,«|*uiuuiuuwyLy ^pWYÖRKBOJMICALCAB§, J9^l Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Zugleich Organ der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht, der Österreichischen Gesellschaft für Pflanzenzüchtung und des Bayerischen Saatzuchtvereins. Unter Mitwirkung von L Kiessling, H. Nilsson-Ehle, K. v. Rümker, E. v. Tschermak, Weihenstephan Lund Berlin Wien herausgegeben von C. Fruwirth, Wien. Vierter Band. Mit 1 Bildnis und 18 Textabbildungen. BERLIN Verlagsbuchhandlung Paul Parey Verlag für Landwirtschaft, Gartenbau and Forstwesen SW. 11, Hedemannstraße 10 u. 11 1916. Inhaltsverzeichnis. Band IV. I. Wissenschaftliche Originalarbeiten, Aufsätze. Fleischmann, R. : Die Begrannung der Ährchenspelzen in ihrer Bedeutung beim ungarischen Landweizen • 335 Heribert-Nilsson, N. : Populationsanalysen und Erblichkeitsversuche über die Selbststerilität, Selbstfertilität und Sterilität bei dem Eoggen 1 Kalt, B.: Ein Beitrag zur Kenntnis chlorophyUoser Getreidepflanzen 143 Kraus, C: Die mechanische Bewertung der Getreidehalme 223 Obermayer, E. : Untersuchungen über das Blühen und die Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen 347 Plahn-Appiani, H. : Die Bestimmung der Bruchfestigkeit der Getreidehalme • 151 ßanninger, R. : Anfänge in der Mohnzüchtung 45 Wacker, H.: Einiges über Kartoffelzüchtung 267 Fruwirth, C. : Versuche zur Wirkung der Auslese 333 II. Übersichten. Mandekic, V.: Die Entwicklung und der jetzige Stand der Pflanzenzüchtung in Kroatien 161 Tschermak, E. v.: Über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung • • • 65 III. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Fflanzenzüchtung. 1. Referate. Andromescu, D. 106. Baross, L. 194. Bartlett, H. 106. Batchelor, L. 195. Bateson, W. and P'ellew, C. 304. Baur, E. 406. Belling, J. 106. Bolstoff, W. 196. Brozek, A. 406. Caron, v. 196. Catani, S. 107. Chufin, W. 107. Cohen-Stuart, C. 305. Collins, G. and Kemp- ten J. 196. Correns, C. 197. Grane, M. 305. Dillmann, A. 198. Dorner, B. 199. Dorsey 107. Emerson, R. 108, 408. Fleischmann, R. 199. Free, E. 407. Frimmel, F. v. 109. Fruwirth, C. 109, 306. Goodspeed, Th. 109, 110. Goodspeed,Th. andClau- sen 110. Grantham, A. 409. Haenicke, A. 306. Hagedoorn, A. and A. 409. Hallqvist, C. 200, 307. Halsted, A. 308. Hansen, N. 111. Harris, J. 200. Havas, G. 201. Hayes, H. and East, E. 202. Heckel, C. 112. Heinricher, E. 409. Heimick, B. 112. Henkels, H. 308. Heribert-Nilsson, N.309. Heuser, W. 112. Hoshino, Y. 309. Howard, A. and G. 203. Hromadko 410. Jennings, H. 203. Johannsen, W. 310. Jones, D. 113. Jungelsohn, A. 204. Kajanus, B. 311. Kellermann, M. 204. Kiessling, L. 113, 204. 411. Klebs, G. 311. Koehler, 0. 312. Kraus, C. 113. Küster, E. 411. Kuyper, J. 312. Lacy, M. 205. Lashley, K. 205. Leighty 313. Ljung 313. Love, H. 114. Love, H. and Leigthy 114. Luik, A. van 313. Mausberg, A. 412. Nilsson-Ehle, H. 314. Norton, J. 412. Oetken, W. 116. Pearl and Surface 412. IV Inhaltsverzeichnis. Pettera, A. 315. Plahn-Appiani 315,413. Regel, R. 117. Reinke, J. 315, 316. Roemer, Th. 317. Sazyperow, Th. 413. Schwertschlager, J. 414. Shamel, A. 206. Shepherd, F. 206. Sievers, A. 206. V Siman, K. 415. Stahel, G. 415. Surface, F. and Pearl, R. 207, 317. Szekäcs, E. 208. Tammes, T. 415, 416. Tischler 417. Tschermak, E. v. 118. Vincent, C. 119. Vries, H. de 119, 318. Wanden, J. 208. Weinzierl, Th. v. 417. Westgate, J. and Coe, H. 119. White 120. Winkler, H. 418. Witte, H. 120. Woodhouse, E. , Basu and Taylor 209. 2. Bücherbesprecliuiigen. Seite Berger, A. : Die Agaven 121 Caron-El dingen, v. : Die Vererhung innerer und äusserer Eigenschaften • • • 319 Cohen-Stuart, V.: Voorbereidende Onderzoekingen ten Dienste van de selektie der Theeplant 209 Hertw^ig, 0.: Das Werden der Organismen 419 Krouacher, C: Allgemeine Tierzucht 318 Lotsy, J. P. : Evolution by meaus of hyhridization 421 Meyer, E. : Der Einfluss des Krieges auf die Zuckerrübenzüchtung 210 Molisch, H. : Pflanzenphysiologie als Theorie der Gärtnerei 211 Schlechter, R. : Die Orchideen, ihre Beschreibung, Kultur und Züchtung • ■ • 122 Wohanka: XXVI. Jahresbericht der Rübensamenzüchtung von Wohanka • . ■ • 422 Wohltmann, F.: Führer durch das Winterungs-Sortiment samt den Züchtungen auf der Pflanzenzuchtstation des landw. Instituts der Universität Halle ■ • • 122 IV. Vereinsnachrichten. Österreichische Gesellschaft für Pflanzenzüchtung 213, 320 Bayerischer Saatzuchtverein 423 V. Kleine Mitteilungen. a) Sachliches. Unterzeichnete Beiträge: Fleischmann, R. : Das Blühen des Hanfes 425 Fruwirth, C: Vorzeitige Bestäubung bei Tabak 217 Grabner, E. : Die Befruchtungsverhältnisse beim Rotklee 326 Plahn-Appiani, H.: Beizvorrichtung gegen Brand des Getreides 217 Roemer, Th.: Über die Befruchtungsverhältnisse verschiedener Formen des Gartenkohles 125 — — Die Befruchtungsverhältnisse bei Rotklee 328 Ungezeichnete Beiträge. Selekta, Gesellschaft für Pflanzenzüchtung, Genossenschaft mit beschränkter Haftung 430 Süddeutsche Gesellschaft für Landwirtschaft mit dem Sitz in Mannheim 430 Ackermann 222. Atterberg, A. 222. Baur, E. 222. Darbishire, A. 141. Detzel, L. 431. Dolkowski, H. 220. Dolkowski, V. 222. Edler, W. 222. h) Personalnachrichten. Feisinger, L. 331. Friedrich, M. 331. Güttl, L. 432. Heckel, E. 222. Hefka, A. 141. Heil, G. 222. Jelinek, W. 222. Kiessling 222. Kulisch 432. Preis, K. 222. Schulze, E. 222. Sirks, J. 141. Sperling, J. 331. Stiegler, A. v. 431. Szekäcs, E. 331. Band IV, Heft 1. März 1916. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Zugleich Organ der Gesellschaff zur Förderung deutscher Pflanzenzucht, der Österreichischen Gesellschaft für Pflanzenzüchtung und des Bayerischen Saatzuchtvereins. Unter Mitwirkung- von L Kiessling, H. Nilsson-Ehle, K. v. Rümker, E. v. Tschermak, Weihenstephan Lund Berlin Wien herausgeg-eben von C. Fruwirth, Wien. Mit 3 Textabbildungen. BERLIN Verlagsbuchhandlung Paul Parey Verlag fUr Landwirtschaft, Gartenbau und Forätwesen S\V. 11, Hedemanustraße 10 u. 11 1916. JEinzelpreis 7 M. Abonnementspreis 6 M. Inhalt. I. Wissenschaftliche Originalarbeiten, Aufsätze. j^^j^^ Heribert-Nilsson, N. : Populatiousanal3\sen und Erblichkeitsversuche über die Selbststerilität, Selbstfertilität und Sterilität bei dem Roggen. (Mit 3 Text- abbildungen.) 1 Ranninger, Rudolf: Anfänge in der Mohnzüchtung 45 II. Übersichten. Tschermak, E. v.: Über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung • • • • 65 III. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 1. Referate 105 2. Bücherbesprechungen 121 V. Kleine Mitteilungen. Sachliches 125 Roemer, Dr. Th. : Über die Befruchtungsverhältnisse verschiedener Formen des Gartenkohles (Brassica oleracea L.) 125 Personalnachrichten 141 Erscheinungsweise: Die Zeitschrift fürs Pflanzenzüchtung erscheint in zwanglosen Heften, die zu Bänden mit einem Gesamtumfang von etwa 30 bis 40 Druckbogen zu 16 Seiten vereinigt werden. Die Hefte sind auch einzeln käuflich, ihre Preise sind entsprechend ihrem schwankenden Umfang verschieden und sind im Abonnement niedriger als bei Einzelbezug. Der Gesamtpreis eines Bandes wird, je nach seinem Umfange, im Abonnement etwa 20 — 24 M. betragen. Das Abonnement verpflichtet für einen Band. Einbanddecken werden bei Er- scheinen der vSchlusshefte eines Bandes zu 1 M. zur Verfügung gestellt. Abonnements nimmt jede Sortimentsbuchhandlung entgegen sowie die Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin SW. 11, Hedemannstrasse 10 u. 11. An letztere sind auch alle Zuschriften in Anzeigenangelegenheiten zu richten. Preise der Anzeigen: ganze Seite M. 50, halbe Seite M. 30, drittel Seite M. 20, viertel Seite M. 17,50. Für alle das grosse Gebiet der Pflanzen- züchtuug angehende Anzeigen dürfte die „Zeitschrift" das geeignetste Organ sein. Honorar für den Bogen Text: 48 M., Tabellen 24 M. Von jedem Original- beitrag können 25 Sonderabdrücke geliefert werden, w^enn dies bei Einsendung des Manuskriptes verlangt wird. Redaktionelle Zuschriften: Prof. Dr. C. Fruwirth, Waldhof b. Amstetten (N.-Österr.). Sonstige Zuschriften (Abonnements u. Anzeigen): Paul Parey, Berlin SW. 11, Hedemannstrasse. Band IV, Heft 1. März 1916. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. 1. Wissenschaftliche Originalarbeiten, Aufsätze. Populationsanalysen und Erblichkeifsversuche über die Selbststerilität, Selbstfertilität und Sterilität bei dem Roggen. Von N. Heribert-Nilsson (Saatzuchtanstalt WeibuUsholm bei Landskrona, Schweden), (Mit 3 Textabbildungen.) Über die Befruchtungsverhältnisse und Isolierungsmöglichkeiten des Roggens haben schon mehrere Forscher berichtet (Rimpau, v. Lieben- berg, Ulrich, Giltay, v. Tschermak, Fruwirth). Eingehend hat sich Ulrich mit diesen Fragen beschäftigt. Seine sorgfältigen und um- fassenden Versuche, die sich auf drei Sorten, nämlich Petkuser, Probsteier und Schlanstedter Roggen beziehen, demonstrieren sehr schön, dass das Fertilitätsprozent (die Anzahl der Körner pro Blütenzahl) für sämtliche Sorten bei Isolierung meistens sehr gering ist und nur wenige Prozente beträgt. • Auch hat er einen zwar nicht grossen, aber jedenfalls deut- lichen Unterschied in bezug auf den Kornansatz zwischen den unter- suchten Sorten gefunden. 1. Die Durchführung der Isolierung. Bei Untersuchungen über die Möglichkeiten der Selbstbefruchtung des Roggens ist die erste Bedingung, die erfüllt werden muss, dass die Isolierung effektiv gemacht werden muss. Wünschenswert jedoch ist aber dass ein Isolierungsmittel verwendet werden kann, das den normalen Kornansatz nicht gar zu erheblich herabsetzt. Für die erste Forderung muss indessen die letzte zurückstehen, falls man nicht beide berücksichtigen kann. Bei früheren Untersuchungen haben drei Isolierungsmittel Ver- wendung gefunden: Leinwand, Pergamin und Glas. Leinwand ist von Giltay gebraucht. Über einen Rahmen von Kupfer wurde auf drei Seiten Zeitschrift für PflanzenzücMung. Bd. IV. 1 i 2 Heribert-Nilsson: Leinwand gespannt, während die vierte Seite ein Glasfenster hatte. Ob eine dergleichen Isolierimgsanordnung effektiv gemacht werden kann, ist ja, da mau die Dichte der Leinwand nicht kennt, kaum zu beurteilen. Meiner Meinung nach ist Leinwand als Isolierungsmittel immer zu ver- meiden, da es sich um Versuche wissenschaftlicher Art handelt. Denn sie mag noch so dicht sein, immer sind jedoch die Löcher der Maschen weit grösser als die Pollenkörner. Diese haben bei Roggen nach Fruwirth einen Durchmesser von höchstens 0,049 X 0,068 mm. Da aber auch bei für unser Auge sehr dichter Leinwand d\e Löcher wohl kaum minder als 0,2—0,15 mm im Durchmesser sind, können die Pollenkörner durch sie gewiss ohne Schwierigkeit hindurchgehen, auch wenn die Löcher teilweise von zerrissenen Fasern versperrt sind. — Giltay hat in einigen Fällen Musselingaze verwendet. Für diese darf wohl auch das für die Leinwand oben gesagte in bezug auf die Verwendbarkeit gelten. Pergamintüten sind gewiss ein ideales Isolierungsmittel, falls man sie vor dem Zerreissen schützen kann. Sie sind auch von Rimpau und Ulrich verw^endet worden. Um die Isolierung noch besser zu sichern, benutzte Ulrich für jede Ähre oder jedes Ährenpaar (falls zw'ei Ähren zusammen isoliert werden sollten) zwei Tüten, eine in die andere geschoben. Wenn auch eine zerstört wurde, war ja doch die Isolierung effektiv. Auf diese Weise konnte er das „Zerstörungsprozent*' be- trächtlich herabsetzen. Während der ersten Jahre meiner Versuche wurden auch meine Isolierungen mit Pergamin ausgeführt. Die Lage meiner Versuchsstelle an der Küste, wo die Winde im Vorsommer zur Zeit der Roggeublüte meistens sehr gewaltsam sind, machte es aber unmöglich, auf diese Weise einen Erfolg zu zeitigen. Im Jahre 19J2 wurden von 59 aufgesetzten Tüten 42 vom Winde und Regen beschädigt, grösstenteils ganz wegge- rissen, es blieben also nur ungefähr 30 *^/o für die beabsichtigten Versuche verwendbar. 1913 w^ar das Resultat noch schlimmer. Von 172 Tüten wm^den 149 zerstört, es blieben also etwa 10 % verwendbar. Da man mit einem Material arbeitet, das man in Züchtungsreihen auflösen will, ist natürlich ein dergleichen hohes „Zerstörungsprozent'' sehr viel kenn- barer, als bei einer blossen Populationsanalyse. Denn in letzterem Falle bedeutet es ja nichts, welche Pflanzen zerstört werden, während im ersteren Falle die interessantesten Pflanzen, die die Autwort auf eine bestimmte Frage geben sollten, vielleicht alle nicht brauchbar werden. Im Jahre 1914 entschloss ich mich deshalb nach der zuerst von V. Liebenberg angewandten Metliode, die Isolierung mit Glasröhren auszuführen, vorzugehen. Ich benutzte gewöhnliche Reagenzgläser teils von der Weite 18 mm, teils 30 mm. Die Öffnung der Gläser wurde mit Watte geschlossen. Mittels Kautschukbäuder wurden sie an Ton- kinstöcken festgehalten, wie es Fig. 1 zeigt. Auf diese Weise wird Populationsanalysen und Erblichkeitsversuche. 3 eine ganz effektive und sichere Isolierung erreicht, aber auf Kosten des Kornansatzes. Dieser wird nämlich durch die physiologisch abnormen Verhältnisse, unter denen das Blühen der eingeschlossenen Ähren statt- findet, nicht unbeträchtlich herabgesetzt, wie ich weiter unten zeigen werde. Durch die lebhafte Transspiration der grünen Ähren be- schlagen die Wände des Eeagenzglases bald mit Wasser, das sich in Tropfen ansammelt und auf die Watte herabfliesst, die von AVasser durch- Fig. 1. Fig. 2. feuchtet wird. Das Abblühen der Ähre erfolgt also bei abnorm hoher Feuchtigkeit. Nach einigen Tagen fangen die Grannen zu verwelken an, und gleichzeitig werden sie von saprophytischen Pilzen befallen, die bald einen grauen oder braunen Mantel um die Grannen bilden. Als die Gläser nach ungefähr 14 Tagen entfernt wurden, nachdem das Blühen vollkommen beendet war, sah es fast aus, als ob die Akren von den Pilzen ganz zerstört worden wären. Nachdem sie aber unter normale Bedingungen gekommen sind, sterben die feuchtigkeitsliebenden Pilze bald ab, und es zeigt sich nun, dass die Beschädigung als Regel nur •die Grannen umfasst, während die Spelzen ganz frisch sind. Da ich 1* ^ Heribert-Nilsson: bei einzelnen Pflanzen, die selbstfertilen Rassen angehören, einen Korn- ansatz von mehr als 50 ^Jq bei Glasisolierung gefunden habe, zeigt ja dies genügend, dass die Methode verwendbar ist, wenn auch der Ansatz herabgedrückt wird. Um die Feuchtigkeit in den Gläsern zu vermindern, machte ich mit einigen Reagenzgläsern die Modifizierung, dass ich das geschlossene Ende abschneiden Hess und die Öffnung mit einem Käppchen von Pergamin bedeckte (vgl. Fig. 2). Die auf diese AVeise gewonnene, verdunstende Pergaminfläche war aber nicht gross genug, um das Wasser aus dem Rohre zu entfernen. Der Ansatz wurde in den so behandelten Röhreu auch nicht besser als in den geschlossenen. In den geschlossenen Gläsern war der Ausatz in den schmäleren ebenso gut wie in den weiteren. Es ist von grösster Wichtigkeit, dass man in der Nähe der frei- gemachten Versuchspflanzen keine noch blühenden Roggenbestände hat. Die Narben des Roggens scheinen nämlich, wenn sie nicht erfolgreich bestäubt worden sind, ihre Konzeptibilität ziemlich lange nach dem Aufblühen der Blüte zu behalten. Die Ähre einer Pflanze, die nach einer Woche freigemacht wurde und dann reichlich mit frischen Polleu einer fremden Pflanze bestäubt wurde, ergab einen Kornansatz von 80 %. also vollkommen normalen Ansatz, während 11 effektiv isolierte Ähren derselben Pflanze einen gesamten Prozentsatz von 5 % zeigten. Von einer anderen Pflanze wurde eine isolierte Ähre nach einer Woche, eine nach 10 Tagen fremdbestäubt, während 7 Ähren effektiv isoliert wurden. Die erste Ähre ergab das Kornprozent 58,8, die zweite 31,6, die letzten Ähren 7,7. Die vorgenommenen Versuche zeigen also, dass die Kon- zeptibilität der Narben nach einer Woche von dem Aufblühen der Ähre noch eine fast vollständige ist. Nach 10 Tagen ist sie aber nicht unbeträchtlich herabgesetzt, offenbar weil nun die Narbeu der ältesten Blüteu nicht mehr konzeptibel sind. Da die Ähren der Pflanzen kaum mehr als 14 Tage eingeschlossen sein können, ohne beschädigt zu werden, und da nach dieser Zeit noch einzelne der letzten Blüten befruchtungsfähig sind, ist es ja klar, dass die Pflanzen nach dem Freimachen vor einer Pollinierung von entfernten, grösseren Roggenbeständen geschützt werden müssen. Dass eine Pollinierung durch die nebeneinanderstehenden, freigemachten Isolierungspflanzen stattfinden könnte, ist ausgeschlossen, weil der Pollen dieser Pflanzen durch die Feuchtigkeit und wohl auch durch die Pilze ganz zerstört ist. Er bedeckt die Wände des Glases oder die Spelzen der Ähren als eine braune Kiiiste, die nach dem Entfernen des Rolu-es eintrocknet. Stäubende Pollen gibt es aber von den isolierten Pflanzen nach 14 Tagen nicht. Nachdem ich zur Glasisolierung übergegangen w^ar, wurde der Isolierungsversuch so angeordnet, wie es Fig. 3 zeigt. Die Körner Populationsanalj'sen und Erblichkeitsversuche. 5 der für Isolierung bestimmten Pflanzen wurden mit einem Abstand von 20x50 cm in Beeten mit je zwei Reihen ausgelegt. Zwischen den Beeten war ein Abstand von 1 m, so dass man daselbst bequem gehen konnte, um die Manipulationen bei der Isolierung auszuführen. Diese Anordnung der Auspflanzung bietet die Vorteile, dass einerseits die Pflanzen kräftig, mehrhalmig werden, so dass eine grosse Blüteuzahl untersucht werden kann, anderseits, dass die Pflanzen mit absoluter Sicherheit gesondert gehalten werden können. Die Isolierungsversuche wurden im Garten des Instituts Weibulls- holm ausgelegt. Westlich davon Liegt die Stadt Landskrona und hinter Fig. 3. dieser das Meer, weshalb Roggenfelder in dieser Richtung nicht zu finden sind. Da westliche Winde während der Roggenblüte vorherrschen, ist also die Gefahr fremder Pollinierung schon durch diese Umstände fast ausgeschlossen. Auch nach anderen Richtungen waren aber grössere Roggenfelder weit entfernt. Übrigens wurden die Körner des Isolierungs- versuchs nach der normalen Aussaatzeit des Roggens ausgelegt, weshalb die Blüte der Pflanzen nach der Blüte der Bestände eintrat. Bei dem Freimachen der Isolierungspflanzen war also die Blüte der Roggenfelder beendigt. Ein Transport fremden Pollens auf die nach dem Entfernen der Gläser noch in geringem Grade konzeptiblen Narben der isolierten Pflanzen ist also durch mehrere Anordnungen ausgeschlossen; meine Isolierungen können also als völlig einwandfrei betrachtet werden. g Heribert-Nilsson: Um einen Vergieicli zwischen Perganiin- oder Glasisolierung einer- seits, „normaler" Isolierung, d. li. Isolierung ohne Einschlussmittel, ander- seits zu erhalten, wurden auch einige Pflanzen räumlich isoliert. Da Eoggen in gewissen Gegenden von Landskrona gar nicht angebaut wiid, boten die Weizenfelder der Landwirte für derartige Versuche eine sehr gute Gelegenheit dar. Die Pflanzen wurden rings um die Weizenfelder mit einem Abstand von 50 m ausgesetzt. Versuche über den Vizinismus des Roggens, die ich ausgeführt habe, auf deren Anordnung ich hier nicht eingehen kann, haben gezeigt, dass diese Entfernung für einzelne Pflanzen genügend ist, vorausgesetzt, dass Roggenfelder nicht in der Nähe sind. Sie waren auch wenigstens ein paar Kilometer, oft w^eiter von meinen Isolierungsfeldern entfernt. Was nun die Abstammung der für die Isolierung benutzten Pflanzen betrifft, gehörte die Mehrzahl den Sorten Brattingsborgsroggen (eine dänische Landsorte) und Petkuser oder Individualauslesen dieser Sorten an. Die Züchtungsnummer dieser Individualauslesen ist in den folgenden Tabellen mit fetten Ziffern in der Kolumne der Abstammung angegeben. Einige Pflanzen gehören Individualauslesen zweiter Ordnung an. In diesem Falle ist sowohl P^- als Pg-Abstammung angegeben. In geringer Anzahl sind auch Pflanzen der Sorten Wasa-, Johannis-, Schlaraffen- und Heinrich-Roggen, sowie auch einige Pflanzen einer schwedischen Landsorte aus der Provinz Uppland untersucht worden. Aus zwei Bastardierungen, nämlich Brattingsborg X Petkuser und Brattingsborg X Hein^rich, sind recht viele Pflanzen der Fg und Fg für die Versuche benutzt worden. Die Resultate meiner Versuche basieren auf einer Untersuchung von 242 Pflanzen und 114 Nachkommen dieser Pflanzen, in allem also auf 356 isolierten Pflanzen. Die Versuche sind zum Teil nur Populations- analysen, die also nur das durchschnittliche Fertilitätsprozent einer Sorte oder Pedigree-Population angeben, zum Teil aber Erblichkeitsversuche, wo die Isolierung durch zwei oder mehrere Generationen fortgesetzt ist, also auch die Nachkommenschaft beurteilt worden ist. Da es mir zweckmässig schien, die Populationsanalysen und die Erblichkeitsversuche gesondert zu behandeln, habe ich die Pflanzen der beiden Kategorien auch in verschiedenen Tabellen zusammengestellt. Die Populationsanalysen 1912—1913 und 1914—1915 habe ich wiederum gesondert gehalten, weil die Isolierungsmethode während der ersten zwei Jahre eine andere war als während der letzten. 2. Populationsanalysen. Die Versuche 1912—1913. Die Versuche 1912 und 1913 wurden, wie aus der Tabelle I hervor- geht, mit ziemlich heterogenem Material ausgeführt, und dies nicht ohne Absicht, weil ich die Fertilitätsverhältnisse mehrerer Sorten und mehrerer Populationsanalysen und Erblichkeitsversuche. 7 Individnalauslesen innerhalb der Sorten zu prüfen wünschte, um event. vor- handene Unterschiede festzustellen und Pflanzen von höherer Selbstfertilität zu finden. Da aber, wie oben erwähnt, infolge schwerer Beschädigung der Pergamintüten nur ein geringes Prozent der Isolierungen verwendbar wurde, ist das Eesultat sehr fragmentarisch. (Tabelle I siehe Seite 8.) Für einen Vergleich des durchschnittlichen Kornansatzes bei den beiden benutzten Isolierungsmethoden können aber die Versuche etwas Interesse beanspruchen, speziell da räumliche Isolierungen früher nicht vorgenommen worden sind. Aus einem Vergleich der rechten und linken Seite der Tabelle I geht hervor, dass das Fertilitätsprozent schon bei Pergaminisolierung beträchtlich herabgesetzt wird, obgleich von allen Isolierungsmitteln Pergamin den Ähren die normalsten physiologischen Bedingungen bietet. Das gesamte Fertilitätsprozent der durch Pergamin- tüten isolierten Pflanzen war 1,6 ^/q, das der frei abblühenden, aber effektiv räumlich isolierten Pflanzen war 9,3 %. In beiden Fällen ge- hört die Mehi^zahl der Pflanzen dem Brattingsborgsroggen an, weshalb der Vergleich wohl als berechtigt angesehen werden muss. Des Vergleichs halber möchte ich hier auch einige Eesultate anderer Forscher erwähnen. Rimpau fand für Schlanstedter Roggen bei Pergaminisolierung einzelner Ähren das Fertilitätsprozent 1,1; bei Isolierung mehrerer Ähren einer Pflanze fand er es etwas höher, nämlich 1,9 %. Das stimmt ja mit dem von mir für Brattingsborgsroggen mit demselben Isolierungsmittel erhaltenen Resultat ungefähr überein. Ulrich hat aber bei Unter- suchung des Schlanstedter Roggens bei Pergaminisolierung das Fertilitäts- prozent 5,02 für einzelne Ähren, 7,21 für mehrere Ähren einer Pflanze gefunden. Obgleich also Rimpau und Ulrich dieselbe Roggensorte untersucht haben und dasselbe Isolierungsmittel benutzt haben, sind ihre Resultate sehr verschieden. Es ist wohl aber wahrscheinlich, dass die atmosphärischen Verhältnisse, unter denen das Abblühen stattfindet, nicht ohne Bedeutung für die Höhe des Ansatzes sind. In den Ver- suchen von Ulrich erwiesen sich die Sorten Probsteier und Petkuser als geringer selbstfertil als der Schlanstedter Roggen, während eine Landsorte, Zwätzener Roggen, eine höhere Selbstfertilität, nämlich 8 °/o zeigte. Die Nr. 12 — 16 der Tabelle I waren nicht ursprünglich für Isolierimg bestimmt, sondern repräsentierten einzelne Pflanzen, die bei Beseitigung gewisser Elitebestände zurückgelassen wurden. Sie standen nur 30 m von Elitebeständen, die einen Umfang von 1 qm hatten, entfernt. Dieser Abstand zwischen einer isolierten Pflanze und einem noch so kleinen Bestände kann aber nicht als ausreichend angesehen werden, was ich auch durch andere Versuche bestätigt gefunden habe. Der durch- schnittliche Kornansatz der nicht effektiv räumlich isolierten Pflanzen 8 Heribert-Nilsson: Nr. in den ^— ^ h-^ 0 0 CC -J Ol Ü' 4- Oi CO (— ^ Tabellen > B CO w attingi borg B VI Ol 1^ >- CT" 03 cc t/j CO r^ h-"» 1 ffl> tfc P P >-! p CD B B « 1 M )— 1 1— 1 >— 1 1— 1 l-H CD ö H— 1 B P B P B P B B !=^ B &- 02 ■ Cß • OD tß CD* 0«3 CD to ^^ SC 0 to 0 ro B 'rr^ ^ 1— ' 1— ' Oi Oi -0 ^ 1— ' •0 k- ^ a> ^" «3 5 c cc cc H- ^ l— ^ s CO 05 CO h-' ~3 P-> 1 h-^ 0 h- ' r 1 0 1 1— ' III 1 P 1— >• P B ts: CD B 3 B 1^ to CO CO CO CO CO CO CO Oi Oi CO CD CO > B CO ^^ • Oi to H^ Oi CO CO CO l_i Oi CO B> N o U' 4^ Oi Ol 0 CO 00 05 H- cn 0 c-t- 2 P (4^ Oi OC CO ^ 0 OS 0 CO CO ^ O". ?1 > Oi t— ^ C: 1-1 ^ Oi o< 0 ^ ü' 0 0 0 Oi Ol H- c B P 2 "0 1 CO CO 1 "0 1 i . i-' _4^ j— 1 ~co "-o "od 1 3 CC i CD ■-i B 1 h-^ d- 1 INS 0 ^mmk }m^ >-.L h-^ h-^ 1-^ t— L Nr. in den CD GC ^ Ol Ü> *^ Oi CO Tabellen k-- ^ ^ fcö 2' ^- ^ 0 C^ t> .'-" B- » p" t> ^M G p tl^ ^" ö CO P OJ 2 > Cd c i an? OD B "> p T) 5 ■ CO B ff 31 p CD P 3 3 G B S "^ > ^ ,-^— - *j! B i-i S ^ :: 1— ( h— 1 KH >— 1 1 — ^ C« l— 1 1— 1 CD B jB B B ^^ Ol * p B B ^-J p B P 3 B 5 r- ^ r- r- 0 wi2 (^ 50 ar> p: S £ i- •J 10 «a tO C5 to c: B Cß S B » 0 3 -1 #- to i^.— " ' »^ ^ *. 4^ Oi Oi CO er. cy^ er. •^ CD a> 0 -1 >- 0 E 5' 2 -0 CO CC p Oi *. CD cc p p p p OS p ^.1 B -f. cd' B C QTQ OC 3 3 1 1 1 i 1 1 1 1 1 P B 5s; CD Ö CO 0 B £ 3 _^ t-^ »— ^ 1—' H^ h^ *-* H-* _ et 3 >-! Oi ■Oi Oi Oi Oi Oi Oi Oi Oi £ ^ ^ crq te > to C » „ B t-" c 0 cn CJi Oi ^ CO 4^ CO CO 1;^ ff* cd" N Ol c >i H^ '^ OS »-* *- 0> 0 CD O' r+ P OC : ;t Oi -r-. 4- ■-D -1 ^1 OC z: — (^ t^. tf txD c ^* C: -^ . B c c C Oi s h- ^ CO (T. c: CD CC ^1 •-* CD [s CNi 4 On cc Oi O' 4- Cfj CO Oi CD I-. P_ Isolierung unsicl ler •^ r*- CD t- _i h- » to h-' *. CO >-i 0 CC p: v: cc c yi ^ CO 4^ CO OS i(^ ^] -o 5" "bi 1 <, "oo 00 «ß "cO Oi 0 i-" -0 s^ S Cl- 1 p Populationsaualysen und Erblichkeitsversuche. 9 ist auch im Verhältnis zu dem der effektiv isolierten nicht unbeträcht- lich gesteigert. Die ersteren haben das Fertilitätsprozent 15,2, die letzteren 9,3. Die Versuche 1914—1915. Die während der Jahre 1914 und 1915 isolierten Pflanzen, deren Nachkommenschaft nicht untersucht worden ist, sind in Tabelle II zu- sammengestellt. Die rechte Kolumne enthält die räumlich isolierten Pflanzen, die linke die Glasisolierungen. Für die ganz selbststerilen Pflanzen wurde im Jahre 1914 die Blütenzahl nicht exakt bestimmt. Die in der Tabelle 11 angegebene, approximative Blütenzahl ist so gefunden, dass ich die durchschnittliche Blütenzahl pro Ähre für diejenigen Pflanzen berechnete, die Kornansatz gezeigt hatten, und deren Blütenzahl also exakt ermittelt worden war. Mit dieser durchschnittlichen Blütenzahl, die für jede Sorte oder Individual- auslese für sich berechnet wurde, wurde dann die Anzahl der Ähren der völlig selbststerilen Pflanzen multipliziert. In bezug auf die Blütenzahl der durch Glas isolierten Pflanzen wurde die Korrektion vorgenommen, dass von der Blütenzahl jeder Ähre 8 Blüten subtrahiert wurden. Die Ursache dieser Korrektion war, dass die 4 untersten Ährchen fast durchgehend mit Watte umwickelt worden waren, weshalb sie ihre Blüten nicht öffnen konnten. Sie setzten niemals Körner an. Einige Ähren, die zur Kontrolle mit Faden umwickelt worden waren, so dass sie ihre Blüten nicht öffnen konnten, setzten auch kein einziges Korn an, obgleich der Versuch auch mit selbstfertilen Pflanzen ausgeführt wurde. Ulrich hat durch Umwickehi einiger Ähren mit fein auseinander gezogener Watte, die mit Raffiabast festgebunden wurde, das Öffnen der Blüten und also auch die gegenseitige Befruchtung der Blüten einer Ähre verhindert. Er erhielt bei den so behandelten Blüten keinen Kornansatz und schliesst hieraus, dass die einzelne Roggenblüte ganz selbststeril ist. Ob es so der Fall ist, oder ob die Blüten durch das Verhindern des Öffnens beschädigt werden, ist durch dieses Experiment kaum zu entscheiden; die letzte Alternative scheint mir eher die wahr- scheinlichere zu sein. Gewiss ist aber, dass Blüten, die sich nicht öffnen können, auch nicht Körner ausbilden, weshalb sie bei Berechnung des Fertilitätsprozents einer Ähre nicht mitgenommen werden dürfen. (Tabelle II siehe Seite 10—16.) Aus der Kolumne der Abstammung in der Tabelle II geht hervor, dass die Isolierungen 1914—1915 grösstenteils innerhalb engerer Formeukreise ausgeführt sind, d. h. innerhalb Individualauslesebeständen ausPetkuser und Brattingsborg. Diese Individualauslesen sind so gezüchtet worden, dass schon die Nachkommenschaften der Elitepflanzen und später alle folgenden Generationen dieser Nachkommenschaften räumlich isoliert worden sind. (Fortsetzung des Textes siehe Seite 17.) 10 9> 's Heribert-Nilsson: -bJ -fj ^^ N 5r! :=* O !_ lO O^ O, 1 1 1 1 1 lO 1 CO 1 1 1 CO 1?] 1 '^- O m" ' '*" Cff iO~ i-H -^ o" 1 o" d~ o ' o p£< 1 -C 03 S na :o « O O CD o (M T-H o o o o o (M O (M o o o cg — " O Tf ^ tij • ;2 ^^ « CS !-. a3 cc -f< O CO 1—, :c C^J CO ro 1-1 --t< 1—1 -^ O -f- CO o (M CD 00 >* o Im tQ n CC IM CO CO -f CD ifl Ö "« rH Cg T-H ec -* C£> (M ■* CO CO IM CD CO CD 00 >r: CD -* lO :© <1 2 1— t l-H OD es ^^^~ ^H , , O « lO lO O lO lO lO 03 ^4 ^^ ^^ "^^ 03 -f -f Cü -* ^ ^ ^i- ^ '^ Tft S s ^ 03 ■»-H T-H l-( ^H tH 1—4 g 1— 1 1— 1 ,— 1 T-l 1 1—1 T-H a s T-H 1—1 ■»— 1 1 1— ( 1—1 1—1 tH ^ ■ — O ^ 00 OS ^ ^ 0^ C^l IM T^ (N (M (M (M (M (M CO CO CO CO CO CO CO CO CO CO c 'S I 1 \ Populatiousanalysen und Erblichkeitsversuche. 11 OS TU I OS OS sc" ic" 00 tO >0 lO CD l>- CD l> Cd CO CO (M y-{ QJ la d •I— ( c j s 1 cyj i> o (M .--■s^ 05 •^ 1 -T3 oä a l-l 3>1 © tH CO I I CO OS CO th_ oq_ cc^ ?q_ o^ ic^ I cc_ iq_ co" I-T -^^ o" '-<'" o" I o" to" CO OOO05OOO'*O(>3i-i CO (M -^TtllO-rHCOrHOi— ICOOOOlC ^GOxC-^^-^OSCO^lMO ^-(^JCocD■!-lT-^as-*l:-os-^)^ iHCVJCMC^li— It-(CO-^t-i (M 'Ttf lOasOOOCOCOCDCDi-HOOCOCO-«-! CD -^— H-^(>ao5ooasococoininicD CD '^CMCOCOCMCOrMCOC^ICO (Mi-H CD CD CO '^ ^^ ^^ ''^ ^^ ^^ ^^ ^# ^^ ^^ ^^ I I I I I I I I I I I O 1— I ■'"' CD C~ 03 iCiOiOiCOiOiOiOiOiOiOiOO g s _ ö CDcecOOlrOcSWcöcäT-lCOr^ i-iC^CO-*COOSOT-l(MiOCDI>OrZ) 0[>00Oi-|-^CDC~<>]'^ i-I,-It-Ii-Ii-IiHG<1 O 1- Ph CO Ö o Co a 03 P-( o T-l (M CO -^ lO CD t>- ^31 ^31 ^31 ^J1 T^ ^J1 T^ cooi-i (NcO'^iCicoosO'-itMcO'^incD ^iCliO lOiOiOiOiCiOCDCDCDCDCDCOCO 12 Heribert-Nilsson: 05 ja a s ee o o a « :© h OS f3 Em :o3 N O ^ ^ ä tS] O) !h <«1 w 3 ö <1 K S QJ ö ^ N s ij y ^ Ph ö s ^ § g OJ eö ■^ Ph a 12; ^ 4J ■ a o CS !-. Ö Nl OJ tH B TS :o «1 W <1 pq S ^H 2 Ö a^ 5 a i3 '-• a § 'S ^ ö ci I 1 I I I oooooooooooooooooooooooo cci>coeDCMtot>coin)(McocoiC5 0-i— lOt>iO^T-iOiOi— iiO'T-l'.— liOiOiO — tHt-iiOi-I ^rf* ^^ ^< ^^ ^^ "Tt* ^'^ ^^ ^^ ^^ ^^ ^^ ^^ ^^ ^^ "^ *^ '^ "^ "^ •^ -* -^ cö I I I CO GO 05 CO CO CO CO CO cci o -o t^J cä ,o '* ■^ 1-H "* CO CO '^ lO a er rO O oS 00 ce ^ ce o3 ,a CO oä ^ >o '^ o TP o o ^^ (M (N lO •«}< ■rt< '^ '^ \n lO lO lO vO o m ry-j u C3 (ü cö E3 a> ^ X -l-i O) (U •pH TD CU ooasO'-i(Meo-<*o«oc»aoc30i-icncDi:^ooc50r-i l>I>t>l>l>I>I>i:^I>00GOGOGOCOCO000C00COa5ai Populationsanalysen und Erblichkeitsversuche. 13 05 «O^ !» Q0_ y-l I>^ od" cT cD~ ö" i-T m CO t» (M CO CC '^ lO CD a ifj C<1 -+ O- O 0 CO ec CO CO CO -r-i ^^ '^ "^ ^^ "^ ta CO (M CO ■«* O lO OS O O O CO CO CD O 00 05 O Q^ tH tM T-H T-H C<1 iC I I I I co_ i-T I I I \ oi o T« CO o g 000000(MOOOO(MOOOOOOOOOOOOOO oooo ososcDooiMcofMoatDOJC^aoco-^OJOcotDcoaicDcoasiOOiiOOc^oos lOOOT-li-IOCOi-HOi-IC^OOi-OfMincOiOOOOOi-HiOiXiiOiXiCO'— (C0>0 T-li-H'— iCOOal-lT-HtMi-HOT-* -^-hO] -rHi-HT-li-ICO^HC^Ii-ICgiOC^lOi-l -h'*'*-*-*'^'*'*'*^-*'*'*^-*^^-^'*'*-^'*^-*^'*'*^'^"* I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I :i ^■.-icoin'-i cs-* Ca cSrOcooirO oSrOco cs^^o cäc^coCTJOcoasooi^Hin co -cDcocot:^co'^oi:-t:^^'^0'-i'-'"^-*'*iocD<=oooco05a2i35gG2coco ,0 C-C-C-O COOOCOCOOOOOCO ,-Ii-It-I,-H . ^ PI OJ !> 05 03 50 § ''S f^ o3-ö OrHCClCO-^iOCOt^OOCSO'-iCMCO-'^iO'-t'MCO-^iOCO (M-^iOcDC^C^gOO^OOOOOOOOOO-ht— iTHT-(T-Hi—iCMC<10a-_^ 'M -^ (D CO ->^'' i> iri Ovf s 0) +i T— ( fe 1— < %^ ^ tu CO u C '-' [^ 00 00 O CO o l-H IS v> :0 '"' CO (M l-H in (M th c- <; '-^ ÖJD 'S ' 1 OJ 00 00 o c^ o CO in :o OJ -*J in T* ,-( CO !>• O 0- -* '^ •S s (M O (M ■^ c^ '^ CO rM o 'ji IH 1 — 1 g tn "* "* -^ -* Tt -f u « H ^ ,fi . CS <: a • Ö KH . CM CO m cc c: CO HH ^3 QJ (M CO CO ^ -* -r)< in ä -i -H 1-1 T-i l-H l-H l-H l-H 0) •»H H ^ o3 1 +s 'S • r-t CO 1 1 1 CO 1 r 1 1 c i ^ s [>cc — Ln^c-^c^ic- X CO o O O] c^-^occ^inioco — (M o tj ] »>] ^ CO in i^ -M -I" <1 s C^ ^ 00 OS o -^ ^ in tD c^ 00 O^ O — ' CM«:-*c*xOi-i 1—1 CD cn (M o 00 O CO OS t> 1-1 1-1 CD 00 CO CD CO Ol in CO 1* 00 o CO- 1-1 Tj< CO CO in CO OS CO CO in o in 00 CO CO in in CD o 1—1 CO CO Ol 1-1 CO CO 00 OD — OS CO CO -5(( i-H 1 CO tH CO CO 1—1 o 1 1 '^ -r in i-H 1—1 in in 1-1 1-1 CD C^ 1—1 1—1 in 1—1 CO 1—1 in 1—1 1 OS tH .n i-H 1 o C\] CO »n 1—1 1 i-H CO CO in i CO CO CO in 1—1 c^ CO in in 1—) 1— ( 1 1 CD C- CO CO CO CO in 1— ( 1 00 CO CO in 1—1 Ol CO CO <15 s Ö CO 1-1 1 CO 1-1 CO CO 1-1 1 CO '^ CO ■tH CO 1— ( 1 o m Cv] 1-1 1-H in CO 1— ' GO in CO 1—1 T-^ 1 1 CO in in in CO CO ^ CO bo o a -1-2 CO a -1-2 Oh X '^ es o o ^ , a 'f. Ph -1-2 2? ^ o öß -o a ^ ^ °f ^ a .2 --C '33 w X CM 1 Ol jasuji^Gj X SjoqsSai^^'Bjg Snnzngj^; jap uazu'epcj-^j in lO 1—1 in T— 1 lO SO lO 1-1 Oi o o CO ■^ iH 1— ( CO 1-1 CO CD 1-1 CO CD 1— ( CD 1-1 in CD 1-1 CD CD 1-1 C^ CO CO CD 1—1 — H Ol CD 1—1 o 1— ( o 1—1 05 1—1 o 00 1—1 00 i-H CO CO 1— ( CO 00 1—1 ^ in 00 00 1—1 1—1 CD o" 1 ' o co" in o" 1— ( co" CO_^ 1— ( 1—1 o o 1— ( T— 1 c- CO CO 05 00 CO CO 00 1>- CO CO cc CO CO 1—1 T— t 1 t— * 1 1—1 '^ 1 1—1 1 a CO 00 GO CO CO 00 1— ( 1— ( 1— ( 1— ( 1— ( 1—1 CO CO CO CO CO CO ^ bß a f'i 's '^ -g ^ O ü a CO o3 a &C.S cc W fcn a • c- c- c^ 16 Heribert-Nilsson: 05 o o 1 -t^ 'l "*. ^^ «'i '^^ =^„ °'?- CO c^ CO X t> -* CM .-H CO f 05 ö~ CO CO CO r- CO C^ 53 =3 2 I-H ■^ 1— ( I-H fe a .otin.irjijiisj ■-^ *H 83 >- C3 -* I> « 'i* — -* CD 1— 1 ^J CD CO O^ O X S! - ö 'Ö :0 >Q (M T— * T— 1 bja < Ui 1 .1 CO 00 O 1-1 OO CT 00 T-l (M 05 C^ Ol CO § 1 ^ i-H ;» '^J — - ■rH CC lO 05 30 »C lO « a -Tl< -t< ^ -:*< (U S a; O) a- 1— ( T— 1 tH -i-H a s ^ g 1 '^ « O I-H -i 'S ' r. fe s X ^ ^ Ä q3ijni.tU X 3joi|83niiii!Ja CD a t— ■- »- «i- '-. 2 «= S m -^ • :© hl N 1^ .r- 09 rt 3 ^ ! S n\ Indiv. 109 au aus Petkuser Indiv. 23 j aus Brattingsborg ] Brattingsborg X Petkuser Brattingsborg X Heinrich TabeUe II , Tabelle II Tabelle U Nr. 197 d. Tab. IV 1122 45 4,0 1831 0 624 2 406 4 Summe : Tabelle II Nr. 199-202 d. Tab. IV 1030 6 664 1510 6 0,6 23 44 4 26 114 1 Summe : Tabelle II Tabelle II Nr. 204—216 d. Tab. IV 8 174 49 3 654 52 10 768 4 1709 52 0,6 1,4 Summe: Tabelle II Nr. 223—228 d. Tab. IV 12 477 56 . 7 472 9 450 11 0,4 Summe : TabeUe II Nr. 232 -234 d. Tab. IV 7 922 ! 20 0,3 Summe : Tabelle II Nr. 235— 239 d. Tab IV Summe : Summa summarum aller Sorten: 1383 1318 23 47 2 701 70 2,6 38 911 298 ! 0,8 158 293 1 564 1086 5 3,2 13 4,4 44 28 2 650 2 746 1709 72 171 26 4 455 197 5 329 1092 479 61 6 421 540 3 922 261 8,4 2,7 4,4 3 922 261 6.7 17 899 1 1088 6.8 Zwischen den IndividuaLiuslesen scheinen keine sicheren Differenzen zu bestehen und ebensowenig zwischen diesen und Petkuser. Johannis- roggen hat ganz dieselbe Selbstfertilität wie Petkuser, ist aber nur unzu- reichend untersucht. Landroggen aus Uppland hat ein auffallend hohes Fertilitätsprozent, sogar höher als das der oben erwähnten Bastar- dieungen. Nur 6 Pflanzen dieser Sorte sind indessen untersucht. Von Wasaroggen waren 4 untersuchte Pflanzen alle ganz selbststeril. Populationsanalysen und Erblichkeitsversuclie. 19 Von allen Populationen ist Individualauslese 109 aus Petkuser am ge- nauesten untersucht worden. 64 Pflanzen mit zusammen 12477 Blüten sind mit Glas, 9 Pflanzen mit 2650 Blüten räumlich isoliert. Das Fertili- tätsprozent ist bei der Glasisolierung nur 0,4 %, bei der räumlichen Iso- lierung nur 2,7 %. Das Feststellen dieser geringen durchschnittlichen Selbstf ertilität der Population ist deshalb von Interesse, weil zwei Pflanzen derselben stark selbstfertile Nachkommen geliefert haben (Nr. 205 und 209 der Tabelle IV; sie werden unten weiter behandelt), also selbstfertile Rassen repräsentieren. Die selbstfertilen Pflanzen der Population müssen indessen selten sein, da unter 73 untersuchten Pflanzen nur 2 selbstfertil gewesen sind, also nur 2,7 %. Die Individualauslese 109 ist infolge der grossen Anzahl der unter- suchten Pflanzen auch für einen Vergleich zwischen den beiden verwendeten Isolierungsmethoden sehr geeignet. Von den 64 mit Glasröhren isolierten Pflanzen setzten nicht weniger als 52 kein einziges Korn an, während alle räumlich isolierten Pflanzen Ansatz zeigten. Wie oben erwähnt, war das Fertilitätsprozent der Glas- isolierungen 0,4, das der räumlichen Isolierungen 2,7, das letztere also fast siebenmal höher als das erstere. Es ist deshalb nicht wahrscheinlich, dass alle Pflanzen, die keine Körner bildeten, ganz selbststeril gewesen sind. Der Prozentsatz ist nur durch das Isolierungsmittel so stark herabgesetzt, dass unter der gegebenen Anzahl der Blüten kein einziges Korn auftritt. Die vollkommene Selbststerilität ist gewiss bei Roggen selten, wie ein Blick auf die räumlich isolierten Pflanzen der Tabelle II (rechte Seite der Tabelle) zeigt. Keine einzige der 46 Pflanzen ist vollkommen selbststeril. Die durchschnittliche Selbstf ertilität aller Pflanzen der Tabelle III ist 6,8 %. Da Vizinismus ausgeschlossen gewesen ist (die unsicheren Isolierungen Nr. 181 — 185 und 193 — 196 sind nicht mit- gerechnet), darf dieser Wert der ungefähre Ausdruck der Selbst- fertilität des Roggens unter normalem Abblühen sein. Für die Pflanzen der Tabelle I (S. 8) war sie etwas höher, nämlich 9,3 ^/q. In diesem Falle waren aber nur wenige Pflanzen untersucht. Das durchschnittliche Fertilitätsprozent bei Glasisolierung ist, wie Tabelle III angibt, 0,8 ^/q. Rimpau hat bei Glasisolierung des Schlanstedter Roggens 0,9% ge- funden, Ulrich bei Zwätzener Roggen 0,96%.^) Sämtliche ausgeführte Versuche stimmen also darin überein, dass man bei Glasisolierung einen Kornansatz von ungefähr 1 % erhält. Oben habe ich erwähnt, dass ich bei Pergaminisolierung 1,6% fand. Rimpau fand 1,1% für einzelne Ähren, l,9*^/o für mehrere Ähren zusammen isoliert. Sowohl meine als ^) Diese Versuche beziehen sich auf Isolierungen einzelner Ähren. Für zwei oder mehrere Ähren fand Eimpau ein höheres, Ulrich ein niedrigeres Prozent. 2* 20 Heribert-Niisson: die Rimp auschen Versuche dieser Art umfassen nur wenige Pflanzen. Den besten Ausdruck des durchschnittlichen Kornansatzes bei Perganiin- isolierung erhält man durch die umfassenden Versuche von Ulrich. Er fand durchschnittlich für sämtliche vier untersuchten Sorten das Fertilitätsprozent 3,1 bei Isolierung einzelner Ähren, 5,1 bei Isolierung zweier oder mehrerer Ähren einer Pflanze. Der Kornansatz wird also sowohl durch Pergamin- als durch Glasisolierung gegen- über den räumlich isolierten Pflanzen herabgesetzt, bei Glas- isolierung jedoch beträchtlich stärker als bei Pergamin- isolierung. Der Ansatz kann wohl rund als 7:4:1 für die drei betreffenden Isolierungsmethoden gesetzt werden. Diese Zahlen geben auch das ungefähre Fertilitätsprozent des Roggens als Art an, da sie Durchschnittswerte mehrerer Sorten und Populationen sind. Für verschiedene Sorten und Populationen fallen sie aber etwas verschieden aus, wie sowohl Ulrichs als meine eigene oben referierten Versuche zeigen. 3. Erblichkeitsversuche. Fast alle Forscher, die mit Isolierungsversuchen des Roggens ge- arbeitet haben, haben einzelne Pflanzen gefunden, die einen auffallend hohen Prozentsatz an Körnern angesetzt haben. Schon Rimp au fand z. B. eine Pflanze, die auf 54 Blüten 10 Körner hatte, also' das Fertilitäts- prozent 18,5 zeigte. Ulrich hat Pflanzen mit einem noch höheren Fertilitätsprozent gefunden, nämlich 32,85, 21,48, 19,78 und 18,22 %. Die Frage entsteht nun, ob diese Pflanzen nur extreme Modifikanten selbststeriler Rassen sind, oder ob sie vielleicht erblich konstante Biotypen sind. Weiter verfolgt ist aber die Nachkommenschaft dergleichen Pflanzen nicht. Zwar liegt eine Mitteilung von Giltay vor, dass er eine selbst- fertile Rasse aus Schlanstedter Roggen gezüchtet haben soll. Die Er- wähnung ist aber nur sehr summarisch in einem Aufsatz anderen Inhalts gemacht. Er sagt hier: „Ich habe dann auch aus diesem Schlanstedter Roggen eine Rasse züchten können, welche in viel höherem Grade als alle anderen mir bekannten Roggenarten die Eigentümlichkeit besitzt, um auch nach Selbstbestäubung Frucht zu tragen. Ich nenne diese Spielart denn auch „sich selbst befruchtenden Roggen". — Das Fertilitäts- prozent dieser Rasse wird aber nicht angegeben, weshalb man über den Grad der Selbstfertilität keine Aufklärung erhält. Um nun die Erblichkeitsverhältnisse sowohl der selbststerilen als. einiger von mir gefundenen hochgradig selbstfertilen Pflanzen zu er- mitteln, habe ich von mehreren Pflanzen die Nachkommenschaften auf- gezogen. In den Tabellen IV und V sind diese Versuche zusammen- gestellt, in Tabelle IV die Isolierungen zweier Generationen, in Tabelle V einige während 3 oder 4 Jahren fortgesetzte Isolierungsversuche. Mit Populatiousanalysen und Erblichkeitsversuche. 21 Ii, Ig, I3 und I4 bezeichne ich die Anzahl der Isolierungen, die eine Pflanze durchgemacht hat. Da ich auch die Methode der Isolierung habe veranschaulichen wollen, ist dies hier in der Weise geschehen, dass ich die Glasisolierungen mit gewöhnlichem Druck, die Pergamin- isolierungen mit kursivierten, die räumlichen Isolierungen mit fettem Druck ausgezeichnet habe. (Tabelle IV siehe Seite 22—25.) Selbststerile Rassen. Ein Überblick der Tabelle IV zeigt sogleich, dass die selbststerilen ^) Pflanzen gewöhnlich nur selbststerile Nachkommen geben. Das Fertilitäts- prozent der selbststerilen Rassen schwankt innerhalb der Grenzen 0— 5°/o; selten wird die angegebene Plusgrenze überschritten. Wie schön eine extreme . Selbststerilität vererbt wird, zeigen die ziemlich grossen Nachkommenschaften der Nrn. 224 und 228. Die Mutterpflanze der ersten Nummer hat das Fertilitätsprozent 1,9, bei ihren 5 Nachkommen schwankt es zwischen 0,1 — 2,9% und ist durchschnittlich 1,3%. Die Mutterpflanze der Nr. 228 hat das Fertilitätsprozent 1,3. Ihre 9 Nach- kommen haben eine Feitilität, die zwischen 0,3—2,8% schwankt und durchschnittlich 1,2 "/o ist. Es macht also keine Schwierigkeit, bei dem Eoggen stark selbststerile Rassen heranzuzüchten , was ja selbst- verständlich ist, da schon das durchschnittliche Fertilitätsprozent des Roggens kaum mehr als 5 % beträgt. Extreme Plusmodifikanten selbststeriler Rassen. Wie oben erwähnt, findet man aber bei Populationsanalysen des Roggens einzelne Pflanzen, die ein hohes oder ziemlich hohes Fertilitäts- prozent zeigen. Dass diese Pflanzen nicht immer erblich selbstfertile Biotypen sind, sondern oft nur extreme Plusmodifikanten selbststeriler Biotypen, zeigen einige Deszendenzen dergleichen Pflanzen aus meinen Versuchen. Am schlagendsten wird dies wohl durch Nr. 206 (Tabelle IV) demonstriert. Die Mutterpflanze hat das ziemlich hohe Fertilitätsprozent 14,8. Fünf Nachkommen sind untersucht worden. Sie sind aber alle ganz extrem selbststeril. Zwei Pflanzen haben kein einziges Korn angesetzt, das höchste Fertilitätsprozent ist 1,1, das durchschnittliche aller Tochterpflanzen 0,5 °/o. Die Nachkommenschaft zeigt also, dass der hohe Kornansatz der Mutterpflanze nur als eine extreme Plusmodifikation einer genotypisch selbststerilen Pflanze betrachtet werden kann. Es ist auch nicht ohne Interesse (Fortsetzung' des Textes siehe Seite 26.) ^) Mit „selbststerilen" Pflanzen meine ich im folgenden immer solche, die ein so niedriges Fertilitätsprozent haben, wie es durchschnittlich in ßoggenpopulationen gefunden wird. Pflanzen, die keinen Ansatz zeigen, werden „ganz selbststeril" genannt 22 Heribert-Nilsson: es H I a O "ä 5r! a <3 M a s a s-i g ö « S •^ . a •rH CO (U oä !r! c N a^ ^ a ^ :o <5 « a -^ ;=i <1 m S « a N a tn r- S rS =« a on j3 N! - OJ a ei — T\ rn Ch ^ < I l^ 1 00 1 -* o CO CD ifi "* -* 1-H (M 00 . in 00 1-H . 1 1 -* 1 00 T— 1 1-H O ire lO o o 1-H O © CO o lO -1* (M a » i-H [>• 1-H CM CO O o CO (M fM o -+ «t r- 00 'M '^f lO rj* •* -+< 00 CO Oi 05 o o -+ CO 00 !>• »o CXI et) -Tf oj 't et o n r- -r1< r-i X >o (M 00 lO CO CO kü Oi lO ^ 1-H CD GM 1-H cg i« »» >f5 1-1 1-H 1—1 T-H \0 1— ( ■<* in ■t-H 1-H »n 1-H >n 1-H »n 1-H in in 1-H in 1—1 1 1 -+* CO o i-H CO 1 ^ Cl er (M ^ lO 1 CO 1 1 CO OS ^ 1 1— 1 OC (M or o 1— 1 *-H (M i>» I>- or> •* OS Ci c; C5 Oi 02 Ol ^^ o T^ 1^ 1— ( l-( 1— 1 1— t (M i-H 1—1 1H i-M 1-H 1-H •^ CO « CO ^ •^ t> ^ _^ O tc es 00 1— ( O 1—1 iC O o ^^ CS) 1—1 «5 rj< C^l 1-H -^ >s cc 1— < (M -+ C\) CO (M OS 1— ( i-H ">* CT (M CD 00 CO O t^ CO ^ ov c- in OS -* C- CS •^ 1^ ^^ c- o un r^ ■^H in 1-H CO CD 05 C\) ^ 1-H l»H 05 O =^ CT5 -* T-H CO in ao CM CO CM Xi CO (jj 1^ ■>* CD > a et •- a a o g o ►-5 a Ph a 02 Ul .— ( c^ Xj o o ^^ CM CO -* >n ^ '^ w C5 ■_ »O^ aC_ S«^ M^ "^^ "MH^ 'M_ I 5*\ iO_ (M_^ e-i mT t-^' Ö^ I ctT 1-h" o sö~ c-' 1-h" ö~ '-h" o" Ö~ T-r i-T ■»*' i>~ o~ ro" isT | o" cd i-i «e05iX)T-lOiM(Ni-i'*CO">*COa5CD'r-l-*CST-i^>S*0<^Or-ICOCO CD !M r-lrl— iN'^CO QCaocoi>ooicD-*a5i>-^cDco(Maceofots.';o'*oi:^05 (MaccDiO''-Jco!:o(Mco->-i^H lOWiocDoOi-iasoojecov) th^oo 777777777777T77777 7 777777 ^i«(>]CO'*»OCDa500'i-le3,OcÖ^-*iOfO^H 05 * 1—1 1—1 1—1 -i— 1 1-1 1-1 ^' ^ , , , , ■_. so •* ^ -* '^ CO 05 "^ lO 1—1 ■^ •* Oi »O Oi is. in O OS (M 1-1 1—1 O CM CO O (>3 »c i« '-H o CO »1 ] (M 1—1 cg »o eo *-H C\) »O CQ •4< (M (M CO C<1 CO CO CO ^ '^ =o «e •^ O on O O 5 vs tH !>• CO 1— ( CD >o CO OS Oi »c «; ■^ »o Oi CO -* (N '^ CO iH =^ '-I (-V •+ ^ •^ -* -^ -* '* -* ^ ^ fo ■* o? CVJ O) o? ^ rH iH 1— ( 1—1 1—1 1 1—1 1— ( 1 1— ( 1 1—1 >H '^ 1 '^ 1 QTi OS IM o3 CD 03 1 CO ^ 1 lO 1 o3 OS J=l Zi 1 o3 1 CO » c» CO [> r~*l lO CD OS o f^ eo o O >-( o,> ■* r- CO CO CO CO 6^ t>. , ' -.1 _ , os .et 2 af) m CS * eo * > CO ^^ c3 (M ffi • I— ( a ;3 Ca OS 03 o t^ CO OS o 1— 1 o o o 1—1 — ( (M 5J 24 Heribert-Nilsson: 02 OJ «ö K a n ^ :o < i4 a '^ a sh a a cg S a '^ =c 00 C^ 1-1 -h" ö" ö~ 00^ !M^ cc oa^ !>•_ <>)^ cvf i-T — ' cg" ö~ '^'^ Ol ^ »« (M I> cc » rM .-I rc t> lO X «M C\{ ?c '^^ »M m o y-t (72 CT5 Ol cc o o 00 00 CO (M CO X 00 cc '^^ 0^ (— ) r- >o fM 1^ ift c^ 00 lO (>] lO i> y-t ^ CC W in L-^ (M !:o ifj 1-1 00 C(J ■^ »o iOiOio»air5>oir3»ft>oiniOiOiCi»n»o>niO'^ C5 lO «9 tH (>] CO ta CO CD Ol fM i— 1 OS CD !>J M -+ I o :* :^ a 3 a a <1 'S kl 5zi a aj a cs »1 (?! br bß o S-i ÖD O (N lO CC r^ fM (M J (M O-i X (>a (M C5 CM (M Populationsanalysen und Erblichkeitsversuche. 25 CO » -* C^ >0^ (M^ tC3^ OS cq^ 03^ r-^^ (M_^ O^ C-^ t*^ !>, O^ Of oT Ö Ci Ö~ Ö~ '^'^ <>! CO -rf Cvf CO" irf T^~ 05" -^ ifi lOiftiOiOOiOiOiOiOiOiOiOiÄiÄ »ft iÄ»Ä 00 l-H CO GO "O •r-T '^'~ 30 30 ■-*»•■ w CO CD O O w » e« T# ci -+ so ■M Cl tH CO CD CO 00 -rt( 1^ oa (M -^ CO CO '*•*-*■* '^ '^ '^ '^ » :o so GO CO •.— ( 1—1 QO 1—1 SO Ä l>- (>3 a 03 Cjj Qß p P ^ ;h o &ß .3 += &ß s 13 Sh iD ■ t-i CO -^^ Ca X O 'S !=l • i-H pq &ß a !3 03 <» oä pq CO X O '- (M CO «5 CO CO CO (M oa i>] (M CO >n CD c^ 00 CT5 CO CO CO CO CO C>] (M (M CvJ C<1 » 5) V 5? 2ß Heribert-Nilsson: ZU sehen, wie die Körner auf die Ähren verteilt sind. Die Pflanze hatte vier Ähren mit folgender Blüten- und Kornanzahl: Ähre 1 64 Blüten, 4 Körner, „2 52 „ 1 Korn, „3 56 „ 1 „ „4 56 „ 20 Körner. Es ist also nur eine Ähre, die das hohe Fertilitätsprozent ver- ursacht. Ähnliche Beobachtungen, nämlich, dass zufällig eine Ähre in bezug auf den Ansatz von den anderen beträchtlich abweichen kann, habe ich nicht selten gemacht. Den extremsten Fall möchte ich auch hier erwähnen. Von einer Pflanze wurden 12 Ähren untersucht, von denen die Blüten- und Kornanzahl die folgenden waren: Ähre 1 58 Blüten, keine Körner, Ähre 7 54 Blüten, keine Körner, „ 2 66 „ „ „ „ 8 64 „ 3 62 „ „ „ „ 9 66 ,. 13 „ 4 52 „ „ „ „ 10 70 ,. keine „ 5 60 ,, ,, „ ,, 11 60 ,, „ „ „ 6 64 „ „ „ ,. 12 62 „ „ ,. Von den 12 Ähren sind also 11 mit zusammen 672 Blüten ganz selbststeril, während eine auf 66 Blüten nicht weniger als 13 Körner ergibt, also 19,7 % Körner. Die durchschnittliche Fertilität der Pflanze wird jedoch niedrig, nur 1,8 %. Je mehr Ähren einer Pflanze unter- sucht werden können, desto besser werden dergleiche Schwankungen ausgeglichen. Pflanzen, die wie Nr. 206 einen ziemlich guten Kornansatz geben, deren Nachkommenschaft aber stark selbststeril ist, finden wir unter Nr. 203, 208, 221, 229 und 236 der Tabelle IV. Die Differenz in bezug auf den Kornansatz, zwischen Mutter- und Tochterpflanzen ist nur bei Nr. 203 grösser als bei Nr. 206. Nr. 203 ist eine räumlich isolierte Pflanze, von der aber eine Ähre mit Pergamin isoliert worden ist. Diese Ähre zeigt 2,4 % Körner, also einen Ansatz fast wie den der Tochter- pflanze, während die frei abblühenden Ähren das Fertilitätsprozent 21,4 zeigen. Die Vermutung liegt auf der Hand, dass die freien Ähren nicht ganz vor Vizinismus geschützt worden sind. Die Pflanze stand aber derartig isoliert, dass sie von allen Roggenbeständen oder Roggenfeldern, die unter Berücksichtigung auch der Windrichtung pollinierend gewirkt haben könnten, mindestens fünf Kilometer entfernt war. In der Tabelle V ist auch unter Nr. 242 eine Pflanze zu sehen, die das hohe Fertilitäts- prozent 22,9 zeigt, deren Nachkommenschaft in Ig und Ig aber nicht über die normale Fertilität des Roggens hinausgeht. Populationsaiialyseu und Erblichkeitsversuche. 27 Es ist nach dem Mitgeteilten klar, dass Pflanzen, die ein relativ hohes Fertilitätsprozent zeigen (10 — 20 ^/q), jedoch nicht erbliche Biotypen von höherer Selbstfertilität zu sein brauchen. Dass aber andererseits erblich selbstfertile Biotypen unter den Eoggenpflanzen zu finden sind, haben meine Erblichkeitsversuche auch gezeigt. Halbfertile Rassen. Zunächst möchte ich auf einige Nummern hinzeigen, die für eine Vererbung einer höheren ^Selbstfertilität als die normale des Roggens sprechen, wenn auch entweder die Steigerung des Fertilitätsprozents nicht besonders gross ist, oder die Zahl der Nachkommen zu gering ist, um sichere Schlüsse zuzulassen. Bei Nr. 218 befinden sich sowohl I,- als Ig-Pflanzen nur noch an der Plusgrenze der durchschnittlichen Fertilität des Roggens. Dasselbe gilt auch für die I^-Pflanze der Nr. 200 und für zwei ihrer Ig-Nach- kommen, während eine dritte Ig-Pflanze ganz selbststeril ist. Bei Nr. 220 zeigt die Ij -Pflanze eine nicht unbeträchtlich gesteigerte Selbstfertilität von 10,5 °/o. Eine der Tochterpflanzen hat ein noch höheres Fertilitäts- prozent, nämlich 17,1 %, während eine andere nur eine „normale" Fertilität von 3,4 ^/^ zeigt. Eine Selbstfertilität von ungefähr 10 o/^ sowohl der I^- als Ig-Pflanze zeigt Nr. 227. Noch höher ist sie für Nr. 231, sowohl für die Ij-Pflanze als für ihre la-Tochterpflanze, nämlich für die erstere 30, für die letztere 19,6 %. Wenn auch die erwähnten Isolierungen dafür zu sprechen scheinen, dass eine hohe Selbstfertilität erblich sein kann, können sie aber nicht als bindende Beweise betrachtet werden. Auch ist das Fertilitätsprozent nicht besonders hoch, für die Mehrzahl der Pflanzen kaum höher als das extreme Fertilitätsprozent modifikativer Natur für einige oben be- handelte selbststerile Pflanzen. Im Gegensatz zu den unten behan- delten hochfertilen Rassen können die eben erwähnten halbfertil ge- nannt werden. Selbstfertile und hochfertile Rassen. Den entscheidenden Beweis dafür, dass man innerhalb des Roggens einzelne in hohem Grade selbstfertile Pflanzen hat, aus denen selbst- fertile Rassen herangezüchtet werden können, habe ich aber auch er- bringen können. In drei Fällen habe ich mit Sicherheit deraitige Biotypen isolieren können. Auch eine vierte Pflanze scheint allem An- schein nach dieser Kategorie zuzugehören. Ich werde die vier Rassen im folgenden etwas ausführlicher behandeln, als dies für die bis jetzt erwähnten Rassen geschehen ist, teils weil sie genauer untersucht sind, teils weil sie zu der Aufklärung auch anderer Fragen als der des Fertilitätsprozents beitragen können. 28 Heribert-Nilsson: INS INS INS o ^ cS 5" o- ö er o 00 1= c O ?3 IT»- • P sa so a« to 2 ivS es OD O l>^ ' h- O s K* h^ 1-^ Od QO 00 o er 00 p >i^ »^ Kk l-«i. K» Oj Oj Oj INS f^ CK O tc to tc O O ~'-3 1 ^ .1^ 79,8 40,7 ' -0 t>s a< O Ö(C CJ^ Ci o ^ o; i^ tf^ »F^ •-J -j ^j ^] ~a -o •^ Ü» C» M ^^ o I— ' I— » »-* >(^ *- tf^ OS ^s ^ cj >t. ^ X O 4- O O — 35 — ^ ^ l\S tP ü Ä O 3: Cl 00 O h- ' so k^ Ins es l^3 O INS Ol Di M- 00 sc ao oc oi>f^<:r)cco5to^ Ol Ol o" ;j< ü» ü< tn Ol -1 -j Sil ;;> h-i ^^ OS 4^ o O 05 00 w CD O CO CD Oi C» -O 0( INSi-'~JtNS0C05OQ0 O I-' rf^ totNS^sc«t^sl^so;n^ oooiü'OOOsa'eo IC e: e: t« c p t-'tNSiNSOsiNsaiO'vj it^ CC pi tc ^ Oi p jt>. "as "a: "cc "bs "»f^ "cd ö "f^k X 4- Nummer in den Tabellen P er V. orq Feldmimmer der Pflanze Anzahl der Blüten Anzahl der Körner Fertilitäts prozent Feldnummer der Pflanze Anzahl der Blüten Anzahl der Körner Fertilitäts- prozent Feldnummer der Pflanze Anzahl der Blüten Anzahl der Körner Fertilitäts prozent Feldnummer der Pflanze Anzahl der Blüten Anzahl der Körner Fertilitäts- prozent H C B Od © 9 s B er« B Populationsanalysen und Erbliclikeitsversuche. 29 Die Pflanze 178 a — 12 und ihre Nachkommenscliaft (selbstfertile Rasse I). Die Isolierung der Pflanze 178a— 12 (Tabelle V, Nr. 240), die eine Pergaminisolierung war, ergab eine starke Selbststerilität, indem das Fertilitätsprozent nur 0,4 war. Sie war also stärker selbststeril als es die Sorte durchschnittlich ist, aus der sie abstammte, nämlich Petkuser. Die Pflanze gehörte nämlich einem Elitebestand dieser Sorte an. Für Petkuser gibt Ulrich bei Pergaminisolierung die durchschnittliche Fertilität 1,3% an. Bei der Isolierung von 178a — 12 wurde auf drei Ähren mit zusammen 250 Blüten nur ein einziges Korn erhalten. Die Pflanze wurde wegen ihres sehr charakteristischen Phänotypus ausgewählt. Die Halme waren kurz, sehr steif und ihre Länge sehr ausgeglichen. Die Ähren waren mittellang, kaum so breit als normale Petkuser-Ähren. Das einzige aus 178a — 12 erhaltene Korn wurde für räumliche Isolierung ausgelegt. Die erhaltene Pflanze, 27 — 18, zeigte alle charakteristischen Eigenschaften der Mutterpflanze, die also durch die Isolierung konstant erhalten worden sind. Hier möchte ich auch erwähnen, dass in den Beständen, die aus dieser Pflanze unter räumlicher Bestand- isolierung 1914 und 1915 aufgezogen worden sind, alle Pflanzen, die mehrere Tausende betrugen, die oben angegebenen, charakteristischen Merkmale zeigten. Die Bestände repräsentierten einen sehr ausgeprägten Phänotypus, wie man ihn sonst bei Roggensorten nie zu sehen pflegt. Es ist deshalb kaum zu bezweifeln, dass die Ausgangspflanze in einem grossen Teil ihrer Eigenschaften homozygot war, welche Eigenschaften also durch die Isolierung konstante Rasseneigenschaften wurden. I,. Die Pflanze 27 — ^13 war räumlich isoliert. Sie stand 20 m entfernt, aber in der Windrichtung von einem kleinen Bestand, der nur 20 sehr winzige Pflanzen hatte. Eine Bestäubung von diesen Pflanzen war kaum ganz ausgeschlossen. Da der Kornansatz für eine isolierte Pflanze ganz ausserordentlich hoch wurde, glaubte ich anfangs auch, dass Vizinismus stattgefunden hatte, wenn mir auch der Ansatz gar zu gross erschien, um durch Vizinismus eines, wie ich oben angegeben habe, so kleinen Bestandes genügend erklärt zu werden. Auch war der Ansatz in einer Ähre, die mit einer Pergamintüte isoliert worden war, sehr gut. Die Nachkommenschaft zeigte aber, wie oben erwähnt, die Charaktere der Mutterpflanze so ausgeprägt, dass von Vizinismus keine Rede sein kann. Vizinisten hätten sich sogleich durch Differenzen der Halmlänge der Nachkommen zeigen müssen, da die Pflanze 27 — 13 ebenso wie ihre Mutterpflanze auffallend kurzhalmig war. Die Nachkommenschaft war aber konstant kurzhalmig. 30 Heribert-Nilsson: Die Pflanze hatte 0 kräftige Ähren mit der in folgender Übersicht angegebenen Anzahl der Blüten nnd Körner. Nummer der Ähre Anzahl der Blüten Anzahl der Kfirner Fertilitäts- Prozent 1 fi4 58 90,6 2 60 45 75,0 Räumliche Isolierung 3 70 64 91,4 4 64 56 87,5 5 59 30 50,8 Pergaminisolierung- 6 54 22 40,7 Summe sämtlicher Ähren: 371 275 74,1 Summe der räumlich isol. Ähren: 317 253 79,8 Die Selbstfertilität der Pflanze ist also durchschnittlich 74,8 %, für die räumlich isolierten Ähren 79,8 %; einzelne Ähren zeigen sogar mehr als 90% Körner. Der Ansatz ist also für diese Pflanze bei Isolierung ebenso gut wie bei fremd- bestäubten Pflanzen eines Bestandes von Petkuser Roggen, der von Ulrich auf 80% gesetzt wird. Ein Vergleich der räumlich isolierten Ähren und der durch Pergamin eingeschlossenen Ähren zeigt auch, dass der Ansatz bei Anwendung des letzten Isolierungsmittels herabgesetzt wird. Das zeigten ja auch die oben diskutierten Populationsanalysen (S. 20). Hier wird aber ein Ver- gleich um so sicherer, als die verschiedenen Isolierungsmethoden an ein und derselben Pflanze gebraucht sind, und ausserdem an einer Pflanze, die hochfertil ist, so dass zufällige Schwankungen, die auf genotypischer Ungleichheit oder geringer Kornanzahl beruhen können, hier fast ausgeschlossen sind. Es zeigt sich, dass dei- Ansatz bei Pergamin- einschluss fast genau auf die Hälfte herabgesetzt wird. Das stimmt sehr gut mit dem oben erhaltenen Resultat überein. Von den 275 Körnern der Pflanze wurden 10 für fortgesetzte Isolierung der Nachkommenschaft ausgelegt, während die Reste der Körner zusammen ausgesät wurden, um einen Bestand zu bilden, wo die Pflanzen sich gegenseitig kreuzen konnten. Die Körner waren ziemlich gross, aber nicht voll ausgebildet, sondern ziemlich verschrumpft. Von den 10 separat ausgelegten Körnern erhielt ich 8 Pflanzen. Die Keim- fähigkeit war also durch die zweimalige Isolierung wohl herab- gesetzt worden, nicht aber beträchtlich. Von den 8 Pflanzen w^aren 3 kräftig, 2 mittelkräftig, 3 schwach. Die Vitalität der Pflanzen war offenbar herabgesetzt. Das Resultat der Ig-Isolierung ist in Tabelle V zu sehen. Sie w^urde bei 4 Pflanzen mit Glas ausgeführt, w^ährend 4 Pflanzen effektiv Populationsanalysen und ErbHchkeitsversuclie. 31 räumlich isoliert wurden. Der grosse Unterschied zwischen den beiden Isolierungsmethoden fällt sogleich in die Augen. Während die vier mit Glas isolierten Pflanzen (170 — 173) zusammen auf 930 Blüten 138 Körner, also 14.8 % Körner geben, zeigen die räumlich isolierten Pflanzen auf 512 Blüten 294 Körner, also das Fertilitätsprozent 57,4. Der Ansatz ist also bei räumlicher Isolierung viermal grösser als bei Glasisolierung. Keine Pflanze zeigt aber ein Fertilitätsprozent, das geringer als 10 % ist. Da schon dieser Prozentsatz bei Glasisolierung in einer Eoggen- population nur selten angetroffen wird, und da er weiter bei der Mehr- zahl der Pflanzen beträchtlich höher ist, zeigen also die 8 Nachkommen der aus einer selbststerilen Pflanze hervorgegangenen selbstfertilen 27 — 13, dass die Eigenschaft der Selbstfertilität nach ihrem Hervortreten sogleich konstant ist. Selbststerile Pflanzen werden in der Nachkommenschaft nicht mehr erhalten. Die räumlichen Isolierungen zeigen, obgleich sie I3 -Isolierungen sind, noch ein Fertilitätsprozent, das dem normalen Ansatz fremdbestäubter Bestände sich nähert. Die Körner waren nach den Glasisolierungen sehr verschrumpft. Auch die Körner der räumlich isolierten Pflanzen waren schlecht ausgebildet, schlechter als die Ig-Körner, aber etwas besser entwickelt als die der Glasisolierungen. Von den Pflanzen 178 — 14 und 179 — 14 wurden je 10 Körner separat im Zuchtgarten ausgelegt, um Pflanzen für fortgesetzte Glas- isolierungen zu geben. Von diesen Körnern keimten von jeder Pflanze nur 4. Die Keimungsenergie, die nach l2-Isolierung noch 80% betrug, war also durch die Is-Isolierung auf 40 % herabgesetzt worden. Von den 4 Nachkommen der 178— *14 waren 2 kaum mittel- kräftig, 2 sehr schwach; von den Nachkommen der 179 — 14 war eine Pflanze ziemlich kräftig, zwei nicht mittelkräftig, eine sehr schwach. (Diese Pflanze ging verloren, ist also in der Tabelle V nicht zu finden.) Nicht nur die Keimfähigkeit, sondern auch die Vitalität der Pflanzen ist also nach Ig-Isolierung beträchtlich mehr herab- gesetzt als nach Ig-Isolierung. Da die besprochenen Fälle sich sämtlich auf räumliche Isolierungen beziehen, kann diese herabgegangene Vitalität der Körner und Pflanzen keine modifikative (durch Isolierungs- mittel verursachte) sein, sondern muss befruchtungsphysiologischer oder genotypischer Natur sein. Die Reste der Samenproben von 178 — 14 und 179 — 14 sowohl als die Samenproben der Schwesterpflanzen (170 — 177) wurden auf dem Felde mit räumlicher Isolierung ausgesät, um Bestände zu bilden. Das Resultat war aber ungemein schlecht. Die Anzahl der Pflanzen, die aus den Ig-Körnern erhalten wurden, ist aus der folgenden Zusammen- stellung zu sehen. 32 Heribert-Nilsson: Nummer der Ig-Pflanze Anzahl der Körner Anzahl der Pflanzen Prozent von Pflanzen pro Kürner 170 — 14 17 5 kräftig 29,4 171 — 14 38 2 mittelkräftig- 5,3 172—14 55 1 recht kräftig 1,8 173— 14 28 1 ziemlich kräftig 3,6 175 — 14 1 — — 177 — 14 99 15, 10 kräftig, 5 schwach 15,1 178 - 14 116 — — 179 — 14 58 9 die Mehrzahl recht kräftig 15,5 Die Zählung der Pflanzeuzahl wurde erst im FrühÜDg vorgeuomnien. Es ist deshalb möglich, dass mehr Körner gekeimt haben als die Anzahl der Pflanzen im Frühling angibt. Sie müssen indessen schwache Pflanzen geliefert haben, die nicht lebensfähig gewesen sind. Die Zahlen der letzten Kolumne geben also eher die Lebensfähigkeit der erhaltenen Pflanzen unter feldmässigen Bedingungen als das Prozent der Keimfähigkeit der Körner an. Diese ist aber durch die oben besprochenen Versuche mit separat ausgelegten Körnern von 178 — 14 und 179 — 14 angegeben, sie war 40 ^j,. Die feldmässig ausgesäten Körner derselben Pflanzen geben aber für 178 — 14 auf 116 Körner keine einzige Pflanze, für 179—14 auf 58 Blüten 9 Pflanzen, also 15,5% Pflanzen. Bei der Mehrzahl der Ig-Pflanzen ist aber das Pflanzenprozeut sehr viel niedriger; bei 171 — 173 schwankt es zwischen 5,3 — 1,8%. Das höchste Prozent zeigt 170 — 14. Sie lieferte auch die kräftigsten Pflanzen, die durch L -Isolierung er- ihren robusten Wuchs kaum an Nachkommen einer innerten. Der feldmässige Anbau der Körner der Ig-Isolieruugen zeigt also, dass das Vermögen einer Bestandbildung aus diesen Körnern unter natürlichen Feldbedingungeu ein sehr ge- ringes ist. Von den Ig-Pfanzen 178 — 14 und 179 — 14 wurden im Jahre 1915, wie Tabelle V zeigt, 7 Nachkommen mit Glasröhren isoliert. Von 172 — 14 und 173—14 wurde bei feldmässiger Aussaat nur je eine Pflanze erhalten; diese Pflanzen wurden also räumlich isoliert. Aus den Nachkommen von 177 — 14 wurde von einer Pflanze eine Ähre mit Pergamin isoliert. Zusammen wurden also 10 I^-Nachkommen untersucht. Bemerkenswert ist, dass die Glasisolierungen für I4 ein beträchtlich höheres Fertilitätsprozent als die Ig-Isolierungen zeigten. Die ersteren gaben durchschnittlich 28,9% Körner (646 Blüten, 187 Körner), die letzteren 14,8 ^/o (930 Blüten, 38 Körner). Die Ursache dürfte aber Populatiousanalysen und Erblichkeitsversuclie. 33 grösstenteils modifikativer Natur sein, 1914 wurden in jedem Reagenz- glas oft zwei oder sogar mehrere Ähren isoliert. Durchschnittlich war der Ansatz der in dieser Weise isolierten Ähren geringer als bei den einzeln isolierten, wohl weil die Feuchtigkeit in den Gläsern im ersten Falle beträchtlich grösser wurde. Da 1915 sämtliche Ähren einzeln eingeschlossen wiu'den, ist gewiss eine Ursache des gesteigerten Ansatzes dieses Jahres in der Methode der Isolierung zu suchen. Eine andere Ursache kann vielleicht darin liegen, dass die Pflanzen 1915 durch- schnittlich schwächer als die 1914 er Pflanzen waren, also auch die Ähren kleiner. Die Menge des im Glase gebildeten Transspirations- wassers wurde demzufolge auch geringer, also die Isolierungsbedingungen normaler. Wenn also auch modifizierende Faktoren auf den Ansatz bei den Glasisolierungen 1915 begünstigend gewirkt haben, so darf man wohl, da er fast genau doppelt so gut als 1914 ist, jedenfalls schliessen können, dass ein Herabdrücken des Kornansatzes durch die fortgesetzte Isolierung nicht stattgefunden hat. Für einen derartigen Vergleich sind natürlich die räumlichen Isolierungen mehr geeignet. Nur zwei Isolierungen dieser Art sind 1915 ausgeführt worden. Die eine dieser Isolierungen ergibt das Fertilitätsprozent 68,4, die andere 34,4. Die erstgenannte Pflanze hat einen Kornansatz, der ebenso gut ist als bei der räumlich isolierten Pflanze aus Iij (179 — 14), die den höchsten Ansatz zeigte (68 %). Die I4- Isolierungen haben also ein Fertilitätsprozent, das ebenso gut ist als das der I3- Isolierungen. Obgleich also die Vitalität der Rasse mit der Anzahl der aufgezwungenen Selbstbefruchtungen sehr stark zurückgeht, wird aber der Kornansatz nicht herab- gedrückt. Ein Vergleich der Glasisolierungen mit den räumlichen im Jahre 1915 zeigt ebenso wie im Jahre 1914 eine Differenz zugunsten der räumlichen. Sie ist aber viel geringer 1915 als 1914. Da indessen nur zwei räumliche Isolierungen 1915 gegenüber 7 Glasisolierungen ausgeführt sind, kann ein Vergleich nicht mit der Sicherheit wie 1914 gemacht werden, in welchem Jahr die Anzahl der Pflanzen der beiden Isolierungsarten dieselbe war. Dass der relativ niedrige Kornansatz, der bei Glasisolierung dieser hochfertilen Rasse erhalten wird, durch die ungünstigen physiologischen Verhältnisse bei dem Abblühen der Ähren in grosser Feuchtigkeit ver- ursacht ist, also nur eine Modifikation der genotypischen Hochfertilität ist, zeigen die räumlich isolierten Nachkommen glasisolierter Pflanzen, Die Ig-Pflanze 172 — 14 ergibt bei Glasisolierung 14,6% Körner, ihre Deszendenz 178 — 15, die räumlich isoliert gewesen ist, 34,4%. Die Ig-Pflanze 173 — 14 hat bei Glasisolierung das Fertilitätsprozent 15,9, Zeitschrift für PflauzenzücMung. Bd. IV. 3 34 Heribert-Nilsson: ihre Tochterpflaiize 179 — 15 bei räumlicher Isolierung sogar 68,4% Körner. Die Körner der I^-Isolierungen waren sehr schlecht aus- gebildet, dünn, stark geschrumpft, oft auch von Pilzen befallen. Sie waren offenbar noch schlechter als die la-Körner. Von 50 ausgelegten Körnern keimte kein einziges. Die Keimfähigkeit der I^-Körner scheint also ausserordentlich gering zu sein. Fremdbefruchtete Bestände aus I.2 und I3. Sowohl aus I2- als aus mehreren Ig-Isolierungen konnte ich im ver- gangenen Herbst die Kornqualität frei abgeblühter, nur räumlich isolierter Bestände untersuchen. Sie zeigte sich auch bei diesen Beständen sehr schlecht. Die Körner waren nicht voll ausgebildet, sondern hatten das verschrumpfte Aussehen von Isolierungskörnern. Es schienen jedoch kleinere Differenzen zwischen den Beständen aus I3 zu bestehen. Die Bestände aus 171 — 14 und 177 — 14 hatten merkbar besser ausgebildete Körner als ihre Schwesterbestände, wenn die Körner derselben auch lange nicht voll ausgebildet waren. Der Bestand aus I.2 ergab schon 1914 (erste Vermehrung) so viel Körner, dass das Hektolitergewicht bestimmt werden konnte. Es war 56,5 kg. Da es dasselbe Jahr für Petkuser 59,25 kg. war, ist das Herabgehen der Qualität durch diesen Vergleich schlagend demonstriert. 1915 wurde auch das Hektolitergewicht der Vermehrung des zweiten Jahres aus Ig ermittelt. Es war nur 51,5 kg, der Bestand erwuchs aber unter etwas ungünstigen Verhältnissen. Bei Petkuser war es auch dieses Jahr 59.25 kg. Es geht also aus der Qualitätsermittelung hervor, dass die Nachkommenschaft aus Ig nach zweijährigem, freiem Ab- blühen keine Tendenz zeigt, normale Körner auszubilden. Die Schädigung der Selbstbefruchtung dauert also fort, auch nach- dem die Nachkommen Gelegenheit gehabt haben, sich gegen- seitig zu kreuzen. In welchem Umfange aber wirklich Kreuzung zwischen den Pflanzen stattfindet, weiss man nicht. Beobachtungen, die ich während der Blüte des Bestandes gelegentlich machte, schienen mir dafür zu sprechen, dass die Rasse eine Tendenz zu kleistogamer Blüte hat, denn die Staubblätter verlassen oft die Blüten nur ,.mit Schwierigkeit". In den Glasröhren ist die Blüte oft vollkommen kleistogam, indem die Blüten sich gar nicht öffnen. Nur die Spitzen der Antheren ragen zwischen den Blütenspelzen hervor. Die Pflanze 170a — 12 und ihre Nachkommenschaft (selbstfertile Rasse II). Die Pflanze 178a — 12 ist nicht die einzige, aus der eine selbst- fertile Rasse hervorgezüchtet worden ist. Auch aus einer anderen Iso- Populationsanalysen und Erblichkeitsversuche. 35 lierung desselben Jahres habe ich eine derartige Rasse erhalten. Die betref- fende Pflanze, 170 a — 12 (Nr. 241, Tabelle V), stammte aus der Indivi- dualauslese 21 ab, die wiederum aus Brattingsborgsroggen ihren Ursprung hatte, also aus einer Sorte, die mit Petkuser Roggen, aus dem die früher erwähnte selbstfertile Rasse abstammte, nichts zu tun hat. Die I^-Pflanze war ziemlich stark selbststeril, ergab bei Pergaminisolierung das Fer- tilitätsprozent 4,4, das jedenfalls nach der Plusseite der durchschnittlichen Fertilität einer Roggenpopulation liegt. Von diesen waren drei stark selbststeril, gaben bei Pergaminisolierung nur 1,6 — 0 % Körner. Eine Pflanze (18 a — 13) war aber hochfertil, ergab das Fertilitätsprozent 43,1. Die Pflanze 170a — 12 ist wohl also als eine selbststerile Hetero- zygote zu betrachten; die Spaltung findet im Verhältnis 3 selbst- sterile : 1 selbstfertilen statt. Es scheint also, als ob die Spaltung eine monohybride mit Dominanz der Selbststerilität sein sollte. Es wäre wohl gewagt, nur aus diesem Versuch auf monohybride Spaltung zu schliessen. Ich werde aber unten weitere Beweise für eine derartige Annahme vorführen. Unter der Annahme, dass die Selbstfertilität eine rezessive Eigen- schaft ist, ist es zu erwarten, dass eine selbstfertile Rasse sogleich nach ihrem Hervorgehen konstant sein soll. Das war ja auch bei der oben behandelten selbstfertilen Rasse aus 27 — 13 der Fall. Auch die eben besprochene, im monohybridem Verhältnis ausgespaltete, selbstfertile Pflanze 18 a — 13 gibt in ihrer Nachkommenschaft nur hochfertile Pflanzen. 5 Körner wurden für fortgesetzte Isolierungsversuche ausgelegt. Nur von drei wurden Pflanzen erhalten; diese zeigten aber alle eine hohe Selbstfertilität (11,8 — 20 ^/o). Nur von einer der selbststerilen Pflanzen der Ig wurde die Nachkommenschaft verfolgt, und zwar nur eine Pflanze. Diese erwies sich als ziemlich stark selbststeril. Von ihrer Nachkommen- schaft wurden 3 Pflanzen untersucht. Sie waren alle hochgradig selbst- steril. Aus der in Ig spaltenden selbststerilenli-Pflanze 170a — 12 habe ich also durch fortgesetzte Isolierung sowohl eine selbst- fertile als eine selbststerile Rasse züchten können. Die Pflanze 57 — 14 und ihre Nachkommenschaft (selbstfertile Rasse III). Die Ii -Pflanze 57 — 14 (Tabelle IV, Nr. 205) scheint ein normal niedriges Fertilitätsprozent zu haben, nämlich nur 3,9 ^/q. Auffallend verhält sich aber ihre Nachkommenschaft. Sämtliche Ig-Pflanzeu zeigen ein sehr hohes Fertilitätsprozent, das zwischen 42,1 und 59,4 schwankt und durchschnittlich 52,4% ist. Da die Isolierung mit Glas ausgeführt worden war, ist dieses Prozent ausser- ordentlich hoch, sogar höher als für die selbstfertile Rasse- 1, wo es dasselbe Jahr bei Glasisolierung nur 28,9 ^/q betrug. Dass hier eine 3* 36 Heribert-Nilssou: sehr hochfertile, konstante Nachkommenschaft vorliegt, ist ja nicht zu bezweifeln. Eigentümlich ist nur die Natur der Mutterpflanze. Um eine der- artige Nachkommenschaft geben zu können, musste auch sie selbstfertil sein. Denn alle Nachkommen sind selbstfertil, während man unter der Annahme, dass die Mutterpflanze eine selbststerile Heterozygote wäre, nur ein Viertel selbstfertiler Pflanzen erwarten sollte. Man wird also zu der Annahme geführt, dass sie zwar selbstfertil gewesen ist. dass aber der Kornansatz minusmodifiziert worden ist, ebenso wie der Ansatz selbststeriler Pflanzen zuweilen plusmodifiziert werden kann (s. S. 26). Ein Herabsetzen des Kornprozents durch das Isolierungsmittel ist ausgeschlossen, da die Isolierung der Pflanze eine räumliche war. Es ist nur noch die Annahme übrig, dass das Abblühen der Pflanze unter ungünstigen Bedingungen stattgefunden habe. Die Blüte der Pflanze fand auch unter fast orkauhaftem Sturm statt. Es ist ja dann auch sehr wohl denkbar, dass der Pollen sogleich bei dem Ausspritzen aus den Antheren von dem Winde fortgerissen worden ist, so dass nur zufällig einzelne Körner die Pollinierung einiger Narben auszuführen vermochten. Um zu veranschaulichen, dass unter den gegebenen Blüteverhältnisseu nichts Unwahrscheinliches in einer derartigen Annahme liegt, möchte ich eine in derselben Richtung deutende Beobachtung erwähnen. In einem Bestände desselben Jahres, der von sehr ausgeglichener Höhe war^ stand eine einzige Pflanze, die die übrigen Pflanzen um ^/g überragte. Die Blüte fand unter den oben angegebenen Verhältnissen statt. Die hohe Pflanze wurde nicht entfernt, weil sie mehrere erwünschte züchterische Eigenschaften zu besitzen schien. Zu meinem grossen Erstaunen zeigte es sich bei der Ernte, dass sie kein einziges Korn angesetzt hatte. Da der Bestand sonst keine sterilen Pflanzen enthielt, und da die Pflanze um V2 ßi t^iß übrigen Pflanzen überragte, scheint der ausgebliebene Ansatz dafür zu sprechen, dass der Pollen des Bestandes infolge de& gewaltigen Windes die Ähren der Pflanze nicht erreicht hat, sondern geradlinig in der Windrichtung fortgeschleudert worden, ist. Wie nun auch der geringe Ansatz der Pflanze 57 — 14 zu erklären ist, so ist die Tatsache nicht zu bezweifeln, dass ihre Nachkommen- schaft eine konstante, in sehr hohem Grade selbstfertile Rasse re- präsentiert. Die Pflanze 72 — 14 und ihre Nachkommenschaft. Die Pflanze 72 — 14 ist derselben Abstammung wie die eben be- handelte 57 — 14. Beide stammen aus einer Individualauslese zweiter Ordnung des Petkuser Roggens. Ebenso wie die selbstfertile Rasse I sind sie also von Petkuser-Ursprung, aber die Pflanzen 72 — 14 und 57 — 14 stammen aus einer anderen Elitepflanze als die selbstfertile Rasse I ab. Populationsanalysen und Erblichkeitsversuche. 37 Die nahe Verwandtschaft der beiden Pflanzen 57—14 und 72 — 14 habe ich deshalb pointiert, weil 72 — 14 in der Nachkommenschaft eine Pflanze gibt, die ein ebenso hohes Fertilitätsprozent wie die Nach- kommen von 57—14 zeigt, nämlich sogar 49,1 ^/o, obgleich die Isolierung mit Glas vorgenommen ist. Die genaue Übereinstimmung des Fertili- tätsprozents mit dem der selbstfertilen Nachkommen von 57 — 14, weiter die in Anbetracht des sehr hohen Kornansatzes geringe Wahrschein- lichkeit einer blossen Plusmodifizierung einer selbststerilen Pflanze (die nie höher als 15 °/o bei Glasisolierung gefunden ist — vgl. S. 21), endlich die Verwandtschaft der beiden Mutterpflanzen sprechen sehr stark dafür, dass diese Pflanze (105 — 15) genotypisch selbstfertil und hochfertil ist. Diese Pflanze geht nun aus der Spaltung einer selbst- sterilen Pflanze hervor. Die Mutterpflanze hat das niedrige Fertilitätsprozent 2,4. Von den fünf Nachkommen ist eine ganz, drei sind hochgradig selbststeril, nur eine ist selbstfertil. Die Spaltung: vier selbststerile zu einer selbst- fertilen, scheint also das monohybride Verhältnis 3:1 zu demonstrieren. Ebenso wie die oben erwähnte selbstfertile Rasse II geht auch die selbstfertile Pflanze 105 — 15 als ein rezessives Ab- spaltungsprodukt aus der monohybriden Spaltung einer selbst- sterilen Pflanze hervor. Die mitgeteilten Untersuchungen selbstfertiler Rassen haben ge- zeigt, dass der Roggen in geringem Prozentsatz hochgradig selbstfertile Pflanzen enthält, deren Selbstfertilität sogar dem normalen Kornansatz eines fre nidbestäubten Bestandes nahe kommt. Die Eigenschaft der Selbstfertilität ist rezessiv, eine selbstfertile Rasse also sogleich nach ihrem Hervorgehen konstant. Das Hervorgehen der selbstfertilen Pflanzen spricht dafür, dass die Eigenschaft der hochgradigen Selbstfertilität in monohybridem Verhältnis aus der Selbststerilität hervorgeht. Ob auch Rassen mit intermediärer Selbstfertilität, also erbliche Abstufungen zwischen „normal" selbststerilen Rassen und den hochfertilen isoliert werden können, ist noch nicht genügend untersucht worden. Einige der Ig-Isolierungen scheinen aber dafür zu sprechen (s. S. 27). 4. Diskussion des Problems der Homozygotie bei dem Koggen. Die selbstfertilen Rassen sind von grösster Bedeutung, um dem Problem der Wirkung der Homozygotie auf den Ertrag beim Roggen näher za kommen, weil man mit diesen infolge ihres guten Ansatzes mehr ausgedehnte Linienversuche durch mehrere Generationen vor- nehmen kann. Es scheint mir, als ob man bei Untersuchungen dieser Art kaum zwei prinzipiell ganz verschiedene Dinge gesondert 38 Heribert-Nilsson: gehalten hat, nämlich die Wirkung aufgezwungener Selbst- befruchtung auf einer fremdbestäubenden Pflanze (autogame statt allogame Befruchtung) und die Wirkung genotypischer Homo- oder Heterozj^gotie. Fast alle meine Bestände, die zwei oder drei Generationen zurück aus Isoliening stammen, sogar diejenigen, die nur eine Isolierung durchgemacht haben, zeigen eine schlechte Kornqualität, also auch dann, nachdem die Nachkommenschaft freier Be- fruchtung überlassen worden ist. Sie können aber durchaus nicht reine Linien sein, da sie aus stark heterozygotem Material abstammen, denn alle Handelssorten sind stark heterozygote Populationen. Hier ist offenbar das Herabsetzen der Qualität (mit dem auch ein Zurückgehen des Ertrags verbunden ist) in der aufgezwungenen Selbstbefruchtung zu suchen. Hier- mit habe ich natürlich nicht gesagt, dass Isolierung immer schlechte Kornqualität verursachen muss. Es ist ja möglich, dass wir in bezug auf die Fähigkeit, aufgezwungene Autogamie zu vertragen, genotypische Differenzen haben, ebenso wie wir überaus grosse Differenzen in bezug auf die Fertilität, also die Fähigkeit, Körner in verschiedenem Prozent- satz zu bilden, haben. Es ist also nicht undenkbar, eine Passe hervor- zuzüchten, die auch bei Isolierung wohlentwickelte Körner bildet. Jedenfalls scheinen zwischen den Beständen aus den Ig -Pflanzen der selbstfertilen Rasse I in dieser Hinsicht kleinere Differenzen zu bestehen. Die Frage, ob die Züchtung auf Homozygotie durch fortgesetzte Auslese, also Inzucht ohne aufgezwungene Selbstbestäubung, auf den Ertrag schädigend wirkt, scheint mir bei Roggen kaum aufklärend be- handelt zu sein. Ein von v. Rümker und Leidner ausgeführter Ver- such, um die Schädigung der Homozygotie und die Erhöhung des Ertrags durch Bastardierung zweier Rassen, die verschiedene Züchtungsrichtungen bezeichnen, zu zeigen, kann kaum als überzeugend angesehen werden. Denn die bastardierten Ausgangsrassen sind nur in bezug auf die Korn- farbe Homozygoten, sonst aber wohl ebenso heterozygot als Petkuser Roggen. Denn sie sind durch eine Züchtungsmethode hervorgebracht, bei der die Nachkommenschaften der Elitepflanzen nebeneinander gebaut sind und sich deshalb gegenseitig gekreuzt haben. Es ist also für die Er- haltung der Heterozygotie in bezug auf die Eigenschaften, die nicht direkt durch die Selektion dirigiert werden und werden können (wie die Kornfarbe), sehr gut gesorgt. Obgleich also die Rassen in bezug auf die Eigenschaft der Kornfarbe homozygot sind, sagt dies aber über die sonstigen Eigenschaften der Rasse, also über den Grad der Homozygotie, nichts aus. Ist der Ertrag zurück- gegangen, kann dies ebensogut darauf beruhen, dass man durch die ausgelesenen Elitepflanzen Populationen gegründet hat, die hinsichtlich der genotypischen Beschaffenheit minderwertig sind, als auf der geringen Verminderung der Heterozygotie. Populationsanalysen und Erblichkeitsversuclie. 39 Nun wollen zwar Rümker und Leidner auch, gezeigt haben, dass die Bastardierung zweier dergleichen hochgezüchteter Rassen eine Steigerung des Ertrages zur Folge hat. Diese Bastardierung ist aber weder artifi- ziell ausgeführt, noch ist die Durchschnittsnachkommenschaft beurteilt worden. Beurteilt ist die Nachkommenschaft einiger Elite- pflanzen von ausgeprägtem Sondertypus, die im dritten Jahre nach der gemischten Aussaat der beiden Elternrassen sich in der Durchschnittspopulation zeigten. Ob aber nur diese Pflanzen Rassen- bastarde sind, oder ob sie einen Typus repräsentieren, der nur in geringerem Prozentsatz bei der Bastardierung synthetisiert wird, das wissen wir nicht. Dass dieser neue Typus einen besseren Ertrag gibt als die Elternrassen, haben die Verfasser klar gezeigt, nicht aber dass die Bastardierung als Durchschnittspopulation ertragsreicher als die Eltern- rassen ist, worauf es wohl vor allem ankam. Als ein Beweis für eine Ertragssteigerung durch Bastardierung und für eine Schädigung der Homozygotie können die Versuche aber nicht angewandt werden, denn die Verfasser sind weder von engerer Homozygotie ausgegangen, noch haben sie die ungezüchtete Bastardgeneration untersucht. Wäre es so, dass ein so geringer Grad der Homozygotie (in bezug auf den ganzen Genotypus), wie die von Rümker sehen Züchtungen haben, schon schädigend wirkte, so wäre es doch zu erwarten, dass man durch fortgesetzte Auslese einer Sorte den Ertrag nicht steigern könnte. Denn jede Auslese muss die Heterozygotie entweder auf Status quo halten oder vermindern, also ohne Erfolg sein. Unter dem- selben Gesichtspunkte muss aber eine Bastardierung verschiedener Sorten eine Ertragssteigerung herbeiführen, und diese muss um so grösser sein, je genotypisch differenter die Sorten sind, weil die Heterozygotie dann grösser wird. Ich habe nun eine artifizielle Bastardierung der beiden ertragreichen, sehr differenten Sorten Brattingsborgs- und Petkuser Roggen ausgeführt. Das Resultat des vergleichenden Anbaues der Elternsorten und der ungezüchteten Bastardpopulation war aber, dass die beiden Eltern die Bastardierung in bezug auf den Ertrag übertrafen, Petkuser sogar mit mehr als 10 o/^. Die gesteigerte Heterozygotie hat also garnicht für den Ertrag günstig gewirkt. Man muss natürlich streng die Wirkung des Grades und der Art der Heterozygotie auseinanderhalten. Die genotypische Beschaffenheit einer Population ist wohl vor allem das Entscheidende bei dem Roggen, ebenso wie bei den selbstbefruchtenden Getreidearten. Versuche, die nicht beide Gesichtspunkte berücksichtigen, können also keine volle Aufklärung bringen.^) ^) Die von Fruwirth und Steglich ausgeführten Versuche, um eine Ertrags- steigerung bei Bastardierung zweier Rassen zu zeigen, habe ich hier nicht näher be- handelt, da sie die Ursache der Ertragssteigerung nicht näher diskutieren, sondern nur Tatsachen hervorheben. 40 Heribert-Nilsson: Dass die Ertragssteigerung bei Bastardierung verschiedener Eoggen- rassen ebenso gut auf der Art als dem Grad der Heterozygotie beruhen kann, scheinen die Versuche bei dem Mais zu zeigen, wo man niclit immer eine Ertragssteigemng bei Bastardierung erhält. Bei Hafer habe ich gefunden, dass eine Bastardierung zweier Linien eine Bastardierungs- population ergibt, die ungezüchtet beide Elternlinien im Ertrag übertrifft. Bei einer autogamen Pflanzenart scheint es ja aber ebenso ungereimt, dies durch den Grad der Heterozygotie erklären zu wollen, wie es naheliegend für eine allogame Pflauzenart scheint. Ist es aber die Art der Heterozygotie, die den Ertrag steigert, ist es ja aber ebenso verkehrt und unklar zu sagen, dass die Heterozygotie als solche diesen Effekt habe, als ob man sagte, dass die rote Blütenfarbe, die iiian bei Bastardierung zweier weissblühenden Pflanzen, die je einen Farbenfaktor haben, synthetisieren kann, durch Heterozygotie hervorgerufen wäre. Bei der Versammlung der Gesellschaft für deutsche Pflanzenzucht in Breslau 1912 wurde die Frage der Schädigung der Inzucht infolge eines Vortrags von v. Rümker lebhaft diskutiert (v. R., S. 29 u. f.) und die Meinungen der Forscher (v. Rümker, Fruwirth, Baur, v. Tscher- mak) gingen sehr auseinander. Baur wies auf das Verhalten bei dem Mais hin, wo durch Selbstbestäubung durch mehrere Generationen schw^ache Kümmerlinge erhalten werden, und fragt, ob dies auch bei dem Roggen der Fall ist. Ich kann die Frage nun durch experimentelle Isolierungsversuche durch vier Generationen für die selbstfertile Rasse I beantworten. Wie oben ausgeführt (S. 32), gehen die Pflanzen durch fortgesetzte Selbstbestäubung in Vitalität sehr zurück und werden nach 3 Isolierungen zum überwiegenden Teil Kümmerlinge. Auch werden die Körner sehr verschrumpft und ihre Keimungsenergie wird sehr stark herabgesetzt. Ob aber dies durch aufgezwungene Autogamie oder durch die Annäherung an Homozygotie zu erklären ist, ist noch nicht ent- schieden. Die erstere Alternative scheint mir aber wahrscheinlicher, wie ich schon oben auseinandergesetzt habe (s. S. 38). Man muss meiner Meinung nach bei Untersuchungen über die Homozygotie des Roggens und ihre Wirkung auf den Ertrag und Vi- talität der Nachkommenschaft streng folgende Gesichtspunkte ausein- anderhalten : 1. Bei Isolierung einzelner Pflanzen: die Wirkung aufgezwungener Autogamie; die Wirkung der Homozygotie. 2. Bei Züchtung ohne Isolierung: die Wirkung des Grades der Homo- zygotie; die ^\'irkung der Art der Homozygotie. 5. Sterilität bei Roggen. Die Schartigkeit des Roggens ist ja eine nicht seltene und oft untersuchte Eigenschaft, die sich auch erblich gezeigt hat. Umfasst Populatiousanalj'sen und Erblichkeitsversuclie. 41 diese Schartigkeit alle Blüten, so haben wir eine ganz sterile Pflanze. Dergleichen Pflanzen habe ich nun in einigen Beständen angetroffen. Zum ersten Mal fand ich sie in der zweiten Generation einer Bastardierung Brattingsborgs Petkuser. Von den Pflanzen aus 1000 separat ausgelegten Körnern erwiesen sich bei der Ernte 4 als ganz steril. Mit Ausnahme von ein paar Pflanzen, die stark schartig waren, war der Kornausatz der Reste des Bestandes sehr gut. Eine graduelle Reihe von Pflanzen verschiedenen Schartigkeitgrades gab es also nicht, sondern die sterilen Pflanzen waren fast diskontinuierlich von der Hauptmenge der Pflanzen des Bestandes getrennt. In Fg der Bastardierung traten sie folgendes Jahr wieder auf. Auch in einer anderen Bastardierung, nämlich Brattingsborg x Heinrich, gingen einige vollkommen sterile Pflanzen nebst einigen stark schartigen hervor. Da der Bestand feldmässig ausgesät worden war, konnte der Prozentsatz nicht ermittelt werden. Die für diese Bastar- dierung benutzte Pflanze des Brattingsborgroggens war eine andere als für die oben erwähnte Bastardierung Brattingsborg x Petkuser. Auch in einem Elitebestande aus Brattingsborg traten ganz sterile Pflanzen auf. Ihre Anzahl war aber in dieser Individualauslese gross, und ausserdem waren sie durch eine ganze Reihe von schartigen Pflanzen verschiedenen Grades mit den Individuen normalen Ansatzes verbunden. Der Bestand war aus gewissen züchterischen Gründen in zwei Parzellen geteilt w^orden, die weit voneinander entfernt und unter ganz verschie- denen Verhältnissen wuchsen. Beide zeigten aber dieselbe grosse Schartigkeit und Sterilität. Da die Parzellen feldmässig ausgesät waren, konnte eine genaue Feststellung des Prozentsatzes der sterilen Pflanzen nicht gemacht werden. Sie machten aber jedenfalls fast ein Viertel der Bestände aus. Um die Erblichkeitsverhältnisse der Sterilität dieser Individualauslese zu verfolgen und zahlenmässig feststellen zu können, wurde in vergangenem Herbst eine Anzahl Körner separat ausgelegt. Zu untersuchen ist ja auch noch, ob die Sterilität nur eine weibliche ist, oder ob sie sowohl die Eier als die Pollenkörner betrifft. Zusammenfassung. Die Untersuchungen umfassen 356 isolierte Pflanzen. Sie sind teils Populationsanalysen verschiedener Sorten und Individualauslesen, teils durch zwei oder mehr Generationen fortgesetzte Erblichkeitsversuche. Als sichere Isolierungsmittel bei Roggen sind nur Pergamin und Glas zu betrachten, während Leinwand, Musselingaze und dergleichen nicht absolut geschlossene Isolierungsmittel vermieden werden müssen. Sowohl durch Pergamin als durch Glas wird der Kornansatz herab- gesetzt. Das durchschnittliche Fertilitätsprozent bei dem Roggen, als Art betrachtet, beträgt bei effektiv räumlich isolierten Pflanzen un- j^2 Heribert-Nilsson: gefälir 7%, bei Perganiinisolierung 4 %, bei Isolierung- durch Eeugenz- gläser 1%. Verschiedene PopuLationen zeigen einen gewiss nicht beträcht- lichen, jedoch deutlichen Unterschied in bezug auf das durchschnittliche Fertilitätsprozent. Die Bastardierungen Brattingsborg x Petkuser und Brattingsborg x Heinrich, die also sehr variable Populationen bezeichnen, zeigten ein höheres Fertilitätsprozent als die minder variablen Popu- lationen Petkuser Roggen und Individualauslesen aus dieser Sorte und aus Brattingsborgroggen. Für die ersteren war es bei Glasisolierung 2,6 %, bei räumlicher Isolierung 7,7^/0, für die letzteren bei Glasisolierung 0,5 %, bei räumlicher Isolierung 3,8 %. Die Erblichkeitsversuche haben gezeigt, dass man in den Roggen- populationen sowohl stark selbststerile als spaltend selbststerile und selbstfertile Pflanzen hat. Die eingehendst untersuchte Population, die eine Individuaiauslese aus Petkuser Roggen war, zeigte von 73 unter- suchten Pflanzen 71 selbststerile, 1 spaltend selbstfertile und 1 selbst- fertile. Die selbstfertilen Pflanzen bildeten also ein geringes Prozent der Population. Das Hervorgehen der selbstfertilen Rassen deutet an, dass die Spaltung eine monohybride mit Dominanz der Selbststerilität ist. Die selbstfertilen Rassen müssen, da die Selbstfei tilität rezessiv ist, nach ihrem Hervorgehen sogleich konstant sein. Dass dies auch der Fall ist, hat sich bei einer Rasse durch drei Generationen gezeigt. Die Ausgangspflanze der erwähnten Rasse hatte das Fertilitäts- prozent 74,8 °/o bei räumlicher Isolierung. Die Nachkommenschaft zeigte bei räumlicher Isolierung das durchschnittliche Fertilitätsprozent 57,4, bei Glasisolierung 14,8 ^/q. Da der xA.nsatz für Petkuser Roggen bei Kreuzbestäubung von Ulrich auf 80 °/o gesetzt wird, kommt die Rasse dem normalen Ansatz des Roggens in Beständen nahe. Dergleichen Rassen, von denen ich bis jetzt vier gefunden habe, kann man als hoch- fertil bezeichnen. « Es werden aber auch Pflanzen gefunden, die zwar ein höheres Fertilitätsprozent als der Durchschnitt der Pflanzen des Roggens zeigen, das aber viel geringer als das der oben erwähnten Rassen ist (10— 20^/o). Sie sind aber bis jetzt nur in zwei Generationen und in einer geringen Individuenzahl untersucht worden. Dergleichen Pflanzen könnte man ja halbfertile nennen, um sie von den hochfertilen zu unterscheiden. Einzelne Pflanzen, die einen Ansatz von 10—20% haben, also als halbfertil augesehen werden sollten, haben bei Untersuchung der Nachkommenschaft nur selbststerile Pflanzen geliefert. Sie sind deshalb als halbfertile Modifikationen zu betrachten, also nur als extreme Plus- varianten der gewöhnlichen Selbststerilität. Nur durch Erblichkeits- Populationsanalysen i;nd Erblichkeitsversuche. 43 versuche ist also die geuotypische Natur halbfertiler Pflanzen zu ent- scheiden. Modifikationen, die einen so hohen Ansatz wie den der hocli- fertilen Rassen zeigen, habe ich nie gefunden. Das Fertilitätsprozent scheint bei den hochfertilen Rassen bei fortgesetzter Isolierung nicht herabgesetzt zu werden. Wohl aber ist ein starkes Zurückgehen in bezug auf die Qualität und Keimungsenergie der Samen wie auch auf die Vitalität der Nachkommen zu konstatieren. Die Pflanzen nach der zweiten Isolierung waren noch ziemlich kräftig; nach der dritten Isolierung wurden fast nur Zwerge erhalten. Ob dies nun auf stärkere Homozygotie oder auf aufgezwungene Autogamie zurück- zuführen ist, kann nur durch spezielle Versuche entschieden werden. Die erste Alternative sogleich anzunehmen, wie dies allgemein getan wird, scheint mir aber nicht richtig. Auch ist bei Untersuchungen dieser Art zwischen dem Grade und der Art der Homozygotie streng zu unterscheiden. Ob die hochfertilen Rassen für die Landwirtschaft Bedeutung erhalten können, ist wohl noch fraglich. Sie haben natürlich die ausser- ordentlich bedeutungsvolle Eigenschaft, dass sie fast unabhängig von den Witterungsverhältnissen bei der Blüte sind. Da ich aber bis jetzt keine Rasse gefunden habe, die nach der Isolierung in bezug auf die Qualität der Körner nicht zurückgegangen ist und bei der sich die schlechte Qualität auch bei den fremdbefruchteten Nachkommen-Beständen nicht fortwährend gezeigt hat, so scheint der oben erwähnte Vorteil von einem schweren Nachteile begleitet zu sein. Ich will jedoch nicht verneinen, dass man in bezug auf diese Eigenschaft Differenzen zwischen den hochfertilen Rassen haben kann. Auch hat man gewiss durch die Bastardierung hochfertiler Rassen eine Möglichkeit, die Vitalität der Rassen wieder herzustellen, ohne den Vorteil der Selbstfertilität verlieren zu müssen. Denn eine derartige Bastardierungsnachkommenschaft muss ja konstant selbstfertil sein, weil sie eine Bastardierung von Rassen mit derselben rezessiven Eigenschaft ist. In einigen Beständen sind Pflanzen gefunden worden, die, obgleich der Fremdbefruchtung ausgesetzt, ganz steril gewesen sind. Man kann also sagen, dass sie einen extremen Grad der partiellen Sterilität, der Schartigkeit, bezeichnen. Über ihre Erblichkeitsverhältnisse liegen noch keine exakten Versuche vor. Zitierte Literatur. Fruwirth, C, Die Züchtung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Bd. IV, 1910, Seite 192, Fruwirth, C, Geschlechtliche Mischung von Roggenformenkreisen. — Zeitschr. für Pflanzenzüchtung Bd. 1, 1913, S. 504. Giltay, E., Über den direkten Einfluss des Pollens auf Frucht- und Samenbildung. — Pringsh. Jahrb. für wissensch. Bot. Bd. 25, 1893. 44 Heribert-Nilsson: Popiilationsaiialj'sen und Erblichkeitsversuche. Giltay, E., Die Organisation des botan. Unterrichts an d. Kgl. holländ. landw. Aka- demie zu Wageningeu. — Landw. Jahrb. Bd. 24, 1905, S. 845. V. Liebenberg, Versuche über die Befruchtung bei den Getreidearten. — Journal für Landwirtschaft 1880, S. 139. Rimpau, W., Die Züchtung neuer Getreidevarietäten. — Landw. Jahrb. Bd. 6, 1877, S. 193. Rimpau, W.. Die Selbststerilität des Roggens. — Landw. Jahrb. Bd. 6, 1877, S. 1073. Rimpau, W., Das Blühen des Getreides. — Landw. Jahrb. Bd. 11, 1882, S. 895. V. Rümker, K., Über Roggenzüchtung. — Beiträge zur Pflanzenzucht, III, 1913, S. 28. V. Rümker, K. und Leidner, R., Ein Beitrag zur Frage der Inzucht bei Roggen. — Zeitschr. für Pflanzenzüchtung Bd. 2, 1914, S. 429. Steglich, Berichte über die Tätigkeit der landw. Abteilung der pflanzenphysiol. Ver- suchsstation Dresden, 1911. V. Tschermak, E., Über die Züchtung neuer Getreiderassen mittels künstlicher Kreuzung. — Zeitschr. für das landw. Versuchswesen in Österreich. II. Mitteilung. Kreuzuugsstudien am Roggen. 1906. Ulrich, K., Die Bestäubung und Befruchtung des Roggens. Inaugural-Diss. (Jena). Halle a. S.. 1902. Anfänge in der Mohnzüchtung. Von Rudolf Ranninger, Fachlehrer an der niederösterr. Landes-Ackerbauschnle Edelhof bei Zwettl. Allgemeines über den gegenwärtigen Mohnbau im niederösterr. Waldviertl. Im niederösterr. Waldviertl spielt der Mohnbau besonders im Mittel- und Kleingrundbesitz eine ziemlich bedeutende Rolle. Der hiesige, seit langen Zeiten gebaute Mohn, „Grauer Zwettler" genannt, erfreut sich eines guten Rufes. Das Saatgut wurde und wird auch heute noch in den weitaus meisten Fällen aus der eigenen Wirtschaft genommen, so dass man gewiss von einer Landsorte des Mohnes oder, besser gesagt, von einem Landsortengemisch sprechen kann. Der hie und da gebaute rotblühende Mohn (mit grösseren Kapseln) dürfte fremder Herkunft sein. Der Formenreichtum des Sortengemisches tritt beim Mohn bedeutend stärker als beim Getreide hervor. Beobachtet man daher ein Mohnfeld in der Zeit vom Anbau bis zur Ernte, so kann man nachstehendes fest- stellen: Manche Pflanzen bleiben längere, manche kürzere Zeit in den Keimblättern sitzen. Weiterhin ist das Schossen sehr ungleich. Während die eine Pflanze schon blüht, beginnt die andere erst zu schössen. Nicht selten kann man selbst neben fast reifen Pflanzen noch blühende finden. Die Form der Kapsel ist gleichfalls auf einem und demselben Felde sehr verschieden. So sieht man z. B. grosse und kleine runde, grosse und kleine eiförmige, manchmal fast plattgedrückte und dergleichen mehr. Die Kapselfarbe ist bei der Reife braun bis schwarz, gelb, bläulich-rot bis violett und mitunter fast purpurrot. Auch die Samenfarbe ist ziem- lich verschieden. Wenn sie auch durchwegs „grau" ist, so treten doch die verschiedensten Farbentöne bei verschiedenen Pflanzen auf, so z. B. braungrau, lichtgrau, dunkelgrau, blaugrau, grüngrau und sonstige Ab- stufungen, so dass dann das Ernteprodukt keine einheitliche Ware dar- stellt. Desgleichen ist auch die Korngrösse ungleich. Diese durch das Sortengemisch an und für sich schon nach jeder Richtung hin hervor- gerufene Ungleichheit wird noch durch die schlechte Kultur gesteigert. Hierher gehört z. B. der häufige Bau auf 1 bis Vj^ m breiten Bifängen (auf diesen haben die Samen eine verschieden tiefe Lage und die Pflanzen 46 Ranninger: eine sehr verschiedene Stellung), das breitwürfige Anbauen und ungleich- massige Vereinzeln, der zu enge Stand der Pflanzen usw. Die vorstehend geschilderten Tatsachen Hessen es als eine dank- bare Aufgabe erscheinen, der Molmzüchtung und auch der Kultur des Mohnes näherzutreten. Im Herbst 1913 machte ich die ersten Feldauslesen, um im darauf- folgenden Frühjahre mit der eigentlichen Züchtung an unserer Anstalt zu beginnen. Nachstehend will ich versuchen, die bisherigen Ergebnisse (bis Herbst 1915) festzulegen. Zweck und Ziele der Mohnzüchtung. Aus den vorangehenden Schilderungen kann unschwer gefolgert werden, welchen Zweck und welche Ziele die Mohnzüchtung zu ver- folgen hat. Wir unterscheiden bekanntlich den sog. Schliessmohn (Blindmohn), dessen Kapseln bei der Reife vollständig geschlossen bleiben, und den offenen (sehenden) Mohn, dessen Kapseln sich zur Zeit der Reife öffnen. Aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen ist von einer züchterischen Bearbeitung des offenen Mohnes abgesehen worden. Dieser kann nämlich infolge der Eigenschaft, die reifen Körner bei Wind auszuschütteln, nur in der Nähe des Wirtschaftshofes und da nur in windstillen Lagen gebaut werden. Das Abernten muss von der Zeit an, als die ersten Kapseln reif werden, täglich geschehen. Dies ist mit Rücksicht auf die Arbeiter- verhältnisse sehr schwierig. Dazu kommt noch, dass die Mohnreife mit der Hafer- und Grummeternte zusammenfällt. Ich wende mich daher bloss dem Blindmohn zu. Durch Züchtung dieses Mohnes soll erreicht werden: 1. Gleichmässige Reife. 2. Gleichmässige schöne Korufarbe. 3. Höchstmöglicher Ertrag bei guter Qualität. 1. Wenn auch bei Blindmohn die ungleichmässige Reife nicht mit solchem Schaden verbunden ist wie beim offenen, so hat immerhin gleich- mässige Reife eine grosse Bedeutung. Namentlich sind es Vögel (besonders Krähen), die den reifen Mohn oft stark schädigen. Je gleichniässiger aber die Reife ist, desto rascher kann geerntet werden und desto weniger Schaden wird verursacht. Auch wird hierdurch ein gleichartigeres Produkt erzielt. Um dieses Ziel erreichen zu können, ist es zunächst notwendig, dass von dem Landsortengeniisch, wie es sich auf den Feldern vorfindet, eine Reihe von Pflanzen ausgewählt und dann jede Pflanze für sich allein im Zuchtgarten gebaut und in ihren Eigenschaften beobachtet wird. Wie sich aus zahlreichen Beobachtungen ergeben hat, tritt die gleichmässigste Reife dann ein, wenn die Pflanzen nicht mehr als 4 bis 6 Kapseln haben. Anfänge in der Mohnzüchtung. 47 2. Wie erwähnt, ist auch die Kornfarbe bei verschiedenen Pflanzen eine verschiedene. Dadurch wird die Güte und auch der Preis des Mohnes gedrückt. Da es sich um die Veredlung der hiesigen Landsorte, „des grauen Z wettler Mohnes" handelt, so gilt als Zuchtziel eine schöne lichtgraue Farbe. Durch fortgesetzte Auswahl von Pflanzen, deren Same diese Farbe zeigt, wird sich dieses Ziel sicher erreichen lassen, da die Kornfarbe ein erbliches Moment darstellt. 3. Wie aus dem Aufarbeitungsprotokoll (siehe Tabelle I) hervor- geht, ist der Inhalt pro Kapsel bei den einzelnen Pflanzen ein äusserst unterschiedlicher. So konnte z. B. in der Hauptkapsel beim Aufarbeiten von ca. 100 nach Augenschein ausgelesener Pflanzen ein Korninhalt von ca. 2 bis 10 g festgestellt werden. Diese Fähigkeit der einzelnen Pflanzen, ein höheres Korngewicht zu liefern, ist gleichfalls, wie aus der Tabelle V hervorgeht, erblich. Aus dem Aufarbeitungspi otokoll lassen sich leicht diese Pflanzen herausfinden. Bezüglich der Qualität käme in erster Linie die Kostprobe und in zweiter Linie die Untersuchung auf den Ölgehalt in Frage. Bezüglich der Kostprobe ist jedoch zu beachten, dass Mohn, der an der Sonne getrocknet wui'de, viel von seinem Geschmack einbüsst. Diese beiden Untersuchungen werden jedoch erst dann geschehen, wenn eine grössere Zahl von Individualauslesen geschaffen worden ist, welche die 3 genannten Eigenschaften gefestigt besitzen. Von diesen werden dann grössere Feldvermehrungen als „vergleichende Ertrags- versuche" angelegt. Versuch der Züchtung 1914 mit Isolierung aus Feldauslesen von 1913. Mit der eigentlichen Mohnzüchtung wurde im Frühling 1914 und zwar mit Feldauslesen vom Vorjahre begonnen. Die einzelnen Kapseln und deren Inhalt wurden nach blossem Augenschein ausgesucht und auf 20 nebeneinanderliegenden Parzellen ä 3 qm in je 5 Reihen angebaut und zwar im Verbände 30 : 20 cm. Vorfrucht war Kartoffel. Der Mohn wurde mit etwas Chilesalpeter gedüngt. Knapp vor Beginn der Blüte wurde die Isolierung jeder Parzelle in der Weise vorgenommen, dass vom Boden aus etwa 80 cm Jute gespannt und darauf Rahmen mit Fensterpapier genagelt wurden. Nach obenhin erfolgte der Abschluss mit feiner Gaze. Innen war es anscheinend licht genug. Während der Blütezeit wurden die Pflanzen täglich beobachtet und jede Pflanze, die anders blühte, als die Mehrzahl in der Parzelle, wurde sofort bezeichnet, so dass man nach dem Verblühen genau wusste, wie jede Pflanze geblüht hatte. Die Dauer der Blüte auf einer Parzelle betrug im kürzesten Falle 6, im längsten 12 Tage. Bei der Reife zeigte es sich, dass die weitaus meisten Kapseln einer jeden Parzelle leer oder fast leer waren, 48 Ranninger: eine Tatsache, wie sie schon Fruwirth beim Einschliessen von ein- zehien Mohnpflanzen gefunden hatte. Der Inlialt bestand zum grössten Teile aus braunen, vertrockneten Samenknospen. In manchen Kapseln waren 20 bis 100 Körner und in den wenigsten 1 bis höchstens 2 g Inhalt. Dieser Versuch zeigte deutlich, dass ein Weiterarbeiten mit Isolieren bei Mohnzüchtung wenigstens in dieser Weise nicht möglich ist, weil jede Ertragsfeststellung, die doch bei der Züchtung das Wichtigste ist, ausgeschlossen erscheint. Feldauslesen und Aufarbeitung dieser im Herbst 1914 (Aufarbeitungsprotokoll). Zur Zeit der Mohnreife wurden im Herbst IQÜ auf einer Reihe von bäuerlichen Mohnfeldern der Umgebung Feldauslesen gemacht und zwar zunächst auf dem Felde nach blossem Augenschein. Im Laboratorium wurden diese Pflanzen (etwa 80 an der Zahl) nach einem von mir ent- worfenen Protokoll aufgearbeitet, auf Grund des Ergebnisses der Analyse die besten Pflanzen ausgewählt und ihre Samen im Frühjahre 1915 im Zuchtgarten nach Individuen parzellenweise gebaut. Aus der Natur der Mohnpflanze ergibt sich, dass ein blosses Auslesen der Pflanzen nach Augenschein am Felde nur eine untergeordnete Bedeutung hat. Ein solches kann sich nur auf Gesundheit. Grösse und Zahl der Kapseln, Kapselform und Kapselfarbe, Spät- und Frühreife usw. beziehen. Zweifel- los sind dies auch Momente, die bei der Züchtung Beachtung finden müssen. Weit wichtiger ist jedoch das Innere der Mohnkapsel. Das blosse Anschauen des Inhaltes kann sich auf vollständige oder un- vollständige Befruchtung, Kornform. Kornfarbe, Auswachsen der Samen, sowie auf Krankheiten im Inneren der Kapsel beziehen. Die Feststellung des Ertrages pro Kapsel und pro Pflanze muss jedoch mittels einer Wage geschehen, da ein zahlenmässiger Vergleich nur dadiuxh ermög- licht wird. Im nachstehenden Aufarbeitungsprotokoll ersieht man die Art und Weise der Eintragungen. (Aufarbeitungsprotokoll siehe Seite 49.) Dieses Aufarbeitungsprotokoll dient zur einwandfreien, zahlen- mässigen Beurteilung jeder einzelneu Pflanze und bildet die Grundlage für die Anlage des BeobachtungsprotokoUes, das im Zuchtgarten Ver- wendung findet. Die nach dem Aufarbeiten sich als die besten erweisenden Pflanzen werden für die Anzucht, bezw. wenn es sich um das Aufarl)eiten des Zuchtgartens handelt, zur Weiterzucht verwendet. Dieses Protokoll gibt sehr wertvolle Aufschlüsse über Vererbung von Ertrag, Samenfarbe, durchschnittlichen Ertrag pro Kapsel sowie über die Kapselzahl einer Pflanze. Anfänge in der Mohnzüchtung. 49 Tabelle I. Aufarbeitungsprotokoll. N Nummer des Stamm- buches im Jahre in OS 1—1 S o O ►* O '3 ^^ Ol CD n 03 i~> Sl o a Ui 3 CLh 3 kl N OJ a 13 -l ^ I» CS 03 03 >. faß o3 Co 03 &ß 03 C 03 a ce CO 03 03 a cc P« 3 a ^ 03 W 03 a "03 a 03 bD -4- 2 3 4 5 6 1 2 S 4 5 3 2 4 3 4 -8t* 8,3 10,3 8,8 11,1 9,5 9,6 4^ 5,8 5,8 6,3 6,7 6,1 ■4^4. ^^ 19,6 20,8 36,6 30,9 30,7 13,6 11,2 25,6 19,6 20,3 4d^ 15,4 4dT4 ■Ä8- -&9- gfau 70 56 71 60 64 -&6- 70 54 70 60 65 4;«- 4,5 5,6 6,4 6,5 5,0 ■4tJ- Öß a o a 03 o3 "03 40- -44- 4ä- 4* 14 4^ 16 17 18 19 -30- 4Ü. -3S- 23 24 -2^ 03 8 9 10 11 12 13 26 I 14 0 03 13 03 4 4 5 3 -4- 6,3 22,7 4^ 65 67 -66- -3^ OS- -6^ 4t^ -St^- 447^. ■^ 4^ -&8- 43^ -&?- -W- -&&- -&4- -^ 11,2 10,5 10,0 9,0 9,6 -5t^ 9,9 11,0 6,7 -e^ 41,2 4*7^ 6,8 5,5 5,8 4,8 4^ -^^ ■4S- 9,0 5.9 7,1 5,1 40,9 38,0 37,2 22,6 21,8 25,2 22,7 22,2 15,8 4Ö7* sohlochtl ^^^ 26,9 48,8 4^ 30,8 4&,4 17,1 31,1 40,» 18,3 59 -»4- 53 -&4- 65 55 64 50 -4a- -^4- 59 65 -65- 57 61 59 59 69 -43- 43- 62 64 -4S- 58 ^) Wurde bei diesen Pflanzen nicht ermittelt. *) Ist für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen. Zeitschrift für Pflanzeiuiüchtmig. Bd. IV. 5,1 -&T«- -^ ^T^- 5,4 -4Ä 6,3 5,7 4,4 5,3 -8,0- 03 "03 Pm t-l 03 03 ä a oJ g :!3 feucht ifi^ 4^ -^ 5,7 5,1 -8^ 4,5 a o t- a 03 CO 03 CS 03 50 Ranniuger: Über alle andereu wichtigen Momente , die mau durch blosse Beobachtung feststellen kann, wie Blütenfarbe, Reife, Krankheiten usw. gibt das Beobachtungsprotokoll Aufschluss. Beim Aufarbeiten der einzelnen Pflanzen wird zunächst das Gewicht der Hauptkapsel, dann das aller Kapseln zusammen ermittelt und ebenso das Korngewicht. Daraus lässt sich dann leicht das Verhältnis vom Kapsel- zum Korngewicht (Kornprozent der Kapseln) bestimmen. Bei den ersten vorgenommenen Feldauslesen betrug das Dmch- schnittssamengewicht der Hauptkapsel 5,3 g. Die Schwankungen bewegten sich von 3 bis etwas über 7 g. Alle jene Pflanzen, deren Hauptkapsel über 5,3 g Samen enthielt, wenn ferner ihr Gesamtertrag gut war und auch die Kornfarbe entsprach, wurden im Zuchtgarten gebaut. Eine grössere Kapselzahl der Pflanze steht durchaus nicht immer in Verbindung mit einem höheren Kornertrag. Es gibt Pflanzen mit vielen Kapseln und geringem Kornertrag und solche mit wenig Kapseln und hohem Kornertrag, sowie umgekehrt Pflanzen mit wenig Kapseln und geringem Kornertrag und endlich solche mit vielen Kapseln und hohem Ertrag, Als Beispiele hierfür mögen die fortlaufenden Nummern 3. 5. 10, 15 und 24 des Aufarbeitungsprotokolles 1914 dienen. Fortlaufende Nummer: 3 = 2 Kapseln mit viel Samen. 5 = 3 Kapseln mit viel Samen. 10 = 2 Kapseln mit wenig Samen. 15 = 6 Kapseln mit wenig Samen. 24 = 6 Kapseln jnit viel Samen. Noch viel auffallender geht dies aus nachstehender Tabelle hervor, deren Angaben aus den Aufarbeitungen von 1915 entnommen sind. Dabei soll noch besonders hervorgehoben sein, dass alle Pflanzen, die schon sichtlich wenig Sameninhalt hatten, gar nicht aufgearbeitet wurden. Solche gab es sowohl mit vielen als auch mit wenigen Kapseln. (Tabelle II siehe Seite 51.) Ebenso ist eine grössere Kapsel nicht immer in Verbindung mit höherem Korngewicht. Es gibt sowohl grosse als auch kleine Kapseln mit viel und wenig Sameninhalt. Dagegen geht mit Sicherheit aus der Aufarbeitung nachstehender Satz hervor: Das Kornprozent der Hauptkapsel ist bei einer normal ausgebildeten Pflanze gleich dem Kornprozent aller Kapseln derselben Pflanze. Dieses schwankt bei den verschiedenen Pfhmzen zwischen 50 und 70 °/o. Ferner gilt: Ein hohes Kornprozent hat nur in Verbindung mit hohem Kornertrag eine züchterische Bedeutung. Anfäng-e in der Mohnzüchtung. 51 T abelle IL Viele Kapseln Wenig Kapseln Viele Kapseln Wenig Kapseln Nr. mit viel mit viel mit wenig mit wenig Inhalt Inhalt Inhalt Inhalt Kapseln g Kapseln §• Kapseln g Kapseln g 72 8 44,0 3 3 [ 17,6 6 2 13,1 24 4 21,4 75 3 18.5 96 3 21,0 57 2 20,0 23 6 19,0 61 6 13,6 80 6 19,2 62 3 10,5 69 3 8,7 63 3 6,9 53 3 9,9 Yersuch über den Einfluss von verschiedenen Reihenweiten sowie verschiedenen Entfernungen in der Reihe auf die Anzahl der Kapseln pro Pflanze und auf den Ertrag. Versuchsplan. 4 qm VI 4 qm V 4 qm IV 4 qm III 4 qm II 4 qm I Pflanzen- | «ntfernung f 50/40 40/30 30/20 20/10 Parzelle I = 60 cm Eeihenentfernung und 50 cm in der Reihe 11 = 10 „ „ „ 5 III = 20 IV=:30 V=:40 VI = 50 » " ;i )i „ 10 >? , n „ 20 » » „ 30 H » „ 40 » V 10/5 60/50 : 3 Reihen = 12 Pflanzen. 20 „ =800 „ = 10 = 7 = 5 = 4 = 200 = 70 = 30 = 20 Dieser Versiich sollte folgende zwei Fragen lösen: 1. Ist die Kapselzalil pro Pflanze vom Standraiim abhängig oder ist dies eine individuelle Eigenschaft derselben? 2. Bei welchem Verband ist der höchste Ertrag zu erwarten? Der zum Versuch verwendete Same stammte aus dem Zuchtgarten 1914 von der Individualauslese Nr. 2, die bei einem Verband von 30 : 20 cm nur Pflanzen mit einer Kapsel bildete und durchwegs blasslila mit lila Herzfleck blühte, also keine Aufspaltung (nach der Blüte zu schliessen) 52 Ranninger: zeigte. Sie war gleich allen anderen vollständig isoliert und gab knapp so viel Samen, als zur Anlage dieses Versuches benötigt wurde. In- folgedessen raussten die einzelnen Parzellen klein gewählt werden und Kontrollparzellen konnten leider nicht in Anwendung kommen. Der Versuch wurde am 6. April auf ein gleichartiges Stück Land angelegt. Vorfrucht war Kartoffel. Gedüngt wurde mit etwas Chilesalpeter und etwas 40°/oigem Kalisalz. Sämtliche Arbeiten wurden auf allen Par- zellen an ein und demselben Tage durchgeführt. Alle Parzellen wurden einmal gejätet, zweimal behackt, einmal vereinzelt und einmal behäufelt, soweit letzteres auf den Parzellen II und III möglich war. Die Entfernungen, wie sie in den Parzellen I und II gewählt sind, kommen in der Praxis wohl kaum vor, sollten jedoch den event. Ein- fluss des Standraumes oder die Individualität recht stark zum Ausdruck bringen. Deswegen wurden sie auch nebeneinander gebaut. Auf allen Parzellen liefen die Pflänzchen am 20. April gleichmässig* auf. Nach der Vereinzelung zeigte es sich alsbald, dass sich auf den Parzellen mit weiteren Verbänden die Pflanzen bedeutend schöner und rascher entwickelten, als auf Parzelle II und III. Zur Zeit des Schossens war dieser Unterschied auch für den Laien geradezu in die Augen springend. Zu dieser Zeit (Mitte Juni) bemerkte ich in den letztgenannten zwei Parzellen, besonders aber auf Parzelle 11 eine Anzahl kränklicher und zwar gelber bis brauner Pflanzen, die nach kurzer Zeit eingingen. Die Untersuchung dieser Pflanzen durch Herrn k. k. Professor Seittner der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien und durch die k. k. Pflanzenschutzstation in AVien ergab, dass die an der Wurzel fressende,, braunköpfige. fusslose, weisse Larve dem Mohnwurzelrüssler (Coeliodes fuliginosus Marsh.) angehört. Diese frisst an der ^^'urzel und zwar meistens am oberen Teil etwa 1 mm tiefe Gänge oder ebensotiefe ländliche Löcher und als Folge davon beginnt die Pflanze zu welken und stirbt unter Umständen ab. Eine Reihe von Bauernfeldern wm'den daraufhin von mir auf diesen Schädling untersucht und überall, namentlich in dichten Verbänden oder auf ärmeren Böden eine grosse Anzahl kranker Pflanzen mit 1 bis 3 Larven an der Wurzel gefunden. Nun entschloss ich mich auch, einige vollständig gesunde, üppig grüne, kräftige Pflanzen aus den Züchtungen selbst herauszuziehen und war nicht wenig ei staunt, auch auf jeder dieser Pflanzen den Schädling zu finden. Der Versuch ist nun auch gleichzeitig im Interesse der Bekämpfung dieses Schäd- lings wertvoll, weil er einen deutlichen Fingerzeig zur Schadensver- hinderung gibt. Haben nämlich die Pflanzen einen genügend grossen Standraum, (mindestens 30 : 20) bei entsprechend kräftigem Boden, so entwachsen, sie sozusagen dem Schädling, so dass er ihnen weiter nichts anhaben Anfänge in der Mohnzüchtuug. 53 kann. Anfangs Juli verschwindet die Larve und die Wurzel bildet einen Wundverscliluss. Die bei der Ernte alle mit Wurzeln heraus- genommenen Pflanzen (etwa 1500) zeigten alle deutlich die Spuren der ehemaligen Beschädigung, ohne dass man an ihnen äusserlich das Geringste bemerken konnte. Der Käfer ^) selbst frisst ca. Mitte Mai nach der Vereinzelung die jungen Pflanzen teilweise so ab, dass nur die Hauptrippen übrig bleiben und die Pflänzchen eingehen. Eigentümlicherweise zeigte es sich, dass der Käfer nicht alle Individualauslesen gleich stark beschädigte. Es wurden vielmehr einzelne stark, andere weniger und manche gar nicht angegriffen. Ja zwischen zwei ziemlich stark beschädigten Parzellen lag eine völlig unangegriffene. Jedenfalls zieht der Schädling zartere, saftigere Pflanzen vor, was einzelnen Individualauslesen mehr, anderen weniger eigen ist. In der nachstehenden Tabelle III (S. 54/55) ist das Ergebnis des Versuches übersichtlich zusammengestellt. Auf dei* Parzelle II wurden 392, auf der Parzelle III 23 Pflanzen von der Larve des Mohnwurzelrüsslers vernichtet. Ein Blick in die Tabelle zeigt, das in den weiteren Verbänden die Zahl der Kapseln pro Pflanze beträchtlich zunimmt. Im Verbände 40 : 30 bildeten die Pflanzen schon 2 bis 7 Kapseln, im Verbände 50 : 40 0 bis 15 und endlich im Verbände 60 : 50 6 bis 14 Kapseln. Demnach erscheint die erste an den Versuch gerichtete Frage gelöst. Die Zahl der Kapseln pro Pflanze hängt zum grössten Teile von der Grösse des Standraumes ab. Dennoch ist sie bis zu einem gewissen Grade als individuell insofern anzusprechen, als einzelne Individual- auslesen, wie aus dem Beobachtungsprotokoll hervorgeht, im Verbände 30 : 20 durchweg einkapselige, andere dreikapselige und wieder andere sechs- bis mehrkapselige Pflanzen lieferten. Bei gleichem Standraum kann man also von individueller Anlage sprechen. Die Beobachtung ergab nämlich, dass im nächsten Jahre bei den einzelnen Individual- auslesen (gleicher Standraum wie im Vorjahre) die gleiche Kapselzahl auftrat. Die Grösse der Kapseln nimmt in den weiteren Verbänden bedeutend zu. Das durchschnittliche Samengewicht nimmt ebenfalls in den weiteren Verbänden zu. Der geringe Ertrag der Parzelle IV (Verband 30 : 20) erklärt sich daraus, dass auf dieser Parzelle, da die Pflanzen fast durchweg nur eine Kapsel bildeten, die geringste Zahl von Kapseln vor- handen war. Sonderbarerweise fand sich auf der Parzelle V eine grössere Zahl ganz leerer Kapseln vor, wodui'ch das Kapselgewicht und auch der ^) Genaueres über diesen Schädling- wird im Band III der „Zeitschrift für an- gewandte Entomologie" (Verlag von Paul Parej' in Berlin) erscheinen. 54 Ranninger: Ta- Tabellarische Übersicht Durch- S-l 'S a cä Zahl der Pflanzen mit Kapseln: schnitts- gewicht einer 'S 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Kapsel in g II 800 408 2,12 III 200 177 — 5,98 IV 70 62 — 8^) 8,59 V 30 — 6 8 8 2 4 2 12,6 VI 20 — — 1 1 — 1 3 5 4 1 2 1 — — 1 11.3 I 12 — — — — 1 1 2 2 2 1 2 — 1 — 10,2 Ertrag der Parzelle gedrückt wurde. Die Zunahme des höheren Samen- gewichtes mit den grösseren Kapseln in den weiteren Verbänden ist durchaus kein Widerspruch mit dem früheren Ergebnis, denn es handelt sich hierbei ja um den Samen von einer Ausgangspflanze. Den höchsten Ertrag lieferte die Parzelle VI, also der Verband 50 : 40. Die Frage nach der zweckmässigsten Standweite bezüglich des Ertrages ist jedoch durch diesen Versuch noch nicht gelöst. Vielmehr wird ei'gänzend dazu der gleiche Versuch mit grösseren und Kontrollparzellen mit Samen einer solchen Pflanze angelegt werden, die im Verbände 30 : 20 durchweg Pflanzen mit 4 Kapseln hatte. Da- dui'ch wird im Verein mit dem eben beschriebenen Versuch erst ein richtiges Urteil über die zweckmässigste Reihen- und Standweite ent- stehen. Die Kenntnis derselben ist für den Züchter zweifellos von "Wichtigkeit. Die durchschnittliche Stengellänge nimmt bis zum Verbände 50 : 40 ständig zu, und zwar beträgt die Differenz in der Stengelläuge der Parzellen II und VI 50 cm, d. h. die Pflanzen auf der Parzelle VI waren um zwei Drittel länger als die auf der Parzelle II. Ein bedeutender Unterschied ergibt sich in der Reife der einzelnen Parzellen. Zwischen der Parzelle des engsten und der zwei weitesten Verbände ist ein Unterschied in der Reife von 12 Tagen. In den engen Verbänden zeigten die Kapseln eine ovale Form, während diese in den weiteren rund war. *) Eaudpflanzeu. Anfänge in der Mohnzüchtung. 55 belle III. des Yersnchsergebnisses. Durch- Verhältnis Durch- Entspricht schnitts- vom Ertrag schnittliche einem Datum gewicht des Samens einer Kapsel in g Kapsel- zum Korngewicht pro Parzelle in g Länge des Stengels in cm Ertrag pro 1 ha in kg der Reife 0,976 40 0/0 398 75 995 23. August 2,72 46 „ 482 105 1205 27. August 3,08 34 „ 265 117 663 2. September 2,68 ') 21 „ 311 124 780 3. September 3,72 33 „ 628 125 1580 4. September 4,20 41 „ 487 108 1210 4. September Der Mohnzuchtgarten 1915. Der Mohnzuchtgarten 1915 bestand aus 53 Stammbuchnummern, und zwar je 3 Reihen mit zusammen 30 Pflanzen pro Parzelle. 31 da- von waren Feldauslesen von 1914, die übrigen stammten aus dem isolierten Zuchtgarten 1914. Der Ertrag pro Parzelle bewegte sich innerhalb der Grenzen von 66 bis 543 g. Davon wurden 7 Individual- auslesen, deren Ertrag unter 100 g war, ohne weiteres wegen zu ge- ringer Leistung von der Weiterzucht ausgeschlossen. Die übrigen Par- zellen ergaben ein Ertragsmittel von 282 g. Von jeder Parzelle wurden je nach dem Stande 2 bis 5 Auslesepflanzen entnommen und auf- gearbeitet. Dabei war der höchste Ertrag einer Pflanze 44 g Samen. Im allgemeinen bewegte er sich jedoch zwischen 16 und 25 g pro Pflanze. Unter Zugrundelegung des Beobachtungs- und Aufarbeitungs-Ergebnisses wurde hierauf die endgültige Wahl der Auslesepflanzen für den Zucht- garten 1916 vorgenommen. Von 99 aufgearbeiteten Pflanzen wurden hierzu nur 29 bestimmt, also sehr strenge dabei vorgegangen. Dabei stammen von der Individualauslese Nr. 53 allein 5 Pflanzen, weil diese sowohl in der Beobachtung als auch beim Aufarbeiten hervorragend gute Resultate lieferte. Die Hauptkapsel hatte beim Anbau 7,3 g Inhalt, und die Aus- lesepflanzen davon zeigten einen Inhalt der Hauptkapsel von 6,7 bis 7,4 g und 25 g Samen pro Pflanze. Dabei ist dieser Same von einer sehr schönen lichtgrauen Farbe, die sich tadellos vererbt hat. Bei der vor- jährigen dazugehörigen Auslese wurde diese Farbe von mir als Zuchtziel festgesetzt. Ausserdem ist diese Individualauslese sehr frühreif. Die ersten Feldvermehrungen werden erst 1917 vorgenommen. ^) Durch eine Anzahl leerer Kapseln bedingt. 56 Ranninger: ü5 (X :« oi ip. ü; CO >— zx. CO C CD .Stammbuch N r. Weiss er CD CD ►-! ta B? W CD O er C5 B- tH- B B oi; CD B B t^ B cl- B >-! ?3 i-S 3- CD CD B h-k Rot Violett Rosa h^ 1— ^ h^ h^ 1—' Blasslila -•■ ^-^ 1—* CO Zahl der Kapseln pro Pflanze 05 w 1 1^ 1 Oi 1 28. VIII. l.IX. 24. VIII. 27. VIII. 28. VIII 24. VIII. Datum der Reife gleichm. ungleichni. gleichni. gleichm. gieichni gleichm. Gleichmässig- keit der Reife ■S 3 3 3 er; B Farbe des Kornes t?3 B CD 03 1-* CO CO ~3 «D i-' CO W O CO (X 00 GC Samenertrag pro Parzelle auf Cfq den rielitigen Pflanzeiistand berechnet CO tO ^^ I-' CO CO Zahl der gewählten Zucht pflanzen i_i F- l_i to CO 05 OD h-' l-k I-' m o Zahl der Pflanzen bei der Ernte 1— ' *» ~3 *" 05 C if- *- o oa to 4- o: Ertrag dieser Pflanzen B 3 CD s- B OS OC Oi CO 1*.^ CO CO i-' Oi CO O CD 2 Stammbuch 5^ Nr. i 1 Nachkommenschaften von Auslesepflanzen (Eliten) OD 05 Ifi- t-* OD .O 1914 CO cH- PS 5 3 CD B <1 o B hrj hrj Hrj hij 1913 19.. 19.. 19.. ^ ^ ^ -H- Blütenfarbe J 3 3 3 P 3 l-H <1 Angebaut am >- B er 9. 3 3 3 3 O Verband 3 3 3 3 1— ' =^ oo 1 Fläche 1-- <; O ' ' ' ^ =. lO CO p I-' 1 1 l-H < < Aufgegangen am ^ gt ^ j ^ "-j J:ü CD ^^ P N 3 3 3 B <1 B- < o I-! [S Allgemeiner Stand 8 Tage nach Aufgang CD O er O B- B 0^ CD B & W B_ rt- B >-. er CD ►—<. CD B CO 05 < Gejätet am B H- 3 3 3 C^ SS ^ .*^ l-H CO 05 3 CJl _hH Behackt am 3 3 3 3 1— ' -0 Vereinzelt am 3 3 5 3 1— ' h— 1 Behäufelt am mittel spät stiir früh mittel B ^. CD 1^ Schossen |4^ eil CO 1 Cfq' Allgemeiner Stand vor der Blüte Rüßler Krankheiten 6.-17. VII. 8.-17. VII. 5.-15. VII. 9.-19. VII. 00 t; 0ä Beginn und Ende der Blüte er CD ® e e e o Sä 3 © sr er" » CD_ ?=: B- . CD i-S >-s Ms 9» B' >-i S B crg I 3 CD B CD Anfänge in der Mohnzüchtung. 57 Die anhaltend nasse Witterung im August (es waren in diesem Monat 13 Regentage mit zusammen 93 mm Niederschlag) begünstigte stark das Auswachsen der Samen in den Kapseln. Dabei ergab es sich, dass manche Individualauslesen ziemlich viele und stark ausgewachsene Kapseln aufwiesen, manche wenige und andere gar keine. Es kann demnach direkt von einer grösseren oder geringeren Widerstandsfähig- keit der einzelnen Individualauslesen gegen anhaltend nasse Witterung bezüglich des Auswachsens gesprochen werden. In den meisten Fällen wächst der Same im halbreifen (braunroten) Zustande aus. Der Inhalt der Kapsel besteht dann häufig nur aus einem verworrenen Gemenge junger Mohnpflänzchen. Die Aufarbeitung ergab, dass vornehmlich die spätreifenden Indivi- dualauslesen dem Auswachsen stark unterliegen. Unter diesen scheinen besonders jene mit rötlicher, violetter und fast roter Kapselfarbe am meisten empfindlich zu sein. Diese Kapseln sind auch bei der Reife immer noch weich und lederartig, während die anderen (gelben und braunen) vollständig hart sind. Jene scheinen mehr Wasser aufzunehmen und es längere Zeit festzuhalten, wodurch auch das Auswachsen mehr begünstigt wird. Von der Weiterzucht wurden grundsätzlich ausgeschieden: r) alle Individualauslesen, die einen zu geringen Ertrag gaben; b) alle spätreifenden (mit Ausnahme einer), weil diese bei nasser Witterung dem Auswachsen mehr unterliegen und ausserdem die frühreifenden nach der bei dem Pflanzen allgemein gültigen Korrelation zwischen Frühreife und Qualität den Vorzug verdienen; ■c) solche, die besonders stark unter der Käferbeschädiguug zu leiden hatten ; d) ferner jene, die stark unter Windbruch litten, trotzdem sie in der Kultur genau so behandelt waren als die anderen und denselben Standort hatten; ■e) endlich die, wo die Pflanzen der Nachkommenschaft mit der zum Anbau verwendeten Auslesepflanze nicht übereinstimmten, wo also keine Vererbung zu erkennen war. Eine Reihe von Zuchtpflanzen weist eine ausgesprochene Vererbung auf. Wenn man dabei bedenkt, dass dieser Vererb ungs vergleich mit Feldauslesen geschieht, wo Standraum und Düngungszustand oft sehr verschieden sind und endlich ferner berücksichtigt, dass das Jahr 1914 dem Mohn günstig, 1915 dagegen ziemlich' ungünstig war, so kommt die Vererbung wunderschön und deutlich genug zum Ausdruck. Nach- stehend sollen einige Beispiele dies beweisen: 58 R a 11 u i u g e r : Tabelle V. Vergleich über die Vererbung eiuiger Feldansleseu 1914 mit dazugehörigen Zuchtpflanzen 1915. Stammbuch Nr. 1915 ' 1914 Gewicht der Haupt- kapsel in g- 1915 1914 Korn- gewicht der Haupt- kapsel in g 1915 1914 Gewicht aller Kapseln der Pflanze in g 1915 1914 Korn- gewicht aller Kapseln der Pflanze in g 1915 1914 I)urch- schnittliches Samen- gewicht pro Kapsel in g 1915 : 1914 Zahl der Kapseln pro Pflanze 1915 1914 1 6 11 12 14 18 19 29 Fs F 19 ■23 2Ö 34 7,8 8,3 5,5 5,8 20,2 19.6 14,1 13,6 4,7 4,5 3 8,0 9.6 5,3 6,3 27,8 22,7 16,3 15,4 4,1 5,1 4 10,1 9,6 5,3 4,8 32,5 22,6 14,4 15,8 4,8 5,3 3 9,8 9,9 6,0 5,9 25,8 26,9 12.4 17,1 4,3 5,7 4 10,9 9,0 6,4 5,1 42,3 30.8 21,4 18,3 5,3 4.5 4 10,7 8,8 3,3 5,5 38,1 22,8 14,3 14,1 4,7 4,7 3 10,4 8,8 6,7 5,9 25,8 32.6 16,5 21,3 5,5 5,3 3 15,3 10,7 6,3 6.5 — 17,4 — 10.5 5,2 5.2 3 Mittel: 5.6 15,6 16,0 4,8 I 5,0 3 3 3 3 4 3 4 2 Versuche uud Beobachtuugeii über die Befruchtung. Solche hat wohl zuerst Friiwirth angestellt. Die wichtigsten Ergebnisse derselben lassen sich kurz zusammenfassen : a) Eingeschlossene Kapseln von Mohn bilden, sich selbst überlassen^ immer Kapseln und in einem Teil derselben (selten über 50 ^/q) auch Samen. b) Bei Pflanzen, die unbeeinflusst abblühen, ist die Kapsel an der Hauptachse die schwerste, die Kapseln der einander von oben nach unten folgenden Seitenachsen folgen einander im Gewichte in ab- steigender Folge. c) Samen, die durch Selbstbefruchtung aus selbstbefruchteten- Samen erzielt worden waren, lieferten bei Kultur im freien Felde wesentlich weniger Pflanzen. Letztere brachten aber ebenso viel Samen, als Pflanzen aus Samen frei abgeblühter Pflanzen. d) Verschiedene nebeneinander abblühende Formen von Mohn lassen eine natürliche Bastardierung einzelner Individualauslesen eintreten, wo- durch im Bestände Mannigfaltigkeit der Blüte- und Samenfarbe entsteht. xSäheres hierüber sowie über Bastardierung siehe ,.Naturwissenschaftliche Zeitschrift für Land- und Forstwirtschaft": Beiträge zu den Grundlagen usw. IL Jahrgang. 1. Heft. Anfänge in der Mohnzüchtimg. 59 Eigene Tersuche. 1. Im Frühjahre wurde iu 6 Gartentöpfen Mohn gebaut, einige Zeit nach dem Aufgehen alle Pflanzen bis auf 2 entfernt und von diesen beim beginnenden Schossen die schwrächere weggenommen, so dass in jedem Topf nur eine Pflanze wuchs. Zwei Pflanzen gingen ein. Die Töpfe standen in einem modernen Glashaus. Einige Zeit vor der Blüte wurde jeder Topf für sich allein in ein ebensolches Glashaus gestellt. ^) Bei 3 Pflanzen wurden alle Blütenknospen bis auf eine weg- geschnitten, bei einer wnrden 2 gelassen. Bei letzterer war die eine Blüte schon verblüht, als die zweite aufblühte. Insekten wurden auf keiner Blüte beobachtet. Jede Pflanze war also vollständig isoliert und zwar ohne ungünstige Lichtbeeinflussung. Zu diesem Versuch wurde ich durch das Ergebnis der Isolierungen von 1914 veranlasst. Er sollte die Frage entscheiden, ob tatsächlich bei Isolierung fast keine oder nur wenige Samen gebildet werden, oder ob bei den Isolierungen 1914 doch zu wenig Licht war, wodurch die Samenknospen abgestorben sind, wie dies Scholz-^) gefunden hat. Die folgende kleine Tabelle enthält das Ergebnis des Versuches und gibt eine ziemlich deutliche Antwort auf die gestellte Frage. Allerdings sind hierzu einige aufklärende Ergänzungen notwendig. Tabelle VI. Ergebnis der Grlashaiisyersuche. Gewicht Korngewicht Nr. der Kapsel der Kapsel Korn Bemerkungen. m g m g 'o 1 2 4,5 3,9 2,3 2,2 51 56,4 In Moorerde gewachsen. 3 2,6 1,6 62 In stark kalkhaltiger 4 5 1,9 1,5 1,1 0,9 58 60 1 Pflanze. • Ackererde vom Wiener- hecken gewachsen. Hierzu sei bemerkt: a) Das Kapsel- und Korngewicht erscheint für den ersten Augen- blick klein. Man bedenke jedoch, dass die Pflanzen in Töpfen wuchsen, so dass die Wurzeln einen begrenzten Eaum hatten. Durch die Glas- haustemperatur, die namentlich anfangs zu hoch war, spindelten die Pflanzen und mussten aufgebunden werden. Die Vegetationszeit wurde ') Es sind dies moderne Glashäuser für Blumenzüchterei meines Schwiegervaters iu Erlaa hei Wien, erbaut von der Firma Hermann-Wien und Höntsch-Dresden. 2) Cohn, Beiträge zur Biologie der Pflanzen 1892, S. 373. 60 Rauninger: hierdurcli iiiii 19 Tage kürzer als bei den irülireifsten liulividualauslesen im Zuehtgarteu. Ausserdem stimmte auch die Erde mit jeuer des Wald- viertls uiclit übereiu. b) Die Kapseln waren durchweg vollständig befruchtet, und abge- storbeue, eingetrocknete Samenknospen waren nicht vorhanden. c) Infolge der unter a angeführten Ursachen blieben die Pflanzen und Kapseln wohl verhältnismässig klein, waren jedoch vollständig normal ausgebildet, worüber uns das Kornprozent den besten Aufschluss gibt. Letzteres schwankt bei diesen Kapseln zwischen 51 und 62. Be- kanntlich bewegt sich dieses bei Pflanzen, die auf freiem Felde abblühen, zwischen 50 und 70. Die folgende Tabelle enthält das Ergebnis von ungefähr gleichschweren Kapseln solcher Pflanzen, die auf freiem Felde abblühten. Tabelle VII. Auf freiem Felde abgeblüht und yollstäudige tjbereinstimmnng mit Tabelle VI. Nr. Gewicht der Kapsel Korng-ewicht der Kapsel Korn Nr. Gewicht der Kapsel Korngewicht der Kapsel Korn in o- in g- /o in g in g /o 1 2,8 1,8 62. 6 2.4 1,4 58 2 8,5 2,0 57 7 1,8 1,1 61 3 3,8 2,3 60 8 3,2 2,1 65 4 2,8 1,6 57 9 1,8 1,1 61 5 2,3 1,5 65 i 1 10 1 3,0 1,6 53 2. Im Zuchtgarten war die Individualauslese Nr. 53 etwa 20 m von den- anderen räumlich getrennt, und dazwischen stand veredelter Winterroggen. Sie stammte von einer Hauptkapsel ab, die 7,3 g Samen hatte. Ist auch diese räumliche Isolierung keineswegs sicher gegen Fremdbefruchtung, so kann doch mit einiger Berechtigung angenommen werden, dass bei diesen Pflanzen zum grössten Teile wenigstens Selbst- befruchtung eingetreten sein wird, wenn auch in diesem Falle Insekten dabei mitgewirkt haben mögen. Die Hauptkapseln der geernteten Aus- lesepflanzen hatten 6,7 bis 7,4 g Korninhalt, und der Ertrag der Par- zelle war 365 g, also um 82 g über dem Mittelertrag aller Parzellen, wobei sogar jene, die unter 100 g gaben, gar nicht in Rechnung ge- stellt sind. Aus diesen beiden Versuchen, namentlich aber aus ersterem, geht mit ziemlicher Sicherheit hervor, dass Mohn bei Selbstbefruchtung und ohne Insekten ebensoviel Samen bildet, als wenn er auf freiem Felde abblüht, vorausgesetzt, dass die Isolierung in bezug auf Beleuchtung I Anfänge in der Mohnzüchtung. Q\ keinen ungünstigen Einfluss ausübt. Allerdings hat man nach Fruwirth nach wiederholter Selbstbefruchtung schliesslich bei Kultur dieser Pflanzen auf freiem Felde weniger Pflanzen zu erwarten. Da aber der Sameuertrag derselben nicht geringer ist als von solchen Pflanzen, die stets unbeeinflusst geblüht hatten, so kann dieser Übelstand durch stärkeres Saatquantum jedenfalls ausgeglichen werden. Späterhin wird sich dies durch Zusammenlegen zweier oder mehrerer hochwertiger und gleichartiger Vermehrungen ganz gewiss beseitigen lassen. Des weiteren steht fest, dass das ungünstige Ergebnis der Iso- lierungen von 1914 zweifellos auf Lichtmangel zurückzuführen war, wo- durch die Versuche Scholz 's bestätigt werden. Weitere Versuche sollen ergeben, in w^elcher Weise eine wirksame Isolierung ohne Ertragsbeeinflussung auf kleinen Parzellen im Zucht- garten möglich ist. In erster Linie denke ich hiebei an Glasfenster, kom- biniert mit Gaze. ^) Ferner sollen die Glashaus versuche mit bekannten Individualausleseu bei kühlerer Temperatur und in bedeutend grösseren Gefässeu wiederholt werden. Sonstige Beobachtungen. Die Tatsache, dass es Felder gibt, wo die Pflanzen nur in einer Farbe blühen, würde sehr für Selbstbefruchtung sprechen, um so mehr, als oft nicht weit davon entfernt Felder mit verschiedenfarbig blühendem Mohn sind. Dagegen sprechen wieder andere Beobachtungen für sichere Fremdbefruchtung. a) Die Blüten werden sehr stark von Insekten besucht, und zwar besonders von Bienen, Hummeln und Wespen. Heuer konnten in jeder Mohnblüte etwa 50 bis 60 Rapsglanzkäfer beobachtet werden, ohne irgend einen Schaden anzurichten. Dies ist besonders deswegen interessant, weil in der ganzen weiten Umgebung kein Raps gebaut wird. Die erst- genannten Insekten hängen sich allerdings meist am äusseren Rande der Staubbeutel an, doch sind sie selbst oft ganz mit Blütenstaub bedeckt und kriechen nicht selten über die Narbe. Diese Beobachtung stimmt mit jeuer von Fruwirth genauestens überein. b) Im Jahre 1914 spalteten von 20 Feldauslesen (alle isoliert und jede von einer Kapsel herstammend) 9 auf, und zwar 6 in zwei und 3 in drei verschiedenen Blütenfarben. In zwei Fällen spalteten Blüten- farbe und Same in der Weise, dass etwa die Hälfte der Pflanzen rein- weiss blühte und gelben Samen brachte, während die andere Hälfte blasslila mit lila Herzfleck blühte und grauen Samen hatte. Die zwei Ausgangskapseln für beide Individualauslesen hatten gelben Samen. ^) Diesbezügliche Ratschläge aus Leserkreisen würde ich mit Dank annehmen. 62 Ranninger: Von jeder dieser zwei Parzellen wurde im Jahre 1915 eine blasslila mit lila Herzfleck und eine weissblühende Pflanze zum Anbau o^enommen. Letztere lieferte einen reinweiss blühenden Pflanzenbestand mit gelben, erstere einen reinen Bestand blasslila blühender Pflanzen mit lila Herz- fleck und grauen Samen. Interessant ist. dass jede der zwei weissblühenden Parzellen 270 g, jede der zwei blasslila mit lila Herzfleck blühenden 371 g Kornertrag gab. Tabelle VIII Aufspaltung' einiger Individualausleseu in verschiedene Blütenfarben nach erfolgter natürlicher Bastardierung auf dem Felde. 1913 Fl, ') F,3 Fas ^ 211 Fl Blütenfarbe 1914 violett+^^är (1) (41) rot+violett + ^}?^j^^' (30) w) (1) rot + '^}^^j^*'-f violett l6) (15) (18j "|--+viole,. (44) (2) rot -f violett (47) a) Blüteu färbe der Pflanze, die zum An- bau 1915 genommen wurde violett ^■ • , . , blass- violett i-j^ rot violett blass- lila rot Blütenfarbe 1915 bt: b}-- lUa ^'^^ , blass- ''' lila rot + rot -f blass- blass- lila lila rot + blass- lila rot Die Zahlen in Klammern geben die Anzahl der Pflanzen an. 1915 w^urden die verschieden blühenden Pflanzen nicht gezählt. Nachdem einerseits das Jahr der erfolgten Bastardierung nicht be- kannt ist, andererseits verhältnismässig nur wenige Pflanzen vorhanden w^aren, ferner auch das Vereinzeln sehr zugunsten der einen oder anderen Pflanzengruppe ausgefallen sein konnte, kann hierbei eine gesetzmässige Spaltung nicht festgestellt w^erden. Hierzu wären übrigens nach de Vries 300 bis 400 Pflanzen notwendig. '-) Der Zweck der Tabelle ist schliess- lich ja nur der, zu zeigen, dass tatsächlich bei freiblühendem Mohn auf dem Felde Bastardierung, also Fremdbefruchtung, eintritt. Dass es sich hierbei um Blütenvariationen handeln könnte, ist ganz ausgeschlossen; denn wäre bei Mohn die Variation der Blütenfarbe derart stark, dass von 20 Individualauslesen sieben variieren würden (bei zweien spaltete auch der Same in Farbe), so könnte es unmöglich ganze Felder mit nur blasslila, nur rotblühendem oder oft mit nur wenig M F bedeutet Feldauslese. *) Mutatioustheorie Band II, Teil 1. Aufäuge iu der Mohuzüclitung. (53 anders blühendem Moliu geben, sondern müsste jedes Feld die mannig- faltigsten Farben aufweisen, da auf einem Felde doch Tausende von Pflanzen stehen. Zusanimeufassuug. 1. Der „graue Z wettler "-Mohn stellt keinen einheitlichen Typus dar, sondern ist als ein Landsortengemisch zu betrachten, das infolge- dessen sehr verschiedene Formen und Eigenschaften aufweist. 2. Das Verhältnis vom Kapsel- zum Korngewicht (Kornprozent) der Hauptkapsel ist gleich dem Kornprozent aller Kapseln derselben Pflanze, vorausgesetzt, dass diese normal entwickelt ist. 3. Bei höherem Kornprozent zeigen die Samen eine gewisse Fein- heit. Hohes Kornprozent hat indes nur in Verbindung mit hohem Korn- ertrag eine Bedeutung. 4. Ein Zusammenhang zwischen grösseren Kapseln und höherem Kornertrag, ferner zwischen grösserer Kapselzahl und höherem Korn- ertrag pro Pflanze konnte nicht festgestellt werden. 5. Sow^ohl der Kornertrag der Hauptkapsel als auch der der ganzen Pflanze, ferner die Kornfarbe (Farbenton) und Kapselform sind erblich. Dabei ist ein gleicher Standraum der Elternpflanzen und deren Nach- kommen vorausgesetzt. Störungen in der Vererbung können auftreten. Z. B. hatte die angebaute Hauptkapsel, die die Individualauslese Nr. 16 bildete. 5,1 g Sameninhalt. Alle daraus entstandenen Pflanzen hatten ausnahmsweise grosse Kapseln, und der Inhalt bestand nur aus einigen wenigen Körnern. Vermutlich stammte diese Pflanze aus einer fremden Gegend und sagte ihr die vorjährige Witterung gut, die heurige gar nicht zu. 6. Die Zahl der Kapseln pro Pflanze, desgleichen auch die Kapsel- grösse hängen hauptsächlich vom Standraum ab, obwohl beide bis zu einem gewissen Grad durch die Anlagen bedingt sind. Bei engem Stand, etwa 20 : 10 und darunter, nimmt die Kapsel eine ovale Form an. 7. In der hiesigen Gegend werden alle Mohnpflanzen von der Larve des Mohnwurzelrüsslers befallen. Dagegen gibt es folgende sichere Mittel zur Schadensverhinderung: a) Die Pflanzen dürfen nicht enger als 30 : 20 stehen. b) Eine Düngung mit Stickstoff und Kali ist sehr zweckmässig. Keines- falls darf der Boden arm an Nährstoffen sein. c) Eichtige und rechtzeitige Kulturarbeit fördert das Wachstum der Pflanzen und wirkt so der Beschädigung entgegen. d) Gleiches bewirkt auch ein sehr frühzeitiger Anbau. 8. Gegen den Käferfrass sind einzelne Individualauslesen mehr, andere weniger widerstandsfähig. (34 Ranuinger: Anfänge in der Mohnzüchtung. 9. Bis zu einem Standranm von 50 : 40 nimmt die Lcänge der Pflanzen beträchtlich zu. 10. In engeren Verbänden reifen die Pflanzen früher als in weitereu. Der Unterschied ist ein ziemlich bedeutender. 11. Bei anhaltend nasser Witterung gegen die Reife zu erweisen sich einzelne Individualauslesen gegen das Auswachsen der Samen in den Kapseln widerstandsfähiger als andere. Namentlich sind jene mit violetter bis rötlicher Kapselfarbe besonders bei Spätreife sehr empfindlich. 12. Bei Mohn tritt zweifellos Selbst- und Fremdbefruchtung ein, wde dies schon Fruwirth festgestellt hat. Erstere kann bei Isolierung unter günstigen Lichtverhältuissen (wie sie z. B. ein Glashaus bietet) zur Erzielung von reinen Linien im Sinne Johannsens verwendet werden, ohne dass man, v^ie es scheint, einen geringeren Ertrag der Pflanze befürchten muss. Da dieses Ver- fahren in der Praxis sehr schwer, ja sogar meistens unausführbar sein dürfte, soll ein entsprechendes Isolierverfahren ausfindig gemacht werden. 13. Jute mit Fensterpapier und Gaze ist zur Mohnisolierung un- brauchbar, weil infolge der hiei-durch herrschenden Lichtverhältnisse der Ertrag der Pflanzen sehr gering ist und häufig sogar auf Null sinkt, wodurch die für die Züchtung so wichtige Ertragsfeststellung unmög- lich wird. IL Übersichten. Über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. Von Erich V. Tschermak, 0. ö. Professor an der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien. (Aus dem Fürst Liechtenstein-Pflanzenzüchtungs-Institut in Eisgrub.) Die nachstehende Übersicht bezweckt, einen kurzen Überblick über die wichtigeren praktiscli- züchterischen Arbeiten auf dem Gebiete der Gemüsezüchtung zu geben, soweit sie mir bekannt geworden und in die wissenschaftliche Literatur Eingang gefunden haben. Die vielen, ausser- ordentlich zerstreuten, gewiss auch ab und zu gut verwertbaren Angaben in gärtnerischen Zeitungen konnten nicht berücksichtigt werden. Meine Übersicht kann daher keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Trotzdem wird es gelingen, zu zeigen, welche Züchtungsmethoden bei unseren wichtigsten Gemüsearten von den Gärtnern bisher eingeschlagen wurden, und Anregungen für weitere züchterische Arbeiten zu geben. Gelegentlich der dritten Wanderversammlung der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht in Breslau wurde von mir^) darauf hingewiesen, dass sich die Gärtner im allgemeinen die modernen experi- mentellen wissenschaftlichen Forschungen auf dem Gebiete der Ver- erbungslehre bisher nur in verhältnismässig geringem Mafse zunutze ge- macht haben, während seitens der landwirtschaftlichen Pflanzenzüchtung die Individualauslese (deutsches Ausleseverfahren bei Veredelungs'- züchtung) und die Züchtung durch Bastardierung (speziell die praktische Verwertung des Mendelismus) sofort in ihr praktisches Arbeitsprogramm mit aufgenommen wurden. Schon im Jahre 1898 habe ich den Quedlin- burger Gärtnern die Anregung gegeben, jüngere, akademisch geschulte Leute (Botaniker, hochschulmässig ausgebildete Gärtner oder Landwirte) in ihren Betrieben anzustellen, um ihnen ihr wertvolles Material zu experimenteller Arbeit zur Verfügung zu stellen, zu beiderseitigem Nutzen.^) *) Beiträge zur Pflanzenzucht 3. Heft, 1913, S. 44. 2) Unterdessen hat bereits die Firma David Sachs in Quedlinburg einen wissen- schaftlichen Leiter — Dr. Grundmann — angestellt. Zeitschrift für PflanzenzücMung. Bd. IV. 5 66 E- V. Tschermak: Zweifellos haben die praktischen Gemüsezüchter in der Regel durch strenge, gewissenhafte Massenauslese sowie in selteneren Fällen durch Auffindung praktisch verwertbarer Mutationen und spontaner Bastarde, noch seltener durch Erzielung künstlicher Bastarde und Nachbau ihrer Nachkommenschaften ganz hervorragende Resultate erzielt. Es ist aber wohl ganz selbstverständlich, dass weitere Fortschritte viel rascher durch Individualauslese sowie durch Verwertung der Men de Ischen Gesetz- mässigkeiten bei Bastardierung zu erreichen sein werden. Bei manchen sehr begehrten feineren Gemüsen, wie z. B. beim Spargel, kann von einer allgemein durchgeführten rationellen Züchtung überhaupt noch nicht gesprochen werden. Der Anschluss der Gärtner an die Deutsche und die Österreichische Pflanzenzüchtungs-Gesellschaft wäre daher sehr notwendig und erfreulich, die Eintragung hochgezüchteter Gemüsesorten in ein Hochzuchtregister oder Zuchtbuch ein erstrebenswertes Ziel. Die Abfassung der Übersicht wurde durch zahlreiche Notizen er- leichtert, die noch aus der Zeit meiner praktischen Betätigung in Stendal und Quedlinburg stammen und die in meine Vorlesungen über Gemüsebau Aufnahme gefunden haben. ') Einen sehr guten Überblick über die Züchtungsmethoden bei den wichtigsten Geniüsearten gibt ferner das Buch von J. Böttner:'-^) „Wie züchte ich Neuheiten und edle Rassen von Gartenpflanzen?" — Im Nachstehenden wurden einige ausführlichere Angaben über das Verhalten einzelner Merkmale nach Bastardierung (z. T. in Tabellen) aufgeführt, auch wenn sie bisher keine oder noch M^enig praktische Verwertung gefunden haben. Es wird ferner auch über solche Bastardierungen zwischen Wild- und Kulturformen einiger Gemüsearten sowie über solche zwischen entfernt verwandten Gruppen berichtet, welche rein theoretisches Interesse besitzen. Möhre. Hier soll nur die Züchtung der Gartenmöhre (Karotte), nicht die der Futtermöhre besprochen werden, über die Fruwirth^) im zweiten Baude seines Handbuches ausführlich berichtet. Die übliche Züchtungsmethode ist fortgesetzte Massenauslese der zur vollen Grösse ausgebildeten Wurzeln im Herbste zur sog. Selbstsaat, ^) Vergl. auch die Abhandlungen von E. v. Tschermak: Über Veredelung und Neuzüchtung landwirtschaftlicher und gärtnerischer Gewächse; Zeitschrift für Naturw. Bd 71. Leipzig 1898. — Methoden der Veredelung und Neuzüchtung landwirtschaft- licher und gärtnerischer Gewächse in Deutschland; Wiener landw. Zeitung 1898. — Ein Besuch bei Vilmorin in Paris; Wiener landw. Zeitung 1899. — Die Züchtung neuer verbesserter Gemüsearten; Wiener landw. Zeitung 1907. — Pflanzenzüchterisches aus Frankreich; Monatshefte für Landwirtschaft. Wien 1912. *) Verlag von Trowitzsch & Sohn. Frankfurt a. ü. 1909. ^) Fruwirth, Züchtung der landwirtschaftlichen Kulturptiauzen, IL Bd., 2. Aufl., S. 134—152. über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. 67 die nach Überwinterimg im Keller oder in Gruben im Frühjahre neben der sog. Masse meist an das Kopfende des betreffenden Feldes aus- gepflanzt wird. Die Quedlinburger und Erfurter Gärtner bezeichnen bei allen Gewächsen, seien dies nun landwirtschaftliche Kulturpflanzen, Ge- müse oder Blumen, die zur Weiterzucht ausgewählten, zwecks genauer Erkennung ihres Charakters (ihrer Merkmale) vollständig ausgebildeten, rassereinsten und besten Exemplare sowie den von ihnen geernteten Samen als Selbstsaat, weil dieses in ganz geringen Mengen gewonnene Pflanzenmaterial resp. dieses Saatgut zur Konstanterhaltung bzw. Weiter- yeredelung der betreffenden Rasse nur selbst wieder in der eigenen Wirtschaft angebaut und nicht verkauft wird, zum Unterschied von den nicht so sorgfältig selektionierten, aber immerhin auch rassereinen Indi- viduen und deren Samen, der als sog. Masse in den Handel kommt. Dieses Aussuchen der Selbstsaat wird bei den Wurzel-, Rüben- und Kohl- gewächsen meist schon im Herbst beim Verlesen vor der Überwinterung ausgeführt, während bei den einjährigen Gemüsen und Blumen, die ihre volle Ausbildung im Sommer des ersten Jahres bereits erlangen, die geschulten Gärtner des betreffenden Betriebes Reihe um Reihe durch- gehen, die „falschen" Exemplare entfernen und die durch ihre Form, ihren Wuchs, ihre Farbe bzw. Zeichnung usw. dem züchterischen Ziele am besten entsprechenden Individuen durch Beistecken von Blumenstäben oder Herumschlingen von Bastfäden aus der Masse als Selbstsaat aus- zeichnen. Die Samenzüchter bauen deshalb einen Teil ihrer zweijährigen Gemüse schon um ca. 3 — 4 Wochen früher an, um aus den im Herbst vollständig ausgebildeten Exemplaren die dem Zuchtziele am nächsten kommenden Individuen als ihre Selbstsaat auszeichnen zu können. Zur Samenzucht werden bei der Möhre unverzweigte, gerade, glatte, mittelgrosse Exemplare, die den gewünschten Formtypus sowie die ent- sprechende Färbung haben, gewählt. Bei den frühen, für Mistbeetkultur geeigneten, sehr kurzkrautigen Karotten berücksichtigt mau auch noch die Grösse, die Raschwüchsigkeit und Zartheit sowie den Geschmack. Bei den feinen Speisemöhren wird ferner auf den Zuckerreichtum resp. auf Stärkearmut der Wurzeln geachtet, ferner auf möglichste Vei- grösserung des Rindengewebes und möglichstes Zurücktreten des die verholzten Gefässe enthaltenden Zentralteiles der Wurzel („Möhren ohne Herz"). Zur Vermeidung spontaner Bastardierungen, die durch die pro- tandrische Dichogamie der Möhi'e sehr erleichtert wird, werden ver- schiedenfarbige und verschieden geformte Rassen auf entfernt vonein- ander gelegenen Feldern gebaut, oder sie werden, wenn sie nicht schon äusserlich stark differieren, durch sog. „Scheidungen" am selben Plane voneinander getrennt. Als „Scheidungen" benützt man Zwischenkulturen von Gemüsesamenträgern anderer Familien, z. B. Winterrettich, der 5* (38 E. V. Tschermak: beispielsweise zwischen der halblaug-en Amsterdamer und Frankfurter Möhre eingeschoben wird. Diese Methode, Zwischenstreifen von Ge- müsen anderer Familien zwischen zwei immerhin cähnlichen Gemüse- rasseu, bei denen Fremdbestäubung; durch Insekten zu befüi'chten ist, einzuschieben, ist bei den Samenzüchtern allgemein üblich. Künstliche Bastardierungen sind bisher nicht ausgeführt worden. Die Vornahme der Kastration wird durch die ungleichzeitige Reife der Geschlechtsorgane erleichtert. Die Bestäubung wird am besten dui'ch Betupfen der Xarben mit stäubenden Blüten der anderen Rasse, die mit der Pinzette gehalten werden, ausgeführt. Fruwirth') empfiehlt auch die PoUengewiiinung durch Andrücken abgetrennter Blüten auf eine Glasplatte und Übertragung des Pollens von dieser auf die zu be- stäubenden Xarben. Holtermeier-) fand bei Verfolgung einer natür- lichen Bastardierung weisse Hautfarbe dominierend über gelbrote, grosse Form der Riesenmöhre prävalierend über die kurze, dicke Form der Gartenmöhre . Pastinake. Bei der Pastinake wird sich wohl ludividualauslese wegen der Billigkeit des Samens kaum rentieren. Bei der Massenauslese, die all- gemein üblich, werden — wie bei der Möhre — nur glatte, nicht ver- zweigte Wurzeln von guter Form zu Samenträgern ausgewählt. Eine sorgfältige Auslese ist bei der Pastinake unbedingt nötig, da sie sonst schon in wenigen Generationen zur Wildform zurückkehrt. 'O^ Petersilie. (Schnitt- und Wurzelpetersilie.) Auch bei diesem Gemüse ist nur Massenauslese üblich. In den Züchtereien in Quedlinburg werden bei der Schnittpetersilie die im Freien überwinterten, erst im zweiten Jahre in Samen schiessenden Pflanzen Anfang Juni einer Durchsicht unterzogen. Dabei werden alle Exemplare, die nicht die gewünschte Blattform, Blattfarbe und Höhe haben, mit der kurzstieligen Hacke entfernt. So dürfen z. B. in den mooskrauseu Sorten nur Exemplare mit zartgewellten, oft röhrig zu- sammengefalteten Blättern stehen bleiben, alle Exemplare mit glatten,, wenig zerschlissenen und dunkelgrünen Blättern müssen entfernt werden. Die schönsten Exemplare werden durch Beistecken von Stäben zur Selbstsaat ausgezeichnet. Die Wurzelpetersilie muss im Herbst ausgepflügt werden, bleibt also über Winter nicht im Freien, da hier eine Selektion der einzelnen Wurzeln nötig ist, wenn man nicht Gefahr laufen will, Samen zu ernten, der bereits in der nächsten Generation Exemplare erzeugt, die nur sehr ») a. a. 0. 2) Holtermeier. Lanchv. Jahrbücher 1908, S. 311. über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. 69 schwach entwickelte Wurzeln bilden, also bereits Übergänge zur Schnitt- petersilie produzieren. Nur glatte, gut entwickelte, nicht verzweigte Wurzeln werden als Selbstsaat überwintert. Die kurze, dicke Peter- silienwurzel wird der langen vorgezogen. Individualauslese wird sich kaum rentieren. Die Sorte Euhm von Erfurt, die dicke Wurzeln und gleichzeitig gekrauste Blätter hat, also die Eigenschaften der Wurzel- und Schnittpetersilie in sich vereinigt, ist nach Böttuer als ein Bastar- dierungsprodukt zwischen Wurzel- und Schnittpetersilie anzusprechen. Schwarzwurzel. Der noch immer viel zu wenig geschätzten Schwarzwurzel ist auch noch geringe züchterische Sorgfalt zugewendet worden. Bei Individual- auslese wären in erster Linie sog. Trotzer zu verwenden, d. h. Indi- viduen, die, selbst zeitig im Frühjahr angebaut, im selben Jahre nicht in Samen schiesseu. Zur Samenzüchtung sind diejenigen Pflanzen zu wählen, die schon im ersten Jahre lauge, verhältnismässig dicke, glatte, ganz unverzweigte, nicht verkrüppelte Wurzeln bilden. Als Elite zur Individualauslese werden nur jene Pflanzen heranzuziehen sein, deren Wurzeln schon im ersten Jahre die dicksten, glattesten und längsten „Stangen" liefern. Sellerie. Man unterscheidet Knollen-. Bleich- und Schnittsellerie. Auch bei diesem Gemüse ist bisher nur- Masseuauslese üblich. Bei dem Knollen- sellerie wird in erster Linie auf die Form und Grösse der Knollen ge- achtet. Nur glatte, runde Knollen mit wenig Seitenwurzeln sollen zur- Samenzucht verwendet werden, während alle Knollen mit Rübenform von der Weiterzucht auszuscheiden sind. Im Geschmack ist zwischen den verscliiedenen Sorten kein besonderer Unterschied, wohl aber in der Beschaffenheit des Fleisches. Gerade die auf Grösse der Knollen gezüchtete Sorte Prager Riesen nimmt augeschnitten schon in rohem Zustande, noch mehr beim Kochen, eine unschöne graue Farbe an, während z. B. die Sorten Hamburger und Kölner Markt sowie der be- liebte Apfelsellerie weiss bleiben. Die grossen Knollen werden auch häufiger hohl und faulen daher leichter. Wenn auch die Graufärbung ab und zu auf zu reichlich angewandte Mengen von frischem Dünger sowie auf Kalkmangel zurückzuführen ist und das Hohlwerden oft als Folge des Stickstoffüberflusses erscheint, wie dies auch bei den anderen Wurzelgewächsen der Fall ist, so sind diese unliebsamen Eigenschaften doch bei einzelnen Sorten, so besonders bei dem Prager Riesen, recht stark ausgeprägt und erblich. Durch Individualauslese könnten zu- nächst nur solche Knollen weiterhin zu Samenträgern verwendet werden, bei denen ein KnoUenausschuitt bei der Kochprobe weiss bleibt. Die Nachkommenschaften solcher getrennt voneinander zu bauenden Mutter- 70 E. V. Tschermak: pflanzen sind dann in grösserer Anzahl bezüglich der Vererbung ihrer guten Form, des Verhaltens beim Kochen (des AVeissbleibens und des rascheren oder langsameren Weichwerdens) sowie bezüglich der Anzahl massiger oder hohler Knollen zu vergleichen. Bei dem mehr in England, Frankreich, Belgien und Holland im grossen augebauten Bleichsellerie wird bei der Individualauslese auf die Blattstielbreite und -dicke zu achten sein, ferner auf die Blattstiel- farbe (weiss, gelblich, rot und violett gestreift) und auf die Höhe der Pflanzen. Im allgemeinen besitzen die niedrigen Sorten ein festeres Fleisch. Die Blattstiele müssen fest, markig und fleischig sein. Bei dem Schnittsellerie, der keine Knollen bildet und dessen Blätter als Suppenkraut verwendet werden, wird eine Individualauslese wohl kaum in Frage kommen. Bastardierungen zwischen den genannten Selleriearten treten leicht ein; die Formen siud daher in weiteren Abständen (200 — 400 m) von- einander zu bauen. Versuche über künstlich eingeleitete Bastardierungen liegen meines Wissens nicht vor. Rote Rübe. Wir besitzen vou diesem Gemüse schon viele sehr gut durch- gezüchtete Formen, an denen nichts mehr zu verbessern ist. Man unterscheidet runde (ägyptische), birnförmige, halblange und lange Formen, alle mit schwarzrotem, dunkel- orangerotem, süssem Fleisch, mit mehr oder weniger durch die lichtere Färbung hervortretenden Gefässbündel- ringen, mit dunkelrotem, lichtrotem, gilinlichem Laub. In der Kegel ist Massenauslese zunächst im Herbst nach Form der verdickten Wuizel und Farbe der Rübenhaut sowie der Blätter üblich. Im nächsten Früh- jahre werden die Rüben vor dem Auspflanzen zum Samentragen durch Anschneiden auf die Fleischfarbe hin untersucht. Die Sorten mit tief dunkelrotem Fleisch, die auch gleichzeitig dunkeLrotes Blatt produzieren, siud die geschätztesten. Bei ihnen sind die Gefässbündelringe gleich- falls sehr dunkel gefärbt, so dass sie nur mehr schwer wahrnehmbar sind. Es gibt aber auch unter den Sorten mit lichterem Fleische wohl- schmeckende, zuckerreiche Formen. Die rote Rübe muss als typischer Fremdbestäuber sehr weit entfernt von den anderen Beta -Formen, die Samen tragen, gepflanzt werden. Fremdbestäubungen kommen noch bei 400 m und noch weiteren Distanzen vor. Bei Individualauslese wird sich die grössere oder geringere Konstanz, speziell der Fleisch- farbe, infolge von Aufspaltungen einzelner Stämme rasch eruieren lassen. Es müssten dann durch eine grosse Anzahl von Rüben Querschuitte gemacht werden, um die Farbeustufen genau unterscheiden zu können. Die Ausführung der künstlichen Bastardierung erfordert viel Geschick und Geduld. Eine genaue Beschreibung der Ausführung der Kastration, über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. 71 der Bestäubung und der Schutzmittel gegen Fremdbestäubung habe ich im 4. Bande des Handbuches der Züchtung landw. Kulturpflanzen von Fruwirth, 2. Aufl., 1910, S. 455—456 gegeben. Bastardierungen der roten Rübe mit der Futterrübe, Mangold und Zuckerrübe wurden von mir wiederholt ausgeführt. In F^ prävaliert bei Bastardierung runder Formen (ägyptische Salatrübe) mit längeren Eübenformen die runde Form, ebenso die rote Fleisch- und rote Blatt- farbe. Doch zeigt sich weder bezüglich der Form, noch weniger bezüg- lich der Fleisch- und Blattfarbe eine vollständige Übereinstimmung der Pflanzen der Fj - Generation. Die Fleischfarbe ist lichtrot mit Nuancen von dunkelrot bis licht-orangefarben. Auch der Zuckergehalt der Rüben in F, ist recht verschieden. Es darf eben nicht vergessen werden, dass bei diesem Fremdbestäuber bezüglich aller Merkmale homozygotische Formen kaum anzutreffen sind. Es müssten ja zunächst die Eltern- formen durch strenge Inzucht (fortgesetzte Bastardierungen zwischen den von Teilstücken oder Knospen der Mutterpflanzen erzeugten Pflanzen in mehreren Generationen) und Studium ihrer Nachkommenschaften erst rein gezüchtet werden. Auch dürften sich manche Merkmale überhaupt nicht als vollständig konstant erblich erweisen. In Fg trat in meinen Versuchen eine Aufspaltung ein, wie sie mannigfaltiger und kom- plizierter kaum gedacht werden kann, besonders was die Fleisch- und Blattfarbe betrifft. Ganz tiefrot- violette Rüben, wie die Salatrübe, wurden in F^ wiederholt ganz vermisst. Hingegen traten neue Rüben- hautfarben, Rübenfleisch- und Blattfarben auf. Eine Gesetzmässigkeit war aus den gewonnenen Zahlenverhältnissen weder bezüglich der Fleisch- noch der Blattfarbe noch bezüglich des Zuckergehaltes zu erkennen. Die Fortsetzung auch nur eines solchen Versuches ist nicht bloss äusserst mühevoll und zeitraubend, sondern auch so kostspielig, dass sie nicht bloss mehrere Hilfskräfte, sondern auch wissenschaftliche Hilfs- mittel beansprucht, die einem Hochschul-Institute in Österreich nicht zur Verfügung stehen. Zudem kommt ja auch dabei nicht viel praktisch Verwertbares heraus. Durch Bastardierung von Zuckerrüben mit roten Rüben wurden auch weissschalige, stark aus der Erde wachsende Formen mit Oberndorf er- und Eckendorf er Typ gewonnen, die bei den wenigen Analysen, die gemacht werden konnten, bis zu 8 % Zucker enthielten. Diese Rübenstämme können nun durch weitere Individualauslese gewiss noch zuckerreicher werden, ohne jedoch meines Erachtens jemals, so- lange sie eben ihr oberirdisches Wachstum beibehalten, mit den im Boden wachsenden Zuckerrüben konkurrieren zu können. Vermutlich wird die Bastardierung der süssen Salatrüben mit Zuckerrüben rascher zur Erzielung von möglichst zuckerreichen Futterzuckerrüben führen als die Bastardierungen zwischen Futter- und Zuckerrüben. 72 E. V. Tscherniak: Zwiebel. Die vorhandenen Zwiebelsorten werden zweckmässig nach Bött- ners') Vorschhig zunächst nach Form und Grösse, dann erst nach Farbe klassifiziert. Auch bei den Zwiebeln ist bisher nur Massenauslese üblich. Die sog. Eiesenzwiebeln, zu denen die Madeira, die Portugiesische Deli- katess und andere gehören, sind zunächst nach Grösse zu selektionieren. Bei Individualauslese wäre nebst dem Einzelgewicht auch der Geschmack der einzelneu Stämme, also die Zartheit und Milde zu prüfen. Eine zweite Gruppe bezeichnet Böttner als Massenzwiebeln. Zu diesen ge- hören die Zittauer Zw^iebeln. auch Zittauer Riesen genannt, mit sehr raschwüchsigen, runden, grossen und gleichmässigen Zwiebeln, die zwar sehr hohe Erträge liefern, jedoch bezüglich der Härte des Fleisches und infolgedessen ihrer Haltbarkeit noch einer Verbesserung bedürfen. Dieselbe wäre am raschesten durch Individualauslese und Vergleich der einzelnen Familien bezüglich ihres Massenertrages sowie durch Bastar- dierung mit festfleischigen Sorten, also mit den plattrunden Zwiebeln zu erzielen. In die dritte Gruppe der plattrunden Zwiebeln reiht Böttner die Holländischen und Braunschweigischen ein, die fester und dauerhafter als die Zittauer sind, ihnen aber im Ertrage nachstehen. Bastardierungen mit Zittauer Zwiebeln könnten hier vielleicht, wie schon erwähnt, die gewünschte Kombination erzielen. Die vierte Gruppe wird als kleine weisse Zwiebel bezeichnet, in w^elche die feinen weissen Delikatesszwiebeln einzureihen sind, welche vielfach als Ersatz der Perlzwiebeln dienen. Sie entwickeln sich sehr langsam, schiessen als Steckzwiebeln im zweiten Jahre nie in Samen, sondern erst bei drei- jähriger Kultur, und sind ziemlich winterhart. Diese w^ertvoUe Sorteu- eigentümlichkeit des sog. Trotzens, d. h. des nicht im zweiten Jahre in Samenschiessens, sowie der grösseren Widerstandsfähigkeit gegen Kälte wäre demnach bei der Züchtung dieser Gruppe besonders zu berück- sichtigen. Es wäre ferner, wie Böttner angibt, auf möglichst schnelle Entwicklung im Frühjahr zu achten, um schon im Mai verkaufsfähige Ware zu haben. Bei allen angeführten Zwiebeln wäre natürlich bei individueller Züchtung auch der Geschmack der einzelnen Stämme mit zu berücksichtigen. Schnittproben würden über die Festigkeit des Fleisches orientieren. Wie V. Rümker und E. v. Tscherniak in ihrem Reiseberichte^) hervorheben, ist man in Berkeley (Kalifornien) bestrebt, die Verbindung von Frühreife bei der Sorte Denver Yellow Globe mit der guten Form und Härte der Australian brown durch Bastardierungszüchtung zu er- reichen. Versuche, die ich vor mehreren Jahren im Zuchtgarten der 1) 1. c. S. 360. -) V. Rümker und E. v. Tschermak. „Landw. Studien in Nordamerika", S. 80, Berlin 1910, Verlag von Paul Parey. über den g-egenwärtigen Stand der Gemüsezüclituug. 73 Versucliswirtscliaft in Gross -Euzersdorf eingeleitet habe, betreffen die Vererbung der Farbe der Zwiebelscliale. Es wurden um eine weiss- sclialige Zwiebel mehrere rot- resp. gelbschalige ausgepflanzt und alle der Fremdbestäubung durch Insekten überlassen Die Samen der weiss- schaligen Zwiebel wurden im nächsten Jahre angebaut; sie produzierten neben weissen, offenbar durch Selbstbestäubung erzeugten Zwiebeln auch farbige. Es zeigte sich, dass dunkelgelbe und rote Farbentöne in F^ über weisse prävalieren. Die gegen Fremdbestäubung geschützten Samen- träger zeigten in Fo komplizierte Farbenaufspaltungen. Besonderes Inter- esse verdient die Feststellung, dass es selbst in Fg vorkam, dass weiss- schalige Individuen in weisse und farbige aufspalteten. Die Elternrassen waren allerdings vorher auf ihre Reinheit nicht geprüft worden. Auch zeigen die sog. weissen Zwiebeln des Handels häufig schwache rote oder gelbliche Pigmentierung. Kadies und Rettich. Auf die Notwendigkeit einer individuellen Züchtung des sehr rasch ausartenden Radieschens weist mit Recht Böttner^) hin. Viele Rassen sind besonders bezüglich ihrer E'orm und Grösse, selbst bezüglich ihrer Farbe keineswegs gut diu'chgezüchtet. In vielen Ztichtereien wird die Durchsicht der einzelnen zu Samenträgern bestimmten Pflanzen auf Form, Farbe und Grösse sehr vernachlässigt. Allerdings müssten die Preise für den sehr billigen Radiessamen bei einer sorgfältigeren Züchtung entsprechend erhöht werden. Nur einzelne Züchter, wde seinerzeit Otto Bertram in Stendal, verwenden besondere Sorgfalt auf Radieszüchtung, indem daselbst die zu Samenträgern bestimmten Radies alljährlich zu- nächst dünn breitwürfig in halbwarmen Mistbeeten herangezogen w^urden und vor dem Auspflanzen ins Freiland einer sehr scharfen Massenauslese auf Form und Farbe, bei Treibradies auch auf Kurzlaubigkeit unterzogen wurden. Alle verkrüppelten, möhren-, rüben- und fiaschenförmigen sowäe geplatzten Formen wurden weggeworfen. Ein feines, sich rasch ent- wickelndes Radies hat w^enig und sehr kurzes Laub und eine sehr zarte, am Knollenende ansetzende Wurzel. Bei der nach einer sorgfältigen Massenauslese oft jahrelang folgenden Drillkultur ist eine blosse Kon- trolle beim Verziehen und Freimachen der stehenbleibenden haselnuss- grossen Knöllchen von Erde mit kleinen Hölzchen ungenügend. Da die Knolleubildung des Radies an und für sich selir von der Boden- beschaffenheit beeinflusst wird, w^äre Fortsetzung der Auslese in den Individualauslesen bei Ausschluss von Fremdbestäubung ganz besonders am Platze. Auch auf den Geschmack (milder oder beissender) sowie auf das längere Glasigbleiben oder rasche Hohl- und Pelzigwerden wäre dabei durch Kost- und Schnittproben bei den Nachkommenschaften in 1) 1. c. S. 356. 74 E. V. Tschermak: den einzelnen Stämmen scharf zu achten. Bei den Treibradies ist auf die besonders rasche Entwickhing der Knöllchen bei sehr reduzierter Blattbildung zu sehen. Auch für die zur Samengewiunung wie zweijährige Wurzel- gewächse behandelten Rettiche wäre eine Individualauslese sehr be- rücksichtigenswert. Radieschen bastardieren sich sehr leicht spontan untereinander sowie mit Rettich. Zur Samengewinnung sind deshalb verschiedene Formen auseinander zu halten. Das wässerige, lange Eiszapfen -Radies wird von Böttner') als ein Bastardierungsprodukt zwischen Radies und Rettich angesprochen. Die sog. Mairettiche werden als Übergangsformen zwischen Rettich, und Radies bezeichnet. Baur^) berichtet über Radies -Rettich -Bastar- dierungen, die zu dem Zwecke ausgeführt wurden, Rettiche zu erzeugen, die weiss und rot gestreift, ferner rotweiss und braun marmoriert sind. Die Rettiche haben ein schönes Äussere und einzelne einen sehr guten Geschmack. Über einen sterilen, für die Praxis nicht verwertbaren Bastard zwischen Radieschen und Rotkohl berichtet Baur. ^) Kurz erwähnt seien schliesslich die Bastardierungsversuche, die ich zwischen Radies und Hederich, Baur zwischen Rettich und Hederich ausgeführt haben, W'Cnn sie auch bisher nicht zu praktischen Ergebnissen führten. In Fl prävalierte die violette oder rötliche Blütenfarbe des Radies oder Rettichs über die gelbe des Hederichs, in Parenthese sei nur bemerkt, dass es auch weiss und weisslich-violett blühende Hederichformen gibt. Sowohl in Fj wie in Fo konnten Baur und ich heteroz^-gotische Indi- viduen beobachten, bei denen sich eine mosaikartige Vererbung der Blütenfarbe zeigte, indem einzelne Äste derselben Pflanze gelbe, andere violette Blüten aufwiesen, manchmal auch eine Blüte beide Farben trug. Ich erzielte in Fg auch gelbblühende Radies mit Knollen von sehr beissendem Geschmack. F, zeigt ferner völliges oder fast völliges Fehlen der Knollenbildung, also Prävalenz dieses Merkmales. In Fg trat eine komplizierte Aufspaltung ein: Fehlen jeglicher Knollenbildung, intermediäre Ausbildungen und normale Knollenbildung, letztere in sehr geringer Zahl vertreten. Die Zahlenverhältnisse der Aufspaltungsformen sind aber deshalb sehr schwer zu eruieren, weil das Radies wiederholt an und für sich keine Knollen bildet und diesbezüglich, wie erwähnt, Boden- und Feuchtigkeitsverhältnisse eine gewichtige Rolle mitspielen. Eine deutliche intermediäre Stellung zeigt in Fj die Schotenform. In Fo Hess sich annähernd das Verhältnis Hederich + intermediäre Schote (Gliederschote) : Radiesschote = 3:1 feststellen. Das Auftreten der inter- 1) 1. c. S. 359. -) Beiträge zur Pflanzenzucht, 3. Heft. 1913. S. 46. ^) Baur. Beiträge zur Pflanzenzucht, 3. Heft. 1913. über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. 75 mediären sowie der typischen Hederich - Frucht scheint korrelativ ver- bunden zu sein mit dem Fehlen von Knollenbildung an der WurzeL Doch gilt dieser Satz nicht umgekehrt, da, wie gesagt, auch beim reinen Kadies ein Ausbleiben der Knollenbildung vorkommt, ohne dass dadurch die Beschaffenheit der Frucht irgendwie tangiert wird. Dieses Verhalten lässt einen „Verholzungsfaktor" vermuten, der sich gemeinsam in Wurzel und Frucht äussert, bei der Wildform vor- handen ist und der Kulturform fehlt. Denn der wesentliche Unterschied zwischen Früchten von Eaphanus raphanistrum und Raphanus sativus besteht in dem Vorhandensein resp. Fehlen eines stark verholzten sklerenchymatischen Gewebes im innersten Teile des Perikarps, das bei Raphanus raphanistrum zu einer äusserst festen Einkapselung der ein- zelnen Samen führt. Kohlgemüse. Auch bei dieser Gruppe von Gemüsen ist jährliche Massenauslese zur Gewinnung der Selbstsaat in den Gemüsezüchtereien üblich. Da neben Selbstbestäubung in ausgedehntem IVIafse Fremdbestäubung statt- findet und selbst Bastardierungen zwischen Kohlrübe, Kohl und ferner zwischen Kohlgewächsen und Raps, Rübsen, Wasserrübe, ja selbst mit Hederich, wenn auch nur selten, gelingen, ist es üblich, nicht nui' die einzelnen Rassen einer Gruppe, sondern auch die verschiedenen Kohlgemüse entfernt oder wenigstens durch Scheidungen voneinander getrennt sowie entfernt von anderen Kreuzblütlern zui' Samengewinnung auszupflanzen. Kraut-Kohl. Zur Selbstsaat findet in den Züchtereien im Herbst unter den völlig ausgebildeten Individuen Massenauslese statt. Es wird dabei in erster Linie die Form, die Grösse, das Gewicht, die Festigkeit, die Raschwüchsigkeit und die Frühreife sowie die Farbe berücksichtigt. Grosse, derbe, dickrippige Köpfe stehen den kleinen, zarteren natürlich in Qualität nach. Von den Krautsorten für Sauerkrauterzeugung werden Individuen mit besonders fest schliessenden Köpfen, ohne Hohlräume und mit zarten Blattrippen zu berücksichtigen sein. Bei Individualauslese müssen durch Schnittproben (Längsschnitt) an einer grösseren Anzahl von Individuen der einzelnen Stämme die Festigkeit, die mehr oder weniger lockere Lage der Blätter bis zum Strünke hin, die Stärke („Feinheit") der Rippen sowie der Anteil des Strunkes im Kohlkopfe verglichen werden. Letzterer soll, da er ja als wertloser Anteil vor dem Schneiden des Krautes durch einen Keilbohrer entfernt wird, nicht weit in den Kopf hineinragen. Auch auf die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten wäre bei Individualauslese besonders zu achten. 76 E. V. Tschermak: Der Lippe sehe Weisskolil in Eckeudorf wird in erster Linie nach Form und Schwere selektioniert. Nach Fruwirth^) beabsichtigt in gleicher Weise die Krantverwertungsgenossenschaft Ismaning bei München die Krautveredhing vorzunehmen. In Württemberg wird das bekannte Filderkraut nach Frühreife unter möglichster Berücksichtigung des Ertrages selektioniert. Durch Bastardierung des Filder-Krautes mit dem Winnigstädter soll das Granhöfer Weisskraut entstanden sein.^) Die zahlreich erzeugten Bastarde zwischen den verschiedenen Brassica-Formen besitzen nur- theoretisches Interesse. Von mir wurden in den Jahren 1906 und 1907 zahlreiche Bastardierungen zwischen Kraut, Wirsing, Rosenkohl. Kohlrabi, Blätterkohl und Futterkohl in beiderlei Verbindungsweisen ausgeführt und bis zur dritten Generation verfolgt. Auch wurde Raps mit weissem und blauem Kohlrabi sowie mit Sprossen- kohl, nebenbei bemerkt auch mit Hederich erfolgreich bastardiert. Die Kastration wird in vorgeschrittenem Knospenstadium vorgenommen, die Bestäubung nach dem Aufblühen, am besten mit einer Schreib feder ausgeführt. Die Kohlbastardierungen geben im grossen und ganzen bezüglich der Form und Farbe nicht immer eine einheitliche erste Generation. Bezüglich der Farbe kommen z. B. öfters schon in F, neben Individuen mit grünen Blattrippen solche mit blauen vor, wie in F^ von Blauem Futterkohl X Sprossenkohl, Blauem Kohlrabi X Ulmer Wirsing, Blauem Kohlrabi x Sprossenkohl. Vermutlich waren aber die Eltern nicht rein. Die Bastardierungsprodukte zwischen Raps und Kohlarten w'aren rapsähnlicher und blieben steril, teilweise wurden Blütenstände überhaupt nicht entwickelt. Auch Fruwirth'^) berichtet über eine solche Bastardierung zwischen Schirmraps und Filderkraut und bringt eine Abbildung. Steglich*) berichtet ferner über künstliche Bastardierungen zwischen verschiedenen Kohlarten. Besonders zahlreiche Bastardierungsversuche zwischen verschiedenen Kohlge wachsen wurden von Sutton^) ausgeführt, von Kajanus,^) Hallquist und Heiweg solche zwischen Kohlrübe und Wasserrübe. Es sei hier nur über das Verhalten einzelner von mir'^) geprüfter Merkmale kurz referiert. 1) 1. c. S. 129. -) Der praktische Ratgeber in Obst- und Gartenbau 29. Jahrg., S. 98. 1914. 3) 1. c. S. 133. *) Ber. d. Versuchsstat. f. Pflanzenkultur, Dresden 1902, S. 7. ■'•) Sutton, Brassica Grosses; Linnean Societys Journal .of Botany vol. 38, 1908. •') Kajanus, Genetische Studien an Brassica; Zeitschr. für induktive Abst.- und Vererbungslehre Bd. VI, S. 219 bis 226. Vgl. ferner: Über Vererbungsweise gewisser Merkmale der Beta- und Brassica-Rüben ; Zeitschr. für Pflanzenzüchtung Bd. I, S. 419 und 463. Ferner: Hallquist, Brassicakreuzungen ; Botaniska Notiser 1915. Lund. "") Vgl. auch V. Tschermak, Die Mend eischen Vererbungsgesetze; Mitt. d. Ver. zur Verbr. naturw. Kenntnisse 1908, S. 7. über eleu gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. 77 Prävalierend : Spitzer Kopf (Filderkraut). Rote Blattfarbe (Kraut, Blätterkohl). Violette Aussenhaiit (Kohlrabi). Gewellte Blätter (Wirsing). Gekrauste, lockersteliende Blätter (Blätterkohl). Blattrosetteu in den Blattachseln (Sprossenkohl). Verdickung des Stengels (Kohl- rabi). Rezessiv: Runder Kopf (Berliner Rotkraut). Grüne Blattfarbe. Grüne Aussenhaut. Glatte Blätter (Kraut). Glatte, geschlossene, Köpfe bil- dende Blätter (Kraut). Fehlen derselben (bei Kraut, Wir- sing, Kohlrabi, Futterkohl). Normaler (bei allen anderen Bras- sica oleracea- Formen). In F2 und F3 fand ich eine ganz ausserordentlich mannigfache Aufspaltung nach Form der Blätter, nach Gestalt und Ausbildung der Kohlköpfe und Rosetten sowie nach Form des Stengels, so dass trotz reichlichen Anbaues in Fg und Fg wiederholt ganz mit den Eltern über- einstimmende Formen gar nicht vorkamen. Die Fortsetzung dieser ausserordentlich viel Zeit und Raum erfordernden Versuche wurde des- halb aufgegeben. Wirsing. xiuch bei dieser Kohlgruppe wird bei der Massenauslese auf die Form, Festigkeit, Feinrippigkeit, Reife und Wüchsigkeit geachtet. Hier kommt noch die Berücksichtigung der Blattkräuselung hinzu, die sehr fein sein soll und für die einzelnen Sorten charakteristisch ist. Der echte Bamberger Früheste Johannistag- Wirsing, der als beste Wirsingsorte sowohl zum Treiben wie für das Freiland bezeichnet wird, entstammt einer Bastardierung des ülmer Frühwirsing mit dem Bam- berger krausen Herbstwirsing. ^) Rosenkohl. Zur Selbstsaat werden nur Individuen mit üppigem, vollem Blüten- schmuck ausgewählt, in deren Achseln sich dann die geschätzten Seiten- sprosse, die ,, Rosen" oder „Sprossen" kräftiger entwickeln. Der Strunk muss dicht und gleichmässig mit gut geformten, festen, gut schliessenden, dabei zartrippigen Rosen besetzt sein. Die Individualauslese müsste diese geforderten Eigenschaften besonders berücksichtigen und würde noch auf besonders rasche Entwicklung der Rosen und auf Unterschiede in der Zartheit, im Geschmack und in der Widerstandsfähigkeit gegen Kälte zu achten haben. Blätterkolil. Diese anspruchslose Kohlart ist leider noch viel zu wenig ver- breitet. Bei der Masseuauslese wird die Feinheit der Kräuselung der ') Möllers Deutsche Gartenzeitung 1914, S. 397. 78 E. V. Tschermak: Blätter, die Farbe und die Höhe der Pflanzen berücksichtigt. Individual- auslese wird wegen der geringen Yerbr Billiofkeit der Samen nicht rentabel sein. auslese wird wegen der geringen Verbreitung dieser Kohlart und der 'Ö' Blumenkohl. Neben der auch bei diesem feinen Gemüse üblichen Massenauslese wird hier ab und zu von Individualauslese berichtet, doch ohne be- weisende Daten. Zur Selbstsaat werden nur solche Individuen aus- gewählt, bei welchen sich die Rosen (Käse) sehr früh entwickeln und von den Blättern gut gedeckt werden („geschlossene Köpfe"). Die Rosen sollen schön gerundet und blendend weiss sein, höchstens einen roten Schimmer, aber keinen grünlichen Anflug bekommen. Sie müssen dicht geschlossen (ohne sperrige Stengelbildung) und zart sein und sollen gleichmässig durchschiessen. Alle flachen, derben, grieslichen und lockeren Köpfe oder solche mit zu vielen Blättern sind zur Zucht untauglich. Individualauslese ist bei diesem feinen und teueren Gemüse wohl sehr ratsam; allerdings stellt dasselbe ganz besondere Ansprüche an Boden und Klima. Es wird daher nicht leicht sein, mit den Kopeuhagener Züchtern, die in ihrem feuchten und milden Klima den besten Blumen- kohl züchten, zu konkurrieren. Als Beleg für gelegentlich ausgeführte Bastardierungszüchtung sei der Blumenkohl ,.Enkhuitzer Markt" aufgeführt. Er soll einer Bastar- dierung des Blumenkohls von i\.lgier mit dem italienischen entstammen.^) Kohlrabi. In den Gemüsezüchtereien werden die zur Selbstsaat bestimmten Knollen im Spätherbst sortiert. Bei den frühen sowie bei den Treib- sorten wird besonders auf die rasche Bildung der Knollen geachtet, die sehr wenige, dabei ungemein zarte Blätter mit dünnen, ziemlich langen Stielen bilden. Gerade diese frühesten Wiener Glaskohh'abi schiessen aber sehr leicht in Samen, bevor die Knolle ausgebildet ist. Bei Individualauslese wären hier wieder jene Stämme zu bevorzugen, die die grösste Anzahl von sog. Trotzern zeigen, die trotz ihres feinen Baues auch bei ungünstiger Witterung erst verhältnismässig spät in Samen schiessen. Kostproben, die die Zartheit und den Geschmack be- rücksichtigen, wären dabei in das Zuchtprogramm mit aufzunehmen. Auch der Same für Treibkohlrabi muss von Freilandkulturen gewonnen werden. Bei den späteren sog. Riesenkohlrabi mit derbem, kurzem Laub wird gleichfalls auf rasche Entwicklung und Grösse der Knollen geachtet, die dabei zart und nicht holzig sein dürfen. >) Der praktische Ratgeber 1914, S. 99. über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüclitung. 79 Kohlrübe. Auf die Züchtung der Kohlrübe als Speiserübe wird bei der hier üblichen Massenauslese wenig Sorgfalt verwendet. Die Auslese findet statt nach Form, Grösse, Färbung der Ausseuhaut und des Fleisches sowie Schnellwüchsigkeit. Für Futterzwecke i) wird auch das Gewicht und der Gehalt (an Rohrzucker) berücksichtigt. Bei der Züchtung für Gemüsezwecke muss besonders auf die Form und Raschwüchsigkeit (schnelles Anschwellen der Wurzel) sowie auf die langanhaltende Zart- heit geachtet werden. Die feineren Sorten sind kurzlaubig. Auf die genetischen Studien von Kajanus") an Brassica, welche die Rapifera- Formen napus und rapa betreffen, sei hier hingewiesen, sowie auf die dort zitierte einschlägige Literatur. Die violett-rote Farbe des Rübenkörpers dominiert über die grüne. Die komplizierten Auf- spaltungen werden so gedeutet, dass zwei Faktoren zusammen starke Violettfärbung von Kopf und Hals verursachen; einer der beiden Fak- toren allein bewirkt schwach-violette Färbung der Rübe, das Fehlen beider verursacht Grünfärbung. Die gelbe Fleischfarbe sowohl der Kohl- rüben wie der Wasserrüben ist rezessiv gegen weisse Farbe. Wasserrüben. Bei der üblichen Massenauslese der Wasserrüben, auch Mai-, Herbst-, Stoppel-, Tellerrüben genannt, wird verhältnismässig wenig Sorgfalt ver- wendet, der Same ist daher auch sehr billig. Die Unterschiede der Sorten bestehen in der Form, Grösse, Färbung der Aussenhaut, Trocken- substanzgehalt und Farbe des Fleisches. Für Futterzwecke hat die Stoppelrübe in Eckendorf, in Glessen bei Köln, in Dänemark und bei der schwedischen Firma Gebr. WeibuU-Landskrona züchterische Be- arbeitung im Hinblick auf grössere Massenerträge und Gehalt (Trocken- substanz) gefunden. Für Speisezwecke wäre eine bessere Durchzüchtung auf Frühzeitigkeit aber selbst bezüglich besserer Vererbung der Form wohl am Platze. Bastardierungen zwischen verschiedenen Sorten sind von englischen Züchtern vorgenommen worden, doch fehlen darüber nähere Berichte. Bastardierungen^) mit Kohlrübe, Rübsen und Raps, selbst mit Hederich sind möglich. Da AVasserrüben, wie Kajanus*) gezeigt, vorzugsweise Fremd- bestäuber sind, ist auf den gesonderten Anbau der zahlreichen ver- schiedeneu Formen bei der Samenzüchtung ganz besonders zu achten. Bastardierungen zwischen Wasserrüben und Kohlrüben gelingen leichter, wenn letztere als Mutterpflanzen dienen. 1) Vgl. Fruwirth Bd. II, 2. Aufl., S. 108 ff. 2) 1. c. '5) Zit. nach Fruwirth Bd. II, 2. Aufl., S. 126. *) Über die PoUination bei den Rapifera - Varietäten der Brassica napus L. und der Brassica rapa L.; Botaniska Notiser 1911. Lund. 80 E. V. Tschermak: Salat. Von Kopfsalatsorteu besitzen wir einige schon sehr gut durch- gezüchtete Sorten. Auch hier ist Masseuauslese üblich. Die iestge- schlossensteu, bezüglich ihrer Form, Grösse und Farbe rassereinsten Typen, die am spätesten durchschiessen, werden durch Beistecken von Stäben ausgezeichnet und gemeinsam geerntet. Bei bereits sehr gut ,. fall enden'' Sorten wird gleich ein ganzes Quartier abgesteckt und jeder einzelne Kopf, der nicht dem Zuchtziel entspricht, entfernt. Individual- auslese mit vergleichender Prüfung der einzelnen Linien bezüglich der Vererbung der Form, der Schnellwüchsigkeit, des Schlusses, der Fleischig- keit der Blätter und Blattrippen (Schnittproben), der Widerstandsfähig- keit gegen Hitze und Kälte usw. wäre gewiss sehr am Platze. Über eine natürliche Bastardierung durch Nebeneinanderpflanzen von Maikönig und Kaisertreib berichtet Böttner. Für den Bindsalat, Endivien- und Zichoriensalat wird gleichfalls Individualauslese in Er- wägung zu ziehen sein. In Nordamerika wird der Salatzüchtung ^) durch Massenauslese, vielleicht auch durch Individualauslese. viel Aufmerksamkeit zugewendet. Für die östlichen Staaten werden ganz andere Typen gezüchtet (mittelgrosser, fester, mehr glatter Kopf, z. B. Golden Queen) wie für die westlichen (grosser, lockerer, gekräuselter Kopf, z. B. Grand Eapids). Die durch Selektion erzielten Fortschritte befriedigten nicht besonders. Oliver begann 1903 mit Bastardieruugs- züchtung. Die kleinen Blüten werden nicht kastriert, hingegen wird der bereits ausgefallene, an der Narbe oder an dem geplatzten Pollen- beutel haftende Pollen durch einen kräftigen, aus einem Gummiballon entsandten Wasserstrahl weggewaschen. [Olivers-) Waschmethode.] Oliver führte eine Anzahl von Bastardierungen-^) aus, um Formen zu erhalten, die für die westlichen wie für die östlichen Staaten noch besser geeignet wären. Befriedigende Resultate ergaben Bastardierungs- produkte aus der Kreuzung Grand Rapids X Golden Queen. Zwei Kombinationstypen, die durch fortgesetzte Selektion allmählich konstant gezüchtet wurden, übertreffen an Gewicht die Elternformen und eignen sich auch sonst bezüglich Widerstandsfähigkeit gegen Hitze und Krank- heiten besser als die bisher gebauten elterlichen Formen. Sie werden aber erst jetzt in grösserem Mafsstabe geprüft. *) Eiuen guten Überblick über die in Amerika verbreiteten Salatsorten gibt das Bulletin Nr. 69 des Bureau of Plant Industry des Department of Agriculture: American varieties of lettuce von W. W. Tracy, 1904. -) G. W. Oliver, New methods of plant breeding Dep. of Agric, Washington D. C. Bulletin Nr. 167 (1910). — Vgl. ferner den Reisebericht von v. Rümker und E. V. Tschermak 1. c. S. 97—98. Mit Abbildungen. *) B. T. Gallo way, Progress in some of the new work of the Bureau of plant industry; Jearbook of Dep. of Agric. 1907, S. 140—141. über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. 81 Rhabarber. Der Rhabarber ist ein in England, wohl auch in Amerika, jetzt aber auch in Deutschland zusehends immer mehr und mehr geschätztes Gemüse, das wieder in anderen Ländern, z. B. in Österreich, noch sehr wenig' bekannt ist. Auch mit diesem Gemüse hat Böttner Sorten- anbauversuche und Züchtungsversuche gemacht. Die zahlreichen, für den Küchengebrauch geeigneten Arten und Spezialformen sind noch nicht gut durchgezüchtet. Aus Samen gezogen, variieren sie alle noch sehr stark und liefern selbst noch wildform ähnliche Typen mit unangenehmem Geruch und Geschmack. Vermutlich haben wir es in vielen Fällen mit natürlichen Bastardierungsprodukten zwischen den zahlreichen wilden und später veredelten Arten und Spezialformen zu tun, die eben aus Samen gezogen, noch aufspalten. Der Rhabarber wird deshalb auch in erster Linie durch Teilung der Stöcke vermehrt, sobald man eine geeignete Rasse konstant erhalten und vermehren will. Erst durch Individualauslese bei Ausschluss von Fremdbestäubung wären „samen- eclite" Rassen zu erhalten. Von den Rhabarbersorten ist wohl der verbesserte Viktoriarhabarber der beste und weitverbreitetste. Der Züchter muss den Wuchs der Pflanze beurteilen; er hat zu notieren, ob sich das betreffende Individuum gut oder schlecht bestockt, ob es ferner schneller oder langsamer neue Triebe bildet. Die Neigung, zu viele Blütenstiele zu bilden, die auf Kosten der Blattstieldicke er- folgt, ist durch Selektion triebkräftiger, aber wenig Blütenstiele produ- zierender Exemplare zu bekämpfen. Auf die Stärke und Länge der Blattstiele sowie auf die Farbe — Eigenschaften, die den Marktwert der betreffenden Sorte bestimmen, — ist ganz besonders zu achten. Sorten mit vollem, rundem und rotem Stiel werden besonders geschätzt. Die Teilung der selektionierten Stöcke erfolgt im Frühjahre unmittelbar vor dem Austreiben. Jeder einzelne Teil muss ein Stück Wurzel und mindestens eine gute Triebknospe haben. Die erst im zweiten Jahre zu nutzenden Pflanzen müssen zu ihrer vollen Entwicklung und zur weiteren Beurteilung untereinander einen genügend grossen Standraum bekommen, jedenfalls 1 — 1,50 m im Quadrat. Erbse. Auf dem Gebiete der Erbsen- und Bohnenzüchtung für Gemüse- zwecke ist von den Gärtnern ausserordentlich viel und Vorzügliches geleistet worden. An ausgezeichneten Sorten besteht demnach kein Mangel. In den Katalogen der Samenzüchter und -händler ist folgende Einteilung üblich: 1. Zuckererbsen, bei welchen die jungen, zarten, mit- unter grossen Hülsen ohne zähe Innenhaut mit den noch wenig aus- gebildeten, meist runzeligen, süssen Samen als Gemüse genossen werden. Die Hülsen sind im reifen Zustande runzelig und faUen um die Samen Zeitschrift für Fflanzenzüchtung. Bd. IV. 6 32 E. V. Tscliermak: deutlich ein. Die Erbsen sind zum Kochen weniger geeignet. 2. Pahl-, Kneifel- oder Auslöseerbsen mit zäher lunenhaut der Hülsen, mit meist rundlichen, seltener etwas runzeligen Samen, die sowohl als Grünerbsen, Konservenerbsen wie im trockenen Zustande gekocht genossen werden. 3. Mark- oder englische Erbsen mit besonders zäher, lederartiger Innen- haut der Hülsen, meist grosshülsige Formen mit stark runzeligen, süssen, wohlschmeckenden Erbsen, die viel seltener im trockenen Zustande und gar nicht als Konservenerbsen verwendet werden. Die drei genannten Gruppen weisen hohe, mittelhohe und niedrige Formen auf, die wieder früh-, mittelfrüh- und spätreif sein können. Die violett-, rot- und rosa- blühenden Formen (Pisum arvense) der genannten drei Gruppen mit farbiger Samenschale, von denen einzelne Sorten winterhart sind, kommen für den Gemüsebau nicht in Betracht. Die gleichw^ertige Aufführung der äusserst zahlreichen alten bewährten und neuen Sorten in den Samen- katalogen wirkt verwirrend. Es gilt dies übrigens nicht bloss für Erbsen und Bohnen, sondern auch für viele andere Gemüse und Blumen. Ks wäre jedenfalls empfehlenswert, durch Fettdruck altbewährte Sorten be- sonders hervorzuheben oder einige der besten getrennt von den vielen anderen aufzuführen. Nur der fachkundige Gärtner wird und soll zu- nächst die neuen Sorten ausprobieren. Leider trägt auch wiederholt ein und dieselbe Sorte verschiedene Namen. Auch wäre es an der Zeit. dass wenigstens in den Samenkatalogen unserer „studierten" Züchter die Hülsenfrüchte nicht noch weiterhin „Schoten" tragen. Durch Formentrennung und Bastardierung sind bei Erbsen und Bohnen manche wertvolle Neuheiten gewonnen, durch Massenauslese und Individualauslese hervorragende Verbesserungen erreicht worden. Die Entstehungsgeschichte einer und der anderen Neuheit wird in Gartenbauzeitschriften und Zeitungen aufzufinden sein. Wir begnügen uns, hier über die üblichen Züchtungsmethoden zu berichten und bezüg- lich der Durchführung der Züchtung einige wenige Beispiele anzuführen. — Für den Gemüsegärtner sind nachfolgend aufgeführte Zuchtziele besonders erstrebenswert: Frühreife; grosser Hülsen- und Samenertrag in grünem sowie in getrocknetem Zustande; Qualitätsverbesserungen, die den Zuckergehalt und Geschmack sowie die Zartheit und Feinschalig- keit der grünen Erbsen selbst in einem schon etwas vorgescluitteneren Entwicklungsstadium betreffen; Eignung zur Konservenerbse, ferner zur Kocherbse; Widerstandsfähigkeit gegen Pflanzenkraukheiten und Witterungseinflüsse. In den Gärtnereien ist heute noch vielfach Massenauslese üblich, doch wurde und wird bereits öfters in Gärtnereien, indes wohl häufiger in landwirtschaftlichen Betrieben, auch individuell gezüchtet. Die Frühreife ist von den Gärtnern vielfach nur durch das Ausschneiden der frühreifsten Hülsen oder durch frühes Aufziehen und Ernten ganzer über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüclitung. 83 frühreifer Pflanzen aus grösseren Sortenbestäuden gesteigert worden. Erst in neuerer Zeit werden die Pflanzen zur Selektion auf Frühreife in weiteren Abständen (40 x 30 cm) augebaut und an Stützen angebunden oder, wie dies in Quedlinburg der Fall, an 2 m hohen Drahtgeflechten herangezogen. Das Aufblühen der ersten Blüte und der Tag der Ernte werden notiert. Das Auszeichnen geschieht am besten mit echtfarbigen "Wollen in der Weise, dass z. B. -die Pflanzen, die vom 15. — 17. Mai zu blühen beginnen, mit einem weissen Wollfaden, vom 18. — 20. mit einem schwarzen usf. bezeichnet werden. Tedin hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, dass bei frühreifenden Sorten die ersten Blüten in tiefer liegenden Blattachseln erscheinen. Die Internodienzahl bis zur erstentwickelten Hülse ist aber auch innerhalb ein und derselben Sorte zu beachten. Durch ganz zufällige, das Wachstum störende Einflüsse wird ab und zu eine Verspätung in der Blütezeit einzelner Pflanzen vorgetäuscht. Der gleiche Sitz der ersten Blüte zeigt die Blühgruppe an, in welche die Pflanze gehört. Böttner^) will eine noch schnellere Entwicklung früher Erbsen dadurch erreichen, dass er einige Jahre hin- durch von derselben Sorte jährlich zwei Aussaaten und Ernten macht und diejenige Saat selektioniert, die ihre Entwicklungsperiode am raschesten abschliesst. Bei der Züchtung auf hohen Hülsen- und Korn- ertrag ist auf reichen Behang der Elitepflanzen mit Hülsen, auf einen möglichst reichen und lückenlosen Besatz derselben sowie auf die Hülsen- länge zu achten. Eine früher und heute noch übliche Methode bei der Züchtung auf hohe Kornproduktion besteht in dem Ausschneiden der längsten und bestgeformten Hülsen aus der Masse, die später event. noch einer Durchsicht auf ihren guten Besatz mit Samen unterzogen werden. Auch diesbezüglich wird heute in einzelnen gärtnerischen und landwirtschaftlichen Betrieben individuell gezüchtet. Die zur Selektion bestimmten, ausgereiften Pflanzen werden aufgezogen, das Korn- und Strohgewicht, die Zahl und Länge der Hülsen notiert und die Zahl der Erbsen pro Pflanze und pro Hülse, endlich das durchschnittliche Korn- gewicht bestimmt. Die Zahl der Hülsen kann durch das Aufsuchen von Pflanzen mit mehr zweiblütigen Blütenständen gesteigert werden, wo- durch bei individuellem Nachbau der Samen Linien herauszufinden sind, die durchschnittlich mehr zweiblütige Blütenstände besitzen. Nach Gross'-^) sind Pflanzen mit mehr zweiblütigen Blütenständen schwerer und kornreicher, doch fand Fröhlich,^) dass dieser Zusammenhang nur bis zu einer gewissen Grenze der Zahl zweiblütiger Blütenstände gelte. Bei drei- bis fünfblütigen Blütenständen (Pols ä cinque cosses von Vil- morin) werden die Hülsen jedenfalls kürzer und die Körner kleiner, noch 1) 1. c. S. 142. 2) Ö.-U. Zeitschr. f. Zuckerind. u. Landw. 1906, Heft 1. 3} Fühlings Landw. Zeit. 1909, S. 713. 6* 84 E. V. Tschermak: mehr bei der doldeublütigeu Erbse (Pisum umbellatum). Die Anlage zur Zwei- bis Fünfblütigkeit verrät sich oft erst bei grösserem Standraum und besserem Boden. Einzelne Sorten haben zwar zweiblütige Blüten- stände, werfen aber in der Regel die jüngere obere Blüte später ab. Da eine Neigung zur Vererbung der Lückigkeit im Besätze der Hülsen besteht, sind Pflanzen mit mangelhafter Hülsenfüllung von der weiteren Selektion auszuschliessen. — Für Konservenzwecke werden nicht zu grosskörnige, rundsamige Sorten geschätzt, also Pahlerbsen, die auch beim Kochen ihre grüne Farbe besser behalten, wie z. B. die grünbleibende Folger- Erbse. Durch Selektion nach dunkelgrüner Farbe oder durch Bastardierung der Folger-Erbse mit dunkelgrünsamigen Sorten könnte der grüne Farbenton vielleicht noch verstärkt werden. Auf Feinschaligkeit und längeres Zartbleiben der Erbsen in schon etwas vorgeschrittenerem Entwicklungsstadium sowie auf den Geschmack und die Süsse ist für gewöhnlich in rohem Zustande, ferner bei Kochprobeu der zu Konserven- zwecken selektionierten oder durch Bastardierung gewonnenen Neu- heiten wohl zu achten. Die süssen und wohlschmeckenden englischen Markerbsen werden wohl nur deshalb weder zum Konservieren noch zum Trockenkochen verwendet, weil sie bei uns zu geringe Erträge geben. Züchtungen von Sorten, die gegen Meltau, gegen die Fleckeukrankheit, gegen den Erbsenrost usw. widerstandsfähiger sind, scheinen bisher nicht vorgenommen worden zu sein, obwohl sie durch x4.ufsuchen von einzelnen immun gebliebeneu Individuen unter kranken und durch ge- trennten Nachbau ihrer Samen erzielt werden könnten. In Gegenden, wo der Erbsenkäfer sehr verbreitet ist, sind zum Samenbau nur die frühesten Sorten zu empfehlen, die bereits vor der Flugzeit des Käfers abgeblüht haben. \) Für landwirtschaftliche Zwecke -) wird in erster Linie hohe Kornproduktion angestrebt, dabei aber auch auf Frühreife geachtet, wie dies Strube-Schlanstedt bei der Züchtung seiner Viktoria- Erbse durchführt. Eine räumliche Isolierung der verschiedenen Eliten und Vermehrungen ist nicht nötig, da die Erbse ein Selbstbestäuber ist. Bastardierungen zum Zwecke der Kombinierung oder Steigerung wertvoller elterlicher Merkmale sind von Gärtnern und Landwirten bereits häufig vorgenommen worden; die Angaben der landwirtschaftlichen Züchter-^) sind aber reichlicher und wissenschaftlicher gehalten. Von theoretischer Seite ist unter den Gemüsepflanzen die Erbse am gründ- lichsten systematischen Bastardanalysen unterzogen worden. Zufolge ihrer Formenmannigfaltigkeit und der leicht zu erlernenden Manipulationen bei der Bastardierung ist die sich zudem selbstbestäubende Erbse ein ') Es empfiehlt sich dann ferner nur 2 jähriges Saatgut zu verwenden. 2) Vgl. diesbezüglich Fruwirth, Handbuch der Züchtung landw. Kulturpflanzen, 3 Bd., 2. Aufl., S. 155. ') Vgl. diesbezüglich Th. Ro einer, Mendelismus und Bastardzüchtung der landw, Kulturpflanzen; Arbeiten der D. L.-G. Heft 266, S. 67—69. über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. 85 dankbares und viel bearbeitetes Objekt geworden. Die Faline und das Schiffchen werden im Knospenzustande mit einer sanft gebogenen, schmalen Lanzette vom Knospengrunde aus nach vorn längs der „Naht" aufgeschnitten, die Flügel und die Schiffchenhälften auseinander gebogen und zwischen die Finger geklemmt, so dass die Antheren mit einer nach abwärts gebogenen Pinzette leicht entfernt werden können. Bei niedrigen Erbsen müssen die Knospen besonders früh kastriert werden, da bei ihnen die Antheren früher platzen wie bei den hohen Sorten. Der Pollen wird mittels Schreibfedern übertragen. Schutz gegen Insektenbesuch ist selbst an der kastrierten Blüte, die schon im jungen Zustande erfolg- reich bestäubt werden kann, nicht nötig. Von den Resultaten der zahl- reichen, zu wissenschaftlichen Zwecken durchgeführten Bastardanalysen soll nur das Verhalten jener Merkmale aufgeführt werden, die für den praktischen Gärtner von Interesse sind. Es dominieren, prävalieren dem Pisum-Schema (3 : 1) auf: Dominierend: schon an den Bastard- samen. Samen in Gelbe Farbe der Keimlappen Runde Form der Keimlappen Lose Anordnung der den Hülsen. Lückigkeit im Besatz der Hülse (prävalierend). Gewölbte, glatte Hülse. Stumpfes Ende der Hülse. Grüne Farbe der unreifen Hülse. Violette Hülsenfarbe. Traubiger Blütenstand. 3 — 5 - Blütigkeit der Traube (meist prävalierend). Bereiftes Blatt. Vorhandensein der Wickelranke. Hoher AVuchs. und spalten in F^ in der Regel nach Recessiv: Grüne Farbe der Keimlappen. Runzelige Form der Keimlappen. Aneinanderkleben (chenille Form). Voller Besatz. Eingeschnürte, runzelige Hülse (Zuckerhülse). Spitzes Ende der Hülse. Gelbe Farbe der unreifen Hülse. Grüne und gelbe Hülsenfarbe (mit Spaltung nach einem anderen Schema). Schirmförmiger Blütenstand. 1—2 -Blütigkeit. Glattes Blatt (Sorte Emerald). Fehlen derselben (Sorte Acacia). Niedriger Wuchs (spaltet in der Regel 3: J). Mittelstellung nehmen in der ersten Generation ein und spalten in komplizierter Weise in Fg auf (Serienaufspaltung): 36 E. V. Tschermak: Lauge Hülse. Breite Hülse. Grosser Same. Frühes Blühen.^) Kurze Hülse. Schmale Hülse. Kleiuer Same. Spätes Blüheu. AVir wolleu hier die ähulicheu, stets gesetzmässigen Aufspaltuugs- weisen der angeführten Merkmale sowie ihre theoretische Begründung nicht erörtern, sondern bloss auf die praktisch besonders wichtige Er- scheinung hinweisen, dass bei dieser Aufspaltungsweise neben den von Fg ab konstant bleibenden elterlichen Formen auch ein Teil der inter- mediären Formen, also mittelgrosskörnige Erbsen, mittelfrühreife Erbsen, von Fg ab konstant bleiben, und dass selbst Überschreitungen über das AusmaXs elterlicher Merkmale nach beiden Seiten hin, z. B. frühere Eeife, spätere Reife grössere Erbse, kleinere Erbse vorkommen und konstant zu züchten sind. Auf das Verhalten der Samenschalenfarbe bei Bastardierung soll hier nicht eingegangen w^erden, da ja für Gemüsezwecke vorherrschend nur das w^eissblühende Pisum sativum mit farbloser oder gelbgrüner Samenschale in Betracht kommt. Über die Züchtungsgeschichte einzelner älterer, durch Bastar- dierungszüchtung gewonnener amerikanischer und englischer Erbsen- sorten, die heute noch sehr beliebt sind (z. B. Wunder von Amerika, Gradus, First of All usw.), können wir aus mehreren amerikanischen Abhandlungen-) einige Details ersehen. Roemer gibt in seinem Berichte'^) „Mendelismus und Bastard- züchtung der landw. Kultui'pflanzen-' eine Übersicht über die in neuerer Zeit in Deutschland und Österreich durch Bastardierungszüchtuug er- reichten und erstrebten Resultate. Eine bereits vielverbreitete Sorte ist die grüne Viktoria-Erbse, die durch Bastardierung der gelben Viktoria- rait der grünbleibenden Folger-Erbse entstanden ist und die Korngrösse der Mutter und die Samenfarbe des Vaters in sich vereinigt. Nach meinen Erfahrungen bleibt sie allerdings noch hinter dem Korngewicht der gelben Viktoria etwas zurück. Fruwirth erzielte eine grüne gross- körnige Viktoria-Erbse durch Bastardierung der gelben Viktoria -Erbse mit der blaugrünen englischen. Ich selbst habe aus einer Bastardierung der Wunder von Amerika mit der gelben Viktoria eine frühreifere Viktoria- ^) Vgl. E. V. Tscliermak, Über die Vererbung der Blütezeit bei Erbsen; Ver- handl. d. naturf, Vereins, Brunn 1911, Bd. 49. ^) H. J. Webber, Progress of Plant breeding in the United States; Yearbook of the Dep. of Agr. 1899, Washington. W. F. Giles, The practical Breeding of „First Early" Marrowfat Peas; Am. Breed. Magazin Vol. II. New Jersej' Agr. Exp. Station Rep. 1906, p.*491. 3) 1. c. S. 67—69. über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. 87 Erbse mit gTüuen, runden und runzeligen Erbsen erzielt, ferner niedrige Wunder von Amerika - Formen mit verhältnismässig grossen, grünen, runden und runzeligen Erbsen. Die beiden letzteren Züchtungen werden jetzt für vergleichende Sortenanbauversuche vermehrt. Im Fürst Liechten- stein-Pflauzenzüchtungs-Institute in Eisgrub ist eine grosse Anzahl von Bastardierungszüchtungen im Gange, um durch Bastardierung der grün- bleibenden Folger-Erbse mit Früherbsen (Saxa, Rapid, Blitz usw.) eine frühere, niedrigere (ohne Reiser anzubauende), grünbleibende Folger gleichfalls für Konservenzwecke geeignete Erbse zu erzielen. Die Ver- bindung der grünbleibenden Folger mit der Pols ä cinque cosses be- zweckt eine noch ertragreichere grünbleibende Folger -Erbse. Bastar- dierungen mit einer von Ph. de Vilmorin erhaltenen Erbse Pols brochette oder chenille, bei welcher die Samenschalen genau über der Radicula aneinanderkleben, die Erbsen daher in Stangenform aus den Hülsen herausgenommen werden können, haben vorläufig zu keinem praktischen Ziele geführt, da leider auch diese Erbsen vom Erbsenkäfer nicht weniger befallen werden. Auch die von Vilmorin in den Handel gebrachte rankenlose Sorte Pols Acacia wird zu Bastardierungen für praktische Ziele verwendet. Bastardierungen unserer Kulturerbsen mit der wilden Erbse, die von Sutton und seit mehreren Jahren auch von mir studiert werden, haben, da die wilde Form weder gegen Krankheiten noch gegen den Erbsen- käferbefall widerstandsfähiger ist, zu keinem praktischen Resultat ge- führt. In Übereinstimmung mit den Versuchen von Sutton habe ich unter den Aufspaltungsprodukten meistens sterile, ab und zu aber auch relativ fertile Linien erhalten. — Die ertragreiche, grünkörnige Concordia- Erbse wurde in Svalöf von Tedin mit einer gelbkörnigen Erbse bastar- diert, um eine gelbkörnige ertragreiche Concordia-Erbse zu erhalten. In früheren Jahren wurden von mir^) zahlreiche Bastardierungen zwischen der niedrigen rotblühenden Wintererbse (Pisum arvense) und weissblühenden Sommerformen ausgeführt, um weissblühende Winter- erbsen mit längeren Hülsen und grösseren Erbsen zu erzielen, als sie die im Handel befindlichen Wintererbsen aufweisen. Schon der rot- blühende Bastard in F^ ist gegen Kälte empfindlicher als die Winter- erbse; in Fg wintern aber nicht bloss alle weissblühenden Formen aus, sondern auch die heterozy gotischen rotblühenden. Es besteht also eine interessante Korrelation zwischen Winterhärte und Rotblühen (Antho- cy angehalt). Unter den homozygotischen rotblühenden sind wieder diejenigen mit gedrungenem Wüchse, kleinen Hülsen, kleinen Erbsen die gegen Kälte widerstandsfähigsten. Wirkliche weissblühende Wintererbsen gibt ^) Über Korrelationen; Landw. Umschau 1909. 88 E. V. Tschermak: es nicht, weun auch solche empfohlen werden, die im Spätherbst anzu- bauen sind. Da die Wiutererbsen auch nur um wenige Tage früher blühen als unsere frühesten Mai-Erbsen, ist auch von solchen Versuchen kein praktisches Resultat zu erwarten. Gewiss werden trotz der bereits vorhandenen grossen Anzahl vor- züglicher Erbsenrassen besonders durch Bastardierungszüchtung noch viele neue wertvolle Formen entstehen. Bisher wurde dabei noch viel zu wenig auf die Züchtung krankheitsfesterer Rassen geachtet. Fisole. Wenngleich ich überzeugt bin, dass sich viele Gärtner mit Bohnen- züchtung beschäftigt haben, sind mir nähere Angaben über die Ausführung derselben nicht bekannt. In Quedlinburg wurde mir mitgeteilt, dass bei einzelnen Samenzüchtern Massenauslese üblich sei. Die einzelnen nebeneinandergebauten Sorten werden in der Blütezeit durchgegangen und alle bezüglich Blütenfarbe, Wuchs (speziell rankende Bohnen unter rankenlosen) und Blattfarbe von dem Typus der betreffenden Rasse ab- weichenden Formen ausgezogen und entfernt. Zur Zeit der Reife werden vor der Ernte die längsten und bestgeformten Hülsen der einzelnen Sorten ausgeschnitten und dann gemeinsam ausgepahlt. Besonders früh- reife Exemplare und solche mit hervorragendem Hülsenbehang sollen ab und zu auch aus der Masse ausgezeichnet und gesondert geerntet w^erdeu. Natürlich wird sich bei der Fisole Individualauslese viel mehr empfehlen, vielleicht wird sie bereits schon hie und da ausgeführt. Zu diesem Zwecke legt man die einzelnen, niedrigen (Krupp-) Bohnen in einer Entfernung von 30 X 30 cm, höhere halbrankeude Sorten auf 40 X 40 cm, Stangenbohnen auf 50 X 50 cm aus. Festgestellt werden der Blühbeginn, die Einheitlichkeit oder Abweichung im Wuchs, die Fädigkeit oder Fadenlosigkeit sowie die Dick- oder Düunfleischigkeit der unreifen Hülsen, indem von jeder Pflanze eine der zuerst augesetzten Hülsen in der Mitte durchgebrochen wird. Im reifen Zustand werden bestimmt: das Gesamtgewicht der Pflanze, die Hülsenzahl, die Länge der einzelnen Hülsen, das Gesamt-Hülsen- und -Korngewiclit, das Korngewicht allein, die Zähligkeit der einzelnen Hülsen (mit Notierungen über event. auf- fallende Lückigkeit). Es folgt die Berechnung der durchschnittlichen Länge und des Durchschnittsertrages einer Hülse pro Pflanze und das durchschnittliche Gewicht einer Bohne, schliesslich folgt die Feststellung der Form und der Samenschalenfarl)e, event. auch der Kot.yledoneufarbe. * Eine stärkere einseitige Berücksichtigung der Yielsamigkeit der Hülsen kann zur Drückuug des Einzelgewichtes führen, wie M ausholt^) bei der Ackerbohne fand. Damit stimmt auch die von Fruwirth^) fest- 1) Zit. nach Fruwirth, 1. c. S. 117. 2) S. 118. über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. 89 gestellte Beziehung überein, dass sehr vielsamige Hülsen einer Form fast nie die schwersten Körner enthalten. Bei der Züchtung für Konserven- zwecke wird auf die Qualität der Hülse (Dickfleischigkeit und Faden- losigkeit) sowie auf die Länge besonders zu achten sein. Eine Beurteilung dieser Merkmale ist an der trockenen Hülse nur annähernd, exakt aber nur im grünen Zustande möglich. Für Gemüsezwecke ist auf Steigerung der Länge und Hülsenzahl besonders zu achten. Da eine gegensätzliche Beziehung zwischen durchschnittlicher Kornschwere und dem Kornertrag der Pflanze nicht besteht, erscheint nach Fruwirth die Beachtung der Durchschnittsgrösse, besser des Korngewichtes pro Pflanze innerhalb einer Form besonders wichtig. Da ich selbst sowie Fruwirth,^) Böttner^) und viele Gärtner beobachten konnten, wie rein gezüchtete niedrige Kruppbohnen ganz plötzlich Neigung zur Rankenbildung zeigen und diese auch weiterhin vererben, ist auf das Ausmerzen solcher Individuen oder selbst Stämme auch bei reiner Linienzüchtung besonders zu achten. Es scheint sich hier um spontane Variabilität oder um ein Auslösen kryptomerer An- lagen an konstant gewordenen Bastarden, speziell durch Witterungs- einflüsse (Dürre, Frost) hervorgerufen, zu handeln. In den Samenzüchtereien werden die verschiedensten Sorten der Kruppbohne nebeneinander zur Samenzüchtung gebaut, getrennt von ihnen wieder verschiedene Stangenbohnensorten nebeneinander gezogen, da Bastardierungen verhältnismässig selten beobachtet werden. Immerhin wird man lieber nur gleichfarbige Bohnen nebeneinander bauen und schmale Scheidungen zwischen verschiedenfarbigen einschieben, besser noch zwischen jede Sorte, da im Laufe mehrerer Jahre die Eeinheit der Sorte infolge spontaner Bastardierungen doch ganz beträchtlich leiden kann. Die künstliche Bastardierung ist durch meine Methode, die sehr schwierig auszuführende Kastration zu umgehen, sehr erleichtert worden. Die Fahne wird im Knospenzustand längs der Mittellinie mit einer feinen Lanzette aufgeschnitten, die beiden noch etwas zerknitterten Flügel so- dann etwas auseinandergebreitet und links und rechts auseinandergebogen. Durch ein kräftiges Herabdrücken des linken Flügels gelingt es — aller- dings nur bei normaler Ausbildung des Schiffchens und bei kräftigeren Knospen — wiederholt, den noch nicht mit Pollen bedeckten Narbenkopf aus dem Schiffchen heraustreten zu lassen, während die noch nicht oder eben im Öffnen begriffenen Antheren im Schiffchen zurückbleiben. Der Pollen wird mit Stahlschreibfedern aus den Schiffchenspitzen der Vater- blüten entnommen oder aus den etwas aufgeschlitzten Schiffchen und ^) Züchtung landw. Kulturpflanzen, 3. Bd., 2. Aufl., S. 166. 2) 1. c. S. 341. 90 E. V. Tschermak: auf die herausgedrückte Narbe der zu bestäubenden Blüte aufgetragen.^) Eine andere, von Emmerson^) empfohlene Methode ist schwieriger imd mit geringerem Erfolg auszuführen. Wie an der Erbse wurden auch an Bohnen zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen ausgeführt. Es sei hier nur eine tabellarische Übersicht der Wertigkeit der praktisch wichtigeren Merkmale bei Bastardierung geboten. Verhalten der Merkmale in F^: Verhalten in F^: Hoher Wuchs dominiert über niederen Wuchs. Spaltung nach 3:1. Farbige Blüte dominiert über weisse. Desgleichen. Grüne Farbe der unreifen dominiert über gelbe Farbe. Desgleichen. Hülse Glatte Hülse dominiert über einge- schnürte. Desgleichen. Gewölbte Hülse dominiert über flache. Desgleichen. Mangel an Fäden der prävaliert über die Fädig- In einigen Fällen 3:1, in Hülsen keit. anderen (Mangel an Fäden -\- Intermediäre): Fädigkeit 3:1. Stumpfes Ende der Hülse prävaliert meistens über Unreine Spaltung an- lauge Spitze. nähernd 3:1. Breite Hülse prävaliert über schmale. Unreine Spaltung. Lange Hülse prävaliert über kurze. Desgleichen. Pigmentierte Samenschale dominiert über weisse. Spaltung nach 3:1, oft kom- (einheitlich oder mar- plizierte Aufspaltung. moriert) Walzenform Walzenform Gelbe Keimlappen färbe prävaliert über Kugelform. prävaliert über Nierenform. dominiert über grüne schon an den Kreuzungssamen (Embryoxenien). Unreine Spaltung , Kugel- form konstant. Unreine Spaltung, Nieren- form konstant. Spaltung nach 3:1. Bei Bastardierung halbhoher Sorten mit niedrigen sind die Spal- tungsverhältnisse noch nicht ganz sichergestellt. Auch die Versuche bezüglich des Verhaltens der Fädigkeit der Hülsen zum j\[angel an Fäden, der Dünnfleischigkeit der Hülsen zur Dickfleischigkeit bedürfen noch eines weiteren Studiums bei verschiedenen Elternkombinationeu. Was die Färbung der Samenschale betrifft, lassen sich die vielfach sehr komplizierten Bastardierungseffekte dahin zusammenfassen, dass bei ^) Genaue Beschreibung der Methode in: Weitere Beiträge über Verschieden- wertigkeit der Merkmale bei Kreuzung von Erbsen und Bohnen; Zeitschr. f. d. landw. Versuchswesen in Osterreich 1901. •) 15. Ann. Rep., Agr. Exper. Stat. Nebraska. über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. 91 Bastardierung pigmentierter reinfarbiger Rassen das dunklere Pigment im allgemeinen dominiert oder prävaliert. Bei marmoriertsamigen Rassen dominiert die Marmorierung über die Einfarbigkeit, in Fg tritt dann Spaltung nach 3 : 1 ein. Bei Bastardierung von weisssamigen Rassen mit gewissen einfarbig pigmentierten sowie zwischen gewissen gleichfarbig pigmentierten tritt wiederholt in F^ Marmorierung neu auf; in Fg verhält sich marmoriert : pigmentiert gleichwertig, also 1:1. Die gleichfarbigen Gruppen — oft in recht verschiedenen Farbenstufen — spalten weiterhin nur mehr in gleichfarbige oder in gleichfarbige und weisse auf nach dem grundlegenden Spaltungs Verhältnis 3 : 1. Die marmoriertsamigen Gruppen spalten weiterhin stets in marmorierte und gleichfarbige oder in mar- morierte, gleichfarbige und weisse auf. Konstant marmorierte Formen sind aus solchen Kombinationen nicht zu erhalten. Praktisch wichtig ist das Verhalten der Samengrösse. In F^ prävaliert die grössere Form, es resultiert Mittelstellung; in Fg tritt Serienspaltung ein mit verhältnis- mässig seltenem Auftreten der elterlichen weiterhin konstanten Gewichte. Einzelne Formen mit intermediärem Gewicht bleiben auch w^eiterhin kon- stant, während der grösste Teil in komplizierter Weise weiter aufspaltet. Mit Bastardierungszüchtung bei Bohnen für praktische Ziele be- schäftigt sich besonders die New Jersey Agr. Exp. Station in New Brunswick. Die erzielten Neuheiten werden, auch wenn sie noch nicht völlig durchgezüchtet sind, an Farmer unentgeltlich abgegeben, die jähr- liche Berichte über ihre an diesen neuen Sorten gemachten Erfahrungen einsenden und neue Wünsche und Anregungen vorbringen. Man trachtet, durch geeignete Kombinationen schon bewährte Sorten frühreifer, faden- los und gegen Gleosporium weniger empfänglich zu machen. Ganz ähnliche Ziele verfolgt die Eisgruber Pflanzenzuchtstation, indem einzelne an Ort und Stelle sehr befriedigende Rassen mit ver- hältnismässig hohem Samenertrag und langen Hülsen durch Bastar- dierung mit dickfleischigen, fadenlosen Sorten, ferner mit frühreiferen und krankheitsfesteren Sorten „verbessert" werden sollen. — So hat eine Bastardierung zwischen der grünbleibenden nierenförmigen Chevrier- bohne, die sehr wenig Widerstandsfähigkeit gegen Gleosporium besitzt, mit der Johannsen sehen Prinzessbohne sowie mit anderen grösser- samigen und krankheitsfesteren Formen bereits einige walzliche, dick- samige und grünbleibende gesündere Formen entstehen lassen, die jetzt vermehrt werden. Wir hoffen, durch diese Bastardierungen auch für Konservenzwecke geeignete Formen zu züchten, die ihre grüne Farbe beim Kochen ohne besondere Zusätze (Kupfervitriol) besser konservieren, da zwischen grüner Kotyledonenfarbe und Grünbleiben der Hülsen selbst bei der Reife eine Korrelation besteht. Bastardierungen zwischen Phaseolus multiflorus und Ph. vulgaris gelingen in beiderlei Verbindungsweisen ganz leicht. F^ ist wenig fertil. 92 E. V. Tschermak: In F2 spalten aber wieder auch fertile Formen ab. Ph. miütiflorus ist ein Fremdbestäuber. Diese Eigenschaft dominiert in F^. In Fg tritt auch diesbezüglich Spaltung ein. Auffallende Ausnahmen bezüglich der Vererbung der Samenschalenfarbe und Form der Samen sind wohl auf neuerliche Fremdbestäubungen in Fg und den folgenden Generationen zui-ückzuführen. Konstante weiss- und rosablühende niedrige Feuerbohnen sind durch solche Bastardierungen bereits von mir gezüchtet worden. Sie blühen sehr reich, setzen aber bei ausbleibender Fremdbestäubung nur spärlich Früchte an. Die dunkelrot blühenden niedrigen Formen mit violetten Blatt- und Blütenstielen sind speziell für gärtnerische Zwecke sehr wirksam. Es ist mir aber trotz zwölfjähriger Selektionsarbeit noch nicht gelungen, sie bezüglich Blüten- und Samenschalenfarbe konstant zu züchten. 0 u r k e. Mit Gurkenzüchtung haben sich die Gärtner schon seit langer Zeit beschäftigt. Doch wird heute noch immer vorherrschend mit Massen- auslese, viel seltener mit Individualauslese und Bastardierung gearbeitet. Trotz der grossen Menge von Treib- und Freilandsorteu wird die lokale Züchtung von Gurken noch weiterhin sehr zu empfehlen und rentabel sein, da die Gurke bei Klima- und Bodenwechsel wiederholt in ihrer Fruchtbarkeit eine ganz bedeutende Eüibusse erleidet. Man unter- scheidet nach dem Verwendungszwecke: Gurken zum Treiben im Mist- beete oder Glashause (meist lange Formen) und Freilandgurken. Die zahlreichen Sorten lassen sich gruppieren: 1. Nach der Form: Lang- und düunfrüchtige Sorten (z. B. Schlangengurken), beUebt als Salat- gurken; walzenförmige, mittellange (beliebt als Einlege-Salzgurken) und kleinfrüchtige (beliebt als Einlege-Essiggui'ken) ; 2. nach der Farbe der Fruchtschale (gelbliche, weisse, grüne); 3. nach der Zeichnung der Schale (glatte, genetzte, stachelige); 4. nach der schwächeren und stärkeren Eankenbildung (z. B. Klettergurken); 5. nach der Reifezeit. Die Massenauslese sowie die Individualauslese finden in erster Linie nach guter Form statt, dann erst hinsichtlich der weiteren, oben angeführten Merkmale. Die Elitegurke muss in der Regel eine gerade Form aufweisen, sie darf nicht verkrüppelt oder gebogen sein; sie soll gleichmässig dünn oder dick sein, ihr Hals darf nicht eingeschnürt sein. Ein richtiges Urteil über die Fruchtbarkeit, Reifezeit, Ausgeglichenheit, Härte des Fleisches, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und über den Geschmack ist nur bei individueller Beurteilung zu fällen. Es muss darauf geachtet werden, ob nicht die häufig angestrebte Länge der Gurke auf Kosten des Ertrages erreicht wird. Bei Individualauslese werden die Längen, event. auch der Umfang der einzelnen Gurken gemessen, die Zahl, das Einzelgewicht und Gesamtgewicht der Gurken einer Pflanze bestimmt und die voneinander durch Scheidungen getrennt über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. 93 ZU bauenden Nachkommenschaften der einzelnen Pflanzen auf ihre Gesamtleistung hin geprüft und verglichen. Hat ein Stamm einen deutlichen Vorsprung über die anderen erreicht, braucht ja der Versuch (die Wägungen) nicht weiter fortgesetzt zu werden. Gleichwertige Stämme werden bei der Vermehrung wieder nebeneinander gebaut. Wichtig ist die Notierung des Tages des ersten Gurkenansatzes. Manche Sorten, speziell aus dem Süden eingeführte, beginnen zwar sehr früh zu blühen, bilden aber zunächst nur männliche Blüten und erst viel später weibliche, so dass ein später Gurkenansatz resultiert. Bei ein- heimischen Sorten wird diese Beobachtung viel seltener gemacht. Auf die Züchtung widerstandsfähiger Sorten (besonders gegen den Meltau) ist noch sehr wenig Sorgfalt verwendet worden. Die Gurke ist monözisch. Obwohl Selbstbestäubung an derselben Pflanze durch gleichzeitiges Blühen männlicher und weiblicher Blüten möglich ist, wird doch Fremdbestäubung die Regel sein. Das erhellt auch aus den Erfahrungen der Gärtner, welche die Schwierigkeit der Reinhaltung einer Sorte bei Anbau mehrerer Sorten nebeneinander stets betonen. Die Korolle ist bei weiblichen Blüten kleiner als bei den männlichen. Die Übertragung des Pollens kann in der Weise erfolgen, dass man die Narben weiblicher Blüten direkt durch Bestreichen mit stäubenden männlichen Blüten oder indirekt mit Hilfe eines Pinsels mit Pollen belegt. Die Pollengewinnung kann durch das Aufschlitzen der Antheren und Eintrocknenlassen derselben in der Sonne beschleunigt werden. Bei Nebeneinauderblühen mehrerer Sorten sind die zur Bastar- dierung zu verwendenden weiblichen und männlichen Blüten vor dem Aufblühen durch Umhüllen mit Gazesäckchen zu schützen, eine Mani- pulation, die mit besonderer Vorsicht gemacht w^erden muss, da die Blüten leicht abbrechen. Bastardierungen wurden von Gärtnern wiederholt vorgenommen, es fehlen aber genaue Daten über das Verhalten der elterlichen Merkmale in den einzelnen Generationen. Im Fürst Liechtenstein-Pflanzenzüchtungs- institute in Eisgrub sind Versuche im Gange, um aus einer wertvollen südmährischen Landrasse, der Bratelsbrunner Gurke, die aber sehr häufig vom Meltau befallen wird, durch Bastardierungsversuche mit Gurken, die sich in vergleichenden Sortenanbauversuchen am selben Orte widerstandsfähiger erwiesen haben, eine neue, gegen diese Krankheit widerstandsfähigere Sorte mit Bratelsbrunner Typ zu gewinnen. Dass die Gurken auch ohne Bestäubung samenlose Früchte an- setzen, war manchen Gärtnern schon lange bekannt, doch wurde diese Erscheinung (Parthenokarpie) erst von Noll durch einwandfreie Versuche festgestellt. Ob einzelne Sorten mehr oder weniger, stärkere oder schwächere Früchte auch bei ausbleibender Befruchtung ansetzen, bleibt noch eine offene Frage. Auch die Geschmacksbeeinflussung (Xenien- 94 E. V. Tschermak: Wirkung) der Gurke durch Melouenpolleu und umgekehrt der Melone durch Gurkenpollen ist den Gärtnern, die Gurken und Melonen in Kästen nebeneinander bauten, keineswegs entgangen, i) Diesbezügliche einwand- freie Versuche wurden zunächst von Leclerc du Sablon'-^) angestellt und von mir seit mehreren Jahren stets wiederholt. ■^) Die Gurken bekommen durch die Bestäubung mit Melonenpollen tatsächlich einen aromatischen, melonenartigen Geruch und Geschmack; die Melonen büssen durch die Bestäubung mit Gurken an Aroma und Geschmack ein, sie schmecken gurkeuähnlicher. Leclerc du Sablon brachte auch einige Zahlen, die zeigten, dass die mit Melonenpollen bestäubte Gurke an Zucker reicher, die mit Gurkenpollen bestäubte Melone zuckerärmer wird. Auch ich habe in einzelnen Fällen eine solche Beeinflussung konstatieren können, jedoch keinesfalls ausnahmslos. *) Diese Versuche werden in Eisgrub fortgesetzt und auch auf Obst ausgedehnt, wo ganz ähnliche Beobachtungen vorliegen. Bei Bastardierungen zwischen Gurke, Melone und Kürbis werden ab und zu keimfähige Samen gewonnen. Genauere Mitteilungen über solche von Bailey in grösserer Menge ge- wonnenen Bastarde fehlen bisher. Es wird nur von einer sehr mannig- faltigen Aufspaltung und von dem Auftreten neuer Merkmale gesprochen. Melone. Die Melonenzüchtung erfolgt in ganz analoger Weise wie die Gurkenzüchtung, nur spielt hier die Beurteilung nach Geschmack, Zucker- gehalt, Fleischfarbe und Frühreife eine ganz besondere Eolle. Man unterscheidet: Kantaloupen mit rippigen Früchten (meist rund, seltener länglich, Fruchtfleisch rot, gelb, grünlich bis weiss, sehr aromatisch); Netzmelonen (mit einer korkartigen Substanz netzartig überzogen, meist rund, Fleisch grünlich- weiss, auch gelb-orange, Geschmack oft sehr fein); glatte Melonen (Frucht oft länglich, Fruchtfleisch weniger würzig, weiss, grün- weiss) und Wassermelonen (mit wasserreichem, oft rotem Frucht- fleisch, mit roten und schwarzen Samen). Mit Melonenzüchtung be- schäftigt sich eine Anzahl von Versuchsstationen in Nordamerika, die darüber auch berichten. ■') Akklimatisationsversuche mit aus den Süd- staaten stammenden Melonen, und zwar AVassermelonen, Speisemelonen, Kantaloupen, sind bereits unternommen und durch Individualauslese befriedigende Eesultate erzielt worden (Roky Ford Cantaloupe, Coopers frühe Wassermelone). Auch eine gegen den Melonenrost widerstands- 1) Vgl. Böttner, 1. c. S. 89. 2) Compt. rend. 1903, S. 1298. 3) Wiener landw. Zeitung 1907, Nr. 40. *) Bailey konnte bei seinen Versuchen — vgl. Hurst, Journ. of the Roy. Hort. Soc. 1906, p. 12 — keine Beeinflussung konstatieren. *) Ph. K. Blinn, Breeding cantaloupes; Am. Breed. Ass. vol. IV, p. 165, 1908. über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. 95 fällige Kantaloiipe wurde iu der Colorado Experimental Station durch Linienzüclitung" gewonnen. ^) Auch zu Bastardierimgsversucben mit anderen vorzüglichen Sorten wurde diese Kantaloupe verwendet, so dass es gelang, Kantaloupeusorten mit allen schätzenswerten Eigenschaften zu erzielen. Eine gute, widerstandsfähige Wassermelone Conqueror ist durch Bastardierung der geschätzten Sorte Eden mit widerstands- fähigeren Rassen gezüchtet worden. Bei einer von Lumsden^) zwischen einer englischen Musk-Melone (Suttons Superlativ) und einer franzö- sischen Cantaloup (Delices de la table) ausgeführten Bastardierung dominierte die gelbe Farbe der Haut, Kugelform der Frucht, erhebliche Grösse der Samen, Rippung, Netzung und erhebliche Grösse der Frucht über grüne Farbe, längliche Form der Frucht, geringe Grösse der Samen, Glätte der Haut und geringe Grösse der Frucht. In F^ trat Spaltung ein. Kürbis. Auch mit der Kürbiszüchtung beschäftigen sich besonders die Amerikaner und Engländer. Bei uns ist der Kürbis ein mit Unrecht noch viel zu wenig geschätztes Gemüse. Man unterscheidet: 1. Gross- früchtige und mittelgrosse (Speisekürbisse), 2. gewöhnliche kleinfrüchtige Mark-, Schmer- oder Gemüsekürbisse, 3. Zierkürbisse. In den Reports der New Jersej^ Agr. Exp. Station in New Brunswick wird über die züchterische Behandlung der Speisekürbisse berichtet. Es wird sowohl mit Individualselektion sowie mit Bastardieruugszüchtung ^) gearbeitet. Rein wissenschaftliche Bastardierungsversuche wurden mit Zierkürbissen von Emmerson*) in Lincoln begonnen. Tomaten. Auch über verschiedene Züchtungsmethoden der Tomate verdanken wir besonders zahlreiche Angaben den Amerikanern, die mit Individual- auslese und Bastardierungszüchtung auf Mendelistischer Grundlage be- reits schöne praktische Erfolge erzielt haben. Die Frühreife spielt für die Freilandkultur in unserem Klima die entscheidendste Rolle, da manche mittelfrühe Sorten, die in südlichen Gebieten grosse Erträge geben, bei uns oft nicht ausreifen. Die grosse Menge von Tomatensorten kann zunächst nach ihrer Reifezeit in frühe, mittelfrühe und späte gruppiert werden. Die Form variiert sehr. Die Früchte sind glatt oder wenig bis sehr stark gerippt, ungeteilt oder mehrlappig, mehi- abgeplattet, rund, pflaumenförmig, länglich -birnen- 1) L. H. Webber, Progress of Plant Breeding in the United States; Yearbook of the Department of Agr. 1899. 2) New Hampshire Agr. Exp. Stat.; Bull. 172, 1914. ^) Bereits seit 1875; New Jersey Agr. Exp. Station. *) Reisebericht 1. c. S. 21, 96 E. V. Tschermak: förmig, gross bis sehr klein. Es gibt Sorten mit scharlachrotem, dunkel- hellrotem, orangegelbem Fruchtfleisch in verschiedenen Farbstufen. Auch betreffs des Baues des Blutenstandes, der Blattfarbe und Blattgestalt unterscheiden sich die Sorten ganz wesentlich voneinander. Früher wurde allgemein mit Massenauslese unter ständiger Berücksichtigung der Frühreife gearbeitet. Die schönsten, bestgeformten, frühreifsten Früchte einer Sorte wurden gemeinsam geerntet und ihre Samen gemischt weitergebaut. Für Freilandtomaten wird augestrebt: Frühreife (Ausreifen sämt- licher Früchte), grosse Produktionsfähigkeit, grosse Früchte, möglichst gleichmässige Ausbildung derselben, gute Form (entweder gleichmässig schön gerippt oder gleichmässig glatt), schöne satte Farbe und guter Geschmack. Von frühreifen, im Ertrag gleichwertigen Sorten werden die grossfrüchtigen mehr geschätzt. Leider sind die grossfrüchtigen Sorten, z. B. Präsident Garfield, selbst die aus Italien stammende Pon- derosa, für uns noch zu spätreif. Durch Individualauslese wären gewiss aus manchen grossfrüchtigen und produktiven Sorten frühreifere Stämme zu gewinnen, wie Böttner mit Recht betont. Die mehr runden, glatten, ungerippten Formen sind entschieden für den Handel vorzu- ziehen; sie lassen sich leichter verpacken und verarbeiten. Sie werden heute auch für Freilandkultur vorgezogen. Für die Gewächshauskultur besitzen wir bereits ausgezeichnete glattfrüchtige englische Züchtungen. In Nordamerika und England beschäftigt sich heute eine ganze Anzahl von landwirtschaftlichen und gärtnerischen Versuchsstationen mit Indi- vidualauslese und Bastardierungszüchtung bei Tomaten. Webber') berichtet, dass der Tomatenzüchter A. W. Livingstone beim Durchmustern seiner Anlagen unter vielen hundert Exemplaren eines auszeichnete, das völlig abwich von allen ihm bisher bekannten Sorten, und wie dieser Fund die Veranlassung bot, die Methode der Selektion durch Auswahl der schönsten Früchte (Massenauslese) aufzu- geben und zur Beurteilung des ganzen Individuums überzugehen (Indi- vidualauslese). In exakt experimenteller Weise wies Tracy^) an der Sorte Beauty die Überlegenheit der Individualauslese mit nachfolgender Nach- kommenschaftsprüfung über das bisherige Verfahren der IVIassenauslese nach. Durch Formentrennung mit nachfolgender Individualauslese gelang es Orton, Sorten mit relativer Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrank- heiten zu erhalten. ^) Die angeblich durch Mutation entstandene Sorte ^) Progress of plant breeding in the United States ; Yearb. of Dep. of Agric. 1899, p. 465 — 490, and Improvement of Plants by selection; Yearb. 1898, p. 355 — 376. -) W. W. Tracy, Variant Tendency and Individual Prepotency in Garden Vegetables. ^) W. A. Orton, The Development of Disease Resistant varieties of Plants IV. Conference internationale de Genetique, Paris 1911, p. 244. über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. 97 Acme wurde von White ') etwa im Jahre 1900 dadurch umgezüchtet, dass er die an ein. südliches Klima gewöhnte Sorte in klimatisch rauherer Gegend anbaute und durch diese Änderung der Lebensbedingungen „pro- gressive Mutationen" hervorrief. Ob diese Deutung richtig ist, erscheint mehr als fraglich; das praktische Resultat war jedenfalls zufrieden- stellend. Die blütenbiologischen Verhältnisse der Tomate sind in ihren Einzelheiten noch nicht genau untersucht. Selbstbefruchtung führt zwar zu normalem Erfolg, sie kann auch bei ausbleibendem Insektenbesuch spontan erfolgen, doch kommt auch Fremdbefruchtung vor, wie aus den Erfahi'ungen der Gärtner und aus den genauen Angaben von Gilbert^) hervorgeht. Böttner behauptet, dass der Pollen auch durch den Wind übertragen werde. Das erbliche Verhalten der einzelnen Eigenschaften der zahlreichen Tomaten ist bereits Gegenstand eifrigster Untersuchung in England und Amerika geworden, nachdem schon vorher Bastardierungen zu rein praktischem Zweck wiederholt in allen Ländern ausgeführt und zu praktischen Resultaten geführt hatten. Die Kastration und die Pollen- übertragung (mittels Pinsel) ist sehr leicht auszuführen; stäuben die Antheren zu wenig, so hilft man sich durch Aufschlitzen derselben und Eintrocknenlassen in der Sonne. Webber bringt in einem beachtens- werten Artikel interessante Details über die Einführung und Weiterzucht der Tomate in Nordamerika, aus welchen ersichtlich ist, dass die Bastardierungszüchtung für praktische Zwecke in Nordamerika besonders häufig zur Anwendung kommt. Schon um das Jahr 1850 war die heute noch geschätzte Sorte Trophy, ein Bastardierungsprodukt zwischen der kleinfrüchtigen Love Apple und einer stark gerippten Form bekannt, die durch weitere Selektion verbessert, wieder zum Ausgangspunkt zahlreicher Neuzüchtungen durch Bastardierung wurde. Wellington^) berichtet über Ertragssteigerungen bei Tomatenbastardierungen, die als eine Folge der Heterozygotie angesehen werden. Bastardierungsversuche im Pflanzen- züchtungsinstitute in Eisgrub, die noch nicht abgeschlossen sind, wurden in der Absicht ausgeführt, durch Bastardierung der sehr frühreifen ge- rippten Ficarazzi mit der runden, glatten, später reifen Coopers First Crop eine frühreife, runde, für Konservenzwecke besonders geeignete Sorte zu erzielen. Der im Jahre 1914 durchgeführte Anbau von F^ zeigte eine ganz auffallende Steigerung des Ertrages der F^- Individuen im Vergleiche zu den Elternsorten, nämlich mehr als 1 kg pro Pflanze. Die Produkte anderer Bastardierungen zeigten diese Erscheinung nicht, 1) Science, XIV, 841—844, 1901 und XVII, 76—79, 1903. •^) Am. Breeders Ass. 1911, Vol. VII. ^) R. Wellington, Influence of crossing in increasing the yield of the Tomato; New York Agric. Exp. Stat. 1912, p. 57 ff. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. IV. 7 98 E. V, Tschermak: wenigstens nicht in dem Mafse. Es ist dies eine Erfahrung, die in Übereinstimmung zu bringen wäre mit den am Mais erzielten Resultaten von ShuU und East, weshalb auf die dort gegebenen theoretischen Erklärungsversuche hingewiesen sei. ^) Sollte sich dieses Resultat der beträchtlichen Ertragssteigerung bei der angeführten Bastardierung bei Fortsetzung unserer Versuche stets wiederholen, so wäre die sehr leicht und in genügender Menge ausführbare jährliche Gewinnung von Bastard- samen erster Generation zu Verkaufszwecken wohl in Betracht zu ziehen. Ein sehr wichtiges Zuchtziel wird in Amerika von der New Jersey Agr. Exp. Station-) verfolgt, nämlich die Verbesserung des Innenbaues der Früchte in der Richtung, dass man versucht, Früchte mit möglichst viel Fleisch und möglichst wenig Samen zu erhalten. Ein Erfolg in dieser Richtung liegt in der Züchtung der Rasse Oligosperm vor, die, wie alle samenarmen Sorten, durch Stecklinge vermehrt wird. Diese Neuheit entstand 1906 aus der Bastardierung zwischen Giant und Red Fear. Sie ist eine glatte, gelbe, kleinfrüchtige Sorte mit ausserordentlich geringer Samenproduktion. Man trachtet an ihr durch Änderung der Lebensverhältnisse in ähnlicher Weise, wie dies White 1900 bezüglich der Sorte Acme getan, ,. Verbesserungen" hervorzurufen. Während die Oligosperm lediglich in bezug auf Samenarmut einen kaum zu überbietenden Rekord darstellt, besteht jetzt weiterhin das Bestreben, die Fleischigkeit der Früchte quantitativ und qualitativ zu steigern. Der Weg, den die Station diesbezüglich einschlägt, ist der, dass man die Zahl der Fruchtfächer und damit die Zahl der fleischigen Wände zu erhöhen trachtet. In Verbindung mit diesem Zuchtziele wird auch noch auf die äussere Gestalt der Frucht Rücksicht genommen; man versucht nämlich, den Längsdurchmesser der sehr fleischigen Früchte im Verhältnis zum Äquatorialdurchmesser zu verlängern. Diesem kom- binierten Zuchtziele diente eine Reihe der im Jahre 1906 in New Brunswick (N. J.) durchgeführten Bastardierungen. Eine kurze Zu- sammenstellung über das erbliche Verhalten einer grösseren Anzahl von Eigenschaften der Tomaten in F^ aus verschiedenen mir vorliegenden Abhandlungen^) möge diesen Bericht über Tomatenzüchtung schliessen. ^) G. H. ShuJl, A pure line method in corn breediug; Am. Breed. Ass. vol. V, pag. 51 — 59, 1909. — E. M. East, The distinctiou betweeu development and hereditj' in inbreeding; The Am. Naturalist vol. 43, Nr. 507, 1909. 2) Rep. 1907, pag. 299. ^) W. A. Gilbert, A Mendelian Study of Tomatoes; Am. Breed. Ass. 1911, vol. VII. — Halsted; New Jersey Agr. Exp. Stat. Rep. 1906, pag. 169. — Hurst, Mendels law of Heredity and its Application to Horticulture ; Journ. of the R. Hortic. Soc. 1910. — Groth, The F^ Heredity of Size, Shape and Number in Tomato Fruits; New Jersey Agr. Exp. Stat. Bull. 242, 1912. — H. Price und A. Drinkard, In- heritance in tomato hybrids; Virginia Agric. Exp. Stat. 1908, Bull. 177. über deu gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. 99 . ^ mit Fq- Spaltung nach 3 : 1 oder Es dominieren in li .., , o i ^ annähernd 3 : 1 hoher, normaler Wuchs über Zwergwuchs, zartes Blatt derbes Blatt, grünes Blatt gelbes Blatt, gewöhnliches Blatt kartoffelähnliches Blatt, glatte Blattoberfläche rauhe Blattoberfläche, Behaarung der Frucht glatte Frucht, glatte Frucht gerippte Frucht, i) sphärische oder runde Frucht birn förmige Frucht, rundlich-konische Frucht rundlich-flachgedrückte Frucht, pflaumenförmige Frucht birnförmige Frucht, kirschförmige, kleine Frucht birnförmige Frucht, scharlachrote, rote und blass- gelbe Farbe der Frucht, rote Farbe der Frucht zweiteilige Frucht vielteilige Frucht, rote Farbe der Frucht blassrote Farbe der Frucht, gelbe Fruchthaut durchsichtige Fruchthaut. Intermediär verhalten sich in F^ folgende Eigenschaftspaare, mit Fg- Spaltung annähernd 1:2:1: birnförmige Frucht grosse, runde Frucht, pflaumenförmige Frucht grosse, runde Frucht, kleine, runde Frucht (kirschförmige Frucht) ^) grosse, runde Frucht. In F2 tritt bezüglich der letztgenannten Eigenschaften (Grösse und Gestalt) nach Gilbert Aufspaltung, annähernd nach dem Verhält- nisse 1:2:1, auf, wobei regelmässig die intermediären Individuen in grösserer Anzahl, als theoretisch zu erwarten stand, auftreten, was Gilbert auf die Schwierigkeiten der Klassifikation zurückführt. Spargel. Auf die Züchtung des Spargels ist selbst in Deutschland, wo die Gemüsesamenzucht bekanntlich seit langem mit besonderer Sorgfalt be- trieben wird, bisher noch wenig Arbeit verwendet worden. Sie begegnet aber auch tatsächlich ganz besonderen Schwierigkeiten. Man kultiviert zwei Hauptrassen, den weissen Spargel, der in grossem Mafsstabe besonders in Norddeutschland angebaut wird und für zarter gehalten wird, und den grünen Spargel, der in Süddeutschland und noch häufiger in Italien gebaut wird. Der grüne Spargel ist aromatischer, hat aber einen herben bis bitteren Beigeschmack, den viele nicht lieben. Der weisse Spargel eignet sich mehr für Saudboden, der grüne, derbere mehr ^) Im Institute für Pflanzenzüchtung in Eisgrub festgestellt. IQO E. V. Tschermak: für Lehmboden. A\'ir unterscheiden heute eine ganze Anzahl von Spargel- sorten, die häufiger durch physiologische als durch morphologische Ver- schiedenheiten voneinander abweichen; oft genug ist aber der Name das einzige und zwar unberechtigte Unterscheidungsmerkmal. Durch die lokalen Verschiedenheiten des Bodens und des Klimas des betreffenden Anbau- ortes ist jedenfalls eine Reihe von Standortsmodifikationen entstanden, die wiederholt eine Steigerung, demnach auch eine „Verbesserung" der einen oder der anderen Eigenschaft bedeuten, die eben den Spargel zu einem unserer beliebtesten und edelsten Gemüse gemacht haben. Wir können diese Sorten als Landsorten bezeichnen, sofern sie eine ganze Reihe von Generationen in den betreffenden Gebieten wie z. B. in Braunschweig, Ulm, Eibenschitz und an vielen anderen Orten herangezogen wurden und daselbst die für die betreffende Sorte typischen Eigenschaften auf- weisen. Die deutschen Sorten unterscheiden sich verhältnismässig sehr wenig voneinander. Sie sind Standortsmodifikationen, die, einige Gene- rationen am gleichen Orte nebeneinander gebaut, ihre keineswegs erb- lichen Verschiedenheiten wieder verJieren und dann nicht mehr vonein- ander zu unterscheiden sind. Wirkliche Züchtungsformen besitzen wir nur ganz wenige. Die bisher übliche, aber auch nur in sehr seltenen Fällen geübte Züchtungsmethode besteht in dem Auszeichnen der ertrag- reichsten Spargelstöcke einer Anlage und in dem gemeinsamen, seltener individuellen Abernten der Beeren und Gewinnen der Samen dieser Pflanzen. Der Spargelzüchter E. H. Meyer in Braunschweig berichtet in seiner Broschüre, ') dass die heute in Deutschland besonders beliebte Sorte „Ruhm von Braunschweig"' von dem Spargelzüchter Osten durch sorgfältige Selektion von Samen der ertragreichsten Stöcke aus der alt- bewährten Landsorte Braunschweiger Spargel gewonnen wurde. Leider wird aber heute noch in der Regel der Spargelsamen promiscue auf den Spargelfeldern gewonnen. Er ist auch entsprechend der leichten Gewinnung und des geringen Aufwandes von Arbeit sehr billig und sehr minderwertig. Schon bei allgemeiner Durchführung der Massen- auslese, noch mehr bei Individualauslese der ertragreichsten Stöcke, bei separater Einerntung der Samen der einzelnen Pflanzen, bei indivi- duellem Nachbau und bei individueller Beurteilung ihrer Nachkommen- schaften würde sich der Spargelbau noch viel besser rentieren. Um die Spargelzüchtung hat sich in letzterer Zeit besonders der bekannte Her- ausgeber des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau Johannes Böttner verdient gemacht, der in seinem Lehrbuch des Spargelbaues, ferner in seinem Buche: Wie züchte ich Neuheiten von Gartenpflanzen? sowie in seiner Zeitung über seine Zuchtmethode Bericht erstattet. Beim versuchsweisen Anbau mehrerer Spargelsorten fand er, dass sich die ^) Sparg-elbau und Konservengemüse nach Braunschweiger Methode. 1900. Berlin,, Verlag von Paul Parey. über den gegenwärtigen Stand der Geniüsezüchtimg. 101 Verschiedenheiten der Sorten erstrecken auf: „Frühzeitigkeit des Triebes, Schnellwüchsigkeit der ganzen Pflanze, allgemeine Trieb- und Ertrags- fälligkeit, durchschnittliche Lebensdauer der Pflanzen, Zartheit der Stangen, Durchschnittsstärke der Stangen, Form der Stangen, Form und Festigkeit des Kopfes, Form und Grösse der Schuppen, Farbe des Kopfes, Wohlgeschmack". Die Sorte Ruhm von Braunschweig vereinigt nahezu alle guten, in Deutschland verlangten Eigenschaften; sie ist ergiebig, hat einen spitzen, festen, schneeweissen Kopf und weisses Fleisch, der Kopf wird selbst bei heissem Wetter nicht locker und bleibt lange weiss, die Stangen sind sehr gross, schwer und zart. Er ist aber nicht frühreif. Da er in grossen Massen in erster Linie für Konservenzwecke gebaut wird, spielt die Frühreife nicht die Rolle wie für den Markt. Von gezüchteten Sorten seien hier nur noch aufgeführt: der frühe Argenteuiler mit rosa-bläulich angelaufenem Kopf; der frühe, sehr wohl- schmeckende, gelbfleischige Burgunder mit gelblich- grünem Kopf; der Horburger Riesenspargel, vom Spargelzüchter Ph. Obre cht in Horburg bei Kolmar gezüchtet, eine späte, für schwerere Böden geeignete Sorte mit besonders schweren Stangen und grobschuppigem Kopf. Schliess- lich sei noch eine amerikanische schnellwüchsige Mastsorte Connovers Colossal erwähnt, die bei uns rasch im Ertrag zurückgeht. Der Spargelzüchter muss schon beim Sortieren der einjährigen Pflanzen, die sich infolge ihrer Wüchsigkeit zur Pflanzung viel besser eignen als zwei- oder gar dreijährige Pflanzen, auf gewisse, einen besseren Ertrag verbürgende Merkmale achten. Erfahrungsgemäss pro- duzieren Pflanzen mit rundlichen, dicken Knospen dickere Stangen als solche mit spitzen Knospen. Auch auf eine grosse Zahl von Knospen- anlagen ist zu achten. Der Spargel wird in der Gartenliteratur als zweihäusige Pflanze aufgeführt; es wird daher von männlichen (nicht beerentragenden) und weiblichen (beerenträgenden) Pflanzen gesprochen. Nach Kerner ^) entwickeln aber die Spargelpflanzen scheinzwittrige Frucht- und Pollen- blüten. Das heisst also: die beerentragenden sog. weiblichen Pflanzen entwickeln eigentlich Zwitterblüten mit befruchtungsfähigen Samen- anlagen, aber sterilen Pollenkörnern in den entwickelten Antheren. Die sog. männlichen Pflanzen tragen hingegen zwar auch Zwitterblüten, doch ist bei ihnen wieder der weibliche Geschlechtsapparat so rudimentär entwickelt, dass es zu einer Ausbildung von befruchtungsfähigen Samen- anlagen nicht ^kommt. Es scheint aber noch nicht ganz sichergestellt zu sein, ob nicht doch ab und zu auch echte Zwitterblüten entwickelt werden, sei es nun in oder ohne Kombination mit scheinzwittrigen Frucht- oder Pollenblüten. Jedenfalls sind also die scheinzwittrigen Fruchtblüten 1) Kern er, Pflanzenleben, 2. Aufl., IL Bd., S. 272. 102 E. V. Tschermak: auf Fremdbestäubung angewiesen. Ich beabsichtige, mich mit dieser Frage näher zu beschäftigen, die, wie wir gleich sehen werden, für die Spargelzüchtung von Bedeutung sein könnte. Die Gärtner haben schon lange die Beobachtung gemacht, dass die beerentragenden sog. weiblichen Stöcke nicht so viele Stangen (Pfeifen) produzieren als die sog. männ- lichen, weil sich die ersteren durch das Samentragen ,. erschöpfen", da ja die in die Samen wandernden Nährstoffe für die im kommenden Jahre erfolgende Triebbildung verloren gehen. Diese Tatsache wurde in neuerer Zeit durch A^^ägungsversuche des Ertrages weiblicher und männnlicher Stöcke bestätigt. Green gibt bei den männlichen Pflanzen einen Mehr- ertrag von V3 — 75 i"^ Vergleich zu gleichalten weiblichen an, andere in Frankreich ausgeführte Versuche berichten sogar über einen Mehr- ertrag, der fast die doppelte Zahl erreichte. Nach Böttner liefern die weiblichen Pflanzen durchwegs weniger und dünnere Triebe als die männlichen. Die letzteren sind daher die ungleich wertvolleren. Sie in weit grösserer Anzahl zu erhalten, muss daher das Ziel des Spargelbauers wie des Spargelzüchters sein. Böttner i) gibt daher den Rat, bei Spargelanlagen womöglich nur männliche und keine weiblichen Pflanzen auszupflanzen. Das ist aber nur dann möglich, wenn zur Pflanzung zweijährige, zur Blüte gelangte, also ihr Geschlecht verratende Pflanzen verwendet werden. Nun sind aber die einjährigen die viel wüchsigeren und infolgedessen zur Pflanzung viel geeigneteren. Die zweijährigen Pflanzen wachsen beim Verpflanzen nicht so rasch an, ihre Wurzeln sind ineinander ver- filzt und werden beim Aufnehmen mit dem Spaten, besser mit der Grab- gabel, oft stark verletzt. Nach dem sog. ..Böttnerschen System*' werden deshalb die einjährigen Pflanzen verschult, d. h. in 30 cm weite Reihen und in den Reihen auf 7 cm Pflanzenabstand gepflanzt. Die Pflanzen kommen nun im zweiten Jahre zui' Blüte und verraten jetzt ihr Geschlecht. Die männlichen Pflanzen werden dicht am Boden durch Bindfaden oder durch beigesteckte Stäbe bezeichnet und können so bei der Aufnahme im Frühjahre leicht herausgefunden w^erden; die weiblichen werden nicht weiter verwendet. So ausserordentlich empfehlenswert weitere Versuche nach diesem Böttnerschen System für den praktischen Spargelbau sind, so ist damit züchterisch noch kein Schritt vorwärts gemacht worden. Meines Erachtens müssen nach dem Herausfinden der w4ichsigsten d. h. ertragreichsten Pflanzen einer Anlage zunächst ihre blütenbiologischen Verhältnisse genau studiert werden. Vielleicht gibt es unter den er- tragreichen Stöcken mit scheinzwittrigen Pollenblüten auch solche, die nebenbei auch einige echte Zwitterblüten (subandrözische nach Correns) und infolgedessen einige wenige Beeren mit Samen produzieren. Selbst- ^) Der praktische Ratgeber im Obst- uud Gartenbau Nr. 19, 1915, über den gegenwärtigen Stand der GemüsezüchtiTng. 103 bestäubt könnten die Samen — in Analogie zu den Versuchen von Correns^) an männlichen Pflanzen von Baldrian (Valeriana dioica), der auch ab und zu männliche Exemplare aufweist mit einigen zwittrigen fruchtbaren Blüten — vielleicht nur „Männchen" entstehen lassen. Böttner hat bisher sein Augenmerk nur auf sehr triebkräftige weibliche Exemplare gelenkt, die wenig Samen ansetzten. Er berichtet, dass diese Methode bisher zu keinem Erfolg geführt habe, doch fehlen nähere Details über die Versuchsanstellung. Auch Bastardierungen zwischen ausnahmsweise ertragreichen weiblichen und ertragreichen männlichen Pflanzen wären in Erwägung zu ziehen. Durch sie würden allerdings wieder gleichviel Männchen und Weibchen erzielt werden. Diese kurzen züchterischen Ausblicke mögen genügen, um zu zeigen, dass wir gerade in der Spargelpflanze ein sehr reizvoll zu bearbeitendes, vielleicht zu praktisch wertvollen Erfolgen führendes Objekt besitzen. Allerdings bedarf es einer langjährigen Versuchsdauer, um abschliessende, für die Praxis verwertbare Eesultate zu erzielen. Vorläufig wäre schon viel erreicht durch Einzelauslese und durch planmässigen Vergleich der verschiedenen Nachkommenschaften (Stämme) bezüglich der Vererbung der Wüchsigkeit, d. h. des Gesamtertrages, der Erühreife und anderer wertvoller Eigenschaften. Auch die Notierung des Geschlechtes der einzelnen Indi\4duen eines Stammes wird von Wichtigkeit sein. Die Züchtung wird in der Weise durchgeführt, dass von den einmal heraus- gefundenen ertragreichen oder besonders frühreifen Stöcken w^ährend der Stechzeit nur die besten Stangen zum Samentragen oder zur Pollen- produktion belassen werden. Die schwächei'en Stangen w^erden gestochen. Die weiblichen Samenträger sind dui"ch Wolle zu bezeichnen, damit man sie unter den Nachschossern leicht herausfindet. Da w^ährend der Stechzeit nur die Triebe der besten Stangen bereits im Vorjahre bezüg- lich ihres Ertrages ausgezeichneter Individuen stehen bleiben, so kann auch nur zwischen diesen eine Fremdbestäubung eintreten. Bis die Schosser nach Ablauf der Stechzeit blühen, ist auch eine ungewollte Fremdbestäubung nicht mehr zu befürchten. Böttner empfiehlt für grössere Betriebe nicht die zeitraubende Gewichtsfeststellung der Stangen jedes einzelnen Stammes mit gleicher Individuenanzahl oder gar jedes einzelnen Stockes, sondern bloss die Eintragung der Zahl an starken, mittelstarken und schwachen Stangen. Wird diese Eintragung in der Stechzeit täglich gemacht, so stechen schon nach 14 Tagen die ertrag- reicheren und zugleich frühreiferen Stämme hervor und ersparen event. die weitere Eintragung ganz oder w^enigstens die der weniger ertrag- reichen Stämme. Aus den als ertragreich und frühreif erkannten ^) Correns-Gold Schmidt, Die Vererbung und Bestimmung des Geschlechtes S. 25. 1913. Berlin, Born träger. 104 E. V. Tsclierinak: Über den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. Stämmen werden nun wieder die besten Stöcke zur Weiterzucht auf Samen ausgezeichnet. In Amerika sind bereits Bastardierungen zwischen einer süd- afrikanischen Spezies (Asparagus virgatus). die rostwiderstandsfähiger ist. und einheimischen Kulturformen ausgeführt worden, ebenso zwischen verschiedenen in den Vereinigten Staaten gezogenen Kulturformen zum Zwecke der Gewinnung weniger durch den Rost leidender Formen.^) Spinat. Auf die Samenzucht des Spinates wird keine besondere Sorgfalt verwendet. Die Varietäten der beiden Spinatarten, nämlich des rund- samigen (Spinacea oleracea inermis) und des spitzsamigen (Sp. spinosa). unterscheiden sich durch Form. Farbe und Grösse der Blätter vonein- einander. Am beliebtesten sind die gross- und rundblättrigen Züchtungen, wie der ßiesen-Viroflay und der Gaudry-Spinat. Die Sorten mit stacheligen Samen sind weniger beliebt, scheinen aber winterhärter zu sein. Die allgemein übliche Massenauslese findet in erster Linie nach kräftigen, schön und rasch ausgebildeten Blattrosetten, die möglichst spät in Samen schiessen, und nach den oben aufgeführten Merkmalen statt. Zur Samen- züchtung wird der Spinat sowohl im Herbst, in der Regel aber im Frühjahre in Reihen auf 25 cm Weite gedrillt und später verzogen. Auch werden nach erfolgter Blüte die männlichen Pflanzen ausgezogen, um den Samenträgern einen noch grösseren Standraum zu gewähren. Bastardierungen verschiedener Formen treten leicht ein, weshalb auf getrennten Anbau zu achten ist. 1) Galloway, 1. c. S. 142. III. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 1. Referate über Arbeiten in Zeitschriiten, sowie über Dissertationen, dann Jahresberichte und Bulletins von Versuchsstationen. Einsendung von Abdrücken aller einschlägigen Arbeiten erbeten. Einige Herren haben sich in liebenswürdiger Weise bereit erklärt, für einzelne Länder oder bestimmte sachliche Gebiete die Sorge für Erstattung von Referaten ganz zu übernehmen. Für 1916 sind derartige Vereinbarungen getroffen worden mit: Professor Dr. H. Nilsson - Ehle - Lund: Pflanzenzüchtung, Schweden. — Prof. Dr. Gran, Universität Kristiania : Pflanzenzüchtung, Norwegen. — Konsulent E. Lindhard-Tystofte pr. Tjaereby: Pflanzen- züchtung, Dänemark. — Dr. H. PI ahn -Appiani -Aschersleben, Heinrich- strasse 8: Zuckerrübenzüchtung in Deutschland und Österreich. — (Königl. landw. Botaniker A. Howard-Pusa (Bihar), Indien: Pflanzen- züchtung, Indien. — Direktor A. v. Stebutt der Versuchsstation Saratow, Russland: Pflanzenzüchtung, Russland.) — Direktor van der Stok-Buitenzorg (Java): Pflanzenzüchtung, Java. — Dr. Th. Römer-Bromberg, Kaiser Wilhelms-Institut: Pflanzenzüchtung, Gross- britannien. — Direktor E. Grabner-Magyarövär: Pflanzenzüchtung, Ungarn. Für die hier nicht genannten Gebiete sind zunächst Autoreferate sehr erwünscht, wenn solche innerhalb acht Tagen nach dem Er- scheinen der Arbeit abgesendet werden. Die Referate sind entweder als Autoreferate gekennzeichnet oder von dem betreffenden Referenten gezeichnet; von dem Redakteur er- stattete bleiben ungezeichnet. 106 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Andromescu, D. The physiologj^ of the pollen of Zea mays with special regard to vitality.') (Inaug.-Diss., University of Illinois, 1915, 36 S., 4 Tafeln.) Die chemische Znsammensetzung des Blüten- staubes von Mais wird durch Auslese nach Proteingehalt der Körner beeinflusst. Pollen verschiedener Maisformen keimt verschieden rasch. Der Pollen der ersten Generation nach Bastardierung ist grösser als jener der Eltern. Im Laboratorium starb Pollen nach 2 Stunden ab, im Freien unbedeckt nach 4 Stunden, bei 60% Luftfeuchtigkeit in 6 Stunden, in voll mit Wasser gesättigter Luft in 48 Stunden und in luftdicht verschlossenen Tuben nach 24 Stunden. Bartlett, H. Mutation en masse.^) (Americ. Naturalist 1915, 49, S. 129—139, 9 Abb.) Bei zwei Arten von Oenothera wurde Auf- treten von Zwergformen in grosser Zahl beobachtet. Die eine der Arten, Oenothera reynoldsii, ist eine selbstbefruchtende Art. Die Erscheinung ähnelt der Spaltung bei mendelnder Bastardierung, die aber dabei nicht in Frage kommt. Belling, J. Vererbung der Hülsenlänge bei einigen Ba- stardierungen. (Journ. of agr. research 1915, S. 405—420, 1 Tafel.) Hülsenlänge ist eine für Vererbungsstudieu gute Eigenschaft, da sie wenig modifiziert wird. Sie wurde in dem vorliegenden Versuche qualitativ und quantitativ nach einer Bastardierung von Stizolobium deeringianum x S. niveum und der reziproken Bastardierung studiert; dabei wird unter qualitativer Vererbung die Ausbildung lang oder kurz, unter quantitativer die Vererbung von Abstufungen innerhalb lang oder kurz verstanden. Die 1. Generation nach Bastardierung zeigte Hülsen von der Länge jener von S. niveum. In Fg gab es kurz und laug- hülsige Pflanzen, dabei solche mit Hülsen, die kürzer als jene von S. deeringianum und länger als jene von S. niveum waren. Es verhielt sich lang zu kurz bei S. deeringianum x S. niveum wie 140: 49; bei S. niveum x S. deeringianum 375 : 120, demnach in Summa in F.2 515 : 169; in Fg gaben langhülsige Spalter 231 lange : 76 kurzen. Anlage für lange Hülse und diese selbst ist demnach dominierend über kurzer (LL = LI) und in der zweiten Generation tritt Spaltung nach 3 : 1 in lang- und kurzhülsige Pflanzen ein, wobei von den langhülsigen die V2 in F3 wieder weiterspaltenden in F2 nicht als Spalter zu erkennen sind. Bei den Abstufungen der Hülsenlänge ergab sich je für fünfsamige Hülsen: Mittel der Eltern S. deeringianum 62,8 mm, S. niveum 94,5 mm; erste Generation nach Bastardierung weniger als 2 mm grösser als bei S. niveum, rund 95 mm. 1910 waren: kurze Hülsen 62,7, lange 94.2; ^) Die Physiologie des Maispollens mit besonderer Berücksichtigung der Dauer seiner Keimfähigkeit. ^) Massenauftreten von Mutationen. Neue Erscheiiiung-en auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtuug. 107 1912: kurze Hülsen 62,7, lange 94,7 mm lang, wobei die Grenzen der Schwankungen über jene beiden Eltern beiderseitig hinausgehen. Kurz- und langhülsige Pflanzen gaben in der 2. Generation die Hülsenlänge der ursprünglichen Elternpflanzen. Aus den in 1. und 2. Generation erhaltenen Zahlen, wie aus dem weiteren Verhalten in der 3. und 4. Generation nach Bastardierung wird geschlossen, dass neben der Anlage für lang und kurz noch andere Anlagen für Abstufungen der Länge vorhanden sind, die keine Dominanz zeigen und die symmetrisch Länge in gleichem Ausmafs erhöhen und herabsetzen (wenn L^Li, L^La, L3L3 zusammen um x die Länge erhöhen, so L^lj, Lglg, Lg lg um y[i). Da die Auslese langhülsiger Pflanzen Nachkommenschaften gab, die längerhülsig waren, ist, wenn nicht die Modifikabilität die Spaltung der herabsetzenden Anlagen verdeckt, anzunehmen, dass die Auslese die noch für herabsetzende Anlagen spaltenden Pflanzen ausschliesst. Catani, S. Über die Art der Pflanzenzüchtung in der Abteilung für Pflanzenzucht des Provinzialrates für Land- wirtschaft in Trient. (Atti delF J. E. Accademia Roveretana degli Agiati. 4. Folge, 4. Band, 1914.) Seit 1908 züchtet Prof. Bussi bei Weizen, Hafer, Klee und Luzern. Ausgangspflanzen wui^den von meist aus Italien eingeführten, im Gebiet bewährten Sorten gewählt. Je 10 oder 12 Individualauslesen werden, durch mindestens 5 Jahre, verglichen und schliesslich mit den je 2 oder 3 besten weitere Versuche ausgeführt. Die dabei bestbewährten Individualauslesen werden vervielfältigt und dabei Massenauslesen von Fruchtständen vorgenommen. Chafin, W. Protecting pollinated blossoms.') (The Journal of Heredity 1915, S. 471—472, 1 Abb.) Statt Musselin säckchen über die zu schützenden Blüten zu stülpen, verwendet der Verfasser eine aus einem kleinen Stück Drahtnetz gebildete Röhre, über welche ein Musselinfleck gezogen wird, der an den Enden mittels Fadens zusammen- gezogen wird. Das Überstreifen des Musselins gelingt am besten, W'Cnn die Drahtnetzrolle mit dem unteren T^il in ein Probiergläschen ge- steckt wird. Dorsey, M. Pollen development in the grape with special reference to sterility.^) (Minnesota Agr. Exp. St., Bull. 144, 1914, 60 S., 4 Abb.) Die Brighton-Rebe und die Elternformen derselben wurden untersucht. Neben äusseren Ursachen, welche die Keimung des Blüten- staubes ungünstig beeinflussen, kann mangelhafte Keimung desselben auch von inneren Ursachen bedingt sein. Unfruchtbarer Pollen findet sich bei fruchtbaren und unfruchtbaren Rebenformen, bei genetisch reinen Formen und bei Bastarden. Die Unfruchtbarkeit des Pollens wird durch ^) Schutzmittel gegen Fremdbestäubung bei einzelnen Blüten. ^) Entwicklung des Pollens der Weinrebe mit besonderer Berücksichtigung der Unfruchtbarkeit. 108 Neue Erscheinung-en auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Degeneration des generativen Polleukernes oder aufgehaltene Entwicklung vor der Mitosis bedingt. Kulturniassregeln können die Unfruchtbarkeit nicht beeinflussen, es erübrigt nur Beimischung fruchtbarer Formen. Emerson, R. Anomalous Endosperm Development in maize.^) (Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre 1915, S. 241 — 259, 1 Abb. Englisch in deutscher Zeitschrift.) Bei der Bastar- dierung eines einheitlich veranlagten Maises mit glattem Stärkekorn mit einem solchen mit runzeligem Dextrinkorn wurden abweichende Samen erhalten. Einer derselben war ein Stärkekorn, aber die Hälfte des Kornes war farblos, die andere purpurn gefärbt. Ein zweiter Same war zur Hälfte Stärkekorn, zur Hälfte Dextrinkorn imd einheitlich purpurn ge- färbt. Ein dritter abweichender Same wurde bei der Bastardierung eines einheitlich veranlagten (homozygoten) Maises mit farblosen Körnern mit einem doppelt (heterozy gotisch) veranlagten Mais mit gefärbten Körnern erhalten und war ganz gefärbt, aber zur Hälfte purpurn, zur Hälfte rot. — Die Erklärung von Maiskörnern, deren Endosperm in der einen Hälfte eine andere Beschaffenheit zeigt wie in der andern, ist von Correns, von Webber und von East und Hayes versucht worden. Correns, sowie — selbständig — auch Webber nahm an, dass der generative Pollenkornkern und der sekundäre Embryosackkern sich einer unabhängig vom anderen entwickeln können und von jedem ein Teil des Endosperms gebildet wird. Webber dachte später dann als Erklärung der Erscheinung, dass der generative Pollenkornkern nur mit einem der beiden Teilkerne des sekundären Embryosackkernes sich vereint und der andere Teilkern sich selbständig entwickelt. East und Hayes nahmen an, dass eine normale Vereinigung von generativem Pollenkornkern mit dem sekundären Embryosackkern und danach eine vegetative Spaltung im Endosperm eintritt. In den beschriebenen drei Fällen passt von den drei erwähnten Erklärungsversuchen nur der letzte. Die Spaltung erscheint dabei nicht als Mendelsche und es ist ebensogut möglich, die Veränderung als spontane Veränderung der Vererbungssubstanz anzusehen, als somatische spontane Variation (Mutation). Trifft eine solche Erklärung der Ent- stehung der beobachteten Früchte zu, so stehen diese bezüglich ihrer Entstehung den Knospenvariationen nahe. Der Verfasser verweist, davon ausgehend, darauf, dass eine genaue Untersuchung der Veranlagung von Individuen, die Knospenvariationen zeigen, weitere Aufschlüsse geben könnte. Besonders interessieren würde es, ob Knospenvarianten mit rezessiven Eigenschaften mehr in doppelt veranlagten oder in einfach veranlagten Individuen auftreten. Sind die Knospenvariationeu Spaltungen, so können sie nur in doppelt veranlagten Individuen auftreten, während Knospenvariationen, als spontane Variationen, auch in einfach veranlagten sich zeigen können. ^) Ungewöhnliche Art der Entwicklung des Maisendosperms. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 109 Frimmel, F. V. Verbascum Liechtensteinensis. (Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre 1015, S. 281 — 286, 3 Abb.) V. Tschermak hatte V. olympicum Bunge mit V. phoeniceum L. bastardiert und den Bastard dem Fürstlich Liechtensteinschen Institut Eisgrub überlassen. Der Verfasser beschreibt die unterscheidenden Eigenschaften beider Eltern des Bastardes erster Generation. Er ver- weist darauf, dass der Bastard, der durch Samen nicht zu vervielfältigen ist, für gärtnerische Zwecke wertvoll ist, weil er reicher blüht und das Gelb der Blüte durch den violetten Hauch derselben günstig ver- ändert wird. Fruwirth, C. Versuche zur Wirkung der Auslese. Versuche mit Senf. 6 Abb. Versuche mit Hafer. 6 Abb. (Zeitschrift für Pflanzen- züchtung Bd. 3, 1915, S. 395—451.) Goodspeed, Th. Quantitative studies of inheritance in Nicotiana hybrids III.') (Univers, of California Publications, Botany. Vol. 5, Nr. 6, p. 223—231.) In früheren Berichten ist das Verhalten der Blumenkronenbreite nach einer Bastardierung von drei in der Breite derselben verschiedenen Formen von Nicotiana acuminata (Grab.) Hook, in der ersten und zweiten Generation nach der Bastardierung besprochen worden. (S. Referat Bd. 1 S. 398.) Der Bericht fasst diese Ergebnisse zusammen und erörtert das Verhalten in der dritten Generation. Während früher nur die Breite der Krone untersucht worden war, wurde jetzt die Untersuchung auch auf die Länge derselben ausgedehnt. Besonderes Gewicht wurde darauf gelegt, viele Blüten bei wenigen Pflanzen zu messen, da sicherere Ergebnisse dabei zu erhalten sind, als bei Messungen von je wenig Blüten bei vielen Pflanzen. Unter dem im Bericht ver- wendeten in Amerika üblichen Ausdruck ränge ist die Spannung der Variabilität zu verstehen, der Abstand der beiden stärksten Abweichungen voneinander = Variationsweite. Die erste Generation nach Bastardierung zeigte eine Spannung der Variabilität, die grösser als jene der Eltern je im gleichen Jahr ist. Das Mittel der Blumenkronengrösse kann das Mittel der Grösse beider Eltern sein, aber auch nicht. In der zweiten Generation ist die Spannung der Variabilität in einigen Fällen wesentlich grösser als bei den Eltern und in der ersten Generation, aber nie gleich der vereinigten Spannung beider Eltern. Die grössere Spannung der Variabilität in der zweiten Generation nach Bastardierung gegenüber jener in F, will der Verfasser nicht ohne weiteres als Zeichen Mendel- scher Spaltung gelten lassen. Er verweist auf die Befunde über den Einfluss des Alters der Pflanze und des Alters der Blumen auf die Blumenkronengrösse (s. Referat Goodspeed and Clausen 1915) und will einen Teil der grösseren Variabilität der Wirkung äusserer Einflüsse ^) Quantitative Untersuchungen über die Vererbung bei Tabak-Bastarden. J 10 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. zuschreiben, welche die Entwickkmg beeinflussen. Die mittlere Blumeu- kroneugrösse einzelner Pflanzen der zweiten Generation kann so klein oder kleiner als die mittlere Grösse der kleinstbltitigen Elternpflanze sein, aber in keinem Fall ist die mittlere Blumenkronengrösse der grösst- blütigen Pflanze der zweiten Generation so gross als die mittlere Blumen- kronengrösse der grösstblütigen Elternpflanze. Von der dritten Generation wurde nur eine Nachkommenschaft gemessen. Die Pflanzen der zweiten Generation, von welcher diese Nachkommenschaft in der dritten Generation gezogen wurde, zeigten eine mittlere Blumenkronenbreite von 24,89 mm, die Nachkommenschaft eine solche von 27,43 mm. Die Spannung der Variabilität war geringer als die Spannung in der zweiten Generation im Vorjahre. Goodspeed, Th. Parthenogenesis, Parthenocarpie and Phenospermy in Nicotiana.^) (üniversity of California Publications. Vol. 5, Nr. 8, 1915, S. 249—272, 1 Tafel. Vorbericht in Proc. National Acad. of Sciences Vol. 1, 1915, S. 341.) Auf dem letzten genetischen Kongress zu Paris hatte R. H. Thomas ihre Beobachtungen über Parthenogenesis bei Tabak und zwar Nicotiana tabacum mitgeteilt. Seither ist die Frage, ob Parthenogenesis bei Tabak überhaupt eine häufige Erscheinung ist, von Wellington, Howard, Fruwirth und Hayes und Beinhart (s. Bd. 2, S. 95) nachgeprüft und im verneinenden Sinne beantwortet worden. Auch der Verfasser erzielte bei über 1500 Versuchen mit verschiedenen Arten und Varietäten von Nicotiana keine parthenogenetischen Früchte. Dagegen konnte er bei jeuer Form, die Thomas verwendete und als Nicotiana tabacum Cuba bezeichnete (weiss- blühend, erhalten aus dem Garten von Casa Döring zu Malaga), solche erzielen. Unter ungefähr 800 kastrierten Blüten gaben über 100 normal reifende Früchte, die Mehrzahl derselben enthielt taube Samen, von denen ein Teil so gross wie normale waren. Der Verfasser schlägt für die mit oder ohne Bestäubung erfolgte Bildung solcher Samen die Bezeichnung Phenospermy vor. In 9 der parthenogenetischen Früchte konnten zusammen etwa 50 Samen gefunden werden, die normales Sameneiweiss und normalen Embryo zeigten und von welchen 18 keimten und 6 weiter entwickelte Pflanzen lieferten. Eine Anzahl Samen war weder partheno- genetisch, wie die letzterwähnten, noch phenospermisch wie die ersteren, sondern hatte Endosperm ohne Embryo ausgebildet. Goodspeed, Th., and Clausen, R. Factors influencing flower- size in Nicotiana with special reference to questions of in- heritance.-) (Americ. Journal of Bot. 1915, S. 332—374, 4 Abb. — ^) Parthenogenesis, Parthenocarpie und Phenospermy bei Tabak. ^) Verhältnisse, welche die Blütengrösse bei Tabak beeinflussen, mit besonderer Beziehung auf Yererbungsfrageu. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 111 Auszug in Proceed. of the National Acad. of science 1915. S. 333.) Drei in der Grösse der Blüten verschiedene Formen von N. acuminata (Graham) Hook, waren miteinander bastardiert und bis Fg verfolgt worden; weiter wurde die Blütengrösse bei Artbastarden zwischen N. sylvestris Speg et Comes und verschiedenen Formen von Nicotiana Tabacum L. studiert und gegenwärtig ist der Gegenstand der Unter- suchung die Blütengrösse bei einem selbstbefruchtenden Bastard zwischen N. Langsdorfii Weinm. und N. Langsdorfii var. grandiflora Comes. Bei allen diesen Bastardierungen wurden etwa 25000 Messungen vor- genommen, die Anlass gaben, die Schwierigkeiten richtiger Messungen zu erörtern und Stellung zu Äusserungen Easts über Blumenkronengrösse zu nehmen. East hatte gefunden, dass der Eigenschaftskomplex Blumen- kronengrösse unter allen die Entwicklung begleitenden Verhältnissen ver- hältnismässig konstant ist, und dass die Kronenbreite korrelativ verbunden ist mit Kronenlänge. Der Verfasser fand: Bei Eintritt des Blühens der Pflanzen ist Länge und besonders Breite der Krone grösser als später in der Blütezeit. In 4 — 6 Wochen kann die mittlere Breite um 6, die mittlere Länge um 4 — 5 mm abnehmen. Die Beseitigung aller normalen Blüten während der normalen Blühzeit erhält die Blütengrösse, die sonst bei Beginn des Blühens sich findet und verlängert das Leben der Pflanze. Voll aufgeblühte Blüten mit geschlossenen Beuteln sind noch kleiner — besonders schmäler — als solche, die ausgestäubt haben. Länge und besonders Breite von Blüten der abblühenden Endblüten- stände ist geringer als Länge und besonders Breite von Blüten von seitlichen, in Vollblüte befindlichen Blütenständen. Die verschiedenen Einflüsse, welche auf die Blütengrösse einwirken, machen sich bei Breite mehr bemerkbar als bei Länge. Messungen der Blütengrösse für Ver- erbungsstudien dürfen bei verschiedenen Pflanzen nicht zu verschiedener Zeit des Blühens vorgenommen werden, sondern sollen für alle Pflanzen während der betreffenden normalen Hauptblütezeit erfolgen. Hansen, N. Progress in plant breeding. ^) (Bull. 159, S. 179 TdIs 192, 7 Abb. — Agric. Exper. Station of South Dakota.) Der Bericht führt die seit dem Erscheinen von Bull. 130 von 1911 ausgegebenen Neuheiten von Obstsorten an und beschreibt dieselben. Es sind: Ka- hinta plum, ist Apple plum Burbanks X Terry plum (Prunus Americana) Terrys; Tokuta plum: Prunus Simoni x De Soto (P. Americana); Oziya plum: Red june x De Soto; Cikana plum sand cherry: Dakota sand cherry (Prunus Besseyi) x gold plum Burbanks; Waneta plum: apple plum Bur- banks X Terry (Prunus Americana); Terrys champa sand cherry, Säm- ling einer reinen Form der Sandkirsche; Teton plum, Sämling einer wilden Pflaume Süd-Dakotas ; Ohta raspberry ist eine wilde Form von Ca- ^) Fortschritt in der Pflanzenzüchtung. 112 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Püanzeuzüchtung-. valier county x Ironclad Empergers; Amur Grab apple ist ein Sämling vom sibirischen Pyrus baccata cerasifera. Die Namen der Bastarde oder Sämlinge sind aus dem Sprachschatz der Sioux-Indianer gewählt. „Blight" schädigt in den Vereinigten Staaten die Bäume sehr. Die chinesische Sandbirne Pyrus Simoni aus der Mantschurei hat sich als winterhart und widerstandsfähig gegen ..blight"' erwiesen, ebenso Pyrus betalifolia aus Nordchina. Beide Formen wurden als 9 und d zu Bastardierungen mit guten amerikanischen Bü-nen herangezogen; unter den Nachkommen fanden sich auch gegen „blight"' widerstandsfähige. Heckel, C. Kuospenvariationeu in unterirdischen Teilen von Solanum caldasii. (Compt. rendus, acc. Paris. — Referat nach Exp. St. Record XXXIII, S. 222.) Von derselben Pflanze von S. caldasii w^urden vom Verfasser Knollen erhalten, die jenen der so benannten wilden Form entsprechen, und andere, die solchen kultivierter Formen unserer Kartoffel ähnlich waren, so dass, wie in früheren ähnlichen Fällen, vom Verfasser Mutation angenommen wird. Heimick, B. C. A method for testing the breacking strenght of straw. ^) (Journ. of the Am. Soc. of Agronomy Vol. 7, S. 118 — 120, 1 Abb., 1915.) In der Abteilung für Pflanzenzüchtung der Cornell Uni- versity zu Ithaca wird die Halmfestigkeit bei Hafer durch Ermittlung der Bruchfestigkeit eines 8 cm nächst den Wurzeln entnommenen Halm- stückes ermittelt. Dazu wird eine einfache Vorrichtung verwendet, bei welcher ein Gefäss, das in der Mitte des Halmstückes aufgehängt ist, mit Schrotkörnern gefüllt wird, deren Gewicht als Mafs für die Festig- keit verwendet wird, wie bei ähnlichen bekannten Apparaten. Der Ver- fasser hat die Vorrichtung dadurch verbessert, dass er eine Einrichtung anbrachte, w^elche das weitere Zafliessen des Schrotes nach Eintritt des Brechens abstellt; das herabfallende Gefäss bewerkstelligt die Absperrung des Schrotzuflusses. Heuser, W. Die Bedeutung der Zellgrösse für die Pflanzen- züchtung. (Inaug.-Diss. Halle 1915, 95 S., 10 Abb.) Bei der Unter- suchung einer Anzahl von Sommerweizensorten ergab sich, dass die Länge der von unten nach oben einander folgenden Blätter bis zum 2. oder 3. Blatt — von oben gezählt — zu-, dann abnimmt, die Breite regelmässig zunimmt, und dass die durch Spaltöffnungslänge und Durch- messer der Mesophyllzellen ausgedrückte Zellgrösse von unten nach oben zu abnimmt, während die Zahl der Spaltöffnungen, die Zahl der Haar- zellen und die Gefässbündeldichte in dieser Folge zunehmen. Spalt- öffnungszellen und Mesophyllzelleu nehmen bei Zunahme der Boden- feuchtigkeit und der Bodennährstoffe an Grösse zu, an Zahl pro Flächen- ^) Ein Verfahren, um die Festigkeit des Strohes zu prüfen. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 113 einheit ab. Die längerlebigen Somiiierweizensorten weisen grössere Zellen und auf der Blattflächeneinlieit weniger Spaltöffnungen auf, die dürrefesten, kurzlebigen dagegen kleinere Zellen und mebr Spaltöffnungen auf der Einheit; in Blattdicke und -behaarung unterscheiden sich diese beiden Gruppen nicht. Die Folgerungen für die Züchtung sind vom Verfasser in dieser Zeitschrift 3. Jahrgang, Seite 335 niedergelegt worden. Jones, D. F. Illustration of Inbreeding.^) The Journal of heredity S. 477—479, 2 Abb.). Bei Leaming Mais wurde während drei Generationen je Befruchtung innerhalb der Pflanzen erzielt. Während in Maisfeldern selten chlorophyllfreie Individuen ganz fehlen, waren sie in der 3. Generation der erwähnten Maiszucht bis zu V4 aller Pflanzen vertreten. Von den Nachkommenschaften von 9 Pflanzen dieser Zucht zeigte V3 Jiur grüne, die übrigen ^,3 grüne zu weissen Pflanzen wie 3:1. So wie bei den Versuchen von Emerson und Miles erwies sich Mangel an Chlorophyll als rezessive Eigenschaft. Inzucht kann so die un- erwünschte Missbildung steigern, aber auch Nachkommenschaften erzielen lassen, die von derselben dauernd frei sind. Kiessling, L. Über Gerstenzüchtung mit Rücksicht auf Eiweissgehalt und Korngrösse. (Fühlings landwirtschaftliche Zeitung 1915, S. 570 — 576.) Bericht über die Arbeit des Verfassers, die im letzten Heft unserer Zeitschrift erschienen ist. Kraus, C. The selfsterility problem.^) (The Journal of heredity 1915, S. 549—557.) Der Gegenstand erfordert bei Obst noch eingehendere Untersuchung. Verfasser will scharf scheiden zwischen seif fertility und seif fruitfulness. Seif fertility ist die Fähigkeit weiblicher Ge- schlechtszellen, von männlichen Geschlechtszellen desselben Individuums befruchtet zu werden. Alle vegetativ erhaltenen Individuen, die von rein geschlechtlich erhaltenen ausgehen, gelten dabei als ein Individuum. Seif fruitfulness ist die Fähigkeit, reife Früchte hervorzubringen, ent- weder parthenokarpisch oder durch eigenen Pollen, gleichgültig demnach, ob dabei Befruchtung stattfindet oder ob dabei Samen erzeugt werden. Es kann demnach ein Individuum selffruitful sein und doch seifsteril. Ebenso muss eine Pflanze, die als selffruitful bezeichnet wird, die Frucht nicht mit eigenem Pollen gebildet haben, sondern kann sie auch parthenogenetisch erzeugt haben. Die Ursachen des verschiedenen Verhaltens gegenüber eigenem Pollen und jene der verschiedenen Wirkung befruchtenden Pollens, von der Bildung normaler Früchte mit Endosperm und Embryo enthaltenden Samen angefangen bis zum vollständigen ^) Beleg für Inzuchtwirkung. ■^) Das Selhstbefruchtungsproblem. Zeitschrift für Pflanzenzüclitung. Bd. IV. j]^4 Nene Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Ausbleiben weiterer Entwicklung der befruchteten Eizellen, sind noch zu erforschen. Love, H. Relation of yield of straw and grain in oats.') (Journal of the American Soc. of Agronomy Vol. 6, 1914, S. 97 - 108.) In den Jahren 1911, 12 und 13 wurde an der Cornell landwirtschaftlichen Versuchsstation bei einer grösseren Zahl von Hafersorten die Korn- und Strohernte ermittelt. Die erhaltenen Zahlen wurden einerseits in Diagrammen, andererseits in Korrelationstafeln zur Darstellung gebracht. Es wurde ein gleichsinniger Zusammenhang zwischen Korn- und Stroh- ernte festgestellt, der Korrelationskoeffizient betrug in den 3 aufeinander- folgenden Jahren: . 357 ± . 082; . 714 ± . 030; . 500 ± . 043. Weiterhin wurde aus der gleichzeitig vorgenommenen Ermittlung des Verhältnisses von Stroh- zu Kornproduktion festgestellt, dass dieses Verhältnis bei den verschiedenen Sorten oft sehr verschieden ist und einzelne Sorten bei Erzeugung der gleichen Menge Körner viel mehr Stroh erzeugen als andere, dass das Verhältnis aber in den einzelnen Jahren für je eine bestimmte Sorte sehr konstaut ist, das Verhältnis demnach Sortencharakter ist. Prozent-Spelzen zeigte entsprechenden Zusammenhang zu Stroh- ernte, der Korrelationskoefizient war — .621 + 035. Love, H. and Leighty. Variation and correlation of oats''^) (Avena sativa). I. Studies showing the effect of seasonal changes on biometrical constants. (Memoir Nr. 3, 1914, Cornell University Agr. Exp. Station, 69 S.) In einer reinen Linie von ,,60 Tage-Hafer" wurden Variabilität und korrelative Beziehung festzustellen versucht. 1908 waren die Pflanzen gedrillt worden und die Feststellungen wurden an Halmen gemacht; 1909, 10, 11 und 12 waren die Pflanzen gedibbelt worden und es konnten die Ermittlungen für ganze Pflanzen gemacht werden. Nach Ermittlungen Leightys ist die Vergleichbarkeit der bei Pflanzen 1909 — 1912 gewonnenen Ergebnisse mit jenen bei Halmen 1908 ermittelten möglich, da die bei Halmen festgestellten Korrelationen nur wenig von jenen verschieden sind, die bei Pflanzen ermittelt wurden. Die Korrelationen bei gedrillten Pflanzen sind allerdings etwas stärker verschieden von jenen, die bei gedibbelten ermittelt wurden. Die sämt- lichen Korrelationen lassen sich in fluktuierende und stetige scheiden. ^i?^ wobei erstere von Jahr zu Jahr starke Schwankungen zeigen. Von den einzelnen Jahren zeigte das Jahr 1910. in welchem die Korrelations- koeffizienten überwiegend deutlich niederer als in den anderen Jahren waren, eine Ausnahmestellung: 16 waren niederer. 5 nahmen Mittel- stellung ein, einer war höher. Bezüglich Variabilität wurde festgestellt, dass äussere Einflüsse, durch verschiedene Jahreswitterung hervorge- bracht, verschiedene mittlere Ertragszahlen liefern und dass eine Ver- ') Beziehung zwischen Ernte an Stroh und Ernte an Körnern bei Hafer. ■•*) Variabilität und Korrelation bei Hafer. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 115 ringeruug des mittleren Ertrages pro Pflanze von einer Verringerung der Höhe der Zahl Körner und der Zahl Halme gefolgt wird, dagegen von einer Erhöhung der Korngrösse. Ernteminderung wird eher von einer Verringerung der Zahl der Körner als von einer Verminderung der Grösse der letzteren bewirkt. Variabilität nimmt ab mit der Ver- ringerung der Mittel. Da es sich um eine Linie handelt, müssen alle in der Arbeit als Variationen bezeichnete Schwankungen als Modifikationen aufgefasst werden und es sind auch die Korrelationen solche zwischen Modifikationen. Hohe, gleichsinnige und sichere korrelative Zusammen- hänge haben sich ergeben zwischen Höhe der Pflanze, Gesamt- und mittlerer Ernte, Gesamt- und mittlerer Zahl erzeugter Körner, mittlerer Zahl Ährchen pro Achse. Die Korrelationen zwischen durchschnittlicher Höhe der Pflanze und durchschnittlichem Gewicht der Körner und der Zahl der Halme waren schwankend, höher oder niederer. Hohe, gleich- sinnige und sichere korrelative Zusammenhänge ergaben sich zwischen Gesainternte, Ernte pro Halm, Gesamt- und Durchschnittskornertrag, Ährchenerzeugung, Halmerzeugung. Das durchschnittliche Korngewicht ist von den hier genannten Eigenschaften nur mit durchschnittlicher Halmernte korrelativ verbunden. Durchschnittliche Zahl Ährchen pro Halm ist korrelativ verbunden: 1. sehr hoch mit durchschnittlicher Zahl Körner pro Ährchen, 2. anscheinend sehr hoch mit Zahl Körner pro Halm, 3. sehr hoch und sicher mit durchschnittlicher Höhe der Pflanze und Gesamternte, 4. fluktuierend mit Korngewicht. Die korrelativen Beziehungen zwischen Halmzahl pro Pflanze und 1. Höhe, 2. Halmernte, 3. Zahl Körner sind stark fluktuierend, jene zwischen Halmzahl pro Pflanze und 1. Gesamternte sind hoch, gleich- sinnig und sicher, jene zwischen Halmzahl zu 2. Pflanzen- und durch- schnittlichem Korngewicht niedrig, aber gut sicher. Die Verfasser legen Wert auf die Möglichkeit der Benutzung der festgestellten Korrelationen bei der Auslese von Einzelpflanzen. (Referent möchte darauf verweisen, dass die dabei erwähnten Möglichkeiten der indirekten Auslese nur dann züchterischen Wert haben, wenn angenommen wird, dass ähnliche Korrelationen, wie sie in dieser einen Linie festgestellt worden sind, allgemein in Populationen von Hafer bestehen.) Auf dem Felde vor- genommene Auslese grosser Pflanzen liest demnach auch Pflanzen mit hoher Kornproduktion aus. Da hohe Halmzahl mit Höhe der Pflanze korrelativ verbunden ist und durchschnittlicher Ertrag pro Halm mit Höhe der Pflanze steigt, lassen sich Pflanzen auswählen, die viele Halme besitzen und doch hohen Ertrag pro Halm aufweisen. Auswahl hoher Pflanzen ist zugleich eine solche von Pflanzen mit viel Ährchen und viel Körnern pro Ährchen. Zur Frage der Aussaat grosser oder kleiner Körner äussern sich die Verfasser auch. Waldron hatte — und zwar auch bei Hafer — IIQ Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der PÜauzeuzüchtung. festgestellt, dass die schwersten Samen eher von kleinen als von grossen Pflanzen stammen. Bei den Untersuchungen, über die hier berichtet worden ist, hatten in zwei Jahren grosse Pflanzen schwerere Körner erzeugt, im Jahr 1910 nicht, in den 2 ersten Jahren hätte demnach die Auslese schwererer Samen eine Auslese grosser Pflanzen vermittelt und hätte so auf die nächste Ernte steigernd wirken können, im Jahre 1910 nicht. Oetken, W. Studium über Variations- und Korrelations- verhältnisse von G-ewicht und Zuckergehalt bei Beta-Küben. (Landw. Jahrbücher IL, 1916, S. 1 — 103.) Von der Gesamtarbeit des Verfassers ist, wie erwähnt, der erste Teil in ,.Laudw. Jahrbücher" erschienen, der zw^eite, welcher der Züchtung nächstliegende Dinge be- handelt, mit gleichem Titel in unserer Zeitschrift. Im 1. Teil sind die Variationsverhältnisse der beiden Eigenschaften Rübengewicht und Zuckergehalt erörtert. Das untersuchte Material wai-: 1. Familien (= Jsachkommenschaften je einer Mutterrübe), 2. Fanüliengiuppen (= verwandte Nachkommenschaften mehrerer einander ähnlicher Mutter- rüben, die 2 oder 3 Generationen vorher von einer Mutterrübe stammten), 3. Rüben aus Vermehrungseliten oder aus Handelsware. Die Modi- fikabilität der beiden Eigenschaften ist eine sehr erhebliche, so dass sich beispielsweise der Fortschritt einer Züchtung unbedingt nicht durch den Vergleich der von Jahr zu Jahr erhaltenen Zahlen für Gewicht und Zuckergehalt feststellen lässt, eher noch durch Vergleich von Gruppen von Jahren. Die Untersuchung der Variabilität bei Einzel- individueu bringt neben erblichem Anteil, also Variationen im eigent- lichen Sinne, auch durch äussere Verhältnisse bedingte Abweichungen^ also Modifikationen, zur Darstellung und es lässt sich bei der bei Rüben herrschenden Fremdbefruchtung eine Trennung dieser beiden Anteile nicht vornehmen. Der Vergleich der bei gemischten Beständen o-egenüber Nachkommenschaften erhaltenen Zahlen zeigt übrigens keine deutlichen Unterschiede in der Grösse der Variabilität; diese ist bei in der Anlage einheitlicheren Zuchten nicht durchgeheuds geringer als in o-emischten Zuchten. Gewicht variiert bei Zuckerrüben wesentlich stärker als Zuckergehalt, der Variabilitätskoeffizient ist für Gewicht 6 — 7 mal so hoch als für Zuckergehalt. Bei Futterrüben variieren Gewicht und Gehalt mehr ähnlich stark. Die Standardabweichung, welche ein gutes Mafs für die Variabilität gibt, ist bei Rübengewicht ganz erheblich höher als bei Zuckergehalt, sie beträgt für Gewicht ± 200 g, entsprechend etwa 33 — 40 °/o des mittleren Gewichtes und für Zuckergehalt ± 0,9—1,2 %, entsprechend etwa 4—6 ^/^ des mittleren Gehaltes. Bei den mituntersuchten Futterrüben ist bei Zuckergehalt die Standardabweichung absolut oft mehr als doppelt so hoch als bei Zuckerrübe. Die Variationsspannung (Variationsbreite) ist bei Futter-^ Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzeuzüchtung. 117 rübe auch bei den ziickerreiclieren Zuchten grösser als bei Zuckerrübe, beträgt 7 — 8% ^^^^ mehr, bei minderem Zuckergehalt selbst 10—12% des mittleren Gehaltes, gegenüber 472 — ^^'2 oder — bei weniger hoch- gezüchteten — 6 — 7 auch über 8 % bei Zuckerrüben. Auch bei Rüben- gewicht zeigt die Futterrübe grössere Variationsspannung, und zwar um und über 3000 g gegen 1000—1400 g bei Zuckerrübe. Während bei Zuckerrübe und Gehalt die Standardabweichung mit der Höhe des durchschnittlichen Gewichtes steigt, fällt sie bei Zuckerrübe und Zucker- gehalt mit dem Steigen des durchschnittlichen Gehaltes. Äussere Ver- hältnisse beeinflussen die Variabilität des Zuckergehaltes weitaus nicht so stark als jene des Gewichtes und zwar wirkt bei Zuckergehalt Ungunst der für diesen in Betracht kommenden Verhältnisse steigend, bei Gewicht dagegen Gunst der für dieses wirksamen Verhältnisse. Zur Ermittlung der Grösse der Variabilität einer Nachkommenschaft oder anderen Gruppe sind bei Zuckerrübe bei Gewicht 50 — 60, bei Zuckergehalt 80 und mehr Rüben nötig, bei Futterrüben in beiden Fällen mehr. Die Einzel Varianten verteilen sich für Gewicht wie für Zucker, wie dies auch Andrlik, Bar tos und Urban gezeigt haben, der binominalen Fehlerkurve entsprechend, so dass die Verwendung des benützten Variabilitätsmafses, der Standardabweichung, berechtigt ist Die Verteilung der Varianten ist aber selten eine vollkommen symmetrische ; neben häufigerer Schiefheit der Verteilung in der Kurve zeigt sich auch Hoch- und Tiefgipfligkeit, selten Ansatz zu Mehrgipfligkeit. Bei Zuckergehalt ist die Schiefheit gering bis mehr negativ, bei Gewicht positiv. Regel, R. L'organisation et les travaux du bureau de botanique appliquee pendant vingt ans de son fonctionne- ment.i) (Bulletin of applied botany Bd. 8, 1915, S. 328—723, 14 Ab- bildungen, russisch; franz. Übersicht.) Anlässlich des 20jährigen Be- standes der Abteilung für angewandte Botanik bei dem russischen Ackerbau - Ministerium hat ihr gegenwärtiger Direktor R. Regel eine Übersicht über die Arbeiten der letzten Zeit und eine Geschichte der Abteilung geboten. Die umfangreiche Abhandlung gliedert sich in vier Teile: „1894 — 1907", dem Jahre der Reorganisation: „1907 — 1913"; „Jetzige Organisation der Abteilung, Aufgaben der letzteren und Mittel zur Erreichung derselben" ; endlich „Arbeit der Abteilung in den Einzel- zweigen und erhaltene Ergebnisse". Wie der dritte Teil ausführt^ be- schäftigen sich drei Unterabteilungen mit landwirtschaftlichen Kultur- pflanzen, eine mit Getreide, eine mit Handelspflanzen, eine mit Hülsen- fruchtern, Kartoffeln, Rüben, zwei mit Arznei-, Honigpflanzen und Obst, zwei mit wildwachsenden Pflanzen, dann eine mit Unkräutern. Die ^) Die Organisation und die Arbeiten des Bureaus für angewandte Botanik während 20 Jahre seiner Tätigkeit. 118 JSJeue Erscheinungen auf dem Gebiete der Püanzenzüciitung. französische Übersicht des vierten Teiles wird erst in Heft 12 des laufenden Jahrganges zugleich mit einem ausführlichen Inhaltsverzeichnis erscheinen. Da über die wertvollen Arbeiten der Abteilung an dieser Stelle, soweit sie in Pflanzenzüchtung einschlägig sind, berichtet worden ist, erübrigt sich ein Eingehen auf diesen Teil. Tschermak, E. V. Der veredelte Marchfelder Roggen. (Wiener landw. Zeitung Nr, 65, 1915.) Der Marchf eider Roggen ist eine im March- felde seit langer Zeit angebaute Landrasse, die bei zehnjährigen ver- gleichenden Sortenanbauversuchen auf der Versuchs Wirtschaft der Wiener Hochschule für Bodenkultur in Gross Enzersdorf (im Marchfelde) schon unveredelt besonders in trockenen Jahren fast ausnahmslos die höchsten Erträge gibt. Seit 1909 wurde von mir mit der Veredelungszüchtung dieses anspruchslosen, winterfesten, schwach bestockten und frühreifen Roggens begonnen. Der veredelte Marchfelder Roggen ist bereits aus- geglichener, etwas lagerfester, besser bestockt — dadurch etwas spät- reifer — und ertragreicher wie das Ausgangsgemisch. Er wird durch fortgesetzte Individualauslese und vergleichende Nebeneinanderführung der besten und Ausscheidung der minderwertigen Familien veredelt. Hervorragende Stämme, die sich bezüglich ihres Exterieurs und ihrer Leistung nicht unterscheiden, werden später wieder zusammengelegt. Die Eliten werden teilweise auf der Versuchswirtschaft, teilweise von einem Gutsbesitzer (Herrn R. Patz) im Marchfelde vermehrt. Der Ver- kauf hat 1915 begonnen. Autoreferat. Tschermak, E. v. Über die Notwendigkeit der Sammlung und Erhaltung unserer bewährten, noch unveredelten Getreide- landrassen. (Wiener landw. Zeitung Nr. 104, 1915.) Der Referent hat gelegentlich eines nicht veröffentlichten Vortrages in Brunn am 31. Januar 1913 in gleicher Weise wie Prof. E. Baur gelegentlich eines Vortrages in der 35. Versammlung der Saatzuchtabteilung der D. L.-G. 1914 (vergl. das Referat in dieser Zeitschrift 1914, S. 506) auf die Gefahr des Aussterbens unserer wertvollen Landrassen-Formengemische infolge der immer zunehmenden züchterischen Behandlung derselben hin- gewiesen, begründet nun dieselbe nochmals und bespricht die von Baur gemachten Vorschläge über die Erhaltung der Landsorten, der primitiven Kulturrassen und der wilden Verwandten unserer Getreideformen durch staatliche Institute. Referent verspricht sich von der Eignung der meist allzu frühreifen, primitiven Kulturrassen, speziell des Wintergetreides, die vermutlich infolge ihrer raschen Entwicklung besonders stark von Gelbrost befallen werden, durch Bastardierungszüchtung mit unseren hochgezüchteten Kulturrassen wertvolle und ganz neue Merkmalskombinationen zu erzielen, nicht viel, im Gegensatze zu Baur. Auch muss er leider die Tauglichkeit Neue Erscheinungen auf dena Gebiete der Pflanzenzüchtuug. 119 der wilden, brüchigen Verwandten unserer Getreideformen zur Erzielung praktischer Kesultate mittels Komhinationszüchtung- mit unseren Kultur- formen nach seinen bisherigen Erfahrungen sehr in Frage stellen. Aiitoreferat. Vincent, C. Apple Breeding in Idaho.^) (The Journal of heredity 1915, S. 453 — 455.) In den Jahren 1910 — 1914 wurden zusammen 10915 Bastarde erzielt, deren Eltern bekannt sind, so dass das Studium des Verhaltens der einzelnen Eigenschaften nach Bastardierung möglich wird. Die Gewinnung der Bastardpflanzen erfolgt in der Weise, dass die Früchte der bastardierten Blüten, von welchen pro Blütenstand meist zwei belassen werden, bis Weihnachten eingelagert werden, man dann die Samen gewinnt und bis zur Saatzeit Ende Februar in Töpfen, die gegen Mäuse gesichert werden, im Freien der Frostwirkung aussetzt. Ende Februar werden die Samen, von welchen durchschnittlich 95 ^/q keimten, im Gewächshaus zur Keimung gebracht, Mitte Mai dann die Pflanzen in den Baum Schulgarten verpflanzt und im Jahr darauf an ihren bleibenden Platz. Vrles, H. de. Untersuchung über die Bestimmung des Stärkemehlgehaltes in Kartoffeln. (Verslagen von Landbouwkundige Onderzoekingen der Rijkslandbouwproefstation XVJII, 1915.) 1911 und 12 wurde ein Vergleich der Stärkebestimmung nach Reimann und Stohmann vorgenommen, 1913 wurden daneben noch 5 andere Stärke- bestimmungsmethoden vergleichsweise geprüft. Auch der Verfasser kommt zu dem Schluss, dass der Bestimmung des Stärkegehaltes nach Reimann und Stohmann .kein wissenschaftlicher Wert zuzusprechen ist. Er zieht die Bestimmung mit Reimanns oder Parows Wage der Bestimmung nach Stohmann vor. Bei der ersterwähnten Bestimmung wird heute meist die Tabelle von Behrend, Märker, Morgen, die Stärkew^ert angibt, benützt. Dieselbe zeigte bei der Untersuchung des Verfassers niedriger Werte an als die Ewers- oder Baumertsche Methode der direkten Ermittlung des wahren Stärkegehaltes. Da besonders bei den Werten 15— 20 0/o die erwähnte Tabelle den Verfasser nicht be- friedigte, arbeitete er eine neue, die Groninger Tabelle aus, die für Stärkegehalt von 15—20 "/q bestimmt ist und den wahren Stärkegehalt ablesen fässt. Von den Methoden zur direkten Ermittelung der Stärke von Ewers und von Baumert, die wissenschaftlichen Wert besitzen, zieht er die erstere vor. Diese stellt die Stärke in 10 g frischem Kartoffelbrei nach Absaugen des Fruchtwassers fest. Wesfgate, J., and Coe, H. Red clover seed production.^) (Bull. 289 U. St. Dep. of Agric. Bureau of Plant Ind. 1915, 27 S., 7 Abb.) ^) Apfelzüchtung in Idaho. ^) Samenerzeugung bei Rotklee. 120 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflauzenzüchtung. Gegenüber den bekannten Feststellungen über die Befruclitungsverhältnisse des Kotklees ergab sich durch die Versuche der Verfasser nur eine Abweichung bei der Wirkung der Honigbiene. Diese wurde gegenüber der Hummel — im Gegensatz zu Luzerne — bei Rotklee als für die Befruchtung unwirksam angesehen. Nur Martin et hatte Befruchtung, aber nur bei einer von ihm gezüchteten kurzröhrigen Form festgestellt und Schachinger angegeben, dass die Eölire im zweiten Schnitt kürzer ist, so dass dann auch Honigbienen befruchten können. Die Verfasser fanden in einem Drahtnetzkäfig, in welchem zur Zeit der Blüte des daselbst erwachsenen Eotklees ein Bienenstock untergebracht worden war, einen gleich guten Erfolg wie bei dem durch Fruwirth eingeführten Einsatz von Hummeln in solche Kästen. Den Grund für die Selbst- unfruchtbarkeit des Rotklees finden die Verfasser darin, dass die Pollen- schläuche auf der eigenen Narbe so langsam wachsen, dass sie die Samenknospe nicht während des Lebens derselben erreichen. Sehr er- heblich ist bei Rotklee die Zahl der unfruchtbaren Samenknospen, die nur vegetative Zellen bilden und keinen Embryosack. Im ersten Schnitt können einzelne Pflanzen bis 100 ^/q solcher aufweisen. White. The crossing of flowers. ^) (Brooklyn botanic garden Leaflets Nr. 10 und 11, 1915, HS., 8 Abb.) Eine Anleitung für die Durchführung der Bastardierung, die Garten- und landw. Pflanzen in Betracht zieht, und Durchführung für wissenschaftliche Zwecke sowohl als für praktische. Witte H. Om Timotejen.^) (Sveriges Utsädesförenings Tid- skrift 1915, S. 22—44. 143—182 und 222c— 230, 24 Abb., schwedisch mit deutscher Zusammenfassung) Eine Einleitung über die Geschichte des Timotheegrases und Versuche zu seiner Züchtung, die an anderen Orten gemacht wurden, geht voran, dann wird die vom Verfasser in Svalöf betriebene Züchtung dieses Grases dargestellt. Es ist nicht zu erwarten, dass man nach allen Eichtungen hin voll vererbende Individuen erhält, da das Gras der Fremdbestäubung unterworfen ist und die Zahl der unterscheidenden einzeln vererbten Eigenschaften eine erhebliche ist. Es wird von möglichst viel gesammelten oder in Svalöf ausgewählten Individuen ausgegangen, von diesen wird, um einen besseren Vergleich ihrer Eigenschaften zu ermöglichen, je ein Beet durch Vermehrung ge- bildet. Von den besten Beeten wird — räumlich möglichst isoliert — weiter vermehrt und es werden dann mit dem bei künstlicher geschlechtlicher Isolierung erhaltenen Samen ertragsvergleichende Versuche angestellt. Bei genügender Gleichmässigkeit in wichtigen Eigenschaften und gutem Ertrag setzt dann Samengewinnung ein. Die bei künstlicher geschlecht- ^) Die Bastardierung der Blüten. *) Über Timotheegras. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüclitung. 121 lieber Isolierung" sehr geringe, selbst ausbleibende Samenbildung- wird auch vom Verfasser betont. Die einzelnen Eigenschaften der Gräser und die Verschiedenheit bei der Ausbildung derselben (Variabilität und Modifikabilität) sowie die Vererbungsverhältnisse der Eigenschaften werden in der Arbeit eingehend besprochen. So variiert (Variation im weiteren Sinne) beispielsweise Halnilänge von 20 — 30 cm bis über 100 cm, Eispenlänge von 2 — 15 cm, Eispenbreite von 3 — 10 mm, Blüheintritt um 3 — 4 Wochen und manche der Varianten werden vererbt. Als Forderung an eine Zucht für zweijährige Mähwiesen stellt der Verfasser auf: langer, aufrechtstehender, nicht grober Halm; kurzes oberstes, langes unterstes Internodium; kräftige, reichliche Bestockung; grosse Blattmasse ; lange Lebensdauer; guter Nachwuchs; Winter- und Eostfestigkeit; zeitige Erühjahrsentwicklung. Für eine Zucht für eine vieljährige Weide stellt er als wünschenswerte Eigenschaften hin: kräftige Bestockung; rascher Nachwuchs; möglichst lange Lebensdauer; gute Winterfestigkeit. In beiden Fällen ist auch gute Samenerzeugung erwünscht. 2. Bücherbesprecliungeii. Einsendung von allen einschlägigen selbständigen Neuerscheinungen an die Redaktion erbeten. Berger, A. Die Agaven. (Beiträge zu einer Monographie. Gross- oktav, 288 S., 79 Textabb. und 2 Karten. Gustav Fischer, Jena 1915, M. 9,00.) Der Verfasser leitete von 1897 bis zum Ausbruch des Krieges den bekannten Garten La Mortola bei Ventimiglia, und es stand ihm die dortige besonders reiche Sammlung von lebenden Agaven zum eingehenden Studium zur Verfügung, das er durch den Besuch von Sammlungen und botanischen Gärten erweiterte. Dieses Studium und die Kenntnis der Literatur ermöglichten es ihm, eine Monographie der Agaven zu geben, wie eine solche schon von verschiedenen Seiten gewünscht wurde. Den weitaus grössten Teil des Buches, 253 von 288 Seiten, nimmt die Be- schreibung der einzelnen Arten ein, die in Subgenera, Sektionen und Eeihen zusammengefasst sind. Zahlreiche Zeichnungen, die vom Ver- fasser selbst hergestellt wurden, sind in diesen Teil eingeschaltet. Vor- angestellt ist diesem Hauptteil eine Einleitung, und angereiht ist ein Abschnitt „Kultm^ der Agaven". An diesem Ort kommt aus der Ein- leitung in erster Linie das in Frage, was über die Blüh- und Befruch- tungsverhältnisse ausgeführt wurde und einige eigene Beobachtungen des Verfassers enthält, dann das, was in derselben über die Agaven als Nutzpflanzen gesagt wird. Der systematische Teil behandelt in der Eeihe Eigidae auch die für Fasergewinnung bekannteste Art A. sisalana Perr., und zwar in der Unterreihe Sisalanae und in dieser Unterreihe 122 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. und der Unterreihe Tequilanae noch andere zur Fasergewinnung heran- gezogene Arten. Der Abschnitt „Die Kultur der Agave" fasst die Kultur der Pflanzen für gärtnerische, nicht landwirtschaftliche Zwecke ins Auge. Schlechter, R. Die Orchideen, ihre Beschreibung. Kultur und Züchtung. Unter Mitwirkung von Ökonomierat 0. Beyrodt, Oberhofgärtner H. Hancke, Prof. Dr. G. Lindau und Obergärtner A. Malmquist. (Grossoktav, 836 S., 12 farbige Tafeln und 242 Textabb. Paul Parey, Berlin 1915, M. 35,00.) Mit dem Werke sollte ein Orchideen- buch geschaffen werden, das auf dem heutigen Stande der Forschung ruht und zu angemessenem Preis erhältlich ist. Allgemeine Verbreitung^ Klima der Heimatländer der Orchideen, Systematisches ist in dem Buch von dem Herausgeber, dem Assistenten am botanischen Museum in Dahlem, R. Schlechter, bearbeitet worden; Einfuhr und Kultur von Malmquist; die Orchidee als Schnittblume und Kulturräume der Orchideen von Ökonomierat Beyrodt, dessen reiche Kulturen die Originale zur Herstellung der sehr schönen Tafeln geliefert hat, die im Vielfarbendruck nach farbiger Naturaufnahme erstellt w^urden. Prof, Lindau hat die Ausführungen über die tierischen und pflanzlichen Feinde der Orchideen übernommen und H. Hanke die Bearbeitung der beiden Teile, die an dieser Stelle interessieren: „Die Orchideen-Hybriden" und ,.Die Befruchtung und die Anzucht aus Samen". In dem erst- erwähnten dieser zwei Abschnitte wird nur die kurze Beschreibung einer Auswahl wertvoller Bastarde geboten; vollständige Listen, auch solcher Formen, die weniger Bedeutung für die Praxis besitzen, bietet ja ohne- dies das Orchid stud book von Rolfe und Hurst. In dem zweit- erwähnten dieser beiden Abschnitte wird die Anzucht aus Samen be- schrieben, dabei auch auf die Arbeit Burgeffs Rücksicht genommen, dann auf die Darstellung der Bastardierung übergegangen. Die Technik der Pollengewinnung und Übertragung desselben auf die Narbe, die bei dem verschiedenen Blütenbau der einzelnen Arten grössere Verschieden- heiten aufweist, wird eingehend erörtert, wobei, so wie bei der Dar- stellung der Keimung, viele Zeichnungen unterstützen. Eine kleine Auswahl als gute Mütter für Bastardierungen bekannter Arten und für diesen Zweck als gut bekannter Väter wird gegeben. Die Ausstattung des Buches ist eine so gediegene, dass der Preis als ein sehr angemessener erscheint, besonders im Hinblick auf ähnliche Werke, die in anderen Ländern erschienen sind. Wohltmann, F. Führer durch das Winterungs-Sortiment samt den Züchtungen auf der Pflanzenzuchtstation des Land- wirtschaftlichen Institutes der Universität zu Halle a. S. 1915/16. Berichterstatter: B. Kalt. Selbstverlag des Institutes, 114 S. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 123 Der Führer erscheint im Gegensatz zu den früheren Ausgaben für das Vegetationsjahr 1915/16 in 2 Teilen, von denen jeder für sich herausgegeben wird. Diese Notwendigkeit ergab sich aus der Aufnahme eines bedeutend verstärkten Textes, in dem die einzelnen Versuche erläutert werden. Der 1. Teil, der das Winterungssortiment und die Winterungszüchtungen enthält, liegt nunmehr vor. Er wird eingeleitet durch eine Beschreibung der Organisation des Anbaues, der Fruchtfolge und Düngung. Das Sortiment umfasst 13 Raps- und Rübsen-, 10 Winter- gersten-, 28 Roggen- und 104 Winterweizen-Sorten und gibt auch die Bezugsquelle und das Aussaatdatum an. Einige Sorten wurden neu aufgenommen, andere bisher gebaute mussten ausfallen, weil der Bezug von Saatgut wegen des Krieges nicht immer möglich war. Die Versuche in den Zuchtgärten werden eingehend beschiieben und bei den einzelnen Züchtungen die Entstehung und das Zuchtziel erläutert. Sie umfassen 32 Beete mit über 200000 Einzelpflanzen, denen sich 107 Prüfungs- parzellen anschliessen, auf denen die fortgeschrittenen Züchtungen im Drillbestand beobachtet und geprüft werden. Mannigfache Schädigungen durch tierische Feinde, unter denen besonders die Winterungszuchten zu leiden hatten, veranlassten die Erprobung verschiedener Bekämpfungs- mittel. Auch über diese Versuche ist in dem Führer berichtet. Ein Lageplan der Pflanzenzuchtstation ist beigedruckt. B. Kalt. \ y. Kleine Mitteilungen. Sachliches, Über die Befruchtungsverhältnisse verschiedener Formen des Gartenkohles (Brassica oleracea L.). Genaue Kenntnis des Blühveiiaufes und der Befruchtungsverhältnisse der einzelnen Kulturpflanzen ist in mehrfacher Hinsicht erforderlich. Für die landwirtschaftlich genutzten Pflanzen liegen eingehende Unter- suchungen verschiedener Autoren, insbes. aber von Fruwirth vor, die in dem Handbuche der landwirtschaftlichen Pflanzenzüchtung gesammelt sind. Für die einzelnen gärtnerischen Nutzgewächse liegen zwar teils mehr, teils weniger zahlreiche Beobachtungen des Blühverlaufes und der Befruchtungs Verhältnisse vor, die sich aber weit zerstreut in der gesamten botanischen Literatur finden und auch nicht immer das für den Züchter Wichtige erfassen. Für die Pflanzen der Forstwirtschaft sind die für züchterische Arbeit erforderlichen Grundlagen noch weniger ausgearbeitet. Studien über Befruchtungsverhältnisse haben in mehrfacher Hin- sicht Bedeutung: 1. Sie müssen dem Züchter und Nachbauer von Saatgut Aufschluss geben, welche Mafsregeln er beachten muss, um Bestände aus rein- und hinaufgezüchteter Saat vor geschlechtlicher Mischung unerwünschter Art zu schützen. 2. Die zur Erreichung eines gesteckten Zuchtzieles einzuschlagenden Wege sind verschieden je nach Möglichkeit, Häufigkeit und Erfolg der Selbstbefruchtung und nach Art der Fremdbefruchtung (Insekten- oder Windbefruchtung). Von den jeweiligen Befruchtungsverhältnissen hängt es ab, welche Auslese- und Züchtungsmethode zu wählen ist, wie lange die Auslese fortzusetzen ist und von welchem Erfolge sie begleitet sein wird. 3. Für die Durchführung exakter Vererbungsversuche und für die richtige Beurteilung von Vererbungserscheinungen ist genaue Kenntnis der Befruchtungsverhältnisse eine wichtige Bedingung. Gerade hierfür müssen bei diesbezüglichen Studien auch die vom normalen Verlauf abweichenden Verhältnisse berücksichtigt werden. Im folgenden 126 Kleine Mitteilungen. wird gezeigt werden, dass verschiedene Autoren bei Bastardierungs- versuchen mit Kolilarten nicht sämtliche Fehlerquellen, die sich aus den für Brassica oleracea geltenden Befruchtungverhältnissen ergehen, vermieden haben. Es ist schon gesagt worden, dass die gärtnerische Pflanzenzüchtung weit weniger über die erforderlichen Grundlagen für erfolgreiche Arbeit verfügt als die landwirtschaftliche Pflanzenzüchtuug. Es gilt dies jedoch nicht für alle Gebiete gärtnerischer Züchtung in gleichem Mafse, insofern die einzelnen Gebiete in verschiedenem Umfange bearbeitet worden sind. Am besten bekannt sind die Befruchtungsverhältuisse der Obst- arten (Kernobst, Steinobst, Beerenobst) ^), weniger jene der Gemüsearten und einjähriger Blumen, die infolge ihrer Mannigfaltigkeit ein aus- gedehntes Arbeitsgebiet für sich darstellen, besonders wenig bearbeitet sind endlich die Befruchtungsverhältnisse der gärtnerisch verwendeten Stauden — immer unter dem Gesichtswinkel der Bedürfnisse der praktischen Züchtung betrachtet. Da unter den Gemüsearten die Kohlarten die wichtigsten sind, leitete ich Studien über die Befruchtuugsverhältnisse dieser ein und führte solche in den Jahren 1914 und 1915 in meinem Privatgarten durch. Die Versuche umfassen sämtliche Formen von Brassica oleracea; es kann aber im folgenden nur über die Ergebnisse bei Blätter- oder Ki'auskohl (Br. ol. acephala), Rosenkohl (B. ol. gemmifera), Kopfkohl (B. ol. capitata), und Kohlrabi (B. ol. gongylodes) berichtet werden, da die zur Verwendung bestimmten Blumenkohlpflanzen Spätfrösten Mitte April 1915 und die Wirsingpflanzen der Trockenzeit dieses Jahres zum Opfer gefallen sind. Es liegen bisher derartige Beobachtungen für die Garten-Kohlarten von Lund und Kjaerskou^) vor, die aber, da in dänischer Sprache geschrieben, deutschen Züchtern fast ganz unbekannt geblieben und schwer zugänglich sind. Andererseits sind es gerade die Ver- öffentlichungen dieser beiden Autoren, die mich zu den voi'liegenden Versuchen veranlassten, insofern diese von einigen Bastardierungen be- richten, dass die 1. Generation nicht einheitlich ist und die Bastarde in 2. Generation ihren Charakter behalten. Beide Angaben stehen in Widerspruch mit der heute geltenden Lehre von der Einheitlichkeit der Fl und der Spaltung in F2 nach Bastardierung. Es gilt daher erstens die beiden Angaben, die übrigens von anderen Autoren eben- ') Es sind auch hier noch erhebliche Lücken vorhanden ; es sei darauf hingewiesen, dass die Befruchtungsverhältuisse von Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren noch un- genügend erforscht sind. ^) Lund und Kjaerskou, Morphologisk-anatomisk Beskrivelse af Brassica oleracea L , B. campestris L. og B. napus L. samt Redegörelse for Bestovnings-og Dyrk- ningsforsog med disse Arter. Botan. Tidsskrift 1886, Bd. 15. Kleine Mitteilungen. 127 falls gemacht worden sind, nachzuprüfen und gegebenenfalls die Ursache der Abweichung von den Regeln Mendels aufzufinden. Dies sind die Gesichtspunkte, unter denen die zu besprechenden Versuche ausgeführt worden sind. Brassica oleracea stellt nach den ausführlichen sj'stematischen Untersuchungen von Lund und Kjaerskou^) eine Art dar, innerhalb welcher sich die verschiedenen Formen des Gartenkohles dui'ch ver- schiedene Ausprägung der vegetativen Organe — wahrscheinlich unter- stützt durch künstliche Auslese — herausgebildet haben. Die Abgrenzung der verschiedenen Formen unseres Gartenkohles (Kraus-, Rosen-, Kopf-, Wirsing-, Blumenkohl und Kohlrabi) untereinander ist trotz der augen- scheinlichen starken Verschiedenheit des Habitus genetisch gering; dagegen ist die Abgrenzung all dieser Formen gegen Brassica napus einerseits und Brassica rapa andererseits genetisch deutlich. Da systematische Bestäubungsversuche und Bastardierungsstudien stets unter Berücksichtigung der Verwandtschaftsverhältnisse der in Be- tracht kommenden Formen vorgenommen werden müssen, erscheint es zweckmässig, an dieser Stelle eine kurze, systematische Übersicht nach Lund und Kjaerskou zu geben. Brassica oleracea L., Gartenkohl: 1. Hauptgruppe: B. oleracea acephala D. C, Blattkohl. a) Kuhkohlgruppe (mit flachen Blättern): B. oleracea acephala laevis. b) Krauskohlgruppe (mit krausen Blättern) : B. oleracea acephala crispa. c) Schnittkohlgruppe (mit buckligen Blättern): B. oleracea acephala bullata. d) Rippenkohlgruppe (Zierkohl): B. oleracea acephala costata. 2. Hauptgruppe: B. oleracea gongylodes L., Kohlrabi mit zahlreichen frühen und späten, blauen und weissen Varietäten. 3. Hauptgruppe: B. oleracea gemmifera L., Rosenkohl. 4. Hauptgruppe: B. oleracea sabauda L., Wirsingkohl mit zahl- reichen Varietäten. 5. Hauptgruppe: B. oleracea capitata L., laevis Metzg., Kopfkohl mit sehr zahlreichen Varietäten. Weiss- und Rotkohl, platter, runder und spitzer früher und später Kohl. 6. Hauptgruppe: B. oleracea botrytis L. a) Blumenkohlgruppe: B. oleracea botrytis cauliflora D. C. b) Broccoligruppe: B. oleracea botrytis asparagoides D. C. Für Brassica napus und rapa sind die Befruchtungsverhältnisse sowohl für die oleifera- als auch die rapifera-Formen von verschiedenen Seiten und unter verschiedenen Bedingungen eingehend geprüft worden. ^) Lund uocl Kjaerskou, En monographisk Skildring af Havekaalens, Rybsens og Rapsens Kulturformer; Landbrugets Kulturplan ter Nr. 4. Kopenhagen 1884. 128 Kleine Mitteilungen. Für B. oleracea liegt nur die Studie Fruwirtlis^) mit Kopfkohl Yor. Da sich aber gezeigt hat, dass zwischen nahe verwandten Formen Unterschiede betr. der Befruchtuugs Verhältnisse vorhanden sein können, war zu untersuchen, wie die Befruchtungsverhältnisse der verschiedenen Gruppen des Grartenkohls seien und ob diesbezügliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen zu erkennen seien. Blätterkohl, B. oleracea acephala D. C. Es wurden Pflanzen des halbhohen, grünen, feingekrausten Winter- kohles benutzt, also eine Form der Krauskohlgruppe. Als Einschluss- mittel sind ausnahmslos Papiertüten verwendet worden; eingeschlossen wurden stets ganze Achsen, nicht einzelne Blüten. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengestellt, zu welcher zu bemerken ist, dass die Befruchtungen der Pflanzen 1 und 2 im Jahre 1914, jene der Pflanzen 3 und 4 im Jahre 1915 ausgeführt worden sind. Tabelle 1, Blätterkohl. f beob- Blüten Ö <13 +^ O "3 CO Durchschnitt für 1 1. his 4. Papierschutz, de- icht orn- ;ahl ■Kon ivicht 3. und 4. kastriert. ^ k> IN M ^ o *> O OD Zahl achte 3 CS •» -1:2 der samentragenden Schoten y—t mm g g g 1. Eingeschlossen, sich selbst 1 12 9 5 30,2 0,035 2 0,008 0,400 überlassen (spontane Auto- 2 12 — — — — • — — gamie). 3 12 8 — — — — — 4 12 6 1 — — nur schlechte — — 2. Eingeschlossen , künstlich 1 12 11 7 40,4 0,052 3,8 0,014 0,.358 selbstbestäubt (künstliche 2 15 13 11 33,5 0,059 5,7 0,023 0.408 Autogamie). 3 4 12 12 8 5 — — 3. Mit Pollen anderer Achsen 1 12 10 9 64,2 0,114 13,7 0,049 0,363 der gleichen Pflanze be- 2 12 12 12 52,3 0,147 15,9 0,066 0.414 stäubt (Geitonogamie). 3 12 11 11 51,8 0,085 11,8 0,036 0,302 4 12 11 10 59,7 0,091 13,2 0,035 0,267 4. Mit Pollen anderer Pflanze 1 12 12 12 72,1 0,244 29,0 0,116 0.400 gleicher Sorte bestäubt (iso- 2 12 11 11 56,0 0,163 19,9 0,0)50 0,403 morphe Xenogamie). 3 12 10 10 52,6 0,100 12,2 0,036 0,295 4 12 12 12 60,3 0,083 15,5 0,039 0,249 5. Völlig frei abgeblüht. 1 15 15 15 74,3 0,249 28,7 0,114 0,396 2 15 14 14 59,2 0,177 24,1 0.080 0,332 3 12 12 12 55,4 0,121 15,9 0,062 0,390 4 12 11 11 63,9 0,083 15.8 0,041 0,257 ^) Fruwirth, C, Beiträge zu den Grundlagen der Züchtung einiger Idw. Kultur- pflanzen; Naturw. Zeitschr. f. Land- und Forstwirtschaft 2, 1904, S. 241. Kleine Mitteilungen. 229 Selbstbestäubung- (Autogamie) bringt demnach nur bei künst- licher Bewirkung Erfolg, aber auch dann nur bescheidenen und nicht in allen Fällen gesicherten Samenansatz. Die Unterschiede in dem Er- folge künstlicher Selbstbestäubung bei Schutz gegen ungewollte Be- stäubung zwischen Pflanzen 1 und 2 einerseits und Pflanzen 3 und 4 andererseits können zufälliger Art sein, sie können in der Individualität begründet oder aber auch durch die verschiedene Witterung der beiden Jahre bedingt sein. Dass individuelle Unterschiede in dem Erfolg der Selbstbestäubung vorkommen, ist bekannt, ebenso, dass solche individuellen Schwankungen erblich sein können. Als Beispiel für Fremdbefruchter diene Roggen, für Selbstbefruchter Weizen. Giltay isolierte einen zur Selbstbefruchtung recht geneigten Stamm Roggen (Landw. Jahrb. 1905, S. 854). Für Weizen hat Nilsson-Ehle in dieser Zeitschr. Bd. 3, 1915, S. 1 diesbezügliche Versuchsergebnisse veröffentlicht. Dass klimatische Unterschiede den Erfolg der Selbstbestäubung beeinflussen, sowohl in günstigem als ungünstigem Sinn, geht aus Bestäubungsversuchen, die ich mit Rotklee z. Z. durchführe, hervor. Bei den beiden Pflanzen (l und 2), die nach künstlicher Selbstbestäubung Samen brachten, ist der Ansatz so, dass er züchterisch verwendet werden kann, wenngleich die Er- zielung der zur Nachkommeuschaftsprüfung erforderlichen Samenzahl mit ziemlichem Arbeitsaufwand verknüpft ist. Günstiger sind die Ergebnisse der Nachbarbestäubung (Geitono- gamie), also der Bestäubung mit Pollen aus Blüten einer anderen Achse der nämlichen Pflanze. Aber auch in diesem Falle bleibt der Samen- ansatz erheblich gegen jenen völlig freier Befruchtung zurück. Es ist hierbei allerdings jeweils zu bedenken, dass die Einschlussmittel an sich den Samenansatz etwas drücken, wie sich aus dem Vergleich zwischen völlig frei abgeblüht und künstlicher Bestäubung durch Pollen einer anderen Pflanze gleicher Sorte (isomorphe Xenogamie) ergibt. Bei spontaner und künstlicher Selbstbestäubung bildet ein erheblicher Teil der Blüten parthenokarpe Schoten. Diese sind zwar erheblich kürzer als die Schoten mit Samen; sie erreichen in den vorliegenden Fällen eine Länge von 20 — 25 mm. Sie fallen weiterhin durch die Glätte der Fruchtwände auf, die bei den samentragenden Schoten uneben sind. Die Bildung solcher samenloser Schoten mag durch die Bestäubung und Einwirkung des Pollens befördert werden, ausschliesslich dadurch verursacht ist sie aber nicht, denn ich erhielt solche samenlose Schoten auch bei Einschluss kastrierter Blüten in Papierbeutel. An Blätter- kohl habe ich auf diese Weise von insgesamt 28 Blüten 8 parthenokarpe Schoten erhalten. Gleichzeitig isolierte ich an den nämlichen Pflanzen kastrierte Blüten mit Gazebeutel (ca. 0,5 mm lichte Weite der Maschen), wobei durch tägliche Kontrolle die Abwesenheit von Insekten innerhalb der Gazebeutel Zeitschrift für Pflanzenzüclitung. Bd. IV. 9 130 Kleine Mitteilunffen. festgestellt wurde. Selbst bei starkem Auftreten von ]\Eeligethes sind solche in den Gazebeuteln nicht angetroffen worden. Bei Pflanze 3 er- hielt ich von 18 Blüten auf diese Weise keine Samen und keine partheno- karpen Schoten, bei Pflanze 4 bei Einschluss von 2 Achsen mit 21 kastrierten Blüten 3 Schoten von 54, 58, 53 mm Länge mit J8, 21, 17 Samen mit einem durchschnittlichen Hundertkorngewicht von 0.232 g. Es kann also Bestäubung durch den Wind bei Blätterkohl stattfinden. Es ist dies ein Gesichtspunkt, der für exakte Vererbungs- versuche Berücksichtigung verdient, wie ich weiter unten noch aus- führen werde. Kohlrabi, B. oleracea gongylodes L. Zu den Bestäubungen im Jähre 1914 (Pfl. 1 u. 2) wurden Pflanzen des ..späten, weissen Kohlrabi", zu denen des Jahres 1915 (Pfl. 3, 4, 5) solche des „blauen Goliath" verwendet. Es muss hier darauf aufmerksam gemacht werden, dass sehr häufig Verwechslungen zwischen Kohlrabi und Kohlrüben stattfinden. Es liegt dies teils an ungenauen Bezeichnungen, teils an ungenügender Beachtung des Unterschiedes, wozu allerdings die Literatur selbst Veranlassung gibt. Dieser Verwechslung ist selbst Darwin zum Opfer gefallen.^) So findet sich in dem bekannten Lehrbuch für Botanik von Strassburger.') ebenso bei Engler, ^) für B. oleracea gon- gylodes „Kohlrübe" angegeben, während es „Kohlrabi" heissen müsste. Zur Verwirrung mag auch beitragen, dass in England B. oleracea gongylodes, also „Kohlrabi" in richtiger Bezeichnung, nicht nui' als Gemüse, sondern auch als Futter neben der Kohlrübe Brassica napus rapifera angebaut wird, während in Deutschland Kohlrabi nur als Gemüse angebaut wird und nicht Futterzwecken dient. In gärtnerischen Kreisen (Katalogen von Samenhand- lungen usw.) ist die Unterscheidung meist richtig und wird streng eingehalten. Die Ergebnisse der Bestäubungsversuche an Kohlrabi sind in Tabelle 2 zusammengefasst. (Tabelle 2 siehe Seite 131.) Selbstbestäubung, sowohl spontane wie künstliche, hat keinen Erfolg gezeitigt ausser bei Pflanze 2, die sich in dieser Be- ziehung wesentlich anders verhält als die vier anderen Pflanzen. Der- artige Versuche sind immer mit Fehlerquellen der verschiedensten Art behaftet. So gelingt es z. B. praktisch nur schwer, an einer Pflanze fünf möglichst gleich stark entwickelte Achsen zu gleicher Zeit zu finden, wie es für solche Versuche wünschenswert ist. Die Pflanze 2 verhält sich aber sowohl gegen spontane wie künstliche Selbstbestäubung, als auch gegen Bestäubung mit Pollen aus anderen Blüten der gleichen ^) Strass burger, Lehrbuch der Botanik, 10. Aufl., 19 10. '^) Engler, Syllabus der Pflanzeufamiüeu, 6. Aufl., 1909, S. 139. In der 7. Auflage 1912, S. 199, berichtigt. ^) Siehe Lund u. Kjaerskou 1886. Kleine Mitteilungen. 131 Pflanze so wesentlich verschieden von den übrigen, dass die Differenz nicht mehr in die Grenzen von Zufälligkeiten zu rechnen ist. Ohne dass au der einzelnen Pflanze Kontrollversuche mit weiteren Achsen vorgenommen sind, ist im vorliegenden Falle ja das Ergebnis dadurch sichergestellt, dass in allen drei Fällen, in denen die anderen vier Pflanzen sehr wenig Samenansatz gaben, die Pflanze 2 reichlich Samen sehr guter Ausbildung lieferte. Tabelle 2. Kohlrabi. 1 o Durchsei uiitt für t 1. bis 4. Papierschutz, L4° 03 r beo Blül o a ÖD a ' .a 1 tH aj ü .^5 öct: =3 1^ R lind 4 kastriert IS! a -ö aj L-5 ^ ^ M '^ W ^ o « fj • UUIX tX ■ XvCliC3 t X XV«X U> — 1 O) tS) S der samentragenden Schoten tH mm % s s 1. Eingeschlossen, sich selbst 1 16 12 überlassen (spontane Auto- 2 15 10 10 64,9 0,136 14,2 0,059 0,418 gamie). 3 4 15 12 1 11 5 16 16 1 47,5 0,037 1 0,005 0,500 2. Eingeschlossen, künstlich 1 16 15 1 42,2 0,029 1 0,004 0,400 selbstbestäubt (künstliche 2 12 12 12 73,2 0,152 18,6 0,076 0,407 Autogamie). 3 4 12 12 2 9 — — — 5 15 14 1 40,6 0,025 1 0,003 0,300 3. Mit Pollen anderer Achsen 1 12 12 4 58,7 0,040 2,3 0.011 0,487 der gleichen Pflanze be- 2 12 12 12 85,5 0,171 19,2 0,081 0,423 stäubt (Geitonogamie). 3 12 3 — — — — — — 4 12 7 — — — — — — 5 12 12 9 60,7 0,053 4,5 0,022 0,478 4. Mit Pollen anderer Pflanze 1 13 6 6 76,6 0,201 15,4 0,074 0,482 gleicher Sorte bestäubt (iso- 2 12 10 10 85,3 0,262 25,0 0,126 0,504 morphe Xenogamie). 3 12 11 11 84,7 0,198 19,1 0,083 0,442 4 12 10 10 54,6 0,105 10,8 0,052 0,484 5 12 12 12 81,1 0,106 13,3 0,057 0,427 5. Vollständig frei abgeblüht. 1 15 15 15 78,2 0,213 16,4 0,083 0,496 2 15 15 15 77,9 0,196 20,6 0,100 0,485 3 16 14 14 85,4 0,152 18,7 0,083 0,444 4 15 15 15 54,2 0,125 17,2 0,052 0,302 5 12 12 12 85,7 0,197 19,7 0,097 0,493 Nachbarbestäubung (Geitonogamie) hatte sehr geringen Erfolg. Im Vergleich zu den anderen hier besprochenen Kohlarten ist die Wirkung des Pollens anderer Blüten der gleichen Pflanze bei Kohlrabi am ge- ringsten, abgesehen wiederum von der Pflanze 2. Es tritt hier sogar bei zwei Pflanzen der Fall ein, dass nur parthenokarpe Schoten ge- bildet werden. 9* 132 Kleine Mitteilungen. Künstliche Bestäiilmng: mit Pollen einer anderen Pflanze dei gleichen Sorte brachte bei allen fünf Pflanzen vollen Erfolg. Der Samenansatz und die Samenqualität steht gegen freie Befruchtung un- merklich zurück. Bei freier Bestäubung ist der Prozentsatz der samentragende Schoten liefernden Blüten allerdings günstiger, doch dürfte dies auf Beschädigungen beim Kastrieren, verspätetes Bestäuben (bei Pflanze 1?), Einfluss der Papierhülle zurückzuführen sein. Die Keimfähigkeit des Samens aus Selbstbestäubung und freier Bestäubung erwies sich nach folgendem Keimversuch im Keim- schranke auf Fliesspapier als gleichwertig. Es keimten nach 5 Tagen von ie 100 Samen: "^ a b Aus Selbstbestäubung 97 ^/o 98 % Aus freier Bestäubung .... 99 ,. 96 ,. Ein Anbauversuch mit Samen aus Selbstbestäubung und solchem aus künstlicher Bestäubung mit Pollen anderer Pflanze der nämlichen Sorte zeigt die nachteilige Wirkung einmaliger Selbstbestäubung. Mittleres Of ri ri Frerad- Pflanzen aus Anzahl Gewicht , . , bestäubuner = 100 abweichuuo- g g Selbstbestäubung. . 20 585 ± 75,5 336,4 + 53,2 68,4 Fremdbestäubung. . 38 876 + 62,8 387,2 + 44,4 100 Differenz .... 291 + 98,0 Selbstbestäubung äusserte also schon in erster Generation eine deutlich nachteilige Wirkung im Gesamtgewicht der Pflanze. Im Vergleich zu den Angaben Darwins^) über die Wirkung der Selbst- bestäubung bei Kopfkohl ist die Differenz zu Ungunsten der Selbst- bestäubung im vorliegenden VaWe erheblicher. Es ist diesbezüglich mit verschiedenartigem Verhalten verschiedener Sorten und verschiedener Stämme zu rechnen in dem Sinne, dass es Stämme gibt, die gegen In- zucht empfindlicher sind und solche, bei denen die nachteilige Wirkung der Selbstbestäubung sich langsamer geltend macht. Allerdings kann ich einen Nachweis durch direkte Beobachtung solcher Fälle nicht führen; auch aus der Literatur ist mir ein solcher Fall nicht bekannt, wozu zu bemerken ist, dass verschieden rasches „Degenerieren", „Abbauen" ver- schiedener Kartoffelsorten nicht als Parallele herangezogen werden kann, da es sich bei diesem um Folge von vegetativer Vermehrung handelt. Ausser diesen Bestäubungen ist für Kohlrabi noch über folgendes zu berichten. 1914 sind an Pflanze 1 10 Blüten kastriert worden und ohne jeden Schutz (weder Papier noch Gaze) geblieben. Die Anordnung war so getroffen, dass diese kastrierten Blüten sich mit nichtkastrierten ^) Darwin, Die Wirkungen der Kreuz- und Selbstbefruchtung. Deutsche Aus- gabe von Carus, 10. Bd., 1899. Kleine Mitteilungen. I33 Blüten der gleichen Achse abwechselten. Aus diesen 10 Blüten wurden 8 samentragende Schoten geerntet. Ob Insekten- oder Windbestäubung stattgefunden hatte, lässt sich nicht nachweisen. Auf Grund dieses nicht eindeutigen Ergebnisses wurden 1915 einzelne Achsen mit kastrierten Blüten teils mit Papier-, teils mit Gazeschutz versehen. Bei Papier- schutz sind stets nur samenlose Früchte von durchschnittlich 40 mm Länge geerntet worden; 50 *^/o der Blüten fielen überhaupt ab. Bei Gaze- schutz unter Kontrolle auf Meligethes war das Ergebnis das folgende: Blüten Schoten Schoten mit Samen Pflanze 1 27 12 2 mit 15 bezw. 20 Samen „ 2 15 13 keine ,.3 30 18 Die Pflanzen standen in einer Reihe nebeneinander mit einer Ent- fernung der Pflanzstellen (nicht der nächsten Achsen!) von einem Meter. Die Blüten wurden in den Tagen vom 11. — 14. Mai kastriert, der Gaze- schutz Ende Mai entfernt, als alle Narben völlig trocken waren. Es herrschte in den Tagen vom 13. — 23. Mai wechselnder, aber starker Wind. Im übrigen ist ohne weitere Ausführungen ersichtlich, dass wie bei Blätterkohl Polleuübertragung durch den Wind in erfolgreicher Weise stattfinden kann. Betreffs des Zeitpunktes der Bestäubung ist bei Pflanze 5 im Jahre 1915 folgender Versuch durchgeführt worden: Es wurden an einer Achse, dessen 1. Blüte am 23. Mai morgens zum Aufblühen gelangt wäre, am 22. Mai abends 10 Blüten kastriert, der Rest der Achse ab- gebrochen. Alle 10 kastrierten Blüten wurden sofort mit Pollen von Rotkohl bestäubt. Zweck dieses Versuches war, festzustellen, ob vor- zunehmende Bestäubungen sofort beim Kastrieren ausgeführt werden können oder ob zwischen Kastration und Bestäubung gewisse Zeit ver- streichen muss. Für Kopfkohl steht nach Fruwirth^) fest, dass die Narbe beim Aufblühen sofort belegungsfähig ist. Da aber für alle künstlichen Befruchtungen Kastration vor dem Aufblühen erforderlich ist, weil sofort nach dem Aufblühen Pollen entlassen wird, und da man zweckmässigerweise an einer Achse sofort eine Mehrzahl Blüten kastriert und nicht nur die am nächsten Tage zur Blüte gelangenden, wird die Arbeit erleichtert, wenn sofort nach Kastration die Bestäubungen vor- genommen werden können. Von diesen 10 vorzeitig bestäubten Blüten, von denen etwa 3 Blüten einen Tag vor dem Öffnen, die nächsten 3 Blüten 2 Tage vor dem Öffnen, die weiteren Blüten 3 Tage vor dem Aufblühen kastriert und bestäubt wurden, wurden 6 Schoten von 63 mm Länge mit 12 . 8 Samen bei 0,356 g Hundertkorngewicht pro Schote geerntet. Bestäubung 1 bis 2 Tage vor dem Aufblühen ergibt somit guten Erfolg. 1) Die Züchtung- der landw. Kulturpflanzen 2. Bd., 2. Aufl., 1909, S. 126. 134 Kleine Mitteilungen. Eosenkohl, B. oleracea gemmifera L. In beiden Jahren sind Pflanzen der Sorte „Herkules" verwendet worden, Pflanze 1 und 2 im Jahre 1914, Pflanze 3 im Jahre 1915. In diesem Jahre war noch eine weitere Pflanze zu den Versuchen herangezogen, jedoch sind die Ergebnisse der Bestäubungsversuche an dieser Pflanze 4 infolge Läusebefalles nicht verwertbar; diese Pflanze tritt daher in der folgenden Zusammenstellung nur als Vaterpflanze für die Bestäubung der Pflanze 3 durch eine andere Pflanze der gleichen Sorte auf. Tabelle 3 gibt die beobachteten Erfolge der verschiedenen Be- stäubungsarten. Tabelle 3. Rosenkohl. 1. bis 4. Papierschutz, 3. und 4 kastriert. cö s — "3 (!;■ ^ et c 'S '^ 2 02 Durchschnitt für a Kl 2 ^ O e8 tS! M >-i ««Hn«ii J D.R.P. angem. ^^^ Korant's selbsttätiger für Getreide, Sämereien usw. liefert !<$clinelle iiikI Kiiverlässijie Resultate! Die ganze Prüfung geht automatisch vor sich, falsche Handhabung ist infolgedessen ausgeschlossen. Die Trocicniing findet nicht nach vorher festgelegten Trockenzeiten statt, daher ist vorzeitige Unterbrechung des Trocknungsprozesses hierbei unmöglich! Die Trockenprobe wird nicht aus der Heissluft genommen, um nachträglich gewogen zu werden, sondern der ganze Wasserschwund bleibt vom Anfang bis zum Ende dem Auge sichtbar! Preis: Mk. 75,— gebrauchsfertig für Spiritusheizung. Prompte Lieferung! Prospekte gratis! Gute Empfehlungen bereits vorhanden. Richard Korant, Berlin-Wilmersdorf, Uhlandstr. 116, Lieferant der Prof. Kurt von Rümker'schen Saatzucht-Geräte, sowie aller Bedarfsartikel für Saatzüchter. — Preislisten gratis ! [3] 99 I 1 1 I I I I Verlag von Paul Parey in Berlin SW. 11, Hedemannstrasse 10 u. 11. Handbuch der landwirtschaftlichen Pflanzenzüchtung. Von Dr. C. Friiwirth, L2] a. 0. Pi'üfessüi- an der k. k. technischen Hochschule Wien I. Band: Allgemeine Züchtungslehre der landw. Kulturpflanzen. Vierte, umgearbeitete Auflage. Mit 86 Textabbilcluiigeu und 8 Tafeln. Geb., Preis 14 M. II. Band: Die Züchtung von Mais, Futterrübe und anderen Rüben, Ölpflanzen und Gräsern. Zweite Auflage. Mit 39 Textabbildungen. Geb., Preis 9 M. III. Band: Die Züchtung von Kartoffel, Erdbirne, Lein, Hanf, Tabak, Hopfen, Buchweizen, Hülsenfrüchten und kleeartigen Futterpflanzen. Zweite, neubearbeitete Auflage. Mit 35 Textabbildungen. Geb., Preis 9 M. IV. Band: Die Züchtung der vier Hauptgetreidearten und der Zuckerrübe. Von Prof. Dr. C. Fruwirth, Dr. E. von Proskowetz, Prof. Dr. E. von Tscher- mak und Direktor H. Briem. Zweite, neubearbeitete Auflage. Mit 39 Text- abbildungen. Geb., Preis 14 M. V. Band: Die Züchtung kolonialer Gewächse: Zuckerrohr, Reis, Hirse- arten, Kaffee, Kakao, Citrusarten, Baumwolle und andere Faser- pflanzen, Batate, Maniok, Erdnuss, Ölpalme, Olive und Sesam. Be- arbeitet von W. Busse, Berlin; J. S. Gramer, Paramaribo; Dr. C. Fruwirth, Wien; A. Howard, Pusa; Dr. F. W. T. Hunger, Amsterdam; H M. Leake, Nawabganj; J. E. van der Stok, Pasoeroean; Dr. Trabut, Algier; Dr. H.J. Webber, Ithaca N.-Y; E. de Wildeman, Brüssel. Mit 32 Textabbildungen. Geb., Preis 10 M Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Druck von Fr. Stollberg, Merseburg. Band IV, Heft 2. Juni 1916. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Zugleich Organ der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht, der Österreichischen Gesellschaft für Pflanzenzüchtung und des Bayerischen Saatzuchtvereins. Unter Mitwirk ang von L Kiessling, H. Nilsson-Ehle, K. v. Rümker, E. v. Tschermak, Weihenstepliaii Lund Berlin Wien herausgegeben von C. Fruwirth, Wien. Mit 1 Porträt und 13 Textabbildungen. BERLIN Verlagsbuchhandlung Paul Parey Vorlag rnr Laadwirtschan, Gartenbau und Forstwesen SW. 11, Hedemannstraße 10 u. 11 1916. Einzelpreis 5 M. Abonnementspreis 4 M. Inhalt. I. Wissenschaftliche Originalarbeiten, Aufsätze. g^^^ Kalt, Bertram: Ein Beitrag zur Kenntnis chlorophylloser Getreidepflanzen • • 143 Plahn-Appiani. H.: Die Bestimmung der Bruchfestigkeit der Getreidehalme • 151 II. Übersichten. Mandekic, Vinko, Dr.: Die Entwickelung und der jetzige Stand der Pflanzen- züchtung in Kroatien. (Mit 13 Textabbildungen) 161 III. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 1. Referate 193 2. Bücherbesprechungen 209 IV. Vereins-Nachrichten. Österreichische Gesellschaft für Pflanzenzüchtung 213 V. Kleine Mitteilungen. Sachliches 217 Plahn-Appiani, H.: Beizvorrichtung gegen Branderkrankuugen des Getreides • 217 Fruwirth: Vorzeitige Bestäubung bei Tabak 217 Personalnachrichten 220 Erscheinungsweise: Die Zeitschrift für Pflanzenzüchtung erscheint in zwanglosen Heften, die zu Bänden mit einem Gesamtumfang von etwa 30 Druckbogen zu 16 Seiten vereinigt werden. Die Hefte sind auch einzeln käuflich, ihre Preise sind entsprechend ihrem schwankenden Umfang verschieden und sind im Abonnement niedriger als bei Einzelbezug. Der Gesamtpreis eines Bandes wird, je nach seinem Umfange, im Abonnement etwa 20 — 24 M. betragen. Das Abonnement verpflichtet für einen Band. Einbanddecken werden bei Er- scheinen der Schlusshefte eines Bandes zu 1 M. zur Verfügung gestellt. Abonnements nimmt jede Sortimentsbuchhandlung entgegen sowie die Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin SW. 11, Hedemannstrasse 10 u. 11. An letztere sind auch alle Zuschriften in Anzeigenangelegenheiten zu richten. Preise der Anzeigen: ganze Seite M. 50, halbe Seite M. 30, drittel Seite M. 20, viertel Seite M. 17,50. Für alle das grosse Gebiet der Pflanzen- züchtung angehende Anzeigen dürfte die „Zeitschrift" das geeignetste Organ sein. Honorar für den Bogen Text: 48 M., Tabellen 24 M. Von jedem Original- beitrag können 25 Sonderabdrücke geliefert werden, wenn dies bei Einsendung des Manuskriptes verlangt wird. Redaktionelle Zuschriften: Prof. Dr. C. Fruwirth, Waldhof b. Amstetten (N.-Österr.). Sonstige Zuschriften (Abonnements u. Anzeigen): Paul Parey, Berlin SW. 11, Hedemannstrasse. Band IV, Heft 2. Juni 1916. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. 1. Wissenschaftliche Originalarbeiten, Aufsätze. Ein Beitrag zur Kenntnis chlorophylloser Getreidepflanzen. Von Berti-am Kalt, Vorstand der Pflanzenzuchtstation des LandwirtschaftUclieii Instituts der Universität Halle a. S. Das in letzter Zeit in der pflanzenzücliterischen Literatur mehrfach, besprochene Auftreten chlorophylloser Pflanzen veranlasst mich, einige Beobachtungen und Erfahrungen mitzuteilen, die ich im vergangenen Jahre in den Zuchtgärten der Pflanzenzuchtstation des Landwirtschaft- lichen Institutes der Universität Halle machte. Im Jahre 1913 wurde eine „Reine Linie", die aus Originalsaat der Groninger Wintergerste von Mansholt in Westpolder bei Groningen ge- zogen war, als Mutter mit einer „Reinen Linie" aus Original Eckendorf er Mammut -Wintergerste als Vater bastardiert. Die F^ - Generation brachte etwa 30 durchaus normal aussehende Pflanzen, von denen 26 zur Weiter- zucht gewählt und einzeln mit ihren sämtlichen Körnern ausgepflanzt wurden. Während 25 dieser Nachkommenschaften wiederum durchaus normales Wachstum zeigten, lief eine, die die Bezeichnung 1/14 führt, mit normal grünen und mit weissen Pflanzen auf. Von dieser waren 100 Körner (sämtliche!) ausgelegt; 90 liefen auf, und davon waren 75 normal grün, 15 aber (= 16,6 %) rein weiss ohne jeden Anflug von Grünfärbung. Diese „Weisslinge" entwickelten sich, solange die Reserve- stoffe des Kornes sie ernährten, gleich den normalen Pflanzen; nach 3 bis 4 Wochen aber, als sie zwei Blätter in normaler Breite, Länge und Dicke gebildet hatten, starben sie ab, da sie nicht assimilieren konnten. Von den 75 grünen Nachkommen der Elite 1/14 gingen im Laufe des Jahres 47 diu'ch Frass des Getreidelaufkäfers und der Blumenfliegen- made zugrunde, so dass nur 28 Pflanzen geerntet wurden. Von diesen hinwiederum wurden 6 als Eliten gewählt und im Herbst 1915 mit ihren Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. IV. 10 144 Kalt: sämtlicheu Körnern einzeln ausgepflanzt; die 22 übrigen wurden zusammen ausgedroschen und in Einzelkornaussaat ausgelegt. Die 6 einzeln nachgebauten Pflanzen brachten 2 normal grüne und 5 aufspaltende Nachkommenschaften, wie folgende Aufstellung zeigt. Bezeichnung Ausgelegte Körner Auf- Davon: Weisslinge der Elite gegangene Pflanzen a) grüne b) Weiss- linge in o/o der auf- gegangenen 28/15 134 121 121 0 0 29/15 274 232 174 58 25,0 30/15 213 193 193 0 0 31/15 430 378 288 90 23,8 32/15 128 114 84 30 26,4 33/15 789 685 538 147 21,5 Die übrigen 22 Pflanzen wurden mit insgesamt 10960 Körnern aus- gelegt. 9646 liefen auf, davon 8412 normal grün, 1234 weiss. Diese Zahlen erklären sich wie folgt: C = Faktor für Chlorophyll, c = Faktor für chlorophj^llos. C dominiert über c. P- Generation C X c Fl ' Generation C c Fo -Generation CC Cc Cc cc Von den 22 im Bund ausgedroschenen Pflanzen liefen 9646 Nach- kommen auf. Nehmen wir nun einmal an, diese Pflanzen seien alle gleich ertragreich gewiesen, so ergeben sich pro Pflanze 438 Nach- kommen, also in Fg: CC Cc Cc cc 3215 6430 0 Die 3215 CC bleiben in der Fg - Generation konstant, die 6430 Cc aber spalten in CC Cc cc 1607 3214 1607, mitldn: 3215 Homozygote aus Fg 1607 Homozygote aus Fg 3214 Heterozygote aus Fg also: 8036 grüne Pflanzen. Theoretisch berechnet ergeben sich also für die Fg- Generation 8036 grüne und 1607 weisse gegenüber dem tatsächlichen Befund von 8412 grünen und 1234 weissen Pflanzen; hierbei ist aber zu beachten, dass die willkürliche Annahme der durchschnittlichen Körnerzahl bei der verhältnismässig kleinen Zahl von 22 Pflanzen und bei deren starker Ein Beitrag zur Kenntnis chloroi^hylloser Getreidepflanzen. 145 Bestockuug diesen Unterschied selir wohl ermöglicht. Im übrigen aber verblirg-en die Spaltungsverhältnisse der sechs einzeln ausgelegten Elite- pflanzen schon zur Genüge, dass die Erscheinung der Weisslinge sich wie ein rezessives Merkmal nach den Mende Ischen Regeln vererbt, und sie bestätigen in dieser Hinsicht die Befunde von Nilsson-Ehle,^) Vestergaard -) und Miles. ^) Interessant ist, dass die Erscheinung, die sich in ihrer Vererbungs- weise wie die Nachkommenschaft einer Bastardierung zwischen grünen und weissen Pflanzen verhält, bei der Grün dominant ist, in vorliegendem Falle nach einer Bastardierung beobachtet wurde, die mit wissenschaft- licher Genauigkeit ausgeführt wurde. So konnte man bei dem Sichtbar- werden der erblichen anormalen Anlage die Faktorenkomposition Cc, aus der diese notwendigerweise entstanden sein muss, bis zu ihrem Zusammentreten bei der Bastardierung zurückverfolgen und auch die elterlichen „Reinen Linien" auf das Vorhandensein des Faktors c hin nachprüfen. Diese Prüfung, zu der über die Hälfte der vorhandenen Körner (je 1000 Stück) der beiden elterlichen „Reinen Linien" ausgesät wurde, zeigte nun, dass der Faktor c bei diesen nicht vorhanden war; denn alle Pflanzen keimten normal grün, und die Heterozygoten Cc hätten auch bei Selbstbefruchtung Weisslinge ergeben müssen. Nehmen wir nun mit Nils son-E hie als Ursache für das Auftreten der Weisslinge eine Verlustmutation an, bei der ein das Chlorophyll bestimmender Faktor in Fortfall gerät, so hat diese Verlustmutation bei der Bastardierung stattgefunden; denn einerseits zeigten sich die Eltern rein, andererseits weist das erste Auftreten der Weisslinge in der Fg - Generation und ihr zweifelloses Mendeln das erste Zusammentreten von C und c in die P-Generation. also in die Bastardierung selbst. Die Bastardierung ergab, wie berichtet, etwa 30 Körner, von denen 26 im Nachbau beobachtet wurden. Diese 26 Pflanzen aber hatten ein und dieselbe Pflanze zur Mutter und ebenfalls ein und denselben Vater, da der zur Befruchtung verwendete Pollen einer einzigen Pflanze ent- nommen wurde. Die Erscheinung der Weisslinge aber trat nur in der Nachkommenschaft einer einzigen dieser 26 Pflanzen auf. Daraus ergibt sich, dass die angenommene Verlustmutation nicht den ganzen Vater oder die ganze Mutter betroffen hat, sondern nur einzelne oder gar nur einen einzigen Gameten; denn von den bei dieser Bastardierung in Ver- bindung getretenen 52 (26 d und 26 $) Gameten hatte offenbar nur 1) Nilsson-Ehle in Zeitschrift für indukt. Abstammungs- und Vererbungslehre 1913, S. 289 ff. 2) Vestergaard in Tidskrift for Landbrugets Planteavl 1914, S. 151 ff. 3) Miles in Journal of Genetics 1915, S. 193 ff. 10* 146 Kalt: ein einziger — entweder ein väterlicher oder ein mütterlicher — den Faktor c, d. h. die Anlage zur Chloropliyllosigkeit. Da das Auftreten des Faktors c, die Veranlassung der ( 'hlorophyll- losigkeit, in dem vorliegenden Falle zeitlich mit der Bastardierung zu- sammenfällt, ist der Gedanke naheliegend, dass der Bastardierungsvorgang als solcher bei der Entstehung der Weisslinge mitbeteiligt, vielleicht gar eine Veranlassung der Verlustmutation gewesen ist. Diese Annahme fände eine Stütze in der Tatsache, dass bisher Weisslinge in weitaus grösserer Zahl bei Fremdbefruchtern beobachtet wurden. So fand ich bei meinem eifrigen Suchen nach Weisslingen während dreier Bestelluugs- zeiten bei Roggen etwa 1000, bei sechszeiliger Gerste — von dem be- richteten und gewissermassen gezüchteten Stamme abgesehen — 6, bei zw^eizeiliger nutans - Gerste 1, bei Hafer 1, bei erectum - Gerste 0, bei Weizen 0. Diesen Erfahrungen steht gegenüber, dass in den Nachkommen- schaften der hier alljährlich zahlreich ausgeführten künstlichen Bastar- dierungen bei Gerste und Weizen ausser dem berichteten Falle Weiss- linge nie beobachtet wurden, und es ist ja auch ganz gut denkbar, dass in unserem Falle bei Selbstbefruchtung gleichfalls Weisslinge entstanden wären, insofern die Verlustmutation v o r der Bastardierung in einer zur Befruchtung gelangenden Gamete einer der Elternpflanzen aufgetreten ist. Zur Klärung der hier berührten Frage werden die beiden ,. Reinen Linien", denen die Weisslinge entstammen, in den nächsten Jahren so- wohl isoliert nachgebaut, als auch in umfangreichem Mafse zur Bastar- dierung herangezogen werden. Wie bereits erwälmt, werden auch hier bei Roggen Weisslinge un- gemein häufiger beobachtet; so spalteten im Herbste 1915 unter 104 ausgepflanzten Linien von Saaleroggen 44, also nahezu die Hälfte in grüne und weisse Pflanzen auf, jedoch betrug der Anteil der weissen Pflanzen innerhalb der einzelnen Linien niemals mehr als 10 %, im Durchschnitt der gesamten Aufspalter aber noch nicht ganz 5 °/o. Dies ist dadurch er- klärlich, dass hier nach der Bastardierung C X c in der Fi-Generation keine Selbstbefruchtung eintritt, wie sie zum Erkennen der Mend eischen Ver- hältuiszahlen erforderlich ist. Vielmehr werden die nach solcher Bastar- dierung in der Fl -Generation heterozygotisch veranlagten Eizellen durch fremden, homozygotischen (C C) oder heterozygotischen (C c) Pollen be- fruchtet; nur im letzteren Falle können in der F2- Generation W^eissliuge auftreten. Wenn alle Eizellen mit heterozygotischem Pollen befruchtet werden, könnten 25 % Weisslinge entstehen; da aber diese Möglich- keit ausgeschlossen erscheint, bedeuten 25% die der Wahrscheinlichkeit entsprechende theoretische Höchstgrenze, und für die tatsächliche Zahl der in der F2 - Generation einer solchen Bastardierung auftretenden Weiss- linge ist die Häufigkeit der zur Chloropliyllosigkeit beanlagten Art- Ein Beitrag zur Kenntnis chlorophylloser Getreidepflanzen. 147 genossen, bezw. das mehr oder minder liäufig-e Auftreten der Verlust- mutation in der Nachbarschaft massgebend. So erklärt sich, dass bei Roggen die Weisslinge in vielen Linien auftreten, innerhalb der einzelnen Linie ihre Zahl aber verhältnismässig gering ist. Es erübrigt sich daher, die bei unserem Saaleroggen gemachten zahlenmässigen Befunde hier anzugeben, aber aus dieser Betrachtung und den angeführten Durchschnittszahlen ist ersichtlich, dass das Auftreten von Weisslingen in dieser Zucht ausserordentlich zahlreich ist. Dem- gegenüber sind bei den 30 anderen Roggensorten, die auf der Pflanzen- zuchtstation gebaut und eingehend beobachtet werden. Weisslinge immer- hin selten zu finden. Der Saaleroggen ist nun für unsere Gegend die angestammte Landsorte, und er wurde lange Jahre gewissermassen ohne Blutauffrischung gebaut; da aber auch weiterhin bei unseren Zuchtver- suchen — denen die angegebenen Zahlen entstammen — der Saaleroggen in konsequenter Verfolgung eines einheitlichen Zuchtzieles streng isoliert gehalten wird, dürfte es den Anschein erwecken, dass gerade die Inzucht die Chlorophyllosigkeit fördert, d. h. das Auftreten solcher Verlust- mutationen hervorruft. Diese Vermutung wird dadurch bestärkt, dass trotz der erwiesenen Dominanz der Chlorophyllanwesenheit über die Chlorophyllabwesenheit das Auftreten von Weisslingen bei diesem Züch- tungsversuch stetig zuzunehmen scheint. In Übereinstimmung mit Nilsson-Ehles Beobachtungen zeigen auch hier sowohl bei Roggen wie bei Gerste die heterozygoten Eltern- und Geschwister-Pflanzen der Weisslinge, die Nilsson-Ehle Weisspflanzen- erzeuger nennt, keinerlei Abweichungen von den normalen homozygoten Pflanzen der Sorte. Das Chlorophyllgrün zeigt sich streng dominant; doch ist diese Dominanz anscheinend nur bei unseren heimischen Getreide- arten geltend, denn bereits bei dem verwandten Mais fand Emerson^) grün- weiss gebänderte Heterozygoten, also solche von intermediärem Typ. Bei Weisspflanzenerzeugern anderer Gattungen wurden wiederholt^) vom normalen Typ abweichende Farben gefunden. In bezug auf die rötlichen und gelblichen Färbungen der Roggenweisslinge fanden die Befunde Nilsson-Ehles gleichfalls Bestätigung. Ich habe diese gefärbten Weiss- linge, ohne einen Unterschied zu machen, den weissen Pflanzen zu- gerechnet; denn einerseits zeigten sie ein mit diesen durchaus überein- stiminendes Verhalten, andererseits aber handelt es sich, soweit rötliche Farben in Betracht kommen, sicherlich nicht um die Chromatophoreu, an die allein die hier vermisste Grünfärbung gebunden ist, sondern um von diesen ganz unabhängige Färbungen des Zellsaftes, Anthozyane, die häufig auftreten und insbesondere junge Roggenpflanzen in ihren ersten Wachs- ^) Nach dem Zitat von Nilsson-Ehle loc. cit. ^) Baur bei Antirrhinum und Pelargonium und Correns bei Urtica. 148 Kalt: tumstagen kennzeichnen, dann aber später rednziert werden nnd ver- schwinden. Bezüglich des gelblichen Tones mancher Weisslinge möchte ich ebenfalls eine von den Chromatophoren unabhängige Färbung des Zellsaftes annehmen, die bei normalen Pflanzen von dem Grün der Chlorophyllkörner gedeckt wird und daher selten sichtbar ist. (Xanthein!) Denn • die Vererbungsweise dieser Nebenfärbungen beweist ihre Unab- hängigkeit vom Chlorophyll. Nach Sammlung w^eiteren Materials soll die Klärung dieser Verhältnisse einer eingehenden physiologischen Unter- suchung vorbehalten bleiben. Meine bisherigen anatomischen Untersuchungen haben nicht nur für den äusseren, sondern auch- für den inneren Aufbau der Weissliuge vollständige Übereinstimmung mit den normal grünen Pflanzen ergeben, insbesondere scheinen die Chromatophoren, die Träger des Chlorophylls, deutlich vorhanden. Deshalb brachte mir die Arbeit von F. C. Miles: A genetic and cytological study of certain types of albiuisme in maize", die Th. Römer im Oktoberheft dieser Zeitschrift referiert.^) eine be- sondere Überraschung. Dort heisst es: „Mikroskopische Untersuchung erwies für die rein weissen Pflanzen vollständige Abwesenheit von Chloroplasten." Zui' Klärung dieser Behauptung zunächst eine feste Begriffsbestimmung: Die Pflanzenmorphologie bezeichnet die Organe, welche für gewöhnlich den grünen Chlorophyllfarbstoff tragen, als Chromatophoren. Sind sie wirklich grün, so heissen sie Chloroplasten oder Chlorophyllkörner, sind sie farblos, so werden sie Leucoplasten, sind sie anders gefärbt, Chromoplasten genannt. Chloroplasten nach dieser allgemein geltenden Begriffsbestimmung können von Miles nicht gemeint sein; denn sie müssen unbedingt grün sein. Und um festzu- stellen, dass solche bei den ,. Albinos*' nicht vorhanden sind, bedarf es keiner miki'oskopischen Untersuchung. Auch aus dem weiteren Bericht, dass (nach dem Referat von Römer) „bei den gelblich-weissen Säm- lingen diese (Chloroplasten) zuerst spärlich und klein vorhanden sind, mit dem Alter aber an Grösse und Zahl zunehmen", geht hervor, dass nicht Chloroplasten, sondern Chromatophoren gemeint sind. Was nun die letzte Behauptung bezüglich der Zunahme an Grösse und Zahl angeht, so stimmt diese zweifelsohne, denn sie gilt auch für die normalen grünen Pflanzen. Um so unwahrscheinlicher aber wird dadurch auch die erste Behauptung, wonach den AVeisslingen die Chromatophoren, also neben dem physiologischen Chlorophyllgrün noch rein morphologische Organe fehlen sollen, deren Existenz, wie ihr normales Auftreten als Leucoplasten und als Chloroplasten zeigt, von dem grünen Chlorophyll- farbstoff als solchem unabhängig ist. Da im übrigen die Miles- Bastardierungsversuche bezüglich der grünen und weissen Pflanzen bei ^) Die Origiualarbeit konnte ich leider nicht einsehen. Ein Beitrag zur Kenntnis chlorophylloser Getreiilepflanzen. I49 Mais dieselbe Vererbimgsweise zeigen, wie die eingangs berichtete Gerstenbastardierung, so dürften auch dort die Chromatophoren ebenso wie bei meinen Gersten- und Roggen- Weisslingen vorhanden und nur die technischen Mittel zu ihrer Sichtbarmachung nicht angewendet worden sem. Denn das Fehlen zweier Faktoren (Chlorophyllfarbe und Chromatophoren) würde den bisher bei Weisslingen allgemein bestätigten Vererbungsmodus zum mindesten unwahrscheinlich machen. Miles wendet für die hier betrachtete Chlorophyllosigkeit die Bezeichnung ,, Albinismus" an. Wenn sich nun auch in der Vererbungs- weise zwischen der pflanzlichen Chlorophyllosigkeit und dem tierischen Albinismus eine gewisse Übereinstimmung (die Dominanz des Gegenteils) gezeigt hat, und es sich in beiden Fällen, rein äusserlich betrachtet, um einen Farbverlust handelt, so ist doch, physiologisch betrachtet, zwischen echtem Albinismus und der hier zu Rede stehenden Erschei- nung ein so weiter Unterschied, dass die Übernahme dieses Ausdruckes in das Pflanzenreich mir nicht angängig erscheint. Albinismus ist lediglich das Fehlen eines Pigments und führt in keiner Weise irgend eine Funktionsstörung des von ihm behafteten Individuums herbei, Chlorophyllosigkeit aber bedeutet das Ausbleiben der physiologisch wichtigsten Funktion des Pflanzenlebens und verschreibt somit das von ihm befallene Wesen dem sicheren Tode. Wenn man aber einmal Parallelen zwischen dem Tier- und Pflanzenreiche ziehen will, so hält die Chlorophyllosigkeit wegen der erwiesenen chemischen Verwandtschaft zwischen dem Chlorophyll und dem Hämoglobin des tierischen Blutes und hinsichtlich ihrer ähnlichen Bedeutung für den Organismus am ehesten noch den Vergleich mit der als Leucämie bezeichneten Krank- heit aus. Nilsson-EhLe hat die heterozygoten Eltern der Chlorophy Hosen „Weisspflanzenerzeuger" genannt, und demnach dürften auch die chlorophyllosen Pflanzen selbst mit der Benennung „Weisspflanzen" oder „Weisslinge" am zutreffendsten gekennzeiclinet sein. Zusammenfassung. Bei einer Bastardierung zwischen zwei „Reinen Linien" von 6 zeiligen Wintergersten zeigten sich in der Fg - Generation chlorophyllose Pflanzen. Ihrer Zahl nach verhielten sie sich wie die Nachkommen einer Bastardierung zwischen grünen und weissen Pflanzen, bei denen grün dominant ist; in der Fg-Generation mendelten sie entsprechend. In den elterlichen „Reinen Linien" konnte Anlage zur Chlorophyllosigkeit nicht nachgewiesen werden; die aus derselben Bastardierung hervorgegangenen Vollgeschwister zeigten die Erscheinung ebenfalls nicht. Die zur Er- klärung angenommene Verlustmutation, die mit der Bastardierung zeitlich zusammenzufallen scheint, macht sich nur bei einem der hierbei in Ver- 150 Kalt: Ein Beitrag zur Kenntnis chlorophylloser Getreidepflanzen. bindung getretenen Gameten geltend. AVeitere Bastardierungsversuelie mit diesen Linien sollen die Beziehungen zwischen der Bastardierung und der Verlustmutation klären. Bei Roggen wurden chlorophyllose Pflanzen sehr häufig beobachtet; sie mendeln hier gleichfalls, sind aber oft durch Anthozyanbilduugen leicht gefärbt. Bei einer stark ingezüchteteu Sorte treten sie besonders häufig auf, so dass die Auffassung naheliegend ist. dass durch die Inzucht die Chlorophyllosigkeit befördert wird. Die morphologischen und physiologischen Untersuchungen der Chlorophyllosen und ihrer Heterozygoten bestätigten die Befunde von Nilsson-Ehle. Im Gegensatz zu dem Berichte von Miles konnten Chromatophoren deutlich nachgewiesen werden. Die Miles sehe Be- zeichnung „Albinismus" ist fiii- die Erscheinung der Chlorophyllosen nicht angängig; vielmehr wird in Anlehnung an Nilsson-Ehle für die betroffenen Pflanzen der Name „Weisslinge" oder ,. Weisspflanzen" vor- geschlagen. Die Bestimmung der Bruchfestigkeit der Getreidehalme. Von H. Plahn-Appiani, Aschersleben, Dr. rer. nat. design. li. c. Bei der Bruchfestigkeitsbestimmung liaben wir in Anlehnung an die Ton Kraus ^) und Zimmermann-) gegebene Definition nach meinen Ausführungen-^) zwischen positiver Tragfähigkeit und spezifischer Halm- iestigkeit zu unterscheiden. Die positive Tragfähigkeit bzw. die absolute Bruchfestigkeit wird durch Bruchbelastung der einzelnen Internodienglieder in ihren mittleren Proportionalen (gleichlautend dem Schimp ersehen Blattstellungsgesetz) bestimmt. Sie ist innerhalb der Internodienglieder eines Halmes durch- aus wechselnd und nimmt von der Basis zui' Spitze des Halmes mit zu- nehmender Länge der Internodienglieder in steter, jedoch unter kein besonderes Gesetz fallender Weise ab. Es entspricht dies auch durch- aus der natürlichen Inanspruchnahme des Halmes gegen Lager- und Wind- bruch, indem die untersten Internodien auch den grössten Druck auszu- halten haben. So würde beispielsweise bei einem Internodium von 12,2 cm Länge, das in seiner mittleren Proportionale (von 7,5 cm) eine Bruch- festigkeit von 1025 g aufweist, diese Zahl auch gleichzeitig der positiven Tragfähigkeit entsprechen, was bei einer Bruchbelastung in irgend einer anderen Länge, etwa in 10 cm mit 770 g, dann durch die Formel — 7 5"^ auf die gleiche Wertzahl (1027) zu berechnen wäre. Für die getreidezüchterische Selektion lagerfester Pflanzen und Stämme sind diese absoluten Zahlen jedoch unbrauchbar, da die Länge der Internodienglieder und damit deren positive Tragfähigkeit, wie ich in einer früheren Arbeit (auch experimentell) gezeigt habe^) mehr oder weniger von den jährlichen Vegetationsbedingungen und Witterungs- erscheinungen wie schliesslich auch von mechanischen Eingriffen ^) C. Kraus, Die Lagerung der Getreide. Stuttgart 1908, S. 27, Anm. 1. '-) Botan. Zentralblatt XIX, 1884, S. 149. 3) Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. II, S. 467. *) Plahu-Ai^piani, Der normal aufgebaute Getreidehalm und die Definition dieses Begriffes. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. II, Heft 1, S. 32—35. 252 Plahn-Appiani: (Insektenfrass, Windbruch usw.) abhängig ist, wodurch natürlich jede Möglichkeit einer Bewertung in züchterischem Sinne hinfällig wird. Die Beobachtung der Vererbungstendenz erfordert eine Zahl, die völlig unabhängig von der Wachstumsintensität usw. ist und sich für den einzelnen Halm gleichzeitig aus allen Internodiengliedern zu gleicher Höhe entwickeln lässt. Betrachten wir nach dieser Richtung die bisherigen, bei einer gewissen Entfernung der Auflagerungspunkte des Halmstückes gewonnenen Zahlen, so erkennen wir, dass allgemein mit der Länge der einzelnen Internodienglieder (ursächlich der mit der Länge abnehmenden Halm- stärke) auch die Belastung zurückgeht, wodurch es dann vielfach geschieht, dass derjenige Halm, der in einem seiner unteren Internodienglieder (infolge seiner Kürze und Stärke!) eine hohe Belastung aufweist, in anderen (gestreckteren) Internodien wieder hinter solchen Halmen zu- rücksteht, die er vordem an Tragfähigkeit übertroffen. Fruwirth bereits wies darauf hin, dass gleichlange Stücke verschiedener Inter- nodien eher brechen, wenn sie längeren Internodien entstammen, ^) weshalb es empfehlenswert sei, zu vergleichenden Halmbruchprüfungen stets das zweite Internodium zu benutzen, da dessen Längenverhältnisse weniger variabel seien als jene der übrigen Halmgiieder. Die Struktur eines Körpers steht bekanntlich in direkter Be- ziehung zu seiner Belastungsfähigkeit. Da nun anzunehmen ist, dass die der Strukturbeschaffenheit des einzelnen Getreidehalmes zu substitu- ierende Tragfähigkeit in allen Internodiengliedern die gleiche ist, so muss durch einheitliche Berechnung unter Berücksichtigung einiger mit dem organischen Aufbau der Getreidehalme mittel- oder unmittelbar zusammen- hängender Kautelen auch eine einheitliche Zahl gefunden werden. Diese ergibt sich denn auch in der normalen Einheit von 16,2 cm Inter- nodienlänge (mit 10,0 cm mittlerer Proportionale) bei einer Halmstärke 2) von 3,00 g. Auf diese Kombination stützten sich denn auch meine Unter- suchungen über die Bestimmung der Bruchfestigkeit der Getreidehalm e,^) die in relativer Wertung auch zu einem ganz annehmbaren und für die Vergleichs Wertung geeigneten Resultat führten, eine abschliessende Bestimmungsmethode aber leider nicht erzielen konnten, da sie die^ 1) C. Fruwirth, Züchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. Berlin 1907^ Bd. IV, S. 40. -) Als „Halmstärke" gilt nach Nowacki das auf 100 cm Länge berechnete Halmgewicht. ^) Plahn-Appiani, Die korrelativen Beziehungen der Internodienglieder eines Halmes unter sich und die Bestimmung der Halmstruktur der Zerealien zwecks züch- terischer Selektion lagerfester Getreide. Zeitschr. für Pflanzenzüchtung Bd. II, S. 461 bis 494. Die Bestimmung der Bruchfestigkeit der Getreidehalme, 153 damals bereits vermutete, jedoch nicht zur allgemeinen Durchführung gebrachte Torsionsspaunung der einzelnen Internodiengiieder unberück- sichtigt Hessen. Wenn ich die zwischen den einzelnen Internodiengliedern auftretende Spannung durch Exponentialgleichung zu bestimmen suchte, indem ich mit dem Exponenten der Grieichung die zwischen den ver- schiedenen Stärkegraden bestehende Verhältniszahl potenzierte bzw. in umgekehrter Folge radizierte, so war dies insofern ein Irrtum, als die Spannung nicht eine allgemeine, sondern eine für jede tnternodien- länge spezifische ist. Da ich vorerst jedoch den Beweis für die absolute Zulässigkeit meiner Bestimmungsmethode erbringen möchte, so stellte ich die nähere Erklärung für die Spannungskoeffizienten vorerst noch zurück und muss bitten, die gegebenen Reduktionszahlen „vorläufig" als bewiesen be- trachten zu wollen. Die Halmstärke steht, wie mir das mein umfangreiches und in tabellarische Übersicht gebrachtes, hier aber aus Raumrücksichten nicht wiederzugebendes Zahlenmaterial beweist, in positiver Korrelation zu der in einheitlicher Länge durchgeführten Belastung, so dass also die Belastungszahl eines Internodiengliedes von der und der Stärke auf jede beliebige andere Halmstärke (unter Berücksichtigung der für jede Länge bestehenden Spannung!) umgerechnet werden kann. Zur Erklärung dessen müssen wir, um es so auszudrücken, mit Belastungszahlen „gespannter" und mit solchen „entspannter" Internodien- längen rechnen. Der Beweis dafür liegt in der Tatsache, dass sich die Belastungszahlen entspannter Internodienlängen (entsprechend der posi- tiven Korrelation zwischen Halmstärke und Belastung) durch direkte Proportion gegenseitig austauschen lassen. Betrachten wir zu diesem Zwecke z. B. einen Halm nach folgenden Ausmafsen: Halmglied- Belastung Mittlere Spannungs- Länge Gewicht Stärke auf 10 cm Proportionale Koeffizient 12,2 0,290 2,36 770 7,5 0,884 19,1 0,330 1,73 550 11,8 0,908 so müssen vorerst die beiden „gespannten" Belastungen von 770 und 550 g durch die den mittleren Proportionalen von 7,5 und 11,8 cm eigentümlichen Spannungskoeffizienten 0,884 und 0,908 auf die „ent- spannte" Form gebracht werden: 770X0,884 = 681 550 X 0,908 = 499 Nunmehr lassen sich die beiden „entspannten" Belastungen durch die zwischen den beiden Stärkegraden (2,36 und 1,73) bestehende Ver- hältniszahl gegenseitig austauschen: 154 Plahn-Appiani: 1,73 2,36 2,36 1,73 = 0,733 X 681 = 499 = 1,364 X 499 - 681 Aus dieser ffeffenseitioren Beziiornahme ffeo^en die Halmstärken der ö^ö ö"^»"- Nachbarglieder resultiert dann der Beweis für die Zulcässigkeit der Belastung aus dem ermittelten Werte, indem sich die einwandfreie Mittel der übereinstimmenden Zahlen ergilit. Unter Heranziehung der Belastung des dritten Gliedes würde sich diese Umrechnung bei dem angeführten Halm dann folgendermassen gestalten : Belastung Stärke auf 10 cm 2,36 770 1,73 550 1,47 420 Länge 12,2 19.1 26.1 Halmglied- Gewicht 0,290 0,330 0.385 Mittlere Proportionale 7,5 11,8 16,1 Spannungs- Koeffizient Durch die zwischen den Halmstärken 2.36 — 1,73- Verhältniszahlen von 1,7 2.36 0,733. von 1,47 0,884 0,908 0,996 1.47 bestehenden 2,36 1,73 = ^'^^^ ""^^ ™ 1,47 1,606 entstehen, indem wir das erste Halmglied auf das zweite, das zweite auf das dritte und das dritte schliesslich auf das erste beziehen, folgende Gleichungen: espannte elastung annungs- aeffizient ■r. 1 "^ ■=- ^ ■.'A in '■& '-^ Aus- getauschte elastung niiittelte elastung erhältuis t K ^ ^ K* &^ -^ r— t r^ 1:2 770 X 0,884 681 X 0,733 499 499 1.000 2:3 550 X 0,908 499 X 0.849 424 418 0,986 3:1 420 X 0,996 418 X 1,606 671 681 1,015 Aus den auf diese Weise erhaltenen Verhältnissen lassen sich nun die beiden übereinstimmendsten und daher für die weitere Berechnung tauglichen Belastungswerte bestimmen. Das erste gegen das zweite Halmglied zeigt die Verhältniszahl 1,000, deutet also auf eine absolute Übereinstimmung der berechneten (ausgetauschten) gegen die durch Bruchbelastung ermittelte Zahl hin, während das zweite gegen das dritte Halmglied (mit 0,986) und das dritte gegen das erste (mit 1.015) gewisse, wenn in diesem Falle auch nur ganz geringfügige Abweichungen gegen das normale Verhältnis 1,0 : 1.0 zu erkennen gibt. Wenn dieser zur Demonstration ausgewählte Halm durch besondere Gleichmässigkeit ausgezeichnet ist, so werden dagegen andere Halme Die Bestimmung der Bruchfestigkeit der Getreidehalme. 155 auch grössere Abweichungen zeigen, die dann auf ihre Differenz zu der Normalen von 1,000 nach der Pkis- oder Minusseite entsprechend ein- zuschätzen sind. Die in den beiden ersten Gliedern des angeführten Halmes auftretende absolute Übereinstimmung muss, in der Erwägung, dass eine grosse Anzahl hindernder Momente die Genauigkeit der Unter- suchung beeinträchtigen, mehr als Zufallserscheinung angesehen werden. Wenigstens zeigten meine Bestimmungen, die sich allgemein sonst sehr gut ausglichen, diese absolute Übereinstimmung nur in vereinzelten Fällen. Nun können wir diese Ausgeglichenheit aber auch auf einem anderen Wege, und zwar auf einem Wege, den wir im Gange unserer Untersuchung sowieso einzuschlagen haben, ermitteln. Um aus den bei den verschiedensten Halmstärken erhaltenen Be- lastungszahlen den für die züchterische Selektion brauchbaren Wert zu gewinnen, müssen wir, wie eingangs bereits bemerkt, eine Berechnung auf die einheitliche Halmstärke von 3,00 vornehmen. Zu diesem Zwecke bringen wir (es gibt natürlich noch andere Möglichkeiten, die mii' aber nicht so empfehlenswert erscheinen) die Belastungen der drei Glieder gegenseitig dadurch zum Ausgleich, dass wir sie auf die Halmstärke des mittelsten Internodiums berechnen, um dadurch dann gleichzeitig den Mafsstab für die Zulässigkeit der einzelnen Bestimmungen zu er- halten. Halmglied- stärke Deren gegen- seitiges Verhältnis Gespannte Belastung Spannungs- Koeffizient Entspannte Belastung Halmstärken- Verhältnis Auf das mittelste Internodium umgerechnete Belastung 2,36. 1,73:^ 1,47^ 0,733 1,177 770 550 420 0,884 0,908 0,996 681 499 418 X 0,733 X 1,177 499 499 492 Nachdem aus den beiden übereinstimmendsten Belastungen (die in ihren ersten beiden Gliedern hier ja restlos ineinander aufgehen) das Mittel gezogen ist, wird dieses mit dem Faktor, der sich aus dem Ver- hältnis der gegebenen bezw. eingerechneten Halmstärke (1,73) zu 3,00 ergibt, multipliziert, womit dann die gesuchte Strukturzahl erreicht ist: 3,00 1,73 = 1,73 X 499 = 863 Wenn ein grösseres Beweismaterial aufzuführen an dieser Stelle ich mir auch versagen muss, so will ich, um das Gesagte zu eingehenderer Darstellung zu bringen, doch wenigstens noch einige Beispiele folgen 156 Plahn-Appiani: lassen. Es sind dies die Resultate von Halmen der beiden ersten Pflanzen meiner nachstehend erwähnten Untersuchungsreihe, der auch bereits obiges Musterbeispiel (als 3 c) entnommen wurde. (Siehe die TabeUe auf Seite 157.) Dabei wäre noch nachzutragen, dass einzelne Halme (wie z. B. 3 a und 3d) in allen dreien ihrer auf die Stärke des mittleren Inter- nodiums umgerechneten Belastungszahlen keinerlei Übereinstimmung erkennen lassen, vielmehr unter sich so gleichmässig divergieren, dass eine Auswahl der zwei übereinstimmendsten Werte nicht getroffen werden kann. Hier muss dann das Mittel aus sämtlichen drei Bestimmungen angenommen werden. Dabei möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass in einem gewissen Sinne auch die Möglichkeit gegeben ist, aus einer Tabelle, welche die Belastungen einer grossen Anzahl von Bestimmungen in Mittelzahlen wiedergibt, die durch Bruchbelastung ermittelten Werte ohne weiteres, d. h. ohne Berücksichtigung der Torsionsspannung und auch ohne Um- rechnung auf die einheitliche Halmstärke von 3,00 als Wertung der Strukturfestigkeit festzulegen. Ich habe dies, w^orauf ich gelegentlich der Erörterung der Spannungskoeffizienten noch zurückkomme, ebenfalls ausgeführt, konnte mich aber mit dieser Berechnungsart nicht zufrieden geben, weil die übersichtliche Fassung der ausgeglichenen Belastungen dabei verloren geht bzw. erst durch Nebenrechnung wieder zu ermitteln wäre. Auch ist anzunehmen, dass die tabellarische Zusammenstellung bei Zugrundelegung anderer Untersuchungsreihen, auch in den verschie- denen Jahrgängen, stets eine andere sein wird, eine einheitliche Be- wertung der Halmstärken also danach wohl kaum zu erzielen sein dürfte. Um jedoch zu zeigen, dass auch diese Zahlen (die in diesem Falle ja aus den nämlichen Untersuchungen resultieren) eine relativ gleiche Einschätzung zulassen, d. h. die durch meine Untersuchungsmethode geschaffenen Verhältnisse in gleichsinnigem Werte darstellen, stelle ich den oben gegebenen Resultaten in ihren „entspannten" Belastungen die tabellarisch gewonnene Tragfähigkeit der einzelnen Halmglieder in ihren Beziehungen zu den direkt ermittelten Belastungszahlen gegenüber. (Siehe die TabeUe auf Seite 158.) Um nun schliesslich zur Erklärung der für jede Internodienlänge in Betracht kommenden Spannung und auf die zur Umrechnmig erforder- lichen Koeffizienten zu kommen, legte ich die Körner einer aus reiner Individualauslese stammenden Roggenähre in meinem Zuchtgarten aus und bestimmte im nachfolgenden Jahre dann die Bruchbelastung sämt- licher Halme der daraus erwachsenen Pflanzen. Dadurch erhielt ich ein einheitliches Untersuchungsmaterial von 68 Pflanzen, das sich aus über 200 Halmen mit etwa 600 Einzelbestimmungen zusammensetzte. Ich Die Bestimmung der Bruchfestigkeit der Getreidehalme. 157 o o m in in ^ in o (^qoLüagnajqy (m" (M Cvf CO co" 00 co^ CO 00 cm" co" 00 co" CO CO (>3 r- 00 '^ CO •* iq'BZ.TU'^JtlU^g (M o 00 CO Ol Ol (M Ol ^ 8^-reiS oo's CT5 CO o Ol CO ?§ in CD in CM CO § nz Jo:^Jl'BJ 1— ( 1—1 1—1 1— 1 1—1 1-1 1—1 CO o -* 1—1 m ^ CO (M '^ :jj8M.pwTW CO lo in in in in CO CO o Snnjs'Bpg 8;9nqoaj8.§iHU CO »o CO cc 1—1 00 1— 1 1—1 1—1 o O c^ o in Ol o in CO Ol o in c- in c^ 1-1 (M CO CO •^ ^ o CO [^ >C3 CO CK) 1^ CO CO ^ r>- 1—1 ai CO CO Ol 1-1 o ej'BnoT^aodojj lO lO w '^ Tfl lO CO lO CO lO in in in Tt< in 00 !>• l> w CD CD CO -* -* 8J9p;nu aip jny Oi 1—1 i^ CO r^ 00 ^ cn '^ 00 ^ Ol C-) in CO CO SIu:^J]3lIJ9J^ CO CO (^ CO 1—1 c^ o Ol r- •>* -^ -* ^ O 1-1 c- 1 CO CO 1 CO L^ 1 (M t>- 1 CM t^ 1 CO c^ 1 (M i> 1 ^^ 00 1 CO -u9J[j]3isuqi3H o 1 ^ o 1 1-H o 1 1—1 o 1 1— ( o 1 1—1 o 1 1—1 o 1 1—1 O 1 1-1 X X X X X X X X X X X X X X X X Sunjsupg Oi .o lO o 1— ( >o 00 ^ lO o CM t^ >n Q Ol in in 1—1 o in CO in o Ol fM CD aj "* cn CO CO (M 00 CD in CO CO ^ CM (^ et) CO CO in Ol 1-1 1-1 9:^uu'Bds:^na; CO O 1* la '^ CO 00 lO >o D- in ^ [> ^ -^ 1—1 1—1 o in CJl CO in '^ 1* CO uio Ol noA o lO iC o >o lO o lO lO GO CO (M in o o lO C-5 in C-) in in in in o Ol L^ CO lO CO 05 lo 1—1 c^ aj inH in CO CO o r^ in CO in CO in Ttl 00 1-1 c- >o '^ CO Tf« CO 05 CO lO 00 CD ^ 00 in ^ (M 00 in o CD in in ^ CO Snnjs'Bpa: X X X X X X X X X X 1—1 X X 1—1 X X X X c^^9IzyJ903 CO CO 1 CO Ol 00 1 (M 00 CO •^ 1 o 00 1—1 1—1 CO no CD 1—1 CO CT) CM CY1 S , CO CD O C^ 1 CO 05 1 CO OS 1 00 Ol 1 a) Ol C30 Ol i CO Ol 1 00 Ol 1 Ol Ol 1 -s.Snnnu'Bdg o o o o o o o O o o O o O o o o 9|'Buop.iodoi(j CO (M CO OD '^ 00 l> (M -* 05 o Ol 1-1 in [>- CO 1-1 in CD 00 in CO in CO c- CM CO OS ^ lO CO Ol CO lO CM CO D- CM CO 00 CM CO CO CO CD 1-1 m CD 9.i9iwn\i (M 1-1 (M 1-1 C<1 1-1 (M 1—1 (M 1—1 1—1 1—1 1—1 1— 1 iH CO 9JlJ]?;g er p-( l> CO o 00 "^ Ol -^ 00 -^ ji o in 00 CO er. XI :o cc XI i> C<) t> M l> CO I> M C- 1-1 00 CO sra^i^qj9A C p— 1 c ^^ c 1—1 c 1— 1 c r^ c ^ O -H O -^ 0) CO CO CO 1-1 CO 05 1—1 CO '^ CM in T-l Ol CO in Ol (>- CO Ol ■M Oi 1— ( lO 1—1 L-- (M o 1-1 CO c^ (M l> CO 00 CO CM CO Ol c- O c- l> ^ o 4J t CO (M 1— ( (M 1—1 1— ( CO CM 1-1 CO CM 1—1 CM '"' 1—1 CO CM 1—1 o in in m o o o in '°P •" o- CO l^ ^ 1— ( CO- CM - Is 'S CO 'TU CO CO '^ in CO '^ l> CO -* o- (M CO in Tt< -* in CO ■* ^ co CO '*' o o o o o o o o o o o o O o O o O o o o o o o o m C5 o- GO lo 00 CO c- CO I> o lO m '^ in CO o ^ CO 00 Ol I>- 00 1-1 T-l CO a CM OS CM lO CO 1—1 o Ol ermitte gkeit almstä ■r. "ä3 "03 ^ = 2 Ol 'S ~ N ßelast 10 'ahell, rag-fälii izeln B 23 33 g 55 Belasti 10 s S S =^ ■> III -3 CO "" ^^ "7* ^ ■— r-^ 'T >■ ^ la Ib Ic Id 790 964 0,819 516 i le 835 756 1,105 570 575 682 0,843 0,831 525 723 530 562 (0,9431 1.061 (485) 465 476 (0.977) (633) 400 393 1,018 539 650 694 0.937 468 3a 1275 1075 1,186 840 465 541 0,859 0,898 441 772 850 771 1,102 1,044 775 395 364 (1,085) (584) 585 613 (0,954^ 713 950 1011 0,949 601 1 3b 1050 912 1,151 (689) 615 686 0,896 0,955 561 807 685 645 1,062 1,073 630 525 515 1,019 (671) 555 551 1.007 635 888 1075 0,826 550 3d 545 544 1.002 397 616 723 0,852 0,842 560 738 425 422 1,007 1,004 415 452 533 0,848 587 310 299 ::i,037) 407 914 970 923 844 Danach bewegen sich die Spannungskoeffizienten einsetzend mit dem Reduktionsfaktor 0,8810 bei der Internodienlänge von 10 cm bzw. bei der mittleren Proportionale von 6,2 cm bis zu 26,2 cm Internodienlänge hzw. bis 16,2 mittlerer Proportionale in kombiniert steigender Pro- gression mit einer durch den Quotienten 1,030 korrigierten Differenz von 0,0002. Meine Tabelle bringt die Spannungskoeffizienten bis zur dritten Dezimale gekürzt, da dies für die Berechnung genügt. Über 26,2 cm Internodienlänge bzw. über 16,2 mittlerer Proportionale ist eine Spannung nicht mehr vorhanden. Die hier gegen die unteren Internodienglieder vielfach beobachtete Mehrbelastung hat ihre Ursache in den diesen Längen negativ korrelativ beigesellten verminderten Halm- stärken, die eine mehr oder weniger starke Durchbiegung der belasteten Halmstücke zulassen und also veranlassen, dass der in eine schief wir- kende Kraft abgelenkte Belastungsdruck seiner wirklichen Grösse nicht Die Bestimmung der Bruchfestigkeit der Getreidehalme. 159 mehr entsprechen kann. Ich schlage deshalb vor (was ich bei meinen ausgeführten Untersuchungen allerdings noch nicht zur Ausführung ge- bracht habe), dieinternodienglieder von etwa über 26,2 cm nur auf 5 cm Länge zu belasten und die auf diese Weise erhaltene Belastungszahl, da die Last bekanntlich umgekehrt proportional zur freitragenden Länge sich verhält, mit ihrem halben Werte in die au! 10 cm Bruchbelastung vorgesehene Rechnung einzuführen. Meine Tabelle für die Spannungskoeffizienten der mittleren Pro- portionalen von 6,2 bis 16,2 cm Länge ist folgende: Spannungskoeffizienteu der mittleren Proportionalen Ton 10,0 bis 26,2 cm Internodienlänge. 6,2 0,881 7,9 0,885 9,6. 0,892 11,3 0,904 13,0 0,923 14,7 0,955 6,3 0,881 8,0 0,885 9,7 0,893 11,4 0,905 13,1 0,925 14,8 0,957 6,4 0,881 8,1 0,886 9,8 0,893 11,5 0,906 13,2 0,926 14,9 0,960 6,5 0,881 8,2 0,886 9,9 0,894 11,6 0,906 13,3 0,928 15,0 0,962 6,6 0,881 8,3 0,886 10,0 0,894 11,7 0,907 13,4 0,929 15,1 0,965 6,7 0,882 8,4 0,887 10,1 0,895 11,8 0,908 13,5 0,931 15,2 0,968 6,8 0,882 8,5 0,887 10,2 0,896 11,9 0,909 13,6 0,933 15,3 0,971 6,9 0,882 8,6 0,887 10,3 0,896 12,0 0,911 13,7 0,934 15,4 0,973 7,0 0,882 8,7 0,888 10,4 0,897 12,1 0,912 13,8 0,936 15,5 0,976 7,1 0,883 8,8 0,888 10,5 0,898 12,2 0,913 13,9 0,938 15,6 0,979 7,2 0,883 8,9 0,889 10,6 0,898 12,3 0,914 14,0 0,940 15,7 0,983 7,3 0,883 9,0 0,889 10,7 0,899 12,4 0,915 14,1 0,942 15,8 0,986 7,4 0,883 9,1 0,890 10,8 0,899 12,5 0,916 14,2 0,944 15,9 0,989 7,5 0,884 9,2 0,890 10,9 0,900 12,6 0,918 14,3 0,946 16,0 0,993 7,6 0,884 9,3 0,891 11,0 0,901 12,7 0,919 14,4 0,948 16,1 0,994 7,7 0,884 9,4 0,891 11,1 0,902 12.8 0,920 14,5 0,950 16,2 1,000 7,8 0,885 9,5 0,892 11,2 0,903 12,9 0,922 14,6 0,953 Zusammenfassung. Überblick und praktische Yerwendbarkeit der neuen Bestimmungsmethode. 1. Es ist zwischen positiver Tragfähigkeit bzw. absoluter Bruchfestigkeit und spezifischer Halmfestigkeit zu unterscheiden. 2. Die positive Tragfähigkeit ergibt sich durch Bruchbelastung der einzelnen Internodien in ihren mittleren Proportionalen ; sie ist inner- halb des Halmes wechselnd und nimmt, der natürlichen Inanspruch- nahme durch Windbruch entsprechend, mit zunehmender Internodien- länge von der Basis zur Spitze des Halmes ab. 3. Die für die züchterische Selektion allein brauchbare, spezifische Halmfestigkeit stellt eine Zahl vor, die sich gleichzeitig aus allen Internodiengliedern zu gleicher Höhe entwickeln lässt und völlig un- abhängig von der AVachstumsintensität usw. oder sonstigen zufälligen Faktoren des mechanischen Systems sich erweist. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. IV. 11 160 Plahn-Appiaui: Die Bestimmung der Bruchfestigkeit der Getreidehalme. 4. Die beiden Momente, auf die sich die Bestimnmngsmethode stützt, bestellen einerseits in der positiven Korrelation von Halmstärke und Belastungsgewicht, andererseits in der für jede Internodienlänge in Betracht kommenden spezifischen Spannung, deren Koeffizienten in tabellarischer Übersicht vorliegen. 5. Der von dem englischen Hochzüchter Hallet als Theorie seiner Auslese aufgestellte Satz, dass jede vollentwickelte Pflanze eine Ähre zeige, der enie höhere Produktionskraft innewohne usw.. muss auch für die Strukturfestigkeit der Getreidehalme beansprucht werden. An jeder Pflanze erscheint ein Halm relativ durch seine Struktur- festigkeit ausgezeichnet, w^obei es jedoch keineswegs immer zutrifft, dass dieser Halm auch die schwerste Ähre haben müsse. 6. Die Vererblichkeit der spezifischen Halmfestigkeit, w^elche sich bei einem früheren Versuch mit Roggen in unverkennbarer Konstanz erwiesen hat (Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. H, S. 469), bei einem Fremdbefruchter aber weniger korrekt erscheinen muss, ist an einem vor zwei Jahren von mir eingeleiteten Versuch mit Weizen noch zu beobachten, wobei ein besonderes Augenmerk darauf zu legen ist, wie sich bei ein und derselben Pflanze die Nachgeneration einer von schwersten aber weniger strukturfesten, gegen strukturfesteste und weniger schweren Ähren bzw. Halmen stammenden Pflanze sich entwickelt. 7. Zur praktischen Handhabe wäre zu bemerken, dass der Angriffspunkt der Belastung stets in die Mitte des Internodiums zu verlegen ist, dass das zur Untersuchung kommende Internodienglied zu entblatten ist, dass drei Bestimmungen für jeden Halm anzusetzen sind und dass in den längeren Interno diengliedern (wegen deren Durchbiegungs- fähigkeit) eine Belastungslänge von 5 cm einzustellen und diese dann in ihrem halben Werte in die auf 10 cm durchgeführte Berechnung anzuwenden ist. II. Übersichten. Die Entwickelung und der jetzige Stand der Pflanzenzüchtung in Kroatien. Von Dr. Vinko Mandekic, Krizevci, Leiter des landw. Versuchsfeldes au der kgl. höh. landw. Lehranstalt. (Mit 13 Textabbildungen.) In Deutschland, Österreich und in anderen Ländern waren schon sehr schöne Resultate in der Pflanzenzüchtung erzielt worden, als man in Kroatien erst mit der Untersuchung verschiedener Sorten auf Ertrag mit Anpassung an Klima und Bodenverhältnisse usw. begonnen hat. Da alle diese Arbeiten sehr viel Zeit verlangen, so konnte man auch hier nicht einen raschen und guten Erfolg haben. Der leider zu früh verstorbene Prof. Dr. G. Bohutinsky führte schon seit dem Jahre 1904 parallele Anbauversuche mit verschiedenen Sorten Deutschlands, Frank- reichs, Österreichs durch, doch konnten diese Sorten keinen besseren Ertrag als unsere einheimischen Sorten einbringen. Was die Qualität der betreffenden Sorten anbelangt, so waren dieselben bei weitem nicht so gut wie die einheimischen, da die fremden Sorten immer sehr stark vom Rost befallen wurden. Nach den Erfahrungen, die man so durch fremde Sorten gewann, wurde beschlossen, zur Züchtung einheimische Sorten oder mindestens solche von südlichen Teilen Europas zu nehmen. Auf solche Art wurde zu züchten begonnen. Man bezog aus ganz Kroatien verschiedene Sorten und untersuchte sie durch vergleichende Anbauversuche mit verschiedenen fremden Sorten. Bei allen diesen Sorten konnte man feststellen, dass unser Klima für unsere besser als für die fremden Sorten entsprach. Feuchteres Klima der nördlichen Teile Europas, niedere Temperatur sowie kleinere Feuchtigkeitskapazität der Luft begünstigen bei der Züchtung auf Leistung die Entwickelung saftiger und robuster Typen, 11* 162 Mandekic: die sich durch grosse Leistungsfähigkeit auszeichnen, doch brauchen dieselben, damit sie diesen Zweck erreichen, grössere Mengen gelöster Nährstoffe im Boden. Sie brauchen also für ihre vollkommene Ent- wickelung viel Feuchtigkeit, viele Nährstoffe und eine längere Vege- tationsdauer. Diese Bedingungen entsprechen aber nicht unseren klimatischen Verhältnissen, da dieselben mit Rücksicht auf hohe Temperatur, schnelle Verdunstung und grosse Feuchtigkeitskapazität der Luft in den Monaten Juni und Juli auch eine schnelle Entwickelung bzw. kurze Vegetationsdauer verlangen, damit in den erwähnten Monaten der Nähr- stoff- und der Feuchtigkeitsverbrauch kleiner werde. Was die Niederschlagsmenge pro Jahr anbelangt, beträgt sie diuxh- schnittlich 1000 mm. Aus nachstehender Tabelle ist ersichtlich, wie die Niederschläge verteilt sind. Monat Im Jahre 1908 1909 1910 1911 1912 Millimeter Durch- schnittlich in fünf Jahren mm Januar 12 56 Februar 46 13 März 44 41 April 150 51 Mai 13 143 Juni 79 71 JuU 110 104 August 248 147 September 54 118 Oktober 19 85 November 44 75 Dezember 50 104 59 63 7 115 117 170 88 72 207 69 217 40 35 10 12 23 121 149 44 34 58 143 52 66 73 23 77 103 81 138 34 90 157 123 60 45 Summe: 869 1008 1224 747 1004 47 31 36 88,4 95 12L4 76 118 118.8 87,8 89,6 61 970 Wie bekannt ist, ist Kroatien ein agrarisches Land. Industrie ist wenig vorhanden, weshalb um so sicherer gute Resultate in der Land- wirtschaft zu erzielen wären. Da in Kroatien auch der Pflanzenbau nicht genug gefördert wurde und die Einführung der gezüchteten Sorten sehr klein war, so wird auch in dieser Richtung der Ertrag unserer Feldfrüchte sicher steigen. Nach statistischen Daten wurden im Jahre 1913 Weizen 586088 Katastral- Joch') Roggen 116515 „ ,. 1) 1 Joch = 0,575 ha. Die Entwickelimg und der jetzige Stand der Pflanzenzüchtung in Kroatien. 163 Halbfraclit 40078 Katastral- Joch Gerste 110844 Hafer 179056 Mais 757200 angebaut. Betrachtet man den durchschnittlichen Ertrag pro 1 Katastral-Joch, so sieht man, dass derselbe noch sehr, sehr klein ist. Es variierte der Ertrag im Jahre 1913 in verschiedenen Komitaten Kroatien-Slavoniens f olgendermassen : Weizen zwischen 5,14 und 8,74 dz pro 1 Katastral-Joch *^S3^ Roggen )i 4,43 „ 7,49 „ Halbfrucht r 3,74 „ 8,11 „ Gerste n 4,12 . 7,52 „ Hafer n 2,53 ,. 6,18 ,, Mais )? 5,74 „ 13,38 „ Meiner Überzeugung nach könnte dieser Ertrag sicher noch um einige Doppelzentner steigen. Es lässt eben bei uns in Kroatien der landwirtschaftliche Fortschritt leider noch sehr zu wünschen übrig. Es kommt vor, dass Landwirte noch nicht gut genug ihren Boden zu bearbeiten wissen, ja gegendenweise noch Pflüge ganz primitivster Art verwendet werden und das Tiefackern fast unbekannt ist. Ebenso ist es mit der Düngung. Die Düngerstätten sind ebenfalls nicht in der Ordnung, da die Jauche oft durch den ganzen Hof fliesst. Was die Anwendung der künstlichen Düngemittel anbelangt, so werden sie auch nicht in so grossem Mafse verwendet, wie es notwendig wäre. Daraus ist ersichtlich, dass man in Kroatien den Pflanzenbau noch sehr heben, und gleichzeitig auch die gezüchteten Sorten fördern muss, um auf diese Art und Weise den Ertrag unserer Feldfrüchte zu steigern. Weizenzüchtung. Wie man aus den obigen' statistischen Daten entnehmen kann, werden in Kroatien jährlich rund 600000 Katastral-Joch Weizen an- gebaut. Der durchschnittliche Ertrag desselben beträgt 5,14 — 8,74 dz pro 1 Katastral-Joch. Wenn man aber bedenkt, dass Kroatien und Slavonien einen guten Weizenboden hat, ist dieser Ertrag verhältnis- mässig klein zu nennen, w^eshalb man auch zur Weizenzüchtung zuerst schritt. Mit der Züchtung des Weizens begann man zuerst am landw. Versuchsfelde der kgl. höheren landw, Lehranstalt in Krizevci. Es wurden alle in der Umgebung des Bezirkes Krizevci und ganz Kroatiens einheimische Sorten, sowie viele fremde Sorten zu vergleichenden Anbau- versuchen herangezogen. Die einheimischen Sorten sind sehr schwach im Stroh, lagern also ausserordentlich leicht und werden dadurch von verschiedenen Pflanzenkrankheiten befallen, so dass sie einen ziemlich 164 Mandekic: schlechten Ertrag geben. Die Qualität des Kornes ist nicht so schlecht. Alles dies war Ursache, dass Bohutinsky im Jahre 1905 von der Firma Mauthuer verschiedene Weizensorten bestellte. Unter diesen Sorten erwies sich, während der Zeit von einigen Jahren, eine Sorte ,.Sirban Prolific" bei verschiedenen vergleichenden Anbauversuchen als die beste. Diese Sorte war im Ertrag sehr gut, besass gute Körnerqualität, war jedoch nicht winterfest genug. Die Abstammung dieser Sorte ist un- bekannt, der ganze Habitus aber zeigt, dass der Weizen von einer Sommer- form abstammen muss. Im Herbst wächst er gerade aufrecht, die Bestockimg ist ziemlich gut, das Stroh mittelstark, die Ähre lang und begrannt. Nachstehende Tabelle zeigt, wie sich „Sirban Prolific- Weizen" während fünfjähriger Anbauversuche verhielt. Ertrag pro 1 Hektar in Doppelzentnern Korn- ahren Sorte 1905-06 1906-07 1907—08 1908-09 1909-10 c o o g o o <32 S CS bß 2 CO g 05 a c o 2 CO 4:= S m W3 0 u 4^ 32 Ol ^ Einheim. 5a Einheim. 21a Einheim. 16 a Heine II Heine 50 Heine 66 Heine 1 Duppauer 100 dunkelgrün, robust dunkelgrün, breite be- reifte Blätter dunkelgrün, robust saftgrün, schmales Blatt zart zart saftgrün, schmales Blatt dunkelgrün, robust, blaubereifte Blätter viel Rost 16./6. 24./7. 15 24 49 46,9 sehr viel Rost 22./6. » 16 26 42 47,0 viel Rost 18./6. » 12 34 46 47,5 — 22/6. 26./7. 21 43 64 50,5 — 25./6. 24./7. 20 43 63 49,5 — 22. ;6. » 20 38 58 49,5 — 21. /6. 26./7. 19 52 71 48,5 — 17./6. » 11 35 44 44,7 28,2 28,0 27,9 28,0 28,5 28,5 28,5 26,6 1:1,6 1:1,6 1:2,8 1:2 1:2,1 1:1,9 1:2,7 1:3,1 Das Jahr 1912 war ein feuchtes Jahr, infolgedessen auch der Duppauer Hafer einen geringereu Ertrag bei geringerer Qualität des Kornes lieferte. Besser bewährte sich der Duppauer Hafer im Jahre 1913, welches Jahr trocken war. Nachstehende Tabelle zeigt uns die Resultate der Anbauversuche im Jahre 1913. Bezeichnung Ö CO qm Tag CO CO p Ertrag pro 1 ha in Doppelzentner Korn Stroh ins- gesamt Hekto- liter- ge- wicht kg 1000- Korn- ge- ■\vicht g Be- merkung Einheimischer2 1 a Heine II . . . Heine 66 . . . Duppauer . . . Loosdorfer M 31 . 150 11. /6. 71 14./6. 7? 14./6. ?7 11./6. ?) 13./6. 25./7. 26./7. 35,2 93,0 128,2 44,5 38,6 108,0 146,6 47,2 32,6 106,0 138,6 47,5 36,6 104,6 141,2 45,2 38,0 88,0 126,0 49,2 29 31 31 30 29 Vorfrucht war gedüngter Mais. gelagert gelagert 180 Maudekic: Was die Methoden der Züchtung aubelaugt, so ist für die Selbst- befruchter die übliche Linienauslese mit ein- oder mehruialiger Auslese gebräuchlich. Aus der Parzelle, wo die Elite augebaut ist, werden die besten Pflanzen ohne Fehlstellen herausgenommen. Dieselben werden etikettiert und sorgfältig in einem luftigen Zimmer (Fig. 10) aufbe- wahrt. Wenn die Pflanzen die sogenannte Nachreife durchgemacht haben, werden sie im Laboratorium aufgearbeitet, und zwar wird nur auf die wichtigsten Eigenschaften Wert gelegt. Diese sind: Zahl der Halme, die Länge des Halmes, die Ährenlänge, die Ährchenzahl, das Strohgewicht, das Korngewicht und das 100-Korngewicht. Nach Ermittelung dieser Eigenschaften werden die Pflanzen klassifiziert und für die Saat vor- bereitet. Fig. 10. Zimmer zur Aufbewahrung der Elitepflanzen. Bei der Saat wird jede Pflanze für sich auf einer Parzelle angebaut. Früher legte man die Körner auf folgende Weise in die Erde, indem man mit einem Markör, dessen Schare 18 cm weit auseinandersteheu. die Furchen gezogen hat und sodann mit einem Apparat (Fig. 11) den -f Prof. Bohutinsky konstruierte, die Körner in die Erde legte und mit einem Rechen zudeckte. Dieser Apparat besteht nur aus einem Brett, an w^elchem in einem Abstände von je 3 cm Löcher ausgebohrt sind. Auf der oberen Seite des Brettes gibt man in jedes Loch ein Korn, und sodann wird der obere Teil des Brettes mit den Handgriffen etwas gehoben und das Korn fällt heraus. Nachdem auf dem unteren Rande die Löcher ebenfalls 3 cm voneinander entfernt sind, reihen sich die Körner, wenn der Boden gut vorbereitet ist, 3 cm aneinander und sind somit im Verhältnis 3 x 18 cm angebaut. Die Arbeit mit diesem Apparate \ Die Eutwickeluiig \md der jetzige Stand der Pflanzenzüchtung in Kroatien. 181 geht jedoch sehr langsam von statten, so dass mehrere Apparate vor- handen sein müssten, um eine grössere Menge Körner säen zu können. Mit einem Apparate säet man, während ein anderer gefüllt wird, doch muss man dabei sehr acht geben, da Vermischungen sehr leicht vor- kommen. Ausserdem muss die Erde fein vorbereitet sein, sonst rutschen die Körner über Klümpchen oder Schollen und treffen mehrere an einer Stelle zusammen. Fig. 11. Säeapparat nach Bohutinsky. Noch besser als dieser Apparat bewährte sich ein einfaches Brett mit halbkreisförmigen Löchern am Rande in je 10 cm Entfernung. Dieses Brett liegt rechts und links auf je einem Brette auf, das eben- falls Striche in 10 cm Entfernung besitzt. In diese halbkreisförmigen Löcher werden mit einem Holze Löcher von beliebiger Tiefe in die Erde gebohrt und das Korn hineingelegt. Damit der Arbeiter die Erde nicht zusammentritt, steht er ebenfalls auf einem Brette. Wenn eine Reihe fertig ist, gibt derselbe das Brett mit den Löchern um einen Strich nach rückwärts, so dass sämtliche Körner 10 x 10 cm gelegt werden. Bei auf diese Weise gelegten Körnern ist eine Vermischung ausgeschlossen, und wenn zufällig zwei Körner in ein Loch gelegt werden sollten, kann später eine Pflanze ausgezogen werden. Ferner kann man auf diese \Q2 Maudekic: Art nach Belieben 1, 2, 3 und mehrere (im anbauen und dadurch den Ertrag auch leichter auf eine grössere Einheit berechnen. Da die Körner in einen Verband 10 X 10 cm gelegt sind, kann man genau beobachten, wie die Pflanzen aufgehen und wie sie sich während der Vegetation entwickeln. Während der ganzen Vegetationsperiode werden Beobachtungen gemacht und dieselben in das Beobachtungsbuch eingetragen und zwar Anbautag, Tag des Aufganges, Bestockung. Blattfarbe, Grösse und Form, Habitus, Überwinterung, Pflanzenkrankheiten (Brand, Rost), Lagerung,- Tag des Schossens, der Reife und der Ernte. Bei der Ernte werden die Zuchtpflanzen herausgenommen und wird sodann festgestellt: Zahl der Pflanzen, das Korngewicht, das Strohgewicht, das 100-Korngewiclit, event. das Hektolitergewicht, und nachher werden die Züchtungen klassifiziert. Bei Selbstbefruchtern erfolgt die Züchtung durch Nebeneinander- führung mehrerer Individualauslesen — in diesem Fall reiner Linien — und Fortsetzung der Auslese von Individuen in jeder ludividualauslese.^) Bei den Fremdbefruchtern wird die übliche Stammbaumzüchtung mit der jährlichen Auswahl der Zuchtpflanzen, wie das früher schon erörtert wurde, geführt. Hier habe ich nur noch folgendes zu bemerken : Falls sich ein Stamm beim Roggen besonders von den anderen hervor- hebt, wird er mit Isolierhauben isoliert, und bei der Auswahl der Zucht- pflanzen wird auch darauf geachtet, dass die Ähre zusammengedrängt und dass das letzte Internodinm, knapp unter der Ähre, stark ist. : Unser Versuchsfeld hat keinen ständigen Zuchtgarten, sondern einen sogenannten wandernden Zuchtgarten. Auf jene Parzelle, wohin z. B. nach der Rotation das Getreide kommt, werden auch Zuclitpflanzen desselben angebaut, und ebenso ist es auch mit den anderen Feldfrüchten, mit welchen Züchtung betrieben wird. Die Getreideparzellen im Zuchtgarten sind beim Weizen und Gerste 1 qm, beim Roggen und Hafer 2 qm gross, bei der zweiten Generation 20 und 40 qm. bei der dritten 200-400 qm usw. gross. Maiszüclitnu »• Die Maiszüchtung wurde auf dem hiesigen landwirtschaftlichen Versuchsfelde mit einer hiesigen einheimischen Sorte begonnen, die man seit Jahren in Kroatien anbaut und die unter dem Namen ,.Kroatischer runder Mais" bekannt ist. Auf einem mit Mais bebauten Felde kann man sehr verschiedene Typen vorfinden, da sich die Maispflanzen über- haupt in vielen Eigenschaften eine von der anderen unterscheiden, wes- halb es nichts Merkwürdiges ist, wenn man auf einem mit noch nicht ') Schema s. Handluich der laiidw. Prtaiizeii/üclitung, 4. Ant'l , 1911. S. 247. Die Elitwickelung' und der jetzige Stand der Pflanzenzüchtung in Kroatien. 183 selektionierter Saat bestellten Felde so viele Typen vorfindet. Selbst- redend bestehen die Unterschiede auch im Ertrage. Fig. 13. Einheimischer runder Mais D 38. Fig. 12. Einheimischer runder Mais D 12. Kroatischer runder Mais ist mittelfrüh, nicht zu stark im Stroh, trägt einen bis zwei dicht mit Körnern besetzten Kolben. 184 Mandekic: Reiheuzahl 14—26, Länge 1(5—25 cm, Körner rund, glasig, Ertrag gut. (Fig. 12 und 13.) Ausser dieser Maissorte werden noch gezüchtet: Pignoletto, Ameri- kanischer Zahnmais und eine sehr frühe Sorte „Hangari-'. Fig. 14. Pignoletto P 17. Fig. 15. Amerikanisulier Zahnmais K 14. Pignoletto ist eine frühreifende Sorte mit schwachem Stroh, trägt einen bis drei Kolben mit sehr dichten kleinen Körnern. Eeihen- zahl 18—32, Länge 14—18 cm, Körner rund, klein und glasig, Ertrag- gut. (Fig. 14.) Die Entwickelung und der jetzige Stand der Pflanzenzüchtung in Kroatien. 185 Amerikanischer Zahnmais stammt aus der Umgebung Vukovar, wo er seit Jahren angebaut wird. Er reift etwas später als unser ein heimischer runder Mais. Er hat ein starkes Stroh und trägt gewöhnlich einen Kolben. Die Länge des Kolbens beträgt 18 — 20 cm, die Reihen- zahl 16 — 20. Die Körner sind lang und mehlig, der Ertrag sehr gut. (Fig. 15.) Hangari-Mais (Fig. 16) ist eine frühreifende Sorte, die sich auch für höhere Lagen eignet, da sie auch später, im Monat Juni, angebaut werden kann und noch, bevor die Fröste eintreten, reift. Dieser Mais ist eine gute Vorfrucht für den Weizen, da er den Boden in gutem Zustande zurücklässt und ausserdem der Boden vor dem Anbau noch gut bearbeitet werden kann. Hangari-Mais stammt aus einem Hoch- plateau in Bosnien. Er besitzt ein zartes Stroh, trägt gewöhnlich zwei, auf besseren Böden auch 4 — 5 Kolben. Reihenzahl 12 bis 14, Länge 10 — 14 cm, Körner rund, gelb und glasig. Da man ihn auch in einem kleineren Verbände (40 X 40 cm) an- bauen kann, gibt er einen zufriedenstellen- den Ertrag. Da der Hangari-Mais sehr frühreif ist, also auch früher als unsere ge- züchteten Sorten schosst, kann man ihn auch ruhig neben diesen Sorten anbauen, ohne dass Befruchtung mit fremden Sorten vorkommen kann. Ausser den oben genannten Sorten werden noch vergleichende Anbauversuche mit verschiedenen anderen Sorten durch- geführt. Unsere Züchtungsmethode ist fol- gende: Im Herbst, wenn der Mais reif ist, wird eine grössere Anzahl von Maispflanzen ohne Fehlstellen, die nur nach ihrem äusserlichen Habitus beiläufig entsprechen, ausgewählt. Diese Pflanzen werden nach vollkommener Austrocknung ins Labora- torium gebracht, wo sie einer genauen Untersuchung unterzogen werden. Die Untersuchung wird nach nachstehender Tabelle (s. S. 186) durch- geführt. Bei den Stammpflanzen wird besonderer Wert gelegt auf grossen Kornertrag, Frühreife, tiefstehende Kolben, länglich-runde Körner und auf schnelles Wachstum im Jungstadium. Der Kolben muss eine grosse Fig. 16. Hangari-Mais H 27. 186 Mandekic Anzahl von dichten, geraden Eeiheu besitzen, er muss zylindrisch sein, unten und au der Spitze voll mit Körnern besetzt und das Prozent des Spindelgewichtes muss klein sein. Alle Körner eines Kolbens müssen womöglich gleichmässig länglich-rund und glasig sein. a CD CO btj — o mm o Gewicht iu kg N § 3 =^ oi: cö . =1=1 -3 1-1 a u :0 'TS r2 bß CO Umfang cm W i CA 03 Co 03 c 'S 'S (111 'S ^ CXirc; o , eö Kolben )-^ ■^ rr. N .(:o*^ü''Orf-a5ü'CDcDO- !•*■ CD i-'i-'i— ')-'Oaicoo:to^ooDooocoooo*^c3iH-'t*^ O^f>■Ü't^005*'t^SI^S0D^f^^2^30ia^OOOa'OO Bruch- festigkeit H^h-il-k.-il-'h-'l-'l-'i-'i— i-'t>SI-'l-'txDt\3h-'M ojcw^ii-'OOOocoMOcoccixccaiocc^ai*. Relatives Gewicht _rf^^_W C^i'^J^Sj-'J-'J-' 0_p_pjß.tD jKj-JJJl OS Länge in cm 4i. cn ce 1 »-^ CO -n CS b3 05ü5üi*>-05C'M OOQOtCOOOCXiOOOCOOOOOO Bruch- festigkeit 1— '1— '1— 'tot-'i— '^^s^D^-'t^2^ot^^l— '1— 'h- 'W— H-» *" jLT« ^^^ jLn jLo j:» pj jo Ol 0 -' CD CO 0 o< ü' 00 c cc CC' txi o> ro o> Ol ;d OOOOOOOOOOCftCOOi^OiCDOOiOOOOOQOOO Bruch- festigkeit >-'^o^-'t^s^s^Sl-'I^oc»ü^l-'^ot^D^Ol-'^o^DOiK)^Ol^^l-'l^o^o^aI^5 h-'Oi-'OOrcoiO'Oi^i-'co^3 0i^]üo-3 j—^K-j-i K^ H^ppipp:p;p3 CCCC ?Ojf^OO0iOi-'0D*'a:rf-OO35C Bruch- festigkeit w^o^-'0^•-'l^^oo^D^s^s^-'^^^^l^ot^ow*^*>.Co^DCttCttC» J\D P> _QC M ^-J JX p> 0 Ol pi JD J-» J\S H-" ü< pOp< *- J-" _t-' -.1 Oi CD "a5"w"*-""*'"b<"''"bi"'^ öbs Oi^oi Relatives Gewicht H p er 5* Die mechanische Bewertung der Getreidehalme. 253 Bei den starken Halmen macht sich in den Durchschnitten wie in den einzelnen Fällen, wenigstens zum Teil, die schon oben erwähnte Tendenz bemerkbar, die untersten Gheder kürzer, dicker und mit grösserer Wandstärke auszubilden. Gruppiert man die Halme wie in Tabelle I nach den Dicken und vergleicht damit die durchschnittiiche Länge des zweiten Internodiums, so ergibt sich, dass die Längenmittel keineswegs den nach den Dicken- gruppen ausgeprägt abgestuften Bruchfestigkeiten entsprechen: Galizischer Weizen Perlweizen Hannagerste D2 L. Bruch- festigkeit D2 L.2 Bruch- festigkeit D2 Bruch- ^'2 festigkeit 26,1 11,5 262 32,7 11,7 543 27,4 12,0 299 32,0 9,5 590 37,0 11,3 933 35,2 11,2 637 36,1 10,5 796 39,9 44,3 12,1 10,6 989 1561 42,3 9,9 995 Gerste Fg. Fichtelgebir gshafer Schlanstedter Hafer D. L. Bruch- festigkeit D2 L. Bruch- festigkeit D. Bruch- ■"^2 festigkeit 30,3 10,9 546 35,8 10,9 568 36,8 10,5 506 35,3 10,8 862 40,7 10,5 912 42,2 10,7 973 44,3 9,9 1740 44,4 10,9 1068 46,8 53,5 9,5 1293 8,7 1851 Beim Perlweizen, bei den Gersten und beim Schlanstedter Hafer wird auch bei dieser Zusammenstellung die Neigung starker Hahne zur Ausbildung kürzerer, festerer unterster Glieder kenntlich. Nach den Längen bestimmt begrenzte, für die einzelnen Hahne zutreffende Ab- stufungen sind aber nicht vorhanden, und noch weniger wird man der- artiges hinsichtlich der weniger starken Glieder behaupten können. Aus der Literatur sei von einschlägigen Mitteilungen hervor- gehoben, dass Albrecht aus seinen Untersuchungen an Eppweizen den Schluss zieht, dass zwischen Länge des Gliedes und Bruchfestigkeit äusserst geringe Beziehungen beständen. Eine im einzelnen gültige Regel oder gar eine Gesetzmässigkeit der umgekehrten Proportionalität zwischen Längen und Bruchfestigkeiten ist seinen Zahlen keinesfalls zu entnehmen. Bezüglich der einzelnen mechanischen Faktoren wurde gefunden, dass im Durchschnitt mit den Halmlängen die Dicken zu- nahmen, die längsten Halme waren im allgemeinen die dicksten, die kürzesten die dünnsten. Ferner nahmen im Gruppendurchschnitt im allgemeinen bei den Internodien aller Ordnungen mit den Längen die Dicken zu, die Wanddicken dagegen nahmen bei den drei ersten Inter- nodien mit der Länge ab, nicht aber beim vierten und fünften. Die relativen Gewichte waren bei den drei ersten Internodien grösser, wenn sie kürzer waren, bei I4 und I5 waren die längsten die relativ schwersten. Vergleicht man die Zahlen für Längen, Dicken, Wandstärken, relative 254 Kraus: Gewichte und Bruchfestigkeiten für die einzelnen Gheder der 10 Halme, für die alle einzelnen Zahlen mitgeteilt sind, so findet man keine be- stimmten Beziehungen, viehnehr vielfache gegenteilige Schwankungen. F r u w i r t h fand, dass bei den untersuchten standfesteren Sorten von Sommer- und Winterweizen im Mittel kurze erste und zweite Halm- glieder vorhanden waren, nicht bei Gerste (Nolcgerste) gegen Imperial). Gleichlange Stücke verschiedener Internodien brachen eher, wenn sie längeren Internodien entstammten. Bei der von Gramer von Claus- bruch untersuchten standfesten Form von Winterweizen (Dickkopf gegen Dividenden) waren Ij und Ig wesentlich kürzer als bei der leichter lagernden; bei dem Winterroggen (Prof. Heinrich gegen Champagner) waren diese Längen sehr wenig verschieden, und beim Fichtelgebirgs- hafer gegen Schlanstedter waren die des letzteren die längeren. Die Längenunterschiede stehen wohl in Zusammenhang mit den unterschied- lichen Halmlängen (beim Dickkopfweizen geringer als beim Dividenden; bei den zwei Roggen gleich; beim Schlanstedter Hafer grösser als beim Fichtelgebirgshafer). Die Glieder und Wände der standfesten Formen waren dicker, relativ schwerer, ebenso bei Goldthorpe-Gerste gegen Hanna. Bei letzterer war I2 länger.^) H. D 0 m m e s vermochte bei den untersuchten Formen von Beselers Hafer bestimmte Unterschiede in den Interne dienlängen so gut wie gar nicht festzustellen. 2. Die Längenyerhältnisse der aufeinanderfolgenden Internodien. Bei den Getreidehalmen macht sich im vegetativen Teil die grosse Wachstumsperiode ■^) in den Längen der aufeinanderfolgenden GUeder darin kenntlich, dass von den gänzhch gestauchten oder nur auf geringe Längen gestreckten ersten Internodien (soweit nicht Lichtmangel Streckungen veranlasst) der Knotenanhäufung (in der Bestockungs- region) die Längen bis zum obersten Gliede zunehmen. Naturgemäss steht dieser Wachstumsverlauf im einzelnen unter dem Einflüsse der äusseren Bedingungen. Auch machen sich Wechselbeziehungen in der Weise bemerklich, dass, wenn einzelne Glieder in der Länge ungewöhn- Uch zurückbleiben, die folgenden dafür länger werden, als sie sonst ge- worden wären. ^) Jedoch kann aus den Schwankungen in den absoluten und relativen Längen der aufeinanderfolgenden Glieder nicht gefolgert *) Nach Tabelle III waren die mittleren Längen von Ig (cm) beim galizischen Weizen 10,3, Perlweizen 11,2, Hannagerste 11,2, Yg^ 10,6, Fichtelgebirgshafer 10,9, Schlanstedter 9,8. *) Über die grosse Periode der Wachstumsbewegung vgl. W. Pfeffer, Pflanzen- physiologie n, S. 8. ^) Zahlreiche Beispiele von Schwankungen in Abweichung vom durchschnittlichen Verhalten in „Gliederung des Gersten- und Haferhalmes S. 40, 59. Abänderungen durch Verletzungen (Schröpfen, Walzen) in „Lagerung der Getreide" S. 391, 407. — Beispiele auch bei Dommes S. 612 u. a. a. 0. Die mechanische Bewertung der Getreidehalme. 255 werden, dass nicht typische Unterschiede bei verschiedenen Getreide- formen vorhanden sein könnten. Viehnehr ist sicher, dass verschiedene Formen hinsichtUch des Verlaufes der grossen Wachstumsperiode und ihrer morphologischen Folgen nicht zusammengeworfen werden dürfen.^) Eine andere Frage aber ist die, ob sich Unterschiede in den Längen der aufeinanderfolgenden Güeder von bestimmtem Charakter in zahlen- mässig strenger Gesetzmässigkeit äussern. Nach dem „Gesetz vom arithmetischen Mittel" Nowackis^) sollen die Längen von Ghed zu Ghed so fortschreiten, dass die eines jeden das arithmetische Mittel von denen der beiden benachbarten ist. Und weiter wird dem in dieser Weise gebauten Halm zugeschrieben, dass er von grösster Produktivität und mechanisch am zweckmässigsten konstruiert sei, nämhch mit dem verhältnismässig geringsten Material- aufwande die grösste Standfestigkeit vereinige. Nach zahlreichen rechnerischen Prüfungen'^) stimmt die Sache hier und da, bei den einen Formen mehr, bei anderen weniger, völlige oder annähernde Übereinstimmungen sind meist seltener als grössere Abweichungen, das Verhältnis schwankt in einer Weise, dass man sich kaum entschliessen kann, die Vorkommnisse besserer Über- ^) Über die Symmetrie in der Längsrichtung- von Sprossen hinsichtlich der Länge der aufeinanderfolgenden Internodien als Folge der grossen Wachstumsperiode vgl. G. Berthold. Untersuchungen zur Physiologie der pflanzlichen Organisation, II, g_ 27. — Über diese Längenverhältnisse bei verschiedenen Grasarten v. Kirchner, LoevF und Schröter, Lebensgeschichte der Blütenpflanzen Mitteleuropas, I, 2, S. 60. — Eine spezifisch verschiedene Neigung zur Streckung der Internodien bei verschiedenen Formen erkennt man z. B. im Verhalten bei grösseren Aussaattiefen (Lagerung der Ge- treide S. 150). ^) Literatur, Gliederung des Gersten- und Haferhalraes, S. 91. '^) Vgl. die Diagramme in „Gliederung" S. 42, 44, 45, 46, 54 (Gerste), 60, 62 (Hafer). Die Haferdiagramme, in denen die beträchtlich zu grosse Länge des obersten Internodiums hervortritt, geben ganz klare Bilder, weil sie nach den Messungen an den Halmen einer einzelnen Sorte konstruiert sind. Ebenso geben klare Bilder die Diagramme für Gerstenhalme ähnlicher Länge (S. 54), während jene für die Gesamt- mittel (S. 42) unrein sind, da sich die Mittel auf Halme verschiedener Sorten und aus verschiedenen Wachstumsbedingungen beziehen. — Bei diesen Zusammenstellungen wurden Berechnungen der wahrscheinlichen Fehler nicht angestellt, da damals die Aufmerksamkeit darauf weniger gerichtet war als später. Jedoch wurde nicht unter- lassen, die grössere oder geringere Zuverlässigkeit der Mittel kritisch zu beleuchten. Da J. C. Schoute (Die Bestockung des Getreides, 1910, S. 88) den Mangel der Angabe der Zahl der Einzelwerte beanstandet, so sei (in Ergänzung der Bemerkung, Gliederung, S. 40) erwähnt, dass die Mittel auch bei den kleinsten Gruppen aus Bestimmungen an wenigstens 30 Halmen gezogen sind, meist waren es 100 und mehr Halme. Schoute (S. 86) glaubt meine Bestimmungen der Längen der gestreckten Glieder aus dem Grunde beanstanden zu können, weil ich deren Zahl nicht richtig bestimmt hätte und bisweilen Knoten übersehen worden seien. Diese Behauptung wird daraus abgeleitet, dass ich die Verhältnisse nicht immer richtig erkannt hätte, was daraus folge, dass ich gesagt haben soll (Schoute S. 69, 70), dass die Vorblätter der Seitenachsen nicht bei allen Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. IV. 17 256 Kraus: einstimmung höher zu bewerten als die Fälle grösserer Abweichungen, und einem sog. Gesetze, das sich so unzuverlässig verwirklicht und in seinen Äusserungen so leicht durch Zufälligkeiten niodifizierbar ist, eine wesentliche ökologische Bedeutung zuzuerkennen. Dafür, dass ein Aufbau nach dem arithmetischen Mittel den Halmen bevorzugten Wert in mechanischer Beschaffenheit und Produktivität verleihen soll, fehlen die Beweise. ^) Wenn ein solches Gesetz mit derart einschneiden- den Folgen zutreffen würde, so müsste es Wachstum und Ausbildung der Getreideformen grundlegend beherrschen. H. Plahn-Appiani^) verwirft das „Gesetz" vom arithmeti- schen Mittel und setzt an dessen Stelle ein anderes, nämlich dass dem Halmaufbau die Zunahme der Längen der aufeinanderfolgenden Inter- nodien nach dem Gesetze vom goldenen Schnitt entspreche. „Die Regol- mässigkeit des Halmaufbaues steigt (bei spezifisch normaler Halm- stärke), wenn die einzelnen Glieder in einem Längen Verhältnis zu- nehmen, das der geometrischen Progression mit dem Quotienten 1,62 entspricht. Wenn sich dies dann auch zumeist nur in Annäherung vor- findet, so muss dabei doch auch die Stärke (das relative Halmgewicht) berücksichtigt werden. . . . Ein betreffs seiner Länge ,, überpropor- tioniertes" Halmghed vermag durch erhöhten Stärkegrad seine Schwäche auszugleichen, wie umgekehrt ein verkürztes seine dadurch gesteigerte Tragfähigkeit durch verminderte Stärke wieder einbüsst, so dass also Pflanzen oder Sorten in ausreichender Anzahl vorhanden gewesen seien, was Schonte niemals beobachtet habe. Ich muss es entschieden zurückweisen, dass mir eine solche uasinnige morphologische Anschauung zugemutet wird. Es ist mir das nicht entfernt eingefallen, dagegen hat Schoute falsch gelesen und falsch zitiert. Die fragliche Stelle (Gliederung S. 2) lautet: „Die Zahlen betreffen nur die Laubblätter, also unter Ausschluss der Coleoptile bei den Hauptachsen und der Vorblätter bei den Seitenachsen. Letztere (also doch die Seitenachsen und nicht die Vorblätter) waren übrigens nicht bei allen Pflanzen oder Sorten in ausreichender Zahl vorhanden." ^) Von neuerlichen Prüfungen des arithmetischen Mittels sei erwähnt, dass Gramer von Clausbruch in den Mittelwerten einen angenäherten arithmetischen Aufbau fand, aber im einzelnen mit erheblichen Abweichungen. Dagegen waren be- stimmte Beziehungen zwischen arithmetischem Aufbau und Wertigkeit des Halmes (gemessen an Halmstärke, Halmschwere, Kornertrag und Kornanteil) nicht festzustellen, wie umgekert vom arithmetischen Aufbau in bestimmter Weise abweichende Halme nicht überlegen waren. — Detzel fand bei Messungen an über 500 Weizenhalmen, dass von „ideal" gebauten Halmen nur wenige vorhanden waren, einige und mitunter sämtliche Halme einer Pflanze kamen dem arithmetischen Aufbau nahe, andere wichen weit davon ab. Dagegen wurde nicht gefunden, dass die „gesetzmässig" gebauten Halme die verhältnismässig schwersten Ähren trugen. ^) Deutsche Landw. Presse 1912, Nr. 47, Die Tragfähigkeit der Getreidehalme und deren Bestimmung durch Belastungsprüfung auf Bruch. — Zeitschrift f. Pflanzen- züchtung, II, S. 27, Der normal aufgebaute Halm und die Definition dieses Begriffes. — Ebenda, II, S. 460, Die korrelativen Beziehungen der Internodienglieder eines Halmes unter sich und die Bestimmung der Halmstruktur der Zerealien zwecks züchterischer Selektion lagerfester Getreide, dargestellt am Roggen. Die mechanische Bewertung der Getreidehalme. 257 eine in den Längenmaßen zutreffende Proportion durch anormale Stärke- grade gestört oder bei unzutreffenden Längenverhältnissen auch wieder hergestellt werden kann." Jede Halmgliedlänge müsse eine bestimmte Stärke haben, Längen und Stärken und damit auch die Bruchfestigkeiten stünden im umgekehrten Verhältnis. Die bei der Bestimmung der Bruchfestigkeit erhaltenen Gewichte sollen durchaus nur unrichtige Zahlen geben; um die richtige, absolute Bruchfestigkeit zu erfahren, müsse man die einzelnen Glieder in ihren mittleren Proportionalen belasten. „Die Belastung als Wertzahl der Tragfähigkeit der einzelnen Glieder in absolutem Sinne parallelisiert durchaus mit dem S c h i m p e r sehen Gesetze der Blattstellung und liefert einen neuen Beweis dafür, dass bei der Organisation pflanzlicher Gebilde das Gesetz des goldenen Schnitts in vielfältig mitwirkender Funktion steht." Zur züchterischen Bewertung der Halme in bezug auf Festigkeit wird aus der absoluten Bruchfestigkeit (oder auch auf abgekürztem Wege) unter Reduktion auf eine Einheit (auf eine bestimmte, als Normale betrachtete Länge von bestimmter Stärke) die spezifische Halmfestigkeit berechnet, die, von Schwankungen der Vegetationsverhältnisse unabhängig, für den Züchter allein in Frage komme. Dies sei ein Festigkeitswert der Halm- struktur, der das Verhältnis der erblichen Festigkeit darstelle. Hierzu ist zunächst zu bemerken, dass der wissenschaftlichen Botanik die Anerkennung eines geheimnisvollen Waltens des Gesetzes vom goldenen Schnitt in der pflanzlichen Organisation gänzlich fern- liegt. Die Schimper-Braun sehen Ideen haben bei ihr längst keinen Boden mehr.^) Aber man vermisst auch die Beweise dafür, dass sich die Längen der aufeinanderfolgenden Glieder nach diesem Gesetze stellen sollen. Wenn man nachrechnet, ^so findet man, dass es sich hierbei ganz wie beim arithmetischen Mittel verhält, dass nämlich das Verhältnis in manchen Fällen ungefähr zutrifft, dass aber in der Mehr- zahl der Fälle Abweichungen so häufig sind, dass das Zutreffen der Regel nicht näher als der Ausnahme steht. Bei den Berechnungen mit den früher ^) mitgeteilten Zahlen für die Längen der aufeinanderfolgen- den Glieder waren bei einzelnen Internodien Übereinstimmungen ent- weder nach dem arithmetischen Mittel oder nach dem goldenen Schnitt vorhanden, manchmal stimmt es für ein und dasselbe Internodium an- nähernd nach der einen wie nach der anderen Berechnungsweise. Die Berechnungen für die Halme der in obigen Tabellen aufgeführten Sorten ergaben unter der Annahme, dass eine Abweichung der durch Messung gefundenen Zahlen von den berechneten um ± 1 cm noch als Annäherung betrachtet wird, folgende Statistik: ^) Vgl. W. Hofmeister, Allgemeine Morphologie der Gewächse, 1868, S. 481. — J. Sachs, Geschichte der Botanik, 1875, S. 175 und Lehrbuch der Botanik, 4. Aufl., S. 205. ^) Gliederung des Gersten- und Haferhalmes S. 91." 17* 258 Kraus: Annäherungen Annäherungen in Prozenten der Halmzahl Ohne in Prozenten nur nach nur nach nachMittel An- der luteruodieu dem Mittel d. Schnitt u. Schnitt zugleich näherung nach dem Mittel nach dem Schnitt Galizischer Weizen . 33,3 16,6 20,0 30,1 12,6 9,3 Perlweizen .... 36,6 13,3 30,0 20,1 13,5 8,3 Hannagerste . . . 54,5 — 22,7 22,8 16,1 4,6 Gerste Fg^ . . . . 72,2 5,5 16,6 5,7 25,6 3,5 Fichtelgebirgshafer . 70,0 3,3 23,3 3,4 29,0 6,0 Schlansledter Hafer . 23,3 10,0 60,0 6,7 18,7 16,5 Bei einem und demselben Gliede trafen die Annälierungen zu beim galizischen und Periweizen, Gerste Fgg und Schlanstedter Hafer in je 1, bei der Hannagerste in 2 Fällen, beim Fichtelgebirgshafer in keinem Falle. Die Annäherung bestand nach dem Mittel beim galizischen Weizen fast dui'chwegs bei Ig, beim Perlweizen meist bei Ig und I3, bei Fg2 bei I3 und I4, beim Fichtelgebirgshafer bei I3, beim Schlanstedter bei I3 und I2; nach dem Schnitt beim galizischen Weizen meist bei I3, beim Perlweizen bei I3 und I4, bei Hannagerste bei I3, bei Fgg meist bei Iß, beim Fichtelgebirgshafer bei I3, beim Schlanstedter verschieden (I3, I5, Ig). Bei dem Weizen und bei Hannagerste waren an den ein- zelnen Halmen meist nur bei einem, seltener bei zwei Internodien An- näherungen vorhanden, bei den anderen Sorten bei bis zu 3 Güedern eines Halmes. Die Annäherungen waren sonach durchaus grösser für Mittel als für Schnitt. Dass die Halme mit annähernden Übereinstimmungen schwerere Fruchtstände oder grössere Bruchfestigkeit oder eine Be- vorzugung hinsichthch des Lagerns gehabt hätten, war nicht festzu- stehen. Wenn eingewendet wird, dass nur die Längen, nicht aber auch die relativen Gewichte bei obigen Berechnungen berücksichtigt seien, so ist auf die vorausgehenden Mitteilungen über diese Beziehungen zu verweisen. Bei Messungen und Berechnungen an den Halmen einer Reihe anderer Sorten von Sommerweizen, Gerste, Hafer, Sommerroggen waren Annäherungen zwischen Messung und Berechnung entweder für keines der beiden „Gesetze" nachzuweisen, oder es stimmte ungefähr bei ein- zelnen Internodien, bald nach dem Mittel, bald nach dem Schnitt, oder auch bei einem und demselben Halm für ein Internodium nach dem Mittel, für ein anderes nach dem Schnitt oder auch dazwischen für das gleiche Internodium nach beiden Methoden zugleich. Verhältnismässig am häufigsten waren die Annäherungen bei nutans-Gersten, hier meist bei 2 Gliedern eines Halmes, und zwar zum Teil bei dem einen nach dem Mittel, bei dem anderen nach dem Schnitt. Die mechanische Bewertung der Getreidehalme. 259 Wie es sich mit den mechanischen Eigenschaften der aufeinander- folgenden Internodien eines Hahnes verhält, wurde schon oben dar- gelegt, und auch auf die Tatsachen hingewiesen, die der Meinung ent- gegen sind, dass die Längen eines Gliedes in einem regelmässigen, gesetzmässig bestimmten und rechnerisch verwertbaren Verhältnisse zur Bruchfestigkeit ständen. Die Festigkeitsverhältnisse der aufein- anderfolgenden Glieder, also der Internodien verschiedener Ordnung, stehen natürlich in nächster Beziehung zu den Unterschieden in der mechanischen Beanspruchung dem Hahne entlang, aber bei den oberen Gliedern tritt mit der mechanischen Funktion die assimilatorische zu- nehmend in Konkurrenz; die Anpassung an die Änderung in der mechanischen Beanspruchung besteht nicht in einer einfachen Ver- jüngung (Abnahme von Durchmesser und Wanddicke, mit verhältnis- mässiger Reduktion der mechanischen Elemente); die Gliederdicken nehmen erst zu, dann ab, die Wandstärken sinken von unten nach oben, es ändert sich ihre anatomische Struktur, die mechanischen Elemente treten zugunsten des Assimilationsgewebes zurück.^) Das Verhältnis dieser Veränderungen und der dabei stattfindenden Änderungen in den verwendeten mechanischen Mitteln ist verschieden bei den Halmen ver- schiedener Formen, und verschieden nach den Variationen in der Art der Beanspruchung der unteren und oberen Halmregion. Ist nämlich für erstere vor allem eine gehörige Steifheit der Glieder erforderlich, so sind die oberen Glieder sehr oft mit besonderer Berücksichtigung der Biegungsfähigkeit konstruiert. Die organisatorischen Verschieden- heiten der aufeinanderfolgenden Glieder müssten auch vorhanden sein, wenn sie von gleicher Länge wären; bei Molinia coerulea, wo die ober- irdischen Knoten fehlen, ist das lange Internodium selbst in seinem Längsverlaufe mechanisch wie ein gegliedert,er Hahn differenziert. Angesichts dieser Kompliziertheit und Mannigfaltigkeit der Sach- lage kann man nicht erwarten, dass die mechanische Konstruktion des Halmgerüstes in der einfachen Form gesetzmässig ausdrückbar wäre, dass die Längen der im Verhältnis zueinander und auch in sich selbst wieder ungleichartigen Glieder den Stärken (relativen Gewichten) um- gekehrt proportional seien. PI ahn schliesst hierzu folgendermassen: „Wenn die auf diese Weise ermittelte Wertzahl auf die Voraussetzung sich stützt, und es zutrifft, dass das der Halmstruktur entsprechende Belastungsgewicht (als spezifische Halmstärke im züchterischen Sinn) allein durch die Stärke bestimmt und durch die Umrechnung auf die Normale dem ein- heitlichen, seinem wahren Werte, zugeführt werden k,önne, so müssen sich natürlich sämtliche Glieder des Halmes durch die gleiche Be- ^) Vgl. Schwendener, Das mechanische Prinzip S. 100. 260 Kraus: rechmmg auf die nämliche Zahl zurückführen lassen." Das von PI ahn beigebrachte Material ist nicht überzeugend; es geht doch auch nicht an, die zahlreichen, nicht stimmenden Fälle auszuschliessen oder mit Hilfe weiterer, unbewiesener Annahmen zu erklären. Übrigens macht der Verfasser selbst mehrfach auf die Unbestimmtheiten und Wider- sprüche aufmerksam. Dass es eine vererbliche Halmstruktur geben soll, die in einem bestimmten, von Schwankungen der äusseren Ver- hältnisse unabhängigen, durch Rechnung bestimmbaren und von den Wirkungen derselben isolierbaren Festigkeitswert auszudrücken wäre, kann man sich nicht vorstellen. Die Festigkeitsunterschiede beruhen auf einer Reihe von Faktoren, die nach Art und Maß auf erblichen Anlagen beruhen, aber auch auf den äusseren Bedingungen, und wie die äusseren Erscheinungsformen durch diese beeinflusst werden, ist gerade für die Lagersicherheit massgebend. Vererbbare und tatsächlich ver- erbte Festigkeitsanlagen müssen doch irgendwie äusserlich in solchen Eigenschaften zum Ausdruck kommen, welche die Halme gegen Wind und Regen widerstandsfähig machen. Es ist nicht einzusehen, dass die Halme mechanisch anders zu bewerten sein sollen, als sie sich der un- mittelbaren Beobachtung und Untersuchung darbieten. Wäre das nicht zutreffend, so wäre schliesslich auch die Beurteilung nach den Stand- festigkeitsunterschieden züchterisch wertlos, die wir im Verhalten der Pflanzen auf dem Standorte unter der Einwirkung von Wind und Regen beobachten, Avährend die Feststellungen hierüber in Wirkliclikeit für die Beurteilung auf Standfestigkeit und Lagersicherheit ausschlaggebend sind. Es besteht keine Aussicht, dass sich der ganze Komplex von Eigen- schaften in Bau und Entwicklung, der in den mannigfaltigsten Kom- binationen der einzelnen Faktoren die Standfestigkeit und darüber hinaus die Lagersicherheit jeweils bedingt, auf eine Einheit reduzieren Hesse, nach welcher dann die Auslesen bei der Züchtung generell vor- genommen werden könnten. IV. Zusammenfassung und Schlussbemerkungen. 1. Es ist nicht möglich, auf dem Wege der Er- mittelung von Bruchfestigkeit und relativem Ge- wichte der reifen Halme standfestere und weniger standfeste im einzelnen mit Zuverlässigkeit all- gemein zu unterscheiden, nicht einmal, wenn die ver- glichenen Halme verschiedenen Formen, mit spezi- fisch verschiedenem Halmcharakter, angehören. Stimmen die" fraglichen Beziehungen im einzelnen Fall, so handelt es sich in der Regel um ausgeprägt grössere, auch ohne besondere eingehendere Unter- cuchung erkennbare Unterschiede im Bau der reifen Die mechanische Bewertung der Getreidehalme. 261 Halme, während bei geringeren mechanischen Ver- schiedenheiten das Verhalten gegenüber den Ein- wirkungen von Wind und Regen zunehmend durch Faktoren bestimmt wird, die an den reifen Halmen nicht mehr oder nicht mehr im ursprünglichen, im Verlaufe der Entwicklung vorhanden gewesenem Maße kenntlich sind oder welche die Relativität der mechanischen Leistungen betreffen. In Abschnitt H ist eine Reihe von Vorkommnissen mitgeteilt, in denen die Unterschiede in der Bruchfestigkeit zur Aufklärung der unterschiedlichen, auf dem Standorte gezeigten Standfestigkeit nicht genügten, sondern ander- weitige Umstände herangezogen werden mussten. Diese Umstände können von Fall zu Fall verschieden sein. So z. B. ist es bei gleicher Steifheit und Tragfähigkeit (und Bruchfestigkeit) von Einfluss auf die Aufrechthaltung, ob ein Halm länger oder kürzer ist, ob er eine schwerere oder leichtere Ähre zu tragen hat. Oder ein bestimmter Verlauf der Streckung und Verfestigung der aufeinander- folgenden Glieder, der für einen langsam sich verlängernden Halm an- gemessen ist, kann für andere, die rasch in die Höhe schiessen und die Blütenstände rasch hervorschieben, unzureichend sein. Unterschiede in der Dicke (und damit in der Steifheit) des Gliedes können wieder die Folgen von rasch zunehmenden Beanspruchungen der Halmfestigkeit abschwächen oder umkehren. Eine Bewurzelung, die für einen feineren, im Winde sich elastisch biegenden Halm ausreicht, kann ungenügend sein, wenn der Halm steif ist und der Winddruck in höherem Maße auf die Wurzeln übertragen wird. Nicht immer haben starke, dickwandige Halme ebenmässig dicke, steife Wurzeln, während es anderseits Formen mit dünnen, aber starkwandigen und wie Stahldraht federnden Halmen gibt, aus denen sehr steife Wurzeln entspringen. Die Gesetzmässig- keiten von physiologischen Wechselbeziehungen, die auf ein gewisses mechanisches Ebenmass hinarbeiten, sind formenweise verschieden, und es können nach der Zweckmässigkeit der Mittel, welche die Pflanze an- wendet, um einen bestimmten Wachstumstypus standfest zu machen, nicht ohne weiteres die Eigenschaften der Standfestigkeit anderer Typen beurteilt werden. 2. Bestimmte gesetzmässige Beziehungen der Internodienlängen zu Bruchfestigkeit und relativem Gewicht sind nicht nachweisbar, wenn auch öfter längere Glieder (bei verhältnismässig geringerer Wand dicke) weniger bruchfest und relativ leichter sind als kürzere, ferner öfter bei starken Halmen die Tendenz kenntlich ist, unterste kürzere Glieder von stärkerem Bau auszubilden. Derartige Vorkomm- 262 Kraus: nisse können aber nicht als Beweis dafür angesehen werden, dass die bezeichneten Beziehungen einen all- gemein gültigen und halmweise entscheidenden An- halt bei der Beurteilung von Standfestigkeitsunter- schieden geben. 3. Die Untersuchungen begründen neuerdings, dass der Schwerpunkt der Bewertung in bezug auf Standfestigkeit und L ager sich erheit bei der Be- obachtung des Verhaltens der Pflanzen auf dem Stand- orte unter den natürlichen Einflüssen liegt. Der Komplex von einzelnen Eigenschaften in Bau, Ent- wicklung und im mechanischen Wechs el verhältni s derTeile, der dieGrösse desWiderstandes gegenWind und Regen bedingt, lässt sich in einem einheitlichen Faktor von allgemeiner Gültigkeit nicht zusammen- fassen, während das Verhalten auf dem Standorte die entscheidenden Unterschiede sicher erkennen lässt. Nur dürfen sich dieBeobachtungennichtmitderFest- stellung begnügen, ob Lagerung eintritt oder nicht, sie sollen ermitteln, auf welchen Vorgängen es im ein- zelnen Falle beruht, wenn Lagerungen stattfinden oder auch nur Unterschiede im Vermögen der Aufrecht- haltung erkennbar sind, welches also die mechani- schen Schwächen der betreffenden Pflanzen sind. Da es bei den Lager ungsvorgängen und deren Folgen für die Produktion nicht auf das Vermögen der Halme allein ankommt, aus der aufrechten Stellung über- haupt nicht gebracht zu werden, sondern auch auf die Befähigung, eintretende Abweichungen möglichst zu korrigieren oder neue, gehobene Gleichgewichtslagen einzunehmenundmöglichst andauerndbeizubehalten, so ist auch diesen Reaktionen Aufmerksamkeit zu widmen. Einen einigermassen vollständigen Einblick in die Lager sicher- heit erhält man erst, wenn sich die Beobachtungen auf das Verhalten unter verschiedenen äusseren Bedingungen, von Bodenbeschaffenheit, Lage. Düngung, Saatweise usw., und wegen des Einflusses der Witte- rung über eine Mehrzahl von Jahren erstrecken. Mit den äusseren Be- dingungen ändert sich die Ausbildungsweise der Pflanzen und der Ver- lauf ihrer Entwicklung, hiermit ändern sich auch die Anforderungen an Art und Maß der mechanischen Mittel der Aufrechthältung. Es ist aber die Modifizierbarkeit der Getreideformen verschieden und das mechanische Gleichgewicht verschieden leicht störbar. Vermögen sich Die mechanische Bewertung der Getreidehalme. 263 die einen Formen nur bei Bedingungen, die der Ausbildung in mecha- nischer Hinsicht günstig sind, standfest auszubilden, so vermögen andere mit grösserem Spielraum der Bedingungen noch ausreichend standfest zu werden. Dies äusserst sich z. B. unter der Einwirkung der Bedingungen üppigeren Wachstums. Diese steigern die Lagerungs- gefahr durch Vergrösserung der oberirdischen Teile in Länge und Ge- wicht, durch beschleunigte Streckung und verlangsamte Verfestigung der unteren Halmteile. Dabei sind Formen übler daran, bei denen die Halme verhältnismässig zu viel in Länge und Gewicht und zu wenig in der Dicke zunehmen, und überdies bei Dickenzunahme in höherem Maße durch Erweiterung des Hohlraumes bewirkt wird, als dass sie mit entsprechender Zunahme der Wanddicke verbunden ist, bei denen ferner der gesteigerten Belastung eine verhältnismässig verminderte mecha- nische Leistung der Wurzeln gegenübersteht, gegenüber Formen mit grösserem Vermögen der mechanischen Selbstregulierung im Verhältnis der Längen und Dicken der Halme und der Beschaffenheit der Be- wurzelung. Als ungünstige Formen in diesem Sinn haben sich, wie oben dargelegt, Hannagerste und Fichtelgebirgshafer erwiesen. Oder um den Einfluss eines anderen Kulturmomentes zu erwähnen, so werden manche Formen nur bei dünner Saat in Halm und Bewurzelung kräftig, während andere auch dichtere Saat ohne Nachteil für die Standfestig- keit vertragen, wenn z. B. in Verbindung mit starker Abnahme oder gänzlichem Unterbleiben der Bestockung nur eine, immer noch kräftige Achse ausgebildet wird. 4. Die tiefere Einsicht in die sortenweisen Ver- schiedenheiten in bezug auf Standfestigkeit und Lagersicherheit wird manche Anhaltspunkte zur Be- urteilung der voraussichtlichen Eignung für be- stimmte natürliche und Kulturbedingungen bieten und damit die Sortenwahl erleichtern. Wird eine solche tiefere Einsicht dem Züchter zu einer richtigen Be- urteilung der Lagersicherheit seiner Formen ver- helfen und vor vorzeitigen Überschätzungen hin- sichtlich der Standfestigkeit bewahren, so ist sie auch geeignet, Unterschätzungen von Formen zu ver- hüten, die, wertvoll in bezug auf Produktivität, auch in der Lagersicherheit befriedigen können, wenn man sie nur nicht unter Verhältnissen anbauen will, die ihren Standfestigkeitsbedingungen nicht entspre- chen. Und die bessere Erkenntnis der mechanischen Bedingungen und ökologischen Befähigungen, welche die Getreideformen die Angriffe von Wind und Regen mit geringeren Nachteilen für die Produktion über- 264 Kraus: stehen lassen, wird der Züchtung erweiterte Anhalts- punkte hinsichtlich der möglichsten Vereinigung von Produktivitätund Lagersicherheit an die Hand geben. Da über den Gegenstand der vorliegenden Arbeit hinausgehend, soll hier die letzterwähnte Frage nicht erörtert werden. Es sei nur be- merkt, dass unter den Anbaubedingungen je die standfesteren Sorten in der Kornproduktion relativ (im Verhältnis der Ähren- bzw. Rispen- gewichte zu den Gesamtgewichten), zum Teil aber auch in den Flächen- erträgen gegenüber den weniger standfesten trotz deren Lagerung zurück- geblieben sind. Die Güte der Körner war durch die Lagerung nicht geschädigt. Die Unterschiede in der relativen Produktion waren ge- ringer bei den Gersten, grösser bei Sommerweizen und Hafer; die Halme des Perlweizens und des Schlanstedter Hafers waren mit wesentlich grösserem Materialaufwande hergestellt als die der gelagerten Sorten. Mit der grösseren Standfestigkeit war aber wenigstens beim Perlweizen kein Vorteil für die Körnererzeugung verbunden; noch weniger war dies gegenüber Strubes Schlanstedter Sommerweizen und beim Schlan- stedter Hafer gegenüber Ligowohafer der Fall. Diese Sorten hatten sich beim Anbau unter ganz den gleichen Verhältnissen, wenn auch nur massig (und später als galizischer Weizen und Ficht elgebirgshaf er), gelagert, die Kornflächenerträge waren wesentlich höher als bei Perlweizen und Schlanstedter Hafer. Da die Lagerung des Schlan- stedter Weizens und Ligowohafers nicht so weit ging, dass die Ernte- vornahme hierdurch besonders erschwert gewesen wäre, so hat in hiesiger Lage, in der Lagerungen äusserst begünstigt sind, die grössere Standfestigkeit der beiden genannten Sorten im Versuchsjahr im Ver- gleich zum Schlanstedter Weizen und Ligowohafer keine Vorteile geboten. Anders war die relative Produktion bei dem standfesteren Petkuser Sommerroggen, mit kürzeren, feineren, fester gebauten Halmen, gegen den weniger standfesten Karlshulder, mit viel längeren, dickeren Halmen : der erstere gab relativ und absolut die höheren Kornerträge. Analog ist Ja auch das Verhältnis zwischen Petkuser und Schlanstedter Winter- roggen. Liebscher hat aber gefunden, dass sich die Korngewichts- anteile dieser Sorten einander näherten, wenn der Anbau unter Be- dingungen erfolgte, die dem Schlanstedter die kräftigste Ausbildung er- möglichte. Der gleiche Grund scheint auch das Verhältnis bei Fichtel- gebirgshafer gegen Schlanstedter zugunsten des letzteren zu modi- fizieren, wie wenigstens aus Mitteilungen von Gramer von Claus- bruch zu schliessen wäre. Ebenso verbesserte sich das Kornverhältnis beim Perlweizen, wenn die Halme eine sehr kräftige Ausbildung erlangt hatten; bei den stärkeren Halmen war das Verhältnis viel besser als bei den schwächeren und auch gegenüber dem Durchschnitt. Vielleicht ist Die mechanische Bewertung der Getreidehalme. 265 der Zusammenhang der, dass die Assimilate zunächst und bevorzugt zur Ausbildung kräftiger Hahnanlagen verwendet werden, worüber dann bei weniger guten Bedingungen die Ausbildung der Blütenstandsanlagen zurückbleibt, während bei guten Bedingungen auch die letzteren nicht zu kurz kommen. 5. Hinsichtlich der Praxis der Züchtung auf Stand- festigkeit und Lager Sicherheit darf zu dem bereits Gesagten auf die früheren Darlegungen hierüber (Die Lagerung der Getreide S. 352 u. ff.) hingewiesen werden. Was das Verhalten auf dem Standorte anbelangt, so lassen sich vielfach schon im Zuchtgarten bei auf- merksamer Beobachtung Besonderheiten einzelner Pflanzen erkennen, die bei den Auslesen zu berück- sichtigenund in denNachkommenschaften auf züchte- rischen Wert und Bedeutung zu prüfen sind. Ent- scheidend ist aber natürlich überhaupt erst das Ver- halten der Nachkommenschaften. Besonders wichtig sind Beobachtungen bei und nach Beregnen, bei und nach starken Winden; auch das Verhalten bei seit- lichem Niederdrücken kann die Aufmerksamkeit auf Unterschiede lenken, die man sonst übersehen würde. An den reifen Pflanzen lassen sich weiter ver- schiedenerlei, für die Standfestigkeit wichtige Merk- male schon nach Äusserlichkeiten oder mit Hilfe ein- facher Bestimmungen und Manipulationen erkennen. Werden in der Erwartung, äusserlich nicht entdeck- bare Unterschiede in den mechanischen Halmwerten ausfindig zu machen, an den reifen Halmen Be- stimmungen einzelner mechanischer Faktoren oder damit in Zusammenhang stehender Eigenschaften vorgenommen, so kann ebenfalls erst aus dem Ver- halten der Nachkommen auf dem Standorte ermittelt werden, nicht nur, ob sich die etwa beobachteten mechanischen Vorzüge vererben, sondern auch, wor- auf es vor allem ankommt, ob die betreffenden Be- sonderheitentatsächliche Unterschiede in der Wider- standsfähigkeit gegen Wind und Regen zur Folge haben, oder ob sie nicht, wenn sie überhaupt von merk- lichem Einflüsse sind, durch begleitende Umstände mechanisch wirksamer Art aufgehoben werden. Genauere mechanische Bestimmungen sind zur Erforschung der Ursachen der mechanischen Eigenschaften der Getreideformen und zur Erforschung der naturgesetzlichen Grundlagen der Züchtung auf Stand- 266 Kraus: Die mechanische Bewertung der Getreidehalme. festigkeit überhaupt unentbehrlich. Unter bestimmten Voraussetzungen können sie auch das mechanische Wertverhältnis reifer Halme tatsäch- lich erfassbar machen. Aber solche Vorkommnisse dürfen nicht ver- allgemeinert werden. Die Untersuchungen widersprechen der Meinung, dass solche Bestimmungen der Praxis in der Weise dienstbar gemacht werden könnten, dass sie den allgemein gültigen und für sich allein all- gemein ausreichenden Maßstab liefern könnten, mit Hilfe dessen bei den Beurteilungen auf Standfestigkeit Halm für Halm sichere Entscheidung möglich wäre, und durch den die schwierigere Beurteilung nach der Gesamtheit aller für die Standfestigkeit belangreichen Umstände ent- behrlich gemacht würde. Einiges über Kartoffelzüchtung. Von Dr. H. Wacker, Professor an der K. württem. landw. Hochschule in Hohenheim und Voi-stand der K. Saatzuchtanstalt daselbst. 1. Allgemeines. Auf den Flächen der K. Saatzuchtanstalt und des Versuchsfeldes der K. landw. Hochschule in Hohenheim haben wir seit dem Jahre 1908 eine Reihe von Kartoffelzüchtungsversuchen vorgenommen. Wir wollten auf dem Wege der geschlechtlichen Fortpflanzung mit und ohne Bastardierung für unser Land geeignete neue Sorten züchten und auch diesbezügliche wissenschaftliche -Beobachtungen anstellen. Aus den Kreisen der praktischen Landwirte ist vielfach an die Saatzuchtanstalt der Ruf ergangen, es möchten doch an die Stelle von im Lande vor- handenen, von alters her beliebten, jetzt aber entarteten Sorten durch Züchtung geeignete neue Sorten gesetzt werden. Derartige Wünsche wurden namentlich bezüglich der in Stuttgart als Speisekartoffel so sehr beliebten und mit den höchsten Preisen bezahlten Münchinger Kartoffel bzw. der als Salatkartoffel ebensosehr geschätzten Unterländer Wurst- kartoffel geäussert. Unserem Hinweis auf die vorhandenen zahlreichen neuen Kartoffelsorten wurde entgegengehalten, dass ja wohl alljährlich auf dem Markte neue Sorten erscheinen, dass aber unter diesen keine zu finden seien, die als Ersatz für die genannten Sorten gelten könnten. Um nicht in den Greruch der Untätigkeit der Behandlung von im Lande auftauchenden pfanzenzüchterischen Fragen zu kommen, durfte die Saat- zuchtanstalt diesen Stimmen gegenüber ihr Ohr nicht länger verschliessen und so haben wir, um den Wünschen der Landwirte zu begegnen und unsere Erfahrungen auf dem Gebiete der Kartoffelzüchtung zu erweitern, im Laufe der Jahre eine Reihe von Versuchen unternommen, mit und ohne Anwendung der Bastardierungszucht aus Samen neue Kartoffeln heranzuziehen. Es ist zwar bekannt, dass heute die Kartoffelzüchtung in überwiegendem Maße durch Bastardierung unter sorgfältiger Aus- wahl der Elternsorten betrieben wird und man von der früheren Methode der blossen Anzucht von Sämlingen aus Samen irgend welcher Sorte wegen der damit verbundenen Unsicherheit mehr und mehr abgekommen ist.^) Wir hielten es aber doch für angezeigt, die beiderlei Methoden der Züchtung zur Anwendung zu bringen, um den Wert oder Unwert ^) Vgl. Fruwirth, Züchtung der landw. Kulturpflanzen, Bd. III, S. 11 ff; Liebscher, Jahrbuch der D. L.-G. 1894, S. 308 ff; v. Eckenbrecher, Jahrbuch der D. L.-G. 1906, S. 303 ff; Die Deutsche landw. Pflanzenzucht, herausgegeben von Hill- mann, S! 348, 451, 565 usf. 268 Wacker: dieser Methoden aus eigener Anschauung kenneu zu lernen. So haben wir uns nun seit dem Jahre 1908 bis heute mit kartoffelzüchterischen Fragen befasst und folgende Versuche unternommen: 1. Im Jahre 1908 betrieben wir die Anzucht von Sämlingen aus Samen der nicht künstlich bastardierten Sorten: Nolcs Sämling, Münchinger, Alma, Rekord, Modell, Boliun, Fürstenkrone, de Wet, Bojar, Eva, Switez, Diana. 2. Ebenso zogen wir 1909 Sämlinge aus Samen der nicht künstlich befruchteten Sorten: Agraria, Alma, Münchinger und Switez. 3. 1909 nahmen wir eine künstliche Bastardierung zwischen verschiedenen Sorten, haupt- sächlich zwischen den Sorten Switez 9 und Münchinger d vor, um im darauffolgenden Jahre aus den erzielten Bastardsamen Sämlinge an- zuziehen. 4. Im Jahre 1911 zogen wir Sämlinge aus Samen der sogenannten Unterländer Wurstkartoffel. 5. Im Jahre 1913 endlich bastardierten wir Switez 9 X Industrie cT, Industrie 9 X Switez cf, In- dustrie 9 X Wurstkartoffel d, Switez 9 X Blochiuger cT, Wurstkartoffel 9 X Switez cf und Switez 9 X Wurstkartoffel cT, um aus den erzielten Bastardsamen 1914 Sämlinge zu gewinnen. In dem Bestreben, in erster Linie praktische Züchtungsergebnisse zu erzielen, haben wir es unter- lassen, auf die Vererbungsfragen bei der Kartoffel näher einzugehen, die von Fruwirth,^) insbesondere aber von Salaman'-^) und East'^) eine genaue Bearbeitung erfahren haben. Es sei hervorgehoben, dass bei der Ausführung des technischen Teils dieser Versuche Saatzuchtverwalter Mall in besonderem Maße beteiligt war. Bastardierung, Samen gewinnung und Anzucht der Sämlinge erfolgte im allgemeinen in der von Fruwirth angegebenen Weise.*) Die bei der Bastardierung als Mütter dienenden Pflanzen wurden zumeist im Zuchtgarten im geschlossenen Bestände der betreffenden Sorte herangezogen. Es wurden am Tage vor dem Aufbrechen der Knospen unter Zurückbiegung der Blumeukronengipfel die Staubbeutel entfernt, um nach Verlauf von etwa 1 Tage die Bestäubung der Narbe erstmals vorzunehmen und diese je an Vormittagen mehrmals zu wieder- holen. Von den als Väter dienenden Pflanzen wurden einige Blüten - stände, die in einem mit Wasser gefüllten Glase an einem kühlen Orte leicht mehrere Tage aufbewahrt werden können, gesammelt und die Bestäubung in der Weise vollzogen, dass man durch leichtes Aufstossen des Staubfadenkegels auf den Daumeunagel jeweils eine kleinere Menge Pollen brachte und sodann durch Betupfen des mit Pollen bestreuten Nagels mit der Narbe der kastrierten Blüte die Übertragung des Blüten- staubes vollzog. An einem Ast wurden immer nur 1—2 Blüten stehen ^) Die Züchtung der Kartoffeln; Deutsche Landvv. Presse 1912, Nr. 47 u. 48. «) Journal of Genetics I, 1910, S 7. 3) The American Naturalist 1910, S. 424. *) Züchtung der landw. Kulturpflanzen, Bd. IH, S. 32 ff. Einiges über Kartoffelzüchtung. 269 gelassen, auch wurde der Blütenstand von der Kastration der Blüte ab solange in Pergamindüten eingeschlossen, bis das Gelingen der Bastar- dierung oder im Fall der erfolglosen Befruchtung das Abstossen der Blüten beobachtet werden konnte. Bei einigen Sorten, so namentlich bei der Unterländer Wurstkartoffel, die nur selten blüht, war die Sammlung von Blüten zum Teil mit Schwierigkeiten verbunden. Saatzuchtverwalter Mall, der damit beauftragt war, musste in der Heimat der Sorte, d. h. in der Gegend von Münchingen, Ludwigsburg und Heilbronn, ganze Markungen absuchen, um in den Besitz von Blüten zu gelangen. Im Gegensatz zu Fruwirth,^) dem es trotz mehrfacher Versuche mit passenden Sorten in Hohenheim infolge ungünstiger Witterung nicht gelang, ein Resultat zu erzielen, ist uns eine künstliche Bastardierung in den verschiedenen Jahren häufig geglückt. Zur Gewinnung von Samen wurden bei den nicht bastardierten Sorten von Pflanzen aus reinen Beständen gut entwickelte Beeren ge- sammelt, um diese ebenso wie die Beeren von bastardierten Pflanzen in Holztellern in einem trockenen Räume gut ausreifen und weich werden zu lassen. Sodann wurden die weichen Beeren auf einem eng- maschigen Siebe unter Nachspülen mit Wasser zerdrückt und gequetscht, wodurch die Samen von dem Fruchtfleisch und der Fruchthaut getrennt und für sich gewonnen werden konnten. Schliesslich wurden die Samen auf Holztellern getrocknet und in Düten bis zur Aussaat aufbewahrt. Die Anzucht der Sämlinge geschah in flachen, bis zum Rand mit Komposterde gefüllten Holzkisten, die bei kühler Witterung und während der Nacht im Kalthause, sonst aber im Freien aufgestellt wurden. Die Aussaat des Samens erfolgte in der Regel im letzten Drittel des Monats März. Hatten die jungen Pflänzchen 3—4 Blätter gebildet, so wurden sie innerhalb der Aussaatkistchen und, soweit diese nicht ausreichten, in weitere, mit humoser Erde gefüllte Kistchen auf 4 — 5 cm Entfernung pikiert. Etwa Ende Mai, d. h. dann, wenn die Pflänzchen genügend erstarkt und mit 7—8 Blättern ausgestattet waren, wurden sie ins Freiland versetzt und zwar anfangs auf die Entfernung von 30 : 30 cm, jedoch später, als wir sahen, dass die Sämlinge der ersten Generation bei günstigen Wachstumsbedingungen sich doch auch zu Pflanzen mit recht beträchtlichen Dimensionen entwickeln können, auf grössere Entfernungen, nämlich 50 : 40 bis 50 : 50 cm. Die Anzucht der Sämlinge ist uns regelmässig gut gelungen. Wir hatten es mit geringen Ausnahmen immer mit einer hohen Keimfähigkeit der Samen und demgemäss mit einem sehr dichten Bestand der jungen Pflänzchen in den Holzkisten und einem normalen Wachstum der Sämlinge im Freiland zu tun, so dass die Krzielung von Knollen bis zu normaler Grösse und darüber gar keine Seltenheit war. 1) A. a. 0. S. 8. 270 Wacker: Der Anbau der Nachkommenschaften der Sämlinge erfolgte bei den Pflanzen der zweiten und dritten Generation immer unter strenger Einhaltung der Methode der Individualauslese, um so auch die entsprechenden Vererbungsbeobachtungen anstellen zu können. Bei späteren Generationen, wo die Übereinstimmung von Nachkommenschaften innerhalb eines Stammes mit Bestimmtheit festgestellt war, wurden beim Vergleichsanbau der Züchtungsergebnisse wohl auch einmal mehrere Nachkommenschaften zusammen gegeben. Der Anbau der Kartoffeln von der zweiten Generation einschliesslich ab erfolgte in der Regel auf 60 : 50 cm, d. h. in der für Kartoffeln hier' üblichen Weise. Sehen wir uns die Anzucht der Sämlinge mit und ohne Anwendung von Bastardierung, die Weiterzucht der Sämlinge in den folgenden Jahren, sowie die dabei gemachten Beobachtungen und erzielten Er- gebnisse etwas näher an. 2. Anzucht von Kartoffeln aus Samen der nicht künstlich befruchteten Sorten: Nolcs Sämling, Münchinger, Alma, Rekord, Modell, ßohun, Fürstenkrone, De Wet, Bojar, Eva, Switez, Diana im Jahre 1908 mit Weiterbau der Sämlinge bis 1912. Die Beeren wurden im Herbst 1907 von Pflanzen des Hohenheimer Kartoffelsortiments ohne Berücksichtigung der Einzelpflanzen gesammelt. Am 27. März 1908 wurden die Samen ausgesät und in der Zeit vom 13. — 15. April, also nach Verfluss von 17 — 19 Tagen, erfolgte der Aufgang. Das Weiterwachstum ging normal von statten. Die üppigste Entwicklung zeigten die jungen Pflänzchen bei Fürstenkrone, Münchinger, Alma, De Wet, die bereits am 7. Mai pikiert werden konnten; am 14. Mai erfolgte das Pikieren der übrigen Sorten und am 30. Mai das Auspflanzen aller Sämlinge ins Freie im Quatradverband auf 30 : 30 cm. Die Sämlinge sämtlicher Sorten zeigten im Laufe des Sommers ein normales Wachstum, Fehlstellen waren kaum vorhanden, doch im Habitus der einzelnen Pflanzen, in Form und Grösse der Knollen, Farbe der Schale und des Fleisches, Augenlage usw. zeigten sich selbst innerhalb der Sorten grosse Verschiedenheiten. Für die Weiterzucht in den folgenden Jahren wurden jedoch nur von den Sämlingen aus Münchinger, Nolcs Sämling und Bohun die Knollen je einiger bzw. einer Pflanze ausgesucht, nämlich bei Münchinger 3 Pflanzen (Mg/I, II, III) mit je 6 Knollen, bei Nolcs Sämling 4 Pflanzen (Nc/A, B, C, D) mit 6, 6, 4 und 3 Knollen, bei Bohun 1 Pflanze (Bo/a) mit 2 Knollen. Mit diesen Pflanzen haben wir nun die Züchtung bis 1912 fortgesetzt. Die Ergebnisse dieser Züchtungsarbeit mögen im nach- stehenden kurz zur Darstellung gebracht werden. a) Münchinger: In dieser Kartoffel handelt es sich um eine alte württembergische Laudsorte, die sich wiegen ihrer guten Eigenschaften Einiges über Kartoff elzüchtung. 271 als Speisekartoffel lange Jahre hindurch im Lande und besonders in Stuttgart grosser Beliebtheit erfreute, daher sehr gesucht war und mit den höchsten Preisen bezahlt wurde. Die Kartoffel ist mittelspät, hat niedriges, ziemlich schwaches, dunkelgrünes Kraut, hellblaue Blüten, mittelgrosse, rundliche Knollen mit gelber, etwas rotgeflammter Schale, tiefliegenden Augen und sattgelbem Fleisch. Die Sorte ist aber abgebaut und in ihrem Ertrag sehr zurückgegangen. Bei den Anbauversuchen der Deutschen Kartoffelkulturstation, die in Württemberg in 4 Wirt- schaften im Benehmen mit der Saatzuchtanstalt Hohenheim durchgeführt werden und in die auf Veranlassung der letzteren die Münchinger Kartoffel auch aufgenommen wurde, nahm sie unter 11 gleichzeitig durch 3 Jahre (1906 — 1908) hindurch geprüften Sorten im Durchschnitt beim Knollen- und Stärkeertrag je die letzte und im Stärkegehalt die 9. Stelle ein. Durch die Anzucht von Pflanzen aus Samen von reinen Beständen glaubten wir nun, die so sehr beliebte, einheimische Sorte wieder auffrischen und ertragsfähiger machen zu können, was aber, wie gleich von vornherein gesagt sein mag, ohne Anwendung der Bastardierung mit einer andern Sorte nicht gelang. Mit den oben erwähnten 3 Sämlingspflanzen, die den Charakter der Münchinger Kartoffel am meisten an sich trugen, unter sich aber nicht ganz gleich waren, haben wir nun je eine Individualauslese begründet und den Anbau bis 1910, zum Teil bis 1912 fortgesetzt. Das Ergebnis ist folgendes : Sämlingspflanze erster Greneration Mg/I von 1908: Grosses, dunkelgrünes Blatt, blütenlos, gelbschalige, um die Augen rot angehauchte Knollen mit hochgelbem Fleisch. Pflanzen zweiter Generation von 1909, 6 Stöcke: In der Zeit des Aufgangs der jungen Pflanzen und des Aufblühens bestanden Unterschiede bis zu 18 bzw. 11 Tagen. 4 Pflanzen erschienen gesund, zeigten üppigen, gedrungenen Wuchs und grosses, dunkelgrünes Laub, 2 Pflanzen blieben in der Entwicklung zurück und brachten es nicht zum Blühen. Von den gesunden Pflanzen blühten 3 weiss, 1 lila. Die Knollen waren bei sämtlichen Pflanzen von der Beschaffenheit der Mutterkollen. Pflanzen dritter Generation von 1910: Mit Ausnahme der ganz kleinen Knollen waren die Ernten der 6 Pflanzen zweiter Generation, nach Pflanzen getrennt, zum Anbau gebracht. Tm grossen und ganzen herrschte innerhalb der einzelnen Nachkommenschaften Einheitlichkeit, wenn auch Unterschiede namentlich in der Zeit des Aufgangs der Pflanzen und des Aufblühens, sowie in der Üppigkeit des Wuchses nicht zu verkennen waren. Doch zwischen den einzelnen Nachkommen- schaften bestanden in bezug auf Ausgeglichenheit, Üppigkeit des Wuchses, Befall von Krankheiten usw. recht beträchtliche Unterschiede. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. IV. 18 272 Wacker: Die Nachkommenschaften der 1909 weissblühenden Pflanzen blühten wieder weiss bis auf eine, die lila blühte. Die Nachkommen der 1909 lila blühenden Pflanze zeigten keine Blüten; dagegen blühten die Nach- kommen der 1909 nicht blühenden Pflanze und zwar weiss. Abgesehen von den Verschiedenheiten in bezug auf die Üppigkeit des Wuchses, Krankheitsaufälligkeit usw. sehen wir also an dem Verhalten der Blüten, dass innerhalb einer vegetativen Linie — uud um eine solche handelt es sich im vorliegenden Falle im wahrsten Sinne des Wortes — nicht nur kleine Abänderungen, die als Folge der individuellen kleinen Varia- bilität angesehen werden können, sondern auch Variationen grösseren Umfangs vorkommen können. Mit Rücksicht darauf, dass im allgemeinen in der Gesamtheit der Nachkommenschaften die Üppigkeit des Wuchses zu wünschen übrig liess, W'Urde bei den meisten Nachkommenschaften von einer Weiter- zucht abgesehen. Nur von der Nachkommenschaft Mg I/l wurden die Knollen der gesunden und kranken Pflanzen je für sich zusammen- geschüttet, um diese 1911 zu einem vergleichenden Anbauversuch mit den andern Züchtungen zu verwenden. Sämlingspflanze erster Generation, Mg/II von 1908: Kleines, dunkelgrünes Blatt, blütenlos, gelbschalige, um die Augen rot angehauchte Knollen mit hochgelbem Fleisch. Pflanzen zweiter Generation von 1909, 6 Stöcke: Alle Pflanzen, mit Ausnahme von einer, die keine Blüten zeigte, blühten dunkellila. Die Stengel waren bei den einzelnen Pflanzen mehr oder weniger stark violett angelaufen. Im übrigen bestanden in der ganzen Nachkommenschaft in bezug auf Üppigkeit der Entwicklung ähnliche Unterschiede wie bei den Pflanzen zweiter Generation Mg I. Die Ivnollen waren von gleicher Beschaffenheit wie die Mutterkuollen. Pflanzen dritter Generation von 1910: Auch hier waren mit Ausnahme der ganz kleinen Kartoffeln alle von den 6 Pflanzen der 1909 er Ernte stammenden Knollen nach Pflanzen getrennt angebaut. Sämtliche Nachkommenschaften blühten einheitlich hellila. Es vererbten die Nachkommenschaften von Mg II/l — Mg 11/4 einheitlich den Typus ihrer Mutterpflanzen, während die Nachkommenschaft Mg II/5 fast ganz und diejenige von Mg II/6 wenigstens in einer Pflanze von den Mutterpflanzen stark abwichen. Bei Mg II/5 z. B. hatte die Mutter- pflanze dunkelgrüne, mittelgrosse Blätter und violette Stengel, die Nachkommen aber zeigten hellergrüne, grosse Blätter und eintönig grüne Stengel. Im übrigen fanden sich in den einzelnen Nachkommen- schaften viele schwächlich entwickelte, blattrollkranke Pflanzen. Zum vergleichenden Anbauversuch mit anderen Züchtuugsergebnissen im Jahre 1911 wurden bestimmt: von Mg 11/ 1 die von gesunden und kranken Pflanzen stammenden, zusammengegebenen Knollen; von Mg 11/ 2 Einiges über Kartoffelzüchtung. 273 die Knollen der gesunden Pflanzen; von Mg n/4 die durch eine be- sonders schöne Form sich auszeiclmenden Knollen zweier Pflanzen; von Mg n/6 die Knollen von einer vom Muttertypus stark abweichenden Pflanze für sich allein, sowie die Knollen von einheitlichen, dem Mutter- typus gleichenden Pflanzen, zusammen gegeben. Sämlingspflanze erster Generation Mg/III von 1908: Kleines, dunkelgrünes Blatt, blütenlos, Knolle mit rosafarbener Schale und hochgelbem Fleisch. Auch von dieser Pflanze wurden 1909 6 Knollen und 1910 der Ertrag dieser Knollen nach Pflanzen getrennt zum Anbau gebracht. In beiden Jahren war aber die Entwicklung der Pflanzen eine besonders schwache, in keinem Jahre kam es zur Bildung von Blüten und so wurde von einem Weiterbau des Stammes Mg/III im folgenden Jahre ganz abgesehen. b) Nolcs Sämling. Die Sorte wurde als Ausgangsmaterial ver- wendet, weil sie sich in unserem Sortiment als eine brauchbare, ergiebige Kartoffel erwiesen hatte. Die Knolle ist plattrund, hat weisse Schale mit weissem Fleisch. Wie oben bemerkt, wurden aus dem Sämlings- beet vom Jahre 1908 4 Pflanzen (Nc A, B, C, D) ausgesucht, von denen jede zur Begründung einer Individualauslese Verwendung fand. Die 4 Sämlingspflanzen erster Generation hatten folgende Eigenschaften: Pflanze A: Grosses, dunkelgrünes Blatt, weisse Blüte und Knollen mit glatter, weisser Schale und gelbem Fleisch. Pflanze B: Grosses, dunkelgrünes Blatt, weisse Blüte mit lila Hauch und Knollen mit glatter, weisser Schale und weissem Fleisch. Pflanze C. Grosses, dunkelgrünes Blatt, weisse Blüte und Knollen mit genetzter, gelber Schale und weissem Fleisch. Pfanze D: Grosses, dunkelgrünes Blatt, weisse Blüte und Knollen mit genetzter, gelber Schale und weissem Fleisch. Die vier Sämlingspflanzen Hessen also, von kleinen Unterschieden abgesehen, eine gute Übereinstimmung in ihren Eigenschaften erkennen. Der Anbau der einzelnen Individualauslesen in den Jahren 1909 — 1911 erfolgte in ganz gleicher Weise wie bei der Münchinger Kartoffel, und es wurden hierbei im grossen und ganzen auch dieselben Beobachtungen gemacht und die gleichen, wenig günstigen Züchtungsergebnisse erzielt, wie das auch bei den Nachkommen der Münchinger Kartoffel fest- gestellt werden musste. Es handelte sich innerhalb der einzelnen Individualauslesen um zum Teil recht beträchtliche Unterschiede im Zeitpunkt des Aufgehens der jungen Pflanzen und des Aufblühens, wie auch in der Ausbildung und Beschaffenheit des Krautes und der Knollen. Ich will bestimmte Angaben nur in bezug auf die Vererbung der Blüten- farbe angeben: Bei der Individualauslese Nc A war der Sämling weiss- blühend, die 6 Pflanzen der zweiten Generation auch weissblühend, 18* 274 Wacker: von den 6 Nachkommenschaften der dritten Generation aber waren nur 6 einheitlich weissblühend, eine dagegen, nämlich die Naclikommenschaft von Nc A/6, einheitlich hellilablühend. Bei Nc B vererbte sich die weisse, lila angehauchte Blüte des Sämlings konstant weiter durch die zweite und dritte Generation. Nc C brachte es wegen kümmerlicher Entwicklung der Pflanzen in der zweiten Generation nicht zur Blüte, die Zucht wurde fallen gelassen, daher konnten die Blütenbeobachtungen nicht weiter vorgenommen werden. Nc D vererbte die weisse Blüte des Sämlings konstant einheitlich weiter bis zur dritten Generation. Es ist also auch hier in einer der 4 Individualauslesen, die auch wieder als ausgesprochene vegetative Linien anzusehen sind, bezüglich der Blütenfarbe eine deutliche Variation zu konstatieren gewesen. Zum vergleichenden Anbau der Züchtungsergebnisse im Jakre 1911 wurden nun von den vorliegenden Individualauslesen aus der Ernte der dritten Generation zurückgelegt: Die zu einer Gruppe vereinigten Knollen ge- sunder Pflanzen von Nc A/2 und A/3; die Knollen von den als sehr aussichtsreich erkannten Zweiglinien Nc B/2 und Nc B/3, getrennt nach den beiden Zweiglinien; die zu einer Gruppe vereinigten Knollen von Nc D/1, D/2 und D/3. c) Bohun: Diese von Dolkowski gezüchtete Sorte hat sich hier als recht ertragreich erwiesen, sie zeigt lilafarbene Blüten und platt- ovale, flachäugige, rotschalige, weissfleischige Knollen. Aus dem Sämlingsbeet von 1908 wurde, wie bereits bemerkt, nur eine Pflanze Bo a zur Begründung einer Individualzucht ausgesucht. Dieselbe hatte ein grosses, dunkelgrünes Blatt, grosse nierenförmige Knollen mit rosa- farbener Schale und weissem Fleisch. Blüten waren nicht vorhanden. Von dieser Sämlingspflanze wurden 1909 nur 2 Knollen ausgelegt, von denen wohl zwei gesunde, doch in der Entwicklung ungleiche Pflanzen erwuchsen. Pflanze 1 war die schwächere und blühte nicht, Pflanze 2 die stärkere, die weisse Blüten hervorbrachte. Die Knollen waren bei beiden Pflanzen von der Beschaffenheit der Mutterknollen. Bei den Nachkommen dieser Pflanzen, also bei den Pflanzen dritter Generation, war auffallenderweise das Bild gerade umgekehrt. Die aus 15 Individuen bestehende Nachkommenschaft von Bo a/1 war mit Ausnahme von 2 Pflanzen gesund, einheitlich im Habitus, sehr kräftig im Wuchs und lieferte nierenförmige, nur vereinzelt kranke Knollen von gefälligem Äussern. Bei Bo a/2 dagegen war die 16 Pflanzen starke Nachkommen- schaft total blattrollkrank und sehr kümmerlich entwickelt. Beide Nachkommenschaften blühten weiss. Zum Vergleichsanbau in 1911 wurden nur die gesunden Knollen von Bo a/1 zurückgelegt. Um nun die durch die Züchtung an den aus den Sorten Münchinger, Nolcs Sämling und Bohun erhaltenen Sämlingen erreichten Fortschritte prüfen zu können, haben wir im Jahre 1911 mit den zum Weiterbau Einiges über Kartoffelzüchtung. 275 zurückgelegten Züchtungsergebnissen und den dazugehörigen Stamm- formen einen vergleichenden Anbauversuch zur Durchführung gebracht. Das Ergebnis dieses Versuchs ist in nachstehender Tabelle I nieder- gelegt. (Tabelle I siebe Seite 276 u. 277.) Wir können dieser Tabelle folgendes entnehmen: Bei der Mün- chinger Kartoffel haben nicht nur die Stammform, sondern auch alle aus den Sämlingen hervorgegangenen Züchtungen vollständig versagt, so dass wir uns veranlasst sahen, die Züchtung ganz aufzugeben. Auch bei Bohun wurden nur geringe Ergebnisse erzielt, indem die Stammform höheren Ertrag brachte als der Sämling. Auf die Weiter- zucht wurde daher gleichfalls verzichtet. Bei Nolcs Sämling war das Resultat gleichfalls ein unbefriedigendes; die zu einer Gruppe vereinigten Auslesen von Nc D/1, 2 und 3 lieferten kaum mehr als die Hälfte des sehr niedrigen Ertrags der Stammform, die Gruppe Nc A./2 und 3 brachte nur etwas mehr als die Stammform und nur die Zuchten Nc B/2 und Nc B/3 waren im Ertrag einigermassen zufriedenstellend. Letztere haben wir daher im Jahre 1912 nochmals weitergebaut und zwar diesmal auf der von der Saatzuchtanstalt anerkannten Saatbau- wirtschaft K. Hofdomäne Aichholzhof bei Ludwigsburg, Pächter H. Mar- staller. Die beiden andern Zuchten aber wurden als aussichtslos fallen gelassen. Die auf dem Aichholzhof nunmehr also in fünfter Generation ge- bauten Sämlingszuchten Nc B/2 und Nc B/3 machten bei der Besichtigung der bezüglichen Bestände am 16. Juli einen durchaus einheitlichen Ein- druck, Unterschiede im äusseren Aussehen der beiden Auslesen waren nicht im geringsten zu erkennen. Sie waren bei weisser, lila angehauchter Blüte wie die Mutterpflanzen sehr reichblühend und hatten ein schmales, aber häufig gerolltes Blatt. Bei der Ernte am 8. Oktober erzielten wir auf 97,5 qm grossen Parzellen 257 bzw. 258 kg Knollen pro Ar, also einen ganz annehmbaren Ertrag. Die Knollen waren jedoch bei beiden Zuchten vorwiegend klein, rund, weissschalig, rauh, flachäugig und weissfleischig. Der Umstand nun, dass die einzelnen Stöcke wohl eine grosse Zahl, aber vorwiegend kleine Knollen produzierten, bewog uns auf den Weiter- bau auch dieser Auslesen zu verzichten und somit die ganze 1908 mit den Sorten Münchinger, Nolcs Sämling und Bohun begonnene Züchtung wegen ungenügenden Erfolges fallen zu lassen. 3. Anzucht von Kartoffeln aus Samen der nicht hastardierten Sorten: Agraria, Alma, Münchinger und Switez im Jahre 1909 mit Weiterbau der Sämlinge bis 1912. In unserem Bestreben, neue, für das Land geeignete Kartoffel- sorten zu züchten, haben wir auch im Jahre 1909 Sämlinge angezogen und zwar aus Samen der in der Überschrift genannten Sorten. Die 276 Wacker: Tabelle I. Vergleicheuder Anbau von Sämlingen vierter Generation aus Stammformen Stamm- bezeichnung Münchinger Stamm- form MgI/1 (von ge- sunden Pflanzen) Mg I/l (von roU- kranken Pflanzen) Mg 11/ 1 (von roll- kranken Pflanzen) Mg n/2 Mg n/4 Mg n/6 Mg n/6 (von Pflan- zen mit einheit- lichem Typus) (von Pflan- zen mit ab- weichen- dem TjTOUs) Zahl der ausge- legten KnoUen Pflanzzeit Zeit des Auf- gangs Art des Auf- gangs Blühbeginn Beobachtung am 11. /7. Beobachtung am 17./8. Stockzahl bei der Ernte Gesamtgeviricht der geernteteu KnoUen in kg Ertrag pr. Pflanze in g 64 22./4. 19./5. ungleich 30./6. 64 16 22./4. 22/4 29./5. sehr un- gleich 29./5. sehr un- gleich 48 108 16 * 16 22./4. 22./4. 22./4. 22./4. 19/5. 19./5. 19.j5. 19./5. sehr un- sehr un- sehr un- sehr un- gleich gleich gleich gleich 28./6. 28./6. 28./6. 26./6. 16 22./4. 24./5. sehr un- gleich Infolge des sehr starken Auftretens der BlattroUkrankheit ist bei den Stämmen der Münchinger Kartoffel der Bestand lückig und ungleich. Neben den wenigen blühenden Pflanzen mit normaler Krautentwicklung befinden sich viele, die sich nach dem Aufgang nicht mehr weiter entwickelten und deren Blätter vollständig zusammengerollt sind. vollstän- dig abge- storben noch grün noch grün vollstän- dig abge- storben grössten- teils noch grün grössten- teils abge- storben grössten- teils noch grün vollstän- dig abge- storben Bei den Stämmen der Münchinger Kartoffel war bei der Ernte der Stand ein so geringer, dass die Stockzahl nicht mehr zu ermitteln war. Der Ertrag, der kaum die Höhe des Saatquantums erreichte, wurde ein- zeln nicht ermittelt. Einiges über Kartoffelzüchtung. 277 Tabelle I. Münchinger, Nolcs Sämling und Bohuu mit den dazugehörigen im Jahre 1011. N olcs Sämling Bohun Stamm- form Nc A/2 u. A/3 zusammen gegeben NcB/2 NcB/3 NcD/l,D/2,D/3 zusammen gegeben Stamm- form Bo A/1 80 240 208 192 32 80 16 22./4. 22./4. 22./4. 22./4. 22/4. 22./4. 22./4. 19. /5, 22./5., 19. /5. 17./5. 24./5. 19./5. 29./5. ziemlich ziemlich gleich gleich sehr gleich gleich ungleich ziemlich gleich gleich 29./6. 5./7. 26./6. 26./6. 7./7. 25.i6. 7./7, alle aUe Pflanzen aUe Pflanzen sehr wie bei alle Pflanzen voll- die aUe Pflanzen leicht rollkrank ; gesund ; gedrun- NcB/2 ständig rollkrank; meisten Pflanzen rollkrank gedrungener gener Wuchs; gedrungener Pflanzen gesund Wuchs ; kräftiger, grüner, kurzer Wuchs; sehr rollkrauk grüner, kurzer Stengel; mittel- kurzer, grüner, Stengel; mittel- grosses bis kräftiger Stengel; grosses, hell- grosses, dunkel- mittelgrosses, grünes Blatt; grünes Blatt; hellgrünes Blatt; reichblühend, sehr reich- schwachblühend, Blüte weiss blühend, Blüte lila Hauch Blüte weiss Pflanzen Pflanzen jetzt Pflanzen be- wie bei Pflanzen jetzt noch vor- noch vor- jetzt ein ein frischeres ginnen abzu- NcB/2 ein frischeres wiegend wiegend frischeres Aussehen zeigend sterben, im Aussehen zeigend grün grün Aussehen übrigen sehr zeigend gesund 78 231 200 192 32 78 16 8 43,3 61,0 53,0 1,98 17,0 2,98 102 187 305 267 61 218 186 278 Wacker: den Samen liefernden Beeren wurden im Herbst 1908 pflanzenweise von 3 Pflanzen jeder Sorte gesammelt. Die nacli Pflanzen getrennte Aussaat des Samens in die Holzkisten erfolgte am 23. März. Der Aufgang der jungen Pfläuzclien war durchaus normal und schon am 28. und 29. April konnte das Pikieren und am 26. Mai das Versetzen der Sämlinge ins Freiland vorgenommen werden. Mit Ausnahme der Agrariasämlinge, die sich schwach entwickelten, war das Wachstum der Sämlinge im Laufe des Sommers ein durchaus normales und es konnte bei der Beurteiltung der Nachkommenschaften am 9. August folgendes bei den einzelnen Sorten festgestellt werden: Agraria: Alle Sämlinge waren schwach in der Krautentwicklung und mit nur wenigen Ausnahmen sehr kleinblätterig wie die Stammform. Die Mehrzahl der Pflanzen war krank. Variationen im äusseren Aufbau zeigten sich nur vereinzelt. Mit Rücksicht auf die schlechte Be- schaffenheit sämtlicher 3 Nachkommenschaften wurde auf die Weiter- zucht gleich von vornherein verzichtet und daher beim Ernten auf die Beschaffenheit der Knollen w^eiter nicht geachtet. Alma: An den einzelnen Sämlingsnachkommenschaften dieser Sorte fiel beim ersten Blick ein sehi' starkes Variieren im Typus der Blätter auf. Vom kleinen bis zum sehr grossen und vom hellgrünen bis zum dunkelgrünen Blatt waren an den Blättern alle möglichen Formen und Farbennüancen zu bemerken. Die Stengel waren vorwiegend stark, kurz und aufrecht. Auch sah man vieje kranke Pflanzen. Die Knollen- form variierte von rund bis lang und als Farbe der Schale trat inner- halb der einzelnen Nachkommenschaften rot und weiss auf. Münchinger: Vom kleinen bis zum sehr grossen, vom hellgrünen bis zum dunkelgrünen Blatt, vom niederen bis zum hohen Stengel und überhaupt im Gesamthabitus war ein starkes Variieren auch innerhalb der einzelnen Nachkommenschaften zu konstatieren. Kranke Pflanzen traten nur vereinzelt auf. Die Knollenform erschien durchaus rund, jedoch als Farbe der Schale trat hochrot, rosa, gelb und gelb mit roter Zeichnung auf. Switez: Weit weniger als bei Münchinger war hier ein Variieren im Habitus festzustellen. In der Hauptsache handelte es sich um ein mittelgrosses, dunkelgrünes Blatt, mittelhohe, ziemlich starke, aufrechte Stengel und nur vereinzelt um kranke Pflanzen. Die Form der Ivnollen variierte von rund bis lang. Die Farbe der Schale war einheitlich gelb und bei einer Pflanze rot. Bei der Ernte wurden nun aus den einzelnen Sämlingsuachkommen- schaften zur Weiterzucht in den folgenden Jahren ausgewählt: Bei Münchinger: aus Nachkommenschaft 1: 8 Pflanzen nach der Krautbeschaffenheit, 2 Pflanzen nach der Knollenbeschaffenheit, Bezeichnung Mg 1/a— k; Einiges über Kartoffelzüchtung. 279 aus Nachkommenschaft 2: 9 Pflanzen nach der Krautbeschaffenheit, Bezeichnung- Mg 2/a — i; aus Nachkommenschaft 3: 1 Pflanze nach der Krautbeschaffenheit, 1 Pflanze nach der Knollenbeschaffenheit, Bezeichnung Mg 3/a — b ; Bei Switez: aus Nachkommenschaft 1: 3 Pflanzen nach der Knollenbeschaffenheit, Bezeichnung Sw 1/a — c; aus Nachkommenschaft 2: 5 Pflanzen nach der Knollenbeschaffenheit, Bezeichnung Sw 2/a — e; aus Nachkommenschaft 3: 1 Pflanze nach der Knollenbeschaffenheit, Bezeichnung Sw 3/a; Bei Alma: aus Nachkommenschaft 3: 1 Pflanze nach der Krautbeschaffenheit. In derselben Weise wie bei den Züchtungen mit dem Ausgangs- jahr 1908 haben wir mit den ausgesuchten 31 Sämlingspflanzen Indi- vidualauslesen begründet und dieselben, soweit sie nicht schon früher wegen ungenügender Ergebnisse fallen gelassen wurden, bis zum Jahre 1912, also bis zur vierten Generation einschliesslich, fortgesetzt. Es wurden nun bei den einzelnen Individualauslesen ganz ähnliche Er- fahrungen gemacht wie bei der Züchtung, die 1908 begonnen wurde. Die Nachkommenschaften innerhalb einer Individualauslese zeigten im grossen und ganzen Einheitlichkeit, doch kamen nicht selten recht be- trächtliche Abweichungen vor, so Abweichungen in der Zeit des Auf- gangs der Pflanzen und des Aufblühens, in der Blütenfarbe, in der Beschaffenheit von Blatt, Stengel und Knollen usw., wofür ich einige Belege geben möchte. Bei Mg 1/a zeigte die Sämlingspflanze dunkellila Blüten und hochgelb-fleischige Knollen. In der aus 22 Einzelpflanzen bestehenden direkten Nachkommenschaft zeigten alle Individuen dunkel- lila Blüten mit Ausnahme von 3 Pflanzen, die ausgesprochen hellila blühten, und was die Fleischfarbe der Knollen anbetrifft, so waren die Knollen von 20 Pflanzen wieder hochgelb -fleischig, von zwei dagegen ausgesprochen weissfleischig. Eine ähnliche Erscheinung bestand bei Mg 1/b. Die Sämlingspflanze produzierte weissfleischige Knollen, die aus 16 Pflanzen bestehende Nachkommenschaft zweiter Generation da- gegen wies nur 15 Pflanzen mit weissfleischigen und eine Pflanze mit ausgesprochen gelb fleischigen Knollen auf. Bei der bereits erwähnten Nachkommenschaft von Mg 1/a ist auch bezüglich des Krautwuchses eine auffallende Variation zu konstatieren gewesen. Von der gesamten, aus 22 Pflanzen bestehenden Nachkommenschaft besassen 21 Exemplare ein- heitlich einen starken, aufrechten, mittelhohen bis hohen Stengel, ein mittelgrosses bis grosses, hellgrünes Blatt mit Ausnahme von einer 280 Wacker: Tabelle ü. Vergleichender Anbau Ton Sämlingen dritter Generation aus Münchinger i Stamra- bezeichnung Münchinger Stammform Mg 1/a Mg 1/b Mgl/g Mgl/i I Mg2/d ^ Pflanzzeit Zeit des Auf- gangs Art des Auf- gangs Blühbeginn Beobachtung am 11. /7. Beobachtung am 17./8. Stockzahl bei der Ernte Gesamt- knollenertrag in kg Ertrag pro Pflanze in g Knollenbe- schaffenheit 2274. 19./5. ungleich- massig 30. /6. schwäch- licher Wuchs vollständig abgestorben 317 88 277 mittelgross bis gross, rundlich, rot- geflammt, glatt, tief- äugig, gelb- fleischig 22./4. 21./5. ziemlich gleichmässig 5./7. einige roll- kranke Pflan- zen, sonst gesund und einheitlich ; Wuchs auf- recht und üppig; hell- grüner, star- ker Stengel; mittelgrosses bis grosses, hellgrünes Blatt; Blüte lila grösstenteils noch grün 58 14,7 253 mittelgross bis gross, rund, ge- fällige Form, gelbschalig, etwas rauh, flachäugig, hochgelb- fleischig 22./4. 22./5. ziemlich gleichmässig 4./7. vollkommen gesund und sehr einheit- lich; Wuchs aufrecht, we- niger üppig; starker, hell- grüner,mittel- hoher Stengel; kleines, mehr hellgrünes Blatt; Blüte lüa halb abge- storben wegen Klein knolligkeit ausgeschaltet und Ertrag nicht fest- gestellt 22./4. 22./5. ziemlich gleich- mässig 5./7. ein Drittel der Pflanzen leicht rollkrank, sonst sehr gesund und einheitlich ; Wuchs aufrecht und üppig; Stengel kräftig, violett angelau- fen; Blatt mittel- gross, dunkel- grün; Blüte dun- kellila; Knollen weit auseinander - gezogen; Gesamteindruck hervorragend vollständig grün 130 gesunde 65 rollkranke 60 bei gesunden, 8 bei kranken Stöcken 461 bei gesunden, 123 bei kranken Stöcken mittelgross, rund, rot-geflammt, etwas rauh, mehr tiefäugig, hoch gelb-fleischig 22./4. 19./5. ziemlich gleichmässig 7./7. sehr gesund und einheit- ilich mit Aus- nahme von 11 rollkranken Pflanzen; Wuchs auf- recht und üppig, leicht violett ange- laufen; star- ker Stengel; mittelgrosses, mehr dunkel- grünes Blatt; Blüte hellila grösstenteils grösstenteils noch grün noch grün 22./4. 24./5. ungleich- massig 4./7. leicht roll- krank ; Wuchs aufrecht, we- niger üppig; Stengel ziem- lich kräftig, violett ange- laufen ; Blatt mittelgross, dunkelgrün ; Blüte lila 62 25,3 408 mittelgross bis gross, rund, ge- fällige Form, gelbschalig, etwas rauh, flachäugig, hochgelb- fleischig 37 12,5 338 mittelgross, rund, ge- fällige Form, gelbschalig, mehr glatt, flachäugig, hochgelb- fleischig Einiges über Kartoffelzüchtung. 281 Tabelle H. und Switez mit den dazugehörigen Stammformen im Jahre 1911. Münchinger Mg2/i S w i t e z Stammform Sw 1/b Sw 1/c Sw 2/b Sw 2/e Sw 3/a 22./4. 19./5. sehr gleich- massig 5./7. etwas über ein Drittel der Pflan- zen leicht roll- krank, sonst ganzer Stamm gesund und ein- heitlich; Wuchs aufrecht, sehr üppig ; Stengel sehr kräftig, leicht violett an- gelaufen; Blatt mittelgross bis gross, dunkel- grün; Blüte hell- fila; Knollen dicht am Stengel sitzend; recht guter Stamm; fast ganz ab- gestorben 87 41,5 477 mittelgross, rund, gefällige Form, rosafai'bige, mehr glatte Schale, etwas tiefäugig, hochgelb-fleischig 22./4. 19./5. ziemlich gleichmässig 5./7. Wuchs auf- recht und kräftig ; Stengel ein- tönig grün; Blatt klein und hellgrün; Blüte dunkel- Hla fast noch ganz grün 80 32,6 407 22./4. 19./5. ziemlich gleichmässig 5./7. Wuchs auf- recht und kräftig ; Stengel ein- tönig grün ; Blatt klein und hellgrün; Blüte hellila fast noch ganz grün 47 16,7 355 22./4. 19/5. ziemlich gleichmässig 5./7. Wuchs auf- recht und kräftig ; Stengel ein- tönig grün; Blatt sehr klein und dunkelgrün ; Blüte dunkel- lüa halb abgestorben 29 5,6 193 22./4. 19./5. ziemlich gleichmässig 5./7. Wuchs auf- recht und kräftig ; Stengel ein- tönig grün; Blatt mittel- gross und hell- grün; Blüte heller lila 22./4. 19./5. ziemlich gleichmässig i ö.jl. Wuchs auf- recht und kräftig ; Stengel ein- tönig grün; Blatt mittel- gross und hell- grün; Blüte heller lila noch ganz grün 25 9,0 360 fast noch ganz grün 64 20,5 320 22./4. 20./5. ziemlich gleichmässig 5./7. Wuchs auf- recht und kräftig ; Stengel ein- tönig grün; Blatt klein und hellgrün; Blüte dunkel- lila fast noch ganz grün 80 18,5 231 nicht festgestellt. 282 Wacker: Pflanze, die durch ihr kleines, dunkelgrünes Blatt sehr auffällig ein ab- weichendes Verhalten zur Schau trug. Dabei waren alle Pflanzen, auch die letztere, vollkommen gesund. Alle diese Beobachtungen, die durch eine Reihe anderer noch vermehrt werden könnten, bestätigen also ohne weiteres, dass innerhalb vegetativer Linien das Auftreten kleinerer und grösserer Variationen gar keine Seltenheit ist. Zum Weiterbau in dritter Generation haben wir von den Nach- kommenschaften der zweiten Generation nur eine verhältnismässig kleine Zahl bestimmt, indem wir alle Nachkommenschaften mit schwächlichem, nicht einheitlichem Wuchs, mit Neigung zu Krankheiten, geringerem Knollenertrag usw. ausschieden. Es blieben für den Anbau dritter Ge- neration im Jahre 1911 von den Nachkommen aus der Münchinger noch sechs und von denjenigen aus der Switez noch fünf Individualauslesen. Nachkommen aus der Alma wurden 1911 überhaupt nicht mehr gebaut. Der Vergleichsanbau der beibehaltenen Individualauslesen mit den zu- gehörigen Stammformen liess das in folgender Tabelle II niedergelegte Ergebnis erzielen. (TabeUe II siehe Seite 280 u. 281.) Wie aus der Tabelle ersichtlich, herrschte in den verschiedenen Auslesen sowohl beim Vergleich der Einzelpflanzen innerhalb der Nach- kommenschaften als auch beim Vergleich der letzteren unter sich, von kleineren Abweichungen abgesehen, eine ziemliche Übereinstimmung, was als eine Folge der unter den Nachkommenschaften zweiter Gene- ration vorgenommenen Auslese anzusehen ist. Bei den von der Münchinger abstammenden Auslesen ergab die Ertragsfeststellung mit zwei Ausnahmen ein Überwiegen der Sämlings- kartoffeln über die Stammform; denn während die Stammform als Knollen- ertrag pro Stock nur 277 g aufzuweisen hatte, lieferten die Sämlinge Erträge bis zu 477 g. Da die Knollen in Grösse, Form und Fleisch- farbe mit der so sehr beliebten alten Münchinger grosse Übereinstimmung zeigten, so haben wir mit Ausnahme von Mg 1/b die sämtlichen bis jetzt beibehaltenen Auslesen aus der Münchinger auch für den Anbau im Jahi'e 1912 zur weiteren Beobachtung bestimmt. Die von der Sorte Switez abstammenden Auslesen befriedigten nicht, sie hatten durchweg geringere Leistungen im Knollenertrag auf- zuweisen als die Stammform. Wir haben uns daher entschlossen, von einem Weiterbau der Switezsämlinge vollständig abzusehen. Für den Anbau der Sämlinge vierter Generation im Jahre 1912 verblieben also nur noch die Auslesen aus der Münchinger, nämlich: Mg 1/a, Mg 1/g, Mg 1/i, Mg 2/g und Mg 2/i. Der Anbau dieser Säm- linge erfolgte mit der Stammform neben den weiter oben (Seite 275) erwähnten Sämlingen fünfter Generation aus Bohun Nc B/2 und Nc B/3 auf dem Aichholzhof bei Ludwigsburg auf einem sonnig gelegenen Grund- Einiges über Kartoffelzüchtung. 283 stück mit schwerem Lehmboden. Der Aichholzhof wurde zum Vergleichs- anbau hauptsächlich deswegen gewählt, weil dieser Hof im Anbaugebiet der alten berühmten Münchinger Kartoffel gelegen ist und so zu er- warten war, dass unter solchen Anbaubedingungen die aus der Münchinger Kartoffel hervorgegangenen Neuzüchtungen ihre Anlagen und Fähig- keiten am besten zur Entfaltung bringen würden. Das Grundstück wurde für den Anbau besonders sorgfältig hergerichtet und die Pflanzung am 22. April bei Anwesenheit eines Beamten der Saatzuchtanstalt auf die Entfernung 60 : 50 cm vorgenommen. Aber trotz aller aufgewendeten Sorgfalt war das Ergebnis kein erfreuliches Die Stammform zeigte das der Münchinger Kartoffel eigene Bild: kleines, gewelltes Blatt, niederliegende Stengel und lila Blüte. Der Bestand war sehr ungleich und wies viele kranke, gelbe und kleine Pflanzen auf. Die Knollen waren sehr klein bis mittelgross, rundlich, rot-geflammt, glattschalig, tiefäugig, gelbfleischig. Die Sämlinge stimmten im grossen und ganzen in der Beschaffenheit des Krautes und der Knollen mit der Stammform überein; alle bis auf Mg 1/i, das ein grösseres Blatt aufwies, hatten das kleine Blatt der alten Münchinger und einen sehr niederliegenden Stengel. In der Blütenfarbe bestanden kleine Abweichungen; denn während bei der Stammform die Blütenfarbe als lila zu bezeichnen war, war sie zwar bei Mg 1/a auch lila, dagegen bei Mg 1/g dunkellila. Mg 1/i hellila und Mg 2/g auch hellila; Mg 2/i endlich zeigte keine Blüten. Die Knollen schwankten bezüglich der Grösse zwischen sehr klein und mittel- gross, die Fleischfarbe war bei allen Auslesen einheitlich hoch gelb. Im übrigen Hessen die Sämlinge gegenüber der Stammform wohl eine etwas üppigere Entwicklung erkennen, befriedigten aber in ihrem ganzen äusseren Aussehen nur wenig; man sah in den einzelnen Auslesen mehr oder weniger rollkranke, kleine und schwächliche Pflanzen und nicht das frische, grüne, gesunde Aussehen, wie man das von Neuzüchtungen erwarten sollte. Über den Knollenertrag bei Stammform und Sämlingen geben nach- stehende Zahlen genaueren Aufschluss. (Siehe die Tabelle auf Seite 284.) Ein Blick in die vorstehende Tabelle zeigt ohne weiteres, dass die Sämlinge mit einer Ausnahme wohl einen merklich höheren Ertrag brachten als die abgebaute Stammform, dass aber trotzdem die erzielten Sämlingserträge, selbst die höchsten mit 130 und 132 kg pro Ar, als ungenügend bezeichnet werden müssen, im Vergleich zu den vorhandenen ertragreichen neueren Kartoffelsorten, die Knollenerträge bis zu 300 kg und darüber aufweisen. Das Hauptziel unserer Züchtungsarbeit, an die Stelle der alten Münchinger eme neue mit gleichen Knolleneigenschaften, aber wesentlich höherem Ertrag zu setzen, ist uns darnach nur zum Teil gelungen; wir erzielten in den neuen Züchtungsergebnissen wohl 284 Wacker: die Form und die hocligelbe FleiscMarbe der alten Münchinger Kartoffel, nicht aber eine befriedigende Höherleistung im Ertrag. Wir sahen uns also veranlasst, auch auf den Weiterbau der Auslesen aus den eingangs dieses Kapitels genannten Sorten wegen ungenügenden Erfolges zu verzichten. Stock- Zahl der Ernte- Knollenertrag pro 1 a Nameu- ohne Berück- mit Berück- bezeichnung zahl Fehlstellen tag sichtigung der Fehlstellen kg sichtigung der FeMstellen ') kg Stammform 150 4 8./10. 43,3 44,1 Mg 1/a 250 2 8./ 10. 105,3 105,9 Mgl/g 975 103 8./10. 130,0 140,5 Mgl/i 325 25 8./10. 82,0 86,6 Mg2/g 275 1 8./10. 40,6 40,7 Mg 2/i 650 nicht festgestellt 8./10. 132,0 — 4. Yornahme von künstlichen Bastardierungen bei verschiedenen Sorten im Jahre 1909 und Anzucht von Sämlingen aus den erzielten Samen in den folgenden Jahren. Um die Aussicht auf Erfolg bei unsern Kartoffelzüchtimgen zu steigern, haben wir neben der Sämlingsanzucht aus Samen nicht künstlich befruchteter Sorten im Jahre 1909 erstmals bei einigen Kartoffelsorten künstliche Befruchtungen vorgenommen, um dann im folgenden Jahre aus den erzielten Samen Sämlinge anzuziehen. Die zur Ausführung gelangten Bastardierungen waren: 1. Switez 9 X Münchinger, Originaler bei 7 Mutterpflanzen; 2. Switez 9 X Sämling zweiter Generation aus Münchinger cf bei 2 Mutterpflanzen; 3. Sämling zweiter Generation aus Münchinger ? X Sämling zweiter Generation aus Nolcs Sämling cf bei 1 Mutterpflanze; 4. Sämling zweiter Generation aus Münchinger 9 X Münchinger, Hohen- heinier Nachbau cf bei einer Mutterpflanze. Zur Gewinnung des Pollens von der Original Münchinger Kartoffel wurde eine Anzahl Blutenstände direkt auf einem Eeldbestand der Markung Münchingen, Oberamt Leonberg gesammelt. Die künstliche Befruchtung gelang, der Beerenansatz war ein reichlicher. Die bei der Bastardierung benützten Kartoffelpflanzen lassen sich wie folgt be- schreiben: ') Ertrag einer Fehlstelle mit zwei Drittel des Durchschnittsertrags pro Stock berechnet. Einiges über Kartoffelzüchtung. 285 Switez: Sehr üppiges Kraut; hoher, aufrechter, eintönig grüner Stengel; grosses, hellgrünes Blatt; lila Blüte; weisse bis gelbe, mittel- grosse bis grosse, rauhschalige, mehr flachäugige, weissfleischige Knolle; späte Reifezeit. Müuchinger, Original und Hohenheimer Nachbau: Schwaches Kraut; niederliegender, eintönig grüner Stengel; kleines, dunkelgrünes Blatt; lila Blüte; rosafarbige bis rotgeflammte, mittelgrosse, giattschalige, tiefäugige, gelbfleischige Knolle; mittelspäte Reifezeit. Sämling zweiter Generation aus Münchinger: Ziemlich üppiges Kraut; starke, sehr niedere, aber aufrechte, schwach violett angelaufene Stengel; grosses, dunkelgrünes Blatt; lila Blüte. Sämling zweiter Generation aus Nolcs Sämling: Üppiges Kraut; sehr starker, aufrechter, hellgrüner Stengel, sehr grosses, dunkel- grünes Blatt; Blüte lila mit weissen Spitzen. Den Hauptnachdruck bei den vorliegenden Bastardierungen legten wir auf diejenige zwischen Switez und Münchinger Original, was sich ja auch aus der grösseren Zahl von befruchteten Pflanzen bei dieser Bastardierung ohne weiteres ergibt. Die Switez hatte sich in unserem Kartoffelsortiment und auch bei vergleichenden Anbau versuchen im Lande fast ohne Ausnahme als die wuchskräftigste, krankheitswiderstands- fähigste, ertragreichste Sorte erwiesen und so glaubten wir, dass durch die Bastardierung von Switez und Münchinger am ehesten eine Wieder- auffrischung der in ihrem Ertrag so sehr zurückgegangenen, aber hoch- gelbfleischigen Münchinger Kartoffel möglich wäre. Die schwäbischen Kartoffelkonsumenten, insbesondere die von Stuttgart und benachbarten grösseren Städten, legen von jeher grossen Wert auf die Gelbfleischigkeit einer Kartoffel. Sie sagen: nicht nur die auf gewöhnliche Weise ge- sottenen Kartoffeln, sondern auch die verschiedenen Kartoffelgerichte seien appetitlicher und erwecken den Anschein eines grösseren Eier- oder Fettzusatzes bei den gelbfleischigen als bei den weissfleischigen Sorten. Wir glaubten daher, dass, wenn durch die geplante Bastardierung auch nur die schöne sattgelbe Farbe der Münchinger auf die Switez übertragen werde, dadurch schon viel erreicht sei. Im Jahre 1910 erfolgte nun die Anzucht der Sämlinge aus den 1909 erzielten Bastard- samen und zwar getrennt nach den befruchteten 11 Pflanzen. Wir erzielten also 11 Gruppen von Sämlingen, von denen entstammten: Gruppe I— VII der Bastardierung: Switez 9 X Münchinger Original cf , ,. Vni u. IX „ „ Switez 9 X Sämling 2. Generation aus Nolcs Sämling cf, „ X ,. „ Sämling 2. Generation aus Münchinger 9 X Sämling 2. Generation aus Nolcs Sämling cf, 286 Wacker: Gruppe XI der Bastardierung: Sämling 2. Generation aus Münchinger 9 X Münchinger, Hoheuheimer Nach- bau cf . Die Entwicklung der Bastardsämlinge war eine durchaus normale. Jedoch in keiner der 11 Gruppen herrschte Einheitlichkeit. Es bestanden Unterschiede sowohl in Krautwuchs als auch in Blüten- und Knollen- farbe. Als Blütenfarbe trat auf lila und weiss und als Knollenfarbe rot, rosa, gelbweiss und gelb. Für die Weiterzucht wurden ausg-ewählt aus 23, 24, 25/1-8, 26/1—11, 27/1—19, 28/1—5, 29/1—9, 30, 31/1—3, 32. Der nach Mutterpflanzen getrennte Anbau der Bastardsämlinge zweiter Generation im Jahre 1911 ergab nun ein schönes, buntes Bild bei den herangewachsenen Beständen, die sich trotz der grossen Trocken- heit mit Ausnahme der Nachkommenschaft 31/2 durch eine starke bis üppige Entwicklung, sowie frisches und sehi' gesundes Aussehen zu erkennen gaben. Das Ergebnis der angestellten Vegetationsbeobachtungen und die Beobachtungen an den geernteten Knollen ist üolgender Tabelle III (Seite 288 und 289) zu entnehmen. Wie die Tabelle ausweist, erstreckten sich unsere Beobachtungen an den Sämlingen zweiter Generation auf Zeit und Art des Aufgangs der jungen Pflanzen, auf Blühbeginn und Blütenfarbe, Beschaffenheit des Krautes, Grösse, Haut- und Fleischfarbe der Knollen. Wir sahen nun, dass in bezug auf diese Eigenschaften zwischen den Nachkommen- schaften innerhalb der nach den einzelnen Bastardierungen zusammen- gestellten Gruppen, wie das auch nicht anders zu erwarten war, Ver- schiedenheiten bestanden. Die Eintragungen in der Spalte für Beschaffen- heit des Krautes lassen aber doch auf den ersten Blick erkennen, dass mit ganz geringen Ausnahmen die Entwicklung der Pflanzen ganz all- gemein eine gesunde und üppige war, was wohl als eine Wirkung der I . . 8 Pflanzen, II . . 1 Pflanze, TU . . 1 Pflanze, IV . . 8 Pflanzen, V . . 11 Pflanzen, VI . . 19 Pflanzen, Yü . . 5 Pflanzen, VIII . . 9 Pflanzen, IX . . 1 Pflanze, X . . 3 Pflanzen, XI . . 1 Pflanze, Zusammen 67 Pflanzen. ^) Die Zahl 22 wurde gewählt als Fortsetzung der Nummerierung der bereits vorhandenen 21 Gruppen der älteren Kartoffelzüchtungen. Einiges über Kartoffelzüchtung-. 287 Bastardierung anzusehen ist. Denn beim Vergleich der Bestände vor- stehender, aus Bastardierungen hervorgegangener Sämlinge mit den Be- ständen entsprechender Sämlinge von nicht bastardierten Pflanzen fiel das Ergebnis sehr zugunsten der Bastardsämlinge aus. Unsere Tabelle zeigt, dass sämtliche 53 Nachkommenschaften aus der Bastardierung Switez ? X Münchinger d mit Ausnahme von 2 Nachkommenschaften am 17. August noch vollständig grünes Kraut aufwiesen, während von 29 Sämlingsnachkommenschaften gleicher Generation aus nicht künstlich befruchteten Pflanzen der Sorten Münchinger und Switez im Jahre 1910 wegen schwächlicher Entwicklung 19 ausgeschaltet werden mussten. Die beiden Sorten Switez und Münchinger haben also bei Anwendung der Bastardierungszüchtung eine wesentlich gesündere und üppigere Ge- samtnachkommenschaft geliefert als ohne Gebrauch einer solchen. Die Ernte erfolgte einheitlich am 3. Oktober. Zur AVeiterzucht wurden die in der Tabelle durch Fettdruck hervorgehobenen Nummern ausgelesen, nämlich die 14 Nachkommenschaften: 22/1, 6 und 7, 27/3, 26/9, 27/2, 4, 9, 10, 12, 14 und 15, 28/2 und 4. Die ausgesuchten Nummern ent- stammen also alle der Bastardierung Switez 9 X Münchinger cf. Bei der Auswahl wurde hauptsächlich gesehen auf Gleichmässigkeit in der Entwicklung, hohe Ertragsfähigkeit, gefällige Knollenform und Gelb- fleischigkeit. Die Ertragsauswahl geschah allerdings nur auf Grund augenscheinlicher Beurteilung, was aber insofern in ganz zuverlässiger Weise möglich war, als bei der Ernte die Knollen jedes Stockes an Ort und Stelle für sich allein in Form eines Häufchens auf den Boden hingelegt wurden, wodurch ein rascher Überblick über die Leistung der einzelnen Stöcke und Nachkommenschaften zu gewinnen war. Im Jahre 1912 erfolgte der Anbau der zur Weiterzucht bestimmten Sämlinge dritter Generation auf 60 : 40 cm und zwar getrennt nach den einzelnen Nachkommenschaften und Pflanzen. Da die Nachkommen- schaften je aus einer grösseren Zahl (7 — 16) Stöcken und diese wiederum aus einer ungefähr gleichgrossen Zahl Knollen bestanden, so stellte der Anbau eine grosse Mannigfaltigkeit dar, und dementsprechend waren auch recht umfangreiche Vegetationsbeobachtungen, Erntefeststellungen und Bestimmungen an den geernteten Knollen notwendig. Unsere Be- obachtungen und Feststellungen bezogen sich bei jeder Einzelnach- kommenschaft auf Zahl der Stöcke, Zeit und Art des Aufgangs der jungen Pflanzen, Blühbeginn, Blütenfarbe, Wuchs des Krautes, Krank- heitsbefall bei Kraut und Knollen, Grösse und Form der Knollen, Be- schaffenheit und Farbe der Schale und des Fleisches, Augenlage, Stärke- gehalt der Knollen, ferner auf Fehlstellen, Zahl und Knullengewicht der ertragreichen und ertragarmen Stöcke und der Gesamternte einer Nach- kommenschaft einschliesslich kranker Knollen, Prozentsatz der kranken Knollen, Durchschnittsknollengewicht einer Pflanze bei den ertragreichen Zeitschrift für Fflanzenzüchtung. Bd. IV. 19 288 Wacker: c; © 6C u ei ac c3 OS d es « a « a i-H a ,a © a ej CS a es © -© h » OD a _© es « • ,a ,Q ,Q rO 9qjT3J a; ^ CO 03 b£ CO .22 5 bß CO CO „ 5.1 ^ "^ r^ CO _ ^ -qosi9i^ bn ü bß te: CA • rH 03 ^ bß o o ^ bc^ bß D _0 l-r --5 ,:= -^ (ä ^ eä ^ -f^ -^ +j -O CS +J rO ^ r^ Ce rO Farl de Knol 'S bß r *^ r C K K O CO o 'S br >H bß .o . -So E-S § bß^ bßS "^ bß '^ e"S k gi3 bß S bß M _a c/2 «3 CO CO CO CO c/; !B CO CO CO rn OJ ö •u O o o o o o 3^ -( (D "^ o ^ ^ ^ bß ^ tD^ +f bß,^ 3 *^3 t^ öcjä :Ö p ^ ^ r^ P C S^ ^ ^ J; J; r „ „ E E E e3 :g . . „ ^ ^ r- ., ^ i-H bc CO 03 M -^ -^ «^ bß g • 1— 1 13 bß rO cä bß 'S T3 i=l . a :cö PPC C JC p c c E P C f C P „ „ ^ ^-(_- ig r E E CO 1=1 E E E r E a 03 «Ä o m O 'S t> cn P» P5 bß 9qjBj o3 je ee CO CO C« , CO 0(3 , «3 03 r-H R c r; •- 1 1 '-'•^ - "Ti •T^ —H -«aniia •rH ' ' - 1 1 ^Th ^ r* 03 "^ 1 03 1 ^-^ - uuiSgq o-" o t> r-' i> D- c» 1 1 t> ■H 1 1 I> l> >^ i> r-' 1 r-' 1 r-' t> I>" l>; !>; t> l> t> -qma lO >d CO [> lO cd CO ' od lO 1 1 cd lO oö vo lO 'cd ' CD i> i> i> lO »ri od o' _br) _bß _bß bß _bß • rH v: CO br''^ bß'co CO 'co bc CO .^ CO rr •.rri bß &0 •S :M bß CO reo bß,s bß bXD •F— 1 hmäs; ichmi a =■* s hmäs; ichmi nässi •rH inässi ichmi ässig bß E E E .^ <1 Oi o <1J -a bM 1 1 .^^^ 03 r5 ^ a ra a 1 s CO (V "bi) ^ bß bß^ gleic leich gleic 1 03 bß ^ . o bß gleic ch g leich gleic leich ü • rH E E E ^ 1 "» f— ( sehr emli H bß a sehi emli un a -^ bß a bß bß <1 S K a c3 a 03 E E a g 03 a »i-i • rH N N N ^Sl N sSm^Sjny iQ »ri iQ iC iQ lO lO iC in iC >C O lO lO iC lO kO lO iQ iC i oio^iOiOiOiOtnco S9p min-BQ C5 '-t^' lO r-' ai 00 -f" CD -*' -i* c^i -ti r-' t^C0-*'-+O5 CO-+-tJ T— 1 1— ( CM 1— ( c^i CM CM CM c^a C^]i-HCMCMt-l CMC^lCMi-HCMCMCMCMOJCM'-i U9n9l!^ZU'Bgj CDCDtMCOCOOacOCO :o CD cDcocor-icocooas c^cDc^coiOO-r-ioOiCDco jgp iqijz 1— ii— icfjT-iTHeO'— 'i-H T-H i-H T-H --H 1—1 1—1 1— ( i-H tH u9S9]sny rH o -^ rHC^irO'^iOCOC-CO ^CMCC-^iOCDr^OO i-HCMCO^iOCDOGOaSi-Hi-i ro ^ J9p (M (M CM CM GM (M (M CM M :m >o >o »re 1 OvO>OiOiO COCOCDCDCDCD»CDCO Snuuqoi9Z9g Ol ">! (M CM GM (M C^ C^ CMCMCICMCMCMCMCM CMCMGMCMC-JCMCMCMIMCMCM Snniaip , a a ^ ^ 1— 1 > p> -JB^s'Bg 1— ( h- 1 a 03 03 bß oo a ra o B N 03 a a 03 Ö a (-1 03 a a a a 03 a 03 o -a 03 bß o > 03 03 ra C3 Einiges über Kartoffelzüchtung'. 289 °o&c5ci£) 23 5 23&ß5 öß.S 5 22 ößS .2S52&C52 b£)?2^S5 1 .2 §0.22 I &ß I S ^ S ^ '»c I -^^ öc te &c ^ .22 fe .» fe .22 g bß ^ ^ -q -^ ^ ^ ^ ^ o o ^ CO M Cß W Oi r/1 (/: cfi CO cc cn o 000 o rHlHcl'" rttßSHCO ;H ^H 0^ . — [ f~< ■ — I ^ *^^ bD M &C+I bß 4^ bn^ +^ riü +1 risj bC^ 0 ö CO ö »3 u tn 52 •" WJ bß 22 n) 0 r .rH M :(ß CO CO :c3 03 <« cc 03 "-^ 03 -rH . :cs Ol , m :cs .iJ' CO MfJ :co . „ i^ :a(M(MOT(M(MCM(M-H lO lO iC lO lO >d CO Tl5 CTJ CO Cg (M (M T-l CM oJCTJaiai-^aJaicd-^ CO lO lO lO 03 '^ od Cg (M tH (M ■^oooc^aiGOc-c^ioc^aii-ioscDooaicoiOCM oiccoitMo cococtjcdcdcocdc^cd -r oocdo od Oi-lfMCO-^iOCDOOOOS lH(MCO-*lOCOI>GOa5-i-Hi-Hi-li-H--,-H,-H,-H'rHT-H r-l(MC0-*lO i-irMCO-^lOCOC^aOai ^^ tH(MCO — — . -~ — — — - -~,- — .- — . — — - — — ^- O — — ~ — CO [>-i^r^r^i>-r-i>-i>-r-t^i:~i>0't^r-»i^c^i>[:^ COQCOOGCOO aiaioiajaioiaiaicri co i— it-hi— i ^q (M(N(M<7JCg(M03i>5iI'l(MOa(M(M(MC>I(M(MCOCaCM{>3CMC• 11 27/15 146,35 ,' 210,71 11 15,8 , . 17,1 „ 11 11 11 28/2 216,13 „ 375,62 11 14,7 , 1 15,8 „ 11 11 11 28/4 82,39 „ 406,41 11 13,3 , 1 17,9 „ Die Zahlen vermitteln also die Tatsache, dass bei dem vorliegenden Anbau eine ausserordentlich grosse Mannigfaltigkeit im Knollenertrag und Stärkegehalt unter den verschiedenen Auslesen und Nachkommen- schaften festzustellen war. Es muss diese Erscheinung unsere Ver- Einiges über Kartoffelzüchtung. 291 wuuderung erregen in Anbetracht des Umstandes, dass alle Nachkommen- schaften aus derselben Bastardierung Switez 9 X Münchinger cf hervor- gegangen sind und bereits in der ersten und zweiten Sämlingsgeneration eine scharfe Pflanzen- und Nachkommenschaftenauslese unter Beseitigung alles minderwertigen Materials Platz gegriffen hat. Bei solcher Mannig- faltigkeit der Leistungen musste selbstverständlich nun auch in der vor- liegenden dritten Sämlingsgeneration eine entsprechende weitere Aus- lese einsetzen. Es wurden mit Eücksicht auf den ungenügenden Knollen- ertrag vom Weiterbau gänzlich ausgeschlossen sämtliche Nachkommen- schaften von 22/1, 26/9, 27/9, 27/12 und 27/14. Von den übrigen Aus- lesen, die auf Grund genauer Prüfung sich alle als anbauwürdig erwiesen hatten, gelangten zum Weiterbau alle Nachkommenschaften mit einem Durchschnittsknollenertrag von mehr als 230 kg pro a. Danach wurden nun zum Anbau in vierter Generation im Jahre 1913 hauptsächlich nach dem Knollenertrag und unter Berücksichtigung verschiedener sonstiger Eigenschaften ausgewählt: von 22/6 die Nachkommenschaften der Pflanzen: 1, 2, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11, 13, 14, 15; „ 22/7 „ „ „ „ „ 1, 2, 3, 4, 7, 9, 10, 18, 14, 16; „ 25/3 „ „ „ „ „ 1, 3, 5, 7, 9, 10; )? 27/2 „ „ „ „ „ 1, 4, 6, 7; » 27/4 „ „ „ „ „ 1, 2, 3, 7; „ 27/10 „ „ „ „ „ 2, 3, 5; „ 27/15 „ „ „ „ „ 1) 3; „ 28/2 „ ,, „ „ „ 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8; „ 28/4 „ „ „ „ „ 4, 5, 6, 7, 9, 10. Die Sämlinge vierter Generation, abstammend von den vorbezeich- neten Pflanzen, wurden nun im Jahre 1913 nach Nachkommenschaften getrennt zum Anbau gebracht und zwar gleichzeitig mit der einen Elternform, nämlich der Sorte Switez. Wir wollten diesen Vergleichs- anbau auch wieder auf dem Aichholzhof vornehmen, wie im vorher- gehenden Jahre bei andern Zuchten. Der Pächter, Hans Marstaller, machte uns aber darauf aufmerksam, dass sich der milde, warm gründige, sandige Lehmboden des Schlossgutes Harteneck bei Ludwigsburg noch besser zum Kartoffelbau eigne als der schwere Aichholzhofer Boden. A. Marmeln, der Pächter Hartenecks, hat sich bereit erklärt, nicht nur im vorliegenden, sondern auch in späteren Jahren den Anbau unserer Zuchten, wie auch deren weitere Vermehrung und Verbreitung zu über- nehmen. So fand nun also der Vergleichsanbau unserer Zuchten 1913 in Harteneck statt. Das Auslegen der Knollen geschah unter Leitung eines Beamten der Saatzuchtanstalt am 18. April auf 60 : 50 cm. Die Anbaufläche für die je sämtlichen Nachkommenschaften innerhalb einer Auslese betrug: 292 Wack( 3r: )ei Auslese 22/6 zusammen 234 qm, » n 22/7 55 192 „ » n 25/3 55 36 „ n » 27/2 n 36 „ »1 » 27/4 n 72 „ n ?• 27/10 ?? 54 „ » H 27/15 >5 12 „ H » 28/2 55 72 „ r, » 28/4 )1 120 „ 11 Switez Stammform 11 24 „ Zwischen den einzelnen Auslesen diente je eine Runkelrübenreihe als Trennung, zwischen die Nachkommen innerhalb einer Auslese wurden dagegen solche Trennungspflanzen anderer Art nicht eingeschaltet. Der Anbau von Runkelrüben als Trennungspflauzen in Kartoffelversuchs- feldern hat sich bei uns ganz gut bewährt, da hierdurch nicht nur die Versuchsteilstücke recht deutlich voneinander abgehoben wei'den, sondern auch Verwechslungen nicht leicht vorkommen. Die Beobachtungen und Feststellungen, die im Laufe des Sommers und bei der Ernte am 9. Oktober vorgenommen wurden, bezogen sich wie gewöhnlich auf Zeit und Art des Aufgangs der jungen Pflanzen, Entwicklung und Be- schaffenheit des Krautes, Blühbeginn, Beschaffenheit der Knollen, Ertrag usw. Schon die okulare Beobachtung der Bestände während des Sommers, w-ie auch die Beurteilung der Knollen bei der Ernte Hessen die Nachkommenschaften in den beiden Auslesen 22/6 und 22/7 ganz unzw'eifelhaft als die einheitlichsten und besten erscheinen. Die genannten Auslesen waren bei der letztmaligen Besichtigung am 13. August im Kraut noch vollständig gesund, einheitlich im Bestand und hervorragend schön. Die Knollen waren einheitlich in der Grösse, rund bis länglichrund, flachäugig, gelbfleischig und von gefälligem Äussern. Beim Ernten hingen die Knollen meist noch an den Schnüren, lagen aber, was als ein besonderer Vorzug anzusehen ist, sehr nahe beisammen um die Stengel herum. Kranke Knollen kamen nur ver- einzelt vor. Während nun also diese Auslesen unseren Anforderungen voll entsprachen, hatten sich bei den übrigen Zuchten mehr oder weniger allerlei Mängel eingestellt. Das Kraut war häufig nicht ganz gesund, indem sich bald in grösserem, bald in geringerem Grade Blattbräune, Pliytophtora und Blattrollkrankheit einstellten; die Knollen waren zum Teil krank, zum Teil von unschöner Form, zu tiefäugig oder im Fleisch rot durchwachsen usw. Da für den Weiterbau in Harteneck nur die genannten Zuchten 22/6 und 22/7 in Betracht kamen, so haben wir auch nur bei diesen und im Vergleich dazu bei der einen Elteruform Switez den Knollenertrag gewichtsmässig festgestellt, derselbe betrug für die Fläche von 1 a bei 22/6 - 240,1 kg, bei 22/7 = 212,5 kg und Einiges über Kartoäelzüchtung. 293 bei Switez = 190,7 kg. Die Sämlinge vierter Generation haben also die als hervorragend ertragsfähig geltende Stammform Switez nicht unwesentlich im Knollenertrag übertroffen. Von den Auslesen 25/3, 27/10, 27/15, 28/2 und 28/4 wurden je kleine Proben zur weiteren Beobachtung nach Hohenheim zurückgenommen und ausserdem vom Stamm 25/3 eine grössere Zahl von Beeren gesammelt zum Zwecke der Weiterzüchtung. Die einzelnen Nachkommenschaften von 22/6 und 22/7 wurden nun innerhalb der Auslesen zu je einer Vermehrung vereinigt, um diese im Jahre 1914 als Sämlinge fünfter Generation in Harteneck feldmässig weiter zu bauen. Die geernteten Knollen reichten hin, bei 22/6 eine Fläche von 22 und bei 22/7 eine solche von 17 a anzupflanzen. In beiden Zuchten war der Aufgang der jungen Pflanzen ein gleichmässiger und die Weiterentwicklung im Laufe des Sommers eine durchaus ein- heitliche, gesunde und üppige. Bei der Ernte am 20. Oktober ergab sich ein Arertrag von 255 kg bei 22/6 bezw. 259 kg bei 22/7. Der Anteil an sogenannten kleinen Knollen betrug in jeder der Zuchten nur etwas über 2 ^/q. Kranke Knollen waren überhaupt nicht zu bemerken. Irgend- wie erhebliche Unterschiede zwischen den Auslesen 22/6 und 22/7 be- standen also nicht. Im Jahre 1915 erfolgte nun auf Harteneck bei beiden Zuchten der feldmässige Anbau der Sämlinge sechster Generation und zwar wiederum mit .sehr gutem Ergebnis. Aufgang und Weiterentwicklung der Pflanzen waren durchaus gleichmässig und einheitlich, das Kraut war frisch und gesund bis zur Ernte, nur hatte der Stamm 22/7 mit Rücksicht darauf, dass der Stalldünger auf die betreffende Fläche erst zur Pflanzzeit aufgefahren und untergebracht werden konnte, vor und während der Blüte unter Trockenheit zu leiden, was zur Folge hatte, dass bei diesem Stamm ziemlich viel Knollen unter Mittelgrösse blieben. Die Ernte wurde Mitte Oktober vorgenommen, um welche Zeit das Kraut wie bei der Stammsorte Switez fast noch vollständig grün war und die Knollen zum grossen Teil noch an den Schnüren hingen. Das Ernteergebnis zeigt folgende Zusammenstellung: Stammbezeichnung Anbaufläche Gesamtertrag Hektarertrag 22/6 1,80 ha 550 dz 306 dz 22/7 0,96 „ 230 „ 240 „ Nach Mitteilung des Anbauers ist der Ertragsunterschied zu- ungunsten von 22/7 lediglich auf die obenangeführte Verschiedenheit in der Düngung zurückzuführen. Im übrigen ergibt sich aus den mit- geteilten Zahlen, dass es sich in den beiden Stämmen 22/6 und 22/7 um zwei sehr beachtenswerte Neuzüchtungen handelt. Der Anbauer, Gutspächter Marmeln, teilt uns mit, dass zwischen den beiden Zuchten kaum ein Unterschied bestände, man könnte höchstens sagen, dass die 294 Wacker: Knollenform bei 22/7 noch etwas gefälliger wäre als bei 22/6. Beide Zuchten, die man ruhig zu einer Zucht vereinigen könnte, seien aber als sehr ertragsfähige, gegen Pflanzenkranheiten ausserordentlich widerstandsfähige, sich im AMnterlager sehr gut haltende, vorzügliche, hochgelbfleischige Speisekartoffeln zu bezeichnen. Die zwei Zuchten, auf welche die Landwirte aufmerksam wurden, haben dann auch im Frühjahr 1916 zu Saatzwecken glatten Absatz gefunden. Wir werden im Jahre 1916 die beiden Auslesen auf Harteneck nochmals getrennt zum Anbau bringen, dann aber die eine oder andere Zucht fallen lassen, um nur mit einer Zucht unter der Bezeichnung 22/10 den Anbau weiter zu betreiben, wobei die Zahl 22 die Nummer der aus der Bastardierung Switez X Münchinger hervorgegangenen Sämlings- pflauze erster Generation und die Zahl 10 den Jahrgang (1910) be- zeichnet, in welchem die Sämlingspflanze ausgewählt wurde. Unter der Bezeichnung 22/10 hatten wir die eine der Zuchten, und zwar die 22/6 bereits im Jahre 1915 in die Anbauversuche der Deutschen Kartoffelkulturstation, soweit diese in württembergischen Wirtschaften zur Durchführung gelangen, aufgenommen, wobei sie unter 20 Sorten im Mittel der 4 Wirtschaften in bezug auf den Stärkeertrag sich die 9. Stufe der Rangordnung zu erringen vermochte. Von den aus dem Hartenecker Vergleichsanbau im Jahre 1913 nach Hohenheim zu weiterer Beobachtung zurückgenommenen Stämmen 25/3, 27/10, 27/15, 28/2 und 28/4 haben sich einige auch als brauchbar erwiesen; wir werden dieselben hier neben andern Züchtungen noch weiter verfolgen. Aus den bis jetzt gemachten Ausführungen und mitgeteilten Ver- suchsergebnissen geht nun also hervor, dass bei der Anzucht von Säm- lingen aus Samen von bastardierten Pflanzen mehr Aussicht auf Erfolg besteht, als wenn von der Bastardierungszüchtung kein Gebrauch ge- macht wird, und diese Tatsache wird bestätigt durch die weiteren Be- obachtungen, die wir bei der Anzucht von Sämlingen machen konnten. 5. Anzucht von Kartoffeln aus Samen der nicht künstlich befruchteten Unterländer Wurstkartoffel. Die sogenannte Unterländer Wurstkartoffel wird vorzugsweise im Gebiet des mittleren und unteren Neckar, so namentlich in dem sehr fruchtbaren Landstrich zwischen Stuttgart und Heilbronn zum Anbau gebracht. Wegen ihrer vorzüglichen Eignung als Salatkartoffel wird sie ausserordentlich geschätzt und mit den höchsten Preisen bezahlt. Die Kartoffel hat ein niederliegendes, kleinblättriges, dunkelgrünes Kraut und lange, zylindrische Knollen mit roter Schale und hochgelbem, kompaktem Fleisch. Form der Knolle und Beschaffenheit des Fleisches bedingen die vorzüglichen Salateigenschaften dieser Sorte. Die Wurst- Einiges über Kartoffelzüchtung. 295 kartoHel hat nach Aussage der Landwirte m früheren Jahren hervor- ragende Erträge geliefert, ist aber leider jetzt eine alte, abgebaute Sorte mit winzigem Ertrag, die nur noch ganz vereinzelt vermöge ihres alten Euhmes und wiegen des hohen Preises zum Anbau gebracht wird. Die vielen an uns gerichteten Stimmen, der alten Wurstkartoffel durch züchterische Maßnahmen neues Leben einzuhauchen, bewogen uns, an diese Schöpferarbeit heranzutreten. Wir versuchten nun die Verbesserung zunächst auch durch Anzucht von Sämlingen aus Samen nicht bastar- dierter Pflanzen. Zu diesem Zwecke haben wir im Herbst 1910 auf Wurstkartoffeläckern der Markung Lauffen am Neckar Beeren gesammelt, um daraus Samen zu gewinnen. Die Wurstkartoffel blüht nur spärlich und setzt dem gemäss nur selten Beeren an, weshalb auch deren Auf- finden eine recht mühsame Arbeit war. Die Anzucht der Sämlinge erster Generation im Jahre 1911 gelang vorzüglich; wir erzielten eine stattliche Zahl Pflanzen mit gut ausgebildeten Knollen. Die auf unserem grossen Auslesetisch pflanzenweise zusammengestellten Knollen boten ein herrliches Bild der Mannigfaltigkeit dar. In der Knollenfarbe trat sowohl Rot in verschiedenen Abstufungen als auch Gelb auf. Die Knollenform war vorwiegend diejenige der Stammsorte, also die lange und zylindrische Gestalt, einzelne Pflanzen hatten auch ausgesprochen kugelige Knollen. Auch in bezug auf die Knollengrösse bestanden be- trächtliche Unterschiede. Zur Weiterzüchtung wurden 107 Pflanzen aus- gesucht, nämlich: 71 rotknollige Pflanzen, Nr. 1 — 71, und 36 gelbknollige Pflanzen, Nr. 72—107. Im Jahre 1912 erfolgte der nach Pflanzen getrennte Anbau der 107 Nachkommenschaften aus vorstehend bezeichneten Pflanzen. Der Eindruck, den diese Nachkommenschaften, also die Sämlinge zweiter Generation, machten, war keineswegs erfolgversprechend. Der Aufgang der Pflanzen war dui'chweg sehr ungleich, die Mehrzahl der Stöcke ent- wickelte sich nur schwach und rollte die Blätter. Auf Grund der fort- laufenden Beobachtung der Krautentwicklung und des allgemeinen Standes der Nachkommenschaften konnten zunächst als für die Weiter- zucht tauglich angesehen werden die Nummern 3, 8, 19, 36, 46, 47, 52, 54, 56, 60, 68, 72, 74, 78, 80, 82, 97, 101 und 106. Diese Nachkommen- schaften zeigten nun bei der Ernte im Vergleich zu den übrigen Nummern auch die schönere und gleichmässigere Knollenausbildung, entsprachen aber mit Bezug auf die Knollen keineswegs in vollem Maße den Er- wartungen ; denn das festgestellte Gesamtknollengewicht pro Pflanze blieb zum grössten Teil sehr beträchtlich hinter demjenigen der zum Vergleich angebauten Stammform zurück. Während bei dieser im Durchschnitt von 100 Stöcken das Gesamtknollengewicht pro Pflanze 650 g betrug, wurde dieses Gewicht bei unsern Sämlingen zweiter Generation nicht im entfern- 296 Wacker: testen erreicht. Nur in den Linien 74 und 72, die ^ch als die leistungs- fähigsten erwiesen, wurde es zweimal übertroffen bzw. einmal annähernd erreicht. Von den obengenannten Nummern mussten nun noch ver- schiedene ausgeschaltet werden, nämlich: 46, 52, 60, 80, 82 und 106 wegen sehr geringen Ertrags und 58 wiegen der Lieferung von Knollen, die vollständig rot durchwachsen waren. Nur die Nachkommenschaften 3, 8, 19, 36, 47, 54, 56, 72, 74, 78, 97 und 101 wurden mit den grössten und gleichmässigsten Knollen zum weiteren Anbau beibehalten. Kranke Knollen traten nur selten auf; das Fleisch der Knollen war bei sämt- lichen Nachkommenschaften gelb, und die Farbe der Schale zeigte einen leichten Rosaschimmer bei allen Nachkommenschaften, deren Mütter 1911 gelbschalige Knollen aufwiesen. Der Anbau der Sämlinge dritter Generation der zum Weiterbau bestimmten Nummern erfolgte 1913 nach Nachkommenschaften getrennt auf dem Schlossgut Harteneck und zwar zusammen mit den aus der Bastardierung Switez 9 X Münchinger cT stammenden Sämlingen. Die Wurstkartoffelsämlinge entwickelten sich hier aber derartig schlecht, dass kaum das Pflanzgut geerntet werden konnte. Unsere Wurstkar- toffelzüchtung aus Samen von nicht bastardierten Pflanzen hat also da- mit ein klägliches Ende gefunden, was uns wiederum ein Beweis dafür war, dass durch blosse Sämlingsgewinnung ohne Anwendung der Bastar- dierung ein züchterischer Erfolg nicht zu erzielen ist. Wir haben ims daher entschlossen, in Zukunft von der Bastardierungszüchtung in erweitertem Umfang Gebauch zu machen. 6. Kartoffelnenzüchtung durch künstliche Bastardierung mit Ausgang im Jahre 1913. Angeregt durch die bei den Bastardierungen von 1909 gern achten günstigen Erfahrungen haben wir im Jahre 1913 erneut mehrere Bastar- dierungen vorgenommen unter besonders sorgfältiger Auswahl der hierbei zu verwendenden Sorten. Zunächst kam es uns darauf an, durch die Vereinigung hochertragfähiger, gesunder, wuchskräftiger Sorten mit günstigen wirtschaftlichen Eigenschaften geeignete Kartoffelneuheiten zu erzielen, sodann strebten wir im besonderen darnach, die alte beliebte, aber abgebaute Unterländer Wurstkartoffel durch die Verbindung mit lebensenergischen, ertragreichen Sorten wieder aufleben zu lassen. Zu diesen Zwecken führten wir folgende Bastardierungen aus: 1. Switez 9 X Industrie cT, 2. Industrie 9 X Switez cT, 3. Industrie 9 X Wurstkartoffel cf , 4. Switez 9 X Blochinger cf, 5. Wurstkartoffel 9 X Switez cf , 6. Switez 9 X Wui-stkartoffel cf, Einiges über Kartoffelzüchtung. 297 Von den j^enannten Sorten ist die Unterländer Wurstkartoffel in Kapitel 5 bereits näher gekennzeichnet. Die Switez von Dolkowski ist bekanntlich eine hochertragfähige, spätreifende, gegen Krankheiten ausserordentlich widerstandsfähige Wirtschaftskartoffel mit hohem Kraut- wuchs, zahlreichen violetten Blüten und plattrunden, weisschaligen, weissfleischigen, sehr stärkereichen Knollen. Die berühmte Industrie vonModrow ist ebenfalls eine spätreifende, sehr gesunde, ertragreiche und dazu eine recht brauchbare Speisekartoffel mit etwas niedrigerem Krautwuchs und geringem Blütenansatz. Die Knolle ist von un- bestimmter Form, weissschalig, gelbfleischig, stärkereich. Was sodann die Blochinger anbetrifft, so handelt es sich bei dieser Sorte um eine hauptsächlich im württembergischen Oberschwaben gebaute, spätreifende, gesunde, sehr ertragreiche mittelgute bis gute Speisekartoffel, die ur- sprünglich von Landwirt Knaus in Blochingen, Oberamt Saulgau, stammen soll. Das Kraut ist ziemlich üppig, hoch und weissblühend, die Knolle oval, etwas platt, gross und gefällig in der Form, rotschalig und weiss- fleischig. Während der drei Jahre 1906—1908 konkurrierte sie auf Veranlassung der K. Saatzuchtanstalt in vier wüttem bergischen Wirt- schaften mit den Versuchssorten der Deutschen Kartoffelversuchsstation, wobei sie im Mittel der drei Jahre und der vier V/irtschaften unter 23 Sorten im Knollenertrag an die erste und im Stärkeertrag an die zweite Stelle zu stehen kam. Die erwähnten Bastardierungen im Jahre 1913 sind nun alle recht gut gelungen, ebenso die Anzucht der Sämlige aus den erzielten Bastardsamen: Die Aussaat der Samen in die Kisten erfolgte am 17. März 1914, das Pikieren je nach Entwicklung der Pflänzchen in der Zeit von Ende April bis Anfang Mai und das Ver- setzen der Pflanzen ins Freiland auf 50 : 45 cm am 30. Mai. Die Sämlinge entwickelten sich aussergewöhnlich üppig, Fehlstellen in den betreffenden Beeten waren kaum zu bemerken. Neben den Samen aus den erwähnten Bastardierungen haben wir auch noch Samen ausgesät, herrührend von dem Stamm 25/3 aus der im Jahre 1909 vorgenommenen Bastardierung Switez X Münchinger. Die bezüglichen Beeren wurden, wie oben (S. 293) bemerkt, auf dem Hartenecker Vergleichsanbau ge- sammelt. Auch die Sämlinge aus diesen Samen zeigten die eben- geschilderte üppige Entwicklung. Es war nun ein leichtes, aus den nach den genannten Bastardierungen getrennt angebauten Sämlingen erster Generation, die auch wieder allerlei Variationen in bezug auf Kraut-, Blüten- und Knollenbeschaffenheit zeigten, eine entsprechende Anzahl für die Weiterzucht geeigneter Pflanzen auszusuchen, um mit diesen die üblichen Individualauslesen zu begründen. Die Auswahl der für die Weiterzucht bestimmten Pflanzen aus den Sämlingen der einzelnen Bastardierungen ergibt sich aus nachstehender Zusammen- stellung: 298 Wacker: 1. Switez 9 X Industrie cT 6 Pflanzen, Bezeichnung A 1—6, 2. Industrie 9 X Switez d 9 „ ,, B 1— 9, 3. Industrie 9 X Wurstkortoffel o" 36 „ „ C 1—36, 4. Switez 9 X Blochinger d 27 ,, „ D 1—27, 5. Wurstkartoffel 9 X Switez d 14 ,. ,, E 1—14, 6. Switez 9 X Wurstkartoffel cf 159 ,. „ F 1-159, 7. Switez 9 X Müncliinger cT, Bastardierung vom Jahre 1909 20 „ „ G 1 — 20. Am 7. Mai 1915 wurden die Knollen vorstehend aufgeführter 269 Pflanzen auf eine Pflanzweite von 60 : 45 cm ausgelegt, getrennt nach den Bastardierungen und den Nachkommenschaften der einzelnen Pflanzen. Der Aufgang der jungen Pflanzen war, abgesehen von den Verschiedenheiten zwischen den Nachkommenschaften, ein normaler; es bildeten sich gleich von Anfang an kräftige Pflanzen, und es war die Weiterentwicklung bis zur Ernte eine dermassen starke und üppige, dass der Krautbestand eine Höhe von 1 m und darüber erreichte. An den einzelnen Nachkommenschaften haben wir nun eingehende Wachstums- und Erntebeobachtungen angestellt. Unsere Beobachtungen erstreckten sich auf eine Reihe morphologischer und physiologischer Eigenschaften der so angebauten Sämlinge zweiter Generation, nämlich auf Art und Weise des Aufgangs der jungen Pflanzen und des Blühens; auf Blüten- farbe, Beschaffenheit der Stengel und Blätter, Art des Wuchses, ob aufrecht oder niederliegend, Auftreten von Krankheiten, Reifestadium zur Zeit der Ernte, Zahl und Gewicht der Knollen pro Stock, Knollenform, Farbe und Beschaffenheit der Schale, Augenlage, Fleischfarbe, Stärke des Austreibens der Knollen auf dem Lager im Frühjahr usw. Über das Ergebnis dieser Beobachtungen, die in umfangreichen Tabellen nieder- gelegt sind, will ich im nachstehenden nnr einiges mitteilen. Art des Aufgangs der Pflanzen: Wii' haben bei unseren Be- obachtungen darauf geachtet, ob der Verlauf des Aufgangs bei den Nachkommenschaften innerhalb der einzelnen Bastardierungen ein sehr rascher, rascher, mittelrascher oder langsamer war, wobei sich das in nachstehender Übersicht enthaltene Resultat ergab. (Siehe die Tabelle auf Seite 299.) Die Zahlen zeigen, dass aus den Bastardierungen A, B und auch D, bei denen beide Eltern frischen, gesunden und wuchskräftigen Sorten angehören, ein viel höherer Prozentsatz rasch und energisch kommender Nachkommenschaften hervorging als aus den Bastardierungen C, E, F und 25/3, bei denen der eine Elter einer abgebauten Sorte angehörte. Blütenfarbe: Wie bei den Sämlingen der ersten Generation, so war auch bei den in Frage stehenden Sämlingen der zweiten Generation Einiges über Kartoffelzüchtung. 299 Bezeichnung der Bastardierungsgruppe Gesamt- zahl der Nach- kommen- schaften Zahl der Nachkommenschaften mit sehr raschem raschem mittel- raschem lang- samem Aufgang der Pflanzen Prozentsatz der Nach- kommen- schaften mit raschem bis sehr raschem Aufgang Switez 9 X Industrie cT . . . B Industrie 9 X Switez cf' . . . C Industrie 9 X Wurstkartoffel cT D Switez 9 X Blochinger (f . . E Wurstkartoffel 9 X Switez (f . F Switez 9 X Wurstkartoffel d . 25/3 Switez 9 X Münchinger (f . . 6 2 4 0 0 9 4 5 0 0 30 1 10 4 15 27 2 18 1 6 14 0 4 1 9 159 3 71 41 44 20 1 8 3 8 100 100 37 74 29 47 45 innerhalb der verschiedenen Bastardierungen Einheitlichkeit in der Blütenfarbe nicht zu erkennen, wie folgende Zusammenstellung ergibt. Bastar- Zahl der blühen- den Nach- kommen- schaften Zahl der Nachkommenschaften mit der Blütenfarbe Zahl der Nach- kommen- schaften, die Knospen abwerfen dierungs- gruppe weiss lila Hauch heU- lila Hla, Spitzen weiss lila hell- violett violett, Spitzen weiss violett A B C D E F 25/3 6 8 31 25 13 118 13 0 1 12 0 1 32 4 0 0 3 0 0 0 0 1 3 1 8 2 46 4 0 1 0 0 0 0 0 5 0 1 17 10 39 5 0 0 1 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 2 0 0 0 1 0 0 0 13 0 0 0 0 Wir sehen also, dass bei keiner einzigen Bastardierung Ein- heitlichkeit in der Blütenfarbe herrschte. Bei einzelnen Bastardierungen, wie z. B. bei B und F, schwankte die Blütenfarbe von „weiss" bis zu „violett". Beschaffenheit von Stengel und Blatt, sowie \yuchs: Auch in bezug auf diese Eigenschaften zeigten sich Verschiedenheiten. Im grossen und ganzen hatten zwar die Nachkommenschaften innerhalb einer Bastardierung einen bestimmten Charakter des Krautes und des "Wuchses; doch Hessen sich auch hier nicht unbeträchtliche Abweichungen 300 Wacker: konstatieren. Bei der Bastardierung Switez 9 X Industrie cf und um- gekehrt Industrie 9 X Switez d zeigten fast alle Nachkommenschaften hellgrünen, starken, meterhohen Stengel, mittelgrosses, dunkelgrünes Laub und aufrechten Wuchs. Einzelne Nachkommenschaften wiesen aber auch kleines Laub oder hellgrünes Laub oder liegenden Wuchs auf. Industrie 9 X Wurstkartoffel d ergab in der Hauptsache violett angelaufene, starke Stengel, kleines, dunkelgrünes Laub und etwa zur Hälfte mehr aufrechten, zur Hälfte mehr liegenden Wuchs, auch sah man hier bei einigen Nachkommenschaften Neigung zur Rollkrankheit. Auch Ausnahmen kamen vor. Ähnliche Verhältnisse herrschten natürlich auch bei den Nachkommenschaften der übrigen Bastardierungen. Beschaffenheit der Knollen: Hinsichtlich des Gewichts der Knollen pro Stock ist zu sagen, dass bei den vorliegenden Bastar- dierungen ohne Ausnahme viel grössere Kuollengewichte sich ergaben als bei allen bisherigen Zuchten. Während wir bei früheren Zuchten über 600 g Gesamtknollengewicht pro Pflanze kaum hinauskamen, erzielten wir diesmal eine so grosse Zahl Pflanzen mit hohen Gesamt- kuollengewichten, dass wir bei der Auslese kaum einmal unter das Gesamtknollengewicht pro Pflanze von 600 g herunterzugehen brauchten. Viele Stauden erreichten Gesamtknollengewichte von über 1000 g. wie folgende Übersicht zeigt. Bezeichnung Gesamtzahl der Zahl der Stöcke mit der zur Weiterzucht mehr als 1000 g Ge- Bastardierungs- ausgesuchten samtknollengewicht gruppe Stöcke pro Pflanze A 45 22 B 49 28 C 142 55 D 86 8 E 21 5 F 259 46 25/3 27 4 Auch Gesamtknollengewichte von über 1800 g und 1900 g waren keine Seltenheit. Die Pflanze F 74/2 brachte sogar ein Gesamtknollen- gewicht von 2000 g. In bezug auf Farbe und Beschaffenheit der Schale, Lage der Augen, Fleischfarbe und Knollenform herrschte wohl auch ein gewisser Grundcharakter innerhalb der Nachkommen- schaften der einzelnen Bastardierungen vor, aber auch hier waren, wie nicht anders zu erwarten, Abweichungen zu konstatieren. Selbst inner- halb der Nachkommen ein und desselben Stockes Hessen sich mit Sicherheit Variationen feststellen, wofür ich einige Beispiele anführen möchte. In der aus 13 Einzelpflanzen bestehenden Nachkommenschaft I Einiges über Kartoffelzüchtung-. 301 von A 1 zeigten die Knollen von 11 Pflanzen eine einheitlich gelbe Schale, 2 Pflanzen dagegen eine gelbe Schale mit deutlich sichtbarem violetten Hauch. Von den 8 Nachkommen von C 28 hatten 6 eine gelbe, rot durchwachsene Fleischfarbe, 2 aber eine einheitlich gelbe. Bei F 76 war die Knollenfleischfarbe der einen Pflanze einheitlich gelblich-weiss, diejenige der Schwesterpflanze aber gelb mit roter Einlagerung. Sehr häufig kamen innerhalb einzelner Nachkommenschaften sowohl bei Schalen- als auch bei Fleischfarbe Farbenverstärkungen bzw. Ab- schwächungen vor, z. B.: rote Schalenfarbe bei vorherrschend rosa- farbenener Schale oder weissgelbe Fleischfarbe bei vorherrschend weissem Fleisch bzw. sattgelbe Fleischfarbe bei vorherrschend weissgelbem Fleisch. Ähnliche Beispiele Hessen sich auch bezüglich der sonstigen Knollen- eigenschaften wie Beschaffenheit der Schale, Augenlage, Grösse und Form der Knollen, Austreiben auf dem Lager im Frühjahr usw. anführen. Die Sämlinge zweiter Generation aus den im Jahre 1913 vor- genommenen Bastardierungen haben also sehr befriedigende, zu weiteren Hoffnungen berechtigende Ergebnisse erzielen lassen. Wir haben daher auch im laufenden Jahre 1916 aus jeder Bastardierung, namentlich aber aus den Bastardierungen C und F, eine grössere Anzahl Stämme mit je mehreren Stöcken mit deren Knollenertrag zum Anbau gebracht. Es wurden zur Weiterführung der bezüglichen Individualauslese bestimmt: aus Bastardierung A 6 Stämme mit zus. 45 Pflanzen mit zus. 580 Knollen 51 J5 X) O „ „ D 1 ^ 55 » üi < „ „ F43 „ „ 55 55 25/3 11 ,, „ Wie ersichtlich, haben wir aus den Bestardierungen F (Switez 9 X Wurst d") und C (Industrie 9 X Wurst d) am meisten Pflanzen zur Weiterzucht ausgesucht. Wir hoffen gerade bei diesen Bastardierungen, bei denen Pflanzen wuchskräftiger Sorten als Mutter und die Sorte Wurst als Vater Verwendung fanden, am ehesten zu Ergebnissen zu gelangen, die als Ersatz für die alte Wurstkartoffel dienen können. Bei der Ernte des nun doch ziemlich umfangreichen Anbaues der Säm- linge dritter Generation im Herbst 1916 gedenken wir nun einen reich- gedeckten Tisch guten Zuchtmaterials vor uns zu haben, um alles, was den Wünschen nicht entspricht, ausmerzen und nur wirklich Brauch- bares zur Weiterzucht beibehalten zu können. Während nun also unsere seitherigen Versuche der Kartoffelzüchtung ohne Anwendung der Bastar- dierung regelmässig erfolglos endigten, berechtigt die von uns zuletzt eingeschlagene Methode zu den besten Hoffnungen. Die Methode der Bastardierungszüchtung, bei der wenigstens der eine Teil der künstlich 49 55 „ 546 142 >! „ 1559 86 55 5, 722 21 55 „ 206 259 55 „ 3088 27 5-, ,. 255 302 Wacker: Einiges über Kartoffelzüchtung. gepaarten Eltern einer gesunden, wuchskräftigen, ertragreichen Sorte angehört, bietet also viel mehr Aussicht auf Erfolg als die frühere Methode der Züchtung neuer Kartoffeln, die in einer blossen Anzucht von Kartoffeln aus Samen abgebauter Sorten bestand. 7. Zusammenfassung. Aus den in vorstehendem zur Darstellung gebrachten Versuchen der Neuzüchtung von Kartoffeln aus Samen möchte ich folgendes noch besonders herhorheben: 1. Die in Züchterkreisen bekannte Erscheinung, dass durch die blosse Anzucht von Sämlingen aus Samen nicht bastardierter Kartoffeln eine Verbesserung der Sorte nicht zu erwarten ist, haben auch unsere Versuche aufs deutlichste bestätigt. Die bei solcher Zuchtmethode er- haltenen Sämlinge zeigen zwar wohl in den ersten Generationen ein üppigeres Wachstum und erwecken den Anschein, als ob dnrch die ge- schlechtliche Fortpflanzung eine Verbesserung der Sorte eingetreten wäre, doch schon nach etwa 3 — 4 jährigem Anbau gehen die Sämlinge zurück und liefern schliesslich einen geringeren Ertrag als die Mutter- sorte selbst. Diese Erscheinung des Zurückgehens der Sämlinge in den späteren Generationen haben wir nicht bloss bei alten, abgebauten Land- sorten, wie Münchinger und Unterländer AVurstkartoffel, sondern auch bei neueren Sorten mit grosser Lebensenergie, wde Switez, Bohun, Alma usw., beobachten können. 2. Dagegen ist bei der Züchtung durch Bastardierung entschieden ein Fortschritt zu erzielen, und zwar namentlich dann, wenn die mit- einander gepaarten Eltern frischen, gesunden, wuchskräftigen Sorten an- gehören. Bestimmte Eigenschaften, die bei der einen Sorte schwach entwickelt sind, müssen bei der andern in besonders hohem Ausmaße vorhanden sein. 3. Da es sich bei den Kartoffeln stets nur um heterozj-gote Pflanzen handeln dürfte, so ist weder bei den Sämlingen künstlich bastardierter noch auch bei solchen nicht künstlich bastardierter Pflanzen in der ersten Generation Einheitlichkeit zu erkennen. Eine gewisse Übereinstimmung der Eigenschaften herrscht zwar fast immer unter den Sämlingen einer bestimmten Sorte oder Bastardierung, aber Abweichungen vom Gesamttypus in grösserem oder geringerem Grade sind doch stets vorhanden. 4. In den als vegetative Linien anzusehenden Sämlings - Nach- kommenschaften treten nicht nur die regelmässigen, individuellen kleinen, sondern nicht selten auch individuelle grosse Variationen auf, die volle Vererbung zeigen. Die Möglichkeit des Erfolgs einer Auslese bei vege- tativer Vermehrung wäre damit auch bei der Kartoffel in sichere Aus- sicht zu nehmen. III. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 1. Referate über Arbeiten in Zeitschriften, sowie über Dissertationen, dann Jahresberichte und Bulletins von Versuchsstationen. Einsendung von Abdrücken aller einschlägigen Arbeiten erbeten. Einige Herren haben sich in liebenswürdiger Weise bereit erklärt, für einzelne Länder oder bestimmte sachliche Gebiete die Sorge für Erstattung von Eeferaten ganz zu übernehmen. Für 1916 sind derartige Vereinbarungen getroffen worden mit: Professor Dr. H. Nilsson - Ehle - Lund: Pflanzenzüchtung, Schweden. — Prof. Dr. Gran, Universität Kristiania: Pflanzenzüchtung, Norwegen. — Konsulent E. Lindhard-Tystofte pr. Tjaereby: Pflanzen- züchtung, Dänemark. — Dr. H. P 1 ah n-Appi an i -Aschersleben, Heinrich- strasse 8: Zuckerrübenzüchtung in Deutschland und Österreich. — (Königl. landw. Botaniker A. Howard-Pusa (Bihar), Indien: Pflanzen- züchtung, Indien.^) — Direktor A. v. Stebutt der Versuchsstation Saratow, Eussland: Pflanzenzüchtung, Russland.) — Direktor van der Stok-Buitenzorg (Java): Pflanzenzüchtung, Java. — Dr. Th. Römer-Bromberg, Kaiser Wilhelms-Institut: Pflanzenzüchtung, Gross- britannien. — Direktor E. Grabner-Magyarövär: Pflanzenzüchtuug, Ungarn. Für die hier nicht genannten Gebiete sind zunächst Autoreferate sehr erwünscht, wenn solche innerhalb acht Tagen nach dem Er- scheinen der Arbeit abgesendet werden. Die Referate sind entweder als Autoreferate gekennzeichnet oder von dem betreffenden Referenten gezeichnet; von dem Redakteur er- stattete bleiben ungezeichnet. ^) Nach freundl. Mitteilung werden Referate weiter erstattet, können aber wegen eines Verbotes der Regierung jetzt nicht gesandt werden. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. IV. 20 304 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Bateson, W. u. Pellew, C. Outlie Geuetics of „Rogues" among Culinar}- Peas (Pisiim sativum).^) (Journal of Genetics 1915, 5. Bd., S. 13 — 36.) Verfasser berichten über Versuche betreffs Auftretens von Einzelpüanzen, die erheblich vom Typ der Erbsensorte abweichen. Benutzt wurden die Sorten Non plus ultra, Early Giant, Duke of Albany. Die Varianten unterscheiden sich durch schmäleres, steiferes und weniger marmoriertes Blatt und durch charakteristische Aufwärtskrümmung der Hülsenenden längs der Naht. In seltenen Fällen erweisen sie sich steril. Die erste Annahme, dass diese Varianten mechanische Bei- mengungen seien, erwies sich als ebenso falsch wie die Auffassung der Varianten als Kreuzungsfolgeu. Zunächst erwies Kornauslese, dass aus grossen Samen weitaus weniger derartige Varianten erwachsen als aus mittelgrossen und kleinen Samen. Vollkommen typische Pflanzen liefern gelegentlich solche Varianten, die in einzelnen Stämmen (Early Giant) durch Zwischenformen mit dem Typ in Verbindung stehen. Die Nach- kommen der abweichenden Individuen sind ausschliesslich gleich den Eltern, die Variationen also vollkommen konstant. Die Zwischenformen zwischen dem Typ der Sorte und den Sprungvariationen vereinigen in sich Merkmale beider und liefern Nachkommenschaften, die sich in wechselndem Verhältnis aus typischen und abweichenden Pflanzen (jedoch vorwiegend aus letzteren) zusammensetzen. Sie liefern einen deutlich und wesentlich höheren Prozentsatz vollkommener Sprungvarianten als vollkommen typische Mutterpflanzen. Künstliche Kreuzungen zwischen typischen und abweichenden Individuen ergeben ausnahmslos Pflanzen, die ausgewachsen vollständig den Charakter der Sprungvarianten auf- weisen, auch wenn sie, was nicht selten, in der ersten Entwicklungs- periode typisch erscheinen. Es ist ohne Einfluss, ob die abweichende Form als 9 oder d verwendet wird. Die Fg dieser Kreuzungen erwies sich vollkommen einheitlich, gleich den Sprungvariationen, von denen ausgegangen war; sie umfasst insgesamt 940 Pflanzen. Auch in der 3. Generation (Pflanzenzahl ?) ist nicht eine Pflanze gefunden worden, die dem Typ der Ausgangssorte entspricht. Kreuzung zwischen Sprungvarianten liefert eine 1. Generation (64 Pflanzen), die in den ersten Wochen den abweichenden Charakter der Pflanzen erkennen lässt und ausnahmslos beibehält. Besonders hervorzuheben ist, dass in allen Fällen die übrigen Merkmale, z. B. Kornfarbe normal nach Mendel spalten. Diese eigentümlichen Vererbungserscheinungen finden vorläufig weder bei Pflanzen oder Tieren eine Parallele noch eine zuverlässige Erklärung durch die bisherigen Zuchtversuche. Die Verfasser glauben an die Möglichkeit, dass in der Verbindung normal X abweichend oder ') Über die Erblichkeit von Sprungvariationen bei Erbsen. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüclitung. 305 reziprok, also im heterozygoten Zustand, während der ersten Entwicklungs- stadien diejenigen Teile des Keimplasmas zugrunde gehen, die normale Entwicklung bedingen und fassen die Sprungvarianten im Sinne der Presence-Absence-Theorie als Individuen auf, in deren Vererbungssubstanz Faktoren fehlen, die bei normalen Individuen vorhanden sind. Das erste Auftreten der Sprungvariationen ist nach ihnen die Folge des Zusammentrittes einer normalen Geschlechtszelle mit einer solchen, in deren Keimplasma aus irgend einem Grunde Teile in Verlust geraten sind. Die Sachlage ist durch die vorliegenden Versuche noch nicht genügend geklärt. Die Versuche werden fortgesetzt. Th. Roemer. Cohen Stuart, C. Sur le developpement des cellules genera- trices de Camellia Theifera (Griff.) Dyer.^) (Annales du Jardin Bot. de Buitenzorg 2. Serie XV, S. 1—22, 1916. 3 Tafeln.) Bei drei Individualauslesen von Tee wurde die Bildung der Geschlechtszellen studiert. Die Haare, welche einen Teil der Ovarien bedecken, hinderten zuerst die Herstellung guter Schnitte und es gelangen solche erst nach Entfernung der Oberhaut an der Seite, an welcher das Mikrotommesser angriff. Die Bildung des Pollens erfolgt normal, die reduzierte Chromo- somenzahl ist 15. Einzelne Pollenkörner sind verkümmert, 1—3 in einer Tetrade; vor der Tetradenbildung ist keine Unregelmässigkeit festzustellen. Die Bildung des Embryosackes erfolgt bei Tee nicht aus einer der Tetradenzellen, sondern aus der Embryosackmutterzelle selbst, durch 3 aufeinanderfolgende Teilungen. Der befruchtete Eikern ruht längere Zeit, bevor er den Embryo bildet, Endosperm wird reichlich gebildet. Embryosackmutterzellen kommen gelegentlich in Zwei- und Dreizahl vor. Die bei Tee oft recht bedeutende Unfruchtbarkeit ist nicht auf Mangel an zeugungsfähigem Pollen, sondern auf Prädisposition, die in Ausbildung einer geringen Zahl von normalen Samenknospen zum Ausdruck kommt, zurückzuführen. Die Ursachen der Wirkungs- losigkeit der Selbstbestäubung sollen noch weiter untersucht werden. Crane, M. Heredity of Types of Inflorescence and Fruits in Tomato.2) (Journal of Genetics 1915, 5. Bd., S. 1—12). Bericht über die Bastardierung der Tomatensorte Wunder von Italien (reich ver- zweigter Blütenstand, viele, kleine, zweifächrige, längliche Früchte) X Listers Prolific („einfacher", d. h. wenig verzweigter Blütenstand, wenig, vielfächrige, runde Früchte). In 1. Generation (16 Pflanzen) war der einfache Blütenstand vollkommen dominant, in Fg findet Spaltung annähernd dem Verhältnis 3:1 statt (im Jahre 1913: 41:12 und 1914: 43:7). Die zu geringe Zahl von Pflanzen mit reich ver- zweigtem Blütenstand im Jahre 1914 will Crane mit geringerer Lebens- ^) Über die Entwicklung der Geschlechtszellen von Camellia Theifera. ^) Vererbung des Charakters des Blutenstandes und der Früchte bei Tomaten. 20* 306 Neue Erscheiuung-en auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. fäliigkeit dieser Samen (da 1 Jahr lang Sanienrnhe) erklären. (?Ref.); in Fg züchten die Pflanzen mit reich verzweigtem Blutenstand rein weiter. Die Früchte der 1. Generation sind konisch (intermediär) und zweifächrig; die Spaltungsverhältuisse in Fg sind wegen zahlreicher Übergänge schwer genau festzustellen. Lange Form der Frucht erscheint mit Zweiiächrigkeit korrelativ verbunden und andererseits kurze, runde Form mit einfachem Blütenstand. Auffallend ist, dass die bisher be- schriebenen Tomaten -Bastardierungsversuche unberücksichtigt bleiben. Th. Roemer. Fruwirth, C. Beiträge zu den Grundlagen der Züchtung einiger landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. V. Gräser. (Natur- wissenschaftliche Zeitschrift für Forst- und Landwirtschaft XIV, 1916, S. 127 — 149.) Es w^urden bei den wichtigeren Kulturgräsern Einzel- heiten der Blüh- und Befruchtungsverhältnisse untersucht und bezügliche Versuche angestellt. Von den Ergebnissen der Versuche bezüglich der Blühverhältnisse sei hervorgehoben, dass diese Versuche zeigten, dass Wärme die weitaus einschneidendste Wirkung hat, so dass bei ungenügender Wärme ein Aufblühen überhaupt nicht erfolgt, während bei ausreichender Wärme und gänzlichem Fehlen von Licht das Aufblühen nur etwas hinausgeschoben wird. Reichliche Luftfeuchtigkeit hindert das Auf- blühen nicht, wenn sie auch das Aufspringen der Beutel verzögert. Das unter normalen Verhältnissen spärliche Blühen in der Mittagszeit ist neben dem bei günstiger AVitterung zu dieser Zeit bereits vorhandenen Mangel an blühreifen Blüten der zurzeit geringeren AVasserzufuhr und stärkeren Verdunstung zuzuschreiben, welche ungenügende AVassermengen für das Schwellen der Schwellkörper zur Verfügung stellen. Aus den Versuchen zu den Befruchtungsverhältnissen sei hervorgehoben, dass Versuche mit Teilhorsten, die von einer Pflanze gewonnen wurden und zusammen eingeschlossen waren, in einer Anzahl von Fällen bei ver- schiedenen Gräsern gute Ergebnisse bezüglich Bildung keimfähiger Früchte lieferten, in einem Fall aber von 297 Teilhorsten von franzö- sischem Raygras, die auf einer Fläche von 47 qm in Abständen von 40 : 40 cm standen, nicht ein keimfähiges Früchtchen gebildet wurde. Es lag demnach in diesem Fall vollkommenste Selbststerilität vor, da die Geschlechtsorgane, wie Untersuchung des Pollens und Versuche mit Bestäubung mit Pollen fremder Individuen von französischem Ray gras zeigten, normal ausgebildet waren. Autoreferat. Haenlcke, A. Vererbungsphysiologische Untersuchungen an Arten von Penicillium und Aspergillus. (Zeitschrift für Bo- tanik 1916, VIII, S. 225—343.) Während für Bakterien eine grosse An- zahl von Versuchen vorliegt, erbliche Abänderungen durch äussere Ein- wirkungen hervorzurufen, wurde bei Fadenpilzen nur von Hansen und S Chi e mann in dieser Richtung gearbeitet. Verf. hat nun auch bei Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 307 Fadenpilzen und zwar bei Penicillium glaucum f. H., ein dem P. Roque- fortii Westl. nahestehendes Penicillium, und Aspergillus niger und A. flavus Versuchsreihen beobachtet. Bei den Versuchen kam nur asexuelle E"'ort- pflanzung in Frage. Es wurde je eine asexuell erhaltene Generation verschiedenen Einwirkungen: Giften, hoher Temperatur, verschiedener Zusammensetzung und Konzentration der Nährlösung ausgesetzt und die weiter folgenden asexuell erhaltenen Generationen beobachtet. Es wurden durch die Einwirkungen Abänderungen erzielt, die erstens sofort zurück- schlugen, zweitens zunächst zurückschlugen, später sich konstant er- hielten, drittens durch einige Generationen oder eine grössere Zahl von Generationen oder alle beobachteten 30—40 Generationen hindurch unter verschiedenen Kulturbedingungen konstant blieben, viertens weitere Ab- änderungen zeigten, fünftens in einzelnen Generationen die Abänderungen erhielten, in anderen zwischenliegenden nicht. Die Abänderungen traten im einzelnen Fall häufig, in der Mehrzahl der Fälle selbst bei allen Köpfchen auf. Es sind daher die gefundenen Abänderungen, was die Erb- lichkeit betrifft, nur zum Teil in die bei höheren Pflanzen angenommenen Arten: Modifikationen und Variationen einzureihen, und sie entsprechen, soweit sie sich in folgenden Generationen erhalten, durch die grosse Häufigkeit ihres Erscheinens auch nicht den Mutationen. Sie lassen sich auch — von gelegentlich unerklärten Ausnahmen abgesehen — immer wieder durch dieselbe Einwirkung hervorrufen. Konstante Ab- änderungen Hessen sich auch durch verschiedenartige Einwirkung nicht in veränderliche umwandeln. Die hauptsächlich beobachteten Abände- rungen waren: verschiedene Färbungen der Konidiendecken. Daneben fanden sich aber auch physiologische Veränderungen und gelegentlich auch morphologische bei Konidienträgern und Sporen. Hallqvist, C. Stocklöpningen hos foderbetor och dess ned- bringande.i) (Weibulis Ärsbok 1916, Heft 3, S. 9—12.) Familien- züchtung mit der verhältnismässig stark stocklaufenden Sorte Särimner haben deutlich gezeigt, dass Stocklaufen, d. h. Einjälirigkeit, nicht nur von äusseren Verhältnissen, sondern auch von erblichen Anlagen bedingt ist. Es wurde eine Anzahl von Individualauslesen getrennt, die 1913 sehr verschiedenen, von 0,0 — 26,5 % sich erstreckenden Stocklaufergehalt auf- wiesen, während der durchschnittKche Stocklaufergehalt der Muttersorte 6,7 ^Iq betrug. Von einigen dieser Auslesen wurde 1915 je eine Reihe von Nachkommenschaften ausgelesener Pflanzen angebaut, so dass Fa- milien entstanden. Mit einer Ausnahme ergab dabei jede wenig stock- laufende Individualauslese eine Reihe wenig stocklaufender Nachkommen- schaften. So ergab z. B. eine Linie mit 0,0 °/o (im Jahre 1913) eine Reihe von Nachkommenschaften, deren Stocklaufergehalt im Jahre 1915 von 0,0 ^) Das Stocklaufen (= Auf schiessen) bei den Futterrüben und das Herunterbringen desselben. 308 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung'. bis 1,3 ^Iq schwankte, während die ältere Vergleichssorte in verschiedenen Parzellen zwischen 12,3 und 16 ^/q variierte. Durch fortgesetzte Auslese lässt sich also das Stocklaufen zweifellos in hohem Maße beseitigen. N.-Ehle. Halsted, A. Study of the influence of pod position upon viability and vigor of seedlings. ^) (New Jersey Station. Report from 1914, S. 317 — 321.) Die kräftigsten Pflanzen wurden erhalten, bei Sojabohne, Erbse und Vigna, aus Samen, die in der Mitte der Hülse Sassen, die dürftigsten aus Samen vom Stielende. Bei Limabohne die kräftigsten aus Samen von dem äusseren Ende der Hülsen, immer schwächere aus Samen gegen das Stielende zu. Mais lieferte die kräftigsten Pflanzen aus Körnern der Kolbenmitte, dann der untersten Enden, dann der Spitze. (Siehe Referat Lacy in Heft 2 dieses Jahr- ganges.) Henkels, H. Die Kreuz- und Selbstbefruchtung und die Vererbungslehre. (Recueil des travaux botaniques Neerlandais XH, 1915, S. 278 — 339.) Arten in dem Sinne, in dem sie gewöhnlich aiif- gefasst werden, können enthalten: 1. isogene (gleichveranlagte) Homo- zygoten (Pflanzen, die rein vererben), 2. nicht isogene Homozygoten, 3. isogene Heterozygoten, die nach 1, 2, 3 usw. Merkmalen spalten, 4. nicht isogene Heterozygoten, 5. verschiedene Homo- und Heterozygoten. Es wurde — nui' für je ein Individuum — betrachtet, wie bei ge- schlechtlichen Zusammentritten die erste Generation nach solchen in diesen 5 Fällen aussieht und wie die folgenden aussehen. AVeiter wurde durch Berechnung ermittelt, wie Populationen beschaffen sind, wenn 1. Selbstbestäubung (Selbst- und Nachbarbestäubung) erfolgt und die Pflanzen sich in 1, 2, K Anlagenpaaren voneinander unterscheiden, 2. nur oder fast nur Fremdbefruchtung erfolgt (x Selbst- gegen y Kreuz- bestäubungen) und auch ein Unterschied in 1, 2, K Anlagenpaaren vor- handen ist, 3. nur Kreuzbestäubung erfolgt. Statt Kreuz- und Selbst- bestäubungsfolgen wird man mit Beziehung zur Vererbung heute besser unterscheiden: 1. volle Vererbung bei Vermehrung (ungeschlechtlicher Fortpflanzung) und Fortpflanzung bei isogenen Homozygoten, sowohl bei Selbst- und Nachbarbestäubung solcher, wie bei Fremdbestäubung zweier solcher untereinander, 2. teilweise Vererbung bei Befruchtung zweier nicht isogener Homozygoten untereinander', bei Selbst- und Nachbar- befruchtuug von Heterozygoten und gegenseitiger Beh'uchtuug von Homo- mit Heterozygoten, oder von Heterozygoten untereinander oder von nicht isogenen Homozygoten untereinander. Der Verfasser wendet sich schliesslich gegen zwei Sätze der Blütenbiologie, jenem, der be- *) Untersuchungen über den Einfluss des Hülsensitzes auf die Kräftigkeit der aus den Samen dieser Hülsen erwachsenden Keimpflanzen. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 309 sagt, dass Selbstbestäubung schädlich sei und die Kreuzbestäubung kräftigere Pflanzen liefert und jenem, der behauptet, dass der Bau der meisten Blüten Fremdbestäubung begünstigt, Selbstbestäubung verhindert. Er will den ersten ersetzt wissen durch: „Bei Pflanzen, welche in der Natur sich durch Selbstbestäubung fortpflanzen, wirkt Kreuzung nicht oder wenig vorteilhaft; bei Pflanzen, bei welchen in der Natur ziemlich regelmässig auch Kreuzbestäubung vorkommt, wirkt eine Selbstbestäubung schädlich" und er will an die Stelle des zweiten setzen: „Blüten, welche so eingerichtet sind, dass Selbstbestäubung stattfinden kann, sind darauf angewiesen, Blüten, bei welchen wegen Diklinie, Dichogamie oder Herkogamie keine Selbstbestäubung stattfinden kann, sind für Be- stäubung durch andere Blüten gebaut. Sie sind entweder gebaut für Bestäubung durch den Wind oder für Bestäubung durch Insekten". Er geht bei den Forderungen nach Ersatz der zwei Sätze einerseits von den oben erwähnten Erörterungen und Berechnungen über die Zusammensetzung von Populationen, andererseits von den Versuchs- ergebnissen von Shull mit Mais und von East und Hayes mit Tabak aus und folgert aus den letzteren: „Homozygoten sind nicht alle gleich kräftig, es gibt mehr oder weniger kräftige. Heterozygoten sind gleich- falls nicht alle gleich kräftig, doch im allgemeinen sind sie kräftiger als die Homozygoten. Die am meisten heterozy gotischen Pflanzen sind die kräftigsten. Heribert -Nilsson, N. Framställning och pröfning af nya potatissorter.i) (Weibulls Ärsbok 1916, Heft 2, S. 3—7. 2 Abbild.) Kurzer Bericht der ersten Ertragszahlen einiger Neuzüchtungen, die aus einer sehr grossen Anzahl von Samenpflanzen (aus Bastardierungen gezogen) ausgelesen worden sind. Je nach den angewandten Elternsorten scheinen verschiedene Bastardierungen in praktischer Hinsicht sehr verschieden aus- zufallen. Nebenbei wird bemerkt, dass die starke Variation bei ge- wöhnlicher Samensaat einer Sorte (ohne Bastardierung) nicht nur darauf beruht, dass die Sorte Bastardnatur hat, sondern auch darauf, dass in den Versuchen des Verfassers mehrere Eigenschaften der Kartoffel- pflanze, wie rote Knollenfarbe, nur heterozygotisch realisierbar sind. Eine bei Samensaat konstant (homozygotisch) rotknollige Sorte zu er- halten, hat sich in den Versuchen des Verfassers als unmöglich er- wiesen. N.-Ehle. Hoshino, Y. On the inheritance of the flowering time in peas and rice. ^) (Journal of the collegue of agriculture Tohoku Im- perial University Sapporo 1915, S. 229 — 288. 5 Tafeln.) Die Versuche wurden bei Erbsen mit den Formen verbesserte Zwerg (frühblühende ^) Züchtung und Prüfung neuer Kartoffelsorten. ■^) Über die Vererbung der Blühzeit bei Erbsen und Reis. 310 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Form von Pisum sativum), Mans (frühblühende Pisum sativum) und fran- zösische langhülsige (spätblühende Pisum arvense), bei Reis mit Kuro Bozu (spätblühende Form von Oriza glutinosa) und Akage (frühblühende Oriza sativa) ausgeführt. Als Blühzeit wui'de bei Reis das Ausschossen der Rispen fixiert, v. Tschermak hatte bei Erbsen und Blühzeit zwei Anlagenpaare angenommen, Punnet und Bailey bei Hühnern und Ge- wicht deren vier. Beide stehen auf der von Nilsson-Ehle aufgestellten H3i30these der Anlagenmehrzahl für je eine Eigenschaft. Auf diesem Standpunkt steht auch der Verfasser. Verf. fand bei Erbsen und Reis die Blühzeit der ersten Generation nach Bastardierung nicht als Mittel- bildung, sondern der Blühzeit des einen Elters genähert und zwar bei Erbsen dem später, bei Reis dem früher blühenden Elter. Der Um- fang der Variabilität der Familien in der 7, Generation erstreckt sich über den Umfang der Variabilität beider Elter zusammen. Individuen mit reiner Mittelbildung sind sehr selten, fehlen selbst mitunter, während bei gewöhnlicher Variabilität solche in der Mehrzahl vorhanden sind. Eine Erklärung der Vererbung der Blühzeit bei Erbsen ist möglich durch Annahme von zwei mendelnden Anlagen von verschiedener AVirkung und einer Unreinheit der Geschlechtszellen, die durch die Bastardierung ver- ursacht wird, aber ihrer Art nach nicht genügend bekannt ist. Von den zwei Anlagenpaaren bewirkt A die Blühzeit des spätblühenden Elters, a die Blühzeit des frühblühenden Elters, B eine um einige Tage verfrühte Blühzeit des spätblühenden Elters, b eine um einige Tage verspätete Blühzeit des frühblühendeu Elters. B ist hypostatisch zu A, a epistatisch zu b. Bei Reis dürften drei Anlagenpaare vorhanden sein. Blühfarbe und Blühzeit sind bei Erbsen korrelativ miteinander verbunden; die eine der zwei Anlagen für Blühzeit ist korrelativ verbunden mit der Anlage für violette Blütenfarbe. In der Sorte französische langhülsige wurde weiter während der Beobachtung festgestellt, dass zw^ei Linien vor- handen sind, deren Blühzeit sich verschieden verhält. Johannsen, W. Tilsyneladende arvelig Selektionsvirk- ning.^) (K. Danske Vidensk. Selsk. Forh. 1915, S. 285 — 291.) Von 1903 — 1907 einschliesslich war vom Verfasser bei Lerchenbörg- Gerste eine Auslese nach starker und geringer Schartigkeit vorgenommen worden, und es war je immer die Nachkommenschaft jeder Auslesepflanze ge- trennt gehalten worden. Von 1908 ab wurden beide Individual- Auslesen zwar weitergeführt, aber nur bei Massenauslese. 1912 zeigte nun die Minusauslese ein Schartigkeits - Prozent von 36,59, die Plusauslese ein solches von 41,84. Dass nicht eine Wirkung der Auslese vorlag, sondern dass in der Plusauslese eine spontane Variation eingetreten sein musste, schliesst Verfasser daraus, dass die Individuen dieser Plusauslese eine ^) Eine scheinbar erbliche Selektionswirkung. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 311 zweigipflige Varianteuverteilimg aufweisen und die Pflanzen der Plus- auslese mit kleinen Schartigkeits-Prozenten den Pflanzen der Minusaus- lese gleich waren. Kajanus, B. Redogörelse för försöksarbelet med foder- ärter och kokärter ä Weibullsholm 1914 — 1915.^) (AVeibulls Ärsbok 1916, Heft 1, S. 8—14.) Seit 1909 wurde Erbsenzüchtung mit dem Resultate betrieben, dass 1914 bei Weibullsholm von Futtererbsen 21, von .Kocherbsen 8 neue Pedigreestämme in Ertragskonkurrenz mit repräsentativen Handelssorten kamen. Unter den Neuzüchtungen der Futtererbsen ist eine aus der dänischen Glaenöerbse getrennte, unter dem Namen „Monopolerbse" jetzt auf den Markt gebracht; ihr mittlerer Kornertrag für die beiden Prüfungsjahre 1914 — 1915 war erheblich höher als jener der Muttersorte und etwas höher als jener der besten der anderen versuchten Handelssorten. Auch als Grünfuttersorte steht die Neuzüchtung verhältnismässig hoch. Nebst dieser sind auch andere der Neuzüchtungen, bei den Futtererbsen durch gleichzeitig hohen Korn- und Gemüseertrag, bei den Kocherbsen durch Frühreife und hohen Kornertrag bemerkens- wert; diese werden vorläufig vermehrt, bis weitere Versuchsresultate vorliegen. N.-Ehle. Kalt, B. Ein Beitrag zur Kenntnis chlorophylloser Ge- treidepflanzen. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Band IV, Heft 2, S. 143—150. Klebs, G. Die Veränderlichkeit und Erblichkeit. (Neujahrs- gabe der Universität Heidelberg für ihre im Felde stehenden Studenten. 1916, S. 57—80.) Die Ergebnise der Forschung über Variabilität und Vererbung werden in klarer Weise zur DarsteUung gebracht; in erster Linie vom Standpunkt des Botanikers, aber auch mit Hinweisen auf die Verhältnisse im Tierreich. Die Entstehung neuer Formenkreise wird auf Mutabilität und Bastardierung zurückgeführt. Bei den Mu- tationen wird der Standpunkt des Verfassers in dem Satz zur Geltung gebracht: „Der Naturforscher wird nie anerkennen, dass eine Veränderung von selbst durch reine innere Vorgänge eintreten könne." Sichere Beweise für eine Vererbung erworbener Eigenschaften liegen nicht vor, als anscheinend sicher werden jene durch die Versuche von Schiemann mit Aspergillus und von Tower mit Leptinotarsa genannt. Die Bastar- dierungsgesetze werden an dem einfachen Beispiel der roten und weissen Blüte bei Erbse erörtert. Auf die Hypothese vom Vorhandensein und Fehlen wird dabei nicht eingegangen und daher auch Anlage für rot und Anlage für weiss angenommen. Ein Ausblick auf die Vererbung beim Menschen schliesst die Darlegung. 1) Bericht der Versuchsarbeiten mit Futtererbsen und Kocherbsen in Weibullsholm 1914—1915. 312 Neue Erscheiniingen auf dem Gebiete der Pflanzenzüclitung-. Koehler, 0. Über die Ursachen der Variabilität bei G-attungsbastarden von Ecbiniden. (Zeitschrift für induktive Ab- stämmlings- und Vererbungslehre XV, 1916, S. 1 — 295. 7 Fig.) Zeder- baur hat an dieser Stelle (Bd. II, S. 1) gezeigt, dass die Vererbung äusserer Merkmale bei Erbsenbastardierungen zwar nach Mendel ver- läuft, wenn gleichalterige Blüten bastardiert werden, dass aber die Valenz, also die Vererbungskraft ein Merkmal nach der gewöhnlichen Gesetz- mässigkeit auszuprägen, mit zunehmendem Alter der Blüten abnimmt. Nun werden in der vorliegenden Arbeit für die Bastardierung von zwei Seeigelarten, Strozgjdocentrotus lividus cT X Spaerechinus granularis 9 , also bei Gattungsbastardierung ähnliche Erscheinungen festgestellt, in- dem ein Einfluss des Alters der Gameten auf die Vererbung in der ersten Generation nach Bastardierung nachgewiesen wurde. Verfasser fand — verschieden von den Feststellungen Zederbaurs über den Einfluss des Alters der Blüten — , dass die Valenz mit dem zunehmenden Alter der Gameten zunimmt bis zu einem Maximalwert, dann wieder sinkt. Da es bisher überhaupt nicht gelungen ist, zweite Generationen von Seeigelbastarden zu gewinnen, erstreckte sich die Untersuchung des Verfassers auch nur auf Individuen der ersten Generation. Die Ver- erbung der in der ersten Generation aufgetretenen Unterschiede konnte daher nicht verfolgt werden. Dennoch kommt der Verfasser zu dem Schluss, diese Unterschiede als Modifikationen zu betrachten, denen also Vererbungsfälligkeit fehlt. So wie bei Zederbaur die Befruchtungs- fähigkeit alter Blüten jener junger nachstand, so war auch bei den Versuchen des Verfassers ein Einfluss des Gametenalters auch bei dieser Erscheinung vorhanden. Kuyper, J. Die Entwicklung des weiblichen Geschlechts- apparates bei Theobroma Cacao. (Rec. d. Trav. bot. Neerlandais 1914, S. 37 — 43.) Das Missverhältnis zwischen der Zahl der Blüten und der Zahl der Früchte, das bei dem Kakaobaum besteht, hat schon mehrfach dazu veranlasst, die Blüh- und Befruchtungsverhältnisse dieser Pflanze zu untersuchen. Verfasser geht dabei davon aus, dass. er die Entwick- lung des weiblichen Geschlechtsapparates untersucht. Die Samenknospen- bildung verläuft annähernd normal. Die Tetradenteilung ist eine normale. Nicht normal ist, dass die Antipolzelle schon vor der erfolgten Ver- einigung der Polkerne eintritt. Die Chromosomenzahl ist in den Ge- schlechtszellen 8, in den Körperzellen 16. Das Eindringen der Pollen- schläuche in den Embryosack ist noch nicht sicher festgestellt worden. Embryosäcke wurden oft später degeneriert gefunden. Vielleicht tritt parthenokarpe Entwicklung des Eikernes ein. Das Abfallen von Blüten, angeschwellten Fruchtknoten und jungen Früchten ist vielleicht auf Aus- bleiben der Befruchtung bei den betreffenden Blüten zurückzuführen. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 313 Leighty. Natural wheat rye hybrids. ^) (Journ. Amer. Soc. Agronomy 1915, S. 209 — 216. 2 Tafeln.) Aufgefundene Bastarde von Weizen X Roggen führt der Verfasser auf Bastardierung von Weizen- mit Roggenpollen zurück (erste Generation nach Bastardierung), da die Pflanzen in Weizenfeldern gefunden wurden und Roggenblüten mit Weizenpollen bestäubt keine Früchte liefern, auch in den Versuchen des Verfassers keine lieferten. Er erhielt bei 80 Bestäubungen von Roggen X Weizen keinen Erfolg, bei 172 Bestäubungen von Weizen X Roggen 4 Früchte. Ljung, E. Försök tili Petkuserrägens ytterligare föräd- ling.2) (Sveriges Utsädesförenings Tidskrift 1915, S. 107—129. 1 Abbild.) Die Züchtung des Petkuser Roggens bestand hier in isoliertem Anbau der Nachkommenschaften einer Reihe ausgelesener Pflanzen sowie in fortgesetzter Auslese innerhalb jeder dieser isolierten Individualauslesen zwecks Fixierung ihrer Eigenschaften. Die dabei erhaltenen neuen, ver- hältnismässig homogenen Individualauslesen wichen dann schliesslich voneinander ziemlich erheblich ab durch Ährentypus, Farbe und Form des Korns usw. Die Ertragsprüfung ergab, dass einige der neuen Individualauslesen geringeren, andere gleichen und höheren Ertrag als die Muttersorte ergaben. Die spezifische Ertragfähigkeit derselben stand in keiner Beziehung zu deren äusseren Eigenschaften: so war z. B. eine derselben mit sehr grossen, kräftigen Ähren, grossen, vollen Körnern und sehr festem Halm trotzdem dem Petkuser Roggen an Ertrag unter- legen. Die beste: Svalöfs Sternroggen, hat, wie es ausführliche Tabellen über die mehrjährigen, insgesamt 77 amtlichen Sortenversuche der ver- schiedenen Bezirke Schwedens zeigen, an Kornertrag den Petkuser Roggen durchschnittlich mit 4,9 ^/q geschlagen. Werden die Versuche mit guten, nicht zu leichten Böden für sich gehalten, ist die durchschnittliche Überlegenheit grösser, 8 %. Auch an Hektolitergewicht steht die neue Züchtung ausgesprochen voran. Ein besonderes Kapitel wird der Winter- festigkeit gewidmet; nach zahlreichen Angaben aus verschiedenen Gegenden ist diese die gleiche wie bei der Ursprungssorte. — Die weitere Verbesserung des Sternroggens wird teils durch fortgesetzte Selektion desselben, teils durch Kreuzung erstrebt. N.-Ehle. Luik, A. van. Een knopvariatie by aardappels.^) (Mitteil, des phytopathologischen Laboratoriums Willie Commelin Schölten.) An- lässlich von Untersuchungen über die Mosaikkrankheit der Kartoffel wurde bei der vegetativen Linie 7 der Sorte Zeeuwsche blaue im Jahre 1911 eine Pflanze gefunden, die sehr stark durch Mosaikkrankheit litt. ^) Spontane Weizen-Roggen-ßastarde. '■*) Versuche zur weiteren Züchtung des Petkuser Eoggens. ^) Eine Knospenvariation bei Erdäpfeln. 314 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Die Nachkommenschaft dieser Pflanze war bis auf eine Pflanze (0712) sehr stark erkrankt, und alle erkrankten Pflanzen gaben weitere Nach- kommen, die alle erkrankten. Das Verhalten der Pflanzen, die von der einen bezüglich "Widerstandsfähigkeit abweichenden Pflanze des Jahres 1912, und zwar dieser Pflanze 0712 abstammten, geht am besten aus einer Stammbaumübersicht hervor. 1912 1913 Nicht erkrankte Pflanze 75 erkrankte Pflanzen, nächste Nachkommen- schaft auch krank 1 Pflanze krank, mit 32 violetten und 3 weissen Knollen""! 1 Pflanze nicht krank, mit 21 roten und 27 I violetten Knollen 17 Pflanzen nicht krank, violette Knollen 1 1914 2 Pflanzen weisse Knollen, krank, 1 Pflanze weisse Knollen, nicht krank alle Pflanzen rote Knollen, mehr oder minder krank 8 Pflanzen violette Knollen, krank 19 Pflanzen violette Knollen, nicht krank Mandekic, V. Die Entwicklung und der jetzige Stand der Pflanzeuzüchtung in Kroatien. (Zeitschr. für Pflanzenzüchtung Bd. IV, Heft 2, S. 161—192.) Nilsson-Ehle, H. De senaste resultaten af hösthvete- förädlingen pä Svalöf. Svalöfs Pansarhvete och Fylgiahvete.^) (Sveriges Utsädesförenings Tidskrift 1915, S. 4—22. 3 Abbild.) Die Darstellung schliesst sich jener nahe an, die Verfasser in ,.Beiträge zur Pflanzenzucht" III, 1913 gegeben hat. Nach einem Rückblick auf die im Jahre 1908 vorliegenden Neuzüchtungen (Extra-Square head II, Sonneu- weizen) wird die fortgesetzte Kombinationsarbeit beschrieben, um Ertrags- fähigkeit, Winterfestigkeit, Resistenz gegen Gelbrost, Halmfestigkeit, Frühreife und Kornqualität in immer besserer Weise zu vereinigen und den Mittelertrag dadurch zu steigern. Die besten daraus erhaltenen Resultate für Südschweden (besonders Schonen) sind 1914 — 1915 die neuen Sorten 0801, Panzerweizen (aus Grenadier X Kotteweizen) und 0860, Fylgiaweizen (aus Smaaw^eizen X Extra- Square head II). Die relativen Mittelerträge (Schwed. Landweizen = 100) sind bei Svalöf bis 1915: Extra-Square head H 129, Sonnenweizen 131, Fylgiaweizen 135, Panzerweizen 140. Die amtlichen Sortenversuche Schönens, die tabellarisch wiedergegeben werden, sowie der Anbau der neuen Sorten im Grossen haben die bei Svalöf gewonnenen Ertragszahlen durchaus bestätigt. Durch graphische Darstellungen und Kombinatiousschemata wird gezeigt, in welchen Hinsichten und wieviel an Mittelertrag die Neuzüchtungen ihre respektiven Elternsorten übertreffen. Der Panzer- ^) Die letzten Resultate der Winterweizenzüchtung in Svalöf, Svalüfs Panzer- weizen und Fylgiaweizen. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 315 weizen ist vor allem durch die Kombination: grosse Winterfestigkeit und gleichzeitige ausserordentliche Resistenz gegen Gelbrost aus- gezeichnet. Der gesteigerte Mittelertrag ist aber nicht nm^ daraus herzuleiten, dass die neuen Sorten verschiedene Eigenschaften in besserer Weise kombinieren. Auch innerhalb einer einzelnen Eigen- schaft kann Steigerung im Vergleich mit den Eltern eintreten, was aus der Konstruktion der praktischen Eigenschaften aus mehreren Erbein- heiten und der damit folgenden Kombinationsmöglichkeit zu erklären ist. Aus diesen Gesichtspunkten lässt sich durch fortgesetzte Kombination zweifellos nicht wenig mehr erreichen: 1912 wurden Panzerweizen und Fylgiaweizen miteinander bastardiert und diese Bastardierung wird jetzt in grossem Maßstabe bearbeitet, wodurch wahrscheinlich eine Steigerung an relativem Ertrag bis 145 (vgl. oben) sich erreichen lässt. Es wird im Anschluss daran die Bedeutung betont, welche darin liegt, dass von mehreren Züchtern gleichzeitig gearbeitet wird; die dadurch gewonnenen wertvollen Züchtungen, wenn auch gleichwertig an Mittelertrag, stellen nämlich das beste Material für fortgesetzte Kombinationsarbeit dar, weil sie fast immer in ihren Eigenschaften beträchtlich ungleich sind; die eine Züchtungsarbeit macht die andere nicht überflüssig, auch wenn gleich, gute, praktische Resultate erhalten werden, sondern das Gegen- teil. — Eine Übersicht über die gesamte vom Verfasser bis 1915 ge- triebene Kombinationsarbeit bei Winterweizen, sowie über die ökonomische Bedeutung der Neuzüchtungen für Schweden und eine Tabelle über die Steigerung der Weizenernte in Schonen in letzter Zeit schliesst die Arbeit ab. Autoreferat. Petfera, A. Die Züchtung von gegen Dürre und Nässe wider- standsfähigem Mais. (Deutsche Landw. Presse 1916, S. 367—368.) Die früher vom Verfasser bewirtschaftete Pachtung zu Brunn a. St. liegt in der Diluvialebene des Neustädter Steinfeldes, die durch Dürre im Sommer und heftige Winde leidet. Er fand daselbst, dass Mais, bei welchem die Kolben näher dem Boden zu sitzen, der Dürre besser wider- stehen, und betrieb 1904 — 1908 mit Massenauslese Veredelungszüchtung zur Steigerung dieser Eigenschaft. Plahn-y\pplani, H. Die Bestimmung der Bruchfestigkeit der Getreidehalme. (Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Band IV, Heft 2, S. 151—160.) Reinke, J. Eine bemerkenswerte Knospenvariation der Feuerbohne nebst allgemeinen Bemerkungen über Allogonie. (Berichte d. Deutsch, bot. Ges. XXXIH, 1915, S. 324—348.) Im Kieler botanischen Garten wurde in einer Population von Feuerbohne (Phase- olus multiflorus) 1913 ein Individuum gefunden, das im oberen Teil der Achse auf einer Längshälfte derselben mehrere Blütenstände hervor- 316 JSeue Erscheinung'en auf dem Gebiete der Püanzenzüchtung. brachte, die nur Blüten mit weisser Blumenkrone besasseu und reinweisse Samen hervorbrachten. Neun derartige durch Freiabblühen gewonnene Samen lieferten 1914 sieben anthozyanfreie Pflanzen mit nur weissen, zwei anthozj^anhaltige mit nur roten Blüten. Im nächsten Jahr (1915) brachten 200 weisse Samen, die durch Freiabblühen gewonnen worden waren, 155 Pflanzen, von welchen 113 nur weisse, 42 nur rote Blüten trugen. Die bunten Samen des Jahres 1914 hatten 1915 nur von den zwei anthozyanhaltigen Pflanzen rotblühende Pflanzen geliefert. — Es liegt die Möglichkeit vor, dass die beobachtete, obenerwähnte Ausgangspflanze eine qualitative, spontane, partielle Variation zeigte: Knospenheterogouie nach KöUiker, Knospenmutation nach de Vries, Allogonie nach dem Verfasser. Spontan sind die Anlagen für Bildung des roten Farbstoffes in Achsen und Blüten verloren gegangen. Die Ausgangspflanze kann aber auch ein Bastardierungsprodukt zwischen weiss- und rotblühenden Feuerbohnen gewesen sein, das schon in Vege- tationspunkten der ersten Generation nach Bastardierung Spaltung vege- tativ eintreten Hess. Erstere Deutung erscheint dem Verfasser als die wahrscheinlichere, wobei er nicht ausschliesst, dass der erste Anstoss zur spontanen Variation durch eine frühere Bastardierung gegeben wurde. — In einem Nachtrag wird festgestellt, dass die oben als rotblühend angegebenen Pflanzen des Jahres 1915, die aus buntschaligen Samen der zwei rotblühenden Pflanzen von 1914 erwachsen waren, nicht alle rot- blühend waren. Es fanden sich unter denselben einige weissblühende. Während demnach 1914 weissblühende Pflanzen weissblühende und rot- blühende geliefert hatten, waren jetzt von rotblühenden Pflanzen rot- blühende und weissblühende geliefert worden. Eingeschlossen waren die Pflanzen allerdings auch 1914 nicht. Reinke, J. Bemerkungen zur Vererbungs- und Abstammungs- lehre. (Berichte der Deutschen bot. Gesellschaft 1916, S. 37 — 66.) Die Anlagen oder Gene denkt sich der Verfasser dynamisch wirkend und verwirft die Versuche, eine bestimmte Vorstellung von denselben (Pangene, Determinanten usw.) zu gewinnen. Die Pflanze ist das Ergebnis der Einwirkung äusserer und innerer Bedingungen auf die Anlagen. Dabei können durch erstere wie durch letztere kleine Schwankungen in der Erscheinungsform, dem Phaenotypus, hervorgebracht werden, die den individuellen kleinen Modifikationen entsprechen. Letztere bezeichnet Verfasser, wenn sie durch innere Einwirkung be- dingt sind, als oszillierende Variationen und gebraucht Variation dabei im weiteren Sinne, da er auch für diese Abweichungen Fehlen von Vererbung annimmt. Spontane Variabilität (Mutabilität), die der Ver- fasser mit der Bezeichnung Allogonie versieht, und Neukombination von Genen durch Bastardierung möchte Verfasser nicht als die alleinige Ursache der Formenneubildung ansehen. Er vertritt neolamarkistischen Neue Erscheinung-en auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 317 Standpunkt und stellt eine Hypothese säkularer Reizwirkung auf. Er denkt sich, dass ein Reiz auf eine an bestimmte Verhältnisse nicht angepasste Pflanzenform, der durch diese Verhältnisse bewirkt wird, zunächst durch viele Generationen hindurch eine Modifikation hervor- gerufen wird, tausendjährige Wiederholung eines solchen Reizes aber doch zur Veränderung von Anlagen oder Neubildung solcher führen könnte. Roemer, Th. Vergleichende Anbauversuche. (Pühlings landw. Zeitung 1916, S. 2^8—271.) Anbauversuche, welche Sorten, Zuchten, Zuchtstämme (Individualauslesen) nach ihrem Zuchtwert ver- gleichen sollen, müssen nach Möglichkeit Unterschiede, die durch ver- schiedene äussere Beschaffenheit des Saatgutes bedingt sind, ausschliessen. Ist dies der Fall, so geben solche Versuche, wenn sie mit den eigenen Sorten, Zuchten, Individualauslesen unter denselben äusseren Verhältnissen am Züchtungsort angestellt werden, vergleichbare Ergebnisse für die einzelnen derselben. Unter veränderten Verhältnissen angebaut, werden bei derartigem Material bei Selbstbefruchtung die einzelnen Linien verschieden gegenüber den äusseren Verhältnissen reagieren und es werden bei Fremdbefruchtung die äusseren Verhältnisse in Verbindung mit der geschlechtlichen Mischung Verschiebungen bewirken. Auch da werden aber noch vergleichbare Ergebnisse erzielt. Werden zu den eigenen Sorten am Orte der Züchtung andere aus anderen Gebieten herangezogen, so müssen die letzteren erst Anpassungen durchmachen. Werden Versuche mit einer anderweitig gezüchteten Sorte im Vergleich mit der heimischen angestellt, so ist letztere angepasst, erstere nicht. In diesen beiden Fällen sind die Ergebnisse nicht ohne weiteres ver- gleichbar. Auch Vergleiche von Originalsaaten verschiedener Zuchten sind, an einem Ort angestellt, nicht ohne weiteres vergleichbar, da sich die verschiedenen Zuchten verschieden anpassen; je verschiedener ihr Ursprung ist, desto mehr. Bei Versuchen, welche vergleichbare Er- gebnisse liefern, lässt sich die Wahrscheinlichkeitsrechnung anwenden, bei den übrigen sprechen pflanzenphysiologische Bedenken gegen diese Anwendung, da bei solchen systematische Fehler vorhanden sind. Surface, F. and Pearl, R. A method of correcting for soll heterogeneity in variety tests. ^) (Journ. of agricult. research 1916, S. 1041 — 1050.) An der Station wird die Prüfung von Individualaus- lesen mittels Parzellen vorgenommen, die 33 engl. Quadratfuss gross sind und von welchen jeder Individualauslese vier zugewiesen werden. Trotz der vier Vergleichsteilstücke zeigt sich die Ungleichheit des Bodens immer noch als von Einfluss auf das Ergebnis. Liegen alle Teile so ^) Eine Methode, um bei Sortenversuchen die durch die Bodenverschiedenheiten bewirkten Unterschiede richtigstellen zu können 318 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. wie die Felder eines Schachbrettes iu vertikalen mid horizontalen Reihen, so wird ein Ausgleich in folgender Weise vorgenommen: Es wird eine wahrscheinliche Ernte für jedes Teilstück in der Weise berechnet, dass die Summe des Ertrages der Teilstücke, die horizontal in der Reihe liegen, in welcher das betreffende Teilstück liegt, mit der Summe des Ertrages der Teilstücke, die vertikal in dieser Reihe liegen, multipliziert und durch die Summe des Ertrages sämtlicher Teilstücke geteilt wird. Ist diese wahi'scheinliche Ernte über dem für das ganze Feld aus allen Teilstücken berechneten Mittel, so wird -von der beobachteten Ernte dieses Teilstückes ein Betrag in dieser Höhe abgezogen. Ist dagegen die wahrscheinliche Ernte, die für das Teilstück berechnet wurde, unter dem Mittel, so muss die betreffende Ernte um diese Differenz erhöht werden. Bessere Ergebnisse, speziell bei geringen Unterschieden der verglichenen Formkreise, werden erhalten, wenn die Erhöhung und Ver- minderung nicht mit absoluten Zahlen, sondern in Prozenten vom Mittel vorgenommen wird. Vries, H. de. Über amphikline Bastarde. (Ber. der Deutsch, bot. Ges. 1915, XXXIII, S. 461—468.) Als amphikhne Bastarde werden solche bezeichnet, bei welchen eine Bastardgeneration zum Teil dem Vater, zum Teil der Mutter ähnlich ist, besonders wenn dies schon in der ersten Generation nach Bastardierung der Fall ist. Bemerkenswert bei derartigen Bastardierungen ist, dass das Zahleuverhältnis zwischen den der Mutter und den dem Vater ähnlichen Individuen nicht von den Wahrscheinlichkeitsregeln beherrscht, sondern durch äussere Einflüsse bedingt wird. So liefert die Bastardierung Oenothera Lamarckiaua X 0. Lam. mut. nanella 0 — 90 dem Vater ähnliche Zwergpflanzen und zwar bei einjährigen Kulturen meist unter 50 %, bei zweijährigen meist über 50%; bei frühzeitigem Auspflanzen und starkem Begiessen während der Bewurzelung, aber auch bei einjährigen Kulturen, hohe Erbzahlen. 2. Bücherbesprecliiiiigeii. Einsendung von allen einschlägigen selbständigen Neuerscheinungen an die Redaktion erbeten. Kronacher, C. Allgemeine Tierzucht. I. Abt. (Abschn. I u. n des Gesamtwerkes). XVI u. 195 Seiten. (Verlag von Paul Pare}^- Berlin. Preis 6 M. 50 Pf.) Seinen rühmlich bekannten „Grundzügen der Züchtungsbiologie" lässt der Verfasser gewissermassen als Fort- setzung ein Handbuch der „Allgemeinen Tierzucht'' folgen, das in 6 einzelnen Abteilungen erscheinen soll. Die vorliegende erste enthält umfassende, auf volkswirtschaftlichen und betriebstechnischen Grundlagen aufgebaute Darlegungen über die Bedeutung der Tierzucht und die Auf- Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 319 gaben der allgemeinen Tierzuchtlehre, als deren Leitsatz man wohl erfreulicherweise den Wunsch des Verfassers bezeichnen darf, „das wirtschaftliche Prinzip, dem sich das technische .... unterzuordnen hat, in den Vordergrund zu stellen . . . ." Unseren Standpunkt berühren mehr die weiteren Abschnitte ,. Haustier Werbung, Abstammung und Entwicklung der Haustiere", wo an der Hand umfassenden Materials die Stellung der Haustiere im zoologischen System, die Abstammung und Domestikation auf prähistorischer und geschichtlicher Grundlage und die weitere Entwicklung der Zucht bis zur Gegenwart eingehend und kritisch geschildert wird. Als ein ganz hervorragendes Hilfsmittel zur Einführung in das Verständnis dieser häufig nicht ganz einfachen Erörterungen ist ein reicher Bilderschmuck paläographischen und historischen sowie rassengeschichtlichen Inhalts verwendet, der dem Forscher ebenso Ehre macht wie dem Verlag, der trotz harter Kriegs- zeit ein solch umfangreiches Werk übernahm. Man darf nach diesem Probestück der Fortsetzung des Buches mit Spannung und berechtigtem Interesse entgegensehen. L. KiessHng. Caron- Eidingen v. Die Vererbung innerer und äusserer Eigenschaften. (Verlag von Paul Parey-Berlin, 1916, 16 Seiten. Preis 60 Pf.) Verfasser zieht aus dem erreichten Ergebnis und anderen nicht mitgeteilten Versuchen Schlüsse auf die Art der Vererbung, die er in der vorliegenden Broschüre näher ausführt. Er sagt: „Die inneren Eigen- schaften oder Gene sind also Werte, und zwar teilbare Werte, welche wir uns als positive und negative vorzustellen haben oder, wie wir es nennen, als positive und negative Bio -Elektronen." Die Vererbung innerer Eigenschaften geht — und darauf legt Verfasser das Haupt- gewicht — nach ihm nach anderen Gesetzen vor sich als jene der äusseren. Dabei sagt er, dass bei äusseren Eigenschaften A X B ein gegenüber B X A äusserlich verschiedenes Individuum gibt (was, so wie es ausgedrückt ist, nicht zutrifft, Ref.), während bei inneren Eigen- schaften A X B = B X A ist. „Die Gene spalten in Bio-Elektronen. Die Plus- und Minus -Bio -Elektronen des Vaters, vereint mit den Plus- und Minus-Bio-Elektronen der Mutter geben das neue Individuum." „Sie bilden Plus- und Minus-Gene. Die Gene werden durch die Minus- und Plus-Gene des neuen Individuums vermindert, d. h. das neue Individuum hat stets so viel Gene weniger als Vater und Mutter zusammen, wie nötig ist, um aus dem Unterschied der väterlichen und mütterlichen Gene und dem Unterschied von Plus- und Minus-Bio -Elektronen der beiden Eltern das neue Individuum bilden zu können." „Eine grobsinnige zahlenmässige Darstellung soll das verständlicher machen." Auch von diesen Dar- stellungen soll der 1. Fall gebracht werden, um den Verfasser nicht zu dem Vorwurf der Unterdrückung seiner Ansichten zu berechtigen, die er nach seinem Vorwort zu ahnen scheint. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. IV. 21 320 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Werte der Bio-Elektrone und Erbwerte. 1 ^rt väterliche -r, t-'i i -, o mütterliche ^ -,-,, ^^ väterliche t> t-,, ^ „ mütterliche t> tth ' mütterliche ' väterliche mütterliche väterliche — 22 Gene + 22 Gene -\- 18 Neubildungen — 18 Neubildungen —18 —18 +18 +18 — 8 —4— 6=^ — 18 +8 +4 +6 = + 18 Beide Neubildungen 18 Gene. „Das neue Individuum hat diese 18 positiven und 18 negativen Bio-Elektrone, welche sich zu 18 Genen oder Erbwerten vereinigen; das neue Individuum hat also die gewünschte Erbeigenschaft kumuliert." Bezüglich des Beweises für die Ansichten des Verfassers sagt er: „Die Möglichkeit für jeden wissenschaftlichen und praktischen Züchter, sich in einfacher Weise durch Doppelkreuzungen in dargelegter AVeise zu überzeugen, dass unsere Ausfühi^ungen von der getrennten Vererbung und Vererbungsweise innerer und äusserer Eigenschaften richtig sind, überhebt uns der Notwendigkeit, durch zahlenmässige Mitteilungen und lauge Zahlenreihen unsere eigenen vielfachen Versuche eingehender darzulegen." — Tatsache ist, dass vom Verfasser bei der Bastardierung von Nordstraud- Winter-Landweizen mit Saumur-Sommer-Landweizen eine Winter- Weizenform erhalten wurde, die proteinreicher war als jene der beiden Elternformen, in welcher Generation und neben welchen anderen Formen wird, so wie in der ersten Mitteilung, nicht gesagt. Solche Überschreitungen elterlicher Eigenschaften wurden ebenso wie Unter- schreitungen auch von anderer Seite beobachtet und auf Mendelscher Grundlage erklärt. IV. Vereins-Nachrichten. Österreichische Gesellschaft für Pflaiizeiizüchtiing. Seine Durchlaucht Johann Fürst zu Schwarzenberg ist der Gesellschaft als Stifter beigetreten. Der Präsident der Gesellschaft Dr. hon. c. Emanuel v. Pros- kowetz, der bisher als ausübendes Mitglied in der Liste geführt worden ist, hat seinen Beitritt als Stifter angemeldet. An ausübenden Mitgliedern sind beigetreten: Landeskulturrat für das Königreich Böhmen, deutsche Sektion und Dioszegher Ökonomie-Zucker- und Spiritus- Aktien Gesellschaft. Die Wünsche der Gesellschaft in der Angelegenheit der Plombierimg von Origiualsaatgut haben eine teilweise Befriedigung dadurch erfahren, dass in den neuen Bestimmungen das K. K. Ackerbauministerium bei Zucht- wirtschaften, die eine eigene Plombe besitzen, diese als genügend anerkennt. V. Kleine Mitteilungen. Sachliches. Die Befruchtungsverhältnisse bei Rotklee und ihre Beziehungen zur Züchtung dieser Pflanze. Auf die Tagesordnung der dritten Wanderversammlung der Öster- reichischen Gesellschaft für Pflanzenzüchtung war die Frage der Rot- kleezüchtung gesetzt worden. Die Erörterungen wurden durch eine Übersicht über das bisher Bekannte durch den Referenten Prof. Fruwirth eingeleitet. Diese Einbegleitung der Erörterungen und die von den einzelnen Herren gemachten Mitteilungen sind mit einer Zusammen- fassung hier wiedergegeben. Prof. Dr. C. Fruwirth: Als feststehend kann heute wohl be- trachtet werden, dass bei Rotklee unter Ausschluss von Insekten und ohne künstliche Einwirkung Selbstbefruchtung nicht ein- tritt. Bei den Versuchen mit einzeln eingeschlossenen Pflanzen haben Darwin, Beal, Sirrine, Cook, Kirchner, Shamel, Bolley, Witte, Waldron, Washburn, Pammel und King, Frandsen und Mayer- Gmelin — zeitlich einander in der hier gegebenen Einreihung ihrer Namen folgend — keinen Ansatz erhalten oder einen so verschwindend geringen, dass derselbe praktisch nicht in Betracht kommen würde. Überdies wurde auch dieser ganz geringfügige, in einigen Fällen beob- achtete Ansatz auf Zufälligkeiten — Löcher in der Gazehülle, Anliegen der Gazehülle an die Blütenköpfe und in beiden Fällen erfolgten wirk- samen Insektenbesuch — zurückgeführt. Auch bei den von mir 1902 zuerst vorgenommenen und später mehrfach wiederholten Versuchen mit eingeschlossenen ganzen Pflanzen wurde keinerlei Samenbildung beobachtet. Ganz vereinzelt gegenüber allen diesen Versuchen steht die Be- hauptung des englischen Pflanzenzüchters Garton, der — nach Unter- suchung des Blütenbaues und der Entwicklung der Blütenteile — den Rotklee zu den Selbstbefruchtern rechnet. Widersprechender entschieden ist die weitere Frage, ob Rotklee, wenn auch spontane Selbstbefruchtung nicht eintritt, doch Selbst- 21* 322 Kleine Mitteilungen. befriiclitimg- bei künstlicher Bestäubung, demnach natürlich auch — neben Fremdbefruchtung — bei wirksamem Hummelbesuch zulässt. Meehan hält diese Möglichkeit — nach Untersuchung des Blütenbaues — füi^ ge- geben. Armstrong (1883) und Hopkins (1896) glauben auch an diese Möglichkeit, gleichfalls ohne Versuche ausgeführt zu haben. Solche liegen erst aus späterer Zeit vor und zwar von Martinet (1903), der bei künstlicher Selbstbestäubung einzelner Blüten spärlichen Ansatz er- hielt, und von Pammel und King (1911), welche Selbstbefruchtung nach Reizung der Narben feststellten. Auch Direktor Grabner fand, wie er mir mündlich mitteilte, bei künstlicher Selbstbestäubung fi'ucht- bare Blüten, w^enu Blüten des zweiten Schnittes herangezogen wurden. Im Gegensatz zu den Versuchsergebnissen dieser Forscher stehen aber nun andere. Bei künstlicher Selbstbestäubung einzelner Blüten und künstlicher Nachbarbestäubung, also Bestäubung innerhalb einer Pflanze, erhielt AVitte (1908) keinen Ansatz, Frandsen (1911) einen solchen von 0,37%. Mayer-Gmelin hatte bei Pflanzen, die er einzeln in Gazekäfige eingeschlossen hatte, Hummeln eingebracht und gegenüber solchen Pflanzen, die nur eingeschlossen waren, in einigen Fällen Ansatz erzielt, der aber hinter jenem zurückstand, der erreicht wurde, wenn Hummeln in Käfigen mehrere zusammen eingeschlossene Pflanzen be- suchen konnten. Bei etwa der Hälfte der einzeln eingeschlossen ge- wesenen Pflanzen erhielt er auch mit Hummeln keinen Ansatz und er möchte auch den bei den anderen erzielten auf Pollenunreinheit der Hummeln zurückführen. Westgate (1915) erzielte ein vollständig verneinendes Ergebnis sowohl bei künstlicher Bestäubung je in einer Blüte als bei künstlicher Bestäubung innerhalb der Köpfchen einer Achse, als bei solcher zwischen zwei Köpfchen verschiedener Achsen derselben Pflanze. Die Bestäubung wurde dabei mittels Zahnstocher, Zahnbürste oder durch sogenanntes Rollen des Blütenkopfes vorge- nommen. Auch meine eigenen Versuche sind in die Reihe der ver- neinenden zu setzen. Bei meinen ersten Versuchen (1902) gaben einzeln eingeschlossen gewesene Pflanzen, bei welchen sorgfältig möglichst viele Blüten künstlich selbstbestäubt worden waren, ebensowenig Ansatz wie andere, bei welchen künstliche Bestäubung innerhalb je der Blüten einer Pflanze erfolgte. Bei Einbringung von Hummeln wurde bei meinen ersten Versuchen bei einzeln eingeschlossen gewesenen Pflanzen sehr spärlicher Ansatz beobachtet, den ich aber auf unvollständige Pollenreinheit der gefangenen Tiere zurückführe. Dazu wurde ich veranlasst durch die Ergebnislosigkeit des Einbringens von Bienen zu einzeln eingeschlossen gewesenen Pflanzen sowie dui^ch das Fehlen wirksamer Bestäubung bei dem 1910 neuerlich vorgenommenen Versuche mit Hummeln. Die er- wähnte Mitteilung Direktor Grabners hatte mich weiter veranlasst, auch die Versuche mit künstlicher Bestäubung zu wiederholen. Ich Kleine Mitteilungen. 323 erhielt 1913 bei zweijährigem Klee, bei Versuchen mit Blüten des ersten Schnittes, keinen Ansatz, weder bei Selbst- noch bei Nachbar- bestäubung und auch 1914 keinen, als Blüten des zweiten Schnittes verwendet wurden. 1914 hatte ich aber auch einen weiteren neuen Versuch durchgeführt. Es waren im Jahr vorher vegetativ von einzelnen Pflanzen Pflanzen durch SteckKnge gewonnen worden und die von einer Pflanze stammenden wurden 1914 zusammen eingeschlossen und die Kästen mit Hummeln versorgt. Auch in diesem Fall war kein Erfolg einer allfälligen Selbst- oder Nachbarbestäubung festzustellen. Bisher neigt nach dem Gesagten in den Versuchen die Wagschale zugunsten der Annahme der Selbststerilität, als deren physiologische Ursache Martin (1913) ja auch das äusserst langsame Wachsen der Schläuche des einer Blüte eigenen Pollens nach- gewiesen hat. Pollen von Selbstbestäubung treibt die Schläuche so langsam vor, dass sie die Samensknospen erst erreichen, wenn diese schon ab- gestorben sind. Die wenigen positiven Befunde würden sich vielleicht durch individuelle Unterschiede erklären lassen, wie sie als Ausnahmen von den herrschenden Befruchtungsverhältnissen bei einer Eeihe von Pflanzen festgestellt worden sind. Dass Hummeln bei Rotklee Befruchtung bewirken können, war bekannt und es lag daher nahe, bei der Züchtung Gebrauch zu machen und die zusammen eingeschlossenen Nachkommen einer Auslesepflanze, ihre Nachkommenschaft, mit Hummeln zu versehen, die auf Beständen anderer Pflanzen gefangen wurden. Ich habe dieses Verfahren 1902 zuerst mit Erfolg eingeführt und es seit dieser Zeit bei verschiedenen Züchtungsversuchen weiter angewendet. Nach mir wurde es auch von Martinet (1903) benützt, der früher keine Erfolge mit Hummeln erzielen konnte, da er die Pflanzen in Beuteln, nicht in Gazekästen eingeschlossen hatte. Martinet war dann der erste, der an Stelle des Fangens der Hummeln das Einbringen gesammelter Hummelnester in die Erde unter den Kästen einfühlte, es aber dann zugunsten des ersterwähnten Verfahrens wieder aufgab. Lindhard gebührt das Ver- dienst, die Heranziehung der Hummeln in vollendeter Weise eingeführt zu haben (1912); er lässt die im Frühjahr immer zuerst erscheinenden Weibchen in besonders eingerichteten Kästchen Eier legen und bringt später die Kästchen, die gleich Bienenstöcken bewegt werden können, nach Bedarf an die Gazekästen heran. Die Möglichkeit, bei mehreren zusammen eingeschlossenen Pflanzen, die nicht auf ungeschlechtlichem Weg aus einer entstanden sind, durch Hummeln Befruchtung zu erzielen, ist demnach genügend erwiesen. Wenn neben der gewünschten Be- fruchtung dabei gelegentlich andere Befruchtungen vorkommen, so ist dieses darauf zui"ückzuführen, dass trotz aller Vorsicht die Hummeln 324 Kleine Mitteilungen. vor ihrer Verwendung anderen Blütenstaub von Kotklee aufgeladen haben können und davon noch Körner zurückgeblieben sind. Was endlich die Tätigkeit der Bienen betrifft, so ist gegen diese angeführt worden, dass der Küssel derselben kürzer als die Blumenkronen- röhre ist, deren Länge sich zwischen 9 — 10 mit einem Mittel von 9,5 mm bew^egt. Schachinger hatte gefunden, dass Bienen bei der Blüte des zweiten Schnittes Befruchtung ausführen können. Er stellte bei diesen Blüten kürzere Röhren fest, was anderw^eitig nicht bestätigt werden konnte. Martinet (1909) hatte bei zwei seiner Individualauslesen von Rotklee kürzere Röhre und wirksame Befruchtung durch Bienen beobachtet. Stimmelmayer hatte kürzere Röhren bei den Stämmen Martinets und bei einer Züchtung von Wüst in Rohrbach festgestellt. Von gelegentlichen Beobachtungen, dass Bienen Nektar sammeln, sei jene Hopkins (1896) erwähnt, jene Folsoms (1909), die sich auf die italienische Biene bezieht, und jene Lindhards (1911), der Honigbienen nach Regen Nektar sammelnd fand. Die Honigbiene sammelt aber auch Blütenstaub, und es liegt die Möglichkeit vor, dass sie auch dabei Fremdbefruchtung ausführt. Pammel hatte (1911) auf diese Möglichkeit hingewiesen und AVestgate (1915) die wirksame Fremdbestäubung durch Bienen durch Versuche fest- gestellt. Ob diese Tätigkeit auch unter Verhältnissen ausgeübt w^ii^d, die weniger günstig als die im Versuch gebotenen (trockene Zeit, sehr wenig andere blühende Pflanzen) sind, bezweifelt er. Die Möglichkeit, Bienen an Stelle der Hummeln in der Züchtung zu verwenden, erscheint nach den neuen Versuchen gegeben. Fraglich ist, ob die Bienen immer im erwünschten Sinne arbeiten werden. Bekannt ist ja, dass sie, wenn einzelne Hummelarten die Kleeblüten unten aufgebissen haben, sofort diese Gelegenheit be- nutzen, um zum Nektar zu gelangen und dabei natürlich nicht bestäubend wirken. Wenn nun der Züchter von der bisherigen Kenntnis der Befruchtungs- verhältnisse Gebrauch machen will, so wird er darauf fussen müssen, dass wenig Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass es möglich ist, von einer Ausgangspflanze durch Selbstbefruchtung Samen zu erzielen. Man wird daher entweder jede Individualauslese mit zwei Ausgangspflanzen beginnen müssen oder aber, wenn man nicht zwei geeignete solche be- sitzt, die Ausgangspüanze frei abblühen lassen. Bei der Nachkommen- schaft der Ausgangspflanzen und bei der Nachkommenschaft jeder w^eiteren Auslesepflanze hat mau nun die Wahl, entweder — so wie dies bei Roggenzüchtung zu sehr guten Erfolgen geführt hat — die guten Nach- kommenschaften aller Individualauslesen zusammen abblühen zu lassen, räumlich isoliert von allen anderen blühenden Rotkleepflanzen, oder aber innerhalb jeder Nachkommenschaft jeder Individualauslese Befruchtung Kleine Mitteilungen. 325 durch Hummeln unter Gazekäfigschutz vornehmen zu hissen. Bei Züch- tung auf Samenfarbe, wie auch solcher auf Blütenfarbe, habe ich den letzterwähnten Weg gewählt und kann sagen, dass er sehr umständlich ist und keineswegs rasch zum Ziele führt. Bei Züchtung auf Samen- farbe bei anderen Kleearten habe ich den ersterwähnten Weg einge- schlagen. Nach den Erfahrungen bei diesen möchte ich auch bei Rotklee diesen Weg als den aussichtsreicheren bezeichnen. Prof. Dr. V. Tschermak: Samenansatz bei Selbstbestäubung ist bei Eotklee gewiss eine sehr seltene Erscheinung. Dass sie möglich ist, zeigte mir die Bildung von Samen bei Bastardierungen, die ich im Verein mit Assistentin A. Kratochvil vornahm. Bei Bastardierung von Rot- und Weissklee mit ungarischem und Inkarnatklee (Trifolium panno- nicum et incarnatum) wurden an den eingeschlossen gewesenen Rot- klee-Pflanzen, deren Blüten nicht kastriert worden waren, Samen er- halten, welche Rotklee-Pflanzen gaben. Prof. Freudl, Vorstand der Versuchsanstalt für Pflanzenzüchtung an der Akademie Tetschen-Liebwerd: Es lassen sich bei Rotklee Formen- kreise abscheiden, die beim Freiabblühen ein untereinander verschie- denes Verhalten bezüglich der Samenbildung zeigen. Formenkreise mit ganz lichtfarbigen Samen sowie solche mit tiefvioletten sind am wenigsten geneigt, reichere Mengen an Samen zu bilden, solche mit gelb und violett gefärbten Samen und solche mit Samen, die bei gelber Grundfarbe violetten Stich haben, am meisten. Die künstliche Befruchtung einzelner Rotkleepflanzen gibt in sehr vielen Fällen keine Samen, in wenigen seltenen je einige Körner. Auch in dieser Beziehung verhalten sich die einzelnen isolierten Formenkreise verschieden; violettsamige sind auch dabei wieder der Samenerzeugung zumeist abgeneigter. Von künstlicher Befruchtung bin ich bei Rotkleezüchtung abge- kommen und ziehe natürliche Befruchtung mit räumlicher Isolierung der einzelnen Nachkommenschaften vor. Dabei werden innerhalb der ein- zelnen Nachkommenschaft nach der ersten Samengewinnung die nicht entsprechenden Individuen beseitigt. Die eigenen Erfahrungen über Rotkleebefruchtung und -Züchtung wurden bei den Züchtungsversuchen mit Züchtung auf Samenfarbe ge- wonnen, die zuerst in Melk, dann in Loosdorf durchgeführt wui'den und jetzt in Liebwerd fortgesetzt werden. Bei diesen Versuchen, ergab sich, dass die Samenfarbe von mehreren Anlagen bedingt wird. Weissamige Pflanzen zeigen im allgemeinen ge- ringe Widerstandsfähigkeit gegen natürliche Einflüsse bei der Samen- produktion. Alle lichtsamigen sind im allgemeinen raschwüchsiger als die violettsamigen; violettsamige sind im allgemeinen widerstandsfähiger 326 Kleine Mitteilungen. gegen ungünstige Witterungseinflüsse, reifen die Samen schwer aus und bringen schlechter keimfähige Samen. Züchtung nur auf Samenfarbe empfiehlt sich nicht; die Auslese soll neben der Samenfarbe auch andere Eigenschaften beachten. Einseitige Auslese nur nach Samenfarbe schädigt besonders bei südlichen Herkünften leicht. Oberinspektor Pammer der Samenkoutrollanstalt Wien: Die Samen- erzeugung ist beim Freiabblühen im zweiten Schnitt, der ja gewöhnlich zur Gewinnung von Samen herangezogen wird, eine reichere als im ersten Schnitt. Es verhalten sich aber nach den eigenen Beobachtungen auch verschiedene Äcker einer Gegend bei der Samenerzeugung ver- schieden. Prof. Dr. Fruwirth: Auch beim Freiabblühen ist die Samen- erzeugung bei Rotklee eine sehr unsichere. Dies ist darauf zurück- zuführen, dass der Blütenstaub gegen Nässe sehr empfindlich ist, zur Bestäubung Insektenbesuch nötig ist, der nicht immer ausreichend er- folgt, und die eine Samenknospe, die von den zweien eines Fruchtknotens überhaupt zur Entwicklung kommen kann, wie Martin nachwies, in vielen Blüten sich nur vegetativ entwickelt, keinen Embryosack enthält. Diese Verhältnisse erklären auch, warum der Samenansatz in der Regel im zweiten Schnitt ein mehr befriedigender ist, da dieser in trockenere Zeit fällt und in eine Zeit, in welcher Hummeln häufiger sind. Bei Hummeln überwintern die befruchteten Weibchen, und zur Zeit der Blüte des ersten Schnittes fliegen nur diese; erst zur Zeit der Blüte des zweiten Schnittes stellen sich die im gleichen Jahr erwachsenen Hummeln ein. So liegt nach Friese und Wagner die Flugzeit der Weibchen der verschiedenen Arten zwischen Ende März und Ende Mai, jene der Männchen zwischen Ende Mai und November. Die erwähnten Verhältnisse können aber auch zum Teil die Verschiedenheit des Samen- ansatzes in verschiedenen Gegenden und Lagen erklären, da die ver- schiedenen Feuchtigkeitsverhältnisse die vegetative Entwicklung, also Unfruchtbarkeit von Samenknospen und den Pollen stark beeinflussen, feuchte Gegenden, Lagen und Zeiten der Samenerzeugung un- günstiger sind. Die Vervielfältigung einer einzelnen Rotkleepflanze auf dem Wege der Vermehrung gelang mir wiederholt, auch bei Einbringen der Steck- linge in das freie Land. So wuchsen 1915 im Juli von 10 Stecklingen von jungen Trieben 6, von 10 Stecklingen von Achsen, die bereits Köpfe mit Knospen trugen, 5 an. Bei den Versuchen von Vasters wuchsen von Wurzel-, Mittel- und Gipfelstücken von Achsen die letzteren am besten an. E. Grabner, Vorstand der k. ungarischen Pflauzenzuchtanstalt zu Magyar- Ovar: Nach unseren Erfahrungen ist der Rotklee nicht selbststeril. Die künstliche Befruchtung der isolierten Pflanzen ist Kleine Mitteilungen. 327 bei uns seit dem Jahre 1910 — in den letzten regnerischen Jahren weniger, bei trockenem Sommerwetter befriedigend — bisher noch jedes Jahr gelungen. Es waren nur einzelne Pflanzen, welche nach dieser Behandlung keinen Samen gebracht haben, die anderen brachten in verschiedenem Grade mehr oder weniger Körner. Diese waren normal beschaffen. Der Erfolg des Verfahrens der künstlichen Bestäubung einzelner eingeschlossener Rotkleepflanzen hängt davon ab, ob man sämtliche Blüten des Blütenstandes in der Reihenfolge ihres Aufblühens allmählich in bester Entwicklung behandelt oder nur in grösseren Zeiträumen die künstliche Befruchtung vornimmt. In letzterem Fall bekommt man selbstverständlich weniger Samen. Der Samenertrag scheint nach unseren Beobachtungen insofern eine Sorteneigenschaft zu sein, als wir Zuchtstämme mit sehr gutem und solche mit ständig schlechtem Samen- ansatz gefunden haben. Diese Eigenschaft tritt sowohl bei künstlich befruchteten wie auch bei freiabblühenden Individuen in Erscheinung. Bei Luzerne zeigt sich, besonders bei den freiabblühenden Pflanzen, derselbe Fall. Einige Luzernezuchtstämme haben bei uns unter denselben Verhältnissen auch bei Freiabblühen fast ständig einen vollen Samen- ansatz, andere liefern nur wenig Samen, bei der Luzerne fanden wir aber auch, dass gewisse Zuchtstämme wohlriechend, andere wieder ohne Geruch sind, eine Eigenschaft, die beim Rotklee nicht so zum Vor- schein kommt. - Wir benutzen zur Isolierung des Rotklees dichtgewebte Gazebeutel, welche auf fest in Boden gesteckten runden 35 cm breiten, 75 cm langen Drahtgestellen befestigt werden, ihr unteres Ende ist 10 — 12 cm länger als das Drahtgestell und wird beim Aufstellen mit Erde angehäufelt. Die Blüten werden, in ihrer vollen Entwicklung, mit einem schwach zugespitzten Holzstäbchen geöffnet, die Gazebeutel nur bei diesem Anlass gelüftet. Der Samenansatz ist bei dieser Behandlung entschieden geringer als bei den freiabblühenden Pflanzen, im allgemeinen variiert er zwischen 2 — 50. Unter günstigen Verhältnissen und bei gewissen Zuchtstämmen steigt er über 100 Körner pro Pflanze, wir haben aber auch noch höheren Ansatz erzielt, so wurde z. B. im Jahre 1910 von den damals künstlich befruchteten 84 Pflanzen bei dreien die Samenzahl 394, 766, 950 pro Pflanze durch künstliche Befruchtung mit genauer Isolierung erreicht. Unter den freiblühenden Pflanzen desselben Jahrganges waren mehrere, welche nur 3—5 Körner und andere, welche 2289, 2343, 2299 Samen pro Pflanze brachten. In den letzten zwei Jahren konnten wir die künstliche Befruchtung — infolge der abnormalen Zustände — nur in grösseren Zeitabständen nicht von Blüte zur Blüte folgend durchführen, deshalb haben wir einen 328 Kleine Mitteilungen. schwächeren Samenansatz erreicht. Die künstliche Befruchtung konnte auch nicht auf eine grössere Zahl Pflanzen ausgedehnt werden. Im Jahre 1914 erhielten wir folgende Ergebnisse pro Pflanze: Kopfzahl ... 38 45 35 20 13 7 17 27 32 47 19 28 18 8 24 25 9 Körnerzahl . 0 222 79 0 26 20 0 95 0 0 57 80 76 15 0 75 16 Im Jahre 1915 waren die Umstände für diese Arbeit ebenfalls sehr ungünstig, ausserdem hat das ständig anhaltende Regenwetter den Erfolg dieser Arbeit auch sehr gehemmt. Es dürfte dennoch das Ver- halten zweier verschiedener Zuchtstämme (Individualauslesen) bei künst- licher Befruchtung und Freiabblühen ein Interesse haben: Zuchtstamm Nr. 20 gab bei künstlich befruchteten Pflanzen in 16 Köpfen 2, in 15 Köpfen 5 Körner. Bei freiabgeblühten Pflanzen desselben Stammes erhielten w^ir: Kopfzahl .... 24 37 31 20 54 13 20 20 ) ^,, Körnerzahl .... 400 655 573 390 590 317 690 475 J ^ Kopfzahl .... 28 23 42 17 60 22 16 29 1 ^,, ' UFO I T 1 1 11 7P Körnerzahl .... 368 375 732 535 975 729 468 570 ) ^ Zuchtstamm Nr. 110 gab bei zwei künstlich befruchteten Pflanzen in 18 Köpfen 23 bzw. in 15 Köpfen 13 Körner, die freiabgeblühten Pflanzen desselben Stammes gaben: Kopfzahl ... 14 12 22 45 1 ^,, T— 11 -.r,,^ -.r,K K-... o-.^ pro Pflanze Körnerzahl . . 170 175 512 810 ( ^ Der Sameneitrag der meisten Zuchtstämme war in diesem un- günstig nassen Jahr auch bei den freiabblühenden Pflanzen nicht günstig und ^^irden den oben bezüglich Zuchtstamm Nr. 20 angeführten Daten ähn- liche Zahlen geliefert. Dagegen haben wir bei zwei Pflanzen des Zucht- stamms Nr. 130 mit Kopfzahl von 34 und 51 die Körnerzahl 1820 und 1920 und bei dem Zuchtstamm Nr. 146 mit Kopfzahl 30 und 89 die Körnerzahl 1147 und 2000 bekommen. Die höchste Körnerzahl pro Pflanze haben wir bei den freiabblühenden Pflanzen im Jahre 1910 mit 2990 Körnern gehabt. Dr. Th. Roemer von der Abteilung für Pflanzenzüchtung des Kaiser Wilhelms-Instituts in Bromberg: Meine in den Jahren 1914 und 1915 ausgeführten (noch nicht abgeschlossenen) Versuche geben bisher folgendes Bild: 1. Isolierung einzelner Blütenköpfe durch Gaze bleibt ohne jeden Erfolg; es sind 1914 und 1915 je 1 Blüteukopf von je 200 Rotklee- pflanzen eingeschlossen worden. 2. Künstliche Selbstbestäubung mittels Auslösens des Blüten- mechanismus durch Aufdrücken mit einer Stecknadel blieb bei den weitaus meisten Pflanzen ohne jeden Ansatz. Vereinzelt entwickelten Kleine Mitteilungen. 329 sich die Integumente der Samenanlage zu einer leeren Samenhaut. Im Jahre 1915 erhielt ich jedoch aus imgeLähr 80 Pflanzen auf diese Weise Samen von 4 Pflanzen und zwar: Pn. 546 51 Samen aus 1 Blütenkopf; diese Pflanze hatte 1914 bei gleicher Behandlung keinen Samen geliefert. Pfl. 573 5 Samen aus 1 Blütenkopf. -r,oi f,nn ■. o -i tit-^ i t \ slud Vollgcschwister von Pfl. 577 1 Samen aus 1 Blutenkopf, . ^o^ . Tiüi rr,o An c^ 1 Tii-x 1 £ > einer Pflanze stammend, aus Pfl. 578 46 Samen aus 1 Blutenkopf, ^ i, ., ü ^ . ) Selbstbeiruchtung gewonnen. Pfl. 112—41 16 Samen aus 1 Blütenkopf; diese Pflanze ist aus Selbst- befruchtung der Mutterpflanze gezogen. Der Erfolg künstlicher Selbstbestäubung scheint bei Nachkommen aus Selbstbefruchtung sich nicht zu steigern und ist anscheinend ein nach Jahreswitterung wechselnder, bleibt aber immer so gering, dass diese Bestäubungsart praktisch nicht verwertet werden kann. 3. Bestäubung zwischen Stecklingen ein und derselben Rotkleepflanze durch Hummeln. Diesbezügliche Versuche sind im Gange, lassen aber infolge der Schwierigkeit der vegetativen Vermehrung bei Rotklee noch keine sicheren Schlüsse zu. 4. Bestäubung zwischen Vollgeschwistern, d. h. zwischen Pflanzen, die aus Selbstbefruchtung ein und derselben Mutter- pflanze gezogen sind, erwies sich bei Verwendung von Hummeln, die auf Phacelia gefangen wurden, und bei Ausschluss andersartiger Be- stäubungen durch Isolierung mit Gazekasten von gutem Erfolge, der praktisch vollauf genügt. Die Samenmenge von je einer Pflanze, auf diese Weise gewonnen, genügt zur Heranzucht von etwa 100 Nach- kommen. Zu diesen Versuchen wurden vier Nachkommenschaften aus Selbstbefruchtung verwendet, die Grabner mir zur Verfügung stellte; ein Unterschied im Samenansatz konnte weder bei diesen vier Nach- kommenschaften noch bei den einzelnen Pflanzen je einer Nachkommen- schaft beobachtet werden. 5. Verwendung von Bienen. Zwecks Prüfung des „Bienenklees" von Prof. Martinet wurden 1915 25 Pflanzen dieser Zucht in einen Gazekasten mit einem kleinen Bienenzuchtvölkchen, Apis mellifica-melli- fica (B. Reepen), Stamm Nigra des Bromberger Bienenzuchtvereines, ge- stellt. Diese lieferten Samenansatz, der allerdings gegen freie Befruchtung in Menge zurückblieb, praktischen Züchtungszwecken aber vollauf ge- nügte. Einige Pflanzen ungezüchteten schlesischen Rotklees wurden in den nämlichen Kasten gestellt und lieferten ebenfalls genügend Samen. — Zu prüfen ist weiterhin, ob die Art der Kultur der Rotkleepflanzen in Töpfen (z. B. Trockenhaltung) Einfluss auf die Ausbildung der Länge der Blütenröhre hat, so dass für Rotkleebefruchtungen zu züchterischen Zwecken statt der Hummeln Bienen verwendet werden können. 330 Kleine Mitteilungen. 6. Unzweifelhaft habe ich in Gegenwart von Zeugen beobach- tet, dass 1. einzelne Individuen von Bombus terrestris Honig aus Rotkleeblüten sammelten, ohne die Blütenröhre seitlich anzubeissen, sondern in der Weise aller anderen Hummelarten durch Einführen des Rüssels in die Blütenröhre und gleichzeitige Bewegung des Blütenmechauismus. Nicht festgestellt konnte dagegen werden, ob diese Individuen Mit- glieder eines bestimmten Nestes waren oder verschiedenen Völkern angehörten. In einem im Zuchtkasten angesiedelten Volk Bombus terrestris befanden sich jedenfalls keine Individuen, die Rotklee be- fruchteten, sondern alle Mitglieder dieses einen Volkes „räuberten" ausnahmslos Rotkleeblüten. Sicher festgestellt ist aber, dass die nicht „räubernden", sondern ,.saugenden" B. terrestris - Individuen alle Rotkleeblüten, die sie aufsuchten, in gleicher Weise behandelten, also bestäubten; 2. auf freiem Rotkleefelde im Herbste 1915, einem nicht besonders trockenen Herbste, zahlreiche Bienen Rotkleeblüten aufsuchten und auf diesen in normaler Weise Honig sammelten, die Zunge in die Blütenröhre einführten, den Blütenmechanismus in Bewegung setzten, also auch die Blüten bestäubten. Sobald diese Bienen aber auf Blüten trafen, die durch „räubernde" Bombus terrestris-Individuen seitlich durchgebissen waren, so benutzten dieselben Bienen-Individuen diesen kürzeren Weg zum Sammeln des Honigs, bestäubten also die einmal von Bombus terrestris angebissenen Blüten nicht. Diese Ergebnisse stehen teilweise in Übereinstimmung, teilweise im Widerspruch mit bisherigen Angaben über die Befruchtung des Rotklees. Fruwirth: Als Ergebnis der Erörterung der Frage kann gelten : Eine Befruchtung kann bei Rotklee ohne Insektenhilfe oder künstliche Eingriffe nicht stattfinden. Die bisher angenommene Selbststerilität des Rotklees kann nur als Regel angesehen werden. Wenn sie auch in den Befunden IMartins — dass eigener Pollen einer Blüte so langsam keimt, dass die Schläuche die Samenknospen erst erreichen, nachdem diese bereits abgestorben ist — begründet wird und durch sehr viele Versuchsergebuisse belegt worden ist, so steht doch eine Anzahl positiver Ergebnisse künstlicher Selbstbestäubung entgegen. Insbesondere wurden von Grabner solche erzielt. Bei diesen mag das trocknere Klima, das dem Ansatz über- haupt günstiger ist, mitgewirkt haben, dann der Umstand, dass bei den Versuchen G rabners alle Blüten einer Pflanze künstlich selbstbestäubt wurden, während bei den Versuchen anderer Forscher, bei welchen nur Kleine Mitteilungen. 332 je einige Blüten pro Pflanze selbstbestäubt wurden, gerade solche — überhaupt und besonders bei der Blüte des ersten Schnittes — zahlreich getroffen werden konnten, die nur vegetativ entwickelte Samenknospen besassen. Individuelle Verschiedenheiten sind auch bei dem Verhalten gegenüber Selbstbestäubung festzustellen. Wenn auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, durch künstliche Bestäubung innerhalb einer Pflanze Samen zu erhalten, so erscheint es für die Züchtung der Praxis doch sicherer, die Nach- kommenschaft der Auslesepflanzen entweder bei räumlicher Isolierung oder aber bei Einschluss in Gazekästen der Befruchtung durch Insekten zu überlassen, für deren Pollenreinheit durch Saaten anderer von ihnen besuchter Pflanzen gesorgt werden kann. Die Befruchtung der Pflanzen je einer einzeln eingeschlossenen Nachkommenschaft ist nicht nur — wie bisher bekannt — durch ein- gebrachte Hummeln möglich, sondern auch durch eingebrachte Honig- bienen. Personalnachrichten. Amtsrat J. Sperling-ßuhlendorf bei Lindau (Anhalt) ist zum Geheimen Ökonomierat ernannt worden. Der Hilfsassistent an der Samenkontrollstation in Wien, Dr. der Bodenkultur L. Feisinger, ist zum Assistenten dieser Station ernannt worden. Dem Herrschaftsdirektor des Grafen Leopold Berchtold, Elemer Szekacs, wurde in Hinblick auf seine Verdienste auf dem Gebiete der Landwirtschaft,' besonders der Pflanzenzüchtung, der Orden der ungarischen eisernen Krone 3. Klasse verliehen. Am 16. August verschied plötzlich Herr Max Friedrich, der, zur Zeit als er das Gut Schilbach als Pächter bewirtschaftete, daselbst die Züchtung der späten Hanna-Gerste betrieb. Das nächste Heft erscheint im November 1916. Druck von Fr. StoUberg, Merseburg. Versuche zur Wirkung der Auslese. Von Prof. Dr. C. Fruwirth. III. Versuche mit Hafer. (Zeitschrift für Pflanzenzüchtimg Bd. III, 1915, S. 413.) In den Tabellen der genannten Arbeit sind bedauerlicherweise bei der Revision eine Anzahl von Druckfehlern stehen geblieben. Die Mehrzahl derselben ist durch die im Druck übliche unvollkommene Scheidung zwischen Zahlengruppen und zwischen Granzen und Dezimalen hervorgerufen worden, die im Manuskript vermieden worden war. So wurde beispielsweise 0, 0-7 — 5*2 des Manuskriptes mit 0,07 — 5,2 ge- setzt usw. Es ist zu setzen: S. 423 1907 Ernte: lüa ± 1,19 statt 1,29 1914 Ernte: m ±1,12 „ 1,21 S. 424 bei den Zahlen für die Grenzen Gr: 1908: 0,0; 1,1—11,9 statt 0,11—11,9 1909: 1910: 1911 1912: 1913: 1914: 1915: 0,67 10,09 „ 1,1- -10,1 und 0,0 0,6- -10 „ 0,06- -10 0,0 ; 1,0- -18,7 ,5 0,1- -17,8 und 0,0 2,0- -21,9 „ 0,2- -21,9 0,0 ; 0,7- -1,0 „ 0,07- -1 und 0,0 ; 0,7- -5,2 •5 0,07- -5,2 0,0 ; 0,4- -0,5 11 0,04- -0,5 und 0,0 1,0- -5,1 11 0,1- -5,1 und 0,0 0,5- -2,6 11 0,05- -2,6 0,0 . 0,5- -5,9 11 0,05- -5,9 und 0,0 1,7- -13,0 „ 0,7- -1,3 0,0- -1,0 ,• 0,0- -1 0,0 1,0- -5,7 11 0,10- -5,7 und 0,0 0,8- -18,0 11 0,08- -1,8 0,0 1,2- -6,9 11 0,12- -6,9 und 0,0 1,3- -10,5 11 0,13- -10,5 S. 426 1911 Ernte: M 44,14 statt 44,1 1912 Ernte: Gr 16,0—75,4 „ 16,0—72,9 S. 427 1907 Ernte: Gr 42,2—77,4 „ 42,4—77,4 und 29,3—84,1 ,. 29,2-84,1 1910 Ernte: M 59,94 „ 59,04 Gr 31,3—82,7 ,, 36,9—80,9 und 37,8—89,1 „ 37,8-93,7 1911 Ernte: Gr 6,2—91,0 „ 6,2—90,5 1912 Ernte: Gr 9,9—51.2 „ 9,1—66,6 und 8,4—56,2 „ 9,2—43,3 1914 Ernte: m 3,39 „ 3,29 I Trieure Unkrautsamen- ' Ausleser, Mischfrucht - Scheider, Getreide-Sortierer, Lagerhaus-Einrichtungen Reinigungs- Anlagen für Saatzuchtanstalten. Kalker Trienrfabrik nnd Fabrik gelochter Bleche mayer ^ £k. in Kiiln^Halk. Zweigfabriken in Dresden-Neustadt und Augsburg-Pfersee. [1] Die neuesten Saauuchtderäte „System Professor K. von Rümker": Handdrillmaschine ein- und zweireihig, Pflanzlochmaschine für Saatzucht Prüf ung$= Jlpparate für Saatzuchten ■■■■iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii ■'■■■ii ■>• ■ ■■ iiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii 3^" Nachstehende Spezialitäten "^Q sind von der Deutschen Landwirtschafts-GeselLschaft größtenteils als „neu und beachtenswert" anerkannt. TCni'fltlf'^ Körner- und Ahrenwage, gleichzeitig Grammwage für 1000 Kömer- T^m»aii-f't2 Tausend - Körner - Zähler mit auswechselbaren Zählplatten für alle XVUltlUl/» Körnerarten. T^m'fllli"'^ neuester Reichs -Getreideprober mit '/s Liter- Zubehören, zur Begut- XVUlclUl/ » achtung kleinster Getreidemeugen. X^rM»QiTf' a neueste Zeigerwage für Rübenzüchter, zur Sortierung einzelner Rüben rVUlclllt » jjach Gewicht. l^fki»Qii'f' c zusammenlegbare Zeigerwage für Kartoffelstärke, ohne Schiebegewicht XVUlcillt » un(i oiine Tabelle arbeitend. ivOrtlllt S Beutelsieb zur Kontrolle der Zollgröße von Saat- und Speise-Kartoffeln. T^rtl'JlTl'f' Q neuester Probenzieher-Stock mit schließb. Führungsgriff, zur schnellen XVUlcillt o ^y(i zuverlässigen Probe- Entnahme von Düngemittel-, Kleie- u. Getreide- Mustern aus Waggons und Säcken. ILLUSTRIERTE PREIS-LISTEN über obige Spezialartike! gratis und franko. Korailt's verbesserter Schneckentrieur (D. R. P. und Auslandspatente). Selbsttätiger Sortierer für Rnndfruclit aller Art. Speziell zur Herstellung von prima Saaterbse, Speiseerbse, Saatwicke, Feldbohne zur Saat, Raps, Rübsen u. dergl. geeignet. Ansichts - Reinigung von Postmustern gratis unter Garantie für gleiche Leistung des Trieurs hei Lieferung. — Ausführliche Prospekte gratis und franko. — Richard Korant, Berlin-Wilmersdorf, Uhlandstr. 116. Fabrikation und Vertrieb neuer landwirtschaftlicher Geräte. m Verlag von Paul Parey in Berlin SW. 11, Hedemannstrai5e 10 u. 11. Soeben erschien: Landwirtschaftlich wichtige Htilsenfruchter. Von Dr. C. Fruwirth, [2] Professor an der Technischen Hochschule in Wien. Erstes Heft: Erbse, Wicke, Ackerbohne, Lupine und Linse. Mit 9 Textabbildungen. Preis 80 Pf. Zweites Heft: Soja, Fisole, Kicher, Erve, Ervilie, Platterbse und andere Hülsenfruchter, deren Samen als Futtermittel eingeführt werden. Mit 4 Tafeln und 9 Textabbildungen. Preis 1 M. 60 Pf. (Kiesslings landwirtschaftliche Hefte Nr. 29—31.) Gerade jetzt ist eine kurze Anleitung zum Bau unserer Hülsenfruchter besonders erwünscht, und jeder Landwirt sollte die billigen Hefte lesen; er wird sicher Nutzen daraus ziehen. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Druck von Fr. Stollberg, Merseburg. Band IV, Heft 4. Dezember 1916. Zeitschrift für Pflanzenzächtung Zugleich Organ der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht, der Österreichischen Gesellschaft für Pflanzenzüchtung und des Bayerischen Saatzuchtvereins. Unter Mitwirkung von L Kiessling, H. Nilsson-Ehle, K. v. Rümker, E. v. Tschermak, ■Weihenstephan Lund Berlin Wien herausgegeben von C. Fruwirth, Wien. Mit 2 Textabbildungen. BERLIN Verlagsbuchhandlung Paul Parey Vorlag für Landwirtechaft, Gartenbau und Forstwaaen SW. 11, Hedemaniistraße 10 u. 11 1916. Einzelpreis ^-Mr^i^ JPf. Abonnementspreis 5-Mr 50 Pf. Inhalt. I. Wissenschaftliche Originalarbeiten, Aufsätze. ggj^^ Fleischmann, R.: Die Begrannung der Ährcheiispelzen in ihrer Bedeutung beim ungarischen Landweizen. (Mit 2 Textabbildungen) 335 Obermayer, E.: Untersuchungen über das Blühen und die Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen • • 347 III. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 1. Referate 405 2. Bücherbesprechungen 419 IV. Vereins-Nachrichten. Bayerischer Saatzuchtverein 423 V. Kleine Mitteilungen. Sachliches 425 Das Blühen des Hanfes 425 Selekta, Gesellschaft für Pflanzenzüchtung, Genossenschaft mit beschränkter Haftung 430 Süddeutsche Gesellschaft für Landwirtschaft mit dem Sitz in Mannheim .... 430 Personalnachrichten 431 Erscheinungsweise: Die Zeitschrift für Pflanzenzüchtung erscheint in zwanglosen Heften, die zu Bänden mit einem Gesamtumfang von etwa 30 Druckbogen zu 16 Seiten vereinigt werden. Die Hefte sind auch einzeln käuflich, ihre Preise sind entsprechend ihrem schwankenden Umfang verschieden und sind im Abonnement niedriger als bei Einzelbezug. Der Gesamtpreis eines Bandes wird, je nach seinem Umfange, im Abonnement etwa 20 — 24 M. betragen. Das Abonnement verpflichtet für einen Band. Einbanddecken werden bei Er- scheinen der Schlusshefte eines Bandes zu 1 M. zur Verfügung gestellt. Abonnements nimmt jede Sortimentsbuchhandlung entgegen sowie die Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin SW. 11. Hedemannstrasse 10 u. 11. An letztere sind auch alle Zuschriften in Anzeigenangelegenheiten zu richten. Preise der Anzeigen: ganze Seite M. 50, halbe Seite M. 80, drittel Seite M. 20, viertel Seite M. 17,50. Für alle das grosse Gebiet der Pflanzen- züchtung angehende Anzeigen dürfte die „Zeitschrift" das geeignetste Organ sein. Honorar für den Bogen Text: 48 M., Tabellen 24 M. Von jedem Original- beitrag können 25 Sonderabdrücke geliefert werden, wenn dies bei Einsendung des Manuskriptes verlangt wird. Redaktionelle Zuschriften: Prof. Dr. C. Fruwirth, Waldhof b. Amstetten (N.-Österr.). Sonstige Zuschriften (Abonnements u. Anzeigen): Paul Parey, Berlin SW. 11, Hedemannstrasse. Band IV, Heft 4. Dezember 1916. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. i. Wissenschaftliche Originalarbeiten, Aufsätze. Die Begrannung der Ährchenspelzen in ihrer Bedeutung beim ungarischen Landweizen. Von Rudolf Fleischmann, Zuchtverwalter der gräflich Pejacsevich'schen Herrschaft Ruma (Slavonien). (Mit 2 Textabbildungen.) Im Verlaufe der züchterischen Bearbeitung des ungarischen Land- weizens war es mein Bestreben, neben der Beobachtung aller wichtigen, den Praktiker in erster Reihe interessierenden landwirtschaftlichen Werteigenschaften, auch eine Anzahl morphologischer Merkmale an den Pflanzen der einzelnen Linien zu verfolgen. Der Zweck solcher mehr ins Einzelne gehenden Beobachtungen war erstens, die durch Formen- trennung aus ungarischem Landweizen entstandenen Zuchtsorten so be- schreiben zu können, dass dadurch ihre äusseren Unterschiede erfasst und festgelegt werden; es sollte also die botanische Reinlieit der ge- züchteten Sorten mit Hilfe einzelner, leicht feststellbarer Merkmale rasch und möglichst sicher festgestellt werden können. Zweitens bestand die Hoffnung, möglicherweise Zusammenhänge dieser morphologischen Merkmale mit den oben erwähnten wichtigen landwirtschaftlichen Wert- eigenschaften zu finden. In vorliegendem Bericht möge es nun gestattet sein, über ein solches Merkmal und seinen Zusammenhang mit gewissen landwirt- schaftlichen Werteigenschaften einiges mitzuteilen. Das hier zu be- handelnde Merkmal ist die Art der Begrannung der Ährchen- spelzen oder Hüllspelzen (glumae) bei Weizen, damit im Zu- sammenhang stehend ein verschiedener Grad der Widerstandsfähigkeit gegen Gelbrost, in weiterer Folge auch Verschiedenheit bei Ertrag, Habitus, Reifezeit. Es ist aber gleich hier zu betonen, dass die beob- achteten Erscheinungen nur einzig und allein sich auf den ungari- schen Landweizen (Herkunft der in züchterischer Bearbeitung stehenden Landsorte ist das Komitat Syrmien) beziehen. Ein anderes Material stand nicht zur Verfügung und wurde auch nicht unter- sucht. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die berichteten Korre- Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. IV. 2(5 336 Fleischmann: lationen in anderen Gegenden mit weit verschiedenem Klima sich anders darstellen. Im vorliegenden Falle handelt es sich also um die Art der Be- grannung der Hüllspelzen (glumae) oder Ährchenspelzen; die unteren Blütenspelzen (paleae inferiores) sind bei dem in Zucht befind- lichen Material ausnahmslos begrannt, und zwar ziemlich stark bis mittelmässig. Die Hüllspelzen werden hier mit Ährchenspelzen bezeiclmet. Bei der Züchtung wurden nun Formen isoliert, welche in der Art der Begrannung der Ährchenspelzen auffallend voneinander abwichen. Um diese Unterschiede, welche darin lagen, dass manchmal gar keine Granne, dann aber wieder verschieden lange Begramiung vorhanden war, genauer fassen zu können, wurden aus mehreren Zuchtstämmen je 3 mittlere, den Typus am besten repräsentierende Ähren ausgewählt und an ihnen die Messungen der Grannenlänge an den unteren Blütenspelzen, sowie an den Ährchenspelzen vorgenommen. Das 3. Blüte hen in den Ä h r c h e n ist hierbei nicht berücksichtigt, sondern nur die 2 aussen stehenden Blütchen, ebenso nicht das endständige Gipfelährchen. Die Messungen gelten für die Ährchen der Reihe nach von unten nach oben. Ein Beispiel der Messung gibt Tabelle I. (Siehe die Tabelle S. 337) Ausser den Längen der Älirchenspelz engrannen wurden auch die Längen der zugehörigen Ährchenspelzen selbst (glumae) gemessen. Sie betrugen im Durchsclmitt bei dem Beispiel in Tabelle I bei beiden Linien 13,5 mm. Es wurde nun die Grannenlänge der Ährchenspelzen, als quan- titative Eigenschaft betrachtet, ins Verhältnis zur Länge der zu- gehörigen Ährchenspelzen (ohne Granne gemessen) gesetzt und auf Grund dieses Verhältnisses eine Sonderung der untersuchten Linien in 3 Typengruppen vorgenommen. Hier ist zu erwähnen, dass ein Schwanken dieser quantitativen Eigenschaft innerhalb einer und der- selben Linie wahrnehmbar war; vollkommene Gleichmässigkeit in den Messungsergebnissen von Pflanze zu Pflanze innerhalb der Linie ist auch bei einem solchen Merkmale nicht vorauszusetzen: aber die tat- sächlich bestehenden grösseren Unterschiede von Linie zu Linie in ihrem Durchschnittswerte ergeben ganz sichere Anhaltspunkte zur Gruppeneinteilung bzw. eine sichere Handhabe, eine Linie auf Grund dieses Merkmals der einen oder andern Gruppe zuzuweisen. Für die praktische Anwendung dieser Einteilung ist zu bemerken, dass es nicht notwendig ist, die erwähnten mühevollen Messungen im Detail durchzuführen. Im grossen Durchschnitt der ausgeführten Messungen hat sich ergeben, dass das Ährchen in der Mitte und das folgende nächste Ährchen geeignet sind, um die Bestimmung an ihnen Die Begranming der Ährchenspelzen in ihrer Bedeutimg beim ung. Landweizen. 337 .-i( 03 m ö -^ M o lO lO lO CO (M 0 0 CO 1-1 ^ ^ ,d -« d o lO CD CO [> c- c- CD lO 1—1 -*" -fj 03 03 >o CD d 03 ; 03 TS GO 1-1 "* '^ OS 0 CO in 0 CD CO B _d -* 0 CO CD CO I> c- c- (M >n~ CD .i 03 «5 -^ -h^ CO 1 44 d -4— > rd o 03 cc CD c- 05 00 CD CO ^ Oi 0 cd" ;-< c3 Ü 03 03 bß 03 03 OD lO \Q Tj* 05 05 CO D- CD 1—1 '^ 0? "03 13 d _d lO cd" Cü 03 § °ß pq d CO rd ? - CO 0 CD 1—1 CO lO co CO -^ lO o 03 1-1 ■^ urT o : d ö • 1— 1 03 CO _d un C- l> 05 CD CO CO c- 05 h^ d ' — ' • J^ 03 CO ^ ^ 4.3 'S 03 lO 05 '^ lO CO '^ CO 1 00 q. 0) 03 d d cö bc 5 -=^ >n l> CO 05 05 c- CO ' lO -1^ s -^ d ü oj :d -*H ^ • 1— « oo i-< CO 0 lO 0 0 05 1 CO 05^ 03 -2 03 TS d _d 1 1—1 00 •rH "03 (S d bß d m 0 03 2 03 -t-3 0:1 0 >o lO 1—1 1-1 0 1 1—) M :S 4-^ :d S 4^ CO CO 00 CO 05 CD 00 1 0 ^ h-^ '? ^ 03 lO l> m O ^ > d ^ 0 J.^ CO 03 1- CO CD .0 lO 0 lO 0 1-( (M 1— ' S _d CO l>- l>- 05 05 05 lO ' 1—1 co" 03 cö 03 -A 03 tB ^ ^H i^ -fJ 1 ^ d 03 ;-i 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 03 bß d s-' -d CO 03 03 03 T3 d a 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 03 pq "5 Ph ö 33 ' — 1 CO d d M , , 03 2 i^ 03 *^ -ä, CS 'S 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 -f 'P ^ 03 o (> d ;-< , 03 ?H i^ 2 X d • 1— ( 03 !- Ja! d 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 ^ • 1— 1 cS d 03 Co ,d T-K oä CO T)! id CD l> cd w. ^ 'd 2 'S ->1 d 03 p 338 Fleischmann: vorzunehmen. Es entsprach nämlich der durchschnittlichen Länge aller Ährchenspelzengrannen einer Ähre bei Ähren mit 10 Stuten die Ä.-Sp. -Granne im 5. Ährchen 12 14 16 18 20 22 6. 8. 8.-10. 10. 10.-12 12. von unten ge- zählt. Bei der praktischen Untersuchung ist also das Ährchen in der Ährenmitte und ev. das erst- und das zweit-nächste heranzuziehen. Die Sonderung in drei Gruppen wurde nun nach folgenden Ge- sichtspunkten vorgenommen : a) Die Begrannung der Ährchenspelzen fehlt vollkommen, die Spitze der letzteren ist entweder ganz abgerundet oder nur mit einem ganz kurzen, dornartigen Fortsatz versehen, welcher nicht als Granne angesprochen werden kann. (Kapuzentypus oder a-Typus.) b) Die Älu-chenspelz engrannen sind deutlich vorhanden, aber ihre Länge (im Mittel der Ähre) ist geringer oder höchstens gleich der Länge der Ährchenspelze selbst. (Kurzgrannentypus oder b -Typus.) c) Die mittlere Länge der Granne ist grösser als die Länge der Ährchenspelzen selbst. (Langgrannentypus oder c-Typus.) Nach dieser Einteilung ist also in dem Beispiel in Tabelle I Linie 104 a zum a-Typus, die Linie 104 b dagegen zum b-Typus zu rechnen. Um das Schwanken der Ährchenspelzengrannenlänge innerhalb einer Linie zu zeigen, folgen 2 graphische Darstellungen von Messungen an Zuchtpflanzen aus Fj der Linien 241 und 536, Fig. 17 u. 18. Nach der vorliegenden Darstellung gehören sowohl Linie 241 wie 536 zum b-Typus, da ihre Grannenlänge kleiner ist als die Länge der Spelzen (Mittel 10 mm). Deutlich wahrnehmbar ist aber die grössere Grannenlänge bei Nr. 536. Zu bemerken ist hier, dass die Schwankungen der Grannenlänge der Blütenspelzen von Pflanze zu Pflanze bei einer Linie häufig dadurch verursacht werden, dass in dem obersten Ährchen (nicht im endständigen Gipfelährchen) die betreffende Granne sich zu unverhältnismässiger Länge aufschwingt, was Ursache zu einer Ver- schiebung des Mittels geben kann. Trotzdem sind diese Verschiebungen nie oder nur selten derart gross, dass dies ein Ineinanderfliessen der Liniencharaktere, falls diese je der a-, b- oder c-Gruppe angehören, ver- ursachen würde. Finden sich aber dennoch, z. B. in einer Linie des Die Begrannung der Ährchenspelzen in ihrer Bedeutung beim ung. Landweizen. 339 a-Typus, Formen z. B. mit b- oder gar c-Typus, so ist dies ein Hinweis darauf, dass die in Betraclit stehende Linie eben nicht rein ist ; entweder ist dann die Ursache eine Beimengung oder liegt in anderen züchterisch ja genugsam bekannten Gründen eines solchen Verhaltens. Es erfolgt nun in Tabelle II die Darstellung des Zusammenhanges des Merkmals Länge der Ährchenspelzengranne mit anderen landwirt- S 1^ .^ > , p=^ . :^-^ ^ i — ) ;— ) ■^ " , 1) FflzJVh 12 3 V S 6 7 S .9 iO II 12 13 1t 15 16 17 IS 19 ZO Fig. 18. 20 Pflanzen aus Fj der Linie 241. iSpelzenlänge = 10 mm.) Daneben gestellt erscheint bei jeder Linie der Gelbrostbefall, der Flugbrandbefall, ferner die bei der Ernte gewonnenen Zalilen, welche den Kornertrag in Gramm pro Quadratmeter, das 1000-Korngewicht, die Menge Körner, welche über 2^/^ mm Siebweite bleiben (in Ge- wichtsprozenten), die mittlere Strohlänge und den Zeitpunkt der Vollreife anzeigen. ^) soll heissen: Ährchenspelzengranne, 340 Fleischmann: Tabelle II. 40 Linien der Züchtung in Fj. Linie Nr. Mittl . Länge in Millimetern der 1 (U (ü -i D d ftö ^ Ö S OJ tc ö Ph e hrch spelz Ährchen zengra litens ngra :<; Gelbrostbefall beobachtet an den Blättern 4/V. 19/V. 6/VL an den Ähren 6/VI. Ö =4-1 CS s Erhebungen bei der Ernte IM Oh g i =* o .. WS 6.2 S a fl ^ S 5 0) CO S CS N jH 2 bX) -So CO a 03 Typ US a. 47 10 — 81,7 — 3 3 1 0 213 29,5 88 110 24. VL 71 10 — 78.1 — 2,5 3 1 0,1 228 32,5 85 125 27. „ 128 9 0,8 100 — 1 1 — 300 40 89,5 120 26. „ 267 a 9 2 j 67,3 2 3 — — 267 36 90 120 25. „ Sa.: 38 2,8 327,1 — 8,5 10 2 0,1 1008 138 352,5 475 Durchschn. : 9,5 0,7 81,8 — 2,12 2,5 0,5 252 34,5 88,1 119 Typ US b. 439 10 3 103,9 — 2 3 7 278 36 89 120 28. VL 24 10 4,1 86,4 — 2 3 1 3,5 281 38,5 94 125 26. „ 283 10 5,5 75,7 — 0,5 1 — — 309 41,5 94 125 28. „ 426 9 5,8 75 — 0,5 0,5 — 0,1 286 42 96 125 25. „ 263 10 7 68,5 — 0,5 0,5 — 1,6 300 36,5 90 120 26. „ 327 10 7,2 79,4 — 0,5 0,5 — 0,8 326 36.5 90 130 27. „ Sa.: 59 32.6 488,9 — 6 8,5 1 13 1780 231 553 745 Darehschn. : 10 5,43 81,7 — 1 1,42 0,16 2,2 297 38,5 92,2 124 Typ US c. 465 9 14,3 .66 — 0,5 0,5 1 - 8,2 316 44,5 97 120 25. VI. 466 9 15,5 68 — 0,5 0,5 — 5,5 273 43 93 125 25. „ 393 11 18 99,2 — 0,5 0,5 — ■ — 260 40.5 88,5 125 26. „ Sa.: 29 47,8 233,2 — 1,5 1,5 — 13,7 849 128 278,5 370 Darchscbo. : 9,7 15,93 77,7 — 0,5 0,5 — 4,6 283 •42,7 92,8 123 11 Weizenzuchten im Anbauversuch. Typ US a. 271 9,5 — 65,7 0,5 2 3 1 — 325,6 32,5 85 120 1 24. VL 273 10 1,2 89,7 — 1,5 3 — 0,4 316,4 36 83 115 25. „ 267 9 1,8 97,4 0,5 2 3 1 0,3 267,4 33 80 110 25. „ Sa.: 28,5 3 252,8 1 5,5 9 2 0,7 909,4 101,5 248 345 Dnrchschn. : 9,5 1 84,3 0,33 1,83 3 0,67 0,24 303,1 33,83 82,7 115 Typ US b. 32 8 2,7 97,6 1 1 2 — 1,6 366,4 40 90 130 25. VI. 91 10 3,4 89,8 0,5 1,5 2 — 0,2 375 40 88,5 125 25. „ 268 10 3,7 102,3 0,5 1,5 2 — 55 353 39 82 125 26. „ 244 7,5 4',2 80 — 1 1,5 — 11,3 387 34,5 b7 120 24. „ 205 10 7,1 80,7 — 0,5 1 — 7,7 402 46 91 135 27. „ 194 9 8 90 0,5 0.5 2 — 386 42,5 95,5 130 28. „ Sa.: 54,5 29,1 540.4 2,5 6 10,5 — 75,8 2269,4 242 534 765 Dorchschc. : 9,1 4,85 90,1 0,42 1 1,75 — 12,6 378,2 40,3 89 127,5 78 Szekäcs 1 9 9 10,6 13.5 90 78,7 0,5 0,5 Typ 1,5 1 US c. 29 9,8 363,8 .895,6 45,5 40 96 93 125 135 29. VI 26. „ Sa.: Dorcbschn. : 18 9 24,1 12,05 168,7 84,3 0,5 0,25 0,5 0,25 2,5 1,25 I 38,8 19,4 759,4 379,7 85,5 42,7 189 94,5 260 130 342 Fleischmann: Der Übersichtliclikeit halber ist in Tabelle II der Gelbrostbefall in Ziffern, für Blätter und Ähren getrennt, ausgedrückt und be- deutet hierbei 1: beginnender Rostbefall an den Blättern bzw. an der Ähre; 2 : die Zerstörung des Gewebes durch Gelbrost ist teilweise, grüne und teilweise grüne Blätter an der Pflanze noch vorhanden; 3: die Zerstörung des Gewebes durch Rost ist beendet, die Blätter hängen vorzeitig trocken und zusammengerollt an den Halmen herab, der Rost beginnt auch den Halm anzugreifen. Bei 2 und 3 ist eine Beobachtung des Befalls an den Ähren nicht angegeben, weil nach dem ersten heftigen Rostangriff heuer um die Zeit des Ährenschossens Trockenheit eintrat und die Krankheit in ihren Endwirkungen auf die Ähre bzw. Spelzen und Körner sich nicht mehr zeigen konnte. Wo die angegebenen 3 Rostgrade nicht ausgesprochen waren, wurden Zwischenstufen eingesetzt (z. B. 1,5 = 1 bis 2). Die bei der Ernte an dem Kornmaterial ausgeführten Erhebungen wurden an spreu- und unkrautfreiem Weizen gemacht, ohne dass vorher durch irgendeine Manipulation Körner abgesondert worden wären. Die Darstellung der Untersuchungen erfolgte 1. bei Anbauver- suchen von 10 Linien eigener Zucht und einer Sorte von Weizen der Züchtung des Herrn Direktor Szekäcs- Arpädhalom. Die Be- obachtungen wurden hier bei je 4 Kontrollparzellen durchgeführt und stimmten in allen 4 Parzellen gut überein. Weiter sind 40 Vermehrungen F2 und 13 Vermehrungen F^, alles hiesige Züchtung, bearbeitet. Die Zuteilung zu jeder der 3 Gruppen des a-, b- und c-Typus er- folgte in der Tabelle auf Grund der durch Messung ermittelten Durchschnittszahlen für die Länge der Ährchen- spelzengrannen. Die unter „a-Typus" enthaltenen Formen mit kurzen „Grannen" (bis 2,6 mm) hatten keine ausgesprochene Granne, sondern nur einen mehr oder weniger kräftigen, dornartigen Fortsatz der Ährchenspelzen. Wenn wir die vorliegende Tabelle II durchgehen, so ist in erster Linie auffallend, dass bei den zum Kapuzentypus gehörigen Formen ein geringerer Grad der Widerstandsfähigkeit gegen Gelbrost zu finden ist, als bei den Formen, welche dem Kurz- und Langgrannentypus angehören; während bei den Gruppen b und c die Ähren mit einer einzigen Ausnahme noch gesund sind, sind dieselben beim a-Typus schon in vielen Fällen befallen. Auch der Befall der Blätter ist beim a-Typus früher und stärker festzustellen gewesen, während der b- und c-Typus im Mittel, mit wenigen Ausnahmen, ge- sündere Blätter hatten. Angeregt durch diese Beobachtung untersuchte ich den un- gezüchteten Landweizen (das Ausgangsmaterial der Züchtung), sowie Die Begrannung der Ährchenspelzen in ihrer Bedeutung beim ung. Landweizen. 343 einige Bestände von Landweizen auf Bauernäckern der Umgebung, Die Durchsicht ergab, dass darin Formen mit a-Typus oder sehr kurzen Ährchenspelzengrannen vorherrschen, in der Minderzahl aber die Formen des Langgrannentypus zu finden waren. Weiter, dass die gefundenen Formen des Langgrannentypus bzw. die länger be- grannten des Kurzgrannen typus b, bedeutendweniger vonRost befallen waren, als die anderen Pflanzen des Feldes. Wenn wir nun weiterhin die 3 Gruppen in der Tabelle II auf die bei der Ernte erhobenen Eigenschaften hin prüfen, so ergibt sich folgendes : 1. Die minder ertragreichen Formen verteilen sich mehr auf die Gruppe a, die höher im Ertrage stehenden dagegen mehr auf die Gruppe b und c. 2. Das 1000-Korngewicht ist bei Formen des a-Typus geringer, als bei jenen des Typus b und c. Zum HI-Gewicht konnten keine Beziehungen gefunden werden, dasselbe ist daher in der Tabelle nicht angeführt. 3. Damit im Zusammenhang enthalten die Formen des a-Typus Körner mit geringerem, mittlerem Durchmesser, also kleinere Körner wie die Formen des b- und c-Typus. 4. Die Formen des a-Typus weisen kürzeres Stroh auf als jene von Typus b und c. Auch der Habitus war verschieden, hier zart und fein, dort (bei b und besonders c) grob, massig, blattreich. 5. Die Reifezeit war im grossen ganzen bei Formen des a-Typs früher; bei b und c sind die später reifenden Formen zu finden. Es trat nämlich die Vollreife ein am 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 1. Juli Juni bei Anzahl Linien: 3 6 1 10 2 — - 2 4 5 7 8 — c 3 3 5 1 in Gruppe a . . » b . . V 11 c . . 6. Die geringere Neigung zum Flugbrandbefall erscheint wohl gegen die Gruppe des a-Typus hin im Mittel ausgeprägt, doch nicht derart, dass sich hieraus Zusammenhänge ableiten Hessen. Im allgemeinen betrachtet, halten sich die Formen des a-Typus innerhalb der Charaktergrenzen des ungarischen Landweizens, oder, was auch umgekehrt hier richtig ist, sie verleihen ihm eben sein charakteristisches Gepräge. Ihre Ähre ist meistens unansehnlich, zart, ebenso der ganze Habitus der Pflanze, das Stroh kurz, das Korn klein und fein, und in Jahren, wo der Rost nicht störend eingreift, von guter bis sehr guter Qualität. Die Reife eher früh als spät. Unter diesen Formen sind solche, welche in guten, entsprechenden Jahren das rot- glasige, schöne Korn, den Stahlweizen liefern. — Ihre höhere Empfang- 344 Fleisch mann: lichkeit für Gelbrost beeinträchtigt aber die öicheriieit der Ernten, sie sind in ihren Erträgen von Jahr zu Jalir eben deswegen hohen Schwanlvungen unterworfen, kurz, der Züchter kann sich auf solche, manchmal verlockende Formen nicht verlassen. Dagegen geben die Formen des b- und c-Typus, wenn wir sie uns in ihrer Gesamtheit den vorigen gegenübergestellt denken, ein ganz anderes Bild: ihr ganzer Charakter entfernt sich mehr oder weniger weit von dem des gewöhnlichen ungarischen Landweizens; ein kräftiger Aufbau der Pflanze geht mit reicherem Blattwuchs einher, das Stroh ist länger als bei den Formen des a-Typus, das Korn grob, schwerer und grösser, seltener glasig, meist melilig, blass. Die spätreifenderen Formen überwiegen. Hierher gehören auch die meisten der bereits in der Praxis bewährten Züchtungen von S z e k ä c s - Arpädhalom, deren Repräsentant in unserer Tabelle Szekäcs Nr. 1 ist. Ihre Rostwider- standsfähigkeit ist gross; diese Formen des b- und besonders c-Typus besitzen auch eine üppigere Blattentwicklung und geben nach den ge- machten Erfahrungen höhere Erträge, als die dem a-Typus sich nähern- den Formen. Es ist aber bei einseitigem Verfolg einer solchen Zucht- richtung die Gefahr vorhanden, ins Extrem zu gelangen, so dass das Stroh zu lang, die Reife zu spät (Gefahr des Schwarzrostes) wird und die Art des Lagerns in nassen Jahren zu früh und in einem bedenklichen Grade eintritt. Es wäre verfrüht, heute schon ein endgültiges Urteil über den züchterischen Wert der beiden charakterisierten Hauptrichtungen ab- geben zu wollen. Hierzu gehören noch Jahre der Erprobung im Kreuz- feuer der verschiedensten Verhältnisse, besonders in bezug auf die Witterung; dazu bietet der Anbau der heute schon bestehenden Zucht- sorten in Ungarn genügend Gelegenheit, zumal gerade in diesem Lande sehr gründliche Wechsel im Charakter der jeweiligen Jahreswitterung nicht zu den Seltenheiten gehören. Bei der entscheidenden Rolle aber, welche der Gelbrost (auch der Schwarzrost) durch die Art und den Ver- lauf seines Auftretens für die Weizenproduktion Ungarns spielt, möchte ich eher zur zweiten Richtung mit ihren zwar robusten, aber rostwider- standsfähigeren Formen hinneigen, aber dabei jene Anbaugegenden aus- nehmen, welche dem Gedeihen dieser Formen nicht förderlich sind. Ausserdem ist es eine weitere Aufgabe, herauszubekommen, welche Grruppe für die in besserer Kultur befindlichen, reicheren Böden des Grossgrundbesitzes, und welche für die schwächeren, nicht so hoch kultivierten Böden des Kleingrundbesitzes geeignet wäre. In einem Lande, das, wie Ungarn, in jeder Hinsicht so wechselnde, extreme Ver- hältnisse aufweist, kann sich die Einseitigkeit in der Züchtung rächen; der vorsichtige Züchter wird daher, besonders zu Beginn der Aus- breitung seiner Sorten, schrittweise vorgehen und sich nicht starrsinnig einer zu eng umschriebenen Zuchtrichtung anvertrauen. Die Begrannung der Ährchenspelzen ia ihrer Bedeutung beim ung. Landweizen. 345 Die Beobachtung des Merkmales „Länge der Ährchenspelzen- granne" hat uns also in weiterer Verfolgung von damit verbundenen Eigenschaften zu einer Bildung von Gruppen derjenigen Formen geführt, welche in dem Ausgangsmaterial der Züchtung enthalten sind. Wir sind auf einem Umwege, sozusagen von rückwärts, zur Erkenntnis des Vorhandenseins dieser Formengruppen gekommen. Die zunächst liegende Forderung wäre, den Wert jeder einzelnen Zuchtrichtung nach der einen oder der andern Gruppe hin festzustellen, wozu ein durch- greifendes Studium der beteiligten Richtungen mit anschliessender praktischer Erprobung gehört. Weiter muss es das Bestreben der Züchtung sein, zu versuchen, ob die Möglichkeit vorhanden ist, durch Bastardierung die wertvollen Eigenschaften des a-Typus mit jenen des b- und c-Typus ergänzend zu vereinigen. Dahinzielende Arbeiten sind im Zuge. Die erzielten Produkte müssten dann die Fähigkeit haben, unter den extremen Verhältnissen Ungarns (Jahreswitterung, damit zu- sammenhängend Gelbrostbefall) so durchzuhalten, dass ihre von Jahr zu Jahr bestehenden Ertragsschwankungen reduziert werden, kurz, dass mit ihnen im Durchschnitt einer längeren Periode ein hoher Ertrag erzielt werden kann. Spaltungsverhältnisse nach Bastardierung verschiedener Formen sind hier in F^ dargestellt: Nr. 4 9 X 267 cT ^) (c-Typus) X (a-Typus). Verhältnisse der mittleren Ährchenspelzengrannenlänge in F^: Die Spelzengranne hatte eine Länge im Mittel von 1 — 1,9 mm bei 8 Pflanzen 6 — 6,9 mm bei 5 Pflanzen 2 — 2,9 ,, ,. 9 ,, / /," ,, ,, o „ 3—3,9 „ „ 10 „ 8— 8,9 „ „ 1 Pflanze 4—4,9 „ „ 9 ,. 10—10,9 „ „ 1 5 — 5,y ,, „ o „ 14 14, y „ ;, 1 ,, Ein ähnliches Bild bietet auch das Spaltungsverhältnis in Fo nach Bastardierung verschiedener Typen bei den anderen Versuchen. Es waren alle Übergangsstufen vom Ausmaße des einen bis zu dem des anderen Elters in den Spaltungsgenerationen (Fo) vorhanden, meist auch noch Pflanzen mit darunter oder darüber liegendem Ausmaße. Das Verhalten der einzelnen Nachkommenschaften solcher Pflanzen in F3 und F4 wird Aufschluss geben, ob es gelungen ist, auf diesem Wege die Verbindung gewünschter Eigenschaften zweier Typen herzustellen. ZusnminenfjJSSiiTiir. Die Bedeutung der in den vorliegenden Zeilen angeregten Typierung des ungarischen Landweizens nach der mittleren Länge der 1) Eiterpflanze Nr. 4 hatte mittlere Ährchenspelzengrannenlänge 10 mm, 267 hin- gegen 1,8 mm. ♦ 346 Fleischmann: Die Begrannung der Ährchenspelzen usw. Granne der Ährchenspelzen (glumae) liegt nach Ansicht des Ver- fassers in folgendem: 1. Ist hierdurch ein Mittel gegeben, um (selbstverständlich auch unter Beachtung aller andern in Frage kommenden morphologischen Merkmale) die Reinheit einer Zuchtsorte rasch und genau zu bestimmen, und zwar nicht nur im grünen, sondern auch im reifen Zustande. Da bei dem grossen Formenreichtum des ungarischen Landweizens die Mögliclikeit gegeben ist, dass daraus eine grössere Anzahl für unsere Verhältnisse geeigneter Sorten herangezüchtet wird, so ist es von Bedeutung, diese neuen Sorten strenger zu umschreiben und so Unterschiede, wodurch sie sich von bereits früher gezüchteten Sorten unterscheiden, festzustellen. Solche Unterscheidungsmerkmale werden einen um so höheren Wert besitzen, ]e weniger sie der Veränderlichkeit durch äussere Ein- flüsse (besonders Standortsmodifikation) unterworfen sind. Bei dem angeführten Merkmale haben sich die Typenunterschiede in den einzelnen Jahren erhalten und seine individuelle und partielle Schwankung ist nicht so gross, dass seine Brauchbarkeit in dieser Hinsicht eine Einbuase erlitte. Es ist leicht und rasch feststellbar, also auch praktisch zu gebrauchen. 2. Ist das in Rede stehende Merkmal ein wertvolles Hilfsmittel bei der Auslese aus dem Feldbestande der Landsorte. Es ist hierdurch möglich, bei der Auslese im Sinne einer melir oder weniger begrenzten Richtung vorzugehen, anderseits aber gestattet es, gleich bei der Sichtung des ersten Materials, eine ordnende Sonderung nach konkreten Gesichtspunkten vorzunehmen. Be- sonders das Aufsuchen rostwiderstandsfähiger Formen wird so, z. B. in einem rostschwachen Jahre, erleichtert. Die Feldauslese wird also leichter, zielbewusster, weniger zeitraubend in der Auf- arbeitung. 3. Erhalten wir hierdurch bei der Linientrenmmg nach Bastardierung einen weiteren Anhaltspunkt, welcher diese Arbeit infolge der Sinn- fälligkeit des Merkmales zu erleichtern berufen ist. In diese drei Punkte wäre das Wichtigste über den Wert des be- sprochenen Merkmals zusammengefasst. Für die weitere Züchtung selbst ist natürlich nach wie vor die Leistungsprüfung der Naclikommen- schaften entscheidend und es soll hier nicht ein Versuch vorliegen, den Weg des Formalismus in der Züchtung zu betreten. Aber es dürfte die Sache jedenfalls fördern, wenn wir in der Pflanzenzüchtung jedes brauchbaren Hilfsmittels habhaft werden und es in sinngemässer Weise ausnützen. Untersuchungen über das Blühen und die Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. . Von Ernst Obermayer, Dipl.-Ing.-Chemiker, Magyarövär. An der Kgl. ungarischen Pflanzenzuchtanstalt zu Magyarövär sind Beobachtungen und Versuche seit Jahren im Gange, welche den Zweck haben, das Studium des Blühens und der Befruchtung der landwirt- schaftlichen Pflanzen zu unterstützen, und die Wirkungsweise und Wirkungssphäre derjenigen Faktoren festzustellen, welche das Blühen und die Befruchtung beeinflussen. Zwar sind diese Untersuchungen noch bei weitem nicht abgeschlossen, es wurden aber dennoch bei ein- zelnen Pflanzen, so vor allem beim Winterroggen und Winterweizen, bereits so viele Fragen aufgeklärt, dass die Zusammenfassung und Auf- arbeitung der bis jetzt gesammelten Erfahrungen für dieselben als not- wendig erscheint. Für mehrere Teile der behandelten Fragen haben schon aus- ländische Angaben zur Verfügung gestanden; es wurde in solchen Fällen festgestellt, inwieweit sich diese ausländischen Beobachtungen unter unseren Verhältnissen als richtig erwiesen haben, und wieweit dieselben vollständig sind oder Ergänzungen bedürfen. An der Samm- lung der einschlägigen sehr zahlreichen Beobachtungen hat sich das ganze Fachpersonal der Anstalt beteiligt. Die das Blühen und die Befruchtung beeinflussenden Faktoren, ferner die Verhältnisse der Selbst- und Fremdbefruchtung hat Verfasser mit der Beihilfe eines anderen, die mittels des Mikroskops zu erforschenden Fragen allein studiert. Die Beobachtungen und Versuche wurden an dem Zucht- gartenmaterial der Kgl. ungarischen Pflanzenzuchtanstalt ausgeführt. I. Der Blühvorgang und die auf das Blühen einwirkenden äusseren Faktoren. Beim Roggen. Über den allgemein bekannten Vorgang des Blühens der einzelnen Roggenblüte wurden folgende, unter unseren Ver- hältnissen gültige, ergänzende Beobachtungen gemacht. 348 Obermayer: 1. Das Umkippen der Staubbeutel erfolgt 1 — IV2 — 2 (zuweilen auch 5) Minuten nach dem ersten Beginn des Öffnens. 2. Die Staubbeutel platzen in der Regel erst nach V2 — 1 — 2 (bis- weilen 3V2 — 4) Minuten nach dem Umkippen auf, und entlassen in ^/2 — IV2 Minuten den grössten Teil des Pollens. Das Platzen der Beutel vor dem Kippen stellt bei uns einen zwar ziemlich oft vor- kommenden, doch als Ausnahme zu betrachtenden Fall vor, dessen Auf- treten zumeist dann erfolgt, wenn der Beutel aus mechanischen Gründen die Spelzen längere Zeit nicht verlassen konnte. Es kommt nach unseren Beobachtungen auch vor (doch ebenfalls nur als Ausnahme), dass die Staubbeutel gleichzeitig mit dem Kippen aufplatzen. Das Platzen der drei Beutel erfolgt übrigens nicht immer im gleichen Zeit- punkte. 3. Die ganze Zeitdauer des Abblühens der einzelnen Blüte beträgt bei uns (nach sehr zahlreichen Beobachtungen, welche grösstenteils aus dem Jahre 1912 stammen) in sonniger, warmer, windstiller Luft und bei niedrigerem Feuchtigkeitsgehalt 15 — 20 — 25 Minuten, in kaltem Regenwetter aber, oder in kalter, düsterer, windiger, feuchter Witterung, oder im kühlen Morgenwetter mit grosser Luftfeuchtigkeit bis zu 35 — (40) Minuten. " Die grossen Schwankungen im zeitlichen Ablauf des ganzen Blühvorganges werden hauptsächlich durch das Schliessen der Spelzen veranlasst, welch letzteres bekanntlich erst nach erfolgter Bestäubung stattfinden kann. 4. Der Öffnungswinkel der Spelzen liegt zwischen 30 und 45 °, und zwar beträgt er in der Regel mehr als 30 ^, aber weniger als 45 ^. 5. Es ist bekannt, dass der Hohlraum innerhalb der Spelzen über dem Fruchtknoten bereits einige Zeit vor dem Öffnen von den Staub- beuteln vollkommen ausgefüllt wird. Es kommt öfter aber auch vor, dass die blühreifen Antheren mit ihren Spitzen oben aus den Spelzen ein wenig hervorstehen, wodurch diese ein wenig auseinandergedrängt werden, ohne dass ein Aufblühen gleich danach eintreten würde. Be- sonders den später zu erörternden Blüliknotenpunkten (ein allgemeines massenhaftes Aufblühen von plötzlichem Beginn und raschem Ende) pflegt das Auftreten einer grossen Menge solcher Blüten voraus- zugehen, so dass diese Erscheinung als etwa eine Vorbereitung auf das zu gleicher Zeit massenhaft stattfindende Aufblühen zu betrachten ist. In diesem Zustande verharren die Blütchen verschieden lange, von einer halben bis 1 — 2 Stunden oder noch länger, bis die Zeit des nächsten Blühknotenpunktes kommt, um dann plötzlich massenhaft ab- zublühen. Die derart hinausragenden Staubbeutel warten demnach nur auf den nächsten Blüliknotenpunkt, und wenn sie z. B. nach dem letzten Knotenpunkt des Tages ihre Blühreife erlangt haben, warten sie ohne rntersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 349 einen äusseren Eingriff auch bis zum ersten Knotenpunkt des folgenden Vormittags. 6. Der abnorme Verlauf des Blühens wird manchmal von dem mangelhaft entwickelten Zustande der Blütenorgane veranlasst. 7. Ein unregelmässig dauerndes Blühen einzelner Blütchen kommt zuweilen aus unbekannten, wahrscheinlich inneren Gründen auch unter günstigen äusseren Umständen vor. So dauerte das Offenbleiben am 22. V. 1912 vormittags von 9^^ 08°^ bis zu 10 ^ 02 °i, also 54 Minuten, zwar in trübem, windigem Wetter, doch bei einer Lufttemperatur von 19,5 ° C. und 58 "/„ relativem Feuchtigkeitsgehalt. Am 31. V. desselben Jahres waren 16 Blütchen in verschiedenen Teilen derselben Ähre, unten, in der Mitte und oben, gleichzeitig geöffnet, unter ganz günstigen Umständen, bei sonnigem, windstillem Wetter, bei einer Temperatur von 20,5 *' C. und einem relativen Feuchtigkeitsgehalt von 58 °/o, und blüliten von 8^ 59°^ bis zu 9^ 35™, folglich 36 Minuten, was unter der- artigen Umständen allzulang zu nennen ist. 8. Dem völligen Schliessen der Blütchen werden manchmal physi- kalische Hindernisse in den Weg gelegt, indem ein oder zwei Staub- beutel zwischen die Spelzen eingeklemmt werden. 9. Wenn es auch nicht endgültig festgestellt wurde, so geht doch aus mehreren Aufzeichnungen, besonders aus den Beobachtungen aus dem Jahre 1915 hervor, dass das Blühen der einzelnen Blütchen in der Hauptsaison bei Gelegenheit starker Blühknotenpunkte in kürzerer Zeit verläuft, als zu Beginn der Blühsaison oder überhaupt bei ver- einzelt sich öffnenden Blütchen. Diese Erscheinung wird einfach da- durch erklärt, dass die Wahrscheinlichkeit einer raschen Befruchtung infolge der beträchtlicl^ien Pollenmenge, die bei starken Knotenpunkten in der Luft schwebt, weit grösser ist, als bei einem sporadischen Blühen. Mit dem zu solcher Zeit vorkommenden raschen Schliessen hängt es auch zusammen, dass abgeblühte Blütchen mit eingeklemmten Staubbeuteln, welche man im Anfang der Blühperiode und beim zer- streuten Blühen nur ab und zu bemerkt, nach starken Knotenpunkten eine ziemlich massenhafte Erscheinung darstellen; es ist nämlich kaum unwahrscheinlich, dass ein herausstehender Narbenast in der zu solcher Zeit ziehenden dichten Blütenstaubwolke den fremden Pollen bereits empfing, bevor die Blüte die eigenen Antheren gänzlich herausgeschoben hat, folglich können die Spelzen schon wieder anfangen sich zuzu- schliessen, bevor die Antheren den Zwischenraum der Spelzen verlassen haben. Auf diese Weise können dann die trägeren oder sonstwie ver- hinderten Beutel es leicht versäumen, aus den Spelzen vollständig her- auszukommen. Fragliche Erscheinung ist von Witterungs-Abnormi- täten ganz unabhängig und hat auch mit dem Geschlossenblühen nichts zu tun. Dass hier kein geschlossenes Blühen vorlag, ist schon 350 Obermayer: daraus zu ersehen, dass man in den meisten solchen Fällen nur ein oder zwei Beutel zwischen den Spelzen antrifft und nur selten alle drei. Die Beutel sind freilich auch in solchen Fällen aufgeplatzt, und zwar entweder nur an ihrem ausser den Spelzen gelegenen Teil oder seltener auch innerhalb der Spelzen; die Narbe wird in letzterem Falle reich überschüttet mit dem ausgeströmten Blütenstaub, der aber auf Grund der vorher ausgeführten Befruchtung kaum mehr bei einer solchen eine Rolle haben kann. 10. Ein wirkliches Geschlossenblühen ist beim Roggen an kräftig entwickelten primären Blüten in keinem einzigen Falle konstatiert worden, sondern nur an Blüten zweiter Ordnung und auch an primären Blütchen in den untersten Ährchen mancher Ähren. Die Organe solcher Blütchen sind nämlich, obwohl funktionsfähig, doch in der Entwicklung zurückgeblieben und klein. Die gefundenen vereinzelten Fälle ge- schlossenen Blühens wurden an Pflanzen bemerkt, an denen das öffnen eines jeden Blütchens fortwährend kontrolliert wurde, so dass auch das Aufblühen dieser letzteren unserer Aufmerksamkeit nicht hätte entgehen können. Ans Öffnen kamen jedoch diese Blüten überhaupt nicht, sondern es wurden alle drei Staubbeutel innerhalb der Spelzen auf- geplatzt und die Narbe mit Pollen überschüttet angetroffen. Es scheint demnach, dass das typische Geschlossenblühen beim Roggen bloss bei Blütchen vorkommt, die nicht normal entwickelte Organe enthalten. Es ist zu bemerken, dass auch die Blütchen zweiter Ordnung und die schwächer entwickelten primären Blütchen nicht immer geschlossen abblühen, es kommt vielmehr auch bei ihnen Geschlossenblühen nur ausnahmsweise vor. Sie pflegen in der Regel trotz ihrer kleineren Blütenorgane regelmässig aufzublühen, und setzen auch zwar kleinere als gewöhnlich, doch vollständig entwickelte Samen an. Auf welche Art der Verlauf des Blühens an den ein- zelnen R o ggenähren, ganzen Pflanzen, Zuchtstämmen und schliesslich im ganzen Bestände stattfindet, wurde durch syste- matische Beobachtung ermittelt. Die in den Büchern befindlichen diesbezüglichen Kenntnisse er- halten aus unseren Beobachtungen folgende Ergänzung: Bekanntlich ist die Anzahl der in einer Ähre zur selben Zeit sich öffnenden Blüten manchmal sehr beträchtlich. Unsere diesbezüglichen Beobachtungen haben als das meiste, 20 gleichzeitig geöffnete Blütchen festgestellt. Was die Blühdauer der einzelnen Ähren anbetrifft, haben 40 ver- schiedene Ähren von 4 Roggenpflanzen im Jahre 1912 überhaupt in (7) — 8 — (9) Tagen, und zwar min. 4, max. 10 Tagen vollständig ab- geblüht. An den letzten Tagen blühen jedoch meistens nur ein oder zwei Blütchen auf, ja es kommt sogar vor, dass man an einem Tage Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und VVinterweizen. 351 gegen Ende des Blühens einer Ähre kein Aufblühen mehr bemerkt, am nächstfolgenden Tage jedoch wieder ein Blütchen sich öffnet. Wenn man diese letzten Tage nicht mit in Rechnimg zieht, so haben die oben erwähnten 40 Ährchen überhaupt in 7 — 8 Tagen, max. 9, min. 4 Tagen abgeblüht. Im Jahre 1914 haben 34 Ähren von 5 Pflanzen grösstenteils (in 70 °/o der Fälle) in 5 — 6 Tagen, in den übrigen Fällen aber in 4 bzw. 7 Tagen abgeblüht. Im Jahre 1915 blühten 16 Ähren von 5 Pflanzen überhaupt in 6 Tagen, max. 10, min. 5 Tagen, oder nach Weglassen der letzten (ein einziges oder kein Aufblühen enthaltenden) Tage über- haupt in 5 — 6 Tagen, max. 7, min. 4 Tagen ab. Die Ähre öffnet am ersten Blühtage gew^öhnhch nur wenige Blütchen. Die Zahl derselben nimmt am zweiten und dritten Tage (ev. noch weiter) rasch zu, erreicht ihr Maximum, fällt dann allmählich und wird an den letzten Tagen wieder ganz spärlich. Manchmal kommt jedoch die grösste Anzahl sich öffnender Blütchen auf den ersten Blühtag der Ähre, und nimmt dann an den übrigen Tagen allmählich ab; bisweilen gestaltet sich die Anzahl der täglich geöffneten Blüten bei einzelnen Ähren ganz launenhaft. Am Gipfelpunkt ihres Blühens öffnen die Ähren in den verschiedensten Tageszeiten ein, zwei oder mehrere Blütchen. Je weiter jedoch das Blühen nach den beiden Enden der Ähre vorschreitet, um so mehr wird das Aufblühen auf die einzelnen Blühknotenpunkte konzentriert. Die letzten paar Blüten reagieren nur auf starke Blühknotenpunkte. Je eine der im Jahre 1912 und 1915 beobachteten Ähren öffnete an einem Tage in maximo 36, je eine Pflanze 145 Blüten. Die Gesamt- zahl der sämtlichen geöffneten Blüten je einer Ähre in der ganzen Saison betrug min. 26, max. 113, gewöhnlich aber bei den im Jahre 1912 beobachteten 50 — 70, bei denen vom .Jahre 1915 aber 65 — 75. Die Verteilung aller aufgeblühten Blütchen der zur Beobachtung bestimmten 4 Roggenpflanzen von 1912 bzv/. der 5 Pflanzen von 1915 auf die ver- schiedenen Tageszeiten ist folgende: In der ganzen Periode haben abgeblüht: im Jahre 1912 im Jahre 1915 328 Blüten, d. i. 12,2% l-^'S Blüten, d. i. 11,6% 35.5 „ 13,7 „ 16,1 „ 15.6 „ 3.7 „ 3.8 „ Nach dieser Zusammenstellung fällt demnach die tägUche grösste Anzahl von geöffneten Blüten bei den beobachteten Roggenpflanzen im Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. IV. 23 bis zu 7 Uhr morgens 323 7-9 853 9-11 605 11-1 471 1-3 214 3-5 136 5—7 Uhr abends 49 32,2 „ 4(i9 22,8 „ 181 17,8 „ 213 8.1 „ 207 5,1 „ 49 1.8 „ 50 352 Obermayer: Jahre 1912, wie auch im Jahre 1915, auf das Zeitintervall zwischen 7 und 9 Uhr morgens. Um diese Zeit kommt nämlich zumeist der stärkste Blühknotenpunkt des Tages vor. Doch tritt diese Regel- mässigkeit erst dann so klar hervor, wenn man sämtliches Aufblühen der ganzen Periode summiert. An den einzelnen Tagen können Ver- schiebungen in den Blühknotenpunkten auftreten und die Blührelation der einzelnen Tageszeiten wird dadurch häufig verändert. Das vollständige Abblühen der beobachteten ganzen Roggen- pflanzen hat im Jahre 1912 11 — 13 Tage, im Jahre 1915, als Triebe nur in geringer Anzahl (3 — 6) vorhanden waren, 6 — 8 — (11) Tage in Anspruch genommen. Das vollständige Abblühen eines im Typus ziem- lich einheitlichen Roggenzuchtstammes von ein paar Quadratmeter Fläche dauert, wie dies im Jahre 1915 an mehr als 100 solchen Zucht- stämmen ermittelt wurde, 8 — 10 — (12) Tage, in praktischer Hinsicht 6 — 8 (bisweilen 9 — 10) Tage. Diese Roggenzuchtstämme haben den Höhepunkt ihrer Blüte überhaupt am vierten, fünften (zuweilen am zweiten, dritten oder sechsten, siebenten) Tage des Blühens erlangt. Die ganze Roggenblühperiode im Zuchtgarten der Kgl. ungarischen Pflanzenzuchtanstalt erforderte im Jahre 1915 fünfzehn Tage, im Jahre 1912 einundzwanzig Tage. Die meisten der oben angeführten Regelmässigkeiten sind zahlen- mässig kontrollierbar in den Tabellen I und II am Schlüsse der Ab- handlung, welche die zahlenmässige und prozentische Verteilung des Blühens der im Jahre 1912 bzw. 1915 zui- Beobachtung bestimmten Roggenpflanzen enthalten. Was den Verlauf des Blühens im allgemeinen an- belangt, soll das Folgende erwähnt werden: Das tägliche Aufblühen beginnt unter günstigen Witterungsverhältnissen bereits gegen 5 Uhr morgens, sogar vor 5 Uhr, obwohl meistens nur in Gestalt von ver- einzelten Blüten. Manchmal wurde jedoch vor 5 Uhr auch ein stärkeres massenhaftes Aufblühen bemerkt, häufiger zwischen 5 und 6 Uhr. Der Beginn der Morgenblüte ist unabhängig vom Vorschreiten der Blüh- periode, folglich findet das erste Aufblühen zu Beginn und am Ende der Saison gleich früh statt, wie in der Hauptsaison, wenn sich übrigens die äusseren Verhältnisse nicht ungünstiger gestalten. Das späteste Aufblühen des Tages kommt überhaupt um '^1^1 Uhr nachmittags, mit- unter auch um ^1^1, 7, sogar V48 vor. Doch wird das Blühen über 5 Uhr nachmittags hinaus in der Regel nicht mehr ausgiebig, selbst nicht in der Hauptsaison. Nach der Hauptsaison wird die Nachmittags- blüte um so spärlicher, und das letzte Aufblühen des Tages erfolgt um so früher, je mehr sich die Blühperiode ihrem Ende nähert, so dass man an den letzten Tagen bereits über 5, ^l^^, sogar 3 Uhr nachmittags kein weiteres — selbst kein zerstreutes Aufblühen bemerkt. (Am Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 353 letzten Blühtage der Saison 1915 kam über 10 Uhr vormittags kein weiteres Aufblühen vor.) Es scheint, dass das tägliche Blühen auch zu Beginn der Blühperiode früher aufhört, als in der Hauptsaison; es ist aber nicht so auffallend, wie das Nachlassen am Saisonende. Teils damit hängt es zusammen, dass das tägliche Blühen zu Beginn und am Ende der Saison weniger ausgiebig ist, als um die Mitte der Saison (siehe die Summierung der Tagesblüte in den Tabellen I und II). Allein selbst während des Tages dauert das Blühen nicht un- unterbrochen, und es verläuft auch während seiner Dauer nicht mit bleibend gleichförmiger Intensität, da letztere von mehreren äusseren und inneren Faktoren abhängt, sondern es wird bald stärker, bald schwächer, bald hört es vollkommen auf. Das Blühen wird am meisten ausgiebig, wenn es stossweise er- folgt, das heisst sehr zahlreiche Blüten plötzlich in einem Zeitpunkte gemeinschaftlich öffnen. Ein derartiges plötzlich beginnendes und rasch verlaufendes, allgemeines (sich auf alle oder wenigstens auf die meisten Zuchtstämme erstreckendes) und massenhaftes Aufblühen nenne ich einen Blühknotenpunkt. Der grössere Teil sämtlicher Blüten blüht bei solchen Knotenpunkten. Zum Charakter des Knotenpunktes gehört der plötzliche, übergangslose Beginn und das ebensolche Ende, die grosse Zahl und allgemeine Verbreitung der sich öffnenden Blütchen. Manchmal erfolgt das öffnen einer sehr grossen Anzahl von Blüten so plötzlich, dass man bei stillem Wetter das von den sich trennenden Spelzen hervorgerufene zischende, knisternde Geräusch ganz deutlich hört. (Geräusch des Öffnen s.) Doch treten die Knotenpunkte nicht immer so rein und charakteristisch auf, sondern ihr Anfang und Ende wird manchmal, besonders in jener Tageszeit, in welcher haupt- sächlich das täghche Aufblühen verläuft, verwaschen, und geht in ein langsames Blühen von gleichmässiger oder wechselnder Intensität über. Das Blühen dauert in der Hauptsaison, ja auch sonst, häufig stundenlang ununterbrochen fort, ohne dass es einmal gänzlich auf- hören würde. Bald ist es zerstreut (man kann im ganzen Bestände nur hier und da einige vereinzelte, sich öffnende Blüten finden), bald wird es häufiger, so dass man längere Zeit hindurch überall und in den meisten Zuchtstämmen sich öffnende Blüten bemerkt (langsames Blühen), bald wird letzteres in einem gewissen Zeitpunkt von einem plötzlichen, massenhaften Aufblühen abgelöst (Knotenpunkt), um abermals in ein stärkeres oder schwächeres langsames Blühen überzugehen. Solchen Wechsel der Blüharten nenne ich ein fluktuierendes Blühen. Die Anzahl der in einem Zeitpunkte aufblühenden Blüten kann am Gipfelpunkt mancher Welle so gross werden, dass sie die Zahl der in einem kleineren Knotenpunkte blühenden Blüten übertrifft. In der- gleichen Fällen spricht man doch nicht von einem Knotenpunkte, da 23* 354 0 b e r m a y e r : weder ein auffallender Beginn, noch eine übergangslose Beendigung festgestellt werden kann. Ist der Knotenpunkt charakteristisch, so tritt derselbe nach einem zerstreuten Blühen oder nach einer vollständigen Blühpause auf und wird auch von einer solchen gefolgt. Besonders zu Beginn und gegen Ende des Blühens werden die Zeiträume der voll- ständigen Ruhe im Blühen immer häufiger und länger. Immerhin kommt es zu solchen Zeiten häufig vor, dass die vollkommene Ruhe oder das zerstreute Blühen durch plötzliches, stossweises Aufblühen ein- zelner Zuchtstämme von abweichendem Reifegrade gestört wird, so wie ihrerseits auch einzelne zum grössten Teil abgeblühte oder noch nicht blühreife Zuchtstämme selbst aus typischen Knotenpunkten ausbleiben können. Der Grund für ein solches Verhalten liegt ausschliesslich im abweichenden Reifegrade der verschieden veranlagten Zuchtstämme, demnach kommt dies in Zuchtgärt^n auch in der Hauptsaison vor. Von der Verteilung der Zeitpunkte des reichlichsten Blühens auf die einzelnen Abschnitte des Tages kann man keine allgemeingültige Regel aufstellen. Trotzdem: in den frühen Morgenstunden (von 5 bis zu 7 Uhr) findet gewöhnlich kein wirkhch starkes Aufblühen statt, ob- gleich kleinere Blühlcnotenpunkte auch zu solcher Zeit häufig auftreten. Der erste starke Blühknotenpunkt fällt unter günstigen Umständen zwischen ^/48 und 9 Uhr morgens, und ausserdem treten in der Regel noch ein oder zwei starke Knotenpunkte auf, deren Zeitpunkte nicht mehr so bestimmt sind, und welche gegen 11 Uhr vormittags, 2 Uhr (oder zuweilen 4 — 5 Uhr) nachmittags vorzukommen pflegen. Kleinere Knotenpunkte finden sich in unbestimmter Zahl vom frühesten Morgen bis zu 5 Uhr nachmittags in verschiedenen Zeitpunkten. Es kommt auch nicht selten vor, dass ein grösserer Knotenpunkt von einem kleineren Nachstosse begleitet wird. Die grösste Zahl der Knoten- punkte, die bei uns im Laufe eines Tages bemerkt wurde, betrug sieben. Doch haben sich auch solche Tage vorgefimden. an welchen ein grosser Knotenpunkt überhaupt nicht, auch ein kleinerer bloss in einem ein- zigen Falle auftrat, trotzdem die äusseren A'erhältnisse im Laufe des ganzen Tages dem Aufblühen günstig waren. Und zwar kommt ein solcher Fall nicht nur in der Vor- und Nachsaison vor. zu welcher Zeit das Aufblühen natürlich noch oder bereits spärlicher ist. sondern selbst auf dem Gipfelpunkt des Blühens. wobei das knotenpunktartige Blühen durch eine langsame gleichmässige Blüte ersetzt wurde, welche letztere, wenn sie länger dauert, in ihrer Wirkung gar nicht hinter dem knoten- punktartigen Blühen zurückbleibt. Das langsame gleichmässige Blühen bzw. das langsame Blühen wechselnder Intensität spielt eine gleiche Rolle, wie das typische knotenpunktartige Blühen, und kommt in jeder Tageszeit vor. Und zwar verbindet dasselbe zwei Knotenpunkte mit- einander, oder beginnt mit vereinzeltem Aufblühen und kulminiert in I Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 355 einem Knotenpunkte, oder schliesst sich einem Knotenpunkte, als die Fortsetzung desselben, an, oder kann schliesslich von Knotenpunlden ganz unabhängig auftreten. Die Zeitdauer ist höchst verschieden; am kürzesten verläuft es, wenn es zwei einander naheliegende kleinere Knotenpunkte verbindet; manchmal dauert es stundenlang. Auf welche Art immer das tägliche Blühen erfolgt, ob in reinen Knotenpunkten oder mit einem langsamen gleichmässigen oder fluk- tuierenden Blühen: der grösste Teil des täglichen Quantums kommt immer auf die Vormittagsstunden, besonders auf den Zeitraum von 7 bis zu 9 Uhr und auf den frühen Nachmittag. Der Einfluss der Witterungsverhältnisse auf das Blühen des Roggens kann auf Grund unserer Erfahrungen im folgenden zusammengefasst werden. Auch im öffnen der einzelnen Blüte wird der Verlauf der ver- schiedenen Phasen langsamer, wenn die Witterung sich ungünstig ge- staltet. Das Hinausschieben der Staubbeutel, das sich gewöhnlich in IV2 — 2V2 Minuten vollzieht, dauert z. B. bei niedriger Temperatur (11,5°, 8,7° C.) und grosser relativer Luftfeuchtigkeit (90%), in trübem Wetter und starkem, nördlichem Wind sogar 5 — 7 Minuten, und es braucht alsdann noch lange Zeit bis zum Beginnen des Stäubens. So waren die Staubbeutel nach einer Beobachtung unter ähnlichen Um- ständen selbst 10 Minuten nach dem Kippen geschlossen, und zwei von ihnen wurden inzwischen vom Wind abgerissen. Es gibt sogar Beob- achtungen, nach welchen die Beutel bei einer solchen ungünstigen Witterung die Spelzen überhaupt nicht verlassen wollen, und sich selbst nach ■^/4 Stunde in einer unveränderten Lage befinden. (Das Wetter ist stark windig und kalt, es regnet in dichten, feinen Tropfen, Tempe- ratur 9 ° C, relativer Feuchtigkeitsgehalt der Luft 97 °/o. Zeit: 17. Mai 1912, 2^ 30™ nachmittags.) Der Verlauf des Öffnens wird nach zahl- reichen Erfahrungen bereits von der niedrigen Morgentemperatur in Verbindung mit der grossen relativen Luftfeuchtigkeit verzögert, selbst wenn die sonstigen Faktoren der Witterung sich ganz günstig gestalten. Auch das Schliessen der beim ungünstigen Wetter sich öffnenden Blüten erfolgt in der Regel sehr schwer. Diesbezüglich besitzen wir zahlreiche Beobachtungen, laut deren die an windigen, kühlen Regen- tagen aufblühenden Blüten stundenlang in geöffnetem Zustande ver- bleiben; Ja es kam sogar zuweilen vor, dass Blüten, die am Nachmittag eines solchen Tages sich öffneten, sich bis zum Morgen des folgenden Tages noch nicht geschlossen hatten. Solche Fälle treten besonders dann häufig auf, wenn das trübe, feuchte, kalte Wetter zugleich mit Wind verbunden ist, welcher die umgekippten Staubbeutel gleich ab- reisst, öfters noch, bevor sie aufgeplatzt waren und Pollen entlassen hatten. Es scheint, dass die ungünstige Witterung ihren Einfluss in 356 Obennayer: Bolchen Fällen unmittelbar auf die Befruchtung ausübt, welch letztere bekanntlich ihrerseits mit dem Schliessen in engem Zusammen- hang steht. Oft verlaufen alle übrigen Phasen des Aufblühens auch bei un- günstiger Witterung ganz normal, bloss dauert das Schhessen der Spelzen unregelmässig lange (40 Minuten, 70 Minuten und noch mehr), selbst wenn die Antheren vor dem Stäuben vom Wind nicht abgerissen werden. Überhaupt kommen allerlei Anomalien im Blühen bei schlechtem Wetter häufiger vor als bei günstigem. Eins kann aber festgestellt werden: dass manche Blüten selbst unter den ungünstigsten Umständen (Regen, Wind, Kälte) aufblühen und auch ihr Blühvorgang sich ganz normal gestaltet, bloss verläuft letzterer nicht in 15 — 16, sondern in 30 — 35 Minuten. Das stellt aber noch keine Abweichung von der Regel dar. Der extremste Fall in dieser Hinsicht ist am 28. Mai 1912 vor- gekommen, als vereinzelte Blüten selbst bei einer ganz und gar un- günstigen Witterung um ^jß Uhr morgens bei einer Temperatur von 7,2° C. aufblühten. Es gibt sogar Beispiele, da^s das öffnen der ein- zelnen Blüte auch bei einer ungünstigen Witterung in kurzer Zeit verläuft. Ein warmer Regen ist nicht imstande, einzelne Blütchen im Auf- blühen zu hindern. Bloss auf das Stäuben der geplatzten Antheren kann er hemmend einwirken, was übrigens auch ein starker Tau tut. Ein starker Wind, welcher sich bei warmer Luft erhebt, kann in einem grösseren Roggenbestande dadurch ein massenhaftes Aufblühen hervorrufen, dass er die Ähren wiederholt aneinanderschlägt. Dass der Öffnungswinkel der Spelzen beim Blühen im Regen oder nach Regen kleiner (oder grösser) als normal wäre, wurde nicht bemerkt. Aus dem Obigen geht hervor, dass die ungünstige Witterung im Verlauf des öffnens der einzelnen Blüte Abnormitäten hervorruft, es steht aber auch fest, dass trotzdem einzelne Blüten selbst unter den ungünstigsten Verhältnissen ganz regelmässig aufblühen, wie ihrerseits Unregelmässigkeiten auch unter vollständig günstigen äusseren Um- ständen auftreten können. In bezug auf den Einfluss der Witterungsver- hältnisse auf den allgemeinen Verlauf der Roggen- blüte sind folgende Ergebnisse festgestellt worden. Bereits der Beginn des täglichen Blühens wird bei ungünstiger Witterung auf später als gewöhnlich verschoben; die niedrige Tempe- ratur allein kann jedoch das Beginnen des Aufblühens nicht zurück- halten. Die Witterung wird sowohl dem einzelnen öffnen, als dem all- gemeinen Blühen erst dann ungünstig, wenn die niedrige Temperatur Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 357 mit einem trüben, nebeligen oder regnerischen Wetter, ev. auch mit einem kalten Wind gemeinsam vorkommt. Die Trübheit selbst, wenn es sonst warm ist, oder die niedrige Temperatur des frühen Morgens, wenn der Himmel klar ist, oder ein warmer Wind, auch wenn noch so stark, sind für sich nicht ungünstig. Ein gewaltiger sturmartiger Wind, welcher sich am letzten Tage der Hauptsaison 1915 in warmer Luft er- hob, vermochte das gleichzeitig dauernde starke Blühen nicht auf- zuhalten, selbst nicht seine Heftigkeit zu ermässigen. Sogar ein Regen ist erst dann imstande, das Blühen hintanzuhalten, wenn er ein typischer kalter Regen ist, der in einem auch ohnedies ungünstigem Wetter auf- tritt. So ist es am 16. Mai 1912 nachmittags geschehen, als da« überall beginnende Blühen durch den plötzlich eingetretenen, aber vom all- mählichen Sinken der Temperatur doch im voraus angedeuteten kalten Platzregen vollständig unterbrochen wurde, so dass das Blühen erst lange nach dem Aufhören des Regens und Klarwerden des Himmels wieder seinen Anfang genommen hat, und auch dann in unregelmässig langandauerndem Blühen. Im Jahre 1915 dagegen am 20. Mai vor- mittags hat das kühle Regenwetter den ersten Knotenpunkt bis zu ^/4l2 hinausgeschoben, obwohl das Bestreben, plötzHch und in reich- lichem Maße aufzublühen, bereits gegen 9 Uhr bemerkbar war, nachdem zu dieser Zeit bereits eine Unzahl von Blüten an zahlreichen Ähren hervorstehende Beutelspitzen besassen, d. h. zum Knotenpunkt in Vor- bereitung waren. Die ungünstige (kalte, trübe, regnerische, windige) Witterung vermag das reichlichere (knotenpunktartige oder langsame) Blühen sogar den ganzen Tag hindurch aufzuhalten, so dass sich Blüten nur vereinzelt öffnen, worüber mehrere Erfahrungen aus der Vor- und Hauptsaison 1912 uns zur Verfügung stehen. Dies bezieht sich aber nicht auf Fälle, bei welchen ein Teil des Tages klar und warm ist, und es sich nur inzwischen auf eine kürzere Zeit umwölkt oder gar regnet, auch wenn die Temperatur um diese Zeit niedriger wird. Die Haupt- blühzeitpunkte werden in solchen Fällen höchstens verschoben. Ev. werden sie sogar überhaupt nicht verschoben, wie z. B. am ersten Tage der Nachsaison 1915, als ein grosser, sämtliche Zuchtstämme umfassen- der Blühknotenpunkt um V28 Uhr morgens, bei 13 ° C. und 80 "/„ rela- tiver Luftfeuchtigkeit unmittelbar nach dem Aufhören des Regens auf- trat, trotzdem die Ähren durch und durch nass waren und auch die Temperatur stark gesunken war. Es war dies jedoch nur eine Episode im Verlaufe des Tages, der allmählich warm und ganz klar wurde. Die Tatsache, dass ein reichUcheres Aufblühen bei ungünstiger Witterung überhaupt nicht vorkommt, erweckte den Verdacht, dass vielleicht in solchen Zeiten zur Aushilfe ein Geschlossenblühen in grösserem Maße stattfindet. Ich habe zu diesem Zwecke das ganze Zuchtgartenmaterial durchsucht und die verdächtigen Blüten, nachdem 358 0 b e r m a y e r : sie künstlich geöffnet wurden, mittels starker Lupe gründlich durch- gesehen. Besondere Aufmerksamkeit habe ich denjenigen Blüten ge- schenkt, welche mit ihren herausragenden Beutelspitzen in Vorbereitung zum Knotenpunkt waren. Es war jedoch kein einziges wirkliches Geschlossenblühen zu sehen, imd aufgerissene Staubbeutel wurden nicht einmal in den in Vorbereitung befindlichen Blüten bemerkt. Es waren lediglich solche Blüten mehrmals zu finden, deren ein oder zwei Beutel im Laufe des normalen Aufblühens aus äusseren mechanischen Gründen oder infolge sonstiger Unregelmässigkeiten zwischen die Spelzen ein- geklemmt wurden und dort geblieben sind; demnach eine ganz andere Erscheinung als das geschlossene Blühen. Beim Weizen. Ü^ber den Blüh Vorgang der Einzel blute kann ich folgende Bemerkungen machen. Die Zeitdauer des Abblühens beträgt unter günstigen Verhält- nissen 13 — 18 Minuten. Unter weniger günstigen Umständen und in den frühen Morgenstunden erstreckt sie sich selbst (22) — 25 — 32 ^Minuten. Blüten, die infolge steriler Antheren (die keinen lebensfähigen Pollen enthalten) oder sonstiger U^mstände halber keine Befruchtung erhielten, bleiben noch längere Zeit geöffnet, ^lanchmal dagegen sind zum Ver- lauf des Blühens nur 10 — 14. sogar 7 — 9. in extremen Fällen 3 — 5. so- gar nur 2 — 3 Minuten erforderlich. In solchen Fällen freilich ver- schmelzen die einzelnen Phasen des Öffnens. und zwischen den sich schnell zuschliessenden Spelzen bleiben ein oder zwei Beutel ein- geklemmt. Obschon diese Erscheinung auch bei ganz regelmässig lang dauerndem Aufblühen vorkommen kann, tritt sie doch bei solchem unvollständigen Öffnen weit häufiger, man kann sagen, ganz gewöhnlich auf, so dass ein solches in 3 — 5 Minuten verlaufendes Blühen bereits als ein Übergang zum Geschlossenblühen, das beim Weizen ziemlich verbreitet ist, zu betrachten ist. Das Steckenbleiben der Staubbeutel (aller drei) zwischen den Spelzen wird am häufigsten an den Blütchen niederer Ordnung ^) bemerkt. Da die Spelzen der Blütchen niederer Ordnung sich nicht beliebig weit öffnen können, stösst bei ihnen auch das Herausdrängen der Staubbeutel auf grössere Hindernisse, als bei den primären Blütchen. Beim Blühen des Weizens bilden übrigens auch die Spelzen der Blütchen erster Ordnung einen kleineren Winkel mit- einander als beim Roggen. Während dort nämlich 40" gewöhnlich vor- kommt, zuweilen aber 45 ° und noch mehr auftritt, kann man beim ^) Blüten erster Ordnung (^primäre Blütchen) nenne ich die Eandblütchen an der rechten und linken Seite des Ährchens. Die übrigen Blütchen eines Ährchens sind Blütchen niederer Ordnung, und zwar in der Reihenfolge ihrer Bildung: dritte (sekundäre), vierte (tertiäre) üsw. Blütchen. Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 359 Weizen in der Regel bloss 30^, höchstens um 1—2° mehr, eher aber weniger feststellen. Zwar kann man ausnahmsweise auch hier unter einem Winkel von ungefähr 40 ° geöffnete Spelzen bemerken, doch aus- schliesslich an primären Blütchen, während der Öffnungswinkel der Blütchen niederer Ordnung überhaupt weniger als 30" zu betragen pflegt und bis zu 20 " herabgehen kann. Beim Weizen (vulgare in engerem Sinne und turgidum) bleiben die Narbenspitzen nach dem Zuschliessen der Blütenspelzen nach unseren Erfahrungen nie ausserhalb der Spelzen, während dies beim Roggen eine häufig eintretende Erscheinung bildet. Dadurch wird eine im Gegensatze zu anderen gemachte Beobachtung Fruwirths^) bestätigt. Allein bei der Varietät Triticum dicoccoides wurden heraus- stehende Narbenspitzen mehrmals selbst längere Zeit nach dem Schhessen konstatiert. In allem anderen verläuft auch das Blühen des Triticum dicoccoides im grossen und ganzen derart, wie das der Vulgare-Sorten. ■ Eine Anomalie, welche auch beim Roggen vorkommt, machte sich im Blühen des Weizens am Schlüsse der Saison 1915 in grösserem Maße bemerkbar. Es ist dies die Erscheinung der sterilen Antheren, welche an sämtlichen zu spät blühenden, sonst gesunden Square head-Weizen- sorten auftrat, und zwar jedesmal nui" im oberen Drittel der Ähren derart, dass entweder das ganze obere- Ährendrittel aus Blüten mit sterilen Antheren bestand, oder wenigstens sämtliche Blüten, die sterile Staubbeutel enthielten, im oberen Drittel vorgekommen sind. Falls das ganze obere Drittel sterile Antheren enthält, bleibt das ganze obere Ährendrittel ohne Samenentwicklung, wird durchscheinend, hat ein leeres Aussehen, und die Spelzen stehen locker voneinander ab. In solchen Blüten stecken Jedesmal die drei ungeöffneten, blassgelben, schlaffen Staubbeutel innerhalb der Spelzen. Die Narbe ist jedesmal kräftig entwickelt {ganz wie die Narben der sterile Antheren besitzen- den Roggenblütchen), wir konnten jedoch auf der Narbe in den unter- suchten Fällen (selbst unter dem Stereo-Mikroskop) keinen Pollen finden. Damit hängt es zusammen, dass solche Blüten aus Mangel an Be- fruchtung längere Zeit geöffnet bleiben, so dass die Staubbeutel in- zwischen auch ihre Farbe verlieren, fahl werden. Derartige Staubbeutel öffnen sich auf einfache mechanische Behandlung schwerlich, wenn man sie aber mittels Scheere durchschneidet, entlassen sie etwas Pollen auf starkes Schütteln. Die Beschaffenheit dieses Blütenstaubes ist in den einzelnen Antheren höchst mannigfaltig. Es kommt vor, dass der Staub in überwiegendem Maße aus scheinbar gesunden Pollenkörnern besteht, es kommt zuweilen aber auch vor, dass man auf solche Körner ^) C. Fruwirth, Die Züchtung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen, Bd. IV, S. 112. Zweite Auflage. 360 Oberraayer: erst nach langahdauemdem Suchen trifft. Ist auch der Pollen solcher Beutel von gutem oder verkümmertem Aussehen, seine Quantität ist jedesmal sehr unbedeutend, und er kann bloss mit dem gewaltsamsten Eingriff an den Tag gebracht werden. Eine Ähre, deren sämtliche Blüten ausschliesslich sterile Antheren enthielten, war nicht zu finden. Die Erscheinung der sterilen Antheren trat sehr vereinzelt, und bloss an einzelnen Blüten, auch im übrigen Teil der Blühzeit auf. Was das Abblühen der einzelnen Ähren betrifft, so betrug die Zeitdauer des Abblühens einer Ähre, festgestellt im Jahre 1912 an 57 Ähren von 5 Pflanzen, min. 3, max. 8, überhaupt 4 — 5 Tage. Die fraglichen fünf Pflanzen, deren jede zahlreiche (11 — 19) Seitentriebe besass, hatten in 7, 7, 9, 9, 11 Tagen vollständig abgeblüht. Die Ähren der beobachteten Pflanzen hatten die meisten Blütchen am zweiten (und dritten) Tage des Blühens geöffnet, manchmal bereits am ersten Tage, und dann öffneten sie jeden Tag weniger, am letzten Blüh- tage oft mehr nur ein einziges Blütchen. Eine Ähre öffnete tagsüber in den beobachteten Fällen in max. 23, eine ganze Pflanze 123 Blütchen. Die Zahl sämtlicher abgeblühter Blütchen einer Ähre, aus 57 Fällen bestimmt, wurde min. 17, max. 68, in der Regel 25 — 30 gefunden. Alle diese Daten wurden an gewöhnlichem ungarischem Weizen ermittelt, besitzen nur den Wert eines gegebenen Falles, und haben nicht un- bedingt eine allgemeine Gültigkeit. (Ihre Richtigkeit kann in der Tabelle III, die sich am Schlüsse der Abhandlung befindet, ausführlich kontrolliert werden.) Die Verteilung sämtlicher Blüten der im Jahre 1912 zur Beobachtung bestimmten 5 Weizenpflanzen auf die einzelnen Tageszeiten über die ganze Blühperiode hat sich folgendermassen gestaltet: Bis zu 1 Nach 7 Uhr 7—9 9-11 11—1 1-3 3-5 5—7 7 Uhr morgens abends 5. Juni . . . 9 10 3 6 28 6. „ 14 17 25 34 10 28 37 3 7. „ 39 64 27 65 43 33 51 6 8. „ 113 72 98 41 30 58 35 6 9. ., 112 49 57 29 31 45 25 6 10. „ 75 50 89 13 17 26 — — 11. „ 24 48 11 4 12 21 18 — 12. „ 8 66 27 17 7 9 17 6 13. „ 15 9 32 8 6 7 7 — 14. „ — 9 2 ■ — — — 7 — 15. , — 3 2 — — — — — Insge sar Qt: 400 387 379 221 159 233 225 27 Untersuchungen über Blühen und Befruchtung ^on Winterroggen imd Winterweizen. 361 Es geht aus diesen Zahlen hervor, dass das Aufblühen am frühen Morgen hier reichlicher ist als beim Roggen, und die Intensität des Blühens bis zu 11 Uhr vormittags am grössten und von 1 bis zu 3 Uhr nachmittags am kleinsten ist. Am reichlichsten wird das Aufblühen in einem jeden zweistündigen Zeitintervall, während der Hauptperiode des Blühens; gegen Anfang und besonders Ende der Saison beträgt jedoch das Gesamtabblühen der einzelnen Intervalle jeden Tag weniger. Die Regelmässigkeit, welche sich in dieser Hinsicht äussert, ist um so mehr auffallend, je gleichmässiger sich die Witterung während der Blühsaison gestaltet. Das tägliche Blühen des Weizens beginnt bekanntlich in der Regel bereits in den frühen Morgenstunden, selbst vor 5 Uhr, und es dauert nachmittags überhaupt länger fort als das des Roggens. So kommt ein stärkeres Aufblühen gegen 7 Uhr abends noch öfter vor, und das gesamte Blühen über 5 Uhr nachmittags hinaus ist durchaus nicht unbedeutend. Auch das Blühen nach 7 Uhr abends kann sogar in Betracht kommen. In Zusammenhang damit macht sich das Nach- lassen der Nachmittagsblüte am Saisonende bzw. ihre immer frühere Beendigung, das beim Roggen regelmässig eintraf, beim Weizen über- haupt nicht bemerklich. Auch das tägliche Blühen der Gesamtheit des Weizen-Zucht- gartenmaterials gestaltet sich anders, wie das des Roggenbestandes. Während nämlich die Roggenzuchtstämme in Anbetracht des Blühens sich überhaupt sehr gleichförmig verhalten, und das abweichende Ver- halten einzelner Zuchtstämme (selbständiger Knotenpunkt usw.) als eine seltene Ausnahme gilt, wird das Blühen einer Weizensorten- Sammlung durch das Aufblühen nach Zuchtstämmen gekennzeichnet, das aus dem allgemeinen zerstreuten Blühen bald hier, bald dort empor- taucht. Diese grössere Selbständigkeit der Weizen-Zuchtstämme hat ihren Grund im grösseren physiologischen Unterschiede, welchen erstere einander gegenüber aufweisen. Die einzelnen Indi vi dualauslesen selbst verhalten sich in Anbetracht des Blühens ganz einheithch. Einen wirklichen und typischen Blühknotenpunkt dagegen, welcher sich auf die ganze Sortensammlung erstreckte, haben wir während der ganzen Blüh- periode des Jahres 1915 nur in zwei Fällen beobachtet, als wir dann das knisternde „Geräusch des Öffnens", welches auch beim Roggen bemerkt wurde, minutenlang klar hören konnten. Eine Vorbereitung zum massenhaften Aufblühen, die sich beim Roggen im Herausschieben der Beutelspitzen blühreifer Blütchen aus den Spelzen äussert, ist beim Weizen ebenfalls nicht zu bemerken. Auch das selbständige Blühen der einzelnen Individual-Auslesen verläuft nicht jedesmal knotenpunkt- artig, es kann vielmehr auch ein langsames Blühen verschiedener Inten- sität oder ein fluktuierendes Blühen darstellen. 362 Obermayer: Der allgemeine Verlauf des Blühens kann sich indessen unter ge- wissen Grenzen auch in den verschiedenen Jahrgängen abweichend ge- stalten. Während z. B. der allgemeine Verlauf des Blühens im Jahre 1912 ähnhch wie im Jahre 1915 vor sich ging, hat die Weizenblüte des Jahres 1913 sich deshalb eine Denkwürdigkeit verschafft, dass wir in der ganzen Periode, selbst in der Hauptsaison kaum so viel Pollen von einer quadratmetergrossen Parzelle einsammeln konnten, als zum Bestäuben einiger Narben für Bastardierungszwecke ausgereicht hätte. Der Grund dieser Erscheinung hegt wahrscheinhch in dem Umstände, dass das Blühen mit geschlossenen und unvollständig geöffneten Blüten in diesem Jahre in höherem Grade aufgetreten ist. Während nämlich das Geschlossenblühen beim Roggen als ein seltener Ausnahmefall betrachtet wird, der an kräftig entwickelten primären Blütchen nie, bloss an dritten Blütchen und an den mangel- haft entwickelten primären Blüten der obersten und untersten Ährchen vorkommt, ist dasselbe beim Weizen vereinzelt immer, unter gewissen Umständen aber massenhaft aufzufinden. Obwohl überhaupt alle drei Staubbeutel in den leicht zu beobachtenden Fällen die Spelzen ver- lassen, werden dennoch sehr oft ein, zwei oder gar drei Beutel in den befruchteten Blütchen (besonders niederer Ordnung) vollständig oder bis zur Hälfte zwischen die Spelzen eingeklemmt gefunden. Es folgt daraus: dass es ausser der augenfälhgen, offenen, gewöhnhchen Art des Blühens auch eine andere Art gibt, bei welcher die Spelzen sich nicht öffnen oder nicht in solchem Grade auseinanderweichen und nicht so lange geöffnet bleiben, dass die Staubbeutel allesamt und vollkommen den Spelzenraum verlassen könnten. Besonders an den spät blühenden und reifenden Square head-Weizen haben wir übereinstimmend ge- funden, dass diese Sorten in verhältnismässig kurzer Zeit durchgeblüht haben und demgemäss auch ihr Blühen nicht so allmählich verlief, wie bei den imgarischen Weizen, bei welchen das Öffnen der Blütchen höherer und niederer Ordnung zeitlich ganz entschieden gesetzmässig isoliert wurde. Das teilweise oder gänzliche Steckenbleiben der Staub- beutel bildete bei diesen Weizensorten eine so massenhafte Erscheinung, dass diese Art des Blühens häufiger vorkam, als das regelmässige Auf- blühen. Diese Weizen haben demnach den späteren Anfang des Blühens dadurch paralysiert, dass sie in kurzer Zeit abgeblüht haben, und zwar nicht mittels eines normalen offenen, sondern zumeist eines ge- schlossenen oder unvollständig offenen Blühens. Vorerwähnte Erscheinung, dass nämlich die spätblühenden Weizensorten im Jahre 1915 auf eine von der normalen abweichende Weise und in kürzerer Zeit verblühten, ist der um diese Zeit bereits eingetretenen grossen Hitze zuzuschreiben, gleich-wde in der abnorm verlaufenen Blühperiode des Jahres 1913 gleichfalls die anhaltende Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 363 grosse trockene Hitze den Grund für das rasche Abblühen der Weizen- stämme und für die grosse Bedeutung bildete, welche das Geschlossen- blühen in diesem Jahre erreicht hat. Damit sind wir zum Einflüsse der Witterungsverhält- nisse auf das Blühen des Weizens gelangt. Man sieht, dass die Wirkung, welche der Eintritt der gr-ossen Hitze ausübt, sich in mehreren Richtungen äussert: die Zuchtstämme und auch die einzelnen Blütchen verblühen in kürzerer Zeit, und zwar grösstenteils geschlossen oder mit einem unvollständigen Offnen; in Zusammenhang damit wird auch die Zeitfolge des öffnens der Blütchen höherer und niederer Ord- nung, sogar des Blühens der Haupt- und Seitenhalme verwirrt; die grosse Hitze nämlich erzwingt etwa das Blühen, bevor dasselbe unter gewöhnlichen Umständen eingetreten wäre. Deshalb sieht man in den Tagen der grossen Hitze Seitentriebe, die nicht einmal ihre Ähi*e ganz ausgeschosst haben (sich in ^/3-Stadium befinden), mit dem Blühen be- ginnen. Ob die männlichen und weiblichen Blütenorgane zur Zeit eines solchen zu früh erzwungenen Blühens den nötigen Reifegrad bereits erreicht haben, ist sehr fraglich. Die grosse Hitze ist demnach einer der Witterungsfaktoren, welche das Blühen des Weizens ungünstig be- einflussen. Sonstige Witterungsfaktoren üben ihre Wirkung auf den Weizen in gleicher Weise aus, wie auf den Roggen. Es scheint auch hier, dass das Öffnen des einzelnen Blütchens bloss infolge der Morgenkühle be- reits langsamer verläuft, als es gewöhnhch erfolgt, obwohl die niedrige Temperatur in der Regel erst in Verbindung mit einem trüben, feuchten, ev. noch windigen Wetter ungünstig zu wirken pflegt. Der Eintritt des Öffnens selbst wird übrigens von der Morgenkälte nicht verhindert. Es ist bekannt, dass der Weizen bei kälterem Wetter oder bei Regen in der Regel nicht offen blüht, sondern innerhalb geschlossener Spelzen stäubt. Wir haben offenes Blühen vereinzelt auch bei Regen, gleichwie unmittelbar nach starkem Regen bemerkt, obwohl damals noch Regentropfen selbst an den Grannen der Ähren sassen. Es ist da- gegen eine Tatsache, dass ein stärkeres Aufblühen sich bei grösserem Regen nicht entfalten kann; es wird sogar eine beginnende stärkere Blüte von einem solchen Regen geradezu unterbrochen, selbst wenn das Wetter sonst warm ist. Ein mit Kälte, Wind, kurz mit ungünstigen Witterungsfaktoren verbundener Regen vermag jedoch bereits in ge- ringem Grade, das Auftreten einer stärkeren Blüte zu verhindern. Dem Aufhören der ungünstigen Umstände folgt häufig ein sofortiges starkes Aufblühen, allgemein oder in einzelnen Stämmen, deren Blütchen schon früher gern hätten aufbhihen mögen, und es nur gezwungen versäumt haben. Einer der grössten und am meisten typischen Knotenpunkte der 364 Obermayer: Saison 1915 trat dagegen unmittelbar vor einem starken Platzregen ein, als der Wind des Regens schon wehte, so als wenn die Zuchtstämme geahnt hätten, dass sie eilen müssen, weil sie nachher längere Zeit hin- durch nicht blühen können. Kaum war der Knotenpunkt vorüber, fing der Platzregen an zu strömen, der jedes fernere Blühen verhinderte von 5 Uhr nachmittags bis Abend. Extreme Blütenfälle haben noch im selben Jahre einige Tage vor dem Eintritt der Hauptsaison stattgefunden, als einzelne Stamm- Gruppen gegen 6 Uhr morgens bei 14 '^ C. in dichtem Nebel (100 ^/^ relative Luftfeuchtigkeit) und gegen 7 Uhr bei 15 ^ C, in starkem Nebel und tröpfelndem Pegen, bei 98 °/o Feuchtigkeitsgehalt in stärkerem Maße aufgeblüht sind. Mehr vereinzelte Blüten haben indessen an dem- selben Tage auch gegen 5 Uhr morgens bei 100 % Luftfeuchtigkeit und in einem so grossen Tau stattgehabt, dass auch die Ähren selbst durch und durch nass waren. Es sei noch bezüglich der Einwirkung der grossen Hitze (28 bis 34" C. und geringer relativer Luftfeuchtigkeitsgehalt) erwähnt, dass, obwohl ein Absetzen im Blühen in den Tagen der grossen Hitze in den heissesten Stunden oft bemerkt wurde, mehrmals auf die Zeit der grössten Hitze aber auch ein stärkeres partielles Aufblühen gefallen ist. IL Die auf die Befruchtung einwirkenden inneren Faktoren. Faktoren der Blütenorgane. Einflnss der Beschaffenheit der Blütenorgane (besonders der männlichen) auf die Befruchtung. Der Erfolg der Befruchtung hängt in sehr hohem Grade vom Pollen ab, weil der Pollen, wie wir sofort erkennen werden, ein viel heiklicheres, Eventualitäten weit mehr ausgesetztes, von äusseren Ein- flüssen aller Art viel eher beschädigt werdendes Organ ist, als der Fruchtknoten oder die Narbe. Innerhalb eines jeden Zuchtstammes gibt es stärkere und schwächere Individuen, welche ihre innere Eigenschaften schon durch ihr äusseres Aussehen erkennen lassen. Der erste Grund für solche Unterschiede war bereits in den Eltern gegeben: auch die Keimzellen derselben Eltern sind von verschiedenem Werte, die Anlagen der sich in den Nachkommen entfaltenden Eigenschaften sind in der einen Keim- zelle in kräftigerer, in der anderen in schwächerer Beschaffenheit vor- handen, manche Fähigkeiten des Nachkommen sind daher bereits im Momente der Vereinigung der elterlichen Keimzellen bestimmt. Dann gelingt der Kampf ums Leben selbst den Gliedern eines reinen Zucht- stammes verschieden: wenn eins von ihnen unter günstigere Verhältnisse gekommen ist, mehr Nährstoff. Sonnenlicht genoss, weist es eine Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 365 kräftigere Entwicklung auf und lässt auch seinen Nachkommen eine „grössere Erbschaft", „grössere Wohlhabenheit" zukommen. Diese von den äusseren günstigen Verhältnissen bewirkte Kräftig- keit veranlasst jedoch in den Eigenschaften des Nachkommen bloss individuelle Schwankungen, ihi-e Wirkung kommt nur beim nächsten Abkömmhng zur Geltung, hilft auch denselben meist nur über die ersten Schwierigkeiten der Entwicklung hinüber, indem sie ihm in dieser Periode eine reichlichere Nährstoffquelle darbietet. Die von einer Generation auf die andere sich unverändert vererbenden sog. Sorten- merkmale (bzw. die Faktoren derselben) werden auch von der ver- kümmertsten Frucht des schwächsten Seitentriebes (wenn sie sich über- haupt lebensfähig entwickeln konnte) ebenso überliefert, wie von einer unter den glücklichsten Umständen entwickelten Frucht. In dem soeben Ausgeführten können wir die Wirkimgssphäre der individuellen Kräftig- keit abgrenzen. Blüten, die am stärksten entwickelte Organe, auch Pollenkörner, dann später Früchte aufweisen, sind gewöhnlich die- jenigen, welche in der Hauptsaison blühen, folglich bei Pflanzen, deren Abblühen in kurzer Zeit verläuft (Weizen, Roggen usw.), die Blütchen des mittleren Ährendrittels an den Haupthalmen der kräftigsten In- dividuen. Es ist allerdings eine Tatsache, dass die obersten und untersten primären Blütchen der Weizen- bzw. Roggenähre, wie auch ihre Blütchen niederer Ordnung, auch hier besonders die von der Ähren- mitte ferner gelegenen, viel schwächer entwickelte Blütenorgane (Narbe, Staubbeutel, Fruchtknoten) enthalten, als die übrigen Blütchen der Ähre. Und man muss annehmen, dass auch deren Blütenstaub, obschon derselbe unter dem Mikroskop dem Pollen der kräftigst entwickelten Blütchen völlig gleich erscheint, und schlechte Pollenkörner auch nicht in grösserer Menge enthält als jene, doch die Funktion der Befruchtung nicht so energisch vollführt. Die mangelhafte Entwicklung der Blüten- organe kommt jedoch manchmal noch in viel augenfälligeren Er- scheinungen zum Vorschein. Manchmal bleibt nämlich beim Öffnen der Blüten das Heraus- drängen und Stäuben der Antheren an ganzen Ähren, sogar innerhalb eines ganzen Zuchtstammes aus, bei Arten, bei denen diese Momente dem Vorgange der Befruchtung eigen sind. So wurde diese Erscheinung im Jahre 1912 und 1915 an zahlreichen Roggenähren (besonders an denen der Seitentriebe), beim Weizen aber — wie es bereits erörtert wurde — an Blütchen einzelner Ährenteile bemerkt. In solchen Fällen ist nicht nur das Blütenöffnen abnorm, sondern auch der Pollen lebens- unfähig, wie letzteres durch meine Keimversuche bewiesen wurde. 366 Obermayer: Beim Roggen kann sich indessen diese Erscheinung auf zweierlei Art äussern. Es kommen nämüch auch Fälle vor, dass die Staubbeutel beim Aufblühen hinausgeschoben werden und herunterhängen, bloss nicht aufplatzen; die Antheren sind verkümmert, schlaff, schmächtig, mögen nicht einmal auf einen groben Eingriff aufreissen, und enthalten eine geringe Menge grösstenteils leerer, zusammengetrockneter, lebens- unfähiger Pollenkörner. Die Narbe solcher Blüten mit sterilen An- theren ist beim Roggen gewöhnlich ganz kräftig entwickelt, gesund; die Spelzen bleiben, wenn die Fremdbefruchtung säumt, oft längere Zeit geöffnet, endlich wird aber die Blüte befruchtet und setzt in einer grossen Zahl der Fälle — nach dem Beweise unserer Versuche — auch Frucht an. Einen anderen Fall stellt die erste Generation der Weizen (weib- lich) X Roggen- (männlich) Bastardierung dar, die nicht nur sterile Antheren und Pollenkörner besitzt, welche selbst mit freiem Auge be- trachtet verkümmert erscheinen, sondern bei der auch die Fruchtknoten zumeist befruchtungsunfähig sind, trotzdem ihre mächtig entwickelte Narbe den höchsten Grad der Gesundheit und Entwicklung vorstellt. In der Beurteilung der Brauchbarkeit der Pollensorten kann auch die mikroskopische Untersuchung der Körner von Nutzen sein. Ein frischer und gesunder Pollen, was immer dessen mikroskopisches Aus- sehen bei den einzelnen Pflanzenarten sein mag, ist jedenfalls leicht und sicher von den verkümmerten, keimungsunfähigen, in ihrem Innern gar nichts oder fast gar nichts enthaltenden, eingeschrumpften, sich auch in Wasser nicht verändernden „tauben Pollenkörnern" zu unterscheiden. Die derartigen keimungsunfähigen tauben Körner kommen, freilich in sehr geringer Menge, auch im vollkommen frischen und gesunden Blütenstaub vor. Ihre Zahl kann jedoch im Staube mancher Blüten auch 50 "/g und noch mehr betragen. Ein solcher Blütenstaub ist nicht mehr gesund und brauchbar zu nennen, denn ob- gleich eine gewisse Menge der nicht tauben Pollenkörner auch be- fruchtungsfähig ist, so keimen doch auch die nicht tauben Körner eines viel taubes Pollen enthaltenden Blütenstaubes nach dem Beweis meiner Versuche in kleinerer Prozentzahl und mit geringerer Energie als die Körner solcher Staubbeutel, in welchen taube Pollenkörner nur ab und zu vorkommen. Die derartigen, viele taube Pollenkörner enthaltenden Blütchen sind folglich nicht mehr als normal zu betrachten, sondern bilden etwa einen Übergang zu den Fällen des vorigen Absatzes, ob- wohl das äussere makroskopische Aussehen des Blütchens hier noch fast gar nichts merken lässt. Das Lebensalter des Blütenstaubes hat einen ausserordentlich grossen Einfluss auf die Befruchtungsfähigkeit. Der Blütenstaub der Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 367 verschiedenen Pflanzenarten ist nach Beendigung der Entwicklung noch sehr verschiedene Zeit lang lebensfähig. Während der Pollen mancher Pflanzen (nach den Untersuchungen von P f u n d t) ^) bloss einige Stunden lang lebt, sind andere Pollenarten unter entsprechenden Ver- hältnissen über ^/4 Jahr hinaus zu bewahren. Leider besitzt gerade der Pollen der Gramineen, zu denen unsere wichtigsten landwirtschaft- lichen Pflanzen gehören, die kürzeste Lebensdauer unter sämtlichen bisher untersuchten Pollenarten, man darf folglich das Lebensalter des Pollens gerade bei den zu Züchtungs zwecken auszuführenden Bastar- dierungen nicht unberücksichtigt lassen. Allein das Lebensalter des Blütenstaubes (zu hohes oder zu junges Alter: Unreifheit, die bei Bastardierung gleichfalls zu vermeiden ist) aus dem mikroskopischen Aussehen unmittelbar zu beurteilen, ist eine Sache der Unmöglichkeit. Demnach wäre die Beurteilung des zu hohen oder zu geringen Alters des Blütenstaubes bloss aus Neben- umständen möglich, wenn man dazu nicht eine so vortreffliche Methode hätte, wie es die künstliche Keimung des Pollens ist. Schon im Laufe der bisherigen Ausführungen wurde auf die künst- lichen Keimversuche mehrmals Bezug genommen, vermittels deren ich feststellen konnte, 1. dass taube Körner nicht befruchtungsfähig sind, 2. dass in einem Blütenstaub, welcher viele taube Körner ent- hält, auch die scheinbar gesunden Körner mit kleinerer Prozentzahl und geringerer Energie keimen, als es normal wäre, 3. dass es ganze Ähren, sogar Zuchtstämme gibt, deren Blüten- staub gar keine Befruchtungsfähigkeit aufweist, 4. dass die Runzeligkeit des Pollens, die infolge Wasserverlustes aufzutreten pflegt, in sich selbst keinen Einfluss auf die Befruchtungs- fähigkeit ausübt und 5. dass es wahrscheinlich ist, dass der Blütenstaub der später (nach der Hauptsaison) blühenden Blütchen innerhalb eines Blüten- standes über geringere Lebenskraft verfügt, als der Pollen der früher (in der Hauptsaison) blühenden. Im Laufe fernerer Keimversuche ist es mir auch gelungen, fest- zustellen, dass 6. der zu junge, d. i. unreife Blütenstaub, der aus den ungeöffneten Antheren künstlich erhalten wurde, vor einem gewissen Entwicklungs- stadium nicht keimt, und von da an die Zahl der keimenden Pollen- körner parallel mit dem Reifen zunimmt, und die Keimung ihre höchste 1) Max Pfundt, Jahrbücher für wies. Bot. XLVII, 1—40. Zeitschrift für PflanzenzücMung;. Bd. IV. 24 368 Obermayer: Prozentzahl und grösste Energie dann erreicht, wenn die Anthere unter gewöhrdichen Umständen von selbst aufplatzt.') 7. Mit den gleichen künstlichen Keimversuchen habe ich schliess- lich festgestellt, wie die Keimungs- und so auch die Befruchtungsfähig- keit des vollkommen fehlerfreien und frischen Pollens während der Auf- bewahrung verändert wird. Für die volle Gesundheit des benützten frischen Pollens hat die beim Einsammeln verwendete Vorsicht und das strenge Befolgen der weiter oben dargelegten Gesichtspunkte Sicher- heit geboten; in der Tat hat er gleich nach dem Sammeln keimen ge- lassen in sehr grosser Prozentzahl und sozusagen sofort nach dem Aus- streuen auf den Nährboden Keimschläuche entwickelt, welche bei schütterer Lage der Körner eine beträchtliche Länge erreichten. Die. Eigenschaft irgend eines Pollenkorns, dass es, auf den Nährboden aus- gestreut, einen Keimschlauch zu treiben beginnt, und denselben bis zu einer gewissen Länge wachsen lässt, habe ich analog der Nomenklatur der Sämereien die Energie der Keimung benannt. Wenn die Entwicklung des Keimschlauches bei einer grossen Anzahl der Pollen- körner sofort beginnt und in kurzer Zeit das Mehrfache der Länge des Pollendurchmessers erlangt, dann ist die Keimungsenergie gross; wenn dagegen die Keimung erst nach Stunden beginnt, und als Endergebnis der Keimschlauch nicht länger wird als der ein-, zweifache Pollendurch- messer, dann ist diese Energie klein. Die ausführliche Beschreibung der einschlägigen Versuche folgt später, hier sei nur das aus ihnen im allgemeinen zu ziehende Endresultat erwähnt, wonach die Keimungs- energie und die Anzahl (Prozentzahl) der keimenden Pollenkörner bei einem ganz frischen und gesunden Material in geradem Verhältnisse mit der Zeit der Aufbewahrung abnimmt. Der Blütenstaub des Roggens bleibt nämlich z. B. im Sinne meiner Versuche in der Zimmerluft, trocken, im Schatten aufbewahrt, in praktischer Hinsicht ungefähr 2V2 bis 3 Stunden zur künstlichen Keimung fähig; doch nimmt ein wenig so- wohl die Prozentzahl, als auch die Energie der Keimung bereits nach einer einstündigen Aufbewahrung ab. Nach einem 4 — 5 stündigen Stehen finden sich aber bloss hier und dort vereinzelte Körner, welche Keimschläuche treiben, allerdings mit sehr geringer Energie. Solcher 1) Es ergab sich gleichfalls, dass der Blütenstaub, der (bei den Kleearten) nach dem Platzen der Antheren aus Mangel an künstlicher Auslösung im Blütenmechanismus stecken bleibt und zwischen den Blumenblättern (in der Spitze des Kahns) in ein Klümpchen zusammenklebt, obgleich er sich äusserlich bemerkbar noch nicht verändert hat, dennoch sowohl der Prozentzahl, als auch der Energie nach unvollkommen keimt, was der ver- einigten Wirkung des langen Liegens und der Atmosphärilien zuzuschreiben ist. Deshalb ist es angebracht, bei Kleearten nur solchen Blütenstaub zu Bastardierungen zu verwenden, der bei der Auslösung des öffnens mit grosser Gewalt, in Gestalt eines trockenen Staub- wölkchens ausgeschleudert wird. Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 369 4 — 5 Stunden aufbewahrter Blütenstaub wird dann selbst auf der Narbe schwerlich keimen, d. i. die Lebensdauer der Pollenmasse wird von der Narbenkeimung nicht besonders länger bewiesen, als von dem künst- lichen Keimversuche auf Agar-Agar.^) ^) Aus den vorigen Erörterungen ist es klar geworden, dass die Kenntnis des Aussehens und Verhaltens des Pollens unter dem Mikro- skop — besonders im Besitze der künstüchen Keimungsmethode — im Beurteilen der Beschaffenheit des Blütenstaubes einen grossen Beistand leistet. Ich vermochte sogar die vorher mitgeteilten Erfahrungen nur in der Weise mir zu verschaffen, dass ich parallel mit dem Verhalten des Blütenstaubes in der freien Natur, auch dessen Verhalten unter dem Mikroskop und während der künstlichen Keimung in den Kreis meiner Studien gezogen hatte. Es versteht sich von selbst, dass ich mich in- zwischen, ohne mich der Gefahr der Einseitigkeit auszusetzen, nicht allein auf die Untersuchung des Weizen- und Roggenpollens be- schränken durfte, ich musste vielmehr den Blütenstaub je mehrerer solcher Pflanzenarten näher studieren, von denen zur Beleuchtung der aufgenommenen Fragen brauchbare Erfahrungen gesammelt werden konnten. Aus den Ergebnissen dieser mikroskopischen Untersuchungen werde ich im Rahmen der vorliegenden Arbeit nur diejenigen kurz zusammenfassen, welche das Verhalten und die Eigenschaften des Roggen- und Weizenpollens betreffen. 1. Roggen. Das Pollenkorn des Roggens ist ein Gebilde von ovaler bis ellipsoider Gestalt. Es ist in frischem Zustande völlig an- geschwollen, zeigt daher keine Runzeln, Falten oder Einsenkungen, ausserdem hat es eine glatte Oberfläche, d. h. am frischen, safterfüllten Pollenkorn sind keine Erhöhungen oder Vertiefungen zu bemerken. Der Roggenpollen hat eine gelbliche Farbe, welche aber bei starker Ver- 1) In den Versuchen von T h. R o e m e r (Zeitschr. für Pflanzenzüchtung Bd. II, S. 83 — 86), welche mit Streptocarpus-Pollen angestellt wurden, hörte die Fähigkeit des Blütenstaubes, in einer 8 — 10 ^/o igen Zuckerlösung zu keimen, früher auf, als seine Be- fruchtungsfähigkeit. Zwei Monate lang aufbewahrter Pollen, welcher in einer Zucker- lösung nicht mehr keimte, erzielte in den zu diesem Zwecke kastrierten Blüten einen Fruchtansatz. 2) Die künstliche Keimung auf Agar-Agar kann auch, als eine Art analytischen Verfahrens, zur Feststellung der Selbststerilität bei künstlichen Befruchtungen eine An- wendung finden. Wenn nämlich der Staub irgend einer Blüte auf Agarboden gut keimt, die gesunde Narbe derselben Blüte zu befruchten dagegen nicht imstande ist, so ist es klar, dass diese Blüte ihrem eigenen Pollen gegenüber steril ist. Anderseits, wenn irgend eine Pollenmasse auf Agar-Agar gut keimt, doch die gesunde Narbe einer zu einer anderen Art oder Varietät gehörenden Pflanze zu befruchten nicht fähig ist, so kann in diesem Falle — nach dem Beweise der künstlichen Keimung — ■ nur die entfernte Verwandtschaft den Grund für das Ausbleiben der Befruchtung bilden. 24* 370 Obermayer: grösserung unsichtbar wird. Unter Walser vergrössert sich das Volumen des Pollenkorns, es zerplatzt sogar eine grosse Zahl der Körner sofort oder nach einiger Zeit und ihr Inhalt strömt heraus. Der In- halt des Pollens besteht aus farblosem Plasma, welches sehr zahlreiche, Stäbchen-, hörnchen- oder biskuitenförmige, seltener ellipsoide, struktur- lose, winzige Stärkekörnchen enthält, so dass man unmittelbar nur das Ausströmen dieser Körnchen bemerkt. Erst nachdem das Objekt mit einer jodkaliumhaltigen Jodlösung behandelt wurde, welche diese Körn- chen blau, und das Hyaloplasma gelb färbt, wird letzteres sichtbar. Die maximale Grösse der Stärkekörnchen wird durch eine Länge von ca. 5 /tt und durch eine Breite von 3 /t repräsentiert. Charakteristisch ßind die relativ sehr dicken und grossen Körner (etwa von den Dimen- sionen 3 X 5 /<•) und die relativ sehr schmalen und langen Körner (etwa von der Grösse 1X3,6^10- Die mittlere Stelle nehmen die Körnchen von 1,8 X 3,6 n Grösse ein. Von Methylenblau wird die Pollenwand (und zwar das innere Intine-Häutchen) blau gefärbt. Die Stärkekörnchen und das Hyaloplasma bleiben ungefärbt, wovon man sich im entströmten Zustande derselben überzeugen kann. An der Ober- fläche der Pollenkörner des Roggens befinden sich keine Öltröpfchen. An der Oberfläche der in Wasser oder wässerigen Lösungen, am besten in Chloralhydratlösung durchscheinend gemachten Pollenkörner werden einzelne geringelte Tüpfelchen sichtbar, welche von zwei konzentrischen Kreisen gebildet werden. In derartigen Stellen befindet sich in der äusseren Pollenwandung (in der Exine) eine kreisrunde Öffnung, welche bloss durch das dünne Intine-Häutchen versperrt ist. Die so ge- ringelten Tüpfel sind die Austrittsstellen des Keim- schlauches.. Es war in keinem Falle möglich, auf einem Pollenkorn mehr als eine solche Austrittsstelle zu entdecken, welche gewöhnlich am stumpferen Teil des eiförmigen Pollens zu finden ist. Dass die Zell- wand an der Austrittsstelle wirklich von einer dünneren Haut gebildet wird, wird auch dadurch bewiesen, dass der Inhalt der unter Wasser zerplatzten Körner an dergleichen Stellen ausströmt, bei Pollenkörnern aber, welche es ohne Platzen aushalten, wird dennoch die Intine mehr oder minder ausgestülpt. Auch die Wandung des Keimschlauches wächst von der inneren Intine-Haut hervor. Die Austrittsstelle ist das einzige, was die vollständige Glattheit der Oberfläche des frischen Roggenpollens unterbricht. Selbst in einem frischen Pollenmaterial vortrefflichster Beschaffenheit kommen einzelne leere, flache, durch- sichtige, zerknittert aussehende taube Körner vor, welche nicht einmal in Wasser schwellen und glatt werden. Die Austrittsstellen sind da- gegen an dergleichen tauben Körnern häufig auch ohne jedes Präpa- rieren sehr deutlich bemerkbar. Es war weder mittels Chloralkarmins, noch durch eine essigsaure Methylgrün-Tinktion möglich, einen Zellkern Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 371 im Roggenpollen sichtbar zu machen. Die Grössen-Verhältnisse der Pollenkörner wurden mittels Okularmikrometers, unter Deckglas, jedoch in trockenem Zustande bestimmt. Gewöhnlichst beobachtet wurden: rundliche Körner mit einem Durchmesser von 50 /i und längliche Ge- stalten aus den Kombinationen der Längenmaße 49, 56 und 63 jtt und der Bredtenmaße 42, 49 ,u. Länglichste Gestalten: 42 X 63 ^u, und 49X70ju. Grösste beobachtete Länge: 77/*, kleinste: 45 ^a. Grösste Breite: 63 /n, kleinste: 35 /t. Taube Körner sind in der Regel kleiner als tadellose frische Körner. Das Roggenblütchen ist geeignet, um daran die Entwicklung dee Pollenschlauches unter dem Mikroskop zu verfolgen. Die Keimung der Pollenkörner, die in günstiger Lage ins Narbengezweige geraten sind, beginnt sogleich nach dem Bestäuben, und zwar mit einer so grossen Anfangsgeschwindigkeit, dass der Keimschlauch, trotzdem er gewöhn- lich nicht den kürzesten Weg wählt, welcher von der Austrittsstelle ins Narbengewebe führt, doch bereits ins Narbengewebe eingedrungen ist, bis man den keimenden Pollen mit dem Mikroskop aufgefunden hat. Während der Keimung wird die Stärke der Pollenkörner von dem vorhandenen Amylase-Enzym allmählich aufgelöst, und der Pollen wird unter dem Mikroskop durchsichtig und stark lichtbrechend, wodurch er unter den matt und durchscheinend bleibenden nicht gekeimten Körnern aus dem verwickelten Gezweige der Narbe leicht ins Auge fällt. Die Keimversuche in einer gelatinehaltigen Rohrzuckerlösung ergaben trotz verschiedenster Variierung der Konzentration der Kom- ponenten und Zugabe von Zitronensäure kein befriedigendes Resultat. Dagegen erfolgt die Keimung auf einem Kulturboden, welcher 1 "/o Agar- Agar und 30 "/o Rohrzucker enthält, in ganz genügendem Maße, um den grossen Unterschied zwischen der Keimung der frischen, gesunden, und der an verschiedenen Gebrechen leidenden Körner deutlich hervor- treten zu lassen. Die Keimung wird viel günstiger, wenn der Nähr- boden mit chemisch reinem Rohrzucker dargestellt wurde. Die Keimversuche wurden in einer mikroskopischen feuchten Kammer, an der Oberfläche eines erstarrten hängenden Tropfens vor- genommen. Da man beim künstlichen Keimversuch sämtliche Pollenkörner leicht übersehen kann, sind hier nicht nur die Protoplasmaströmungen, sondern auch der Beginn der Keimung und das Fortwachsen des Schlauches sehr gut zu beobachten. Die Keimschläuche frischer Pollenkörner, deren Entwicklung auf einem Kulturboden sozusagen sofort beginnt, sind oft selbst nach 1^2 — 1^/4 Stunden bemerkbar am Leben und wachsen mit bedeutender Geschwindigkeit fort, trotzdem einige von ihnen bereits eine beträchtliche Länge erreicht haben. Wie lang ein Keimschlauch wachsen kann, hängt auch von der schütteren 372 Obermayer: oder dichten Lage der Körner ab. Ein frisches Pollenkorn lässt seinen Keimschlauch in der Regel auf die zwei-, drei-, fünf-, sechsfache Länge des grösseren Pollendurchmessers wachsen, es kommt aber auch das zehn-, zwölffache desselben vor. Die grösste beobachtete Länge eines Keimschlauches war das 14 fache des grösseren Pollendurchmessers, was bei einem Durchmesser von 60 /t: eine Länge von 840 ,u, d. h. 0,84 mm beträgt. Zur Ermittlung der Aufbewahrungsfähigkeit des Roggenpollens unter verschiedenen Umständen wurden systematische Keimversuche angestellt, und zwar mit Pollenkörnern, welche in der Zimmerluft an einem schattigen Ort in offenem Glasgefässe, dann mit solchen, welche unter ähnlichen Umständen, doch im Dunkeln, endlich welche im Exsikkator (im Schatten) aufbewahrt wurden, indem die Keimung eines ganz frischen Blütenstaubes zu Vergleichsmaß diente. Beim Blüten- staub, welcher in der Zimmerluft aufbewahrt wurde, zeigte sich nach einem P/4 stündigen Stehen bloss eine ziemlich geringfügige Abnahme in der Prozentzahl und Energie des Keimens, im ganzen so viel, dass die Körner nicht mehr imstande waren, extrem lange (13 — 14 facher Pollendurchmesser) Keimschläuche zu treiben. Nach 2^2 Stunden machte sich eine weitere geringe Abnahme bemerkbar. Zwar blieb die Länge der Keimschläuche im grossen und ganzen dieselbe, wie nach IV4 Stunde, doch begannen die Körner nach längerer Zeit und in ge- ringerer Zahl zu keimen, und zwar am liebsten in den Peripherien des hängenden Tropfens. Nach Verlauf von 8^/4 Stunden wird schon eine starke Abnahme bemerkbar, die Schläuche sind fast alle kurz, und obgleich sie in den Peripherien noch in grosser Zahl erscheinen; doch treten sie fast ausschliesslich nur dort auf, weiter drinnen so- zusagen kein einziger. Nach 4 Stunden treiben nur mehr vereinzelte Körner, ausschliesslich an der Peripherie, kurze, verkümmerte Schläuche, und auch jene werden in langer Zeit: ^1^ — 1 Stunde ent- wickelt. Nach Verlauf von 4V2, ^^U, ^^U Stunden bemerkt man nur ganz ausnahmsweise einzelne in Keimung begriffene Körner, doch gehen die Keimschläuche nicht über das Anfangsstadium der Entwicklung hinaus. Aus parallel und gleicherweise ausgeführten Versuchen hat es sich ferner herausgestellt, dass die Aufbewahrung im Dunkeln in Anbetracht der Haltbarkeit des Roggenpollens keinen Vorteil bietet. Die Aufbewahrung im Exsikkator über Chlorkalzium hat sich da- gegen als der Lebensfähigkeit des Blütenstaubes geradezu nachteilig er- wiesen. Zwar sinkt die Keimfähigkeit nach IV4 Stunde selbst unter solchen Verhältnissen nicht mehr als in Zimmerluft, so dass man nach Verlauf von IV4 Stunde zwischen beiden Aufbewahrungsmethoden noch keinen Unterschied machen kann, doch ist der Rückgang nach 2^/2 Stun- den schon sehr bedeutend, so dass die Keimschläuche in viel geringerer Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 373 Zahl gebildet werden als bei einem Blütenstaub, welcher genau soviel Zeit in Zimmerluft aufbewahrt wurde; auch die keimenden Pollenkörner haben sich nach 2V2 Stunden mehr auf die Peripherien beschränkt, als dort, d. h. im Innern des hängenden Tropfens keimen solche Körner, welche im Exsikkator aufbewahrt wurden, in viel geringerer Zahl als solche, die in der Zimmerluft gestanden haben. Nach 3^/^ Stunden hat der Blütenstaub seine Keimfähigkeit sogar vollständig eingebüsst und ist auch eine kontrollweise ausgeführte Keimprobe nach 4 Stunden er- folglos geblieben. Aus all diesen Versuchen ist der Schluss zu ziehen, dass der Blütenstaub des Roggens, wenn seine Aufbewahrung überhaupt unver- meidlich ist, am besten in der freien Luft, an einem schattigen Orte in offenem Gefässe aufbewahrt wird, er hält sich jedoch in seiner ganzen Masse auch unter solchen Verhältnissen nicht länger als 2V2 — 3 Stunden. Die mehrfach beobachtete Erscheinung, dass die Keimung bei den einige Zeit aufbewahrten Pollenkörnern sich mehr und mehr den Peripherien des hängenden Tropfens nähert, wo die Zuckerkonzentration infolge beginnender Austrocknung der Agar-Gallerte grösser ist, lässt darauf schliessen, dass die für das Keimen des Roggenpollens optimale Zuckerkonzentration über 30 °/o liegt. 2. Weizen. Das Pollen des Weizens ist seiner Gestalt, Grösse und auch seinen Eigenschaften nach dem Pollen des Roggens sehr ähnlich, so dass die sichere Unterscheidung der beiden in einem Ge- mische unmöglich wäre. Der in absolutem AU^ohol aufbewahrte Blütenstaub wird farblos, da der gelbe Farbstoff in den Alkohol übergeht. Während die Pollen- körner des Roggens eine mehr längliche Form besitzen, überwiegen beim Weizen die kugelförmigen und unregelmässig rundlichen Gestalten, und treten die Körner mit eiförmigem und ellipsoidem Umriss in der Zahl ein wenig zurück. Laut meiner Versuchsangaben aus dem Jahre 1912 kommen in den Längsdimensionen am häufigsten 63/t, dann 66, 59 und 70 ;it vor. Die Breite der Körner beträgt zumeist Söjti, dann 59, 63 und 52 |a. Der maximale Wert der Länge wurde in 77 /t, der minimale in 52 ,u, der maximale Wert der Breite in 70 ,u, der minimale in 45 /t* festgestellt. Die Länge der Weizenpollenkörner bewegt sich demnach zwischen ungefähr denselben Grenzen, wie die des Roggens, es liegt aber in der Breite sowohl das Maximum, als auch das Minimum höher als dort. Die Messungen wurden unter Deckglas, doch in der Luft aus- geführt. Die im Innern des Pollens befindlichen Stärkekörnchen weisen auch hier solche schwankende Formen und Grössen auf, wie beim Roggen; auch die Angaben der Messungen bewegen sich zwischen un- gefähr denselben Grenzen. 374 Obermayer: Die Messungen aus dem Jahre 1912 wurden an dem Pollen ungarischer Weizensorten ausgeführt. Die mikroskopische Ver- gleichung des Pollens des ungarischen und des Square head-Weizens im Jahre 1915 hat keinerlei Unterschied zwischen beiden ermitteln lassen. Ich habe im Jahre 1915 auch Pollen anderer zur Sammelart Triticum vulgare (Tr. sativum) gehörender Weizenvarietäten mit dem ungarischen Weizen vergleichend untersucht. Die mikroskopische Beobachtung des Blütenstaubes von Triticum dicoccoides brachte nebst Ähnlichkeit in allem anderen den Unterschied zum Vorschein, dass der Pollen von Tr. dicoccoides überhaupt kleinkörniger ist als derjenige des ungarischen Weizens. Dieser Grössenunterschied fällt bereits im Stereo-Mikroskop ohne Messungen deutlich ins Auge, und die mittels Okularmikrometers unter gewöhnlichem Mikroskop ausgeführten Messungen haben die Richtigkeit der Beobachtung bestätigt. Nebst dem Pollen des Tr. dicoccoides habe ich zum Vergleich zahlreiche Messungen auch mit dem Pollen des ungarischen W^eizens ausgeführt (trocken, unter Deckglas). Nach diesen Angaben beträgt bei Trit. dicoccoides beim ung. Weizen das Minimum des Breitendurchmessers „ Maximum ,, „ der gewöhnlichste Wert des „ das Minimum des Längendurchmessers ,, Maximum „ „ der gewöhnlichste Wert des „ Der Pollen des Wunderweizens (Trit. turgidum mirabile) ist noch feinkörniger als derjenige des Trit. dicoccoides und ungefähr gleich- gi'oss dem Pollen der mit dem Weizen verwandten Quecke (Trit. repens). Die unter Deckglas und Wasser mit ungarischem Weizen parallel aus- geführten Messungen haben folgende Grenzwerte ergeben: das Minimum der Breite . . „ Maximum „ ,, . . der gewöhnlichste Wert der Breite das Minimum der Länge . . „ Maximum ,. ,. . . der gewöhnlichste Wert der Länge Die Vergleichsmessungen wurden im vorliegenden Falle unter Wasser ausgeführt, weil ein grosser Teil des Blütenstaubes in der grossen Hitze bereits während des Sammeins runzelig wurde. Auch ^ ß 52,5 52,5 63 68,25 56 63 56 56 66,5 73,5 63 68,5 )eim Wunder- beim ung. bei der weizen Weizen Quecke ß i" ^ . 42 42 38,5 . 52,5 63 52,5 . 42 49 49—56 42—49 . 42 49 42 . 58 70 56 . 49—56 56—65 49 56 Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 375 Pollen von ungarischem Weizen von neuem zu messen, war deshalb notwendig, weil die Messungen ganz andere Werte liefern können, wenn sie in der Luft ausgeführt werden, wie unter Wasser. Der Pollen des Wunderweizens ist sonst im grossen dem Pollen des ungarischen Weizens ähnhch, der Pollen der Quecke weist jedoch nebst scheinbarer Übereinstimmung in allem anderen eine mehr bunte Zusammensetzung, grössere Mannigfaltigkeit in Gestalt und Grösse auf, als der Pollen des ungarischen Weizens. Das Keimen auf Narbenstückchen unter dem Mikroskop weist auch beim Weizen ähnliche Erscheinungen auf, wie beim Roggen. Man kann den Keimschlauch weit auffallender machen, wenn man nach einige Zeit lang dauerndem Keimen das ganze Objekt samt Narbe und Pollenkörner in eine verdünnte Methylenblau-Lösung legt. In solchem Falle werden Pollenkörner und Keimschläuche stark gefärbt, das Narbengewebe dagegen fast gar nicht, und infolgedessen ist der Weg des Keimschlauches im Narbengezweige leicht zu verfolgen. Durch solche Färbung wurde es möglich, den Weg des Keimschlauches in ein- zelnen Fällen auf eine gewisse Entfernung auch innerhalb der Narbe sichtbar zu machen, da der Keimschlauch auch innerhalb des Narben- gewebes lebhaft blau gefärbt wurde, sogar auch sein körniges Proto- plasma durchschien, während die Narbe in der Luft das Licht stark reflektiert, glänzt, und ins Innere gar nicht hineinsehen lässt. Mit den künstlichen Keimversuchen habe ich beim Weizenpollen im Jahre 1913 auch trotz verschiedenem Variieren der Zuckerkonzen- tration nur ein sehr schwaches Resultat erzielt, und da diese Versuche in der Saison 1914 und 1915 aus verschiedenen Gründen nicht fort- gesetzt werden konnten, bin ich bisher noch nicht in der Lage, syste- matische Versuche zur Bestimmung des Aufbewahrungsvermögens des Weizenpollens anstellen zu können. Die Rolle der Beschaffenheit der weiblichen Blütenorgane in der Befruchtung. Dass ich auf das Studium des Blütenstaubes ausführlicher einging, ist leicht zu begreifen, wenn man bedenkt, dass der Blütenstaub viel häufiger den Grund für den Misserfolg der Befruchtung bildet, als die weiblichen Blütenorgane. C o r r e n s hat bereits in einer Abhandlung ^) nachgewiesen, dass der Blütenstaub der Pflanzenart Mirabilis longiflora dreimal so viel sterile Pollenkörner enthält, als gute, während bei den weibhchen Blütenorganen auf einen guten Fruchtknoten nur ein un- fruchtbarer kommt. Bei der Art Mirabilis Jalapa gestaltet sich die 1) C Correns, Über den Einflues, welchen die Zahl der zur Bestäubung ver- wendeten Pollenkörner auf die Nachkommenschaft hat. Ber. d. deutschen Bot. Ges. Bd. 18, S. 422, 1900. 376 Obermayer: Lage noch mehr zugunsten der weibUchen Sexualorgane; hier fallen nämlich ungefähr vier sterile Pollenkörner auf ein gutes, doch kommt bloss ein steriler Fruchtknoten auf drei fruchtbare. Was Correns bei den erwähnten Pflanzen versuchsmässig nachgewiesen hat, scheint überhaupt bei vielen anderen Pflanzen auch Gültigkeit zu haben, so z. B. beim Weizen und Roggen. Mögen wir nur der Ähren mit sterilen An- theren gedenken, deren Fruchtknoten völlig fruchtbar sind, und die in der Regel auch einen bedeutenden (aus fremder Bestäubung stammen- den) Samenansatz erzielen, und mögen wir der zahlreichen anderen beobachteten Fälle gedenken, in welchen Blütenspelzen stunden-, sogar tagelang in geöffnetem Zustande harren, bis sie endlich zu einem be- fruchtungsfähigen Pollenkorn gekommen sind, um Samen entwickeln zu können. Doch gibt es auch Fälle, wo die Schuld für das Misslingen der Be- fruchtung an den weiblichen Blütenorganen liegt. So bemerkt man zuweilen in Blüten mit sterilen Antheren, dass auch die Fruchtknoten verkümmert sind. Bei der ersten Generation einer Weizen (weibhch) X Roggen-Bastardierung war selbst die reichlichste Bestäubung mit dem Pollen der Eltern vergeblich: es erfolgte keine Befruchtung; in diesem Falle ist demnach der Fehler unbedingt innerhalb des Fruchtknotens zu suchen. Die am häufigsten vorkommenden Fälle mangelhaft entwickelter weiblicher Blütenorgane sind diejenigen, in denen eine Befruchtung durch Vermittlung der Narbe zwar stattfindet und der Samenentwick- lungsprozess eingeleitet wird, doch letzterer in einem dem Anfang näher oder entfernter hegenden Stadium unterbrochen und endgültig ein- gestellt wird. In Verbindung damit verweise ich darauf, was ich im vorigen Abschnitt über die individuelle Kräftigkeit angeführt habe, deren Gültigkeit nicht bloss beim Pollen besteht, sondern mutatis mutandis auch bei den weiblichen Blütenorganen. Es wurde bereits dort festgestellt, dass die Sexualorgane in den Blütchen niederer Ordnung der Haupthalme, gleichwie in den Blütchen der Seitentriebe weniger lebenskräftig sind. Und man sieht wirklich, dass die Fälle, in denen die Samenentwicklung nach der Befruchtung früher oder später unterbrochen wird: obschon sie mitunter auch bei primären Blütchen beobachtet werden, doch in der Regel nur bei Blütchen niederer Ordnung und an Seitentrieben. Wir haben diese Frage beim Weizen zum Gegenstand einer ausführlichen Beobachtung gemacht. Zu diesem Zwecke wurden im Jahre 1915 mehrere Weizenpflanzen in verschiedenen Sorten bezeichnet, und wir haben an der einen Seite (an der Rückseite, zu welcher das unterste Ährchen gehört) sämtlicher Ähren bestimmt, wie viele Blüten mit lebensfähigen Sexualorganen jedes einzelne Ährchen enthält. Wir haben dann nach dem Ablauf der Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 377 Blühzeit noch zweimal in ebenso ausführüchen Listen angeführt, wie viele Samen in den einzelnen Ährchen in Entwicklung befunden wurden. In einer vierten Liste sind diejenigen Samen zusammengefasst worden, die in den einzelnen Ährchen nach der Ernte gefunden wurden und den Zustand der vollständigen Reife erlangt haben. Die bezeichneten Pflanzen wurden während der ganzen Beobachtungsperiode unter natürlichen Verhältnissen gelassen. Die zur Ausführung der Be- stimmungen erforderliche Behandlung der Ähren wurde so vorsichtig vorgenommen, dass sie den Samenansatz bzw. den Lebensprozess der in Entwicklung begriffenen Samen nicht beeinflussen konnte. Danach hat sich Jedes einzelne Ährchen sämtlicher Ähren der bezeichneten Weizenpflanzen unter ständiger Kontrolle befunden. Durch die viermalige Aufnahme wurde die ganze Samenentwicklungs- periode in drei Abschnitte geteilt, und es ist von einem jeden Weizen- kom, welches seine Entwicklung nicht zu Ende führen konnte, mit Leichtigkeit festzustellen, in welchem Zeitabschnitte seine Entwicklung eingestellt wurde. Es ergibt sich aus diesen Daten, dass die grösste Anzahl unter- brochener Samenentwicklungen auf die erste Periode nach der Be- fruchtung, auf die ersten 6 Tage fällt, in der Weise, dass die Frucht- knoten der Blütchen niederster Ordnung die Weiterentwicklung schon nach dem ersten Anschwellungszustand einstellen oder vielleicht gar nicht mit dem Anschwellen beginnen. In dieser ersten Periode voll- zieht sich ein grosses Verderben besonders in den Ährchen der kräftigsten Haupthalme, nach welchem die Ähnlichkeit zwischen Hauptähren und älteren Nachschussähren in betreff der Samenbildung weit grösser wird, als sie betreffs der Blütenbildung bestand. Die erst angelegten Halme entwickeln nämlich in der Regel weit mehr Blütchen niederer Ordnung mit zeugungsfähigen Sexualorganen, als sagen wir die ihnen im Alter unmittelbar nachfolgenden Seitentriebe. Diese Blütchen verkümmern dann in der ersten Periode der Samenbildung eines nach dem andern. Der Grund dieser übermässigen Rückbildung ist nicht darin zu suchen, dass die Blütchen niederer Ordnung, trotz ihrer scheinbar lebensfähigen Sexualorgane, doch nicht imstande wären, den Be- fruchtungsakt zu vollbringen. In den nicht allzu seltenen Fällen nämlich, als irgend ein primäres Blütchen schartig bleibt, beginnt an seiner Statt ein solches Blütchen niederster Ordnung mit der Ent- wicklung, welches in den übrigen Ährchen, wo die Samen höherer Ord- nung alle in Entwicklung sind, bereits keinen Samenansatz aufweist. Mit einem Worte, es tritt anstatt des fehlenden Samens erster Ordnung der vierte Same auf, was keineswegs der Fall sein könnte, wenn der Fruchtknoten der vierten Blüte nicht befruchtet worden wäre. So haben 378 Obermayer: z. B. die 4 Hauptähren der mit der Bezeichnung A. 310 versehenen ungarischen Weizenpflanze im mittleren Drittel lebensfähige vierte Blütchen gebildet, welche auch normalerweise abgeblüht haben. Den- noch hat man bei der Registrierung am fünften Tage nach dem Ab- blühen in sämtlichen Ähren nur ein einziges viertes Blütchen mit an- gesetztem Samen getroffen, und auch dieses einzige steckte in einem Ährchen, in dem einer der Samen erster Ordnung fehlte. Die jüngeren Seitentriebe der fraglichen Pflanze haben nicht einmal im mittleren Drittel zeugungsfähige vierte Blütchen gebildet, folglich kann der vierte Same bei diesen, auch wenn irgend ein Blütchen höherer Ord- nung schartig geblieben ist, doch nicht als Ersatz zur Entwicklung ge- langen. In den am unteren Ährenteil befindlichen Ährchen dagegen, wo nur die beiden primären Samen aufzutreten pflegen, wenn einer von beiden schartig bleibt, beginnt anstatt seiner der dritte Same mit der Entwicklung. Ähnliche Ersetzungen wurden in zahlreichen Fällen auch bei den übrigen bezeichneten Pflanzen beobachtet. Durch diese Ersetzungen wird demnach bewiesen, dass viel mehr lebensfähige Blüten existieren, als zu Samen entwickelt werden, und dass die Ent- wicklung oder Nichtentwicklung der Samen niederer Ordnung auch — innerhalb gewisser Grenzen — als eine Ernährungsfrage erscheint. Ich werde zur Beleuchtung des Umstandes, welche Dimensionen die Rückbildung der Samen niederer Ordnung in der ersten Entwick- lungsperiode annimmt, einige Beispiele anführen. Die kräftigste Ähre der ungarischen Weizenpflanze B. 18 ent- hielt in den einzelnen Ährchen an der Rückseite der Ähre von unten an bei der ersten Registrierung am 4. .Juni folgende Anzahl lebens- fähiger Blütchen: I . . . 3, 4, 4, 4, 5, 4, 4, 3, 3, 2. Am 10. Juni wurde in denselben Ährchen folgende Anzahl in Ent- wicklung begriffener Samen gefunden: II ... 2, 3, 3, 3, 4, 3, 3, 2, 2, 2. Die in der Entwicklung an zweiter Stelle stehende Ähre derselben Pflanze zeigte zur Zeit der ersten und zweiten Registrierung am 4. und 10. .Juni folgendes Aussehen: I . . . 3, 3, 4, 4, 4, 4, 4, 3, 2. II ... 2, 3, 3, 3, 3, 3, 3, 2, 2. Und die dritte Ähre der Pflanze: I . . : 3, 4, 4, 4, 4, 4, 3, 3, 3. II ... 2, 2*, 2*, 3*, 3*, 3, 2*, 2, 2. Es ist hier in den mit einem Stern bezeichneten Ährchen ausser der angegebenen Anzahl sich entwickelnder Samen noch ein schwellen- der Fruchtknoten vorhanden, welcher nicht mit Bestimmtheit als ein Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 379 in Bildung begriffener Same betrachtet werden kann. Derartige schwellende Fruchtknoten sind zur Zeit der nächsten Registrierung in der Regel bereits verkümmert, manchmal jedoch bilden sie Samen. Im obigen Falle hat sich ein schwellender Fruchtknoten von den mit Stern bezeichneten zu einem Samen entwickelt, welcher auch den Zu- stand der vöUigen Reife erreichte. Zum Zwecke der Vergleichung werden auch die IL und III. Auf- nahmen mitgeteilt: II ... 2, 2*, 2*, 3*, 3*, 3, 2*, 2, 2. III .. . 2, 2, 3, 3, 3, 2, 2, 2, 2. Es seien einige Beispiele auch aus den Square head-Weizensorten angeführt. Die zweitnächst kräftigste Ähre einer bezeichneten Pflanze in der Linie Nr. 62 von Rimpaus Square head-Weizen hat an der Rückseite zur Zeit der I. und IL Aufnahme am 7. und 11. Juni folgendes Aussehen gezeigt (Reihenfolge der Ährchen von unten nach oben): L . . . Cij O, O, O, O, O, O, Cij ^, Uj u, II ... 1, 2, 2, 2, 2, 2, 2, 2, 2, 1, 1. Und die vierte Ähre derselben Pflanze: I . . . 2, 3, 4, 3, 3, 3, 3, 3, 2, 2, 1. II ... 2, 2, 3, 2, 2, 2, 2, 2, 2, 1, 1. Die kräftigste Ähre einer in Strubes Bastardierungszüchtung Nr. 56 bezeichneten Pflanze ergab bei der ersten Registrierung am 6. Juni und bei der zweiten am 11. Juni folgendes Bild: I ... 2*, 4, 4, 4, 4, 4, 4, 4, 3, 3, 2, 2. II ... 3, 3, 4, 4, 4, 3, 3, 3, 2, 1, 1, 1. Im ferneren Laufe der Entwicklung verkümmern wieder einige Samen, doch je weiter die Samenbildung vorgeschritten ist, um so weniger. Aus diesem Grunde zeigt die dritte Aufnahme der zur Be- obachtung bestimmten Pflanzen, welche 9 — 10 Tage nach der zweiten folgte, in den Hauptähren kein so sehr abweichendes Bild im Gegensatze zur zweiten, als diese zur ersten. Es gibt sogar mehrere Hauptähren, in denen keine neue Rückbildung während dieser Periode vorgekommen ist. Es ist doch selbstverständlich, dass die verspäteten Seitentriebe, die zur Zeit der ersten Aufnahme vielleicht nicht einmal ihre Ähren voll- ständig ausgeschosst haben, und sich erst zur Zeit der zweiten Registrierung in Blüte oder in blühreifem Zustande befanden, erst in der Zwischenzeit der IL und III. Aufnahme diejenigen Vorgänge durch- machen, welche sich an den älteren, kräftigeren Ähren schon früher, zwischen der ersten und zweiten Registrierung vollzogen. Bei diesen fällt demnach die grösste Anzahl unterbrochener Samenbildungen zwischen die Zeitpunkte der IL und III. Aufnahme. 380 Obermayer: In der letzten Periode der Samenentwicklung, welche von der Zeit der dritten Registrierung an bis zur völligen Reife dauert, kommen Rückbildungen freilich in noch geringerer Anzahl vor, als in der voran- gehenden Periode. Um einige Beispiele anzuführen, teile ich die zweite, dritte und vierte Aufnahme von den kräftigsten Ähren der ungarischen Weizenpflanze B. 18 mit. Erste (bestentwickelte) Ähre: II (VI/10) • 2, 3, 3, 3, 4, 3, 3, 2, 2, 2. III (VI/19) 2, 3, 3, 2, 3, 3, 3, 2, 2, 2. IV (nach der Reife) .... 2, 3, 3, 2, 3, 2, 2, h, h, h.i) Zweite Ähre: II (VI/10) 2, 3, 3, 3, 3, 3, 3, 2, 2. III (VI/19) 2, 3, 3, 3, 3, 3, 2, 2, 2. IV (nach der Reife) .... 2, 3, h, h, 3, h, h, 2, 1. Die Mutterähre einer bezeichneten Pflanze in Strubes Bastar- dierungszüchtung Nr. 56 von fremdem Typus zeigt in den entsprechen- den Zeitpunkten folgendes Bild: II (VI/U) 3, 3, 4, 4, 4, 3, 3, 3, 2, 1. 1, 1. III (VI/21) . 3, 3, 4, 3, 4, 3, 3, 3, 2, 1, 1, 1. IV (nach der Reife) . . . . 3, 3, 4, 3, 2, 2, 3, 3, 2, 1, 1, 1. Man sieht aus diesen Beispielen, dass die kräftigeren Hauptähren in den späteren Perioden der Fruchtbildung in ziemüch wenigen neuen Fällen Samen verderben lassen, sie bieten sogar bei der dritten Registrierung und nach der Reife zum grössten Teil dasselbe Bild dar, welches sie zur Zeit der zweiten Aufnahme zeigten. Die zur Beobachtung während der Fruchtbildung bestimmten Weizenpflanzen haben zugleich auch bezüglich der abweichenden Meinungen vom Nutzwerte der Nachschussähren einen wertvollen Stützpunkt gewährt. Es hat sich nämlich zweifellos ergeben, dass um so mehr Blütchen niederer Ordnung infolge Unterlassung der Samenbildung verloren gehen, je mehr Seitentriebe nahe gleichen Alters zur betreffenden Pflanze gehören und so je mehr Samen von ihr zur Entwicklung gebracht werden sollen. Auf diese Weise werden die Hauptähren allmählich den Nachschussähren mehr und mehr ähnlich. Deutlich zu sehen war dieses Bestreben an einer bezeichneten Pflanze im Zuchtstamme Nr. 44 der Somogyertar-Weizensorte, die insgesamt 18 Triebe besass. Zur Zeit der Blüte, am 3. Juni, konnte die Mutter- ähre dieser Pflanze in der ganzen Sortenkollektion die meisten be- fruchtungsfähigen Blütchen aufweisen, insofern enthielt ein jedes 1) h = ein vom Hagelschlag beschädigtes Ährchen mit teilweise oder gänzlich fehlenden Samen. Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen 381 Ährchen, mit Ausnahme des untersten und der zwei obersten, mehr als drei lebensfähige Blütchen, und in vier Ährchen an je einer Ähren- seite ist auch das fünfte Blütchen in entwickeltem Zustande vorhanden gewesen. Doch ging sie bis zum Zeitpunkte der zweiten Aufnahme (9. Juni) so weit zurück, wie Ähren einer Pflanze mit geringerer An- zahl Triebe kaum zu gehen pflegen, nämlich derart, dass dann selbst Ährchen mit drei Blütchen bloss im mittleren Drittel vorkommen, ins- gesamt vier an je einer Seite. (In der Mutterähre!) Die übrigen Haupt- ähren, welche bei der ersten Registrierung betreffs der Kräftigkeit weit hinter der Mutterähre zurückgeblieben waren, sind ihr dadurch bereits um einen grossen Schritt näher gerückt, ja es sind auch in deren mittlerem Drittel zur Zeit der zweiten Aufnahme noch Ährchen mit drei Blütchen vorhanden. Die Ähnhchkeit wird im Laufe der Ent- wicklung noch grösser, trotzdem ein starker Rückgang auch in den schwächeren Nachschussähren stattfindet, so dass, während wenigstens ein Ährchen mit drei Blütchen zur Zeit der dritten Registrierung am 19. Juni selbst in den schwächeren Nachschussähren angetroffen werden kann, es nach der Reife insgesamt nur 5 Ähren von den 18 gibt, welche auch Ährchen mit drei reifen Samen enthalten, und zwei auch von diesen bloss ein einziges solches Ährchen an je einer Seite auf- weisen. In diesem Stadium nach der Reife besteht die einst so kräftige Mutterähre an der Rückseite nur mehr aus 3 Ährchen mit je drei Samen, 5 Ährchen mit je zwei und 2 Ährchen mit je einem Samen. Ähnliche Fälle wurden an Pflanzen mit zahlreichen Seitentrieben mehrmals be- obachtet. Es handelt sich hier also — innerhalb gewisser Grenzen — wieder um eine Ernährungsfrage, und darum, dass die Sexualorgane der primären Blütchen — wie es in der vorigen Darstellung von der indi- viduellen Kräftigkeit bereits erörtert wurde — zur Zeugung von kräftigeren Nachkommen befähigt sind, als die Blütchen niederer Ord- nung, und deshalb die letzteren in der Konkurrenz um die Nährstoffe, die besonders bei Pflanzen mit zahlreichen Seitentrieben heftig wird, gegenüber den Blütchen höherer Ordnung unterhegen. Die eine Ursache dafür, dass die Samen niederer Ordnung beim Weizen weniger kräftig sind, ist auch darin zu finden, dass die Narben der Blütchen niederer Ordnung nicht so viel Blütenstaub empfangen, als diejenigen der primären Blütchen, und da sich die Pollenkörner infolgedessen in geringerer Anzahl um die Teilnahme an der Be- fruchtung bewerben, auch eine geringere Wahrscheinlichkeit vorliegt, dass ein allzukräftiges Pollenkorn diese Aufgabe erledigen wird. Auf die Narben der Blütchen niederer Ordnung kann in erster Linie schon deshalb nur eine geringere Menge Blütenstaubes gelangen, weil sie kleinere Antheren haben, als die primären Blütchen, und nachdem ihre Pollenkörner dennoch die gleiche Grösse besitzen, versteht es sich von 382 Obermayer: selbst, dass kleinere Antheren nur weniger davon enthalten können. Fremder Pollen kann ebenfalls schwerer zur Narbe eines Blütchens niederer Ordnung gelangen, denn der Öffnungswinkel solcher Blüten ist kleiner und oft auch die Zeitdauer des öffnens kürzer, als den primären Blütchen,' und auch das Geschlossenblühen kommt bei ersteren häufiger vor. Es hat sich aus den vorigen Auseinandersetzungen ergeben, dass der Erfolg der Befruchtung innerhalb gewisser Grenzen als die Funktion der Nährstoffmenge und der individuellen Kräftigkeit anzusehen ist. Dafür, dass jedoch die Samen der Blütchen niederer Ordnung nach einer kürzeren oder längeren Entwicklung nach erfolgter Befruchtung verkümmern, ist der Grund in letzter Reihe anderweitig zu suchen. Er wird gleichfalls an dem Beispiel des Weizens nachgewiesen. Bei der alljährlichen Beurteilung des Befruchtungsgrades (Samenansatzes) der einzelnen rein gezüchteten Lndividual-Auslesen wird nämlich bemerkt, dass die Samenansätze der reinen Stämme, obwohl sie von Jahr zu Jahr in gewissem Maße wechseln, doch immer in demselben Verhältnisse zueinander stehen. Die Stämm.e mit reichem Samenansatz befinden sich immer zwischen den reichlich befruchteten, die nach ihrem schwächeren Samenansatz e bekannten sind aber Jahr für Jahr unter den schwächeren zu finden. D. h. man kann bemerken, dass der höhere oder niedrigere Befruchtungsgrad bei reinen Zuchtstämmen ein erb- liches Sortenmerkmal darstellt, dessen Grund viel zu tief steckt, als dass er sich von äusseren Umständen: Witterungsverhältnissen, Nähr- stofffragen planlos und über ein gewisses Maß hinaus beeinflussen Hesse. Es kommt daher, dass, während man vor der Befruchtung keinen allzugrossen Unterschied zwischen den kräftigsten Ähren der einzelnen Weizensorten in betreff der Blütchen niederer Ordnung findet — Hauptähren mit 4 — 5 lebensfähige Blütchen enthaltenden Ährchen kommen ja im Somogyertar-Weizen ebenso vor, wie im vortrefflichsten Square head — doch ein ziemlich grosser Unterschied in der Zeit dee Eintrittes der Reife zwischen dem Befruchtungsgrade des Somogyertar- Weizens und mancher Square head-Sorten entsteht. Sogar kann eine Weizensorte vor der Befruchtung infolge gewisser Umstände in betreff der Blütchen niederer Ordnung kräftiger entwickelte Ähren besitzen, als eine andere Sorte, wenn aber letztere die Anlage der besseren Be- fruchtung als ein erbliches Sortenmerkmal enthält, dann wird sie zur Zeit der Ernte dennoch mehr reife Samen an Stelle der Blütchen niederer Ordnung aufweisen, als die erstere. Während es sich also einerseits herausstellte, dass die Neigung des Weizens zur besseren oder schwächeren Befruchtung ein erbliches Sortenmerkmal ist. war es andererseits auf Grund unserer bisherigen Beobachtungen nicht möglich, die günstige bzw. ungünstige Wirkung Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 383 der kürzeren oder längeren Dauer der Blühperiode festzustellen. Wir haben zwar manche Erfahrungen auch auf diesem Gebiete gemacht, doch finden wir es vorzeitig, aus denselben feste Regeln ziehen zu wollen. III. Die Rolle der Selbst- und Fremdbestäubung beim Roggen und Weizen. (Äussere Faktoren, welche auf die Befruchtung einwirken.) 1. Beim Roggen. Der Roggen gehört zu den ausgesprochenen Fremdbestäubern, doch sprechen in- und ausländische Erfahrungen dafür, dass auch die Selbstbefruchtung in engerem oder weiterem Sinne in gewissem Grade vorzukommen pflegt. Zur Klarstellung dieser Frage wurde der Be- stäubungsvorgang des Roggens unter verschiedenen Verhältnissen einer ausführlichen Beobachtung und Untersuchung unterzogen, um daraus auf die Möglichkeit und Wahrscheinliclikeit der Selbstbefruchtung schliessen zu können. Gleich muss ich bemerken, dass die Möglichkeit und Wahi'scheinlichkeit der Selbstbefruchtung nach den jeweiligen Ver- hältnissen verschieden ist. Sie gestaltet sich im Anfange und am Ende der Blühperiode anders, wie in der Hauptsaison, beim vereinzelten öffnen anders, wie bei einem massenhaften Aufblühen, zur Zeit einer langsamen Blüte anders, wie in einem Blühknotenpunkte, in Windstille anders, wie in Wind usw. Ein vereinzeltes Stäuben übt seine Wirkung in völliger Wind- stille, wenn der Pollen seinen Weg infolge seiner eigenen Schwere mit jähem Gefälle nach abwärts richtet, bloss in einem Kreise von 5 — 10 cm Radius aus; unter solchen Verhältnissen können demnach nur die nächsten Nachbarähren und die übrigen Narben derselben Ähre be- stäubt werden, wenn sie zufälligerweise gleichzeitig offen stehen. Bei Wind wird das Stäuben der einzelnen Blüte zwar schneller beendet, doch erschüttert die Luftströmung die Ähre, nimmt zugleich mehr Pollen mit sich, und das so entstandene Wölkchen kann in einer Entfernung von V2 — 1 ™ noch leicht wirksam sein. Wenn das Aufblühen bei nicht allzustarkem Wind vor sich ging, bleibt gewöhnhch eine nicht unbeträchthche Menge Pollen nach Bef- endigung des eigentlichen Stäubens in den Antheren zurück, welche, bei späteren Erschütterungen frei geworden, die Möglichkeiten einer Fremd- befruchtung vermehrt. Die Möglichkeit der Fremdbefruchtung ist zur Zeit von Blüh- knotenpunkten wesentlich grösser, als bei vereinzeltem Stäuben. Erstere kommen in grösster Zahl in der Hauptsaison vor. Auch bei solchen Gelegenheiten ist ein nicht allzu starker, hin und her Zeitschrift für Pflanzenzüchtting. Bd. IV. 25 384 Obermayer: schwankender, in Stössen auftretender Wind der Fremdbefruchtung be- sonders förderlich. Es ist sogar auch ein dauernd geradUniger Luft- strom von Vorteil, welcher den Blütenstaub über eine gewisse Ent- fernimg in Ährenhöhe erhält. Während eines starken Blühknoten- punktes in der Hauptsaison war die Strömung des Pollens in der Eichtung des schwachen Windes in 6 — 8 m Entfernung vom Randbeete mit freiem Auge noch deutüch zu bemerken. In solchem Falle werden die Beete von ihren Nachbarn gegen die Richtung des Windes in stärkstem Grade bestäubt, und man trifft bestäubte Narben öfters, bevor auch nur einer der Staubbeutel aufgeplatzt wäre. Nach einem massen- haften Aufblühen in starkem Wind wurde das Vorhandensein von Roggenpollen selbst in einer Entfernung von 100 — 150 m vom Roggen- bestand in der Richtung des Windes auf der dort befindlichen Vege- tation (Maisblättern) festgestellt. Wie weit von der Ausgangsstelle das Vorhandensein des Pollens nachweisbar ist, hängt ausser von der Windstärke, auch von der Grösse des Roggenbestandes ab. Das langsame Blühen gewährt der Fremdbefruchtung nur dann einen so weiten Spielraum, wie ein Knotenpunlct, wenn es wellenartig geworden, und die Intensität des Blühens auf den Gipfel eines Wellen- berges gelangt ist. Gewöhnhch wird die Fremdbestäubung vom lang- samen Blühen weniger begünstigt, obwohl es infolge seiner anhaltenden Dauer zuweilen noch grössere Mengen einzelner Blüten umfasst, als ein Knotenpunkt. Noch mehr gilt dies von einem zerstreuten Blühen, bei welchem die Pollenmenge jedes einzelnen Blütchens sozusagen selb- ständig auftritt, ganz wie im Falle einer für sich allein öffnenden Blüte. Die Menge des Blütenstaubes, welche auf den Narben nach dem Blühen unter verschiedenen Umständen vorhanden war, bildete den Gegenstand ständiger Untersuchung. Dieselbe führte zu folgendem Er- gebnisse. Man trifft nicht selten Narben, an welchen man den Pollen selbst mit freiem Auge wahrnimmt. Es ist jedoch eine Ausnahme- erscheinung. Im gewöhnlichen Falle kann der auf der Narbe vor- handene Pollen weder mit freiem Auge, noch mit Lupe, oder aber mit freiem Auge nicht, allein mit Lupe sicher entdeckt werden. Doch ent- halten auch Narben, an denen man selbst mittels Lupe keinen Pollen ent- deckt, unter Stereo-Mikroskop durchsucht, in jedem Falle wenigstens 8 — 10 Körner im Gezweige versteckt, und es finden sich auch unter diesen eins oder mehrere, die einen Keimschlauch entwickeln. Narben, an denen man nur unter Stereo-Mikroskop etwas Pollen bemerkt, sind in grösster Zahl im Anfang und am Ende der Saison zu beobachten, und in der Hauptsaison bei Gelegenheit langsamen und zerstreuten Blühens, während man einige Pollenkörner nach stärkeren Knotenpunkten und überhaupt nach gleichzeitig in Massen auftretenden Blüten bei der Mehrzahl der Narben auch mittels Lupe entdecken kann. Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 385 Aus dem weiter oben Angeführten geht aber hervor, dass die Narbe zu ihrer Befruchtung keiner grösseren Pollenmenge bedarf, und da geringere Mengen Pollen zur Zeit des stärksten Blühens mit Leichtig- keit zu fremden Narben gelangen können, ist die Gefahr einer gegen- seitigen Befruchtung besonders in der Hauptsaison gross. Wenn da- gegen die Narbe bis dahin von ihrem eigenen Pollen bereits befruchtet wurde, so bleibt freihch das später hingekommene fremde Pollen wirkungslos. Durch systematisches Durchsuchen der Narben zu einer Zeit, während welcher kein anderes Blühen in der Nähe vorgekommen ist, wurde es festgestellt, dass die Narbe ihres eigenen Staubes in jedem Falle teilhaftig wird, wenn auch in noch so kleinem Maße. Die Luft- strömung nämlich, wie schwach sie immer ist, pflegt mit dem Pollen zu spielen, hebt ihn öfters auf und legt ihn auf die eigene Narbe. Die grösste Menge Blütenstaubes erhält jedoch die Narbe von den höher gelegenen bzw. Nachbar-Blütchen derselben Ähre, ivas auch dadurch bewiesen wird, dass die tiefer liegenden Narben einer gleichzeitig an mehreren Stellen blühenden Ähre zur Zeit eines vereinzelten öffnens gewöhnlich weit stärker bestäubt werden, als die oberen. Diesen Be- obachtungen zufolge steht es demnach fest, dass die erste Vorbedingung einer Selbstbefruchtung in engerem und weiterem Sinne, nämlich die Bestäubung der Narbe mit dem eigenen Pollen und Bestäubung der Blütchen einer Ähre untereinander, vorhanden ist. Alles kommt jetzt nur darauf an, was für ein Verhältnis zwischen Fruchtknoten und eigenem Pollen besteht? Ich habe mehrere Blütchen im allerersten Stadium des Öffnens, als die Narbe noch nicht in die freie Luft gekommen war und bloss die Beutelspitzen herausragten, von der Ähre abgeschnitten, und dann die Narben in einem vom fremden Blütenstäube freien Orte mit dem eigenen Pollen bestäubt. Nach einer Viertelstunde konnte ich auf jeder Narbe unter Mikroskop mittels Methylenblau-Färbung zahlreiche Pollenkörner finden, die Keimschläuche getrieben hatten. Dies selbst bedeutet frei- lich noch nicht, dass die Blüte vom eigenen Pollen auch befruchtet wird. Allenfalls wird jedoch dadurch illustriert, dass die Narbe irgend einer Blüte zur Keimung des Pollens derselben Blüte einen vortreffhchen Nährboden darbietet. Die Wahrscheinlichkeit einer Selbstbefruchtung wird auch von folgender Erwägung bewiesen. Wenn die Selbstbefruchtung unmöglich wäre, müsste die Schartigkeit von Blüten, die für sich allein oder zur Zeit zerstreuten Blühens aufgeblüht sind, einen viel grösseren Grad erreichen. Auch durch exakte Versuche wurde der Beweis erbracht, dass der Eoggen zur Selbstbefruchtung im weiteren Sinne fähig ist, obgleich 25* 386 Obermayer: eine Ähre, die ausschlieeslich darauf angewiesen ist, einen ziemlich geringen Samenansatz erzielt. Die Versuche wurden auf zweierlei Art ausgeführt; einerseits wurden einzelne, nahe blühreife ganze Ähren in geräumigen Pergamenthüllen sich selbst überlassen, die Blütchen anderer Ähren wurden dagegen vorher mittels des von der Ähre selbst gesammelten Blütenstaubes künstlich bestäubt, und dann die Ähren nach Entfernung der Staubbeutel gleichfalls in Pergamenthülsen ein- gehüllt. In letzterem Falle haben wir nur solche Blütchen (des mittleren Drittels) bestäubt, die der Blühreife nahe zu sein schienen. Die Pergamenthüllen wurden bei beiderlei Versuchen erst nach der vollständigen Beendigung der Blühsaison entfernt. Die auf diese zweierlei Arten ausgeführten Versuche ergaben folgendes Resultat. Bei künstlicher Selbstbefruchtung hat 1. eine Ähre in 12 befruchteten Blütchen 1 Korn zur Eeife gebracht 9 14- 1 ^' V r )5 -^^ 5! » -^ )i »1 r, « "• ?5 ?? V •'•'-* H « -'■ r, r 75 V ^- » J? )1 ^■'- H » *-' » » « » / ^- r 1? ?;"■'■ » 51 ^ r 55 51 51 t>' 51 51 55 '^■•- 51 51 ^ 5' 51 51 55 7 1 ^ 0 • • 55 51 51 ■*• " 55 51 ^ 51 J', 11 11 Bei Blüten, die in Pergamenthüllen sich selbst überlassen worden waren, h^t 1. eine Ähre in 34 Ährchen 2 Samen ergeben, d. i. 2,94 °/q 2- 51 51 51 3d „ 3 „ „ „ 4,20 „ o. „ „ „ 28 „ o „ „ „ 5,35 „ 4. „ „ „ 36 ,, 24 „ „ „ 33,33 ,, 5. „ ,, „ 38 ,, 4 „ „ „ 5,30 „ 6. „ ,, „ 30 „ 7 ,. „ „11,70 „ •• ^^ 51 V "* II '* 51 51 51 O,y0 „ o. ,. „ ,, oo ,. X ,. ,• „ l,oU ,, Während demnach die künsthchen Bestäubungen sozusagen er- folglos blieben, haben wir bei den sich selbst überlassenen Ähren ein verhältnismässig sehr schönes Resultat erzielt; die Ähren wurden in verschiedenem Grade befruchtet, und haben Samen bis zu einem Drittel der überhaupt möglichen Anzahl angesetzt, was um so mehr beachtenswert ist, da weder die Ähren, noch die Ährchen nach Kräftig- keit ausgewählt, sondern sämtliche Ährchen, folglich auch die schwächeren obersten und untersten, auf der Ähre gelassen wurden, trotzdem dieselben selbst in Fällen freier Fremdbefruchtung oft ohne Samen zu bleiben pflegen ; nach F r u w i r t h -) bewegt sich nämlich ') Diese Ähre bestand zum überwieii-enden Teile aus zu jungen Blütchen. ^) Zitiertes Werk, II. Auegabe, Bd. IV, S. 194. Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 387 der Kornansatz unbeeinflusst abblühender Ähren, wenn die Pflanzen im Bestände stehen, um 80%, beträgt sogar in einzelnen Jahrgängen und bei manchen Sorten wesenthch weniger, z. B. 60 — 74% (Rimpau gibt als Grenzzahl 55 — 92,1 % an). Unter solchen Verhältnissen lassen die 33 % igen, sogar auch die 5 — 11 °/o igen Fruchtansätze, welche in unseren Selbstbestäubungsversuchen erlangt wurden, es für berechtigt erscheinen, wenn man die Selbststerilität des Roggens (in weiterem Sinne) für eine Relation von nicht absolutem Werte betrachtet, und wenn man mit der Selbstbefruchtung als mit einem bei der Befruchtung des Roggens in Betracht kommenden Faktor rechnet. Dass die auf zweierlei Art ausgeführten Versuche ganz ab- weichende Resultate erzielt haben, hängt mit der Versuchsanordnung zusammen, worauf ausländische Forscher mehrmals hingewiesen haben. Es ist wahrscheinlich, dass Selbstbefruchtungen in der freien Natur, wo keine Pergamenthülse vorkommt, in weit höherer Prozent- zahl zustande kommen, als in unseren künstlichen Versuchen. In dem- selben Sinne lauten auch die Versuche, welche in der Kgl. ungarischen Pflanzenzuchtanstalt in den Jahren 1911 und 1912 ausgeführt wurden, als Roggenpflanzen in völlig geschlossenen geräumigen Isolator-Kasten, die Molino-Stoffwände hatten, einen tadellosen Kornansatz erzielt hatten. Aus ausländischen Versuchen gleicher Richtung ^) geht hervor, dass der Roggen sich in dieser Hinsicht nach Sorten, sogar nach Indi- viduen sehr abweichend verhält. Unsere Versuche wurden in ver- schiedenen Stämmen von Nyirer-Roggen angestellt.^) Um entscheiden zu können, was für einen Kornansatz die weiter oben bereits besprochenen Roggenpflanzen bzw. Ähren mit sterilen Antheren aufweisen, wenn sie sich selbst gänzlich überlassen werden, wurde noch eine Versuchsreihe im Gebiete der Roggenbefruchtung an- gestellt. Das Ergebnis hat gezeigt, dass der Kornansatz derartiger Ähren demjenigen der Pflanzen mit tadellosem Pollen fast völlig gleich- kommt. 23 Ähren mit sterilen Antheren an 5 Pflanzen haben nämlich durchschnittlich in 80 — 90%, min. 70, max. 95% Samen angesetzt. (Es kam nur eine einzige Ähre vor, die in weit geringerer Anzahl, nämlich nur in 42 "/^ sämtlicher Blütchen Samen erzeugt hat.) Da die 1) Siehe im zitierten Werke von Fruwirth, Bd. IV, S. 192—193, wo die Literatur über Selbstbefruchtung bzw. Selbststerilität des Roggens ausführlich zu- sammengestellt ist. 2) Aus den Versuchen von N. Heribert-Nilsson (,, Populationsanalysen und Erblichkeitsversuche über die Selbststerilität, Selbstfertilität und Sterilität bei dem Roggen", Zeitschr. für Pflanzenzüchtung Bd. IV, Heft 1, März 1916) geht hervor, dass die Selbststerilität des Roggens ein erbliches Linienmerkmal darstellt, welches sich bei der Bastardierung dominant gegenüber Selbstfertilität verhält. In Populationen kommen dem- nach selbstfertile und selbststerile Individuen nebeneinander vor, wie sich dieselben auch in unseren Selbstbefruchtungsversuchen gezeigt haben. 388 Obermayer: Staubbeutel solcher Ähren in keinem Falle aufplatzen und auch sonst einen völlig verkümmerten Blütenstaub enthalten, ist es ganz klar, dass die erwähnten Ähren mit sterilen Antheren von fremdem Pollen befruchtet wurden. Aus den Untersuchungen im Gebiete der Befruchtung des Roggens kann als Endergebnis der Schluss gezogen werden, dass beim Roggen die Befruchtung durch wechselseitige Bestäubung vorherrscht, doch in geringerem Grade, besonders im Anfang der Blühsaison, gleichwie bei sonstigem zerstreuten, ferner bei geschlossenem und halb- geöffnetem Blühen auch die Selbstbefruchtung im weiteren Sinne vor- kommt, und dass man beim Roggen damit, als mit einer Art der Be- fruchtung, rechnen muss. 2. Beim AVeizen. Der Weizen wird überhaupt zu den Selbstbestäubern gezählt. Es sind jedoch in Zuchtgartenmaterialien, in nebeneinander gebauten Weizensorten Typenvermischungen in geringerem Grade mehrmals vor- gekommen, die nur dadurch erklärt werden können, dass man annimmt, es habe zwischen den beiden Weizensorten eine natürliche Bastar- dierung stattgefunden.^) Zur sicheren Feststellung dieser Sache wurden auch die Ausstäubungs- und Befruchtungsverhältnisse des Weizens in den Kreis unserer Beobachtungen gezogen. Die Narbe bekommt, von ganz vereinzelten aussergewöhnlichen Fällen abgesehen, immer eine beträchtliche, in meisten Fällen selbst mit freiem Auge wahrnehmbare Pollenmenge aus den Antheren der eigenen Blüte. Die Antheren ergiessen jedoch nicht ihren ganzen Polleninhalt auf die eigene Narbe, sondern entlassen ihren Staub, nachdem sie die Spelzen verlassen haben, von der horizontalen Lage an nach aussen; dies erfolgt ähnlich wie beim Roggen, und auch die Luftströmungen treiben ähnliche Spiele mit dem Blütenstäube. Es kommen jedoch beim Weizen so dichte PollenwoUven, wie sie beim Roggen oft beobachtet wurden, niemals, nicht einmal im plötzlichsten und allgemeinsten Knotenpunkte vor. Es sind ja hier so bedeutende Pollenmengen gar nicht erforderlich, denn der Weizen pflegt in erster Linie sich selbst reichhch zu bestäuben, und da er sich seinem eigenen Pollen gegenüber gar nicht steril verhält, ist er auf fremden Blütenstaub nicht an- gewiesen; und so viel Pollenkörner als einige Blütchen mit mangelhaft ^) Diesbezügliche Erfahrungen werden erwähnt in der Einleitung der Abhandlung von Nilsson-Ehle: „Gibt es erbliche Weizenrassen mit mehr oder weniger voll- ständiger Selbstbefruchtung?" (Zeitschr. für Pflanzenzüchtung Bd. 3, S. 1). Auch die den Stoff der Abhandlung bildenden Versuche bestätigen die Möglichkeit einer natürlichen Bastardierung. Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 389 entwickeltem Blütenstäube zu ihrer Befruchtung benötigen, sind zur Zeit stärkeren Aufblühens in der Luft stets vorhanden. Solche Bhitchen nämlich, deren Beutel gar nicht aufplatzen und die auch sonst ver- kümmerten Pollen enthalten: empfangen nach unseren Beobachtungen während ihres anhaltenden Geöffnetbleibens in jedem Falle etwas fremden Pollen und pflegen meist auch Frucht anzusetzen. Doch stellten wir auch ohne derartige Erfahrungen, durch exakte Versuche fest, dass der Weizen im Falle, dass er des eigenen Pollens entbehrt, von fremdem Pollen befruchtet wird und auch Samen reift. In einzelnen Zuchtstämmen verschiedener Weizensorten wurden nämlich die stärker entwickelten, doch etwas noch vor der Blühreife befindlichen Blütchen einzelner Ähren in verschiedenen Abschnitten der Blühsaison sorgfältig kastriert. Die Operation wurde in einem Alter vorgenommen, in welchem die Beutel noch ganz sicher ohne Aufplatzen entfernt werden können, wovon wir uns jedesmal überzeugt haben. Die auf solche Weise behandelten Ähren wurden nach Entfernung der nicht kastrierten Blüten sich selbst überlassen. Nachdem ihre Zeit gekommen war, blühten die einzelnen Blütchen S9 auf, als wären sie ganz normale, unberührte Blüten gewesen und sie blieben längere Zeit geöffnet. Die bezeichneten Ähren haben zumeist an den Rändern der Beete gestanden, einige von ihnen haben sich sogar am äussersten Rande des ganzen Weizensorten- materials befunden. Wir haben folghch durchaus nicht künstlich Plätze ausgesucht, wo die kastrierten Blüten vom fremden Pollen am leichtesten angetroffen werden könnten. Trotzdem haben wir zur Zeit der Samenreifung in der Mehrzahl der Blütchen in Entwicklung be- griffene Samen bemerkt, die später meistenteils auch den Zustand der völligen Reife erreicht haben. Nach der Einsammlung hat sich bei diesen Ähren, welche ohne Zweifel eine fremde Befruchtung genossen haben, der weiter unten mitgeteilte Fruchtansatz gezeigt. In einer Ähre der Square head- Sorte Nr. 16 bildeten sich aus 29 Blütchen 20 Samen, d. i. 69,0 o/^ ; ,, „ „ des ungarischen Bänkuter Stammes Nr. 216 aus 14 Blütchen 10 Samen, d. i. 71,4 o/^; „ „ „ des Somogyer tar -Weizens Nr. 65 aus 22 Blütchen 15 Samen, d. i. 68,0 »/^ ; „ „ „ des Kadarkuter-Stammes Nr. 2 aus 25 Blütchen 16 Samen, d. i. 64,0 »/o ; „ ,, „ der amerikanischen Sorte Nr. 1064 aus 34 Blütchen 28 Samen, d. i. 82,35%. Zwar wurden zu diesen Versuchen grösstenteils Blütchen erster Ordnung verwandt, und waren von den 124 kastrierten Blüten bloss 12 (10°/o des Gesamten) dritte Blüten, doch sind die 64 — 82 ^/o igen Fruchtansätze unserer Versuche sehr befriedigend zu nennen, wenn 390 Obermayer: man bedenkt, daseder Samenansatz frei auf dem Felde abblühender Vulgare-Weizenähren nach F r u w i r t h nur 40 — 56 °/o sämtlicher Blüten zu betragen pflegt. Es wurde hiermit festgestellt, dass die Befruchtung infolge Selbstbestäubung nicht als die einzige Art der Befruchtung des Weizens betrachtet werden kann, sondern ausserdem auch die Fremdbefruchtung eine, allerdings mehr untergeordnete Rolle spielt, besonders in Fällen, in welchen die Narbe des eigenen Staubes aus einem oder anderem Grunde entbehren muss. Die Ergebnisse unserer sonstigen Beobachtungen und Versuche aus dem Gebiete der Weizenbefruchtung wurden bereits während der allgemeinen Betrachtungen über die Befruchtung angeführt. Zusammenfassung. 1. ins Einzelne gehend wurde der Verlauf des Abblühens eines Blütchens, einer Ähre, einer ganzen Pflanze beim Roggen und Weizen samt den vorkommenden Ausnahmen festgestellt bzw. wurden die dies- bezüghchen Kenntnisse durch Einzelheiten ergänzt. Es wurde über- haupt gefunden, dass die Art und Zeitdauer des Blühens sich zwischen Grenzen bewegen, die weiter auseinander liegen, als es die aus- ländischen Forscher angeben. Der grössten Schwankung ist der zeit- liche Verlauf des Zuschliessens der Spelzen unterworfen, da das Schliessen durch den Reiz der erfolgten Befruchtung ausgelöst wird. 2. Der allgemeine Verlauf des Blühens erfolgt beim Roggen teils in sog. Blühknotenpunkten (Zeiten massenhaften Aufblühens mit plötz- lichem Beginn und rascher Beendigung), teils mit Hilfe eines dauernden Blühens mittlerer Intensität (langsames Blühen), teils sporadisch, oder mit Abwechslung all dieser Arten (fluktuierendes Blühen). Beim Weizen kommt ein allgemeiner Knotenpunkt höchst selten vor, das Blühen einzelner Zuchtstämme tritt bald hier, bald dort aus einem allgemeinen sporadischen Blühen hervor. Beim Roggen verhalten sich die einzelnen Individualauslesen untereinander in betreff des Verlaufes des Blühens einheitlicher als beim Weizen. Die Verteilung der Zeit- punkte des reichlichsten Blühens auf die einzelnen Tageszeiten in eine endgültige Regel zu fassen, war auf Grund der bisherigen Be- obachtungen nicht möglich. Dazu hat man noch mehr Erfahrung nötig, als man sich während einiger Blühperioden hat verschaffen können, denn die Regelmässigkeit wird durch die Einwirkung der äusseren Verhält- nisse leicht verwischt. Wir haben auch die Verbreitung des Geschlossenblühens beim Roggen und Weizen während des allgemeinen Verlaufs des Blühens festgestellt. Während Geschlossenblühen beim Roggen nur als eine Ausnahmeerscheinung in Betracht kommt, pflegt dasselbe beim Weizen Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 391 vereinzelt jederzeit, unter gewissen Umständen aber massenhaft auf- zutreten. Es wird sogar zwischen dem offenen und geschlossenen Blühen durch die verschiedenen Abstufungen des unvollständigen öffnens eine Verbindung hergestellt, bei welchen der zeitliche Ablauf sehr kurz ist, und welche sich äusserlich durch die zwischen die Spelzen geklemmten Staubbeutel zu erkennen geben. Ein Blühen bei unvoll- ständig geöffneten Blüten kommt manchmal auch beim Roggen vor. Gelegentüch des massenhaften Aufblühens drängen die Staub- beutel die Spelzen des Roggens häufig bereits einige Zeit vor dem öffnen ein wenig auseinander und stehen mit ihren Spitzen hervor: es ist dies die Erscheinung der Vorbereitung zum massenhaften Auf- blühen, welche beim Weizen niemals vorkommt. Das massenhafte Aufblühen wird sowohl beim Weizen, als auch beim Roggen von einem zischenden, knisternden Geräusch, dem „Ge- räusch des öffnens" begleitet. Eine häufig vorkommende Abnormität bilden die Ähren mit sterilen Antheren, sowohl beim Roggen, als auch beim Weizen. 3. Die Einwirkung der Witterungs Verhältnisse äussert sich so- wohl auf das einzelne Blütchen, als auch auf den allgemeinen Verlauf des Blühens. Die Witterung ist nur dann dem Blühen ungünstig zu nennen, wenn eine niedrige Temperatur mit einem trüben, regnerischen, windigen Wetter gemeinsam vorkommt. Trübheit, Morgenkälte, warmer Wind sind für sich nicht ungünstig. Es ist dies beim Roggen wie beim Weizen ohne Unterschied gültig. Das Blühen des Weizens wird ausser- dem auch von der grossen Hitze, die in manchen Jahren zur Zeit der Weizenblüte bereits einzutreten pflegt, ungünstig beeinflusst. 4. Die Beschaffenheit der Blütenorgane, besonders der männlichen Teile, hat einen grossen Einfluss auf die Befruchtung. Unterschiede in der Beschaffenheit, als Folgen der individuellen Kräftigkeit, kommen auch in einem gesunden Material vor, sie fallen jedoch an den lebens- unfähigen „tauben Pollenkörnern", beim zu jungen (unreifen) und beim länger aufbewahrten Blütenstäube, in den Fällen der Ähren mit sterilen Antheren viel mehr ins Auge. Das mikroskopische Bild des gesunden Pollens weicht von demjenigen der tauben Körner weit ab. Ein kräftiger, gesunder Blütenstaub enthält gewöhnlich nur eine geringe Anzahl von tauben Körnern. Die infolge Wasserverlustes auftretende Runzeligkeit allein ist der Lebensfähigkeit der Pollenkörner nicht schädlich, wenn letztere aber zugleich lange aufbewahrt werden, dann büssen sie ihre Keimfähigkeit ein. Der Blütenstaub des Roggens kann z. B. in seiner ganzen Masse nur etwa 2^jo — 3 Stunden ohne jeden Nach- teil für seine Keimfähigkeit aufbewahrt werden, wie dies durch künst- hche Keimversuche festgestellt wurde. Ein unreifes Pollen ist gleich- falls nicht befruchtungsfähig 392 Obermayer; Die künstliche Keimung kann, als ein analytisches Verfahren, auch zur Feststellung der Selbststerilität und des biologischen Verwandt- schaftsverhältnisses benutzt werden. • 5. Es wurden auch die Grössenverhältnisse des Roggen- und Weizenpollens imd der im Innern des Pollens vorhandenen Stärkekörner festgestellt, und die PoUengrössen verschiedener Weizenvarietäten vergleichend bestimmt. Triticum dicoccoides hat kleinere Pollenkörner als der ungarische Weizen, Triticum turgidum mirabile noch kleinere als Triticum dicoccoides. Mit den künstlichen Keimversuchen ist beim Roggen ein günstiges Resultat erzielt worden. Die optimale Rohrzuckerkonzentration der als Nährboden benutzten Agar-Agar-Gallerte lag oberhalb 30 °/o. Nach dem Beweise der systematischen Keimversuche bietet die Aufbewahrung des Roggenpollens in freier Luft, aber im Dunkeln, keinen Vorteil dar gegenüber dem Stehen in freier Luft an einem schattigen Orte, die Auf- bewahrung im Exsikkator erweist sich jedoch in Anbetracht der Halt- barkeit geradezu nachteilig. 6. Auf die Befruchtung übt auch die Beschaffenheit der weiblichen Blütenorgane einen Einfluss aus. Die individuelle Kräftigkeit kommt auch hier auf gleiche Weise wie beim Pollen zur Geltung. Damit kann auch die beim Weizen vorkommende interessante Erscheinung in Ver- bindung gebracht werden, dass der Samenentwicklungspro zess oft in den ersten Zeiten nach der Befruchtung unterbrochen und endgültig eingestellt wird. Diese Erscheinung pflegt meistens in Blütchen niederer Ordnung vorzukommen und ihr Grund liegt nicht im Misslingen der Befruchtung, ist vielmehr eine Ernährungsfrage. Nachdem die Sexualorgane der primären Blütchen kräftiger sind als diejenigen der Blütchen niederer Ordnung, werden letztere in der Konkurrenz um die Nährstoffe von den ersteren überragt. Der bessere oder schwächere Samenansatz der Zuchtstämme in den Blütchen niederer Ordnung stellt jedoch über die Wirksamkeit der Ernährungsfrage und der individuellen Kräftigkeit hinaus in erster Linie ein vererbliches Sortenmerkmal dar. 7. Es hat sich aus den Beobachtungen und nach mehreren Seiten hin gerichteten Versuchen, welche zur Feststellung der Rolle der Fremd- und Selbstbestäubung angestellt wurden, herausgestellt, a) dass beim Roggen die Fremdbefruchtung vorherrscht, doch in geringerem Grade, besonders im Anfang der Blühsaison, gleichwie bei sonstigem zerstreuten, ferner bei geschlossenem und halbgeöffnetem Blühen auch die Selbstbefruchtung in weiterem Sinne vorkommt; b) beim Weizen jedoch ausser der gewöhnlichen Selbstbefruchtung auch die Fremd- befruchtung eine (allerdings untergeordnete) Rolle spielt, besonders in Fällen, in denen die Narbe aus dem einen oder anderen Grunde des eigenen Staubes entbehren muss. Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 393 ^ ^ (V i-i tsi J3 =3 _ «^ ö C ts] ^-g-S § c CO |S)SS ^ «S) 8 CO Ol o fiä lO c ^^ (U ♦- S — s ■^ ■♦- 1—1 CO 0} ja CO O) r— t c 3 J3 ü CO a> X> D) o CO <» ■?; (N CO £ 1— ( 1— ( "" :3 1—1 05 t, QQ 1—1 3 — O 1— 1 'S ^ 25 1^; a 0) 0) _j 05 35 TS «3 belle Blüf auf d nze N t3 CO 1— 1 Jh 1— 1 — ^ *- — ü. 05 J= OJ :S — o d X> 03 cö Ol -^s pLn cf: CO 3 -^ CO •— 0) o _ fc- S'-c §:< ^ Q> >♦— fc. Q) > CO 0) J3 O w ^4-^ c: CM a -^-f cvf^ ^ >H^ o" «>3 of o ■m' CO »~i c^ lO CO i-t CO Qo" lO IQ IM Co o CO CO -^"^ g g 05 Qo" 1-1 co~ (M >o" CO CV f-H (M "^ tH o;? T-s >C3 Jn^ co^ iq_ 0_ "^^^ o~>riQ6"eo'^a5t>rio<3C 0\) 1— ( CV 1— I 0> T-H CO 00 O CO 1-1 ■^H 1-1 O) 1-1 CVi CO Co" !M CvT cq_ o\}^ Qq^ CO Co" »-^ ocT (M >-r -^ C\) (M CQ — O} CO o" CO »o ^ s 00 O N._^ t>^ CO O^ Oi (Mco~a5t>^~i-icri-icr(Mcv~i>co~i-i>»r ■f-H-iHCVfi-lOVJi-lOJ 1-1 oo •<* Oi 1-1 1-H co^ (M TH 1-1 ■<-l CO oT oo »-T CO •^ CcT CD *>>^ (M Ocf 1-1 »^ (M CvT CO CO _ CO -^ -( ckT 1-1 »o o !>r (M C\J CO Co" "^^ ^ ^"^^ **.- ** "^ "^ "^ CO »cT 00 »cT •* nT -^ JsT •>* isT o <3i~ 1-1 (^T (M co~ i-( CVJ 1— I Co 00 cv »o <Ä CO 00 '^ CcT CO Co" OS oT »O Oo" C— i-h" 1-1 Oo" Tt* Co" 1—1 1—1 CO 1—1 1—1 1—1 1-1 ^ co^ O^ -^^ CO t-" cx) K." CO ccT 1-1 o} 1-1 <3i lO 1-^ 1—1 CO 00__ CO of 1-1 1-J_ 1-J^ I C\j~ ^ 0>) (M -^ (M "^ 1-^ 0\) CO Co" CO co~ ckT CO^ N.^ C\J^ t-^ 1-1 co^ »c »o osco^-^ccT-^i^i-ico'cocvrascrfco'^i-i'^" 1— |i— (i-o>ocv)0)0} 1-1 C\> 1-1 -^ OS Co" (M Co" -* 1*" CO Co" CO Co" T-( i-T 1-1 i-T 1-1 1^ ■^1-1 CMCV( (MCO 1-11-1 lO ^jT CO crf CO •^" »o Co" 05 Od" o *-" c- Co" CO i~r !M i-T (MCV!i-li— ItHi-| (M—h 1— (1— I CO lO CO Co CO co" ^ '^" ^ ■^" o »o~ rHi— I CMC\} 1-11—1 1—11-1 CO^ ^ ■^" 1-1 l-H 1-1 c- N." 1-J_ CO Co" (M O}" CO » CC! o -1^ -^ GQ o -M — ; CZ2 o CCO coo rZ2o «20 MO CO o cg d d •-5 CO s «35 00 Oi OS Oi C/2 » a 05 CD Ö 394 Obermayer: (U N "" ;2 PL, 2 1^ — ■ CD CO ^ ö N 1=1 a cß -Ä -d 03 'S N S O. lO ec CM (M OS 13 ci '-5 TS CO a es Ö P-l ;-( 03 ^ d 'S — d ^ CS CS N ö d 03 CS 03 'S :3 'öd« d o ^ d t^ 03 2 2 _d "rt -^ 'S d t:* < °d CS »c lO ' CO »i o oT 05 O} CO >-( 00 05 >« o »o~ >« CO •^'~ 00 to CO (M fo" tH CV( l-( OJ -rH CD >o' I I I >H 00 t> 0\f (M crC i-H tO >H^ ^ "^„ *^ 00 »o~ 00 »o" 05 nT ro »cT T-H >«l »-J 05 CO" 00 '^ CD Co" CO Qo" 05 Co' O oo" CO 00^ CoCiOOoi^CO^t^'^l'MH^ I O ■*" r C- 0~ CO CvT 1-1 >o" O "«^ i-t »0~ (N <>f 1-1 •m" I I ^ M M M 03 02 M CO +i o CO CO CZ2 CO CO 44 ^ •d r-- !d CO 02 CZ2 > ^ o CO o Q0„ CO >0) CO oT CO Ol CO o >c Ol r- Oi CO Oi — o o o CO s CS CD (O bD m d c c ■ :; c c r c c R d d (M (7J CO (M (M cd" od (M • Oi ^ 1-J CO i-I 1-1 i-i CM 00 Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 395 CS Q. ufge- tchen en 2 m =^ 9 »C ^ 0 o__ oq. Oi CO K »o »c_ »o Oi_ Qq^ i«H_ co^ ^, OS 0" -Sc 5yjJ5 CO GvT -^ ^^ -H cT CO •^'" 05 Co" in Qo" \R -^ (M oT t> >m' 1-1 ■«*" CO »cf ■<# cT ov ] 0 ^0 •" § ^ 1— ( '^ I> »-i OS ■^ QO 1^1 lO l> '-H CO l> T-l CO CO CO -H ^-s fe^ aiS-S :CÖ ^ CO ,a »c >o (M 1 1 1 1 1 1 <3l -rj^ lO »-H 1 '=^ 1 1 •^ •^ ^ 1 1 1 II II 1 1 1 1 1 1 1 1 CM-^ i-ic\} coco eo^ 1 OS gs (N "^ ^ CVJ 1-1 C» ^ Ol 1 1 II II •^^ O) >o <>} "^^ '^l ''^^ "^^ "^ '^^ 1—1 1 1 1 1 1 1 1 1-1 ^^ CO •^'~ 05 Of -H oT 35 Co" CO >-r 0> Cvf 1-1 t-s" r- ■1 -i" CvJ cT T— ( '^ (M 0\} 1-1 OJ »-< 1-H 1 1 1 1 ^ <* ; 1 1 1 II II II 1 1 ''^ o 1 1 1 1 05 oT '^ o~ 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 CO oT t— 4 CO rH '^O CM Ol 1 1 >s Qq^ Jn. »o ^ •M "^^ "^^ 1 1 1 1 ^^ OS CM rH 05 T-H ' 1 1 -^ ^^ 1-1 '^ (M CO 1-1 C\} CO -^ OS 00 00 ef lO l^ 1-1 1-1 1 1 1 1 CO Ol CO os qj >o 10 b 1 1 ^ •^ N. »-^ co_^ O <>) 00 1 1 °° GO 1 I 1 1 1 c--r c- tC 1-1 nT O Co" i> '^ lO Oo" (M Co" CO •^" 1 1 (M oT ■^ ^ Cvj 1-1 ^ T-l ^ ^ CO Ol a TS 1 1 1 1 1 1 1 1 CO •^ **. '^^ *^^ 1 ^. 0 l> 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 00 Qp" CD >o" lO Co" lO NT CO CsT 1 T- ■^"^ CO 0" CD 0 OS i-l CS} 1-1 C\} ^ OVJ T-l ^ ö >-H =<1 es ^-H »O ICi h 1— 1 00 •<*„ OJ O} ?o '^l^ Oi_ N. Oi . . 1 °°~ o -ö CD 1— 1 i (M CO~ GO »o" o 'aT o oT 1-1 '»H lO oT 1-1 CV( T-t "-h" ^ NT tH T-T 1 1 1 1 (M Ol" 0 Ol 1— i 1 t ^_^ CO^ c^ CV O »c '^^ ^^111 1 ^ lO P-l 1 1 i> O". CO Jn^ 1-1 OJ CD -^"^ 1-1 Cv} N co"" CO -^^ -* CO CM CO 1 1 1 1 CO Ol" CO Ol !h «5 »C5 (U •^_^ *^ C\}_ Oi >H o^ co_ '^- °°- 1 1 1 1 '^- -* TS 1 CO »cT CO cvT O Co" 1-1 CO i-t '^ CD O" »^1 ic oT CD 0~ •^ JsT (M Co" 7-1 T-T 1 1 1 1 lO oT lO Ol 1 •*„ •^ O '— 1 >>( ^H ■T-H II 1 t II 1 1 "31 1 1 CO 1 OS O CO i^ 1-1 -TH >~| 1—1 o;} T-l O) CO Co" 1-1 C\) II II II 1 1 C- Ol '^ Ol ^ 1 ^^ T-i CVJ ■^ ■^^ 1 1 I 1 1 '^- (M CO If tH Cr r 1-1 oT CO üo" CD "ä" Cd »o~ (M >C~ 1 1 1 1 1 1 1 1 j 1 1 1 c- oT CO Ol »o 'o i^ »o 0 1 »o^ o, o 00 00 cc. i^ *^ 1 1 1 p 1 T-H 1 ^ -^^ cg t-h" -^ NT OS »o' 05 vi c~ ocT rH ^^ ^-h" 1 1 II 1 1 "^ s" T-l O} 1—1 OJ f-H '-l '-i Ö M M M M ^ M M ^ ^4 ^ M M K i M o o " o S£ o " o 2 =■ ^ o 2 <= y o =£ o cj o " o " 0 .c i c cj 0 Cw '•^ - - :!^ ;r-- :p --- :p -- =S2 r- :Si — :P - — :=3 — !p ~- :p -- !a ~~ :p - ' ;r -^ :^ -^ Ö -tJ o -P o ^ O +i o -C o ■+S © +S o +5 o .^^ O .^.^ O .4.2 9 .^ 9 -T 3 0 -^0 ^ ö S CO CO Ol in CC CO CO C» CO GO CO 03 a 3 CO 1^ 2 bc N ^ r^?^ rozent Hlütc Blüht! -tJ Co ÖD CO §3| 1—1 ;ahl fgeb einz •^ 3 _i • 1— ( ö J5 ö •rH 1=1 CD c3 p K K ^ f: P ^ i-s R •"O cg CO ^ \6 CD l>^ od 3i CD ^' 1-H Cvj a i c a c a CM C Q C d (7 d o a O Cl « :) ci :> 396 Obermayer: o. , a ^ =£f-t1 -^ a ^ — ^ N -H a -■ti p (D O W lO aj pa « .3 S 05_ o_ fo <Ä_ "^^ c^_ Ci_ oq^ »o c> 'ö t^ »N^ '^ 0~ GO "ä" CO ^'' O 0~ 03 <3i ^ '^^ O tv^' t> <>f X wT t^ »cT CD ■^'~ i-H *^'' CO o lO «|QorotN.-^OoOit>.CV o_ .2 ^ il =ö 1 ■^ Tjr -H isT 00 q6~ «o Co" o '^'" <-i Oi' CD ^"^ cc •^'" >o •^'~ ^ »^r "* o~ ^ cT CO ^ ~ia5'-icc'~->cg 1-1 c^ «^ ^ in >H ■.ci ^ äj CZ3 OJ ^ bl" ....|,|l QC 00 '^"^llilllll c^^ 1 II II II 1 CO Oo" O Qo' 05 "-cT (M »o" 1 1 II 11 II -* Cvj »O <>) CO «^ >^ >o »n o 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 'T- '^^ "^^ »^„ <*„ Ci T-H 1 II II II II II 11 ll(NCC)o . .,..,,. Oi CY- C>} i^ Ci ^11 o_ 05 OJ 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 CO »0~ CC »O' O; iN." i> crf CO »o" tH CN}" 1 1 1— ( 1—4 1-1 CIO ,-( Crj ■M in ^^ 05 i-H 1-S »c «| in <3S i-s .. f 1 1 1 1 '^^ "^^ "^^ '^t ^ ^ "^ "^^ 1 1 1 1 <3i ^ o s 1 1 1 1 1 05 CT C<] •^'~ CO od" lO >H~ CO JnT lO T^r ,-( CvT (M •^'~ 1 1 1 i in oT :<1 ■TS O} ^ Oj i«H »1 ■^ Tt< Oi cS II "^^ *^^ "^^ *^^ * ^^ "^^ "^^ '^ 1 1 1 1 00 §. k4 CO t> i 1 1 CO CcT CO C^" (M »o" CO ^^ O CT '^ od" CV] "^ CM "^^ r^ Cvf 1 1 1 1 OJ •-H T^ ^ C\j 1^ ,-1 O} «^ -3 >H M ^ 1 1 1 1 1 °°- 1 1 ''^^ ^^ '^^ *^^ '^„ "^^ 1 1 1 1 o^ >o 1 1 1 1 liOoTI loO»o'Oii^O<3ri:^orC,HCvr-HO\fl 1 | 1 1—1 (^ ^ T-l CQ >^ ^ >^ >^ in ^ — ^ 5^ II ^ *^^ ^ "^ ''^^ '^l "^^ '^. 1 1 1 1 1 [ Cä^ tJ< Pm 1 1 1 lO isT O "^"^ lO JnT (M ■^"^ i-( lo" O ■^'~ I> -I 1 1 1 1 1 1 ■^H ^ tH'^ (MCOi— (1-Hi— i>h t^ Q) 'S >-l ' V "^ «5 •^^ H "^„ "^^ ^„ °o, ^^ "^^ 1 1 1 1 ' 1 1 1 (Ä CO 1 if:i^''co>o~[>-cri-(^'#»o'cDC\rcDQ6~co"^l 1 1 1 i 1 1 1 o oT — tH OJ ^ O^ >^ ,— CV( c- <35 1 >-(*N •f-H «5 Co >0 In. ^iiiiirir o^ (M 1 05CO-*t^05COI>CV(GO"*I>C\}COOCDO 1 i 1 1 1 1 1 1 '^ ^ >^ T-l »~( '^ »-H CD »n 3^ ^ 1 II "^^ "^^ "^^ "^^ "^^ ■*„ "^^ ^„ 1 1 1 1 1 I Oi '-H 1 1 1 —1 '-cT (M Co" 00 »r (M InT CO oT — 1 Co" OS co~ 1-1 »r 1 1 1 1 1 1 1— II-.* '— |i— I»-Hi— l""-!!— I'^ '-l [^ II ^ ^^^^^^^^^^/i^ '> SU »Si o2 <=> 2 «ä «Si =>S »Si «Si oH =»2 oEi c :3 o -tJ o -t^O +jO 4JO -tjO -t^O -3c> ,^© -^o -^o -S© ^o -Ho -^ o s g g 'J2 GC!a)CC!i/3COC»C»GQC/2C/2a5C/2 GO 1^^ a nd Proz( ten Blüte Inen Blü cö 00 OS Ö 1— 1 p _a a^ -i « -F-l d '— JO '-^ -^ p a> WH tS! OJj ^ 'S Cvj CO ■^" in cd' o^ cd 05 ö — ■ ^ cvi c6 cn c s ♦* ü CO (1) O CO CQ § t. 5 3 N C t. C ^S = .s 0) d) — : l-H o QJ 1 « S^ « m^ IM ,£} CO C es c CO H :3 •" Ä Q> 0, t- 0)-= «S CO 3 -^ CO £ t- — 0» _. t> 0)Ä 5=< 3 ® ^*-« k (U > 03 JS o 09 *- c (U N o b. o. •c c 3 o O) CO CO :eO s s a> f CO fca 1— 1 N Sämtliche auf- geblühten Blütchen der ganzen Pflanze 1 1 1 1 '^^ *„ "^^ ^„ *- ■ '^- 1 1 1 1 1 1 1 1 190 100,0 1^ CD :<1 d 1— 1 CO I 1 1 1 1 1 ^. ^„ 'T, ^^, ^- 1 1 1 1 1 i 1 1 II II 1 1 O l'^ lO ^~0 CD »-H >>] Co — ' f~H 1 1 i 1 II II 'M I 1 1 1 1 ''^ 'T- '^- '^ 1 1 1 1 1 1 1 1 1 ' II 1 1 1 --* >^ ^ CO OS -^ C- O 1 1 II II II 11 1-1 OJ tC lO '^l '■-1 CO Oi i-H »o =H, '^ '^^ '^ "^ 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 -f »0~ ^ «nT CM CT O OT CV] OvT CO ■^" 1 1 1 1 1 1 1 1 o (M O" 1^ 1—1 KI Ö Cm Sämtliche auf- geblühten Blütchen der ganzen Pflanze 1 1 1 1 1 i -+ ^^ r: -«str (M »o~ O -^ I-H »o" lO c^r 1 1 1-H cT (M »r 1-1 oj'^ooico^T-i (M '-H ■■■< ;-! TS d 1— 1 CO 1 1 1 1 1 1 "^^ ** '^„ ^„ "^^ '*, 1 1 "^ "^.. 1 1 1 1 1 1 [> oT OS cT o o6~ Go '-h" CO "^ (M cvT 1 1 i-i >-r »-i '^T 1 1 1 1 1 1 1 1 ^, ^„ ^. <*. ^. 1 1 1 1 1 1 II II II iIgO'~hi:~^iOC^jcdqo(>]C\(I| II II CO oT CO Oi i-H , , . ^^ "^^ ^.. '^^ ^^ "^^ 1 1 1 1 "^^ ■^ CO lO 1-1 O} '-H Ol oT CD Oi — 1 N Ö cö Sämtliche auf- geblühten Blütchen der ganzen Pflanze II "^.^ '~^„ *^ ^ ^ ^ 1 1 1 1 1 1 1 1 '^ 1 1 .o 1^" o t>-" CO ■^'" o i->-'" lO <^^ lO c\f 1 1 1 1 1 1 1 1 "^ »~r cvai-1 cD^ locv cDcv (M 2 rd ■■-< il CD d 1— 1 SO II "^^ *^_ "^^ ^^ '-'^ '^- 1 1 1 1 1 1 1 1 ^ 1 1 (M »0~ (M q6~ CO Ci~ CD CT CO Co" — >-r 1 1 1 1 1 1 1 1 1-1 t~h" 1-H 1~H (M OvJ SS r^ -d 2 " d 30CiOi-i(MCO-^iO:DI>^^55 i-|'-icM(M(M •a N B 1 p 3 es x: £ ::S CO blühten Blütchen der 5 Pflanzen an N CS ö ^ ö s rO_ Qq_ ^ 'Je Co N^ N. N.^ O) CO "sO Co -* cT OS ^"^ cc c<' :c Go" »n cT x 'o" c^ cT — ^jT co »T -* «s" go cT — ■ o CO -H 1305 99,9 ISl d CS Sämtliche auf- geblühten Blütchen der ganzen Tflanzc 1 1 1 1 1 1 lo <>r »o «o" CO cvT ''t "o" '>3 ■^'" CO '^r th cT T}i '^r (M cT CO'^ I>C\J CJCo -*'^s CO*H X ::i ja ■■< 05 0 1— ( -t" 1 1 1 1 1 1 ^. ^„ ^. ^- ^. 1 1 1 1 ^. 1 1 1 1 1 1 1 IC:>C— G0COC:.O«OC0 2Ci 1 1 1 l,-!^ 1 1 '-H C\} (M C\J C^ CO-^ i-H'-^ ^'-1 (N II II 1 1 CO '^'" »-i CvT 05 C?r (M Qc" CD oT -- »»r 1 1 CO "TH" 1 1 CO Ci ■i— 1 11 II 1 1 CO ^nT o ^ CT5 w^~ CO i>-'^ CO cT 1 1 ■>-H >-r 1 1 i-H ■~^' !> c »o »o •^ >h" -Ti« "^sT (N "o" ^H bC CO ■~h" CO »»<'" c^ oT ■<* Co" CO ocT CO 0~ CO cT CO cT co^co'^c^^xcv-^'o-ico f-i o o Vi 1— 1 CO II '^.- ^.. ^_ ■*, *, ''°- 1 1 1 1 1 1 '~^- 1 1 1 1 CD oi~ -* cv 1-1 Co" CO 'o" CO "mt -rH >~r 1 1 1 1 1 1 -^ i~r 1 1 T-i Oj CVI CO 1— 1 Oj CD O iC 1 1 (M tC ^ OT 30 < CO O" 1 1 1-1 '-T 1 1 II 1 1 II II CQ CO T-t »»H 1— ( Co ■<-H X oT \0 05 -* 1 1 1 1 1 1 ^„ *^, ''^.- ^„ '^- 1 1 '^^ ^ ^. O] CO (M SV} T-H '-i — < CO ^- "^^ ^. ^. ^.. "^^ 1 1 1 1 i 1 1 1 1 1 1 1 -*'"^cDC\}co'rhi-i*-i 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 ■TM -^ ^ C\) 1-1 O} o c?r (M II *-.. "^^ =^- -^ -^^ 1 1 1 1 °^~ 1 1 1 1 1 1 >~( CVJ Co ^1-, ^ C\J - 1 1 1 1 1 1 1 1 °°, ^.. "^.^ ■*.- ^_ ^.. '^ "^ 1 1 1 1 1 1 1 1 X cv" CO cv~ -* cT 05 ^^ i>- od" 1-H ^"^ — »-r 1-1 »-T — 0> — C\} ■>o CO 1-s C\) 05 O" c N C ;- c; N C < öl ll g +- ---^ -i-^' — ? -^-^ -^ -*—* -z" -*-^ — r -t-^ -^ -1-^ -3 +-* S -*^ -S -t^ —S -*-^ — 2 -4— CTj o Cßo C/2C yj= Vjo yj o 'Olo Cßo 0.0 ,vi« coo Mo % xc:0— i'McO'*.occr^t5:S i-i»-iCg7]OJ(M(>4(M(MÄO Insgesamt. St. 0 Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 399 a N e 0) N c CO o. a> N 'S c a s *^ CO 0) s o a> ^ CO CQ !H 3 N s O CO C Q> N O C 3 0) OJ CO a e (0 cd o CO (M ■1— I OS TS CS 05 tS! CO S-i ^3 Ö Ol Ch 03 ö 03 -*-^ .^ N -a 03 cS p ^ 03 ;::J S g § 2 00 o ^f 'C Q0_ in »o C2 GO t> ■^'' cc cT >o lO 'o GO CT CO lo" I I I I I I <> ■^ »o ■pH CO tH -Tf* 0}_ er:' »O Co C\? <) CO Qd~ -r-i cT )" (M io~ tH 00 i-H Co GV ! I I I I I I I O} o of T-H CYJ l-H CQ 00^ G\} CO »c" i-H Co' MINI lO CO lO ^ 00 Co" ■pH »O C\J CO CD QT Co lO o" CO -rtH »o_^ lO^ CO csf CO c\r <Ä CO — Oo" -^ co" (35 Co" ■pH O} ,-1 CO O} ^ o" 00 0~ UO N-" 0\( tH CO ^ »o ■r-l Co CO InT N._^ Is.^ ■f-y^ "^ o{~ -H Ci~ CO »o" (M >o" o;j i-H Cv} ■,— I CO CO Co (MO O CO t> CO ■.-H -^ — I CO C\J CO Co" CO« C/D=> COc C/2=> CO<= ■+^ -j: CO o CO o Oj o c/2 o CO o c/2 © o" lO O CO >H OS oT CM O (M Oi i3i_ CD oT CO Oi Ol ■pH oT CO <3i Oi_ CD Oi" (M Oi 00 05 <ä" <3i ^ oT (M Ol OD 00 oT CO <3i c^ oT CO <3i o ^" CO Oi -1^ -:! CO o g cö 03 OD lO CD l>- CO Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. IV. CO ^ iCi ■pH ■pH 26 400 Obermayer: es Q. uazuBS jep U8}T{niq9äjnt! 9qointni!g 00 T-l D- 1-H CO i-H >o I-H '^ 1— 1 CO 1-1 W 35 (M 1— ( i-H c3 I-H •-:> Ä ^ O -a ^ 1— C tn ^ 3 :^ CS ;-i t-H OT HH -ö «.4 12; 00 ISl d rt «*-t I> Oh CD -ö CO >o -* CO (M 1-1 d 2 CS -d d o :S — ' ~ .5 TS S N g ^ :3 s- O) CS Ph fcjj 00 Co" 3^1 00 "^ CO lo" I -^ OC »^ 05 CO oT 00 CO ■* ocT — '^"^ CO ^ »o Qo" CO CO oT 05 cT l-H Ol C\} Ol «Ä Ol >n •^'~ o "-T rH Co T-l Ol 00 ^ od" I I I CO t^ tD CrT O] Qo" oo_ -^ CD Ol" (M ccT >0 Ol y-{ Ol co_ ■^" >o xo »o" og '^ I CO oi^ i-H Co •^ co__ >-H i-H Ol rH CO 05 Co" Ol 1 I CD ■^" Ol »o »o »o Qo_ Qq. 00^ o nT ^ oT 05 'O" >o xo >C co^ 00^ »q^ CO Ol" 1-H 0~ 00 •^" CO »o" ■M (M -^ T-l Ol >-| I I i I I I CD Oi" Q0„ (M Co" (M Co bs. Ol OJ O ^" -rH "Ä" cd oT (M CO T-i 1-^ CO ^" C^ N." .- Co O 00 O" l-H -^ «3 I CO CO lO Ol i-H CO Ol^ (N ^" T-t Ol Tji Qo" [^ ««" lO icT i-S ^ CO I-H CO xo »q_ co_^ Tj< oT T-H oT Ol >o" -I* o" OJ tH TJ1 O t> O" Ol ^ 'o" W5 CO Qo" ^ Ol g T-l Ol ,-( Co TN, oi_ co_ CO "ä" 00 Ol" CO q6' Ol g 1-H Ol ^ O l-«-" »C Co" rH Ol l-H CO of Ol Ol^ 00 Ol" Ol CO O co" 1-H ^H >}(" CO N." I-H Ol o ao b»" CO OJ CO "-c OJ ^ 00 05 >o" 1-H CO •^ CO -f "^ lO CO ^ Ol — Ol INI 72 o CO => -Ui ^ -ti ^ CZ3 o 02 o y^ o C/2 o C/2 o (73 o 32 lZ2 = CO o lO cd 00 O] lO Ol^ CD oT Xi Ol 0 00 -COl" •* Ol 47 99,85 31 99,95 00^ X oT CD Ol Ol -H oT CO Ol X Ol" CO Ol 28 99,95 40 100,0 54 99,85 65 99,85 Ol_ ic oT -* Ol 00, CO oT -* Ol 42 99,85 35 99,95 W3 QO CD Ol" CO Ol 36 99,85 Ol C^ Ol" -^ Ol 53 99,85 CO o Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. 401 es N Ö ö ^ S C/2 OX) f-, ■.n ^ CO (M Ol a;> OD 03 Ö 03 13 CS ISI p :3 'S tu Oi 00 Ol CO Qo" I I 00 o ■^ h. i-H CS) 1-f K, (M >0 I I I I I I I I I t* •^ QO •^ ^ T-t »O •73 S3 OD CS pq ?q <^l ■^ CO o" OH CD »cT fo 05 g >0 »"H I I I I I I CO CT (M 0 CO O CTS 00 2 - « S CO '^ o Ö z c CO In ja C5 QO CD >o CO (N C3^ 03 CS p ■^3 3 es N Ö CS Ih TS ä o ö N c Ph -^ ^ ^ bti o bX) CS cd -rj ^ pq t^ ts. ■*»(■"-< -^ n^ t^ !M CT Cv] ^ CO >~r lO 'O CO »o" O ^~ T-( Co" tH C\j~ 30 Co CC Qo" CQ »0~ 1—1 Co OJ i-H Co "^^ 0}_ -^^^ Q0_ (M io" CO Co" (>] of l> Co" i-H -^ i-( CO '-I CO •^" >o CO Qo" t> 'o"~ (M Of 00 Qo" tH Co" o O O o CD O CO CO O CO CO »O •o >Oi 'O lO 'O »o ■o 1^ 1 '^ 'O 05 i^ O >~i 1-H -^ >~l CO ,-( -^ »o >o •jn •^ >C '-H CO ^ y-t ■^ 00 Cp C\J (M i^ 1 1 I I I I I CO 20 — •<* i-H CO >o Q0_ lO Co" g S -^ CO •rH ■TH J2 CO Qo" >o Oi N." 1—1 CO I I ^^" o "rT 1—1 Oj 00^ 'ii »o" T-( Co CZ30 CQO 32» COo C/Do o3= X'O CQo »;<= !Z)c X;o 31 -t" Ä CO Ci >o jO 1^ CJl CO Oi 'O c^ X Ji f^i Oi »o IM 'O Tf Ct ^ Oi >o on ■ T" Oi *'" O «M C^ COO ~s j: ~- c^ co CO c bß d 3 CD X O ~ 'M lO Untersuchungen über Blühen und Befruchtung von Winterroggen und Winter weizen. 403 N S es Q. 13 i^ (^ c _ 5 :e cu j- ö ja '^ cö N c3 M O CD a> 1^ -I ;r! S ^ 'S § 9 ^ OJ — * cj_, OS XI CD lO '^ CO (M (M 05 03 03 i-s -TS 03 03 a eis N d o _d N 0 3 öß CO rö ^ ü :d d bX) -d d < M 00 CO of 00 CO Qo" CD (M '-cT CO Oi <^0 CO c\) CO '-H CO lO '-cT (M OS '^ o >-i CO T-H Ol ro 00^ CO '-cT 03 00 CO I cT CO Oi xo CO CO Oi 1-1 CO CO «Ä co_ 1-1 •<* CO CO CO *~r I I I [> 00 (35 CO CO CO cvT «5^ 05 CO CO Co" C\) CO 05 JsT -H co~ 0\J 1-1 Co (M '^ CO »r in co" i-H >Ol CO i^h" I Co" ■M_^ »O^ Cq_ 05 QcT cr i-H -rtT 05 -H CO T-l Co I I I I I , t>._^ "^^^ ■M^ T-( ci -H oT (M of CO Qo" T-H O^ tH OJ -rH Co INI o oo~ CO ^^ i> ^ lO Qo" iH Co" i-H crT I I o^ OJ 00 35 <3r O 3i +i ^2 ^j" __3 -i-i --2 -(^ —2 -1^ —2 -»-= —2 -u' --2 -(^ —2 -«^ —2 +^ —2 -m —" 020 CO o CO o CO» C/2 o c/2 o CO o CO» C/2 o CO» CO o o CO CO 05 (M CO '^ o CO o 0 00^ CO cT CO ^ >o o" ^ <35__ CO <35 05^ CO «jT CO <35 00 CO <3r 05_ CO ^si <35_ CO 05 05_^ bß d I III. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 1. Referate über Arbeiten in Zeitschriften, sowie über Dissertationen, dann Jahresberichte und Bulletins von Versuchsstationen. Einsendung von Abdrücken aller einschlägigen Arbeiten erbeten. Einige Herren haben sich in liebenswürdiger Weise bereit erklärt, für einzelne Länder oder bestimmte sachliche Gebiete die Sorge für Erstattung von Referaten ganz zu übernehmen. Für 1916 sind derartige Vereinbarungen getroffen worden mit: Professor Dr. H. Nilsson - Ehle - Lund: Pflanzenzüchtung, Schweden. — Prof. Dr. Gran, Universität Kristiania: Pflanzenzüchtung, Norwegen. — Konsulent E. Lindhard-Tystofte pr. Tjaereby: Pflanzen- züchtung, Dänemark. — Dr. H. PI ah n-Appiani -Aschersleben, Heinrich- strasse 8: Zuckerrübenzüchtung in Deutschland und Österreich. — (Königl. landw. Botaniker A. Howard-Pusa (Bihar), Indien: Pflanzen- züchtung, Indien.^) — Direktor A. v. Stebutt der Versuchsstation Saratow, Russland: Pflanzenzüchtung, Russland.) — Direktor van der Stok-Buitenzorg (Java): Pflanzenzüchtung, Java. — Dr. Th. Rom er- Bromberg, Kaiser Wilhelms-Institut: Pflanzenzüchtung, Gross- britannien. — Direktor E. Grabner-Magyarövar: Pflanzenzüchtung, Ungarn. Für die hier nicht genannten Gebiete sind zunächst Autoreferate sehr erwünscht, wenn solche innerhalb acht Tagen nach dem Er- scheinen der Arbeit abgesendet werden. Die Referate sind entweder als Autoreferate gekennzeichnet oder von dem betreffenden Referenten gezeichnet; von dem Redakteur er- stattete bleiben ungezeichnet. ^) Nach freundl. Mitteilung werden Referate weiter erstattet, können aber wegen eines Verbotes der Regierung jetzt nicht gesandt werden. 406 Neue Erscheiuungen auf dem Gebiete der Pflauzenzüchtung. Baur, E. Die Fortschritte der Yererbungsforschung und ihre Bedeutung für die Züchtung tropischer Kulturpflanzen, besonders der Kautschukpflanze. (19 S., 1914.) Bei den neu in Kultur genommenen Pflanzen, besonders den Kautschukpflanzen, sind die Kulturformen nur wenig von den Ausgangsformen verschieden. Heute ist der Fortschritt durch Züchtung aber rascher möglich, da wir über die Variabilitätserscheinungen besser unterrichtet sind, insbesondere auch über das verschiedene Verhalten von Fremd- und Selbstbefruchtern bei züchterischer Be- nutzung der Variationen. Bei Hevea brasiliensis und Manihot Glaziovii liegen vielförmige Populationen vor. Es ist notwendig, darauf schon bei der Einführung von Pflanzen dieser Arten aus ihrer Heimat zu achten und möglichst viele Typen einzuführen. M^eiter ist zu be- achten, dass die Kautschukpflanzen Fremdbefruchter sind, und dass Versuche über den etwaigen schädhchen Einfluss einer Züchtung der- selben bei länger fortgesetzter erzwungener Selbstbefruchtung nicht vorliegen. Am besten eignen sich die züchterischen Arbeiten bei Kautschuk- pflanzen, die sehr grossen Umfang erreichen können, für staatliche Anstalten. Brozek, A. Osamoceni cistokrevny ch linii z populaci pfi dominanci a int er me die rite znakü. ^) (Vestnik V. sjerdu ceshych prirodozpytcu a locaru 1914, 366). Beim vergleichenden Studium der Variabilität der Rostralzähne einiger Populationen der Palaemoneta aus Süss- und Brachwässer sowie der Variabihtät der Flügelpigmentierung der Panorpa com- munis-vulgaris hat der Autor gefunden, dass die mittleren Varianten, die der höchsten Frequenz entsprechen, aus einer Lokalität als die höchsten Plus- oder Minus Varianten in anderer Lokalität auf- treten und umgekehrt. Diese Erscheinung will der Autor erklären durch destruktive Auslese Johann senscher Linien in Populationen gegenseitig gekreuzter solcher Linien oder vielleicht auch durch Kreuzung solcher Linien, die vom Mittel der Population in gleicher Richtung abweichen. Da blosse biometrische Analyse zur Erklärung dieser Erscheinung nicht ausreichte, wurde dies experimentell bei der Pflanze Mimulus zu erforschen versucht. Je eine selbstbestäubte Blüte der sp. M. guingnevulnerus und M. tigrinus dienten hier als Anfang der Versuche im Jahre 1911. Die Blüte des M. guingnevulnerus hatte die Kronenblätter rot gefärbt gehabt, die Population des M. tigrinus war durch stetige Variation der Flecke auf den Kronenblättern charakterisiert. Die isolierte Blüte ^) Die Isolierung reiner Linien aus Populationen mit Rücksicht auf die domi- nanten und intermetiären Merkmale. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 407 war die niedrigste Minusvariante. Die Analyse der Nachkommenschaft der Pflanze M. guingnevulnerus zeigte, dass hier reine Spaltung in Pflanzen mit roten und rotgefieckten Blüten nach 3:1 auftritt. Dem- gegenüber gab die Blüte des M. tigrinus eine Nachkommenschaft, die sich durch assymetrische Variation in der Grösse der Fleckung der Blüten auszeichnete und folgendermassen verlief: Variationsbreite (V) .0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Frequenz 1 30 25 17 6 3 3 3 1 2 1 1 1 Als Ausmaß einzelner Variationsklassen wurde hier die gesamte Fleckengrösse genommen. 1 V = 50 mm-. Mit Rücksicht auf diese Reihe war es nahe an Polymerie zu denken. Der Autor folgerte, dass in dem Falle, wenn die Variation genetischen Ursprunges sein sollte, es gehngen sollte, an beiden Enden dieser Variationsreihe Pflanzen zu isolieren, die, wenn nicht gänzlich, so wenigstens in den meisten gleichwirkenden Faktoren homozygot sein würden. Die Auswahl solcher Individuen sollte nach Selbstbestäubung eine Naclikommenschaft geben, deren Variationsbreite enger würde als die im Jahre 1912, und die Extreme der Variationsreihen der Nach- kommenschaften der grössten Plus- resp. Minusvarianten aus dem Jahre 1912 würden nicht bedeutend ineinandergreifen. In der Tat gab eine gänzhch flecklose Blüte eine Nachkommenschaft, bei der die Blüten von gänzlich fleckenlosen bis zu einer Fleckung im Ausmaße von 7 — 8 mm^ variierten. Die Nachkommenschaft einer starkgefleckten Blüte (aus der vorletzten Variantenklasse) hatte wieder ziemlich stark gefleckte Blüten: Die Variation der Fleckung war enger und bewegte sich in den Grenzen 350 — 600 mm^. (Im Jahre 1912 bewegte sich die Variation zwischen 0 — 600 mm^.) Aus der Abhandlung ist nicht klar, ob der Verfasser alle Blüten eines Individuums als Ganzes oder jede Blüte für sich bei dieser Arbeit betrachtet hatte. Es scheint das letztere wahrscheinlicher zu sein. Jelinek. Free, E. Ein neues Punktierverfahren zum Ver- gleichvonPflanzen. (The plant world 1915, Bd. 18, S. 249—256.) Um den Vergleich mehrerer Pflanzen in einer Zahl ausdrücken zu können, wendet der Verfasser ein Verfahren an, das durch das folgende Beispiel für 8 Pflanzen erläutert wird. 2 3 4 5 6 7 8 1 1 3 4 5 6 7 8 2 3 4 5 6 7 8 3 3 5 6 7 8 4 5 6 7 8 5 5 5 8 6 a 8 7 8 408 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtuug. Die Nummern für die 8 Pflanzen werden, wie im Schema ersicht- lich, angeschrieben. Nun wird von den links angeschriebenen Nummern die je denselben entsprechende Pflanze nochmals mit den Pflanzen der oben angeschriebenen Nummern verglichen und in der entsprechenden Horizontalen eine Eintragung gemacht, und zwar, wenn die vergüchene Pflanze besser ist als die andere, die Nummer der ersteren, ist sie schlechter, die Nummer der anderen eingetragen, ist sie gleich- wertig ein a. So ist z. B. in der 1. (richtiger 2.) Horizontalzeile die Pflanze 1 besser als 2, schlechter als 3 — 8. Schliesslich werden für jede Pflanze, die ihr entsprechenden Zahlen summiert und ihre Summe gibt die Wertzahl. So z. B. ist die Wertzahl für che Pflanze 1, da diese Nummer in der ganzen Tabelle einmal vorkommt, 1, für die Pflanze 3, da diese Nummer in der ganzen Tabelle dreimal vorkommt, 3. Die Pflanze 8 erscheint als die beste, da die Nummer 8 im ganzen siebenmal vorkommt. Emerson, R. A genetic study of plant heigt in Pha- seolus vulgaris.^) (Research Bulletin 7, Agr. Exp. St. of Nebraska, 1916.) Bisher war durch Versuche festgestellt woi'den, dass bei Bastardierung von Busch- und Stangenfisolen die hohe Wuchsart der Stangenfisole dominiert und in der 2. Generation nach Bastardierung Spaltvmg nach 3 : 1 eintritt. Diese Feststellung kann — bei genauerem Studium der Verhältnisse — für begrenztes (Buschfisole) und un- begrenztes (Stangenfisole) Wachstum aufrecht erhalten werden. Die Untersuchung sollte feststellen, wie die feineren Höhenverhältnisse sich bei Bastardierung verhalten, also die Verhältnisse zwischen sehr hohen und sehr niederen Stangenfisolen einerseits und sehr hohen und sehr niederen Buschfisolen andererseits. Mit wenigen Ausnahmen wairden die Untersuchungen mit Formen von P. vulgaris ausgeführt in einem Haus, dessen Wände aus Drahtnetzen gebildet war, gelegentlich auch bei Einzeleinschluss von Pflanzen in Käsetuch. Die Versuche haben gezeigt, dass Internodienzahl unabhängig von Busch- und Stangen- charakter vererbt werden kann, so dass aus einer Bastardierung von Stangen- und Buschfisolen Formen isoliert werden können, sowohl Busch- als Stangenfisolen, die andere Internodienzahlen als die Eltern aufweisen. Bei Länge der Intemodien wurden, um die wenigen Inter- nodien der Busch- mit den zahlreichen Internodien der Stangenfisole vergleichen zu können, bei Buschfisole nur je die fünf untersten Internodien gemessen und Buschfisolen mit weniger als 5 Internodien ausgeschieden und bei Stangenfisolen die 15 untersten. Es zeigt sich, dass auch Internodienlänge unabhängig von der Fähigkeit zu be- grenztem (Busch-) und unbegrenztem (Stangen-) Wachstum vererbt 1) Eine Vererbungsstudie über Pflanzenhöhe bei Fisolen. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 409 wird. Die erste Generation zeigt Zwischenbildung, die zweite Spaltung, sowohl bei Bastardierung von Stangen- mit Buschfisole als bei solcher von Stangenfisolen untereinander und Buschfisolen unter- einander. Es können also auch* aus einer Bastardierung von Stangen- mit Buschfisolenformen sowohl Busch- als Stangenfisolen isohert werden, die andere mittlere Internodienlänge als die Elter aufweisen. Während demnach bei Wuchsart: begrenzt (Busch), unbegrenzt (Stange) Domi- nanz der letzteren und Spaltung nach 3 : 1 in Erscheinung tritt, vererbt sowohl Internodienzahl als Internodienlänge, die beide die Höhe be- einflussen, so, wie andere quantitave Eigenschaften mit Zwischen- bildung in der 1. Generation, Spaltung in der zweiten. Die ver- schiedene Höhe der Pflanzen nach der Bastardierung braucht nicht auf Modifizierung der einen Anlage für Wachstumsart zurückgeführt zu werden, sondern ist besser, dadurch zu erklären, dass man mehrere Anlagen für andere die Länge beeinflussende Eigenschaften annimmt, welche Anlagen sich so, wie dies gewöhnlich quantitative Eigenschaften tun, vererben, eine unabhängig von der anderen. Als Abweichung wird noch angenommen, dass die Anlage für Wuchsart die Höhe der Pflanzen stärker beeinflusst als die anderen diese bestimmenden Anlagen. Graniham, A. Occurence of sterile spikelets in wheat.i) (Journ. of Agr. Research 1916, VI, S. 235—250, 1 Taf.) Als unfruchtbare Ährchen wurden bei der vorhegenden Untersuchung nur jene an der Basis der Ähre betrachtet. Die Verhältnisse wurden bei einer grossen Zahl von Sorten untersucht. Es ergab sich, dass grösserer Standraum der Pflanze und späte Saat die Zahl der unfrucht- baren Ährchen verringert, unbegrannte Formen und Formen mit kurzer Ähre weniger unfruchtbare Ährchen aufweisen. Die Düngung be- einflusst in der Weise, dass bei Verabreichung von Stickstoff allein am wenigsten unfruchtbare Ährchen gebildet werden, bei solcher von Phosphorsäure allein, am meisten. Bei Verabreichung von zwei Nähr- stoffen in der Düngung wurden durch Phosphorsäure und Kali am meisten unfruchtbare Ährchen erzeugt, weniger durch Stickstoff und Phosphorsäure, am wenigsten durch Stickstoff und Kali. Immer gab die ungedüngte VergleichsparzeUe weniger unfruchtbare Ährchen als die vollständig gedüngte. Korrelationen ergaben sich: zwischen Zahl un- fruchtbarer Ährchen und Zahl Achsen (sehr schwache +K.), Korn- ernte pro Pflanze (gute — K.), Einzelkorngewicht (sehr gute — K.), Kornernte pro Ähre, Ährenlänge und Halmlänge (sehr gute — K.), durchschnittliche Zahl Ährchen pro Pflanze (schwache — K.). Hagedoorn, A. and A. Another hypothesis to account for Dr. Swingles experiments with Citrus.^) (Americ. ^) Vorkommen unfruchtbarer Ährchen bei Weizen. 2) Eine andere Hypothese zur Erklärung von Dr. Swingles Versuchen mit Citrus. 410 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Naturalist. 1914, S. 446 — 448.) In den Versuchen Swingles vererbten die bei den Bastardierungen verwendeten Formen bei Fortpflanzung rein. Bei Bastardierung entstand eine vielförmige erste Generation, die einzelnen Formen vererbten bei Fortpflanzung auch rein. Hage- d 0 0 r n s nehmen nun an, dass die verwendeten Formen selbststeril sind und die Samen derselben asexuell entstehen, sowie dass bei Bastar- dierung tatsächlich Befruchtung eintritt. Die Befunde von Rosen mit Erophila verna wären auf gleiche Weise zu erklären. Heinricher, E. Rückgang der Panaschüre und ihr völliges Erlöschen als Folge verminderten Licht- genusses; nach Beobachtungen und Versuchen mit Tradescantia Fluminensis Vell. var. alba striata, (Flora S. 40—54, IX, N. F., 1916.) Bei der genannten Form be- obachtete Verfasser, dass bei einer Minderung der Belichtung die Pana- schüre allmählich abnimmt, bis zur Bildung rein grüner Blätter. Werden Stecklinge von solchen Pflanzen mit verschwindender Pana- schüre in günstige Licht- und Wachstumsverhältnisse gebracht, so kann, und dies ist von praktischer Bedeutung im Gartenbau, die Pana- schüre entweder wieder erscheinen oder aber auch dauernd ver- schwunden bleiben. Hromädko, J. Vliv rüzne vzdölenosti rostlin na korre- lacni zjevy n kemne ripy. ^) Vestoik V. sjerdu ceskych priro- dozpytcu a lekarü 1914, S. 410.) Diese Arbeit behandelt einige Korrelationen, die gelegentlich eines Sortenversuches mit 22 Futterrübensorten festgestellt wurden. Die Fläche, die auf einzelne Pflanzen entfiel, betrug 8, resp. 12 und 16 dm-. Die Grösse der Wurzel stieg mit der Grösse der Fläche. Die Produktion an Masse war verschieden, je nach der Sorte; bei Gehalts- und Mittelrüben war sie bei engem Standraume am grössten. Bei Massenrüben übertraf gewöhnlich der mittlere Standraum den engeren. Mit zunehmender Grösse der Wurzel nahm der Trockensubstanz- und Zuckergehalt der Wurzel und Saccharisation des Saftes ab. Deswegen waren gewöhnlich die Trockensubstanz- und Zuckererträge bei engerem Standraume die grössten. Die Erträge bei weitem Standraume er- reichten nie diejenigen, die bei engem oder mittlerem erhalten waren. Plahn-Appiani, Steglich u. a. fanden positive Korrelation des Zucker- und Trockensubstanzgehaltos mit dem Blattanteile. Diese Korrelation zeigte sich hier aber nur bei engem und mittlerem Stand- raume. Bei mittlerem war der Blattanteil bei allen Sorten am kleinsten. Bei weitem Standraume nimmt der Blattanteil absolut und relativ zu; *) Der Einfluss des verschieden grossen Standraumes auf die Korrelations- erscheinungen bei der Futterrübe. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der PÜanzenzüchtung. 411 seine relative Menge erreiclite, ja übertraf sogar manchmal diejenige beim engen Standraume. Der Aschengehalt stieg absolut und relativ mit der Grösse der Wurzel, speziell bei weitem Standraume. Analog verhielt sich der Stickstoffgehalt. Ausser den Pflanzen, die aus gleichmässigem Bestände entnommen waren, wurden noch die Randpflanzen des engen und weiten Stand- raiunes verglichen. Bei allen Sorten war die Wurzel- und Blattbildung abnormal gross. Bei Massenrüben, speziell bei weitem Standraume, war dies besonders stark bemerkbar. Bei Gehaltsrüben war diese Tendenz nicht so ausgeprägt und folghch waren die Unterschiede zwischen engem und weitem Standraume nicht so gross (mit Ausnahme der Frömsdorfer und Mammutrübe). Mit der aussergewölinlichen Wurzel- vergrösserung nimmt der Trockensubstanz- und Zuckergehalt der Rübe und die Saccharisation des Saftes abnormal ab und Aschen und Stick- stoffgehalt abnormal zu. Der oben erwähnte Korrelationsbruch beim Blattanteile war auch hier konstatiert. Bei engem Standraume ist der Blattanteil ungemein gross, bei weitem Standraume steigt er nur bei Gehaltsrüben. Bei Massenrüben sinkt er überall. Jelinek. Kiessling, L. Einige Erfahrungen mit Winterhafer. (Deutsche landw. Presse 1916, Nr. 73.) Die seit 1907 von der Kgl. Bayer. Saatzuchtanstalt in Weihenstephan angestellten Anbauversuche mit sämthchen auf den Markt gekommenen Sorten ergeben, dass es einen genügend winterfesten Winterhafer bis jetzt nicht gibt. Nur 1 Jahr wurde eine gute Ernte erzielt (1910/11); 1909/10, 1914/15 und 1915/16 war die Auswinterung massig, in den übrigen Jahren stark bis völlig. Züchtung auf Winterfestigkeit wird empfohlen und u. a. auch in Weihenstephan versucht. Autoreferat. Kraus, C. Die mechanische Bewertung der Ge- treidehalme. (Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Heft 3, S. 224 bis 266.) Küster, E. über Anthocyan-Zeichnung und Zellen- Mutation. (Berichte der deutsch. Bot. Ges. XXXIII, 1915, S. 536 bis 537.) B a u r verweist darauf, dass viele Erscheinungen der Pana- schüre auf Zellteilungen zurückzuführen sind, die irgendwo während des Lebens der Pflanze verschieden veranlagte Geschwisterzellen ent- stehen lassen. Verfasser findet, dass bei Coleus hybridus hört, häufig auch solche Erscheinungen — neben Panaschüre, die unabhängig von solchen ist — vorkommen und die verschiedene Anthocyan-Zeichnung bedingen und auch Urtica dioica zu solchen spontanen Variationen (Mutationen) von Zellen geneigt ist. 412 Nene Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Mausberg, A. Die Pt'lanzenzuchtstätte A. Kirsche in Pfiftelbach in ihrer Entstehung und Entwicklung. (111. landw. Zeit. 1916, Nr. 35 u. 36, 18 Abb.) Die natürUchen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Wirtschaft Pfiffclbach, der Domäne Sundhausen, der Rittergüter Bretleben, Vehra, Trautzschen und Elster- trebnitz werden geschildert, die Züchtung bei Hafer, Kartoffel, Futter- rübe und Weizen beschrieben und die neuen Einrichtungen zur Saat- gutgewinnung erörtert. Norton, J. Heredity ofhabit of growth in Phaseolus vulgär is.i) (The American naturalist 49. Bd., 1915, S. 547—561.) Norton kommt zu etwas anderem Schlüsse als Emerson. Nach ihm hängt die Höhe der Fisolenpflanze ab von A a, L 1 und T t. A be- dingt unbegrenztes Wachstum der Hauptachse (Stangenform), a be- grenztes (Buschform), L bestimmt die grössere Länge der Achse und setzt sich voraussichtlich aus mehreren Anlagen zusammen, welche die Vererbungsart quantitativer Eigenschaften (Zwischenbildung in der ersten Generation, Spaltung mit viel Zwischenformen zwischen dem Aus- maße beider Elter, mit dem Ausmaß beider Elter und oft mit Übergreifen über dieses) zeigt, T bedingt das Winden der Hauptachse, t das Fehlen der Anlage für Winden. Pearl, R., and Surface, F. Studies on bean breeding, I Standard typ es of yellow eye beans.^) (Maine Agr. Exp. St., Papers from Biological Laboratory Nr. 84, S. 161—176, 6 Taf.) Die Fisolenerbauer des Staates Maine klagten darüber, dass die gebauten Fisolen vielfach nicht den auf den Märkten gewünschten Typen der beiden daselbst verbreitetsten Sorten „verbesserte gelbe geäugte" und ,,alte gelbgeäugte" entsprechen. Das biologische Laboratorium hat nun die Gewinnung rein vererbender typischer Formen dieser beiden Fisolen durch Züchtung in Angriff genommen, wobei auch auf Ge- winnung reiner Buschformen an Stelle der Übergänge zu Reiserfisolen Gewicht gelegt werden soll. Die Züchtung, die als solche der Formen- kreis- und Linientrennung gedacht ist, soll in einem Drahtkäfig vor- genommen werden, da auch die Verfasser gefunden haben, dass die Fisole, trotz herrschender Selbstbefruchtung doch gelegentlich Fremd- befruchtung zeigt. Zunächst wurden, im Verein mit dem Staatsland- wirtschaftsamt, der Züchtungsgesellschaft und der Handelskammer für die beiden Fisolenformen Mustertypen aufgestellt, welche dem Wunsche der Märkte entsprechen. Dabei wurde die Form der Samen der beiden Fisolen genau gekennzeichnet und insbesondere die Farbe und Form des sog. Auges, welches den Nabel umgibt. (Zweifellos ist die Be- *) Vererbung der Wuchsweise bei Fisolen. ^) "Versuche zur Fisolenzüchtung I. Mustertvpen von gelbgeäugten Fisolen. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung-. 413 achtung der Einzelheiten beim Auge reiner Formalismus und haben diese Einzelheiten mit dem inneren Wert der Samen für die Ernährung nichts zu tun, wenn aber der Markt Wert auf solche Einzelheiten legt, so hat die Station natürlich Recht, sie zu beachten. Ref.) Plahn- Appiani. Die Schartigkeit des Roggens. (Deutsche Landwirtschaftliche Presse 1916, Nr. 66.) Den Gegenstand der Betrachtung bildet die in einer mechanisch-einjährigen und in einer individuell vererblichen Form auftretende Schartigkeit des Roggens und deren Einfluss auf die züchterische Selektionstätigkeit, die sich nur mit der letzteren Form beschäftigen kann. Autoreferat. Plahn- Appiani. Der zwecks züchterischer Selektion geeignete Zeitpunkt zur Untersuchung der Mutter- rüben. (Blätter für Zuckerrübenbau 1916, Nr. 15.) Mit Rückblick auf diesbezügliche Untersuchungen früherer Autoren wird die Frage nach der im Herbst oder Frühjahr vorzunehmenden Untersuchung der Mutterrüben von verschiedenen Gesichtspunkten aus erörtert und zum Entscheid — Zuckerrüben vornehmlich Herbst, Futterrüben vornehm- lich Frühjahr — zu bringen gesucht. Autoreferat. Sazyperow, Th. Helianthus annuus L. X H. argono- phyllus A. Gray. (Bulletin of apphed botany 1916, Nr. 5, S. 207 bis 244, 4 Tafeln.) Von der Gruppe der Panzersonnenblumenformen wird nach den Untersuchungen des Verfassers keine von der Motte Homoesoma Nebulella geschädigt und die unter der russischen Be- zeichnung Zelenka bekannten Formen der erwähnten Gruppe sind auch widerstandsfähig gegenüber der Schmarotzerpflanze Orobanche cumana. Es wurde nun versucht, die Widerstandsfähigkeit dieser Formen gegen die erwähnten Krankheiten mit der Widerstandsfähigkeit gegen den Rost Puccinia Helianthi zu vereinen, die sich bei einer Helianthus annuus nahestehenden Form, Helianthus argophyllus, findet, während bei den verschiedenen Formen von H. annuus keine stärkeren Unter- schiede in der Empfindlichkeit gegenüber diesem Schädiger beobachtet werden konnten. Zu Mutterpflanzen für die Bastardierung, welche zur Erreichung dieses Zieles vorgenommen wurde, wurden ausschliesslich solche von Helianthus annuus, und zwar von Panzersorten Zelenka, carbonatious, Gaj'dukovskij gewählt, als Vaterpflanze Helianthus argo- phyllus, die für die Zwecke der Bastardierung allerdings spät blüht, und zwar eine von Haage & Schmidt bezogene Form dieser Art. Nur eine Pflanze gab einen brauchbaren Erfolg der Bastardierung. Wie weitere Beobachtung ergab, war die verwendete Mutterform in mehreren Eigenschaften nicht einheitlich (homozygotisch) veranlagt und es wurde daher eine mehrförmige erste Generation erhalten, die 414 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pllanznezüchtung. Verästelung (H. argophyllus) : unverästelt wie 1 : 2, grünes, rauhes Blatt (H. annuus) : grünem, weichen Blatt wie 1 : 3 zeigte. Die Pflanzen waren höher als jene beider Eiterformen, alle jene, die grüne Blätter besassen, waren von Rost befallen, die graugrün- blättrigen oder die graublättrigen nicht. Während die 1. Generation keine Pflanze aufwies, die wirtschaftUch befriedigte, waren solche in der 2. Generation vorhanden. Die Spaltungsverhältnisse können nicht sicher ermittelt werden, da zwischen den Pflanzen der mehrförmigen ersten Generation Bastardierungen stattgefunden haben konnten. Es war aber bezüglich der für die Versuche wichtigsten Frage der Rost- empfänglichkeit festzustellen, dass diese eine rezessive Eigenschaft ist, die nach 1 : 3 spaltet und nach den Ergebnissen der 2. Generation nicht in direkter Beziehung zur Blattfarbe steht. Nachdem die 2. Generation nun auch sonst wirtschaftlich brauchbare Formen aufwies, ist die Mög- liclikeit gegeben, auf dem erwähnten Wege brauchbare Formen, die gegen die erwähnten 3 Schädiger widerstandsfähig sind, zu erhalten. Schwertschlager, J. Beobachtungen und Versuche zur Biologie der Rosenblüteund Rosenbefruchtung. (Bayer, botan. Gesellschaft, Bericht 1915, XV, S. 1—16.) Die Rosenblüten gelten als Pollenblüten, es wird aber mehrfach für dieselben auch Nektarabsonderung angegeben. Verf. konnte, durch Erhitzen der Blüte mit auf das doppelte verdünnter F e h 1 i n g scher Normallösung, reduzierenden Zucker in den meisten Blütenteilen nach- weisen, aber nie eigentlichen Nektar feststellen, auch nicht auf dem Diskusring, dem wulstigen Rand des krugförmigen Blütenbodens. Der Gehalt an Zucker veranlasst Insekten, besonders Käfer, neben Pollen auch Staubblätter, Fruchtknoten, Fruchtbecher und KronenbLätter zu fressen. Sie können dabei unter Umständen Fremdbefruchtung be- wirken, jedenfalls aber bei der sehr häufigen Selbstbestäubung wirken. Verf. hat bereits früher die Ansicht ausgesprochen, dass bei den Rosen Fremdbestäubung durch Insekten eine geringe Bedeutung besitzt, was seither auch Matson bestätigte. Nunmehr hat Verf. bei einer grossen Zahl von Rosenformen, einerseits durch Abschneiden von Staubblättern und Narben, andererseits durch Einhüllen der Blüten in Gazebeutel, festzustellen versucht, ob einerseits Apogamie, andererseits bei derart verhinderter Fremdbestäubung Selbstbefruchtung eintritt. Selbst- befruchtung wurde festgestellt, bei Rosa pomifera, tomentosa, rubi- ginosa, micrantha, elliptica, agrestis, tomentella, canina, dumetorum, glauca, coriifolia. Fruchtbecher mit fertilen Nüsschen können auch bei vollständiger Verhinderung der Bestäubung gebildet werden, wie dieses auch Matson gefunden hat (Apogamie). Es wurde dieses für R. pomifera, rubiginosa, micrantha, elliptica, agrestis, canina, glauca festgestellt, die zum Teil auch nur parthenokarpe Früchte (ohne Keim- linge) entwickelten, was als alleinige Erscheinung bei R. dumetorum Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 415 und tomentosa beobachtet worden ist. Die Stammesentwicklung der Rosen ging von Fremdbestäubung aus, die später von Selbstbestäubung fast ganz verdrängt wurde. Erhaltung des Rosengeschlechtes wird durch reichliche vegetative Vermehrung und auch Apogamie gesichert. Siman, K. Vliv püvodu semene lesnich drevin na zdai nasich lesnich poreztu.^) (Vestnik V. sjerdu ceskjch prirodozpytcu a lekorü 1917, S. 420.) Verfasser bespricht die Arbeiten von Cieslar, Kienitz, Mayer, Engler, L. de Vilmorin und Schott über die Erb- lichkeit der Nutzeigenschaften der Waldbäume und mahnt zur Vorsicht beim Bezüge von Samen unbekannter Provenienz. In der Folge be- spricht er die Möglichkeit der Forstbaumzüchtung und hebt die Vor- teile, die daraus die Forstkultur ziehen könnte, hervor. Jelinek. Stahel, S. Selectie en Oculatie van Cacao.^) (Vortrag, gehalten zu Paramaribo in der Surinaamschen Landbouwvereenigung, 28. Juni 1916, 17 S.) In einer Erörterung über die Züchtung des Kakaobaumes wird besonders der ungeschlechtlichen Fortpflanzung der Pflanze durch Pfropfung gedacht. Es werden die an verschiedenen Orten mit Pfropfen gemachten Erfahrungen erörtert und besonders die von Freemann auf Trinidad bezüglichen aufgeworfenen Fragen zu be- antworten versucht. Forberts Okuliermethode wurde als die beste empfohlen. Tammes, T. Die genotypische Zusammensetzung einiger Varietäten derselben Art und ihr genetischer Zusammenhang. (Recueil des travaux botaniques Neerlandais XII, 1915, S. 217 — 277). Bei der Bastardierung von sechs Varietäten von Linum usitatissimum L. wurde als Veranlagung gefunden: ganz dunkelbrauner, ägyptischer und Springlein (L. u. crepitans Böningh.), AA, BB, CCX; hellblauer Lein, B B, CCX; gewöhnlicher weisser Lein, A A, B B X; gekräuselter Lein (eine Leinform mit Faltung der Blumenblätter, A A C C X. — B und C bedingen die blaue Farbe der Blüte, und zwar hellblau, wenn sie allein vorhanden sind, dunkelblau, wenn auch A gegenwärtig ist, welche Anlage allein nichts bewirkt; B allein bedingt blaue Farbe der Staubbeutel, und die braune Farbe der Samen und verhindert die durch C bewirkte Faltung der Blumen- blätter und durch C bedingte Minderung der Lebensfähigkeit der Gametenkombination, die als Herabsetzung der Zahl Samen pro Frucht und Herabsetzung der Keimfähigkeit bemerkbar wird. C allein bedingt Faltung der Kronenblätter und Veränderung der Lebensfähigkeit der Gametenkombination. Bezüglich der Abstammung ergaben die Ver- ^) Einfluss der Samenprovenienz auf die Forstkultur. 2) Auslese und Pfropfen bei Kakao. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. IV. 27 416 JNeue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. suche, dass der gewöhnliche dunkelblaue Lein, der ägyptische und der Springlein die ältesten sind. Spontane Verlustvariationen Hessen aus dem dunkelblauen Lein den hellblauen, durch Verlust der Anlage A, dann den gekräuselten durch Verlust der Anlage B, dann den gemeinen weissen durch Verlust der Anlage C entstehen. Von den versuchten Bastardiei-ungen der verschiedenen Arten gelangen nur jene zwischen L. usitatissimum und L. angustifolium. Die Bastardierung L. usita- tissimum mit Pollen von L. perenne, außtriacum, narbonense, grandi- florum und flavum ergab fast normale Fruchtbildung, dagegen konnten nur selten unvollkommen ausgebildete, nie keimfähige Samen erhalten werden. Bei der je reziproken Bastardierung wurde weder Frucht- noch Samenbildung erzielt — mit Ausnahme eines Falles der Be- stäubung von L. grandifloriun mit Pollen von weissblühenden Pflanzen aus der 3. Generation nach Bastardierung von gewöhnlichem blauen Lein mit weissblühendem Lein mit gefalteten Blumenkronenblättern. Tammes, T. Die gegenseitige Wirkung genotypi- scher Faktoren. (Recueil des travaux bot. Neerlandais XIII, 1916, S. 44 — 62.) Bei Linum usitatissimum zeigten die drei vom Verf. bei ihren Bastardierungen benützten Formen verschiedene Breite des Blumenblattes. Die Blumenkronenblätter sind am breitesten bei ägyptischem Lein, schmäler bei gewöhnlichem, in Groningen gebautem und bei weissblühendem Lein aus Friesland, am schmälsten bei dem Lein mit gefalteten Kronenblättern. Früher hat schon Verf. die Ver- anlagung der erwähnten Leinformen für die Blütenfarbe ermittelt (siehe Referat auf S. 415). Aus dem Verhalten der Breite der Blumenkronen- blätter schliesst Verf., dass ein Zusammenhang zwischen den Anlagen für Blumenkronenfarbe und Anlage für Breite der Blumenkronen- blätter vorhanden ist. Die Anlagen für Breite der Blumenkronenblätter werden von der Anlage C gehemmt, während die Anlage B die Hemmung durch die Anlage C aufhebt. Da B und C zusammen die Blaufärbung der Blüte bedingen, ergab sich auch Beziehung zwischen dieser und der Blumenkronenbreite. Von allgemeinem Interesse ist, dass die Bastardierungen gezeigt haben, dass die Wirkung einer Anlage erst dann deutlich in Erscheinung tritt, wenn man sie in verschiedenen Formen durch Bastardierung studiert hat und die Vereinigung nur zweier Formen, in deren einer sie vorkommt, diesbezüglich irreführen kann. Während sich bei der Bastardierung des gemeinen weissen Leines mit dem ägyptischen die erste Generation nach Bastardierung als intermediär erwies und in der zweiten alle Übergänge zwischen der Breite bei weissem und jener bei ägyptischem sich zeigten, war bei der Bastardierung des gewöhnlichen blauen Leines mit dem Lein mit ge- falteten Blumenkronenblättern eine Trennung der Individuen der zweiten Generation in zwei Gruppen festzustellen; die eine hatte blaue Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 417 breite, die andere schmale weisse Blumenblätter, demnach ein deut- licher Zusammenhang zwischen Breite der Blumenblätter und Farbe derselben. Tischler, G. Chromosomenzahl-Form und -Indivi- dualität im Pflanzenreich. Progressus rei Botanicae V, 2. Heft, 1916, S. 164—284. In dem Abschnitt „Chromosomenzahl" werden die Feststellungen, welche über die Zahl der Chromosomen ver- schiedener Arten vorliegen, gesammelt mitgeteilt, je immer mit der Jahreszahl, welche die Veröffentlichung des betreffenden Forschers oder der Mehrzahl solcher trägt. So wird angeführt, dass Mais 9 — 12 (je nach den verschiedenen Rassen eine verschiedene Zahl), Reis 12, Hafer, Roggen, Weizen je 8, zweizeilige Gerste 7 Chromosomen besitzt. Als Schluss aus allen Angaben ergibt sich: dass die Chromosomenzahl als innerhalb eines Organismus konstant angenommen werden muss; Aus- nahmen zu erklären sind; für „überzählige" Chromosomen Hypothesen aufgestellt wurden, die genügend gestützt erscheinen, so dass den Ein- wänden gegen die Konstanz der Chromosomenzahl keine Berechtigung zuerkannt werden kann. Die rein morphologische Deutung des Chro- mosomenbegriffes ist zunächst etwas Vorläufiges. Über „Chromosomen- form" wird ausgeführt, dass es sich bei der Formbildung der Chro- mosome um „noch durchaus ungeklärte, von Aussen- und Innen- einflüssen jedenfalls stark unabhängige Prozesse handelt". Gegen Vulk, der die Chromosomen als Kristalle ansehen möchte, wendet sich der Verfasser, indem er aber anerkennt, dass derselbe ein neues chemisch physikalisches Verständnis der Chromosomen anbahnt. In dem letzten Abschnitt tritt Verfasser für die Individualität der Chromosomen energisch ein und erörtert kritisch die von verschiedenen Seiten gegen die Aimahme einer Persistenz der Chromosomen gemachten Einwände. Wacker, H. Einige süberKartoffelzüchtung. (Zeitschr. für Pflanzenzüchtung Heft 3, S. 267—302.) Weinzierl, Th. v. 3 5. Jahrbuchderk. k. Samenkontroll- station Wien 1916. (57 Seiten.) Von hier einschlägigen Dingen werden im Jahresbericht erwähnt: Einleitung von Züchtungsversuchen mit niederösterreichischem Rotklee (v. Weinzierl); Fortsetzung der Züchtungsversuche mit Roggen, Weizen und Gerste in Melk und der Züchtungen von Getreide mit einzelnen Landwirten, sowie feldmässige Anbauversuche mit gezüchtetem Getreide, verbunden mit Verviel- fältigung desselben, auch bei einzelnen Landwirten durchgeführt (Pammer); Züchtung mit Lein und Abgabe von gezüchtetem Saatgut (Pammer). Beginn von Versuchen mit vegetativer Auslese bei Kar- toffeln und von Auslese bei aus aufgefundenen Beeren von Kartoffeln erhaltenen Pflanzen (Sakellario und v. Haunalter); Fortsetzung 27* 418 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzücbtung. der Veredelungszüchtung und der Vervielfältigung von veredeltem Saat- gut bei Mais an mehreren Stellen (Sakellario und v. H a u n a 1 1 e r) ; Fortsetzung der Veredelungszüchtung mit 4 Futterrüben zu Uttendorf (Komers, Feisinger); Beginn von Züchtungsversuchen mit Kopf- kohl und Hanf (J. Hojesky). Winckler, H. über die experimentelle Erzeugung von Pflanzen mit abweichenden Chromosomenzahlen. (Zeitschrift für Botanik VIII, 1916, S. 417—531, 3 Tafeln, 17 Abb.) Bei einigen Formen, die durch spontane Variabilität (Mutabilität) ent- standen sind, ist die Veränderung äusserer Merkmale mit einer Ver- änderung der Chromosomenzahl verbunden. So haben die gigas- Variationen von Oenothera Lamarckiana, pratincola und stenomeres nicht 14, wie die 3 Ausgangsformen, sondern 28 Chromosomen in den somatischen Zellen. Ähnlich haben andere spontane Variationen (Mutationen) von Oenothera auch abweichende Chromosomenzahlen. Dabei kann die Veränderung der Chromosomenzahl das primäre, be- dingende gewesen sein, es kann aber auch che Änderung der Zahl der Chromosomen eine den übrigen Änderungen gleichwertige, durch die spontane Variation bedingte gewesen sein. Verf. versuchte nun experimentell bei somatischen Zellen eine Änderung der Chromosomen- zahl zu erreichen und die diesbezüglich veränderten Zellen durch Förderung der Adventivsprossbildung zum Ausgang neuer Individuen zu machen. Durch äussere Bechngungen eine Änderung der Chromo- somenzahl zu erreichen, gelang ihm nicht, dagegen konnte er eine solche durch Zell Verschmelzung erreichen. Winkler verwendet dabei den Vorgang, der von ihm zur Erzeugung der Chimären herangezogen worden war. Junge Pflanzen von Solanum nigrum, Nachtschatten und Solanum lycopersicum, Tomate, Sorte „König Humbert", wurden, nach- dem sie 6 — 7 Blätter entwickelt hatten, entgipfelt und der Gipfel gleich darauf auf dieselbe Pflanze mittelst Keilpfropfung wieder gesetzt. 10 — 14 Tage nach erfolgter Verwachsung wurde an der Verwachsungs- stelle neuerlich geköpft und es wurde dann beobachtet, ob sich unter den entstehenden Adventivsprossen abweichende befinden. Es gelang so. unter den Chimären Solanum Koelreuterianum (Haut von S. nigrum, Kern von S. lycopersicum) einen derartigen abweichenden Adventiv- spross aufzufinden, der sich durch dunkelgrüne Blätter auszeichnet, die grösser und anders geformt als bei den anderen entsprechenden Chimären waren. Es wurden nun Stecklinge hergestellt und nachdem günstige Wachstumsverhältnisse eingetreten waren, die Stecklinge ent- gipfelt und entknospt, so dass Ersatzsprosse ausgebildet werden mussten, welche die Form mit überzähligen Chromosomen rein dar- stellten. Etwas umständlicher war die Gewinnung einer abweichenden Form bei der Propfung der Tomate auf Solanum nignun. Alle 3 von Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pfianzenzüchtung. 419 Winkler erzielten abweichenden Formen untersclieiden sich von den normalen durch Riesenwuchs und durch veränderte, und zwar ver- vierfachte (tetraploide) Chromosomenzahl, die in den somatischen Zellen bei Solanum lycopersicum gigas 48, bei Solanum nigrum gigas 144 beträgt. Der Riesenwuchs, der sich auch in der Haarbildung, so- wie der Bildung der Chlorophyllkörner und Pollenkörner äussert, ist auch mit abweichender Gestalt der ganzen Pflanze verbunden. Es scheint der Schluss zulässig, dass die Grösse der Chromatophoren einer Zelle mit der Chromosomenzahl des Kernes derselben in Beziehung steht. Bei dem Suchen nach der Entstehungsursache der Zellen mit grösserer Chromosomenzahl konnte der Verfasser feststellen, dass auch in normalen Pflanzen von Solanum lycopersicum — wahrscheinlich auch bei anderen höheren Pflanzen — das Vorkommen von Zellen mit ver- mehrter Chromosomenzahl überraschenderweise nicht allzu selten ist. Mit Beziehung auf die Entstehung der Zellen mit vermehrter Chromosomenzahl, welche den Ausgang der veränderten Sprossen bilden, kommt Verfasser zu dem Schluss, dass es sich nicht um bereits vorher vorhanden gewesene derartige Zellen handelt, sondern, dass Druck und Quetschung beim Vorgang des Pfropfens einen Übertritt eines Kernes in eine andere Zelle verursacht haben, ähnlich wie in den Ver- suchen von N e m e c Quetschungen embryonaler Gewebe Kerndurch- tritte und Kernverschmelzungen veranlasst haben. Die Versuche lassen den Schluss zu, dass die Gestaltung von den Chromosomen beeinflusst wird, und dass von den Erscheinungen, die bisher als spontane Varia- tionen (Mutationen) aufgefasst wurden, eine Gruppe ausgeschieden werden kann, da die Bildung der gigas-Formen (Riesenformen) auf die Vermehrung der Chromosomenzahl zurückzuführen ist und letztere nach obigem nichts mit spontaner Variabilität zu tun hat. 2. Bücherbesprechungen. Einsendung von allen einschlägigen selbständigen Neuerscheinungen an die Redaktion erbeten. Hertwig, 0. Das Werden der Organismen. Eine Wiederlegung von Darwins Zufallstheorie. Grossoktav, 716 S., 115 Abb. Jena, Fischer, 1916. Preis 18 M. 50 Pf., geb. 20 M. Von den zahlreichen Schülern Hertwigs wird das Werk, das der Verfasser als Abschluss seiner Lebensarbeit betrachtet, mit Freuden begrüsst werden; desgleichen von vielen anderen Zoologen. Es ist im Wesen der Wiederlegung des Darwinismus, speziell der Zufallstheorie, die richtungslose Variabilität annimmt, gewidmet. Da Darwin für seine Theorie gerade die Erfahrungen der Pflanzen- und Tierzüchter heranzog, beschäftigt sich der Verfasser auch mit der Entstehung der I 420 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Formen durch künstliche Züchtung. An dieser Stelle kommt natürlich nur das für den Züchter direkt Verwertbare eines Buches in Betracht. In dieser Beziehung bietet das Werk nichts Neues. Die beiden heute in der Lehre von der Pflanzenzüchtung anerkannten Wege der Ent- stehung abgeänderter Organismen, Bastardierung und spontane Varia- bihtät (Mutabilität), erkennt auch der Verfasser an, er rechnet zu dem letzteren nicht nur das, was sonst unter spontaner Variabilität ver- standen wird, sondern jede Entstehung neuer Anlagen, die nicht mit Bastardierung zusammenhängt. Wenn er sich dagegen wendet, dass der Züchter etwas Neues schafft, so wird dieses wohl verschieden be- urteilt werden können. Bei Bastardierung kann der Züchter zweifellos nicht nur neue Formenkreise, sondern auch neue Formen schaffen. Wenn z. B. in der Natur die Dreizackgerste nur weissspelzig, nackt- spelzig vorkam und vom Züchter durch Bastardierung die Ausbildung des Dreizacks auch auf schwarzspelzige, bespelzte Formen von zwei- zeiliger, auch sechszeiliger Gerste übertragen worden ist, so hat er doch Neues geschaffen, da die Natur diese Bastardierung nicht ausführte. Bei der spontanen Variabilität (Mutabilität) wird die Form natürlich nicht geschaffen, der Formenkreis oft aber wohl, da das spontan variierte Individum ohne Schutz seiner Nachkommenschaft nicht immer zur Bildung eines Formenkreises kommt. Ob es einmal dazu kommen wird, dass durch künstliche Eingriffe des Züchters auch die Variation selbst veranlasst werden kann, ist heute nicht zu entscheiden. Bei Fremdbefruchtern und individueller kleiner Variabilität sind die Varianten — gemischt mit Modifikationen — vorhanden, ein Forraen- kreis mit stärkerer oder schwächerer Ausbildung einer Eigenschaft wird aber erst durch Auslese durch den Züchter geschaffen, was der Verfasser übrigens — als Veränderung des Artbildes — anerkennt. Wenn gesagt wird, dass die Vielförmigkeit der Kulturpflanzen keine Folge der künsthchen Auslese ist, sondern direkte Wirkung der vollständig veränderten Umweltsfaktoren, so wäre doch auf den ver- hältnismässig geringen Formenreichtum der Unl^räuter, die unter den- selben Verhältnissen aufwachsen, zu verweisen. Von direktem Interesse für den Züchter sind die Ausführungen über die vielumstrittene Frage der Vererbung erworbener Eigenschaften. Der Pflanzenzüchter denkt dabei daran, ob lange dauernder Einfluss äusserer Verhältnisse — in der Eegel Standortsverhältnisse — die Pflanzenformen nicht nur modifizieren, sondern auch variieren könne. Der Verfasser schiebt die Frage zunächst auf ein anderes Geleise, auf welchem die Beantwortung nach dem heutigen Stand der Erkenntnis leicht wird. Er fragt, ob Anlagen, die in der Vererbungssubstanz auf- getaucht sind, also erworben wurden, vererbt werden, was er natürUch bejahen kann. Die weitere Frage ist aber dann die, wie solche Anlagen Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 421 auftauchen oder ev. verloren gehen. Verfasser schhesst aus seinen Versuchen, die sich auf Hervorlockung spontaner Variationen beim Frosch und Triton durch Einwirkung (Radiumbestrahlung und chemische Einflüsse) auf die Samenfäden erstreckten, aber nicht bis zu entwickelten Tieren führten, sowie aus den Versuchen von Tower, Standfuss, Fischer, dass eine Änderung des ganzen physio- logischen Getriebes der betreffenden Organismen — des ganzen Lebens- prozesses derselben — bewirkt wird und dadurch auch dauernd die Vererbungssubstanz geändert werden kann. Er neigt bezüglich der Entstehung von Artmerkmalen in der Natur offenbar mehr der An- nahme einer allgemeinen Variabilität zu, da er meint, dass die wirkenden Ursachen in der Natur auf viele Individuen durch längere Zeit gesetz- mässig wirken müssen (S. 579, 685). Warum so viele Änderungen passende sind, oder, wenn sie — was der Verf. nicht annehmen will — • beliebige sind, warum so überwiegend passende erhalten werden, ist daim wieder eine weitere Frage, auf die nicht eingegangen wird, so wie andererseits allerdings die Selektionstheorie und die Theorie der Formenbildung durch Bastardierung nicht auf das erste Entstehen von Variationen eingehen. Lof sy, J. P. Evolution by means of hybridization, Oktav, 166 S., 1 Abb. Martinus Nijhoff, 'S-Gravenhage 1916. Kein Gebildeter, der sich für die Entwicklungsgeschichte der Organismenwelt interessiert, wird das Buch, das sehr anregend (eng- lisch) geschrieben ist, unbefriedigt aus der Hand legen. Für den Züchter direkt nutzbare Ausführungen finden sich nicht; keine der Aus- führungen steht im Widerspruch mit den in der Pflanzenzüchtung heute anerkannten Ansichten. Aber auch ^em Züchter wird, wenn er die theoretischen Grundlagen der Züchtung beherrscht, das Studium des Buches reiche Anregung bieten. Etwas weiter auf das Gebiet der Pflanzenzüchtung geht der Verf. nur in dem Abschnitt über die Viel- förmigkeit der kultivierten Formenkreise ein, in welchem Abschnitt die Auslese mehr zur richtigen Würdigung kommt als bei manchen anderen Forschern und die Vi eiförmigkeit in einer durchaus annehmbaren Art erklärt wird. Den Anstoss zur Entwicklung der Ansichten Lotsys über die Formenkreisbildung in der Natur gaben Samen von einer durch Baur ausgeführten Bastardierung von Antirrhinum glutinosum X A. majus, deren Nachkommenschaft Lotsy studierte. Verschiedene vorläufige Veröffentlichungen über diese Ansichten sind bereits erschienen und hier referiert worden, das grosse mit Tafeln auszustattende Werk über die erwähnte Bastardierung ist noch ausständig. In dem jetzt vorHegenden Buch führt der Verf. seine Ansichten über die Frage näher aus und bringt dieselben in eine abgerundete 422 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Darstellung. Der gi'ossen Art oder Linn eschen Art und der kleinen oder Jordan sehen Art, die er Lirmeon bzw. Jordanon nennt, stellt er seinen Artbegriff gegenüber. Art ist nach demselben eine Gruppe von Individuen von übereinstimmender Beschaffenheit, die unfähig sind, mehr als eine Art von Geschlechtszellen zu bilden. Die Ausführungen erstrecken sich nur auf diploide Arten, wenn der Verf. auch darauf hin- weist, dass haploide Arten, besonders die Moospflanze von den Moos- arten für das Studium der Variabilität besonders günstig wären. Spontane Variabilität oder Mutabilität wird für mögüch gehalten, bei den bisher beschriebenen Fällen genügen die Nachweise aber den Anforderungen des Verf. nicht. Ebenso hält Verf. den Nachweis für die Vererbung erworbener Eigenschaften — diese Frage im übhchen Sinn aufgefasst — nicht für erbracht. Neue Formen entstehen durch Bastardierung und können bei folgender Selbstbefruchtung durch Spaltung zu rein vererbenden Formenkreisen: neuen Arten in seinem Sinne führen. Systematik vereint je mehrere solcher Arten zu einem Linneon, natürliche Auslese durch den Kampf ums Dasein kann bei Selbstbefruchtung ganze solche Arten innerhalb eines Linneons aus- scheiden, selbst so weitgehend, dass das Linneon nui^ aus einer solchen Art besteht. Derartige Linneons müssen früher oder später aussterben. Befruchten sich die aus der Bastardierung stammenden Individuen ständig untereinander, so kommt es nicht zur Bildmig von Arten im Sinne Lotsys. Wird dann weiterhin die gegenseitige Befruchtung auf bestimmte Gruppen von Individuen innerhalb solcher Nach- kommenschaften von Bastardierungen beschränkt, dagegen von einer Gruppe zur anderen ausgeschlossen, so werden solche Gemeinschaften von Individuen von der Systeqiatik auch als Linneons aufgefasst. Solche Gruppen sind sehr anpassungsfähig, da immer neue Abstufungen durch Befruchtung der verschieden veranlagten Individuen innerhalb der einzelnen Gruppe entstehen. Wohanka. XXVI. Jahresbericht der Rübensamen- Züchtungen von Wohanka & Comp., Prag. (XXVI. Heft, Oktav, 78 S., 7 Taf. Wohanka & Comp., Prag.) Den Hauptteil des Berichtes bildet die auch für 1915 fortgesetzte Literaturübersicht: „Fortschritte und Neuerungen auf dem Gebiete der Rüben- und Rüben- samenzucht." Eingeleitet wird der Bericht durch eine vorläufige Mit- teilung „Beitrag zur Wurzelkropfbildung der Zuckerrübe" von B r o z , 0. und Stift, A., die so wie jene von Townsend und Peklo zu dem Schluss kommt, dass der Wurzelkropf der Beta-Rüben durch Bakterien hervorgerufen wird. IV. Vereins-Nachrichten. Bayerischer Saatzuchtverein. Der Verein hielt im abgelaufenen Geschäftsjahre Versammlungen seiner ordentlichen Mitglieder behufs Besprechung der Verordnungen über den Saatgutverkehr und über Preisvereinbarungen ab, an denen sich auch die amtlichen Stellen in Bayern beteiligten. Die K. bayer. Staatsregierung hat in dankenswerter Weise, soweit irgend im Rahmen der Bundesratsverordnungen möglich, erleichternde Ausführungs- bestimmungen im Saatgutverkehr mit anerkanntem Saatgut erlassen. So hat beim Verkehr mit Saatgut von Gerste und Hafer Frühjahr 1916 das K. Staatsministerium des Innern die erschwerenden Bestimmungen der Reichsfuttermittelstelle vom 18. Januar 1916 überhaupt nicht ver- öffentlicht und die Ausfuhr von Saatgut aus Bayern von der Ge- nehmigung des Staatsministeriums des Innern abhängig gemacht, die bei anerkanntem Saatgut in überalster Weise erteilt worden ist. Der Saatgutverkehr hat sich dadurch ausserordentlich glatt und zu all- seitiger Zufriedenheit abgewickelt. Bei Neuregelung des Saatgut- verkehrs aus der Ernte 1916 ist der 1. Vorsitzende des Vereins zu den Vorberatungen im Reichsamt des Innern in Berlin beigezogen worden. Bayern hat auch hinsichtlich der Verordnung über die Saatkarten für anerkanntes Saatgut erleichterte Ausführungsbestimmungen erlassen, die vielleicht von Interesse sind. Das anerkannte Saatgut kann in Bayern auch ohne Einsendung von Saatkarten verschickt werden, die Saatkarten können vielmehr vom Verkäufer anerkannten Saatgutes beim empfangenden Kommunalverband nachträglich eingefordert werden. Die Kommunalverbände sind zu dieser nach- träglichen Ausstellung verpflichtet. Die Saatkarten von Brotgetreide sind vom Verkäufer bis 1. November 1916 beim ausführenden Kommunalverband einzuliefern. Anerkanntes Saatgut darf von der Eisenbahn nur mit An- erkennungsmarken der K. Saatzuchtanstalt Weihenstephan angenommen werden, die man auf der Vorderseite des Frachtbriefes aufklebt und die für die verschiedenen Fruchtarten in verschiedenen Farben hergestellt 424 ' Vereins-Nachrichten. sind und auf die Fruchtart und Zentnerzahl lauten. Jedes Gut erhält in den gewünschten Gewichtsabstufungen so viel Marken, als deren Zentnerzahl der von der anerkannten Fläche zu gewinnenden Ernte- menge entspricht. Der Handel mit nicht anerkanntem Saatgut steht in Bayern nur der Bayer. Futtermittelverteilung G. m. b. H. in München zu. Diese Gesellschaft steht unter Aufsicht der Landesfuttermittelstelle, hat eine eigene Saatgutabteilung, die wiederum dem Assessor bei der K. Saat- zuchtanstalt Weihenstephan Herrn Dr. Raum unterstellt ist. Der Vorsitzende des bayer. Saatzuchtvereins ist in den Beirat der Landesfuttermittelstelle berufen worden. Die Geschäfte des Vereins werden seit Kriegsbeginn vom 1. Vor- sitzenden geführt, der Geschäftsführer ist einberufen. J. Ackermann. V. Kleine Mitteilungen. Sachliches. Das Blühen des Hanfes. Umfangreiche Untersuchungen über diesen Gegenstand sind 1913 auf dem Versuchsfeld der K. ungarischen Fachanstalt für Hanf- und Leinbau in Budapest durch Havas vorgenommen worden (Referat S. 201). Nachdem einige Einzelheiten mit dem bisher Bekannten (Handbuch der landw. Pflanzenzüchtung Bd. III, 2. Aufl., S. 63) nicht übereinstimmen, wurden die Verhältnisse über Ersuchen der Redaktion — durch gütige Vermittlung von Direktor Grabner — durch den Zuchtleiter der gräflich Pajacsevich sehen Zuchtstätte Ruma in Slavonien, Fleischmann untersucht und von F r u w i r t h auf dem Waldhof bei Amstetten in Niederösterreich die eigenen in Hohenheim gewonnenen Angaben nachgeprüft. Bezüglich der Aufblühfolge kann als annähernd oder ganz übereinstimmendes Ergebnis aller Untersuchungen gelten: In einer Population, sowie auch in einer schon längerer Auslese unterworfenen Individualauslese beginnt meist das Blühen der weib- lichen Individuen, das sich durch Austreten der Narben anzeigt, vor dem Blühen der männlichen Individuen, das durch das Stäuben der Beutel der Blüten zu erkennen ist. Seltener ist ein Voraneilen des märmlichen Blühens, wie es Fruwirth und H a y s beobachteten. An männlichen und weiblichen Pflanzen erfolgt das Blühen der von unten nach oben zu folgenden Blütenstände und Seitenachsen in der Folge von unten nach oben. Bei männUchen Pflanzen eilen die Blütenstände, die an Pflanzen mit Seitenachsen am Grunde der letzteren, an der Hauptsache ent- springen, den zugehörigen Seitenachsen im Blühen voraus. Das Aufblühen der Blüten der einander folgenden Seitenachsen erster Ordnung männlicher Pflanzen erfolgt zumeist so, dass es bei den untersten Seitenachsen beginnt und die weiteren Seitenachsen in der Folge von unten nach oben folgen. Seltener beginnt eine an der Pflanze etwas höher stehende Seitenachse mit dem Blühen und weitere Seitenachsen folgen von dieser ab nach unten und oben. Die letzt- erwähnte Folge findet sich eher, wenn die Zone des stärksten Blühens der Seitenachsen verfolgt wird. In der Vollblüte blühen aber meist Blüten an allen Seitenachsen und die Aufeinanderfolge im Blühen der Seiten- 426 Kleine Mitteilungen. achsen ist nur durch Anfang und Ende und reichstes Blühen an den- selben schärfer gekennzeichnet. Die Aufblühfolge der am Grunde der Seitenachsen an der Hauptachse sitzenden Blütenstände ist gleich jener der Seitenachsen erster Ordnung. Seitenachsen zweiter Ordnung blühen an den Seitenachsen erster Ordnung in ihrer Folge von Basis zur Spitze der letzteren auf. Am reichsten mit Blüten sind die Seitenäste erster Ordnung im mittleren Längendrittel der Pflanze und im oberen Teil des unteren Längendrittels derselben besetzt, am spärUchsten die gegen die Spitze zu stehenden. An einem an der Hauptsache, an der Basis einer Seitenachse ent- springenden Blütenstand sowie an Seitenachsen erster und zweiter Ordnung blühen die Blüten — entgegen einer früheren Angabe Fru- w i r t h s — von unten nach oben zu auf. morgens 4 )5 ,. morgens 8 ,. 715 morgens 8 V „ mittags 12 „ 268 mittags 12 11 „ nachm. 4 ,, 432 nachm. 4 1» „ abends 8 „ 249 Eine auffallende Abweichung der Beobachtungen von Havas von den älteren findet sich in den Angaben über den täglichen Verlauf des Blühens. Während die älteren Angaben ein Aufblühen der männ- lichen Blüten von 7 oder 8 Uhr des Morgens ab und stärkstes Blühen an einer Pflanze um 10 Uhr vormittags angeben, stellte Havas fest, dass an seinem Beobachtungsort die meisten Blüten über Nacht aufblühen. Die Originalzahlen (Kiserletugyi Közlemenyek 1915, S. 908) für eine Pflanze sind: abends 8 Uhr bis morgens 4 Uhr: 1057 Knospen blühend, 8 Stunden 4 4 4 4 Die Nachprüfung der von Fruwirth in Hohenheim erhaltenen Befunde, die keine Nachtblüte, sondern erstes Aufblühen von 7 oder 8 Uhr morgens ergeben hatte, erfolgte durch den Letztgenannten 1916 an einigen Tagen auf dem Waldhof bei Amstetten. Sie ergab beispielsweise am 24. Juh, einem für die Zeit normalen Tag, mit 8,2 ^ C. Temperatur um 4 Uhr früh, für drei Pflanzen von Thüringer Hanf wieder Fehlen des Nachtblühens. Es blühten d Blüten auf bei: Pflanze a 5 Uhr früh 0 6 „ „ 0 7 „ „ 2 8 „ vorm 2 9 „ „ 6 Pflanze b Pflanze 0 0 0 0 4 3 2 2 22 28 Kleine Mitteilungen. 427 Pflanze a Pflanze b Pflanze c 10 Uhr vorm 18 8 8 11 „ „ 16 3 4 12 „ „ 4 2 2 5 „ naclim O 8 2 8 „ „ 0 0 0 10 „ nachts . 0 0 0 4 „ früh 0 0 0 In Hohenheim war bei thüringer und bei itahenischem Hanf be- obachtet worden, dass männhche Blüten sich gelegentlich schon am Abend vorher öffnen und dann am folgenden Tag etwas früher stäuben als solche, die sich erst am Tag selbst öffnen. Ein Öffnen während der Nachtstunden konnte aber weder in Hohenheim, noch auf dem Waldhof festgestellt werden, ebensowenig ein Stäuben während der Nacht- stunden; der weitest vorgeschrittene Stand der Blüten während der Nacht war ein an der Spitze derselben ganz leichtes Auseinander- stehen der Perigonblätter. Durch die Beobachtungen Fleischmanns in Ruma ist er- mittelt worden, dass ein nächtliches Aufblühen, und zwar — wie er an- gibt — ein solches in den ersten Morgenstunden für die südlicheren Teile Mitteleuropas kein vereinzelter Fall ist. Hohenheim liegt 48 *^ 42 ', Amstetten 48 " 10 ', Pest 47 « 28 ' und Ruma 45 °. Die Temperaturen nachts und morgens sind in Ungarn allerdings wesentlich höher als in Hohenheim, 400 m, und Amstetten, 300 m. In Ruma war die niederste Morgentemperatur 4^ früh vom 23. 7. bis 22. 8. 7,5 ^ die Mittel- temperatur um 4^^ früh in diesem Zeitraum 14,7 " C, um 4 — 5 " höher als die Mitteltemperaturen dieser Stunde in Hohenheim und Waldhof. Das verschiedene Verhalten betreffend Nachtblüte ist wohl darauf zurückzuführen. Die Angaben und Zahlen Fleischmanns folgen: (Siehe die Tabellen S. 428 u. 429.) Die Beobachtungen wurden bei zwei Pflanzen aus itahenischer Herkunft gemacht, und zwar täglich zur Zeit des Sonnenaufganges, also zwischen 4 und 5 Uhr früh, 12 Uhr mittags und zur Zeit des Sonnen- unterganges, also 7 und 8 Uhr abends.^) Als aufgeblüht gelten Blüten, ^) Selbstredend sind alle Zeiten nach mitteleuropäischer Zeit, nicht nach der Sommer- „Zeit" angegeben. Diese kann für wisssenschaftliche Beobachtungen gar nicht in Frage kommen und würde da nur zu Irrungen führen. Nebenbei bemerkt, hätte der gute Zweck der Sommer- „Zeit" für Städte auch auf anderem Wege erreicht werden können als durch das Kunsterzeugnis Sommer-„Zeit". Redaktion. 428 Kleine Mitteilungen. *H. '^3l^2^2^.'^3t^s^D^^^-'H-'^-'h-')-'l-'H-l-»)-^h-' '-K-oo50'*'C«co^-ocooo^aiO'*«-a:iN3i-'OccoO'ooc»>p'OiOii:oü'Oooi-'OiQOK^rf^a:i:DOooa»ooi:Da3 1— ISS oo S ES- <1 1 — i 1— 1 h- ' 00 Ol o ooh-'^tocch-'üiüotf^O'hJ^ooooüico^Oh-'üio-o-ocoas — 00*-^ ooh;^oo*»co-^toüiccih-'coooia54^00'^GDOcocoocoi-'Ocoiüi CO oo' -o 3 00 l_i l-'H^-^COt-'t-'h-'l-'l-^l-iH-COh-'l-il-ki— 'H- ' h-'coi-'cococoooüiCTicooiooocooco^oocoooo'hf^coi-^aicnoco K-ooiocoo^:o~ah^*^aiai*^ — occcooio^os-^oiLooiOOüi 1— ■ CO 1-' CO CO ■— tf^ CO Ctt tli' CO (LH tP' OJ 05 Oi Cn Ol CO Cn rf:^ Oi CO Orf^cooiOicoH-'cnoas^acocna'Gocuh^^coooocrjcDOiaiüiooo'CD IS K^ P h^ CO ^^ h- ' w 00 >fi.h-' h-'h-'i— 'h-'cococowcnüio'oocniooooasoo-aascoü'-o^^-ai ^'OOoocni-'oocoooajH-'tOhi^i-'rf-^-ococoh^ocDas^^ai-'COhf» Ot-'CDOSCOCOWOQOÜ'^-l-'COÜiOH-'COC«!— '^COOIOOJOCOOIOO 2"' 1 B tu P CO t5^ocooo^aio^h^ootoi-'Occoo-'ü' g to Oll— ' h-^t-'h-'IOl-'COtOCOCOlOI-^COCO^— ^-'h-'h-i cOOnCOa5COCDh-'Cr—•)— 'K-'l—'h-' COtOt-'00^]OOCDCT500mOOCDC3CDC200GOrf^OOCO 1—^ CO CO o o-ciü<*'*'a500h^a^coco--ai-'Oooooocotou'CD(-' Ü5 o ooioM-i— '1 h-'l h-'h-'i-'i-il ((i.a'Oiooi-'i-'l h-'l [^ ^. W ^-1 , ,05 1—^ Ol oo oo CO cjcnoocj>CiOi05a5-a|<|i| Hl I I ■ I £i^^ Nachstehende Spezialitäten "^d sind von der Deutschen Landwirtscliafts-Gresellschaft grüßtenteils als „neu und beachtenswert" anerkannt. K'ni*flTl'i''ft Körner- und Ahrenwage, gleichzeitig Grammwage für lOOO Körner- TZ^^jQ^-i-f' ci Tausend - Körner - Zähler mit auswechselbaren Zählplatten für alle IVUldlll» Köruerarten. T^ni'atl'f' « neuester Reichs -Getreideprober mit V» Liter -Zubehören, zur Begut- JVUlclllli S aclitung kleinster Getreidemengen. T^rvi'Qti'f' ö neueste Zeigerwage für Rübenzüchter, zur Sortierung einzelner Rüben IVUlclill» nach Gewicht. T^rki'Qii'f' ö zusammenlegbare Zeigerwage für Kartoffelstärke, ohne Schiebegewicht JVUlclllL » uiid ohne Tabelle arbeitend. Koi* JJ,llt S Beutelsieb zur Kontrolle der Zollgröße von Saat- und Speise- Kartoffeln. T^ni'aili"'« neuester Probenzieher-Stock mit schließb. Führungsgriflf, zur schnellen iVUldllL a mj(i zuverlässigen Probe-Entnahme von Düngemittel-, Kleie- ii. Getreide- Mustern aus Waggons und Säcken. ILLUSTRIERTE PREIS-LISTEN über obige Spezialartikel gratis und franko. Korailt's verbesserter Schneckentrieur (D. R. P. tmd Auslaudspateute). Selbsttätiger Sortierer für Rundfrucht aller Art. Speziell zur Herstellung von prima Saaterbse, Speiseerbse, Saatwicke, Feldbohne zur Saat, Raps, Rübsen u. dergl. geeignet. Ansichts - Reinigung von Postmustern gratis unter Garantie für gleiche Leistung des Trieurs bei Lieferung. — Ausführliche Prospekte gratis und franko. — Richard Korant, Berlin-Wilmersdorf, Uhlandstr. H6. Fabrikation und Vertrieb neuer landwirtschaftlicher Geräte. [3] Verlag von Paul Parey in Berlin SW. 11, Hedemannstraße 10 u. 11. Landwirtschaftlich wichtige Hiilsenfrüchter. Von Dr. C. Fruwirth, [2] Professor an der Technischen Hochschule in Wien. Erstes Heft: Erbse, Wicke, Ackerbohne, Lupine und Linse. Mit 9 Textabbildungen. Preis 80 Pf. Zweites Heft: Soja, Fisole, Kicher, Erve, Ervilie, Platterbse und andere Hülsenfruchter, deren Samen als Futtermittel eingeführt werden. Mit 4 Tafeln und 9 Textabbildungen. Preis 1 M. 60 Pf. (Kiesslings landwirtschaftliche Hefte Nr. 29 — 31.) Gerade jetzt ist eine kurze Anleitung zum Bau unserer Hülsenfruchter besonders erwünscht, und jeder Landwirt sollte die billigen Hefte lesen; er wird sither Nutzen daraus ziehen. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Druck von Fr. Stollberg, Merseburg. New York Botanical Garden Librar 3 5185 00258 2243