( g 3 AuUD"T % ZEITSCHRIFT OOLOGIE. Organ für Wissenschaft und Liebhaberei. Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei direkter Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk. 3,—, nach den andern Ländern des Weltpostvereins Fres. 4,25 pränumerando. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März, Bestellungen und Zahlungen sind an H. Hocke, „Zeitschrift für Oologie“, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36. zu richten. Preis der zweigespaltenen Zeile oder deren Raum 20 Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht überschritten wird, betragen 3 MK‘ No. 8. Berlin, den 15. November 1903. XI. Jahrg. Inhalt: Beobachtungen über den Baumfalken und dessen Eier. — Eierentwickelung und Brutstörung II. — Ueber rote und schwarze Gabelweihen und deren Eier. — Sammelbericht aus Braunschweig.. — Notizen aus der Uckermark. -— Die Möven Norwegens. — Literatur. — Mitteilungen. — Inserate. Beobachtungen über den Baumfalken und dessen Eier. Von Otto Bamberg. Bekannt ist, dass der Baumfalke, Falco subbuteo Linn., auch in Thüringen horstet. Da ein Abteil des Ettersberges bei Schöndorf, das Sinkersche Holz, das durchschnittlich aus za. 15 m hohen Eichen und vielem Unterholze besteht, jährlich von einem Brutpaare bewohnt wird, war ich hier oft zum Besuch, hoffend, dasselbe am Horste auf- zufinden. So auch am 8. Mai d. Js., als ich auf 10 m Entfernung 2 Baumfalken von einer Eiche abstreichen sah. Die Falken flogen schreiend umher. Ein längeres Verweilen und Suchen liess mich schliesslich in einer Höhe von etwa 11 m dicht am Stamme und in einer vom Stamme gebildeten Gabel einen anscheinend noch nicht fertigen Horst .erblicken. Sowohl am 18., 25. und 30. Mai, stets als ich mich einfand, flog ein Falke vom Horst, erst am 30. erkletterte ich denselben; er enthielt nur einige grüne Eichenblättchen. Am 5,, 11. und 14. Juni liess sich der Falke regelmässig aus dem Horste klopfen, am letztgenannten Tage erst mittels Schnippe (Ziehschleuder) und Schrot. Der Horst ist leer! Am 18. Juni hatte ich Erfolg: 3 Eier lagen im Horst, 2 derselben der Länge nach und nebeneinander, das dritte mit dem spitzen Pole an der Bauchseite des einen Eies. Die Eier hielt ich für unbedingt frisch; ich liess sie liegen, in der Hoffnung, beim nächsten Besuche ein grösseres Gelege aufzufinden. Am 22. Juni, früh 6 Uhr, war ich unter dem Falkenhorst, mochte ich auch noch so viel klopfen und schreien, nichts ‚rührte= sich, oben. FFHR Ar us Erst als ich mich dem Horste auf einen halben ; "gewähert hätte, Ai ARSSaR % ' . PN y nA Sp a > SORAR U _ mit vielem Gepolter und Geschrei der Falke heraus, Heute lagen 4 Eier im Horst. Da sie in jeder Beziehung verschiedentlich gefärbt und geformt, obendrein in verschiedenen Stadien der Bebrütung sich befanden, will ich mehr darüber berichten. I. Ei: Grundfarbe hell weissgelblich, rosa Überzug, dann roströtlich, mit kleinen, abgegrenzten rostroten Flecken und über diesen mit etwas dunkleren rostroten Punkten, die über das ganze Ei sich verteilen. Untergrund bleibt sichtbar. Es ist derartig bebrütet, dass anzunehmen ist, dass das Weibchen mit dem Brüten sofort begonnen hat. Grösse 38,5X32,4 mm; Gewicht 2,20 g. II. Ei: Grundfarbe hellgelb mit hellem, fleischfarbenem, am spitzen Pol mit bräunlichem Überzuge, der etwa 1!/, cm breit ist. Viele kleine Punkte wie Stecknadelspitzen gross, etwas verwischte, dunkelrostrote Punkte, in sich aber abgegrenzt, bedecken das Ei. Es ist um einen Tag weniger als das erste Ei bebrütet. Grösse 38,9X31 mm; Gewicht 2,808; IN. Ei: Grundfarbe hellgelb, mit hellen, rostroten, darüber überall dunkle, rostrote, abgegrenzte Flecken; am stumpfen Ende ein 2 cm breiter, rotbrauner Fleck. Es ist schwach bebrütet. Grösse 39,3xX30,9 mm; Gewicht 1,95 g. IV. Ei: Grundfarbe graugelblich, hell rehbräunlicher Überzug mit vielen kleinen Unterbrechungen, doch so, dass der Untergrund deutlich erkennbar bleibt. Am stumpfen Pole sind die Fleckchen jedoch noch sehr hell gehalten, so dass die Farbe des ganzen Eies wie verwaschen erscheint. Die Poren sind mit kleinen Pünktchen in rehbrauner Farbe bedeckt. Das Ei ist ganz frisch. Grösse 42,5X32,9 mm; Gewicht 1,95 g. Hinsichtlich der Färbung dieser Eier, die der der Turmfalken zum Verwechseln gleicht, also nicht genügend Unterscheidungsmerkmale gewährt, wäre ich im Zweifel geblieben; hinsichtlich ihres Gewichts, das so oft ein bekanntes und sicheres Merkmal zeigt, nicht. Bei 39 Turm- falkeneiern meiner Sammlung beträgt das Gewicht zwischen 1,50 bis 150 g, bei Baumfalkeneiern durchweg zwischen 1,85 und 2,30 @. Eugen Rey in seinem Eierwerk gibt als Durchschnittsmass für Baum- falkeneier 1,983 g, für Turmfalkeneier 1,555 g an. Eierentwickelung und Brutstörung. 1. Im Anschluss an das Kapitel der „Eierentwickelung und Brut- störung“, XIII. Jahrgang No. 2, teile ich mit, was ich darüber aus meinen mehrjährigen Beobachtungen erfahren habe. Dass ein beim Brutgeschäft gestörter Vogel durchaus gezwungen sei, seine Eier, die „u Zul — 1) — er unter normalen Verhältnissen etwa noch gelegt hätte, ablegen zu müssen, glaube ich nicht, ich bin vielmehr zu folgendem Schlusse ge- kommen: Ein Vogel, der inmitten seines Brutgeschäfts gestört wurde, dem seine Eier genommen wurden, verlässt in der Regel das Nest, mit Ausnahme einiger gleichgiltiger Vögel, die trotzdem nach diesen groben Manipulationen in dasselbe Nest ihr Nachgelege unterbringen und auf demselben weiter brüten. (Letztere sind hier nicht gemeint.) Nun wird derjenige Vogel, der seine ihm eigentümliche Eierzahl noch nicht erreicht hat, aberinmitten seines Eierlegens durch irgend welchen Umstand hierin gehemmt worden ist, sei es durch Schreck oder durch Raubzeug, das ihm seine Eier genommen hat, durch die Legenot und den Trieb zur Fortpflanzung gezwungen, das gerade im Eileiter zur Entwickelung gelangte, schon mit einer Kalkschale umhüllte Ei, in das alte Nest noch abzulegen. Dann verlässt der Vogel aber dasselbe. Natürlich kommt es vor, dass er überhaupt nicht mehr imstande ist, das Ei noch in das Nest zu tragen, und er es dann unwillkürlich fallen lässt. Letzterer Fall gehört jedoch mehr zu den Seltenheiten. Durch oben erwähnte grobe Störung gehen alsdann die anderen Eier, die der betreffende Vogel noch abzulegen hätte, in ihrer Entwickelung wieder zurück. Wenigstens bin ich nach meinen Beobachtungen zu diesem Schlusse gekommen, und die Gründe für diese Behauptung hat Dr. R. Thielemann (XII. Jahrgang No. 2) in der treffendsten Weise geschildert. Der Verlust der Eier und die Störung des Familienglücks des Vogels wirken eben dermassen auf sein Nervensystem ein, dass die Entwickelung trotz des hitzigen Zustandes des Vogels nicht vor- wärts, sondern zurückgeht und der Vogel erst lange umherirrt, ehe er sich wieder, von neuem Liebeslenz erfüllt, entschliesst, ein neues Heim zu gründen und damit auch dann, nämlich mit dem Vergessen der herben Verluste und des grossen Kummers, die Entwickelung der Eier wieder vor sich geht. Auf die Behauptung des Herrn Eugen Rey, XII. Jahrgang No. 2, dass derselbe selten gefunden habe, dass Sylvia curruca das Nest verlasse, wenn man ihr das unvollständige Gelege genommen hat, ohne noch das bekannte Ei am folgenden, oder, wie ich stets gefunden habe, am nächstfolgenden Tage darin abzulegen, möchte ich folgendes bemerken : Gerade bei dieser Grasmückenart ist es mir am ersten aufgefallen, dass, wenn ich ein noch nicht fertiges Gelege, bestehend aus 3 oder 4 Eiern, nahm, ich regelmässig darauf hoffen konnte, am übernächsten Tage ein abgelegtes Ei im alten Neste zu finden. Ich habe eben erwähnten Fall bei Sylvia curruca mehr als achtmal in meinem oologischen Notizbuche verzeichnet gefunden. Alle diejenigen Herren Oologen und Ornithologen, deren Erfahrungen mit den meinigen in Widerspruch zu stehen scheinen, ersuche ich # — 16 — höflichst, ihre auf oben erwähnte Punkte bezogenen Beobachtungen in dieser Zeitschrift bekannt zu geben. Braunschweig, den 30. Oktober 1903. E. Godelmann. Über rote und schwarze Gabelweihen und deren Eier. Rote Gabelweihen, Milvus milvus L., ganz Europa mit Aus- nahme Islands, sowie schwarze Gabelweihen, Milvus korschun (Gmel.), ganz Mitteleuropa bewohnend, sind auch in der Mark Branden- burg bekannte Vögel; erstere Art ist auch hier seltener als die zweite. Beide Arten horsten dort einzeln, wo man ihnen die Lebensbedingungen erschwert; im andern Falle, wo man ihnen nicht grosse Hindernisse bereitet, gesellschaftlich. Die Unterschiede beider Arten, sei es am Horste oderim Fluge, sind leicht erkennbar. In nicht beunruhigten Revieren sitzen beide Arten recht fest auf den Eiern; der Stoss des brütenden Vogels ragt dabei über den Horst heraus. Dieses Zeichen lässt die Art sicher er- kennen. Kann der Sammler in dem Augenblick beobachten, wenn die im Horst sitzende Gabelweihe, durch Beklopten des Horstbaumes aus ihrer Ruhe gestört, denselben verlässt, dabei zugleich den Stoss ausser- ordentlich ausbreitet, was sie in diesem Falle stets tun wird, so hat er es mit der roten Art zu tun. Die schwarze Art machtsich leicht kenntlich durch den aus dem Horst ragenden garnicht oder nur stumpf gegabelten schmalen Stoss, den sie, wird sie aus jihrem Horst gejagt, nur in wenig bemerkbarer Weise spreitzen kann. Beider Arten Flug ist zierlich, ohne Flügelbewegungen, lang aus- dauernd im Beschreiben schöner Kreise. Die Flügelbreite ist beim Weibchen der roten Art 155 cm, bei der schwarzen Art nur 113 bis 115 cm. Gross und lang ist die erste Schwinge, die viel kürzer als die fünfte, doch eben so lang als die siebente ist; die dritte ist beinahe in gleicher Länge der vierten, welche die längste von allen ist; so bei der roten Art. Ein anderes Verhältnis der Schwungfedern findet sich bei der schwarzen Art. Hier ist die vierte Schwinge die längste, die erste aber kürzer als die siebente.e. Man beachte noch im Fluge den Stoss der Gabelweihen: gross und breit, am Ende tief gabelförmig aus- geschnitten, so dass dessen Mittelfedern verkürzt, die äusseren za. 6 cm länger erscheinen, kennzeichen die rote, schmälerer und etwas kürzerer, nur wenig und stumpf gegabelter Schwanz, die schwarze Art. Werden Gabelweihen, wenn sie den gefährdeten Horst umkreisen, von der Sonne grell beleuchtet, so erscheint der Kopf der roten Art fast weiss, der der schwarzen Art dunkel. er we Die rote Art lässt die Sorge um ihre Brut durch ein eigenartiges Trillern, ihr Lied in Leid und Freud, sowie durch ängstliches, nahes Ueber- und Umherschweben am besetzten Horste leicht erkennen, während die schwarze Art mehr in Schweigen sich gefällt und eher fern als nahe dem Horste sich beobachten lässt. Das Trillern der roten Gabelweihe, das mit dem Schmerzgeschrei anderer Raubvögel gar keine, mit dem des Fischadlers nur geringe Aehnlichkeit aufweist, ist Veranlassung, den erfahrenen Sammler zu ihrem besetzten Horst zu führen. Der Horst gibt äusserlich kein Unterscheidungsmerkmal ab. Anfäng- lich in einem kleineren Massstabe erbaut, was namentlich von der schwarzen Art gilt, die sehr fleissig in neuen Horstbauten ist, wird er im Laufe der Zeit von beiden Arten oder von anderen Raubvögeln abwechselnd bezogen und dadurch immer grösser. Sein .„‚krauses‘ Aus- sehen am Rande, unten das Geschmeiss der brütenden Vögel, etwaige Reste der Mahlzeiten, z. B. von Schlangen, Fischen u. s. w., geben Zeugnis davon ab, dass er bewohnt ist. Er ist, ausser der gewöhn- lichen hölzernen Ausstattung, in seinem Innern mit alten Lumpen-, Papier- und anderen Abfallresten selbst bedenklichster Art belegt. Ich weiss aus eigener Beobachtung, dass neben weggeworfenen Resten ver- schiedentlichster Art, auch „verlorene“ Sachen, u. a. die Unterstützungen, welche die Damen verborgen bei sich tragen, mit Vorliebe von den Gabelweihen aufgenommen werden, um weitere Verwendung als Unter- lage für ihre Eier zu finden. Doch eins ist beiden Arten gemeinsam: ein böser Geruch haftet ihnen, ihrem Horst und ihren Eiern an. Über die Eier beider Arten ist oft geschrieben worden. In normaler Grösse, typisch gezeichnet und geformt, sind sie leicht kenn- bar, sind sie aber ungefleckt, in abweichender Form und Grösse, gar- nicht erkennbar und man kann aus ihnen etwas machen, was man nicht soll. Im Durchschnitt ist nach Reys Eierwerk, dessen Angaben als massgebend betrachtet werden müssen, milvus 56,7% 48,8 mm, korschun 93,2%X42,1 mm gross. Nach Rey ist das grösste milvus-Ei 58,8 X 46,8, das kleinste S4%X41l mm, das grösste korschun-Ei 55x 45, das kleinste 03 X 34,5 mm eross, Nach Rey ist milvus durchschnittlich 5,37 g, korschun 4,625 g schwer. Grösse und Gewicht lassen somit erkennen, dass beide Arten oft sehr nahe kommen, dass sie verwechselt werden können. Das Korn der Eier ist etwas rauh, ausnahmsweise bei milvus oft sehr rauh und grob. — 18 — Die Form beider Arten ist abweichend, denn milvus ist zumeist an einem Pole gut zugespitzt, korschun kurz oval, rundlich, sehr selten gestreckt. Nur solche Eier habe ich von korschun, nur sehr selten rundliche von milvus erhalten. Färbung und Fleckung ist bei beiden Arten, abgesehen von gänz- lich ungefleckten Eiern, sehr verschieden, da sie sowohl schwach als reichlich in allen ihren Stadien auftritt. In recht dunkelbrauner Färbung, die etwas spärlich, aber klar ist, oft charakteristische Wurm- linien aufweist, ist milvus; dagegen korschun neben spärlicher Färbung, unter der ich hier nur wenige, verschiedenartige Farbentöne meine, in fast niemals verwischter oder verwaschener Fleckung, die aus ziemlich stark abgegrenzten, sehr unregelmässigen Flecken und Kritzeln in rot- und schwarzbrauner Farbe besteht. Diese Fleckung in be- schränkten Farbentönen ist geeignet, um es mit buteo, ein Ei, das oft mit grauen, lila und rosa Farben versehen ist, nicht zu verwechseln. Doch kommen bei beiden Arten Färbungen und Fleckungen vor, die von den normalen so abweichen, dass man es kaum für möglich hält. Als Varietäten besitze ich Eier u. a. von milvus in äusserst feiner, reichlich gelber und rosa Fleckung. Da ich beide Arten oft brütend gefunden habe, kann ich noch mit weiteren Beobachtungen für den jüngeren Sammler dienen: Man achte, hat man soeben ein Ei dem Horste entnommen, sollte der Horstvogel bekannt oder nicht bekannt sein, auf dessen Geruch und Geschmack; ein Gabelweihenei wird am entsetzlichsten riechen und schmecken. Im anderen Falle, wenn man u.a. auch Gabelweiheneier durch Tausch oder Kauf erhält, auf deren Untersuchung mittels Betastens achten, in der man es, gleich im Beriechen, zu einer grossen Meisterschaft bringen kann. Wohl jedes Gabelweihen- oder Bussardei, welches durch das Auge nicht oder nicht immer gut zu unterscheiden ist, kann durch die tastende Hand unterschieden werden. Ersteres ist im Vergleich mit einem Bussardei grob und dick, mit einem Hühnerhabichtei verglichen, wird letzteres am gröbsten und schwersten sein. Letzteres ist auch vom Bussard- und Gabelweihenei dadurch zu unterscheiden, dass es innen tief grün durchscheint. Auch Thienemann verstand es, durch blosses Betasten sehr viele ähnliche Eier zu bestimmen. Bei Beobachtung aller Merkmale wird auch ein Gabelweihenei zu erkennen sein, um so leichter von dem Sammler, der mit der Kenntnis der Eier unserer Gabelweihen, Bussarde und Hühnerhabichte sich speziell beschäftigt. Das Gelege der roten Art besteht hier eher aus 2 statt 3, das der schwarzen eher aus 3 statt 2, selten aus 4 Eiern. Nachgelege werden innerhalb 3 bis 4 Wochen, unter Umständen nochmals im ausgeraubten — 119 — Horst gezeitigt. Die nachgelegten Eier sind zumeist in ammerartiger Weise und mit sonderbaren Schlangen- und Wurmlinien versehen. Ich _ besitze u. a. ein derartiges Ei, das mit vielen 6 bis 8 cm langen feinen Schlangenlinien gezeichnet ist. Gebe ich ein Urteil über das Aussehen dieser nachgelegten Eier ab, so kann ich nur bestätigen, dass diese, ausser dass sie sehr hübsch aussehen, auch leicht zu er- kennen sind, welcher Art sie angehören. Die normale Fundzeit frischer Eier der roten Art ist anfangs des letzten Drittels des April, die der schwarzen Art mehr Ende April, doch werden alljährlich noch anfangs Mai frische Gelege beider Arten gefunden. Das Eigelb ist trübgelb, das Eiweiss, nach der Art der Eier der Nesthocker, eine gallertförmige Masse, doch beides lässt sich, will man es, wenn frisch, geniessen, durch einen Tropfen Essigsäure wohl- schmeckend machen, so dass es von einem Hühnerrührei kaum zu unterscheiden ist. ER; Hocke.: Sammelbericht aus Braunschweig. — Am 13. April hatte Corvus corone in einer Fichte Eier. Der Horst, der sich am Rande des Watenbüttler Holzes in einer Höhe von 10 bis 12 m befand, war meines Erachtens ein bezogener Raubvogel- horst. In Bienrode fand ich dagegen schon am 10. April ein volles Gelege, bestehend aus 5 frischen, grossartig gezeichneten Eiern. Sie sind mit Ausnahme eines Eies auf hellgrünem Grunde schwarz bis schwarzbraun gefleckt und zwar ist die Befleckung am stumpfen Ende so dicht, dass bei 2 Eiern dieser Pol ganz. schwarz erscheint. Die Masse der einzelnen. Eier betragen in mm: 40,3 X 25,8, 40 x 30, 40,2 x 20,8, 30,5 X 25 und 36 X 25. Man kann aus den angegebenen Massen ersehen, wie die Eier dieses Geleges in der Grösse varriieren. Doch ist ein derartiges Gelege bei Krähen nichts seltenes. Ans 20. Apnl fand ich in einer” Tanner’ Tmenubert der Erde das Nest von ÄAcanthis cannabina, das 4 frische Eier enthielt. Einige Tage vorher hatte ich dasselbe ohne Inhalt gefunden. Als ich nach Verlauf einer Woche wieder dorthin kam, befanden sich im Neste 4 Eier. Ich nahm eins an mir und nach zwei Tagen hatte das Weib- chen wieder das volle Gelege (4), das ich alsdann nahm. Als ich nach 14 Tagen dem Watenbüttler Holze einen neuen Besuch abstattete und auch in die Nähe der Brutstelle des Hänflings gelangte, gewahrte ich, dass einige Schritte vom alten Nistplatze entfernt, dasselbe Pärchen sich angesiedelt hatte und das Weibchen abermals auf 4, aber diesmal — 120 — hochbebrüteten Eiern sass. Ich fürchtete., da das Nest sehr nahe an einem oft von Menschen begangenen Wege in einer Tanne und zwar 1 m über der Erde sich befand, es wohl unnütz gestört werden würde, jedoch war dies erfreulicher Weise nicht der Fall und so hatte sich das Elternpaar nunmehr eines glücklichen Gedeihens einer aus 4 Köpfen bestehenden Kinderschar zu erfreuen. Am 3. Mai fand ich in einer Fichte ungefähr 3 m über der Erde das Nest der Turdus merula, in welchem 3 frische Eier sich be- fanden, die durch eine auffallend dunkelgrüne Zeichnung mit nur einigen schwarzbraunen Flecken sich auszeichnen. Am 3. Mai fand ich ferner das Nest des Chloris hortensis in einer Weissdornhecke. In demselben befanden sich 2 Eier, doch stand das ganze Nest infolge vielen Regens unter Wasser, was der Beweg- grund des Verlassens gewesen war. Am 6. Mai hatte ich Gelegenheit, das Nest des Garrulus glandarius auszunehmen, was mir immer besondere Freude bereitet. Das Nest befand sich in einer Fichte 8 m über dem Boden. Das Gelege bestand aus 6 Eiern. Am 8. Mai fand ich ausserdem im Watenbüttler Holze Parus caeruleus. Es war die zweite Brut dieser Meise und bestand das Ge- lege aus 5 Eiern, welche hoh bebrütet waren. Das Nest befand sich im Loche einer morschen Eiche 2 m über der Erde. Am 11. Mai bemerkte ich im „Bösen Hunde“ Cygnus olor. Nach kurzem Suchen gewahrte ich auch das aus Reisern, Stroh, Lumpen und Federn gebaute Nest, das sich auf der Erde unweit des Sees be- fand und das einen Durchmesser von 1 m hatte. Es enthielt ein weiss- grünlich gefärbtes Ei, dessen Gewicht mit Inhalt 389 g betrug und dessen Mass 111 x 73 mm beträgt. Der Nahrungsdotter war fast in doppelt so grossem Masse vorhanden wie der Bildungsdotter und betrug die Dicke des gesottenen Eies 2 cm. Als ich dem Schwanenneste nahe kam, verteidigten beide Gatten dasselbe durch Schlagen mit den Schwingen dermassen, so dass ich erst gegen Abend, nachdem sich das Männchen entfernt hatte, dasEi fortnehmen konnte. Das Weibchen zog mit gesträubtem Gefieder davon. Am 14. Mai fand ich Accentor modularis im dichten Tann 1 m über der Erde. Es enthielt 5 Eier. Ein Gelege der Daulias luscinia, 5 Stück, das am 15. Mai genommen wurde, zeigte sich als etwas bebrütet. Am 19. Mai fand ich ein aus 6 Eiern bestehendes Phylloscopus frochilus-Gelege und am 18. desselben Monats ein aus ebenfalls 6 Eiern bestehendes Ph. rufus-Gelege. Beide Gelege waren frisch. Am 20. Mai fand ich noch 1 Ph. trochilus und 2 Ph. rufus- Nester, die 6, 5 und 2 Eier enthielten. Ein Gelege der Sylvia rufa, bestehend aus 5 Eiern, am 30. Mai gefunden. Das Nest war sehr kunstvoll-im Dorngebüsch gebaut und hatte die Form der Rohrsängernester. Es befand sich !/jg m über der Erde. Am 2. Juni ein Gelge des Passer montanus genommen, aus 5 Eiern bestehend, bei welchen auch das bekannte weissliche Ei sich befindet. Fringilla coelebs brütet in einer Astgabel einer Kiefer 5 m über der Erde im Sophientaler Holze. Das Gelege war am 13. Juni vollzählig und bestand aus 5 abnormen Eiern. Sie sind auf hellblauem Grunde rostbraun punktiert. Motacilla alba brütete auf 6 frischen Eiern am 11. Juni. Das Nest befand sich an einem Spargelhause, unter dem Blättergrün ver- borgen. Am 23. Juni fand ich im Neste einer Sylvia hortensis das Ei von Cuculus canorus. Troglodytes parvulus brütete am 8. Juli auf 7 Eiern, die vollständig frisch waren. Ausserdem fand ich noch am selben Tage Sitta caesia und Parus ater. Erstere brütete im Astloche einer Eiche 1lO m über dem Erdboden und letztere unter der Wurzel einer Buche. Braunschweig. Erwin Godelmann. Notizen aus der Uckermark. Am 14. Juni. 2 Kukukseier von verschiedenen Weibchen in einem Zaunkönignest gefunden. Der Vogel sitzt fest im Nest. Kukuks- und Zaunkönigeier sind stark bebrütet. Beim weiteren Nach- sehen finde ich, dass im Boden des Nestes 2 Zaunkönigeier mit ein- gebaut sind. — 1 unbeschädigtes Kukuksei finde ich in der Nähe eines Zaunkönignestes, das je 1 Ei des Zaunkönigs und des Kukuks enthält. Die Eier sind kalt. Der Zaunkönig ist nicht zu sehen. Die Ausfütterung des Nestes ist mit zertrümmerten Eischalen durchsetzt. — Am 19. Juni. Finde in einem Gartengrasmückennest einen za. 4 Tage alten Kukuk; 3 Tage später ist derselbe aus dem Neste ver- schwunden. — Am 24. Juni. Die am 14. gefundenen Zaunkönignester sind unbelegt geblieben, mit Ausnahme eines, das 1 Kukuks- und 1 Zaunkönigei enthält. Die Nester sind, nach meiner Annahme, sämtlich durch Eichkatzen zerstört worden. — Am 27. Juni. Auf 2 jungen Fichten, deren Zopf durch Schneedruck gebrochen ist, und wo — 12 — diese sich kreuzen, steht in Höhe von 2 m ein Goldhähnchennest mit Jungen. Welche Art es ist, konnte ich noch nicht feststellen. Die äussere Hülle des Nestes ist aus alten Buchenblättern hergestellt, dann folgt eine Moosauspolsterung. — Am 1. Juli. Waldarbeiter bringen mir 1 Nachtschwalbenei. Da ich annahm, dass noch 1 Ei gezeitigt würde, bringe ich dasselbe nach za. 3 Stunden zurück; der Vogel sitzt auf dem leeren Nest. Am Tage darauf sitzt der Vogel noch auf dem- selben Fleck. Es zeigt sich, dass das Ei stark bebrütet ist. — Am 3. Juli. In einem Gartengrasmückennest finde ich ein schön ge- zeichnetes Kukuksei; das erste dieser Art aus hiesiger Gegend. Junge rote Gabelweihen verlassen den Horst. Uckermark, 2. Juli 1903, Rüdiger jun. Die Möven Norwegens. Von d. J. Bespettersen. Autorisierte Übersetzung von A. Lorenzen in Kiel nach „Naturen.“ (Schluss.) Zu den nördlichen .Mövenarten, welche im. wesentlichen innerhalb des Polarkreises zu halten, gehört die Stummelmöve oder die drei- zehige Möve (Rissa tridactyla), eine verhältnissmässig kleine Art, welche an der rudimentären Hinterzehe leicht zu erkennen ist, da diese nur in der Form einer kleinen Warze mit sehr kleiner Kralle angedeutet ist. Kopf, Hals und Unterseite sind im Sommerkleide rein weiss, die Oberseite ist blaugrau. Die äusserste Schwungfeder ist auf der ganzen Aussenfahne schwarz, und sowohl diese als die 4 folgenden Flügel- federn haben schwarze Spitzen, die vierte und die fünfte endigen jedoch mit einem kleinen, weissen Fleck. Schlund und Augenrand sind rot, und die Regenbogenhaut ist braun. Die Beine sind ebenfalls braun. Den eigentlichen Aufenthaltsort der Stummelmöve bilden die Küsten des Nördlichen Eismeeres. Regelmässig kommt sie auf Grönland, Island, den Färöer und an der ganzen arktischen Küste Norwegens vor. An diesen Stellen hält sie namentlich an den sogenannten ‚„Vogelbergen“ in so enormer Zahl zu, dass diese von den zahllosen Scharen förmlich bedeckt sind. An der norwegischen Küste ist namentlich „Svärholt- klubben‘‘ zwischen Porsanger-Fjord und Lakse-Fjord einer der be- kanntesten von Stummelmöven bewohnten Vogelberge. Ihre beliebtesten Nistplätze sind steile, am liebsten dem Meere zugekehrte hohe Felsen, namentlich Felsinseln, an denen sie ihr aus Schlamm, Tonboden und verfilzten Pflanzenteilen zusammengesetztes Nest an Abhängen und Terrassen unterbringt. Oft benutzen die Paare ihr Nest mehrere Jahre hintereinander, nachdem sie es jedesmal aus- gebessert und erweitert haben, so dass es in dieser Weise oft eine bedeutende Grösse erreicht. 3 Im südlichen Norwegen brütet die Stummelmöve nur gelegentlich und an vereinzelten Stellen. Man findet sie aber hier am häufigsten im Winter, wenn sie an der ganzen Westküste sogar bis in die innersten Fjorde den Heringszügen folgt oder auf kleine Fische Jagd macht, um sich im Frühling wieder zu ihren Brutplätzen am Eismeere zurückzuziehen. Eine andere, ebenfalls arktische Art, ist die grosse Eismöve oder Bürgermeistermöve (Larus glaucus), welche auch gelegentlich an der Westküste vorkommt, wo sie sogar stellenweise nistend gefunden worden ist. Ihre eigentlichen Brutplätze bilden die arktischen Küsten, z. B. Nordgrönland und an den übrigen Polarländern, bei Island und an den Küsten des nördlichen Norwegens. Im Museum zu Bergen sind 2 junge, noch nicht ausgefärbte Exemplare, welche nach den Etiketten bei Bergen erlegt sein sollen; das eine trägt als Datum ‚‚18. Novbr. 1880“. Ein noch seltenerer Gast an unseren südlichen Küsten ist die Elfenbeinmöve (Pagophila eburnea), gänzlich schneeweiss mit schwarzen Füssen und bei jüngeren Vögeln brauner, bei älteren gelber Regenbogenhaut. Diese Art ist in noch höherem Masse als die vorher- genannten hocharktisch. Man findet sie kaum irgendwo brütend an den Küsten unseres Landes, wo sie nur im Winter, und selbst dann nur spärlich, am häufigsten in Finmarken, beobachtet wurde. Ihre Nistplätze bilden die nördlichsten Gegenden des Eismeeres und der Nordpol. Von den im Museum zu Bergen aufgestellten Exemplaren sind die 2 in Aalesund, das eine im Januar 1885, das andere am 24. April 1895, erlegt. Über die ökonomische Bedeutung der Möven können selbst- verständlich verschiedene Ansichten geltend gemacht werden. Sicher ist jedoch, dass ihre recht wohlschmeckenden Eier an vielen Stellen für die arme Fischerbevölkerung eine nicht so ganz unbeträchtliche Ein- nahmequelle bilden. Auch das Fleisch namentlich der jungen Vögel ist recht gut und kann bei zweckmässiger Behandlung geradezu wohl- schmeckend oder allenfalls dem vieler anderer jagdbaren Vögel gleich- wertig werden. Die Mövenjagd wird auf dem Westlande jedoch verhältnismässig wenig betrieben, und in erster Linie werden die Möven gelegentlich der Alkenjagden erlegt und mit diesen Vögeln gemein- schaftlich an den Markt gebracht. Auf dem Markte zu Bergen werden besonders Larus argentatus, L. fuscus und L. marinus — seltener der kleinere /. canus — zum Verkauf gebracht. Die Anzahl der jährlich erlegten Vögel ist jedoch nur gering. Für die Fischerei treibende Bevölkerung erlangen die Möven — wie bereits des näheren erwähnt — eine nicht geringe Bedeutung da- — 124 — durch, dass sie, in Verbindung mit den Walen die Ankunft der Züge von Heringen ankündigen und wahrscheinlich zuweilen auch dazu beitragen, die Züge dem Lande zuzutreiben, so dass der Fang ermöglicht wird. Einzelne der kleinen Arten machen sich auch auf Wiesen und Äckern dadurch nützlich, dass sie schädliche Insekten und deren Larven vertilgen. Literatur. — Henry E. Dresser, On some rare and unfigured Eggs of Palaeartic Birds. The Ibis, Seite 88, 89, 404—407. 28 Eierabbildungen auf 2 Tafeln. — Beschrieben und abgebildet werden die Eier von Turdus naumanni Temm., T. Pallidus (Gmel.) (beide im Charakter von T. viscivorus, erstere Art am Jenisey, letztere in Nordchina und in der Mongolei gesammelt), 7. auritus Verreaux, 7. hortulorum Sclater (beide wie 7. merula, in Ostsibirien ges.), Passer yatii Sharpe (wie P. montanus, in Südpersien ges.), P. ammodendri Severtzoff (wie P. domesticus, in Transkaspien ges.), Pycnoramphus carneipes (Hodgson) (im Charakter von Coccothraustes vulgaris, doch in wenig mehr ge- streckter Form, in Transkaspien ges.), Anthus similis (Jerdon) (wie A. campestris, in Belauchistan ges.) Lusciniala indica (Jerdon) (an ein schwach punktiertes Parus coeruleus-Ei erinnernd, aus dem Süden der Boro choro Berge) und Saxicola chrysopygia (De Filippo) (wie $. oenanthe, in Transkaspien ges.). Ha — Ornithologisches Jahrbuch, herausgegeben von Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, Hallein 1903, ausgegeben am 23. Oktober. — Inhalt: Victor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen: Über palaearktische Formen V. — Harald Baron Loudon: Kenntnis der Repräsentanten der Gattung Galerida. — R. Sarudny und Harald BaronLoudon: Cettia cettisemenovi Sarudny und Loudon subsp. nov. — Victor Ritterv. Tschusizu Schmidhoffen: Zur Ornis der Kanaren. Alexander Bau: Ornithologisches und Biologisches aus Voralberg. — P. E: Schmitz, A. de Noronha: Aus dem Vogelleben der, Insel Santo. — P. Ernesto Schmitz: Tagebuchnotizen aus Madeira. — Rud. v. Thanner: Beobachtungen aus dem Pinienwäldern Tenerifes. — Wilh. Schuster: Ein Besuch auf Juist, sowie noch rein ornitho- logische Arbeiten von den Prof. Knotek, Marek und Herm. Johannsen. — Eine grosse Reihe von oologischen Notizen enthalten die Arbeiten Loudons, Baus, Schmitzs und Thanners. Besonders erwähnenswert sei die eine Notiz von P. Schmitz: — 1253 — 4. IV. Erhalte das erste diesjährige Gelege (4) von Scolopax rusticola, alle späteren zeigen weniger dunklere Grundfarbe. In der Grösse schwanken die Eier der verschiedenen Gelege zwischen 45,5 und 39,5 mm. Obwohl ich nach und nach 8 verschiedene Gelege erhielt, sind dieselben von einander so abweichend in Grundton, Zeichnung, Grösse und Form, dass man die einzelnen Eier leicht wieder herausfinden könnte, selbst wenn man die Eier zusammenlegte. Inner- halb des Geleges sind die Abweichungen gering. H: RB: — Von den Horae societatis entomologicae Rossicae ist das Schluss- heft (3 und 4)) des 36. Bandes erschienen. Unter den für Ornithologen und Oologen bemerkenswerten Studien sei die J. Wagners genannt, die sich besonders mit Vogelflöhen beschäftigt. Obschon uns zahl- reiche Arbeiten über die Pulciden (Flöhe) der Vögel vorliegen, sind unsere Kenntnisse über diese Gruppe recht mangelhaft. Dieses muss dem Einflusse der Taschenberg’schen Monographie (Halle 1880) zu- geschrieben werden, welcher Autor das ihm zugängliche umfangreiche Material leider nur oberflächlich untersucht hat und daher zu dem irr- tümlichen Schlusse gekommen ist, dass sämtliche von den früheren Autoren beschriebenen Vogelflöhe nur einer einzigen Art angehören, die er Pulex avium nannte. C. Rothschild hat diesem Sammelnamen bereits den Garaus gemacht und ihn in 5 Arten aufgelöst, nämlich Ceratophyllus gallinae Schr., columbae Walk., hirundinis Curt., styx Rothsch. und newsteadiRothsch. Wagnerprüftnun dieRothschild’schen Unterscheidungsmerkmale nach und vertieft sie, beschreibt auch 3 neue Arten: C. spinosus, rusticus (aus dem Neste von Hirundo rustica L., ein Tier, dass Wagner übrigens für einen Hybriden von C. hirundinis gallinae anzusehen geneigt ist, weil die neue Form eine auffallende Mischung von Merkmalen dieser beiden in Schwalbennestern vor- kommenden Arten aufweist) und C. oligochaetus (aus einem in Vegesack gefundenen unbestimmten Singvogelneste). — Bei dieser Gelegenheit geht Wagner auf die Lebensweise der Ceratophyllen etwas näher ein: 2 Arten, gallinae und newsteadi, sind auf Vertretern verschiedener Gattungen angetroffen worden, die erste auf Haushühnern, bei dem Star, bei der Holztaube, selbst bei der Waldmaus und einer Fleder- maus. Wagner fügte noch als Wirte den Haussperling, die Mehl- schwalbe und die Feldtaube hinzu. — C. newsteadi lebt nach Rothschild bei dem Kernbeisser und dem Wasserstar. Anderseits gibt es auch Flöhe, welche in ihren Wirtstieren beschränkter sind. So lebt C. hirundinis nur in Schwalbennestern (Hirundo urbica und rustica), C. styx nur bei den Uferschwalben (Cotyle riparia).. All diese Vogelflöhe kommen nur in den Nestern vor, sie parasitieren nicht auf den er- — 126 — wachsenen Vögeln, ihre Körperform ist zum Herumkriechen zwischen den Federn nicht geeignet, sonden sie saugen an den Jungen, so lange deren Gefieder rudimentair bleibt. In Vogelnestern von Arten, die Puliciden als Schmarotzer haben, gelingt es fast durchgehend, bei sorg- fältigem Nachsuchen, zur Zeit, wo sie Jungen enthalten, eine gewisse Anzahl in verschiedenen Entwicklungsstadien sich befindender Flöhe zu erbeuten. Sicher gibt es auch auf diesem Felde noch manche Entdeckung zu machen. — Zum Schutze seltener schädlicher Vögel in Schleswig- Holstein. Der Verband schleswig-holsteinischer Tierschutzvereine in Marne hatte den Beschluss gefasst, an die königliche Regierung zu Schleswig eine Eingabe zu richten, in welcher die Notwendigkeit des Schutzes gewisser seltener schädlicher Vögel dargelegt und eine Liste der hierbei in Betracht kommenden Vögel zusammengestellt werde, Der bekannte Ornithologe, Gymnasialoberlehrer Rohweder in Husum, hat sich seines ihm gewordenen Auftrages erledigt und an die besagte Regierung auch unter Hinweis, wie keine Vogelart als absolut nützlich zu betrachten ist, so kann ebenso wenig ein Vogel als ein unter allen Umständen unbedingt schädlicher Vogel betrachtet werden, unter sach- licher Begründung eine Eingabe gerichtet, dem wir folgendes entnehmen: I. Stets und überall zu schonen sind Schlangen- und Schreiadler, Rohr- dommeln und schwarze Störche, als seltene Vögel, die nur in der Brutzeit bei uns vorkommen. II. Zeitweilig und stellenweise zu schonen sind See- und Flussadler, (beide nur während der Brutzeit), der Kolkrabe, nur während der Brutzeit und in solchen Gegenden, wo nur zerstreut einzelne Paare horsten, die Elster dort, wo eine Erlegung und die Zerstörung der Brut eine völlige Ausrottung befürchten lässt. Gebeten wird, die aufgezählten Arten aus der Liste der schädlichen Vögel zu streichen, sie in einer besonderen Liste aufzuführen und die königlichen Forstbeamten anzuweisen, die 4 nicht verzeichneten Arten unter allen Umständen selbst zu schonen und gegen Nachstellungen von anderer Seite in Schutz zu nehmen, die 4 letztgenannten Arten während der Brutzeit dort zu schützen und zu schonen, wo sie nur noch in wenigen Paaren nisten. Mitteilungen, — Ein rotrückiger Würger hatte 2 Eier in sein Nest gelegt (Gemarkung Lauterbach, Oberhessen); diese beiden Eier waren ganz ungewöhnlich lang, so gerade um die Hälfte länger als gewöhnliche Eier der Art. Leider nahmen wir damals die Eier mit, da wir noch ZEHN nicht soviel naturwissenschaftliches Interesse hatten, um die Sache weiter zu verfolgen, sondern mit dem augenblicklichen Raub für unsere Sammlung höchlichst zufrieden waren; der Würger legte keine weiteren Eier in das Nest. Überhaupt haben wir uns zur Regel gemacht, künftighin auch die Nester des rotrückigen Würgers möglichst unge- schoren zu lassen, da dieser Vogel garnicht so schlimm ist, als er in der ornithologischen Litteratur seit den Tagen des jüngeren Naumann — Bechstein urteilte) viel besser, richtiger, verständiger über ihn (vgl. die „Musterung der nützlichen und schädlichen Tiere 1805!) — verschrieen ist. Was tue ich mit einem Vogelschutz, der aus utilitaristi- schen Rücksichten nur die ganz nützlichen Vögel schützt? Ich ver- urteile auch z. B. jeden Schiesser, der es in etwas mehr denn einem Quinquennium so ungefähr auf 6—8000 Vögel bringt, auch wenn er eine ganze Anzahl „schädlicher“ Raubvögel dabei zur Strecke bringt! Solche Hekatomben sind eine Schmach für den Schützen. Nur ganz selten legt einmal eine Rabenkrähe oder Elster vor dem 1. April hier im Westen Eier; als frühesten Legetermin konstatierten wir selbst in einem einzigen Fall den 30. März. Nur die Schwarzamsel und Wasseramsel legen einmal früher. Im Februar hat noch kein Vogel Eier; dahin lautende Angaben sind a limine zu- rückzuweisen. W..Schuster. — DirektorCamillo Schaufuss inMeissen,Sachsen, Herausgeber der Insektenbörse,will vorgerückten Alterswegen zu jedem annehmbaren Preise seine wertvolle Eiersammlung verkaufen. Die betreffendeSammlung ist teil- weise vom Vater, L. W. Schaufuss, ererbt, und besteht aus erster wie zweiter Qualität. Es sind im ganzen za. 318 Arten, über 3000 Eier, darunter 100 sibirische (1. Qual.) z. B. 11 Ciconia alba und 2 nigra, 7 Grus cinerea, 12 Sterna caspia. Aus dem anderen Teile dieser Sammlung seien u. a. erwähnt 8 Gyps fulvus, 5 Vultur cinereus, 10 Neophron percnöpterus, 10 Falco eleonorae, 3 F. peregrinoides, 3 Aquila bonelli, 20 A. naevia, 8 Circaötus gallicus, 37 Lanius excubitor, 32 Pastor roseus, 56 Strix nyctea u. s. w. (Siehe Inserat.) — A. Böttcher, Naturalien- und Lehrmittelhandlung, Berlin C., Brüderstrasse 15, hat soeben unter I eine neue Preisliste über konser- vierte Tiere in Spiritus oder Formalin, ebenso unter H über ethno- graphische Gegenstände herausgegeben, die mit vielen Illustrationen ver- sehen ist. Originalausbeuten und Sammlungen jeder Grösse auseuropä- ischenund überseeischen Gebieten werden jederzeit angekauft; grösste Sel- tenheiten der Zoologie und Mineralogie sind stets aufLager, darunter be- sonders interessante Objekte aus dem australischen Kontinente und Archipel, als Säugetiere (Ornithorynchus, Echidna u. s. w.), Vögel (Apteryxbälge und -eier), Muscheln, Insekten u. s. w. | | Ill RESSNIENSIIESENENSSIIENESENSSISISIENSSSSESSSIIENSINISIENSDSEND Zu jedem annehmbaren Preise will ich meine wertvolle Eiersammlung verkaufen. Dir. Camillo Schaufuss, Meissen (Sachsen). 2 2 2 z 7 Die Uebernahme der Sammlung müsste hier erfolgen. 7 s 2 2 2 EIESSIEISTIESEIITISEITIEISIENZINITNZSIIENISIENSSEIENSSEIESIEN !. Preis n. 1. Preis n. gold. Medaille Dortmund 1893, Medaille Dortmund 1899, ERTHUS FREE EN Wndliensshrit N en Pflanzen-Frennde. Probehefte gratis und frei vom Yerlage Altona - Hamburg, Arnorätr. 6 der Ornithologische Beobachter. Wochenschrift für Vogelliebhaber und Vogelschutz. Herausgegeben von Carl Daut, Bern (Schweiz). Redaktion C. Daut Bern und Prof. 6. v. Burg Olten. Abonnementspreis Mk. 6.— jährlich bei direkter Zusendung unter Kreuz- band oder mit üblichem Zuschlag auf den Postämtern. Inserate: Die 3ge- spaltene Petitzeile oder deren Raum 15 Pfg., Wiederholungen 20—30'/, Rabatt. Für Lehrer, Schulfreunde und Samm- ler aller Art empf. ich die Abonnierung auf die Zeitschrift „Lehrmittel-Sammler“ Petersdorf b. Trautenau i. Böhmen. Bezugspreis nur 2 Kronen 50 Heller — 2 Mark 50 Pfennig pro Jahrgang Naturalienhändier v. Fric in Prag, Wladislaws Gasse 2la, kauft und verkauft naturhistorische Objekte aller Art. Eine sehr schöne Eiersammlung, =g 300 Stck. in 100 Arten nebst Strausseı ist für 20M. incl. Verp. zu verkaufen H. Hintze, Neuwarp i. P. Kennath. L. Skinner, North Bank, St. Mary Craz, Kent, England, verkauft europäische, nord- amerikanische, indische und südafri- kanische Eier einzeln wie in Gelegen. Örnithologisches Jahrbuch. Organ für das palaearktische Faunengebiet. Das „Ornithologische Jahrbuch“, welches mit 1903 seinen XIII. Jahr- gang beginnt, bezweckt ausschliesslich die Pflege der palaearktischen Orni- thologie “und erscheint in 6 Heften in der Stärke von 21/3 Druckbogen, Lex. 8. Eine Vermehrung der Bogenzahl und Beigabe von Tafeln erfolgt nach Bedarf. — Der Preis des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei direktem Bezuge für das Inland 10 Kronen, für das Ausland 10, Mk, = 12,50 Eres. — WRoma 4,50 Rbl. pränumerando, im Buchhandel 12 Kronen — 12 Mk. Lehranstalten erhalten den - zu dem ermässigten Preise von6Kronen — 6 Mk. (nur direkt). Kauf- und Tauschanzeigen finden nach vorhan- denem Raume auf dem Umschlage Aufnahme. DBeilagen- und Inseraten- berechnung nach Vereinbarung. Probe- hefte. Alle Zusendungen, als Manu- skripte,DruckschriftenzurBesprechung, Abonnements, Annonzen und Beilagen, bitten wir an den Herausgeber, Vikt. v.Tschusi zu Schmidhoffen, Villa Tännen- hof bei Hallein, Salzburg zu adres- sieren. Redaktion und. V erlag von H. Hocke, Berlin G% Prenzlauer Strasse 36. Druck von Otto Koobs, Berlin SW, 12, Koch Strasse. 73.