m BEtrS( Organ für Wissenschaft una Liebhaberei. Herausgegeben von H. Hocke, ke, Beine. OR ee Strasse 8. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnements spreis beträg st für das Jahr bei direkter Zusendung durch die Post innerh: ılb Deutschlands und ee hs Mk. 3,—, nach den anderen Ländern des Weitpostvereins I'rcs. 4,25 pränumerando. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März. Bestellungen und Zahlungen sind an H. Hocke „Zeitschrift für SORTIEREN Berlin, Münr Strasse 8, 11 zu richten. Pıeis der zweigespaltenen Zeile oder der -en Raum 20 P fg. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen. Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versi andporto nicht überschritten wird, betragen 3 Mk. De u u ET TEE Tree ETEREETEEEEREREREEREEEEE Peer ana: - 7 No. 8. Berlin, den 15. November 1901. XI. Jahrg. Inhalt: Ueber die Veränderungen der Eischale während des Bebıiütens. — Giaucidium passerinum L. — Der letzte Fischadler im Gıunewald bei Berlin. — Bericht über einen oologischen Ausflug in der Mark. — Geschättliches. — Berichtigung. — Inserate. Ueber die Veränderungen der Eischale während des Bebrütens. Von Bernhard Hantzsch. (Fortsetzung und Schluss.) Eine weitere Veränderung der Eischale beim Bebrüten besteht in der gewissen Gattungen eigenthümlichen Verminderung oder Vermehrung des Glanzes der Oberfläche. Dieser Thatsache können verschiedene Ursachen zu Grunde liegen, die sich vollkommen nur durch chemische und mikroskopische Untersuchungen und auch nur von Fall zu Fall erklären lassen. Der Glanz der Ei- schale hängt einestheils ab von der Menge der in ihr vorhandenen organischen Substanz, anderntheils aber auch von der Beschaffen- heit des Kornes, d. h. des Abdruckes der die Schale bildenden Uterindrüsen. Je grösser die Menge der organischen Stoffe, desto glänzender erscheint die Schale. Soist, nach Landois, die Ober- hautschicht der entenartigen Vögel mit flüssigem Fett imprägnirt, was diesen Eischalen neben der praktischen Wirkung auch den Glanz verleiht, wenigstens diesen vermehrt. Glühen ver- nichtet den stärksten Glanz, indem es die organische Substanz zerstört. Da nun durch die Wärme des Bebrütens, besonders bei trockner, heisser Luft die anfangs vorhandenen organischen Stoffe der Eischale theilweise verschwinden, ist es demzufolge möglich, dass dieselbe bei fortschreitender Bebrütung matter wird. Anderntheils kann dies daher rühren, dass sich das bebrütete Ei durch mancherlei Einflüsse mit Unreinligkeit überzieht, wodurch die in Wirklichkeit immer noch glänzende Schale nur mit einer undurchsichtigen, matten Schicht überdeckt wird. Da die anhaf- tenden, theilweise organischen Stoffe nicht nur tief in die Kalk- schale eindringen, sondern höchst wahrscheinlich mit der ‚Ober- — 114 — haut und dem kohlensauren Kalke chemische Verbindungen ein- gehen, ist es oft unmöglich, den ursprünglichen Glanz durch Reinigen der Schale wiederherzustellen. Wie Naumann angiebt, sind beispielsweise die Eier unserer Spechte nach der Bebrütung viel matter als vorher. Er betont diese Eigenthümlichkeit für Gecinus viridıs und canus, Dendrocopus major, minor und medius. Das Gegentheil der eben besprochenen Thatsache, das stär- kere Hervortreten des Glanzes nach längerer Bebrütung des Eies, kann ebenfalls verschiedene Ursachen haben. Durch die Berüh- rung des Gefieders und der Haut des brütenden Vogels mit der Eischale werden dieser organische, fettige Stoffe in flüssigem Zu- stande imprägnirt, was besonders bei Wasservögeln recht wohl erklärlich ist. Vor allem nehmen trockne, feinkörnige Eischalen derartige organische Substanzen an. Anderntheils aber werden durch das Bebrüten die äusserst feinen Erhebungen des Ober- häutchens oder auch der Kalkschale selbst, die, wie bemerkt, den Abdruck der Uterindrüsen darstellen, allmählich abgerieben, wo- durch die Oberfläche glatter und damit glänzender erscheint. Ge- wisse Eier besitzen eine so zarte, matte Oberfläche, die wie der Hauch auf reifen Früchten erst nach ihrer Entfernung das glänzende Korn erscheinen lässt. Doch können auch beide der angedeuteten Möglichkeiten in Verbindung auftreten: die Erhebungen reiben sich ab, die Vertiefungen füllen sich durch organische Ablage- rungen aus. Die veränderte Lichtbrechung lässt uns dann die Eischale glänzender als ursprünglich erscheinen. Diese Eigen- thümlichkeit findet sich bei einer grossen Menge von Arten. Ich hebe hervor: Sylvien, Laubsänger, Rohrsänger, Meisen, Würger, Lerchen, Prachtfinken; in ziemlich hohem Grade auch bei Merops apıaster, Tetrao urogallus, Lyrurus tetrix, Tetrastes bonasia. Eine weitere Art der Veränderung zeigen die Eischalen, die von einer dicken, weichen Schwammschicht und eventuell einer eben solchen Oberhaut umgeben sind. Ein derartiger Ueberzug erscheint fettig, kreidig, kalkig, manchmal erstarrter Milchhaut nicht unähnlich. Kutter nennt ihn die Kortikalschicht. Dass diese oftmals wesentlich organisch sein muss, beweist der Um- stand des in vielen Fällen vorhandenen lebhaften Geruches. In verschiedenartiger Form findet man die Kortikalschicht bei den Eiern der Sturmvögel, Scharben, Tölpel, Fregatt- und Tropikvögel, Pelikane, Taucher, Pinguine, Flamingos und einiger anderer, ferner auch bei gewissen Cuculiden, z. B. Centropus, Crotophaga, Guira. Da die Kalkschalenbildung nach Landois in der Regel nicht länger als 24 Stunden dauert, verlässt das Ei bei ge- nannten Familien, soweit man bis jetzt beobachtet hat, den Uterus innoch nicht völllg erhärtetem Zustande. Allerdings tritt die Erstar- — 115 — tlng der anfänglich noch weichen Kortikalschicht an der Luft in wenigen Stunden ein, doch genügt diese Zeit, um an der Schale gewisse mechanische Veränderungen möglich zu machen. Bereits durch den Legeakt, wohl auch schon vor diesem, finden nicht selten unregelmässige Zusammenschiebungen der noch weichen Schicht statt, die zu wulstigen Anhäufungen, aber auch zu Rissen derselben, ja zu völliger Blosslegung der tieferen, festeren Kalk- schicht führen können. Aller Wahrscheinlichkeit nach geschehen derartige Vorgänge bei Individuen, die durch unnormale Verdau- ung, Legenoth, Zusammenziehung des Uterus aus Angstgefü hl und ähnliche sehr wohl erklärliche Störungen des Legeaktes, die noch nicht völlig abgeschlossene Eischalenbildung beeinträchtigen. & Weiter aber tritt die Veränderung-der unter normalen Verhält- nissen gleichmässigen Oberfläche des Eies erst nach dem Legen ein. Durch Bewegungen des Vogels, momentanes Erheben und darauf folgendes Niederlassen, entstehen höchst wahrscheinlich die besonders bei Pelikanen so oft vorkommenden Längs- streifungen der Kortikalschicht. Ferner findet man bei vielen Eiern der vorher erwähnten Vögel häufig genug Zusammmen- schiebungen derselben, die sicher erst nach dem Legen erfolgt sind. Man bemerkt deutliche Abdrücke des Gefieders, der Füsse, des Nestmaterials. Dann und wann hängt sich letzteres der Oberhaut fest an, sodass es nur gewaltsam entfernt werden kann. Der Laie glaube deshalb bei Besichtigung der Eier einer Sammlung nicht, derartige Unebenheiten wären erst nachträglich von Menschen- hand bewirkt. Bei gewissen Arten sind völlig normale, d. h. glatte Eier, sogar ungleich seltener, als derartig veränderte, bei anderen allerdings wieder nur ausnahmsweise anzutreffen; an den kostbaren Eischalen des sonderbaren Dalaeniceps rex ). Gd. be- merkte von Heuglin ebenfalls Abdrücke des Nestmaterials. Aber nicht nur unmittelbar nach dem Legen, sondern selbst bis zum Ende der Bebrütung entstehen, vorzugsweise auf Eiern, die von einer derartigen weichen Kortikalschicht überzogen sind, mechanische Veränderungen der Oberfläche. Gewöhnlich ver- einzelt, dann und wann aber auch in zahlreichen Mengen, machen sich feinere und gröbere Striche, Kritzel und Abschabungen be- merkbar, die hauptsächlich durch Schnabel und Nägel des brüten- den Vogels bewirkt werden. Besonders der weiche Ueberzug verschiedener Centropus-Arten, sowie von Crofophaga major, anı und swleirostris, lassen derartige Kritzel vorkommen, oft bis zu solcher Tiefe, dass man unter der weisslichen Oberschicht die viel härtere bläuliche Grundschicht bemerken kann. Je länger das Ei bebrütet ist, desto morscher wird, wie bereits erwähnt, die Schwamm- und Oberhautschicht, sie blättert sogar u, 1 theilweise von selbst ab, wie bei den Megapodien, aber auch bei Tauchern, Pinguinen u. a., und lässt dann die weisse Kernschicht wahrnehmen. Dass manchmal auch durch mechanische Eingriffe ver- ursachte Knickungen, Sprünge und ähnliche Verletzungen der Eischale während des Bebrütens vorkommen, die, sofern nicht die Schalenhaut angegriffen wurde, der Entwicklung des Fötus keinen Schaden zufügen, mag nebenbei als letzte Veränderung der Eischalenstruktur erwähnt sein. — Weit mannigfacher aber als derartige Veränderungen sind solche der Färbung, die nun an zweiter Stelle besprochen werden sollen. Sie stellen sich theils regelmässig ein, theils erscheinen sie auch nur zufällig. Eine grosse Anzahl von Eiern lässt das von ihnen um- schlossene Innere durchschimmern. Dahin gehören die meisten kleineren, dünnschaligen Arten, besonders weisse oder hell ge- färbte. Ich unterlasse es bei der Häufigkeit dieser Erscheinung einzelne hervorzuheben. Bei frischgelegten Eiern können sämt- liche heilere Farbtöne durchscheinen: röthlich, gelblich, grünlich und bläulich, die ersteren vom Dotter, die anderen von der Schalenhaut herrührend. Hierdurch wird oft genug ein sehr leb- hafter Unterschied zu dem seines Inhaltes entleerten Eie ge- schaffen, was jeder Sammler weiss. Ausserdem ist beim frisch- gelegten Eie die Schale an und für sich weit durchsichtiger als später, was man auch nach dem Ausblasen, z. B. an Eisvogeleiern in verschiedenen Stadien der Bebrütung deutlich erkennt. Diese scheinbare Veränderung des glas- oder gallertartigen Zustandes der Kalkschale hat seinen Grund vorzugsweise in der Veränderung der Eischalenhaut. Doch bleibt ein geringer Grad der Durch- sichtigkeit bis zuletzt. Die hellen gelblichen oder grünlichen Farbtöne verschwinden allerdings, sobald der Fötus sich weiter entwickelt, um einem dunkleren Grau, Blau oder Violett Platz zu machen. Ein geübter Eiersammler wird jedoch, vielleicht bei ganz dickschaligen Eiern ausgenommen, in den meisten Fällen nicht nur mit Hilfe des Gefühls, sondern auch des Gesichtes, eben an der durchscheinenden Färbung des Eies das Bebrütungsstadium desselben bis zuletzt erkennen. Auch die thatsächliche Färbung der Eischale verändert sich in zahlreichen Fällen durch das Bebrüten. Bei einer grossen Menge von Arten zeigt sich während dieser kurzen Zeit bereits dasselbe, was bei längerer Aufbewahrung in Sammlungen in noch weit stärkerem Grade hervortritt: sie verbleichen. Der oft über- aus zarte farbigeHauch verschwindet, lebhaftgefärbteEierverblassen, Besonders Grün und Blau werden matter und gehen sogar ins a — 17 — Weissliche über, Ich erinnere nuran Rukticilla hoenieurus, Turdus musicus, Ardea einerea, Plegadıs falcinellus. Besondere Beachtung verdienen die Fälle, wo derartiges Verbleichen schon wenige Tage nach dem Beginn der Bebrütung eintritt, weshalb solche Eier oft ungenügend, ja sogar fehlerhaft beschrieben worden sind. Hier- her gehören beispielsweise die Eier zahlreicher Raubvogelarten, die gewöhnlich nur in völlig frischem Zustande eine deutliche grüne Grundfärbung erkennen lassen. Diese rührt nicht etwa von einem Durchscheinen des Innern her; denn sie verliert sich auch dann nicht, wenn das Ei entleert wird. Von Riesenthal hebt diese Eigenthümlichkeit hervor für Agsusla chrysadius und melanastus, von Ssomow für Asfur brevipes, Sev.: ich habe dasselbe auch bei Gy/s fulvus und. Vultur mönachus, sowie bei Astur pahım barius, Accipiter nisus u. a. gefunden. Einige Raubvogeleier be- wahren allerdings den grünlichen Ton länger, z.B. Afrdivus ater, doch ebenfalls nur mit geringerer Intensivität, als das frischgelegte Ei ihn zeigt. Dieses rasche und auffällige Verblassen des grün- lichen Grundtons gilt auch für Poeczle palustis (L.)) und ihre Verwandten, für die meisten Zexzus-Arten, besonders Z. cxcuörlor und senator, für Zringilla eoclebs und gewisse andere. In geringerem Maasse verbleichen braun, roth und dunklere Farben, doch sell bei Erithacus luscinia und Cettix cetti ein Matterwerden der lebhaften Färbung während des Bebrütens sich ebenfalls bemerkbar machen» nach Naumann auch bei Zedrao urogallus und verwandten Arten der bräunliche Grundton bleicher werden, was freilich nach meinen Beobachtungen mehr für verlassene und der Witterung ‚ausgesetzte Eier gilt. Ein stärkeres Hervortreten der ursprünglichen Farbe durch das Bebrüten scheint selten vorzukommen. Doch erwähnt Naumann für die Eier von Sylora cinerea, dass diese durch Be- brütung grüner würden. Man muss allerdings hier wohl unter- scheiden zwischen regelmässigen und zufälligen Veränderungen, auch zwischen wirklichen Schalenfärbungen und dem oit irre- führenden Durchscheinen des Innern. Zufällige, d.h. sich nicht immer gleichartig wiederholende Veränderungen während des Bebrütens kommen äusserst zahl- reich vor. Da bei verschiedenen Eiern gewisse Farbstoffe nur ganz oberflächlich und der Bildung der Eischale zufolge erst kurze Zeit vor dem Legeakte aufgetragen werden, so geschieht es, dass derartige Flecken in frischem Zustande durch die Be- rührung des Gefieders und der Füsse des brütenden Vogels, be- sonders, wenn diese feucht sind, verwischt oder selbst völlig entfernt werden. sich manchmal sogar auch späterhin erst all- mählich abreiben. Derartige Vorgänge finden sich z. B. bei — 118 — Pernis apivorus, wie Naumann ausdrücklich bemerkt, und auch bei anderen Raubvögeln, besonders den Tixrmunculus-Arten. Bei den Eiern von P/atalea leucorodia ist die Verwischung der braunen Flecken ebenfalls beobachtet worden. Manchmal verschwinden auch die am stumpfen Ende gewisser Eier vorhandenen schwärzlichen Haarzüge, z. B. bei Garrulus glandarius, Acrocephalus schoenobaenus, Ortygomelra parva. Selbst bei den Eiern verschiedener Hühner- vögel, z. B. bei Te/rao urogallus, Coturnix communis und den Zagopus- Arten, verwischen sich, solange das Ei frisch ist, nicht allzuselten die dunkelbraunen Flecken durch die Feuchtigkeit der Nestunter- lage und des Gefieders. Entgegengesetztdem Verschwindenoberflächlich aufgetragener Farbstoffe hängen sich nicht selten auch Fremdstoffe der Eischale an, wodurch diese ebenfalis ein verändertes Aussehen bekommt. Derartige Accidentien sind manchmal sofort als solche kenntlich und lassen sich dann leicht von.der Eischale entfernen, wodurch dieser das normale Aussehen wiedergegeben wird. Erdige Be- standthejie haften nicht selten an den Eiern solcher Vögel, die auf der Erde brüten, z. B. Regenpfeifer, Wasserläufer, Schnepfen, oder die in Erdhöhlen nisten, wie Eisvögel und Bienenfresser, oder auch, die zum Baue ihres Nestes Erde :verwenden, z.B. Schwalben, Flamingos, unsere Amsel. Holzmehl hängt manchmal an den Eiern der Vögel, die in Baumhöhlen brüten, wie Spechte, Wiedehopfe, Mandelkrähen, oder die zum Baue ihres Nestes Holz- theile benutzen, z. B. Möven und Taucher. An‘ den Eiern aller Vögel bemerkt man ferner nicht selten Exkremente. Manch- mal kann man auch. besonders an den Eiern der Raubvögel, Blut- flecke die dann und wann wirklicher Schalenzeichnung' ähneln. Sie sind jedenfalls aus den Uteruswänden hervorgetreten, die während ar 5 oa bein Legen ausserordentlich angespannt werden, weshalb kleinere ee ne und Entleerungen von Blutgefässen leicht begreiflich erscheinen. So behauptet Naumann, dass die Flecken der Eier von Nisastus perratus nur durch Blut hervorgerufen würden. Auch Nehrkorn erwähnt für die Eier des osündischen Ologyps ealvus, Scop., dass diesen viele Blutflecke anhaften, die bald nach der Ablegung eintrocknen, aber inmerhin nur als accidentiell angeschen werden müssen. Je nach der Um- gebung des Nestes und der Beschaffenheit desselben können natürlich noch andere Materien auf der Schale haften, doch stellen die angeführten die häufigsten dar. Während man, wie ersichtlich, derartige Anhängsel manchmal mit Leichtigkeit loslösen kann, diese sogar im Neste von selbst wieder .abgerieben werden, haften andere so fest, dass ihre mechanische Entfernung völlig unmöglich wird. Auch mit Hilfe aa von Wasser oder Säuren kann dies oft genug ohne Veränderung und Zerstörung der Eischale nicht geschehen, weil die Fremd- stoffe die Oberhaut des Eies, ja selbst einen Theil der Kalkschale imprägnirt haben. Besonders sind natürlich weisse Eier derartigen Vorgängen ausgesetzt, die ihre ursprüngliche Färbung nicht selten völlig verändern. Die rauhen Eier von Cicoria alba, Leptoptilus crumeniferus, Anser jerus und einer Unmenge ähnlich gebildeter Arten werden gelblich, bräunlich oder grau. Besonders ist Regen- wetter und sonstige Feuchtigkeit die Ursache, dass Fremdstoffe tief in die Poren der Eischale dringen. Die feinkörnigen, eben- falls matten Eier verschiedener Eulenarten, z B. von Syrrazaın aluco und /apponicum, werden, wie von Riesenthal hervorhebt, öfters durch die faulige Holzunterlage des Nestortes „gelblich oder bräunlich“ gebeizt. Aehnlich erklärt Thienemann den „Fleckenkranz* der Eier von Asitur palumbarius, die „gelbliche oder bräunliche Fleckung verschiedener Spechteier, z.B. von Prcordes tridactvlus. Auch die glatten Eier von Cinclus agualicus erscheinen nach Thienemann zuweilen etwas „gelblich“ gefärbt durch die Eichenblätter, auf denen sie liegen. Nehrkorn hebt in dem Kataloge seiner Eiersammiung ebenfalls eine Anzahl Arten hervor, die durch Einwirkung des Nestmaterials deutliche Veränderungen ihrer Färbung erfahren haben. Aplonıs brevirostris, Peale (Nr. 1670), von den Samoa Inseln, ist mit ‚rostbraunen Klexen“ überzogen, die sich schwer abwaschen lassen. Zry/hrara pealı, Hartl. (1859), von den Viti-Inseln, zeigt verwaschbare „eisen- farbige Flecken“. Die Eier von Phaelhorn:s eurynome(Less.) (2146), einem Kolibri aus Rio Grande de Sul, sind aurch eine Flechte, womit der Vogel sein Nest baut, „karminroth“ gefärbt, Stealornis caripensis, Humboldt (2227), von Trinidad, lassen vom Schmutz der Nester „braunrothe Wolken“ erkennen, die sich nicht abwaschen lassen. Auch dieEierder Colus-,Centrura- u. Crotophaga-Arten, sowie der Ducerotiden sind fast immer durch derartige Einwirkungen des Nestmaterials in ihrer ursprünglichen Färbung verändert. Ebenso zeigen die Eier der meisten Papageien den Hang, Fremdstoffe an- zunehmen. Nehrkorn erwähnt die Eier der Pyrrhulopsts-Arten von den Viti-Inseln, die vom Nestmaterial ganz „dunkelbraun ‘ gefärbt sind, und Thienemann berichtet von Pyrfacus elegans, dass die Kier dieses Vogels von der Nestunterlage eine „schmutzig-gelb- oder bräunliche“ Färbung erhielten. Mit Absicht habe ich solche bereits in der Litteratur nie- dergelegte Fälle hervorgehoben, obwohl ich mit Leichtigkeit selbst noch eine lange Reihe von Beispielen aufzählen könnte. Doch wäre dies unnöthig, da eben die meisten weissen Eier ihre Färbung während des Bebrütens verändern und nur — 120 — wenige Familien geringe Neigung hierfür an den Tag legen, wie Schwalben, Eisvögel, Mandelkrähen, Bienenfresser, Tauben und einige andere. Wenn man in Sammlungen doch noch zahl- reiche rein weisse Eier vorfindet, so liegt dies eben daran, dass stark angebrütete selten zum Aufbewahren präparirt werden oder dass man sie künstlich gereinigt hat, Selbstverständlich sind auch andere als weiss gefärbte Eier, hauptsächlich helle, derar- tigen Veränderungen der Färbung durch das Bebrüten unterwor- fen, was nur weniger in die Augen fällt. Ich erinnere an Säger, Enten, Reiher, Fasanen. Besondere Beachtung verdienen aber noch jene Arten. deren anfänglich weissliche Eier oft derartig gleichmässig dunkel werden, dass der Laie kaum an eine Verfärbung während des Bebrütens glauben mag: ich meine die Sturmvögel, Scharben, Pelikane, Taucher und Pinguine, anderntheils auch die Megapodien. Als Urbild der ersteren Gruppe mögen die Eier unserer Taucher dienen, die von einer ziemlich dicken, kalkigen Schicht, die Seidlitz nur für die Oberhaut hält, überzogen sind. Schabt man diese weiche Rindenschicht ab, so erscheint darunter die grünlichweisse gekörnte Kalkschale, die bei einigen verwandten Arten bis ins Dunkelgrüne übergeht, bei z. B. Szua varıegata von den Galapagos-Inseln. Diese helle. grünliche Kernschicht, die bei allen genannten Familien sich findet, verändert ihre Färbung während des Bebrütens so gut wie gar nicht. Wohl aber nimmt die Oberhaut sehr bald einen gelblichen Ton an, der oftmals ge- gen das Ende der Bebrütung hin in ein lebhaftes Braunroth, ja sogar Schwarzbraun übergeht. Diese auffällige Färbung ist nicht etwa bloss aufgelagert, sondern der gesammten Rindenschicht imprägnirt. Sie entsteht durch die Berührung der Eischale mit feuchten, modernden Pflanzenstoffen, womit die am Tage wenig brütenden Vögel nach dem Verlassen des Nestes ihre Eier be- decken. Ob aber die Färbung nur durch das Einziehen der ge- färbten Feuchtigkeit in die poröse Rindenschicht hervorgerufen wird oder ob sie infolge einer chemischen Veränderung derselben entsteht, ist noch unentschieden. Soviel ist gewiss, dass die den Farbstoff aufnehmende Schicht ihrer organischen Bestand- theile wegen, die man sogar deutlich mit dem Geruchsorgane . wahrnehmen kann, ausserordentlich zu chemischen Veränderun- gen neigt. Unwahrscheinlich ist es deshalb keineswegs, dass die Umfärbung auf einem durch die Brutwärme unterstützten Gä- rungsprozesse beruht. Die Verschiedenartigkeit der einwirkenden Feuchtigkeit, die durch das Wasser, den Sumpfboden, das Nest- material bedingt wird, erklärt die verschiedenen Nüancen der ge- — 11 — färbten Eier. In einem Gelege befinden sich nach meinen Er- fahrungen jedoch immer ähnlich gefärbte Eier. Etwas anders scheint der Vorgang, der zur Veränderung der Färbung führt, bei den Megapodien oder Grossfusshühnern Neu-Gui- neas zu, sein, über deren interessante Fortpflanzung wir aller- dings noch ungenügend aufgeklärt sind. Bekanntlich scharren viele dieser Vögel gemeinsam ihr Ei metertief in lockere Höhlen gewaltig hoher Bruthaufen, die, aus feuchten Pflanzentheilen, Sand, Schlamm. faulendem Holze und andern Stoffen hergestellt, sich gewöhnlich in der Nähe des Meeres oder warmer Quellen befinden. Hier bleiben die Eier sich selbst überlassen und entwickeln sich durch die in dem Bruthügel herrschende, oft enorme Wärme. Die matte Rindenschicht der Eischale, die anfänglich weisslich aus- sehen soll, wird immer dunkler, zuletzt schokoladenbraun, in san- digem Boden auch röthlichgelb. Dass dieser auffälligen Verän- derung ebenfalls chemische Vorgänge zu Grunde liegen, ist mehr als wahrscheinlich: auf blosse Imprägnation von Farbstoffen lässt sie sich kaum zurückführen. Die eigentliche Kalkschicht unter der gefärbten Oberhaut bleibt jedoch immer weiss. Noch einige weitere Beispiele verdienen erwähnt zu werden, bei denen möglicherweise chemische Prozesse die Färbung be- wirken. Kommen Eier durch Berührung mit dem Gefieder des brütenden Vogels oder auf andere Weise mit Feuchtigkeit zu- sammen, die mineralische Stoffe, auch in farblosem Zustande enthält, so kann ebenfalls eine Umfärbung der Eischale stattfinden. Besonders salziges und eisenhaltiges Wasser soll derartige Wir- kungen auszuüben vermögen. So berichtet Thienemann für Acrocephalus furdoides, dass Exemplare der Eier, die vom salzi- gen See bei Eisleben sowie aus der Gegend des kaspischen Meeres stammten, „am lebhaftesten gefärbt seien, woraus eine Einwirkung des Salzes auf Schalenfärbung hervorgehen würde,“ was er auch anderweit, z. B. bei Seeschwalben beobachtet haben will. Ferner ist bekannt, dass vielfach, z. B. durch von Riesen- thal, die Möglichkeit ausgesprochen worden ist, die bräunlich- gelbe Farbe bebrüteter Eier von Gypac/us barbatus bilde sich durch Benetzung der Schale mit eisenhaltigem Quellwasser, indem sich der brütende Vogel bade und das auch dessen Unterseite das schöne rosarothe Aussehen verleihe. Zum Schlusse sei noch die Eigenthümlichkeit erwähnt, dass die meisten Arten der Frankolinhühner Eier legen, deren Ober- fläche durch Betupfen mit Feuchtigkeit lebhaft gelb wird, weil die weissliche Oberhaut derselben alsdann den röthlichen oder gelblichen Untergrund durchscheinen lässt. So kann es vorkom- men, dass die Eier der Frankoline während des Bebrütens sich — 12 — in verschiedener Färbung zeigen, je nachdem sie völlig trocken oder mehr oder weniger feucht sind. | Indem ich nunmehr meine Ausführungen abschliesse, glaube ich durch vorstehende kurzgefasste Zusammenstellung aller mir bekannten wichtigen Veränderungen der Eischale während des Bebrütens gezeigt zu haben, welche Bedeutung dieselben für oolo- gische Beschreibungen und Abbildungen besitzen. Kein Sammler, dessen Funde wissenschaftlichen Werth beanspruchen wollen, darf versäumen, bei jedem Gelege möglichst genau das Stadium der Bebrütung zu notiren. Für seltne Eier, die später beschrie- ben und abgebildet werden sollen, möchte ausserdem der Grad der Bebrütung auch innerhalb des Geleges festgestellt werden. Von Wichtigkeit sind ferner Bemerkungen, die auf Veränderungen hindeuten, die das Ei durch das Nestmaterial u. s. w. erfahren hat. Der Forschungsreisende, dem neue oder auch nur sehr seltne oologische Funde entgegentreten, sollte auf jeden Fall gewissen- hafter vorgehen, wie dies gewöhnlich jetzt geschieht. Alsdann würden manche oologische Fehler vermieden, manche Lücke unsers Wissens würde ausgefüllt. Glaucidium passerinum L. In der letzten Nummer dieser Zeitschrift werden Zweifel aus- gesprochen, dass authentische Eier der Sperlingseule in Sammlungen nicht vorhanden wären. Ich bin ganz entgegenge- setzter Meinung, umsomehr, da ich im Besitz von authentischen Gelegen dieser so seltenen Eulen bin, was mich veranlasst, über absolut echte Gelege folgende Mittheilungen hierzu veröffentlichen. Zwei Gelege dieser Eule, 6 und 1 Ei, befinden sich in meiner Sammlung Das Gelege zu 6 Eiern ist vom Förster C. W. Lundborg in der Provinz Oestergötland, das Gelege (1 Ei) vom Waldhüter V. Gustafson in der Provinz Dalarne gesammelt worden. Oestergötland ist eine Landeshauptmannschaft, welche zu Götaland gehört und im Süden von Schweden liegt; Fundort der Gelege ist der grosse Wald Kolmorden, 58° nördl.Br. Der in weiten Kreisen gut gekannte und hoch geehrte Förster, Herr C. W. Lundborg, Ornithologe und Oologe, in diesem Jahr am 25. Mai im Alter von 85 Jahren verstorben, fand das erste Gelege (5 Eier) im Mai 1850. Die Eier lagen in einer alten Spechthöhle in einem Espenbaum, ca. 44 Fuss über dem Boden. Das zweite Gelege fand Lundborg am 21. Mai 1881, gleichfalls in einem I:spenbaum, das dritte und letzte Gelege (6 Eier) am 15. Mai 1887; auch hier war ein altes Spechtloch in einer Espe die Nisthöhle. Das zweite Gelege erhielt der weithin bekannte und hoch ge- Pe DE schätzte Ornithologe und Oologe Wilhelm Mewes in Stockholm; das dritte Gelege erhielt ich — laut des letzten Willens und Testaments des alten Försters — als Andenken unserer Freundschaft. Ein Gelege (7 Eier), mit dem am Neste geschossenen Weibchen, erhielt durch Kauf der Conservator Gustav Kolthoff in Upsala. Diese Eier befinden sich zur Zeit in einer grossen schwedischen Sammlung. 2 Eier erhielt ich aus der Provinz Jemtland, Mittelschweden, 62° nördlicher Breite. Eins dieser Eier gelangte, wenn ich mich nicht irre, in den Besitz des Amtsraths Nehrkorn. Das Nest mit drei Jungen und einem Ei wurde in einem hohen Fichtenbaum, 40 Fuss über dem Boden, am 5. Juni 155) in der Provinz Dalarne gefunden. Dalarne (deutsch Dalekarlien) gehört zu dem nördlichsten Theile des Swealandes. Dieses Nest fand der vorhin genannte Waldhüter nur durch einen Zufall und zwar in dem Augenblick, als die kleine Eule in ihr Nestloch kroch! Freund Lundborg hat mir berichtet, wie er mit seinem Waldhüter viele Nächte hindurch, doch meist vergebens ge- wacht hat, diese Eule, die durch ihren Frühlingsruf den Brutplatz verrathen sollte, ausfindig zu machen. Eine Eigenthümlichkeit zeigen die Brutpaare, dass sie am Neste keinen Laut vernehmen lassen. Der Winter führt die Eule in die Nähe der Wohnungen, wo sie nicht selten erbeutet werden. Echte Eier von Glaucidium passerinum sind glanzlos und lang- gestreckt und können mit Eiern von .STrix tengmalmi nicht ver- wechselt werden. Nebenbei sei bemerkt, dass ich die angeblich aus Schweden stammenden Eier von Glaueidium passerinum in der Sammlung des verstorbenen Weller gesehen habe, diese aber nur für solche von S’rix tengmalmi bezeichnea kann. Zur Beschreibung der Eier meiner Sammlung: Gelege I. 6 Eier, Oestergötland, 14. Mai 1837. 1 2 h 4 ) 6 N (Länge 23 Bl dla 28 25 28 laass: ee ai Breite aan. Bay DO Aare, 2ANs 22 llama Gewicht 55 59 61 57 56 56 gr. Gelege II. Einzelnes Ei neben 3 Jungen, Dalarne, 5. Juni 1889. Länge 281/, ‚Breite. 213,, mm; Gewicht: 57. cgr. Das Gelege, 5 Eier, Oestergötland, 26. Mai 1881, an Mewes abgegeben. Mittelmaass 28'/, X 23 mm (Gewicht nicht angegeben) und für das Gelege vom Mai 1850: Länge von 28°], bis 29°/, mm, Breite von 23 bis 233), mm. J. Ramberg, Gothenburg in Schweden. — 124 — Der letzte Fischadler im Grunewald bei Berlin. Von Alexander Bau. Die phänologische Skizze des Herrn Dr.R. Th. in No.7 unserer Zeitschrift erweckte in mir liebe, alte, aber auch wehmüthige Er- innerungen der dort erwähnten, nunmehr entschwundenen Grössen, Vom Fischadler ist Seite 101 gesagt, dass derselbe im Jahre 1870 im Grunewald bei Berlin noch mit einem Horst vertreten war. Zur Ergänzung dieser Notiz kann ich Folgendes mittheilen. Der alte, verstorbene Kricheldorff (Vater des jetzigen Naturalien- händlers) und ich kannten zu dieser Zeit einen grossen Fischadlerhorst, der auf dem Wipfel einer alten Eiche inmitten einer jungen Schonung stand. Die Eiche hatte man beim Kahlhieb der betreffenden Fläche stehen gelassen. Da wir vorher niemals Fischadler im Grunewald bemerkt hatten und solche auch dort nicht mehr vermutheten, be- suchten wir den Horst nicht, da wir nicht erwarten durften, dass der ' scheue Vogel diesen überaus freistehenden, von allen Seiten leicht sichtbaren Horst benützen würde. | In meinem alten, sorgfältig geführten Notizbuche finde ich nun folgende Aufzeichnungen: „11. Februar 1872. In einem alten Bestande mit Kricheldorff auf auf dem abgestorbenen Wipfel einer uralten Eiche einen zweiten, grossen Fischadlerhorst aufgefunden.“ „24. April 1872. Der neue Fischadlerhorst ist besetzt, wie mir heut früh 4 Uhr die beiden, auf demselben sitzenden Adler zeigten; Eier fand ich noch nicht darin vor.“ „28. April 1872. Der Fischadler hat den Horst verlassen.“ Wie schon erwähnt, stand der Horst auf dem abgestorbenen und vom Sturme abgebrochenen Wipfel einer alten Eiche in einer Höhe von ctwa 25 Metern. Derselbe war ungefähr 1'/, mtr hoch und ist also Jahrzehnte lang benützt worden. Ich erstieg ihn am 24. April 1872. Da ich aber wegen des oberen, morschen Stammes nicht wagen durfte an den Horst selbst in die Höhe zu steigen, musste ich mich von seitwärts her durch den Horst nach der Nestmulde hindurch- arbeiten, eine mühsame, gefährliche und äusserst unangenehme Arbeit, die nur der kennt, welcher sie an einem gleichartig gebauten, alten Horst einmal ausgeführt hat. Der Fischadler trägt alljährlich neue, dürre Zweige auf und belegt sie mit grossen, ausgerissenen Moos- ballen, die viel Sand enthalten. Beim Durcharbeiten durch die ver- schiedenen Jahrgänge des Horstes wird man dann von diesem Sande über uud über beschüttet. Die Nestmulde war mit frischem Moos aus- gelegt, enthielt aber noch keine Eier. Am 28. April bemerkten wir keinen Adler beim Horst, dennoch erstieg ich denselben, fand ihn aber leer. Infolge der vorhergegangenen Störung hatten ihn die Vögel verlassen. Wir erinnerten uns jetzt an den ersten Horst und jr Suchten diesen auf, sahen auch einen Adler über denselben schweben. Trotz wiederholten, vorsichtigen Umschleichens an einigen folgenden Tagen konnten wir aber keinen Adler abstreichen sehen, und ich bestieg infolgedessen den Horst nicht. „10. Mai 1873, Ich besuchte heut morgen 4 Uhr den am 11. Februar 1872 im Grunewald gefundenen Adlerhorst und sah einen Adler von demselben abstreichen. Der Horst war mit frischem Moos belegt, enthielt aber keine Eier.“ Da mir meine Stellung damals fast keine freie Zeit liess, konnte ich den Horst. nicht wieder aufsuchen, auch verkaufte ich in dem- selben Jahre meine Eiersammlung an Herrn Kricheldorff. Ich blieb indessen auch in der Folge ein eifriger Beobachter der einheimischen Vogelwelt und so konnte ich am 28. März 1875 in mein Notizbuch schreiben: „Bei einem Ausflug in den Grunewald sah ich an der Havel zwei Fisch- und einen Seeadler. Es geht aus Vorstehendem hervor, dass der Fischadler sicher noch 1872 und 1873, höchst wahrscheinlich aber auch noch 1875 im Grunewald gehorstet hat. Auf der Ruggburg im Oktober 1901. Bericht über einen oologischen Ausflug in der Mark. Von G, Sch. Am 19. Mai dieses Jahres war es, als ich mich in aller Frühe nach dem nächsten Walde meines Wohnortes begab. Die frischge- schlagenen Spechtlöcher in einem alten Baum erregten zuerst meine Aufmerksamkeit, doch erwiesen diese nach genauerer Betrachtung sich als Frasslöcher, statt der gewünschten Brutplätze. Die weitere Suche führte mich nachı mehreren, kleineren Fichtendickichten, in deren Mitte je eine alte Eiche steht. Neben einem Singdrosselnest, in welchem kleine Jungen sitzen, finde ich auch ein Grünfinkennest, ca 3m hoch in einer Fichte, in dem neben zwei ganz frischen Eiern ein unbebrütetes Kuckucksei liegt. Dieses Ei ist ganz genau im Typus derjenigen Eier, die ich im vergangenen Jahre in demselben Reviere neben Eiern der Gartengrasmücke gefunden hatte. Da diese Art noch nicht brütet, auch ausnahmsweise kein Nest der Mönchs- noch der Zaungrasmücke zu finden war, So hat sich wahrscheinlich der Kuckuck veranlasst ge- sehen, in das Nest des Grünfinken sein Ei zu legen. Auf dem fast mannshoben Schornstein eines kleinen Hauses am Waldrande beobachte ich ein Storchpaar, welches sich immer noch in un- angenehmen Betrachtungen über die Schlechtigkeit der Menschen befindet, die dem Neste 14 Tage vorher einen unliebsamen Besuch abgestattet hatten. Nahe einer Stelle, wo zwischen vielen Brennnesseln auf dem Boden ein Rohrammer brütet, entledige ich meiner Beinkleider, Stiefel und — 126 — Strümpfe und durchwate den seichten Fluss. Das jenseitice Ufer ei veichend, empfangen mich schreiende Kiebitze und verfolgen mich auf meinem Weg quer über die Weiden nach dem Walde zu. Sie scheinen mich noch zu kennen, nahm ich doch hier vor mehreren Wochen einige Gelege zwecks Aufbewahrung in meiner Sammlung. Mehr Besorgniss flösst heute den Kiebitzen jedenfalls der sein Frühstück suchende weisse Storch ein. Konnte ich doch beobachten, wie einer der wach- samen Hüter des Sumpfes in kühnem Bogen auf des Storches Kopf herabschoss, worauf der Langbein einen höchst eigenartigen Luftsprung ausführte. Als weitere Bewohner des Sumpfes konnte ich noch ein Paar Knäckenten feststellen, am nächsten Grabenrand ein Paar Goldammern. Bald habe ich den Waldrand erreicht. Ein grosser Buntspecht sehaut neugierig hinter einer Tanne hervor; dürre Eichen in der Nähe zeigen die Thätigkeit des Spechtes. An einer jungen Tanne vorbei- gehend, erinnere ich mich der 6 Hähereier, die ich vor 8 Tagen hie nehmen konnte. Abermals hat ein Häherpaar sich da häuslich ein- gerichtet, wo im vergangenen Frühlinge auf dem Raume von nur wenigen Schritten die Schlinggewächse 3 Zaunkönig-, I Amsel- und 1 Gartengrasmückennest enthielten. Das neue Hähernest, 3 m hoch vom Boden in den an Erlen emporrankenden Schlingpflanzen birgt 3 stark bebrütete und 2 unbefruchtete Eier; wenige Minuten später finde ich ein noch unbelegtes Amselnest. .. .(Sehluss folgt.) Geschäftliches. Preisliste verkäuflicher paläarktischer Vogeleier zu beziehen von A. Kricheldorff, Berlin S, Oranienstr. 155. — Während die Sammler europäischer Käfer sich meist nach dem Reitterrsschen—, die Schmetterlingssammler sich fast aus- schliesslich nach dem Staudinger'schen Katalog richten und diese Einigkeit auch in den Händlerpreislisten zum Ausdruck gelangt, finden wir die Listen über europäische bez. paläarktische Vogel- eier und Bälge fast bei jedem Händler nach einem andern System angeordnet. Es ist deshalb mit grosser Freude zu begrüssen, dass Kricheldorff seine Liste diesmal nach dem vorzüglichen Reichenow’'schen System hat drucken lassen. Die nach dem Vorgange vieler Ornithologen in die neue Liste eingeführten Dop- pelnamen (wie Buteo buteo etc.) gereicht der Liste unseres Erach- tens ebenfalls zum Vortheil, da uns dadurch nicht allein die guten alten Linne’schen Namen erhalten bleiben, sondern auch den nicht wissenschaftlich arbeitenden Sammler eine leichtere Uebersicht ge- boten wird. Die Neuerung der Händler, Eier von solchen Arten, welche nur als Irrgäste in Europa vorgekommen sind, in einer Liste über europäische Vögel aufzuführen, ist in der neuen Kr.’schen Liste ebenfalls beseitigt dadurch, dass er diese Arten in einem An hange beigefügt hat, — 127 — Was den Inhalt der Liste selbst anbelangt, so ist dieselbe als sehr reichhaltig zu bezeichnen und ihre genaue Durchsicht daher je- dem Sammler zu empfehlen. Es werden darin zu mässigen und theilweise herabgesetzten Preisen ausser andern alle Seltenheiten ge- boten, die eines Sammlers Herz erfreuen können, Eine neue und willkommene Einrichtung ist die Abgabe dieser Liste einseitig gedruckt auf starkem, weissem Papier ohne Gelege- zahl und Preise. Solche Listen sind ausserordentlich vortheilhaft als Sammlungs- und Tauschlisten oder zum Ausschneiden und Aufkleben an Kästen oder Etiquetten zu verwenden. Der billige Preis von 40 Pf. für das Stück wird diese Verwendung sehr erleichtern. Alexander Bau. A. Böitcher Berlin, bringt nochmals seine Preisliste über Uten- silien für Naturaliensammler frei zur Ausgabe, zugleich eine all- gemeine Preisliste über Insekten (E, 88 Seiten stark,) mit latei- nischer und deutscher Bezeichnung. DBiologieen für Schmetterlinge und Käfer, Mimikry, Schutzfärbung und Dimorphismus für Europäer und Exoten, sowie Erfordernisse für systematische Sammlungen sind am Schlusse der neuen Liste besonders reichlich aufgeführt. Preis-Courant über Naturalien des Dermoplastisch - Museo- logischen Instituts „Dobrudscha“, Inhaber Robert Ritter von Dombrowski, Bukarest 1901, geschmückt mit der goldenen Me- daille Paris 1901 ist erschienen, Derselbe enthält eine Liste über Säugethiere, Vögel, Reptilien und Amphibien, Fische, Mollusken und Insekten. Die Vögel werden im Preis-Courant besonders vermerkt, wie die Angaben bei jeder Art ob altes Männchen oder Weibchen Uebergangs- oder Jugendkleid, Dunen- oder Nestkleid, Horst oder Nest, Roh- oder Kopfskelett beweisen. Eine Lagerliste, mit der goldenen Medaille Paris 1900 und dem grossen Preis Ostende 1901 geschmückt, aufgenommen am 1. November d. Js., giebt Auskunft über den Bestand der Sammlungen. Berichtigung: Seite 106, 3. Zeile von unten muss es heissen: „benetzt" (statt benutzt); Seite 109, 24. Zeile von oben muss es heissen: „fein- und glattkörnig“ (statt förmig); Zeile-26: „auf der Längsachse“ (statt bis zur). - MM Anzeigen. RATEN Jahrbuch. An Organ für das palaearktische Faunengebiet. \s& Dis „Ornithologisehe Jahrbueh‘“. welches mit 1901 seinen XII. Jahrgang beginnt, bezweckt ausschliesslich die Pflege der palaearktischen Ornithologie und er- scheint ®ı 6 Heften in der Stärke von 2!/, Druckbogen. Lex. 8. Eine Vermehrung der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt naeh Bedarf. — Der Preis des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei direktem Bezuge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland 10 Mk. = 12,50 Fres. = 10 sh. = 4,50 Rbl. pränumerando, im Buchhandel 12 Kronen = 12 Mark. Lehranstalten erhalten den Jahrgang zu dem ermässigten Preise von 6 Kronen = 6 Mk. (nur direct). Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhandenem Raume auf dem Umschlage Aufnahme. Beilagen- und Inseratenberechnung nach Vereinbaruug. Probehefte. Alle Zusendungen, als Manuscripte, Druckschriften zur Besprechung, Abonne- ments, Annoncen und Beilagen bitten wir an den Herausgeber, Viet. Ritter v. Tsehusi zu Sehmidhoffen, Villa Tännenhof bei Hallein, Salzburg, zu adressiren. Frische tadellose Gelege, einseitig gebohrt, von Agu. naevia, Syrn. uralense, Lanius excubitor und minor, Tetrao bonasıa, Corvus corone, S' ylvia curruca und Zodie. cristatus sowie einzelne Eier Garr. melanocephalus undJ/eroßs apiaster aus Östpreussen bezw. Griechenland und von hier, wünsche ich gegen seltenere europäische Lepidopteren zu vertauschen. Forstmeister Wendlandt, St. Goarshausen am Rhein. | Dermöplastisch-Museologisches Institnt „Dobrudscha“ Bucarest, Str. Leonida 7—9. Naturalienhändler V. Fric in Prag, Wladislawsgasse 21a, kauft u. verkauft naturhistorische Objekte aller Art. Wilhelm Schlüter, Naturwissenschaftl. Institut, Naturalien- und Lehrmittelhandlung. Halle a. Saale. Neue Preisliste über verkäufliche palaearktische Vogeleier versendet gratis u. frei. A. Kricheldorff, Berlin, Oranienstrasse 135. Oesterreichischer Thiermarkt. Landwirthschaftliches Ofertenblatt. Herausgeber: Fritz Haasche, Im österreichischen Fachschriftsteller- Verbande, Wien, I, Wallnerstrasse 8. Erscheint am 1. nnd 15. jeden Monats. Abonnement ganzjährig 5 Kr., für Ver- eine 3 Kr. Inserenten, welche für min- destens 5 Kr. inserieren, erhalten das Blatt gratis. ! Beilagen: „Der Geflügelzüchter‘“, „Centralblatt f. Kaninchenzüchter‘', „Teehniseh - Gewerblich. Anzeiger“, „Lotus.“ Empfehle mich allen Naturfreunrden zum Ausstopfen aller Arten Vögel und Thiere. Die Gegenstände werden auf das Sauberste präparirt und auf dauernde Haltbarkeit conservirt. Richard Schleifer, Conservator, Gotha, Blumenstrasse 7. Dr. Adolf Lendl, Naturhistorisches Cabinet, Budapest, Donatigasse 7. Naturalien, auch seltene Eier aus Ungarn. H. Daimer Nachf., Berlin S.W., Koch Str. 56. Aquarien- und Terrarienfabrikk Versand von Luxusfischen u. Thieren jeder Art. Für Lehrer, Schulfreunde und Sammler aller Art empfiehlt sich die Abonnirung auf die Zeitschrift „Lehrmittel-Sammler" Petersdorf b. Trautenau i. Böhmen. Bezugspreis nur 2 Kronen 50 Heller = 2 Mark 50 Pfennig pro Jahrgang. Redaktion und Verlag von H. Hocke, Berlin C., Münz Strasse 8. Druck von Max Silberberg, Berlin C., Alexander Str, 64.