er er . w E > zn ABLNSOHRUIRE FÜR PHYSIOLOGIE. In Verbindung mit mehreren Gelehrten “ herausgegeben von | | Friedrich Tiedemann, Kottfried Keinbold Trebiranus und | Budolph Ehristian Trebiranus. | Ko | | ZWEITER BAND. HEFT 1. DARUSTADT, 18526. Druck und Verlag von Carı WınHELMm LESKE. N Herabgesetzter Preis des ersten Bandes dieser Zeitschrift bis zum Juni 1827, jedoch nur für die Käufer des compl. Bi Werks, 4 Thir. 8 gr. oder 7 fl. 45 kr. (Der Ladenpreis von 8 Thlr. 16 gr. oder 15 Il. 30 kr. tritt später wieder ein.) 1% £ | arsdeon Ayla 3 sim. Ba! P\ * te REEL | ar Frohe nor uadez aaa ir a a ug R chpemasd. mateal, naanaliy udn "yäahat kin Yeird. Ein. ‚ n UNDBERSUCHUNGEN ÜBER DIE: NATUR DES MENSCHEN, DER THIERE UND DER PFLANZEN. In Verbindung mit mehreren Gelehrten herausgegeben von Friedrich Tievemann, Gottfried Reinhold Trebiranus und Budolph Ehristian Treviranus. ZWEITER BAND. DARUSTADW, 1827. Druck und Verlag von Carı WILHELM LEske. is a ab en er ausııcır3 stand Cu ISA SE Sr 2. Mu = AARh sarıad Kan H and nor Jar 11. IV. V. vl. INHALT DES ZWEITEN BANDES. inidu I: > . Besehreibung eines Sehädels, dessen Scheitelbeine durch Näthe getrennt sind, ‚vom Gelieimenrathe von Sömmering . Beiträge zur näheren Kenntniss der Zeugungstheile und der Fortpflanzung der Fische, von G. R. Treviranus . Hirn des Orang-Outangs mit dem des Menschen verglichen, von F. Tiedemann Ueber zwei neu entdeckte Gelenke an der Wirbelsäule des menschlichen Körpers, 'von Professor Mayer in Bonn . Beschreibung einer Missgeburt mit völligem Mangel der Organe des Urinsystems , so wie auch schr mangelhafter Entwickelung der Geschlechtstheile und der Cauda equina des Rückenmarks, von Professor Mayer in Bonn . Versuche über die Zeit, binnen weleher verschiedene in den menschlichen Kör- per aufgenommene Substanzen in dem Urin vorkonmen, von Dr. G. A. Stehberger Seite 29 36 47 N VIl. Neue Untersuchungen über die Folgen und insbesondere über die Ursache des Todes der Thiere nach Unterbindung des Nervus vagus, vom Professor Mayer in Bonn VII. Ueber Kirronose, vom Professor Lobstein in Strassburg . IX. Ueber die Gehörorgane des Lepidoloprus trachyrhynchus und caelorrhynchus, vom Professor Otto in Breslau X. Bemerkungen über constante Verknöcherungen in dem Jochbein-Unterkieferband mehrerer Vögel, vom Professor Retzius in Stockholm . . . XI. Anatomische Beschreibung des Blutgefässsystems der Schlangen, vom Dr. F.Schlemm, Prosector »in ‚Berlin, ..}r-: ge sure ı Kr zahlen | = Ad XII. Beschreibung des Kopftheils der sympathischen Nerven beim Kalb, nebst einigen- Beobachtungen über diesen Theil beim Menschen, von Dr. Fr. Arnold . XIH. Ueber das Vorkommen von körnigtem gemeinen Zucker in den Blumen des Rho- dodendron ponticum, vom ‘Dr. G. Jäger in Stuttgardt . . ! Kritische Bemerkungen über physiologische Meinungen, Theorien und Entdeckungen. 1) Ueber das Auge des Mauhrurfs 2) Home’s Darstellung des Nervensystems der Hummel‘ 3) Rüge eines anatomischen Plagiats ... ...... + 4) Abgedrungene Aeusserung über eine Stelle in Serre’s Anatomie comparee du cer- veau - XIV. Bemerkungen über den Bau der Befruchtungstheile und das Befruchtungsgeschäft der Gewächse, von Professor Ludolph Christian Treviranus in Breslau XV. Hirn des Delphins mit dem des Menschen verglichen , von Professor Fr. Tiede- mann. XVI. Ueber die Exstirpation der Nieren und ihre Folgen, von Professor Mayer in Bonn 86 97 . 101 . 173 . 155 .. 251 261 vu Seite XVII. Ueber dieHarnwerkzeuge und die männlichen Zeugungstheile der Schildkröten über- haupt ynd besonders der Emys Serrata, von G. R. Treviranus in Breslau . . . 282 XVII. Ueber das von Jacobson in der Nasenhöhle entdeckte Organ, von Dr. F. Rosen- I IE > ERRRBETEN 1 Sa ES DER rl ST ee SR N BEE. El alte) XIX. Ueber cin Rudiment vom Becken bei einer Forellenart, von Professor A. W. Otto SU IE ER AT ES N a ee ERENE DRTena XX. Ueber die Verschmelzung der beiden Gehörorgane, von Professor E. H. Weber in ED a N a A LE EEE VO ERIE ha WERBIN: VAREE U FREREREREIRERR.: (11; XXI. Chemische Untersuchungen des Schweisses, von Dr. Anselmino . . 2..2...3234 Kritische Bemerkungen. 1) Das Saugadersystem der Wirbelthiere, von Vine. Fohmann. Erstes Heft. Das Saugadersystem der Fische. Heidelberg und Leipzie 1827. Bol. a ur. 29. 7.338 2) Bestätigung von Jacob’s Untersuchungen über die Puppillarhaut . . . . 2. . .334 5 f ERST, A 117 Bi Kinmekriäniehe ‚oil baum N DNS ZE ” Dr ROBE uni vb. # Alan % ai si mr. en Jin ns nz bent, no. B 5 a se B: * ” l. BESCHREIBUNG EINES SCHEDELS, DESSEN SCHEITEL- BEINE DURCH NETHE GETRENNT SIND voM GEHEIMENRATHE vov SÖMMERRING. (NEBST ABBILDUNGEN. ) Dieser merkwürdige, noch gut erhaltene Schädel wurde in einem Bein- ‚hause gefunden: und wird: jetzt in der Knochensammlung des älteren Herrn Prof. Gotthardt in Bamberg, aufbewahrt. Beide Scheitelbeine (ossa parie- talia) sind ziemlich symmetrisch, und jedes wird durch eine der Länge nach laufende Naht in zwei Hälften abgetheilt. Auf der ersten Tafel erblickt man den Schädel von der rechten Seite, so gestellt, dass die ungewöhnliche Naht ganz ins Gesicht fällt. Nach vorne ist die Naht sehr gezähnelt und am hinteren Ende hat sie ein Paar Zwickelbeinchen. So zeigt auch die Lambda Naht, auf welche sie stösst, mehrere solcher Knochenstückchen. Der Zitzenfortsatz ist gleichfalls zum Theil durch eine Naht getheilt. Die Schuppennaht und die Sutur zwischen dem grossen Flügel des Grundbeins stehen gleichsam etwas knollig ab, theils von Natur, theils durch eine Art Sprengung, welche der Schädel im Beinhause muss erlitten haben. Das rechte Stirnbein scheint unter der Incisur für den Stirn- Nerven dieSpur von einer Hiebwunde zu verrathen. Das Wangenbein ist nicht stark, 1 2 doch mehr als gewöhnlich, am Oberkiefer abgesetzt. Der Nasenfortsatz des rechten Oberkieferbeins ist sehr breit. - Die zweite Tafel zeigt die Ansicht von der linken Seite. Die abnorme Naht ist sehr getreu abgebildet. Die Zwickelbeinchen der Lambda- Naht sind kleiner. Die Theilung des Zitzenfortsatzes durch eine Naht ist stärker als auf der rechten Seite. Von der Pfeilnath ist ein Theil, ohngefähr in der Mitte, obliterirt. Das Stirnbein ist durch eine Naht getheilt. Der Schädel scheint von einem 30 bis 50jährigen Manne zu seyn, und ist, wie auch die Abbildungen zeigen, hüglich oder knollig, nodos. Ver- wachsen sind an ihm auf beiden Seiten in der Augenhöhle die Naht, welche sonst das Stirnbein vom Siebbein und Grundbein trennt, und zwar sowohl auf das vollkommenste die Sutur, die sich zwischen dem kleinen Flügel des Keilbeins und dem Stirnbeine findet, als grösstentheils die zwischen dem grossen Flügel und dem Stirnbeine. Das rechte obere Scheitelbein, so wie die rechte Hälfte des Hinterhauptsbeins sind nach hinten zu vorgetrieben, der Kopf ist daher etwas schief. Die abnormen Suturen scheinen, so weit ich ohne Aufsägung des Schädels erkennen kann, inwendig obliterirt zu seyn. Es lässt sich nicht bezweiflen, dass diese Varietät der Näthe angeboren ist, weil sie so symmetrisch auf beiden Seiten erscheinen, und sonst keine starke Zwickelbeinchen vorhanden sind. ET; ZINEEG 1 RR 7 N RÜN \ TR RA N \ N un \\ N NUR NINO N II. BEILTR ZEIGE ZUR NEHERN KENNTNISS DER ZEUGUNGSTHEILE UND DER FORTPFLANZUNG DER FISCHE. voN G. R. TREVIRANUS. ‘CEINGESENDET IM MONAT NOVEMBER 1823.) NEBST ABBILDUNGEN. I. UEBER DIE ZEUGUNGSTHEILE DES DORNHAY. (SQUALUS ACANTHIAS.) D:. bisherigen Beschreibungen der männlichen Geschlechtsorgane der Ro- chen und Hayen sind zum Theil unrichtig, zum Theil oberflächlich. Was Cuvier in seinen Vorlesungen über die vergleichende Anatomie *) darüber sagt, passt sehr wenig auf den Dornhay. Home’s kurze Beschreibung jener Theile dieses Fisches **) enthält nur, was schon bei einer flüchtigen Un- ”) Anatomie comparte T. V. p. 27. ”) Philos. Transact, Y. 1810. p. 205 2% 4 tersuchung in die Augen fällt, und ist doch die einzige, die noch einiger- maassen befriedigt. Die Bemerkungen, die ich hier über diesen Gegenstand liefern werde, erschöpfen ebenfalls denselben nicht. Es hat mir an einem nothwendigen Erforderniss gefehlt, um die Funktion jedes einzelnen Zeu- gungstheils genau bestimmen zu können, an Gelegenheit, den Dornhay zu allen Jahreszeiten zu untersuchen. Ich werde aber doch Beobachtungen über einige, bisher unbeachtete Punkte, die mir der Aufmerksamkeit werth scheinen, mittheilen. Das Männchen des Dornhay hat äussere und innere Geschlechtstheile. Jene bestehen in den, zu beiden Seiten des Afters liegenden, flossenartigen Organen (Taf. 3. Fig. 1. AA.), die ich, da sie schon oft und umständlich von Anderen beschrieben sind, übergehe. Die innern sind: ‚die Ruthe, die Höhlung, worin sich der Harn und der Saamen ergiesst, die Saamengänge, die Nebenhoden und die Hoden. Die Ruthe (Fig. 1. 2. p.) liegt in einer Cloake (C), die ausser dem Mastdarm auch noch den Ausführungsgang einer Blase (Fig. 1. B.), auf die ich unten zurückkonmen werde, aufnimmt. Sie besteht aus einer breiten runden Basis mit einem schmalen Halse.) Home vergleicht 'sie' nicht unpas- send mit einer Florentiner Flasche. In ihrer Mitte hat sie im Zustande der Erschlaffung querlaufende Runzeln. Ihre Grösse ist geringer als die der Cli- toris des Weibchens. Ihr äusseres Ende ist durchbohrt und die Oeffnung desselben führt zu einem Canal, der in den gemeinschaftlichen Harn und Saamenbehälter übergeht. . Diesen Behälter (Fig. 2. vv.) nennt Home die ‚Harnblase, aber ser unrichtig, da er, was nie die Harnblase thut, ausser dem, Urin auch den Saamen aufnimmt. Mit mehr Recht kann man ihn eine sehr weite Harn- röhre nennen. Er ist länglich, muskulös und -durch eine Scheidewand (s.), einen Fortsatz der Bauchhaut, der Länge nach in eine rechte und linke Hälfte geschieden, die vor dem hintern Ende des’ Canals der Ruthe, an deren Wurzel, durch eine weite Oeffuung der Scheidewand mit einander 5 und mit diesem Canal in Verbindung stehen. In jede der beiden Hälften öffnet sich durch zwei über einander liegende Papillen (Fig. 2. h.x.) der Saamengang und der Harnleiter der gleichnamigen Seite. Die beiden Saamengänge (Ductus deferentes (Fig. 1. d“ d“ d d®.) sind sehr lange, in dem hintern Drittel ihres Verlaufs (Fig. 1. 2. d“ d“) weite und gerade, weiterhin nach vorne (Fig. 1. d‘ d®.) aber immer mehr gekrümmte, mehr unter einander verwickelte und engere Canäle, die auf der untern Fläche der Nieren (Fig. 1, 2. RR.) aus den Nebenhoden (Fig. 1. TT.) entspringen. Zwischen ihnen und einem Theile der Nieren liegt eine häutige Scheidewand (Fig. 1. 2. m‘ m“), die sich in das erwähnte Septum (Fig. 2. s.) der Harnröhre fortsetzt und wie dieses eine Verdoppelung der Bauchhaut ist. Das hinterste Ende jedes Saamengangs geht bis auf eine gewisse Strecke in der zu ihr gehörigen Hälfte der Harnröhre fort (Fig. 2. z h.) und wird von der Haut derselben zum Theil umfasst. An dieser Stelle giebt es darin längslaufende Falten und dem Anscheine nach eine muskulöse Textur. Die Papille (Fig. 2. h,), worin sich jenes Ende öffnet, ist'rund, nach hinten abgestumpft und längs der, nach dem Rücken des Thiers hin gerichteten Seite durchbohrt. "Bei dem, auf dem Rücken lie- genden Fisch ragt unter ihr die zweite Papille (Fig. 2. x. o.) hervor, wo- durch der Urin excernirt wird. Sowohl der Harn, als der Saamen gelangen hier also, wie bei den Säugethieren, durch die Ruthe nach aussen. Beide aber werden durch die Zusammenziehung eines der Harnröhre analogen Theils ausgeleert. Die Saamengänge haben in ihrem Innern eine Struktur, wovon bei den übrigen Thieren nichts Aehnliches aufzuweisen ist. Ihre inwendige Fläche ist mit ringförmigen häutigen Querscheidewänden gedrängt besetzt (Fig. 2, von 1 bis d“.), die in ihrer Mitte einen Raum zum Aus- fliessen des Saamens offen lassen. Diese Scheidewände scheinen sich bei der Zusammenziehung der Saamengänge in Klappen zu verwandeln, wodurch der Rückfluss des Saamens verhindert wird. Sie machen aber zugleich, dass der Saamen langsamer, als ohne sie geschehen würde, im Saamengange 6 herabsteigt und bewirken also das Nehmliche, was eine noch weit grössere Länge «dieses Ganges, als er schon besitzt, verursachen würde. _ Sie sind in ihrem Bau und ihrer Funktion den ringförmigen Valveln im Darmcanale der Hayfische ähnlich und geben einen Beleg zu dem Gesetze, wofür noch andere Gründe sprechen, dass Organe, die einerlei Ganzem, aber verschie- denen organischen Systemen angehören, von gewissen Seiten eine gleichar- tige Struktur haben. Die Nehenhoden (Fig. 1. T. T.) sind oben und unten Hache, im Um- riss läuglichrunde, von einer festen Haut umgebene Kapseln, die auf der Bauchseite unter einer Lage von Zellen eine Verschlingung des Saamengangs, auf der Rückenseite dünnere, weniger geschlängelte Gefässe, die in diese einmünden und die Wurzeln derselben ausmachen, enthalten. Sie befinden sich in ihrer natürlichen Lage nicht, wie ich sie in Fig. 1. habe abbilden müssen, um sie sichtbar zu machen, vor, sondern hinter den Hoden. Die Hoden (Fig. 1. Q. Q.) sind durch die Bauchhaut (bei m.) mit einander verbunden und von einem Fortsatz derselben umgeben. Ihre Ge- stalt ist Kinglichrund. Ihr Inneres bestand. bei den, von mir untersuchten Fischen, die alle schon zwei bis drei Tage vor der Zergliederung gestorben waren, aus Kügelchen und einem weissen Saft. Ich vermuthe, dass, wenn sie ganz frisch in Weingeist erhärtet sind,’ sich Saamengefässe darin zeigen werden. An ihrem innern Rande läuft ein unmittelbarer Fortsatz (r r“.) der Leber herab, und da, wo dieser sich an ihrem hintern Theile endigt, ent- springt ein Ausführungsgang (q.), der, indem er immer enger wird, zwi- schen den Nieren und den Saamengängen fortgeht. Wo dieser Gang sich endigt? darüber vermag ich nicht Auskunft zu geben. Auf jeden Fall kann er nicht, wie der Ausführungsgang des Hodens der übrigen Thiere, sich in die Epididymis fortsetzen. Die lange, walzenförmige Blase B (Fig. 1.) glaube ich der, ausser Verbindung mit den Nieren stehenden Harnblase der Amphibien vergleichen zu müssen, Sie besteht aus einer äussern dicken, muskulösen Membran mit 7 querlaufenden Fasern und einer innern dünnen, durchsichtigen Haut. Ihre Mündung in der Cloake (f.) liegt über der Ruthe, ziemlich entfernt von dieser. Sie findet sich an der nehmlichen Stelle und in gleicher Gestalt, wie beim Männchen, so auch beim Weibchen. Sie kann also, was sie auch seyn mag, nicht zu den Geschlechtstheilen gehören. Die weiblichen Zeugungstheile des Dornhay sind zwar Öfterer und genauer als die männlichen beschrieben. Doch gibt es auch an diesen noch einiges Merkwürdige, was bisher nicht gehörig beachtet ist. Cuvier *) beschreibt die Eyerröhren der Rochen und Hayen so, als ob sie sich durch eine einzige gemeinschaftliche Mündung in die Bauchhöhle öffneten. Diese Angabe passt »icht auf den Dornhay. Jene Mündungen (Fig. 3. A. F.) liegen zwar im hatürlichen Zustande dicht neben einander; sie machen jedoch nicht eine einzige Oeffnung aus. Der obere Theil jener Röhren (A T. F Z.) besteht inwendig aus einer Schleimhaut mit Tängslau- fenden Fasern. Hierauf folgt eine Anschwellung (TS. ZL.), welche inwen- dig drüsenartig ist und querlaufende Fasern enthält. Dieser Theil ist der, von dem man voraussetzt, dass er bei andern Thieren die zur Bildung der Eyerschaalen dienende Materie absondert. Neben demselben liegt auf jeder Seite der Eyerstock (O.) dessen oberes Ende eben so, wie beim Männchen der Hoden, mit der Leber verbunden ist. Jene drüsenartige Abtheilung setzt sich in eine engere Röhre (SP. LM.) fort, die inwendig starke längs- laufende Muskelfasern zeigt, und diese öffnet sich in den weiten Fruchthäl- ter (PN. MH.). In dem letztern gibt es eine Struktur, die blos von Steno- nis *#*) bemerkt ist. Die innere Haut desselben bildet (bei PN) eine Menge parabolischer , in längslaufenden Reihen gestellter Fortsätze, längs derem freien Rande die Aeste der Arterien fortgehen, indem jeder Ast. eben ®) A. a. 0. p. 1M. *#) Act. Hafn, Vol. II. p. 223; 8 so viele Krümmungen während seines Verlaufs macht, als es Blätter in der Reihe gibt, längs welcher er sich erstreckt. Der untere Theil (N. B.) der beiden Fruchthälter bildet eine doppelte, mit starken längslaufenden Runzeln inwendig versehene Mutterscheide. In der gemeinschaftlichen Höhlung beider liegt eine grosse Clitoris (C.). Vergleicht man diese Beschreibung und die zu ihnen gehörige Zeichnung mit denen, die von Home herausgegeben sind *), so, glaube ich, wird man jene durch diese nicht überflüssig gemacht finden. ‚Home erwähnt unter andern der merkwürdigen innern Struktur der Fruchthälter gar nicht, und in Pl. XII, Fig. 1. seiner Tafeln ist dieselbe von seinem Zeichner sehr unrich- tig ausgedrückt. Meine Beobachtungen zeigen, dass zwar die Hayen in Betreff der Zeu- gungstheile den Amphibien sehr nahe stehen, dass aber doch diese Organe von vielen Seiten nach einem eigenen Muster gebauet sind. Die Gegenwart einer von einer Harnröhre durchbohrten Ruthe; die Ergiessung sowohl des Saamens, als des Harns in einen weiten Behälter, woraus diese Röhre ent- springt; die vielen durchbohrten Scheidewände, womit der Saamengang . inwendig besetzt ist; der Mangel an Verbindung zwischen dem Hoden und der Epididymis; die doppelte Mutterscheide des Weibchens bei der einfachen Ruthe des Männchens; die vielen und langen Verdoppelungen der inwendigen Haut des Uterus, an deren Rändern die Arterien auf ähnliche Art wie auf den Kiemenblätter der wasserathmenden Thiere verlaufen; der Zusammenhang ‚der Hoden und der Eyerstöcke mit der Leber, eine Vorbildung der engen Verbindung, worin bei den Mollusken dieses Eingeweide mit einem Theil des innern Generationsaparats steht: Alles dies sind Eigenthümlichkeiten des Dornhays, die ihn zu einem merkwürdigen Thiere für die Zeugungslehre machen. — *) A. a. O. p. 204. Pl. XI. XII. Fig. 1. Ss u HI veriranus deln . we‘ ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN. Tafel II. Fig. 1. Die sämmtlichen männlichen Zeugungstheile des Squalus Acanthias in ihrer Verbindung unter sich und mit den Nieren. - A.A. Die äussern Begattungstheile, wodurch das Weibchen von dem Männchen bei der Paarung umfasst wird. c. Die geöffnete und rings umher abgeschnit- tene Cloake. B. Die muthmassliche Harnblase. f. Stelle, wo sich diese in die Cloake öffnet. p. Die Ruthe. RR. RR. Die Nieren. d’d?. d“d’. Die Saa- mengänge. d“d‘. Der hintere grade und weitere, d‘d’ der vordere geschlän- gelte und engere Theil derselben. 'T. T. Die, sich in ihrer natürlichen Lage hinter den Hoden Q, Q befindenden Nebenhoden, nach Wegnahme der Haut, wovon ihre, dem Auge zugekehrte Fläche’ bedeckt ist. Q. Q. Die Hoden. rr‘. rr‘. Der, bei r mit der Leber verbundene Rand dieser Organe. q.q. Die Ausführungssänge der Hoden. ı m. T'heil’ der Bauchhaut, wodurch die Hoden mit einander verbunden sind und der sich weiter nach :m/m? fortsetzt, um die innern Ränder der Nieren an der Bauchseite unter sich zu verbinden, Fig. 2. Die Ruthe mit dem geöffneten Behälter des Harns und Saamens (der Harnröhre), dem graden Theil der Saamengänge, der ebenfalls auf der einen Seite geöffnet ist, und: dem zugehörigen Theile der Nieren. PB Die Ruthe. v.'v. Die beiden offenenHälften desHarn- und Saamen-Behälters, s. Die Scheidewand zwischen diesen beiden Hälften, die sich in den Theil m‘ der Bauchhaut, wodurch die Nieren mit einander zusammenhängen, fortsetzt. h.x. Die beidenPapillen, wodurch sich der Saamengang und der Harnleiter der linken Seite in die zu ihr gehörige Hälfte des Behälters vv öffnet. vz. Fort. setzung dieser Hälfte über das Ende des linken Saamengangs hinaus. d’’i. Das hintere Ende des rechten Saamengangs, dessen Decke weggenommen ist, um die darin [befindlichen Scheidewände sichtbar zu machen. i.o. Die durchschnittene Papille, durch welche sich der rechte Harnleiter in den Behälter v öffnet. Fig. 3. Die weiblichen Zeugungstheile. C. Die Clitoris. BP. HM. Die Fruchthälter und deren Uebergänge in die Mutter- scheide; dereine (BP) geöllnet, derandere (HM) zwei lebendige Junge ent- haltend. BN. Die innere Wand der Mutterscheide, die sich mit der der andern Zeitschrift £. Physiol, II, 1. 2 10 Seite zu einer gemeinschaftlichen, hier abgeschnittenen Höhlung vereinigt, worin die Chtoris hegt und in welche sich die Harnblase öffnet. NP. Die in- nere, mitlängslaufenden, parabolischen Falten besetzte Wand des Fruchthälters. PSTA. MLZE. Die Eyergänge; der erstere geöffnet. PS.ML. Hinterer mus- kulöser Theil derselben. ST. LZ. Ihre mittlere, drüsige Abtheilung.' TA. ZF. Ihr vorderer, inwendig mit einer Schleimhaut bedeckter Theil. AF. Ihre Eyer- stocks-Mündungen. OQQ. OQQ. Die Eyerstöcke. R.R. Entwickelte Eyer derselben. IT. UEBER DEN INNERN BAU DER HODEN BEI DEN GRÄTHENFISCHEN. Bei allen Thieren aus der Classe der Mammalien, Vögel, Amphibien, Insekten, Mollusken und Würmer, die getrennten Geschlechts sind, findet ein röhrenartiger Bau der absondernden Organe des männlichen Saamens statt, und dieRöhren, woraus diese Theile bestehen, unterscheiden sich durch ihre Länge und ihre vielfachen Biegungen von den ausführenden Gefässen aller übrigen secernirenden Eingeweide. Giebt es von diesem Bau in keiner Thier- classe eine Ausnahme, so ist derselbe als charakteristisch. für die Bildungs- werkzeuge des männlichen Zeugungsstoffs auzunehmen, und hieraus lassen sich denn vielleicht Folgerungen für die Biologie ableiten. Sind Abweichun-- gen von denselben vorhanden, so ist die Entdeckung der Ursache, warum er nicht allgemein ist, ein Gegenstand zu weitern. Forschungen. Nach den Angaben aller Schriftsteller, nur Einen ausgenommen, unter- scheiden sich die Fische von allen übrigen Thieren in der innern Bildung der Hoden. Petit *) und nach ihm Cuvier **) beschreiben diese Theile als aus Lappen und Zellen zusammengesetzt, in welchen letztern der Saamen *) Mem. de l’Acad, des sc. de Paris. A. 1733. p. 291: der 8, Ausg.. **“) Lecons d’Anat. comp. T. V. p..2& a CA 11 enthälten;seyn;soll. Hiernach ‘wäre in denselben ein ähnlicher Bau wie in der: Ehymus und der Schilddrüse, und sie hätten in ihrer Textur Verwandt- schaft mit Organen: der: höheren "Thiere, ; wovon sie in ihrer Funktion ganz verschieden 'sind,' hingegen eine gänzliche Unähnlichkeit mit denen, womit sie in ihren Verrichtungen ganz’ übereinkommen. Nur Cavolini *) ‘schloss aus dem Erfolge von’ Versuchen, wohei'er Quecksilber in den Ausführungs- gang eines der Hoden! des Labrus Julis-gespritzt hatte: die Höhlung dieser Eingeweide bestehe aus den verschiedenen und mannichfaltigen Zweigen eines Canals, der die ‚Saamenmaterie zubereite; ‘Seine Beobachtungen sind. aber, nebst manchen andern seines schätzbaren Werks; unbeachtet geblieben. ' Ich habe die in Weingeist erhärteten Hoden desBrachsem (Cyprinus Brama) untersucht und gefunden , "dass das Innere derselben 'wie bei den höhem Thieren, aus Röhren disrehıd ‚die: jedoch nicht, wie Cavolini bemerkt haben will, einen einzigen, sich 'verzweigenden Canal ausmachen, sondern in zahl- loser Menge vorhanden sind. Jene Eingeweide sind im frischen Zustande und zur Paarungszeit so strotzend von Saamen, dass sie unvorbereitet sich nicht genau untersuchen lassen. In Weingeist erhärten sie zu einer, dem Ge- hirne ähnlichen Masse, die im Umrisse öhngefähr ‚die Gestalt eines Halbmon- des, also einen concaven und einen convexen Rand hat. ‘Der rechte Hoden ist etwas länger als der linke, Jeder hat 'eine dünne Haut zur Bedeckung, nnter welcher sich kleine weisse Punkte befinden, die beim ersten Anblicke Drüsen zu seyn scheinen. Zwischen den beiden erwähnten Rändern liegt eine flache und eineverhabene Seite, : Die letztere ist durch Einschnitte und Fur- chen in Lappen 'abgetheilt. _Am' concaven Rande geht der Ausführungsgang des Saämens (Ductus.deferens), ohne Krümmungen zu machen und ohne seine . Weite bedeutend zu verändern, vom obern Ende des Organs bis zum untern fort, und verbindet‘ sich, gleich nachdem er dieses verlassen hat, mit dem *) Ueber die Erzeugung der Fische und Krebse. Uebers. von Zimmermann. S. 62 Sy. HR 12 des andern Hoden, um sich nach aussen zu Öffnen.: Vor seinem untern Ende bildet der Hoden, der vorher schon schmäler geworden war; wieder eine Anschwellung, die‘ Petit *) beim Karpfen für eine Saamenblase angenoninien hat. Ich weiss nicht, wie essich damit 'beim Karpfen’ verhält. Beim Brachsem aber ist der innere Bau dieses Thheils der nämliche wie der des übrigen Ho= den. Durchschneidet man die erhärtete Masse des letztern der Länge nach- von dem concaven Rande zum: convexen, so hat die Fläche des Schnitts un= ter dem Suchglase ein ähnliches fibröses Ansehn wie die Durehschnittsfläche des gestreiften Hirnkörpers. Die darin: gedrängt neben‘ einander liegenden Fasern laufen bogenförmig und: convergirend von der verhabenen Fläche des Hodens zu dem, mit ihm verbundenen Rande seines Ausführungsgangs. : Un- ier einem stärker vergrössernden Glase erscheinen dieFasern als Röhren, ‚die zum Theil einfach, zum Theil ästig smd, und, welche sich auf .der einen Seite unter der äussern Haut des Hodens blind endigen, auf: der, entgegenge- setzten in den. Ausführungsgang des Saamens übergehen, Ihre blinden Enden sind die unter jener Haut liegenden, drüsenähnlichen Punkte. .Die Höhlung des Ausführungsgangs ist allenthalben mit Schleimstoff durchwebt, zwischen welchem Zellen enthalten sind, die ‚zwar mit einander in Verbindung stehen, durch die aber der Fortgang des Saamens sehr aufgehalten werden muss. Die röhrige Struktur der saamenbereitenden Organe ist also eben so wohl den Fischen, als. den übrigen Thieren eigen; nur ist sie bei jenen auf eine andere Weise als bei diesen modifizirt. Alle Saamengefässe der letztern machen vielfache, schlangenförmige Biegungen. Diese: Bildung steht wahr- scheinlich' mit der Art der Begattung dieser Thiere'in Beziehung, wobei die Ausleerung: des Saamens immer nur augenblicklich ist, immer durch. Aus- spritzen geschieht und nur in Zwischenzeiten wiederholt wird. Bei den Fi- schen findet wohl keine Ejaeulation, sondern ein langsames, länger dauern A... 0. p. Bi. 15 des Ausfliessen der männlichen Zeugungsmaterie statt, und deswegen besitzen sie kürzere, weniger gewundene Saamenröhren und einen nur wenig gekrümm- ten Ausführungsgang derselben, in welchem der zu schnelle Erguss des Saa- mens, durch! den Schleimstoff, womit dessen Höhlung durchwebt ist, verhin- dert wird. ; ü ERKLÄRUNG DER FIGUREN. Fig. 4. Die in Weingeist erhärteten Hoden des Brachsem, nebt einem Stück des Mastdarms, in, ihrer Verbindung, von ihrer convexen Seite, ABDE der rechte kingere, abdc der linke kürzereHoden. BD, bd die concaven, AC, ac die eonvexen Ränder derselben. p.q. Anschwellungen, die Petit für Saamenbläschen hielt. mo. no. Die Ausführungsgänge des Saamens, 0, Deren Vereinigung. M. Das untere Ende des Mastdarms. \ 'Fig.'5. Ein Stück der Durchschnittsfläche‘ des m Weingeist erhärteten Hodens. ° no. Der diesem Stück angehörige Theil des Ausführungsgangs des Saamens. P. Die von diesem gemeinschaftlichen Gang nach aussen divergirenden Saamenröhren. Fig. 6. Ein vergrössertes Stück der Oberfläche des Hodens, worauf sich die äussern Enden der Saamenröhren als weisse Punkte zeigen. IM. ÜBER DIE URSACHEN, WODURCH DER ERGUSS DES MÄNNLICHEN. ? SAAMENS BEI DER BEFRUCHTUNG DER FISCHEYER | BEWIRKT WIRD. Keine Thiere sind in Rücksicht, auf ihre Begattung so wenig von Natur- forschern beobachtet, als die Fische. Was wir davon wissen, beruhet fast blos auf den Aussagen von Fischern, zufolge welchen bei den Gräthenfischen 14 keine eigentliche Paarung, sondern blos eine Ergiessung des Saamens von Seiten des Männchens auf die von dem Weibchen gelegten Eyer statt findet. Diese Angabe verdient aber, ‚obgleich sie nur von Ungelildeten kommt, Zu- trauen, da sie dem'Bau jener Fische ganz gemäss ist: Es fehlt denselben jede Spur sowohl. von einem äussern männlichen Zeugungsgliede, als von andern Organen, die etwa, wie die Ballen an den Vorderfüssen der Frösche, dessen Stelle ersetzen könnten, und ihrer äussern Bildung nach ist keine Um- fessung des Weibchens von dem Männchen möglich. An der analogen, durch achtbare Naturforscher sehr genau beobachteten’ Befruchtungsweise der Sala- mander haben wir auch noch einen andern Grund, jemen Aussagen Glauben beizumessen. Welcher äussere Reitz ist es nun aber, wodurch die Männchen der Gräthenfische zur Befruchtung der Eyer angereitzt werden, wenn ihnen der Theil fehlt, durch dessen Friktion dieser Akt bei den mehresten der übrigen Thiere herbeigeführt wird? Ich weiss nicht, dass diese Frage bis- her von einem Schriftsteller erwogen ist. Sie scheint mir aber wichtig ge- nug für die Biologie, um auf ihre Beantwortung einige Blätter zu verwenden. Mit ihr steht eine andere Frage in Verbindung, die, ehe wir auf sie kommen, zu untersuchen ist, nämlich die: durch welche innere Ursache sowohl die Eyer, als der Saamen bei den Gräthenfischen ausgetrieben wer- den? Aus einer Zusammenziehung der Häute der Eyerstöcke und der Ho- den lässt sich hierbei nichts erklären. Diese Membranen sind sehr dünn, sehr zerreissbar und ganz entfernt von muskulöser Textur. Man kann nur die Zusammenziehung der Zwischenrippenmuskeln, wodurch die Bauchhöhle von allen Seiten verengert wird und die Eyerstöcke oder Hoden zusammen- gedrückt werden, für die Kraft, welche die Entleerung dieser Organe ver- ursacht, annehmen. Sie ist hierzu hinreichend: denn schon ein gelinder äus- serer Druck auf den Bauch eines Männchens, dessen Hoden von Saamen stro- tzen, bringt einen Ausfluss dieser Materie bei demselben hervor. "Welche sonstige Function lässt sich auch diesen Muskeln in einer Thierelasse, für die sie nicht, wie für die höhern Thiere, des Athemholens wegen vorhanden 15 sind, zuschreiben? Sie können freilich zur Ausleerung der Schwimmblase und des Darmcanals ebenfalls beitragen. Allein sie sind auch bei vielen Fi- schen zugegen, denen die Schwimmblase fehlt und die Exkretion des Darm- canals geht ohne sie bei den Knorpelfischen vor sich. Die Zwischenrippenmuskeln erhalten ihre Nerven bei den Fischen von einem grossen Zweig des herumschweifenden Paars, der vom Hinterkopfe an bis zum Schwanze unter der Seitenlinie fortgeht und, ohne sich mit einenr andern Nerven zu verbinden, in dem: Zwischenraum jeder zwei auf einander folgenden Rippen nach dem Rücken und nach dem Bauche hin einen Zweig für die Muskeln dieser Gräthen abgiebt. Ich habe jene Nerven bei zwei Brachsem (CyprinusBrama) durchschnitten, bei dem einen dicht am Kopfe, bei dem andern in der Mitte des Leibes, ohne nachher in der Respiration und den äussern Bewegungen dieser Fische eine Veränderung bemerken zu können. Jene Nerven haben also nichts mit diesen Funktionen gemein. Bei ihrem unmittelbaren Ursprunge aus einem Nervenpaar des verlängerten Marks lässt sich voraussetzen, dass sie dem unmittelbaren Einflusse des Gehirns un- terworfen sind. In diesem kann aber bei den Fischen der Befruchtungstrieb nur durch den Sinn des Geruchs eine Richtung auf einen bestimmten Ge- genstand erhalten. Die Riechnerven stehen auch bei den Fischen mit dem verlängerten Mark in weit näherer Verbindung als bei den höhern Thieren; die Schenkel dieses Theils gehen hier in die Hirnschenkel über, ohne von einem Hirnknoten auf ihrem Wege unterbrochen zu seyn, und von den letz- tern sind die meisten Fasern der Riechnerven unmittelbare Fortsätze. So ist es denn der Geruchssinn, durch dessen Aufregung von der Atmosphäre eines eyerlegenden Weibchen das Männchen zur Befruchtung angelockt wird, und dieser Sinn bewirkt zugleich, indem er immer stärker hiervon gereitzt wird, indem die Aufregung desselben die Nerven der Seitenlinieu in Thätigkeit setzt und deren Einwirkung auf die Zwischenrippenmuskeln eine Verengerung der Bauchhöhle verursacht, die Ausleerung des Saamens. Ob das Weibchen auch gegenseitig von der Atmosphäre des Männchens 16 zur Ausleerung der Eyer angereitzt wird, oder ob das Eyerlegen desselben blos Folge innerer Veränderungen ohne äussern Anlass ist, wissen Wirmicht. Ist das Erstere der Fall, so wird das Vorstehende, nach Abänderung des Ab- zuändernden, auch auf das Weibchen anwendbar seyn. NACHSCHRIFT. Die vorstehende Abhandlung wurde von mir schon im November 1823 an meinen Freund, Herrn Geh. Hofrath 'TieDEMmAnn in Heidelberg, zum Ab- drucke gesandt und befand sich seit dieser Zeit in dessen Händen. Unterdess erschien in der Ostermesse des vorigen Jahrs 1824 Herrn Dr. RarHke’s Auf- satz über die Geschlechtstheile der Fische in der zweiten Abiheilung seiner Beiträge zur Geschichte der Thierwelt, worin ich die Thatsache, dass die innere Substanz des Hodens der Gräthenfische aus Röhren besteht, schon vorgetragen fand. Meinen Beobachtungen über diesen Punkt ist hier- durch nun zwar der Werth der Neuheit genommen. Ich habe aber doch geglaubt, sie in ihrer ursprünglichen Gestalt erscheinen lassen zu dürfen, da sie noch einige andere Beobachtungen und Gedanken enthalten, die auf Neu- heit Anspruch machen können, und da sie wenigstens als Bestätigungen der Entdeckung des Herrn Dr. Ratuze einigen Werth haben werden. Bremen, im Juli 1825. G. R. TREVIRANUS,. delin: 7) Toux e- 17 IM. HIRN DES ORANG-OUTANGS MIT DEM DES MENSCHEN VERGLICHEN. von F. TIEDEMANN. MIT ABBILDUNGEN. TAr. 4. (VORGELESEN AM 3. DEC. 1825. IN DER GESELLSCHAFT FUR NATURWISSENSCHAFT / UND MEDIZIN.) D:: zwischen dem Menschen und Affen in der äusseren Gestaltung und im inneren Baue, obwaltende grosse Achnlichkeit war schon den alten Natur- ‘ forschern und Aerzten bekannt. Galen, der grösste Anatom seines Zeitalters sagt”): Simia inter universa animantium genera, tum visceribus, tum mus- eulis, tum arteriis, tum nervis, simillima homini est, quod et ossium forma. Er trug daher kein Bedenken, bei der Aufstellung seiner Lehren von Baue, des menschlichen Körpers, sich vorzüglich der Zergliederung vom Affen zu bedienen, und viele Jahrhunderte hindurch standen die Aerzte im Wahn, als habe Galen bei der Beschreibung des menschlichen Körpers meist diesen selbst zu Rathe gezogen. Deckten gleich sorgsame Anatonıen allmählich die Irrthümer auf, welche Galen begangen, indem er zu sehr jener Achnlichkeit nr *) De administrationibus anatomicis Lib. 1. Cap. 2. Zeitschrift £, Physiol, II. 1. 3 18 im Baue zwischen dem Menschen und Affen vertraute, und wurden diese Irrthümer, nicht ohne grosse Kämpfe, anerkannt; so überzeugte man sich doch immer mehr, mit je grösserer Sorgfalt man den Bau des Menschen und der Thiere erforschte, dass die Affen die dem Menschen ähnlichste Geschö- pfe seyen. Bei den ‚verschiedenen Reisen, welche Europäer im sechszehnten ‚und siebenzehnten Jahrhundert in die mittäglichen® Länder Afrikas und Alldns unternahmen, lernte man jene er liere ‚ die Örang-Outangs, ken- nen, den Jocko oder Chimpanse in Angola, Guinea und Congo, und den eigent- lichen Orang-Outang auf Borneo und der Halbinsel Malacca, welche selbst von den Eingebornen für wilde Menschen gehalten werden, wie schon derName aus- drückt, den sie ihnen beilegen. Mehrere Reisende, Purchass, Dapper, Barbot,. Battel, Boosman, Pyrard, Schouten, Bontius, Leguat u.a. theilten von der äusse- ren Gestaltung und der Lebensweise ‚dieser, Thiere so mancherlei überraschende und Erstaunen erregende Nachrichten mit, dass mehrere Naturforscher und Philosophen kein Bedenken trugen, die Orang-Outangs für wirkliche Men- schen. zu halten., Einige stellten die Meinung auf, diese Tiere seyen Men- schen, diesich noch im he Naturzustande befänden, und sie nahmen keinen Anstand, ihre Vorfahren unter den Affen, zu suchen. Andere hegten ‚den Wahn, man könne vielleicht dahin gelangen, aus den Orang- Outangs, durch Angewöhnung, an die menschliche Gesellschaft, durch Erziehung und Unter- richt wirkliche euliivirte Menschen zu ‚bilden, die allmählich , wie, der Meusch aufrecht einhergehen und seine Sprache erlernen würden. IRHETE Wurden nun gleich diese sanguinischen Hoffnungen durch ‚die elfekliche Ankunft einiger Orang-Outangs in Holland und England, von denen, Tulpe und Tyson Naehricht geben, sehr herabgestimmt,,so waren die, Naturforscher der damaligen Zeit eh nicht i im Stande, die körperlichen Unterschiede zwischen dem Menschen und diesen Affen aufzustellen. Selbst der grosse Linne, dessen Scharfsinn und Witz in der Aufstellung seines Natursystems so oft Gelegenheit zur Bewunderung darbietet, legte das offene Geständniss ab, er ! 19 vermöge nicht die charakteristischen Merkmale und Verschiedenheiten zwi- schen -dem: Menschen und Affen aufzustellen. ‚In der Vorrede zur, Fauna Sueeica äussert er sehr freimüthig: Nullum characterem hactenus eruere potui, unde homo a simia internoscatur. Aehnliche Aeusserungen finden sich noch in einigen anderen Schriften *): Linne durch falsche Berichte und unrichtige Be- schreibungen einiger Reisenden verleitet, trug kein Bedenken, aus dem Orang-Outang Indiens ‚eine :Menschenart zu mächen, die er Homo troglo- dytes nannte, "worunter er namentlich dem: von Bontius; beschriebenen und abgebildeten’ verstand. Die Meinung, dass der Orang-Outang eine Menschenart sey,, wurde all- mählich durch die anatomischen Untersuchungen Tyson’s **) nnd. Camper’s ***) widerlegt; ersterer zergliederte einen: Jockoö oder afrikanischen Orang-Outang, und letzterer hätte Gelegenheit mehrere Asiatische zu. untersuchen. Auch die Beschreibungen ' Vosmaer’s, Allemand’s und: Buffon’s' trugen das: ihrige bei, jene’ irrige Ansicht umzustossen.‘ Vorzüglich erwarb sich hier Camper grosse Verdienste, indem: er durch! eine’ igenaue Vergleichung des Gerippes, besonders der Wirbelsäule; der Hände und Füsse, so wie der Stimmwerk- zetige und anderer Eingeweide darthat, dass der Orang- Outang von Borneo vom Menschen wesentlich verschieden sey, ‘und 'zw' den’ Affen’ gehöre, aber doch eine besondere Gattung ausmache. Die Untersuchung des wichtigsten Gebildes, des Gehirns, des Orang- Ou- tang wurde von den Anatomen vernachlässigt, und nicht sorgsam genug mit dem‘ des Menschen verglichen; obgleich sich doch an ihm die grössten und ®) Systema naturae ed. 12. p. 32. Mirum adeo parum differre stultissimam simiam a sapientissimo ‚home, ut iste geoodactes naturae eliamnum ee qui hos limitet. Amoenitat, Acad. T.4. "p 64. ” ‚ultoffoctfffi I dii en), The anatomy of a Pygmy. London 1699. 4. *®°) Naturgeschichte, des Orang-Utang und einiger andern Affenarten, aus dem liolländischen über- setzt von Herbell, Düsseldorf 1791, 4. 3* 20 wesentlichsten Verschiedenheiten erwarten liessen. Tyson *) allein berück- sichtigte dessen Bau in dem von ihm zergliederten afrikanischen Orang- Ou- tang, und lieferte eine röhe Abbildung desselben. Er wollte die voll- kommenste Uebereinstimmung, die Grösse abgerechnet, in allen Theilen mit dem des Menschen bemerkt haben. Und er wundert sich sehr, wie das Ge- hirn, als das eigentliche Werkzeug der Seelen-Verrichtungen, beim Men- schen und Jocko so ganz gleich gebaut seyn könne, da doch eine so grosse Verschiedenheit in’ den Seelen-Acusserungen ‘wahrgenommen werde. Dass Tyson, bei dem damaligen Zustande der Kenntnisse vom Hirnbaue, die fei- neren Verschiedenheiten zwischen dem Hirn des Menschen und Orang-Ou- tangs übersah, kann nicht befremden. Daubenton **) hatte Gelegenheit einem Gibbon (Simia har) zu zerglie- dern, der gleiehfalls zu der Gattung der Orang-Outangs gehört.! Vom grossen Gehirn sagt er: es habe einen bedeutenden Umfang gehabt, und habe sich so weit in das Hinterhauptsbein erstreckt, als das kleine Hirn. - Ersteres habe 2 Unzen und 2 Drachmen, und: letzteres 4Drachmen und 12. Gran gewogen. Camper 'erwähnt des Hirnbaues beim Orang-Outang' gar nieht; wahrschein- lich war das Gehirn in den. Thieren, die er in Weingeist, aufbewahrt aus Java übersendet erhalten hatte, zu sehr 'erweicht,; ‚um einer genauen Unter- *) a.2.0. p.54. We proceed now to the upper Venter, the Head, where at present we shall examine the Brain; that Part, which if we had proceded according to the method of nature in forming the Parts, we must have begun withi For J’can’t but thäık, as itis the first Part: we observe-formed, ‚ so Lhat the whole of tlıe Body, i.e. all the containing Parts, have their rise from it. But J shall not enlarge upon this Argument here; it would be too great a digression, to givemy Reasons for such an Hypothesis. From what is generally recived, viz. that the-Brain is reputed the more imr mediate Seat of tlıeSoul it self; one would be apt to. think, that since there is so great a disparity between tlıs Soul of a Man,.and a Brute, the Organ likewise in. which it. i. placed should be a very different toy. To et by comparing the Brain of our Pygmie with that of a Man; and with the greatest exactness: absening each Part in both; it was very susprising to me to find’ so great » res- semblance of the one to the other, that nothing could be more: Fig. 13; u. 1& *, Bufon Hist. naturelle T. 14. p. 9. 21 suchung unterworfen zu werden. Buffon*), sich stützend auf die von Tyson angestellte Zergliederung, äussert in Betreff des Hirns vom Orang-Outang: le cerveau est absolument de la m&me forme et de la m&me proportion, et il ne pense pas: y a-t-il une preuve plus evidente que la matiere seule, quoique parfaitement organisee, ne peut produire ni la pensce ni la parole qui en est le signe, ä moins quelle ne soit animee par un prineipe superieur? Wären die aus Tyson’s Untersuchungen gezogenen Prämissen richtig, dass eine vollständige Uebereinstimmung zwischen dem Gehirne des Orang- Ou- tang und des Menschen wirklich statt finde, so liesse sich gegen Buffon’s Folgerung nichts einwenden. Dadurch wäre zugleich eins der wichtigsten Resultate, welches bis jetzt aus den Untersuchungen über den Hirnbau der Thiere hervorgegangen ist, umgestossen; dass nämlich bei den verschiedenen Thieren ein genaues Verhältniss zwischen dem Baue des Gehirns und den Seelen-Aeusserungen obwalte.. Schon lange war es daher mein Wunsch, das Gehirn eines Orang- Outang, als; des dem Menschen am ähnlichsten Thiers, zu untersuchen; um auszumitteln, ob es wirklich eine solche Aehn- lichkeit mit dem ‚des Menschen zeige, wie Tyson angibt. Dieser Wunsch, am dessen Erfüllung ich: gerechte Ursache hatte zu zweifeln, ist auf eine un- erwartete Weise erfüllt worden. Im verflossenen Jahre kam der naturhistorische Nachlass zweier mir befreundet gewesenen Naturforscher, Kuhl’s und van Hasselt’s, die als Opfer ihrer Wissbe- gierde in Jaya starben, ausBatavia in Leyden an. Unter den vielen zoologischen und vergleiehend-anatomischen Schätzen befand sich ein in Kampfergeist aufbewahrtes Gehirn eines Asiatischen Orang - Outang. Dr. Fohmann, der sich damals in Leyden befand, und mein ehemaliger Schüler Dr. Boie, die meinen Jängst gehegten Wunsch kannten, das Gehirn eines solchen Thiers zu untersuchen, äusserten diesen Wunsch gegen die Herrn Temminck und Sandifort, und diese hatten die Güte, mir das Gehirn zu überlassen. Dr. Foh- *) Hist, naturelle V. 1% p. 68. nr mann hat alle Sorgfalt angewendet, dieses schöne Geschenk wohlbehalten in meine Hände gelangen zu lassen. Dr. Boie hat ferner die Gefälligkeit gehabt, mir auch den Schedel des Thiers zur Vergleichung zuzusenden. Ich unter- lasse nicht diesen Herrn für die mir erwiesene Gefälligkeiten meinen wärm- sten Dank öffentlich abzustatten. Durch dieses Geschenk befinde ich mich im Stande, nicht nur meine Untersuchungen über das Gehirn der Affen, die ich in meinen Iconibus cerebri simiarum (Heidelberg 1822) bereits bekannt gemacht habe, zu vervollständigen, sondern es gibt mir zugleich die Gele- genheit, die Aehnlichkeiten und Verschiedenheiten "anzugeben, welche zwi- schen denı Gehirn des Orang-Outang und Menschen obwalten. Aus der Untersuchung des Schedels ergab sich, dass das Thier, des- sen Gehirn ich erhalten hatte, noch nicht ausgewachsen war. Das Rü- ckenmark, von dem nur der obere Theil in der Länge von einem Zolle vorhanden war, hatte eine etwas plattgedrückte Form. Seine Breite be trug hinter dem Anfange der Pyramiden 4'/, Linie des alten französischen Massstabs. Die Pyramiden, welche sich bei ihrem Erheben deutlich. kreuz- ten, waren 8YY, Linie lang, und beide zusammen 4 Linien breit. Jede Olive hatte eine Länge von 5 Linien und eine Breite von 1°/, Linie, Aeusserlich bestanden sie aus Marksubstanz, im Inneren enthielten sie graue Substanz, den gezahnten oder rautenförmigen Körper darstellend. Das an dem Hirn der Affen und anderer Säugethiere hinter dem Hirnknoten vorkommende quere Markbündel, welches G. R. Treviranus Trapezium nennt, und woraus bei jenen Thieren die Gehör- und Antlitz-Nerven ihren Ursprung nehmen, war nicht vorhanden; hierin zeigte sich also eine Achnlichkeit mit dem Hirn des "lenscheu, dem das Trapezium gleichfalls mangelt. ir Das kleine Hirn (Tafel 4. Fig.3) gleicht dem des Menschen ungemein. Es ‚tellt eine in die Quere gezogene plattgedrückte Masse dar, die in der Mitte ein- ;eschnürt ist. Sein vorderer halbmondförmiger Ausschnitt umfasst die Vier hügel. An seinem hinteren Rande befindet sich, wie am Hirnlein des Men- schen ein anschnlich tiefer Ausschnitt, dem Reil den Namen des: beutelför- 235 migen. beigelegt hat. Durch das Vorkommen dieses Ausschnitts unterscheidet sich das ‚kleine Hirn des Orang-Outang wesentlich von dem der übrigen Affen,‘ denen dieser Ausschnitt fehlt. ‘Die grösste Breite des kleinen Hirns betrug 2 Zoll 6°/, Linien, der Längendurchmesser in dem mittleren Theile 1Zoll '/, Linie. Aeusserlich war es durch tiefe Furchen in Lappen abgetheilt, die denen des Menschen glichen. Ausser den oberen vorderen oder vier- eckigen :Lappen, den ‘beiden halbmondförmigen und den vorderen unte- ren: zweibäuchigen Lappen erblickte man, die Mandeln und die Flocken. Das Mittelstück oder die Total- Commissur zeigte an der oberen Fläche den Hügel (Montieulus cerebelli), und an der unteren Fläche die Pyramide, den ‚Zapfen, : das Knötchen und das kleine Marksegel. Die Lappen und grösseren ‚Abtheilungen: waren durch‘ seichtereFurchen ‚ in kleine Läppchen und: diese ‚endlich in ‚Platten jabgetheilt, deren Anzahl dem Anscheine nach, nicht ge- ringer war. als am kleinen Hirn des Menschen, - Was den inneren Bau betrifft, so erhoben sich die hinteren Stränge des Rückenmarks auseinander weichend und die rautenförmige Grube bildend, als strichförmige Körper in die Hemisphären des kleinen Hirns. JederMarkstrang bildete eine Anschwellung, einen Markkern, in dem sich ein aus‘ grauer Sub- stanz bestehender gefranzter oder gezackter Körper befand. Von den Mark- kernen aus verbreitete sich das Mark in die Lappen, und stellte Aeste, Zweige und Reiser’dar, welche den Lappen, Läppchen und Platten entsprachen, und .die' äusserlich mit einer Schichte von grauer oder Rinden-Substanz belegt waren (Fig. 4). Aus jedem Markkerne zog sich ein Strang nach vorn und ‘oben zu den‘ Vierhügeln (Crura 's. processus cerebelli al corpora quadrige- mina). Zwischen’ diesen‘ beiden Markschenkeln befand sich die grosse Hirn- klappe oder das grosse Marksegel..' Ein auderes Markbündel trat aus der ho- rizontalen Furche hervor, umfasste breiter werdend die aufsteigenden Pyra- miden, und bildete mit dem’ der’ anderen Seite den Hiruknoten, dessen Länge in der Mitte 7 Linien betrug. 24 Das grosse Hirn des Orang-Outang hat von oben angesehen (Fig. 1) eine eyförmige Gestalt, wie das der übrigen Affen und des Menschen. Die beiden Halbkugeln bedecken das kleine Hirn von oben fast ganz, doch über- ragen sie seinen hinteren Rand nicht wie beim Menschen, sie sind also kür- zer. Die Länge des grossen Hirns betrug 3 Zoll 7, Linie und der grösste Queerdurchmesser 3 Zoll 2'/, Linie. Jede Halbkugel ist, wie beim Menschen, in drei Lappen abgetheilt, einen vorderen, mittleren und hiuteren. Die ganze äussere Fläche der Hemisphäre des grossen Hirns ist mit Furchen und Windungen versehen. Sie sind un- gleich zahlreicher als am Hirn anderer von mir zergliederten Affen, nament- lich der Simia sabaea, capucina, cynomolgos, rhesus und nemestrina. Die Turchen sind zugleich auch tiefer. Dagegen aber sind sie in viel gerin- gerer Anzahl als am Hirn des Menschen vorhanden. Die Windungen der beiden Halbkugeln zeigten ferner keine solche symmetrische Anordnung als bei den übrigen Affen. Darin gleichen sie also mehr denen des Menschen- Hirns, an dem ebenfalls keine Symmetrie in den Furchen und Windungen der beiden Halbkugeln bemerkt wird. Auf der Grundfläche des grossen Hirns (Fig. 2) erblickt man die bei- den Hirnschenkel, die als Fortsetzungen der Pyramidal-Stränge aus dem Hirnknoten hervortreten und sich in die Halbkugeln erheben. Zwischen den auseinander weichenden Hirnschenkeln befinden sich nach vorn, wie am Hirn des Menschen, die beiden markigen Hügelchen (Eminentiae candicantes s. ma- millares), die auch Tyson an dem Gehirne des Afrikanischen Orang-Outang wahrgenommen und abgebildet hat. Bei den übrigen Affen sind diese Hü- gelchen noch zu einer Masse verschmolzen. Der Hirn-Anhang ist wie beim Menschen und den übrigen Affen gestaltet. Die beiden Halbkugeln des gros- sen Hirns sind von oben durch die grosse Hirn-Commissur, den Balken, verbunden, Da ich diesen der Länge nach eingeschnitten hatte, so konnte ich die mit Furchen und Windungen versehene Schale oder Decke, von den darunter liegenden Markkernen entfernen. 2 Die Vierhügel, deren grösste Breite 7 Linien betrug, hatten dieselbe Gestalt wie beim Menschen, ebenso die knieförmigen Körper. Die Zirbel war abgerissen. Die Sehhügel und die gestreiften Körper waren etwas erweicht, daher liessen sie sich nicht ‘wohl ausmessen. Ucbrigens zeigten sie eine ähnliche Bildung. wie bei dem Menschen und den Affen. Die vordere und hintere Commissur war vorhanden, die mittlere oder weiche Commissur dagegen wurde nicht bemerkt. Die vorderen Säulchen des Bogens erhoben sich aus den Markhügelchen, "und sendeten die dreieckigen Marklamellen zu der unteren Fläche des Balkens ab, welche die durchsichtige Scheidewand darstellten. Nach hinten wichen die Säulchen des Bogens auseinander und senkten sich zu beiden Seiten als grosse Ammonshörner in dem mittleren Horn der Seitenhirnhöhle hinab. Jedes Ammonshorn hatte wie im Menschen seinen Marksaum und zeigte zehen- artige oder knotige Massen, die ich an den Ammonshörnern anderer Atten nicht bemerkt habe. Die grossen seitlichen Hirnhöhlen bestanden aus drei Hörnern, einem vorderen, mittleren oder absteigenden, und einem hinteren Horn. Was nun noch die Hirn-Nerven betrifft, so zeigten auch diese eine grosse Aehnlichkeit mit denen des Menschen, doch waren sie offenbar im Verhält- niss zur Masse des Gehirns grösser als bei diesen. Man braucht nur einen Blick auf die Abbildung zu werfen, welche die Grundfläche mit den Nerven darstellt, um sich hiervon zu überzeugen. Auffallend ist besonders die Grösse der Sehnerven, des dritten, vierten, fünften und sechsten Nerven-Paars, so auch des Zungenfleisch und des Beinerven Willis. Hierdurch wird also das sehr scharfsinnige, von meinem hochverehrten Freunde Sömmerring aufge- stellte Gesetz, dass der Mensch das grösste Gehirn im Verhältniss zu den Nerven habe, ‚auf das überzeugendste, bestätigt. Aus diesen Untersuchungen ergibt sich, dass das Gehirn des Orang-Ou- tang in. mehreren Punkten von dem der übrigen: Affen abweicht, namentlich unterscheidet es sich von diesem durch folgendes: Zeitschrift £, Physiol. II, 1. 4 1) durch den Mangel des Trapeziums am verlängerten Rückenmark; 2) durch das. Vorkommen des hinteren oder beutelförmigen Ausschnitts des kleinen Hirns; 3) durch’ zahlreichere Furchen und Platten am kleinen Hirne; 4) durch. das Vorhandenseyn zweier abgesondeten Markhügelchen; 5) durch die zahlreicheren Furchen und Windungen des grossen Hirns, die zugleich weniger symmetrisch sind; und 6) durch das Vorkommen von zehenartigen Einschnitten an den Ammons- hörnern. In allen diesen Punkten kommt das Gehirn des Orang-Outang mit dem des Menschen überein. Was die an lebenden Orang-Outangs angestellten Beobachtungen rück- sichtlich. der Lebensweise und der psychischen Erscheinungen betrifft, so’ stimmen. alle. Naturforscher, welche solche Thiere zu sehen Gelegenheit hat-- ten, darin überein, dass sie: viel sanfter, gelehriger und zuthunlicher als an- dere Affen sind, und: dass sie sich sehr leicht zähmen und abrichten lassen. Der ,Orang-Outang geht ‚mit Hülfe eines Stabs aufrecht. Er"sitzt meistens aufgerichtet, mit untergeschlagenen Beinen, nach -Art der Orientalen. Seine Nahrung führt er gewöhnlich mit’ den Händen zum Munde, ‘und’ er lernt schnell sich bei der Mahlzeit des Löffels, der Gabel und des Messers zu be- dienen. Er weiss den Stöpsel aus einer Flasche zu ziehen, giesst’das Getränk in ein Glas, und führt es zum Munde, Bestimmte Mahlzeiten hält’ er nicht, - sondern. er-isstwie die Kinder, zu jeder. Zeit, in der er etwas findet. Der’ Orang-Outang geniesst wie der Mensch sehr verschiedene Nahrungsmittel, aus dem Pflanzen und Thierreiche, Früchte, Wurzeln, Getraidekörner, Nüsse und Mandeln, gekochtes Fleisch und Eyer; besonders liebt er Zucker und süsses Backwerk und trinkt gern Milch, Kaffee, Thee und Wein. Er ver- weilt gern in Gesellschaft des Menschen‘ und scheint selbst‘ durch zarte Ge- müthsbewegungen aufgeregt zu werden; er theilt Küsse aus an Personen, die er wohl leiden mag; er soll seufzen und weinen, Wird er gereizt und in U Zorn versetzt, so schlägt er mit seinen Händen um sich. Seine rauhe und durchdringende Stimme lässt er nur hören, wenn er etwas lebhaft verlangt, oder erzürnt ist. . Während. des Schlafs bedeckt er sich wie der Mensch. Zufolge der Aussage einiger Reisenden leben die Orang-Outangs, die vortrefllich klettern, in den dichtesten Waldungen in: kleinen Haufen bei- sammen, Angeblich sollen sie auch kleine Hütten aus Zweigen aufführen, in. denen sie Schutz gegen. den ‘Regen suchen Gegen die Angriffe von Fein- den vertheidigen sie sich mittelst -Baumästen und Steinen. Wenn sie am Ufer des Meers und, der Flüsse Muscheln aufsuchen, so sollen sie zwischen die geöffneten Schaalen Steine anbringen, um das Schliessen derselben zu ver- hindern, damit sie die Muschelthiere ohne Schaden zu nehmen, mit den Fin- gern hervorziehen können, - Alles diess zeigt, dass die Orang- Outangs hinsichtlich der psychischen Erscheinungen, die übrigen Affen übertreffen. Was nun endlich die Verschiedenheit des Gehirns des Orang-Outang von dem des Menschen betrifft, so unterscheidet 'es sich wesentlich durch folgendes: | bw 1) Das grosse Hirn ist verhältnissmässig kleiner, kürzer und niedriger als beim Menschen. 2) Die Halbkugeln des grossen Hirns zeigen eine geringere Masse zu dem Rückenmark, den Pyramiden, dem kleinen Hirn, den Vierhügeln, den Seh- hügeln und dem gestreiften Körpern als beim Menschen. Diess ergibt sich bei einer Vergleichung der Ausmessungen dieser Theile. Beim Orang-Outang verhält sich der Queerdurchmesser des Rücken- marks hinter den Pyramiden zum grössten Queerdurchmesser des grossen Hirns wie 1 zu 9, beim Menschen dagegen wie 1 zu 10. Die Breite der Pyramiden verhält sich zur Breite des grossen Hirns beim Orang-Outang wie 1 zu 9'/,, beim Menschen wie 1 zu 13. Der Queerdurchmesser der Oliven, verglichen mit dem des grossen Hirns, verhält sich beim Orang-Outang wie 1 zu 9, beim Menschen wie 1 zu 12. 4* 28 3) Das Hirn ist beinn Orang-Outang im Verhältniss zu den Nerven klei- ner als beim Menschen. 4) Die Halbkugeln des grossen Hirns des Orang-Outang haben bei wei- tem weniger Furchen und Wimdungen als beim Menschen. Aus Allem dem ergibt sich, dass das Gehirn des Asiatischen Orang-Ou- tang wesentliche Verschiedenheiten von dem des Menschen darbietet. Bei einer Vergleichung meiner Abbildungen mit denen von Tyson gelieferten über das Gehirn des Afrikanischen Orang-Outang bemerkt man, dass auch an diesem jene Verschiedenheiten statt finden; nur wurden sie von ihm über- sehen. Irrig also ist seine Aussage, dass das Gehirn dieser"Affen dem des Menschen vollkommen ähnlich sey, und falsch ist folglich die von: Buffon daraus gezogene Schlussfolge, dass die Organisation des Gehirns in keiner Beziehung mit den Seelen-Aeusserungen stehe. Da die Halbkugeln des grossen Hirns beim Orang-Outang verhältniss- mässig zu den Nerven, dem Rückenmark und allen untergeordneten Gebildem bei; weitem kleiner sind, als beim Menschen, und eben m dieser geringern Ausbildung, so wie in den wenigern Furchen und Windungen des Gehirns die Haupt-Verschiedenheiten zwischen dem Gehirn des Orang-Outang und dem des Menschen begründet sind, so wird dadurch aufs evidenteste bewie- sen, dass die Hemisphären des: grossen Hirns vorzüglich als die Werkstätte zu betrachten sind, durch. welche im Leben ‘die intellectuellen Verrichtungen vermittelt werden, denn eben durch Grösse, Umfang und Ausbildung des- grossen Hirns unterscheidet sich der Mensch von allen übrigen Thieren. ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN. TafelI. Fig. 1 zeigt das Gehirn des Orang-Outang, vom oben’angesehen.. Fig.. 2 stellt die Grundfläcke des Hirns mit den Nerven dar. Fig. 3 zeigt die Vierhügel und die obere Fläche des kleinen Hirns.. Fig. 4. Das kleine Hirn ist hier in der Mitte senkrecht durchschnitten,, so, dass man die ästige Vertheilung des Marks wahrnimmt. IV. UEBER ZWEI NEU ENTDECKTE GELENKE AN DER WIR- BELSÄULE. DES MENSCHLICHEN KÖRPERS. | Tom PROFESSOR MAYER ıw BONN. MIT EINER STEINTAFEL, (EINGESENDET, IM MONAT JULI 482%) Di ‚ausführlichsten Werke, welche wir über die specielle Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers: besitzen, die Werke von Albin, Böhmer, Walter, Sandifort, Loschge u. a, erwähnen ausser den ge= wöhnlichen schiefen Gelenken der Wirbelsäule, keiner besondern Gelenke mehr. Wenn man aber die Wirbelsäule des menschlichen Skeletes näher und genauer untersucht, so findet man schon an dem Skelete jedes erwach- senen Individuums, mehr oder minder deutlich, bei solchen Personen aber, deren Wirbelsäule während ‘dem Leben eine besonders grosse Beweglichkeit und Beugsamkeit zukam, so z.B: ander der Leichnamen von gut exercirten Sol=- daten, ganz auffallend entwickelt noch zwei besondere Gelenke, welche ich so- gleich näher beschreiben will. Daseine dieser Gelenke ist fastimmer an der Wir- belsäule des Skeletes von erwachsenen Personen unverkennbar vorhanden, so- lange nämlich (die Wirbelsäule ihre Beweglichkeit behält und. keine Syno= stosen und Anchylosen derselben statt finden. Das andere Gelenk ist nur sel- 30 ten so entwickelt, dass man es an mehreren Wirbeln deutlich erkennen kann, in einzelnen Fällen aber sehr schön und deutlich zu Tage liegend. Das erstere grössere und allgemeiner vorhandene dieser zwei Gelenke, befindet sich jedesmal zwischen zweien Dornfortsätzen der Lendenwirbel, da- her ich es Diarthrosis interspinosa vertebrarum lumborum nennen will. Es bildet nämlich der Dornfortsatz des überliegenden Lendenwirbels an seinem untern Rande gegen die Spitze‘ desselben hin, einen mehr oder hiinder erha- benen, convexen (bisweilen zwei getheilten) Gelenkknopf, welcher mit einer mehr oder minder tiefen Gelenkgrube oder Gelenkfläche, die sich an dem ‚obern Rande des Dornfortsatzes des unterliegenden Lendenwirbels gegen seine Spitze hin befindet, artikulirt.: Am deutlichsten ist dieser Gelenkknopf entwickelt, am Dornfortsatz des dritten Lendenwirbels, und die Gelenkgrube am Dornfortsatz des vierten Lendenwirbels. Es mangelt wohl selten dieses Gelenk an den genannten Wirbeln bei dem normal entwickelten Skelete eines erwachsenen Menschen, besonders männlichen Geschlechtes. Auch ist an diesen Wirbeln das Kapsel- liganient am bestimmtesten, zu, sehen. Es befindet sich diese Synovialkapsel zahle dem Ligamentum apicum und Ligamentum interspinosum. Sie zeigt eine beträchtliche Höhle, welche mit Gelenksaft befeuchtet ist. Nicht so stark entwickelt findet man dieses Gelenk zwischen dem Dorn- fortsatz des vierten und fünften Lendenwirbels. Wieder etwas schwächer zeigt es sich zwischen ‚dem Dornfortsatz des zweiten und des dritten Len- denwirbels.. Am wenigsten ausgebildet, jedoch’ ganz deutlich ausgedrückt und erkennbar bei gehörig entwickelten Knochen, findet man selbiges zwi- schen dem Dornfortsatz des ersten und dem des zweiten Lendenwirbels. Bei einem Rückgrat den das anatomische Museum dahier besitzt, sind diese Gelenke an den Lendenwirbeln sehr schön und deutlich sichtbar. Die Bestimmung dieses Gelenkes ist wohl’ keine andere, als die Beweglichkeit der Wirbelsäule in der'Lendengegend, besonders das Strecken und rückwärts | Beugen derselben in dieser Region zu befördern und zu begünstigen. 31 Das zweite Gelenk, ‘ welches man bei genauer Betrachtung der Wirbel- säule bemerkt, findet sich an einigen Rückenwirbeln,: namentlich am neun- ten, zehnten und eilften, deutlicher aber 'in der Regel am zwölften Rücken- wirbel und sodann 'an ‘den ersten zwei Eendenwirbel. Es sind nämlich an diesen genannten Wirbeln hauptsächlich unter geeigneten Umständen, zwei kleine Gelenkflächen und zwei kleine Gelenkknöpfe wahrzunehmen, Die Ge- lenkflächen befinden sich unterhalb" der obern schiefen Fortsätze nach ein- wärts an dem obern Rande der Wurzel des Dorüfortsätzes. Die Geleukknöpfe zeigen sich inner-' und wnterhalb der untern schiefen Fortsätze an den beiden Wurzeln des Dornfortsatzes. Da sich diese Gelenke in’ der Nähe der schiefen Fortsätze befinden, so kann man sie wohl diarthrosis obliqua acces- soria, die’ Gelenkfortsätze selbst’ processus öbliqui accessörii, die Gelenkflä- chen cavitates glenoideae accessoriae nennen, was auch’ ihre Richtung und wahrscheinliche Bestimmung rechtfertiget. hie ‚ei An den vorletzten Rückenwirbeln befinden sich diese Gelenke mehr nach aussen gegen die Würzel des processus spinosus hin, 'dahingegen 'am letzten Rückenwirbel, ‘an dem ersten’ and zweiten Lendenwirbel inehr nach vor- wärts. An den mehr obern Rückenwirbeln, namentlich vom zehnten bis zum fünften nähern sich diese Gelenkknöpfehen 'mehr' einander und schmelzen endlich in ein Knöpfchen zusammen. An dem obern' Rände des Dornfort- satzes des zunächst unterliegenden Wirbels Be man sodann bloss eine leichte Abplattwig und Vertiefung. Es wäre sehr interessant an Leichnamen von Personen, welehe in ihrenr Leben in gymnastischen Künsten grosse Gewandtheit besassen, an sogenannten Kunst-Springern und Kunst-Reutern anatomische Untersuchungen anzustellen, um nach diesen Gelenken, die wahrscheinlich bei solchen Individuen deutlicher‘ entwickelt vorkommen; zu forschen. Es wäre nicht bloss die osteologische Untersuchung solcher Personen von sehr'hohem Interesse, sondern auch die myologische, Die Rückenmuskeln, welche selten an gewöhnlichen Leichen 56 bedeutend entwickelt angetroffen werden, dass man namentlich die tiefern 32 Parthien deutlich von einander lösen kann, ohne künstliche Trennungen vor- zunehmen, was insbesondere für die musculi spinales dorsi, semispinales dorsi, semispinales cervieis, trachelomastoidei, cervicales descendentes, longissimi dorsi cum sacro lumbalıbus gilt, die so häufig da, wo sie zusammen stossen, mit einander verwachsen sind. Es würde eine solche anatomische Untersuchung endlich eine Norm abgeben für die Beschreibung der Rückenmuskeln und da- durch würden die abweichenden Angaben der Anatomen über. die Insertion dieser Muskeln berichtigt werden. Ueberhaupt aber ist die phoronomische Bedeutung des Rückgrats des Men- schen im Verhältnisse zu der des Rückgrats der Säugethiere noch nicht gehö- rig berücksichtigt und gewürdigt. Die schlangenförmige Beugung des Rück- grats beim Menschen ist nicht nur allein ein grosses Hülfsmittel zum aufrech- ten Gange, sondern, erleichtert und begünstigt die Beugung des Rückgrats nach allen Richtungen hin, Bei den Säugethieren herrscht die einfache Beugung des Rückgrats nach vorwärts vor, so dass Beugungen des Rückgrats bei den mei- sten Säugethieren nach rückwärts nur am Nacken, in der Rücken- und Len- dengegend aber gar nicht ausgeübt werden können. Man könnte den Men- schen das einzige Säugethier nennen, welches im Stande ist, die ganze Wir- belsäule nach rückwärts zu beugen, was bekanntlich durch Uebung in einem sehr hohen Grade gelingt, Welche schöne und wahrscheinlich noch unbe- kannte Einrichtungen in-Beziehung auf die Gelenke, Bänder und Muskeln des Rückgrats solcher gymnastischer Künstler würden sich an ihrem Körper be-' merken lassen! Aber bleiben wir bei der Vergleichung des Menschen mit den Thieren überhaupt, zunächst aber mit den Säugethieren stehen. Welch’ ein Unter- schied in dem Baue der Rückenmuskeln des Menschen und in der gesamm- ten Organisation des Muskelsystems zwischen dem Menschen und Säugethier, Wenn gleich bei vielen Säugethieren mehrere Muskeln’ vorkommen, welche bei dem Menschen in der Regel nicht oder nur als Varietät angetroffen wer- deu, so zeichnet sich doch das ganze Muskelsystem des Menschen vor dem 33 der Säugethiere, oder ich möchte fast sagen, der Muskelmensch vor dem Mus- kelthier durch einen hohen Grad der Individualisirung der einzelnen Muskeln aus. Die Muskeln des menschlichen Körpers sind mehr getrennt, isolirt, in- diviäuel als die des Säugethiers, welche mehr mit einander verwachsen sind und so unbestimmte und gemeinschaftliche Massen bilden. Es verwachsen bei den Säugethieren mehrere Muskeln in einen Muskel, z.B. der Musculus serratus anticus major mit dem Levator anguli scapulae, der M. rhomboideus superior mit dem inferior, der M. sternocleido mastoideus mit dem deltoideus und cucu- laris zu dem sogenannten gemeinschaftlichen Muskel des Halses, des Kopfes und Armes u.s.w. Dieselbe Beschränkung der Individualität der Muskeln fin- det man in Beziehung auf den Bau der Aponeurosen, welche die Muskeln der Säugethiere einhüllen. Diese sind im Verhältniss viel stärker, kürzer (daher die permanenten Beugungen der Glieder der Säugethiere, daher haupt- sächlich auch ihre Unfähigkeit sich vollkommen aufzurichten) und beschränken die Bewegungen der von ihnen umhüllten Muskeln viel mehr. Werfen wir aber insbesondere einen Blick auf das Muskelsystem des Rück- grates. Beim Menschen sind diese Muskeln am meisten und schönsten entwi- ekelt. Schon bei den Affen, welchen doch die grösste und mannichfaltigste. Beweglichkeit des Rückgrats zukommt, treten die Rückenmuskeln namentlich die tiefern in Unterscheidbarkeit zurück, So finde ich bei Cebus capucinus und Cynocephalus sphinx zwar den M.sacrolumbaris et longissimus dorsi in Verhältniss dicker als bei dem Menschen, die muskulösen und sehnigten En- digungen aber sehr undeutlich und ununterscheidbar. Die museuli spinales und der musc. multifidus sind noch weniger ausgebildet und weniger in ihre Portionen getrennt. Dieses Verwachsen der einzelnen Muskelbündel mit ein- ander, namentlich in Beziehung auf die so vielfach gespaltenen Rückenmus- keln, dieses Verschmelzen derselben zu einer Masse, deren Glieder so zu sa- gen uukennbar geworden, findet auch bei den übrigen Säugethieren statt. Bei den Vögeln sagt Cuvier finden sich keine Rückenmuskeln mehr. Es ist dieses zwar nur zum Theil richtig, aber schon hinreichend beweisend für Zeitschrift £. Physiol, II. 1. 5 34 unsern Satz. Diese Trennung und Individualisirang der Muskeln läuft parallel mit der höhern Thätigkeit des Willens beim Menschen. Der Wille hat die ganze, Muskelmasse beim Menschen sich mehr untergeordnet, er’ hat selbige mehr in einzelne ‚Glieder gespaltet, um leichter, freier und mannichfaltiger auf selbe einwirken ‚zu können. Ebenso sind die Sehnen mehr individuell nicht so häufig untereinander verbunden und verwachsen, wodurch die ein- zelnen Glieder, 2,B. die Finger,- in Stand gesetzt werden, für sich allein und unabhängig von den nachbarlichen' Gliedern Bewegungen auszuüben. Es wäre der Mühe werth, die Hand eines geübten Klavierspielers in dieser Bezie- hung zu untersuchen. . Was in dieser Beziehung vom Muskelsystem behaup- tet werden kann, gilt auch. für das’Gefässsystem, namentlich für die Arterien. Das gesammte Arterien-System oder.der Arterien-Baum ist einfacher ‚gebaut bei den Thieren ‚als bei dem Menschen, besitzt nicht'so zahlreiche Verästelun- gen, nicht die grosse Ueppigkeit der Seitenverzweigungen. Die ‚Arterien bei den Thieren geben seltener Aeste ab und verlaufen überhaupt viel einfacher. Auch in Beziehung auf das Nervensystem gilt ein ähnliches Gesetz. Das Nervensystem des Menschen, namentlich das der Bewegungsnerven, besitzt eine grössere Menge von Ramifikationen und Seiten -Verzweigungen, als das: den Thiere überhaupt: und’ das der Säugethiere insbesondere. Wenn gleich die Centraltheile des Nervensystems, namentlich das Gehirn, bei den Thieren in einzelne Gebilde zerfallen sind und mehr 'isolirte Anschwellungen bildem; während das Gehirn des Menschen sich durch eine Verschmelzung und Ver- einigung dieser isolirten Gebilde oder Gauglien zu einem höhern Ganzen auszeichnet, so dass das Streben des menschlichen Geistes zur Einheit auciv in der Gehirnbildung plastisch ausgedrückt ist; so sind doch die peripheri- schen Verzweigungen des Nervensystems bei den-Säugethieren viel einfacher, als bei dem Menschen, welcher somit auch ‘durch eine grössere Masse von peripherischen Nerven-Gebilden vor den Thieren sich auszeichnet. Es gilt dieses auch noch von dem sympathischen Nervensysteme, indem der Ganglien- plexus dieses Nerven bei den Säugethieren schon einfacher als bei dem Men- 35 schen gebaut ist, bei den Vögeln schon die eigentliche pars cervicalis dieses Nerven fehlt, die plexus des Unterleibes aber sehr einfach sind. Bei den Amphibien und Fischen tritt dieser Nerve bekanntlich noch mehr zurück, und bei den niedern Thieren ist er bloss nur eine schwache Ramifikation der Bewegungsnerven. ERKLÄRUNG DER FÜNFTEN TAFEL. Fig. I. Vertebra Jumborum tertia. a) Corpus vertebrae. b) Processus transversalis. c) Processus obliquus inferior. d) Processus spinosus. e) Condylus articularis. Fig. U. Vertebra lumborun quarta. a) Corpus vertebrae. b) Ppocessns transversalis. c) Processus obliquus superior. d) Procescws spinosus. .e) Fovea.glenoidea, Fig. II. Vertebra lumborum prima. a) Corpus vertebrae. b) Processus transversus. c) Processus obliquus superior. d) Processus obliquus inferior. e) Processus spinosus. f) Cavitas articularis pro- cessus obliqui accessorüi. Fig. IV. Eadem vertebra a facie inferiori. ‚a) Corpus vertebrae. b) Processus transversus. c) Processus obliquus superior. d) Processus obliquus inferior. e) Processus spinosus. f) Processus s. condylus ‘obliquus accessorius. i Fig. V. Vertebra dorsi penultima. a) Corpus vertebrae., b) Processus transversus. c) Processus obliquus inferior, d) Processus spinosus. e) Processus obliquus accessorius. - 5* ‘ | N BESCHREIBUNG EINER MISSGEBURT MIT VÖLLIGEM MANGEL DER ORGANE DES URINSYSTEMS SO WIE AUCH SEHR MANGELHAFTER ENTWICKLUNG DER GESCHLECHTSTHEILE UND DER CAUDA EQUINA DES RÜCKENMARKS. van.) | PROFESSOR D- MAYER iv BONN. (EINGESENDET IM MONAT JULI 1524.) Die Literatur der pathologischen. Anatomie ist bereits im Besitze eines. s0 be- deatenden Vorrathes. von Beschreibungen der mannichfaltigsten Missbildungen, ass die Mittheilung eines besondern Falles: aus diesem Gebiete nur durch'den Gehalt an neuen wichtigen Momenten gerechtfertigt werden kann. Die hier dem Leser dargebotene Beobachtung enthält, wie ‘mir scheint, so wichtige und: seltene Facta, dass ihm eine kurze Beschreibung derselben nicht unwill- kommen seyn wird. 7 Im Monat Juni vorigen Jahres erhielt ich den Leichnam eines, wie es schien ausgetragenen, jedoch nicht besonders starken Kindes. Seine Länge be- trug 17 Rhein. und sein Gewicht etwas über 4 Pfund gewöhnlichen Gewichts. Die Schedelknochen waren ziemlich stark und die vordere Fontanelle bereits schon fast verschwunden. Der Körper zeigte bei einer mittelmässigen Grösse, eine beträchtliche Fettansammlung unter den äussern Bedeckungen.. 37 Hals, Brust, Kehlkopf und Becken verriethen einen männlichen Bau. Die Na- belschnur. war ihrer Form und Insertion nach normal beschaffen, enthielt aber, wie sich auch’ später bei der Sektion bestätigte, nur eine Nabelarterie. An der obern Hälfte des Körpers beobachtete man, mit Ausnahme einer bemerk= lichen Abplattung des Scheitels und der Stime, so wie einem angebornen Staar des rechten Auges, nichts Regelwidriges. In der Schaamgegend ver- misste man aber die äussern Gesehlechstheile, indenr sich daselbst bloss eim dem Anfühlen nach nar Zellstoff enthaltender Fleischbeutel, der an einem di- cken Stiele hing und. die Form und: Grösse einer kleinem frischen Feige hatte; wahrnehmen liess. Auch: vom After zeigte sich‘ keine Spur. Die obern Ex- trenzitäten waren wohlgebildet. Die linke untere Extremität ebenfalls bis auf eine‘ kleine Krümmung des Unterschenkels. An der‘ rechten untern Ex- tremitätt war diese Vorkriuumung stärker und an dem Fusse befandeı sich nur drei Zehen; die grosse und kleine: Zehe waren regelmässig be- schaffen, die zweite und dritte Zehe in eine verschmolzen, die vierte fehlte. Nach Eröffnung des Unterleibes trat die ziemlich grosse Leber zır Tage, welche zwar Gallengänge, aber' keine’ Gallenhlase besass. Die Milz und das Pankreas waren normal beschaffen. Der Magen war klein, leer, übrigens normal, so wie die gesammten dünnen Gedärme;: “Auch diese ent- hielten kein merkliches Contentum: ausser etwas Schleim. Blinddarm und’ Wurmfortsatz sind regelmässig: Von hier an ist der dicke Darm mit einem zühen grüne, im’ Wasser nicht löslichen, Meconium angefüllt. Das Anfangs und in«der Mitte-normal verlaufende-Colon endigt plötzlich auf der linken Seite, so dass die sigmaförmige Krümmung desselben und der Mast- darm völlig fehlen. Das Ende-des Colons hat: einen kleinen conischen blind- sackigen Anhang, und schickt ausserdem einen dünnen, dem Urachus ähnli- chen, jedoch in der-Bauchhöhle, vier Linien von’ dem Colon entfernt, schon obliterirten Stränge gegen den Nabelring‘hin.- Die Nieren. fehlten völlig und es konnte von ihnen so wenig‘ als von den Harnleitern und der Harnblase die geringste Spur 38 entdeckt werden. Dagegen waren die Nebennieren'noch einmal so gross, als sie gewöhnlich zu seyn pflegen und von gesunder Beschaffenheit. Von den innern Generations- Organen "bemerkte 'man die beiden 'Hoden welche um die Hälfte kleiner waren, als sonst, in der Gegend der Nieren (oder hier vielmehr der Nebennieren) liegen. Der rechte Hoden war etwas grösser als der linke. Die Nebenhoden waren ebenfalls vorhanden. Ihr Ka- nal endigte sich aber im Zellgewebe und in der serösen Scheide, welche vom Bauchring als diverticulum Hunteri zu dem Nebenhoden herauf stieg, indem derselbe’ in strahlenförmige Faden sich zertheilte. ‘Von Saamenbläs- chen und von der Prostata zeigte sich nicht das geringste Rudiment. Aeus- serlich am Becken sah man nur die Fasern des diverticulum Hunteri sich am Bauchringe ausbreiten und. ausser Zellgewebe und Fett war weder in, noch in der Nähe des genannten Fleischbeutels etwas, wae ‚mit äussern Genitalien oder Harnorganen verglichen ‘werden konnte, zu entdecken. Die Vertheilung der Bauchaorta war folgende: die arteria coeliaca und mesenterica superior waren vorhanden, die beiden art. 'renales fehlten, und nur zwei dünne art. snprarenales befanden sich au ihrer Stelle. Die art. mesenterica inferior war ebenfalls da. Die aorta spaltete sich schon in der Gegend des ersten Len- denwirbels in die art. iliaca dextra, welche dicker und die einzige art um- bilicalis abgab und in die dünnere art. iliaca sinistra, welche wie die vorige in die art. hypogastrica und cruralis sich verzweigte. Die Untersuchung der Brusthöhle bot nichts Abweichendes dar. Auch die Verzweisung des Bogens der aorta ‘war die gewöhnliche. Die mit den Lungen und andern Organen angestellten Prüfungen in Beziehung auf das Le- ben des Kindes nach der Geburt a RE dass ‚es todt zur Welt gekommen seyn musste, | 14 Bei Eröffnung der ‚Schedelhöhle Ze das Gehirn mehr noch als der Schedel deprimirt und von dessen innerer Wandung um zwei Linien entfernt, Mehrere Windungen ‘der Oberfläche des‘Gehirns fühlten sich knorpelhart an, doch erweichten sie sich, als das Gehirn einige Zeit in Weingeist sich be- 39 fand, so ziemlich. Uebrigens befand sich keine merkliche Abnormität am Gehirne, ausser dass die Zirbeldrüse sehr klein war. Sand zeigte sich noch keiner in ihr. Das kleine Gehirn bot nichts Abweichendes dar. ld Diese regelwidrigen Veränderungen im ‘Gehirne schienen mir noch nicht hinreichend, um den fast gänzlichen Mangel zweier organischen Systeme, des Geschlechts- und Harnsystems, ich möchte fast sagen, zu begründen, oder wenigstens hielt ich mich‘noch zur Hoffnung berechtigt, an dem Rücken- marke einen jenem Mangel zweier so wichtigen organischen Systeme gleich- laufenden Defekt: zu finden. Ich täuschte mich ‚auch in dieser Voraussetzung nicht. Nach Blosslegung des Rückenmarks fand es sich, dass dasselbe in der Nähe des zwölften Rückenwirbels plötzlich und mit einem stumpfen kolbig- ten Ende aufhörte, so dass also das konische‘ Ende des Rückenmarkes, wel- ehes noch vier Tixica gewöhnlieh beträgt, völlig fehlte. In ihrer fast nor- malen: Grösse waren vorhanden der Nervus’ ischiadicus, N. obturatorius und N. eruralis.' Auch der Rückgrat war nach. unten mangelhaft gebildet, indem zwar noch‘ vier falsche Wirbeb, des -Rreuzbeins vorhanden waren, aber nun endete der Rückgrat breit’ und’stumpf, so dass der letzte Wirbel des Kreuz- ‚beins und das Steissbein selbst nicht einmal mehr als Knorpelrudiment zu- gegen waren. Die'Beckenhöhle war sehr eng und wurde es dadurch noch mehr, dass die Symphisis ossium aa ielche abe lang war, nach ein- wärts und hinten sich bog : End (1 77, "»% In:Beziehung auf den N. ic er Unterleihes bemerke er noch, dass die Ganglienketten an den UrsprungssteHen der Arterien des Darmkanals weniger als gewöhnlich entwickelt zu seyn schienen. Esist mir ausser der Beobachtung eines ganz ähnlichen Falles von Wolt- striegel (in den Act. Nat. Our. Dec. I. Aun.I. abh.22) keine hekannt, in wel- eher bei übrigens fast vollständiger Entwicklung des Körpers und namentlich bei Anwesenheit der untern Extremitäten, die Organe des Harnsystems voll- 'kommen gefehlt ‘hätten. Es ‘gibt zwar mehrere Fälle von Mangel der Nieren oder selbst der gesammten Harnorgane, aber in allen, selbst im 40 denen, die uns der verdiente Fleischman (de vitiis congenitis) mitßetheilt hat, waren die obern oder untern Parthien des Körpers zugleich mangelhaft ge- bildet, so dass etwweder Kopf und Thorax selbst ein Theil der Unterleibs- organe oder auf der andern Seite die untern Extremitäten fehlten. Sehr merkwürdig und räthselhaft ist aber in unserm Falle (so wie in dem von Wolfstriegel) der völlige Mangel des Harnsystems bei vollkommner Entwicklung der Lunge, des Herzens, der Leber, Milz, des Pankreas und des grössten Theiles: vom Darmkanale; so wie bei ziemlich regelmässigem Baue des ganzen Körpers. Es scheint aus diesem Falle die Folgerung zu flies- sen, dass die wiehtigsten Funktionen des animalischen und organischen Le- bens, wenigstens während dem Aufenthalte des Fötus im Uterus, ungestört vor sich gehen können, ohne der Theilaahme der Harnorgane an der gesamm- ten animalischen Oekonomie zu bedürfen. Ich werde auf diese Folgerung bei einer andern Gelegenheit, wenn ich dem Publikum meine Versuche über die Exstirpation der Nieren an Thieren vorlegen werde, zurückkommen. In Beziehung auf den Mangel der Generationsorgane (mit Ausnahme der Hoden und Nebenhoden) erwähne ich nichts, weil die Funktion dieser Theile nicht absolut zum Leben nothwendig ist, wie‘die der Nieren und anderer Organe des vegetativen Lebens. Aber ich kann nicht umhin, "bei diesem Falle aufmerksam zu machen auf das Vorhandenseyn der Hoden und Neben- hoden, während die übrigen Geschlechtsorgane alle fehlten, Die CGentral- theile des Geschlechtssystemes waren entwickelt, aber: die peripherischen il Theile mangelten. ’ ai Es bleibt noch ein Moment unserer Beobachtung übrig, welches wir - nicht mit Stillschweigen übergehen dürfen, nämlich die mangelhafte Bildung des Rückenmarks in unserem Falle. Wenn ich nicht irre, so ist diese die erste Beobachtung, dass der Mangel von drüsigten Eingeweiden des Unter- leibes mit einem gleichzeitigen Defekt des Rückenmarkes verbunden vorkam. Enthält etwa der unterste Theil des Rückenmarkes zugleich auch die Bedin- gung der Bildung des Urin- und Genitaliensystems? Enthält überhaupt das 44 Rückenmark zugleich die Bedingung der Bildung der Eingeweide des Unter- deibes und dör .Brusthöhle? |'Es scheint dieses allerdings der Fall zu seyn. ich führe"diesen ‘Satz’ aber nicht weiter aus, "weil 'bereitsmein hochverehr- tester Lehrer und Freund Tiedemann*) dieselbe’ Frage aufwarf, und wir von ihm die’ihteressantesten’Aufschlüsse über diesen Gegenstand erwarten dürfen. Es war dieses auch -die Veranlassung 'zur Mittheilung gegenwärtiger Beobach- tung. Es hat zwar schon ‘früher mein verehrtester Herr College Harless (Annalen der’ englischen u. &.’w.'Medizin und Chirurgie, Qr Bd. 15 St. S. 36) denselben Satz ausgesprochen und'behauptet, 'dass derselbe'durch die Zerglie- derungs-Geschichten einiger Missgeburten ohne Kopf und Hals durch Malacarne bereits erwiesen sey. „Kaum findet man (heisst es daselbst) in allen übrigen bisher bekannten Beispielen von Anomalien thierischer Organisation und Con- formation einen so auffallenden und überzeugenden Beleg für dieses — durch die obigen Missgeburten so‘ klar ausgesprochene — Gesetz, dass da, wo die für gewisse Eingeweide und’Organe bestimmten und ihr eigenthümliches Le- ben bestimmenden Nerven fehlen, auch diese Eingeweide und Organe selbst nicht gebildet werden und nicht gebildet werden können.“ Und weiter oben: In allen — von Malacarne 'zergliederten Acephalis — mangelten alle diejeni- gen Organe und nur (?) diese, welche ihre Nerven theils ausschliesslich (?) theils zur Hälfte vom Gehirn und verlängerten Mark empfangen; als: Lungen, Thymus (?) Herz, grosse Gefässstämme, Oesophagus, Magen, Leber, Pancreas, Milz.“ Allein wie konnten denn, frage ich, die Nerven dieser Or- gane vorhanden seyn, da ja in allen diesen Missgeburten Kopf, Hals und Brustkasten fehlten? Es wird auch dieser Satz, so wie er hier ausgesprochen ist, durch eige Menge pathologisch-anatomischer Fälle widerlegt, in welchen sich bei Kopf- und Halslosen Missgeburten dennoch Herz, Lungen, Thymus grosse Gefässstämme, Leber, Magen, Milz vorfanden. Fälle der Art erzählen *) Man vergleiche den ersten Band dieser Zeitschrift $.. 71. Zeitschrift £, Physiol. 1], 1. 6 42 Vallisneri, Gilibert, Schellhammer und viele, Andere (Man vergleiche das iu dieser Hinsicht meisterhafte: Werk Meckel’s). Man. sieht also, .dass.so ausge» sprochen,; ‚der. Satz-sich, nicht durchführen lässt, ‚Wenn grosse mit Nerven reieh: begabte Organe fehlen, so fehlen wohl immerjauch, die correspondirenden Nerven. Nie, hat/man wohl solche Organe ‚ohne Nerven, ‚oder solche ‚Nerve® ohne die Organe, mit welchen sie ein. Ganzes bilden, gesehen. Clarke will an einer Missgeburt gar keine Nerven: gesehen haben. Allein man darf seine Zergliederung wohl mit Recht unvollkommen nennen, um so.mehr, da er .die Gefässe des vorfindlichen Darmstückes: auf. ihre Nervenplexus nicht untersucht zu haben scheint. : Ueberhaupt sind aber. Missgeburten, welchen Kopf, Hals, Brust und ein Theil des Unterleibes fehlen, wenig geeignet, jenen obigen Satz zu: erweisen. ‚Vorzüglich tauglich hierzu sind, diejenigen Beobachtungen, bei welchen üeben einer ‚sonst regelmässigen Entwickkung -des. Körpers. nur : einige Organe vollkommen-fehlen, so wie z.B, !imunserm: FaH.. "Es wird. auch - die'Frage/unter einem-beschränktern Gesichtspunkte aufgefasst und zwar so get stellt werden müssen: Findet man bei Mangel gewisser wichtiger Organe des thie- ‘ rischen Körper:einen correspondirenden Defeet inder Organisation des Rücken= . markes und des’ Gehirnes? Sind mehrere Beobachtungen für die Affırmätive ‘ dieses Satzes vorhanden, so; kann ‚man. schliessen, dass die Markmasse des Rü= ekenmarkes und vielleicht selbst die des Encephalums die. Bedingung zur Bil dung gewisser Organe des Unterleibes und der Brusthöhle enthalte, so dass diese Organe gleichsam: prototypisch im Rückenmarke und Gehirne vorgebildet sind: Um endlich: über die Ursache, welche von Seite der Mutter diesen krank- haften-Bildungsprozesse- etwa zu Grunde gelegen haben mochte, den uns mög- lichen Aufschluss zu erhalten, fügen wir die nachfolgende npsographische Skizze über den Lebenslauf der Mutter dieser Missgeburt bei, welche von der Hand eines dem Publikum auch von Seiten seiner hohen wissenschaftli- ehen Bildung bekannten Arztes herrührt. ' Die Mutter dieses Kindes ist eine 33jährige wohlgewachsene gutgenährte Frau, mittlerer Grösse und hat nie an Skropheln, noch Rachitis gelitten. Die 43 nafürlichen: Pocken und (übrigen Kinderkrankheiten hat sie leicht überstan- den. + Im: 17: Lebensjahre erhielt sie zuerst ihre Regeln. ‚Unbekannt mit der neuen Erscheinung, nahm'sie Abends ein Fussbad, schlief darüber ein und fand, als sie am folgenden: Morgen mit den Füssen in dem erkalteten Wasser erwachte, dass der Blutabgang aufgehört hatte, Sie wurde nun bleichsüch- tig; mager, kraftlos'und medizinirte beständig, bis es endlich in ihrem 19, Jahre gelang, die Menstruation wieder: herzustellen, Von da aber bis zu ihrem 25. Jahre, wo sie heirathete, hatte sie ketub bedeutende Krankheit mehr zu bestehen; doch kehrte ihre frühere blühende Gesichtsfarbe nie wieder. Nach. dem Eintritte des Monatlichen zeigte sich et- was weisser ‚Fluss und nach ‚allen Körper- und Gemüths - Erschütterungen er- folgte leicht Kopfweh, welches fast' immer mit Erbrechen von Galle endigte. Ver ihrer letzten Entbindung-hatte sie schon viermal, ausgetragene, wohlge- bildete Kinder geboren, drei Knaben und ein Mädchen. Ausser den gewöhn- lichen Zufällen, Zahnweh, Kopfweh, Uebelkeiten u. s. w., mit welchen sie in vollem Masse zu, kämpfen ‚hatte, litt sie, während allen vier Schwangerschaf- ten besonders. an 'wässerigter»Geschwulst der Füsse, welche sich in der vier- ten (mit dem Mädchen) ‚über den ganzen Körper Yerbreitete und: die Frau sehr entstellte, Sechs Wochshmachider Geburt des ersten Kindes, im Sommer 1817 wurde sie im Folge von ‚Erkältung und. Schrecken plötzlich 'von. Cholera: befallen, welche sie binnen :24 Stunden 'an’ den Rand ‚des Grabes brachte. Opium, so wie starke aromatische Bäder und ‚Einreibungen in den Unterleib, retteten sie vom Tode. Sie säugte das Kind, wie die drei folgenden, bis zum 8. Monate selbst. Späterhin wiederholten sich die Anfälle.von Cholera jährlich ‘in ge- ringerm'Grade in.der heissen Jahreszeit. Während der Schwangerschaft war sie immer sehr reizbar und mehr oder- minder menschenscheu. Am auffallend- sten war:ihr Gemüthszustand während der’ zweiten Schwangerschaft, "wo der- seihıe an Wahnsinn grenzte. | Im.6, Monate derselben, als sie eines Nachmittags mit ihrem Gatten Kaffee trank, kam. zufällig, die Rede, darauf, ob’wohl Jemand 6 * 44 mit derselben Gemüthsruhe wissentlich statt des auf dem: Tische'stehenden gestossenen weissen Zuckers eine verhältnissmässige Portion Arsenikpulver ‚mit einer Tasse Kaffe zu sich nehmen würde? Sie behauptete, dass siersich dies _ ses selbst zutraue, sprang fröhlich hinaus, holte aus einem Schranke, wozu sie sich den Schlüssel zu verschaffen gewusst hatte, eine Tutte Arsenik, schüt- tete ‘eine Portion desselben in eine Tasse Kaffe und trank sie rasch aus. "Dem Manne, welcher bis dahin’ ‘die Sache für einen-Scherz' genommen hatte; want delte nun plötzlich ein Grauen an,. er dachte an den Schrauk,. worin.der Ar- senik stand, sah nach und fand‘, dass dieser wirklich fehlte und an’der stätt- habenden Arsenikvergiftung nicht zu zweifeln sey. Der hinzugerufene Arzt Hess sie sogleich’so viel Milch und Baumöl trinken, dass’ anhaltendes Erbre= chen erfolgte, gab nachher noch öligte Emulsionen und: Schwefelleber, und hesänftigte die Vergiftung ohne alle bedeutende Zufälle und‘ Schuierzen. Be= fragt über die Gründe zu einem solchen unerklärbaren Benehmen, gab die Kranke vor, sich’ unwillkührlich und unwiderstehlich dazu: hingerissen: gefühlt zu haben, den Arsenik'zu verschlingen, ohne. eigehtlich zu wissen, warum?" "Was die letzte Schwangerschaft der Frau’ betrifft, 'so war: sie’ einige Zeit vor dem Eintritte in’ di&elbe mit dem weissenFluss stark ‚behaftet, welcher ihr ein ganz cachectisches Ansehen verursachte. An Pfingsten 1822 bekamisie: einen heftigen Anfall von-Cholera, welcher; da sie sich gerade: auf einer klei-- nen Reise befand, nur durch starke Gaben von Opium gehemmt werden komnte: Bald nachher nahm'sie Eisen- und Kräuterbäder uud trank lange Zeit bin- durch alle Morgen einen Krag Schwalbacher Stahlbrunnen ‚welches den weis- sen Fluss hob, und ihr die verlornen Kräfte wieder ie Im ee September fühlte sie-sich schwanger. >» vl he ' Während der’ Schwangerschaft befand’sie oh bel wohl, Bi; sonst ge= wohnte wässrigte Geschwulst blieb ganztaus, dagegen ging bcsonders‘in der zweiten Hälfte viel käsigter, klumpigter Schleim durch die Scheide fort: Ende Februars musste sie wegen eines plötzlichen Todesfalles eine angreifende Reise wachen. "In der Nacht: durch: die schlechten: Wege’zum Aussteigen gezwungen, ’ 45 ‚#rat sie mit: dem: Fusse in ein-Geleis und ‚fiel mit, dem Bauche auf eine La- terne, welche sie vor sich trug und durch den Fall erlöschte. Sie hatte sich erschrocken, ‚aber nicht wehe gethan und‘: war gleich daranf wieder ganz g munter. Ferner erhielt sie einige Tage vor ihrer Niederkunft am 8. Juni 1823 die unerwartete Nachricht von dem Tode einer ‘entfernt wohnenden' Freundin, worüber sie so sehr erschrack, dass sich einige Stunden hindurch Wehen einstellten, die eine zu frühe Niederkunft fürchten liessen; doch ging der Sturn glücklich vorüber. In der darauf folgenden Nacht schlief sie ruhig und blieb dieses bis zum 14. desselben Monats, wo sich die ersten Vorboten der Geburt zeigten und bei der angestellten innerlichen Untersuchung der Steiss der Frucht sich darbot. Am folgenden Morgen glaubte sie noch die Bewegungen Alerselben zu fühlen. Die Geburt selbst erfolgte um 2'/, Uhr Nachmittags mit dem Steiss voran, ohne hinsichtlich der Entwickelung der Arme und des Kopfes die mindeste Schwierigkeit zu machen, Das Kind war zwar warm, schien mir aber doch schon einige Tage abgestorben. Die ge- wöhnlichen Wiederbelebungs-Versuche waren fruchtlos; das Einblasen von Luft in den Mund unterblieb. Vor der Geburt war gar kein Fruchtwasser abgegangen, nach derselben folgten etwa 2 Tassen voll, und bei dem bald nachher erfolgten Abgang der etwas kleinen, aber frischen und natürlich beschatfenen Nachgeburt,. verlor die Frau kaum drei Unzen Blut. Die Gebärmutter zog sich regelmässig zu- sammen, so dass der Grund derselben unmittelbar über den Schossbeinen: zu fühlen war. Endlich ist noch zu bemerken, dass eine erbliche Anlage zu Missbildun-- gen weder in der elterlichen Familie der Mutter, noch in der des Vaters sich! je gezeigt habe, 46 Es fanden, wie aus dieser Krankheitsgeschichte erhellt, verschiedene, schädliche physische und psychische Einflüsse auf die’ Mutter, während der Schwangerschaft mit dieser Missbildung und früher'statt. ‘Ein sogenanntes Versehen wurde nicht bemerkt. Es scheint somit die Ursache der Missbil- dung eine ursprüngliche zu seyn, d. h; die Urform dieses Embryon war in dem Zeugungskeime der Mutter mangelhaft präformirt. (Man vergleiche damit meine Abhandlung über Zeugung und Zeugungs- theorie, in den Rheinischen Jahrbüchern für Medizin und Chirurgie, herausgegeben von Hartess, Ir und besonders Ir Band, Seite 170. Nr. 20 —25.) 47 v1. u VERSUCHE ÜBER DIE ‚ZEIT, BINNEN WELCHER VERSCHIEDENE IN DEN MENSCHLICHEN KÖRPER AUFGENOMMENE SUB- STANZEN IN DEM URIN VORKOMMEN. VON D:..G. 4. STEHBERGER. Die Versuche, welche ich hier mittheile, können als ein Seitenstück zu den von meinem ehemaligen Mitschüler Dr. Wöhler angestellten betrachtet wer- den. Beschäftigte sich dieser mit der Erforschung des Vorkommens verschie- dener, durch den Mund aufgenommener, Substanzen in dem Harne, so hat- ten meine Versuche den Zweck, die Zeit auszumitteln, binnen der in den Magen gelangte oder ‚auf die Haut angewendete Materien sich in: dem: Urine zeigen, und wie lange sie in demselben wahrzunehmen sind. \ ' Es wurden diese Versuche an einem dreizelmjährigen, mit einem ange- bornen Blasenvorfall, einer Umkehrung der Blase oder einer Harnblasenspalte (Prolapsus, Inversio vesieae urinariae) behafteten Knaben angestellt, der sich in dem Krankenhause zn Frankenthal befindet. Meinem verehrungswürdigen Lehrer, Herrn Geheimen Hofrath Fiede- mann, welcher die Kunde von diesem Knaben erhalten hatte, schien derselbe zu solchen Versuchen vorzüglich geeignet, weil der in den Nieren abgeson- 48 derte und durch die freiliegenden Mündungen der Harnleiter beständig ab- fliessende Harn in jedem beliebigen Augenblicke aufgefangen und untersucht werden kann. Sehr-leicht müsse daher das Vorkommen verschiedener Substanzen in demselben durch den Geruch, die Farbe oder durch chemische Reagentien erkannt werden können. Er ersuchte daher den Herrn Dr. Dap- ping, Direktor des Krankenhauses in Frankenthal, diesen Knaben nach Hei- delberg zu senden, um die beabsichtigten Versuche vorzunehmen, und fügte die Versicherung bei, dieselben sollten mit solchen Substanzen und mit der Vorsicht angestellt werden, dass daraus für den Kranken kein Nachtheil er- wachsen würde. Herr-Dr. Dapping hatte die Gefälligkeit, diese Bitte zu ge- währen. Der im Monat Juli des Jahrs 1824 angelangte Kranke wurde in einem besonderen Zimmer des hiesigen akademischen Krankenhauses aufge- nommen, welches Herr Hofrath Chelius, Direktor der chirurgischen Klinik, zur Anstellung der Versuche einzuräumen die Güte hatte. Bei der Untersuchung des Unterleibes des Knaben fand sich, dass der- selbe die auffallendste Aehnlichkeit mit dem von Roose*) beschriebenen, an einer Harnblasenspalte leidenden vierzehnjährigen Knaben hatte. Am unteren Theile des Bauchs erblickte man eine rundliche, drei Queerfinger breite, stark geröthete und schwammigte Erhabenheit, in einer Vertiefung des Un- terleibes liegend und an den Rändern mit den allgemeinen Bedeckungen ver- wachsen. Dieselbe war feucht, schlüpfrig, hin und wieder mit einigen Schleimflocken bedeckt, und zeigte sich bei der Berührung sehr empfindlich, Zog der Knabe den Unterleib ein, so wurde die Geschwulst etwas: kleiner, Drückte man die Geschwulst nach oben, so nahm man die kleinern Mündun- gen der Harnleiter wahr, aus denen beständig etwas Urin ausfloss. Das Aus- fliessen des Harns konnte der Knabe auf keine Weise beschleunigen oder - langsamer machen. Dicht unter der Geschwulst lag die sehr kleine männ- liche Ruthe, die an ihrer ganzen Oberfläche gespalten war und eine Rinne *) De nativo vesicae urinariae inyersae prolapsu, Gotting. 1793, c. tab. acu. 49 bildete. In der Leistengegend zog sich auf jeder Seite, vom Bauchring aus, ein in den kleinen Hodensack übergehender Wulst herab. Am unteren Ende dieser Wülste fühlte man deutlich die an den Samensträngen hängenden kleinen Hoden. Der Wulst der rechten Seite war viel grösser als der der anderen Seite, und hier befand sich ein leicht reponibler angeborner Leisten- bruch. Vom Nabel war keine Spur vorhanden, wie diess auch in ähnlichen Fällen von mehreren Aerzten beobachtet worden ist. Wahrscheinlich waren die Nabelgefässe am oberen Ende der Geschwulst in die Bauchhöhle getreten. Die Versuche über das Vorkommen von Substanzen im Harne, welche man dem Knaben durch den Mund gereicht oder auf dessen Haut angewen- det hatte, wurden meistens in der Frühe angestellt, so lange derselbe nüch- tern war. Die Temperatur des Zimmers betrug gewöhnlich 10 bis 14 Grad nach Reaumur. Ehe man dem Knaben eine Substanz reichte, wurde Harn aufgefangen, dessen Farbe, Geruch und sonstigen Eigenschaften untersucht, um ihn mit dem später abfliessenden zu vergleichen. Der vor den Ver- suchen aufgefangene Harn war meistens hochgelh gefärbt, hatte einen eige- nen widerlichen Geruch, schmeckte salzig und färbte geröthetes Lackmus- Papier und rothe Lackmus-Tinktur blau; während sonst, wie bekannt, der Urin meistens sauer reagirt. Gleich nach dem Genusse einer Substanz sam- melte man den Harn in Zwischenräumen von fünf bis zehn Minuten, in be- sonderen Gläsern, die man in eine Reihe aufstellte, um die etwaigen Ver- schiedenheiten zu untersuchen. Sobald sich die angewendeten Stoffe im Harn deutlich zeigten, so wurde derselbe in grösseren Zwischenräumen von einer Viertel bis halben Stunde aufgefangen, und diess wurde so lange fortgesetzt, bis die Substanzen wieder verschwanden. Hierbei konnte man das erste Er- scheinen, die allmählige Zunahme, den Wendepunkt, die Abnahme und das endliche Verschwinden der Substanzen aufs deutlichste bemerken. Alle Versuche wurden unter der Leitung des Herrn Geheimen Hofraths Tiedemann angestellt. Gewöhnlich setzte man nach einem Versuche einen oder zwei Tage aus, um die Verrichtung der Nieren nicht zu ‘stören. Zeitschrift £. Plıysiol. II. 1. en 50 1. VERSUCHE MIT SUBSTANZEN, WELCHE DURCH DEN MUND AUFGENOMMEN WURDEN. Versuch 1. Mit Bhaharber- Tieknas Der Knabe nahm 20 Minuten vor 7 Uhr, nachdem er in der Nacht ruhig geschlafen hatte, eine Drachme wässriger Rhabarber- Tinktur, welche, um den Geschmack angenehmer zu machen, mit etwas Zucker und Wasser ver-. mischt war. Um 7 Uhr zeigte sich die erste schwache Spur von Röthung beim Zutröpfeln von Kaliauflösung zum aufgefangenen Urin. Um 7Y, Uhr verzehrte er mit Appetit einen Semmel. Die Farbe des Harns ward mit jeder Viertel Stunde Iebhafter gelb, und 3 die Röthung durch Kali stärker. Um 8 Uhr hatte die rothe Färbung ihren Culminations-Punkt erreicht, und fing nun ganz allmählich an blässer zw werden. Die Untersuchung des Harns wurde bis Nachmittags 2 Uhr fortge- setzt, wo; keine Spur von Röthe mehr durchs Zutröpfeln von Kali zu bemer- ken war. Versuch 2. Mit Rhabarber- Tinktur: " Dieser Versuch wurde von Herrn-Geheimen Hofrath Tiedemann, zur Er- läuterung des Uebergangs von Materien in den Harn, in dem anatomischen: Hörsaale angestellt. Der Knabe hatte Morgens um halb. 7 Uhr eine Milch- suppe gefrühstückt, Um’ 10 Uhr wurde er in den Hörsaal geführt, wo. er» bei dem Anblick der grossen Anzahl von Zuhörern eine gewisse Bekloinmen- heit und Aengstlichkeit zeigte. Dreiundvierzig Minuten nach 10 Uhr erhielt er einen Theelöffel voll wässriger Rhabarber-Tinktur, mit Wasser und Zu- cker vermischt. Der kurz vor dem Versuche aufgefangene Urin zeigte eine hellgelbe Farbe. Fünfzehn Minuten nach 11 Uhr, also 32 Minuten nach der Aufnahme, verrieth sich zuerst die Gegenwart der Rhabarber durch ihre rothe Färbung beim Zutröpfeln von Kali. Die Röthe nalım mit jeder Viertel Stunde zu. Der Versuch wurde nur bis 12 Uhr Mittags fortgesetzt. “Versuch 3. Mit schwarzen süssen Kirschen Der vor dem Versuche aufgefangene hellgelbe Urin trübte sich beim Zu- giessen von Salpetersäure schmutzig weiss. Nachdem sich die Trübung ge- setzt hatte, sah er blassröthlich aus. Um 7 Uhr verzehrte der noch nüchterne Knabe ein halb Pfund schwarze Kirschen. Nach 45 Minuten zeigte der Harn zuerst beim Zusatz von Salpe- tersäure eine viel stärkere Röthung als zuvor. Um 8'/, Uhr nahm die rothe Farbe schon wieder ab. Um 10 Uhr ass der Knabe noch ein halb Pfund schwarze Kirschen. Dreissig Minuten darauf färbte sich der Urin, beim Zu- giessen von Salpetersäure, wie hellrother Wein. Die Beobachtung wurde nur bis Mittags 12 Uhr fortgesetzt, wo noch dieselbe Färbung des Harns andau- erte. Während des ganzen Versuchs nahm man kein Aufbrausen im Harn beim Zusatz von Salpetersäure wahr. Versuch 4. Mit einer Abkochung von Färberröthe. Morgens um 7 Uhr trank der Knabe nüchtern zwei Unzen einer Abko- chung von Färberröthe (Rad. Rubiae tinctorum) mit weissem Zucker ver- mischt. Die Abkochung war aus zwei Drachmen Färberröthe bereitet. Fünf- zehn Minuten nach 7 Uhr bemerkte man zuerst in dem gelben Harn eine schwachröthliche Färbung beim Zutröpfeln von Kali. Die rothe Farbe nahm bis 8 Uhr zu, und verschwand dann nach und nach, so dass um 4 Uhr Nach- mittags keine Röthung mehr durch Kali hervorgebracht wurde. Versuch.5. Mit gekochten Heidelbeeren. Der vor dem Versuche erhaltene Harn hatte eine hellgelbe Farbe, und bildete einen schwachen weissen Bodensatz. Zugesetzte Salzsäure färbte ihn nach einiger Zeit schwach röthlich. Um 7'/, Uhr verzehrte der Knabe ohngefähr ein halbes Pfund gekochter Heidelbeeren. Fünfundvierzig Minuten darauf zeigte sich zuerst beim Zu- tröpfeln von Salzsäure eine stärkere Röthung am Boden des Gefüsses, Um u 52 9'/, Uhr war die rothe Farbe am stärksten. Sie nahm sehr langsam ab, und verschwand erst vollständig Nachmittags um 2 Uhr. Der Urin brauste beim Zusatz von Salzsäure nicht auf. Versuch 6. Mit Indigo- Tinktur. Der Knabe nahm nüchtern um 7'/, Uhr zwei Drachmen Indigo-Tinktur, welche aus Indigo und Schwefelsäure bereitet war. Das Gemisch ward mit Wasser verdünnt, filtrirt und durch kohlensaures Kali neutralisirt. Der vor 7 Uhr besichtigte Harn war von hellgelber Farbe. Um 7°/, Uhr fing der Urin an eine blassgrüne Farbe zu zeigen, und diese Färbung dauerte gleich- mässig fort bis 8°/, Uhr. Alsdann wurde die grünliche Färbung immer schwä- cher, und gegen 12 Uhr verschwanl sie. Versuch 7. Mit einer Abkochung von GCampechen-Holz. Morgens um 7 Uhr wurde dem Knaben eine halbe Unze einer Abkochung Campechen-Holz gereicht. Nach 25 Minuten zeigte sich der Harn blassröth- lich gefärbt. Beim Zutröpfeln vor Kalı wurde die Röthung etwas erhöht. Die rothe Färbung nahm bis SY/, Uhr zu und dann verlor sie sich allmählich, so dass sie gegen 2 Uhr verschwunden war. Versuch 8. Mit Roob sambaucı. Der Knabe erhielt Morgens um 7°/, Uhr eine Unze Roob sambuci, wo- gegen er einige Abneigung zeigte. Um 9 Uhr bemerkte man, dass der Urin sehr stark gelb gefärbt wurde. Nach 9 Uhr erbrach sich der Knabe. Die hochgelbe Farbe des Urins dauerte bis 12 Uhr fort. Versuch 9. Mit Gallus -Säure. Um 7 Uhr Morgens nahm der nüchterne Knabe 15 Gran nach Schule’s Methode zubereiteter Gallus-Säure, mit Wasser und Zucker vermischt. In dem unmittelbar vor dem Versuche aufgefangenen Urine entstand beim Zu- siessen von essigsaurem Eisen-Oxyd ein schmutzig- weisser Niederschlag. 53 Zwanzig Minuten nach 7 Uhr zeigte der in dem aufgefangenen Harne beim Zu- satze von essigsaurem Eisen-Oxyd gebildete Niederschlag eine schmutzig-gelbe Farbe, die mit jeder Viertelstunde dunkler wurde. Um 8 Uhr war die Farbe dunkelblau, und um 9 Uhr dintenschwarz. So blieb die Farbe bis um 9'/, Uhr; dann nahm die dunkle Färbung allmählich ab, und um 6 Uhr war keine Spur mehr wahrzunehmen. Versuch 10. Mit blausaurem Eisen-Oxydul-Kali. Um 7'/, Uhr wurde dem Knaben ein Gran blausaures Eisen-Oxydul-Kali gereicht. Man trug Sorge, dass er den Tag über nichts Saures zn essen \ oder zu trinken bekam. Der vor dem Versuche aufgefangene Harn zeigte beim Zu- giessen von salzsaurem Eisen-Oxyd einen schmutzig - weissen Niederschlag. Um 8'/, Uhr bemerkte man zuerst eine blassgrüne Färbung beim Zusatze des Reagens. Diese Färbung nahm einige Zeitlang zu, und verschwand allmählich wieder. Um 11 Uhr Vormittags war nichts mehr davon zu sehen, Der Harn wurde bis nach 2 Uhr aufgefangen. Versuch 11. Mit essigsaurem Eisen-Oxydul. Der Knabe nahm um 73/, Uhr 5 Gran essigsaures Eisen-Oxydul mit über- schüssiger Essigsäure. Zur Prüfung des Harns wurde Gallussäure und Gall- äpfel-Tinktur angewendet. Zehn Minuten nach der Aufnahme überfiel den Knaben eine, bald. vorübergehende, Uebelkeit. Fünf Minuten nach 8 Uhr fing der Harn an blasser und heller zu Beer Diess dauerte bis 8%/, Uhr, worauf er wieder seine gewöhnliche hellgelbe Farbe zeigte: Der Harn wurde bis 4 Uhr Nachmittags aufgefangen. Es war keine Spur von Eisen in demselben zu entdecken, Versuch 12. Mit Bestuscheff’s Eisen- Tinktur. Um ’9'/, Uhr bekam. der Knabe 32? Tropfei von Bestuscheif’s Eisen - Tink- tur mit Wasser vermischt Der Harn wurde bis Mittags 12 Uhr aufgefangen’und mittelst Galläpfel-Tinktur geprüft. Es zeigte sich kein Eisen in demselben. 54 Versuch 13. Mit Pulpa Cassiae fistulae. Der Knabe nahm 35 Minuten nach 7 Uhr sechs Drachmen von PulpaCas- siae fistulae., Um 8/, Uhr zeigte sich zuerst schwache Röthung beim Zusatz von Kali. Die Farbe nahm allmählich an Stärke zu, und wurde braunroth. Um 11Y, Uhr erschien die Farbe beim Zugiessen von Kali wieder heller. Abends um 6 Uhr war noch schwache Röthung zu bemerken. Selbst am an- deren Morgen zeigte sich noch: eine Spur einer blassröthlichen Färbung. Versuch 14. Mit Herba uvae ursi. Zehn Minuten nach 7'/, Uhr erhielt der Knabe eine Abkochung von zwei Drachmen Herbae uvae ursi. Zur Untersuchung des aufgefangenen Harns wurde essigsaures Eisen-Oxyd angewendet. Fünfundzwanzig Minuten nach 8 Uhr bemerkte man zuerst einen schwachen grau-grünlichen Niederschlag. Diese Färbung wurde immer dunkler bis um 9, Uhr, wo sie wieder abzunehmen begann. Nachmittags um 2'/, Uhr war fast keine Spur mehr von dieser Fär- bung zu erkennen. Versuch 15. Mit Quassia-Infusum. Man liess eine halbe Unze Quassia in vier Unzen warmen Wasser dige- riren, und reichte hiervon dem Knaben um 7'/, Uhr eine Unze. Um 8 Uhr erhielt er noch eine Unze. Um 8°/, Uhr bekam der Harn einen faden Ge- schmack und eine fast wasserhelle Farbe Um 9%, Uhr fing der fade Ge- schmack an zu verschwinden, und der Urin wurde wieder gelblich gefärbt. Um 11 Uhr glich der Harn wieder ganz dem vor dem Versuch aufgefangenen. Versuch 16. Mit Lackmus- Tinktur. Um 7'/, Uhr nahm der Knabe anderthalb Unzen Lackmus-Tinktur mit eben so viel Wasser vermischt. Um 8, Uhr sah der Harn fast wasserhell aus; und um 8°/, Uhr war er ganz wasserhell. Ausserdem floss der Harn reichlicher ab. Um 9'/, Uhr war die Farbe des Harns wieder blassgelb und die Menge des abfliessenden Harns war nicht mehr vermehrt, 55 H. VERSUCHE MIT SUBSTANZEN, DIE AUF DIE HAUT ANGEWENDET WURDEN. Versuch 17. Mit Wasser und Rhabarber - Tinktur. Um 7, Uhr badete der Knabe seine Hände nüchtern in einer Schüssel mit warmen Wasser, dem 2. Unzen wässriger Rhabarber - Tinktur zugesetzt waren, Die Oberhaut der Hände war nirgends verletzt. Nach einer Viertelstunde zog er die Hände aus dem Wasser. Der vor dem Versuche aufgefangene Harn hatte eine gelbe Farbe. Der Harn wurde bis 10%, Uhr gesammelt, und durch Kali auf Rhabarber geprüft. Er war aber in der Farbe durchaus nicht verändert, und wurde durch Zusatz von Kali nicht geröthet. Versuch 18. Mit Wasser und Rhabarber - Tinktur. Um 7 Uhr badete der Knabe seine Hände und Vorderarme in warmen Wasser, und hierauf rieb er in dieselben sechs Drachmen wässriger Rhabarber- Tiaktur ein. 8 ‘Der Harn wurde bis Nachmittags 3 Uhr aufgefangen, Er wurde aber nicht in. der Farbe. verändert, und nicht durch Zutröpfeln von Kali geröthet, Versuch 19. Mit spirituöser Rhabarber- Tinktur.. Um 7'/, Uhr rieb der'Knabe 1 Unze spirituöser Rhabarber-Tinktur in seine Hände and Vorderarme ein. Der abfliessende Urin behielt bis um 8Y, Uhr seine hellgelbe Farbe, Um 8'/, Uhr wurde er heller und wässerig, was sich um 12 Uhr wieder, verlor. Der Versuch würde bis 2 Uhr fortgeseizt.. Es war keine Spur von Rhabarber im Urin zu entdecken. Versuch 20. Mit einer Abkochung von Campechen - Holz. Der Knabe befeuchtete um 7%, Uhr seinen rechten Arm mit einer Ab- kochung von Campechen-Holz. Diess setzte er bis 10%/, Uhr fort. Um 8'/, Uhr zeigte sich der Harn blasser gefärbt, Um 9'/, Uhr sah der Urin wasser- hell aus. Um 12 Uhr wurde er wieder blassgelb. Dieser Versuch wurde 56 bis 1'/, Uhr fortgesetzt. Es war aber durchaus keine Spur von rother Fär- bung in dem Urine zu bemerken; auch selbst beim Zusatze von Kali nicht. Versuch 21. Mit einer Abkochung von Campechen-Holz. Um 7, Uhr setzte der Knabe seine Füsse in warmes Wasser, dem eine Abkochung von Campechen-Holz, aus einem halben Pfund dieses Holzes be- reitet, zugegossen war. Er liess seine Füsse bis 9'/, Uhr in diesem Bade. Der Harn wurde bis um 12 Uhr aufgefangen. Es zeigte sich aber durchaus keine Spur von, rother Färbung beim Zusatze von Kali. Versuch 22. Mit Terpentin-Geist. Zwanzig Minuten nach 7 Uhr rieb er anderthalb Drachmen Terpentin- Geist in die Hände und Vorderarme. Darauf nahm er sein Frühstück zu sich, in einer Milchsuppe bestehend. Um 7°/, Uhr bemerkte man zuerst den Veil- chen-Geruch am Harn. Um 8 Uhr wurde er stärker. Um 9 Uhr wurde er wieder schwächer. Da der Dunst des Terpentin-Geistes im ganzen Zimmer verbreitet war, mithin auch durch die Lungen in den Körper eingeführt werden konnte, so ward die Untersuchung des Harns nicht weiter fortgesetzt. Gleiches Resultat lieferte die Wiederholung dieses Versuchs. | Versuch 23, Mit Terpentin- Geist. 7 aa, Um 7Y, Uhr athmete der Knabe den Dunst von Terpentin-Geist ein, welcher in eine Schale gegossen und an die Nase gehalten war. Schon um 73/, Uhr konnte man den’ veilchenartigen Geruch am Harn bemerken. Versuch %4. Mit Gallus- Säure. Morgens um 7'/, Uhr rieb der Knabe 32 Gran nach Scheele’s Vorschrift bereiteter Gallus-Säure mit Wasser vermischt ein. Hierauf wurde Gallus- Säure zu warmen Wasser in eine Schüssel gegossen, in welche er seine Hände bis 10 Uhr tauchte. Der Urin wurde bis 12 Uhr aufgefangen. Es war aber mit- telst essigsauren Eisen-Oxyds keine Spur von Gallus-Säure in ihm aufzufinden. 97 Versuch 25. Mit essigsaurem Kali. Um 7, Uhr setzte der Knabe seine Füsse in warmes Wasser, in wel- chem ein halbes Pfund essigsaures Kalı aufgelöst war. Da der vor dem Ver- suche aufgefangene Harn geröthete Lackmus- Tinktur blau färbte, so liess sich nicht mit Bestimmtheit angeben, wann das Kali zuerst im Harn erschien. Im Verlaufe des Versuchs wurde übrigens die rothe Lackmus- Tinktur stärker blau gefärbt, als im Anfange. Um 12 Uhr bewirkte das Zutröpfeln von Salzsäure deutliches Aufbrausen des Harns, Diese Versuche hatten übrigens der Gesundheit des Knaben nicht im mindesten geschadet. Er befand sich wohl, ass mit Appttit, schlief gut, und sein Aussehen war nicht geändert, Nach Beendigung der Versuche wurie er nach Frankenthal zurückgeschickt. FOLGERUNGEN. Wir wollen nun die aus diesen Versuchen gezogenen Ergebnisse aufstellen, und sie mit den von anderen Aerzten gemachten Beobachtungen vergleichen. I. Was den Uebergang der durch den Mund aufgenommenen Substanzen in den Urin betrifft, so kamen folgende in demselben vor: der Farbestoff der Rhabarber (Vers. 1. 2.) - der schwarzen Kirschen (Vers. 3.) En — der Färberröthe (Vers. 4.) —_— der Heidelbeeren (Vers. 5.) — _ des Campechenholzes (Vers. 7.) Indigo (Vers. 6.) Cassia fistula (Vers. 13); doch wurde der Harn dadurch weder schwarz gefärbt, wie Berhaave angab, noch grün wie Lewis anführt. Gallussäure (Vers. 9.) der Gerbestolf der Herba uvae ursi (Vers. 14.) das blausaure Eisen-Oxydul-Kali (Vers. 11.) Zeitschrift £. Physiol, II, 1. 8 58 Dass auch ein Bestandtheil des Roob Sambuci in den Harn überging, er- gibt sich aus dem achten Versuche, I. Von Substanzen, die durch den Mund aufgenommen wurden, kamen nicht in dem Urine vor: der Färbestoff der Lackmus-Tinktur (Vers. 16.) der Bitterstoff der Quassia (Vers. 15.) die Bestuscheff’sche Eisen-Tinktur (Vers. 12.) das essigsaure Eisen- Oxydul (Vers. 11.) Der Farbstoff der Lackmus-Tinktur wird, wie sich aus Tiedemann’s und Gmelin’s Versuchen *) ergibt, im Magen- und Darmkanal zerstört. Dass das Eisen bei unseren Versuchen nicht übergins, ist auflallend, da es doch nach dem Gebrauche von Eisenmitteln und eisenhaltigen Mineraf- Wassern im Harne von Morin **) und Menghini ***) aufgefunden wurde. Auch haben es Tiedemann und Gmelin in dem Harne eines Pferdes wahrgenommen, welches Eisen- Vitriol erhalten hatte. III. Von den als Bad, Bähung und Einreibung auf die Haut angewand- ten Substanzen kamen nur Terpentingeist und essigsaures Kali vor. Ebenso zeigte sich auch der eingeathmete Terpentingeist. Jene Substanzen auf die Haut gebracht, scheinen die Oberhaut zu durchdringen und erst dann einge- saugt zu werden. - IV. Folgende äusserlich angewandte Substanzen gingen nicht in den. Urin über: der Färbestoff der Rhabarber in der wässerigen und geistigen Rhabar- ber- Tinktur (Vers. 17. 18. 19); der Färbestoff des Campechenholzes (Vers. 20. 21.); die Gallussäure (Vers. 24.) *) Versuche über die Wege, auf welehen Substanzen aus dem Magen und Darmkanal in’s Blut gelan- gen. Vers. 12. **) Hist, de !’Acad, des sciene. de Paris. Ann. 1701. p.208. ***) Comment. Bononiens. T. 2. P. 3. p. 478. 99 Das Resultat dieser Versuche steht im Widerspruche mit dem, welches Bradner Stuart*) und Sewell**) bei ihren Versuchen erhielten. Sie wollen nämlich gefunden haben, dass Rhabarber und Färberröthe in dem Urine vor- komme, nachdem sie eine Zeitlang in Bädern verweilt hatten, denen eine Ab- kochung dieser Substanzen beigemischt worden war. Wir vermuthen, dass ihre Oberhaut an irgend einer Stelle verletzt war, und dass auf diese Weise die Einsaugung statt fand, weil bei dem Knaben die wiederholt mit der Haut in Verbindung gebrachte Rhabarber nicht eingesaugt wurde. V. Hinsichtlich der Zeit des Erscheinens der durch den Mund aufge- nommenen Substanzen ergibt sich aus den Versuchen, dass einige sehr bald nach der Aufnahme, andere erst nach längerer Zeit in dem Harne bemerkt wurden. Die Substanzen konımen in folgende Reihe zu stehen: Färberröthk . . - - zeigte sich nach 15 Minuten. Indigo F b 5 R = - — - 11 — Rhabarber u ham . - ee Gallussäure e e > - — — % =: CGampechenholz-Abkochung . -— -— 9 _-- das färbende Prinzip der Heidelbeeren — — — 390° — — — — der schwarzen Kirschen u das adstringirende Prinzip der Herba uvae ursi I, 435 — Pulpa Cassiae fistulae . . N REN NE blausaures Eisen-Oxydul-Kali er M .) Roob Sambuci . ’ $ h -—.- - 7) — Die Zeit des Vorkommens von Substanzen in dem Urine scheint übrigens bei verschiedenen Menschen verschieden zu seyn. So will Westrumb ***) bei ®) New- York Medic. Repository Hex. IIT. ”) New-England Journal of Medicine. Boston 1813. Vol. 2, ***) Deutsches Archiv für Physiologie B. 7. S. 538. - 60 den an sich angestellten Versnchen bemerkt haben, dass Spuren des Färbe- stoffs der Rhabarber schon fünf Minuten nach der Aufnahme im Harne zu erkennen waren. Ferner ist es wahrscheinlich, dass das frühere oder spätere Erscheinen der Stoffe im Harne abhängig ıst von der Beschaffenheit der Ma- terien selbst, so dass namentlich Substanzen, die langsamer in den Verdau- ungssäften aufgelöst werden, später im Harn erscheinen. Zu diesen scheint - der Färbestoff der Heidelbeeren und Kirschen, so wie auch die adstringirend wirkenden Substanzen zu gehören. , Ausserdem ‚scheint auch das frühere oder spätere Erscheinen abhängig zu seyn von der schnelleren 'oder langsa- meren Einsaugung im Magen und Darmkanal. Und endlich hahen auch Ge- müthsbewegungen auf die, Zeit. des Erscheinens der Substanzen im Harne, Ein- fluss; so zeigte sich der Färbestoff der Rhabarber bei dem Knaben, da ensich. in einem Zustande von Aengstlichkeit und Beklommenheit ‚befand; ‚erst nach 32 Minuten (Vers. 2). VI. _Der eingeathmete Dunst de Terpentin- Geistes } verr ‚ielh siehri im Harne durch den. Veilchengeruch ‚ nach 15 Minuten, während derselbe nach der Ein- reibung von Terpentin- Geist in die Haut erst nach 25 Minuten bemerkt wurde. VII. Bei allen durch den Mund aufgenommenen: und ;in’ den Harn über- gegangenen Substanzen war ein Wendepunkt in ihrer Ausscheidung mit dem. Urin zu bemerken. Dieser trat aber in sehr verschiedenen Zeiten ein, und zwar bei dem Versuche mit Färberröthe _ . 4 RN nach 1 Stunde — schwarzen Kirschen: . A — 1% — Indigo-Tinktur Ä i =. 1-5 — Campechenholz-Abkochung — 1 — — Rhabarber- Tinktur Ri f A — und 20 Minuten.. — Herba uvae ursi s ER“ 1 — — Heidelbeeren . ? - —_— 7? — — Gallussäure : E . — Ah — — Pulpa Cassiae fistulae $ u — 61 VII. Das gänzliche Verschwinden der Substanzen im Harne trat gleich- falls in verschiedenen Zeitpunkten ein; bei dem Versuche mit blausaurem Eisen-Oxydal-Kali nach 3°/, Stunden — Idge . . Ds | Ah — — Rhabarber ERTERT N . — 6 — u. 20Minut. — Campechenholz-Abkochung , — 6% — — Herba wvae ursi‘ .. R leg — u. 2%0Minut, — Heidelbeeren . z e FE >57 — Färberröthe . : ® = Zn = — Gallussäure : Ana Ä — 1 — — Pulpa cassiae fistulae . . _— 1% — Aus diesen Woran Sabre En en die Nieren in so fern einen wich- tigen Antheil an den Vorgängen des Assimilations-Prozesses haben, als sie durch ihre Thätigkeits- Aeusserungen mit zur Erhaltung der Mischung des Bluts heitzoger- Verschiedenartige Bestandtheile, welche aus dem Magen und. Darmkatich, 0 oder auf der Haut eingesaugt und in’die Blutmasse ergossen wer- den, aber 'hicht geeignet sind, in die Bestandtheile des Bluts verwandelt zu‘ werden, scheiden die Nieren aus dem ilnen durch die Arterien zugeführten Blute aus, und dadurch tragen sie zur eigenthümlichen Mischung des Blnts, wie sie Inc Fortdaner der Emichrung ı und des Lebens erheischt, ‘wesentlich bei. ii + Htın Kran VID. NEUE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE FOLGEN UND INSBESONDERE ÜBER DIE UR- SACHE DES TODES DER THIERE NACH UNTERBINDUNG DES NERVUS VAGUS. VON PROFESSOR D’ MAYER ır BONN. (EINGELAUFEN IM MONAT JANUAR 1825.) E; gibt wohl keinen Nerven, welcher sowohl in der ältesten als neuesten Zeit so häufig der Gegenstand physiologischer Versuche war, als der Nervus pneumo-gastricus. Seit Rufus dem Ephesier haben viele Physiologen das Experiment der Durchschneidung und Unterbindung des Nervus vagus unter- nommen, mit mehr oder minder Glück, je nachdem die Operation mit mehr Vorsicht und Geschicklichkeit ausgeführt wurde. Man erkannte sodann auch bald, dass, wenn die Durchschneidung des Nervus vagus mit Sorgfalt unter- nommen wurde, der Tod nur sehr langsam eintritt. Arnemann will selbst beobachtet haben, dass, wohl in dem Falle, wenn die durchschnittenen Ner-- venenden wieder zusammenheilen, sich fast alle Folgen der Durchschneidung , namentlich die Stimmlosigkeit und die'Athmungsbeschwerden verlieren und das Thier am Leben bleibe. Es wäre überflüssig, die Literatur über die Experimente der Durch- schneidung des Nervus vagus hier ausführlich mitzutheilen. Man findet das „= 3, h 63 Nöthige schon bei Haller, Arnemann und Emmert, worauf ich ver- weisen darf. Zu meinem Zwecke ist es hinreichend, kurz die verschiedenen Meinungen der Physiologen über die Folgen dieser Operation überhaupt und insbeson- dere über die Ursache des Todes nach der Durchschneidung oder Unterbin- dung dieser Nerven, und die Resultate ikrer Experimente anzuführen und sodann eisene Erfahrungen hierüber mitzutheilen. Die älteren Experimentatoren drückten sich über die Art und Weise, wie der Tod nach der Durchschneidung des Nervus vagus erfolge, unbestimmt aus, und sprachez, ausser von der mehr oder minder erfolgenden Stimmlo- sigkeit. bloss von Unordnungen im Kreislaufe und Störung des Athemholens, - ohne, was freilich bei dem damaligen Standpunkte der Physiologie nicht möglich war, 'das Nähere hierüber anzugeben. Erst der neuesten Zeit ver- dankt man hierüber die nöthigen Aufklärungen. ; Dupuytren *) brach so zu sagen zuerst die Bahn, indem er, auf Ver- suche sich stützend, die Behauptung aussprach, “dass Unterbindung und Durch- schneidung des Nervus vagus die Umwandlung des venösen Blutes in arterielles verhindere, den chemischen Respirationsprozess störe und dadurch den Tod herbeiführe. Diese Behauptung wurde aber bald durch die Versuche von Emmert und Blainville widerlegt; denn sie fanden, dass die Umwandlung des ve- nösen Blutes in arterielles in den Lungen sach der Durchschneidung des Ner- vus vagus gar nicht oder nur unbedeutend und nicht directe leide. Noch mehr wurde diese Ansicht Emmert’s bestätigt und unterstützt durch die Bemerkung von Dumas und Andern, dass die Röthung des Blutes in den Lungen auch nach der Durchschneidung des Nervus vagus, während dem Leben des Thieres sowohl als auch selbst nach dem Tode vor sich gehe, wenn Luft in die Lungen eingeblasen werde; so wie endlich durch die *) Salzburg. med.. chir. Zeitung 1808. 64 - bekannte Thatsache, dass aus der Ader gelassenes Blut, der Luft ausgesetzt, sich von selbst röthe. Z Es blieb aber immer noch eine Dunkelheit übrig; nämlich es hatte doch auch Emmert*) in Etwas eine Störung der Umwandlung des venösen Blu- tes in arterielles wahrgenommen und somit waren Dupuytren’s Versuche nicht ganz widerlegt. Erst Le Gallois **) berbreitete neues Licht über diesen Gegenstand. Dieser scharfsinnige Experimentator fand, dass nach Durchschneidung des Vagus die Glottis gelähmt werde, zusammenfalle und so der Zutritt der Luft zu den Lungen vermindert werde. Es liess sich daraus_schon das Ab- weichende in den Resultaten der genannten Versuche erklären. Diese nachtheilige Wirkung war aber bloss allein den Kehlkopfsästen des Vagus zuzuschreiben und es blieb immer vorzugsweise Aufgabe, den Einfluss des Nervus vagus auf die Lungen selbst zu bestimmen. Die Erscheinungen, welche man in den Lungen selbst nach dieser Ope- ration beobachtete, reduzirten sich. aber hauptsächlich auf siarke Röthung der Lungen, Auhäufung und Austretung von Blut in das Zellgewebe der Lungen, leberähnliche Verdickung der Lungensubstanz u.s.f. Alle diese Phänomene schienen aber nicht von solcher Bedeutung, dass man bestimmt die Ursache des Todes nach der Durchschneidung des Nervus vagus in einer oder in der andern dieser Erscheinungen gesucht hätte, Es waren also neue Untersuchuugen über ‚diesen Gegenstand nicht, nur an und für sich nothwendig, sondern sie wurden es um so mehr, da meh- rere Experimentatoren, namentlich Dupuy fanden, dass nach Durchschnei- dung, Unterbiudung oder Zusammendr ückung des Nervus vagus (was nach die- sem Physiologen gleiche Erscheinungen hervorbringen soll) der Tod eintrete, *) A.a.©. Band XI. 2. Heft, “*\ Sur le principe de la vie. DEN. 65 wenn auch die Tracheotomie vorher gemacht, also durch eine neue Oeffnung die mehr oder minder undurchgängliche Glottis compensirt wurde. Ich hoffe den Leser überzeugen zu können, dass meine Untersuchungen über diese noch nicht entschiedene Sache verschiedenes eigenthümliche und wesentliche enthalten, namentlich in Beziehung auf die Verschiedenheit der Ursache des Todes nach Unterbindung oder Durchschneidung des Nervus vagus. Aus einer ziemlich grossen Anzahl von Versuchen, welche ich in dieser Beziehung an verschiedenen Thieren anstellte, wähle ich nur die gelungen- sten 'aus und führe selbe zuerst auf, wo sich sodann die Resultate daraus von selbst ergeben werden. Ich bemerke noch, dass ich vorzugsweise die Ope- ration der Unterbindung gewählt und diese der der Durchschneidung vorge- zogen habe, weil die Wirkung der erstern nach meinen Erfahrungen eindrin- gender, anhaltender und progressiv steigend ist, somit, dentlichere Resultate liefert. ini A Folgende Versuche sind es, woraus meine Folgerungen abgeleitet wer- den sollen : ERSTER VERSUCH. Unterbindung des Nervus vagus an einem Esel. Vor der Operation waren die Functionen des Thieres im normalen Zu- stande. Das Herz schlug vierunddreissigmal in der Minute und das Thier respirirte siebenzehnmal während dieser Zeit. Ir Tag. Anfang um 11 U, 22M. Der Nervus vagus wurde an der lin- ken Seite aufgesucht, und um 11 U. 33 M. unterbunden; ebenso wurde er an der rechten Seite aufgesucht, und um 11 U. 55M. unterbunden. Kurz nach der Operation trat starker Schweiss und fortwährendes Zittern ein. Um 12 U. 6M. Das Thier athmete 14mal in der Minute, aber sehr tief, dabei mühsam mit seöffneter Nase; Herzschlag 90mal in der Minute, Er war sehr deutlich zu fühlen. Die Nasenscheidewand war schön roth gefärbt. Um 12 U. 35 M. 12 Athemzüge und 70 Herzschläge in der Minute, beständiges Schwitzen, vor- Zeitschrift f. Physiol. IT. 1. 9 66 \ züglich am Kopfe, Unruhe, Kopfschütteln, leises Schreien; das Thier frass nicht. Um 12 U. 45M. Viel Unruhe, tiefes Athmen, Kopfhängen, Versuche sich niederzulegen, Versuche zu fressen; das Thier blieb aber stehen und frass nicht, Kopfschütteln, mistet ganz ohne Beschwerde, schwitzt am Kopfe sehr stark, zittert beständig, trinkt nicht, Puls beschleunigt, athmet tief. Um 2U. 31M. 12 Athemzüge, 104 schwache Herzschläge, das Thier schwitzte stark, besonders am Kopfe, es frass etwas Heu. Um 3 U. 30 M., Respira- tion 11, Herzschlag 104 schwach, allgemeiner Schweiss, am Kopfe aber trie- fend. Um 4 U. 35M. Respir. 12, Herzschlag 120, frisst etwas und hat ein- mal vernehmbar geschrieen. Um 5 U. 15M. Herzschlag 118, Respir. 12 mit etwasRöcheln, schwitzte noch immerwährend. Um 7 U. 20M. Herzschlag 120, Respir. 9, nicht mehr so beschwerlich, das Thier hat Urin gelassen, welcher stark gelb gefärbt war, es trinktnicht. Um 9 U. Herzschlag 108, Respir. 11. Um 10 U. 15 M. Herzschlag 120, Respir. 10, einigemal Husten. IIr Tag. Um 7 U. Morgens Herzschlag 80, Respir. 12; das Thier schwitzt, trinkt nicht, ist übrigens munter und frisst etwas Heu. Um 11 U. 30M. Herz- schlag 72, Respir. 8, frisst etwas, ist ruhig, legt sich nicht. Um 12 U. 15M. Herzschlag 76, Respir. 8, das Thier zittert, hat Chymus in der Nasen’- und Mund-Höle, dieScheidewand der Nase ist bläulich, es hustet und vomiturirt. Um 5 U. Herzschlag 76, zittert etwas, hat noch nicht getrunken, frisst nicht mehr, lässt keinen Urin, Chymus mehrt sich in den Nasenlöchern. Um 10T. Herzschlag 76, Respir. 9, säuft nicht, frisst etwas, röchelt sehr stark. Ir Tag. Um SU. Herzschlag 76, Respir. 13, frisst noch etwas, hat ge- mistet und Urin gelassen. Um 10 U. Herzschlag 92, Respir. 13. Um 11 U. wie vorher, öfters dumpfes Husten. Um 12 U., Herzschlag 88, Respir. 13, fühlt sich noch warm an; Septum narium mehr blau gefärbt, Frisst etwas (hat jetzt im Ganzen gegen 3 Pfd. Heu gefressen) schwitzt nicht mehr, Lefzen und Ohren sind warm, hat sich noch nicht gelegt. Um 3 U. Herzschlag 100, Respir. 13, frisst etwas und zeigt sich sehr munter. Um 3 U. 30 M. Vomi- 67 turirt, wirft viel Schleim durch den Mund aus. Um 4 U. erbricht sich. Um 5 U. Herzschlag 100, Respir. 12. Um 7 U. Herzschlag 100, Respir. 13. IVr Tag. Um SU. Morgens, Herzschlag 108, Respir. 12. Um 8U. 35M. Herzschlag 108, Respir. wie früher, aber die Nasenlöcher dabei aufgesperrt, röchelt beim Einathmen, es fliesst Schleim aus den Nasenlöchern ‚ trinkt nicht. Um 10 U. Herzschlag 116, Respir. 10. Um 3 U. Herzschlag 104, Respir. 10, sehr beschwerlich. Um 3 U. 30 Min. Herzschlag 100, Respir. 12, sehr müh- sam mit aufgesperrten Nasenlöchern. Um 4 U. 30M. Herzschlag 100, Respir. 8, hat Urin gelassen. Um.12 U. (Nachts) Herzschlag 130, Respir. 7, sehr viel mit Blut gemengter Auswurf, starkes Schnarchen durch die Nase. Vr Tag. Um 1 U (Nachts) Herzschlag, wegen Unruhe nicht zu unter- scheiden; Auswurf aus der Nase besteht aus blutigem Schaume, grosse Angst und Beklemmung, Fieber. Um 1 U. 30 M., Heftige Convulsionen, der Aus- wurf aus der Nase wie vorher sehr stark. Um 1 U. 45 M. Herzschlag 120, Respir. 8, der Auswurf noch stärker, häufiges Treten, kein Hunger und Durst. Um 3 U. Stirbt unter heftigen eelagch: Section. Lungenarterien und Venen voll von festen weisslichen Blut- coagulis; die Lungen röthlich, voll Blut und entzündet. Ebenso im rechten und linken Venensack und in den Kammern des Herzens sehr feste, weisse Coagula. Die übrigen Organe zeigen keine Abnormitäten. 68 UEBERSICHT DES ERSTEN VERSUCHES. Unterbindung des Nervus vagus an einem Esel. Ir Tag. Unterbindung links rechts untersucht um ‘Dr Tag. IM: Tag. Ir Tag. Nachts Vr Tag Nachts Is rEere TERN Respi- Bemerkungen. ration 17 14 |Nasenscheidewand:schön rötblich, ur starker Schweiss, kein Appetit. tie 12 |Schweiss, etwas Appetit. 11 12 |etwas Appetit, einmal geschrieen. 12 9 11 10 | Husten. 12 |munter, frisst, schwitzt. 8 |ruhig. 8 zittert, Chymus in der Nase. — Sept. narium bläulich. 13 13 hat Excremente u. Urin entleert. 13 13 13 — |erbricht sich, 12 13 12 |Schleimausfluss aus der Nase. 10 10 |Respiration beschwerlich. 8 |lässt Urin. 7 |Schnarchen, Auswurf aus d. Nase. — | Convulsionen. 8 IConvulsionen, u. um 3 Uhr Tod. ZWEITER VERSUCH. Unterbindung des Nervus vagus an einem Hunde. die Respiration 48mal der Pulsschlag 120mal Temperatur im After 31° R. Vor der Operation geschah in der Minute. Ir Tag. Um 12U.2M. wird der Nervus vagus der rechten und um 12U. 3M. der, der linken Seite unterbunden. ° Um 12 U. 5M. erbricht ersich. Um 12 U. 16M. ebenfalls. Um 12 U. 30M. zum 3mal und zwar diesesmal eine schaumigte Masse. Um 1 U. 45M. Herzschlag 150, Respir. 13-14mal, zittert am ganzen Körper. Um 2 U. 10 M. Respir. 14. Um 3 U. 5M. Respir. 12, Herzschlag schnell. Um 3 U. 15 M. ebenso, Herzschlag 200. Um 4 U. Herz- schlag 224, Respir. 12. Um4 U.20M. Herzschlag 240, Respir. 12, Temperat. 31°R. Um 5 U. 30M. Herzschlag 236, Respir. 10. Ur Tag. Um 7U. 45M. Herzschlag 280, Respir. 16. Um 8 U. 25 M. Herzschlag 280, Respir. 1... Um 9 U. 15M. Herzschlag 260, Respir. 14. Um 10U. 10 M. Herzschlag 248, Respir. 12. Um 10 U. 30M. frass eine Kaffetasse voll Milch und Brod, Um 10 U. 40 Min. erbrach sich. Um 11 U. 20M. Herz- schlag 216, Respir. 12, Temperat. 3° R. Um 12 U. 45 M. Herzschlag 236, Respir. 12. Um 1 U. 58M. Erbrechen. Um 2U. 30M. Herzschlag 200, Re- spir. 10. Um 3 U. 15 M. Herzschlag 184, Respir.8. Um 3 U, 30 M. etwas Milch getrunken. Um 4 U. 25 M. Herzschlag 200, Respir. 8, trinkt Milch, Um 5 U. 30M. Herzschlag 200, Respir. 12, erbricht sich. Ilr Tag. Um 8U. Herzschlag 200, Respir. 10. Um 10U. Herzschlag 220, Respir. 10. Um 11 U. Herzschag 160, Respir. 8, Temperat. 31°R. Um 3 U. 45 M. Herzschlag 108, Respir. 10. IVr Tag. Um 9 U. 10 M. hat 2mal sich erbrochen. Um 11V. Milch genossen und nach 10 M. selbe wieder erbrochen. Um 11 U. 30 M. Respir. 10, Herzschlag 160. Um 12 U. 45 M. Respir. 10, Herzschlag 168. Um 1 U.45M. 70 Respir. 10, Herzschlag 164. Um 3 U. 45M. hat sich wieder erbrochen, Re- spir. 10, Herzschlag 144, Temperat. fühlt sich kalt an. Um 4U. 45M. Re- spir. 8, Herzschlag 148. Vr Tag. Um 8U. 30M. Respir. 10, Herzschlag 152. Um 10 U. 15M. Respir. 12, Herzschlag 160. Um 12 U. 20 M. etwas Gerstenschleim genossen und nach 40 M. wieder ausgebrochen. Um 2 U. 15 M. etwas Gerstenschleim mit Brod genossen. & VIr Tag. Um 12U. 20M. Herzschlag 160, Respir. 8, erbricht sich. Um 4 U. 30M. Herzschlag 164,. Respir. 9. VIr Tag. Um 8U. 33M. genoss etwas Milch. Um 10 U. 45M. Herz- schlag 144, Respir. 8 Um 5U. 45 M. Herzschlag 136, Respir. 10. Um 12 U. 15M. Herzschlag 132, Respir. 14, Temperat. 31°R, Um 12 U. 25M. vomi- turirt. VIlr Tag. Läuft herum, ist munter, erbricht sich zuweilen, Herz- schlag 144, Respir. 14. IXr Tag. Um 9 U. 30 M. hustet, vonuturirt mit vieler Anstrengung, jedoch ohne Erfolg, Herzschlag 120, Respir. 8., Mittags Herzschlag 152, Re- spir. 10. Nachmittags 3 U. Herzschlag 144, Respir.8. Abends 11 U. Hefti- ges Schreien. Xr Tag. Erbrach öfters am Tage unter Schreien eine schleimige Flüs- sigkeit, Herzschlag schwach 144, Respir. 12, die erbrochene Flüssigkeit. re- agirt nicht sauer, Stuhlausleerung gelb und flüssig. Um 11 U. Nachts. Tod. Section. Die Organe der Bauchhöle zeigten nichts Abweichendes, die Gallenblase voll Galle, im Magen Schleim, welcher, die Farbe des Fernam- buk-Papieres nicht ändert. Die Lunge weich, voll Luft, an einigen Stel- len roth durch Extravasate, aber nicht verdickt, sondern weich. In der rechten Herzkammer ein gelber Polyp, der die Höhle fast ausfüllt; im Sinus sinist. eine ähnliche fettgelbe Polypen-Substanz, die in die Lungen - Venen 78 übergeht. Das Gehirn natürlich, in den Seiten-Hirnhöhlen etwas Wasser. Der Nervus vagus ist rechts mit dem umliegenden Zellstoffe verwachsen, Ver- härtung und Eiterung daselbst, links ebenfalls Eiterung an der Ligatur, oben ‚ohne Verwachsung. Die Hautwunde war schon fast geschlossen. DRITTER VERSUCH Unterbindung des Nervus vagus an einem Kaninchen, Vor der Operation waren die Functionen des Thieres normal. Der Herzschlag 300mal ; SEE in einer Minute. * Die Respiration 80 - ) Ir Tag. Operation. Anfang um 11 U. 25M. Zuerst wurde der Ner- vus vagus der linken Seite, und um 11 U. 23 M. wurde auch der der rechten Seite unterbunden. Um 3 U. Herzschlag scheint natürlich-schnell, äber schwach und. unregelmässig, Respir. 40 mit röchelndem Geräusche, Temperat. 31’R. Um 4U. Herzschlag schwach 300, Temperat. 31°?R. Um 11 U. 30M. machte es einen heftigen Sprung ohngefähr von 3 Fuss, fiel auf die rechte Seite, in welcher Lage es einige Zeit verblieb, bis es um 12 U. (Nachts) starb. Section. Die Lunge hat braunrothe Stellen, so dass sie daselbst wie Leber aussah. Sie enthält coagulirtes Blut in ihren Gefässen. In den Endi- gungen der Luftröhre befand sich Chymus, ebenso in der Luftröhre selbst, auch befanden sich unverdaute Speisen aus dem Magen in der Luftröhre. Im Oesophagus befand sich viel Chymus. Der Magen war voll von Speisen. Die Harnblase voll hellgelblichen Harns. Der rechte Sinus des Herzens, wie auch der rechte Ventrikel, enthielten schwarze Blutcoagula, ebenso der linke Sinus und Ventrikel. Auch die Aorta. Die Lungengefässe und die Venen des Kopfes enthielten Blutcoagula. *) Sollte diese ungemeine Beschleunigung des Merzschlags und des Athmens nicht die Wirkung der Angst gewesen seyn ? ‘ Anmerkung des Herausgebers. VIERTER VERSUCH. Durchschneidung des Nervus vagus an einem Kaninchen. Herzschlag .320. Vor der Operation ‘ Respiration 100. Temperatur 329. Ir Tag. Um 5U. 25M. wurde zuerst der rechte, dann gleich darauf - auch der linke Nervus vagus durchschnitten. Gleich nach der Operation war schon das Athmen erschwert. Um 5 U. 50 M. Herzschlag 260, Respir. 72 (nach der Beobachtung einige Minuten zuvor war der Herzschlag um eine bedeutende Anzahl Schläge vermehrt, die Respiration aber bis auf 41 herab- gesunken.) Ir Tag. Um 9 U. Respir. erschwert, unregelmässiger als gestern, 48mal in der Minute, 240 Herzschläge. Um 9U. 5M. Respir. 48, Herzschlag 300. Es schien etwas gefressen zu haben. Um 3 U. todt gefunden (kurz vorher gestorben). Noch ganz warm anzufühlen. Section. Magen voll grünen Futters, -das ganz frisch und säuerlich riecht. Lunge roth und schwarz, fest, voll Blut, auch grünes Futter darin. Viel coagulirtes Blut im Sinus dexter, weniger im Sinus sinister. FÜNFTER VERSUCH. Unterbindung des Nervus vagus bei einem Kaninchen. Ir Tag. Einem erwachsenen männlichen Kaninchen wurden um 10 U. 40M. beide Nervi vagi kurz nach einander unterbunden. Es äusserte dabei keine Schmerzen; als es losgelassen wurde seufzte es etwas, es respirirt lang- samer und mit Mühe 48-52mal in der Minute, Herzschlag noch normal 320. Um 10 U. 55 M. Temperat. im After 31°R., Zittern am ganzen Körper, die Respir. 70-80mal, aber sehr ungleich. Um 11 U. zittert fortwährend. Um 11 U. 10 M. Herzschlag natürlich schnell, Respir. 80mal, unregelmässig. n i J 73 Um 12 U. Herzschlag natürlich, Respir. 72-80mal, zittert weniger. Um 2 U. athmet tief mit Röcheln 28-32mal, streckt dabei den Kopf vorwärts, Herz- schlag sehr schnell, schwach, nicht zählbar, zittert noch etwas, Temperat. im After 3° R. Um 2 U. 15 M. athmet'seufzend und beklommen, frisst. Um 2U. 20M. atmet langsam. Um 3 U. athmet %8mal. Um 3 U. 15 M. öffnet bei jedem Einathmen den Mund. Um 5 U. Respir. 32, Unterleib aufgetrieben, Herzschlag schwach, sonst gewöhnlich, Temperat. 31°R Ir Tag. Um 9U. 15M. sitzt ruhig, die Augen matt, öfters halbge- schlossen, respirirt laut röchelnd mit vorgestrecktem Kopfe und aufgespreiz- ten Maule 32mal in der Min., Herzschlag natürlich aber sehr schwach, etwas Zittern, sehr furchtsam, ‚hat etwas gefressen, Augen und Ohren empfindlich, Temperat. 31°R. Um 12 U. Herzschlag natürlich, Respir. 36 mit lautem Rö- cheln, frisst etwas, Exeremente trocken. Um3U. Respir. 36, ächzend, Herz- schlag schwach, aber sehr schnell, fast nicht fühlbar, Widerwillen gegen Speisen. Um 4 U. 30 M. Respir. 32. Um 5 U. springt vom Tische herab, hüpft einigemal in die Höhe und ist todt. Section. Der Magen enthält beträchtlich viel zum Theil säuerlichen, zum Theil frischen Chymus, ebenso im Oesophagus, die innere Haut des Magens löst sich ab, sonst normal ohne entzündete Stellen. Die Lungen ganz braunroth, fest, enthalten Blutcoagula und Schaum im Innern. Herz. Der rechte Sinus mit weissen und schwarzen Blutcoagulis ange- füllt. Der linke Sinus enthält ebenfalls geronnenes Blut, das Faserstoff in weissen Streifen zeigt. Das Gehirn blutreich, sonst unverändert; die Ursprungsstelle des Nervus vagus ebenfalls unverändert. Das Rückenmark sehr blutreich; die dura mater in der Gegend der vier untern Halswirbel von Blutextravasaten roth. ‘Die Ligatur an der rechten Seite hat nur den Nervus vagus, dagegen die an der linken auch den Nervus sympatlıicus mitgefasst. Zeitschrift f. Physiol. II. 1. 10 74 SECHSTER VERSUCH. ‘ Unterbindung des Nervus vagus bei einer jungen Katze.. Ir Tag. Der Herzschlag 240, die Respir. 80. Um 11 U. 35 M. wird der Nervus vagus derrechten und um 11 U. 40M. der der linken Seite unterbun- den. Bei der Operation äussert das T’hier sehr heftige Schmerzen. Um 11V. 45 M. Respir. 14, Herzschlag 240 aber schwach. Um 11 U. 50 M. die Respir. wird immer langsamer, der Herzschlag unregelmässiger und schwächer, stirbt. Schon während dem Experimente zeigte sich die Carotis zwar voll, aber blaues Blut führend, und das Zellgewebe des Halses füllte sich mit Luft une, schwoll bedeutend an. Die Section wurde sogleich angestellt, und zeigte folgendes: | 1) der linke Sinus war voll venösen Blutes, ziemlich flüssig, ebenso im rechten Sinus; 2) das Zwerchfell war ganz erschlafft; 3) war eine Menge Luft in’s Zellgewebe des Mediastini ant., des Herzbeu- tels, der Pleura und der Haut bis zum Halse hinauf infiltrirt; 4) die linke Lungen (die auch Tuberkeln enthielten) blutreich. Aus diesen Versuchen lassen sich nun folgende Resultate in Beziehung auf die Ursache des nach der Durchschneidung oder Unterbindung des Ner- vus vagus erfolgten Todes der Thiere ziehen. 1) Als eine constante Erscheinung beobachtete ich, dass wenn der Tod längere Zeit nach dieser Operation erfolgte, in dem Blute der Lungen und des Herzens sich feste, weisse Coagulationen (sonst wohl auch Polypen, ob- gleich fälschlich, genannt) vorfinden, welche insbesondere die Arte- rien und Venen der Lungen, so wie auch die Höhlen ‘des Herzens ‚ganz anfüllen. Schon Willis (descriptio nervorum OXXIV, p. 194) Bagliv (Opera. Exp. anat. pr. VII) und Emmert (l.c. S.408) fanden im’ Herzen 75 solche Coagulationen bei ihren diessfalsigen Versuchen an Thieren. Sie leg- ten aber nicht den gehörigen Werth auf diese Erscheinung und betrachteten selbe nur als Nebenursache des Todes der Thiere. Diese Erscheinung zeigte sich in einem hohen Grade in den Versuchen I. u. II. Diese Coagulationen sind noch weich und bestehen aus schwarzem Ge- rinnsel, wenn der Tod bald nach der Unterbindung oder Durchschneidung des Nervus vagus eintritt, wie z. B. im Versuche Ill; so wie aber der Tod erst nach 48 Stunden oder später erfolgt, so erscheinen diese Coagulationen mehr oder minder weiss, fest, derb, bestehen aus Faserstoff mit Eiweiss des Blutes, der Färbestoff ist ausgepresst und fortgetrieben, sie hängen besonders in den Ventrikeln und Herzohren fest an der Wandung dieser Höhlen, indem sie sich zwischen den Trabeculis carneis durchschlingen und mit diesen, so wie mit den Museculis papillaribus und den Sehnen derselben verflochten sind. Ebenso derb und fest sind diese Coagulationen in den Lungenarterien und Lungenvenen, bis in ihre feinsten Verzweigungen hinein. Sie stellen in voll- kommenstem Grade dasjenige dar, was man sonst gewöhnlich mit dem Na- men Herzpolypen, obwohl fälschlich, belegte, weil solche Coagulationen nicht von der Wandung’ der Herzhöhlen ausgehen. Diese Coagulationen sind es, welche endlich den Stillstand des Blutlaufes und der Herzbewegung, so- mit den Tod des Thieres bewirken. Man hat dieselben als die hauptsäch- liche Ursache des Todes nach Verletzung des Nervus vagus anzusehen. Mit dem durch Unterbindung oder Durchschneidung aufgehobenen oder geschwächten Einfluss des Nervus vagus auf die Lungen, treten also Coagu- lationen des Blutes in den Lungen und in dem Herzen ein. Mit dem Auf- hören des normalen Einflusses der Nerventhätigkeit hört der flüssige Zustand des Blutes auf und es trennt sich dasselbe in seine Bestandtheile, wie dieses auch geschieht, sobald es aus dem Kreise des Lebens entfernt wird. Darf man daraus den Schluss ziehen, dass der Einfluss des Nervus vagus auf die Lungen und das Herz das Blut in diesen Organen und ihren Gefässen im Zustande von Fluidität erhalte, welche Fluidität aber mehr oder minder 107 76 aufhört, so wie dieser Einfluss gestört wird. Der Zustand der Fluidität wäre somit als ein Produkt des lebendigen Einwirkens der Nervenkraft auf das Blut anzusehen und nach Aufhebung dieses Einwirkens bleibt das Blut, sich selbst überlassen und erstirbt, indem es seine ihm eigenthümliche und letzte Lebensäusserung, seinen Rigor mortis zeigt, d.h. in Coagulationen erstarrt. Um aber den Satz, dass der Nerveneinfluss das Blut im Körper flüssig er- halte, allgemeiner und fester zu begründen, sind noch andere Erfahrungen über diesen Gegenstand nöthig. Es verbreitet diese Ansicht vielleicht Licht über die Natur und das We- sen des Asthma’s, indem man als wahrscheinlich annehmen kann, dass die bei demselben stattfindenden Affectionen des Nervus vagus ähnliche Coagula- tionen in dem Blute der Lungenarterien und Lungenvenen erzeugen, und da- durch Ursache der Störung des kleinen Kreislaufes zunächst und folgeweise auch des grossen Kreislaufes des Blutes sind. Diese Coagulationen müssen daher durch kräftige Remedia resolventia z.B. Calomel, Kali u. s. w. aufge- löset werden. 2) Eine zweite Erscheinung und Ursache des Todes, welche zwar nicht immer nach: dieser Operation, aber doch häufig eintritt, ist das Hineintreten von aus dem Magen und Oesophagus regurgitirten Futter in den Kehlkopf und. durch die ohnehin mehr. erschlaffte und unempfindliche Glottis in die Luftröhre und Bronchien-Enden der Lunge (Versuch Il u. IV), Diese- Erscheinung, kann natürlich oft schnell durch Erstickung den Tod 'herbei- führen, so z. B. im Versuche, III. schon nach 12 Stuhden. -Däsim die Lunge hinabgetretene Futter erregt in der Lunge heftige Entzündung, Blutaustretung und Ausschwitzung phlogistischer Lymphe. Aehnliche Erscheinungen bemerkte auch Emmert. *) Par *) ‚A.a.O. In der Luftröhre fanden sich graue ae die aus einem mit gekauten Vegetabilien vermischten Schleim zu bestehen schienen. 77 ıb "Die«Ursache dieser Erscheinung. ist ein Motus antiperistalticus, ‘welcher vom. Magen nach 'aufwärts in den Oesophagus bis in den Pharynx hinein sich erstreckt. Es ist somit keine völlige Lähmung des Oesophagus nach dieser Operation amNervusvagus vorhanden, ‘wie solche allgemein angenommen wird. 3) Eine seltene Erscheinung und Ursache des Todes hat sich bei dem Ver- suche VI. gezeigt. Es ist wahrscheinlich, dass in diesem Falle in den Lungen irgendwo die Schleimhaut der Bronchien durch die Anstrengungen der Respi- rations-Bewegungen geborsten und so: die eingeathmete Luft ausgetreten ist und sich ein Emphysem der Lungen, des Zellgewebes im Thorax bis nach auf- wärts an dem Halse erzeugt hat, wodurch sodann die Inspiration, wegen man- gelndem Vacuum im Thorax; erschwert und zuletzt unmöglich gemacht wurde. Es ist mir ausser diesem-Falle nie mehr diese Erscheinung vorgekommen. 4). Eine,sehr merkwürdige und: constaute Erscheinung und Folge der Un- terbindung und Durchschneidung: des herumschweifenden Nerven darf ich nicht unberührt lassen, um so weniger, da kein Physiolog meines Wissens dieselbe heraushob und gehörig ‚würdigte. _Diese Erscheinung betrifft den Gegensatz der Thätigkeit des Herzeus und der Respirationsorgane nach dieser Operation. Die erste steigt nämlich, bisweilen selbst um das Doppelte, der Herzschlag wird ungemein viel schneller , dagegen verhält sich die Respiration umge- kehrt, dieselbe wird langsamer und zwar bedeutend. Wir ‚wollen eine vergleichende Tabelle darüber entwerfen. Im ].. Versuche sauk die Respiration, von 17 auf 8 in der Minute, Ly II Kern Br 57 ae bu 48 —8 er Te: Mi. —- - .— _ a —- W. - 2. —10 —8 — _-— N, re —-— 0-83 .-.— Im 1. Versuche stieg der Herzschlag von 34 auf 120 in der Minute. — I. — _— — _ — 10 — 2380 — ung — 1. — IV. blieb der Herzschlag gleich schnell bis zum Todeskampfe. —\V. Die Zahl der Respirationeh wird somit nach dieser Operation um die Hälfte vermindert (Versuche I. III u. IV), bisweilen beträgt sie selbst nur %% von der normalen Zahl der Respirationen (Versuch II). Aue N ES 7 Die Zahl der Herzschläge dagegen bleibt sich entweder gleich (Versuche II. IV u. V) oder die Zahl der Pulsationen des Herzens steigt um das en pelte (Versuch II), ja selbst um das Vierfache (Versuch I). Merkwürdig ist, dass bei dieser (quantitativen) Abnahme’der Respiration die Temperatur des Körpers der diesen Versuchen unterworfenen Thiere un- sefähr dieselbe blieb, sich wenigstens nicht im Verhältnisse sehr verminderte. Die Thätigkeit der Lunge wird also nach der Durchschneidung oder Un- terbindung der Nervi vagi bedeutend vermindert, die des Herzens dagegen vermehrt, welches letztere vielleicht deswegen nothwendig ist, um die gehö- rige Menge von Blut durch die mit Goagulationen sich anfüllenden und da- durch mehr oder minder verstopften Lungengefässe fortzuschaffen. 5) Endlich bemerke ich noch, dass die Digestion des Magens in allen Versuchen in so fern gelitten hat, als eine umgekehrt peristaltische Bewegung desselben eintrat. Der chemische Prozess der Magenverdauung scheint dage- gen sich wenig verändert zu haben, indem ‚der Chymus wie sonst bei Kanin- chen sauer reagirte, bei reissenden Thieren — Katze, Hund — sich indifferent zeigte. Es widerlegen somit auch diese Versuche die Behauptung Wilson’s, dass die Magenverdauung durch die Durchschneidung der Nervi vagi ganz ge- stört werde. Aeltere Versuche und die neueren von Breschet, Edwardt und Vavaseur (Archiv general de med. 1823 cont.) stimmen hierin mit uns überein. TERN ÜBER KIRRONOSE VON PROFESSOR LOBSTEIN ıv STRASSBURG. (EINGESENDET IM MONAT MAI 1825.) Kerränsse *) nenne ich einen krankhaften Zustand des Embryo und Fetus, womit eine hochgelbe Färbung der serösen Häute und des Nerven-Marks verbunden ist. Es stellt dieselbe gleichsam eine innere Gelbsucht des Bauch- fells, der Brustfelle, des Herzbeutels, der serösen Haut (Tunica arachnoidea) des Gehirns, und der Marksubstanz des Hirns und der Nerven dar. Sie un- terscheidet sich jedoch von der gewöhnlichen Gelbsucht dadurch, dass der in das Parenchym der Organe eingehende, so wie unter den allgemeinen Be- deckungen liegende Zellstoff, und diese selbst keine gelbe Färbung zeigen, wie es sonst bei der Gelbsucht gewöhnlich der Fall ist. Diesen krankhaften Zustand nahm ich zuerst an zwei Embryonen aus dem fünften Monate der Schwangerschaft wahr, deren Bauchfell in seiner ganzen Ausbreitung gelb gefärbt war. Am stärksten zeigte sich diese Fär- bung an der die Bauchhöhle auskleidenden hinteren Wand, weniger an der vorderen Wand und an dem die Gedärme und die Eingeweide des Unterlei- bes überziehenden Theile des Bauchfells. Uebrigens war an den Eingeweiden *) Von z19905 hochgelb und »ooog Krankheit. 80 i des Bauches, die Farbe abgerechnet, nichts krankhaftes zu bemerken; auch war kein Serum in die Bauchhöhle ergossen. In einem anderen Embryo beobachtete ich dieselbe Erscheinung. Hier war jedoch derjenige Theil der Bauchhaut am meisten gefärbt, welcher die Bauch-Muskeln überzog, weniger waren es die übrigen, mit Ausnahme des. grossen Netzes und des äusseren Ueberzugs der Leber. Die Brustfelle in ihrer ganzen Ausbreitung und der Herzbeutel waren gleichfalls gelb gefärbt. In der Schädelhöhle zeigten die harte Hirnhaut und die seröse Haut des Gehirns die- selbe Farbe. Die Schilddrüse und ihre benachbarten Theile schienen ebenfalls die Färbung in etwas angenommen zu haben. Diess sind die beiden Embryo- nen, deren krankhaften Zustand ich bereits in einer früheren Schrift angedeu- tet habe. *) Späterhin habe ich dieselbe Beschaffenheit der serösen Häute in Zwillin- gen aus dem fünften Monate. der Schwangerschaft wahrgenommen. Bei. dem einen Embryo war die vordere Wand des Bauchfells goldgelb gefärbt,, ebenso der Theil dieser Haut, welcher die Nieren, den aufsteigenden und absteigen- den Grimmdarm überzieht, so wie die äussere Haut der Leber und die Bänder dieses Eingeweides, und zum Theil auch die dünnen Gelärme; besonders stark aber zeigte das grosse Netz in seiner ‘ganzen Ausdehnung diese Farbe. In der Brust hatten die Lungen und die rechte Hälfte des Herzens eine gelbliche Fär- bung, und an den Brustfellen nahm ich an der hinteren Wand längs der Wir- belsäule einen sehr deutlichen gelben Streifen wahr. An dem anderen etwas- grösseren Embryo, obgleich von demselben Alter, waren folgende Theile gelb gefärbt: das Bauchfell, so weit es die Bauchmuskeln bekleidet, die äussere Haut der Eyerstöcke, der Ueberzug und die Bänder der Leber, ganz beson- ders aber das grosse und kleine Netz. Weniger bemerkbar war die Färbung an den Eingeweiden der Brust; doch erblickte ich auch hier zu beiden Seiten der Wirbelsäule einen gelben Streifen. ’ *) Rapports sur les trayaus ex&cuts a l’Amphitheatre d’Anatomie de la facult© de medecine de Strass- bourg, p. 26. Nr. 1. Edit. in 4. PJ } Bei noch einem anderen Embryo aus dem dritten Monate der Schwan- gerschaft fand ich eine leichte gelbe Färbung an verschiedenen Stellen des Bauchfells.' Auffallend war ein sehr starker gelber Streifen an dem hin- teren Theile der Brust zu beiden’ Seiten längs der Wirbelsäule. Der der rechten Seite zog sich auch am Halse hinter der Kopfpulsader herauf. ‘ Längere Zeit stand ich in dem Wahn, die gelbe Farbe habe bei diesen Embryonen nur in den serösen Häuten ihren Sitz; allein bei der Untersu- chung, welche ich über die Beschaffenheit des Nervensystems, des Gehirns und Rückenmarks dieser Embryonen vornahm, fand ich zu meinem Erstau- nen, dass, dieselbe gelbe Farbe, und zwar noch: stärker als an den serösen Häuten, sowohl äusserlich an den Häuten des Rückenmarks, als in seinem Inneren vorkam. Mit Hülfe des Mikroskops bemerkte ich, dass das Rücken- mark aus kleinen gelben Körnern oder Kügelchen zusammengesetzt war, die mit einer weissen und markigen Substanz vermischt waren. Es hatte fast das Ansehen, als wenn man ein sehr feines goldfarbiges Pulver mit einer weichen und halbdurchsichtigen Masse zusammengeknetet hätte. Bei der genaueren Untersuchung der gelben Streifen oder Bänder, welche ich bei drei Embryonen zu beiden Seiten längs der Wirbelsäule bemerkt hatte, nahm ich wahr, dass diese die beiden Bruststücke des grossen sym- pathischen Nervens waren, deren gewöhnliche weisse Farbe in eine gelbe verwandelt war. Nach Wegnahme der diese Nerven überziehenden Brustfelle überzeugte ich mich ferner, besonders mit Hülfe des Mikroskops, dass die Farbe in den Nervensträngen selbst ihren Sitz hatte. Die Stränge mit ihren Ganglien waren zugleich, so weit sie sich gelb gefärbt zeigten, etwas dicker als gewöhnlich. Bemerkenswerth ist es, wie ich bei wiederholten Untersuchungen fand, dass die ungewöhnliche Farbe der serösen Häute und des Nervenmarks nicht von einer bloss äusserlich anhängenden gelben Substanz herrührte; denn ich war nicht im Stande ihnen die Farbe durchs Waschen oder durch längeres Aufbewahren im Alkohol zu entziehen. Einige dieser Embryonen bewahre Zeitschrift f. Physiol. II. 1, 11 w 53 , ich seit siebenzehn Jahren im: Weingeist auf, ohne dass die gelbe Farbe ver- schwunden ist. Mittelst. des Vergrösserungsglases nahm ich keine Schichte oder keinen: Niederschlag, einer fremden Materie wahr, die sich vielleicht ‘atif diese Theile abgelägert- hätte, sondern’ die'Farbe ist auf das genaußste: mit dem Gewebe der Theile verbunden! ‚Die: Einwirkung des ‚Lichts' nur. hat nach und nach die Farbe der in Weingeist aufbewahrten Stücke etwas 'blas- ser gemacht; allein welche Farbe eines thierischen oder vegetabilischen Ge- bildes vermag der: längeren Einwirkung ‚des Lichts zu near: ohne etwas an.Lebhaftigkeit und Glanz zu verlieren. Was die Ursache betrifft, der diese gelbe Färbung zuzuschreiben ist, so muss ich offen bekennen, dass mir dieselbe unbekannt ist. Ich habe sie bis- her nur bei Embryonen und Fötus wahrgenommen. Da sie sich nicht auf die serösen Häute beschränkt, sondern auch im Nervensysteme vorkommt, und hier selbst stärker und lebhafter als an jenen zarten Häuten, so scheint es mir fast, dass sie vorzüglich einem abnormen Zustande der Nerven-Sub- stanz zuzuschreiben ist. Welcher Vorgang aber findet bei dem Entstehen dieser Färbung statt? Soll man sie für die Wirkung eines durch Entzün- dung veranlassten vital-chemischen Prozesses hälten? Und kaın man die gelbe Färbung für analog halten mit der schwarzen, welche zuweilen in Or- ganen in Folge eines entzündlicken Zustandes eintritt? Der Annahme eines solchen Zustandes scheint aber das zarte Alter der Embryonen zu widerspre- chen. 'Rührt die Färbung vielleicht von der Galle her, was allerdings der Fall seyn kann? Nur sieht man hierb&i nicht ein, warum der Absatz der- selben bloss i in das Nervenmark und die serösen Häute, und nicht auch in andere Theile geschieht. .In Betreff dieser Punkte befinden wir uns also in gänzlicher Unwissen- heit, so wie auch in Hinsicht der Frage, welche vitale Erscheinungen und Zufälle aus einer solchen Veränderung der Färbung in der Oekonomie des Fötus entspringen. 83 Von diesem so eben beschriebenen krankhaften Zustande unterscheidet sich "eine 'torganische Veränderung, ‘welche ich in einem reifen Fötus antraf, der gleich \nach ‚der Geburt, nach einigen‘ Athmungs- Bewegungen starb, und den icheinige ‚Stunden darauf zergliederte. Hier zeigte sich eine andere, von jener verschiedene Art:der Gelbsucht. Das Kind war für eine ausgetra- gene Frucht sehr klein. Seine Haut war ganz gelb gefärbt; am Antlitz wa- ren einige 'Excoriationen vorhanden , und die-Oberhaut liess sich an den Händen und Füssen leicht ablössen. .. Bei der Wegnahme ‘der Haut erschien der Zellstoff unter der Haut und 'zwischen den Muskeln mit einer gelben Flüssigkeit infiltrirt. Ferner zeigten sich die Muskeln, obgleich die Leichen- Oeffnungs sieben Stunden nach der Geburt des Kindes vorgenommeu wurde, noch sehr reizbar, und sie zogen sich bei angewendeten Reizen zusammen. Bei der Oeffnung des: Unterleibes fand ich den Darmkanal mässig mit einer gelblichen, ‚eiweissartigen Flüssigkeit angefüllt, die aber nicht dem ei- gentlichen dunkelgefärbten Meconium 'glich. Die Leber hatte ihre gewöhn- liche Grösse, ‚und: die Gallenblase enthielt eine sehr flüssige grüne Galle. Die Milz war sehr gross; sie war fast drei Zoll lang und anderthalb Zoll breit. ‘Die’ Harnblase; war‘ zur Hälfte: mit einer gelben, 'eiweissartigen Flüs- ‚sigkeit gefüllt, der im Darnmkanal’vorkonimenden ähnlich. Ihre innere Haut „erschien mit dunkelrothen Flecken bedeckt, welche in'der Farbe’ und ‘dem übrigen “Aussehem Petechien glichen. : Die©Gefässe; des Nabelstranges zeigten sich verengt, und ihre: Wandungen ‘waren dicker als gewöhnlich. © «Bei dem Eröffnen- der! Brusthöhle war ich 'erstaunt an dem vom Herz- beutel \eingeschlossenen: Herz ''noch ‚langsame "Bewegungen wahrzunehmen. Nach dem Einschneiden des Herzbeutels wurden die Bewegungen ‚des Herzens „lebhafter, Sie fingen am rechten Venensack an und erstreckten sich über die rechte Herzkammer bis zur Spitze des’Herzens,'wo sie sich mit Aufrichtung „derselben ‘endigten. Die linke Herzbälfte'bewegte sich weniger. 'Bei der Rei- zung des Herzens mittelst der Spitze eines Skalpells erfolgten die Contractio- nen lebhafter, ‘aberinach‘Verfluss einer Viertelstunde hörte dieser Reiz auf, > 84 sich wirksam zu zeigen. Bei der Anwendung des Metallreizes zog sich die rechte Herzkammer von Neuem zusammen ‘und ihre Contractionen dauerten noch acht- zehn Minuten lang fort.‘ Die Salpetersäure: hatte keine Wirkung ‚auf das Herz. Alle .diese Reize, sowohl mechanische als chemische, und’ selbst‘ der enlenb nische Reiz ‚hatten keinen Einfluss auf die Imke Herzkammer. Die Saugadern im Inneren der Brust‘ waren deutlich sichtbar, und einige enthielten eine gelbe Flüssigkeit: Die lymphätischen Drüsen wären gleich- falls gelb gefärbt und halb durchsichtig. „Die Lungen’ zeigten sich weisslich. und blutlos. Die mit Luft gefüllten Lungen-Zellchen waren überall zu er- kennen. Die Hohlvenen’ und die rechte Herzhälfte ‘waren mässig mit flüssi- gem Blute gefüllt. Die linke Herzhälfte erschien blutleer und ganz auf sich selbst zusammengezogen. Der Botallsche Gang. war etwas verengt. Die Wan- dungen des gemeinschaftlichen Stammes für. die‘ rechte Schlüsselbein- und Kopf-Schlagader, sowie die der letzteren’ |waren mit ‚purpurrothen Flecken bedeckt, die'sich ‘weder durch Waschen in Wasser, noch durch Schaben mit- telst. des Messers entfernen liessap;; und folglich dem Gewebe. der Arterien inhärirten, 4 | Bei dem Einschneidin den allgemeinen a, 2 Kopfes zeigte sich! eine -Anschwellung 'in dem hokiankch Theile der Haut. Unter dem Schädel-Gewölbe fand ich: 1) ergossene gelbe Lymphe, die sich auf beiden ‚Halttkugelo ‚be Gehirns zwischen der Gefässhaut und Rinden-Substanz ausgebreitet hatte; 2) zeigten ‚sich an zwei Stellen des grossen Hirns Blut- Ergiessungeh; ‘die eine befand sich unter dem Hügel des rechten Stirnbeins, und die andere unter dem des: linken Scheitelbeins; ] 3) die’ Gefässe des Hirns und die Blut-Leiter waren a leer, und die' kammern enthielten kein Wasser; , 4) die Oberfläche des kleinen Hirns' zeigte sich ‚dunkelroth gefärbt und bil- dete eine Schichte von der Dicke einer Linie. Nachdem diese einge- ‚schnitten war, erschien die ganze übrige Substanz des kleinen Hirns 85 entartet und in eine eiweissartige Flüssigkeit verwandelt, welche gelb gefärbt ‘war, sonst aber dem Eiweisse frischer Eier glich. Diese Veränderung der Marksubstanz des kleinen Hirns kam weder mit der Erweichung noch mit dem Markschwamme des Hirns überein; denn bei jener ist die Hirnsubstanz zwar weich, aber nicht flüssig; und bei diesem ist sie nicht gelb gefärbt, sondern in eine gefässreiche, schwammartige Masse verwandelt, die aber hier’ nicht vorkam. Das Rückenmark und die aus demselben entspringenden Nerven boten nichts regelwidriges dar; nur fand sich zwischen der harten Hirnhaut und den Wirbelbeinen eine gelbe Lymphe, der auf den Halbkugeln des grossen Hirns vorkommenden: gleichend. : Die Muskeln waren bleich und spielten ins gelbliche. Sie zeigten sich uoch reizbar; denn da ich Muskeln in querer Richtung durchschnitt, so zo- gen sie sich gegen ihre Befestigungs-Punkte zurück, schwollen an und ihre Bündel kräuselten sich. Der zwischen den Muskeln und unter der Haut be- findliche Zellstoff war mit'einer’ gelben Flüssigkeit getränkt. "Diese Beobachtungen‘ zeigen, welchen "bedeutenden Veränderungen die Organisation 'schon im frühesten "Lebensalter unterworfen ist. Fast mit jedem Tage’ wird. die pathologische Anatomie des Fötus durch neu entdeckte krank- hafte Entartung seiner Gebilde bereichert, und es ist vorauszusehen, dass wir mit der Zeit eine’ebeuso vollständige Pathologie des Fötus werden aufstellen können, äls’ wir sie vom erwachsenen Menschen besitzen. Das vergleichende Studium der Kränkheiten des Menschen vor und nach der Geburt wird si- 'cherlich neue und'schätzbare Resultate liefern, und durch dasselbe werden ‘sowohl die näheren als entfernten Ursachen der krankhaften Veränderungen Fi der Organisätion' 'aufgehellt werden. Es ist ferner nicht zu bezweifeln, dass "eben dadurch auch: die’ über das Entstehen der Krankheiten aufgestellten “Theorieen Veränderungen erfähren werden. „Ir Ida IX. ÜBER DIE GEHÖRORGANE ‚DES ‚LEPIDOLOPRUS TRACHY- RHYNCHUS UND GELORRHYNCHUS. / Dr er | Dr A. IR OTTO, en In BRESLAU. EEE (NEBST ABBILDUNGEN. TAFEL 6): Bi der anatomischen Untersuchung ..des, seltenen, und sonderbaren. Fisches, den zuerst: Giorna, in:den Schriften „der, Turiner Akademie, nach:einem schlecht erhaltenen Exemplare, ‚später ‚aber Risso (Ichthyologie de Nice. Paris 1810. 8. :p..197) unter dem. Nanten,;Lepidoloprus trachyrhynchus be- schrielen ‚und abgebildet 'haben, ‚fand ich.im Jahr 1818, ‚als ich, glücklicher- weise zwei Exemplare davon. zu Nizza erhielt, ‚eine ihm 'ganz; eigenthümliche Zinriehtung ‚der‘ Gehörorgane. Es, besitzt, nämlich dieser Fisch,, der bekannt- lich ein Knochenfisch und Brustflosser mit weichen Strahlen, ‚ein, malacopte- rygien subbranchien CGuvier’sist, nicht allein ungewöhnlich ‚grosse und, von denen änderer Fische im Allgemeinen, ‚sehr, ‚abweichende, Gehörorgane, „son- dern. er ist auch unter! allen. jetzt bekannten Kuochenfischen. der. einzige, „der einen äusseren Gehörgang hat. Da dieser.sö gross ist;, so. kornte, ‚Ahn, Risso nicht übersehen, und hat seiner in der Beschreibung des Fisches auch, wirk- lich schon Erwähnung gethan; allein er erkannte ıhn nicht für das, was er ist, sondern hielt ihn für eine Art von Spritzloch (une sorte d’event). 87 ‘+ Die Eigenthümlichkeit der;Gehörorgane des Lepidoloprus trachyrhynchus ist kürzlich folgende: Der ‚sehr ‚breite, bei, meinen Exemplare etwa 2° in der ‚Queere messende ‚Hinterkopf umschliesst eine für Fische verhältnissmäs- sig-grosse Schedelhöhle, die jederseits, für; die inneren Gehörtheile eine grosse ‚gewölbte, ‚die Schedelhasis- zur Aufnahme, des grossen Gehörsteines auch kes- selförmig herabdrängende Grube enthält, Sie ist zwar von der übrigen Sche- delhöhle keineswegs durch Haut abgeschlossen, doch fast überall durch stark ‚vorspringende Knochenkanten ‚von dem das Gehirn aufnehmenden Theile ab- gegrenzt. Mit. dieser, grösseren Gehörgrube steht nach hinten und aussen noch eine zweite kleinere in Verbindung, die man ihrer. Gestalt nach. einen nach aussen führenden weiten. Kanal nennen könnte, der von der Schedelhöhle durch ein vorspringendes Knochenblatt zum Theil, nach aussen aber von dem Gehörgange nur durch eine dazwischen ausgespannte Haut getrennt wird. „Der äussere, Gehörgang, den man übrigens keineswegs mit den von mehreren Anatomen. beschriebenen feinen, aus der Kopfhöhle nach aussen zur Haut führenden Kanälen verwechseln darf, führt nicht unmittelbar, wie bei der Kuorpelfischen, zum Vorhofe des Ohres, sondern in die eben genannte klei- 'nere, Abtheilung der in der Schedelhöhle befindlichen Gehörgrube, und steht in dieser nur auf eine besondere Weise und mittelbar mit dem Yestibulum in Verbindung. Die äussere grosse Gehörmündung liegt: seitlich am Hinter- kopfe, dreiviertel Zoll hinter dem Auge und etwa einen halben Zoll ober- „halb des oberen Endes der Kiemenspalte; sie ist länglichrund, von vornen nach „hinten etwa 3‘, von, oben nach. unten aber nur ohngefähr 2 im Durch- messer haltend, upd durch die stark vorspringenden Knochenspitzen der sie „umgebenden Schuppen einigermassen geschützt. Von dieser äusseren Mündung ‚läuft der Gehörgapg nach innen und ein wenig nach vornen, etwa \/,“ tief, ‚trichterförmig zu, endigt sich stumpfrund, mit einer aussen concaven, innen ‚convexen Haut verschlossen, und ragt wohl eine Linie lang in die hintere kleinere Abtheilung der zur Aufnahme der Gehörorgane bestimmten seitlichen Abtheilung der Kopfhöhle . hervor. Der äussere Gehörgang ist keineswegs 88 mit so dicker und knöcherner Haut wie der Körper; sondern mit einer dün- nen glatten und weichen Haut ausgekleidet, die am äusseren Rande zwar noch etwas köruig ist, "nach innen zu äber i immer glätter und‘ feiner ‘wird, und so sehr leicht die Schallschwingungen zum Labyrinth fortpflanzen kann. Da sie mit letzterem aber nicht unmittelbar i in Verbindung steht, so findet sich eine leitende Zwischenmasse, nämlich eine zellstofig- gallertige 'Sub- stanz, die an der inneren Oberfläche der den äusseren Gehörgang verschlies- senden Haut ansitzt und wie ein Pinsel sich einwärts erstreckend, den in’der hinteren kleinen Gehörgrube liegenden Theil des Labyrinths umfasst. Diese Masse ist durchaus nicht mit der gewöhnlichen in der Schedelhöhle’ der Fi-- sche befindlichen wässerigen oder fettigen Flüssigkeit zu verwechseln, son- dern ist heller, zähe, deutlich fasrig und so fest an der den Gehörgang be- grenzenden Haut angewachsen, dass beim gewaltsanien Losreissen letztere voh zurückbleibenden Fasern rauh ist. “Auch füllt sie’nicht den ganzen Raum’ der Knochenhöhle aus, sondern ist gerade nur lang und dick genug, uni’das Ende und die Ampulla des hinteren Bogenganges zu umfassen, dient aber natürlich wohl auf eine ähnliche und nur stärkere Weise zur Fortleitung des Schalls als jene Flüssigkeit, die bei allen Knochenfischen‘ das Labyrinth umgibt und. auch demi Lepidoloprus trachyrhynchus übrigens nicht fehl. 5 | Was nun die inneren Theile des Ohres selbst anlangt, so’ haben auch sie mancherlei Eigenthümliches. Dahin gehört zuvörderst, dass der Vorhof des Labyrinths beim ersten Anblicke ganz zu fehlen scheint, indem er sich we- der in Ansehung der Weite noch seines Baues wesentlich von den halbzir- kelförmigen Kanälen unterscheidet, und vielmehr mit diesen fortlaufend statt halber, ganze Kreise hervorbringt. Der Name Alveus communis canalium se- micircularium, den Scarpa diesem Theile des Ohres gab, passt hier in der‘ That besser, als der Name Vestibulum, unter welchem man sich, wie es bei den meisten Fischen auch wirklich der Fall ist, eine grössere Höhle denkt. Hier aber bildet das Vestibulum, welches überdiess ungewöhnlich gleichsam in der Mitte zwischen dem Boden und der Decke der Schedelhöhle liegt, 89 einen rundlichen Kanal,‘ ist kaum noch einmal so stark, wie die Bogen- gänge, und unterscheidet sich von diesen nur durch Flachheit, indem es von aussen nach innen etwas zusammengedrückt ist; hat aber übrigens dieselbe Farbe, Festigkeit und knorplig-häutige Beschaffenheit, wie jene. Es ist, mit Ausnahme seiner beiden äussersten Enden, dicht an dem Saccus labyrinthi an- geheftet. »:Sein vorderes’Ende bildet eine. bläsigte, den Ampullen der sich hier einmündenden Bogengängen ganz ähnliche, kleine rundliche Anschwel- lung, so dass auf>den ersten Anblick hier drei Ampullen beisammen zu lie- gen scheinen. ‘Sein mittlerer Theil’ ist da, wo der gemeinschaftliche Gang des vorderen und hinteren Bogenganges sich einsenkt, gleichsam eingeknickt, nach ‚innen vorstehend: und zugleich'in die Höhe gezogen. Sein hinteres Ende aber läuft bedeutend verschmälert wieder etwas aufwärts dem hinteren Bo- gengange entgegen, Der ‚Stein endlich im vorderen, einer Ampulle ähnlichen, Ende des Vestibuli hat ‚ohngefähr die Grösse eines Hirsenkornes, ist rundlich, ziemlich fest, aber von kreidenartigem Ansehen. So wenig entwickelt das Vestibulum ist, so sehr ist es umgekehrt der Saccus labyrinthi,, der -fastı%/,“ im allen, Durchmessern hält, von der Decke der Schedelhöhle, bis auf deren stark ausgehöhlten und ‚muschelförmigen Bo- den sine erstreckt, und den ganzen Raum zwischen den Bogengängen und dem Vestibulum ausfüllt. ‚Er hat eine abgerundete dreiseitige Gestalt; seine eine Kante, ist-nach ‚vornen, die andere nach hinten ‚gewandt, die ‚dritte endlich eiuwärts, nach der Schedelhöhle zu, ‚wodurch auch der, mittlere Theil des Vestibuli , einwärts, hervorgedrängt wird. Die Häute des Sackes sind. sehr dünn und durchsichtig, aber fest und glatt. Seine Höhle ist mit einer hellen wässerigen Flüssigkeit angefüllt,. und enthält auf dem Boden einen ungewöhn- ‚lich, BEE Dieser ‚ist, fest;, hart, glänzend, fast; porcellenartig und weiss ı mit ıbräynlichem Anfluge, ‚Seine Grösse ist, verhältnissmässig ‚bedeuten- der, als, ich ihn bei irgend einem anderen Fische gefunden habe, selbst die weiland | berühmten ‚pierres de colique, ode, Gehörknochen der Sciaena umbra nicht ausgenommen, Seine obere Seite ist im Allgemeinen flach, und wie Zeitschrift f. Physiol. II. 1. 12 90 gewöhnlich mit einer von vornen nach hinten verlaufenden breiten und tie- fen Furche bezeichnet. Seine untere Fläche ist mehr convex und in entge- gengesetzter Richtung, d.h. von aussen nach innen, mit schwächen Furchen und erhabenen Linien bezeichnet. Die Ränder sind ungleich, hier und da ausgeschnitten und gekerbt. Der nach innen gekehrte Theil’ des Randes ist halbkreisförmig, während der äussere Rand in eine: Art von Flügel verlän- gert ist. ‘Der Stein liegt so lose, in seinem Sack, dass er durch die .blossen Bewegungen beim Fangen und nach Hause tragen von seiner Verbindung mit den Nervenfäden und Häutchen getrennt war. . Wenn Risso von 4 grossen und gekerbten, in der Schedelhöhle des Lepidoloprus trachyrhynchus befind- lichen Steinen spricht, ‚so kann das nur auf einem Schreibfehler: beruhen, 'da solcher nur zwei sind, nämlich: in jedem Ohre einer. u. 2 nl Hinter dem eben beschriebenen grossen Sacctıs labyrinthi,® aber keines- wegs in der zweiten kleineren Gehörgrube des Schedels, sondern nach i innen zu, frei herv orragend, hängt noch ein zweiter viel kleinerer Sack, der wie ein Auswuchs des ersteren, än dem er dicht‘ ansitzt, aussieht. Er hat die Grösse einer Wicke, ist länglichrund , viel diekhäutiger' als der Grösse Sack und fast knorplig-häutig. Statt eines‘ rare Steines findet sich nur ein kier ner weicher und kreidenartiger Körper in ihm. ‘Das hintere E Ende dieses klei- nen Loculi sacci ist an der das Hinterhauptbein auskleidenden Häut, nahe am Hinterhauptsloche angeheftet und 'zwar turch inehrere feine Fäden, A die theils ein Ligament abgeben, theils feine Areige vom Nervus vagus. sind. Keineswegs aber sind sie etwa ein solcher durch ‘das Hinterhaupt herdustre- tender und mit der Schwinimblase eine Verbindung eingehender Kanal, wie Herr Professor Weber 'bei mehreren Fischen Versen hat; weder das'in dem Säckchen ‘enthältene Wasser, nöch die eingebrachte Luft und Oder ber liessen sich "auf'$ölchem' Wege anstreiben en und an der Anheftutigsstelle zeigte das Hinterhauptbeih, auch mit der Lupe betrachtet, keine ‚Delfnung. Bei dieser Gelegenheit bemerke. ich, Ze ich weder awischen den beiden z ı 21 _ 9 Abtheilungen des Sackes, noch zwischen dessen grösserem Loculus und dem Vestibulum oder den Bogengängen eine Communication habe finden können. - Auch die halbzirkelförmigen Kanäle sind bedeutend entwickelt und der ‚Grösse der Gehörorgane dieses Fisches entsprechend. Der vordere von ihnen liegt niedriger als der hintere, besonders mit seinem vorderenEnde, an dem die grosse Ampulla befindlich ist; überdiess ist er minder convex als die anderen Bogen- gänge. Sein hinteres Ende verbindet sich wie gewöhnlich mit dem vorderen Ende des hinteren Kanals zu einem sehr weiten und das Vestibulum an Grössc übertreffenden gemeinschaftlichen Gang. Der hintere Bogengang liegt hoch, ist mehr als der vorige gekrümmt, und sein hinteres Ende, welches in eine ziemlich grosse Ampulla anschwillt, tritt mit dem hinteren Ende des Vestibuli durch die grosse Knochenöffnung in die hintere kleinere Abtheilung der für das Gehörorgan bestimmten Grube der Schedelhöhle, liegt hier ganz nahe an der den äusseren Gehörgang verschliessenden Haut, und wird, "wie schon er- wähnt, durch eine fadigt-gallertige Masse an dieselbe geheftet. Dann steigt dieser Bogengang aufwärts und wird, indem er dicht an dem Schedelgewölbe durch ein eignes für ihn bestimmtes Loch aus der kleinen in die grosse Ge- hörgrube zurücktritt, zugleich aufgehängt und in seiner Lage erhalten. Der äussere Bogengang endlich ist bei weitem der grösste, liegt horizontal, ist dün- ner wie die beiden vorigen, hat wie gewöhnlich an seinem vorderen Ende eine Ampulla, und senkt sich mit seinem hinteren Ende in das Vestibulum ein, aber wohl eine Linie mehr nach vorn, als sich dieses mit der Ampulla des hinteren Bogenganges vereint. Die Nerven des Gehörorgans habe ich nicht wesentlich abweichend ge- funden. Der Hörnerve, der hier mit dem fünften Paare in Verbindung steht, wenn er nicht wirklich ein Theil desselben ist, schickt Zweige in den unte- ren Theil des Saccus ab. Ein grösserer Zweig von ihm läuft vorwärts und verbreitet sich im vorderen Eude des Vestibuli, sö wie in den beiden angren- zenden Ampullen.der Bogengänge, Ueber: diesen eben genannten Theilen tritt ‚ein bedeutender ‚Ast des Nervus trigeminus idürch' ein eigenes-Loch aus der a 92 Schedelhöhle heraus und läuft, sich rückwärts wendend, Anfangs zwischen der änsseren und inneren ' Knochentafel des Schedels, nachher aber ander Oberfläche des Schedels bis zum äusseren Gehörgange, ‚oberhalb und in wel- chem er sich mit vielen feinen Aesten endet. Von diesem Zweige'des Tri- geminus glaube ich auch Fädchen zum vorderen Ende des äusseren und vor- deren Bogenganges haben laufen sehen. ‘Der hintere Theil des Gehörorgans erhält deutlich viele feine Zweige vom Nervus vagus, die,sich theils in den kleinen Loculus sacei, theils: in die hinteren Enden des äusseren und: hinteren Bogenganges verbreiten.» Noch muss ich hier einer anatomischen Eigenthüm- lichkeit des Lepidoloprus trachyrhynchus erwähnen, indem sie mir gewisser- massen als Supplement des Gehörorgans erscheint, das ist eine ungewöhnlich starke Zellenbildung des Kopfes. Während nämlich bei:den übrigen Fischen die Haut des Kopfes grösstentheils den Knochen dicht: anliegt und (daher die Oberfläche des Kopfes auch: schon ziemlich. bestimmt die des Schedels: andeu- tet, so ist diess hier keineswegs der Fall, sondern es findet sich zwischen der äusseren dicken mit rauhen und knöchernen Schuppen dicht bedeckten Haut, die ziemlich gleich verläuft, und zwischen dem Schedel ein sehr gros- ser leerer. Raum, der mit dem: Gehörorgane wenigstens in: mittelbarer Bezie- hung steht. Der Kopf .des Lepidoloprus trachyrhynchus: ist nämlich vornen in ein langes spitzes, den wunterwärts liegenden:Mund weit überragendes, Ro- strum verlängert, dabei oben und unten etwas Hach gedrückt, jederseits aber in eine scharfe von der. Kiemenspalte bis zur Schnautzenspitze sich, erstre- ckende Kante auslaufend. Das lange Rostrum wird durch die unter sich ‚und mit den, verlängerten Nasenbeinen verwachsenen Ossä suborbitalia gebildet, die seitlichen Kanten des Kopfes aber durch den äusseren Rand der Nasen- beine, die Unteraugenhöhlen-Ränder ‚und besondere Knochen-Erhahenheiten der Jochbeine und Kiemendeckel, Der ganze Schedel, mit Ausnahme der klei- .nen Kiefer ist überall mit Knochengruben bedeekt, die bald kleiner, bald grösser, zum Theil !/,“ tief sind, ‚durch vorsteltende schmale: Knochen-Blät- ter, Spitzen und, Balken. zwar zum. Theil: abgeschieden werden, aber alle 93 durch grosse Oeffnungen, welche sich unter den bogenförmigen Knochenbal- ken befinden, mit einander in Verbindung stehen. ‚Die steife gleichsam ver- 'knöcherte und den Kopf glatt überziehende Haut wird von den; weit vor- springenden Knochenspitzen und Balken ‚wie von einem Gestell getragen und weit vom eigentlichen Schedel entfernt. Nur an den Seitenkanten des Kopfes hängt die Haut fest an dem Schedel an. Daher haben die Zellen an der obe- ren Seite des Kopfes mit denen an der unteren Seite liegenden seitwärts keine andere Verbindung, als ganz nach hinten auf dem Kiemendeckel, dessen obere und untere Knochenzellen ecommunieiren. Auch finden sich in den Nasenbei- nen,zwei grosse Löcher, die vorne eine Gemeinschaft der oberen und unte- ren Zellen des Rostri bewerkstelligen. Der grosse hohle Raum, der sich auf ‚eben angegebene Art zwischen den allgemeinen Decken und dem Köpfe be- findet und nur mit thierischem Dunste erfüllet ist, wird überall gleich einer Tapete mit einer feinen weissen glänzenden Haut ausgekleidet, die nicht al- lein den Boden der Zellen,. d.h. die Knochen überziehet, sondern auch dic Körperhaut. an ihrer inneren Seite, da ‚wo sie die Decke der Zellen bildet. Mit der Haut hängt sie,nur locker, mit den Knochen etwas fester zusanımen, und ‚zeigt.ausser einigen, ‚das in den Zellen enthaltene Gas absondernden Blut- gefässen, besonders (eine grosse Menge dicker Nervenzweige, die ohne zu au- deren Theilen zu gehen, sich bloss in ihr überall verbreiten. Schon oben habe ich angeführt, dass ein starker Zweig des Trigeminus sich äusserlich am Schedel in der Gegend des Gehörganges verzweigt. Ausser diesem Aste schickt. derselbe Nerve noch mehrere ebenfalls grosse Zweige ab, die ‚nicht zu den Muskeln der Kiefer, sondern bloss zu dieser Zellenhaut gehen, und durch den hinteren Theil der Augenhöhlen gleich nach aussen und rück- wärts zu den Zellen am Hinterkopfe und Kiemendeckel, längs dem Boden der Augenhöhlen aber zu den in den Unteraugenhöhlen-Knochen und den un- „ter, dem Rostrum gelegenen Zellen, längs deränneren Augenhühlenwand oben ‚und einwärts von den Geruchsorganen zu’ den Zellen auf der Stirn und oben ‚auf dem Rostrum verlaufen. 94 So findet sich denn beim Lepidoloprus eine grosse überall geschlossene, fast den ganzen Kopf umgebende, mit elastischem Gase angefüllte, sehr ner- venreiche und also fein-empfindende Höhle, die zur Fortpflanzung und selbst zur Empfindung der Schallschwingungen um so geeigneter scheint, als ihre Nerven mit denen des eigentlichen Gehörorgans in der innigsten Verbindung stehen. Da nun überdiess der diesen Knochenfischen allein zukommende äus- sere Gehörgang, wie eine Röhre, diese Höhle durchbohrt, und durch seine dünnhäutigen Seitenwände ringsherum in der Länge eines viertel Zolles auch mit an die Zellen grenzt, so kann es nicht fehlen, dass die durch den äusseren Gehörgang zum Labyrinthe dringenden Schallschwingungen sich auch seitlich auf die grosse, den Schedel umgebende, mit elastischem Gase angefüllte Höhle, die denn gewissermassen die Stelle einer grossen Paukenhöhle ver- tritt, ausbreiten. ii Zu welchem Zwecke endlich das Gehörorgan des Lepidoloprus auf eine so abweichende und vorzügliche Weise ausgebildet sey, ist schwer zu erra- then. Dass er nach Risso in grosser Tiefe des Meeres lebt, dürfte wohl kaum als einziger Grund dafür anzunehmen seyn. Da er gar nicht bewaffnet, 'sei- nes grossen und schweren Kopfes wegen plump; und überdiess mit verhält- nissmässig sehr kleinen Bewegungsorganen versehen ist (die Kehlflossen in der überhaupt wenig genauen Abbildung bei Risso Pl. VII £. 21 sind ver- hältnissmässig um das Doppelte, die Rücken- und Afterflosse aber in minde- rem Grade zu gross gezeichnet), auch an dem Orte lebt, wo die grossen Raubfische sich vorzüglich aufhalten, so ist ein ungewöhnlich feines Gehör vielleicht das einzige Mittel für ihn, sich seinen Feinden bei Zeiten zu ent- ziehen. Durch die Vergrösserung der Gehörorgane wird der Kopf auch zugleich bedeutend leichter und so eine schleunige Flucht möglicher, als wenn der gleich grosse Kopf massiv wäre. wi i Da ich von der zweiten Art dieser Fischgattung, dem Lepidoloprus coe- "Torthynchus, mir nur ein einziges Exemplar verschaffen konnte, ind ich nioht gerne das Skelet desselben einbüssen wollte, so habe ich das Gehörorgan 95 desselben minder genau untersuchen können. Das innere Ohr ist gross und dem des Lepidoloprus trachyrhynchus ähnlich; die seitliche Gehörgrube der Schedelhöhle ist ebenfalls sehr geräumig, auch abwärts sehr gewölbt, doch der in ihr ruhende Gehörstein verhältnissmässig minder gross, als bei der vorigen Art. Es findet sich ferner eine kleine hintere, durch ein rundes Loch mit der grösseren vorderen Gehörgrube in Verbindung stehende Höhle, zu welcher aber kein äusserer Gehörgang führt. Die stark beschuppte Haut überkleidet nämlich glatt und ohne Oeffnung, wie bei allen anderen Kno- chenfischen,—die hinteren und seitlichen Theile des Schedels. Unter ihr findet sich eine grosse flache und leere Zelle, auf ‘deren Boden, gerade auf der Stelle, wo beim Lepidoloprus trachyrhynchus der Gehörgang mit einer feinen Haut verschlossen wird, eine länglichrunde bloss häutige Stelle, fast wie ein Trom- ‚melfell von Ansehen: liegt. Einwärts von dieser Menıbran befindet sich eine ziemlich grosse, hinten tiefere und offene Höhle, die grösstentheils von den Nackenmuskeln ausgefüllt wird, aber auch nach vorn auf die kleinere hintere Abtheilung der für das Labyrinth bestimmten Grube der Schedelhöhle, wel- che: hier nur von: einem sehr dünnen Knochenblättchen verschlossen» wird, stösst. | Die Fortpflanzung der Schall-Schwingungen auf "las innere Ohr. wird also ‚hier lange nicht so begünstigt, als beim Lepidoloprus trachyrhynchus, und die nur mit einer Membran verschlossene Oeffnung am Schedel scheint hier von wenigem Nutzen und: bloss als Analogon mit der bei der anderen Art vollkommeneren Bildung physiologisch interessant zu seyn. WUebrigens findet sich am Kopfe des Lepidoloprus coelorrhynchus derselbe‘ grosse leere Raum zwischen den allgemeinen Decken und dem Schedel, indem auch hier viele feine Knochenspitzen und Blätter emporragen und die Haut tragen. Da bei dieser Species das Rostrum kürzer ist, als bei der anderen, so finden sich natürlich auch vorne weniger Zellen, und statt des Loches in den Nasenbei- nen des Lepidoloprus trachyrhynchus hier am vorderen Rande der Nasenbeine jederseits ein Ausschnitt, wodurch die oberen Zellen mit den unteren com- municiren. Auch hier sind alle Zellen am Schedel mit einer eigenthümlichen 96 ‘feinen Haut’ ausgekleidet, die eben so nervenreich wie beim Lepidoloprustra- chyrhynchus ist, und ausserdem an mehreren Stellen einzelne etwa Hirsenkör- ner grosse drüsigte Körperchen enthält, die vielleicht wie die sonderbaren Körper in den geschlossenen Schwimmblasen der Fischen zur Absonderung einer Gäsart oder Flüssigkeit dienen mögen. N ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN AUF TAFEL VI. Fig. L Der Kopf des Lepidoloprus re tr die äussere Gehör- mündung zeigend. £ Fig. U. Das rechte Gehörorgan desselben von innen betrachtet. 1) Das Vestibulum; 2) dessen vordere einen Stein enthaltende Erweiterung; 3) der Saccus; 4) der kleine Anhang desselben; 5) der hintere Bogengang; 6) der vordere Bogengang, beide noch verborgen und daher nur 'punktirtangegeben; 7) das hintere Ende des äusseren Bogenganges; 8.8.8) drei Zweige des Nervus trigeminus. 9) der Gehörnerve; 10) derNervus vagus; 11) der letzteHirnnerve, Fig. II. ‚Das linke Gehörorgan desselben, nachdem die Knochendecke weggebrochen :und der Sack geöffnet ist. 1) Das Vestibulum; 2) dessen vor- dere Anschwellung, wo der Stein liegt; 3) die Ampulla des vorderen Bogen- ganges; 4) das vordere; 5) das hintere Ende des äusseren Bogenganges, mit den daran ansitzenden Flocken oder Fäden; 8) die äussere Gehörmündung; 9):der kleine Saccus; 10) ein Theil des eröffneten grossen Saceus; 11) derim vorigen liegende grosse Gehörstein. | rar Fir Fig: IV. Die obere Fläche des grossen |Gehörsteins der ‘rechten Seite. 1) Seimäusserer; 2) sein vorderer; 3) sein innerer; 4) sein hinterer Rand. Fig. V. Derselbe von unten betrachtet. olhir Fig. VI. Der'Schedel des trachyrhynchus von oben. PN Die Gehöröftnungen. > doifsitg “Fig. VI. TREE BR des Teilen 2 ren » Enechöim bares Trommelfell.\ ; 4; ri nem u BEMERKUNGEN ö ÜBER CONSTANTE VERKNÖCHERUNGEN IN DEM JOCH- BEIN-UNTERKIEFERBAND MEHRERER VÖGEL. voM PROFESSOR RETZIUS ıv STOCKHOLM. MIT ABBILDUNG. (EINGESENDET IM HERBST 1824.) Ich wi in folgendem versuchen eine Beschreibung einiger kleiner Knochen- gebilde zu geben, welche im Jochbein-Unterkieferband mehrerer Vögelge- schlechter vorkommen, und die bis jetzt noch nicht die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich gezogen zu haben scheinen; indem ich davon nichts in Tiedemann’s classischem Werke über die Anatomie der Vögel, und auch nicht in später herausgekommenen Arbeiten finden kann, Bei den Gangvögeln entspringt jenes Band von dem hinteren Theile der äusseren Fläche des Jochbeins. Es legt sich über den Rand des Uniterkiefers, ohne eigentlich in das Gelenk einzugehen, und endet sich an der Basis des ‚Griffelfortsatzes des Unterkiefers. Die Gelenkflächen schliessen sich sehr un- vollkommen, so dass das Gelenk nach hinten offen stehi. In diesem Bande kommen kleine Knochen-Gebilde vor, welche die Gelenkhöhle von hinten iessen. Bisweilen findet sich nur eines, bisweilen sind es deren zwei. Zeitschrift f. Physiol. II. 1. 13 98 Der kleinste Knochen liegt immer zuäusserst. gegen das Jochbein, der grosse dem. Griffelfortsatz näher. Die hintere Fläche ist an letzterem immer abge- rundet und eben. Auf der vorderen Seite hat es zwei mit Knorpel beklei- Jdete Gelenkflächen, wovon die unterste am meisten ausgehöhlt ist, zur Auf- nahme des kleinen hinteren runden Knopfes des Unterkiefers. Die obere ist weniger ausgehöhlt, und passt-‚an -die hinterste "Gelenkfläche des mittleren Gelenkhügels des Quadratknochens. Der klein Knochen. hat höchstens eine Gelenkfläche.\! vl 7. A az € Ir Bei Corvus Corax, /cornix, monedüla und. pica ist das grössere Knöchelchen sehr entwickelt; es liegt hier dem Maxillarende des Ligaments sehr nahe. Seine vordere Seite hat zwei bedeutende Gelenkflächen, und ist mondförmig ausgehöbit.. ‘Die hintere Fläche \istsehen nnd zundlich erhaben. Das kleine Knöchelchen ist beinahe eben so gross als das erste und hat eine Gelenkfläche, die beinahe platt ist! "Die Hintere Fläche liegt noch in dem Ligament. s an: | In dem Geschlechte Garrulus fand ich das grössere Knöchelchen bei den Arten glandarius und infaustus sowohl der Lage und Form nach dem- jenigen ‚beiden. Raben. sehr) ähnlich,’ aber Me IR ER N: indem "äusse- ren Ende des: Bandes war bloss schwach angedeutet. Bei dem Geschlechte Lanius ist das grössere Kutichelchenr bei den L. Excubitor mondförmig, auf der vorderen oder 'ausgehöhlten Seite mit: zwei Gelenkflächen versehen; die’ Verknöcherung an der äusseren Seite des" Randes ist hier im Verhältniss grösser als in den “vorigen Geschlechtern, so ‚dass 'es heinahe so gross wie das oben beschriebene ist!" Bei Ampelis ist 'es fast rund, und in der Mitte des Bandes hat es zwei’ Gelenkflächen. | Unter den Sangvögeln mit dünnem Schnabel’ (Tenuirdstres) 'suhrieh' es'bei Sylvia Phoenicurus sehr klein, dünn, 'ausgehöhlt und'ovah, ansden ‘äusseren Ende des Bandes. Bei Turdus liegt es in der!Mitts'des Ligaments; die hin- tere Fläche ist: kugelrund, am vorderen Theile’ bildet es einen sehr klei en Fortsatz, der von'demLigament abweicht, (und sich anteinen Theil des klei- or. nen hinteren Kopfes des Unterkiefers anlegt. Bei Anthus Pratensis ist esso gross wie ein Senfkorn, und. liegt nahe an. der inneren ‚Befestigung des Joch- ‚bein-Unterkieferbandes. Bei Cinclus’aquatieus liegt es in der Mitte des Bandes, istirundlich, diek und mit zwei Gelenkllächen versehen. Bei-Parüs major und-coeruleus, ist,es im Verhältniss ‚gross, mondförmig ‚gebogen, und zeigt an der inneren Befestigung des Bandes zwei, Gelenkflächen. In dem Jochbein-Ende des Bandes liegt noch. eine sehr kleine Verknöcherung. Bei Emberiza 'miliaria ‚ist,.es im Verhältniss sehr gross, einzeln, mit der vor- deren, in die Gelenkhöhle eingehenden Kante, durch die schiefe Richtung der zwei Gelenkflächen sehr zugeschärft.: Bei 'Fringilla cocothraustes, wovon ich ‚die Zeichnung mittheile, ist es sehr entwickelt, pyramidenförmig und gross, so dass es den ganzen hinteren Ausschnitt zwischen dem Griffelfort- satze und dem Unterkiefer ausfüllt. Die untere Gelenkfläche für den Unter- kiefer ist sehr ausgehöhlt, die obere für das Quadratbein beinahe platt. Die drei Flächen der vorderen Seite‘ laufen ‘in einen kleinen pyramidenförmigen Fortsatz zusammen. ' Bei Gocothraustes, so wie bei mehreren anderen Arien dieses Geschlechtes. lag auch in: dem Jochbein-Ende des Bandes noch eine kleine‘ Verknöcherung. Bei Pyrrhula vulgaris ist es sehr lang und schmal, in der Mitte, des Bandes'hiegend. ‚Auf ıder vorderen ausgehöhlten Fläche "schlägt sich 'ein kleiner spitzer Fortsatz um den hinteren Knopf des Unter- kiefer -Gelenkes herum. - In’ zwei ausgebildeten. Exemplaren von Loxia cur- ‚virostra fand’ ich! keine Spur von Verknöcherungen in, dem»Jochbein - Unter- kieferband. aan EROR S POTT Bei Sturnus vulgaris verhält sich das Anächalabs ganz wie bei Cin- clus. Bei der Sitta'ist/es sehr klein, linsenförmig, mit zwei kleinen, ohne Zuschärfung zusammengehenden Gelenkflächen versehen. In dem äusseren Ende des ei ist noch eine kleine Verknöcherung befindlich, Bei Upupa epops ist es äusserst unbedeutend, kaum %Y, Linie, lang, linear, und nahe an dem äusseren Ende des Bandes liegend. ‚Bei Caprimulgus und Cypsaelus soh.ich es nicht, und bei Hirundo urbica ‚ findet sich bloss ein kleiner Kern. 13'* 100 Bei den Spechten, wo das Jochbein-Unterkieferband sehr fein ist, und schief zwischen den Gelenkflächen des Unterkiefers nahe au dessen äusserem Rande verläuft, fand ich keine Verknöcherungen. Eben so liegt bei den Hühnerartigen Vögeln der grösste Theil des Bandes’ in dem Gelenke selbst auch ohne Knochen. Bei den Sumpfvögeln liegt es sehr weit nach aussen und reicht weit weniger in das Gelenk hinein. Bei diesen kommt bisweilen ein äusserst kleiner Knochenkern in dem Bande vor, wie bei Totanus calidris. Bei den Schwimmvögeln verhält es sich ganz so, wie es Tiedemann be- schrieben hat; bloss in dem Geschlechte Larus, nämlich bei Larus canus, wo die Gelenkfläche des Quadratbeins sich so weit nach hinten ziehet, liegt das Band an dem Rande eingekeilt und hat eine unbedeutende Verknöcherung. Bei den Raubvögeln, bei denen das Band äusserst knrz ist, liegt es aus- serhalb des Gelenkes; sein inneres Ende befestigt sich nicht wie bei den übri- gen an dem Griffelfortsatze, sondern in einen Ausschnitt zwischen der Basis desselben und dem hinteren Gelenkknopfe des Unterkiefers, und bei keinen von denen, welche ich untersuchte, kamen Knochenstücke vor. Wir sehen hieraus, dass die angeführten Knochen-Gebilde vorzügiich nur den Gangvögeln eigenthümlich sind. Sie sind ihrer Bildung nach Seh- nen- oder Sesambeine, gleich dem Humero-Capsularknochen, welchen Nitsch beschrieben hat, und welcher ausser bei den Raubvögeln bei denselben Ge- schlechtern vorkommt. Ihre Anwesenheit scheint vorzüglich für die Stärke und die Bewegungen des Gelenkes wichtig zu seyn, und ihre Form von der Bildung desselben abzuhängen. Tareı V. Fig. 1. Kopf von Fringilla Cocothraustes. 4) Hinteres Ende des Jochbeins; 2) hinteres Ende des Unterkieferastes; 3) das kleine Knöchelchen, am äusseren Ende des Jochbein - Unterkiefers; 4) das grös- sere Gelenkknöchelchen; 5) Griffelfortsatz des Unterkiefers. " Fig. 2. Unterkiefer desselben. 3, 4) Wie im vorigen; 6) äusseres Ende des Jochbein-Unterkieferbandes, welches losgerissen ist; 7) inneres Ende desselben auf dem Griffelfortsatz festsitzend. 101 . XL ® ANATOMISCHE BESCHREIBUNG DES BLUTGEFÄSSYSTEMS DER SCHLANGEN. VON D’ FRIEDRICH SCHLEMM, PROSECTOR ıv BERLIN. MIT ABBILDUNGEN. TAFEL VII. (EINGESENDET IM JAHR 1825.) I. VON DER LAGE, GESTALT UND DER INNEREN BESCHAFFENHEIT DES HERZENS. Ds Herz der Schlangen, von seinem Herzbeutel umhüllt, liegt in der gemeinschaftlichen Höhle für die Organe der Respiration, Verdauung, Harn- absonderung und der Geschlechtsfunctionen. Es wird beständig in der vor- deren Körperhälfte, vor der Leber und unter der Luftröhre, oder bei eini- gen unter der Lunge liegend, gefunden; jedoch ist der Raum zwischen (dem Herzen und dem Kopfe sehr verschieden bei verschiedenen Schlangengattun- gen, was, wie ich durch mehrere angestellte Ausmessungen gefunden habe, mit der Länge oder Kürze des Schwanzes in Beziehung steht. Ist nämlich der Schwanz kurz, wie bei den meisten giftigen Schlangen, so entfernt sich das Herz weiter vom Kopfe, und umgekehrt. Ein auffallendes Beispiel geben hiervon Coluber natrix, austriacus und Anguis fragilis mit langen Schwänzen, 192 wo also das Herz in geringer Entfernung hinter dem Kopfe liest, im Gegen- satze zu Vipera berus und Trigonocephalus mutus mit kurzen Schwänzen und sehr nach hinten geschobenen Herzen, so dass fast der grösste Theil der Lunge vor demselben sich befindet — Dieses Zurücktreten des Herzens be- dingt eine nothwendige Abwei@hung in der Vertheilung der Lungenblutge- füsse, welche ich bei der Beschreibung derselben näher erörtern werde. Der Herzbeutel hat die Form eines ovalen Sackes, dessen hinteres Ende etwas spitzer als das vordere ist. Seine obere, der Luftröhre zugewandte, Seite ist etwas flacher und mit einer Furche versehen, welche durch ‚die über dem Herzen nach hinten verlaufende Aorta sinistra bedingt wird. Die untere Seite des Herzbeutels berührt die innere Fläche der Bauchmus- kein und wird an sie durch Zellgewebe geheftet. An der rechten Seite liegt der Herzbeutel unmittelbar an der inneren Fläche der Rippen und Zwischen- rippenmuskeln, hingegen auf der linken Seite ‚befindet sich zwischen ihm ‚und den Rippen die Speiseröhre. Das Herz liegt daher nicht in der Mitte der allgemeinen Höhle, sondern mehr nach der linken Seite, besonders dann, wenn, das Thier durch, das Verschlucken seiner Nahrung die Speiseröhre ausgedehnt hat. ER Der Herzbeutel schlägt sich hinter dem Herzen an der Hohl- und Lin- gen- Vene, vor dem’ Herzen an den übrigen grossen Gefässtimmen, in seine Höhle zurück und.überzieht das’ Herz als äussere Haut. str re Das Herz besteht aus einer Herzkammer» (Ventriculus) und zweiVor- kammern (Atria'cordis). "Dass die Herzvorkammern; durch eine Scheide- wand getrennt sind, hat Unvier schon richtig angegeben *), obgleich später Treviranus änführt, dass nur eine Herzvorkammer bei den Schlangen vor- handen ’sey.**) — Die Scheidewand der beiden Vorkammern ist häutig, be- steht aus einer Verdoppelung der inneren Haut, welche durch das Zusam- *) Cuvier lecons d’anat. comp. T. IV. p. 294. *) G. B Treriranus Biologie. ir Bd. $. 259. 403 mentreten der'beiden Atria' gebildet wird. Sie irennt die beiden Ostia venosa von einander, 'durch‘welcher'das Blut dem Ventrikel zugeführt: wird. Die "Wände der Vorkammern bestehen aus der ‚äusseren Haut, einer Fortsetzung + des zurückgeschlagenen Herzbeutels, und der inneren Haut. Zwischen beiden Halten liegen dünne Muskelbündel in verschiedenen Richtungen so nebenein- „ ander, dass bei der Ausdehnung gegen das Licht gehalten durchscheinende AR ;4 Zwischenräume wahrgenommen werden. "Die rechte Vorkammer hat eine ovale Gestalt und ist grösser und ge- räumiger als die‘linke. Ihre obere Seite ist der Luftröhre und den nach hinten verlaufenden grossen Gefässtämmen zugewandt; ihre untere Seite ruht ‚auf den Bauchmuskeln; die rechte ist den Rippen zugekehrt, dielinke end- . lich liegt mit ihrem 'hinteren Ende an dem Herzventrikel,.mit‘dem vorderen an den Arterienstämmen. ‘In der Mitte dieser linken Seite befindet sich das .- + Ostium venosum. — In dieses Atrium dextrum 'ergiessen sich die Vena cava - posterior und die Venae cavae anteriores, oder da den Schlangen die Extre- „mitäten fehlen, die beiden Venae jugulares, und »zwar auf folgende Weise: ß die Vena jugularis dextra mündet mit’ der von hinten ihr‘ entgegenlaufenden “ Vena cava posterior ‘in eine sackförmige Erweiterung der Venenhäute (Saccus venosus) zusammen, welche über und nach rechts neben der rechten Herz- vorkammer liegt und sich in diese durch eine längliche Mündung öffnet. Die > innere ‚Haut ‚dieser Erweiterung setzt sich durch die längliche Mündung in , das Alriuln fort und Bildet, 'indem- sie sich zurückschlägt und in die innere Hit dieser Vorkanmer übergeht, eine feine Hautfalte, die'wohl "Valvula 5 atrii dextri geriannt ‘werden kann. Von dem vorderen Ende dieser Klappe 2 geht sein rundliches Bändchen ab, welches sich an die Fleischfasern der Vor- _ kanmern heftet. — "Die Einsenkung dieses Sackes in das Atrium geschiehet "Hast auf dieselbe Art, wie bei den Säugethieren' der Dünndarı ı in’ den Diek- darın Vübergehr‘ und ’die Valvula-coli bildet. | =" Die Vena jugularis $inistra Jäuft, nachdem sie an dir Basis’ dest Herzens in » ‚den Herzbeutel' getreten ist, von der unteren Seite des Herzens in der Furche « 104 zwischen der Herzkammer und der linken Vorkammer um das Herz, zu der oberen ‘Seite desselben und ergiest sich hier in das hintere Ende des Atrii _ dextri, nahe am Rande der länglichen Oetinung der sackförmigen Erweiterung. Die linke Herzvorkammer oder Lungenvenen-Vorhof bietet eine rund-. lich -eckige Gestalt dar und ist um die Hälfte kleiner als die rechte. Ihre linke Seite ist der nach hinten verlaufenden Aorta und der Speiseröhre zugewandt; ihre rechte oder innere Seite wird durch den Ursprung der Ar- teria pulmonalis und Aorta sinistra bedeckt. In ihre obere Seite, in geringer Entfernung von ihrem Ostio venoso, mündet die Vena pulmonalis ein. Das Herz im engeren Sinne oder der Ventriculus cordis hat die Gestalt eines Etwas zusammengedrückten Kegels, von dem die Spitze gegen den Schwanz, die Basis gegen den Kopf der Schlange gerichtet ist. An der linken Seite der Basis desselben ragt ein kegelförmiger Vorsprung hervor, welcher sich links neben dem Ursprunge der grossen Arterien, nach vorne zieht, und auf welchem das hintere Ende des Atrii dextri ruhet. — Die Höhle des Ven- trikels ist durch eine unvollkommene aus Fleischfasern bestehende Scheide-, wand in zwei Zellen getheilt, in eine obere, welche zugleich mehr links liegt und sich bis in den kegelförmigen Vorsprung auf der Basis des Ventrikels er- streckt, und in eine untere mehr nach links gelegene, die tiefer als jene zur Spitze des Ventrikels hinab verlängert ist. Die Scheidewand zwischen beiden Zellen erstreckt sich von der Basis des Ventrikels in horizontaler Richtung ge- sen die Spitze desselben; nach rechts ist sie nicht mit der Wand des Ventri- kels verbunden, sondern bildet einen freien Rand, an welchem beide Zellen, besonders an ihrer Basis, mit einander Gemeinschaft haben und folglich nur als zwei unvollkonmmen von einander getrennte Höhlen betrachtet werden kön- nen. Die Fleischfasern dieser Scheidewand liegen in Form von kleinen Bün- deln am freien Rande derselben dicht aneinander; an der linken Seite hinge- gen, dem freien Rande gegenüber, bilden sie ein engmaschigesNetz, wodurch gleichfalls wohl ein geringer Theil des Blutes aus der einen Zelle zu der 'an- deren gelangen kann, — Die Wände des Ventrikels bestehen aus dicht anein- « . ZI 105 ander gereiheten Muskelbündeln, und sind an der oberen Zelle beträchtlich di- cker, als an der unteren. Auf ihrer inneren Oberfläche, besonders in der‘ oberen Zelle, liegen freie mannichfach unter sich durchkreuzte Faserbündel, zwischen welche:das Blut bei der Anfüllung des Herzens getrieben wird. Die Ostia venosa öffnen sich beide in der Basis der oberen Zelle des ng Ventrikels; das eine, von der Lungenvenen-Vorkammer, mehr nach links; das « andere, aus der Vorkammer der "Körpervenen, mehr nach rechts, dem freien Rande der Scheidewand näher, um den das Blut zu der unteren Zelle flies- sen kann. — Jedes Ostium venosum ist mit einer halbmondförmigen Klappe, einer Fortsetzung der häutigen Scheidewand beider Atriorum, bedeckt. Der freie Rand dieser Klappen ist, nach der Lage der Herz-Vorkammern, deren Mündung sie bedecken, von der rechten nach rechts, von der linken nach links gewandt. Sie verhindern den Rückfluss des Blutes aus der oberen Zelle in die Vorkammern. — Die Ostia arteriosa der Aorta dextra und sinistra be- finden sich auch in der oberen Zelle rechts neben den venösen Mündungen „ und nahe am freien Rande der Zellen-Scheidewand. Sie liegen so nebenein- ander, dass das, welches zu der Aorta dextra führt, links neben dem für den Ursprung der Aorta sinistra sich befindet. Cuvier*) lässt die Aorta sinistra „aus der unteren Zelle unter der Scheidewand entspringen, was ich indess bei „öfters wiederholten Untersuchungen nicht bestätigt gefunden habe. Das Ostium arteriosum pulmonale zeigt sich auf der linken Seite in der Basis der unteren Zelle. ‚Es liegt folglich unter der Scheidewand und ist von ihrem freien Rande am weitesten entfernt. Jedes Ostium arteriosum, welches zu den drei grossen Schlagaderstämmen führt, ist mit zwei halbmondförmir 4 gen Klappen versehen, welche, wenn sie angespannt werden, ihre convexe „Seite den Herzkammerzellen, ihre concave den Arterienstämmen zuwenden. Wenn man, nach dieser Betrachtung der Structur des Herzens, die Ur- sprungsstellen der grossen Arterienstämme und die Einmündung der Vorkam- *) Cuvier lecons d’anat comp. T. IV. p. 225. Zeitschrift £. Physiol. 1. 1. 14 106 mern in die Herzkammer mit einander vergleicht, so kann man einigermas- sen nachweisen, dass das Blut aus dem Atrium pulmonale allein die obere Zelle des Venirikels anfülle; hingegen das Blut der Körpervenen-V orkammer um den freien Rand der Scheidewand zu der unteren Zelle fliesse. Bei einer Zusammenziehung des Ventrikels wird folglich das Lungenblut der oberen Zelle vorzugsweise in die beiden Aorten getrieben, welche ans ihr entsprin- gen; das Körpervenenblut der unteren Zelle strömt hingegen in die Arteria pulmonalis. Diess ist um so wahrscheinlicher, als man wohl annehmen kann, dass bei jeder Contraction des Ventrikels seine Wand sich an den freien Rand der Zellen-Scheidewand anlege und folglich in diesem Zustande die Zellen fast gänzlich von einander getrennt sind. Indessen will ich durch diese Nachwei- sung doch eine theilweise Vermischung des Lungen- und Körpervenenblutes in den Herzventrikel-Zellen nicht durchaus ableugnen. 11. VERLAUF UND VERBREITUNG DER RECHTEN ODER VORDEREN "AORTA. Die rechte Aorta, nachdem sie aus der Basis der oberen Zelle des Ven- trikels links neben der Aorta sinistra entsprungen ist, geht in schräger Richtung über der Aorta sinistra nach vorn und rechts, so dass sie bei wei- terem Verlaufe links die Aorta’ssinistra und rechts'das vordere Ende des Atrii dextri neben sich hat. ' Vor dem vorderen Ende des Atrii’dextri bildet sie, indem sie über dem Herzen rückwärts läuft, einen Bogen, der seine convexe Seite nach vorn, seine concave nach hinten wendet. Dann zieht sie sich schräg über die Luft- und Speise-Röhre nach hinten zu der linken Seite der letz- teren, wo sie schon durch den Abgang mehrerer Aeste bedeutend kleiner ge- worden ist, und vereinigt sich mit der nach hinten verlaufenden Aorta sini- stra. Der Zwischenraum hinter dem Herzen, wo beide Aorten sich mit ein- ander verbinden, ist bei verschiedenen Schlangengattungen verschieden, so ur: 107 z.B. beträgt er bei Coluber natrix einige Linien, bei Boa constrictor emige Zolle etc. Die Aorta dextra gibt in ihrem Verlaufe bis zur Vereinigung mit der linken folgende Aeste ab: ; 1) Nahe vor den halbmondförmigen Klappen die rechte und linke Kranz- schlagader des Herzens. 2) Ehe sie den Bogen gebildet hat, die Arteria cephalica (Carotis communis bei Cuvier). 3) Nachdem sie den Bogen gebildet und sich so nach rechts de Wirbelsäule genähert hat, die Arteria collaris (Arteria vertebralis nach Guvier). 4) Im Rückwärtsgehen gibt sie bis zur Vereinigung mit der Aorta sinistra noch einige Zwischen-Rippen- Arterien ab. Die Arteria coronaria cordis dextra geht in der Turche zwischen der rechten Vorkammer und Herzkammer zur oberen Seite des Herzens und verbreitet sich hier; die Sinistra geht um den Ursprung der Aorta sinistra zur unteren Seite des Herzens, wo sie sich zerästelt. Die Arteria cephalica ist der gemeinsame Arterienstamm, in welchem beide Carotides communes, beide Arteriae vertebrales und die Arteria thy- reoidea inferior enthalten sind. Da den Schlangen die Extremitäten feh- len, so fehlen ihnen auch die Arteriae subelaviae als besondere Stämme; es entstehen dagegen die Aeste, welche aus den Schlüsselbein-Schlagadern bei den Säugetlieren zum Halse, zum hinteren Theile des Hirns und zum Rücken- marke gehen, theils aus dieser Arteria cephalica, theils aus der Arteria col- laris. — Obgleich diese Arteria cephalica in ihrem Verlaufe schon den Or- ganen, die zwischen dem Kopfe und dem Herzen gelegen sind, Aeste zuschickt, so scheint mir demohngeachtet der Name Cephalica nicht unpassend zu seyn, weil sie allein allen Theilen des Kopfes ihr Blut zuführt. Sie geht nach ih- rem Ursprunge aus der Aorta dextra schräge nach links vorwärts, und tritı zwischen dem Bogen der linken Aorta und der Luftröhre durch, zu der un- teren Seite der Speiseröhre, unter welcher sie neben der linken Seite ‘der 14 * 108 Luftröhre bis zum Kopfe verläuft. Sie wird auf diesem Wege von der Vena jugnlaris. sinistra und dem Nervus vagus begleitet und ist mit ihnen durch Zellgewebe verbunden. Sie schickt sogleich nach ihrem Ursprunge aus der Aorta dextra einen starken Ramus glandularis zu einer runden Drüse, welche vor dem Herzen unter den grossen Gefässtämmen liegt; ferner gehen noch aus ihr an diesem Orte kleinere Zweige zu den beiden länglichen Drüsen, die an den Halsve- nen liegen. Cuvier lässt jenen grösseren Drüsenast aus der rechten Aorta selbst entspringen, was ich aber nicht bestätigt finde, weder bei Coluber na- trix und capistratus, noch bei Boa constrietor und Trigonocephalus mutus. Dieser Drüsenast entspricht der‘ Arteria thyreoidea inferior der Säugethiere, oder einer thymica, wenn jene Drüse als Thymus betrachtet wird. Nachdem die Cephalica über dem linken Aortenbogen zu der linken Seite der Luftröhre gekommen ist, entspringt aus ihr ein Ramus trachealis recur- reus, der die Luftröhre über dem Herzen und den Herzbeutel selbst mit Zweigen versorgt. — Ferner entspringen noch aus der Cephalica in ihrem Verlaufe bis zum Kopfe mehrere kleinere Zweige, welche sich nach rechts zur Luftröhre wenden; ferner zehn bis zwölf etwas stärkere Aeste (Rami oesophagei), die an der unteren Wand der Speiseröhre mit vor- und rück- wärts laufenden Zweigen sich so untereinander vereinigen, dass ein Arterien- netz den ganzen Oesophagus umstrickt. In der Gegend, wo der Unterkiefer mit dem Quadratbeine eingelenkt ist, gibt die Cephalica die Arteria inframaxillaris ab, welche deutlich erscheint, wenn man den breiten Halsmuskel, welcher den Unterkiefer abwärts zieht, zurückgeschlagen hat. Sie wird vom Zungennerven begleitet, gibt Zweig® jenem Muskel, dem Schlunde, der Stimmritze, der Zunge und ihrer häutigen Scheide und verbindet sich unter dem vorderen Ende der beiden Unterkie- ferhälften mit der von der anderen Seite. Die Cephalica verlässt vor dem Ursprunge der Arteria inframaxillaris ihren geraden Verlauf, sie lenkt sich um den Winkel des Unterkiefers herum = cur Ze 109 und steigt zur linken Seite des Kopfes in die Höhe. Sie gibt auf diesem Wege noch kleine Zweige’ zum Schlunde und einen grösseren. zu den Muscu- lis pterygoideis, zerfällt dann aber selbst, ehe sie unter der Columella durch- gegangen, in zwei Hauptäste, wovon der eine die Carotis communis si- nistra ist, der andere der Truncus anonymus oder communis für die beiden Arteriae vertebrales und für die Carotis communis der rechten Seite. Die Arteria carotis communis sinistra geht an der linken Schedelseite unter der Columella und über dem hinteren Gaumenbeine vorwärts bis zur Augenhöhle. _ Um ihren Verlauf deutlich zu sehen, muss man das Os tem- porum nach Geoffroy (Os quadratum supremum bei Carus) vom Schedel ablösen und zurückschlagen. Vor der Columella entspringt aus ihrer unteren Seite die Arteria alveolaris inferior, welche unter dem Os temporum auswärts geht, dem Musculus temporalis und masseter Zweige zuschickt und dann mit dem Nervus alveolaris inferior in das Foramen mandibulae posterius eingeht. Aus dem Unterkieferkanale geht von ihr ein Ast durch ein Loch, welches sich an der äusseren Fläche desselben zwischen dem vorderen mit Zähnen versehenen und dem hinteren zahnlosen Theile öffnet, zu dem hinteren Ende der Unterkiefer-Speicheldrüse. Die Fortsetzung der Unterkieferkanal-Schlag- ader geht ferner in ihrem Kanale unter den Zähnen bis zur vorderen Extre- mität des Kiefers, schickt aber hier noch einen Ast nach aussen, den Ramus mentalis, ‚welcher in dem vorderen Ende der Unterkiefer-Speicheldrüse und der Lippenhaut sich zerästelt. — Weiter nach vorn, der Augenhöhle näher, entspringt aus der unteren Seite der Carotis communis der Ramus glandulae maxillae superioris posterior. Er wendet sich ebenfalls nach aussen, gibt Zweige den Unterkiefermuskeln, einen Gaumenzweig und tritt dann zu dem ‚hinteren Ende der Drüse, worin er sich vielfach verästelt und mit der vor- deren Drüsenarterie anastomosirt. — Aus der oberen Seite der Carotis kom- men zwei kleine Rami temporales oder verticales, die sich in der Haut, wel- che den Schedel bedeckt, verzweigen. — Noch steigt ein kleines Aestchen aus der oberen Seite derselben am Nervus trigeminus zur Basis der Schedel- 110 höhle auf, gibt dem Nerven Zweige und verbreitet sich wahrscheinlich zu- letzt in der harten Hirnhaut. — Nahe hinter der Augenhöhle, wo die Carotis auf der Gaumen-Speicheldrüse liegt, entstehen aus ihr zwei bis drei Aeste, die sich in dieser Drüse verbreiten. Diese Drüse, von Tiedemann Gaumen- Speicheldrüse genannt, weicht von den übrigen Speicheldrüsen, sowohl in der Form, als in ihrem Gefüge wesentlich ab; sie hat keine so deutliche Acmi, ist in eine gemeinschaftliche Haut eingeschlossen und: ist neuerdings von Cloquet*) als Thränendrüse betrachtet. Wenn die Carotis communis sinistra jene Zweige abgegeben hat, so tritt sie unter dem Os frontis bei Geoffroy (Os zygomaticum bei Carus) in die Augenhöhle hinter dem Bulbus derselben und spaltet sich in die Carotis facialis und cerehralis. 1bÄt ix ke Die Carotis facialis geht hinter dem Augapfel auswärts und abwärts, gibt dem Augapfel kleine Aeste und dann den Ramus glandulae maxil- lae superioris anterior, welcher zum vorderen Theile der Drüse herabsteigt, Aeste zu den Zähnen schickt und mit dem hinteren’Drüsenaste aus der Carotis communis anastomosirt: — Die Carotis facialis theilt sich ‚nachdem diese Aeste abgegangen sind, über dem vorderen Gaumenbeine in zwei Aeste, in einen vor- und in einen rückwärts laufenden. ‘Der vorwärts laufende Gaumenast (Ramus palatinus anterior) kann als infraorbitalis betrachtet werden. Er geht unter dem Angapfel auf dem Gaumenbeine nach vorn und tritt durch einen Kanal des Oberkiefers zur Nase; er schickt seine Zweige zum vorderen Theile des Gaumens und vorn zu der Nasenknorpeln,' wo er sich endigt: — Der zu- rücklaufende Gaumenast (Ramus palatinus reeurrens) geht unter der Gaumen- Speicheldrüse auf der oberen Seite des Gaumenbeins nach hinten, versorgt den hinteren Theil des Gaumens mit Zweigen und steht mit der hinteren Oberkieferdrüsenarterie in Verbindung. Haid ala ur { R h ' “ fit 13 ITUR suMiE 3 Kiny> ' } EICH *).CIogquet, Me&moire sur Pexistance et la disposition des voies lacrymales dans les serpen:. Paris 1821. di ’ AS ER _ 111 Die Garotis cerebralis geht an der oberen und hinteren Seite des Aug- apfels einwärts, gibt den Auge kleine Äeste und tritt durch das Sehner- venloch in die Schedelhöhle. Sie vereinigt sich in derselben unter der Mitte der hinteren Enden der beiden!Geruchsnerven mit der ihr 'entgegenkommen- den Carotis cerebralis der rechten Seite. Von der vorderen Seite des Vereini- gungspunktes beider Carotiden entspringt die Arteria olfactoria, welche den beiden Arteriis.corporis callosi der Säugethiere entspricht. Sie geht in der Mittelfurehe zwischen den beiden- aneinander liegenden Geruchsnerven nach vorn, sibt ihnen Zweige‘und theilt sich dann unter den vorderen Enden der- selben in zwei Aeste, wovon ein jeder mit dem Geruchsnerven seiner Seite, nachdem er sich wieder in zwei Zweige getheilt hat, in die Nasenhöhle hin- eintritt. - 3 Aus derihinteren Seite von dem Vereinigungspunkte beider Carotidum ce- "rebralium entspringen zwei Hauptäste, wovon jeder an der äusseren Seite sei- nes Sehnerven unter der Bäsis des Gehirns rückwärts geht, die Arteria fossae Sylvii abgibt und dann als Ramus communicans mit der Arteria basilaris sich vereinigt. — Die Arteria fossae Sylvii geht unter der Mitte des grossen Ge- hirns in einer leicht eingedrückten Furche auswärts und aufwärts zu der obe- ren Seite dessselben und schickt vor- und rückwärts gehende Zweige ab, die sich in die Substanz’ des Hirns einsenken. Der Truneus anonymus oder communis der beiden Arteriae vertebra- les und der"Garotis commuhis'dextra geht ander linken Seite des Kopfes von der Arteria cephalica so ab, dass er schräge nach innen aufsteigt zu dem Zwischenraume, der zwischen dem Bogen des Atlas und‘ dem Hinterhaupts- "beine befindlich ist. "Auf diesem Wege gibter, nahe bei seinem Ursprunge, - den Flügelmuskeln der linken Seite einen Ramus pterygoideus; ferner nahe am “ Hinterhaupte' die Arteria occipitalis sinistra, welche sich wieder in einen Ra- "musoceipitalis, der 'zum Hinterhaupte geht, und einen Ramus cervicalis theilt, der rückwärts läuft und‘ in den an dem Hinterhaupte befestigten Nackenmus- 'keln sich verbreitet. Zwweilen entspringt, der Ramus oceipitalis und cervicalis, 112 jeder besonders aus dem Truncus anonymus. Nach Abgabe dieser Aeste durch- bohrt der Truncus anonymus zwischen dem Atlas und Hinterhauptsbeine die harte Hirnhaut und geht, indem er einen kleinen Bogen nach vorn bildet, queer unter dem Rückenmarke durch nach der entgegengesetzten Seite. — In der Mitte unter dem Rückenmarke entspringen aus seiner vorderen Seite, in geringer Entfernung von einander, die beiden Arteriae vertebrales; aus sei- ner hinteren Seite die Arteria spinalis, welche unter der Mitte des Rücken- markes ihren Lauf nach hinten fortsetzt. — Die Fortsetzung des Truncus ano- nymus, nach dem Ursprunge der beiden Arteriae vertebrales und der Arteria spinalis, durchbohrt wieder zwischen dem Atlas und dem Hinterhauptsbeine der rechten Seite die harte Hirnhaut und wird dann Arteria carotis commu- nis dextra. % 4 Die Arteria carotis communis dextra entspricht in ihrem Verlaufe der Ca- rotis communis sinistra, in ihrer Verzweigung hingegen bietet sie folgende Abweichungen dar: es entspringt aus ihr die Arteria occipitalis und ein Ra- mus pterygoideus, welche auf der linken Seite des Kopfes Aeste von dem Truncus anonymus sind; ferner geht aus ihr die Arteria inframaxillaris ab, welche auf der linken Seite schon aus der Cephalica selbst entspringt. Diese Arteria inframaxillaris geht rückwärts und abwärts um die inneren Kaumus- keln und den Winkel des Unterkiefers herum zu der unteren Seite desselben und ist hier in ihrer Verbreitung der Inframaxillaris der linken Seite gleich, mit der sie auch unter ‘den vorderen Enden der beiden Unterkieferhälften sich verbindet. : Die beiden Arteriae vertebrales, nachdem sie in geringer Entfernung von einander aus der vorderen Seite des unter dem Rückenmarke queer nach der rechten Seite verlaufenden Truncus anonymus entsprungen sind, gehen con- vergirend unter dem verlängerten Marke vorwärts und vereinigen sich, noch ehe sie die Pons Varolii erreicht haben, mit einander: zu einem'gemeinschaft- lichen Stamme, der Arteria basilaris. ‘ Aus jeder Arteria vertebralis geht ein Ast seitwärts zum verlängerten Marke, : Er, entspricht der Arteria cerebelli "ERIC Zus 113 inferior des’Menschen. — Die Arteria basilaris geht unter der Mitte des ver- längerten Markes zum Hirnknoten über, erreicht aber nicht als ungetheilter Stanim 'das vordereEnde desselben, sondern spältet sich gabelförmig in zwei Hauptäste, wovon''ein jeder als Ramüus communis für die Arteria cerebri pro- funda und’für' den-Ramus communitans zu betrachten ist. — Aus der Arteria basilaris entspringt nach rechts und links ein Ast, welcher in der schwach angedeuteten Grenzlinie zwischen Pons Varolii ‘und Medulla oblongata aus- wärts und aufwärts’ verläüft’ und sowohl ‘Zweige zum Hirnknoten als zum verlängerten Marke abgibt.‘ Er’ entspricht der Arteria cerebelli superior der Säugethiere. — Die beiden Hauptäste, worin die Arteria basilaris unter der Mitte des Hirnknotens zerfällt, gehen divergirend nach vorn, den rückwärts laufenden Ramis communicantibus der Carotis cerebralis jeder Seite entgegen. Ein jeder 'gibt'dem vorderen Theile des Hirnknotens noch zwei kleine Aeste, und theilt sich»dann am vorderen Rande desselben in die Arteria terebri profunda und in den Ramus conimunicans. Die Arteria cerebri profunda geht in der Turche zwischen dem vorderen Rande der Pons Varolii und dem Sehhügel aus- und aufwärts zur oberen Seite des Gehirns, wo sie niit derselben von der entgesengesetzten Seite anastomo- sirt. Sie gibt vorwärtsgehende Zweige zum grossen Gehirn und vorzüglich ‚zum. Sehhügel; rückwärtsgehende zu ‚dem, auf dem Hirnknoten liegenden, sehr verkleinerten Cerebellum.‘ — Der Ramus communicans schickt ein klei- nes Aestchen zu dem Hirnschenkel seiner Seite und: zum Boden der dritten Hirnhöhle, dann verbindet er’ sich mit dem ihm entgegenlaufenden Ramus communicans der Carotis cerebralis' so, dass. man "die Grenze beider nicht bemerken kann. -" a si u Durch den angegebenen Verlauf der Arterien und durch die Vereinigung derselben unter der Basis des Gehirns entsteht ein Oval, ‚dessen vorderes und hinteres Ende etwas zugespitzt erscheint. Es ist dem Circulus Willisii des Men- schen in seiner Bildung völlig ‚gleich, nur dass seine Torm, anstatt, wie. beim Menschen, ein Siebeneck zu bilden, hier als langgezogenes Oval erscheint. Zeitschrift f. Physiol. IT. 1. 15 114 Die Arteria collaris (vertebralis nach Cuvier) schickt zu den Theilen Aeste, welche bei den Säugethieren ihr. Blut aus der Arteria .intercostalis prima, cervicalis adscendens und, transversa cervicis ‚erhalten, ‚Sie entspricht folglich. diesen drei Arterien. Sie ‚geht nach: ikrem "Ursprunge, aus der, Aorta dextra-an der rechten Seite: der Wirbelsäule über der, Luft- und-Speise-Röhre unter der an den ‚unteren Dernfortsätzen der Wirbelbeine befestigten Muskel- schicht nach vorn, dringt ohngefähr acht bis zehn: Wirbelbeine vor dem Her- zen in die Muskelschicht ein. und läuft nun an, der rechten.Seite..der unteren Dornfortsätze dicht an ‚der Wirbelsäule. liegend nach. vorn’ bis zum, Kopfe; Bevor sie in die Muskelschicht ; getreten. ist, 'enispringen aus ihrer' unteren Seite Rami oesophagei,' die zu der oberen Wandider Speiseröhre gehen; aus ihrer oberen Seite gehen drei bis vier Arteriae intercostales hervor, welche nicht paarweise nebeneinander, sondern in. einzelnen Stämmen vor ‚einander entspringen. Jede Zwischenrippen-Schlagader. theilt sich. uiiter! der:Mitte der Wirbelsäule in einen rechten und linken Ast, wovon ein jeder zu den: Rip- pen seiner Seite geht und in.der Regel drei bis vier Rippen mit Zweigen versorgt, von denen durchbohrende Aeste zur Haut gehen: und an den Wur- zeln der Schuppen sich netzförmig mit den nächstvordenen und hinteren verei- nigen. — Dass die Arteriae intercostales. aus einem gemeinschaftlichen Stamme der Aorta entspringen, ‚welcher sich ‚erst nahe an der Wirbelsäule in eine rechte und: linke Zwischenrippen-Schlagader spaltet, habe ich, auch bei Simia sabaea und beim Schweine gesehen. ‚—. Nachdem die Arteria:collaris in die vorgenannte Muskelschicht getreten! ist, so entsprimgen die ‚Zwischenrippen- Schlagadern' aus ihr paarweise, eine für. die rechte und) eine für die linke Rippe, bis sie sich am Kopfe in den unteren Nackenmuskeln. endigt. '- III. VERLAUF DER LINKEN ODER, WEIL SIE DAS BLUT DEN HINTER DEM HERZEN GELEGENEN THEILEN ZUFÜHRT, DER HIN TEREN AORTA. Die Aorta sinistra oder posterior bedeckt, nachdem sie aus der oberen Zelle des Herzventrikels entsprungen, zuerst den Anfang der Aorta dextra : 115 und liegt dann im Vorwärtsgehen ihr zur rechten Seite. Sie bildet, indem sie vor dem Herzen sich rückwärts krümmt, einen Bogen, welcher, wie der von der rechten Aorta, seine Convexität nach vorn wendet; hierauf läuft sie auf der unteren Wand der Speiseröhre liegend, an der linken Seite des Her- zens nach ‚hinten. Hinter dem Herzen nimmt sie die über der Speiseröhre durchgehende Aorta dextra auf und lenkt sich nun in ihrem Verlaufe bis zur Leber zur linken Seite der Speiseröhre. In ihrem weiteren Verlaufe nach hinten liegt sie unter der Mitte der Wirbelsäule und Lunge und über dem Darmkanale, bis sie endlich am letzten Bauchwirbel aus der Höhle der Ein- geweide tritt und als Arteria caudalis sich am letzten Schwanzwirbel endigt. Aus dieser Aorta entspringen, nach ihrer Vereinigung mit der rechten Aorta, bis, zum After unpaare. Stämme, ‚welche zu der Wirbelsäule aufsteigen, in die untere 'Muskelschicht derselben treten und sich dann in eine rechte und linke "Zwischenrippen-Schlagader spalten — Aus ihrer unteren Seite entstehen die Eingeweide-Schlagadern. Weil der Magen aber und die Leber sehr verlängert sind, und zugleich die,Leber weiter nach vorn sich erstreckt, als der Magen, so fehlt den BE die Arteria coeliaca, oder man müsste annehmen, dass sie in viele Aeste zerfallen wäre. "Die Arteriae hepaticae entspringen, zehn bis zwölf an der Zahl, aus der an der linken Seite der Leber nach hinten verlaufenden Aorta. Sie gehen nach rechts zum Hilus der Leber und vereinigen sich hier untereinander, an der &anzen Länge der Leber herab, durch vor- und rückwärts ge- hende Aeste in ‘Bogen, aus welchen die Leberäste in die Substanz derselben eindringen. Aus diesen Leberschlagadern gehen noch Rami bronchiales zur 'Lünge und Aeste zu der Speiseröhre. Die Speiseröhre erweitert sich am hinteren Ende der Leber allmählich ‚in, den Magen, so: dass die Grenze von diesem unbestimmt ist und nur durch -dJön: Anfang des Netzes jangedeutet wird. — Der Magen bekömmt vier Schlag- „adern, aus «der: Aorta, von denen die letzte, welche nahe vor dem Anfange ‚des Pylorus zu him \geht, die übrigen an Grösse übertrifft. Diese Magen- Bd 116 a: Schlagadern theilen Sich nahe am Magen in untere und obere Aeste, welche sich an beiden Seiten desselben verbreiten, und zugleich‘ dem oberen Theile des Netzes Zweige abgeben. ef “ Die Arteriae mesentericae, superior und inferior, bei den Schlangen bes- ser anterior und posterior, entspringen, weil die Bauchhöhle der Schlangen sehr lang ist, in einer grossen Entfernung von einander. ? N Die Arteria mesenterica anterior geht dem Pancreas und Duodenum ge- genüber aus der Aorta ab. Sie ist der grösste Ast der linken Aorte, bei wei- tem grösser als die mesenterica posterior. Sie läuft über dem Darmkanale nach hinten und verbindet sich mit einem nach vorn gehenden Aste der me- senterica posterior. Aus ihrer dem Darmkanale zugewandten Seite entspringen hintereinander die Darmschlagadern, von welchen eine jede sich in einen vor- und rückwärts gehenden Ast spaltet, um sich mit den Aesten der nächst- vorderen und hinteren in einen Bogen zu vereinigen, aus welchem dann die Rami intestinales zu der oberen und unteren Seite des Darms gehen und sich vielfach mit einander verbinden. Der vordere Ast der mesenterica anterior, die eigentliche Arteria duodenalis, gibt ausser dem Zwölffingerdarm der Bauchspeicheldrüse und der Gallenblase Zweige, und verbindet sich mit der hinteren grossen Magenschlagader. Die Arteria mesenterica posterior entspringt der Mitte der rechten Niere gegenüber aus der Aorta. Sie theilt sich in zwei Hauptäste, von deneu der vordere zu dem hinteren Theile des Dünndarms geht (zu bemerken ist, dass der Dickdarm den Schlangen fehlt) und, wie schon oben bemerkt worden ist, mit der mesenterica anterior anastomosirt; der hintere Ast hingegen geht an den vorderen, Theil des Mastdarms, | Ausser den Aesten aus der mesenterica posterior bekömmt der PR EEN ‚noch sieben 'bis acht eigene Schlagadern aus der Aorta, welche ihn netzför- mig umstricken. Zwei Arteriae cloacales entspringen sich einander gegenüber da, wo die Aorta arteria caudalis wird und aus der Höhle der‘ gesammten 117 Eingeweide heraustritt, Die eine von diesen geht zur rechten, die andere zur linken Seite der Cloaca. - Die Arteriae epiploicae sind, da das Netz oder der Fettkörper der Schlan- gen sich vom Magen bis zum Mastdarm erstreckt, theils Aeste von den Schlag- adern des Magens, des Darmkanals, der Nieren, der ee und Eyerlei- ter, theils entspringen sie selbst aus der Aorta, Die Arteriae renales gehen, je sechs zu jeder Niere; sie entspringen an ihrer Seite aus der Aorta, die der rechten Niere mehr nach vorn, als die der linken, weil die rechte Niere selbst weiter vorn liegt, ‚als die linke. Meistens gehen zwei Nierenschlagadern zum vorderen Ende der Niere, zwei zur Mitte und zwei zum hinteren Ende derselben. Alle verbinden sich am Hilus der Niere durch vor- und rückwärtsgehende Aeste. — Die Harnleiter bekommen in ihrem Verlaufe von den Nieren bis zu der Cloaca kleine Aeste aus der Aorta und aus den Mastdarmschlagadern. Jedes Ovarium bekömmt ‚eine Schlagader aus der Aorta. Da die Eyer- stöcke aber, wie die Nieren, sich nicht einander ‚gegenüber liegen, sondern der rechte weiter nach vorn gelegen ist als der linke, so entspringen auch die Schlagadern derselben, die rechte weiter nach vorn als die linke aus der Aorta. — Die Schlagadern der Eyerleiter entsprechen, sich nicht in der Zahl auf beiden Seiten, sondern auf der rechten Seite sind verhältnissmässig so viel mehr als der rechte Eyerleiter, durch die Lage seines Eyerstockes;bedingt, länger ist als der Imke.; Sie entspringen theils unmittelbar aus der Aorta, theils sind sie Zweige der Nieren- und Mastdarm-Schlagadern. Jene, welche aus. der Aorta selbst entspringen, sind grösser als die übrigen und gehen zum vorderen Ende jedes Eyerleiters, welches an der inneren Seite seines Eyerstockes liegt. Ihr Verlauf an ‚den Eyerleitern ist, sehr, gewunden, um bei starker Ausdeh- ‚nung derselben, durch die Aufnahme „der Eyer, hiulänglich nachgeben zu können. 118 IV. VERLAUF DER ARTERIA PULMONALIS BEI VERSCHIEDENEN SCHLANGENGATTUNGEN, 1) Bei Schlangen mit langen Schwänzen. a) Coluber natrix. Die Arteria pulmonalis, aus der unteren ‚Zelle des Herzventrikels entsprungen, liest zuerst links neben der Aorta sinistra und geht darauf schräge über der Aorta sinistra und dextra zu der rechten Seite derselben, bildet einen Bogen und verläuft über dem Herzen nach hinten. Sie gelangt gleich nahe hinter dem Herzen zu der Lunge, an deren unteren Seite sie, im Anfange rechts nebeu der Vena pulmonalis, später unter dersel- ben, bis zum hinteren Ende der Lunge verläuft. Rami pulmonales entstehen an beiden Seiten aus ihr und gehen, in der Richtung nach aussen, aufwärts zur oberen Seite der Lunge, und verbreiten ihre Zweige in vielfachen Rich- "tungen. SI b) Boa constrietor. Die Lungenschlagader spaltet sich bei dieser Schlange, wo zwei Lungen, durch eine Scheidewand getrennt, vorhanden sind, "hinter dem Herzen in zwei Hauptäste, von denen ein jeder zu der unteren Seite sei- ner Lunge geht. — In dieser Boa habe ich den Ductus arteriosus Botallii, der schon in ein rnndliches Band verwandelt war, gefunden; er entsteht nahe an der Theilung der Lungenarterie aus dem rechten Aste derselben und geht zu ‚der concaven Seite des rechten Aortenbogens, wo er sich’ einsenkt. ?) Bei den Schlangen mit kurzen Schwänzen, bei welchen das Herz weit vom- Kopfe entfernt, nahe vor der Leber liegt, wie schon in der Beschrei- bung des Herzens bemerkt worden, ist der Verlauf der Lungenschlagader sehr abweichend von dem schon angegebenen bei den Schlangen mit langen Schwän- zen, “weil bei ihnen der grösste Theil der Lunge vor dem’ Herzen liegt. ko a) In Vipera Berus, wo die Spitze des Herzens das vordere Ende der Le- ber berührt und folglich der grösste Theil der Lunge vor dem Herzen liegt, theilt sich die Arteria pulmonalis, jenseits ihres Bogens, über dem Herzen in 119 einen Ramus pulmonalis anterior major und posterior minor. ' Der vordere geht zu der oberen Seite der Lunge und verläuft auf ihr an der linken Seite der’ Lungenvene bis zum Zungenbeine. Der Ramus posterior minor wendet sich rückwärts zu dem kleineren Theile der Lunge, welcher hinter dem Her- zen über der Leber liegt. b) Bei dem Trigonocephalus mutus theilt sich die Arteria pulmonalis vor dem Herzen in einen rechten und linken Hauptast. Der linke ist grösser als der rechte und verläuft auf der unteren Seite der Lunge nach vorn gegen das Zungenbein. Der rechte Hauptast krümmt sich vor dem Herzen bogen- förmig aufwärts zur rechten Seite der über dem Herzen gelegenen Lunge, und theilt sich hier in einen Ramus anterior und posterior; der vordere geht vor dem Herzen zur oberen Seite der Lnnge; der hintere Ast hingegen geht rückwärts zu dem weit kleineren Theile der Lunge, welcher hinter dem Herzen liegt. — Besonders liegt es bei diesem Trigonocephalus klar zu Tage, dass der grösste Theil der Lungenschlagader-Aeste zu dem Theile der Lunge geht, welcher vor dem Herzen liest. — Es erhellet hicraus, dass Cuvier nur bei den langschwänzigen und giftlosen Schlangen den Verlauf der Lun- genschlagader untersucht hat, bei denen der ganze Arterienstamm ungetheilt, so wie er es beschrieben hat, über dem Herzen rückwärts zur unteren Seite der Lunge verläuft. *) V: VON DEM VENENSYSTEM DER SCHLANGEN. Es ist bei den Schlangen die Anzahl der Venen im Gegensatze zu den Arterien nicht nur allein vermehrt, sondern die Venenstämme übertreifen die Arterien noch bedeutender an Grösse. *) Cuvier legons d’anat. comp. T. IV. p. 234. 120 In ‚die rechte Herz-Vorkamnier wird das Körper-Venenblut zurückgeführt von den vor dem Herzen gelegenen Theilen, durch die beiden Venae jugu- lares, von ‚den‘ Theilen hinter dem Herzen, durch die Vena cava posterior. Jede’ Vena jugularis entsteht an ihrer Seite des Kopfes da,' wo der Un- terkiefer mit dem Quadratbeine eingelenkt ist, indem hier die Vena infra- maxillaris, die Vena palatina und der gemeinschaftliche Stamm der Gesichts- und Hirn-Venen, welcher von der Seite des Kopfes um den’ Winkel des Un- terkiefers zurückkehrt, sich mit einander vereinigen. — Von diesem Orte geht dann die rechte und linke Halsvene rückwärts gegen das Herz, und. nimmt in diesem Verlaufe die Venenäste der Luft- und Speiseröhre und der Mus- keln auf. — Die Vena jugularis sinistra tritt auf der linken Seite unter der linken Aorta in den Herzbeutel, geht in dem Suleus atrio - ventricularıs um das Herz zur rechten Seite desselben, und ergiesst sich nahe bei der hinteren Hohlvene in das Atrium dextrum. Die Vena jugularis dextra nimmt, ehe sie auf ihrer Seite in den Herz- beutel tritt, die Vena azygos anterior und posterior auf. — Die Vena azygos anterior liegt vor dem Herzen, neben der Arteria collaris rechts zwischen Speiseröhre und Wirbelsäule. Sie entspringt am Winkel des Unterkiefers aus der Vena jugularis dextra und nimmt in ihrem Verlaufe bis zum Herzen die Zwischenrippenvenen und die Venenäste der oberen Wand der Speiseröhre auf. — Die Vena azygos posterior, kleiner als die anterior, wird gebildet in geringer Entfernung hinter dem Herzen durch Vereinigung der Zwischenrip- pen-Venen, und geht neben der rechten Seite des Herzbeutels der vorderen entgegen. Beide ergiessen ihr Blut, nachdem sie sich vor dem Herzen ver- einigt haben, in die rechte Halsvene. — Die rechte Halsvene tritt hierauf in den Herzbeutel,; und bildet durch die Vereinigung mit der von hinten ihr entgegenkommenden Hohlvene, rechts neben dem Atrium dextrum, die Venen- Erweiterung (Saccus venarum). Das eigenthümliche Venensystem in der Bauchhöhle einiger Thierklassen, * 121 welches der Professor Jacobson *) entdeckt hat, verhält sich auf folgende Art bei den Schlangen: Die Vena caudalis, unter der gleichnamigen Arteria gelegen, fängt in der Schwanzspitze an, wird in ihrem Verlaufe durch Seitenzweige grösser und tritt über der Cloaca in die Bauchhöhle, nimmt hier noch einige Zwischen- rippen-Venen auf und theilt sich dann über dem hinteren Ende des Mast- darms in die beiden Venas renales posteriores oder advehentes. Aus der rech- ten von diesen beiden Venen entspringt, nahe vor dem Theilungspunkte der Vena caudalis, die Vena portae. Jede Vena renalis advehens geht an ihrer Seite des Mastdarms mit dem Harnleiter, mit welchem sie durch Zellgewebe verbunden ist, zu dem hinteren Ende der Niere ihrer Seite, läuft am inneren, etwas nach unten gewandten Rande derselben nach vorn und wird in dem Masse kleiner, als sie im Vorwärtsgehen der Niere Aeste gibt, bis sie endlich am vorderen Ende derselben sich endigt. = Die Vena portae entspringt, wieschon oben gesagt, aus der rechten Vena re- nalis advehens, und geht über dem Darmkanale nach vorn zur Leber. Sie nimmt auf diesem Wege die Venen des Darmkanals, des Magens, der Milz, der Bauch- speicheldrüse, des Netzes oder Fettkörpers und die Zwischenrippen - Venen auf. An der Leber selbst gelıt ferner die Vena portae in einer Furche an der liuken dem Oesophagus zugewandten Seite bis zum vorderen Ende derselben, nimmt noch einige Zwischenrippen- und Speiseröhren-Venen auf, schickt hingegen in ihrem ganzen Verlaufe an der Leber Aeste zu derselben, bis sie am vorderen Ende der Leber sehr verkleinert sich endigt. Die Vena renalis revehens entsteht am hinteren Ende der Niere ihrer Seite, nimmt das Nierenblut auf, indem sie auf dem oberen Rande derselben vorwärts geht, und vereinigt sich zur Bildung der Vena cava vor den Nieren, un- ter einem spitzen Winkel, mit der von der anderen Seite. — Es ist nicht zu leugnen, dass die zuführenden Nierenvenen aus der Schvwranzvene sich in der — *) Jacobson Disquisit. venar. renalium quibusdam in animalibus. Hafniae 1821. Zeitschrift £, Physiol, II. 1. 16 20) 22 Nervensubstanz verzweigen, doch habe ich mich durch eine gut gelungene Einspritzung’ überzeugt, dass sie mit den rückführenden Nierenvenen in der Nierensubstanz anastomosiren. Ich spritzte eine fein geriebene erwärmte Wachsmasse in eine Vena renalis advehens, wodurch die Vena renalis reve- hens, ja selbst die Vena cava bis zur Leber, angefüllt wurden, ohne dass die Masse in die Nierenarterien überging. Die Vena cava posterior, entstanden vor den Nieren durch die Vereini- gung der rückführenden Nierenvenen, geht unter der Wirbelsäule an der rechten Seite der Vena portae nach vorn bis zur Leber. Sie nimmt in die- sem Verlaufe die Veneu der Hoden, oder bei weiblichen Schlangen, die der Eyerstöcke und E yerleiter auf. An der Leber geht sie in einer auf der rech- ten Seite derselben befindlichen Furche nach vorn, liegt also der Vena portae der linken Seite der Leber gegenüber, und nimmt die Lebervenen auf, wo- durch sie gegen das vordere Ende der Leber bedeutend vergrössert worden ist, geht dann von der Leber unter der Speiseröhre vorwärts zu dem Atrium dextrum, wo sie sich mit der linken Hälsvene in dem Venensack vereinigt. Die Vena pulmonalis ist in ihrem Verlaufe der Arteria pulmonalis gleich; sie führt das Lungenblut zu dem Atrium sinistrum, ERKLÄRUNG DER SIEBENTEN KUPFERTAFEL. Fig. I. Das Herz der Boa constrietor von der unteren Seite gesehen. 1. 1. Herzventrikel. 2%. Kegelförmiger Fortsatz desselben. 3. Untere Zelle dessel- bem. 4. Unvollkommene Scheidewand der beiden Zellen. 5. Eingang zur obe- ren Zelle. 6. Arteria pulmonalis aus der unteren Zelle entspringend. 7.7. Zwei halbmondförmige Klappen derselben an ihrem ÖOstio arterioso. 8. Aorta sinistra u. 9. Aorta dextra aus der oberen Zelle entspringend. 10. Atrium sinistrum, 11. Höhle des Atrii dextri. 12. Längliche Einmündung des Venensackes in die- ses Atrium. 13. Valvula atrii dextri, welche nach vorn als rundliches Band sich an die Fleischfasern dieser Vorkammer heftet. 14. Vena jugularis dextra. 15. Vena cava posterior. 123 Fig. II. Venenerweiterung (Saccus venarum) in dem Vereinignugspunkte der rechten Halsvene mit der hinteren Hohlvene. 4. Höhle der Venenerweiterung. 2. Einmündung derselben in das Atrium dextrum. 3. Vena jugularis dextra. 4 Vena cava posterior. Fig. III. Untere Ansicht vom Herzen des Trigonocephalus mutus. 1. Herzventrikel. 2. Kegelförmiger Fortsatz desselben. 3. Atrium sinistrum oder pulmonale. 4. Atrium dextrum. 5. Die beiden aus der oberen Zelle des Ven- trikels entsprungenen Aorten, welche sehr fest mit einander verbunden, doch in ihren Kanälen völlig von einander getrennt sind. 6. Aorta sinistra oder po- sterior. 7. Aorta dextra oder anterior. 8. Arteria cephalica derselben. 9. Ar- teria collaris derselben. 10. Die Fortsetzung derselben, welche hinter dem Her- zen mit der linken- Aorta sich vereinigt. 11.11. Die aus der unteren Zelle ent sprungene Arteria pulmonalis. 12. Ramus anterior sinister major derselben. 13. Ramus anterior dexter minor derselben. 14. Ramus posterior derselben. 15. Venacava posterior. 16. Vena jugularis dextra. 17. Vena jugularis sinistra, welche in dem Sulcus atrio -ventricularis um das Herz zum Atrium dextrum geht. Fig. IV. Untere Ansicht des Herzens und der vor demselben gelegenen Theile des Coluber natrix. 2.4.1.4. Speiseröhre. 2. Luftröhre. 3.3. Zungenbeine, 4. Linsenförmige Drüse, 5.5. Zwei längliche Drüsen an den beiden Halsvenen gelegen. 6. Aorta sinistra oder posterior. 7. Vereinigungspunkt derselben mit der Aorta dextra. 8. Aorta dextra oder anterior. 9. Untere Herzkranzschlagader derselben. 10.10.10. Ar- teria cephalica (Carotis communis bei Cuvier). ‘11. Arteria inframaxillaris si- nistra aus der cephalica. 12. Arteria inframaxillaris dextra, welche aus der Ar- teria carolis communis dextra entspringt und um den Winkel des. Unterkiefers rückwärts und abwärts zur unteren Seite desselben verläuft. 13. Vereinigung der beiden Arteriae inframaxillares. 14. Arteria collaris (vertebralis bei Cuvier). 15. 15. 15. Unpare Zwischenrippenschlagader derselben. 16. Eintittspunkt der Arteria collaris in die unter der Wirbelsäule gelegene Muskelschicht, Von die- sem Orte an entspringen die Zwischenrippenschlagadern paarweise, eine für die rechte und eine für die linke Seite. 17. Glandula maxillae inferioris, 18.18. Hin- terer und vorderer Drüsenast aus der Arteria alveolaris inferior. 16 * 124 Fig. V. Obere Ansicht des Kopfes von dem Coluber natrix., 1.1. Grundfläche der geöffneten Hirnschale. 2.2. Das vom Schedel abgetrennte und nach aussen gezogene Ostemporum nach Geoffroy (bei Carus os qua- dratum supremum. 3.3. Columella. 4. 4. Augapfel. 5. 5. Oberkieferspeichel- drüse. 6.6. Thränendrüse nach Cloquet (Gaumenspeicheldrüse von Tiede- mann). 7. Arteria cephalica. 8. Arteria carotis communis sinistra. 9. Arteria alveolaris inferior derselben. 10. Ramus glandulae maxillaris superioris posterior derselben. 11. Carotis facialis. 12. Ramus glandulae maxillaris superioris anterior derselben. 13. Arteria palatina anterior oder infraorbitalis derselben, 14. Ar- teria palatina posterior oder recurrens derselben. 15. Carotis cerebralis sinistra, 16. Carotis cerebralis dextra. 17. Arteria olfactoria, aus dem Vereinigungspunkte beider Carotides cerebrales entsprungen. 18.118. Die beiden abgeschnittenen Hirnhauptäste der Carotiden. 19. Truncus anonymus oder communis der beiden Arteriae vertebrales und der Carotis communis dextra. 20. Kamus pterygoideus sinister desselben. 21, Ramus oceipitalis sinister desselben u. 22. Faamus cervica- lis sinister desselben, beide entspringen, ehe der Truncus anonymus zwischen dem Atlas und dem Hinterhauptisbeine in die Hückenmarkshöhle getreten ist, 23.23. Die beiden abgeschnittenen Arteriae vertebrales. 24. Arteria spinalis in- ferior. 25. Carotis communis dextra. 26. Fhamus occipitalis derselben. 27. Ba. mus cervieelis derselben. 28. Kamus pterygoideus derselben. 29. Arteria infra- maxillaris dextra derselben. & Fig. VI. Untere Ansicht des bedeutend vergrösserten Gehirns aus Üo- luber natrix. i 1. 1. Grosses Gehirn. 2.2. Die beiden Geruchsnerven desselben. 3. 3. Sehhügel. 4, 4, Hirnknoten. 5. 5. Verlängertes Mark. 6. 6. Rückenmark: 7. 7. Arteriae carotides cerebrales. 8. Arteria olfactoria. 9. 9. Hirnhauptäste der beiden Caro- tidum cerebralium. 10. 10. Arteriae fossae Sylvii. 11. 11. Rami communicantes. 42. 12. Truncus anonymus oder communis. 13. Arteria spinalis. 14. 14. Arteriae vertebrales. 15. 15. Arteriae cerebelli posteriores derselben. 16. Arteria basila- ris. 17. 17. Arteriae cerebelli anteriores derselben. 18. 18. Die beiden Hirn- hauptäste, worin sich die Arteria basilaris theilt. 19.19. Arteriae profundae cere- bri. 20.20. KRami communicantes, die mit denen aus den Carotiden sich vereinigen. De X1l. BESCHREIBUNG DES KOPFTHEILS DES SYMPATHISCHEN NERVEN BEIM KALB, NEBST. EINIGEN BEOBACHTUNGEN ÜBER DIESEN THEIL BEIM MENSCHEN. von D’ FRIEDRICHR ARNOLD. (NEBST ABBILDUNGEN TAFEL VII.) T. ÜBER DEN KOPFTHEIL DES SYMPATHISCHEN NERVEN BEIM KALB. %. 1. Da: die Meinungen der Anatomen über das Vorhandenseyn, die Art und Häufigkeit der Verbindungen des sympathischen Nerven mit den Hirnnerven so sehr getheilt sind, dass in Jedem der Wunsch rege werden muss, noch mehr Licht in dieser so schwierigen Materie zu erhalten, und da die Untersuchun- gen beim Menschen, die schon so oft und mit der grössten Sorgfalt von den Anmerkung. Die auf dem hiesigen anatomischen Theater angestellten‘, den sympathischen Nerven des #% Menschen betreffenden Untersuchungen hat der Verf. in einer so eben erschienenen Schrift: Disser- tatio sistens observationes non nullas neurologicas de parte cephalica neryi sympathici in homine. Heidelbergae 1826 bekannt gemacht. Seine Präparate werden in der anatomischen Sammlung aufbe- wahrt,, Tıedesıann. 135 i geübtesten Auatomen angestellt worden sind, diesen Wunsch nicht ganz be- friedigen; so glaubte ich einen anderen Weg, als den, welchen die Meisten bisher betraten, einschlagen zu müssen, um auf ihm sicherere und bestimm- tere Resultate zu erhalten. Diesen Weg hoffte ich in einer vergleichend- anatomischen Untersuchung des Kopftheils des sympathischen Nerven beim Kalb, bei dem dieser sehr entwickelt. und ausgebildet ist, zu finden. In wie weit meine Erwartung, manche Verschiedenbeiten in den Ansichten der Ana- tomen zu beseitigen, befriedigt wurde, lehrt der Erfolg meiner Untersuchun- gen, die ich hier so kurz, als die Wichtigkeit des Gegenstandes es erlaubt, mittheilen werde. — Eine Darstellung desjenigen, was die bisherigen Unter- suchungen über diesen Theil des sympathischen Nerven beim Kall» auswei- sen, mag der Abhandlung selbst nieht unpassend vorangehen; damit man um so besser einsehen könne, in wiefern die Resultate, die jene lieferten, durch meine Untersuchungen berichtigt und mit neuen vermehrt wurden. i) Said Durchgeht man die Werke über vergleichende Anatomie in dieser Hin- sicht, so findet sich, dass von dem sympathischen Nerven überhaupt und dem Ropftheile desselben insbesondere beim Kalb, so wie im Allgemeinen bei den Säugethieren, entweder keine Erwähnung geschieht, oder die Sache bloss mit der Bemerkung abgefertigt wird, dass er nichts Eigenthümliches und von der Anordnung beim Menschen Verschiedenes darbiete. Nur Guyier, Weber und Desmoulins handeln von ilım, obgleich wenig genügend und befriedigend, etwas ausführlicher. Ersterer *) gibt folgende, nach. Untersuchungen an dem Wolf, Stachelschwein, Schaf und Kalb entworfene ‚kurze Beschreibung: »Der grosse sympathische Nerve verbindet sich in der Schedelhöhle und der Substanz der harten Hirnhaut deutlich mit dem fünften und sechsten Paare. Bei seinem Eintritte in die Schedelhöhle durch das zerrissene Loch ist er *) Cuvier's Vorlesungen über vergleichende Anatomie, übers. von Meckel, Th. 2. S. 279 u. 280. 53 127 vom herumschweifenden Nerven sehr deutlich getrennt, hängt aber sehr fest am Paukenknochen des Schlafbeins an. Wenn man die ihn bildenden Fäden anspannt, bemerkt man, dass er sich in sechs bis sieben Fäden theilt, die untereinander ein aus sehr engen Maschen bestehendes Netz bilden. Zwei oder drei Linien weiter, je nachdem das Thier grösser oder kleiner ist, tre- ten alle diese Fäden untereinander zusammen und vereinigen sich von neuem so genau, dass der Knoten, den sie bilden, in seinem Durchschnitte fast knor- pelig erscheint. Aus diesem Knoten treten sehr zahlreiche Fäden ab, von denen einige sehr kurz sind’ und sich zum Nerven des fünften Paares bese- ben, andere, die länger und dünner sind, eine Art von röthlichem Netz bil- den, das mit Blutgefässen verflochten ist. Dieses Netz betrachtet Willis als ein kleines rete mirabile. Die Verbindung mit dem sechsten Paare scheint durch dieses Netz zu geschehen, das den Nerven von allen Seiten umschli.igt und schwer davon zu trennen ist. Uebrigens haben wir im Kalb und Wid- der keinen eigenthümlichdnr Verbindungsfaden bemerkt. — Auf seinem Wege durch das gerissene Loch schickt der sympathische Nerve einen Nervenfaden ab, der in die Paukenhöhle des Schlafbeins tritt. Er verdindet sich ferner immig mit dem achten Paare, welches er aber an der Schedelgrundfläche ver- lässt, um einen dicken Strang zu bilden.« An einer frükeren*) Stelle in dem- selben Bande spricht Cuvier von einem ansehnlichen Knoten des hinteren Theils des herumschweifenden Nerven, der in einer besonderen Vertiefung der unteren Fläche des Paukenknochens liege, sich hier zugleich mit dem sympathischen Nerven, der daselbst eine fast knorpelige Härte annehme, ver- binde und mehrere Fäden in den Faloppischen Kanal zum Antlitzuerven abgebe. Dasjenige, was Weber **) über den sympathischen Nerven sagt, verdient noch am meisten Beachtung, indem er ausführlicher und richtiger als Cuvier *) A. a 0..5..227. ") E. H. Weber anatomia comparata neryi sympathiei, c. tab. aen. Lips. 1817. 8. pag. 9— 13. 128 und Desmoulins von diesem Gegenstande handelt. Es ist in Kurzem ohnge-, fähr folgendes: Aus dem oberen Ende des ersten Halsknoten entspringen mehrere (7-8) theils grössere, theils kkeinere breite, zarte, gallertariige und so zu sagen zerfliessende Bündel, welche mit der inneren Kopfschlagader in die Schedelhöhle dringen. Sie verlaufen Anfangs in einer knorpelartigen, Masse- zwischen dem Felsentheil und der knöchernen Bulle des Schläfebeins und thei- len sich alsdann in folgende Aeste: 1) Der erste, welcher dem Vidischen Nerven beim Menschen entspricht, läuft nach vorn zwischen dem Grundtbeil des Keilbeins und dem',Schläfebein, tritt. in.die Augenhöhle und verbindet sich unter einem sehr spitzen Winkel mit dem zweiten Ast des dreigetheil- ten Nerven. Beim Kalb findet sich kein Gaumenkeilbeinknoten, sondern es begibt sich der Vidische Nerve auf die Weise zum zweiten Ast jenes Hirn- nervenpaares, dass er vielmehr mit dem Unteraugenhöhlen- und Gaumen- keilbeinnerven weiter zu verlaufen, als mit dem Stamme des'dreigetheilten Nerven gegen das Hirn zurückzutreten scheint. 2). Der zweite Ast geht mit dem mittleren Hauptast des fünften Paares in die Augenhöhle und verbindet sich hier mit ihm. 3) Der dritte verbindet sich mit dem halbmondförmigen Knoten da, wo der Unterkiefernerve aus dem Schedel tritt. 4) Einige Zweige begeben sich zum wunderbaren Neize, verbinden sich aber nicht, wie Cuvier vermuthet, mit dem sechsten Paare, dessen Verbindung mit dem Ganglien- nerven er völlig leugnet. 5) Einige Aeste bilden mit anderen „des her- umschweifenden Nerven ein Geflecht, aus welchem mehrere Fäden zum Kno- ten des fünften Paares treten. Ferner begibt sich von. der Anschwellung jenes Nerven ein ziemlich starker Ast in den Falloppischen: Kanal, wie ihn schon Cuvier beschreibt. — Den in die Paukenhöhle tretenden Faden vom ‚Gang- liennerven, dessen Cuvier gleichfalls erwähnt, konnte Weber nicht finden. 6) Ausserdem *) verbindet sich der sympathische Nerve nicht selten, ‚aber auf eine unbeständige Weise mit dem Zungenschlundnerven, dem Beinerven #) A. a. 0. 5. 105. 129 Willis und dem Zungenfleischnerven. 7) Endlich *) findet keine Verbindung des Gangliennerven mit dem Hirnanhang statt. A. Desmoulins**) gibt bloss eine allgemeine Beschreibung vom Kopf- theil dieses Nerven, wie er sich beim Menschen und den Säugethieren ver- _ halte, nur mit der Bemerkung, dass das carotische Geflecht bei. diesen viel bedeutender sey, als beim Menschen. An mehreren anderen Stellen dieses Wer- kes aber erwähnt er, obgleich meistens nur kurz und oberflächlich, mancher Eigenthümlickkeit i in der Anordnung des sympathischen Nerven bei den Wider- "kauern üh erhaupt und demKalb insbesondere. Die Punkte, welche theilsBeach- tung, theils ‚Berichtigung verdienen, sind folgende: 1) Der Augenknoten stehe in. gar keiner Verbindung mit dem sympathischen Nerven. ==). 2) Das Gau- men-Keilbeinganglion fehle bei den, Widerkäuer. ***) 3) Eben so finde keine Verbindung des fünften Paares, theils mit dem sympathischen Nerven, theils durch den Vidischen Nerven mit dem Antlitznerven statt. Der Vidische Nerve sey nicht vorhanden; nur der zweite Ast jenes Nerven erhalte, bevor er aus der Schedelhöhle tritt, einen Faden von dem zum sechsten Paare tre- tenden Faden des sympathischen Nerven. +) 4) Die Angabe von Cuvier, dass der Knoten des herumschweifenden Nerven einen Faden .abgebe, der sich mit dem Antlitzuerven verbinde, wird in so weit berichtigt,. als sich dieser Fa- den nur zum Theil mit dem genannten Nerven verbinde, grösstentheils aber an die hintere Fläche des Ohres trete.) 5) Der Zungenschlundnerve habe keinen bemerkbaren Knoten, +rF) Ich komme nun zur Darstellung desjenigen, was ich über diesen Theil des sympathischen Nerven beobachtete. Hierbei glaube ich nur diejenigen Punkte, worin sich diese Parthie des Gangliennerven von der Anordnung *) A. a. 0. S. 105. ") A. Desmoulins anatomie des systemes nerveux des animaux ä vertübres, appliquöe ä la physio- logie et ä la zoologie. Paris 1825. T. 2. p. 510. ””) A.a.0. Bd.2. 8.303. — ) 5.395. — 4) 5.397.402 — 43) 8.435. — TR) Sant. Zeitschrift f. Physiol, II. 1. 17 130 beim Menschen verschieden zeigt, genauer auseinandersetzen, diejenigen aber, worin beide mit einander übereinkonmen, bloss,andeuten oder kurz erwäh- nen zu müssen, I. nal nn Lt ide eranılremest $ 3. j ze ara Der erste Halsknoten liegt beim Kalb ohugefähr Kiaen alben Zoll unter dem Grundtheil des Hinterhauptbeins, in reichliches Zellgewebe eingesenkt, und ist mit dem Stimmnerven von derselben Zellscheide umgeben. Nach i innen wird er grösstentheils vom kleinen vorderen geraden K opfmuskel und ıi in etwas vom grossen bedekt, und nach aussen ist er von der inneren Kopfpulsader . be-. grenzt. Gegen sein unteres Ende wird der Knoten dicker und nach ohen ver- schmälert er sich auffallend. Von beiden Seiten, der äusseren und inneren, ist er zusammengedrückt, jedoch so, dass die erstere mehr erhaben, , die andere mehr platt erscheint. Im Ganzen nähert sich seine Gestalt am meisten der eyförmigen. Wenn man "rücksichtlich seiner Gestalt, Grösse und Lage eine Vergleichung mit demselben Knoten beim Menschen anstellt, so findet man, dass er beim Kalb meistens dicker, breiter, aber weniger lang und ‚schlank als beim Menschen ist, und dass er sich bei diesem vom Atlas bis zum dritten Halswirhel und zuweilen selbst noch weiter herab erstreckt, während er beim Kalb in derselben Richtung wie der erste Halswirbel liegt.. — Die Dicke und Breite des Knotens beim Kalb steht in einem mit, der Länge desselben beim Menschen umgekehrten Verhältniss, so dass dadurch im Allgemeinen keine, grosse Verschiedenheit in der Grösse hervorgebracht wird; denn bei erst rem beträgt die Länge zwischen 4-5L., die Breite Ma- 3 L. und die Dicke 21; beim Menschen aber ist das Verhältnis der einzelnen Dimensionen des ovalen. Ganglions, wie es gewöhnlich angegeben wird, folgendes: Länge 5-7L., Breite 2Y,L., Dicke 1Y%,-2Y, L. — Die Gestalt, Grösse und Lage des ersten Halsknotens zeigten sich bei FrER von mir untersuchten Kälbern..so ‚ziemlich beständig. Die Farbe, Consistenz und der Bau des’ersten Hals-Ganglions zeigen keine Verschiedenheiten von dem des Menschen. 131 sb fa der neben, Die von dem ersten Halsknoten äusstrahlenden, im Schedel sich! ausbrei- tenden und Verbindungen mit Gehirn-Nerven eingehenden Faden entspringen fast alle vom oberen Ende dieses Knoten, treten, von vielem Zellgewebe umgeben und in drei bis vier, keineswegs aber, wie‘ diess Weber *) angibt, sieben bis acht Bündel getrennt, an der inneren Fläche der knöchernen Bulle nach vorn, vom Stamme des herumschweifenden Nerven aufwärts. Der eine von diesen Bündeln liegt nach vorn, der andere nach hinten, und der dritte, . ' kleinste nach aussen. Der erste Bündel wird durch vier bis sechs , grössten- theils‘starke, döch‘ auch einige feinere Faden gebildet, der weite durch sechs oder mehrere meistens sehr ‚schwache, und der letztere endlich hesteht ‚gewöhnlich aus zwei starken "Aesten, "die nicht vereint” aus dem oberen äus- 'seren Theil des Knoten ehtspringen. "Die Zahl der Faden ist an deren Ur- sprungsstelle weniger bedeutend, als in ihrem Verlaufe; denn es entstehen die Bündel mit Ausnahme des äusseren einfach, so dass sich an dem oberen Ende des Ganglion zwei Erhabenheiten deutlich unterscheiden lassen, die beiden Hletchsan zum Ursprünge, dienen. ' Dass der äussere aus zwei bedeutenden Faden bestehende Bündel als ein besonderer zu betrachten ist, zeigt theils sein getrennter Ursprung von den übrigen, theils 2 er von diesen durch die innere Kopfschlagader abgesondert ist. ‘Die Beschaffenheit dieser Faden kommt in jeder Hinsicht mit der. der- selben Faden beim Menschen überein. Unrichtig ist es also, wenn Weber sagt, sie seyen äusserst zart, gallertartig und gleichsam zerfliessend. Eine solche Zartheit und Weichheit konnte ich nie bei meinen Untersuchungen bemerken; sondern ich fand sie immer ziemlich stärk, so dass sie nicht leicht, selbst bei stärkerer Anspannung, zerrissen. Ausser diesen in Bündel gelagerten Nervenfaden finden sich noch einige, welche aus dem hinteren oberen Theil des ersten Halsknoten hervorkommen, ) 1.20.89. 17% 132 in die Schedelhöhle nicht eindringen, sondern schon ausserhalb derselben Verbindungen mit Hirnnerven, mämlich mit dem neunten, zehnten und zwölf- ten Paare eingehen. RETURN Von allen diesen Faden werde ich zuerst diejenigen einer genauen Be- trachtung unterwerfen, ‘welche im Inneren des Schedels sich ausbreiten und sich mit dem zweiten, vierten, fünften, sechsten, siebenten und achten Hirn- nervenpaare verbinden, söh Die im Anfange des vorigen Paragraphen beschriebenen Nervenbündel tre- ten durch den vorderen Theil des zerrissenen Lochs in den Schedel, oder richtiger und genauer durch denjenigen Theil der genannten Schedelöffnung, welche beim Menschen der äusseren Oeffnung des carotischen Kanals ent- ‚spricht. Beim Kalb findet sich nämlich die Scheidewand nicht, welche beim Menschen das zerrissene Loch und diesen Kanal trennen. Durch diese Ver- schiedenheit in der Anordnung der Knochen beim Kalb und Menschen ist auch folgende im Nervenverlaufe bedingt: Beim Menschen tritt nämlich durch eine Oeffnung, die sich in der hinteren Wand des Kopfpulsader-Kanals befin- det, ein Faden vom Gangliennerven in die Paukenhöhle, um hier mit anderen das Jacobson’sche Geflecht zu bilden; da aber beim Kalb jener Theil fehlt, so geht bei ihm der diesem unmittelbar vom sympathischen Nerven kom- mende Faden entsprechende Zweig da von dem Stamme dieses Nerven ab, wo er nahe an der Paukenhöhle vorbeiläuft, ohne durch einen eigenen Kanal zu treten. An der Stelle, wo der sympathische Nerve in die schon öfters erwähnte Schedelöffnung sich begibt, ist er noch von etwas Zellgewebe umgeben; im ‘weiteren Verlaufe aber wird seine Umhüllung durch eine fibröse Masse ge- bildet, die weiterhin knorpelartig und hier und da selbst knöchern sich zeigt. Es befindet sich diese zwischen dem Felsentheil und der knöchernen Bulle des Schläfebeins, und schliesst auf solche Weise die Paukenhöhle nach innen, welche im skeletirten Kopfe beim Kalb an dieser Stelle offen is, Durch 133 die fibrös-cartilaginöse Masse läuft der sympathische Nerve mit der äus- serst schwachen inneren Kopfpulsader in mehreren Kanälen, die sich in jener befinden. Was die Art und Weise betrifft, wie die einzelnen Bündel in der knor- peligen und theilweise knöchernen Masse gelagert sind, so ist zu bemerken, dass der vordere am meisten nach vorn und innen durch dieselbe verläuft, ja dass selbst einige Faden desselben gar nicht durch sie treten; der hintere aber den mittleren Theil jener Masse durchdringt, während der äussere am meisten nach hinten und dann nach aussen, der Paukenhöhle zunächst, sei- nen Lauf hat. Die Fäden eines Bündels anastomosiren vielfach untereinander, weniger jedoch die der verschiedenen Bündel. Zu berücksichtigen ist noch die sehr beständige Anordnung eines Fadens, welcher aus dem oberen hinteren Theile des ersten Halsknoten hervorkommt, an. der inneren Seite des ersten Bündels aufwärts- und dann an der schon beschriebenen Knorpelmasse vorbeiläuft, sich um den dünnen Stamm der inneren Kopfpulsader gerade da, wo sie sich in die Schedelhöhle erhebt, schlägt und endlich in den vorderen Theil des sogleich zu beschreibenden earotischen Geflechtes tritt; denn es entspricht dieser Zweig ganz dem, wel- cher, wie ich fand, beim Meuschen ausserhalb des carotischen Kanals ver- läuft und sich hierauf mit dem Kopfpulsadergeflecht verbindet. . % 6. ‚Sobald die bisher betrachteten Faden des Gangliennerven jene Knorpel- masse, welche sich fast bis au die Spitze des Felsentheils des Schläfenbeins erstreckt, verlassen haben, treten sie zusammen und verbinden sich vielfach untereinander, wodurch ein sehr dichtes und bedeutendes Geflecht, unter dem die äusserts schwache innere Kopfpulsader hinläuft, gebildet wird. Es liegt dasselbe an der hinteren Seite des halbmondförmigen Knotens, zwischen die- sem und dem ‘vorderen Theile des Felsentheils vom Schläfenbein, etwas un- ter der Spitze desselben, ohngefähr au der Stelle, nur mehr nach aussen, wo 134 sich das vordere zerrissene Loch befindet. Offenbar entspricht es dem beim Menschen im Kopfschlagader-Kanal vorkommenden Knoten oder dem an des- sen statt zuweilen sich vorfindenden Geflechte; denn nicht allein die Lage jenes Geflechtes und dieses Knoten, sondern auch die sie bildende und aus ihnen entspringende Nerven beweisen diess hinlänglich. Beim Kalb ist seine Grösse viel 'bedeutender und 'steht in einem richtigen Verhältnisse zur Zahl der zu dessen Bildung beitragenden Taden. - 97. Was die aus dem Geflechte entstehenden Nerven anlangt, so wollen wir zuerst denjenigen genauer betrachten, welcher beim Menschen dem Vidischen entspricht. Es entspringt derselbe aus dem unteren und inneren Theile des Geflechtes, "tritt ‘durch das vordere zerrissene Loch, läuft an der unteren - Fläche des Keilbeinkörpers, nach innen vom eyförmigen Loch, am oberen Theil des fügelförmigen Fortsatzes Anfangs in einer Rinne und damn in einem Kanal’nach vorn, 'begibt sich durch eine Spalte, die sich zwischen dem Flü- gelfortsatze des Keilbeins. und dem Gaumenbeine einige Linien unterhalb dem Sehloch befindet und vereinigt sich hier, wie beim Menschen, mit dem Gau- men-Keilbeinnerven. Anfangs scheint es, als wenn der‘Vidische Nerve mit mehreren (2-3) Faden, die sich alsdann zu einem Stamme vereinigen, aus dem carotischen Geflechte hervorkomme; bei genauer Untersuchung aber fin- det man, dass er nur mit einer oder höchstens doppelter Wurzel entsteht, und dass der'andere Faden, welcher dem Felsenbeinnerven beim Menschen entspricht, nicht als ein aus dem Geflechte entspringender zu betrachten ist, sondern dass man bei vorsichtiger Trennung diesen Faden bis zu seinem Ur- sprunge aus dem 'Gaumen-Keilbeinknoten verfolgen kann; was auch schon die Verschiedenheit in der Farbe beider aufs derritielietis zeigt. sa Kr Ehe "wir zur Beschreibung des Gaumen-Keilbeinknoten selbst gehen, müssen wir noch eines Fadens erwähnen, welcher an der Bildung desselben wesentlichen Antheil hat. Dieser Faden tritt von denjenigen Zweigen des 133 sympathischen Nerven ab, welche sich zu den drei Aesten des fünften Hirn- nervenpaares begeben, läuft an der äusseren Seite des Hirnanhangs und an dem ‘unteren Theile des wunderbaren ‘Netzes hin und begibt sich zu dem schon genannten Nerven des zweiten Astes’vom dreigetheilten Nerven,‘ mit dem er in Verbindung mit dem Vidischen den eben zu beschreibenden Kno- ten BER I. 8 E befindet sich der: Gaumen- und Keill ‚einknoten unterhalb des Vor- sprungs, welcher die Angenhöhle von der Gaumen - Keilbeingrube trennt, nach vorn vom Sehloch in einer Vertiefung zwischen dem Gaumen- und Keilbein, also an einer jener Grube beim Menschen entsprechenden Stelle, auf dem schon gedachten Nerven vom zweiten Aste des fünften Paares, Er zeichnet sich Rn durch seine Gestalt und Farbe, als sonstige Eigenschaf- ten wesentlich von denübrigen Hirnnerven-Ganglien aus; ‚denn. er besteht aus zwei länglichen, durch eine dünne Mittelmasse verbundenen. graulichen, äus- serst zarten und weichen Anschwellungen, auf deren jeder sich wiederum drei bis vier kleine Erhabenheiten befinden, von denen sehr feine Fädchen entstehen. — Der Knoten hängt durch kurze und nicht sehr zahlreiche Fa- den mit dem Gaumen-Keilbein-Nerven zusammen ” so dass man leicht die knotige Masse *) von diesem Nerven trennen kann. Diesem Umstande, so wie auch der äusserst zarten und wenig consistenten Beschaffenheit des Knoten kann ich es nur zuschreiben, dass Weber ihn nicht gefunden hat und daher seine Gegenwart leugnet, wie aus folsender Stelle ) zu ersehen ist: »In vi- tulo nullum sanglion sphenopalatinum inveniebatur, sed nervus noster ( Vi- dianus) ita al ramum secundum neryi trigemini accessit, ut magis cum nervo *) Zu beachten ist noch, dass diese Masse sich in etwas durch den Gaumen -Keilheinnerven, ‚beson, ‘ders aber durch den Ast ‚desselben, der beim Menschen der Flügelgaumennerve genannt wird, I fortsetzt. r ey. a. 0. 8. 10 136 infraorbitali et sphoenopalatino abire, quam cum trunco nervi trigemini ad cerebrum redire videretur.« Bei meinen ersten Untersuchungen fand ich gleichfalls dieses Ganglion nicht, was jedoch der nicht angewandten Sorgfalt beim Präpariren zugeschrieben werden muss, da ich ihn später nie fehlen sah. Am leichtesten gelingt seine Darstellung, wenn man die Augenhöhle an einem senkrecht durchschnittenen Kopfe von innen aufbricht, die fihröse Haut, welche hier diese Theile umschliesst, und das Fett, von dem der Kno- ten umgeben ist, sorgfältig wegnimmt, mit vorzüglicher Berücksichtigung des Vidischen Nerven, indem man denselben verfolgend jenen unfehlbar auflindet. Rücksichtlich der Faden, welche zur Bildung des in Rede stehenden Kno- ten beitragen, ist zu bemerken, dass die hintere Anschwellung hauptsächlich gebildet wird durch den auf der oberen Fläche des Keilbeinkörpers hinlau- fenden Faden, die vordere aber allein durch den Vidischen Nerven, welcher keinen oder nur einen sehr geringen Antheil an der Bildung der hinteren Anschwellung hat; denn ich konnte den Vidischen Nerven bis zu jener ver- folgen, ohne ein Fädchen zu bemerken, das an die hintere abgegeben würde. %. 9. 4 Die aus dem Gaumen-Keilbeinknoten entspringenden Nerven lassen sich. hinsichtlich ihrer Eigenschaften in zwei Arten theilen, indem die einen bloss aus diesem Knoten entspringend, auch rücksichtlich ihrer Farbe, Consistenz u.s.w. völlig mit der Beschaffenheit des Ganglion übereinstimmen; während die Eigenschaften der anderen mehr eine Mischung der Nervenmasse des ve- getativen und animalen Systems erkennen lassen, was daraus zu erklären ist, dass an ihrer Bildung sowohl das Ganglion als auch der Gaumen-Keilbein- nerve Antheil hat. — Zu den Nerven der ersten Art gehören: 1) Drei bis vier äusserst zarte, grauliche und leicht zerreissbare Faden, welche aus der hinteren Anschwellung in die Scheide des Sehnerven sich begeben und, wie es mir scheint, mit der Centralarterie der Netzhaut ins Auge verlaufen, Die- selben sah ich, seitdem ich sie einmal gefunden hatte und dadurch darauf 137 aufmerksam gemacht wurde, nie fehlen. Ihren weiteren Verlauf aber mit Bestimmtheit darzuthun, war mir nicht möglich, obgleich ich es mehrmals versuchte; denn aller angewandten Achtsamkeit ohngeachtet, konnte ich die- ‚selben nur bis zu der genannten Arterie verfolgen. Offenbar sind es eben die, welche Hirzel u. A. beim Menschen beobachtet haben. 2) Ein sehr fei- nes Fädchen, welches sich zum sechsten Nerven durch den vorderen Theil des wunderbaren Netzes begibt und das ich einigemal zu beobachten Gele- genheit hatte. Bock gibt an, ein ähnliches beim Menschen gefunden zu haben. 3) Mehrere aus der vorderen Anschwellung hervorkommende, über die Unter- augenhöhlen-Arterie tretende und in dem unteren Theile der Orbita sich aus- breitende, so wie mit der hinteren Nasenarterie zur Nase sich begebende Faden. Diejenigen Nerven, welche zu der zweiten Art gerechnet werden müssen, sind folgende: 1) die oberen vorderen Nasennerven; 2) die Nasengaumen- nerven; 3) der Nasenscheidewand-Nerve. Eine Beschreibung dieser wäre hier, da sie beim Kalb nichts Eigenthümliches darbieten, überflüssig. Nur in Rück- sicht des letzteren Nerven glaube ich erwähnen zu müssen, dass ich den Na- sengaumen-Kuoten nie sah, obgleich dieser Theil, in der Absicht ihn aufzu- finden, einer öfteren Untersuchung unterworfen wurde. 4) Der oberflächliche Zweig des Vidischen Nerven, welcher in demselben Kanal, wie der tiefe, mit dem er durch Zellgewebe verbunden ist, nur in entgegengesetzter Rich- tung verläuft und sich erst in der Nähe des earotischen Geflechts von ihm trennt, alsdann an der unteren Fläche desselben, von dem er einige Faden erhält, hintritt und sich endlich mit einem starken Faden aus jenem Geflechte in die sogenannte innere Oeffnung des Falloppischen Kanals begibt. Ich muss die Beschreibung des weiteren Verlaufes des oberflächlichen Zweiges des Vidischen Nerven hier abbrechen und zur Betrachtung anderer aus dem Kopfschlagader-Geflechte entstehender Nerven’ übergehen, & 10. Aus diesem treten nämlich nach vorn und aussen von der Stelle, wo der Vidische Nerve abgeht, mehrere ziemlich starke, Anfangs vereinigte Faden Zeitschrift f. Physiol, Il. 1. 18 138 heraus, die sich alle, mit Ausnahme des schon erwähnten den Gaumen-Keil- beinknoten zum Theil bildenden Zweigs, zu den verschiedenen Aesten “des fünften und zum sechsten Hirmnervenpaare begeben. Indem dieselben an der inneren Tläche des halbmondförmigen Knoten nach oben und vorn sich er- strecken, geben sie einige schwache Fädchen an denselben ab. — Von den mit dem dreigetheilten Nerven Verbindungen eingehenden Zweigen des Gang- liennerven sind die zum ersten und zweiten Aste die bedeutendsten, denn nur ein oder einige feine Aestchen senken sich in den dritten ein. Wenn man die ersteren genauer verfolgt, so findet man, dass die zum Augenaste sich gesel- lenden besonders mit der langen Wurzel des Ciliarknötchens und dem Na- sennerven sich verbinden; *) die zum Oberkiefernerven aber sich besonders mit dem Theile desselben vereinigen, welcher den Gaumen -Keilbeinnerven bildet, weniger jedoch mit dem übrigen Theil des zweiten Astes. Die in den Unterkiefer-Nerven, ehe er sich aus dem eyförmigen Loch begibt, einsen- kenden Nervenfädchen, sind äusserst zart und fein; einigemal sah ich auch ein dünnes Zweigchen an der inneren Seite jenes Nerven zu dem oberen Theil des weiter unten genauer zu beschreibenden Knoten etwas unterhalb des ey- förmigen Lochs treten. Von diesen ziemlich starken und zahlreichen Nerven, die zu den ver- schiedenen Aesten des fünften Paares sich gesellen, gehen da, wo sie an der inneren Fläche des halbmondförmigen Knoten anliegen, einige Zweige ab, begeben sich zum wunderbaren Netz, umstricken die dieses bildende Gefässe und verbinden sich, wie es mir höchst wahrscheinlich ist, theils mit dem Hirnanhang, theils begleiten sie, wie ich diess cinigemal beobachtete, die *) Da Muck (dissertat. anat. de ganglio ophthalmico et nervis ciliaribus animalium. Praes, Fr. Tiede- mann, Landsh. 1815. c. II. $.11. pag. 23—27, obs. 23—33) über die den Augenknoten bildenden Faden, die Gestalt, Lage, Grösse, Farbe, Zahl und anderen Verhältnisse desselben, so. wie über die Ciliarneryen ausführlich an der angezeigten Stelle gehandelt hat, und ich auch diese Theile weniger genau untersuchte, so will ich die Betrachtung derselben hier unterlassen. 139 aus jenem sich erhebende Hirnarterie, auf der sie eine ziemliche Strecke weit verfolgt werden konnten. f Zu der unteren und hinteren Fläche des halbmondförmigen Knoten tre- ten aus dem Kopfadergeflechte noch mehrere Fädchen, die ohne Zweifel als diejenigen betrachtet werden müssen, durch deren Zutritt jener gebildet wird. Es ist dieser von dem des Menschen etwas verschieden, sowohl in Gestalt, Grösse, Consistenz, als in Structur und Textur; denn obgleich an ihm kei- neswegs die halbmondförmige gegen den Ursprung des Nerven gerichtete Krümmung verkannt werden kann, so ist er doch bei weitem nicht so deut- lich als dort. Seine Grösse übertrifft augenscheinlich die des Knoten beim Menschen, und seine Consistenz ist viel bedeutender, so dass man nicht die Zartheit und Weichheit der Ganglienmässe, wie sie sich bei jenem zeigt, findet. Damit stimmt denn auch sein viel derberer'Bau und sein dichtes Ge- webe, ohngefähr wie die des ersten Halsknoten überein. In seinen übri- gen Verhältnissen konnte ich keine bemerkbare Verschiedenheit von denen des halbmondförmigen Ganglion beim Menschen auffinden. $. 11. Was die mit dem sechsten Paare Verbindungen eingehenden und aus dem carotischen Geflechte hervorkommenden Nerven betrifft, so muss ich. der Ver- muthung von Cuvier, dass die Verbindung des sympathischen Nerven mit dem sechsten Paare durch das wunderbare Netz zu geschehen scheine, so wie der Behauptung von Weber, dass kein Zusammenhang zwischen beiden Nerven statt finde, geradezu widersprechen; denn ‘es sind die Verbindungen jener ‘ Nerven, welche an der inneren Seite des halbmondförmigen Knoten zwischen diesem und dem wunderbaren Netze aufwärts zum sechsten Paare gelangen, im Verhältniss zu anderen gleich stark und zahlreich, wie beim Menschen. ‚An der Verbindungsstelle findet sich ebenfalls ein Geflecht, wie es auch dort nachgewiesen ist, das jedoch erst nach Wegnahme der den sechsten Hirnner- ven umgebenden Scheide wahrnehmbar wird. In ihren übrigen Verhältnissen bieten diese Nerven keine Verschiedenheiten von denen beim Menschen dar. 18" 140 12. ‚Eigenthümlich und bisher noch nicht beschrieben ist der Verlauf zweier aus dem äusseren Theil des schon öfters in Erwähnung gebrachten Geflechtes hervorgehender Filamente. Das eine von ihnen tritt von der genannten Stelle aus zu 'einem nicht unbedeutenden Nerven, welcher an der äusseren und un- teren Fläche des halbmondförmigen Knoten entspringt und dessen Verlauf auf der ersten Figur (N.'3) zum Theil zu sehen ist, verbindet sich mit diesem Nerven und läuft mit ihm vereint in einer Rinne des Seitenwandbeins, nahe an dem oberen äusseren Rande des Felsentheils des Schläfenbeins, unter der harten Hirnhaut zum Qusrbinilenen, und breitet sich in dessen Wandungen mit mehreren Zweigen aus. Der andere von diesen Faden verläuft Anfangs an der hinteren und dann an der äusseren Seite des Knoten vom dreigetheilten Nerven, in einer Rinne zwischen dem Körper des Keilbeins und dem Schläfenbein, nach vorn und theilt sich bald in zwei Aestchen, von denen eines in derselben Rinne nach vorn sich fortsetzt, dann durch eine kleine Oetlnung nach aussen von dem Loche, welches der runden Oeffnung und der oberen Augenhöhlenspalte beim Menschen entspricht, tritt und sich hier mit einem Nerven vom erster Aste des fünften Paares vereinigt; das andere aber auf die Oberfläche des vorderen Theils des halbmondförmigen Knoten sich begibt und mit einem Faden aus diesem vereint einen Nerven bildet, der mit dem vierten Nervenpaare eine innige Verbindung eingeht. An der Verbindungsstelle hat dieses Nervenpaar ein knötiges Aussehen, was besonders deutlich an frischen Köpfen oder sol- chen, die nicht im starken Weingeiste gelegen haben, zu erkennen ist. Von diesen Anschwellungen des Trochlearnerven, die mit den Knötchen, wie sie sich an den Halmen der Gräser finden, am besten verglichen werden können, und deren zwei bis drei gewöhnlich vorhanden sind, entspringen einige nicht unbedeutende Nervenfaden, die sich zur harten Hiruhaut begeben. Einer von ihnen breitet sich in dem Theil dieser Membran aus, welcher die innere Fläche des Seitenwandbeins auskleidet; die übrigen aber laufen in derselbew 141 rückwärts gegen den Ursprung des oberen Augenmuskelnerven, vertheilen sich zwischen den beiden das Hirnzelt bildenden Blättern, nahe an dessen inneren Rande in der Nähe eines Blutgefässes und können bei gehörig angewandter Sorgfalt eine ziemliche Strecke weit in diesem Theil der harten Hirnhaut verfolgt werden. — Ich habe nicht allein beim Kalb, sondern auch bei meh- reren Fötus desselben von verschiedenem Alter diese Nerven immer beobach- tet und zwar von solcher Stärke und Beschaffenheit, dass ibre Nervennatur keineswegs geleugnet werden kann. $ur143, Ich komme nun zur Auseinandersetzung. der in vieler Hinsicht wichti- gen and in der Anordnung sehr merkwürdigen Verbindung des sympathischen Nerven mit dem Antlitz- und Hörnerven. — Zwei Faden, von denen der eine die Fortsetzung des oberflächlichen Zweigs des Vidischen Nerven ist, dessen Beschreibung wir im $. 9 abgebrochen haben, und der andere gleich starke aus dem carotischen Geflechte entspringt, treten in die sogenannte in- nere Oeffnung des Falloppischen Kanals an das Knie des Antlitzuerven, bil- den mit einander vereint mit Faden dieses Nerven eine geflechtartige An- schwellung, die entweder mehr oder weniger zwischen den Filamenten des Antlitznerven, oder auf ihm selbst liegt. Ohne Zweifel entspricht dieselbe ganz der im zweiten Abschnitte zu beschreibenden Anschwellung am Knie des Antlitznerven beim Menschen. Von dieser geflechtartigen Anschwellung, die mit Faden des ‚genannten Nerven innig zusammenhängt, treten mehrere zarte Nervenfasern zum Hörmerven hin und bilden an dessen innerer, dem Antlitzuerven zugewandten Seite, in der Tiefe des inneren Gehörgangs, ein ovales, äusserst kleines Knötchen von zarter Structur und. grau-röthlichem Aussehen, dessen Form und Lage aus der Abbildung deutlich ersehen werden kann, in Verbindung mit mehreren Fädchen vom Hörnerven und einem bald schwächeren, bald stärkeren Zweige, der von dem $. 1% beschriebenen Ner- ven abgeht, durch die harte Iltrnhaut in die sogenannte innere Oeffnung des Falloppischen Kanals tritt, über. den Antlitzuerven läuft und sich endlich mit 142 diesem Knötchen verbindet.*) Von ihm entstehen einige sehr feine und zarte, wohl zu beachtende und beim unvorsichtigen Präpariren leicht zu zerreis- sende Faden, die mit dem Hörnerven im Labyrinthe sich verbreiten. Diese hier beschriebene Anordnung ist meinen Untersuchungen zufolge die gewöhn- liche; nur einigemal, wo das Knötchen am Hörnerven nicht so deutlich wahr- nehmbar war, glaubte ich zu bemerken, dass die ganze Verbindung zwischen Antlitz- und Hörnerven mehr eine knotige Beschaffenheit hatte. Ausser den zum Hörnerven sich begebenden Faden sind noch andere vor- handen, die von der geflechtartigen Anschwellung am Knie des Antlitznerven entspringen: nämlich 1) ein ziemlich starker Faden, welcher in seinem Ver- laufe durch den Falloppischen Kanal sich mit den anderen des Antlitznerven vielfach verbindet und gegen ‘das. Ende jenes Kanals durch 'einen eigenen im die Paukenhöhle tritt, in dieser denselben Verlauf wie die Paukensaite beim Menschen hat und diese Höhle, ohne mit anderen Nerven Verbindungen ein- zugehen, verlässt, indem er durch eine an der äusseren Seite der Höhle zwi- schen dem Felsentheil und der knöchernen Bulle des Schläfenbeins befind- liche Oellnung tritt. Diese Oeffnung entspricht der Glaserschen Spalte beim Menschen; es ist daher die Angabe von Cuvier, dass diese Spalte und das Griffelzitzenloch eins sey, -unrichtig. Was den weiteren Verlauf der Paukensaite und die Bildung des Kiefer- knoten betrifft, so will ich mich hierüber nicht ‚auslassen, da ich bei mei- nen Untersuchungen gerade diese Parthie weniger beachtete. 2) Ein anderer aus jenem Geflechte entstehender Faden ist der zum Steig- bügelmuskel, dessen- Zusammenhang mit der Anschwellung mir öfters nach- zuweisen glückte. *) Beim Aufsuchen dieses oft sehr feinen Fadens muss man gehörige Vorsicht anwenden, wenn man nach aufgeschlagenem inneren Gehörgang die den Antlitz- und Hörneryen umgebende Scheide trennt, indem man diesen Zweig, da er sehr oberflächlich liegt, leicht durchschneidet. Hat man ihn hier aufgefunden, so verfolge man denselben alsdann sorgfältig in seinem Verlaufe durch die harte Hirnhaut bis zu seinem Ursprunge aus dem genannten Neryen. 123 14 Es ist nun noch die Beschreibung der Verbindungen des sympathischen Nerven mit dem neunten, zehnten und zwölften Hirnnervenpaare übrig; denn was das eilfte betrifft, so fand ich nie einen Verbindungsfaden zwischen die- sem und den Gangliennerven und kann daher die Angabe von Weber*), dass dieser sich auch mit dem Willischen Beinerven verbinde, keineswegs bestä tigen. Die mit den genannten Hirnnervenpaaren sich verbindenden Faden entsprin- gen, wie ich diess schon früher bemerkte, aus dem oberen hinteren Theil des obersten Halsknoten, entweder einzeln, oder mehr und weniger mit einan- der vereint. Hauptsächlich gilt letzteres. von denjenigen Faden, welche sich mit dem Zungenschlundkopf- und den herumschweifenden Nerven vereini- gen, denn diese kommen. bald. getremnt, bald vereinigt aus dem bezeichneten Theil des Knoten, gehen auf- und etwas rückwärts zu den genannten Nerven hin und verbinden sich mit ihnen da, wo sie im hinteren Theil des zerris- senen Loches liegen. An diesen Stellen sind beide Nerven auch mit Knoten versehen. t Der Knoten des Zungenschlund-Kopfnerven, dessen Vorhandenseyn Des- moulins**) mit Unrecht leugnet, kommt in seiner Lage, Gestalt, Grösse und in den übrigen Verhältnissen mit dem beim Menschen überein. Nur einmal sah ich, die Lage betreifend, dass er sich ohngefähr \/, Zoll tiefer als ge- wöhnlich, fast in derselben Richtung, wie der oberste Halsknoten befand. Aus ihm entspringt gleichfalls, wie dort, ein ziemlich starker Faden, der das zwischen dem Felsentheil-und der knöchernen Bulle des Schläfenbeins sich vorfindende fibröse Gewebe durchdrinst; in die Paukenhöhle tritt, mit den schon erwähnten unmittelbar vom Gangliennerven kommenden Faden, so wie mit einem aus dem Knoten des Lungenmagen-Nerven abgehenden Zweig Verbin- dungen eingeht und ein ähnliches Geflecht, wie es Jacobson beim Menschen *) Aa. 0. S. 105. %) A. 2.0. 5. At. 143 nachgewiesen hat, bildet. Aus ihm begeben sich Faden zum eyförmigen und’ runden Loch, so wie ein zarter Zweig zu demjenigen Nerven, welcher dem Felsenbeinnerven beim Menschen entspricht. Der Hauptfaden aber aus diesem. Geflechte tritt zum Paukenfellspanner*), durchdringt diesen Muskel, kommt an dem äusseren und vorderen Theil desselben wieder hervor, "begibt sich unter das carotische Geflecht, läuft unter diesem und dann nach aussen von dem knorpeligen Theil der Eustachschen Röhre weiter und senkt sich endlich in den nun zu beschreibenden Knoten ein. $. 15. Dieser Knoten liegt an der inneren Seite des dritten Astes vom fünften Hirnnervenpaare gleich unter dem eyrunden Loche, an der Stelle, wo die Muskelzweige von ihm abgehen. Er ist von halbmondförmiger Gestalt, und es’sind an ihm deutlich unterscheidbar ein concaver Rand, der nach oben und in etwas nach aussen, also gegen die innere Fläche des genannten Stam- mes gerichtet ist, mit dem er auch durch Nervenfaden und Zellgewebe zum Theil verbunden sich zeigt, dann ein convexer, der nach unten und innen "sieht, aber weniger scharf ist als der obere. Ausser ‚diesen Rändern sind noch die beiden Flächen zu beachten, nämlich die äussere abgeplattete, welche vorzüglich gegen den oberen Rand hin mit dem dritten Aste des *) Es mag hier am passenden Orte seyn, eine Behauptung, die Magendie (Journal de physiologie vol. I. pag. 341) und nach ihm Desmoulins (a.a.O. B.2) aufstellten, zu berichtigen. Es äussern nämlich diese die Meinung, dass bei den Säugethieren, mit Ausnahme der Affen, an die Stelle dev Muskeln des inneren Ohres unregelmässige, rundliche, elastische Körper getreten seyen,_die keine Fasern enthalten, mit dem Fett der Augenhöhle durch grosse Elasticität übereinkommen, zu denen wohl Arterien aber keine Nerven treten. Dass diese Angabe, wenigstens in Bezug auf das Kalb, denn bei den übrigen Säugethieren habe ich diese Muskeln nicht untersucht, falsch sey, wird Jeder, der sie einer genauen Prüfung unterwirft, finden; denn sie erhalten nicht allein, wie ich diess schon grösstentheils angegeben habe, offenbar Nervenfaden, sondern sind auch augenscheinlich muskulöser Natur, und durchaus nicht mit dem Fette der Augenhöhle vergleichbar. 145 fünften Nerven zusammenhängt, und die innere, ein wenig gewölbte, deren Oberfläche etwas -uneben ist. Ferner scheint mir, was die Gestalt betrifft, noch Berücksichtigung zu verdienen, dass da, wo vorn und hinten und et- was nach oben die beiden Ränder in einander laufen, Fortsätze von diesem Knoten entstehen, die sich um den Stamm des schon gedachten Nerven her- umschlagen, so dass derselbe davon gleichsam wie von einem Ringe um- schlossen ist. Hinsichtlich der Grösse gehört er zur mittleren Klasse, da der bedeutendste Durchmesser von vorn nach hinten 4“ beträgt, während der von oben nach unten 2 und die Dicke an dem unteren Rande 1“, am obe- ren aber nur '/,““ misst. — Die Consistenz dieses röthlich aussehenden Gang- Jion steht ohngefähr in der Mitte zwischen der des Gaumen-Keilbein- und der des halbmondförmigen Knoten; denn es besitzt weder die Zartheit und Weichheit der jenen bildenden Ganglienmasse, noch die dichte Beschaffenheit dieses. Wesentlich unterscheidet es sich demnach von demselben Knoten beim Menschen, wie wir diess später sehen werden. Was das Verhältniss desselben zu seiner Umgebung anlangt, so ist zu be- merken, dass er allenthalben mit Zellgewebe umgeben, aufs innigste mit dem dritten Aste des fünften Hirnnerven, vorzüglich an seinem oberen und äus- 'seren T’heile verbunden ist. Das vordere Ende steht nicht nur im genauen Zusammenhauge mit dem Kaumuskelnerven, sondern fliesst so zu sagen in ihn über und trägt wesentlich zu seiner Bildung bei. Von den Nerven des dritten Astes steht mit ihm der Flügelmuskelnerve nicht nur in innigster Verbindung, sondern, indem derselbe mitten durch den Knoten verläuft und eine wahrhafte Verwebung der Masse beider statt findet, möchte jenem im- mer einiger Antheil an der Bildung dieses zuzuschreiben seyn. Auf gleiche Weise, wie an dem vorderen Ende da, wo die beiden Rän- der zusammentreten, dieser Knoten in den Kaumuskelnerven einfliesst, tritt an dem hinteren Theil von einer dieser entsprechenden Stelle ein Nervenfa- den ab, der denselben Verlauf, wie der am Ende des vorigen $. beschriebene Zeitschrift f. Physiol. II. 1. 19 146 Nerven, nur in entgegengesetzter Richtung hat, und sich im Paukenfellspan- ner ausbreitet. ü Ob von dem Knoten Nerven zu benachbarten Arterien, wie beim Men- schen sich begeben, was mir höchst wahrscheinlich ist, kann ich nicht an- geben, da ich die Untersuchung beim Kalb früher anstellte, als die beim Menschen und erst bei diesem zur mittleren Arterie der harten Hirnhaut tretende Faden beobachtete. $. 16. Der Knoten des herumschweifenden Nerven (von der Art und Weise, so wie von der Art der Verbindung des sympathischen Nerven mit diesem Ner- venpaare ist früher gehandelt worden) liegt in einer Vertiefung an der in- neren und hinteren Fläche des Felsentheils vom Schläfenbein in der Nähe, jedoch etwas höher als der Knoten des Zungenschlund -Kopfnerven, mit dem er durch ziemlich starke Faden zusammenhängt. Seine Torm nähert sich am meisten der ovalen, nur dass er von der äusseren und inneren Seite etwas zusammengedrückt erscheint. Die Grösse übertrifft die einer Linse nur wenig. Rücksichtlich seiner Consistenz und der übrigen Verhältnisse stimmt er am meisten mit dem halbmondförmigen Knoten beim Kalb überein. Der grösste Theil des herumschweifenden Nerven hat an seiner Bildung Antheil, nur ein kleiner und zwar der vordere Theil hat keine Gemeinschaft mit ihm. Von dem Knoten treten ausser den Faden, welche ihn mit dem Ganglion des Zungenschlund-Kopfnerven verbinden, erstens ein feines Zweigchen im die Paukenhöhle zur Bildung des in dieser sich vorfindenden Geflechtes und dann noch emige starke Filamente in einer Rinne nach hinten und unten zum Antlitznerven in den Falloppischen Kanal. *) Diese verbinden sich zum ge- '*) Schon Willis (cerekri anatome nervorumgne descriptio et usus. v. opera omnia st. et op. Gerard Blasii. Amst, 1682) bildet auf seiner 10ten Tafel, wo er das fünfte bis eilfte Nervenpaar, in ‚so, fern sie sich bei den Thieren von der Anordnung beim Menschen verschieden zeigen, darstellt, einen “ Nervenfaden ab, welcher vom herumschweifenden Nerven da, wo er sich noch im zerrisseneu Loche befindet, zum Gesichtsnerven abtritt und sich mit ihm vereinigt. 147 riugsten Theil mit dem genannten Nerven, sondern treten, nachdem sie sich mit Faden von ihm durchkreuzt haben, grösstentheils durch das Griffelzitzen- loch zum hinteren Theil des äusseren Ohres. Die Verbindung des Gangliennerven mit dem zwölften Paare ist beim Kalb immer sehr stark und wird zu Stande gebracht durch einen F aden, welcher aus dem oberen Halsknoten hervorgehend entweder nach oben und rückwärts zu diesem Nerven tritt und sich mit ihm, mehr oder weniger von dem beim Kalh gewöhnlich dreifach vorhandenen Gelenkkanal entfernt, ver- einigt, oder mit den übrigen Faden aus dem ersten Halsknoten aufwärts bis an die untere innere Fläche des Felsentheils vom Schläfenbein sich begibt und dann in dem hier befindlichen fibrösen Gewebe rückwärts zur bezeich- neten Stelle des Zungenfleischnerven läuft. 1. EINIGE BEOBACHTUNGEN ÜBER DEN KOPFTHEIL DES SYMPATHI- SCHEN NERVEN BEIM MENSCHEN. *) Ueber die Verbindung des sympathischen Nerven mit dem Gesichts- und Hörnerven. $. 17, Da die im vorigen Abschnitte ($. 13) mitgetheilten Untersuchungen über diesen Theil des Gangliennerven beim Kalb eine bisher noch nicht berück- sichtigte und von der beim Menschen angegebenen Art der Vertheilung und Verbindung ganz verschiedene Anordnung zeigten; so untersuchte ich diesel- *) Ausführlicher habe ich diesen Theil in historischer Hinsicht in meiner diss. inaug. sist. observationes »onnullas neurologicas de parte cephalica nervi sympathici in homine, e. tab. lithographica. Heidelb. 1826. 4. bearbeitet. 19 * 148 ben auch beim Menschen, in der Hoffnung, durch jene geleitet, nicht allein wie dort einiges Neue zu finden, sondern auch manche noch streitige Anga- ben zu berichtigen. Der Erfolg meiner Untersuchungen befriedigte meine Erwartung vollkommen und ich kann ihnen gemäss folgende Anordnung rücksichtlich dieser Verbindung als gewöhnlich angeben: Es begibt sich der oberflächliche Zweig des Vidischen Nerven, welcher, wie aus den Untersuchungen der meisten Neueren und auch aus den meini- gen erhellt, nicht durch einen, sondern zwei und selbst mehrere Faden *) gebildet wird, in Verbindung mit einem oder einigen sehr feinen Fädchen, aus dem die innere Kopfschlagader umstrickenden Geflechte in die soge- nannte innere Oeffnung des Falloppischen Kanals zum Antlitzuerven. Bock und Hirzel erwähnen soleher unmittelbar ‘vom Gangliennerven komnnender Zweige, die zu dem Felsenbeinnerven sich begeben, indem er an der inne- ren Seite des halbmondförmigen Knoten, zvrischen diesem und der inneren Kopfschlagader verläuft. Ersterer **) sagt zwar, zuweilen erhalte das Ner- vengeflecht än der inneren Kopfschlagader Zweige von dem oberflächlichen Zweig des Vidischen‘ Nerven; dass aber diese Zweige nicht als von dem ge- nannten Nerven abtretende, sondern zu ihm sich begebende und mit ihm verlaufende Faden zu betrachten sind, lehrt theils die vergleichend - anato- mische Untersuchung, theils die genaue Verfolgung derselben beim Menschen selbst. Hirzel ***) sah nur einmal einen solchen Faden, der aus dem caro- tischen Knoten entsprang. Der oberflächliche Zweig des Vidischen Nerven tritt also in Verbindung mit den unmittelbar vom Sympathicus kommenden Fädchen zum Antlitz-Nerven und zwar an das sogenannte Knie desselben. *) In dem Schedel eines Blödsinnigen sah ich ihn auf der rechten Seite, auf der durchaus der sympathische Nerve stärker entwickelt war, aus vier, und auf der linken aus drei Fädchen bestehen. ”*) Bock, Beschreibung des fünften Nervenpaares und seiner Verbindungen mit anderen Nerven, vorzüg- lich mit dem Gangliensysteme. Mit Kupf. Meissen 1817. Fol. S. 28. »**) Diss. inang. sistens nexus nervi sympathici cum nervis cerebralibus. Heidelb. 1824. 4. p.37. Modo semel filamentum e ganglio carotico cum ramo superficiali n, Vidiani se conjugens vidi. 149 Die Anatomen sind jetzt nicht mehr einig, ob sich der Felsenbeinnerve mitrdem Antlitznerven: verbinde und: die Paukensaite als ein Zweig des letz- teren zu betrachten 'sey, wie diess alle''ältere und auch einige neuere be- haupten, oder ‘ob jener sich bloss an diesen anlege und in dessen Scheide verlaufe bis zu der Stelle, wo er als Paukensaite abtritt, wie diess Cloquet und nach ihm Hirzel darzuthun gesucht haben. Es lehren nun vergleichend- anatomische Untersuchungen, so wie auch genaue beim Menschen, dass weder die eine noch die andere Ansicht die völlig richtige ist. Es verbindet sich diesen nach ‘der Felsenbeinnerve mit Faden und zwar besonders den äusseren des Antlitznerven, bilden mit denselben eine knotige Anschwellung von grau- röthlichem Aussehen und weicher Consistenz, gerade an der Stelle, wo der schon öfters genannte Nerve zu ihm tritt, so dass dadurch der im Anfangs- theil des Falloppischen Kanals liegende Theil des Antlitz-Nerven eine etwas dreieckige Form mit gegen die sogenannte ‘innere Oeffnung dieses Kanals ge- richteter Spitze erhält. Dass sie wirklich als eine 'knotige Anschwellung zu betrachten sey, zeigte mir sehr deutlich die Untersuchung bei einem blöd- sinnigen Manne; denn hier war sie ungewöhnlich stark ausgewirkt. ‘. 18. Diejenigen Faden, die man als von dieser Anschwellung des Antlitz-Nerven ausstrahlend zu betrachten hat, will ich nun genauer zu beschreiben suchen. Vorerst werde ich den eine Verbindung zwischen dem Antlitz- und Hör- Nerven vermittelnden Zweig, den man zwar schon beobachtet *), aber rück- sichtlich seines Zusammenhangs mit dem Gangliennerven noch nicht un- tersucht und gewürdigt hat, so wie es meine Untersuchung beim Men- schen lehrte, darstellen. Von der beschriebenen knotigen Anschwellung des Antlitzuerven begibt sich dieser Zweig als ein in den meisten Fällen sehr Te — — *) Andeutend sprechen von dieser Verbindung J. Köllner (Reils Archiv für Physiologie und Swan Med. chirurg. transact. Vol, IX.) 150 feines Fädchen gewöhnlich über, doch, wie ich einmal beobachtet habe, auch zwischen den Faden des Antlitzuerven zum Hörnerven hin und zwar zu demjenigen Theile desselben, welcher zuoberst und neben dem Antlitznerven liegt. An der Stelle, wo dieses Nervenfädchen zum Hörnerven tritt, befindet sich an letzterem eine sehr kleine grauliche Erhabenheit, die schon mit un- bewaffneten Augen durch ihre Verschiedenheit in der Farbe von dem weis- sen Hörnerven, sehr deutlich aber mit bewaflneten als eine solche erkannt werden kann. Da gewöhnlich ‚dieser Verbindungsfaden so fein und zart ist, dass man wirklich sein Vorhandenseyn streitig machen und ihn für blosses Zellgewebe ausgeben kann, was ja von Manchen rücksichtlich mehrerer an- derer zum Theil noch stärkerer Verbindungen geschehen ist; so war mir es äusserst willkommen, die Gelegenheit zu erhalten, diese Parthie bei einem Blödsinnigen zu untersuchen. Ich fand hier diesen Verbindungsfaden so stark, dass über sein Vorhandenseyn keinZweifel mehr entstehen kann; ja auf der rechten Seite war er sogar doppelt vorhanden, Die pathologische und ver- gleichende Anatomie wird also demjenigen, der noch daran zweifeln zu müs- sen glaubt, allen Skrupel entfernen. Beim Aufsuchen dieses Fadens muss man in den gewöhnlichen Fällen die grösste Genauigkeit und Sorgfalt im Auf- schlagen der Decke des inneren Gehörgangs und im Trennen der, die beiden in demselben befindlichen Nerven umgebenden Scheide, anwenden und als- dann sorgfältig den Antlitznerven von dem neben ihm liegenden Vorhofsner- ven übzusondern suchen bis zu der Stelle, wo sich ersterer von letzterem trennt und in den Falloppischen Kanal tritt; denn hier, in der Tiefe des in- neren Gehörgangs, findet sich die beschriebene Verbindung. — Es ist unmög- lich, den Nervenfaden weiter ins Labyrinth ‚zu verfolgen; übrigens glaube ich nicht zweifeln zu dürfen, dass er nicht allein mit dem Aste des Hörnerven, an den er tritt, sondern auch mit den übrigen Verbindungen eingeht und sich so zu den verschiedenen Theilen des Labyrinths begibt. Diess ist jedoch nicht die einzige Verbindung, welche zwischen den bei- len Nerven statt hat; denn ich fand öfters beim Kalb und einigemal beim 151 Menschen, indem ich hier den Amtllitzuerren vom Hörnerven behutsam ab- sonderte, dass einige zarte Faden, die offenbar Nerven und kein Zellgewehe waren, vom ersteren zum letzteren sich begaben und besonders an den Punkt hin, wo sich der oben beschriebene mit dem Hörnerven verbindet. Aus die- ser doppelten Verbindung zwischen beiden Nerven lässt es sich vielleicht erklären, dass Köllner sagt, er habe zweimal, wiewohl an einem etwas ver- änderten Orte eine Anastomose unter diesen Nerven gefunden. Soviel von dieser Verbindung. Ich zweifle nicht daran, dass Andere bei genauer Untersuchung meine Angabe über dieselbe bestätigt finden werden. %. 19. Es sey mir nun gestattet, die Wichtigkeit der durch den sympathischen Nerven vermittelten Verbindung zwischen Antiitz- und Hör-Nerven für Phy- siologie und Pathologie kurz darzulegen. — In Zweifel kann es nun nicht mehr gezogen werden, was man bis jetzt nur mit Wahrscheinlichkeit und aus Analogie aufstellen konnte, dass nämlich die Ernährung der zum Laby- rinthe gehörigen Theile, so wie die Absonderung des in denselben befindli- chen Wassers, einer zum Hören so durchaus nothwendigen Flüssigkeit, unter dem Einfluss des sympathischen Nerven stehe. Bisher, wo man die Verbin- dung dieses Nerven mit dem Hörnerven noch nicht nachgewiesen hatte, musste man natürlich, um den Antheil des Gangliennerven au der Verrichtung des Hörens zu beweisen, seine Zuflucht zu der Annahme nehmen, dass sich von dem Jakobson’schen Geflechte Fädchen durch das ovale und runde Fenster ins Labyrinth begeben. Da mein 'hochgeschätzter Lehrer, Geh. Hofrath Tiedemann den wichtigen Antheil des sympathischen Nerven an den Sinnes-Verrichtungen und somit auch am Hören im zweiten Hefte des ersten Bandes dieser Zeit- schrift ausführlich. auseinandergesetzt hat, so will ich dabei nicht länger ver- weilen und zur Betrachtung anderer Punkte übergehen. $. 20. Es sind, wie bekannt, von den Physiologen, um das Hören in einigen Arten von Taubheit zu erklären, verschiedene Ansichten aufgestellt worden unter denen am meisten Beifall die erhielt, ‚dass durch die in Erschütterung versetzten Kopfknochen der Schall unmittelbar zum Hörnerven gelange. ‚Da- gegen erwähnt aber J. Swan *), dass, wenn sich diess so verhielte, der Schall bei gesunder Beschaffenheit der Hörnerven immer vernommen wrerden müsste, gleichviel an welchen Theil des Kopfs derselbe angebracht würde. Dazu kann man zweitens die von mir öfters beobachtete Erscheinung fügen, dass ausser an den Zähnen, besonders an den Stellen des Kopfes, wo die Aeste des Jreigetheilten Nerven heraustreten, so wie an der Ausbreitung des Antlitzner- ven das Schlagen einer Uhr bei verstopften Ohren am besten empfunden wird. J. Swan erklärt die Verschiedenheit, dass bei mehreren Menschen bei voll- kommen normalem Gehöre durch den äusseren Gehörgang und ohne wahr- nehmbare Abnormität im Bau. des Schedels, Antlitzes u.s. w. der Schall nur von einigen dieser Stellen, bei anderen aber von keiner aus vernommen werd:, aus einer Verbindung des Antlitz- mit dem Hör-Nerven. Treviranus**) Er- klärung dieser Erscheinung, dass nämlich die von dem Schall bewirkte Rei- zung des Antlitznerven sich auf die Nerven der Muskeln des inneren Ohres fortpflanze und dass diese Muskeln, hierdurch aufgeregt, eine stärkere Span- nung des Trommelfells und der Haut des ovalen Fensters hervorbringen, scheint mir jetzt, da die Anatomie eine Verbindung zwischen beiden Nerven nachweiset, nicht annehmbar. — J. Swan ist keineswegs der erste, der dieses Hören bei gewissen Arten von Taubheit auf diese Weise erklärt; denn schon lange vor ihın hat Köllner im, vierten Bande von Reil’s Archiv diese Ansicht ausgesprochen. Jener macht in dem angeführten Aufsatze, worin er zu be- weisen sucht, dass der Schall eines an das Gesicht angebrachten Körpers bei verschlossenem Gehörgange nicht mechanisch, sondern durch die Nervenver- bindung zum Gehörnerven fortgepflanzt werde, die Bemerkung, dass Taub- stumme bei normaler Beschaffenheit des Gehörnerven durch Anwendung *) Med. chirurg, transact. Vol. IX. **) Biologie B. 6. S. 393. 153 zweckmässiger ‚und den Sehall verstärkender Instrumente auf diese Weise hören lernen könnten! ‚In einem späteren *). Aufsatze,führt er einen interessanten ‚Fall an, der die grosse Empfänglichkeit’des Antlitz-Nerven für den Schall. und 'so- mit auch seine Ansicht ‚beweisst; zugleich hegt er die Hoffnung, dass durch zweckmässige Uebung des Antlitz-Nerven bei Taubstummen seine,Kräfte :voll- kommen entwickelt werden könnten. , Sowohl die von J. Swan; im neunten und eilften Bande der med. chir. transact. angeführten Thatsachen, als auch die Versuche, die ich über das Hören. des: Schlages einer an verschiedenen Theilen des Kopfes bei verstopftem Gehörgange angelesten Uhr an mir und anderen Personen anstellte, machen es höchst wahrscheinlich, dass der Schall derselben durch den Antlitz-Nerven vermittelst der Verbindung mit dem Hör- Nerven demselben mitgetheilt werde. ;. ; ‚ Es entsteht jetzt noch. die Frage, ob nicht durch ee when des Ant- litzes und des Schedels, also. hauptsächlich durch die Aeste des dreigetheil- ten Nerven die Einwirkung- des Schalls, eben se gut, oder ‚vielleicht noch besser, fortgepflanzt ‚werde, und ist letzteres der Fall, worin: diess seinen Grund hat. Um. diese Frage auszumitteln, stellte ich an mehreren Personen mit einer Uhr, Versuche .auf die: oben angegebene Weise an, wobei ich fand, dass im Allgemeinen an. .denjenigen Stellen, wo sich zahlreiche Nerven und zwar nahe uuter der Haut ausbreiten, das Schlagen der Uhr am stärksten gehört wurde. — Als Resultat. dieser Versuche kann ich folgende Reihenfolge hinsiehtlich der Stärke beim Wahrnehmen: des Schalls an den verschiedenen Stellen des Kopfs angeben: Am stärksten wurde er empfunden an den ent- blössten Zähnen **), an der Austrittsstelle des Wangenhaut- und Unteraugen- t *) Med. chir. transact. Vol. XI, p. 330 fi. “) Am meisten wird wohl jeder geneigt seyn, das Hören des Schalls durch die Zähne nicht durch Ner- venleitung, sondern durch die dem Hörnerven mitgetheilte Erschütterung der Kopfknochen zu erklä- ren. Dass letzteres aber nicht, oder wenigstens nicht durchaus der Fall ist, erhellt ausser. anderen Gründen besonders aus der Thatsache, dass, wie ich es öfters beobachtete, das Schlagen einer Uhr stärker durch die untere als obere Zahnreihe empfunden wird, was, wenn jene Meinung die richtige Zeitschrift $. Physiol, II, 4 20 154 höhlen-Nerven, so wie an der Ausbreitung des Stirnnerven (da, wo dieser Nerve durch das Oberaugenhöhlenloch heraustritt, nur schwach) und an den Schläfen; schwächer war die Stärke des Schalls an dem Orte, wo sich der Antlitz-Nerve verzweigt und an der Austrittstelle des Unterzahnhöhlen-Nerven; am schwächsten an den verschiedenen Theilen des behaarten Kopfes, und äus- serst schwach oder gar nicht an dem Kinn und der Nasenspitze, so wie an den Knochenerhabenheiten, den Stirnhöckern und der oberen äusseren Erha- benheit des Hinterhauptbeins, bei denen man jedoch genau den Mittelpunkt treffen muss. — Aus dieser Folgenreihe im Grade des Hörens des Uhrschla- ges an den verschiedenen Theilen des Kopfes, bei verstopften Ohren, ergibt sich, dass besonders an der Stelle des Antlitz-Nerven, wo sich die Backen- zweige desselben ausbreiten, selbst bei mageren Personen nicht so stark als an anderen empfunden wird. Eigentlich sollte man glauben, dass an den Ausbreitungsstellen des genannten Nerven, wegen seiner Verbindung mit dem Hör-Nerven, der Schall am stärksten empfunden werde; da diess nun nicht der Fall ist, so fragt es sich, worin mag diese Erscheinung ihren Grund haben. Ich glaube in den Versuchen, die Ch. Bell, Mayo, Magendie, Eschricht und Lund über die Durchschneidung des fünften und siebenten Paares an- stellten, um den verschiedenen Antheil dieser Nerven an der Bewegung und dem Gefühl der von ihnen mit Zweigen versehenen Theile zu bestimmen, einigen Aufschluss rücksichtlich dieser Thatsache zu finden. Es resultirt näm- lich der erstere *) von diesen Physiologen aus seinen Versuchen, - dass die Durchschneidung des siebenten Paares, welches den respiratorischen und phy- siognomischen Bewegungen der Gesichtsmuskeln vorstehe, den Thieren kei- nen Schmerz; die des fünften Paares aber, welches die übrigen Bewegungen und das Gefühl leite, die heftigsten Schmerzen verursache. Mayo **) und wäre, sich gerade umgekehrt verhalten müsste, indem der Schall durch die Gelenkyerbindung wohl sehr schlecht fortgeleitet wird. *) Phil. transact. 1821. 1322. **) Anat. und physiolog. comment, Tom. 1. - Ki 155 Magendie*), welche Bell’s Behauptungen in etwas berichtigten und zeig- ten, dass das siebente Paar allen Bewegungen der Gesichtsmuskeln, das fünfte aber keinen vorstehe, sondern letzteres bloss das Gefühl leite, haben rück- sichtlich der Empfindlichkeit des Antlitz- und des dreigetheilten Nerven häufig dasselbe gefunden, wie jener; doch beobachteten sie zuweilen, dass die Thiere bei der Durchschneidung des siebenten Paares Zeichen von Schmerz- gefühl von sich gaben. Aus den Experimenten von Eschricht und Lund **) endlich, die am meisten für sich zu haben scheinen, ergibt sich: 1) dass das siebente Paar wirklich Gefühl und zwar in keinem unbedeutenden Grade be- sitzt; 2) dass die Durchschneidung des fünften Paares das Gefühl in demje- nigen Theil des siebenten Paares aufhebt, der vor dem äusseren Gehörgange liegt und somit sein Gefühl lediglich seiner Verbindung mit diesem Paare verdankt; 3) dass aber das Gefühl nach dieser Operation in demjenigen Theil desselben fortdauert, der hinter dem äusseren Ohrgange liegt. — Diese Ver- suche, insbesondere die letztgenannten, an deren Richtigkeit wohl nicht zu zweifeln ist, stimmen mit den meinigen sehr überein. Ich glaube daher an- nehmen zu dürfen, dass der Autlitz-Nerve, wenn nicht durchaus, doch vor- ‚züglich seiner Verbindung mit dem fünften Paare die Fähigkeit, den Schall zum Hörnerven zu leiten, zu verdanken habe. 9. Zum Schlusse dieser Betrachtung will ich noch einer Heilmethode der- jenigen Art von Taubheit, welche man von einer verminderten Empfindlich- keit des Hör-Nerven ableitet, erwähnen, weil gerade aus der zwischen Ant- litz- und Hör-Nerven statt findenden Verbindung die zu Stande gebrachte Hei- Jung zu erklären ist. Es ist wohl Jedem bekannt, dass in der Taubheit, welche nach Schlag- flüssen und anderen, den genannten Fehler des Hör-Nerven bewirkenden, Ursa- *) Journal de physiolog. 1823. "*) Physiologische Resultate der Viyiseclionen neuerer Zeit von P. W. Lund. Kopenhagen 1825. 20 %* A 156 chen, z.B. starkem Schall, ausser der Anwendung des Galvanismus und der Elektrizität auf die Ausbreitungen des fünften und siebenten Paares, noch besonders die mehr (örtlich wirkender reizender Mittel, zumal der Cauterien, auf das Jochbein und in die Grube des Zitzenbeinfortsatzes äusserst wirksam gefunden. werden.‘ Da aber diese Mittel an anderen, als den genannten Thei- len der leidenden Seite, angewandt ohne wirksamen Erfolg sind, so muss wohl gerade in dieser Verbindung die bewirkte Heilung ihre Erklärung finden. z 8.22: \ RRelul N ‘Ausser jenem zum Hör-Nerven tretenden Faden ist auch der die Pauken- saite bildende Zweig, als aus der knotigen Anschwellung am Knie’ des Antlitz+ Nerven entspriugend zu betrachten. Es steht derselbe sehr mit dem Felsen- bein-Nerven im Zusammenhange, darf jedoch nicht als'unmittelbare-Forise- tzung. desselben betrachtet werden, wie diess Cloquet und Hirzel gerhan ha- ben; denn es muss offenbar der oberflächliche Zweig des Vidischen Nerven gewaltsam vom Antlitz-Nerven getrennt werden, wenn man'ihu so darstellen will, wie jene Anatomen. Dieser Zweig also, der an der äusseren 'Seite des Antlitz-Nerven, mit dem er, wie ich es öfters beobachtete, einige Verbin- dungen eingeht, bis zu der Stelle läuft, wo er sich durch den bekannten Kanal in die Paukenhöhle begibt, steht, nur in mittelbarer Verbindung- mit dem Felsenbein-Nerven. Die Paukensaite ‘darf weder als ein Zweig vom Antlitz-Nerven, noch als eine Fortsetzung des oberflächlichen Zweigs des Vi- dischen Nerven angesehen werden, sondern man muss 'sie als eimen aus die- sen beiden gemischten Nerven betrachten. Diese Ansicht wird nicht‘ allein durch die vergleichend-anatomische Untersuchung, sondern auch‘ durch) die Verschiedenheit in der Farbe beider Nerven bestätigt. Ueberdiess konnte ich bei meinen Untersuchungen nicht finden, dass die- ser Nerve, wie die Meisten angeben, in seinem Laufe durch den Falloppi- schen Kanal und die Paukenhöhle Zweige an die Muskeln der Gehörknö- chelchen abgebe, und dass er sich, ehe er aus dieser Höhle tritt, durch einen N \ 157 oder mehrere Faden mit dem Trommielfell-Nerven vom fünften Paare verhin- de; sondern ich sah ihn immer; ohne Faden abzugeben oder zu empfangen, durch'die Paukenhöhle verlaufen. "Was die zu den Muskeln der Gehörknö- chelchen tretenden betrifft, so erhält der Paukenfell-Spanner, wie wir später se- hen werden, von einem’ ganz anderen Nerven, als'man bisher angab, Faden, und der Steigbügelmuskel bekommt, wie ich diess einigemal sah, einen Zweig vom Antlitz-Nerven, der jedoch ohne Zweifel mit der schon öfters erwähn- ten Anschwellung des Antlitz-Nerven in näherem Zusammenhange steht, als die’ meisten übrigen Faden’ dieses Nerven. Die Gründe für diese Meinung sind erstens, weil beim Kalb, bei dem diess leichter untersucht werden kann, der zu diesem Muskel tretende‘ Faden im innigsten Zusammenhange mit der An- schwellung, die sich'am Knie des Antlitz-Nerven findet, steht, und zweitens, weil auch der eg des get von einem Ganglion aus mit einem Ner- ven versehen wird. ar Ueber die. Nerven, die die Arterien innerhalb der Schedelhöhle, begleiten, 1 ,.48:1628. Es ist bis jetzt die Fräge, ob die Hirnarterien Nerven bekommen oder nicht, fast eben so streitig, "wie die, ob die Nabelarterien welche erhalten. Mehrere Anatomen, wie H.A. Wrisberg *), Lucä**) und Meckel***) leugnen sie entweder geradezu oder’ geben ihr :Vorhandenseyn als höchst "unwahr- scheinlich an; ‚andere aber, wie Lancisi ****), Beil’p), Ribes--F) und Bock+j-r) scheinen zu ihrer Annahme’ geneigt. , 2 Obs. anat. physiolog. de neryis; arterias venasque intra cranium, comitantibus. 6. 30. ) Quaedam obs. „anat,, circa, neryos arterias adeuntes et comitantes, Francof. ad Bin 1810, c. Fig. "") Handbuch der Anatomie. Bd. I. S. 185. 4“) Morgagni adv. ahat. 'V. p/ 106'u. 109. +) Archiv für Physiologie. Bd. 7. S: 19. tt) M&m. de la soc. m&d. d’&mulation. Tom. VII. 1817. rt) A. a. O. S. 66. Taf. 3. Fig. 4. 158 Schon a priori lässt sich die Behauptung aufstellen, dass die Hirnarterien Nerven vom Ganglien-Nervensystemee rhalten, weil die Ernährung aller Or- gane, also auch die des Gehirns unter dem Einflusse desselben steht. Uebri- gens auch von diesem theoretischen Beweisgrunde abgesehen, der die Sache nur wahrscheinlich machen kann, wird diese Meinung als eine unleugbare Thatsache, sowohl durch die früher angegebenen Untersuchungen beim Kalb, als auch durch die beim: Menschen dargethan; denn. ich fand hier mehr oder weniger Faden, die sich auf der inneren Kopfschlagader, da, wo'sie in die Schedelhöhle tritt, ausbreiteten. Da dieser Punkt von so grosser Wichtig- keit ist, so will ich meine Beobachtungen einzeln hier anführen. Auf der linken Seite eines männlichen Cadavers entsprang aus dem caro- tischen Knoten ein Faden, der in gleicher Richtung mit den zum sechsten Nerven tretenden Zweigen, vor diesem auf den. Rücken der Carotis trat und auf dieser Arterie weiter verlief. Da, wo die Augenarterie von der inneren Kopfschlagader abtritt, theilte sich der Nerve in zwei Aestchen, von denen eines auf dem Stamm der Carotis weiter zu verlaufen und das andere mit der Augenpulsader sich auszubreiten schien. Leider konnte ich sie, da diese beiden Arterien abgeschnitten waren, nicht weiter verfolgen. Auf der rechten Seite desselben Körpers verbreiteten sich mehrere (4-5) nicht unbedeutende Faden, die aus einem an der Stelle des carotischen Kno- ten vorhandenen Geflechte entsprangen, zu beiden Seiten der Carotis aus. Da- diese kurz vor ihrer Theilung in die Arterien des Hirns abgeschnitten war, so konnte sch diese Faden nicht weiter verfolgen. Es»scheint mir keinem Zweifel unterworfen, dass sie sich noch weiter auf den Aesten der inneren Carotis verbreiteten, weil sie sich an der abgeschnittenen Stelle der Arterie, wie diess auch im vorhergehenden Falle statt fand, offenbar nicht endigten, sondern die Fädchen verhältnissmässig noch ziemlich stark waren. | In einem dritten Falle sah ich selbst auf dem Anfangstheile der Zweige der inneren Carotis einige feine Fädchen: verlaufen; die gleichfalls mit dem Gangliennerven zusammenbhingen. 159 Ueber die Verbindung des ersten Halsknoten mit dem Zungen-Schlundkopf-Nerven. $.24. Diese Verbindung gehört in der That zu denjenigen des sympathischen Nerven mit den Hirnnerven, welche von den meisten Anatomen ganz geleug- net, und nur von wenigen angenommen werden, unter denen sie selbst einige als selten anführen. Bei meinen Untersuchungen, die ich freilich nicht so häufig angestellt habe, dass sie als beweisend angesehen werden können, beobachtete ich diese Verbindung immer und ich muss diesen zufolge mit der Angabe von Bock *) am meisten übereinstimmen; denn ich fand, dass aus dem oberen Ende des ersten Halsknoten gewöhnlich ein ziemlich starker Faden entspringt, der an dem Stamm des Stimmnerven aufwärts läuft, sich .in der Nähe des zerrissenen Loches theilt und ein Fädchen zum Felsenknoten, ein schwächeres aber zum Knoten des Stimmnerven abgibt. Eine Verbindung, wie sie Wutzer **) an- führt, nämlich zwischen. dem sympathischen Nerven vor seinem Eintritte in den carotischen Kanal und dem Felsenknoten, die bald einfach, bald doppelt seyn soll, sah ich nicht. Am besten und leichtesten kann man diese Verbin- dung auffinden, wenn man an einem senkrecht durchschnittenen Schedel auf den sympathischen und Zungen-Schlundkopf-Nerven von innen eingeht. $ 25. Da man offenbar den sogenannten Jacobson’schen Ast als einen vom Fel- senknoten entspringenden, sich in der Paukenhöhle verzweigenden und mit anderen Nerven Verbindungen eingehenden Nerven zu betrachten hat, so glaube ich, dass es hier nicht am unrechten Orte ist, eine Vermuthung, zu der ich *) A... 0. $. 62. *"*) De corporis humani gangliorum fabrica atque usu, Berol, 1817. 4. p. 92%. F. VII, k. 160 nicht allein durch die Untersuchung heim Kalb, sondern auch durch die ‚beim Menschen berechtigt zu seyn,glaube, ‚zu äussern. ‚Da ‚ich nämlich beim Kalh fand, dass der Hauptzweig des vom Elsonkuhten entspringenden Nerven in den Spanner des Paukenfells tr itt, durch diesen verläuft und sich alsdann in den\an.der. inneren Seite des dritten Astes vom fünften Hirn-Nervenpaare be- findlichen Knoten einsenkt, so suchte ich auch. beim, Menschen ‚nach, ob viel- leicht. eine ‚ähnliche. Anordnung; wie dort,;; vorhanden -sey. ‚Ich, kann ‚zwar nicht, wie ich schon angedeutet habe, behaupten, dass sich, hier „diesen zum Paukenfell-Spanner begebende Faden, befindet; ‚doch ist ‚es/mir, sehr ‚.‚wahr- scheinlich,, weil. ich. öfters, ein Fädchen. beobachtete, das ‚da, wo .sich, dieser Muskel: inserirt, abgerissen ‚war, und der von ‚dem‘ sogleich zu ‚beschreiben den Kunötchen,an der ‚inneren-Seite, des (dritten,Astes, vom dreigetheilten Ner- ven sich zum ‚Paukenfell-Spauner begebende Faden in demselhen nicht endigte, sondern noch mit einem: anderen zusammenzuhängen ‚schien. Ich habe diese Parthie öfters, einer Untersuchung unterworfen; es glückte mir aber nie, einen solchen Zusammenhang, wie. beim,Kalb nachzwweisen, „1. 1 Any.besten, ‚glaube ich, verfährt man, wenn man, diesen Theil. ‚untersu- chen. will, ‚auf: folgende, Weise: Man’ bricht zuerst. den; vorderen Theil. und die Decke der Paukenhöhle,.so wie die der. Eustachischen Röhre auf; . gebt alsdann von innen ‚auf. den ‚dritten Ast. des dreigetheilten. Nerven. ein, um das hier befindliche Knötchen ‚aufzusuchen, (und ‚verfolgt ‚hierauf sorgfältig ‚den ‚von demselben zum Paukenfell-Spanner tretenden Faden, um die Verbindung desselben, wenn eine solche besteht, mit dem Jacobson’schen Geflecht auf- zufinden. N 26: Es sey nür vergönnt,' hier eine ‘auf diese'Vermuthung sich stützende ‘An- sicht mitzutheilen) "wäs’ umso mehr gerechtfertigt werden kann, da es bloss beim Menschen eine solche und zwar eine höchst wahrscheinliche ist, beim Kalb aber das Vorhandenseyn dieser Nerven-Verbindung keinem Zweifel mehr unterworfen werden kann. I { ! ) 161 Ich glaube nämlich den Felsenknoten in seiner Verrichtung dem Augen- knoten vergleichen zu dürfen, indem, so wie dieser, in Folge der ihm mit- getheilten Eindrücke, den verschiedenen Bewegungen der Iris ohne Einfluss des Willens 'vorsteht, jener die verschiedenen Bewegungen des Trommelfells regulirt und diess den mamnichfaltigen Eindrücken gemäss, welche auf die mit den Hörnerven sich ausbreitenden Fäden des Gangliennerven verschje- dentlich wirken und dann durch die Jacobsonsche Anastomose dem Felsen- knoten mitgetheilt. werden, der nun dadurch einen solchen Einfluss auf den Spanner des Trommelfells ausübt, dass diese Membran nach ‚der verschiede- nen Heftiskeit des Schalls auf verschiedene Weise gespannt wird, um dieje- nigen Schallstrahlen, welche zu heftig auf den Hörnerven einwirken, zu mässigen. . “ . . - . und ‘Ueber ein Knötchen an der inneren Seite des dritten Astes | | vom dreigetheilten Nerven. &. 27. Es findet sich dieses, so viel mir bekannt ist, noch nicht beschriebene Knötchen an der inneren Seite des dritten Astes dieses Hirn-Nervenpaares einige Linien unterhalb ‘dem eyförmigen Loche, gerade da, wo nach vorn von die- sem Aste die tiefen Schläfenmuskel- Nerven, der Kiefermuskel-Nerve und der Backen-Nerve abtreten, und etwas oberhalb des Ursprungs des oberflächli- chen Schläfe-Nerven, grösstentheils auf demjenigen Theil: dieses Astes, wel- cher dem Zahnhöhlen-Nerven des Unterkiefers und dem Zungen-Nerven ent- spricht. Nach hinten 'stösst es an die,mittlere Pulsader der harten Hirnhaut und naeh innen wird dasselbe etwas vom inneren Flügelmuskel bedeckt. — Dieser von vielem Fett umgebene Knoten hat keine ganz regelmässige Ge- -stalt,/ indem sich an seinem Umfange gerade anıden Stellen, wo’ Nerven ab- treten; kleine Verlängerungen finden; jedoch nähert sich seine Form noch am ‚meistensder ‚ovalen. | Die,Dinıensionen verhalten: sich zu einander, sehr ver- Zeitschrift £. Phy-ioh. I. 1. 4 162 schieden, indem die der Länge, welche sich. von oben und hinten nach;vorn und unten erstreckt, 1Yy—2 Linien beträgt, die. der, Breite aber etwas 'we- niger; am meisten verschieden von den.'beiden, jübrigen, zeigt ‚sich die der Dicke, denn'sie mag wohl nicht mehr als !/,, höchstens :1/, Linie-ausmachen. Das Knötchen- hat also, wie dieses Dimensions- Verhältniss andeutet, ‘eine platte, ‘von zwei Seiten, nämlich ‘der äusseren und inneren, zusammenge- drückte Gestalt. ' Was seine Farbe 'und "andere Eitenschäften betrifft, so lässt es sich nicht passend mit irgend einem änderen Nervenknoten vergleichen; denn es unter- scheidet ich dürch sein"röfhes, itir wenig’ins Grauliche spielende Aussehen, so wie seine zarte, fast zellige Beschaffenheit "und ‘sehr "weiche Consistenz wesentlich von den übrigen Knoten des menschlichen Körpers. — Rücksicht- lich seiner Umhüllung kommt es ganz mit den Hirnnerven-Ganglien überein, indem ihm; 'so wie: diesen | eine: dichte, feste, sie umhüllende Membran, “wie sie sich bei den anderen Knoten befindet, fehlt,..und bloss in reichliches Zellgewebe und Fett eingesenkt ist. rärebsen. Ani: ArmnsahuiE "ehe Ei i Untersucht manıseine: innerei;-Eigeuschaft,, sein"Gewebe (und: seinen Bau, genauer, so«wird:manvfinden)»dass es nicht aus zwei Substähzen, wie diess bei anderen’ Ganglien ‘der Fall ist, besteht, nämlich | aus einer Mark- oder weissen und einer pulpösen, zelligen oder ‚grauröthlichen Substanz; - sondern -es’ ist. einzig und allein aus: dieser letzteren: gebildet,; jedoch: mit dem -Unter- schiede; : dass''sie "mehr ins Röthliche: als "Graue fällt. - «Eine weisse‘ Suhstanz oder weisse ‘durch' das’ 'Knötchen tretende Fäden’ konnte ich wie/'bemerken, r.02. .8 57 a] obgleich 'es mitveinigen aus dem dritten ‘Aste des fünften Hirnuervenpaares -entspringenden’ Nerven, ‘die nachher noch angegeben werden, in Verbindung -steht. Es kommt''dasselbe ‚mit röthlichem Zeilgewebe in Farbe« und Consi- ‘stenz' so sehr' überein, dass'/es, wenn nicht ‘Sorgfalt und Behutsamkeit ange- -wandt wird, leicht unbeachtet bleiben und mitianderen Theilen weggenommen 163 werden‘ Kanu." Diesem ‚Umstände, so wiehatich (dem hauptsächlich, ‚dass man den. dritten Ast: jenes’ Nervenpaares: ıheistenis ‚von. aussen. untersuchte; bei:wel- chenv'Verfahren man so:'viele Muskeln, :Gefässe und Nerven’ und selbst Kno- chen »zu 'entfernen hat, ‚kann. ich 'es nur zuschreiben, dass.bisher diess nicht unbedeutende Knötchen dem’ Scharfblicke so/manches Anatomen ‚entgangen Jst, war roh oh dosuh-„usbaf 1259 219 „SM ıtist W ine uavaaY. esiloeidsehrnIruob Hr eusıln | | “Ich! werde‘ nun noch das Verhalten’ dieses Knötchens ‚zum dritten. Aste und den aus!demselben‘ entspringenden’ Nerven, so‘ wie die diesem Knoten ihren‘ Ursprung zu danken habenden Fädchen: genauer angeben. — Der Kno- ten ist mit» dem» Stammi 'idesı"' genannten) Astes durch Zellgewebe sehr: genau verbunden und scheint'selbst an! einigen‘ Stellen "etwas' in,den Stamm dieses Nerven eizufliessen. ‘Die Fäden,'die von demselben zur Bildung des Knotens beitragen, sind sehr Teiny so’ dass’'sie leicht bei ‘der Ausärbeitung, unbeachtet bleiben können. Von den Zweigen des dritten Astes steht eigentlich nur der Flügelnerve in einem ‚näheren Zusammenhange mit ‚dem Knoten,,so dass man anfangs glaubt, er entspringe aus ihm; aber eine nur oberflächliche Unter- suchung und die weisse von dem Knoten so sehr verschiedene Farbe lassen keinen" Zweifel’ über ‘seinen Ursprung. “Ein anderes äusserst zartes Fädchen, welches sich" im Zellsewebe' amvoberen Theil'des Hügelförmigen Fortsatzes des Keilbeins ausbreitet, ‘steht mit diesem ‘Knötchen in engerer Verbindung als mit dem Stamm des dritten'Astes, "wie ‚diess’ schon sein Aussehen zeigt. Was die übrigen Aeste dieses Stammis betrifft, so konnte ich keinen Zusam- menhang derselben mit dem Ganglion auffinden. Die Fädchen, ‚die aus dem Knoten entspringen, kommen in ihrer Eigen- schaft sehr mit demselben überein, denn sie haben ein grauröthliches Aus- sehen, sind äusserst zart und weich. ‘Das eine von diesen entspringt an dem oberen hinteren Theil des'Knötchens, gerade da, wo es an.die Arteria spi- nosa' stösst; es tritt an dieselbe und theilt sich auf ihr in zwei ]Zweige, von denen der eiue auf dieser Arterie verlaufend, bei’ angewandter Sorgfalt eine an 164 ziemliche Strecke weit in die Schedelhöhle verfolgt werden kann, der andere etwas stärkere sich in die Abtheilung der Eustachischen Röhre begibt, in welcher der Paukenfellspanner liegt; er senkt sich in diesen ein, verläuft in ihm und hängt, wie ich diess oben gezeigt habe, wahrscheinlich mit,einem Faden aus der Jacobson’schen Anastomose zusammen. 'Diess ist auch nach meinen bisherigen Untersuchungen der einzige Faden, durch den der Zusam- menhang dieses Knötchens mit dem’ sympathischen Nerven vermittelt ist. Die übrigen Fädchen, welche wie die vorhergehenden, auch aus dem hinteren, aber unteren Theil entspringen, begeben sich bloss zur Arteria meningea media, umstricken dieselbe zum Theil, theils verlaufen sie gegen den Ur- sprung dieser Arterie. — Ausser diesen konnte/ich keine andere aus dem Ganglion entspringende Nerven finden, ‚obgleich es leicht möglich ist,,.dass noch welche vorhanden sind, indem sie selbst bei der grössten Sorgfalt leicht mit dem benachbarten Zellgewebe weggenommen ‚werden können. Ueber die Nerven, die zur harten Hirnhaut gehen. $. 30. Lange waren die Anatomen über die Frage, ob die harte Hirnhaut Ner+ ven bekomme oder nicht, uneins, bis es endlich durch die Untersuchungen Hallers *), Meckels **), Lobsteins***), Wrisbergs ****) u. A. ausge- macht zu seyn schien, dass sie derselben entbehre. Mit. Recht haben diese Männer die von vielen Anatomen angegebenen Nervenfaden. zu dieser Mem- in u . Hl '*) Not, ad Beerh. inst. vol. IT, p.560, hot, a. Göttinger gelehrte Anzeigen, Jährg. 1758, S. 928, Element, phys. vol, IV.:P.90,,91: 14 cl 5, Jah ı TR ”*) Tract, de quinto“pari nervorum)cerebri. p.21.43..not.1., FH vr Barie yadlae Ph, Jac, Beyckert:de nervis,durae matris,' Praes, J. Fr, Lobstein, Argent. 1772. 1370 »=*) Abs, anat, de quinto. pari 'nervorum encephal, et de neryis, qui’ex eodem duram matıem: ingredi falso dicuntur, 6.13 — 27. ,y. comment, |yol, T. Gott, 1800. sorb: Ir ana ah A Hit i 165 bran als unrichtige Angabe verworfen und es würde, da hauptsächlich die beiden letzteren jener Anatomen die Richtigkeit dieser Behauptungen gezeigt haben, eine unnöthige Arbeit seyn, dieselbe nochmals ausführlich darzulegen. Ich. will daher sogleich zu demjenigen, was ich über die Nerven der harten Hirnhaut beim Menschen beobachtete, übergehen. "Als ich nämlich beim Kalb und beim Fötus desselben die in $. 12 mit- getheilten Beobachtungen über die Nerven dieser Membran machte, unter- suchte ich auch beim Menschen mit aller Sorgfalt und Genauigkeit denjeni- gen Theil des vierten Hirnnervenpaares, wo jene beim Kalb entspringen. Das Resultat meiner Untersuchungen ist folgendes: Es begeben sich ausser dem 'mit der mittleren Pulsader der harten Hirnhaut verlaufenden und im vorhergehendem $. beschriebenen Faden noch einige andere zu derselben, die mit den beim Kalb im angeführten $. erwähnten im Verlaufe die grösste Aehnlichkeit zeigen. Es entstehen nämlich diese Faden vom vierten Hirn- nervenpaare da, wo dasselbe in der Nähe des Zellblutleiters läuft und einen Faden vom ersten Aste des dreigetheilten Nerven, wie diess die meisten Ana- tomen angeben, oder vielmehr von dem Theil des halbmondförmigen Kno- ten, aus dem der erste Ast entspringt, erhält. An dieser Stelle hat der obere Augenmuskel-Nerve auch ein knotiges Aussehen, welches zwar hauptsächlich im frischen Zustande und wenig oder gar nicht an Köpfen, die schon im Weingeiste, besonders starkem gelegen haben, sichtbar ist. Hier nun entsprin- gen ein oder einige Fädchen, die rückwärts gegen den Ursprung dieses Nerven treten und zwischen den beiden Blättern der harten Hirnkaut, welche das Hirnzelt bilden, nahe an dessen inneren Rand in der Nähe eines Blutgefässes verlaufen. ' Eins wenigstens von ihnen kann immer eine Strecke weit leicht verfo!gt werden. — Derjenige, welcher beim Menschen diese Nerven unter- suchen will,"wird wohl am besten thun, wenn. er vorher diese Untersu- chung beim Kalb anstellt, um sich mit ihrem Verlaufe genauer bekannt zu machen. 166 Ueber die Verbindung des sympathischen Nerven mit dem halbmondförmigen Knoten und den Aesten des fünften Hirn-Nervenpaares. " $. 31. ei Die Anatomen sind schon seit den ältesten Zeiten über das Vorhanden- seyn und die Art und Weise dieser Verbindung so ‚sehr. getheilt, wie über die vieler anderer. Es würde mich. zu weit führen, wenn ich hier die ver- schiedenen Meinungen der Anatomen , ausführlich auseinandersetzen wollte. Derjenige, den diese Materie interessirt, wird ‚in .den Abhandlungen von Taube*) und Hirzel**) diejenigen, die'sie annehmen ‚oder. leugnen, gröss- tentheils angeführt finden. — Aus meinen mit der grössten Sorgfalt, und ohne alle vorgefasste Meinung über diese Verbindung angestellten Untersuchungen geht folgendes, am meisten mit der,Angabe von Bock ***) übereinstimmen- des Resultat hervor: Es treten erstens mehrere äusserst zarte, Fädchen ‚aus dem die innere ‚Kopfschlagader umstrickenden Geflechte zum ..halbmondför- migen Knoten und zwar an dessen. untere . gegen diese Arterie' hinsehende Fläche, hauptsächlich gegen den dritten und ersten: Ast dieses Nervenpaares hin, an welchen ‚Stellen 'sich die Ganglienmasse auch mehr angehäuft findet als an anderen der genannten Fläche. Am besten kann man zur Darstellung die- ser, so wie der zum ersten ‘Aste tretenden, Faden des. Ganglien-Nerven ge- langen, wenn man an einem halben Schedel- Durchschnitte den carotischen Kanal von innen Öffnet und die harte Hirnhaut an der ‚dritten Beugung der Carotis mit Behutsamkeit wegpräparixt... Man wird nun,.auf den. unter: dieser Beugung liegenden carotischen Knoten oder auch. auf ein an dessen Stelle i av *) Hard, Wilh, Lud, Taube diss, inaug, de vera’ neryi intercostalis origine, Praes, D.. Albert, Haller, Gotting. 1743. er i ”) 1.20, 51-22, “”) 4.2.0. 5,3. 8, 11, 12, 13, 64, 66. E 167 sich befindendes Geflecht kommen, das mit etwas Zellgewebe umgeben ist, welches man sorgfältig entfernen muss. Zieht man hierauf die Carotis ein wenig nach oben und aussen, so wird man: sogleich die sich dadurch: span- nenden Fädchen an den besehriebenen Stellen zu Gesichte bekommen. Zweitens wird man bei dieser Untersuchungsart einige Zweige finden, die aus dem carotischen Knoten entspringen und an die innere Seite des er- sten Astes vom fünften Hirnnervenpaare treien. Richtig bemerkt Bock *) und auch Cloquet**), dass einer dieser Zweige ganz vorzüglich mit dem Nasenaste in Verbindung stehe. Dieselbe Anordnung findet sich, wie aus %. 10 erhellt, auch beim Kalb. Ausser diesem Faden,hegibt sich aber an die in- nere Seite des Augenastes noch ein zartes, bisher, so viel ich weiss, nicht berücksichtigtes Fädchen, das abwärts und nach vorn an demselben verläuft, in seinem Verlaufe etwas zunimmt, alsdann durch die obere Augenhöhlen- spalte, von vielem Fette umgeben, in die Gaumen-Keilbeingrube tritt und sich hier mit dem hinteren Theil des Meckelschen Knoten verbindet. Dieser Faden stimmt ganz mit dem beim Kalb $. 7 beschriebenen überein. Was die Verbindung des sympathischen Nerven ‚mit dem zweiten und dritten Aste des .dreigetheilten: Nerven betrifft, so,kann ich in dieser Hin- sicht: die Angaben von Munnicks ***) und Laumonier ****) nicht bestä- tigen... Ueber die Verbindung des Gaumen-Keilbeinknoten mit dem Augenknoten. f irn ı . all si $ 3% Herr Geh. Hofrath Tiedemann hatte die Gefälligkeit, mir folgende sehr wichtige Beobachtung (wozu sich das Präparat in der anatomicshen Samm- “'*") A, a0, S. 11,12, 13, 16. .**) Traite d’anat, deseript, Paris 1822.) p. 101, ***) De origine nervi intercostalis in obs, variis, Gron, 1805, ")'Roux journal de med, Tom,'03, p. 259. ° 168 lung befindet) mitzutheilen, die ich hier, weil sie von einem ähnlichen Ge- genstande als die meinigen handelt, bekannt machen will. Im Anfange des vorigen Jahres fand er auf der linken Seite eines männlichen Cadavers eine Verbindung zwischen dem Gaumen-Keilbein- und dem Augen-Knoten, welche durch einen ziemlich starken Faden bewirkt war, der an der inneren Seite jenes Knotens entsprang, ‘durch die untere Ausenhöhlenspalte in die Orbita trat, an der äusseren Seite des unteren Astes des das Auge bewegenden Nerven gerade an der Stelle, wo dieser die kurze Wurzel abgibt, verlief und sich in Verbindung mit dieser in den unteren hinteren Theil des hier sehr star- ken Augenknotens einsenkte, Ueber die Verbindung des sympathischen Nerven mit dem Zungenfleisch-Nerven. $. 33. Diese Verbindung wird von den Anatomen theils gar nicht erwähnt, theils geradezu geleugnet, theils endlich als selten angegeben, relches letz- tere die Behauptungen von Winslow, Haller, Huber, Schmiedel, Iwanoff, Sömmerring, Bock, Cloquet und Hirzel zeigen. Meinen Untersuchungen zufolge kann ich diese Angaben keineswegs bestätigen, da ich dieselbe nie vermisste. Diese Verschiedenheit in meiner und der genann- ten Autoren Angabe mag hauptsächlich oder allein dem Umstande zugeschrie- ben werden müssen, dass jene entweder meistens oder fast immer von aussen eingingen, wenn sie diese Verbindung aufsuchen wollten, ich aber die Theile von innen präparirte, bei welcher Methode die genannte Verbindung, da sie gerade am meisten nach innen liegt, sehr leicht und selbst ohne angewandte Behutsamkeit aufgefunden werden kann. Was die von mir über dieselbe an- gestellten Beobachtungen betrifft, so kann ich zwar nicht angeben, wie sich diese in der Regel verhält, indem dazu viele Untersuchungen erfordert wer- den. Meistens fand ich, dass aus dem oberen Ende des ersten Halsknoten ah 169 ein mehr oder weniger starker Faden entsprang, der nach oben und etwas nach hinten trat und sich eine grössere oder geringere Strecke vom Gelenk- loche des Hinterhauptbeins entfernt, mit dem Zungenfleisch- Nerven verband, Nur einmal sah ich auf der rechten Seite eines männlichen Cadavers, dass sich von einem ohngefähr 2 Linien langen und 1-1'/, Linie breiten Knoten, den der sympathische Nerve an der inneren Seite der Carotis einige Linien unterhalb der äusseren Oeffnung des carotischen Kanals 11/, Zoll von dem ersten Halsknoten entfernt, bildete, ein starker Faden gerade rückwärts zu dem Zungenfleisch-Nerven begab. Ueber die Verbindung des sympathischen Nerven mit dem Hirnanhange. $. 34 Die Beobachtungen über diese Verbindung von Fontana, Bock, Ribes, Meckel, Cloquet und Hirzel kann ich meinen Untersuchungen zufolge bestätigen; denn ich sah in drei Fällen, in denen gerade der Hirnanhaug er- halten war, zweimal einen und ein anderesmal zwei Faden zu demselben treten. Der eine von diesen beiden entsprang aus dem carotischen Knoten, der andere aus dem Geflechte des sechsten Hirnnervenpaares. Sie begaben sich zugleich mit einer kleinen Arterie, die innerhalb des zelligen Blutlei- ters von der inneren Kopfschlagader abgeht und sich in dem Hirnanhange endigt, zu diesem Körper. | $. 35. Ausser den mit der inneren Kopfschlagader in den Kopfpulsader-Kanal sich begebenden Zweigen des sympathischen Nerven ist noch ein anderer vorhanden, der ausserhalb dieses Kanals verläuft und sich erst später mit den anderen vereinigt. Dieser, so viel mir bekannt, noch nicht beschriebene Faden tritt von dem Stamm des sympathischen Nerven, bevor er in den caro- Zeitschrift f. Physiol, II. 1. 22 179 « tischen Kanal sich ‚begibt, ab, verläuft in einer Rinne an der unteren Fläch« desselben, die besonders stark und deutlich an dem Schedel gegen die äus- sere Oeffnung des Kanals hin zu seher. ist, durchdringt die an dieser Fläche befindliche und das vordere zerrissene Loch ausfüllende Knorpelmasse, und verbindet sich hier mit dem tiefen Zweige des Vidischen Nerven. Dieser Fa- den ist sehr schwer zu erhalten, selbst bei aller Sorgfalt und Genauigkeit, die man anwendet. Mir glückte es nur einigemal ihn auszufinden; jedoch zweifle ich nicht daran, dass er sich beständig vorfindet, indem ich die an der unteren Fläche des carotischen Kanals befindliche Rinne au allen Sche- deln, die ich desswegen betrachtete, fand, und jener am Ende des fünfien $. beschriebene, diesem Faden beim Menschen entsprechende Zweig beim Kalb sehr beständig vorhanden sst. ERKLÄRUNG DER FIGUREN. I. Die erste Figur stellt die Verbindung des sympatbischen Nerven mit dem Antlitz- und Hörnerven beim Kalb, bei dem diese Parthie sehr entwickelt und ausgebildet ist, dar. Sie wurde von der rechten Seite eines: Kopfes die- se: Thieres entnommen. A) Felsentheil des Schläfenbeins, an dem der innere Gehörgang, derFalloppische Kanal, so wie B) der Vorhof aufgebrochen sind. 1) Stamm des fünften Hirn-Nervenpaares. 2) Halbmondförmiger Knoten. 3) Der $.12 beschriebene Nerve, welcher aus der unteren und äusseren Fläche dieses Knotens entspringt und zum Queerblulleiter sich begibt. 4) Antlitz-Nerve. 5) Zurückgeschlagener Theil desselben. 6) Hör-Nerve. 7) Zwei Fäden, von denen der eine dem oberflächlichen Zweige des Vidischen Nerven beim Menschen 171 "entspricht, und der andere aus dem bedeutenden carotischen Geflechte entsteht. 8) Anschwellune am Knie des Antlitz-Nerven, die sich hier zwischen den Faden dieses Nerven befindet. .9) Knötchen auf derinneren dem Antlitz- Nerven zuge- wandten Seite des Hör-Nerven. 10) Ein Zweig des mit‘ Nr.3 bezeichneten Nerven, welcher in die sogenannte innere Oeffnung; des Falloppischen Kanals tritt, über den Antlitz-_Nerven läuft und sich mit dem genannten Knötchen verbindet. 11) Faden des Hör-Nerven, die zu diesem Knötchen sich begeben. 12) Aeus- serst zarte und feine aus dem Ganglion entspringende und mit dem Hör- Nerven im Labyrinthe sich ausbreitende Nervenfasern. II. Die zweite Figur stellt dieselbe Verbindung beim Menschen dar, wie ich sie auf der rechten Seite im Schedel eines Blödsinnigen präparirte. A) Felsentheil des Schläfenbeins, an dem der obere Theil des inneren Gehör- ganges, der Paukenhöhle und des Falloppischen Kanals so wie der obere halbzirkel- förmige Kanal weggebrochen sind. B) Hammer. C) Ambos. D)Steigbügel. E) Vorhof. 1) Hör-Nerve. 2) Antlitz-Nerve. 3) Felsenbein-Nerve. 4) Anschwellung des Antlitz-Nerven. 5) Verbindungsfaden zwischen Antlitz- und Hör-Nerven. I11. Die dritte Figur zeigt das Knötchen an der inneren Seite des dritten Astes vom fünften Hirnnervenpaare. Die Zeichnung ist entnommen von der linken Seite eines männlichen Cadavers. A) Hammer. B) Ambos. C) Innere Fläche des Paukenfells. D) Paukenfellspan- ner. E) Mittlere Pulsader der harten Hirnhaut. 1) Stamm des dreigetheilten Nerven. 2) Untere und innere Fläche des halbmond- förmigen Knoten. 3) Erster Ast. 4) Zweiter Ast. 5) Dritter Ast, 6) Schlaf- backen-Nerve. 7) Zungen-Nerve. 5) Unterkiefer-Nerve. 9) Flügelmuskel- Nerve. 10) Oberflächlicher Schläfen-Nerve. 11) Paukensaite. 12) Das $. 27—29 beschriebene Knötchen. 13) Faden zur Arteria meningea media. 14) Zum Pau- kenfellspanner. 15) Einige Fädchen, welche jene Arterie gegen ihren Ursprung hin begleiten. 16) Nerve, welcher sich an dem oberen Theil und der inneren Seite des flügelförmigen Fortsatzes ausbreitet, 22” 172 IV. ar Die vierte Figur stellt die Verbindung zwischen dem Gaumen -Keilbein - und dem Augenknoten dar, wie sie Herr Geh. Hofrath Tiedemann auf der linken Seite eines Mannes fand. A) Hinterer Theil des Augapfels. 1) Seh-Nerve. 2) Gemeinschaftlicher Augenmuskel-Nerve. 3) Unterer Ast dessel- ben. 4) Kurze Wurzel des Augenknoten. 5) Halbmondförmiger Knoten. 6) Er- ster Ast des dreigetheilten Nerven. 7) Stirn-Nerve. 8) Thränen-Nerve. 9) Na- sen-Nerve. 10) Lange Wurzel des 11) Augenknotens. 12) Ciliar - Nerven, 13) Zweiter Ast. 14) Gaumen-Nerve. 15) Zurücklaufender Nerve. 16) Ober- kiefer-Nerve. 17) Unteraugenhöhlen-Nerve. 18) Anschwellung des zweiten Astes. 19) Verbindung zwischen dieser und dem Augenknoten. 20) Dritter Ast des fünften Hirn-Nervenpaares. : MH. Gunther did adınat Taf PUT. IH: ngstenberg Herdelbergae. - 173 XIIl. ÜBER DAS VORKOMMEN VON KÖRNIGTEM GEMEINEM ZUCKER IN DEN BLUMEN DES RHODODENDRON PONTICUM. voN D’ GEORG JÄGER. In April 1825 fand ich an einer im Zimmer gehaltenen sehr grossen Pflanze von Rhododendron ponticum, die wohl eiahenzig Blumenbüschel trug, Klümp- chen feston Zuckers an dem oberen Blumenblatte, die sich zum Theil mit einem kleinen Stiele in die Rinne des Blumenblattes fortsetzten, iti der sich der Nectar ansammelt. Im Freien wird dieser noch im flüssigen Zustande von den Bienen und anderen Insekten begierig aufgesogen, daher man in den Blu- ‚men der im Freien stehenden Pflanzen selten festgewordenen Zucker findet. Aus diesem Grunde zum Theil scheint auch das Vorkommen von festem Zu- cker in anderen Pflanzen weniger beobachtet worden zu seyn, ohnerachtet Schon Odhelius (Schwedische Abhandlungen 1774, S. 363 und daraus in Crell’s neuesten Entdeckungen in der Chemie 1781, 1r Bd. $.195) in den 'Honigbehältnissen der abgefallenen Blumen von Impatiens balsaminea einen klaren Zucker fand, statt des dicken weissen Syrups, der früher diese Nec- tarien anfüllte. Er führt noch an), dass ein solcher Syrup auch aus zwei oder drei Drüsen austrat, die an den Seiten der Blatistiele sitzen. 174 Die Körner von Zucker, welche ich aus den Blumen des Rhododendrum ponticum erhielt, waren beinahe alle vollkommen weiss, körnigt, so dass sie unter den Zähnen knirschten, und von gewöhnlichem Zuckergeschmack. Das Gewicht des ganzen Vorraths aus ohngefähr 140 Blumen betrug 275 Centi- gramme, das eines Korns aus einer einzelnen Blume im Durchschnitte 2 Cen- tigramme. Das specifische Gewicht dieses Zuckers war 1,56. Ueber ein Licht gehalten oder in eirem Platinalöffel bis zum Glühen erhitzt, entzündete er sich und brannte mit blauer Flamme, und hinterliess eine voluminose Kohle, bei fortgesetztem Glühen aber nur wenige Asche. Bei dem Verbrennen gab sich der gewöhnliche Geruch des angebrannten Zuckers zu erkennen. Im Wasser löste er sich sehr leicht bei gewöhnlicher Temperatur auf; in Wein- geist von 0,808 spec. Gewicht dagegen löste «sich 'auch nach längerem Ko- chen nur sehr wenig auf. Die Körner erschienen aber darauf noch reiner und hatten ganz das Ansehen von weissem Canarienzucker erhalten. Sie wur- den nun gleichfalls in destillirtem Wasser aufgelöst, und die Auflösung in einem Uhrglase über Wasserdampf bis zur Syrupsdicke abgedampft. Es bildeten sich aus ihr, so wie aus der ersten wässrigten Auflösung, die auf gleiche Weise behandelt worden war, concentrische Ringe von crystallini- schem Gefüge und büschelförmig auseinanderlaufende grössere Crystalle. Letztere waren gegen ihre Spitze breiter, die durch zwei unter einem stum- pfen Winkel sich vereinigende Kanten von ungleicher Länge gebildet war. Löngs des ganzen Crystalls bemerkte man parallel mit diesen Kanten gehende Streifen, wodurch dieser noch mehr ein pfeilförmiges Ansehen erhielt. Diese Crystalle stellten demnach eine den pfeilförmigen Gypserystallen von Mont- martre ähnlich Hemitropie der gewöhnlichen Crystalle von Candiszucker dar. Ich erhielt übrigens dieselben Crystalle aus Canarienzucker von 1,60 spec. Gewicht, wovon ich ebenfalls 50 Centigramme in Wasser auflöste, und nach- her in einem Uhrglase crystallisiren liess, Ebenso aus 50 Centigr, weissem Canarienzucker, die erst in Alcohol von 0,810 spec. Gewicht gekocht worden waren. “Dieser Canarienzucker schien aber in Alcohol nicht auflöslicher als 175 der Zucker von Rhododendron zu seya, nachdem aber !/, Wasser zugesetzt worden war, löste er sich sebr leicht auf. In Absicht auf die Unauflöslich- keit in Weingeist würde der Rhododendron-Zucker mit dem Manna-Zucke: noch mebr übereinkommen; er ist aber in Absicht auf die Form der Ory- stalle so sehr von diesem verschieden und kommt dagegen darin so genau mit dem gemeinen Zucker überein, dass mir sehr wahrscheinlich wird, dass zwischen dem Zucker aus dem Nectar der Blumen des Rhododendron ponti- cum und dem gemeinen Zucker kein wesentlicher Unterschied statt finde. 176 CRITISCHE BEMERKUNGEN ÜBER PHYSIOLOGISCHE MEINUNGEN, THEORIEN unD ENTDECKUNGEN. Man stösst seit einiger Zeit auf so manche sonderbare und abenthenerliche Nach- richten und Mitiheilungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie, die nur allzusehr das Gepräge der Oberflächlichkeit und Leichtfertigkeit an sich tragen. Einige literarische Ausrufer versäumen nicht dieselben eiligst Gedanken- und Ur- theilslos, wie es Leute der Art machen, in unser Vaterland hineinzurufen. Manche junge Aerzte, die keine Gelegenheit haben, solche angebliche anatomische und physiologische Entdeckungen zu prüfen, werden dadurch irre geleitet und meinen, es müsse doch etwas Wahres daran seyn, weil es schwarz auf weiss steht, und nehmen sie daher für baare Münze auf. Zu ihrem Nutzen und Frommen sind die Mitarbeiter gesonnen, sie auf solcne Mıttineuuungen aufmerksam zu machen. Auch werden sie hier gelegentlich Plagiate und anderen literarischen Uniug rügeu, und wo es ihnen nothwendig dünkt, mit der Lauge der Critik nicht sparsam verfahren. 1. Ueber das Auge des Maulwurfs. Nachdem schon Svammerdamm*) der Wahrheit gemäss bemerkt hatte, das Auge des Maulwurfs enthalte die nämlichen Theile, wie das der höheren Thiere, man könne die drei Feuchtigkeiten desselben schon mit blossen Augen unterscheider, sind von zwei neueren französischen Schriftstellern, Serres und Desmoulins, sehr irrigeBehauptungen über den Bau dieses Organs vorgebracht worden. Serres**) sagt: *) Bibl. Nat. p. 107. **) Anat. compar. du Cervean. T. 1, p- 386. 177 er ‚habe ;bei..der- Zergliederung des. Maulwurfsauges ‚unter dem. Mikroskop nichts darin gefunden, als eine; äussere, dünne, sehr feste, der Oberhaut gleichartige und der Sklerotika.ziemlieh ähnliche, Haut; unter ‚dieser eine zweite, schwarze, gefäss- reiche, mit der Choroidea übereinkommende Membran, und. in deren Hintergrunde einen kleinen Wulst, der eine Anschwellung des zum Auge gehenden Nerven zu seyn schien; dieser Bau sey deutlicher beim Embryo als beim erwachsenen Thiere zu unterscheiden. Desmoulins*) versichert: von den Theilen, woraus das Auge der übrigen Säugethiere besteht, sey am Auge des Maulwurfs nichts übrig, als eine einzige, dem Anscheine nach fibröse Haut, deren Höhlung bloss eine kleine Masse von schwarzer Materie enthalte. Zum Beweise, dass Swammerdamm mit blossen Augen richtiger beobachtet habe, als Serres und Desmoulins mit dem Vergrös- serungsglase sahen, und um zu verhindern, dass die unächte Münze dieser Herren weiter in Umlauf komme, liefere ich hierbei zwei Abbildungen des Maulwurfsau- ges, von welchen Fig. 7 (Tafel VII) den Augapfel von der Seite, Fig. 8 einen ho- rizontalen Durchschnitt desselben, im Umrisse vorstellt. Aus beiden Figuren erhel- let, dass dieses Organ sich im Aeusseren durch die kegelförmige Gestalt der Horn- haut (p) auszeichnet. Fig. 8 zeigt, dass der innere Bau der nämliche wie bei den übrigen Säugethieren ist. Man findet in dem Auge eine Pupille (m), eine sehr kleine Linse (l), einen verhältnissmässig grossen Glaskörper (y), einen Nerven(o), dersich in eine Netzhaut (r) ausbreitet, eine Choroidea und eine Sklerotica (a). i G. R, TREVIRANUS. 11. Home’s Darstellung des Nervensystems der Hummel. In Home’s Aufsatze: On the internal. structure of the human brain etc. (Philos. Transaet. Y. 1824. Pl. 1. Fig. 8) findet sich eine von Bauer trefflich gearbeitete Ab- bildung des Nervensystems der Hummel. Ich habe im 5. Bande meinerBiologie, Tab.I. eine Figur vom Nervensysteme der Moosbiene geliefert. Ein Unkundiger, der diese Darstellungen mit einander vergleicht, kann nicht anders als glauben, dass die aller. ungleichartigsten Gegenstände vor uns abgebildet sind. Wer aber die Natur selber befragt, wird bedauern, dass Bauer seine Kunst an einem so schlechten Original, *) Anat, des systemes neryeux des animaux ä vertebres. T. 1. p- 311. Zeitschrift f, Physiol. Ir, 1. 23 178 als Home’s Präparat ist, hat verschwenden müssen. Home hat’den’Bauchstrang der Hummel für das ganze Nervensystem und den Halsknoten für das Gehirn ausgegeben und einen Missgriff begangen, der beweist, dass’ nie von ‘ihm selber 'eine Hummel auch nur oberflächlich a wurde. won ı sebiomil} Er; G! R. TREVIRANUS, IH. Rüge eines anatomischen Plagıats In einem neuerlich &rachienenen Werke der Herren. Desmomlins und Ma- gendie*) fielen uns beim Durchblättern eine Menge bekannter ‚Figuren auf. Bei näherer Durchsicht fanden wir, ..dass ‚alle Zeichnungen von ‚Gehirnen der Vögel, der Säugethiere und des Fötus des Menschen aus Garus Versuch einer Darstellung des Nervensystems, dessen Zootomie, des Jüngeren Sömm erring Comment, de oculorum ho- mino et animalium sectione horizontali, Tiede mann ”s Icones cerebri simiarum et ;quorundam animalium rariorum und dessen Anatomie und Bildungsgeschichte.. des Gehirns im Fötus des Menschen ohne Nennung der (Juellen copirt sind. ‚Sic vos non vobis mellificatis apes! Aber die Herren Desmoulins und Magendie rauben nicht nur, ea deutschen Bienen ihren Honig; sie verfälschen ihn auch, benehmen sich dabei sehr linkisch und dich- ten den Beraubten irrige Meinungen an, um sich an innen zu reiben und. sich sel- ber höher zu stellen. So geben sie Pl.III, Fig.8, 9 und PL.IV, Fig. 6, die ans Carus Yersuch genommen sind und das Gehirn der Ilenne, des Truthahns und der Ratte vorstellen, für das Gehirn der Taube, des Pfauen und des Igels aus. Pl. IV, Fig. 4, welche die Basis des Gehirns vom Maulwurf mit den Sehnerven, ebenfalls nach Carus, ist, haben die Verfasser treulich und ohne etwas dabei zu erinnern, abzeichnen lassen, obgleich sie im Texte ihres Werks (II, 665) das Vor- handenseyn der Sehnerven beim Maulwurf leugnen. Sömmerring und Tiede- mann sollen unbedingt gesagt haben: die Zahl und Vollkommenheit der Geistes- kräfte wachse und falle mit dem Volumen der Hirnlappen (Il. 595). Dagegen ist denn freilich ‚so leicht, disputiren, dass die Verfasser mitleidig auf Sömmerring und Tiedemann herabsehen und ihre Widerlegung mit, den Worten schliessen *) Anatomie des systemes nerveux des animaux ä vertebres, appliquee ä la Physiologie et a la Zoologie. Ouyrage dont la partie physiologique est faite conjointement ayec F. Magendie. Par A. Desmou- lins. En II. P. a Paris. 1825. 179 können: ‚Tous ces faits sont d’une evidence populaire. llsrepoussent donclerapport en question. ‚Nach solchen: Proben von Mangel an Treue hat man doch wohl gerechte Ursache, gegen die, Zuverlässigkeit der Herren Desmoulins und Magendie als Beobachter und BrperiuneniAioreR sehr misstrauisch zu seyn. G. R. TREVIRANUS, d anım Jen HE Abgedrungene Aeusserung über eine Stelle in SERRES ‚Anatomie comparee du;,Cerveau. Paris 1824. l Der Heräusgeber obiger Schrift sagt in’der Vorrede (pag. XI): »Telles sont les'eirconstances favorables au'milieu desquelles a dte compose cet »ouvrage. Les resullate”principaux 'en’ sont dej& connus du public, par-le rapport »etendu qu’en fit en 1821 Mile baron CUVIER. On se rappelle la sensation que fit ce »rapport parmi les anatomistes. On etait accoutume depuis long-temps & voir paraitre »sur le systeme nerveux des ‘conjectures plus ou moins ingenieuses, des hypotheses »plus:on moins vraisemblables; pour'explitjuer ses diverses modifications dans le regne »animal:' un ouvrage qui'ne'renfermait que des'faits, ‘et qui paraissait satisfaire aux »besoins de la science," parut nouveau sous plus d’un rapport.« »Dans le oours des annees 1822 et 1823 divers anatomistes frangais et etrangers ont »publie sur Je meme sujet des recherches, provoquees, comme l’observe M. le baron »ÖUVIER (Analyse de travaux de l’Academie royale des sciences pendant l’annee 1823, »p.64); par le prix qu6 l’Academie des sciences proposa Dee 1821, et quifut decerne sA mon travail.r “ ei 3 Hier fügt der Verfasser eine Note bei, die mich betrifft, und'sie’eben nöthigt mich, eine Gegenäusserung zu thun. ' Die Note lautet wörtlich also: »Gette remargque n’est point applicable au premier travail du celebre TIEDEMANN, »intitule Anatomie et formation du cerveau de lembryon de ’homme, publiee en 1816, et »qte jaai connu en''4821. 'La’seconde partie, que cet illustre anatomiste‘parait avoir »compösde en m&me temps que'l’ouvrage qu’il envoya A Y’institut & l’occasion du con- »cours (m&me analyse, p.64), a eie mise, en 1823, par son savant traducteur, M. le »docteur JOURDAN, au niveau des connaissances actuelles.« Was zuerst jene in einem hohen Grade anmassende, an Unverschämtheit und Frechheit grenzende Aeusserung SERRES betriflt, durch die er sich bei seinen Lands- 230% 180 leuten das Ansehen zu 'geben sucht, als sey er der Begründer 'einer ganzen neuen Lehre über den Bau und die Bildungs- Geschichte des Hitns des Menschen und der Thiere, so bedarf sie für Männer, die mit den Fortschritten’ der’ Anatomie bekannt sind, keiner Widerlegung. Dies um so weniger, da schon ein competenter Richteg, Herr MECKEL, sich auf folgende Weise (im deutschen Archiv für Physiologie, B. 7. S.349) über SERRES Schrift geäussert hat: »So gern man auch einem jeden das Seine lässt, so ist man doch gewiss berech- »tigt, den Verfasser für die Herausgabe des ganzen Werkes, besonders auf folgende »Schriften J. u. C. W. WENZEL’S (Prodromus eines Werkes über das Gehirn, Tübin- »gen 1806; de penitiori structura cerebri. Tubing. 1812), REILS Aufsätze über den Bau »des Hirns in dessen Archiv, vom achten Bande an), ARSAKY’S (de piscium 'cerebro vet medulla spinali. Hal.1812), CArus (Anatomie und Physiologie des Nervensystems. »Leipzig 1814), DÖLLINGER’S (Beiträge zur Entwickelungsgeschichte des menschli- schen Gehirns. Frankfurt 1814), J. F. MECKEL’S. (Versuch einer Entwickelungsge- schichte der Centraltheile des Nervensystems in den Säugethieren. Deutsches Archiv »für die Physiologie B.1. 1815.) und TIEDEMANNS Anatomie und Bildungs-Geschichte »des Gehirns im Fötus des Menschen, nebst einer vergleichenden. Darstellung des »Hirnbaues in den Thieren. Nürnberg 1816) aufmerksam machen zu dürfen *), aus »denen er ohne grosseMühe ersehen: wird, dass fastalle vonihm angegebenen wahren »T'hatsachen, Folgerungen und Vergleichungen schon vor ihm bekannt, dagegen aber »mehrere der ihm eigenen Angaben nicht ganz richtig und schon im Voraus durch die »naturgemässeren Angaben seiner Vorgänger widerlegt sind.« Auf eine ähnliche Weise haben sich ebenfalls Herr FODERA in einer Beurtheilung SERRES Schrift (im Journal universel des sciences medicales, T.37, p. 97), so wie andere Gelehrten ausgesprochen. ‘Was nun aber jene beigefügte. Note betrifft, worin er den Ausspruch des hoch- berühmten Berichterstatters in der französischen Akademie, des Herrn Baron CUVIER berichtigt, so.finde ich mich bewogen, dieselbe näher zu beleuchten. Fragen wir zu- nächst, warum fügte SERRES diese Note bei? War es aus Liebe zur Wahrheit? Nichts weniger als das. Die einzige Absicht, die er beim Niederschreiben dieser Note hatte, *) Dahiu gehören auch noch G.R. Tnevmaxus Untersuchungen über den Bau und die Functionen des Gehirns, der Nerven und der Sinneswerkzeuge in den verschiedenen Classen und Familien des Thier- reichs. Bremen 1820. 4. 181 die so viele Unwahrheiten als Zeilen enthält, ist, sich bei seinen Landsleuten den Schein 'der Originalität zu geben. Doch: decken wir die Unwahrheiten auf. Erstens gibt er den Titel der Schrift falsch an. Derselhe heisst nicht Anatomie et formation du cerveau de Pembryon de l’homme; sondern er lautet, wie auch in der von Herrn JOURDAN besorgten Uebersetzung zu lesen ist, Anatomie du cerveau, con- tenant l’histoire de son developpement‘ dans les foetus, avec une exposition compararative de sa structure dans les animaux. Diese Schrift umfasst also das ganze Thema, wel- ches SERRES sich das Ansehen gibt, auf eine originelle Weise bearbeitet zu haben. Ferner fügt er die Bemerkung bei, er habe die Schrift erst im Jahr 1821 und zwar im Monat März (?!) kennen gelernt, wo er sie aus den Händen des Herrn Baron CUVIER _ erhielt (S. pag.106).. Die Wahrheit dieser Aussage müssen. wir sehr bezweifeln; denn dieselbe ist bereis im Jahr 1817 ausführlich im Journal universel des sciences medicales Sept. p. 281 angezeigt werden. Ausserdem ‚ist sie. in einer Dissertation sur V’embryologie, die im Jahr 18%0 in Paris erschien, vielfach ‚benutzt worden. Ferner deutet SERRES in ‘jener Note’ an, die zweite Abtheilung meiner Schrift, worin die verschiedenen Bildungstufen des Gehirns des Fötus mit dem Hirn der Thiere in den vier oberen Classen verglichen sind, scheine erst späterhin verfasst zu seyn, und zwar in der Zeit, wo ich meine Jcones cerebri simiarum et quorundam mamma- lium rariorum, Heidelbergae 4821 herausgab, die ich mich, als Correspondent der französischen Akademie seit dem Jahr 1812, bewogen fühlte der Akademie, gleich anderen Schriften, zuzusenden. Ja SERRES ist so verwegen, die Vermuthung zu äus- sern (in dem Ausdrucke a l’occasion du concours), als habe ich mit ihm um die Palme des Preises gerungen. Dies sind leere aus der Luft gegriffene Vermuthungen, in der unlauteren Absicht aufgestellt, Originalität zu affectiren. Noch eine Unwahrheit be- findet sich in jener Note, indem er sagt, meine Schrift sey durch Herrn JOURDAN au niveau des connaissances actuelles gesetzt worden; da dieser der Uebersetzung doch nur einen Discours preliminaire vorausgeschickt hat. Was endlich noch höchst lächerlich ist, sind die mir gemachten Höflichkeits- Bezeugungen. Er scheint in dem Wahn gewesen zu seyn, die aus seinem berühmten Munde geflossenen Worte, celebre und illustre, würden eine so besänftigende Wir- kung haben, dass ich meinen Unwillen über Lug und Trug unterdrücken werde. _ Der gute Mann bedachte aber nicht, dass Deutsche keine kränkliche Empfänglichkeit für solche Schmeicheleien haben, und dass wir nur auf Aeusserungen von Hochschä- tzung Werth legen, die von wahrheitsliebenden, tüchtigen Männern kommen, 182 Doch um das Gewebe der Unwahrheiten vollends aufzudecken), die in,jener Note enthalten sind) sehe ich'mich’genöthigt, eine Zuschrift des/berühmten Berichterstat- ters vor die Augen der gelehrten Welt, und namentlich. derirechtlich denkenden fran- zösischen Gelehrten zu bringen, die SERRES durch unwahre Aeusserungen zuitäuschen, suchte. f es Paris le: 15. Janvier 1821... "Monsieur et cher confrere'! ' Nn wa Je viens de recevoir votre ouvrage sum les voyes par ou les substances avalees ar- rivent dans le sang. J’ai presente & l’Academie l’exemplaire, qui lui etait desting, set je vous prie d’agreer ses remerciments. '' Veuillez aussi recevoir les miens pour‘celui dont vous m’avez honore. Votre memoire'sur l’ours'paresseux nous &tait,arrivei dans sons tems et je m’etais empresse de vous en remercier. Je‘ regrette beaucoup que ma lettre ne vous'soit point'parvenue; mais j7appercois.de tems enitems de pareillesnegli- gences, lorsque la poste doit porter"des paquets d’un Royaume:&: un autre, J’ai regu avec bien de L’inter&t vos'observations eurieuses sur la tanniere du Üastor. Jen profiterai certainement pour la premiere &dition-de mon regne animal. J’esperais que vous auriez travaille pour notre prix sur le cerveau; je vous avoue meme qu/ayant lu avec un grand plaisir votre memoire sur le developpement.de cewiscere, j’avais pense, specialement & wous en proposant ce sujet & l’Academie.. Nous ne perdrons du moins pas tout, puisque vous allez faire graver une partie de vos observations. Je suis, bien sensible. ä loflre «que vous me faites des dessins, et je prendrai peut- tre la liberte d’en profiter, lorsque je serai arriv & cette ‘partie de mon travail, Je suis encore un peu retarde par la nouvelle edition de mes fossiles dont je joins ici le prospectns. Si.vous pouviez me procitrer quelques 'materiaux pour l’enrichir, vous me rendriez un grand service. Agreez je vous prie, Monsieur, lassurance de ma haute consideratior. u Baron G. CuViEr. Hieraus wird jeder die Ueberzeugung schöpfen, dass meine Schrift bereits in den Händen des Herrn Baron CUVIER war, noch ehe die französische Akademie die Preis- frage über den Bau des Gehirns aufgestellt hat, und dass ich folglich nicht an der Beantwortung derselben gearbeitet habe, wie SERRES so verwegen ist, zu vermuthen. Somit sind die Faden des lügenhaften Gewebes jener Note zerrissen, seine unlautere Absicht liegt am Tage, die Maske eines sich originell dünkenden Menschen ist abge- nommen, und wen sie verhüllte, sieht jeder. 183 Nur eine Wahrheit befindet sich in der oben angeführten, aus der Vorrede her- ausgehobenen Stelle, nämlich die: Or se rapelle la sensation que fit ce rapport parmi les anatomistes. Allerdings war die Sensation, die der Bericht bei den unterrichteten Anatomen Deutschlands erregte, sehr gross. Und es hat dieser Bericht in Deutsch- land einen eben so ungünstigen Eindruck und solchen Unwillen erregt, wie der über FLOURENS bekannte Schrift, deren Originalität ROLANDO in Anspruch genommen hat, und der über ANTOMMARCHI an dem unsterblichen MASCAGNI begangene Raub, in Ita- lien gemacht hat. Eine Frage werfe ich noch auf, die ich die französische Akademie zu beherzigen bitte. Darf die seit fast zwei Jahrhunderten Licht in dem Gebiete des Wissens über die Welt verbreitende französische Akademie wohl hoffen, dass sie ihre wohl erwor- “bene Würde noch lange behaupten wird, wenn sich statt gründlicher und umfassender Gelehrsamkeit und partheiloser Critik, Unkunde in den Fortschritten der Wissenschat- ten in Ländern ausser Frankreich, und eine kleinliche und schelsüchtige Partheilich- keit in die Commissionen einschleichen, um die Werke des menschlichen Geistes, der keinem besonderen Lande angehört, mit falschen Gewichten abzuwägen ? _ ; TIEDEMANIM KERN WERTET DE ER NL ja ar, RUE; ie ale 5 Jühl, nal i $ rs nase 7007 AR its ZABIMSCHURLEM FÜR PHYSIOLOGIE In Verbindung mit mehreren Gelehrten herausgegeben von Friedrich Tiedemann, Kottfriev Reinhold Trebiranus und Zudolph Ehristian Trebiranus. ZWEITER BAND. HEFT II. DARUSTADE, 1827. Druck und Verlag von Carı WILHELM LEsKE. $ 3 ABER IB r ag De Bene ana aan “ L er a0 müs B, * A | 5 BeuR XIV. BEMERKUNGEN ÜBER DEN BAU DER BEFRUCHTUNGSTHEILE. UND DAS BEFRUCHTUNGSGESCHÄFT DER GEWÄCHSE. vOoN LUDOLPH CHRISTIAN TREVIRANUS. HIERZU TAFEL IX, X U. XI, (EINGELAUFEN IM MONAT APRIL 1825.) VORERINNERUNG. Durch eine, den Naturforschern hinlänglich, wie ich glaube, bekannte Veranlassung wurde ich seit längerer Zeit auf eine genauere Beobachtung der Zeugungstheile und ihrer Veränderungen bei den Pflanzen geführt; wobei eine solche Mannichfaltigkeit merkwürdiger und in ihrem Zusammenhange noch wenig beachteter Thätsachen sich darbot, dass ich hoffen darf, eine Auswahl aus dem, was ich darüber aufgezeichnet, werde nicht ohne einiges Interesse für diejenigen seyn, welche von diesem Gegenstande eine durch Anschauung begründete Kenntniss zu erhalten wünschen. Dieses mag als ein Anhang zu dem, von mir vor drei Jahren herausgegebenen kleinen Werke: über die Lehre vom Geschlechte der Pflanzen, und als eine berichtigende Erläuterung von manchem, wovon dort die Rede gewesen, betrachtet werden. Zeitschrift £ Plıysiol, II, 2. 24 j 186 Weit entfernt aber bin ich, damit dasjenige - fortsetzen zu wollen, was man einen Streit über jenes Lehrgebäude zu nennen beliebt, indem ich nur un- gerechte Angriffe abzuwehren bemüht war, wozu ich in den obwaltenden Umständen mehr als eine dringende Auffoderung zu haben glaubte. Sollte dieser Zweck im Ganzen erreicht worden seyn, welches wohl für die, so die Pflanzenwelt stets zu beobachten Gelegenheit und Neigung haben, nicht schwer ward; so sind doch gewiss manche zurückseblieben, an welche die Auffoderung, eine zur Gewohnheit gewordene Meinung abzulegen, nicht um- sonst ergangen ist, die aber doch durch eigenes Forschen sich zu belehren, die wohlgemeinte Absicht haben und für diese werden die in jener Schrift. enthaltenen Data (vorausgesetzt), dass man über die Principien einig sey und mit Berücksichtigung dessen, was die nachfolgenden Blätter enthalten), mei- nes Bedünkens hinreichend. seyn, ein Urtheil zu fällen; was auch weiter ge- gen die einen oder andern vorgebracht werden möchte. Niemand wird, daher von mir erwarten, dass ich z.B. auf eine Schrift antworte, worin mir Ver- drehungen zur Last gelegt werden, weil ich »bouteille« durch »Bouteille « nicht sowohl übersetzt, als nur mit andern Buchstaben geschrieben habe und worin ich geradezu ein Lügner genannt werde, weil ich »pendant« durch » während« übersetzte und aus }. xxıı der Experiences u. s. w. von SPALLAN- ZANI etwas citirte, was nicht in $.xx des nämlichen Werkes steht. ') Eben so wenig finde ich nöthig, den von mir angeführten Thatsachen, welche für das Daseyn eines Verhältnisses im Pflanzenreiche sprechen, so mit dem des Geschlechts im Thierreiche im Wesentlichen übereinstimmt, etwas hinzuzu- setzen; wiewohl reichlicher Stoff dazu, theils als eigener, theils aus frem- der Erfahrung vorhanden wäre. Es würde den Anschein haben, als setzte man in jene kein hinlängliches Vertrauen, oder wollte, was den bisherigen Erfahrungen an innerem Gehalte abgeht, durch‘ die Zahl ersetzen. Auch das 1) F. I. Scnervens zweite Fortsetzung seiner Kritik der Lehre vom Geschlechte der Pflanzen, ‚Cark- ruhe 1823. S 191. 246 248. ö he 187 wird mich nicht bewegen, von diesem Entschlusse abzuweichen, wenn Ver- suche, gegen die Lehre vom Pflanzengeschlechte gerichtet und in ihren Re- sultaten den von mir angeführten entgegengesetzt, vor das Publikum kom- men werden. Denn die Natur, immer einförmig in ihrem Wirken, lässt nur Eine Meinung zu; dass ich aber in den Versuchen und Beobachtungen mit aller mir möglichen Sorgfalt zu Werke gegangen sey, dass ich die Resultate aufrichtig und der Wahrheit gemäss erzählt habe, welche Beweise kann ich davon geben? Dass ich dabei geirrt, ist allerdings möglich; aber ist einer, der die entgegengesetzte Ansicht hat, etwa mehr davor gesichert? Die Sache mag also, hinlänglich vorbereitet, wie sie ist, auf sich beruhen und jeder, je nachdem er Gründe oder Lust hat, für die eine oder die andere Meinung Parthei nehmen. ‘Ob ich aber sonst die gegen mich angekündigte Schrift beantworten werde, dies wird allein von der Art der Gründe abhängen, womit der weitere Angriff geführt worden, so wie davon, ob ich, den Ge- genstand durch meine Antwort der Beurtheilung noch näher zu bringen, als er bereits ist, die Ueberzeugung erlangen werde. Im December 1824. » N ro, 5 24 * 188 kl hlint „BERSTER.ABSCHNITIT. Bau und Oceffnungsart der Staubbeutel Ds den Staubgefässen scheint die Natur in zwei, noch genau leihen ver- bundene, Organe getrennt zu haben, was sie in der Blumenkrone in einem. einzigen vereiniget; oder, genauer gesprochen, die beiden Extremitäten eines scheinbar einfachen Organs, ‘welche in der Blumenkrone wenig verschieden. sind und ineinander übergehen, stellen in den pollenbereitenden Organen,, durch Träger und Staubbeutel, im bedeutender: Verschiedenheit ‚sich dar. Denn dass Staubfaden und Blumenkrone ursprünglich ein und. dasselbe Organ sind und dass sodann das Filament dem röhrigen Theile, ‘die ‚Anthera. dem: meistens getheilten Saume der ‚Krone verwandt sey, geht aus dem Bau und den gewöhnlichst vorkommenden Veränderungenvhervor. In den meisten Fäl- len nämlich, wo die Krone einblätterig ist, vertritt ‚deren Röhre‘ die: Stelle, der Filamente, welche sich nur oben von ihr absondern, und wenn solche Kronen sich füllen, wie z.B. bei den Primeln und Aurikeln, so sind es die Antheren, welche in die vervielfältigten Lappen des Saumes übergehen. In Bezug auf das Filament gilt daher, wie bei der Blumenkrone, für die meisten Gewächse im Allgemeinen das Gesetz, dass kein Knoten, wo- durch zum Ansatze neuer Theile Veranlassung da wäre, die Ausdehnung desselben unterbricht. Allein so wie bei Silene und Agrostiemma der Nagel jedes Blumenblattes, da wo er in die Platte übergeht, eine Verdickung hat, von wo er innen ein kleineres Blättchen (den Kranz, corona, nennt es Linn&£) abgibt; so. findet sich auch ein Gelenk in der Mitte jedes Trägers bei den Gattungen Berberis und Euphorbia. Bei der ersten von diesen gibt der ge- dachte Bau zu dem bekannten Phänomen der Reizbarkeit Veranlassung; bei Euphorbia hingegen scheint derselbe mit dem: häufigen Erscheinen von ästi- gen Staubfäden in der Familie der Tricoccae, z. B. bei Bicinus, Jatropha, 189 Clatia, Hippomane, zusammenzuhängen. Zwar hat Jussieu').den von R. Brown weiter ausgeführten 'Gedanken: geäussert': es möge die hermaphroditische Blume: bei Euphorbia aus mehreren männlichen einmännigen kelch- und kronenlo- sen Blütchen, die um eine einzige weibliche‘ versammelt und von einer ge=: meinsamen Hülle umgeben, zusammengesetzt seyn; eine Idee, woven Linprer ?) so sehr eingenommen worden, dass er sie auch auf die Gattung Reseda an- zuwenden und.diese deshalb der Euphorbienfamilie nahe zu stellen, kein Be- denken getragen hat. Allein wiewohl gegen diese und ähnliche Ansichten in physiologischer Hinsicht nichts einzuwenden seyn möchte, so ist doch sehr zu bezweifeln, ob ein practischer Werth, nämlich in systematischer und be- schreibender Hinsicht, ihr beizulegen sey,, wovon jedoch hier ausführlicher zu handeln der Ort nicht ist. ”* An der Anthere verdient zuvörderst das sackförmige Häutchen,, aus wel- chen: solche gebildet, eine Erwägung. Dass dieses ein zelliges Gefüge be- sitze, habe ich an einem anderen Orte 3), so wie die Besonderheiten,, welche dabei Statt finden, angegeben. Es frägt sich aber; kommen auch Ge- fässe darin vor? Heowıg ist der Meinung *), dass, die Spiralgefässe, deren ein Bündel gewöhnlich im Träger in die, Höhe steigt, auch au den Anthe- vensäcken, ja sogar zum Pollen selber, übergehen. Allein wenn auch diese Gefässe zuweilen in die)Scheidewand der Anthere dringen, so begeben sie sich doch keineswegs zu den Pollensäcken. Au den Begonien z.B. B. spa- thulata, B, nitida und anderen siehet man dieses sehr deutlich. Es ist nämlich die Spitze des Filaments hier in eine lockere, schwammige dunchscheineude Masse angeschwollen und seitwärts dieser kolbenförmigen Spitze, also sehr getreunt von einander durch sie, befinden sich ‘die beiden Pollensäcke; ein 1) Gen. plantarum ed! Usteri. 424. 2) Colleetan. botan. n. IV. 3) Verm. Schriften IV. 52. #) Samml. s. zerstr. botan. üconom Abhandlungen II. 109. 1% sonderbarer Bau, wovon HookeEr!) zwar eine Abbildung gegeben, jedoch ihn nicht genau genug verfolgt hat. In jene schwammige Scheidewand nämlich begibt sich ein Bündel von Gefässen und endiget an der Spitze plötzlich, ohne Aeste gegen die Pollensäcke abzugeben. ?) In der Zusammensetzung der Anthere scheint der natürlichste Bau der zweifächrige, so nämlich, dass seitwärts der Spitze des Filaments, welches hier dann die Scheidewand bildet, in gleicher Ebene zwei längliche Säcke, nämlich einer auf jeder Seite, der Länge nach, liegen. Allein von diesem Bau gibt es einige, theils wirkliche, theils scheinbare und zufällige Abwei- chungen. Was die ersten betrifft, so gehört dahin vor allem die einfächrige Anthere. Als Beispiel einer solchen führt BurKHARrD in seinem Briefe an LEis- nırzS) Adoxa moschatellina L., Lınn& die Gattung Mercurialis‘), R. BROWN die Familie der Epacrideae an. 5) Und allerdings ist dieser Theil bei der Moschatellina in eben dem Sinne einfächrig, wie er zweifächris bei den meisten Gewächsen ist): was hingegen mercurialis betrifft, so sind offenbar zwei Fächer, wenigstens bei M. annua, perennis und elliptica vorhanden und es ist nicht wohl anzugeben, wie Linse zu der entgegengesetzten Meinung gekommen. Hinwiederum ist bei Epacris grandiflora Sm. E. pulchella Cav. und Lysinema pungens Br. der einfächrige Bau deutlich, so dass die ganze sehr natürliche Familie, der sie angehören, daran Theil zu nehmen scheint. Aber auch in der Gattung Monotropa, wovon beispielsweise M. hypopitys nnd M. wniflora. anzuführen, ist der Pollen jedes Staubfadens in einem ein- zigen rundlichen Sacke enthalten. Was die mehr als zweifächrige Anthere 1) Exotic. Flora I. t. 17. 18. 57. 2) Fig. I. II wo a. das Gefäss bezeichnet, aus Begonia spathulata genommen 3) Ep. ad G. G. Leiesıriun, qua chavagt, pl. natur. etc. 151. 4) Philos. bot. 66. 5) Prodr. Fl. N. Holl, ed. Oxex. 962. 6) Z.B.,Fig. 5. (Solanum amazonicum M. R,) 191 betrifft, so gehört dieser Fall nur unter die scheinbaren Abweichungen und solche entstehen entweder durch eine partielle und vorübergehende Theilung der Antherenfächer oder durch eine Verwachsung mebrerer Antheren, welche mehr oder weniger verhüllt seyn kann. Um von dem ersten Fadle zu reden, so ist hier eines besondern und noch wenig beachteten Theiles zn erwähnen, der sich an allen von mir untersuchten Antheren, sie mochten ein- oder mehrfächrig seyn oder auf was immer für eine Art sich öffnen, vorfand, bestehend in einem schwammigen Zellgewebe, so in die Höhle jedes Faches oder Sackes von des Seite aus, wo derselbe der Scheidewand verbunden ist, mehr oder minder hineintritt. 1) Brown schemt diesen Theil zu meinen, wenn er bei den Epacrideis von einem »receptaculum polliniferum« redet und diese Bezeichnung desselben möge beibehalten werden, wiewohl anzu- merken ist, dass der Pollen demselben zu irgend einer Zeit eben so wenig anhänge, als es im der Mooskapsel die Saamen dem Mittelsäulchen thun. Un- tersucht man nun diesen Theil in einem sehr frühen Alter der Anthere, so ist die in die Höhle jedes Fachs hineintretende Extremität desselben keines- wegs frei, sondern hängt der entgegengesetzten Wand des Sackes an; so dass jedes Fach dann durch eine vollkommme Scheidewand in zwei getheilt, die Anthere selber aber als vierfächrig erscheint, welchen Bau ich aus Hemero- callis fulva ?), Gassia patula 3) und Arum divaricatum *) zu schildern versucht habe. Desshalb sagt schon P. BrAır von den Staubfäden der Lilien : sie hätten vielmehr vier, als zwei Fächer :), indem jede der beiden sackförmi- gen Häute einen Falz gegen das Septum bilde. Die nämliche Bemerkung hat H. O. Bosseck‘) gemacht und Linn& scheint aus gleichem Grunde der Fri- ER 1) Fig. 2) Fig. 3) Fig. 4) Fig. 8, ya 6. gi 7 5) Botan. Essays. 26. 6) De antheris florım 32 Mr n 19 aillaria!) eine vierfächrige‘ Anthere beizulegen. Lrn& äussert'sich darüber 2) folgendermassen: »Der Staubbeutel in seiner 'vollkommensten' Gestalt besteht »aus zwei, nebeneinander liegenden, Fächern (loculi), wovon jedes wie- »derum in zwei Abtheilungen (loculamenta)' getheilt ist;« welche Meinung .er späterhin °) dahin abgeändert hat, dass er die Theilung jedes Antheren- sacks in zwei kleinere Fächer nur »zuweilen« Statt finden lässt. ' Allein, wenn es sich durch fernere Beobachtungen bestätigen sollte, dass das Redep- taculum keinem Antherenfache fehlt, so muss man entweder überall, ‘wo bis- her die Anthere zweifächrig genannt ‚ward, dieselbe als vierfächrig betrach- ten, oder. man muss, wenn man keinen vierfächrigen Bau der einzelnen:d.h. der durch keine Verwachsung mehrerer gebildeten Anthere anerkennt, 'sol- ches für alle Antheren überhaupt, mit. der:blossen Ausnahme der wirklich einfächrigen zulassen. Und. diese ‚letzte Betrachtungsweise dünket mich die richtigere, sofern der Theil, auf den es hier ankommt, ; nur in einem sehr frühen Zeitraume als die schwammige Scheidewand jedes Antherenfachs er- scheint, bei grösserer Reife des Pollen aber, durch Ablösung von der äus- seren Wand des Sackes die ihm eigenthümliche Gestalt,‘ nämlich als Recep- taculum, annimmt: so dass alse die reifende Anthere erst zu ihrem wahren zweifächrigen Bau gelangt. Am besten siehet man dieses in unsern Figuren, wenn man den Durchschnitt einer unreifen Anthere von Cassia patula mit dem einer reifen von Solanum amazenicum vergleicht °), indem übrigens bei- derlei Antheren in Form und Art sich zu öffnen ganz, übereinkommen. Wir gehen endlich zur Erwägung desjenigen Falles über, ‘wo zwei oder wehrere Antheren durch Verwachsung eine mehr als zweifächrige. An- there bilden. Ob Zannichellia hieher zu rechnen sey, scheint zweifelhaft. 4) Phil. bot. $. 66. 2) C. L. Wıreverow Grundr. der Kräuterk.. 6. Ausg. 166. 3) Elem. philos. botan. 292, 4) Fig. 5.7. 195 J. E. Smira ), welchen WırLnenow gefolgt ist?), schreibt der Z. palustris eine vierfächrige Anthere zu und unterscheidet deshalb eine, in den Gewäs- sern von Italien vorkommende Art, welche solche nur zweifächrig haben soll und die deshalb WiıLLDEnow ohne weiteres mit einem neuen Namen - bezeichnet. Allein vermuthlich gründet sich Smrra’s Angabe auf die nicht immer zuverlässigen Abbildungen von MicHEL1ı°): denn an der Zannichellia, wie sie in tiefen, langsam fliessenden Gräben des nördlichen Deutschlandes häufig vorkommt, fand ich immer nur zwei längliche Pollensäcke, über welche hinaus das Filament sich ein wenig verlängerte. Ferner gibt Lmn& der Weidengattung eine vierfächrige Anthere ?); allein Scukunr 5) konnte solche bei den meisten Arten nicht finden und eignet daher mit grösserem Rechte der Gattung eine zweifächrige zu. Nur Salix monandra E. macht eine Ausnahme, wo man entschieden vier Fächer wahrnimmt; aber ganz offenbar sin hier zwei Antheren in eine einzige vereiniget, welche Verwachsung zu- weilen noch unvollkommen vorkommt, indem das Filament an der Spitze gespalten bleibt. Wenn daher Horrmann .dieser Art eine achtfächrige An- Ihere beilegt ©), so ist hier wahrscheinlich die unvollkommne Theilung jedes Fachs durch ein Receptaculum mit in Betracht gezogen. Eine vielfächrige Anthere ist bis jetzt, meines Wissens, nur bei der Gattung Caladium Vent. bemerkt worden. Bei C. viviparum Lodd. bildet jeder Staubfaden, wenn man ihn so nennen darf, eine sehr kurze abgestutzte Säule, unter deren Rande auswendig acht längliche einfächrige Säckchen ansitzen, deren jedes sich oben mit einem Loche öffnet”) und beim Cal. bicolor V.®) sind zwölf solcher 1) Flor, Britann. III. 956. 2) Speec. plantar. IV, 181. 3). Nov. plantar. gen. t. 34. f. 1,2. 4) Gen. plant. ed. 11, 5) Botan. Handbuch. IH. 434, 6) Hist, salic. I. 17. 7) Fig. 9. 10. ß) Ventexar Descr. de pl. nouy, cultiy. d. 1. jard. de M. Cels. t. XXX f.4. Hoonen Exot, 2 1. t. 26. Zeitschrift f. Physiol. II. 2, 25 194 Säckchen an jeder gestutzien Säule vorhanden. Es ist aber sehr wahrschein- lich, dass hier vier und sechs Antheren, deren jede zwei Fächer hat, ver- wachsen sind; denn bei Caladium sequinum V., wo die Anthere im Ganzen die nämliche Form und Anzahl der Staubbälge hat, stehen diese immer paar- weise beisammen!) und bei dem mit Caladium so nahe verwandten Arum 2.B. A. divarıcatum weicht die Anthere durch ihre zwei, mit einem rosen- rothen Blumenstaube angefüllte, nahe an einander liegende Fächer, von dem ganz gewöhnlichen Bau gar nicht ab. Sonach bleibt, die wenigen Fälle von einfächriger Anthere ausgenommen, die Zweizahl die, welche man allgemein- geltend für die Antherenfächer annehmen kann. Und weil nun diese Aus- dehnung in die Breite, diese Ausbildung einer gleichförmigen rechten und linken Seite ein Character ist, der den Blättern und blattartigeu Organen zukommt; so darf man auch hierin, so wie in dem bemerkten öfteren Zu- sammenfliessen mit der Blumenkrone, die Verwandtschaft der Staubfäden mit dden Blättern und da diese offenbar nur eine Ablösung von der Rinde sind, mit der Rindensubstanz des Vegetabile setzen. ?) Die Lage der beiden Staubbälge muss nun, dem eben gesagten zufolge, immer die von der Seite seyn, und «s ist daher nur eine scheinbare Abän- derung derselben bei Nepeta, Melittis, Clinopodium, Lamium und vielleicht bei Me meisten Lippenblumen, wenn die beiden Bälge, ‚statt neben einander, wie sonst, hier einer über dem andern stehen, wobei jedoch die Richtung der Spalten die gewöhnliche vertikale bleibt. 2) Wenn man nämlich die Entwickelung der rachenförmigen Krone aus der regelmässigen fünfspaltigen sich so vorstellt, wie die Natur bei Peloria und einigen andern Bildungen uns vorzeichnet, nämlich, dass einer der Lappen auf Kosten des zu ihm ge- hörenden Staubfadens und zum Theile auch der beiden ihm zunächst ste-" 1) Hoor. .c. Lt 1. 2) Vermischte Schr. von G. R. T. und L. C. T. IV. 169. » 3) Scasunrsa, a, 0. II. Taf. 157. 159. 163. 166, 195 henden Kronenlappen sich mehr in die Länge ausdehnt, um zur Oberlippe zu werden; so muss die Anthere mit dem oberen Theile des Trägers diese Richtung theil weise gleichfalls annehmen und es werden vermöge dessen die beiden Staubsäcke ihre Lage so verändern, dass sie nun gleich der Ober- und Unterlippe der Krone sich gegen einander verhalten. Link will diesen Bau bei den Lippenblumen z.B. Digitalis durch loculi oppositi ausdrücken, wie den gewöhnlichen durch 1. appositi !); richtiger möchte seyn, im zwei- ten Falle loc. oppositi, im ersten 1. superpositi zu sagen. Merkwürdig ist die beschleunigte äussere Entwicklung der Anthere und scheint mit der sehr langsamen Ausarbeitung der Pollenmasse im umgekehr- ten Verhältnisse zu stehen. » Vor allen Pflänzentheilen, sagt H. ©. Bosseck ?) »hahen die Antheren das Besondere, dass, während jene nach und nach sich »vergrössern, diese gleich Anfangs, und zwar nicht bloss, wenn die Blume »noch geschlossen, sondern schon, wenh sie in der Zwiebel (radice) erst »angelegt, so gross und geschwollen sind, dass sie beinahe die ganze Höhle »der Blume ausfüllen und ausser ihnen fast nichts darin sichtbar ist. « In den Asclepiadeen siehet man daher Staubbeutel und Narbe schon sehr ausgebildet, wenn die Blumenkrone noch äusserst unvollkommen und von den Nectarien noch gar nichts vorhanden ist. Dieses Vorauseilen der äusseren Entwicklung der Anthere zeigt sich vornämlich be! Berücksichtigung der weit langsameren Entwicklung des Trägers. An Cheiranthus cheiri z. B. wo bei völlig aufgeschlossener Blume die Träger der längeren Staubfäden die zwiefache Länge ihrer Antheren haben, sind zu der Zeit, da die Blumen- krone noch die Gestalt von kleinen grünen Schuppen hat, die schon bereits grossen Antheren noch ohne Träger und wenn die Kronenblätter in die Breite ausgedehnt, wiewohl noch ungefärbt, die Antheren aber’ äusserlich völlig ausgebildet, sind die Träger noch dreimal kürzer als sie. Das Näm- 1) In der 6. Ause. von Werrvexow’s Grundriss, 166 2) De antlıer. for. 26. DD ou # 196 liche lässt sich an Coronilla glauca wahrnehmen, wobei die Ungleichheit der Staubfäden an Länge, so dass ein längerer mit einem kürzeren abwechselt, in einem früheren Zeitraume besonders auffallend ist, indem sie sich fast verliert, mit völliger Ausbildung der Blume. Es dauert jedoch diese Verlän- gerung des Trägers nur bis zur Oeffnung der Anthere; nach dieser Periode findet sie nicht weiter Statt. = Die Art, wie die meisten Antheren sich öffnen, ist die, dass jeder der beiden Säcke, worin der Pollen enthalten, auf seiner äusseren d.i. auf der von Träger abgekehrten Seite eine Spalte bekommt, welche der Länge nach von oben nach unten fortschreitet, und deren Verlauf bereits in jedem frü- heren Zeitraume durch eine tiefere oder flächere Furche angedeutet ist. Hier nämlich ist der Ort, woselbst die Scheidewand, so ursprünglich die Höhle jedes Antherensackes in zwei kleinere theilet, mit der sackförmigen Hant ar der äusseren Seite verbunden ist; indem aber diese Verbindung sich löset, ver- mögen die beiden Ränder der durch die Furche schon vorbereiteten Längs- spalte gleichfalhs nicht länger zusammenzuhalten. . Die Oeffnung-ist davon die Folge und diese entsteht keineswegs, wie man sich vorstellen könnte, durch die Ausdehnung und den Andrang der Pollenküchelchen, vielmehr ist sie die blosse Wirkung einer Zusammenziehung und Trennung desjenigen Theiles, den wir oben mit Browx, das Receptaculum genannt haben. Wenn demnach manche Schriftsteller glauben '), dass das Oeffnen der Antheren oder wenigstens der Anfang dieses Oeffnens mit Heftigkeit und durch eine Art von Explosion geschehe; so sagt schon KÖLREUTER ?) dagegen: »Die Beutel- »chen der Staubkolben öffnen sich bei den allermeisten Pflanzen allmählig »und bersten nicht, wie noch viele bis auf den heutigen Tag vorgeben, auf »einmal auf.c Und allerdings siehet man in der Regel den Riss auf die oben geschilderte Weise so langsam und unmerklich entsteken, dass die explosive 1) Bosseck. 1. c. 34. 2) Vorläufige Nachr. von einigen Versuchen u. s. w. 9. . 197 Art des Stäubens wenigstens auf eine kleine Zahl von Fällen einzuschränken oder aus zufälligen Umständen z.B. bei Parietaria, Morus, Spartium u. s. w, aus einer plötzlichen Ausdehnung der Staubfäden, die ihre gezwungene Lage auf einmal verlassen oder wo dergleichen auf einem blühenden Kornfelde bemerkt wird, aus dem Zusammenschlagen der durch den leisesten Wind schon bewegten Aehren, zu erklären ist. Dem Wesentlichen nach nicht verschieden von dem obisen ist der Vor- gang bei solchen Antheren, die sich an der Spitze mit einem Loche öffnen, z.B. Solanum, Cassia, Dianella u.s. w. Indem die sackförmig gebildete Haut an der Spitze am dünnsten ist, entsteht hier zuerst eine halbmondförmige Spalte und durch weiteres Zurückziehen der verschliessenden Hautportion, eine rundliche Oeffnung. Dass aber die Ablösung der Scheidewand ebenfalls die veranlassende Ursache davon ist, erhellet daraus, dass selbige, wenn das Loch an der Spitze sich gebildet hat, in solches hervortritt und ‚es schein- bar in zwei kleinere Löcher theilt, so dass Link !) von den Staubfäden der Solanum sagt: poro hebiscunt in singulo locello. Minder deutlich ist der Vorgang bei den Arten von Pyrola, z.B. P. rotundifolia, P. minor, deren Staubbeutel mit zwei pomeranzenfarbenen, röhrenförmig hervortretenden Lö- chern, scheinbar an der Spitze, eigentlich aber an ihrer Basis, sich öffnen. Es sind nämlich solche bei noch geschlossener Blume in die Höhe gerichtet, also in der gewöhnlichen Lage; aber gleich unter. jeder Anthere ist das Fi- lament rückwärts gebogen. Hiedurch ist denn die Anlage zu jenem Umstül- pen der Anthere schon gemacht, indem durch das Geradestrecken des Fila- ments bei geöffneter Blume selbige ihre Spitze herabsenken muss. Sehr merkwürdig, zu erforschen, ist die Oeffnungsart der Antheren bei den Gattungen Erica, Adoxa, Monotropa. Bei E. multiflora L. z. B. öffnet sich die Anthere seit- wärts der Spitze auf folgende Art: die beiden Staubbälge sind nur am und dem eigentlichen Vorgange nach noch genauer 1) Elem. philos. bot. 293. \ 198 Grunde mit der Spitze des Filaments verbunden, so dass sie mit dem Ober- theile gleich zwei stumpfen Hörnern auseinander weichen; und jeder von ihnen hat an der äusseren Seite und seitwärts der Spitze eine ovale Oeffuung. Vermittelst ‚des Randes dieser Oeffnungen hängen sämmtliche Antheren an- fänglich unter sich zusammen !); indem aber diese Verbindung bei Aufschlies- sung der Blume gelöset wird, sind eben dadurch auch sämmtliche Staubge- fässe geöffnet ?) und geben ihren Staub von sich. Bei Adoxa moschatellina L. ist, wie oben bemerkt, jede Anthere einfächrig, wobei der länglich-runde Pollensack nicht, wie gewöhnlich, seitwärts, sondern recht auf der Spitze des Filaments sich befindet. Vermöge dessen öffnet derselbe sich im Schei- tel durch eine horizontal fortschreitende Spalte 3), wie es auch SkuHr?) ziem- lich gut vorgestellt hat. Hierauf erweitert sich, wie es scheint, die Spalte, die Ränder beugen sich zurück, die innere Wand der Anthere wird zur äus- seren und nimmt nun, wie BURKHARD 5) sich sehr richtig ausdrückt, die Form eines kleinen Hutschwammes an, wovon die umgestülpte Anthere den Hut, das Filament aber den Stiel bildet. 6%). ‚Auch Monotropa hypopitys und M, uniflora haben gedachtermassen die Anthere aus einem einzigen rundlichen Sacke gebildet. Dieser bekommt eine zweischenklige, nämlich eine von einem Punkte nach zwei Seiten schief in die Höhe gehende Spalte’); wobei an M. hypopitys der ganze obere T’heil des Sackes sich zurückschlägt, welches bei M. uniflora nicht der Fall ist. NurraLrL®) hat hiedurch Veranlassuug 1) Fig- 11 2) Fig. 12. - Späterhio fand ich dieser Einrichtung bereits von Sarıssunv (Linn. Transact. VI.) und Vexzesat (Jard. d. i. Malm. 33) gedacht. 3) Tigar.n 4) A. a. 0.1. t. 109. a. 3) A. a..0. 6) Fig. 4. 7) Hoox. Exot. Fl. t. 55. £. 4. 8) Gen. pl. American, I. 270. — 199 genoninieh, diese beiden Gewächse als zwei getrennte Gattungen, Hypopitys und Mönotropa, aufzustellen; welches jedoch der übrigen grossen Verwandt- schaft wegen, keine Nachahmung verdient. Auch bei Gonanina !) so wie bei Brosimum ?), scheinen ganz besondere Veranstaltungen der Natur in Oeffnung der Anthere Statt zu finden. ; Der Pollen ist im Allgemeinen ein sehr leichter Körper und dann trägt, wofern die Behälter desselben hinlänglich geöffnet sind, auch die leiseste Bewegung der Luft bei, ihn aus denselben zu befreien. Bei einem Theile der Gewächse hingegen (z.B. Cucurbitaceae, Liliaceae) hat er eine merk- liche Schwere und dann verlässt er durch seinen Fall die Anthere, heson- ders wenn die Pflanze durch Winde erschüttert wjrd. Ist er aber durch ein fadiges Wesen (Oenothera), oder durch ein schleimiges (Malva), oder durch eine dem thierischen Zellgewebe ähnliche Substanz (Orchideae), wodurch die einzelnen Körner zusammengehalten werden, verhindert, seine Behälter zu verlassen; so ist der sichtbare Antheil, so die Insecten an diesem Ge- schäfte haben, keineswegs ausser Abrede zu stellen. Allein neben diesen Ursachen scheint noch eine ausdehnende Kraft in den Pollenkügelchen selber zu seyn, welche den Austritt in manchen Fällen unterstützt. Wir schen nicht selten eine Anthere, nachdem sie sich geöffnet hat, über und über bedeckt mit Pollen, welcher nun weit mehr Raum einnimmt, als welchen er zuvor in der noch geschlossenen Anthere ausfüllte und besonders geben die Ge- wächse der Malvenfamilie z.B. Althaca rosca, wo die Pollenkörner, vermöge ihres schleimigen Einwicklüngsmittels noch eine Zeitlang in Zusammenhang bleiben, zu dieser Bemerkung Gelegenheit. Bei solchen Antheren, die sich mit einem Löche an der Spitze öffnen z.B. Impatiens balsamina und die da- bei oft sehr lang sind z. B. amazonicum, cornutum, Vespertilio u. s. w. ist überhaupt nicht wolıl eine andere Art, wie der Pollen herauskommen kann, 1) Jaco. select. stirp. Americ. hist. 263. u 2) Swanz Fl. Ind. oceid. 1.18 t.1. 1.1 g. ” 200 gedenkbar. Vorzüglich auffallend ist dieses auch bei Caladiun sequinum Vent. Die Pollenbälge, deren hier bekanntlich 8-12 im Umfange eines tellerförmi- gen Körpers angeheftet sind, bekommen an der Spitze eine Oeffnung und aus dieser sah ich den Pollen, dessen Kügelehen noch unter einander zusam- menzuhängen schienen, in Gestalt einer Wurst über die Oberfläche des tel- lerförmigen Körpers in die Höhe getreten. '!) Es scheint demnach, dass bei geöffneter Anthere die Pollenkügelchen oder vielmehr die in ihnen enthal- tene Flüssigkeit, durch irgend etwas zu einer stärkeren Ausdehnung, welche dem Austreten des befruchtenden Wesens vorhergeht, veranlasst werden. Die Anthere öffnet sich in den meisten Fällen erst mit Oeffnung oder nach Oeffnung der Blume; allein nicht selten ‚geht ihr Oeffnen der Entfal- tung der Blume vorher und dieses scheint vorzüglich solche Blumen zu be- treffen, deren Staubfäden oder Staubbeutel verwachsen sind oder doch eine Neigung zum Verwachsen haben, wiewohl auch noch manche andere an die- ser Eigenthümlichkeit Theil nehmen. Zuvörderst sind Jussızu’s Canipanula- ceae eine _Famille, wo man jenes frühzeitige Oeffnen der Anthere durchgän- gig beobachtet. Ich habe davon untersucht Roella ciliaris, Trachelium caeru- 'leum, Phyteuma spieatum, betonicae folium, virgatum, pinnatum, Jasione montana und eine Menge von sowohl einheimischen, als in deutschen Gärten gebauten Arten von Campanula; und von den mit den Campanulaceis sehr nahe verwandten Gattungen Lobelia und Gordenia verglich ich Lobelia co- ronopifolia, longiflora, siphylitica, Gordenia ovata und grandiflora. Bei allen diesen waren die Antheren, sie mochten völlig verwachsen oder. bloss in Form eines Cylinders zusammengelegt seyn, bereits geöffnet, während die Kroneneinschnitte noch vereiniget, der Griffel noch unverlängert war und zwar geschah die, Oeffnung in allen genannten Fällen nach innen mit einem Risse in der Länge. Nicht minder auffallend ist diese Einrichtung bei der grossen Familie der Compositae, denn, wiewohl ich nur Arten von Serratula, : 1) Fig. 10. 201 Centaurea, Helianthus, Dahlia, Buphthalmum, Arnica in Bezug hierauf un- tersuchte; so war doch der Befund ohne Ausnahme und zu verschiedenen Zeiten immer der nämliche.. Bei allen hatte der Antherencylinder, während die Mündung der röhrenförmigen Krone noch fest geschlossen war, sich be- reits nach innen geöffnet mit zehn Longitudinaleissen, aus denen der Pollen, die Narbe bedeckend, hervorquoll. Weiter sind. hier die Papilionaceae L., Jussıeu’s Leguminosae, mit Ausschluss der ersten drei Abtheilungen, oder der Mimoseae Browv’s, anzuführen. Bei Arten von Cytisus, so wie von Ononis, Lupinus, Coronilla. Robinia u.s. w. habe ich vielmals bemerkt, dass bei zu- "sammengelegter, übrigens dem Aufgehen naher Blume sämmtliche Antheren schon geöffnet sich ihres Staubes entledigten; wogegen die Hülsengewächse mit regelmässiger Blume, Mimosa, Gleditsia, Cassia u. s. w. diese Oeffnung erst nach aufgeschlossener Blume wahrnehmen liessen. Endlich ist noch eine grosse und sehr natürliche Familie von Gewächsen auf eine nicht minder entschiedene Art hierher zu rechnen, die Proteaceae Br. Bekanntlich besteht das Unterscheidende derselben in der Befestigungsart der stiellosen Antheren, so nämlich einzeln in einer Vertiefung jedes der vier Kroneneinschnitte unter deren Spitze liegen und diese öffnen sich, während die genannten Kronen- lappen nur unten erst klaffen, mit dem obersten Theile aber noch zusam- menhängen.!) Bei dem seltenen Blühen dieser Art Gewächse in unseren Gär- ten habe ich diesen Vorgang nnr selten an ‘frischen Blüthen, z.B. denen von Hakea acicularis und glabra, Protea pallens und hirta wahrnehmen können. Desto häufiger aber bemerkte ich ihn an wieder aufgeweichten Blüthen ge- trockneter Proteaceen, so ich zu diesem Behufe von Hrn. Brown mitgetheilt erhielt, wovon ich nur Grevillea Banksii, sericea, Goodii, refracta, mucro- nulata, buxifolia, Persoonia nutans, Lömatia longifolia, Banksia oblongifolia und spinulosa nennen will. Dass auch bei den Asclepiadeen und Apocyneen die Antheren vor Entfaltung der Blume sich öffnen, ergibt sich aus einer @ *) Fig. 14. (Grevillea sericea.) Fig. 16. (HWakea dciculanis. ) Zeitschrift f. Physiol. II. 2. 26 202 / Untersuchung, wovon ich das Ergebniss für einen besonderen Abschnitt der gegenwärtigen Verhandlung aufspare. Ausserhalb der genannten Pflanzenfa- milien aber findet diese Einrichtung sich noch bei manchen anderen Gewäch- sen, die ich noch unter keine allgemeinen Gesichtspunkte zu bringen ver- mochte, Schon KöLreurer bemerkt!), dass an mehreren Arten von Papaver, Nymphaea, Paeonia, Hypericum, Oenothera, bei Argemione mexicana und Citrus aurantium bei noch geschlossener Blume schon die der Narbe ange- drückten Staubkolben sich öffnen und etwas Staub daran zurücklassen, wenn die Blume sich aufschliesst. An allen Blüthen’ von Papaver dubium L., wenn der noch geschlossene Kelch die krausen Blumenblätter enge umgab, fand! ich sämmtliche Staubbeutel schon geöffnet, wobei sie der Narbe genau anla- gen, an deren feuchten Strahlen der bläuliche Pollen klebte. Eben so ver- hielt es sich bei Chelidonium majus. Bei Oenothera biennis waren ebenfalls die Antheren geöftnet und ihr Staub herausgetreten bei noch geschlossener Blume; hingegen bei ©. fruticosa blieben sie geschlossen bis zu Oeffnung der- selben. Vom Ocymum Basilieum merkt schon SrALLAnZAnI?) an, dass die Oeffnung der Staubbeutel der der Blume vorhergehe und das nämliche be- merkte ich bei ©. acuminatum, einer noch unbeschriebenen Art aus Monte- video. Auch Canna indica und Impatiens Balsamina gehören unter die Ru- brik dieser Gewächse, deren Summe sich, bei genauerer Beobachtung, noch sehr vermehren dürfte. Nicht minder gross indessen ist die Anzahl derer, bei denen erst mit und nach Aufschliessung der Blumenkrone die Staubge- fässe sich öffnen. Von diesen nenne ich die Umbelliferae, -Cruciferae z. B. Cheiranthus, Iberis, Brassica; Liliaceae z.B. Veltheimia, Hemerocallis, Antho- liza, Orchideae, Ericae, ferner Lopezia, Hedychium, Correa, Daphne, Baeo- botrys, Houstonia, Volkameria. Vergleicht man nun den Bau der Blüthe und der Staubfäden bei diesen mit dem der vorbenannten Gewächse, so lässt sich ‚ld i) A. a. 0. 33. ”* 2) Exper. p. S. ä V’hist. de la generation. II. $. 18. 205 nicht wohl eine Regel ausfindig machen, durch deren Anlegung im Voraus sich bestimmen liesse, welche Gewächse zur ersten Classe gehören und welche Si” zweiten. Das ‘ihdesseh, fallt auf, dass: bei vielen der ersten Ülasse, z.B. bei den Campanulaceis, Compositis, Proteaceis, bei Ocymum, Canna u. s. w. mit Oeffnung der Blume der Griffel sich alsobald sehr verlängert und die Narbe aus der Nähe der Staubfäden entfernt, wodurch die Befruch- tung erschwert oder unmöglich gemacht werden würde, wenn nicht die Na- tur dureh die Einrichtung, «dass die Staubbeutel sich hier öffnen, während die Narbe noch in gleicher Höhe mit ihnen ist, dieses Geschäft gesichert hätte. Endlich -sind über: den Inhalt der Anthere, den Pollen selber, noch ei- nige Anmerkungen’ beizubringen. Schkunr hat die Beobachtung gemacht ') und auf mehreren Tafeln seines vortrefllichen Werkes eine Abbildung davon ge- geben: dass in der Familie der Compositae die Antheren der (hermaphroditi- schen) Zungenblümchen allezeit regelmässige, eckige, die der röhrigen Blüm- chen aber eckenlose, runde oder ovale Pollenkörner enthalten. Diese Beob- achtung kann ich, sofern sie die Blüthchen der ersten Art betrifft, bestäti- ven und zwar erschienen mir die Pollenkügelchen hier z. B: bei 'Sonchus, Crepis, Hieracium immer mit einer sechseckigen Circumferenz; 'allein, "dass der Pollen in den Blümchen der zweiten Art ohne alle Ecken sey, ist we- nigstens in einigen von mir beobachteten Fällen nicht gegründet, da z.B. bei ‚Cacalia sonchifolia, Cineraria amelloides, Pyrethrum anethifolium jedes Korn in drei durchscheimende Ecken ausgeht, mit convexen Seiten, die mit kleinen hervorragenden Spitzen dicht besetzt sind, wie auch Scnkunr selber in einem Falle, nämlich bei Xeranthemum annuum,- dargestellt hat. ?) Ferner sagt KÖLREUTER?) vom Pollen: er sey vor seiner Absonderung in besonderen häutigen Zellen, die zusammengenommen die innere Wand der {I 1) A.a. 0. II. 8, 2) A. a.0. Taf, 243. Fig. 1. 0. 3) A. 2.0,13. 204 Kölbchen ausmachen, eingeschlossen. Und nach SrrenseL!) füllt ein zartes Zellgewebe die Antherenbeutel aus, so dass in jeder Zelle ein Pollenkügel- chen enthalten ist. Allein wenn man unter Zellgewebe eine Substanz von ganz bestimmter Bildung, wie sie die Pflanzen haben, versteht; so ist- der- gleichen auf die obengenannte Weise in der Anthere nicht vorhanden. Bei der Stockrose z. B. untersuchte ich solche zu der Zeit, da die Blume ohne den Kelch noch nicht grösser, als eine Wachholderbeere war und die unge- färbte Krone den Klumpen von durchscheinenden Antheren nur erst zur Hälfte bedeckte. Der Pollen war bereits aufs deutlichste in selbstständige undurchsichtige Kügelchen gebildet, und diese Kügelchen waren locker ein- gehüllt in ein schleimiges durchsichtiges Wesen, welches auch bei reifer und schon geöffneter Anthere sie noch unter einander verband. Beim. Hanf dagegen, wo die Pollenkörner bei annoch grüner Anthere gleichfalls in ei- nem schleimigen Wesen liegen, zeigt am ganz reifen Pollen sich nichts mehr davon. Aber auch in jenem früheren Zeitraume erkennt man die wahre Na- tur dieses durchsichtigen dehnbaren Schleims und dass derselbe keineswegs eine zellige Bildung habe, ganz deutlich, wenn man ihn aus dem künstlich geöffneten Antherensacke herausdrückt, was durch gelindes Streichen leicht geschehen kann, ZUWILEE TE RABEN DRAN Bau des Griffels und der Narbe. An dem Griffel hat zuerst Lın& die Bemerkung gemacht ?): es finde in seinem Bau und dem des Staubfadens der Unterschied Statt, dass hier alle- zeit ein Gefässbündel die Mitte einnehme, was beim Griffel niemals der Fall 1) Grundz. d. wiss. Pflanzenkunde. 270. " 2) Elem. philos. bot, 304. 205 sei; wo man vielmehr z. B. bei den Gräsern, den Compositis u. s. w. deren zwei finde, deren jeder in eine der Narben auslanfe. Was ich darüber beob- achtet habe, ist, dass die Zahl der Gefässbündel im Griffel meistens der Zahl der Lappen eutspricht, worin die-Narbe sich theilt. So z. B. sah ich bei Cheiranthus zwei, bei mehreren Liliaceen drei, bei Oenothera vier sol- cher Gefässbündel im Griffel, und es ist damit übereinstimmend, dass in den zusammengesetzten Blumen die Griffel nur zwei derselben enthalten. Allein in dem blattgedrückten, blumenblattartigen, mit ungetheilter Narbe sich endenden Griffel von Canna coccinea sah ich eine Linie von 6 bis 8 Ge- fässbündeln von dem einen Rande zum audern gehend, und andere Griffel, deren Narbe ungespalten, sind. daher in dieser Hinsicht noch zu beobachten. Indessen scheint 'allerdings das Vorkommen der Gefässbündel in der Mehr- zahl das Häufigere für den Griffel zu seyn und das Entstehen einer Höhle in demselben, namentlich bei dan Monocotyledonen, zu veranlassen. Be- kanntlich haben GEOFFROY !) und MArLAnD ?) eine solche angenommen und zur Erklärung der Befruchtungsgeschäfte "nothwendig gehalten, welcher VaıL- LANT), Brapzer ?), C. G. Lupwic'°) und andere widersprachen, und ent- weder die Anwesenheit einer solchen überhaupt oder wenigstens ihr Aus- münden, einerseits in die Narbenvertiefnng, andererseits in die Höhle des Eierstockes geläugnet haben. Allein an dem Griffel von Lilium album und Hemerocallis fulva, siehet man durch, eine ununterbrochene Folge von Quer- abschnitten, dass die dreieckige Höhle, welche ihn seiner ganzen Länge nach durchsetzet, oben: in. ‚das ‚offene Stigma, unten in die dreifache Höhle des Fruchtknoten ohne Unterbrechung ausmündet. Freilich ist sie nicht weit 1) Phys. Abhandl. d. Acad. d. W. zu Paris f. 1711, übers. von Sreinwenn, 817. 2) Philos. Transact. n. 287. 3) Serm. de struct. florum, 19: 4) Botan. Essays. 324. 5) Instit. regni vegetab. ed. II. 238. 206 geöfinet, ja ‘es berühren’ sogar gegen den obern, wie den untern Ausgang, ihre segenüberstehende Wände einander; “allein dessenungeachtet ist doch eine entschiedene Trennung des Zusammenhanges daselbst vorhanden. "Bei den Scitamineen z. B. Canna, hat diese Höhle eine besondere Lage, nämlich dicht an dem. einen und zwar dem stärkergefärbten Rande’ des plattgedrück- ten Griffels. Auch bei den Orchideen ist’ solche, so wie ihr Ausmünden, einerseits in dies@Fube der Narbe, anderentheils in die Höhle des Eierstok- kes, unverkennbar, wovon in &inem! besonderen Abschnitte die, Rede seyn wird. Unter den Dieotyledonen sind keine Fälle von durchaus hohlem Grif- fel zu meiner Kenntniss gekommen; in der Regel wenigstens siehet man hier keine Trennung der innern Continuität, "und in'einigen Fällen ist selbstxdie Centralsubstanz von einer festern Beschaffenheit, als die übrige, wie Hto- wie !) vom Griffel der Cucurbitaavisefa| gezeigt hat. '' an Hiernächst ist der zur Aufnahme des Pollen geeignete Theil, die Narbe, in genauere Erwägung zu ziehen. Nach Link ?) ist dieselbe an der Menge der Papillen kenntlich, 'so' dass, wenn der Griffel fehlt, ihre Gegenwart durch die Papillen ängedeutet wird, und SPrenser fand überall, wo er.das Stigma witersuchte; die>Oberfläche mit" den zartesten’ Wärzchen oder: Här- chen besetzt). Allein, ‘wenn: gleich zugegeben werden muss; «lass dieser Bau der bei weitem häufigste sei; so'kommen doch Fälle vor, wo die Narbe glatt, ‘ohne Warzenoder 'Haare ist, "und zu diesem gehört ganz vorzüglich, wie schon BROWN 'ahigeenierkt hat®),’ die grösse Familie der ‚Pröteaceen. Bei Hakca acieulanis ew z. B. und’ H."glabra 6) 'endigt sich, dr verdickte Grif- bursiree ,} i 1) Samml. £. zerstr. Abhandl. II. 21. 2) Grundl. d. Anat. u. Phys. di/Gewäclise. 220. 221: 3) Grundzüge u. s. w. 275. 4) Lıss. Transactions. X. 5) Fig. 19. 6) Fig. 20. ’ 207 fel mit einer schiefen Fläche, ‘die sich in der Mitte etwas 'wölbt und in eine kleine Spitze erhebt. Aber, wiewohl. sie eine klebrige Feuchtigkeit absondert, die den Pollen zurückhält, nimmt man doch nicht das Geringste von Papillen‘ (darauf wahr; ‘was demnachl'anzeigt, dass nur die Anwesenheit einer solchen Absonderung, nicht aber der 'warzige Bau, das Criteriun und charakteristische Zeichen für 'den wahren Sitz der Närbe sei. Und da wir häufig warzige Flächen an der Blumenkrone,' z. B. bei den Aselepiadeen, Liliaceen u. s.'w. finden, die nicht den geringsten: Bezug auf die Narbenfunc- tion haben; "so: darf es keineswegs befremden, wenn am 'obern Theile des weiblichen Genitale zuweilen wärzige Stellen vorkommen, die keine Feuch- tigkeit absondern und insofern keine wahre Narbe andeuten, während an- dere Regionen des nämlichen Theiles, obgleich von einem minder deutlich pa- pillösen Bau, doch, vermöge Absonderung einer eigenthümlichen Feuchtig- keit, als der eigentliche Sitz der Narbe sich zu erkennen gehen. Auffal- lende Beispiele davon liefert wiederum die natürliche Familie der Glocken- blumen. Bei Campanula Medium, rotundifolia, latifolia, lanuginosa;- bei Phyteuma spicatum und Scheüchzeri ist’ keineswegs die in mehrere zurückgerollte ‚Spitzen getheilte Extremität des Griffels die währe Narbe, sondern diese nimmt die ganze 'verdickte Mitte ‘der Griffelsäule ein, wie aus der ausschwit- zenden klebrigen Feuchtigkeit erhellet, wodurch der zur nämlichen Zeit ex- cernirte Blumenstaub daselbst: sich 'einhängt und einen Ueberzug bildet. Worauf nachher auch der Griffel 'an ‘seiner obern Extremität, die eine mehr grüne Färbufg, als der mittlere Theil hat, sich verlängert und sich in zwei bis drei Lappen theilt, welche vermöge ihres warzigen Baues eine Narbe scheinen, aber keine Feuchtigkeit ausschwitzen. €. K. SprengeL !) tadelt daher Linx& mit Unrecht und irrt vielmehr selber, wenn er bei Campanula rotundifolia und Phyteuma spieatum die dreitheilige Spitze des Griffels, und zwar die innere warzige Fläche, für die Narbe hält und zu der Angabe 1) Entd. Geheimniss in Bau und Befrucht, der Blumen. 110. 114. 208 verleitet wird, dass, wenn die Antheren ihren Staub an die Griffel absetzen (wovon er mit Recht bemerkt, dass es vor Oeffnung. ‚der Blumen geschehe) die Narbe noch nicht existire; in»welcher Meinung er selbst dadurch nicht irre gemacht wird, dass er einmal auf dieser geöffneten scheinbaren Narbe »nicht ein Körnchen Staubes antraf, während der oberste Theil des Griffels noch seinen ganzen Staubvorrath hatte !).«e Ein etwas anderes aber ist das Verhältniss bei den Arten. von Campanula mit weitgeöffneter Blume, z: B. C. nitida, patula, persicifolia w.'s. w. Hier nämlich. überzieht. die ‚stigma- tische, ‘absondernde Fläche von der Mitte, ‘des, Griffels, an, denselben bis über ‚die Mitte seiner drei Endeinschnitte hinaus und. soweit siehet man .da- her den Blumenstaub ankleben. Späterhin entfernen sich diese Einschnitte von einander und rollen sich zurück, wodurch ihre innere Oberfläche zum Vorschein kommt, die aber, wiewohl. von. entschiedenerm, papillösen ‚Bau, als die äussere, doch nicht absondert und ‚keinen; Pollen fixirt. Kommt nun hier schon der Sitz der: Narbe demjenigen, wie er: ;gewöhnlicherweise ‚am Griffel angetroffen wird, etwas näher, so ist dieses noch mehr der Fall in der verwandten Gattung Lobelia, z.B. L. longiflora, coronopifolia, siphylitica und, andern. Es: ist nämlich die‘ Extremität des, geneigten Griffels hier zweilippig und, wo die Theilung, in solche Lippen aufhört, umgiebt ihn ein Kranz von kurzgegliederten Haaren.‘ Die Narbenfläche befindet sich, nicht wie,bei den eigentlichen Campanulaceis, ‚anf der äusseren, sondern auf - der warzenvollen, oberen oder vielmehr inneren, Oberfläehe dieser Narben- lippen, welche, sich von einander ‚begeben: bei Ausstossung des Pollen, so bei noch. geschlossener Blume vor sich geht. ‘Damit aber aller Blumenstaub von den nach innen geöffneten ;Antheren 'aufgefangen uud auf die- ausge- gebreitete Narbe geleitet werde, ist, von: wesentlichem Nutzen der Kranz von Haaren, indem die Ränder der Narbenlappen bis.zu ihm sich zurückbeugen?), Jin Ma2.r2.:0. 118, ZZ ! 2) Taf. Fig. 21—25. (Genitalia von Lobelia coronopifolia; nämlich F. 21.— 23. vor, und F. 24. 25. 209 so dass daher diese nie ohne anklebenden Pollen angetroffen werden. Hie- mit ist denn der Uebergang gemacht zur Gattung Goodcnia, wo die con- vexe Narbenfläche auch die Extremität des Griffels ist. Dass nun dieses Alles nicht ohne wesentlichen Einfluss bei Beobachtung des Zeugungsgeschäftes der Gewächse seyn könne, ist leicht zu ermessen und um dieses in ein noch helleres Licht zu setzen, ist noch zu zeigen, dass die Entwickelung von Griffel und Narbe mit einem verschiedenen Grade der Geschwindigkeit geschieht, so dass, im Allgemeinen, diese darin jenem mehr oder weniger vorangeht. Zuvörderst geben die Doldengewächse davon ein Beispiel. Wenn Linx£ angab !), dass die Narben sich hie reine beträchtliche Zeit vor den Griffeln entwickeln, C. K. SprenseL dagegen behauptet ?), dass bei diesen Gewächsen die Blumen zur Zeit des Stäubens der Antheren noch keine Narben, und wenn diese entwickelt, keine Antheren mehr haben, so zeuget eine genauere mikroscopische Untersuchung für die Wahrheit der Lin- NEISCHEN Angabe. An den Doldengewächsen mit kopfförmiger Narbe, z. B. Smyrnium Olusatrum und Pimpinella peregrina, bemerkte ich die ganze Grö- sse und Kopfform der Narbe, deren Warzen hier wenig hervortreten, schon ausgebildet, während die aufrechten Griffel noch äusserst kurz waren und erst bei anfangender: Schwellung des Fruchtknotens sich um das Vierfache verlängerten. Vorzüglich in die Augen fallend aber ist diese ungleichzeitige Entwickelung der weiblichen Genitalien in den zuvor berührten Fällen, wo die Staubfäden sich vor Aufschliessung der Blume öffnen. Bei allen mir bekannten Arten von Campanula ist nach geöffneter Blume der Griffel mit seiner Narbe weit über die Staubfäden hinaus verlängert; allein, bevor diese nach Oeffnung der Blume. a. Glieder von Staubfäden, so in F. 21. noch geschlossen, in F. 24. ausgeleert. F. 22. zeigt den, aus besagten Cylinder genommenen, Griffel, dessen Extremität in F. 23. vergrössert; wo b. die noch geschlossene Narbe, c. der Kranz von Haaren. F. 25. stellt die Spitze des in F. 24. verlängerten Griffels unter stärkerer Vergrösserung dar. 1) Amoen. academ. I. 358. 2) Entdecktes Geheimniss. 156-158. Zeitschrift £. Physiol. II. 2. 27 210 Oetinung geschieht, liegt der mit der stigmatischen Fläche überzogene, den klebrigen Narbensaft absondernde Theil desselben unmittelbar von den Antheren bedeckt, die, noch in Cylinderform zusammengelegt, sich bereits geöffnet und ihn mit ihrem Staube überzogen haben !). Jene absondernde Fläche ist, der obigen Untersuchung zufolge, bei der grösseren Anzahl der Glockenblumen die Mitte des Grifiels, bis dahin, wo derselbe sich spaltet, und dieser Theil pflegt dann durch einen mehr lockeren und schwammigen Bau sich auszuzeichnen. Bei einer kleineren Abtheilung von Arten hingegen ist die äussere Oberfläche der noch zusammengelegten Endlappen des Grif- fels das aussondernde und einsaugende Stigma, und dann ist es diese Ge- gend, welche den Gehalt der geöffneten Antheren aufnimmt. Im ersten Falle verlängert der Griffel nach erfolgter Befruchtung sich sowohl unter, als oberhalb des Narbentheils, und die Ausdehnung der letzten Art ist es, wo- durch die gespaltene scheinbare Narbe sich ausbildet, während durch jene vorzüglich die bedeutende Verlängerung des Griffels bewirkt wird 2). In der zweiten Gruppe von Arten hingegen geschieht das Wachsthum des be- fruchteten Griftels vorzugsweise unterhalb des Narbentheils. Die Arten von Phyteuma schliessen sich zum Theil der einen, zum Theil der anderen Ent- wickelungsform an. Bei Ph. spicatum nämlich und Ph. canescens, verhält es sich mit der Bestäubung, wie bei den Campanulis der ersten Art. Wäh- rend die Kroneneinschnitte seitwärts klaffen, hängen sie noch lange Zeit an der Spitze zusammen und dann bestäuben die geöffneten Antheren den et- was verdickten Obertheil des Griffel. Wenn aber jene ganz gespalten und zurückgeschlagen sind, streckt derselbe sich sowohl unterhalb des Narben- theils beträchtlich, als er sich oberwärts in die zweispaltige scheinbare Narbe verlängert °). Bei Phyteuma virgatum hingegen liegt die Narbenfläche 4) €. K. Senercer a a. O. Taf. VIII F. 9. 10. (Camp. ratundifol.) 2) Derselbe a. a. O. Taf, VIIL F. 13, 15. 3) Derselbe a. a. O, Taf. IV, F. 6. 7. 8, 211 etwas höher hinauf, so dass sie nicht nur den oberen Theil des Griffels, sondern auch die Aussenfläche der drei Narbenlappen überzieht, und hier kann man, nachdem diese geöffnet und ihre warzenreiche innere Oberfläche herausge- kehrt, deutlich wahrnehmen, wie nicht diese, sondern uur die Aussenfiäche den rothen Pollen fixirt. Noch etwas verschieden von den genannten Arten ver- hält sich Phyteuma pinnatum. Die kopfförmig verdickte Spitze des Griftels zeigt hier zwar den Anfang einer Trennung in drei fleischige Lappen, allein diese bleibyn immer zusammengelegt und ihre breite äussere Oberfläche ist es allein, worauf sich das Stigma befindet, ohne dass der Griffel selber Theil daran nimmt. Die noch geschlossenen Antheren, in Form eines Cylinders genähert, stossen mit ihren Spitzen über diesem Narbentheile zusammen !). Sie öffnen sich, sobald die Kroneniappen unten zu klaffen anfangen, aber oben noch stark zusammenhängen und bedecken die ganze vorige Aussenfiäche der Narbe mit ihrem zusammenhängenden Staube 2). Bei eudlich ganz gespaltener Krone beu- gen die nun eingeschrumpften Antheren sich zurück, der Griffel aber, auf seiner Spitze die dichtbestäubte Narbe tragend, verlängert sich um das Doppelte °); und es würde nicht zu begreifen seyn, wie die Bestäubuug hier geschehen wäre, "wenn man nicht die beiden Endglieder des Vorgangs durch zahlreiche Mittelglie- der verbunden wahrgenommen hätte. Dass auch bei denLobelien die beiden Nar- benlippen, welche hier auf der innen Seite den Pollen aufzunehmen bestimmt sind, sich schon öfinen, während sie noch im Antherencylinder eingeschlossen sind und dann bestäubt zu werden anfangen, ist oben angemerkt worden; und da nach diesem Vorgange der Griffel sich noch stark verlängert und die Narbe, in Gestalt zweier cenvexer Halbkugeln, beträchtlich über die Oeflnung jenes Cy- linders erhöhet°); so ist einleuchtend, dass auch hier die Ausbildung des _ 1) Fig. 26. 2) Fig. 27. '3) Fig. 28. 4) Fig. 2425. 27° 212 Griffels der der Narbe beträchtlich vorangehe. Unter allen den Campanula- ceis verwandten Cewächsen aber erscheint die Fürsorge der Natur in Siche- rung des Bestäubungsgeschäfts durch ungleichzeitige Entwickelung des Grif- fels und der Narbe nirgends bewunderswürdiger, als in der Gattung Goo- denia z. B. G. grandiflora. Die erhabene warzenlose Narbe befindet sich hier auf der Spitze des griffels, umgeben und eingeschlossen von einer ver- längerten manschetten- oder trichterförmigen Haut !), welches Browx Indu- sium nennt, und welche hier offenbar das nämliche ist ‚ wie der Kranz von Haaren unterhalb der Narbe der Lobelien. So lange nun die Krone noch überall geschlossen, ist der Griffel beträchtlich länger, als die pyramiden- artig zusammenstossenden Staubbeutel und die trichterförmige Haut, in deren Grunde sich das Stigima befindet, ist dann oben beträchtlich geöffnet ?); so dass die Antheren, welche stäuben, sobald die Kroneneinschnitte unten zu klaffen anfangen, wie bei Phyteuma, ihreu Staub hineinfallen lassen müssen. Hierauf, indem die Blnmenkrone sich weiter spaltet, legt sich das Indusinm zusammen und schliesst sich; aber öffnet man es in diesem Zeitraume, so siehet man im Grunde das feuchte Stigma mit auklebendem Pollen bedeckt. Dann erst verlängert sich der Griffel und krümnit sich, indem er zur völ- ligen Oeffnung der Blume dadurch wesentlich beizutragen scheint, die Staub- fäden aber beugen sich, wie bei Gampanula und Phyteuma, zurück®) und das Befruchtungsgeschäft ist beendigt. Auch die Bestäubung der Proteaceen, z. B. Protea. Hakea, Persoonia, Banksia, Grevillea, welche sehr schwierig und in manchen Fällen unmöglich erscheinen muss, wenn man bloss den Endzustand vor Augen hat, erklärt sich volkommen, wenn man die bedeutende Verlängerung des Griffels nach Vollziehung dieses Geschäfts erwägt, Selbiges geht nämlich, wie angegeben, 1) Fig. 29. 2) Fig. 30. . 3) Fig. 31. 213 auch hier vor sich, wenn die Blumenkrone erst von den Seiten sich zu . spalten anfängt. Dann schliessen die Zipfel derselben, in ihrer Vertiefung die bereits geöffneten Antheren tragend, über der mehr oder weniger ver- dickten, schief abgeschnittenen Narbe fest zusammen, so dass der Blüthen- staub unausbleiblich auf deren Oberfläche, der nun absondernd und klebrig ist, gelangen muss. Worauf der Griffel sich stark verlängert, und indem er mit seiner Krümmung zuerst seitwärts aus einer der Spalten der Corolle hervortritt, wesentlich zur völligen Absonderung der Lappen beiträgt. Diese rollen sich nun zurück, indem der Griffel aufsteigt, und es entsteht nun das grösstmögliche Missverhältniss zwischen den Antheren, die jedoch ihr Bestäubungsgeschäft längst vollführt haben, und der Narbe '). Nicht min- der ausgebildet ist in den zusammengesetzten Blüthen die Narbe, während sie noch innerhalb der Blumenröhre vom Staube der bereits geöffneten An- theren bedeckt wird, und nicht bloss die innere Oberfläche ihrer beiden linienförmigen Lappen, sondern auch die äussere, welche dann noch allein dem Pollen zugänglich, scheint zur Aufnahme desselben geeignet, wie auch "Link 2) angemerkt hat, ja selbst der obere Theil des Griffels. Von diesem ist es daher allein der mittlere und untere Theil, welcher sich so ansehn- lich über die Blumenkrone hinaus verlängert. Es liessen sich gewiss von anderen Gewächsfamilien noch manche Beispiele auffinden für diese Aus- bildung und Bestäubung der Narbe vor Verlängerung des Griffels, ich be- gnüge mich indessen, ausser dem Angeführten, wo ich mich von der Wahr- heit der Sache mehrfältig überzeugt habe, nur noch Cheiranthus littoreus, - Canna indica, Spigelia marylandica und Oenothera biennis zu nennen, Hier aber begegnet uns wiederum C. K. SprENGEL, indem er bei der 1) Fig. 13—15, (Blume von Grevillea scericea vor, während und nanh dem Oeffnen). Fig. 16— 18. (Dieselbe von Hakca acicularis, nämlich F. 16, vorgestellt während der Oeffnung und von vorne angeschen; F, 17. aber von der Seite mit Wegnahme eines Kronenlappen, wodurch man die Narbe in unmittelbarer Berührung mit den geöffneten Antheren erblickt). 2) Elem. phil. bot. 307. 214 . Gelegenheit, wo er von der sogenannten Dichogamie der Doldengewächse spricht, sich dahin äussert: dass es ungereimt seyn würde, anzunehmen, dass der Griffel sich noch verlängere, nachdem die Narbe bestäubt und der Fruchtknoten befruchtet worden sei'). Es wird daher, nachdem eine Reihe von Beobachtur:sen vorgelegt worden, welche die Wirklichkeit, wenigstens vom ersten Theile dieses Satzes darthun, auch nöthig, noch zu zeigen, dass diese Verlängerung in einer allgemeinen rind des Pflanzenwachsthums gegründet sei. Dumamer hat bekanntlich durch Versuche dargethan ?); dass die Wurzel immer nur wächst durch Ansatz von Masse an ihrer Spitze, und von der Wahrheit dieser Bemerkung habe ich mich öfter überzeugt an Hya- cynthen, so im blossen Wasser getrieben waren, indem ich an einem der Würzelchen ein Zeichen machte und fand, dass dieser Pumct immer genau die gleiche Entfernung von der Zwiebel behielt, während das Würzelchen sich täglich, und in 24 Stunden gewöhnlich um eine Linie, verlängerte. €. A. Knıcut hat zu jener Beobachtung die Anmerkung gemacht ®), dass die r Wurzel sich, in dieser Art zu wachsen, wenigstens bei den Saamenpflänz- b) n > {=} pP . chen, in einem Gegensatze befinde mit dem Keime, insofern derselbe sich‘ verlängere durch gleichzeitige Zunahme seiner vorabgebildeten Theile. Allein genauer gesprochen, wächst das Vegetabile über der Erde in Form von Ab- sätzen, oder, wo die Verlängerung in einer gewissen Richtung aufhört, in Form von Theilen, von denen die Spitze immer eher sichtbar ist, als der Untertheil und die Mitte. DumAamer*) machte an Hyacinthenblättern, die nur erst den vierten Theil ihrer Länge hatten, Puncte, deren jeder um zwei Linien von dem andern entfernt war, und er fand, so wie das Wachsthum - forschritt, dass die zunächst der Spitze liegenden diese Entfernung von ein- 1) 'Entd, Geheimniss, 158. 2) Physique d. arbres I. 84. 3) S. meine Beitr. zur Pflanzenphysiologie. 199. 4) A. a 0,1. 122. ) 215 ander behielten, während die anderen sich desto mehr von einander entfernten, je näher sie der Zwiebel gewesen waren. In der Entwickelungsart von Ge- ' wächsen mit gegenüberstehenden, gestielten, scharfgespitzten Blättern macht sich diese Art des Wachsthums besonders bemerklich. Bei Bildung jedes " neuen Stengelabsatzes ist immer das nächste Blätterpaar eher sichtbar „.als das Internodium von jenem bis zum vorhergehenden Paare, das Blatt cher, als der Stiel, welcher es mit dem Stamme verbindet und Spitze und Rand des Blattes eher, als Basis und Scheibe. Das nämliche Fortschreiten der Ausbildung zeigt sich im Innern der Theile. Morpennawer bemerkt !), dass am Halme der Mayspflanze die Verhärtung jedes Gliedes von dem obern Knoten, welcher zuerst -verhärte, gegen den untern allmählig fort- schreite, so dass das Internodium unmittelbar über dem unteren Knoten am längsten seine Weichheit und den damit in Verbindung stehenden Zustand der Gefässe behalte. In Jungermannia asplenioides L. beobachtete ich die Entwickelung des Zellgewebes der durchsichtigen Blätter; diese ging so vor -sich, dass Kügelchen durch Ausdehnung sich in Blasen oder Zellen verwan- delten und wieder mit Saftkügelchen füllten, und dabei war deutlich zu "bemerken, dass diese Entwickelung zuerst im vorderen und äusseren Theile. * des Blattes vor sich ging; denn am Grunde, in der Nähe des Befestigungs- punctes, fand ich die Zellen immer am wenigsten entwickelt. Nicht anders verhält es sich mit den Blüthentheilen. In Hyacinthenzwiebeln, welche bis dahin weder Wurzeln noch Blätter getrieben haben, erkennt man, vermöge eines Längedurschschnittes, die schon nach allen Theilen entworfenen Blü- "then, wiewohl vom Schafte zu dieser Zeit noch nichts vorhanden ist. Glei- cher Gestalt ist an den Kronenblättern, der Arten von Silene, in einem sehr ‚ frühen Zeitraume die Platte schon ziemlich ausgebildet, während man vom Nagel noch wenig oder nichts siehet, dessen Länge doch bei geöffneter Blume die der Platte um vieles übertrifft. Dass endlich auch bei den Staub- . 1) Beiträge zur Anatomie der Pflauzen. 185. 216 fäden die Antheren beträchtliche Zeit vor ihren Tilamenten ausgebildet seyen, ist bereits oben an mehreren Beispielen gezeigt worden. Wenn es solchemnach einem allgemeinen Gesetze der Natur "gemäss er- scheint, dass auch die Narbe sich eher ausbilde, als der Griffel, von wel- chem sie getragen wird; so geschieht doch die Entwickelung in den meisten Fällen so schnell, dass der Unterschied in der Zeit nicht wahrgenommen wird; aber merkwürdig ist auf jeden Fall das Resultat, dass die Verlänge- rung des Griffels von der Beschaffenheit der Narbe unabhängig ist. D EEE RTV BIS EN EN TT! Weiblicher Zeugungstheil der Orchideen, Schwerlich existirt eine andere Pflanzenfamilie, in welcher, neben einer so auffallenden Uebereinstimmung im Ganzen, dass, ob eine Pflanzengattung dahin zu rechnen sei, oder nicht, keinem Streite unterliegt, doch im Ein- _ zelnen eine so grosse Mannigfaltigkeit der Blüthen Theile anzutreffen ist, als die Orchideen. Ein sonderbarer und räthselhafter Theil daher, den Brown !) bei Habenaria, Orchis, Ophrys u. s. w. die Drüse (glandula) nennt, findet sich, wie es scheint, bei allen Gattungen, Cypripelium ausgenommen, lässt jedoch, was seine Form und Befruchtungsart betrifft, eine nicht geringe Verschiedenheit zu. Bereits SCHKUAR, in seiner, durch vortreffliche Abbildungen erläuterten Beschreibung der Blüttheile der Goodyera repens H..K.2), gedenkt eines Saftbläschen, welches zwischen zwei hörnerförmigen Fortsätzen am oberen Rande der Narbe eingeschlossen, zur Zeit der Befruchtung, nachdem es 1) Prodr. Fl.'N. Holl. Isis. 1819. S. 871. 2) Bot. Handb. IN. 201. Taf. 272. ur Zi 217 feucht und klebrig geworden, sich darum absondere und an die beiden Pollenmassen hänge, vermöge der vorwärts geneigten Lage der Anthere, deren Spitze nur jenes Bläschen berühre. Auf die Narbe aber würde der Pollen nun weiter gebracht durch den Obertheil des einwärts gekrümmten Honig- behältnisses, indem dasselbe an genannter Stelle das klebrige Bläschen nebst den ihm anhangenden Pollenmassen mit sich verbinde, uud. bei fortschrei- tender Entfaltung der Blume jene mit fort und auf die Narbe ziehe. Wie- wohl diese Beschreibung, so weit sie die Lage der Anthere, der Pollenmas- sen und des sogenannten Bläschen, so wie die Verbindung desselben mit jenen betrifft, völlig der Natur entspricht, so äussert doch Schkunr über die Natur und Bedeutung der bemeldeten Saftbläschen sich nicht weiter, und an einem anderen Orte !), wo ich diesen Vorgang .erwog, habe ich ebenfalls über die Bildungsart der Bläschen nichts näher sagen können. Hiezu giebt mir gegenwärtig Veranlassung eine, mit der vorerwähnten im Blüthenbau sehr übereinkommende, Brasilianische Art, nämlich Goodyera discolor B. R.; hier sind die Blüthen mehr denn noch einmal so gross, als bei jener und an den Zeugungswerkzeugen ist daher auch alles in einem vergrösserten Maassstabe sichtbar?). Insbesondere hat die Genitaliensäule bei beiden eine ähnliche Form; nur tritt der nach vorne gerichtete Fortsatz derselben weit stärker bei G. discolor, als bei den anderen Arten hervor. Dieser wird gebildet theils durch den obern Rand der Narbenfläche, der in einen langen und schnabelförmigen, unten etwas gewölbten, oben aber ver- tieften Fortsatz sich verlängert, theils durch die langvorgezogene Spitze der 1) Die Lehre vom Geschlechte der Pflanzen u. s. w. 61. 2) Fig. 32. Die oberen Kronenblätter a. sind hier in einem verwachsen; die Lippe b., welche unten ein stumpfes, sackförmiges Honigbehältniss c. hat, welche bei G. repens, G. pubescens und G. pro- eera Hock. (Exot. bot. t, 39.) eiförmig, ungetheilt und kaum lünger, als die Genitaliensäule, ist bei G. discolor doppelt so lang und endiget in zwei nach entgegengesetzten Richtungen von einan- der divergirende Lappen, so dass derBnowsscae Charakter der Gattung: Libellum apice indivisum, dadurch eine Abänderung erleidet. Zeitschrift f. Physiol. II. 2. 28 218 Anthere, welche jenem Schkahel (rostellum Rich.) genau anliegt und in dessen Vertiefung sich lagert '. Berührte ich nun mit einer Nadel die Spitze jenes Fortsatzes an der der Anthere zugekehrten Seite, so drang schnell ein milchiges Tröpfchen hervor, vermittelst dessen die beiden Pol- lenmassen sich an meine Nadel hingen; worauf die bis dahin von Saft stroz- zende Spitze des Fortsatzes etwas einschrumpfte. Nur durch diese künstliche Beihülfe war es möglich, den Pollen aus seinen Kammern zu befreien und an mehreren Achren, deren jede an zwanzig Blüthen und darüber trug, fand ich nicht einen Fall, wo dieses durch das Zurückschlagen der Lippe geschehen wäre. Durch eine genauere microscopische Untersuchung der einzelnen Theile ergab sich nun, dass jede der beiden Pollenmassen in einen Stiel (eine Fortsetzung des elastischen Receptaculum, dem die einzelnen Pollenklumpen anhängen) ausläuft; welcher Stiel nach vorne gerichtet, nicht frei liegt, sondern unmittelbar neben dem der anderen Pollenmasse, unter- halb der Spitze des schnabelförmigen Fortsatzes der oberen Fläche dessel- ben nahe dem Rande angewachsen ist 2). Hier nämlich liest unter einer zarten zelligen Haut ein ovaler undurchsichtiger Körper, welcher vor Oetlnung der Blumen, ausser einem krümligen Wesen, nichts sonderliches bemerken lässt, nach Entfaltung derselben aber eine weisse, klebrige Flüssigkeit enthält, die bei der Berührung schnell heraustritt; wobei derjenige Theil der Oberhaut, dem die beiden Stielchen der Pollenmassen anhängen, mit abgelösset und herausgehoben wird ?). Es ist demzufolge das, was ScHkunr a. a. ©. durch den Namen eines Bläschen bezeichnet in der That ein drüsiges Organ, so an, oder nahe, der Spitze des Fortsatzes zwischen Narbe und Anthere liegt. Gleich anderen Drüsen enthält es eine Höhle, welche mit der Oberhaut 1) Das. Fig. 83. (Der in F. 3% mit d. bezeichnete Theil vergrössert; wo denn e, eine Narbe, f. der Fortsatz, g. die Anthere und A. die Drüse. ) 2) Fig. 34 (a. die Drüse; bb. die Stiele der beiden Pollenmassen.) 3) Fig. 35. 36. (In Fig. 36. der Lappen der Pollenmassen vergrössert.)) Hi 219 bedeckt und iw- Zustande vollendeter Entwickelung mit einem klebrigen Safte erfüllt ist, der, wie an den Kelchen mehrerer Syngenesisten, durch eine Art von Reizbarkeit austritt und jenen Dekel von Oberhaut, welchem die Pollenmassen befestiget sind, ablöset, so dass diese durch klebrige Tröpfehen dem Körper, der den Reiz bewirkte, sich fest anhängen: Es ist aber zu bemerken, dass diese Verbindung zwischen den Pollen- massen und der Drüse keineswegs eine ursprüngliche, sondern erst später im Verlaufe der Ausbildung derselben entstandene ist. Untersucht man näm- lich die Blume von Goodyera discolor in einem sehr frühe Zeitraume, wo die Krone sich zu färben, der Fruchtknoten ‘sich zu bilden erst angefan- gen haben, so siehet man bereits sowohl Anthere als Drüse; allein die Pol- lenmasse in den Antherenfächern, die noch geschlossen sind, ‚stellt ein blosses schleimiges Fluidum dar, worin dunklere Körnerklumpen schwimmen. In einer späteren Zeit, wo jedoch die Anthere ebenfalls noch nicht geöffnet, sind zwar die stumpfdreieckigen zusammengesetzten Pollenkörper {lobuli) gebildet, aber vereinzelt ohne merklicheu- Zusammenhang unter einander, und die Anthere liegt vorne, wo sie sich zuspitzet, zwar der Drüse an, aber ohne die geringste Verbindung mit ihr zu haben. Diese Verbindung erfolgt daher nur kurz wach Oeffnung der Antherenfächer, welche übrigens der Oeffnung der Blume eine beträchtliche Zeit vorhergeht; der Pollen hat dann in völlig zusammenhängende Massen sich gestaltet und der sehr verschmälerte Tuss derselben, der aus der Spalte des Antherensackes hervorgetreten, hat sich der Oberfläche der Drüse fest angehangen, die von weisser Farbe und mit einem krümligen Wesen angefüllt ist. In diesem Vorgange ist demnach unstreitig eine Aehnlichkeit mit dem, was wir bei den Asclepiadeen wahrnehmen, wo eben- falls beträchtliche Zeit vor Oeflnung der Blume der verschmälerte Theil jeder Pollenmasse sich einem Organ anhängt, welches einer Flüssigkeit zum Leiter dient und wovon imVerfolge dieser Ahandlung noch mehr die Rede seyn wird. Es ist nicht zu bezweifeln, dass dieser drüsenartige Körper einen bedeu- teuden Einfluss auf das Befruchtungsgeschäft der Orchideen habe, da er, mit 28 * 220 Ausnahme von Cypripedium und Bletia, in allen sich vorfindet, so ich ent- weder gesehen, oder wovon mir genaue Abbildungen zu Gesichte gekommen. Allein seine Lage, seine Form und seine Verbindung mit den Pollenmassen, ist sehr verschieden; welches an einigen Beispielen zu zeigen, ich mich auf die europäischen Orchideen und diejenigen tropischen, so im lebenden Zu- stande von mir untersucht worden, beschränke. Bei einem Theile unserer Orchideen nämlich, und zwar ist dieses der grösste, wohin z, B. die Gat- tungen Orchis, Ophrys, Serapias, Habenaria nach Brown’s Bestimmung ge- hören, öffnet sich die hinter der Narbe aufgerichtete Anthere nach vorne dnrch zwei vertikale, aber meistens unten convergirende Spalten, aus deren unterer Extremität der Stiel der Pollenmasse hervortritt, indem er sich der Drüse verbindet, die oberhalb des Randes der Narbe liegt. Brown unter- scheidet nun, vielleicht etwas zu fein, mehrere Gattungen von Orchideen nach der Lage und Form der Drüse !); indem z. B. bei Habenaria die bei- den Glandeln, deren jedwede eine der Pollenmassen an deren Stiele fixirt, getrennt und frei liegen, da hingegen bei Orchis sie in eine einfache Drüse vereinigt, oder wenigstens in eine und die nämliche kappenförmige Vertie- fung gesenkt, bei Gymmadenia einander genähert und linienförmig sind u. s. w. Wie nun bei diesen Orchideen die Drüsen, oder wenigstens der den Pollenmassen anhängende Theil von ihnen, sich vom Rande der Narbe ab- lösen, darüber habe ich keine Erfahrungen; gewiss aber ist, dass es bei der Berührung nach geöffneter Blume geschieht?), so wie auch, dass die Drüse, wie von Goodyera angemerkt worden, in einem früheren Zeitraume im Innern gleichfalls ein krümliges Wesen zeige und endlich, dass die Verbm- dung zwischen der sie bedeckenden Hautportion und dem Stiele der Pol- lenmassen erst später, nachdem diese aus den geöffneten Antherenzellen her- ausgetreten, sich bilde. 1) Prodr. Fl. N. Holl. Isis. 1811. BTL. 2) S. m. Schrift: vom Geschlechte der Pflanzen. 6% 221 Bei einem anderen, nnd zwar dem kleineren Theile, der einheimischen Orchideen, wohin namentlich die Gattungen Epipactis, Goodyera, Neottia, Listera gehören, befindet sich nach geöffneter Anthere der fixe Punct der Pollenmasse entweder in der Mitte, wie bei Epipactis, oder an der Spitze, wie bei Goodyera, Listera, Neottia; und bei diesen findet die merkwürdige Reizbarkeit der Drüsen Statt, wovon wenigstens bis jetzt, bei denen der ersten Art nichts wahrgenommen worden. Vermöge derselben tritt bei der leisesten Berührung der Drüse die in der Höhle derselben befindliche Flüs- sigkeit aus und fixirt die Pollenmasse an den berührenden Gegenstand '). Bei den Orchideen dieser Abtheilung findet sich eben so selten der Anhef- tungspunct der Pollenmassen in einen Stiel ausgedehnt, als derselbe bei de- nen der ersten Abtheiluug gewöhnlich ist. Eine dritte Fornı des männlichen Genitale endlich, die jedoch meistens nur bei tropischen Orchideen vorkommt, ist die deckelförmige Anthere; welche gebildet wird, indem die Genitalien- säule in eine hohle, zwei- bis vierkammerige Kuppelsich endet, welche, nur am hinteren Rande schwach befestiget, und deshalb leicht abfallend, eine Art von Deckel formirt, bei dessen Wegnahme die Pollenmassen frei dalie- gen. Diesen Bau habe ich frisch nur an Cymbidium sinense und aloefolium, Epidendrum elongatum und umbellatum, Bletia hyacinthoides, Tankervilliae und verecunda zu beobachten Gelegenheit gehabt und hier nahm ich wahr, dass bei Cymbidium und Epidendrum die rundlichen, durch einen kurzen Fortsatz unter einander vereinigten Pollenmassen mittelst dieses Fortsatzes einer in die Breite gezogenen, mit einem klebrigen Safte erfüllten Drüse am oberen Rande der Narbe anhingen, welche ohne besondere Reizbarkeit zu seyn schien. Hingegen bei den Arten von Bletia war ich nicht im Stande, irgend ein Anhängen der rundlichen gelappten Pollenmassen wahrzunehmen, son- dern diese lagen immer frei auf dem abgestutzten Ende der Genitaliensäule da; Wäre es erlaubt, aus Abbildungen etwas zu entnehmen, so gäben einige 4) Ebendas. S. 68. 222 schätzbare neuere Kupferwerke der Britten, namentlich die von LinpLer und Hooker !), manche Sonderbarkeiten im Baue der Drüse; und in ihrer Ver- bindungsart mit den Pollenmassen zu bemerken. ' So z. B. erscheinen bei Vanda trichorhiza ?2) die beiden Pollenmassen einer keilförmigen, “weissen, durchscheinenden Drüse aufsitzend, welche wiederum einer anderen ‚grösse- ren und viereckigen anhängt, die einen Fortsatz an der Spitze der Narbe bil- det.- Bei Trizeuxis falcata ®) und Pleurothallis coccinea ?) befinden sich die beiden Pollenklumpen am Ende eines langen weissen Stieles, dessen andere Extremität einer länglichen Drüse anhängt, welche, wie gewöhnlich, den oberen Rand der Anthere einnimmt und über den Aniherendeckel hinaus- geht. Und bei Ornithocephalus gladiatus 5) ist dieser gemeinschaftliche Stiel, welcher von den Pollenmassen ausgeht, fast so lang, als die Lippe, und endigt sich in eine Glandel, welche zwei Lefzen von ungleicher Grösse hat. Indessen ist es bedenklich, ohne Ansicht der Natur selber sich hier den Zusammenhang vorzustellen, und es möge daher hier nur das Resultat stehen: dass bei den Orchideen, mit wenigen Ausnahmen, die Pollenmassen einer oder zwei Drüsen, verbunden sind,’ welche oberhalb der Narbe ihren Sitz hat. Zur Zeit der Oeffnung der Blume löset dieser Zusammenhang durch Mitwirkung der Drüse sich leicht und schnell, welches weder vor, noch nach. dieser Periode geschehen kann; andererseits aber erfolgt die Verbin- dung selten erst nach Oeffnung der Antheren, wenn von dem, was bei Goo- dyera und Orchis geschiehet, auf die übrigen Orchideen ein Schluss zu machen erlaubt ist. Es frägt sich nunmehr: was für einen Antheil hat die- ser drüsenartige Körper, nach Wahrscheinlichkeit, an der Befruchtung, und diese Frage setzt die Beantwortung einer anderen voraus, nämlich: was für eine Stelle an der Genitaliensäule ist hier als diejenige zu betrachten, welche das befruchtende Wesen unmittelbar aufnimmt? , 1) Collectanea botanica. By J. Lıxpzex, Lond. 1821. — Exotic. Flora. By W. J. Hooczen. Edinb. 1812—24. 2) Hocken. T. 72. 3) Lıinozey. T. 2..— Hoocken. T. 126. 4) Hooczen. T. 129. 5) Hoosen. T. 127. 223 In dem Bisherigen nahm ich für solche die Vertiefung unterhalb des Fortsatzes, der am vorderen Rande der Anthere mehr oder weniger hervor- tritt !), und darin folgte ich Jussieu,. C. K, SprenseL, SMmiTH, SCHKUHR, R. A. Sarıssury, und überhaupt den meisten. Neuern. Allein Herr Franz Bauer, als Zeichner, wie: als denkender Physiolog, unter den Zeitgenossen gleich hervorragend ‚ist durch Beobachtung und Zergliederung einer grossen Menge von, besonders exotischen, Orchideen auf eine andere Ansicht ge- kommen. Als ichim Spätsommer: 1823 bei diesem unvergleichlichen Manne während einiger Tage’ in Kew zu‘ seyn das, für mich sehr grosse, ‘Vergnü- gen hatte und: derselbe mir unter seine Zeichnungen und Analysen von Ar- ten jener merkwürdigen Gewächsfamilie vorlegte, vernahm ich, dass er nicht die Vertiefung, welche die meisten bisher für die Narbe angesehen, sondern den am oberen |‚Rande derselben hervortretenden Fortsatz (Rı- CHARD’S rostellum) als: den: "Theil betrachte, welcher hier die befruchtende Materie der Pollenmasse aufnimmt. Als Grund dafür ward angegeben, dass dieser Theil, vermöge seiner Lage, in der unmittelbaren Nähe der Anthere und in Berührung mit dem: Pollen, dazu weit geeigneter erscheine, als jene mit einem zähen Schleime ängefüllte Grube, welche nur die äussere Erwei- terung und Oeffnung-eines bis’ in die Höhle des Eierstockes führenden Ca- nals sei, und dem Einwurfe, dass der genannte Theil keine drüsige Ober- fläche habe, setzte Herr Brown, der zugleich anwesend war, das Beispiel der Proteaceen entgegen, deren Narbe gleichfalls der Papillen ermangle. Auch ist nicht zu läugnen, dass die im Obigen beschriebene Drüse in diesem Falle eine wichtige Bestimmung haben würde, nämlich eine Flüssigkeit abzuson- dern, welche dem Griffel und 'Eierstocke zugeführt würde, vereinigt mit der des Pollen, dessen Sichanhängen an jene Drüse, ähnlich dem, was bei den Asclepiadeen geschieht, einen gleich wichtigen Zweck der Natur anzu- deuten scheint. Wobei an einen ähnlichen Gedanken von Bartsch zu erin- n £) Fig. 37. (Cymbidium ensifolium.) 224 nern, welcher nach Beschreibung des Zeugungsapparats von Orchis und Ophrys sich so äussert: »der einzige Weg demnach, ‚durch den die Masse der Staubkörner auf den Fruchtknoten und seine Saamen wirken könnte, ist der Rückgang der befruchtenden Kraft durch den Stiel der Keule und die Drüse unter demselben !).«e Da dieser Gegenstand mich ungemein: interes- sirte, so war, als ich nach Deutschlaud zurückgekehrt war, im folgenden Winter und Frühjahre eines meiner ersten Geschäfte, einige grossblumige Orchideen, so in unseren‘Gewächshäusern zur Blüthe kamen, in Bezug auf Obiges zu untersuchen. In allen diesen nahm ich, wie auch R. A. Sarıs- BURY ?), den Canal wahr, der'sich durch die Mitte der Genitaliensäule, ihrer ganzen Länge nach, zieht, und dessen Querschnitt eine halbmondförmige Linie bildet, deren Vertiefung bei Cymbidium ensifolium der vertieften, bei Bletia hyacinthoides der erhabenen Seite jener Säule correspondirt. Derselbe öffnet sich einerseits in die Grube, welche man bisher Narbe genannt, nach- dem er sich zuvor trichterförmig entwickelt'hat; andererseits geht er mit völ- liger Continuität in die Höhle des Eierstockes über). Solchemnach wür- den die zarten Eier durch ihn dem Zugange' der Luft blossgestellt seyn, wenn nicht im grössten Theile seines Verlaufs die entgegengesetzten Wände einander berührten, gegen die obere Oetinung zw aber:derselbe mit einem zähen durchsichtigen Schleime überzogen und gewissermassen verstopft wäre, in welchem mit Hülfe des Microscops zahlreiche stabförmige Körperchen von mir unbekannter Bestimmung sich wahrnehmen lassen. Hicr ist dem- nach etwas ganz Aehnliches, wie im vorhergehenden Abschnitte vom Pistill der Liliaceen angemerkt worden und, so wie bei diesen ein Canal im Grif- fel in die wahre Narbe übergeht, so wird esauch bei den Orchideen der Func- tion des Theiles, den man bisher für die Narbe gehalten, keinen Eintrag 4) Botanische Bemerkungen. TI. S. 5. 1 h 2) On the germination of the sceds of Orchideae; Lınx. ER VII. 29. ie 3) Fig. 38. 39. (Cymbid. ensifolium F. 39. Vergrösserung; x. Höhle des Eierstockes; y. Canal des Griffels; z. Narbe mit ihrem Schleime. . 225 thun, wenn ein Gang, aus dem Eierstocke durch ‚die Genitaliensäule sich fortsetzend darin ausmündet. Ein anderer Grund für die Narbenfunction “der mehrgedachten Grube bei den Orchideen ist ebenfalls aus der Analogie herzunehmen. Bei der Gat- tung Cypripedium ist wohl kein anderer Theil vorhanden, den man mit q einigem Grunde für die Narbe ansehen könnte, als die trichterförmig ver- tiefte Stelle an der inneren Oberfläche des mittleren, stumpfen und fleischi- gen Fortsatzes vom Griffel; welchen Theil Schkunr angedeutet !), noch bes- ser aber, was seine äussere Form betrifft, WiLDenow ?) und Hooker ®) ge- schildert haben. Es liegt nämlich derselbe ziemlich in der Mitte zwischen den beiden Seitenfortsätzen des Griffels, deren jedem eine Anthere ansitzt; seine Oberfläche ist voll von spitzigen aufwärts gerichteten Warzen, und zur Zeit der Befruchtung mit einer klebrigen Feuchtigkeit bedeckt. Eben diese o° Obertläche aber vertieft sich in einen dreiseitigen Trichter, welcher eben- falls, wofern ich recht gesehen, der Eingang zu einem Canale ist, der in die Höhle des Eierstockes hinabführt. Diese beiden aus der Analogie genommenen Gründe aber würden keine hinlängliche Ueberzeugung gewähren, wenn nicht directe Versuche über die Function dieses Theils hinzukämen. Ausser den wenigen, wovon ich an ' an einem anderen Orte Nachricht gegeben habe °), stellte dergleichen auch SALISBURY 5) an, und mehr als hundertmal, wie er sagt, gelang es ihm, keimfähigen Saamen von Orchis maseula, Morio, latifolia, maculata, Ophrys apifera, spiralis, Epidendrum cochleatum und mehreren Limodoris zu erhal- ten, wenn er die Narben mit ihren Pollenmassen bestrichh Ohne, dass diese 1) Bot. Handb. II. T. 275. (Cypriped. Calceolus. ) 2) Hort. Berolin, t. 13. c. d. (Cypr. pubescens. ) 3) Exot. Flora, T. 34. (C. venustum.) T. 35, (C. insigne. ) 4) Vom Geschlechte der Pflanzen, 69. 5) aa. 0.30. Zeitschrift £. Physiol. II. 2, 29 2 Versuche mir vor Augen waren, machte ich dergleichen im Laufe des Jahres 1824 gleichfalls mit Erfolg von Goodyera discolor, Bletia Tankervilliae, Cypripedium Calceolus, Orchis maculata und Cymbidium aloefolium; so näm- lich, dass ich die aus der Anthere genommenen Pollenmassen auf die Grube unter dem Ende der Griflelsäule, welche insgemein für die Narbe gehalten wird, brachte, woselbst sie vermöge des zähen Schleims, womit dieser Theil überzogen, fest anklebten und wo ich sie demnach liegen liess. Von Goo- dyera discolor befruchtete ich auf diese Art am 31. Januar die drei unter- sten Blüthen einer sehr vielblumigen Aehre; an diesen zeigte sich am 20. Februar die Blumenkrone verwelkt, während sie an sämmtlichen übrigen Blumen noch frisch war, und am 20. März bemerkte man ihre Fruchtkno- ten stark angeschwollen, wovon sich an allen übrigen Blumen, sowohl die- ser, als mehrerer anderer zur nähmlichen Zeit aufs schönste blühender Aeh- ren nicht eine Spur zeigte. Jedoch kam der Versuch nicht zu Ende, indem durch einen Zufall der Hauptstengel der Blüthähre, welche zum Versuche diente, abgebrochen ward. Demmächst befruchtete ich am 24. März, da vier Stauden von Bletia Tankervilliae sechs kraftvolle Blüthähren getrieben hat- ten, an einer derselben, so ich genau bezeichnete, die zweite und vierte Blume, von unten an. gerechnet, auf die zuvor erwähnte Weise. Am 18. April waren die Kronenblätter dieser beiden Blumen vertrocknet und ihre - Fruchtknoten geschwollen und am 16. März hatten bereits zwei ziemlich grosse Früchte sich ausgebildet. Alle übrigen Blumen dieser Aehren hingegen, deren sie sieben hatte, waren ohne Schwellung des Fruchtknoten abgefallen und so hatten auch die übrigen fünf Blüthstengel, an denen sich gegen 30 Blumen befanden, solche vertrocknet abgeworfen, bis auf eine einzige Frucht, wovon zu vermuthen ist, dass sie einer Einwirkung der zahlreich herum- schwärmenden Inseceten ihren Ursprung verdankt haben mochte. Erst am 12. August zeigten diese Früchte ihre Reife an durch eine weisse Farbe» so wie durch Risse in der Länge, aus welchen die weissen, staubähnlichen Saamen hervortraten, und es ist ungemein merkwürdig, dass diese, bei ihrer 227 ausserordentlichen Kleinheit, worin sie die Saamen aller mir bekannten Phanerogamen übertrafen, gegen fünf Monate zu ihrer völligen Ausbildung bedurften. Weiter befruchtete ich am 15.Mai an einer Staude von Cypripe- dium Calceolus, so zwei Blüthstengel, jeden mit einer einzigen Blume ge- trieben hatte, und die an einem kühlen, den Inseeten wenig zugänglichen Orte stand, die eine dieser Blume so, dass ich die Pollenfeuchtigkeit auf die oben gedachte dreieckige Vertiefung brachte, wobei ich die andere Blume unbefruchtet liess. Am 12. Juni hatte eine Frucht an der ersten sich ge- bildet, so bereits die Grösse eines Dattelkerns hatte; die unbefruchtete Blume hingegen war in allen ihren Theilen vertrocknet. Nach mehr ats vier Mo- naten endlich, vom Tage der Befruchtung an gerechnet, nämlich am 20. September war diese Frucht reif und sprang auf, worauf die grauen, staub- artigen Saamen, so ihrem Innern nach wohl ausgebildet schienen, zugleich mit denen von Bletia Tankervilliae erhaltenen, ausgesäet wurden. Am 14. Juni machte ich auch mit Orchis maculata L., wovon in einem Topfe sich bei mir drei kräftige Blüthstengel befanden, einen Versuch, indem ich an zweien derselben die unterste Blume befruchtete. Eine Folge davon war, dass die Fruchiknoten dieser Blume stark anschwollen, was’ bei keiner von den übrigen der Fall war. Und da mir aus einer Beobachtung von Conr. GESNER und einigen Versuchen von F. K. Meovıcus !) bekannt war, dass Blüthstengel von Zwiebel- und Knollengewächsen, nachdem solche von ih- rer Zwiebel oder Knolle getrennt, leichter und häufiger Frucht ansetzen; so wollte ich auch versuchen, inwiefern dieser Umstand hier von Einfluss gewesen seyn mochte und schnitt zu dem Ende der dritten den erwähnten Blüthstengel gleich über der Wurzel ab, den ich dann in die Fensterecke ei- nes luftigen Zimmers so stellte, dass die Sonne nicht darauf scheinen konnte. Aber schon nach fünf Tagen war derselbe vertrocknet, ohne dass aine Blume die geringste, Anschwellung ihres Fruchtknotens gezeigt hätte. Endlich 1) Pfianzenphysiolog. Abhandlungen. II. 191. und folg. 29 * 228 wählte ich am 29. Juni von drei blühenden Stengeln von Cymbidium aloe- folium einen aus, der 14 Blüthen trug, von denen erst etwa die Hälfte sich geöffnet hatten. Von diesen befruchtete ich die vierte, fünfte und sechste Blume, von unten an gerechnet, auf die mehrmals von mir angegebene Weise, indem ich sämmtliche übrigen Blumen, sowohl dieser, als der andern beiden Aehren, sich selber überlies. Aber bei allen diesen, deren Ge- sammtzahl zwischen 40 und 50 betrug, schwoll das Germen nicht im ge- rinssten an; ‘was dagegen an den drei künstlich befruchteten schon binnen acht Tagen sich aufs entschiedenste zeigte, ‘Es kamen hiedurch gegen Ende Octobers drei Früchte zur Reife, deren Saamen wohlbeschaffen schienen, aber wegen ungünstiger Jahreszeit nicht ausgesäet wurden. Es verdient hiebei bemerkt -zu werden, dass die-Saamen von Bletia und Cypripedium, in eine humusreiche Holzerde ausgesäet und einer passenden Temperatnr ausgesetzt, nicht keimten; allein, daich alle vor der Aussaat unter dem Mieroscope genau untersucht und einen wohlbeschaffenen Keim darin angetroffen hatte, so zweifle ich nicht, dass dieser Erfolg einer fehlerhaften Behandlung in der Aussaat und Wartung zugeschrieben werden müsse. SA- LISPURY ist darin glücklicher gewesen, wie aus seiner obenangeführten Ab- handlung zu ersehen, die ich zu spät beachtete, um von der darin angege- benen Methode Gebrauch zu machen. Denn wiewohl Hrn. R. Brown !) zu- gegeben werden muss, dass in den, dieser Abhandlung beigefügten Zeich- ‚nungen, welche die Folge der Veränderungen vom ersten Beginn des Kei- mens an, bis zur völligen Ausbildung einer Pflanze darzustellen bestimmt sind, eine Lücke zwischen der dritten und vierten Figur sei, so ist doch offenbar, dass der Verfasser einen wahren Keimungsaet der Orchideen vor Augen gehabt habe; wobei er wahrnahm, dass die Hauptwurzel anschwellend sogleich in den Knollen sich verwandelte, oberhalb dessen dann die Seitenwür- zelchen sich entwickelten. Derselbe beobachtete auch einen Fall, wo die 4) L. c. 870, U ne u Den ws arme 229 Natur selber das Aussäen und Keimen der Saamen von Orchis mascula be- ' wirkt hatte, wovon die jungen Pflanzen nach drei Jahren blühten. Sollte dessen ungeachtet jemand annehmen, das Nichtkeimen der von mir auf die obenangegebene Art erhaltenen Orchideensaamen ‚sei einer nicht stattgefun- denen Befruchtung beiztumessen;; ‚so möge erklärt, werden, wie es zuging, dass nur die so behandelton Blumen, und keine andere ‚ Frucht gaben, wie auch, dass die Saamen einen vollkommenen Embryo enthielten, dessen Ge- genwart immer, wie'ich glaube, die. Wirklichkeit ‘der Befruchtung anzeigt, was auch von Einigen dagegen mag eingewandt worden seyn, ' Ich enthalte» mich. der: sonstigen Folgerungen; die’aus jenen Versuchen auf eine ungezwungene Weise'sich ergeben, indem es genügt, aufmerksam zu machen auf die Bestätigung, welche die bisherige Meinung über den Sitz der Narbe bei den Orchideen dadurch erhält. Es wird dadurch einleuchtend, dass der zuvor erwogene drüsenartige Körper, indem er eine Feuchtigkeit absondert' und den Pollen: mit sich verbindet, keineswegs eine |Narbe vor- stelle, indem jener Vorgang !bei Orchis latifolia und Goodyera discolor Platz fand, ohne dass die Wirkungen der Befruchtung sich zeigten, Vielmehr ge- hört dazu wesentlich, dass der Pollen auswendig ‚auf die der Honiglippe zugekehrte Narbenvertiefung gelange und hiebei leistet, wie es scheint, die Drüse einen wichtigen Dienst, indem sie durch ihren klebrigen Saft Ursa- che wird, dass die Pollenmasse den Insecten, so die Blume besuchen, sich anhängt und durch sie auf die Narbe gebracht wird, welche ebenfalls mit einem Gluten überzogen ist. Indessen lässt sich vermuthen, dass dieses nicht die einzige Bestimmung. der'Drüse sei, welche oft von so bedeutender Grö- sse ist, worüber jedoch nur fortgesetzte Beobachtungen das Nähere lehren können, 230 VERTRITT ERE DIE PER T Genitalien der Asclepiadeen und ihre Veränderungen. Was N. J. v. Jacquın !) zu seiner Zeit von den Asclepiadeen anmerkte, nämlich: dass der Meinungen über den physiologischen Nutzen der einzelnen Blüttheile bei ihnen seit Dirzexıis und Linne’s Zeiten, eine grosse Ver- schiedenheit gewesen und dessen ungeachtet die Sache noch Gegenstand des Streites sei, gilt auch noch für unsere Tage, selbst'nach den verdienst- lichen Bemühungen von R. Brown’und Anderen. In einer hier schon mehr angezogenen Schrift?) habe ich’ auch diesen’Gegenstand erwogen und die wahrscheinliche Befruchtungsart -bei den Asclepiadeen in ihrem Zusammen- hange darzustellen versucht. Da ich jedoch das Unzureichende dieser Dar- stellung ohne bildliche Erläuterung’ selber fühlte und daher glaubte, erwar- ten zu müssen, dass dieselbe ' manchen ‘Widerspruch und Zweifel antreflen würde, so habe ich die Sache von Neuem und an noch mehreren Beispielen mit aller mir möglichen Sorgfalt untersucht. Dadurch entstand eine Reihe von Zeichnungeu, so ich hiemit vorlege; überzeugt, dass die Treue dersel- ben abgerechnet, was meiner eingeschränkten Kunstfertigkeit beizumessen ist, jeder, der sie mit der Natur vergleichen will, wird eimgestehen müssen, wobei ich zugleich einiges in meiner früheren Ansicht zu berichtigen gefunden habe, auch auf manche zuvor noch nicht von mir gemachte Bemerkungen ge- kommen bin. Würde esdem’Hrn. Franz Bauer in Kew gefallen, der Welt seine mit unübertrefflicher Währheit und Schönheit ausgeführten Darstellungen ‚des Blüthenbaues dieser merkwürdigen Gewächsfamilie vorzulegen, so würde da- durch meine Arbeit völlig überflüssig seyn; ällein,; da noeh kein Anschein, wel- cher zu solcher Hoffnung berechtigen könnte, vorhanden ist, so möge der Leser mit meinem Beitrage bis auf Weiteres vorlieb nehmen. m - 1) Genital. Asclepiadear. controversa. 4. 2) Vom Geschlechte der Pflanzen. 70. 88. 231 ‚Da die Apocyneen im Baue der wesentlichen Blüttheile weniger vom gewöhnlichen abweichen, und an sich selber wenig zahlreich sind, so werde ich minder bei ihnen verweilen und nur soviel davon beibringen, als zum Verständnisse der, über A. androsaemifolium von mir entworfenen, Zeich- nungen nöthig ist; indem’ich auch wegen Nerium auf meine obige Schrift, sa wie auf Scukunr’s !) Darstellungen verweise. Zwar hat Scukuur auch von den wesentlichen Blüttheilen der zuerst genannten Art 9), so wie Jacquın von denen des Apocynum sibiricum ?), welche, so wie die von A. venetum, jenen ganz ähnlich sind, Beschreibung und Abbildung gegeben; allein beide ha- ben ein wichtiges Organ dabei übersehen. 'Wenn nämlich an einer noch nicht ‚aufgebrochenen Blume von Apoc. androsaemifolium Kelch und Krone abgelöset sind, so zeigt Fig. 40. was man unter mässiger Vergrösserung wahrnimmt, wenn zwei der fünf Staub- fäden an der dem Beobachter zugekehrten Seite weggenommen worden: d. sind hier die beiden Fruchtknoten; a. die unten verschmälerte, oben ver- dickte Narbe, deren Umfang ‘der Länge nach fünf Furchen hat, und an der keine Papillen sich bemerken lassen. b.b.b. sind (die drei noch übrigen Staubfäden in ihrer Lage; bestehend aus dem Träger rf., einer pfeilförmig gestalteten Hautplatte bg., welche eine rothe Einfassung hat, und den Pol- lenbehältern. Jeder Träger hat an seinem Untertheile eine starkbehaarte Hteischige Hervorragung nach ‘innen f., welche sich in die Vertiefung legt, so der verschmälerte untere Theil der Narbe bildet, und über dieser tritt ein Körper nach innen hervor, welcher in Fig. 41. deutlicher nach Form und Verbindung sich darstellt. Diese Figur gibt die Ansicht eines der ab- gelösten: Staubfäden von der Innenseite, wobei die einzelnen Buchstaben die nämliche Bedeutung hahen, wie in Fig. 40. Man siehet hier die beiden ovalen, 1) Botanisches Handbuch. I. Taf. 52. 2) 2.20,.T.53.F.2. 3) Miscell. Austr. I. T, 1. F. 1. 232 oben zugespitzt verlaufenden Pollenbehälter e., so nochmit’der Pollenmasse gefüllt, nur den obersten Theil des gesammten Staubfadens einnehmen, so dass Skun’s Darstellung in dieser Hinsicht ganz unrichtig,) die von Jacgum aber ge- treuer ist. Zwischen diesen Pollensäckchen nun und dem behaarten Höcker des Trägers liegt der Körper e., welcher, wie bier zu ersehen, doppelt ist, eine birnförmige Gestalt und eine schmutzigweisse Farbe hat. "Seine Consistenz ist gallertartig und seine Oberfläche klebrig, so dass er mitseinem dickeren Ende dem verdickten Obertheile der Narbe anklebt, ohne dass doch, was auch Jacquın angemerkt hat!) und was Brown’s Angabe »antherae medio stigmati cohaeren- tes ?)« unbestimmt lässt, eine eigentliche Verwachsung Statt findet, Dieser klebrige Körper enthält übrigens auch die Ursache von einem anderen Phänomen, welches Mehrere beobachtet] haben. Lk, indem er sagt 2): »die Blüthen von Apocynum androsaemifolium schliessen nach SWAGERMANN u. s.'w. durch eine Art von Reizbarkeit Fliegen ein,« gibt sowohl von dem Phänomen selber, als von der Ursache, einen unangemessenen Begriff. Selbiges besteht darin, dass Fliegen von der kleineren Art, indem sie ihren Saugrüssel zwischen die zusam- menstossenden Antheren, vermuthlich Honig suchend, bringen, solchen wie- der herauszuziehen unvermögend sind und daher oft in den Blumen todt.ange- troffen werden. Ich untersuchte solche Blumen, worin das gefangene Insect noch lebte; aber wiewohl ich von den beiden Antheren, zwischen welche das Thier- chen seinen Rüssel gebracht hatte, die eine wegnahm nnd jenen dadurch ganz entblösste, konnte es doch, aller Bemühungen ungeachtet, nicht entwischen, indem die Spitze des Saugrüssels einem der gallertartigen Körper anklebte. Was für eine Bestimmung diese nun bei derBefruchtung haben, da nicht wahrschein- sich ist, dass sie bloss zur Befestigung der Anthere an die Narbe dienen, ist mir noch unbekannt. Da nämlich die Behältnisse des körnigen Pollen sich hier nach N 1) a... O. 1f. 2) Mem. Werner. Soe.»I. 3) Grundl. der Anat. und Physiol. der Pflanzen, 259, 233 innen und zugleich etwas seitwärts Öffnen, so muss, wenn man die Lage in Fig. 40. erwägt, zugegeben werden, dass der Pollen bei diesem Austritte unfehlbar auf den Obertheil der Narbe gelangen müsse. Gleichwohl lässt die Analo- gie mit den übrigen Contorten und besonders mit Periploca graeca vermu- then, dass die Befruchtung hier nicht auf solche gewöhnliche Art geschehe, sondern die mehrgedachten Körper einen materiellen Antheil daran haben mögen, welchen auszumitteln demnach künftiger Beobachtung überlassen bleiben muss. Kommen zwar hier mehrere Abweichungen im Baue der wesentlichen Blüththeile von demjenigen, welcher bei anderen Dicotyledonen anzutreften ist, vor, so sind diese doch minder bedeutend, als bei den eigentlichen Ascle- piadeen. Diese waren, wie bekannt, mit jenen bei Lınn& und JussiEU unter einer gemeinschaftlichen Ordnung begriffen, wurden aber durch Jacgquın und Brown davon getrennt und von letztgenanntem Schriftsteller, ihres be- deutenden Umfanges an Gattungen und Arten halber, in Abtheilungen gebracht; insofern nämlich der Pollen (a) körnig, oder für jede Anthere in "zwei Massen vereinigt ist, und diese Pollenmassen, wenn sie dem weibli- chen Genitale verbunden sind, entweder (b) hängen, oder (c) eine Querlage haben, oder aufgerichtet sind; welche letzte sich wiederum unterscheiden, je nachdem (d) die Antheren an der Spitze einen häutigen Fortsatz haben oder (e) ohne solchen sind. Aus der ersten dieser Abtheilungen möge Periploca graeca, aus der zweiten Asclepias curassavica hier den Bau und die Ver- änderungen der Befruchtungstheile bis zu eingetretener Befruchtung lehren. Von den zur dritten Abtheilung gehörigen beiden Gattungen Gonolobus und Matelea befinden sich im hiesigen Garten nur Gonolobus hirsutns Mich. und G. suberosus Br., von denen bis jetzt nur die erstgenannte Art geblühet hat, aber nicht untersucht ward, um die wenigen Blüthen für die Saamenbildung zu erhalten. Aus der vierten Abtheilung werden Hoya carnosa und H. viridiflora Br. (Asclepias volubilis L. suppl.), aus der fünften endlich Zeitschrift £. Physiol. II. 2. 30 234 Stapelia variegata und Ceropegia africana Br. Gegenstände gegenwärtiger Beob- achtungen seyn. Was den äusseren Blüthenbau von Periploca graeca betrifft, so ist die- ser von Jacquın !) sehr gut beschrieben und abgebildet worden; ich be- schränke mich also. darauf, die wesentlichen Blüththeile zu erwägen und durch Abbildungen, so aus verschiedenen Zeitpuncten genommen, zu erläu- tern. Es hat zwar Jacoumm auch diesen Gegenstand, der früher zu unbefrie- digend von ihm behandelt worden war, in-einer späteren Schrift?) wieder vorgenommen; aber abgerechnet, dass die Theile hier minder richtig, als zuerst, gedeutet sind, so lassen Beschreibung und Abbildung, so wie die von SCHKUHR ?) einiges zu wünschen übrig. Fig. 42. habe ich die männli- chen und weiblichen Befruchtungstheile in ihrer Lage gegen einander, aus einer noch geschlossenen Blume und aus einer Periode, wo das Befruch- tungsgeschäft noch nicht angefangen, darzustellen versucht. Es ist ein Staub- faden bei a. weggenommen; die anderen aber b. bis e. befinden sich noch in ihrer Lage. In f. zeigt sich die von einem kurzen Stiele. getragene, in fünf stumpfe. Ecken hervortretende Narbe und in g. h. siehet man, wie an zwei dieser Ecken zwei Körper hängen von schmutzigweisser Farbe und von gallertartiger, klebriger Beschaffenheit. Der Raum zwischen beiden war von dem weggenommenen Staubfaden bedeckt, der in Fig. 43. von der äusseren, in Fig. 44, von der inneren Oberfläche sich darstellt. Man siehet dabei an der Aussenseite, längs der Mittellinie des Trägers einen Kamm von aufge- richteten Haaren b. und zu beiden Seiten derselben zwei oblonge Hervor- ragungen c.d. deren Obertheil die Höhle enthält für den Pollen. Diese zeigt sich noch unscheinbarer an der Unterseite in Fig. 44. und zugleich siehet man ihre Art sich zu öflnen in e.£f., nämlich durch einen Seitenriss in der 4) Miscell. Austr. I. 11. T. i. F, 2. 2) Genit. Asclepiad. 14. T. 1. F.1—5. 3) .ı,0.1T.53. F. 1. d—f. h—I. | 935 Länge. Tig. 45. ist von den fünf dem Stigma anhängenden Körpern, welche Jacquın !) in ihrer Lage geschildert hat, einer, mit möglichster Treue dar- gestellt. Er bestehet hiernach aus einem erweiterten Obertheile a. so eine dicke milchige Flüssigkeit enthält, und einem minder verdickten Untertheile b.; zwischen beiden ist er stark verschmälert. An der Vorderseite hat der untere Theil eine aufwärtsgehende Furche oder Oeffnung d., deren obere Gränze durch eine aufgeworfene Querlinie c., wie durch eine Art von Ge- lenk, bezeichnet ist. Betrachtet man nun in Fig. 42. diese Körper in ihrem natürlichen Verhältnisse gegen die Antheren; so leuchtet ein, dass der obere Fortsatz unmittelbar unter, und fast in Berührung mit den Höhlen liege, welche den Pollen von sich geben. So also ist das Ergebniss bei noch nicht ausgebildeter Blume und au- genscheinlich vor Eintritt der Befruchtungsperiode. Erwägen wir hingegen aber diese Theile, wie sie sich dann verhalten, wenn dieser Zeitpnnct ein- getreten, so gibt Fig. 46. die nämliche Ansicht aus dieser Periode, wie Fig. 42 aus der früheren. Man siehet die Behältnisse des Pollen a. b. nun- mehr platt geworden, nachdem sie ihres körnigen Pollen sich entlediget, mit welchem der obere Fortsatz der gallertartigen Körper c.d. so dem Stigma genauer als der untere anliegt, ganz überzogen. Ein solcher Körper ist in Fig. 47. vereinzelt dargestellt, um den ihm stark anhängenden, durch eine Mittelfurche gleichsam in zwei Massen gesonderten Blumenstaub deut- licher zu machen, wobei Jacguvın ?) zeigt, wie nunmehr die Farbe dieser Körper aus dem Weissen in ein schmutziges Braun sich verwandelt habe, Es ist höchst wahrscheinlich, dass die Natur durch den gedachten Vorgang die Befruchtung bewerkstellige; jedoch ist der Modus selber mir nicht ganz. klar geworden, und wenn SCHKUHr ?) die Meinung äussert, dass »der Be- 1) Genital. Asclep. F. 2. 2) 2.2.0.3. 3) a. a0. 164. 30” 236 fruchtungsstaub auf die Drüsen (wie er jene gallertartigen Körper mit Lınn& nennt) fallend, eine Flüssigkeit von sich gebe, wovon ein Theil in den herunterhängenden beutelförmigen Theil der Drüsen hinabfliesse;« so scheint dieses doch einerseits eine blosse Hypothese zu seyn, anderntheils bringt es die Erklärung des Befruchtungsgeschäfts hier nicht um ein Bedeutendes wei- ter. Uebrigens erhellet aus der obigen Beschreibung, wie ich glaube, zur Genüge, dass JAcQuın bedeutend irre, wenn er die drüsenartigen Körper als die wahren Antheren von Periploca, so wie den auf ihrer Oberfläche haf- tenden Pollen durch ein Bersten aus ihnen hervorgetreten betrachtet, da derselbe vielmehr von aussen auch hingekommen, von jenen Theilen, welche JacQuın mit nicht minderem Unrechte, gegen Lıinn&, als blosse Nectarien angesehen wissen will. Ich gehe über zur Betrachtung des inneren Blüthenbaues und seiner Ver- änderung in Asclepias curassavica, womit der von A. syriaca und A. fruti- cosa in allen Stücken genau übereinstimmt. Geschah demnach zuerst diese Untersuchung zu der Zeit, wo die Blume, mit Einschluss des Kelches, un- gefähr die Grösse eines Hirsekorns hatte, wo die Krone noch beträchtlich länger war, als der Kelch (Fig. 48.) und völlig ungefärbt, wo ferner jede Spur von den Nectarien noch fehlte, so war das Ergebniss folgendes. Die Staubfäden mit ihren Antheren waren deutlich vorhanden und in jedem An- therenfache befand sich eine durchscheinende weiche Pollenmasse (Fig. 49.) nirgendwo anhängend und ganz von der Form, wie solche späterhin ist, Ihr Inneres Gefüge erschien mit aller Bestimmtheit als zellig, aber durch einen leisen Druck verschwand dieser Anschein, indem eine körnige Masse seitwärts ‚heraustrat, worauf der zellenlose durchsichtige Sack (Fig. 50.) allein zurückblieb. Nicht minder waren die Körperchen, tubercula staminifera von JaCQuIn genannt, welche hernach die vorspringenden Ecken des Stigma einnehmen, sichtbar, aber sie bestanden noch aus zwei linienförmigen wei- chen Stücken (Fig. 51.), so nur an der Spitze, und nicht weiter, zusam- menhingen. Von den absteigenden Fortsätzen dieser Körper aber war, so- Pen Pie irn ar ae . 237 viel die Kleinheit der Theile erkennen liess, noch nichts vorhanden. Ver- gleicht man hiermit die Untersuchung, welche Brown an einer Blume von Asclepias syriaca in diesem Zeitraume der Entwickelung anstellte, so zeigt sich ein, wiewohl geringer, Unterschied der Resultate. »At this period (sagt er !), nämlich (while the unexpanded corolla was yet green and con- siderably shorter than the calyx) the glandlike bodies (corpuscula stigmatis nennt er sie an anderen Stellen) which afterwards occupy the angles of the stigma, were absolutely invisible: the antherae however were distinctly for- med and their cells, which were absolutely shut, were filled with a turbid Nluid, the parts of which did not so cohere, as to separate in a mass,« Indessen babe ich die Sache bei wiederholter Untersuchung, so wie oben angegeben, befunden. Es ward hierauf eine Blüthe von Asclepias curassavica untersucht, da die Krone ebenfalls noch um etwas kürzer, als der Kelch, war, aber bereits an der Spitze, wo die Lappen zusammenstosseu, sich röthlich zu färben ange- fangen hatte. Von den Schuppen des Honigbehältnisses war zu dieser Zeit eine schwache Anlage da. Die Pollenmassen waren um ein Geringes mehr verhärtet. Die stigmatischen Körper verhielten sich ungefähr wie im vori- gen Zeitraume, aber von ihrem äusseren Rande, unterhalb der Mitte gingen nunmehr die absteigenden Fortsätze aus (Fig. 52. m.) in Gestalt von zwei völlig durchsichtigen, ungefärbten Streifen von Gallert, welche, so wie jene Körper selber, dem ihnen unterliegenden Rande des Stigma mit ziemlicher Festigkeit anklebten, Weiter machte ich drittens die Untersuchung zu der Zeit, da die ganze Blume das Volumen eines grösseren Pfefferkorns hatte, da die Krone fast noch einmal so gross, als der Kelch und mit Ausnahme ihrer vom Kel- che nmfassten Basis, rothgefärbt war. In dieser Periode zeigten sich die lappenförmigen Honigschuppen ziemlich ausgebildet, hatten jedoch erst 1) a. a, O. 14. 15. 238 ungefähr die halbe Grösse und eine grünlichgelbe, nicht die spätere röth- lichgelbe Farbe. Betreffend die innersten Blüttheile, so zeist Fis. 53. sol- che aus diesem”Zeitraume nach hinwesgenommenen Nectarien. ' Bei g. ist einer der Staubfäden abgelöset, den man in Fig. 54. von aussen, mit Seinem häutigen Anhange an der Spitze a. wahrnimmt. In Fig. 55.ist derselbe von innen mit der in c. bereits geöffneten Anthere b., welche den Pollen d. noch enthält, in Fig. 56. aber im Querdurchschnitte, ‘welcher bei y« (Fig. 55.) geführt ist, und ‘wobei a. die Höhle’ bezeichnet, welehe die’ Pollenmasse ausfüllte, sichtbar. Mit a.b. (Fig.'53.) sind die beiden: Staubfäden bezeich- net, welche, seitwärts des weggenommenen, noch in natürlicher Lage sich befinden und deren häutige Fortsätze b. der Narbe c. genau anliegen. In d. siehet man die braunen Körperchen, welche die hervörspringenden Ecken der Narbe einnehmen, mit ihren absteisenden Fortsätzen, deren eine Extre- mität, was wohl zu merken, hier völlig frei und mit den Pollenmassen in- verbunden ist. Es fällt nun bei Betrachtung der Figuren 53. bis 55. in die Augen, dass die Form und Befestigungsart der Staubfäden bei diesen Ascle- piadeen keineswegs so sehr, als es anfänglich scheint, ‘von denen 'anderer Dicotyledonen abweicht. Der Träger ist stark in die Breite ausgedehnt und die fleischige Anthere sitzt an der Innenseite nach unten an; übrigens aber ist die Lage der beiden Fächer, die Art, wie solche den Pollen enthalten und wie sie sich öffnen, ganz wie der übrigen Dicotyledonen, und es dünkt mir daher kein Grund vorhanden, ' diese Theile statt stamina und antherae mit Link !) parastemones und mit NuTTAL ?) antheridium‘'zu nennen, Auch die Pollenmassen (pollinaria Link pollinia NurT.) entfernen sich keineswegs so sehr vom Gewöhnlichen, als es zuerst den Anschein hat. Fig. 57. zeigt eine solche aus der Anthere genommene Pollenmasse, so zu dieser Zeit von härtlicher Consistenz und undurchsichtig ist, Zerdrückte ich sie dann unter 1) Elem, phil. bot. 299. 2) Gen. of, N. Amer. pl. I. 165 . 239 dem bewaftneteu Auge, so zeigten sie sich angefüllt mit getrennten stumpf- eckigen Pollenkugeln (Fig. 58.), so ungefärbt waren, und ein körniges We- sen enthielten. Eine Haut von gelbgrüner Farbe umschloss das Ganze und hing mit den zu äusserst liegenden Pollenkörpern zusammen, so dass sie von ihnen ein scheinbar zelliges Gefüge erhielt, welches sie ursprünglich nicht hatte (Fig. 59.) Wenn daher Link !) von den Pollenmassen der As- elepiadeen anmerkt: sie hätten eine gelbe Farbe, wie die Pollenkügelchen sie zu haben pflegten; so ist dieses dahin näher zu bestimmen, dass diese Färbung hier nicht den Kügelchen selber, sondern dem allgemeinen Einwik- kelungsmittel angehört. Was nun die braunen Körper (tubercula staminifera JAacQ.) mit ihren Fortsätzen betrifft, welche Fig. ‘60. in der nämlichen Vergrösserung, wie Fig. 51. und 52, zeigt, so haben selbige in dieser Periode einen weit gerin- geren Zusammenhang mit den Ecken der Narbe, als früher der Fall war, und nimmt man sie weg, ‚so erscheint eine Vertiefung an der Narbe, voll einer glänzenden Feuchtigkeit. Dieses'ist ein Umstand von Wichtigkeit, in dessen Feststellung ich alle Mühe angewandt habe. Während die Oberfläche des Stigma überall trocken war, fehlte in jeder Vertiefung, worin ein brauner Körper gelegen, niemals die Feuchtigkeit; welche sich dadurch als ein wirk-. lich abgesondertes erwies, dass an dünnen Querabschnitten keine Art von Trennung der Gontinuität an der Oberfläche zu bemerken war. Es gelang mir bei dieser Operation, einen der braunen Körper zu durchschneiden, ohne dass er aus seiner Lage gekommen wäre, wobei in der Mitte eine zu- sammengedrückte Höhle sich zeigte (Fig. 61. z.), eingeschlossen auf beiden Seiten von den nach aussen etwas gewölbten beiden Hälften des braunen Körpers,’ welche oben'und unten verbunden waren. Von einer 'drüsenarti- gen Structur liess sich nichts, weder an dem braunen Körper selber, noch an der Furche des Stigma, welche demselben zur Grundlage diente, bemerken, 1) L. c. 300. 240 x so dass die Benennung von »Drüsen« und »drüsenartigen Körpern« deren BRown sich mitunter bedient, als nicht recht passend erscheint, Esist bekannt, dass Lins# diese Körper bei Asclepias für Antheren gehalten ), und Link hat diese, mit Recht längst verlassene, Meinung wieder hervorgezogen, indem er sagt ?): »Sie haben allerdings den Bau von Antheren und bestehen aus zwei Fächern, so neben einander liegen und durch ein dünnes Antherium (wor- unter die Verlängerung des Filaments zwischen den Fächern verstanden wird) getrennt sind; diese Fächer ‚enthalten keinen Pollen und ihre Klappen sind verwachsen.« Und weiterhin wird hinzugesetzt°); »Dass sie eine Anlage von Antheren seyen, bezeugt ihre, denselben sehr .ähnliche Form, wiewohl der ‘eigentliche, den Pollen enthaltende , Beutel von ihnen getrennt ist.« Aber weder die beiden Fächer sind in der Natur vorhanden, wie aus der obigen Beschreibung erhellet, noch das Antherium; die Aehnlichkeit be- schränkt sich demnach auf die aussen der Länge nach laufende Furche, die aber zuweilen zu fehlen scheint, z. B. bei Secamone, wo die Körper von BROWN exsulca genannt werden. Noch ist zu erwähnen, wie die absteigenden Fortsätze (Fig. 60. c.) sich in dieser Periode verhalten. Sie sind, gegen den frü- heren Zustand verglichen, mehr in die Läuge und Breite ausgedehnt und haben an Steifheit zugenommen. Ein dunkelbrauner Streifen, wie wenn es ein Gefäss oder Canal wäre (d.) läuft durch ihre Mitte von der oberen Extremität zur un- tern, die in einem sehr stumpfen Winkel aufwärts und da, wo sie den Pollen zu fassen bestimmt, wieder aufwärs gebogen ist (b). Hier hat sie eine gewisse Klebrigkeit, ähnlich derjenigen an der Drüse der Orchideen, auch dünkte mich, als nähme ich eine Erweiterung an dieser Stelle wahr, welche der Pollenmasse sich anlegt. Endlich stellte ich zum vierten die Untersuchung an, da die Blume so eben sich geöffnet hatte und der in Fig. 51., 52. und 60. aus den früheren Perioden 1) Gen. plantar. ed. 3. Cfr. Jacg, gen. Ascl. 16. 2) L. c. 299. 3) L. c. 300. 241 geschilderte Theil stellt in Fig. 62. sich dar, wie er sich nun verhält, wo die beid&n Pollenmassen a. b. mit ihrem oberen verschmälerten Ende der unte- ren Extremität der absteigenden Fortsätze an einer immer genau bezeichne- ten Stelle sich angefangen haben. In den braunen Körpern und ihren Fort- sätzen zeigen sich, mit dem vorigen Zeitraume verglichen, keine weiteren Veränderungen, ‘als dass die Färbung in beiden noch etwas tiefer geworden ist; bedeutender verändert sind jedoch die Pollenmassen. Sie nämlich, die zuvor auf beiden Seiten erhaben und undurchsichtig waren, sind nun platt ge- worden ‘und stark durchscheinend und, was merkwürdig ist, diese Trans- parenz nimmt, nachdem die Pollenmasse dem absteigenden Fortsatze sich angehangen hat, an der Stelle, wo dieses geschieht, nämlich an der Spitze, ihren Anfang und schreitet nach dem dickeren Ende fort. Von ei- nem körnigen Wesen wird man nichts mehr gewahr, die Masse hat eine hornartige Consistenz angenommen, und durchschneidet man sie auf einer Glasscheibe, so dringen Tröpfchen von Oel hervor. Dabei ist sowohl die innere Zusammensetzung aus Kügelchen, als die durchsichtige Haut, welche das ganze umschliesst, noch deutlich zu erkennen. Aus Vergleichung des Befundes in dieser mit dem in der vorigen Periode ergibt sich nun, denke ich, unwidersprechlich, dass der Fortsatz, welcher die Pollenmasse dem braunen Körper verbindet, einzig und allein von diesem ausgehe, und es ist daher ein bedeutender Irrthum von Link, wenn derselbe annimmt ?), dieser Fortsatz gehe einerseits von dem braunen Körper, andrerseits von der Pollenmasse aus, so zwar, dass beide Stücke in der Mitte sich verbin- den und nun einen ungetheilten Fortsatz darstellen. Ganz wie Asclepias scheint auch Gomphocarpus Br. sich zu verhalten, mit dem einzigen Unter- schiede in den Befruchtungstheilen, dass die absteigenden Fortsätze etwas mehr gekrümmt, die Pollenmassen minder verlängert, sind 2), Vergleicht BE 1) L. c. 300, 2) Reıcnexsacu Magazin der ästhet, Bot. Taf. 28. Zeitschrift £, Physiol. II, 2. 31 242 man endlich das obige Ergebniss bei Asclepias mit dem bei Periploca wahr- genommenen, so scheint zuerst eine bedeutende Verschiedenheit in der Pollen- masse und in der Art ihrer Application‘ Statt zu finden. Allein denkt man sich einerseits jene aus einzelnen Körnchen bestehend, statt dass sie hier in eine allgemeine Masse vereiniget sind, und stellt man sich andererseits die beiden absteigenden Fortsätze von Asclepias in einem einzigen Körper ver- einiget und aufgerichtet vor; so hat man die drüsenartigen Körper von Pe- riploca, deren Obertheil den 'köruigen Pollen aufnimmt. Mehr Schwierigkeiten, als bei Asclepias, bietet die Untersuchung der Befruchtungstheile bei der Gattung Hoya dar, daher nur einiges hier, deren Bau betreffend, beigebracht werden soll. Wenn bei H. carnosa Br. die Blumenkrone kaum doppelt so gross, als der Kelch ist, so zeigt Fig. 63. was bei mässiger Vergrösserung sich darstellt, wenn beide genannten Fheile weggenommen sind. Die Schuppen des Nectarienkranzes a. sind noch um die Hälfte kürzer, als die deltaförmigen Staubfäden b., von denen einer in Fig. 64. von der innern dem Stigma zugekehrten Seite etwas mehr vergrö- ssert vorgestellt ist. Mit cc. sind die beiden, in einen spitzen Winkel ge- gen einander gerichteten Antherenfäeher desselben bezeichnet, deren jedes die: ovale Pollenmasse (Fig, 65.) noch enthält. Fig. 66. gibt die Ansicht eines Staubfadens von eben dieser Seite aus einer späteren Periode, wo näm- lich der Blume ungefähr noch ein Drittel an der vollen Grösse fehlt und die Nectarien beinahe die Länge der Staubfäden haben. Die Antherenfächer m., welche die Pollenmasse noch einschliessen, sind. grösser geworden und mehr hervorgetreten. Die Verbindung mit den Fortsätzen der braunen Körper, welche hier nicht, wie bei Asclepias absteigen, sondern aufsteigen, erhellet aus der Darstellung von REICHENBACH !); auf welche ich desshalb verweise. — Von Hoya viridiflora Br. ist ein Staubfaden in Fig. 67. von der Innenseite, in, Fig. 68. quer durchschnitten, um die beiden Antherenzellen zu zeigen, dar- 1) Magazin u, s. w. Taf. 32. Fig. g. bis k. 243 gestellt. Es erhellet daraus, dass dieser Theil, nicht, wie bei H. carnosa, im Umfange ein Dreieck, sondern ein unverhältnissmässiges Parallelepipedum bilde; wie auch, dass die Antherenfächer hier keine ovale, sondern eine Kreisform be- schreiben, gemäss der Form der Pollenmassen, welche hier fast kuglich ist, mit einiger Abplattung von beiden Seiten. Fig. 69. zeigt, wie diese Pollenmas- sen mit den aufsteigenden beiden Fortsätzen eines braunen Körpers, so wie ge- wöhnlich eine der vorspringenden fünf Ecken das Stigma einnimmt, sich ver- binden. Derselbe hat hier im allgemeinen die nämliche Form a. wie bei Ascle- pias, aber die beiden Hälften, woraus er besteht, sind minder genau vereinigt und weichen, besonders unten, bedeutend auseinander. Die aufsteigenden Fortsätze bb. sind sehr kurz, stark durchscheinend, farbelos; ihre Verbindung mit der Pollenmasse d. ist bei weitem nicht so fest, als bei Asclepias curassavica; auch fand nie eine Befruchtung Statt bei vielen hundert Blumen, so diese Pflanze alljährlich im Herbste trieb. Noch ist eine Bemerkung zu machen, was die Narbe der Gattung Hoya betrifft, nämlich den Obertheil des abgestutzten Cylin- ders, dem die Griffel eingewachsen sind. Bei H. carnosa tritt aus der Mitte desselben ein rundlicher, aber zugespitzter Körper hervor, von grüner Farbe und warziger Bildung und diesen nennt REICHENBCAH a. a. O. die Narbe. Allein ein solcher, so wie überhaupt jeder warzige.Bau, fehlt auf der gerundeten Ober- fläche des gestutzten Cylinders bei der andern Art, nämlich H. viridiflora gänz- lich, wogegen hier sich eine Oeffnung in der Mitte zeigt, die aber bald aufhört und nicht bis zu den Griffeln dringt. Es bleiben noch aus der Abtheilung der Asclepiadeen, welche den Fort- satz der braunen Körper aufsteigend besitzen, und deren Staubfäden eines häu- tigen Anhanges entbehren, einige Beispiele, Stapelia variegata und Ceropegia africana, zu betrachten. Da die Beschaffenheit der Nectarien bei der genannten Stapelia aus der Abbildung bei Jacqumm !) ziemlich gut zu ersehen ist, so be- schränke ich mich auf die Betrachtung der der Reproduction gewidmeten Theile 1) Miscell. I. t. 31% 244 und Fig. 70. giebt eine Vorstellung des abgestutzten Cylinders, wie er durch die Loupe, von oben 'herab betrachtet, erscheint, wenn die geschlossene Blumenkrone die Grösse einer Haselnuss, also die Hälfte ihrer’ Ausbildung hat. Das Stigma f. ist in der Mitte stark vertieft und geht am Rande in fünf Ecken aus, die von eben so vielen braunen Körpern g. bis 1. einge- nommen werden. Von den fünf Staubfäden a. bis e. erhebt jeder an der Innenseite sich in swei Pollenbehälter und greift damit in eine der Vertie- fungen, welche durch die vorspringenden Ecken der Narbe entstehen. Fig. 71. stellt den nämlichen Körper, von der Seite betrachtet, vor, nachdem ein Staubfaden bei a. weggenommen; b.b. sind die Vertiefungen an der Narbe, worin die Pollenfäden dieses Staubfaden gelegen; d.d.d.d. die vier noch übrigen Staubgefässe in ihrerLage und c..c. die beiden, seitwärts der weg- genommenen Anthere gelegenen, braunen Körper, deren Fortsätze sich den Pollenmassen noch nicht verbunden haben. Der weggenommene Staubfaden ist in Fig. 72. stärker vergrössert von der Innenseite und, nachdem er bei *. durschnitteu worden, in Fig. 73. auf der Durchnittsfläche zu sehen, wobei d.d. der in die Breite sich ausdehnende Träger, b. die Pollenbehälter, c. die Oeffnungen derselben und a. ihre Höhlen sind. Fig. 74. schildert eine der Pollenmassen aus dieser Periode unter der nämlichen Vergrösrerung, wie Fig. 72. und 73. wobei ein schnabelförmiger Körper a. auffällt, welcher innerhalb der allgemeinen Haut, so die Pollenmasse umkleidet, eingeschlos- sen ist. In der Nähe der Wurzel ist die sonst undurchsichtige Pollenmasse etwas durchscheinend und man siehet daselbst ihr zelliges Gefüge. Den braunen Körper mit seinen Fortsätzen aus diesem Zeitraume, schildert Fig. 75. Die Fortsätze a. b. haben eine schwachbraune Farbe, und. unterscheiden sich in ihrem Bau besonders darin von denen der Asclepias curassavica, dass sie aus zwei in einem rechten Winkel zusammengesetzten Stücken zu beste- hen scheinen; c.ist die Stelle, wo bei eingetretener Befruchtungsperiode die Tollenmasse sich ansetzt, welchen Vorgang Fig. 76. darstellt, wie er sich zeigt, wenn die Blume bereits geöffnet ist. Es sind jedoch die Pollenmas- De 245 sen a. die nun platt, hart und hornartig geworden, in ihrer natürlichen Lage mehr auseiandergespreitzt, als hier, wo sie ausser der Lage sich mehr genähert und dadurch. die Bildung der Falte p. am aufsteigenden Schenkel der Fortsätze veranlasst haben: . Zugleich ist ersichtlich, wie der schnabel- förmige Körper am ‘Pollen keineswegs, wie man etwa vermuthen könnte, ein Ausführungsgang ‚der befruchtenden Flüssigkeit ist, indem die Spitze desselben mit dem Puncte, wo. die Pollenmasse dem aufsteigenden Fortsatze anhängt, nicht zusammentrifft: seine Bestimmung ist, daher noch dunkel. Diese, der‘Natur, ‚wie ich glaube, in’ allen Stücken getreue Schildernng der wesentlichen Blüttheile von Stapelia variegata zeigt eine grössere Annä- herung zum gewöhnlichen Bau der Phauerogamen an, als bei jeder andern mir bekannten Asclepiadee angetroffen wird. Vergleichen wir insbesondere jenen Bau mit, dem von 'Aristolochia clematitis, so. zeigt Fig. 77. den ahge- stuzten Cylinder dieser Pflanze mit den seitwärts ansitzenden Antheren vor der Befruchtungsperiode unter mässiger Vergrösserung von oben herab ge- sehen. Solcher Antheren sind sechs vorhanden, jede aus zwei, hier noch geschlossenen, Pollenfäden; bestehend, wiewohl SCHkUHRr !) und Harne ?) deren zwölf abgebildet haben. Fig. 78. zeigt eben diesen Theil in der nämlichen Ansicht nach. eingetretener Befruchtungszeit und; Fig. 79. im Durchschnitte, Die Antheren a, haben sich ‚hier durch einen Riss in der Länge geöllnet und durch, Aufrichtung eines Blättchen b. ist.die einsaugende warzige Flä- che an allen sechs Seiten der, Narbe entblösst worden. Eine Octnung d. im Mittelpuncte der‘ Narbe geht fast bis zur Mitte des gestutzten Cylinders hinab und es ergiebt sich daraus, dass dieser eigentlich aus sechs bis zur Mitte verwachsenen Griffeln bestehe, deren jeder in c. seine Narbe hat und dem ein Staubfaden b. angewachsen ist, mit auswendig ansitzender An- there a. C. K. SrrengeL) hat, demnach hier keinen deutlichen Begrilt 1) Bot. Handb. III. Taf. 276. e %) Arzneigewächse IX, 24. Doch sind in der Beschreibung nur sechs angegeben. 246 von der Narbe gehabt, indem er die eben beschriebene Vertiefung d. dafür hält ) und auch Scakunr hat solche verkannt, indem die auf Taf. 276. mit n. bezeichneten Körper keineswegs die eigentlichen ‘Narben sind, son- dern blosse Schuppen und wenn unsere Ansicht’ die richtige ’ist, 'die stum- pfen und freien Extremitäten der angewachsenen Staubfäden. Hinter diesen und innerhalb derselben befinden sich erst gewisse, mit einer Feuchtigkeit überzogene Vertiefungen, an denen ich, zum Beweise, dass sie das weib- liche Zeugungsorgan sind, häufigen Blumenstaub hängen sah; von denen man jedoch, wie aus Fig. 77. erhellet, ‘vor eingetretener Pubertät nichts gewahr wird. Vergleicht man ferner das hier Ausgemittelte mit dem Bau der Zeugungstheile bei Asclepias und Stapelia, so ist die Analogie auffallend; zugleich aber ergiebt sich auch der Unterschied, dass’ bei den genannten Asclepiadeen die Anthere sich auf ‘der Innenseite der unten angewachsenen Staubfäden befindet, bei Aristolochia aber auswendig, indem die Staubfä- ‚den bis über die Mitte hinauf, angewachsen sind, ferner, dass bei den As- clepiadeen die einsaugenden Stellen der Narbe, ‘wenn unsere Meinung, dass sie durch den Ansatz der braunen Körper bezeichnet werden, die richtige ist, mit den Staubfäden alterniren, bei Aristolochia aber solcher entgegen- gesetzt und bis zum Eintritte der Pubertät von ihnen bedeckt sind. Endlich noch einige Worte über Ceropegia africana Br. von welcher merkwürdigen Pflanze Fig. 80. eine Blume bei eingetretener Befruchtungs- zeit in natürlicher Grösse darstellt. ‘Wie bei den Aristolochien ist der un- terste Theil der Blumenröhre a. kesselförmig erweitert und umschliesst die mit dem doppelten Nectarienkranze umgebenen: Genitalien, so in Fig. 81. vergrössert sich darstellen. Es zeigen sich hiebei zuförderst die kappenför- migen äusseren Nectarien a. so mit den längeren und hornförmigen inneren abwechseln; von jenen sind, um das Innere sichtbar zu machen, bei b.b. zwei, vou diesen bei d. einer weggenommen; e. zeigt die Narbe mit den 1) Entd. Geheimniss. 419. 247 anliegenden Staubfäden und braunen Körpern. Von jenen sind drei hier sichtbar, von diesen zwei, bei f..£, mit deren Fortsätzen die aus den Antheren- fächern getretenen ‚Pollenmassen, sich. bereits, verbunden haben. Fig. 82. zeigt diese Theile, nämlich die Narbe a. mit den anliegenden Staubfäden b., braunen ‚Körpern c. und Pollenmassen d., von oben herab gesehen und Fig. 83. einen. der braunen Körper a. mit seinen horizontalen Fortsätzen b. und ‚den solchen in aufrechter ‚Lage, anhängenden fast runden Pollenmassen c. unter einer stärkeren ‚ Vergrösserung. Es erhellet ‚aus dieser Darstellung, dass das Stigma ‚dieser Asclepiadee von; dem der. meisten andern darin etwas sich unterscheide,. dass es, fast gerundet ist, mit kaum merklich hervorsprin- genden Ecken, auch, ‚dass die Staubfäden von dem breiten häutigen Rande, dergleichen z., B.; die von Asclepias, Hoya, ‚Stapelia zeigten, hier ziemlich entblösst ‚sind; daher die Pollenbehälter zur Seite des Trägers, nicht an der inneren Tläche desselben, wie in, den vorbenannten Fällen, sich zu be- finden scheinen. Im übrigen aber und dem wesentlichen nach kamen Bau und Veränderungen ganz, überein, ; ' 'Fassen , wir demnach zusammen, was aus dem Bisherigen über die et- was ungewöhnliche Befruchtungsweise ‚der Asclepiadeen sich ergiebt und lassen dabei unberücksichtigt einerseits Apocynum und seine Verwandten, wo die Sache noch seiner fortgesetzteu Beobachtung bedarf, andrerseits die sonstigen Meinungen. in Betreff jenes Vorgangs, worüber Jacqum’s letzteres Werk !), so wie meine kleine Schrift ?) nachzusehen. Wenn C. K. Srrex- GEL im Enthusiasmus eines mit der Art |vertraut gewordenen Beobachters, äussert ?) er, könne sich nicht vorstellen, dass es Blumen in der Natur gebe, worin nicht einige Kunst in der Art, wie der Pollen auf die Narbe ge- PTEBENCHEN GHRPRRR 1) Cenital. Asclepiad. '2) - Vom Geschlechte der’ Pflanzen’ 81. bis 84. -3) .a.a. 0. 419. 248 lange, anzutreffen sei, so lässt dieser zu allgemeine Ausspruch wenigstens auf die Asclepiadeen, soviel deren mir bekannt geworden; mit vollem Rechte sich anwenden. Die Narbe scheint hier keineswegs geeignet, aufihrer Ober- fläche die befruchtende Flüssigkeit aufzunehmen, ‘sondern nur an ihren fünf, zwischen den Antheren vortretenden Ecken, deren jedwede ein Kör- per einnimmt, der bei Periploca und seiuen Verwandten eine weichere, bei den übrigen Asclepiadeen hingegen’'eine' härrtere, "fast knorpelartige Beschaffenheit hat, und 'der eine kleine Höhle: enthält.‘ Es ist eine beachtenswerthe Thatsache, dass, ‘wein’ man diesen Körper gegen die Zeit der Befruchtung von’ seiner Stelle nimmt, 'wnter demselben in der Vertie- fung, welche er eingenommen hätte, eine Flüssigkeit sich befindet, derglei- chen auf keiner auderen'Stelle der Narbe bei ünverletzter' Oberfläche ange- troffen ‘wird. Von ihm gehet ein Fortsatz aus, 'welcher einfach ist bei Pe- riploca, doppelt hei Asclepias, zusammengesetzt bei Stapelia, und ‘durch welchen ein Canal seinen Weg zu nehmen scheint. Die Extremität dessel- ben ist zur Zeit seiner vollendeten Ausbildung'sehr klebrig und an solche fixirt sich der Pollen, indem die Lage der klebrigen Stelle gegen den- selben die ist, dass sie ihn berühren muss, "wenn seine Behälter sich öffnen und klaffen, welches allemal geschiehet. "Hiemit tritt sogleich eine völlige Verwandlung des Pollen ein, welche bei solchen Asclepiadeen, so denselben in Massen vereinigt besitzen‘, vorzüglich auffallend ist. ' Diese nämlich verlie- ren ihr toröses Ansehen, ihren körnigen' Gehalt, ihre Undurchsichtigkeit, werden platt, hart, durchscheinend und'da diese Veränderung zuerst da, wo die Verbindung mit dem Fortsatze ‚geschieht, ihren Anfang nimmt; so ist wahrscheinlich, dass dem Pollen damit ein Stoff, der die Consequenz ver- ursachte, entzogen, durch die Fortsätze den braunen Körpern mitgetheilt und so den Ecken der Narbe übergeben werde, von wo er dann, vermöge der Zellenverbindung, den Spitzen der angewachsenen Griftel leicht’ sich mittheilen kann. . Nachden: dieses geschehen, trennen die genannten Körper 249 mit ihren Fortsätzen sich von selber oder durch Mitwirknng äusserer Ursa- chen aus ihrer Verbindung mit dem Stigma los, wie z. B. SchkuHr von denen der Periploca angemerkt hat, wo er sie nach aufgebrochener Blume meistenfalls nicht mehr fand. Sollte nun diese Vorstellungsart durch fort- gesetzte Beobachtungen sich noch tiefer begründen und weiter ausdehnen lassen, so folgte daraus, dass ein bedeutender Unterschied zwischen der ge- wöhnlichen Befruchtungsweise der Phanerogamen, woran auch die Orchi- deen Theil nehmen und der der Asclepiadeen darin Platz habe, dass bei diesen die befruchtende Flüssigkeit der Narbe nicht unmittelbar, sondern durch einen Zwischenkörper und vielleicht mit ausgeschlossener Berührung der Luft mitgetheilt wird. Wenn daher Lınk, nachdem er seine, obenan- geführte Meinung von den braunen Körpern entwickelt hat, weiter hinzu- setzt '):» sie gehören auf keine Weise zum Stigma, indem sie leicht von demselben zu trennen sind, »so würde dieser Grund nur etwas gelten, wenn man behaupten wollte, dass die mehrgenannten Körper ergänzende Theile des Stigma selber seyen, welche Meinung wenigstens die meinige nicht ist. Sie hängen im frühesten Zeitraume ihrer Existenz den vorspringenden Win- keln der Narbe genau an, und diese Verbindung löset sich gegen Eintritt der Befruchtungsperiode, durch einen von der Narbe, wie es scheint aus- geschwitzten Saft; welche Lösung jedoch als zufällig und nicht als ein wesentliches Erforderniss der Befruchtung zu betrachten ist. Darf ich nun gleich nicht hoffen, dass die Gründe, welche ich für einen solchen unge- wöhnlichen Vorgang im Befruchtungsgeschäfte einer Familie von Pflanzen angeführt habe, denen einleuchten werden, welche die Natur nur aus abge- rissenen Beobachtungen aus Büchern oder nach willkürlichen Vorstellungs- arten kennen; so wird es für sie vielleicht Veranlassung seyn, mit ihrem Urtheile zurückzuhalten, wenn sie vernehmen, dass Fr. Bauer und R, Brown 1) Elem. phil. bot. 299. Zeitschrift £. Physiol. II. 2, 32 250 einer Meinung zugethan sind, die bereits von Jacgqum !) vermuthungsweise geäussert, von LAMARk ?2) und BarscH®) auf die Asclepiadeen überhaupt ausgedehnt und von Jussıeu °) nicht unwahrscheinlich befunden wor- den ist. 1) Miscell. austr. I. 13. 2) Encycl. meth. Botan. I. 280. 3) Botan. Bemerkungen. 5. 6. 4) Gen. plantar, ed. Usteri. 164. a” XV. HIRN DES DELPHINS MIT DEM DES MENSCHEN VERGLICHEN. voN F.. TIEDEMANN (HIERZU TArEL x.) Untersuchungen über das Hirn der Thiere verschiedener Arten, Gattungen, Ordnungen und Classen, und Vergleichung desselben mit dem des Menschen, bieten vorzüglich den zur Kenntniss der Gesetze des Hirnbaus führenden Weg dar. Dies ist eine von den Anatomen der neueren Zeit vielfach aus- gesprochene und mit Erfolg in Anwendung gebrachte Wahrheit. Bei der Untersuchung des Hirns eines Thieres berücksichtigen wir zu- nächst seine Form und sein Grössenverhältniss zur Masse des ganzen Körpers. Ferner betrachten wir die Anordnung, Lagerung und Structur der ver- schiedenen Hirngebilde. Wir suchen ausserdem den Ursprung, die Grösse und Beschaffenheit der Hirnnerven, so wie ihr Verhältniss zu den Hirntheilen, aus deneu sie entspringen, und zu den Organen, in die sie sich verbreiten, auszumitteln. Und endlich stellen wir Vergleichungen an mit dem Hirne und den Nerven des Menschen und anderer Thiere derselben Gattung, Ordnung und Classe. Hierbei treten die Aehnlichkeiten und Verschiedenheiten des Hirnhaues, 3247 252 . und sein Verhältniss zu der gesammten Organisation klar hervor. Durch diese Methode der Analyse und Vergleichung werden wir ferner in den‘ Stand gesetzt, auf dem Wege der Induction uns von dem Besonderen zu dem All- gemeinen zu erheben, und die von der Natur in dem Hirnbaue befolgten Gesetze aufzufinden, Da wir noch wenige ausführliche Untersuchungen über das Hirn einzel- ner Thierarten und Gattungen besitzen, und diese doch die Materialien zu dem allgemeinen Theile der Hirnlehre bilden müssen; so bin ich gesonnen, eine Reihe von Monographien über den Hirnbau verschiedener Thiere in dieser Zeitschrift niederzulegen. Späterhin werde ich aus denselben die Folgerungen ziehen, welche theils den Hirnbau überhaupt, theils aber die Hirnorganisation der verschiedenen Classen und Ordnungen ins Besondere „betreffen. Für diesmal gebe ich eine Beschreibung des Gehirns des Delphins (Delphinus delphis) die vielleicht nicht unangenehm seyn dürfte, weil über den Hirnbau der Cetaceen nur wenig vereinzelte, fragmentarische Bemerkungen vorhanden sind. So zu nennen sind die Nachrichten, welche Edward Ty- son !) und Peter CAMPER ?) über das Hirn des Braunfisches (Delphinus pho- caena), G. Cuvier®) über das des Tümmler’s (Delphinus delphis), und John Hunter ?), Manor 5) und Scorzspy 6) über das Hirn einiger Wallflsche mitgetheilt haben. 1) Phocaena or the Anatomy of a Porpess; dissected at Gresham College. London. 1680. 4. 2) Schriften der Berliner Gesellschaft Bd 3. S. 396. 3) Anatomie comparte. T. 2. p. 156. 4) Anmerkungen über den Bau und die Ockonomie der Wallfische. Aus dem Engl. übers. von Schnei- der.. Leipzig."1795. S. 73. x 5) Obseryationes in historiam naturalem et anatomiam comparatam in Itinere Groenlandico factae. Be- rolin. 1822. 8. 6) Joumal of a Voyage tho the northern Whalefishery. Edinburglı. 1823. Serres (Anatomie comparte du Ceryeau, Paris, 1824.) hat Pl. XI. Fig. 225. Pl, XII. Fig. 234. 253 Im Jahr 1811 bot sich mir in Triest zuerst die Gelegenheit dar, das Hirn eines Delphins zu zergliedern; doch konnte ich keine Abbildungen besorgen lassen, weil dasselbe beim Tödten des Thieres an seiner Oberflä- che verletzt worden war. Da ich die Untersuchungen zu widerholen, und Abbildungen zu verfertigen wünschte, sendete mir Hr. Dr. BorE auf mein Ersuchen im Jahre 1823, von Leiden aus, ein sehr gut erhaltenes, noch in der Schädelhöle liegendes Hirn eines gemeinen Delphins; wofür ich ihm meinen wärmsten Dank sage. Die Körperlänge des Thieres hatte gegen sechs Fuss betragen; sein Gewicht aber war nicht ausgemittelt wor- den. Von diesem Hirn gebe ich hier die Beschreibung und Abbildungen, Bei der Bestimmung des Grössenverhältnisses habe ich mich des alten fran- zösischen Maassstabes bedient. Die Grösse des Hirns im Verhältniss zur Grösse des Körpers ist bei den Delphinen gering. Dies ist bemerkbar, wenn man bedenkt, dass dieses 'Gehirn einem sechs Fuss langen Thiere angehörte. Noch auffallender ist die Kleinheit des Hirns bei den eigentlichen Wallfischen. J. Hunter fand, das Hirn eines Spitz-Wallflsches (Balaena rostrata) nur vier Pfund uud acht Unzen schwer. Das Hirn eines neunzehn Fuss langen, von ScorEspr untersuchten, höchst rohe und fehlerhafte Abbildungen des Hirns eines Delphins mitgetheilt. Daran mangeln der Hirnanhang und die Eminentiae candicantes, ferner der Nervus quartus und accessorius Willisii. Au- sserdem stellt der Hörnerve mit dem Antlitz-Nerven einen gemeinschaftlichen Neryen dar, ebenso der Nervus glossopharingeus und vagus. Lauter grobe Fehler. Dass dieser Mann überhaupt nicht die erforderlichen Eigenschaften besitzt, weder eigene Unter, suchungen über den Hirnbau anzustellen, noch selbst die Schriften seiner Vorgänger zu benutzen, ergibt sich daraus, dass er in jemer Schrift, aus meinen Iconibus cerebri simiarum et quorundam mammalium rariorum. Heidelbergae 1822, mehrere Abbildungen copiert und ganz falsch benannt hat. So bildet er Pl. 9, Fig. 207 nach meiner Tab. 5. Fig. 8. das Gehirn von Myrmecophaga di- dactyla ab, und sagt, es sei vom Murmelthier! Ferner Pl, 11. Fig. 232. nach meiner Tab. 4. Fig. 3, das Hirn von Lemur mongoz, und äussert, es sci von Viyerra cafra; Pl. 14. Eig. 264. bildet er nach meiner Tab. 3. Fig. 6. das Hirm der Katze ab, und sagt, es sei das yiermal verkleinerte Hirn eines Löwen! Verdient ein solcher Mann Glauben? 254 gemeinen Wallfisches; (Balaena mysticetus) wog nur 3 Pfund und 24. Loth, obgleich das Gewicht des Thieres gegen. 11,200 Pfund betrug.‘ Hier machte also das Gehirn ungefähr '/z000 Theil des Gewichts des ganzen Thieres aus; während das Gehirn des erwachsenen Menschen, ‘im Durchschnitte zu 4 Pfund angeschlagen, bei einem Körpergewicht von 140 Pfund, 1, Theil des Gewichts des ganzen Körpers beträgt. Das Rückenmark, von dem noch ein-S$tück vorhanden, zeigte sich et- was platt gedrückt, und bestand aus vier. ‚Marksträngen, die. äusserlich durch \die vier bekannten Längsfurehen abgegränzt waren. Die vorderen oder nach der horizontalen‘ Lage des Thiers, die unteren Stränge, erschie= nen 'grösser als die oberen. Seine Breite hinter den Pyramiden betrug 4 Li- nien. An dem verlängerten Marke, welches 6 Linien breit war, zeigten sich die Pyramiden (Taf XII. Fig. 2. b.) bedeutend gross und stark vorsprin- gend. Die Länge jeder Pyramide betrug 9'/, Linie und die Breite 2. Linien. An der Stelle, wo sie sich erhoben, war im Innern eine deutliche Kreu- zung ihrer Markfiebern sichtbar. Die Pyramiden traten durch den Hirn- knoten und gingen in die Schenkel des grossen Hirns über. Neben den Pyramiden befanden sich die Oliven, die aber äusserlich keine Erhabenheiten darstellten, wohl aber im Innern eine im Mark einge- schlossene Anhäufung von grauer Substanz (Corpus dentatum olivae) enthiel< ten. Ihre Markfiebern setzten sich durch den Hirnknoten fort, und begaben sich in die Vierhügel, in denen sie sich gegen einander neigten und ver- handen. Ein am obersten Theile des verlängerten Rückenmarks, hinter dem Hirnknoten liegendes, aus querlaufenden Markfibern bestehendes Band, das G. R. Treviıranus nach seiner Form, Trapezium genannt hat, und das sich bei den meisten Säugethieren, nicht aber beim Menschen und Orang- Outang findet, fehlte hier gleichfalls. Die beiden hinteren Stränge des Rückenmarks erhoben sich als strick- frömige Körper (Corpora restiformia, pedunculi cerebelli) in das kleine Hirn. 255 Zwischen denselben befand sich die ansehnlich grosse vierte Hirnhöhle oder die Rautengrube, aus deren Boden die Hörnerven ihren Ursprung nahmen. Das kleine Hirn hatte im Verhältnisse zum Rückenmark und grossen Hirn eine sehr bedeutende Grösse, deren auch John Hunter an dem Hirne der Wallfische erwähnt hat. Seine grösste Breite betrug 2 Zoll 8 Linien; seine Länge im mittlern Theile 1 Zoll 3/, Linie. Die grösste Länge jeder Halbkugel des kleinen Hirns mass 1 Zoll 8 Linien, und ihre grösste Höhe 1 Zoll 6'/, Linie. Aeusserlich war es durch tiefe, in seine Substanz ein- dringende, gekrümmte Furchen in Lappen getheilt. Auf der oberen Flä- che jeder Halbkugel nnterschied man drei kleine Lappen (Fig. 3. ce. c. c.), die vereint dem vorderen oberen Lappen, und zwei kleine Lappen (d.d.), die den hinteren oberen Lappen des kleinen Hirns des Menschen entsprachen. An der unteren Fläche bemerkte man den hinteren unteren Lappen (Fig. 2. e.), den vorderen uuteren Lappen (f.) einen der Mandel Reırs entsprechen- den Lappen (g.) und die Flocken (h.) Jeder Lappen war durch weniger tiefe Furchen in Läppchen getheilt, und diese endlich bestanden aus kleinen Platten, die durch ganz seichte, kaum eine halbe Linie tiefe Furchen ab- geschieden waren. | Der mittlere Theil des kleinen Hirns, der sogenannte obere Wurm (Fig. 3. b.) war nicht ganz symmetrisch, sondern er krümmte sich etwas nach der rechten Seite. An der unteren Fläche des mittleren Theils unterschied man die Pyramide, den Zapfen, das Knötchen, und das von diesem ausge- hende und zu den Flocken sich begebende kleine Marksegel. Im Inneren bestand das kleine Hirn aus Marksubstanz, und an seiner Oberfläche aus grauer Substanz. Die in die beiden Halbkugeln sich erhe- benden hinteren Stränge des Rückenmarks, die strickförmigen Körper, stell- ten einen grossen Markkern dar, in dem sich graue Substanz (Corpus fim- briatum s. dentatum cerebelli) angehäuft befand. Von diesen Markkernen aus theilte sich die Marksubstanz in Aeste, Zweige und Reiser, den Lappen, Läppchen und den Platten entsprechend. 256 Die Markreiser waren änsserlich von einer Schichte grauer Substanz bedeckt. Diese ästige Vertheilung des Marks ist an'einem, in dem mittleren Theile vorgenommenen, senkrechten Durchschnitt (Fig. 4.) deutlich. ‚Von den Mark- kernen des kleinen Hirns zogen ‚sich ‚Markbündel zu den Vierhügeln (crura cerebelli ad corpora quadrigemina) und andere zu der Brücke (Urura cerebelli ad pontem).- Zwischen den ersteren befand sich die Marklamelle, die man.die ‚Hirnklappe nennt, ‘Die Brücke oder der Hirnknoten (Fig..2. c.) war ansehnlich gross. Ihr Längendurchmesser betrug in der Mitte 7 Linien. Es bestand der ‚Hirnknoten aus-querlaufenden Markfibern, welche sich über die zu lem grossen Hirn sich begebenden Pyramidal- und Olivar Stränge hinzogen, Das grosse Hirn stellte gleichfalls eine bedeutende, das kleine Hirn von oben fast vollständig bedeckende Masse dar (Fig. 1.) Seine Breite ist, gegen die gewöhnliche Anord- nung, ungleich beträchtlicher als seine Länge; wieauch Tyson an dem Hirn des Braunfisches (Delph, phocaena) und Cuvier an dem des Tümmlers bemerkt hat. Die grösste Breite betrug 3 Zoll 11%, Linie, während die Länge nur 2 Zoll 11'% hielt. Von oben war das grosse Hirn durch den Längeeinschnitt, in dem sich die grosse Sichel einsenkte,; in die beiden Halbkugeln abgetheilt. Jede Halb- kugel zeigte sich von unten durch die Grube (Fig. 2. k.) in den vorderen (b.) und mittleren Lappen (m.) abgegränzt, Der mittlere Lappen zog sich über das kleine Hirn weg und ginglin den hinteren Lappen (n.) über. Die Höhe des vor- deren Lappen betrug 1 Zoll 4'/, Linie. die des mittleren 2 Zoll Y/, Linie. Die ganze äussere Fläche der Halbkugeln war mit sehr zahlreichen Furchen und Windungen versehen (Fig, 1,), die selbst verhältnissmässig bei weitem zahl- reicher als am Hirn des Menschen waren. Eine sehr grosse Anzahl von Furchen und Windungen haben auch Tyson am Hirn des Braunfisches, Cuvıer an dem des Tümmlers, und Scoresey am Hirn des gemeinen Wallfisches wahrgenommen. Ferner zeigten die Furchen und Windungen auf den Halbkugeln, wie beim Menschen, durchaus keine symmetrische Anordnung, Die aus dem Hirnknoten hervortretenden und in die Halbkugeln Ab grossen Hirns aufsteigenden Hirnschenkel oder Stiele des grossen Hirns (Fig. 2. i.) hatten 257 eine bedeutende Grösse, Zwischen denselben befanden sich die kleinen, in eine Masse verschmölzenen weissen Hügelchen (Eminentiae candicantes s, ma« millares) (0.), vor denen der kleine Hirnanhang (p-) lag. "Die beiden Halbkugeln des grossen Hirns waren’durch den 1 Zoll 3Li- nien langen Balken, oder die grosse Hirncommissur (Fig. 5.b.) verbunden. Sie bestand aus querlaufenden und in den grössten Umkreis der Marksubstanz (e.c.) übergehenden Markfibern. Nachdem ich den Balken der Länge nach durchschnitten und mit der: Schale oder Decke des’grossen Hirns nach den Seiten "umgelegt hatte, 'so kamen‘ die! Vierhügel,' die Zirbel, die Sehhügel und gestreiften Körper zum Vorschein. “Die Vierhügel hatten eine ansehnliche Grösse. Die vorderen Hügel (Fig.3f.) waren Tuhd und lagen näher beisammen als die’hinteren (g) - Diese "hatten eine ovale Form, waren grösser als jene, und’ zeigten sich zugleich mehr auseinander gerückt, *' Die ansehnliche Grösse des hinteren Vierhügelpaares haben auch Tyson und'Cuvirr angemerkt. Die’ Zirbel, deren Vorkommen CAMPER irrigerweise leugnete, stellte- ein Kleines plattgedrücktes, 2 Linien langes Körperchen dar, welches mittelst seiner markisen Stielchen an den Sehhügelw befestigt war. Die bedeutend gros- sen Sehhügel bildeten ovale, an’ der oberen Fläche glatte Massen (Fig. 5.i.). Hinten waren sie durch die markige Hirncommissur verbunden. Die zarte Commissur zwischen den Sehhügeln habe ich nicht bemerkt. Die dritte Hirn- höhle setzte sich nach vorn ren "unten in den Trichter des kleinen Hirnan- hanigs forg. »ı uhul omus Klon "Die gestreiften Körper (Fig. 5.k.) waren verhältnissmässig schr klein, wie auch J. Hoster an’ dem Hirn des gemeinen Wallfisches wahrgenommen hat. Nach vorn ‘wurden sie durch die kleine vordere Hirncommissur ver- knüpft. Die’ unbedeutende Grösse der gestreiften Körper scheint mit dem Mangel der Riechnerven in Beziehung zu stehen. ‘Auch das Gewölb (fornix) mit seinen Gebilden zeiste sich von unbedeutender Grösse. Die dünnen vor- deren Säulchen des Gewölbes erhoben sich aus den kleinen weissen Hügel- Zeitschrift S, Physiol, II,’ 2. 33 258 chen, und 'sendeten ‚nach, vorn zwei kleine dreieckige Marklamellen gegen die untere, Fläche des vorderen Theils des Balkens ab, wodurch, die Hirn- scheidewand (Septum lueidum) gebildet wurde.;, Dann, krümmten sie sich längs dervunteren Fläche. des Balkens und. über ;die, Sehhügel rückwärts, und senkten sich, nach hinten ‚divergirend;, als Ammonshörner (Cornua ammonis s, pedes hippocampi ei (8 ) ‚in das absteigende Horn des mittleren Hirn- lappens hinab. i BR ‘ Die Ammonshörner. waren nude klein, Be aber anschnlich breit, un zeigten keine Knoten ' oder zehenartige Falten, An ihrem ‚äusseren Rande war jedoch der Marksaum ( Taenia s. fimbria meöulleris) (h) vorhanden. an Seiteahirahöhlen (Fig. 5) waren geräumig 2 Aber, kurz. Man unter- befindliche yahlägee Horn (d), das im ii ee Weiten anitt- lere Horn (e.), und ein kleines, in den ‚hinteren Lappen sich erstreckendes, hivteres Horn (f.) In jeder Seitenhirnhöhle lag ein grosses Adergeflecht. Was die Hirnnerven. betrifft, so ist vor Allenı zu bemerken, dass die Riechnerven mangelten, wenigstens habe ich,; obgleich das Hirn mit aller Vorsicht aus der Schädelhöhle genommen wurde, ‚keine Spur derselben be- merkt. Auch andere Anatomen erwähnen’ des Mangels dieser Nerven. So fanden sie Tyson und Hunter nicht beim Braunfisch; Cuvıer sah sie fehlen beim gemeinen Delphin, und Manor konnte sie weder beim gemeinen Wall- fisch, noch beim Narwall (Monodon monoceros) erkennen. Nur mein verehrter Freund, Hr. Trevıranus !) will sie als ungemein zarte Faden bei Delphinus phocaena wahrgenommen haben; doch fügt er ausdrücklich bei, dass er sie als Nervenfaden erst mit Hülfe des Vergrösserungsglases erkannt habe. Fand hier keine Täuschung statt, wie sich allerdings bei einem so genauen Beob- achter nicht wohl vermuthen lässt, so müssen wir annehmen, dass sich zu- weilen schwache Andeutungen oder Rudimente von Riechneryen bei den 4) Biologie B. 5. S. 474 Taf. & 259 Delphinen vorfinden. Mit dem Mangel der Riechnerven scheint die Kürze (der vorderen Lappen und‘ die ER der gestreiften Körper in nächster‘ Beziehung zu stehen. I In Betrefl' der übrigen Nerven des Hirns ist nicht zu verkennen, dass sie wenn man ihre Dicke mit der Grösse des Hirns vergleicht, und das Gehirn des Delphins mit der Grundfläche des Hirns und den Nerven des Menschen gegeneinander hält, bei weitem grösser als beim Menschen sind. * SÖMMER- Rings wichtiger Satz, der Mensch habe das grösste Hirn ‘im Verhältniss zu seinen Nerven, findet also auch hier seine volle Bestätigung. Uebrigens zeigen die Nerven des Delphins eine sehr verschiedene Stärke und Entwickelung, was mit den verschiedenen Grade von Thätigkeitsäusse- rungen der Organe, in die sich die Nerven verbreiten, in naher Beziehung zu stehen scheint. Die Sehnerven (Fig. 1) waren von mässiger Grösse. Sie entsprangen theils aus dem oberen Theile der Sehhügel, theils aus dem vor- deren Vierhügelpaar und den knieförmigen Körpern (Corpora geniculata). Nach ihrem Abgange vom Gehirn stiegen sie gegen seine Grundfläche herab, schlugen sich um die Hirnschenkel, neigten sich gegen einander und verei- nigten sich vor dem Hirnanhange (2). In der Vereinigungsstelle fand eine theilweise Kreuzung ihrer Nervenbündel statt. Die aus der Vereinigungsstelle hervortretenden Nerven waren etwas platt gedrückt und ihr Durchmesser be- trug 1'/, Linie. } 2 Auch die übrigen Er des Auges Zeigten eine ‘geringe Grösse, so das dritte (3), vierte (4) und sechste Hirnnervenpaar (6). Der fünfte oler dreigetheilte Nerve (5), aus dem Markscheukel des kleinen Hirns zur Brü- cke hervortretend, aber aus dem verlängerten Rückenmarke zwischen den strickförmigen Pörpers und den Oliven enlapsinzend, hatte eine beträchtliche Grösse. BEIDE dan Auffallend diek und ausgebildet waren die Nerven, welche vorzugsweise die Respirationsbewegungen unterhalten, so der Antlitznerve (7), der grosse herumschweifende Nerve (10) und der Willisische Beinerve (11). Diese 33” 260 bedeutende Grösse steht offenbar ‚in Beziehung mit!der grösseren Stärke der Muskeln, durch welche die, Athmungsbewegungen! in, einem so,dichten Me- dium wie das Wasser vollzogen werden, das einen so bedeutenden Druck auf den Körper ..der, Cetaceen «ausübt; und‘, beim ‚Athmen | durch die, Kraft der Respirationsmuskeln 'atıs seiner /Lage' gebracht ‚werden muss. Auch. die. Schlundkopfnerven (9). und, die'Zungenfleischnerven | (12) wa- ren sehr diek;.was,'sich\wohl..ehenfalls. mit den; im Wasser. erschwerten Be wegungen der Zunge 'undıdes, Schlundkopfs in Verbindung: bringen lässt... Unter allen: Nerven..des Delphins zeichneten ‚sich ‚verhältnissmässig die Hörnerven (8) durch die bedeutendste ‚Stärke,.aus. „Sie ‚entsprangen aus dem Boden der rautenförmigen; Grube, ‚und bildeten ‚nachdem. Hervortreten eine ovale plattgedrückte Anschwrellung., Sie zugen, sich dann in. einer, rinnenför- migen Vertiefung. der Mandeln ‚zum inneren. Loch/.des, Felsenbeins hin; ,.Die Grösse dieser Nerven lässt/-auf..ein.sehr (feines Gehör des Delphins, schliessen. ScorESBY äussert in Betreif.des gemeinen Wallfisches, ‚dass ein geringes Plät- schern im Wasser, bei.ruhigem. Wetter, ihn (aufmerksam, ‚mache, und ver- scheuche. Dagegen aber-sollierıwenig durch. ein. Geräusch. in der. Luft. aflı- cirt werden) denn wenn«jemand atfschreie, so /"bemerke ‚er diess,' selbst. in der Entfernung einer Schiffslänge, nicht. ‚Soviel von den Nerven des Delphins, Vergleichen wir jetzt'noch das Gehirn des, Delphins mit dem. des Menschen; und heben wir seine Aehnlichkeiten und Verschiedenheiten heraus. ver} 1) Das grosse -Hirn-.des,Delphins »zeichnet ‚sich; ' gleich ı dem, der Affen, durch seine Grösse sehr aus, und;steht,. ‚nächst dem des Orang-Outangs, ‚dem menschlichen Hirn. am nächsten. ‚‚Doch'ist.es im Verhältniss zu den Nerven, dem Rückenmark und demtkleinen Hirn- von ‚viel: geringerer, Grösse. als das des .Menschen.,;.io stind. „basyerıyatsa asil® uob. bus: 167 ldoimie 2) Jede Halbkugel des grossen Hirns Da wie Feel dem Menschen und. den. Affen, 'aus drei. Lappen, einem vorderen, ‘ mittleren‘ und ‚hinteren. Unverkennbar jedoch. sind. ‚die. Halbkugeln kleiner. als beim, ee denn sie bedecken das kleine Hirn vom oben nicht vollständig, u. ; m 261 Das grosse ‚Hirn des Delphins: ist bei weitem mehr breit als lang, denn .das des Menschen; "was. sonst: meines Wissens an‘ dem; Hirn ‚keines anderen Säugethieres bemerkbar ist. Die igeringe Länge des grossen Hirns des Del- phins steht wohl in Beziehung mit dem Mangel der Riechnerven. 1 4). Die Halbkugeln des grossen Hirns des Delphins zeigen viel zahlrei- .chere Furchen, und Windungen, als bei irgend einem‘ anderen Thiere; ja'sie sind selbst. verhältnissmässig zahlreicher als an ‚dem. Hirn des Menschen. 5) Die Seitenhirnhöhlen ‚bestehen beim Delphin, wie beim Menschen und den Affen, aus einem vorderen, mittleren und hinteren Horn, während bei den übrigen Säugethieren nur das vordere und mittlere Horn vorkommen. 6) Die weissen Hügelchen (Eminentiae mamillares) sind am Hirn des Delphins, wie bei den meisten Säugethieren zu einer Masse verschmolzen. Bei dem Menschen und Orang-Outang hingegen stellen sie zwei abgegränzte Hügelchen dar. | 7) Das Gewölbe, die Scheidewand des Hirns, die Ammonshörner und die. gestreiften. Körper sind. beim Delphin verhältnissmässig zur Grösse. des Hirus kleiner als beim Menschen. 8) Die Vierhügel des Delphins stellen wie bei den übrigen Ki reg grössere Massen dar als beim Menschen. 9. Das kleine Hirn des Delphins zeichnet sich durch eine verhältniss- mäss ig bedeutend: lere, Grösse, ‘von dem des Menschen aus, und sein mittlerer Theil ist, ‚wie bei den ‚Sechunden und mehreren. anderen Thieren, nicht symmetrisch. - 10) An. dem verlängerten Rückenmark des Delphins findet sich, wie bei dem Menschen und: dem Orang-Outang, kein Trapezium. 11) Wesentlich unterscheidet sich das Hirn des Delphins von dem des Menschen und aller übrigen Säugethiere durch den Mangel der Riechnerven. Im Ganzen genommen zeigt sich also das Gehirn des Delphins in einem Grade ausgebildet, wie wir das Hirn, den Orang-Outang ausgenommen, bei keinem anderen Thiere bemerken, Schliessen wir der Analogie nach aus dem Hirn- / 262 baue auf die psychischen Thätigkeits- Aeusserungen des Delphins, so müssen wir einräumen, dass der Delphin, nächst dem Orang-Outang, in dieser Hin- sicht, dem Menschen am nächsten steht. Ueber die Seelen-Aeusserungen des Delphins etwas näheres anzugeben, liegt aber gänzlich ausser dem Bereiche der Erfahrung und Beobahtung. Wir wissen nur zufolge der von Schiffern mitgetheilten Nachrichten, dass der Delphin wie die Wallfische gern in klei- nen Gesellschaften beisammen leben, dass sie grosse Wanderungen anstellen, dass sie eine grosse Zuneigung zu ihren Jungen haben und dieselben bei An- griffen muthig vertheidigen. ERKLÄRUNG ner ABBILDUNGEN. Tafel . Fig. 1 stellt das Gehirn des Delphins von oben dar. Fig. 2%. “Grundfläche des Hirns. a) Rückenmark. b) Die Pyramiden. c) Der Hirnknoten. d) Der hintere obere a — Lappen des kleinen Hirns. e) Der hintere untere Lappen des kleinen Hirns. f) Der vordere untere Lappen des kleinen Hirns. g) Die Mandeln. :h) Die Fle- cken. i) Die Schenkel des grossen Hirns. k) Die Sylvische Grube, 1) Vorde- rer Lappen des grossen Hirns. m) Mittlerer Lappen des grossen Hirns. n) Hin- terer Lappen des grossen Hirns. o) Weisse Hügelchen zu einer Masse verschmol- zen. p) Hirn- Anhang. 1) Sehnerve. 2) Vereinigung der Sehnerven. '3) Drit- tes Nerven-Paar oder Augenmuskel-Nerve, 4) Viertes Nerven-Paar. 5) Fünf- tes Nerven-Paar oder dreigetheilte Nerven. 6) Sechstes Nerven-Paar. 7) Sie- bentes Nerven-Paar, Antlitz-Nerven. 8) Achtes Nerven-Paar, :Hör- Nerven. 9) Neuntes Nerven- Paar, Zungen-Schlundkopf-Nerven. 10) Zehntes Nerven- Paar, Lungen-Magen-Nerven. 11) Eilftes Nerven -Paar, Willisischer Beinerve. 12) Zwöltftes Nerven-Paar, Zungenileisch-Nerven. Fig. 3. Kleines Hirn und Vierhügel. Rückenmark. b) Mittlerer Theil oder oberer Wurm. cc) Vorderer oberer Lap- pen. dd) Hinterer oberer Lappen. e) Vorderer unterer Lappen. f) Vordere Vierhügel. g) Hintere Vierhügel. ! EEE ” 263 Fig. 4. Senkrechter Durchschnitt des kleinen Hirns in der Mitte. a) Rückenmark. b) Rautenförmige Grube. c) Aestige Vertheilung des Marks. Fig. 5. Hirn, an dem der obere Theil der Halbkugeln weggeschnit- ten ist. a) Mittlerer Theil des kleinen Hirns. b) Hirnbalken oder grosse Hirn-Commissur. ec) Grösster Umkreis der Marksubstanz. d) Vorderes Horn der Seiten-Hirn- höhle. e) Mittleres oder absteigendes Horn. f) Hinteres Horn. g) Grosses Am- monshorn. h) Marksaum, i) Sehhügel. k) Gestreifter Körper, XV. ÜBER DIE EXSTIRPATION DER "NIEREN UND IHRE FOLGEN von. PROFESSOR D’ MAYER ı» BONN. * (EINGESENDET IM MONAT JUNI 1825.) Obwohl die Function der Nieren eben so klar und offen für den Beobach- ter zu Tage liegt, als bei irgend einem anderen Secretionsorgane; so wurde dieselbe doch erst später von den Physiologen erkannt. ErAsıstrArus und die Anhänger von AsKkLEPIADES behaupteten, die Nieren hätten gar keinen Nutzen. Selbst ArıstoTELES war noch nicht mit der Function dieses Organs bekannt, indem er sagt: (de partibus animalium cap. vır. Lib. ım.) »der Nu- tzen der Nieren sey derselbe, wie der anderer Organe ober- und unterhalb des Zwerchfelles, nämlich der, den-Venen, welche im Körper sich verthei- len, zur Anlage zu dienen.« Erst GaLEnus spricht sich über die Function der Nieren deutlich aus. Er sagt: (de usu partium Lib. v. cap. vı et vıı.) »dass die Venen und Arterien in der Masse der Nieren sich vertheilen und dass durch ihre harte und dichte Substanz, das angezogene Blut und der Urin von einander getrennt werden, dieser aber durch die Harnleiter in die Blase gelange.c Später wurde diese Ansicht GALEns nicht mehr in Zweifel gezögen, sondern nur über die Art und Weise gestritten, wie diese Abschei- nu 265 dung des Urins vom Blute geschehe, wo dann seine Verehrer zu den Zeiten Vesar’s zuerst das Beispiel eines Siebes gebrauchten, um diese Secretion zu erklären. Es wurde aber bald die Aufmerksamkeit der Physiologen von den Nie- ren abgelenkt, und einem Problem zugewendet, dessen Auflösung erst in den neuesten Zeiten möglich wurde. Ich meine, die Lehre von den sogenannten geheimen Harnwegen, geheimen Gängen, von dem Magen zu den Nieren, oder selbst unmittelbar zur Harnblase, welche, wie alles Geheime, so viel Anziehendes für den Physiologen hatte, dass eine Menge von Schriften über diesen Gegenstand gewechselt wurden und einige ‘Aerzte selbst in unseren Tagen noch an das Dasein solcher geheimen Harnwege, obwohl ohne einen triftigen Grund für diese Idee angeben zu können, fest glauben. Meine Ver- suche über das Einsaugungsvermögen der Venen setzen aber die Streitsache ausser allen Zweifel und zeigen klar und bestimmt, wie unnöthig die An- nahme geheimer Harnwege sey, die ohnehin von Niemandem je gesehen wur- den. Diese meine Versuche wurden später auch noch von Anderen wieder- holt und bestätigt. Dieses klar am Tage Liegen der Function der Nieren war auch die Ursache, dass an diesen Organen in älteren Zeiten keine Experimente angestellt wurden. Man schien sich damit zu begnügen, dass GALEN (de natur. facultat. p. 293) die Harnleiter unterbunden hatte, und glaubte mit der Sache im Reinen zu seyn.. An eine Exstirpation der Nieren wurde, vielleicht der Schwierigkeit des Experiments wegen, gar nicht gedacht. VesaLıus') war es, der zu- erst an einem Hunde eine Niere herausnahm, um zu sehen, ob dieses Organ zum Leben nothwendig sey. Aber der neueren Zeit war es vorbehalten, diesen Experimenten die gehörige Ausdehnung zu geben. RıcHEranD ?) war derjenige, welcher die 1) De corp. hum. fabrica. p. 820. 2) Elemens de Physiologie. Zeitschrift f. Physiol. II. 2, 34 266 Exstirpation wieder vornahm. Mit grösserer Ausdehnung aber geschah diess später durch DuruyTren und GOMHAIRE), endlich in den neuesten Zeiten durch Prevostr und Dumas. Vor mehreren Jahren habe ich ebenfalls die Exstirpation der Nieren unternommen und will nun hier von dem: Erfolge meiner Experimente Rechenschaft geben. Bevor ich aber zur Erzählung die- ser Versuche übergehe, will ich noch vorher des angeborenen Mangels der Nieren Erwähnug thun. Eine Beobachtung, welche, wenn sie sich bei er- wachsenen Menschen verificirte, das Experiment der Exstirpation der Nieren fast entbehrlich machen würde. Aber es zeigt sich bei näherer Prüfung, dass diese Beobachtungen entweder mangelhaft waren, oder der Natur der Sache nach keine Beweiskraft haben. Den Mangel einer Niere kann ich füg- lich übergehen, da in- diesen Fällen die vorhandene andere Niere durch Grösse, Intensität der Function u.s.f. diesen Mangel wohl hinreichend erse- tzen konnte. Auch die Fälle vom Mangel beider Nieren, welche: bei Miss- geburten beobachtet worden sind, wo zugleich mehrere andere Organe des Unterleibes fehlten, und überhaupt der untere Theil des Rumpfes und die unteren Extremitäten so unvollkommen gebildet oder entwickelt waren, dass die Lebensfähigkeit nach der Geburt dadurch gefährdet und annullirt wurde, können wir ebenfalls als hierher nicht gehörig betrachten. Fälle dieser Art führte FLEISCHMANN ?), Sue ?), GiLBERT?) und CoorEr 5) an. Dagegen beweisen die Beobachtungen von WOLFSTRIEGEL®) und die mei- nige ausführlicher beschriebene 7), dass der völlige Mangel der Organe des Harnsystems bei einem übrigens wohlgebildeten Körperban statt 1) Dissertation sur Kastirpaßien,; des reins. Paris 1803, 2) De vitiis congenitis. 3) Physiologische Untersuchungen, übersetzt von Hanzzss. 1799. 5.9. gern 4) Sammlung praktischer Beobachtungen, übersetzt von Hesensmeit. 8. 97. 5) Phil. Transact. Vol. 65. p. 314. 6) Eph. Nat. Cur. Dec.]. an II. obs. 28. 7). Zeitschrift für Physiologie. B. 2. H. 1. 267 häben könne und dass wenigstens bei dem Fötus im Mutterleibe, alle Le- bensfunctionen bei einem solchen Mangel, wie es scheint (da die Fötus in beiden genannten Fällen ausgetragen waren), gehörig vor sich gehen konnten, Die Beobachtung, von welcher AUTENRIETH!) spricht, wo bei einer Katze, welche wie andere Urin liess, zwar Nieren vorhanden waren, aber die Harn- leiter nicht daraus ihren Ursprung nahmen, sondern sich von der Harnblase aus in der Basis des Gekrösses (?), ehe sie zu den Nieren gelangt waren, zerästelten und verschwanden, gehört zwar eigentlich nicht hieher, aber muss doch ihrer Merkwürdigkeit wegen angeführt werden, weil, wenn nicht die Höhle des Unterleibes die Communication zwischen Nierenbecken (es wäre wünschenswerth zu wissen, ob dieses geschlossen oder auch nach aussen of- fen war) und Harnleiter bildete, wie zwischen Ovarıum und Oviduct bei vielen Thieren, eine Resorption des in den Nieren 'aus dem Blute gebildeten Urins und ein Absatz desselben in die Harnblase aus den Blutgefässen statt haben musste. Es wäre daher dieser Fall mit unserer Aufgabe in genauer Beziehung in so fern, als dadurch bewiesen wäre, dass der einmal gebildete und wieder ins Blut zurückkehrende oder resorbirte Urin keine tödtlichen und schädlichen Folgen für das Thier (die Katze wenigstens) habe. Es ist aber für den Physiologen nichts beunruhigender, als die Erzählung eines sehr merkwürdigen Factums, dessen unvollkommene Beschreibung eben so viel Zweifel als Interesse erweckt. Es erinnert diese Beobachtung an ein Experiment von KRATZENSTEIN ?), welcher die Ureteren bei einem Hunde unterband, die Harnblase durch einen Gatheder ausleerte und dennoch fand, dass der Hund noch urinirte. Es ist aber höchst wahrscheinlich, dass die Entleerung der Harnblase, vor der Unterbindung nicht vollständig war. Ein Experiment von Hurr°) gab ein ähnliches Resultat, wurde aber von dem Autor selbst für nicht befrie- 1) Physiol. II. Thl. S, 340. 2) Halleri disput. patholog. T. IV. p. 63. 3) Philosoph. Tranact. 1670. N. 65—67. 268 gend angesehen. Es unterliegt aber der Satz, dass die Harnblase leer bleibt, wenn die Nieren unterbunden werden, keinem Zweifel mehr, nach den bes- sern Experimenten von RICHERAND und Jacorr!), denen ich mehrere eigene hinzufügen kann, die dasselbe Resultat lieferten. Da die pathologische Anatomie aber keinen Fall liefert von Mangel der "Nieren bei einem gehörig entwickelten Individuum nach der Geburt, so ist die Exstirpation der Nieren ein wahres Bedürfniss der Physiologie. Wir haben bereits erwähnt, dass VesaLıms ?) diese Exstirpation unternahm. Er stellte aber diese Operation so wenig schonend für die Thiere an, dass die Folgen derselben den Tod der Thiere nach sich zogen, so dass er zu kei- nem Resultate gelangte. RıCHERAND gibt von seinen Versuchen ; hierüber folgende Nachricht. Wenn man bloss eine Niere herausnimmt, so scheint das Thier nicht be- sonders afficirt zu seyn. Werden, aber beide Nieren zu gleicher Zeit ent- fernt, so entsteht ein krankhafter Zustand, der in einigen Tagen mit dem Tode endigt. Die’ Gallenblase findet mau immer sehr mit Galle angefüllt und es meint RıcHERAND, dass durch die Gallenabsonderung in diesem Falle viel- leicht die der Nieren ersetzt werde. Ausführlicher sind die Versuche von ComHasmE. Er fand, wenn man die beiden Nieren wegnimmt, dass hanpt- sächlich folgende Erscheinungen eintreten: Erbrechen, anfangs der Speisen, später einer klaren Flüssigkeit, Zittern, kleiner Puls, die ierbrochene Flüs- sigkeit riecht wie frischer Urin, Borborygmi, intermittirender Puls, Kälte des Körpers, Tod am dritten Tage. Bei der Section fand er 1'/, Unze serö- ser Flüssigkeit im Abdomen, keine Entzündung daselbst, das Venensystem voll Blut. In der Brusthöhle keine Veränderung, in den Gehirnhöhlen etwas mehr Wasser wie gewöhnlich. 1) Esamina della dottrina ete. vide BibI. brittanique. T. 2. p. 172. 2) De corp. hum. fabrica. Lib. VII. u ar 269 In einem andern‘ Falle starb das Thier nach 15 Stunden unter ähnlichen Erscheinungen, wie selbe’ so eben angeführt wurden. Bei der Section bemerkte man Ergiessung von seröser Flüssigkeit im Abdomen, keine Entzündung’ der Organe ‘desselben, die Gallenblasse voll, was aber daher kam, dass das Thier keine Nahrung zu sich nahm. - Die Organe der Brusthöhle gesund. Die Gehirnhöhlen enthielten etwas seröse Flüssigkeit. Ich gehe nun zu den buchen über, welche Paevost und Dumas !) über diesen Gegenstand angestellt haben. Sie nahmen die Nieren in zwei Zeiträumen heraus und beobachteten dabei Folgendes: Zwei Tage nach der Herausnahme der zweiten Niere zeigten sich noch keine bedenklichen Symp- tome. Aber nun traten häufige braune Stuhlausleerungen und Erbrechen ähnlicher Stoffe ein. Der Puls wurde klein und schnell, die Wärme war bis auf 43° Centigri erhöht, die Respiration schnell, kurz und die Thiere starben am fünften bis neunten Tage. Die Eröffnung des Leichnams zeigte folgende constante Erscheinungen; 1) Die Ergiessung einer klaren Flüssigkeit in die Gehirnhöhlen, deren Quantität bei Hunden mittler Grösse oft eine Unze ausmachte. 2) Die Lungen schienen etwas dichter zu seyn als im natürlichen Zu- stande und die Bronchien waren mit Mucus angefüllt. 3) Die Leber schien mehr oder minder entzündet, die Gallenblase war mit einer grünen oder dunkelbraunen Galle ganz angefüllt. | 4) Die Gedärme enthielten viel flüssige Excremente von der Farbe der Galle. 5) Die Urinblase war sehr stark zusammmengezogen. Diese angeführten Resultate von Prevost und Dumas scheinen mir aber von minderer Bedeutung zu seyn, als man erwarten sollte. Wichtiger ist die Entdeckung dieser Naturforscher, dass nach der Exstirpation der Nieren 1) Bibliotheque universelle, Nov. 1821. p. 208, 270 dennoch Harnstoff in. dem Blnte sich vorfinde; doch 'will'ich davon .. sprechen, und jetzt zur Erzählung meiner Versuche PP EIER IK ERSTER VERSUCH. Einem männlichen Meerschweinchen, dessen Herzschlag in einer Minute 432 betrug, wurde um 11 Uhr 40 Minute die rechte, und um 11 Uhr 50 Mi- nuten die linke Niere exstirpirt. Um die Gefässe der beiden Nieren wurde eine Ligatur angelegt. Die Wunden wurden durch eine einfache Nath ge- schlossen. (Dieses Verfahren wurde in allen folgenden Experimenten be- folgt.) Um 12 Uhr 40 Minuten. liess es Koth nnd Urin, der Herzschlag war 400, die Respiration 140. Um 3 Uhr 50 Minuten war der Herzschlag bis auf 240, die Respiration bis auf 80 heruntergekommen. Es wurde ihm Kohl vorgehalten, den es aber nicht frass. Abends um 10 Uhr 30 Minuten starb es unter Zuckungen, sehr langsamer Respiration, und auf dem Bauche liegend. SECTION Der Unterleib war gar nicht entzündet, die Wunden waren es auch nicht beträchtlich und waren ohne Eiter. Die Urinblase war leer. Die Unterleibshöhle enthielt eine Unze röthliches Serum, die Brusthöhle und der Herzbeutel wenig, und die Gehirnhöhlen gar nichts. Im Sinus dexter und sinister fand.sich schwarzes, coagulirtes Blut in so grosser Menge vor, dass beide davon voll waren. Ebenso verhielt es sich mit' dem Ventrieulus dexter; der Ventriculus sinister dagegen war leer, — Der Magen war. ganz voll Futter. | ZWEITER VERSUCH. Bei einem El männlichen Meerschweinchen, mit Homehlıe Fehr digkeit des Herzschlages in einer Minute, machte ich nur einen einzigen 271 Hautschnitt zum Behufe der Exstirpation der Nieren, die Operation ging schn:Il und gut von statten, so: dass ich in 20. Minuten (um 12 Uhr 20 Minu- ten) mit der Exstirpation beider Nieren fertig war. Um 12 Uhr 40 Minu- ten wurde der Herzschlag langsamer, unregelmässig nnd die Respiration ge- schah nur 120 Mal in einer Minute. “Gegen 3 Uhr 30. Minuten war: die Re- spiration bis auf SO und,der Herzschlag bis auf 144 gesunken, beide gin- gen ‚zugleich unregelmässig ‚von statten. Das Thier fühlte sich etwas kalt an. ‚Kohl wurde ihm vorgehalten, 'aber..es frass nichts:'davon. Um:4 Uhr Morgens des andern Tages starb: es, nachdem. ‚es vorber weder Koth: noch Urin gelassen. SECTION. Diese lieferte dieselben Resultate wie im ersten ae Der Magen I r war wieder voller Futter. sl [siy re DRITTER VERSUCH Die Exstirpation geschah an einem männlichen Meerschweinchen durch eine Wunde in der rechten Lendengegend. Die Operation war etwas schwie- rig und ging langsam von statten. Sie war 11 Uhr 15 Minuten vollendet. Der Herzschlag war um 11 Uhr 20 Minuten 288 und die Respiration 80. Um 6 Uhr Abends setzte der Herzschlag aus, wurde schwach und betrug 144, die Respiration 65 in der Minute. Es liess keinen Urin aber festen Koth, und starb 4 Uhr 55 Minuten Morgens. SECTTON. Im Unterleibe fand sich der Magen entzündet; die Nebennieren waren natürlich beschaffen, die Urinblase leer. Die Gallenblase enthielt dünnflüs- sige Galle, und die Gedärme dünnflüssige Exeremente. Die Unterleibshöhle enthielt viel rothes Serum; die Brusthöhle ebenfalls. Die Lungen waren » 272 % sehr entzündet: Das Blut im: Herzen. war coagulirt und beide Sinus voll davon. In den Gehirnhöhlen zeigte sich kein deutliches Serum. r VIERTER VERSUCH. tiiHr Einem weiblichen Meerschweinchen "wurden beide. Nieren, wie oben, exstirpirt. Die Operation ging sehr leicht von statten, so dass sie in weni- ger den’ 15 Minuten (um 11 Uhr 30 Minuten)’ vollbracht war. Bald dar- auf sank: der Herzschlag bis‘288° und die Respirätion schwankte "zwischen 80 bis 100. Unr 6 Uhr ‘Abends war der Herzschlag noch 288 und die Re- spiration wieder gestiegen bis auf 120. Um 6 Uhr Morgens des andern Ta- ges war das Thier todt. S:E OT OHN“ ı er Im Unkskähe war viel Serum, aber keine ‚Entzündung, ee war leer. Die Nebennieren waren natürlich beschaffen. — Um die Ligatur hatte sich viel Blut extraväsirt. — In der Bauchhöhle fand sich wenig Se- rum., Die Lungen waren gesund und beide Sinus des Herzens, voll coagu- lirten Blutes. In den Gehirnhöblen er sich nichts besonderes vor. , FUENFTER VERSUCH. VURRn. Die Exstirpation der Nieren an einem Meerschweinchen war nm 11 Uhr. 15 Minuten durch eine Wunde vollendet. Der Herzschlag betrug 288 und die Respiration 80 in der Minute. Um 6 Uhr. betrug, ‚die Respiration noch 80 uud der Herzschlag 240. Den andern Tag. um 9 Uhr war es todt. SECTIONM Der Unterleib und die Brusthöhle enthielten: keine Flüssigkeit, ‘waren aneh nicht entzündet, Die Nebennieren ‚sahen roth; aus. Die Urinblase hatte sich zusammengezogen ‚und ‚war leer... Die Gallenblase enthielt nichtisehr. viel Galle, .. Die Lungen waren entzündet; Das Blut’ war! sehon. coagulirt, Die Herzkammern und beide Venensäcke waren voll davon. % 273 SECHSTER ‚VERSUCH. Um, A, Uhr 30 Minuten ‚hatte ich. in 7 Minuten einem Meerschweinchen beide Nieren durch eine Wunde exstirpirt. Einige Zeit nachher war der Herzschlag 288, die Respiration 80. Um 6 Uhr war der Herzschlag 240 und die Respiration 80. Es starb um Hr Uhr 30 Minuten in der Nacht. SECT * (0) N. Im Unterleibe hatte es drei Unzen seröse Flüssigkeit und in der Brust- höhle fast gar Keine. Kein Organ war entzündet. Die Urinblase war leer, das Blut flüssig und beide Venensäcke voll davon, In der Gallenblase fand sich wenig Galle. h SIEBENTER:VERSUCH. ''Um 11 Uhr 30 Minuten exstirpirte ich einem Meerschweinchen beide Nieren. Es verhielt sich ruhig bis gegen 5 Uhr, wo ihm Stücke der Ge- därme aus der Wunde drangen, welche aber wieder zurückgebracht wurden. Die Respiration war um 6 Uhr 5 Minuten‘ 70 und der Herzschlag 300 in einer Minute. Um 6 Uhr 35 Minuten frass es mit Lust, ebenso um 8 Uhr, wo es sich den Verband losmachte. Die Respiration und der Herzschlag blieben der obigen Angabe immer gleich bis um 10 Uhr, wo die Respira- tion 75 betrug und kaum bemerkbar wär, der Herzschlag sich aber noch auf 300 verhielt. Den andern Morgen um 7 Uhr hörte man von Zeit zu Zeit einen Schrei des Thieres. Herzschlag und Respiration waren noch immer einerlei. Das ihm vorgelegte Futter von gestern hatte es aufgefressen und die Wunde war trocken. Um 9 Uhr 15 Minuten war die Respiration 90 und um 11 Uhr 145 Minuten 100. Es zuckte zugleich dabei mit dem Leibe; auch waren diese Zuckungen oft mit einen Schrei des Thieres begleitet. Futter hatte es heute noch nicht angerührt. Um 11 Uhr 20 Minuten urinirte es, und bis- hiehin war noch keine Spur von Urinaussonderung nach der Operation be- Zeitschrift f, Physiol. IL, 2 35 ® 7A merkt worden. Koth war unmittelbar nach der Operation abgegangen und jetzt ging wiederum Koth ab, der flüssiger als gewöhnlich und wie er aussah, während der erstere sehr ‚consistent und trocken war. Auch Zi äigte sich vermehrte Thränenahsonderung, "Der Tod ‚ exfolgte um 1 Uhr 30° Minuten. Kinpea 31H SECTION Der Unterleib war. stark aufgetrieben. Aus der ‚rechten, Wunde „Hoss eine dem Serum ähnliche Flüssigkeit, welche Arark nach. Urin acharkahte und roch. Zwischen dem Fell und den Bauchmuskeln fand sich. eine stark nach Urin riechende Flüssigkeit, die in der Gegend der Genitalien besonders häufig war. Die Hoden, Nebenhoden, der ductus deferens, und die Samen- bläschen waren strotzend voll von einer dem Urin ganz gleichkommenden Flüssigkeit und jeder. Hode von der Grösse des Eies eines Sperlings. : Beim Eröffnen der Unterleibshöhle verletzte ich den Dünndarm und fand ihn mit braunem Urin angefüllt, so wie auch die übrigen Gedärme eine halbtrübe, braune urinartige Flüssigkeit enthielten. Der Magen enthielt’ nebst. einer grünen, dieklichen Flüssigkeit, auch eben diese braune, .. die mit. der ‚er- stern nur vermengt, nicht gemischt war, Der Dickdarm enthielt ein Gas, was stark nach Schwefelwasserstoff roch, . und viel Koth. _ Die-sehr stark nach Urin riechende Leber enthielt eben ‚diese Flüssigkeit in ihrem Paren- chym. Der Koth in den Gedärmen war nicht wie gewöhnlich: in kleine Massen abgetheilt, sondern bildete im Rectum einen Brei, der. ‚ebenfalls ganz nach Urin roch, Die Entzündung in der Gegend der Wunde war mässig, Die Ligaturen wurden gehörig angebracht gefunden. Die Gallenblase sah blass aus und enthielt eine braune Flüssigkeit, die alkalinisch schwedkie und mit der Galle nichts gemein hatte. In der Brusthöhle fand sich eine Menge coagulirten Blutes, wrelshäb das Herz und die Lungen umgab. Die rechte Lunge war zinnoberroth.; Ein Stück davon abgeschnitten roch stark nach Urin. 275 Is “Die” linke "Lunge "wär"gehörig‘ beschaffen, ausser dass sie" die braune Flüssigkeit" jedoch”in"gerinketer’ Meiige "enthielt, ihre Färbe war auch niehr bläulich roth, als die der rechten Lun e., Beide Herzhöhlen und Herzoh- ren waren voll von schwärzlichem missfarbigen Blute, welches stark nach "Uhih roch.‘ BE a” "Die Gehirnhöhlen enthielten” auch die braune Flüssigkeit, welche aber "ienk so stark niach Um, Hoch, Are die der übrigen Theile. = Die v gr eh roc hen ‚und schmeckten allenthalben nach Urin » und die Inseln han? Re der "Section "stark an." ’E (Die Section wurde von meinem ersten Assistenten, Hrn. Med. ‚Stud. GERBER, welcher sehr viel Talent zu anatomischen A Arbeiten hesass, angestellt * LUOKSZ10V ao 319% 11927 70] 19Si4 u 1; g ze ACHTER Erde Um 11 Uhr 30 Minuten exstirpirte ich eiuem Meerschweinchen beide -Nieren. "Es blieb ruhig bis’6 Uhr 15 Minuten, wo es etwas unruhig‘ wurde, „ber'‘45 Minuten später sich "wieder still verhielt. '' Die’ Respiration ‘war um “&Uhr'3:Minuten 70, ' der Herzschlag‘300; Heide’kind 'sich.: gleich geblieben bis 10 Uhr. Die ganze Nacht hindurch schrie das Thier häufig. Um 7 Uhr Morgens aber stiess es nur dann!und wanu noch einen Schrei aus. Es war ihm „Bpetern? Futter vorgelegt worden, ‚welches es aufgefressen hatte... Die Respiration (stieg ‚um 9: Uhr ‚15, Minuten ‚auf 120 uud},blieb so. bis.11 Uhr 15 Minuten. _Von dem Futter, ‘welches ärger Morgen ‚früh vorgelegt warden warj,hatte es noch nichts angerührt. ae E Es zeigte sich eine vermehrte Tirananitärung er um 11 Uhr 20 Minuten ging ihm flüssiger Koth ab, während der Koth, den es gestern "wäch'der Operation liess, sehr ‘hart und trocken war. Um 9 Uhr)30 Minuten 'zitterte’ es und führ krampfhäft zusammei,; eine " urinäptige Plüssigkeit floss" aus ‚der Winde; die Respiration geschah ängstlich a süch ‚schnell. " Die "häufig Niessenden Thränen schmeckten und rochen nach Urin. Bis 3°’Uhr“hatte s’noch keinen Urin durch die natürlichen Wege 35* “iuNV "276 gelassen, ‚nun ging ihm,aber eine, beträchtliche Menge durch. HRenilen ab. ‚Es, FÄheHIe und Äh hmtänlig bis um 6 Uhr ‚Abends, wo, ee I ‚ie Ines aalpans al 5 das DB ih los let s EC hi; 1 0 N. r r li» or Nor ner mn Diese en aterähen Resultate, wie im vorigen Versuche, nämlich « es fand sich eine braune., stark nach Urin riechende Flüssigkeit zwischen den Augenlidern, in, den Gehirnhöhlen „in den Brustfellsäcken, dem ‚ Herzbentel und in dem ‚ Unterleibe, vor. ‚Die Galle roch, nach ‚Urin, die, ‚brannen Flüs- sigkeiten und breiartigen Gontenta des ‚Magens und Darmcanals, ebenfalls. .; NEUNTER VERSUCH. Fläggn, Dieselbe Operation ward wieder 2 einem Mersch weinuhen vorgenom- men, Es starb nach 30 Stunden, , , sunny ie ee N ee ‚Es war, Grigeehie Flüssigkeit i im Abdomen. Dieflüssigen braunen Con- tenta des Magens ‚und, Darmeanals schmeckten scharf und rochem harnartig. Auch: die wenigen Tropfen ‚der rum der "Gsbitehöhlen, zeigten. diesen Geruch. I mV" ach ar DL BE U 27.) >25 \ ZEHNTER VERSUCH. ran A Einem männlichen Kaninchen ward die rechte Niere exstirpirt, Die Ope- ration ‚gelang besonders gut und leicht. Das Thier befand sich anscheinend wohl, frass und sofF gut. Den andern Tag bekam es er Ay Con- vulsionen und starb sogleich darauf. SE cT ION. ! . u Es zeigte sich keine Entzündung im Abdomen. , Die linke Niere und ‚Nebenniere waren normal beschaffen, die letztere der rechten'Niere ebenfalls. Die Harnblase war voll von braunem Urin. In der Brusthöhle zeigte sich viel Serum, das scharf salzigt schmeckte. Auch das in geringer Menge ıvor- handene Serum der Gehirnhöhlen hatte diesen Geschmack, 1 ind dos 277 TABELLE ÜBER DIE/VORSTEHENDEN EXPERIMENTE. VER- | HERZ- "RESPI- ‚SUCH. |SCHLAG RATION| SYMPTOME, SECTIONSBEFUND I Im Unterleibe, in dem Wir S13i Herzbeutel und in den gen Gehirnhöhlen Serum. A Ebenso. m Im: Abdomen und in der RA Brusthöhle viel, in den "1 re Gehirnhöhlen wenig Se- IV 1 rum. EiEe R. [Ebenso Wenig Serum. JA Mila: 1240 » 80 Entzündung d.| 21 | Kein Serum. n „| Unterleibes} ? r VvI 240 | 80 Ebenso 12 | Viel Serum im Unterleibe, u Bun T>puond4 Ms | wenig in der Brusthöhle. vu 300 75 [Geschrei 26 , | VielSerum in beiden Höh- len. Zittern u. Ge-| 30%,| Ebenso. 'schrei a — 30 | Ebenso. Wohlbefin- 30 Viel salzigtes Serum in der den, daraı Brusthöhle. wenigin der Convulsio- Unterleibshöhle und den nen Gehirnhöhlen. 2378 ERWEISI U ETVYA:D E. 454J 3413441 NAH ‚Es ergeben sich folgende Resultate: aus-den-on eier en 1) Es erfolgt’der BE Thieres Häch Exstirpation’.der beiden Nie- -ren, ohne Ausnahme, früher oder später, (10--bis--30 -Stunden ) -nach-der Operation. 1 aöstneeu e 2) Die hauptsächlichsten Nervenaffeetionen, welche Jan dem Thhiere nach dieser Operation wahrgenommen! werden, sind Zittern, |öfteres Geschrei als Zeichen innerer Schmerzen ‚und endlich ‚Convulsionen, die dem Leben ein Ende machen. | a 3) Der Herzschlag sinkt in der Regel um ein Dritttheil, Ipisweilen um _die Hälfte (Versuch II, IN) herab. Die „Besp ration vermindert ‚sich eben- falls bedeutend, bisweilen zur Hälfte und darüber > I und VII.) 4) Es zeigen sich keine bedeutende Symptome von Entzündung des Un- terleibes, wenigstens nicht solche, die die Folge des Aktes der! Operation selbst waren, sondern nur solche, welche eine Folge der metästatischen Ab- sonderung der urinartigen Flüssigkeit zu seyn. scheinen. 088 iv '5) Es findet nach Exstirpation der Nieren eine Absonderung on einem, alle physische Charactere einer urinartigen Flüssigkeit an sich tragenden Serum, in verschiedenen Secretionsorganen statt, namentlich in der Bäuch- { höhle, Brusthöhle, in dem Herzbeutel, in den Gehirnhöhlen, N der Con- junetiva der Augen, im Magen und Darmeanale, endlich selbst in em! pären- chymatöfen Zellgewebe der Leber, der Lunge, Muske n, Hoden u. s.,w. Es wurde dieses urinartige Serum auch chemisch 'geprüft, allein die Menge desselben war zu gering, ‚um zu, eipem " bestimmten Resultäte zu „führen. Soialenrnol. | if L; Nach herausgenommenen Nieren findet! somit die Bildung einer, dem Urin in Farbe, Geruch und Geschmack ähnlichen Flüssigkeit, durch andere Secretionsorgane statt. In sofern stimmen meine Versuche sowohl mit de- nen von PREVOST und Dumas, welche in dem Blute der Thiere, denen die . .. 279 Nieren ‚exstirpirt wurden, noch Harnstoff fanden, als auch mit den Beobach- tungen überein, nach: welchen "man bei: krankhaften : Destructionen der Nie- ren‘ Erbrechen von urinartiger Flüssigkeit und ra es ähnlicher Stoffe au andern ‚Stellen 'des Körpers. bemerkte. ' Es lässt sich somit nicht läugnen, dass die Bildung einer urinartigen Flüssigkeit auch ausserhalb den Nieren in andern Organen, namentlich in andern Secretionsorganen, im Falle eine krankhafte oder künstliche Destruc- tion der Nieren vorhergieng, statt haben könne. Man’ kann. zwar, entgegnen, die in solchen Fällen’ sich zeigende urin- artige Flüssigkeit sey keine neugebildete, sondern der Ueberrest des früher aus den Nieren und der Harnblase, und etwas später aus der Harnblase al- lein resorbirten und ins Blut sodann wieder zurückgeführten Harnes. Allein diese im gesunden Zustande wohl .nur in sehr geringem Grade stattfindende Resorption ist zu unbedeutend, um die beträchtliche Absonderung der neuen urinartigen Flüssigkeit hervorzubringen. Die Bildung des Urins oder seines wesentlichsten Bestandtheiles, des Harnstoffes, geschieht also auch ausserhalb den Nieren und nicht in dieser allein und ausschliesslich. Zum Theil hätte dieser Satz auch schon aus andern’Erscheinungen des Lebens gefolgert werden können. Die verschiedenen Secretionsorgane sind nämlich nicht die ausschliesslichen Apparate der Bereitung der aus ihnen kommen- den Secretionsflüssigkeiten, sondern man findet diese letztern in mehreren Secretionsorganen mehr oder minder zugleich. So finden sich mehrere Be- standtheile des Urins im Schweisse, besonders in dem Fussschweisse; die gelbe Gallenmaterie in dem Fette (deutlich, wenn es der Luft ausgesetzt wird), besonders im spätern Alter und umgekehrt das Fett in der Galle; +Speichel- und Magensaft ähnliche Säfte werden unter gewissen Umständen von den serösen Häuten, dem Parenchym der Muskeln, den gebrochenen Kno- chenenden u. s. w. abgesondert (denn Fleischstücke in die Bauchhöhle, in die Interstitien der Muskeln u. s. f. gebracht, werden, wie im Magen, ver- 230 B daut; — die \Knochensplitter bei Beinbrüchen »werden'aufgelösst, verdaut gleichsam und ‚eingesogen). ‘Man könnte! die‘ Galle! &inen:'gelben' fetten Spei=' chel, den! ‚Speichel seine: Gälle, dessen’ gelber Bestandtheil«und Fett‘ in der: Fettmasse des, die Speicheldrüse umgebenden Zellgewebes sich abgesetzt hat; nennen. . Das Parenchyni der Leber: ist: auch eine ee des Ei und Drüsenkörner-Gewebes. 1) | Eine andere: Reflexion, welche sich hierbei area ist ai ran Die innere Achnlichkeit der:Secretionsorgane ist besonders in früheren ' Zeiten des Fötus-Lebens bemerkbarer. Die Secretionsprodukte sind bei dem Fötus noch indifferent. und erhalten erst später ihre characteristischen Be- standtheile und Eigenschaften. Der. Urin ist bei: dem Fötus noch dem’ Se= rum der serösen Häute iganz ähnlich — (wer kann die Flüssigkeit des Am-' nion von,der der Allantois ‚unterscheiden!), die Galle ist ein fader nicht bit-) terer, noch nicht gelbgefärbter! Schleim'u.ıs.'f. ‘Man könnte zwar: einwen-| den, dass die Secretionsorgane bei dem Fötus noch: nicht eigentlich functio- nirten. Aber dieses ist nicht richtig, denn es findet'gerade das Gegentheil statt, nämlich Organe, welche nach der Geburt gar nicht oder nur wenig! secerniren bis ihre eigentliche Function eintritt, z. B. die Milchdrüse, die: Genitalien, besonders die weiblichen zeigen eine bedeutende Secretionsthä- tigkeit, die Milchdrüse, selbst die des männlichen Fötus, enthält einen weis- sen Schleim, die Tuben, der Uterus, die Vagina sind sehr reichlich mit weissem Schleim angefüllt. je Wr. ni Mit dem zunehmenden Alter aber treten mit andern Differenzen’ auch diese ein, dass die eigenthümlichen Bestandtheile der Secretionsflüssigkeiten | immer deutlicher sich entwickeln. Dieses Eigenthümliche der Secretions- flüssigkeiten ist somit nicht so fast Folge der Veränderungen, welche das Secretionsorgan selbst in seiner Textur erleidet, — welche Veränderungen» mit jenen der Secretionsprodukte gar nicht gleichen Schritt halten, — son- h dern des gesammten Lebensprozesses selbst. So sind der Harnstoff, die gelbe £ Gallenmaterie, alle Pigmente des thierischen Körpers Produkte der Phlogi- N F - y \ ' 2s1 stisirungen und Oxydationen, welche während dem Leben ın demBlute schon vor sich gehen *). Es strömen diese Stoffe mit dem Blute zu allen Orga- nen, werden aher von einigen mehr, von anderen minder angezogen, und dieser Grad der Anziehung und Verwandtschaft des Parenchyms der Organe zu diesen besondern Stoffen bildet sodann das specifische oder eigenthümli- che Vermögen des Secretionsorganes. Diese in und durch den Lebensprozess selbst gegebenen und vorgebildeten Stoffe sammeln sich blos au besondern Punkten des Organismus, ‚die man Secretionsorgane nennt, nach der verschie- denen Wahlverwandtschaft zu denselben an und treten hier in grösserer Menge und Ausbildung zu Tage. Das Secretionsorgan steht daher auch im innigsten Verbande mit dem ganzen Körper und lässt sich der Idee nach von dem Organismus nicht getrennt denken. Die Secretionsflüssigkeit ist nicht blos Produkt des Secretionsorganes, sondern Produkt des ganzen Le- bensprozesses. - 6) Der Tod der Thiere, nach Exstirpation der Nieren, erfolgte wahr- scheinlich dadurch, dass die sich vorfindende urinartige Flüssigkeit, weil sie nicht gehörig, ausgeschieden werden konnte, sich auf das Gehirn und Ner- vensystem warf, Schmerzen, Zittern und Convulsionen erregte und endlich den Tod des Thieres verursachte. fr “ ”) Dass die Elemente der, verschiedenen Secretionsflüssigkeiten , ja selbst der festen Organe im Blute ‚aufgefunden werden können, haben schon früher Sırswarnt und neuerlich Cnuevaeun gezeigt (Mc- roire du Mus, d’hist. nat. Tom. X.) Freilich kann man hierbei einwenden, diese Stoffe seyen erst durch Resorption ats den 'Secretionsorganen u. s. f. ins Blut gelangt. Zeitschrift f. Physiol II. 2. ‚ 36 XVI. ÜBER DIE HARNWERKZEUGE UND DIE MÄNNLICHEN ZEUGUNGSTHEILE DER SCHILDKRÖTEN ÜBERHAUPT UND BESONDERS DER EMYS SERRATA. von sah G. R TREVIRANUS., rt | / j run (EINGESENDET IM JULY 483.) vr | ID NCHIERZU TAFELN AND aa re \ i} D;e Harn - und Zeugungs-Organe mehrerer Schildkröten wurden von Repı. Brasıus, PERRAULT, GOTTWALD, CALDESI u. a) untersucht, aber zum Theil so abweichend von einander beschrieben, dass, wer ae) den Erhie des Mangels an Vebereinstimmung nicht die Natur selber hat zu Rathe' ziehen können, sich vergeblich, allgemeine Bildungsgesetze daraus herzuleiten, ab- mühen, oder auf unrichtige Vorstellungen gerathen wird. So ist es SCHNEI- DER gegangen, der unter andern, als er GoTTwaLv’s Angabe der Structur (des äussern männlichen Zeugungsglieds der Caretta imbricata mit den Be- schreibungen, die andere Schriftsteller von diesem Theile anderer Schild- kröten gegeben haben, nicht zu vereinigen wusste, für gewiss halten zu dürfen glaublte, GorrwAaLn habe ein Weibchen für ein Männchen angesehen ?), obgleich der Letztere, so roh’er bei seiner Zergliederung zu Werke gegan- gen seyn mag, doch hierin sich keinesweges geirrt hat. Ich habe bisher vier Arten aus vier verschiedenen Abtheilungen der Schildkrötenfamilie (Ca- retta esculenta, Caretta imbricata, Emys serrata nnd Terrapene clausa Merr.) 1) Sch#seiver’s Allgem. Nat. Gesch. der Schildkröten. S. 144. =s r% 2 % MR N : Y e . 4 a ” e . . P7° "le Be? | RE ‚ae f u A Fa ‘ 4 283 untersucht und mich überzeugt, dass es unter den Schildkröten in Rücksicht auf die Harnwerkzeuge und die männlichen Geschlechtstheile eine grössere Verschiedenheit als unter den meisten der übrigen, zu einerlei Familie ge- hörigen Rückenmarksthiere .giebt. Einige besitzen eine runde muskulöse Harnblase, in deren Hals sich die Ureteren öffnen; bei andern ist diese häu- tig, zweihörnig und mit den Ureteren in keiner so nahen Beziehung ste- hend. Zu jenen gehören die beiden erwähnten Caretten; die letztere Bil- dung findet sich bei: Terrapene clausa. Die Struktur der erstern ist aber, nach den Beschreibüngen der angeführten Schriftsteller zu urtheilen, nicht blos auf die Caretten beschränkt ; sondern auch manchen Fluss-Schildkrö- ten eigen. Die Caretten stehen zugleich in Betreff des Baus ihrer Nieren den Säugthieren näher, als die Vögel. Ein gemeinschaftlicher Character al- ler Schildkröten ist eine undurchbohrte, mit einer auswendigen Rinne ver- sehene Ruthe. In der Länge und Bildung dieses Organs weichen aber die Caretten von den übrigen Arten sehr ab. Bei jenen ist dieser Theil so kurz und in der Cloake so weit heraufliegend, dass ein Eindringen desselben in die weibliche Scheide nicht Statt findeu kann. Bei den übrigen ist er durch seine Länge und durch seinen innern, zu einer starken Anschwellung einge- richteten Bau ganz hierzu geeignet. Die Gestalt und Lage des männlichen Gliedes der Caretta imbricata er- hellet aus der ersten Figur und deren unten folgenden Erklärung. Eine nä- here Beschreibung der Absonderungswerkzeuge des Harns und Saamens die- ses Thiers hoffe ich künftig liefern zu können. Für jetzt theile ich die Beobachtungen mit, die ich über den Bau der innern und äussern Zeugungs- glieder der Emys serrata gemacht habe. Die Hoden dieser Schildkröte (F. 2. v. v.) sind rund und von einer doppelten Haut umgeben; einer äussern (F.3.v.), die ein Fortsatz des Bauch- fells ist, und einer innern (F. 3.t. F. 5. a a‘), die mit der Sehnenhaut des Hodens der Säugthiere übereinkömmt. Ihr Inneres besteht, wie bei die- 3a 254 ser, aus dicht an einander liegenden Röhren !), deren Wände jedoch mehr Festigkeit und Elastieität wie bei den Säugthieren und Vögem haben, indem sie durchschnitten nicht zusammenfallen , ‘sondern eine offene‘ Mündung behalten. (H.) ‘Aus dem 'hintern Rande jedes 'Hodens entspringen ohn- gefähr zwölf etwas weitere Gefässe, worin sich jene Saamenröhren vereini- gen, und diese gehen in einem Fortsatz der äussern Haut des Hodens (F. 3. 00.) zum vsemeinschaftlichen‘ Ausführangsgang des'Saamens, einem kur zen, aber weiten mit einem schwarzen Zellgewebe überzogehen, dem hins tern Rande des Hodens parallel liegenden, an dem Hodenende- verschlosse- nen Canal (F. 3. a.) 2). Sie öffnen sich seitwärts an mehrern Stellen‘ in den! letztern. Ihre Verbindung mit demselben ist also von’ ganz anderer Art wie bei den Säugthieren und Vögeln. Nach dieser Aufnahme der -Saamenkeiter vereinigt sich der gemeinschaftliche Saamengang mit einer einfachen, aber! langen und vielfach gebogenen, cylindrischen Saamenblase (F. 3.'Z.), deren Windungen durch ein schwarzes Zellgewebe eng an einander geheftet und unter einem Ueberzug von der nämlichen Farbe zu einer, zwischen dem Ho- den und der Ruthe, längs jencın Gang, liegenden Masse (F. 2. Ce.C} F: 3. €.) verbunden sind3). Hierauf dringet dieser Gang, nachdem er-sich mit dem. der andern Seite vereinigt hat (F. 3. n.), in den, Anfang.'der zur Ausführung des Saamens dienenden Rinne der Ruthe (F. 2. b.) Mit dem hintern, von den Hoden abgewendeten Rände des Ductns de- ferens jeder Seite ist die Niere verbunden, die hier eine andere Lage und. ein anderes Grössenverhältniss zum ganzen ‚Körper als bei den mehrsten. der übrigen Amphibien hat (F,. 2. m. m. F. 3. m.). Die Gefässe derselben öff- nen sich in einen weiten Behälter, der neben «dem gemeinschaftlichen Saa- 4) M. vergl. Morcacsı Advers. anat. IV. anim. 2. a Sat 3 2) M. vergl. Moncacsı a a. 0. 3) Wenn mehrere ältere Zootomen, deren hierher gehörige Beschreibungen SCHNEIDER (a a. O, S. 125) ausgezogen hat, von Nebenhoden (Epididymis) der Landschildkröten sprechen, so hnben sie diese Saamenblase dafür an: gesehen und sich nicht die Mühe genommen, sie zu entwickeln. 285 mengang' fortläuft und; | indem:»er: inwendig eine. der.. Textur des; fachigen Körpers: ähnliche: Bildung‘ annimmt, in den letzten übergeht: (F. 3. i.). -"0 Dies Ruthe ‘(F.2. 3: BRR.)Vist-lang, breit, in ‚ihrer ‚Mittellinie auf der untern Seite convex, auf der obern»platter;s/hinten.'stumpf zugespitzt. In der. Mitte ‘ihrer untern Fläche: hängt: sie durch, zwei imusculöse Bänder (Fig. 3.«b.) mit: der äussern Haut zusammen.‘ Die’/obere 'Seite ibres hintern En- des nimmt eine aus ringförmigen, eoncentrischen, runzligen, mit einer dun- kelschwarzen Haut überzogenen Wulsten bestehende Eichel (T. 2. E.) ein. Die Haupttheile ihres’ übrigen! Körpers sind: Jjein kahnförmiger Körper von gedrängtem, fachigem Gewebe, der die Mitte einnimmt, und zwei Seitenan- hänge desselben von ähnlicher, aber schlafferer Textur (F. 3. p.p. F.4.a. a.). In der Höhlung des Mittelstücks geht auf jeder Seite der Mittellinie ein Fort- satz des äussern Wulstes der Eichel fort. Beide Fortsätze schliessen die zur Auslassung des Saamens dienende Rinne (F. 2. d.) ein, ‚die also in die, zwi- schen den Wulsten der Eichel "befindliche Vertiefung sich" öffnet. Jene ver- binden sich nach aussen mit der äussern Haut der Ruthe und der innern der Cloake. Zwischen ihnen und der iuneru ‘Wand des mittleren fachigen Körpers liegt ein eömpäktes Zeilgewebe, wodurch sie 'aufrechtstehend erhal- ten und vielleicht bei der Paarung durch eine Anschwellung desselben. so fest an einander gedrückt werden, dass eine gänzliche Schliessung der Rinne eintritt. In diesem Zellgewebe erstrecken sich, parallel mit der Axe’ des Gliedes, Blutbehälter (F. 2. h. h. F. 4. n. n. i.i, 0.'0.), von welchen sich vor- züglich zwei, die der innern Wand des mittlern' fachigen ‚Körpers zunächst liegen, durch ihre Weite auszeichnen. An der Wurzel der! Rüthe' giebt es in ihrer Rinne eine längslaufende Spalte (F. 2. b.),; durch welche: der 'Saa- men: aus (ler Vereinigung der beiden Ausführungsgänge des letztern in sie eindringt. ‚In dieser Gegend verbindet sich..auch von beiden Seiten mit der Höhlung der Rinne ein-Fortsatz der Haut des Mastdarms. (F, 2. x. x.) Der Körper der Ruthe ist übrigens mit einer schwarz punktirten Haut über- zogen. j 286 Die männlichen Zeugungstheile ‘der obigen Schildkröten lassen: sich hier- nach als entsprungen aus denen der Säugthiere durch Spaltung der Ruthe von oben bis in die: Härnröhre und. durch Trennung .des Anselrnn Sega ges des Saaniens von den’ Hoden: ansehen. u ); Ba En TR Bemerkenswerth''scheint es mir noch, dass in den: Peek des Saamens aller männlichen Schildkröten, die ich bisher untersuchte, im- mer eine grünliche Materie enthalten war: | | | owıalir da usurılaslaa RR DER‘ FIGUREN.» nn Fig. 1. Männliches Zenznngenlied Re Caretta imbricata. - MM. Das geöffnete und ausgehreitete hintere Ende des Mastdarmes., CC. Die Cloake, ebenfalls a und ‚ausgebreitet. O0. Deren äusserer Rand, } A. Zugang aus der Cloake zur ‚Harnblase, r. Rinne von diesem Zugang zur Ruthe. p- Die Ruthe. t. Fleischiger Wulst, der. unmittelbar hinter dor Ruthe liegt und mit ihr verbunden ist. ER LE ET Fig. 2. Die sämmtlichen männlichen Geschlechtstheile der Emys serrata in, ihrer Verbindung unter sich und mit dem Mastdarme, von.der obern Seite. ET LER TON DIRLTRT. RR. Die obere Seite der Ruthe: E. Die Eichel. d. Die zur Ausführung des Saamens dienende Rinne der Ruthe. h.h. An der Wurzel der Ruthe hervorragende Oeffnungen zweier gros- ser, zu den fachigen Körpern dieses Theils gehender Blutgefässe. b. Spalte am Anfange der Rinne d, Maker sich der Saame in diese I air ergiesst. P. Der geöftnete Mastdarm. 287 'q. "Höhlung desselben. wisshbad Lö > 0 x.x. Fortsetzungen ‘der Haut des‘ Mastdarms: zum. Imnern (der Rinne d. rw, Die mitihren ‘Häuten 'bedeckten Hoden. .»' Ge. €. Die unter ’einer schwarzen Haut liegenden Nehkuhaden; ‚ mm‘, Die mit den Ausführungsgängen ‘des’Saamens: zusammenhängenden Nieren. BIETTSH ara TenahoH ah idded f Fig. 3. Die Organe der vorigemsFigur.,von.der-unterw Seite und zum Theil entwickelt. BR a RR. Das Mittelstück der Ruthe. p-p: Dessen Seitenanhänge. | b. Abgeschnittene muskulöse Bänder der Ruthe. G. Hinteres zugespitztes Ende dieses Organs. v. Der mit seinen Häuten bedeckte linke Hoden. 'C. Die zu ihm gehörige, ebenfalls in ihrer äussern Haut eingeschlos- sene Saamenblase. m‘. Die linke Niere. t. Der rechte, von seinen Häutcu entblösste Hoden. oo. Fortsatz der äussern Haut dieses Hodens, worin die Stämme der Saamenröhren zum gemeinschaftlichen Ausführungsgange des Saamens gehen. n. Der gemeinschaftliche Ausführungsgang des Saamens. z. Die sich mit diesem Gang verbindende Saamenblase, entwickelt. m. Eie rechte Niere. ö i. Behälter, worin sich die Nierengefässe öffnen und welcher bei r in das fachige Gewebe der Ruthe übergeht. P. Der Mastdarm. Fig. 4. Fläche eines Queerdurchschnitts durch den mitt- lern Theil des männlichen Gliedes der Emys serrata, C. Der mittlere fachige Körper. a.a. Dessen Seitenanhäuge. 288 v.v. Fortsätze der die Eichel bedeckenden Haut, -zwischen welchen die Rinne enthälten ist;! wodurch der-Saamen ausgeleert wird. mw u Zwischen jedem dieser Fortsätze und der innern Fläche; des ‚mittlern fachi- gen Körpers ’sieht‘ man eine. Lage von. dichtem Zellgewebe und ıin ‚diesem die Mündungen’zweier:grösserer und vier kleinerer Blutbehälter .n, n,i, 1,.0, 0. Fis. 5. Ein Abschnitt des Hodens der Emys serrata, unter diem‘ Vergrösserungsglase' gesehen sun d ville! aa‘. Die Scheidenhaut des Hodens. fsAsıwins Visa T ans Bu H. Die Saamenröhren. EHE N un 1 yuunil 191199 >esl Ri En sis ob Wburell »ölnil-erm Snsitiarsssudi. A . 21210 Ayenib Shah satsitgasuns ori Mm t»holl url »tiloabsd volns Hl 119% Koh # .W ti j 19 rt „ei he vruiselasur ach 4 jr ) 7. 0 i le 1 ra l scher e u f £T 1 R 3 N I, er g PR": Isar i Ko u CH BB array anti brabatktst use) aaa) Kar lade aill x L r ri HT I t f 1 l / tsdad ’ > IE EEE . ! b ıdoruh 14 lsaula1abassn ) Aal ? „urn ri tl Tal rl) } isn 23h Tiad 1a | , a XV. ° ÜBER DAS VON JACOBSON IN DER NASENHÖHLE ENT- | ul u DECKTE ORGAN. VON Dr. F, ROSENTHAL. It (ERHALTEN IM MONAT. MAY 1826.) Da Kanal, welcher v von der Nasenhöhle zum Gaumen führt und sich durch ein Loch am Zwischenkiefer hinter den Schneidezähnen öffnet, hat in neue- ren Zeiten die Aufmerksamkeit der Anatomen um so mehr erregt, als derselbe durch den damit verbundenen, von JACOBSON neulich entdeckten Kanal, eine grössere Wichtigkeit für die Erklärung mancher Phänomene des at und Beck Ann erhalten hat. er Schon VESAL !) kannte diesen Kanal und bemerkte ‚ dass er im Menschen einfach, in dem Hunde und dem Pferde doppelt sey, und zum Durchgang eines Theils der Nasenhaut und einer Vene und Arterie diene. Diese Beobachtung ‚blieb von den Anatomen auf längere Zeit unbeachtet und nur bei wenigen finden wir diesen Kanal erwähnt. Nic. StEnson ?) ist daher das Verdienst nicht abzusprechen diesen nicht unwichtigen Theil durch seine ausführliche Beschreibung wieder in Erinnerung gebracht zu haben. Er bemerkt, dass dieser Gang nur kurz. sey und daher weniger den Namen eines Kanals als 1) Anatomia. Venetis. p. 40. Merkwürdig ist es, dass Farzoria dieses Lochs nicht erwähnt, da er doch die Sutura incisiya, die er für eine Spalte hält, untersucht hat, Obseryat, anatom. Colon. 1562 p. 58, 2) De narium vasis. in Mangeti Biblioth, Tom. II. De musculis et glandulis. Amtsi. 1664. p. 37. Sır- zonısı obsery. p. 93. ö 4 Zeitschrift £. Physiol. I], 2. 37 290 Lochs verdiene, dass selbiger mit einer rundlichen weiten Oeffnung im vor- dern Theil der Nase neben der Gräthe des Oberkiefers an der Seite der Pilugschar anfange und in seinem Durchgang zum Gaumen allmählig.so enge werde, dass er hier nicht einmal eine Borste durchlasse; seine Oeffnung sey aber dadurch bemerkbar, dass daraus beim Druck des Fingers auf den Gau- men, ein Tröpfchen hervordringe. Ferner führt er an, dass dieser Gang in den Thieren grösser sey als im Menschen, -und dass in den Hunden hinter den Schneidezähnen ein Hügelchen sich befinde, an dem zu jeder Seite ein Tröpfehen beim Druck hervorquelle. Alle Anatomen, welche später diesen Gang beschrieben haben, stimmen mit STENSON nicht ganz überein und weichen wieder unter sich selbst von einander ab, indem einige eine Oeffnung desselben am Gaumen, sowohl in den Menschen als in den Thieren annehmen, andre diese beim Menschen ganz läugnen. Zu den erstern gehören Verurven, ') DuvEaney, 2) SANTO- rın, °) Ruysch, *) Morgacnı °) und WinsLov°). Dagegen behaupten Lıeu- TAuD, ?) HEISTER, ®) BERTIN, °) ScArrA, !%) dass, dieser Gang durch Zell- gewebe und Fleischmasse verstopft und am Gaumen nicht geöffnet sey., Am richtigsten haben Ruysch und MorsAcnı diesen Theil beschrieben, "Naeh Ruyscu !!) öffnet er sich nicht immer durch zwei Mündungen am Gaumen, sondern auch bisweilen durch ein einfaches. kaum fühlbares Loch. „Nach MOpr 5 ag ind ab or dar ‚4) Corporis'hiunami anatomia. iu \ I uss»1b 1er ha 2) Oeuvres anatomiques. Tom. 1. p.22. Hl. XIV. Fig. 1. 6. ET '3) Observ. Anatom. Cap, V. 6. XII. S. 93. a N 4) Thes.' anatom. VI. rer Saarland 5) Adveisar, anatom. VI. 90. S. 116. A j mad) 6) Expositio anatomica. Lips. 1753. Tom. III. Z. S. 177. eng] 7): Zerglaederungskunst. Leipzig. 1782.1Bd. 1. S.. 95. 8) Compendium anatom. 9) Knechenlehre. Kopenhagen 1777. Bd. 2. S. 240. 10) Annot. anatom. 1. 11. 11)A. 0. . —_ 291 SAGNL!) bildet dieser Gang einen langen Kanal, der in schräger Richtung zum Gaumen herabsteigt und sich bei seinem Durchgang am Gaumen so ver- vengt, dass seine Oeflnung hier schwer zu erkennen ist. ’ Bei diesen al»weichenden Meinungen über die Beschaffenheit dieses Theils hielt ich es der Mühe werth selbigen 'einer genauern Untersuchung zu un- terwerfen; und da ich mir schmeicheln darf, hierdurch zu Resultaten gelangt zu seyn, welche mir über manche der hier angeführten streitigen Punkte entscheidend zu urtheilen verstatten, so glaube ich, dass die Mitthei- lung den Anatomen nicht unwillkommen seyn wird. % u: Es fängt dieser Gang im Menschen ungefähr 1, Zoll von der Spitze. der Nase entfernt, auf dem Grunde der Nasenhöhle an der Gräthe des Ober- kiefers, als eine länglichte von ‘der Nasenhaut gebildete Spalte an, steigt allmählig enger werdend in schräger Richtung vorwärts. und abwärts und gelangt nach einem Verlauf von einem halben Zoll durch die Kieferkno- chen zur Fläche des knöchernen Gaumens. Hier gehen ‚die Kanäle von bei- den Seiten in einer drüsigen Substanz der Gaumenhaut fort, verengen sich allmählig mehr und vereinigen sich dann zw einem engen Kanal, der bis zu den mittleren Schneidezähnen fortgeht, wo er sich in der Mitte einer läng- licht rundlichen Papille, die dicht hinter diesen Zähnen liegt, öffnet. ' Diese Oeffnung ist sehr klein, fast kreisrund und der Mündung der Thränenröhr- chen (punctum lacrymale) ähnlich. > » Dass diese Oeffnung mehreren Anatomen entgangen ist, lässt sich daraus erklären, dass sie gewöhnlich durch zähen Schleim verstopft ist, und dass denn das angegebene Kunstverfahren, sie durch den Druck des Fingers dar- zustellen, gar nicht ausreicht, ja vielmehr dazu beiträgt, sie undeutlicher zu machen. _Eben so wenig wird es leicht gelingen, se durch Injection oder durch Einblasen von Luft ?) sichtbar zu: machen; ‘denn die Injectionsröhren 1) A ©. rn 9 " 2) Vergeblich versuchte daher auch schon Berrın — Knochenlehre a. ©. — Injectionen. Auch meine Versuche mit Quecksilber waren ohne glücklichen Erfolg. 37“ 292 lassen sich nicht so tief in die Oeffnung einbringen, noch so darin befesti- gen, dass die Flüssigkeit oder die Luft, bei dem grossen Widerstände, dew der sehr verengte Kanal leistet, nicht neben der Röhre wieder hervordrin-! gen sollte. Am besten gelingt ihre Auffindung, wenn man die Kiefer so lange in reinem Wasser liegen lässt, bis der zähe Schleim erweicht und ab- gespült worden ist, und hierauf das anhängende Wasser durch Abschwen- ken, ohne zu.wischen und zu drücken, entfernt wird. Man trifft jedoch auch grosse Verschiedenheit in der Bildung dieser . Theile an; bisweilen findet man wirklich keine Spur von der Oeffnung am Gaumen und die Kanäle selbst von sehr ungleicher Weite !). so2r ich bei einer Person den Kanal der linken Seite ganz verwachsen und nur durch eine Grube in der Nasenhöhle angedeutet, dagegen den der rechten Seite be- trächtlich weit, der, ohne sich zu verengen, bis zur gedachten Papille fort- gieng. An der hintern Seite dieser häutigen Kanäle verzweigen sich die Aeste des Nasengaumennerven (r. nasopalatinus ) die zum Gaumen herab kommen, wo sie in einen Knoten ?) in der gedachten Papille zusammenlaufen, : Dass dies Ge- flecht in den Kanälen auch eiuwu feinen Neyvenast von den Schneidezähuen auf- "nimmt, ist schon von mehreren Anatomen ®) richtig bemerkt. - m 2 00h * Inden Thieren sind diese Kanäle verhältnissmässig viel Tänger und steigen in schrägerer Richtung zum Gaumen herab. Hier vereinigen sich‘die. Röhren von beiden Seiten nicht, sondern jede läuft an ihrer Seite in der'Gaumenhaut zu einer grossen Erhabenheit, welche hinter Ucen Zahnrande des) Zwischenkie- ep \ BR | 1) Auch in den Knochen trifft man diese Kanäle bei verschiedenen Schädeln von ungleicher Grösse und.häufiger den rechten weiter als den linken. Auch variiren die Löcher zum AN 120 der | Gefässe so, dass man bisweilen zwei bis drei eine Löcher oder seltener nur'eine‘ grosse Oelfnung “Aindet.' In den Thierschädeln sind diese Oeffnungen beständig symmetxisch und immer von gleicher Grösse an beiden Seiten. - 2) Scarpa annot. Tab. 1. Fig. 1. Bock Nachtrag zur Beschreibung des fünften Hirnneryen 1821, Tab. N Fig. 3. Crogver & Oi S. 179: 3) Bock a. O. Croguver a, O. ’ 28 fers liegt. « Diese Erhabenheit, an deren hinteren wulstigen Rand sich die Ka- näle seitwärts öffnen, ‘ist bei verschiedenen Thieren von verschiedener Grösse und Gestalt, bald rund, ‘bald länglicht, ı. Die Oeflnungen dieser Kanäle sind ziemlich gross und länglicht beim Schwein, und bei den Wiederkäuern; enger und rundlich bei dem Hunde und dem Haasen.. j ' Deutlicher als im Menschen bemerkt, man bei allen Thieren, dass diese Röhren von der zum Gaumen herabsteigenden Nasenhaut gebildet werden. In den Thieren, wo die foramiina incisiva sehr weit sind ,) werden diese von Knor- pel,der auch für diese Röhren eine Scheide bildet, ausgefüttert. Men Pferde fehlen diese Kanäle ganz und die enge und lange Spalte amı "Gaumen-Fortsatz des Zur WEB wird hier von Knorpel apdorkı. und. aus- gefüllt. FERR ur aa LO TEEN Wenn nun-einige neuere je Rh ysiölopen #) diese Kanäle von den durch Duoh, son entdeckten Gängen nicht verschieden halten und. diesem nur das Verdienst beilegen, diese nach Srexsos benamnten längst bekannten Kanäle durch eine ‚genauere Beschreibung wieder in Erinnerung gebracht zu haben, so können wir‘ihnen hierin um so weniger beistimmon, «als dıeser Ausspruch zu der Ver- muthung berechtigt, (dass sie die Beschaffenheit dieses Theils entweder gar nicht "kannten oder sich doch Be eigne Untersuchungen davon nicht Bmär ren unterrichteten. -' Durch diesen von JAcoBson 2) ads nn findet wie durch den Sten- eu eine freieCommunicatiowzwischen der Nasenhöhle und demGau- men! statt. «Nach ihm finden sich diese Kanäle, den Menschen ausgenonmen, bei allen’ Säugthieren. ‘Sie bestehen’ aus einem langen und engen Sack, der von einer Dr Substanz "rar und; von einer knorpligen Scheide um- TUE | 1 ‚au EEE B4. 2. S:74024 / Auch Tueyinaxus — Biologie Bdi 6. S. 281. beschrkibt.das Jacobsonsche Organ als Theil der Stensonschen Kanäle, und scheint ebenfalls keine Verschiedenheit „anzunehmen. ;. e 2) Annales du Mus. a’Histoire n natur. Tom. XVII. p. 42. Rapport fait a institut sur une Memoire de M. Jacossor intitul€; Description anatomique d’un organe obsery& dans les mammiferes par Coyırn. 294 3 geben wird. "Sie liegen auf dem Boden der Nasenhöhle zwjeder Seite des untern Randes der 'knorpligen Scheidewand 1); ‘Die Scheide‘ wird vonsei« nem röhrigen Knorpelblatt' gebildet, welchs vorne ‚mehrere Verlängerungen hat und’ mit einem Loch versehen ist, wodurch sich dieser Sack öffnet. «Am hintern Theil dieser ran bemerkt man mehrere Ocffnungen,'die Nerven und Gefässen zum Durchgang dienen. Innen wird diese Scheide‘ von einer doppelten Haut ausgekleidet,' von denen die innere, "welche sich in die ‘Nas sen und Maul-Haut’ fortsetzt, ‘ats einem "weichen Schleim-Gewebe bes steht, die äussere aber’sehhicht ist. Zwischen beiden find Jacosson’ndeh ein röthliches weiches Parenchym,, "welches drüsenartig schien. I ml) "Fr der Haut des Saeks sollen sich mehrere ‘Nerven vertheilem,'-von de nen einige ihren Ursprung vom ersten Paar (Processus mamillares) nelinen und’ändere aus dem zweiten Aste des fünften Nerven entstehn 1 mW " Die’ Nervenäste des’ ersten Paars steigen’ durch die Siebplätte'zur Nasen- höhle, gehen hier am Pflugschar-Bein: einfach 'oder in mehrere :Aeste (2 bi& 3) vertheilt, schräge zum Sack hinab‘ und verbreiten’ sich demn in der‘ Haut- desselben. Von den übrigen Aesten des’oraten Paars unterscheiden sie sich dureh ihre srössere Länge und Dicke und auch’besonders daauıch, dass sie inihrem Verläuf an der Nasenhaut; keinen Ast zw derselben abgeben. »/ Von’ den Assten des Nasengaumennerven (r. naso palatinus) gehn gleichfalls "einige Zweige zur _Hant dieses Sacks und die grösseren von diesen an dem untern Rande des Ka- nals längs des ‘Stensonschen Kanals zur®Gaumenpapille fort m usılnanon In der Struktur; wie auch in demihier angegebenen Verläuf .der’ Ner« ven soll"hach" Facossow'bei den verschiedenen Thieren' keine Wesentliche Abweichung statt finden, jedoch in der’ Grösse des’ Organs einige Verschie= denheit vorkommen. Er fand es bei den Vierhändern und den Fleischfressern am kleinsten, — den EEE a je vom ne ec ‚Umfange. uä rn O sHmuoadenal 1) Obgleich einige ältere Anatomen längere Schleimgänge an der Pflugschar Bemaitä so ist ihre Be- schreibung doch so unbestimnit , dass es sehr zweiteinäft ist, ob sie diesen Von Ticonsör beschrie- G : leaktai mom benen Kanal wirklich DRtR haben. 295 “Von Cuviert),wurde diese Beobachtung Jacossons bestätigt und er hält 'es mit,.diesem. für keine untergeordnete. Partie des Geruchsorgans, sondern glaubt, dass dadurch eine den Thigten; ausschliesslich eigne Function ausgeübt werde, die er-besonders darin setzt, giftige von «den sicht gifügen Substanzen zu «unterscheiden. ; Neulich,.ist auch von REIFFSTECK 2) dies Organ bestätigt und dasselbe nes tlichänfachesikiriebuh und: abgebildet... Jedoch, ist diese Abbildung nicht so: ausführlich. und. deutlich | dass: sie‘ eine ‚vollendete klare An- sicht dieses Theils: gewährt. : 3 Es werden allerdings bei ,.. Säugthieren nicht aber bei allen, zwei mit den.Stensonschen Kanälen zusammenhängende , doch in: der: Bil- dung von diesen verschiedene. Kanäle gefunden; deren Entdeckung Jacosson unstreitig) gebührt. 50 viel,meine Untersuchungen, ‘die ich bis jetzt) anzu- stellen Gelegenheit hatte ‚erweisen, sind diese Jacobsonschen ‚Kanäle im der Kuh, in dem Schaafe; dem Hirsche, dem Schweine und dem Pferde vor- handen, .felilen: aber ‚dem Menschen, dem; Hunde und dem Haasen. Sie lie- gen unmittelbar san jeder | Seite. ‚der Gxäthe ter Kıeferknochen und am untern Theil» der ‚Pfugsuhar neben dem untern Rand der 'kuorpligen Schei- dewand. Sie) werden aussen von:der Schleimhaut ‚ ‚welche die Scheidewand bekleidet und in die Stensonschen Röhren herabgeht, ‚bedeckt und kommen daher: auch erst. dann. zu Gesicht, ‚wenn diese vorsichtig entfernt worden ist. 1b Die Scheide - oder Knorpel-Tute, ‚worindie Hautröhre liegt, ist bei ver+- schiedenen: Tliieren ‚von verschiedener Weite und ‚Länge. Beim Hirsch ist sie ungefähr: 4 Zoll lang und 3 Linien weit; bei’der Kuh beträgt die Länge 4/, Zoll und die Breite 8 Zoll; beim Schaaf ist sie ungefähr 2 Zoll lang. Sie erstreckt ‚sich bei allen HR Thieren beinahe bis zum hintern Rand der -Pflugschar, mach vorne, verlängert ‚sie sich noch ber den Knochenkanal 2) A. 0.8. 42. 1) Dissert. de structura organi olfactus mammalium nonnullorum. Tubing. 1823. p. 27. 206 in dem die Stensonschen Kanäle herabsteigen. Sie ist in’der Mitte am wei- testen und nach oben und'unten etwas’ zusammengedrückt ; nach‘vorne wird sie allmählig enger. Ihr hinteres breites»Ende ist unregelmässig ausgeschnit- ten und bis auf einige Löcher zum Durchgang der ‚Nerven verschlossen; ihr vorderer engerer Theil geht an der innern Seite der Stensonschen Kanäle vorwärts, senkt sich dann an der vordern Wand derselben herab, und öff- net sich hier!) durch eine spaltenartige Mündung. Diese Mündung'?) ist un- gefähr %/; Zoll von dem ‚Ausgange der Stensonschen Kanäle entfernt, dem- nach communiciren diese Röhren nur mittelbar durch den Stensonschen' Ka- nal mit der Maulhöhle.: u [PR iolunyuibriis tobn e | Die: Haut, welche‘ diese Kanäle auskleidet, " ist’ invihrem Gewebe von der Schleimhaut ‘der Nase nicht‘ verschiedeny!» doch‘ höchst merkwürdig sind : die darin ‘verbreiteten Nerven, die‘; wie 'sieoton' JacoRsoN richtig angegeben sind, theils vom ersten Paar, theils vom Näsengaumenast des'fünf- ten Nerven kommen. Ich habe diese Aeste im Schaafe genau verfolgt.. ‘Der Ast des ersten Paars entsteht mit einer ziemlich! dieken" Wurzel! vom obeth Theil des: dicken Gerucbsnerr su! hintarı dem bulbus einereus; «\der'“zunächst die Siebplatte bedeckt, geht denn nach) innen 'gegen »die!erista des Siebehens. In diesem. kurzen Verlauf spaltet er) sich in" zwei Aeste; Vin’ einen vordern dünners ind 'hintern |diekern. : Beide gehn durch ‘Löcher an der crista zu Näsenhöhle und laufen hieroin oder: HautrdesSepti im sehräger Richtung fast parallel’ neben einander bis! zum 'hintern' ünd>obern' Theil der: Scheide der Täcobsonschen Röhre herab: und'idringen »dann»mit feinerenoZweigen in’ die Haut! dieser Röhren ein." Die! Zahl der Aeste: ist verschiede ;' am häufigsten ; 0:4 4er a iort ib has Hodı Na j N) Dass Jaconsox, der dieses Lochs nur beiläufig erwähnt, & Lage desselben nicht genau angicbt, „ist te Auttallender, als gerade hieraus am klarsten hervorgeht, dass die Stensonschen Kahäle dich zu Inn.) diesen Röhren nur!wik. äussere Ableitungsgänge' verhalten,’ wodüsch ihre’ Verschiedenheit deutlilh bezeichnet ist. “ 2) Im Pferde, dem, wie erwähnt ist, die Stensonschen Kanäle fehlen, geht diese Röhre in eine über der Gaumenspalte fortlaufende Furche über, in welcher der Gaumenneryen‘ zur 'Gaumenhaut hin- geht. .g02} | krano willen lo inszıo srulsuıss ab Suszuicl z 297 trifft man zwei, seltener drei an,’ von denen die obersten immer die klein- sten sind. Jeder Nervenast lässt sich in ‘feine Fädchen spalten, von denen einige-in den Theil’der Haut,’ über welchen sie fortgehn, einzugehn schei- nen, jedoch ohne Seitenäste abzugeben. Merkwürdig ist es noch, dass diese Aeste dicht über den seitlichen Zweigen der Aeste des fünften Nerven fort- gehen, ohne Verbindungen mit diesen zu machen. Auch die Zahl der Aeste des fünften Paars snid verschieden, am häufig- . sten findet man drei ‚ von denen der unterste und grösste den Boden der Knorpelscheide durchbohrt und dann zum Gaumen herablauft. Zwei dün- nere Aeste ‚gehen zum hintern Theil der Scheide \ ein und vertheilen sich in der Haut der Röhren. h ‚Um nun entscheiden zu können, ob N Theil _als.’ein 2 eirenihörmlir ches Organ oder nur als eigenthümliche Formbildung der Geruchshaut zu “ betrachten sei, müssen wir auf die Struktur und muthmassliche Entstehung desselben ‚zurückgehen, -Was die Struktur betrifkt ,.s0 a sich die Haut der Röhre nur darin von der Naseunaut, dass das Epithelium derselben etwas dünner erscheint und. man: am. Boden der carinaartigen zusammengedrückten Haut mehrere dicht ‚hinter einander gestellte Poren bemerkt. Es scheint daher das Ganze nur sein Fortsatz der Schleimhaut der Nase zu seyn, der die sack- artige Form annimmt, indem, er sich mit den hier von mehreren Gegenden zusammentretenden Knorpelblättern fortbildet und die zwischen diesen ent- stehende Lücke ausfüllt. : Diese Knorpelblätter, welche die Scheide bilden, ‚entstehen ;theils von der kriorpligen Scheidewand, theils von den Knorpel- stücken, die den Boden ‚der Nasenhöhle überziehen, von denen die letzteren von ‚den Knorpeln der äussern Nase und von den der vordern Gaumenlöcher abgehen. h Vorzüglich bemerkenswerth ist es, dass diese Röhren nur in den Thie- ren vorkommen, welche sehr weite oder ‚sehr lange foramina incisiva ha- Zeitschrift f. Physiol. II. 2. 38 298 hen. Da num diese von: sehr ‚starken Knorpeln. ausgefüttert werden, ‚so: ist zu vermuthen, dass diese besonders zur ‚Formbildung dieser Röhren, beitragen... ‚. » Für diese Eutstehung spricht die Fortbildung der Häute überhaupt, denn. überall, wo Lücken oder: Löcher zwischen den Knochen und Knorpeln A kommen, finden wir diese von ähnlichen Hautproduktionen ausgefüllt. Auch finden wir in den Thieren, welchen. diese, sackförmigen: Röhren’ abgehen, ‚au- dere Fortsätze der. Nasenhaut, die.sich zwischen dis Lücken .der aneinander liegenden Knorpel und Knochen einsenken. Bei den Haasen bildet der Gau- menfortsatz des. Zwischenkiefers eine fast kanalartige Furche und die darü- ber stehende Scheidewand berührt den Boden derselben nicht. So, entsteht ein bedeutender Zwischenraum, der von einem wulstigen Fortsaiz der schwam- migen Nasenhaut, die am Septum herabgeht, ausgefüllt wird. Doch ist hierin keine Spur von einem Kanal sichtbar und mithin findet sich auch keine dem- selben entsprechende Mündung'i im Stensonschen Kanal. ER Bei den Hunden liegt die Scheidewand dichter an der Rinno der Ping- schar, doch laufen auch in dieser unter dem’Rande der Scheidewand bis zur knorpligen Nase Getässe Toxrt, welche yon einer EEE und von einem se- rösen Gewebe !) umhüllt werden. Bee Wenn gleich nun hiernach diesen Kanälen die ORTES eigener Organe zwar: nicht beigelegt werden dürfte, so ist es doch nicht sowohl wegen’ der hierin verbreiteten Nerven, als auch wegen der durch die Stensonschen Ra- näle vermittelten Communication mit der Mundhöhle nicht unwahrscheimlich, dass sie zur Modification des Geruchs-Sinnes viel beitragen, welches"äuch aus den Aeusserungen des Sinnes' bei manchen Thieren hervorzugehen scheint. Beobachtungen an dem Thieren, welche dies Organ vollständiger besitzen, nämlieh der Kuh, dem Schaaf, denv'Hirsch u. s. w. lehren, dass sie’ unter den zu ibrer Nahrung dienenden Pflanzen die schädlichen von den nicht 4) Auch bei andereu Thieren findet man diese Gefässe mit dieser Umhüllung , die jedoch bei den mehr- sten als eine seröse Haut ohne Fettmassen erscheint. , da MN \ \ AN N Nıh N N) NN N \ N N 299 schädlichen‘ sehr 'gewäu" unterscheiden, und‘ dass sie gegen alle Thier-Sub- stanzen sehr empfindlich sind.! ‘Das Pferd‘, in dem diese Kanäle mit denı Maule nicht zusammenhängen, unterscheidet nicht ‘so genaut), Auch alle Thiere, denen diese Röhren gauz>abgehen;jsind weniger empfindlich gegen verschiedene Nahrungsmittel und lassen ‚sich daher'auch leicht an gemischte Nahrung aus dem Pflanzen- und Thierreiche'gewöhnen. Dies möchte sich wohl daraus erklären lassen, dass, indem die in diese Röhren eingehenden verlängerten Geruchs-Nervenäste mit der Maulhöhle in genauere Verbindung treten, der Geruchssinn durch .die auf die Zunge ge- brachten Nahrühgsnüittel' leichter und zugleich mit dem Geschmacks -Sinn erregt werde, und dadurch kräftigere Eindrücke als bei andern Thieren ent- stehen können; woraus auch ferner begreiflich wird, dass diese Thiere, ob- gleich ihnen keine ‘grosse Schärfe des Geruchs zukömmt, doch eine grosse Empfindlichkeit gegen die feinsten Riechstoffe äussern. Bei der grossen Wichtigkeit dieses Theils für die Anatomie dieser Thiere scheint mir dieselbe mehr Aufmerksamkeit zu verdienen, als man ihm seit Jacogsons Entdeckung bisher gescha»kt hat. Auch wird das Interesse für die Bedeutung desselben noch dadurch gesteigert, dass auch in 'den niede- ren Thieren ein ‚Analogen desselben vorzukommen scheint; wenigstens möchte es wohl sehr verdienstlich seyn, den bei den Priken (petromyzon) und dem Hammerhey unter der Nase fortlaufenden Kanal in dieser Hinsicht ei- ner genaueren Untersuchung besonders. zu unterwerfen. s ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN. Tafel XIV. Fig. 1. Die linke Hälfte der Nase mit einem Theil der Schedel-Basis vom Schaaf. Die knöcherne Scheidewand und die Scheidewandhaut ist wegge- 1) Hanwoon’s System einer vergl. Anatomie und Physiologie an der Engl, von Wirpemans. Berlin 1799. S. 47. 39, 300 nommen, so dass die ganze innere Fläche der linken Scheidewandhaut mit der daran liegenden Jacobsonscben Röhre zu Gesicht kommt. 1) Der Jacobsonsche Kanal geöffnet, a) die zurückgelegte knorplige Scheide, _ b) die innere Haut desselben, > c) der Ausgang des Stensonschen Kanals am Ganniah, eher eine Borste zum Jacobsonschen Kanal eingebracht ist. d) Papille vor dieser Oeffnung. ı 2) ‚Geruchsnerven. e) die vordere Anschwellung (bullus cinereus) desselben, . ff) Wurzel der Nervenfäden, gg) die zum Jacobsonschen Kanal herabgehen. 3) Nervenzweige des ersten Hauptastes des fünften Paars, ba 4) Aeste des zweiten Astes desselben Nerven (rami De neS Fig. 2%! Der vordere Theil Adi Scheidewaud der Nase mit einem Theil des Gaumens. Der Stensonsche Kauel ist /geöffnei. 1) Der Stensonsche Kanal der) rechten Seite, ' Di 2) Mündung des Jacobsonschen Kanals derselben en 3) Papille. 4) Ausgang des Hintken ERRRREE NER Kanals. at Fig. 3. art Perpendikulärer uschechuant der Scheidewand mit einem Theil des Oberkiefers und der Nasenbeine. aaa. Schneidersche Haut. bbb. Knorplige Scheidewand. c. Pflugschar.. dd. Gaumentheil des Oberkiefers. e. Knorpelscheide des Jacobsonschen Kanals, f. Haut, welche diese Scheide auskleidet, AI. ÜBER EIN RUDIMENT VOM BECKEN BEI EINER FOREL- LENART. @ | voN Dr. 4. W. OTTO. (EINGEGANGEN IM MONAT AUGUST 1824. ) Vor mehreren Jahren führten mich physiologische Untersuchungen über die mit dem Wachsthum parallel laufende Vermehrung der Elementartheile thie- rischer Körper besonders auch auf die Vergleichung der Blinddärmchen der Fische, welche jene erwähnte Erscheinung so deutlich zeigen, — und so am Ende auch auf die Anatomie der Forelle. Da fand ich denn bald, dass die mancherlei Verschiedenheiten, welche «wu Del SALMO FARIO bemerkt, nicht blos die Farbe, ooudern auch die innere Organisation betrifft, dass nament- lich. die sogenannte gemeine Teich- oder Goldforelle von der Stein- oder Waldforelle anatomisch verschieden sey, und dass beide nicht äls Varietä- ten, sondern als Species betrachtet werden müssen. Ja ich vermuthe, dass die sogenannte Steinforelle noch wiederum zwei Species enthalte, indem ich bei zwei Exemplaren derselben, die 'ausserdem in mehreren Stücken von den übrigen abweichen, einen ihnen allein zukommenden interessanten anatomischen Bau bemerkt habe. Mamnichfaltige Untersuchungen und besonders die Schwie- rigkeit, mir an meinem Wohnorte grosse Exemplare der Waldforelle zu ver- schaffen, haben diese Arbeit noch zu keiner Reife kommen lassen. Indem ich nun Naturforscher, welche durch Zeit und günstige Gelegenheit mehr . unterstützt werden, auf Ergründung der verschiedenen im SALMO FARIO stecken- den Arten aufmerksam, zu machen mir erlaube, will ich hier nur kürzlich 302 die von mir bei der Steinforelle gefundene besondere anatomische Einrich- - tung beschreiben und abbilden. Es findet sich bei ihr nämlich ein Beckenrudiment und eine Befestigungsart der Baucbilossen, wie sie'noch bei Kdkem Fische bekannt sind. Die vier- zehnte Rippe jeder Seite, die sich sonst in keiner Hinsicht von ihren Nach- barn unterscheidet, ist mit einem sonderbaren kleinen Knochenwinkel ver- bunden; — einen Viertelzoll vor ihrem Ende nämlich hat sie an der hin- tern Seite einen rundlichen mit Knorpel überkleideten Ausschnitt, oder eine kleine Gelenkpfanne, worin ‚sich der überknorpelte Kopf des kleinen unge- wöhnlichen Knochen einlenkt, und durch ein wahres Kapselligament an- heftet; — unterhalb dieses seitlichen Gelenkes verläuft das Ende der Rippe wieder ganz gewöhnlich. Der eingelenkte kleine Knochen. hat ohngefähr dieselbe Dicke, Farbe und Festigkeit-wie das'Ende'der benachbarten Rip- pen, ist aber fast wie ein menschliches ‚Schlüsselbein Sförmig gebogen; 8“ lang, unten gleich einer Rippe spitz zulaufend, oben ‘aber in einem ‚dicken Geleukkopf anfschwellend, der grösser wie die für ihn bestimmte Pfanne der Rippe ist, und mit dieser elu -Glcak yon der Gestalt und Beweglich- keit bildet, wie sie das Schultergelenke der Vögsl zeigt - Die Richtung die ses Knochens ‘geht abwärts und hinterwärts, und vor seinem Ende entspringt ein (in der Zeichnung zum Unterschiede geschlängelt gezeichneter) ohnge- fähr Y,“ langer sehnigter Faden, der sich an das vordere Ende der Bauch- flosse befestigt, und diese somit auf eine bei andern Fischen ganz ungewöhn- liche Weise-mit den Rippen verbindet. Besondere kleine Muskeln können “ diese Knochen heben und senken, doch kann ich ihre Ansatzpnnkte leider nicht genau beschreiben, da, «ls ich diese Einrichtung fand, das Fleisch dieser Gegend, Behufs der Skeletirung, schon grösstentheils abgeschabt wor- den war; 2 Ich habe diesen sonderbaren Bau erst zweimal gefunden; einmal auf einer Reise im Riesengebirge bei einer gekochten, etwa 1,’ langen Steinforelle, die man hier, wenn sie gross sind, fälschlich Lachsforellen nennt, und die ich. - al ll U tee ee Ze A ne es 303 glücklicherweise zn meinem Vergnügen vorher lebendig gesehen hatte; — das zweitemal hei ‘einer 14“ langen Steinforelle, als ich von ihr das in hie- sigem Museum befindliche Skelet anfertigte. "Bei einer grossen Menge klei- nerer von mir seitdem untersuchten Steinforelleu habe ich nach jener eigen- thümlichen Bildung gesucht, und glaube, dass sie nur einer besonderen, noch nicht naturhistorisch "bestimmten Speeies,: die der Steinforelle ähnlich ist, aber doch davon in mehreren Stücken abweicht, zukommt. Beide Fo- rellen nämlich, bei’ welchen ich den’ besonderen Bau fand, waren grösser, als die gewöhnlichen Steinforellen im 'Schlesischen Gebirge sind; sie waren ferner viel dunkler als diese gefärbt, hatten die schwarzen Flecken kleiner, und die Schwanzflosse, die bei den andern ziemlich stark ausgeschnitten ist, fast grade geendet; — die Iris war weisslich ‘gefärbt; der Kopf war verhält- nissmäsig sehr. gross, die Kiefer, warem geöffnet ‘gleich, wenn geschlossen etwas ungleich, indem der Unterkiefer dann etwas kürzer war; am Gaumen fanden sich drei Reihen grosser krummer Zähne, auf der Zunge 6 Zähne in 2 Reihen. Die Brustflossen zeigten 12, die Rückenflosse 13, die Bauchflos- sen 8, die Afterflosse 10, die Schwanzflaseo aber 46 Strahlen, von denen jedoch nur die 18 mwitdleren bis zum Ende verlaufen, während oben und un- teu je 14 schrägere Strahlen sich an jene anlehnen. Wirbelbeine fand ich 57, wovon 33 Rippen trugen. Das Fleisch dieser Forelle war noch fetter und gelber, als das der gewöhnlichen Steinforelle, und glich fast dem der Lachsforelle, zu welcher überhaupt diese Forellenart den Uebergang zu bil- den scheint. Dass disse sonderbare Bildung nicht etwa ein widernatürliches Gelenk in einer zufällig zerbrochenen Rippe seyn kann, (ein Umstand, den ich auch schon einigemal bei Fischen beobachtet habe, ist sehr klar, indem die Rippe ununterbrochen fortläuft); auch halte ich diese Bildung keineswegs für ein Analogon der bei andern Fischen häufig vorkommenden Dichotomie der Rippen, dahier das deutlich ausgebildete Gelenk, die grössere Länge des überzähligen Knochenstückes, und dessen Verbindung mit den Bauchflossen durch ein Li- 304 gament dagegen sprechen, sondern glaube diesen Knochen richtiger für ein erstes Rudiment vom Becken halten und mit den Beckenknochen das Ceta- cea vergleichen zu müssen. Dass dieser Anfang von Becken sich bei einem Knochenfisch nicht an der Wirbelsäule. sondern an den Rippen anheftet, kann nicht füglich anders seyn, da mit Ausnahme des Schwanzwirbels alle. übrigen lange Rippen tragen, welche die Annäherung des Beckens an die Wirbelsäule verhindern. Interessant aber ist es, dass diese auffallende Bil- dung grade bei einem Fischgeschlecht vorkommt, welches sich durch Sprin- gen auszeichnet, und bei welchem auch schon, wie der Piraya oder Salmio rhombeus L. beweist, ein mit den Rippen sich verbindendes Brustbein vor- kommt. 20 - hu Tafel XIV. Fig. 4. j Ein Stück vom Skelet einer Forelle. 1) Die 14te Rippe mit dem einge- lenkten Becken-Rudiment. 2) Das Ligament. 3) Die Bauchflosse, 4) Die Rückenflosse. 5) Der eine Theil der Afterflosse. XX. ÜBER DIE VERSCHMELZUNG DER BEIDEN GEHÖR- ORGANE, gel r VON | ERNST HEINRICH WEBER, Professor der Anatomie in Leipzfg. (EINGESENDET IM MONAT MÄRZ 1826.) ı 2 . Hierzu Tafel XV. Binnen kurzer Zeit boten sich mir. zwei Fälle dar, in denen die beiden Paukenhöhlen zu einer verbunden oder verschmolzen waren. Da diese Art der Missbildung zu den seltenen gehört, so unterlasse ich nicht, meine hier- über angestellten Untersuchungen bekannt zu machen, 1) BEI EINEM LAMM. Bei einem ausgetragenen neugeborenen Lamme, das mir zugeschickt wurde, und dessen Kopf auf Tafel 15. Fig. I. verkleinert von unten darge- stellt ist, fehlte die untere Kinnlade bis auf ein nachher zu beschreibendes kleines Rudiment. Das Maul öffnete sich mit einer länglich viereckigen Vellnung. Die mit Wolle bewachsene Haut schloss von unten den Raum des Mundes. In der Mitte unter dem Kopfe, oberhalb des Zungenbeins, be- fand sich eine queere Spalte, der Eingang in die Paukenhöhle, in welcher letzteren sich die Gehörknöchelchen befanden. In ihrer Nähe traten an die Stelle des Wollhaares feine glatte Haare, und in der Spalte selbst hörten auch diese auf, Die Haut war an der Spalte dicht an die Oberfläche ei- nes hier hervorspringenden knöchernen Bogens geheftet, der aus den in ein Stück verschmolzenen Paukenknochen der rechten und linken Seite entstan- ' Zeitschrift £. Physiol, IL, 2. 39 306 den war, und den man bei Fig. II. 2, 3. in natürlicber Grösse abgebildet sieht. Beide Ohren traten bis an diese Spalten und führten unmittelbar in sie hinein, denn der äussere knorpeliche und knöcherne Gehörgang fehlten. Die die Maulhöhle auskleidende Haut gieng, indem sie die Choanas narium verschloss, welche sie, ohne durchbohrt zu nn überzog, (so dass also das Maul und die Nase hinten nicht in Gemeinschaft standen); zwischen "dem Hinterhauptsbeine und dem zu einem knöchernen Bogen verschmolzenen Pau- kenknochen durch eine-enge Spalte nach hinten, und erweiterte sich daselbst in einen weiteren Schlauch, der sich . den Pharynx und Larynx theilte, die regelmässig gebildet waren und von ‚dem nicht fehlerhaft gebildeten Zungenbeine unterstützt wurden. Fig. I. 4, ist der Ort, wo die Haut der Maulhöhle in die Spalte zwi-. schen Pankenknochen und Hinterhaupt® eintrat, ‚5, wo sie: daraus wieder her vortrat, um sich in den Pharynx’ fortzusetzen. In’ dem Schlauche fand sich über der Vereinigung der Peiden! Zungenbeine € ein sehr kleines. Rudi- ment der Zunge (Fig.1I.S), das sich durch die grossen und Sl hen Pal pillas vallatas und andere Wärzchen deutlich Als Zunge zu erkennen gab, aber sehr weit von der Maulhöhle- entfernt lag. Der weiche Gaumen fehlte und die Uebergangsstelle der Schleimhaut des Maules in die des, Schlundes war durch den Bogen ‘der vereinigten Paukenknochen so, an den Schädel an gedrückt, dass keine offene Verbindung zwischen beiden Höhlen Statt fand. Das Rudiment des Unterkiefers stellte einen äusserst kleinen kuöcl ein Bogen dar, den man Fig. IT. von seiner untern Seite besonders, in natürli— cher Grösse, abgebildet sieht. Er war hinten mit ein Paar REN 0.) sätzen versehen, die man wohl für Spuren der Processuum condyloideorum und coronoideorum ansehen kann, da sie an der W urzel der beiden Joch- Fortsätze des Schläfenbeines durch Knorpel und Bänder ein wenig, ‚beweg- lich befestigt waren. Uebrigens war dieser Knochen platt Re ohne Alyeolar- Fortsatz, ohne Zähne’ az ahukeime, "bestand nicht wie der „Unterkiefer der Schaafe aus zwei vorn an ‚ einanderstossende Stücken, auch } war er ‚kein ur 1 TABLE; 13% i PR 3 2 | 307 j Bogen, sdesseü.lzwei Hälften’sich' vorn ‚unter einem spitzen‘ kei vereinig- wur ‚wie: das! Beim «Unterkiefer ‚der Schäafe. der: Fall ist» » ' Unter der"Mitt& der. Pars bäsilaris des NEE NO seitwärts mit den beiden Schuppen des Schläfenknochens durch; Knorpel etwas beweglich verbunden, zwischen den Befestigungspunkten der beiden Zungenbeine, la- gen die Paukenknochen, die so vollkommen in einen Knochen verschmolzen waren;' dass man'keine‘ Spur 'einer ursprünglichen‘ Trennung wahrnehmen konnte, und bildeten einen knöchernen Bogen, der aus zwei hintern, hoh- len, blasenartigen, mit einander ‘vereinigten Theilen, ‘von’ denen die! linke blasenartige Hälfte aufgebrochen: dargestellt worden ist“ (Fig. I. IV. V. 2.) „und aus>einem‘vordern ‘(Fig II. 3 von’ unten, in Fig. IV. 3,"von oben, in Fig. 23. vonder Seite abgebildeten ) 'Fortsatze ‚bestand! Zwischen diesem Fort- satze und «len blasenartigen’ Theilen "war ein Zwischenraum ‚welcher 'die ‚unter einander zusanmenhängeuden Paukenhöhlen von . unten’ schloss. Jede ‚der Knochenblasen des Paukenknochens enthielt eine Föhle, die von der der . sandern' Knochenblase und von'der' Paukenhöhle, in’ der’die. Gehörknöchel- chen lagen, vollkommen getrennt war, und keinen Zugang von aussen hatte. Die innere Oberfläche war durch hervorspringende, niedrige, aber scharfe Leisten, die ’sich’durchkreuzten, uneben. An der vordern Wand jeder die- ser Kuochenblasenbefand ‚sich eine mit‘ einer Haut bespannte Oeffnung, die für’ dası Trommelfell zu halten ist, ‘weil der: Hammer daran befestigt‘ war. Fig U „IVZNII; 7: zeigt die Oeffnung von verschiedenen Seiten, nachdem das Trommelfell''davon entfernt wörden ist. Der Ambos (Fig. 11. 8.) war auf beiden Seiten mit dem Hammer zu einen Knoehen verwachsen. Der Steig- bügel wurde mit dem »Ambos durch ein Band "verbunden, war aber selbst nit dem Os petrosum 'so fest: verwachsen, «dass man’ auf der linken Seite we- der ‘seine Basis noch ein oväles Fenster schen konnte, auf der 'rechten Seite aber ihn- mit Mühe aus‘ einer engen runden’ Oellnung, in der er tief und fest steckte, hervorzieheu musste. Mit Ausnahme’ des Steigbügels, der auf der rechten Seite'eine kleine verkümmerte Basis Fig. VIII. IX. und eine sehr 39" 308 unvollkonimene Trennung der Schenkel: hatte, »warehldies@ehörknöchelcheh auf beiden Seiten gleich gebildet. Schnecke, Vestibulum und! halbeirkelför- mige Kanäle wurden im reohten Ohr aufgebrochen, und, ausgebildet. er den, ebenso der Meatus auditorius: internus. > sd ua Ar Fig: Vl. Diehl ‚den Asibos und: Steigbügel ler linken Beite, yergönen dar. Tiyr'n 9 iioalllor. 08 ih. n>d9ond 4 i Alle re Gehörknöcheichenikyum einem 08; orbiculare. war PER hin da) lagen in’ der :Paukenhöhle, die nicht von den Paukenknöchen allein sondern von dem Paukenknochen, der Schuppe, dem Felsenbeine ‚und. der Basis des Keilbeines: begrenzt ‚wurde und: zu welchen eben die Fig. I. zwi- schen den'Ohren, ahgebildete Spalte: führte. . Da also diese ‚Spalte ‚ohne Ge» hörgang unmittelbar in die. Paukenhöhle 'zu den! Gehörknöchelchen führte, und der Schall zu der Oberfläche des Trommelfelles, an‘ der der Hammer lag, geführt. wurde, zur andern Oberfläche desselben "dagegen nicht, gelan- gen konnte, so kann man vermuthen, dass: jene Spalte), zu-der die äusseren Ohren führten , ‚unchr der Tuba Eustachii, als dem EERRIEmE entsprochen habe. » vsiersonlllor „usysl mag 'Die Zahnfortsätze ded Oberkiefers waren stark, gegen RR ‚gebogen und die hervorbrechenden: Zahnenkronen einander so zugewendet, dass sie sich fast berührten und dadurch dazu beitrugen, | dass 'die--Mäulhöhle' von unten! geschlössen wurde. Der harte Gaumen war ‚dagegen: an.einer Stelle durch eine Spalte offen, diese aber sowohl als die Choanaelinarium durch die Haut des Maules so verschlossen, dass‘ keine Gemeinschaft der Pal und Nasenhöhle bemerkt wurde. Das Gehirn war regelmässig gebildet, die Zahl ders Eläiinäälhin and: ‚dib Stelle ihres Durchtritts durch die ‚harte Hirnhaut nicht abweichend. ; Na- mentlich trat auch der ‘N. acustieus und. faeialis in ‘den Meatus' auditorius int, des an seinem: gehörigen’ Orte gelegenen Felsenbeines, welches bei den Schaafen bekanntlich ein von dem Paukenknochen getrennter Knochenist. Der 3te Ast des 5ten Paares, derselbe, der eigentlich den Zungen- und Unterkie- E % 309 fernerven hätte abgeben sollen, war auffallend klein. Dass ein kleiner Zweig von ihm in das Rudiment der untern Kinnlade und der Zunge getreten sey, ‘kann nicht mit Bestimmtheit geleugnet werden, aber es ist kein Neavenzweig dieser Art gefunden worden. Der Nervus hypoglossus schien sich in der Nähe des Zungenbeins zu endigen und konnte nicht bis in die Zunge hinein ver- folgt werden. Der Nervus glossopharyngeus, vagus und accessorius Willifi kamen'an ihrer gewöhnlichen Stelle zwischen dem Paukenknochen und dem Hinterhauptsbeine zum Vorschein. Die Augen waren vollkommen ausgebildet, die Nase hatte zwei Nasenlöcher und am übrigen Körper des Schaafs wurde keine Missbildung bemerkt: " Dass der Fig. I. IV. V.2. 3. abgebildete hohle, auf der linken Seite auf- gebrochen dargestellte Knochen, wirklich der verwachsene Paukenknochen und nicht etwa ein Rudiment des Unterkiefers sey, sieht man daraus: 1) weil Fig. II. und Fig. II. das wahre Rudiment des Unterkiefers da war; 2) der Paukenknochen hohl war und an seiner ovalen Oeffnung das Trom- us) melfell ausgespannt hielt, an dem der Hammer lag; 3) in seinen Höhlen Knochen- Unebenheiten nn die den des Pauken- «0» 2. knochens ähnlich waren; 4) die Paukenknochen an der gehörigen Stelle fehlten. PN; BEI EINEM KALBE. Mau muss sieh wundern, dass mit dieser beschriehenen Missbildung des Schaafs, die eines Kalbes, dessen Kopfhaut und Schädel nebst Speiseröhre und Kehlkopf in der Sammlung des Leipziger anatomischen Theaters getrock- net aufbewahrt wird, so genau übereinstimmt. Das äussere Ansehen dersel- ben, die Befestigung der zwei Ohren in der Gegend des Schlundes, ihre Ein- “ mündung in eine in die Mittellinie unter dem |Kopfe gelegene Spalte, die Oeffnung des Maules durch eine viereckige Oeffnung, die Unsichtbarkeit der unteren Kinnlade, die gegen einander gebogenen, das Maul unten zu wölben- den Alveolarfortsätze und Zahnkronen der obern Kinnlade, die Stellung der „310 zwei Augen, alles war in diesen beiden Fällen so. gauz ‚gleich ‚ ‚lass; ich: «s nicht für nöthig fand, den ausgestopften Kopf abzubilden. 7 ..I si m “or Bei genauer Untersuchung des Schädels dieses Kalbes, der Fig.; X; seinem Durchmesser nach -um die Hälfte verkleinert abgebildet worden. ist, fand sich aber keine Spur der untern Kinnlade, und'es ist dieses Nichtvorhan- denseyn derselben um so gewisser, da der Schädel an ‚dieser Stelle noch von den Häuten bedeckt war, die hier die Knochen umgehen ‚und mit, der Absicht;.das Rudiment der untern Kinnlade zu finden untersucht wurde. ...Die. beiden, Pair- kenknochen waren, wie bei den Schaafen ohne, Spur ihrer ursprünglichen Trennung zu einem knöchernen Bogen verschmolzen, der zwischen sich und dem Hinterhauptsbeine den ungemein verengerten Schlund -Fig.X. 5 durch- liess, nachdem derselbe vorher bei 4 über diesen Bogen getreten !war. ‚Auch hier war dieser Paukenknochen zu beiden Seiten an der Schuppe' durch Kaor- pel und Bandmasse befestigt, und bestand gleichfalls aus zwei Kuöchenblasen, die Fig. X. 2. zusammenstiessen, und aus ein 'am vordern Theile, 3, der den Zugang zu der Paukenhöhle, ‘in welcher. man ,;bei.8 den: Hammer und den Ambos der ‚linken Seite erblickt, «lie ‚hier regelmässig gebildet und ı nicht mit einander verwachsen waren. Auch hier. vereinigten sich, wie.bei dem Schaafe, beide Paukenhöhlen in eine einzige, aber der ganze knöcherne Bo- gen war viel grösser als beim Snhaafe. Die hlasenartigen Theile enthielten eine Menge zellige Knochenblätter, welche solche Zellen, wie man in ge- sundem Zustande in diesem Knochen antrifft, einschlossen. : Die. Alveolar- Fortsätze und Zahnkronen waren noch mehr als bei dem Schaafe gegen ein- ander gebogen, und berührten sich fast in der Mittellinie. Fl Der Schlund erweiterte sich aber hinter dem Paukenknochen ‚in ‚einen weiten Schlauch, und das Zungenbein, welches , vom, Kehlkopfe\sehr eni+ fernt lag, bestand ausser den zwei gewöhnlichen Knochen aus einer Anzahl regelmässig gestellter Knorpel, welche zu verknöchern begonnen, ‚die Fig. XL um die Hälfte verkleinert abgebildet sind. Beide Thiere waren unfähig. zur Fortsetzung des Lebens, weil die Spalte, durch die'der ‚Schlund: draug, ızi 311 eng war, als dass ‚das Maul und Rachen in einer Communication der Höh- len sich. befinden konnten. 3) GESAMMELTE ÄHNLICHE BEOBACHTUNGEN ANDERER. -r Dergleichen Missbildungen mögen ' nicht selten vorkommen, aber bis jetzt ist die Vereinigung beider Paukenknochen in einen Knochenbogen, über welchen der Schlund 'weggeht, soviel mir bekannt ist, von keinem Anatom beschrieben ‚worden. 'In einigen Fällen wurden die vereinigten Paukenkno- chen für einen verkümmerten Unterkiefer gehalten: In der That kommt auch die Verkünimerung des Unterkiefers ohne jene Mıssbildung der Pau- kenknochen vor. Die von mir beschriebene Missbildung ist der Anfang der Verschmelzung des paarigen Gehörorganes, und also das für das Gehörorgan, was. die. Cyklopenbildung für das Auge ist. Daher scheint, wie wir sogleich sehen werden, diese Missbildung' mit: der der Verschmelzung der Augen in eines,. zuweilen: verbunden, vorzukommen. Auch bemerkt man in den be- schriebenen zwei Fällen, wo übrigens der Kopf wohl gebildet war, eine Annäherung der Knochen nach der Mittellinie, und zwar bei’ dem Kalbe, bei dem der Unterkiefer ganz fehlte, in höherem Grade, als bei dem Schaafe, indem sich nämlich die Zahnfortsätze des Oberkiefers und die Zahnkronen, und selbst mehrere Gesichtsknochen gegen einander gebogen fanden und da- durch das Maul. von unten zuzuwölben begannen, indem ferner die beiden Jochfortsätze des Schläfenknochens nach der Mittellinie gerichtete Vorsprünge hatten, die sich fast erreichten, und zwischen denen bein Schaafe das Rudi- ment des Unterkiefers sich befand. Es scheint mir aber auch, als könne man in der Vereinigung der Paukenknochen in einen den Schlund umgebenden Bogen, und in den übrigen eben erwähnten Umbeugungen der Knochen nach der Mit- tellinie. so: wie in der Art, wie die Haut die Maulhöhle mit Ausnahme einer: kleinen Oeffnung verschliesst, eine Anstalt der bildenden Thätigkeit erkennen, den von seiner unterm Kinnlade entblössten Raum: der Maulhöhle von unten her‘ durch benachbarte Knochen und durch die Haut zu decken.. Daher denn diese 312 Anstalten beim Kalbe, wo die untere Kinnlade ganz fehlte, weiter ausgeführt sind, als beim Schaafe, wo noch ein Rudiment derselben vorhanden war. In der That darf man nur den Bogen der vereinigten Paukenknochen betrachten, vorzüglich von der Seite Fig. V., um es begreiflich zu finden, wie andere, die ähnliche Missbildungen beschrieben, ohne die Gehörorgane genau zu untersu- chen, diesen Knochen für die untere Kinnlade selbst halten konnten. HEusinGEr in seiner Schrift: Specimen malae conformationis organorum auditus humani Jenae 1824. hat mit vieler Belesenheit Fälle von Missbildun- gen der Gehörorgane bei Thieren und Menschen gesammelt. Er führt p.15. unter andern die von SPEER (Dissert. inaug. de eyclopia Halae 1819.) von zwei cyclopischen Thieren an. Bei dem einen fehlte, die untere Kinnlade ganz und gar, bei dem andern war eine Spur derselben da: Pag..34. sagt SPEER: » Proxime nempe ante processus styloideos, os laeve, symmetricum, azygum, soleae ferreae formanı exhibens, a bası cranii, quacum mobili nexu conjunctum est, decedit, partemque posteriorem et inferiorem cavitatis oris format, cüi etiam ossi pars pharyngis anterior jungitur. Ante supraque hoe- ce maxillae inferiorie rudimentum sub cute aperturam cavi oris poste- riorem integente ossa tria irregularia, cum. basi cranii minus arcte conjuncta, quorum medium, idemque transversum, reliquis duobus majus est, sita sunt, quae quidem quamquam ambo ad partem magis anteriorem sita, simulque solidissima sint tamen ossiculis tympani auditoriis respondere dicam.« ‚Es ist möglich, dass der Knochen, den Speer als Rudimeut der 'Maxilla inf. beschreibt, die vereinigten Paukenknochen sind. R SpEER spricht auch pag. 30 von zwei Schweinsköpfen, bei denen die Felsenbeine in einen queer liegenden symetrisch gebildeten Knochen verei- nigt waren. Der eine enthielt in seinem Innern keine Seidewand, ‚aber viele Zellen, die ringsum von einer Knochenwand umgeben waren, der andere war unvollkonmmen gebildet, enthielt zwei grosse Höhlen, die Paukenhöh- len, die fast ringsum von dicken Wänden eingeschlossen waren, und keine Zellen enthielten. 315 Man sieht aus dieser Beschreibung, dass: auch hier die Paukenknochen, nicht die Felsenbeine,. welche bei diesen Thieren von den Be Eee ‚geirennt:sind, vereinigt: waren. ; GeEoFFRoOY St. Hıraıre führt in seiner eophis anatomique ‚unter der Benennung Sphenencephalus eine 'hirnlose Missgeburt auf, deren Schädel in der Gaumengegend gebogen war, so dass die Zähne von beiden Seiten zusammen kamen und sich in:.der Mittellinie berührten. Die Ohren vereinigten sich in ein. Ohrloch und eine Höhle. ' Die beiden Bropesims pterygoidei waren in Y, ihrer Länge vereinigt. ı. . MAGENDIE in seinem lbaiin. de Physiol. ‚Tom. I. p. 374 (daraus in ME- ck£eL8 Archiv B, VII p..477) beschreibt einen Hundefötus, welcher einäugig und ohne Mund: und Nase war, so dass die Haut von der Stirn sogleich zum Halse ‚übergieng. Die Zunge, ohne'Nerven, war sehr klein und an das Zun- genbein- geheftet. Es fanden sich zwei Ohren, Der Gehörgang bildete ei- nen zum Zungenbein absteigenden und sich daselbst anheftenden soliden Cy- linder. Zwei kleinere an das Schlafbein geheftete Knochenbögen, die an ihrem inneren Ende frei waren, hielt MAceEnoıe für Rudimente des Unter- kiefers, hinter ihnen hörte der Schlundkopf auf. I Dass; der knöcherne Bogen, in welchen die Paukenknochen zuweilen ver- einigt werden, wohl mit einem Rudimente der untern Kinnlade verwechselt worden ist, ‚sieht man am gewissesten aus der sehr gelungenen und verdienst- lichen Arbeit von Ernst LupwiG SCHUBARTH, jetzt Professor extraordinarius in Berlin, (Dissert. de ‚maxillae inferioris monstrosa parvitate et defectu cum tab. aen. IL: Berolini 1818), der pag. 30 denselben Schädel des von mir beschriebenen Kalbes unter diejenigen setzt, wo die untere Kinnlade bis auf ein ’kleines Rudiment verkümmert gewesen wäre. Natürlich hätte er sich nur durch die, Untersuchung ‚der Paukenhöhle und der Gehörknöchelchen von dem wahren, Ursprunge jenes Knochenbogens versichern können, wozu er keine Gelegenheit hatte. Deswegen verdienen mehrere von SCHUBARTH, theils beobachtete, theils gesammelte Fälle einer genauern Prüfung, und ich Zeitschrift £. Physiol, II. 2, 40 314 darf daher nicht unterlassen, sie kurz anzuführen. ‘Nanientlich. scheinen mir diejenigen Fälle einer wiederholten Prüfung 'zu bedürfen, bei, denen: der! für die verkümmerte untere Kinnlade gehaltene Knochen’ hohl war und Zellen einschloss. © in SigoRo! Sr e Mi Au 6 57 1030) Hierher rechne ich den Cap. TI. pag. 10'von Schurart# beschriebeneh Fall eines im Museo in Berlin aufbewahrten monströsen zweiköpfigen Schaä+ fes mit einfacher Brust und zwei Hälsen, bei dem der eine Koöpf’regelmäst sig gebildet war, der; andere aber keine'' Augen, | kein !Maul'; Gätimen, keine Zunge, Zähne, aber zwei regelmässig gestaltete ‚’ fast "am'"Hälerste+ hende äussere Ohren und eine tiefe in der ‘Kelilgegend, ‘zwischen’ beiden Ohren befindliche quere, zum Pharynx und Larynx ;führende ‚Spalte hatte, Von der Maxilla inferior, die vielleicht richtiger für ‘den aus den 'vereinig- ten Paukenknochen entstandenen Knochenbogen zu halten ist, ‚sagt SCHURARFA: » Restat adhuc'maxillae ‘inferioris rudimentum, quod' ea'regione Affıxum! est, ubi pars basilaris' ossis occipitis et sphenoidei cum petrosa ossium temporum portione. scoeunt. 'Mandibula ferrum equinum fere imitatur, emira -autemi ambo parum'exoulta’ intrörsum concava, quoad longitudinem! inaequalia'sunt inventa. Tota maxilla inferior unguem'digiti magnitudine ‘non’ superat,!tae! terum pervligamenta 'ossibus supra' recensitis ita est jumeta) ut motum 'haud omnino deneget. Bullae ossis temporum vix' prominebant,' processus styloidei nuli apparuerunt. Maxilla cellulas et inaequalem 'omnino cru- rum formam et 'structuram' ostendebat. "Incertum est num mobilis fuerit.d Da hier also die Blasen der Paukenknochen nicht ‘deutlich sichtbar‘ gewesen scheinen, so werde ich dadurch in meiner -‚Vermuthung verstärkt. cur Ferner gehört hierher der pag. 26 erzählte Fall eines neugeborenen, mit Ausnahme des Kopfes regelmässig gebildeten Lammes, dessen Kopf im Mu- seo der Thierarzneischule in Berlin aufbewahrt wird. ' Nase und oberer’ Theil des Kopfes waren regelmässig gebildet, die Oberkiefer sehr 'gegen einander gebogen, und einander sehr genähert, übrigens mit Zähnen versehen. ''Mit- telst dieser gegen einander gebogenen Oberkiefer und des Masseter, der beide 315 mit einander verband, wurde’ ein Kanal (die Maulhöhle). gebildet, der sich aach vorn unter. der Nase,”nach hinten in dem Larynx öffnete. “Die beiden herabhängenden Ohren standen’sich so nahe, dass eine Rinne aus der Scapha des einen in ‘die Scapha des ändern führte, und waren da befestigt, wo die verkimmerte :Maxilla inferior artieulirte. Nahe an den Ohren fand sich eine Spalte, die ‘im den Larynx führte. Der bewegliche Unterkiefer, der zwischen den Ohrknorpeln‘ lag, hatte die Gestalt eines Hufeisens. -Es konn- ten an ihm, keineScheukel unterschieden werden, weil sie in eine ein- zige hohle’Masse' zusammen gewachsen waren. "Der hintere Theil des Gaumentheiles des Oberkieferbeines und die Gaumenbeine fehlten ganz, " Auch: hier ‘deutet der’ Umstand, dass der angebliche Unterkiefer hohl asi die! sonst 'sö\sehr hervörragenden Blasen ‘der Paukenknochen nicht erwähnt werden; "und''die vollkommene’ Uebereinstimmung dieses Falls mit den von .mir beschriebenen ‘darauf, dass der angebliche Unterkiefer aus den zu einem Bogen verwachsenen Paukenknochen bestand, und dass die mehr zwischen. den Ohren gelegene Spalte in den‘ Raum der’ Paukenhöhle führte, was Scruparrm ‘öhne Zerstörung des Präparates nicht untersuchen konnte. Auch' verdient der pag: 22 'beschriebene Fall aus dem Berliner Museum hier- her gesetzt zu werden. Er betrifft einen menschlichen weiblichen Fötus, der!/mit Ausnahme des Kopfs und der Extremitäten normal gebildet war. «#% Won den’ Oberkiefern’uid den sie bedeckenden Muskeln wurde ein Ka- nal gebilder, der sich‘ vorn rüsselmässig hervorragend öffnete, hinten wahr- scheinlich! nicht“öffen wär, indem man’ dadurch eine Sonde nicht in *den Pharynx einbringen honnte. Die äusseren Ohren waren nach vorwärts und abwärts gerückt und am Halse angeheftet. An der Stelle, wo das Rudiment der maxilla inf. zu hängen pllegt, befanden sich die Meätus auditorii ex- teri) die‘ zwar eine "äussere Oetlnung, äber kein Trommelfell hatten, durch den Meatus>auiditdrius der linken Seite gieng eine "eingelirachte Sonde von selbst in den’ Pharynx. "Die Schläfenbeine waren einänder nach unten ge- nähert. Zwischen den Schläfenbeinen lag die schr kleine untere Kinnlade, 40 * 319 die nicht so gross als der Nagel des Sten Fingers war; sie.kehrte ihre convexe Seite nach unten, und war,wenig beweglich, die vordere Oberfläche des Pha- rynx ‚war,an sie angeheftet, Augen und Nase waren ohne Fehler. Auch hier deutet die Uebereinstimmung der Missbildung mit den von mir beschriebenen Fällen, und, der Umstand, dass.die sonst so sehr hervorsprin- genden Knochenblasen der Paukeuknochen nicht erwähnt werden, ferner, dass ‚eine in den linken Gehörgang gebrachte Sonde Yon selbst in den‘ Pharynx drang, darauf, dass über dem angeblichen Rudimente der Maxilla inferior die Pauken+ höhle befindlich ‘war, und dass der hufeisenförmig gestaltete Knöchen viel- mehr die beiden vereinigten Ossa tympani waren. |) line Bob Eben so sehr wird man in ‚folgendem schon von Warzen (Descriptio Mu- sei anatomici ‚Pars II. pag. 324. No. 1873) und viel sorgfältiger: bei SchusArra pag. 15 seq. beschriebenen Falle zu derselben Vermuthung geführt: Julio .. An dem Kopfe eines Schaafs;, dessen Becken. und Wirbelsäule, letztere »ach unten von dem letzten Rückenwirbel an,. doppelt, waren, das sieben Füsse ‚und: zwei Schwänze, hatte, ‚war ‚das: hufeisenförmig gestaltete .ıbeweg- liche Rudiment der. Maxilla inferior, welches, kaum: so, ‚gross als ein Nagel war, da durch Bänder befestigt, wo der Körper des, Keilbeins mit:ldem Grundtheile des Hinterhauptsbeins und den Schläfenknochen- zusammenstösst, Seine Schenkel waren rundlich, glatt, nicht hohl. Der, Raum zwischen den Schenkeln dieses Rudiments war. durch eine. Membran verschlossen, in,welche ein Knöchelchen, von unbestimmter Gestalt ein gelegt war. Alle Gesichtskuochen, fehlten, und.! Nach hatte auch jenes Rudiment übersehen. ’ Andere Fälle der Art, hei denen sich aber noch mit geringerer 6% wissheit entscheiden lässt, sind folgende: 7 Der von WALTER (Descript. Musei anatomici, P. I. p. 324 ..No. 1874) und SCHUBARTH p. 23 erwähnte Kopf eines neugeborenen Lammes, deim dis Maxilla inf. fehlt, der keine Cavitates glenoidales ossis temporum 'hat, des si 317 sen 'Oberkiefer gegen 'einander gekrümmt und dadurch "einander genähert sind. (Ob die "Ohren regelmässig stehen, ist! nicht erwähnt J!)" Ferner! der von 'WALTer’ (Descript Musei anat.'P. IL No. 3029) beschrie- bene’ henschliche' Kopf." Ohne Gesicht, ohne'Spur von der Stiriie‘, (der/'Näse, dem Maule, den Augen, aber an der Seite des Halses zwei Ohren von ım4 regelmässiger Form, und kein äusserer Gehörsang, die untere Kinnlade viel- leicht auch fehlend. ««! Ein‘Fall an einem; üngefähr' fimfzehn Tage alten, aus zwei’ zusammen- gewachsenen Körpern: $ebildetenoHasen ; (Journaliides: Scavans > 168% Nov. Blanque Biblioth. de Medecine Paris 1748 Tom. 1. pag. 337 / bei 'SchurArrn pag. 26), dessen. Kopf keine Augen und an der Stelle des Maules ein kleines Loch.hatte;'.dagegen-mit vier,Ohren versehemwar. lu. ur. co. ‚Ein. Fall von Kearkriss beschrieben (Opera omnia 'anatomica Unidy Bati 1717. Obs.’60-p. 122); bei Haiter' Op. mensipag. 30:und ‚bei ScHurÄrtH päg. 29 angeführt, wo ‚ein sonst:regelmässig gebildeter fünfmonatlicher mensh- licher Fötus: seitwärts. stehende Augen: und keine untere Kinnlade' hatte, ‚Haut und! Fleisch die: oberen: Kinnladen' Wake und: ‚in; eincm]!: EEE ähnliches -Maul:bildete} vs u. il‘ elbam al ' Ein Tall .von HaLter eräähle, (Onkzul' er Venetiis 1755. Ob, 58 pag. 145,. Schusartı pagı’30).' Bei einem Lamme,' dessen Unterkiefer fehlte, vereinigten 'sich der Musc.' temporalis wnd masseter dexter mit dem sinistro ‚und bildeten die’ Mundhöhle; statt der Zunge und des Zungenbei- nes war nur eine’Carancula da, Die Mündung des’ Pharynx, die vom Pflug- schar und von der Apophysis ossis oceipitis bis'zur Sella turcica gieng, stand im keiner Gemeinschaft mit der Mundhöhle. Ein Fall von Turmsı beschrie- ben (Diss. de ‘mutritione' foetus, recussa in fasciculo dissertationtm anato- mico —miedicarum Amstelodami 1764 pag. ‘125 und bei ScuurArrt pag. 29): Ein sonstregelmässig :gebildetes Lamm Hätte eine in einen Rüssel‘ äusgehende Nase, der von dem Oberkiefer gebildet wurde) keine Mundöfftung und Zunge, keinen Unterkiefer, Gaumenvorhang, "keine Mandeln, Choanas’ und’ Epiglottis, Die Augen lagen seitwärts, wo sich. der Unterkiofer ‚einlenken sollte; an der Stelle, wo der Unterkiefer ‚seyn; sollte, waren die, Ohren. angewachsen, \.die keinen ‚oftenen,.Meatus auditorius hatten., In der Gesund. ‚des .Halses, wo die Cartilago ihyreoidea verborgen ist, befand. stch eine Yhadeuidnie Gesch waulst, die sich weich anfühlte. Einen Fall bei MECKEL (patholog. Anatomie L. p- 523)., „Da manchen: dieser Fälle mag (aber wohl ein Mangeli: er üntern: Br Jade, ohne eine Veränderung, der Paukenknochen,' statt gefunden haben:!' Die- ses ist in dem! von SCHUBARTH: pag. 5 beschriebenen’ ’Fälle:'bemerklich, ‚wo eine verkümmerte Maxilla ‘inferior und ausserdem die 'Rnochenbläsen ‚der Paukenknochen vorhanden waren. ‘Der Kopf eines sonst regelmässig \gebil- deten'Hundes;. an dem das ganze) Gesicht, namentlich Augen, |Augenlieder, Tihränenorgäne, !Meatüis auditorii vexterhi, "die anzen | Augen/-,‘Mund - und Nasenhöhlen 'sammt der öussern Nase, "Gaumen“und Zähne mangelten und die Ossa, ethmoideum, nasalia, lacrymalia,"maxilaria'superiora, intermaxillaria, »ygomalica, palatina, turbinata', vomer fehlten,‘ "war! von unten von'der Haut überzogen und sehr rundlich. Nach dem Hals zu befand 'sichi/eine!‚quere Spalte, in; deren Mitte,sich. der Pharynix) und Llarynx 'endigten. ' An der hin- tern: Wand; des Pharynx. anliegend, gleichsam zurückgeschlagen, lag der Un- terkiefer: » Pharynge..disserto maxillam, inferiorem ‚sub illosreflexam inveni+ mus, .valde .exiguam, ‚teneram, situ fere penpehdiculari; sfructurae, prorsus alienae.,. Maxillae ‚enim ıhumianae änstar ex und, diaphysi' constat;,.etnarcum satis amplum ‚sxhibet ‚.eum ‚mäaxillä. in, mammalibus;ex‘ partibus duabusıin angulum acutum ‚coguntibus,sit composita,'/Medio arcı diaphysis'erassior est et, processus ‚duos. spinosos „breves, margine inferiori emittih, „eordua-: amıbo:am fine. erassiora,funt et condylos; «quasi imitantur,.),.Mandihula: aps&stemporum ossihus-, leyissimxe: tantum, jadhaerehat, «bullis dointum »ossiumsısuperzit cumbens; ‚caeterym, maxilla non, ‚Jibera! dependebät, sad. 'parietr pliaryngis posterioriı tela, cellulosa allisa, erat. «Der Viktenlinfer ‚warı beweglich ‚ıniöht 319 ausgehöhlt.' Die beiden grossen Flügel’ ’des Keilbeins vereinigten'($ich in der Mittellinie. “sw Imasgesg 3b .£& .GsdT srstnid ob .C ,9H 3b-sor msrsnadl adlsenfdl .V Bra aus Not ERBLÄRUNG, DER FIGUREN. 5 od anohror Fig. 1), Der Kopf vreinesausgetragenen»«Schäaßs «von! unten gesehen und verkleinert: gezeichnet.: ı Die Ohren. sind an der untern Fläche‘ des Kopfs be- festigt, undsführen: zu! ieiner.Spalte,;' die der»Eingangsizur' Paukenhöhle» ist. Der Unterkiefer fehlt; stätt.des IMundes dine wiereckigeh®effuungssodm# co) - 1 Fig. IkrDer Schädel .desi'Fig. 1. abgebildeten Schaafkopfs inmatiillicher Gröäse: von (unten gesehen, nebst Zungenbeinen: und«Kehlkopf. .,” 121%) t)" Rudiment des Unterkiefers. 2).Knöcherneri Bogen; in den die/Pau- »ıkenknocheu! vereinigt: sind, auf der linken! Seite «des Schädels jaufg&hiro- -soncheni :3)Vorderer Fortsatz: des: Palıkenkniochens}:ider)deiliEingäng in «0b die Paudkenhöhle: won X#örn begrenzte. ı»4)1 Keilbeinkörper ian ‚der Stelle, -15 wo die Haut‘! des “Maules tärber!idem Unterkiefer und. den Paukenknochen nach hinten trat. 5) Grundtheil des Hinterhauptbeins an deriStelle,.w6 die Maulhaut über densPaukenkuochen, wiederishörkonteat,.um.in den - 18dhlund üherzugeheu. :»6) Kleimes Rulliment dersZinige} weitvomiMaule entfernt, > mit’ grossem | Papillen. .7))»Hammer:imoder+Paukenhöhle,; -8) Ambos. '9) ‚Jochfortsatz mit einem Vorsprung! nach! innen, an';welchen 'das/Rudiment der Kinnlade eingelenkt ist. 40). Schuppen..! 41) Joch- bein! AD): Seitenscheitelbein. ! 13) -Oberkidfer.',14) ‚Carotis, -die.leinen gwösseii’ Ast durch das Schläfeibein in den ’Schädel schiekt. 45): Gäng- "Kon eervieale'sup. neryiisympathici; 16) Nervus hypoglossus. | 17). Zun+ genbein. Joa | ira Fig. IL Das Rudiment des Unterkiefers, besonders von unten abge- bildet. Fig. IV. Die in einen Knochen v verschmolzenen Paukenknechen beson- ders abgebildet von oben 2. die zwei wei einschliessenden blasigen Theile der+ selben, den der linken Seite zum Theil weggebrochem, 3. Der vordere Fort» 320 ı 4. ,,Die,'Oeffnung des’ Paukeuknochens , vor ‘welche das een N war. Fig. V. Derselbe Sr von der Seite, 2. der hintere Theil, 3. dir vordere Portsatz, 4.' die Oeknung, vor welche’ das Trommelfell gespannt war. " Fig. VI. Das linke Felseubein desselben ;Schaafes von der der Pauken- höhle zugewandten Seite, vergrössert, 1. der mit ‘dem Felsenbeinıverwäch- sene‘ Steigbügel, 2.,Band;: welches den Steigbügel mit demıkurzem:Fortsatze des Amboses:werband;:3. Ambosy,:4. der mit dem. Ambos| verwachsen: gewe- sene Hammer mit Seinem. krummgebogenen iStiele, der am Trömmelfelle be- festigt, war, derselbe von der entgegengesetzten Seite, 6, Fenestra rotunda.: -us Fig: WII. Fünfter Hirnnerve,' da, ‘wo.er ein: Ganglion bildet, 1. ramus ophthalmious, Qloramuis naxillares: superior, 3. ramus: imaxillaris inferiör. si » Fig: VII) Gehörknöchelchen! des Schaafs der! rechtem ‚Seite ins.gegen- seitiger Verbindung in» natürlicher „Grösse, urHammer, :2.:Amıbos! mit dem er: verwachsen ist,’ 3. er der: shit dein geh durch ein Band ver- una wird ji » fin Le a toll b Fig. IK..Steigbügel: von zwei andeten Seiten.) li Incl vol "X ’Schädel.eines Deugeborenen Schaafes um ige: Hälfte des Berch- messers' verkleinert >von untewigedehen. . Die: Zahlen zeigen’ dieselben Theile an, als’die in Fig. I. Das 'Rudiment. der untern Kinnlade fehlt ganz.’ 0. Fig.! XI. Der: ausgedehnte Pharynx: des Kalbes und die. Hälfte, seines Durchmessers verkleinert. Dessen Kopf Fig. X. dargestellt, nebst (em Zun- genbein (und. Kehlkope, 1. Zungenbein,..2, 3, 4, Knorpel, welche.zu. ver- knöcheru begannen und zur: Verlängerung; des Zungenbeines, zu; dienen schei- nen, 5. Schildknorpel, 6. Ringknorpel. __CHEMISCHE UNTERSUCHUNG DES SCHWEISSES. sinus) io’ JisdluiernHl] 11 ‚ VON \ si sdora bus sr 1 sloagfp; VA 'N'S'E'D'M IN'Oy, ) loyri i i ) pi VERSUCHE: ÜBER DIE UNMERKLICHE AUSDUNSTUNG sd. 1 et DES MENSCHEN. Am ‚diesen flüchtigern Theil ‚des Absonderungs - Bus der Haut zu er- „halten, ‚liess ich den. ganzen Arm verschiedener Individuen mehrere Stunden hindurch in einen ;langen, unten ‚verschlossenen Glas-Cylinder halten. Die Deffnung, des. Glases wurde um den. Arm mittelst feiner- Wachsleinwand so fest wie möglich umschlossen, und es wurde Sorge getragen, dass der Arm mirgends die ;Wände' des Glases berührte.., Auf diese Weise sammelte sich die Hautausdünstung an den Wandungen des Glases in ganz kleinen Tröpf- *) Die medicinische Facultät zu Heidelberg hatte im Jahr 1821 folgende Preisfrage aufgegeben : Naturam halitus cutis atque sudoris integra valetudine chemica analysi exponilnec ron utriusque humoris in- dolem mutatam a morbo, eibo, potu, medicamine varii generis experimentis comprobari. r Die vom Ieren Dr. Aysersuxo, der sich damals unter der Zahl der hiesigen Studierenden be- fihd, gelieferte Beantwortung wurde von der Facnltät des Preises würdig erkannt. Es wird aus der- " — Öyselben , mit. Dehergehung) desjenigen Theils, der sich mit ‘der Aufzählung der von Andern angestell- sd Mr n Beobachtungen beschäftigt, bloss das W ichtigste von seinen eigenen Untersuchungen hier mitgetheilt. Das‘ dıesen so 8 ät A hicht” hat zum Theil dann seinen Grund, weil Herr Dr. Anszımino, um über HONLIAH bee ‘Schweisses ins Reine Izu-kommen , längere Zeitıauf eine Gelegenheit ‚hat. wärten ya Jriosen, Schweissg i in Brösserer Me nge, ‚und völlig rer Reinheit zu erhalten, um mir diesen zur ‚Untersuchung Ir Er hatte die Güte, mir seine Arbeit mit der Erlaubniss ihrer auszugsw eisen Bekanntına- 9yuol chung zu übergeben. "19 ai L. Gmerım Zeitschrift £. Physiol, II. 2. . 41 ı Si 322 chen, welche später zu grösseren Tropfen zusammenflossen, die sich auf dem Boden des Gefässes sammelten. Um die Verdichtung der verflüchtigten Stoffe zu beschleunigen, liess ich das Glas, so lange der Arm in demselben ver- weilte, unausgesetzt mit kaltem Wasser‘ begiessen. Die Menge der Hautausdünstung, welche mir auf, diese Art zu Theil wurde, ‘war nie von Bedeutung, so Ei sie in 5 -— 6 Stunden höchstens ei- nen Esslöffelvoll betrug. Es war eine’ wasserhelle Flüssigkeit, ohne Geruch und Geschmack, welche weder: sauer« noch ‚alkalisch reagirte und nicht in Fäulniss: übergieng.. 1) Ein Theil dieser Flüssigkeit wurde mit einigen Tropfen Schwefel- säure abgeraucht. Beim Versetzen des Rückstands mit etwas Kali entwickelte sich Ammoniak, welches durch “einen mit Salzsäure bestrichenen Glas- stöpsel erkennbar war. 2) Ein anderer Theil wurde mit‘ Bleioxyd 'digerirt;'hieraufiäihtrirt' hl abgedampft. Es blieb eine dünne Salzkrüste, welche, mit verdünnter SE felsäure übergossen , deutlich essigsaure Dämpfe entwickelte. ıuubel 3) In einer dritten: Portion‘ bewirkte reines Klasse augenblicklich eihe starke Trübung (Kohlensäure). ‚unzzollosms doitzöne.: hot Auf diese Art habe ich die Key sehr’ haufig‘ tunisoich ünd immer mit demselben Erfolge. Demnach bestände sie aus ln N oil Wasser, Eis Era Kohlensäure, 4 Essigsäure, „ Hader NR Gut Ammoniak. Wenn jedoch der Arm nicht sorgfältig vom Glase abgehalten ‚worden war, oder er des Versuches halber längere Zeit mitdemselben in 'Berüh- zung blieb , so hatte die erhaltene Flüssigkeit. immer einen eigenthümlichen 'Schweissgeruch und enthielt viel salzsaures Natron, en daxı vorigen Falle nicht vorhanden war. Stellte ich Versuche an bei "kühler "Witterung oln und trockener Haut, so erhielt ich in gleicher Zeit eine viel geringere nat & .U JoizulT I NindassioS 323 Flüssigkeit, in welcher ich,zwar die Gegenwart der Kohlensäure, nicht aber die des Ammoniaks und der Essigsäure ‚bestimmt erkennen, konnte, | Unter- suchungen; die,äch mit der Hautansdünstung verschiedener ‚Kranken, z. B. 4m. Scharlach,, in/der,Sypbilis,; bei; Herpes u. 's. w. anstellte, lieferten keine andere,’ als..die schon oben angeführten 'Resultate., Nur bei Kindbetterinnen, bei ‚denen ich jedoch nicht verhüten‘ konnte, dass der ‚Arm nicht; mit dem Glase in Berührung kam, fand ich die Essigsäure in solcher Menge, dass ich nothiwendig schliessen‘, musste: die-Hautausdünstung ‚der:Kindbetterinnen ent= halte..die Essigsäure immer ‘in’ vermehrter Menge, und, verdanke . dieser.iih- ren auffallend sauren Geruch. Uni immo Ar rg: Ye MM Yn IL „VERSUCHE, ÜBER DEN. SCHWEISS DES MENSCHEN. a1.) »>SCHWEISS. GESUND-ER MENSCHEN. «4si» Von fünf gesunden jungen Männern wurden fünf verschiedene Portio- aien! Schweiss untersucht. ‚Zur. Gewinnung des, Schweisses wurde in diesen Fällen ‚der ‚Horxsche. Schweissapparat benutzt; der am. Körper herabströ- ‚mende Schweiss ‚warde. durch saubere, lang. gebrauchte Badeschwämme. auf- ‚gefangen, und aus diesen in reine Glasgefässe ausgepresst. Die auf diese Art gesammelte: Menge Schweisses betrug gewöhnlich zwischen 6 und 10 Unzen. Der Schweiss war trübe, wurde auch durch mehrmaliges Filtriren nicht helle, schmeckte salzig und hatte einen eigenthümlichen Schweissgeruch, der jedoch bei einem Subjecte stärker als bei dem andern war. Längere Zeit der atmos- phärischen Luft ausgesetzt, gieng er in Fäulniss über. KM DESTILLATION DES SCHWEISSES. Eine Portion sorgfältig filtrirten Schweisses wurde der Destillation unter- worfen *). Das Destillat, welches eine wasserhelle Flüssigkeit von starkem *) Alle in dieser Abhandlung beschriebene Destillationen und Abdampfangen sind auf dem Wasserbade vorgenommen worden, Ans, 41 * 324 eigenthümlich thierischen Geruche darstellte, ‘wurde, mit’reinem'Baryt versetzt, einer abermaligen Destillatiön unterworfen. 1 mu buw aderwommA 'a) Der Rückstand in’der Retorte' würde hierauf filtrirt und 'vorsichtiglabe gedampft. Es blieb eine weisse ‘Salzkruste zurück, welche mivverdünnter Schwefelsäure übergossen den Geruch von Essigsäure sehr stark und bemerk- :9:b bar ausstiess;' feuchtes Lackmuspapier über die Schaale gehalten ji wurde ge- röthet*). 0 ba ara st senle b») Das Destillat wurde, mit Salzsäure versetzt, alsgedaishft. Es bildete sich eine gelblich-weisse Salzkruste, aus ‘welcher sich auf hinzugefügtes’Kalı ein sehr starker Ammoniakgeruch entwickelte. hapinne ih Der durch Destillation verflüchtigbare Theil des Schweisses kommt also mit der unmerklichen Häutausdünstung seinen Bestandtheilen nach üßereih, B. UNTERSUCHUNG DES NICHT VBRDAMPFBAREN THEILS "DES SEHWEISSES. 100 Theile Schweiss lieferten im Wasserbade abgedampft, wobei sich ein starker unangenehm saurer Schweissgeruch ‘erhob, 0,5 bis 1,4 Theile trockerien Rückstand. Da sich im Hornschen Schiweissappäräte Wässerdätipfe auf den Körper niederschlagen und dem Schweiss beimischen, so ist die Menge nicht verdampfbarer Theile noch etwas höher anzuschlagen. Der'abgedampfte Schweiss stellt ein braunes mit vielen Salzkrystallen gemengtes Extract dar. 3,21 Gramm dieses Extracts wurden ‘so oft mit heissem wässrigen Wein- geist (von 36° B.) behandelt, bis sich dieser nicht mehr färbte > 9) A) Das in Weingeist Unlösliche wurde hierauf so lange mit''warmem destillirten Wasser übergossen, bis auch dieses nichts mehr auflöste. ' a) Auf dem Filtrum blieb ein Rückstand von dunkelgrauer Farbe, wel- *) Fast ein halbes Jahr nach dieser Untersuchung überzeugte, mich ein Zufall noch bestimmter von der Anwesenheit der Essigsäure im Schweisse. Als ich näwlich eine bedeutende Portion Schweiss, die ich an mir selbst in trockener Hitze gewonnen hatte, zur Trockene abdampfte, entwickelten sich, vorzüglich gegen das Ende des; Prozesses, so starke essigsaure Dämpfe, dass, mehrere. Umstehende glaubten, es würde Essig verdampft. Ans. (325 cher insEssig und Kaldt unlöslich. war. +» Enı lieferte ' beim Verbrennen | viel Asche, welche aus phösphoksäurem und kohlensaurem Kalkeıbestand.r ı\.\ b) Der wässrige Auszug wurde‘ mit" den unter Bija,aıvorkommendeh teteinigt,lund- wie! dort ängegeben»werden | wird/siitersheht. » > B) Die weingeistige Lösung war braun. : Sie.lieferte'durch Abdampfen ‚einen "braunen, '«mit- vielem Salzkrystallen ıvermisehten ' Rückstandg Dieser ‚wurde wiederholb«mit absolutem -Weingeist' ins:deb‘ Wärme behandele, ubis -dieser-nichts miehr«äuflöste: Nur in der: Wärme; wirkte der absoluter Wein- geist gehörig ein; sobaldiveriierkaltete, wurden die: Masse Zuerst 'zähe,> diih ‚spröde und hart; dies geschah um so Br, je! mehr der! N ehe DEzEe aufgelöst hatte. 9. do sa)ıDasi in ahsolitem Weihgeist: Wilösliche , he mit un keäftin Wein- BaPpeIcER 36% Bi: behändelt,' welchertjedoch nibht:Alles !kuflösie. tee - a) Der Rückständ'iwurde‘leicht voni'warmen Wasset aufgelöst, und'so- ‚dann mit-demsiinı' Wasser lösliehen! Theile von A,'blabgedampft, um’ die ‚Menge zw bestimmen. © Hierauf‘ wurde’ ‘er, ! nach‘ gg ie in \ Wasser nit folgenden -Reagentien untersuchtaö "in nnl onmahoulau wo: "> Gällustinktur; Bleiessig), \salzsaures Zinn und alter Blei bewirk- ten aufder Stelle einen sehr ‘starken: weissen Niederschlag, wässeriges’ Chlor machte 'nach 24 Stunden einen Niederschlag von weissen Flocken, ı % #) Die Lösung in Weingeistvon 36° B: wurde erst völlig abgedampft, um \die Menge des Rückständes, zu bestimmen, ndann wieder im warmen ÄYein- ‚geist gelöst, und im gelinder Wärme bis zum Kryställisiren der Sabzrkeife abgedampft, woraufvdie noch übrige-kellbraune Flüssigkeit von ‘den! Kırys- tallen abgegossen «wurde. kon IE | u aa) ‚Die ‚Salzkaystalle) hatten Würfelform. Ihre wiisstrige Lösung gab mit salpetersaurem Silber einem' sehr. Starken weissen‘ Niederschlag, weldher in Salpetersäure mnlöslich "war; «mit/salpetersaurem Platinoxyd einen mässi- gen Niederschlag ; "mit salzsaurem Baryt eine Trübung, die auf zugefügte Salzsäure wieder verschwand. Ein Theil der Salzlösung, mit Schwefelsäure 326 igeglüht, an 'Wässeri aufgelöst und! erkältet, liefertev Ktystalle; -welcherander Luft verwitterten.ı Demnachibkstandenndisswürfligen Krystallesvoraüglich ads ‚&hlornatriiim ‚und aus ‚etwas Ghlorkaliumhare yosemA syrraeier oT (l e &£) Die von! Wehe euhrehen gern che wundeimitofol- enden ‚Reagentiönsunteröuckt: un! aow maneöl-suitsisunion ol (9 „ai Sie gab-mit:Gälläpfel-Tanetur, mit Bleiessig"und mit sälpetersaurem/Blei‘ei- ‚aen ‚starken! weissen Niederschlag, mit:salzsauren Zinn ieimelgenuige Trübung, „und wurdeswedenklurchiChlor-äoch «durch Sublimat werändert: "Wahrscheili- dich: ‚enihielt,siesOsmazem oder Jeine ähnliche Materikisıloa io aintılsn deiay bb)’ Die: :absolutı weingeistige Lösung wurde äbgelamiftt;- wobei sich sein ein saurer Geruch .entwickelte. jinıl 1eöleulss, ara - 5 /Der-Rückstandi war sein weingelbes;j-miti- öl emrkloiakm «Salzliryställen ‚gemengtes, säuerlich »riechendes Extraftıs.Bs>wurdehabermhalg mit absolziem -Weingeiste in der Wärni£ behandelt,owobei.ein | Theil; der!sich im!s@wöhn- lichen, Weingeist-Iöslich zeigte, unaufgelöst blieb! “Der filtrirten absolut wein- ‚geistigen Lösung 'wurden'einige Tropfen Sch wiefelsäure zugesetzt, «wodurch din sehr unbedeutender, krystallinisch - körniger; weisser Niederschlag gebildet „wurde,' ‘Die hiervon’dyirchFiltrireh getrennte-Flüssigkeit wurde mitBläoxyd ‚und ‚Wasser sehr large -digerirt, ‚bis Lackmuspapier nicht mehr dadurch ge- röthet wurde. Während der: Digestion entwickelte die pie einen! dem ‚Sigenshämalichen Schyweissgeruche ähnlichen‘ Geruch“ vun. 1: (Nach -vollendeter ‚Digestion wurde 'filtrirt, und ‚dürch das Filträt ee ‚Schrwefelwasserstoff- Gas geleitet, bis alles Blei: gefällt war. Die von Schwe- felblei abfiltrirte; beinahe farblose Flüssigkeit wurde abgedampft. Als Rück- stand blieb eine wenig gefärbte, durchsichtige, syrüpartige Masse, : welche ‚Lackmuspapier stark röthete, und jeinen sauren Geschmatki; verbunden mit dem penetrirenden Schweissgeschmack ‚hatte... si” u 1939: jlea Hi Ein Theil dieses Syrups ‚wurde in Wasser gelöst, und: zu.der Lösung Gal- lustinktur gefügt, wodurch ein starker flockiger Niederschlag gebildet'wurde. ‚.... Ein anderer Theil wurde geglüht. ' Die Masse, blähte, sich’ stark auf, und 327 stiess einen eigenthümlichen widerlichen thierischen Geruch aus- Der geglühte Rückstand. enthielt Spuren von Kali und Salzsäure. Ich hatte 'gehöfft,' nach deribeschriebenen Weise’die Milchsäure, Kdchs nach BerzeLius im Schweisse enthalten seyu' sollte, im’ reinen Zustande zu erhalten. ) Allein, ausser dem-geringen Gehalt an Kali und Salzsäure‘ war der von: mir dargestellten: Säure’ eine’ beträchtliche‘ Menge. einer, durch; Gerbestoff fällbaren), osmazomartigen‘ Materie beigemischt-" v© Um wegen der Säure’ des Schweisses‘ mehr‘ Gewissheit zu erhalten, un- Aersuchte ich noch mehrere’ Portionen‘ Schweiss: blos auf Milchsäure,. wobei ich mich meistens an das: oben angegebene’ Verfahren: mit Schwefelsäure und inzy3 hielt. Hierbei überzeugte ich mich „ dass: die erhaltene’ Säure beim Kalle Abdampfen auf ‚dem "Wasserbade | einen 'sanerriechenden’ Dampf, darüber gehaltenes Lackmuspapier stark röthete,, ausstiess und dass der Rückstand um so ‚mehr seine saure Natur verlor, je’ öfter und schneller’ seine wässerige Lösung abgedampft wurde, so dass nach: wiederholten Feen ‘oft nur etwas, ac saure, thierische Materie übrig: war. TE Dies! Verkalter mache & sch# Yarslkenane . dis’ ‚Schweiss hicht anpheuder: sondern ‚mit thierischer Materie verbündehe Eisigäiure enthält, ‚wie "dieses auch von Trenäro war angenommen worden. * Hierfür spricht auch ‚die Erfahrung, dass, als Jen bei der Bereitung der Milchsäure die von Bleioxyd ablltrirte Flüssigkeit einige Zeit der Luft aussetzte‘, sie sieh gleich Baar wanery. mayın J a ee a: m een s AI: -L hasyı 4: rtanod usriste sont auweölusHfyaf b 3m 9 sı9 »aneolunelF ee Vernchriären! angesteile A Bvor)denf Vertashef Eind hestätligende Adakdekung von werde bekannt seyn) konnte. ., Dieser, grosse ‚Forscher ‚ der iminer| zuerst zul bemerken pflegt, wo er;in ei- „nen Irrthum, g g Kork HG sag BE seinenı Jahresberic te iber die, Fortschritte des ‚ohysischen Wis- 2 knkkardh is Ta y44 sl 72) bei Ehen der Fnteekang 5 Aade- die Lampensäure eine unreine Essigsäure’ ist: » Diese Aynterhkchuitten machen es’ schr wahrscheinlich , dass auch die hu Milchsäureiy: „welche: so) häufig/imnThierreich yorkonimt; und deren“ Verschiedenheit vonder Essig- ! säure jch;änteinertlälteren‘ Arheiti«zuibeweisen‘ gesucht ;habey nichts’ ander&ist /alsveinerähnliche Verbindungvon: Essigsäure‘ mib einem eigenthüimlichemthierischen‘ Stof,‘ der imvilire'Sal2e eingeht, und: bei ihnen Abweichungen von!den essigsanten’ Salzemi hervbkbrüngt, der-ferner die Verflüchtigung der Säure verhindert‘, so lange er nicht zerstört,isk; „Eine, weitere; Anleitung; zu; ‚dieser iermythung 328 Der zur Trockene abgedampfte Schweiss enthält demnach: iyerais In Wasser und Weingeist' unlösliche: Materie‘ (vorzüglich Kalksalze): In Wasser, nicht in Weingeist töcabdıe Materie (Speichelstoff‘ Prmebst ] us ol schwetelsauren Salzen) ‘ lage rsesjawıl2 ri uuosnafl Aa 'Inwässerigem, nicht in sale Weingeist‘lösliche Materie’ ( Os= 511» mazom?. Chlornatrium und Chlorkalium) ».. 7.0, uam b Ju 4g In absolutem Weingeist lösliche Materie ( ges essigsaunes Akascdlli! kali und freie Essigsäure ) aswidge sch syrirıaab yaysir URg wer 3 207 ou 4 9 "166 " © EINÄSCHERUNG bes SEHWEISSER: ist doi Eine Portion 2 wurde zur Trockene abgedampft, ‚und der, dun- ‘kelbranne Rückstand ‚hierauf i im. Platintiegel geglühr. Die Masse blähte sich ‚stark auf nd stiess Dämpfe, aus, die, ‚einen Widerlichen. ühierischen Geruch ‚verbreiteten, Erst nach mehreren Stunden” war ‚die, Einäscherung ‚vollstän- dig. Die Masse, welche 22,9. ‚Procent des zur Trockene ‚abgedampften Scl Iyreis- ‚ses betrug,, war weiss und, ‚geschmolzen, Sie wurde mit warmem . ER behandelt an aufs, Filter gebracht, », El - 1.1) Das. Filtrat röthete stark Curcuma, trübte ‚mässig mit, ne er sättigten, salzsauren Baryt, fällte sehr stark, saures ‚salpetersaures Silber „und gab; mit. salzsaurem Kalk und mit- ‚Salzsäure versetzt, . ‚dann einige, Zeit ger kocht, dann mit Ammoniak gemischt, einen zarten Hockigen, Niederschlag. Platinlösung erzeugte mit der Aschenlösung einen starken körnigen. Nieder- schlag; und ‚beim Glühen, der, Aschenlösung aut Schwefelsäure. und .Auflösen in ‘warmen Wasser 'erkielt ich ‘beim’ Erkalten Krystalle von’ Glaubersalz. Demnach enthielt ‚der lösliche Theil der Asche; Viel Uhahlehr. und Salz- h 1951 » „silaisılaen 7 u) udlonersin) oesill« 2:3 3 I aniosan 9 - iae gißbti.der Tihständ) uchasy comcentrirbe Miülchsiine; en sie misikaustischem > ORTEN gesättigt, und sıloils.ddann'erhitzt. wird; seutliche.Dämpfolyonı essigsaurenv Ammoniack /entwickeltswund"dabei sauer wird.« „Jayais »Somit dürfte die Milchsäurelzum zweitenmal’aiis'der Reihe der organischem' Säuren /zu.lverbannen, „e3l loden wenigstens ‚als ıhöchstupröhlemalisch|zu betrachten Bopnuor uayandoiswdh nondGamshihrn ") Däsiiet'angegebene"Verhältniss ist/nur ein ungefähreg> Jıldia 19 ogunl v2 Nobalılıay oruiesı 529 säure ‚und wenig. Sehwefel und, Phospharsüure, „und.zwar in Verkindung nit ‚Natron ‚und eiwas;Balisssioyrilo# saenlorz 115. 1X s2n6l „Tadel. ua,la: 100.2) Dem Rückssand, auf, dem, Eiltrum, wurde hit Salzsäurg Tübergössen, ‚woheinein, starkes Auyfhrausey erfolgte;...Das. Eilitet würde. eiwäs gekocht, und ‚bjerauf, mit Anmmoniaek verseiztz wedurch-ein.izarigr HonkigerNieder- schlag ‚(ohne Zweifel, vom phospkorsaurem, Kalk) gebildet Iwaitde, ‚Hierauf Fi fällte kohlensaures Natron kohlensauren Kalk *). ET aacklıa mA adort 24yr SCH EPSON RRANRENÄHENSE END oT (A angılaahirmley agdanzıa / sruadirst oh iod dor als, ‚sslse bus Asivomm STILR Nur, bp si TSRSEn N a u rde „min, Gelegenheit, zu, Theil, den ‚Schweiss „heimisch ‚2m UNIERMERER, .. Bis Untersuchungen ‚lieferten: in) "TIL TI TED, ZSASTV GR 93 ‚angegebenen. Resultate, mit folgenden hmen: Gangen ‚die schon ‚angegebene Re alias mu gende \ Ausna men; Be 1 E MER rlaa.zzeh „ale“ 945 19sg0RJG. sık. Hyirisvaeiszz ln? wafı sch, ın ill AH WER RELATION are Br Sunlerdad he) {6 Herr ii öfters deutliche 1677 Spurehivbn Eiseh. Dabrijedochusdine Versuche üheilKohleiifeiict angestellt hätt &olwahiein’sehr gegründe- lan ter, Verdaght, yorhanpen ,„dyss.dasy Eisea-yap hinsingefllerien, Asche, abanlditepf,sayır Erumarajddoch ‚sehr, denkbar, dass „die Sr sich, sg wie durch die Nieren, so ayeh durch ‚die Haut des durch ‚die ‚Speisen so häufig in den Kötper gelAngenden Eisens entledige, und Tuesann hatte bereits "angegeben, 1° =. dass der Schwelsspltosphoisadres/Eisen entliältel Ich forderte daher Hörkh Dr. Axserkıne aht) mir 1 pägliähsfizejneg,Sphweiss ipshinzeichenden Mengerayınershaffeng;tim;sligse-Seche, inp Beiheszunbrin- gen. Einen solchen Schweiss schickte mir-Dr. Asserwıo von Münehen aus. Ev nahm dagelbst ei trockenes Luftbad von 50° C. und erhielt darin in ®/, Stunden nicht nur 15 Unzen Schweiss, son- dern es war noch eine ansehnliche Menge lauf Abu! NddenYdes Kafrenssensslan. Derlaken gesam- „ns mel |Schweiss veaginte ‚ jwie ‚er min, schrieb, weden, sader noch -alkalisch, ‚war trübg uiid. setzte beim _ Kochen ‚viele zarte ‚Flocken ab. ai, 2 ’ TB ENSPR- DR y © Um alle Beimischung von Eisen zu terhüten, wurde der Platintiegel, worin die Abdampfung und in] Eininehierunig Ivordenöimhien) witlte } sutor' nit! Sakzsiüireklakkekocht',)'di" jedoch” Häher Keine gelbe Farbe annahm. Die ganze Operation geschah in einem Zimmer, in ‚welchem es nieht staubie}-über der eins Um die Hinäscherung. zu BesJenieeR ai 208 ‚ich die Kohle Bi Wayer aus. TER) Ur i ” ver: 3937 Das re wenig schwelelsaures und kein phos- -1117W7 . ässer hatte viel“salzsanres ‚wenig ‚kohlensaures, _ se - phorsaures Alkali aufgenbnimer #’däs Aınatl Iwar Natton ae ErRap Kati! Die ansgeladste Köhle ver- brannte leicht, Die nochmals mit Wasser 'ausgelaugte, Asche. tüste sich" in Salzsäureı unter starkem i “ Aufbrausen. Die entstandene blassgelbe Fözung; sab, ‚mit, hydrothionsauren Ammoniak, mit Gall- _ äpfelüinktur, mit blausaurem Eisen -Oxy« ulkali und mit, schwefelblausaurem, Kali die Gegenwait einer i Spur von’ Eisen 'huf däsbestimmteste! zu UPenmeh. ae tere Ewel Measonkich lefcht täuschen, so ul luwarden se zum; Gegenyersuch mit hlosser Shi sänrd Busanııhebkebraehrzo und der Unterschied, in der j „Reaction zeigte sich deutlich. Nocly muss ich bemerken, dass die Auflösung, der Asche im Salzsäure „ etwas ‚trüb war; ob yon etwas Kieselerde, die etwa auch einen Bestandtheil des Schweisses ausmacht, ’ liess sich bei der geringen’ Menge des Vrlgdiöstähl hicht khirselieien. Guetin. Zeitschrift f. Plıysiol. IT. 2, 42 330 "A)! Der ‘Schwreiss von einer Person, ! die'nach 'iüberstandenem rheumatiz schen Fieber lange Zeit an profusen Schweissen litt,’ Kef gatiz "wässerhell durch. das» Filter; war sehr reich an "Wasser ind"Heferte nur ' 0136 Procent trockenen Rückstand,’ Ich überzeugte’ Mich von’'seinem Gehält di ’Ammo- niak; ‚Essigsäure, "thierischer Materie u!'&w Die Asche" enthielt"dieselben Salze, wie die des’ gesunden en re fehlte hier“ das Zune saure Natron. ( euroldonl nonsil e Lilo saliil B) In einem; heftigen Anfalle von Pit NERIISONN den Schweiss mehr Am- ER und Salze, als ich bei den grühern. \ Versuchen gefunden hatte. _ "6" Der Kritische SchWreiss, ‘welcher in einer mit ‚heftigem‘ Gliederschmerz ee Febris rheuhätica gegen Abend über den ® ganzen Körperi in reichli- cher Menge hervörgebrochen war, zeigte sich trübe, gleichsam dick, hatte den Schiweisireruch in ae Grade, floss sehr, langsam Free das Filtrum,.. und liess auf Hu einen ‚schleimigen Rückstand. : Das - Filtrat war trübe; und wurde der Destillation unterworfen. "Das Destillat reagirte schwach alkalisch und enthielt Ammoniak und Essigsäure. In der Retorte fand ich am anderen Tage mehrere dicke weisse Klnmpen, welche geronnenes Eiweiss zu seyn schienen; sie wurden ‚auf einem Filtram gesammelt, und wie folgt, un- tersucht; m) Actzkali Tistaın sie nach 24 Skanden, uf, 5 Salzsäure löste sie erst nach einigen Tagen und zwar itvbHköihmen, Der in Salzsäure ungeslöste Rückstand war in warmem Wasser löslich. In dieser Lösung verursachten blausaures Eisenkali aund Gallustinktur einen klein- flöckigen Niederschlag. Isılouag ı art Iü destillirtem Essig waren sie unlöslich. Nach abgegossenem Essig wur- den ‚sie mit, warmem Wasser digerirt. Die Flüssigkeit ei mit den genann- ten Reagentien sehr geringe Nikderschlöge: Dieser Schweiss hätte demnach löslichen Eiweiss-Stoff enthalten. Hier- bei muss ich jedoch, bemerken, dass ich. auch i im Schweisse eines ganz gesunden jungen Mannes bei der Destillation:diese Flocken in der Retorte fand, nur nicht in so grosser Menge, wie in dem eben beschriebenen Falle. Vielleicht war da- her m Gehalt an Eiweiss-Stoff eine Kigenkhämlichkeit, dieses kritischen x 331 Schweisses ;; dieses ist mir: um so! wahrscheinlicher, als-ich' in ‚dem Schweisse,! wel- cher von derselben Person am fol;genden Tage gewoinen:wurde,;; wo: .die Heftigkeit des Fiebers, und die Schmerzen iu ı den Gliedern bedeutend, nachgelassen hatten, bei der Destillation diese Flocken nicht" fand, so wie diesen Schweiss:auch viel weniger getrüht war, und klar ‚durchs Filter. gieng. ; . .. Die von. den Klumpen geronnenen Eiweiss-Stolls Beieine Flüssigkeit wurde abgedam ft und mittelst Weisesiun ‚und Wassers ‚auf dieselbe Art ‚und mit demsel- ben Erfolge analysirt, wie ‚der $, 324, untersuchte Schweiss.- ae AB“ Der von demselben Kranken, den Tag. nach dem Ausbruch des kritischen Schweisses gesammelte‘ (Schweise; dessen Vereine 'erwähnt worden ist, Hess Bein Ab- dampfen 1,1 Procent trockenen Rückstand. Das in Wasser , nicht in W eingeist 1ös- liche: Extraet desselben wurde‘nicht durch Galläpfeltinktur und durch Bubliniet ver- ändert ;!trübte,aber/ salzsäures: Zinn und: gab mit Bleizucker und salpktersaurem Sil- ber stärke 'Niederschiläge.:» Ebenso; verhielt sieh auch das’wässerige :Extract: des 'kri- tischen‘ Sthureisseilgmub dads een NUR OEER. stark. Be. ee Ill. „VERSUCHE Über "DEN" ‚SchtwElss "DER PRERDE. sms 9 3 D The iruchie den nie dieser. Thiere „)wie.er ach; nlanatitänt Wasii, in, Gestalt/yon Schuppen , auf | ihrer Haut ep #) Änfsuch ung der Essigsäure. kochte eine ee Merse , die- 35 IRB zuehrpalt mit, Wasser ae und. unterwarf das, fltrirte, Be och, mit es Pt ds mit Bleioxyd einige, Zeit digerirt, hierauf hiltrirt und abgedampft, Esı blieb "eine starke Salzkruste, ‚welche auf, Hinzufügen von verdünnter Sehwefelsäure den Geruch von Essigsäure sehr stark ausstiess. haryı ‚2) Analyse durch Wasser und, ‚durch weine ER wurde eine be- deutende Menge der, Schuppen | mit Wasser ausgekocht, und das, ‚Filtrat zur Trockene er Der Rückstand wurde mit, ‚Weingeist von 36° B. wiederholt ausgezogen. f ie weingeislige Flüssigkeit gab a ‚Abdampfen ein. bräunliches, mit vielen Salzkrystallen geimengtes ‚Extract, ‚welches mit absoluten Weingsiet behan- delt wurde. 67 i 1001. a) Der nicht in Absblütehl Weingeist lösliche Then ‚zeigte ‚e einen stärken ‚Prer- oo , dekerach. showr Ilezslsus 13 ; b) Die absolut weingeistige Auflösung, mit wenig Sch versetzt, "vom niedergeschlagenen schwefelsauren Salze ebfiltrirt und abgedamptt, lieferte einen syrupähnlichen sauren Rückstand (thierische Materie mit Essigsäure). 42 * 332 IowB)-Der im Weingeisbivon 36% Bıi 'unlöslicheRückstand‘wurde"einige Zeiv mit re Idigerirtyr und" a gebraehtl ns noeysl nadlestsb nor 131 ' ‚ap Das FTErAR Hätte EiHe'Beäuile Farbe, zeug" keine VE Rnddtung" mil Salpeter- darin Knie ine Rue ‚gab’einen VElilkön"yieellänng ag aa air urem Blei, salpetersaurem nz salzsanteih Zihhoxy ae uh, [ersäurem. EB "und trübte staik Galustimktur und wisserigedChldr, HeicHiR le uldken ach | &inigen Ta- gen einen stäf'keh Ad) ckigen Niederschlag danke: der jedoch ‚die 'zähe bl: Natur des gu eb NE riges Chlor gan" Phkrtefttch ENEELERA ons Balakn st üsche nsiloejl en bh Homıdan nob slösı nl n5b ‚noiaeräl nedlsausb mov ıstl Re weder i un span mas. in, Weingeist Kslinhe, Kickstand,yerlick, sich wie geronnener Eiweiss, Sto 19825 WW ni and Brrsieslsiisl ansasHdor IngsonT 4. nstguiech 2) Ausd deerigideeege Naeh 'FOUEGROY md NIAUQUELIN *) enthält der. eingetrockniete/öch weiss der Pferde! hisiweilem eine kleiie-Mengeovon:Harnstoff. Um :diesen zu.erhalten ;;wurde ‚eine Bortidn: öbengemanliter.SchulppeneifigelZeit'mit Weirigeist digerärt. Die - Blüssigkeit wonlehlibiee untl ee De U un zus at behandelt und auf ein Filtrum gehrach X "lchst eeIa Wie, Mal -ATaAU Alva IHV 1a Ed Fı Br 339 eine grüne, fettige Materie, welc e den eigenthum- Aal Fe im’ höchsten’ Grade/incitr ih eeiswiloe mob oror 921 zer 03 ir B) Das ageibliche Filtrat! würde (au uf ze ‚yier on „heit ühR, EN dam oe Pe a oil Saneht: ® nsisabod. euig sHloo RETEH lea isby 9 ze ehr ee ibung tie RI San vrggl Bar NE EN Nena zarıch" an Kıry ve ee ne den wid ul öde! has sited donıs 5 narloaitsıme SıYaar 19 AIOIUKE OMi9 291 em h il Essigsaiitks Blei, erfperehsäures Blei, ‚Salpetersaures $ Süßen, sälpetersautesQueck- na. 0 Uber, ANERERRRE Zinnoxydul ad ‚Gallustinktür RR ‚einen ‚starken Hocki- gen Niederschlag hervor, ‚segileane dlısie uloa oyuKepIen un Er 2 -ad Sie TER heköR = dass dieyon'mir RN Scheiss ER nr pen enıw ı 61 IESERR TIL: 1 der Keineh'Mdr ur ehniätted" öder eine Zu Kleine ‚Menge, & an" dass; aM "hälte "Kannt werde In’ REnNEH; denn len“ re Fäftung mie" Sarpetersäute scheint Dur ‚d dar “eine thierische, ehem Mareite bewirkt worden zu ‚seyH, En Bu is ‚ui (7 wustuloeds Fine asılo) ” Ph { ‚laiv » "Eihäscherung. A) Der im las lösliche "Theil Eh Fe checken Bohprgisp-Schyppen,, auf die. (8; 338), beschriebene, Weisen geprüft, ‚bestand; aus salz- saurem und schwefelsaurem Kali und Natron; er enthielt weder kohlensaures, noch „phosphorsaures, Alkali,» > Prningw Jinm anneöhu A spileisnnievr Jirloads sili (d site hrmsbeyds bar umilids Sslsd-usmwrelslsowidoe n ı9gnld 29831 bein „) Fourchox Isysteme ides) cöhngißsangesi Ehjnliques; Vol: 9 0920, asıloiladlsqwiys nenıa N 895 B) Ich löste den nielt/in Weisser löslichen Theil der Asche in Salzsäure und ver- setzte die Lösung mit Ammoniak, welches einen dicken gallertartigen Niederschlag erzeugte. IE) Der auf dem Filter, gesammelte, a. wurde, mit wässerigem Kali di- gerirt.,, jlobj lowıhrisse VL Si l - &) Die ne ren hatte Phosphoretare ran denn sie. nn mit salzsaurem Kali und Salzsäure gekocht, dann mit Ammoniak versetzt, einen starken Niederschlag von Phesphöklanremi Kalk! = Der mit Kali ausgezogene Niederschlag’ wurde mit dessälirtum Essig. digerirt, aim welseher (den! yrötatehl Theil: auflösete.‘' Die so erhaltene, durchs Eiher vom un- er ugelöst gebliebenen Phosphorsauren' Kalk getrenntey' Auflösung war: reich an Mi) "Bittererde, trübte sich "daher nicht mir doppelt: kohlensaurem Kali, wurde oınıl" reichlieh gefällt‘ durch 'reines Kali, und 'gab, 'mit ‚Schwefelsäure :geglüht, Jsluns(äin warmem: Wasser gelöst und hingestellt, Krystalle von Bittersalz; ausser- "vw Jendemiienthielt die essigsaure Auflösung 'auch viel Eisen. b) Die mit Ammoniak gefällte salzsaure Auflösuug En 2 kohlensaurem Na- «ron noch einen bedeutenden Niederschlag. - Demzufolge’ enthielt die’Asche des Pierdisdchnbäisdant Salränhres Keen schwefel- saures Kali und Natron, phosphorsauren’Kalk, 'kohlensauren Kalk und viel’ phos- phorsaure Bittererde.': Das gefundene ‚Eisenoxyd möchte, ‘wenigstens grösstentheils ‚vomStaube oder von dem, eisernen. Diiankanieg) anit rer ren die Pferde gestrie- ‚gel worden, ee Ey, loesd sısid ab rochis ı uUß die .: i y .9 { ba 334 CRITISCHE BEMERKUNGEN. I. Das Saugadersystem der Wirbelthiere von Vin, FOHMmAnN. Erstes Heft: Das Saugadersystem der Fische mit XVII Steindrucktafeln. Heidelberg und Leipzig 1827. Fol. Der Verfasser, bekannt durch sein schätzbares Schriftchen. über die Verbindung der Saugadern mit den Venen, war unter ‚unsern. Augen seit mehreren Jahren be- schäftigt, die Lehre von den Saugadern. durch eigene Untersuchungen |zu berichti- gen und aufzuhellen, Dies that.nm so mehr Noth, weil Herr MAGENDIE dahin trach- tet, längst anerkannte und erwiesene Wahrheiten‘; 'das Saugader-System betreffend, zu unterhöhlen und für Irrthümer auszugeben, und die Ergebnisse oberllächlicher anatomischer Untersuchungen als ‚Stütze für einseitige und irrige Lehren: benutzt. Solche Beschuldigungen dürfen wir nicht unterlassen zu beweisen; denn sonst wä- ren es reihen: ; I (d HEWSON und ALEX. MONRO thaten zuerst: gegen! den Anfabg der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts, ‚das Daseyn der Saugadern in den Vögeln, Amphi- bien und Fischen dar , und: machten sich, wie bekannt, die Ehre: dieser Entdeckung streitig. Solche Gefässe wurden denn auch von verschiedenen:andern Anatomen in den eben genannten Thieren aufgefunden. Niemand ‚..der sich nur ‘einigermassen mit Untersuchungen über den Bau der Thiere beschäfftigt hatte, zweifelte an dem Vorhandenseyn dieser Gefässe. Nur MAGENDIE, sich Desakond die durch ausge- zeichnete Männer hinlänglich begründete Lehre von der Verrichtung der Sangadamt umzustossen, und wo möglich die alte Lehre GALENS von der alleinigen Einsaugung durch die Venen an ihre Stelle zu selzen, erhob Zweifel gegen HEWSONS und MonrO’S Angaben, und unterwarf den Gegenstand einer neuen Prüfung. Er tand bei seinen angeblich sehr gründlichen und zahlreichen Untersuchungen, was er wünschte, und seiner Lehre zusagte. Nirgends als nur am Halse der Gans und des Schwans konnte er einige Sauga- dern auffinden. Dies Ergebniss seiner Forschungen theilte er im Jahr 1819 der fran- zösischen Akademie mit (Memoires sur les vaisseaux lymphatiques des oiseaux; im Journal de Physiologie experimentale T. 1. Janv. 1821 p. 47). Eine Stelle darin ist zu merkwürdig, als dass wir sie nicht hier herausheben sollten; indem sie zugleich von der Gründlichkeit und Zuverlässigkeit MAGENDIE’S bei seinen Untersuchungen ein sprechendes Beispiel giebt. 335 » Les recherches que je viens ‚de faire connaitre ä l’Academie eurent lieu pendant Pete de 4816; depuis’cette Epoque;jai disseque plus de cinquante -eiseaux de tous genres; cärnassiers;etautres; je.me les suis procures vivans, et je les ai: ouverts apres les avoir fait manger, en moment oü leur digestion etait en pleine activite, Jai pu ainsime convaincre que les vaisseaux chyleux et les canaux thoraciques n’existent pas chez les oiseaax; que les seules traces des vaisseaux lymphatiques se voient au con, ou l’on rencontre, comme dans les mamuniferes, des vaisseaux et des glandes lymphatiques, assez souvent remplis, chez les.oiseaux vivans, par une lymphe dia- phane et sans couleur. « .» Quelle circonstance anatomique aura donc pu abuser JIEWSON: et lui faire com- meltre une erreur aussi grave que celle oü il est tomb&?— Le fait anatomique que je viens de faire connaitre, et que chacun pourra facilement constater, est une puis- sante preuye ä Pappui d’un fait physiologique que j’ai sonsigne dans un Memoire lu ala premiere classe de I’Institut en 1309, savoir: que les veines sanguins jouissent de la faculte äbsorbante, « Es ist zum Erstaunen, wie leicht MAGENDIE eine Ueberzeugung für eine Irrlehre gewinnen kann, mit welcher Keckheit er einem HEWSON Er Fehler vorwirft, und mit welcher Sicherheit er Schlüsse macht. In einer Nachechrift zu obiger Ab- handlung leugnet er auch noch das Vorkommen von Saugadern bei den Amphibien und Fischen, Nur die Schildkröten hätten vielleicht Saugadern. Gegen die mit so vieler Zuversicht von MAGENDIE ausgesprochene Behauptung, dass die Vögel keine Chylus führenden Gefässe und keinen Milchbrustgang hätten, erhob sich Dr. L. A, LAUTH, der auf dem anatomischen Theater in Heidelberg sich eine Zeit lang im Einspritzen von Saugadern geübt, und hier auch die zahlreichen Präparate über die Saugadern der Vögel, Amphibien und Fische gesehen hatte. In einer schätzbaren Abhandlung (Memoire sur les vaisseaux Iymphatiques dos oiseaux et sur la maniere de les preparer. Paris 1825. 8. avec planches.) beschrieb er die Saugadern der Vögel, nnd bestätigte vollkommeu die richtigen Angaben HEWSON’S und MONRO’S. Dass nun aber auch die Fische Saugadern haben, das wird durch FOHMANN’S fleissige Untersuchungen vollkommen erwiesen, deren Resultate er in der oben ge- nannten Schrift niedergelegt hat. Auf neun ausgeführten Tafeln erblickt man die Abbildungen der Saugadern des Magens und Darmkanals, der Leber, der Milz, der Geschlechistheile, der Kiemen, so wie des Milchbrustganges des electrischen Rochens des Aals, Hechts, Wels, Seewolfs. Kabliaus, Salms und der Steinbutte. Denen, die Neigung haben, sich mit der Beschallenheit der Anordnung der Saugadern bei 336 den Fischen bekannt zu machen, enipfehlen wir dieses Werk. »Sollte aber: einer oder der andere’ unserer Leser geneigt! seyn,"in dieser Sache’ MAGENDIR für eine! grösl sere Autorität zu halten als HEWSON; und: MONRO,, »den laden’wir-freundlichst ‘ein, in !unserer’anatomischen Sammlung die Präparate:über die Saugadern der Fische, :Am- phibien und-Vögel in Augenschein zu nehmen, um etwaige Zweifel'zu beseitigen.; TIEDEMANN.„»| wndh I. u. Artur JAKOB hat vor Ber Zeit gehaltreiche Untersuchungen über versthie- dene Theile des menschlichen Auges bekannt gemacht en respecling the Anatomy of the Eye; in Medico- Ce Transactions Vol. 12. P. 2. p. 487.) Aus- ser der Beschreibung und den Keffiichen Abbildungen der von ihm zwischen der Gefäss-. und Nervenhaut aufgefundenen zarten Haut und mehreren Bemerkungen über den Bau der Iris, der Tasdonkhpzet u. s. w- finden sich dort : neue Beobachtun- gen über die Pupillar-Haut durch wunderschöne Abbildungen erlebten. Dieselbe Heut verschwinde nicht gegen den siebenten Monat des. ee sondern sie "be- stehe meist noch zur Zeit der Geburt. Gegen den siebenten Monat verlören sich ‘ihre Blutgefässe , sie sey nun ganz werde allmählich dünner und, zu- letzt werde sie kurz vor oder erst nach der Geburt eingesaugt. Acht bis vierzehn Tage nach der Geburt seyen am Puppillarrand noch zarte Läppchen vorhanden. Easnal glückie es ihm im neunten Monat noch ein Blutgefäss in der Puppillarhaut nach einer gut gelungenen Einsprützung aufzufinden. Ich habe seite Untersuchun- 'gen Wwiederhöle rt es freut mich, die Wahrheit seiner Angaben bestätigen zu kön- nen, Noch neulich injicirte ich die Blutgefässe eines während der Geburt verstor- 'benen Kindes mit einer Auflösung von gereinigtem Leim mit chinesischem Zinnober, "und fand die Püpillarhaut mit’äusserst feinen nelzartigen Blutgefässen versehen, die’ nebst denen der Iris aufs schönste gefüllt waren, TIEDEMANN. Hiterarischer Anzeiger. Ei st! 0 NEUERE ERSCHEINUNGEN 5; aus dem ‘Verlag von An gust ®sswald's Buchhandlung, in Heidelberg und Speyer. Die ersten ELEMENTE der gesammten NATURLBEHR zum Gebrauche für höhere Schulen und Gymnasien von Dr. &. UMild. Mluncke Hofrathe und Professor der Physik zu Heidelberg. Mit zwei Kupfertafeln. 8. » fl. 30 kr. rhein. 22 gGr. sächs. Naturlehre ist als das wichtigste Hilfsmittel für die Fortschritte des menschlichen Wissens schon in der frühesten Zeit Gegenstand der Beschäftigung für die gröfsten Geister gewesen, und es ist eines der tröstlichen Zeichen unserer Zeit ,; dafs sie sich in der- selben mehr und mehr durch alle Classen der mensch- lichen Gesellschaft verbreitet hat. Höhere Forschungen und populäre LehrBücher sind als Beweis (davon in nicht geringer Anzahl erschienen und haben sich fast alle nach ihrem Standpnncte ei- ner höchst günstigen Aufnahme erfreut: aber in kei- nem Fache können neue Erscheinungen erwünschter und nöthiger seyn, als in dem unermefslichen Felde der täglich zunehmenden Naturwissenschaften. Vorzüglich glauben wir nun in dem vorliegenden Lehrbuche des verdienstvollen Herrn Verfassers, ein willkommnes Werk anzubieten, da sein unermüdetes und einilufsreiches Wirken allbekannt und sein grö- fseres ä Lehrbuch der Naturlehre so ausgezeichnete Anerkennung gefunden, dafs aus dieser sich der Wunsch gebildet und ihm von mehre- ren Seiten dringend eröffnet wurde, die Wissenschaft dureh ein für mehrere zugängliches und auf höheren Schulen leicht anwendbares kleineres Werk zu für- dern. Dieseın Wunsch hat er nun unfehlbar aufs be- friedigendste entsprochen, und der Verleger wird den- selben , besonders auch bey direeten Aufträgen, mög- lichst au erleichtern sich zum Anliegen machen. Rz H. C. W. Breithaupt‘ "| Professor der Mathematik zu Bückeburg im Fürstenth. Schaumburg-Lippe Hand- und Lehrbuch der Feldmefskunst für Trigonometer, Geometer, Forstmänner und Landwirthe. Mit verschiedenen, noch nicht bekannten und durch Beispiele erläuterten, geometrischen und trigono- metrischen Vermessungs- u. Theilungsmethoden. Nebst ı0 Tabellen u. ı5 Figurentafeln. 2 Theile. 4. 5fl. 24 kr. rhein, 3 Thlr.. 8 ggr. sächs. Die Feldmefskunst ist schon in den ältesten Zeiten geübt und als ein Beförderungsmittel der menschlichen Wohlfahrt, und wie die Mathematik überhaupt als der richtigste Weg, zu Schärfung und Berichtigung menschlicher Einsichten und Kenntnisse angewendet worden. Nicht leicht hat es aber einen Zeitpunkt gegeben, wo ihr Bedürfnifs so allgemein erkannt, wo ihre Kenntnifs so vielseitig gesucht worden ist, als im gegenwärtigen; weil es zu den Segnungen des Friedens gehört, dafs die Regierungen sowohl als Private an Feld und Wald das wieder au ordnen stre- ben, was die Störungen vieljähriger Kriege oft spur- los zerstreut haben, wo es besonders die Angelegen- heit der ersteren ist, durch genaue Feststellung der einzelnen Marken den richtigsten |Mafsstab für billige Besteuerung , durch regelrechte Ein- und Abtheilung der Forste die Wiederherstellung der inmanchen Ge- genden so furchtbar gesunkenen Forstkultur auszu- mitteln. Es ist also beinahe die Aufgabe eines jeden‘, der auf die Eigenschaft eines nützlichen Mitgliedes des Staates und der menschlichen Gesellschaft Anspruch machen will, sich mit dieser Kunst möglichst vertraut zu machen, und wir können ohne Uebertreibung , ohne Zurücksetzung anderer mit dem entschiedensten Vertrauen versichern, dafs er dazu auf keinem siche- rern und: leichtern Wege gelangen kann , als durch das vorliegende Handbuch. Der Herr Verfasser hat sie seit einer langen Reihe von Jahren nicht nur in den Anwendung, sondern auch durch Lehre geübt. Eine Menge von Zöglingen baben sich bei ihm: nach derselben gebildet, und um die Herausgabe seines Buches in ihn gedrungen. Wir be- dürfen also dieser Anzeige nicht, um ilım erst eine gute Aufnahme zu bareiten; sondern wir bieten sie dem Publikum nur, um die Pflicht gegen dasselbe zu erfüllen , dafs jeder davon zur rechten Zeit in Kennt- nifs komme. Bei dieser Voraussetzung halten wir ferner kaum nöthig, über den Inhalt des Buches; ins Einzelne zu gehen; doch wollen wir auch hiervon noch das We- sentliche anführen. y Durch eine auf solche Weise noch nie beobachtete systematische Anerdnung erfüllt dieses Handbuch den doppelten Zweck, beim Selbststudium mit der fafs- lichsten Ausführlichkeit im stafenweisen Fortschreiten die durchaus von der Erfahrung entnommen Beispiele zu erläutern, und zu gleicher Zeit für Vorträge den angemessensten Leitfaden zu geben. Die Beispiele sind fast sämmtlich und bis zu den einfachsten Werk- zeugen durch schöne und präcise Zeichnungen ver- sinziicht, so dafs mit einigem Fleifse ihre richtige Auffassung auch dem weniger Vorbereiteten kaum fehlschlagen kann. Aufser vielen neuern Gegenstän- den, womit es die Feldmefskunst bereichert, werden in dem Buche u, a. die Konstruktions -, die Oblongums- und Polygonsmethode aus wirklich geschehenen kleinen und grofsen Flächenver- messungen erklärt; die verschiedenen Ver- messungsmethoden nach ihren einzelnen Vor- zügen verglichen, und durch die Abbildungen ,„ welche für diesen Zweck vollständig ausgearbeitete Plane liefern, belegt; ferner eine ganze neue Methode an- gegeben, kleine und grofse Flächen mit und ohne Wege in gleiche und ungleiche Theile zu theilen, und krumme Gränzen in gerade auf dem Felde zu verwandeln, Die aus der Ausführlichkeit des Werkes fliefsende Ausdehnung und der namhafte Aufwand für die Ab- bildungen, wie überhaupt der kostbarere Druck ma- thematischer Werke lassen zwar keine langwierige Preisvergünstigung zu, doch haben wir für die An- schaffung die ‚möglichste Erleichterung gebothen, in- dem wir bis zu Erscheinung der ersten Abtheilung , gegen wirkliche Vorausbezahlung, einen Pränumerationspreis von 4 H. 3 kr. rhein. oder 2 Rthir. 6 ggr. säcits. aussetzten. Dieser ist also schon im September ı924 mit der Versendung der ersten Abtheilung abgelaufen; damit jedoch auch diejenigen, welche sich nicht gerne vor der Vollendung eines Werkes engagieren, noch den Vortheil des Pränumera tionspreises geniefsen, können; so eröffnen wir dieselbe Iriermit noch von jetzt bis »u Pfingsten 1825. für directe portofreie Einsendung des Betirags, unter der Versi- cherung, dafs die ate Abiheilung bis zum ı April d. J. vollendet wird, und alsı l\ınn unfehlbar vollst.in- dige Exemplare zu erhalten si ad. Neidelberg und Speyer, am 5. März 1825, August Olswald’s Buchhandlung. — Y Ko ö « or re IMmaE Begründung einer wahrhaften Methode des mathematischen Unterrichts im Allgemeinen _ mit besonderer Bezichüng auf Realschulen von us Ph. Stieffel, Lehrer der Mathematik u. Naturgeschichte am Lyceum „zu Carlsruhe, 8. 27 kr. rhein. 8 ggr. sächs. Muster °.° und ü2uwaszpgıälrnzn zur Bildung des Ausdruks und Geschmaks. Mit einer Methodik als Anhang. von Carl £chüeclein, Professor am Lyceum zu Speyer. gr. 8. ı fl. 45 kr. rhein. ı Thir. sächs. - Nicht eine der gewöhnlichen und so häufigen Anthologien, Deklamationsübungen und Theorien wird dem Publicum hier geboten: sondern eine durch den seltesten Geschmak und Scharfsinn und durch eine überraschende Fülle von Belesenheit ausgezeich- nete Mustersammlung dessen, was vom Alterthum und aus der neusten Gegenwart zu kennen, zu be- wahren und zu nützen wünschenswerth und zuträglich ist fürs Leben in seiner bessern Richtung. Jede Stufe der Empfindung , und jedes einzelne Gefühl finden darin einen erhebenden Anklang; doch wird nicht eine weichliche Nährung der Empfindsamkeit, son- dern zugleich eine die Kräfte des Geistes und der Seele entwickelnde und stärkende Ausbildung von Urtheil und Geschmack um so sicherer der Erfolg seyn: als die Regel sich aus dem Genufs entwickelt , und pedantische Abstraktion gänzlich fern gehalten ist. Die gewonnene Bekanntschaft wird noch beson- ders in so ferne lohnen, als so manelımal bei “dem Genufs guter Gedichte und Lesestücke die Kenntnifs ihrer Schöpfer eben so ungerne vermilst, als dieser Genufs durch den Mangel an gehöriger Vorbildung und richtiger Anleitung verkürzt und verkümmert wird. Für Jung und Alt, für den Greis, der’ sich die Welt im Rückblick auf das eigene-Leben gerne beschaut ; y a3 Bogen. — “ für den Mann, der; von'den Eindrücken des Augen- blicks gefafst und gestört, oft eine Berichtigung sei- ner Ansichten bedarf; für die Jugend, die für, so manche in der Brust erwachende Empfindung den Ausdruck sucht, für heranwachsende Knaben und Mädchen selbst in denen der emporkeimende Trieb nach dem Höheren seine Richtung erhalten soll, ist ” das Buch nach unserer vollen Ueber eugung eine rei- che Quelle des Genusses, der Belehrung und Erhe- bung und wir empfehlen es daher ebensowohl für die Schule als für das Leben. besonders auchals eineangemessene Festgabe, mit dem Wun- sche, dafs unsere Ueberzeugung ‚sich recht vielseitig verbreiten möge. Bistorische Versuche von Carl Friedr. Neumann, Professor am Gymnasium in Speyer. ' Erstes Heft. gr. 8. 48 kr. rhein. ı2 ggr. sächs. Der Verfasser dieser Versuche, vun dem auch nächstens die Fragmente der Moiızsiow des Aristoteles bei mir erscheinen werden, ist durch seine Darstellung ‚der ceretensischen und florentinischen Staatsverfassun- gen dem gelehrten Publikum schon rühmlichst be- kannt. Er liefert in dem ersten Hefte seiner histo- rischen Versuche drei Abhandlungen. ı) Das Ver- hältnifs der Historiographie zur Staatsverfassung. 2) Der Landrath im bairischen Rheinkreiss. 3) Einen Abrifs einer Geschichte der Staatsweisheit. Bei ei- nem besonders zu unserer Zeit su anziehenden Inhalte bedarf es wohl keines weitern Anrühmens dieser Versuche, Die seit dem Wiederaufleben der Wissenschaften von einem Casaubonus, Montecatini, Ruhnke- nius, Niebuhr, Heeren und vielen andern ge- wünschte Sammlung der Fragmente von den Staats- verfassungen oder vielmehr Staatengeschichten des Aristoteles, wurde von Herrn Professor Neumann in Speyer unternommen, und wird bei ir unter dem Titel: "Agororihovg Holıreıov 16 auköneva. Aristotelis Rterum publicarum religuiae. Collegit, i- lustravit atque Prolegomena addidit, Ca- rolus Fried. Neumann, erscheinen, worauf ich das gelehrte Publikum auf- merksam mache, j August Ofswald, 3 * — 5 Von demselben Verfasser empfehle ich: Neumann, C.Fr., (Lehrer an der Studienanstalt io Speyer.) Uebungen zum Uebersetzen vom Deut- schen ins Griechische, nach den Paragraphen der Buttmanschen Grammatik. 8. 54 kr. rheinisch. 12 ggr. sächs, | Der Herr Verfasser , der sich als gründlichen Phi- lologen vor dem literarischen Publicum, und als wackeren Schulmann in seinem Amte schon bewährt hat, hat seinem Lehrbuche den Vorzug gegeben, für alle Theile der Etymologie’ Beispiele aus den Classi- kern auszulesen, und indem er dadurch den Schüler schon von den Elementen an mit denselben gewisser- mafsen vertraut macht, hat er besonders durch ange- messene Anordnung die Aufmerksamkeit festzuhalten und allen mechanischen Schlendrian zu beseitigen und zu vermeiden gestrebt. Wir dürfen daher zum allgemeinen Besten wünschen , dafs sein Zweck recht vielfache Unterstützung finde. August Ofswald in Heidelberg und Speyer Ueber B D-HRWe NIIT E, Von C. F. Schlosser, Geheimen Hofrath und Professor in Heidelberg. (Aus den Heidelberger Jahrbüchern der Literatur bı=- sonders abgedruckt.) gr. 8 36 kr. rhein. 8 ggr. sächs, Werabgesetzte Biüicherpreise. Joh. Baptist Say Darstellung der Nationalöconomie oder der Staatswirthschaft. Enthaltend eine einfache Entwickelung, wie die Reichthümer des Privatmanns, der Völker und Regierungen erzeugt, vertheilt und consumirt werden. Ausd, Französ. übersetzt u. mit Anmerkungen begleitet von Dr. C. E. Morstadt. "2 Bde. gr.8. Ladenpreis 9 fl. rhein. 5 Thlr. 18 ggr. süchs. Die Nationalöconomie bleibt fortwährend einer der wichtigsten Gegenstände des Nachdenkens für alle Glas- sen derbürgerlioben Gesellschaft, und es ist allgemein » — 41 — . anerkannt, in welcher Ausdehnung das Werk von Sa’y dieselbe für jeden fafslich erschöpfe. Um die Verbrei- tung zu erleichtern, stelle ich von Neujahr bis Johannis ı825 den Pränumerationspreis von 5 fl. 3okr. rhein. oder 3 Rth. ı8 gr. sächs. her, und füge bei der directen Einsendung des Betrags für 6 Exempl]. ein Freiexemplar bei. . Q. Horarır Fraccr Du a a ad mss. codd. Vaticanos, Chisianos, Angelicos, Barberinos, Gregorianos, Vallicellanos, aliosque lurimis in locis emendavit notisque illustravit » q pracsertim in iis, quae Tkomanas Antiquitates speetant Carolus Fea, IC. bibliothecae Chis. et Roman. Antiq. Praefectus. Denuo recensuit, adhibitisque novissimis subsidiis : curavit Fr. Henr. Bothe, D. phil. ete. ı & Voll. Editio post Principem et} Romanam Tertia. Ladenpreis 8 fl. rhein. 5 Thlr, 4 ggr. sächs. Die vielfältige kritische Anerkennung dieser Ausgabe hat von mehreren Seiten den Wunsch rege gemacht, die Anwendung durch einen wohlleilern Preis zu er- leichtern, und ich komme diesem entgegen; indem ich von Neujahr bis zu Johannis ı825 den im Anfang bestandenen Pränumerationspreis von 5 1. 3u kr. rhein. 3 Rthlr. 18 ggr sächs. gestatte; auch bei directer Einsendung des Betrags für 6 Exemplare. eın Freiexemplar beizufüger verspreche. f $ (8) Dr. H. E. G. Paulus Warnung vor möglichen Justizmorden durch rechtliche und allgemein verständliche Beleuchtung der “© Fonkisch-Hamacherschen Cause celebre.. Um eine staatsoberaufsichtliche Superrevision des Ver- kehrten in den Vorbereitungen der beiden Urtheile auch wesentliche Verbesserungen im Unsersuchungs- proce/s und dem Geschwornengericht selbst "zu desto gewisserer Erhaltung des dıe Verkehrtheiten allein entdeckenden Schutzmittels der gerichtlichen Oeffent- lichkeit drängend zu motiviren. 4 Hefte gr. 8. 3 Thlr.. 18 gr. sachs.. 6 fl. 3o kr. rhein. Diese eben so populäre, als scharfsinnige Untersu- ehung eines zur Ehre und Ruhe der Menschheit für “. Jahrhunderte seltenen Criminalsprozesses hat ‚denset- ben mit so interessanter Vollständigkeit dargestellt, dafs er, zur Angelegenheit der Nation geworden un- vergänglich dasteht. Mit der regsten Wärme hat sich das allgemeinste Interesse dafür ‚ausgesprochen, und von dem Werke nur nash wenige Exemplare. übrig gelassen. Diese ist der Verleger bereit, bis: zu. Jo- hannis 1825 um den herabgesetzten Preis von a Thlr. 18 ggr. sächs. und 4 fl. rheinisch abzugeben, > Heidelberg im Januar 1825. j August Ofswald. Branien zum deutschen Privatrechte mit Urkunden von Dr. Carl Fr. von Dalwigk, Präsidenten des herz. Nassauischen ‘Oberappellations- gerichts, mehrerer hoher Orden Kommandeur 3 und Ritter. Erste Lieferung. Juyat interdum colligi. ı fl. 30 kr. rhein. 20 ggr. sächs, : ee «#; Der durch mehrere Schriften rühmlich bekannte Verfasser liefert hier Beiträge zu einer Wissenschaft, die in so manchen Materien einer Ausbildung und nähe- ren Erläuterung bedarf. Das Interesse, das diese erste Lieferung gewährt, wird sich aus der Namhaft- machung der darin bearbeiteten Materien von selbst , ergeben, sie sind folgende: > ı) Die Altenhafslauer Mark, ein Beitrag zur Ge- \ schichte der altdeutschen Volksgemeinden und Märkerdinge (die dabei abgedruckten Urkunden sind höchst merkwürdig ). 2) Beitrag zur Regredienterbschaftslehre. 3) Ueber den Schiffbefrachtungscontrakt.. 4) Ueber Assecuranzen. ; Der leider so unerwartet schnell eingetretene Tod des verdienstvollen Herrn Herausgebers wird die Fort- setzung dieser interessanten Zeitschrift nicht stören, da es uns gelungen ist, den berühmten Herrn Prof. Falk in Kiel für die Redactiön zu gewinnen: und uns der Unterstützung des Herrn Geh. Hefr. Mitter- maier für dieselbe zu versichern, unter welcher Acgide sie nun in ungebundenen Helten so oft wie möglich erscheinen wird. Heidelberg im Mai 1825. August Ofswald’s Universitäts-Buchhandlung.