Nn;- Division .of Birds EITSCHRIFT Organ für Wissenschaft und Liebhaberei. Herausgegeben vor. H. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36. I Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei direkter Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk. 3.—, nach den andern Ländern des Weltpostvereins Fres. 4.25 pränumerando Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März. Bestellungen und Zahlungen sind an H. Hocke, „Zeitschrift für Oologie*, Berlin ©., Prenzlauer Strasse 36, zurichten. Preis derzweigespaltenen Zeile oder deren Raum 20 Pf. Kleinere Beträgesind gleich einzuzahlen. Gebühren für eine Beilage. durch welche das normale Wersandportonich' überschritten wird, betragen 3MK- No. 5. Berlin den 15. August 1904. XIV. Jahrg. Inhalt: Asio otus (L.). — Südlicher Brutplatz des Harelda hiemalis L. und des Phalaropus hyperboreus L. — Ueber die Färbung der Vogeleier. — Oologisches aus Marburg a. L. — Oologisches und Ornithologisches aus Russland, Sibirien, Transkaspien, Turkestan, Mongolei, Mandschurei. — Kukuk und Teichrohrsänger, — Mitteilungen. — Literatur. — Inserate. Asio otus (L.). Von H. Frh. Geyr von Schweppenburg. Ich kannte in diesem Frühjahre in einem wenige hundert Morgen grossen Walde 9 resp. 10 Nester, richtiger Gelege von Asio otus. Da über den genauen Verlauf des Brutgeschäits der Waldohr- eule noch immer keine ungeteilte Meinung herrscht, so habe auch ich in diesem Frühjahre einige wenige, leider unvollständige Beob- achtungen über diesen Punkt angestellt. Hierüber will ich berichten. Gelege I wurde am 17. März gefunden. Es befand sich in einem alten Krähenhorste, der etwa 6 m hoch auf einer Fichte stand. Es machte mir den Eindruck, als ob das letzte der 5 Eier erst ganz kürzlich gelegt worden wäre. Es was nämlich noch ganz weiss, während eins mässig, die 3 übrigen stark beschmutzt waren. Auch war das Ei, soviel durchscheinendes Sonnenlicht erkennen liess, noch garnicht oder sehr wenig bebrütet. Am 8. April lagen 3 kleine Junge im Nest, die geringe Grössenunterschiede zeigten. Am 19, war ich wieder dort und fand die 5 Jungen recht verschieden gross. Am 2. Mai waren noch 4, fast flügge Junge in oder neben dem Nest. Sie wurden nicht ohne Mühe eingefangen und wogen 175, 200, 218, 232 g. Gelege II befand sich in einem alten Krähe za. I2 m hoch auf einer Fichte stand. Es wurde am 2 funden und enthielt 3 Eier; im ganzen wurden 5 gelegt. waren 2 kleine Junge ausgekommen, 1 Ei ist bepickt.: Am 21. war das dritte Junge ausgefallen; die übrigen Eier sind faul. Am 22. März fand ich 3 Eier, die in einem etwa 8 m hoch auf einer Eiche im lichten Holze stehenden Krähenhorste lagen. Am 7. April lagen 8(!) Eier im Nest. Am 19. waren 2 Junge im Nest, 2 Eier bepickt. Zwischen den Jungen ist wohl ein ganz geringer Unterschied zu bemerken, 1 Ei ist etwas mehr bepickt wie das andere. Von einem der Jungen lag die noch feuchte Eischale im Nest, während die des andern weg war und auch in der Nähe des Nestes nicht ge- funden wurde. Das zweite Junge war also jedenfalls erst am Morgen des 19. ausgefallen, während das andere höchst wahrscheinlich schon am 18. geboren wurde. Am 21. fand ich im Neste nur noch 3 Junge. Die Eier waren von irgend jemand genommen worden, während die Jungen aus irgend einem Grunde dagelassen wurden. Gelege IV wurde am 28. März gefunden, bestand aus 6 Eiern und lag in einem Krähenhorste, der za. 6 m hoch auf einer einzeln stehenden Fichte stand. Am 19. April untersuchte ich das Nest wieder; es befanden sich 6 Junge darin, die ich alle bis auf 2 — die sich nur wenig unterschieden — in der Grösse sehr verschieden fand. Das grösste war gewiss zweimal so gross wie das kleinste. Am 1. Mai waren nur noch 4 Junge im Nest; sie wogen 155, 227, 235, 235 g. Das fünfte Nest war mir schon länger bekannt, wurde aber erst am 6. April untersucht, weil eine eingehendere Beobachtung seiner Lage wegen nicht möglich war. Es enthielt 6 Eier, stand auf einer hohen, glatten Kiefer und wurde im verflossenen Jahre von Corvus corone bewohnt. Am 2. Mai waren nur 5 Junge im Nest, die nach einigen Schwierigkeiten gewogen wurden. Die Wiegung ergab 20, 50, 05,420, 413708, Nest VI, mir auch schon länger bekannt, wurde aus obigem Grunde erst am 26. April untersucht. Es befanden sich 3 Junge und 4 Eier im Nest. Unter den Jungen waren, soviel ich beurteilen konnte, geringe Grössenunterschiede vorhanden, 2 Eier waren bepickt. Am 28. waren 4 Junge im Nest und 2 nicht bepickte Eier. Eines der angepickten Eier resp. ein Junges waren also verschwunden. Am 8. April wurde das siebente Gelege gefunden. Die Eier lagen in einem Taubennest, das auf ziemlich wesentliche Teile eines grösseren Nestes aufgebaut war, so dass das Ganze einen ziem- lich soliden Bau ergab. Warum diese Eulen so spät legten, kann ich nicht genau sagen. Das Paar war mir bekannt, hatte jedoch anfäng- lich einen etwas entfernteren Brutbezirk inne. Ich habe Grund an- zunehmen, dass das erste Gelege zerstört wurde. Am 10. war ich „wieder am Nest und fand 4 Eier; im ganzen wurden 5 gelegt. A a Das achte und neunte Gelege konnten nicht untersucht werden; weniger weil die Bäume an sich nicht zu ersteigen gewesen, sondern weil die Nester auf so dünnen Wipfelästen standen, dass man sie nicht erreichen konnte. Eines der Gelege befand sich auf einer Kiefer im Neste von Corvus corone, das andere am Rande einer Saatkrähenkolonie in einem Neste von Corvus frugilegus. Am 29. April schien mir dieses Nest zerstört zu sein, während einige hundert Schritte weiter wieder eine Ohreule in einem Krähen- neste sass. Ob dies ein anderes Eulenpaar oder das nämliche war, kann ich nicht mit Sicherheit feststellen. Die angeführten Gelege von 5, 5, 5, 6, 6, 7, 8 Eiern zeigen, dass die Angaben ofus lege „4—5, wohl niemals 6 Eier“, durchaus nicht zutreffen. Ich habe auch in anderen Jahren häufiger Eulen- nester gefunden, ohne mir genaue Notizen darüber zu machen, doch weiss ich ganz genau, dass ich weniger wie 5 Eier in ersten Gelegen nie gefunden habe. Die Eulen des Mainzer Tertiärbeckens mögen besondere Käuze sein; das wäre sehr interessant, doch halte ich den Beweis ihrer geringen Fruchtbarkeit noch nicht für erbracht. Herr W. Schuster wird wohl die Freundlichkeit haben, Angaben über die Eierzahl einer grösseren Reihe von Gelegen mit genauen Daten zu bringen und seine Freunde im Tertiärbecken zu Forschungen nach dieser Seite hin anzuregen. Nun die Dauer der Bebrütung! Gelege I wurde am 17. März gefunden; dem Anscheine nach war das letzte Ei erst am 17. oder kurz vorher gelegt worden. Am 8. April, also 22 Tage später, be- fanden sich 3 in der Grösse nicht auffallend verschiedene Junge im Nest. Zur Bestimmung der Brutdauer ist dieses Gelege schlecht zu gebrauchen, weil die Berechnungen auf unsicherer Basis beruhen. Gelege II, am 20. März gefunden, enthielt am 19. April, also nach 30 Tagen, 2 ganz kleine Junge, 1 bepicktes und 2 faule Eier. Ob die faulen Eier zu den 3 am 20. gefundenen gehören, oder ob es die beiden zuletzt gelegten sind, kommt nicht sonderlich in Betracht. Die Dauer der Bebrütung betrug jedenfalls 4 Wochen. Gelege III wurde am 22. März mit 3 Eiern gefunden. Am 19. April, also nach 28 Tagen lagen 2 in der Grösse etwas ver- schiedene Junge, 1 stark, 1 weniger bepicktes und 4 ganze Eier im Nest. Die Jungen wurden also in 4 Wochen gezeitigt. Hinsichtlich der Dauer der Bebrütung stimme ich, wie die Beobachtungen zeigen, mit Schuster überein. Nest VII enthielt am 8. April 3 Eier, am 10. 4, so dass zum Legen des vierten Eies möglicher Weise eine Pause von 2 Tagen 2 nötig war. Im übrigen möchte ich jedoch nicht annehmen, dass Asio otus nur alle 2 Tage I Ei legt. Gelege III erhärtet, wie ich glaube, diese Annahme durch die nur geringen Unterschiede im Bebrütungsstadium der einzelnen Eier. Diese Eule hätte, bei einem Zwischenraum von 2 Tagen bis zu jeder neuen Eiablage, zum Legen ungefähr einen halben Monat gebraucht, was mir aber sehr unwahr- scheinlich zu sein scheint. Bisweilen mögen die Eier nur alle 2 Tage abgelegt werden — besonders die letzten einer grösseren Anzahl — meist jedoch wahrscheinlich nicht. Untersuchungen zu diesem Punkte sind noch durchaus nötig. Die Eule wartet, wie auch unsere Beobachtungen zeigen, mit dem Brüten nicht bis auf das letzte Ei. Dass sie nach der „Geburt“ des dritten Eies damit beginnt, habe ich nicht bestätigen können. Gelege III und die Gewichtsangaben sprechen nicht besonders dafür. Die jüngsten Eulen bleiben hinter ihren älteren Ge- schwistern in der Grösse wahrscheinlich noch besonders zurück, weil sie verhältnismässig nicht so gut gefüttert werden: Sie liegen häufig ganz unter den grösseren, verkümmern und gehen, soweit meine Be- obachtungen reichen, nicht selten zugrunde. Das Benehmen von Asio ofus am Nest ist wie bekannt nach Individuen verschieden. Während einige sich sehr apathisch ver- halten, scheinen andere eine grosse Liebe zu Kindern und Eiern zu hegen. Immer habe ich gefunden, dass die & ö weit mehr auf den Schutz der Brut bedacht sind, wie die 2? 2. Die guten Eulenväter kommen, wenn sie die Eier resp. Jungen in Gefahr glauben, ziemlich nahe an das Nest heran. Sie fauchen, knappen mit dem Schnabel, blähen die Federn auf, schlagen ein Rad, erheben ein Geschrei, das dem Klagen eines Kaninchens sehr ähnelt, und stellen sich flügellahm. Das Letztere habe ich nur selten beobachtet. Es sieht sehr komisch aus, wenn das Männchen auf einem Aste herumtorkelt und, dem Anscheine nach totkrank, sich kaum mehr halten kann, oder wenn es auf den Boden herabfliegt und dort unter kläglichem Geschrei das von anderen Vögeln her bekannte Manöver beginnt. Das Weibchen hält sich meist in sicherer Ferne und lässt nur selten Töne des Missfallens hören. Das Fauchen von Asio ofus ähnelt dem der Katzen sehr. Vom 2 vernahm ich es besonders, als eine Raben- krähe sich seinem Neste näherte und auch des Nachts, als wahr- scheinlich eine fremde Eule dem Neste zu nahe kam. Ferner drückt das 2 seinen Zorn durch einen Laut aus, der etwa wie uhwefu klingt. Ausserdem hört man von den Eulen das bekannte dumpfe weit hör- bare hwuimb, das sich beim ö auch wohl wie hwusmb anhört. Den Be Go längeren Ruf lassen sie nur sehr selten hören. Von zahmen Ohreulen vernahm ich einen Laut, der etwa wie ku&k—kudck—kueck klingt. In der Gefangenschaft badet oZus sehr gerne, manche Exemplare, so viel ich beobachten konnte, fast jede Nacht. Zur Brutzeit fliegen die Ohreulen, wie bekannt, schon sehr früh aufs Feld hinaus. Vor einigen Tagen sah ich, als es noch ganz hell war, eine Ohreule hoch in der Luit.ohne Flügelschlag ihre Kreise ziehen, ähnlich wie einBussard. Nach einiger Zeit senkte sie sich, auch ohne Flügelschlag herab, vor dem Einfallen nochmals kreisend. Obschon ich oZus schon häufiger bei hellem Tage auf dem Felde sah, hatte ich sie in derartigem Fluge noch nicht beobachtet. Nachtrag. Am 17. Mai untersuchte ich Nest VII, in das im April 5 Eier gelegt wurden. Ich fand nur 2 Junge, die 175 resp. 195 g wogen. Von einer dritten jungen Eule fand sich nur ein Teil des Kopfes vor, das übrige war von den Geschwistern oder Eltern verspeist worden. Jetzt ist mir auch klar, wo die aus den Nestern verschwindenden Jungen bleiben. Sie werden zweifellos von den Alten getötet und verfüttert. In einem der übrigen Nester, in dem auch ein Junges fehlte, fand ich schon am I. Mai ein Stück des Brustkorbes eines Vogels, das jedenfalls von einer jungen Eule stammte. Etwas für die anthropomorphe Tierpsychologie! Südlicher Brutplatz des Harelda hiemalis L. und des Phalaropus hyperboreus L. I. Während der Monate Mai und Juni 1902 unternahm ich eine ornithologische Forschungsreise nach einigen in dem Finnischen Meerbusen befindlichen Inseln, hauptsächlich um daselbst den Frühlings- zug der Vögel zu studieren. Meine ursprüngliche Absicht war im April im Beobachtungsgebiet zu sein, aber ungünstige Eisverhältnisse legten unüberwindliche Hindernisse in den Weg, weshalb auch die Untersuchung des Vogelzuges unterblieb. Die lokale Vogelfauna bot nichts Besonderes von Interesse. Doch fiel mir die Menge der Harelda hiemalis auf, welche sich so spät im Juni, teils in Scharen von 20 bis 30 Stück, teils in Paaren an den Ufern dieser Inseln be- fanden. Ich war der Meinung, dass die Enten sich der klimatologischen Verhältnisse wegen verspätet hatten und so richtete ich meine Auf- merksamkeit nicht besonders hierauf. Desto mehr erstaunte ich, bei meiner Ankunft auf der „Lill-Tytarsaari-Insel“ ein Nest derselben Vogelart zu finden. Die Insel ist za. 3 km lang und za. 2km breit, und be- findet sich im Finnischen Meerbusen 27° östlicher Länge von Greenwich m) Tan und 570 37“ nördlicher Breite. Auf der Insel befindet sich eine lange, aber niedrige, nur einige Meter breite, sandige, sehr sparsam mit Gras und Empetrum nigrum bewachsene Spitze. Das Nest, in welchem 8 irische Eier lagen, befand sich in einem Zmpetrum nigrum-Hügel und bestand nur aus einer seichten Vertiefung im Sande und mit den schwarzen Dunen des Vogels als Boden. Das Mass der Eier ist folgendes: 53,2 52,5 52,0 52,0 52,5 51,8 51,2 49,3 mm 38,3 38,0 37,4 38,0 38,4 37,4 38,0 37,0 mm Die Eier, gefunden am 1. Juni, habe ich dem Helsingforser Museum übergeben. — Nach den übereinstimmenden Angaben der Bevölkerung dieser Inseln verbleibt hier diese Vogelart regelmässig den ganzen Sommer hindurch. Auch als Brutvogel ist sie der Be- völkerung gut bekannt. Weil auch in der Literatur Angaben vor- kommen, welche dieselben unterstützen, so muss man dieses Brüten nicht für zufällig, sondern für eine Regel halten. Es kann wohl an seinem Platz sein, hier weiter zu erwähnen:*) „A..vonNordmann fand ein Paar dieser Art im Juli 1857 in der Gegend von Helsingfors. Er vermutet, dass dieses Paar hier gebrütet hat.“*) „Nach M. von Wright’s Angabe wurde bei Stenskär am Finnischen Meerbusen am 16. Juli 1865 ein junges Männchen geschossen, welches noch teilweise mit Dunen bedeckt war.“*) „W.Snellmann beobachtete Scharen von A. hiemalis in den Schären „Kyrkslätts“ (im Finnischen Meerbusen) noch am 29. und 30. Juli 1872.“ 7) „Nach der Angabe des RektorsM. Breuner, hat sein Grossvater, Zollbeamter B. Breuner, Nester mit Eiern derselben Art in ‚Porkkala‘ Schären (Finnischer Meer- busen) gefunden.“ — II. Als ich den letzten Sommer im Kirchspiele „Haukipudas“ („Uleäborgs“ Bezirk) war, vernahm ich von Lotsen, dass eine Stelz- vogelart auf der Insel „Ulkogrunni“ (Bottnischer Meerbusen) nisten sollte. Ich nahm nach den Beschreibungen an, dass es Phalaropus hyperboreus L. sein müsste. Ich begab mich am 28. Juni nach der Insel zur Untersuchung, und fand die gedachte Vogelart in 8 Paaren vor. Die Insel „Ulkogrunni“ befindet sich im Bottnischen Meerbusen vor dem Kirchspiel „Ijo“ im 24° 50‘ östlicher Länge von Greenwich und 65° 23° nördlicher Breite. In der Mitte der Insel ist ein Birken- wald, das Ufer ist mit dichtem Gras bewachsen. Der südliche Teil ist niedrig und mit kleinen Wasseransammlungen. Auf einigen höheren Hügeln zwischen diesen Ansammlungen befand sich die Brutkolonie. *) Wright- Palmen: Finlands Foglar. 7) Societas pro Fauna et Flora Fennica: Meddelanden 27, häftet sid. 68. BR Die Nester waren sehr gut in dem üppigen und dichten Grase ver- borgen; am 29. Juni lagen in jedem Neste 4 Eier. 2 Gelege, welche ich nahm, waren schon stark bebrütet, aber ich konnte sie noch ausblasen. Eins von diesen Gelegen habe ich dem Museum der Helsingforser Universität gegeben. Nach den Mitteilungen der Lotsen hat Phaloropus hyperboreus jeden Sommer auf dieser Insel geheckt. Helsingfors, im April 1904. Elis Nordling. Ueber die Färbung der Vogeleier. Von Dr. Fr. Dietrich. (Schluss.) Wir haben hier also 2 Fälle: a) Der Vogel wird zum Höhlenbrüter, da seine Eier weiss sind und ‚er sie auf diese Weise den Blicken etwaiger Feinde entziehen will. b) Der Vogel, dessen Eier mit Schutzfärbung versehen sind, geht zum Nisten in Höhlen über. Die Schutzfärbung ist jetzt überflüssig. Sollte der Vogel ein konstanter Höhlenbrüter werden, so wird die Farbe der Eier als unnütz verschwinden. Die Taucher haben weisse Eier (die Podiceps-Arten) oder farbige (die Colymbus-Arten). Die Podicipiden schützen die Eier durch voll- ständige Bedeckung mit feuchten Niststoffen und machen dadurch ‚eine Schutzfärbung überflüssig, zumal durch die Berührung mit den faulenden feuchten Pflanzenstoffen die Eier bald eine gelbe oder bräunliche Farbe annehmen. Bei den Colymbiden haben die Eier durch die Färbung ‘einen guten Schutz erhalten. Von der grossen Abteilung der Ciconiiformes lassen wir die Jüngste Gruppe, die Raubvögel, zunächst unberücksichtigt. Die Eier aller übrigen hierher gehörigen Vögel, der Flamingos, Störche und Reiher, und der Ruderfüsser sind weiss oder einfarbig bläulich- weiss, bläulichgrün oder grünlichweiss. Es handelt sich hier um meist ‚grosse und wehrhafte Vögel, die darum der Schutzfärbung bei den Eiern entbehren konnten, oder um sehr versteckt brütende, mehr nächtliche Tiere, die vielleicht während des Tages auf den Eiern sitzen (kleine Rohr- dommel?). Nur bei den Reihern ist in gewissem Grade eine Schutz- färbung zustande gekommen. Dass hier ein besonderer Schutz nötig ist, scheint mir auch aus dem kolonieweisen Brüten hervorzugehen. Doch gibt beides noch keinen ausreichenden Schutz, wie man sich in Reiher- kolonieen, die von Krähen gebrandschatzt werden, leicht überzeugen kann. Mit den Charadriiformes gelangen wir zu einer grossen Abteilung, deren Vertreter, Regenpfeifer, Schnepfen, Möven, Alken, Blätterrallen und Trappen, sämtlich bunte, schutzfarbige Eier EM, ER legen, die zum grössten Teil der Umgebung des Nestes vorzüglich an- gepasst sind. Höhlenbrüter kommen hier nur ganz vereinzelt vor. Mergulus alle und Mormon fratercula rechne ich dahin. Da nun erstens die ganze grosse Verwandtschaft farbige und gefleckte Eier legt, sodann auch die: Eier der beiden genannten Vögel schwach rötlich oder schmutzig dunkel gefleckt sind, so unterliegt es für mich keinem Zweifel, dass diese Vögel ursprünglich farbige Eier gelegt haben und erst mit dem Uebergange zum Höhlenbrüten die Erzeugung von Farbstoff aufgegeben haben. Bei den Tudinares, den Sturmvögeln, nahen Verwandten der Charadriiformes, liegen die Verhältnisse ähnlich, auch hier treten regel- mässig am stumpfen Pole der Eier mehr oder weniger deutlich rote Flecken auf, die als letzter noch erhaltener Ueberrest der einstigen Färbung zu er- klären sind. Bei den Gruiformes, Ralliformes, Crypturi und Galliformes handelt es sich ausschliesslich um farbige, meist auch gefleckte Eier. Höhlenbrüter sind mir aus dieser Gruppe nicht bekannt, doch liegt ein ähnliches Ver- hältnis bei den Megapodien vor, die ihre sehr hellen, farbigen Eier in gährende Laubhaufen oder in warmen, vulkanischen Sand legen. Diese Eigenart scheint mir, abgesehen von verschiedenen anderen Gründen wegen der Färbung der Eier, eine erst jüngst erworbene Anpassung zu sein. Zu den jüngeren Gruppen gehören die Cuculidae, Musophagidae, Psittacidae, Halcyoniformes, Pico-Passeriformes, Coraciiformes und Accipitres. Von diesen Vögeln legen die Musophagidae und Psittacidae sämtlich weisse Eier und sind meines Wissens ausschliesslich Höhlenbrüter. Von den Malcyoniformes (Eisvögel, Bienenfresser, Wiede- hopfe) legen nur die Wiedehopfe gefärbte, nämlich bläulichgrüne Eier und nisten in freilich meist ziemlich offenen Höhlen. Auch die meisten Gruppen der Coraciiformes, zudenendie Racken,Schwalme, Fettschwalche, Eulen und Ziegenmelker gehören, sind Höhlenbrüter und produzieren weisse Eier. Wenn auch die Eulen nur zum Teil Höhlenbrüter sind, so hat sich doch eine Schutzfärbung für die Eier als unnötig erwiesen, da sie am Tage auf dem Neste sitzen. Eine Gruppe jedoch, die sich dem Nisten auf dem freien Erdboden anbequemt hat, hat dem entsprechend bunt gefleckte Eier, nämlich die Caprimulgidae. Unter den Pico-Passeriformes, einer sehr mannigfaltigen und zahlreichen Abteilung, sind die Pici, die Spechte, die ausgesprochensten Höhlen- brüter mit rein- und glänzendweissen Eiern; die zweite Gruppe, die Macrochires (Kolibris und Segler) hat aber auch weisse Eier, ob- wohl die meisten unter ihnen Offenbrüter sind und nur ein Teil zu rich- tigen oder bedingten Höhlenbrütern zu rechnen ist. Hieraus schliesse ich, dass die Anpassung an das Freinisten, wie sie sich durch die Färbung der Eier bei den meisten Passeres zeigt, erst begonnen hat, nachdem die er Abtrennung der beiden ebengenannten Gruppen sich vollzogen hatte. Hier, bei den Passeres, finden wir nun vorherrschend farbige Eier, sei es ein- farbig ungefleckte, sei es buntgefleckte. Trotz alledem mangelt es aber auch hier nicht an ausgeprägten Höhlenbrütern oder Halbhöhlenbrütern. Da nun unter diesen Höhlenbrütern nicht wenige bunte Eier besitzen oder bei solchen, die gewöhnlich weisse Eier legen, mehr oder weniger häufig auch etwas gefleckte vorkommen, so geht daraus hervor, dass die Stamm- eltern der Passeres nach der Abzweigung der beiden oben genannten Gruppen zur Produktion farbiger Eier übergingen und dass von diesen, farbige Eier legenden Vögeln später, im weiteren Verlauf der Entwicklung einige zu Höhlenbrütern wurden. Diesen Uebergang sehen wir bei einigen Arten noch jetzt sich vollziehen, z. B. bei der Dohle, die hin und wieder in Saatkrähenkolonieen sich zwischen den dicht geknäuelten Nestern ansiedelt. Ich glaube niemand wird zweifeln, dass unsere Raben- und Krähenarten von einer blaugrüne oder graugrüne, dunkler gefleckte Eier produzierenden Stammart sich differenziert haben. Die Dohle hat sich mehr und mehr dem Höhlenbrüten angepasst, ohne jedoch schon zu weissen Eiern gelangt zu sein, wenn auch ihre Eier im ganzen heller sind, als die der offenbrütenden Arten. Ein ähnliches Verhältnis finden wir beiden Finkenarten, von denen dr Baum-undHaussperling zu richtigen Höhlenbrütern geworden sind, ohne es dabei zu weissen Eiern gebracht zu haben. Wenn wir in andern Gruppen der Passeres Höhlen- brüter auch mit, wenn auch nur schwach gefleckten Eiern finden, so ist das nun nicht wunderbar; auch nicht, dass wie oben bemerkt, solche in Höhlen nistenden Vögel, die in der Regel reinweisse Eier legen, hin und wieder gefleckte produzieren. Das letztere Vorkommnis ist zweifellos ein Rückschlag und ich sehe in den 3 eben skizzierten Gruppen 3 Stufen von verschieden weit durchgeführter Anpassung an das Höhlenkrüten: 1. Stufe, das Höhlennisten hat erst begonnen; Dohle und Sperling. 2. Stufe, das Höhlennisten ist schon länger geübt, hat aber noch nicht zur gänzlichen Unterdrückung der Farbproduktion geführt; Meisen, Baumläufer. 3. Stufe, echte Höhlenbrüter, bei denen jedoch noch hin und wieder ein Rückschlag auf den früheren Zustand durch geringe Färbung stattfindet; Hausrotschwanz, Erdschwalbe etc. Die Raubvögel, die mit den Pelargo-Herodiü (Reiher, Störche, Flamingos) und den Sieganopoden (Pelekan, Kormoran, Tölpel, Tropikvögel) aus demselben Zweige, näm- lich dem der Ciconiiformes hervorgegangen sind, zeigen bald ganz weisse (z. B. Circaetus, Haliaetus), bald schwach gefleckte (Aguila orientalis, Circus pallidus, Buteo vulgaris ete.), bald stark gefleckte Eier (Pandion, die Falken, Neophron perenopterus). Ich möchte vermuten, dass die Vorfahren der Raubvögel zunächst farbige Eier produzierten. Diese Färbung ir hat sich mit der Ausbildung des Raubvogelcharakters mehr und mehr ver- loren, sofern durch die Grösse und Stärke des Vogels solches überflüssig wurde. Die Cuculidae endlich sind durch ihren Brutparasitismus — einige brüten allerdings in offenen oder geschlossenen Nestern selbst — gezwungen, farbige Eier zu produzieren, um ihre Eier denen der Stiefeltern anzuähneln. Somit sind die Höhlenbrüter zum Teil hervorgegangen aus solchen Vögeln, die schon weisse Eier legten, zum Tejl aus solchen, die farbige Eier legten. Im letzteren Falle können Rückschläge vorkommen. Auch können wir in der letzten Gruppe den Uebergang vom offnen Nisten zum Höhlenbrüten deutlich verfolgen. Die Nichthöhlenbrüter legen entweder weisse Eier, die bei den einen durch die Stärke der Eltern, bei andern durch die Festigkeit der Schale, Bedeckung mit Nistmaterial, Abgelegen- heit und Verstecktheit der Niststätte, Nisten in Kolonieen eic. geschützt sind, oder einfarbig bunte oder gefleckte, die durch diese Schutzfärbung, wenn auch nicht immer in ausreichendem Masse geschützt sind. Oologisches aus Marburg a. L. Von Dr. iur. Leo v. Boxberger. Die reizvolle Umgebung meines Wohnortes Marburg, der Perle des waldreichen Hessenlandes, das auf allen Seiten von ausgedehnten Bergwäldern umschlossen ist, gibt dem Ornithologen Gelegenheit zu reichen Beobachtungen, bereitet dagegen dem Oologen oft viel Mühen und Enttäuschungen. Wie oft bin ich von halbtägigen ermüdenden Exkursionen heimgekehrt, ohne dass sich der oologischen Wissbegier ein anderer Gegenstand dargeboten hätte, als die tagtäglich sich wiederholenden Funde, die kaum noch Interesse abnötigen. Der Grund für diese Erscheinung liegt darin, dass in unseren weiten Wäldern und Feldern der Vogel, der zur Brut schreiten will, eine so unbegrenzte Auswahl an günstigen Nistgelegenheit hat, dass es meist ein erfolgloses Beginnen ist, nach dem Nest zu suchen, es viel- mehr in der Regel Sache des Zufalls ist, wenn der Brutplatz in dem grossen, zur Anlage des Nestes überall gleichmässig geeigneten Be- zirk aufgefunden wird. Diese Tatsache wurde mir erst voll zum Bewusstsein gebracht durch einen Vergleich, den ich mit den Ver- hältnissen in der Umgebung Berlins zu ziehen Gelegenheit hatte. In der dortigen Gegend, die sich an und für sich eines grösseren Vogelreichtums an Arten sowohl als an Individuen erfreut, kann man der Regel nach mit einiger Sicherheit vorhersagen, wo in einem kleineren Umkreis sich das Nest eines bestimmten Vogels finden a u wird, da es dort kaum noch Orte gibt, „wo der Mensch nicht hin- kommt mit seiner Qual“, die Vogelwelt daher immer mehr auf kleine Reservate zusammengedrängt wird, und die Nistgelegenheiten infolge- dessen bei weitem nicht in solcher Fülle vorhanden sind, wie es hier der Fall ist. Eifrige Berliner Oologen kennen nahezu jeden hohlen Baum ihres Beobachtungsbezirkes mit den ihn bewohnenden In- sassen, jedes Gestell, in dem der Horst eines Raubvogels steht; hier, wo alle Wälder hohle Bäume in grosser Zahl bergen, wo die Raub- vögel zur Anlage ihres Horstes sich die kaum je von Menschen be- suchten Teile der alten Wälder nur nach Belieben auszusuchen brauchen, hier ist es gänzlich ausgeschlossen, über die engeren Brut- bezirke der einzelnen Vogelarten stets genau unterrichtet zu sein. Hinsichtlich gewisser Arten, denen bei der Wahl ihres Brutortes von der Natur enge Grenzen gezogen sind — wie z. B. bei Alcedo ispida, Hirundo riparia — erleidet dieser Satz natürlich Ausnahmen, doch sind im allgemeinen wertvolle Beobachtungen wohl mehr als ander- wärts einem glücklichen Zufall zu verdanken. Zu diesem Umstand tritt noch die Tatsache hinzu, dass Sumpf- und Wasservögel, die ein grosses Kontingent zur Avifauna vieler Gegenden Deutschlands stellen, hier im engeren Umkreis fast völlig fehlen. (Fortsetzung folgt.) Oologisches und Ornithologisches aus Russland, Sibirien, Transkaspien, Turkestan, Mongolei, Mandschurei. Von Otto Bamberg. (Schluss). a) Schale glatt, sehr wenig glänzend, ganz matter weissgrünlicher Grund. Helle und dunkelviolette, kleinere und grössere Fleckchen überall, tiefe schwarzbraune Flecken kranzartig am stumpfen Pole, dazwischen nochmals kranzartig hell- und dunkelviolette Flecken. Stumpfer Pol rund. (Fig. 2.) b) und c) wie a. d) Wie die andren Nesteier; die Form jedoch gestreckt, der stumpfe Pol etwas zugespitzt. Gelege III. a) 24,6 x 16,4 mm; b) 24,3 x 16,9 mm; 0,151 g; 0,150 g; c) 23,2 x 17,1 mm; d) 23,2 x 16,9 mm; 0,150 g; 0,150 g. a) Schale ganz matt, glatt. Form schön eiförmig. Trüber blau- grünlicher Grund. Ueberall verteilt kleine helle rotviolette Pünktchen, die am stumpfen Pole abwechselnd grösser und dunkler sind, da- zwischen einige grössere dunkelbraune Punkte. e m b) Fast gleich wie a, der stumpfe Pol ist mit hellvioletten und rotbraunen Flecken dicht besetzt, ausserdem je 2 mm grosse dunkel- braune Flecken, die hellere Zeichnung bedeckend. c) Fast gleich wie a undb. Doch kommt eine recht sparsame schwarze Fleckung mit vor, während der spitze Pol hell und un- gelleckt ist. d) Gleicht dem Vorigen; stumpfer Pol enthält ausser der ge- wöhnlichen Fleckung einige Kritzel. (Figur 3.) Gelege IV. Hier will ich über 2 Eier ausführlich berichten. a) 24,5 x 16,3 mm; b) 23,2 < 17 mm; 0.1506 4 2808 | a) Schale etwas rauh, der sonst matte Glanz scheint ganz ver- schwunden zu sein. Graugrünlicher Untergrund, überall kleine hell- violette Fleckchen, die nach dem stumpfen Pole zu dunkler und grösser werden, zuletzt fast kranziörmig. In bestimmter Entfernung befinden sich grössere dunkelbraune Flecken und Schnörkel, am stumpfen Pole nochmals mehrere zusammenhängende Schnörkel. Diese so eigenartige Zeichnung muss ich mit schön benennen. Form gedrungen. b) Schale rauh, ohne Glanz. Graugrünlicher Untergrund, ohne jegliche Fleckung des spitzen Pols. Ein zarter rötlicher Hauch über- zieht die eigentliche Grundfärbung, die sich am stumpfen Pole ver- dichtet und ganz eigenartig durch einen Kranz von dunklen Schnörkeln abgegrenzt wird. Auf der einen Seite befinden sich noch 2 grössere schwärzbraune, auf der andern 7 kleinere ebenso gefärbte Flecken. Dieses Gelege wurde im April bei Archangelsk gefunden; leider ist ein Ei zerbrochen worden. Ich werde in kürzerer Zeit hier noch weitere Beobachtungen veröffentlichen. Kukuk und Teichrohrsänger. Am 16. Juni d. Js. besuchte ich einen za. 10 km von hier (Kreis Oberbarnim) entfernten grösseren Sumpf, um in der Nähe des- selben Kukukeier zu sammeln. In den grossen Rohrhorsten hörte ich den Teichrohrsänger, und da das Gelände gangbar war, so watete ich, mit hohen Stiefeln angetan, auf den Sänger zu und fand auch nach wenigen Minuten das zwischen 4 Rohrstengeln zier- lich gebaute Nest mit 3 Eiern. Bald darauf fand ich in den benachbarten Rohrhorsten noch 2 Nester dieses Rohrsängers und zwar das eine mit 4 Eiern. 5 bis 6 Grasmückennester, meist der Gartengrasmücke an- ZT gehörend, welche ich an diesem Tage noch fand, enthielten keine Kukukseier, so dass ich vermutete, der Kukuk müsste wohl in die Nester der Teichrohrsänger legen. Deshalb untersuchte ich am 21. Juni deren Nester abermals und fand zu meiner grossen Freude meine Vermutung bestätigt, da in dem vor 5 Tagen leer gefundenen Neste neben 4 Eiern des Rohrsängers ein den Nesteiern ähnlich ge- färbtes Ei des Schmarotzers lag, doch sonderbar, in den beiden damals aufgefundenen Teichrohrsängernestern lag kein Kukuksei; während in dem mit 3 Eiern belegten Neste jetzt 4 lagen, enthielt das andere 3 eben ausgeschlüpite Junge. Da in diesen räumlich sehr eng be- grenzten Rohrhorsten 3 Teichrohrsänger nur nisteten, die von mir häufig revidierten Grasmückennester heut aber auch noch kein Kukuksei enthielten, in der ganzen Umgegend aber weiter keine Sümpfe vorhanden sind, in denen Teichrohrsänger nisten, so drängt sich un- willkürlich die Frage auf, wohin legt dies Kukuksweibchen seine übrigen Eier? Es ist mir beim Aufsuchen der Teichrohrsängernester aufgefallen, dass ich hier, als auch in andern Gegenden, sie fand, wo in den kleinen, kaum 20—30 cm tiefen Sumpftümpeln die Pinguicula vulgaris L. wächst, deren rundliche, markstückgrosse Blätter, ähnlich der Nymphea alba, auf dem Wasser schwimmen. Doch fand ich den Teichrohr- sänger einmal auf andere Weise nistend vor: Es war in einem kleinen Weidenheger in der Nähe eines Sees in der Uckermark, wo er sein Nest zwischen bleistiftstarken Schnittweiden, welche mit Nesseln und andern Kräutern durchwachsen waren, za. 50 cm über dem trockenen Boden befestigt hatte. Dort waren alle Rohrsängernester mit Kukuks- eiern belegt, welche allerdings von 2 Weibchen herrührten; doch die Eier dieser beiden Weibchen ähnelten sich in Farbe und Zeichnung ungemein unter sich, wie sie auch hierin den Nesteiern täuschend ähnlich waren. Bemerkenswert aber ist der Umstand, dass das neu- lich von mir im Teichrohrsängernest gefundene Kukuksei, denen vor Jahren in der Uckermark gefundenen Kukukseiern täuschend ähnlich ist, obgleich beide Oertlichkeiten 60 km auseinander liegen. Da ich nun auch vor einigen Jahren in einem kleinen Bruch im Neste des Schilfrohrsängers Kukukseier fand, die den Eiern des Nestvogels bis auf die Grösse täuschend ähnlich sahen, so ist der Satz in dem Reyschen Eierwerke, wonach die in den Nestern der Teich- und Schilfrohrsänger auigefundenen Kukukseier sehr oft dem Typus der Nesteier sich anpassen, sehr berechtigt. Rüdiger sen. un Mitteilungen. Wiederholt hatte ich in diesem Jahre Gelegenheit, zu beobachten, wie Singdrosseln (Turdus musicus L.), ihr Nest unmittelbar auf dem Erdboden errichteten, und zwar ohne jegliche Unterlage an Strauchwerk, Wurzeln oder Baumstümpfen, sondern völlig frei, zum Teil in einer her- gerichteten kleinen Erdmulde. Das Nestmaterial bestand fast ausschliess- lich aus grünem Moos, dann fehlte natürlich auch der, das Nest der Sing- drossel sofort kennzeichnende, Napf nicht Diese Platzwahl darf ich wohl mit Recht als eine absonderliche bezeichnen, denn die mir bekannte ein- schlägige Literatur verzeichnet einen gleichen Fall nicht. Auch habe ich in der langen Reihe von Jahren, in denen ich mich mit dem Studium des Nestbaues unserer einheimischen Vögel beschäftigt habe, ähnliches nicht gefunden. — Bemerken möchte ich bei dieser Gelegenheit, dass man das Nest der Singdrossel, im Gegensatz zu vorstehendem, hierorts nicht selten in einer Höhe von za. 5—6 m findet, während Dr. Rey in seinem Werke „Die Eier der Vögel Mitteleuropas“ für das naheliegende Leipzig und seine Umgebung als Höchststand nur 2 m angibt. Otto Boerner. Eine Zwergtrappe, so berichtete mir vor einigen Tagen Herr Dr. med. Wehling in Ichtershausen bei Arnstadt, brütet in einem Roggenstück seines Jagdreviers auf3 Eiern. Grosse Trappen sind daselbst häufig und mir bei der Hühnerjagd bis auf za. 60 Schritt wiederholt vorgekommen. Jena, Rahmen 4, 9. Juli 1904. C. Schmitt, cand. chem. „Februarbruten.“ Eine willkommene Bereicherung der Daten für Februarbruten verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Dr. E. Rey zu Leipzig, der mir aus seiner Eiersammlung folgende Notizen zur Verfügung stellte: S/rör aluco: 20. Februar 1879 2 Gelege (5 und 4 Eier), gefunden zu Mergentheim; 1 März 1879 1 Gelege (5 Eier), bebrütet, ebendaselbst. Loria pityopsittacus: 2. März 1868 1 Gelege (4 Eier), Nordrussland; 30. Januar 1889 1 Gelege (4 Eier), Viborg; 19. Februar 1889 ein gleiches, ebendaselbst. Stuttgart, Juli 1904. Dr. R. Thielemann, — Internationaler Fischereikongress Wien 1905. Die Vorarbeiten für den in der Zeit vom 4.—9. Juni 1905 projektierten Internationalen Fischereikongress schreiten rüstig vorwärts und in Fach- wie in wissenschaftlichen Kreisen des In- und Auslandes gibt sich jetzt schon ein höchst erfreuliches Interesse für denselben kund. Das Regulativ sowie der Entwurf eines nach jeder Richtung erweiterungsfähigen Pro- grammes sind bereits fertiggestellt und zur Aussendung gelangt. Dem letzteren gemäss werden sich die Beratungen der Hauptsache nach u. a. auf folgende Punkte erstrecken: Gesetzliche Regelung des Fischereiwesens, Ausgestaltung der internationalen Statistik, Fischzölle, Handelsbilanzen, internationale Regelung zum Schutze der Gewässer gegen Verunreinigungen usw. Mit dem Kongress werden fachliche Exkursionen und sonstige Veranstal- tungen verbunden sein. Anmeldungen, Anfragen und sonstige auf den Kongress bezughabende Wünsche nimmt das Kongresskomitee, Wien I., Schauflergasse 6, entgegen. Der Generalsekretär: Dr. Heinrich von Kadiceh. eg. Literatur. Naturgeschichte der deutschen Vögel ein- schliesslich der sämtlichen Vogelarten Mittel- europas, vonC. G. Friderich. V. vermehrte und verbesserte Auf- lage, bearbeitetvon Alexander Bau. — Stuttgart. (Verlag fürNaturkunde, Sprösser & Nägeli.) 1903. Lex. 8, 24 Bogen. Zu je 2—3 Bogen Text und 2—3 Farbentafeln & M. 1. — In schneller und pünktlicher Folge sind nunmehr bis um Mitte Juli 19 Hefte erschienen. In den letzten 6 Heften werden Sumpfvögel, Seeflieger, Ruderfüssler und entenartige Vögel beschrieben. Als neue oder weniger bekannte Arten finden wir u. a. Bonapartes —, Aleuten —, Prybilots —, sowie den ge- fleckten, spitzschwänzigen und dickschnäbligen Strandläufer,denöstlichenundamerikanischenZwerg- strandläufer, den Schlammtreter, den gelbfüssigen und einsamen Wasserläufer, denlangschwänzigen und rötlichen Uferläufer, dieöstlicheBrachschwalbe, den gelbfüssigen Kiebitz, Wüsten- und Senegaltriel, die östliche Grau-, isländische Kappengans, Zierente, den Kappen- und Zwergsäger, Sharpes-undZwergpelikan, chinesischen Kormoran, wohl in allen Fällen auch deren Eier beschrieben. Von oologischem Werte sind die Mitteilungen über Eier und Nistweise des punktierten Wasserläufers, der roten Limose, des dünnschnäbligen Brachvogels, Mornell- und Goldregenpfeifers, Herdenkiebitzes, der Elfen- bein- und Schwalbenmöve, sowie über eine grosse Anzahl von Arten, wo sichere Mitteilungen bisher mangelten. Unter den vielen Farben- tafeln möchten wir der mit den Abbildungen der Tauben den Preis der Schönheit erteilen. Die Bereicherung des Bilderschmucks empfiehlt das Werk sehr. Wenn auch der Text der 5. Auflage möglichst beibehalten wurde, so hat gerade diese Auflage so zahlreiche wesentliche Verbesserungen und Ergänzungen erfahren, dass wir es uns nicht versagen können, auf solche nochmals hinzuweisen. Sie bestehen im wesentlichen darin, dass die systematische Einteilung nach dem Reichenow’schen Systeme erfolgte; dass die angewandte Nomenklatur dem Prioritätsgesetze entspricht; alle in der IV. Auflage fehlenden Europäer und Gäste Aufnahme fanden; auch die bis jetzt unterschiedenen geographischen Formen angeführt und charak-. terisiert sind; die Angaben über Verbreitung, Lebensweise usw. berichtigt und ergänzt wurden und die Nist- und Brutverhältnisse, beziehungsweise Beschreibung der Nester und Eier, eine grössere Aufmerksamkeit erfuhren. Durch diese Bereicherungen ist es seinem alten guten Rufe gerecht worden. H. Hocke Geschäftliches. Dermoplastisch-Museologisches Institut „Do- brudscha“ in Bucarest hat unter dem 15. Juli d. Js. eine neue Lagerliste. herausgegeben, die u. a. Preisverzeichnisse über Vögel, Nester und Eier enthält. Auf Wunsch freie Zusendung dieser Liste. „AKAD BSERSBEEREBBRBBSS: ANZEIGEN : 7777733337333 3 Naturgäschichte der äsitscheh Vögel einschliesslich der sämtlichen Vogelarten Mittel-Europas von ©. G. Friderich. 5. vermehrte und verbesserte Auflage, bearbeitet von Alexander Bau. Mit naturgetreuen Abbildungen zu sämtlichen deutschen Vögeln auf 48 Tafeln und 2 weiteren Tafeln zur Erklärung des Vogelfanges. Das Werk erscheint in 24 Lieferungen & 1 Mk. (Jede Lieferung wird 2 bis 38 Bogen Text enthalten.) Verlag für Naturkunde (Sprösser & Nägeli) in Stuttgart. & } (aueh durch die ne! zu beziehen.) Ei BeıT- Imeite Yt, 2) et, SIBen re reieee Die Eier der Vögel. Mitteleuropas von Dr. Eugene Bey Vollständig in 27 Lieferungen. Tafeln nebst Text mit über 1200 Einzelbildern in Farbendruck. Subskriptionspreis jeder Lieferung 2 Mark. Lithographie, Druck und ‘Verlag von Fr. Eugen Köhler, Gera-Untermhaus 1900. Auch durch die Zeipenuee „Oologie“ zu beziehen. — Vogelbälge des palaearktischen Faunengebietes, be- sonders aus Südfrankreich, England, Pa- lästina und Russland werden zu kaufen, bezw. zu tauschen gesucht. Offerten an das „Ornithologische Jahrbuch“, Villa Tännenhof bei Hallein, Salzburg. Physikalische Musterbogen. Anleitung zur Selbst-Herstellung betriebs- fähiger Modelle nach Zeichnungen in natür- licher Grösse. Inhalt: No. 1: Elektromotor. No. 2/3: Flachring - Dynamomaschine. No. 4: Induktions - Apparat. No. 5: Morse- Schreibtelegraph. No. 8: Batterie zum Betriebe obiger Modelle. Preis jeder No. 80 Pf. Eiv hervorragendes Lehr- mittel, das spielend in die Elektrotechnik einführt. Zu beziehen durch jede Buch- handlung oder gegen Einsendung des Betrages direkt vom Verlage Hugo Peter. Halle a. 8. Abzugeben zum 19. d. M. Lummen (Uria treile), frisch gebalgt St. M. 1,—, 10 St. M. 8,—, Silbermöven, frisch jm Fleisch oder gebaigt, St. M. 1,50. Georg Friedrichs, Präparator, Helgoland. Naturalienhändier V. Fric in Prag, Wladislaws Gasse 21a, kauft und verkauft naturhistorische Objekte aller Art. Naturhisterisches Institut Hermann Rolle, Berlin, Königgrätzer Strasse 89. Louis Wahn’s Nachf., A. Manecke, Nadlermeister. Berlin, Linden Str. 66. Spezialität: Zerlegbare Vogelkäfige. Kenneth L. Skinner, Händler in europäischen und exotischen Vogeleiern. St. Mary Cray, Kent, England. Dermoplastisch-Museologisches Institut „Dobrudscha“, ‚u Bucarest, Str. Leonida 7—9, R Eierwerk, tadellos, noch nicht ey’ 5 aufgeschnitten, will für 40 Mk. abgeben. Näheres unter E. vrri die Redaktion dieser Zeitschrift. . Eine schöne Eier-Sammlung, 300 Stück, 90 Arten nebst: Straussei, einseitig ge- bohrt, ist für 20 Mk. incl. Verpackung zu verkaufen H. Hintze, Neuwarp i. P. Redaktion und Verlag von H. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36. Druck von Walter Renne, Neu-Weissensee, König Chaussee 74.