a Divis!on of Birds ITSCHRIFT für € O0OLOGIE - Organ für Wissenschaft und Liebhaberei. Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36. Be Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der. Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei direkter Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk. 3,—, nach den andern Ländern des Weltpostvereins Fres. 4,25 pränumerando. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März. Bestellungen und Zahlungen sind an H. Hocke, „Zeitschrift für Oologie‘, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36, zu richten. Preis der zweigespaltenen Zeile oder deren Raum 20 Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen. Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht überschritten wird, betragen3 Mk. No. 6. Berlin, den 15. September 1903. XII. Jahrg. Inhalt: Ueber die Erlegung eines Lämmergeiers und das Besteigen eines Steinadlerhorstes. — Allerlei aus Sachsen. — Ein Trick des Seeregenpfeifers. — Die Möven Norwegens. — Briefkasten. — Inserate. Über die Erlegung eines Lämmergeiers und das Besteigen eines Steinadlerhorstes. Von Otto Bamberg. Wie und aus welchem Grunde ich nach dem Kaukasus kam, habe ich bereits in dieser Zeitschrift unter dem 15. November 1902, Heft 8, berichtet. Ich wollte soeben von Baku nach Tiflis reisen, als ich durch Herren der Pensionsanstalt Sorbeny ermutigt wurde, mit ihnen einen Ausflug nach dem Kaukasus zu unternehmen. Mir kam das Angebot wie gerufen, ist es doch nicht leicht, als Fremder allein und ohne Er- laubnis im Kaukasus umherzuwandern. So fuhren wir denn — Iwan Iwanowitsch Iwanoff, Dr. med. Petroff, Wasilii Wasilowitsch von Astroschnokoff, Mangan Charlowitsch Eden und ich — an einem Dienstage, nach dem mit der Personenpostabteilung verhandelt worden war, uns 'einen Beiwagen zur Personenpostverbindung Tiflis- Wladikawkas zu-stellen, der am Abend nach der Ortszeit 7 Uhr ab- fahren sollte. Wir bekamen eine Troika aus geflochtenem Korbe mit; 2 berittene Tataren, welche die rechte und linke Seite des Gespannes zu decken hatten, waren unsere Schutzwache. Ein Postkutscher führte das Gespann, ein Mietskutscher war diesem als Beihilfe zugetäilt, "Die Kutscher waren dem Ersatzwagen beigegeben, da der Beiwagen durch einen reitenden Tataren auf dem rechten (dem dritten) vorgespannten Pferde geführt wurde. Im Ersatzwagen waren untergebracht Wolfs- wind- und 3 vorzügliche Vorstehhunde, Gewehre, Seile Sowie Instrumente, Lebens- und Gebrauchsmittel verschiedenster Art. Dann»ging' es weiter a BE durch Nacht und Nebei von der Kura nach Mzchet an der Mündung der Aragwa und von dort aus am rechten Ufer der Bielaja-Aragwa nach Gudaar. Wir befanden uns hier in nächster Nähe des Hauptrückens vom Kaukasus; vom Kasbekberge, der eine Höhe von 5044 m hat, nur noch durch den Sikari (2788 m hoch) und den Gora-Krestowaja-Pass und Tebulos (4505 m hoch), getrennt. Zwischen den beiden letzt- genannten Plätzen suchten wir in südöstlicher Richtung hin zu kommen, um nach Papareidi, welches sich südwestlich von Nikosziche (3125 m hoch), einem Berge am Knotenpunkt der Vereinigung der Bogos-Kette mit dem Kamme des Kaukasus befindet, zu gelangen. Diese Gegend war Dr. Petroff bekannt als ein steter Aufenthalt für Lämmergeier und Steinadler. Nördlich von Gawasy und südlich in grosser Nähe von Nikosziche, als wir nach Strapazen aller Art regelrecht Rast machten, bemerkte von Astroschnokoff hoch am Horizont einen schwarzen Punkt, den Petroff als einen Lämmergeier ansprach; keineswegs, wie wir annahmen, für einen Steinadler, der selten so hoch käme, auch nicht so lange Zeit in gleicher Stellung verharre, wie Petroff versicherte. Wie lange der soeben beobachtete Vogel an einem Punkte bisher verblieben war, entzieht sich unseres Wissens, nur das konnten wir feststellen, dass er während 38 Minuten auf einem und demselben Platze verblieb, dann seine Stellung veränderte, und nun in etwas mässigerer Höhe über uns schwebte. Eine gute halbe Stunde war wieder vergangen, als der Vogel abermals seinen Platz wechselte und noch weiter nach unten kam, dann wiederholt einen Kreis umflog, der höchstens einen Flächen- raum von 100 Quadratmetern einnahm. Vor und neben uns, in der Nähe wie in weiter Entfernung, befinden sich Schluchten und Felswände, darunter die meisten von unersteigbarer Steilheit. Hier konnte sich der Horst des Lämmergeiers befinden. Noch mehrere Stunden schauten wir nach dem grossen Vogel aus, als derselbe plötzlich abstrich und in nördlicher Richtung des Nikosziche hinter steilen Felswänden verschwand. Nach vierstündigem Klettern brachte uns unser Führer in eine Rast- hütte, etwa 35 Werst südlich vom letzten Beobachtungspunkte entfernt, wo wir den Verwalter eines Gutes antrafen, der für seinen Herrn Waldesteile besichtigen wollte. Unsere Erlebnisse wurden ausgetauscht, wobei wir vom Verwalter erfuhren, dass er von seinem jetzigen Rastorte aus in der von uns gekommenen Richtung ab und zu 2 Adler kreisend gesehen hätte, auch sollten bei Nikosziche schon seit Jahren mehrere Adler- paare horsten; ferner, so hätten ihm die Hirten von Gawasy und Sakataly erzählt, dass ihnen oft durch grosse Vögel Lämmer geraubt würden. Bei Sonnenaufgang ging es in nördlicher Richtung weiter; Halt wurde gemacht, als uns rechts und links steile Felsen umschlossen. SE Wiederholt lenkte sich unsere Aufmerksamkeit auf kreisende Adler, abermals auf einen Lämmergeier; doch der sehnlichste Wunsch aller Begleiter, einmal zum Schusse zu kommen, gelang nicht. Am Abend wollten wir wieder in südlicher Richtung absteigen, als Iwanoff den Vorschlag machte, am Orte zu verbleiben, unter Benutzung unserer Decken und Pelze auszuharren und dann am anderen Tage über Gawasy und Telaw nach Tiflis zurückzukehren, einem Vorschlage, dem wir zu- stimmten. Die Nacht verstrich. Die Sonne sandte soeben die ersten Strahlen auf die Felsen herab, als wir die Reise antraten, diesmal in nordwestlicher Richtung. Die erste Rast machten wir, als uns 3 weit auslaufende, steile Felsen umgaben, wo wir auf dem am weitesten nach rechts befindlichen unseren Beobachtungspcsten aufschlugen. Kaum zur Ruhe gekommen, machte uns Petroff darauf aufmerksam, dass er eine wichtige Beobachtung gemacht hätte; Astroschnokoff möchte ihn auf kurze Zeit hinaus begleiten. Die anderen Gefährten blieben zurück, harrend der Dinge, die da kommen sollten. Bald hatten wir die Freude, erst in der Nähe, dann in der Ferne den Ruf eines Steinadlers zu ver- nehmen, als Petroff und Astroschnokoff zurückkehrten. Sie er- zählten uns freudestrahlend, dass sie auf einem Felsen einen Lämmer- geier belauscht hätten, der anscheinend ein Waldhuhn zerfleische. Es wurde beschlossen, um in Schussweite dieses Vogels zu gelangen, in 3 Abteilungen und unter möglichster Sicherung vorzugehen. Die äusserste Spitze eines bestimmt bezeichneten Felsens als unser Ziel betrachtend, mussten wir dasselbe oftmals kriechend zu erreichen suchen. So gelangten wir schliesslich zu dem Teile einer Felswand, auf derem einen Vorsprung in Kirchturmhöhe über uns der Lämmergeier sitzen sollte. Da fielen von westlicher Seite her, wo Petroffs Kolonne verweilte, 2 Schüsse schnell hintereinander; kurz darauf, doch aus entgegengesetzter Richtung nochmals zweimal 2 Schüsse, Schaurig schallte von allen Seiten der Wiederhall, einem Gewitter im Hochgebirge anzuhören, welches sich in den hohen Bergen entladet. Der Lämmergeier war mit dem ersten Doppelschusse Petroffs flügellahm geschossen worden, sprang wütend umher am Felsvorsprung, den Nahenden sich zur Gegenwehr stellend. Da, uns allen zur Überraschung, stürzt er vom Vorsprung hinunter in die Tiefe der Schlucht; dabei ein scharfes Zischen hören lassend. 2 Doppler, die ich ihm nachsandte — wir schossen mit Kartätschen, in der Patrone 7 bis 10 Rehposten, von denen jede die Grösse einer mittleren Schusskugel hatte und mit doppelter Pulverladung — mussten ihn noch erreicht haben. Petroff gab Notsignale zum all- gemeinen Angriff und zum Sammeln, dann ging es hinunter, bis wir nach fast einer Stunde Weges den Lämmergeier erreichten. Er sass EM kauernd auf seinen Klauen, laut und durchdringend zischend, seine linke Schwinge nach aussen haltend. Mir wurde die Ehre zuteil, dem wütenden Vogel mit einer einzigen Kugel, welche einer mittleren Schusskugel gleichkommt, den Todesschuss zu geben. Weidgerecht streckte ich ihn. Die Länge des erlegten Vogels, eines alten Männchens mit vollem Borstenbüschel am Unterschnabel, ist 1,37 m, seine Flugweite rund 3 m. Kopf gelblichweiss, Augen rot; das Gefieder kastanienbraun mit weiss- lichen Schaftstrichen, unten rostgelb; Kopf und Hals waren befiedert. Tags darauf fanden wir auf dem östlichen Abhange der Bogos- kette und in südlicher Richtung von Nikosziche den Lämmergeierhorst zwischen zerklüfteten Felsenkuppen; trotz aller Versuche nicht zu er- reichen. Wohl sahen wir den Horst, konnten durch Schreckschüsse das Weibchen herausjagen, aber es nicht erlegen. Sicher war das Tags zuvor erlegte Männchen diesem Weibchen angehörend. Der Lämmergeier wurde mir als Eigentum überwiesen. Leider ist es mir nicht gelungen, denselben präparieren lassen zu können, denn meine Versuche wurden durch die ausserordentlich hohe Glut der Sonnenstrahlen vereitelt. Von dem Platze aus, wo der Lämmergeier von uns erlegt worden war, gingen wir zurück, bis wir die 3 weit auslaufenden steilen Fels- wände wieder erreicht hatten, um nochmals nach dem Horst des Stein- adlerss zu suchen. Der Abstieg war mit grossen Mühen verknüpft, doch je schwieriger er sich gestaltete, desto interessanter erschien es uns. Aufeinem steilen Vorsprung, etwas gedeckt, liessen wir uns nieder, um zum letzten Male unter freiem Himmel zu nächtigen. Noch im Tagesgrauen befindlich, vernahmen wir die Rufe eines Steinadlers, deren Echos an den steilen Felsen verdoppelt wieder- klangen. Die Rufe kamen aus dem Innern einer tiefen Schlucht. Die erreichbaren Vorsprünge wurden erklommen und nach allen Richtungen hin ausgeschaut. Nachdem Stunden vergangen waren, ohne sichere Spuren gefunden zu haben, gelangte ich mit Eden auf einen Fels- vorsprung, wo wir des Adlers Stimme ganz deutlich in der Nähe ver- nahmen. Glück auf, sagte ich zu Eden, als sich die Rufe wiederholten. Über unseren Vorsprung konnten wir nicht in die Tiefe sehen, denn der Felsen ging nach innen anscheinend weit zurück, doch unter uns, in einer Nische, musste sich der Horst befinden. Eden gab Notsignale und den Sammelruf, der auch in die Tiefe drang. Da erschien von unten her ein Steinadler, flog höher und höher, bis er weit über uns schwebend im Kreise verblieb, während von unten aus die Stimme eines anderen Adlers wiederholt sich hören liess. Wir beschlossen, den Felsen, der den Horst bergen musste, abwärts zu besteigen. Ein kleiner Vorsprung neben einem grösseren bot die Möglichkeit zur Abfahrt weg mittels eines Seiles, eines Vorlege- und eines Abzugsröllchens. Ich erbat, mich am Seile zu schwingen. Es wurde eine Sitzschleife gemacht, mein Jagdrock zusammengefaltet, untergelegt, dann bekam ich eine dreifache Umschlingung direkt unter den Armen und dem Oberleib, so dass ich in sitzender Lage über den Abgrund schweben konnte. So befestigt, kroch ich auf Händen und Füssen bis an den Rand des Felsens, wo die Abzugsrolle angelegt war, von wo aus ich nach unten befördert werden sollte. Petroff kauerte am Abgrunde, Befehle er- teilend. Während die oben Stehenden das Seil festhielten, je nach dem Befehle nachliessen oder anzogen, das Beste machten, was sie konnten, da bemächtigte sich doch meiner vorerst eine Angst, die dann merklich nachliess. Mit einigen Rissen am Gesicht und an den Händen kam ich über den ersten Vorsprung hinweg, dann hing ich frei über einen Abgrund. Ich konnte weit hinausschauen, doch nichts in meiner Nähe erblicken, nur das laute Trillern eines jungen Adlers hören. Dann gelangte ich zu einem zweiten Vorsprung, nachdem ich etwa 5 m weiter heruntergelassen wurde, wo ich den Adlerhorst vor mir sah. Er war auf einem hervorragenden Felsstück errichtet, hatte einen kolossalen Umfang und barg in seinem Innern einen jungen Adler, den frischen Kopf eines Ziegenlämmchens, an seinem Rande nach dem Abgrunde zu ein Ei. Aber in den Horst zu gelangen, ist beschwerlich, gut 2 m müsste ich erst den Vorsprung und dann den Horst erklettern. Durch ein Horn gab ich das Signal zum Halt, dann zum Hin- und Herschwingen des Seiles, um den Felsen erreichen zu können. Dieser wurde erreicht, bis ich schliesslich halb liegend, halb schwebend, auch am Horste mich befand; doch weder hinauf noch hinein konnte ich. Nochmals musste ich in die Höhe gezogen werden, bis ich mich auf den Vorsprung, dann endlich auch auf den Horst schwingen konnte. Wie ein Zwerg kam ich mir vor, als ich denselben näher betrachtete. Er war aus armdicken Ästen und Reisern verschiedener Arten, aus Heidekraut, Stroh, Gräsern und Moos zusammengetragen; Schafwolle und Haare lagen zur Auspolsterung in seinem Innern. Überall ragten aus dem Horste Knüppel hervor, die ihm eine Ausdehnung von mindestens °/, m Höhe, eine Länge und Breite von 2!/, m gaben. Der ganze Vorsprung, welcher etwa 4 m im Umfange mass, war vom Horste bedeckt. Er musste schon Jahre lang bewohnt worden sein. Es ist nicht aus- geschlossen, dass einst, wird seine Auspolsterung betrachtet, der Lämmergeier ihn bezogen hatte. Auf dem Vorsprunge lagerte ein entsetzlicher Geruch, verursacht durch die verwesten Überreste von Ziegen, Lämmern, Hasen und Waldhühnern. Der Lärm, den während meiner Betrachtung des Horstes und seines Inhalts der junge Adler erhob, war ohrenzerreissend. Ich ergriff BB 1. ihn trotz aller Gegenwehr, band und befestigte ihn unter meinen Sitz, nahm das Ei, barg es in ein Tuch und legte dasselbe geschnürt um meinen Hals. Ich hatte soeben das Signal gegeben, mich nach oben zu führen, als sich mir schreiend ein Adler näherte. Doch ehe ich in der Lage war, mich gegen meinen Angreifer zu wehren, hatte man oben denselben gehört. Wohl benutzte ich meinen Sechsläuferrevolver, gab hinter- einander 6 Schüsse ab; doch war meine linke Hand — die rechte war nicht frei — nicht treffsicher genug. Von oben schien keine Hilfe zu kommen. Sie hatten mich ja zu halten, nur Petroff konnte mich retten! Schon wollte ich den jungen Adler wieder in den Horst werfen, als der alte Adler bis an den Horst erschien, wo ich ihn mit einem Knüppel zurücktrieb; doch kam er wieder zurück, um sich wieder ver- treiben zu lassen. 2 volle Stunden hatte meine Fahrt und mein Kampf mit dem Adler bereits gewährt, als derselbe durch eine Kugel Petroffs erlegt wurde. Um beim Hinaufziehen nicht wieder an den Felsvorsprüngen ge- schleift zu werden, nahm ich einen Knüppel vom Horst mit. Oben angelangt, bis zum Tode ermattet, wurde ich von meinen Reisebegleitern mit vor Freude tränenden Augen geküsst. Meine Fahrt zu dem Adler- horst hatte 4!/g Stunde gedauert. Ruhe fanden wir in einer Schutzhütte. Am frühen Morgen des nächsten Tages stiegen wir abwärts, um den von uns erlegten Adler zu holen, den wir auch fanden. Sein Gefieder ist dunkelbraun, sein Nacken fahl, der Schnabel bläulich; Länge 99 cm. Wir kehrten nach Gawasy zurück, mieteten zwei Troiken und erreichten, das Gefährt in Telaw wechselnd, Tiflis. Am Schlusse meiner Erlebnisse möchte ich noch einige Betrachtungen über Stein- und Goldadler und deren Eier, auch etwas über die des Lämmergeiers mitteilen. Das von mir erbeutete Adlerei hat grosse Ähnlichkeit mit dem, was Rey in seinem Eierwerk, Tafel 6, Figur 3, abbilden liess. Die Schale ist rauh, am stumpfen Ende als roh zu bezeichnen, mit mattem Glanze und körnigen Erhebungen. Der stumpfe Pol ist ganz kurz, der spitze Pol weniger abgerundet. Die Grundfarbe ist rein weiss, grünlich durchscheinend. Die Zeichnung ist in 4 Lagen: l. Zu unterst befindet sich eine fast gleichmässig verteilte Fleckung in ganz heller graugelblicher Färbung, die in der Mitte am stärksten sich zeigt. 2. In derselben Anordnung, doch mit dunklerer grauer Färbung ist die obere Fleckung, die einzeln und zusammenhängend klein und gross auftritt. Be EN 3. Hierauf kleine Wische in erst- und zweitgenannter Färbung. 4. Zu oberst grosse Flecken in den vorgenannten Farben doch mehr in rehbraun und mit braunem Überzuge. Am stumpfen Pole sind die Flecken mit Nadelstichen zu vergleichen, die sich nach der Mitte zu in Längsrichtung vergrössern, am spitzen Pole an Grösse merklich wieder abnehmen. Grösse 80X 59,5 mm, Gewicht 17,88 g. Unausgeblasen wog das Ei 154,80 g. Die beiden anderen Eier meiner Sammlung, mit Aguila chrysaetus bezeichnet, habe ich von Komar, einem mir befreundeten Grossrussen, erhalten. Das Gelege stammt aus dem Kaukasus; das Weibchen wurde am Horste erlegt und befindet sich in Komars Sammlung. Nr. 1. Schale ist sehr grobkörnig, glanzlos. Grundfärbung ist weisslichgelb.e Am stumpfen Pole sind braunviolette Wolken, nach der Mitte zu leichte Wische. Über den Wolken befinden sich 3 fast durch- weg 1!/g cm grosse, rotbraune, scharfkantige Flecken. Der spitze Pol zeigt nur die eigentliche Grundfärbung auf. Grösse 73,7X56,5 mm; Gewicht 16,25 g. Nr. 2. Die Schale ist sehr rauh, wie besät mit kleinen Körnern, mit nur geringem Glanze. Nur sehr wenige braunviolette Wolken, desto mehr viele kleine bis erbsengrosse Flecken, die überall verteilt sind. Grösse 75,4X57,5 mm; Gewicht 15,90 g. Thienemann bildet auf Tafel II, Fig. 1, a—b, A. chrysaetus- Eier, und 2, a—e, A. fulva-Eier ab. Ob der angegebene Unterschied der beiden viel umstrittenen Adlerarten sich auf die Eier auch kenntlich macht, darüber fehlen mir die Erfahrungen. Beobachtungen, die zum Resultat führen würden, könnte man noch heute in den russischen Steppen und Urwäldern genug machen. Hier sah ich gelegentlich meiner Streifereien, was ich verbürgen kann, 10 Fisch- oder eben so viel Steppenadler mit einem Male. Das von Komar erhaltene Lämmergeierei, aus dem Kaukasus stammend, ist 86,5x 69,8 mm gross, 24,85 g schwer und in sehr rund- licher Form. Die Grundfarbe ist schmutzigweiss und wird am eigentlichen spitzen Pole mit nur wenigen matten, violettgrauen Flecken bedeckt; am stumpfen Pole befinden sich grosse mattbraune, oft recht scharf abgegrenzte, rostrote Flecken. In Komars Sammlung habe ich 4 Lämmergeiereier gesehen, die auf fast gleichem rostrosa Grunde mit Flecken in steigernder Färbung versehen, durchweg an einem Pole stark zugespitzt sind. In Barnaul am oberen Ob und in Astrachan sah ich Eier mit rauher Oberfläche, sehr schwachem Glanze und an einem Pole mit starker Zuspitzung, — u wie sie bei anderen Raubvögeleiern nur höchst selten zu finden sind. Es scheint, dass eben so oft gleichhälftige und rundliche als stark zu- gespitzte Eier des Lämmergeiers vorkommen. Allerlei aus Sachsen. Von ©. Salzmann. Das Brutgeschäft der Frühbrüter verlief in diesem Jahre unregel- mässig. Auf eine milde Witterungsperiode stellte sich Frost und Un- wetter ein, so dass die Brutvögel genötigt waren, auf den ersten Eiern fest sitzen zu bleiben. Hierdurch wurde die Nahrungsaufnahme be- einträchtigt und es war dieselbe wohl nicht geeignet, eine regelrechte Eierablage zu begünstigen. Kurzum, es ergaben sich auffallende Grössen- schwankungen innerhalb der Gehecke. Die hier als Brutvogel selten vorkommende Sumpfohreule brütete im Oschatzer Stadtwalde und verriet am 21. Mai ihr Geheck, bestehend aus 8 Jungen von beträchtlichen Grössenverschiedenheiten. Der Brutplatz bildete eine flache, von einem Fichtenbäumchen geschützte, nackte Stelle im Heidekraut, welche von dem Geschmeiss der Jungen kranzförmig umschlossen und so einen 1/), m grossen Umfang erreichte. Bei der Annäherung und während meines Verweilens an der Stelle schwebten die beiden Alten mit ihrem eigenartigen Gebahren in aller Nähe hin und her, um schliesslich auf den Spitzen der jungen Kiefern aufzuhaken. Nach 8 Tagen führte mich der Zufall abermals zu diesem Idyll und siehe da, es hatten sich 4 von den Jungen bis auf 40 Schritte entfernt, die übrigen 4, von denen das Jüngste noch zum grössten Teil mit Flaum bedeckt war, hockten am Brutorte beieinander. Ein merkwürdiges Entwickelungsverhältnis fand ich ferner in diesem Jahre und zwar am 10. Mai bei einem Geheck der Waldohreule. Von den 3 Jungen war das eine reichlich so gross wie ein Steinkauz, das letzte dagegen wie ein Hühnerei; Nr. 2 hielt die Mitte. Auffallend war mir hierbei auch die geringe Anzahl, da man doch gewohnt ist, das Gelege dieser Eule in einer höheren, ja in mäusereichen Jahren in einer doppelten Stückzahl und darüber anzutreffen. Über diesen Gegen- stand habe ich im Jahrg. 8, S. 12, berichtet und füge hinzu, dass sich jene Doppelgelege von 13 und 12, sowie ein Stieg von 14 Eiern. welch letzteres in 3 Absätzen gezeitigt wurde, in meiner Sammlung noch vorfinden. Als eine Abweichung ist es weiter zu bezeichnen, dass am 19. Juli in 2 Revieren, in denen vor 2 Monaten Ohreulenjunge neben den Nestern sitzend beobachtet wurden, je l Nest mit Jungen dieser Eule aufgefunden worden sind. Hatten die Paare ihren Standort ge- wechselt oder hat gar „Nahrungsüberfluss‘‘ noch einmal auf das Minne- u gemüt der Gatten eingewirkt? Dieses Thema ruft mir eine interessante Erscheinung aus dem Jahre 1898 in das Gedächtnis zurück. In dem voraufgegangenen Winter, der ein ziemlich strenger war und sich namentlich durch anhaltenden hohen Schnee auszeichnete, begab ich mich, um der Beobachtung der Kleinvögel obzuliegen, in ein kleines Kiefernwäldchen, den Katzenberg bei Zschöllau. Beim Betreten des Wäldchens sah ich eine Unmasse Gewölle und Geschmeiss auf dem Schnee liegen und 50 Schritte weiter die Ursache hierzu, nämlich 15 bis 20 Ohreulen beieinander. Den Zusammenhang erklärte ich mir so, dass der hier vorüberführende hohe Damm der Leipzig-Dresdener Bahn, dessen Südseite durch die Sonnenstrahlen vom Schnee befreit war, seine Anziehungskraft auf die Vögel ausübte und ihnen ihre Nahrung darbot. Ich vermutete nun und wünschte, dass von den vielen Ohr- eulen einige Paare in der Gegend verbleiben und hier brüten würden und dieses wurde in einer nie geahnten Weise zur Gewissheit. Der Sommer brachte dem Landmanne eine Mäuseplage, so dass es aussah, als seien die Mäusejäger den Mäusen vorausgegangen. Ein bekanntes einäugiges Waldkauzweibchen, welches 1895 in 22 Tagen ein Hühnerei ausbrütete, geriet im vergangenen Jahre in Gefangenschaft. Ich erhielt Kenntnis von dem Vorgange und veranlasste die Freigabe. Nach Verlauf von 10 Tagen sass der Kauz wieder in seiner Höhle, die beiläufig bemerkt, 3 km weit entfernt ist, und brütete auf einem birnförmigen, mit vielen Knötchen bedeckten Ei. Im ver- flossenen Frühjahre hat fragliches Einauge 7 Eier gezeitigt. Es wurde am 23. März von Waldarbeitern, am Bahnufer unter Wurzelwerk auf 4 Eiern brütend, entdeckt. Diese wurden beseitigt. Ein Nachgelege von 3 Eiern brachte es sodann in der alten Bruthöhle unter, nachdem der Nistbaum von einem dort lagernden Dunghaufen wieder befreit worden war. Die Brut wurde durchgeführt. Die Jungen wiesen erhebliche Grössenunterschiede auf. Am 10. Mai sass auf einem Krähenneste ein Bussard, schon von weitem als solcher kenntlich. Im Neste lag ein grosses, ungeflecktes, stark bebrütetes Bussardei. 3 Wochen später wiederholte sich der Fall in gleicher Weise, nur war es diesmal ein lockerer, aus geringer Ent- fernung teilweise herübergetragener, vorjähriger Bussardhorst. Das Junge im Ei war zum Ausfallen fertig, so dass man die ersten Laute von ihm hörte. Die Aufzucht wurde vollendet. Zwar kann es sich in beiden Fällen nur um die Reste unterbrochener Bruten handeln, indess ist es mir nicht gelungen, im Laufe des Frühjahres in der Nähe einen besetzten Bussardhorst anzutreffen. Hingegen fand ich, auf der Suche nach jenen Horsten, bereits am 13. April einen fertigen Horst des Sperbers. Aber erst am 3. Mai MN flog das Sperberweibchen vom Neste ab und flatterte in der bekannten Weise über die Wipfel der Kiefern, diese berührend. Ich erstieg den Horstbaum und sah 1 kugelrundes, stark geflecktes Ei von reichlich Haselnussgrösse und 2 normale, schön gezeichnete Eier. Gerne hätte ich die Vervollständigung des Satzes abgewartet, da aber der Horst dicht am Wege und in der Nähe eines frequenten Ruheplätzchens stand, so nahm ich die 3 Eier mit. Der Inhalt des Zwergeies, Dotter und Eiweiss, waren im Verhältnis zueinander. Eine Woche später strich der Sperber abermals von demselben Horste ab. Dieser enthielt 1 schwach geflecktes und 1 fleckenloses Ei. Am 17. Mai endlich lag am Fusse des Horstbaumes 1 zertrümmertes Ei und zwar wiederum 1 ungeflecktes, dessen Inhalt verschwunden war. Vermutlich griff hier ein Häher ein, nachdem das Sperberweibchen seinen Horst nebst Ei auf einige Zeit oder für immer verlassen hatte. Der Wanderfalke wurde am 10. April im Kiefernbestande brütend angetroffen. Im Horste lagen 2 stark bebrütete und 1 faules Ei. Dieses war der Färbung nach das zuletztgelegte. In einem Frasshorste, welcher von dem zuständigen Waldwärter zerstört wurde, fanden sich 9 Fuss- ringe von Brieftauben vor. Zum Schluss will ich noch eines seltenen Gastes, des Schlangen- adlers, Erwähnung tun, welcher vom Waldwärter Weigel in Crotten- dorf erlegt, von der Forstverwaltung nach Tharandt geschickt und der dortigen Forstakademie zugewiesen wurde. Ein Trick des Seeregenpfeifers. Von Wilhelm Schuster. Am 8. Juni d. Js. fand ich mit Leege auf der Oststrecke der Insel Juist ein Seeregenpfeifernest mit 3 Eiern. Die Eier waren mit ihren spitzen Enden in den Sand gewühlt bezw. gesteckt (oder wie man dies ausdrücken will), gut ein Viertel des Eies war jedenfalls dem Blick entzogen. Schon Jourdain hat, wie ich nachträglich sehe, dieselbe Beobachtung gemacht: „Bei gutem Wetter waren die Eier nahezu ver- graben im warmen Sande, mit den spitzen Enden abwärts. Das war aber nie der Fall bei kaltem oder trübem Wetter“ (in litt). Am 8. Juni war schönes Wetter: Bläulicher Himmel, Sonnenschein u. s. w. Am 7. Juni war freilich auch schönes Wetter und doch waren die an diesem Tage gefundenen Eier nicht in die Unterlage gedrückt; aber sie lagen auch nicht auf so reinem, feinem Sand wie die vom 8. Juni. Nun hat das Einwühlen der Eierchen in den Sand ganz sicher folgenden Zweck: die Eier sollen im Sand warm gehalten werden. Denn dieser feine Flugsand wird von den unausgesetzt auf ihn fallenden Sonnenstrahlen viel eher und viel mehr erwärmt als die auf ihm liegende Luft; er kr = behält auch als kompakter Körper die Wärme beim Verschwinden hinter Wolken des Abends u. s. w. viel länger als die Luft, was schliesslich am wesentlichsten ist. Stecken die Eier im Sand, so teilt sich ihnen die Wärme des Bodens mit und sie werden so mehr und länger warm gehalten als wenn sie an der offenen Luft lägen. Zudem berührt die zugedeckten Teile der Eier der Wärme raubende Wind nicht; und der Wind weht über alle Düneninseln aller Meere fast an allen Tagen in einem oft sehr scharfen Tempo. Dass die Eier warm gehalten werden, ist darum an schönen Tagen nötig, weil der Seeregenpfeifer dann — wo die Natur ja so leicht ihm die Eier warm halten und ihn so gut der Mühe des Brütens überheben kann — ganze Stunden lang nicht uf den Eiern sitzt. An trüben regnerischen Tagen ist das Einwühlen der Eier nicht nötig; da ist ja einesteils der Boden nicht besonders erwärmt — nicht mehr als die Luft — und andererseits sitzt der Vogel den ganzen Tag und die ganze Nacht auf dem Nest. Die spitzen Enden, wo der Embryo, das Junge, liegt, werden eingepuddelt, nicht die stumpfen Enden, wo — wenigstens der Regel nach — die Luft- blase sich befindet; es ist wahrscheinlich, dass diese immer mit der äusseren Luft in Verbindung bleiben sowie bei einem mehr oder minder senkrechten Stand des Bruteies nach oben zu liegen kommen muss. Wie der Seeregenpfeifer seine Eier einpuddelt, steht noch dahin. An sich ist es eine Kleinigkeit, da dieser feine Sandstaub der Nordsee- insel dem allergeringsten Druck in der herzhaftesten Weise nachgibt. Werden die Gelege der Strand- und Wattenbrüter einmal von einer Hand voll Flugsand überschüttet, so scharren die Brutvögel ihre Eier mit geringer Mühe wieder heraus. Es ist klar, dass der hier beschriebene Trick des Seeregenpfeifers nur ein instinktiver Zug im Leben des Vogels ist; denn dieser ist sich nicht einmal des Werkes und der eigentlichen Bedeutung des seiner Bebrütung unterworfenen Objektes, nämlich des lebenden artfortpflanzenden Charakters des Kalkkugelinhaltes, bewusst, wie viel weniger der be- sonderen Behandlung, welche dem lebenden Inhalt seiner Kalkkugeln absolut zukommen muss, damit er leben und bestehen kann. Jener Zug ist dem Tiere ebenso instinktiv eingegeben wie die Artgewohnheit, sein Nest nicht zu nahe am Strande herzurichten, damit es nicht von allenfalls kommenden Sturmfluten (von denen das Tier doch gar nichts weiss bezw. sie vorausahnen kann, da sie nur ausnahmsweise in manchen Jahren kommen) zerstört wird. Die Natur hat ihm unbewusst einge- geben, wie es am besten verfährt. Austernfischer lassen sich manchmal freilich recht schlecht von der allgemeinen instinktiven Artgewohnheit leiten, da man das Nest nicht selten draussen auf dem Riff findet, wo es höhere Fluten regelmässig zerstören (so Leege!). u Auch der häufigste binnenländische Regenpfeifer, der Flussregen- pfeifer — bei uns an der Lahn brütet er sehr häufig —, verlässt des öfteren an warmen Tagen auf einige Zeit sein Nest, doch nie so lange wie der See- und dessen nächster Verwandte, der Sandregenpfeifer. Diese beiden können sich die Annehmlichkeit schon eher erlauben. Denn an warmen schwülen Sommertagen „strahlt der glühende Sand der von beiden Seiten oft dicht zusammentretenden Dünen eine solche Hitze aus, dass man in der Sahara zu wandern meint‘ (vergleiche das Brutgeschätt der Strausse!). Möven, Regenpfeifer, Kiebitze, Austernfischer legen manchmal (auf Juist sehr oft) gebleichte Herzmuschelschälchen (Cardium edule) in ihr Nest; wenn diese wirklich einen Zweck haben sollen bezw. können, ist es nur der, die Eier wärmer zu halten (durch Auffangen und Zurück- werfen der Sonnenstrahlen). Falsch wäre es, von unserer Tatsache aus auf einen „Schönheitssinn“ des Vogels schliessen zu wollen; denn diese alten gebleichten Stücke sind ja gar nicht schön (freilich ästhetisch immer noch angenehmer als die Lumpen des Milanhorstes), ganz ab- gesehen davon, dass die Vögel überhaupt keinen Schönheitssinn entwickeln. Die Möven Norwegens. k Von 0. J. Lie. Pettersen. Autorisierte Übersetzung von A. Lorenzen in Kiel nach „Naturen.“ (Fortsetzung.) Als wir uns einem der äussersten Holme nähern, kommt die Mantelmöve uns auf ihren langen, starken, an der Oberseite schiefer- schwarzen Flügeln, mit den an der Spitze weissgeränderten äusseren Handschwingen, entgegengesegelt. Ruhig und majestätisch bewegt sie sich in langsamem Tempo, während ihre scharfen, raubgierigen Augen die Umgebungen und die Wasserfläche mustern, über welche sie dahin- fliegt. Bald senkt sie sich auf den Wasserspiegel herab, um wenn möglich, einen Fisch zu erhaschen, den sie hoch oben aus der Luft in den oberen Wasserschichten hat schwimmen sehen; dann segelt sie wieder auf gestreckten Flügeln, biegt aus und lenkt ihren Flug den Holmen da draussen zu. Wenn wir näher kommen, beginnt auch hier das Geschrei und der Lärm; denn auch hier sind die Eier schon gelegt, und von dem Gipfel der nächstliegenden Holme fliegt ein Vogel nach dem anderen auf und schlägt drohend zu unseren Häupten nieder. Wir können es jedoch mit aller Ruhe nehmen; denn die Mantelmöve ist trotz ihrer Grösse und ihres anscheinenden Mutes in Wirklichkeit ebenso feige wie ihre Gattungsverwandten, wenn es einem grösseren Feinde gilt, und Be), „u bezüglich des Draufgehens und der Kühnheit stehen ‚‚die Raubvögel des Meeres‘ im ganzen selbst hinter den kleinsten Falken weit zurück, welche, sobald ihrer Brut Gefahr droht, dieselbe oft mit dem Schnabel und den Krallen verteidigt, selbst wenn der Räuber ein Mensch ist. Wir können uns also ohne das geringste Risiko ans Land begeben, um ihre Nistplätze eingehender zu besichtigen. Bei der Landung ist aber hier draussen Vorsicht geboten; denn die tückische Dünung, deren schaukelnde Bewegung wir schon längst gespürt haben, kann in einem Nu das Boot ans Land werfen, um es im folgenden Augenblick wieder in seine Arme zurückzuziehen und es vielleicht umzuwerfen, bevor es uns möglich war, hinaus aus dem Boote zu springen und dasselbe ans Land zu ziehen. Darum ist es gut, einen kundigen und erfahrenen Mann zur Seite zu haben. Die Nester der Mantelmöve gleichen vollständig denen der anderen Möven. Die Eier sind aber in der Regel etwas grösser, bis reichlich 78 mm lang und bis 55 mm breit, haben also die Grösse der Gänse- eier. Die Farbe ist auch diejenige der vorher genannten Arten, viel- leicht in der Regel etwas heller graugrün, und wie diese durch eine ganz erstaunliche Variabilität ausgezeichnet. ! Die Brutzeit dauert bei diesen Vögeln annähernd 4 Wochen, und die Jungen sind beim Ausschlüpfen mit einem zierlichen, weichen und dichten Dunenkleide versehen. Da sie noch nicht im Stande sind, selbst ihre Nahrung zu fangen, müssen sie eine Zeitlang von den Eltern geätzt werden, deren Raubgier während dieser emsigen Periode ihre grössten Dimensionen annimmt, und da hierbei auch oft die Jungen und die Eier der anderen Wasservögel daran glauben müssen, so ist es einleuchtend, dass wir nur selten andere Arten in ihrer Nähe brütend finden. Selbst nicht die nächsten Verwandten werden verschont, und dass sie auch mal mit grösseren Vögeln keinen Spass treibt, geht daraus hervor, dass sie nach glaubwürdigen Berichten Gänse erlegen soll, ja, sogar kleinen schwächlichen Lämmern mit Erfolg nachstellt. Auch die Jungen der Eiderente (Somateria mollissima) fallen nach R. Collett ihr oft zur Beute, sodass sie auf den Brutplätzen der Vögel als echter Schädling betrachtet wird. An vielen Stellen muss sie jedoch mit ihren eigenen Eiern für den verursachten Schaden büssen. Sowohl die Mantelmöven als die Möven überhaupt, sind, wie wohl den Meisten bekannt sein wird, Stosstaucher, welche aus der Luft herab nach den an der Oberfläche schwimmenden kleinen Fischen und anderen Seetieren, vornehmlich kleinen Krebsen, stossen; sie besitzen aber bei weitem nicht die Fertigkeit in dieser Weise des Tauchens, wie ihre nächsten Bundesgenossen, die Seeschwalben (Sierna), deren schnelle und ausdauernde Stösse zu beobachten ein grosses Vergnügen gewährt. . Wr Diese stürzen sich nämlich mit Blitzesschnelle kopfüber in die Oberfläche herab, dass das Wasser über sie emporspritzt, wie wenn ein Stein mit sausender Geschwindigkeit den Wasserspiegel trifft. Die Möven dagegen bremsen in der Regel gehörig die Fahrt mit den Flügeln, sodass des öfteren nur Kopf und Beine ins Wasser geraten, und bewegen sich im ganzen mehr ruhig und majestätisch als die gewandten Seeschwalben. Eine weitere gemeinsame Eigenschaft ist ihre ganz phänomenale Gefrässigkeit, welche wohl kaum ihresgleichen innerhalb der Vogelwelt findet. Was sie verschlingen können, wenn der Tisch reichlich gedeckt ist, wenn z. B. ein Heringszug erscheint, reicht ans Unglaubliche. Nach einer derartigen Schlemmerei vermögen sie kaum zu fliegen, so dass sie sich gern aufs Wasser werfen und sich in der Nähe des Herings- zuges schwimmend erhalten. Wenn aber die silberglänzenden Heringe in unmittelbarer Nähe von der Wasserfläche puddeln und die Sonne sich in ihren blanken Schuppen spiegelt, können sie nicht der Ver- suchung widerstehen, noch mehr zu verschlingen, bis ihr übriger geräumiger Magen im buchstäblichen Sinne des Wortes keinen Raum mehr gewährt und die letzten deshalb wieder aufgewürgt werden müssen. Ich habe bei derartigen Gelegenheiten Exemplare sowohl von der Silber- möve als von der Heringsmöve erschossen, deren Ventrikel mit kleinen Heringen so vollgepackt war, dass der zuletzt verschlungene im unteren Teile derSpeiseröhre sitzen geblieben war, ohne weiter gelangen zu können. Solange die Verdauung eines derartigen Quantums anhält, sind sie natürlich schwerfäliig und wenig lebhaft, sodass sie bequem in grosser Zahl erschossen werden können, und übrigens ist die Jagd auf diese Vögel auch nicht unter gewöhnlichen Umständen besonders schwierig, da man sie leicht in grossen Scharen um das Boot versammeln kann, indem man ihnen Esswaren zuwirft, und sie kommen dann so nahe, dass man sie leicht erlegen kann. Die im vorhergehenden erwähnten Mövenarten werden regelmässig in den Schären im südlichen Norwegen brütend gefunden und kommen hier so gut wie überall vor. Daneben begegnet man jedoch auch einer kleinen Anzahl mehr seltener oder zufälliger Arten, welche teils vor- züglich südliche, teils arktische Formen sind. Zu den südlicheren Arten müssen wir die kleine muntere Lachmöve (Larus ridibundus) rechnen, welche hier auch oft Haubenmöve (Hetten- möve) genannt wird. Durch ihre geringe Grösse, ihre Farbenzeichnung und Lebensweise erinnert diese Art in erster Linie an die Seeschwalben, unterscheidet sich jedoch bei näherer Betrachtung leicht durch ihren nicht ausgeschnittenen Schwanz (der Schwanz der Seeschwalbe ist bekanntlich schwalbenförmig gespalten), ferner ist nicht bloss ihr Nacken, sondern auch das Gesicht und ein Teil des Halses schwarzbraun. A - Die Lachmöve bevorzugt in den meisten Fällen Binnenseen und süsse Gewässer namentlich zur Brutzeit. Man begegnet ihr jedoch auch in den inneren Fjordarmen, und in den stillen, geschützten Sunden zwischen den Inseln, wo sie bei uns jedoch in der Regel nur spärlich vorkommen. Der Verfasser hat mehrmals (1887—88) einige wenige Paare brütend zwischen Anuglen und Tysnäs, sowie auf einer kleinen Schäre in der Langenu bei der Stordö gefunden. Auf Jäderen beobachtete ich sie im Sommer 1899 bei Fröilandsvand zwischen Klep und Thieme, und hier fand ich auf einem kleinen mit Gras bewachsenen und teil- weise mit Viburnum-Gestruüpp bedeckten Holm eine geringe Anzahl verlassener Mövennester, welche wahrscheinlich dieser Art gehört haben. Die Lachmöve hat ihren Namen daher, weil ihr Geschrei zuweilen einem krächzenden Lachen ähnlich ist. Sie ist ein Zugvogel, welcher uns in der Regel gleichzeitig mit den Seeschwalben verlässt, um ebenso wie diese im März oder April zu ihren Brutplätzen zurückzukehren. Zuweilen überwintert sie jedoch wohl auch. Auf dem Westlande scheint sie in den Ämtern Stavanger und Söndre Bergenhus am häufigsten zu sein. Das Museum zu Bergen besitzt nur ein einziges Exemplar, dessen Etikett gezeichnet ist: „Bergen 20-5-1884“. (Fortsetzung folgt.) Briefkasten. Herrn Kreuzmann. Der Unterschied zwischen den Nest- hockern und Nestflüchtern steht aller Wahrscheinlichkeit nach in ursprünglichem Zusammenhange mit dem so verschiedenen Eiinhalte dieser beiden Hauptgruppen Kocht man nämlich die Eier der Nesthocker, so gerinnt das Eiweiss derselben vollständig zu einer trübdurchsichtigen, weichen, gallertartigen Masse, während das Eiweiss der Eier der Nestflüchter unter denselben Bedingungen undurchsichtig, weiss und fest wird. Zum Unterschiede hiervon hat der russische Physiologe Tarchaneff das beim Sieden durchsichtig werdende und dem Alkalialbuminat ähnliche Eiweiss der Nestflüchter als Tata-Eiweiss bezeichnet. — Herrn Liersberg. Die Eier der Schlangenhalsvögel (Plotus) gleichen denen unserer Kormorane. Sie sind länglich eiförmig; ein kalkiger Überzug verdeckt das tiefer untenliegende Lichtbau der Schale. Plotus melanogaster Gml., aus Ostindien, ist verhältnis- mässig sehr leicht und zart, 57x35—36 mm gross und 2,800 g schwer. Von fremden Phalaerocorax-Arten, im Aussehen genau unseren ähnelnd, nenne ich noch Ph. fuscicollis Steph., aus Ostindien, 51—55xX33 mm gross, 3,250 g schwer, sowie Ph. gaimardi (Garn.), aus Chile, 52—54%x34—35 mm gross, 5,500 schwer; ein wenig grösser als Ph. carbo, ist es demnach nicht schwerer als dieses. H. Hocke % AN | TE NSSESESNSSSENS ANZEIGEN. EsEsosEsEsBBLT Mein Sammler in Lappland hat nach mehrjährigen Bemühungen Eier der se ee Strix nyctea gefunden u. empfehle ich meinen geehrten Herren Abnehmern diese Eier zur Anschaffung. Wilhelm Schlüter, Halle a. S., Naturalien- und Lehrmittelhandlung. Cueulus-Eier. Ausmeiner üb.500 zählendenKollektion von Kukukseiern verkaufe ich an Museen oder wissenschaftliche Sammler eine grössere Anzahl. W. Capek, Oslawan in Mähren. Eine schöne Eier-Sammlung, 300 Stück, 90 Arten nebst Straussei, ein- seitig "gebohrt, ist für 20 M. incl. Ver- packung z. verk.H. Hintze, Neuwanp i.P. 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Oktober 1901 seine „Mitteilungen“ monatlich in Stärke von 2 Druckbogen mit besonderem Umschlag bei vor- nehmer Ausstattung und gediegenem Inhalte heraus. Jahresabonnement nur 4 Kr. ö. W. pränumerando. Inserate sind bei dem grossen Leserkreise der „Mitteilungen“, welchein allen besseren Restaurants und Kaffeehäusern Wiens aufliegen, sehr wirksam. Man ver- lange "Probenummern! "Desterreichischer Reiehsbund für Vogelkunde und Vogelschutz in Wien IV, Althangasse 17. Der CTierfreund. IllustrierteWochenschrift für Geflügel- u. Kleintierzucht, Vogelschutz, Hunde- u. Jagdsport, sowie Aquarien- und Terrarienkunde. Offizielles Vereinsorgan von mehr als 125 Kynologischen, Ornithologischen, Aquarien- u. Terrarien- u. Kaninchen- zucht-Vereinen. Redakteur Alkert Behrens. Verlag von W. Zickfeldt (Inh. Gustav Wenzel), beide in Braunschweig. Wirksamstes Insertionsorgan bei Au- und, Verkäufen. Zeile 20: Pf.; bei. Wiederholungen hoher Rabatt. Abonnementspreis vierteljährlich nur (50 Pf. (Postzeitungsliste Nr.'7822.) Probenummern gratis u. franko. Prächtige Gelege von Wanderfalken möchte ich gegen Adler- u. im Tausche abgeben. B. Habenicht, Berlin, Chaussee Str, 105. Die ersten fünf Jahrgänge der „Dologie‘t suche ich durch Kauf zu erwerben. Angebote vermittelt die Redaktion dieser) Zeitschrift. uche mit Sammlern in Tauschver- bindung zu treten. Waschek, Schmardt, Kreuzburg 0.-S. Redaktion und Verlag von H. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36. Druck von Otto Koobs, Berlin SW. 12, Koch Strasse 73.