ZEITSCHRIFT DOLOGIE

Organ für Wissenschaft und Liebhaberei.

Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36.

Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei dıreirer Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk. SR nach den ande en Ländern des WeltpostvereinsF'rcs.4,25 pränumerando. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März. Bestellungen und Zunlangan sind an H. Hocke, „Zeitschrift für Oologie“. Berlin C., Prenzlauer Strasse 36 zu richten. Preis der zweigespaltenen Zeile oder deren Raum 20 Pfg. Kleinere Beträge sind gleieh einzuzahlen, Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht überschritten wird, betragen 3 Mk.

No. 8. Berlin, den 15. November 1902. Xll Jahre

Inhalt: Die Kaspische oder Raubseeschwalbe. Ueber meine Sammelreisen in Russland und Sibirien, I. Die Brandente oder Brandgans auf Sylt. Litteratur. Inserate.

Die Kaspische oder Raubseeschwalbe. Meanı.Dr.,Er. Dietrich.

Die diesjährigen Sommerferien führten mich nach Röm, der nördlichsten der deutschen nordfriesischen Inseln und nach Sylt. Beide sind durch ihre Vogelwelt hochinteressant und gaben mir täglich Gelegenheit, meine Kenntnisse durch Beobachtung des Lebens der Vögel, speciell ihres Brutgeschäfts zu erweitern. Ganz besondere Freude wurde mir zu theil, als ich am 31. Juli auf dem Ellenbogen, der Halbinsel von Sylt, die Raubseeschwalbe kennen lernte.

Die jetzige Kolonie derKaspischenoderRaubseeschwalben Sterna caspia Pall.e. auf dem Ellenbogen ist der Rest einer früheren gut besetzten Kolonie, die vor 100 Jahren mehrere 100 Paare, vor 18 Jahren noch 35 Paare (nach Leverkühn) umfasste, während in diesem Sommer nur etwa 3 Paare dort dem Brutgeschäft oblagen. Und wie lange wird es noch dauern, bis wir diesen schönen Vogel aus der Liste der deutschen Brutvögel werden streichen müssen! Dieser für jeden Naturfreund betrübende Ausgang ist nicht bloss den Nachstellungen der Menschen, die diese Eier gleich denen der Silber- möve, der Brandente, der Eidergans, des Austernfischers etc. zu Speise- zwecken sammeln die Oologen kommen hier kaum in Betracht” —, sondern auch der Ungunst der Witterungsverhältnisse und der Lage des Brutplatzes zuzuschreiben. [ 7

Als ich am genannten Tage in Begleitung des L enehtthutm- wärters, Herrn L., zunächst über die Dünen und dann am 'Strande'

Ba, 12%

mich zu der Kolonie der Raubseeschwalben begab, mischten sich unter die uns umschwärmenden Silbermöven bald die durch ihr häss- liches, kreischendes Geschrei auffallenden Raubseeschwalben. Je näher wir der Kolonie kamen, um so lauter und ängstlicher wurde ihr Geschrei, um so näher kamen sie im Fluge über unsern Köpfen da- hergeschossen. Dabei hatte ich Musse, die etwa krähengrossen Vögel näher zu betrachten. In erster Linie fiel mir der lange kräftige rothe Schnabel auf, sodann die glänzend schwarze Färbung des ganzen Oberkopfes; im übrigen erschien der Vogel weiss, doch zeigte sich bei den mannigfaltigen Wendungen der Vögel, dass der Rücken die bekannte mövenblaue Färbung besitzt.

Auf ca. 150 m sahen wir die brütenden Vögel vom Neste

abstreichen. An dem Nistplatze, der sich am Fusse der niedrigen Dünen auf dem höheren, trockensandigen Theile des Strandes befindet, fanden wir 5 Nester mit 3, 2, 2, 2, 2, wie es schien, stark bebrüteten Eiern. Diese Nester bestehen aus einer flachen Mulde im Sande ohne irgend welche Auskleidung und liegen ohne jeden Schutz frei auf der ebenen Sandfläche.

Als ich meine Verwunderung, die Vögel jetzt noch brütend anzutreffen, Herrn L. gegenüber äusserte, erhielt ich folgende Auf- klärung: Die Vögel haben Ende Mai wie gewöhnlich mit dem Brut- geschäft begonnen, bei einem Nordweststurm aber sind die Eier durch den Flugsand fast sämmtlich verschüttet und so dieser erste Brutversuch vereitelt worden. Ein gleiches Schicksal erlitten die zweiten, zwischen 10. und 15. Juni gezeitigten Gelege. Ein von diesem zweiten Brutversuche herstammendes Gelege fanden wir durch vorsichtiges Scharren im Sande, da Herr L. die Niststellen noch ziemlich genau im Gedächtniss hatte. Und unter einer der zahlreich auf dem Strande liegenden angeschwemmten Fischkisten entdeckten wir ein ziemlich ausgewachsenes Junge, das wohl vom ersten Brut- versuch herstammte.

Als ich acht Tage später der Kolonie einen zweiten Besuch ab- stattete, fand ich in mehreren Nestern eben ausgekrochene resp. aus- kriechende Junge, in 2 Nestern aber je 2 Eier, die sich beim Schütteln als faul erwiesen, wahrscheinlich wegen mangelnder Befruchtung. Diese eignete ich mir an. So hat dieser dritte Brutversuch im günstigsten Falle nur 7 Junge geliefert.

Da Herr L. einige Eier der ersten Gelege, nachdem sie ver- schüttet und verlassen waren, gesammelt und präparirt hatte, so konnte ich die Eier der drei Brutversuche mit einander vergleichen.

Es messen 4 Eier des dritten Brutversuchs:

I. Gelege 60X41,5 I. Gelege 59X41,5 55X40,5 56,5X43 mm

=, 457 -

2 Eier des zweiten Brutversuchs 64x43 und 63,5x42 und ein Ei des ersten Brutversuchs 65X45 mm. Die Grösse der Eier hat also von einem Versuch zum andern beträchtlich abgenommen. Herr L. theilte mir ferner mit, dass die ersten Gelege in der Regel 3 Eier enthalten, die weiteren Gelege dagegen nur 2. Die Grund- farbe der glanzlosen Eier ist ein fast reines oder schwachgelbliches Weiss oder ein helleres oder dunkleres Gelbbraun mit manchmal röth- lichem Schimmer. Die Zeichnung der Eier besteht aus ziemlich gleichmässig auf dem ganzen Ei zerstreuten, meist am stumpfen Ende dichter stehenden aschgrauen Unterflecken und braunen oder grauschwarzen Oberflecken von meist rundlicher oder länglich- ovaler Form. Dazwischen finden sich mehr oder weniger zahlreiche Spritzfleckchen.

Möchte doch das nächste Jahr der kleinen Kolonie günstiger sein und die Mühe des Herrn L., der auf jede Weise bestrebt ist, Störungen durch Feinde aller Art fern zu halten, belohnt werden, da- mit dieser interessante Vogel der deutschen ÖOrnis noch vorläufig erhalten bleibt.

Ueber meine Sammelreisen in Russland und Sibirien, !, Von Otto Bamberg.

Russland und Sibirien habe ich wiederholt bereist, einmal in den Jahren 1895 bis 1896, dann im Jahre 1902, stets mit meiner Braut resp. meiner Frau, einer geborenen Russin, die mit grossem ]nteresse und ebensolcher Ausdauer auf allen meinen Sammeltouren mich begleitete. Die erste Reise ging der Cholera wegen über Mailand, Rom, Brindisi, Port Said, Maskat, Bushire, dann mittels Karawanen über Teheran bis Enseli am Kaspischen Meere; die zweite Reise ging über Berlin, Alexandrowo, Warschau, Moskau, Saratow nach dem Kaspischen Meere und dessen im Westen, Norden und Osten gelegenen Gebieten.

Bereits Anfang Mai d. Js. fand ich am Kaspischen Meere eine hohe Temperatur vor, so um ÖOrenburg und dem Osten zu durch- schnittlich 30°, südlich von Saratow und am Kaspischen Meere 35’R. Infolge dieser Hitze geht das Brutgeschäft der Vögel ungesäumt gletch- zeitig vor sich.

Die Steppe mit ihrem hohen Graswuchs ist hier vorherrschend. Am Ural, östlich von Ischim und Altbasar, südlich nach Turgai zu, sind Urwälder, die mit weiten Steppen und Sümpfen abwechseln;

1a

weiter nach Saratow zu und östlich von Uralsk befinden sich gleich- falls weite Steppen. Saratow und seine Umgegend von 100 bis 150 Meilen hat abwechselnd Berg und Thal und grosse Wälder, in denen Wölfe zahlreich leben, deren Dasein durch das Umschwärmen grösserer Raubvögel gemeldet wird. Der Merlinfalke wurde hier je zweimal horstend, theils im Thal direkt am Wasser, theils in den Schluchten des Waldes, oder auf Felsvorsprüngen steiler Abgründe gefunden. Südlich vom Kaspischen Meere ist Steppengebiet, das wir südlich von Uralsk an zu Pferde bereisten, um schneller nach jenen uns bekannten Sümpfen zu gelangen. die auffallend viele Adlerbussarde, Brachvögel, Doppelschnepfen, Gross- und Zwergtrappen, Enten u. s. w. enthalten. Bei Astrachan sahen wir gleichfalls unzählige Adlerbussarde, Gabel- und Steppenweihen, in grosser Anzahl Kraniche, Pelikane und Flamingos. Hochinteressant wird das Gebiet an der Wolga, deren Gefälle ungeachtet ihres 415 deutsche Meilen langen Laufes gering zu nennen ist. (Jede Sammeltour ist hier mit grossen Kosten und Umständen verknüpft.) Bei Samera ist die Wolga bis 1500, bei Saratow bis 4900 (im Frühjahr bis 19 Werst gleich 4°/4 Stunden breit), bei Astrachan bis 2000 m (im Frühjahr häufig 20 Werst gleich 50 Stunden) breit. Diese Wassermengen umschliessen viele Inseln, die theilweise unter Wasser stehen und nur durch Kähne zu erreichen sind. Unzählige Vögel halten sich hier auf. Auf den aus dem Wasser ragenden grösseren Bäumen habe ich besetzte Adlerbussardhorste, auf der grünen Insel südlich von Saratow auf einer kollossalen Weisspappel einen Steppenadlerhorst gefunden, dem ich durch Anfahren des Kahnes, Anbinden am Stamm, Besteigen desselben, 3 prachtvolle etwas angebrütete Eier entnahm. Auf der bewohnten Sarpinsky Insel, unterhalb Zarizin, hob ich 5 Adlerbussardhorste aus, welche 4, 3 ‚3, 3, 2 Eier enthielten. Auf den Sandbänken, welche an den Aus- mündungen der Seitenflüsse südlich von Sarizin vorgelagert sind, fand ich auf reinem Sande, mit wenigem Steppengras als Unterlage, 2 Horste des Steppenadlers mit 3 resp. 2 kugelrunden, stark gefleckten Eiern. Das Ufer rechts der Wolga ist im Szimbirskschen und Saratow- schen Gouvernement bis zur Kaspischen Tiefebene von steilen Ab- hängen und Bergen, das linke Ufer von Ebenen und Wiesen umgeben; Adler, Adlerbussarde, Steppen- und Gabelweihen, Enten und Schnepfen sah ich hier häufig. Wunderliche Formationen zeigen die Berge nahe Stawropol und Ssysran, die Uschiberge bei Saratow. Die Horste der Steppenadler und Adlerbussarde stehen auf Felsen in grosser Höhe, bis zu 200 m. DBlickt man vom Kahne aus in die Höhe, 76 kann man Scharen von Steppenweihen, oft 8 bis 10 Adler beisammen schweben sehen. Südlich von Saratow beginnt die Südregion; bei Laradjin, südlich von Tscherny-Jar ab, senken sich bereits die Ufer. Bei Lorizin sah ich auf uralten Kiefern und Weisspappeln wiederholt

Adlerhorste. Das linke Wiesenufer wird bewohnt von Steppenadlern und verschiedenen Entenarten, darunter Spiess-, Marmor- und Roth- kopfenten; nur gegenüber Ssimbirek und zwischen Ssamara und Kamyschin, wo die Ufer der Wolga abwechselnd bis zu einer Höhe von 20 m sich erheben, sah ich Adler- und Steppenbussarde, Gabel- weihen und Merline in einzelnen, Thurmfalken in vielen Paaren, in dem meilenweiten Gestrüpp Bekassinen und Terekschnepfen. (Hier scheuchte ich einen Wolf auf,- den ich durch eine Dreiläuferbüchse erlegte.) In grossen Sonnenblumenfeldern sah ich Grosstrappen, Birkhühner und Wiederhopfe.

Unsre Gesellschaft wurde nun durch einen Russen, Waske mit Namen, und durch 3 Hunde vergrössert, mit Gewehren und allen nöthigen Instrumenten sowie Proviant für 8 Tage ‘ausgerüstet, um das Satrik Gebiet zu besuchen. (Unterwegs hatte mein Begleiter das Glück, eine Wildkatze zu schiessen.) Noch in weiter Entfernung vor einem uns befindenden Kiefernhochwald hörten wir Wölfe heulen, beobachteten hoch in der Luft 5 Adler, dann (gegen 11!/2 Uhr am Morgen des 3. Mai) einen mir nicht erkennbaren Adler und späterhin, im gemischten Laubwald, Saker-, Thurm- und Merlinfalken, Wiede- hopfe, Elstern, Eichelhäher, nochmals Nebel- und Mandelkrähen, dann in grosser Nähe 3 mir unbekannte Adler. Unsere Vorbereitungen gelangen nach langem Warten. Der erste glückliche Schuss, ein zweiter, kaum 10 Minuten später, brachte je einen Schlangenadler zur Strecke. Nach weiterem halbstündigen Suchen wurde ein Hort auf einer Kiefer, zu gleicher Zeit, vom Russen Waske, auf blosserErde zwischen Felsen am Wasser, ein Horst gefunden. Der Horst auf der Kiefer, schlecht zusammen- getragen und aus dürren und grünenReisernbestehend, enthieltein frisches, schwach grünlich schimmerndes, am spitzen Pole mit gelblichen Schmutz- flecken versehenes Ei des Schlangenadlers. Grössenverhältniss: 75,3X58,1 mm; Gewicht 10,950 g. Der vom Russen gefundene Horst des Sakerfalken war mit 4 stark bebrüteten, rundlichen, auf rost- bräunlichem Grunde mit wolkigen Flecken versehenen Eiern belegt.

Die Messung der Eier ergab:

1. 55,1X39,9 mm 33.93.5%98 mm 2...193% 38 E 4.052923 1:9, Gewicht im Durchsschnitt 4,35 g.

Der Horst bestand aus Heidekraut und Wurzelwerk, war mit Federn ausgepolstert und mit einer recht ansehnlichen Mulde versehen. Eine weitere zweistündige Suche im Nadelwald liess uns 5 Horste von schwarzen Gabelweihen finden, die in einem Falle 4, in den andren Fällen je 3 Eier enthielten. Die Eier des grossen Geleges sind in recht gestreckter Form.

—. MS

Gegen Abend wanderten wir nach Bikowska, am nächsten Morgen nach Karaulka; Wald und Wiesen wechselten beständig ab. Es wurden während des Marsches 8 Waldschnepfen erlegt und zur Mittagszeit verspeist. 20 Werst von Karaulka entfernt, wurde durch mich ein Zwergadlerhorst gefunden und von mir bestiegen. Ich entnahm dem Horste 2 Eier.

Maasse: 1. 57,2X41,1 mm, 2. 57,5x40,8 min; Gewicht: 9,39,.0 5,98 g.

Nur das grössere Ei hat am spitzen Pol einige violettgraue Punkte; das kleine ist ungefleckt. Während des Ersteigens des Horstbaumes hatten meine Frau und der Russe 3 Casarkaentennester mit 5,5 und 6 Eiern gefunden; eins dieser Nester stand auf einem vom Wasser umgebenen Hügel. Dann erbeuteten wir zwei Sperber und deren Gelege mit je 5 Eiern. Am Schluss des Tages wurde noch ein Hühnerhabichtmännchen am Horst erlegt, dessen Horst auf einer hohen Eiche ausgehoben. Der Horst war mit frischen Nadelzweigen ausgelegt. Er enthielt 4 Eier in graugrünlicher Färbung und mit theilweisem gelblichen Anflug; eins ist mit violetten Kritzeln am stumpfen Pole. Sie sind eiförmig, recht rauh und messen im Durch- schnitt 55,243 mm; das Gewicht ist 6,44 g.

Am 5. Mai Vormittag erreichten wir, begleitet durch einen kundigen Führer, die Wolga, um in deren Umgegend zu sammeln. Gleich beim Abstieg vom hohen Ufer nach dem Flussbett zu wir wollten mit einem Kahne die Wolga quer überfahren —, sah ich durch mein Fernglas auf einem Felsen einen grossen Horst. Während meine Frau und der Russe weiter abwärts stiegen, kletterte ich in Begleitung des neuen Führers in schräger Richtung einem Felsen zu, von wo aus wir in den Horst hineinsehen, doch nicht hineinlangen konnten, denn eine 4 m weite Kluft trennte uns. Nach längerer Berathung wurde eine Ruderstange vom Kahne geholt, diese an ihrem breiten Ende mit einem aus Bindfaden verfertigten Netze versehen und diese dann vom anderen Theile aus hinübergeführt. Nach vielen Versuchen war ich im Besitz des Geleges. Die 4 Eier, die sich als frisch erwiesen, unzweifelhaft erkannt durch einen herbeieilenden Hühnerhabicht, sind graugrünlich gefärbt, darüber mit grüngelblichen Wolken. und einzelnen hell- und rothbraunen Flecken. Die Eier sind rauh und ohne jeglichen Glanz.Das grösste Ei misst 63,5xx44,8 mm, das kleinste Ei 59,9X43,8 mm. Gewicht im Durchschnitt 6,55 g. Es ist das einzige reichlich gefleckte Gelege, welches ich seit meiner 18-jährigen Sammelthätigkeit fand. Wir stiegen nun ab, um zu den anderen Genossen zu gelangen, die uns am Ufer erwarteten, fuhren über die,Wolga, das eine Zeit von 1'/a Stunden in Anspruch nahm. Doch landen konnten wir nicht, denn der Kahn ging zu früh auf den Sand. Mehrmals versanken wir in den Sand und Sumpf, bis uns Seile

a a I

zum Ziele brachten. Es wurde eine 20 Arschin lange Leine auf- gerollt, und hierin, wie im Dreigespann, die mitgenommenen 3 Hunde befestigt. Nach rückwärts blieb die Leine frei, welche ich um meinen Leib befestigte. So liess ich mich durch den Sand ungefähr 10 bis 12 m bergauf ziehen, in derselben Weise die übrigen Gesellschafter. Der Kahn verblieb im Sande am Wasser. Dann ging es an Seen und Sümpfen vorbei, bis endlich die grosse Kirgisen Steppe erreicht wurde, die sich östlich weit hinter das Kaspische Meer und westlich zum Aral Sce erstreckt. Unser weiteres Vorgehen wurde durch die eintretende Nacht gehemmt, die Nacht unter freiem Himmel verbracht. Bei hellem Mondenschein sahen wir Steppenadler, Wiesen- und Steppen- weihen umherschweben, einmal zählte ich 28 Weihen!

Am 6. Mai brachen wir bei Zeiten auf, doch erschwert wurde uns das Fortkommen durch das hohe Steppengras derartig, dass wir uns durch Zeichen verständigen mussten, um zusammen bleiben zu können. Während einer 16-stündigen Suche hatten wir 9 Gelege des Steppenadlers und auf dem Erdboden, dicht am Wasser, ein Gelege vom Röthelfalken gefunden. Die Eier des Falken sind auf fleisch- rothem Grunde mit ganz kleinen Flecken.

1. 35,9X29 mm, 2439,3%x29.2 mm, 3. 39,12209 2 Zum. 4. und 5. 34,4x28,9 mm.

Die 9 Steppenadlergelege wurden mit geringen Hindernissen er- beutet, mit Ausnahme des einen Geleges, bei dessen Ausheben ich in ein Sckwanken gerieth, dann abrutschte und in den Sumpf fiel, aus dem ich mittels einer zugeworfenen Leine herausgezogen wurde.

Die Horste der Steppenadler standen auf dem ebenen Boden resp. auf ganz kleinen Anhöhen und waren zumeist aus Knüppeln, Reisern, Gräsern und Wollenfetzen, anderseits aus reinem Steppen- gras erbaut. Sie enthielten 3 und 2 meist frische Eier in ganz un- glaublichen Veränderungen nach jeder Richtung hin.

1. Gel. BET EORT I b.27 78:59x589 c: :67,9X52;,6 mm.

a ist mit wenigen Flecken in violetter Färbung nur am spitzen Pole, b hat überall Pünktchen, die amspitzen Pole sich inFlecken verwandeln, c vollauf grosse und kleine rothbraune Flecken auf stark gelblichem

Untergrund.

22. Gel2245402.92528 b2.58,9% 51 mm:

a hat am spitzen Pole geringe, am stumpfen Pole grosse, kreisförmig zusammengezogene rothbraune Flecken auf gelblich violettem Unter- grund.

b hat denselben Untergrund; von der Mitte an bis zum stumpfen Pole vereinzelt stehende, grosse rothbraune Punkte.

Gel: II 2 71,8%x52,8 6:,709%55 e: 61,9%51:9 mm:

120 °—

Die Eier sind schmutzig gelb gefärbt, haben sehr grosse schön roth- braune Flecken; eins (a) hat oben noch viele kleine Pünktchen. 4. Gel. a2 05xX308 b: 66,9X54,6 mm.

a hat überall grosse violette Flecken und gelbliche Wolken, b am spitzen Pole sehr kleine Schnörkelchen, auch grosse hellgelbe Wolken auf ebensolchem Grunde.

5. Gel 1:177,328509 b: 74,5X52 mm.

a hat am spitzen Pole violette Fleckung, &

b ohne jegliche Fleckung; beide Eier sind in unreiner Färbung.

6. Gel. a: 70,5%58,9°% 52 73,1%59,1 Verloren

a hat am spitzen Pole grosse zusammenhängende, dunkelviolette Wolken auf ganz gelblichem Untergrunde, vollauf rothbraune Kritzelchen, die am stumpfen Pole mit sehr vielen Schnörkeln und violetten Punkten vermischt sind.

b hat am spitzen Ende zusammenhängende violette Flecken und über- all verbreitet dunkelbraune Fleckchen.

Gel: za: 107.9%532 b: 69,8X50 c: 74,56Xx 52,9 mm

a hat auf gelblichem Untergrunde nur am spitzen Pole 5 grosse roth- braune Flecken,

b auf gleichem Untergrunde nur am spitzen Pole violette, und roth- braune Flecken,

c auf ganz hellviolettgrauemUntergrunde mit einzelnen dunkelvioletten Wolken; am spitzen Ende befinden sich eine Menge Knötchen.

8. Gel. a” 64,9x53,7 bb: HK

a hat überall grosse rothbraune Flecken,

b nur am spitzen Pole kleine rothbraune Flecken.

9. Gel. a: 68,5X61,9 bB266,17891,9 c: 65,9X53,9 mm.

a hat nur am spitzen Pole kleine rothe Flecken,

b und c überall kleine rothe Flecken.

Das schwerste der gesammelten Eier wiegt 13,90 g, das leichteste 12,587: |

Abermals brachten wir eine Nacht unter freiem Himmel zu. (Ein- mal wurden wir durch ein zu nahes Entgegenkommen eines herren- losen Kirgisenpferdes unangenehm aus dem Schlafe geweckt.) Unser Nachtmahl bestand aus 2 gebratenen Märzenten.

Am 7. Mai gegen Abend traten wir unsren Rückweg an, mietheten 4 Pferde und erreichten nach vollen 10 Stunden das Ufer der Wolga, weitere 3 Stunden verbrauchten wir, um diesen Strom zu durchqueren. Am 8. Mai Nachmittag 3 Uhr erreichten wir Kalaschnikow wieder und von hier aus mit unserer Troika unser Haus.

Im nächsten Artikel werde ich Weiteres über Enten, Möven, Reiher u. s. w. berichten.

a : 2er

Die Brandente oder Brandgans auf Sylt.

Tadorna tadorna L. Anas tadorna Naum. Tadorna damiatica Rcehw.

Einer unserer schönsten Entenvögel ist die Brandente oder Höhlengans oder wie der Inselfriese sagt: Barrigenol (Bergente).

Naumann, welcher 1819 die Insel Sylt ornithologisch entdeckt hat, schildert uns den Anblick der Höhlengänse auf List wie folgt: „Höchst überraschend war der Anblick, als ich mit meinen Begleitern im Sande auf der Östseite der Dünen, zwar stellenweise immer von zahllosem Geflügel umgeben, langsam dahinfuhr (wir waren zu Wagen), als unser Weg plötzlich links abbog, sich in den Dünen ein anmuthiges Thal öffnete, zwar ohne Baum, aber lauter frische, mit Gräben durchschnittene Wiesen, deren grüner Teppich wie mit weissen, roth und schwarz gezeichneten Blumen gestickt war; diese Blumen aber, genauer gesehen, aus lauter Brandenten bestanden, die zu Tausenden paarweise auf der Fläche vertheilt waren. Ein köstlicherAnblick, diese herrlichen Geschöpfe!

Ihrer systematischen Stellung nach ist die Höhlengans ein Binde- glied zwischen Gänsen und Enten. Sie hat die reichliche Grösse einer Hausente. Ihr Gefieder ist grösstentheils weiss. Schnabel und Füsse sind hochroth gefärbt. Kopf und Schultern sind schwarz, metallisch grün schillernd. Am Unterhals und Brus: zieht sich ein breites braunes Band hin. Der grosse Spiegel ist stahlgrün, hinten rostroth. Der Schwanz ist weiss mit schwarzer Spitze. Männchen und Weibchen sind in der Färbung gleich, nur sind die Farben der letzteren nicht so lebhaft. In der Grösse bleibt das Weibchen hinter dem Männchen zurück. Jungen Weibchen fehlt auch der Schnabelhöcker. Das Dunenkleid ist hell- grau und schwarz gefleckt, unten ganz weiss.

Das Verbreitungsgebiet dieser Vögel erstreckt sich über die Küsten und Salzseen der gemässigten Zone. Sie brüten bis zum 70 Grad N. Im nördlichen Deutschland, an den Küsten der Nord- und Ostsee ist die Brandente ein häufiger Brutvogel.

Auf Sylt ist die Höhlenente halbes Hausthier geworden, indem die Insulaner ihnen künstliche Bruthöhlen anlegen, allerdings aus dem eigennützigen Grunde, die Eier der Ente zu erhalten. Diese Bruthöhlen sind auf Wiesen und Dünen in kleinen Erhöhungen angelegt; an ruhigen Plätzen auch wohl in den Hügeln der Hünengräber und in den Steinmullen, welche die Einzäunung der Höfe und Gärten bilden. Eine solche Bruthöhlenanlage ist wie folgt beschaffen: Es sind !/a m tiefe Löcher in die Erde gegraben, soweit, dass die Ente sich bequem darin drehen und wenden kann. Diese Löcher sind durch horizontale unterirdische !/g m lange Röhren verbunden und oben mit einem runden Stück Rasen zugedeckt mit der Grasseite nach unten. Mehrere mit einander verbundene Löcher haben einen gemeinschaft- lichen Eingang. Es giebt sehr komplizirte Anlagen bis zu 31 Löchern

in einem Bau. Die meisten Anlagen haben 4 bis 7 Löcher. Nur die in den Röhrenenden liegenden Löcher werden als Brutlöcher benutzt.

Nebenstehend 2 Zeichnungen von Anlagen auf List.

Grösserc Anlage

DEZE)

(Om Dar real Feen), (@ zer Ö) mare Be re ern) Ser (rm lee) em)

Eingang

Kleinere Anlage:

\®)

Ol —— | |

Eingang

Ende Februar oder Anfang März sieht man die ersten Brandenten im Wattenmeer. Anfang April erscheinen die Enten an ihren Brut- löchern. Mitte Mai werden die ersten Eier gelegt. Anfang Juni fängt das Brüten an und um den 20. Juni verlassen die Jungen, sowie sie trocken sind, das Nest. Je nach der Witterung fällt die Brutzeit der Enten oft recht verschieden. Es legen mehrere Weibchen in ein Nest, oft scheinen auch mehrere Weibchen zu einem Enterich zu halten.

Die Brandente legt glänzend weissaelbliche Eier. Sie sind hart- schalig und übertreffen gewöhnliche Enteneier an Grösse. Leverkühn giebt Maasse und Gewicht nach dem Durchschnitt von 11 Eiern wie folgt an:

Gewicht 81,24 mg, Länge 6,61 cg, Breite 4,71 cg, Maximum 87,80 " 7,00 4,90 Minimum 73,00 316,20 a 3 9)

Auf Sylt nimmt man während der Zeit des Legens dem Vogel täglich die Eier bis auf ein Nextei. Nachdem man an 20 Eier aus einem Nest genommen, überlässt man der Ente 4 bis 6 zum Ausbrüten. In reichlich 20 Tagen sind die Jungen da. Sie werden von den Alten aufs Wasser geführt, wo sie in einer geschützten Bucht des Haffs oder einer Wehla bis zur Flugzeit bleiben. Hier finden sich die Jungen zu 12 bis 20 Stück zusammen unter dem Schutz der Alten, welche vorsichtig jede Gefahr von den Kleinen abhalten.

Die Brandente ist sehr scheu und meidet die Nähe der Menschen. Nur zur Brutzeit legt sie auf kurze Zeit ihr furchtsames Wesen ab. Zur Zeit der L’ebe sieht man die Männchen an den Wassertümpeln allerlei Bücklinge und possirliche Bewegungen machen, man vernimmt sogar so etwas wie Balzgesang. Mit zäher Anhänglichkeit halten sie an ihren alten Brutstätten fest. Wir hatten am Elternhause, einen Bauernhof, vor ca. 20 Jahren oder länger, in einem Gartenwall einige brütende Paare. Durch Reparatur des Gartenwalls wurden die Nest- höhlen entfernt. Noch heute besuchen die Enten diesen Platz in der Morgenfrühe. Sind’s noch immer die Alten oder deren Nachkommen?

Dem Sylter ist dieser Vogel heilig. Wer eine Ente tödtet, hat sich in seinen Augen schwer vergangen. Auch den Egyptern war die Ente heilig, sie war ihnen das Bild der aufopfernden Mutterliebe und wirklich ist es grossartig, wie die Alten um die kleinen Küchlein besorgt sind, wie folgende Beobachtung beweist.

Ich ging an einem Julimorgen in den Wiesen einer Wehla entlang, als plötzlich mit einem fürchterlichen Gegacker 5 Brandenten an mir vorbeiflogen und sich wie flügellahm vor mich ins Gras warfen auf immer kürzere Entfernung, bisich zuletzteine Ent miteinemFlintenschuss hätte erlegen können. Die Enten bemühten sich, mir offenbar eine andere Richtung meines Spazierganges zu geben. Doch ich wusste Bescheid, ichdrehte michnach der Wehla zu undin einer kleinen, geschützten Bucht sah ich dort eine Brandente schwimmen mit 12 Jungen. Die kleinen Dinger sahen in ihrem weissgrauen Kleide, mit etwas schwarz gezeichnet, wunderhübsch aus. Plötzlich wird die Alte meiner an- sichtig, mit einem lauten Warnungsruf erhebt sie sich und die Jungen tauchen alle unter, nach allen Seiten auseinander stiebend, schwimmend und; laufend das nahe Schilf erreichend, sind sie bald verschwunden.

Ich gehe einen andern Weg und lege mich nach ein paar hundert Metern ins Gras. Die Alten fliegen wieder der Wehla zu, einige Lock- rufe und die ganze Gesellschaft ist wieder beisammen.

Wenn das Federkleid zu wachsen anfängt, gehen die Jungen ins Wattenmeer; man sicht sie erst zum Frühjahr wieder, wenn sie voll- wüchsig sind. Im Septemher ziehen die Enten ab. Einige halten in milden Wintern aus. Bei starkem Frostwetter ziehen sie südwärts nach Süddeutschland und an das Mittelmeer. In Egypten kann man sie in grossen Scharen in der Winterherberge beobachten.

Ihre schlimmsten Feinde sind die Menschen, welche ihnen Eier und Leben nehmen. An der Niedereider sollen diese Enten in Massen erlegt werden, trotzdem ‚das Wildpret sehr schlecht ist und unan- genehm thranig schmeckt.

Auf der Insel sind Eierräuber uud Igel die schlimmsten Feinde der Höhlengans. Der Igel kriecht mi: V'orliebe in die Bruthöhlen und richtet hier für seine Nachkommenschaft seine Häuslichkeit ein. Auch sind diese Plätze ihm lieb als Winteraufenthalt. Er verschläft hier die kalte Zeit .des Jahres. Die Brandente mag. :ber nicht den stachligen Gesellen und verlässt für immer den Bau. Durch diese Eigenschaft wird - der sonst so beliebte und nützliche Igel, oder wie die Insulaner ihn nennen: Stachelschwein, auf Sylt lästig und schädlich und mancher Igel hat schon für diesen Höhlenraub sein Leben lassen müssen. Trotzdem aber ist der Igel, welcher vor 20— 30 Jahren hier eingewandert ist, immer häufiger geworden.

Durch die Eierbeute wird die Ente nützlich. Ein. Schaden ist hier nicht bekannt.

Die Brandenten haben in den letzten Jahren sehr abgenommen. Dies veranlasste mich, letzten Sommer eine Rundfrage auf der Insel zu halten über den jährlichen Bestand der Brutvögel und Nestanlagen,

welche folgendes Ergebniss brachte:

Ort. sr Ab- oder Zunahme und Grund dafür.

Westerland 21. Löch: Abnahme stark durch zunehmenden Dans: | Verkehr, Eierraub und Igel. Keitum 90— 100 In diesem Jahre mehr Enten als IE Löcher |sonst. Die Besitzer der Anlagen lassen in mehr Eier zum Brüten liegen wie früher. 30Anlag |

Archsum 8 Nester Starke Abnahme. Früher gab es hier IA.5: besetzt. |Leute, welche bis 300 Eier ernteten. Die

Abnahme wird begründet durch: ı. Eierraub, 2. durch den Igel und 3. durch zu starke Ausbeutung der Brutanlagen.

loan

Ort. be Ab- oder Zunahme u. Grund dafür. Löcher. Morsum 60-80 In den letzten Jahren nimmt die 19.0. Nester |Brandente nicht mehr ab. besetzt. Norddörfer 7 Die Nester werden bestohlen, daher DAR IB: Nester | werden weniger Brutanlagen gemacht und die (Braderup ı2, | besetzt, |Enten nehmen infolgedessen ab, auch trägt Wenningstedt der Igel hierzu bei. 3% Kampen 35.) Rantum zı. 6. |g Nester Die Enten sind bedeutend verringert

besetzt. worden durch häufige Plünderung und Zerstörung der Nester. Diese Angabe ist nur für einen Besitzer geltend. Es mögen in Rantum z. Z. 40 Nester vorhanden sein. Tinnum 13. 5. ‚6 Nester |In Tinnum waren vor 4Jahren noch 50 Nester besetzt. | besetzt. Starke Abnahme durch zunehmenden Verkehr, Störung beim Brüten durch Igel und Eierraub. Es werden nur noch wenige Nester gemacht, es fehlt daher dem Vogel an Nistgelegenheit.

Starke Abnahme durch Eierraub und

List 1. 6. 57 Nist- |Igel. Es werden zur Zeit ca. 500 Eier im anlagen Jahre geerntet, früher mehrere Tausend.

mit

280

Löch.

Aus der obigen Zusammenstellung ergiebt sich, dass die Brand- ente auf Sylt im Allgemeinen in der Abnahme begriffen ist. Nur an 2 Stellen (in Morsum und Reitum) ist ein Stillstand in der Abnahme eingetreten.

Litteratur.

Die Vogelfauna des Kirchspiels Enare, des nördlichsten in Finn- land, hat Elis Nordling (Acta Societatis pro fauna et flora Fennica I. XV.) untersucht. Für Oologen haben die ausführlichen Angaben über die aufgefundenen Gelege, in denen auch die Maasse der ein- zelnen Eier stets enthalten sind, besonderes Interesse. Infolge der nördlichen Lage ist die Vogelwelt Enares zwar dürftig: sie umfasst

nur ıı2 Arten, von denen nur 89 als nistend beobachtet sind; aber die nördliche Lage und die Beschaffenheit der Standorte bewirken, dass mehrere Vogelarten unter ganz anderen Bedingungen Aufent- halt nehmen, als an anderen Stellen. So gedeihen der Regen-Brach. pfeifer |Numenius phaeopus) und der grünfüssige Wasserläufer (Totanus glottis), welche anderwärts sumpfge Gebiete bevorzugen, auf der trockenen, heideähnlichen Tundra. Der Tannenhäher Nucifraga caryocatactes) Ist nur im August 1893 einmal beobachtet. Er kommt sonst nur im südlichen Finnland vor. Mit einem Tannenhäherjahre scheint der Fund nicht in Beziehung gesetzt werden zu können. Interessant ist, dass der ausgeprägte Samenfresser sich hier an Lemmingen (1893 war ein Lemmingjahr) gütlich that, infolge seiner Gefrässigkeit aber nicht mehr zu fangen im stande war. Auch der nordische Laub- sänger (Phyllopseustes borealis), der nur einmal beobachtet wurde, fand sich nicht im Birkenwalde, sondern im Weidenbusche in der Nähe eines Moores. Das Gebiet des kleinen Sängers erstreckt sich von Firnmarken bis Alaschka, während er den Winter auf den Inseln im Süden von Asien verbringt. Die Wein- oder Rothdrossel Turdus iliacus Ist allgemein im ganzen Gebiete, nur auf den höheren Gebirgen sieht man sie selten. Zwischen den niedrigen Weiden und in dem niecrigen struppigen Birkenwalde, auf Brüchen und Mooren, an den Ufern von Sümpfen und Elfen wohnt sie am besten; jedoch meidet sie auch wohl die feuchten kleinen Laubwälder. Nur zweimal ist sie im Hochgebirge nistend gefunden. Die Nistzeit ist für die einzelnen Arten sehr unregelmässig, so dass Nordling sich zu der Annahme bewogen fühlt, die Arten brütenzweimaljährlich. Allgemein bekanntist der Kolkrabe. Er gedeiht am besten in den grossen Kiefernwaldungen, kommt aber näch den Aussagen der Jäger auch auf den Gipfeln der höheren Gebirge vor. Er tolgt den Wolfsrudeln, um an ihrer Beute theilzunehmen, wenn es ihnen gelingt, ein Rennthier zu erlegen. Nordland hatte oft Gelegenheit, sich von der Richtigkeit dieser Angaben zu überzeugen. Als er z. B. eines Wintermorgens in Begleitung des Besitzers in die Nähe einer Renthierherde kam, wurden sie schon aus einiger Entfernung vom Gekrächze derKolkraben begrüsst. Sein Begleiter behauptete schon, dass die Wölfe dagewesen seien, und thatsächlich lagen zwei der besten Kühe leblos und zerrissen im Schnee, und die Kolkraben waren nicht harmlose Zuschauer, denn jeder Kuh war das nach oben gerichtete Auge zerhackt. Zur allerkältesten Winter- zeit zieht der Kolkrabe, sodass er diesem Gebiete als Strichvogel anzusehen ist. Während des Frühjahrzuges ist die Sammetente (Oedemia fusca) gemein an den Gewässern des Flachlandes bis in die Mitte des Juni, verschwindet dann aber, um später an den Seen der Birken- und Weiden- region aufzutreten, wo sie zu nisten scheint. Obwohl die Trauerenten in Scharen zu 10—12 Stück bleiben, treten sie doch paarweise auf.

Wird eine Ente erschossen, so fliegen zunächst alle Vögel fort; bald aber kehrt der Enterich zurück und lässt sich dicht neben dem todten Weibchen nieder, schwimmt um dasselbe herum, um es später mit dem Schnabel zu betasten. Wenn nachher der Jäger ganz offen auf geringe Entfernung herankommt, um den tödlichen Schuss abzufeuern, fliegt er nicht auf, sondern bleibt ruhig wartend an der Seite des Weibchens. Wird dagegen der Enterich erlegt, so kehrt keine Ente zurück, um zu sehen, was aus dem Männchen geworden ist. Das

gleiche Verhältniss waltet auch bei der ITrauerente ob. A. Lorenzen. Ürster Bericht des Ornithologischen Vereins in Hamburg. 1897 1901. Mit einer Karte. Der Verein bezweckt die Ornithologie in ihrem

ganzen Umfange (ausgeschlossen Kanarien und Geflügel) zu kultiviren und zwar in monatlichen Zusammenkünften hiesigen Vogelkennern, Züchtern, Sammlern und Liebhabern, sowie Eiersammlern durch zwanglose Vorträge und Besprechungen, wie auch später durch Ex- kursionen und Ausstellungen eingehende Belehrung über Bau, Leben, Pflege, Verbreitung, Eier, Nester, Schaden, Nutzen, Jagd etc. des Vogels zu bieten. Den Vorsitz des Vereins führtH.Krohn inHamburg, Graf Brockdorff-Ahlefeldt in Ascheberg ist Ehrenmitglied. Der Bericht enthält eine Reihe Mittheilungen zumeist oologischen Inhalts, die sehr interessiren, sowie zwei grössere Arbeiten: „Das Eggendorfer Moor“ von H. Krohn, „Die Ornis des Hamburger Stadtgebiets“ von Dr. Fr. Dietrich. Die beigegebene Karte stellt das Eggendorfer Moor vor nebst Angaben über dessen Brutvögel, von welchen 49 Arten an- gegeben sind. HH. EL Ornithologisches Jahrbuch, Organ für das paiaearktische Faunengebiet. Llerausgeber: Victor. Ritter ‘von TIschusi zu Schmidhoffen, Hallein. Heft 5, 6 (247 Seiten stark) enthält „Ornithologische Beobachtungen im Gouvernement Tomsk während des Jahres 1899“ (mit einer Tafel) von Herm. Johannsen, ‚Ergebnisse einer ornitholo- gischen Sammelreise nach Zentral-Asien (1901',* Fortsetzung, von Harald Baron Loudon, ‚Ueber palaearktische Formen“ und „Weitere Bereicherung der Madeira-Ornis“ von Victor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen, „Zwei Seltenheiten der Schweizer Ornis‘“ von H. Fischer-Sigwart. Ferner eine Besprechung literarischer Berichte und Anzeigen, einen Briet Otto Hermanns an den Heraus- geber des Jahrbuchs, sowie Inhalt und Index des XII. Jahrganges. St. Hubertus, ı902, Heft 45, Seite 570. Beiträge zum Nutzen und Schaden der Saatkrähen. Nach dem Königlichen Landrathsamt zu Hanau wurden in den Jahren 1868 bis incl. 1902 ıgıı alte und 30960 junge Saatkrähen erbeutet, 73819 Eier ausgenommen und 13593 Nester zerstört. Als Prämien wurden für je eine erlegte alte Saatkrähe ı5 bis 30 Pfg., für eine junge Saatkrähe 5 bis ı0 Pfg., für ein Ei 4 bis ı0 Pfg., für ein zerstörtes Nest 2 Pfg. bezahlt. Die Kosten des Kampfes gegen die Saatkrähen betrugen in 5 Jahren 6830 Mark.

Ill

01002 942

wi

de)

Meine neue Preisliste über palaearktische

Vogeleier

mit äusserst ermässigten Preisen

ist soeben erschienen. und frei.

Versandt gratis

Rabkztt

nach Höhe der Bestellung.

Ad. Kricheldorfi,

Naturalien- u. Lehrmittelhandlung, Berlin S., Oranienstr. 135.

Die Deutsche botanische Monatsschrift

beginnt demnächst ihren XX. Jahr- gang. Sie kostet jährlich 6 Mk. und sei allen Botanikern und Freunden der heimischen Flora bestens empfohlen. Arnstadt, Thüringen. Prof. Dr. Lambach.

Für Lehrer, Schulfreunde und Samm- ler aller Art empf." sich die Abonnirung auf die Zeitschrift

„Leurmittei-Sammler“

Peterstorf b. Trauienau i. Böhmen. Bezugspreis nur 2 Krouen 50 Heller =

3 Mark 50 Pfennig pro Jahrgang.

Insekten-Börse.

Internationale Wochenschrift für Entomologie.

geiiten Börse. Ent BR yes Uraen

7 tur Ängebat "Nachfrage || nd Tausch R

= REN - =

Die, we een, Ba ist das älteste, billigste und einzige wöchentlich K erscheine:ıde FachblattfürInsekten- A Sammler und Entomologen und durch L;; seine thatsächlich weite Verbreitung ein wirklich nutzbringendes Insertions-Organ. Zu Ö beziehen durch die Post vierteljährlich für 1,50 M.; direct per Kreuzband von ® Frankenstein & Wagner, Leipzig, für W £ Inland 1,90 M., Ausland 2,20 M. Inserate |}

Zeile 10 Pf, Probenummern gratis. EB

Vogeleiersammlung!

Verkaufe meine tadelioes Frische Sammlung einseitig gebohrter Eier, aus 90 Ge- legen bestehend. Die Sammlung ist in Holzkästen mit Fächereinrichtung untergebracht und in jedem Fach ein Gelege mit Namen und Fundort richtig bestimmt. Preis 55 Mark, reellerW erth über 200 Mk. Bitte um Retourmarke. Sende auch, wenn Betrag bei Herrn H. Hocke, Berlin C., hinterlegt wird, sehr gern zur Ansicht.

Otto Heidelmann, Wirkermeister, Apolda.

Ferner eine $ingvoaelnestersammimng (30 verschiedene Nester) mit vollständigen Gelegen. Preis 20 Mk. Beide Samm- lungen sind 1991-1992-Funde. Tedes Nest ist richtig bestimmt.

Naturwissenschaftliches Institut

Wilhelm Schlüter, Halte a.S.

Gearündet 1853. Gegründet 1853. Daturalien: I. > » » * . Behrmittelhandlung.

Ständiges Lager von ca. 60 000 Vogel- eiern, europäische u. exotische. Ermässigte Preise! Rabatt nach Höhe .des Auftrages!

Für richtige Determinirung bürgt der Ruf des Instituts.

Sammler in allen Welttheilen. Preislisten kostenlos u. franko!

ich suche zu kaufen evtl. gegen exotische zu tauschen folgende Eier:

Acrocephalus bistrigiceps, Otis tetrax, Phalaropus fulicarius, Sterna dougalli, Pelecanus onocrotalus, Ciconia nigra.

Amtsrath Nehrkorn, Braunschweig.

Redaktion und Verlag von H. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36. Druck von Arthur Donat, Berlin N., Bernauer Strasse 48.