133,3 Millier. pro Min. Der Aufgang an Material bei der Paraffinkerze verhält sich zu demjenigen bei der englischen Kerze = 124: 133,3 = 100: 107,3. Letztere zeichnete sich durch regelmässiges Brennen, Entwicklung einer ziemlich gleichlang — durchschnittlich 52 Millim. — blei- benden Flamme aus und erscheint unter den z. Z. zu Massein- heiten für Messungen von Leuchtkräften dienenden Lichtquellen immerhin als eine der vollkommensten. Was nun die Untersuchungen der Leuchtkräfte der Oele betrifft, so wurden die desfallsigen Beobachtungen durch- schnittlich alle 10—15 Minuten wiederholt und die aus den ver- schiedenen gefundenen Werthen resultirenden Mittelwerthe zur Berechnung gezogen. Die Grenzen der Beobachtungsmöglichkeit habe ich bei den einzelnen Versuchen, so weit es von Interesse erschien, angegeben. Wenn es auch bei den mir zu Gebote ste- henden Apparaten nicht thunlich war, dieselben mit grössester Präeision festzustellen, so dürften dieselben doch mit für den vor- liegenden Zweck hinreichender Genauigkeit ermittelt worden sein. Die Temperatur des Beobachtungszimmers betrug 14— 16°R. Die bei dem Experimentiren benutzten Lampen waren: A eine Lampe mit Runddocht, welcher in einer Ringöffnung von 24 Millim. äusserem und 21 Millim. innerem Durchmesser sich bewegt, und mit einer Brennscheibe von 24 Millim. Durch- messer, 1 Millim. Stärke und 11 Millim. Entfernung über der Dochtöffnung. Der Glascylinder der Lampe war 258 Millim. hoch, unten 48 Millim. und nach der bei 75 Millim. Höhe ein- tretenden Kröpfung bis oben 31 Millim. im Lichten weit. Der gläserne Oelbehälter lag unter dem Brenner und zwar mit seinem tiefsten Punkte 191 Millim. unter der Dochtöffnung. B eine Lampe (aus der Lampenfahrik von F. Weber in Halle) mit Runddocht, aus einer Ringöffnung von 16 Millim. äus- serem und 10 Millim. innerem Durchmesser hervortretend. Der stellbare Glascylinder war unten 30 Millim. und über der bei 50 Millim Höhe stattfindenden Einschnürung bis auf 198 Millim. seiner Länge 20 Millim. weit. Der gläserne Oelbehälter lag un- ter dem Brenner. C eine Lampe mit breitem Docht (ebenfalls aus der Fabrik von F. Weber), welcher 16 Millim. breit war und von einer Messingblechkappe mit einer Oeffnung von 22 und 7 Millim. wei- ten Oeffnung bedeckt wurde. Der in der Höhe des Dochtes stark ausgebauchte Glascylinder war hoch 181 Millim. und oben weit 23 Millim. Der gläserne Oelbehälter lag unter dem Brenner. D eine Lampe mit 17 Millim. breitem Dochte unter einer Blechkappe mit 22 und 7 Millim. weiter Oeffaung. Der unten 345 stark ausgebauchte Glascylinder war 192 Mill. hoch und oben 22 Mill. weit. Das gläserne Oelgefäss lag unterhalb des Brenners. E Lampe mit Runddocht; der Dochtraum hatte 19 Millim. ausseren und 14 Millim. inneren Durchmesser; der Glascylinder war unten 35 Millim. im Lichten weit und hatte über der bei 35 Millim. liegenden Einschnürung noch auf 230 Millim. Länge 21 Millim. im inneren Durchmesser. Der Oelbehälter lag neben dem Brenner und in einem höheren Niveau. Der Anfang der Untersuchungen wurde gemacht mit dem I. Salonphotogen, welches ganz wasserhell, wenig rie- ' chend ist und ein spez. Gewicht von 0,793 bei 14° R. zeigte. In die Lampe A wurden eingewogen 201,500 Milligr.; dieselbe wurde um 6 Uhr 15 Min. angesteckt und brannte bis 8 Uhr 15 Min., also 130 Min. Das Oelquantum hatte auf 99,290 Milligr. sich vermindert, der Aufgang betrug daher 102,210 Milligr., d.i. pro Min. 768,2 Milligr. Die der Lampe — dem Dochtmittel — zu gebenden Entfernungen von der matten Glasplatte für das durchgehende Licht @ war etwa 5 Min. nach dem Anzünden bei möglichster Steigerung der Grösse der Flamme 742 — 773 Millim. und um 7 Uhr 50 Min. noch 697 —752 Millim. Die durch- schnittliche Distanz während der Brennzeit berechnete sich auf 745 Millim. und die Beobachtungsgrenzen lagen durchschnittlich 50 Millim. von einander. Die durch die Lampe entwickelte Leuchtkraft verhielt sich demnach zu derjenigen einer Normal- paraffinkerze — 555,025 :29,554 — 18,7:1. Pro Lichtstärke der Normalkerze und pro Min. wurden 42,6 Milligr. Photogen konsumirt. Bei einem anderen Versuche wurde die Lampe A mit 262,020 Millisr. Salonphotogen gefüllt, brannte von 4 Uhr 35 Min. bis 9 Uhr, also 265 Min., gab dann 109,220 Milligr. zurück, hatte also verzehrt 152,800 Milligr., d. i. pro Min. 576,5 Milligr. Die Stellung des Dochtes wurde absichtlich unter der die grösseste Lichtmenge gebenden gehalten, so dass die Am- plitude der Lampe anfangs nur 647 — 702 und am Ende 623 — 668 Millim., durchschnittlich 659 Millim. war. Die Lampe zeigte hiernach eine Leuchtkraft, welche zu derjenigen der Nor- malkerze sich verhielt —= 436,921:29,534 — 14,3:1 und hatte pro Leuchtkraft der letzteren und pro Min, 40,3 Milligr. Oel verbraucht. Lampe B, welche eigentlich für Solaröl konstruirt ist, wurde versuchsweise beschickt mit 117,550 Milligr., brannte von 5 Uhr 16 Min. bis 9 Uhr, also 224 Min., enthielt dann noch 40,400 Milligr. Oel, so dass das Konsum auf 77,450 Milligr. oder pro Min. auf 345,7 Milligr. sich belief. Die Entfernungen der Lampe von dem Photometer betrugen durchschnittlich 442— 492, im Mittel 467 Millim. Das Verhältniss der entwickelten Leuchtkraft zu derjenigen der Normalkerze ist —= 218,089: XXIL. 1868, 23 346 29,584 = 7,3:1. ' Hiernach berechnet sich der, Verbrauch von Salonphotogen pro Normalleuchtkrafi und. pro Min. auf 47,3 Milligr. Lampe C. Füllung 102,350 Milligr.; Brennzeit 172,5 Min., Verbleib 46,230 Milligr., mithin Aufgang 56,120 Milligr. und pro Min. 325,5 Milligr.; Amplifude für die breite Dochtseite durchschnittlich 512 Millim., für die schmale durchschnittlich 388 Millim., Verhäliniss der Leuchtkraft der Normalkerze zu der- jenigen der Lampe = 1:6,9, Verbrauch pro Normallichtstärke und pro Min. 47,1 Milligr. Lampe D. Beschickung 136,320 Milligr., Brennzeit von 3 Uhr 50 Min. bis 7 Uhr 6 Min., also 196 Min.: Verbleib 67,920 Milligr., mithin Konsum 68,400 Milligr., d. i. pro Min. 348,9 Milligr.; durchschnittliche Amplituden für die breite Docht- seite 490 bis 5830, im Mittel 510 und für die schmale Docht- seite durchschnittlich 362 —-410, im Mittel 402 Millim.; die Leuchtkraft verhielt sich zu derjenigen der normalen Lichtkerze 1a 260,100 = 161,604 rjp Der Verbrauch an Salonphotogen pro Min. und pro Leuchtkraft des Normallichtes ergiebt sich hiernach zu 49,1 Milligr. Der Lampendocht wurde zur Erreichung einer möglichsten Lichtent- wickelung so hoch gestellt, dass abe Glaseylinder sprang. Lampe D erhielt 140,520 Millisr. Salonphotogen, brannte von 4 Uhr 21 Min. bis 8 Uhr 32 Min., also 251 Min., hinter- liess 62,330 Millier., konsumirte mithin 78,20 Milligr., d. i. pro Min. 311.2 Milligr. Distanz des Dochtmittels vom Photo- meter bei der breiten Dochtseite durchschnittlich 418 — 460, also im Mittel 439 Millim., und bei der schmalen Dochtseite durch- schnittlich 340— 384, also im Mittel 357Millim. Die Lampe zeigte also 192,721 + 127,449 2.29,532 malkerze und verbrauchte pro Lichteinheitt und pro Min. 57,6 Millisr. Salonphotogen. Ich muss bemerken, dass die Beobachtungen der Lichtstär- ken nach den schmalen Dochtseiten hin, insofern sehr schwierig sind, als schon eine geringe Neigung der horizontalen Dochtrich- tung gegen . die Axe des Photometers einen sehr bedeutenden Einfluss auf die diesem Instrument zugehende Lichtmenge ausübt. Ich habe dadurch Beobachtungsfehler möglichst zu vermeiden gesucht, dass ich bei Mangel an anderen Vorrichtungen die Lampe so lange hin und her drehte, bis das Minimum von Lichtzusen- dung erreieht wurde und hoffe, dass nicht gar viele Unrichtigkei- ten sich eingeschlichen haben. II. Photogen. Hellweingelb; spez. Gew. — 0,811. bei 14° R. ; —— 5,4 Mal so viel Leuchtkraft als die Nor- 347 Lampe A wurde gefüllt mit 215,570 Milligr., verbrauchte in einer Brennzeit von 4 Uhr 32 Min. bis 8 Uhr 15 Min., also 223 Min. 173,920 Milligr., so dass 41,650 Milligr. zurückblie- ben. Das Konsum pro Min. berechnet sich hiernach zu 779,9 Millier. Die Distanzen der Lampe von dem Photometer waren Anfangs der Brennzeit 754— 809 Millim., am Ende derselben 700 — 757 Millim., also im Mittel 755. Das Verhältniss der durchschnittlichen Leuchtkraft zu derjenigen der Paraffinkerze ist —= 570,025: 29,584 —= 19,9:1. Der minutliche Verbrauch pro normativer Leuchtkraft beträgt demnach 39,2 Milligr. Photogen. Lampe €. Eingewogen 134,450 Milligr., Brennzeit von 4 Uhr 16 Min, bis 8 Uhr 15 Min.; also 239 Min.; Verbrauch 92,620 Milligr., also pro Min. 387,7 Milligr.; Amplituden der Lampe fur die breite Dochtseite durchschnittlich 538—547 Millim., im Mittel 556 Millim., und für die schmale Dochtseite durch- schnittlich 538 — 574 Millim., im Mittel 453 Millim., also Ver- hältniss der Lampe zu derjenigen der Normalkerze N P ‘ .90% er 309,136 = 205,209 :29,584 — 957,172 :29,584 = 81:1. Des Oelkonsum pro einheitliche Leuchtkraft und pro Min. beträgt demnach 45,0 Milligsr. Die Flamme wurde zwar an der Grenze des Blackens gehalten, gleichwohl scheint aber das Photogen et- was mehr Leuchtkraft zu besitzen, als das Salonphotogen, in jedem Falle aber diesem darin nicht nachzustehen. II. Solaröl. Spez. Gew. 0,826 bei 14° R. Lampe B brannte mit einer Beschickung von 163,250 Millisr. 4 St. 11?/, Min., also 251%, Min., enthielt dann noch 113,925 Milligr., verbrauchte also 49,325 Milligr., d. i. pro Min. 196,1 Milligr. Die durchsehnittliche Amplitude war 310 Millim. bei 35 Millim. Beobachtungsgrenzen. Die Lampe entwickelte mit- 96,100 29,584 als diejenige der Normalkerze, und konsumirte pro Leuchtkraft der letzteren und pro Min. 61,2 Milligr. Solaröl. Lampe E. Füllung 175,780 Milligr., Brennzeit 3 St. 25 M. oder 205 M. Verbleib 125,000 Milligr. Aufgang 70,780 Milligr., d. i. pro Min. 345,2 Millisr. Distanz der Lampe vom Photometer durchschnittlich 523,6 — 554,6, im Mittel 535 Millim. Verhältniss der Leuchtkraft der Lampe zu derjenigen des Nor- mallichtes — 286,225: 29,584 = 9,6:1. Minutlicher Verbrauch pro normativer Leuchtkraft 36,0 Milligr. IV. Paraffinöl. Hellgelb; spez. Gew. — 0,828 bei 14° R. Lampe B wurde beschickt mit. 132,090 Miligr., brannte von 3 Uhr 49 Min, bis 7 Uhr, also 191 Min., gab zurück 23” hin eine Leuchtkraft, welche — 3,2 Mal so gross war, 348 81.840 Milligr., konsumirte also 50,250 Milligr., d. i. pro Min. 263,08 Milligr., stand von dem Photometer in durchschnittlichen Entfernungen von 316 — 350, im Mittel von 333 Millim., zeigte 110,339 mithin eine Leuchtkraft des ns — 3,7fachen derjenigen der Normalkerze und verbrauchte pro Leuchtkrafteinheit in der Min. 71,0 Milligr. Lampe E. Füllung 158,350 Milligr. Brennzeit von 3 Uhr 50 Min. bis 7 Uhr, also 190 Min. Verbleib 93,490 Milligr., mithin Consum 67,860 Milligr. oder pro Min. 355,2 Milligr. Grenzen der durchschnittlichen Distanzen der Lampe von dem Photometer 451 — 492, also im Mittel 472 Millim. Verhältniss der Jieuchtkraft der Lampe zu derjenigen der Normalkerze == 222,780: 29,984=—17,9%J. Verbrauch pro Leuchtkraft der Normalkerze und pro Min. 47,3 Milligr. Nach den Untersuchungen über die Leuchtkraft der Gerste- witzer Kohlenöle habe ich noch eine Prüfung der Leuchtkraft des jetzt aus Amerika in grösseren Quantitäten kommnden „Pe- troleums‘* angestellt, deren Ergebnisse ich hier beifüge. Petroleum, von dem Kaufmann Fiedler zu Halle ent- nommen, welcher seiner Erklärung nach dasselbe von Sintenis und Dinkelberg in Magdeburg bezieht; von blassgelber Farbe und einem spez. Gew. von 0,801 bei 14° R. Lampe A. Beschickung 219,820 Milligr., Brennzeit von 4 Uhr 15 Min. bis 8 Uhr 5 Min., also 230 Min. _ Verbleib 90.940 Milligr. Aufgang 128,550 Milligr, d. i. pro Min. 560,0 Milligr. Grenzen der Amplituden um 4 Uhr 20 Min. 6983 — 637, im Mittel 660 Millim., um 5 Uhr 35 Min. 437 -—- 407 Millim., im Mittel 422; die durchschnittliche Distanz also 542 Milligr. Verhältniss der Leuchtkraft der Lampe zur Normalkerze — 293,764:29,554 —= 9,9:1. Konsum pro einheitliche Leuchtkraft und pro Min. 56,5 Milligr. Die im Verhältniss zum Photogen ungünstigen Resultate veranlassten mich zu der Wiederholung des Versuchs und wurde Lampe A mit 169,070 Milligr. gefüllt, brannte von 6 Uhr 14 Min. bis 7 Uhr 50 Min., also 96 Min. und konsumirte 35,970 Milligr. Oel, d. i. pro Min. 558,0 Milligr. Die Entfernungen zwischen dem Lampendochtmittel und dem Photometer betrugen um 6 Uhr 24 Min. 702—657 Millim. 6 39 BTL, 6 54 BIT 7 15 492—457 ;, 7 30 439 410 7 45 00-375, durchschnittl, 527—492 5 349 also im Mittel 510. Die Lampe entwickelte also eine durchschnittliche Leucht- 260,100 ERE FE Der Verfauch an Oel pro normativer Leuchtkraft pro Min. betrug auf 63,4 Milligr. Wiederholte Versuche mit verschiedenen Dochten günstigere Ergebnisse, namentlich ein geringeres Zurückgehen der Lichtent- wickelung beim Brennen zu erreichen, missglückten. Die Lampe scheint, wenigstens mit den hier gangbaren Dochtsorten, für die Verbrennung des Petroleums geeignet nicht zu sein. Besser gelang diese Verbrennung auf der Lampe D. Füllung 137,290 Millier. Brennzeit von 6 Uhr 37 Min. bis 8 Uhr 30 Min: mithin 113 Min. Verbleib 97,950 Millisr. Aufseang 39,240 Milligr., also pro Min. 347,1 Milligr. Amplitude der breiten Dochtseite um 6 Uhr 45 Min. 447—463 Millim. 7 21 421—462 ,„ 8 23 405— 431 a also durchschnittl. 424—457 d.i. im Mittel 440 Millim., für die schmale Deck eite 323—374, durchschnittlich 348. Es verhält sich demnach die Leuchtkraft der Lampe zu derjenigen der Normalkerze —= 193690... 1215198, -- 1a m208: 29,984 — 5,3:1. Verbrauch pro Leuchtkraft der Normalkerze und pro Min. 65,6 Milligr. Bei der Wiederholung dieses Versuchs wurde : Lampe D beschickt mit 136,600’Millig., brannte von 4 Uhr 35 Min, bis 7 Uhr 22 Min., also 167 Min., gab dann noch 77,390 Milligr. zurück und hatte also konsumirt 58,710 Milligr., d.i. pro Min. 351,5 Milligr. Die Flamme konnte auf einige Minuten so gesteigert wer- den, dass für die breite Dochtseite eine äusserste Amplitude von 365 Millim. gegeben werden musste, sie ging aber dann auf die Distanzen von 507 —450 und nach Verlauf von 20 Min. von 470—423 und endlich von 457—418 Millim. zurück; die durch- schnittliche Entfernung berechnete sich, abgesehen von ‚der nur ganz kurze Zeit dauernden anfänglichen Helligkeit zu 478 resp. 432, im Mittel zu 455 Millim. für die breite Dochtseite, und für . die schmale zu 356 Millim. S,Sfachen derjenigen der Normalkerze, kraft von dem 207,025-1-126,736: 2 29,584 — 5,6 Mal so gross, als diejenige der Normalkerze, Die Leuchtkraft der Lampe war demnach 350 Der Verbrauch pro Leuchtkraft dieser Kerze und pro Min. betrug 62,6 Milligr. In der folgenden Tabelle sind die numerischen Ergebnisse der Untersuchungen der Oele zusammengestellt und die Angaben der damaligen Verkaufspreise der Oele, sowie der Kosten der geprüften diversen Lichtquellen, auf die Lichteinheit und die Stunde reduzirt, beigefügt worden. zZ == SE 5 Z = Ss Biltsel-- 3 &=8 2028| 32] Stündliche Bie 2=5 |35 8.22] Kosten der » 2 Konsum a: te ZE = | Flamme pro Oelsorte. = a Selen Bee 2.5 5 Lichteffekt d, 5 pro Min. | & 3 u © 18] 8°'9 Normalkerze 2 SEE BE or {e)} ie) 0@ & E ES® zu | = | Millier. | ® ° ” |Milligr.| Thlr. | Pfennige Salonphotogen | A| 1. | 786,2 | ı:18,7| a2,6 | 15 | 0,276.048 „ı2. | 576,5 | 1:14,3| 40,3 | 15 | 0,261.144 Bl1.!345,7 | 17,3 | 47,3 | 15 | 0,305.304 c|ı. 325,5 | 1:6,9 | 47,1 | 15 | 0,305.208 D!1.)348,9 | 1:7,1 | 49,1 | 15 | 0,318.168 „la. 311,2 | 1:54 | 57,6 | 15 | 0,373.248 Photogen A|ı. | 779,9 1100 39,2 | 14 | 0,237.0816 a c|ı. 347.7 | 1:81 | 45,0 | 14 | 0,272.160 Solaröl . » !B|1.)196,1 | 1:3,2 | 61,2 | 10 | 0,264.384 E|1.| 345,7 | 19,6 | 36,0 | 10 1 0155.520 Paraffinöl | BI|1. | 263,08 | 1:3,7 | 71,01 9 | 0,276.048 Elı.|355,2 | 1:75 | 47,3 | 9 | 0,183.9022 Petroleum . |A|ı. | 542,0 | 1:9,9 | 56,5 | 15 | 0,366.120 „2. 558,0 | 1:8,3 | 63.4 | 15 | 0,413.540 D|ı. | 347,1 | 1:5,3 | 65,6 | 15 | 0,425.088 „1.183515 I 1:6,6 | 63,6 | 15 | 0,405.648 C. Zincken. 351 Literätür. Allgemeines. W. Pössnecker, die einheitliche Ur- sache aller Kräfteerscheinungen im Universum. Nachge- wiesen an den uns bekannten Naturerscheinüungen und Gesetzen. München 1863. 80, — Verf. fasst seine Betrachtungen in sechs Ab- sehnitte über folgende Gegenstände: Entstehung und Wesen des Lichts, dessen Einfluss auf die Organismen, Erhaltung der Lebensthätigkeit derselben und Betrachtung der Kräfte im Allgemeinen; Erklärung der Lichterscheinungen, Entstehung der Farben, der enge Zusammenhang zwischen denselben und den Tönen der Musik in Bezug auf den tbierischen Organismus, Polarisations- und Interferenzerscheinungen, Ursachen der chemischen Wirkungen des Lichts und der Erscheinun- gen in der Photographie; die Ursachen der Wärme und deren Wir- kungen ; die Bildung der Weltkörper und unserer Erde, Ursachen der meteorologischen Erscheinungen, die Attraktion als alleinige Ursache aller Kräfteerscheinungen, die Consequenzen ihrer Wirkungen; Ursa- chen der galvanischen Blektrieität und ihrer Wirkungen; Magnetis- mus und Ursache der Erscheinung des Nordlichts. Die Betrachtun- gen des Verf.’s verdienen wohl ernste Aufmerksamkeit, befriedigen uns jedoch keineswegs, da wir keine Aufklärung über den Begriff des Atomes und anderer Grundlagen, von denen er ausgeht, finden. . W,Kukula, Leitfaden der Naturgeschichte des Thier- reiches. Mit 99 Holzschnitten. Wien 1864. 8°. — Nur für die un- tern Klassen der Realschulen und Gymnasien bestimmt hehandelt die- ser Leitfaden die wichtigsten Wirbelthiere und sehr kurz die übri- gen Tbierklassen, leider letztere sehr ungenau und oberflächlich. So werden die Strahlthiere nur charakterisirt durch in der Mitte des Körpers gelegenen Mund und strahlenförmig um denselben gestellte Bewegungsorgane, was doch ganz falsch ist. Ebenso irrig sind die Polypen charakterisirt und wenn die flinke Eidechse durch ihre zwei- spitzige Zunge und den beschuppten Körper diagnosirt wird: so ist damit gar nichts gesagt. Gerade bei der Kürze der Darstellung muss- ten doch die wesentlichsten Merkmale hervorgehoben werden. Und was soll man zu Schreibarten wie Hyppopatamus statt Hippopotamus sagen. Die österreichischen Schulen haben bereits viel vortrefflichere Hülfsmittel als das vorliegende. Fr. Körner, die Natur im Dienste des Menschen. Für die erwachsene Jugend und alle Freunde der Natur. V. Band: die Hausthiere, Leipzig 1864. 8%. — Verf. schildert die wichtigsten Hausthiere in unterhaltender Darstellung, für die Jugend wohl anre- gend und belehrend, aber keineswegs allen Freunden der Natur genügend. Jahresberichte des naturwissenschaftlichen Ven- eines von Elberfeld und’ Barmen nebst wissenschaftlichen' Bei» lagen herausgegeben von C: Fuhlrott. IV. Heft. Elberfeld 1863. 352 80. — Der vorangestellte Bericht erstreckt sich über die Thätigkeit und den Stand des Vereines seit 1858 und die wissenschaftlichen Ab- handlungen sind: das Wisperthal und der Wisperwind von C. Fuhl- rott, astronomische Bemerkungen von J. v. Hagens, über die Bestän- digkeit unseres Klimas und der Meereshöhe .von demselben, die in der Umgegend von Elberfeld und Barmen vorkommenden Schmetter- linge von G. Weymer, die Processionsspinner von demselben, Vanessa prorsa und levana L bilden nur eine Species, von demselben, ento- mologische Notiz von demselben, die Gastfreundschaft der Ameisen von J. v. Hagens, die Liebespfeile verschiedener Landschnecken von E. Schröder, Grundzüge der Quellenkunde von C. Fuhlrott, atmos- phärischer Niederschlag Elberfelds von W. Böckmann. Das Mitglie- derverzeichniss zählt 113 Namen. Meteorologie. Fr. Mohr, Bestätigung meiner Ha- geltheorie. — In Pogg. Annal. CXVII, 89—116 hatte derselbe eine neue Theorie „über die Entstehung des Hagels“ veröffentlicht. Ausgehend davon, dass die bis jetzt aufgestellten Erklärungen von Volta, Vogel in Frankfurt a. M. und Leopold v.Buch nicht genügen, weil sie die Kältebildung vergeblich zu erklären suchen, nimmt er einfach an, dass die in den obern Schichten der Atmosphäre befind- liche Kälte den Hagel erzeuge. Wenn nämlich die untersten Luft- schichten die wärmsten feuchtesten und dichtesten sind, also die At- mosphäre sich im Gleichgewicht befindet, so wird durch die Wirkung der Sonne Bewegung d. h. Wind erzeugt, die Luft wird durch Ver- mischung verschiedener Schichten bis zum Thaupunkt abgekühlt und schliesslich, Wasser niedergeschlagen. Da nun iin einer bedeutenden Höhe der Wasserdampf noch weniger Raum einnimmt als auf der Erdober- fläche, so entsteht dadurch ein bedeutender luftleerer Raum, in wel- chem von den Seiten, besonders aber von oben andere Luftmassen bereinstürzen, welche durch ihre Kälte neuen Wasserniederschlag bewirken u. s. f.; nach dem Mariotteschen Gesetz wird die herabge- stürzte Luft weniger Raum einnehmen als vorher, also ein trichter- förmiger luftleerer oder verdünnter Raum entsteben. Gegen die un- geheure Kälte der obern Luftschichten (nach Baral und Bixio in ei- ner Höhe von 21060 Par. Fuss — 399C.) kann weder die durch Com- pression der Luft entstehende noch die aus dem Wasserdampf frei werdende latente Wärme mehr bewirken als den Hagel etwas wär- mer machen als die ihn umgebende Luft. Da nun, bevor die Tem- peratur unter 0 abgekühlt, bedeutende Wassermengen condensirt sind, so werden grosse Stücken von Eis entstehen, welche beim Durchgang durch die untern wasserhaltigen Luftschichten noch wachsen. Eine Folge dieser Ansicht ist, dass das Hagelwetter still stehen kann, sind die untern Schichten abgekühlt, und Wasser niedergeschlagen, so geht der „Hageltrichter“ weiter und findet unterwegs neue Nahrung. Wei- ter erklärt sich, warum der Hagel bis in gemässigten Klimaten und meist Nachmittags auftritt, ferner die stets dabei stattfindenden elec- trischen Erscheinungen, welche nicht Ursache (wie Volta glaubte) 353 sondern Folgen der Bildung des Unwetters sind, die Dampftheilchen reiben sich gegenseitig und erzeugen so die ungeheuren Mengen von Electrieität. Weberhaupt erscheint der Hagel nur noch dadurch vom gewöhnlichen Gewitter unterschieden, dass bei ihm eine viel grössere Abkühlung des Wassers in der Atmosphäre stattfindet. Auch das Ge- witter erzeugt selbst den Wind, der es fortzutreiben scheint, wäh- rend vor und nach demselben Ruhe in der Luft herrscht, daraus er- klärt sich, dass verschiedene Gewitter zu gleicher Zeit verschiedene Richtungen haben. Dann werden auch noch 'die barometrischen Er- scheinungen besprochen und zum Schluss des interessanten Artikels eine mit dieser Theorie zusammenhängende Erklärung des Nordlichts gegeben. — Zu dieser Ansicht vom Hagel war Verf. im Mai 1862 bei Gelegenheit eines leichten Hagelschauers gekommen, nun hat am 10 August 1863 der Verf. das Unglück gehabt, von einem bedeuten- den Hagelschlag heimgesucht zu werden, und hat dabei alle seine theoretischen Betrachtungen vollkommen bestätigt gefunden, der her- abstürzende Luftstrom war so gewaltig, dass Hagelkörner von 7--8 Grm. runde Löcher in eine Glasscheibe schlugen, wozu eine Ge- schwindigkeit gehört, die sieim freien Fall wegen des Luftwiderstan- des nicht erreichen könnten. Ausserdem war deutlich zu beobachten, wie der Sturm nicht das Wetter gebracht, sondern aus dem Wetter selbst gekommen, wie an der Richtung der umgeschlagenen Halme u. 8. w. zu sehen war, besonders aber daraus erhellte, dass, nachdem der grösste Theil des Hagels vorbei war, Wind, Regen und Hagel die entgegengesetzte Richtung annahm, und auf der andern Seite der Häu- ser wieder einige Scheiben zertrümmert wurden. Uebrigens verzich- tet der Verf. bei einem Schaden von 200 Thlr. auf jede weitere Be- stätigung seiner Theorie. — (Pogg. Annal. CXX, 167-172). Schbg. Physik, Avenarius, M., die Thermoelektricität, ihrem Ursprunge nach, als identisch mit der Contact- elektricität betrachtet. — Die bei der Berührung zweier Me- talle erzeugte elektromotorische Kraft ist nicht nur von der chemi- schen Zusammensetzung, sondern auch von der physischen Constitu- tion der Metalle abhängig, also auch von der Wärme. Man kann folg- lich die durch die Berührung entwickelte elektromotorische Kraft als eine Function der Temperatur betrachten, welche, nach Potenzen von «@ entwickelt und bis zum zweiten Gliede fortgesetzt, liefert: E=a+tbt + ct: Sind die Temperaturen an beiden Löthstellen verschieden, = t und ta, so ist, da die einzelnen durch sie erregten Kräfte einander entge- genwirken, die Kraft des Gesammtstromes ‘gleich ihrer Differenz: E = (tı—t)[b + et + t2)]. Diese Formel genügt zur Erklärung aller bei verschiedener Erwär- mung vorkommenden Erscheinungen: sie giebt an, dass bei Erhöhung der Temperatur an der einen Löthstelle, während die der andern con- stant bleibt, die elektromotorische Kraft für negatives c wächst, ein Maximum erreicht, abnimmt, endlich 0 wird und in die entgegenge- 354 setzte Richtung umschlägt; während für positives ce statt des Maxi- mums ein Minimum eintritt. Nach gehöriger Constantenbestimmung liefert die Formel ein Mittel zur Berechnung der Werthe von E, die den durch Experimente gefundenen sehr nahe kommen. Ein Maxi- mum ist deutlich wahrnehmbar bei der Combination von Silber und Eisen, so wie von Kupfer und Eisen; für Silber und Zink, Platin und Blei, Platin und Palladium findet nach der Formel ein Minimum statt, doch bei zu niedriger Temperatur, als dass es genau beobachtet wer- den könnte. — (Pogg. Annal. CXIX, 406.) I; Berger, über Sphäroidalzustand. — Ein Körper in sphä- roidalem Zustande ist ein solcher verdampfender oder Gas entwickeln- der Körper, dem die Wärme durch seinen eigenen Dampf zugelei- tet wird. Es gehören dahin ausser den Erscheinungen des Leiden- frost’schen Phänomens das Schweben fester Kohlensäure auf der Hand, die Feuerproben und ähnliche Fälle, in denen Körper sich verflüchti- gen, ohne zuschmelzen, und deswegen keine Kugelgestalt annehmen. Es können daher höchst wahrscheinlich alle Köper in Sphäroidalzu- stand übergehen, sobald sie durch Wärme zum Gasentwickeln ge- bracht werden können. Am leichtesten ist ein Sphäroid auf guten Wärmeleitern darstellbar, selbst auf Flüssigkeiten: die Wärmestrah- lung hat keinen Einfluss. Dass das Sphäroid die Unterlage nicht be- rührt, ergiebt sich daraus, dass keine chemische Einwirkung der Flüs- sigkeit stattfindet; dagegen wirkt nach den Untersuchungen des Verf. der Dampf chemisch auf die Unterlage. Der Dampf nähert sich ihr demnach bis in den Wirkungskreis der chemischen Anziehung; sollte also Abstossung der Wärme oder dadurch veranlasste Schwächung der Adhäsion die Ursache des Phänomens sein, so könnte diese Kraft nicht; auf grössere Entfernung wirken, als die chemische Anziehung, könnte sich also nicht bis zum Sphäroid erstrecken. Die einzige rich- tige Erklärung der Erscheinung ist daher, dass die Spannung des Dampfes dem Gewicht des Sphäroids das Gleichgewicht hält und es so zum Schweben bringt. Die Temperatur des Tropfens bleibt so lange er die Unterlage nicht berührt, unter dem Siedepunkt, da die wenige zugeführte Wärme meist zur Bildung von Dampf verbraucht wird. Die Temperatur ist an der unteren Seite 96-9800C,., weiter nach oben sinkt sie bis 90° und steigt an der Oberfläche wieder. Die Folge der Temperaturdifferenz sind Strömungen und daher eine lebhafte Bewegung des Tropfens, bei der oft sternförmige Zacken her- vorschiessen, sobald sich zwei Wellensysteme am Rande durchkreu- zen. — (Pogg. Annal. CXIX, 594.) J. M. Dronke, Ad, zur mechanischen Wärmetheorie — Der Verf. stelit statt des Mariotte-Gay-Lussäc’schen Gesetzes pv — PoVo(l + «t), wo p den Druck auf die Einheit der Oberfläche, der gleich und entgegengesetzt der Spannung des Gases ist, v das Vo- lumen der Gewichtseinheit, t die Temperatur in Celsius’schen Graden, o den Ausdehnungsco£äfficienten und pyg und vo die Werthe von p und vfüra = 0 bezeichnen, — ein Gesetz auf, das er durch die Formel; 355 N Ac—cı pv=pV(l-+ eb) EBevo ausdrückt, wo A das mechanische Wärmeäquivalent, c! die specifische Wärme bei constantem Volumen und e die specifische Wärme bei con- stantem Druck vorstellt. Für ein permanentes Gas, d. h. für ein sol- ches, das bei seiner Erwärmuug gar keine Wärme zu innerer Arbeit el & Po Vo Mariotte- Gay- Lussac’sche Gesetz über. Vollständig permanent ist jedoch kein Gas, selbst nicht das Wasserstoffgas, das noch !/eao der erzeugten Wärme zu innerer Arbeit verbraucht; folglich gilt das Ma- riotte’sche Gesetz genau nur für einen ideellen Zustand der Perma- nenz, während die von dem Verf. gegebene Formel nach Bestimmung der Constanten den Resultaten der Experimente genügend nahe kommt. verwendet, ist bekanntlich — 1, die Formel geht also in das — (Pogg. Annal. CÄXIX, 388.) J. M. A. Kundt, über die Untersuchung planparalleler Platten. — Die früher zur Prüfung von planparallel sein sollenden Glas- oder Krystallplatten sind theils ungenau theils zu mühsam und zeitraubend, Verf. findet ein Verfahren sehr vortheilhaft, welches dar- auf beruht, dass wenn man auf eine parallele Platte in ziemlich schrä- ger Richtung einen leuchtenden Punkt scheinen lässt, die Winkel, welche die an der Rückseite bei ihrem Austritt an der Vorderfläche mit dem Lothe auf derselben machen, alle unter sich und dem Einfallswinkel gleich sind. Machen dagegen die Seiten der Platte einen kleinern Winkel, so nehmen diese Winkel ab, wenn die dickere Seite der Platte dem Objekt zugekehrt ist, sie nehmen zu, wenn ihm die spitze Seite zugekehrt ist; man wird also im ersten Fall das erste (hellste) Bild zunächst an der Platte (wie bei wirklich parallelen Platten), im: zwei- ten Falle aber am weitesten von der Platte entfernt wahrnehmen, falls nur das Object weit genug von der Platte entfernt ist. Handelt es sich nun darum, den Winkel zu bestimmen den beide Seiten ma- chen, so lässt man den Strahl eines ziemlich entfernt leuchtenden Punktes unter demselben Winkel einmal von der stärkern und einmal von der schwächern Seite aus auf die Platte fallen, misst in beiden Fällen mittelst eines möglichst dicht vor der Platte aufgestelliem Mess- instrumentes den Unterschied der Winkel unter denen die Strahlen an der Vorderfläche austreten und findet dann den kleinen Winkel, den die Seiten mit einander machen nach der Formel: 1t ae Ser (92-0!) wo P den Einfallswinkel des Strahles vom leuchtenden Punkt, p den zugehörigen Brechungswinkel und @! und Q* die beiden gemessenen Winkel bezeichnet. — (Pogg. Annal. cää, 46-54.) Schbg. Derselbe, Untersuchungen über Augenmass und op- tische Täuschungen, — Durch einige optische Täuschungen, die dem Verf. gezeigt wurden, ist er auf eine Theorie über dieselben ge- leitet, die schon früher von Dr, Hering (Pogg. Annal., 110, 500) aus 356 andern Gründen aufgestellt war. Dieselbe bezieht sich auf Schätzen von Distanzen und von Winkeln und 'beruht auf folgendem Prineip: „Jede einfache Distanz wird vom Auge nicht nach der Tangente des Gesichtswinkels geschätzt, wie es ohne einen Fehler zu begehen geschehen müsste, noch nach dem Bogen auf der Netzhaut, wie man bisher angenommen, sondern nach der Sehne, die dem Gesichts- winkel der Distanz im Auge zukommt.“ „Besteht zweitens eine Di- stanz aus mehreren Distanzelementen,, so ist die geschätzte Grösse der Gesammtdistanz gleich der Summe der geschätzten Grössen der Distanzelemente.“ Indem nun die Summe der Sehnen mehrerer Win- kel nicht der Sehne der Summe derselben gleich ist sondern grösser, so wird man z.B. die Hälfte einer Linie, in der mehrere bemerkens- werthe Punkte liegen, grösser schätzen, als die andere von solchen Punkten freie, oder man wird, wenn man nach dem Augenmaass hal- biren soll, die erstgenannte Hälfte zu klein machen, wie der Verf. mehr als 1000 mal an sich selbst und andern erprobt hat. Auch er- erklärt sich mit Hülfe obiger Principien die bekannte Erfahrung, dass man mit einem Auge die Distanzen nicht genau schätzen und beim Halbiren einer Linie einen constanten Fehler nach der betreffenden Seite zu macht. — Fürs Schätzen von Winkeln, wobei der Einfach- heit wegen angenommen wird, dass die Scheitel in der Sehaxe lie- gen ergiebt sich im allgemeinen, dass „die scheinbaren Grössen der um einen Punkt herum liegenden Winkel proportional sind, den zu- gehörigen Sehnenwinkeln, und gleich den Winkeln die man erhält, wenn man 3600 im Verhältniss der Sehnenwinkel theilt.“ Daraus ergiebt sich weiter, dass, wenn einer dieser Winkel grösser als 1800 ist, die andern zu klein; bei Scheitelwinkeln aber die spitzigen zu gross und die stumvfen zu klein erscheinen. Mit Hülfe dieser Ge- setze erklären sich die Erscheinungen von denen Verf. ausgegangen ist, nämlich die: zieht man durch zwei parallele Linien zwei Systeme von schräg gegen dieselben gerichteten Parallelen, welche sich in der Mitte kreuzen, so erscheinen die ersten Parallelen an der Durch- schnittsstelle etwas nach aussen gebogen und zweitens: schneidet man zwei parallele Linien durch eine dritte, lässt aber das zwischen die Parallelen fallenden Stücke weg und zieht in dem einem stumpfen Winkel in geringem Abstande von der Schneidenden eine zu ihr pa- rallele Linie so wird diese als Fortsetzung des andern Stückes der Schneidenden erscheinen. Dann aber hat der Verf. noch"eine Anzahl neuer Täuschungen mit Hülfe seine Theorie construirt, welche die- selben Erscheinungen in anderer Form und in Umkehrungen zeigen. Bei allen ergiebt sich, dass aus einer gewissen Entfernung, die sich nach 'der Grösse der Zeichnungen richtet, die Täuschung am gröss- ten ist; bei noch grösserer Entfernung verschwindet sie aber . wieder und nur bei einer Täuschung wächst sie so lange als man die Figur deutlich erkennen kann, dieselbe besteht darin, dass man durch 4 pa- rallele Linien, von denen die beiden mitielsten näher an einander sind als die andern, eine Schneidende zieht, von der man aber die 357 Stücken zwischen der 1. und 2. und zwischen der 3. und 4. weg lässt, es wird hier nämlich das mittelste Stück bedeutend steiler erschei- nen und mit der Entfernung noch an Steilheit zunehmen. Ueber die Grösse des Winkels hatte schon früher Zöllner bei einer ähnlichen, mit angeführter Täuschung angegeben, dass wenn derselbe 30% 'be- trägt, die Täuschung ein Maximum erreicht, was auch für die andern theoretisch vom Verf. im Allgemeinen als richtig anerkannt wird, doch wird hierbei die Individualität der Beobachtenden manche Un- terschiede bemerken lassen. Ein drittes Gebiet, die Flächenschätzung bat der Verf. noch nicht genau untersucht, er weisst aber auf die scheinbare Abplattung eines Halbkreises, auf das grössere Erscheinen einer neben den Kreis gezogenen dem Durchmesser gieichen Linie hin. Endlich erwähnt er noch einige Punkte, die die practische Trag- weite des Gesetzes zeigen und dasselbe bestätigen, nämlich dass man über Wasser und dergl. die Distanzen zu kurz schätzt, dass Zeich- ner sehr wohl den Einfluss von Punkten in zu theilenden Linien kann- ten, dass die Lithographen einzelne Buchstaben viel schräger legen, die Architecten alle Bögen überhöhen u. s. w. Als grossartigste hierher gehörige optische Täuschung erwähnt er die scheinbare Ab- plattung des Himmelgewölbes. — (Pogg. Ann. CXX, 118—158.) Schbg. E. Lommel, die Interferenzerscheinungen zweiaxi- ger senkrecht zur ersten Mittellinie geschnittener Kry- stallplatten im homogenen polarisirten Lichte. — Verf. stellt einfache und leicht discutirbare Forineln auf, indem er sich da- bei nur eines solchen mathematischen Apparates bedient als derselbe gegenwärtig in den ausführlichen Lehrbüchern gebraucht zu werden pflegt. Er betrachtet 1. die Oseillationsrichtung, 2. den Gangunter- schied, 3. die Lichtintensität in den einzelnen Punkten. Er findet auch bei beliebig gegen einander gestellten Turmalinen keine grösse- ren Schwierigkeiten als bei rechtwinklig gekreuzten. Schliesslich ist zu erwähnen, dass die entwickelten Formeln auch für einaxige Kry- stalle gelten, nur reducirt sich jede)Hyperbel auf zwei lothrecht auf- einanderstehende Gerade (die Asymptoten) und jede Lemniscate auf einen Kreis. — (Pogg, Annal. CXX, 69—95.) Schbg. G. Quincke, über die optischen Eigenschaften der Metalle. — Lässt man einen linear polarisirten Lichtstrahl, dessen Azimuth — 45°, dessen parallel und senkrecht zur Einfallsebene po- larisirte Componenten also gleiche Intensität haben, durch durchsich- tige Blättchen von Gold, Silber oder Platin gehen, und untersucht mit Hülfe eines Babinet’schen Compensators die Phasendifferenz der Componenten, und durch Drehung des analysirenden Nicols das Azi- muth der Polarisationsebene des durchgegangenen Strahls, so erge- ben sich ähnliche Resultate, wie aus Jamin’s Untersuchungen über den reflectirten Strahl. Die parallel zur Einfallsebene polarisirte Com- ponente ist gegen die senkrecht polarisirte voraus: bei senkrechter Incidenz beträgt der Phasenunterschied 0, und nimmt, wie beim re- flectirten Strahle, mit wachsendem Einfallswinkel zu, aber nicht, wie 358 1 dort, bis 1, sondern nur bis 3 entsprechend einem Gangunterschiede 1 von 7- Ist das Metallblättchen nur auf einer, gleichviel auf wel- cher Seite, von Luft, auf der andern von Glas, begränzt, so wird die Phasendifferenz weit kleiner. Die Intensität ist stets bei der senk- recht zur Einfallsebene polarisirten Componente anı grössten, umge- kehrt wie beim reflectirten Lichte, und zwar desto grösser mit wach- sendem Einfallswinkel. Mit der Dicke und Undurchsichtigkeit der Metallschicht steigt die Phasen- und Intensitätsdifferenz. Dieselben Resultate ergeben sich aus Versuchen, die der Verf. zur Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit in den Metallen angestellt hat. Durch eine schon zu andern optischen Versuchen benutzte Vorrichtung von zwei planparallelen Glasplatten (s. diesen Jahrg. Heft 7—8, p. 62) werden zwei Bündel interferirender Strahlen erhalten, die durch ein Flintglas- prisma zerlegt werden. In den Gang der beiden Strahlenbündel wird vor der oberen Hälfte des Spectrums ein Metallblättchen und ein Compensator eingeschaltet, durch dessen messbare Drehung die Verlangsamung oder Verschnellerung der durch das Metall gegange- nen Strahlen, und somit die Verschiebung der Interferenzstreifen im Spectrum aufgehoben wird. Es ergiebt sich durch Wiederholung der Experimente im luftleeren Raume, dass in den Modificationen des Goldes und Silbers, die mit blauer oder blaugrüner Farbe durchsich- tig sind, das Licht eine grössere Geschwindigkeit hat, als selbst im leeren Raume: bei gelben durchscheinenden Varietäten beider Metalle, so wie beim Platin ist die Geschwindigkeit geringer als in der Luft. Mit geringen Fehlern ist iür Platin der Brechungsexponent n — 1,9493, für Gold 0,2705, für Silber etwa 0,5. — Bei Berücksichtigung der elliptischen Polarisation findet man auch hier, dass mit wachsendem Einfallswinkel die Verzögerung für senkrecht zur Einfallsebene po- larisirtes Licht, zunimmt, für parallel polarisirtes abnimmt. Dies er- laubt für durchgegangenes Licht dieselben Betrachtungen, wie für re- flectirtes (s. p. 62), nach denen aus der Vergrösserung des Phasen- unterschiedes mit wachsendem Einfallswinkel bei der parallel zur Ein- fallsebene polarisirten Componenten folgt, dass die Schwingungen der Aethertheilchen in der Polarisationsebene erfolgen. — (Pogg. Annal. CAXIX, 368.) J. M. E. Reusch, über das Schillern gewisser Krystalle. — Verf. setzt auseinander, dass der katoptrische Schiller des Adular und Labrador von einem feinen die ganze Masse schräg gegen die Krystallläche durchziehenden Blätterbruch herrühre. Man kann sich die Wirkung eines solchen Blätterbruches verdeutlichen, wenn man zwei congruente möglichst spitzwinklige Prismen so aufeinander legt, dass sie ein Parallelogramm bilden, lässt man darauf einen Lichtstrahl fallen, so wird derselbe beim Eintritt gebrochen, an der dünnen Luft- schicht, die die Stelle des Blätterbruchs vertritt, reflectirt und end- lich beim Austritt wieder gebrochen wenn derselbe überhaupt noch 359 stattfinden kann. Man sieht wegen der doppelten Reflexion zwei Bil- der, das eine deutliche entsteht aus der Oberfläche, das zweite un- deutliche farbige „Nebelbild“ an der Hypotenuse. Die Erscheinun- gen, die man bei. verschiedener Stellung der Prismen wahrnimmt, sind nun ganz dieselben wie bei den entsprechenden Stellungen der Krystalle. Auch Perlmutter zeigt ausser dem an der Oberfläche durch feine Lineamente entstehenden auf andere Körper übertragbaren Schil- ler noch einen andern innern hierher gehörigen, ferner das Schillern von polirten Hölzern bei Mahagoni und von geräucherten und einge- salzenen Fleisch, auf frischen, schräg gegen die Fasern gerichteten Schnittflächen. Auch dünne Hornblättchen und noch mehr durchsich- tiger Leim, sogenannte Gelatine zeigt beim Biegen um einen runden Stab über die Elasticitätsgrenze schöne Schillererscheinungen in Folge von zahllosen innern Absonderungen, welche in Folge der Bie- gung mit gewisser Regelmässigkeit entstehen. Als Beweis für die Richtigkeit der Theorie wird angeführt, dass bei Schliffen die paral- lel der berechneten Blätterbruchlage gerichtet sind Haupt- und Ne- belbild zusammenfallen; leider lassen sich die Elemente der Durch- gänge wegen ihrer Kleinheit nicht durchs Mieroscop nachweisen. Die Farbe des katoptrischen Schillers ist eine Farbe dünner Blättchen und richtet sich nach der Stärke der Durchgänge; bei durchsichtigen Plat- ten lässt sich auch ein dioptrischer Schiller nachweisen, der meist blau erscheint. Auch eine Bestätigung der Annahme, dass das po- larisirte Licht senkrecht zur Polarisationsebene schwingt, glaubt der Verf. in der Gesammtheit der Schillererscheinungen zu finden. — (Pogg Annal. CAVI, 394—412 und CXX, 95—108.) Schbg. Schrauf, Albr., über den Einfluss der chemischen Zusammensetzung auf die Fortpfianzung des Lichtes. — Aus nahezu völliger Uebereinstimmung mit den bisherigen Beob- achtungen ergeben sich folgende Gesetze: Das Brechungsvermögen jedes Körpers in seinen verschiedenen Molecularzuständen ist ein constantes oder ein einfaches Multiplum hiervon. Die optischen Ei- genschaften von Mischungen ändern sich proportional den Eigenschaf- ten der Bestandtheile und den Procenten der Massen, mit welchen letztere in die Mischung eingetreten sind. Chemische Verbindun- gen verhalten sich wie Mischungen. Bezeichnet man also, da für das Dispersionsvermögen dasselbe gilt, mit Refractions- oder Dispersi- onsäquivalent eines Körpers das Product aus Refractions- oder Dis- persionsvermögen, Aequivalentgewicht und der Zahl: der vorhandenen Aequivalente, so ist das Refractions- oder Dispersionsäquivalent gleich der Summe der Refractions- oder Dispersionsäquivalente der einzel- nen Bestandtheile, mit einfachen ganzen Zahlen multiplieirt. Diese unbestimmten Factoren sind als Indices der Refractions- oder Dis- persionscondensation zu betrachten. Zur Berechnung der optischen Constanten kommt nur die empirisch- synthetische, nicht die theore- tische Formel in Betracht: doch können gecundäre Radikale durch denselben Condensationsindex verbunden sein. Die Radicale treten 360 mit der Refractions- oder Dispersionscondensation in eine Verbindung ein, welche ihnen entweder in freiem Zustande oder in einer analo- gen Verbindung bei gleichem Molecularzustand zukommt. Bei per- manentem Molecularzustand ist der Condensationsindex 1. Bei An- wendung dieser Principien auf die Glieder homologer Reihen kommt man auf folgende neue Gesetze, die durch die Beobachtungsresultate volle Bestätigung erfahren: Die Refraetionsäquivalente der Glieder homologer Reihen sind gleichfalls homolog gebildet: d. h. das Aequi- valent jedes Gliedes ist gleich dem arithmetischen Mittel der Aequi- valente zweier gleich weit entfernter Glieder. Hieraus folgt: das Refractions- und Dispersionsäquivalent jedes Gliedes ist ableitbar aus dem des primären Radicals, dem Multiplum des Increments und dem constanten Factor. Ist die Bildung des allgemeinen Gliedes ei- ner homologen Reihe C3 n + x Han Op, soist das Gränzglied fürn—1 C2 + xH20p und das Incerement CzH», man kann also das nte Glied , Ca + xH,? ‚ S » E schreiben _.(, H,)t O,, und danach die optischen Constanten berech nen. Dabei können die in einer Verbindung auftretenden Aequiva- lente eines Grundstoffes innerhalb der Verbindung als Summen von verschiedenen Molecularzuständen desselben vorhanden sein, also mit versehiedenen Condensationsindices versehen, wo dann die homologen Aggregatzustände Partialradicale bilden. — (Pogg. Annal. CXLX, 461 und 553.) J. M. Vogel,H.,über das Verhalten des Chlorsilbers, Brom- silbers und Jodsilbers im Lichte und die Theorie der Photographie. — Der Verf. giebt die Resultate seiner Experi- mente über die Einwirkung des Lichts auf die Haloidsalze und den photographischen sogenannten Entwicklungsprocess. Aus dem ersten Theile seiner Versuche ergiebt sich: Fällt man AgCl, AgBr, und AgJ aus AgO. NO mit Ueberschuss von HCl, HBr, HJ, so färbt sich bei der Belichtung AgCl violett, AgBr schwächer, blassgrauviolett: Cl und Br werden frei und es entstehen Ag2Cl und Ag2Br, die sich in NH3 unter Zurücklassung von metallischem Silber und Auflösung von AgCl und AgBr zersetzen. AgJ wird vom Lichte gar nicht af- ficirt. Fällt man die Haloidsalze mit Ueberschuss von AgO.NOS, so ändern AgCl und AgBr ihr Verhalten nicht, nur dass nicht mehr AgBr, sondern AgCl sich schneller zersetzt; AgJ färbt sich jetzt blassgrau, aber ohne Freiwerden von Jod und höchst wahrscheinlich ohne chemische Zersetzung. — Wasser übt auf den Process keinen wesentlichen Einfluss: Säuren verlangsamen ihn, am wenigsten bei AgCl, am meisten bei AgJ, theilweise durch Absorption der chemi- schen Lichtstrahlen, die auch durch Eisenvitriollösung ausgeübt wird: NOS stellt sogar die ursprüngliche Farbe des durch das Licht grau gewordenen AgBr und AgJ wieder her. HJ-Lösung färbt das aus überschüssiger AgO.NOS5-Lösung gefällte AgJ blassgelb und macht es unempfindlich. Dagegen befördert AgO.NOS die Färbung, theils durch eigene Zersetzung im Lichte und Abscheidung von schwarz- 361 graumetallischem Silber, theils durch Contactwirkung auf die Salze. — Bei Untersuchung des eigentlichen photographischen Vorganges, d. h. des Niederschlags von Silberkörnchen an den belichteten Stel- len durch Uebergiessen mit Lösung von Eisenvitriol oder Pyrogallus- säure, kommt der Verf. zu folgendem Resultate: der photographische Process beruht darauf, dass die Silbersalze im Lichte die Fähigkeit erlangen, in statu nascenti sich ausscheidende Silbertheilchen anzu- ziehen und festzuhalten. Diese photographische Wirkung des Lich- tes auf die Salze ist von der photochemischen, unabhängig; denn 1. zeigt sich die erstere bei AgJ am stärksten, bei AgCl am schwäch- sten, während die chemische Wirkung sich umgekehrt verhält. Alle dem AgJ beigemischten, durch das Licht chemisch zersetzbaren Salze steigern dessen Empfindlichkeit: so AgO.NO® und AgBr. Säuren und HJ zerstören die photographische Wirkung noch stärker, als die chemische: NO5 hebt sie vollständig auf, während sie doch den che- schen Effekt des Lichtes nicht vernichten kann, 2. erreicht die pho- tographische Empfindlichkeit schnell (nach , bis 1 Minute je nach der Lichtintensität) ein Maximum und nimmt bei fortgesetzter Belich- tung allmählich ab, bevor noch die chemische Zersetzung (für Jod- papier) wahrnehmbar ist. Diese Erscheinung der Polarisation, die auch beim Daguerrotypiren beobachtet ist, zeigt sich gleich stark bei AgJ und AgBr, schwächer bei AgCl. Vermuthlich ist die Zeit bis zur Erreichung des photographischen Maximums bei den drei Salzen gleich und umgekehrt proportional der Lichtintensität. — (Pogg. Ann. CAIA, 497.) J. M. Wüllner, zur Absorption des Lichtes. — Der Grund der Aussendung des Lichtes ist in einer periodischen Bewegung der Körpermoleküle zu suchen, die sich auf den Aether überträgt. Die Verschiedenheit der Schwingungs- Perioden ist bedingend für die 1. Qualität des Lichtes. — Glühender Natrondampf sendet Licht aus, das der Linie D genau entspricht, d. h. beide versetzen den Aether in dieselbe periodisch schwingende Bewegung. Hieraus erklärt sich denn, dass die schwingenden Natrontheilchen das der Linie D ent- sprechende Licht absorbiren, weil, indem beide auf einander stossen, sich die Bewegung des letztern auf die ersteren überträgt. Ferner ist obne Weiteres klar, dass wenn ein Körper oder ein Gas bei ei- ner Temperatur für eine Strahlengattung eine Absorptionsfähigkeit zeigt, derselbe für die in Rede stehenden Schwingungen geneigt sein muss; und leidet diese Fähigkeit bei höheren Temperaturen keine Aenderung, dann wird der Körper sobald er soweit erwärmt ist, dass er selbst Licht aussendet, vorzugsweise diejenigen Lichtsorten aus- senden, die er bei minderer Temperatur absorbirt hat. — Um die Richtigkeit dieses Satzes zu prüfen, verglich Verf. die Spectra des im Wasserstoffstrome glühenden Jod- und Bromdampfes sowie das _ der Untersalpetersäure mit den durch diese Substanzen bedingten Absorptionsspectris. Mit den letzten beiden der genannten Gase schei- terte der Versuch an der Lichtschwäche der Wasserstofflamme, er XxXml. 1863. 24 362 gelang aber sehr gut mit Joddämpfen. Wenn die Joddämpfe nicht allzudicht waren, so ertheilten sie der Wasserstoffflamme eine grün- liche Flamme, deren Spectrum deutliche Streifen vom rothen bis grü- nen Theile des Spectrums erkennen liessen, bei grösserer Dichte der Joddämpfe verschwanden die Linien im Grün, und das violette Ende des Spectrums wurde vollständig absorbirt. Nach einer vorgenom- menen genauen Bestimmung der Lage zweier hellen Linien, wurde die Flamme in den Gang des diffusen Tageslichtes eingeschaltet, und nun in dem Spectrum die Lage der Absorptionsstreifen mit derselben Genauigkeit an der Scala abgelesen. Die Vergleichung beider Un- tersuchungen ergab, dass die Lage der Streifen dieselbe war. — (Pogg. Annal. Bd. 120, p. 158.) Brek. Chemie. a. Theoretische. A. Baeyer, Untersuchungen über die Harnsäure. — Wöhler und Liebig hatten vergeblich versucht aus Uramil und Cyansäure die Harnsäure darzustellen, in- dem sie Cyansäuredämpfe über Uramil leiteten; die Umsetzung ge- lingt, wenn man cyansaures Kali in wässriger Lösung auf Uramil wirken lässt. Man erhält jedoch nicht gew. harnsaures sondern pseu- doharnsaures Kali, (CH>N39°? + ENKQ = €5H5KN?@®), welches sich als gelbliches Pulver abscheidet. Uramil soll am besten durch Kochen des thianursauren Ammoniaks mit Säuren dargestellt werden. Die Pseudoharnsäure ist ein weisses Krystallpulver, dass aus seinen Lösungen in Alkalien durch Salzsäure gefällt wird; schwer löslich in Wasser. Reducirende Agentien sind ohne Einwirkung, oxydirende führen sie in Alloxan und Harnstoff über. Ihre Salze zeigen, dass sie eine einbasische Säure ist. Von der gew. Harnsäure unterschei- det sie sich durch ihr Verhalten gegen Bleisuperoxyd; es entsteht kein Allantoin. Dialursäure kann entweder aus Alloxantin durch Na- triumamalgam, oder aus Alloxan dargestellt werden. Man rührt Harn- säure mit Salzsäure an und fügt chlorsaures Kali in kleinen Portio- nen zu; löst ein der angewendeten Harnsäure gleiches Gewicht Zinn in überschüssiger conc. Salzsäure auf, fügt die heisse Auflösung auf einmal zur erhaltenen Alloxanlösung und fügt dann noch überschüs- sige Salzsäure hinzu; nach 24 Stunden ist die Dialursäure auskrystal- lisirt. 9 Theile getrockneter Säure werden mit 5 Th. reinem Glyce- rin in einem Kolben auf 140—150° erhitzt; wenn die Kohlensäure- entwickelung aufgehört hat und der Inhalt des Kolbens erkaltet ist, krystallisirt saures hydurilsaures Ammoniak heraus, das man durch Wasser vom Glycerin befreit. Die Hydurilsäure wird aus dem Am- moniaksalz durch Salzsäure abgeschieden. Ihre Formel ist €SH6N?9$ -+- 4 aq., sie ist zweibasisch und giebt mit Eisenchlorid eine grüne Farbe, die beim Erhitzen roth wird. (Fortsetzung folgt.) — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CZAVII, 1.) Swt. A. Becquerel, über die elektrochemische Zersetzung unlöslicher Substanzen. — Schon früher war es bekannt, dass man mittelst der durch mehrere Hundert Elemente entwickelten Elektriei- tät aus Glas das darin enthaltene Kochsalz ausziehn könne. Bringt 363 man nach B. die Elektroden einer aus 10—15 Elementen bestehen- den Batterie mit den Körpern in Berührung, die unter Wasser be- findlich zersetzt werden sollen, so erhält man eigenthümliche Resul- tate. Verbindet man beide oder auch nur eine Electrode mit Schwe- fel: so erhält man am positiven Pol Schwefelsäure, am negativen Schwe- felwasserstoff oder Sulfhydrate, wenn gleichzeitig Basen im Wasser gelöst waren. Schwefelkohlenstoff liefert einerseits Schwefelsäure und Kohlensäure, andererseits Schwefelwasserstoff, Kohlenwasserstoffe und Sulfhydrate. Zinnober und Schwefelsilber werden reducirt. Schwefelkupfer und Schwefeleisen werden, wenn sie zusammen in der Flüssigkeit sich befinden in kurzer Zeit zu Buntkupfererz verbunden, dass in allem dem natürlich vorkommenden gleicht. Faseriger Mala- chit wird zu Kupfer redueirt. Quecksilberchlorür und Kupfer giebt sich selbst überlassen in einigen Jahren krystallisirtes Kupferamal- gam. Silicium am positiven Pol von 80 Elementen unter Wasser oxy- dirt sich zu Kieselsäure. In einer trocknen Platinschale zeigt es sich als Leiter der Electrieität, wird aber dabei hellrothglühend. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXAXVI, 298.) Smt. Berthelot, über die Amylalkohole. — Es wird nach- gewiesen, dass der durch Gährung entstehende und der künstlich aus Amylen entstandene Amylalkohol nicht ident, sondern nur isomer seien, da ihre Siedepunkte um 12--15° verschieden sind; diese Ver- schiedenheit überträgt sich auch auf alle Derivate der beiden isome- ren Verbindungen. Uebrigens ist eine solche Isomerie auch für andre Verbindungen schon von andern Forschern bekannt gemacht worden. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXVI, 69.) St. Christofle und Beilstein, über Färbung der Was- serstoffflamme durch Phosphor. — Bringt man an einem Was- serstoffentwickelungsapparat eine Ausflussöffnung von Platin an, so zeigen sich im Spectroscop keine Linien, bringt man aber nur soviel Phosphor, als die Kuppe eines Streichholzes enthält in die Flamme, so erhält man in der Nähe der Natriumlinie 2 smaragdgrüne Linien, die 3. grüne Linie ist weniger intensiv. Man kann die Reaktion zur Erkennung des Phosphors in gerichtlichen Analysen benutzen. Löst man Eisen in Schwefelsäure, so zeigt der entzündete Wasserstoff eben- falls die grünen Linien, ein Zeichen, dass ein Theil des im Eisen enthaltenen Phosphor mit dem entweichenden Wasserstoffgase fortge- rissen wird. — (Compt. rend. LVI, 399.) Smt. J. Chydenius, über die Thorerde und deren Ver- bindungen. — Die bekannten Thorhaltigen Mineralien sind: Tho- rit, Orangit, Pyrochlor, Tachyalphtit und Monazit. Ch. fand im Oran- git 73,8 pC. Thorerde, und ist der Ansicht, dass Thorit und Oran- git dasselbe Mineral seien. Das metallische Thorium stellte er aus Chlorthorium mittelst Natrium dar; es war ein graues Pulver von 71,657— 7,795 spec. Gew. Es verbrennt an der Luft mit starkem Glanz, zersetzt das Wasser nicht, und wird von Schwefelsäure nur beim Erwärmen gelöst. In Salzsäure ist es schwer, in Salpetersäure leicht 24* 364 löslich. Aus dem Örangit stellt man die Thorerde am besten so dar, dass man denselben in HCl löst, die gelbe Gallert mit Wasser ver- dünnt, und nachdem vollkommene Lösung eingetreten zur Abschei- dung der Kieselsäure zur Trockne verdampft; nach Abscheidung der Kieselsäure das Blei mit Schwefelwasserstoff entfernt und die Thor- erde mit Ammoniak fällt. Zur Reinigung stellt man das schwefel- saure Kalidoppelsalz dar, und fällt aus diesem wieder mit Ammoniak. Die gefällte Thorerde zieht beim Trocknen Kohlensäure an. Durch Glühen des weissen Hydrats erhält man das wasserfreie gelbe Oxyd. Das Hydrat löst sich in allen Säuren mit Ausnahme von Oxal-, Molyb- dän- und Fluorwasserstoffsäure. Es wird durch Kali aus allen Salzen gefällt, nur darf keine Wein- oder Citronensäure vorhanden sein; eben so wie Natron verhalten sich Kali, Ammoniak und kohlensaurer Ba- ryt. Schwefelthorium wird erhalten durch Glühen von Thorerde in einem Gemenge von Wasserstoff und Schwefelkohlenstoff. Es ist schwarz, beim Reiben grau, metallglänzend und geht beim Erhitzen an der Luft in Thorerde über; ist in Königswasser löslich, verliert aber beim Glühen im Wasserstoff keinen Schwefel. Beim Rösten in schwächerer Glühhitze bildet sich wahrscheiniich ein Oxysulfuret ThS + 2ThO. Salzsaure Thorerde ist nicht krystallisirbar; eben- sowenig Jod- und Fluorthorium. Das Kalium-Thoriumfluorür (KF + 2ThF) ist unlöslich. Das Aequivalent berechnet Verf, aus sehr we- nig übereinstimmenden Resultaten auf 59,16 mithin das der Thorerde auf 67,16. — (Pogg. Annal. CXIX, 43.) Smwt. St. Claire Deville, über das Zerfallen des Wassers. — Giesst man 1—2 Kilogramm geschmolzenes Platin in Wasser, so entwickelt sich eine reichliche Menge Knallgas neben einer geringen Menge Stickstoff. Diese Thatsache ist um so merkwürdiger als das Platin erst durch Einwirkung des Knallgasgebläses, also durch Ver- einigung von H und O zu Wasser geschmolzen ist. Dieselbe Was- serzersetzung tritt ein, wenn man mit Wasserdampf von 90—950C, beladene Kohlensäure durch ein glühendes Porzellanrohr leitet, in welchem sich Porzellanstücken befinden. Die Analyse des erhaltenen Gases gab O = 46,8; H = 31,9; CO = 10,7; N = 10,6. Für die Nichtwiedervereinigung von H und O in der Glühitze lassen sich 2 Gründe denken; 1. die Unverbrennlichkeit des Knallgases, wenn ein Ueberschuss eines indifferenten Gases, wie Kohlensäure damit ge- mischt ist und 2. die schnelle Abkühlung, die das entstandene Knall- gas durch die schnelle Ableitung aus der glühenden Röhre erführt. Giesst man geschmolzenes Platin in Wasser, so sinkt dies zu schnell unter, als dass es nach der Zerlegung des Wassers in Wasserstoff und Sauerstoff das entstandene Knallgasgemisch so weit erhitzen könnte, dass es sich wieder zu Wasser vereinigt; ausserdem ist die spec. und latente Wärmemenge von 1 Kilogramm geschmolzenem Pla- tin, trotzdem dass Platin bei cca. 19000 schmilzt, nur so gross, dass 1 Kilogramm Wasser dadurch von 0—100° erhitzt wird. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXAXVL, 311.) Smwt. : 865 Derselbe, über das Zerfallen der Kohlensäure. — Wird ein Kohlensäurestrom durch ein stark erhitztes Porzellanrohr geleitet, in welchem sich ein zweites mit Porzellanstücken befindet, so spaltet sich ein Theil der Kohlensäure zu Kohlenoxydgas und Sau- erstoff. Die Temperatur, bei der dieses Zerfallen statt findet, schätzt D. auf 13000. Er führt ferner an, dass wenn man trocknes HCl. und NH?gas in einem auf 3500 erhitzten Raum eintreten lässt, sich sofort Salmiakdämpfe zeigen, indem die Temperatur auf 394°,5 steigt, dass also an ein Zerfallen des Salmiaks bei der zu seiner Dampfdichtebe- stimmung nothwendigen Temperatur nicht zu denken sei. — (Zbenda CXAXVII, 108.) St. E. Erlenmeyer, über Propylverbindungen — Wird Glycerin mit überschüssigem Jodwasserstoff behandelt, so erhält man unter Abscheidung von Jod Propyljodür; wird dieses in Aether ge- löst mit oxalsaurem Silberoxyd erwärmt, so erhält man Oxalsäurepro- pylaether, aus dem man reinen Propylalkohol gewinnen kann. Wird Propyljodür mit frisch gefälltem Silberoxyd so lange erhitzt, bis in dem aufwärts gerichteten Kühlrohr sich keine Dämpfe von Propyljo- dür mehr verdichten, so sind 3 neue Verbindungen entstanden, die eine ist flüchtig und muss während der Einwirkung in vorgelegtem Brom aufgefangen werden, es ist Propylen. In der Retorte befinden sich über dem entstandenen Jodsilber zwei Schichten, von denen die obere bei 100° destillirende aus Propyläther besteht, von pfeffermünz- ölartigem Geruch, die untere schwerere besteht aus Propylalkohol. — (Annal. d. Chem. uw. Pharm. CXXVI, 305.) JAN Spt. A. Froehde, über das unterschwefligsaure Natron. — Beim Erhitzen dieses Salzes mit Cyankalium bildet sich Sulfocy- annatrium. 2KCy + 4Na0.82?02 — 2NaCyS?2 + 2KO.SO? + NaO0.SO? + NaS. Man nehme 1 Th. Blutlaugensalz und 3,5 Theile krystallisirtes Natronhyposulfit. Zur Darstellung von Rhodankalium 1 Tb. und 3 Th. der genannten Salze. — (Pogg. Annal. CXIX, 317.) Smt. E. Frankland, über den Einfluss des atmosphäri- schen Drucks auf einige Verbrennungserscheinungen. — Davy hatte durch Versuche bewiesen, dass innerhalb gew. Grän- zen weder Verdünnung der atmosphärischen Luft die Wärme der Flamme sonderlich vermindert, noch Verdichtung derselben dieselbe vermehrt. Ein französ. Ingenieur Trieger hatte beobachtet, dass bei Durchbrechung einer Sandschicht, als den unter einer verschlossenen eisernen Glocke befindlichen Arbeitern Luft mit einer Pressung von 3 Atm, zugeführt wurde, die Kerzen weit schneller verzehrt wurden und unerträgliches Russen eintrat. Der Engl. Ingenieur Mitchell fand, dass die Brennzeit der Bombenzünder durch geringeren atm. Druck ‚ auf höhern Gebirgsstationen bedeutend vermehrt wurde. Bei der Be- steigung des Mont-Blanc machte Fr. die Bemerkung, dass 6 Stearinker- zen auf dem Gipfel 9,2 Grm. pro Stunde verbrannten, in Chamounix 9,4 —. Beim Brennen einer Wallrathkerze bei 28,7 Zoll Barometer "366 wurden 7,85 Grm. bei 9,0 Zoll Barometer 9,1 Grm. Wallrath verzehrt. Der Versuch von Mitchell mit den Zündfäden wurde in einer künst- lich verdünnten Atm. wiederholt, und ergab, dass die mittlere Ver- zögerung eines 6 Zoll- und 30 Sec.zünders die Zeit von 1,043 See. für jeden Zoll Quecksilber weniger betrug; ein Resultat, was mit dem von Mitchell der Praxis entnommenen ziemlich übereinstimmt; d. h. bei Zündern ist die Verbrennungszeit umgekehrt proportional dem Luftdruck. Es lässt sich daher nicht allgemein sagen, mit ver- mehrtem oder vermindertem Luftdruck nimmt die Energie der Ver- brennung zu oder ab. Fr. beobachtete, dass auf dem Gipfel des Montblane das Licht der Kerzen weniger intensiv und das der blaue Theil der Flamme sich bis !/; Zoll über den Docht erhob, wodurch die Länge des leuchtenden Theils der Flamme vermindert werde. Wenn man den Luftdruck bis zu 10 Zoll Quecksilber vermindert, schreitet das Zurücktreten des leuchtenden Flammentheils immer mehr vor, und die Form und Farbe der Flamme ändert sich merkwürdig; die Spitze der Flamme rundet sich ab, die Flamme nimmt Ellipsenge- stalt an, der untere blaue Theil vergrössert sich immer mehr und hat einen grünlichen Schein; bei 6 Zoll Druck verschwindet das Gelb der Flamme fast ganz und die Flamme erscheint grün, die Form der Flamme ist fast die einer Kugel. Die Verminderung der Leuchtkraft nimmt nach diesen Versuchen für Verringerung von je 1 Zoll Queck- silber bis 14 Zoll herunter und je 5pC. ab. Bei den Versuchen über die Flammenveränderung bei erhöhtem Luftdruck wurden schwach leuchtende Flammen (Amyl- und Aethylalkohol) angewendet, weil sonst zu starkes Russen eintritt. Die Versuche ergaben erhöhte Leucht- kraft bei zunehmendem Druck. — (Journ. of the Chem. Soc. XV, 168.) Smt. Friedel und Crafts, über Siliciumverbindungen. — Die Verff. leiten aus den Verbindungen dcr Kieselsäure mit organi- schen Basen die Ansicht ab, dass diese Säure Abasisch sei; beson- ders da es ihnen gelang durch Destillation eines vorher in einem zu- geschmolzenen Rohre erhitzten Gemisches von Kieselsäureäther mit Chlorsilicium eine Verbindung von der Zusammensetzung (ae Cl zu erhalten. Aus diesem Monochlorhydrin gewannen sie durch De- stillation mit Amylalkohol einen bei 216—230° Sieden gemischten Si Aether (£2H:)?) 9%, Werden äequivalente Mengen Chlorsilicium und 5 Hı Zinkäthyl in einem zugeschmolzenen Rohre 3 Stunden auf 1600 er- hitzt, so erhält man bei nachheriger Destillation eine bei 152—154° sie- dende Flüssigkeit, welche Siliciumaethyl sein soll, von der Zusammen- setzung Si.(€?H5)*. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXAXVII, 28.) Snt. Fr. Goppelsröder, über Reagenspapier. — Verf. schlägt als empfindliches Papier gegen Säuren und Basen ein Papier vor, das 367 mit Auflösung des Farbstoffs von flores malvae arboreae getränkt ist, das mit Säuren carmoisinroth mit Alkalien graugrün gefärbt wird. — (Pogg. Annal. CÄTX, 64.) Smt. O. Hermes, über krystallisirtes Natronhydrat. — Es wurde bei 0° aus einer Lösung von 1,385 spec. Gew. in 4seiti- gen Tafeln erhalten; die Krystalle sind glasartig, farblos und durch- sichtig, es enthält 8 Atome Krystallwasser Na? + 8H29. Im Va- cuum getrocknet verlieren sie die Hälfte Wasser. — (Pogg. Annal. CAIX, 170.) St. R. Heidenhain und L. Meyer, über Absorption vön Kohlensäure durch Natronphosphatlösungen. — Die schon früher von Pagenstecher und Fernes gemachten Versuche wurden deshalb wiederholt, weil sie physiologisches Interesse haben, insofern als eine so verdünnte Lösung von 2NaO.HOPOS, wie sie in unserm Blute enthalten ist, dazu beitragen könnne die durch Oxydation in- nerhalb des Gefässsystems entstandene Kohlensäure chemisch aufzu- lösen. Die Absorptionsfähigkeit der Natronphosphatlösung für Koh- lensäure ist abhängig vom Druck, Temperatur und der Concentra- tion der Lösung, sie steigt mit der.letztern und fällt mit der Erhö- hung der Temperatur. Enthält die Lösung nur 1 proe. krystallisir- tes Salz, so wird so viel Kohlensäure absorbirt, als nöthig ist, um die Hälfte des vorhandenen Natrons in Bicarbonat überzuführen. Für grössere Concentration steigt die Kohlensäureaufnahme nicht propor- tional dem Salzgehalte. — (Annal. der Chem. u. Pharm. II, Suppl. 157.) Smt. Kaemmerer, über eine neue Isomerie der Aepfel- säure. — Zu den 3 isomeren Verbindungen 6#H®®5, d. h. der na- türlich vorkommenden links drehenden Aepfelsäure, der optisch un- wirksamen, der aus Monobrombernsteinsäure dargestellten fügt K. noch eine 4. der Aepfelsäure isomere) Verbindung, welche er Isomalsäure nennt. Sie entsteht in den Flüssigkeiten, welche die Photographen zum Verfielfältigen benutzen. In derselben befinden sich Silbernitrat und Milchzucker. Wahrscheinlich entsteht die Säure durch Oxyda- tion aus letzterem, während sich Silber aus der Flüssigkeit absetzt £'2H22 911 4 06 — 3(€*H695) + 2H?0. — (Journ. f. pract. Chem. LXXXVII, 321.) Smt, Millon, über Verhalten des Chlors zu weinsaurem Kupferoxydkali. — Leitet man Chlorgas in die alkalische Kup- ferlösung, so erhält man zuerst einen gelben, dann einen orangen, schliesslich einen rothen Niederschlag, Wie Chlorgas wirken auch unterchlorigsaure Salze. Es wurden bei diesem Verfahren die orga- nischen Substanzen oxydirt und zwar theilweise auf Kosten eines Theils des Sauerstoff im Kupferoxyde. Leitet man so viel Chlor ein, dass die Flüssigkeit ihre Alcalescenz verliert, so erbält man schwar- zes wasserfreies Kupferoxyd. — (Compt. rend. LV, 513.) Swt, “ H. Peltzer, über Fahlerz. — Das feingepulverte Erz wird in einer Retorte mit Salpetersalzsäure aufgeschlossen und zum Auf- 368 . fangen der etwa entweichenden Dämpfe von Arsen- und Antimonchlo- rid eine mit etwas Wasser gefüllte Vorlage mit der Retorte verbun- den. Nach beendeter Aufschliessung wird Destillat und Retortenin- halt in einem Kolben vereinigt, mit Ammoniak übersättigt und eine Auflösung von Schwefelkalium hinzugefügt, welche mit Schwefel ge- sättigt ist. Bei der Digestion in gelinder Wärme lösen sich Schwe- felarsen und Schwefelantimon auf, während die Schwefelverbindun- gen von Cu, Ag, Fe, Zn etc., Gangart ete. ungelöst bleiben. Nach Trennung des Niederschlages von der Flüssigkeit werden die einzel- nen Bestandtheile nun nach den bekannten analytischen Methoden ge- schieden und bestimmt. P. findet, dass sich der Schwefelgehalt der Fahlerze mit zunehmendem Arsengehalt steigert, weil sich Schwefel- arsen und ‚Schwefelantimon als isomorphe Substanzen vertreten; dass ferner der Eisengehalt steigt, wenn sich der Zinkgehalt vermin- dert und umgekehrt. Bei höherem Silbergehalt vermindert sich die Menge des Kupfers. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXVI, 337.) St. Derselbe, über ein neues Doppelsalz der unter- sch wefligen Säure, — Dasselbe besteht nach P. aus Cu30.S202 + CuO.S20?2 + 2(NaO.S202) + 2NH}3, ist eine blaue krystallini- sche Verbindung, welche entsteht, wenn man gleiche Volumina Kup- fervitriollösung zusammengiesst, von denen das eine mit Ammoniak, das andre mit unterschwefligsaurem Natron übersättigt ist. Das Dop- pelsalz ist in Wasser schwer, in Alkohol gar nicht löslich, aber lös- lich in unterschwefligsaurem Natron und Ammoniak. — (Ebenda 351.) St. L. Pfaundler, zur Kenntniss der Fluorverbindun- gen. — Beim Concentriren einer neutralen Fluorsilberlösung in ei ner Platinschale, bilden sich honiggelbe Kryställchen. Bei Stehen- lassen der stark concentrirten Lösung bilden sich dann grosse harte Krystalle aus, die aus AgF + 2HQ bestehen. Beim Erhitzen ver- lieren sie Wasser, es entweicht Flusssäure und es restirt ein blei- graues geschmolzenes Fluorsilber, das Silber enthält. Die geschmol- zene Masse lässt sich ausplatten und mit der Scheere schneiden, wie Chlorsilber. An der Luft zieht es Wasser an, und es bildet sich, während ein Theil zerfliesst, die oben erwähnte gelbe Verbindung, welche aus AgF + AgH®& besteht. Bringt man die Lösung von Fluorsilber mit organischen Säurehydraten zusammen, so erhält man die Silbersalze derselben, indem Flusssäure frei wird. Eine Fluor- sauerstoffverbindung zu gewinnen, gelang Pf. nicht. Pf. glaubt an der Isolirbarkeit des Fluors nach seinen Versuchen zweifeln zu müs- sen, und scheint die dahin einschlagenden Resultate Kämmerers nicht zu kennen, — (Sitzungsber. d. kais. Akad. zu Wien, Juli 1862.) Smt. J. D. Perrins, über Berberin. — Verf. giebt einige neue Quellen für Darstellung dieses Alkaloids an. Nach P. sind in Hy- drastis canad. 4 pC.; einem gelben Farbholz aus Oberassam und ei- ner St. Johanneswurzel aus Riogrande ebenso viel. Aus der Rinde des Pachnelobaumes erhielt er 7 pC. Alkaloid, und aus der Wurzel 369 von Coptis Feeta 8/; pC. Die Zusammensetzung findet P. anders als Bödecker und Fleitmann, nämlich = E2"H!TN@%, eine Formel die er aus den Analysen des Platinchlorid und Goldchloriddoppelsalzes ab- leitet. Das unterschwefligsaure Berberin-Silberoxyd ist unlöslich in Wasser, aber löslich in Alkohol. Das doppelt chromsaure Berberin lässt sich erhalten beim Eingiessen einer Lösung von zweifach chrom- saurem Kali in eine siedende sehr verdünnte Lösung eines Berberin- salzes. Bei Einwirkung von Jodaethyl wird keine aethylirte Berbe- rinverbindung erhalten. — (Annal, d. Chem. und Pharm. II Suppl. 171.) Smt. H. Hlasiwetz und Gilm, über Hydroberberin — Lässt man in einem geräumigen Kolben 6 Th. Berberin 160 Th. HO, 10 Th. acid. sulfuric. pur und 20 Th. Eisessig, Zink und Platin auf einander wirken, indem man den Kolben mit einem aufrecht stehenden Kühler verbindet, so geht die anfangs dunkelgoldbraune Flüssigkeit bis zum lichten Weingelb über und es scheiden sich Krystalle auf dem Zink aus. Man löst dieselben in sehr wenig verd. S03 wieder auf, filtrirt und versetzt die Flüssigkeit mit NH3 im Ueberschuss, wodurch das Zinkoxyd gelöst und die neue Basis in voluminösen weissen Flocken gefällt wird, die man abfiltrirt, trocknet, und mit Alkohol wiederholt auskocht. Beim Erkalten krystallisirt das Hydro- berberin fast vollständig aus. Statt mit NH3 die Basis abzuscheiden, kann man dieselbe auch als salzsaures Salz durch Ueberschuss einer concentrirten Kochsalzlösung fällen. Das Hydroberberin krystallisirt in feinen diamantglänzenden Krystallen von monoklinoedrischem Habitus, die nach mehrmaligem Umkrystallisiren völlig farblos sind. Conc. SO® löst es mit gelbgrüner allmälig dunkler werdender Farbe; ein CrO? Krystall führt die Farbe in Rothbraun über. Aus seinen meist leicht krystallisirenden Salzen wird es durch Alkalien in Flocken ge- fällt. Seine Zusammensetzung wird durch die Formel £20H2!N$4 ausgedrückt. Das salzsaure Salz ist schwer löslich in Wasser, leich- ter löslich in Alkohol. Löst man Hydroberberin in einem Gemisch von gleichen Vol. Salzsäure und Alkohol in der Wärme und tröpfelt dazu etwas Salpetersäure die mit Alkohol verdünnt war, so erhält man wieder regenerirtes Berberin aus der nach dem Erwärmen unter Entwickelung von NO? roth gewordenen Flüssigkeit. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. II. Suppl. 19.) Smwt. Th. Parkmann, über die kohlensauren Salze der Erden des Eisen-, Chrom- und Uranoxyds. — Die neu- tralen Lösungen dieser Sesquioxyde sollen beim Fällen mit Natron- carbonat zuerst als kohlensaure Salze abgeschieden werden, welche erst in Folge des Auswaschens in die Oxydhydrate übergehen. P. hat daher die gefäilten Körper ohne sie auszuwaschen, nach der Fil- tration nur ausgepresst und dann dem Gehalt an Kohlensäure und Oxyd bestimmt und gefunden, dass sie sämmtlich nach der allgemei- nen Formel R?03,C0?2 zusammengesetzt sind, dass aber beim Chrom- 370 oxyd und Uranoxyd noch anders zusammengesetzte Carbonate zu existiren scheinen. — (Journ. für pract. Chem. LXXXIX, 111.) Smt. De la Rue und H. Müller, über ein Homologon des Benzylalkohols. — Die fragliche Substanz wurde aus einem Harze gewonnen, dass dem Euphorbiumharze sehr ähnlich ist, es ist schmutzig gelb, erweicht bei 30°, ist plastisch ohne klebrig zu sein und geruch- und geschmacklos. Mit kaltem Weingeist wird ein Stoff daraus ausgezogen, der durch Wasser wieder gefällt wird; heisser Alkohol löst eine beim Erkalten in weissen Krystallen eich abschei- dende Substanz. Die mit kaltem Alkohol gelöste Substanz kann durch wiederholtes Auflösen und Fällen mit Wasser ebenfalls weiss erhalten werden, und wird von den Verf. Sycoretin genannt. Die in heissem lösliche weisse krystallinische Substanz nennen sie essigsaures Syco- ceryl, sie schmilzt bei 118—120°, Mit Aethernatron giebt sie Na- tronacetat und den in Wasser unlöslichen Sycocerylalkohol €12H3% 9. Er ist löslich in Alkohol, Aether etc.; er schmilzt bei 900. — (Journ. of the Chem. Soc. XV, 62.) . Smt. M. Pettenkofer und C. Voit, über die Respiration. — Die Versuche wurden in dem von Pettenkofer neu construirten Apparat angestellt; die Dauer des Versuchs betrug jedesmal 24 Stun- den, als Versuchsobjecte diente theils ein Hund, theils ein Mensch, Die Kohlensäureausscheidungen durch Lungen und Haut unterliegen bedeutenden Schwankungen, sie betrug am wenigsten nach 10tägi- gem Hunger und erreichte ihr Maximum bei reiner Fleischnahrung (Verhältniss 1:3.) Die Stickstoffabgabe schwankt in viel weiteren Grenzen, im Verhältniss 1:22. Während des Hungerns nimmt die secernirte Kohlensäure und Harnstoff ab und beträgt schliesslich die Hälfte. Wenn übermässig viel genossen wird, so findet sich inner- halb 24 Stunden nicht die gesammte Menge Kohlenstoff in den Ex- creten wieder, ein Theil wird wahrscheinlich in Form von Fett zu- rückgehalten. P. und V. suchten, da der zur Oxydation versch. Nahrungsmittel nöthige Sauerstoff sehr variiren muss, den Sauerstoff- verbrauch zu bestimmen. Der Hund wog 29,944 Grm., das gefütterte Fleisch 500 Grm., Stärke 200 Grm., Fett 6,5 Grm., Wasser 144,5 Grm., Summa 30,795 Grm. Endgewicht des Hundes 29,873 Grm. Harn 438,8 Grm., Koth 1,1 Grm., CO2 416 Grm., Wasser 359,9 Grm., Summa 31088,8 Grm. d. h. der Hund hatte in 24 Stunden 293,8 Grm. Sauer- stoff aus der Luft aufgenommen. Es fragte sich nun, ob bei Fett- nahrung etwa H und EH unter den abgeschiedenen Gasen sich be- finden möchten. In zwei Versuchen bei denen in 24 Stunden 232336 und 228516 Liter durch den Apparat gingen, fand sich, dass in der Luft nur 0,75 und 1,02 Grm. H enthalten waren. Es wurde ferner festgestellt, dass niemals Stickstoff als solcher durch den Stoffwech- sel aus den Nahrungsmitteln ausgeschieden wird, sondern stets die gesammte aufgenommene Stickstoffmenge in Harn und Koth in che- mischer Verbindung abgeschieden wird. Zum Versuche diente eine Taube. Sie wurde 124 Tage nur mit Erbsen gefüttert, deren Gewicht 371 — 3132,4 Grm. bei 100% getrocknet wog, darin’waren enthalten 149,4 Grm. N. Der gesammelte Harn und Koth wog 976 Grm. bei 100° getrocknet, enthaltend 145,9 Grm. N. Die Taube hatte während die- ser Zeit 70 Grm. an Gewicht zugenommen. Wird angenommen, dass die Gewichtsvermehrung durch Fleischansatz entstanden sei, so wür- den in dem Fleische 2,4 Grm. N im Körper fixirt sein. Es bleibt also zwischen aufgenommenem und ausgegebenem N nur eine Diffe- renz von 1,1 Grm. Die aufgenommenen Aschenbestandtheile wurden vollkommen in dem Excrementen wieder gefunden. — (Annal. d. Chem. u, Pharm. II Suppl. 1, 238, 247.) Smt. J. Russell, über Atomgewicht von Kobalt und Ni- ckel. — R., bestimmt dieselben aus den Metallmengen, welche aus gewogenen Mengen der reinen Oxydule dieser Metalle durch Reduc- tion mit Wasserstoff erhalten werden; und zwar niedriger als sie bis- her bestimmt worden sind — 29,37 und 29,369; während Schneider für Nickel 29 und für Cobalt 30 gefunden hatte und früher ebenfalls für beide Metalle 29,5 angenommen waren. R. findet ausserdem dass sowohl Cobaltoxyd als Nickeloxyd durch starkes Glühen entweder,an der Luft oder im Kohlensäurestrome in die wasserfreien reinen Oxy- dule übergeführt werden und dass Cobaltoxydul eine braune, Nickel- oxydul eine grüne Farbe haben, und sich, wenn sie vollkommen er- kaltet sind, sehr wenig an der Luft oxydiren. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXVJ, 322.) Snt. Schönbein, über das Vorkommen von Nitraten und Nitriten in Pflanzensäften. — Es wurde besonders der Nitrit- gehalt leicht durch die Bläuung des Jodkaliumkleisters bestimmt, und gefunden, dass sich bei manchen Pflanzen in allen Theilen salpetrige Säuren nachweisen lassen, so z. B. in Leontodon taraxacon, bei Datura ist nur im grünen Stechapfel NO? nachzuweissen. Selbst in getrock- neten Pflanzen gelingt es noch die Säure zu finden. Nach längerem Stehen der wässrigen Auszüge tritt die Bläuung nicht mehr ein. Bläut ein Pflanzenextract für sich das Reagens nicht, so wird die Re- action durch Einlegen von Zink oder Cadmiumspähnen sofort hervor- gebracht. — (Journ. f. pract. Chem. LXXXVIII, 460.) Sit, Schönbein, über Antozongehalt des gefärbten Wöl- sendorfer Flussspathes. — Sch. hat nieht nur den genannten Spath, sondern auch die Spathe verschiedener andrer Fundorte auf Antozon untersucht, aber nirgends solche gefunden, die dem Wöl- sendorfer ähnelten. Aueh der Spath dieses Fundortes ist nicht ‘aller Antozonhaltig, sondern nur der tiefblau gefärbte; je heller die Fär- bung ist, um so weniger Wasserstoffsuperoxyd liefert er beim Zer- reiben unter Wasser. Da also der Antozongehalt an die Farbe ge- bunden zu sein scheint, so glaubt Sch., dass beide gleichzeitig bei der Bildung des Spathes entstanden sind, und die Farbe ihren Ur- sprung einer geringen Menge eines organischen Farbstoffes verdankt, der aus irgend welcher organischen Substanz durch Oxydation ent- standen ist. Bei dieser Oxydation ist der gewöhnliche Sauerstoff der j 372 Luft polarisirt, das Ozon zur Oxydation der organischen Substanz verbraucht, während das Antozon im Entstehungsmomente vom vor- handenen Wasser aufgenommen sei. Welche Kraft das Wasser wie- der entfernt, das Antozon aber im Flussspathe zurückgehalten habe, dafür weiss Sch. keine Erklärung zu geben. Sch. führt weiter an, dass sich Wasserstoffsuperoxyd selbst bei Siedetemperatur des Wassers bilden könne, wenn man in einem Kolben 100 Grm. siedenden Was- sers mit 5 Grm. Phosphor unter öfterer Erneuerung der Luft schüt- telt. Er erhielt Wasserstoffsuperoxyd ferner beim Schütteln von 1 pC. SO3 haltigem Wasser mit Bleiamalgam ; beim Schütteln von 2 pC. Kali haltendem siedendem Wasser mit Gerbsäure oder deren Derivaten Gallus- und Pyrogallussäure ete. Er nimmt ferner an, dass die Oxy- dation im Blute nur ermöglicht werde durch Polarisation des einge- athmeten inactiven Sauerstoffs, weil die Blutkörperchen ein sehr gros- ses Vermögen besitzen HO2 aufnehmen, wobei sie allerdings einer Zersetzung durch Oxydation unterliegen, was auch schon früher von Gorup behauptet und bewiesen worden ist. — (Journ. f. pract. Chem. LXXXIX, 1.) Smwt. Schützenberger, über neue Salze. — Sch. versuchte an Stelle der Metalle in den wasserfreien Salzen organischer Säuren elektronegative Elemente einzuführen urd ist es ihm besonders bei Chlor, Brom, Jod und Cyan gelungen, dieselben an Stelle des basi- schen Wasserstoffs zu substituiren. Zu diesem Zwecke liess er was- serfreie Essigsäure auf wasserfreie unterchlorige Säure wirken. Es entsteht in niederer Temperatur eine farblose der Monochloressig- säure isomere flüssige Verbindung &2H3C1 2. Im Dunkeln und in Eis aufbewahrt ist das essigsaure Chlor haltbar, zersetzt sich jedoch langsam im Sonnenlichte, bei 100° unter Explosion. Mit Wasser bil- det es sofort die Hydrate von unterchloriger und Essigsäure und greift Quecksilber und Zink heftig an. Jod löst sich darin zu einer fablosen allmälig krystallinisch werdenden Verbindung auf, indem es das Chlor austreibt, so dass essigsaures Jod entsteht. Brom löst sich ebenfalls zu essigsaurem Brom auf, die entstandene Verbindung ex- plodirt aber nach einigen Stunden von selbst. Dieselbe Substitution lässt sich erreichen, wenn man die wasserfreien Natronsalze auf Chlor- Jod, Chlorbrom, Jodeyan wirken lässt. £2H7’NaQ? + JCl = NaCl + £?H7J 92 Butters. Natron Butters. Jod. Bei Anwendung eines Ueberschusses der Haloidverbindung treten wei- tere Zersetzungen ein.- Für das essigsaure Jod giebt Sch. die Formel ° (€2H3 9)? ( 7 Qt hen 2 Producte ein flüssiges (die Monojodphenylsäure) das farblos, ölig, schwerer als Wasser und unlöslich darin ist, und ein festes (die Bijodphenylsäure) bei 110° schmelzend und aus verdünntem Alkohol in feinen Nadeln krystallisirend. — (Journ. f. pract. Chem. LXXXVIIL, 1.) Smt. Bei Einwirkung von Chlorjod auf Phenylsäure entste- 373 M. Simpson, über die Synthese der Bernstein- und Brenzweinsäure. — S. stellte zuerst Cyanaethylen dar; dasselbe ist bei 37° eine feste krystallinische braune Masse, es hat einen un- angenehmen scharfen Geschmack, reagirt neutral, wird nicht durch Silbernitrat zersetzt, und liefert bei Behandlung mit Salpetersäure Bernsteinsäure und salpetersaures Ammonik. Pyroweinsäure wurde aus Propylencyanid dargestellt. Letzteres wird erhalten, wenn man Cyankalium mit einer grossen Menge Alkohol 16 Stunden auf 1009 erhitzt. Der Alkohol wird dann filtrirt und destillirt, der Rückstand mit Aether ausgezogen und die durch Verdunsten des Aethers er- haltene Masse destillirtre Das Cyanid siedet zwischen 277—290°. Wird 1 Vol. davon mit 1!/s Vol. conc. Salzsäure in zugeschmolzenen Röhren einige Stunden im Wasserbade erhitzt, so erstarrt der Inhalt der Röhren nach dem Erkalten krystallinisch. Aus Alkohol und Aether umkrystallisirt erhält man reine Pyroweinsäure. €?H6Cy2 + 2HCI + 4H29 — 65H39* + 2NH#Cl. — (Journ. f. pract. Chem. LXXXVIII, 325.) Smt. Specht, über das Hofmannsche Verfahren der Phos- phornachweisung. — Sp. weist nach, dass das diese Zeitschrift Bd. XXI, mitgetheilte Verfahren auf einem Irrthum beruht. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXVI. 373.) St. Stolba, über Zink- und künstliche Bleiglanzkry- stalle. — Giesst man geschmolzenes Zink in Pappschachteln aus, die mit schwer verbrennlichem Papier überzogen sind, giesst nach- dem die Krystallisation begonnen hat das flüssige Zink ab, so erhält man hexagonale Pyramiden von 6—7mm Kantenlänge, aber sehr rau- her Oberfläche, die vollkommen nach der Hauptaxe spaltbar sind. — Mischt man gepulvertes Schwefelblei mit Kreide und erhitzt die Mi- schung zur Rothgluth, so zeigen sich nach langsamem Erkalten die Wände des Tiegels mit sehr deutlichen Krystallen überzogen. Offen- bar wird die Sublimation durch die ausgetriebene Kohlensäure ver- mittelt. — (Journ. f. pract. Chem. LXXXIX, 122.) Swt. Stahlschmidt, über Jodstickstoffverbindungen. — Uebergiesst man gut ausgewaschenen Jodstickstoff mit Jodmethyl, so entwickelt sich sehr bald Stickstoff, nach 24 Stunden findet man am Boden eine braune Flüssigkeit. Diese löst sich, nach Befreiung der darüberstehenden wässrigen Flüssigkeit, bei anhaltendem Kochen mit absolutem Alkohol fast völlig auf; beim Erkalten der filtrirten Flüs- sigkeit scheiden sich zuerst Krystalle von Tetramethylammoniumpen- tajodid ab. Dampft man die Mutterlauge ab, so erhält man rothe Kry- stalle, und nebenbei auch gelbe. Letztere sind reines Jodoform, erstere eine Verbindung von Jodoform mit dem Monojodid. Man er- hält diese Verbindung leicht, wenn man alkoholische Lösung von Jodoform mit alkoholischer Ammoniaklösung versetzt und dann Jod- methyl hinzufügt. Wird die Verbindung mit Schwefelkohlenstoff ge- kocht, so zerfällt sie; denn nach dem Erkalten krystallisirt das Mo- uojodid aus, während Jodoform in Lösung bleibt. Aus den Mutter- 374 laugen von der zuerst erwähnter Einwirkung ist noch eine neue Ver- bindung zu gewinnen, das Dijodmethylamin N.J2.(&H?®). Verf. ist der Ansicht, dass mehrere Jodstickstoffverbindungen von verschiedener Zusammensetzung existiren. Er hat wenigstens gefunden, dass wenn man alkoholische Jodlösung mit wässrigem Ammoniak versetzt, der entstehende Jodstickstoff — NJ?, wenn mit alkoholischem Ammoniak versetzt — NJ2H zusammengesetzt ist. — (Pogg. Annal. CXIX, 421.) Smt. Le Voir, über Eisenoxyd in statu nascenti. — Glas- pulver und Eisenfeile mit Lösung von schwefelsaurem Kali befeuch- tet giebt bald eine zusammengesinterte Masse, weil das freiwerdende Kali das Glas angreift. Nimmt man ein Stück Bleiseifenpflaster, klebt darauf Eisenfeile und legt beides in schwefelsaure Kalilösung, so löst sich das Pflaster in der Nähe des Eisenfeile vom Gewebe ab, und in der Lösung befindet sich fettsaures Kali. Wenn Eisen in Ackererde oder Sand rostet, so cementirt sich der Sand ringsum, indem das freiwerdende Alkali sich mit der Kieselsäure zu einem neuen Silikat verbindet. Derselbe, über Desinfection. — V. hat bemerkt, dass wenn man ein feuchtes Segeltuch über einen mit Latrinenkoth ge- füllten Wagen deckt, dieser, ohne Geruch zu verbreiten, durch die Strassen gefahren werden kann. Faule thierische Abfälle können ge- ruchlos gemacht werden durch schwefelsaure Thonerde und Knochen- kohlenpulver. — (Journ. f. pract. Chem. LXXXIX, 145.) Swt. Wertheim, zur Kenntniss des Piperidins. — Dies Al- kaloid kann zweckmässig so dargestellt werden, dass man den alko- holischen Auszug des Pfeffersamens mit Aetzkali im Ueberschuss ver- setzt und destillirt. Hiebei wird sämmtliches Piperin im Piperidin übergeführt, und man erhält aus 28 Kilogramm Samen 350 Grm. Pi- peridin. Durch Einwirkung von salpetriger Säure erhielt W. eine Verbindung vo. der Zusammensetzung £$H10N292, nach der Gleichung 2(E1°HNN) — N293 — 2(65H1eN292) + H?9 entstanden zu denken. W. giebt ihr die theoretische Formel er N, weil er im Stande war, sie durch Wasserstoff im Entstehungsmomente wieder in Piperidin zurück zu verwandeln; er schlägt daher für die Verbindung den Na- men Nitroxyl-Piperidin vor. Dasselbe verbindet sich mit 1 resp. 2 Atomen Salzsäure. Cl. Winkler, über die Löslichkeit des Kupferchlo- rürs in Natronhyposulfit. — Kupferchlorür löst sich leicht in kalter Lösung des Natronsalzes zu einer klaren gelben Flüssigkeit, die eine grosse Beständigkeit besitzt. Man kann daher die Flüssigkeit be- nutzen, um in Vorlesungen die Reactionen der Kupferoxydulsalze zu zeigen. Beim Eindampien krystallisirt die Flüssigkeit. Mit Ammo- niak erhält man eine farblose Flüssigkeit, die sich in der Luft bald bläut; mit kaustischen und kohlensauren Alkalien gelbes Oxydulhy- drat, mit Schwefelcyan- und Ferrocyankalium weisse mit Ferrideyan- 375 kalium braunrothe Niederschläge; mit Jodkalium weisses Kupferjo- dür. Die Salze der edlen Metalle werden redneirt. Platinchlerid giebt Platinchlorür, Goldchlorid giebt Schwefelgold. Aus salpeter- saurem Silberoxyd erhält man zuerst Chlor-, dann Schwefelsilber. — (Journ. f. pract. Ghem. LXXXVIIL, 428.) Smt. Zwenger und Bodenbender, über das Cumarin des Steinklees (Melilotus offieinalis). — Die Untersuchungen von Gobley und Guillemette hatten ergeben, dass das Cumarin aus Stein- klee einen von gewöhnlichem Cuarin aus Toncabohnen verschiedenen Schmelzpunkt, und andre Zusammensetzung hatte. Zw. und B. such- ten den Grund dieser Verschiedenheit zu erforschen, und kamen da- bei zu dem Resultate, dass das Cumarin, welches man bisher aus dem Steinklee dargestellt hatte, nicht reines Cumarin, sondern eine Ver- bindung desselben mit einer eigenthümlichen Säure sei, für die sie vorläufig den Namen Melilotsäure vorschlagen. Von dieser befreit, zeigt sich das aus dem Steinklee dargestellte Cumarin völlig gleich dem aus Tonkabohnen gewonnenen, d.h. mit 670 Schmelzpunkt, Kry- stallform und Zusammensetzung &°H80?. Das Melilotsaure Cumarin hat die Zusammensetzung €18H1695 folglich kommt der Melilotsaure, da Cumarin und diese Säure sich ohne Wasserabscheidung vereinigen, die Formel £°H!0 93 zu. Sie wird aus der Verbindung durch basisch essigsaures Bleioxyd abgeschieden. Istin Wasser, Alkohol und Aether löslich schmilzt bei 82%. Destillirt zerfällt sie in Wasser und ein nach Zimmtöl riechendes Oel, welches das Anhydrid der Melilotsäure ist, da es sich beim Kochen mit Wasser wieder in Melilotsäure um- wandelt. Die Säure löst Eisen unter Wasserstoffentwicklung auf. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXV], 257.) St. b. Practische. Balard, über unterbromige Säure — Wenn man Bromwasser mit Ueberschuss von Silbernitrat schüttelt und destillirt, so geht zuerst eine durch Brom gelblich gefärbte Flüs- sigkeit, zuletzt unterbromige Säure über. Destillirt man im Vacuum bei 50mm Quecksilberdruck, so siedet dieselbe bei 40°C. und ist auch von Brom völlig frei eine strohgelbe Flüssigkeit von bleichenden Ei- genschaften. Bei 60° zersetzt sie sich. Statt des Silbernitrates kann man auch Quecksilberozyd oder fein vertheiltes Silberoxyd nehmen. — (Journ. f. pract. Chem. LXXXIX, 125.) Swt. C. Braun, über eine neue Reaction auf Molybdän- säure, — Nach Br. bringt Sulfocyankalium in allen Molybdänsal- zen eine sehr charakteristische Farbenreaction hervor; von der er an- nimmt, dass sie aufBildung von Sulfocyanmolybdän beruhe, ohne dass er jedoch für diese Ansicht irgend welchen analytischen Beweis bei- bringt. In sehr concenc. salzsaurer Molybdänsäurelösung bringt je- doch Rhodankalium keine rothe Färbung hervor. Verdünnt man aber sehr stark und legt metallisches Zink in die Lösung, so soll eine car- 1 minrothe Farbenreaction eintreten. Br, giebt an, dass er 359999 MoO® 376 mittelst dieser Reaction noch nachgewiesen habe. — (Journ. f. praet. Chem. LXXXIX, 125.) St. H. Lestelle, Titrirung der löslichen Sulfüre in der Rohsoda. — Man bereitet eine titrirte Silberlösung in der Art, dass man 27,69 Grm. reines Silber in Salpetersäure löst, 250 CC. Am- moniak hinzufügt und zu einem Liter verdünnt. 1 CC. der Lösung entspricht 0,01 Grm. NaS. Die zu untersuchende Substanz wird in Wasser gelöst, Ammoniak zugesetzt, gekocht und die Silberlösung tropfenweise zugesetzt, bis kein schwarzes Schwefelsilber mehr ge- fällt wird. Ein Fehler bei der Methode ist der, dass das Ende der Reaction nur durch Filtriren und weiteres Probiren bestimmt werden kann. — (Compt. rend. LV, 739.) St. Leclaire, Giftigkeit von Terpentinöldämpfen wurde nachge- wiesen dadurch, dass Thiere in verschlossene Kasten gesetzt wurden, die innen mit frischer Farbe gestrichen waren. Bei genügendem Luftzutritt zeigten sich keine Vergiftungssymptome. Der Aufenthalt in frisch gestrichenen Räumen ist also nur dann nachtheilig, wenn kein Luftwechsel stattfindet. — (Compt. rend. L1II, 111.) Smt. De Luca, Darstellung von Zucker aus der Haut der Seidenraupe wurde dadurch bewerkstelligt, dass die Raupen oder deren Hüllen mit conc. Salzsäure mehrmals ausgekocht und nach dem Waschen mit conc. Kalilösung gekocht wurden. Die ausgewaschenen Reste geben bei Behandlung mit conc. Schwefelsäure gährungsfähi- gen Zucker, der alkalische Kupferlösung reducirt und mit Kochsalz Krystalle (2€%°H1295,H20 + NaCr) liefert. — (Compt. rend. LI], 102.) ; Swt. F. Kuhlmann jun., neue Methode der Salpetersäure- darstellung. — Durch Destillation des eingedampften Mangan- chlorür, das bei der Chlorbereitung erhalten wnrde, mit Chilisalpeter tritt folgende Umsetzung ein, die bei 2300 C. anfängt: 2Mn2O3 + Mn O? 5MnCl + 5Na0.NO: = oder + 5NaCl + 5NO® + O2 3MnO2 + 2MnO Der Untersalpetersäuredampf und das Sauerstoffgas können mit Was- ser und Luft in Berührung gebracht in Salpetersäure übergeführt werden. Aus 100 Th. Salpeter erhält man so 125—126 Th. Säure von 35°B. An Stelle des MnCl kann auch CaCl, MgCl, ZnCl etc. anwen- den. Bei Anwendung von schwefelsauren Salzen erhält man nur 90 pC. Säure; es liesse sich jedoch auf diese Weise die Schwefelsäure des Gypses verwerthen. Bei Anwendung von Mangansuperoxyd er- hält man nur 70—$0 pC. Salpetersäure aus 100 Theilen Salpeter. — (Compt. rend. LV, 246.) Smwt. A. Reynoso, Anwendung der schwefligen Säure in der Zuckerfabrikation. — Auf Cuba wird zweifach schweflig- saurer Kalk zu den Zuckersäften getetzt, um deren Gährung zu ver- meiden, wobei gleichzeitig der Vortheil in Betracht kommt, dass eine gleichzeitige Entfärbung stattfindet. Calvert hat schon früher auf 377 die Benutzung des Calciumhyposulfides aufmerksam gemacht, aber auch dabei bemerkt, dass die Melassen dann einen unangenehm sal- zigen Geschmack erhalten. — (Compt. rend. LV, 575.) Swt. Stolba, über acidimetrische Bestimmung der Kie- selflusssäure. — Wird eine Lösung von Kieselfluorkalium mit Normalkali versetzt, so tritt, besonders wenn man die Lösung ko- chend hält, nicht eher Bläuung der zugesetzten Lakmustinetur ein, als bis alles Fluor in Fluorkalium unter Abscheidung von Kieselsäure übergeführt ist. (KF + SiF?2) + 2KO. = 3KF + SiO2 Es lässt sich daher der Gehalt einer Kieselflunrwasserstoffsäure leicht dadurch ermitteln, dass man unter Kochen bis zum vollkommenen Verschwin- den der sauren Reaction mit Normalkali resp. Natron sättigt. (HF + SiE2) + 3KO = 3KF + SiOÖ?2 + HO. Jeder Cubikcentimeter verbrauchter Normalalkalilösung zeigt daher 0,02427 Grm. Kieselfluss- säure an. — (Journ. f. pract. Chem. LXXA1X, 129.) St. Niepce, über Heliochromie. — Die Chlorirung der Sil- berplatte wurde mit unterchlorigsaurem Natron bewirkt. Die Platte erscheint nach wenigen Minuten schwarz, wird dann stark gewaschen und durch Aufheitzen getrocknet. Die Platten, welche dann eine kirschrothe Farbe zeigen, sind am empfindlichsten, sie werden mit einem Chlorbleifirniss überzogen, dessen Zusammensetzung früher mitgetheilt ist. Zur Farbenfixation wurde gegen früber die doppelte Zeit gebraucht, ausserdem Benzoetincetur aufigegossen und bis zur Verflüchtigung der Benzoesäure erhitzt. Durch die Heliochromie werden die zusammengesetzten Farben zersetzt. Einfarbig grüne Stoffe geben auch ein grünes Bild, zusammengesetzt grüne Farben z. B. grün aus Chromgelb und Berlinerblau erzeugt nur blaue Bilder; ebenso wird durch oranges Licht, das durch ein rothes und ein gel- bes Glas erzeugt ist nur ein rothes Bild erzeugt. Die Blätter der Bäume und Gras liefern graue Bilder, nur Dahlienblätter liefern grüne Bilder. Die Augen der Pfauenfedern geben je nach dem Einfallswin- kel bald blaue, bald grüne Bilder. — (Compt. rend. LV], 90.) Smt. Geologie. A. Grooss, Kies- und Dünensandlager der Mainzer Gegend. — Die ältesten derselben lagern auf den Höhen des Plateaus über dem Litorinellenkalk uud bestehen aus Quarz- kieseln und Sanden, Zwei andere Gebilde sind gleichaltrig, aber durch Material und Localität verschieden. Auf dem ganzen Plateau zwi- schen der Rheinebene, der Selz und der Kaiserstrasse liegen überall Quarzgerölle und Sande unmittelbar unter der nicht dicken Acker- krume mit liegendem Litorinellenkalk, nur bei Oberolm auf Cerithien- kalk. Bei Drais und Mariaborn dringen weisse Kiesel mit weissem Thon vermischt oft tief in die zerrissenen Litorinellenschichten ein. Bei Ingelheim u. a. OÖ. treten die Litorinellenkalke oft zu Tage ohne von jenen bedeckt zu sein, während nah dabei es der Fall ist. Es scheint, dass die unebene Oberfläche der Kalke schon da war, als die Gerölle sich ablagerten zum Theil aber erst später sich bildeten. Bei Wackernheim und Ingelheim ist es meist ein feiner weisser Sand XXIL 1863, 25 378 und feiner Kies ebenfalls auf Litorinellenkalk. Auf dem Westerberge fehlen die Kieslager, dagegen: sind sie bis 20° mächtig am Lorenzi- und Jakobsberg, bei: Dromersheim, Aspisheim, am Kieselberg, bei Wolfsheim, Vendersheim und die Kiese führen überall Achate, Car- neole und Chalcedone, die zwischen Selz und Rhein fehlen. Viel- leicht stammen dieselben aus dem obern Nahethal. Am Lorenziberg kommen darin in Gelbeisenstein verwandelte Hölzer vor, aber gar keine thierischen Reste. Alle diese Ablagerungen steigen nicht in die eigentlichen Auswaschungsthäler hinab, waren also vor deren Bil- dung vorbanden. Die Bohnerzgerölle beginnen bei Sauer-Schwaben- heim in der Thalsohle, finden sich im ganzen Selzthale sowie auf vielen niederen Höben und werden bei Ebersheim und Zornheim ver- hüttet. Ausser Bohnerze führen diese Schichten abgerundete Kalk- stücke, sehr selten Quarze, Petrefakten aus allen Etagen der Mainzer Tertiärschichten, vorherrsehend die des Cyrenenmergels. Bei Spiess- neim fehlt das Bohnerz fast gänzlich in den Geschieben, die aus. Ce- rithienkalk bestehen. An andern Orten treten darin Schichten von Kalkmergel auf, dessen Nieren in Brauneisenstein übergehen. Da das Bohnerz in den Geschieben aus Zertrümmerung von primitiven Bohn- erzlagern entstanden ist, wie sich solche auf dem Westerberge und Wiesberg befinden, so liegt hier eine chemische Neubildung aus dem Trümmergestein vor. Die Mächtigkeit der Bohnerzgerölle schwankt von 1-20‘. Sie sind nach Auswaschung der Thäler entstanden und posttertiär. Die Trümmergebilde der Rheinebene sind vielleicht ih- nen gleichaltrig. Oben sind es feine Dünensande, am linken Rhein- ufer von Lenneberg bis Gaualgesheim weit die Berge hinauf die Ter- tiärschichten bedeckend, bei Wackernheim und Heidesheim die Höhe des Plateaus erreichend. In einigen Bezirken bilden sie wahre hin- tereinander laufende Dünenzüge mit der typischen Dünenstruktur, vom Winde angehäuft.: Geröll- und Kieslager bilden überall, wo die Sande nicht unmittelbar den Tertiärschichten auflagern die Unterlage der Sande; beide in. einander übergehend. Sie deuten ganz sicher frühere Rheinbetten an, welche in der Quartärzeit nach und nach die ganze Rheinebene einnahmen. Ihre Gerölle gehen von Sandkorngrösse bis 80 Pfund Gewicht, sind nicht völlig abgerundet, nur an den Kan- ten und Ecken gerundet, und sind Kiesel mit, anhängendem Serieit vom Südabhange des Taunus, bunte Sandsteine und Rothliegendes aus den Mainzthälern, häufig Litorinellenkalk und selten Cerithien- kalk; schwarze Kiesel mit vielen weissen Adern wie in den Geschie- ben der Wetterau, Granit äusserst selten vielleicht von Aschaffenburg stammend. Alle frisch aus dem Lager genommenen Rollsteine sind mit schwarzen und broncenen Flimmern und Punkten besäet, Glim- mer vielleicht von völlig zerriebenem Gneiss und Granit herrührend. Durchsickernde Kalkwasser haben oft Quarzkörner an grosse Ge- schiebe geklebt, aber nirgends Conglomerate gebildet. In den San- den kommen sehr häufig Kalkröhren um Pflanzenwurzeln vor, welche oft noch ganz frisch darin stecken. Sehr häufig sind Versteinerun- 379 gen des Cyrenenmergels, auch Zähne von Elephas primigenius. Wo die Selz in die Rheinebene mündet, finden sich mit den Tertiärpetre- fakten: auch Unionen die noch jetzt in der Selz leben. Die heutigen Anschwemmungen der Selz sind nur fruchtbarer Thonschlamm insel- artig auf dem Dünensande. Auch der Rhein bringt nur Schlamm und so war es während der ganzen Diluvialzeit. — (Darmstädter Notiz- blatt 8-11.) A. Groosse, die Blättersandsteine des Mainzer Be- ckens. — Die Blättersande von Weisenau, Laubenheim, Bodenheim lagern nach Voltz über dem Litorinellenkalk und bei dessen Fehlen über Cerithienschichten. Voltz meint ferner, dass der blaue Letten am Hohberge bei Gaubischofsheim nach oben sandig und petrefakten- reich wird und diese Sande am Fusse des Höhenzuges hin bis Zorn- heim reiehen. Zwischen Harxheim und Lörzweiler erhebt sich am linken Ufer des Flügelbachs eine Anschwellung von gelblichem oder röthlichem Thonsand mit Ostraea callifera, Cytherea incrassata, Pec- tunculus crassus etc. In einem ganz ähnlichen Mittel darüber kom- men Blätterabdrücke vor, nach unten ebenfalls blauer”Thon. Die La- gerung ist hier die ursprüngliche, d. h. die Blättersande über den Thonen und so fand G. sie noch an andern Orten. Die Sandsteine am Hahnheimer Knopf sind 40° mächtig. Die überlagernden knoten- reichen Kalksteine führen hier keine Petrefakten,, gehen aber in die petrefaktenreichen Cerithienkalke von Sörgenloch über. Dieses und Niederolm liegt gerade auf der Grenze des Cyrenenmergels und Ce-. rithienkalkes. Gleich nordöstlich tritt ein wohlgeschichteter, grauli- cher und graugelber feinkörniger Sand mit viel Glimmer auf und mit viel Blätterabdrücken, in 30° Mächtigkeit und horizontaler Schichtung. Er scheint zwischen Cyrenenmergel und Cerithienkalk zu liegen. Zwi- schen Niederolm und Stadecken viele Kiesgruben mit Bohnerzgeröl- len, südlich davon wieder Blättersande in 30‘ Mächtigkeit zugleich mit’ Cytherea subarata, Cyrena subarata u. a. Dieselben Schichten traf man bei Elsheim in 30° Tiefe und: über 40° mächtig. Am rech- - ten: Ufer der Selz erhebt sich der Hippberg bis zur Mitte seiner Höhe aus blauem Cyrenenmergel bestehend, den also die tiefern Blät- tersande doch nicht überlagern können. Gegenüber dem Hippberg dagegen geht man anfangs auf derselben Schicht des Blättersandes, dann über die Schichtenköpfe und endlich über Cyrenenmergel. Hier ist also die Ueberlagerung des letztern durch erstern klar und man muss für die gegenüberliegende Wand eine Senkung annehmen. Zwi- schen dem Selzerberg und der Strasse von Wörrstadt nach Venders- heim, zieht ein Sandlager nach der Hachelgib hin. Diese Höhe trägt auf ihrem Gipfel unten Cerithienkalk, auch der Selzerberg hat oben diese Sande und deutliche Schichtung. Eine fussdicke Zwischenschicht besteht aus gelbbraunem eisenhaltigen Thon mit Nierenbildung ohne Blätterabdrücke. Ringsherum liegen die Petrefakten des Cyrenenmer- gels und dessen Ansehen ist zu beobachten, Auch der Petersberg bei Odernheim ist mit Sand und lockern hellröthlichen Sandsteinen 25 ” 380 gekrönt die auf Cyrenenmergeln lagern. Es ist wahrscheinlich, dass am Ende der Cyrenenmergelzeit Ursachen eintraten, welche statt der frühern Thone über ein beträchtliches Terrain Sandmassen aufschüt- teten, zwischen welche sich zugleich an vielen Stellen Blätter einla- gerten. Am Wege von Gaualgesheim auf den Jakobsberg finden sich merglige Süsswasserkalke mit Limnaen und Planorben, jedenfalls an der Basis des Cerithienkalkes liegend. Aehnliches am Dromersheimer Horn und bei Hackenheim. Dazu kommt noch, dass die schwachen Braunkoblenflötze zu Ingelheim in den obersten Schichten des Cyre- nenmergels gewiss Sumpfbildungen sind. Aus Allem geht hervor, dass der Cyrenenmergelsee am Ende der Epoche als solcher hier nicht mehr bestand, dass Torfsümpfe und Süsswasserlagunen seine Stelle ein- nahmen, dass geologische Veränderungen im Kreise des Beckens und neue Senkungen in demselben die Sande herbeiführten. — (Darm- städter Notizblatt 27--30.) R. Ludwig, Dolomit und Taunusquarzit in der Nähe der Braunsteingrube bei Oberrossbach. — Der hier durch bergmännische "Versuchsarbeiten aufgeschlossene Dolomit ist theils sandig theils fest und grobkörnig krystallinisch, bildet einen h. 31/, streichenden schmalen Rücken in 28‘ unter Tage, schneidet in NO an einer Verwerfung ab, hebt sich aber gegen SW heraus und schneidet dann ebenfalls an einer Verwerfung ab. Hier aber bezeichnen Thon- schiefer noch auf weite Erstreckung hin dessen südliche Fortsetzung. Von SO nach NW durchschnitten stellt der Dolomit einen dachartigen Rücken dar, führt auf beiden Flanken Nester von Braunstein z. Th. reine z. Th. mit viel Brauneisenstein. Das Dach des Dolomites be- steht aus Thon, der nach NO und NW in weisse und graue Thon- schiefer übergeht und weiterhin von gelbem und rothem Tertiär- sande bedeckt wird. NW steht Taunusquarzit mit NW-Einfallen an; ein Beweis dass hier derselbe wie bei Bingen und Manheim einer hö- hern Etage der Devonformation angehört als der Stringocephalenkalk und dessen Dolomit. Bei Köppern lagert der Quarzit mit SSO Ein- fallen sich auf den SO-Flügel des Dolomitrückens, der also beiderseits von Quarzfels bedeckt wird. Auf seinem Rücken liegt ein 3—6‘ mäch- tiges manganhaltiges Eisersteinlager, aus grossen und kleinen in Do- lomitsand eingebetteten schaligen Knollen bestehend. Dann folgt nach SW ein 6‘ dickes linsenförmiges Lager reinen Pyrolusits von 80 pC. Gehalt, noch weiter südlich das Lager im Kunstschacht 17‘ dick von sehr eisenhaltigem Braunstein mit 60 pC. Gehalt. — (Darm- städter Notizblatt 42.) Tasche, Braunkohlenlager bei Lang-Göns. — Anei- ner Stelle, die es gar nicht vermuthen liess, wurde bei Schürfen auf Eisenstein ein $‘ starkes Braunkohlenlager entdeckt und zwar im Walddistrikt Wehrholz nördlich vgn Ochsenharz im Gebiet von Gross Linden. Die herrschende Formation an diesen Ausläufern des Taunus ist rheinisches Schiefergebirge hauptsächlich bestehend aus schmut- ziggelben, weissen und röthlichen Thonschiefern, die in ihren eisen 381 reichern Abändrungen z. Th. in förmliche manganhaltige Braunei- sensteine seltener in Rotheisensteine übergehen. An einem Punkte steht ein Stock von Stringocephalenkalk, an einem andern ist Doleri- tischer Basalt durchgebrochen. Gerade in dessen Umgebung breiten sich plastische Thone unmittelbar über dem Thonschiefer aus, 60‘ mächtig. In 36—40' Teufe wurde das Braunkohlenlager angehauen. Es liefert eine schwarze russige Kohle mit eingebetteten Holzstücken und schmalen Schwefelkiesschnüren. Die begleitenden Thone sind sehr reich an weingelben Gypsrosen. — (Darmstädter Notizblatt 60) ' R. Ludwig, ältere von Melaphyr durchbrochene Se- dimentgesteine in Rheinhessen. — Die ‚inksrheinischen Hü- gel von Bodenheim bis Nierstein bestehen bis Schwabsburg und Dex- heim aus wechselnden Schichten rothen Schieferthons und Sandstei- nes, wahrscheinlich dem Rothliegenden angehörig. Ihre Rheinseite steigt steil bis 400’ über das Rheinthal auf, der Fuss ist in flacher Böschung von rothem Thone bedeckt, welcher von oben herabgekom- men und der Weinkultur sehr günstig ist. Seine Auflagerung ist durch mehrfache Einschnitte aufgeschlossen. In ihnen wechseln Schichten von braunrothem Schieferthon und rothem thonigen an der Luft anf- blätternden Sandsteinen. In erstern kommen dünne Bänke und Nie- ren gelblichgrauer Leiten und Mergel vor; in der Tiefe herrschen die Thone, nach oben die Sandsteine. Die Schichten streichen h 5%/4,—6 mit nördlichem Fallen 23%. Die Schichtenköpfe ragen frei hervor. In Nierstein selbst wird der südliche Abhang der Sandsteinhügel von älterem Oligocän bedeckt, welches rheinaufwärts bei Oppenheim das Rheinufer bildet. In den Steinbrüchen des Reisenberges folgt von oben 2—4‘ rother Thon, 15— 20‘ feiner weisser thoniger Sand mit Suc- eine2 oblonga und Elephas primigenius, 25° Confervenkalk mit vielen Landschnecken, 2—3‘ sandig kalkige Massen mit Cerithium plicatum und ©. Lamarcki, dann Haufwerke von Schalen von Mytilus socialis, Cerithium plicatum, Litorinella obtusa, 4—5‘ hellfarbige kalkige Sande mit Perna Sandbergeri, endlich blaugraue Thone mit Foraminiferen. Nicht weit davon wurde mit einem Schachte durchsunken 4-5’ ro- ther sandiger Alluvialthon, 55‘ feiner thoniger Sand mit Succinea ob- longa, 116‘ schwarzer und blaugrauer Thon mit Fischresten in dün- nem Mergelschiefer, Schwefelkies und Kalkspath, mit Septarien und Foraminiferen, 29° rothe Schieferthone und Sandsteine. Dieser Schacht belehrt über die Höhe der Verwerfungsspalte, welche das Stück des Rothliegenden am linken Rheinufer von dem in die Tiefe gesunkenen, das Rheinthal ausfüllenden, bei Bauschheim unter dem Litorinellen- kalke und bei Isenburg unter dem Diluvium der Rheinebene anste- henden trennt. Die Oberkante des links rheinischen Rothliegenden liegt mindestens 500‘ höher als dasim Rheinthale versenkte. Auf der S-Seite bildet das Rothliegende von Nierstein bis Schwabsburg eine Berglehne, von einem Bachthale begrenzt. Etwas unterhalb Schwabs- burg geht die Grenze der rheinischen Tertiärformation auf die rechte Seite des Bachthales und schneidet die Oppenheim-Dexheimer Chau- 382 see. Die Steinbrüche hier am Monzenberge ‚bestehen aus Conferven- kalk, Cerithienkalk und weiterhin Litorinellenkalk. Am Fusse des Ber- ges liegen Blöcke eines grauen und rothen, blasigen bis dichten, ‚in Mandeln Quarz und auf Klüften Chalcedon, Rotheisenstein und Eisen- kiesel einschliessenden Gesteines aus, welches Voltz für Feldstein- porphyr erklärte. Durch einen Steinbruch ‚aufgeschlossen, zeigt es sich nun mit dem Melaphyr der Nahegegendenidentisch. Seine Grund- masse besteht aus Labradorit, "worin Titaneisen, Kalkspath, Eisenspath und kleine Augiikrystalle liegen; es ist in starke senkrecht stehende Bänke getheilt, streicht h 3!/a—4 mit steilem nördlichen Einfallen, setzt noch am W-Abhange des Monzenberges unter der Verwitterungsdecke fort. Die Breite dieses Melaphyrstreifens beträgt 250° In seinem Liegenden findet sich ein Sedimentgestein in wechselnden Schichten von kieseligthonigem Mergel und dunkelfarbigem Kieselschiefer. Letz- trer bildet 1—2‘ dicke Lagen, welche durch Querabsonderung in pris- matische Stücke getheilt sind. Es gleicht im Ansehn vollkommen dem Kieselschiefer des Culms bei Gladenbach und Dillenburg und führt wie dieser Kupferkies, Schwefelkies, Arsenikkies, auch einige Ver- steinerungen. Zwischen den Kieselschieferlagen sind hellgraue dünn- schiefrige schwer spaltende Thonmergel eingelagert mit unzähligen Holzstücken, Halmen, Blättchen. Die Steinbrüche decken etwa 400° Mächtigkeit auf, die Schichten fallen 65—70% nördlich ein. Die be- stimmbaren Versteinerungen sind Cyatheites confertus und Paludina zwickaviensis, weder von Walchien noch von Calamiten eine Spur, aber einzelne breite Nöggerathien ähnliche Stücke. Die Formation ist ohne Zweifel älter als Rothliegende von Nierstein, vielleicht mit den Culmschichten zu vereinigen, vorläufig am besten dem Flötzarmen Kohlensendsteine beizuordnen. — (Darmstädter Notizblatt 107—110.) A.Grooss, Verbreitung und Aufeinanderfolge der Pe- trefakten in den Tertiärschichten des Mainzer Gebietes. — Der Meeressand von Alzey fehlt petrographisch auf diesem Ge- biete, wenn man nicht, den Schleichsand bei Lörzweiler dafür neh- men will, dessen Petrefakten aber sämmtlich auch im Cyrenenmergel vorkommen, so Ostraea Collini, Peetuneulus angusticostatus, Perna Soldani, Natica Nysti etc. Darüber folgen ähnliche Schichten mit Blättern. Gute Aufschlüsse im Cyrenenmergel fehlen leider und es scheinen hier ausser Foraminiferen keine Petrefakten darin vorzukom- Seine Mächtigkeit scheint stellenweise über 400° zu betragen und nur die obern 120° führen Petrefakten und diese bilden wieder locale Faunen. Verf. bezeichnet dieselben im Einzelnen und gelangt zu fol- genden Schlüssen, Die Thiere des Cyrenenmergels lebten nicht in bedeutender Tiefe. Sie lebten je nach Wassertiefe, Niederschlagsma- terial, Salzgehalt des Wassers zu gleicher Zeit mehr minder in Grup- pen getrennt, ihr getrenntes übereinander Vorkommen in verschie- denen Straten an derselben Lekalität beweist keineswegs verschiedene geologische Zeiten, auch nicht das Aussterben eines oder mehrer Pe- refakten im ganzen Becken. Cerithium plicatum var. mnltinodosum 383 Cyrena semistriata u. a. hielten sich vorzugsweise in seichtem Wasser auf, sie kommen meist zuoberst vor und an verschiedenen Stellen zu- gleich über und unter ihnen Kohlenschichten. An vielen Stellen la- gern zwischen den Cyrenenmergeln und Cerithienkalken Süsswasser- gebilde mit Planorben und Limneen, an andern Orten grauweisse oder grauröthliche harte klingende Kalke, an noch andern mürbe, zerreib- liche, erdige Schichten. Damit sind bisweilen Kohlenschichten ver- bunden und bei Ingelheim kommen sogar Schichten mit Cyrena semi- striata, Cerithium plicatum über den Suüsswasserschichten vor. An einzelnen Orten sind letztere von Schleichsanden überlagert, welche mächtiger als die Süsswassergebilde selbst sind, während bedeutend mächtige Sande und Sandsteine oft zwischen die Cerithien- und Cy- renenmergel sich einschieben. — (Darmstädter Notizblatt 175—178.) E. Weiss; das Alter eines Theiles des Saarbrücker- Pfälzer Kohlengebirges. — Der grösste Theil dieses Beckens gehört nicht, wie bisher angenommen, zur Steinkohlenformation, son- dern zum Rothliegenden. Die im Hangenden der mächtigen Kohlen- fliötze zwischen Neunkirchen, Saarbrück und Saarlouis auftretenden Schichten bisher als flötzarme Steinkohlenformation bezeichnet, sind unteres Rothliegendes, gleichalterig mit dem sächsischen, böhmischen und schlesischen. Verf. untersuchte mit Bäntsch zuerst die Gegend von St. Wendel eingehend und beide erkannten, dass alle hier so häu- figen rauben röthlichen Feldspathgesteine, welche granitische und por- phyrische Gerölle in Menge, melaphyrische u. a. untergeordet führen und von rothen und bunten Schieferletten begleitet werden, ganz de- nen des Harzer Rothliegenden gleichen und auch dieselben Kiesel- hölzer in den obern sandigen Schichten führen, Diese Schichten be- finden sich noch im Hangenden der schwachen Kohlenflötze und auch im Liegenden, wo sie zumal bei Ottweiler sehr deutlich zu erkennen sind. Hier ist also eine Schichtenreihe, an welche nach oben ver- schiedene besondere Melaphyrconglomerate sich anschliessen, die aber nach unten allmählig in die Schichten des produktiven Kohlengebir- ges von Neunkirchen u. s. w. übergehen, gleichsam eine Fortsetzung der Glieder, welche den bekannten Lebacher Schichten analog sind. So ist nun die Entwicklung der Schichten im ganzen Gebiete. Die der Lebacher äquivalenten Schichten finden sich stets in demselben Niveau. Die organischen Reste bestätigen übrigens dieses jüngere Alter vollkommen. Cyatheites confertus (Pecopteris gigantea und Neu- ropteris conferta) ist dem von Ollendorf ganz gleich, Odontopteris erscheint in andern Arten als im ächten Kohlengebirge. Zahlreich sind die Walchien, W. Bronni, piniformis und filieiformis, Calamites infractus, C. gigas, Asteropbyllites spieatus, Artisia, äusserst selten Sigillarien und Stigmarien. Auch die thierischen Reste sind mit de- nen von Ruppersdorf, Ollendorf etc. identisch: Acanthodes, Palaeo- niscus vratislaviensis, Xenacanthus Decheni, welchem Jordans Trio dus sessilis zufällt, — (Neues Jahrbuch f. Mineral, 689-695.) 384 Theobald, Geognosie von Ost-Bündten. — Verf, gibt eine Uebersicht der im Unterengadin auttretenden Formationen mit einer Parallelisirung der Triasgebilde mit den Vorarlbergischen. a. Als tiefste Formation erscheint der Gneiss mit Hornblendeschiefer wechselnd, zu unterst von granitischer Struktur nach oben krystalli- nisch schiefrig. b. Diese letztern, meist Glimmer, Talk und halbkry- stallinische Thonschiefer werden nach der Lokalität im mittlern En- gadin, wo sie besonders mächtig sind, Casannaschiefer genannt. Hier- zu gehört ein grosser Theil des Verrucano. c. Rothes Verrucanocon- glomerat und rothe Schiefer (Servino) an Mächtigkeit sehr wechselnd. d. Untere Rauhwacke geht nach unten meist durch gelben Schiefer in Verrucano, oft auch durch Aufnahme von Kieselerde in eine Art Quarzit über, enthäit oft Gyps, vergesellschaftet sich mit einem Con- glomerat von ältren Formationen durch Kalk oder Rauhwacke verkit- tet sowie auch mit grauem dichtem Kalke. Sie entspricht dem Gut- tensteiner Kalke. e. Schwarzer Plattenkalk, im Rhätikon mit Retzia trigonella, Rhynchonellen, Enkriniten ete., im Engadin mächtig aber mit schlechten Spuren von Versteiuerungen. Virgloriakalk der Oest- reicher. Geht nach unten in schiefrige Bildungen über (Streifenschie- fer). f. Mergelschiefer, oft fehlend (Partnachmergel). g. Grauer Kalk (Halistätter). h. Obere Rauhwacke mit verschiedenen Schiefern oft mit Gyps und zuweilen auch Quarziten, welche dem Verrucano glei- chen (Raibler Schichten). i. Hauptdolomit bildet die Hauptmenge der Kalkgebirge. k. Kössener Schichten. 1. Grauer und rother Kalk ent- sprechend dem Dachsteinkalk und dem rothen Adnether Marmor, die beide nicht wohl getrennt werden können. m. Graue Mergel und Kalk- schiefer (Fleckenmergel, Allgäuschichten), füllen das ganze Unteren- gadin, enthalten Belemniten und Ammoniten und gehören zum Lias, vielleicht die obern Schichten zu den unter- und mitteljurassischen Bildungen. An der Grenze des krystallinischen Gesteins sowie an der des Serpentins gehen diese Gesteine in graue und rothe Schiefer über. n. Von abnormen Gesteinen kommen vor Juliergranit, Serpen- tin, Spilit und Spilitdiorit. Diese Formationen treten an verschiede- nen Stellen in ziemlicher Vollständigkeit auf, doch fehlen oft einzelne Glieder und ganze Reihen, ausserdem erschweren ihre Bestimmung Verschiebung und Ueberwerfung, metamorphische Gebilde und na- mentlich die fast gänzliche Abwesenheit der auf der rechten Thalseite sehr wohl entwickelte Trias auf der linken Thalseite. Auf dieser lehnt sich der Schiefer k meist unmittelbar an das krystallinische Gestein und erleidet dadurch sowie durch metamorphische Einflüsse an verschiedenen Orten sehr wesentliche Veränderungen. — (Schmei- zer. Naturf. Gesellschaft in Luzern 1862. p. 145-— 147.) OÖ. Heer, die Schweiz im Laufe der geologischen Zeit- alter. — In der ältesten oder Kohlenzeit gab es in der Schweiz zwei Festlande: 1. Das apenninischkarnische, welches durch Wallis, Uri und Graubünden bis Steiermark hinzog; Zeugniss davon geben die Anthraeitpflanzen, welche theils Land- theils Süsswasserpflanzen 385 sind. 2. Das Festland der Granitbildung des Schwarzwaldes und der Vogesen, uralt, ebenfalls mit einer Steinkohlenflora und weit ausge- dehnt bis nach Skandinavien. Um dieses zweite herum lagerte sich der bunte Sandstein, dann der Muschel!kalk als Bildung aus seichtem Meere, welches stellenweise austrocknend die dem Muschelkalke eigen- thümlichen Gyps- und Steinsalzlager hinterliess. Dann der Keuper mit seiner reichen Flora, also wider Festland, welches vom Schwarz- walde her vielleicht bis an die Reuss reichte. Bei Boltigen findet man in dieser Formation marine Pflanzen und Cardinien, die wahrschein- lich in brakischem Wasser gelebt haben. Das nun eintretende Lias- gebilde reicht im Aargau bis zur Schambelen, wo eine Mischung von Meer- und Landtbieren sich findet, hier haben wir gleichsam das Süd- cap des Schwarzwald-Ödenwald-Festlandes. Um dieses herum setzten sich die Schichten des braunen Jura nieder, vorherrschend Roggen- stein, also vermuthlich wieder Strandbildung. Durch das Vorgebirge wurden der östliche und westliche Jura von einander geschieden, wo- her es auch kommen mag, dass sich besonders die jüngern Etagen dieser beiden Hälften so merklich von einander urterscheiden. Es erfolgt eine Hebung des östlichen Jura von O. nach W. fortschreitend. so dass im O. Festland entsteht, im W. aber Koralleninseln sich bil- den, die Kreidebildungen sich ablagern und endlich in der Eocänzeit auch hier Festland auftritt, auf welchem nur Lanäthiere wohnen. Ge- gen das apenninischkarnische Festland hin vertiefte sich das Meer vom Jura her allmählig sehr bedeutend, daher die Armuth der Meeresfauna in den Alpen. Doch rückt auch hier das Festland nach Norden vor. Schichten der Juraformation und alle Etagen der Kreide setzen sich ab. Auch in der Eocänzeit herrscht noch ungeachtet der fortschrei- tenden Hebung des Landes eine marine Bedeckung, welche bis in die miocäne Zeit reicht. Die Heburg ist jetzt soweit geschritten, dass nunmehr längs der Alpen ein“miocäner Süsswassersee sich ausbreitet; doch folgte während der Mainzer Stufe nochmals eine Senkung, so dass eine Meeresfauna Platz greift. Später kehrt wieder eine Hebung zurück mit Bildung grosser Süsswasserseen. Es mögen wohl noch zwei tertiäre Bassins dagewesen sein, ein östliches und ein westliches» beide von einander getrennt durch eine Landbildung, welche sich in N. an das Vorgebirge der Schambelen anlehnte. Die bunten Gerölle der Nagelfluh scheinen vom Schwarzwald herzurühren als von grani- tischen Vorbergen, für welche Platz aufzufinden man in Verlegenheit ist. — (Schweizer. Naturf. Gesellschaft in Luzern 1862. $. 147-149.) Lang, die obern Juraschichten westlich von Solo- thurn. — Dieselben zeigen eine grosse Uebereinstimmung mit den entsprechenden Gesteinen im Neuenburger und Pruntruter Jura. In den Steinbrüchen von Lommiswyl am S-Fusse der Hasenmatte, wo die obern Juraschichten unter 4308. gegen die Schweizerebene ab- fallen, sind ganze Schichtflächen mit der seither nicht beobachteten Exogyra virgula bedeckt. Darunter finden sich mächtige Kalklager von vielen Fukoiden durchzogen und rubend auf gelben Schichten mit 386 zahlreichen Nerineen und Lithodomen, Noch tiefer erscheinen die characteristischen Versteinerungen der Solothurner Steinbrüche mit Hemicidaris mitra, Nerinea depressa etc. Die obern Schichten sind mit dem Virgulien, die untern mit den Strombıen. Das gleiche Schich- tensystem wurde westlich bis Grenchen verfolgt, wo die Lager des Hypovirgulien mit Natica Thurmanni, Nerinea depressa und Litho- domus in einem neuen Steinbruche mit 700 S-Fallen entwickelt sind. Weiter gen W liegen die Hupererdegruben bei Legnau in Spalten von den schiefrigen Bänken des Virgulien mit vielen Verwerfungen und Corrosionen. Dort findet sich auch rother Bolus mit Bohnerz- körnern und in der Mitte der Grube zeigt die grauweisse kieselhal- tige Thonerde Neigung zur Schichtung. In ihr kommen kleine voll- kommen ausgebildete Bergkrystalle vor und Petrefakten des Neocomien: Rbynchonella depressa, Pygurus Montmollini, Echinobrissus, Diadema, Salenia ete. Diese Einlagerung der Neocompetrefakten in Spalten des Virgulien scheint eine Analogie in der Einschwemmung von eocänen Arten in die Schichtenklüfte des obern Jura. — (Schweizer. Naturf. Gesellschaft Luzern 1862. $S. 155—156.) C. Moesch, Untersuchungen im Weissen Jura von So- lothurn und Bern. — Die ältesten Gebilde: Birmensdorfer, Effin- ger und Geisbergschichten sind bei Olten ohne merkliche Veränderung vorhanden. Aber zwischen Nieder- und Obergösgen tritt eine auflal- lende Verwandlung mit den Crenularisschichten ein. Während diese bei der Schlossruine ersteren Ortes noch ganz übereinstimmt mit dem aargauischen thonigen Oolithen und Fossilien desselben, erscheint die Fortsetzung der Crenularisschichten bei letzterem Orte schon sehr kieselreich und mächtig. Zum ersten Male gegen W. findet sieh hier der Glypticus hieroglyphicus, Cidaris forigemma, C. cervicalis, Diplo- podia Anonii, Stomechinus lineatus, Hemieidaris erenularis sehr zahl- reich. Collyrites pinguis dagegen ist bei Niedergösgen ausgestorben, auch die Schlammkorallen haben den zierlichsten Asträen Platz ge- macht und je weiter westwärts, desto mehr entwickeln sich die Ast- räen, Lithodendren und Apiokriniten, Mollusken werden sehr selten. Ueber Wangen hinaus bis Egerkingen bilden die Crenularisschichten noch weisse harte geschätzte Bausteine aber schon im Mühlbachtobel hinter Oberbugsiten sind es graue schwefelkiesreiche Thonmergel. Wenig gut aufgeschlossen, erst hinter Günsberg in der Weissenstein- kette bietet der Stierenberg ein schönes Profil mit viel Petrefakten, noch mächtigere Schichten bei Gänsbrunnen und das schönste Profil am Fringeli und westlich davon bei Movelier. Auf diesem Halbkreise herrschen bituminöse mergelreiche Thonkalke vor, während bei Dels- berg, Develier und la Caquerelle Kieselerde überwiegt. Die Crenu- larisschichten bilden im Weissen Jura eine sehr wichtige Hauptabtbei- lung. Gegen den Stein treten sie zuerst auf an der Rhyfluh und am Geissberg, 3—4’ mächtig, jenseits gar nicht mehr. Nach W. gestalten sie sich in die Terrain & Chailles um. Auch mit den davon zu tren- nenden Geissbergschichten geht eine Veränderung vor. Noch bei Ol. 387 ten 30° mächtige gelbe Bausteine mit Ostraea caprina, Mytilus am- plus, Pinna lanceolata, Pholadomyen, Goniomyen, Corimyen, nach oben mit der Pernaschicht und schon gegen Trimbach hin ist die un- tere Hälfte in blaugraue schwefelkiesreiche Mergel umgewandelt. In der Bachschlucht hinter Wangen erscheint auch die obere Hälfte ver- ändert und so bleibt dann die Facies durch den ganzen westlichen Jura. Bei Günsberg zum ersten Male Pholadomya ampla, in den Geissbergschichten gar keine Echinodermen. Die Effingerschichten in ihrer untern Abtheilung den Impressathonen Schwabens gleich tre- ten bis Gänsbrunnen abwechselnd mächtig auf, überall mit den leiten- den Arten. Um Delsberg verwandeln sie sich in das Oxfordien. Am- monites cordatus u, a. reichen am Fringeli u. a. O. bis an die Geiss- bergschichten hinauf, was in der Weissensteinkette nirgends der Fall ist. Die ältesten Gebilde-.des Weissen Jura sind die Birmensdorfer Schichten, die M. als obere Lacunosaschichten deutet. Sie sind wie die jüngern Effinger Schichten auch zwischen dem Randen und dem Rhein entwickelt und lassen sich vielleicht noch über die schwäbische Alp hinaus verfolgen. Gegen W. sind sie sehr schön aufgeschlossen bei Oberbugsiten auf dem Buchsiberg. In der Sohle der Klus setzen sie petrefaktenreich fort und sind am Günsbergprofil 25° mächtig auf- geschlossen. Unmittelbar auf den Crenularisschichten folgen vom Rheine bis an die solothurnische Grenze die Caprimontanaschiehten. Darüber weisse Kalke als Vertreter des westschweizerischen Coral- lien. Bei Olten und Wangen beginnt die erste Andeutung zur Ver- wandschaft mit Corallien durch Cidaris florigemma, Bei Egerkingen und Oberbuchsiten gesellen sich dazu einige Nerineen, zahlreichere bei Günsburg und Gänsbrunnen. Diese Stufe beginnt am Randen. Bis Olten bestehen ihre Bänke aus reinstem Kalk, bei Wangen neh- men die obersten Bänke viel Kieselerde auf, die tiefern werden zu feinkörnigem Marmor und viel Schwefelkiesnestern. Bei Egerkingen und Oberbuchsiten, wo das Gestein zuckerförmig und oolithisch er- scheinen zuerst die nördlich fehlenden Nerineen. Durch die Klus über Günsberg, Solothurn und Gäusbrunnen nehmen die Gastropoden immer mehr zu. Bei Würenlingen, Endingen, am Geissberg, an der Rbyfluh, bei Baden, Scherz u. a. O. lagert darüber eine dünne Knol- lenbank, die Knollen oft in Glaukonit gehüllt, die Schicht breceien- artig, mit Cidaris suevica u. a. Gegen W. wird diese Schicht mäch- tiger und führt Collyrites trigonalis, bei Wangen dann 30° mächtig mit derselben Art, Mactromya rugosa, Ceromya excentriea und pla- nulaten Ammoniten, noch westlicher auch mit Nerineen. Sie entspricht dem Kimmeridgien. Wie von hier aus der Zusammenhang mit dem Kimmeridgien von Porrentruy vermittelt wird, ist schwer aufzuklären. Grosse petrographische und paläontologische Veränderungen liegen zwischen diesen zwei Endpunkten und doch können diese Nieder- schläge gewiss. nur gleichzeitig sein, wofür die Exogyra virgula über dem Kimmeridgien bei Solothurn einen deutlichen Beleg liefert. Auf den Knollenschichten des Aargauer Jura beginnt eine Folge von gel- 388 ben spröden sehr feinkörnigen Kalkbänken voll Pentacrinus subteres, bisweilen sehr plattig zumal auf der Letze bei Brugg, daher Letzi- schichten genannt. Sie lassen sich bis in die Klus verfolgen und schei- nen bei Solothurn im ’Kimmeridgien aufgegangen zu sein. Wichti- ger für die Parallele mit Schwaben sind die jüngeren Badenerschich- ten, auch im Aargauer Jura gut entwickelt: Zum zweiten Male tritt hier Rhynchonella lacunosa mit zahlreichen Cephalopoden und Echi- nodermen auf, aber zum ersten Male begleitet von Holectypus Man- delslohi und Ammonites Reineckianus, A. inflatus, am reichsten ist die östliche Tunnelwand und mehre Punkte um Endingen. Für die Vergleichung mit dem westlichen Jura hat die Stufe kein Interesse, indem sie-vom Randen her über Miedern, Bühl und Geisslingen vor- dringend westlich von Braunegg nicht mehr nachzuweisen ist. Die Cidaritenschichten mit ihrer kieselreichen Facies schliessen das Profil des Weissen Jura im Aargau. Ihr verdankt der Lägernberg seinen alter Ruhm, andere Aufschlüsse bieten Rieden, das östliche Plateau bei Endendingen, das Geissbergplateau, der Kalofen bei Villnachern, der Kestenberg bei Braunegg und Schönenwerth, nach langer Unter-- brechung wieder Wangen. Ammonites inflatus, Terebratula substriata u. a. der Badenerschichten gehen bis hier hinauf und neu erscheinen Rhabdocidaris trilatera, Hemipedina nattheimensis, Siphoria radiata, Cnemidium corallinum und andere Coralragarten. Das Nattheimer Coralrag und die Cidaritenschichten gehören entschieden zum Kim- meridgien. — (Zbda. 156—168.) A. v. Koenen, die oligocänen Tertiärschichten der Magdeburger Gegend. — Seit den Arbeiten von Philippi und Beyrich sind in der Magdeburger Gegend viele neue Aufschlüsse ge- wonnen worden und fast über allen bergmännisch aufgeschlossenen Braunkohlen marine Tertiärschichten aufgeschlossen. Die petrefakten- reichen unteroligocänen Schichten scheinen sich südlich bis Latdorf, Amesdorf, Aschersleben, Nachterstedt, westlich bis Börnecke, Wester- egeln und Helmstädt zu erstrecken, nördlich bis Osterweddingen, Welsleben, Mühlingen und Grizehne bei Calbe. Vielleicht gehören in dieses Niveau auch die schwarzen Sande mit Lamnazähnen von Bruckdorf bei Halle. Mitteloligocäne Schichten treten ausser rings um Magdeburg, von wo sie sich über Hermsdorf bis Neuhaldensleben und bis Wolmirstedt andrerseits bis Gross-Oschersleben ziehen, nur bei Latdorf als Sande auf, wo über den unteroligocänen grauen bis grünen Sanden mit kalkigen Concretionen ein schwarzer an erdigem Schwefelkies reicher Sand fast nur mit Fusus und Pleurotoma ansteht. Als wahrer Septarienthon entwickelt finden sie sich nur an einzelnen Punkten in dem erwähnten Zuge bei Hohenwartha und Piezpuhl, bei Hohendorf und Pfaffendorf, Eddwitz und Görzig. Hierzu noch das Vorkommen im Eisenbahndurchschnitt bei Söllingen im Braunschwei- gischen, das Speyer irrig für oberoligocän hält. Von oberoligocänen Orten sind in ganz Norddeutschland ausser im Casseler Becken zu den längst bekannten von Crefeld, dem Doberge bei Bünde, von Diek- 389 holzen, Freden und dem Sternberger Gestein keine neuen aufgeschlos- sen. K. fand eine neue Lokalität bei Wiepke an der Magdeburg-Salz- wedeler Chaussee. Hier ziehen sich parallel der Chaussee die Zich- tauer Berge hin, eine Reihe von Sandhügeln mit kleinen Ausläufern. An solchen finden sich zwei Mergelgruben, deren Schichten mit 20° SW fallen. In der westlichen steht im Liegenden des Mergels ein versteinerungsleerer blauer Thon, in der andern besteht die oberste Schicht aus einem rothbraunen sandigen Eisenstein mit Pecten, Apor- rhais u. a., die ganz denen von Aken, Rothenburg, Markranstädt glei- chen und oberoligocän sind. Dieser Eisenstein ist also weit verbreitet und ein guter geognostischer Horizont. Eine dritte Mergelgrube liegt nach Zichtau zu an einem andern Bergrücken. Die Schichten fallen hier 300 NO bei 40° Mächtigkeit. An allen drei Orten wechseln gelb- lichweisse und grünlicae Mergelschichten, unten tritt ein dunkelgrü- ner reiner Kalkmergel auf. In allen Schichten marine tropische Con- chylien, deren 66 Arten gesammelt wurden. Von diesen sind 49 ober- oligocän, 17 mitteloligocän, 6 unteroligocän. Die Stellung kann hier- nach nicht zweifelhaft sein. Eigenthümlich ist das gänzliche Fehlen von Nassa. — (Geolog. Zeitschrift XV. 611—618.) Eck, über den oberschlesischen Löss. — Wie in Thü- ringen treten auch in Oberschlesien grosse Lösslager mit Succinea öblonga, Pupa muscorum etc. auf, nämlich zwischen Leschnitz, Nie- der-Myssoka, Olschowa und Salesche auf dem rechten Oderufer. An dem steilen Ausgehenden des von W. nach O. quer durch Oberschle- sien sich hinziehenden Muschelkalkzuges haben sich hier ansehnliche Diluvial- und Lösslager abgesetzt, in denen zahlreiche NS laufende tief eingeschnittene Thäler mit steilen Gehängen einen Einblick in die Lagerungsverhältnisse gestatten und ebenso zahlreiche grössere oder kleinere Bäche, welche z. Th. einer aus den untersten Muschel- kalkschichten hervorbrechenden Quelle ihren Ursprung verdanken, nach der Oder oder Klodnitz entsenden. So die Thäler, welche von Po- remba nach Leschnitz, von Annahof nach Wossola, von Czarnosin nach Lichinia, von Popitz nach Salesche, von Klutschau nach Alltjest sich erstrecken. WUeberall folgt hier den Muschelkalkschichten zunächst der Diluvialsand oder Kies, seltener ein Conglomerat von nordischen Geschieben, Quarzkieseln und Muschelkalkstücken mit kieseligem Bin- demittel, dann der Diluviallehm mit zahlreichen nordischen Geschieben und auf diesen scharf abgesetzt der Löss, ganz frei von nordischen Geschieben aber reich an bekannten Lösspuppen, an Succinea oblonga, Pupa muscorum, Helix hispida. Es ist das Zusammenvorkommen von Geschiebeführenden Lehm und Geschiebefreiem Löss und die directe Ueberlagerung dieses andernorts noch nicht beobachtet worden. Das Poremba-Leschnitzer Thal gewährt hierüber die besten Aufschlüsse. Hier sieht man am östlichen Gehänge über dem Beite des Mühlbaches 8° Sand, Kies, Geröll, 15‘ Lehm mit nordischen Geschieben, 6° Löss mit Succinea oblonga. Die gelblichgraue Färbung, die Beimengung von Sand und das grobe Anfühlen unterscheiden den Lehm von dem hell- 390 gelben', mehligen, lockeren Löss, in welchem nur Schmitze von, Sand vorkommen, Der Einschluss der Lösspuppen aber und der genann- ten Versteinerungen, das Fehlen der nordischen Geschiebe sind die bezeichnendsten Charaktere des Löss. — (Ebenda 463—464.) M. V. Lipold, die Eisensteinlager der silurischen Grauwackenformation in Böhmen. — Fast kein Theil Böh- mens, keine Gebirgsformation entbehrt; der Eisensteinlager und beson- ders reich sind die der silurischen Grauwacke. Verf. wirft zunächst einen Blick auf die Gliederung dieser Formation und ihre Verbreitung. Die mittelsilurischen Schichten bilden von NO nach SO zwischen Brandeis und Pilsenec eine elliptische Mulde, deren Ränder im All- gemeinen das Auftreten der Eisenerze bezeichnen. Diese Lager schil- dert L. nun speciell. 1. Eisensteinlager an der NW-Seite des. mittel- silurischen Beckens. Nach der geologischen Skizze der Umgebung von Prag wendet sich L. in die Umgebung von Horelic, wo die Zbu- zauer Eisensteinbaue auf reichen Brauneisenstein, Eisenspath, Sphä- rosiderit als Spaltenausfüllung, die Dobricer auf quarzreichem Braun- eisenstein, diehtem Kieseleisenstein, Magnet- und Spatheisenstein, die Nueicer auf oolithische Sphärosiderite und Brauneisenstein mit Thon- schiefer im Liegenden und Hangenden. die Krahulower und Chruste- nicer umgehen. In den Umgebungen von Libecow liegen die Baue von Swarow auf schaligen und linsenförmigen Rotheisenstein in Schie- fer- und Schaalsteinen, von Chrbine auf Spath- und Rotheisenstein und die von Libecow-Chiniau. In den Umgebungen von Althütten bei Beraun ist nur ein Bau bei Zdeicina auf Sphärosiderit, Braun- und Rotheisenstein. Die Gegend von Swata und Hredl hat die Baue von Dubowa, die Barbarazeche, die Hredler die Gegend von Krunahora und Kublow an diesen beiden Orten ausgedehnte Baue. 2. Die Eisenstein- vorkommen an der W-Seite des mittelsilurischen Beckens sind in der Umgebung von Cerhowice die Boreckerzeche, Veronikazeche, Josephi- zeche, in den Umgebungen von Mauth die Auskyerzeche bei Holoub- kan, die Zechen am Racberge und am Behlowberge, in den Umge- bungen von Ronycan und die Klabawa-Eipowicerzeche, um Pilsenee die Baue von Pilsenee, Chachow und Hurek, um Strasic die Strasi- cer, Zener, Zagecower, Prokopi, Klostenicer, Klesteniker, Rudolfsber- ger, Kwainer, Nereciner, Susanna, Giftberger Zechen. 3. An der SO-Seite des mittelsilurischen Beckens in den Umgebungen von Gi- nec die Gruben von Wostrai, Komorsho, Mola Baba, um Mnisik bier und bei Auwal. Verf. giebt von allen diesen Grubengebieten die Darstellung ihrer geognostischen Verhältnisse und beschreibt die ein- zelnen Lagerstätten, für welches Detail wir keinen Raum haben, und fasst am Schlusse die allgemeinen Resultate zusammen. Es sind vor- zugsweise die Krusnahora, Komorauer, Rokycaner und die Brdaschich- ten, welche abgesehen von einzelnen localen Störungen concordant über einander lagern und durch Uebergänge verbunden sind. Solche Uebergänge vermitteln zwischen den Sandsteinen der Krusnahora- schichten und den Tuffen der Komosauer lichtgefärbte Thonschiefer, 391 zwischen den Komorauer und Rokycaner Sphärosiderite, zwischen den Thonschiefern der letztern und den Quarziten der Brdaschichten glim- merige Sandsteinschichten. Ebenso stehen diese Schichten mit den tiefern Ginecer und den Pribanier Grauwacken in conformer Lage- rung, dagegen discordant mit den Pribranier Schiefern am ganzen Rande des mittelsilurischen Beckens. Auch die Vinicerschichten stel- len sich dazu discordant. Die Komorauer und Rokyeaner Schichten sind die eigentlichen Träger der Eisensteinlager, als Liegendes der- selben erscheinen die Krusnahoraschichten, als Hangendes die Brda- schichten, welche beide für den Bergmann vortreffliche Horizonte bil- den. Die Krusnahoraschichten erreichen wenige bis 51 Klafter Mäch- tigkeit, die Komorauer 12 bis 20 Klafter, die Rokycaner 10 bis 15 Klafter. Die meisten Baue gehen in den Komoraner Schichten um, und einige in den Rokycanern, welche ursprünglich Sphärosiderite führen, erstere mehr Roth- und Spatheisensteine in deutlich ausge- sproehenen Lagern. Meist treten die Eisensteine in mehren paralle- len Lagern auf, in zwei bis vier und deren Mächtigkeit wechselt von zwei Fuss bis mehre Klafter. Der Eisengehalt der Erze ist natürlich sehr verschieden, wechselt in den Brauneisensteinen zwischen 20-30 pC, in den Sphärosideriten zwischen 30—40 pC, in den Rotheisenstei- nen zwischen 40—50 pC. Die Lagerungsverhältnisse der Eisensteine in den mittelsilurischen Schichten an den Rändern ihres Beckens zei- gen, dass die Erzlager im Allgemeinen an diesen Rändern gegen die Mitte des Beckens d. h. an der NW - Seite desselben gegen SO und an der SO-Seite gegen NW einfallen, also die Lagerung eine mul- denförmige ist. Gegen die Mitte des Beckens greifen oft wellenför- mige Biegungen der Erzlager Platz, und deuten auf Störung der ursprünglichen Ablagerung. Die Eruptionen der Diabase und Por- phyre veranlassten solche Störungen. Die Eruption des Porphyrs der böhmischen Grauwacke fällt zwischen die Brda- und Vinicer- schichten, die Diabasdurchbrüche hielten bis in die obersilurische Zeit an, während das Erscheinen des Granites am SO -Rande des Silurbek- . kens zwischen die untere- und mittle Silurzeit fällt. Die Erzmasse aller Ablagerungen berechnet sich natürlich nur ganz obiter auf 5000 Millionen Centner. — (Jahrb. kk. Geol. Reichsanstalt XIII. 339-448.) M. Schlönbach, die Eisensteine des mittlen Lias im NW-Deutschland. — Nach den einleitenden Bemerkungen be- schreibt Verf. folgende Lokalitäten. 1. Harzburg. Dieser schöne For- mationszug ist schon 1835 von Schuster beschrieben worden. Der- selbe unterschied a. Ablagerung von gelbem Thon mit Tutenmergeln und Ammonites costatus, A. amaltheus etc. b. Ablagerung von blauem Thon bei Ocker mit A. opalinus. c. Ein dunkler Stückschiefer mit Posidonia Becheri. Neue Aufschlüsse haben nun den Lias in allen seinen Haupttheilen hier nachgewiesen. Auf dem ziemlich mächtigen Keuper folgt der untere Lias im Stübchenthal bei Harzburg, in der Nähe von Ocker, auf dem Österfelde bei Goslar, neben den Gestüt- wiesen bei Bündheim und bei Langelsheim, darüber der mittle Lias, 392 unten hauptsächlich Kalke, oben Thone bei Harzburg, Ocker, Langels- heim, Osterfeld bei Goslar, endlich der obere Lias unten aus Posido- nienschiefer und Stinkstein auf dem Osterfelde, oben als Thonmergel mit Amm. radians ebenda und bei Ocker. Darauf folgen mächtige Thone als brauner Jura, dann die oolithischen und die weissen Kalke des weissen Jura, über welchen Hilsbildungen und Kreide sich ein- stellen. Der Friederike Stollen bei Bündheim durchörterte 115 Meter graublauen schiefrigen Thon, 27 Meter harten gelbgrauen massigen Kalk, 2 lockeren oolithischen braunen Eisenstein, 5,25 dunkelblauen zähen Thon, 0,85 feinkörnig oolithischen Eisenstein, 51 dunkelblauen zähen Thon, 0,85 grünen schlechten Eisenstein, 49 dunkelblauen 'zä- hen Thon, 1,15 grünen schlechten Eisenstein, beide nochmals wech- selnd, dann 5 Meter bröcklichen oolithischen Eisenstein und diesen im Wechsel mit Thonen. Verf. zählt die Versteinerungen der einzel- nen Schichten auf und bestimmt danach ihr Alter. Eine weite hori- zontale Verbreitung hat dieser Eisenstein nicht, denn er fehlt schon hei Goslar und Ocker. Der Lias besteht hier also überhaupt aus den Thonen mit Amm. costatus und amaltheus, aus den Kalken mit Amm. amaltheus, dem Eisenstein mit A. brevispina, den dunklen Thonen mit Geoden und aus den oolithischen Eisensteinen mit blauen Tho- nen, im Ganzen etwa 250 Meter mächtig. — 2. Liebenburg unweit Goslar. Nördlich am Harz nahe bei Goslar legen sich drei ziemlich parallele Höhenzüge mit NW. und W. Richtung an, von welchen der westlichste als linke, der mittle als rechte Innerstekette, der östlich- ste als Ockerketite bezeichnet werden mag. Den mittlen Zug be- schrieb bereits v. Unger in Karstens Archiv 1845, aber neue Auf- schlüsse haben seitdem die Verhältnisse vollständiger aufgeklärt. Seine ‘ Hebung fällt zwischen Kreide- und Tertiärzeit. Das Gewölbe bildet bunter Sandstein, meist von mächtigem Muschelkalk bedeckt. Ueber diesem zu beiden Seiten der Kette liegt Keuper und darauf die bis 50 Meter mächtige Bonebed- oder Oberkeuperbildung, die mit mäch- tigen rothen Thonen schliesst. Der Lias beginnt mit gelben Thonen, denen sich Platten von sandigem sehr harten blaugrauen Kalke ein- lagern mit Ammonites Johnstoni und Lima suceincta. Darüber setzen die gelblichen Thone noch fort, es folgt eine Bank sehr harten san- digen Kalkes mit Cardinien und Amm. angulatus.. Nun kommen die eigentlichen Arietenkalke und die 'Thone mit verkiesten Amm. geome- trieus, A. Sauzeanus und andern des Lias $ namentlich bei dem Ge- höft Haveslohwiese auf der W-Seite der Kette. Hierauf der mittle Lias, in seinen untern Schichten durch Eisenstein, Kalke und Mer- gel in den obern durch dunkele Thone mit Amm. margaritatus und A. spinatus. In den Schichten der Posidonia Bronni zeichnen sich Schiefer mit der Leitart und zahlreichen falciferen Ammoniten aus, auch Stinksteine mit Amm. heterophyllus. Die Schichten mit Amm. radians sind an vielen Orten aufgeschlossen. Daran schliesst sich der braune Jura, bei der Grenzlerburg unweit Salzgitter und dem Dorfe Gitter aufgeschlossen: braune und dunkelblaue Thone mit Amm, ma- “ 393 erocephalus, Parkinsoni, opalinus. Die obern Juraschichten scheinen in dieser Kette zu fehlen und Hilsgebilde legen sich auf den braunen Jura und den Lias. Im Forstorte Söhnhai bei Liebenburg fanden sich Spuren von oolithischem Eisenstein, den Schurfversuche aufschlos- sen. Diese ergaben die Schichten mit Avicula contorta, eine graue Kalkbank mit Amm. Conybeari und Gryphaea arcuata, petrefakten- leere Thone, dann oolithische Eisensteine mit Amm. brevispina, Ja- mesoni, Loscombi ganz den Eisensteinen von Harzburg gleich, dar- auf kalkreiche Eisensteine mit Amm. capricornu, dann die Schichten mit Bel. clavatus, Nautilus intermedius, Amm. capricornu, fimbriatus u. a. Die Mächtigkeit der Eisensteine beträgt kaum 1 Meter, auch ihre horizontale Verbreitung ist gering, auf der W-Seite der Kette fehlt er ganz und Hilseisenstein tritt bei Haverlahwiese auf. Unter diesem folgen in der Grube mächtige Thone mit Thoneisensteinknol- len, graublaue Thone mit Amm. spinatus und margaritatus, grauer oolithischer Kalk mit Amm. margaritatus, Davoei, capricornu, Bel. clavatus etc., blaue Thone, Mergelkalk, blaugraue Thone, eine Kalk- bank mit Cardinien und Amm. angulatus, endlich sandige Thone und sandiger Kalk. Die ganze Mächtigkeit dieses Lias beträgt etwa 120 Meter. — 3. Bodenstein bei Lutter am Barenberge. Zwischen diesem Dorfe und dem auf dem Heimberge stehenden Jägerhause schliesst ein Bach folgende O fallende Schichten auf: 1. dunkle schiefrige Thone wahrscheinlich Margaritatusschichten, 2. graue oolithische Kalke mit Amm. margaritatus, capricornu, Henleyi und vielen Belemniten, 3. ooli- thischer Eisenstein mit kalkigem Bindemittel mit Amm. brevispina, Henleyi, Jamesoni, Terebratula numismalis, Spirifer rostratus u. &. Nach oben folgen über den blauen Thonen Posidonienschichten. — 4. Calefeld und Oldershausen, Willershausen. Die Calefelder Mulde gehört dem Leinegebiete an und schliesst sieh ihrer’ Bildung und Lage nach zumächst an] die grosse Göttinger - Nordheim - Markoldendorfer Mulde an. Sie lagert auf Muschelkalk, wird in NWS. von diesem, in O. von Tertiärgebilden begrenzt. Ueber dem Muschelkalk tritt in S. erst Keuper auf in einem langen Bande. Dann der Lias bei Dü- derode beginnend bis zur Weissenwasser Mühle auf Keuper, von da ab auf Muschelkalk und SO. nach Oldenrode sich wendend. Auch bei Willershausen lagert auf Keuper noch ein Stück Lias. An die südliche Hälfte des Liasbandes legt sich der braune Jura schlecht aufgeschlossen und oft übersehen. Der obere Jura beginnt mit den Oxfordsehichten mit Gryphaea dilatata, die bei Dögerode anstehen. Das Kimmeridgien wird am Kahlenberge mächtig. Die petrefakten- reichen Liasgruben bei Willershausen sind jetzt ganz verschüttet, da- gegen neu aufgeschlossen die Eisensteingruben bei Oldershausen. Graue Keupermergel scheinen das Liegende zu bilden. Die Schich- ten fallen 25° NW, und sind von unten nach oben dunkelrothbrauner feinoolithischer Eisenstein 2 Meter mächtig, grünlichbrauner bröckli- cher Mergelkalk !/, Meter, harter graugelber Kalk !/, Meter. Die Versteinerungen lassen über das Alter keinen Zweifel. Dieselben XXI. 1863, 26 394 Schichten erscheinen; auch in den Gruben östlich von Calefeld. Es _ ist im Wesentlichen dieselbe Schichtenfolge wie bei Liebenburg, der Eisenstein der Oppelschen Zone des Amm, Jamesoni entsprechend. — 5. Markoldendorf, im NW-Theile der grossen von Göttingen über Nordheim und Eimbach sich erstreckenden Thalmulde gelegen. In dieser ist der Lias gut aufgeschlossen: a. Schichten des Amm. mar- garitatus bei Wellersen in gelbgrauem mergligen Thone viel Verstei- nerungen. b. Schichten mit Gryphaea arcuata sehr schiefriger Thon- kalk zumal im Bache oberhalb Aınelsen, c. darüber am Ufer der Ilme zwischen Hullersen und Eimbeck grauer Mergel mit Amm. geometri- cus, d. an der Chaussee zwischen dem Klapperthurm und Markolden- dorf sehr sandige eisenschüssige Kalke mit Amm. ziphius, e. der Steinberg oder Lohberg bei Markoldendorf bestelt aus einem oolithi- schen sehr eisenreichen Kalke, dessen Petrefakten mit denen des Ei- sensteines von Calefeld u. a. O. übereinstimmen, also der untersten Schicht des mittlen Lias angehören, f. darüber ein sehr schiefriger, grünlichbrauner Kalkmergel auf der Höhe des Steinberges ohne deut- liche Leitmuscheln. — 6. Rottorf am Kley steht auf einer langen Keupermulde, welche SO. von Fallersleben beginnt und sich über Helmstädt hinzieht. Etwa die Hälfte der Mulde nimmt der untere Liassandstein ein, darüber liegt in grosser Ausdehnung mittler und oberer Lias. Der Belemniten-Lias legt sich in W. auf den dem Bo- nebed angehörigen Sandstein, in O. auf den Liassandstein. Seine untern Lagen sind weniger eisenhaltig und mehr grünlich, unterschei- den sich sonst aber nicht von dem Eisenstein, welcher hier die Haupt- masse des mittlen: Lias bildet und mit dem von Calefeld. identisch ist. Darüber folgt noch gelbgrauer harter Kalk mit Inoceramus ven- tricosus. — Verf. zieht nun die Parallelen mit den Liasgliedern Quenstedts und Oppels und findet die Schichten des Amm. plauorbis und die mit Ammonites angulatus sehr deutlich, die der Arcuaten- kalke nur sehr untergeordnet, ferner die Schichten mit Amm. geome- tricus als Horizont ausgebildet, aber nirgends die mit Pentacrinus tuberculatus, wieder entwickelt die mit Amm. oxynotus und mit Amm. raricostatus, welche jedoch als Schichten mit Amm. planicosta zu- sammengefasst werden müssen. Im mittlen Lias entspricht der ei- gentliche Eisenstein den Schichten mit Amm. Jamesoni, darüber fol- gen die untern Schichten mit Amm. fimbriatus und dessen obere Schichten (= untere Schichten des Amm. margaritatus), die obern Schichten des Amm. margaritatus, die Schichten des Amm. spinatus. Endlich entsprechen, sich die beiden Glieder des obern Lias in N. und S.-Deutschland ganz gut. Im paläontologischen Theile beschäftigt sich Verf. mit folgen- gen Arten der untersten Schichten des mittlen Lias: Belemnites elon- gatus, niger, clavatus, umbilicatus, breviformis, Nautilus-intermedius, Ammonites armatus, A. Gumprechti n. sp., Loscombi, Oppeli n.sp., brevispina, Valdani, caprarius, capricornu, curvicornis n. sp., Jame- soni, fimbriatus, Henleyi, hybrida, Taylori, pettos, centaurus, Trochus 895 ‚ laevis, calefeldenses n. sp., Rettbergi.n. sp., Turbo Kochi, nudus, itys, Socconensis, Pleurotomaria expansa, solarium, granosa, multicincta, tuberculatocostata, Arcomya elongata, Pholadomya decorata, obliquata, Hausmanni, ambigua, Beyrichi n. sp., Pleuromya ovata, Unicardium ianthe, Opis carusensis, Cypricardia cucullata, Isocardia cingulata, Mytilus numismalis. Lima acuticosta, Avicula sinemuriensis, calva u. sp., Inoceramus ventricosus, Pecten priscus, textorius, pauciplicatus, subulatus, Hehli, liasinus, Ostraea arietis, Gryphaea gigas, obliqua, Plicatula spinosa, Spirifer rostratus, Münsteri, Terebratula sulcelli- fera, sublagenalis, punctata, numismalis, Waterhousei, cornuta, Roe- meri n. sp., Heyseana, Rhynchonella Buchi, curviceps, rimosa , parvi- rostris, furcillata, triplicata, retusifrons, subserrata, Millericrinus Hausmanni, Pentacrinus basaltiformis, nudus n. sp., Lamna liasica n. sp., Sphaerodus Roemeri n. sp. — (Geolog. Zeitschrift. XV. 465—566. Tf211.. 12:) Fr. v. Hauer u. G. Stache, Geologie Siebenbürgens. Nach den Aufnahmen der kk. geologischen Reiehsanstalt und literari- schen Hülfsmitteln. Wien 1863. 8°. — Nachdem die Verff. die ge- sammte geologische Literatur Siebenbürgens in systematischer Rei- henfolge aufgezählt und einen kurzen Blick auf die Orographie ge- worfen, behandeln sie im geologischen Theil sehr kurz die alluvialen und diluvialen Gebilde, ausführlicher dann die normalen und erupti- ven Gesteine der neogenen Tertiärzeit, die älteren Tertiärgebilde, die Kreide- und Juraformation, Augitporphyr und Mandelstein, den Lias, die Trias und ältern Sedimente, den Porphyr, endlich die krystallini- schen Gebirge. Der zweite Theil ist der geologischen Detailschilde- rung des Landes gewidmet und in 25 Kapiteln wird der südliche, östliche, nördliche, westliche Grenzzug und das Bergland des mittlen Siebenbürgens geschildert. Zum Schluss werden die Petrefakten nach den einzelnen Formationen aufgeführt. Wir können nur wünschen, dass dieser Monographie gleich vortrefflich bearbeitete über die an- dern Länder Oesterreichs und Deutschlands folgen mögen. Dieselben haben ein ebenso grosses praktisches wie wissenschaftliches Interesse. Dolfuss-Ausset, Materiaux pour l’Etude des glaci- ers. Paris 1863. Tom. II. IIL. — Der früher erschienene erste Band dieses sehr wichtigen Werkes beschäftigt sich mit den frühern Bear- beitern desselben Gegenstandes eingehend, der vorliegende zweite behandelt die Hochalpen, die Geologie, Meteorologie und die physi- kalischen Verhältnisse, der dritte das erratische Phänomen, der vierte wird die Besteigungen und der letzte die Beleuchtung der gegen- wärtigen Gletscher bringen. So erhalten wir hier eine umfassende Monographie der Gletscher gestützt auf vielseitige eigene Untersu- chungen und gründliche Berücksichtigung der vorhandenen Literatur. Der Inhalt ist ein so reichhaltiger, dass wir auf dessen nähere An- gabe hier verzichten müssen, überdiess ist das Werk für Geologeu unentbehrlich und für jeden Freund der Geologie und physikalischen Geographie von höchstem Interesse. 26 * 396 Karten wnd -Mittheilungen‘ des mittelrheinischen geologischen Vereines. — Von diesem sehr verdienstlichen Un- ternehmen liegen uns aus diesem Jahre zwei Publikationen vor, wel- che für die vaterländische Geologie eine nieht unwichtige Bedeutung haben. Die eine ist die Karte der Sektion Herbstein - Fulda) bearbei- tet von Tasche und Gutberlet, die andere die Sektion Erbach bear- beitet von Seibert und Ludwig, beide Karten mit erläuterndem Text in Octav. Die Ausführung der Karten bekundet grosse Sorgfalt wie schon die der frühern Blätter und der Text eine sehr befriedigende Gründlichkeit der: Untersuchungen. Möge der Verein seine schöne und grosse Aufgabe mit rüstigen Kräften glücklich zu Ende führen. G. Bischof, Lehrbuch der physikalischen und che- mischen Geologie. Zweite gänzlich umgearbeitete Auflage in sedrängter Kürze, mit, Zusätzen und Verbesserungen. Bonn 1863. I. Bd. — Bischofs Lehrbuch begründete die gegenwärtige Epoche der Geologie und eine neue Bearbeitung, welche den Stoff übersicht- licher und strenger behandelt, als es in der ersten möglich war und zugleich den. seit: jener erzielten Fortschritt der wissenschaftlichen Forschung gewissenhaft in sich aufnimmt, wird unzweifelhaft von allen Geologen den Anhängern wie den Gegnern des Verfs. mit dem lebhaftesten Beifalle aufgenommen werden. Die Vergleichung mit der ersten Auflage zeigt alsogleich, dass diese neue in der That eine gänzlich umgearbeitete ist. Sie schliesst sich an die vom Verf. selbst besorgte englische Ausgabe, welche von 1854 bis 1859 erschien, ohne natürlich völlig mit derselben übereinzustimmen. Der erste Band behandelt. in 16 Kapiteln die Gesetze, nach welchen im Mineralreiche Verbindungen und Zersetzungen auf nassem Wege von Statten ge- hen, die Krystallisation und Pseudomorphosen, das Wasser, Quellen und subterrane Gewässer, Flüsse und Seen, Hebung und Erosion, das Meer, Absätze der schwebenden Theile der Gewässer, Absätze der aufgelösten Theile, die atmosphärische Luft, den Stickstoff und seine Verbindungen, den Kohlenstoff, die Kohlensäuregasexhalationen, die Kohlenwasserstoffgasexhalationen, die Stein- und Braunkohlen und andern Zersetzungsprodukte organischer Substanzen, endlich die Schwefelwasserstoff- und Schwefelsäureexhalationen. @l. Oryetognosie. Reusch, über den Schiller des Adu- lars und Labradors. — Der Labrador zeigt: den Schiller in be- sonders hohem Grade. Lässt man Licht auf eine glatte Fläche des- selben fallen, so erleidet dasselbe eimmal an der Oberfläche eine ge- wöhnliche Zurückwerfung, dann aber sieht man nach einer Richtung, welche oft sehr bedeutend abweicht von der Richtung des gespiegel- ten Lichtes, einen farbigen Lichtschein, der seinen eigenthümlichen Reiz eben dem Umstande verdankt, dass das Auge nicht durch ober- flächlich gespiegeltes: Licht genirt. wird. Aendert man die Richtung des einfallenden Lichtes gegen den Krystall oder: die Lage der schil- lernden Krystallfläche gegen das einfallende Licht, so ändert sich auch im Allgemeinen die Richtung; des: Schillers nach: Gesetzen, die 397 bis jetzt nicht formulirt worden, ‘wozu auch der’ Labrador nicht das geeignete Material ist. Zuerst untersuchte Hessel (Pogg. Anna- len’LXXIX) die Erscheinung des Schillerns näher an verschiedenen Krystallen und hat namentlich folgende Eigenthümlichkeit nachgewie- sen. Angenommen man habe zwischen eine Lichtquelle und dem Auge eine Krystallfläche so aufgestellt, dass sie den Schiller ‚zeigt: so wird dieselbe den Schiller nahezu unverändert zeigen, wenn man den Krystall um eine Achse dreht, welche den Winkel der Linien hal- birt, die man von Lichtquelle und Auge nach dem Krystall gezogen denkt. Hessel scheint zu glauben, dass unter den angegebenen Um- ständen die Schillerrichtung ganz unveränderlich sei, aber dem ist nicht so und B. überzeugte sich auch, dass diese Eigenschaft eine ein- fache Consequenz der Annahme ist, dass überhaupt der Schiller her- rühre von einem die ganze Masse in unendlicher Feinheit durchzie- henden Systeme von innren Durchgängen, denen in jedem Krystali eine besondere Orientirung entspricht, eine Annahme, die Hessel andeu- tet, ohne jedoch ihre Consequenzen weiter zu verfolgen. Norden- skiöld stellte am Labrador viele Messungen an, aber B. hält dessen Gesetz für nicht stichhaltig und dessen Beweis, dass das Farbenspiel nur an der Oberfläche entstehe für verfehlt. B. untersuchte den Schiller am Adular vom Zillerthal, Gotthardt und Ceylon. Die erste Beobachtung zur Annahme innerer Durchgänge besteht darin, dass wenn man das Auge der schillernden Fläche möglichst nähert, man in der Richtung des Schillers ein mehr oder weniger verwaschenes Bild der Lichtquelle sieht. Im Ceyloner Mondstein findet man das einer Lichtflamme enisprechende sehr helle Nebelbild noch mit far- bigen Ringen umsäumt, eine Beugungserscheinung, welche auf ziem- lich gleiche Ausdehnung der sehr kleinen innern Absonderungen hin- deutet. Die Abweiehung der Schillerrichtung von der Richtung des gespiegelten Lichtes ist eine Folge davon, dass die innern Durch- gänge einen gewissen Winkel mit der Oberfläche bilden, so dass das Schillerlicht erst nach zwei Brechungen und einer Reflexion an den innen: geneigten Durchgängen wieder nach aussen kömmt. Hiernach musste jeder schillernde Krystall so anzuschleifen sein, dass die Rich- tung des Schillers mit der Richtuug des gespiegelten Lichtes oder das Nebelbild mit dem Spiegelbild zusammenfällt in dem Falle näm- lich, wo die Schlifffläche den innern Durchgängen selbst parallel ist. Schliffe am Adular und Labrador bestätigten die Richtigkeit dieser Vermuthung. Auf solchen Schliffen vermischt sich aber das Reflex- und Schillerlicht und der Zauber der Erscheinung verschwindet ganz. B. prüfte die nun gewonnene Hypothese an den innern Durchgängen noch genauer. Er, stellt zuerst ihre theoretischen Consequenzen fest und verglich dieselben mit einer grossen Anzahl Messungen, in allen Fällen hielt die Hypothese Stich. ‘Es lässt sich erwarten, dass die in- nern Durchgänge einer wirklichen oder krystallographisch möglichen Fläche parallel gehen. Die Bestimmung dieser (gelang am Labrador nur bei wenigen Stückchen, besser am Adular. ‘Zur Darlegung der 398 Resultate der Messungen ist auf den Kalifeldspath zurückzugehn. Als Grundform mag eine rhombische Säule gelten, auf deren stumpfer Kante der Hauptblätterbruch P als schiefe Endfläche gerade aufgesetzt ist. Die scharfen Kanten der Säule werden durch den zweiten auf P senkrechten Blätterbruch M abgestumpft, und ebenso die stumpfen Kanten durch eine Fläche von K und die letztere ist es, welche den Schiller deutlich zeigt. Legt man nämlich den Krystall vor einem Fenster so, dass K horizontal, M rechts und links liegt und zugleich das dem Beobachter zugewandte P nach vorn ansteigt, so sieht man den Schiller auf K bei radialem Daraufsetzen. Die innern Durch- gänge fallen dann nach vorn ab und bilden mit K einem Winkel 11°. Die so bestimmte Fläche fügt sich leicht in das Krystallsystem des Feldspathes und möge d heissen, weil sie wahrscheinlich einen gleich- namigen dritten Blätterbruch des Feldspathes entspricht, der am Mur- chisonit beobachtet worden ist. Alle Ceyloner Mondsteine zeigen anf M eine Streifung parallel der Fläche d und man braucht daher den Mondstein nur nach jener Streifung senkrecht zu durchschneiden und zu poliren, um sofort das Nebelbild in der Richtung des Spiegelbil- des zu haben. Ausser den besprochenen mehr katoptischen Schiller- erscheinungen zeigt der Adular noch Lichteffekte im durchgelassenen Lichte. Der kleinste Splitter nach P oder M erscheint bei passender Stellung gegen das Auge von innerem Lichte durchgossen. Bei ge- höriger Annäherung an das Auge sieht man in der Richtung des dioptischen Schillers auch dioptische Nebelbilder und bei gehörig dicken Stücken rechts und links von einer Lichtflamme Beugungs- spectra wie sie von feinen Gittern hervorgebracht werden. Auch diese z. B. sehr schönen Erscheinungen sind eine Wirkung derselben innern Durchgänge. Aus allen Untersuchungen ergiebt sich, dass in Kry-, stallen unter Umständen ein innerer Blätterdurchbruch von ausseror- dentlicher Feinheit angedeutet sein kann. Die einzelnen Elemente des Blätterdurchbruchs sind diskrete, äusserst kleine, aber nach ge- wissen Richtungen höchst regelmässig angeordnete Absonderungen. Die beim katoptrischen Schiller auftretenden Farben wären dann Far- ben dünner Plättchen, wobei entweder die Dicke der Hohlräume oder die Dicke der zwischen zwei parallelen Hohlräumen enthaltenen Kry- stallschicht die Art und Ordnung der Farbe bestimmen würde. — (Würtemberg. naturw. Jahreshefte XIX. 64 — 69.) Fischer, neue Mineralvorkommnisse. — Das Titan- eisen oder Magneteisen im Phonolit von Oberschaffhausen am Kaiser- stuhl ist Schörlamit oder Eisentitanit, wie die chemische Analyse er- geben hat. Dieselbe stimmt sehr nah mit denen von Withney, Crostley und Rammelsberg des nordamerikanischen Schorlamits, der nur von Magnet love in Arkansas bekannt ist, wo er mit Arkansit, Ozarkit, Quarz, Eläolith und Kokkolith bricht. Auch ist der badensche Schor- lamit stellenweise mit äusserst zarten durchscheinenden blaulich grü- nen Prismen, die wahrscheinlich Apatit sind, und dann mit einem zeo- lithischen Mineral in schmutzig weissen Adern oder grössern Massen 399 durchwachsen;, letzteres erscheint dem freien Auge dicht, dem be- waffneten strahlig faserig und möchte sich vielleicht als Thomsonit oder Natrolith herausstellen. — Das zweite Vorkommen ist Blumit von den alten Gruben bei Hofsgrund unweit Freiburg. Er lag als schalige Zinkblende in der Sammlung, hat deutlich concentrischscha- lige Structur, die Schalen aber erscheinen nicht so fest verwachsen wie bei jener, haben etwa 2 bis 3’ breiten Durchmesser, sind nur an wenigen Stellen auf dem Querbruch grünlich, unmetallisch, weiss, schwarz oder bräunlich. Das einzige Stück ist 'einerseits mit hüb- schen grünen Pyromorphitsäulen andrerseits mit winzigen Eusynchit- häufchen überzogen. Die früher nur von Nertschinsk in Sibirien und Endellion in Cornwall bekannt 'gewesene: Bleiniere ist neuerlich in verschiedenen Modifikationen auch noch von andern Fundorten be- kannt geworden. — Das dritte Mineral stammt von Badenweiler, ist mit blätterigem weissen Baryt und Cerussit verwachsen und kam als Bleierde in die Sammlungen. Es bildet erdig aussehende, jedoch auch für das freie Auge deutlich fein und etwas strahlig faserige fleischrothe Massen und seine phanero-krystallinische Struktur wider- spricht allen Beschreibungen der zum Cerussit gehörigen Bleierde eben so sehr wie seine chemische Zusammensetzung. Es giebt vor dem Löthrohre starken Antimon- und Bleibeschlag auf Kohle, im Kol- ben etwas Wasser, jedoch keinen Arsenbeschlag, die salpetersaure Lösung reagirt meist auf Chlor; das Mineral scheint demnach eine der Bleiniere ähnliche Zusammensetzung zu haben. — Das vom Verf. als Eusynchit beschriebene mehre Pfund schwere Stück von Vanadinblei wurde auf einer Pinge an der Landstrasse von Freiburg über Horben nach dem,südlichen Schwarzwalde gefunden. — Edler Beryll wurde von Fleischer im Granit am Schramberg im Schwarzwalde gefunden. Es ist dies das erste Vorkommen von edlem Beryll im Schwarz- walde. Das Gestein ist mittelkörniger Granit mit körnigem Ortho- klas, farblosem Oligoklas, ersterer zersetzt, Glimmerblättchen desglei- chen. Die Berylikrystalle sitzen eigentlich.in einer Kluft beisammen und ist jeder einzelne in einer festen rothen T'honmasse eingebettet, jedoch so dass der Krystall nicht direkt an die. glatte Wand seiner Umhüllung anstösst, sondern dazwischen noch ein kleiner Raum frei- bleibt, wonach es scheint, dass von Gewässern eine Thonmasse weg- gespült wurde. Der grösste Krystall hat 24/2‘ Querdurchmesser, ‚die Länge eines andern 9‘. Sie haben vertikale Streifung, sind durch- sichtig, grünlich, oft mit ochergelbem Rindenüberzuge. — (Neues Jahrb. f. Mineral, etc. 559— 561.) E. Leisner, neue Vorkommnisse in Schlesien. — Auf Göppersdorf bei Strehlen wurde ein neuer Steinbruch im Urkalk eröffnet. An dessen Grenze liegt Strehlener Granit in grossen Blöcken, die Decke bildet reiner Lehm, darunter gelber Letten und Gcrölle mit wenig Rauchquarz. Hier nun finden sich Halbopal, Schwimm- stein, Granat und Wollastonit. Der Halbopal ist, weiss, gelblichweiss, matt, nur an den Kanten durehscheinend oder schwärzlich, stark glän- 400: zend und in: Schwimmstein übergehend, der deutlich nur ein Zer- setzungsprodukt der Opalmasse ist. Einzelne plattenförmige Stücke enthalten in der Mitte den schwärzlichen Halbopal, während die Aus- senheiten aus porösem milchweissen oder gelben Schwimmstein be- stehen. Ist der Auflösungsprocess des Opals gänzlich erfolgt: so sind die Stücke porös, oft wie zerfressen und fühlen sich rauh an. Kleinere Stücke brausen in Wasser auf und sinken bald unter. Der Granat ist braun und kommt derb mit aufgewachsenen Krystallen vor. Wollastonit fand sich in grossen graulichweissen Exemplaren mit Perl- mutterglanz auf den Spaltungsflächen. In dem weissen Urkalk kom- men Schwefelkieswürfel und derber Magnetkies vor. — (EZbnd. 556.) G. vom Rath, mineralogische Mittheilungen — 1. Turnerit im Tavetschthale wird in seinen Krystallformen speciell untersucht. — 2. Mizzonit wurde von Scacchi vom Mejonit ge- trennt und G. Rose stellt denselben vorläufig zum Mejonit als vierte Speeies der Gattung Wernerit. Verf. untersuchte einen Krystall und bestimmte dessen Flächen. Die Mizzonitkrystalle sind stärker ver- längert in der Richtung der Vertiealachse als bei Mejonit. Stets herrscht das Prisma, das zweite ist äusserst schmal oder fehlend, die Endfläche ist häufig vorhanden, die vertikalen Flächen stark längs gestreift. Die Winkelmessungen von Scacchi und v. Kokscharow stim- men nabzu überein. Von besonderer Wichtigkeit ist jedoch die che- mische Analyse. Die hierzu verwendeten Stücke hatten deutliche Spaltbarkeit parallel dem zweiten quadratischen Prisma, muschligen Bruch, Glasglanz, farblos, durchsichtig, Härte 5,5 — 6,0, spec. Gew. 2,623. Vor dem Löthrohre nicht schwierig zu einem blasigen Glase schmelzbar. Das Mittel zweier Analysen erwies 54,70 Keeselsäure, 23,80 Thonerde, 8,77 Kalkerde, 0,22 Magnesia, 2,14 Kalkerde, 9,85 Natron, 0,13 Glühverlust. Hiernach ist der Mizzonit eine Verbindung von 6 Atomen einatomiger Basen + 4 At. Thonerde + 15 At. Kiesel- säure. Verf. wirft damit nun einen Rückblick auf die unter Wernerit vereinigten Mineralien, wobei wir ihm nicht folgen. Der Mizzonit findet sich in gewissen Trachytauswürflingen der Somma, in Drusen desselben zugleich mit Kalkspath, auch in dem Piperno von Camal- doli in den Steinbrüchen bei Pianura. — 3. Mejonit vom Laacher See wird auf seine Krystallformen mit denen des Vesuys verglichen, von denen sie kaum zu unterscheiden sind. — 4. Analyse des Orthits (Bucklandits) vom Laacher See: 31,83 Kieselsäure, 13,66 Thonerde. 10,28 Eisenoxyd, 8,69 Eisenoxydul, 0,40 Manganoxydul, 20,89 Ceroxy- dul, 11,46 Kalkerde, 2,70 Magnesia. Es ist dies der erste Nachweis von Cer in einem neuen vulkanischen Gesteine. — (Poggend. Annal. CXIX, 247—275.) D. Fr. Wiser, neue Vorkommnisse in den Alpen. — Von der Mürtschenalp erhielt Verf. drei sehr interessante Vorkomm- nisse. 1. Gediegen Silber in ganz kleinen Flimmerchen auf Buntku- pfererz begleitet von derbem weissen kohlensauren Kalk. Es kömmt spärlich im Gange der Grube Erzbett vor. 2. Gediegen Kupfer mit 401 gediegen Silber vom Flumser Berg im Bezirk Sargans auf einem fein- körnigen braunrothen dem Quarzit ähnlichen Gestein, begleitet von Kieselkupfer, Kupferlasur, Quarz und Rothkupfererz. Stellenweise sind beide Metalle innig mit einander verwachsen. Die Stücke wur- den auf einer Wiese beim Ausroden eines Ahornstammes gefunden. Es ist dies das erste derartige Vorkommen in der Schweiz. Im Grie- sernthale, Seitenthal des Maderaner, fand sich eine interessante Varie- tät von Anatas. Die sehr kleinen tafelförmigen Krystalle sitzen in ganzen Schwärmen auf kleinen Eisenrosen, sind gelblich zuweilen ins grünliche stechend, stark durchscheinend, z. Th. beinah farblos. Sie zeigen die Combination der graden Endfläche OP vorherrschend mit dem Hauptoctaeder P und dem stumpfen Octaeder gleicher Ordnnng HP. Als Begleiter erscheinen Rutil in kurzen haarförmigen Krystal- len gebüschelt, Bergkrystall, Adular, Albit, Laumontit und Chlorit. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 697 — 698.) E. Weiss, über den Schillerspath von Todtmoos. — Bisher war nur der Schillerspath des Radauthales im Harze genau untersucht und diesem Bastit wurde der Schillerspath von Volpers- dorf in Schlesien und Todtmoos im Schwarzwalde angereiht ohne nä- here Untersuchung. Diese giebt W. für letzteren. Bei Todtmoos im Walde an der Ostseite des Kirchberges tritt aus granitischer Umge- bung ein Fels hervor, der glatte Stein, oben mit schiefer glatter Fläche. Der steile Abhang ist mit Geröllen dieses Felsens bedeckt, das Gestein schwärzlich grün, an den Kanten durchscheinend, von un- ebenen und feinsplittrigem Bruche, im Aussehn dem Gabbro ähnlich, seine Grundmasse ziemlich von Flussspathhärte. Darin liegen linien- grosse perlmutterglänzende grüne Schüppchen, sehr vollkommen in einer Richtung blätternd, dem Diallag sehr ähnlich, von Fischer als Schillerspath betrachtet. W. fand grössere Stücke und liess dieselben von Hetzer analysiren. Sie sind dunkelgrün, in dünnen Blättchen vollkommen durchsichtig, mit sehr vollkommenem Blätterbruch und Perlmutterglanz, spec. Gew. 2,55, Härte zwischen 3 und 4. Entfärbt sich noch vor dem Glühen vor dem Löthrohr, wird gelblichgrau, 'här- ter und blättert wenigerleicht. Die Analyse ergab: 43,77 Kieselsäure, 6,10 Thonerde, 7,14 Eisenoxydul, 1,17 Kalkerde, 30,92 Magnesia, 8,51 Wasser, 1,67 Kohlensäure, 1,12 organische Substanz, Spuren von Ti- tansäure und Chromoxyd. W. beleuchtet diese Zusammensetzung noch weiter und sucht auch die Stellung zum Serpentin zu ermitteln. — (Pogg. Annal. CXIX, 446 — 461.) N. v. Kokscharow, über Beryll, Euklas, Rutil. — Ein Berylikrystall aus Nertschinsk zeigt ausser mehren Zuspitzungs- flächen die Flächen einer neuen dihexagonalen Pyramide. Diese (y) stumpfen die Combinationskanten zwischen den Flächen s=2P2 und M= „P ab und werden ausgedrückt durch y—=14P = Sie fallen also in dieselbe Zone, in welcher schon die Flächen x— 3P 2; v= 402 8 sP -und w=12P = Verf. berechnet noch die einzelnen Winkel 7 und fasst die Combination des Krystalls in folgende Formel: 3 14 0P-BIDP 2P 2.27. Jap ; Pp.E:20 > 1512 P PS tb, s zZ y M Der ungewöhnlich grosse Euklaskrystall aus den Goldseifen Bakakins zeigt die Combination +3P3.—P.(Po)- 2@Po): + "aPo -oP- oP2):. (oP o)- f r n 0 g N 8 T Auf der ersten Fläche r bemerkt man eine schwache Streifung, offenbar durch die Combinationskanten hervorgebracht und das ist u auch die Ursache, dass die Kante __ ziemlich gebrochen erscheint. 0 Der prachtvolle Krystall ist vollkommen durchsichtig und von schwach grasgrüner Farbe. — Von eben dem Fundorte jenes Euklases in der Gegend des Flusses Sanarka erhielt v. K. zwei pseudomorphe Rutil- krystalle nach Anatas. Sie sind röthlichbraun und bilden eine teira- gonale Pyramide, sehr nah dem regulären Octaeder. Beim Zerschlagen zeigen sie sich zusammengesetzt aus einer grossen Menge Rutilnadeln, die sich in verschiedenen Richtungen schneiden, Die Krystalle un- terscheiden sich nicht im Geringsten von denen, welche in Brasilien die Diamanten begleiten und welche dort Captivos genannt werden, weil sie den Diamanten begleiten wie der Sklave seinen Herrn und daher als Merkmal zur Entdeckung des Diamanten dienen. Es lässt sich nun nach den vielen übereinstimmenden Verhältnissen erwarten, dass auch am Flusse Sanarka bald Diamanten gefunden werden. — (Bulletin Acad. Petersbg. VI, 412 — 415.) A. Kenngott, der Hessenbergit und der Hämatit. — 1: Auf einer gewissen Varietät der Eisenrosen von der Fibia am St. Gotthardt kommen eigenthümliche Zwillinge mit stark demantar- tigem Glasglanz vor, welche eine neue Mineralspecies den Hessen- bergit bilden. Es sind kleine scharf ausgebildete Krystalle, in den Sammlungen wahrscheinlich seither übersehen. Sie gehören ins or- thorhombische System, sind tafelartig, nach den vorherrschendsn Flä- chen sechsseitige Tafeln mit graden Randflächen gebildet durch die Combination OP... P&%: „»P, wobei ausser den die Tafelform bedin- genden Basisflächen die Längsflächen mehr minder vorherrschen. Die Zwillingsgestalt wird näher beschrieben. Die Krystalle sind farblos oder schwach bläulich gefärbt, durchsichtig bis durchscheinend, ha- ben starken glasartigen Glanz, der auf den vertikalen Flächen in De- mantglanz neigt. Mindestens Quarzhärte. Im Glasrohre erhitzt zeigt das Mineral keine Veränderung und giebt kein Wasser ab, in der Platinzange vor dem Löthrohre behandelt, wird es milchweiss por- cellanartig,. schmilzt ein wenig und bekommt Risse. Mit Kobaltsolu- tion befeuchtet und geglüht wird es grau und die krummlinigen 403 Sprünge treten als schwarze Linien auf lichtgrauem Grunde hervor. Mit Phosphorsalz behandelt zeigte sich nach längerem Blasen eine kanm merkliche Abnahme der Probe, doch trübte sich die farblose Perle beim Abkühlen etwas. In Borax dagegen löst sich die Probe sehr rasch, kleine Bläschen entwickelnd, das Glas ist vollkommen farblos und klar. Mit Soda auf Kohle verschmilzt die Probe unvoll- kommen ohne Brausen und giebt eine weissliche Masse. Salzsäure bleibt ohne Einwirkung. Das Mineral ist also ein Silikat. Seine Zwillinge sitzen entweder auf den Eisenrosen oder auf den anhän- genden Gesteinsresten, welche kleine Adularkryställchen und braune, graue, weisse Glimmerlamellen als Begleiter zeigen. — 2. Hämatit- krystalle aus dem bündnerischen Tavetschthale und dem walliser Binnenthale auch vom Gotthardt, welche die tafelartige Combination OR.*%sP2.R zum Theil auch mit 2/, R3 zeigen, finden sich zuweilen in sehr schönen aufgewachsenen Kreuz- und Berührungszwillingen, welche als Verwachsungsfläche die Fläche eines stumpfen Rhomboe- ders mR‘ haben. Da die beiden Individuen so mit einander verwach- sen sind, dass eine Rhomboederfläche R des einen Individuum mit einer Rhomboederfläche R das andere Individuum in einer Ebene lie- gen, so muss die Zwillingsfläche mR‘ senkrecht auf der Rhomboeder- fläche R stehen. Legt man das Rhomboeder 'R mit dem Endkanten- winkel 86° zu Grunde, so ist OR/R — 1220 23° und danach die Nei- gung OR/mR’ — 147° 37‘. Hieraus berechnet sich der Werth von m auf ‚ wofür man mit Gewissheit 2/; setzen kann. Da jedoch 1 2,4862 hiermit die Zwillingsfläche nicht erledigt ist, wenn man auch keinen Zweifel haben dürfte, dass m=?/, sei, sondern aus der Annahme dieses Werthes und aus der gleichen Lage der gleichzeitig spiegeln- den Rflächen folgt, dass die Neigung von OR/R = 122° 23‘ nicht ge- nau sei: so nahm K. versuchsweise den Winkel etwas kleiner an. Wird OR/R=1220 18° 44 genommeu, woraus OR/mR—1479 41‘ 16‘ x i 1 folgen würde: so ist m = 9490 und wenn man aus 0R/R = 1220 18° 44° die Hauptachse bezeichnet: so folgt a2:b? — 1,8749:1 und der Endkantenwinkel von R—85° 54' 18. Mohs gab denselben auf 850 58° an. Vervielfacht man obiges Verhältniss a2:b?2 — 1,8749 :1 mit 8, so folgt a2: b2 — 14,9992 :8, wofür man der Einfachheit wegen 15:8 setzen kann. Das Achsenverhältniss a?:b2 — 15:8 ist aber ab- solut genau das des Hämatit, denn nur diesem entspricht genau die Bedingung, dass die Zwillinge nach 2/; R' verwachsen sind und dass die zwei Rhomboederflächen R beider Individuen vollkommen in einer Ebene liegen und gleichzeitig spiegeln. Für das Achsenverhältniss a2:b2 — 15:8 ergiebt sich OR/R = 122° 18‘ 42" und OR/2/,;R' — 147° 41‘ 18° und beide Flächen R und 2/, R‘ bilden mit einander ge- nau 900, wie es das Zwillingsgesetz erfordert. Ferner folgt aus a: b2 — 15:8 der Endkantenwinkel von R — 85° 54‘ 14’ als der wahre Winkel der Grundgestalt, die genau aus dem Zwillingsgesetz folgt. 404 Wenn nun einerseits das Zwillingsgesetz der schweizerischen Kreuz* und Berührungszwillinge nach 2/; R‘, wodurch zwei Rhomboederflä- chen R der beiden Individuen in eine spiegelnde Ebene fallen, die Grundgestalt ganz genau berechnen liess: so hat andrerseits diese Berechnung und das zu Grunde liegende Zwillingsgesetz die wich- tige Folge, dass die Achsenlängen quadratisch ausgedrückt ein so einfaches und für den Hämatit nothwendiges Verhältniss a2:b2 = 15:8 haben. K. hat schon lange die Ansicht, dass die Achsenlängen, wenn sie genau bestimmt sind in dieser Weise ausgedrückt sind die einfachsten Zahlenverhältnisse ergeben und für viele Species die Ach- sen in dieser Weise berechnet; der Hämatit bestättigt nun diese An- sicht, welche für die Berechnung der Krystallgestalten, besonders aber für die gegenseitigen Beziehungen der morphologischen, physika- lischen und chemischen Verhältnisse der Krystalle von Einfluss zu sein scheint. — (Münchener Sitzgsber. 1564. II, 230 — 236.) G. Tschermak, der Astrophyllit von Barkewig. — Dieses glimmerähnliche Mineral ist erst neuerdings in dem bekann- ten Zirkonsyenit von Brevig in Norwegen beobachtet worden. Es ist keine Glimmerart, Form,. Spaltbarkeit, Sprödigkeit, Eigengewicht spre- chen dagegen. Die häufig zwischen den spröden Blättchen vorkom- mende fremde Feldspathsubstanz und das oft verkrümmte und zer- blätterte Ansehen weisen auf Veränderung. Verf. glaubte zuerst, dass Disthen das ursprüngliche Mineral sei, aber genaue Untersuchung führte auf Anthophyllit, der hier durch chemische Veränderung mehr- blättrig und weich geworden. Der Astrophyllit bildet eingewachsene lange Säulen ohne deutliche Endigung oder verworren stängelige oft auch radialstrahlige Aggregate, Genau so verhält sich der Antho- phyllit. Aus der Lage der optischen Achsen ergiebt sich das rhom- bische Krystallsystem. Verf. vergleicht nun die Merkmale beider Mi- neralien nach einander und findet, dass der Astrophyllit nur gerin- gere Härte, grössre Schmelzbarkeit und einen andern Gehalt’ an Al- kalien hat, dass er ein eisenreicher veränderter Anthophyllit, eine Pseudomorphose nach diesem ist. Trotz der Veränderung ist die op- tische Orientirung dieselbe geblieben. Von der allmähligen Verän- derung gibt übrigens die’ganze Umgebung des Astrophyllits Zeugniss!: der Pyroxen ist zum Angyrin geworden durch denselben Process. Er ist durchdrungen von Feldspath- und Analcimsubstanz, morsch und stellenweise schon halb zerstört. Der schwarze Glimmer ist stellenweise weich, unelastisch und durchdrungen von Zeolith- und Feldspathsubstanz. Andrerseits entwickelte sich Cancrinit und Spreu- stein aus Nephelin, indem Kalk aufgenommen und Alkalien ausge- schieden wurden. Dass der begleitende Orthoklas nicht stark ver- ändert ist, kommt wohl daher, dass er wie aus der Paragenese zu ersehen, unter den ursprünglichen Silikaten zuletzt krystallisirte und weil er seiner chemischen Natur nach dem genannten Vorgange leicht widerstehen konnte. — (Neues Jahrbuch f. Mineral. 550-554.) F. Roemer, Scheelit im Riesengebirge. — Der unter- 405 suchte Krystall’®/s‘‘ gross, gelblich und oktaedrisch ist im Riesengrunde d..i. dem obersten unmittelbar auf dem S-Abhange der Schneekoppe beginnenden Abschnitte des Aupathales in loser Erde gefunden: wor- den. Die Stelle selbst liegt neben einer Höhlung eines alten Gruben- baues auf Arsenikerze. Es treten hier in den Glimmerschiefer dünne Einlagerungen von hellgrauem krystallinischkörnigen Kalkstein und an diesen scheint das Vorkommen des Scheelit gebunden. R. fand Stücke mit dem Kalkstein verwachsen. Meist treten die Krystalle in Drusenräumen auf begleitet von Bergkrystall, Flussspath und Kalk- spath. Die Scheelitkrystalle zeigen vorherrschend das Quadratoktae- der mit dem Endkantenwinkel von 108° 12‘ Alle andern Flächen sind ganz klein, Verf. bestimmt dieselben. Am meisten ähnelı dies Vorkommen dem von Schlaggenwald. Die Analyse ergab 80,1 Wol- framsäure, 19,5 Kalk und Spuren von Eisenoxyd, Thonerde und Mag- nesium. — (@eolog. Zeitschrift XV. 607-610.) K, L. Th. Liebe, Ferberit ein neuer Wolframit. — In der Sierra Almagrera in Spanien bricht auf einem Gange in krystal- linischem Schiefer mit Quarz ein eigenthümlicher Wolframit, den Verf. Ferberit nennt, indem er die Untersuchung desselben speciell darlegt. Er hat lebhaften unreinen Glasglanz, bräunlichschwarzen Strich mit einem Stich ins Chokoladenfarbene, Härte 5, spec. Gew. 6,801, enthält 70,07 pC. Wolframsäure und entspricht der Formel 4RO.3WO;, wobei R der Hauptsache nach = Fe zu setzen ist. Vor dem Löthrohre auf Kohle schmilzt er sehr leicht zu einer magneti- schen Kugel, die mit grossem Korn krystallisirt. Enthält 2,18 pC. Caleia und Magnesia. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 642—655.) Paläontologie. Göppert, über lebende und fossile Cyeadeen. — Unter dieinteressanten Entdeckungen aus Afrika, aber von der Ostküste von Cap Natal, gehört eine Cycadee, Stangeria pa- radoxa Th. Moore, deren unfruchtbare Wedel — und zwar allerdings ganz verzeihlicherweise, weil man keine Cycadeenwedel mit dichoto- men Nerven, wohl aber viele solche Farne bis dahin kannte — auch für Farne gehalten und beschrieben worden waren (Lomaria Lago- pus und L. eriopus Kunze), bis vollständige Pflanzen ihre Abstam- mung von einer Cycadee unzweifelhaft erkennen liessen, welcher der Specialname paradoxa sehr passend gebührt. Der Breslauer Garten besitzt ein wahrscheinlich bald in Blühte tretendes Exemplar dieser zur Zeit noch seltenen und .kostcaren Pflanze. Bornemann benutzte diese Aehnlichkeit, um alsogleich diefrühere, auf schon von Verf. ent- deckte und beschriebene Farnfrüchte gegründete Brongniartsche Gat- tung Taeniopteris als Stangerites: zu den Cycadeen zu zählen, eine unnöthige Veränderung, die umsomehr der Synonymie verfällt, als die dabei besonders von Bornemann berücksichtigte Taeniopteris marantacea von Schenk mit Farnfrüchten aufgefunden worden ist. Die Familie der Cyeadeen beginnt nicht etwa nur schon in der pro- ductiven oder oberen Kohlenformation, was man bisher auch bezwei- felte, sondern geht sogar darüber hinaus, wie ein in dem der untern 406 Kohlenformation gleichaltrigen Kohlenkalk von Rothwaltersdorf auf- gefundener Cycadites (C. taxodinus m.) zeigt; sie besitzt ferner zwei Repräsentanten in der oberen Kohlenformation: Cycadites gyrosus m. ein in der Entwickelung begriffener Cykaswedel, und das Pterophyl- lum gonorrhachis, beide aus dem Thoneisenstein der Dubesko-Grube in Oberschlesien. Sie erreicht in der Medullosa stellata Cotta aus der permischen Formation die höchste Ausbildung der Strukturver- hältnisse (wegen dem in dem Markcylinder in Menge vorhandenen ausgebildeten Holzcylinder), und in der darauf folgenden Trias und noch mehr in der Juraperiode das Maximum von Arten, fehlt nicht in der Kreideperiode und endigt erst in der Tertiärperiode, und zwar nicht weniger alsin dem Miocän von Grönland, wo unter dem 70° n. Br. bei Kook Dr. Rink, eine Anzahl Pflanzen fand, unter denen G ausser der schon von Brongniart beschriebenen Peco- pteris borealis, der echttertiären Sequoia Langsdorfii ein Pterophyllum arcticum erkannte, welches bald wie die übrigen hier genannten neue- ren Arten veröffentlicht werden soll. Derselbe, über das Vorkommen von echten Mono- kotylen in der Kohlenperiode. — Das Vorkommen von Mo- nokotylen in der Kohlenperiode wurde bis in die neueste Zeit noch von Brongniart und Hooker bezweifelt, und daher die daraus hervor- gehende Lücke in der sonst allgemeinen Lehre von der fortschrei- tenden Entwickelung oder allmählichen Vervollkommnung der Vege- tation in den verschiedenen Bildungsperioden unseres Erdballes von ihnen und Anderen unangenehm empfunden. Doch ohne genügende Veranlassung; denn A..J. Corda hatte bereits im Jahre 1845 in sei- nem bekannten treffiichen Werke zur Flora der Vorwelt zwei Arten von Stämmen aus der Steinkohlenformation von Radnitz: Palmacites carbonigenus und P. leptoxylon, beschrieben und abgebildet, die, wenn auch nicht zu Palmen, doch wenigstens ganz unzweifelhaft zu echten Monokotylen gehören. Auch Eichwald hatte vor ein paar Jahren in der Flora rossica eine von ihm zu Noeggerathia gerechnete Stamm- knospe aus der permischen Formation beschrieben und abgebildet, welche, wie ein nach Verf. benanntes trefflich erhaltenes Exemplar zeigt, bis zum Verwechseln einer Musacee gleicht, also somit einen neuen Beitrag zur Monokotylenflora der Kohlenperiode liefert. An- dere Palmen, oder diesen ähnliche Fruchtstände, wie die Anthodio- psis Beinertiana, die Trigonocarpeen etc., Bürger der in der Publi- cation begriffenen permischen Flora, die als ein besonderer Band der Palaeontographica von H. v. Meyer und Dunker erscheint, werden ihre Zahl noch vermehren. Die Lehre von der stufenweisen, soge- nannten Vervollkommnung der Vegetation von der ältesten Periode bis zum Auftreten der Dikotylen in der Kreideperiode erscheint also durch Hinzuführung dieser neuen Glieder vervollständiget und event. neu befestigt. — (Breslauer Zeitung 1863 No. 571.) Derselbe, Skizzen zur paläontologischen Literatur, insbesondere der Tertiärflora Italiens. — In den Schrif- 407 ten der Alten finden sich auch in naturhistorischer Hinsicht viele wichtige Angaben, welche bei gehörigen Beobachtung, der späteren Zeit, ja selbst der unsrigen, manche arge Verirrungen erspart hätten. Die widersinnige Lehre von den sogenannten Naturspielen, welche Jahrhunderte lang und trotz Beringer’s tragischem Geschicke sich fast bis auf unsere Tage erhielt, kam wohl nicht zum Vorschein, wenn die Erfahrungen eines Strabo, Herodot u. A. über die Herkunft und die geologische Bedeutung versteinter Conchylien angemessen gewürdigt worden wären. Welche naturgemässe Ansichten sprach nicht Plinius über den Ursprung des Bernsteins, als eines Harzes von Nadelhölzern, so wie über Entstehung der Mineralquellen aus, wo- durch der ärztlichen Welt das so lange gepflegte und erst durch Struve’s glänzende Entdeckung gänzlich gebannte Phantom des so- genannten Brunnengeistes erspart worden wäre. Dass man endlich in jener Zeit auch schon Reste fossiler riesiger Thiere in Sammlun- gen vereint, scheint sich aus einer merkwürdigen Stelle in dem Le- ben Augusts von Sueton zu ergeben edit. Lugd. Batav. 1632 p. 132 (qualia sunt Capreis immanium belluarum ferarumque membra prae- grandia, quae dicuntur gigantum ossa et arma Heroum etc.), die sich wohl schwerlich anders deuten lässt. Die Restauration der Natur- wissenschaften erinnert uns schon früh an die Beachtung der an Ter- tiär-Versteinerungen so reichen Schichten des Monte Bolka und Um- gebung durch Fracastori und den auch anderweitig so berühmten Le- onardo da Vinci. Vor längerer Zeit erhielten wir von Procaceini Ricei im Jahre 1828, also nur wenige Jahre nach der Gründung der fossilen Flora als Wissenschaft, in der Beschreibung der fossilen Pflan- zen von Sinigaglia ein Werk, welches als die erste Tertiärflora ir- gend eines Fundortes überhaupt anzusehen ist. Ausser Italien kaum verbreitet, enthält es, wie wohl nur Wenige wissen, schon damals ei- nen grossen Theil der merkwürdigen nordamerikanischen Typen, wel- che erst später in anderen Lokalitäten entdeckt, unsere Bewunderung erregten, wie z. B. Liriodendron, Planera, Carpinus, Vitis, Ahornfor- men, Taxodien und andere Cupressineen u. s. w. In ausgedehnte- ren, den Fortschritten der Wissenschaften entsprechenden Form und prachtvoller Ausstatiung erschien in unseren Tagen, im Jahre 1861, eine abermalige Beobachtung jener Flora von Scabelli und A. Mas- salongo (Studii sulla flora fossile e Geologica stratigraphica del Si- negal liese, 500 S. Text und 45 Taf. gr. 4.), von denen erstere die sehr interessante geognostische, die letztere die botanische Abthei- lung lieferte. Massalongo starb kurz vor Beendigung dieses Wer- kes. Ausser den umfangreichen und zwar eine neue Bahn eröffnen- den Arbeiten im Gebiete der Flechtenkunde, lieferte er in kurzem Zeitraum im Gebiet der Paläontologie nicht weniger als 28 verschie- dene, mehr oder minder umfangreiche und fast stets auch von zahl- reichen Abbildungen illustrirte wichtige Werke und Abhandlungen, und gründete eine umfangreiche paläontologische Sammlung. Es ge- reicht seiner Vaterstadt, Verona, zu grosser Ehre, dass sie sich diese - 408 literarischen Schätze nicht entgehen liess, indem sie diese stummen, aber doch auch so beredten Zeugen der literarischen Thätigkeit ih- res berühmten Mitbürgers selbst für ihr Museum für den Preis von 8006 G. erwarb. Im Verein mit R. de Visiani in Padua bearbeitete Massalongo auch die wichtige ältere Tertiärflora von Noväle bei Vi- cenza (46 Seiten Text 137 Q. F.); als fernere Zeichen grosser er- spriesslicher Thätigkeit in diesem Gebiet Eugene Sismonda in Turin ein Prodrome d’une flore tertiaire du Piemont 1859, wozu früher Fau- jas St. Fond, Collegno Visiani, Michelotti Beiträge lieferten; ferner G. Capellini zu Genua 1860 über die geognostischen Verhältnisse der Ligniten des Val di Megra (5 T. 36 S. 4.) und die Contributions & la Flore fossile italienne von Ch. Th. Gaudin (als Botaniker) dem Mar- quis Carlo Strozzi (als (Geologe) 1858—62, 6 einzelne Hefte mit 41 Tafeln in 4., einzelne Monographien versehieden in paläontologischer Hinsicht besonders wichtigen Gegenden, wie des oberen Arnothals von Montagore, Massa maritima, verschiedener Travertine Toskana’s, des vulkanischen Tuffs der liparischen Inseln u. v. a. Fundorte‘). Indem Verf. näher auf den reichen Inhalt dieser sämmtlichen Werke, insbesondere in Beziehung auf die Tertiärflora Schlesiens in seinem Vortrage einging, von welcher er eben noch so wie früher zwei Al- tersstufen unterscheidet, eine mittelmiocäne und obermiocäne, be- merkte er, dass viele Arten Italiens auch bei uns vorkämen, nur bei uns jedoch bis jetzt die untermiocänen Formen von Novale, und eben so die pliocänen oder diluvialen der Travertine mangelten. Zur mit- telmiocänen Formation gehört in Schlesien und der benachbarten Lau- sitz, nach dem gegenwärtig vorliegenden reichen, sich täglich meh- renden, hoffentlich noch zur Bearbeitung gelangenden Materiale, die gesammte Braunkohlenformation, zur obermiocänen allein die in ihrer Art so ausgezeichnete Ablagerung von Schossnitz, welche sieh unter den italienischen am meisten den von Montajone und Sinigaglia, in Baden der von Schrotzburg und in weiter Ferne den von Hradavata im Nordwesten Islands unter dem 64° 40° n. Br. und den von der Halbinsel Alaksa, dem westlichsten Ende des russischen Amerika’s, etwa 59° n. Br. nähert, zum Beweise der weiten Verbreitung des auch in der Tertiärzeit noch allgemein herrschenden wärmeren Klima’s, welches selbst in Grönland unter dem 70° n. Br. die Entwickelung von Cycadeen gestattete. (Zamites arcticus m.) Zu welcher Stufe die Süsswasserquarzablagerung zwischen Oppeln, Löwen und Fal- kenberg zu rechnen ist, die allein nur im Stande wäre, Schlesien Material für die französischen und ungarischen ähnliche Mühlsteine zu liefern, da sie derselben Bildung angehört, vermag G. zur Zeit 4) Unter der geringeren Zahl älterer pflanzenführenden Abla- gerungen Italiens erfreut sich die des Oolithes ebenfalls ausgezeich- nete Bearbeitung von Baron Alfret de Zigno, Podesta von Padua, in einem Prachtwerke, von welchem: bereits 2 Hefte in Folio erschie- nen sind. 409 wegen Mangel deutlicher Petrefakten noch nicht zu bestimmen. Für quartär hält er das tuffartige Gestein mit jetztweltlichen Blattabdrü- cken, welches in Paschwitz bei Schossnitz und auch an letzterem Orte im Hangenden der Blätterschichten vorkommt. Eine geognosti- sche Karte über die Verbreitung der Tertiär- respective Braunkohlen- formation wäre sehr erwünscht, doch scheint man dies bei gegenwär- tiger Herausgabe der geologischen Karte Schlesiens nicht zu beab- sichtigen, sonst wäre es wohl schwer begreiflich, warum auf der vor Kurzem erschienenen ohnehin so gesteinsarmen Section Breslau, die fast durchweg Braunkohlenterrain enthält, inclusive der jetzt überall bekannten Fundörter Schossnitz, Maltsch und der oben genannten quartären Tuffformation auch nicht die entfernteste Andeutung von der Existenz derselben zu finden ist. Derselbe, über die Tertiärflora von Java. — Das In- teresse, welches sich an die Entscheidung der Frage knüpft, wie sich wohl die Flora der Tropenwelt in der Tertiärzeit verhalten habe, ver- anlasste G. die Bearbeitung von Tertiärpflanzen zu übernehmen, welche unser rühmlichst bekannte Landsmann, der um die Kenntniss von Java nach allen Richtungen hochverdiente Junghuhn aus der Basis einer 940 Fuss mächtigen, aus Mergel, Tuff, Sandstein mit Meercon- chylien zusammengesetzten Terrasse bei dem Dorfe Tandjung in der Preange-Regentschaft Tjandjur gesammelt hatte. Obschon die von Junghuhn geschilderten geognostischen Verhältnisse durchweg für höheres Alter als jetztweltlichen Tuff sprechen, er auch auf der spä- ter von ihm edirten geognostischen Karte von Java sie als mittelter- tiär bezeichnet, so hat man doch Bedenken gegen dieses Alter erho- ben und sie für jünger, ja vielleicht jetztweltlichen Alters ansehen wollen, zu welcher Meinung wohl unstreitig die Resultate G.’s Un- tersuchung, die eine grosse Aehnlichkeit jener fossilen Flora mit der gegenwärtigen auf Java vorhandenen nachwiesen, mehr als geogno- stische Bedenken beigetragen haben mögen. Da sich aber ähnliche Verhältnisse auch bei allen europäischen und amerikanichen Tertiär- floren immermehr herausstellen, so war es allerdings nicht nur an und für sich von Wichtigkeit, sondern auch für Verf. im Interesse seiner auf sehr umfangsreiche, vergleichende Arbeiten gegründeten Untersuchungen wünschenswerth, jenes für die tropische Tertiärflora gefundene Resultat noch sicherer zu stellen. Es war erfreulich, aus den Mittheilungen von Richthofens, der vor zwei Jahren jene merk- würdigen Fundorte besuchte (dessen Bericht über eine Ausstellung auf Java, Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft 14. Bd., 2. Heft 1862, p. 336) zu entnehmen, dass er den Schichtencomplex, in wel- chen jene von Junghuhn gefundenen Pflanzenreste vorkommen, der Tertiärperiode und zwar dem jüngeren Theil derselben zuschreibe. Montley (Quat. Journ, of London 1853, S. 55), der die tertiären Braunkohlenbildungen von Borneo und der Ostküste Sumatra’s un- tersuchte, fand auch ihre fossilen Reste der jetzt dort lebenden sehr verwandt, ja manche (2 Arten von Barringtonia) waren von derselben XXI, 1863. 27 410 nicht zu unterscheiden. Ein umfangreiches, aus denselben Gegenden noch zur Untersuchung vorliegendes Material führte G. bereits zu gleichen Resultaten. — (Breslauer Zeitung Nr. 566.) Kaufmann, Foraminiferen in der alpinen Kreide- formation. — Der Sewerkalk scheint fast ganz aus Foraminiferen zu bestehen so am Säntis, bei Seewen, Gersau, am Vitznauerstock, Bürgen und Rotzberg. Man schleife um sie zur Anschauung zu brin- gen ein Stück auf einer Sandsteinplatte mit Wasser und Sand und glätte die Schliffläche mit einem feinen Schleifstein, behandele sie dann mit Oel und bringe sie unter 50-100 fache Vergrösserung: Noch deutlicher erscheinen sie, wenn man .den Schliff vor dem Löthrohr bis zum schwachen Rothglühen erhitzt. Dann erscheinen die Con- touren der Schalen kreideweiss. Die Contouren der grössern Scha- len erkennt man schon unter der Loupe auch an nicht geglühten Stü- cken. Sie zu isoliren aus dem festen Kalksteinen ist nicht möglich. Die Kalkschichten sind übrigens von Thonblättern und weichen Mer- gellagen durchzogen, aus welchen sich die Foraminiferen leicht ge- winnen lassen, indem man die Masse zerkleinert und mit Wasser schlämmt. Der feine pulverige Rückstand wird getrocknet und be- steht grösstentheils aus Foraminiferen. Zu ihrer mikroskopischen Untersuchung eignet sich der Perubalsam besser als der Canada- balsam, er macht die Schalen durchsichtig und wird weder zähe noch hart. Die Arten des Sewernkalkes stimmen auffallend mit denen der Schreibkreide überein. Der Gault vom Vitznauerstock, Bürgen und Rotzloch ist auch reich an Foraminiferen, die sich auf Schliffen nur mit Hülfe des Löthrohres entdecken lassen. Sehr reich ist ferner der Schrattenkalk besonders in seinen mittlen und obern Lagen, weil gross schon mit der Loupe nach Behandlung mit Wasser und Oel zu erkennen. Es sind sehr charakteristische, dieser Bildung eigen- thümliche Arten. Selten sind sie im Neocomien und hier erst auf Schliffen mit Hülfe des Löthrohres zu erkennen. — (Schweizer. allgem. Naturf. Gesellschaft, Luzern 1862, S. 151—154.) Fr. A. Römer, die Polyparien des norddeutschen Tertiärgebirges (Cassel 18635). Mit 5 Tff. — Als allgemeine Er- gebnisse seiner Untersuchungen bezeichnet Verf.: 1. die eocänen Schichten bei Helmstädt haben mit den unteroligocänen nur Balano- phyllia subeylindrica gemein und führen keine Bryozoen; die aus dem Londonclay beschriebenen Arten fehlen bei Helmstädt. 2. die unteroligocänen Thone und Sande haben mit den mitteloligocänen keine Art überein und sind reich sowohl an Sternkorallen als an Bry- ozoen. 3. Die Septarienthone sind arm an Korallen und keine findet sich in älteren oder jüngeren Ablagerungen wieder. 4. Die oberoli- gocänen Sande und Mergel zeichnen sich wieder durch einen grossen Reichthum von Polyparien aus, älle sind eigenthümlich. 5. die mio- cänen Schichten sind arm an Korallen und haben ausser einigen Caryophyllien nur das Flabellum cristatum und die Stephanophyllia Nysti geliefert. Mit den Corallen des englischen Crag stimmt nur 411 Celleporaria ramulosa, welche oberoligocän und lebend ist. 6. Die Gattungen der tertiären Bryozoen kommen meist auch schon in der obern Kreide vor, während die der Sternkorallen in beiden Forma- tionen verschieden sind. Die von Verf. beschriebenen Arten sind folgende, wobei wir das Alter der Lagerstätten als hinlänglich be- kannt voraussetzen und die neuen leider sehr ungenügend begründe- ten Arten ohne Autor aufführen. Cellaria affınis Reuss, Crefeld. Söl- lingen Vineularia marginata Mstr Astrup, Freden hexagona Mstr ebda tetragona Mstr ebda rhombifera Mstr ebda escharella Latdorf porina ebda Celleporaria ramulosa L Söllingen Cyeleschara marginata Latdorf Eschara heteropora ebda subteres ebda ‚spongiosa Söllingen punetulata ebda ornata ebda deformis Latdorf glabra Ph überall Porina confluens Latdorf quadrata ebda dubia ebda granulosa ebda occulta Söllingen Escharifera substriata Mstr Bün- de, Astrup Escharella caudata Latdorf affınis Hildesheim, Bünden celleporacea Mstr ebda Porella monops Söllingen Porellina decameron Latdorf labiata ebda elegans ebda Escharipora porosa Ph Söllingen Biflustra punctata Latdorf Cellepora mamillata Ph Söllingen geometrica Bünden tenella Söllingen multipunctata Latdorf papyracea Söllingen Reptoporina umbilicata Bünden Reptoporina pertusa Latdorf capitata Söllingen asperella Crefeld Reptescharellina triceps Bünden rectangula Crefeld Reptescharella ampullacea Söllin- gen cornuta ebda globulosa Hildesheim coceina Bünden ornata ebda Reptoporellina plana Hildesheim bella Bünden Reptescharipora tristoma Gf Bün- den tetrastoma Söllingen subpunctata ebda tripora ebda Membranipora simplex ebda syltana M Syll ovata Söllingen Reptoflustrina biauriculata ebda Cellulipora annulata Mstr Bünden globus Latdorf Cumulipora pumicosa Söllingen favosa Latdorf fabacea ebda Stichopora fragilis Söllingen Lunulites hemisphaericus Latdorf polyporus Egeln semiplanus Reuss Westeregeln microporus Bünden hippocrepis Crefeld Cassel Bün- den perforatus Mstf ebda Discoflustrella Haidingeri Reuss Cassel campanula Antwerpen Discoescharites mamillata Latdorf irregularis Bünden 27” 412 Stomatopora minima Söllingen Tubulipora triforia ebda echinata Bünden Diastopora diseiformis Mstr Astrup Crisia gracilis Söllingen Hornera bipunctata Latdorf sulcatopunctata ebda tortulosa ebda nitens ebda lamellosa ebda gracilis Ph. Söllingen Freden Bünden Idmonea minima- Latdorf biseriata Ph Freden Söllingen Bidiastopora dentata Bünden Mesenteripora cuspidata Söllingen Peripora variabilis Mstr ebda Pustulipora ramosa ebda incerassata ebda Escharites inaequalis Latdorf punctata ebda Chisma heteroporosum ebda Echinopora sulcata ebda Myriozoum longaevum Hildesheim Astrup Retepora vibicata Gf ebda Reteporidea gracilis Ph. Söllingen bilateralis ebda Turbinia infundibulum Latdorf Pelagia defrancia Helmstädt Actinopora simplex Latdorf plana ebda multipora Söllingen - Stellipora truncata Latdorf Radiopora tubulifera Bünden Plethopora aequiporosa ebda brevis Latdorf Heteropora punctata Ph Luithorst gracilis Ph Freden Hildesheim sulcatopunctata Latdorf Ceriopora incrassata Söllingen inaequalis Hildesheim seminula Latdorf arbusculus Söllingen lunula Latdorf Pleurocyathus turbinoloides Reuss Bünden Pleurocyathus dilatatus ebda Caryophyllia cornucopiae Latdorf compressa Kfst Wolmirsleben scyphus Kfst Magdeburg gracilis Kfst ebda truncata Kfst ebda elongata Kfst ebda vermicularis Bünden Sollingen granulata Ph Cassel eques Söllingen Conocyathus ventricosus Latdorf Trochoyathus glaber ebda planus Kfst Hermsdorf Paracyathus asperulus Latdorf paleaceus ebda Turbinolia attenuata Kfst Wester- egeln i pygmaea Latdorf laminifera Kfst Westeregeln Sphenotrochus intermedius Mstr Cassel Ceratotrochus alternans Bünden minor Latdorf Flabellum cristatum ME Reinbeck alatum Helmstedt striatum Kfst Crefeld Roemeri Ph Hildesheim ovale Helmstädt cylindraceum ebda Astrohelia gracilis Söllingen Oculina polyphylla Latdorf Diplohelia tubaeformis Latdorf Lophosmilia pygmaea ebda Cycloseris hemisphaerica Helm- städt Trochoseris helianthoides Latdorf Eupsammia teres Helmstädt Balanophyllia praelonga Mich Lat- dorf calycina ebda subeylindrica Ph ebda Stephanophyllia Nysti ME Ber- senbrück Lobopsammia dilatata Latdorf Turbinaria lateralis ebda Dendracis pygmaea ebda multipora ebda 413 Dendracis compressa ebda Montipora fungiformis ebda tuberculosa ebda Cliona Duvernoyi Mich ebda. Astrepora supergiana Mich ebda O. Fraas, Trigonia costata aus dem Braunen und Weissen Jura. — Dieser Typus beginnt mit dem braunen Jura und schliesst mit dem weissen ab. Die Muschelkalktrigonien bilden wegen ihres Schlosses die Gattung Myophoria und der Lias hat keine Trigonien. Die älteste Trigonia costata aus dem « von Gundersho- fen nennt Agassiz Tr. similis. Sie hat stärkere Knoten an den Ra- dialrippen der Area und kann deshalb doch nicht als eigene Species gelten. Dieselbe Ansicht hat Quenstedt über die zweite Tr. costata aus # vom Teufelsloch. Sie trägt den gleichen Charakter wie Tr. si- milis und die kleine Tr. zwingeri, welche beim Hauensteintunnel so zierlich vorkömmt. Aus y findet sich die Tr. costata bei Gingen, Staufeneck u. a. ©. mit Amm. Sowerbyi, ebenso in Lothringen und der Normandie. An den schwäbischen Exemplaren sind die concen- trischen Rippen weit gestellt und sehr wenig erhaben, an den Exem- plaren von Metz drängen sich bereits die Rippen, an normännischen häufen sie sich so, dass man bei gleichgrossen aus Schwaben und von ‘Bayeux an erstern 15—18, an letztern 30 und mehr zählt, ausserdem zieren die französischen Stücke schärfer eingeschnittene Racialrippen. Im d Schwabens scheint das reichste Leben der Costaten zu herr- schen, hier lagern unten die abgerundeten Exemplare, welche den englischen Originalen am nächstsn kommen. Und doch erkennt ein geübtes Auge leicht Exemplare an groben Wülsten auf der Area, während die schwäbischen eine feine gitterförmige Zeichnung erken- nen lassen. Im s finden sich in Schwaben sehon 2 Formen, eine in den milden Thonen mit Amm. Parkinsoni und eine in den Macroce- phalusoolithen. Bei der ersten entfernen sich die concentrischen Rip- pen am weitesten von der Arealkante, daher sie Quenstedt Tr. inter- laevigata nennt. Je mehr wir jedoch Exemplare von den Lochen und von Ehingen vergleichen, destomehr verschwindet auch dieses Merkmal’ des breiten glatten Raumes auf der rechten Klappe. Im Bathonien Frankreichs und Englands setzt sich die Form mit den gedrängteren concentrischen Rippen fort. Im { des braunen Juras wird in Schwaben die Trigonia plötzlich selten. Fr. besitzt nur ein Stück aus den Ornatenthonen von Lautlingen, dagegen ist sie noch reich im Oxfordien Frankreichs. Im schwäbischen Jura liefert ‘die Sternkorallenbank Nattheims die letzte Costata, während in der Schweiz im Chaille und den Korallenoolithen von Blauen mit Agassizs Tr. mo- nilifera und Meriani der Typus sich noch in seiner vollen Entwick- lung zeigt. Die ganze Reihenfolge von Costaten aus verschiedenen Schichten und Ländern zeigt, wie eigentlich specifische Unterschiede sicher nicht vorhanden sind, dass aber ebenso sicher die geographi- schen und geognöstischen Merkmale, an denen sich die Individuen immerhin erkennen lassen, ein solches Interesse bieten. — (Würtem- berg. naturmwiss. Jahreshefte XIX, 58-60.) 414 O0. Speyer, die Conchylien der Casseler Tertiärbil- dungen. 2. Liefr. Mit 5 Tff. (Cassel 1863). — Den Inhalt der er- sten Liefrung dieser wichtigen Monographie haben wir Bd. XX, S. 364 mitgetheilt, die zweite;behandelt folgende Arten: Morum Dunkeri Nie- derkaufungen, Cassis subventricosa (= C. Rondeleti Phil) ebda und Ahnegraben, C. Sandbergeri Niederkaufungen, C. elongata ebda, C. erassinodosa ebda, Cassidaria Buchi Boll (= Pyrula megacephala Phil, Cass, carinata Phil, Cassis lineata Karst, Cassidaria depressa Sp) ebda, Ahnegraben, Hohenkirchen, Aporrhais speciosa Beyr Oberkaufungen, Niederkaufungen, Ahnegraben, Tritonium flandricum Kon, Murex La- mareki Grat Hohenkirchen, M. capito Phil ebda, Ahnegraben, Nieder- kaufungen, M. Hoernesi Niederkaufungen, Typhis pungens Beyr ebda, T. eunieulosus Nyst (= simplex Phil ebda, T. sejünetus Semp ebda, Pyrula concinna Beyr ebda, P. reticulata Lk ebda, P. simplex Beyr ebda, P. nexilis Sol Hohenkirchen, Fusus elegantulus Phil ebda und Niederkaufungen, F. cochleatus Niederkaufungen, F. aequistriatus ebda, F. elongatus Nyst ebda, F. Schwarzenbergi Wilhelmshöhe, F. Feld- hausi Beyr Niederkaufungen. O. Fraas, Abnormitäten bei Ammoniten. — Ein Amm, eonvolutus aus dem ÖOrnatentbon von Lautlingen ist bis zur vierten Windung regelmässig entwickelt, und von Zeit zu Zeit eingeschnürt, dann erlitt er eine Verletzung der Schale am Rücken des Thieres, wodurch der regelmässige Weiterbau der Luftkammer gehindert wurde. Eine Verbreitung der Ammonitenröhre, ein Verschwinden der Rippen, die Bildung eines scharfen Kieles in der Medianlinie der Röhre sind die nächste Folge der Ausheilung der Wunde. Solche Vernarbungen lassen sich viel beobachten, haben aber keine Veränderung im Innern des Thieres zur Folge. Zietens Amm. paradoxus z. B. zeigt in die- ser Hinsicht vollkommene Regelmässigkeit, indem der Rückenlappen trotz der auffallenden Verrückung des Kieles genau die Mittellinie behält. Die innere Anordnung der Lappen ist also durch die Ver- zerrung der äussern Schale nicht berührt. Dasselbe fand Fr. an ei- nem ähnlich verwundeten A. amaltheus, wo nur die äussere Schale unsymmetrisch, die Lappen normal sind. Dasselbe an 3 Amm, roti- formis, wo von der verwundeten Stelle an die Rippen verschwinden, 1. A. radians und A. castrinus ähnlich verunstaltet, Letztrer. erhielt eine Wunde in der Gegend des ersten Seitenlappen, die Schale glät- tete sich und es entstand bei Fortwachsen ein glatter Streif auf der Seite, gegen den sich die Rippen sämmtlich zurückschlagen. Die Symmetrie des Lappens ist aber gar nicht gestört. 2 Amm. biplex und 1 A. polyploccus des Weissen Jura zeigen ähnliche Erscheinun- gen. Dagegen war der erwähnte A. convolutus in der Mittellinie ver- letzt und mit ihm der Nahtlappen. Sipho und Rückenlappen verlas- sen die Mittellinie, während der äussere Schalenbau regelmässig fort- schreitet. Ein scharfer Kiel läuft nun auf der Mitte des Rückens hin und schneidet den breit gezerrten linken Rückensattel, während der Rückenlappen ganz nach rechts geschoben ist. Halbirt man nun das 415 Gehäuse nach dem Mittelkiel: so fällt auf die rechte Hälfte ein Stück linken Rückensattels, der ganze Rückenlappen, der rechte Rückensat- tel und die linken Seitenlappen und Sättel, während auf der linken Hälfte der übrige linke Rückensattel und die linken Seitenlappen und Sättel Platz greifen. So wuchs der Ammonit fort bis zum letzten Drittheil der letzten Windung. Hier bildeten sich zum Schluss der Abnormität noch zwei starke paarige Hörner aus, ähnlich wie sie bis- weilen an A. parabolis zu sehen sind. Vor beiden Hörnern endlich erhebt sich auch noch der Kiel zu einem hervorspringenden Kamme, an welchen sich zuletzt eine ganz normale Wohnkammer anschliesst. Eine andere Abnormität ist es, wenn das Gehäuse die Windungsebene verlässt und sich turrilithisch nach rechts oder links dreht. Streng genommen hätte d’Orbigny Recht, solche Individuen ganz von den Ammoniten auszusondern und zu Turriliten zu verweisen. Allein es sind unter Tausenden von Individuen stets nur wenige, welche aus der Windungsebene heraustreten, im Uebrigen aber gar keine Eigen- thümlichkeiten zeigen, sie müssen also als Abnormitäten betrachtet werden. — (Würtemberg. naturmiss. Jahreshefte XIX, 111—113 Tf. 1.) C. W. Gümbel, über Clymenien in den Uebergangs- gebilden des Fichtelgebirges. Mit 7 TA. (Cassel 1863). — Verf. giebt für die von ihm mit ungenügender Berücksichtigung der Literatur behandelten Arten folgenden Schlüssel, in dem wir hier jedoch deutsche Worte statt der widerlich gebildeten Externsattel etc. einsetzen. A. Naht mit einem Aussensattel a. mit einem Seitenlappen «. derselbe abgerundet Schale ziemlich eingewickelt Schale dick, so breit wie hoch. Cl. angustiseptata Schale flach, höher als breit. Cl. flexuosa Schale wenig eingewickelt Schale mit starken ringförmigen Rippen. Cl. annulata Schale mit starken dorntragenden Rippen. Cl. spinosa Schale mit starken knotentragenden Rippen. Cl. binodosa Schale aus schwachen Sichelfalten. Cl. Dunkeri Schale ohne Falten, schwach gestreift. Cl. laevigata ß. derselbe zipfelig zugespitzt Schale wenig eingewickelt. Cl. undulata Schale mehr eingewickelt. Cl. striata b. mit zwei Seitenlappen Schale stark eingewickelt. Cl. bilobata Schale wenig eingewickelt zweiter Seitenlappen tief, Schale schwach gefaltet. Cl, an- gulosa B. Naht mit einem Aussenlappen a. mit zweilappigem ersten Sattel und einem zweiten Seitensattel a, Schale nicht eingewickelt 416 Schale mit flacher Aussenfläche und bedornten Rippen. Cl. speciosa Schale mit gewölbter Aussenfläche und geknoteten Rippen. Cl. subarmata $. Schale stark eingewickelt, ungerippt. Cl. Haueri b. mit zweilappigem ersten Sattel und zwei Seitensätteln Schale flach mit schwacher Falte. Cl. intermedia c. mit einem nngetheilten ersten Sattel Schale ziemlich eingewickelt. Cl. Beaumonti Schale nicht eingewickelt. Cl. planorbiformis Völter, Semionotus Bergeri im mittlen weissen Keuper- sandstein von Hohenhaslach am Stromberg ist 0,25 Meter lang und 0,08 hoch; hohe spitze Dornen 20—22, die auf der Rückenschuppe aufsitzen, fallen sogleich auf; glatte ganzrandige rhombische und rhom- boidische Schuppen bilden einen prachtvollen glänzenden Torso; Rü- cken- und Afterflosse gross. Zum Unterschiede von S. Kapffi und elongatus sind die Flossen mit starken 2—5mm langen Schindeln be- setzt, in jeder Flosse 10—12 Strahlen. Die Zahl der Schuppenrei- hen über 40, in jeder Reihe 12—20 Schuppen; die deutliche Seiten- linie in der Mitte der Seiten mit halbmondförmigen Oeffnungen in den Schuppen. — (Würtemberg. naturmwiss. Jahreshefte XIX, 57.) Ed. Suess, Verschiedenheit und Aufeinanderfolge der tertiären Landfaunen in der Niederung von Wien. — Verf. hat schon früher nachgewiesen, dass die geologischen Resul- tate aus den umfassenden Untersuchungen der Wasserthiere mit den stratigraphischen Verhältnissen für die Wiener Niederung in Ueber- einstimmung stehen und sich die Niveauveränderung bestimmen lasse, auf welche die Niederung allmählig aus einem marinen Becken in ein brakisches, lakustres und endlich in Trockenland verwandelt worden. Er prüft nun das Verhalten der Landfauna, wobei er über die Wie- ner Gegend weit hinausschweift. Von der Fauna mit Anthracotbe- rinin magnum ist nie eine Spur in der Wiener Niederung gefunden. Hier beginnt die nachweisliche Zeit mit dem ersten Auftreten der Proboseideen. An dem W-Rande des ausseralpinen d. h. ausserhalb der Sandsteinzene liegenden Theiles des Wiener Beckens tritt bei Horn und Mölk als tiefstes Tertiärglied blauer Tegel mit brakischen Conchylien auf, der keine Landsäugethiere enthält. In der Bucht von Neustadt und Gloggnitz zeigen sich dem entsprechend zerstreute Süsswassergebilde, mit denen vielleicht die ausgedehnten Gerölle, Thone und Kohlen des Rosaliengebirges vereinigt werden müssen. Bei Gaaden unweit Mödling bedecken marine mit Balanen besetzte Gerölle den Süsswassermergel und die marinen Congiomerate ziehen sich auch über die Braunkohlenbildung von Jauling bei Hirtenberg herein. Die brakischen Conchylien von Horn fehlen hier, aber Land- conchylien finden sich und hier scheint wirklich eine Niveauverän- derung zwischen den Braunkohlenbildungen und den ächt marinen Bildungen stratigraphisch nachweisber. Von Jauling kennt man Ma- 417 stodon tapiroides, die Kohlenflötze bei Gloggnitz, Leiding, Schauer- leibben lieferten Hyotherium Sömmeringi, Anchitherium aurelianense, Palaeomeryx medius und ein Rhinoceros, am häufigsten Hyaemoschus aurelianensis — Dorcatherium. Eine ganz ähnliche Landfauna birgt die Kohle von Parschlug, Eibiswald, Turnau, Wies, Stegenegg etc. und gegen S. scheinen ganz ähnliche Verhältnisse wie bei Horn und _Mölk zu walten. S. kennt daher einen Amphicyon, Mastodon angu- stidens und tapiroides, Dinotherium, das Rhinoceros von Gart, An- ehith. aurelianense, Hyoth. Sömmeringi, Hyaem. aurelianensis, Palaeo- meryx, Listriodon splendens. Aufsteigend in die rein marinen Schich- ten findet man in deren Sanden und Nulliporenkalken fast alle jene Säugethiere wieder. Beide Faunen sind dieselben, in letztrer noch ein kleines Raubthier, ein grosses Dinotherium, drei Rhinoceroten, zwei grosse Palaeomeryx. In die marinen Schichten sind die Reste offenbar eingeschwemmt. Deren Ablagerung schloss mit einer be- trächtlichen Bodenhebung, welche Brakwasser an Stelle des Meer- wassers brachte. Die Fauna des Brakwassers fehlt in W. ganz, er- streckt sich aber weit nach O. Nussdorf lieferte Anchitb. aurelia- nense und ein Palaeomeryx, bei Pesth der Cerithienkalk Mast. angu- stidens. Also dieselben Arten wie sie in der ersten Stufe vorkom- men, so dass die Niveauveränderung ohne Einfluss auf die Landfauna blieb. [Die Landfauna bei Adria ist auch nicht verändert worden seit diese Stadt weit vom Meere durch Anschwemmung entfernt wor- den]. Dagegen ist die Veränderung von der brakischen zur Süss- wasserstufe sehr erheblich. Es erscheinen in dieser bei Wien Mast. longirostris, Dinoth. giganteum, Rhinoc. Schleiermacheri, Rh. ineisivum. Sus palaeochoerus, Hipparion gracile, Cervus dicranoceros und ein anderer grosser Wiederkäuer. Im ungarischen Becken in demselben Niveau Helladotherium Duvernoyi, Sus erymanthius, Machairodus cul- tridens u. a., auch Mast. longirostris und Tapirus priscus. In dieses Niveau gehören die Belvedereschichten von Stettenhof, Nikolsburg und Wien, der Congerientegel von Ingersdorf, Baltavar, Ajnacskö, die Braunkohle von Pribis in Croatien, von Macsa in Ungarn, der eisen- schüssige Sand von St. Peter bei Graz, der Tegel von Eggerkdorf in Steiermark. Es sind also jetzt in den östreichischen Tertiärbil- dungen nur zwei verschiedene Landfaunen bekannt, die ältere der von Georgensgemünd und die jüngere der von Eppelsheim gleich, die beide auch Lartet in Frankreich unterschieden hat, und die Vor- kommnisse in der Schweiz beweisen, dass die gesammte obere Süss- wassermolasse älter ist als die österreichische Süsswasserstufe; die mittle oder marine Schweizermolasse ist das Aequivalent der öster- reichischen marinen Bildungen. In Oestreich folgt darüber eine bra- kische Bildung mit derselben Landfauna, in der Schweiz ebenso eine Süsswasserbildung. Verf. setzt diese Vergleichungen noch. weiter fort, wohin wir ihm nicht folgen, und stellt dann die Resultate noch- mals übersichtlich zusammen. — (Wiener Sitzungsberichte XLVI. 1-26.) el. 418 Botanik. v. Martens, über den Schlaf der Anthe- mis cotula L. — Verf. zog in einem Blumentopfe am 12. März zufällig zwei: Unkräuter. Das eine Stellaria media suchte mit seinen Blühten sehr geschiekt die Sonne, das zweite dle Anthemis trieb Ende Mai die Blumenköpfe, an welchen anfangs die zungenförmigen Strahlenblühten der Quere nach wie Cigarren aufgerollt waren, und gingen als sie sich aufrollten aus der senkrechten in die wagrechte Stellung über wie häufig bei Corymbiferen. So blieben sie einige Tage, dann bogen sie sich Abends stets stark abwärts und erhoben sich morgens wieder in die wagerechte Richtung, wobei sieh die Randblühten dicht an den Stiel anlegen. Dieses Einschlafen erfolgt bei Sonnenschein wie bei Regenwetter regelmässig, so dass die Strah- lenblühten um 6 Uhr an dem Stiel anliegen, um 7 Uhr senkrecht ab- stehen und gegen 9 Uhr die wachende Stellung erreichen, Abends um 5 Uhr sind sie schief, um 6 Uhr angelegt. Nur in den kältesten Ta- gen verspätete sich das Erwachen um !/; Stunde. An den Blumen waren stets 13 Randblühten. Bekanntlich hat schon Linne von einer Blumenuhr gesprochen, zu der die Cicheraceen die meisten Zeiger liefern, alle schliessen sich nach oben, aber von einem Schlafe durch Herabhängen scheint noch nichts bekannt zu sein. Die Anthemis- blumen sind von langer Dauer, sie schlafen über 15 Male ein, — (Würtemberger Naturwiss. Jahreshefte AIX, 47—49.) « Chr. Christener, die Hieracien der Schweiz (Bern 1863. 40). — Ueber einige vorläufige Untersuchungen des Verfs. ha- ben wir bereits Bd. XVIII. 380 berichtet, in dieser Monographie charakterisirt er nun streng systematisch die ihm bekannten 60 Ar- ten. Es sind folgende: 1. Pilosella Fr: Verjüngung durch Ausläufer, selten durch Blatt- rosetten; Hüllschuppen unregelmässig, dachziegelig; Fruchtboden ge- zähnelt; Achäne säulenförmig, sehr klein und kurz; Fruchtkrone ein- reihig, Strahlen gleich lang und sehr dünn, a. Pilosellina:; Rhi- zom kriechend, Ausläufer treibend, Schaft nackt oder einblätterig, einköpfig oder gabelig getheilt, äussere Hüllschuppen nach innen ab- nehmend, innere zugespitzt, Blätter unterseits filzig. H. pilosella L. überall (# viride Gaud, y nivens Müll, d incanum Gaud, « peleteria- num Gaud, { hoppeanum Koch), H. sphaerocephalum Fröl in Engadin und Wallis (« hybridum Gaud). — b. Auriculina: Rhizom, krie- chend, Ausläufer treibend, die innern Hüllschuppen stumpf, Blühten- stand ebensträussig, Blätter unterseits ohne Sternhaare: H, auricula L. überall, H. pratense Tausch Schaffhausen, H. aurantiacum L, über- all (sulphureum Döll bybride). — c. Rosella: Rhizom kriechend oder absteigend, rosettentragend, Rosette am Rhizom sitzend, Schaft an der Spitze gedrängt wenigköpfig, Hülle bauchig: H. glaciale Lach überall (# Laggeri) (— angustifolium Hoppe, breviscapum Gaud), H. alpicola Schl Hochalpen. — Der Rhizom absteigend nicht kriechend Stengel mehr minder beblättert, Blühtenstand ebensträussig oder trug- doldig: H. florentinum All (= piloselloides Vill) überall, H, praeal- 419 tum Vill überall, H. Nestleri Koch (= eymosum L,) (# Vaillanti Koch) NO-Schweiz, H. sabinum Seb (= cymosum Vill, multifiorum Schl.) zweijährig in der O. und S. Schweiz. 2. Archhieracium Fr: Verjüngung durch grundständige Blattro- setten oder grundständige Knospen, nie durch Ausläufer, Hülle spi- ralig mehrreihig oder unregelmässig dachig, Achäne säulenförmig, we- nigstens doppelt grösser als bei vorigen, Strahlen der Fruchtkrone dieker, von verschiedener Länge und zwei undeutliche Reihen bil- dend. A. Aurelia, Verjüngung durch grundständige Blattrosetten, Hüllschuppen zahlreich, mehrreihig. a. Alpina Blätter grün, ein- fache und Drüsenhaare tragend, aber nicht schmierig anzufühlen, Stengelbasis ohne Haarschopf, Zähne der Blumenkrone gewimpert: H. alpinum L. (« genuinum, £ Halleri Gaud) überall, H. rhaeticum Fr Engadin, Wallis. — b. Amplexicaulia Blätter grün, Wurzel- hals mit einem Haarschopf versehen, die ganze Pflanze oder nur der Stengel drüsigschmierig. Zähne der Blumenkrone gewimpert: H. am- plexicaule L (= pulmonarioides Koch, petraeum Hoppe, ligusticum Reut) (8# intybaceum Hoppe, y pulmonarioides Vill, d opimum Fr) überall, H. liigusticum Fr (« forma vegetior. Fr, # minor) subalpin in Wallis und Bern, H. pseudocerinthe Koch SW-Schweiz. — c. Cerin- thoidea Blätter bläulichgrün mit einfachen Haaren, Stengelbasis ohne Haarschopf, Zähne der Blumenkrone gewimpert: H. vogesiacum Moug — juranum Rap, Mougeoti Koch, decipiens Fröl) W-Schweiz, H. longifolium Schl. S-Schweiz. — d. Villosa Blätter bläulichgrün, Stengelbasis ohne Haarschopf, Blühtenköpfe gross, Hülle dicht woll- haarig, innere Hüllschuppen langgespitzt, Zähne der Blumenkrone kahl: H. glanduliferum Hoppe überall, H. Schraderi Schl. (— pilife- rum Hoppe) überall, H. Gaudini n. sp. überall, H. villosum L. (= dentatum auct, valdepilosum Gaud) (3 dentatum, y elongatum Fröl, d nudum Gren) überall, H. scorzoneraefolium Vill (— flexuosum Gaud) (3 glabratum Hoppe, y calvum Gren) überall, H. speciosum Horn Wallis, Jura, H. bernense n. sp. Grindelwald. — e. Glauca Blätter bläulichgrün kahl, Stengelbasis ohne Haarschopf, Hülle von feinen Sternhaaren weissgrau oder kahl, Hüllschuppen spiralig dach- ziegelig, stumpf, die äussern kürzer, Zähne der Blumenkrone kahl: H. glaucum All überall, H. glaucopsis Gren Wallis, H. politum Gren Bünden. — B. Pulmonarea Verjüngung durch grundständige über- winternde Blattrosetten, die noch zur Blühtezeit vorhanden, die zu- erst sich entwickelnden Blätter der Rosette an der Spitze abgerun- det, äussere Hüllschuppe unregelmässig dachziegelig, Fruchtboden zahnfächerig, kahl, a. Andryaloidea Blätter deutlich federhaarig, selten drüsenhaarig: H. lanatum Vill (= Laggeri Ford) S- Schweiz, H. pietum Schl. Wallis, H, Jacquini Vill überall, H. lacerum Reut (= rupestre Hegsth,) Bünden. — b. Oreada Blätter bläulichgrün, von starren steifen Haaren borstig, Griffel gelb, Achäne braunschwarz, Blätter niemals stengelumfassend: H. Schmidti Koch Wallis, H. cine- rascens Fr (= lasiophyllum God) W. und S-Schweiz. — C, Vul- 420 gata Blätter grün oder bläulich, mit weichen fast krausen Haaren, Blühtenstand ebensträussig oder rispig, Griffel schmutzig gelb, gelb oder bräunlich, Achäne braunschwarz, Blätter niemals Stengel um- fassend: H. trachselianum Christ. (— rupestre Rap, bifidum) (3 hir- sutum) überall, H. murorum L. (= ineisum Koch) (« alpestre) über- all, H. caesium Fr überall, selten, H. ineisum Hoppe Engadin, H. at- ratum Fr (= nigrescens Wim) Wallis, Bünden, H. diaphanum Fr Oberengadin, H. vulgatum Fr überall, H. hispidum Fr (= Boceonei Gris) mittle und östliche Schweiz, H. australe Fr. Puschlag. — d. Al- pestria Stengelblätter umfassend, Achäne röthlichbraun: H. porreec- tum Fr. Genf, Grindelwald, H. macilentum Fr. Oberwallis, H. gom- besne n. sp. ebenda, H. juranum Fr. (= elatum Gren, cydoniaefolium Fröhl, jurassieum Gries) überall. — C. Accipitrina Verjüngung durch grundständige überwinternde Knospen, die im folgenden Jahre Sten- gel treiben aber nie bodenständige Laubrosetten, Hüllschuppen spi- ralig mehrreihig. a. Tridentata Hülle unregelmässig dachziegelig, die Schuppen nach innen abnehmend, die innern verschmälert, fast spitz, Blätter verschieden gestaltet, die untern gestielt, die obern sitzend, niemals stengelumfassend, Zähne der Blumenkrone kahl: H. gothicum Fr. überall, H. tridentatum Fr. (= rigidum Koch) überall. — b. Premanthoidea Hülle dachziegelig, die innern Schuppen stumpf, Zähne der Blumenkrone gewimpert, Blätter verschieden ge- staltet, die stengelständigen umfassend, unterseits gewöhnlich netz- aderig, Achäne typisch blassbräunlichgelb oder blass: H. picroides Vill (= pallidiflorum Jord, Huteri Hausm) Bünden, Bern, H. eydo- niaefolium Vill (= ochroleueum Schl, pieroides Gaud) Wallis, Bern, H. Iycopifolium Fröl Jura, H. prenanthoides Vill überall, H. perfoli- atum Fröl Grindeiwald, H. valdepilosum Vill überall, H. vallisiacum Fr. Wallis. — c. Sabauda Stengel kräftig, beblättert, Blätter ver- schieden, die untern in den kurzen Blattstiel verschmälert, die obern breit sitzend, Hülle spiralig mehrreihig, Hüllschuppen stumpf, ange- drückt, Zähne der Blumenkrone kahl, Achäne braunschwarz: H. sa- baudum L. (= autumnale Gris) Jura, H. boreale Fr. überall. — d. Umbellata Hülle spiralig mehrreihig, aber die äussern Schuppen lose anliegend oder weit abführend oder an der Spitze etwas abste- hend, Zähne der Blumenkrone kahl, Blätter gleichgestaltet, an der Basis verschmälert, sitzend, Nerven unterseits locker anastomosirend: H. umbellatum L. überall. — e. Pseudostenotheca Hülle einrei- hig, an der Basis mit einer Aussenhülle versehen: H. intybaceum Jacg. mittle und östliche Schweiz. 3. Stenotheca Fr. Hülle zweireihig, gleichsam doppelt, die äus- sere sehr kurz, die innere aus verlängerten gleichförmigen Schuppen bestehend, Fruchtkrone einreihig. Tolpidiformia Verjüngung durch überwinternde Blattrosetten, Hülle cylindrisch kahl, innere Schuppen verlängert zugespitzt: H. staticefolium Vill überall. A. Bunge, die Gattung Echinops. — v. Trautvetterführte vor 30 Jahren nur 12 Arten auf, bald darauf C. A. Meyer in de Can- 421 dolle 18, dazu fügte Boissier 23 neue orientalische, Andere 6 abys- sinische, 6 asiatische u. a. so dass die Anzahl auf 62 stieg, wozu Verf. abermals 13 hiuzubringt. Er beleuchtet zunächst die Gattungs- charaktere und stellt dann 12 Subgenera auf nach folgendem Clavis, wobei wir die Arten, die kurz -charakterisirt werden, einreihen.; 1. Capitula numerosa in glomerulum globosum conferta, infima, reflexa, involucri communi reflexo pedunculo adpresso? — Capitula pauciora in glomerulum hemisphaericum congesta, omnia erecta in- volucro communi patulo-erecto cincta: Acantholepis mit E. acantho- lepis Spach. 2. Capitula in receptaculo nudo articulata, cum penicillo deci- dua 3. — Capitula a receptaculo penicillis persistentibus villoso ab- rupto: Zasioclinium mit E. lasioclinius Boiss, ilicifolius, lasiolepis. 3. Involucri partialis squamae mediae simplieiter acuminatae vel cuspidatae 4. — Involuecri partialis squamae apice fasciculatospi- nosae: Cenchroiepis mit E. longisetus Rich, giganteus Rich, chamae- cephalus Hochst, 4. Involucri partialis squamae quinquefariam 8—9 seriales (40 — 45), capit. infima abortiva pappi setae subulatae liberae: Psectra nur mit E. strigosus L. — Involucri partialis squamae 16 —25 (4— 5 seriales) capitula omnia fertilia homomorpha 5. — Involucri par- tialis squamae 12—15 triseriales, capitula summa saepius sterilia (squamae 5, intimae connatae): Oligolepis mit E, echinophorus Boiss, Hussoni Boiss, tibeticus, maracandicus, adenocaulis Boiss, jesdianus Boiss, echinatus Boxb, macrochaetus Frs, candidus Boiss, corni- gerus DC, Griffithi Boiss, robustus, polygamus, chorussanicus, hetero- morphus, villosissimus, leucographus, ceratophorus Boiss. 5.: Pappi setae omnino in cupulam connatae: Zerma mit E. platylejus Trautv, exaltatus Schrad, Sartorianus Boiss, hispidus Fres. — Pappi setae omnino vel saltem apice liberae. 6. 6. Setae pappi contiguae lineares obtusiuculae dense barbel- latae 10. 7. Penicilli setae complanatae subintegerrimae fuscae: Phaco- chaete nur mit E. longifolius Rich (= seriatifolius Schulz Bp) — Penicillae setae filiformes scabrae 1, barbellatae albae., 8. 8. Squamae involucri inter se 1berae 9, — Squamae involu- eri intimae 5 inter se connatae: Aytrodes mit E. graecus Mill, ela- tus, Bovei Boiss, creticus Boiss, subglaber CAM, jaxarticus, rytrodes, horridus Desc, bithynicus Boiss, kurdicus. 9, Squamae involucri 20—25, quinquefariam imbricatae: Aitro mit E. ritro L, persicus Stev, Szovitsi FM, Bochelianus Grief, tay- geteus Boiss, microcephalus Sm, Aucheri Boiss, banaticus Roch, visco- sus DC, spinosus L, Heldreichi Boiss, glaberrimus DC, hebelepis DC. Squamae inyolucri 16 —18 alternatim imbricatae: Sphaerocepha- lus mit E. sphaerocephalus L, dauricus Fisch, tricholepis CAM, Kotschyi Boiss, albidus Boiss, Tourneforti Zedeb. albicaulis K 422 10. Antherarum caudae indivisae lanceolato-oblongae: Chame- chinops mit E. humilis MB und integrifolius KK — Antherarum caudae deorsum subulatae, sursum barbatae: Nauechinops nur mit Gmelini Tez und nanus. Von den noch übrigen Arten wird E. cephalotes DC zu Oligo- lepis, niveus Wall, syriacus Boiss, Neumeyri Vill, Chardini B zu Ry- trodes verwiesen und parviflorus Boiss, Gaillardoti Boiss, Boissieri, polyceras Boiss liessen sich nicht unterbringen. — (Bullet. acad. Petersb. VI, 390—412.) Osw. Heer, die Föhrenarten der Schweiz. — Es sind deren nur zwei Pinus silvestris und P. montana. Gewöhnlich bringt man die baumartige zu ersterer, die strauchigen mit niederliegendem Stamme, anfangs kriechenden, dann aufgerichteten Aesten zur Berg- föhre oder zum Krummholz und unterscheidet so blos nach der Tracht 2 Arten, die letztere gewöhnlich P. pumilio, mughus, montana, Berg- föhre, Zwergföhre, Chieholz, Dähle, Arle, Zuondra genannt. Die Za- pfen sprechen aber gegen solche Eintheilung. “Willkomm unterschei- det 4 Arten: P. silvestris L die gemeine Föhre oder Kiefer, uncinata Rem Hackenföhre, pumilio Haenke Zwergföhre und mughus Scop. Aber H. hält letztere drei für blosse Rassen und charakterisirt nun die Rassen seiner Arten. P. silvestris L bildet stets aufrechte Stämme, im Alter mit schirmartiger Krone und rothgelber in Häuten sich ablösender Rinde; Nadeln an der Unterseite hell bis dunkel- grün, auf der platten oben bläulich angelaufen, ungestreift, zugespitzt. Die Antheren der männlichen Blüthen fast ohne Kamm, die weiblichen Kätzchen röthlich grün gestielt, die Stiele gekrümmt; die reifen Za- pfen hängend oder schief am bogig abwärts gekrümmten Stiel, eike- gelförmig, mattgrün oder graulich hellbraun; der Nabel glänzend und meist ohne dunklen Ring; am Samen die Flügel meist dreimal so lang wie die Nüsschen; hat eine Pfahlwurzel. Hieher die Varietäten: a. P. sylvestris genuina Zapfenschilder ganz flach oder nur wenig her- vorstehend, die gewöhnliche Rothföhre; b. P. s. reflexa Zapfenschilder mit einem pyramidalen Haken, nur am Katzensee; c. P. s. parvifolia mit auffallend kleinen hechtblauen Nadeln, kleine eikegelförmige vorn zugespitzte Zapfen; bei Bormio; d. P. s. engadinensis mit glänzend scherbengelben kegelförmigen Zapfen, die Schiider stark vorstehend mit centralem schwarz umringten Nabel, im Oberengadin; e. P. s. hybrida junge Zäpfchen theils aufrecht, theils schwach auswärts ge- bogen, gestielt; vorjährige Zapfen sehr lang, cylindrischkegelförmig, Schilder wenig gewölbt mit centralem Nabel, bei Samaden. — 2. P, montana Bergföhre, der hohe Stamm bald aufrecht mit pyramidaler Krone oder liegend mit bogig aufsteigenden Aesten, die Rinde dun- kel grauschwarz, nicht in Häuten sich ablösend; Nadeln beiderseits saftig grün, ungestreift, die Antheren haben einen grossen rundlichen Kamm; weibliche Kätzchen grauviolet oder geiblichbraun, anfangs aufrecht, später sich biegend, aber nie zurückgekrümmt; Zapfen fast sitzend oder nur kurz gestielt, bald nach vorn gerichtet oder wag- 423 recht abstehend, bald schief abwärts geneigt oder hängend; Zapfen- schuppen mit hervortretendem Schild, der Nabel mit schwärzlichem Ring; Pfahlwurzel soll fehlen. Ihre Abarten sind folgende: a. P. un- cinata Ram (= obliqua aut, rotundata Link) Hakenföhre, Baum von pyramidalem Wuchs, mit dunkelm Nadelwerk, unsymmetrischen Zapfen, auf der Lichtseite mit mehr hervorstehenden Haken, Grösse der meist glänzend glatten Haken sehr variabel, auf Kalk- und Granitboden häu- fig. b. P. uliginosa Naum. Sumpfföhre, kleine knorrige Bäume mit grauschwarzer Rinde, langen oft wirteligen Aesten, dunkelgrünem sehr dichten Nadelwerk; junge Zapfen stets aufrecht oder nach unten gebogen, die glänzend braunen reifen Zapfen mit sehr stark vorste- henden Haken gegen die Basis des Zapfens gerichtet, auf moorigen Alpen. c. P. humilis Link. Bergföhre, strauchig, von Grund aus ver- ästelt und aufsteigend, Aeste niederliegend, dann nach oben gekrümmt, fast ebenso stark wie der Stamm; Zapfen ei- oder eikegelförmig, Junge Zapfen an kurzen aufrechten Stielen, Schilder der Zapfen glän- zend gelbbraun, pyramidal gewölbt, unsymmetrisch, halb hakenförmig zurückgekrümmt, dick, stumpf, der grosse Nabel eingedrückt. Sehr gemeines Krummbolz in den Alpen und als pumilio, mughus, monta- na, humilis aufgeführt. d. P. pumilio Hank Zwergföhre, Strauch wie vorige, mit fast kugeligem oder kurz eiförmigem glänzenden gelbbrau- nen Zapfen, der sitzend oder fast sitzend und aufrecht oder wagerecht abstehend, symmetrisch ist, Schilder rings um den Zapfen von glei- cher Grösse und Form, Nabel meist excentrisch. — Die gemeine Föhre ist in der nördlichen Schweiz, am Bodensee, Zürich und Basel häufig, seltener im Jura, in der innern Schweiz meist in die Tan- nenwälder eingestreut, häufiger wieder an der S. Seite der Alpen. Am Rossstock liegt die Grenze zwischen ihr und der Bergtöhre in 5080‘, in Luzern bildet sie bei 5500° noch einen Wald, im Oberengadin geht sie bis 5800‘, am $S. Abhange des Ofens bis 6000‘. Die Bergföhre ist über das ganze Alpenland verbreitet und steigt in der Baumform ins Hügelland herab, am tiefsten am Hütliberg in 2000‘, nach oben bis 6000‘, am Buffalaro in 6314’ noch bis 50‘ nohe Bäume, am Altein in Davos in 6550° noch von stattlicher Grösse. Die Sumpfföhre bei Ein- siedeln bis 2500‘ hinab, am Rigi 5000° hoch. Die Bergföhre sehr ver- breitet, am tiefsten in den Schöllenen 3900’, im Engpass Schyn 3400’, bei Bad Alveneu sogar in 2800‘, nach oben im Berner Oberland bis 5500°, am Unteraargletscher in 5800‘, bei Davos in 6600, am Altein in 6580. Die Bergföhre beginnt bei 4000‘ und steigt bis 6500‘, im Livinenthal bis 6992. Beide Arten die gemeine und die Bergföhre existirten schon während der Diluvialzeit in der Schweiz, Deutschland und in England. — (Schweizer. Naturforsch. Gesellsch. Luzern. Ss. 177— 194.) C. Lindemann, Bau und Entwicklung der Myceto- zoen, insbesondere von Trichia und Arcyria. — Die Myce- tozoen wurden bekanntlich als Myxomyzeten zu den Pilzen oder zu den Flechten versetzt bis du Bary sie 1859 für Thiere erklärte. Des 424 sen Beobachtungen unterwirft L. einer Prüfung. Genannte Gattun- gen haben Pilzform. Auf absterbenden Bäumen zumal Nussbäumen sitzen zollgrosse schwarze unregelmässige gelatinöse Körper des Mycetozoen Trichia, auf der convexen Fläche rauh, auf der untern glatt, an dieser mit mehren Fortsätzen zum Festsetzen. Diese Füss- chen. durchdringen die Cuticula, zuweilen die ganze Rindenschicht, und erweitern sich unter derselben zu einer dicken Platte, verbinden sich auch wohl mit einander durch einen dicken Strang. Im vertika- len Schnitt der Trichia erkennt man: 1. den Körper aus grauer gela- tinöser elastischer Masse bestehend bekleidet von einer fast schwar- zen Membran; 2. die erwähnten Fortsätze oder Füsschen, welche im erweiterten Basalttheile Wachsconsistenz haben; 3. von diesen Basal- theilen entspringt das Mycelium in Form breiter gelber Stränge durch farblose oder weisse unter einander verbunden. Meist zieht sich das Mycelium in enormer Menge unter der Cuticula des Wohnastes hin und verbindet sich mit dem der Nachbaren. Getrocknet zieht sich Trichia stark zusammen und wird fest, weicht sich aber im Wasser wieder auf. Trichia ist schwarz, Arcyria orange und roth. Am.Kör- per des letztern lässt sich keine Membran erkennen, ebensowenig am Fuss eine Basalplatte. Unter dem Mikroskop besteht Trichia aus durchsichtigen ceylindrischen Röhren, die durch eine gelatinöse Masse zusammen gehalter werden, Die Röhren wurden bestimmt als solche erkannt, obwohl sie meist Fasern des Capillitium genannt werden. Sie gehen vom Fusse zur Oberfläche des Körpers, indem sie sich stets spitzwinklig, meist dichotom theilen, nur selten trichotom. Die Theil- äste vereinigen sich oft wieder und an den Theilstellen kommen 'bis- weilen Erweiterungen mit Krümchen von kohlensaurem Kalk gefüllt vor. In den Röhren liegen glänzende solide runde Körper. Spiralige Verdickungen auf der Oberfläche der Röhren lassen sich nicht nach- weisen und erklärt ihr Vorkommen bei andern Beobachtern Verf. als Artefacte in Folge der Behandlung mit Jodtinktur. Zwischen den Röhren zeigen Querschnitte oft kleine Scheiben mit hellem oder dunklem Centrum, sie sind die Querschnitie der Röhren selbst. ‘ Un- ter der Oberfläche des Körpers endet ein Theil der Röhren mit birn- förmigen Anschwellungen, welche eine scheinbare Membran bilden aus kugeligen Zellen bestehend. Sie enthalten einen oder viele Kerne oft auch gekrümmte walzige nierenförmige Körperchen, in jedem die- ser liegt ein glänzendes Kügelchen oder deren drei. Diese Anschwel- lungen sind die Generationsorgane. Andere Röhren gehen weiter auf die Oberfläche, verästeln sich anastomosirend zu einem dichten Netz und bilden die Membran oder Hülle des Körpers, wobei sie aber zu soliden Fasern werden. Die Zwischensubstanz wird an der Oberfläche dichter und ihre schwarzen Körnchen zahlreicher. An der Ober- fläche finden sich sehr viele dreiseitige Prismen, vierseitige Tafeln und regelmässige Octaeder. Bary beschreibt die Hülle als struktur- lose körnige mit Kalkvacuolen versehene Membran, an deren innerer Fläche sich die Sporen und ihre mit; kohlensaurem Kalk gefüllte Er- 425 weiterungen liegen. ‚Eine solche Membran fand L. nicht, und biswei- len sah er die Verflechtung der Fasern ‚so dicht, dass ihre Wände aneinander liegen, aber ihre wahre Natur ist doch noch zu erkennen. Die Hülle bilden hier also die freiliegenden Gewebselemente des:Kör- pers. Bei zwei Arcyria fand L. dieselben Röhrchen mit denselben glänzenden Kügelchen, die sich fortwährend verästeln und anastomo- siren und dadurch ein dichtes Netz bilden. Auch dieselbe Zwischen- substanz mit gelben oder rothen Körnchen ist vorhanden. Einige Fasern erheben sich aus dem Röhrengeflecht und gehen zur Oberfläche, ‚wo sie mit birnförmigen oder walzigen Erweiterungen enden. Diese liegen dicht beieinander und enthalten kleine glänzende Kügelchen oder bohnenförmige Körperchen ganz wie bei Trichia. Der Fuss der Triehia bssteht aus demselben Elemente wie der Körper mit dersel- ben Hülle. Ebendaraus besteht auch das Mycelium, nur sind hier die Röhren viel dicker, bisweilen glatt bandförmig, sind unmittelbare Fort- ‚setzungen der Röhren des Fusses, enden nach aussen blind. ‚So ist der weisse Theil des Myceliums, dagegen bestehen die gelben Platten aus Zellen mit einem Kerne, gelbem oder braunem Inhalte. Dazwi- schen liegen rhombische und cubische Krystalle. In vertikalen Schnit- ten durch Fuss und Mycelium sah L. bisweilen einen dunkeln Strang, aus gelben oder braunen Zellen hestehend, von einer durchsichtigen fasrigen Membran umgeben, in ein Ende desselben setzen sich .die Röhren, und diese wieder anderer Natur sind als die glänzenden Kü- gelchen. An den Wohnbaum befestigt entbehren die Mycetozoen je- der Bewegung. Die von ihnen ausgehauchte Luft gibt in Chlorcaleium- lösung einen weissen Niederschlag, der aus Krystallen kohlensauren Kalkes besteht, also aihmen ‚sie Kohlensäure aus und ‚dennoch ist ihre Nahrung ‚eine organische, die sie aus den Geweben ihrer Wohnbäume beziehen. Legt man die Schnittflächen einer Trichia an einander: so verwachsen dieselben wieder spurlos. Abgestorben verwandelt sich Trichia in ‚eine zerfliessende schleimige Masse. Die Entwicklung fand L. wesentlich übereinstimmend mit Bary. .Bei den untersuchten jüng- sten Exemplaren sitzt der Stecknadelkopf grosse Körper unmittelbar auf einer sehr grossen dieken ‚Basalplatte. Ein Theil der Röhre en- det unter dem Endgeflechte der andern Röhren mit kleinen Erwei- terungen, in- welchen fadenförmige, das Licht stark brechende Körper enthalten sind. Bei mehr erwachsenen erscheint dieser fadenförmige Körper als Verlängerung der Röhrenwand. Am obern freien Ende des Fadens zeigt sich eine kleine runde Verdickung, die sich bald theilt in zwei Kugeln, welche sich abermals theilen, bis sie die Höhle ganzfüllen. L. glaubt, dass sich diese Organe durch Längsspaltung der ‚Wand des Röhrenendes bilden, wo dann die innere Hälfte zum Faden ‚die äussere zur Wand der Erweiterung wird (dafür fehlt jede Ana- logie), dass sie also mit gewöhnlichen "Zellen nichts gemein haben, Die Kerne nehmen allmählig eine ‚längliche Form an. Nur einmal fanden sich in der: Enderweiterung auch zwei bohnenförmige Körper ‚wit je..einem glänzenden ‚Kügelchen an jedem Ende und ‚durch ‚ein XXII. 1863, 82 426 dünnes Fädchen mit dem Centralfaden verbunden. Solche waren bei Arcyria häufiger. Sie sind die veränderten und abgetrennten Enden der Röhrchen. Einige Zeit nach ihrem Ausfallen aus der Enderwei- terung vergrössern sich die in ihnen enthaltenen glänzenden Kugeln und befreien sich dann, vergrössern sich nun noch mehr, und theilen ihren Kern, das ist das erste Stadium der Embryonen und das ganze Organ gleicht also einem Eierstocke. Die aus den Sporen entwickelte Form ist also eine Kugel mit sehr dünner Membran, enthaltend viel kleine hellgrüngraue Körner. So liegt der Embryo eine Zeitlang ru- hig und vergrössert sich, dann bewegt er sich langsam drehend, theilt sich darauf in zwei Theile und beide wieder kugelig, ruhen abermals, werden dabei aber grösser. Plötzlich treten energische Bewegungen ein, beide Pole verlängern sich und der Körper wird walzig, erscheint mit kleinen grüngrauen Kugeln erfüllt, nur an beiden Enden klar durchsichtig und im Innern mit einem contraktilen Bläschen, das Vor- derende versieht sich mit ein oder zwei langen, sehr beweglichen Geisseln. Der Körper bewegt sich rasch drehend um seine Achse, wirft aber nach einigen Tagen die Geisseln ab, vermindert die Zahl der eingeschlossenen Kugeln und wird fast ganz durchsichtig, endlich zu einer platten runden Scheibe. Aus dieser entwickelt sich unmit- telbar ein amöbenartiges unregelmässiges Thier, das ganz wie ächte Amöben lebt. Aus ihm entwickeln sich dann unmittelbar die Myce- liumröhren, wobei sich die Membran an verschiedenen Stellen zu Röh- ren auszieht, welche die Kügelchen aufnehmen. Die Röhren wachsen weiter und theilen sich. So entsteht also Trichia aus Amoeba. (Uns vermag diese ganze Darstellung noch nicht von der thierischen Na- tur der Mycetozoen zu überzeugen, um so weniger da der Verf. selbst in einer Anmerkung erklärt, es sei ihm ganz gleichgültig ob dieselben Thiere oder Pflanzen seien, auf welchem Standpunkte es natür- lich ganz unmöglich ist, das schwierige Räthsel ob Pflanze oder Thier durch direkte Beobachtung lösen zu wollen. — (Bullet. nat. Moscou 1863. II, 359— 420. 2 7/7.) A. B. Massalongo, über drei Flechten Neuseelands: 1. Myxodictyon chrysosticta (= Lecanora chrysosticta Tayl, Biatora Berteroana Mont, Parmelia cerina Mont). 2. Haematomma Babingtoni ‘= Parmelia punica Curch). 3. Leucodecton Colensoi (= Himatitium crassum Babg). — (Ibid. I, 254—268. 2 T/f.) R. Koch, die neuholländischen Reiherbüsche, Calli- stemon R Br. — Von der neuholländischen Flora gab die erste Ent- deckungsreise Cooks Kunde und vor 80 Jahren gelangten von dorther die ersten Pflanzen in englische Gärten. Die pflanzenreiche Bucht, in welcher sich die englischen Ansiedler niederliessen, wurde die Botany Bai genannt und 1788 wurde uwördlich von ihr Port Jackson, der Ha- fen von Sidney angelegt. In eben diesem Jahre gelangten schon die schönsten Arten von Callistemon in die englischen Gärten und Smith gab darüber ein eigenes Werk heraus. Drei Arten als Metrosideros werden aufgeführt. Die neuholländischen Myrtaceen, zu welchen jene 427 Gattung gehört, unterscheiden sich von allen übrigen, dass ihre Früchte zum allergrössten Theile holzartig sind, während sie sonst eine Beere bilden. Aber es sind keine eigentlichen Früchte, sondern becherar- tige Bildungen des obersten Theiles des Fruchtstieles, in welchem die 3 oder A mit dünner Schale versehenen Früchte eingesenkt sind. Meist haben sie ferner kleine unscheinliche Blumenblätter, dagegen sehr entwickelte zahlreiche Staubgefässe, lebhaft rothe oder gelbe, eine auch bei den neuholländischen Proteaceen auffällige Eigenthümlich- keit. Andre neuholländische Myrtaceen haben jedoch grosse weisse Blumenblätter, unsrer gewöhnlichen Myrte ähnlich und die Staubge- fässe treten zurück. Diese heissen Leptospermaae, erstere Calliste- moneae. Von diesen haben einige die Staubgefässe in mehre Bündel verwachsen, bei andern sind sie bis an die Basis frei wie bei Calli- stemon, Metrosideros, Angophora, Eucalyptus etc. Letzte Gattung zeichnet sich durch breite gegenständige Blätter, hauptsächlich aber durch den in Form eines Mützchens abfallenden Kelch aus. Während bei Callistemon die Blühten den Zweigen unmittelbar aufsitzen, sind sie bei Metrosideros und Angophora gestielt, auch hat Callistemon schmälere zugespitzte, selbst nadelförmige Blätter. Als Metrosideros bezeichnet schon Rumpf eine ostindische Pflanze wegen ihres harten Kernholzes, Smith begriff darunter auch Callistemon, welche Gattung R. Brown 1814 begründete. Von ihm trennte Reichenbach die Arten mit kleinen Blättern und Blühten, in denen die Blumenkrone mit den wenig längern Staubgefässen wenig Farbe hat, als Kunzea, später noch Klotzsch als Pentagonaster. Callistemon, Kunzea und Metroside- ros unterscheiden sich weniger durch Blühten- und Fruchtbau, viel- mehr durch den Habitus. Für die Arten von Callistemon hat Decan- dolle auf die Farbe der Staubgefässe grossen Werth gelegt und da- nach 2 Gruppen aufgestellt, die mit gelben und die mit rothen Staub- fäden. Die Aussaaten im Berliner Garten lehren jedoch, dass ein und dieselbe Art rothe und gelbe besitzen kann und F. Müller bestätigt dies für die wildwachsenden Arten. Die Reiherbüsche scheinen sehr zu ändern, haben bald schmale bald breite bald kurze, helle oder dunkle Blätter, sind daher schwer zu diagnosiren. Man kennt 15 Ar- ten, wovon 12 in Gärten vorkommen. Die Berliner sind folgende: 1. C. speciosus DC: folia elongata, angustissime elliptica aut subli- nearia, subito in acumen attenuata, in statu sicco subaspera, juniora villosa, rubentia, nervo marginali crasso, cum margine ipso confuso, venis praeclare eminentibus; ramuli ochracei; pseudogermina villosa; stamina petala pluries superantia, ruberrima aut violacea. — 2.C. salignus DC: folia elongata, elliptica, pellucida, laevia, ner- vis marginalibus cum margine ipso confusis, venis subtus et supra eminentibus, etiam juniora glaberrima; ramuli ochracei; ut pseu- dogermina, glaberrimi; stamina petala vix triplo superantia, sul- phurea. — 3. C. canceolatus DC (— Metrosideros eitrina Curt, M,. lophanta Vent): folia elliptica, juniora pilosa, rubentia, nervo mar- ginali cum margine ipso conjuncto, venis eminentibus: ramuli rube- 28* 438 scentes; pseudogermina pubescentia; :stamina ‚petala,pluries superantia, ruberrima aut violacea.. Eine sehr veränderliche Art, grossblättrig M, latifolia Hffg, kleinblättrig M. Myrtifolia Hffg und M. semperflo- rens Lodd, mit blaugrünen Blättern C. glaucus F. Müll und M. mar- ginata Cav. — 4. C. pallidus DC: folia laete viridia, laevia, an- guste elliptica, apice lanceolata, erectopatula, juniora vix puberula, pallide (rubescentia, nervo marginali cum margine ipso confluente, ve- nis minus eminentibus;; ramuli ochracei aut aurantiacei, elongati, erecto- patuli, pseudogermina glabriuscula; stamina petala vix triplo superan- tia, lutea. Einige Ezemplare unter C. paludosus im Garten gehören derselben Art, ebenso auch v. Schlechtendals Melaleuca paludosa. — 5. C. linefolius DC: folia laete viridia, laevia, «elliptica, apice lanceolata, patentia, juniora vix puberula, pallide rubescentia, nervo marginali cum margine ipse confluente, venis vix conspicuis; ramuli ochracei aut aurantiaci, breves, patentes; pseudogermina ‚glabriuscula; stamina 'petala longitudine triplo superantia, ‚rubra. — 6. C. Sieberi DC: folia linearia, subenervia, nervo medio vix prominulo, ceteris nullis, juniora adpresse ‚sericeovillosa, adulta glabra; calyces pubescentes; scheint nur eine Abart der vorigen zu sein. — 7. C. rugulosus DC (— M. scabra Coll. port. Rip; M. macropunctata Dum): folia opaca, intense viridia, anguste elliptica, aut sublinearia; in acumen subpun- gens sensim attenuata, in.statu ‚sieco ‚semper aspera, juniora vix pu- 'bescentia, nervis lateralibus cum margine ipso plerumque confusis, venis prominulis; 'ramuli ochracei, villosi; pseudogermina glabriuseula; stamina petala triplo superentia, ruberrima. — 8. C. Cunninghami n. sp. folia »elliptica, patentissima, ‚pallide virentia, pellucida aut in- terdum asperula, nervis marginalibus et venis prominulis, juniora ru- bentia, subsericea, ramuli ochracei glabrescentes, divaricati; pseudo- germina glabra; stamina vix triplo :petalis longiora, lutea. — 9.C. viridiflorus DC: folia parva, 'patentia, congestia, elliptica, in acu- men subpungens attenuata, nervis ‘et venis vix prominulis, juniora rubentia, villosa; ramuli patuli villosi rubentes; pseudogermina glabra; stamina petalis quadruplo longiora, flava aut rubra. — 10. C. rigi- dus RBr.: folia distantia, elongata, linearispathulata, interdum falca- tula aut anguste elliptica, nervis marginalibus et venis prominulis, ju- niora vix subrubescentia, pilosa; ramuli elongati, glabriusculi aut villosi, ochracei; pseudogermina glabra, stamina petalis quadruplo longiora, ruberrima; damit scheint C. phoeniceus Lindl identisch. — 11. C. linearis DC: folia crebra, angustissima, acerosa, 'supra cana- lculata aut linearia, 'plana, aspera, nervis lateralibus et venis nullis, juniora serica.rosea; ramuli minus ‘elongati, ochracei, mox glabri; pseudogermina glabra; stamina petalis«quadruplo majora, ruberrima aut flava. Gelbblühend .C. ;pinifolius DC, flachblätterig C. acerosus Tausch. — 12. C. arborescens F. Müll: 'folia pallide viridia, ‘erebra, angustissime ellipticolinearia, 'subpungentia, patentissima, plana, vix aspera, nervis marginalibus et venis subnullis, juniora serica subrosea; ramuli breves, ochracei; pseudogermina|pilosa, denique glabriuscula; 429 stamina petalis: triplo vix: qnadruplo- longiora ruberrima. — Ausser diesen Arten sind noch beschrieben: worden: C. nervosus Lindl, C. coceineus F. Müll und teretifolius F. Müll. — (Berliner Wochenschrift für Gärtn. Pflanzenkunde Nr. 36. 37.) oe Zoologie. W. T. Blanford, zwei neue indische Con- chyliengattungen: Cremnobates: testa perforata, turbinatoglobosa; apertura medioeris, subovata, peristomatis margine. dextrosimpliei, columellari. vix calloso; operculum testaceum, subovatum, paucispirale, nucleo sinistro, margine membranaceo;) animal parvum, tentaculis duo- bus brevibus subulatis, oculos in lobis; tumidis, ad basim gerentibus) praeditum;; pes brevis rotundatus;; proboscis brevis. Zu den Littori- nen gehörig, Art C, syhadrensis, — Dann zu den Heliceen gehörig Lithotis: testa auricularis, ovata, tenuis, carina lomgitudinali externa, sulco interno correspondente prope, suturam ‚munits; apertura perma- gna continu2; spira minima; animal tentaculis earentibus, oculis mag- nis in. summis pedunculis duobus retractilibus brevibus, versus, basin tumidis, positis; pes brevis. pyriformis; Art: L. rupicola. —: (Ann, mag. nat. hist. XII, 185—187.) R. T. Lowe, zwei neue Landschnmecken von Madeira: Helix calathoides: sehr ähnlich der H. Gueriniana. und Clausilia obe- siuscula zwischen C. deltostoma; und C. exigus stehend. — (Ibidem 338— 341) Ed. Römer, die Familien, Genera, Subgenera und Sektionen der zweimuskeligen kopflosen Mollusken mit innerem Ligament. Cassel 1863. 4% — Nach der historisch li- terarischen Einleitung charakterisirt Verf. die einzelnen Abtheilungen in systematischer Folge, über die Thiere aufnehmend was er in der Literatur vorfand, die Schalen aber nach eigener Untersuchung prü- fend. Seine Gruppen sind folgende: 1. Fam. Myadae mit Mya und dem Subgenus Platyodon 'Conr, Tugonia Gr, Lutraria Lk (= Lutricola Bl) mit den Sektionen Caco- phonia Gist (= Cultellus Swb), Standella Gr, Eastonia Gr, Zenatia Gr, Cryptodon Corn (= Cypricia Gr), Raeta Gr, Tresus Gr, Darina Gr, ferner Heterocardia Desh, Cardilia Desh (= Hemicyclonota Desh, Hemieyclostera Bronn, Hemieyclostoma: Gr). 2. Fam. Corbulidae. Gattungen: Corbula Brug (= Erodona Daud, Aloidis Meg, Agina Turt, Pachyodon Gr, Lentidium Christ, Harlea, Tornala und Raleta Gr, Corbulomya Nyst) mit den Sektionen: Azara Orb (= Potamomya Hinds) und Heinella Ad, ferner Sphenia Turt (= Sphaena Defr, Sphaenia Swb, Sphena Desh), Cryptomya Conr. 3. Fam. Anatinidae. Gattungen: Anatina Lk (= Laternula Bol, Auriscalpium Meg, Cyathodonta Conr, Butor Gist), Periploma Schum (= Osteodesma Blainv, Bontia Leach, Cochlodesma Couth, Ligula Recl, Corymya Ag), Thracia Leach (— Odoncineta Costa, Cinetodonta Herm, Osteodesma Blainv), Lyonsia Turt (= Magdala Leach, Hia- tella Brown, Osteodesma Desh, Pandorina Scacch, Entodesma, Phil), Tyleria Ad, Neaera Gr (= Quspidaria Nard, Sphena Turt), Theora 430 Ad, Embla Lov, Pandora Brag (= Hypogaea Poli, Calopodium Bolt, Trutina Brown), Myodora Gr, Anatinella Swb, Hippella Mörch, Myo- chama Stutchb. 4. Fam. Chamostraeidae nur mit Chamostrea Roiss (= Cleido- thaerus Stutchb). 5. Fam. Mactradae. Gattungen: Mactra L mit den Sektionen Coprea R, Schizodesma Gr, Spisula Gr (= Hemimactra Swains, Oxy- peras Mörch), Mulinia Gr, Mactrinula Gr (= Papyrina Mörch, Blain- villea Hupe), ferner Vaganella Gr, Rangia Desm (= Gnathodon Gr, Clathrodon Conr), Caecella Gr. 6. Fam. Scrobieularidse. Gattungen: Scrobicularia Schum (= Are- naria Meg, Lavignon Cuv, Ligula Leach, Listera Turt, Lutricola Blainv, Caleinella Desh), Cumingia Swb, Erycina Lk = Abra Leach, Syn- dosmya Recl), Semele Schaum (= Amphidesma Lk). 7. Fam. Mesodesmidae. Gattungen: Mesodesma Desh (= Paphia Lk, Donacilla Lk) mit den Sektionen Paphia Lk (= Eryx Swains), Anapa Gr, Davita Gr, Taria Gr, Machaena Leach, Donacilla Lk, Ce- ronia Gr, ferner Ervilia Tourt. 8. Fam. Crassatellidae nur mit Crassatella Lk. 9. Fam. Galeommidae. Gattungen: Galeomma Turt (= Hiatella Costa, Parthenope Scacch), Scintilla Desh. 10. Fam. Kelliadae. Gattungen: Kellia Turt (= Bornia Phil, Chironia Desh, Tellimya Brown, Erycina Payr), Lasea Leach (— Po- ronia Recl, Cycladina Cantr, Antonoe Leach), Lepton Turt, Montacuta Turt (= Tellimya Brown), Clausina Jeffr, Cyamium Phil, Pythina Hinds (= Myllita d’Orb). 11. Fam. Ungulinidae. Gattungen: Ungulina Daud, Scacchia Phil, Diplodonta Brown und Felania Recl. C. Struck, Tichogonia Chemnitzi kömmt in der Müritz in Meklenburg seit 1837 vor und jetzt massenhaft, wodurch sie den Krebsen besonders gefährlich wird, indem sie sich mit ihrem Byssus an den Schalen schon im jugendlichen Zustande festsetzt. Augenhöh- len, Rücken, Unterseite des Schwanzes, ebenso die Füsse sind oft wie besäet davon. Str. zählte an einem Krebse 147 Tichogonien, die den- selben natürlich zuletzt ersticken und erdrücken. — (Meklenburger Archiv XVII, 295.) @l. G..G. Mühling, ein neuer Wickler: Penthina digita- litana: P. fuscobrunnea, basi fascia plumbea, fusco argentea varie- gata; medio opaco nigro, fusco variegato, maculis plumbeis; macula conica jacente a basi usque ad medium alarum plumbea, argenteo variegata, fascia nigra lutescenteque divisa; ad apicem versus fascia semilunari testacea ab angulo anali ad marginem anteriorem, argenteo, fusco-brunneo plumbeo variegata, apice brunneo; margine anteriore lu- tescente, hamulis fusco brunneis; alis posteribus obscure cinereis, ciliis lutescentibus. Magn. 81/,—10', der Postremana Lienig, Heydeniana HS. am ähnlichsten. Ende Mai, Raupe im April ausgewachsen in den Wurzeln von Digitalis ambigua. Die Raupe wird nur nach einer zer- 431 schnittenen vergleichsweise mit der von Groph. foenella L. beschrie- ben. — (Stett. Entomol. Zeitung ZAXIV, 72.) } A. Gartner, Sesamia Metzneriana Kuhlwein. — Raupe, Puppe und Lebensgeschichte dieses Falters werden beschrieben. Die Raupe lebt im Stengel junger und älterer Pflanzen von Artemisia Ab- synthium von Ende Juli bis Ende Mai nächsten Jahres; sie verpuppt sich ausserhalb und liefert von Mitte Juni bis Anfangs Juli den Schmetterling. — (EZbenda p. 73.) C. v. Heyden, Fragmente aus meinem Tagebuche. — Verf. liefert, mit Nr. 61 beginnend, die Fortsetzung der Lebensge- schichte nebst Beschreibung der Raupen und Puppen folgender Mi- eroleridopteren: Cochylis Manniana Tr. Die Raupe überwintert im Stengel von Mentha sylvestris und liefert in der 'ersten Hälfte des Mai den Schmetterling — Melasia lugubris H. — Tinea argentima- eulella Stt. Raupe Anfangs Juni an graugrünen Staubflechten, einer jungen Cladonia in röhrenartigen Gängen, Ende Juni, Anfangs Juli der Schmetterling. — Swammerdamia apicella Don, Raupe Ende Juni, Anfangs Juli an Schwarzdorn in zarten Gespinnsten gesellig; Schmet- terling aus der überwinterten Puppe Ende April. — Oecophora de- votella Heyden: Capite, thorace, alis anterioribus luridis, ciliis fusco- nigris; alis posterioribus fusco-nigris Exp. al. 51/3‘. Raupe Ende Au- gust, Anfangs September in den Samendolden von Heracleum spon- dylium, /verpuppt sich bald in den Samen und liefert in der zwei- ten Hälfte des Juni nächsten Jahres den Schmetterling. — Oecophora statariella Heyden: Antennis apice albidis, capite et thorace fuscescen- tibus; alis anterioribus luridis, maculis 4 obsoletis dilatioribus; alis po- sterioribus griseo-nigris. Exp. al. 41/5“, Mitte Juli im Oberengadin gefangen — Acrolepia arnicella Heyden: Capite, thorace, abdomineque pallidis; alis anterioribus flavescenti-albidis, fasciis incompletis, ma- culis atomisque lutescente brunneis, post medium punctulis nigris; alis posterioribus albidis, maculis marginalibus obsolete griseis. Exp. al. 63/4. Die Puppe minirt Mitte Mai in den Blättern der Arnica montana, Schmetterling in der ersten Hälfte des Juni — Caverna phra- gmitella Stt. Raupe überwintert gesellig in den Kolben der Typha latifolia; Schmetterling im Juni. — Bucculatrix Boyerella Dup. Die Raupe benagt Ende August die Blätter der Ulme und häutet sich unter flachem Gespinnst, Puppe in eirunden Gespinnst, Entwickelung des Falters im nächsten Jahre. — Bucculatrix fatigatella Heyden: Grisea; alis anterior. maculis 4 suboppositis albidis; inter maculas suturales macula nigricante. Exp. al. 3%/,“; auf Lärchen im ÖOber- Engadin gefangen. — Botys rubiginalis H. Raupe der 1. Generation im Juni, der 2. im September an Betonica officinalis, die der 2. Gene- ration überwintert, — Teras parisiana Guen. Raupe häufig im Sep- tember auf Ulmen zwischen auf einander gesponnenen Blättern, Schmet- terling Ende September, Anfangs Oktober. — Tinea fenestratella Hey- den: Alis anter. angustatis, flavido-griseis, in medio maeculis 3 palli- dis, quarum anterior, ‚subhyalina, Exp, al. 4°. ‚Anfangs Juni aus 432 dürrem‘ Waldholze erzogen. — Enicostoma‘lobella W. V.’ Raupe ‘von Anfang bis Mitte August auf der Unterseite der Blätter‘ von Prunus spinosa hinter dünnem Gespinnst. — Gelechia Rhenanella Heyden: Alie anter. fusco-griseis, squamulis flavidis intermixtis, post medium fascia recta flavida. Exp. al. 31/2. Raupe Anfangs Juli an den’ un- tern Blättern von Convolvulus sepium — Anchinia grisescens Frey. Raupe Anfangs Juli an Dapline alpina, Motte Anfangs August: — Or- nix Pfaffenzelleri Frey. Raupen Ende Juni, Anfangs Juli an Cotone- aster vulgaris zwischen einem nach oben zusammengeklappten Blatte. — Coleophora conspieuella Z. Raupe Mitte Juli erwachsen an Cen- taurea scabiosa; Motte erste Hälfte des August. — Chrysoclistz Schrankella H. Raupe Ende Juli auf Epilobium parviflorum,, in den Blättern minirend; Falter in der ersten Hälfte des August. — Cemio- stoma Wailesella Stt. Raupe minirt von Mitte Juni bis Anfangs Juli in den Blättern von Genista tinctoria. — (Stettiner Entomol. Zeitung ZAIV, 104—113, 341— 346.) Zeller, zwölf amerikanische Nachtfalter dazu eine Tafel’ (II). — Verf. stellt 5 neue Genera auf: Coptotelia, Önissosta- ges, Trichostibas, Psammeces, Stenoptycha, jede mit einer Art und reihet die andern bereits bekannten ein. Wir müssen im Uebrigen auf die Arbeit selbst‘ verweisen. — (Stett. Entomol. Zeitung XAIV, 136—-155.) G. G. Mühling, Lithocolletis Mahalebella n. sp. — Thorace eupreo-fusco, linea lata longitudinali alba diviso, scapulis al- bomarginatis; alis ant. cupreo-fuseis (multo latioribus quam apud L. cerasicolellam), prope radicem margine anteriore extrinsecus sinuatis, linea: basali lata undique aequa latitudine nivea, strigulis 4 costae, 3 dorsi niveis, intrersum nigro-marginatis, prima dorsi thoracem ver- sus sita angulo obtuso ad primam costae incedenti (apud L. cerasi- colellam acutum semper angulum invenimus) altera magna triangula, tertia evanescente, striola apieis atra; tarsis mediis maculatis, posti- eis (inerter?) sed manifeste maculatis‘ Lat. 41/2 —4''. Zwei Genera- tionen im Mai und Juli, die Raupe überwintert und minirt in den Blättern von Prunus Mahaleb. — Platyptilus dichrodactylus n. sp. Capillis in fasciculum longissimum frontalem productis; thorace et alis ant. pällide ochraceis, fuscomaculatis; maculis acrius exstantibus, mar- gine exteriore fusco, posteriore 3 maculis fuscis, macula fusca costali irregulari-triangula ante fissuram sita, apice laciniae anterioris elon- gato, valde ecurvato, digitis subtus haud concoloribus, tertii et dorso medio et apice in ciliis atro-squamato Lat. 12—11’‘. Raupe vermuth- lich in den Stengeln von Senecio. — (Stett. Entomol. Zeitung AXIV, 212— 214.) D. H. Hagen, Insektenzwitter, als Fortsetzung früherer Angaben über diesen Gegenstand (St. Ent. Zeitg. 1861, p. 259) lie- fert Verf. ein Verzeichniss der von‘ ihm seit jener Zeit selbst vergli- chenen Arbeiten und fügt folgende Zwitter mit der betreffenden Li- teratur Hinzu: Argynnis Paphia, Limenitis populi, Hipparchia Janira, 433 % Lycaena Alexis, 2: Pontia/ Cordamines, 'Colias Edusa, 2: Sph.convol- vuli, # Smerinthus populi, Sat. carpini, Endrom versicolora, Harpyia; vinula, Gastr. quercus, castrensis, Eupr. purpurea, Org. antiqua, Dia- phora‘ mendica), Acronycta aceris, N. conflua‘, Amphid. prodromaria, Diapria elegans, Tetrogmus caldarius, Mutilla obscura, Bombus lapi- darius, Acridium dispar, Scaeva clypeata. Zwei noch unbeschriebene Lepidopterenzwitter des Berliner Museums, denen Ref. einen dritten Acherontia Atropos des hallischen Museums beigesellen kann, einge- rechnet ist die Zahl der bekannten Zwitter auf 131 gestiegen, wo von 108 den Lepidopteren, 17 den Hymenopt., 3 den Coleopteren, 2 den Dipteren, 1 den Orthopteren angehören. — (Stett. Entomol. Zeitung ZXIV, 189-195.) Staudinger, einige neue europäische Lepidopteren. — Acidalia Folognearia: Antennis 5 ciliatis, tibiis post. inermibus; SQ fronte obscure brunnea, vertice albo; alis virescenti-stramineis, ubique nigro punctatis, punctis ordinariis mediis marginalibusque ni- gris, strigis anteriorum 4, posterior. 3 obscuris. Exp. alar. 18—19 mm, Der! A. straminata' Tr. am nächsten; in Haidegegenden Belgiens und Frankreichs. — A. Pecharia; Antennis / subeiliatis, tibiis post. iner- mibus; /Q fronte obscure brunnea, vertice antennisque supra albican- tibus, alis obscure einereis, punctis ordinariis mediis obscurioribus; obsoletis, punetis marginalibus nigris. Exp. al. 16—-17mm, Unmittel- bar neben A. Calunetaria Stgr. Bei Ofen. — A. robiginata; Anten- nis: Z" subeiliatis, albido nigroque variis, tibiis postic. inermibus; J'Q alis laete ochraceis, anteriorum strigis 3, postic. 2, strigalisque lim- balibus cum ciliorum punctis alternantibus nigricantibus, subtus valde eonspicuis. Exp. alar, 18—20 mm; Die Disposition der Querlinien wie bei A. aureolaria, die Färbung wie die einer lichten A. perochraria. Alt-Castilien, bei San Ildefonso. — Calophasia hamifera: Prothorace einereo nigroque ter annulato, alis ant. cinereis, plus minusve obscu- ratis, strigis marginem anteriorem versus, lineolis ad marginem ex- teriorem, hamisque in margine interiore nigris; alis post. nigricanti- bus, basim versus albicantibus. Exp. al. 29—33mm, Sehr nahe bei ©. platyptera. Ebenda. — Asarta rubricosella: Alis ant. rubiginoso- fuscescentibus, strigis 2 albicantibus, area basali mediaque cinereo- squamulatis; subtus albicantibus, fascia marginali obscura; alis post. nigricantibus, in j' albo:ciliatis, subtus basim versus plus minusve albicantibus. Exp. al. 14-17mm, Sehr nahe der As. aethiopella B. San Ildefonso. — Atychia laeta: 4' stramineus, alis post. supra uni- coloribus nigricantibus pallide eiliatis, anterioribus subtus nigricanti- bus Exp. al. 22— 28mm, © nigricafis, capillis alarum anter. fasciis 2 stramineis; thoface alisque anter. ubique confertim flavo-irroratis Exp. al. 81—20mm yar. a S’ alis poster. supra, anter. subtus flaves- centibus. San Ildefonso. — Sophronia Santolinae. Palpis hirsutis la- bis, alis anter. olivaceis, litura costae mediae albida tenerrime nigro- squamulatä, strigulis 2 postieis oppositis exterius nigro squamulatis; hamulis 2 cöstae. ante apieem albis; alis post. nigricantibus. Exp. al. 434 8—1lmm. Jan. IIdefonso — Lithocolletis Adenocarpi: Antennis albo nigroque variis; fronte alba, vertice et thorace ochraceo alboque mixtis; alis ant. ochraceis nitidulis, squamis albis, praesertim ba- sim versus, plus minusve immixtis. Exp. älar. 8--9mm, Fbenda. Dr. H. Dohrn, Versuch einer Monographie der Der- mapteren (Öhrwürmer),. Verf. stellt 3 neue Gattungen: Tagalina, Nannopygia, Thermastris auf und 22 neue Species: Apachya Mur- rayi, Tagalina Semperi, Pygidierana eximia, siamensis, kallipygos, Nietneri, Cumingi, ophthalmica, angustata. Cylindrogaster thoracicus, Sahlbergi, Nannopygia Gerstäckeri, Echinosoma Wahlbergi, Wester- manni, horridum, parvulum, Labidura bispinosa, quadrispinosa, ben- galensis, Servillei, femoralis, plebeja. Da aber auch die schon be- schriebenen Arten aus der verschiedenartigsten Literatur zusammen- getragen sind und ihre blosen Namen nichts nützen würden, So müs- sen wir auf die Arbeit selbst verweisen. ‘(Stettiner Entomol. Zeitung AAXIV, 35—66 ; 309-322.) A. Gerstäcker, einige neuePlanipennien aus den Fa- milien der Hemerobiiden und Panorpiden. — Verf. stellt ein neues Gen. mit einer Art auf, die er abbildet und wie folgt diag- nosirt: Belonopteryx n. gen. Antennae elongatae validissimae, seta- ceae; mandibulae debiles, apice bifidae; palpi breves, articulo ultimo maxillarium acuminato, labialium ovato. Alae angustae, lanceolatae: subcosta abbreviata, radio cum sectoribus duobus in apicem exeur- rente; cellula eubitali nulla, cellularum gradatarum serie unica; pro- thorax meso-et metathorace paullo brevior. Pedes validi, breviusculi, tibiis subareuatis, posterioribus spina terminali minuta armatis: tarsis unguiculis simplicibus onychiisque instructi. B. arteriosa n. sp. Au- rantiaca, antennis, thoraeis pietura strigisque 2 abdominis dorsalibus nigris: alis hyalinis, flavo-venosis, costa, subcosta radiique sectoribus sanguineotinctis. Long. 8‘, alar. ant. 91/3‘, al. post. 72/4“, exp. al. 201/32‘. Cassa pava Brasiliae. Ferner werden folgende neue Arten diagnosirt: Acanthaclisis dasymalla: Pectore densissime niveo-villoso, thorace laete cinereo, nigro-vittato, abdomine fusco, ferrugineo-gutta- to: tibiarum calcaribus regulariter curvatis, alis hyalinis, fusco ad- spersis, venulis subcostalibus fuscatis inter se connexis. Lg. 20“', al. ant. 24, post. 20. Caffraria — A. cervina: Thorace laete cervino, fusco-vittato, abdominis segmentis dorsalibus plaga magna ferruginea ornatis: tibiarum calcaribus angulariter curvatis, tarsis nigris, apice albidis: alis testaceo-venosis, fusco conspersis, stigmate obsoleto, ve- nulis subcostalibus furcatis, haud inter se connexis. Lg. 16‘, al. ant. 20‘, alar. post. 18. Aegyptus — A. eustalacta: Thorace sordide cervino, fusco-vittato, abdomine supra ferrugineo, nigro-vittato : tibia- rum calcaribus angulariter curvatis, tarsis nigris, articulo 4. quinti- que basi et apice rufo-brunneis;; alis nigro-albidoque venosis, stigmate cospicuo, albido, anticis striga cubitali interrupta nigra distinctissi- ma;‘venis subcostalibus furcatis inter se connexis. Lg. 16‘, alar. ant. 435 20, al. post. 17’. Ceylon. Diese 3 Arten gehören zu der zweiten Gruppe, welche Hagen (Stettiner Entomol. Zeit. 1860 p. 363) aufge- stellt hat. — Palpares Harpyia: Vertice cinereo, nigro-punctato, pro- thorace pallido, vittis 3 latis punctisque 2 intermediis nigris; abdo- mine fusco, ferrugineo variegato; alis ant. ubique fusco-nebulosis, cel- lulis subcostal. biseriatis, posticis hyalinis, fusco-maculatis et fascia- tis. Lg. 19—20, alar. ant. 26—27°, al. post. 24—25‘'. Ceylon. — P. haematogaster: Vertice inflato, niveo, nigro-punctato, prothorace cervino nigro-trivittato, meso-et metathorace dense einereo lanugino- sis abdomine supra rufo, subtus testaceo: alis angustis, ante apicem - intus sinuatis, anticis fusco-nebulosis, postieis saturate fuseis, fasciis 3 abbreviatis maculisque nonnullis hyalinis. Lg. 26‘, alar. ant. 31‘, post. 30°, lat. al. 7°. Caffraria. — Panorpa nuptialis: Rufa, femo- ribus posticis apice infuscatis, alis aurantiacis, fasciis 3 integris (api- cali lata, stigmatica tertiagne intus convergentibus) fascia marginis interni basali maculisque 2 costalibus saturate fuscis. Lg. 61/3“, alar. ant. 71/2, post. 7‘. Texas. — (Stett. Etom. Ztg. XXIV, 168—188.) Anton Dohrn, neue ausgezeichnete Heteropteren- Arten: Scutellera holoscericea n. sp. S. nobili similis, viridicyanea, splendens, tota holosericea, maculis 6 thoraeis, 8 scutelli nigris, sub- tus abdomine haud sulcato, medio rubro-testaceo, lateribus viridi-cya- neis, nigro-maculatis, pedibus nigro-coeruleis, femoribus apice excepto rubro-testaceis. 20mm, Java. — Tetrathria 5-maculata n. sp. T. holo- sericea, punctata, coerulea, rufo-brunneo signata, scutello aurantiaco 5-maculato; subtus flovotestacea, capite pectoreque viridi-aureo macu- lato, abdomine nigrosignato; pedibus flavo-testaceis nigropunctatis, antennis fuscis, articulo 1 toto, 4 basi testaceo, rostro apice fusco. 18mm, Ins. Philippin. — T. callideoides n. sp. T. punctata, viridi-ae- nea, splendescens, nigro-maculata: subtus coxis abdomineque laete coccineo-aurantiacis, hoc nigrosignato, 17mm, Ins. Batchian. — Cata- canthus sumptuosus n. sp. C. supra nitidus, lucide violaceus, humeris, scutelli apice elytris basi apiceque lateritiis; subtus violaceus, abdo- mine dilute lateritio linea media nigra, lateribus maculis 3 violaceis; pedibus antennis rostroque nigris. 23mm, Ins. Aruü. — Tessaratoma longicornis n. sp. T. fusco-testacea, rugoso pünctata; thorace lateri- bus dilatato-rotundatis, hemelytris pallidioribus; subtus abdomine pe- dibusque dilute castaneis; antennis longioribus. 31mm. Ins. Philippin. — T. angularis n. sp. T. fulvo-testacea, rugoso-punctata; thorace la- teribus angulato-productis; scutello apice nigro-fusco; subtus casta- nea; bedibus, antennis rostroque obscure piceis. 32mm, Sumatra. — Pygoplatys? Thoreyi n. sp. P.? rufo-fulvus, nitidus, punctatissimus, humeris vix elongatis, obtusis, truncatis; subtus abdominis segmento penultimo basi nigro-2-guttato, antennarum articulo ultimo apice laete rufo. 18—21 mm, Ins. Philippin. — Eusthenes elephas n. sp. E. robu- sto simillimus, differt statura majore, colore obscuriore, thoracis mar- gine laterali uti in Oncomeri flavicorni producto, pedibus robustiori- bus, tibiis posticis magis arcuatis, longioribus /. 37mm, Java. — » . #36 Carpona funesta n. sp. C. obscure nigro-picea, opäca, subtilissime dense punctata, thorace scutelloque transversim rugosis; abdomine aciculato-punctato, segmentorum singuleorum margine basi flavido. 34mm, Cambodja. — Pycanum? imperiale n. sp. P. ponderoso affine, statura majore, thoracis lateribus magis rotundatis, colore splendide viridi-aureo diversum. 37mm. Ins. Philippin. — (Stett. Etomol. Zig. ZAIV, 347— 352.) Cornelius, Entwickelungsgeschichten. — Verf. giebt die Entwickelung von folgenden Käfern: Brachypterus Linariae. n. sp; ‘Matt schwarz, dicht und derb punktirt, dünn bräunlichgreis: behaart, Fühler bis auf das schwarze Wurzelglied und Vorderbeine roth. Länge /s—1!/s‘', Meligethes symphyti Heer, Gymnetron antirrkini Grm, G. linariae Pz, Helodes beccabungae Ill, Phaedon betulae L, Coceinella 13-punctata L und beschreibt die Larven und Puppen aus- führlich. — (Stettiner Btomol. Ztg. XXIV, 113—125.) Cornelius, ein neuer Quedius. — @. tomentoso macula- tus, dunkel metallisch grün, Fühler und Beine gelb, Hinterleibsseg- mente jedes oben mit 4 Haarflecken. Lg. 2!/a— 22/3‘, an einem Wald- bache unter Moos bei Elberfeld gesammelt. — (Zbenda p. 131.) Leon Firmaire, ein neuer Licinus. — L. Dohrnii: ob- longus, niger, subopacus; prothorace rugoso-punctato, postice. leviter angustato, elytris subovatis, latioribus, latius marginatis, interstitiis; aspero-punctatis. Lg. 18mm. Albania. — (Zbenda p. 131.) €. A. Dohrn, zur Endomychiden-Gruppe. — Eneymon Gerstaeckeri n. sp. Niger, nitidus, thorace fulvo basin versus leviter angustato, apice utrinque obtuse dentato elytris convexis, laete cya- neis, nitidis, obsolete punctatis. Lg. 32/3‘. Molukken. Die schon be- kannten Arten dieser Gruppe: Spathomeles decoratus Gerst, S. hama- tus Thoms, Indalmus Kirbyanus Ltr. Eumorphus pulchripes Gerst, kommen alle auf Malacca vor, zwischen dem 10. und 16°. n. Br., letzte- ter war bisher nur von Ceylon bekannt. — (Ebenda p. 135.) Tög. J. E. Gray charakterisirt als neu Chelymis Macquaria und Ch. dentata jene mit Nackenschild und ganzem Hinterrande, diese ohne Nackenschild mit gezähntem Hinterrande, beide australisch. — (Ann. mag. nat. hist. XII, 98.) und fügt zu der capischen Pelomedusa subrufa noch eine P. nigra von Natal hinzu. (Ibidem 99.) — Nachdem sich derselbe fer- ner gegen Agassizs Vorwürfe über mehre leichtfertig aufgestellte Arten, wozu er leider so sehr vielfache Gelegenheit bietet, verthei- digt hat, gibt errein neues Namenreiches Verzeichniss der amerikanischen Emyden, das wir mit Weglassung der leicht verständlichen Synony- men hier folgen lassen: Deirochelys reticularia Ag, Graptemys geo- graphica Ag und pseudogeographica Gr (Gr Lesueuri Ag), Calli- chelys (von Emys abgetrennt) mit C. ornata, venusta, callirostris, pul- cherrimus, Trachemys Holbrooki Ag (=E. cumberlandensis Holbr, sanguinolenta Gr, Tr. elegans Ag). scripta Gr (=E. serrata Holbr, Tr. scaber Ag), Troosti Ag, rugosa Ag, Chrysemys pieta Gr (= Belli 437 Gr, ‚Orbignyensis Ag, ‚Nuttalli Ag, marginata Ag und dorsalis Ag), Malaclemmys (— Euchyloclemys Sclat) ‚concentrica Gr (= palustris Ag, E. areolata Dum), Pseudemys (= Ptychemys und Nectemys Ag) ‚coneinna Gr (=E. fioridana Holbr), hieroglyphica Gr, mobilensis:Gr, serrata Gr (— Pt. myosa Ag, E. rubriventris Holbr, E. rivulata Gr), decussata Gr, Berardi Gr (—=E. Orbignyi DB) Rhinoclemmys scabra Gr, Belli Gr = Testudo scabra Bell), melanosterna Gr (— E. dor- ‚salis Gr), annulata Gr. — (lbidem 176 — 185.) Auch ein Chamaeleo laevigatus n. sp. von Khartum als sehr ähnlich dem Ch. senegalensis. — (Jbidem 248.) Und eine Cinyxis Spekei n. sp. ‚aus Mittelafrika. — (Ibidem 381.) A. Günther,’ Amphibien von Formosa: Emys sinensis Gr, Trionyx sinensis Eov, Cistoclemmys flavomarginata n. sp, Chelonia virgata Schneid, Caretta ısquamata Bont, Gecko hoinhonis n. sp, Ma- bonia chinensis Gr, Japalura hoinhonis n. sp, Coluber rufodorsatus Cant, Simotes hoinhonis n. sp, Tropidonotus annularis Hallow, Tr. stolatus L, Bungarus semifasciatus Kohl, Pelamis bicolor Schneid, Halys Blombhoffi Boic. — (Ididem 219— 226.) Derselbe beleuchtet Diemennia superciliosa und be- zeichnet als ihre Synonymie: Pseudoelaps supereiliosus Fisch, Ps. Sordelli Jan, Ps. Kubinyi Jon, Diemansia annulata Günth, Furina textilis Krefft. — (Ibidem 239.) Derselbe, neue Schlangen im britischen Museum: Homalocranium moestum Provinz Peten, Mixodon longicauda Fernando Po, Xenodon irregularis Para, K. Neuwiedi Rio Janeiro, Tropidono- tur ferox Fernando Po, Bothrophthalmus brunneus ebenda, Heterodon modestus Madagaskar, Xenurophis Caesar Fernando Po, Dromicus callilaemus Jamaika, Herpetodryas brunneus, Dipsas nigriceps, Simo- cephalus poensis Guinea, Altcalabar, S. Granti W-Afrika, Enygrus supereiliosus Pelewinsel, Cacophis Kreffti Port Macquarin, Pseudechis ‚australis Australien, Hoplocephalus nigriceps ebenda, H. minor SW- Australien, Tropidechis carinatus Clarencefluss, Atractaspis aterrima W-Afrika, Causus rostratus Nilquellen, Ancistrodon bilineatus Guati- mala, Botriechis Godmanni ebenda. Das britische Museum enthält gegenwärtig 745 Arten Schlangen, davon 260 in Originalexemplaren. — (Ibidem 348—365.) W. Peters, über verschiedene meist neue Amphi- bien. — 1. Jagor sammelte in Siam folgende Arten: Calotes versico- lor, Cylindrophis rufus, Xenopeltis unicolor, Simotes trinotatus, ‚Ly- codon aulicus, Coluber kooros, Chrysopelea ornata, Hypsirhina enhy- (dris und die neue H. Jagori: atra, flavofasciata vel annellata; inter- nasali simplici, squamis 21 seriatis, anali diviso, und endlich noch Herpeton tentaculatum, Hydrophis nigrocinetus, Epicrium glutino- sum. — 2, Das Becken der Stenostomen stimmt ganz mit dem .der Riesenschlangen überein, indem nicht allein ‚alle drei eine. Gelenk- pfanne bildende Knochenstücke vorhanden sind, sondern ‚auch eine 'eingliedrige, an ihrem hintern ‚Ende hakenförmig gekrümmte mit „ei- 438 nem hornigen Ueberzug versehene Hinterextremität vorhanden ist. Dieses sowie die ganz verschiedene dem der Ilysia sich mehr annä- hernde Schädelbau rechtfertigen noch mehr die Trennung der Typh- lopes in zwei verschiedene Familien, wie sie von Dumeril und Bibron angenommen. — 3. Neue oder minder bekannte Schlangen der Ber- liner Sammlung. Homalocranon supracinetum von Guayaquil, ro- bust mit breitem Kopfe, Kopfbeschildung wie bei H. melanocephalum, gelbbraun, die einzelnen Schuppen schwarz besprengt, Kopf oben schwarz mit braungelber Querbinde über der Schnauze und solchem Fleck auf dem Supralabiale etc., Schuppen platt, dünn, rhomboidal, in 15 Längsreihen, 145 Bauchschilder, 1 getheiltes Anale, 38 Paar Sub- caudalia. Tachymenis dromiciformis ebendaher, Kopf flacher und Kör- per schlanker, wie T. peruviana, 8 supralabialia, von welchen das 4. und 5. ans Auge stossen, 3 Temporalia, Frenale pentagonal, 2 Po- storbitalia, Schuppen in 19 Längsreihen, 123— 128 Abdominalia, 72 —80 Subcaudalia, oben und an den Seiten braun, auf den Schup- pen schwarz besprengt, die der Unterseite weiss, Zeichnung verän- derlich.. Goniophanes und Günthers Coronella fissidens gehören zu Tachymenis. Dromicus taeniatus aus Mexiko, lang gestreckt mit 17 Reihen glatter grubenloser Schuppen, Rostrale sehr breit, Frenale sehr lang, 8 Supralabialia, 1 Ante- 2 Postorbitalia, 2 Paare submen- talia, jederseits infralabialia, 155 Bauch-, ein getheiltes After- und 108 Paar Schwanzschilder; braun mit breiter sehr dunkler Längs- binde vom Kopfe bis zum Schwanze, die auch dreilinig erscheint, von einem braungelben Streifen begrenzt. Dr. melanocephalus aus Brasilien mit glatten grubenlosen Schuppen in 17 Reihen, Rostrale nicht nach oben gekrümmt, 7 Supralabialia, $ Infralabialia, Kopf schwarz, im Nacken eine schmale gelbe Querlinie oder zwei solche Flecken und längs des Rückens eine feine schwarze Längslinie, der Rücken olivenbraun. Dr. frenatus von Guayaquil Schuppen wie bei voriger, 8 Supralabialia, oberseits schwarzbraun mit gelber Linie an der Schnauze, die bis zum Nacken fortsetzt. Dr. multilineatus aus Bogota und Venezuela variirt in der Zeichnung. Dr. brevirostris aus Quito schwarzbraun und hellbraun gestreift mit dunkelbraunem Rückenstrich, Kopf schwarz und weiss besprengt. Dr. undulatus (= Coluber undulatus Wied). Zamenis anomalus unbekannter Hei- mat. Liophis dorsalis (? Coluber herbeus Wied) Brasilien. Herpeto- dryas dichroa ebenda sehr ähnlich der H. Boddaerti. H. reticulata von Guayaquil. H. nuchalis Guinea. Alopecion (Lycodon) nigroma- culatus ebenda. Oxyrhopus rhombeatus Südamerika. — 4. Neuer Saurier von Cuba: Cricosaura n. gen. stimmt in der Zunge und dem rudimentären Augenlide mit den Geckonen überein, durch die regelmässsige Beschildung des Kopfes und die Pholidosis des Kör- pers mit Ecpleopus, hat 1 Rostrale, 2 Nasalia, 2 Internasalia, 2 vor- dere und 1 mittles Frontale, eine Reihe supraorbitalia, 1 Interparie- tale, 2 kleine Frontoparietalia, 2 Parietalia, 2 Postparietalia, 2 hinter einanderliegende Frenalia, viele Temporalia. Die Art Cr. typica 439 hat das Ansehen einer kleinen Lacerta. Polemon Barthi Jan ist keine Giftschlange und wahrscheinlich auch dessen Microsoma Neu- wiedi ‘nicht, welche identisch ist mit Reinhardts Urobelus. — 5. Styporhynchus noyv. gen. Ophid: Maxillae superiores debi- les elongatae, angustae, dentibus numerosis, parvis, solidis, haud sulcatis, posterioribus sensim longioribus; caput mediocre, collo paullo latius rostro truncato, scutello rostrali plano, oculi mediocres, pupilla rotunda; nares majusculae, inter scutella bina apertae; corpus teres, squamis anterioribus glabris, reliquis carinatis; cauda subbrevis, co- nica; scutella analia et subcaudalia. Vom Habitus der Coronellen den Dumerilschen Leptognathen zugehörig, doch mit Beziehungen zu Elaphis und Herpetodryas, die Art St. truncatus lebt auf der Insel Djololo. Lycophidion bipunetatum wahrscheinlich aus Afrika. Oala- maria maculolineata auf Sumatra, am nächsten verwandt mit C. Tem- mincki aber kürzer und mit viel weniger Bauchschildern. Callo- phis furcatus Schneid var. nigrotaeniatus ebenda. Tachydromus sexlineatus Dund var. aeneofuscus aus Bengkok. Bufo claviger auf Sumatra. Strabomantis nov. gen. verbindet mit den Merkmalen der Hylodes die breite Kopfform, die genäherten Augen, die sehr ent- wickelten Oberkieferzähne der Ceratophrys. Die Art St. biporcatus von Veragua. Hylodes bogotensis nach 13 Exemplaren von Santa Fe de Bogota. Hylodes Gollmeri in Caracas. H. bicumulus ebenda. Rana corrugata von Ceylon. R. clamata Daud var. guianensis. — 6. Neue Batrachier. Arthroleptis Smith: Maxillarzähne, aber keine am Gaumen, Zunge hinten winkelig ausgeschnitten, hinten und seitlich frei, Trommelfell deutlich, keine Parotiden, Zehen frei ohne Haftschei- ben; Querfortsätze des Sacralwirbels schmal, Manubrium sterni ent- wickelt. Die Art A. poecilonotus aus Guinea. Liuperus elegans Bogota. Hoplobatrachus nov. gen. Zähne im Oberkiefer und am Vo- mer, Zunge wie bei Pyxicephalus, hinten mit zwei Spitzen, Trommel- fell deutlich, keine Parotiden, Finger und Zehen mit cylindrischen Spitzen, erstere frei, letzte mit vollständigen Schwimmhäuten, eine schneidende Wulst wie bei Pyxicephalus an der Fusssohle; Querfort- sätze des Sacrums schmal, Manubrium sterni entwickelt. Die Art H. ceylanicus auf Ceylon. Hemimantis nov. gen. Oberkieferzähne, keine Gaumenzähne, Zunge herzförmig, hinten kaum ausgeschnitten, Trommelfell versteckt, Oeffnungen der Tubae Eustachii äusserst klein, keine Parotiden, keine oder rudimentäre Schwimmhäute, Zehen mit deutlichen Haftscheiben; ein Knötchen unter der Mitte des Tarsus, ein andres unter dem Ende des Carpus; Querfortsätze dea Sacrums schmal, ein entwickeltes Manubrium sterni. Die Art H. calcaratus auf Ceylon. Hylaedactylus (Holonectes n. gen.) conjunctus von Lu- zon. Holophila Jagori von der Insel Samar. Polypedates hecticus von der Insel Samar, P. surdus von Luzon. Hyla sordida aus Vera- gua, H. punctariola ebenda, H. labialis von Bogota, H. conirostris ‚aus Surinam, H.rostrata aus Caracas; Spelerpes adspersus aus Bogota. — (Berliner Monatsberichte 8. 245, 272. 362. 399, 445.) 440 Grube, über ein im Monat August d. J. bei Brieg geschossenes jüngeres Exemplar (wahrscheinlich sein Weibchen) vom Fausthuhn, Syrrhaptes paradoxus — Dieser seltsame Vogel, den Pallas zuerst ‘beschrieb und mit den Wald- und Schneehühnern zur Gattung Tetrao stellte, unterscheidet sich von diesen wesentlich durch die Bildung des Oberschnabels, des- sen Ränder nicht über den Unterschnabel greifen, ‚die auffallend lan- ‚gen und spitzen Flügel und die ungemein kurzen Füsse, lauter Cha- raktere, in denen er den Steppenhühnern (Petrocles) ähnelt; er steht mit diesen gewissermassen in der Mitte zwischen den Tauben und Waldhühnern und hat so viel Fremdartiges, dass er mit keinem der ‘bei uns einheimischen Vögel verwechselt werden kann. Beim ausge- wachsenen Thier ist die Grundfarbe ein dunkles Sandgelb, an Brust und Flügelbug einfarbig, auf dem Rücken mit schwarzen Querbän- dern geziert, Kopf und Gurgel graulich, Weichen und Bauch schwarz, ‚mitten und jederseits an der Kehle ein rostgelber Fleck, über der ‘Brust ein Band von feinen schwarzen Quertstrichelchen, die Hand- ‚schwingen grau, die hinteren derselben hellgerandet, die erste ausser- ordentlich schmal und verlängert, von den 16 Schwanzfedern die 2 mittleren ähnlich gestaltet und ausnehmend lang, auf dem Flügel eine dunkelbraune Querbinde. Der jüngere Vogel hat nicht die einfarbi- gen ‚Stellen der eben beschriebenen Zeichnung, die Querbinden des Rückens sind minder schwarz, mit Flecken untermischt, auch der Kopf gefleckt und der Bauch nicht schwarz. Die bis an die Nägel befiederten Füsse sind darin ganz eigenthümlich gebildet, dass ihnen die bei den Pterocles schon winzige und hochangesetzte Hinterzehe gänzlich fehlt und die vorhandenen Zehen, ganz verwachsen, eine gemeinsame, ‚mit hornigen Warzen besetzte Sohle haben; die stum- pfen Nägel sind breiter als bei jenen, und scheinen zum ‚Graben ge- eignet. Der Vogel soll nur langssm und unbehilflich laufen, sein Flug dagegen leicht und sehr gewandt, obschon nicht lange anhal- tend sein. Bis in die neueste Zeit kannnte man dieses merkwürdige Thier nur in der Kirgisensteppe, wo es Buldruk und Tijlegus heisst und in der hohen Gobi, an deren Nordgrenze gegen Sibirien es auch Radde beobachtet hat. Er fand seine Lebensweise nicht weniger ‚sonderbar als seine ganze Erscheinung. Es kommt hier von Süden herziehend zu Ende des März, wenn noch der Schnee an den Hügeln ‚der Hochsteppe liegt, in kleinen Zügen an, und geht dann zunächst an die süssen Quellen, hält sich aber für gewöhnlich haufenweise an den weichen Stellen der Salzauswitterungen auf, an denen es sich flache Gruben scharrt, und recht von der Sonne durchwärmen lässt. Bei herannahender Gefahr schwingt sich der ganze Haufen in die Luft, durch lautes Geschrei auch die benachbarten aufscheuchend, und lässt sich erst in weiter Entfernung nieder. Nachdem der Vogel zu Anfang April seine grüngelben braungefleckten Eier gelegt und diese ausgebrütet, wiederholt er dies Geschäft in der Mitte des Mai, und zieht dann-alsbald nach dem Nerden, 'doch ‚versuchte es :Radde 441 vergeblich, während des Sommers in dem angrenzenden ‘russischen Gebiet seine Spur wieder zu finden, auch hat ihn niemand sonst in den nördlicheren Gegenden entdeckt. Seine Rückkehr fällt in den Oktober. Seit einigen Jahren nun hat sich überraschender Weise Syrrhaptes paradoxus im Sommer in Europa gezeigt, zuerst im Jahr 1859, wo man ihn im Mai im Gouvernement Wilna wahrnahm; auch ein Pärchen schoss. Der Magen enthielt Samen von Gräsern, 'wäh- reud ihn Radde bei seinen Vögeln unmittelbar nach der Ankunft grösstentheils mit Sand und mit einigen Samen. von ‚Thermopsis ge- füllt fand. Im Herbst desselben Jahres ward ein Exemplar in Nor- folk, 1860 eines an der Cardiganbay in Südwales, dann noch ein zweites in den holländischen Dünen geschossen. 1861 und 62 hörte man in Europa nichts von dem Erscheinen des Syrrhaptes, aber in diesem Jahr ist er an sehr viel’ mehr Orten und zahlreicher als je zuvor angetroffen worden, sö dass es den Anschein hat, als wären jene mehr vereinzelten Vögel nur vorausgeschickte Kundschafter ge- wesen. Nach eingezogenen Nachrichten hat man ihn in Ungarn bei Stuhlweissenburg gesehen, in Galizien bei Brody, bei Wien, im vene- tianischen bei Belluno, an der mährisch -österreichischen Grenze, in Böhmen bei Dobschitz, in Schlesien, in Ostpreussen, bei Quedlinburg und im Hannoverschen. Nachträglichen Mittheilungen von Zaddach und Leunis zufolge ist Syrrhaptes in Preussen bei Gumbinnen, Willen- berg, Fischhausen und Marienburg, in Hannover bei Lingen, Glei- dingen, Wolterdingen und Pulle, auch auf Helgoland gesehen worden. Da diese Thiere bei Wolterdingen schon am 24. März bemerkt sind und Zaddach in einem Exemplar ein reifes Ei gefunden hat, so haben die Vögel ohne Zweifel an anderen Orten in Europa gebrütet. — (Breslauer Ztg. Nr. 566.) G. Krefft beschreibt Dromicia unicolor n. sp. aus der Gegend von Sidney als einfarbig mäusegrau mit schwarzem Stirn- fleck und etwas über körperlangem Schwanze von der Grösse der Dr. concinna, im Oberkiefer mit 3.1. (3-+3), im Unterkiefer mit 1.1. (3+3) Zähnen, — (Ann. mag. nat. hist. XII, 241.) R. F, Tomes, Hyracodon neues amerikanisches Beutelthier, von schlankem Körperbau mit körperlangem Schwanze, gegensetz- barem Daumen an den langen Füssen und spitzer Schnauze, oben mit 3 kleinen spitzen mittlen Schneidezähnen, die beiden folgenden kurz und dick, dann ein sehr kleiner, hinter einer Lücke der kleine Eckzahn, untre mittle Schneidezähne lang und horizontal, die vier folgenden kegelförmig klein, der fünfte eckzahnähnlich und gekrümmt, der weit davon getrennte sechste kleinkegelförmig. Die Art H. fu- liginosus Ekuador. (Kein Wort der Verwandschaft, der Vergleichung, eine dürftige Anführung der allgemeinsten Verhältnisse, nach welcher die Verwandtschaft gar nicht beurtheilt werden kann, was hat die Wissenschaft an solchen neuen Thieren und warum werden dieselben richt so scharf charakterisirt, dass über ihre verwandschaftlichen Be- ziehungen keine Zweifel bleiben?) — (Ibidem 242.) ZXII. 1863. 29 -- 442 A. D. Bartlett beschreibt Lemur leucomystax n. sp. nach ei- nem Menagerie- Exemplar nur nach Haar und Färbung. — (Ibid. 247.) Und ferner einen Galago Monteirei n. sp. aus Angola grösser und lichter gefärbt als die gemeine Art, auch mit längerem Schwan- ze. — (Ibidem 408.) Owens Delphinus crassidens fossil in Lankashire ist in der Nordsee lebend gefunden worden und von Reinhardt als Pseu- dorca erassidens generisch zwischen Grampus und Orca stehend be- schrieben. — (Ibidem 328.) | @l. Miscellen, Am 9. August war die stärkste Hitze, deren man sich in Paris erinnert. Das Thermometer zeigte im Schatten 39° 1’ C., beinahe die höchste Temperatur. die seit 1705 beobachtet wor- den ist. Weiter hinauf reichen die meteorologischen Beobachtun- gen nicht, Am 26. August 1765 war die Temperatur höher 40°, eben so am 14. August 1774, 390 4‘. In diesem Jahrhundert war das bis- herige Maximum der Hitze am 31. Juli 1803 mit 36° 7° C. ver- zeichnet. Ostasiatische Zeitungen bringen Berichte von dem furchtbaren Erdbeben, welches am 3. Juni die Philippinen heimsuchte und wel- ches das gewaltigste seit 1645 gewesen sein soll. Abends halb acht "Uhr umzog ein Flammengürtel die Stadt Manilla und kurz darauf machte sich eine Erderschütterung fühlbar, die beinah eine Minute dauerte. Vorher verbreitete sich Schwefelgeruch, ein Rollen ward vernommen, gleichwie von einem Geschützfeuer und sodann wie das Anbrausen einer ungeheuren Lokomotive. Fast ganz Manilla hat sich in einen Trümmerhaufen verwandelt, alle Gebäude, öffentliche wie private sind mehr oder weniger zerstört bis auf die San Augustin- kirche, dieselbe, welche auch der Katastrophe von 1645 Trotz gebo- ten hatte. .Man schätzt die Zahl der Menschenopfer auf mehr als Tausend und die Verwundeten auf mehrere Tausende. °<© Am 17. August wüthete ein Gewitter in Böhmen (Mscheno, Stolmio) und erschlug mehrere Menschen. Am 18. war ein entsetz- licher Sturm mit Hagelschlag verbunden in Steiermark (Hohenegg, Fraun, Frasslau, St. Georgen). Am 20. August fiel in allen Hochge- birgen von Obersteier und Kärnthen Schnee. Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen Halle. ” 1563. Oktober u. November. „Ne X. XL. — Sitzung am 28. Oktober. Eingegangene Schriften: 4. Sitzungsberichte der k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien. Band XLVI u. XLVII. Wien 1863. gr. 8. 2. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Graubündens. Neue Folge. VIII. Jahrg. Chur 1863. 8°. 3. Jahrbücher der k. k. Geologischen Reichsanstalt. XIII. Bd.’ Wien 1863. 49. 4. Sitzungsbericht der k. Bayerschen Akademie der Wissenschaften zu München. I. Hft. 3. München 1863. 80. 5. Annalen der k. Sternwarte bei München. XI München 1862. 80. 6. Zehnter Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.. Giessen 1863. 8°. 1, Proceedings of the royal Society. XII no 56. London 1863. 8°. 8. Annales des Sciences physiques et naturelles d’agriculture et d’ industrie. III. Ser. Bd. V u. VI. Lyon 1861 u. 1862. gr. 8°. Das Juli- und Augustheft der Zeitschrift liegt zur Verthei- lung vor. Hr. Siewert spricht über den Oberländischen Kanal bei El- bing, eine Verbindung der Ostsee mit den 17 Fuss höheren Seen von Ostpreussen, die Einrichtung der höchst interessanten Anlagen durch Abbildungen erläuternd. Hr. Zincken spricht über das eigenthümliche geognostische Vorkommen von fast reinem Chlorkalium in dem’ anhaltischen Stein- salzechacht von Leopoldshall bei Stassfurt, welches Leopoldit ge- nannt worden. Weiter berichtet derselbe die Entdeckung einer riesi- gen Schnecke (Voluta) im hangenden glaukonitischen Sande des Lat- torfer Braunkohlengebirges durch den Obersteiger Herrn Schwarzen- auer daselbst und knüpft daran noch die Schilderung der Lagerungs- verhältnisse jener an Petrefakten überaus reichen Lokalität. Hr. Giebel giebt einen kurzen Bericht über die naturhistori- schen Sammlungen, Thiergärten und botanische Gärten, die er auf 29* 444 seiner letzten Reise, wach Triest in Innsbruck, Modenä, Bologna, Pa- dua, Triest, Gratz, Wien, Prag und Dresden in Augenschein genom- men hatte. Sitzung am 4. November. Eingegangene Schriften: 1. Andr. Wagners Monographie der fossilen Fische aus den litho- graphischen Schiefern Bayerns. München 1863. 40, 2. Ludwig Seydel, Resultate photometrischer Messungen. München 1862. 40. 3. Denkrede auf Joh. Andr. Wagner gehalten von v. Martius. Mün- chen 1863. 40, 4. Rede von v. Liebig gehalten am 104. Stiftungstage der k. Aka- demie d. Wissenschaften. München 1863, 4». 5. Vierzigster Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vater- ländische Cultur. Breslau 1863. gr. 86, 6. Wochenschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den k. preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde.; no 30—38. Berlin 1863. 4°, 71. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. XV. 2. Ber- lin 1863. 8°. 8.9. Verhandlungen des Vereins für Naturkunde zu Pressburg. IV. V. Pressburg 1859—1861. 8°. 10.11. Elfter und zwölfter Jahresbericht über die Wirksamkeit des Wernervereins. Verwaltungsjahr' 1861 u. 1862. 4°. 12. Hypsometrie vom Mähren und österreichisch -Schlesien. Brüna 1863. 40. 13. Karl Koristua, Bericht über einige im niedern Gesenke uhd im Maasgebirge ausgeführte Höhenmessungen. Wien 1861. 4°. 14. Bericht über die Verhandlungen der k. sächsischeu Gesellschaft d. Wissenschaften in Leipzig. 1863. 8°. 15. Zeitschrift des landwirthschaftlichen Provinzialvereins für die Mark Brandenburg und Niederlausitz. XVIII. Bd. 3. Heft. Pots- dam 1863. 80, Hr. Prof. Heer in Zürich dankt dem Vereine für Seine Ernen- nung zum correspondirenden Mitgliede. Hr. Sie wert giebt eine ungefähre Berechnung von der Menge des kohlensauren Kalis; welches aus der Asche der jährlich in Ber- lin und Halle verrauchten Cigarren gewonnen werden könnte. In Berlin lässt sich bei niedrigem Ansatz der jährliche Bedarf an Ci- garren auf 105 Millionen Stück = 10,500 Ctnr. Tabäck , in Halle auf 7!/a Millionen Stück = 735 Ctnr. Taback veranschlägen. Bei 20,% Asche im Ctnr. würde man in Berlin deren 2100, in Halle 127 an Asche erhalten. Da nun der Ctnr. Asche etwa 400/, Kali enthält und ‚ von diesen für die nicht verrauchten Cigarrenstummel 10%, in Abzug gebracht werden müssen: so würde Berlin aus diesem Aschenpro- dukt: 10,500 Thlr, und Halle 635 Thlr. erzielen können, Summen, für 445 welche die Fabrikation sich nicht herstellen liesse. Ferner erläutert derselbe den neuen, sehr kostspieligen Respirationsapparat. von Pet- tenkofer. Hr. Schubring berichtete, dass H. Fitzeau mit Hilfe von In- terferenz-Erscheinungen, bei denen der Grenzunterschied zwischen den beiden interferirenden Strahlen sehr gross war, nachgewiesen hat, dass der Breehnungsexponent von einzelnen Glasarten und an- dern Crystallen, mithin auch die Geschwindigkeit des Lichts beim Durchgang durch dieselben, sich unter dem Einflusse der Wärme ver- „grässert oder verringert. Sitzung am 11. November. Hr. Giebel legt den ausgestopften Balg und Skelet eines ibm von Hr. Deissner auf Borneo mitgetheilten Insektenfressers ver und charakterisirt denselben als eine neue Species der annoch in Sammlungen äusserst seltenen Gattung Gymnura. Hr. Brasaäck macht nähere Mittheilungen über ein neues Bau- material, welches aus grobkörnigem Sand und ungelöschtem Kalk be- reitet wird, Die daraus hergestellten Steine zeiehnen sich durch Wohilfeilheit und leichte Bearbeitung vortheilbaft vor den gebrännten Ziegelsteinen aus. Sitzung am 18 November. Eingegangene Schriften: 2. Wochenschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den k. preuss. Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. no. 39. 44. Berlin 1863. 4°, 2. The transaetions of the Academy öf seience of St. Louis. Vol. H. no. 1. St. Louis 1863. gr. 8°. Ar. Giebel legt zunächst 2 Prachtwerke aus der k. k. Staäts- druckerei in Wien vor: Löw’s Monographie der europäischen Bohr- fliegen mit 104 photographischen, sehr stark vergrösserten Flügelbil- dern auf 26 Foliotafeln und von Ettingshausens Blattnetze der diko- tylen Pflanzen mit 105 Tafeln Naturselbstdrück. Dann berichtet der- selbe Naunyns Untersuchungen über die Identität des menschlichen Echinococcus mit dem der Schweine, Pferde, Schafe, Rinder. Es ist Naunyn gelungen, aus Hunden gefütterten menschlichen Echinocokken in deren Darm denselben Bandwurm, nämlich Taenia echinococcus, zu zieben, welchen Echinococcus veterinorum,, an Hunde und Schwei- ne verfüttert liefert. Hr. Schubring theilt A. Kundt’s Untersuchungen über opti» sche Täusehungen mit, nach denen letztere alle darauf zurückzufüh- ren sind, dass das Auge die Distanzen nicht, wie es eigentlich ge- schehen müsste, nach der Tängente, sondern nach 'der Sehne des Sehwinkels schätzt. In Folge dessen erscheint eine Strecke, die aus mehreren Linien besteht, zu gross, man wird also beim Halbiren ei- ner Linie, die auf einer Seite markirte Punkte enthält, sich constant 446 irren. Bei Scheitelwinkeln besteht die Täuschung darin, dass: die spitzen zu gross, die stumpfen zu. klein erscheinen, wodurch sich eine Reihe optischer Täuschungen erklärt, welche zum Theil sehr frappant sind, und wie Architekten, Zeichner, Lithographen, Mecha- niker wissen, eine gewisse praktische Tragweite haben. Hr. Siewert spricht über die neusten Versuche von Frankland, über die Wärme- und Lichtentwickelung brennbarer Stoffe bei verminder- tem oder erhöhtem Luftdrucke. Für'Zündkapseln von 6 Zoll Länge und 30 Sekunden Brennzeit stellte sich heraus, dass sich die Brennzeit umgekehrt proportional verhielt dem Luftdrucke und zwar so, dass für jede Verminderung des Luftdrucks um 1 Zoll Quecksilberhöhe die Brennzeit um 1 Sekunde vermehrt wurde. Die Farbe, Gestalt und Intensität der Lichtflamme einer Stearinkerze wird beim Ver- brennen in verdünnter Luft wesentlich verändert. Entspricht der Luftdruck einer Quecksilbersäule von 10‘, so scheint die Flamme über den Dochte zu schweben, hat oben statt der Spitze eine ellipti- sche Rundung, die der allein leuchtende Theil der Flamme ist; denn der untere Theil hat nur blaugrünen etwas in Röthliche spielenden Schein.‘ Für jede Erniedrigung des Luftdrucks um 1 Zoll Quecksil- ber nimmt die Lichtintensität um 50, ab; bei Erhöhung des Luft- druckes nimmt sie um eben so viel zu. Daher unter höherem Druck gewöhnlich nicht mit leuchtender Flamme brennende Stoffe unter Lichtentwickelung verbrennen. — Derselbe theilt ausserdem die Resul- tate mit, welche Pettenkofer und Veit mit dem neu ‚konstruirten Re- spirationsapparate über den Stoffwechsel und die Verwerthung der Nahrungsmittel ‚durch Thiere und Menschen erhalten und u.a. ge- funden haben, dass aller durch die Nahrung aufgenommene Kohlen- stoff durch Athmung, Ausschwitzung und Excremente wieder 'äbge- geben wird. — Schliesslich lenkt Hr. v. Landwüst die Aufmerksam- keit auf einem im Maihefte der Zeitschrift enthaltenen Aufsatz von Witte, betreffend den Einfluss des Mondes ‚auf den Wechsel der Wärme und Kälte auf unserer Erde. Sitzung am 25. November. Hr. Siewert erwähnt zwei Versuche Gorup-Besanezs die für die Liebigsche Ernährungstheorie der Pflanze sprechen. Gifte wer- den nicht, oder nur in einem Minimum aus der Erde von der Pflanze aufgenommen. Eben so wird das Verhalten der Metallsalze zu dem Boden untersucht und gefunden, dass die Basen zurückbleiben, die Säuren hindurchgingen. Sodann berichtet derselbe Berechnungen zweier Oekonomen,»der Herren Crusius.und Sohn, aus denen die sogenannte Mineraltheorie Lie- bigs sich bestätigen soll. Dieselben wurden indess von Hrn. Grün- hagen angezweifelt und dagegen behauptet, dass er früher‘ auch dergleichen Aufzeichnungen gemacht sich aber bald überzeugt habe, dass: die Witterungsverbältnisse in einer Weise die Ernte beeinflussen, 447 dass jene’ Berechnungen ausserordentlich wenig sichere Anhaltepunkte gewährten und eben nur Theorie blieben. Hr. Schubring berichtet über die Methode, welche A. Kundt anwendet, um zu untersuchen, ob die beiden Seiten einer plangeschlif- fenen Glas- oder Krystallplatte genau parallel sind oder ob sie — wie diess in der Regel der Fall ist — einen Winkel mit einander bilden. Dieselbe beruht darauf, dass die verschiedenen Bilder eines leuchtenden Punctes, die durch Reflexion an der Vorder- und Hinter- fläche entstehen, bei parallelen Platten stets so liegen dass die erste, hellste der Platte am nächsten ist, bei etwas gegen einander geneigten Flächen findet dasselbe statt, wenn die stärkere Seite der Platte dem Lichte zugekehrt ist, wendet man die Platte derartig, dass die dünnere Seite dem Object zugekehrt ist, so verändert sich die Reihenfolge der Bilder und geht gewöhnlich in die entgegengesetzte über; so dass das schwächste der Platte am nächsten ist; aus der verschiedenen Lage lässt sich der Winkel, den die Seiten mit einander machen berechnen. Hierauf giebt Hr. Drenkmann einen geschichtlichen Ueber- blick über die Erfindung der seit einiger Zeit in der Färberei so wichtig gewordenen Farben, welche man aus bituminösen Stoffen her- stellt und legt die betreffenden Farbstoffe theils in flüssigem, theils im krystallinischen Zustande vor. Zuerst wurde 1783 von Hausmann die Pikrinsäure als ein zart gelb färbender Stoff dargestellt, unge- fähr 1843 gelang es, dieselbe aus schweren Steinkohlenölen einfacher und billiger zu gewinnen, als nach der Methode des Erfinders, Von einer zweiten violetten Farbe, die aus Anilin gewonnen werden kann, finden sich bereits Andeutungen aus dem Ende der zwanziger Jahre in einer Schrift des Technikers Runge in Oranienburg. Der Engländer Perkins behandelte das Anilin mit saurem chromsauren Kali und stellte daraus eine intensiv violette Farbe her, die erste, welche licht- und seifefest ist. Durch Oxydation des Anilins mit Zinnchlorid dem sogenannten spiritus fumans Libavii stellte Verrier zuerst eine intensiv rothe Farbe her und Renard fils et Frank zu Lyon patentirten diese Erfindung. Bald darauf gewann Schlumber- ger durch Behandlung des Anilins mit salpetersaurem Quecksilber- oxyd oder Quecksilberoxydul ebenfalls ein Anilinroth, aber von etwas verschiedenem Tone, das sogenannte Magentaroth, oder Fuchsiaroth. Durch Zufall erfanden Persoz, Luynes und Salvetat das Anilinblau, indem sie die Oxydation des Anilins durch den spiritus fumans Li- bavii länger und bei grösseren Hitzegraden fortsetzten, die violette Farbe verwandelt sich dabei erst in eine braune, dann grüne und zuletzt schöne blaue Farbe. Später stellte iınan dieselbe auf an- derem Wege dar. Das Rohmaterial zu allen diesen Farbstoffen bie- tet jede beliebige Steinkohle. Dieselbe wird verschwelt. Der gewon- nene Steinkohlentheer wird durch Destillation in leichtes Steinkoblenöl das Benzöl verwandelt. Dieses mit starker Salpetersäure behandelt liefert das Nitrobenzöl (künstliches Bittermandelöl, welches endlich 448 durch Reduktionsmittel (besonders essigsaures Eisenoxydul) in Ani- linöl oder Anilin übergeführt wird. Hr. Brasack spricht über eine neue Darstellungsweise des sick sehr schnell oxydirenden Kupfer-Chlorürs. Nach Winkler ge- winnt man sehr leicht, wenn man krystallisirtes Kupfer- Chlorid mit einer wässrigen Lösung von Zweichlorür kocht, Den entstehenden weissen Niederschlag filtrirt man schnell ab, presst ihn aus und löst ihn in einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron. Die Lösung ist von gelber Farbe und eignet sich ganz vorzüglich die Reactionen des Kupfer-Oxyduls zu zeigen, was durch die angestellten Versuche bestätigt wurde. Ferner lenkt derselbe die Aufmerksamkeit auf eine Beobach- tung Wüllners, nach der durch Absorption des Joddampfes im Son- nenspectrum hervorgebrachten schwarzen Linien coincidiren mit den helleren Linien desgleichen des Joddampfes. (Druck von W. Plötz in Halle.)' Zeitschrift x für die Gesammten Naturwissenschaften. 1863, December. Ne. Al. ——— Ueber Diglycolimid, Diglycolaminsäure und die Produete der Zersetzung der Diglycolsäure durch trockene Destillation von W. Heintz. Aus den Annalen der Chem. und Pharm. Bd. 128, S. 129 mitgetheilt v. d. Verfasser. In einer vorläufigen Notiz 1) habe ich das Product der trockenen Destillation des diglycolsauren Ammoniaks kurz beschrieben und nach seiner Eigenschaft, deutlich sauer zu reagiren und mit Barythydrat gesättigt ein lösliches und krystallisirbares Salz zu bilden, für eine Säure erklärt. Ich nannte es eine Aminsäure, weil es stickstoffhaltig ist, und unterschied es von der noch unbekannten Aminsäure der Diglycolsäure, weil es ein Mol. Wasser weniger enthält, als diese. Die weitere Untersuchung der Substanz hat gelehrt, dass es sich mit derselben anders verhält. Sie hat schliess- lich zur Entdeckung der Diglycolaminsäure geführt, welche ich unmittelbar durch Destillation des sauren Ammoniak- salzes der Diglycolsäure zu gewinnen gehofft hatte. Am Schluss jener Notiz machte ich auf den mögli- chen Zusammenhang der von Wurtz beobachteten kry- stallisirbaren Pyrosäure, welche bei der trockenen Destilla- tion der Diglycolsäure entsteht, mit dieser stickstoffhalti- gen Substanz aufmerksam. Wurtz hat mir, wie ich an * jenem Orte schon erwähnte, die weitere Untersuchung die- ı) Poggend, Annal. CXVI, 632°. XXL. 1863. 30 450 ser Pyrosäure überlassen, eben um einen solchen Zusam- menhang nachzuweisen. Es scheint mir zweckmässig, die Resultate dieser Untersuchung voranzuschicken. Es wird sich dann zeigen, dass ein solcher Zusammenhang wirk- lich besteht. | Andererseits aber lehrt dieselbe, dass die Angabe von Wurtz, bei Destillation der Diglycolsäure entstehe eine wahre Pyrosäure, nicht richtig ist. Allerdings habe auch ich dabei dieselben Erscheinungen beobachtet, wie Wurtz. Die vom Hydratwasser befreite Diglycolsäure schmilzt um 148°C., fängt an bei 250 bis 270° freilich nur eine kleine ' Menge gasiger Zersetzungsproducte zu bilden, die aus Koh- lensäure und einem blau brennenden Gase bestehen, wäh- rend eine etwas bräunlich gefärbte, saure, syrupartige Flüs- sigkeit übergeht. Wechselt man, wenn die Masse kocht, die Vorlage, so gehen endlich Dämpfe über, die sich zu ei- ner dickflüssigen Flüssigkeit verdichten, welche beim Er- kalten vollkommen fest wird. In der Retorte bleibt eine leichte glänzende Kohle zurück. Jenes festwerdende Destillat hielt Wurtz für eine be- sondere Pyrosäure. Da ich bei einem Versuch, die Digly- colsäure darzustellen !), eine kleine Menge derselben in ei- nem Destillat gefunden hatte, so hielt ich es nicht für un- möglich, dass bei dieser Destillation wenigstens ein Theil der angewendeten Säure ohne Zersetzung verflüchtigt werde. Um diess nachzuweisen, benutzte ich das erste nicht fest werdende, syrupdicke Destillat. Es wurde mit Kalk- hydrat gesättigt, wobei sich ein die Augen stark reizender Geruch entwickelte, welcher durch die Bildung einer klei- nen Menge Dioxymethylen veranlasst war.. Durch Abküh- lung der gesättigten Lösung ward das gebildete Kalksalz zur Krystallisation gebracht. Es verhielt sich genau wie diglycolsaurer Kalk und hatte auch dieselbe Zusammenset- zung. Ich fand 38,27 pC. Wasser und 19,96 pC. Kalkerde. Der diglycolsaure Kalk enthält 38,57 pC. Wasser und 20,00 pC. Kalk. !). Diese Zeitschrift Bd. 19, S. 319. 451 Wenn nun in dem ersten dickflüssigen Destillat Di- glycolsäure in Menge enthalten ist, so lässt sich erwarten, dass auch das fest gewordene Destillat von dieser. Säure enthalten werde. Um dies darzuthun, ward eine Probe desselben in kal- tes Wasser gebracht, worin sie sich leicht löste. Die Lö- sung war vollkommen klar, nur etwas gelblich gefärbt und reagirte stark sauer. Als sie mit Kalkhydrat in der Koch- hitze gesättigt wurde, entwickelte sich wieder der intensive Geruch nach Dioxymethylen. Die auf ein kleines Volum gebrachte Flüssigkeit schied deutliche Krystalle von digly- colsaurem Kalk aus. Die Analyse lieferte 37,86 pC. Was- ser und 20,18 pC. Kalkerde. Als aber die von diesen Krystallen getrennte Mutter- lauge weiter eingedampft wurde, setzte sie neben noch ei- nigen Krystallen von diglycolsaurem Kalk feine mikrosco- pische nadelförmige Kryställchen ab, die ganz das Anse- hen von glycolsaurem Kalk besassen. Ihre Menge war zu weiterer Untersuchung zu gering. Nach diesen Versuchen kann aus dem Destillat der Diglycolsäure durch Sättigen mit Kalk wieder diglycolsau- rer Kalk erzeugt werden. Die Frage, ob diese Säure als solche schon darin existirt, oder erst durch Einwirkung des Kalkes gebildet wird, haben die Versuche wegen der Ge- genwart jener zweiten Säure nicht ganz streng zur Ent- scheidung bringen hönnen. Doch sprechen sie entschieden dafür, dass ersteres der Fall ist. Es war namentlich mög- lich, dass durch Destillation der Diglycolsäure das Anhy- drid.dieser Säure gebildet wird. Um wo möglich dieses Anhydrid in fester Form zu erhalten, ohne Gefahr zu laufen, es in das Hydrat zu ver- wandeln, löste ich das Destillat in wenig absolutem Alkohol auf und versetzte die Lösung mit viel Aether. Es entstand jedoch keine Trübung; selbst nach längerem Stehen des Gemisches setzte sich daraus nichts ab. Die Diglycolsäure verhält sich übrigens durchaus ebenso. Nur wenn man zur Auflösung dieser Säure eine ausserordentlich geringe Menge Alkohol anwendet, scheidet sich nach langer Zeit ein klei- ner Theil derselben in Krystallen aus. 30 * 452 Als die alkoholische Lösung des festen Destillats der Diglyeolsäure der Verdunstung überlassen wurde, blieb ein Syrup zurück, der, mit wenig Wasser gemischt und sich selbst überlassen, durchsichtige Krystalle absetzte, welche sowohl die Form der Diglycolsäure besassen, als durch die Eigenschaft derselben, in trockener Luft zu verwittern, und weiss und trübe zu werden, ohne ihre Form einzubüssen. Es erübrigt nur noch, die Natur der Säure festzustel- len, welche das oben erwähnte, dem glycolsauren Kalk ähn- liche Kalksalz erzeugt hatte. Zu dem Ende ward der Rest des nach Krystallisation von möglichst viel Diglycolsäure- hydrat noch übrig gebliebenen Destillats mit Barythydrat genau gesättigt und gekocht, wobei der Geruch nach Dioxy- methylen auf's Intensivste hervortrat. Die von dem gebilde- ten diglycolsauren Baryt möglichst vollkommen getrennte Flüssigkeit ward mit schwefelsaurem Kupferoxyd genau zer- setzt und das kochend heisse Filtrat eingedampft. Der grüne Rückstand ward mit kaltem Wasser behandelt und das darin nicht Lösliche damit gewaschen. Durch Umkry- stallisiren mit Thierkohle gereinigt bildete dieses Kupfersalz sehr kleine blaue, etwas in’s Grüne ziehende Krystalle, welche ganz wie glycolsaures Kupferoxyd erscheinen, und 36,89 pC. Kupferoxyd ihinterliessen. Das glycolsaure Ku- pferoxyd enthält 37,21 pC. Kupferoxyd: Aus diesen Versuchen ergiebt sich, dass bei der tro- ckenen Destillation des Diglycolsäurehydrats eine merkliche Menge Glycolsäure gebildet wird. Diese Beobachtung er- klärt die Erscheinungen, welche bei dieser Operation beob- achtet werden, vollkommen. Die Säure wird dabei theil- weise zersetzt, indem sich aus derselben Glycolsäure und entweder Kohlenoxyd und Wasserstoff, oder Kohlensäure und Methylengas, oder Kohle, Kohlenoxydgas und Wasser bildet nach den Gleichungen: £°H69° — €°H?03, 260 + H?. £49605 —= £?H?e? 69? + £H?. £°H505 — 6?H?93, €, £0, H?9. Dass bei der Destillation der Glycolsäure Dioxymethy- len entsteht, habe ich?!) schon früher nachgewiesen. Da ı) Poggend. Annal. CXV, 461 *. 453 sich nun bei der Destillation ‘des Diglycolsäurehydrats auch Glyeolsäure bildet, so ist die Entstehung von Dioxymethy- len bei dieser Operation leicht verständlich. Ausserdem ist die Bildung von Kohlensäure, wenig Wasser und von einem blau brennenden Gase beobachtet worden, Letzteres kann recht wohl ein Gemisch von Koh- lenoxyd, Wasserstoff und Methylen oder Zersetzungspro- ducten desselben gewesen sein. | Wenn es mir auch nicht gelungen ist, unwiderleglich zu beweisen, dass in dem Destiliat des Diglycolsäurehydrats das Anhydrid dieser Säure nicht enthalten ist, so scheint es mir dennoch aus den Versuchen abgeleitet werden zu dürfen. Es entsteht bei der trockenen Destillation dersel- ben eine nur sehr kleine Menge einer dicklichen syrupar- tigen Flüssigkeit und im Uebrigen eine feste Substanz. Es kann also dabei nur äusserst wenig Wasser gebil- det werden. Zerlegte sich aber das Diglycolsäurehydrat in Anhydrid und Wasser, so müsste die Menge des erzeugten Wassers ziemlich bedeutend sein. Eine geringe Menge Wasser aber muss entstehen, weil sonst die Abscheidung von Kohle bei jener Operation nicht wohl verständlich wäre. Hiernach glaube ich die Ueberzeugung aussprechen zu dürfen, dass die Diglycolsäure bei der trockenen Destil- lation grossentheils unverändert überdestillirt, während ein anderer kleiner Theil so zersetzt wird, dass daraus Glycol- säure, Dioxymethylen, Kohlensäure, Kohlenoxyd, Kohle, Wasserstoff und wahrscheinlich auch Methylen entstehen. Mit dem Hauptproducte der Destillation der Diglycol- säure steht das bei gleicher Operation aus dem sauren Am- moniaksalz dieser Säure entstehende in der engsten Bezie- hung. Beide enthalten das Radical &*H?93, Ehe ich jedoch dazu übergehe, hiefür den Beweis zu liefern, will ich auf die Darstellung und die Eigenschaften des letzteren Körpers, den ich jetzt als Diglycolimid be- zeichne, etwas näher eingehen. Wird saures diglycolsaures Ammoniak in einer Retorte vorsichtig erhitzt, so schmilzt es unvollkommen, beginnt zu kochen und es geht ein schwach ammoniakalisches Wasser über, Nach längerem Erhitzen hört das Blasenwerfen auf, 454 und die Masse fliesst ruhig. Erhitzt man nun stärker, so geht eine farblose Flüssigkeit über, die oft schon im Retor- tenhalse krystallinisch erstarrt. Diese Substanz ist fast reines Diglycolimid. Aber auch in dem ersten wässerigen Destillat ist noch eine gewisse Menge dieses Körpers ent- halten, welcher daraus durch freiwillige Verdunstung in Krystallen gewonnen werden kann. Aber in diesem Rückstande sowohl, als auch in dem erstarrten Destillat ist noch eine geringe Menge sauren diglycolsauren Ammoniaks enthalten. Denn krystallisirt man das Diglycolimid aus Wasser um und bringt dann die letzte Mutterlauge bei niederer Temperatur zur Trockne, so ist der Rückstand nur zum Theil in absolutem Alkohol löslich. Das darin Unlösliche giebt in Salzsäure und Alkohol gelöst mit Platinchlorid einen Niederschlag von Ammoniumplatin- chlorid und mit Ammoniak und Chlorbaryum einen solchen von diglycolsaurem Baryt. Das Diglycolimid kann durch Umkrystallisiren .aus der heissen alkoholischen Lösung leicht rein dargestellt werden. Es bildet dann farblose seideglänzende dünne pris- matische Krystalle, deren Enden nur unvollkommen aus- gebildet sind, die aber eine Länge von mehreren Zollen haben können. Beim sehr langsamen Verdunsten der alko- holischen Lösung über Schwefelsäure dagegen schiesst es oft in kurzen prismatischen Krystallen an, die messbar er- scheinen. Doch kann ich auch jetzt zu dem, was ich über die Form dieser Krystalle in meiner frühern Notiz angegeben habe, nichts hinzufügen. Das Diglycolimid löst sich im Wasser,, Alkohol und Aether, aber in der Kälte nur schwer auf. Namentlich wer- den die Krystalle desselben durch ersteres Lösungsmittel schwer benetzt. Selbst im kochenden Aether ist es nur schwer löslich, wogegen es durch kochendes Wasser und kochenden Alkohol leicht aufgelöst wird. Aus allen drei Lösungsmitteln krystallisirt es in langen Nadeln unverän- dert heraus. Die alkoholische Lösung kann übersättigt werden. Durch ein Kryställchen der Substanz wird in sol- cher übersättigten Lösung die Krystallisation sofort einge- 455 leitet. Schon in der Hitze des Wasserbades ist dieser Kör- per langsam flüchtig. Er setzt sich in Form feiner Nadeln an kälteren Stellen an, schmilzt in gelinder Wärme und er- starrt beim Erkalten krystallinisch. Die Analyse des geschmolzenen Diglycolimids gab folgende Zahlen: berechnet Kohlenstoff 41,62 41,52 41,74 48° Wasserstoff 4,44 4,33 4,35 5H Stickstoff 11197 11:50 19298 12,17 IN Sauerstoff 41,97 42,22 41,74 30 100,00 100,00 100,00. Die empirische Formel des Diglycolimids ist also g*H>NQ°. Aus einer Lösung in heisser Salzsäure scheidet sich dieser Körper beim Erkalten unverändert in den characteri- stischen Nadeln wieder aus. Ein Ammoniaksalz, namentlich Salmiak, bildet sich nicht. Auch wird Salzsäure von dem Diglycolimid nicht gebunden. Dass das Diglycolimid kein Ammoniaksalz ist, obgleich es mit concentrirter kalter Kalilauge versetzt sofort Ammo- niak entwickelt, ergiebt sich daraus, dass eine alkoholische Lösung desselben mit Platinchlorid versetzt keinen Nieder- schlag von Ammoniumplatinchlorid erzeugt, selbst wenn die Lösung mit Salzsäure versetzt und damit gekocht wird. Daher kommt es denn auch, dass verdünnte Kalilauge dar- aus nicht sofort Ammoniak entwickelt. Nach einiger Zeit aber erscheint der Ammoniakgeruch und nach längerer Zeit ist die Zersetzung vollendet. Kocht man aber die Substanz mit verdünntem Kalihydrat, so entwickelt sich sofort reich- lich Ammoniak. In ähnlicher Weise verhält sich Barythydrat. Bei An- wendung dieser Basis bemerkte ich aber, dass so lange man ein gewisses (Quantum bei Zusatz derselben nicht über- schreitet, auch nach längerer Zeit und selbst in der Wärme kein Ammoniak entwickelt wird. Setzt man aber einen Ueberschuss an Barythydrat hinzu, so entwickelt sich zwar anfangs keine merkliche Menge Ammoniak, nach längerem Stehen aber und namentlich sofort beim Erwärmen tritt der Ammoniakgeruch auf. 456 In Folge dieser Beobachtungen versuchte ich ein Ba+ rytsalz der Substanz dadurch darzustellen, dass ich sie mit Barythydrat übersättigte und nun sofort einen schnellen Strom von Kohlensäure hindurchleitete. Die durch gelinde Wärme und durch Filtration von der überschüssigen Koh- lensäure und dem kohlensauren Baryt befreite Flüssigkeit trocknete im Wasserbade zu einer gummiärtigen Masse ein, deren Lösung bei freiwilliger Verdunstung in deutlichen Krystallen anschoss, welche beim Erhitzen mit Natronkalk Ammoniak entwickelten. Diese Barytverbindung hielt ich für das Barytsalz der analysirten Substanz, welche letztere ich für eine Säure erklärte. Allerdings wird Lackmuspapier durch dieselbe schwach geröthet und namentlich, wenn man die Lösung derselben darauf verdunsten lässt, ist die Röthung unverkennbar. Al- lein dessen ungeachtet ist die Substanz keine wahre Säure und in der Barytverbindung findet sich dieselbe nicht mehr im unveränderten Zustande. Diese enthält vielmehr die Diglycolaminsäure. Ist aber das Produkt der trockenen Destillation des sauren diglycolsauren Ammoniaks keine Säure, so muss sie, obgleich isomer, doch verschieden so- wohl von der Fumar- als von der Maleylaminsäure sein. Dies ergiebt sich auch durch folgenden Versuch. Die leichte Zersetzbarkeit des Diglycolimids durch Ba- sen veranlasste mich nämlich, zu untersuchen, welche Säure dabei gebildet wird. Kocht man dasselbe mit überschüs- sigem Aetzkalk, filtrirt kochend, neutralisirt mit Kohlensäure, kocht nochmals und Altrirt die concentrirte Lösung kochend- heiss, so setzt sie beim Erkalten Krystalle von diglycol- saurer Kalkerde ab. Die Analyse derselben lieferte 37,88pC. Wasser und 19,60 pC. Kalkerde, während der diglycolsaure Kalk 38,57 pC. Wasser und 20,00 pC. Kalkerde enthält. Durch diesen Versuch ist die Anwesenheit des Radi- cals der Diglycolsäure in dem Destillationsproduct des sau- ren diglycolsauren Ammoniaks nachgewiesen. Wenn aber auch das Diglycolimid nicht als eine jet Säure betrachtet werden darf, so kann doch ein Metallderi- vat desselben dargestellt werden, Es liefert nämlich: eine 457 Silberverbindung, welche der anderer Imide, z.B. dem Sucei- nimidsilberoxyd, durchaus analog ist. Wird eine concentrirte Lösung des Diglycolimids in heissem Wasser mit einer ebenfalls concentrirten wässerigen Lösung von salpetersaurem Silberoxyd zersetzt, so entsteht kein Niederschlag. Die Mischung verändert sich selbst im Kochen nicht und setzt beim Erkalten Krystalle von Digly- eolimid ab. Fügt man aber tropfenweise Ammoniak zu der heissen Lösung, so bildet sich ein schneeweisser, krystalli- nischer Niederschlag, der sich auch in der Kochhitze nicht schwärzt. Das Verhalten der Mischung ist gleich, mag darin das Diglycolimid überschüssig sein, oder das salpetersaure Silberoxyd. Auch wenn man den Niederschlag in überschüs- sigem Ammoniak löst und die Lösung kocht, geschieht keine Abscheidung des Silbers. Vielmehr sondert sich aus der Lösung, wenn man das Ammoniak durch Kochen ver- jagt, ein vollkommen weisser, blätterig - krystallinischer Kör- per aus, der unter dem Mikroscop die in Fig. A auf Tafel I abgebildete Form zeigt. Die auf diese Weise gebildete Silberverbindung ent- hält das Diglycolimid noch unverändert, Denn wäscht man dieselbe aus und leitet man durch Wasser, in welchem sie vertheilt ist, Schwefelwasserstoffgas, so entstehen beim Ver- dunsten des Filtrats Krystalle von Diglycolimid. Andere Substanzen sind in dieser Flüssigkeit nicht enthalten, na- mentlich Salpetersäure und Ammoniak enthält dieselbe nicht. Die Silberverbindung besteht also nur aus Diglycolimid und Silberoxyd. Zur Bestätigung dessen habe ich eine Silberbestim- mung ausgeführt. Es wurden gefunden 48,52 pC. Silber. Die Rechnung nach der Formel €?H?AgN®° ergiebt 48,65 pC. | Hiernach ist die typische Formel für diesen Körper £*Ht0° Ag : Das Diglycolimid verhält sich also wie das Succinimid, welches in derselben Weise behandelt eine durchaus ana- loge Silberverbindung liefert. Obgleich beide keine Säuren sind, so können sie doch ein Atom Wasserstoff leicht ge- N 458 gen Metall, namentlich gegen Silber austauschen. ' Das Diglycolimid liefert einen neuen Beleg für die Thatsache, dass in den dem Ammoniaktypus angehörenden Verbindun- gen, in welchen zwei Atome Wasserstoff durch ein zwei- atomiges Säureradical vertreten sind, das dritte Atom Was- serstoff in dem Grade positiv wird, dass es leicht durch Metall ersetzt werden kann. | Ich wendete mich nun zur Untersuchung des oben er- wähnten leichtlöslichen' Barytsalzes. Seine Reindarstellung gelang erst nach vielen vergeblichen Versuchen. Die schliesse lich dazu benutzte Methode ist folgende: Das Diglycolimid wird im gepulverten Zustande mit Wasser übergossen und in diese Mischung die noch warme concentrirte Lösung der äquivalenten Menge Barythydrat hineinfiltrirt. Nach dem Umrühren reagirt: die Flüssigkeit stark alkalisch, aber diese Reaction nimmt allmälig ab. Die erhaltene Lösung wird mit Kohlensäure gesättigt, durch ge- linde: Wärme von dem Ueberschuss an Kohlensäure und durch Filtration von dem entstandenen Niederschlage, der aus kohlensaurem und etwas diglycolsaurem Baryt besteht, befreit. Verdunstet man das Filtrat bei sehr gelinder Wärme im Wasserbade, so trocknet es zuerst zu einer gum- miartigen Masse ein, welche sich in Wasser wieder leicht löst und dabei keinen unlöslichen Rückstand lässt. Um daraus noch einen Rest von Diglycolimid zu ent- fernen, reibt man diesen Rückstand äusserst fein und kocht ihn, mit Alkohol aus. Die Lösung enthält keinen Baryt, liefert aber beim Verdunsten doch zwei verschiedene Arten von Krystallen. Zuerst schiesst nämlich Diglycolimid an, und zuletzt bleibt eine Mutterlauge, welche syrupartiger- scheint und nur langsam, aber dann zu grossen Krystallen eintrocknet. Dieser Körper giebt in seiner alkoholischen Lösung mit Platinchlorid sofort einen gelben Niederschlag von Ammoniumplatinchlorid.e Er ist ein Ammoniaksalz. Essigsäure scheidet daraus selbst in concentrirtestem Zu- stande keine krystallisirbare Substanz ab. Setzt man aber zu‘ der sehr concentrirten Lösung dieses Ammoniaksalzes Salzsäure, so krystallisirt zwar Salmiak, aber ausserdem ein anderer, saurer Körper heraus, der durch Waschen mit 459 wenig kaltem Wasser von dem Salmiak befreit werden kann. Da dieser Körper aber selbst im Wasser zwar schwerer als Salmiak, aber doch nicht eigentlich schwer löslich ist, so darf das Waschen nicht zu lange fortgesetzt werden. Diese Säure ist identisch mit derjenigen, welche in dem Baryt- salz enthalten ist, bei dessen Auskochen mit Alkohol die- ses Ammoniaksalz abgeschieden worden war. Sie ist eben die Diglycolaminsäure. Die Bildung dieses Ammoniaksalzes der Diglycolamin- säure neben dem diglycolaminsauren Baryt erklärt sich leicht auf folgende Weise. Da, wo im Moment des Ein- giessens von Barythydratlösung in die Mischung von Di- glycolimid und Wasser ersteres überschüssig ist, bildet sich diglycolsaurer Baryt und Ammoniak nach der Gleichung: „8*H493 Ba €*H?93 DH en Ba) 9° + NHN. " Dieses Ammoniak verbindet sich mit der eingeleiteten Kohlensäure und das kohlensaure Ammoniak zersetzt den gleichzeitig gebildeten diglycolaminsauren Baryt in kohlen- sauren Baryt und diglycolaminsaures Ammoniak. Um nun endlich das Barytsalz der Diglycolaminsäure selbst rein zu gewinnen, löst man es in möglichst wenig heissem Wasser und giesst auf die Oberfläche dieser Lö- sung Alkohol. Nach 24 Stunden ist ein gewisses Quantum des Salzes auskrystallisirt, oft hat aber zugleich die Flüs- sigkeit eine gallertartige Beschaffenheit angenommen, Man trennt die Krystalle von der Flüssigkeit, wäscht sie einige Male mit Wasser ab, und sucht nun in derselben Weise aus der Mutterlauge, nachdem man sie bei gelinder Wärme verdunstet hat, mehr derselben zu erhalten. Die ganze Menge dieser Krystalle wird dann noch ein- oder zweimal ganz eben so umkrystallisirt. Der diglycolaminsaure Baryt ist ein weisses Salz, das ich anfangs, obgleich der Versuch nur mit einer kleinen Menge angestellt wurde, in ziemlich grossen Krystallen er- hielt, die aber doch nicht messbar waren. Die Hoffnung aber, später bei Darstellung grösserer Mengen desselben auch ausgebildetere Krystalle zu erhalten, ist nicht in Er- füllung gegangen. Kleine mikroscopische Krystalle, die ich 460 einmal bei Verdunstung der Lösung über Schwefelsäure er- hielt, zeigten die in Fig. B auf Tafel II abgebildete Form. Wahrscheinlich sind sie schiefe rhombische Prismen. In Wasser lösen sie sich nicht schnell auf, bedürfen aber nicht einer grossen Menge dieses Lösungsmittels zur Auflösung. Die Lösung ist neutral. In Alkohol und Aether sind sie ganz unlöslich. Für sich, erhitzt verändert sich dieses Salz bei.100° c. und selbst bei 130° C. nicht. Bei 140 bis 145° C. sintert es zusammen und färbt sich bräunlich. Dann schmilzt es unter Blasenwerfen,, kocht lebhaft unter Bräunung, schwillt dann ausserordentlich stark auf, indem sich ammoniakali- sche und brenzliche Producte entwickeln, verkohlt endlich und hinterlässt zuletzt weisse kohlensaure Baryterde. Kocht man eine wässerige Lösung von diglycolamin- saurem Baryt amhaltend, so scheidet sich ein weisses Pul- ver aus, welches sich als diglycolsaurer Baryt erweist. Gleichzeitig entwickelt sich Ammoniak. Schneller geschieht dieser Process, wenn man noch Barythydrat oder eine an- dere Basis hinzufügt. Bei der Analyse dieses Salzes erhielt ich, nachdem ich es hinreichend gereinigt und bei 120 bis 130% getrock- net hatte, wobei es nur ganz unbedeutend an Gewicht ver- liert, folgende Zahlen: RE St, PO TIEE IV WERNE NG, Ava Be Kohlenstoff — — _- — — 22,62 22,85 — —- Wasserstoff — — —_ == —_ area) Baryum 32,91 32,95 32,91 32,66 2,69 2,98 — — — Stickstoff — _ = — _ _ — 6,54 6,66 Sauerstoff — — — NEE = a Mittel berechnet Kohlenstoff 22,74 22,931 S6& Wasserstoff 3,49 3,34 14H Baryum 32,85 32,70 2 Ba Stickstoff 6,60 668 2N Sauerstoff 34,32 34,37 909 100,00 100,00. Absichtlich habe ich so viele Batch mit diesem Salze ‚und zwar stets mit. einer neu dargestellten 461 Probe ausgeführt, weil dasselbe eine ungewöhnliche Zusam- mensetzung hat, Die Analysen lassen aber keinen Zweifel, dass es gemäss der empirischen Formel 6°H!*Ba?N?Q zu- sammengesetzt ist. Man sollte deshalb meinen, dass man es mit einer zweibasischen Säure von der Formel 6°H1$N?Q? zu ihun habe. Allein die später folgende Analyse der freien Säure lehrt, dass diese Barytverbindung noch Wasser ent- hält, welches aber bei einer Temperatur, wobei Zersetzung der Säure selbst noch nicht eintritt, nicht as erben wer- den kann. Die Formel derselben ist also: ve a N o] + 09. A Die Umsetzung dieser Substanz bei anhaltendem Ko- chen mit Wasser kann durch folgende Gleichung ausge- drückt werden: (> ee 120) + 220 e?H03 £°H?9?) = m, Ba? + nm, gg0* + NH% Versetzt man die concentrirte Lösung des diglycola- minsauren Baryts mit einer concentrirten Lösung von sal- petersaurem Silberoxyd, so-entsteht kein Niederschlag. Fügt man dann Ammoniak hinzu, so fällt ein weisses Pulver nie- der, das sich durch Kochen, selbst wenn es in überschüs- sigem Ammoniak gelöst ist, nicht sehwärzt, und das aus sehr kleinen, feinen, concentrisch gruppirten, mikroscopi- schen Nadeln besteht. Mangel an Material verhinderte bis jetzt die nähere Untersuchung dieses Silbersalzes. Aus dem Barytsalz die Diglycolaminsäure darzustellen, gelingt sehr leicht. Man braucht nur die Lösung einer ge- wogenen Menge desselben mit etwas weniger Schwefelsäure zu versetzen, als zur vollständigen Abscheidung des Baryts erforderlich ist. Die Flüssigkeit kann man aber vom Nie- derschlage durch Filtration nicht trennen. Fast die ganze Menge des letzteren geht durch das Filtrum mit hindurch. Man dampft daher unmittelbar die Mischung unter der Glocke der Luftpumpe bis zur Trockne ab und zieht den Rückstand mit heissem, absolutem Alkohol aus. Die alko- 462 holische Lösung lässt sich nun leicht durch Filtration’ von dem schwefelsauren Baryt trennen. Sie wird wieder unter der Lüuftpumpe 'verdunstet. Es bleibt ein krystallinischer Rückstand, der in kaltem Wasser nicht ganz leicht löslich ist, wohl aber in warmem, und der beim Erkalten der con- centrirten warmen Lösung in deutlichen, messbaren Kry- stallen anschiesst. Bei freiwilliger Verdunstung der wäs- serigen Lösung kann dieser Körper in schönen grossen Kry- stallen erhalten werden- Die Diglycolaminsäure bildet geruch - und farblose, was- serklare, sauer reagirende und angenehm sauer schmeckende, prismatische, luftbeständige Krystalle von eigenthümlicher Form. Sie sind rhombische Prismen mit Winkeln von im Mit- tel 84015‘. Die stumpfen Seitenkanten sind stets’ beide stark abgestumpft, von den scharfen Seitenkanten habe ich nur die vordere stark abgestumpft beobachtet. Die beiden En- den der Krystalle werden durch nur je zwei schief auf die- jenigen Säulenflächen aufgesetzten Octa@derflächen begrenzt, welche sich unter dem meist mit einer Abstumpfungsfläche versehenen Winkel von 84015‘ schneiden. Die gemessenen Winkel sind folgende: s:8 — 84015‘ Op:p — 155035‘ Pi pP’) m == 7102020" s#’=! 39)’:m 138°. Die Diglycolaminsäure ist in Wasser und Alkohol, aber in beiden nicht ganz leicht löslich. Aether nimmt selbst im Kochen nur äusserst wenig davon auf. Heisses Wasser löst sie leicht. . Erhitzt man die Krystalle auf 100 bis 110°, so verän- dern sie sich gar nicht. Sie sind wasserfrei. ‘Bei 125 bis 130° C. fangen sie an zu schmelzen und bei 135° C. sind sie vollkommen zu einer farblosen Flüssigkeit zerflossen. Lässt man diese erkalten, so erstarrt sie nicht sofort, son- dern wird erst extractartig, fadenziehend, ohne ihre Durch- sichtigkeit zu verlieren. Allmälig wird ‚die Masse dann trübe und undurchsichtig und fest, ohne krystallinisches 463 Ansehen anzunehmen. Erhitzt man die Säure stärker, so fängt sie an zu kochen, ‚ohne sich wesentlich zu färben. Dann bräunt sie sich und zuletzt bleibt eine geringe Menge Kohle zurück, die leicht verbrennt. Das Product der trok- kenen Destillation dieser Säure ist wahrscheinlich Diglyco- limid. Wegen Mangel an Material habe ich den Versuch nicht ausgeführt. Kocht man diese Substanz mit Kalkmilch, so entwik- kelt sich Ammoniak und im Rückstande nach Verdunstung aller Feuchtigkeit ist diglycolsaure Kalkerde enthalten, die daraus durch Auskochen mit Wasser leicht in den bekann- ten Krystallen gewonnen werden kann. Löst man diese Substanz in Alkohol und setzt zu der Lösung Platinchlorid, so entsteht kein Niederschlag. Ammoniak ist also darin nicht fertig gebildet enthalten. Die Analyse der Diglycolaminsäure hat zu folgenden Zahlen geführt: gefunden berechnet Kohlenstoff 36,09 36,09 4 € Wasserstoff 5,38 5,26 7” H Stickstoff 10,99 10,53 IN Sauerstoff 47,49 48,12 40 100,00 100,00. Hiernach ist ihre Formel &?H?’NQ* und als der Amin- säure der Diglycolsäure muss ihr die typische Formel 474093 NIS H5D/, H, n Io, oder gemässder Betrachtung, welche sichin den Ann. Chem. Pharm. OXXII, 257° findetund wonach die Amin- säuren dem Ammoniaktypus zugerechnet werden können, die g°H*93 1,0 Formel N H - H ‚ oder endlich, da in der Diglycolsäure, die ja sowohl aus Monochloressigsäure, welche als Chlor- oxäthylenylsäure angesehen werden kann, entsteht, als bei ihrer trockenen Destillation zum Theil in Glycolsäure über- geht, entschieden zwei Atome Oxäthylenyl angenommen werden müssen, die Formel In dieser Säure und in der Diglycolamidsäure lernen wir also wieder ein Beispiel von absoluter Isomerie organi- scher Körper kennen. In beiden Säuren ist nicht nur die- selbe Anzahl von Atomen derselben Elemente, sondern auch dieselbe Anzahl derselben Radicalen enthalten. Sie unter- scheiden sich nur durch die verschiedene Lagerung der Atome und namentlich der Radicale. Sie sind allein ver- schieden durch ihre chemische Structur, ein Begriff, der be- kanntlich zuerst von Butlerow*) in die Wissenschaft ein- geführt worden ist. Grade solche Körper, wie die Diglycolaminsäure und Diglyeolamidsäure, sind für die Lehre von der chemischen Structur von der grössten Wichtigkeit, weil nur durch die Annahme des Einflusses derselben auf die Eigenschaften der chemischen Stoffe die Verschiedenheit solcher Substan- zen erklärlich wird. Will'man die Formeln der Diglycolaminsäure und Dig- lycolamidsäure in die Form bringen, in der sie die chemi- sche Structur möglichst vollkommen ausdrücken, so sind sie die folgenden: mn vn \ €H? $H? ) ' es » A & [07 Diglycolamins. —N CH | Diglycolamids, =N\,, eo C T co ” En AN H H In der Diglycolaminsäure ist in den A an Stelle eines Atoms Wasserstoff ein einatomiges typisches Radical eingetreten, welches aus zwei Atomen des Radicals *) Zeitschrift für Chemie und Pharmätie 1861, S. 1°. 465 ” ” re! mel yr,ı 0 vr ‘ €0, zwei Atomen des Radicals €H? und zwei Atomen Sauer- ” el stoff besteht. Ein Atom E& ist zuerst in den einfachen Wassertypus getreten, das einatomige typische Radical ” » = — fere\ Ig bildend. Dies sich mit OH? combinirend, führt zu - H) dem einatomigen typischen Radical welches mit dem Radical CH? in den einfachen Wasserty- pus tretend das einatomige Radical „ £H? ” em: (> liefert. ” wur Dieses endlich mit dem zweiatomigen Radical fee} sich combinirend erzeugt das ebenfalls noch einatomige typische Radical XXIL 1863 831 nun en E H Die Stellung der Radicale €9 und €H? in der Formel ist dadurch bedingt, dass erstens der durch Metall ersetz- bare Wasserstoff mit einem Säureradical in den Wasserty- pus getreten, zweitens der Entstehungsweise der Substanz aus der Monochloressigsäure gemäss, stets zunächst £@ mit €H? combinirt sein muss, und endlich drittens das €H? Säureradical CO H in den Wassertypus treten kann. = nur leicht mit einem Alkoholradical In der Diglycolamidsäure sind in den Ammoniaktypus an Stelle von zwei Atomen Wasserstoff zwei einatomige typische Radicale getreten, von denen jede zunächst das vor einatomige typische Radical an | @ enthält, welches mit „ fargmzpl dem zweiatomigen €£H? sich combinirend das einatomige „ rn €H? | typische Radical _, bildet. Die Stellung der einzelnen — vor / Lo „ el | . Radicale in der Formel der Diglycolamidsäure ist allein da- J 467 durch bedingt, dass der durch Metall vertretbare Wasser- stoff mit einem Säureradical in den Wassertypus getreten sein muss. Die Diglycolamidsäure sowie die Diglycolaminsäure sind beide isomer mit der Asparaginsäure, aber keine von jenen beiden ist identisch mit letzterer. Dass die Diglycolamin- von der Asparaginsäure verschieden ist, ergiebt sich daraus, dass jene durch Kochen mit starken Basen unter Ammoniak- entwickelung in Diglycolsäure umgewandelt wird. Von der Diglycolamidsäure, deren Verschiedenheit von der Aspara- ginsäure nach meinen Versuchen so feststand, dass ich in meiner Abhandlung über dem Ammoniaktypus angehörige organische Säuren*) nicht besonders den Beweis führen zu müssen glaubte, stellt Kolbe die Meinung auf, sie könne doch wohl mit jener Säure identisch sein, indem er na- mentlich meint, die sehr verschiedenen Angaben über die Löslichkeit beider könnten auf Versuchsfehlern beruhen. Dass ich bis zu der gestatteten Fehlergrenze mit gutem Gewissen die Garantie der Richtigkeit meiner Angabe über die Löslichkeit der Diglycolamidsäure übernehmen kann, das sei mir erlaubt hier auszusprechen. Ausserdem aber dürfte der Umstand, dass die Digly- colamidsäure sehr leicht in grossen Krystallen dargestellt werden kann, so dass es mir gelang solche von mehr als einem Zoll Länge und einem viertel Zoll Breite zu erzeu- gen, obgleich mir höchstens 5 oder 6 Gramme dieser Sub- stanz zu Gebote standen, genügen, um die Unmöglichkeit der Identität der activen oder inactiven Asparaginsäure mit der Diglycolamidsäure darzuthun. In Kurzem hoffe ich mehr Beweise für ihre Verschie- denheit beibringen zu können. *) Annalen der Chemie u. Pharm. EXXI, 257. 468 Die Süsswasserfische von Mitteleuropa von C. Th. E. v. Siebold. (Aus des Verf.’s Schrift: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa [Leipzig 1863], mitgetheilt.) A. Teleosti. Knochenfische. Skelet knöchern, die kammförmig gestellten Kiemen- blätter an ihrer Spitze frei, jederseits eine einfache Kiemen- spalte mit Kiemendeckelapparat. a. Acantuoprerı Stachelflosser. Vordere Strahlen der Rückenflosse, Afterflosse und der Bauchflossen kräftig entwickelt, einfach und stachelförmig endend. 1. Familie. Percoidei. Barsche. Kiemendeckel und Vor- derdeckel gezähnelt oder bedornt, Schuppen am Hinterrande gezähnelt. Bauchflossen unter den Brustflossen. 1. Perca L. Zwei Rückenflossen, Vorderdeckel gezähnelt, Eauptdeckel mit einem Dorn, alle Zähne des Maules stachel- förmig. Art: P. fluviatilis L. Fiussbarsch. Mehrere schwärzliche Querbinden auf dem Körper und ein blauschwarzer Augenfleck am Ende der vordern Rückenflosse. Ueberall. 2. Lucioperca C. Zwei Rückenflossen, Vorderdeckel al- lein gezähnelt, zwischen den Bürstenzähnen des Maules einzel- ne grössere Kegelzähne, Art: L. sandra C. Zander. Vom Rücken ziehen sich ver- waschene Querbinden herab, Rückenflossen schwarz punktirt. Fehlt nur im Rhein- und Wesergebiet, sonst überall. 3. Aspro 0. Zwei getrennte Rückenflossen, Schnauze über den Unterkiefer hervorragend, Vorderdeckel schwach gezahnt, Hauptdeckel mit einem Dorn. Arten: A. zingel. Zingel. 1. Rückfl. mit 13, 2. Rückfl. mit 19 Strahlen, Schwanz kurz und gedrungen, nur im Donau- gebiet. — A. streber Sieb. Streber. 1. Rückfl. mit 8 bis 9, 2. Rückfl. mit 13 Strahlen, Schwanz lang und sehr schmächtig, ebenda. 4. Acerina L. Eine einfache Rückenflosse, Vorderdeckel und Hauptdeckel mit Stacheln, Gruben auf den Kopfknochen. Arten: A. cernua L. Schroll, Kaulbarsch. Körper kurz, Schnauze stumpf, die ersten 12—14 Strahlen der Rückfl. sind Stachelstrahlen, fehlt nur im Rheingebiet. — A. schraetzer L. Schrätzer. Körper lang gestreckt, Schnauze verlängert, die er- sten 13 oder 19 Strahlen der Rückfl. stachelförmig, nur im Do- naugebiet vorkommend, 469 2. Familie. Scleroparei. Panzerwangen. Die Knochen des Unteraugenrandringes nach unten verbreitert und mit dem Vorderdeckel verbunden. l. Cottus L. Kopf mit Stacheln bewaffnet, 2 dicht hinter einander stehende Rückenflossen, Bauchflossen zwischen den Brustflossen. Arten: CO. gobio L. Koppen, Kaulkopf. Bauchflossen kurz, den After nicht erreichend, Bauchflossen ungebändert, fast über- all. — C. poecilopus Heck, Bauchflossen lang, bis zum After reichend, Bauch - und Afterflosse gebändert, nur im Weichselgebiet. 8. Familie. Scomberoidei. Makrelen. Kiemendeckelap- parat ohne Stacheln und Zähnelung, Haut mit Knochen- schienen oder gekielten Knochenplatten gepanzert. l. Gasterosteus L. Vor der Rückenflosse freie Stachel- strahlen, statt der Bauchflossen jederseits ein Stachel. Arten: G. aculeatus L. Stichling. Drei Stacheln vor der Rückfl., fehlt nur im Donaugebiet. — G. pungitius L. Kleiner Stichling, 9 bis 11 Stacheln vor der Rückfl., fehlt im Donau - und Pregelgebiet. b. Anacantnını Weichflosser. Alle Flossenstrahlen weich, gegen die Spitze hin zertheilt und gegliedert, Schwimm- blase wenn vorhanden ohne Luftgang. 1. Familie. Gadoidei. Schellfische.e 2 bis 3 Rückenflos- sen, Bauchflossen unter der Kehle, Schwimmblase vorhanden. 1. Lota C. Eine kurze und eine lange Rückenflosse, ein Bartfaden am Kinn. Art: L. vulgaris C. Rutte, Quappe. Unterkiefer kaum kürzer als der Oberkiefer, Zähne alle klein, überall. 2. Familie. Pleuronectae. Schollen. Körper unsymme- trisch, beide Augen auf einer und derseiben Seite, Brust- flossen an der Kehle. 1. Platessa C. Zähne in einfacher Reihe in beiden Kiefern. Art: Pl. fliesus L. Flunder. Seitenlinie fast gerade und von dornigen Warzenreihen eingefasst, verirrt sich bisweilen in den Rhein und die Elbe. ec. Puvsosromu Schwimmbläser. Alle Flossen- strahlen weich, gegen die Spitze hin getheilt und geglie- dert, Schwimmblase mit der Speiseröhre durch einen Luft gang verbunden, 1. Familie. Siluroidei. Welse. Die Zwischenkieferkno- chen bilden allein den Rand der Oberkinnlade, Körper ‚ohne Schuppen, erster Brustflossenstrahl ein starker Knochen, 470 1. Silurus L. Hechelzähne im Maule, Rückenflosse sehr klein, Afterflosse sehr lang. Art: C. glanis L. Wels. Zwei lange Oberkieferbartfäden, 4 kurze Bartfäden am Unterkiefer, überall. 2. Familie. Cyprinoidei. Karpfen. Die Zwischenkiefer knochen bilden allein den Rand der Oberkinnlade, alle Kno- chen des Maules zahnlos, nur die beiden untern Schlund- knochen mit Zähnen, Schwimmblase mit einer Einschnürung. l. Cyprinus L. Mund mit 4 Bartfäden, Schlundzähne in der Formel 1.1.3—3.1.1 gestellt, Rückenflosse mit lan- ger, Afterflosse mit kurzer Basis. Art: C. carpio L. Karpfen. Bartfäden stark und lang, Schwanzflosse tief ausgeschnitten, überall. 2. Carpio Heck. Mund mit 4 Bartfäden, Schlundzähne häufig in der Formel 1.4—4.1 gestellt, Rückenflosse mit langer, Afterflosse mit kurzer Basis. Art: C. Kollari Hech. Karpfkarausche (Bastard). Bartfä- den dünn und sehr kurz, oft ungleich entwickelt, in Teichen in Pommern und in den Alpen. 3. Carassius Nils. Mund ohne Bartfäden, Schlundzäh- ne ın der Formel 4—-4, Rückenflosse mit kurzer Basis. Art: C. vulgaris Nils. Karausche. Schwanzflosse nur schwach ausgeschnitten, überall. 4. Tinca C. Mund mit 2 Bartfäden, Schlundzähne in der Formel 5—4, Rücken- und Afterflosse mit kurzer Basis. Art: T. vulgaris C. Schleihe. Die beiden Bartfäden kurz, alle Flossen abgerundet, überall. 5. Barbus C. Mund mit 4 Bartfäden, Schlundzähne in der Formel 2.3.5—5.3.2, Rücken- und Afterflosse mit kürzer Basis. Arten: B. fluviatilis Ag. Barbe. Erster Knochenstrahl der Rückenflosse grob gesägt, fast überall. — B. Petenyi Heck. Sem- ling. Erster Knochenstrahl der Rückenflosse ungesägt, nur in Oestreich.- Schlesien und den Karpathen. f 6. Gobio C. Mund mit 2 langen Bartfäden, Schlundzähne in der Formel 2 oder 3.5 —5.3 oder 2, Rücken - und After- flosse mit kurzer Basis. Arten: G. fluviatilis C. Gründling. Bartfäden kaum bis un- ter die Augen reichend, Schwanz seitlich zusammengedrückt, über- all. — G. uranoscopus Ag. Steingressling. Bartfäden fast bis zur Basis der Brustflossen reichend, Schwanz eylindrisch, nur im Do- naugebiet. 7. Rhodeus Ag. Schlundzähne in der Formel 5— 5, Rü- cken- und Afterflosse mit mässig langer Basis. Art: Rh. amarus Bl. Bitterling. Körper hoch und zusam- 471 mengedrückt, Seitenlinie nur auf die ersten 5-6 Schuppen be- schränkt, fast überall. 8. Abramis C. Schlundzähne in der Formel 5—35, Rü- ckenflosse mit kurzer Basis, Afterflosse mit sehr langer Basis, die Schuppen des Vorderrückens gescheitelt. Arten: A. brama L. Brachsen, Bley. Mund halb unterstän- dig, Afterflosse mit 23 — 28 weichen getheilten: Strahlen, über- all. — A. vimbra L. Zärthe. Mund unterständig, Schnauze sehr weit vorspringend und conisch, Afterflosse mit 18— 20 weichen getheilten Strahlen, fehlt nur im Rheingebiete — A. melanops ‘Heck. Seerüssling. Mund unterständig, Schnauze etwas vorsprin- gend und stumpf abgerundet, Afterflosse mit 18— 20 weichen zerschlissenen Strahlen, nur im Donaugebiete beobachtet. — A. ballerus L. Pleinzen, Zope. Mund endständig, mit: schräg aufwärts gerichteter Spalte, Afterflosse mit 36 —39 weichen getheilten Strahlen, im Weser-, Elb-, Oder und Pregelgebiete. — A. sapa Pall. Mund halb unterständig, Schnauze sehr stumpf, Afterflosse mit 33—45 weichen zerschlissenen Strahlen, nur in der Donau. 9. Abramidopsis Sieb. Schlundzähne in der Formel 5 oder 6 — 5, Rückenflosse mit kurzer Basis, Afterflosse mit mäs- sig langer Basis, die Schuppen des Vorderrückens ‚nicht ge- scheitelt. Art: A. Leuckarti Heck. (Bastard). Mund endständig, Af- terflosse mit 15°—18 zerschlissenen Strahlen, 10— 11 Längs- schuppenreihen oberhalb der Seitenlinie, fehlt nur im Rhein- und Pregelgebiete. 10. Blieeca Heck. Schlundzähne in der Formel 3 oder 3.5—3 oder 2, Rückenflosse mit kurzer Basis, Afterflosse mit langer Basis, die Schuppen des Vorderrückens gescheitelt. Art: B. Björkna L. Blicke, Güster. Mund halb unterstän- dig, Schnauze stumpf, Afterflosse mit 19 — 23 zerschlissenen Strahlen überall. f 11. Bliccopsis Heck. Schlundzähne in der Formel 2 oder 3.5—5.3 oder 2, Rückenflosse mit kurzer Basis, Afterflosse mit mässig langer Basis, die Schuppen des Vorderrückens nicht gescheitelt. Art: B. abramorutilus Hol. (Bastard). Mund endständig, Schnauze sehr abgestumpft, Afterflosse mit 14 —- 16 zerschlisse- nen Strahlen, 8 Längsschuppenreihen oberhalb der Seitenlinie, fast überall. 12. Pelecus Ag. Schlundzähne in der Formel 2, —5.2, die vorstehende Spitze des Unterkiefers in eine Vertiefung der Zwischenkiefer eingreifend, die kurze Rückenflosse über dem An- fang der langen Afterflosse, der Bauch eine scharfe Kante bildend. Art: P. eultratus L, Sichling, Ziege. Mundöffnung nach oben gerichtet, die Brustflossen sehr lang und säbelförmig , Seitenlinie wellenföürmig gebogen, im «Oder-, Weichsel- und: Pregelgebiete, 472 13. Alburnus Rond. Schlundzähne in der Formel 2.5—5.2 oder 2.5—4.2, die vorstehende Spitze des Unterkiefers in eine Vertiefung der Zwischenkiefer eingreifend, die kurze Rücken- flosse steht hinter den Bauchflossen, Afterflosse mit langer Basis. Arten: A. lucidus Heck. Laube, Uckelei. Mundöffnung nach oben gerichtet, das Kinn mehr weniger vorstehend, After- flosse beginnt unter dem Ende der Rückenflosse, überall. — A. mento Ag. Mairenke. Mundöffnung nach oben gerichtet, das Kinn sehr stark hervorragend, Afterflosse beginnt hinter dem Ende der Rückenflosse, im Starenberger, Chiem- und Traunsee. — A. bipunctatus Bl. Schneider. Schlundzähne in der Formel 2.5-—4.2, Mundöffnung endständig, das Kinn sehr wenig vorstehend, After- flosse - beginnt hinter dem Ende der Rückenflosse, Seitenlinie schwarz eingefasst, im Donau-, Rhein-, Weser-, Elbgebiete. — A. dolabratus Heck (Bastard). Mundöffnung endständig, das Kinn wenig vorstehend, die Afterflosse kurz und hoch, hinter dem Ende der Rückenflosse beginnend, im Donau- und Rheingebiete. 14. Aspius Ag. Schlundzähne in der Formel 3.5—5.3, die vorstehende Spitze des Unterkiefers in eine Vertiefung der Zwischenkiefer eingreifend, die kurze Rückenflosse steht hinter den Bauchflossen, Afterflosse mit langer Basis. Art: A. rapax Ag. Schind, Rapfen. Die sehr weite Mund- spalte nach oben gerichtet, Schuppen klein, fast überall. 15. Leucaspius Heck. Die Schlundzähne bald in einfa- cher bald in doppelter Reihe, das etwas verdickte Kinn in eine schwache Vertiefung der Zwischenkiefer eingreifend, die Rü- ckenflosse mit kurzer Basis, die Afterflosse mit etwas verlän- gerter Basis. Art: L. delineatus Sieb. Mund endständig, Seitenlinie nur auf die ersten 8S—12 Schuppen beschränkt, Afterflosse beginnt unter dem Ende der Rückenflosse, bei Braunschweig und Danzig. 16. Idus Heck. Die Schlundzähne in der Formel 3.5—5.3, Rückenflosse und Afterflosse mit kurzer Basis. Art: J. melanotus Heck. Aland. Mundöffnung endständig, nicht sehr weit und etwas schief, überall. f 17. Scardinius Bp. Die Schlundzähne in der Formel 3.5—5.3 und an der Innenseite tief gesägt, die Basis der Rückenflosse und Afterflosse kurz. Art: Sc. erythrophthalmus L.. Rothfeder, Rothauge. Mund- öffnung endständig mit steil aufsteigender Spalte, der etwas zu- sammengedrückte Körper mehr weniger hoch, überall. 18. Leuciscus Rond. Schlundzähne links 6 oder 5 und rechts 5, Rücken- und Afterflosse mit kurzer Basıs. Arten: L. rutilus L. Rothauge, Plötze. Maul endständig, Körper etwas zusammengedrückt, überall. — L. virgo Heck. Frauennervling. Maul endständig, Schnauze etwas vorspringend, Körper seitlich zusammengedrückt, nur im Donaugebiet. — L. 473 Meidingeri Heck. Frauenfisch. Maul fast unterständig, Schnauze aufgetrieben, Körper walzig und sehr lang gestreckt, im Chiem-, Traun- und Mordsee. 19. Squalius Bp. Schlundzähne in der Formel 2.5— 5.2, Rücken - und Afterflosse mit kurzer Basis. Arten; Squ. cephalus L. Aitel, Diekkopf. Kopf breit, Schnau- ze niedergedrückt, Maul endständig, sehr weit nach hinten ge- spalten, Körper walzig, Afterflosse mit convexem Unterrande, überall. — Squ. leueiscus L. Hasel, Häsling. Körper etwas zu- sammengedrückt, Maul unterständig und eng, Schnauze etwas vorragend, Afterflosse mit ausgeschnittenem Unterrande, scheint nur im Odergebiete zu fehlen. 20. Telestes Bp. Schlundzähne in der Formel 2.5 —--4,2, Rücken- und Afterflosse mit kurzer Basis, die erstere grade über den Bauchflossen beginnend. Art: T. Agassizi Val. Strömer. Maul klein und unterstän- dig, Schnauze etwas vorragend, Leib walzig, Afterflosse mit kon- vexem Unterrande, nur im Donaugebiet und Neckar. 21. Phoxinus Ag. Schlundzähne wie vorhin, ebenso die Flossenbasen, aber die Rückenflosse hinter den Bauchflossen beginnend. Art: Ph. laevis Ag. Pfrille, Elritze. Maul klein, endständig, Leib walzig, Schuppen ungemein klein, überall. 22. Chondrostoma Ag. Schlundzähne zu 5—7 in ein- facher Reihe, Mundspalte unterständig, vollkommen quer und mit scharfkantigen Kieferrändern, Rücken - und Afterflosse mit kurzer Basis. Arten: Ch. nasus L. Nase. Schnauze sehr stark und co- nisch hervorragend, Mundspalte fast gerade, Schlundzähne 6---6, selten 7—6, der Flügel der Schlundknochen ohne Ausschnitt, überall. — Ch. Genei Bp. Schnauze wenig vorragend, sehr stumpf abgerundet, Mundspalte flach gebogen, Schlundzähne 5—5, selten 6— 5, der Flügel der Schlundknochen ohne Ausschnitt, nur bei Basel. — Ch. rysela Ag. (Bastard). Schnauze wenig vorragend und sehr stumpf abgerundet, Mundspalte flach gebo- gen, Schlundzähne 6—5, selten 5 — 5, Flügel der Schlundkno- chen mit Ausschnitt, im Inn und der Isar. - 3. Familie. Salmonoidei. Lachse. Die Zwischen- und Oberkieferknochen bilden den Rand der Oberkinnlade, hin- ter der Rücken- eine Fettflosse, Schwimmblase einfach. a. Maul klein, unbewaffnet oder mit sehr feinen Zähnen be- setzt, die Oberkiefer ragen bis unter den vordern Augenrand, Schuppen mittelgross. l. Coregonus Art. Maul mit sehr feinen vergänglichen Zäh- nen besetzt oder zahnlos, Rckfl. beginnt dicht vor der Bauchfl., der Vorderrand der Rckfl. länger als die Basis derselben. 474 Arten: C. Wartmanni Bl. Renke. Schnauze gestreckt und senkrecht abgestutzt, die Oberkinnlade kaum länger als die un- tere, Körper gestreckt, Schwanzstiel dünn, in den Alpenseen. — C. fera Jur. Bodenrenke. Schnauze kurz, dick, schräg nach un- ten und hinten abgestutzt, Oberkinnlade länger als die untere, Körper gestreckt, Schwanzstiel gedrungen, ebenda. — €. hiema- lis Jur. Kilch. Schnauze kurz, dick, schräg nach unten und hin- ten abgestutzt, Oberkinnlade länger als die untere, Körper wenig gestreckt, im Ammersee und Bodensee. — C. oxyrhynchus L. Schnäpel. Oberkinnlade über die untere sehr weit vorragend und nach vorn in eine weiche conisch verlängerte Schnauze über- gehend, Körper gestreckt, Schwanzstiel gedrungen, überall, nur im Donaugebiet nicht. — C. maraena Bl grosse Maräne. Schnauze kurz, dick und etwas schräg nach unten und hinten abgestutzt, Oberkinnlade über die untere vorragend, Körper gestreckt, Schwanz- stiel gedrungen, im Schaalsee und Maduisee — C. albula L. Kleine Maräne. Das mehr weniger vorstehende Kinn des auf- steigenden Unterkiefers passt in einen mittlen Ausschnitt des Oberkieferrandes, Körper und Schwanzstiel gestreckt, wie vorige und in Ost- und Westpreussen. 2. Thymallus ©. Maul mit feinen Zähnen besetzt, Rü- ckenflosse beginnt weit vor den Bauchflossen, der Vorderrand der Rückenflosse kürzer als die Basis derselben. Art: Th. vulgaris Nils. Aesche. Der Oberkieferrand über den Unterkieferrand vorstehend, überall. - b. Maul weit gespalten, die Oberkiefer ragen bis unter die hintern Augenränder, alle Kieferknochen sowie die Gaumen- beine, Pflugschar und vordrer Zungenknochen tragen Zähne, die Schuppen meist klein. a. An der Gaumendecke sind auch die beiden Flügelbein- blätter auf ihrem innern Rande mit einer Zahnreihe bewaffnet, den Schuppen fehlt der Silberglanzbeleg. 3. Osmerus Art. Zwischen- und Öberkiefer mit einer einfachen Reihe Zähne, die Unterkiefer tragen eine äussere Reihe grössrer derber Zähne, das rudimentäre Pflugscharbein mit einem Paar starker spitzer Zähne, die Schuppen der Lei- besseiten mittelgross. Art: O. eperlanus L. Stint. Unterkiefer vorstehend, die Zähne des Pflugscharbeines und des vordern Zungenbeines sind die stärksten und längsten, die Seitenlinie nur auf die ersten Schuppen beschränkt, in der Weser, Elbe, Oder, Weichsel, Pregel. 8. An der Gaumendecke sind die Flügelbeinblätter zahn- los, die Schuppen mit Silberglanz. ' 4. Salmo Val. Pflugscharknochen kurz, die vordere kurze Platte desselben allein mit Zähnen besetzt, die hintere etwas län- gere Platte desselben stets zahnlos, Schuppen klein und längsoval. Arten; $. salvelinus L, Saibling. Körper gestreckt und et- 475 was zusammengedrückt, die vordre Platte des Pflugscharknochens an ihrem hintern Theile mit 5 bis 7 Zähnen, die hintere Platte desselben seitlich zusammengedrückt und tief kahnförmig ausge- höhlt, das mittle Zungenbein trägt eine mit viel kleinen Zähnen besetzte Knochenplatte, im Rhein und der Donau. — S. hucho L. Huchen. Körper gestreckt und walzig, die vordre Platte des Pflugscharknochens an ihrem hintern Theile mit 5—7 Zähnen immer in einer queren Stellung, die hintere Platte desselben flach, das mittle Zungenbein zahnlos, nur in der Donau. 5. Trutta Nils. Der Pflugscharknochen lang, die hintere sehr lange Platte desselben auf ihrer ganzen Länge mit viel Zähnen besetzt, welche im Alter ausfallen, Schuppen klein und längsoval. Arten: Tr. salar L. Lachs. Schnauze gestreckt, Körper mehr weniger zusammengedrückt, die vordere kurze Vomerplatte fünfeckig und stets zahnlos, der blaugraue Rücken und die sil- berigen Seiten mit wenigen schwarzen Flecken, überall, nur in der Donau nicht. — S. lacustris L. Seeforelle.. Schnauze kurz und abgestumpft, die vordere kurze Vomerplatte dreieckig und am Hinterrande mit 3 bis 4 Zähnen, die Zähne des Vomerstie- les sehr stark, meist hinten in doppelter Reihe stehend, der grün- oder blassgraue Rücken und die silberigen Seiten mit schwarzen Flecken, nur in den Alpenseen. — Fr. trutta L. Meerforelle. Schnauze kurz und abgestumpft, die vordere kurze Vomerplatte dreieckig und am Hinterrande mit 3 bis 4 Zähnen besetzt, die Zähne des Vomerstieles von mittler Stärke und in einfacher Reihe stehend, der blassgraue Rücken und die silberigen Seiten mit sehr wenigen schwarzen Flecken, überall, nur im Donaugebiete nicht. — Tr. fario L. Forelle. Schnauze kurz und sehr abge- stumpft, der Körper gedrungen und zusammengedrückt, die vor- dere kurze Vomerplatte dreieckig und am Hinterrande mit drei bis vier Zähnen besetzt, die Zähne des Vomerstieles doppelreihig, der olivengrüne Rücken und die messinggelbglänzenden Seiten mit schwarzen und orangerothen Flecken, überall. 4. Familie. Esocini. Hechte. Zwischen- und Oberkiefer bilden den Rand der Oberkinnlade, Magen ohne Blindsack und Darmanfang ohne Blinddärme, Schwimmblase einfach, Schuppen klein und sehr festsitzend. l. Esox L. Rückenflosse weit nach hinten der Afterflosse gegenüber stehend, Maul weit, oben am Gaumen mit vielen Hechelzähnen, auf dem Unterkiefer einzelne grosse Zähne. Art: E. lueius L. Hecht. Unterkiefer weit vorstehend, überall. 5. Familie, Clupeoidei. Häringe, Zwischen- und Ober- kiefer bilden den Rand der Oberkinnlade, Magen mit Blind- / 476 sack, Darmanfang mit Blinddärmen, Schwimmblase einfach, Schuppen gross und sehr leicht abfallend. 1. Alosa C. Die Zwischenkiefer in der Mittellinie durch einen tiefen Ausschnitt getrennt, Unterkiefer, Vomer, Zungen- bein, Gaumenbein ohne Zähne, die "schneidende Bauchkante sägezähnig. Arten: A. vulgaris C. Maifisch. Die Kiemenbögen an ih- rer concaven Seite mit sehr vielen dicht stehenden langen und dünnen Lamellen besetzt, fehlt nur im Donaugebiete. — A.finta C. Finte. Die Kiemenbögen an ihrer concaven Seite mit einzelste- henden kurzen und dicken Fortsätzen besetzt, im Rhein, Weich- sel- und Pregelgebiet. 6. Familie. Acanthopsides. Schmerlen. Die Zwischen- kiefer bilden allein den Rand der Oberkinnlade, der Kopf bis zur Kiemenspalte von einer zusammenhängenden Haut überzogen, der Suborbitalknochen mit einem oder mehren beweglichen Dornen bewehrt, die beiden untern Schlund- knochen mit Zähnen, die Schwimmblase in eine linke und rechte Hälfte getheilt. 1. Cobitis L. Mund mit Bärteln, Schlundknochen mit zahlreichen Zähnen einreihig besetzt, Schwimmblase in einer Knochenkapsel versteckt. Arten: C. fossilis L. Schlammpitzger. Mund mit 10 Bär- teln, Augenstachel unter der Haut versteckt, 12 bis 14 Schlund- zähne, überall. — C. barbatula L. Schmerle. Mund mit 6 Bär- teln, Augenstachel unter der Haut versteckt, 8 bis 10 Schlund- zähne, überall. — C. taenia L. Steinpitzger. Mund mit 6 Bär- teln, Augenstachel aus einer Hautspalte vorstreckbar, 8 bis 10 Schlundzähne, überall. 7. Familie. Muraenoidei. Aale. Die Zwischenkiefer bil- den allein den Rand der Oberkinnlade, Körper schlangen- förmig, ohne Bauchflossen, Magen mit Blindsack, Schwimm- blase einfach. l. Anguilla Thunb. Rücken- und Afterflosse unmittel- bar in die spitze Schwanzflosse übergehend, Maul mit vielen kleinen dicht gedrängten Zähnen. Art: A. vulgaris Flem. Flussaal. Unterkiefer länger als die Oberkinnlade, Rückenflosse weit hinter dem Kopfe beginnend, fehlt nur im Donaugebiet. B. Ganoidei. Schmelzschupper. Skelet knorplig, die kammförmig gestellten Kiemen- blätter an ihrer Spitze frei, jederseits eine einfache Kiemen- spalte mit Kiemendeckelapparat. 477 1. Familie. Accipenserini. Störe. Skeletachse knorpe- lig, Maul unterseits. 1. Accipenser L. Kopf von Knochenplatten dicht einge- hüllt, Leib mit 5 Längsreihen Knochenplatten. Arten: A. glaber Heck. Glattstör. Rückenschilde hinten mit einer Spitze, Seitenschilde klein und von einander getrennt, Schnauze kurz und abgerundet, verirrt in der Donau. — A. ru- thenus L. Sterle. Rückenschilde hinten mit einer Spitze, Sei- tenschilde klein und dicht an einander gereiht, Schnauze lang gestreckt schmal und spitz, nur in der Donau. — A. stellatus Pall. Sternhuchen. Rückenschilde hinten mit einer Spitze, Sei- tenschilde von einander getrennt, Schnauze sehr lang und spitz, verirrt sich in die Donau. — A. schypa Güldst. Rückenschilde in der Mitte mit einer Spitze, Seitenschilde von einander getrennt, Schnauze kurz und abgerundet, Oberlippe nicht eingebuchtet, ebenfalls nur in.die Donau verirrt. — A. Güldenstädti Brandt. Rückenschilde in der Mitte mit einer Spitze, Seitenschilde von einander getrennt, Schnauze kurz und abgerundet, Oberlippe ein- gebuchtet, wie vorige verirrt. — A. sturio L. Gemeiner Stör. Rückenschilde in der Mitte mit einer Spitze, Seitenschilder dicht an einander, Schnauze ein mässig langes gleichschenkliges Dreieek darstellend, fehlt nur im Donaugebiet, sonst überall. — A. huso L. Hausen. Rückenschilde in der Mitte mit einer Spitze, Sei- tenschilder von einander getrennt. Schnauze ein kurzes Dreieck bildend, in die Donau verirrt. C. Cyelostomi. Rundmäuler. Skelet knorpelig, Kiemen festgewachsen und ohne Deckelapparat, nur ein Nasenloch. 1. Familie. Petromyzontes. Lampreten. Sieben Kiemen- spalten jederseits, sämmtliche Flossen unpaar. 1. Petromyzon L. Runder Saugmund, Mundscheibe mit hornigen Zähnen belegt, zwei Rückenflossen. Arten: P. marinus L. Seelamprete. Der Saugmund trägt an Stelle des Oberkiefers einen grossen zweispitzigen Zahn und an Stelle des Unterkiefers eine sieben- bis achtspitzige Zahnleiste, zweite Rückenflosse von der ersten weit getrennt, fehlt nur im Donaugebiet. — P. fluviatilis L. Flussneunauge. Der Saugmund trägt an Stelle des Oberkiefers eine zweispitzige Zahnleiste, an Stelle des Unterkiefers eine siebenspitzige Zahnleistg, zweite Rü- ckenflosse von der ersten weit getrennt, ebenda. — P. Planeri Bl. Kleines Neunauge. Oben zwei stumpfe Zähne, unten eine Leiste . mit 7 stumpfen Zähnen, zweite Rückenflosse unmittelbar hinter der ersten, ebenda. 478 Literatur Physik. K.Clausius, über einen Grundsatz derme- chanischen Wärmetheorie. — Cl. hatte früher (Pogg. Ann. 79, 386 ad. 500) eine Arbeit über bergende Kraft der Wärme veröffent- licht und darin die Ansicht Carnot’s durch Ausscheidung eines Theils derselben und Modifieirung des andern mit dem neuern Satze von der Aequivalenz von Wärme und Arbeit in Einklang zu bringen ver- sucht, er hat darin den Satz: dass Wärme nicht von selbst aus ei- nem kältern in einen wärmern Körper übergehen kann als einen Grund- satz hingestellt. Diesen Satz haben einzelne z. B. Zeuner in seinen „Grundzügen der mechanischen Wärmetheorie‘ für so selbstverständ- lich gehalten, dass sie es für unnöthig halten ihn besonders auszuspre- chen. Cl. vertheidigt die besondere Aufstellung desselben dadurch, dass bei der Wärmestrahlung die Frage entstehen könne, ob nicht durch künstliche Concentration der Wärmestrahlen durch Spiegel oder Glä- ser eine höhere Temperatur als die ausstrahlenden Körper besitzen erzeugt werden könnte. Dann aber haben andere diesen Satz nicht für hinreichend zuverlässig gehalten, um als Grundlage des Beweises des Satzes von der Aequivalenz der Wärme und der Arbeit zu gel- ten, ja man hat gemeint er sei unrichtig; er widerlegt desshalb zu- erst die von Rankine vorgebrachten Gründe und wendet sich dann gegen den noch bestimmteren Einwand Hirn’s, der hauptsächlich die vorliegende Arbeit hervorgerufen habe! Hirn hat nämlich mittelst einer eigenthümlichen Operation, die ausführlich beschrieben wird, mit Wasserdampf von 100° C. eine Gasart von 0° bis auf 1200 er- wärmt. Es ist aber hierbei nothwendig, dass das Gas kälter ist als der Wasserdampf, sind beide von vorn herein gleich warm, so findet dies nicht statt. Das Missverständniss von Hirn ist dadurch ent- standen dass er, anstatt die verschiedenen Temperaturen, welche das Gas im Laufe der Operation nach einander besitzt, in Betracht zu ziehen, sein Augenmerk nur auf die Schlusstemperatur desselben ge- richtet hat. Thut man aber dies, so erklärt sich der Vorgang ganz gut, während die Wärme aus einem kältern Körper in einen wärmern übergeht, geht zugleich auch Wärme aus einen wärmern in einen kältern über, diese gleichzeitig stattfindende Veränderung dient als Aequivalent des ersteren Wärmeüberganges, so dass man nicht sagen kann der Uebergang habe von selbst stattgefunden. Bei der in Rede stehenden findet der specielle Fall, dass das Gas sowohl die Stelle des kältern als des wärmern Körpers vertritt und hierin liegt das Eigenthümliche der Operation. Da endlich auch noch durch eine Rechnung gezeigt wird, dass die aus dem Wasserdampf von 100° herstammende Wärme von 120° die das Gas von ursprünglich 0° er- langt hat der Theorie wirklich genügt, so erscheint der Satz, von der „Aequivalenz der Verwandlungen“, sowie der Grundsatz aus dem er abgeleitet ist durch Hirns Operation nur bestätigt. — (P0ogg. Annal. CAX, 426—452.) Schbg. 479 Th. Graham, über die moleculare Beweglichkeit der Gase. — Der Verf. hat in dem künstlich comprimirten Graphit ein poröses Material gefunden, durch dessen Anwendung statt des Gyps- pfropfes am Diffusiometer sich die von ihm so genannte Diffusion der Gase in möglichster Reinheit beobachten lässt. Er unterscheidet nämlich dreierlei Weisen, in denen ein Gas durch eine kleine Oeff- nung ausströmen kann. 1. Bei der Effusion, d. h. bei dem Austreten durch eine kleine, in einer dünnen Platte angebrachten Oeffnung steht die Geschwindigkeit des Durchganges verschiedener Gase nach dem von Robison verallgemeinerten Torricelli'schen Gesetze im umgekehr- ten Verhältniss zu den Quadratwurzeln aus den resp. Dichtigkeiten. 2. Wird die Ausflussöffnung in einer Platte von grösserer Dicke ge- macht, wird sie also zu einer Röhre, so werden die Geschwindigkeits- verhältnisse der einzelnen Gasarten wieder constant, wenn die Länge das 4000fache der Dicke übersteigt. Diese Geschwindigkeiten der capillaren Transspiration sind aber unabhängig vom spec. Gewicht; die des Sauerstoff — 1 gesetzt, ist die der Kohlensäure — 1,376, des Chlor 1,5, des Wasserstoff —= 2,26. Bei demselben Gase wächst die Transspirabilität mit der Dichtigkeit. Mit Verengerung der Röhren nimmt die Geschwindigkeit schnell ab; bei einem so fein porösen Körper, wie der Graphit ist, wird also die Transspiration vollständig verschwinden. 3. Lässt die Feinheit der Poren den Durchgang des Gases in Masse nicht zu, so bleibt nur die moleculare Diffusion als mögliche Art des Durchgangs übrig, bei den die einzelnen Molecüle durch die ihnen eigene Bewegung, welche nach der herrschenden An- sicht den Gaszustand der Materie constituirt, durch die engen Kanäle getrieben werden. Dass bei Anwendung des Graphits nur Diffusion stattfindet, schliesst Graham daraus, dass die Geschwindigkeiten des Durchgangs in keiner Beziehung zu denen der capillaren Transspira- tion stehen, sondern sich nach dem von ihm selbst entdeckten Ge- setze auch hier umgekehrt wie die Quadratwurzeln aus den Dichtig- keiten verhalten. Die Abweichungen, die Bunsen’s Versuche von die- sem Gesetze ergeben haben und die derselbe auf die Reibung der Gase an den Wänden zurückführt, erklärt Graham aus der Anwen- dung der zu porösen Stückplatten, bei denen ausser der Diffusion noch Transspiration, d. h. Massendurchgang stattgefunden habe, das Resultat also gemischt sei. Von Reibung der Molecüle kann nach seiner Auffassung des Phänomens nicht die Rede sein. Befindet, sich auf der andern Seite der Platte kein Vacuum, sondern auch Gas, so erfolgt die moleculare Bewegung von beiden Seiten, in entgegenge- setzter Richtung, aber ganz ungehindert. Eine wichtige Anwendung der Diffusion ist die Atmolyse, durch welche aus einem Gasgemenge, z. B. von Sauerstoff und Stickstoff, der diffusiblere Stickstoff all- mählich ausgeschieden wird, der Gehalt an Sauerstoff sich also ver- mehrt. Beim Durchgange durch Graham’s Atmolyser würden in'ei- nem Gemisch von Sauerstoff und Wasserstoff 66,6 Proc. des letzte- ren auf 9,3 Proc., 50 Proc. auf 5 Proc. redueirt. — (Proceedings of the Roy. Society XIl, p. 611, Pogg. Annal. CXX, p. 415.) JM. 480 C. A. Grüel, über künstliche Erzeugung von Aste- rismus. — Die Erscheinung des Asterismus gewisser Krystalle wird sehr deutlich wiedergegeben, wenn man ein gleichseitiges Drei- eck von Spiegelglas auf feinem Smirgelpapier hin und her reibt, in- dem man nach einander jede der 3 Seiten an ein Lineal anlegt. Die Streifung, die das Glas dadurch erhält, stellt genau einen Winkel von 60° sich kreuzende Linien dar und zeigt so beim Durchsehen nach einem Lichte einen Stern’mit 6 Strahlen. Ebenso würde eine recht- winklige Glasplatte einen 4strahligen Stern, eine Seckige einen 8strah- ligen Stern zeigen. Führt man die Streifnng mittelst genauer Ma- schinen aus, so werden die Strahlen dureh wirkliche Farbenspectra gebildet und erscheinen deshalb viel prachtvoller (Pogg. Ann. CXX, 511.) Es sei gestattet hier daran zu erinnern, dass Herr Brasack in der Sitzung vom 10. Juni dieses Jahres (laut Correspondenzblatt p. 563) Glasplatten vorlegte, die er mit einem feinem Wachsüberzuge versehen hatte, in den mehrere Systeme paralleler Linien eingeritzt waren, die sich unter den Winkeln von 90°, 60° und 45° schnitten und so auch Sterne zeigten, in deren Strahlen deutlich die Spectra zu erkennen waren. Schbg. Mauritius, Versuche über den Magnetismusbeiver- schiedenen Temperaturen. — Die Versuche erstrecken sich auf das Verhalten von Stabmagneten bei abwechselndem Erwärmen und Erkälten und den Erscheinungen bei sehr hoher Temperatur. Schon früher hatte Wiedemann Versuche über den ersten Gegenstand ge- macht und schliesslich als Gesetz ausgesprochen, dass ein oftmals erwärmter und erkalteter Magnet jedesmal den gleichen procentischen Antheil seines ersten Magnetismus behält. Die von Wiedemann mit- getheilten Versuchsreihen scheinen jedoch dem Verf. nicht ganz hin- reichend das Gesetz so allgemein aufzustellen, er zeigt vielmehr durch seine Versuche mit harten Stäben, dass das Gesetz nur in einer be- stimmten Fassung Gültigkeit zu besitzen scheint. Er erwärmt näm- lich seine Stäbe abwechselnd bis auf 100° C. und kühlt sie dann wie- der auf 0° ab und wiederholt dies so lange, bis sie auf jeder der beiden Temperaturen einen constanten Magnetismus zeigen. Er glaubt dann aus seinen Versuchen den Satz ziehen zu können: „Der Verlust, welchen ein constant gewordener Stab beim Erhitzen von 0 auf 100° erleidet, ist seinem Magnetismus bei 0, gleichviel wie stark derselbe sei, proportional.“ Die andern Versuche über Erscheinungen bei sehr hoher Tem- peratur bestanden darin, dass ein glühender Eisenstab in eine Induc- tionsrolle geschoben und sein Magnetismus durch die Ablenkung die bei einem andern Magnete durch ihn hervorgebracht wird gemessen. Es bestätigte sich, dass Eisen und Stahl im weissglühenden Zustan- de sich nicht magnetisch erregen lassen, (dass sie sich auch nicht diamagnetisch zeigen, ist schon durch Faraday nachgewiesen.) Wäh- rend nun die Temperatur des Stabes continuirlich sinkt, nimmt er plötzlich Magnetismus auf, welcher mit Schnelligkeit wächst, bei ei- 481 nigen Stäben zeitweise stationär und schliesslich ganz’ constant wird. Die Stromstärke musste unterdess allmählich abnehmen einmal wegen der Abnahme der Elemente, dann aber wegen der allmählichen Er- wärmung der mit 8fachem Papier umwickelten Spirale durch die Strahlung des: glühenden Stabes. Dieses plötzliche Erregtwerden scheint durch keine der vorhandenen Hypothesen vollkommen erklärt werden zu können; durch die Theorie der geschiedenen magnetischen Fluida kommt man zu Vorstellungen, die nicht besser sind als die von Munke, nach denen der Magnetismus beim Erhitzen durch die Poren entweichen soll. Nach der Ampereschen Theorie von den Mo- lecularströmen müsste der Widerstand bei der Erwärmung continuir- lich wachsen und lange andauernde constante oder stationäre Zustän- de könnten nicht stattfinden. Bei Annahme der drehbaren Molekular- magnete müssten dieselben bei grösserer Erwärmung doch immer beweglicher werden, und der temporäre Magnetismus also beim Glüben ein Maximum zeigen, was den bekannten Thatsachen gera- dezu widerspricht. Verf. glaubt nun eine Anschauung gefunden zu haben, welche das Hypothetische auf ein fremdes Gebiet überträgt und dabei die Theorie der Molecularmagnete der Verpflichtung ent- hebt von diesen Erscheinungen Rechenschaft zu geben. Er vermu- thet nämlich, dass das Metall Eisen bei hoher Temperatur eine in- nere Umwandlung erfährt, dass es nämlich bei gewöhnlicher Tempe- ratur als binäre Atomgruppe (Fe -+ Fe) existire und dass dieser bi- näre Character mit seinem magnetischen Verhalten zusammenhängt. Bei sehr hoher Temperatur tritt bei einem bestimmten Puncte die Trennung der Doppelatome ein, der Magnetismus hört auf; bei der Wiederabkühlung tritt an demselben Puncte die Wiedervereinigung ein. Auch soll das Auftreten des Magnetismus im Fernrohr ganz ähnlich sich ansehen,. wie wenn ein chemischer Process sich durch eine compacte Masse fortpflanzt wie etwa beim Schwefeleisen; da bei Trennung der Doppelatome das Eisen im status nascens sich befin- det, so glaubt der Verf. die Zerlegung des Wassers durch glühendes Eisen für seine Vermuthung anführen zu können. Zum Schluss der Abhandlung wird noch die einfache Methode mittelst deren der Spiegelmagnet sofort zur Ruhe, gebracht wurde, be- sprochen; es wurde nämlich vor denselben eine Drahtspirale in der Rich- tung von Ost nach West gelegt und durch dieselbe ein Strom so durch geschickt, dass dadurch die Bewegung des Magneten gehemmt wur- de; als Commutator wurde dabei ein Brettchen benutzt, in das drei Nägel eingeschlagen waren, die zusammen ein gleichseitiges Dreieck bildeten, die beiden untern waren kurz. der an der Spitze aber so lang, dass das vorn heraussehende Stück rechtwinklig umgebogen und mit einem der beiden untern Nägel in Verbindung gesetzt wer- ‚den konnte. Diese einfache Vorrichtung machte jeden Dämpfer an dem Magneten unnöthig. — (Pogg. Ann. CXX, 385—414.) Schbg. Oppel, Prof. Dr. Joh. Jos., über die möglichen La- gen optischer Bilderin Bezug auf das Object mit beson- XXI, 1863, 32 482 derer Berücksichtigung einiger gewöhnlich nicht be- sprochenen Fälle. — Verf. geht davon aus, dass in der Bezeich- nung der Lage der Bilder von Spiegeln und Linien, ob dieselben nämlich „aufrecht“, was so viel wie „nicht umgekehrt“ heisen soll, oder „umgekekri“ seien, meistentheils eine gewisse Ungenauigkeit herrscht; ein ebener Spiegel von dem gewöhnlich gesagt wird, er kehre nicht um, kehrt aber doch, wenn er senkrecht steht, die rechte Seite in eine linke um, liegt er horizontal, so stehen die Gegenstän- de geradezu auf dem Kopfe; von anderer Art sind aber die Umkeh- rungen z. B, des Mikroscop, wieder anders die bei den reellen Bil- dern der Hohlspiegel. Es kann nämlich jeder Gegenstand entweder so umgekehrt werden, dass das Oben nach Unten, oder dass das Rechts nach Links oder das Vorn nach Hinten zu gerichtet wird, ohne dass die übrigen Richtungen geändert werden, oder er kann in je zwei dieser Richtungen umgekehrt werden, wodurch drei neue Um- wandlungen hervorgebracht werden, oder er kann endlich in allen , drei Richtungen umgekehrt werden. Diese verschiedenen Umkeh- rungen eines Objects, im Ganzen 8, wenn man das Original mitzählt, hat schon vor längerer Zeit Listing besprochen und folgende Namen vorgeschlagen: Für die Umdrehung nach einer Dimension Perversion, in zwei Dimensionen Inversion, in drei Dimensionen Perversion der zweiten Art, doppelte Perversion oder eigentliche Perversion und In- version zusammen. (Doppelte Inversion dagegen wird zur Umkehr in einer oder keiner Dimension.) Die 8 verschiedenen Fälle zeigt die menschliche Hand reeht deutlich folgendermassen: Original nebst Inversionen: 1) Finger südwärts, Daumen ostwärts, Rücken oben. 2), SEES, 4 west „, „ unten. B)R25 nord „ , h5 west „, „ „oben. 4) BD) ” ”».9 ” ost „9 ” unten. Perversionen des Originals und der Inversionen: 5) Finger südwärts, Daumen ostwärts, Rücken unten. 6) ” ” £7] ’ ” west » 9 „ oben. DinE% nord, = west „, „ unten. 8) di en ro tote oe} Man wird bemerken, dass die ersten vier Lagen nur eine rechte Hand, die letzten vier dagegen nur eine linke Hand hervor- bringen, die linke Hand ist also in Bezug auf die rechte eine Um- drehung nach einer Dimension, also eine Perversion derselben. Jeder Körper, der wie eine einzelne Hand durchaus keine Symmetrie hat, kann also ohne Formänderung nicht pervertirt werden, es ent- steht z. B. durch einfache Perversion d. h. Umstülpung aus einem rechten Handschuh ein linker u.s. w. Als Körper, die durch Perver- sion ihre Form nicht ändern, führt Verfasser an gothische Dome, an- tike Tempel und ähnliche Gebäude, Gestalten der höhern Thiere, Blätter der meisten Blüthen vieler Pflanzen etwa der Orchideen, die- se könnten einfach symmetrisch genannt werden; eine Inversion ge- 483 statten die doppelt symmetrischen Körper, wie die runden und poly- gonalen Tempel und Thürme, manche niedern Thierformen und die meisten Pflanzenformen, Blumen, Früchte, die meisten Gefässe, Ge- räthe, Möbel etc.; endlich erlauben Perversion und Inversion zusam- men ohne Formänderung die dreifach symmetrischen Körper wie die meisten Krystallformen, die Weltkörper, so dass in der Natur der Grad der Symmetrie mit den höhern Entwicklungsstufen abnimmt. — Im Folgenden werden diese Ausdrücke auf die verschiedenen Bil- der, die durch Spiegel und Linsen entstehen, angewandt; es ergiebt sich, dass ein ebener Spiegel die Bilder pervertirt in der zur Spiegel- fläche normalen Richtung — denn wenn der Spiegel als YZ Ebene angesehen wird, so verändern nur die X Coordinaten im Bilde ihr Vorzeichen ins entgegengesetzte, einfacher gesagt, das Bild dreht der Himmelsgegend, wo das Object hinschaut, den Rücken zu und umge- kehrt. Der oft gebrauchte Ausdruck, dass der Spiegel Rechts in Links verwandelt, ist hergenommen von der Betrachtung einfach sym- metrischer Gestalten, es wird in ihm z. B. die rechte Hand zur lin- ken. Wird aber Perversion des Spiegelbildes nicht durch ein einfach- symmetrisches Object wieder ausgeglichen wie bei gewöhnlicher Schrift, so zeigt der Spiegel das Bild wie auf der Rückseite von durchscheinendem Papier; es wird aus p ein q, aus d ein b u. s. w,; nur Buchstaben wie A, H, I, M, 0, T, U, V, W, X erscheinen Alk einfach symmetrische Gestalten in ihrer ursprünglichen Form. — Ganz ebenso verhält es sich bei Convexspiegeln. Concave Spiegel zeigen, wenn das Object innerhalb der Brennweite sich befindet, ver- . grösserte virtuelle sogenannte aufrechte Bilder, auch diese sind per- vertirte; steht aber das Object ausserhalb der Brennweite, so ent- stehen reelle sogenannte umgekehrte Bilder, diese sind offenbar in den beiden zur optischen Axe rechtwinkligen Dimensionen umgekehrt. Da aber auch jeder Punct des Bildes um so näher vor dem Spiegel liegt, je weiter der entsprechende des Öbjectes ist, so wird die Um- kehrung in der That in allen drei Richtungen stattfinden, eine ausge- streckte Hand wird ein Bild hervorbringen wie die Hand der Tänze- rin die sie dem Tänzer reicht. Wendet man zwei Planspiegel in paralleler Stellung an, so wird bei dem zweiten und über- haupt bei den geradzähligen Bildern die Perversion wieder aufgeho- ben, also gar keine Umkehrung stattfinden, das Bild kehrt sein Ge- sicht derselben Himmelsgegend zu wie das Object und die rechte Hand ist wieder eine rechte die zu unserer Rechten liegt; stellt man aber die beiden Spiegel rechtwinklig gegen einander, so ist das zweite Bild eine Inversion, es sieht nämlich mit dem Gesicht nach der ent- gegensetzten Richtung wie das Original und das Bild einer rechten Hand ist wieder eine rechte, die aber zu unserer Linken liegt; die- ser Spiegel beseitigt also die sogenannte Vertauschung von Rechts und Links. Bei einfacher Reflexion haben wir also bis jetzt nur Um- kehrungen nach einer oder drei Dimensionen d. h. nur Perversionen ge- funden, zur Umkehrung nach 0 oder nach 2 Dimensionen (Inversion) 32* 484 brauchten wir mehrfache Spiegelung. Es giebt aber auch Spiegel, die wegen mangelnder Anwendung gewöhnlich nicht erwähnt wor- den, welche durch einfache Reflexion invertirte Bilder zeigen, z. B. ein concaver Cylinderspiegel, doch verzerrt dieser die Bilder häufig zur Unkenntlichkeit; Verfasser entwickelt nun, dass die Fläche eines hyperbolischen Paraboloid wirklich die fragliche Eigenschaft hat, da jedoch solche Spiegel in der Regel nicht absichtlich verfertigt wer- den, so entgehen dergleichen Bilder in der Regel der Beobachtung, man kann sie aber deutlich genug an manchen Gegenständen sehen z. B. an dem obern Rand von Blumenvasen, Bechergläsern u. s. w. welche nach verticaler Richtung convex, in horizontaler Richtung aber wie das ganze Gefäss concav gekrümmt sind und so mit der oben erwähnten sogenannten Sattelcourve eine gewisse Aehnlichkeit haben. Ausserdem dass dieser Spiegel invertirte Bilder liefert, wie sie eben beschrieben wurden, hat derselbe noch die Eigenschaft, dass bei Drehung des Spiegels das Bild in gleichem Sinne sich mit dreht, und zwar mit doppelter Schnelligkeit. Es liegt quer nach einer Dre- hung von 45°, steht „verkehrt“ bei einer Drehung von 90°. kommt wieder in seine ursprüngliche Lage nach einer halben Umdrehung nnd hat nach einer Rotation des Spiegels 2 Rotationen vollendet. Bei den dioptrischen Bildern zeigt sich ähnliches, bei Plangläsern, con- caven Linsen und bei den virtuellen Bildern der convexen Linsen zeigt sich keine Umkehrung; bei den reellen Bildern haben wir eine Inversion, Umkehrung nach den beiden zur optischen Achse senkrech- ten Dimensionen, die Dimensionen auf der optischen Axe vertauschen ihr Zeichen nicht, denn je weiter ein Punct des Objectes von der Linse ist, desto näher ist der entsprechende des Bildes an dersel- ben. Wird dasBild aufgefangen wie bei der Camera obscura u.S.w., so ist bei Anwendung eines transparenten Schirmes und Betrachtung von der dem Instrument entgegengesetzten Seite die Sache noch eben- so, bei Anwendung eines undurchsichtigen Schirmes aber und Be- trachtung von der Seite des Instrumentes wird das Bild wie von ei- nem Spiegel zurückgeworfen, es kommt noch eine Umkehrung in drit- ter Richtung hinzu, das Bild ist eine invertirte Perversion. So ist bei der Photographie das sogenannte negative Bild in seiner ur- sprünglichen Lage eine pervertirte Inversion, wird es in seiner Ebe- ne um 180% gedreht, so wird es eine einfache Perversion und bei Anfertigung des positiven Bildes wo beide Bildflächen auf einander zu liegen kommen, verliert es auch noch diese eine Umkehrung, man erhält also ein Bild ohne jede Umkehrung. Man kann nun aber auch, was in der Regel nicht betrachtet wird, direct dioptrische Bilder er- zeugen, die Umkehrungen in einer Dimension also Perversionen dar- stellen. Es geschieht dies am einfachsten durch cylindrisch geschlif- fene Gläser, besser durch Linsen, deren Vorderseite ein hyperboli- sches Paraboloid und deren 'Hinterfläche am einfachsten plan ist; in Ermangelung eines solchen kann man den im Verticatdurch- schnitt so: )_( gestalteten Fuss eines Weinglases benutzen, um Er- - 485 scheinungen hervorzurufen die analog sind denen die oben bei einem solchen‘ Spiegel beschrieben wurden. Nur hier wird in der That „Rechts mit Links“ vertauscht, was man eigentlich mit Unrecht von ebenen Spiegel zu behaupten pflegt. Kurz zusammengestellt zeigen also: I. keine Umkehrung: Dioptrische Bilder aller Plan- und Con- cavgläser, virtuelle Bilder der Convexlinsen, also Brillen beider Ar- ten, Lupen, einfaches Mikroscop, gallilaeisches und terrestrisches Fernrohr etc.; — secundäre, (überhaupt gradzählige) Bilder paralle- ler ebener Spiegel, positive photographische Bilder; II. einfache Umkehrung: (Perversion) Bilder ebener Spie- gel (primäre und ungeradzählige) und der Convex-Spiegel, virtuelle Bilder der Hohlspiegel, negative photographische Bilder (in ihrer Ebene um 180° gedreht) dioptrische Bilder der hyperb. parab. Linsen ; III. zweifache Umkehrung (Inversion): Secundäre Bilder rechtwinkliger Winkelspiegel, Bilder hyperb. parab. Spiegel, reelle Bilder der Convexlinsen, (astronomisches Fernrohr, gew. Microscop, hinter transparentem Schirm betrachtete aufgefangene Bilder der Zau- berlaterne, [Nebelbilder etc.] der Cumera obscura, des Sonnenmicros- copes etc.); = „IV. dreifache Umkehrung (pervertirte Inversion oder inver- tirte Perversion): Reelle Bilder der Hohlspiegel, auf undurchsichtiger Wand aufgefangene Bilder convexer Linsen, (Zauberlaterne, Sonnen- mikroscop etc.; negatives photographisches Bild auf der Collodionseite in seiner ursprünglichen Lage etc.) — (Beglückwünschungsschrift des Frankfurter physikalischen Vereins zur Jubelfeier des 100jährigen Be- stehens der Dr. Joh. Christian Senckenberg’schen Stiftung am 18. Au- gust 1863. p. 10.) Schbg. Oppel, der Reflexionston der zweiten Art ein Ac- cord. — Schon im J. 1861 hatte der Verf. Reflexionstöne bespro- chen, die durch wiederholte Reflexion eines einfachen Tones zwi- schen parallelen Wänden entstehen. Dieselben bilden, wie er jetzt mehrmals beobachtet hat, (z. B. zwischen den Bücherschränken einer Bibliothek oder in einer schmalen Gasse oder in einem langen schmalen Zimmer) stets einen einfachen Accord; Verfasser erklärt dies dadurch, dass der Reflexionston von seinen harmonischen Obertönen begleitet sei und fragt nun, wodurch diese entstehen, eine Frage, die nach dem Erscheinen des Helmholtzschen Werkes zusammenfällt mit der nach der Ursache der Form der minder einfachen und symmetrischen Wel- lenform. — (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. für das Jahr 1861/62.) Schbg. Salm. Horstmar, über das Verhalten des Quarzes beim Setzen und beim Schleifen. — Bekanntlich wird der Quarz in den Richtungen senkrecht zur optischen Achse am leichte- sten durch Flusssäure angegriffen, gleichviel, ob diese Flächen ange- schnitten und polirt, oder ob sie natürliche Krystallflächen sind. Eine ähnliche Erscheinung nimmt man beim Schleifen des Quarzes wahr. \ 486 v Parallel der Richtung der optischen Achse nämlich ist der Quarz am schwierigsten zu schleifen, leichter nach allen andern Richtungen, am leichtesten aber senkrecht zur optischen Achse. Eine ganz besondere Sorte von Quarzen findet man bei Enba in Sachsen. Derselbe ist weicher (und specifisch leichter) als alle übrigen, kommt meist nicht sehr rein vor und ist optisch zweiachsig. — (Pogg. Annal. Bd. 120, S. 334. Brek. W. Wicke und F. Wöhler, über ein neu aufgefunde- nes Meteoreisen. — Im Sandsteinbruch auf dem Bückeberge bei Obernkirchen (Schaumburg) ist 15 Fuss unter der Oberfläche 10 Fuss über den Sandsteinbänken in einer Sandschicht eine Eisenmasse ge- funden, welche fast 82 Pfd, wiegt und die Gestalt einer unregelmäs- sigen vierseitigen Pyramide hat, oben geht sie in einen schmalen Kamm aus. Herr Wiepken in Oldenbnrg hat den oben genannten ein Stück von etwa 18 Grm. übersandt. Dasselbe zeigt einen blät- rigen Bruch, es zeigt nach vorgenommener Aetzung der einen Fläche die dem Meteoreisen eigenthümlichen Figuren. Da die Oberfläche eine starke Verwandlung in Eisenoxydhydrat zeigt, so muss die Masse schon vor Jahrhunderten gefallen sein. Das Eisen ist ganz passiv, redueirt selbst bei tagelanger Berührung kein Kupfer, sein specifi- sches Gewicht ist nur 7,12 und löst sich langsam aber ohne Rück- stand in Salzsäure auf; die chemische Analyse gab Eisen 90,95, Ni- ckel mit Cobalt über 8,01, Phosphor 0,64. — (Pogg. Ann. CXX, 509; aus Göttinger Nachrichten 1863, 20.) Schbg. Chemie. a. Theoretische. A. Baeyer, Untersuchung über die Harinsäuregruppe. (Schluss.) Löst man Hydarilsäure in Salpetersäure, so krystallisirt bald Alloxan heraus; nebenbei ent- stehen aber noch Violursäure N3 6 H® @*, Violantin N® €8 H$ 99, und Dilitursäure N? G* H® 9%. Geschieht die Einwirkung in der Wärme, so entsteht nur die letztere Verbindung. Die Violursäure verhält sich gegen Natronkalk wie Nitroverbindungen, d. h. ihr Stick- stoffgchalt wird nicht vollkommen in NH? übergeführt. Mit Brom- dämpfen in Berührung liefert sie Alloxanbromid. Bei Einwirkung von Salpetersäure entsteht Dilitursäure. Diese Säure ist früher von Schlie- per unter dem Namen Nitrohydurilsäure beschrieben worden. Sie krystallisirt in farblosen quadrat. Blättchen, die an der Luft verwit- tern, leicht in heissem, wenig in kaltem Wasser löslich, in Alkohol schwerer, und in Aether unlöslich sind. Sie zersetzt sich beim Er- hitzen. Obgleich sie 3 basisch ist, gibt sie hauptsächlich saure Salze, Mit Chlorkalk gibt sie Chlorpikein. Ihre Salze explodiren meist, mit Brom gibt sie Alloxanbromid. Beim Vermischen heisser Lösungen von Dilitur- und Violursäure erhält man beim Erkalten Violantin, das von Ammoniak blau gefärbt wird; mit essigsaurer Magnesia ent- steht ein blauer krystallinischer Niederschlag, während violursaure Magnesia roth gefärbt ist. (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXVVIL, 199.) S. 487 R. Böttger, über das Verhalten des Silberoxydes. — Reibt man in einem Porzellanmörser 2 Raumtheile staubtrocknes Sil- beroxyd mit einem Theil sog. Godschwefel zusammen, so entzündet sich das Gemisch sehr leicht. Dieselbe Entzündung tritt ein, wenn man den Goldschwefel durch Realgar oder Schwefelantimon ersetzt, Amorpher Phosphor mit Silberoxyd auf Schreibpapier zusammenge- rieben entzündet sich leicht, ebenso Tannin, aber nicht Gallussäure. Durch Benetzen mit Carbolsäure oder Kreosot entsteht unter Funken- sprühen sofort Reduction des Silbers. Ebenso oxydiren sich Schwe- fel und Selen beim Reiben mit Silberoxyd. (Journ, f. prakt. Chem. AC. 32.) —t. Derselbe, über Vanadhaltiges Bohnerz. — Man er- hitzt ein Gemenge des gepulverten Bohnerzes mit Aeznatron und Ka- lisalpeter eine kurze Zeit zum Rothglühen. Laugt mit siedendem Wasser aus und versetzt das Filtrat mit reiner Salpetersäure bis es nur noch schwach alkalisch reagirt, wodurch die Hauptmenge der Thonerde und Kieselsäure gefällt wird. Nach abermaliger Filtration erhält man durch Versetzen mit salpetersaurem Baryt unlöslichen va- nadinsauren Baryt, den man durch Schwefelsäure zersetzt. (Zbenda Pp- 33.) —t. Caron, über den Stahl. — Durch eine Reihe von Versuchen wurde der Einfluss des Mangans auf die Stahlbildung; zu erforschen gesucht, und gefunden dass der Phosphorgehalt des Eisens durch Mangan nieht entfernt wird, aber der Silicctum- und Schwefelgehalt bis auf geringe Mengen abgeschieden werden kann. Es bindet fer- ner das Mangan diejenige Kohlenmenge, welche als Graphit abge- schieden werden würde, erleichtert somit die spätere Umwandlung des Eisens in Stahl. Wenn graphitreiches Eisen mit Mangan umge- schmolzen wird, so erhält man weisses Gusseisen, dessen Kohlen- stoffgehalt: vollkommen chemiseh gebunden ist. Es sollen 5/ıooo des Mangans zu dieser Einwirkung genügen, und der manganhaltige Stahl leicht schweissbar sein. (Compt rend. LVI, 828.) —m —. Carstanjen, über eine neue Bildungsweise der Alde- hyde. — Verf. hat gefunden, dass die Aldehyde leicht durch Oxy- dation der entsprechenden Basen gewonnen werden können. Ueber- giesst man z. B. KO.Mn?O? mit wässrigem Aethylamin, so geht die violette Farbe alllmälig in Grün über; dann erwärmt sich die Masse, wird braun und entwickelt den Geruch nach Acetylaldehyd, der sich durch sein Verhalten gegen Ammoniak oder Silberlösung direct nach- weisen lässt. Bei Anwendung von Trimethylamin schien Propylalde- hyd zu entstehen. (Journ. f. prakt. Chem. LXXAIX, 486.) St. E.Caventon, über einen neuen Kohlenwasserstoff.— Es wurde schon früher die Entdeckung eines Kohlenwasserstofis £n H?n—2 mitgetheilt, die Bromverbindung €*H®Br* aber für das zweifach gebromte Butylenbromür gehalten. C., erklärt jetzt den Koh- lenwasserstoff für einen dem Acetylen und Allylen homologen und nennt ihn Crotonylen, weil wahrschelnlich die dahin gehörende Säure 488 die Crotonsäure €*H6092 sein wird. Das Crotonylen verbindet sich hier energisch mit dem Brom und gibt eine bei 148—1580 siedende Flüssigkeit 6*H6Br2, die aber einige Tage mit überschüssigem Brom in Berührung unter Aufnahme von noch 2 At. Brom zu einem kry- stallinischen Körper erstarrt. (Zbenda. XC, 46.) _n —. Chancel und Diacon; über die Reactionen und Bil- dung der Polythionsäuren. Bei der Zersetzung des unter- schwefligsauren Baryts mit verd. Schwefelsäure entsteht auch Penta- thionsäure. Diese Säure wird durch HS langsam unter Abscheidung von Schwefel zersetzt. Kali gibt fast augenblicklich einen Nieder- schlag von Schwefel, wodurch sie von der Tetrathionsäure unterschie- den ist. Mit salpetersaurem Quecksilberoxydul gibt sie einen gelben Niederschlag und löst PbO2 zu tetrathionsaurem Bleioxyd auf, 48505--5Pb O2=5 (PbO.S?05) Die Tetrathionsäure entsteht bei Einwirkung von unterschwefligsaurem Baryt auf schwefelsaures Ku- pferoxyd. Sie entsteht ferner beim Zufügen von Schwefelsäure zu einem Gemisch von Pb O2 unterschwefligsaurem Blei. Trithionsäure entsteht nach folgender Gleichung: KS + 2(KO.2S02) + 450? — 3(KO.S®?05). Man bereitet aus 2 Th. Kali durch Einleiten von SO2 das Bisulfit und aus 1 Th. Kali einfach Schwefelkalium, giesst er-‘ steres schnell in letzteres und schüttelt anhaltend. Man leitet dann so lange SO? ein, als diese absorbirt wird. Man dampft rasch zur Krystallisation ein, giesst in flache Gefässe aus. Es gibt kleine pris- matische Krystalle, die Lösung fällt salpetersaures Quecksilberoxydul schwarz mit schwefelsaurem Kupferoxyd gibt sie Schwefelkupfer und schweflige Säure; mit Schwefelkalium geht sie in’ Hyposulfit über. (Zbenda. XC, 55.) St. Claus, über Platinmetalle. Die Reihe der sehr werth- vollen und verdienstlichen Arbeiten von CC. wird durch eine Arbeit über die Oxydationsstufen des Osmiums geschlossen. Das Osmium hat 5 Oxydationsstufen: OsO, Os?2O3, OsO2, OsO? und OsO%, zu be- nennen' als Osmiumoxydul, Sesquioxydul, Oxyd, Säure und Hyper- säure. Für die 3 ersten hat man die Chlorverbindungen ebenfalls darzustellon vermocht. Osmiumoxydul muss existiren, denn Cl. hat ein Doppelsalz 3(KO.SO02)+0s0.2S02+5HO dargestellt. Wird dasselbe im Kohlensäurestrome mit NaO.CO?2 erhitzt, so behält man nach Behandlung mit Wasser ein grauschwarzes Pulver, das unlöslich in Säuren ist. Es existirt ein Oxydulhydrat OsO.HO; zu erhalten, wenn man das blaue schwefligsaure Salz im CO2strome mit höchst concentrirter Kalilauge längere Zeit erhitzt; vor Luftzutritt geschützt ausgewaschen, ist es blauschwarz und lösst sich in Salzsäure mit in- digblauer Farbe, die bald in violett und dunkelroth (Sesquichlorür) übergeht und dann endlich gelbes Chlorid liefert. Andrerseits lässt sich aus der Osmiumchloridlösung durch Gerbsäure, Ferrocyankalium, längeres Kochen mit Alkohol blaues Chlorür erhalten. Ausser dem Doppelsalz3(K0O.S03) +(05s02502)+5HO, gibt es noch OsO.S0O;, welches man erhält, wenn man in ÖOsmiumsäurelösung schweflige 489 Säure einleitet. Man dampft, nachdem die Flüssigkeit tief blau ge- worden, schnell ein, wobei sich die Verbindung gallertartig abschei- det, aber beim Auswaschen sehr leicht oxydirt; getrocknet ist sie ein schwarzblaues mattes Pulver; ist in Wasser unlöslich, löslich aber in Salzsäure. Mischt man das blaue Chlorür mit dem mennige rothen wasserfreien Chlorid, und behandelt die Masse mit Wasser, so erhält man eine grüne Lösung. Die Sesquichlorürlösungen sind rosen- roth, für sich wenig haltbar, wohl aber als Doppelverbindungen mit KCl oder NH“Cl. Es existiren zwei Reihen dieser Doppelsalze: 3KC1+0Os2Cl3+6HO und 2HN*CI+0s2Cl?--3HO. Das wasser- freie Sesquioxydul ist schwarz, unlöslich in Säuren, das Hydrat hat eine schmutzig braunrothe Farbe, und ist selbst nach dem Trocknen noch löslich in Säuren. Das Osmiumchlorid ist mennigeroth, bildet sich beim Erhitzen des Metalls im Chlorgase, ist im Wasser mit goldgelber Farbe leicht löslich. Je verdünnter die Lösungen sind, um so schneller zersetzen sie sich, es fällt ein schwarzes Pulver nie- der, und in der Lösung befindet sich Osmiumsäure und freie Salz- säure. Die Doppelsalze sind beständiger. Das KCl-+ OsCl2 ist ein in braunen Octaedern krystallisirendes, schwer lössliches Salz. In Alkohol unlöslich. Versetzt man die Lösung mit Kali, so entfärbt sich die Flüssigkeit, ohne Oxydhydrat abzuscheiden, beim Erhitzen wird blauschwarzes Hydrat abgeschieden, Os02-+2HO. Wird die Lösung von Kalium - Osmiumchlorid mit AgONOS versetzt, so entsteht AgCl+ OsCl2 von schmutzig-graugrüner Farbe, das sich mit Ammoniak men- nigroth färbt und in vielem Wasser mit gelber Farbe löst. Es scheint aus AgCl-+OsCl?+ NH? zu bestehen. Die Osmiumhypersäure OsO%, früher für die Säure gehalten, ist jene flüchtige unangenehmriechende Verbindung, welche man bei der Destillation erhält. Sie ist keine Säure, denn sie entweicht auch beim Erhitzen einer überschüssiges Aetzkali enthaltenden Flüssigkeit. Sie wirkt auf org. Stoffe ebenso stark oxydirend, wie Ozon; wandelt Alkohol in Aldehyd und Essig- säure, Kohlehydrate in Oxal- und Kohlensäure um, indem sie selbst in OsO2 übergeht; mit Ammoniak liefert sie Stickstoff; 30s 0! + 2NH? = 30s02+ N2+6HO. Ist überschüssiges Ammoniak vor- handen, so bildet sich die Base OsO2NH}; ist gleichzeitig Kali vor- handen, so entsteht das osmanosmiumsaure Kali 60s0?+-4NH3-+- 3KO=3(N030%.KO.)-N-+nHO. (Journ. f. prakt. Chem. XC, 65.) —t. F. Crusius, über die Erschöpfung des Bodens durch die Kultur. — Von einem praktischen Landwirthe werden die theo- retischen Lehren Liebigs bestätigt. Die Güter standen seit langen Jahren in guter Cultur und hatten einen 16jährigen Turnus. Es wur- den nur aus Zusammenstellung der genau geführten Jahresbücher die folgenden Resultate gezogen. Die Daten waren gegeben durch die Mengen an Stroh und Körner. die jährl. erzeugt; durch die Mengen ° Futter und Streu, die zur Düngerbereitung verwandt; durch die Men- gen des erhaltenen Düngers; die der auf dem Gute producirten und 490 ausgeführten Felderzeugnisse und des Viehs, durch dle Mengen Fut- ter und Dünger die dem Gute zugeführt wurden. Für alle diese Daten. wurde nach vorliegenden Analysen die Aschenmengen berechnet. Die Uebersicht der Erndten der Halmfrüchte auf den Feldern von 1826—1860 ergibt ein auffallendes Sinken des Körnerertrages bei fortdauernder Steigerung des Garbenertrages. In 5jährigen Durchschnitten erga- ben sich für 100 Schock getrockneter Garben: Scheffel Weizen Roggen Gerste Hafer 1826—30 147 166 236 303 1831—35 135 170 207 350 1836—40 133 154 210 376 1841—45 125 140 205 350 1846 —50 124 156 212 326 1851—55 103 121 184 267 1856—60 103 125 175 304 Mit Ausnahme des Hafers waren also vor 34 Jahren 25—20 pC. Kör- ner mehr aus 100 Schock Garben erdroschen worden; obgleich im Ganzen die Production auf den 670 Aeckern Feld (meist fruchtbarer Lehmboden auf Kies also entweder natürlich oder künstlich drainirt) gestiegen war; denn von 1826-30 werden durchschnittlich jährlich 6067 Schock Wintergetreide mit 9715 Scheffel; 1856—60 10646 Schock mit 12790 Scheffel erzielt. Hätte der Körnerertrag mit der Mehrpro- duction des Strohs gleichen Schritt gehalten, dann hätten, wenn 100 Schock Garben immer 147 Scheffel Erdrusch geliefert hätten, 6753 Scheffel und nicht 3075 Scheffel pro Jahr Mehrertrag gewonnen werden müssen. Eine gleichmässige Steigerung der Production ist jedoch nur möglich, wenn sich die zur Entwickelung nöthigen assi- milbaren Pflanzennährstoffe ebenfalls gleichmässig vermehren. Be- zeichnete man die ursprüngliche Menge dieser Nahrstoffe mit 100 und wären im Verlaufe der Zeit dieselben verdoppelt, aber in der Art dass nur der eine oder andre Nahrstoff im Boden angereichert wurde, so würde sich trotzdem ein gewisser. Grad der Erschöpfung des Fel- des geltend machen müssen. Diess musste eingetreten sein, weil zwar die Strohproduction gestiegen, aber nicht dem entsprechend der Körnerertrag. Es wurden nach den Tabellen exportirt aus dem Gute von 1845--1860 in Feldfrucht und Vieh etc. 1227,64 Ct. POS; 674,8 Ct. KO; 207,2 Ct. SiO2; 267,8.Ct. CaO; 312,3 Ct. MgO. Es wur- den den Feldern in diesen Jahren zugeführt in natürlichen und künst- lichen Düngern, (wobei abgesehen ist, von den Stoffen die dem Gute selbst entnommen ihm mit dem daraus gewonnenen Dünger nur resti- tuirt aber nicht neu gegeführt wurden) 444,56 Ct. POS; 1119,4 Ct. KO; 1534,9 Ct. SiO; 967,6 Ct. CaO; 405,3 Ct. MgO; woraus sich durch die Differenz ergibt, dass — 783 Ct. PO5 den Feldern importirt, während an andern Nahrstoffen ein Plus zugeführt wurde. Es war somit je- der Acker Land pro Jahr um 7,3 Pfund POS ärmer, durch die Be- wirthschaftung geworden. Wenn nun durch die jährliche vermehrte Zufuhr der andern Pflanzennahrungsmittel die Production erhöht und 491 selbst die Körnererträge noch gesteigert worden, weil noch eine ge- wisse Menge disponibler POS im Boden vorhanden war, so ergibt sich doch daraus dass mit gesteigerter Productionskraft die Geschwin- digkeit der Erschöpfung des Bodens beständig zunehmen musste. — (Journ. f. prakt. Chem. LAXAIX, 403.) Smt. Gottschalku. Drechsel, über dasSpectrum der Chlor- chromsäure. — Die gelbrothen Dämpfe der Chlorchromsäure er- theilen der Flamme eine eigenthümlich blassviolette Färbung, wie die Kalisalze. Durch das Spectroscop untersucht zeigt die durch diese Verbindung gefärbte Flamme ein sehr linienreiches Spectrum. — (Journ. f. pract. Chem. LAXAIX, 473.) Smt. E. Drechsel, über die Glycolsäure. — Es scheint anzu- nehmen zu sein, dass es mehrere isomere Glycolsäuren gibt, je nach der Methode, nach welcher diese Säure dargestellt wird. Mischt man in einem Stöpseleylinder 500 Grm. 90 grädigen Alkohol mit 440 Sal- petersäure von 1,33 spec. Gew., lässt ruhigstehen, bis Gasblasen sich zu entwickeln anfangen, setzt dann in Wasser von 30°C, so ist nach Verlauf von mehreren Tagen Glycolsäure gebildet. Die Flüssigkeit wird in viele kleine Schalen vertheilt und bei mässiger Wärme zur Syrupdicke abgedampft. Sodann löst man in viel Wasser, neutrali- sirt: mit CaO.CO2, filtrirt und lässt krystallisiren. Die abgeschiedene Krystallmasse besteht aus glycolsaurem, glyoxylsaurem Kalk und Gly- oxal. Man kocht mit überschüssiger Kalkmilch um letztere beide zu zerstören, stellt das glycolsaure Bleioxyd dar und scheidet die Glycolsäure aus diesem durch Einleiten von Schwefelwasserstoff oder dureb verdünnte Schwefelsäure ab. Die Säure ist in Wasser, Alkohol und Aether leicht löslich, krystallisirbar, schmilzt bei 78—7900.; zer- fliesst an feuchter Luft, über 100° fängt sie an zu sieden, bei 150° stösst sie stark riechende Dämpfe aus, die sich in der Vorlage zu einer öligen Flüssigkeit verdichten. Erhitzt man sie längere Zeit im Wasserbade, so krystallisirt sie beim Erkalten nicht wieder, und hat Wasser verloren, so dass es scheint, dass auch diese Säure ein Gly- colid gäbe. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXAVIL, 150) — wm —. G. Fischer, über Paranitrobenzoesäure — Aus den nitrirten toluolhaltigen Benzol erhält man durch Behandeln mit Na- tronlauge eine Flüssigkeit, die auf Zusatz von Salzsäure die genannte Säure ausscheidet. Sie wird in den Anilinfabriken in grösseren Men- gen gewonnen. 67H +3NH0°® — H.£7TH*(N92) 92 + 2H29 -+ N293. Sie krystallisirt aus wässriger Lösung, ist sublimirbar, löslich in Al- kohöl, Aether und kochendem Wasser: Während die Nitrobenzoesäure bei 127°C. schmilzt, schmilzt die Paranitrobenzoesäure bei 240°. Er- stere krystallisirt mit 2 At. Krystallwasser, letztere mit 9 At., von denen 8 At. beim Trocknen im Vacuum entweichen. Behandelt man diese Säure mit Schwefelwasserstoff, so erhält man Paramidobenzoe- säure, aus welcher dann durch Einwirkung von salpetriger Säure Oxy- benzoesäure entsteht. — (Ann. d. Chem. u. Pharm. CXXVII, 137.) 8. 492 E. v. Gorup-Besanez, über das Verhalten der Pflan- zen und Ackererde gegen Metallgifte. — Es wurden ver- schiedene Pflanzen in Ackererde gesät, die mit AsO3, CuO.CO2 PbO.CO2 ZnO.CO?2, HyO innig gemischt war; in 14 Versuchen er- gab die Untersuchung der gewachsenen Pflanzen auf die entsprechen- den Metalle in 10 Fällen ein vollkommen negatives Resultat, in 4 Fällen (3 auf Hg, 1 auf As) eine Spur aufgenommenen Metalls. Bei Filtration von Salzlösungen durch Ackererde fand sich, dass aus die- sen die Basen zurückgehalten wurden, während die Säuren in das Filtrat übergingen. Nur beim Brechweinstein und der Arsenigen Säure zeigte sich ein beschränktes Aufnahmevermögen. — (EZbenda vag. 243.) —t Erlenmeyer u. Wanklyn, über Hexylverbindungen. — Durch Destillation von Mannit mit Jodwasserstoffsäure entsteht Hexyljodür £°H!3.J als eine olivengrüne Flüssigkeit, wenn sie vom überschüggigen Jod befreit ist. Durch Destillation im Wasserdampf- strome erhält man es farblos. Es lässt sich für sich nicht unzersetzt destilliren,; der Siedepunkt liegt jedoch bei 1670,5. Mit weingeisti- gem Kali liefert es Hexylen und andere nicht näher untersuchte Pro- ducte neben JK. Mit Quecksilber in ein Glasrohr eingeschmolzen erhält man neben Jodquecksilber E$H!2 und €*H1, Natrium bewirkt dieselbe Zersetzung. Oxalsaures Silber bewirkt je nach dem Um- ständen verschiedene Zersetzungen. Hexylen mit conc. SO? liefert Hexylalkohol von 137° Siedepunkt €°H19. — (Journ. f. pract. Chem. LAXXAIA, 428.) St. H. Grothe, zur Kennstniss der Wolle. — Es werden die beiden Fragen zu beantworten gesucht: 1. Ist es möglich der Wolle vollständig ihren Schwefelgehalt zu entziehen, ohne ihre Structur zu ändern? 2. Ist es wahr, dass der Schwefel in einem dem eigenthüm- lichen Hornkörper beigemengten Körper enthalten ist? Der Schwe- felgehalt der Wolle variirt sehr, beträgt aber im Durchschnitt 2,31 pC.; er scheint mit der Stärke und Kräuselung der Wolle zuzunehmen. Die Entschwefelung der Wolle ist durch Alkalien möglich, jedoch nur bis zu einem gewissen Punkte ohne Structurveränderung der Wolle. Bei vollkommener Entziehung des Schwefels geht die Structur völlig ver- loren, woraus von selbst folgt, dass der Schwefel integrirender Be- standtheil des Hornkörpers ist. Durch die Schwefelung beim Blei- chen der Wolle nimmt der Schwefelgehalt der Wolle zu, dieses Plus hängt der Wolle jedoch nur sehr lose an, und lässt sich sogar durch anhaltendes Waschen mit kaltem Wasser entziehen. — (Journ. für pract. Chem. LXXAIA, 420.) Swt. F. Hoppe-Seyler, zur Analyse der Galle. — Man löse den Theil der Gallenbestandtheile, welchen man durch Fällung mit Aether aus der alkoholischen Gallenlösung erhalten hat, in Alkohol auf und bestimme die Circumpolarisation der Lösung für gelbes Licht (Linie D.). Man verdunstet dann einen aliquoten Theil der Lösung und wägt ‚den bei 1200 getrockneten Rückstand. Man löst dann in 493 conc. Kalilauge, schmilzt in ein Glasrohr ein und erhitzt 24 Stunden im Wasserbade, fällt darauf aus der mit etwas Aether versetzten Flüs- sigkeit mit Salzsäure, lässt 24 Stunden stehen, filtrirt die auskrystal- lisirte Cholalsäure ab und wägt sie nach dem Trocknen bei 120°. Das Filtrat und die Waschwasser werden mit KO.CO2 und KO.NO® zur Trockne verdampft und geschmolzen. Aus der Schmelze wird der Schwefelgehalt der Gallensäuren durch Ausfällung der gebildeten Schwefelsäure bestimmt. 100 Th. Ba0.SO? entsprechen 330,86 Th. Tauroeholsäure, in 100 Th. Taurocholsäure sind 79,22 Th. Cholalsäure enthalten, daraus kann man, da die Glycochalsäure keinen Schwefel enthält, den Gehalt der Glycocholsäure berechnen; denn 100 Th. Cho- lalsäure entsprechen 113,98 Th. Glycocholsäure. Für diese Art der Analyse gibt die Circumpolarisation eine Controle. Ist nämlich « die beobachtete Drehung in Graden für gelbes Licht gewesen bei 0,1 M Länge des Beobachtungsrohres, m der berechnete Gehalt an 100 x — m. 25,3 27,6 keit an Glycocholsäure, da die spec. Drehung der Taurocholsäure in alkoholischer Lösung an Natron gebunden — 25,3°, die der Glyco- cholsäure unter gleichen Umständen — 27,6 ist. H. fand auf diese Weise, dass die Galle des Hundes nur taurocholsaures Natron ent- Taurocholsäure, so ist x = der Gehalt der Flüssig- hält, wie früher Strecker angegeben hatte. — (Journ. f. pract. Chem. LXXXIX, 281.) Smt. H. Limpricht, über die Bestandtheile des Fischflei- sches. — Zur Untersuchung diente das Fleisch des Plötzen (Leucis- cus nutilus.) Es wurde gefunden: Trockensubstanz 22,11 pC. Wasser 77,81 — Asche 1,355 — In Wasser unlösliche Asch. best. th. 0,59 — In Wasser lösliche Stoffe best. th. 6,91 — Albumin 2,835 — Kreatin 0,11 — Protsäure 0,70 — Milchsäure 0,064 — Taurin 0,106 — Ueber die vom Verf. Protsäure genannte Verbindung behält sich der- selbe weitere Mittheilungen vor. — (Annal. d, Chem. und Pharm. CXXVII, 185.) Swt. Pasteur, ein neues Gährungsinfusorium für den weinsauren Kalk. — Schon früher hatte P. ein Buttersäurefer- ment gefunden, das keines Sauerstoffs zu seiner Entwickelung und zu seiner Erzeugung auch keine stickstoffhaltigen organischen Stoffe bedarf; dagegen verlangte es eine Stickstoff- resp. Kohlensäureatmos- phäre und Vorhandensein von Phosphorsäure und Ammoniak. Ein diesem Ferment analoges fand P. für die Weinsäure; dasselbe kann ebenfalls nicht in einer Sauerstoffatmosphäre bestehen, bedarf zu seiner 494 Entwickelung des Ammoniaks und der Phosphorsäure und nährt sich auf Kosten des Kohlenstoffgehaltes der Weinsäure. P. beschreibt es als Vibrionen verschiedener bis zu !/„mm Länge, die eine mehr oder weniger schnelle, geschlängelte Bewegung haben und sich durch Wandtheilung fortpflanzen. Die Keime zu seiner Entstehung sollen aus der Luft kommen. — (Compt. rend. LVI, 416.) Pelouze u. Cahours, überhomologe Kohlenwasser- stoffe des amerikanischen Erdöls. — Ausser dem Caproyl- wasserstoff dessen Vorhandensein schon früher von den Verff, nach- gewiesen war, haben sie noch andre Kohlenwasserstoffe GnH?n + 2 so- wohl von niedrigerem als höherem Siedepunkt abgeschieden: 1.Einen, der wenige Grade über 0° siedet, von ihnen für Butylhydrür gehalten, 2. Amylwasserstoff 65H!? mit 30° Siedepunkt. 4. Oenanthylwasser- ‚stoff GTH!8 mit 90—96° Siedepunkt. 4. Caprylwasserstoff G8H!8 bei 116—118°; 5. Pelargylwasserstoff bei 138°; 6. Caprinylwasserstoff bei 160—162°; 7. Hendekaylbydrür £UUH2% bei 180—1840°. — (Ebenda pag. 505.) Smt. Reich u. Richter, über ein neues Metall welches in ei- nigen Erzen enthalten sein soll, die in Freiburg verhüttet werden; sie nennen dasselbe Indium, weil es im Spectroscop eine sehr inten- sive indigblaue Linie zeigt. Es wird aus salzsaurer Lösung durch Schwefelwasserstoff nicht gefällt, aber durch Ammoniak als Oxydhy- drat, als Chlorid zur Trockne gebracht zieht es begierig Wasser an und gibt mit Soda auf Kohle geglüht ductile, sehr weiche Metallkü- gelchen, die verflüchtigt einen gelblichen Beschlag geben, der durch Kobaltsolution keine charakteristische Farbe annimmt. — (Journ. f. prakt. Chem. LXXXIX, 441.) Smt. E. Reichardt, über Einwirkung des Kupferoxydes auf Traubenzucker in alkalischer Lösung. — Bei der schon lange bekannten Reduction des Kupferoxydes durch alkalische Trau- benzuckerlösung entsteht nach R. eine krystallisirbare der Wein- und Citronensäure sehr ähnliche Säure, und ausserdem Gummi. Man re- ducire 10 Grm, Traubenzucker mit 50,73 Grm. CuO...£4H30? + HO bei möglichst wenig Ueberschuss von Alkali und cca. 60°C,. Nach der Filtration sättige man, wenn man mit PbO.Ac fällen will, vollkom- men mit Essigsäure, wenn man mit BaCl fällen will, lasse man die Flüssigkeit etwas alkalisch. Hat man zuerst mit Bleizucker aus schwachsaurer Lösung die entstandene Gummisäure gefällt, so wird auf Zusatz von Ammoniak zur filtrirten Flüssigkeit Gummibleioxyd gefällt; Beide Substanzen werden gut ausgewaschen, und. durch Schwe- felwasserstoff vom Bleioxyd geschieden. Die Gummisäure krystalli- sirt in rhombischen Säulen und hat stark sauren Geschmack, verliert bei 100°C. kein Wasser, bräunt sich bei 130°, und schmilzt unter starken Aufschäumen bei 150°C., wobei sie 44 pC. an Gewicht ver- liert. Bis auf 210°C. erhitzt ist sie nur theilweise in Wasser löslich. Ihr kommt die Zusammensetzung C6H501% + aq zu; wahrscheinlich ist die Säure zweibasisch; denn R. stellte folgende Salze dar; 2Ba0 + 495 -CsH= 010 + HO, 2Ag0.C5HsO%. Für das aus dem Gummibleioxyd abgeschiedene Gummi fand R. die Zusammensetzung — CHOR, — (Annal. d. Chem. u. Pharm. OXXVII, 297.) Smt. Roscoe, über die Bestimmung der chemischen Hel- ligkeit von verschiedenen Theilen der Sonnenscheibe. — Von Bunsen ist bereits ein Verfahren zur directen Messung der chemischen Wirkung des Sonnenlichtes angegeben; (Poggd. Bd. 117, S. 529) um dieselbe Messung relativ vorzunehmen benutzte Verf. ei- nen 31), zölligen Refractor, mittelst dessen er ein Sonnenbild von 4 Durchmesser darstellte, welches in einer mit dem Instrumente ver- bundenen Camera auf ein Stück photographischen Normalpapiers fiel. Die Einwirkung dauerte 20 bis 120 Sekunden, in welcher Zeit man den Apparat mit einer Tangentenschraube der vorübergehenden Sonne nachrückte. Der Grad der Schattirung an den verschiedenen Theilen des Bildes wurde nach hinreichender Einwirkung durch Vergleich mit einem graduirten Streifen photographischen Papiers, der im Pendel- Photometer isolirt worden, bestimmt. Der Vergleich ergab, dass die Einwirkung der verschiedenen Theile der Sonnenscheibe nicht gleich intensiv war. Am Nordpole war dieselbe stets schwächer als am Aequator und hier minder bedeutend als am Südpol. Es folgt dar- aus, dass die Sonnenatmosphäre die am meisten brechbaren che- mischen Strahlen verhältnissmässig mehr absorbirt als die Wärme- strahlen, ferner ersieht man aber auch daraus, dass die chemische Helligkeit der Südpolzone bedeutend grösser als die der Nordpolzone war und dass die des Aequaetors dazwischen fiel. — (Poggd. Annal. Bd. 120, $. 331.) . Drek. Rödgers, Trennung des Strychnins von Morphium. — Es hat sich herausgestellt, dass grössere Mengen Morphium die Reaction auf Strychnin mittelst Schwefelsäure und Kaliumbichromat maskiren; R. schlägt daher vor, da die Trennung beider Alkaloide mit Kalilauge oder Chloroform keine Vollkommene ist, sich des Ben- zins zu bedienen, welches das Strychnin sehr leicht, das Morphin dagegen gar nicht löst. — (Chem. News. VI, 15.) —1m—. C. Saytzeff, über Paraoxybenzoesäure. — Anissäure wird mit wässriger Jodwasserstoffsäure 12 Stunden in zugeschmol- zenen Röhren auf 120—130°0 erhitzt, wobei Jodmethyl und die ge- nannte Säure entsteht. Letztere reinigt man dadurch, dass man das Product der Einwirkung in heissem Wasser löst, und mehrmals um- krystallisirt. Die Säure ist in kaltem Wasser wenig, leicht in heissem Wasser, Alkohol und Aether löslich; verliert bei 100° ihr Krystallwasser und fängt an zu sublimiren. Bei 210° schmilzt sie, geht dabei aber theil- weise in Phenylsäure über. Sie enthält €7H®0? -- H29, Sie ist eine ein- basische Säure; denn ihre Salze haben die allgemeine Zusammensetzung £7H°.M.0®. Won der gleich zusammengesetzten Salicylsäure unter- scheidet sie sich durch ihre leichtere Löslichkeit, ihre Zersetzung in Phenylsäure bei Erhitzen, und dass sie mit Eisenchlorid keine violette Farbenreaction liefert. In ähnlicher Weise unterscheidet sie sich von 496 der eigentlichen Oxybenzoesäure; denn diese krystallisirt-ohne Was- ser und in rechtwinkligen Prismen, die Paraoxybenzoesäure krystalli- sirt mit 2 At. Wasser und in rhombischen Tafeln; das Cadmiumsalz der erstern sind kleine unansehnliche Nadeln, dass der letztern grosse rhomboedrische Krystalle. Er gibt der Säure folgende rationelle For- mel HO.(€%H50)(€@) wonach der Anissäure, die als Methyloxypara- benzoesäure zu betrachten wäre, die Formel H®. en. e) £9 zukäme. — (Annal. d. Ghem. u. Pharm. CXXVI11, 129.) —t. A. Safarik, über Vanadinverbindungen, — Die Vana- dinsäure geräth beim Glühen im Wasserstoffstrome weit unter der Glühitze in helles selbst bei Tage sichtbares Erglühen unter Verlust von zwei Dritteln ihres Sauerstoffs. Wird das so entstandene Va- nadoxydul im Chlorgasstrome erhitzt, so destillirt Vanadintrichlorid ab, und es bleibt Vanadsäure zurück. In heisser mässig verdünnter Salzsäure löst sich das Vanadoxydul zu einer dunkelschwarzgrünen Flüssigkeit, die mit Ammoniak übersättigt schwarzgraue Flocken ab- setzt. Nach den Bestimmungen S.’s nähert sich die Vanadsäure durch ihre spec. Wärme dem Arsen und Antimon. (VO? —= 0,1622). Das Vanadinbisulfid kann sowohl auf trocknem als nassem Wege darge- stellt werden, also entweder durch Erhitzen von VO? in trocknem HS, oder durch Versetzen einer YWanadinbioxydsalzlösung mit Schwefel- ammonium und darauf mit Salzsäure. Erhitzt man Vanadoxydul im Bromdampf, so erhält man ein Oxybromid VBr2O. Bei der Verarbei- tung Vanadinhaltiger Rückstände schlägt S. folgenden Weg ein. Er verdampft zur Trockre, mengt das 3—4 fache Gewicht Salmiak damit und erhitzt in einer mit einer Thonplatte bedeckten Porzellanschale bis zum Verdampfen des Salmiaks, und wiederholt die Operation so lange bis der Glührückstand keine Schwefelsäure mehr enthält. Man löst in Wasser und filtrirt, wobei etwas Stickstoffvanadin zurückbleibt. Das Filtrat wird mit einigen Tropfen Ammoniak und sodann mit Chlorbaryum oder salpetersaurem Blei im Ueberschuss versetzt, wOo- durch vanadinsaures Baryt, resp. Bleioxyd gefällt werden. Diese Nie- derschläge enthalten auf 1 At. V. meist 3—4 At. Ba, resp. Pb., sie werden mit starker Salzsäure bis zur Lösung erhitzt, mit viel Was- ser verdünnt und wenn Baryt angewandt, dieser mit Schwefelsäure gefällt. Hatte man einen Bleiniederschlag, so versetzt man die salz- saure Lösung mit dem mehrfachen Volum starken Alkohol, lässt an einem kühlen Orte auskrystallisiren, und dampft die erhaltene grüne Flüssigkeit zur Trockne und schmilzt; die so erhaltene unreine ‚Va- nadsäure wird nach bekannten Methoden gereinigt. — (Journ. f. pract. Chem. XC, 1.) zug Derselbe, über Darstellung von Nitroprussidna- trium. — Man dampfe die nach den bisher gegebenen Methoden erhaltenen Flüssigkeiten bis zur beginnenden Krystallisation ein, ver- mische mit dem 3-4 fachen Volum 80 pC. Alkohol, lasse einige Stun - 497 den stehen, filtrire und dampfe bei gelinder Wärme ab. — (Zbenda »ag. 19.) 1. P. Thenard, über neue schwefelhaltige organische Verbindungen. — Schmilzt man Zucker mit Schwefelammonium in ein Rohr ein, und erhitzt auf 1300°C 48 Stunden, so erhält man eine Flüssigkeit, die leichter als Wasser ist, sich in diesem und Al- kohol nicht, wohl aber in Aether löst. Bei der Destillation gibt sie ein farbloses Destillat und ein schwarzes Harz. Das Oel riecht stark zwiebelartig, ist stark lichtbrechend, ist sehr empfindlich gegen Me- tallsalzlösungen und Sauerstoff, enthält mehr als 37 pC. Schwefel, ist aber keine homogene Substanz; denn ihr Siedepunkt liegt zwischen 95—140%. Ausser diesen Produeten sind noch einige andere, noch nieht näher untersuchte, Product der Einwirkung. — (Compt. rend.. LV], 832.) Swt. R. Weber, über die isomeren Modificationen der Titansäure und über einige Titanverbindungen, Die Titansäure kommt in zwei Modificationen vor. Fällt man die- selbe durch Alkalien aus ihren Lösungen, so erhält man die der a Zinn- säure entsprechende Modification, die in Säuren löslich ist. Nach Demoly hat sie diese Zusammensetzung 3 TiOz +5HO. Bei 140° verliert sie 1 Atom HO und nimmt gleichzeitig damit die Beschaffen- heit der durch Kochen gefällten Titansäure an, die nach Demoly 2 Atome HO auf 3 Atome Titansäure enthält. Man betrachtet diese Verbindung als analog der b Zinnsäure angesehen, die nach Rose be- kanntlich durch Schwefelsäure ganz, durch Chlorwasserstoffsäure aber nur zum Theil aus ihren Lösungen niedergeschlagen wird. — In ei- nen analogen Zustand kann auch die Titansäure versetzt werden. — Versetzt man eine vorsichtig bereitete Lösung von Titanchlorid mit Schwefeisäure, Salzsäure oder Salpetersäure, so bleibt dieselbe ungetrübt, Phosphorsäure, Arsensäure und Jodsäure dagegen bewir- ken sogleich, saures chromsaures Kali erst nach einiger Zeit einen Niederschlag, desgleichen Salpetersäure; Schwefelsäure löst den an- fangs entstehenden Niederschlag wieder auf. Essig- und Weinsäure bewirken ebenfalls Fällungen. — Ob ein Unterschied in den Wasser- mengen des Hydrat- Wassers dieser beiden Modificationen der Titan- säure existirt, wie dies bei der Zinnsäure nach Fremy’s Untersuchun- gen der Fall ist, ist vorläufig noch nicht entschieden. Es ist zu be- merken, dass jene angeführten Reactionen nur bei hinlänglicher Ver- dünnung eintreten. Salpetersäure oxydirt das Titan zu Titansäure, die sehr schwer löslich ist und insofern nähert sich dieselbe der Zinnsäure. Salzsäure und Schwefelsäure verhalten stch anders; sie lösen das Titan unter Erzeugung violetter Flüssigkeiten, die die Reactionen des Titanses- quioxydes zeigen. Zinnchlorid absorbirt unter Abscheidung eines krystallinischen Hydrats Wasserdampf, Titanchlorid unter Abscheidung eines krystal- linischen Hydrats Wasserdampf, Titanchlorid unter denselben Um- XXI. 1863. 33 498 ständen nur eine zerfliessliche neben Schwefelsäure eintrocknende Substanz, nach Demoly aus TiCl»+5HO bestehend. Lässt man eine wässrige Lösung von Titanchlorid neben Schwefelsäure im leeren Raum stehen, so verliert das Titanchlorid auch Salzsäure, die Menge wechselt. doch stets ist der Rückstand in Wasser löslich. ‘Ferner gelang es Verf. Titanjodid (Ti Ja) darzustellen indem derselbe Joddämpfe über glühendes Titan leitete. Es ist eine feste rothe Masse, schmelzbar, bei höherer Temperatur orangefarbene Ne- bel bildend. In Wasser löslich. Titansesquifluorür entsteht, wenn man trocknes Wanserstoffgas über glühendes Titanfluorkalium leitet. Fluorkalium und unzersetzt gebliebenes Titanfluorkalium verunreinigen das Product. Titaneisenfluorür bekommt man leicht .durch Auflösen von Ti- taneisen in Flusssäure und Kochen der erhaltenen Lösung mit Eisen und Titansäure. Die Lösung giebt beim Verdunsten sehr leicht grün- gelbe, luftbeständige Krystalle deren Zusammensetzung FeFl+ TiFl, +6HO ist. — Ein ähnliches Doppelsalz giebt das Nickel. Aus dem Titaneisen gewinnt man leicht die Titansäure, indem man das Mineral durch wiederholtes Abschrecken mürbe macht, dann pulverisirt und mit portionsweise zugesetzter Schwefelsäure kocht. Man bringt die nach dem Erkalten grau gefärbte Masse in viel Was- ser, decantirt die klare grüne Flüssigkeit ab und fällt mit Ammoniak. Den entstandenen Niederschlag löst man in möglichst wenig verdünn- ter Schwefelsäure und leitet durch die erwärmte Lösung schweflige Säure, um das Eisenoxyd zu reduciren. Die Lösung giesst man in kochendes Wasser und unterhält das Kochen ziemlich lange, worauf sich Titansäure abscheidet. (Poggend. Ann. KS. 120. 8.287.) Brek. Wiederhold, über festen Arsenwasserstoff. — Bisher wusste man über die verschiedenen Verbindungen des Arsens mit dem Wasserstoff sehr wenig, und nahm an, dass der gasförmige Arsen- wasserstoff AsH®?, dem Ammoniak analog zusammengesetzt sei. Die Abscheidung eines festen Körpers aus der gasförmigen. Verbindung mittelst Chlor hatte man für einen festen Arsenwasserstoff angesehn. Löst man eine Legirung von 1 Th. As und 5 Th. Zn in granulirter Form in Salzsäure, so wird die Flüssigkeit erst gelb, dann ziegelroth, und schliesslich setzt sich ein rother Körper ab, der nach W. As2H zusammengesetzt ist. Der Körper hat getrocknet das Ansehn des Bleisuperoxdes und ist unlöslich in den gew. Reagentien. Bei 200° zerfällt er in seine Bestandtheile. Die Verbindung ist ebenfalls giftig. (Journ. f. prakt. Chem. LXXXIX, 479.) Smt. F. Wöhler, über neue Siliciumverbindungen. — Vom Silieiumcalcium ausgehend hat W. eine Reihe neuer Verbindun- gen dargestellt, die durch ihre Entdeckung ein neues Gebiet für die Forschungen in dem Bereiche der anorganischen Chemie eröffnen. Die neuen Verbindungen aus Silicium, Wasserstoff und Sauerstoff bestehend schliessen sich in ihrer Zusammensetzung ganz den orga- nischen aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehenden an. 499 Im Beginn der Arbeit gibt W. zuerst ein verbessertes Verfahren für die Darstellung des von ihm zuerst dargestellten Siliciumcalciums. Man schmelze 20 Grm. krystallisirtes Silicium, 200 Grm. geschmol- zenes Chlorcalcium und 46 Grm. Natrium zusammen, und zwar so, dass man das fein gepulverte Silicium mit dem in einem heissen Mör- ser zerriebenen Chlorcaleium innig mengt, und dann schneil in ein trocknes Stöpselglas schüttelt unter Hinzufügung der Hälfte des an- zuwenudenden Natriums, das ebenfalls in feine Stückchen zerschnitten ist. Währenddem ist in einem Windofen ein hessischer Tiegel zur hellen Gluht gebracht. Man schüttet in diesen nun zuerst etwas ge- schmolzenes gepulvertes Kochsalz, wirft darauf die andre Hälfte Na- trium als ganzes Stück, schüttet dann schnell obiges Gemenge darauf, bedeckt den Tiegel, verstärkt das Feuer und lässt eine halbe Stunde bei ungefähr Eisenschmelzhitze glühen. Nach dem Erkalten wird der Tiegel zerschlagen, der Regulus von Kieselcalcium von der Schlacke getrennt und in ein luftdicht schliessendes Glas gethan. Das Kiesel- caleium ist bleigrau, metallglänzend, grossblättrig krystallinisch; an der Luft zerfällt es langsam, schneller unter Wasser. Es wird selbst von rauchender Salpetersäure nicht angegriffen. Durch Chlorwasser- stoffsäure wird es unter heftiger Wasserstoffentwicklung gelb gefärbt; ähnlich wirken verdünnte Schwefeleäure und Essigsäure. Am hef- tigsten wirkt Flusssäure. Im Wasserdampf geglüht bleibt die Sub- stanz unverändert. Die Substanz enthält freies Silicium, gebundnes Silicium, Calcium, Magnesium, Natrium, Aluminium und Eisen. Wird die Substanz mit Wasser behandelt, sodann mit concentrirter Salpe- tersäure, und 24 Stunden mit ziemlich concentrirter Kalilauge, so er- hält man nach dem Auswaschen metallisch glänzende Blättchen, die aus CaSi? bestebn. Aus ihm entsteht durch Salzsäure der von W. Silicon genannte gelbe Körper. Die Einwirkung muss bei Lichtab- schluss stattfinden, und das entstandene Silicon, nach dem völligen Auswaschen, unter der Luftpumpe ebenfalls bei Lichtabschluss ge- trocknet werden. Das Silicon ist lebhaft gelb, unlöslich in Wasser, Alkohol, Chlorsilicium, Chlorphosphor und Schwefelkohlenstoff, Bei gelindem Erwärmen wird es vorübergehend tief orangegelb, stärker erhitzt, verbrennt es unter Verpuffung und Funkensprühen zu Kiesel- säure,. Bei Luftabschluss erhitzt entwickelt es Wasserstoff und es bleibt ein Gemenge von amorphem Silicium und Kieselsäure zurück, Im Sonnenlicht entwickelt es ebenfalls sehr bald Wasserstoff und wird weiss. Es wird weder von Chlor, noch von concentrirter Schwe- fel- oder Salpetersäure angegriffen; in Flusssäure wird es erst weiss und löst sich dann vollkommen auf. In Alkalien wird es unter Er- wärmung und Wasserstoffentwickelung in Kieselsäure umgewandelt. Es wirkt stark reducirend auf Gold, Silber und Kupfersalze, auf Pal- ladiumchlorür und Osmiumsäure. Seine Zusammensetzung wird durch die Formel Si®H+08 (Si*H 0°) ausgedrückt. Die durch Einfluss des Lichtes aus dem. Silicon entstehende weisse Verbindung nennt W. Leukon und besteht aus Si@H® 05, In Folge der Entdeckung dieser 35 * x 500 beiden Verbindungen glaubt W. dem: früher von ihm entdeckten Sili- ciumoxydhydrat die Formel Si? H* 95 geben zu müssen. Wenn man das Ca Si an Stelle mit conc. Salzsäure mit verdünnter behandelt, so erhält man weisse perlmutterglänzende Blättchen, die sich aber sofort bei Berührung mit der Luft entzünden. Es scheint diese Verbindung Si®H895 zusammengesetzt zu sein. Bei Behandlung des Kieselcal- ciums mit schwefliger Säure verwandelt es sich ohne Gasentwicklung in einen röthlichbraunen fast kupferfarbenen Körper, der beim Er- hitzen an der Luft wie Schiesspulver abbrennt.- Beim Erhitzen in einer Röhre explodirt er unter Feuererscheinung und Verbreitung von Schwefelwasserstoff. Die Analyse spricht für die Zusammen- setzung $Si?H3S?. Bei Behandlung mit seleniger und telluriger Säure entstehen ebenfalls neue noch nicht näher untersuchte Stoffe. , (Ann d. Chem. u. Pharm. CXXVII, 257.) Smt. b. Praktische. R. Böttger, über Vorkommen des Thal- liums. — Es wird nachgewiesen, dass das wohlfeilste Material für Darstellung von Cäsium, Rubidium und Thallium das Mutterlaugen- salz des Nauheimer Sprudels sei. Da; das Thalliumplatinchlorid das schwerlöslichste Doppelsalz ist, lässt sich Platinchlorid sehr gut zur Abscheidung dieser Verbindungen und deren Trennung von einander benutzen. B.gibt ein praktisches Verfahren alte Platinbleche, Drähte, Tiegel etc. schnell und ohne grossen Aufwand an Säure zu. lösen. Man schmelze die Platinreste mit dem 3fachen Gewicht Blei zusam- men, pulverisire den spröden Regulus in einem eisernen Mörser, und ziehe die grösste Menge des Bleis mit Salpetersäure aus. Das un- lösliche grauschwarze Pulver, aus Platin und wenig Blei bestehend, löst sich sehr leicht in Königswasser auf; man filtrirt nach dem Er- kalten und der Ausscheidung des Chlorbleis, dampft zur Trockne ab, löst auf, filtrirt und versetzt zur gänzlichen Entfernung des Bleis, mit einem kleinen Ueberschuss von kohlensaurem Natron ; das aus Natrium- platinchlorid bestehende Filtrat kann dann sofort zur Fällung. von Cäsium, Rubidium und Thallium benutzt werden. Zur Abscheidung des Platins aus den in Lösung befindlichen Platinresten empfiehlt B. dieselben mit einem grossen Ueberschuss von NaA.,CO?2 zu ver- - setzen und dann mit Traubenzuckerlösung zu kochen. Nach Abschei- dung des Platinschwarzes macht man die Flüssigkeit der schnelleren Filtration halber mit Schwefelsäure sauer. (Journ. f. prakt. Chem; XC, 143.) Smt. Derselbe, über Darstellung des übermangansauren Kalis. — Man bringe in einen eisenblechernen Tiegel über dem Bunsensch. Gasgebläse 2 Th. Kalihydrat und 1 Th. chlorsaures Kali zum Schmelzen, nehme sodann den Tiegel vom Feuer, rühre erst gut durch, und füge dann in kleinen Portionen 2 Th. feingesiebten Braun» stein hinzu, (der Tiegel darf nur halb voll werden) rühre gut durch, bringe wieder über die Flamme, und erhitze unter 'steten Umrühren so lange, bis die Masse vollkommen trocken und hart erscheint, und die Tiegelwände einige Zeit in Rothgluht gestanden haben. Nach 501 dem Erkalten wird der Inhalt des Tiegels in einem eisernen Mörser feingestossen und mit dest. Wasser ausgekocht (Auf 1 Gewth. KO.C10240 Th. Wasser). In die siedende Flüssigkeit wird unter fortwährendem Umrühren so lange Kohlensäure eingeleitet, bis ein Tropfen der Flüssigkeit auf Papier gebracht einen rothen, von keiner grünen Randeinfassung mehr umgebenen und schnell in eine braun- gelbe Farbennüance übergehenden Flecken erzeugt. Dann lässt man erkalten, giesst nach dem Absetzen °/, der Flüssigkeit klar ab, giesst den Bodensatz durch einen mit Schiesswoile verstopften Trich- ter, und wäscht aus; hierauf dampft man ab, bis ein herausgenom- mener Tropfen auf einer Glasplatte schnell erstarrt. Nach 12—14 Stunden sind 32 pCt. reines übermangansaures Kali aus dem in Ar- beit genommenen Braunstein auskrystallisirt — (EZbenda p. 156.) Smt. L. v. Kärolyi, über die Verbrennung der Schiess- wolle und des Schiesspulvers. — Es entstand bei Füllung der Hohlprojectile mit Schiesswolle, wo also das Sprengpräparat unter höherem Druck entzündet wird, die Frage, ob die Verbrennungspro- duete dieselben seien, wie sie von Bunsen und Schischkoff beim Abbrennen in den von ihnen construirten Apparate erhalten wurden, ferner ob die Verbrennungsproducte bei Explosion im luftleeren Raum von den unter höherem oder gewöhnlichen Druck erhaltenen abwichen. v. K. weist durch sehr interessante Versuche nach, dass in allen drei Fällen fast gleiche Producte entstehen, dass aber im luftleeren Raum unter den gasförmigen Producten eine grössere Menge Stickoxydgas auftritt, als unter höherem Druck, ja dass sogar unter Umständen die Sauerstoffverbindungen des Stickstoffs völlig zerlegt würden, so dass nur Stickgas neben Kohlenoxyd, Kohlensäure, Grabengas, Wasserstoff und Wasserdampf nachzuweisen sei. Es war gleichgültig für die Re- sultate, ob Geschütz- oder Sprengpulver benutzt wurde; Bunsen hatte bekanntlich Jagdpulver benutzt. Es ergibt sich aus diesen Untersu- chungen, dass die in der Praxis bei der Explosion in Geschützen er- zeugten Verbrennungsproducte ganz dieselben sind, wie sie theore- tisch von Bunsen gefunden wurden. — (Journ. f. prakt. Chem. XC, 129.) S. Langley, über Erkennung des Picrotoxins. — Wenn das Picrotoxin ein verfälschender Gemengtheil von Bier ist, so lässt es sich am leichtesten gewinnen, wenn die Lösung angesäuert und mit Aether geschüttelt wird, wobei der Aether das P. aufnimmt, wäh- rend das etwa vorhandene Strychuin in der wässrigen Lösung bleibt. Wird dagegen eine mit Kali versetzte Lösung mit Aether geschüttelt, so geht umgekehrt das Strychnin in den Aether über und das Picro- toxin bleibt, vielleicht an Kali gebunden, in der wässrigen Lösung. Unreines P. gibt mit etwa dem dreifachen Gew. Salpeter zusammen- gerieben, mit Schwefelsäure befeuchtet, und dann mit sehr conc. Na- tronlauge übergossen eine ziegelrothe, sehr bald verschwindende Fär- bung. (Sill. am. Journ. XXXIV, 109.) —_1n— A. Martin, ein neues Verfahren zur kalten Versil- 502 x berung des Glases. — Die bisher zur Darstellung der Telesco- pen-Spiegel angewandten Methoden sind theils sehr complieirt tbeils mit so grossen Finessen verknüpft, dass nur ein geübter Mechaniker gute Resultate zu erzielen im Stande ist. Verfasser schlägt daher folgende weit einfachere und zu einem sichern Ziele führende Me- thode vor: Man bereitet zunächst: 1) Eine Lösung von 10 Gr. AgO, NO® in 100 Gr. HO. 2) Eine wässrige Ammoniaklösung von 13° des Cartier’schen Aräo- meters. 3) Eine Lösung von 20Gr. NaO, HO mit 500 Gr. HO. 4) Eine Lösung von 25 Gr. gewöhnlichen weissen Zuckers in 200 Gr. HO. Zu derselben giesst man ein Cubikcentimeter Salpetersäure von 360 und lässt 20 Minuten kochen, worauf man das Volumen durch Zusatz von Cubikcentimeter Alkohol von 360 und destillirtem HO auf 500 Cubikcent. ergänzt. Man mischt hierauf genau 12 pC. der Lö- sung 1 mit 8 pC. der Lösung 2 und 20 pC. der Lösung 3 und setzt endlich zu dem Gemisch noch 60 pC. Wasser. Die Lösung muss klar sein. Man lässt dieselbe 24 Stunden stehen. Man reibt demnächst die zu versilbernde Oberfläche mit Salpetersäure ab, spielt dann mit destillirtem Wasser nach und legt dann die abgelaufene Scheibe mit- telst Unterlagen auf die Oberfläche jener Mischung, der man noch Y/ıo=!/ıa der intervertirten Zuckerlösung 4 hinzugefügt hat. Das diffuse Tageslicht bewirkt alsdann, dass die zu versilbernde Oberfläche sich erst gelb dann braun färbt und nach 2—5 Minuten sich mit dem gewünschten Silberüberzug bedeckt. Nach 10 —15Mi- nuten ist der Ueberzug hinlänglich stark, man spült die Oberfläche ab und lässt sie einfach trocknen. — (Poggend. Annal. Bd.120, $. 335 u. Compt. rend. T. 56, p. 1044.) Brek. Geologie. Ludwig, Rothliegendes zwischen Isen- burg und Frankfurt a. M. — Die15’ unter das Planum der Main- Neckareisenbahn reichenden Ausgrabungen zur Kiesgewinnung haben den unter der mächtigen Alluvialdecke anstehenden rothliegenden Sandstein entblösst. Derselbe steht wie bei Langen 1—2° NW ein- fallend und ist dünn geschichtet. Erst an der Uebergangsbrücke für die Mainz -Frankfurter über die Main-Neckarbahn legt sich der Thon des Litorinellenkalkes auf den rothliegenden Sandstein und höchst wahrscheinlich bildet dieser die ‘Unterlage im ganzen Frankfurter Walde. — (Darmstädter Notizblatt $. 60.) Derselbe, der Septarienthon und die Süsswasserbill- dungen im Hessischen Tertiärbecken. — Unter dem Basalt des Vogelsberges tritt der Septarienthon bei Alsfeld hervor und ver- breitetet sich unbedeckt von jüngern Schichten bis Ruhlkirchen und Neustadt. Im W. dieser grossen marinen Ablagerung befinden sich die Thon-, Mergel- und Kalksteinlager von Dannerod, Ofleiden, Mar- dorf, worin Melania horrida, Melanopsis callosa, Litorinella acuta und 503 Limnaeus pachygaster nicht selten sind. L. hielt dieselbe bisher für ein Glied einer den Septarienthon im N, Hessens unterlagernden For- mation, aber bei Abteufen eines Brunnens in Kirchheim durchsank man: olivinreichen Basalt, blauen Thon abwechselnd mit schwarzen Letten, worin jene Süsswasserschnecken, Knollen dichten Kalkes, blaugrünen Thon mit kalkigem Sande und Leda Deshayesana, Astarte Kikxi, Nucula Chasteli. Corbula pisum, Cancellaria evulsa, endlich bun- ten Sandstein. Die Thone mit Melania horrida liegen also über dem Septarienthon und entsprechen vielmehr den Litorinellenschichten im Mainzer Becken. L. sammelte auf dem Wege von Kirchheim nach Homburg und Niederhessen Schwefelkies mit Melanopsis callosa und Limneus pachygaster, Neritina fluviatilis, Melania borrida bei Frielen, dieselbe auch in einem die Dachletten des Bohnerzlagers begleiten- den Sphärosiderit am Mosenberg bei Homburg. Die Schichten mit Melania horrida haben eine Verbreitung von Kirchhain, Dannerod über Allendorf an der Landsburg, Frielendorf, Mardorf bei Homburg bis Oberzwehren bei Cassel. In den Thonen von Grossalmerode fehlt Melania horrida, sie enthalten eine schlanke Melania spina, die nir- gends mit M. horrida zusammenliegt. Im Kalkmergel von Dankerode sind ausser M. horrida und der auch bei Kirchhain und Frielendorf vorkommenden neuen Art, welche mit Cerithium plicatum verwechselt worden, aber eine ovalrunde Mündung hat, häufig eine dicke Melania mit 9 bis 10 scharf abgesetzten niedrigen Windungen, Limneus pachy- gaster und Melanopsis callosa. In den Tertiärthonen von Roth an der Rhön finden sich Melanien der M. Escheri ähnlich, eine dick- schalige Anodonta, grosse und kleine Paludinen und Planorbis. — (Ebenda S. 178— 180.) Schwippel, neu entdeckte Höhlen bei Niemtschitz in Mähren. — Bei dem 1!/, Stunde von Raitz auf einer Hochebene gelegenen Niemtschitz wird Brauneisenstein im Devonkalke und Jura abgebauet. In einer der Gruben wurde eine Höhle mit eigenthüm- lichen Stalaktiten entdeckt. Der einführende Schacht ist 14 Klafter tief. Die erste Höhle von 405‘ Länge, 8° Breite 11/0 Höhe bietet gleich vorn einen riesigen durchscheinenden Stalaktiten, während von der Decke wasserhelle Calcite herabhängen, deren Spitzen oft ein Rhomboeder ist. Die davor befindliche Höhle ist 2° breit, 5° lang und 4° hoch, im Grunde mit Wasser gefüllt, hinten in einen langen schmalen Gang verengt, der in eine 12° lange 60 breite und 5° hohe Höhle führt. Auch sie führt Wasser und die Wände der von ihr aus- gehenden Klüfte schöne Krystalfe. Der Brauneisenstein füllt die Spalten des Gebirges aus. — (Brünner Vehandl. I, 68.) Derselbe, Geognosie von Lettowitz in Mähren. — Der das Grundgebirge bildende Gneiss erscheint als Basis der Fels- gehänge beiderseits der Kretinka, welche auch im Zwittawathale N. von Lettowitz fortsetzen und hier ‚aus chloritischen Devonschiefer bestehen, aber stellenweise vom Gneiss durchbrochen werden. Der chloritische Schiefer enthält Schnüre von Quarz, Feldspath, Kalk, 504 auch Drusen, ist stellenweise ganz rein, aber auch gemengt mit Tre- molith und Strahlstein, nach oben mit einer dünnen Schicht graphi- tischen Thones und eisenschüssigen Schiefers. Im Trawniker, Strebe- tiner und Slatinker Thale steht ein kalkhaltiges Serpentingestein an mit Platten von Pikrolith. Es bildete das Liegende des Eisenerzes, das hier mehrach ausgebeutet wird. Das Hangende dieses Erzlagers gehört der Kreideformation an, das unmittelbar Liegende ist Talk- schiefer, das Erz ist 1—3 Klafter mächtig, besteht oben aus kuge- ligen Concretionen von Brauneisenstein innen mit ockerigem Thone, in einigen Schichten ganz aus Bohnerz, in den tiefsten aus dichtem Eisenstein. Der Eisengehalt stellt sich auf 30—40 pC. und wird hei Blansko verhüttet. Bei Slatinka liefert der chloritische Schiefer einen guten Dachschiefer. Während er in W. allein herrscht, erscheint über ihm und dem Gneisse in ©. Rothliegendes. Er erscheint in Lettowitz halb als grobkörniges Conglomerat auf dem Gneisse mit schwachen Einlagerungen von Kalk wird höher feinkörnig und schiefrig, streicht nördlich bei 20 —50°O. Fallen. Schieferthon ist reichlich eingelagert, stellenweise Pflanzenreste, auch Caleit. Die Kreideformation erscheint nur an den höchsten Punkten um Lettowitz, und bei der Hawirna auch in tiefern Lagen. Es ist Plänersandstein und unterer Quader. In letzterem tritt Kohle und Eisenstein auf und dunkle Leiten. Er- stere wurde früher nicht lohnend abgebaut, auch die kiesreichen Let- ten zur Alaunbereitung verwendet. Das Eisenlager zeigte oben gel- ben sandigen Thon, dann grauen Letten, bituminösen schwarzen Let- ten, wieder grauen Letten, endlich sehr eisenschüssigen Sandstein mit Coneretionen von Brauneisenstein, darunter 1—3 Klafter mäch- tiges Eisenerz. An andern Orten sind die Verhältnisse etwas anders. Tertiärgebilde erscheinen nur stellenweise in Niederungen als Lehm- lager, nur bei der Rossreiner Walke an der Eisenbahn auch poröser Kalkstein über Tegel. — (Zbenda 38 — 44.) H.Eck, die Lettenkohlenformation in Oberschlesien und die Stellung des Mickultschützer Kalkes im Muschel- kalk. — In der Gegend von Gr. Rossmierka, Kl. Rossmierka, Jen- drin und Grodzisko besteht der nach Suchan hinziehende Höhenzug zu oberst aus Schichten mit Ammonites nodosus und zeigt bei Ross- mierka von unten nach oben grauen Letten, grünlichen glimmerigen Sandstein, grauen Letten, braunen Dolomit, grauen Letten mit schwa- chen Einlagerungen von Sandstein und Dolomit. Die grauen Letten sind an mehren Stellen aufgeschlossen und die Fortsetzung jenes Pro- files bietet nach Kadlub hin grauen Letten, braunen Dolomit, grauen Letten, braunen Dolomit, grauen und endlich rothen Letten, der von Diluvium überlagert ist. Der tiefste braune Dolomit führt Hybodus plicatilis, Saurichihys Mougeoti, Myophoria vulgaris, Myacites brevis etc. und lässt über das Lettenkohlenalter keinen Zweifel, ob der oberste rothe Letten schon Keuper ist, lässt sich noeh nicht entschei- den. Die Schichten bei Danietz und Dembio gehören derselben Epoche an. Der Kalkstein von Dembio ist dem rothen Letten eingelagert 505 Pusch hat schon dieses Alter der betreffenden Schichten behauptet, freilich nur auf die Petrographie gestützt. Der von v. Seebach als oberer Muschelkalk gedeutete Kalk von Altwarthau ist Schaumkalk, denn er führt Gervillia polyodonta und Myophoria orbicularis, das- selbe Alter hat der Kalk von Gr. Hartmannsdorf, Nischwitz und Weh- rau und nur der gelbliche dolomitische Kalk mit Lingula tenuissima, der den Altwarthauer Muschelkalk schliesst, ist mittler Muschelkalk. — Im Mickultschützer Kalke fand sich Thamnastraea silesiaca, die auch im Rüdersdorfer, Schaumkalk und bei Wehrau in Niederschlesien vorkommt. Es ist ein weisser poröser stylolithenreicher Kalkstein aufgelagert auf grauen dichten schiefrigen oder wulstigen Kalkstein, welcher Lagen von splittrigem Kalk mit Turbo gregarius, Dentalium laeve, Gervillia subglobosa etc. einschliesst ganz wie im Wellenkalk von Rüdersdorf, Thüringen u. a.0. In der Schicht mit Thamnastraea fand sich auch Myophoria laevigata und elegans, Pleurotomaria Al- bertiana, Cypricardia Escheri, Astarte Antoni, Arca triasina, welche das Alter des Schaumkalkes bestättigen. Da nun ferner Cypricardia Escheri auch bei Mikultschütz, Astarte Antoni bei Kaband, Arca tria- sina bei Tarnowitz, überall in Gemeinschaft mit dem für den Mikult- schützer Kalk charakteristischen Spirifer Mentzeli aufgefunden sind: so muss dieser Kalk und der Virgloriakalk in den Alpen für ein Ae- quivalent des Schaumkalkes gehalten werden. Der Virgloriakalk wird sich zum Guttensteiner wie in Norddeutschland der Schaumkalk zum untern Wellenkalk verhalten. Da ferner der Mikultschützer Kalk in Oberschlesien von einem gelblichen mergligen dolomitischen Kalk überlagert wird, der in seinen obern Schichten z. Th. oolithisch wird und sehr häufig das für den Hallstätter Kalk als Nullipora annulata bestimmte Petrefakt einschliesst: so wird man vielleicht den Hall- stätter, welchem in S. der Alpen die St. Cassianer Schichten entspre- chen, nicht blos für ein Aequivalent des untern Keupers sondern auch schon des obern und mittlen deutschen Muschelkalkes betrachten kön- nen. — (Geolog. Zeitschrift XV, 403—410.) Behm, die Tertiärformation von Stettin. — Die De- tailuntersuchungen führen Verf. zu folgenden allgemeinen Resultaten. Die gegenwärtig die Gehänge des linken Öderufers im Stettiner Ter- tiärrevier bildenden Bergkuppen und Thäler gewähren zwar ein rei- ches petrographisches und paläontologisches Material, aber keinen sichern Anhalt für die Erkenntniss der Lagerungsverhältnisse im Gros- sen, da wegen vieler Verwerfungen die Neigungswinkel nicht festge- stellt werden können. Nur an einer Stelle im Bache von Schollwin liess sich das Streichen h. 4!/,—5 erkennen. Erst in der Tiefe des Nullpunktes der Oder scheinen dunkel gefärbte Thone durch fast wagrechte Lagerung eine grössere Sicherheit zu gewähren. In wei- terer Entfernung von den Gehängen des Oderufers werden die Ver- hältnisse geregelter, das ganze Terrain senkt sich gegen das Ran- dowthal, die Tertiärschichten verbergen sich tiefer unter einem stär- ker entwickelten Diluvium, und hieraus wird ein allgemeines W-Ein- 906 fallen deutlicher, welches durch die Uebereinstimmung mit dem vor- hin erwähnten Streichen der Schichten, Sicherheit in die Beurthei- lung der Lagerung bringt. Auf dem rechten Ufer ist die Zerrissen- heit der Gehänge fast noch grösser wie auf dem linken, die Thäler manichfaltiger, die Kuppen kleiner, steiler, flacher; die Neigungswin- kel ebenso unsicher und das Dazwischentreten der Kreide erschwert die Untersuchung und Feststellung der Lägerungsverhältnisse noch mehr. Erst weit vom Oderbette wieder mehr Sicherheit. Die Schich- ten des rechten Ufers gehören den tiefern Gliedern, die des linken den obern an, denn in jenen ist die Braunkohle in Nestern und in Flötzen vorhanden. Die Septarienthone und Sande des linken Ufers werden gegen W hin undeutlicher, verbergen sich unter dem Diluvium. Braunkohle ist erst in dem südlichsten Höhenzuge von Zahden gefun- den. Das Oderbett selbst besteht aus Diluvium und Alluvium. | Die einzelnen Glieder der Tertiärformation sind durch Zersetzung aus einem harten Sandsteine entstanden. Das Oderthal ist eine wahre Hebungsspalte entstanden nach Ablagerung der jüngern Tertiärschich- ten und vor dem eigentlichen Diluvium. — (Zöenda 420-455.) @!I. Gryetognosie. Hessenberg, über Bournonit und dessen Zwillinge. — Die Untersuchung der Bournonitzwillinge führte zu interessanten Thatsachen, die zwar keineswegs in einer Verschiedenheit des ihnen zu Grunde liegenden Gesetzes, aber auf Unterschiede in der Art ihrer Verwachsung beruhen und am Bourno- nit seither übersehen worden. Verf. hält die früher allgemein ge- bräuchliche Achsenstellung bei: das Prisma von 93% 40° als @P ver- tikal. Man kennt beim Bournonit nur das einzige Zwillingsgesetz, nach welchem eine Fläche jenes Prismas die Zusammensetzungsebene, aber es vermanichfaltigen sich die Erscheinungen, je nachdem sich die Zwillinge zu zweien oder zu mehren vereinigen, je nachdem sie nur an einander liegen oder sich durchdringen und kreuzen. Sehr häufig kommen einfache hemitropische Berührungszwillinge vor, fer- ner ähnlich wie beim Aragonit solche mit wiederholten parallelen Zusammensetzungsflächen. Endlich trifft man auch Zwillingsgruppen mit geneigten Berührungsebenen. Bei diesen ist es wichtig, den leicht zu übersehendenden aber wesentlichen Unterschied zwischen schein- bar kreuzförmigen Juxtapositionsvierlingen und wirklich kreuzförmi- gen Penetrationszwillingen ins Auge zu fassen. In der Regel kom- men nur erstere vor. Aber trotz der bedeutenden Aehnlichkeit, welche Bournonit in der Art seiner Zwillingsgruppierung mit Aragonit zeigt, darf man dennoch beide nicht für isomorph halten, es nähert sich jene Aehnlichkeit einem scheinbaren Isomorphismus, wenn man beide mit einer gewissen Orientirung so neben einander vergleicht, dass der Aragonit wie gewöhnlich mit dem Prisma von 116° senkrecht steht, der Bournonit aber so, dass die Makrodomen zu vertikalen Prismen werden, wobei die Basis des Bournonit mit dem Brachypi- nakoid des Aragonit gleich läuft. Alsdann gelingt es gewiss sehr selten auftretende Flächen des einen Minerals mit sehr gewöhnlichen 507 des andern unter Abweichungen von etwa 1° in eine annähernd pa- rametrische Uebereinstimmung zu bringen. Bei flächenreichen Mine- ralien ist dies nicht auffallend und umsoweniger bedeutend, als die für den eigentlichen Isomorphismus wichtigen Spaltungsrichtungen nicht übereinstimmen. Zudem kommt noch dass bei einer so ange- nommenen Parallelstellung die sonst annalogen Zwillinge beider Mi- neralien in ihrer Achsenstellung nicht mehr übereinstimmen. ‚Einen durchgreifenden, die parametrischen Verhältnisse sowohl als die Zwil- lingserscheinungen umfassenden Isomorphismus von Bournonit und Aragonit giebt es nicht, umso merkwürdiger und räthselhafter sind daher ihre Analogien. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 585.) R. Mitscherlich, über eine Vesuvianschlacke — Eine schön krystallisirte Schlacke aus den Hohöfen von Hörde zeigt grosse äussere Aehnlichkeit mit der von Bote als Humboldtilithschlacke ana- lysirten von der Bettinger Schmelze bei Lebach. Die grosse Ueber- einstimmung der zum zwei- und einachsigen System gehörigen Kry- stalle, der nur unbedeutende Unterschied im spec. Gew., der glasar- tige Glanz, die grünlich graue Farbe der Krystalle, die nach den Rändern zu abnimmt und die Kanten durchscheinend macht, das Al- les schien auf jenes Mineral hinzuweisen, aber die Analyse ergab Vesuvian, nämlich (0) (0) SiO2 34,263 117,795 MsO 2,562 1,007 Al20°? 15,600 1,301 KO 1,114 0,290 Fe203 1,118 0,35 Na0 0,327 0,080 MnO 3,525 0,792 S 1,084 CaO 39486 11,282 99,679 RO: R203:Si02 — 13,451: 7,636: 17,795, welches Verhältniss der von Rammelsberg aufgestellten Formel 9 R2 Si + 2B2$i? schr nah kommt, wo der Sauerstoff des Kalkes, der Thonerde, der Kieselerde sich wie 3:2:5 verhält. Nehmen wir den Schwefel an die ganze Menge des Kali und Natron gebunden an: so erhalten wir ein richtiges Verhält- niss, wenn wir es als Sesquisulfuret betrachten, oder als eine Mi- schung von gleichen Theilen einfach uud dreifach Schwefelkalium. Nehmen wir den Schwefel an Calcium gebunden an: so wären 3,71 Kalk in Abzug zu bringen. Im ersten Falle hätten wir demnach 0,370 und 13,451 RO in Abzug zu bringen, im letztem 1,06. Die obige Formel würde dann sein 13,081 resp. 12,391: 7,636:17,795. Je- denfalls ist die resultirende Schwefelverbindung nur als eine mecha- nische Verunreinigung des Minerals zu betrachten. —- (Geolog. Zeitschr. AV, 375—376.) G. Rose, neuer Meteorit aus der Wüste Atacama, — Derselbe stimmt nicht mit den frühern der Wüste Atacama überein, der ein Gemenge von Nikeleisen und Olivin ist und zur Abtheilung der Pallasite gehört, sondern gleicht auffallend dem vor 7 Jahren bei Hainholz im Paderbornischen gefundenen, ist wie dieser ein meist feinkörniges Gemenge von Nickeleisen, Magnetkies, Olivin und Augit, 308 worin wieder einzelne grössere Körner von Nickeleisen und den Si- likaten liegen. Der Augit macht diese Meteorite besonders bemer- kenswerth, da er bisher nur in dem sonst seltenen Eukrit beobachtet worden, wozu die Meteorite von Stannern, Juvenas und Jonzac. Der Meteorit von Atacama macht mit dem von Hainholz offenbar eine be- sondere Art aus, für welche der Name Mesosiderit dienen soll. — (Ebenda 240.) Lottner legte der geologischen Gesellschaft in Berlin (a.a. 0. 242) Stücke von krystallisirtem innig mit Quarzsand ge- mengten kohlensauren Kalk vor, welche sich bei Brilon auf der Sohle von Sandgruben und in Klüften des darunter lagernden devonischen Massenkalkes finden. Sie erinnern an die sogenannten krystallisirten Sandsteine von Fontainebleau, stehen diesen jedoch in Grösse und Schönheit nach. Neben gut ausgebildeten, bis !/z‘ lan- gen Rhomboedern zeigen sich durch Zusammenhäufung von Krystal- len allmählige Uebergänge in ganz gerundete und knollige Concre- tionen. — (EZbenda 241.) D. Forbes, neues Arseniat von Nickel und Kobalt- oxydul. — Dies Mineral bildet Krusten von radialfaseriger Textur Härte 2,5, Gew. 3,086; graulichweiss, Glanz fettartig, Strich weiss; im Kolben Wasser gebend, vor dem Löthrohr in der Reductionsflamme unter Entwicklung von Arsenikdämpfen unvollkommen zur metalli- schen Kugel, in der Oxydationsflamme unschmelzbar; mit Borax ein blaues Glas. 44,05 Arseniksäure, 19,75 Nickeloxydul, 9,24 Kobaltoxy- dulund 26,89 Wasser, wonach die Formel 2(NiO-+CoO). As05+-8HO das Mineral gehört zur Nickel- und Kobaltblühte und findet sich auf kleinen Gängen in einem zersetzten Grünstein, welcher die obern Schichten des Oolith durchbricht in der Wüste Atacama 20 Meilen östlich vom Hafen von Flamenco. — (Philos. Magaz. ZXV, 103—104.) Lefort, Bildung. von schwefelsaurem Eisenoxyd- oxydul durch Zersetzung von Markasit. — Im Granitge- biete des Puy de Dome bei dem durch seine Mineralquellen bekann- ten Dorfe Bourboule kommen vereinzelte Lager eines Bimssteintuffes vor, die zum Theil ganz schwarz gefärbt sind durch Schwefeleisen. Besondere Beobachtung verdienen einige in Hohlwegen deutlich auf- geschlossene Tuffmassen von ansehnlicher Mächtigkeit’ und grünlich- grauer Farbe, immitten deren Sandschichten auftreten. An der Grenze zwischen beiden Gebilden, auf der Oberfläche des der Einwirkung der Atmosphärilien ausgesetzten Tuffes bemerkt man als Ueberzug eine grünliche Substanz in pilzartigen Formen. Dieselbe ist zerreib- lich, besitzt einen Tinteähnlichen zusammenziehenden Geschmack, ist theilweise im Wasser aber leicht in Säuren löslich. Die Untersuchung ergab, dass es eine Verbindung von schwefelsaurem Eisenoxydul mit schwefelsaurem Eisenoxyd ist, das sich hier durch Zersetzung des in den Tuffen enthaltenen Markasits gebildet hat. Es enthält nach drei Analysen 509 Schwefelsäure 38,04 37,55 35,22 Eisenoxydul 16,08 13,83 12,99 Eisenoxyd 5,08 8,77 8,25 Wasser 40,80 19,91’. » 43,54 Nach dem Fundorte wird für das Mineral der Name Bourboulit vor- geschlagen, der freilich ein ganz nutzloser und ungerechtfertigter ist, da doch nur ein Zersetzungsprodukt und kein neues Mineral vorliegt, für die Zersetzungsprodukte aber die chemische Benennung die ein- zig; zulässige ist. — (Comptes rendus 1862, LV, 919—929.) V. v. Lang, Krystallform des Lanthanit. — Man hielt denselben für quadratisch, bis Descloizeaux zeigte, dass er zweiach- sig ist und dass die optische Mittellinie senkrecht auf der Hauptspal- tungsfläche steht. Die Krystalle gehören in das rhombische System, wie es die Vorkommnisse von Betlehem in Pennsylvanien bekunden. Sie bilden eine Combination der Flächen der Basis, des Prismas, Ma- kropinakoid und Pyramide also OP.Y9P.#oP&:P, tafelartig durch die vorwaltende basische Fläche. — (Philos. Magaz. XIV, 43.) Holmberg, Tantalit von Sukkula. — Der Tantalit kömmt in Finnland an acht Orten vor, von welchen Skogböle in Kimito, Här- käsaori und Sukkula in Tamela die bedeutendsten sind. An letztem Orte ist er in Quarz eingewachsen im Granit, begleitet von Turma- lin und Beryli, theils in stark glänzenden Krystallfragmenten theils in krystallinischen Massen. Spec. Gew. 7,17; 7,34 und 7,36. Analyse: 83,66— 82,71 Tantalsäure, 15,54—15,99 Eisenoxydul, 0,80-—-0,83 Zinn- oxyd. Er enthält gar kein Manganoxydul und stimmt daher gut mit der Formel FeO .2TaO2. — (Petersburger Mineral. Gesellschaft 1862, 153—156. 6G. Paläontologie. A.v. Strombeck, Peltastes clathra- tus Cott. — Dies Petrefakt ist neuerdings häufiger im Pläner bei Lüneburg und auch in der Nähe bei Braunschweig gefunden wor- den... Letztere Lagerstätte bei Broitzen gehört dem meist aus Ceno- man bestehenden Höhenzuge, welcher den Buntsandstein des Linden- berges bei Thiede umgiebt. Im Steinbruch fallen die Schichten 5—10° N ein und mitten durch läuft die Gränze des Pläners mit Amm. ro- thomagensis mit dem des Amm. varians, letztrer ist reich an Petre- fakten, erstrer arm. Zwischen beiden 6—8’ mächtige Schichten mit Amm. varians, Discoidea eylindrica, Turrilites costatus als vortreffli- eher Horizont und einige Fuss höher liegt der Peltastes. Derselbe ist etwa 20mm jm Durchmesser, 13!/;mm hoch. Die schmalen Ambu- lakralfelder führen zwei dicht stehende gerade Reihen von Wärzchen zu je 15—16. Die breiten Interambulakralfelder zeigen zwei Reihen crenulirter nicht. durchbohrter Warzen je zu 5—6, von denen die oberste die grösste, ausserdem viele gedrängte Wärzchen. Das vor- springende Scheitelschild nimmt fast die ganze Oberseite ein. Der nach hinten gelegene Periproct ist ausgebuchtet, Imm breit und mit erhöhter Einfassung. Der hintere Theil des überzähligen Täfelchens erhebt sich ziemlich stark und bewirkt, dass die Oberseite nicht flach 510 bogig, sondern etwas conisch ist, wodurch die ganze Form eigenthüm- lich wird. An dem Scheitelschilde sind die einzelnen Täfelchen mit ziemlich tiefen welligen und radialen Furchen versehen, die nach aussen in blattartige Ausschnitte und zwischen den Nähten in läng- liche Eindrücke und Oeffnungen auslaufen. Andere. Scheitelschilder mit abgeglätteten Täfelchen und solchen, an denen die Nahteindrücke weit in die Mitte fortsetzen, die Cotteau angiebt, sah Verf. nicht. Das vordere rechte Genitaltäfelchen als Madreporenplatte hat eine grosse unregelmässige Oeffnung; an einem Stück treten statt ihrer vier kleine Oeffnungen auf. Cotteaus Exemplare sind um die Hälfte kleiner, haben weniger Warzen und Wärzchen und ein kleineres Schei- telschild. Der Peltaster clathratus fand sich im Cenoman von le Hayre und bei Warminster. — (Geolog. Zeitschrift XV, 643—646.) W.H. Baily, einige Crustaceen des Kohlengebir- ges. -- König bildete 1820 einen Belinurus bellulus ab, welchen viel früher schon Martin als Entomolithus monoculites dargestellt hatte. Dann gab Parkinson eine ganz ähnliche Abbildung nach einem Stück aus dem Kohlenkalk von Dudley und verwies es unter die Trilobiten und Buckland führte dieselbe Art als Limulus trilobitoides auf, was Prestwich acceptirte. Endlich hat es nochmals Portlok abgebildet. B. erhielt ein Exemplar aus dem Kohlengebirge von Bilboa, Grafschaft Queen und schlug für alle diese Arten den Gattungsnamen Steropis vor, seitdem hat er weitere Untersuchungen anstellen können und be- schreibt sie jenen Namen selbst einziehend unter Belinurus. Die Gat- tung gehört zu Limulus, aber ist mit diesem nichtidentisch. Sie hat einen halbkreisförmigen Cephalothorax mit Glabella und flachem Rande, dessen Hinterecken in lange Dornen ausgezogen sind, fünf Leibes- ringe mit Seitendornen und einen langen Schwanzstachel. B. reginae n. sp.: latus, limbo scuti cephaliei orbiculari angulis longispinosis; corpore decurtato, thorace quinque artieulis longispinosis munito, pleuris suleo longitudinale usque ad finem spinae producto, tripartita cauda, cui spina praelonga coaptatur, im Kohlenschiefer von Bilboa. — B. armatus n. sp.: latus, limbo scuti cephaliei orbiculari, angulis longispinosis, glabella spinis duabus brevioribus minuta, thorace quin- que articulis brevis spinosis pleuris usque ad terminos sulcatis, tri- partita cauda, cui spina lorga coaptatur, gemeinschaftlich mit voriger Art. Daselbst findet sich noch eine dritte Art, die vielleicht identisch ist mit B. rotundus Prestw, aber wegen ungenügender Erhaltung keine sichere Bestimmung gestattet. — (Annal. scien. nat. 1864, 1], 23—29. tb. 2.) A. Milne Edwards, Monographie des crustac&s fos- siles dela famille des Canceriens. — Titanocareinus nov. gen. steht dem lebenden Xantho zunächst mit T. serratifrons obere Kreide von Ciply in Belgien, T. pulchellus in den Falunen von Thouarce, Dept. Maine et Loire, T. Edwardsi (= Xantho Edwardsi Sism) im miocänen Mergel von Astigiana, T. Sismondae miocän bei Turin, T. Raulinianus von Hastingues in Nummulitenschichten, Lobonotus sil nov. gen. aus. derselben engern Verwandtschaft mit L. sculptus mio- cän auf St. Domingo, Caloxanthus nov. gen. dem lebenden antillischen Xantho setiger zunächst stehend mit C. formosus im Grünsande des Maine, Xanthilites Bell (= Pseuderiphia Reuss) verbindet die Xan- thiden mit den Galeniden, mit X. Bowerbanki Bell (= Pseuderiphia M’Coyi Reuss) eocän auf Sheppy, X. verrucosus Schafh nummulitisch bei Blomberg in Baiern, Menippe Haan mit M. Chauvini Bery im un- tern Grobkalk von Noyon im Dept. Oise, Syphax nov. gen. steht Pi- lumnoides zunächt, nur mit S. crassus aus den obern Nummuliten- schichten des Aube Dept., Necrozius nov. gen. dem Stimpsonschen Spherozius am nächsten verwandt und auch Ozius, mit N. Bowerbanki aus dem eocänen Thone von Sheppy, Etisus MEdw mit einer eigenen nummulitischen Art aus dem Dept. Landes. — (Ibidem 31— 63 tbb.) @l. Botanik. A. Ohlert, Verzeichniss preussischer Flechten. — Hagen führte im Jahre 1783 in seiner Historia Liche- num 53 Arten für Preussen auf, welche E. Mayer 1833 auf 84 ver- mehrte. Verf. hat sich seit einer Reihe von Jahren mit deren Un- tersuchung und Bestimmung beschäftigt und zählt sie nach Körbers System auf mit den Varietäten, Angabe der Häufigkeit und andern Beobachtungen. Es sind 260 Arten, darunter bis auf drei alle von Hagen und Meyer angeführten, und neu Lecidella pyenocarpa, Leci- dea pachyploea und Calycium ostroleucum, mehre andere noch nicht sicher bestimmbare. — (Königsberger öconom. physikal. Gesellschaft IV, 6—34.) Al. Makowsky, die Flora des Brünner Kreises. — Nach einer historisch literarischen Einleitung schildert Verf. die phy- sikalischen, orographischen und geognostischen Verhältnisse seines Gebietes und zählt dann die Phanerogamen im einzelnen nach Neil- reichs Flora von Niederösterreich mit specieller Angabe der Stand- orte und Blühtezeit auf. Es sind im Ganzen 1236 Arten, dann folgt ein Verzeichniss der fraglichen und irrthümlich in der Brünner Flora aufgeführten Arten, endlich eine tabellarische Uebersicht der Familien mit der Anzahl der Gattungen und Arten. — (Brünner Verhandlungen I, 45—205.) T. W. Areschoug, kritische Bemerkungen über ei- nige Arten der Gattung Rumex: ARumex obtusifolius L: foliis laete viridibus undulatis persistentibus, radicalibus et caulinis inferio- ribus late cordato ovatis, petiolis superne a latere compressis supra planis marginatis, vertieillis densifloris subdistinctis foliolis perigonii exterioribus elongatis angustis unguiculatis, marginem valvularum su- periorem superantibus, deflexis aut patentibus, valvulis sub anthesi oblongoovatis, fructiferis planis basi truncatis, ovatooblongis aut OVa- totriangularibus subintegris aut subulatodentatis nervosis calliferis, fructu ovatolanceolato longe acuminato, infra medium latissimo. — R. acutus L: foliis obscure viridibus mox marcescentibus undulatis suberispis, radicalibus oblongolanceolatis acuminatis, caulinis inferio- ribus cordatoovatis, petiolis superne semiteretibus, supra canalicula- 512 tis lines media elevata; vertieillis laxifloris subremotis, foliis perigo- nii exterioribus elongatis augustis, unguieulatis, marginem superiorem valvularum subaequantibus reflexis, valvulis subanthesi oblongoovatis, fructiferis basi cordatis concavis, undulatis, late ovatotriangularibus, in apicem integrum aequaliter productis, crebre et breviter dentatis, fructu crasso, ad medium latissimo, in apicem brevem producto. — R. conspersus Hn: foliis laete viridibus, persistentibus, undulatis, ra- diealibus ovatooblongis, caulinis inferioribus late cordatoovatis, petio- lis superne semiteretibus, supra planis, verticillis densifloris conflu- entibus, foliis exterioribus perigonii latis rectiusculis, margine supe- riorum valvularum fructiferarum multo brevioribus, reflexis, valvulis sub anthesi late obovatis, fructiferis eximie cordatis undulatis denti- culatis, in apicem integerrimum abrupte productis, inaequalibus, unica callifera scutiformi, fructu elongato, longe acuminato, ad medium la- tissimo. — A. crispus L ist hinlänglich bekannt und sicher bestimm- bar. — A. propinguus Aresch: foliis obscure viridibus, mox marces- centikus, undulatis crispis, radicalibus oblongolanceolatis, caulinis inferioribus lanceolatis basi subeordatis, petiolis a latere compressis, supra planis, verticillis subaphyllis, densissimis confluentibus, foliis perigonii exterioribus latis rectiusculis, margine superiore valvularum multo brevioribns, reflexis, valvulis sub anthesi late ovatis, fructiferis exjmie cordatis undulatis crenulatis, in apicem obtusum aequaliter productis, inaequalibus, externa scutiformi callifera, fructu late ovato, leviter acuminato. — AR. domesticus Hn: foliis laete viridibus persi- stentibus, undulatis, radicalibus basi attenuatis subcordatis, oblongis acutis, caulinis oblongolanceolatis acuminatis, verticillis valde densi- floris confluentibus, subaphyllis, foliis perigonii exterioribus latis ob- tusis, reetiusculis, reflexis, margine superiore valvularum subbreviori- bus, valvulis sub anthesi late ovatis obtusis, fructiferis membranaceis renifornibus, concavis, undulatis, integris vel parce crenulatis, aequa- libus nudis vel unica minute callifera, fructu trigono, distincte stipi- tato, lanceolate, longe acuminato. — AR. hippolapathum Fr: foliis laete viridibus, persistentibus, planiusculis, petiolis a latere compressis su- pra canaliculatis, foliis radicalibus et caulinis inferioribus eordatis ovatotriangularibus vel cordatoovatis, verticillis densifloris subaphyl- lis, confluentibus, foliis perigonii exterioribus latis obtusis, reetiuscu- lis patentibus, marginem superiorem valvularum aequantibus, valyulis sub anthesi ovalibus obtusis, fructiferis basi truncatis planis ovatis integerrimis nudis aequalibus, fructu irigono lanceolato, basin et api- ‚cem versus aequaliter attenuato. — A. platyphyllus n. sp.: foliis laete viridibus persistentibus planis, radicalibus basi oblique cordatis, ob- longolanceolatis obtusis, caulinis inferioribus basi cordatis late ova- tolanceolatis vel ovatotriangularibus, verticillis laxifloris subdistinctis, subaphyllis, foliis perigonii exterioribus latis rectiusculis reflexis, mar- gine superiore valvularum brevioribus, valvulis sub anthesi oblonge- ovatis, fructiferis basi cordatis, ovatotriangularibus, in apicem inte- gerrimum aequaliter productis, concavis, retieulatonervosis, denticula- 313 « . tis, .inaequalis, unica callifera, callo parvo ovato, fructu trigono sub- fusiformi, stipitato. — (Öfversigt vet. Akad. Forhdl. 1862, p. 57-76.) S. O. Lindberg, Epipterygium nov. gen. Bryac. Acrocarp. 7 Plantae dioicae habitu Mnii, quadrifarie-et complanatofoliatae, eolore vinosopurpureo; folia biformia, in quatuor seriebus disppsita, nervo ad medium producto, a cellulis magnis, rhomboidalibus, laxis et inanibus contexta, margine tamen a cellulis angustioribus inten- siusque eoloratis formato; folia lateralia disticha, magna, plus minusve rotundata, antica biseriata, multo minora et angustiora sursum versus tamen accrescentia; bracteae perichaetis cireiter octo, omnes et ad masnitudinem et ad formam sat consimiles; capsula pendula rodun- data; planta mascula femineae similis, sed foliis lateralibus indistincte distichis ei antieis a caule magis distantibus, androecii disciformis bracteae cirrites sex; paraphyses et antheridia numerosa, illae filifor- mes, apice haud inflatae, sed perfecte cylindricae. Die Arten E. ja- maicense auf Jamaika und E. Wrightii auf Cuba. — (Jdidem 603.) Zoologie. E.F.W. Pflüger, über die Eierstöcke der Säugethiere und des Menschen. Mit 5Tff. Leipzig 1863. 4. — Vrf. dehnte seine Untersuchungen auf die Wiederkäuer, Hund, Katze, den Menschen und auf den Eierstock der erwachsenen Thiere aus. Bei den thierischen Spermatozoen scheint bereits der Prozess ihrer Entstehung auf freier Zellbildung zu beruhen und Vrf. hält es für angemessen das Spermatozoon für eine kleine Flimmerzelle zu erklä- ren, denn einmal zeigen zweifellose Thatsachen, dass bei den Pflan- zen der männliche Keim so gut wie der weibliche eine Zelle ist, an- derntheils kennt man wohl flimmernde Zellen“ aber keine mit Cilien besetzten Kerne. Wie verhält es sich nun für das thierische Ei? Am ‚genauesten sind die Verhältnisse untersucht, wenn sich dasselbe in Schläuchen bildet. Im blinden Ende der Röhre liegen dicht ge- drängte, Bläschen, an denen kaum etwas mehr als ein Contour, welcher einen hellen klaren Inhalt umschliesst, unterschieden werden kann. Alles spricht dafür, dass diese Bläschen Zellen sind. Das stetige Wachsthum der ER des Contours und seine Umwandlung in ‚den spätern Dotter rechtfertigt die Annahme, dass der Contour der klei- nen Bläschen im blinden Ende der Eierstocksröhren als der Ausdruck einer verschwindend dünnen Protoplasmaschicht angesehen werden darf. Der helle Raum in den kleinen Bläschen wäre somit als Keim- bläschen zu deuten. Welches ist der Modus der Oogenese in dem blinden Ende des Ovariums? Vrf. hat an dem cylindrischen isolirten Inhalt der Katzenoyarien oft Bilder gesehn, bei denen es schien, als ob zwei blasse Kerne noch biskuitförmig zusammenhingen, während ein sehr feinkörniges Protoplasma sich zwischen sie einschob. Die Verhältnisse sind indessen so ausserordentlich fein und zart, dass auf . diese Beobachtungen kein grosser Werth zu legen ist. Es ‚wäre im- merhin denkbar, dass in dem spärlichen Protoplasma, welches im blinden Ovariumende die Keimbläsehen der vielleicht membranlosen Zellen von einander sondert, neue Keimbläschen durch ‚freie Zellbil- XII, 1863, 34 514 dung entständen. Wenn das aber auch zugegeben werden dürfte: so bleibe doch das eigentliche Räthsel noch ungelöst, denn es ist erwie- sen, dass die in dem blinden Ovariumende sich bildenden Bläschen keine eigentlichen Eier im strengsten Sinne des Wortes sind, sondern nur die Mutterzellen derselben und ferner, dass jene Mutterzellen oder die Ureier sich durch Sprossung also durch einen ächten Thei- lungsprocess vermehren. Die Produkte derselben mussten als ächte Eier angesprochen werden, weil keine sichere Thatsache sich ermit- teln liess, welche dem widersprach. Denkt man aber an die bei den Pflanzen bekannten Verhältnisse, welche zeigen, wie in einer Special- mutterzelle bei gleichzeitigem Verschwinden des primären Kernes und Entstehung eines neuen, eine der Mutterzelle oft fast gleich grosse Tochterzelle, welche ein Ei ist, durch freie Zellbildung entsteht, so sind auch des Verf.s Beobachtungen nicht ausser Stande den muth- masslichen Zeitpunkt anzudeuten, wann in dem durch Sprossung ent- standenen Urei der wichtige Akt geschieht. Verf. bemerkte, dass zu der Zeit, wo sich die membrana granulosa um das Ovulum bildet, oft an den ganz frischen isolirten Follikeln ein Keimbläschen umsonst gesucht wird. Das ganze Ei hat zu dieser Zeit ein verschwommen granulirtes glänzendes Ansehen. Es ist nicht unmöglich, dass in die- sem Glanze die Ursache liegt, weshalb man das Keimbläschen nicht sieht. Doch ist das dem Verf. wenig wahrscheinlich. Jedenfalls wird die Thatsache mit Entschiedenheit hervorgehoben werden müssen, dass in der Zeit der Anlegung des Follikelepithels um das Ei das Keimbläschen häufig vermisst wird. Es wäre also sehr möglich, dass dies der Augenblick ist, wo die Bildung des ächten Ovulum Platz greift. Demgemäss könnte man sich auch nicht wundern, wenn das Urei ebenfalls durch freie Zellbildung an seiner Wand ein Epithe entwickelte. Dann wäre das Urei vielleicht vergleichbar dem Embryo- sack der Phanerogamen, das Epithel aber dem Endosperm. Bei den Säugethieren konnte ein Epithel niemals sicher wahrgenommen wer- den, bei dem Vogelei so solches in gewissen Entwicklungsperioden existirt. Ausserordentlich wichtig wäre es demnach, wenn es festge- stellt wäre, ob der gelbe Vogeldotter das Produkt einer Zelle ist oder nicht. Die membrana granulosa lagert sich von aussen her auf das Gebilde ab, welches jetzt allgemein als Ei angesprochen wird. Das behauptete Verschwinden des Keimbläschens in dem reifen Ei würde nur dann auf freie Zellbildung zu beziehen sein, wenn unab- hängig von der Befruchtung und vor derselben ein neuer Kern ent- stände. Die Ovarien bei erwachsenen Thieren erzeugen sich in mehr minder regelmässigen Perioden neu ähnlich wie die Blühten der Pflanzen. d Aug. Sollmann, der Bienenstachel. — Derselbe liegt bei dem flugfähigen Weibchen im Zustande der Ruhe zurückgezogen in der Leibeshöhle mit nach aussen gerichteter Spitze. Die Larve hat noch keine Spur davon, erst während der Metamorphose bildet sich der letzte Leibesring dazu um. Er ruht mit seinen untern Thei- 515 len auf ‘der Bauchschiene. Bei der Königin liegt über dem Stachel die Geschlechtsöffnung und darüber der After, bei der Arbeiterin fehlt die Geschlechtsöffnung. Von letztrer beschreibt Verf. den Stachel speciell. Selbiger besteht aus den Chitintheilen mit den ansitzenden Muskeln und aus der Giftblase. Erstere sind der eigentliche Stachel und. das Knöpfehen, jener wieder aus der Rinne mit ihren beiden bogenförmigen Schenkeln, aus der Gabel und den zwei Stechborsten bestehend. Die Rinnne ist das derbste Stück, eine nach unten offene Halbröhre, am vordern Ende abgerundet, nach hinten breiter. Ihre Ränder ähneln dem Grad einer Leiste und auf ihnen schieben sich die Stechborsten hin.. Das hintere Ende ist an den drei andern Sei- ten, bauchig erweitert und dieser Kropf hebt sich mit seinen untern Rändern vor den beiden Leisten ab und legt sich über letztere so hinweg, dass zwischen beiden noch Raum für die Stechborsten bleibt, welche sich daran befestigen. Der hintere freie Rand des Kropfes ist zusammengezogen, seine obre Fläche eingesenkt, die Oberfläche der Rinne selbst spiegelglatt-und nicht mit Widerhaken besetzt. Das Knöpfchen sitzt dem eigentlichen Stachel auf, besteht aus zwei gleich- artigen Hälften und seine einzelnen Theile sind stets paarig, zwei paarige Stücke plattenartig, oblong und quadratisch. Die zwei ob- longen Platten sind nach aussen gewölbt und legen sich mit den con- caven Flächen dem Rinnenkropf seitlich an, der obere Rand ist ver- diekt und springt nach innen vor. Nach hinten gehen die Platten unten, plötzlich in derbe Stiele über, welche in die Rinnenschenkel eingelenkt sind. Ihre untern Ränder legen sich in die Rinnenwulst um, ‚vereinigen sich auf dem Scheitel des Rinnenkropfes und bilden eine Haut. Diese Wulst ist also auch als paariges Gebilde zu be- trachten. Ihre Rückenfläche ist kahl, die Bauchfläche dicht mit kur- zen starken Haaren besetzt, mit dem hintern Ende am freien Rande des Rinnenkropfes befestigt. Der Vorderrand schlägt sich nach hin- ten um, ist dann kahl, steigt in die Höhe und geht in den Mastdarm über. Die aufsteigenden Seiten sind mit den vordern Plattenrändern verwachsen und schliessen dadurch den Inhalt der Leibeshöhle nach aussen ab. Die vordern Ränder der oblongen Platten verschmälern sich in die Stachelscheiden. Diese Verlängerungen laufen nach vorn spitz zu, sind auf der Innenfläche rinnenförmig und kahl, aussen ge- wölbt und behaart, umgeben in der Ruhe den eigentlichen Stachel und wird dieser hervorgestossen, so stellen sie sich aufrecht und ent- blössen seine Spitze. Etwa bei dem hintern Drittel der verdickten Ränder der oblongen Platten sind die Winkel mit ihren geraden Schenkeln eingelenkt. Diese verdicken sich gegen ihre Scheitel, sind aber kürzer und schwächer als die andern, die gekrümmten Arme. Diese biegen sich merklich nach aussen, steigen mit ihren verschmä- lerten Enden über die Rinnenschenkel und fügen sich den gebogenen Schenkeln der Stechborsten gelenkig ein. Den Scheiteln dieser Win- kel sind die quadratischen Platten eingefügt. Auf drei Seiten ver- dicken, sich deren Ränder nach innen, sind an einem Ende halbkreis- 34” 516 formig erweitert, am andern nach hinten in je einen kürzen Stiel zu- sammengezogen, die Flächen wellenförmig. In der Ruhe bedecken diese Platten zum Theil die oblongen. Die Gabel gleicht auffällig in der Form dem Gabelbein der Vögel. Die Enden ihrer kurzen Schefi- kel sind nach unten gebogen und liegen damit den verdickten Rän- dern der Stechborstenplatten an. Bei ihrer Krümmüng sind sie an den beiden freien Seiten des Kropfrandes gelenkartig angewachsen. Die beiden Stechborsten sind zwei Scharfspitzige steife Chitindolche mit nach oben gebogenen Schenkelenden, oben mit einer nuthförmi- gen Vertiefung, einer Coulisse, in welche der Schlitten der Rinne eingeschoben ist. Bei der weissen Nympfe hat diese Coulisse vier Contouren mit hellen und dunkeln Zwischenräumen. Das Ende der Stechborste ist solide und spitz, ihr übriger Theil ist hohl ünd in diese Höhle tritt ein Tracheenast und ein Nerv fast bis zur Spitze hin. Kurz vor der Spitze haben die Stechborsten 6-10 sägezähnige Widerhaken, welche das Steckenbleiben in der Wunde veranlassen. Bei den Kämpfen der Bienen unter einander wird der Stachel wie- der aus der Wunde zurückgezogen. Die Stechborsten laufen unter den abgehobenen Rändern des Rinnenkropfes auf den Schlitten hin- we& und werden von denselben gehalten. Zugleich steigt aber unter dem Rinnenkropf von jeder Stechborste eine Platte schiefwinklig auf und diese Platten sind hinten dick chitinisirt und verlaufen vorn in eine biegsame durchsichtige Haut, welche mit ihrem Rände der in- nern Kropfwand angewachsen ist. In der Ruhe ist die Haut dieser Platten ausgespannt, wurde sie aber nach aussen geschoben, so bie- gen sich die Häute so weit um als die Stechborsten von hinten nach vorn aus ihrer Lage gerückt werden. Hinter den Platten sind die Schenkel der Stechborsten nach oben gebogen und umschliessen von unten aus die Rinnenschenkel scheidenförmig. Sie sind ebenfalls weich ünd biegsam, ihre Ränder mit Häuten besetzt, von welchen die innern sich mit einander verbinden und diese zusammenhängende Haut schlägt sich mit dem Hinterrande nach ünten und aussen um und inserirt sich auf der letzten Bauchschiene, wodurch die Leibeshöhle nach unten geschlossen wird. Zehn starke Muskeln bewegen den ganzen Apparat, vier Paare an den innern Flächen der Chitintheile und das fünfte auf der äussern Fläche des Knöpfchens. Verf. unter- scheidet sie als zwei äussere schiefe sehr mächtige, welche von der vorletzten Rückenschiene in die äussern Vertiefungen der quadräti- schen Platten gehen, zwei innere schiefe, welche von eben hier nach der Basis der Stachelscheiden laufen, zwei Gabelmuskeln im Winkel der Gabel angesetzt und an die innere concave Fläche der oblongen Platien gehend, zwei Schenkelmuskeln von den Enden der Rinnen- schenkel an die halbkreisförmige Verdickung der Ränder der qua- dratischen Platten, wo auch die beiden Winkelmuskeln inseriren. Die _ Giftblase ist hinter den aufsteigenden Platten der Stechborsten der Innenwand des Rinnenkropfes rings um angewächsen und läuft in ein langes Rohr aus, das in zwei blinde Enden sich gabelt. Ihre Wände 917 sind muskulös und treiben das Gift in die Rinne. Verf. beleuchtet noch das, Vorschieben und Zurückziehen des Stachels und beiderlei Bewegungen der Stechborsten, — (Zeitschrift f. wissensch. Zool. XIIT, 528-539. Tf. 38.) N. Wagner, Fortpflanzung der Insektenlarven. — Wir haben eine kurze Notiz dieser wichtigen Entdeckung bereits S. 245 gegeben und tragen nun den ausführlichen Bericht nach. Im Au- gust 1861 fand Verf. bei Kasan unter der Rinde einer Ulme eine Gruppe weisslicher Würmchen, die er als Insektenlarven erkannte vielleicht von Cecidomyen. Jede Larve hatte im Innern andere Lar- ven. Die Aehnlichkeit der eingeschlossenen und einschliessenden war so gross, dass an Parasitismus nicht gedacht werden konnte, vielmehr eine zweite Generation angenommen werden muss. Erstens ist es unmöglich, dass Parasiten ihrem Wohnthiere so überraschend ähnlich organisirt sind, dann waren die verschiedensten Entwicklungsstufen der innern Larven neben einander, alle beobachteten Mutterlarven enthielten Tochterlarven, die Eikörperchen dieser zeigten allmählige Vergrösserung, ihre Hülle diente den Larven als Cocon bis zum Aus- schlüpfen aus der Mutterlarve, alle Tochterlarven bilden sich im Fett- körper und in den Tochterlarven entwickelt sich abermals eine neue Generation. Die beobachteten Mutterlarven scheinen zweien Arten anzugehören, denn bei einigen endet der letzte Leibesring in sechs stumpfe aufwärts gekrümmte Häkchen und bei andern fehlen diesel- ben. Die ausschlüpfenden Tochterlarven sind 2—21/; mm lang und 1/,—2/;mm dick, die Mutterlarve 4—5/,mm und 1—1!/,mm, Kurz vor der völligen Entwicklung der Tochterlarve kriecht die Mutterlarve aus ihrem Versteck hervor, sonst liegt sie ‚versteckt im Baste. Sie hat 14 Leibesringe, der erste klein und herzförmig, die übrigen fast gleich lang. Der erste hart und hornig, vorn zugespitzt dient als Bohrer, auch als Haken zum Festhalten. Auf dem dritten Ringe be- findet sich ein spitziger Auswuchs, der aus drei Theilen besteht, aber nicht immer gleiche Entwicklung zeigt. Der Kopfring trägt auch Fühler und unentwickelte Mundtheile, die Augen sind am dritten Ringe und der obern Schlundknoten steckt im vierten. Die Fühler sind zweigliedrig und das erste Glied spatenförmig. Kurze dicke Wärzchen reihenweise am 4.—12, Ringe ersetzen die Füsse. Die Häkchen am hintern Leibesende dienen zur rückgängigen Bewegung. Die Muskulatur unter der Haut ist sehr kräftig, zumal in den vor- dern Ringen. Nur schwer unterscheidet man untere und obere Lippe und ein Paar Kiefer so wenig entwickelt, dass die Larven von flüs- siger Nahrung leben müssen. Die Speiseröhre geht nach einigen Windungen im 5. oder 6. Ringe in den Magen über, nimmt vorn zwei Speicheldrüsen auf. Der erweiterte Magen erstreckt sich vorn 6. bis 9 Ringe, macht eine Windung und hat zwei blinde Anhängsel. Ihm folgt ein noch weitrer zweiter Magen, längsoval, in dessen Ende zwei malpighische Gefässe münden. Dann der Dünndarm, im 12, Ringe eine Schlinge bildend und in die röhrige Kloake mündend. 518 Durch den ganzen Darmkanal zieht sich ein eigenes Rohr hindurch, welches im zweiten Magen viele Windungen bildet. Das Rückenge- fäss erstreckt sich vom 3. bis 12. Ringe, wo es mit blinder Erwei- terung endet, hat 9 Kammern und in der Minute 30—45 Pulsschläge. Das Tracheensystem ist schwach entwickelt, die Hauptstäimme sehr dünn, die Aeste wenig zahlreich, die Stigmata sehr klein, 9 Paar. Das Bauchmark zeigt 14 Knoten, deren Lage nicht den Brdehs ent- spricht. Die Fettkörper sind ungemein stark entwickelt, bei jungen Larven in zwei seitliche Gruppen und einen unpaaren Lappen ge- theilt, bei allen Larven haben erstere noch Anhängsel, immer grob- körnig und durchsichtig. In ihnen entwickelt sich die neue Gene- ration. Zuerst zeigen sich kleine weisse Flecken in gleichen Abstän- den und jeder bekleidet sich mit einem Häutchen! so zerfällt der grösste Theil des Fettkörpers gleichsam in Furchungskugeln oder Embryonaltheile. Diese reissen sich nun einzeln oder gruppenweise los und fallen in die Bauchhöhle oder entwickeln sich ohne Ablösung weiter. Sie werden grösser, verlieren die Fettkügelchen, erhalten eine trübe oder sehr feinkörnige Flüssigkeit. Der ganze Inhalt verwan- delt sich in Zellen mit Kernen, der Embryonaltheil wird ellipsoidisch und im Centrum beginnt Dotterbildung, welche grösser werdend den ganzen Inhalt bildet. Dann scheint sich der Dotter zu furchen und in seiner Mitte entsteht der Embryo, der nach der Peripherie rückt und den Dotter allmählig ganz aufzehrt und dann bewegt sich die jüngere Larve frei in ihrer Hülle. Um diese Zeit stellt die Mutter- larve ihre Lebensthätigkeit ein, sie stirbt und die Brut schlüpft aus, häutet sich aber schon innerhalb der todten Mutter. Die ganze Ent- wicklung verläuft in 8 bis 10 Tagen. Viele Embryonaltheile atrophi- ren nur 7 bis 9 erzeugen Brut. In 3 bis 5 Tagen beginnt die Ent wicklung einer neuen Generation in den Tochterlarven ganz in der- selben Weise wie in der Mutterlarve und das scheint sich zu wie- derholen, bis die Larven die zur Verpuppung erforderlichen Bedin- gungen finden. Es dient hier also der Fettkörper als Keimstock, in ihm entwickelte sich eigenthümliche Keimkörper, die ganze Entwick- lung bildet eine Uebergangsstufe zur Parthenogenesis und ist der einfachste Fall des Generationswechsels. — (Zbenda 513—527. Tf. 35. 36.) @l. Correspondenzblatt Naturwis senschaftlichen Vereines Provinz BR a Thüringen | Halle 1863. December. Ne A Sitzung am 2% December. Eingegangene Schriften: Sitzungsbericht der k. baierischen Akademie der Wissenschaften zu München. Jahrgang 1863. Hft. IV. 8. Das Septemberheft der Zeitschrift liegt zur Vertheilung vor. Herr Giebel, anknüpfend an seinen früheren Vortrag, legt eine Arbeit von Peters vor über Solenodon, der zu derselben An- sicht gelangt, welche der Vortragende aussprach, dass sich die In- sektenfressenden Raubthiere nicht mehr in 3 Familien trennen lassen. Peters stellt 7 Grupen auf, die er nach anatomischen Merkmalen;cha- rakterisirt. (cf. 277.) Herr Drenkmann bereitet als Nachtrag zu seinem letzten Vortrag Fuchsiaroth aus Anilin und salpetersaurem Querkailherpgd und färbt damit Seide. Herr Siewert spricht über ein neues Element, welches Reich und Richter in der Freiberger Zinkblende gefunden haben, und das !/o Proc. vom Zinn jener Gruben ausmacht, zwischen Blei, Zinn und Zink steht, sich schwer von Eisenbeimischungen trennen lässt und von den Entdeckern Jodium genannt worden ist. Es giebt blaue Linien im Spectrum und sein Oxyd ist gelb. Herr Meier theilt Vogels Versuche über den Hergang bei den. Photographien mit, der im Wesentlichen 'ein physikalischer und kein chemischer sein soll, was von verschiedenen Seiten angezweifelt wird. Schliesslich legt Herr Grünhagen einige Proben von Holzpapier vor, welches in neuern Zeiten in nicht unbedeutenden Procenten dem gewöhnlichen Papiere wegen des hohen Preises der Lumpen zugesetzt wird. Sitzung am 9. December. Eingegangene Schriften: 1. Stettiner Entomologische Zeitung XXIV. Stettin 1863. 8. 2. Zuchold, E. A., Bibliotheca historico-naturalis XIII, 1. Januar bis Juli 1863. Leipzig 1863. 520 3. Wochenschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den k. preuss. Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde No. 45—48. Berlin 1863. 4. Herr Dredekmann theilt &ine Analyse mit, welche (dem Gesund- heitsausschusse in Paris eingereicht werden und nach der in 100 Thei- len zu Markte gebrachter Butter enthalten waren: Chromsaures Blei 35 % schwefelsaures Blei nahe 60/, Butter nahe 59 °/, im Ganzen 26,5 °%, Blei. Sodann theilt der- selbe ausführlicher die Methöde von Per3oz und Perries mit, bei wel- cher eine ungefähr dreifach grössere Kalkmenge gegen die früher ge- bräüchliche mit Vortheil angenwendet wird. Herr Giebel macht schliesslich auf ein Referat in der Zeit- schrift aufmerksam, den Generationswechsel einer Cecidomyia betref- fend. (S. 245. 517.) Sitzung am 16. December. Eingegangene Schriften: 1. Konigliga Svenska Vetenskaps Academiens Handlingar. Ny fölgd IV. I. 1861. Fol. 2. Oefversist af konigliga Vetenskaps-Academiens Förhandlingar 1862. 8. 3. Meteoroskogisca jakttagetser Sverige af Er. Edlund. 1861. Fol. 4. The tränsactions of the Academy of seiehce of St. Louis II no. 1. St. Louis 1863. gr. 8. 5. Märsh, Description of the remains of a new Enalosaurian. 8. 6. Vierter Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde. ‘Offen- bach 1863. 8. 7. Denkschrift des Offenbacher Vereins für Natürkunde 'bei der Sä- kularfeier (18. Aug. '1863) der Senkenbergischen Stiftung gewid- niet. 4, 8. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. XV, 3. ‘Berlin 1863. 8. 9, Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklen- burg. XVII. Neubrandenburg 1863. 8. 10. Nenn und zwanzigster Jahresbericht des Mannheimer Vereinsfür Naturkunde. ‘Mannheim 1863. ®&. 11. Ammales ‘of the Lyceum :of natural 'history of New-York VII, ib3, 16. New-York 1863. 8. 12. Boston Journal of natural history VII, 3.. Boston 1862. 8. Es wurde beschlossen, die weitern Sitzungen des Vereins bis zum 6. Januar des neuen Jahres auszusetzen. Herr Taschh’eh'ber&, 'än die Mittheilungen des Dr. Hagen in der Stett. E. Z. anknüpfend, wonach Beschreibungen und ‚respective Abbildungen 'von 129 :Insecktenzwittern vorliegen, .(S. 432) legt -eine gleiche -Monstrosität einer Acherontia Atropos vor, bei welchem. die linke Seite durch ein etwas kleineres Fühlhorn und:die gekürzte Hin- 521 terleibsspitze im Vergleich zur rechten Seite das weibliche Geschlecht documentirt; weitere Unterschiede der beiden Hälften konnten bei dem durch Tausch vom zoologischen Museum; erworbenen Stücke nicht wahrgenommen worden. Derselbe gedachte noch zweier anderer ab- normer Fälle der Entwickelung von Lepidopteren, wo die aus Eiern gezogenen Raupen der Euprepia matronula im ersten Jahre einige gut entwickelte Schmetterlinge gegeben hatten, im andern Falle hat- ten sich Raup&n von Agrotis pronuba vor der Üeberwinterung ver- puppt und aus den Puppen waren noch im Herbst auffallend kleine Exemplare des Falters zum Vorschein gokommen. Herr Siewert giebt einen geschichtlichen Ueberblick der Pa- pierfabrikation. Im ersten Anfange bediente man sich der Steine, des Holzes, des Wachses und der Häute als Schreibmaterial. Bis zum 12, Jahrh. wurde aus der Papyruspflanze ein Material bereitet, des- sen Zurichtung uns Plinius erzählt. Zu Alexandrien gab es mehrere reiche Papyrusfabrikanten. Anfangs gab man den Stücken eine qua- dratische Gestalt, meist von 2‘, heftete auch wenige solcher Blätter zusammen, später wählte man die Streifenform und rollte dieselben, die bis 30 lang gemacht wurden. Ein pergamenischer König Eu- menes, der eine grosse Bibliothek anlegen wollte, aber kein Papyrus erhalten konnte, soll die Veranlassung zur Verbesserung des Perga- ments gegeben haben. Papier in der Form, in der wir es jetzt ken- nen, sollen die Chinesen zuerst gehabt haben. In Spanien gab es die ersten europäischen Papierfabriken im 8. Jahrhundert, und zwar war die Kunst der Anfertigung von Arabien dahin gelangt. Damals wurde nur Baumwolle dazu verwendet. Im 12. Jahrhundert nahm man in Spanien Leinenlumpen hinzu. Die erste deutsche Fabrik, die aber nur Leinenfasern verarbeitete, treffen wir in Nürnberg an in den er- sten Decennien des 14. Jahrhunderts. Von da verbreitete sich die Kunst allmälig nach England, Frankreich, Italien. In ersterem Lande wnrde 1558 die erste Fabrik von einem Deutschen angelegt. Schon im 17. und 18. Jahrhunderte suchte man nach Surrogaten für die theuren Lumpen, Stroh, Seegras u. a. Ende vorigen Jahrhunderts kam die Papierfabrikation aus Holz in Frankreich auf. Die Methode in der die Holzpapierzusätze zu; dem Lumpenpapier verwendet wer- den, stammt aus Amerika. Von den Holzarten verwendet man Lin- den, Aspen und Fichten, die nach der Entrindung vollständig zwi- schen Steinen gemahlen werden. Herr Zincken knüpfte hieran die Erörterung des Verfahrens, welches man anwendet, um die Inschriften der in Herculanum ‘und Pompeji aufgefundenen Papyrusrollen zu entziffern. Auf einem Gaze- streifen, der mit einer Klebmasse überzogen, wickelt man die verkohl- ten xollen behutsam auf und ‚zeichnet, gegen das Licht blickend die dunkleren 'Partien, die für Schriftzeichen angesprochen werden, mög- lichst sorgfältig nach. Sachregister zu Band XXI und XXIL | Alle Seitenzahlen ohne Bezeichnung beziehen sich auf Bd. XXI, alle Seitenzahlen hinter einem * auf Bd. XXII. A. Abietinen Europas * 124. Absorption des Lichtes * 361. Acetal aus Aldehyd und Alkohol * 203. Acetone in Alkohol * 69. Aceton gegen Brom * 207. — Zersetzung * 208. Acetylenkupfer * 67. Acedimetrie 91. Acridioide neue 444. Acrolein * 66. — in Propylalkohol * 207. Acrylsäure * 66. — in Propionsäure * 207. Adular, Schiller * 396. Aether * 65. Aetzbarytin Zuckerfabrikation 564. Aethylaether salpetrigsaurer * 214. Aethylamine, Scheidung * 1. Aethyloxaminsäure * 1. Aethyl, salpetersaures * 216. Aethylsulfocarbonat 460. Aepfelsäure, isomere * 367. Affen von Pikermi 108. 376. Afrika mit Europa verbunden 545. Agave americana, Blühte 203. Alchemie, Geschichte 126. Aldehyde in Alkohole * 69. Aldehyd zum Sauerstoff 94. — Zersetzung * 208. Alkaloide, organ. Nachweis 88. — Bestimmung 353. Alexandrit 105. Alkoholhydrüre * 75. Alkohol aus Aldehyd 462. Allantus * 140. Alligatoren 113. Allium cepa, Keimung 379. Alloxan 543. Ameisen * 136. Amidobenzoesäure 540. Amidophenylschwefelsäure 169. Amniosflüssigkeit, Analyse 146. Ammoniak in destill. Wasser 45. — salpetersaures 542. Ammoniten, abnorme * 414. Amphibien in Meklenburg 211, — neue 390. — von Adelaide 392. — von Siam 392 * 437. Amylalkohole * 364. Anceus 388. | Anhydrit 364. “ Anilinroth * 76. Anilinfarben * 447. Antozon in Flussspath * 371. Apatit 470. Archaeopteryx 526 * 338. Argentit 369. Arsenwasserstoff, fester * 498. Arseniat v. Nickel und Kobalt- oxydul * 508. Arthroleptis * 439. Asaphus * 234. Asche von Cigarren * 444. Asparagin 342 * 204. Asparaginsäure 342. Aster salicifolius 477. Asterismus 364. Astrophyllit * 404. Atomgewicht u. spec. Gew. 835. Augenmass * 355. Amylen, Synthese 542. Azalea indica 532. Azeloinsäure 537. B. Bäume Hinterindiens 378. Barremien der Kreide 361. Baryt bei Mellassenreinigung 463. Basalt bei Marburg 547. Batrachier Australiens 390. Batrachier neue 211 u. * 142 *439. 523 Baumaterial, neues * 444, Befruchtung 202. Beitöne durch Interferenz 83. Belemniten, jurass. 372. Belinurus * 510. Benzin 349. Benzoin desoxydirt * 212. Benzylalkohol * 370. Benzophenon gegen Wasserstoff 12. Berberin 166 * 368. Bernsteinsäure, Synthese 173 +373. Beryll * 401. Beshorneria 379. Bienenstachel * 514. Bier, Ammoniaksalze 177. Bier, schädl. Substanzen 483. Bithynia 387. Bitterstoff in Feullea 349. Biuret * 68. Blättersandstein bei Mainz * 379. Blei in Bleiglanzlegirungen 176. Bleiglanzkrystalle, künstl. * 373. Bleiverbindungen * 66. Bleizinklegirungen 91. Blitzableiter 85. Blutfleckenerkennung 341. Bohnerz, vanadinhaltiges 368. Bonsdorffit 472. Bor in Verbindungen: 539. Bos Pallasi bei Jena * 233. Botrychium virginianum * 118. Bournonit 194 * 506. Brachiepoden, Kohlenform. 556. Brachiopoden, lebende 387. Braunkoblen bei Lang Göns* 380. Braunkohlenlager Latdorf 530. — des Westerwaldes 484, Brechungs- und Zerstreuungsver- hältnisse der Substanzen 337. Brennstoffe, fossile * 70. Brenzweinsäure, Synthese * 373. Briefoblaten, Farben 178. Brod, Stickstoffgehalt 177. Brom auf Glycerin * 64. — Holzgeist 340. — Tyrosin * 204. — zum wässr. Ammoniak 92, Bromamylen, Reaktion 164. Bromäthylen auf Pyridin 340. — auf Strychnin 346. Brombuttersäure 89. Bromsilber im Lichte * 360, Bromverbindungen der gebromten Aethylene * 74. Brucin gegen Salpetersäure * 73. Bryozoen * 126. v. Latdorf 106. Bursinia 112, % OÖ Caesium * 200. * 63. 94. Caffein 543. Caincin 350. Calamoporen, Michigan * 233, Callistemon * 426. Camphorylchlorid 167. Camphren 544. Caproylwasserstoff * 74, Carex spicata 478. Caridina siamensis 329, Carychium 386. Cautschouc, Vulkanisirung 354. Cephenomya Ulrichi * 140. Cercosaura 390. Chamaeleon, neues * 437. Chelymis * 436. Chemnitzien in Jura * 111. Chiton devonische 374. Chlamydera guttata 392. Chlamyphorus n. sp. * 143. Chlor zum wässr, Ammoniak 62, Chlor zum weins. Kupferoxydkali * 367, Chlor auf Holzgeist 340. Chlorkalium b. Stassfurt * 443 *35. Chloritschiefer im Harze 182. Chloroform, Zersetzung 459. Chlorsilber im Lichte * 360. Chromate 165. Chromoxyd, chromsaures 165, Chromsäure 92. Chromoxydsalzlösungen, wechsel 50. Chromsuperoxyd 9. Cinchonin, Basis darin 544. Clymenien * 415. Cobaltoxydhydrate * 66. Cochenilletincetur 91. Collodiumbereitung 464. Coluber flavescens Deutschld. 118. Columbit 366. Conchylien, neue 385 * 439. — tertiäre Cassel * 419. — im Orient 386. Coniin 461. Contaktelektricität * 353. Coralrag Russlands * 94. Cordilleren, Geologie 901. Cormopoden * 429, Cottusarten 211. Cranchia 80. Crania 110. Cremnobates * 429, Cricosaura * 438. Crinoideen, Kohlengebirge * 110. Crocodile 113. farben- 524 Crustaceen neue’ * 134. Crustaceen fossile 197. Cryptogamen bei Basel * 125. Cuscuta in Russland * 123, Cumarin * 375. Cyanacetyl * 69. Cycadeen foss. * 405. D Dachsteinbivalve 196. Delphinus crassidens * 442. Dermaptera * 434. Desinfektion * 374, Desmin 452. Diabas im Harz 469. Diäthyloxaminsäure ’* 1. Dianthus Bastard 475. Diatomeen 379. — Oesterreichs * 119. — in Preussen 199. Dichogamie 377. Diffusionserscheinungen 345. Disthen 369. Digitalis pupurea, Bastard 205. Diglycolamidsäure 121. Diglycolimid 494. Diorit im Harze 182. Dipteren N-Amerikas * 141. — neue * 141. Dolichochaeta 233. Dolomit, Bleigehalt 346. — in Hessen * 380. Donaufische * 142. Doppelsalz der unterschwefligen Säure * 468. Dromicia unicolor * 44]. Druck auf Verbrennung * 365. Dünensand bei Mainz * 377. Dulieit 538. E. Eehinococcus 'hominis *:241. Echinops * 420. Eiche, Morphologie 201. Eichkätzchen 452. Eierstöcke d. Säugethiere. Ei, fossiles 336. 397. Eis durch Ammoniak 400. Eis spec. Gew. ‚538. Eisenblech von Neudeck 118. Eisen im menschl. Körper 216. Eisenoxydulammoniak, ;schwefel- saurer 354. Eisenoxyd stat. nasc. * 374. Eisensteine Böhmens * 390. — Lias, Deutschland * 391. Blaeolith * 104. Elektricität, Wirkungen :92. Enchytraeus 207, Endomychiden * 436. Enteneier, schwarze * 143. Entglasung 176. Enzianbitter 344. Ephedra 108. Epidot nach Oligoklas * 100. Epidotkrystalle 192. Equiseten * 124. Erdbeben in Manilla * 442. Erdbildung 81. Erdessen in Persien 102. Erdfall bei Dachrieden 450. Erdpech auf Cuba 355. — in Chile 447. Erzgänge im Nassauischen 185. Eulen, Nahrung 394. Euklas * 401. F". Fäcesverwerthung * 215. Fahlerz * 367. Falken * 142. Farben, grüne arsenfreie 177. Farbensfectrum 334. _ Farbstoffe im Sonnenspeetrum 332. Fauna des Grünsandes um Mos- kau * 108. — der Adria * 246. Feldspathanalyse * 291. Fenster in Pompeji 563. Ferberit * 405. Fettkörper der Gliederthiere *128. Feuerkugel 82. Fichtelit 104. 305. Fische 210. in Höhlen * 127. lithographische 552. Kreide 555. von Madeira 390, Vietoria 390. im Mittelmeer 112, — foss. Oestr. 374. * 114. Flechten, Analyse * 210. — Preussens * 511. — Neuseelands * 426. Flora der Fidjiinseln ‚377. — von :Garke 384. — des ‚Grünsandes ‚um ‚Mos- kau * 108. — von:Halle 478. — des Oderbruchs 475. — ı‚Oestreichs -* 118. — von Brünn * 511. Flüssigkeit, hydrop. Analyse 76. Fluor * 149. Fluorbenzoyl * 201. Fluorescenztheorie 334. “a 525 Fluofescenz der Wärmd 83. Fluorverbindungen * 201. * 368. Föhnstürme * 53. Föhren der Schweiz * 422. Foraminiferen d. Alpenkreide *410. Fruchtbildung 351. Fumarsäure * 72. Funken, elektr. Photographie 385. Funkenentladüng, elektr. 155. — mechanische Wirkung 163. Fuselöl, Reinigung 175. G. Gärten, zoologische * 144. Gagea, Morphologie 558. Galago n. sp. * 442. Galmeilager Oberschlesiens * 223. Garneelen, Verwandlung * 139. Gefässbündel der Pflanzen 200, Geier * 142. Generationswechsel bei Fliegen * 293. 517. Gentianeen * 125. Geognosie der Apenninen * 9. — S-Russlands * 94. — Bündtens * 384. — Constantinopel 463. — Dalmatiens 360. — von Lettowitz * 508. -— von Tyrol 183. — des erzgebg. Gneisses * 216. — _Böhmens * 221. — Öberschlesiens * 222. — S-Bayerns 472. Geologie, Hessen * 396. — ‚physikal. * 396. — der Schweiz * 384. — Siebenbürgen, Gerbstoff 377. Gerres aus Mexiko * 141. Gesetz, mariottesches * 194. Gesteine, krystall. Riess 357. Gewitter 153. 454. — in Böhmen * 442, Glasätzung * 152. Gletscher * 395. Glimmer 370. — nach Cördierit 190. nach Andalusit 190. nach 'Corund * 97. nach Granat * 98. nach Augit * 98. — Paragenese 30. Glüherscheinung a. (d. Leydener Bätterie 457. Glycocoll * 70. Glyoxylsäure * 202. PER Gneiss, Müncheberger * 86. — im Harze 482. Gobius, neue Art * 141. Goldzinnlegirungen 91. Granite in Tyrol * 88. — des Harzes 179. — am Gotthardt 192. Graphitlager Böhmens * 222. Grengesit 191. Griphosaurus 526. * 338. Grundeisbildung 332, Guano a. d. Stillen Ocean 95. Gymnura alba * 277. H. Haare bei Asclepias 378. Haarröhrehen-Anziehung 95. Haematit * 401. Hageltheorie * 352. Harn der Pflanzenfresser 540. Harnsäure * 362. Harnstoffe 459. Harnstoffe, geschwefelte * 71. Harnstoffumwandlung 459. Harnverwerthung * 214. Harzbehälter d. Weisstanne * 240. Hausthiere * 351. Heilquellen, Kärntens SE. Heliochromie * 377. Helix, Indien 386. Hemimantis * 439. Hessenbergit * 402. Heteropteren, neue * 435. Hieracien der Schweiz * 418. Hitze in Paris * 442. — höchste Grade 564. Höhlenbildung 466. Höhlen in Mähren * 503. Holz, Ueberwallung 119. Holzkörper, Strucktur 480. Hoplobatrachus * 439. Hornblende, Analyse 68. 370. Hornfels im Harze 181. Hydrobenzoin 353. 462. - Hydroberberin * 369. Hydroiden 385. Hydropori 111. Hypoderas Nitzsch 79. Hypodectes Fil. 79. Hymenopteren * 135. Hyracodon * 441. I. Illaenus * 234. Induktionsstrom auf Gase * 56. Insekt, Entwicklung '559. Insektenzüge * 249, 526 Insektenzwitter * 432, Interferenzerseheinungen * 357. Isomerie 494. - Jaspis nach Augit 550, Jod im menschl. Körper 216. — auf organ. Schwefelverbindun- gen * 72. — in Veronica 346. — zum wässr. Ammoniak 92. — bei Stärkekleister 94. Jodathyl * 208. Jodcalcium 345, Joddampf, Dispension 334. Jodide der Alkoholradikale * 212. Jodkalium 93. 345. 349, Jodlithium 345. Jodnatrium 345. I Jodphosphor auf Glycerins. 87. Jodschwefel 91. Jodsilber im Lichte * 360. Jodstickstoflverbindungen * 373. Jodwasserstoffs. auf organ. Stoffe Ash Jura N-Deutschlands * 89. — Solothurn * 385. — Bern * 386. K. Kadmium 178. Käfer bei Cassel * 141. Kali, übermangansaures * 500. — chlorsaure Zersetzung 162. Kalisalz, Analyse 70. Kalk, oxals. Nachweis 88. Kalksandsteinkrystalle * 508. Kalkspath in Granit 105. Kalkstein von Malöwka 362. — silur. Böhmens 362. Kampfer, künstlicher 178. — Anwendung 354. Karpathensandstein * 220. Karpfen, monströs * 141. Kartoffelkrankheit 557. Kieselflusssäurebestimmung * 377. Kieselguranalyse 346. Kieslager bei Mainz * 377. Kischtimparisit 343. Klimatographie ‚87. Knochenmehlbereitung 463. Kobalt Atomgewicht * 371. Körper feste spec. Gewichtsbestim- mung 157. Kohlengbge. b. Saarbrück * 383. Kohlens. aus Pflanzen * 237. — Zerfallen * 365. — durch Natronphosphatlösun- gen * 367. Kohlenstoff im Roheisen * 79. Kometen * 11. op! Kreatinin 168. Krebse der Kreide 555. Kreide bei Löwenberg * 218. — um Bunzlau 99. — bei Lüneburg 358; Böhmen 359. Kreuzdorn, Farbstoff 92. Kugeldiorit, Corsika 188. Kugelporphyr, Corsika 188. Kupfersammlung * 107. Kupferchlorür i. Natronsulfit * 374. L. Lacunidae * 127. Labrador * 105. — Schiller * 396. Labyrinthodonten, Kohlgb. 375. Lakmuspräparate 177. Landfaunen, tert. Wien * 416. Landschnecken, neue * 127. Lanthanit * 509. Larixinsäure 461. Lathyrus, neu * 118. Laubmoose, neue * 118. Lavaströme b. Niedermendig 188. Laven, Zusammensetzung 105. Lebister 112. Lederschmiere 175. Lemur n. sp. * 442, Leopoldit * 443. Lepidopteren, neue europ. * 433. Lettenkohle Schlesiens * 504 Leuchtgasentzündung 539. Leueinsäure, Synthese * 214. Leydner Batterie, Ladung * 59. Lherzolith 471. Lias Deutschlands 356. Libellenzug 208. 531. Lichtgeschwindigkeit * 57. * 197. Licht in Glas * 199. ji Lichtfortpfianzung in dichten Kör- pern 158. Licht verbrannten Natriums 332. Licht, Wirkungen 232. r Licinus, neuer * 436. Lufterscheinungen, subjective * 58. Licht auf Pflanzenbildg. * 238. Lichtstrahl, polarisirter * 62. Liebigs Mineraltheorie * 446. Limulus Decheni n. sp. 64, Lithium, Atomgewicht 165. Lithiumäquivalent 544. Lithocolletis Mahalebella:.* 432, Lithotis * 429. Literatur, botanische 206. , 527 Löss Schlesiens * 389. Lynceiden bei Berlin 208. M. Magensaft * 66. Magnesit * 33. Malachit nach Kupfer 549. Maleinsäure * 72. Mannit, krystallis. 169. Mannit aus Zucker 460. Markasit zersetzt * 508. Materie, Grundgesetz 533. Maulfüsser * 129. Mäuse in den Alpen 212. Medicinalpfl. Oesterreichs * 126. Megalodon triqueter 196. Mehl, Stickstoffgehalt 177. Mejonit * 400. Melampyrin 538. Melaphyr v. Grumbach * 105. — Rheinhessen * 381. Melin 174. Mellitsäureäther 166. Metalle, opt. Eigenschft. * 357. Mercur 168. Metalllegirungen * 75. Metallreduktion 328. Metaxoit 367. Meteoreisen, Mexiko * 103. Meteorit v. Atakama * 507. Meteoriten in Berlin * 103, Meteorologie, Splügen 81. Bernhardin 81. Julier 81. Wien 81. gesammte 151. Gera 455. Klagenfurt * 55. Meteorstein von Bachniut * 225. — Menow 365. — Alessandria 365. Mierolepidopteren, Entwicklung * 431 Microstelma * 127. Milchglasfabrikation 464. Mineralien * 398. Alpen * 400. Schlesiens * 399. bayerische 104. russische “ 108. Australiens 191. Laacher See 19. Paragenese * 226, in Granit * 229, niobhaltige 366. * 105. Mineralquelle Burtscheid 352, Mizzonit * 400. SEERUSLE Molybdänsäure, Reaktion * 375. Monoecirrhus * 245. Monokotylen des Kohlengebirges * 406. Moosachate 195. Morphnus harpyia * 142. Münzencampher 168. Muscheln Gattungen * 429. Musee Teylor * 235. Musenarinde 176. Muskeln, Kraftöconomie 498. Mycetozoen * 423. Mykologisches 380 * 116. Myoryctes 111. N. Nachtfalter, amerik. * 432. Nährstoffe 396. Nahrung, stickstofffreie 496. Nanina, Indien 386, Natron, unterschwefelsaures * 365. Natronhydrat krystallis. * 367. Nebel 534. Nebelflecken 454. Nematura 387. Nephelin nach Mejonit 551. Nephrosia 112. Nerineen im Jura * 111. Netzhaut, Thätigkeit 153. Nickel, Atomgew. * 371. Nileus * 234. Nitrate u. Nitrite in Pflanzen * 371. Nitrite, Umwandlung 166. Nitroazoxybenzid 351, Nordseestudien 533. Numulitenform. Ungarn 184. O. Ocypterus, Osteologie 140. Oedogonium regulare 80. Oenanthylalkohol * 65. Ohrwürmer * 434. Olm, lebendig gebährend 482. Ophicephalus apus 112. Orbicula 110, Orbitulipora 107. Orchideen * 119. — neue * 577. 240. Orthit * 400. Orthoklaszwillinge 472. Orthopteren Chilis 217. — neue 389. Organismen in Victoria * 109, Ostracoden tertiäre * 119. Oxalium 78, Oxäthylenbasen 352. Oxalsäure Zersetzung 351. 528 Ozon auf organ. Stoffe * 70. — ım Blute * 152. — Darstellung 398. RP. Paligorskit 367. Palmen blühende 204. Paragorgia 110. Parallaxe der Sonne * 58, Pelzmarkt 399. Peptone * 66. x Permisches in Russland * 96. Petroleum 214. 354. 361. * 81. 82. Petrefakten permische 107. — Kohlengebirge * 110. — devonische * 110. — des Ural 199. — Thüringens 199. — nummulit., Ungarn * 232. —_ Neuseelands 371. — S-Bayerns 473. Pentina digitalina * 430. Pflanzen, foss,, Klettgau 106. — permische * 233. — foss., Saarbrück 194. — lithographisehe 195. — Keuper 195. — Vordereifel 196. — N- Amerika 372. — neue * 124. — der Mark 380. — in Pannonien 370. — im Selkethale * 37. Pflanzengelb 174. Pflanzenleim * 297. Phensäure 349. Phenyläther * 203. Phenylderivate * 68. Phenylschwefelsäure 341. Phosphor in Vergiftungen * 71. Phosphorchlorid auf Säuren 459. Phosphornachweis * 373. Phosphorsulphochlorid 339. Photogen, Leuchtkraft * 341. Photographie, mikrosp. Ansichten 337. Photographie 499. * 360. Phyllopoden, lebende * 292. Phytomelin 179. Picrotoxin * 501. Pikrofluit 367. Pilze, Chemisches 166. — Syllogie 380. Pimpla, Arten 50. Pimplariae, deutsche 245. Pinus der Schweiz * 422. Pinusarten * 125. Piperidin * 374. Planeten, kleine * 51. Platten, planparallele * 355. Platinerz 393. Planipennien, neue * 434. Poduren, massenhaft 398. Polyäthylenaikohole 345. Polyhalit 371. Polypen, tertiäre Deutschl. * 410, Polyphemiden, bei Berlin 208. Porphyre, im Harz 469. Posidonomyengest., Alpen 359. Pottasche auf Jodgehalt 345. Praniza 388. Propylen, Synthese * 542. Propylverbindungen * 365. Protoplasma der Rhizopoden 480, Pseudoapatit nach Apatit * 550. Pseudomorphosen * 225. * 549. Pterophyllum * 245. Pygocephalus 374. Pyrotraubensäure * 181. Pyroweinsäure, Synthese 173. e2 Quarzfels im Harze 182. Quedius, neuer * 436. Quecksilber i. menschl. Körper 216. Quecksilberoxyd, gelbes * 524. Quercontraktion bei ee - * 196: R. Radikale aromat. Alkohole 339. Ranuneculus cassubricus * 119. Rautenöl * 540. Reagenspapier * 366. Regen in Deutschland 399. 400. Regenbogen, einfarbig * 196. Reiherbüsche * 426. Reiseerinnerungen * 295. Reptilien, Kohlengebirge 375. Respiration * 370. Rhodanammonium 459. Rhynchoten * 141. Rothliegendes bei Frankfurt a/M, * 502. Rubidium, Trennung * 65. — in Runkelrüben * 63. * 201. Rumex * 511. Runkelrübe, chemisch 340. Ruthea n. gen. Umbellif. 478. Rutil 369. * 401. Rutin 462. Rutinsäure 174. S. Sabellen * 241. Salpetersäure auf Kohlehydrate 1. Salpetersäureäther * 1. 529 Salpetersäurebestimmung * 516. Salpetersäuredarstellung '* 376. Salze, wolframs. 89. — molybdänsaure * 210. — wolframsaure * 210. — 'der Erden, des Eisen-, Chrom-' und Uranoxydes * 369. — kupfersaure 165. — Löslichkeit * 542. — neue * 372. — salpetrigsaure * 204. Salzlache bei Nauen 417. Saponin 350. Sarkosin * 81. Säuren aus Kohlenoxydkalium 541. — neue im Milchzucker 318. — schwefelige in der Zuckerfabri- kation * 376. — unterbromige‘ * 67. * 375: — wässerige * 209. — m.condensirten Radicalen *210. Scheelit nach Wolframit * 101. — 369. * 404. Schiesspulver * 501. Schiesswolle: * 501. Schildkröten * 436. — bei Winterthur 556. — System 566. Schillern des Adular * 358. Schillerspath * 401. Sehlaf der Pflanzen * 418. Schlangen, neue 390. * 437. 438. Schlupfwespen, deutsche 245. Schmarotzerpflanzen 378. Schwefeleisen mit Stickstoffoxyd * 204. Schwefelessigsänre 538. Schwefelkies, goldhaltig 346. Schwefelsäure auf Blei 353. Schwefelwasserstoffbereitung 177. Schwefelwasserstöff auf ameisens. Bleioxyd * 205. Schweinegalle 543. Schwemmland 544. Scilla autumnalis 433. — bifolia 433. Sciurus 452. Sehen, binorceulares * 196. Seidecultur Java 370. Seidenraupe, ihr Parasit * 129, Selenphosphor auf Alkohol 538, Semionotus Bergeri * 416. Senföl aus schwarzem Senf * 211. Septarienthon in Hessen * 502. Serpula parallela * 113. Sesamia Metzneriana * 431. Silberoxyd, Verhalten * 64, Silber, Reinigung 354. Silberschlacke 176. XXI. 1863. Silieiumverbindungen * 75..* 498, * 366% Silicon * 499. Silikate, Schmelzbarkeit 462. Silurium, böhm. u. engl. 182, Skolopsit: 367. Solaröl 214. — Leuchtkraft *-341. Sonnensystem: * 56. Spektra der alkal. Metalle * 75. Spektralanalyse 116, 334. — der Gestirne.* 152, Spektralbeobachtungen 162. Sperling, Schaden. 394, Sphaerien © 237. Sphäroidalzustand * 354. Sphaerosiderit 103. Spinell v. Ornavasso 472, Spinnen in: Höhlen * 127, .135. — neue: 306. 389. Spreusteim nach Cancrinit * 104. Staurolith 369. 379. Stein im Pferde 119. Steinölquellen Nordamerikas; 361. Steinsalz von Erfurt * 291. Sternhaufen 454., Sternschnuppenfall * 55. Stibmethylverbindungen 90. Stichoporina 107. Stickstoff im Eisen * 80. Stickstoffverbindungen. 458. Stigmaria ficoides 105. Stilbit 452. Strabomantis * 439, Ströme, recurrente, 86. Struktur, chemische 499. Styporhynchus * 439. Sulfanilidsäure 169. Sulfoeyanammonium 463. Sus larvatus 496. Syenit im Harze 182. Symphysodon * 245. Syringin 345. Syrrhaptes paradoxus * 440. dur Täuschungen, optische * 355. Tantalit * 509. Taunusquarzit * 390. Terephthalsäure 169. Terpentinöldämpfe giftig * 276, Tertiäres b. Magdeburg * 388. — Stettin * 505, — Mödling 546. Tertiärflora Italiens * 406. — Javas * 409, Tertiärglieder bei Mainz * 382, Titrirung lösl. Sulfüre in Rohso- da * 376, 35 530 Thallium 333 * 206. 212 u. 500. Thalliumverbindungen * 206. Thermoelektricität * 355. Therobia * 140. Thiolithe * 276.' Thonerde, silur. Petersburg * 96. — essigsaure 176. Thorerde * 363, Tichogonia Chemnitzi * 430, Tinte, rothe, alte 166. Titansäure * 407. Titanverbindungen 497. Titrirung des Eisens 90, Tonhöheänderung in versch. Me- dien 458. Töne durch Wärme 337. Torfmoore 349. Torfmoose 378. Transpiration v. Flüssigkeiten 459. Traubenzucker Nachweis 177. Traubensäure, Bildung 1. Trifolium lupinaster 381. Trigonia costata * 413. Troilit * 225. Trypeten Europas * 213. Trypeta, neue 390, Tscheffkinit 368. Turdus asiatische 395. 'Turmalin 370. Turnerit im Tavetsch 193. Turnerit * 400. U Ueberchlorsäureäther 542. Unterchlorigsäurehydrat * 202. Untersalpetersäure auf Zinnchlo- rid * 205. — Titanchlorid * 295. 349. Untersuchungen, chemische 344. Ursache aller Kräfte * 51. Ursus arctos 80. Urticeen Ungarns 378. V. Verbascumarten 382. Verbindungen, neue schwefelhalt. organ. * 497. Vergiftung durch Alkaloide 119. Versilberung des Glases * 501. Vesuyausbruch 97. Vesuvianschlacke * 507. Virgloriakalk Schlesiens * 504. Vögel, Bastarde 113. — neue 393. — NO-Afrika 393. Vorticellenstiel * 126. Vulkan im grossen Ocean * 97. % < et 3% r > EN Es Vulkangebiet v. Ochtendung 187, Vultur fulvus, Anatomie 131. Ww Wärmeentwicklung 117. Wärme, Strahlung, Absorption 160. — durch Meteoriten * 197. — auf der Erde 401. Wänmebildung, Voltasche Batterie Wald versunkener 363. Waldwolle 563. Wasser, Gefrieren 85. Wasser im Quarnero * 153. — Zerfallen * 203,.:* 364. Wassergefässsystem 498. Wasserstoffllamme i. Phosph. * 363. Wasserstoffsuperoxyde 94. Wasserstoffsuperoxyd * 202. Wealden N-Deutschland * 89, Weiden 109. Weingährung * 84. 85. * 150, Weinsäure, Bildung 1. Weizenkleber 349. : Melass helle, Spectrallinien 57. Welwitschia mirabilis * 235. Wien, Boden der Stadt 102, Wildschwein, zahm 215. \ Wismuth, Oxydationsstufen 172. Wismuthoker, nach Wismuthglanz 102. Wismuthsäure 458. Wismuthzinklegirungen 91. Witterung, abnorme 114. Wolframsäure * 67. Wolfram, künstlicher 89. Wolken, leuchtende * 200. Wurzelkrebse * 133. x Xanthinsäure, Verbindungen 342. Xerus 452. Z Zelle, organische 558. Zerrbilder 163. 395. Zersetzungun lösl. Substanz. * 362. Zink, Atomgewicht 150. Zinkäther 461. * 209. Zinkblühte 103. Zinkkrystalle künstliche * 373. Zinkoxydhydrat reines 150. Zodiakallicht 83. Zucker in Seidenraupe * 376. Zusammensetzungen, chemische, ihr Einfluss auf Licht * 359. Druck von W. Plötz in Halle. ernschlt Dil EI 1923 Zi Sr ey KG Zeitschrift fr Zeitschrift fu AMNH LIBRARY JUNI 100164487 NER