y:2- .^^ Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Zugleich Organ der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht, der Österreichischen Gesellschaft für Pflanzenzüchtung und des Bayerischen Saatzuchtvereins. Unter Mitwirkung von L Kiessling, H. Nilsson-Ehle, K. v. Rümker, E. v. Tschermak, Weihenstephau Lund Berlin Wien herausg-eg-eben von C. Fruwirth, Wien. l »iOTA>il£At OAHOffN. Fünfter ßand. Mit 1 Bildnis und 34 Textabbildungen. BERLIN Verlagsbuchhandlung Paul Parey Verlig für Landwiiteohaft, Gartenbau und Forstwesen SW. 11, Hedemannstraße 10 u 11 1917. .^^ /(t^ Inhaltsverzeichnis. Band Y. I. Wissenschaftliche Originalarbeiten, Aufsätze. Seite Äkerman, Äke und Johansson, Hjalmar: Beiträge zur Kälteresistenz des Winterweizens • • 349 Prandsen, H. N. : Die Befruchtungsverhältnisse bei Gras und Klee in ihrer Be- ziehung- zur Züchtung 1 Heribert-Nilsson, N. : Versuche über den Vizinismus des Roggens mit einem pflanzlichen Indikator. (Mit 10 Textabbildungen) 89 Kajanus, B.: Über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. v 265 — — Über die Farbenvariationen der Beta-Rüben 357 Kiessling, L.: Über die spezifische Empfindlichkeit der Gerste gegenüber der Streifenkrankheit 31 PI ahn, Appiani: Der Rückgang der Beta-Rüben über Winter. (Mit einer gra- phischen Darstellung) 41 Tritschler: Die Kosten der Einrichtung und des Betriebes einer Saatzuchtwirtschaft 115 II. Übersichten. Über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kultui-pflanzen. Molz, E (Mit 6 Textabbildungen) 121 III. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Adams, J. 324. d'Angermond, A. 54. Armbruster, Nachts- heim u. Roemer 324. Bartlett, H. 54. Klebs, G. 246. Lundberg, J. 327. Malinowski, E. 327. Malinowski, E , i. Sach- sowna, M. 328. Mayer Gmelin, H. 328, 329, 330 Bateson, W. 325. Baumann, E. 374. Below, S. 55. Caron v., 246. C lausen 325. Cohen Stuart, C. 326. Collins, G. 55. Correns, C. 374. Corrie, L. 57. 1. Referate. East, E. 58. Espriella de la, J. 326. Ewing 326. Frost, H. 59. Gates, R., and Good- speed, T 327. Grabner, E. 246. Groth, B. 59. Harris, A 60. Holmes, S. 61. Ikeno, S. 61. Joltkevitsch 375. Nilsson, N. 330. Pascher, A. 247. Patane, G. 247, 331. Poter, B 375. Pritchard, F. 61, 331,376. Puchner, H. 248. Rasmuson, H. 249. Roemer, Th. 249, 250, 331. Fflanzenzüchtung. Rosen 250. V. Ubisch, G. 62. Saunders, E. 376. Schiemann, E. 377. Schindler, H. 332. Sirks, M. 251. Splendore, A. 377. Stehler, F., Volkart, A., V. Grisch, A. 332. Toulaikov, N. 332. Tschermak, A. v. 377. Walton, L. 63. White, 0. 64. William, C, and Weiten, F. 333. Witte, H. 66. Wittmack, L. 333. Wolfe, T. 66. Zade, 251. Zederbauer, E. 379. jy Inhaltsverzeichnis. 2. Bücherbesprechungen. Czapek, Fr., Guttenberg, H. v., Baur, E.: Physiologie und Ökologie, I. Botan. Teil 67 D eventer, W. van: De cultuur van het suikerriet op Java 251 Hunger, F.: Cocos nucifera 67 Junk, W. : Bibliographiae Botanicae Supplementum 68 Wohanka & Comp, in XXVII. Jahresbericht der Rübensamen-Züchtungen von Wohanka & Comp. 380 IV. Vereinsnachrichten. Bayerischer Saatzuchtverein 336 Österreichische Gesellschaft für Pflanzenzüchtung („Z") 69, 253 V. Kleine Mitteilungen. a) Wissenschaftliche. Bach, S.: Zur Technik der Samenerzeugung bei Kartoffeln 71 — — Zur Pollenbiologie von Raps und Rübsen 337 Fruwirth, C: Saatfelderanerkennung bei Mohn und Raps 259 — — Der Einfluss des Einschlussmittels auf die Saraenbildung 391 Ranninger, R.: Einteilung des „Grauen Zwettler Mohnes" in Typen 80 — — Nachweis über die Ursache des häufigeren Auswachsens von Samen in den violetten Mohnkapseln 82 Roemer, Th.: Über Farbenabweichung bei Zuckerrüben 381 Zederbauer, E.: Alter und Vererbung 257 b) Andere Sachliche. Denkstein für Christian Konrad Sprengel 347 Hochzuchtregister der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft 87 Institut für Vererbungsforschung Potsdam 396 Kaiser Wilhelm-Institut für Biologie 345 Kgl. ungarische staatliche Saatenanerkennung und Hochzuchtregister 262 Bartos, W. 348. Figna, R. 88. Grabner, E. 88. Hillmann, P. 397. Himburg, L. 88. c) Persönliche. Holzky, B. 347. Jirku, H. M. 398. Merkel, F. 398. Pammer, J. 88, 347. Töth, L. 263. Schoute, J. 398. Stehler, F. 347. Streng, G. 0. 263. Volkart, A. 347. Weinzierl, Th. v. 347. Band V, Heft 1. Xo\ März 1917 Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Zugleich Organ der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht, der Österreichischen Gesellschaft für Pflanzenzüchtung und des Bayerischen Saatzuchtvereins. Unter Mitwirkung von L Kiessling, H. Nilsson-Ehle, K. v. Riimker, E. v. Tschermak, Weihensteplian Lund Berlin Wien herausgegeben von C. Fruwirth, Wien. Mit 6 Textabbildungen und einem Bildnis. BERLIN Verlagsbuchhandlung Paul Parey Vorlag fQr Landwlrtaohaft, Oartenbaa und ForBtiresen S\V. 11, Hedemannstraße 10 u. 11 1917. Binzelprels 6 M. 50 Ff. Abonnementspreis 5 M. 50 Pf. Inhalt. I. Wissenschaftliche Originalarbeiten, Aufsätze. ggi^g Frandsen. H. N.: Die Befruchtungsverhältnisse bei Gras und Klee in ihrer Be- ziehun«;;: zur Züchtung 1 Kiessling, Prof. Dr.: Über die spezifische Empfindlichkeit der Gerste gegenüber der Streifenkrankheit i^l Plahn-Appiani, H.: Der Rückgang der Beta-Rüben über Winter. (Mit einer graphischen Darstellung) 41 III. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 1. Referate 53 2. Bücherbesprechungen 67 IV. Vereins-Nachrichten. Österreichische Gesellschaft für Pflanzenzüchtung. („Z.") 69 V. Kleine Mitteilungen. Wissenschaftliche : Zur Technik der Samenerzeugung bei Kartoffeln. (Mit 2 Textabbildungen) • ■ 71 Einteilung des „Grauen Zwettler Mohnes" in Typen. (Mit einer Textabbildung) 80 Nachweis über die Ursache des häufigeren Auswachsens von Samen in den violetten Mohnkapseln. (Mit 2 Textabbildungen) 82 Andere Sachliche: Hochzuchtregister der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft 87 Persönliche. (Mit einem Bildnis) 88 Erscheinungsweise: Die Zeitschrift für PflanzenzOchtung erscheint in zwanglosen Heften, die zu Bänden mit einem Gesamtumfang von etwa 30 Druckbogen zu 16 Seiten vereinigt werden. Die Hefte sind auch einzeln käuflich, ihre Preise sind entsprechend ihrem schwankenden Umfang verschieden und sind im Abonnement niedriger als bei Einzelbezug. Der Gesamtpreis eines Bandes wird, je nach seinem Umfange, im Abonnement etwa 20 — 24 M. betragen. Das Abonnement verpflichtet für einen Band. Einbanddecken werden bei Er- scheinen der Schlusshefte eines Bandes zu 1 M. zur Verfügung gestellt. Abonnements nimmt jede Sortimentsbuchhandlung entgegen sowie die Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin SW. 11, Hedemannstrasse 10 u. 11. An letztere sind auch alle Zuschriften in Anzeigenangelegenheiten zu richten. Preise der Anzeigen: ganze Seite M. 50. halbe Seite M. 30, drittel Seite M. 20, viertel Seite M. 17,50. Für alle das grosse Gebiet der Pflanzen- züchtung angehende Anzeigen dürfte die „Zeitschrift" das geeignetste Organ sein. Honorar für den Bogen Text: 48 M., Tabellen 24 M. Von jedem Original- beitrag können 25 Sonderabdrücke geliefert werden, w^enn dies bei Einsendung des Manuskriptes verlangt wird. Redaktionelle Zuschriften: Prof. Dr. C. Fruwirth, Waldhof b. Amstetten (N.-Österr.). Sonstige Zuschriften (Bezug u. Anzeigen): Paul Parey, Berlin SW. 11, Hedemannstrasse. Band V, Heft 1. März 1917. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. i. Wissenschaftliche Originalarbeiten, Aufsätze. Die Befruchtungsverhältnisse bei Gras und Klee in ihrer Beziehung zur Züchtung. Untersuchungen, ausgeführt an der Versuchsstation Tystofte, Dänemark. Von H. N. Frandsen, Versuchsleiter Otoftegaard pr. Toastrup, Dänemark. Der Zweck dieser Untersuchungen war der, über die Bestäubungs- und Befruchtungs Verhältnisse bei den Gräsern und kleeartigen Hülsen- fruchtern, mit denen auf der Tystofter Versuchsstation Züchtung betrieben wird. Näheres zu erfahren. Genauer angegeben, arbeitet man darauf hin, durch Beobachtung über den Verlauf der Blüte bei frei abblühenden Pflanzen und durch Versuche mit Isolierung von Blüten oder Blütenständen festzustellen, inwiefern bei den er- wähnten Arten Selbstbestäubung und Selbstbefruchtung erfolgen können, sowie in welchem Maße die Selbstbefruchtung oder Fremd- befruchtung voraussichtlich stattfinden wird, wenn die Pflanzen frei blühen. Bei einer rationellen Züchtung muss man zunächst die Blüten- und Befruchtungsverhältnisse der betreffenden Pflanzenart kennen; denn diese müssen für das Arbeitsverfahren massgebend sein. Bei selbstbefruchtenden, kleistogam (geschlossen) blühenden Pflanzen ist die Arbeit demnach verhältnismässig leicht. Da man ge- wöhnlich mit Homozygoten zu tun haben wird, wird man durch ein- fache Auswahl von Pflanzen und Vermehrung der Nachkommenschaften derselben gewöhnlich sofort einheitlich vererbende Individualau.slesen, d. h. ,, reine Linien", erhalten, und bei der Vermehrung wird man nur mechanische Vermischung zu vermeiden haben. Bei selbstbefruchtenden, chasmogam (offen) blühenden Pflanzen, wo die Fremdbefruchtung die häufigste ist, ist die Sache nicht so ein- fach, da man in diesem Falle zwar Auswahl von Einzelpflanzen be- Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 1 2 Frandsen: nutzen kann, diese jedoch in vielen ihrer Eigenschaften Heterozygoten sein werden. Es wird hier mehr Zeit in Anspruch nehmen, einheitliche Vererbung zu erlangen, und man muss bei der Vermehrung und Züchtung sich bemühen, Kreuzbefruchtung zu verhindern. Bei selbststerilen Pflanzen, die gewöhnUch auch keine engere Famihenzüchtung durch mehrere Generationen hindurch vertragen, ist die Aufgabe eine noch schwierigere. Hier kann es nötig werden, die Züchtung ausschliesslich auf Fremdbefruchtung zu gründen. Die Untersuchungen wurden im Laufe der Sommer 1910, 1911 und 1912 ausgeführt und umfassen folgende Gräser: Knaulgras, Fran- zösisches Raigras, Wiesenschwingel, Italienisches und gemeines Raigras, WiesenHeschgras, Wiesenfuchsschwanz. Sumpfrispengras und Acker- trespe, sowie folgenden kleeartigen Hülsenfruchtern: roter Klee, gemeiner Schotenklee, Luzerne und Hopfen- oder Schneckenklee. Ferner ist es mir durch die Güte des Herrn Professors T. Westermann ermöghcht worden, einige Ergebnisse der Unter- suchungen von Knaulgras. AA^iesenUeschgras und Ackertrespe, die unter seiner Anleitung als Studienaufgabe an der Königl. Tierärztüchen und Landwirtschaftlichen Hochschule zu Kopenhagen im Sommer 1909 aus- geführt worden sind, mitteilen zu können. Bei den Untersuchungen haben, wie schon bemerkt, teils Be- obachtungen über das Blühen von Pflanzen unter natürhchen Verhält- nissen stattgefunden, da man aus derartigen Beobachtungen oft recht sichere Schlüsse ziehen kann, inwiefern Selbstbestäubung oder Fremd- bestäubung bei der betreffenden Pflanze die vorherrschende ist, teils — und darauf fussen die Untersuchungen haupteächlich — sind direkte Versuche mit Isolierung von Blüten zur Selbstbestäubung oder Fremd- bestäubung gemacht worden. Nur auf diesem Wege kann man die ver- hältnismässige Wirkung der Bestäubung durch Staub von derselben Pflanze oder durch Staub von einer anderen Pflanze feststellen. Zur Isolierung der Gräser wurden Tüten aus verschiedenem Stoff benutzt. Im Jahre 1909 wurden Tüten aus Pergamentpapier an- gewendet, im Jahre 1910 in einigen Fällen Glaszylinder, die oben und unten mit leinenen Tüten versehen waren. Sonst sind Leinentüten be- nutzt worden. Zur Isolierung der Gräser hat man so dichtes Leinen genommen, dass man ein Durchdringen von Pollenstaub als aus- geschlossen betrachten durfte. Bei späteren Beobachtungen hat es sich jedoch ergeben, dass das im Jahre 1911 benutzte Leinen von zu geringer Qualität war, so dass es im folgenden Jahre, als es seine Appretur ver- loren hatte, nicht dicht genug war. das Eindringen von Blütenstaub zu verhindern. Für die neuen Tüten im Jahre 1911 ist dieser Umstand jedoch ohne Bedeutung. Die Befruchtungsverhältnisse bei Gras und Klee in ihrer Beziehung zur Züchtung. 3 Zur Isolierung von kleeartigen Hülsenfruchtern bediente man sich feinmaschiger Gazetüten, die so dicht sind, dass nur sehr kleine — in diesem Zusammenhang belanglose — Insekten durchdringen können. Was die Gräser betrifft, so wurden folgende Beetäubungsarten versucht: 1. Bestäubung innerhalb desselben Pflanzenindividuums (Nachbar- bestäubung, Geitonogamie). a) Isolierung eines einzelnen Blütenstandes. b) Isoüerung von 2 bis mehreren Blütenständen desselben Pflanzenindividuums. 2. Bestäubung durch Blütenstaub von einer anderen Pflanze (Fremd- bestäubung), entweder a) gemeinsame Isolierung von 2 bis mehreren Blütenständen der- selben Pflanze und Hineinhängen von blühenden Rispen oder Ähren von anderen Pflanzen, oder b) gemeinsame Isolierung von 2 bis mehreren Blütenständen von verschiedenen Pflanzen. 3. Freie Bestäubung (zum Vergleich mit den selbst- und fremd- bestäubten Blütenständen wurden gewöhnlich Blütenstände unter- sucht, die im Freien unbeeinflusst abgeblüht hatten). Bei den Gräsern ist somit Selbstbestäubung innerhalb derselben Blüte (in der Botanik: eigentUche Selbstbestäubung) nicht versucht worden; da aber die Bestäubung innerhalb des Individuums, d. h. zwischen verschiedenen Blüten desselben Pflanzenexemplars (Nachbar- bestäubung, Geitonogamie) in biologischer Beziehung als dasselbe be- trachtet werden muss, und da man annehmen darf, dass sie bei der Be- fruchtung von genau derselben Wirkung ist, wird sie in nach- folgendem unter dem Namen Selbstbestäubung be- handelt. Was die kleeartigen Hülsenfruchter betrifft, so sind an diesen folgende Bestäubungsarten versucht worden: 1. Freiwillige Selbstbestäubung (eigentliche Selbstbestäubung). Die Blüten werden isoliert, jedoch nicht künstlich bestäubt. 2. Künstliche Selbstbestäubung. a) Künstliche Bestäubung durch Blütenstaub von derselben Blüte (eigenthche Selbstbestäubung). b) Künstliche Bestäubung durch Blütenstaub von einer anderen Blüte desselben Blütenstandes (Nachbarbestäubung, Geito- nogamie). c) Künstliche Bestäubung durch Blütenstaub von einem andern Blütenstand derselben Pflanze (Nachbarbestäubung, Geito- nogamie). 4. Frandsen; 3. Künstliche Fremdbestäubung. Künstliche Bestäubung durch Blütenstaub von einer anderen Pflanze. Bei gemeinem Schotenklee ausserdem noch: 4. Künsthche Bastardbestäubung. Künstliche Bestäubung durch Blütenstaub von einer Pflanze eines anderen Haupttypus. Alle obenerwähnten Bestäubungsmethoden sind jedoch nicht an sämtlichen untersuchten Pflanzenarten versucht worden (siehe die ein- zelnen Arten). Isolierung ist in allen Fällen angewendet worden, ehe die Blüten sich entfaltet haben. Bei den Gräsern sind die Tüten oben geöffnet worden, während Blütenstände zur Fremdbestäubung hineingehängt wurden. Bei den kleeartigen Hülsenfruchtern wurden die Tüten ab- genommen, während die künstliche Bestäubung ausgeführt wurde, wo- nach sie wieder aufgesetzt wurden. Gewöhnlich wurden dann die Tüten erst bei der Ernte des Samens abgenommen. Bei den verschiedenen Arten ist eine Beschreibung des Verfahrens bei der künstlichen Bestäubung zu finden, da bei den verschiedenen Pflanzen abweichende Methoden zur Anwendung gebracht worden sind. In nachstehendem werden die Resultate für die einzelnen Arten gesondert behandelt. Ferner sind bei jeder Pflanzenart die Ab- handlungen angeführt, in denen ähnliche Untersuchungen behandelt werden.^) 1) Weiter benutzte Literatur: C. Fruwirth: tJber Befruchtungsverhältnisse bei Hülsenfrüchten. Als Pro- gramm zur 80. Jahresfeier der Königl. Württemb. landwirtsch. Akad. Hohenheim 1898. E. Ha ekel; Über das Aufblühen der Gräser. Bot. Ztg. XXXVIII, 1880, S. 432. Ref. Jahresber. über die Agrikulturchemie 1880, S. 269. — Ders.: Über Kleistogamie bei den Gräsern. Österr. bot. Zeitschr., 5ß. Jahrg., S. 80. J. N. Martin: The physiology of the Pollen of Trifolium pratense. Bot. Departm. Iowa State College, Contr. Nr. 50. H. Mayer Gmelin: Erste Reihe von Untersuchungen über die Bestäubungs- und Befrucbtungsverhältnisse beim Rotklee. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung 1915, Heft 1, S. 67. H. Pammcl and Charlotte M. King: Pollination of Clover. Bot. Departm. Iowa College, Contr Nr. 47. Hernfrid Witte: Gm själfsterilitäten hos rödklövern. Sveriges Utsädes- förenings Tidskrift, 19. Arg., 1909, S. 106. H. N. Frandsen: Underögelser over Bestövnings- og Befrugtningsforhold hos nogle Gras- og Balgplanteartes. Tidsskrift for Planteavl, 2;^. Bd., S. 442. Die Befruchtungsverhältnisse bei Gras und Klee in ihrer Beziehung zur Züchtung. 5 1. Gemeines Knaulgras (Dactylis glomerata L.).^) Der Blütenstand ist eine Rispe, die aus mehreren einseitigen, knäiielförmigen Lappen mit mehr oder weniger dichtsitzenden Ährchen besteht. Die Blüte ist chasmogam. Die Entwicklung bezeichnet man am besten als schwach protogyn. Die Narbe ragt hervor, wenn die Staub- gefässe halbwegs emporgewachsen sind, — ja in manchen Fällen schon, wenn die Spelzen sich zu öffnen beginnen. Die Staubfäden strecken sich und erreichen eine Länge von etwa 5 mm ausserhalb der Spelzen; sie ragen gerade in die Luft hinaus und tragen die Antheren, die erst nachdem die Staubfäden ihre vollständige Länge erreicht haben, um- kippen und sich auf normale Weise öffnen. Somit kann Bestäubung der Narbe erfolgen, ehe die Antheren sich öffnen; man kann jedoch auch Fälle beobachten, in denen die Antheren sich unmittelbar, nachdem sie zwischen den Spelzen zum Vorschein gekommen sind, öffnen. Der Öffnungswinkel der Spelzen beträgt zwischen 25 — 40 ^. Das Blühen findet gewöhnlich zwischen 5 — 8 Uhr vormittags statt. Fremdbestäubung ist die häufigst vorkommende und wird durch den Verlauf der Blüte begünstigt. Im Laufe der Sommer 1909, 1910 und 1912 wurden einige kleinere Versuche mit Isolierung von Knaulgrasrispen ausgeführt. Zur Isolierung wurden — wie schon erwähnt — im Jahre 1909 Pergamenttüten, im Jahre 1910 Tüten aus Glas und Leinen, und im Jahre 1912 Leinentüten benutzt. Die Resultate dieser Versuche sind in der Tabelle 1 verzeichnet. Die Zahlen für Blüten und Samen hat man in den verschiedenen Jahren nicht immer auf dieselbe Weise gefunden. Im Jahre 1909 wurden sowohl Blüten als Samen direkt ausgezählt, 1910 und 1912 dagegen wurden nur die Ährchen der Rispen gezählt und danach wurde die Blütenanzahl in 20 — 30 Ährchen jeder Rispe fest- gestellt und die gesamte Blütenzahl nach dieser Grundlage berechnet. Die Samen dagegen wurden nach sorgfältigem Ausreiben direkt gezählt. Da es un verhältnismässig viel Platz beanspruchen würde, in diesem Aufsatz alle Detailzahlen anzuführen, hat man von diesen ab- gesehen; um aber doch einen Einblick in die VariabiÜtät des Samen- ansatzes nach den verschiedenen Isolierungen zu gewähren, und be- sonders um die Variabilität unter den verschiedenen Einzelpflanzen hin- sichtlich des Samens, den sie nach Selbstbestäubung geben, beurteilen zu 1) Fruwirth: Die Züchtung der landw. Kulturpflanzen, 2. Bd., S. 218. — Hildebrand: Monatsberichte der kgl. preuss. Akad. d. Wissenschaften zu Berlin, 1872, S. 756. — Knuth: Handbuch der Blütenbiologie, 2. Bd., S. 545. — Körnicke: Verhandl. d. naturhistorischen Ver. d. preuss. Rheinlande, 47. Jahrg., 1890, S. 96. Frandsen: können, ist die Mittelabweichimg von den Durchschnittsziffern sowohl hier als bei den folgenden Arten, wo das Material es zugelassen hat. ausgerechnet worden. Die Mittelabweichung ist nach der Formel: M = / + Vo''^ + Vo'-^ + Vn^ n-1 berechnet worden, wo M = Mittelabweichung, v = die Abweichung der verschiedenen Isolierungen von dem Durchschnitt der Serie und n = die Anzahl der Isolierungen oder Einzelpflanzen in der Serie bedeutet. Tabelle 1. Bestäubungsversuche mit Knaulgras (Dactylis glomerata 1 L.). Anzahl o/o Blüten gaben Samen if. Versuchsjabr und Bestäubuncsart Isolie- rungen Rispen Blüten Samen Mittel- abweichui ■ Versuche von 1909. Isolierungen in Pergamenthüllen: Einzeln isolierte Rispen 2 und 2 Rispen von derselben Pflanze gemeinsam isoliert 2 und 2 Rispen von verschiedenen Pflanzen gemeinsam isoliert . . . Rispen, die im Freien blühten . . . Versuche von 1910. Isolierungen in Glas: Einzeln isolierte Rispen 2 und 2 Rispen von derselben Pflanze gemeinsam isoliert 2 und 2 Rispen von verschiedenen Pflanzen gemeinsam isoliert . . . Isolierung in Leinenhüllen: Einzeln isolierte Rispen 2 und 2 Rispen von verschiedenen Pflanzen gemeinsam isoliert . . . Rispen, die im Freien blühten .... Versuche von 1912. Isolierung in Leinenhüllen: 4 — 5 Rispen derselben Pflanze ge- meinsam isoliert 6 4 4 12 6 3 10 5 15 6 8 8 6 12 12 5 10 23 8 59 2 485 3 987 3 431 3 447 14 200 12 520 2 694 5 430 12 489 3 307 36 042 98 48 1502 1747 993 861 2097 626 9464 1649 2332 2,9 1,3 43,3 50,7 7,8 10,0 76,6 11,5 75,8 49,9 7.2 ± 5,9 + 2.0 ±16,8 ± 8.3 ±11,9 ± ö,7 ± 9:9 Wie es sich aus der Tabelle ergibt, haben die Versuche der ver- schiedenen .Jahre in der Hauptsache dasselbe Resultat gebracht. Selbst- bestäubung — Bestäubung innerhalb derselben Rispe oder innerhalb Die Befruchtungsverhältnisse bei Gras und Klee in ihrer Beziehung zur Züchtung. 7 verschiedener Rispen desselben Pflanzenindividuums — hat nur ziem- lich wenig Befruchtung zur Folge gehabt. Von den derartig isolierten Blüten gaben durchschnittlich etwa 6 v. H. Samen, während in den Fällen, wo Rispen von verschiedenen Pflanzen gemeinsam isoliert waren, 65 v. H. der Blüten Samen gaben. Knaulgras muss demnach als ein ausgeprägter Fremdbefruchter bezeichnet werden, obwohl es bei Selbstbefruchtung nicht völhg un- fruchtbar ist. Tabelle 2. Die Variabilität in der Selbstbestäubung bei Einzelpflanzen des Knaulgrases bei den Versuchen von 1912. Versuche von 1912 Pflanze Nr. Anzahl /o Blüten gaben Aufzeichnungen über Samenmenge und d s Pflanzenzahl nach Selbstbestäubung bei derselben Pflanze im Jahre 1911 2 s 02 Samen 3 4 2 816 2 0,1 Sehr wenige Samen und aus diesen wenige Pflanzen. 113 7 1309 3 0,2 Desgleichen. 7 5 3 542 16 0,5 n 25 4 1318 8 0,6 » 30 4 2 350 14 0,6 « 93 4 2 029 62 3,1 Ziemlich viele Samen und aus diesen viele Pflanzen 101 3 2 450 84 3,4 Viele Samen u. aus diesen ausserordentl. viele Pflanzen. 51 3 1542 57 3,7 Ziemlich viele Samen und aus diesen viele Pflanzen. 96 a 4 2 733 101 3,7 Desgleichen. 72 3 2 363 105 4,4 Wenige Samen und aus diesen wenige Pflanzen. 115 4 4 633 310 6,7 Wenige Samen und aus diesen einige Pflanzen. 48 3 2 990 300 10,0 Ziemlich viele Samen und aus diesen ausserordentlich viele Pflanzen. 47 4 2 761 294 10,6 Ziemlich viele Samen und aus diesen viele Pflanzen. 71 3 1416 391 27,6 Ausserordentl. viele Samen u. aus diesen viele Pflanzen. 88 4 1790 585 32,7 Wenige Samen und aus diesen wenige Pflanzen. Im ganzen: 59 36 042 2332 7.2 + 9,9 Unter natürlichen Verhältnissen wird Selbstbefruchtung sicher nur in sehr geringem Umfang erfolgen, aber dennoch wird man fast in allen Fällen bei Isolierung hinreichend Früchte für Züchtungszwecke erzielen können; ja einige Pflanzen haben sogar durch Selbstbefruchtung ausser- ordenthch viel Samen gegeben. Bei den Versuchen bemerkte man beim Knaulgras eine sehr grosse individuelle Variabilität in bezug auf Selbstfruchtbarkeit. Im Jahre 1911 wurde eine grössere Anzahl von Pflanzen zwecks Vermehrung isohert, und beim Dreschen derselben zeigte sich mit Bezug auf die Samenreichlichlveit ein grosser Unterschied. Es wurden daher — in Ermangelung einer Aufzählung — über die Reichhchkeit an Samen und 8 Frandsen: Samenpflanzen nach den verschiedenen Mutterpflanzen — doch ohne Rücksicht auf die isolierte Anzahl von Rispen — einige Aufzeichnungen gemacht. Nach diesen Aufzeichnungen wurden im ganzen 15 Pflanzen zu Versuchen im Jahre 1912 ausgewählt, darunter einige mit hohem und andere mit niederem Samenansatz. Das Resultat dieses Versuchs ist aus Tabelle 2 ersichtlich. Wie es aus den Zahlen hervorgeht, besteht zwischen den Grenzen eine grosse Spannung, der geringste Ertrag war 0,1, der grösste 32,7 "/q. Zugleich wird man daraus ersehen, dass die Aufzeichnungen aus dem Jahre 1911 und die Zahlen von 1912 in der Hauptsache nach der- selben Richtung deuten. Mit jedem Vorbehalt wegen der Dürftigkeit des Materials spricht das Resultat doch sehr dafür, dass unter den verschiedenen Knaulgras- pflanzen in bezug auf Selbstfruchtbarkeit eine sehr grosse Verschieden- heit bestehen kann. Inwiefern diese Verschiedenheit in erblichen An- lagen ihren Grund hat, die auf die Nachkommenschaft übertragen werden können, so dass die Eigenschaft bei der Auswahl berücksichtigt werden kann, dies zu ermitteln, mag späteren Untersuchungen vorbehalten bleiben. 2. Französisches Raigras (Avena elatior L.).^) Ein Rispengras mit zwei Blütchen im Ährchen, von denen die obere nur Staubgefässe hat, während die untere eine Zwitterblüte ist. Die Blüte ist chasmogam, der Öffnungswinkel ist etwa 50°. Narbe und Staubgefässe entwickeln sich gleichzeitig, und die Antheren kippen in eine hängende Stellung um und schütten dann erst den Blüten- staub durch eine Öffnung an der Spitze aus. Die Narbe ragt auch, nachdem die Antheren abgefallen sind, noch aus der Blüte hervor, und die Spelzen bleiben mehrere Tage lang geöffnet. Tabelle 3. Bestäubungsversuche mit Französischem Raigras (Avena elatior L.). Versuchsjahr und Bestäubungsart u2 P Anzahl | Ö a c a> CO ö S CO Pi m CO 1> S O *i OD d Versuche von 1912. Einzeln isolierte Rispen Mehrere Rispen derselben Pflanze ge- meinsam isoliert Mehrere Rispen derselben Pflanze ge- meinsam isoliert und durch andere Pflanzen bestäubt Rispen, die frei abgeblüht haben . . 1) Fruwirth loco cit., S. 216. 15 5 6 4 15 1825 132 22 2012 207 23 2520 1252 19 2554 1234 5,4 9,4 47,9 51,0 ±6,0 + 8,0 ± 11,5 ±17,4 Die Befruchtungsverhältnisse bei Gras und Klee in ihrer Beziehung zur Züchtung. Fremdbestäubung muss als die vorherrschende betrachtet werden. Ein kleiner Versuch mit Isolierung von Blüten des Französischen Eaigras mittels Leinen gab das in Tabelle 3 verzeichnete Resultat. Auch das Französische Raigras hat demnach ausgeprägte Fremd- bestäubung. 3. Wiesenschwinge} (Festuca pratensis Huds.).^) Der Blütenstand ist eine Rispe mit mehrblütigen Ährchen. Die Blüte ist chasmogam. Die Blüten öffnen sich schnell. Im Laufe von 7 — 8 Minuten ist der Spelzenwinkel so gross, dass die Antheren in hängende Stellung umkippen und gleichzeitig dehnt sich die Narbe nach den Seiten aus. Im Laufe der nächsten 8 — 10 Minuten beginnen die Staubbehälter sich zu öffnen, und der Staub wird in grossen Mengen ausgeschüttet. Die Staubfäden erreichen eine Länge von 4 — 6 mm, und der Spelzenwinkel ist etwa 50 — 60 ". 2 — 3 Stunden später hat sich die Blüte wieder geschlossen, die Narbe ragt jedoch noch immer hervor und bleibt noch einige Zeit danach frisch. Die reichste Blüte findet gegen 8 — 9 Uhr vormittags statt. In den Jahren 1911 und 1912 ausgeführte Versuche mit Isolierung von Wiesenschwingelrispen in Leinentüten gaben nachstehende Resul- tate (siehe Tabelle 4). Tabelle 4. Bestäubungsversuche mit Wiesenschwingel (Festuca pratensis Huds.). Versuchsjahr und Bestäubungsart Anzahl o/o Blüten gaben Samen im Durch- schnitt Mittel- abweichung Isolie- rungen d Ö PQ d cct 4 4 1445 58 3,6 ± 1,9 4 15 4697 207 4,9 ± 2,2 3 12 2868 546 17,8 ± «,7 — 8 1207 425 35.2 — 12 12 2832 245 8,9 ±14,8 6 25 4834 507 9,2 ± 6,8 5 22 4148 2264 54,0 4- 5.8 3 : 15 2605 1193 47,7 ± 27,2 Versuche von 1911. Einzeln isolierte Rispen Mehrere Rispen von derselben Pflanze gemeinsam isoliert Mehrere Rispen derselben Pflanze ge- meinsam isoliert und durch andere Pflanzen bestäubt Rispen, die frei abgeblüht haben . . Versuche von 1912. Einzeln isolierte Rispen Mehrere Rispen von derselben Pflanze gemeinsam isoliert Mehrere Rispen derselben Pflanze ge- meinsam isoliert und durch andere Pflanzen bestäubt Rispen, die frei abgeblüht haben . . ') Fruwirth loco cit., S. 221. — Kunth loco cit., S. 546. 10 Frandsen: Mit dem Wiesenschwingel verhält es sich diesen Versuchen zu- folge wie mit dem Knaulgras und dem Französischen Raigras. d. h. er ist ein ausgeprägt-er Fremdbefruchter. 4. Englisches und Italienische« Raigras (Lolium perenne L. und multiflorum Lam.).^) Diese beiden Gräser sind Ährengräser mit mehrblütigen Ährchen. Die Blüte ist chasmogam. Sobald die Spelzen sich genügend geöffnet haben, breiten sich die Narben aus. und gleichzeitig kippen die An- theren in hängende Stellung um. wonach der Blütenstaub erst aus- geschüttet wird. Die Narbe ragt oft, nachdem die Blüte sich geschlossen hat, eine Zeitlang hervor und bleibt frisch. Die am häufigsten vor- kommende Blühzeit ist gegen 10 — 12 Uhr vormittags. Tabelle 5. Bestäubungsversuche mit Raigras (Lolium perenne L. und multiflorum Lam.). Versuchsjahr und Bestäiilningsart Anzahl I ö a d 5 c» S ^ i. BS =-'^ 3£ C Versuche von 1911. Bastardpflanzen. Einschliessuno- in Leinen. Einzeln isolierte Ähren Mehrere Ähren derselben Pflanze ge- meinsam isoliert Mehrere Ähren ders. Pflanze zusammen isoliert und durch Hineinhängen von blühenden Ähren anderer Pfl. bestäubt Einschliessung in Glas oder Papier. Mehrere Ähren von derselben Pflanze gemeinsam isoliert Versuche von 1912. Italienisches Raigras. Einschliessung in Leinen oder Papier Mehrere Ähren derselben Pflanze ge- meinsam isoliert Ähren, die frei abgeblüht haben . . . 48 93 421 24 1058 1 85 5363 6872 23 20 4733 3610 1510 327 5.2 11.2 25.6 4.5 + 3.9 + 13.5 + 15.7 + 5.2 515 2882 10.3 79,8 + 6.6 Im Jahre 1911 wurden bei Tystofte — zu anderen Zwecken — einige Isoherungen von Einzelpflanzen vorgenommen, welche Abkömm- Hnge vom Enghschen Raigras waren, aus mehreren Gründen jedoch als Bastarde vom Italienischen und Englischen Raigras betrachtet werden ^) Fruwirth loco cit., S. 224. — Knuth loco cit., S. 552. Die Befruchtungsverhältnisse bei Gras und Klee in ihrer Beziehung zur Züchtung. H niussten. Unter dem Material befanden sich eine Menge verschiedener Typen, sowohl vom Englischen als auch vom Italienischen Raigras, und ausserdem noch zahlreiche abnorme Formen. Das Resultat dieser Isolierungen ist hier verzeichnet. Im Jahre 1912 wurden einige Pflanzen vom Italienischen Raigras isoHert, während mit typisch Eng- hschem Raigras keine Versuche ausgeführt worden sind. Das Resultat der Versuche ist in der Tabelle 5 zu finden. Wie aus der Tabelle ersichtlich, haben die Raigräser ähnliche Resultate geliefert wie die im vorstehenden erwähnten Gräser. Fremd- befruchtung ist die vorherrschende, und Selbstbefruchtung kann bei Isolierung nur in verhältnismässig geringem Umfange erfolgen. 5. Wiesenlieschgras (Phleum pratense L.).^) Der Blütenstand ist eine dichte, walzenförmige Rispe mit ein- blütigen Ährchen. Die Blüte ist chasmogam; aber die Spelzen öffnen sich nur mit einem kleinen Spalt an der Spitze, durch den die Staub- gefässe und die Narbe herauswachsen; die Lodiculae sind nämlich rudimentär. Wiesenlieschgras wird gewöhnlich als ausgeprägt protogyn be- zeichnet. Eigenen Beobachtungen zufolge wachsen Narbe und Staub- gefässe jedoch häufig gleichzeitig hervor; die Antheren öffnen sich aber erst nachdem die Staubfäden sich gestreckt haben. Es sind jedoch auch ausgeprägt protogyne Blüten beobachtet worden, bei denen die Narbe ein wenig früher zum Vorschein kam als die Staubgefässe. Die Staubfäden werden ausserhalb der Spelzen 3 — 4 mm lang und ragen gerade in die Luft hinaus. Die Narbe scheint einige Zeit danach frisch zu bleiben. Die Blütezeit ist gewöhnlich zwischen 6 — 9 Uhr vor- mittags. Im Laufe der Sommer 1909, 1911 und 1912 wurden mit Isoherung von Wiesenlieschgras einige Versuche ausgeführt. Die Resultate sind aus der Tabelle 6 ersichtlich. Die Blütenanzahl fand man auf die Weise, dass die Länge des Blütenstandes gemessen (nach Zentimetern) wurde, wonach man die Blütenanzahl auf 1 oder 2 cm des Blütenstandes durch Zählen feststellte. Auf dieser Grundlage ist die Blütenanzahl für den ganzen Blütenstand berechnet worden. Die Samen sind direkt gezählt worden. Im Jahre 1911 war eine grössere Anzahl von Pflanzen isohert worden; beim Dreschen wurden jedoch nur das Blütenstandgewicht und das Samengewicht festgestellt; in einigen Fällen wurden sogar nur die Samen gewogen. Entsprechende Gewichtsbestimmungen wurden daher >) Fruwirth loco cit. S. 207. — Knuth loco cit. S. 539. — H. Witte, Sveriges Utsädesf. Tidskr., 25. Jahrg., 1915. 12 F rands en: an dem übrigen Material von 1911 und 1912 vorgenommen, und die Zahlen für das in dieser Weise verrechnete gesamte Material sind aus den Tabellen 7 und 8 ersichtlich. Tabelle 6. Bestäubungsversuche mit Wiesenlieschgras (Phleum pratense L.) (nach Anzahl von Blüten und Samen verrechnet). Anzahl **/o Blüten gaben Samen im Durch- schnitt Mittel- abweichung Versuchsjahr und Bestäubungsart Isolie- rungen Blüten- Stand Ö o 5 CO Versuche von 1909. Einschliessung in Pergament. Einzeln isolierte Blütenstände . . . 6 6 5 598 50 0,8 ± 0,7 2 — 3 Blütenstände von derselben Pflanze gemeinsam isoliert 4 11 9 999 143 1,1 ± 1,2 2 — 3 Blütenstände von verschiedenen Pflanzen gemeinsam isoliert . . . 4 10 7 706 3 917 52,0 ±30,9 Blütenstände, die frei abgeblüht haben — 6 5 277 4 803 91,3 ± 6,9 Versuche von 1911. Einschliessung in Leinen. Einzeln isolierte Blütenstände . . . 4 4 6 272 493 8,5 ± 9,4 Mehrere Blütenstände von verschiedenen Pflanzen gemeinsam isoliert . . . 3 14 14 326 7 276 52,5 ±16,1 Versuche von 1912. Einschliessung in Leinen. • 2 — 3 Blütenstände von derselben Pflanze gemeinsam isoliert 13 25 21431 830 3,7 ± 2,6 Blütenstände, die frei abgeblüht haben 8 19 19 162 15 641 81,1 ± 6,7 Den Versuchsresultaten zufolge verhält sich das Wiesenlieschgras wie Knaulgras, Französisches Raigras, Wiesenschwingel und Rai- gräser, d. h. es ist ein ausgeprägter Fremdbefruchter, kann jedoch während der Isolation gewöhnlich hinreichende Befruchtung — durch Be- stäubung innerhalb des Individuums — zur Vermehrung für Züchtungs- zwecke geben. Die Versuchsresultate sprechen sehr dafür, dass in der Selbst- fruchtbarkeit unter den verschiedenen Individuen eine gewisse Ver- schiedenheit bestehen kann. Aus der Tabelle 9 ist das prozentuale Samengewicht von dem Blütenstandsgewicht nach der Isolation der im Laufe der beiden Jahre untersuchten Pflanzen ersichtlich. Es macht sich ja hierbei eine grosse Variabilität bemerkbar, und wenn auch die Zahlen von 1911 mit einigem Vorbehalt zu behandeln sind, deuten doch die Resultate der beiden Jahre nach der Richtung, dass die Pflanzen Nr. 15 und 27 eine ver- Die Befruchtungsverhältnisße bei Gras und Klee in ihrer Beziehung zur Züchtung. 13 hältnismässig hohe Fähigkeit zur Selbstbefruchtung zeigen, während mehrere der übrigen Pflanzen in dieser Beziehung nur über geringere Fähigkeiten verfügen. Tabelle 7. Bestäubungsversuche mit Wiesenlieschgras (Phleum pratense L.) (nach Blutenstand- und Saraengewicht verrechnet). Versuchsjahr und Bestäubungsart Anzahl i g OD 5 2 ig pq m OJ TS +j -tJ 0J3 U » r1 43 c£ ü Ö Ocq ö •^ CO i S t3 tz} -ö ä o ^ &£ ■^S CJ •rH CO Versuch von 1911. Einzeln isolierte Blütenstände . . . 2 bis mehrere Blütenstände von der- selben Pflanze gemeinsam isoliert . Mehrere Blütenstände gemeins. isoliert und durch andere Pflanzen bestäubt Blütenstände, die im Freien abgeblüht haben Versuche von 1912. 2— 3 Blütenstände von derselben Pflanze gemeinsam isoliert Blütenstände, die im Freien abgeblüht haben 4 4 1,947 0,264 12,8 14 41 19,296 4,387 22,4 3 14 7,175 3,648 50,7 — 20 16,074 10,810 67,3 13 25 7,447 0,595 7,6 8 19 15,160 9,148 60,9 ± 5,9 ±14,6 ±16,9 ± 4,9 + 4,7 Tabelle 8. Bestäubungsversuche mit Wiesenlieschgras (Phleum pratense L.> (nach dem Samengewicht pro Blütenstand verrechnet). Versuchsjahr und Bestäubungsart Anzahl Das gesamte Samen- gewicht in g Samen- gewicht pro Isolie- rungen Blüten- stände Blütenstand in g Versuche von 1911. Einzeln isolierte Blütenstände . . . 2 bis mehrere Blütenstände derselben Pflanze gemeinsam isoliert . . . Mehrere Blütenstände gemeins. isoliert und durch andere Pflanzen bestäubt Blütenstände, die im Freien abgeblüht haben Versuche von 1912. 2 — 3 Blütenstände derselben Pflanze gemeinsam isoliert Blütenstände, die frei abgeblüht haben 4 19 3 24 13 8 4 62 14 106 25 19 0,264 5,075 3,648 59,605 0,595 9,148 0,066 0,082 0,261 0,562 0,024 0,481 14 Frandsen: Auch beim Wiesenlieschgras wird somit vielleicht die Möglichkeit bestehen, verhältnismässig selbstfruchtbare Typen reinzüchten zu können. Tabelle 9. Die Variation in der Fruchtbarkeit nach Selbstbestäubung zwischen Einzelpflanzen von Wiesenlieschgras von 1911 und 1912. Pflanze Isolierung von mehreren Blütenständen derselben Pflanze Nr. "/o Samengewicht vom Blütenstandgewicht Jahr 1911 Jahr 1912 1 9,2 6,5 3 25,0 5,1 6 15 8,3 42,4 5,1 12,4 27 36 21,0 11.6 15,2 1,7 37 4,9 2,4 6. Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis L.).^) Der Blütenstand ist eine walzenförmige Rispe mit einblütigen Ährchen. Die Spelzen öffnen sich — wie beim Wiesenlieschgras — nur sehr wenig, so dass es nur eine kleine Öffnung zwischen den Spitzen gibt, durch welche die Staubgefässe und die Narbe herauswachsen. Lodiculae fehlen. Das Blühen beginnt gewöhnlich gegen 6 — 8 Uhr vormittags und ist gegen 9 — 11 Uhr am reichsten. Die Blüte ist ausgeprägt proterogyn. Nach Beobachtungen, die an bezeichneten Blütenständen vor- genommen wurden, deren Blühen ich vom Anfang bis zum Ende be- obachtete — beginnt das Blühen etwa '^1^ Blütenstandlänge von der Spitze entfernt und breitet sich nach beiden Enden aus. Die Narben blühen schon am ersten Tage auf der Hälfte bis zu -/o des Blutenstandes aus, und im Laufe von 3 — 5 Tagen haben sämtliche Narben abgeblüht. Am 4. — 6. Blühtag beginnen die Staubgefässe allmählich hervorzutreten, und die Narben sind noch in den meisten Fällen frisch. Erst 1 bis 2 Tage später fangen sie an zu welken. Am 8. — 9. Tage hat der Bluten- stand fast — am 13. — 15. Tage jedoch erst vollständig — abgeblüht mit welken Narben. Von diesem normalen Verlauf gibt es jedoch Ausnahmen, und als Beispiele für diese mögen folgende dienen: Blütenstand Nr. 9. Ausgesprochene Protogynie mit früh welken- den Narben. Am 1. Tage blühten die Narben auf der oberen Hälfte des 1) Friiwirtb loco cit. S. 209. Die Befruchtungsverhältnißse bei Gras und Klee in ihrer Beziehung zur Züchtung. 15 Blütenstandes ab, am 3. Tage hatten die meisten abgeblüht, am 4. Tage begannen sie welk zu werden, am 6. Tage waren sie fast sämthch ver- welkt, und einige Staubgefässe kamen allmählich zum Vorschein, am 7. Tage hatten ^1-. der Staubgefässe abgeblüht, am 13. Tage war die Blüte des Blütenstandes vollständig beendet. Blütenstand Nr. 11. Schwärzhcher Fuchsschwanz (Alopecurus nigricans). Ausgesprochene Protogynie mit lange frisch bleibenden Narben. Am 1. Tage blühten die meisten der Narben ab, am 4. Tage hatten sämtUche Narben abgeblüht, am 9. Tage begannen erst die Staubgefässe zum Vorschein zu kommen, am 11. Tage hatten diese ungefähr abgeblüht, und erst jetzt fingen die Narben an welk zu werden; am 17. Tage war das Blühen des Blutenstandes beendet. Blütenstand Nr. 8. Weniger ausgesprochene Protogynie. Am ersten Tage blühten einige Narben auf dem oberen Drittel des Blüten- standes verstreut ab. am 6. Tage war die Blüte der Narben nicht viel weiter vorgeschritten, und Jetzt kamen die Staubgefässe allmähhch zum Vorschein. Vom 6. — 9. Tag verhef che Blüte der Narben recht gleich- massig mit der Blüte der Staubgefässe, — doch hatten die erstgenannten einen Vorsprung; am 7. Tage begannen die Narben zu welken, und am 12. Tage hatte der Blütenstand abgeblüht. Die Antheren wachsen erst geradlinig aus, kippen aber später in hängende Stellung um, und erst danach öffnen sich die Staubbehälter. Die Staubfäden erreichen eine Länge von 8 — 10 mm. Wie es sich aus obigem ergibt, ist der Fuchsschwanz wegen seiner ausgesprochenen Protogynie in besonderem Grade auf Fremdbestäubung angewiesen, und wenn auch Selbstbestäubung innerhalb des einzelnen Blütenstandes möglich ist, so spricht doch die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Befruchtung erfolgt ist, ehe der Blütenstaub ausgeschüttet wird. Dagegen ist Bestäubung innerhalb verschiedener Blütenstände derselben Pflanze wohl möglich. Versuche mit Isolierung von Fuchsschwanzblütenständen in Leinensäckchen, die 1911 und 1912 ausgeführt wurden, gaben das aus den Tabellen 10 und 11 ersichtliche Resultat. In der Tabelle Nr. 10 sind die Versuche nach Blütenstandsgewicht und Samengewicht verzeichnet, und in der Tabelle Nr. 11 ist das Resultat nach der Blüten- und Samenanzahl berechnet. Wie es sich hieraus ergibt, hat der Fuchsschwanz ähnliche Resul- tate gehefert wie die meisten andern Futtergräser, und nichts deutet darauf hin. dass er während der Isolation weniger selbstfruchtbar sein sollte als die übrigen. In beiden Jahren zeigte sich hinsichthch der Selbstfruchtbarkeit unter den einzelnen Pflanzen eine sehr grosse Verschiedenheit. Aus 16 Frandsen: der Tabelle Nr. 12 ist ersichtlich, wie gross diese Verschiedenheit zwischen den verschiedenen Pflanzen in dieser Beziehung sein kann. Tabelle 10. Bestäubungsversuche mit Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis L.) (nach Blütenstand- und Samengewicht verrechnet). Versuchsjahr und Bestäubungsart Anzahl | A '=' n «> .2 ? (Ü "Ö -^ bjD -e ö o — :d :rt pq er. CO '.-< OD -1— = S :Ö g ^ 9 Samengewicht S o if'S S bi O ö '^ ^ -'- .^ :s 5; '-' OX) a a "(D Versuche von 1911. Einzeln isolierte Blütenstände . . Mehrere Blütenstände von derselben Pflanze gemeinsam isoliert . . . Mehrere Blütenstände von derselben Pflanze gemeinsam isoliert und durch andere Pflanzen bestäubt . Versuche von 1912. Einzeln isolierte Blütenstände . . Mehrere Blütenstände von derselben Pflanze gemeinsam isoliert . . . Mehrere Blütenstände von derselben Pflanze gemeinsam isoliert und durch andere Pflanzen bestäubt . Blütenstände, die frei abgeblüht haben 3 3 11 50 5 18 9 9 2 7 4 9 3 10 0,632 13,126 4,504 1,440 0,820 2.655 2,325 0,040 0,013 7,0 2,662 0,053 21,5 1,545 0.086 29,0 0,300 0,033 16,1 0.175 0,025 23,3 1,737 0,193 69,5 1,770 0,177 73,2 ± 6,1 ± 2ö,3 ±12,9 ±17,6 ±28,2 ±16,4 ±12,9 Tabelle 11. Bestäubungsversuche mit Wiesenfuchsschwanz von 1912 (nach der Anzahl von Blüten und Samen verrechnet). Bestäubungsart Anzahl lüten Samen urch- nitt i-^ d fj !ü d d 9 br d i m afi-g o IX a :a :cS 2 1— H Si pq CO pq CO d a 'S Einzeln isolierte Blütenstände . . . Mehrere Blütenstände von derselben Pflanze gemeinsam isoliert . . . Mehrere Blütenstände von derselben Pflanze gemeinsam isoliert und durch andere Pflanzen bestäubt .... Blütenstände, die frei abgeblüht haben 11 11 3795 267 5,7 4 14 3919 439 7,8 5 11 3821 1528 45,6 3 10 2466 1436 56,4 ± 8,0 ±11,7 ±15,6 ±19,0 Zum Beweis dafür, dass es sich nicht um eine zufällige Variabilität, sondern um eine wirkliche Verschiedenheit in der Selbstfruchtbarkeit handelt, mögen die aus der Tabelle Nr. 13 ersichthchen Resultate von Die Befruchtungsverhältnisse bei Gras und Klee in ihrer Beziehung zur Züchtung. 17 allen während der beiden Jahre vorgenommenen Isolierungen einer be- stimmten Pflanze (Nr. 15), die während der Isolation besonders grosse Selbstfruchtbarkeit zeigte, dienen. Tabelle 12. Die Variation in der Fruchtbarkeit nach Selbstbestäubung zwischen verschiedenen Pflanzen von Wiesenfuchsschwanz, Anzahl d s 1> ni d ■ä ö cö ■^ -S P^ pq t5 r-1- 'OS) s Samengewicht Gesamtr gewicht "in g per Blu- tenstand in g . g btxJ § d a ? 'ö as cß ^ ^ H Ort ö Versuche von 1911. Wenig Selbstfruchtbarkeit: Ein Blütenstand . . . Mehrere Blütenstände . Grosse Selbstfruchtbarkeit: Mehrere Blütenstände . Versuche von 1912. Geringe Selbstfruchtbarkeit : Ein Blütenstand . . . Grosse Selbstfruchtbarkeit : Ein Blütenstand . . . Geringe Selbstfruchtbarkeit: Mehrere Blüten stände . Grosse Selbstfruchtbarkeit: Mehrere Blütenstände . 3 3 8 40 3 10 7 8 1 1 1 5 1 2 0,632 9,588 3,538 1,105 0,335 0,450 0,370 0,040 0,013 0,571 0,014 2,091 0,209 0,125 0,016 0,175 0,175 0,015 0,003 0,160 0,080 7,0 7.1 59,8 10,9 52,2 3,3 43,2 ± 6,1 ± 6,1 ± 5,8 ±10,5 Tabelle 13. Selbstfruchtbarkeit bei einer Pflanze (Nr. 15) von dem Lyngby-Stamm. (Alle Isolationen.) Nach dem Gewicht Nach der Anzahl Anzahl Blütenstände Blütenstand- gewicht in g Samengewicht "In Samenge- wicht von dem Blütenstand- gewicht Anzahl Jahr Gesamt- gewicht in g per Blü- tenstand in g ö CD 3 a in o/o Blüte gaben Sam 1911 Selbstbestäubung : Mehrere Blütenstände . 2 0,619 0,394 0.197 63,7 — — — 1912 Ein Blütenstand . . 1 0,335 0,175 0,175 52,2 582 155 26,6 Mehrere Blütenstände . 2 0,370 0.160 0,080 43,2 735 146 19,9 Mehrere Blütenstände . 2 — — — 830 250 30,1 Fremdbestäubung : Mehrere Blütenstände . 3 0,910 0,415 0,158 45,6 1634 369 25,0 7. Sumpf- oder spätes Rispengras (Poa fertilis Host.). Dasselbe ist ein Rispengras mit mehrblütigen Ährchen. In der Literatur fanden sich über dies Gras keine Angaben. Eigenen Zeitschilft für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 2 18 Frandsen: Beobachtungen zufolge ist die Blüte chasmogam. Der Spelzenwinkel ist etwa 30 — 40 ^. Die Blüte scheint schwach proterogyn zu sein, da die Narben sich ausbreiten, sobald die Spelzen sich ein wenig geöffnet haben, und ehe die Staubfäden sich gestreckt haben. Diese erreichen eine Länge von etwa 3 mm und ragen gerade in die Luft hinaus, indem sie die kippenden Antheren tragen, die erst nachdem die Staubfäden sich gestreckt haben, den Staub ausschütten. Die häufigst vorkommende Blühzeit bei günstiger Witterung ist gegen 5 — 6 Uhr morgens; die Blüte kann jedoch auch später im Laufe des Tages eintreten. Einige kleine Isolierungsversuche, die in den Jahren 1911 und 1912 ausgeführt wurden, lieferten das aus der Tabelle Nr. 14 ersichtliche Resultat. Tabelle 14. Bestäubungsversuche mit Sumpfrispengras (Poa fertilis Host.). Versuchsjahr und Bestäubungsart Anzahl tSj Samene-ewicht ÖC •- ■ g h -2 Ci = ■ ■ a C3 2 -t^ P- g g .-1 -2 -? ■ > a ^ z a Versuche 1910. \ Breit- od. schmalblätte- riger Schotenklee. Freiwild Selbstbestäubung 5 52 2 3 — 5,0 ± 6,8 11.5 1.5 — 1,6 Künstl. „ 10 52 2 4 — 3,0 ± 6,7 14,5 2,0 — 2,1 „ Fremdbestäubung 5 50 22 181 — 46,4 ± 25,7 23,6 8,2 — 100 Versuche 1911. Breitblättriger Schotenklee. Freiwill. Selbstbestäubung 3 67 0 0 — 0 + 0 0 0 — 0 Künstl. 3 57 0 0 0 ± 0 0 0 — 0 „ Fremdbestäubung . 3 81 53 601 60,9 + 18,1 16,8 11.3 — 100 „ Bastardbestäubung mit schmalblättr. Scho- tenklee 3 102 14 77 — 12,3 ± 8.7 16,8 5,5 — 10,2 Schmalblättriger Schotenklee. Freiwill. Selbstbestäubung 3 110 0 0 — 0 ± 0 0 0 — 0 Künstl. „ 3 88 3 5 — 3,3 ± 3,1 12,3 1.6 — 0,5 ,, Fremdbestäubung . 3 97 81 989 — 82.3 ±13,5 19,9 12,2 — 100 „ Bastardbestäubung mit breitblättrigem Scho- tenklee 3 75 33 89 139 39,8 ±29,5 16.5 2,7 4.2 11,6 Versuche 1912. Breitblättriger Schotenklee. Freiwill. Selbstbestäubung 5 132 1 1 0 0.6 ± 1,3 12,0 1,0 0 0,2 Künstl. „ 5 181 13 3 3 10,5 ± 2,1 11.3 0,2 0,2 0,4 „ Fremdbestäubung . 5 124 62 494 10 46,4 + 24,3 21.1 8,0 0,2 100 „ Bastardbestäubung mit schmalblättr. Scho- tenklee 4 127 42 101 2 36,9 ±19.1 16,6 2,4 0,1 19,9 Schmalblättriger Schotenklee. ' Freiwill. Selbstbestäubung 5 ■205 2 6 1 1,6 ± 7,4 15.0 3,0 0,5 0,5 Künstl. 5 201 43 110 9 18.0 + 10.6 15.5 2,6 0.2 8.6 „ Fremdbestäubung . 5 145 75 806 3 55,6 + 2.1 22,9 10,7 0,1 100 ,, Bastardbestäubung j mit breitblättrigem Scho- tenklee 6 291 106 68 540 34.3 ±18.9 20,5 0,6 5,1 4,2 Die Befruchtungsverhältnisse bei Gras und Klee in ihrer Beziehung zur Züchtung. 25 schmalblättrigen T}T)us durch Blütenstaub von Pflanzen des breit- blättrigen Typus bestäubt wurden, eine grosse Anzahl von halb ent- wickelten Samen ist. während die entgegengesetzte Bastardbestäubung derartige Samen nicht liefert. Im Jahre 1911 wurde diese Serie zuletzt behandelt, und die andern Serien wurden daher nicht unter- sucht; im Jahre 1912 dagegen wurden bei allen Serien nach dieser Richtung hin Untersuchungen vorgenommen. Diese Resultate deuten darauf hin. dass die beiden Tj^pen. die ge- wöhnlich in der Mischung vorkommen, einander so fern stehen, dass Bastardbestäubung zwischen ihnen schwerlich vollständig entwickelten Samen liefert. Die recht gut entwickelten Hülsen und die halb ent- ■wäckelten Samen deuten jedoch darauf hin, dass der Blütenstaub gekeimt hat, und dass in vielen Fällen Befruchtung stattgefunden hat. dass aber die Entwicklung ins Stocken geraten ist. Die Resultate geben zugleich eine ausgezeichnete Erklärung für die Tatsache, dass es so äusserst selten deutliche Mittelformen zwischen den beiden Haupttypen in den Mischungen gibt, obwohl sie gleichzeitig blühen. In einer solchen Mischung, wo die beiden Typen einigermassen stark vertreten sind, wird nur äusserst selten allein der Blütenstaub von der fremden Form auf die Xarbe übertragen werden. Gewöhnlich wird sich der Blütenstaub von beiden Tj-pen auf den Insekten mischen und in gemischtem Zustand auf die Narbe übertragen werden; der Blütenstaub von der fremden Form wird dann wahrscheinlich in dem Wettbewerb unterliegen. Ob diese Erklärung die einzig gültige ist. lässt sich auf Grund dieser Versuche nicht entscheiden. Es gibt in den Beziehungen zwischen den beiden Tj^^en noch einige unaufgeklärte Punkte. Der Versuch im Jahre 1911 wurde nämlich an Geschwister- pflanzen ausgeführt, d. h. dass sowohl die breitblättrigen als die schmal- blättrigen Pflanzen, an denen der Versuch ausgeführt wurde, Nach- kommen einer breitblättrigen Pflanze waren, die unter lauter schmal- blättrigen Pflanzen auf einem Felde blühend gefmiden worden war. auf dem eine schmalblättrige Form gesät war. Die Samen dieser Pflanze wurden geerntet und gesondert ausgesät, und sie gaben ausser ca. 500 breitblättrigen 19 typisch schmalblättrige, aber fast keine von deutlicher Mittelform. Es scheint demnach, als ob sogar Geschwisterpflanzen einander schwerlich befruchten können, wenn sie von verschiedenem T}T)us sind. Es mag späteren Untersuchungen vorbehalten bleiben, diesen Um- stand sowie die Frage ..Mittelformen" genauer zu erklären. Auf der hier vorliegenden Grundlage kann man behaupten, dass beim Schotenklee zwecks Samenansatz Fremdbestäubung erforderlich ist, und zugleich, dass die Pflanze in bezug auf Bestäubung vollständig 26 Frandsen: auf die Hilfe von Insekten angewiesen ist. Der Insektenbesueh ist jedoch nicht der einzige Faktor, der auf den Samenansatz entscheidend wirkt; auch die Witterung übt einen grossen Einfluss aus. und hierzu- lande ist es sicher der letztgenannte Faktor, der in der Regel den Samen- .ansatz bevstimmt. Der Schotenklee hat eine sehr lange Blühzeit, die Blüte beginnt oft Anfang Juni und dauert bis in den August hinein, und da die Honig- biene mit vielen anderen Bienen die Blüten fleissig besucht, wird es ge- wöhnlich nicht an Insekten fehlen. Dagegen scheinen unsere Klima- verhältnisse für den Fruchtansatz häufig ungünstig zu sein. In feuchten und kühlen Sommern erzielt man nur eine kleine Menge von ungleich reifen Samen. Dies erklärt sich wahrscheinlich dadurch, dass unser nordischer Sommer — besonders in solchen Jahren - — eine zu niedrige Temperatur, zu wenig Sonnenlicht oder vielleicht auch zu feuchte Luft hat. als dass der Befruchtungsprozess befriedigend ver- laufen könnte, und infolge der geringen Befruchtung und des geringen Samenansatzes treibt die Pflanze weiter neue Sprossen und Blüten, und das fortgesetzte Blühen muss notwendigerweise ungleich reife Samen geben. 11. Blaue Luzerne (Medicago sativa L.).^) Auch über das Blühen und die Bestäubung der Luzerne liegen in der Literatur viele Angaben vor. auf die hier hingewiesen werden soll. Hier sollen nur die Resultate einiger kleinerer Versuche mit Iso- lierung und künstlicher Bestäubung der Luzerne erwähnt werden, die auf der Tystofter Versuchsstation im Laufe der Sommer 1911 und 1912 ausgeführt wurden. Bei diesen Versuchen wnirden folgende Bestäubungs- verfahren versucht: 1. Die isolierten Blüten blieben bis zur Samenreife unberührt stehen (freiwillige Selbstbestäubung). 2. Nach vollständiger Entwicklung wurden die Blüten mittelst einer Nadel zmn Entfalten gebracht, jedoch so. dass Blütenstaub und Narbe nicht mit dieser in Berührung kamen, wonach sie \vieder isoliert wurden und bis zur Samenreife stehen blieben (künstliche Selbstbestättbung) . 3. Nach vollständiger Entwicklung wurden die Blüten mittelst eines feinen Pinsels durch Blütenstaub von einer andern Pflanze bestäubt und von neuem wie vorige isoliert (künstliche Fremdbestäubung). Die Anzahl der behandelten Blüten sowie das Resultat der Be- stäubung sind aus der Tabelle 18 ersichtlich. *) Fruwirth loco cit. 3. Bd. — Kirchner loco cit. — Knuth loco cit. — H. Müller loco cit. — C. Piper, E. Morgan, W. Evans, R. Mc. Kee and W. Morse: U. S. Dep. of Agr. Division of Plant Indiistrv Bull. 75. Die Befruchtungsverhältnisse bei Gras und Klee in ihrer Beziehung zur Züchtung. 27 Tabelle 18. Bestäubungsversuche mit Blauer Luzerne (Medicago sativa L.). Versuchsjahr und Bestäubungsart Anzahl n gaben n im chnitt Ö ö L 1« O d Co -^ -iJ , — , -d os d CÖ fZl (X) N d ö « Co ö •-3 d * Jd § ^ :d-^ Versuch 1911. Freiwillige Selbstbestäubung Künstliche „ „ Fremdbestäubung Versuch 1912. Freiwillige Selbstbestäubung Künstliche „ „ Fremdbestäubung 8 206 23 40 12,6 8 202 72 115 — 36,7 7 169 113 506 — 61,6 12 1139 87 84 44 9,1 11 1013 361 675 76 35,1 9 635 394 1239 56 64,4 ±17,9 ±26,1 + 16,4 ±11,4 ±24,7 + 12,0 1,7 1,6 4,5 1,0 1,9 3,4 6,5 19,1 100,0 4,1 35,5 100,0 Wie es sich ergibt, bestätigen diese Versuche die Burkillsche Theorie, dass Luzerneblüten nur selten Samen ansetzen, wenn sie nicht zur Entfaltung gebracht werden, während sie bei künstlich her- vorgerufener Entfaltung durch Selbstbestäubung recht guten Frucht- ansatz geben können. Die Luzerne ist demnach nicht selbststeril; aber eine solche Selbstbestäubung steht in bezug auf Fruchtansatz noch weit hinter der künstlichen Fremdbestäubung zurück, wenn man mit der Samenmenge rechnet, die bei einer bestimmten Anzahl von Blüten erzielt worden ist (siehe Yerhältniszahlen). 12. Hopfen- oder Schneckenklee (Medicago lupulina L.).\) Betreffs Konstruktion der Blüte sei auf untenstehende Literatur verwiesen. Es wird allgemein behauptet, dass die Blüten reichlich von In- sekten, namentlich von Honigbienen, besucht werden, und da,s£ dieser Insektenbesuch für den Fruchtansatz entscheidend wirken sollte. Nach Beobachtungen auf der Tystofter Versuchsstation scheint dies jedoch nicht der Fall zu sein. Di(> Blüten werden zwar von In- sekten besucht, der Besuch scheint aber zu der Sicherheit, mit der man bei dieser Pflanzenart Fruchtansatz bekommt, in keinem Verhältnis zu stehen. Frühere Versuche haben erwiesen, dass Hopfen-Schneckenklee in einigen FäUen durch Selbstbestäubung reichlichen Fruchtansatz und in anderen Fällen Selbststerilität ergibt. ^) Darwin, Fruwirtb, Kirchner. Müller, je loco cit. 28 F r andsen: 0. Kirchner hat durch seine Versuche nachzuweisen ge- meint, dass die mehrjährige Form des Hopfen- oder Schneckenklees selbststeril, die einjährige Form dagegen selbstfertil sei. Im Laufe der Sommer 1910 und 1911 wurden auf Tystofte Iso- herung von einigen Blütenständen vorgenommen; eine künstliche Be- stäubung oder Bestimmung des Samenansatzes bei nicht isolierten Blüten wurde jedoch nicht vorgenommen. Aus der Tabelle Nr. 19 ist das Resultat dieser Isolierungen er- sichtlich. • Tabelle 19. Isolierungsversuche mit Hopfen-Schneckenklee (Medicago lupulina L.). Anzahl Jahr isolierte Pflanzen isolierte Blütenstände Samen Samen per Blütenstand 1910 1911 7 6 37 464 825 6649 22,3 14,3 Der Versuch im Jahre 1910 wurde im Spätsommer ausgeführt, weshalb die Pflanzen vor der Reife geerntet werden mussten; es wurde aber zur Untersuchung nur Material herangezogen, bei dem der Fruchtansatz sich mit Sicherheit bestimmen liess. Im -Jahre 1911 zeigte es sich, dass einige Isolierungen von Blatt- läusen angegriffen waren, so dass die Pflanzen verwelkten. Diese sind in der Tabelle nicht mitgerechnet. Durch diese Versuche ist es ausser Zweifel gestellt, dass der Hopfen-Schneckenklee ziemlich selbstfruchtbar sein kann, was ja auch frühere Versuche schon erwiesen haben. 0. Kirchners Theorie über die Verschiedenheit in der Selbst- fruchtbarkeit zwischen einjährigen und mehrjährigen Formen scheint sich dagegen nicht durch diese Versuche zu bestätigen. Die Pflanzen, an denen die Versuche der beiden Jahre ausgeführt wurden, sind nämlich von einem mehrjährigen Typus. Die Samen wurden im Jahre 1908 aus- gesät, und che Pflanzen blühten zum ersten Male im Jahre 1909 und zum zweiten Male im Jahre 1910. Einige wurden dann zur Fortsetzung der Züchtung ausgewählt und wurden daher umgepflanzt und blühten zum dritten Male im Jahre 1911. Die Versuche des letzten Jahres sind also an vierjährigen Pflanzen vorgenommen worden, und diese waren auch absolut nicht selbststeril. Die widersprechenden Resultate lassen sich wahrscheinhch auf die V\^eise erklären, dass zwischen den einzelnen Pflanzen oder zwischen verschiedenen Typen mit Bezug auf freiwillige Selbstbestäubung eine Die BefrucMungsverhältnisse bei Gras und Klee in ihrer Beziehung zur Züchtung. 29 grosse Variabilität besteht. Vielleicht hängt dies auch mit einer Ver- schiedenheit in der Fähigkeit zur automatischen Entfaltung der Blüte wie bei der Luzerne zusammen. Alle die bei den Tystofte-Versuchen isolierten Blüten öffneten sich jedenfalls automatisch. Zusammenfassung. Gräser. Bei Knaulgras, französischem Raigras, italienischem und englischem Raigras, Lieschgras, sowie Wiesenfuchsschwanz wurden die Ergebnisse anderer Forscher bestätigt, wonach diese Gräser aus- gesprochene Fremdbefruchter sind. Es wurden aber immerhin bei einzeln eingeschlossenen Rispen einer Pflanze und bei je zwei zusammen eingeschlossenen einer Pflanze auch höhere Zahlen für den Ansatz von Früchtchen gefunden, so im ersten Fall bis zu ll,5*'/o, im zweiten bis zu 11,2 ^j^ Frucht, je nach der Gesamt- zahl Blüten. Durchweg gab gemeinsamer Einschluss von Rispen verschiedener Pflanzen ganz wesentlich höhere Zahlen. Ausgesprochene individuelle Verschiedenheiten bei der geringen Neigung zur Fruchtbarkeit bei Selbst- und Nachbarbestäubung wurden beim Knaul- gras, Lieschgras und Wiesenfuchsschwanz fest- gestellt. Bei spätem Rispengras (Poa fertilis) und Acker- trespe (Bromus arvensis), bei welchen Gräsern die Blüh- und Befruehtungsverhältnisse von anderer Seite bisher nicht untersucht worden sind, zeigte sich — im Gegensatz zu den zuerst erwähnten sechs Gras ern — ungefähr normale Fruchtbildung beim Einschluss einzelner Rispen und gemeinsamem Einschluss je mehrerer Rispen einer Pflanze. Kleearten. Bei Rotklee konnte bestätigt werden, dass bei Bestäubung einzelner Blüten mit sich selbst, mit anderen Blüten desselben Kopfes, wie auch solchen eines anderen Kopfes derselben Pflanze, wenn über- haupt, ein so geringer Ansatz erfolgt, dass er auf Zu- fälligkeiten zurückgeführt werden kann. Dagegen wurde bei Luzerne besserer Ansatz bei freiwilliger und künstlicher Selbstbestäubung er- zielt als von mehreren anderen Forschern bisher mit- geteilt worden ist. 30 Frandsen: Die Befruchtimgsverhältnisse bei Gras und Klee usw. Der Schotenklee erwies sich bei freiwilliger und künstlicher Übertragung des Blütenstaubes inner- halb je einer Blüte als der Selbstbefruchtung äusserst abgeneigt. Bei Hopfen- oder Schneckenklee konnte bei ein- zeln eingeschlossenen Blütenständen und einzeln eingeschlossenen Pflanzen gute Fruchtbildung er- zielt werden, ein Zurückstehen der mehrjährigen Form, wie es Kirchner festgestellt hatte, konnte dabei nichtbeobachtet werden. über die spezifische Empfindlichkeit der Gerste gegenüber der Streifenkrankheit. Vou Prof. Dr. L. Kiessling, Vorstand der K. bayr. Saatzuchtanstalt Weihenstephan. Bei einer Reihe von Krankheiten wurde schon beobachtet, dass sich die einzelnen Sorten und Rassen gegenüber der Anfälügkeit ver- schieden verhalten und die für die Züchtung sich hieraus ergebenden Folgerungen führten auch zu praktischen Versuchen hinsichtlich der Gewinnung resistenter Stämme. Nach meinen, bis auf die ersten Jahre des Jahrhunderts zurückgehenden Beobachtungen scheint auch für die Streifenkrankheit eine spezifische Empfindlichkeit zu bestehen. Diese Krankheit ist bekanntlich auf den zu den fungi imperfekti, Untergruppe Dematiaceae, gehörigen Pilz Helminthosporium g r a m i n e u m Rabh. (Pleospora trichostoma) zurückzuführen, der durch Blüteninfektion wie durch Keimhngsinfektion in die Pflanze eindringt. Für die Keimlingsinfektion kommen ausser den den Körnern äusserlich anhaftenden Pilzen jedenfalls auch die auf toten Halmen und den Stoppeln gefundenen saprophytischen Entwicklungsstadien in Be- tracht, die in Form von Sklerotien überwintern und im Frühjahr neuer- dings Konidien und Sporen bilden. Auf die Krankheit wurde zuerst von J. Eriksson in einem Vor- tiag in Stockholm (1881) aufmerksam gemacht, während 0. Kirchner (1891) die erste deutsche Mitteilung darüber brachte. Eine gründliche Untersuchung der biologischen und pathologischen Verhältnisse wurde von F. Kölpin Ravn (1901) in der Zeitschrift für Pflanzenkrank- heiten veröffentlicht, während nachher eine grosse Anzahl von Be- obachtungen über das Auftreten der Krankheit und ihre Bekämpfung erfolgte. Gelegentlich und wiederholt wurde schon auf das sortenweise ver- schieden starke Auftreten der Krankheit aufmerksam gemacht. Es 32 K i e s s 1 i n y : fehlen aber bisher systematische Untersuchungen und Beobachtungen, die das Verhalten der gleichen Sorten in mehreren Jahrgängen nach- einander zahlenmässig festlegen. Wir haben seit einer Reihe von Jahren derartige Beobachtungen auf den Versuchsfeldern der Kgl. Saat- zuchtanstalt in Weihenstephan durch Ausreissen und Auszählung der sicher streifenkranken Pflanzen auf dem Felde vorgenommen, über die nachfolgende Tabellen unterrichten. Dabei ist unter der Jahrgangs- ziffer die Zahl der kranlven Pflanzen auf 1 a Anbaufläche angegeben; die fetten Zahlen beziehen sich auf Parzellen, für die das Saatgut im Original aus den betreffenden Zuchtstätten unmittelbar bezogen war, während für die übrigen Parzellen Weihenstephaner Nachbau verwendet worden war. Nr. Sorte 1912 1913 1914 1 2 3 4 5 6 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Freisinger Landgerste Niederbayer. Landgerste Alte Hannagerste (1901 bez.) .... Jüngere Hannagerste (1911 u. 1914 bez.) Fränkische Gerste Jura-Gerste P Jura-Gerste H Jura-Gerste A Pfälzer Gerste 3 Pfälzer Gerste 6 Pfälzer Gerste S Criewener 403 Bethge 11 Betbge III Loosdorfer March b Loosdorfer Laa Loosdorfer Zaya 38,7 11,5 10,0 13,6 7.5 14,4 2,5 0 362.5 407.7 0 125,0 1,2 29,5 — ») 43.3 1.2 7,7 1,2 30,7 1,2 113,4 0 1,9 0 0 0 0 1,2 1.9 5.0 0 5,0 1.9 106,6 13,0 53,3 0 -') 110,0 -') 168,6 81,6 26,6 90,0 0 0 6,6 3,3 45,0 13,3 In den Jahren 1915 und 1916 haben sich auf unseren Versuchs- feldern einige Verschiebungen in den angebauten Sorten ergeben, deshalb sollen die Beobachtungen dieser letzten beiden Jahre im Auszug unter vergleichsweiser Hereinbeziehung des Jahres 1914 in einer besonderen Tabelle Platz finden, in der die Zahlen die gleiche Bedeutung haben wie in obiger Zusammenfassung. Ausserdem sind hier für die letzten beiden Jahre die Beobachtungen auf den verschiedenen Parallel- parzellen (a, b, c) des gleichen Versuchsfeldes getrennt angegeben. ^) Beobachtung fehlt. über die spezifische Empfindlichkeit der Gerste gegenüber der Streifenkrankheit. 33 1915 1916 Nr Sorte 1914 a b c a b 18 Franken-Gerste D 0 12 12 -') 22 12 19 Franken-Gerste R 0 18 78 90 5 10 20 Franken-Gerste K 13 — 42 27 42 22 21 Jura-Gerste A 1686 909 582 612 70 45 22 Pfälzer Gerste A 16,6 51 87 81 240 17 23 Oberbayer. Gerste P 12 48 75 -') 102 150 24 Oberbayer. Gerste G 12 38 18 -') 25 52 25 Kraffts Starkenburger 11,7 96 120 126 235 190 26 Kraffts verb. Riedgerste 12 15 36 36 55 47 27 Criewener 403 0 3 9 6 42 12 ?.H Criewener 405 0 16,6 0 0 0 12 9 18 20 57 5 29 Svalöfs Goldgerste -') Aus den beiden vorstehenden Zusammenstellungen sieht man, dass die Stärke des Befalls durchschnittlich und bei den einzelnen Sorten jahrgangsweise ziemlich stark wechselt, eine Beobachtung, die auch den sonstigen Erfahrungen entspricht. Der Grund hierfür wird unter der Voraussetzung einer gleichen Infektion des Saatguts hauptsächlich in den Witterungsverhältnissen des Anbaujahfes liegen, nachdem einer- seits festgestellt ist, dass ungünstiges, kälteres Wetter während der Keimzeit den Ausbruch der Kranl^heit begünstigt, während von vielen Beobachtern auch die Gestaltung des Wetters während der späteren Wachstumszeit der Gerste für den Umfang der Krankheit mit verant- wortlich gemacht wird. Abgesehen davon spielt auch der Standort insofern eine Rolle, als auf einzelnen Bodenarten erfahrungsgemäss die Krankheit stärker auftritt, hauptsächlich wohl auf solchen von schwererem und daher feuchterem und kälterem Charakter und ferner solchen, welche nach Nährstoffgehalt und physikalischen Eigenschaften als hygienisch ungünstig anzusehen sind. Nach der Biologie des Pilzes ^) ist nämlich auch eine Ansteckung der Saat im Boden möglich und deshalb kann auch vom Keirngehalt des Bodens bzw. seiner Neigung zur Konservierung von Ansteckungsträgern die Befallstärke abhängig sein. Dass hierin tatsächliche Unterschiede bestehen, darüber geben ^) Beobachtung fehlt. 2) Vergl. hierzu besonders die Untersuchungen von Kölpin Ravn über einige Helm-Arten usw. in Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten Bd. II, 1911, St. 1. Hier ist auch die ältere Literatur zitiert. Ferner die bekannten Handbücher über Pflanzen- krankheiten, von denen besonders das von J. Eriksson, „Die Pilzkrankheiten der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen", deutsche Ausgabe, Leipzig 1913, eine gute Dar- stellung bringt. Zeitschrift für PflanzenzücMung. Bd. V. 3 34 Kiessling: die nach den Parallelversuchen ausgeschiedenen Zahlen der letzten Tabelle Auskunft. Da diese Parzellen auf dem gleichen Versuchsfeld mit allgemein gleicher Bodenqualität und unter gleichen Witterungs- verhältnissen gewonnen wurden, so weist die beobachtete, oft sehr starke gegenseitige Abweichung auf den eminenten Einfluss verhältnismässig geringfügiger Verschiedenheiten in der Anbaufläche hin. Unabhängig von diesen Modifikationsursachen zeigen die Zahlen der obigen beiden Tabellen doch mit grösster Deutlichkeit die Sorten- spezifität hinsichtlich der Krankheit. Wenn auch eine Anzahl von Sorten bei dieser Feststellung infolge der angegebenen Umstände einen etwas schwankenden Charakter zeigt, so ist doch bei einer Reihe von anderen Sorten das Verhalten ganz unzweideutig. So sind als Sorten geringer Anfälligkeit die unter Nr. 4, 12 bzw. 27, 13—18. 24, 26—29 zu bezeichnen; als stark anfällige Sorten wären Nr. 5, 22, 23, 25 und besonders 21 hervorzuheben. Bei der letzten Sorte würde die im Jahre 1914 festgestellte Erkrankungsziffer nach einer, auf die übliche Stand- weite begründeten Berechnung ungefähr einem Befall von 10"/,, der Pflanzen der Gesamtfläche entsprechen. Andere Beobachter glauben Befallshöchstziffem bis 15. 20 oder sogar 30 ^^/f, annehmen zu können, so dass die wirtschaftliche Bedeutung der Krankheit ausser allem Zweifel steht. Ausser der Sortenspezifität zeigt sich auch, dass die HerKunft der Saat sehr wichtig ist. worauf schon Kölpin Ravn aufmerksam gemacht hat. Die Infektionsstärke wird eben in weitgehendstem Maße von den Verhältnissen des letzten Anbaujahres, also insbesondere der am Erzeugungsort gegebenen Infektionsstärke unter dem Einfluss der örtlichen Wachstumsbedingungen abhängig sein. Dass aber diese Ver- hältnisse nicht in allen Fällen ausschlaggebend sind, zeigen unsere Be- obachtungen, indem bei einer Reihe von Sorten das spezifische Ver- halten eindeutig bleibt, gleichgültig, ob das Saatgut aus den Zucht- stätten mit ganz anderen Verhältnissen als unser Anbauort unmittelbar stammte, oder ob es Weihenstephaner Nachbau war. Insbesondere verdient hervorgehoben zu werden, dass der Nachbau im allgemeinen in Weihenstephan bei den wenig empfindlichen Sorten nicht wesentlich kränker geworden ist. obwohl hier die Infektionsmöglichkeit zweifellos gegeben und durch die natürliche Anbaulage (schwerer Boden imd regenreiches Klima) auch unterstützt war. Erwähnt sei auch, dass die Zahlen der obigen und der folgenden Tabellen sich ausnahmslos auf nutans-Sorten von Hord. dist. be- ziehen, während nach den Annahmen von Kölpin Ravn und Eriksson die Streifenkrankheit mehr bei den erectum-Gersten auftreten soll, weshalb letzterer Autor sogar für den Erreger den Namen danach wählte. Im Gegenteil haben wir in Weihen- über die spezifische Empfindlichkeit der Gerste gegenüber der Streifenkrankheit. 35 Stephan bei erectum-Gersten meist geringere Befallsziffern erhalten, so bei Schliephackes Germania 1912 nur 3 — 7 Pflanzen auf dem Ar, bei V. Stieglers Kaisergerste 1913 gar keine, bei Heydenreichs Gold- thorpe 1914 keine. 1915 = 6 und 1916 = 5, bei Nolcs Imperial 1914 = 0, 1915 — 10, 1916 = 8 Pflanzen. Weiter ist bekannt und auch von uns beobachtet worden, dass die Krankheit bei der vierzeiligen Gerste sehr häufig ist, so insbesondere bei der Wintergerste, aber auch bei der kleinen vierzeiligen Sommergerste, wo wir z. B. 1913 Erkrankungs- ziffern fanden von 0 angefangen in allen möglichen Graden steigend bis zu 493 Pflanzen auf dem Ar. Da aber die Sortenfrage hier noch weniger geklärt ist und besonders streng definierte Zuchtsorten nicht viel auf den Markt kommen, so sei auf nähere Ausführungen verzichtet. Für die Pflanzenzüchtung von besonderer Wichtigkeit ist die Frage vom Standpunkt der strengen Erblichkeitslehre aus. Unter den bisher beobachteten Sorten und auch in obiger Tabelle angegebenen Sorte ist zweifellos ein grosser Teil ein Gemisch verschiedenartiger Formen und Linien, so dass die gewonnenen Erkenntnisse für die Ver- erbungsfrage nicht übermässig viel besagen. Andererseits scheinen aber, worüber ich nicht genau informiert bin, die Nummern 9, 10, 12 bis 17, 20, 27 — 29 nach dem Verhalten und den Angaben der Züchter gleichzeitig reine Linien zu sein. Da sich unter diesen Sorten ver- schiedene mit deutlich abgehobenem Verhalten befinden, so würden schon diese Beobachtungen einen Schluss auf die Linienspezifität hin- sichtlich der Empfindlichkeit ziehen lassen. Ich habe aber bei unseren Zuchtversuchen in Weihenstephan schon seit 1906 ^) hierüber ganz scharfe und eindeutige Beobachtungen gemacht. Insbesondere war unsere Zuchtlinie Fg2 sowie später auch die Linie Ng4 deutlich stärker zur Erkrankung geneigt als andere am gleichen Ort angebaute und gleichbehandelte Zuchten. Auch weitere Linien haben sich ent- sprechend verhalten, wie aus der nachfolgenden Zusammenstellung her- vorgeht, die neben eigenen Linien auch einige solche auswärtiger Zuchtstellen enthält, diese aber immer in Originalsaatgut aus den be- treffenden Zuchtstellen angebaut. Die Zahlen bedeuten wieder die Er- krankungsziffern auf dem Ar Anbaufläche (siehe die folgende Tabelle). Diese Zahlen brauchen weiter keine Erläuterung, da es sich um reine Linien im Sinne von W. Johannsen handelt. Dass es Linien mit absoluter Unempfindlichkeit gibt, wie es die Beobachtungen an den Stämmen Z und HHl in den Jahren 1912 — 14 andeuten, ist nicht an- zunehmen, weil die beiden Linien in den beiden nachfolgenden Jahren doch eine, wenn auch relativ zurückstehende Krankheitsziffer ergaben. ^) Vergl. hierzu Berichte der Kg-1. Saatzuchtanstalt in Weihenstephan 1906, 1912, 1913. 3* 36 K i e s s 1 i n g: Andererseits ist aber aus der Tatsache, dass sich die einzelnen Linien grundsätzhch verschieden verhalten, der Schluss zu ziehen, dass der Züchtung in diesem Falle eine dankbare Aufgabe zufällt, weil es möglich ist, durch mehrjährigen Vergleich der Zuchtlinien nebeneinander die- jenigen herauszufinden, welche wenigstens relativ resistent erscheinen. Dass es sich dabei nicht um Zufälligkeiten und Modifikationen handelt, geht aus den obigen, sich über fünf Jahre erstreckenden Zahlen deutlich hervor. Auch ist nicht nur der Unterschied bei den Weihenstephaner Zuchtlinien aufgetreten, sondern auch bei auswärtigen. So stammen die Linien A B und A D aus einer anderen bayer. Zuchtstätte, von der sie jährlich neu an uns geliefert wurden; das gegenseitige Verhältnis ist in allen fünf Beobachtungsjahren mit grosser Schärfe eingehalten worden, so dass man ohne weiteres die Linie A B als eine solche von mittlerer Anfälligkeit und die Linie AD als eine sehr widerstandsfähige be- zeichnen kann. Linienbezeichnung 1912 1913 1914 1915 1916 a b c a b Fg2 18,7 21,1 43,3 _ _ _ 680 294 FgS 13,7 . 251,9 36,6 — — — — Ng2 12,5 — 6,0 — — — — Ng4 ßl,2 25,0 85,0 — — 584 108 Hg 18 2,5 2,9 13,3 60 67 43 218 63 Hg 24 6,2 17.3 33,3 47 63 47 131 72 AB 3,7 1.^,3 15,0 153 83 83 205 284 AD 2,5 9,6 0 10 7 7 121 15 HHl 0 0 0 3 13 17 119 63 Z 0 0 0 20 0 — 39 37 ( — an Stelle der Zahlen bedeutet niclit Null, sondern dass die Beobachtung fehlt oder wegen verschiedenen Standorts der Gersten nicht angeführt ist.) Erscheint somit die Möglichkeit gegeben, durch Trennung und Be- obachtung verschiedener Linien relativ streifenkrankheitsfeste Zuchten zu schaffen, so ist diese Möglichkeit auch für die Gewinnung solcher Zuchten durch Bastardierung anzunehmen, wenn auch heute noch nicht gesagt werden kann, in welcher Form die Vererbung und Spaltung im Kreuzungsfalle erfolgt. Nach den von Biffen, Nilsson-Ehle und anderen bei Rost gemachten Beobachtungen ist sogar die Möglich- keit gegeben, eine Steigerung der Lnmunität durch Kreuzung zu er- reichen, besonders wenn die Empfindlichkeit oder Resistenz von mehreren Erbeinheiten abhängig ist. Es wird also zweckmässig sein, bei künftigen Kreuzungsversuchen auch auf diese Frage zu achten. Meine Beobachtungen haben ergeben, dass auch innerhalb der reinen Linie die einzelnen Linienzweige nicht immer die völlig gleiche über die spezifische Empfindlichkeit der Gerste gegenüber der Streifenkrankheit. 37 Empfindlichkeit zeigen; so wurde in verschiedenen Jahren bei der Linie Fg 2 ein Zweig (Fg 2 d) gefunden, der durchschnittlich eine auffallend stärkere Erkrankungs Ziffer aufwies, als die übrigen Linienzweige gleicher Ordnung. Weiter wurde von mir beobachtet, dass innerhalb verschiedener Linien diejenigen Pflanzen, welche von Mutterpflanzen mit geringerer Kornzahl an der Ähre abstammten, auch einen etwas stärkeren Befall mit Streifenkrankheit aufzuweisen schienen als die Ab- kömmlinge der produktivsten Mutterpflanzen. Ich bin aber geneigt, in dieser Tatsache nur eine Nachwirkung insofern zu sehen, als eben die höhere Produktivität der Mutterpflanzen auf deren besserer Ernährung beruht, und dass diese auch die Körner gekräftigt hat, wodurch daraus wieder kräftigere Jugendpflanzen erwuchsen, welche dem Pilzangriff gegenüber resistenter waren. Andererseits wäre auch die Erklärung möglich, dass die geringere Produktivität der Mutterpflanzen schon auf einer durch den Pilz verursachten Schwächung beruhte, die noch nicht zur eigentlichen und makroskopisch deutlichen Streifenkrankheit geführt hatte und dass daher die Abkömmlinge solcher Pflanzen stärker in- fiziert waren als diejenigen der kräftigsten Individuen. An dieser Stelle ist auch des Verhaltens der aus der Linie Fg2 durch Mutation gewonnenen Neuzucht Fg3 zu gedenken, die sich von der Ausgangslinie in einer grossen Reihe morphologischer und physio- logischer Eigenschaften unterschied.^) In bezug auf die Streifenkranlv- heit war diese neue Form im allgemeinen der Ausgangssorte ähnlich, zeigte aber im Jahre 1913 etwa die 12 fache Erkrankungsziffer. Die Zahlen der beiden letzten Jahre sind nicht vergleichbar, weil hier beide Saaten auf verschiedenen Feldern standen. Ob trotz der vorstehenden Beobachtungen durch Selektion inner- halb einer reinen Linie eine Herabsetzung der Empfindlichkeit für Streifenkrankheit erreicht werden kann, erscheint mir, solange nicht entsprechende Mutations- oder Kreuzungsprodukte auftreten, höchst zweifelhaft zu sein. Denn die obigen auf das Verhalten eines be- sonderen Zuchtzweiges und der schwächeren Pflanzen bezüglichen Er- fahrungen sind deshalb nicht als Beweise für die Wirkung einer Selektion brauchbar, weil in beiden Fällen die Weiterverfolgung der Abkömmlinge solcher Ausnahmezuchtreihen zu keinen eindeutigen Resultaten geführt hat. Dagegen ist der negative Beweis wenigstens in einem gewissen Umfang geliefert. Zunächst wird durch das bei uns übliche Zuchtver- fahren jeder Krankheit und SchM^ächung insofern selektierend entgegen- gewirkt, als hier die Pflanzen im Zuchtgarten während der ganzen ^) Beschrieben in der Zeitschr. für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre Bd. VIII, S. 48. 1912. 38 Kiessling: Vegetationszeit scharf beobachtet und alle Individuen und Individual- nachkommenschaft^n einer Linie beseitigt werden, die irgendwelche ungünstige Merkmale aufweisen. Dieses Verfahren wird insbesondere auch hinsichtlich des Befalls mit Streifenkrankheit beobachtet. Ausser- dem verwenden wir zur Nachzucht nur die ausgewählt besten, kräftig- sten und gesündesten Pflanzen, so dass auch in dieser Beziehung der Verbreitung parasitärer Schwächungen und ihrer Folgezustände ent- gegengearbeitet wird. Und endhch haben wir seit 1906 in den eigent- lichen Vermehrungsparzellen unserer Linien alljährlich während des ganzen Sommers die streifenkranken Pflanzen frühzeitig ausgezogen. All diese Massnahmen haben zu keiner Unterdrückung der Streifen- krankheit in den hierfür besonders empfindhchen Linien geführt, so dass mit dieser spezifischen Resistenz gegen die Wirkvmgen des Helminthosporiumbefalls bei der zweizeiligen Gerste wohl als mit einer konstanten und selektiv weiter nicht zu beeinflussenden Linieneigen- schaft zu rechnen ist. Für die Praxis ergeben sich aus den gemachten Beobachtungen etwa folgende Richtpunkte: LDie Pflanzen Züchter haben der Empfindlichkeit ihrer Zuchten gegenüber der Streifenkrankheit das schärfste Augenmerk zuzuwenden. Zm* Ge- winnung genauer Beobachtungen müssen die Zuchtlinien nicht nur im Zuchtgarten, sondern auch noch eine oder einige weitere Ver- mehrungsgenerationen getrennt gehalten und durch Auszählung der befallenen Individuen möglichst frühzeitig auf ihr bezügliches Verhalten geprüft werden. Dabei genügt es nicht, nur an einem Anbauort die Beobachtungen zu vollziehen, da infolge der aus der Bodenbeschaffenheit hervorgehenden Einflüsse der Krankenbestand ortsweise ganz verschieden ausfallen kann. Ferner sind die Prüfungen in verschiedenen .Jahren durchzuführen, weil erfahrungs- gemäss die Witterung und besonders die Wärme während der Keim- zeit und auch im späteren Wachstum den Ausbruch der Krankheit modifiziert. Linien, die in mehreren Beobachtungsjahren und auf verschiedenen Flächen irgend erhebliche Neigung zur Streifen- krankheit zeigen, wären aus der Züchtung auszuschliessen. 2 Es wäre zu versuchen, durch Kreuzung verschiedener reiner Linien und besonders solcher von erfahrungsgemäss grosser Resistenz neue Zuchtstämme mit möglichst geringer Neigung zur Streifenkrankheit zu begründen. 3. Da der Umfang der Erkrankung wesentlich von der Stärke der Infektion des Saatguts an seinem früheren Anbauort abhängig ist. über die spezifische Empfindlichkeit der Gerste gegenüber der Streifenkrankheit. 39 und da weiter die Infektionsmöglichkeit nach Bodenart und -Khma der Saaterzeugungsstätte ausserordenthch wechselt, so wäre d i e Gewinnung von Gerstensaatgut in Gegenden und auf Bodenarten mit häufiger und ausgedehnter Streifenkrankheit so weit als möglich zu ver- meiden. 4. Da neben der Infektion durch Bodenkeime und die den Gersten- körnern äusserlich anhaftenden Pilze auch die Blüteninfektion durch das Helm. gram, eine Rolle spielt, so wäre eine früh- zeitige Entfernung solcher befallener Pflanzen aus den Zuchtgärten und ersten Vermehrungsparzellen ebenso wie bei Flugbrand ein gutes Mittel zur Herabsetzung der Infektions- gefahr. 5. Aus dem gleichen Grunde der Blüteninfektion wäre eine gute Sortierung der Saatgerste erforderlich, weil insbesondere die später aufblühenden Spitzenkörner der Ähre, welche wiederum kleinere Körner liefern, der Blüteninfektion infolge häufigeren Offenblühens besonders ausgesetzt sind.^) 6. Zur unmittelbaren Bekämpfung der Streifenkrankheit kann ausser der Schaffung eines hygienisch einwandfreien Saatbettes auch die unmittelbare Samenbehandlung dienen. In der Mehrzahl der Fälle genügt dazu die Vernichtung der den Körnern äusserlich anhaften- den Pilze durch Behandlung mit den gebräuchlichen Beizmitteln, z. B. Kupfervitriol. Quecksilbersalze, Formalin usw.; wegen der Blüteninfektion kann aber dadurch keine vollständige Entpilzung herbeigeführt werden, so dass eine Kombination der Heissverfahren (Heisswasser bzw. Heissluft mit Vorquellung) mit den chemischen Beizmitteln angezeigt ist, wodurch gleichzeitig die beiden Brand- arten der Gerste bekämpft werden. Saatbaustellen in streifenkrank- heitsgefährlichen Lagen sollten ihr Saatgut gebeizt abgeben. Der nachträglichen Infektion des Saatguts durch Bodenpilze könnte vielleicht durch die v. T u b e u f sehe Bekrustung mit Kupferkalk vorgebeugt werden. 7. Die mit der Beratung der Landwirtschaft in Sorten- und Saatgutfragen und mit dem Sortenanbauversuchswesen betrauten Stellen müssen in Zukunft dem spezifischen Verhalten der einzelnen *) Vergl. E. Henning: Om mojligheterna att genom skarp sortering av utsädet bekämpa sjukdoraar hos sädeslagen. — S. A. Kungl. Landtbruks-Ak. Handligar och Tidskrift 1916, S. 1 — 20. Nach dem Bericht in der Zeitschr. f. Pflanzenkrankheiten XXVI, 6/7, 1916. ^) Vergl. zu diesem Punkt meine ausführlicheren Angaben über diese Fragen in Heft 23/24 der Fühlingschen landwirtschaftlichen Zeitung 1916. 40 Kiessling: Über die spezifische Empfindlichkeit der Gerste usw. Gerstensorten hinsichtlich der Streifenkrankheit ihre Beachtung mehr als seither schenken und möglichst die Sorten vom Saaten- markt ausschliessen, die in wiederholten Jahren und an ver- schiedenen Anbauorten erhebliche und gegenüber anderen Sorten differenzierte Streifenkrankheitsziffern zeigen. In gleicher Richtung hätte auch die Anerkennung von Saaten durch die öffent- lichen Körperschaften zu wirken, wobei zur sicheren Erkennung der Erkrankung eine frühzeitigere Besichtigung der Gerste in noch grünem Zustande notwendig wäre. Der Rückgang der Beta-Rüben über Winter. Von H. Plahn-Appiani, Dr. rer. nat. design. h. c. (Mit einer graphischen Darstellung.) Die Haltbarkeit der Zucker- und Futterrübenwurzeln während ihrer Winterlagerung steht bekanntlich zur Dauer der Aufbewahrungs- zeit in umgekehrtem Verhältnis, — einem Verhältnis, das um so schärfer zum Ausdruck kommt, je ungünstiger die Begleitumstände innerhalb dieser Dauer sich gestalten. Da dieser Rückgang nun individuell ganz verschieden und von den mannigfachsten Faktoren, nicht zum ge- ringsten auch solchen des mechanischen Systems, abhängig ist, so ver- dienen die dadurch geschaffenen Verhältnisse eine ganz besondere Be- achtung und Berücksichtigung. Für die züchterische Praxis liegt diese Bedeutung zum Teil in der Veränderlichkeit der auf die Polarisations- methode sich stützenden Unter suchungs zahlen, zum Teil (und dies gleichsam in gegenteiligem Sinne) darin, dass die Haltbarkeit der Einzelrüben und dann die der Stämme ein gewisses Kriterium für die Güte, d. h. in diesem Falle für deren Zuchttauglichkeit hergibt. Der Rückgang wird verursacht erstmalig durch Atmung (physio- logisch normaler Zustand in absolutem Sinne), dann (als optisch ima- ginärer Verlust) durch Abspaltung der Disaccharide in die Monosen der Glykose- und Fruktosegruppe und deren molekulare Beeinflussung der Rotationsebene. Der Vorgang der Atmung, wobei die Umsetzung in Kohlensäure und Wasser erfolgt, vollzieht sich (nach Heintz) gemäss der Gleichung: C12H22OU + 12 O2 = 11 H20 + 12 CO2. Die Vermutung, dass dabei Inversionsbildung stattfindet, und zwar kompensierenderweise in dem Maße wie die Veratmung vor sich geht, hat einen exakten Beweis bisher nicht erfahren, wenngleich sie nicht von der Hand zu weisen ist, nachdem in ganz analoger Weise bei lagernden Kartoffeln (durch Müller-Thurgau) beobachtet w~urde, dass hier durch Fermentwirkung fortwährend aus Stärke, und zwar im 42 Piahn-Appiani; Verhältnis der Atmung, Zucker gebildet wird. (Experimentell erwiesen bei herabgesetzter Atmungstätigkeit durch Aufspeicherung der Saccha- rose, die dann unter teilweiser Rückbildung in Stärke wieder zum Ver- schwinden gebracht werden kann, wenn die Atmungsintensität durch Temperatursteigerung entsprechend erhöht wird.) Historisch interessant ist, dass bereits im Jahre 1777 von C. W. Scheele der Nachweis erbracht wurde, dass ebenso wie bei der At- mung der Tiere unter Verbrauch von Feuerluft (Sauerstoff) auch von den Pflanzen Luftsäui'e (Kohlensäure) gebildet werde, dabei aber erst 1863 von H. Rahe versucht wurde, die Zuckerverluste bei der Auf- bewahrung auf Umwandlung des Rohrzuckers in Schleimzucker (Invert- zucker) und auf die beim Auswachsen der Rüben tätigen Kräfte (Ver- atmung) zurückzuführen. Meine Versuche waren, neben der Ermittelung haltbarer Stämme, darauf gerichtet, die individuellen Gesamtverluste der aus den ver- schiedenen Stämmen elektierten Rüben zu bestimmen und den während der Vegetationsperiode erworbenen Polarisationszucker damit in Ver- gleich zu stellen. In der Hauptsache wurde innerhalb der Individual- auslese mit Zuckerrüben, dann aber (und hier in reinen Linien) auch mit Futterrüben gearbeitet. Die einzelnen Stämme kamen danach in zwei Zeiten, im Herbst und im Frühjahr, zur Polarisation. Trockensubstanz- und Mark- bestimmungen (zur Ermittelung der Reinlieitsquotienten) konnten jedoch aus Mangel an Zeit bei den laufenden Kampagnearbeiten leider nur in beschränktem Umfange ausgeführt werden. Auf Invertzucker wurde bei Zuckerrüben indes stets geprüft. Während bei Futterrüben ein mehr oder weniger grosser Anteil des Rückganges durch Inversionsbildung veranlasst wm'de, wurde der Verlust bei Zuckerrüben dagegen gänzlich oder doch fast gänzlich durch Atmungsintensität hervorgerufen. Selbst die erstmalig im Herbst unter- suchten und zufolge ihrer Verletzungen stark rückgängigen Zuckerrüben, mit einer Abnahme von 2 — 7 ihres prozentischen Gehaltes, zeigten (da die Rüben zur Weiterzucht bestimmt waren, konnten nur Sammelunter- suchungen von etwa 30 zu 30 Stück angesetzt werden) eine Cu-Reduk- tion, die ganz vereinzelt und auch dann nur in geringer Weise (0,068 im Maximum) 50 mg (aus 10 g Substanz) überschritt. Schon St ro hm er bezeichnet gelegentlich eines im Jahre 1895 gehaltenen Vortrages der Generalversammlung des Zentralvereins für die Rüben- zuckerindustrie in Bregenz über die ..Zucker Verluste der Rübe während ihrer Aufbewahrung" ^) als Hauptfaktor des Rückganges die Atmung der Rübenwurzel. In einer diesbezüglichen Tabelle ..Zucker- Österr.-ungar. Zeitschrift für Zuckerindustrie und Landwirtschaft, 1895, S. 685. Der Rückgang der Beta-Rüben über Winter. 43 oSj a bD AI d o o ISl a 03 m •r^ Ö o Ph CS 02 43 CD ^^ 05 I— I &c fl d ü d d -d _a3 '3 :d hl s 05 ÖD d d 'S d 43 d d m 43 5 ^ ^ d O d s d 4) o H d CS -*^ OD •ö d o p-l • 'S 4) bsi I 'S d =3 o d 03 d 43 M o o !h d cö CD (M rH O, 0_ cq_ cT i-T '-<'" — Cß cvj rM CO -* -^ [^ 05 Oi O]^ o O 1— I o o o o --^^ o" o" ö" o o M (M Ol Ol I>- D- ITC I>^ lO^ CO^ i-T od~ T^ ö~ ö~ C5 CO C35 03 CTS •^ 1-1 CD CO CO CD CO CD " m CO Ol co" co" cö '^ CO 05 'i* QO 1-- (>]^ 05 Ol^ CO CO th" im" i-T ö CM (>a lO l> lO '* lO CO ic ■<*< Ol CO OS T-H CO OO O O CO [^ i> r- c- Oi O >0 O CO o o o o o o o" o" ö~ ö~ o" 1— I ■I— I Oi 4) CS Ol CD co" CO -^ ■•— I ic l>^ CO^ O^ (M^ cfT co O c^ -^ lO r- CO CD QO CO CO CO CO IM t^ CO Oi 1— I i-H O CO 05 CO c^ r- CO o3 ^ ari- ion CO Oi l>- CO (M CO in "V o CO iCi CO o -^ CO t^ c^ CO O Oh " T-l 1—1 1—1 1 ^1-3 43 ^ « -f^ N .2 lO »M CO o ^ E CO lO «) "Q ■o ^ ■rt< ^ ?B ari- ion lO 1— ( -* CO CD c^ t^ CO 1—1 o -ti O o "S CO 1^ 1—1 CO I^ tH Ph <» r-H 1—1 1—1 1-1 1 -i-i t3 •rH "äi -f^ N .2 lO CO CO vO s i -T*< OS >ß CD CO lO CD CO ^ ?ß ■i § CO 1—1 [> 1—1 05 ^ .2 IM CO CO Q *— 1 CO o ^ OJ CO o CO [^ o Oh S 1— 1 1—1 T-l 1—1 1 ■*■=* o ja 'S -s S .2 Ol 1— ( -* o ■^ >o c- CD «o lO CO '-D t> Oß Ol CO CO CO CO o 03 .2 ■o CO c^ !>• 1—1 CD o 11 CO c^ o [^ i>- o P- tc 1—1 tH 1—1 1—1 ■ -^ ^ bß "43 -d N .2 o CD lO CO c^ CO CO CO CO ■CD CD' CD •ö g c^ CO 1—1 1—1 CO CO 1 -^ O cS 1—1 ctT CO co" 05^ PL, CO 1—1 1—1 1-1 1—1 1 +J CS S -^ N 2 o CO (M CD !-i 'S d P CO (M CO CO CO CD CO ^ bX) • öß ■^ , d , d 03 CS br bD • ^ • ^ C3 ü :d :d ^ « in in 1—1 1—1 -* OS 1* Ol 1—1 1—1 1—1 1—1 05 OS T^ tH A •4-» CO +J Ol m -o 15" ^ -d 43 =s 43 :d PN w PR 44 Plalin-Appiani: S ö O CO cg 1— 1 CO CO Ol r^ Ol bD c^ lO iCl 1— ( 00 CO lO bC 2 -g o o o r-( o o o ^ .2 -rt< fM nf) CO >o Ol !>• l>- CO 02 03 00 Ol UO o o o T-H o o o i N 1 1 CO "Ttl Ol Ol o Ol T-H '-n 1 T-H OJ T-H OJ ■? iS + 4- 1 + 1 1 + a:> rs ö -^ 1^ ^ 1 ^ in Ol T-H T-H -* -* CO lO 1 1 T-H '— ' d := o o o o o l-H N +i (M CO tH OO r- c» O >o o -^ o T-H rH ,_i a M CO 'rl* f— t r^ o Ol 00 oo T-H Oü 1 o CO 'S i— ( I-I (M T-H Ol Ol ■4^ CD a c- lO CO >n o in Ol fd ^ J o lO [> lO o o o HS O CO 2 -§ Ol o O o CO CO o i-i T-H T-H T-H T-H T-H 'S E-l 00 ^ •ö a Ö S .2 o o lO r^ o HO CO n lO T-H ro T-H cn ^ lO fH Ph 00 Lß cn CD CD Oi Gü lO 1 -f^ 'S ^ •^ CO >o CO r^ CO 00 f-H T-H CO CO a; lO CO ^ ^ "* CO c^ CO Ol CO lO T-H ^ iß t> ü 1 Ol 1 1 1 o ö s o o o H- 1 N lO r^ Ol o 1 CO CO 1 1 o 1 ■t-H ^ '^ o ' Ol o* I> CO CO OS bl) ris! 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Blätter für Zuckerrübenbau 1906, Nr. 12. Der Rückgang der Beta-Rüben über Winter. 47 Gewicht 1. Untersuchung 2. Untersuchung Rück- gang Leicht Stamm Datum Polari- sation Datum Polari- sation gegen schwer a... { .... { c... j . . . . { e... { • ■ { . . . . { .... { 750 1000 750 1000 750 1000 750 1000 750 1000 750 1000 750 1000 750 1000 30./12. 3/1. 12./1. 20./ 1. 30./1. 2./2. 8./2. 12./2. 20,.80 20,09 20,05 19,96 20,66 20,20 20,10 19,95 20,08 19,90 20.03 19.98 20,23 20,06 20,21 20,18 12./4. 12. ;4. 12./4. 12./4. 12./4. 12.;4. 12./4. 12./4. 18,84 19,32 19,02 19,14 19,34 18,77 19,29 19,45 19,32 19,70 19,33 19,05 19,51 19,77 19,51 19.92 1,48 0,77 1,03 0,82 1.32 1,48 0,81 0,50 0,71 0,20 0,70 0,88 0,72 0,29 0,70 0,26 + 0.71 + 0,21 — 0,11 + 0,31 + 0,15 -0,18 + 0,43 + 0,44 Am unterschiedlichsten bei meinen diesjährigen Untersuchungen er- wies sich betreffs ihrer Rückgängigkeit die F 1 - Generation einer im Jahre 1913 vorgenommenen Individualauslese zweier Schwesterstämme der Ascania-Futterrübe (Eckendorf er Typ.). In der Kampagne 1913/14 betrugen die Mittelzahlen für Stamm A = 1018 g- Wurzelgewicht; 7,66 Pol. = 77,38 g Rohrzucker i. d. R. „ B = 1013„ „ 6,32 „ =64,65,, Aus Stamm A wurden 5 Mutterrüben, aus Stamm B 6 Mutterrüben elektiert. Die Gegenüberstellung ergab: Nr. Mutterrübe (1913) F 1 -Generation i 1915/16) Kamp. Va- riations- breite Fl + Wurzel- Polari- Wer^ Wurzel- Polari- Wert- oder — gewicht sation zahl gewicht sation zahl AI 1740 8,67 150,86 2207 5,81 128,23 3,85/8,20 — 22,63 2 1247 8,95 111,61 2046 5,62 114,98 4,05/7,30 + 3,37 3 1068 9,10 97,19 2343 5,74 184,49 4,20/7,45 + 22,88 4 940 8,85 83,19 1977 5,03 99,44 8,30/6,30 + 16,25 5 1235 9,50 117,32 2077 5,68 117,97 4,00/6,50 + 0,65 Bl 1180 8,80 108,84 1778 7,03 124,99 4,40/8,70 + 21,15 2 1038 9,25 96,01 1905 7,25 138,11 5,30/8,25 + 42,10 3 1018 7,85 79,28 1988 7,00 138,81 5,05/8,45 + 59,53 4 1008 8,35 84,17 2020 6,98 140,99 4,80/9,10 + 56,82 5 908 8,45 76,73 1882 7,00 128,24 4,50/8,60 + 51,51 6 1213 7,75 94,01 2168 7,50 162,60 5,50/9,00 + 68,59 48 Plahn-Appiani: Die aus diesen 11 Stämmen der F 1 -Generation elektierten Mütter boten nun nach 65 tägiger Lagerung ein äusserst charakteristisches Bild ihrer rückgängigen Bewegung, das mit der Vererbungstendenz der beiden Familien (A und B aus 1913) durchaus parallel lief. Die 5 Linien des Stammes A zeigten im Mittel einen Rückgang, der sich zwischen 0.70 bis 6,70 bewegte, während die 6 Linien des Stammes B (von relativ besserer Vererbung) nur 0,10 bis 3,45 Verluste aufwiesen. Das Mittel des Rückganges der typenreinen Eliten betrug für AI = 3.02 Bl = 1,40 A2 = 3,53 B2 = 1,21 A3 = 2,97 B3 = 1,27 A4 = 3,45 B4 = 0,93 A5 = 3,00 B5 = 0,55 B6 = 1.49 In nachstehender graphischer Darstellung lassen sich diese äusserst scharf hervortretenden Werte noch deutlicher überblicken. 7/)o 6,so 6,oo 5,so 5,00 f,50 "I - r - ' - - 1 - \ A 1 1, ^',.00 ■^3,50 ^ 3,00 - ^^fe '7n/ tA f^ 1 A -/ \ + ^ / \ 1 J \ -■. - 1 f \l K ^ 2.S0 2,00 i,00 o,so 0.00 L \ A 1 / V \ ^ ~ \ \k 1 1 / ) 1 t /, - \ ' ll / \ \ ) 1 1 ;i!i \ '1 - y V y, '1 ;'■!' .<\ V - 1 1- / \ 1 \ / ^ 1 ' \ ' V 1 - 1 Sti imi nB i L i 3,2SJ,S0 3,75 t,00 f,25 '/,SO ^,75 5,005,25 5,50 5,75 6,00 6,2S 6,50 6,75 7,00 7,25 7,50 7,75 8,00 8,25 8,S0 8,75 9,00 Polarisationen' l-^g. 1. Stamm A von geringeren Polarisationswerten hatte die grössten, Stamm B die geringeren Rückgänge zu verzeichnen. Es deckt sich dies auch mit der Str ohmer sehen Ansicht (loc. cit.). dass die zucker- reichste Rübe nicht immer die stärkste Atmung zeigt, und dass zwischen Atmungsintensität und Zuckergehalt kein gesetzmässiger Zusammen- hang besteht. Auch E. v. Proskowetz bestreitet, dass zuckerreiche Rüben stets mehr zurückgehen als zuckerarme und vertritt die An- schauung, dass dies verschiedene Verhalten der Einzelrübe für sich und Der Rückgang der Beta-Rübeu über Winter 49 untereinander in individueller Veranlagung der einzelnen Rübe seine Ursache habe. Die gegenteilige Beobachtung Mar eks, dass der Rück- gang weder in der Sorte noch im Boden oder in der Düngung, sondern vornehmlich im Zuckergehalt der Rübe läge, dürfte sich vielleicht dar- aus erklären, dass hier nicht mit individuellen Merkmalen, noch in reinen Linien gearbeitet wurde. Im Durchschnitte von Massenuntersuchungen und dann auch in grösseren Versuchsreihen innerhalb der Stämme lässt sich allerdings vielfach ein stärkeres Zurückgehen der Rüben von höherem Zuckergehalt während der Lagerung beobachten, ein Ver- hältnis wie es ähnlich zwischen Einzel- und Massenproben hinsichtlich der Polarisation, des absoluten und spezifischen Gewichts auftritt, wes- halb hier wie dort richtiger von Symplasie, von koordinierter Ab- hängigkeit, als von konservativer Korrelation gesprochen werden sollte. Ob und inwieweit diese Verhältnisse praktisch verwendbar sind und als Indices einer schärferen Selektion dienstbar zu machen wären, können natürlich erst mehrjährige Beobachtungen unter Berück- sichtigung der Vererbungstendenz solcher nach diesen Gesichtspunkten elektierter Individuen und Stämme erweisen. Denn wenn auch der Weiterzüchtung derjenigen Rüben, denen die Disposition ihren Rohr- zucker während der Lagerung (möglicherweise unter Mitwirkung ge- steigerter Atmung) abzuspalten in besonders hohem Maße eigentümlich ist, durch die Frühjahrspolarisation wirksam entgegengearbeitet wird (innerhalb meiner Futterrübenzüchtung z. B. sind die noch vor etwa zehn Jahren vielfältig auftretenden Minuspolarisationen gänzlich ver- schwunden), so dürfte es doch nicht des wissenschaftlichen und dann auch des praktischen Interesses entbehren, diese durch Inversions- bildung und Atmungsintensität verursachten Rückgänge näher zu be- trachten, um aus ihnen nach Maßgabe ihrer charakteristischen Merkmale einen Selektionsindex für die Haltbarkeit und weiter für die Zuchttaug- lichkeit zu gewinnen. Wenn wir die Eigenschaft des reduzierenden Zuckers, dessen Höhe nach Stephani,^) auch bei den periodischen Schwankungen in den verschiedenen Vegetationsstadien für jede Rübensorte charakt^s- ristisch ist und in ganz auffallender Beziehung steht zu dem reduzieren- den Zucker, der in den einzelnen Rübensorten bei der Lagerung gebildet wird, füglich auch für die Einzelrübe der Stämme und dann natürlich auch für diese selbst in Anspruch nehmen können, so dürfen wir auch die Rückgänge in toto nach dieser, im technischen Betriebe sogar leichter unter Kontrolle zu haltenden Richtung nicht unbeachtet lassen. *) Stepbani: Der Invertzucker und seine Bedeutung bei der Samenpolarisation. Vortrag, gehalten auf der Wanderversamralung der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht in Halle a. S. 1910. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 4 50 Plahn-Appiani: Dabei wird dann aber auch auf das Moment der Aufbewahrung nach seiner rein mechanischen Seite ein besonderes Augenmerk zu richten sein. Dem Rat v. R ü m k e r s , die Samenrüben bis zur Selektion (wenn auch ohne Übertreibung!) Heber etwas wärmer in den Mieten zu halten, um ihnen auf diese Weise die Gelegenheit zum Rück- gange im Zuckergehalt zu erleichtern, um dadurch mit desto grösserer Sicherheit die wenigen Individuen bei der Auslese herausfinden zu können, die trotzdem einen hohen Zuckergehalt bewahrten, sollte man doch die Schwierigkeiten und Zufälligkeiten dieses Verfahrens gegen- überstellen. Je ungünstiger die Verhältnisse nach dieser Richtung ein- greifen, desto unausgeglichener werden sie sich auch auf die einzelnen Individuen verteilen. Schon R. Kühle weist darauf hin, dass nach seinen Feststellungen der Einfluss der verschiedenen Temperaturen innerhalb der Miete auf die Abweichungen im Gehalt der Rübe, die mangelhafte Haltbarkeit (und die während der Lagerung stattfindende Inversionsbildung ist ein Zeichen beginnender Zersetzung!) dui'chaus nicht individuell zu sein braucht, sondern durch schlechte Lagerung herbeigeführt sein kann. Wenn aber schon innerhalb der einzelnen Miete derartige Verschiedenheiten in der Haltbarkeit durch ungünstige Lagerung auftreten können und somit die durch Inversionsbildung und Atmungsintensität herbeigeführten Verluste gegen die individuelle Fähigkeit (auf die es bei diesen Untersuchungen doch allein ankommt) sich ganz verschieden einstellen, so wird eine derartig diffizile (von mechanischen Ursachen abhängige bzw. veranlasste) Beobachtung selbst für den relativen Vergleich, der sich bei grösseren Stämmen schon über mehrere Mieten auszudehnen hätte, sowie dann erst im Vergleich ver- schiedener Famihen für die allgemeine Arbeitsweise ausserordentlich problematisch. Schliesslich wäre zu untersuchen, wie weit Inversionstätigkeit und Atmungsintensität sich gegenseitig kompensieren bzw. welchen Einfluss erstere auf letztere ausübt. Auch müsste erforscht werden, ob durch den Veratmungsprozess nach der S teph an i sehen Definition^) von dem entstandenen Invertzucker der linksdrehende Fruchtzucker bevor- zugt und so ein Überschuss von rechtsdrehendem Traubenzucker er- zeugt wird oder wie sonst der Umstand zu erklären ist. dass zwischen Rohrzuckerpolarisation und Gesamtzuckerbestimmung trotz vor- handenen Invertzuckergehaltes ein Unterschied vielfach nicht zu er- mitteln ist, ja in einzelnen Fällen sogar höhere Resultate bei der Roh- zuckerpolarisation herauskommen. Bei meinen diesjährigen Unter- suchungen fand ich diesbezüglich unter anderem auch folgende Zahlen: *) Stephani: Untersuchungen über reduzierenden und nichtreduzierenden Zucker in den Beta-Rüben während des Wachstums und der Lagerung. Kühn-Achiv 1911, S. 181. Der Rückgang der Beta-Rüben über Wintei. 51 Polarisation . Clergetzucker Invertzucker . 9,60 9,30 9,00 7,60 7,00 6,00 9,50 8,79 8,74 7,54 6,78 5,88 0,11 0,05 0,07 0,09 0,00 0,00 5,50 5,22 0,14 Zusammenfassung. Der durch Atmungsintensität und Inversionsbiidiing verursachte Rückgang der Beta-Rüben ist für die einzelnen Sorten durchaus ver- schieden, erscheint aber auch innerhalb der einzelnen Stämme ein unte'*- schiedlicher zu sein, so dass sich hieraus ein Selektionsfaktor für die Haltbarkeit und Zuchttauglichkeit auch in weiterem Sinne ergeben dürfte. Dabei wäre der Zusammenhang zwischen Atmungsintensität und Inversionstätigkeit durch diesbezügliche Beobachtungen jedoch erst noch zu untersuchen. Je zuckerreicher die Sorte, die Familie, der Stamm und das Einzel- individuum, desto stärker setzt allgemein während der Lagerung auch der Rückgang in toto ein, wobei jedoch durch das absolute Wurzelgewicht eine Einschränkung zu erfolgen scheint dergestalt, dass die volumi- nöseren Rüben (wobei in extremen Fällen auch Verdunstungsverluste mitsprechen mögen) die geringere Abweichung erfahren, was dann die mannigfachsten Kombinationen hervorrufen würde. Da der Rückgang von den verschiedensten Faktoren, auch solchen des mechanischen Systems abhängig ist, so kann dessen, auf die Auslese gerichtete Bestimmung nicht in Durchschnittswerten erfolgen, sondern muss für jeden Stamm in einer entsprechenden Anzahl von Einzelunter- suchungen durchgeführt werden, für die sich die im Herbst zur Er- mittelung der Vererbungstendenz benutzten Rüben am besten eignen. V\^enn die Gesamtverluste bei diesen auch relativ höher sind, als bei den in der Masse durchgeführten zwei zeitigen Untersuchungen unver- letzter Rüben, so sollen hier ja auch keine absoluten Werte bestimmt, sondern lediglich relative Vergleiche einer physiologischen Eigenart ge- zogen werden. 4* III. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 1. Referate über Arbeiten in Zeitschriften, sowie über Dissertationen, dann Jahresberichte und Bulletins von Versuchsstationen. Einsendung von Abdrücken aller einschlägigen Arbeiten erbeten. Einige Herren haben sich in liebenswürdiger Weise bereit erklärt, für einzelne Länder oder bestimmte sachliche Gebiete die Sorge für Erstattung von Referaten ganz zu übernehmen. Für 1917 sind derartige Vereinbarungen getroffen worden mit: Professor Dr. H. Nilsson - Ehle - Lund: Pflanzenzüchtung, Schweden. — Prof. Dr. Gran, Universität Kristiania : Pflanzenzüchtung, Norwegen. — Konsulent E. Lindhard-Tystofte pr. Tjaereby: Pflanzen- züchtung, Dänemark. —Dr. H. PI ahn -Appiani -Aschersleben, Mehringer- strasse 6: Zuckerrübenzüchtung in Deutschland und Österreich. — (Königl. landw. Botaniker A. Howard-Pusa (Bihar), Indien: Pflanzen- züchtung, Indien. 1) — Direktor A. v. Stebutt der Versuchsstation Saratow, Russland: Pflanzenzüchtung, Russland.) — Direktor van der Stok-Buitenzorg (Java): Pflanzenzüchtung, Java. — Dr. Th. Römer-Bromberg, Kaiser Wilhelms-Institut: Pflanzenzüchtung, Gross- britannien. — Direktor E. Grabner-Magyarovär: Pflanzenzüchtung, Ungarn. Für die hier nicht genannten Gebiete sind zunächst Autoreferate sehr erwünscht, wenn solche innerhalb acht Tagen nach dem Er- scheinen der Arbeit abgesendet werden. Die Referate sind entweder als Autoreferate gekennzeichnet oder von dem betreffenden Referenten gezeichnet; von dem Redakteur er- stattete bleiben ungezeichnet. ^) Nach freundl. Mitteilung werdeu Referate weiter erstattet, können aber wegen eines Verbotes der Regierung jetzt nicht gesandt werden. 54 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. D' Angermond, A. Wat mögen we van Fl generaties bij deTabak verwach ten?^) (Proefstation voor Vorstenlandsche Tabak, Mededeeling Nr. XXIII, 1916, S. 45—65.) In den Vorstenlanden ist aus dem dortigen Formengemisch bei Tabak durch Jensen die Form Kanari und durch Lodewyks die Form Y 10 und El durch Formkreistrennung gezüchtet worden. Diese Formkreise sind so ver- breitet worden, dass die ursprüngliche Population verdrängt worden ist und weiter Züchtung durch Formentrennung aus derselben unmöglich geworden ist. Es stehen für züchterische Verbesserung daselbst zwei Wege offen: alljährlich zwei der Formenkreise miteinander zu bastar- dieren und das Ergebnis zu bauen oder aus der zweiten Generation nach solchen Bastardierungen Formenkreise auszulesen. Bei der grossen Menge Blüten einer Tabakpflanze, der reichen Samenmenge in der Kapsel imd dem geringen Samenverbrauch pro Fläche, ist die erste Art der Züchtung auch in der Praxis ausführbar. Verf. hält diesen Weg aber nicht für zweckmässig, da die Möglichkeit, eine brauchbare Form zu finden, nach ihm zu gering ist. Die Verwendung der 2. Gene- ration oder weiterer gibt eine viel grössere Möglichkeit. Zwischen der Auslese durch Formkreistrennung aus einer ursprünglichen Population und einer solchen aus der zweiten Generation nach einer Bastardierung ist wenig Unterschied. Auch eine ursprüngliche Population enthält bei Tabak, wie dem Verfasser Versuche zu Maudjoong zeigten, manche Bastardierungsfolgen. Wenn eine ursprüngliche Population vorhanden ist, möchte der Verfasser doch der Züchtung durch Formkreistrennung aus einer solchen gegenüber der Auslese aus der 2. Generation nach einer Bastardierung den Vorzug geben. Man weiss bei einem in einer Gegend längere Zeit bereits gebauten Gemisch von Formenkreisen, dass dasselbe einen guten Tabak liefert, und dass es nicht besonders empfind- lich gegen Phytophtora ist, da es sonst schon verschwunden wäre und braucht nur beste Formkreise auszusuchen. Bartlett, H. Mutation en masse.^) (The American Natu- rahst 1915, XLIX, S. 129—139, 9 Abb.) Bei Oenothera Reynoldsii, welche Selbstbefruchtung der kurz griff ligen Blüten aufweist, wurde bei jeder Linie das Auftauchen von 60 — 80% Zwergen beobachtet. Die Zwerge waren von zwei Arten. Die einen: mut. semialta entsprachen mehr einer Mittelform zwischen der Ausgangsform und den aus- gesprochenen Zwergen, die anderen waren ausgesprochene Zwerge: mut. debilis. Die ersten gaben in der Nachkommenschaft wieder semialta, aber auch wieder (etwa 7 "/o) debilis, die zweiten vererbten meist voll, nur sehr selten tauchte eine weitere Mutation: mut. bilonga auf, welche semialta ähnlich ist, aber doppelt so lange Früchte aufweist. Wahr- ^) Was können wir von F 1 - Generationen bei Tabak erwarten? ") Massenmutationen. Neue Erscheinimgen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 55 scheinlich tritt die ursprüngliche Mutation in einer der zwei Geschlechts- zellen in einer Generation auf, die vor jener liegt, in welcher die Mutation sichtbar wird. Sie wird verdeckt durch die Dominanz der Eigenschaften, welche die andere Geschlechtszelle überträgt. Spaltungen — aber nicht M ende Ische, sondern mit auffallend grossem Über- gewicht der Zwerge — folgen in der nächsten Generation. Below, S. Contribution to the study of Panicum miliaceum L.^) (Bulletin of apphed botany, 9. Jahrg., 1916, Nr. 7.) Bei den Panicoideae ist die zweite Blüte des Ährchens verkümmert und weist nur untere Blütenspelzen und Schwellkörper normal auf, während die obere Blütenspelze nur ein durchsichtiges Häutchen ist und weib- liche und männhche Geschlechtsteile fehlen. In seltenen Fällen, und zwar besonders in feuchten Jahren, wird aber auch die 2. Blüte normal ausgebildet und es finden sich dann 2 Früchtchen im Ährchen. — Be- züglich des Blühverlaufes wurde zu Besentschuk (Samara) festgestellt, dass die Luftfeuchtigkeit grossen Einfluss ausübt, so dass an Tagen mit grosser Luftfeuchtigkeit, bei trübem Himmel kein Öffnen der Blüte stattfindet, dagegen an Tagen mit hoher Temperatur, wenig Luft- feuchtigkeit und klarem Himmel das Aufblühen etwa von 8 Uhr früh ab erfolgt. Während bei trübem Wetter die Blüten um 25 Minuten ge- öffnet bleiben, war bei hellerem Wetter das Schliessen bereits etwa 15 — 20 Minuten nach dem Öffnen eingetreten. Die grösste Zahl Blüten öffnet sich zwischen 10 und 11 Uhr vormittags und nach 12,30 mittags wurden nur selten, nach 1,30 nicht mehr sich öffnende Blüten beobachtet. Bei weniger günstigem Wetter tritt das öffnen erst von 9 oder 9.30 vormittags ab ein und setzt sich bis 12 und 1 Uhr fort. Die Staub- beutel sind gegen ungünstiges Wetter empfindlicher als die Spelzen, so dass bei etwas ungünstigem Wetter die Spelzen schon wieder nahezu geschlossen sind, wenn die Beutel erst aufzuplatzen beginnen. Die Keimung des Pollens auf der Narbe ist schon 30 Minuten nach dem Schliessen der Spelzen beobachtet worden. — Die Formen mit gefärbten Spelzen sind durch die dunkelviolette Färbung der Spitze der Spelzen am sichersten zu erkennen, da die Färbung der übrigen Spelze oft sehr abgeblasst ist. Formen mit gefärbten Spelzen besitzen immer violett gefärbte Narbe. Das über die Ausbildung der unteren Blüten Erhobene stimmt mit dem von Busse und F r u w i r t h Mitgeteilten überein. die Blühzeiten sind etwas andere als von diesen für Europa mitgeteilten und andere als die von Sirionsoff zu Tamir beobachteten. Collins, G. Correlated characters in maize bree- ding.2) (Journal of agric. research 1916, S. 435—453, 9 Abb.) Der ^) Beiträge zu den Untersuchungen über Panicum miliaceum. ^) Korrelativ miteinander verbundene Eigenschaften bei Maiszüchtung. 56 Neue Erscheinungeu auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Überlegung, dass der züchterische Erfolg auf Korrelationen beruhen muss, steht die Tatsache gegenüber, dass nur in wenigen Fällen sich die Beobachtung von Korrelationen als von Wert bei züchterischer Arbeit erwies. Das Vorhandensein von Typen innerhalb eines grösseren Formenkreises weist auch auf das Vorhandensein von Korrelationen hin. da solche TjqDen eine wünschenswerte oder nicht wünschenswerte Verbindung von Eigenschaften darstellen. Bei Mais erschien bisher das Erkennen solcher T\q3en schwierig, ganz im Gegensatz zu Baum- wolle. Aufgabe der Untersuchung war, festzustellen, ob bei Mais diese Schwierigkeit durch zu geringe Bekanntschaft mit der Pflanze oder durch dem Mais eigene Vererbungsverhältnisse begründet ist. Die Korrelationen wurden dabei geteilt in physikalische, bei welchen die eine Eigenschaft voii anderen bedingt ist, z. B. hohes Gewicht, grosse Höhe; physiologische, bei welchen beide Eigenschaften die Folge der- selben physiologischen Tendenz sind, z. B. lange Internodien an der Hauptachse und lange Internodien an den Seitenachsen; genetische Korrelationen, die mit Vererbung zusammenhängen, z. B. gelbe Blumenkronblätter und tief eingescluiittene Blätter bei Baumwolle. Das Studium der Korrelationen erfolgte im vorliegenden Fall nach einer Bastardierung von chinesischem Mais (weiblich) mit wachsigem Endo- sperm und Esperanza-Mais (Zea hirta Bonafous). Gemessen wurde bei Pflanzen der 1. und 2. Generation nach Bastardierung: Höhe. Zahl Äste im männlichen Blütenstand. Internodien über dem. Kolben. Länge des 5. Blatte«. Breite des 5. Blattes. Breite des männlichen Blüten- standes, Anordnung der Blätter, Reihenzahl an den Kolben usw. Die auffallendsten unterscheidenden Merkmale der beiden Elter sind: chinesischer Mais: Esperanza: wachsiges Endosperm horniges männlicher Blütenstand gekrümmt aufrecht Ährchen paarig in Büscheln Äluxhenspelzen kurz lang Blattscheiden ohne Haare mit Haaren obere Blattflächen aufrecht horizontal obere Blattflächen monostichös distichös augeordnet Bei Vorhandensein von Korrelationen müsste die 2. Generation auch bei diesen äusseren Eigenschaften solche zeigen, was aber nicht der Fall war. wenn auch das Vorhandensein von einzelnen den Elter entsprechenden Formen dafür spricht, dass auch keine vollständige Unabhängigkeit der Eigenschaften vorhanden war. Das Ergebnis ent- sprach Kombinationen von Eigenschaften nach Mendels Regeln, ob- wohl die Mehrzahl der Eigenschaften nicht alternativ war. Bei der Feststellung von Korrelationen zwischen 11 verschiedenen Eigen- Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 57 Schäften wurden unter den 55 möglichen Kombinationen 20 gefunden, die Korrelationen zeigten. Nur bei 5 dieser Kombinationen war die Korrelation eine genetische. Keine der sicheren Korrelationen betraf eine praktisch bedeutsame Eigenschaft. Keine Korrelation zeigte einen Korrelationskoeffizienten, der höher als 0,5 ist. Es ist demnach durch den Mangel an deutlichen Korrelationen und an Korrelationen über- haupt bedingt, dass Typen sich bei Mais nicht unterscheiden lassen. An Stelle von Züchtung durch Typen- (Formkreis-) Trennung ist daher bei Mais jene durch Veredelungszüchtung: Steigerung gewünschter Eigenschaften durch Auslese von Individuen, welche grösstes Ausmass gewünschter Eigenschaften zeigen, die aussichtsreichere. Corrie, L. Pollinating fruit trees.^) (The Journal of heredity VII, 1916, S. 365—369, 1 Abb.) Einzelne Apfel-, Birnen- und Stachelbeersorten bringen bei Selbstbestäubung samenlose Früchte, bei Pflaumen und Kirschen wird diese Erscheinung nicht beobachtet. Während bei Pflaumen bei den Versuchen des Verfassers zu Morton (Surrey, England) annähernd gleich viel selbstfruchtbarc wie selbst- sterile Formen beobachtet werden konnten, war bei Äpfel und Kirschen die Zahl der letzteren viel häufiger. Bei selbststerilen Pflaumen und Kirschen fallen nicht bestäubte Blüten wenige Tage nach dem Welken der Blumenblätter ab, nach Selbstbefruchtung wachsen bei ihnen die Fruchtknoten vor dem Abfallen — das nach Frösten früher erfolgt — bis etwa zur Grösse einer Speiseerbse an. Versuche mit selbststerilen Formen zeigten, dass Wind die Bestäubng nicht besorgen kann, Bienen dazu notwendig sind, weshalb Bienenstöcke in Obstgärten vorteilhaft sind. Unter günstigen Verhältnissen verliert eine unbestäubte Narbe acht Tage nach dem Aufblühen der zugehörigen Blüte die Empfangs- fähigkeit. Neben der Feststellung selbststeriler Sorten, von welchen eine Liste von in England verbreiteten gegeben wird, ist es wichtig festzustellen, welche derselben bei Befruchtung günstig aufeinander wirken. Es hat sich nämlich ergeben, dass von den dort veredelten selbststerilen Sorten von Pflaumen drei (Coes golden drop, Jefferson und eine Knospenvariante der ersten Sorte: Coes violet) sich gegen- seitig nicht befruchtend bestäuben können, während sie, von anderen Formen bestäubt, sehr gut Früchte bilden. Nach den bisherigen Ver- suchen dürfte eine derartige Erscheinung bei Äpfeln häufiger als bei Pflaumen sein. Neben derartiger vollständiger Unwirksamkeit des Pollens einer Form auf den Fruchtknoten einer anderen wurde bei Kirschen und Äpfeln auch beobachtet, dass bestimmte Formen günstiger auf andere wirken als andere. 1) Bestäubung von Fruchtbäumen. 58 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. East, E. The phenomenon of seif sterility.^) (The American Naturalist XLIX, 1915, S. 77—87.) Nach einer Bastar- dierung von Nicotiana forgetiana (Hort.) mit Nicotiana alata Lk. and Otto, var. grandiflora Comee wurde die Selbststerilität in den folgenden Generationen untersucht, und zwar durch Feststellung der Raschheit des Wachstums der Pollenschläuche. Alle Pflanzen der F^ waren selbststeril. In Fo gab Selbstbestäubung kein Ergebnis, Bestäubimg der Individuen untereinander ein durchaus gutes. Verfasser ist geneigt, als Ursache der Selbststerilität das langsame Wachsen der Pollen- schläuche anzusehen, das dadurch bedingt wird, dass die Narbenflüssig- keit derselben Pflanze auf den Pollen keine Reizung ausübt, jene einer anderen Pflanze dagegen wohl. Bei Selbstbestäubung wuchs der Pollen- schlauch in 24 Stunden nur um ungefähr 3 mm und erreicht so während der Lebensdauer der Blüte, die höchstens 11 Tage beträgt, nicht die Samenknospe. East, E. The chromosome view of heredity and its meaning to plant breeders.^) (The American Natm'alist XLIX. 1915, S. 457—494.) Eine Reihe von mehrfach erörterten Gründen spricht bekanntlich dafür, dass die Chromosomen, wenn viel- leicht auch nicht die einzigen, aber doch die hauptsächlichsten Träger der Vererbung sind. Es wird daher erörtert, welche Schlüsse sich etwa aus dem sichtbaren Verhalten der Chromosomen für Züchter ziehen lassen. Ein Zusammenhang des bestimmten Verhaltens der Chromo- somen mit äusseren oder inneren Eigenschaften derart, dass grössere Chromosomen grösseren Pflanzen (gigas-Formen) entsprechen würden oder dass doppelte Chromosomenzahl bei einander nahestehenden Formen der apogamen entsprechen, oder dass Familien mit sehr grossen Unterschieden in der Chromosomenzahl ihrer Arten auch äusserlich grosse Unterschiede ihrer Arten aufweisen würden, ist nun nicht fest- zustellen, dagegen lässt sich sagen, dass die Zahl Chromosomen, die einer Art normal eigen ist. in Beziehung zu der Leichtigkeit, bei der- selben neue Formen durch Züchtung, durch Bastardierung hervor- zubringen, steht. Bei normalem Verhalten nach Mendel ist in Fg die Zahl der vorhandenen verschiedenen Formen 3° und die Zahl der Individuen, die mindestens vorhanden sein müssen, um diese Formen zu erkennen, 4^^, wobei n die Zahl der Eigenschaftenpaare ist. Meist will man nun bei Bastardierungen eine Eigenschaft oder deren 2 von einem Elter mit allen übrigen Eigenschaften des anderen Elter vereinigen. Die Schwierigkeit, solche Formen in Fo aufzufinden, ist nun, wenn bei ^) Die Erscheinung der Selbstunfruchtbarkeit. ^) Die Ansicht von der Vererbung durch die Chromosomen und ihre Bedeutung- für Pflanzenzüchter. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 59 der Bastardierung eine Verschiedenheit in allen Chromosomen be- hauptet wird, bei Arten mit grosser Zahl Chromosomen grösser, als bei solchen mit wenigen. So z. B. bei Tabak, Baumwolle grösser als bei Weizen und Mais, da erstere zwei 24, bzw. 20—28, letztere zwei 8, bzw. 10 — 12 Chromosomen besitzen. Die Schwierigkeit der Verbesserung durch Züchtung wird danach bei z. B. Tabak gegen Weizen durch 4« : 424 ausgedrückt, verhält sich also wie 1 : 4 295 000 000. Einem unregelmässigen Verhalten der Chromosomen scheint ein unregel- mässiges Verhalten der Pflanze zu entsprechen, worauf die Oenotheren hinweisen. Fleischmann, R. Die Begrannungder unterenBlüten- spelze in ihrer Bedeutung beim ungarischen Land- weizen. (Zeitschr. f. Pflanzenzucht. IV, 1916, S. 335.) Fleischmann, R. Das Blühen des Hanfes. (Zeitschr. f. Pflanzenzucht. IV, 1916, S. 425.) Frost, H. Mutation in Matthiola annua, a „Mende- lising" species.^) (American Journ. of Botany 1916, S. 377 — 384, 3 Abb.) Bei Matthiola annua wurden nach Selbstbefruchtung wieder- holt mehrere Formen gefunden, die als Mutationen angesprochen werden und in je mehreren Eigenschaften verändert sind, die gemeinsam vererbt werden. Offenbar sind die Mutanten, die beobachtet wurden, hetero- zygotische Dominanten. Verfasser lässt es offen, ob früher voran- gegangene Bastardierungen die Erscheinungen veranlasst haben. Groth, B. Some results in size inheritanc e.-) (New Jersey Agric. Exper. Station. Bull. 278, 1915, 92 S., 34 Abb.) Die Ver- suche mit Tomatenbastardierung führten zu folgenden Schlüssen: Die Grösse der Keimlappen und der ersten Blätter wird nicht nur von der Grösse dieser Teile bei dem Elter bestimmt, sondern auch von grösserer Wüchsigkeit in der 1. Generation nach Bastardierung und weiter in allen Generationen von der Grösse der Samen. Die Varianten- (Modi- fikanten-) Grenzen bei Grösse, Form und Zahl von Keimlappen, ersten Blättern, grossen Blättern und Früchten liegen in der 2. Generation nach Bastardierung weiter auseinander als in der 1 Generation oder bei jedem der Elter; die Abhängigkeit der Varianten-Verteilung in der 2. Generation ist viel grösser von jener in der 1. als von jener bei den Elter. Ob die Elter gleich oder ungleich bei den Abweichungen sind, ist von geringerem Einfluss auf die Variantenweite in der 2. Generation. Einige Beispiele der Variantenverteilung in der 2. Generation lassen 1) Mutation bei Matthiola annua, einer mendelnden Art. ^) Einige Ergebnisse über Vererbung von Grössenverhältnissen. QQ Nene Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. sich nicht in Übereinstimmung mit Mendelscher Vererbung und der Annahme von mehreren Anlagen für eine Eigenschaft bringen. Grösse und Form der Früchte in der 1. Generation nach einer Bastardierung mehr oder minder kugelfrüchtiger Formen, entspricht dem geometri- schen Mittel zwischen Grösse und Form bei den Elter. In der 2. Generation ergeben sich, wenn Elter mit verschiedener Grösse und Form der Früchte bastardiert wurden, in der zweiten Generation auch neue Formen und Grössen durch gegenseitige Be- einflussung der Anlagen für Grösse und Form, ohne dass es nötig wäre, mehrere Anlagen für eine Eigenschaft anzunehmen. Die Konstanz von Anlagen für Grösse imd Form wird angezweifelt und angenommen, dass ein Individuum nur eine Anlage für Grösse im homozygoten oder 2 im heterozygoten Zustand enthalten körme und Abstufungen in Grösse nach Bastardierungen durch gegenseitige Beeinflussung der Anlagen für Grösse, Form oder andere Eigenschaften bedingt werden. Bei der Bastardierung von zwei Formen von Solanum nigrum: Prairie Berry X S. n., var. chlorocarpum, sowie bei Bastardierung von Tomaten war die Grösse der Früchte in der 1. Generation nach Bastardierung gleich dem geometrischen Mittel der Grösse der Früchte der Elter. Da die Früchte klein sind, wurde das Gewicht an Stelle der Grösse, und zwar für je 1000 Früchte ermittelt. Prairie Berry 1320 g, var. chlorocarpum 435 g, 1. Generation 748 (v/ 1320 X 435 = 764). In der 2. Generation war um ^/g der Pflanzen unfruchtbar. Wie bei Tomaten konnte in der zweiten Generation keine Klassifizierung der Früchte nach Grösse vor- genommen werden. In der zweiten Generation trat eine Reihe neuer Eigenschaften auf, die sich bei keinem der Elter finden und die Verfasser geneigt ist, als spontane Variationen (Mutationen) aufzufassen. Er verweist dabei darauf, dass Ähnlichkeit mit den Mutationen bei Oenothera vor- handen ist. Harris, A. Theinfluence of position in the pod upon the weight of bean seed.^) (The American Naturalist 1915, XLIX, S. 44 — 47.) Mit einer Untersuchung von 23 000 Hülsen von zwei Formen der Fisole Phaseolus vulgaris wurde neuerlich die Frage nach dem Zusammenhang des Gewichtes der Samen und ihrem Sitze in der Hülse zu beantworten gesucht. Die Mittel aus allen untersuchten Samen je gleichzähliger Hülsen (Hülsen mit gleichviel Samen) ergab eine ge- ringe Korrelation: Steigen des Gewichtes mit Entfernung des Samens vom Stielende: .014 ±.046 bis .238 +.068, im Mittel etwa 13°/o einer vollkommenen Korrelation. Die mitgeteilten graphischen Darstellungen lassen erkennen, dass das von anderer Seite festgestellte Verhalten: ^) Der Einfluss des Sitzes in der Hülse auf das Gewicht der Samen bei Fisole. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 61 Ansteigen des Gewichtes vom Stielende bis zu einem grössten Aus- mass, Fallen gegen das äussere Ende zu, sich sehr häufig findet. Die Zahl der Samenknospen, die sich nicht zu Samen entwickeln, steigt gegen das äussere Hülsenende. Holmes, S. Are recessive characters due to loss?0 (Science XLII, 1915, S. 300—303.) Der Verfasser wendet sich gegen Batesons Annahme, dass nicht nur eine rezessive Eigenschaft den Verlust einer Anlage, sondern auch das Auftauchen dominierender, dem Verlust einer Anlage, und zwar einer Hemmungsanlage zuzuschreiben ist. Danach wäre es möghch, die ganze entwicklungsgeschichtliche Weiterbildung auf Verluste von Anlagen zurückzuführen. Er erinnert daran, dass wir nichts Positives über die Veränderung der Vererbungs- substanz wissen, die zu Variationen führt. Es ist auch bei rezessiven Eigenschaften keineswegs notwendig, dass ein Verlust einer Anlage eingetreten ist. Pflanzen mit farblosen Blüten besitzen keinen Farb- stoff; ob aber eine Anlage verloren ging, wissen wir nicht. Die übliche Bezeichnung nach der Hypothese vom Vorhandensein und Fehlen mit grossen Buchstaben für Vorhandensein einer Anlage und kleinen für Fehlen, ist gut, um Vererbungserscheinungen aufzuzeichnen, sie sagt aber, was oft übersehen wird, nichts über die wirkliche Veränderung in der Vererbungssubstanz. Ikeno, S. A propos d'un type nouveau des plantes variees non mendeliennes.^) (Bot. Mag. Tokyo XXIX, 1915, S. 216 — 221, 1 Abb.) 1913 erschien im Versuchsgarten des Verfassers eine variegata-Form von spanischem Pfeffer, Capsicum annuum, die mit der normalen, grünen Form bastardiert, so wie bei der reziproken Bastardierung weit weniger variegata-Individuen brachte als bei Selbst- befruchtung. Verfasser führt aus, dass die Spaltungsregel Mendels bei dieser Bastardierung nicht zutrifft. Oberraayer, E. Untersuchungen über das Blühen und die Befruchtung von Winterroggen und Winterweizen. (Zeitschr. f. Pflanzenzucht. IV, 1916, S. 347.) Pritschard, F. Correlations between morphological characters andthe saccharine content of sugar beet s.') (American Journ. of Botany S. 361 — 375, 1 Abb.) Die Untersuchung wurde mit 5 amerikanischen Züchtungen von Zuckerrübe ausgeführt, von welchen 3784 Individuen, die zu Brookings in einem Jahre er- 1) Sind rezessive Eigenschaften durch Anlagenverlust bedingt? *) Eine neue variegata-Form, die nicht mendelt. *) Korrelationen zwischen morphologischen Eigenschaften und Zuckergehalt bei Zuckerrüben. Q2 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. wachsen waren, untersucht wurden. Die Korrelationskoeffizienten zwischen Wurzelgewicht und prozentischem Zuckergehalt waren — .253, —.258, —.254, — . 257 und — . 499, jene zwischen Gewicht der Wurzel und Zuckermenge . 920. Bei Rübenkörpern von 35 g ränge war die Korrelation zwischen Zuckerprozent und Zuckermenge fast voll- kommen: . 93, . 96 und . 99, dagegen war bei Rübenknrpern von ver- schiedenen Grössen keine solche Korrelation wahrnehmbar. Keine Korrelation war zu finden zwischen Zuckergehalt und Randausbildung der Blätter oder Farbe der Blätter. Seichte Ausbuchtung der Blatt- stiele, konischer Kopf und seichte Wurzelrillen zeigten eine sehr ge- ringe Korrelation mit geringer Menge und hohem Prozentgehalt an Zucker. Es können 3 Typen unterschieden werden, von welchen zwei, B und C, Eigenschaften aufweisen, die mit grosser Menge und hohem Prozent Zuckergehalt verbunden sind. B zeigt konische Wurzel mit tiefen Rinnen und flachem oder abgerundetem Kopf, dunkelgrüne Blätter, die halb aufrecht oder flachstehen, glatte Oberfläche und grobe Beschaffenheit besitzen, mit tiefer Rinne versehene Blattstiele auf- weisen und deren relative Oberfläche mittelgross ist. C hat weniger konische Wurzeln, ist sonst wie B beschaffen. V. Ubisch, G. Beitrag zu einer Faktorenanalyse von Gerste. (Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungs- lehre XVII, 1916, S. 120—152. 14 Abb.) Das Verhalten der Eigen- schaften: Ährchendichte. Zeiligkeit. Grannenlänge. Kapuzen- oder Grannenbildung imd Zeichnung der äusseren Nerven der unteren Blüten- spelze wurde bei Bastardierung von fünf zweizeiligen und sieben sechs- zeiligen Gersten, sowie Hordeum spontaneum studiert. Von der be- kannten Tatsache, dass vier- und sechszeilige Gerste sich nicht durch verschiedene Fruchtbarkeit der Seitenährchen voneinander unter- scheiden, sondern nur durch verschiedene Ährchendichte, wird Gebrauch gemacht und es werden vier- und sechszeilige Gersten (Hordeum tetrastichum und Hordeum hexastichum) zusammengefasst zu sechs- zeiligen Gersten. (Besser wäre gewesen vielzellige Gerste, da so neuerlich Anlass zu Verwechslungen gegeben ist, da die lockerährigen sechszeihgen ja doch vier Zeilen erscheinen lassen.) Bei Ährchendichte findet in F2 eine Spaltung von locker : dicht nach 3 : 1 statt. Es ist aber nicht nur ein Anlagenpaar L 1 vorhanden, sondern auch ein zweites, das zwar nicht locker in dicht oder dicht in locker verwandeln kann, aber die Dichte beeinflusst. Bei Bastardierung von zwei- mit sechs- z eiliger Gerste treten in Fo auch Übergänge in der Zeiligkeit auf, die als zwei- bis sechszeilige bezeichnet werden. Es spaltete Zweizeiligkeit und Zwei- bis Sechszeiligkeit : Sechszeiligkeit nach 3:1. Die Anlage Z Z verursacht immer Zweizeiligkeit, z z nie. Neben dieser Anlage ist aber eine zweite vorhanden. W, welche nur bei Vorhandensein von Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung, 63 Z wirkt und eine Verstärkung der Zweizeiligkeit bedingt. In F2 er- gibt sich bei Bastardierungen das folgende Bild, in das die Einreihung der einzelnen Individuen nicht immer leicht ist: Z Z W W unfruchtbare Blütenspelze rund bis spitzlich, 2 zeilig \^ \ | 2 Z z W W „ „ „ „ „ „ M 5 i 2ZZWw „ „ spitz, 2 Zeil, bis 2— 6 zeilig Z Z w w „ „ spitz verlängert, 2 „ „ „ 4 Z z W w meist 2 — 6 zeilig 2 Z z w w „ „ z z W W 6 zeilig i \ \ 2zzWw„" [4U[^4 9I7 z z w w I Lange Grannen : kurzen Grannen sind in F.^ nach 3 : 1 gespalten. Die Anlage A bewirkt lange Grannen, ihr Fehlen a kurze. Daneben ist aber noch eine Anlage V wirksam, welche zwar nicht lange Grannen in kurze verwandeln kann, aber eine Verkürzung der Grannen bewirkt. Kapuze (kapuzen- oder dreizackförmige Ausbildung der Grannen) zu Grannen zeigt in F._, Spaltung nach 3: 1, langgestielte : kurzgestielter Kapuze auch eine solche nach 3: 1. Die Anlage K bewirkt Kapuze, ihr Fehlen k Granne. Die Anlage A, welche lange Granne bewirkt, ist nur bei k wirksam, kann demnach bei Kapuzengerste vorhanden sein, ohne eine Wirkung zu äussern; es kann daher bei Bastardierung von kurz- granniger Gerste mit Kapuzengerste als Neuheit langgrannige Gerste gebildet werden. Die Verkürzungsanlage V verkürzt sowohl Kapuze wie Granne, ihr Fehlen v verlängert. Bei der Bezahnung der äusseren Nerven der unteren Blütenspelze bewirkt eine Anlage G viele und starke Zahnung, eine zweite Gi wenig, eine dritte Go feine, nur unter dem Mikroskop sichtbare Zähne. Die erste Anlage G ist mit der An- lage für Zweizeiligkeit gekoppelt nach ZG : 5Zg : 5zG : zg, also zweizeilig gezähnt : zweizeilig ungezähnt : sechszeilig gezähnt : sechs- zeilig ungezähnt. Die zweite Anlage G^ spaltet nach 3:1. Eine weitere Koppelung ist festgestellt worden zwischen Grannenlänge und Ährchendichte, und zwar nach 5AL: lAL: laL: 5a 1, also lange Granne, locker : langer Granne, dicht : kurzer Granne, locker : kurzer Granne, dicht. Walton, L. Variability and amphimixi s.^) (American Naturahst 1915, S. 641 — 687.) Bei der Alge, Spirogyra inflata Vauch., wurde festgestellt, dass bei Vermehrung, lateraler Konjugation, Ver- einigung zweier Zellen eines Fadens — der Inzucht höherer Pflanzen zuzurechnen — eine um 26 ^^j^ grössere Variabilität bei Länge, eine um 31 "/„ grössere bei Durchmesser der Zygosporen vorhanden war, als bei geschlechthcher Fortpflanzung durch Konjugation der Fäden ver- ^) Variabilität und geschlechtliche Vermischung. ß4 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. schi edener Pflanzen — der Kreuzung höherer Pflanzen vergleichbar. Der Verfasser kommt daher auch zu dem Schlüsse, den L o ts y in „Evo- lution by means of hybridisation" ausspricht, dass Selbstbefruchter dem Aussterben mehr ausgesetzt sind als Fremdbefruchter, er begründet dieses aber gerade entgegengesetzt durch geringere Variabihtät bei Fremdbefruchtern. Er meint, dass diese geringere Variabilität den Formenkreis der Umgebung angepasster erhält und dadurch derselbe weniger leicht ausstirbt als bei Selbstbefruchtung, bei welcher un- gezügelte Variabilität über die Anpassung hinausgehen lässt. Die weiteren Schlüsse des Verfassers sind auch sehr weitgehende. Er zieht dabei Versuche anderer zur weiteren Stütze heran, so jene Jennings, bei welchen aber Vermehrung mit Fortpflanzung — nicht zwei Fort- pflanzungsarten verglichen worden sind, dann jene von Hayes mit Tabak. Er führt aus, dass bei letzteren der Vergleich von F2 mit Fj oder einem der Elter allerdings grössere Variabilität ergibt, nicht aber der Vergleich von Fo mit der vereinigten Variation der beiden Elter. Er selbst hat bei Spirogyra nur F^ in Betracht gezogen. Es werden verschiedene Variations- und Modifikationsformen unterschieden und eine entwicklungsgeschichtliche Weiterbildung nur bei Kumu- lationen, gleich Variationen unbekannter Ursache, nicht bei Mal- segregationen und Defectoriationen, beide den spontanen Variationen oder Mutationen unserer Auffassung entsprechend und nicht bei Amphi- mutationen, gleich Variationen nach Bastardierung. Bei letzterer werden nur Anlagen, welche die Kumulation schafft, verschiedenartig gemischt, kein wirklicher entwicklungsgeschichtUcher Fortschritt ge- schaffen. White, 0. Studios of teratological phenomena in their relation to evolution and the problems of here- dity. II. The nature, causes, distribution and inheri- tance offasciationwith special reference to its occu- rence in Nicotiana.^) (Zeitschr. f. induktive Abstammungs- und Vererbungslehre XVI. 1916, S. 49—185, 29 Abb.) Verbänderung ist bei 102 von 290 botanischen Familien festgestellt worden. Grosse Trockenheit verhindert Verbänderung nicht, die auch bei wildwachsen- den Pflanzen oft beobachtet werden kann. Bei kultivierten ist sie be- sonders häufig bei Zuckerrüben, Mais, Erbsen, süsser Kartoffel, Ananas, Sonnenblume. Gewöhnlich tritt sie hnear auf, seltener gabelig oder mit mehreren Radien, selten ringförmig, so bei der Bouquet Erbse. Pisum sativum umbellatum. Verbänderung kann erblich auftreten: genetische Verbänderung oder nicht erblich: somatische Verbänderung. Meist ist *) Untersuchung von Missbildungen in ihren Beziehungen zur Entwicklungs- geschichte und das Vererbungsproblem. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. (35 die Hauptachse verbändert, es kann aber Verbänderung auch bei Seiten- achsen, Wurzeln, Knollen und unterirdischen Achsen auftreten und Blätter und Blüten verändern. Sind die Ursachen, welche die Ver- bänderung veranlassen, innere, durch Anlagen bedingte und ist die Ausgangspflanze kleistogam oder homozygotisch und isoliert, so wird die A^erbänderung voll vererbt. Sind dagegen die veranlassenden Ur- sachen der Verbänderung äussere: Verletzungen durch Insekten, mechanische Eingriffe, so wird die Verbänderung nicht vererbt. Die Verbänderung wird, wie andere Eigenschaften, als das Gesamtergebnis der Wirkung einer Anlage und der Beeinflussung dieser Anlage durch andere Anlagen und äussere Einflüsse angesehen. Die eigenen Versuche des Verfassers wurden mit Tabak, Nicotiana tabacum, ausgeführt, und zwar einer von D e w e y in der Form Cuba aufgefundenen Mutation: Nicotiana tabacum fasciata. Die Versuche über die Einwirkung äusserer Verhältnisse auf die Verbänderung zeigten bei Erziehung von Pflanzen der voll vererbenden Form, die als Johannsen sehe Linie betrachtet werden kann, an fünf Standorten, die untereinander sehr ver- schiedene äussere Verhältnisse aufwiesen, keinen Einfluss auf die Ver- erbung der Verbänderung als solche, nur einen solchen auf die quan- titative Ausbildung derselben. Versuche zur Wirkung der Auslese liefen durch 2 Jahre und einer der Parallelversuche zur Steigerung und Drückung der Verbänderung brachte ein Ergebnis, das als Wirkung der Auslese in reiner Linie an- gesehen werden könnte, aber zunächst vom Verfasser noch nicht als solches betrachtet werden will. Die Bastardierung von verbänderter Form mit normaler gab mit zwei Ausnahmen einheitliche erste Gene- ration nach Bastardierung, und zwar Mittelbildung. In der ver- bänderten Form wird eine Anlage A angenommen, die in der nicht ver- bänderten normalen Ausgangsform nicht vorhanden ist. Die Anlage zeigt während der Entwicklung der einzelnen Pflanzen immer deut- lichere Wirkung und beeinflusst, abgesehen von der Verbänderung der Hauptachse, verschiedene Teile der Pflanze. In der zweiten Generation nach Bastardierung tritt die Spaltung normal a a : Zwischenform a A zu verbändert A A nach 1:2:1 auf. Die normalen und verbänderten ausgespaltenen Pflanzen geben in der folgenden Generation wieder nur normale, bzw. verbänderte. Einigemale traten aber bei Nachkommen ausgespaltener normaler Pflanzen in weiteren Generationen ab- weichende Blüten auf, deren Erscheinung Verfasser aber nicht auf Un- reinheit der Geschlechtszellen zurückführt. Die verbänderte Form zeigt Störungen bei der Bildung der Pollenmutterzellen und einzelne ver- kümmerte Beutel und Samenknospen. In der ersten Generation nach Bastardierung zeigt sich derartige Störung auch, aber schwächer. Die Bastardierung Nicotiana fruticosa X Nicotiana tabacum fasciata und Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 5 QQ Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Nicotiana tabacum fasciata X Nicotiana tabacum havanensis wurde auch ausgeführt und zeigte bei den Blüten starke Beeinflussung der Eigenschaft Verbänderung, die auf die Einwirkung anderer Anlagen zurückgeführt wird. Es kam dabei an Stelle von Mittelbildung in der 1. Generation nach Bastardierung selbst zu vollständiger Dominanz der normalen Ausbildung. Die Gegenüberstellung der Tatsache, dass die Verbänderung bei Erbse in der Form von Pisum umbellatum voll ver- erbt wird, dagegen bei einer anderen Form der Erbse durch B 1 o d - gett durch äussere Verhältnisse hervorgerufen werden konnte, führt den Verfasser dahin, gegen die Annahme von Latenz im zweiten Fall und allgemein gegen die Annahme der Latenz Stellung zu nehmen. Er trennt vererbliche und nicht vererbliche Verbänderung, erstere von einer Anlage oder deren mehrerer bedingt, letztere hauptsächhch von äusseren Einflüssen. Die Zwischenrassen de Vries' denkt er sich als dieser zweiten Form der Erscheinung entsprechend. Dominanz und Rezessivität zeigt sich bei der Eigenschaft Verbänderung immer als abhängig von allen drei Einflüssen: Anlage für Vererbung, Einwirkung anderer Anlagen auf diese und Einwirkung äusserer Verhältnisse. Witte, H. Om engelskt rajgras, dess historia. od- ling och forädlin g.^) (Sveriges utsädesförenings tidskrift XXVI, 1916, S. 195 — 208, 2 Abb., schwedisch, deutsch, Zusammenfassung.) So- weit der Verfasser über Züchtung berichtet, stellt er fest, dass auch das englische Raigras sehr formenreich ist; es wurden unter anderen Formen mit sehr verschiedener Stellung der Halme und sehr verschieden rascher Entwicklung gefunden. Für die kurzdauernden Kleegrasgemische Süd- schwedens, die frühblühenden Rotklee enthalten, wurde Svalöfs Viktoria- Raigras gezüchtet, das etwa 10 — 12 Tage später schnittreif ist als das gewöhnliche englische Raigras des Marktes, so dass es zu frühblühen- dem Rotklee gut passt, das besonders im 1. Schnitt früheren Ertrag liefert und in Südschweden winterfest und widerstandsfähig zu sein scheint. Wolfe, T. Fasciacion in maize kernels.^) (The Ame- rican Naturahst 1916, S. 306—309, Abb. 3.) Zwei Früchte von Mais, die je zwei Embryonen besassen, wurden bei einer Bastardierung von verbessertem Leaming und Boone county special als direktes Ergebnis erhalten. Die nächste Generation zeigte die Missbildung bei keiner Frucht der erhaltenen 4 Kolben der 2 Pflanzen. Gelbe Früchte zu weissen Früchten waren in den Kolben der einen Pflanze wie 2,86:1 und 6,28 : 1 vorhanden, in jenen der anderen Pflanzen wie 2,15 : 1 und 3.14:1. *) Über englisches Raigras, dessen Geschichte, Anbau und Züchtung. -) Verbänderung bei Maiskörnern. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 67 2. Bücherbesprechungen. Einsendung von allen einschlägigen selbständigen Neuerscheinungen an die Redaktion erbeten. Hunger, F. Cocosnucifera. (Handboek voor de keimis van den cocospalm in Nederlandsch Indie, zijne geschiedenis, beschrijving cultuur en producten. 12 Textabb., 40 Tafeln, 4 davon farbig, 146 S. Grossoktav. Amsterdam, Scheltema und Holkemas Boekhandel, 1916.) In vier Abschnitten wird das über die Kokospalme, Cocos nucifera L., Wichtige zur Darstellung gebracht; speziell mit Rücksicht auf die Ver- hältnisse in Niederländisch-Indien, woselbst der Verfasser als Direktor der allgemeinen Versuchsstation auf Java tätig war Der 1. Abschnitt gibt Geschichthches, der 2. Botanisches, der 4. behandelt die Produkte der Kokospalme. Im 3. Abschnitt „Die Kultur der Kokospalme" wird Züchterisches unter Saatgutgewinnung und Züchtung durch Auslese, und zwar im Untertitel „Pflanzenmaterial" behandelt. Die grosse Mannigfaltigkeit der Formen, die bei der Kokospalme in Niederländisch- indien zu beobachten ist. wird darauf zurückgeführt, dass — wie de Vries meint — die Kokospalme sich in einer Mutationsperiode befindet. Es wird empfohlen, von guten Bäumen Samen zu nehmen und die Nachkommenschaften getrennt nach Mutterbäumen zu be- obachten, um so über die Vererbung Sicherheit zu gewinnen. Mit Rück- sicht auf die Kopragewinnung werden besonders grossfrüchtige Bäume besser nicht als Samenträger gewählt, etwa 50 °/o Kopra vom Netto- gewicht der entschälten Frucht kann dabei als Maßstab dienen. Die Bevorzugung der beinahe kugelförmigen Früchte hält der Verfasser, der Mitarbeiter von „Die Züchtung kolonialer Gewächse", 1912 ist, für wahrscheinlich unnötig. — Das Buch ist reich mit Abbildungen im Text und auf Tafeln ausgestattet, die Schädlinge sind farbig dargestellt. Czapek, Fr., Guttenberg, H. v., Baur, E, Physiologie und Ökologie! Botanischer Teil. (Grossoktav, 338 S., 119 Abb., Teubner, Leipzig 1917. geheftet 11, in Leinen 13, in Halbfranz 15 M.) In dem Sammelwerk „Die Kultur der Gegenwart" sind für seinen 3. Teil ,,Die mathematischen, naturwissenschaftlichen und medizinischen Kultur gebiete" zwei Bände vorgesehen, welche der Darstellung des heutigen Standes der Physiologie und Ökologie gewidmet sind und von welchen der erste, welcher die botanische Darstellung umfasst, fertig vorliegt. Drei Verfasser haben sich in den Inhalt des von Hab er - landt redigierten Bandes geteilt: Czapek behandelt die Ernährung der Pflanze, v. Guttenberg Wachstum und Entwicklung, sowie Be- wegung und Baur die Fortpflanzung. Der Züchter wird nur in dem letzten Teil ihn näher berührende Erörterungen finden, wenn er auch als gebildeter Landwirt die Ausführungen über Ernährung mit grossem 68 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Interesse lesen und auch aus den beiden anderen Teilen Anregungen schöpfen wird. B a u r führt den Begriff Propagation ein und versteht darunter jenen, allen Pflanzenformenkreisen notwendig eigenen Vor- gang der Bildung vieler Tochterindividuen aus einem Individuum. Er hebt scharf den Unterschied zwischen diesem allen Pflanzen nötigen Vorgang und der Sexualität, dem, was man geschlechtliche Fort- pflanzung im Gegensatz zu Vermehrung nennt, hervor. Die vielumstrittene Frage nach dem Zweck der »Sexualität wird am Schlüsse der Darstellung derselben beleuchtet. Die Propagation ist öfters verbunden mit Bildung von Dauerorganen (wie z. B. Samen), öfters auch mit geschlechtlicher Fortpflanzung. Auf die Propagations- erscheinungen wird dann eingegangen, wobei von niederen Pflanzen zu den höheren fortgeschritten wird und in gleicher Weise wird die Sexualität besprochen. Bei Behandlung der letzteren ergibt sich oft Gelegenheit auf das Hauptarbeitsgebiet des Verfassers, die Vererbungs- lehre, überzugreifen, so bei Erörterung der Selbstunfruchtbarkeit, des Zweckes der Sexualität, der Inzuchtfrage. Die Besprechung der Propagationsorgane gibt Gelegenheit, die Ökologie der Keimung zu be- handeln. In allen Teilen des Werkes ist Physiologie und Ökologie gemein- sam behandelt. Die sehr guten Abbildungen sind anderen Werken ent- nommen; der Druck ist vorzüglich; an Literatur ist zu jedem Abschnitt am Schlüsse desselben nur die wichtigste angeführt, ohne dass, wie es eben in solchen Gesamtdarstellungen üblich ist, Hinweise im Text ge- geben wurden. Junk, W. Bibliographiae Botanicae, Supple- mentum. (Oktav, 700 S. W. Junk, Berlin 1916. Geb. 1,50 M.) Das bekannte Verlags- und Antiquariatshaus für wissenschaftliche Literatur W. Junk gibt dem vorliegenden Band eine Ergänzung ihrer 1909 er- schienenen Bibliographia Botanica aus. Beide Bände geben einen Überblick über die in- und ausländische botanische Literatur, von welcher die Titel mit Erscheinungsort, Format, Seitenzahl und Preis, geordnet nach 6 Unterabteilungen, angeführt sind. Hier von näherem Interesse sind die Abteilungen Plantarum Biologia, welche die bio- logische Literatur, die Literatur über Missbildungen und jene über die Beziehung der Pflanzen zu den Insekten anführt: Specierum Origo, welche jene über Vererbung, Mutabilität und Variabilität, einschliesslich der Pflanzenzüchtung, enthält und Plantae Oeconomicae, welche Lite- ratur über Garten-, Wald-, Ackerpflanzen und Wein anführt. IV. Vereins-Nachrichten. österreichische Gesellschaft für Pflanzeiizüchtung. („Z.") In das Zuchtbuch der Gesellschaft wurden auf Grund der kom- missionellen Besichtigungen, welchen je ©in Delegierter des Landes- kulturrates des betreffenden Kronlandes anwohnte, aufgenommen: Original Fürst Seh war zenb erg-Ger ste 14, Original Postelberger Winterweizen 6, Original Zapotil-Zuckerrübe. An der vom k. k. Ackerbauministerium veranlassten Besprechung über Fragen des Rübensamenbaues nahm der Präsident unserer Ge- sellschaft Dr. hon. c. Ritter v. Proskowetz auch als Vertreter der „österr. Gesellschaft für Pflanzenzüchtung" teil. Als Ort, an welchem die diesjährige Generalversammlung als Wanderversammlung abgehalten werden soll, ist Brunn in Aussicht ge- nommen, als Zeit der 19. und 20. Mai. Samstag, den 19., soll nach der Generalversammlung eine Besichtigung der landwirtschafthchen Landes- Versuchsanstalt stattfinden und Sonntag, den 20., folgt die Gesellschaft einer Einladung der Graf Ferdinand Kinsky sehen Herrschafts- direktion K r 0 m a u (Direktor Pohl) zum Besuch der Höfe F r a i n - spitz und Schömitz, nächst Misslitz. Der Leiter der Versuchsanstalt des Österr.-Ungarischen Zentral- vereines für die Rübenzuckerindustrie, Herr Fallada, ist zum be- ratenden Mitglied der Gesellschaft gewählt worden. y. Kleine Mitteilungen. Wissenschaftliche. Zur Technik der Samenerzeugung bei Kartoffeln. Von Dr. S. Bach (Wien). (Mit 2 Textabbildungen.) Es bedeutet, sowohl für den praktischen Kartoffelzüchter, als auch für den Theoretiker einen Nachteil, dass viele wertvolle Kartoffel- sorten keine Früchte ansetzen. Aus diesem Grunde hat 0. Pitsch^) versucht, bei einer Sorte, welche er hoch einschätzte, und welche die Blüten abwirft, daher keine Früchte ansetzt, die Fruchtbildung durch Beeinflussung der vegetativen Entwicklung der Pflanzen zu erzwingen. Er versuchte die Wegnahme von jungen Knollen, Anbau in günstigen Düngungsverhältnissen und auch Beschneiden der Stengel oberhalb der Blüten, alles olme Erfolg. R o e m e r ") gibt an, leider ohne Anführung experimenteller Belege, dass ,, durch vorsichtige Entfernung der jung angesetzten Knollen, die betreffende Pflanze zur reichen Samenbildung veranlasst werden kann". E a s t ^) stellte fest, dass bei schlecht blühen- den Sorten durch Entfernen der Erde von den Stolonen (Verhinderung der Knollenbildung) wohl etwas stärkere Blütenbildung, aber keine Produktion von fruchtbaren Pollen stattfindet. Er ist der Ansicht, dass die Samenfruchtbarkeit eine erbliche Eigenschaft ist, dass äussere Einflüsse wohl weite Schwankungen (Flul^tuationen) verursachen können, aber keinerlei Behandlung des vegetativen Körpers die charakteristische Biotype verändern (also z. B. eine nicht fruchtende Sorte zum Samen- ertrag bringen) kann. Darwin^) war es bereits auf Grund der Arbeiten von T i n z - mann^) bekannt, dass manche Sorten mit dem eigenen Pollen keine Samen bilden, hingegen mit dem Pollen anderer Sorten Früchte tragen, er vermutet, dass solche unfruchtbare Sorten einen schlechten Pollen produzieren. A. M. East^) hat die Ursache der Erscheinung, dass 1) 0. Pitsch, Deutscli. Landw. Presse 1899, Nr. 21, S. 221. 2) Th. Roemer, Mendelismus und Bastardzüchtung (Arb. d. D. L.-G.) S. 73. ^) E. M. East, Ann. rep. of the Connecticut agric. exp. Station XXXI and XXXII. Hatford 1908. Part. VII, p. 429 und ff. *) Ch. Darwins gesamm. Werke. A. d. Englisch, von J. V. C a r u s. Stutt- gart 1875—87. Bd. 4, S. 129; Bd. 10, S. 436 und ff. ^) Tinzmann, Gardeners Chronicle 1846, S. 183. «) 1. c. 72 Kleiue Mitteilungen. manche Sorten zwar blühen, aber die Blüte bald abwerfen, darin erkannt, dass der Pollen dieser Sorten keine genügende Befruchtung bewirken kann, da derselbe in ungenügender Menge erzeugt wird und eine un- genügende Menge lebensfähiger Körner enthält, während die Mehrzahl der Körner klein, geschrumpft und keimungsunfähig ist. E a s t hat viele künstliche Befruchtungen mit verschiedenen Sorten, unter gleich- zeitiger Untersuchung des verwendeten Pollens unter Mikroskop, ver- sucht — und gefunden, dass die Befruchtung nur dann gelingt, wenn der verwendete Pollen eine grössere Anzahl (über 40 °/o nach E a s t) grosser runder Pollenkörner enthält. Leicht soll che Befruchtung nament- lich dann gelingen, wenn der verwendete Pollen einige Ausstülpungen (Protuberancen) aufweist (Fig. 2). In Easts künstlichen Keimungsver- suchen mit Kartoffelpollen in 7 ^/o iger Zuckerlösung haben die Pollen- körner mit Ausstülpungen aus jeder Ausstülpung je einen Pollenschlauch gebildet, keimten auch schneller als die Körner ohne Ausstülpungen, die geschrumpften keimten natürlich nicht. Aus diesem Verhalten erklärt E a s t die kräftigere Wirkung des an grossen runden (gesunden) und mit Ausstülpungen versehenen Körnern reicheren Pollens, indem näm- lich solcher Pollen viel und kräftige Keimschläuche bildet. Bildet nun der auf die Narbe aufgetragene Pollen eine genügende Anzahl von kräftigen Keimschläuchen, dann wird auch eine grössere Anzahl von Embryo sacken befruchtet und die Frucht gebildet, im entgegengesetzten Falle kommt es zu keiner genügenden Befruchtung, die Zuströmung der Säfte zu den Samenanlagen hört auf, und das Fruchtblatt fällt mit dem Perigon zusammen ab. Nach E a s t kann man durch mikro- skopische Untersuchung des Pollens vor der Anwendung vorhersagen, ob die Befruchtung gelingen wird oder nicht. Salaman^) führte — ebenfalls in Amerika — zahlreiche Bastardierungen erfolgreich durch, erzielte einen Ansatz von 5 % und verfolgte auch das erbliche Verhalten des Merkmals: Pollensterilität. Harraca^) — in Frankreich — war im Jahre 1907 der Zusammenhang zwischen Pollenausbildung und Samenbildung zwar nicht bekannt, da er die Wichtigkeit des guten Fruchtens der Muttersorte für Bastardierungszwecke hervorhebt, es ist ihm trotzdem eine Bastardierung gelungen. Her. Nilsson^) — in Schweden — gelangen Bastardie- rungen in allen Fällen gut, in denen die Vaterpflanze pollenreich war; er verwendete als Mutterpflanzen pollensterile Sorten, deren Kastration überflüssig war. 1) S a 1 a m a n , Journ. of genetics I, 1910 und Joum. Linn. Soc. Botan. XXXIX. 1910, p. 301. -) J. M. H a r r a c a , Production de varietes nouvelles etc. ; in Journ. d'agriculture pratique 1907, 1er semestre. *) Her. Nilsson, W. Weibulls ärsbok, 8, 1913, S. 4-31. Ref. diese Zeit- schrift 1913. Kleine Mitteilungen. 73 Fruwirth^) ist in Hohenheim, der lokalen ungünstigen Vege- tationsbedingungen wegen, unter zahlreichen Bastardierungen keine gelungen, hingegen war eine in Meran ausgeführte Bastardierung erfolgreich. R o e m e r -) kommt auf Grund der Arbeiten von E a s t und F r u w i r t h zur Ansicht, dass die Befruchtung der Kartoffel schwer und in einem nur geringen Prozentsätze gelingt, mahnt daher (mit Recht!) zur Vorsicht gegenüber Angaben aus der Praxis über Bastar- dierungsergebnisse. Wichtig ist diesbezügüch auch die von Fru- w i r t h ^) zitierte Angabe Salamans über das Versagen der Be- fruchtung bei kastrierten Blüten. R e m y hat (nach Angaben von Fruwirth^) eine grössere Anzahl von Bastardierungen erfolgreich durchgeführt. Es folgen hier die eigenen Versuche: Ich habe im Jahre 1915 an der Pflanzenzuchtstation Halle a. S. Versuche zur Gewinnung von Früchten durch Einschränkung des vege- tativen Wachstums von Kartoffelpflanzen der bekannten Gimbal- schen Sorte „Prof. Wohltmann" angestellt. Die Sorte fruchtet bekannt- lich nicht.^) Es wurde eine Anzahl von Knollen vor dem Aussetzen in der Weise operiert, dass alle Augen (Knospengruppen) bis auf eines entfernt wurden, um die Triebbildung zu verringern, bei anderen Pflanzen wurde die Knollenbildung durch das Durchschneiden junger Stolonen verhindert, es wurden Knospen bei einzelnen Trieben und ganzen Pflanzen nach ver- schiedenen Anordnungen ausgebrochen, Seitentriebe wurden entfernt und diese Verfahren miteinander kombiniert. Keines dieser Verfahren hatte eine deutliche Förderung der Blütenbildung herbeigeführt, wenn auch die operierten Knollen mit besser ernährten Trieben ein wenig früher und mehr Blüten entwickelten als die nicht operierten. Es fanden sich aber auch zwischen den natürlich gewachsenen Pflanzen manche von früherer und stärkerer Blütenbildung, was stets mit dem üppigeren Krautwachstum Hand in Hand ging, es scheint also eine Symplasieerscheinung zwischen guter Krauternährung und Blütenbildung zu bestehen. Alle Blüten fielen nach einigen Tagen ab, das Resultat der Ver- suche war somit ein negatives, in Übereinstimmung mit Pitsch und East. Es wurde nun versucht, die Sorte durch künstliche Befruchtung zum Fruchten zu bringen. Zur Arbeitsweise: Als Muttersorte wurde Cimbals Prof. Wohltmann verwendet, es wurden 100 Knollen davon für diesen Versuch ') C. Pruwirth, Deutsch. Landw. Presse 1912, S. 551. 2) 1. c. 3) C. Pruwirth, Die Züchtung der landw. Kulturpflanzen Bd. III, 1910, S. 8. 74 Kleine Mitteilungen. Mitte April 1916 angebaut, in Abständen von 40 X 100 cm. Es wurden 99 Pflanzen gebildet, welche nur gehackt, nicht gehäufelt wurden. Die Pflanzen blühten Ende Juni bis Mitte Juh reichhch; mit wenigen Aus- nahmen bildete Jede Pflanze mindestens einen, viele 2 — 4 Blütenstände (Wickel). Alle Blüten jedoch — mit Ausnahme der weiter unten an- geführten Fälle künstlicher Befruchtung mit Pollen fremder Sorten — fielen nach einigen Tagen ab. Die Feststellung des Blütenabfalles wurde genau und oft durchgeführt, auch Untersuchungen auf anderen mit der- selben Sorte angebauten Versuchsparzellen in den Jahren 1915 und 1916 ergaben stets dasselbe Resultat, welches auch mit den von Fru- w i r t h ^) zitierten Angaben des Züchters über Mangel einer Frucht- bildung bei dieser Sorte übereinstimmt. In Anbetracht dessen wui-den die mit fremdem Pollen befruchteten Blüten weder kastriert noch isoliert. Insofern die Blütenanzahl eines Blütenstandes 5 überschritt, wurde dieselbe auf 5 reduziert, sonst wurden keinerlei operative Ein- griffe gemacht. Der Pollen wurde in der Weise gewonnen, dass die Antheren mit einem Lanzett der Länge nach geöffnet und abgestreift wurden. Es wurde stets vor der Befruchtung Pollen aus einer grossen Anzahl (mindestens hundert) Antheren jeder Sorte gewonnen und in glasierten Tonschalen, mit ebensolchen Tonschalen zugedeckt, im Zimmer auf- bewahrt. Die Untersuchung des Pollens wurde im destillierten Wasser, zunächst mit schwacher, dann mit stärkerer Vergrösserung durch- geführt. Es ist mir bisher nicht gelungen, die untersuchten Pollensorten in 7 °/(j iger (nach E a s t) oder stärkerer Zuckerlösung zum Keimen zu bringen, meine Angaben über die Ausstülpungen beziehen sich lediglich auf Wahrnehmungen der äusseren Gestalt der Pollenkörner, ohne auf deren physiologische Bedeutung eingehen zu können. Die Befruchtung wurde mit einem feinen Pinsel durchgeführt, wobei reichliche Pollen- mengen den Narben aufgetragen wurden. Bei windigem Wetter wurde der Pinsel mit den Lippen leicht befeuchtet, damit die Körner besser und in grösserer Menge haften bleiben. Die befruchteten Blütenstände wurden durch sorgfältiges Anbinden an Stöcke vor der Erschütterung durch den Wind geschützt. Es wurde auch versucht, einzelne Blütcn- stiele durch Verbände zu festigen, was sich jedoch als imwirksam erwies. Umständehalber konnte der natürhche AbfaU der angesetzten Früchte nicht abgewartet werden, sondern es wurden dieselben gepflückt, so- bald keine weitere Grössenzunahme merklich war und nachreifen lassen. Es wurden dabei durchweg gut entwickelte Samen erzielt. Während der Blüh- und Reifezeit herrschte in Halle a. S. veränderliches Wetter, es waren jedoch keine besonders starken Regengüsse, Stürme 1) Siehe Anm. 2 S. 72. Kleine Mitteilungen. 75 oder Hitzetage zu verzeichnen. Der Boden der Versuchsparzelle war ein milder, tiefgründiger, sandiger Lehm. Die Versuchsergebnisse: Mutterpflanzen stets Cimbals Prof. Wo hl t mann. 1. Pollen aus Cimbals Prof. Wo hl t mann. Am 27. VII. 16 wurden ca. 60 Blüten dieser Sorte gepflückt. Am 28. VII. wurde der Pollen aus ca. 2 Dritteln der Blüten gewonnen. Die Menge des Pollens war im Verhältnis zu anderen Sorten gering. Der Pollen enthielt ca. 10°/o grosser runder Pollenkörner (Fig. 3; 1), ca. 90*^/0 kleiner geschrumpfter (Fig. 3; 6). Ca. der fünfte Teil der grossen runden Körner, also ca. 2 "/„ aller Körner, weist auf der Oberfläche nur sehr undeutliche kantige Erhebungen über den Kreisquerschnitt des Pollenkornes auf, während das Lumen der Zelle rund erscheint (Fig. 3; 4). Diese Gebilde können vielleicht den Eastschen Aus- stülpungen („Protuberances") entsprechen, sind jedoch auch nicht an- nähernd so deutiich, wie in den Eastschen Zeichnungen (Fig. 2). Am 28. VII. gegen 10,30 a. m. wurden 18 Blüten von 4 Blütenständen an 4 Pflanzen befruchtet. Am 30. VII. wurde der Pollen von dem Eest der Blüten entnommen und die Bestäubung damit ^dederholt. Es wurde kein Fruchtansatz festgestellt. 2. Pollen aus Cimbals Kilo. Am 4. VII. wurde eine grössere Anzahl Blüten gesammelt, am 6. der Pollen entnommen und untersucht. Die Antheren spendeten reichlich Pollen. Die Unter- suchung ergab ca. 60 ^1^ grosser runder Körner, darunter 15 — 20 ^1^ (aller Körner) mit 2 — 3. in vereinzelten Fällen mit 4 Ausstülpungen versehen. Diese Ausstülpungen waren zum Teil undeutlich wie bei 1., zum Teil ebenso gut ausgeprägt wie bei East (Fig. 3; 2.3,4). Am 6. VII. 16 wurden mit diesem Pollen 9 Blüten dreier Blütenstände an zwei Pflanzen belegt. Am 8. VII. wurde der noch übriggebh ebene Pollen untersucht, er resultierte dasselbe Bild wie am 6. Die Bestäubung wurde darauf am 8. wiederholt. Es haben 2 Blüten Früchte angesetzt mit reichlicher Samenbildung. 3. Pollen aus Richters Fürstenkrone. Bei mit 2. gleichzeitiger Pollenentnahme und Beobachtung wurden hier ähnliche Verhältnisse wie bei ..Klio" vorgefunden, die Anzahl der grossen Pollen- körner war jedoch hier etwas geringer, nämlich 45 — 50 "/q. Es wurden am 6. VTI. 4 h. p. m. 5 Blüten eines Blütenstandes befruchtet, am 8. die Befruchtung wiederholt. Der Pollen war am 8. unverändert. Es wurde eine Frucht mit reichlichem Sam. en gebildet. 4. Dolkowskis Lech. Ende Juni wurde der Pollen einiger Blüten untersucht. Ca. 90 °/o der Körner gross und rund, ca. 40 °/n aller Körner mit einer, ca. 20 ^/o mit zwei bis drei deutlichen Ausstülpungen. Befruchtungsversuche wurden mit dem Pollen dieser Sorte nicht an- 76 Kleine Mitteilungen. gestellt, es ist jedoch bekannt.^) dass die Sorte gut fruchtet, was auch mit diesbezüglichen eigenen Beobachtungen übereinstimmt, da die Sorte in Halle reichlichen Ertrag an Beeren hefert. 5. Pollen aus Cimbals Imperator. Am 7. VII. wurde eine grössere Anzahl Blüten gepflückt, am 8. der Pollen, welcher in reichlicher Menge vorhanden war, gewonnen und untersucht. Über 90 °/o grosser rimder Körner, nur vereinzelte weisen mehr oder weniger deutliche Ausstülpungen auf. Am 9. VII. wurden 18 Blüten von 4 Blütenständen an 3 Pflanzen befruchtet. Am 11. VII. zeigt der Pollen im Mikroskop ein unverändertes Bild. Am 12. VII. war die Hälfte der oo o oo Flg. 2. Kartoffelpollen nach East: ein rundes Pollenkom und 4 Körner mit 1—4 Ausstülpungen (stark vergrössert). 12 3 4 5 6 Mg. 3. Kartoffelpollen nach eigenen Beobachtungen. (Etwas stärker vergrössert als bei East, frei gezeichnet.) 1. Grosses rundes Korn. 4. Pollenkörner mit nur undeutlichen Ausstülpungen. 2. Pollenkörner mit einer Ausstülpung. 5. Pollenkorn mit stark ausgeprägten Ausstülpungen. 3. PoUenkorn mit 2 Ausstülpungen. 6. Geschrumpfte kleine Pollenkörner. Blüten bereits abgefallen, an den noch sitzenden Blüten wurde die Be- stäubung wiederholt. Es wurden an zwei Blütenständen 3 Früchte mit reichlichem Samenansatz geerntet. 6. Pollen aus Cimbals Geheim rat Werner. Am 11. VII. 16 wurde eine grössere Anzahl Blüten gesammelt, am 14. VII. der Pollen gewonnen und untersucht. Die PoUenmenge war reichlich. Die Hälfte der Pollenkörner gross und rund, 3 — 4 "/o aller Körner weisen Ausstülpungen auf, und zwar kommen sowohl undeuthche (Fig. 3; 4) als deutliche (Fig. 3; 3) und besonders stark ausgeprägte (Fig. 3; 5, stärker als in Easts Zeichnungen) vor. Am 14. VII. wurden 19 Blüten von 4 Blütenständen an 4 Pflanzen bestäubt. Am 15. wurde der Pollen wieder untersucht und unverändert, gefunden. ') Siehe Anm. 2 S. 72. Kleine Mitteihmgen. 77 Die Bestäubung wurde am 15. wiederholt. Es wurde eine Frucht mit reichlichem Samen gebildet. Am 21. VII. wurde der PoUen nochmals mikroskopisch untersucht und zeigte dasselbe Bild wie am 14. und 15., mit dem Unterschiede, dass die stark ausgeprägten Ausstülpungen nicht mehr vorgefunden wurden. 7. Pollen aus Cimbals Flora. Am 7. VII. wurde eine grössere Anzahl Blüten gepflückt, am 12. der Pollen gesammelt und untersucht. Die Antheren enthielten reichliche Pollenmengen. Gebilde, die als „Protuberancen" angesprochen werden könnten, kommen nur bei vereinzelten Körnern vor und sind sehr undeutlich (Fig. 3; 4). Am 14. VII. wurden 24 Blüten von 6 Blütenständen an 6 Pflanzen be- fruchtet, am 15. die Bestäubung wiederholt. Der Pollen war am 15. VII. im mikroskopischen Bilde unverändert. Es wurden 4 Früchte mit reichlichem Samenansatz gebildet. Am 21. VII. wurde der Pollen noch einmal mikroskopisch untersucht und zeigte dasselbe Bild wie am 14. und 15. Übersichtstafel. Muttersorte stets Cimbals Prof. Wohltmann. Sorte der Vaterpflanzen o — !-, O O Ö O W " s- Ausstülpungen („Protu- berances") in Prozenten aller Pollenkörner d 03 TS Ö +^ -S öS CO fH rr, N CD .Si ö (D :g T3 CO Höhe 3,0 „ Fig. 4. Typen des „Grauen Zwettler" Mohnes. Das Verhältnis der Breite zur Höhe stellt sich demnach beim A-Typus wie 0,75:1, beim B-Typns wie 1:1, beim v ^) Breite = an der ausgebaiichtesten Stelle gemessen. ^) Länge = an der höchsten Stelle gemessen, und zwar nicht mit Einrechnung des Kapselansatzes. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. B'l. V. 6 32 Kleine Mitteilungen.» C-Typiis wie 1,5:1 und beim D-Typus wie 1,1 : 1. Alle diese 4 Haupttypen und die dazugehörigen Abteilungen sind derart charakteristisch ausgeprägt, dass sie, einmal miteinander ver- glichen, nicht wieder verwechselt werden können. Es ist wohl selbst- verständlich, dass infolge Fremdbefruchtung bei Mohn auch Übergänge von einem zum anderen Typus auftreten, die dann dementsprechend mit zwei grossen Buchstaben bezeichnet werden, z. B. CD2 oder BD^ usw. Jedoch ist ganz besonders hervorzuheben, dass reine Typen weitaus in der Mehrzahl vorzufinden sind. Sowohl auf Grund des Ergebnisses beim Aufarbeiten vieler Zucht- i pflanzen, als auch auf Grund der Beobachtungen beim Aufarbeiten der einzelnen Parzellen,^) ist mit Sicherheit festgestellt, dass der Typus D^ und noch mehr der Typus D1-2 den weitaus grössten Sameninhalt auf- . weist. Letzterer bewegt sich innerhalb der Grenzen von 7 — 9,2 g pro Kapsel. Infolgedessen wurden bei meiner Züchtung von Mohn im Zucht- garten 1916 für die Weiterzucht von 20 ausgewählten Individualauslesen 16 mit dem Typus Do und D1-2 entnommen. Die übrigen gehören dem. T3rpus Bi_2 an. Jedenfalls schwebt mir Dg und D1-2 als Zuchtziel vor, was einerseits im Interesse der Ertragssteigerung und andererseits auch im Interesse der Gleichförmigkeit liegt. Erfahrungsgemäss hat dagegen der Typus C in allen 3 Grössen ■ meist sehr wenig Sameninhalt und weist ausserdem sehr häufig eine sehr- mangelhafte Befruchtung auf, so dass der Inhalt nicht selten aus ab- gestorbenen braunen Samenknospen besteht. 4 Nachweis über die Ursache des häufigeren Auswachsens von Samen in den violetten Mohnkapseln. Von Rndolf Banninger (Fachlehrer in Edelhof bei Zwettl, N.-Österr.). (Mit 2 Textabbildungen.) In meiner Arbeit ., Anfänge in der Mohnzüchtung" in dieser Zeit- schrift 1916. Bd. IV, Heft 1 habe ich die Vermutung ausgesprochen, dass das Auswachsen von Mohnsamen in den Kapseln, das vornehmlich bei violetten Kapseln auftritt, auf grössere Wasseraufnahme und lang- sameres Abgeben desselben zurückzuführen sein dürfte. Inzwischen ist es mir gelungen, den Beweis zu erbringen, dass sich dies tatsächlich so verhält. Zu diesem Zwecke wählte ich eine grössere Anzahl von violetten und gelblich-braunen Kapseln aus. versah jede mit einer Nummer, wog jede genau ab und legte sie dann alle gemeinsam eine gleich lange Zeit auf Wasser. Herausgenommen, wurden sie vom an- ^) Im Jahre 1915 waren 53 und im Jahre 1916 58 Parzellen. Kleine Mitteilungen. 83 haftenden Wasser befreit und dann mittelst einer Zeigerwage rasch nacheinander gewogen, und zwar absichtlich die gelblich-braunen zuerst. Danach stellte ich die Wasseraufnahme in Gramm und auch in Prozent des Kapselgewichtes fest. Nach Ablauf gewisser Stunden wurden immer wieder alle Kapseln durchgewogen und so die Wasserabgabe fest- gestellt, imd zwar so lange, bis die gelblich-braunen wieder ihr ur- sprüngliches Gewicht zeigten. Nebst nachstehenden 2 Tabellen, die die Durchschnittszahlen aller Kapseln enthalten, zeigt die dazu gehörige Fig. 5 den Verlauf der Wasserabgabe sehr schön. Tabelle I. Wasseraufnahme und -abgäbe bei gelblich-braunen Kapseln. Durch- schnitts- gewicht der Kapseln in g Gewicht nach 1 li am Wasserliegen in g Aufnahme von Wasser in g Wasser- aufnahme in "/o des Kapsel- gewichts Gewicht der Kapsel nach 4h igt 2411 1,73 2,16 0,43 Wasserab 25 ^abe in ^/o: 1,84 75 1,76 93 1,73 100 Tabelle II. Wasseraufnahme und -abgäbe bei violetten— rötlichen Kapseln. Durch- schnitts- gewicht Gewicht nach 1 h am Wasser- liegen in g Auf- nahme von Wasser in g Wasser- aufnahme in ''/o des Kapsel- gewichts Gewicht der Kapsel nach d. Kapseln in g 4h 19 h 24 h 3011 4311 48 b 5211 2,47 3,84 Wa. 1,38 sserabgah 56 e in o/o: 3,50 24 3,05 58 2,96 64 2,88 70 2,80 75 2,78 77 2,68 84 Sowohl aus den Tabellen als auch aus der Fig. 3 geht deutlich hervor, dass die violetten Kapseln einerseits innerhalb eines gleichen Zeitraumes eine bedeutend grössere Menge Wasser aufnehmen und dieses' andererseits auch viel langsamer abgeben als die gelben. Da also die violetten Kapseln innerhalb 2 — 3 Tagen nicht ausgetrocknet sind, ist es wohl leicht begreiflich, dass bei anhaltenden Regenperioden diese Pflanzen dem Auswachsen in den Kapseln am meisten unter- hegen müssen. Während also die gelbhch-braunen Kapseln innerhalb 24 Stunden vollständig trocken waren, d. h. alles aufgenommene Wasser wieder abgegeben hatten, enthielten die violetten noch nach 52 Stunden 16 °/o des aufgenommenen Wassers. Die Fig. 6 stellt den Kurvenverlauf der Wasserabgabe einzelner gelblich-brauner und einzelner violetter Kapseln dar. Es ist dies ein zweiter von obigen Tabellen vollständig unabhängiger Versuch, bei dem die Kapseln auch viel länger am Wasser 6* 84 Kleine Mitteilungen. lagen und öfters untergetaucht wurden. Während hierbei die gelbhch- braunen Kapsehi innerhalb 36 bis längstens 60 Stunden alles auf- genommene Wasser abgegeben hatten, enthielten die violetten Kapseln wo% 90% 80% 70% eo% so% w% 30% zo% io% o% Fig. ¥^ ^ffft Z^f^ 30^ fd^ 98^ Ö2^ 5. Gesamtverlaiif der Wasserabgabe gelber und violetter Köpfe. nach 60 Stunden noch 22 — 33°/o des aufgenommenen Wassers. Aller- dings muss ich dazu bemerken, dass beide Versuche im Winter im normal geheizten Zimmer ausgeführt wurden und zweifellos das Aus- trocknen am Felde nach Regen infolge des Windes etwas rascher vor Kleine Mitteilung-en. 85 sich gehen wird (übrigens bei sehr feuchter Luft vielleicht auch manch- mal langsamer!), immerhin aber werden auch da die gelblich-braunen das Wasser früher abgeben als die violetten bis rötlichen. iOO% 0% 12^ -/e^ 20^ M^ 3ff'^ vo^ w''^ 'go '' Fig. 6. Verlauf der Wasserabgabe einzelner gelber und violetter Köpfe. Aus der beigegebenen Zahlentafel (Tabelle III), die das Ergebnis «iner Reihe von einzelnen Kapseln enthält, ist ersichtlich, dass jedoch auch bei den violetten Kapseln solche vorkommen (allerdings bedeutend weniger), die das aufgenommene Wasser ebenso rasch abgeben, als 86 Kleine Mitteilungen. U IC — W M. I-' c;i rf^ cc ^s H- 50 2. 5' 05 CO oi ii. *- 4^ CD <0 — ^^-^ CO Oi CO Ki P^ ■o CO ~3 t-» CO 5" *^ 00 CO r^ O CD B> CO 00 CO Ü» 0> tf^ ^1 d c IQ 3 5 OD Ü' "J (0 ■<] C ^] 3 CO ~b5~co 4^ CD Oi CD O COGD 3" 3 jxs IC to s: 3^ O. CD CJ' OO 3 ——— IQ tc I-' ro — "CC"-J 00 (0 _ 3 o o o c o o ■-J Q> CO O 3* C» o- tQ o- CO 3 I I I *^ CO *. H-i 05 GD 'cd~cd~'h-' ~3 Oi *> 1— h- ' ^3 l-i CD O CJ« ^ "to"*>.~CD CD CO Cn h- tc I-' Cl *» c?» ~CD~'-a OD JlJi jX) ~cD 'V "cd "h-' o "-0 "oi j;^ je Oi ^»^ o^ Oi ot ")-' "to 'co "»-' "to "-0 "c" 4^ O: OD CO OD OD OD CT> I-' 00 ^] 05 cn O 05 _Ü» jt- J3i jO _p' jX "os "h-' "bs "bs cji ""-»J "o ^ tf». CO COJO o o "O "Oi "to Ic O "co "4- to CO CO INS I-* h-^ CO to Ol CO CO CD O CO CT« 4^ CO CnjJl h^^ps "bs "co 1» OD "üi OD "co CO cy CO CO CO to CO h-' O 4^ CO 00 *- CO o^ jfi. _co p^ ^oi jfi' jjs "co "o "b» "*'"»-' ~4i- "co 4i. CJ5 4^^ 4^ CO CO *w i-i CO CO ^ 05 O' CO j*^ j^ s^ J-" y s^ p^ "bo "bo "t-' "»-' "4^ "od 'od CJ' ^3 cn 4^ er« c;^ cn I-' CO 05 OD O H-i I-' _*'JlojNSjf»._cn CO cn "'#^"b5"cD"'-a~'co üi üi Cl 00 OJ CjT cn Cn cn I-' — CO OD *. CD OS 4^ cojcj^ *'_coj:j' "bi Ol ""-a bi "cd "*4^ "o OS CO O O OS CS G^ CO H^ CD H-' O CO OS 4^ CO CO 4^ 4^ CO tP' o "bi "**^ "co "b< bo "4^ ^3 CC ^J -0 OS ~3 ^1 0 OS 00 0 0 OD OS ?0 2. 3' < 5 cö* CO 09 ■o CD Q. cö CO S" c CO 3 CD 3- 09 CO CO (D "1 — CO (0 IQ 2. CT CO 3 09 c 3 09 3* 3 CO 3 c 3 o 3 o O N C 3 CD CD 3 ^^ 3* 2. CD 3 CO CO CO HH 4^ *»0 a CO I-' CO CO CO CO to O 4^ CO O CO CO 4^ 0: O' 4^ CO to h-' fe! 1 t^ cojw_co_co_co lo "bo "-j "*-■ ">-' "bo Gewicht der Kapsel Yollkommen trocken -P J*^ S^ -^ S^ 9^ "'•—■ Gewicht der Kapsel 16 li nachher tf^ *.. *. cn *^ OS 0 •O OS CD to OS Abnahme von Wasser in ^/q des aufgen. Wassers Cn_CO 4>. CO 4^ Oi "cn'bi"co"boo"o Gewicht der Kapsel 20 h nachher 4^ OS OS OS cn ^3 00 OS ^ OS CO ^3 Abnahme von Wasser in "/n des aufgen. Wassers _Cn Ca j^ Oi Oi tc "%- "h-' "h-i "-a ""-0 "cd Gewicht der Kapsel 24 h nachher OS OD OS ^ OS OD 4^ 0 CO cn 00 CD Abnahme von Wasser in "/o des aufgen. Wassers cn CO Oi CO CO to "o"o'cD"os"cn"bo Gewicht der Kapsel 36 li nachher h- ' OS 00 00 00 -0 0 00 ^ cn CO CD 0 Abnahme von Wasser in ^In des aufgen. Wassers *'_to_coj:oj:;i . "bo'bo'Vi'ifi.lp. 1 Gewicht der Kapsel 40 ii nachher h-i >— ' (-' Abnahme von Wasser in "/o des aufgen. Wassers cn 1 1 1 Oi 1 Gewicht der Kapsel 46 h nachher OD 1 1 1 CO 1 00 1 1 1 0 1 Abnahme von Wasser in "/o des aufgen. Wassers to 1 1 1 i-k 1 Gewicht der Kapsel 60 h nachher 1—' I-' 81 1 1 81 Abnahme von Wasser in "/n des aufgen. Wassers 1 1 1 1 1 1 Enthält vom aufgen. Wasser noch in HM Kleine Mitteilimgeu. 87 die gelblich-braunen. Es gibt also auch in dieser Beziehung Ausnahmen. Da ich im Vorjahre nach dem Aufarbeiten des Zuchtgartens alle diese violetten, zum Auswachsen neigenden Individualauslesen von der Weiterzucht ausgeschlossen habe,^) konnte ich heuer, trotz einer längeren Regenperiode im August, nach der ich von verschiedenen bäuerlichen Kreisen über Auswachsen in den Kapseln klagen hörte, beim Aufarbeiten des Zuchtgartens keine ausgewachsenen Kapseln finden. Andere Sachliche. Hochzuchtregister der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Im Jahre 1916 wurde bei einigen in das Hochzuchtregister bereits eingetragenen Züchtungen die Eintragung durch neuerliche kom- missioneile Besichtigung bestätigt, und zwar bei Original J. Sper- lings Buhlendorfer Roggen, grünkörniger Zucht; Original Fried- richs Hannagerste; Original Kirsches Weisshafer und Original Z e i n e r s Frankengerste. Die spätreifende Form der Hannagerste, Friedrichs Hannagerste, die auf der Pachtung Schilbach entstanden ist, wird, seitdem Friedrich tot und diese Pachtung aufgegeben hat, durch die von Foerster sehe Gutsverwaltung Obermittlau weiter- gezüchtet. Kirsches Weisshafer ist die Fortführung der Züchtung, die bisher unter der Bezeichnung Kirsches Pfiffelbacher ertragreichster be- kannt war, bei Zeiners Frankengerste ist, entsprechend den Grundregeln des Hochzuchtregisters, die frühere Zusatzbezeichnung „veredelte" weg- gefallen. Neu in das Hochzuchtregister aufgenommen wurde eine früh- reifende Victoria-Erbse: Original Friedrichswerther frühe Viktoria- Erbse: Domänenrat E.Meyer, Friedrichswerth; der mit Petkuserroggen als Ausgang gezüchtete Original Friedrichswerther Roggen: Domänenrat E.Meyer. Friedrichswerth; eine kleine Ackerbohne: Original Wadsacks kleine Thüringer Pferdebohne: A. Wadsack-Kutzleben und der bis- her unter der Bezeichnung „Jaentsch' Weissweizen" bekannte Original Terras Weissweizen: Terra, Aktiengesellschaft für Samen- Tiucht. Aschersleben. ^) Ranninger: „Anfänge in der Mohnzüchtung". Zeitschr. f. Pflanzenzüchtung Bd. IV. 88 Kleine Mitteihma-en. Persönliche. von Stiegler-Sobotka, -i*, Königlicher Kammerherr, Mitglied des Herrenhauses, Majoratsherr auf Sobotka. Dem Leiter der K. ungarischen PflanzenverecUungsanstalt E. G r a b n e r ist der Titel Direktor an der genannten Anstalt ver- liehen worden. Der Gutsverwalter R. Figna der Herrschaft Pischely („Selekta") wurde zum Direktor ernannt. Der Oberinspektor an der Samenprüfungs-Anstalt in Wien Pammer ist zum Regierungsrat ernannt worden. Am 23. Februar verschied zu Berhn-Friedenau, im Alter von 68 Jahren, der Königliche Amtsrat Louis Himburg, der seit einer Reihe von Jahren die Geschäfte der Original-Saatgut-Abteilung vom „Bund der Landwirte" führte. Obwohl in den letzten Jahren ein Fuss- leiden ihm die Beteiligung sehr erschwerte, nahm er doch ständig eifrigst an den Besichtigungsreisen der Kommission teil, die auf die Zuchtwirtschaften führten. Das nächste Heft erscheint im Juni 1917. Dmck von Fr. StoUberg, Merseburg. Trieure Unkrautsamen- ' Ausleser, Mischfrucht - Scheider, Getreide-Sortierer, Lagerhaus-Einrichtungen Reinigungs-Anlagen für Saatzuchtanstalten. Kalker Trienrfabrili und Fabrik gelochter Bleche IUayer ^ €ie* in Röln=Ralk. Zweigfabriken in Dresden-Neustadt und Augsburg-Pfersee. [1] Verlag von Paul Parey in Berlin SW. 11, Hedemannstraße 10 u. 11. Die Ernährung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Lehrbuch auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschung und praktischer Erfahrung bearbeitet von Prof. Dr. W. Schneidewind, Vorsteher der agrik.-chem. Versuchsstation der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen, Halle a. S. Zweite, neubearbeifefe Auflage. Mit 15 Tafeln. Gebunden, Preis 16 M. Die Ölfrüchte. Von Dr. Hans Wacker, Professor an der Kgl. Württ. Landwirtschaftlichen Hochschnle in Hohenheim und Vorstand der Kgl. Saatzuehtanstalt daselbst. Mit 20 Textabbildungen. Preis 1 M. 60 Pf. (Kiesslings landwirtschaftliche Hefte Nr. 32/33.) Landwirtschaftlich wichtige Hülsenfruchter. Von Dr. C. Fruwirth, Professor an der Technischen Hochschule in Wien. Erstes Heft: Erbse, Wicke, Ackerbohne, Lupine und Linse. Mit 9 Textabbildungen. Preis 80 Pf. Zweites Heft: Soja, Fisole, Kicher, Erve, Ervilie, Platterbse und andere Hülsenfruchter, deren Samen als Futtermittel eingeführt werden. Mit 4 Tafeln und 9 Textabbildungen. Preis 1 M. 60 Pf. (Kiesslings landwirtschaftliche Hefte Nr. 29 — 31.) Ratschläge zum Durchhalten für unseren Zuckerrübenbau. Von Dr. Paul Ehrenberg, Professor an der Universität Göttingen. Preis 2 M. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Druck vüu.i-'r. Stollberg, Merseburg. Band V, Heft 2. ^-^iA Juni 1917. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Zugleich Organ der Gesellschaff zur Förderung deutscher Pflanzenzucht, der Österreichischen Gesellschaft für Pflanzenzüchtung und des Bayerischen Saatzuchtvereins. Unter Mitwirkung; von L Kiessling, H. Nilsson-Ehle, K. v. Rümker, E. v. Tschermak, Weihenstephan Lund Berlin Wien herausgegeben von C. Fruwirth, Wien. Mit 16 Textabbildungen. BERLIN Verlagsbuchhandlung Paul Parey Vorlag nir Laudwirtscliaft, Oartocbau und Forstwesen SW. II, Hedemannstraße lOu. 11 1917. Min^elpreis 12 31. Abonnements2Jreis 10 M. Inhalt. I. Wissenschaftliche Originalarbeiten, Aufsätze. Seite Heribert-Nilsson, N.: Versuche über den Yiziuismus des Kogyeus mit einem pflanzlichen Indikator. (Mit 10 Textabbildungen) 89 Tritschler, Dr.: Die Kosten der Einrichtung und des Betriebes einer Saatzucht^ Wirtschaft 115 II. Übersichten. Molz, Dr. E.: Über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kultur- pflanzen. (Mit 6 Textabbildungen) 121 III. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 1. Referate 245 2. Bücherbesprechungen 251 IV. Vereins-Nachrichten. Österreichische Gesellschaft für Pflanzeuzüchtung („Z.") 253 V. Kleine JVlitteilungen. Wissenschaftliche : Alter und Vererbung 257 Saatfelderanerkennung bei Mohn und Raps 259 Andere Sachliche: Kgl. nngar. staatliche Sortenanerkennung und Hochzuchtregister 262 Persönliche 263 Erscheinungsweise: Die Zeitschrift für Pflanzenzüchtung erscheint in zwanglosen Heften, die zu Bänden mit einem Gesamtumfang von etwa 30 Druckbogen zu 16 Seiten vereinigt werden. Die Hefte sind auch einzeln käuflich, ihre Preise sind entsprechend ihrem schwankenden Umfang verschieden und sind im Abonnement niedriger als bei Einzelbezug. Der Gesamtpreis eines Bandes wird, je nach seinem Umfange, im Abonnement etwa 20 — 24 M. betragen. Das Abonnement verpflichtet für einen Band. Einbanddecken werden bei Er- scheinen der Schlusshefte eines Bandes zu 1 M. zur Verfügung gestellt. Abonnements nimmt jede Sortimentsbuchhandlung entgegen sowie die Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin SW. 11, Hedemannstrasse 10 u. 11. An letztere sind auch alle Zuschriften in Anzeigenangelegenheiten zu richten. Preise der Anzeigen: ganze Seite M. 50, halbe Seite M. 30, drittel Seite M. 20, viertel Seite M. 17,50. Für alle das grosse Gebiet der Pflanzen- züchtung angehende Anzeigen dürfte die „Zeitschrift" das geeignetste Organ sein. Honorar für den Bogen Text: 48 M., Tabellen 24 M. Von jedem Original- beitrag können 25 Sonderabdrücke geliefert werden, wenn dies bei Einsendung des Manuskriptes verlangt wird. Redaktionelle Zuschriften: Prof. Dr. C. Fruwirth, Waldhof b. Amstetten (N.-Österr.). Sonstige Zuschriften (Bezug u. Anzeigen): Paul Parey, Berlin SW. 11, Hedemannstrasse. Band V, Heft 2. Juni 1917. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. I. Wissenschaftliche Originalarbeiten, Aufsätze. Versuche über den Vizinismus des Roggens mit einem pflanzlichen Indikator. Von N. Heribert-Nilsson (Saatzuchtanstalt Weibullsholm bei Landskrona, Schweden). (Mit 10 Textabbildungen.) Als die Züchtung des Roggens im Jahre 1911 bei Weibullsholm von mir aufgenommen wurde, entechloss ich mich, eine Züchtungs- richtung zu verfolgen, die von der allgemein angewandten Methode der Roggenzüchtung (v. Lochow, v. Rümker, Svalöf u. a.) abwich. Statt die Nachkommenschaften der Elitepflanzen nebeneinander zu bauen, säte ich sie in Weizen- oder Grasfeldern unter räumlicher Iso- lierung aus, um die Durcheinanderkreuzung der verschiedenen Nach- kommenschaften zu vermeiden, die ja sonst in beträchtlichem Grade stattfindet und die genotypischen Differenzen der Mutterpflanzen wieder ausgleicht.^) Um eine dergleiche Züchtung durchführen zu können, ist es natürlich sehr wichtig, durch Untersuchungen über den Pollentransport durch den Wind die Gefahr des Vizinismus eines Be- standes oder einer Pflanze festzustellen. 1. Versuche, um durch den Ansatz einzeln angesetzter Pflanzen den Vizinismus zu ermitteln. Meine diesbezüglichen Untersuchungen wurden im. Jahre 1913 so ausgeführt, dass ich zwischen Beständen einzelne Pflanzen aussetzte. Da die Roggenpflanzen gewöhnlich stark selbststeril sind, selten mehr als 5 ^Iq Körner bei Isolierung ansetzen, wurde dann der Grad des 1) Eine wirkliche Reinzüchtungsmethode hat schon F r u w i r t h während mehrerer Jahre bei der Roggen Züchtung durchgeführt, jedoch mit der Modifizierung, dass er die Isolierung mit Schutzkästen von öltuch ausgeführt hat (Die Züchtung landw. Kultur- pflanzen IV, 1910, S. 227). Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 7 90 Heribert-Nilsson: Vizinismus nach dem Grade des Ansatzes bestimmt. Exakt werden ja dergleiche Versuche nicht, speziell falls der Vizinismus gering ist, denn es ist in diesem Falle nicht zu entscheiden, ob ein Ansatz von z. B. 10 ^1^ auf erhöhter Selb stf ertili tat ^) oder geringem Vizinismus beruht. Ist aber der Ansatz 20 ^Jq oder höher, so kann man fast sicher behaupten, dass Vizinismus mit im Spiele ist, jedenfalls bei der Mehrzahl der Pflanzen, denn eine so hohe oder höhere Selbstfertilität ist bei Roggen selten, wie meine früheren Untersuchungen über die Selbststerilität und Selbstfertilität des Roggens gezeigt haben.^) Bei Untersuchungen dieser Art ist es natürhch wichtig, dass man in der Nähe der Bestände und Pflanzen, deren Vizinismus untersucht werden soll, keine grösseren Roggenfelder hat, weil ihre grossen Pollen- wolken sonst das Experiment ganz stören können. Da in der Gegend von Landskrona, wo meine Versuche ausgeführt wurden, nur sehr wenig Roggen angebaut wird, war diese Fehlerquelle nicht schwer zu be- seitigen. Kartenskizze de^- lirsucfies I IS 13. 18 19 ZO 21 7,20/0 0% ys / Z5 27 28 • • 7 f, 10/0 i,70/o 39 3S 37 • • •• 9,90/0 12,9 "/o f] ¥2 ■ ^3 'ff ••••ff • • Mi 9,30/0 22,90/0 Y •• f7 • 6,SO/o 32 m 21,t°/o 31 30 50 Si y Wiruirichtun^ Fig.: 1. Im Jahre 1913 wurden zwei Versuche in Grasfeldern angelegt, um den Vizinismus zu ermitteln. Auf einem Felde wurden grösstenteils einzelne Pflanzen oder sehr kleine Gruppen von Pflanzen mit einem Abstand von 30 m ausgesetzt (Versuch I). Auf einem anderen Felde wurden zwischen kleineren Beständen, die kaum mehr als 0,5 qm be- trugen, einzelne Pflanzen ausgesetzt (Versuch II). Die letzteren waren 30 m von den Beständen entfernt. Für eine bessere Übersicht der Sachlage gebe ich zuerst eine Karten- skizze über den Versuch I mit Angabe auch der Anzahl der Pflanzen der kleineren Bestände durch Punkte (Fig. 7). Die Windrichtung wird auf dieser und folgenden Skizzen durch Pfeile angegeben.^) Nummer ^) Selbstfertilität und Selbststerilität hier immer gleich Fruchtbarkeit innerhalb der Pflanze (Selbst- und Nachbarbefruchtung) oder Fehlen solcher. 2) Populationsanalysen und ErblichkeitsA'ersuche über die Selbststerilität, Selbst- fertilität und Sterilität bei dem Roggen. Zeitschr. für Pflanzenz. Bd. 4, 1916, S. 19. ") Die Bestände sind sowohl auf dieser Skizze als auf den folgenden grösser ge- zeichnet als sie der Skala nach sein sollten, um die Unterschiede ihrer Grösse besser hervorzuheben. Versuche über den Vizinismus des Roggens mit einem pflanzlichen Indikator. 91 der Pflanze oder des Bestandes steht über, prozentischer Ansatz (fett gedruckt) unter den Punkten oder Rechtecken. Auf dem ganzen Felde von ungefähr 2 ha waren zum grössten Teil einzelne Pflanzen oder Bestände von selir wenigen Pflanzen aus- geietzt worden. Nur 5 Bestände mit mehreren Pflanzen fanden sich hier (durch schwarze Rechtecke angegeben). Von diesen waren die Be- stände 31 und 44 nur klein (21 und ungefähr 10 Pflanzen resp.). Die Bestände 50, 51 und 52 waren von der Grösse 0,5 qm. Betrachtet man nun den Ansatz der einzelnen Pflanzen, so findet man, dass dieser nur in zwei Fällen relativ hoch ist, nämüch bei Nr. 32 und 43 (21,4 und 22,9% resp.) und in einem Fall sehr hoch ist, nänüich bei Nr. 27 (74,1 %). Dass der hohe Ansatz bei den ersteren Pflanzen durch Vizinismus verursacht ist, ist sicher, weil ihre Nach- kommenschaft untersucht worden ist und diese Annahme bestätigt hat. Eine F^-Pflanze der Nr. 32 ergab bei effektiver räumlicher Isolierung 1914 einen Ansatz von nur 1,5%, zwei Fj-Pflanzen (1914) und eine Fo-Pflanze (1915) aus Nr. 43 bei Glasisolierung nur den Ansatz 0,7, 3 und 5,5 °/o resp. Der hohe Ansatz der Nr. 32 und 43 kann also nicht darauf beruhen, dass sie selbstfertil sind, weil selbstfertile Pflanzen, als rezessiv, sogleich konstant sind, folglich selbstfertile Nachkommen geben müssen. Die dritte der oben genannten Pflanzen, die einen sehr guten Ansatz zeigte, nämlich Nr. 27, stellte sich wirklich in der Nach- kommenschaft als stark selbstfertil heraus, ergab eine konstante, selbst- fertile Rasse, worüber ich schon berichtet habe.^) Der hohe Ansatz dieser Pflanze ist also nicht durch Vizinismus verursacht. Dass gerade die Pflanzen 32 und 43 einen ziemlich hohen Ansatz zeigen, stimmt sehr gut mit ihrer Vizinismusgefahr. Nr. 32 steht in der Windrichtung von vier der Bestände (31, 50, 51, 52), ist also von allen Pflanzen des Feldes für Vizinismus am meisten ausgesetzt. Nr. 43 steht auch fast in der Windrichtung von dem fünften Bestände des Feldes, nämlich Nr. 44. Sämtliche übrigen einzelnen Pflanzen des Feldes sind mindestens doppelt so weit von vielpflanzigen Beständen entfernt und sämtliche haben auch einen viel geringeren Ansatz. Der durchschnittliche An- satz dieser Nummern (19, 21, 23, 28, 38, 39, 42 und 47) ist nur 5,4%. Er ist nicht grösser, als ich ihn durchschnitthch bei effektiver räum- licher Isolierung (wo also keine Bestände auf dem Felde waren) früher ^) gefunden habe (6,8 %). Der Vizinismus dieser Pflanzen muss, wenn vorhanden, sehr gering sein. Ein Abstand von 3 0 m scheint also für lauter einzelne Pflanzen ausreichend zu sein. 1) Populationeanalysen, S. 29 u. folg. '") Populationsanalysen, S. 19. 7* 92 Heribert-Nilsson: Um noch sicherer für Vizinismus zu sein, habe ich von 1914 jedoch den Abstand zu 50 m vermehrt. Die Prozentsätze der Pflanzen schwanken zwar zwischen 0 bis 12,9 °/o. Diese Schwankungen hat man aber immer bei Roggenpflanzen von niedrigem Fertihtätsgrade (stark selbststerile Pflanzen). Ihre Ursache ist vielleicht bisweilen kleine genotypische Differenzen der Selbstfertilität, es kommen aber auch beträchtliche zufällige Modi- fizierungen, also nicht erbliche Schwankungen, vor, wie ich früher ge- zeigt habe.^) Der Versuch I über den Vizinismus zeigt, dass Pflanzen, die nur 30 m von eine m kleinen Bestände (kaum 0,5 qm) stehen, für einen Vizinismus von mindestens 10 '^/^ ausgesetzt sind, während einzelne Pflanzen, die 30 m entfernt sind, als effektiv isoliert betrachtet werden können. KartensJiizze des fersuches IF 't9'f3 WindricJiOinff 99 S7 96\ ?5 9 100 153 28 18,3 11 7 260 27 10,4 6 14 120 18 15,0 7 — [ 150 126 8 6,3 1 — 126 4 3,2 2 — 157 29 18,5 23 — ■ 200 46 6 13,0 3 1 180 19 10,6 15 1 54 25 46,3 11 — [ 250 130 30 151 40 21 16,2 19 — \ 300 23 4 15,2 10,0 9 1 1 64 19 29,7 13 — \ 350 207 9 4,3 6 1 1 248 4 1,6 1 — \ 400 93 150 19 13 20,4 8,7 15 11 1 98,3 100 100 100 61,1 30 100 100 100 100 75 93,3 100 100 100 100 85,7 100 93,3 100 Es wurden deshalb von den Nachkommen der Nr. 1025 die Ähren dreier Pflanzen mit Doppeltüten von Pergamin isoliert und von denen der Nr. 1026 die Ähren zweier Pflanzen. Das Resultat zeigt Tabelle IL 1) Populationsanalysen, S. 27. 2) Ibidem, S. 27. 3) Ibidem, S. 21. 102 Heribert-Nilsson: Tabelle II. Nr. der Pflanze Anzahl der Blüten Anzahl der Körner Fertilitäts- prozent 1025 a 1025 b 1025 c 385 248 360 87 19 51 22,6 6,7 14.2 1026 a 1026 b 993 407 491 157 6 13 15,8 1.5 2,6 898 19 2,1 Es geht aus diesen Isolierungsversuchen hervor, dass die Pflanzen Nr. 1025 und 1026 verschiedener genotypischer Natur sind, obgleich sie fast ganz dasselbe Fertilitätsprozent zeigten (7,3 und 7,1 % resp.). Denn 1025 ist offenbar halbfertil, da der Ansatz der Nachkommen 15,8 ^Iq ist, 1026 dagegen nur eine Plusmodifikante einer selbststerilen Kasse, weil ihre Nachkommen nur einen Ansatz von 2,1 °/o haben. Bei der Berechnung des Grades der Selbststerilität sämtlicher Pflanzen der Tabelle I ist also Nr. 1025, als halbfertil, auszuschliessen, während 1026 mitgerechnet sein muss. Von 368 Pflanzen sind 355 Vizinist^n, 13 Indikatoren. Der durchschnittliche Ansatz durch Selbstbefruchtung ist also nur 3,8 "/q. Der Unterschied zwischen dem totalen Ansatzprozent und dem Vizinismusprozent wird nur für Nr. 1026 ziemlich gross (18,3 und 11,2 "/o resp.), sonst wird er von fast vernachlässigender Grösse. Wäre der Versuch nicht mit Indikatoren durchgeführt, hätte man gar nicht finden können, dass der niedrige Ansatz von 10,4 °/o der Nr. 1025, die nur 100 m von dem Vizinismusfelde entfernt ist, zum grössten Teil von Selbstbefruchtung verursacht ist, während der sehr hohe Ansatz von 46,3 % der Nr. 1015, die 250 m von der Vizinismus- quelle gestanden hat, jedoch ganz und gar von Vizinismus zustande ge- kommen ist. Ohne die Korrektion, die uns die Nachkommenschaft der Indikatoren gibt, hätte man wohl ganz umgekehrt geschlossen, dass 1025 stark selbststeril, 1015 gewiss hochfertil wäre. Betrachtet man nun das Ansatzprozent (das ja, Nr. 1026 aus- genommen, auch das Vizinismusprozent sehr nahe ausdrückt), so findet man keine gute Parallelität zwischen steigendem Abstand und ver- mindertem Ansatz. Da aber dieselbe Unregelmässigkeit sich auch in einem Bestand von Indikatoren, der für Vizinismus ausgesetzt ist, für die einzelnen Pflanzen geltend machen kann — wie ich unten zeigen werde — muss sie von einem anderen Faktor als dem Abstand ab- hängig sein. Dieser Faktor ist ohne Zweifel die Blüh zeit. Es ist "Versuche über den Vizinismus des Roggens mit einem pflanzlichen Indikator. 103 ja klar, dass eine Pflanze, die sehr früh oder sehr spät abblüht, gegen Vizinismus auch eines grossen Be- standes ziemlich geschützt sein muss. Die Pflanze 1024 hatte, obgleich sie nur 50 m von dem Roggenfeld entfernt ist, bei der Ernte noch grünen Halm, was späte Entwicklung und spätes Blühen an- deutet. Die Pflanze 1019, die bei dem Abstand 60 m nur einen An- satz von 14 "/o zeigt, hatte eine sehr kräftige Bestockung (14 Halme), was ja mit später Entwicklung und Blüte zusammenhängt. Da also die Blühzeit der Pflanze einen sehr grossen Einfluss auf den Ansatz hat, muss man bei der Beurteilung des Vizinismus mit dem maximalen Vizinismusprozent der Indikatoren rechnen. Denn einen so hohen Wert kann der Vizinismus betragen; wird er nicht so hoch in einigen Fällen, so haben andere Faktoren als Abstand, Windrichtung und Windstärke eingewirkt, z. B. die Blühzeit. Den grössten Ansatz haben wir in dem betreffenden Versuche bei Nr. 1023, nämhch 54,4%. Diese Pflanze ist auch nur 50 m von dem Roggenfeld entfernt. Von diesem Ansatz ist 98,3 °/o durch Vizinismus verursacht, wie die Nachkommenschaft der Pflanze zeigt. Das Vizinismusprozent der Nummer wird also 53,5 ^/o- Dieser Wert gibt die Menge fremden Pollens an, die auf die Narben der Pflanze während der ganzen Blühzeit gekommen ist. Dieser Wert ist auch als ein Ausdruck der Pollenkonzentration derVizinismusquelle (des Roggenfeldes) für den Abstand 50 m zu betrachten. Die Nachbarpflanze der Nr. 1023, nämlich die Pflanze 1022, die auch nur 50 m von der Vizinismusquelle entfernt ist, zeigt aber einen viel geringeren Ansatz, nur 20,2^1^. Da aUe Nachkommen Vizinisten waren, gibt dieses Ansatzprozent auch das Vizinismusprozent an. Der Vizinismus dieser Pflanze ist also nicht einmal halb so hoch als bei Nr. 1023. Durch welche Ursache ist nun diese Differenz hervorgerufen? Aus der obigen Diskussion erhellt es, dass das Vizinismus- prozent einer Pflanze von zwei Variablen abhängt, nämlich der Pollenkonzentration der Vizinismus- quelle und der Blühzeit der Pflanze. Das herabgesetzte Vizinismusprozent der Nr. 1022 kann also entweder darauf beruhen, dass die Pflanze früher oder später als die Vizinismusquelle geblüht hat, oder darauf, dass die Pollenkonzentration der Vizinismusquelle geändert worden ist. Die Pollenkonzentration hängt von drei Variablen ab, nämlich von dem Abstand, der Windrichtung und der Windstärke. Eine dieser Variablen ist für den ganzen Versuch konstant, nämlich die Windstärke, denn das ganze Feld ist während der ganzen Versuchszeit denselben Winden ausgesetzt. Für die betreffenden Pflanzen ist auch die andere Variable, nämlich der Abstand, konstant, denn sowohl Nr. 1023 als 1022 sind von 1Q4 Her ib er t-N il s s 0 n: der Vizinismusquelle 50 m entfernt. Kann dann die diitte Variable, nämlich die Windrichtung, auf die Pollenkonzentration eingewirkt haben? Betrachtet man die Fig. 16 (S. 100) unter Berücksichtigung auch der Windrichtung (NW. — W. in der Hauptblüte, SO. — 0. gegen das Ende der Blühzeit), so sieht man sogleich, dass Nr. 1022 viel ungünstiger steht als 1023, um von dem Roggenfeld bestäubt zu werden. Die letzte Pflanze steht nämhch gerade vor dem Roggenfeld, so dass sie sowohl bei der Windrichtung SO. als 0. bestäubt wird, während die erstere Pflanze nur bei östlichem Wind, und zwar spärlich bestäubt wird, weil sie vor dem Rand des Roggenfeldes steht. Es ist deshalb sehr wahr- scheinlich, dass das herabgesetzte Vizinismusprozent der Nr. 1022 daran hegt, dass die Pollenlvonzentration, als die Folge der Wind- richtung, über dieser Pflanze geringer als über Nr. 1023 gewesen ist. Auf demselben Abstand wie Nr. 1022 und 1023 (50 m) steht auch die Pflanze Nr. 1024. Diese Pflanze zeigt jedoch gar keinen Ansatz, ist ganz selbststeril. Dies kann nicht durch eine geringere Pollenkonzen- tration verursacht sein, denn die Pflanze erhält fremden Pollen sowohl bei der Windrichtung SO. als 0. Wie schon oben erwähnt, war aber diese Pflanze von später Entwicklung, hat also offenbar später geblüht als das Roggenfeld. Ein Vergleich des Ansatzes der drei Pflanzen 1022, 1023 und 1024 zeigt sehr scharf, dass man auf demselben Abstand ein sehr verschiedenes Vizinismusprozent erhalten kann, was auf Schwankungen sowohl in der Pollenkonzen- tration der Vizinismusquelle als in der Blühzeit des Indikators abhängen kann. Die maximalen Werte sind also als der richtigste Ausdruck der Vizinis- musgefahr zu betrachten. Den Ansatz der übrigen Indikatoren werde ich nicht im Detail diskutieren. Beachtenswert ist indessen, dass noch auf dem Ab- stand 250 m eine Pflanze das Vizinismusprozent 4 6,3 zeigt, eine andere auf 35 0 m 2 9,7%, eine dritte auf 4 0 0m 19 °/o. Mit einer entsprechenden Vizinismusgef ahr hat man also von einem Bestände der Grösse 3500 qm (etwas mehr als V4 ha) unter günstigen Konstellationen zu rechnen. Ein Versuch über den Vizinismus eines Bestandes. Es erübrigt noch, einen Versuch über den Vizinismus eines kleinen Bestandes von Indikatorroggen zu erwähnen. Eine derartige Analyse kann nur mit Indikatoren ausgeführt werden, denn man hat ja in diesem Fall auch mit dem Pollen des eigenen Bestandes zu rechnen, kann also die Vizinismusprozente nur nach der Nachkommenschaft be- Versuche über den Vizinismus des Roggens mit einem pflanzlichen Indikator. 105 urteilen, was indessen nur möglich ist, falls die Nachkommen der Be- fruchtung innerhalb des Bestandes und die Vizinisten morphologisch different sind und exakt klassifiziert werden können. Ein kleiner Bestand von nur 20 Pflanzen des Indikatorroggens war im Jahre 1915 60 m von dem oben erwähnten Roggenfeld von 3500 qm ausgesetzt worden (Fig. 16, Nr. 1020). Obgleich die Pflanzen sich gegenseitig bestäuben konnten und obgleich der kleine Bestand stark für Vizinismus ausgesetzt war, wurde der durchschnittliche Ansatz der Pflanzen doch unvollständig, nämlich nur 55,8 *^/o, während der An- satz eines Roggenfeldes nach Ulrich auf 80*^/0 geschätzt werden kann. Um aber zu ermitteln, wie^äel dieses Ansatzes durch Befruchtung innerhalb des Indikatorbestandes und wieviel durch Vizinismus ver- ursacht war, säte ich die Samen von 16 Pflanzen separat aus (4 Pflanzen wurden bei der Ernte zerstört). Das Resultat ergibt Tabelle III. Tabelle III. Indi kator Nachkommenschs ift Nr, der Anzahl der Blüten Anzahl der Körner Ansatz- prozent Anzahl Nachkommen Vizinismus- Pflanze Vizi- nisten Indi- katoren prozent 1028 388 302 77,8 234 138 96 41,0 1029 130 69 53,1 49 17 32 65,3 1030 351 212 60,4 157 108 49 31,2 1031 330 199 60,3 135 77 58 43,0 1032 568 338 59,5 230 138 92 40,0 1033 328 188 57,3 124 93 31 25,0 1034 102 24 23,5 10 8 2 20,0 1035 324 94 29,0 64 58 6 9,6 1036 153 76 50,0 51 38 13 25,5 1037 182 141 77,5 103 33 70 68,0 1038 146 71 48,6 30 21 9 30,0 1039 196 115 58,7 83 63 20 24,1 1040 284 183 64,4 88 64 24 27,3 1041 74 48 64,9 27 16 11 40,7 1042 175 17 9,7 8 6 2 25,0 1043 148 91 61,5 47 25 22 46,8 3879 2168 55,8 1440 903 537 37,3 Aus der Tabelle geht hervor, dass das durchschnittliche Vizinis- musprozent 37,3 ist. Ein Bestand von 20 Pflanzen ist folg- lich bei der Entfernung 60 m von einem Roggenfeld, das 3500 qm beträgt, für einen Vizinismus von un- gefähr 40°/o ausgesetzt. Schon 20 Pflanzen setzen Zeitschrift für Pflanzenzüclitmig. Bd. V. 8 106 Her iber t-N ilss on: also das Vizinismusprozent, das für einzelne Pflan- zen auf demselben Abstand 53,5% ist (vgl. S. 103), mit fast einem Drittel dieses Wertes herab. Denn die Pflanzen eines Bestandes werden durch den Bestand-Pollen geschützt, wähi'end der Pollen einzelner Pflanzen infolge der Selbststerilität keine Scliutz- wirkung ausübt. Man kann dies auch so ausdrücken, dass man sagt, dass die Befruchtung eines Bestandes, der für Vizi- nismus ausgesetzt ist, die Resultante der Pollen - konzentration des Bestandes und der der Vizinis- musquelle ist, während die Befruchtung einzelner Pflanzen fast ganz von der Pollenkonzentration der Vizinismusquelle abhängig ist, da ihre eigene Pollenkonzentration, praktisch genommen, gleich Null ist. Bemerkenswert ist indessen, dass das Vizinismusprozent für die einzelnen Pflanzen des Bestandes sehr schwankend ist, ebenso wie ich es oben für die einzelnen Indikatoren erwähnt habe. Während es durch- schnittlich für den Bestand 37,3% war, ist das Maximumprozent (der Pflanze 1037) 68%, das Minimumprozent (der Pflanze 1035) 9,6 «/o- Das Vizinismusprozent kann also bei einer Pflanze siebenmal grösser als bei einer anderen desselben Be- standes sein. Die Erklärung dieser Erscheinung ist aber, wie schon oben er- wähnt, in Blühdifferenzen der Pflanzen zu suchen. Da mir bei dem Abrechnen der Vizinisten ihr grosser Prozentsatz in der Nach- kommenschaft der Pflanze 1037 auffiel, verglich ich auch die Blühzeit dieser Nachkommenschaft mit der durchschnittlichen Blühzeit der übrigen Nachkommenschaften des Indikatorbestandes. Es zeigte sich, dass die Blühzeit der betreffenden Population deutlich später war als die der Nachbarpopulationen. Als die letzteren in voller Blüte standen, hatten die Ähren der ersteren gerade die Scheide verlassen. Die Blühdifferenz betrug mehrere Tage. Die Pflanze 1037 hatte also offenbar später als die Schwesterpflanzen geblüht, war deshalb nur sehr unvollkommen von den Indikatorpflanzen des Bestandes befruchtet worden. Da aber das grosse Roggenfeld in der Nähe natürlich eine längere Blühzeit als der kleine Indikator-Bestand gehabt hat, wurde folglich die Pflanze 1037 zum grössten Teil durch Vizinismuspollen bestäubt. Der Ansatz der Pflanze ist sehr gut im Verhältnis zum durchschnittlichen Ansatz des Bestandes, nämlich 77,5 %, was zeigt, dass die totale Bestäubung eine gute gewesen ist. Auf dieselbe Weise ist gewiss auch das sehr hohe Vizinismusprozent (65.3 "/„) der Pflanze 1029 zu erklären. Eine direkte Beobachtung über die Blühzeit der Nachkommenschaft wurde leider nicht gemacht. — Das auffallend niedrige Vizinismusprozent der Pflanze 1035 (9,6 %) ist dagegen durch frühe Blühzeit erklärlich. Eine direkte Observation über die Blühzeit wurde zar nicht gemacht. Ich Versuche über den Vizinismus des Roggens mit einem pflanzlichen Indikator. 107 möchte auch darauf hinzeigen, dass die Nachkommenschaft in diesem Falle keinen sicheren Ausschlag gibt. Denn es ist ja denkbar, dass die Mutterpflanze modifika.tiv früh erblüht hat. Ist es so, verhält sich die Nachkommenschaft normal. Man kann also von einem negativen Eesultat nichts schhessen, nur von einem positiven. Dass aber die Pflanze 1035 früher als die Mehrzahl der Schwesterpflanzen des In- dikatorbestandes und früher als die Vizinismusquelle geblüht hat, kann man aus der Tatsache schliessen, dass der Ansatz dieser Pflanze sehr gering ist, nur 29 °/o, was zeigt, dass sie sehr unzureichend befruchtet worden ist. Durch eine Annahme von Differenzen in bezug auf die Blühzeit der Pflanzen des Indikatorbestan- des erhält man also eine zwanglose Erklärung der extremen Schwankungen des Vizinismusprozentes. Die Frage der Reinhaltung nebeneinander gebauter Sorten. Da ich oben die Frage der gegenseitigen Bestäubung zweier Be- stände besprochen habe, möchte ich in diesem Zusammenhang auch hervorheben, dass ich infolge des erhaltenen Resultats gar nicht die fast allgemein angenommene Ansicht^) teilen kann, dass zwei Roggen- sorten, die nebeneinander in Parzellen gebaut werden, fast nicht ver- ändert werden, sondern je ihren Typus behalten. Hat man nämlich zwei Sorten, A und B, nebeneinander ausgesät, muss ja die Pollen- konzentration über dem Gesamtbestand annähernd 50 °/o A und 50 "/^ B sein, weshalb die Nachlcommenschaft zu 50 ^jp, Bastarde werden muss. Je kleiner die Bestände sind, desto effektiver wird natürlich die Mischung. Grössere Felder (ganze Hektar) werden dagegen nur in der Grenzzone in grösserem Prozentsatz gemischt, weil die Pollenkonzen- tration der fremden Sorte von der Grenzzone nach der Aussenflanke abnimmt. Nun ist aber der Grad der Mischung fast unmög- lich zu bestimmen, falls man nach dem „Typus" be- urteilt, weil ein Bestand von 50*^/0 „typischer Pflanzen" und 50 °/^, Bastarde für das Auge zu einem neuen Durchschnittstjrpus zusammen- schmilzt, der nicht sehr abweichend erscheint. Einen derartigen Versuch habe ich während dreier Jahre mit Pet- kuser- und Wasa-Roggen ausgeführt. Wasa-Roggen ist eine fein- und schwachhalmige, lang- und feinährige Landsorte mit hängenden Ähren und kleinen Körnern, weicht also sehr stark von dem Petkuser-Roggen ab, der in bezug auf die erwähnten Eigenschaften eine entgegengesetzte ^) Vgl. betreffs dieser Frage F r u w i r t h , Die Züchtung der landw. Kultur- pflanzen 2. Aufl., IV, S. 194. 8* j^Qg Heribert-Nilsson: Extrerae bildet. Im Jahre 1914 wurden von den Sorten Parzellen von 10 qm nebeneinander gebaut. Die Nachkommenschaften, die noch den durchschnitthchen Typus der Sorten hatten, obwohl abweichende Pflanzen wohl zu sehen waren, wurden 1915 nochmals nebeneinander ausgesät. Ihre Nachkommenschaften 1916 zeigten eine starke Tjqoen- mischung. Beide Parzellen enthielten aufrechte und hängende, breite und schmale, kurze und lange Ähren, und die Körnerproben waren Mischungen von grossen und kleinen Körnern. Doch eine Beurteilung der Typenverschiebung auf diese Weise, jedenfalls des Grades der Veränderung, wird immer eine subjektive, denn, was von einem als eine sehr starke Mischung aufgefasst wird, kann von einem anderen als eine ziemlich geringe aufgefasst werden. Auch diese Frage kann indessen durch Untersuchungen mit Indikator- beständen exakt entschieden werden. Ich habe auch im Jahre 1916 einen derartigen Versuch mit Petkuser- und Indikatorroggen ausgelegt, hoffe also, über diese Frage später sprechen zu können. 4. Versuche über die Effektivität von Baumwollgewebe als Isolierungs- mittel, mit Indikatoren ausgeführt. Um die Frage der Effektivität von Isolierungsmitteln aus Gewebe- sorten, die also nicht absolut dicht sind, mit Hilfe der Indikatoren ins Reine zu bringen, habe ich einige Versuche ausgeführt. Dergleichen Isolierungsmittel werden nämlich bei der Züchtung windbestäubender Pflanzen sehr oft verwendet, ohne dass es klargelegt ist, ob sie wirklich für Vizinismus schützen. Verhindern sie nicht absolut den Durchtritt von fremdem Pollen, so ist es natürlich nicht nur nutzlos, sie zu ver- wenden, sondern ganz verkehrt, weil sie nur den Ansatz von Samen herabsetzen, ohne dass sie gleichzeitig zu dem Ziel einer Reinzüchtung führen. In einem vergleichenden Anbauversuch mit Roggen wurden 1915 einzelne Pflanzen des Indikatorroggens ausgesetzt. Von vier Pflanzen wurden vor dem Blühen einige Ähren mit Tüten von Baumwollgewebe isohert, das von dichtester Sorte war. Aber auch für das Auge sehr dichtes Gewebe ist, wie ich früher^) auseinandergesetzt habe, doch als ein sehr unsicheres Isolierungsmittel anzusehen, weil die Löcherchen zwischen den Fäden im Durchmesser 0,15 — 0,20 mm sind, während die Pollenkörner nur 0.05 X 0.06 mm betragen. Man vermutet, dass Pollen durch das Gewebe nicht gehen kann, weil es dicht aussieht, aber tat- sächlich ist ja die Aussicht, dass Pollen durch die mehr als doppelt grösseren Löcherchen hindurchgehen wird, fast ebenso gross, als dass Erbsen, die gegen ein Bohnensieb geschleudert werden, zu grossem Prozentsatz hindurchgehen werden. 1) Populationsanalysen, S. 2. Versuche über den Vizinismus des Roggens mit einem pflanzlichen Indikator. 109 Den Beweis der Richtigkeit dieser Auffassung haben meine mit Indikatoren ausgeführten Kontrollversuche klar gezeigt. Der Ansatz der vier obengenannten „isoherten" Pflanzen (Nr. 1045 — 1048) und die Zusammensetzung ihrer Nachkommenschaft wird in Tabelle IV an- gegeben. Tabelle IV. Indikator Nachkommenschaft Nr. der Pflanze , Anzahl der Blüten Anzahl der Körner Ansatz- prozent Anzahl Individuen Vizi- nisten Indi- katoren Vizinismus- prozent 1045 1046 1047 1048 74 112 50 74 59 53 15 14 79,6 25,0 30,0 18,9 28 28 6 5 14 27 4 5 14 1 2 50 96,4 67,7 100 Der Ansatz der isolierten Pflanzen ist nur bei einer Pflanze hoch, 79,6 ^Iq (Nr. 1045). Die Nachkommenschaft dieser Pflanze zeigt, dass der Ansatz zur Hälfte durch Selbstbefruchtung, zur Hälfte durch Vizinismus verursacht ist. Die Pflanze muss in hohem Grade selb st- f e r t i 1 sein, weil 40 "/o ihres Ansatzes, trotz des Vizinismus, durch Selbstbefruchtung hervorgerufen ist. Dies Resultat zeigt auch, dass der Pollen eines Roggenfeldes durch dichtes Baumwollgewebe in so grosser Menge hindurchtritt, dass er erfolgreich mit dem Pollen einer selbstfertilen Roggenpflanze konkurrieren kann. Bei den übrigen 3 Pflanzen ist der Ansatz geringer, im Durch- schnitt 25 °/o. Bei diesen Pflanzen ist das durchschnittliche Vizinismus- prozent 83,3. Die Pflanzen sind also zum allergrössten Teil (mehr als Vs) von Pollen befruchtet, der durch das Gewebe hindurchgegangen ist. Die Ineffektivität des Gewebes als Isolierungsmittel geht hieraus schlagend hervor. Im Jahre 1916 wurde von 7 Pflanzen je eine Ähre mit Gewebe- tüten isoliert und eine ganze Pflanze in einem Gewebehäuschen, das etwa 2 m hoch und ^1^ m im Durchmesser betrug. Der Versuch war mitten in einem Roggenfeld angelegt worden. Der Ansatz der tütenisolierten Pflanzen wurde auffallend hoch (7 0,5%), nicht viel geringer als bei Pflanzen, die freier Bestäubung ausgesetzt sind. Da die Zusammenbindungsstelle der Tüte mit Watte absolut dicht ge- schlossen war, kann Pollen nur durch die Löchelchen der Tütenwand hindurchgetreten sein. Den Ansatz der isolierten Pflanzen habe ich in Tabelle V zusammengestellt. 110 Heribert-Nileson: Tabelle V. Xr. der Pflanze Anzahl der Blüten Anzahl der Kömer Ansatzprozent Ähren in Tüten isoliert 2008 20 13 65,0 2009 30 21 70,0 2010 18 7 38,9 2011 16 13 81,3 2012 24 16 66,7 2013 18 13 72.2 2014 32 28 87.5 Summe : 158 111 70,3 2015 Ganze Pflanze in Gewebehaus isoliert I 150 I 54 36,0 Die Nachkommenschaft wird zuerst 1917 untersucht werden, wes- halb der Vizinismus noch nicht exakt zu bestimmen ist. Der sehr hohe Ansatz kann aber nicht durch Selbstfertihtät verursacht sein, jedenfalls nicht bei der Mehrzahl der Pflanzen, da die selbstfertilen Pflanzen im Indikatorroggen nur 3,7 % betragen, denn von 27 unter- suchten Pflanzen (Tabelle I und IV) sind 25 selbststeril, 2 selbstfertil (in den Tabellen fett gedruckt). Da der Ansatz selbststeriler Pflanzen des Indikatorroggens durchschnittlich nur 4°/o ist (vgl. S. 99 und 102), so wird das Ansatzprozent der Tabelle V, nach Abrechnen dieses Prozentes, der annähernde Ausdruck des Vizinismusprozentes. Aus dem obigen Versuche mit dem Indikatorroggen kann man also schon jetzt schliessen, das der hohe Ansatz der gewebeisolierten Pflanzen von 70 "/^ fast ganz auf Vizinismus durch die Tütenwand beruht. Auffallend ist, dass der Ansatz in dem Versuche 1916 fast dreimal grösser ist als im Versuch 1915. Ich vermute, dass dies darin liegt, dass ich 1916 kleinere Tüten als 1915 verwendete. In einer grossen Tüte hat der Pollen einen grösseren relativ windstillen Raum zwischen der Tütenwand und der Ähre zu passieren als in einer kleineren Tüte. Mehr PoUen fällt also in einer grösseren Tüte zum Boden, ehe er die Ähre erreicht hat, als in einer kleineren. Ich wäre kaum auf diese Vermutung gekommen, falls nicht der 1916 mit Gewebehäuschen aus- gefülirte Versuch scharf in diese Richtung gezeigt hätte. Die auf diese Weise eingeschlossene Pflanze zeigte nämlich nur einen Ansatz von 36 ''/o. während die in demselben Roggenfeld und auf ganz dem- selben Platz mit Tüten isolierten Pflanzen einen durchschnittlichen Versuche über den Vizinismus des Roggens mit einem pflanzlichen Indikator. Hl Ansatz von 70 °/o zeigten (vgl. Tabelle V, S. 110). Jedoch war das Ge- webe des Häuschens hchter als das der Tüten. Die Differenz in bezug auf den Ansatz ist kaum anders zu verstehen, als dass der relativ windstille Raum zwischen Tüte und Ähre mehr schützend wirkt als die Tütenwand. Um aber dies wirkhch festzustellen, sind indessen die ausgeführten Versuche noch un- zureichend. Endhch ist ein Versuch zu besprechen, den ich 1915 so ausführte, dass ich zwei Indikatoren in demselben Gewebehäuschen einschloss. Östhch von und gerade neben dem Häuschen war ein Roggenbestand von der Grösse 5 qm. Der Wind war anfangs westlich, später östhch, so dass Pollen gegen das Häuschen geführt wurde. Die Pflanzen wurden aus Versehen entkörnt, ehe ich ihr Ansatz- prozent ermittelt hatte. Die Körner wurden indessen ausgesät, weil ich das Vizinismusprozent der Pflanzen ermitteln wollte. Von 29 Pflanzen waren 8 Vizinisten, also 27,6°/o. Obgleich zwei Pflanzen im Häuschen ausgesetzt waren, die sich gegenseitig wirksam pollinieren konnten, ist doch mehr als ein Viertel der Blüten von Vizinismuspollen befruchtet worden. Es ist auch zu bemerken, dass die Vizinismusquelle nicht sehr gross war und die Windverhältnisse nicht besonders günstig. Alles zeigt darauf hin, dass das Häuschen sehr wenig hindernd für Pollendurchtritt gewirkt hat. Fasse ich meine Erfahrungen über Gewebe als Isolierungsmittel für eine windbestäubende Pflanze wie den Roggen zusammen, wird die Summe, dass Pflanzen, die in einem Roggenfeld mit scheinbar sehr dichten Tüten isoliert werden, doch durch Vizinismus fast vollständig befruchtet werden. Dies gilt speziell für kleinere Tüten. Je grösser die Tüten sind, desto geringer wird der Ansatz (Vizinismus), weshalb auch ganze Isolierungs- häuschen besser gegen Vizinismus schützen als Tüten. Auch in den ersteren kann jedoch der Vizinismus 30 ^/^ betragen. Da nun die Versuche mit Indikator gezeigt haben, dass der An- satz in Gewebetüten fast ganz und gar auf Vizinismus beruht (einige selbstfertile Pflanzen ausgenommen), so hat man nicht das erreicht, was man mit der „Isolierung" erreichen wollte, nämlich eine Rein- züchtung der Eigenschaften der eingeschlossenen Pflanzen, sondern diese sind ebenso gut mit dem Bestand bastardiert worden, in dem sie stehen, wie die nicht isolierten Pflanzen. Falls eine eingeschlossene Pflanze, die weiter entfernt von einem Bestand steht, nur wenige Körner ansetzt, so ist es eine reine Selbsttäuschung, falls man diese als Pro- dukte einer Selbstbefruchtung betrachtet. Der geringe Ansatz kann ebensowohl auf reduzierte Möglichkeiten für Vizinismus beruhen, was 112 Heribert-Xilsson: nur durch exakte Versuche mit Indikatoren zu entscheiden ist. Das- selbe gilt auch für einzelne Pflanzen, die, alle eingeschlossen, neben- einanderstehen. Isoherungen mit Gewebesorten, auch von dichtester Sorte, sind also, nicht nur für wissenschaftliche, sondern auch für praktische Ver- suche ganz nutzlos und irreführend, insoweit es windbestäubende Pflanzen gilt. Viel besser ist es, jedenfalls für praktische Versuche, räumhche Isolierungen vorzunehmen, natürhch falls man in einer „roggenfreien" Gegend arbeiten kann. Sonst hat man keinen anderen Ausweg, als die Isoherungen mit absolut dichten Isoherungsmitteln, -Pergamintüten und Glasröhren, vorzunehmen. Zusammenfassung. Zuerst werden einige Versuche besprochen, bei welchen ich den Vizinismus durch den Ansatz einzeln ausgesetzter Pflanzen zu er- mitteln versucht habe. Derartige Versuche werden aber nicht exakt, weil man nicht zwischen dem Ansatz durch Selbstbefruchtung und dem infolge des Vizinismus eingetretenen unterscheiden kann. Annähernd richtige Resultate kann man indessen erhalten, weil die Selbst- sterihtät des Roggens gewöhnlich sehr stark ist, so dass der Ansatz durch Selbstbefruchtung fast nie grösser als 5 "^/o ist. Die Unter- suchungen dieser Art haben gezeigt, dass einzeln ausgesetzte Pflanzen bei dem Abstand 30 m als effektiv isohert betrachtet werden können, falls sie für Pollen grösserer Bestände oder Felder geschützt sind. Ein- zelne Pflanzen, die auf einem Felde zwischen kleineren Beständen der Grösse 0,5 qm auf dem Abstand 30 m stehen, zeigen aber einen Vizi- nismus von 40°/o. Einige Versuche sind ausgeführt, die das direkte Auffangen des Pollens bezwecken. Objektgläser, die mit paraffinum Kquidum be- strichen waren, wurden mit gewissen Abständen von Roggenbeständen der Grösse 5 qm ausgelegt, bei denen durch Streichen längs der Ähren mit einem Stocke künstlichen Blühens hervorgerufen wurde. Die Gläser wurden dann auf die Pollenmenge mikroskopisch untersucht. Diese Versuche zeigten, dass bei dem Abstand von 60 m Pollen noch auf den Gläsern zu finden war. Die Mehrzahl der Versuche ist mit einem pflanzlichen Indikator ausgeführt, mit dem man ganz exakte Versuche machen kann. Ich fand nämhch 1913 in einer Individualauslese der dänischen Landsorte Brattingsborgsroggen einen scharf abweichenden Typus von Roggen, der ganz unbereifte Stengel, Blätter und Ähren hatte und in bezug auf die lebhaft grüne Farbe der ganzen Pflanze gewissen Wildgräsern ähn- lich war. Dieser Typus muss ausserordentlich selten bei dem Roggen sein, denn ich habe ihn nur dies einzige Mal gesehen. Er ist bei Versuche über den Vizinisraus des Roggens mit einem pflanzlichen Indikator. 113 Bastardierung zu normalem, bereiftem Roggen rezessiv, wie ich experi- mentell gezeigt habe. Die Spaltung in F2 war 296 bereift : 96 unbereift, also eine sehr gute monohybride Mendelspaltung. Da dieser Typus im Roggen gewöhnhch nicht zu finden ist und rezessiv ist, werden Pflanzen dieses Typus sehr empfindUche Indi- katoren des Vizinismus. Duixh Untersuchung der Nachkommenschaft einzeln ausgesetzter Pflanzen ist es ganz sicher zu entscheiden, wieviel des Ansatzes auf Selbstbefruchtung und wieviel auf Vizinismus be- ruht. Denn alle Körner, die aus Selbstbefruchtung stammen, müssen unbereifte Pflanzen geben, alle, die aus Vizinismus-Befruchtung stammen, müssen bereifte Pflanzen geben. Untersuchungen mit Indikatoren 1914 zeigten, dass einzelne Pflanzen, die 50 m von einem Bestände der Grösse 1 — 2 qm entfernt sind, für einen Vizinismus von ungefähr 10°/o ausgesetzt sind. Versuche mit Indikatoren 1915, um die Vizinismusgefahr eines Roggenfeldes von der Grösse 3500 qm zu ermitteln, zeigten, dass man auf dem Abstand 50 m für eine einzelne Pflanze mit dem Vizinismus 54,4 "/o zu rechnen hat, auf dem Abstand 250 m 46,3 ^/o, 350 m 29,7 '^/o, 400 m 190/0. Auch Untersuchungen über den Vizinismus eines Bestandes können mit Indikatorroggen ausgeführt werden, was sonst nicht möglich ist, weil man zwischen dem Ansatz zufolge der Kreuzung der Pflanzen innerhalb des Bestandes und zufolge des Vizinismus nicht unterscheiden kann. Ein Bestand von 20 Indikatorpflanzen war 1915 60 m von dem eben erwähnten Roggenfeld von 3500 qm ausgesetzt. Das durch- schnittliche Vizinismusprozent der Indikatorpflanzen war 37,3^/0. Aus einem Vergleich mit dem Vizinismusprozent der oben erwähnten auf dem Abstand 50 m ausgesetzten einzelnen Pflanze geht hervor, dass der Vizinismus in dem Bestand mit fast ein Drittel reduziert ist. Schon der Pollen von 20 Pflanzen übt also eine beträchthche Schutzwirkimg gegen den Pollen eines grösseren Roggenfeldes aus, das nur 50 m entfernt ist. Die Befruchtung eines Bestandes, der für Vizinismus ausgesetzt ist, ist natürlich von der Pollenmischung abhängig, die über dem Be- stände schwebt. Die Pollenmenge eines Bestandes bei einer gewissen Entfernung nenne ich die Pollenkonzentration des Bestandes, die also mit wachsendem Abstand fällt. Wird nun ein Bestand für Vizinismus eines anderen weniger oder mehr entfernten Bestandes (die Vizinismus- quelle) ausgesetzt, so wird die Befruchtung (der Ansatz) der Pflanzen die Resultante der Pollenkonzentration des eigenen Bestandes und der der VizinismusqueUe. Die Versuche haben auch gezeigt, dass sowohl einzelne Pflanzen, die in demselben Abstand von der VizinismusqueUe stehen, als die Pflanzen eines und desselben Bestandes oft ein sehr verschiedenes 114 Heribert-Nilsson: Versuche über den Yizinismus des Roggens usw. Vizinismusprozent zeigen, obgleich man dieselbe Vizinismusgefahr er- warten sollte. So schwankte das Vizinismusprozent der 20 oben er- wähnten Pflanzen des Indikatorbestandes zwischen 9,6 und 68 °/o. Die Ursache dieser Erscheinung ist in der Blühzeit der Pflanzen zu suchen, wie ich in einigen Fällen habe feststellen können. Pflanzen eines kleinen Bestandes, die spät blühen, werden dem Vizinismus eines grossen Feldes stärker als ilire Schwesterpf'lanzen ausgesetzt sein, weil das Feld eine längere Blühzeit hat als der kleine Bestand, also die Pollen- konzentration des Feldes über dem kleinen Bestand mehr und mehr zunimmt. Der Ansatz einer einzelnen Pflanze, die dem Vizinismus aus- gesetzt ist, hängt von mehreren Variablen ab, wie folgendes Schema veranschaulicht : Ansatz Selbstbefruchtung Pollenkonzentration Blühzeit der Pflanze der Vizinismusquelle Abstand Windrichtung Windstärke Durch Konstantmachen mehrerer dieser Variablen kann man einem bestimmten Detail des Vizinismusprozesses nachgehen. j\Iit denselben Variablen hat man auch bei Untersuchungen über den Vizinismus der Pflanzen eines Bestandes zu rechnen. Nur hat man hier statt der Selbstbefruchtung die Bestandbefruchtung zu be- stimmen. Einige Untersuchungen über dichtes Baumwollgewebe als Iso- lierungsmittel haben — mit Indikatoren ausgeführt — ergeben, dass der Ansatz in Tüten und Isolierungshäuschen dieser Art 25 — 70 *^/o betragen kann, welcher Ansatz fast ganz und gar auf Vizinismus beruht. Ge- webesorten als Isolierungsmittel bei windbestäubenden Pflanzen sind deshalb absolut zu vermeiden. Zusatz bei der Korrektur. Die S. 110 ausgesprochene Vermutung, dass der Ansatz von 70°/o der mit Gewebetüten .jsolierten" Pflanzen fast ganz auf Vizinis- mus beruhe, hat sich vollständig bestätigt, da ich nun (Mai 1917) die Nachkommenschaft beurteilen kann. Fast 100 "/„ der Pflanzen sind Vizinisten. Die Kosten der Einrichtung und des Betriebs einer Saatzuchtwirtschaft. Von Dr. Trhschler, Bulilendorf. Die Frage der Kosten der Einrichtung und des Betriebs einer Saat- zuchtwirtschaft dürfte sich wohl schon öfters diesem oder jenem Land- wirt, der sich für Pflanzenzucht interessiert und mit dem Gedanken der Errichtung einer solchen Wirtschaft mngeht, aufgedrängt haben. Die Be- antwortung dieser Frage ist aber durchaus nicht einfach, auch lassen sich direkt keinerlei Zahlen angeben, denn einmal hängen die Kosten der Einrichtung von dem schon vorhandenen Inventar, dem Zustand der umzuwandelnden Wirtschaft, besonders aber von dem Ziel der Saat- zuchtwirtschaft ab, denn die verschiedenen Nutzpflanzen stellen che ver- schiedensten Ansprüche an die Arbeitsleistung und an die Einrichtungen des Betriebs. Wohl im allgemeinen ist anzunehmen, dass der Plan zur Ein- richtung einer Saatzuchtwirtschaft nur Von Wirtschaftsleitern auf- genommen wird, die ihre Wirtschaft schon auf einem über den Durch- schnitt hervorragenden Zustand haben und sich schon mehr oder weniger lange Zeit mit dem Anbau von Saatgetreide befassen, sei es als Ver- vielfältiger von Ehtesaatgut für einen Züchter oder als Nachbauer von zur Anerkennung zu bringendem Saatgut aus besonders begehrten Züch- tungen. In jedem Fall wird hier von Seiten der Anerkennungs- kommission eine genaue Prüfung der Wirtschaft sowohl in ihren Ein- richtungen, als auch besonders in bezug auf die Unkrautfreiheit der Felder vorgenommen. Diese Art der Wirtschaft ist vorzüghch geeignet als Vorschule für all die Anforderungen, die eine Saatzuchtwirtschaft dann stellt. Sie schärft bis zu den Speicherarbeitern die Aufmerksam- keit auf reinliches Arbeiten mit dem Saatgut, von dem der spätere Er- folg sehr abhängig ist. Während in den gewöhnhchen Wirtschaften die Beschaffung eines eigenen Dreschsatzes meist allein von der Grösse der Wirtschaft ab- hängig ist, so wird sie beim beabsichtigten Verkauf von Saatgetreide, besonders wenn Wintergetreide angebaut wird, unumgänghch not- wendig. Der eigene Dreschsatz ermöglicht das Ausdreschen grosser 11(5 Tritschler: Mengen eher, als ein gemieteter, auch lässt sich eine Infektion des Saatguts mit Steinbrandsporen sicherer vermeiden, da der eigene Dresch- satz nötigenfalls auch desinfiziert werden kann. Zieht man ferner noch in Betracht, dass infolge nasser Witterung bei der Ernte manchmal Wochen verloren gehen, so wird bei der dann drängenden Zeit die Not- wendigkeit der Beschaffung einer eigenen Maschine noch klarer. Wie für das Dreschen, so muss auch für die Reinigung des Saatguts eine ge- nügend leistungsfähige Reinigmigsanlage vorhanden sein. Man wird bei der Einrichtung einer maschinellen Anlage gut tun, sie gleich etwas grösser einzurichten, da dieselbe für grössere Leistungsfähigkeit im Verhältnis nicht sehr viel teurer ist. In den Firmen Jäger, Röber u. a. haben wir für derartige Anlagen vorzügliche Lieferanten. Hand in Hand mit den Reinigungsanlagen wird man auch für Beschaffung der nötigen Bodenräume sorgen müssen. Getrennte Böden für jede Gattung sind ohne Frage das Ideal, aber ihre Anlage und auch der Betrieb ist zumeist ganz erheblich teurer als bei einer Anlage unter einem Dach. Sorgt man dafür, dass die Böden gut dicht sind, so ist die Gefahr bei einigermassen willigem Personal nicht gar so gross, auch kann durch automatische Förderung u. dgl. viel von der Gefahr einer Vermischung ausgeschaltet werden. Für sehr grosse Betriebe kann in Frage kommen, ob Schüttböden oder Silos praktischer sind. Der Silo- speicher bedarf geringerer Grundfläche, auch stellt sich der Bau bei gleichem Fassungsvermögen erheblich billiger als bei Schüttböden. Nach den in dieser Zeitschrift (1913, Heft 4) von Fr. Strube ver- öffentlichten Erfahrungen bewährt sich die Aufbewahrung im Silo für genügend trockenes Saatgetreide sehr gut. Das Mischen, sowie das Um- setzen grosser Mengen kann im Silo bequem auf pneumatischem Weg ohne Verluste bewirkt werden, während man auf Schüttböden immer eine grössere Menge Leute zu dieser Arbeit gebraucht, die im Bedarfsfall bei gutem Wetter meist schwer zu haben sind. Naturgemäss sind die Kosten vollkommen abhängig vom Fassungsraum. Unentbehrlich ist dann noch eine Trockenanlage. Die Fort- schritte, die auf diesem Gebiet in den letzten Jahren gemacht worden sind, sind ganz hervorragende. Die Leistungsfähigkeit der Apparate entspricht allen Anforderungen, nicht allein in bezug auf Schnelligkeit der Arbeit, sondern auch auf die Sicherheit der Vermeidung von Keim- schädigungen. Die Entscheidung, welches System für eine Wirtschaft in Frage kommt, ist nicht ganz einfach, immerhin dürfte die Beschaffung eines Allestrockners sich dort empfehlen, wo Kartoffel- und Rüben- abfälle in der nicht zum Trocknen von Sämereien gebrauchten Zeit ge- trocknet werden sollen und so die Anlage besser ausgenützt wird. Will man den Trockenapparat zum Beizen von Getreide gegen Flugbrand verwenden, so wird man einen Heisslufttrockner vorziehen, da direkte Die Kosten der Einrichtung und des Betriebs einer Saatzuciitwirtschaft. 117 Feuergase bei angequelltem Getreide vielfach schwere Keim- schädigungen verursachten. Für den Buhlendorfer Saatzuchtbetrieb musste ausser den bereits vorhandenen Getreideböden noch mit einem Kostenaufwand von 27 000 M. ein 4 stöckiger Speicher erbaut werden, der vorläufig auf Schüttböden — ohne Einbau der vorgesehenen Silos — die Lagerung von ca. 6000 dz Getreide erlaubt. Die von Jäger eingebaute Reinigungs- und Transportanlage, verbunden mit automatischen Wagen, arbeitet vollkommen mechanisch und leistet pro Stunde über 25 dz. Sie kann auch zum mechanischen Umsetzen verwendet werden. Ihre Kosten beHefen sich auf 19 000 M. In Verbindung mit der Reinigung steht ein Sauerbrey scher Allestrockner, der für den Fall mangel- hafter Lagerfälligkeit infolge zu hoher Feuchtigkeit und zum Trocknen des gebeizten Saatgetreides benutzt wird. Die Kosten der ganzen Trocken- Anlage, einschliesslich Maschinenschuppen, betrugen 36 000 M. Diese Angaben können vielleicht einen Anhaltspunkt für die Kosten ähnlicher Anlagen geben. Die genannten Einrichtungen sind für eine Saatbauwirtschaft ebenso notwendig, wie für eine Saatzuchtwirtschaft, die indes noch allerhand andere Einrichtungen erheischt und hohe Ansprüche an die Arbeitskräfte der Wirtschaft stellt. Die Frage, ob ständiger Zuchtgarten oder wandernder vor- zuziehen ist, ist strittig. Sowohl die eine, wie die andere Art hat Vor- und Nachteile. Der ständige Zuchtgarten erfordert zum mindesten eine einfache, aber wildsichere Einfriedigung. Liegt er weiter vom Hof ent- fernt, so ist eine kleine Hütte dort recht praktisch. Diese Linkosten fallen beim wandernden Zuchtgarten weg, jedoch fällt hier die Erschwerung der Bestellung des Schlags, in dem der Zuchtgarten liegt, in manchen Fällen nicht unerheblich ins Gewicht. Ausser dem zum Anbau der Pflanzen nötigen Ackerland, das infolge der vielen Trennungswege nie voll aus- genutzt wird, benötigt man einen grossen, nicht zu niedrigen Boden, auf dem die Elitepflanzen zum Nachtrocknen aufgehängt werden und wo auch ihre Verarbeitung stattfindet. Kostbare Vorrichtungen zum Aufhängen sind nicht nötig. Einfache kräftige Drähte und starke Draht- haken genügen in den meisten Fällen. Dieser Zuchtboden muss gegen Mäuse und Vögel gesichert sein. Als Inventar sind dort nötig einige grosse Tische, Bänke und Stühle. Neben dem Zuchtboden ist dann noch ein Laboratorium notwendig, in dem die feineren Untersuchungen an den Elitepflanzen ausgeführt werden. Die Einrichtung des Laborato- riums hängt ganz von dem Ziel ab, das sich die Zuchtwirtschaft stellt. Wird nur Getreide gezüchtet, dann bedarf es ausser einfachen Apparaten zur Reinigung kleinerer Getreidemengen nur einer Anzahl von Wagen verschiedener Tragfähigkeit, von Sieben zur Trennung von gröberem Kaff 118 Tritschler: oder aber zur Bestimmung der verschiedenen Korngrössenklassen, die bei einzelnen Getreidearten von Wichtigkeit ist. Für einige 100 M. sind diese Instrmnente zu haben. Gleich beträchtlich teurer wird die Labo- ratoriumseinrichtung, wenn rein chemische Untersuchungen, wie z. B. bei der Rübenzüchtung oder bei der Stickstoffbestimmung in Braugerste ausgeführt werden müssen, da reichen 2000 M. kamn hin, um sich ordent- lich einzurichten. Grössere K e 1 1 e r r ä u m e sind für Rüben- und Kar- toffelzuchtwirtschaften zur Aufbewahrung der Ehten recht vorteilhaft, ja kamn entbehrlich. Zur Einzelsaat der Ehtekörner hat man in den verschiedensten Wirtschaften die verschiedensten Instrumente, die meist vom Stell- macher angefertigt werden können, aber man kann auch eine ganze Reihe teilweise ganz praktischer Apparate dafür kaufen, die, wie z. B. der R ü m k e r sehe Apparat, den K o r a n t - Berlin baut, meist leider recht teuer sind. Für die grösseren Parzellen sind ein- oder zweireihige Drillmaschinen im Gebrauch, die etwa 100 M. kosten. Ist mehr als 2 kg Saatgut auszudrillen, so bedient man sich bequemer einer etwa 1 m breiten Drillmaschine, wie sie in besonders praktischer Ausführung von Sieder sieben in Bernburg zum Preise von 300 — 400 M. geliefert wird. Es ist besonders grosser Wert bei diesen Maschinen darauf zu legen, dass sie sich schnell und restlos ausleeren lassen. Zum Ernten der nicht mit der Wurzel ausgezogenen Parzellen werden Sichel und Sense verwendet. Bei langen und schmalen Stücken kann man mit Vorteil auch den Binder benützen. Die Garben bindet man am besten mit verschiedenfarbigen Kokosbändern, die für 20 M. das Tausend zu haben sind. Ihre Verwendung ist erheblich billiger, als die von Bindegarn, das nach einmaligem Benützen meist verloren ist. Der Drusch der Einzelpflanzen und kleinerer Pflanzenmengen erfordert keinerlei Apparatur, doch ist der Carsten sehe Entkörner^) recht praktisch. Zum Drusch der grösseren Parzellen benützt man eine kleine Stiftendreschmascliine, die entweder von Hand oder von einem kleinen Motor angetrieben wird. Für 2 — 300 M. kann man eine derartige Maschine bekommen. Bei genügender Bedienung leisten sie ganz respektable Mengen. Die Reinigung erfolgt mit der Sortiermaschine meist in vollkommen ausreichender Weise. Röber fabriziert eine für etwa 100 M., die für Reinigung von über 5 kg Korn sehr geeignet ist, für weniger schafft man die Modellmaschine an. Nicht unerhebliche Kosten verursacht das Sackinventar, da für jede der vielen Parzellen doch immer ein kleiner Sack notwendig ist. Einige 100 ]\I. sind da gleich ausgegeben. Was die eigentlichen Betriebskosten der Saatzucht anbelangt, so sind diese naturgemäss sehr verschieden. Ist der Betrieb nicht aus- 1) S. Bd L S. 494. Die Kosten der Einrichtung und des Betriebs einer Saatzuchtwirtschaft. 119 gedehnt, beschränkt er sich z. B. nur auf eine Pflanze, etwa die Kar- toffel oder eine andere Sommerfrucht, so bedarf es meist keines eigenen Beamten, vielmehr wird der Wirtschaftsleiter in der ruhigen Winters- zeit die Verarbeitung der Eliten selbst besorgen können. Anders liegen sofort die Verhältnisse, wenn mehrere Pflanzen, besonders verschiedene Sorten Wintergetreide, in züchterischer Bearbeitung sind. Hier müssen in der für den Wirtschaftsbetrieb arbeitsreichsten Zeit von der Ernte im Juli bis zur Aussaat im Oktober tausende von Pflanzen untersucht werden. Hierzu ist dann unbedingt ein besonderer Beamter nötig, der seine ganze Zeit den züchterischen Arbeiten widmen kann. Von Leuten sind erhebhche Arbeitskräfte zur Aussaat, Pflege, zur Ernte und deren Verarbeitung notwendig. Das für diese Zwecke verwendete Arbeiter- material darf nicht das schlechteste sein; wenn auch zu vielen Arbeiten Kinderhände ganz gut ausreichen. Bei allen Arbeiten in der Züchtung kommt es in erster Linie auf die Güte, auf die Genauigkeit der Arbeit an und erst in zweiter auf die Schnelligkeit. Was nützt es, wenn beim Hacken mühsam einzeln gelegte Pflanzen, nur damit es schneller geht und weniger kosten soll, umgehackt werden, oder beim Ausziehen der Pflanzen in der Eile Ähren abgebrochen werden, so dass aus den Bunden keine unbeschädigten Eliten ausgelesen werden können. Dieses vor- sichtige Arbeitenmüssen verteuert den Zuchtbetrieb natürlich ganz er- hebhch, aber es ist nicht zu umgehen. Man wird gut tun, etwa den 4 fachen Arbeitslohn für das Hacken eines Hektars Zuchtgarten gegen- über einem Hektar im Feld zu berechnen. Die Ernte ist natürlich auch ganz erheblich verteuert und erfordert verhältnismässig viel Kräfte, was ohne Frage für die Wirtschaft nicht gerade sehr angenehm ist. Müssen mehrere Wintergetreidearten gleich wieder zur Aussaat fertig gemacht werden, so sind dadurch der Wirtschaft auf noch längere Zeit die Leute entzogen. Günstiger liegt die Verarbeitungszeit für die Sommerfrüchte, die in den Winter fällt. Ihre alljährliche Bearbeitung bietet Frauen und Mädchen einen begrüssenswerten Winterverdienst und kann bis zu einem gewissen Grad sogar einen Hemmschuh für die Landflucht darstellen, besonders in Gegenden, die keine winterhche Hausindustrie kennen. Ausser den Löhnen kommen nur bei grösseren chemischen Untersuchungen, wie sie z. B. die Untersuchung der Rüben auf Zucker oder Stickstoff- bestimmungen in der Gerste nötig machen, Laboratoriumsunkosten in Betracht, die bei eventueller Notwendigkeit der Anstellung eines Chemikers oder einer Chemikerin erheblich steigen können. Günstiger liegen dabei die Verhältnisse, wenn es möglich ist, einen Chemiker nur für die zeithch sehr begrenzten chemischen Arbeiten zu gewinnen. Die Kosten der Saatenanerkennung, der Ein- tragung ins Hochzuchtregister der D. L. -G., die Auf- 120 Tritschler: Die Kosten der Einnchtung und des Betriebs usw. nähme unter die Originalsaaten des Bundes der Land- wirte sind im Verhältnis zu den Reklamekosten sehr klein. Sie be- tragen bei 3 Sorten mit je 75 ha Anbaufläche pro Jahr ca. 350 — 400 M. Dazu kömmt der Beitrag als Mitglied der „Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht". Eine einigermassen wirksame Reklame erfordert für Anzeigen 6 — 10000 M. Versendet man Broschüren und dergleichen, so erhöhen sich die Kosten ganz gewaltig und ob dann diese Unkosten der Steige- rung des Verkaufs entsprechen, ist nicht immer sicher. Beim Abgeben von Broschüren, Prospekten und ähnlichen Drucksachen spielt deren Ausstattung in bezug auf die Kosten eine Hauptrolle und lassen sich daher zahlenmässige Angaben nicht machen. Für einen akademisch gebildeten Saatzuchtbeamten dürfte ein Anfangsgehalt von 3000 M. angemessen sein, das im Laufe der Jahre bis zu einer Höhe von 4 — 5000 M. steigt. Von diesem Punkt an sollte dann an Stelle der Gehaltssteigerung Beteiligung am Gewinn eintreten. Ob dieser Gewinnanteil vom Nettogewinn oder ganz einfach von der Zahl der verkauften Doppelzentner Originalsaatgut berechnet wird, ist eine Frage. Wird Wohnung, Verpflegung und Deputat dem Beamten gewährt, so sind diese bei den Bezügen in Anrechnung zu bringen. Bei ausgedehntem Saatzuchtbetrieb spielen also bei der Kosten- berechnung die Löhne die Hauptrolle, gegenüber denen die andern L^n- kosten, abgesehen von der notwendigen Reklame, nur gering sind. Der Vorteil, den die Wirtschaft aber von ihrer Saatzucht hat, ist nicht un- erheblich und dürfte in vielen Fällen die Lohnkosten voll decken, denn bei dem Bestreben, der Saatzucht Sorten bzw. Stämme zu gewinnen, die möglichst hohe Erträge geben, kommen für die grossen Schläge der Wirtschaft nur wirklich hochertragreiche Saaten in Frage und wenn da- durch nur vom Hektar 2 dz mehr geerntet werden, als von früher ver- wendeter Saat, so würde schon diese Mehrernte dem Konto der Züchtung gut zu schreiben sein. Bei der Einrichtung einer neuen Zuchtwirtschaft ist aber in Be- rücksichtigung zu ziehen, dass erst reichlich 4 — 5 Jahre vergehen, ehe an einen Verkauf von Saatgut zu denken ist. Diese mehrjährige Arbeit ohne Verkaufsmöglichkeit belastet besonders bei gleich sehr gross ein- gerichteten Saatzuchtwirtschaften das Konto nicht unerheblich und es ist daher meist zweckmässiger, nach und nach den Betrieb zu ver- grössern. Bei den sich so ausserordentlich stark vermehrenden Saatzucht- wirtschaften, sowie auch bei den erhöhten Betriebskosten ist reiflich zu überlegen, ob die bisherige einfache Wirtschaft in eine Saatzuchtwirt- schaft überzuleiten ist, da es ja nicht ebenso leicht ist Saatgut zu produzieren als mit Geschick abzusetzen. II. Übersichten. Über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. Von Dr. E. Molz, Vorstand-Stellvertreter der Versuchsstation für Pflanzenkrankheiten, Halle a. S. (Mit 6 Textabbildungen.) I. Einleitung. Für die grosse landwirtschaftliche Praxis besitzen nur verhältnis- mässig wenige Methoden der direkten Bekämpfung von Schädlingen oder sonstigen nachteiligen Einflüssen Wert, da die Durchführung selbst wirkungsvoller Massnahmen hier meist zu hohe Kosten verursacht oder mit betriebstechnischen Schwierigkeiten verbunden ist oder einen zu grossen Aufwand an Arbeitskräften erfordert. Einen Ausweg von geradezu überragender Wichtigkeit bietet uns hier die Züchtung widerstandsfähiger Sorten, denn diese setzen uns in die Lage, den Kampf gegen schädliche Einwirkungen aller Art mit Erfolg aufnehmen zu können ohne Erhöhung der Pro- duktionskosten und ohne jegliche Störung des Wirtschaftsbetriebes. Es darf uns deshalb nicht wundern, wenn man im Ausland, insbesondere in den Vereinigten Staaten von Amerika, diesem Verfahren schon lange die grösste Aufmerksamkeit geschenkt hat. Auch bei uns wird die Bedeutung der Pflanzenzüchtung für die praktische Phytopathologie neuerdings fast allgemein anerkannt. Und trotzdem ist man in Deutschland leider bis jetzt bei den ersten Anfängen einer zielstrebigen Immunitätszüchtung stehen geblieben. Es darf aber erwartet werden, dass das nationalpolitisch zwingende Bedürfnis nach Produktionssteigerung hierin sehr bald eine Änderung zum Besseren herbeiführt. Die Züchtung widerstandsfähiger Sorten wird dann eine der wichtigsten Spezialaufgaben unserer Pflanzenschutz- Institute werden. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 9 122 Molz: In der nachstehenden Arbeit habe ich unter Zugrundelegung meiner eigenen Erfalirung die Grundsätze der Immunitätszüchtung in eingehender Erörterung dargelegt und hierbei unter sorgfältiger Heran- ziehung der einschlägigen Literatur diejenigen Ergebnisse der phyto- pathologischen Forschung, die dieser Züchtungsart dienstbar gemacht werden können, kritisch verwertet. Nach Anführung zahlreicher Beispiele über die Widerstandsfähig- keit und Anfälligkeit der verschiedenen Sorten unserer Kulturgewächse werden die verschiedenen Arten der Immunität, in denen diese uns bei den Pflanzen entgegentritt, unter Hinweis auf die Ursachebeziehungen ausführlich behandelt. Darauf wird, nach Streifung der Vererbungsfrage, eingegangen auf den wichtigen Einfluss der Aussenbedingungen und deren Nachwirkungen, und endlich werden die Methoden der Immunitäts- züchtung, insbesondere die Veredelungszüchtung, die Auslese nach Wechselbeziehungen und die Bastardierung, eingehend in den Kreis unserer Betrachtungen gezogen. Zum Schluss wird noch die Frage des möglichen Verlustes der durch Zucht erreichten Immunität erörtert. Eine langfristige militärische Ausserdienststellung hat es mir er- möglicht, die vorliegende in meinen Mussestunden entstandene Ab- handlung während des Krieges in Druck zu geben. Doch war es mir leider nicht möglich, alle in der Kriegszeit erschienenen, zitierten aus- ländischen Arbeiten in den Originalen einzusehen. II. Ungleiche Widerstandsfähigkeit. Den Ausgangspunkt der Immunitätszüchtung bildet die Beob- achtung, die wohl jedem Praktiker geläufig ist, dass gewisse Sorten unserer Kulturpflanzen nachteiligen Witterungseinflüssen oder den An- griffen pilzlicher oder tierischer Schädlinge besser widerstehen als andere. Der Praktiker weiss auch, dass bei vielen Kulturen die Wahl einer genügend widerstandsfähigen Sorte ausschlaggebend ist für den Ertrag. Man bezeichnet eine Pflanze als widerstandsfähig oder immun gegen einen bestimmten Schadenerreger, wenn dieser nicht im- stande ist, sie krank zu machen oder nachteilige Wirkungen irgend- welcher Art auf sie auszuüben. Die Widerstandsfähigkeit ist entweder bedingt oder un- bedingt. Eine unbedingte Immunität besitzt z. B. die Weinrebe gegen die auf Cucurbitaceen schädigend auftretende Plasmopara cuhensis. Die Plasmopara viticola vermag umgekehrt nicht Cucurbi- taceen anzustecken. Diese sind gegenüber dem Rebenpilz immun. Diese Spezialisierung der Krankheitserreger geht aber noch weiter. Der auf Roggen vorkommende Schwarzrost (Puccinia graminis f. sp. secalis) vermag nicht auf den Weizen überzugehen. Dieser ist nur ansteckungsfähig für eine besonders angepasste bio- über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 123 logische Rasse von Pucänia graminis, also immun für den Schwarzrost des Roggens. Ein interessantes Beispiel für rassebiologische An- passung auch bei tierischen Schädlingen liefern die Untersuchungen Börners/) der fand, dass die in DeutscUand vorkommende Reblaus (Phylloxera vastatrix) den verschiedenen Fries-Arten und -Kreuzungen gegenüber ein anderes Verhalten zeigt als die in Südfrankreich vor- handene Laus. Es können also Reben gegenüber der in Deutscliland vor- kommenden Pervastatrix-Rsisse widerstandsfähig, aber anfällig für die südfranzösische Rasse sein und umgekehrt. Sehr weitgehend bedingt bleibt die Widerstandsfähigkeit immer von der äusseren Lebenslage einer Pflanze. Wir bezeichnen diejenige Pflanze, Linie oder Sorte als praktisch immun, die sich unter den normalen in unsern Landwirtschaftsbetrieben gebotenen Lebens- verhältnissen fast nicht anfällig zeigt. Das schliesst jedoch nicht aus, dass eine andersartige Umwelt diese Eigenschaft weitgehend abändert. Widerstandsfähigkeit ist also ein sehr relativer Begriff, und wenn wir eine Sorte gegen einen Schadenerreger als praktisch immun bezeichnen, so hat diese Wertung nur eine durch die Örtliclikeit und die hier ob- waltenden Verhältnisse begrenzte Gültigkeit. Die Widerstandsfähigkeit ist um so bedingter, je enger die Grenzweite der sie erschütternden Ver- änderungen der Lebenslage ist. Die Widerstandsfähigkeit gegen Schadenerreger ist gewöhnlich bei den verschiedenen Arten der Pflanzen, den Varietäten, Sorten, Linien und auch den Individuen verschieden. Man spricht in diesem Sinne von einer Arten-, Varietäten-, Sorten-, Linien- und In- di vi dual- Immunität. Im nachstehenden sollen hierfür einige Beispiele angeführt werden. Die amerikanischen Vitis-Arten widerstehen der Reblaus (Phylloxera vastatrix) weit besser als unserere Vitis vinifera. Nach Viala^) ist von den amerikanischen Reben Vitis mpestris besonders empfindlich gegen den Wurzelschimmel (Dematophora necatrix), während Vitis rotundifolia und F. cinera wenig unter diesem Pilze zu leiden haben. Nach Lakon^) ist Phaseolus multiflorus gegen den Bohnenrost (Uromyces appendiculatus) fast völlig immun, während Ph. vulgaris von der genannten Krankheit stark befallen wird. Wenn Vavilov^) Pilzkrankheiten zum physiologischen Nach- weis für Verwandtschaftsverhältnisse glaubt heranziehen zu dürfen und 1) Biolog. Zentralblatt, Bd. 34, 1914, S. 1. 2) Monographie du Pourridie des vignes et des arbres fruitiers. 3) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 26, 1916, S. 83. 4) Journal of Genetics, Bd. 4, 1914, S. 49. 9* ]^24 Molz: auf Grund seiner Beobachtungen über die Anfälligkeit der verschiedenen Weizenarten für den Braunrost (Puccinia triticina) und für Mehltau (Erysiphe graminis) die verwandtschaftliche Zusammengehörigkeit von Triticum polo7iicum, Tr. turgidum und Tr. durum einerseits, sowie von Tr. vulgare und Tr. compactum andererseits für erwiesen ansieht, so muss schon die einfache Tatsache, dass sich innerhalb der engsten Ver- wandtschaftskreise, also innerhalb der einzelnen Sorten, oft anfällige und immune Linien finden, die Haltlosigkeit einer derartigen Beweis- führung dar tun. Eriksson und Henning^) sind zwar auch der Ansicht, dass innerhalb derselben Varietät zusammengefasste Sorten sich gegen den Gelbrost (Puccinia glumarum) ungefälir gleich verhalten, heben jedoch einschränkend hervor, dass die Empfängliclikeit mit der Verwandtschaft nicht vollkommen parallel läuft. V. Kirchner-) kommt auf Grund seiner ausgedehnten und über viele Jahre sich erstreckenden und daher sehr wertvollen Versuche und Beobachtungen zu der Erkenntnis, „dass im allgemeinen eine nahe Ver- wandtschaft nicht zu einem Schluss auf gleichartige Rostempfänglich- keit berechtigt". Dieser Forscher fand im durchsclinittlichen Gelbrost- befall des Weizens innerhalb der Sorten einer und derselben Varietät oft die grössten Unterschiede zwischen ganz nahe verwandten, morpho- logisch überhaupt nicht unterscheidbaren Sorten, wenn auch bisweilen innerhalb einer Varietät einzelne Gruppen von Sorten hervortraten, die im Grade der Rostempfängliclikeit grosse Übereinstimmung zeigten. Auch bezüghch der Anfälligkeit für Brand (Tilletia tritici) kommt V. Kirchner zu dem gleichen Ergebnis, auch da f asst er seine Erfahrungen dahin zusammen, dass man von der Brandfestigkeit einer Sorte keineswegs auf ein gleiches Verhalten der zunächst verwandten, insbesondere der zur gleichen botanischen Varietät gehörigen Sorten schliessen darf. Der erste, der in Deutschland einwandfreie Versuche über die ver- schiedenartige Sorten- Anfälligkeit beim Getreide angestellt hat, war V. T u b e u f.^) Diese Versuche fallen in die Jahre 1900 und 1901 und er- gaben eine sehr ungleiche Empfänglichkeit der verschiedenen Weizen- sorten für Steinbrand (Tilletia tritici). Neben solchen Sorten, die nach der allgemein vorgenommenen künstlichen Ansteckung bis 94,4 ^j^ Befall zeigten, erwiesen sich zwei in Amerika gezüchtete Weizensorten. Ohio und Ontario, fast ganz brandfest. 1) Meddelanden fran Kgl. Landbruks-Academiens Experimentalfält. Nr. 38. Stock- holm 1894. 2) Fühlings Landw. Ztg. Jahrg. 65, 1916, S. 1. 3) Arb. a. d. Biolog. Abt. f. Land- u. Forstwirtsch. a. Kaiserl. Gesundheitsamte, Bd. 2, 1902, S. 179. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 125 Selir ausgedelinte Versuche über die Brandanfälligkeit der Weizen- sorten hat dann besonders v. Kirchner^) in den Jahren 1903 — 1915 durchgeführt. Es wurden im ganzen hierbei 360 Sorten, davon 241 zum Wintergetreide, 119 zum Sommergetreide gehörig, untersucht. Ausser dem gemeinen Weizen waren bei diesen Untersuchungen auch Zwerg- weizen, Englischer und Polnischer Weizen, Hartweizen, Dinkel, Emmer und Einlvorn vertreten. Diese Getreidearten wurden auf kleinen Flächen von je 3 qm in Reihen von 30 cm Entfernung nebeneinander in jedem Jahre zur gleichen Zeit ausgesät. Das je 15 g wiegende Saatgut war vorher in einem Glase mit 0,1 g frischem Brandpulver von Tilletia tritici so lange durchgeschüttelt worden, bis alles Brandpulver an den Körnern haften blieb. Bei der Ernte wurde die Zahl der brandigen Ähren in jeder einzelnen Parzelle ermittelt. Als widerstandsfähig gegen Steinbrand wurden bei diesen Versuchen nur wenige, zu der var. veliitinum gehörige Weizen- sorten erkannt, nämlich Hohenheimer Nr. 77, der sich in zehnjährigen Versuchen praktisch immun gezeigt hat, und Fürst Hatzfeld, der bei dreimaliger Prüfung weniger als 1 °/o brandiger Ähren entstehen Hess. Einige andere Sorten, wie Cirabals Fürst Hatzfeld, Lübnitzer heller Weizen Nr. 15 und Heines kurzhalsiger Squarehead, zeigten auch noch den relativ geringen Befall von 2,5 bis 4,9 % Brandähren. Unter den Winterdinkeln erwiesen sich drei blaue Kolbendinkel, sämtlich zur var. ÄlefeldU gehörig, so gut wie vollkommen unempfänglich für Steinbrand; es waren: blauer Winter-Kolbendinkel, der in neun- maligen Versuchen durchaus brandfrei geblieben war, desgleichen lockerer blauer samtiger Kolbendinkel 3 a in sechsmaligem Anbau und dichter blauer samtartiger Kolbendinkel 3, der in fünf Jahren voll- kommen brandfrei geblieben war, während im sechsten Versuchsjahre eine einzige Brandähre entstanden war. Alle anderen untersuchten Sorten des Wintergetreides waren in mittlerem bis hohem Grade steinbrandanfällig. Etwas besser waren die Ergebnisse für den Sommerweizen. Gut schnitten hier ab: der Galizische Kolbenweizen, roter Schlanstedter von Neuhof, ferner eine Pedigree- zucht aus Böhmischem Wechselweizen und Richelle blanche hätive, sehr widerstandsfähig war auch d'Odessa sans barbe. Unter den Englischen Weizen zeigte in vier Versuchsjahren der rote kahle Wunderweizen völlige Brandfreiheit. Die meisten Hartweizen waren nur schwer an- zustecken, ebenso die Polnischen Weizen, davon besonders immun der dickährige und der schwarzbärtige. Die Sommer dinkel waren weniger anfällig als die Winterdinkel. Blauer samtiger Sommer-Grannendinkel und blauer kahler Sommerdinkel blieben immer 1) A. a. 0. 126 Molz: brandfrei, ersterer in sieben, letzterer in zwei Versuchsialiren. Das- selbe gilt für das rote Sommer-Einkorn, das selbst bei acht- maligen Versuchen nicht angesteckt werden konnte, und das rote samtige Sommer-Einkorn. Diese Versuche haben also auf jeden Fall den einwandfreien Nachweis erbracht, dass es Sorten gibt, die als praktisch immun gegen- über dem Steinbrand angesehen werden dürfen. Auch über die Anfälligkeit der verschiedenen Getreidesorten gegen Gelbrost (Puccinia glumarum) hat v. Kirchner langjährige Beobachtungen angestellt. Vom Wintergetreide sind danach in Hohenlieim besonders widerstandsfähig: Heines Rivets Bearded, Rivets Bearded, Helena-Weizen, roter Englischer Weizen, Trothaer roter Schlossweizen, Teverson. Fürst Hatzfeld, Hohenheimer Nr. 77, Extra- Squarehead, roter Tiroler Dinkel, roter samtiger Wimderweizen, Sizilianischer Weizen, Spaldings Prolific, schwarzer samtiger Englischer Weizen, weisser Dinkel aus rotem Tiroler Schlegeldinkel. Von Sommerfrüchten: roter kahler Dinkelweizen, weisser kahler schwarzbegrannter Hartweizen, Griechischer Hartweizen, länglicher Polnischer Weizen, Herisson barbu, roter kahler schwarzbegrannter Hartweizen und dichter rotfrüchtiger Polnischer Weizen, Richelle blanche hätive, Kretischer Weizen, Englischer Aprilweizen, Igelweizen, dickähriger Polnischer Weizen, länglicher Polnischer Weizen, Herisson Sans barbe, roter Kolbendinkel, weisser Polnischer Weizen, roter kaiiler begrannter Emmer, Normandie-Weizen, brauner kaliler Emmer. Für Gelbrost selir stark empfänglich sind von Winterfrüchten: Noe, Meckesheimer Dinkel, weisser halbbegrannter Emmer, blauer samtiger Grannendinkel, Wohltmanns blaue Dame, Schwedischer Binkelweizen, blauer samtiger Winterdinkel, blauer Grannendinkel, schwarzer samtiger Emmer, Horsfords Winter-Perlweizen, Michigan- Bronze ; von S 0 m m e r f r ü c h t e n : blauer samtiger Grannendinkel, Green mountain, roter kahler Wunderweizen, Kisyi bugdai, weisser Hartweizen, Calabria, Marathon, Beloturka, Bagari bugdai. Gegen Braunrost (Puccinia triticina) erwiesen sich nach Be- obachtungen desselben Forschers als wenig empfänglich vom Wintergetreide: Helenaweizen, Rivets Bearded, Tunesischer Weizen, roter Englischer Weizen, Heines Rivets Bearded, schwarzer samtiger Englischer Weizen, blauer samtiger Grannendinkel, Michigan- Bronze, Winter-Einkorn, roter kahler ästiger Emmer, roter lang- äliriger Tiroler Dinkel, schwarzer samtiger Emmer, blauer Grannen- dinkel, roter Tiroler Dinkel (hellbraun), weisser samtiger Emmer, weisser samtiger Englischer Weizen, roter samtiger Wunderweizen, aus rotem Tiroler weisser Dinkel, roter kurzähriger Tiroler Dinkel. Vom Sommergetreide: Sommer-Einkorn, roter kahler halbbegrannter über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 127 Emmer, dichter rötlicher Emmer, roter kahler begrannter Emmer, Emmer Freycinetii, Afrikanischer Emmer, roter kahler dichtäliriger Emmer, brauner kahler Emmer, Emmer Tumonia, Ohio-Weizen, Belo- turka-Weizen, roter kahler Wunderweizen, Löffel-Emmer, Palermo- Weizen. Sehr stark für ßraunrost empfänglich sind vom Wintergetreide: Criewener Weizen, Frankensteiner Weizen, Com- spane Price, Dänischer Weizen, Leipziger braunroter Weizen, Schotti- scher Weizen, Sizilianischer Weizen, Deutscher Grannenweizen, Kaiser- Weizen, Fenton-Weizen, Sandomir- Weizen. Vom Sommergetreide: weisser Sommer-Kolbendinkel, roter Sommer-Kolbendinkel, Saumur de Mars, Saumur von Tabor, Strubes Grannen weizen, Galizischer Kolben- weizen, Touzelle rouge de Provence, du Gap ä large feuille, de Mars barbu ordinaire, de Mars rouge sans barbe, Bastard-Weizen, hundert- tägiger Weizen und Kisyi bugdai. Auch beim Schwarzrost (Puccinia graminis) Hessen sich Sortenunterschiede erkennen. Wenig empfänglich sind : Johannis- roggen. Spanischer Doppelroggen, Böhmischer Staudenroggen, Sommer- Staudenroggen, Schilfroggen, Zborowo-Roggen und Correns-Roggen; stark anfällig: Petkuser Sommerroggen. Auf Grund von Beobachtungen und Ermittelungen in den Rost- jahren 1914 und 1916 haben H. C. Müller und ich^) festgestellt, dass in der Provinz Sachsen gegen Gelbrost von Winterweizen- sorten recht widerstandsfähig Rivets Bea rded ist, und Criewener 104 nur wenig befallen wird, dagegen haben sich die meisten Squarehead-Sorten als sehr anfällig erwiesen. Schander und Krause-) bezeichnen im Hinblick auf ihre Versuche folgende Weizensorten als widerstandsfähig gegen Gelbrost: Hildebrands Fürst Hatzfeld, Frankensteiner, Rimpaus früher Bastard, Stieglers Squarehead, Cimbals Wechselweizen mit Squarehead, Cimbals und Stieglers Grossherzog von Sachsen. Als empfindlich haben sich erwiesen : Friedrichswerter glatter Square- head, Rackes Dickkopf, Rimpaus Squarehead, Sperlings Buhlendorfer hellgelbkörnig, Eckendorfer Squarehead, Sinslebener Squarehead, Breustedts Extra-Squarehead. Mettes Squarehead, Heines Squarehead, Friedrichswerter Winterweizen. Die Beobachtungen über die Sortenunterschiede beim Rostbefall des Getreides besitzen eine besonders hohe praktische Bedeutung, da die Rostkrankheiten häufig sehr erhebliche Schädigungen beim Getreide verursachen und bis Jetzt auf einem anderen Wege nicht bekämpft werden können. 1) Fühlings Landw. Ztg. Jahrg. 66, 1917, S. 42. 2) Ber. üb. Pflanzenschutz d. Abt. f. Pflanzenkr. d. Kaiser Wilh. Inst. f. Landw. in Bromberg, 1913/14, Berlin 1916. 128 Molz: Äluilich liegen die Verhältnisse für den Flugbrand des Weizens und der Gerste, denn das hierfür bestehende Be- kämpfungsverfahren, die Heisswasserbeize, kann dem Durchsclmitts- landwirt nicht empfohlen werden. Gegen Flugbrand sind die Winter- weizensorten widerstandsfähiger als die Sommerweizen. Bei den Gersten besitzen die erectum-Formen eine grössere Widerstandsfähig- keit als die zwei- und vierzeiligen Gersten der nutans-Familie. Dagegen sollen die erectum-Gersten nach einigen nordischen Forschern (Eriksson, Kolpin Ravn) besonders anfällig gegen die Streifenkrankheit (Helminthosporiuvi gramineum) sein, was jedoch bei uns in Deutschland nach K i e s s 1 i n g ^) nicht zutrifft. Letzterer konnte auch feststellen, dass reine Linien bei der Gerste eine spezifische Empfindliclikeit gegen die Streifenkrankheit als erbliche Linieneigenschaft aufweisen. Bei den Kartoffeln ist es die durch Phytophthora infestans verursachte Krautfäule, ferner die Nassfäule und die Blattrollkrankheit, von denen in manchen Jahren und Bezirken der Ertrag mehr oder weniger abhängig ist. Auch gegen diese Krankheiten kennt man emp- findliche und widerstandsfähige Sorten. Gegen die Krautfäule empfindlich sind z. B. Magnum bonum, Daher, Richters Imperator, dagegen wenig anfällig: Wohltmann, Silesia, blaue Riesen, Geheimrat Thiel und Geheimrat Haas. Die Unterschiede zwischen den genannten Vertretern der beiden Gruppen sind in Befalljahren oft so gross, dass die empfänglichen Sorten fast völlig vernichtet werden, während die widerstandsfähigen, besonders an den Knollen, nur schwach erkranken. Wälirend des heftigen Auftretens der Phytophthora im Jalire 1916 in der Provinz Sachsen zeigten sich von den bekannteren Spätsorten am meisten widerstandsfähig: Wohltmann, Industrie, Silesia und Böhms Er- folg, während Up to date und Magnum bonum stark befallen wurden. Gegen Bakterienfäule erweist sich nach A p p e P) vornehm- lich Daher als widerstandsfähig. Diese Sorte ist aber empfänglich für Phytophthora. Die Blattrollk rankheit befällt in der Provinz Sachsen besonders stark: Magnum bonum, Imperator, Oval blaue, Up to date, während blaue Riesen und Industrie bedeutend schwächer an- fällig sind. Für Württemberg hat Lang ^) ein Verzeichnis von Kartoffelsorten zusammengestellt, die besonders gegen Blattrollkrank- heit empfindlich und deshalb vom Anbau auszuschliessen sind. Er 1) Fühlings Landw. Ztg. Jahrg. 65, 1916, S. 537. 2) Arb. a. d. Biolog. Abt. f. L. u. Porstwirtsch. a. Kaiserl. Gesundheitsamte, Bd. 3, 1903, S. 364. ») Wochenbl. f. Landwirtschaft, 1910, Nr. 15. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 129 nennt: Magnum bonum, Niedersachsen, Ordon, Professor Nilsson, Germania, gelbe Holländer, Modell, Welkersdorfer, Isabella, Up to date. Dann werden in dieser Liste andere Sorten angeführt, zu deren Anbau in Rücksicht auf die Blattrollkrankheit nur auf leichterem Boden geraten werden kann : Rekord, Bojar, Alma, Wohltmann, Brocken, Erfolg, Dewet, Agraria, Judex, Johanna, Böhms Erfolg. Anfällige und widerstandsfähige Kartoffelsorten kennt man auch gegenüber dem Schorf. Hier gilt z. B. Daher als besonders zu Schorf neigend, auch Paulsens Johanna und Cimbals Bravo und Alma sind schorfanfällig, dagegen sind Richters Jubel und Breustedts Brocken ■ziemlich widerstandsfähig. Bei den Tomaten ist nach meinen Beobachtungen die Sorte Goliath für Bakteriose anfällig, während Lucullus widerstands- fähiger zu sein scheint. Jedem Obstbauer ist die Erfahrung geläufig, dass einzelne Apfelsorten, wie z. B. der weisse Winterkalvill, stark unter der Blutlaus (Schizoneura lanigera) zu leiden haben, während andere, wie der Charlamowsky, fast nie befallen werden. Der Apfelblütenstecher (Änthonomus pomorum) bevorzugt gewisse Sorten wie den Gravensteiner und Kaiser Alexander. Gegen Blattbräune (Stigmatea mespili) wurden von Kock'^) folgende Birnsorten als widerstandsfähig erkannt: Herzogin von Angouleme, Klapps Liebling, Triumph von Jodoigne, Edelkrassane, Minister Dr. Lucius, gute Luise von Avranches, Vereins-Dechantsbirne, Alexander Bouillard, van Marums Flaschenbirne, Mouchallard, Napo- leons Butterbirne, Liegeis Winterbutterbirne, Colomars Herbstbutter- birne. Starken Befall zeigten dagegen : Williams Christbirne, runde Mundnetzbirne, Solauer, weisse Herbstbirne, Olivier de Serres, Remy Chatenay. K ö c k ^) hat auch Beobachtungen über das verschiedene Ver- halten einzelner Sorten von Kirschen und Weichsein gegen den Moniliapilz (Sclerotinia cinerea) angestellt, wobei er feststellen konnte, dass den stärksten Befall die grosse lange Lotkirsche auf- wies, und zwar sowohl die Pyramiden dieser Sorte wie auch die Hoch- stämme an oft weit voneinander entfernten Stellen einer grossen Baum- schule. Ganze Zweige dieser anfälligen Sorte wurden durch die Wirkung des Parasiten abgetötet. Dicht neben der stark befallenen Lotkirsche stand die beste Werdersche, die vollkommen von dem Pilz ver- schont blieb, obwohl die Zweige beider Sorten fast ineinander griffen. M Mitteilungen d. k. k. Pflanzenschutzstation in Wien, 1907. -) Zeitschr. f. d. landw. Versuchsw. in Österreich, Jahrg. 13, 1910, S. 889. 130 Molz: Es handelt sich in diesem Falle nur um eine einjährige Be- obachtung, und es wird deshalb auch selir richtig von K ö c k darauf hingewiesen, dass man daraus nicht ohne weiteres den Sclüuss ziehen dürfe, dass hier eine Sorteneigentümliclikeit vorliege, denn die An- steckung durch Monilia findet durch die Blüte statt und ist natur- gemäss abhängig von gewissen für den Pilz günstigen AA^elter- verhältnissen zur Zeit der Blüte. Haben nun in dieser kritischen Zeit für die Lotkirsche günstige Ansteckungsbedingungen geherrscht, zur Blütezeit der Sorte Werdersche Beste aber nicht, so ist damit eine Be- gründung der verschiedenen Anfälligkeit gefunden, die aber mit einer Sorteneigentümliclikeit nicht verwechselt werden darf. Da jedoch die Blütezeit der beiden fraglichen Sorten zusammenfällt, so liegt die Wahr- scheinliclikeit, dass es sich hier um eine Sorteneigentümlichkeit handelt, nahe, und der Fall wird von K ö c k aus diesen Erwägungen heraus auch in diesem Sinne gedeutet. Die Holländische rote Johannisbeere wird von dem Johan- nisbeerrost (Cronartium ribicola) nie befallen, während die übrigen rot- und weissfrüchtigen Johannisbeersorten alle für diese Krankheit in mehr oder weniger starkem Grade anfällig sind. Über die Empf ängliclikeit der verschiedenen Birnsorten für Fusicladium pirinum stellt Ewert^) auf Grund lOjäliriger Fest- stellungen ein umfangreiches Verzeiclinis auf, aus dem nur die wider- standsfähigsten und anfälligsten Sorten entnommen seien. Sehr wenig anfällig waren: grüne Hoyerswerder, Beuckes Butterbirne, Gute von Ezee, Spoelberg, Französische Muskateller, Ananasbirne aus Courtrey, Pfirsichbirne, runde Pomeranzbirne, Hardenponts frühe Colmar, Herbstsylvester, grosser Katzenkopf, Westrum, Haferbirne, schöne Zuckerbirne, Gellerts Butterbirne, Hammelsbirne, Engelsbirne, Josephine von Mecheln, Winter-Meuris, schöne Julie, Kuhfuss, Dunmore, Kana- dische Birne, van Marum, Enghien, Marie Luise, Esperine, Williams Christbirne, van Hoeks Pommeranzenbirne, Kampervenus. Dagegen wurden als sehr anfällig erkannt: Winter-Nelis, gelbgraue Rosen- birne, kleine Pfalzgräfin. Ostpreussische Honigbirne, rote Dechants- birne, Erzbischof Hons, muskierte Zwiebelbirne. Vauquelin, punktierter Sommerdorn, Schlesische Weinbirne, lange weisse Dechantsbirne, Omsewitzer Schmalzbirne, Colomas Herbstbutterbirne, Lenzener Butter- birne, Franchipane, schönste Sommerbirne, Hardenponts Butterbirne, Liegeis Winterbutterbirne, roter Sommerdorn, Arenberger Winter- butterbirne, holzfarbige Butterbirne, Winter-Dechantsbirne, Wildling aus la Motte, graue Herbstbutterbirne, Grumbkower. 1) Bor. d. Kgl. Lehranst. f. Obst- u. Gartenbau zu Proskau, 191.3. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 131 Auch über die Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Birn- ßorten gegen Mycosphaerella sentina liegen 10 jährige Beobachtungen von Ewert vor. Als sehr wenig anfällig haben sich gezeigt: Liegeis Winterbutterbirne, Grumbkower, Beuckes Butterbirne, Hacons Unvergleichliche, Erzbischof Hoiis, Wildling aus la Motte, muskierte Zwiebelbirne, Colomas Herbstbutterbirne, Winter-Nelis, Zwiebotzen- birne, trockener Martin, Lenzener Butterbirne, roter Soramerdorn, Franchipane Heathcot, graue Herbstbutterbirne, lange grüne Herbst- birne, Winter-Dechantsbirne, Engelsbirne, Ostpreussische Honigbirne, schönste Sommerbirne, Vauquelin, Arenberger Winterbutterbirne. Als sehr empfänglich werden bezeichnet: Aarer Pfundbirne, Köstliche von Lovenjoul, Schöne von Figuier, schöne Zuckerbirne, zartschalige Sommerbirne, Forellenbirne, Madame Eliza, Marianne v. Nancy, Tou- gards Flaschenbirne, weisse Herbstbutterbirne, Wiener Pomeranzen- birne, Zitronenbirne, Esperens Herrenbirne, Löwenkopf, Josephine von Mecheln, Dr. Trousseau, Marie Luise, grüne Magdalene, Blumenbachs Butterbirne, grosser Katzenkopf, Kuhfuss, Herbstcolmar, Spoelberg, Französische Muskateller, Haferbirne, van Marum, Gellerts Butterbirne, Ochsenherzbirne, Pfirsichbirne, Meuris, Winterapothekerbirne, Boscs Flaschenbirne, Diels Butterbirne, schöne Julie, Kanadische Birne, grüne Hoyerswerder, edle Sommerbirne, Herbstsylvester, Hardenponts frühe Colmar, Winter-Meuris. Wenn wir diese Liste mit der vorher bezüglich der Anfälligkeit für Fusicladium hier niedergelegten vergleichen, so finden wir bei vielen Sorten ein direkt umgekelirtes Verhalten den beiden hier in Be- tracht kommenden Pilzkrankheiten gegenüber. Die für Fusicladium anfälligen Sorten sind zu einem grossen Teile gegen Mycosphaerella widerstandsfähig und umgekehrt. Diese Erscheinung lässt sich bei zahlreichen Krankheiten beobachten. Sie ist darauf zurückzuführen, dass die Ursachen für die Widerstandsfähigkeit gegen die verschiedenen Krankheitserreger häufig verschiedenartig sind, ja sich sogar direkt entgegenlaufen. Im Weinbau besitzt gegenwärtig die Frage nach der Immu- nität unserer europäischen Reben (Vitis vinifera) gegenüber den ver- schiedenen Krankheiten, insbesondere der Blattfallkrankheit (Plasmo- para viticola) und dem Äscherig (Uncinula necator), ein gesteigertes Interesse, nachdem man nun auch hier, besonders in Bayern unter der Leitung D e r n s , angefangen hat, der Züchtung widerstandsfähiger Sorten sein Augenmerk zuzuwenden. Vorerst gilt es hier, eine genaue Sichtung der vorhandenen Sorten und Linien unter dem Gesichtspunkte der Widerstandsfähigkeit vor- zunehmen, da unsere Erfahrungen in Deutschland in dieser Richtung 132 Molz: noch sehr unzureichend sind. Daran trägt allerdings zum grössten Teil die wirkungsvolle Bekämpfung mittels der Kupferbrühen schuld. Es ist im Interesse unseres Weinbaues notwendig, dass die vorhandenen Rebsortimente, wenn auch nur in wenigen Stöcken von jeder Sorte, melu-ere Jahre oline Kupferbehandlung bleiben, um wertvolle Stämme für die Züchtung zu sichten, wobei noch zu berücksichtigen ist, dass eine an einem Orte beobachtete Widerstandsfähigkeit nur Gültigkeit für den engeren Beobachtungsbezirk besitzen dürfte. Bis jetzt sind in Deutschland Peronospora -widerständige Rebsorten oder -Linien nicht bekannt. Doch wissen wir, dass einzelne Sorten länger und besser widerstehen als andere. Besonders empfindlich ist der rote Veltliner. Der Gutedel wird früher befallen als der Sylvaner. Sehr empfänglich ist auch der Portugieser. Nach Babo und Mach^) zeigen sich in St. Michele (Tirol) am widerstandsfähigsten gegen die Peronospora : Sauvignon blanc, dann Marzemino di Padova, Riparia, Solonis und Isabella. In zweiter Reihe folgen dann: Verdot, Affenthaler, Mosler, Portugieser, Stein- schiller, Kadarka, Cabernet Sauvignon und Cabernet franc, Sirah, Weissvernatsch, Vörös-Dinka, Refosco, Brattraube, Slankamenka, Sylvaner, Terlaner, Welschriesling. In dritter Reihe stehen: Rossara, Grossvernatsch, Lagrein, Merlot, St. Laurent, Teroldigo, Barbera, Rot- gipfler, Riesling, Bakator, roter Veltliner, weisser Malvasia, Peve- rella. Als sehr empfänglich für Peronospora werden angeführt: Zierfahndler, Nosiola, Gamay, Liverdun, Moscato rosa, Österreichisch- Weiss, Wildbacher, Blaufränkisch, grüner Veltliner, Ortlieber, Negrara, Gropello, Grauvernatsch, Traminer. Am stärksten anfällig sind: weisser und blauer Burgunder, Ruländer, Müllerrebe, Gutedel und viele Ästivalissorten. In Frankreich hat S a 1 m o n ^) sich während der Jahre 1902 — 1905 mit Ermittelungen über die Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Rebsorten gegen Peronospora beschäftigt, wobei er zu folgendem Resultat kam. Zu den widerstandsfähigsten Sorten zählen: Gutedel, weisser Bermestia, Ezer Jo, Hycales, Muscat Ottonel, schwarzer Jura-Muscat, Muscat Salmon, Olivette von Cadenet, Raisin Boisselot, Verjus, Alicante, Alphonse Lavallee, Caserno, Chichand, Cony, schwarzer Cortese, Falanchino, gros Gromier du Cantal. Lacryma Christi, Lacryma dolce, Muscat Caillaba, Muscat Hamburg, Olivette, Printanier, Angelino. Gris de Salses. gros Damas, Malaga, violetter Muscat, Rosa Oseri und Tokayer. Als besonders anfällig für Peronospora wurden erkannt: Blanc de Pages, Chaoula, Gutedel 1) Handbuch des Weinbaues u. d. Kellerwirtsch., Bd. 1, 1893, S. 784. 2) Revue de viticulture, Bd. 27, 1907, S. 576. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 133 Duhamel, Diamenttraiibe, Layerosa, Jerichotraube, Bouchales, Im- perial, Prune de Cazouls, Royal Ascot, Schiras, roter Barbarossa. Bei Durchsicht dieser Liste fällt vor allem auf, dass der in Österreich, auch bei uns, gegen Peronospora besonders empfindliche Gutedel in Frankreich zu den Perowospora-widerstandsfähigsten Sorten zählt und dann, dass die Gutedelsorte Duhamel durch ihre grosse An- fälligkeit vollkommen von den anderen Gutedelsorten abweicht. Wir dürfen übrigens im vorliegenden Falle unter Widerstands- fähigkeit keine vollkommene Immunität verstehen, sondern nur eine er- heblich verminderte Anfälligkeit, die praktisch dadurch zum Ausdruck kommt, dass solche Sorten schon durch wenige Kupferungen leicht frei von der Blattfallkrankheit gehalten werden können. Gegen den Ä s c h e r i g (Uncinula necator = Oidium Tücken) besitzen wir auch anfällige und weniger anfällige Reb- sorten; zu den ersteren zählen z. B. Trollinger, Gutedel, Sylvaner, während Riesling, Traminer, blauer Burgunder widerstandsfähiger sind. In Spanien scheint Torres^) aber in dem „Vidadico", auch „Provechon" genannt, eine Rebsorte gefunden zu haben, die gegen Äscherig vollkommen widerstandsfähig ist, denn sie blieb sowohl während des vernichtenden Auftretens des Oidiums in den Jahren 1885 und 1887, als auch bei den starken Mehltauverheerungen des Jahres 1915 von der Krankheit verschont. Ob die Wahrscheinlichkeit gross ist, auf dem Wege der Auslese innerhalb unserer europäischen Rebsorten Linien oder Individuen zu finden, die der Peronospora oder dem Oidium vollkommen wider- stehen, darüber kann man verschiedener Meinung sein. Die Möglichkeit ihres Vorhandenseins kann nicht bestritten werden. Und wenn es uns vorerst möglichst rasch auch nur gelingt, auf dem rein vegetativen Wege zu Linien zu gelangen, die den Ausgangssorten an Widerstandsfähigkeit weit über- legen sind, so dass die Bekämpfungsarbeiten in unse- ren Weinbergen eingeschränkt werden können, so wird das dem deutschen Weinbau schon ausserordentlich förderlich sein. Dass das Ziel durch Bastardierung voll erreicht werden kann, steht ausser Frage, und es muss auf diesem Wege auch bei uns mit allen Mitteln angestrebt werden, aber wir dürfen nicht ausser acht lassen, dass die Züchtung widerstandsfähiger Sorten im Weinbau Zeit erfordert, und am Ende noch die weitere Frage der Lösung harrt, wieweit die auch in Güte und Mengenertrag befriedigenden 1) Resumen de Agricultura, 1915, S. 436. 134 Molz: Bastardprodukte geeignet sind, alle in einer Gegend vorhandenen Traubensorten zu ersetzen, da hierbei doch die Geschmacksrichtung und die spezielle Verwendung der Weine einer Gegend gewichtig mitsprechen. Auch diese Frage lässt sich nicht von heute auf morgen lösen. Aus diesen Gründen dürfte im Weinbau die Ver- edelung der wichtigsten vorhandenen Sorten durch Auslese widerstandsfähiger und zugleich frucht- barer Linien am raschesten und vielleicht auch in manchen Fällen befriedigend dem immer mehr fort- schreitenden Niedergang dieses wertvollen land- wirtschaftlichen Kulturzweiges Einhalt gebieten. Die Bastardierung wird voraussichtlich wohl zu weit wertvolleren Ergebnissen führen, weshalb man auch ihr volle Aufmerksamkeit schenken soll, aber ihre endgültigen Resultate zeitigen für die kritische Lage des heutigen Weinbaues etwas spät. Über individuelle Widerstandsfähigkeit gegen Peronospora liegen in Deutschland erst zwei Beobachtungen vor. Dern^) erwähnt, dass Omeis in Würzburg versuchsweise eine Gruppe von Rebstöcken niemals gegen Blattfallkrankheit behandelt habe, und doch haben sich davon einige wenige Stöcke geäund erhalten, während der grösste Teil allerdings infolge der jälirlichen Peronospora- Erkrankung eingegangen ist. Wie weit hierbei Standortsmodifikationen mitsprechen, kann von hier aus nicht beurteilt werden. Es besteht nämlich die Möglichkeit, dass in dem erwähnten Falle zunächst die grössere Widerstandsfähigkeit der Randpflanzen zur Geltung kam und nach Absterben der übrigen Stöcke der weite, luftige Standraum neben der dadurch herbeigefülirten besseren Ernährung den übrig gebliebenen Stöcken in noch stärkerem Maße zu gute kam. Läge die Sachlage so, dann wäre hier von einer erblichen Widerstandsfähigkeit allerdings nicht zu reden. Weiter berichtet Oppermann^) über einen Fall einer erhöhten Perowospora-Widerstandsfähigkeit eines einzelnen Rebstockes. Während der ganze Weinberg bereits stark von der Krankheit befallen war, war dieser eine Stock allein noch gesund geblieben, bis er schliesslich dann auch noch erkrankte. Der schwarze Brenner (Gloeosporium ampelophagum) bevor- zugt sehr Sylvaner, Portugieser und Muskateller, während Veltliner und Burgunder von dieser Krankheit fast niemals ergriffen werden. 1) Beiträge zur Pflanzenzucht, H. 4, 1914, S. 37. 2) Mitteilungen üb. Weinbau u. Kellerwirtsch. Jahrg. 18, 1906, S. 28. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 135 Über die Froste mpfindlich keitverschiedenerTra 11- bens orten hat Zweifler^) im Winter 1890/91 vergleichende Beobachtungen in Geisenheim a. Rh. angestellt, die deswegen von Wert sind, weil die in der Frostwirkung verglichenen Rebsorten vollkommen gleiches Alter hatten, in demselben Boden stockten und der gleichen Erziehungsart unterworfen waren. Als stark erfroren (ein- und zweiiähriges Holz vollkommen, teilweise auch ältere Schenkelteile) werden angegeben: Wälschriesling, Gamay crepe, violetter Muskateller, Cabernet noir, blauer Trollinger, blaue Kadarka, weisser Honigler, blaue Urbanitraube, blauer Aramon, Buketttraube, Lämmerschwanz, Gamay de Malain, blauduftiger Trollinger, Cabernet Sauvignon, früher roter Veltliner, die Gutedelsorten, gelber Muskateller, blauer Damaszener, Zierfahndler. Es werden dann eine Reihe von Sorten angeführt, die etwas weniger stark erfroren sind und endlich solche, die keine Frost- schädigungen aufweisen. Bei der letzten Gruppe werden genannt: Burgunder, roter und Gewürztraminer, St. Laurent, blauer Gelbhölzer, grüner Veltliner, grüne Seidentraube, blauer Wildbacher, Müllerrebe, Ruländer, weisser Traminer, weisser Räuschling, gelber Ortlieber, Blaufränkisch, grüner Orleans, zweifarbiger Morillon, weisser Morillon, rote Calebstraube, Sauvignon blanc, weisse Lambertstraube, blauer Gamay, Gamay de Liverdun, schwarzblauer Riesling, Madeline royale, blauer Gänsfüsser, weisser Wippacher, blauer Affenthaler, blaue Hartwegstraube. Von den aus Samen gezogenen amerikanischen Sorten sind stark erfroren: York Madeira, Herbemont, Catawba, Jaquez, Isabella, Vitis californica; nicht erfroren: Vitis riparia, V. aesti- valis, V. solonis, Othello, Gaston, Bazille, Noah, Huntingdon, Clinton. Obwohl die Beobachtungsgrundlage für die Frostempfänglichkeit der vorstehenden Sorten einwandfrei ist, so kann das Resultat doch nicht verallgemeinert werden, denn es kann ein anderer Boden oder ein wenig abgeändertes Klima, ja sogar ein anderer .Jahrgang, für die ein- zelnen Sorten Vegetationsverhältnisse schaffen, die weitgehende Ver- schiebungen in ihrem stofflichen Aufbau und damit auch ihrer Wider- standsfähigkeit gegen Frost zur Folge haben. Der Umstand, dass in Weinbaugegenden über die Frosthärte der am meisten angebauten Sorten langjährige, zu einem einheitlichen Urteil verdichtete Erfahrungen vorliegen, spricht dafür, dass es sich hier um eine konstante Eigenschaft handelt, die jedoch einer weitgehenden Be- einflussung durch die Aussenbedingungen unterliegt, denn die Frost- 1) Mitt. üb. Weinbau u. Kellerwirtsch. Jahrg. 4, 1892, S. 20. 136 Molz: härte der Reben ist in hohem Maße abhängig von der wälirend der Wachstumsperiode erlangten Reife des Holzes. Bei den im Mai häufig auftretenden Frühjahrsfrösten lässt sich auch eine grosse Verschiedenheit in der Widerstandsfähig- keit der einzelnen Rebsorten walirnehmen, die mit der Winterhärte durchaus nicht parallel läuft. Auf Grund einer allerdings auch nur einmaligen Beobachtung unter vergleichbaren Verhältnissen fand ich^) in Rheinhessen am widerstandsfähigsten: Müllerrebe, Spät- burgunder, Liverdun, Ruländer und Sylvaner, während Portugieser, roter Veltliner, Frühburgunder, Gutedel, Trollinger und Muskateller stark erfroren waren. Der Chlorose widerstehen nach D e r n -) von den bekannteren Rebsorten am besten Kleinberger (Elbling), Trollinger, Gutedel, Orleans und Ortlieber. Ich fand Trollinger, Portugieser und Elbling sehr widerstandsfähig, dann Gutedel, während Sylvaner und Traminer in den Chloroseböden stets grosse Empfindliclikeit zeigen. Die ameri- kanischen Reben neigen auf kalkhaltigen Böden leicht zur Chlorose, doch hat man diese unangenehme Eigenschaft durch Auslese bereits wesentlich verbessert. Wie die einzelnen Sorten bezüglich ihrer Chlorosefestigkeit sich stark voneinander unterscheiden, so finden wir auch innerhalb der Sorten grosse individuelle Schwankungen, die in ilirem Aus- mass sich den in dieser Richtung gezogenen Grenzweiten der Sorten- charaktere annähern können. Bei meinen ziemlich ausgedelinten Be- obachtungen und Untersuchungen über die Chlorose der Reben in den Jahren 1905 und 1906 habe ich^) in zwei Fällen mitten zwischen stark erkrankten und zum Teil bereits gänzlich abgestorbenen Stöcken solche von üppigem Wüchse und strotzender Gesundheit der gleichen Sorte an- getroffen. Namentlich der eine der beiden Fälle war ausserordentlich markant. Hier standen vier Stöcke der Sorte Sylvaner, die durch „Ver- gruben" aus einem Stocke entstanden waren, mitten in einer grössten- teils aus abgestorbenen Stöcken besetzten Chlorosestelle (vgl. Fig. 17). Wenn auch erst das Verpflanzen des Setzholzes dieses chlorose- festen Stockes an mehrere andere Chlorosestellen den Nachweis der Konstanz erbringen kann, so ist die Wahrscheinliclikeit für die Erblich- keit der beobachteten Eigenschaft hier doch recht gross, da ein anderer Grund der Widerstandsfähigkeit nicht gefunden werden konnte. Auf die Bedeutung solcher Stöcke für die Immunitätszüchtung habe ich damals schon nachdrücklich hingewiesen. 1) Landw. Zeitschr. f. d. Grossh. Hessen, Jahrg. 70, 1900, S. 318. 2) Ber. üb. d. Verhdl. d. 12. deutsch. Weinbaiikongr. i. Worms, 1890, S. 28. ^) Untersuchungen üb. d. Chlorose d. Reben. Jena (Gustav Fischer) 1907. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 137 Im Kapland ist nach Perauld^) die Steintraube sehr empfäng- lich für Oidium, wälu'end die grüne Traube und Hanepoot besser wider- stehen. Hanepoot und Franzosentraube sind andererseits wieder empfänglicher für Blackrot, während Steintraube und grüne Traube unter dieser Krankheit fast nicht zu leiden haben. Die Erscheinung, dass Pflanzen für einen Krankheits- erreger empfänglich, gegen einen anderen immun sind, besitzt im allgemeinen eine grössere Häufigkeit als das Bestehen der Immunität für zwei oder mehrere Krankheiten. Es wurde bereits erwälmt, dass die Kartoffelsorte Daber empfänglich für Fig. 17. Individual-Immnnität bei Reben. Vier chlorosefeste Sylvanerstöcke (durch „Vergruben" aus einem Stock gewonnen) inmitten einer stark ausgeprägten Chlorosestelle eines Sylvaner- Weinberges. (Nach Molz, Chlorose der Reben, .Jena 1907.) Phytophthora, aber widerstandsfähig gegenüber der Bakterienfäule ist, und dass es eine grosse Anzahl Birnsorten gibt, die für Fiisicladiiim an- fällig, aber gegen Mycosphaerella widerstandsfähig sind und umgekehrt. Nach einer Mitteilung von Cuthber t s on-) sind die Up to date- Kartoffelsorten selir empfänglich für die durch Synchytrium endo- bioticum hervorgerufene Warzenkrankheit, aber erheblich widerstands- fähig gegen Phytophthora infestans.^) Umgekehrt verhalten sich die Abundance-Sorten. Diese sind gegen die Wajzenkrankheit unempfind- lich, aber anfällig für die Krautfäule. Doch gibt es Sorten, die beiden Krankheiten widerstehen. Dazu zälilen die Longworthy-Abarten. 1) Agricult. Journ. of the Cape of Good Hope, Bd. 37, 1910, S. 370. 2) Gard. Chron. 3. Folge, 1911, S. 122. 3) In der Provinz Sachsen ist Up to date gegen Phytophthora sehr anfällig. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 10 138 Molz: Bei den Getreidearten lässt sich die Beobachtung machen, dass die Empfänglichkeit z. B. der Weizensorten gegen Gelb- und Braunrost ganz verschieden ist. Eine Sorte, die für Gelbrost anfällig ist, ist ge- wölmlich für Braunrost immun und umgekehrt. Doch schliesst die Widerstandsfähigkeit für den einen Rost diejenige für den andern nicht aus, denn V. Kirchner^) fand in dem Sindlinger Sommerweizen eine Sorte, die gegen Gelb- und Braunrost in gleicliem Maße widerstands- fähig ist, ja die Weizensorten d'Odessa sans barbe, Bagari bugdai, Gerstenweizen und weisser Hartweizen zeigten sich sogar widerstands- fähig gegen Schwarz-, Gelb- und Braunrost (Puccinia graminis, P. glu- marum und P. triticina), und der Johannisroggen war sehr widerstands- fähig gegen Schwarzrost und wenig anfällig für Roggenbraunrost (Puccinia dispersa). So wie beim Befall gewisse Pflanzen bevorzugt werden, so sind an der Pflanze selbst auch wieder die verschiedenen Organe verschieden anfällig oder immun. Man kann in diesem Sinne von einer Organ- immunität reden. Der Schwarzrost (Puccinia graminis) bevorzugt bei seinem Auf- treten den Halm und die Blattscheiden des Getreides, während der Braunrost des Weizens (Puccinia triticina) fast ausscliliesslich auf den Blattspreiten auftritt. Der Weizenhalm besitzt also dem Braunrost gegenüber Organ-Immunität. Der Heu- und Sauerwurm (Conchylis ambiguella) befällt die Blüten und Beeren der Weinrebe, er befrisst gemeinhin nicht die Blätter seiner Wirtspflanze, während der Springwurmwickler (Pyralis vitana) letztere stark bevorzugt und die Blüten seltener angeht. Die Peronospora befällt stark die Blätter des roten Veltliners, während die Beeren dieser Rebsorte ziemlich widerstandsfähig sind. Beim Sylvaner sind wiederum die Blätter weniger anfällig als die jungen Beeren. Nach Berget^) sind bei Portugieser, Knipperle und Tressots Blätter und Früchte gleichmässig empfänglich gegen Botrytis-Fänle. Die Sorten: Honigler, Muskateller, Rotgipfler, Veltliner und Putscherre besitzen empfängliche Blätter, aber widerstandsfähige Früchte, dagegen sind bei Gutedel, Noir de Marseille und Bellino wiederum die Beeren empfindlicher als die Blätter. Die Anfälligkeit der Traubenbeeren für Peronospora ist auf deren erstes Entwicklungsstadium beschränkt. Die Erscheinung, dass Pflanzen oder Pflanzenorgane in der Jugend eine grössere Anfälligkeit gegen Parasiten zeigen, ist vielfach zu beobachten und hat Veranlassung 1) Ber. d. Kgl. Anst. f. Pflanzenschutz in Hohenheim, 1910. 2) Revue de viticulture, Bd. 28, 1907, S. 540. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 139 ZU der von Remy^) gewählten Bezeichnung „Alt er s Immunität" gegeben. Der Steinbrand vermag in den Weizenkeimling nur in dem ersten Jugendstadium einzudringen. Das Fusicladium befällt fast nur die jugendlichen Blätter der Apfel- und Birnbäume. Auch bei den Reben sind die alten Blätter für Peronospora nur schwer ansteckungsfähig, während die etwas über das erste Jugendstadium hinausgewachsenen Blätter leicht befallen werden. Die Eichenblätter sind gegenüber dem Melütau (Oidium qiier- ciniim) nach Untersuchungen von Rivera^) in völlig entwickeltem Zustande widerstandsfähig, dagegen werden die noch wachsenden Blätter befallen und zwar um so leichter, je rascher das Wachstum er- folgt. Darauf ist es zurückzuführen, dass die neuen Triebe der ge- schnittenen Eichen, die Wurzelschösslinge und die Wasserschosse den stärksten Befall zeigen. Für den Befall des Weizens durch Puccinia triticina hat Gassner ^) den Nachweis erbracht, dass die Uredosporen dieses Pilzes die ausgewachsenen Pflanzenteile nur bis zu demjenigen Entwicklungs- stadium anzustecken vermögen, in welchem die Teleutosporenentwick- lung noch nicht einsetzt. Auch bei dem Mais bleiben die älteren Blätter rostfrei. Auch hier lässt sich beobachten, dass nur diejenigen Blätter noch ansteckungsfähig für Ustilago raaydis sind, deren Zustand dem Stadium der Teleutosporenentwicklung noch nicht zuneigt. Nun gibt es auch wieder eine grosse Anzahl von Krankheits- erregern, die die Pflanzen nur in einem mehr fortgeschrittenen Ent- wicklungsstadium, besonders im Alter, befallen können, während die Jugendstadien mehr oder weniger immun sind. Wir können hier im Gegensatz zur Altersimmunität von einer „Jugendimmunität" sprechen. Bei der durch Phytophthora infestans verursachten Krautfäule der Kartoffeln nimmt die Anfälligkeit mit dem Alter der Staude zu. Da der genannte Krankheitserreger zu seiner Entwicklung feuchte Wärme benötigt, und das anfällige Altersstadium der Stauden bei Frülikartoffeln mit den dem Pilz günstigen Aussenbedingungen häufiger zusammenfällt als bei späten Sorten, so erscheinen jene anfälliger als diese. Frülikartoffeln, die spät gelegt wurden, werden von der Phy- 1) Ber. üb. d. Auftreten v. Feinden u. Krankh. d. Kulturpfl. i. d. Rheinprovinz, 1911 (Bonn 1912), S. 23. 2) Rendiconti delle sedute della Academia del Lincei, Cl. d. Sc. fis. mat. et nat. Bd. 22, 1913, S. 168. 3) Zentralbl. f. Bakt., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Abt. 2, Bd. 44, 1916, S. 512. 10* 140 Molz: tophthora meist nur wenig befallen, wälirend Stöcke derselben Sorte bei früher Pflanzung erheblich geschädigt werden. Bei der Beurteilung der Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Kartoffelsorten gegenüber der Krautfäule müssen diese Verhältnisse selir sorgfältig berücksichtigt werden, denn es kann sonst leicht vor- kommen, dass eine Sorte als widerstandsfähig erkannt wird, die in Wirkliclikeit sehr anfällig ist. Bei den Kastanienbäumen sind nach Rankin^) die Zweige im zweiten und dritten Jahre ihres Wachstums anfällig für die Infektion durch Endothia parasitica, während die Zweige im Frühjahr des ersten Jahres immun sind, aber bereits im Verlaufe des Sommers für die An- steckung empfänglich werden. Gassner-) führt an, dass bei dem Befall des Getreides durch Puccinia graminis die Anfälligkeit mit dem Alter der Nälu-pflanze bis zu einer gewissen Grenze wächst, während die Jugendstadien wider- standsfähig sind. Es liegt hier der Fall aber nicht etwa so, dass die jugendlichen Blätter immun, während ältere anfällig sind, sondern es sind die an jungen Pflanzen entstehenden Blätter zunächst wider- standsfähig, während die an älteren Pflanzen sich bildenden Blatt- organe von vornherein eine geringere Widerstandsfähigkeit besitzen. Die Widerstandsfähigkeit der Pflanze gegen Puccinia triticina wird nach den von Gassner in Uruguay gemachten Beobachtungen von der jeweiligen Jahresperiode sein" massgeblich beeinflusst. Im Hoch- sommer werden sowohl ältere wie auch jüngere, im beginnenden Sommer und Herbst dagegen nur ältere Entwicklungsstadien der gleichen Sorte von dem Pilze befallen. III. Ursachebeziehungen. Im vorstehenden wurde auf einer etwas breiteren Grundlage dar- gelegt, dass fast überall Unterschiede in der Empfänglichkeit oder Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegenüber Schadenerregern vor- handen sind. Besonders scharf hat Sorauer^) diese verschiedene Empfängliclikeit, die er ,, Prädisposition" nannte, betont. Doch ist es notwendig, den bis jetzt in dieser Richtung vorliegenden empirischen Beobachtungen durch die Lösung der Frage nach den Ursachen einer gesteigerten Widerstandsfähigkeit oder Empfäng- lichkeit eine wissenschaftliche Grundlage zu geben und so unsere Auffassung über das Wesen der Im- 1) Phytopathology Bd. 4, 1914, S. 233. 2) A. a. 0. ä) Handbuch der Pflanzenkrankheiten. Berlin 1909—13. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 141 munität zu vertiefen und gleichzeitig für den Im- munitätszüchter wichtige Handhaben für die Be- urteilung bei der Auslese zu schaffen. Diese Forschungsrichtung ist lange vernachlässigt worden. Man hat die Krankheitserreger über Gebühr in den Vordergrund ge- stellt und nicht genügend berücksichtigt, dass das Zustandekommen einer Krankheit nicht nur von dem Krankheitserreger, sondern auch von der Beschaffenheit der Pflanze in hohem Grade abhängig ist. Neuerdings wendet man sich auch der Lösung dieser allerdings ziemlich schwierigen Frage zu, und die bis jetzt vorliegenden Ergebnisse sind sehr aussichtsreich. Bei der Entstehung der Widerstandsfähigkeit oder Anfälligkeit einer Pflanze haben wir zu unterscheiden zwischen den ursäch- lichen Bedingungen, die von der Pflanze geboten werden und begründet sind in dem von den Erbanlagen abhängigen physikalischen und chemischen Aufbau eines Pflanzenkörpers und dessen Reaktionen auf Einflüsse der Aussenwelt, und den sich auf die Schadenerreger be- ziehenden äusseren Ursachen. Für die Züchtimg widerstandsfähiger Pflanzen sind naturgemäss nur die von der Pflanze ausgehenden ursächlichen Bedingungen von Wichtigkeit, aber der Immunität s Züchter muss die äusseren Ursachen der Immunität oder Empfänglich- keit zu unterscheiden wissen von jenen, die dem Zuchtobjekt anhaften, und besonders darin liegen für den pflanzenpathologisch nicht ganz durchgeschul- ten Pflanzenzüchter unübersehbare Schwierigkeiten, die den Erfolg in Frage stellen. Ein Kriterium für die durch die ursächlichen Bedingungen be- stimmten Eigenschaftswerte ist die Leistungsprüfung. Doch macht das objektive Erfassen der Leistung bei der Immunitätszüchtung oft grosse Schwierigkeiten, die häufig durch eine klare Erkenntnis der innerhalb des Pflanzenkörpers liegenden Ursachen der Widerstandsfähigkeit oder Anfälligkeit beseitigt werden können. Eine richtige Analyse der Immunitätsursachen wird uns in vielen Fällen einen gangbaren Weg er- öffnen für eine objektive Beurteilung der Wider- standsfähigkeit einer Pflanze auch ohne Leistungs- prüfung und uns weiterhin gestatten, die Grenz- weiten der durch äussere Einflüsse oder durch Neu- einführung von Erbanlagen nach Art und Menge innerhalb des Pflanzenkörpers veranlassten Ver- schiebungen der B ewirkungsf aktoren der Immunität J42 Molz: genauer festzulegen als durch die durch den Mit- einflußs der Aussenwelt getrübte Leistungsprüfung. Die Aufliellung der Immunitätsursachen fällt in das Gebiet des Pflanzenpathologen. Für den Immunitätszüchter ist aber deren Kennt- nis und Erfassung unerlässlich, weshalb wir auf einer etwas breiteren Grundlage die bis jetzt in dieser Richtung gewonnenen Ergebnisse hier darlegen wollen. Nach der Art der Immunitätsursachen kann man unterscheiden zwischen einer mechanischen, chemischen, physiologi- schen und „a u s s e n b e d i n g t e n" Immunität. Doch sind die Grenzen hier nicht immer scharf gezogen und der subjektiven Meinung zuweilen Spielraum gelassen, wodurch aber der Kern der Sache nicht berührt wird. In vielen Fällen wirken auch verschiedenartige Ursachen zusammen. Die mechanische Immunität gründet sich auf die Festigkeit der Gewebe, vornehmlich der Epidermis, und auf Gestalt und Stellung der einzelnen Organe und Organteile, die in den Dienst des mechanischen Schutzes gestellt werden können. Im nachstehenden wollen wir uns in aller Kürze mit einigen Beispielen dieser Art von Immunität be- schäftigen. Eine der ältesten Beobachtung über die mechanische Schutz Wirkung der Zellmembran gegen Pilzangriffe stammt von de Bary,^) der das Eindringen des Myzels von Sclerotinia lihertiana in ihre Wirtspflanzen genau studiert hat. Das Myzel dieses Pilzes scheidet eine Flüssigkeit aus, die ein membranlösendes Ferment und die für dessen Wirkung notwendige Oxalsäure enthält. Dieser Saft ist imstande, die Zellmembran zur Quellung zu bringen, die Mittel- lamelle aufzulösen und das Protoplasma der Zelle plasmolytisch zu verändern. Je jünger der angegriffene Pflanzenteil ist, um so leichter gelingt der Myzelangriff. Gegen ältere Gewebe besitzt das aus- geschiedene Ferment nur eine geringe Wirkung, da die stärkere Zell- membran nicht aufgelöst wird. Wenn nach neueren Untersuchungen bei der Rostempfänglichkeit der Getreidearten auch die chemischen Eigenschaften des Zellsaftes in erster Linie massgeblich sind, so hat doch Bif f en^) feststellen können, dass der physikalische Charakter des mit Gelbrost stark befallenen und des widerstandsfähigen Weizenstrohes sehr grosse Unterschiede aufwies. Ersteres hatte weiches, schwammiges Gewebe, letzteres besass hohe Steifigkeit und Bruchfestigkeit. Soviel mir bekannt ist, hat auch 1) Bot. Ztg. Jahrg. 44, 1886, S. 377. 2) The Journ. of the Board of Agricult. Bd. 15, 1908, S. 241. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 143 Breustedt in Schiaden seinen gegen Rostpilze ziemlich widerstands- fähigen Squarehead durch Auslese von Pflanzen mit starker Oberhaut- schicht erhalten. Schaffnit^) führt die Altersimmunität bei Roggen gegen FMsarmmbefall auf den höheren Gehalt der Pflanze an Zellulose und Kieselsäure zurück. Der Zellulosegehalt steigt nämlich bei zunehmen- dem Alter der Roggenpflanze von 16,19 auf 25,56 *^/o und die Kiesel- säure von 12,81 auf 25,32 »/o. Sehr klar ist durch Münch^) in einwandfreien Versuchen der Nachweis erbracht worden, dass das Leben mehrerer holzzerstörender Pilze an einen geringen Wassergehalt und erhöhten Luft- gehalt des Holzes gebunden ist. Auch den holzbewohnenden tierischen Schädlingen ist der Saft- reichtum des Pflanzengewebes nicht willkommen. Die Borkenkäfer be- fallen nur diejenigen Bäume, die mangelhaften Saftstrom besitzen, und die Harzrüsselkäfer (Pissodes harcyniae und P. scahricolUs) gehen nach Gerlach ^) besonders gern die rauchkranken Fichtenbestände an, da in solchen Bäumen der Harzfluss geringer ist, und die Lebensbedingungen für die Larven infolgedessen besser sind. Die durch die Nonne (Lymantria monacha) entnadelten Bäume sind besonders gefährdet durch die An- griffe von Borkenkäfern. Dasselbe gilt für Bäume, deren Wurzeln durch den Pilz Agaricus melleiis zur Erkrankung gebracht sind. In beiden Fällen erhöht die geringere Wa&serdurchflutung des Pflanzenkörpers die Anfälligkeit. Wir werden später sehen, dass im Gegensatz dazu ein erhöhter Wassergehalt die Anfälligkeit der Pflanze gegen Krank- heiten auch wesentlich zu erhöhen vermag. Für die wenig zur Ansteckung durch Flugbrand (Ustilago nuda hordei) neigenden erectum-Formen unserer Gerste ist nach Henning^) deren geschlossene Blüte ursächlich bedingend heranzuziehen. Doch scheint das offene Blühen nicht allein verantwortlich für Flugbrandanfälligkeit gemacht werden zu können, denn L a n g ^) kommt auf Grund seiner Untersuchungen zu der Anschauung, dass hierbei auch die Ausbildung der Kutikula an der Samenschale mitspricht, denn der durch die Narbe hindurchwachsende Keimschlauch des Pilzes vermag nicht die Kutikula zu durchbohren. Je früher also die Samenschale kutikularisiert, um so geringer ist die Anfälligkeit gegen Flugbrand. 1) Landw. Jahrb. Bd. 43, 1912, S. 521. 2) Naturw. Zeitschr. f. Forst- u. Landwirtsch. Jahrg. 7, 1909, S. 54. ^) österr. Forst- u. Jagdzeitung, Jahrg. 23, 1907, S. 145. ■1) K. Landbruks-Akad. Handlingar och Tidskrift, Jahrg. 48, 1909, S. 171. 5) Zentralbl. f. Bakt., Parasitenk. u. Infektionskrankh. Abt. 2, Bd. 25, 1909, S. 86. J44 Molz: Als Ursache der Anfälligkeit des Roggens für Fusarium nivale hat Schaffnit^) nachgewiesen, dass der Befall dort selir heftig ist, wo die S p e 1 z e n sich unter einem ganz besonders grossen Winkel aus- einanderspreizen und so das Korn freilegen. Diese Eigenschaft ist bei den einzelnen Sorten verschieden, doch trifft man auch gleich- grosse individuelle Unterschiede innerhalb der einzelnen Roggensorten. Je mehr im allgemeinen der äussere Bau einer Pflanze den Pilz- befall begünstigt, um so mehr wird die Anfälligkeit unter sonst gleich- bleibenden Bedingungen erhöht. Blätter, die das Regen- wasser rasch ablaufen lassen, werden deshalb einer An- steckung durch pilzliche Keime weniger ausgesetzt sein als solche, bei denen das Wasser auf der Blattfläche stehen bleibt. Dass die mechanische Festigung des Gewebes auch beim Klein- tierfrass eine gewisse Rolle spielt, kann nicht bezweifelt werden, ob- wolil auch da walirscheinlich die stoffliche Zusammensetzung in den meisten Fällen ausschlaggebend sein wird. Man muss deshalb den Apparat von Stranak-) zur mechanischen Bestimmung des Wider- standes der einzelnen Pflanzen, der dem Züchter ermöglichen soll, im Arbeitszimmer die besonders gegen tierische Schädlinge widerstands- fähigsten Sorten zu erkennen, mit einiger Zurückhaltung beurteilen, obwohl man dem Gedanken an sich seine Anerkennung nicht ver- sagen kann. Gegen tierische Schädlinge sind viele Pflanzen durch Be- haarung mehr oder weniger gut geschützt. So befressen die Weiden- blattkäfer (Phyllodecta spec.) vornelimlich die Weidenarten mit glatten Blättern. Schnecken greifen den stark behaarten Inkarnatklee nicht an, lieben aber sehr den nicht behaarten Rotklee. Auch die bei einigen Pflanzen im Blattgewebe lagernden, spitzigen Raphidenbündel können dem gleichen Zwecke dienstbar sein. Solche Blätter werden von Sclinecken, Kaninchen usw. gemieden. Verwundungen aller Art erleichtern den Parasiten den Ein- tritt in die Pflanzen. Man spricht in diesem Sinne von sog. Wund- parasiten. Wenn hier eine Pflanze immun bleibt, während dort eine andere von einer Krankheit ergriffen wird, so ist das unter Um- ständen nur auf eine unbeachtet gebliebene Ver^\Tindung zurückzuführen. So sah ich einmal einen selir starken Befall zweier jungen Ahornbäume durch Nectria cinnabaria, die durch ungeschützt stehen gebliebene Ast- stümpfe eingedrungen war. Dicht daneben stehende aststumpflose Bäume der gleichen Sorte blieben vollkommen gesund. ^) A. a. 0. 2) Prometheus, Bd. 23, 1911. S. 39. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 145 Im Weinbau leiden besonders diejenigen Traubensorten, deren dünne Beerenhaut bei Regenwetter leicht platzt, stark unter der durch Botrytis cinerea verursachten Graufäule. Die Schadenwirkung dieses Pilzes ist in manchen Jahren so gross, dass durch ihn die Einträglichkeit einer Weinanlage in Frage gestellt wird. Gutedel und Elbling, auch der Sylvaner, haben dünne Beerenhäute, die bei Regenwetter leicht platzen. Anders ist es z. B. beim roten Veltliner, dessen Beeren infolge ihrer festen Häute der Traubenfäule besser widerstehen. Zerschnittene Pflanzkartoffeln werden durch Drahtwürmer und Tausendfüsse weit stärker angegangen als ganze Knollen. Auf den Azoren sah ich vorwiegend diejenigen Zuckerrüben von dem Pilz Typhula betae befallen, die vorher durch die Larven der Saat- eule (Agrotis segetum) beschädigt waren. Die Raupe von Spilosoma lupricipeda beobachtete ich^) im .Jahre 1908 beim Frass des Markes der Triebe von wildem Wein (Ampelopsis quinquefoUa), die vorher durch starken Hagelschlag sehr gelitten hatten V. T u b e u f ^) hat im Spessart nach Hagelschlag eine ausgedehnte Ansteckung mit Nectria ditissima in Rotbuchenbeständen und bei München eine Massenerkrankung einer verhagelten Goldregenpflanzung durch Cucurhitaria lahurni beobachtet. Zahlreiche Baumschwämme vermögen nur durch Verwundungen in den Holzkörper einzudringen. Die Pflanze ist den Wundparasiten aber durchaus nicht schutzlos preisgegeben, sie ist vielmehr in den meisten Fällen imstande, deren An- griffe durch Bildung von Kallus, Korkgewebe oder Ausscheidung von Milchsaft, Harz, Gummi und ähnlichen Stoffen erfolgreich abzuwehren. Der Kallus ist ein grosszelliges Gewebe, das aus der Wundfläche hervorwächst. Das Korkgewebe bildet sich dagegen durch Teilung der an die Wundzone angrenzenden Zellen. Es ist einleuchtend, dass ein Wundschutz durch diese Gewebe nur ausreichend erzielt wird, wenn sie möglichst rasch entstehen. Deshalb geht die Kallusbildung bei den Pflanzen meist überraschend schnell vor sich, wodurch ein guter Schutz gegen Wundparasiten erreicht wird. Genau so liegen die Verhältnisse bei der Korkbildung. Je rascher in der Nähe einer Verwundung eine Korkschicht entsteht, um so besser wird der Schutz gegen Wund- parasiten sein. Die Versuche von Appel und Schuster^) haben den Nachweis erbracht, dass diejenigen Kartoffelsorten gegen die Angriffe von Fäule- 1) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 18, 1908, S. 92. 2) Pfanzenkrankh. d. kryptog. Parasit, verursacht. Berlin 1895, S. 75. 3) Arb. a. d. Kais. Biolog. Anst. f. L. u. Forstwirtsch. Bd. 8, 1910, S. 452. 146 Molz: bakterien am widerstandsfähigsten sind, die an der Schnittfläche bereits nach 24 Stunden eine zusammenhängende Korkplatte gebildet haben. Allem Anschein nach liegt darin eine recht brauchbare Methode der Be- urteilung der Widerstandsfähigkeit der Kartoffeln gegen Fäule, die verdient weiter ausgeprüft zu werden. Während man vor nicht langer Zeit die äussere morphologische Beschaffenheit der Pflanze für ihre geringere oder grössere Widerstandsfähigkeit glaubte verantwortlich machen zu können, verlegt die neuere exakte Forschung die hier in Betracht kom- mende Ursachenreihe immer mehr in das Innere der Pflanze und erblickt in der stofflichen Zusammen- setzung eines pflanzlichen Organs, besonders in dem chemischen Aufbau des Zellsaftes, den tieferen Grund für dessen Anfälligkeit oder Widerstandskraft gegenüber parasitären Angriffen. Wir betreten hiermit das Gebiet der chemischen Immunität, die wegen ihrer grossen Wichtigkeit hier ausführlich behandelt werden soll. Zu den ersten Untersuchungen dieser Art zälilen diejenigen von Laurent,^) in denen gezeigt wird, dass die Säure des Zellsaftes ein Abwehrmittel gegen Bakterienangriffe ist. Die Bakterien erzeugen nämlich ein lösliches Ferment, das imstande ist, die Zellulosemembranen der Kartoffelknolle aufzulösen, falls keine Säure vorhanden ist. Um die in der Kartoffelknolle vorhandene Säure abzustumpfen, bilden die Bakterien einen alkalisch reagierenden Saft. Je grösser der Säuregehalt des Zellsaftes ist, um so eher hat die Pflanze Aussicht, in diesem mit chemischen Kräften geführten Kampf die Oberhand zu behalten und den feindlichen Angriff abzuschlagen. Durch Einlegen der Kartoffelknollen in saure oder alkalische Flüssigkeiten konnte nach Belieben ihre Immunität gegen Bakterien erhöht oder abgeschwächt werden. Wenn eine solche Versuchsanordnung auch nicht einwandfrei ist, so besitzen diese Versuche doch wegweisenden Wert. Sichere Anhaltspunkte für die Fäuleempfindlichkeit der Kar- toffelknollen lassen sich nach den Versuchen von AppeP) aus dem Säuregehalt des Presssaftes nicht gewinnen. Dagegen stellte dieser Forscher einen engen Zusammenhang zwischen der verschiedenen Dunkelfärbung der Presssäfte der Kartoffeln an der Luft mit der Widerstandskraft gegen Bakterien fest. Je heller der Presssaft bleibt, um so grösser ist die Anfälligkeit und umgekehrt. Falls sich diese letztere Beobachtung auf Grund weiterer Ver- suche bestätigt, so ist in der Verfärbung des Presssaftes der Knollen 1) Ann. de l'Institut Pasteur, Bd. 13, 1899. 2) A. a. 0. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 147 ein äusserst wertvolles Auslesemerkmal für den auf Fäulewiderständig- keit hinarbeitenden Immunitätszüchter gegeben, das leicht zu hand- haben ist. Durch Benutzung lichtempfindlicher Papiere bei gleichstarker Lichtquelle wird es wohl möglich sein, die nach einer bestimmten Zeit auftretenden Unterschiede in der Stärke der Dunkelfärbung des Saftes für eine spätere Vergleichsbeobachtung festzuhalten. Nach Wagner^) können bei dem Kartoffelpresssaft nur dem E i w e i s s antibakterielle Eigenschaften zuerkannt werden. Doch wird auch von diesem Autor allgemein zugestanden, dass als begleitendes, vielleicht auch wirksames Moment in der Pflanze eine Erhöhung der Azidität des Zellsaftes hinzukommt. Die Frage nach der Art der Einflussnah me des Zell- saftes auf die Widerstandsfähigkeit gegen parasitäre Angriffe geht in ihrer Beantwortung zurück auf die im Jahre 1884 ver- öffentlichten Versuche Stahls 2) über die Art der Verteidigung der Plasmodien gegen Gifte, in denen gezeigt wurde, wie diese pflanzlichen Lebewesen vermittels ihrer amöboiden Bewegung chemisch ihnen nicht zusagenden oder allzusehr konzentrierten Flüssigkeiten zu entfliehen suchen. Später ist M a s s e e ^) dieser Frage weiter nachgegangen, dessen Versuche dartun, dass das auskeimende Myzel von Pilzen nur dann in das Innere der Pflanzen eindringt, wenn dort Stoffe vorhanden sind, die anziehend, „chemotaktisch", auf das Myzel einwirken. Zu den Versuchen wurden die in den Zellen häufigsten Inhaltsstoffe, wie Saccharose, Glukose, Asparagin, Pektase, Apfel- und Oxalsäure, heran- gezogen. Saccharose wirkt besonders anziehend auf Saprophyten und fakultative Parasiten. Nun können aber neben der Saccharose auch Stoffe in der Zelle sein, die auf Pilze abstossend wirken. In solchen Fällen wird das Überwiegen des einen oder des anderen Stoffes die Entscheidung herbeiführen. Der Pilz Botrytis cinerea wird durch Saccharose angelockt, er kann aber trotz der Anwesenheit dieses Stoffes nicht in Apfelfrüchte eindringen, da die hier vorhandene Apfel- säure ihn abwehrt. Die Apfelsäure besitzt dagegen für andere Pilze, so für Sclerotinia fructigena, den bekannten Erreger der Obstfäule, wieder anziehende Eigenschaften. Neuerdings wurden die hier in Betracht kommenden Verhältnisse eingehend von Cook und Taubenhaus^) studiert, mit dem Ergebnis, dass von den organischen Säuren vor allem die Gerbsäure eine be- 1) Zentralbl. f. Bakt., Parasitenk. u. Infektionskrankh. Abt. 2, Bd. 42, 1915, S. 613. 2) Bot. Ztg. Jahrg. 42, 1884, S. 161. 3) Philos. Transaktion of the Royal Society, London, B, Bd. 197, 1904, S. 7. *) Delaware College Agric. Experim. Station, Bull. 91, 1911 und Bull. 97, 1912. 148 Molz: sonders grosse Schutzwirkung gegen Pilzangriffe besitzt, während die Zitronensäure hierbei geringwertig ist. Die Gerbsäure ist jedoch den Pilzen nicht unbedingt schädlich. In sehr starker Verdünnung können die Pilze aus ihr sogar Nährwerte ziehen und im Wachstum gefördert werden. Bei einem Gehalt an Gerbsäure von 0,1 — 0,6 ^Jq wird bereits die Schadengrenze überschritten, bei dem einen Pilz früher, bei dem andern später. Die Cladosporien sind widerstandsfälliger als die Fusarien, diese wieder weniger empfindlich wie die Gloeosporien und Colletotrichen. Wenn tanninhaltige Pflanzen doch zuweilen anfällig sind, so wird das auf die Anwesenheit von Stoffen zurückgeführt, die entgegengesetzt wirken oder aber auf Zellgewebe, das nur wenig Tannin enthält. Manchmal ist Gerbsäure überhaupt nicht vorhanden, wird aber nach den genannten Forschern sofort gebildet, sobald eine Verwundung entsteht, so bei den Äpfeln. In der gesunden Apfelfrucht sind zwei Enzyme vorhanden: Katalase und Oxydase. Letztere trifft man be- sonders reichlich in den unreifen Früchten, sie nimmt aber bei fort- schreitender Reife immer mehr ab. Gerbsäure als solche fehlt in der Apfelfrucht. Wir finden an Stelle dieser ein vielatomiges Phenol, das nach einer Verletzung mittels der Oxydase in Gerbsäure oder einen gerbsäureartigen Stoff übergeführt wird. Die Oxydase kaim nur wirk- sam werden, wenn sie sich in saurer Lösung befindet. Der Gerbsäure fällt bei Tierangriffen auf die Pflanze eine be- deutende Schutzwirkung zu. Wir treffen deshalb diesen Stoff vor- nehmlich in den äusseren Teilen der Pflanze, besonders auch in der Rinde der meisten Holzgewächse. Auch in den Fruchtschalen trifft man zu- weilen Gerbsäure in grösserer Menge. Die heranreifenden Früchte des Nussbaumes sind durch eine sehr gerbstoffreiche Hülle vor Angriffen durch Eichhorn und Vögel geschützt. Die Raupe von Ephestia elutella benagt nach R e h ^) die Bohnen des Guatemala- und Venezuela-Kakaos, während afrikanischer Kakao nicht angegriffen wird. v. Faber^) er- klärt diese Eigentümlichkeit der Raupen mit der dünnen äusseren Schale des Guatemala-Kakaos im Vergleich zu derjenigen des afri- kanischen, die dick und bitter ist. Auch hier wird die Gerbsäure der wächtigste Grund der Widerstandsfähigkeit sein. Aus der Tatsache, dass die Schutzwirkung besitzenden Stoffe in verschiedenartiger Menge in den einzelnen Organen der Pflanze vor- kommen, erklärt sich die früher erwähnte Organimmunität. Auch die Alters- und .Jugendimmunität lassen lieh in dieser Weise ursächlich begründen. 1) Zeitschr. f. wiss. Insektenbiologie, Bd. 3, 1907, S. 21. 2) Arh. a. d. Kais. Biolog. Anst. f. L. u. Forstwirtsch. Bd. 7, 1909, S. 197. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 149 Ein schönes Beispiel hierfür bieten die Untersuchungen von V i a 1 a und Pacottet^) über die Blackrot-Krankheit des Weinstockes, die durch den Pilz Guignardia Bidwelln hervorgerufen wird. Kulturen mit diesem Pilze Hessen erkennen, dass sein Gedeihen abhängig ist von der Gegenwart von Zucker und organischen Säuren im Nähr- boden. Aus diesem Grunde ist es leicht verständlich, dass die alten Blätter der Weinrebe, die nur Spuren von Zucker enthalten, nicht an- steckungsfähig sind, während junge Blätter, bei denen sich 1,75 °/y Weinsäure und 4,3 "^/o Glukose nachweisen Hessen, leicht angegriffen werden. Die Weinbeeren zeigen für den genannten Pilz Empfängliclikeit zur Zeit ihrer Schwellung bis zum Beginn des Reifeprozesses. Ihr Säuregehalt beträgt in dieser Periode 32 — 24 "/oo, der Zuckergehalt 11 — 56 °/o. Während der Traubenreife fällt die Säure auf 9 — 2 °/oo, während der Zuckergehalt noch weiter steigt und schliesslich die Grenze überschreitet, jenseits derer der Pilz die Beeren nicht mehr angreifen kann. Die Beeren haben nunmehr Altersimmunität erreicht. Ein anderes Beispiel: Für Uromyces pisi hat Tischler-) bei Euphorbia cyparissias enge Beziehungen zwischen der Ausbreitung des Pilzmyzels mit dem Zuckergehalt der Nährpflanze nachgewiesen. Überall, wo das Gewebe zuckerreich ist, fand sich Pilzmyzel, und der Vegetationskegel bleibt deshalb pilzfrei, da dort Zucker nicht vor- handen ist. Die organischen Säuren bzw. die sauren Salze besitzen gegenüber den Angriffen zahlreicher Pilze gute Schutzwirkung. Nach den Ver- suchen von Charabot und Hebert^) wächst die Menge der zu- sammengesetzten organischen Säuren der Pflanzenzelle erheblich im Schatten und mit diesen auch die freien flüchtigen Säuren. Ich vermute, dass diese Tatsache mit der durch den Taumangel nicht genügend erklärten Widerstandsfähigkeit unserer Reben unter Bäumen gegen den Befall durch Peronospora in Ursachebeziehung steht, denn nach den Untersuchungen von Averna-Sacca'*) spielt bei der Widerstandsfähigkeit der Weinreben gegen den Befall durch Peronospora und Oidium der Säuregehalt der Blattsäfte eine ent- scheidende Rolle. Je höher der Säuregehalt ist, um so grösser ist die Widerstandsfähigkeit gegen die genannten Pilze. Die gegen Perono- spora und Oidium widerstandsfähigen Rebsorten, wie Rupestris, Riparia, Berlandieri und Kreuzungen zwischen diesen, besitzen einen Säuregehalt der Trockensubstanz, auf Weinsteinsäure berechnet, zwischen 4,3 und 10,3 ^/o, während die anfälligen Sorten, so die meisten Direktträger und 1) Compt. rend. hebd. de l'Ac. d. Sc. Bd. 138, 1904, S. 306. 2) Flora, N. F. Bd. 4, 1912, S. 1. 3) Compt. rend. hebd. de l'Ac. d. Sc. Bd. 138, 1904, S. 1714. *) Le Stazioni sperimentali agrarie italiane, Bd. 43, 1910, S. 185 150 Molz: Abarten von Vitis vinifera, ferner die Bastarde Gutedel X Berlandieri, Cabernet X Berlandieri, Aramon X Rupestris, nur einen Säuregehalt von 0,5 — 2,6 % aufweisen. Einen guten Anlialtspunkt soll auch der Säuregehalt des Mostes bieten, der bei widerstandsfähigen Sorten 17,67—24,10 °/oo, dagegen bei empfänglichen 6,6— 16,4 ''/oo beträgt. Schon die Unterschiede der grösseren Anfälligkeit der weissen Traubensorten für Peronospora und Oidium gegenüber den blauen spricht sich im Säuregrad des Mostes aus, der sich bei ersteren zwischen 3,9 — 6,9 °/oo, bei letzteren zwischen 6 9 — 13^0 °/oo bewegt. Der Säuregehalt ist aber nicht nur von der Sorte abhängig, sondern er wird in hohem Maße auch durch Klima und Boden beeinflusst. Die gleichen Traubensorten weisen in einem feuchten, kalten, die Reife erschwerenden Klima 8,3 — 16,5 °/oo, im warmen Klima 3,9 — 6,4 °/oo Säure auf, in einem Kalkboden 6,2 — 6,9 ^/oo, in einem tonigen Sandboden 9,6 — 10,4 "/qq Säure. In der gleichen Weise müsste dann die Anfälligkeit beeinflusst werden. Auch die Widerstandsfähigkeit gegen die Milbe Phytoptus vitis ist nach dem oben genannten Forscher von einem höheren Säuregehalt der Blätter abhängig, der z. B. bei den widerstandsfähigen Rupestris - arten von 7,4 — 10,3 ^1^ in der Trockensubstanz schwankt, wälirend man bei den anfälligen Sorten Säuregrade von 1,5 — 2,6 °/o antrifft. Die Milbenanfälligkeit einer Sorte würde sonach zugleich ihre Empfindlich- keit für Peronospora und Oidium. kennzeiclinen. Diese Versuchsergebnisse verdienen Beachtung, doch ist es not- wendig, die gewonnene Erkenntnis weiter zu vertiefen. Es ist vor allem klarzustellen, welche weiteren Nebenumstände die verschiedene An- fälligkeit für Peronospora und Oidium bei der gleichen Sorte bedingen, denn häufig ist eine Rebsorte für die eine dieser Krankheiten empfind- lich, gegen die andere aber widerstandsfähig. Wir werden darauf noch zurückkommen. Es fragt sich weiterhin, ob man den Säuregrad des höchsten Reifezustandes der Trauben ohne weiteres in Parallele stellen kann zu dem Säuregehalt der Blattorgane, denn es wäre doch möglich, dass der Gang der Säurekurve der fortschreitenden Reife der Trauben bei den verschiedenen Sorten nicht dem Tiefstand bei Abschluss der Reife entspricht. Es könnte eine sehr hoch verlaufende Säurekurve am Schluss sehr tief enden und dann bei ausschliesslicher Berücksichtigung ihres Endpunktes zu einer falschen Schlussfolgerung über die Wider- standsfähigkeit einer Sorte gegen Peronospora und Oidium führen. Der Säuregehalt der eben gebildeten Träubchen, also unmittelbar nach der Blüte, ist nicht gross, steigt dann aber sehr rasch und hoch, um nach einiger Zeit wieder rasch oder langsam zu fallen. Der Gang über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 151 der Säureentwicklung der Trauben ist nach Babo und Mach^) z. B. bei der blauen Sorte Negrara folgender: 30. Juni . . . 10,3 o/oo 9. September ■ . . 21,00/00 7. Juli . . . 22,8 „ 18. . . 18,9 „ 13. „ ... 25,6 „ 25. . . 13,9 „ 24. „ ... 31,2 „ 2. Oktober . 12,5 „ 31. „ ... 32,6 ,. 9. . . 12,0 „ 7. August . . 33,2 „ 14. ■ • 9,1 „ 16. „ . . 36,6 „ 24. . . 8,8 „ 21. „ . . . 31,2 „ 3. November y,y ,, 28. „ . . . 25,0 „ Unter Zugrundelegung der angeführten Versuchsergebnisse über den Einfluss der Säure auf die Peronospora und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Säuregehalt der eben erst gebildeten Beerchen gering ist, dass dieser aber bei der Weiterentwicklung der Beere rasch steigt, neige ich zu der Annahme, dass die Anfälligkeit der ganz jungen Weinbeeren und die rasch erlangte Wider- standsfähigkeit der nur wenig älteren Beeren gegen Peronospora auf ihrem Säuregehalt beruht. Bei den noch dickeren Beeren wird allerdings auch der relative Mangel an Atem- öffnungen die Ansteckung erschweren. Wenn der Säuregehalt des Mostes in Ursachebeziehung zu der Widerstandsfähigkeit gegen Peronospora stehen soll, so könnte das leicht zu der Ansicht verführen, dass ein Züchten auf Widerstands- fähigkeit gegen diesen Pilz notwendigerweise auch den Säuregehalt unserer Moste ungebührlich steigern müsste. Dieser Schluss ist nun aber keineswegs zwingend, denn es dürfte durch Züchtung voraussicht- lich zu erreichen sein, Sorten zu erhalten, die bei relativ hohem Säure- gehalt der Trauben wälirend ihrer Entwicklung eine starke Abnahme desselben bei der Reife zeigen. Über die Ursachen der verschiedenen Widerstandskraft unserer Reben gegen Peronospora liegen auch Beobachtungen von v. I s t - V a n f f i und Palinkas^) vor, nach denen die Empfänglichkeit ab- hängig ist von dem Wassergehalt der Wirtspflanze. Je grösser dieser ist, je dünner der Zellsaft, um so anfälliger ist die Pflanze bzw. ihre Organe. Die Erfahrung, dass plötzliche Abkühlung der Luft eine starke Empfängliclikeit des Weinstockes für diesen Pilz im Gefolge hat, wird dadurch erklärt, dass infolge dieser Abkülilung, besonders bei gleichzeitig bewölktem Himmel, Tau, Nebel oder Regen, die Tran- spiration der Blätter stark vermindert wird, wodurch der Wassergehalt 1) A. a. 0. 2) Zentralbl. f. Bakt., Parasitenk. u. Infektionskrankh Abt. 2, Bd. 32, 1912, S. 551. 152 ^Iol2- in den Geweben sich erheblich vergrössert. Alle Einflüsse dagegen, die den Wassergehalt in der Pflanze herabsetzen, erhöhen die Widerstands- fähigkeit der Reben gegen Peronospora. Wenn die Widerstandsfähigkeit der Reben gegen die Blattfall- krankheit allein von der Konzentration der Zellsäfte abhängig wäre, dann wäre wohl in dem Nachweis des osmotischen Druckes des Zellsaftes mittels der Plasmolyse eine einfache Methode zu ihrer Bestimmung gegeben. Die Beobachtungen von v. Istvanffi und P a 1 i n k a s stehen nicht im Widerspruch mit denjenigen von A verna- Sacca,^) denn eine Erhöhung des relativen Wassergehaltes in der Zelle führt not- wendigerweise zu einer Verdünnung der vorhandenen Säure, was An- fälligkeit zur Folge hat. Auch die Ergebnisse J. Laurents,-) nach denen die Wider- ständigkeit der verschiedenen Rebsorten gegen Peronospora auf die Konzentration des Zellsaftes zurückgefülirt wird, bewegen sich in der gleichen Richtung. Laurent benutzt zur Feststellung der Wider- standskraft den Gefrierpunkt von Auszügen aus Blättern gleichen Alters. Je näher der Gefrierpunkt des Zellsaftes an dem des Wassers liegt, um so grösser ist die Anfälligkeit. In derselben Weise wird die Widerstandskraft der Kartoffelsorten gegen Phytophthora infestans er- mittelt. Der Wassergehalt der Pflanzen muss jedenfalls bei der Klar- stellung der Ursachen der Anfälligkeit für Parasiten weitgehend be- rücksichtigt werden. So kann Fusarium nivale nach Schaffnit^) nur dann das Getreidekorn infizieren, wenn dessen Wassergehalt im Minimum 30 — 35 "^/o beträgt. Der Wassergehalt des Getreidekornes sinkt während seiner Entwicklung von etwa 80 bis auf etwa 12 °/o, wes- halb die Entwicklungsmöglichkeit von F. nivale auf dem Korn be- schränkt ist und aufgehoben wird etwa in dem Stadium, in dem das Korn sich der Gelbreife nähert, da hier der Wassergehalt etwa 35 % beträgt. Doch vermögen anhaltende Regen die SacMage abzuändern und das Korn auch noch in späteren Stadien der Reife ansteckungs- fähig zu machen. Auch bei Bakterienangriffen der Kartoffel wird nach A p p e 1 ^) die Widerstandsfähigkeit durch eine höhere Trockensubstanz der Kar- toffel, wie man sie bei stärkereichen Sorten oder bei angewelkten Knollen trifft, erhöht. 1) A. a. 0. 2) Compt. rend. hebd. de l'Ac. d. Sc. Bd. 152, 1911. S. 103. 3) A. a. 0. *) A. a. 0. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 153 Wir haben bereits früher erwähnt, dass nach Untersuchungen von Rivera^) der Eichenmehltau (Oidium quercinum) nur die jungen, wachsenden Blätter befallen kann. Dieser Forscher hat ausserdem noch festgestellt, dass für den Befall das Entwicklungsstadium des Blattes nicht allein massgeblich ist, sondern dass auch die Aussen- bedingungen hierbei wesentlich hineinspielen. Auch junge wachsende Blätter können nicht befallen werden, wenn sie sich in einer sehr feuchten Atmosphäre befinden, so dass sie den höchsten Grad von Turgor erreichen, und dieser keinen Schwankungen ausgesetzt ist, ob- wohl dadurch die Keimung der Mehltaukonidien nicht gehemmt wird. Für das Auftreten der Krankheit sind hohe Temperaturen, die den Turgor des Blattes herabsetzen, vorbedingend. Direkte Sonnenstrahlen wirken dem Befall der Eiche durch Meliltau gleichfalls entgegen. Auch für den Befall des Getreides mit Mehltau (Erysiphe graminis) konnte R i v e r a ^) nachweisen, dass die stark turgeszenten Blätter weniger anfällig sind als die zum Welken neigenden. Anfällig ist also für Mehltau das jugendliche, starkwachsende und infolgedessen auch wasserreiche Gewebe bei starker Transpiration, doch nicht bei direkter Sonnenbestrahlung. Diese Beobachtungen stimmen gut mit der praktischen Erfahrung überein, nach denen das stark mit Stickstoff gedüngte Getreide nach üppigem Wachstum bei trockener Witterung (aber zeitweiliger Taubildung) stark von Mehltau befallen wird, besonders bei dichtem Stand. Die Aussenbedingungen für den Mehltaubefall sind sonach genau entgegengesetzt denen, die das Auftreten der Peronospora der Reben begünstigen. Im Weinbau weiss man schon lange aus Erfahrung, dass in Peronospora-Jahren der Äscherig meist nur schwach auftritt. Die verschiedenartige Empfänglichkeit gewisser Rebsorten gegen- über der Peronospora und dem Oidium, die man auf Grund des Nach- weises Averna-Saccas,^) dass für beide Pilze der Säuregehalt des Zellsaftes der Wirtspflanze entscheidend ist, befremdlich finden muss, ist noch ursächlich aufzuhellen. Es ist anzunehmen, dass hierbei ge- wisse mechanische Faktoren, wie Blattstellung, Dichte des Laubvverks und Dicke der Beerenhaut, mitsprechen. Der Grad der Anfälligkeit einer Traubensorte für Oidium wird übrigens allgemein beurteilt nach der Schadenwirkung bei den Beeren, die erfahrungsgemäss auch abhängig sein dürfte von der Beschaffenheit der Beerenhaut. Der Säuregehalt der Blätter kann unter diesen Um- ständen für eine Beurteilung der Anfälligkeit gegenüber diesem Pilze nicht allein herangezogen werden. 1) A. a. 0. ^) Memoire della R. Stazione di Patologia Tegetale. Roma 1915. «) A. a. 0. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 11 154 Molz: Auch ist es notwendig, noch die Wirkung des Zuckers auf Perono- spora und Oidium klarzustellen, denn der Zucker wirkt im Zellsaft in geringer Menge meist pilzanlockend, bei grösserer Konzentratipn aber häufig abstossend, wie das aus den bereits erwähnten Versuchen mit Gnignardia Bidwellii hervorgeht. Über die Anlockung der Pilzhyphen durch schwache Zucker- lösungen liegen schöne Versuche von M i y o s h i ^) vor. Die Hyphen des bekannten Scliimmelpilzes Penicillium glaucum durchboln-ten die Zellwände eines Blattes, das man mit einer 2 °/o igen Rohi'zuckerlösung durchtränkt hatte. Auch künstliche Zellulosemembranen und die Epidermis von Zwiebelschalen wurden durchwachsen, wenn diese auf einer zuckerhaltigen Nährgelatine lagen. Dagegen wird der bei der Fäule des Obstes öfters mitwirkende Mucor stolonifer durch eine 50 7o igö Traubenzuckerlösung abgestossen. Andere Pilze wiederum, wie der Erreger der Graufäule (Botrytis cinerea) und der Erreger der Weissfäule der Trauben (Charrinia diplo- diella), entwickeln sich bei hohem Zuckergehalt der Beeren besonders üppig. Je grösser die Menge des Zuckers in den Kartoffelknollen ist, um so geringer ist nach Untersuchungen von Henneberg^) deren Fäule- widerständigkeit. Doch geben diese Versuche nicht immer eindeutige Resultate, was erklärlich ist, da hierbei ja auch noch andere Faktoren, wie die Anwesenheit von Gerbstoff (A p p e 1) und die Schnelligkeit der Schutzkorkbildung (A p p e 1 und Schuster) mitsprechen. Während so auf der einen Seite die Anwesenheit des Zuckers in den Pflanzen deren Widerstandsfälligkeit gegen Krankheitserreger ab- schwächt, erhöht auf der anderen Seite nach den Untersuchungen von G a s s n e r und Grimme^) der Zucker die Frosthärte der Getreide- pflanzen. Bei niederer Temperatur herangewachsene Pflanzen von Petkuser Winter- und Sommerroggen zeigten gegenüber den bei höherer Temperatur entwickelten Pflanzen einen höheren Zuckergehalt, und die winterharten Petkuser Winterroggenpflanzen waren zuckerreicher als die Petkuser Sommerroggenpflanzen. Ähnliche Resultate wurden mit Gersten erzielt. Blätter und Flächenschnitte von Blättern wider- standen der Kälte besser, nachdem sie 4 — 5 Stunden auf einer 8 °/o igen Rohrzuckerlösung gelegen hatten. So beachtenswert diese Versuchsergebnisse sind, so ist es vorerst doch notwendig, sie auf eine breitere Grundlage zu stellen, und es er- scheint verfrüht, schon jetzt den bei den einzelnen Sorten unter gleichen 1) Bot. Ztg. Bd. 52, 1894, S. 1. 2) Zeitschr. f. Spiritusindustrie, Jahrg. 29, 1916. S. .52. 3) Ber. d. deutsch, bot. Ges. Bd. 31, 1913, S. 507. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 155 äusseren Bedingungen erzeugten verschieden grossen Zuckergehalt als Ausleseanzeiger für Winterfestigkeit zu benutzen. Wertvoller dürfte die Prüfungsmethode nach Buhlert^) sein, die sich stützt auf folgende wichtige Versuche. Es wurde der Saft von lebenden Pflanzen in dicht verschlossenen Reagenzgläsern verschiedenen Temperaturen stunden- bis tagelang ausgesetzt, wobei es sich heraus- stellte, dass in allen Röhren, die bei + 5 ° C. gestanden hatten, inner- halb von 8 Tagen keine Veränderung auftrat. Dagegen machte sich in den unter Null abgekühlten Röhren nach dem Auftauen ein starker Niederschlag, der in der Hauptsache aus Eiweiss bestand, bemerkbar. Eine solche Eiweissausfällung trat in dem Safte von Pelargonien auf, nachdem er wenige Stunden bei — 4 ° C. gehalten worden war. Bei dem Safte der Sommergerste war — 7 °, bei Wintergerste — 12 ^, bei Winterroggen — 15 "^ und bei dem Safte von Fichtennadeln sogar — 40 *^ C. erforderlich, um die oben gekennzeichnete Fällung herbei- zuführen. Zur Erzielung noch feinerer Unterschiede ging B u h 1 e r t dann in der Weise vor, dass er die Eiweisskörper aus dem Zellsafte verschiedener lebender Pflanzen durch verschiedene Salze unter Anwendung ver- schiedener Lösungs Verhältnisse ausfällte. Auch hier erhielt er wieder eine sehr charakteristische Stufenleiter. Wenig widerstandsfähige Pflanzen enthalten Eiweisskörper, die leicht ausgesalzen werden, während bei winterfesten Pflanzen das Lösungsverhältnis der Salze erhöht werden muss oder heftiger wirkende Salze anzuwenden sind. Eine Aussalzung des Protoplasmas der Zellen tritt bei den Pflanzen im Winter um so rascher ein, ]e leichter die Zellen ihr Wasser abgeben. .Je weniger eine Pflanze Schutzeinrichtungen gegen Wasserverdunstung besitzt, um so geringer wird im allgemeinen ihre Winterfestigkeit sein, und es kann sehr wohl eine hohe Wider- standskraft des Protoplasten gegen Salzeinwirkung durch den Mangel an Einrichtungen, die die Verdunstung hemmen, wieder aufgehoben werden. Von diesem Gesichtspunkte aus sind die Versuchsergebnisse von S i n z ,-) der eine Ursachebeziehung zwischen Trockensubstanzgehalt und Winterfestigkeit beim Weizen festgestellt hat, zu beurteilen. Danach zeigen diejenigen Weizensorten, die kapillar fester gebundenes Wasser bei grosser organischer Masse und festem, straffem Gewebe, sowie Schutzvorrichtungen gegen Wasserverlust (Kutikula und Spalt- öffnungen) besitzen, auch eine grössere Widerstandsfähigkeit gegen niedrige Temperaturen. 1) Landw. Jahrb. Bd. 35, 1906, S. 837. 2) Journ. f. Landwirtschaft, Jahrg. 62, 1914, S. 301. 11* 156 Molz: Die geringere Wasserverdimstung der Winterhärten Sorten wird von Sinz damit begründet, dass das Wasser bei ilinen infolge des engeren und festeren Baues des Gewebes in weit feineren Kapillaren steht als bei den nicht winterfesten Sorten. Dieses Ergebnis stimmt überein mit den zu gleicher Zeit ver- öffentlichten Versuchsresultaten von Doitsch,^) in denen nach- gewiesen wird, dass die Kleinzelligkeit bei den Weizensorten einen höheren osmotischen Druck erzeugt, der wiederum eine grössere Winter- festigkeit bedingt. Diese Untersuchungen stützen sich auf die Ver- suche K olkunof f s,-) der in der Kleinzelligkeit der Pflanzen den wichtigsten Faktor für Dürrebeständigkeit sieht. Aus den Ermittelungen von B u h 1 e r t einerseits und Sinz und D 0 i t s c h andererseits lässt sich der Schluss ableiten, dass die Winter- festigkeit unserer Getreidearten sich aufbaut auf einer chemischen und einer physikalischen Grundlage, also eine zusammengesetzte Eigenschaft ist. Die Winterfestigkeit ist also abhängig von der eigenartigen Be- schaffenheit des Protoplasten der Zellen und den Schutzvorrichtungen der Pflanzen gegen Wasserverlust. Mit dieser Erkenntnis wird uns ein gangbarer Weg eröffnet, der bei weiterem Ausbau uns gestattet, das Ziel der Züchtung winterfester Sorten schneller als bisher zu erreichen, denn die von der Winterkälte abhängige Leistungsprüfung kann oft in mehreren Jahren nicht zur An- wendung kommen, was einer zielstrebigen Züchtung äusserst hinderlich ist. Das letzte Wort bleibt natürlich auch hier der Leistungsprüfung, denn erst diese kann entscheiden, ob die genannte Prüfungsmethode aus- reicht, um kleine Sortenunterschiede festzustellen. Vielfach wird die Widerstandsfähigkeit von mehreren Bewirkungs- faktoren bestimmt, und wenn wohl auch in erster Linie der Parasitis- mus vom Chemismus der Pflanzenzelle abhängt, so müssen wir nach den bis jetzt vorliegenden Untersuchungen und Beobachtungen doch an- nehmen, dass in vielen Fällen auf den chemischen Eigenschaften des Pflanzenkörpers allein die Widerstandsfähigkeit sich nicht aufbaut. Eine entscheidende Bedeutung sclireibt man, wie wir gesehen haben, häufig der stofflichen Zusammensetzung der Zellsäfte zu. In solchen Fällen läge es sehr nahe, aus den verschiedenen zu unter- suchenden Pflanzen Presssäfte herzustellen und auf die aus ihnen gewonnenen Nährböden den in Betracht kommenden Pilz zu impfen. Man könnte in dieser Weise rasch und unabhängig von vielen störenden Aussenwirkungen zum Ziele kommen. Jones, Giddings und L u t - 1) Die Abhängigkeit d. Frostempfindlichkeit d. Pflanzen v. osmot. Druck. Kiew 1914. (Mit deutschem Referat.) 2) Mitteilungen d. Polytechnikums zu Kiew, 1905. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 157 man^) glaubten in dieser Weise die Empfänglichkeit der verschiedenen Kartoffelsorten gegen Phytophthora infestans nachweisen zu können, doch traten auf den Nährböden die Sortenunterschiede nicht hervor. Es soll damit aber nicht gesagt sein, dass dieser Weg als un- gangbar verlassen werden muss, es ist vielmelir anzunehmen, dass da, wo die Widerstandsfähigkeit allein auf der chemischen Zusammen- setzung des Zellsaftes berulit, die Methode der künstlichen Kulturen auf Presssaft-Nälu-böden brauchbare Resultate ergeben wird. Wagner-) hat vor kurzem in einigen Versuchen nachgewiesen, dass ein Zusammenhang zwischen Bakterizidät und Aziditätsschwankung des Zellsaftes der Pflanze im Kampf gegen die eingedrungenen Bakterien besteht. Die von ihm aus- gearbeitete biochemische Methode ist voraussichtlich auch für den Immunitätszüchter brauchbar. Sie beruht darauf, dass nach Injektion phytopathogener Bakterien in Pflanzen parallel mit dem Auftreten bakterizider Stoffe Schwankungen der Wasserstoffionen-Konzentration einherlaufen. Diese sind als eine Reaktionserscheinung auf die In- jektion der Bakterien aufzufassen. Besitzt die Pflanze genügend bakterizide Kräfte, dann fällt die Wasserstoffionen-Konzentration nach einigen Schwankungen wieder auf das Normale herab. Ist aber die Pflanze unfähig, den bakteriellen Angriff abzuweliren, dann steigt die Wasserstoffionen-Konzentration zu einem sehr hohen Wert an und fällt darauf gewöhnlich unter das Normale. Ob eine Pflanze imstande ist, dadurch allmählich Widerstands- fähigkeit gegen Krankheitserreger zu erlangen, dass sie infolge gewisser von den Parasitengiften ausgehenden Reizwirkungen Gegengifte bildet, die die Wirkung der ersteren auflieben, ist möglich, aber bis jetzt noch in keinem Falle sicher erwiesen. Die chemische Immunität besitzt für die Wider- standsfähigkeit einer Pflanze die grösste Wichtig- keit. Es ist notwendig, dass der Immunitäts Züchter den Chemismus der Pflanzenzelle beherrschen lernt, denn dieser bestimmt in erster Linie die Leistung. Neben der mechanischen und chemischen Widerstandsfähigkeit können wir noch eine solche unterscheiden, die sich gründet auf die Lebensenergie oder gewisse Lebensäusserungen der Pflanze. Wir fassen die hierher gehörigen Erscheinungen in dem Begriff der physiologischen Immunität zusammen. Vielfach lässt sich die Beobachtung machen, dass aus irgend einem Grunde geschwächte Pflanzen für Pilzinfektionen emp- 1) U. St. Dep. of Agric. Bur. of Plant Industrie, Bull. 245. 1912. 2) Zentralbl. f. Bakt., Parasitenk. u. Infektionskrankh. Abt. 2, Bd. 44, 1916, S. 708. 158 Molz: fänglicher sind als triebkräftige Individuen. So sieht man häufig, dass der Befall der Gerste durch die Streifenkrankheit (Helmlntho- sporium gramineum) da am stärksten ist, wo die vorjährige Einfahrt in den Ackerplan für die Entwicklung der jungen Pflanze ungünstige Bodenverhältnisse geschaffen hat. Für die Anfälligkeit des Getreides für Gelbrost (Puccinia glu- marum) in den Jahren 1914 und 1916 waren nach Beobachtungen von H. C. Müller und m i r ^) Wachstumsstockungen verantwortlich zu machen, die durch Trockenheit des Bodens und kalte Nächte im April verursacht worden waren. Die starke Gelbrosterkrankung in den ge- nannten Jaln^en war zurückzuführen auf das Zusammenfallen der An- fälligkeit der Pflanzen mit günstigen Keimverhältnissen für die üredo- sporen und deren zahlreiches Vorhandensein infolge einer Frühinfektion. Auch in Versuchen ist man der Fra^e des Schwächebefalls schon näher getreten. Schaffnit^) hat durch Kultur von Getreidepflanzen in monochromatischem blauem Lichte Schwächezustände hervor- gerufen, die er direkt als biologischen Wertmesser bei Pilzen anwenden konnte. Die Ursachen solcher Schwächezustände liegen zumeist in den Vegetationsbedingungen. Häufig kommen für eine derartige Anfällig- keit aber auch der nachwirkende Einfluss der Elterngeneration auf die Naclikommen in Frage oder nachteilige Einflüsse, die das Samenkorn direkt während seiner Ausbildung treffen. Für den letzterwähnten Fall kann wieder eine Beobachtung von Schaffnit^) als Beispiel herangezogen werden. Dieser fand, dass durch Fusarium nivale bei der Primärinfektion des Roggenkorns eine Hemmung in der normalen Ausbildung des Embryos eintritt, die sich bei der Keimung des Korns und noch später in einer schwächlichen Ent- wicklung der Pflanze äussert. Solche geschwächte Pflanzen sind dem Befall durch Schwächeparasiten wie Ophioholus und Leptosphaeria be- sonders ausgesetzt. Auch der Frost erzeugt bei nicht genügend winterharten Pflanzen Schwächezustände, die den Pilzbefall fördern. Der italienische Rotklee wird durch unsere Winter fast immer in einen solchen anfälligen Zu- stand versetzt und erliegt dann dem Befall von Kleekrebs (Sclerotinia trifoliorum) oder Stengelbrenner (Gloesporiiim canlivorum). Nach den Beobachtungen von R e e d und C o o 1 e y ^) wurden Spinat- pflanzen von Heterosporium variahele leicht angesteckt, wenn sie vom 1) A. a. 0. 2) A. a. 0. 3) A. a. 0. 4) Zentralbl. f. Bakt. usw. Abt. 2, Bd. 32, 1912, S. 40. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 159 Frost beschädigt waren. Auch künstlich haben diese Yersuchsansteller die Ansteckimgsfähigkeit durch vorhergehende Behandlung der Pflanzen mit Chloroformdämpfen herbeigeführt. Während bei den normal ge- sunden Spinatpflanzen die Infektion mit dem oben genannten Pilze nicht gelang, trat der erwünschte Erfolg ein, nachdem die Pflanzen vorher 5 — 10 Minuten lang unter einer Glasglocke mit Chloroformdämpfen be- handelt worden waren. Nicht selten wird die Anfälligkeit eines Individuums für einen bestimmten Krankheitserreger durch den Vorausbefall eines anderen Schädlings erhöht. Wagner^) konnte Kartoffelknollen, die vorher mit Phytophthora infestans angesteckt worden waren, bereits mit einer Kolonie von 6000 Impfbakterien von Bacillus asterosporus zur raschen Erweichung bringen, während die gesunde Knolle erst bei Verwendung von 10 000 Bakterien in geringem Grade erkrankte. Häufig ist der Fall zu beobachten, dass eine Pflanze von einer Krankheit verschont bleibt, weil sie sich zur Zeit der Sporenausstreuung und -Keimung des pilz- lichen Krankheitserregers nicht in einem anfälligen Zustande befunden hat. Bereits früher ist darauf hingewiesen worden, dass der Momimpilz in die Kirschzweige nur durch die Blüte eindringen kann. Die Sorten, die gerade zur Zeit günstiger Bedingungen für die Pilzkeimung blühen, werden also voraussichtlich angesteckt werden, während solche, die in der kritischen Zeit schon verblüht haben, immun erscheinen. Dieser Fall hat Älinlichkeit mit dem Befall von Capsella durch Cystopus candidus. Hier vermögen nämlich nur die in den Kotyledonen keimenden Sporen ein sich weiter entwickelndes Myzel zu bilden, das dann häufig die ganze Pflanze überwuchert. Gar häufig sehen wir des- halb bei Capsella vollkommen gesunde Pflanzen neben stark erkrankten. Das hat aber mit einer stärkeren Anfälligkeit des erkrankten In- dividuums nichts zu tun, sondern hat seinen Grund darin, dass bei den gesund gebliebenen Pflanzen die Kotyledonen zur Zeit der Ansteckung bereits abgeworfen waren. Hierher gehört auch die Beobachtung Hartigs,^) nach der die verschiedene Anfälligkeit der jungen Fichten für den Fichtennadelrost (Chrysomyxa abietis) meist darauf zurückzuführen ist, dass zur Zeit der Sporenstreuung des Pilzes im Frühjahr nur diejenigen Bäumchen an- gesteckt werden können, deren Knospen bereits ausgetrieben sind. Und zwar können auch dann nur die ganz jungen Triebe angesteckt werden, während die älteren bereits immun sind. Daher kommt es, dass 1) Zentralbl. f. Bakt. usw. Bd. 42, a. a. 0. 2) Lehrbuch der Baumkrankheiten. Berlin 1889, S. 1.50. 160 Molz: in einem Jalire gerade die besonders früh austreibenden Bäumchen an- fällig sind, während in einem anderen Jalire mit später Sporenstreuung die spät austreibenden befallen werden, da sich die Triebe der früh- treibenden bereits nicht mehr in dem anfälligen Jugendzustand befinden. Pflanzen, die nur in einem ganz bestimmten Entwicklungsstadium Anfälligkeit für gewisse Krankheitserreger besitzen, werden im all- gemeinen um so widerstandsfähiger sein, je rascher sie dem kritischen Zustand entwachsen. So weiss man in der Praxis aus alter Erfahrung, dass die Rübenkeimlinge um so weniger unter Wurzelbrand zu leiden haben, ]e rascher sie das Jugendstadium überwinden. Diese Tatsache stimmt nach Schänder^) mit den anatomischen Untersuchungen überein, in denen festgestellt wurde, dass die Bildung der sekundären Endodermis und die Verkorkung der äusseren Schichten des Perikambiums um so schneller erfolgt, je rascher die primäre Rinde abgestossen wird, und dass dieser Vorgang in Ab- hängigkeit von den Ernährungs- und den Wachstums Verhältnissen steht. Schander kommt auf Grund dieser Ergebnisse zu dem Schluss, dass es zur Vermeidung des Wurzelbrandes notwendig ist, die Ent- wicklung des Rübenkeimlings nach Mögliclikeit zu fördern, und zwar durch Düngung, Bodenbearbeitung und Behandlung des Samens. Es soll keineswegs bestritten werden, dass die vorgeschlagenen Massnahmen zuweilen zum Ziele füliren werden. Bei schwacher Trieb- energie des Samens werden sie jedoch versagen. Auch liegt ein weiter Weg zwischen einem gemachten Vorschlag und dessen Durchführung in der grossen landwirtschaftlichen Praxis. Ich glaube deshalb, dass man auch hier durch Züchtung von Rübensorten mit grosser Trieb- energie dem Ziele rascher und vollkommener nahe kommen wird. Auch für 'die Wertschätzung der vorhandenen Rübensorten bezüg- lich ihrer Widerstandskraft gegen Jugendkrankheiten erscheint mir die Feststellung der Triebenergie und Triebkraft des Samens von grosser Bedeutung. Die Keimfähigkeit allein ist ein durchaus ungenügender Wertmesser für den Rübensamen. Die grosse Bedeutung einer schnellen Anfangsentwicklung der Zuckerrübe für deren Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge, nament- lich Erdflöhe, hat bereits C s e r h a t i -) im Jahre 1905 hervorgehoben und gleichzeitig festgestellt, dass diese Eigenschaft ein Charakte- ristikum der einzelnen Sorten ist. Wenn die bei der Prüfung der Triebfähigkeit des Rübensamens ermittelten Werte züchterischen Wert besitzen sollen, ist es notwendig, dass vollkommen einheitlich gestaltete Vergleichsversuche angestellt 1) Beiträge zur Pflanzenzucht, H. 3, 1913, S. 133. 2j österr.-Ung. Zeitschr. f. Zuckerind. u. Landw. Jahrg. 34, 1905, S. 35. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 161 werden, bei denen die Zeit der Aussaat und im zweiten Jahre des Aus- pflanzens der Mutterpflanzen, deren Düngung und pflegliche Behand- lung, Erntezeit, der Zeitraum von der Ernte bis zur Einkeimung, Feuchtigkeit des Samens, Knäulgrösse usw. sorgfältig berücksichtigt werden. Neben der Triebenergie sollte bei der züchterischen Samenprüfung auch noch die Bewurzelungsenergie und -kraft der jungen Keimpflänzchen ermittelt werden. Auch beim Weizen, der nur in dem frühesten Jugendstadium für Steinbrand (Tilletia tritici und T. laevis) ansteckungsfähig ist, sind Appel und Gassner^) dem Gedanken nachgegangen, dass die grössere Widerstandskraft mancher Sorten mit deren Triebenergie ur- sächlich zusammenhängen könne. Es zeigte sich hierbei, dass der sehr brandfeste Ohioweizen bei der Keimung einen derartigen Vorsprung vor den Brandkeimen gewinnt, dass diese den Weizenkeimling erst erreichen, wenn er das kritische Stadium bereits hinter sich hat. Ein gleiches Ergebnis wurde mit anderen wenig anfälligen Sorten erzielt. Dagegen konnten Hecke-) und v. Kirchner^) einen Zusammenhang zwischen Brandanfälligkeit und Keimungsgeschwindigkeit nicht feststellen. Auch zwischen Brandbefall und Triebkraft konnte v. Kirchner keine Be- ziehungen finden. Es ist notwendig, dass diese Fragen durch weitere Versuche ge- klärt werden, denn es ist kaum anzunehmen, dass die Triebenergie auf den Steinbrandbefall ohne Einfluss bleibt. Weiterhin spielt die Triebenergie bei der Anfälligkeit der Gerste für die durch Helminthosporium gramineum hervorgerufene Streifen- krankheit eine entscheidende Rolle. Wird diese im ersten Jugend- stadium der Pflanze durch irgend einen Umstand gehemmt, dann ver- mehrt sich sofort ilire Anfälligkeit für die genannte Krankheit. Darauf ist auch die durch Ravn,'^) Schänder,^) Müller und mir*') fest- gestellte Tatsache zurückzuführen, dass bei dem Auftreten der Streifen- krankheit der Temperatur während der Keimung und der Anfangs- entwicklung der jungen Gerstenpflanze eine entscheidende Bedeutung zukommt. In derselben Weise ist ein von H. C. Müller und mir''') ge- wonnenes Versuchsergebnis bezüglich einer starken Erhöhung der An- fälligkeit für die Streifenkrankheit infolge Warmluftbehandlung des 1) Mitt. a. d. Kais. Biol. Anst. f. L. u. Forstwirtsch. H. 4, 1907, S. 9. 2) Zeitschr. f. d. landw. Versuchsw. in Österr. Bd. 12, 1909, S. 49. 3) Fühlings Landw. Ztg. a. a. 0. 4) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 11, 1901, S. 16. '') Mitteilungen des Kais. Wilh. Inst. f. Landw. i. Bromberg, 1910, H. 2. «) Deutsch. Landw. Presse, Jahrg. 41, 1914, S. 205. ') Ebenda, aber nur veröffentlicht in Tabelle II des Sonderabdruckes 162 Molz: Saatgutes zu erklären. Nach 24 stündiger Warmluftbehandlung von 48 — 53^ C. stieg der Helminthosporium-Bef all einer Sommergerste von 19,06% auf 27,23%, bei 48 stündiger Behandlung mit Warmluft von 52—53,5 ° C. auf 35,22 %, nach 72 Stunden bei 53,5—54 » C. sogar auf 43,78 ^Iq. Offenbar ist durch die Warmluftbehandlung die Triebenergie der Gerste geschädigt worden, während der Pilz dadurch un- behelligt blieb. Die Triebenergie ist weiterhin von grosser Bedeutung für die Widerstandsfähigkeit gegen Befall durch die Fritfliege (Oscinis frit und 0. piisilla), denn ]e rascher hier die Pflanze das anfällige Jugend- stadium überwindet, um so geringer ist die ßefallgrösse. Nach den Versuchen von Nilsson^) waren die Verluste bei Hafer durch die Fritfliege gering bei grosskörniger Saat, selir merkbar aber bei den kleinen Körnern, da diese wegen ihrer dickeren Fruchtschale langsamer und ungleichmässiger auflaufen. Dieselbe Erfahrung hat Henning-) mit Gerstenkörnern gemacht. Auch da waren die aus den grössten Körnern hervorgehenden Pflanzen am wenigsten von der Fritfliege befallen und widerstandsfähiger gegen die Streifenkrankheit (Helminthosporium gramineum). Pflanzen aus kleinkörnigem Saatgut waren beim Hafer anfälliger gegen den Schwarz- rost (Puccinia graminis), imd die dicksten Körner der Gerstenähren erzeugten Pflanzen, die geringeren F.lugbrandbefall (Ustilago niida hordei) aufwiesen. Diese letztere Erkenntnis steht allerdings im Wider- spruch mit den Versuchsergebnissen von Appel und Riehm,^) die zu dem Ergebnis kamen, „dass, wenn überhaupt Unterschiede zwischen dem Brandbefall von Körnern verschiedener Grösse vorhanden sind, diese nicht so scharf hervortreten, dass eine rationelle Bekämpfung darauf begründet werden könnte". Die Beurteilung der Triebenergie des Getreides im Felde kann durch mancherlei Nebenumstände erschwert werden. Es sei hier nur darauf hingewiesen, dass nach Beobachtungen von S c h a n d e r *) Hagel, der Ende Mai, Anfang Juni die Sommersaaten schädigt, eine merkliche Verzögerung der Entwicklung der Pflanzen bedingt. Die vom Hagel getroffenen Pflanzen besitzen infolge ihrer langsameren Ent- wicklung auch in diesem Falle Anfälligkeit für Fritfliege und andere Getreidefliegen, auch für die Zwergzikade (Cicadula sexnotata). Für die Widerstandsfähigkeit des Weizens gegen Steinbrand- befall bleibt auch dessen Keimminimum nicht ohne Einfluss. ^) Nach de Vries, Pflanzenzüchtung. Berlin 1908. 2) Kgl. Landtbruks-Ak. Handlingar och Tidskrift, 1916. S. 1. 3) Arb. a. d. Kais. Biol. Anst. f. L. u. Foretwirtech. Bd. 8, H. 3, 1911, S. 343. 4) Fühlings Landw. Ztg. Jahrg. 63, 1914, S. 657. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 163 H. C. Müller und ich^) fanden in mehreren Fällen die Beobachtungen Heck es, 2) dass der Steinbrandbefall durch niedrige Temperatur zur Saatzeit wesentlich begünstigt wird, nicht bestätigt. Trotz niedriger Keimungstemperatur war der Steinbrand sehr gering, was wir auf den Umstand zurückführen konnten, dass das Keimungsminimum des Weizens zwischen 3 — 4,5° C. liegt, während die Steinbrandsporen erst bei 5 " C. zu keimen beginnen. Auf die züchterische Auswertung des Temperaturminimums bei der Keimung des Weizens hat v. Tubeuf^) bereits im Jahre 1902 hin- gewiesen. Wie manche Pflanzen durch ein rasches Wachstum Widerstands- fähigkeit gegen gewisse Krankheitserreger erlangen, so kann auf der anderen Seite — so eigenartig dies auch klingen mag — auch ein rasches Absterben von Organ- oder Gewebeteilen in den Dienst der Immunität gestellt werden. Bei Ansteckungsversuchen mit Mistelsamen konnte E. Laurent^) beobachten, dass dieser Samen auf manche Birnsorten derartig giftig wirkt, dass deren Zweige unter vorausgehendem Absterben des Rindenparenchyms und Entwicklung von Gummithyllen vertrocknen und später abfallen. Diese Sorten sind also gegen Misteln immun. Über einen ähnlichen Fall liegen Beobachtungen von Ward^) vor, nach denen die Keimschläuche der Gelbrostsporen (Puccinia glumaruni) bei widerstandsfähigen Weizensorten wohl in die Spalt- öffnungen eindringen, jedoch nach wenigen Tagen absterben, da der Pilz die Zellen abtötet, worauf er selbst verhungert. Diese Beobachtungen wurden neuerdings durch Stakman*^) be- stätigt und vervollkommnet. Dieser benutzte zu seinen Versuchen Spezialformen von Puccinia graminis, die auf ihnen nicht angepasste Gräser übertragen wurden. Hier bilden die Keimschläuche der Uredo- sporen über den Spaltöffnungen zunächst die üblichen Appressorien, dringen dann in die Spaltöffnungen ein und entwickeln unterhalb der- selben eine Blase, worauf sie bald in die Interzellularräume einwachsen und sich dort reichlich verzweigen. Die von dem Pilzmyzel berührten Zellen sterben rasch ab, und ersteres wird dadurch sofort im Wachstum gehemmt. Es bildet grosse Vacuolen und geht schliesslich an Nahrungs- mangel ein. 1) Fühlings landw. Ztg. Jahrg. 63, 1914, S. 204. 2) A. a. 0. 3) Arbeiten usw. a. a. 0. 4) Compt. rend. hebd. d. l'Ac. d. Sc. Bd. 133, 1901, S. 959. 5) Ann. of Botany, Bd. 19, 1905, S. 1. 6) Journ. of Agric. Research, Bd. 4, 1915, S. 193. 154 Molz: Stak man bezeichnet diese Art der Immunität als „Überempfind- liclikeit". Diese soll bei gegen Puccinia graminis vollständig immunen Pflanzen sehr häufig sein. Unsere vorstehenden Betrachtungen haben sich nur mit jenen Immunitätsursachen beschäftigt, die von der Pflanze ausgehen. Die Anfälligkeit oder Widerstandsfähigkeit einer Pflanze spielt bei der Immunitätszüchtung naturgemäss eine ausschlaggebende Rolle bei der Auslese. Letztere wird aber nur dann richtig geleitet werden können, wenn der Züchter versteht, auch jene Einflüsse richtig einzuwerten, die den Krankheits- erreger betreffen. Die richtige Beurteilung aller hier in Betracht kommenden Verhältnisse bietet mancherlei Schwierigkeiten und fordert eine weit- gehende Berücksichtigung der oft sehr nebensächlich erscheinenden Einflüsse der Umwelt auf die Krank- heitserreger. Man darf nie ausser acht lassen, dass alle Aussen- umstände, die die Krankheitserreger und deren An- steckungskraft (Virulenz) fördern, den Befall er- höhen, während die entgegengesetzten Einflüsse oft eine scheinbare Widerstandsfähigkeit der Pflanzen vortäuschen. Die durch Krankheitserreger bzw. die Schaden- ursachen direkt verursachte Widerstandsfähigkeit woUen wir zu- sammenfassen in dem Begriff der „aussenbedingten" Immunität. Man darf damit aber nicht jene Widerstandsfähigkeit verwechseln, die ent- steht als eine Wirkung der Reaktionen der Pflanze auf die Aussen- bedingungen. Dass die Witterungsverhältnisse den Krankheitsbefall der Pflanzen in hohem Maße beeinflussen, ist schon lange bekannt. Es sprechen hierbei neben der Wirkung auf die Pflanzen, auf die wir bei einer anderen Gelegenheit noch zurückkommen werden, auch die direkte Beeinflussung der Krankheitserreger wesentlich mit. Man könnte nun glauben, dass die Witterungseinflüsse innerhalb eines engeren Bezirkes überall gleich sind, und deshalb die Auslese von widerstandsfähigen Pflanzen durch eine örtlich eng begrenzte ver- schiedenartige Beeinflussung der Krankheitserreger nicht beeinträchtigt werden würde. Das trifft aber durchaus nicht immer zu. Es gibt zahl- reiche Fälle, in denen die Standortsverhältnisse die klimatischen Ein- flüsse auf die Parasiten sehr merkbar abändern. Die nicht behaarten Raupen werden durch heftige Regengüsse leicht abgetötet. Je mehr Schutz ihnen das Laubwerk bietet, um so geringer ist die Regenwirkung. Raupen in dicht belaubten Bäumen mit über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 1(55 hoher Krone werden weniger vom Regen getroffen als solche in schwach belaubten Bäumen mit sperrigem, breit ausladendem Astwerk. Reben unter Bäumen werden nur wenig betaut. Dadurch sind die Keimverhältnisse für die Peronospora wesentlich verschlechtert. V. Kirchner^) fand bei seinen Versuchen, dass der Gelbrost des Getreides auf der östlichen Seite seines Gartens stärker auftrat als auf der westlichen, und führt diesen verschieden grossen Befall auf die morgendliche Beschattung und das dadurch bedingte längere Liegen- bleiben des Taus auf der östlichen Seite zurück. Auch das stärkere Auftreten des Gelbrostes auf Weizenplänen, die an Wiesen und Bäche angrenzen, ist durch die hier verstärkte Taubildung und die dadurch bedingte bessere Sporenkeimung zwanglos zu erklären. Viele Pilze werden besonders dann günstige Ausbreitungs- bedingungen finden, wenn feuchtwarmes Wetter zur Zeit der Sporen- streuung herrscht. So stellt K.Müller-) in sechs]ährigen Beob- achtungen die Ursachebeziehung zwischen der Stärke des Auftretens der durch Rhytisma acerinum hervorgerufenen Schwarzfleckenkrankheit der Ahornbäume und den zur Zeit der Sporenausstreuung gefallenen Nieder- schlägen fest. Je grösser letztere waren, um so stärker war der Befall. Die örtlichen Unterschiede im zeitlichen Regenfall sind oft sehr gross, die scheinbar stärkere oder schwächere Anfälligkeit der Ahornbäume gegen Schwarzfleckenkrankheit an zwei örtlich getrennten Stellen dürfte damit eng zusammenhängen. Bei der Widerstandsfähigkeit der Reben gegen Frühjahrsfröste sprechen örtliche Aussenbedingungen direkt häufig ent- scheidend mit. Oft sieht man, dass auf schmalen Strichen von nur wenigen Metern Breite die Frostwirkung wesentlich stärker ist als in dem Hauptteil des Rebfeldes. Hier leidet ein Weinberg unter der Frost- wirkung, während im Nachbargelände fast alle Stöcke der gleichen Sorte verschont bleiben. Auf dunklen, humusreichen Bodenarten leiden die Reben stark unter Frühjahrsfrösten, da solche Böden einen sehr raschen Wärmeumsatz und erhöhte Wasserverdunstung besitzen. Die Temperatur fällt deshalb hier wälirend kalter Nächte sehr tief, und der Wärmeschutz der Reben durch den Boden kommt hier in Wegfall. Die Reben erfrieren im Frühjahr ferner sehr leicht auf frisch gehacktem Boden und innerhalb einer dichten Unkrautdecke, während angrenzende Wege oft mehrere Meter weit ins Rebfeld hinein Wärmeschutz gewähren. Ebenso wie eine Unkrautdecke fördert auch obenaufliegender Mist die Frostgefahr. Grössere Wasserflächen, Wälder und Wind gewähren wiederum guten Wärmeschutz. 1) Fühlings Landw. Ztg. a. a. 0. 2) Zentralbl. f. Bakt. usw. Abt. 2, Bd. 36, 1912, S. 67. 166 Molz: Bei einer vergleichenden Beurteilung der Widerstandsfähigkeit gegen Frülijalu^sf röste muss man also eine grosse Anzahl scheinbar nebensächlicher Aussenumstände berücksichtigen, wenn die Beobachtung für den Immunitätszüchter Wert besitzen soll. Schöne Beispiele aussenbedingter Immunität kann man oft bei Rauchschäden beobachten. Wenn die von der Rauchquelle weiter ab- liegenden Pflanzen weniger geschädigt sind als die näherliegenden, so ist der Fall sehr einfach und jedermann sofort verständlich. Es gibt aber zaMreiche Fälle, die das umgekehrte Bild zeigen, wo also Pflanzen der gleichen Sorte weiter ab von der Schadenquelle stärker geschädigt sind als näher befindliche. Neben dem Boden, besonders dessen Wasser- gehalt, ist ein solches Schadenbild meist auf eigenartige Wind- strömungen und die Rauchschattenlage zurückzuführen. Die Reblaus (Phylloxera vastatrix) vermag im Sandboden nicht zu leben. Man nimmt an, dass der Mangel an Rissen und Sprüngen in solchen Böden daran schuld ist, oder man sieht in den im Sand meist vorhandenen Quarzsplittern, die der Reblaus die Mögliclikeit eines Fortkommens nehmen, die Träger der Ursache der genannten Eigenart des Sandbodens. Dass der Sandboden nicht durch die Pflanze auf die Reblaus wirkt, in der Art, dass jener gewisse chemische Stoffe in der Rebe Erzeugt, die das Leben der Laus ungünstig beeinflussen, darüber liegen einige Versuche von Dewitz^) vor, die dies verneinen. Ein in einem Reblausherd vorhandener immuner Rebstock kann vielleicht deshalb widerstehen, weil sein Wurzelwerk sich in einer sand- führenden Bodenspalte ausgebreitet hat. Seine Widerstandsfähigkeit kann aber auch in anderen, die Rebstöcke beeinflussenden Standorts- verhältnissen, auf die wir später noch zurückkommen werden, oder endlich auf Sorteneigentümlichkeit berulien. Nur die letztere hat für den Immunitätszüchter Wert. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei fast allen parasitären Erkrankungen. Die Lockerheit oder Festigkeit des Bodens ist für tierische Bodenschädlinge nicht ohne Belang. So konnte i c h ^) beob- achten, dass die Getreideblumenfliege (Hylemyia coarctata) in stark be- fallenen Weizenplänen in den Drillreihen, über die das Rad gegangen war, keinen Schaden anrichtete. Der Dickmaulrüssler (Otiorrhynchiis sulcatus), der auch als gefährlicher Rebenschädling bekannt ist, kommt nach Rübsamen^) hauptsächlich in Schiefer-, Mergel- und sandigen Lehmböden vor, während er schwere Böden meidet. Anders verhalten sich die Larven des Getreidelaufkäfers (Zahrus gihhus). Diese scheuen 1) Landw. Jahrb. Bd. 50, Ergänzungsbd. II, 1916, S. 2.53. 2) Deutsch. Landw. Presse, Jahrg. 43, 1916, S. 332. 3) Die wichtigsten deutschen Rebenschädlinge. Berlin. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 167 nach Hollrung^) sandige und steinige Böden und bevorzugen festeres, toniges und lelnniges Erdreich. Drillsaaten werden durch Draht^vürmer mehr geschädigt als Breitsaaten, da offenbar die Locker- heit des Bodens in der Drillspur richtend auf die Fortbewegung der Tiere wirkt. Bei der Peronospora der Reben wird die Stärke des Krankheits- befalls beeinflusst durch die Feuchtigkeit der Luft innerhalb der Reb- zeilen. Eine Bodenbearbeitung in der Ansteckungszeit erhöht die Befallgrösse. Die Massenanpflanzung von Kulturpflanzen derselben Art erhöht bei Pilzkrankheiten die Ansteckungsgefahr, während die Klein- parzellen Wirtschaft, bei der die verschiedensten Kulturpflanzen auf kleineren Plänen nebeneinander zum Anbau kommen, sie verringert, da die Sporenverbreitung dadurch gehemmt wird. In dieser Hinsicht sei auch darauf hingewiesen, dass nach H a r t i g ^) reine Lärchen- bestände ausserhalb der Alpen fast immer an Krebs zugrunde gehen, wogegen zwischen anderen Holzarten zerstreut stehende Lärchen- bäume meist nicht erkrankten. Die Gefährdung durch Sporenanflug wird überhaupt sehr ab- geschwächt durch dazwischenliegende Wälder. Diese Be- obachtung benutzt man praktisch zur Bekämpfimg der Hemileia-KTank- heit des Kaffeebaumes, indem man die Plantagen in eine grössere An- zahl durch Waldstreifen getrennter Parzellen zerlegt. Auch hohe Zäune, Häuser und Mauern gewäliren einen gewissen Schutz gegen Ansteckung. Der bei den Negervölkern Afrikas besonders beliebte Zwischen- fruchtbau, bei dem auf demselben Felde Erdnüsse, Sesam, Mais, Hirse u. dgl. durcheinander gebaut werden, verhütet bis zu einem ge- wissen Grade das allzustarke Überhandnehmen von Schädlingen. Der Zwischenfruchtbau ist bei primitiven Völl<;ern, vielleicht unbewusst, aus diesem den Ertrag zuweilen sicherer gestaltenden Grunde sehr beliebt. Selbst auf den Azoren traf ich ihn häufig. Er dürfte als der Vorläufer der Fruchtwechselwirtschaft anzusehen sein. In weitem Abstand stehende Pflanzen, die allseitig vom Winde getroffen werden, leiden weniger unter Pilzkrankheiten als solche, die sich in engem Bestände befinden. Mit aus diesem Grunde täuschen die an Wegen angrenzenden Rebstöcke häufig eine grössere Widerstandsfähigkeit gegen Peronospora vor, doch scheinen hier auch noch Ernährungsverhältnisse hereinzuspielen. Solche Standorte sind zu vergleichen mit hohen, dem Winde ausgesetzten Berg- 1) Landw. Wochenschr. f. d. Prov. Sachsen, Jahrg. 7, 1905, S. 220. 2) A. a. 0. S. 115. 168 Molz: lagen, die im Weinbau weit weniger unter Blattfallkrankheit zu leiden haben als die Tal lagen, die im allgemeinen mehr der Pilz- gefahr ausgesetzt sind. Auch die durch Phytophthora infestans hervorgerufene Kraut- fäule der Kartoffeln tritt in höheren, von Winden mehr getroffenen Lagen später und weniger heftig auf als in Tieflagen, Doch gibt es auch Pilze, die wiederum besonders die Berglagen lieben. Dazu zählt z. B. die Herpotrichia nigra, die in Höhenlagen an- gelegte Fichtenpflanzgärten oft vollkommen vernichtet. Durch die Anwesenheit von Wirtspflanzen liete- röcischer Pilze in der Nachbarschaft wird die Ansteckungsgefahr für die Wechselpflanze sehr erhöht. Für das Zustandekommen eines geringeren oder stärkeren Befalls ist nicht nur die Empfänglichkeit der Pflanze und die Anwesenheit des Krankheitserregers massgeblich, sondern auch die Zahl der Para- sitenkeime. So konnte van HalP) beobachten, dass einzelne Keime, die mit der Erde auf verschiedene Pflanzen aufgetragen wurden, eine Ansteckung nicht hervorrufen konnten. Diese gelang aber sofort, sobald er Strichinfektionen mit Reinkulturen derselben Bakterien vor- nahm, da hier sich die Angriffe einer unvergleichlich grösseren Zahl von Bakterien an einer Stelle einten und dadurch die Ansteckung be- wirkten. In der Praxis liegen die Verhältnisse entsprechend dem letzteren Falle, wenn man z. B. in einen Boden, auf dem bei einer vorher- gegangenen Kartoffelernte zahlreiche faule Knollen liegen geblieben waren und untergepflügt wurden, von neuem Pflanzkartoffeln auslegt. Unter gleichen äusseren Verhältnissen sind auf einem solchen Felde die Be- dingungen für das Zustandekommen der Kartoffelfäule weit günstiger als auf einem anderen, auf dem faule Knollen nicht liegen geblieben waren, denn die Zahl der vorhandenen Fäulniserreger ist im ersteren Falle weit grösser und damit parallel gehend die Infektionskraft des Bodens. Wenn man auf ein Feldstück, auf dem der Rotklee infolge Befalls durch den Kleekrebs (Sclerotinia trifoliorum) umgepflügt wurde, von neuem Rotklee anbaut, dann ist die Gefahr des „Auswinterns" infolge Befalls durch Krebs weit grösser, als wenn man den Klee auf einem Felde zur Ansaat bringt, das Sclerotinia-hei ist. In der über das normale Maß hinausgehenden Steigerung der Schädlings weit innerhalb des Bodens bei wiederholter Anpflanzung der gleichen Pflanzen- 1) Zentralbl. f. Bakt. usw. Abt. 2, Bd. 9, 1902, S. 642. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 169 art liegt wohl einer der wichtigsten Gründe des teil- weise empirisch entwickelten Fruchtwechsels. Infolge eines vielmals wiederholten Anbaues der gleichen Pflanzen- art oder sogar der gleichen Sorte wird die Vermehrung der spezifischen Krankheitserreger oder Schädlinge derart gefördert, dass häufig trotz bester Kulturbedingungen und Düngungsverhältnisse die Ernten früher oder später auf ein Minimum herabsinken. Es ist aber nicht nur die Vorfrucht der gleichen Sorte oder Art, die die Grösse des Befalls beeinflusst, sondern zuweilen, vornehmlich bei tierischen Schädlingen, wirkt auch eine anders- artige Vorfrucht in dem gleichen Sinne. Die Beschädigungen durch Drahtwürmer (Elateriden-L^Twen) am Getreide sind oft besonders gross nach vorausgegangenem Kleebau, da die Käfer sehr wahrscheinlich den Klee bei der Eiablage bevorzugen, und die mehrere Jahre zur Ent- wicklung benötigenden Larven dann in bereits erwachsenem Zustande das Getreide befallen. In einer anderen Weise wirkt die Vorfrucht bei dem Befall des Getreides durch die Blumenfliege (Hylemyia coarctata). Nach meinen^) Beobachtungen tritt dieser gefährliche Schädling häufig dann besonders stark auf, wenn Weizen nach Frühkartoffeln oder Erbsen folgt. Dagegen ist der Befall nach Rüben sehr gering. Diese Beob- achtungen sprechen dafür, dass auch in Deutschland die Eier der Blumenfliege im Juli oder August in den Boden abgelegt werden, wobei das frisch gelockerte Erdreich bevorzugt wird. Aus diesem Grunde zeigen auch Weizenpläne starken Befall, bei denen die Getreidestoppel der Vorfrucht zur Erhaltung der Schattengare frühzeitig im August geschält worden war. Andererseits blieb eine Stelle auf einem Weizen- felde in Crottorf (Prov. Sachsen), auf der ein viereckiger Haufen Kar- toffelkraut im Vorjahre vom Ausmachen der Frülikartoffeln bis in den September hinein gelagert hatte, vollkommen von der Blumenfliege ver- schont, während der übrige Teil des Planes starke Schädigungen aufwies. Bei der Beurteilung eines Krankheitsbefalls im Hinblick auf Sortenanfälligkeit sind zur Vermeidung von Fehlschlüssen auch die angrenzenden Kulturen mit zu berücksichtigen. So konnte ich wiederholt beobachten, dass mit Frühkartoffeln bepflanzte Felder die Ansteckung der angrenzenden Spätkartoffeln mit Phytophthora in- festans begünstigten, ein Umstand, der nach meiner Ansicht dem starken Auftreten der Krautfäule im Jalire 1916 sehr förderlich war, denn niemals wurden so viele Frühkartoffeln gebaut als gerade in diesem Jahre. Rüben- felder in der Nähe von Samenrüben sind gefährdet durch den falschen Mehltau (Peronospora Schachtn), da dieser Pilz am Kopfe der Mutter- 1) Deutsche Landw. Presse, 1916, a. a. 0. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 12 J^70 Molz: rüben überwintert, und von hier die Ansteckung ausgeht. Die Raupen der Öaateulen (Agrotis spec.) treten zuweilen von benachbarten Acker- stücken auf angrenzende Rebfelder über. Von Fritfliege stark be- fallene Wiesen sind oft schuld daran, dass angrenzende Getreidefelder ebenfalls stark von diesem Schädling heimgesucht werden, und die Larven des Getreidelaufkäfers (Zabriis gibhus) wandern gewöhnlich aus benachbarten ScUägen, vorwiegend aus Roggenstoppel, in das befallene Ackerstück ein. An Erbsenpläne angrenzende Luzernefelder werden nach mehrfach von mir gemachten Beobachtungen nach Aberntung der Erbsen zuweilen stark geschädigt durch von diesen einwandernde Blatt- randkäfer (Sitona lineata). Zuweilen werden Schädlinge auch passiv von benachbarten Grund- stücken eingeschleppt. Der Rübennematode (Heterodera Schachtü) wird durch ablaufendes Wasser auf tieferliegende Ackerstücke ge- schlemmt, die Reblaus (Phylloxera vastatrix) an den Füssen von Menschen, Füchsen und Hasen in den Nachbarweinbergen verbreitet. In manchen Fällen fällt den Tieren als Krankheitsüber- träger sogar eine entscheidende Rolle zu. Gemeinsam mit Morgen- thaler habe ich^) im Jahre 1912 ein schönes Beispiel für diesen Fall beobachtet. Gelegentlich unserer Feststellung des ersten Auftretens der Sporotrichum-KnosT^enfäule der Nelken in Deutschland konnten wir der bereits von einigen amerikanischen Forschern ausgesprochenen Ver- mutung, dass die Milbe Pediculopsis graminiim wahrscheinlich Ver- breiter des Pilzes Sporotrichum poae sei, eine sichere Grundlage geben durch unsere Wahrnehmung, dass auf einem gedeckten Petrischalen- nährboden von hier freiwillig eingewanderten Pediculopsis-^ym^hen der Filz sich ausbreitete. Auch haben wir festgestellt, dass an den Haaren der Milben häufig Sporotrichumsi^OTen und Myzelstückchen hafteten. Da die Sporotrichundäule der Nelken sich nur vom Innern der Blüten- knospen aus entwickelt, so ist ihre Ausbreitung sehr wahrscheinlich an die Gegenwart der Milbe Pediculopsis graminum gebunden, die denn auch stets mit dem Pilz vergesellschaftet angetroffen wird. Wenn die weissen Nelkenvarietäten von Sporotrichum am stärksten befallen werden, während die hellroten Sorten nur im geringen Maße leiden und die dunkelroten überhaupt nicht angegriffen werden, so wird diese gänzliche oder Teil-Immunität wahrscheinlich nicht auf Rechnung der Widerstandsfähigkeit gegen den Pilz zu setzen sein, sondern darauf, dass die Milbe diese Sorten aus irgend einem Grunde nicht liebt und infolgedessen in ihre Knospen nicht einwandert. Auf jeden Fall wäre hier bei einer einwandfreien Klarstellung der Ursachen der Widerstandsfähigkeit das Verhalten von Pediculopsis sehr zu be- rücksichtigen. 1) Ber. d. deutsch, bot. Ges. Bd. 30, 1912, S. 654. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 171 Bei einer richtigen Beurteilung des steilenweise stärkeren oder schwächeren Befalls unserer Kulturpflanzen durch pilzliche oder tierische Kranlvheitserreger dürfen wir auch die Schädlingsfeinde nicht ausser acht lassen. Die Puppen des Traubenwicklers (Conchylis ambiguella) werden in abgeschlossenen feuchten Räumen durch den Pilz Isaria farinosa be- fallen und gehen zugrunde. Dasselbe erfolgt bei Puppen dieses Wicklers, die mit feuchter Erde bedeckt sind. Der Traubenwickler wird deshalb in solchen Weinbergen, in denen die Stöcke vor Winter mit Erde angehäufelt wurden, in geringerer Zahl auftreten als in nicht in der gleichen Weise behandelten. Aus diesem Grunde habe i c h ^) bereits im Januar 1908 das Behäufeln der Rebstöcke mit Erde als eine der wirkungsvollsten Bekämpfungsmethoden des Traubenwicklers empfohlen und das relativ schwache Auftreten dieses Schädlings in Rheinhessen auf das hier all- gemein in Übung stehende vorwinterliche „Zubacken" der Rebfelder zurückgeführt. Im Jahre 1913 fand ich in einem Rübensamenfelde, das stark mit Blattläusen befallen war, mehrere Stauden, die blattlausfrei waren. Die Anwesenheit zalilreicher Marienkäferchen (Coccinella septem- punctata), jener gefrässigen Blattlausfeinde, liess sogleich erkennen, dass hier ein Fall aussen bedingter Immunität vorliegt. Auf das weite Gebiet der biologischen Schädlings- bekämpfung kann hier natürlich nicht näher eingegangen werden. Der Immunitätszüchter muss aber auch die in dieser Richtung in Wirkung tretenden Einflüsse kennen und richtig einzuschätzen ver- stehen. IV. Erbanlagen, Umwelt und Kulturmassnahmen. Nachdem wir im vorhergehenden gesehen haben, einen wie grossen Einfluss die Gegenwart gewisser chemischer Stoffe auf die Angriffsfähig- keit bestimmter Parasiten ausübt, und wie gewisse mechanische Verände- rungen in den Geweben der Pflanzen in gleichem Sinne wirken, wirft sich nun die Frage nach den Bedingungen der Entstehung und Ausbildung der die Widerstandsfähigkeit ursächlich bedingenden Eigenschaften der Pflanzen auf. Wir haben hier zu unterscheiden zwischen äusseren und inneren Bedingungen. Die äusseren Bedingungen der Entstehung dieser Ursachenkomplexe umfassen alle einer Pflanze gebotenen Wachstums- faktoren, also Licht, Wärme, Feuchtigkeit, Boden, Düngung, Kultur- massnahmen usw., kurzum: die Lebenslage. Die inneren Be- dingungen sind gegeben in den Erbanlagen der Pflanze. Unter den Erbanlagen einer Pflanze haben wir deren spezi- fische Fähigkeiten der Ausbildung des Pflanzenkörpers und der Art der 1) Mitteilungen üb. "Weinbau u. Kellerwirtsch. Jahrg. 20, 1908, S. 11. 12* ]^72 Molz: Reaktionen auf Ausseneinflüsse zu verstehen. Wir dürfen die Erb- anlagen niemals verwechseln mit den gerade vorhandenen morpho- logischen oder physiologischen Eigenschaften, denn diese sind ja erst das Produkt der Reaktionen auf die Aussenbedingungen. Für den Immunitätszüchter haben in erster Linie jene Pflanzen Wert, deren Erbanlagen derartig sind, dass die entstehenden Reaktionen unter allen auf unsern Kulturländereien obwaltenden Verhältnissen Widerstandsfähigkeit ergeben. Die Auslese solcher Pflanzen ist sehr schwierig, da hierbei nicht nur alle Modifikationen vermieden werden müssen, sondern auch die von den Krankheitserregern abhängige „aussenbedingte Immunität" mit berücksichtigt werden muss. Man bezeichnet die Modifikationen gemeinliin als nicht erblich. Diese Ausdrucksweise ist nicht ganz richtig, denn auch jede Modifikation ist erblich, sobald wir die gleichen Aussenbedingungen wieder schaffen, unter denen sie entstanden war. Liegen nun die neuen Aussen- bedingungen weit auserhalb des Rahmens der vorher gebotenen Lebens- lage, dann wird die beobachtete Reaktion wahrscheinlich nicht wieder- kehren. Die Widerstandsfähigkeit einer Pflanze ist um so grösser, je weniger die im Pflanzenkörper liegenden, sie bedingenden Ursachen bei stark abgeänderten Lebensverhältnissen im negativen Sinne umgestaltet werden. Absolute Widerstandsfähigkeit einer Sorte gibt es kaum. Wir haben schon viel erreicht, wenn wir dem Land- wirt Sorten in die Hand geben können, die für einen engeren Anbau- bezirk diese Eigenschaft in hinreichendem Grade gegenüber den wirt- schaftlich wichtigsten Schädlingen und Witterungseinflüssen besitzen. Wir müssen bei der Auslese auch jenen Individuen oder Formenkreisen eine gewisse Bedeutung zu- erkennen, bei denen die Erbanlagen derartig sind, dass Widerstandsfähigkeit als Reaktion auf leicht durch- führbare Kulturmassnahmen erzeugt werden kann. Wenn also beispielsweise ein Individuum durch eine starke Düngung mit Phosphorsäure gegen eine gewisse Krankheit Widerstandsfähigkeit erlangt, während ein anderes Individuum derselben Sippe diese Fähig- keit nicht besitzt, so hat ersteres unter gewissen Bedingungen einen unbestreitbar höheren züchterischen Wert, obwohl es sich hier, was ich betonen möchte, um eine Modifikation handelt. In Verfolg dieses Gedankens darf sich der Immunitäts- züchter bei der Prüfung seiner Zuchten nicht all ein auf die durch Boden und Lage gegebenen Verhältnisse beschränken, sondern er muss die anderen noch in seiner Hand stehenden Aussenbedingungen im über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 173 Rahmen des wirtschaftlich leicht Möglichen ver- ändern und auf seine Zuchtobjekte wirken lassen. Dass die Widerstandsfähigkeit eine konstante Eigenschaft vieler Sorten ist, ist iedem Landwirt bekannt und in vielen Beispielen geläufig. Auch der Weinbauer weiss, dass die eine Sorte dem Frost leichter widersteht als eine andere, dass die Empfindliclikeit für den Äscherig bei der Sorte Portugieser beispielsweise grösser ist als beim roten Veltliner, dass der Sylvaner mehr unter der Chlorose zu leiden hat als der Trollinger usw. Aber auch erbanalytisch ist durch verschiedene Forscher, zuerst durch Biffen^) und Nilss on-Ehle,^) bereits der Nachweis erbracht worden, dass der Empfänglichkeitsgrad für gewisse Krankheiten als erbliche Sorteneigentümlichkeit anzusprechen ist. Von dieser auf Erbanlagen sich gründenden Vererbung der Wider- standsfähigkeit oder Anfälligkeit sind natürlich jene Erscheinungen scharf zu trennen, bei denen eine direkte Übertragung des Parasiten durch im Innern des Samens lagernde Keime auf die Kinder-Generation erfolgt, wie wir es beispielsweise beobachten können beim Flugbrand des Weizens. Auch eine Übertragung im Sinne der noch nicht erwiesenen Mykoplasmatheorie von Eriksson muss hier ausgeschlossen werden. Bei der Beobachtung eines Immunitätsfalles darf man sich nicht dazu verleiten lassen, hier olme weiteres nun den Schluss zu ziehen, dass dieser Sorte oder jenem Individuum nun tatsächlich ein höheres Maß von Widerstandsfähigkeit als konstante Eigenschaft innewohnt, denn gerade die Immunität bietet einer richtigen Beurteilung der sie bewirkenden, ökologisch oft sehr verwickelten Verhältnisse häufig grosse Schwierigkeiten. Die an einem Orte vorliegende Widerstands- fähigkeit wird in vielen Fällen eine Standortsbildung im engeren oder weiteren Sinne sein, die für den Immunitätszüchter nur von sehr be- dingtem Werte ist. Die erbliche Widerstandsfähigkeit eines Indivi- duums kann erst an den Nachkommen erkannt werden, während bei einer Sorte, die aus einer reinen Linie besteht, die an zahlreichen, in bezug auf Boden und Klima verschiedenartigen Orten zu gleicher Zeit bei ihr deutlich hervortretende Widerstandsfähigkeit oder Anfälligkeit schon gewisse vorsichtige Schluss- folgerungen auf die Erbfestigkeit der I^e istung zu- läss t. Wenn in einem Garten unter vielen Erdbeersorten Ambrosia am meisten unter Botrytis-Fänle zu leiden hat, so darf uns das nicht etwa 1) Journ. of Agric. Science, 1907, S. 109. 2) Sveriges Utsädesförenings Tidskrift, 1906, S. 309. 174 Molz: ZU dem Schlüsse führen, dass diese Sorte gegen Botrytis erblich an- fälliger sei, denn es können äussere Umstände, wie feuchterer Standort, nicht zusagender Boden, zu starke Stickstoffdüngung, die Gegenwart gewisser tierischer Schädlinge, welche die Früchte annagen und sich viel- leicht aus irgend einem äusseren Grunde in der Nähe des Ambrosiabeetes in grösserer Anzahl aufhalten, u. dgl. Gründe mehr sein, die eine grössere Sortenanfälligkeit vortäuschen. Wenn in einer von dem obigen Garten aber weit entfernten Erd- beeranlage unter ganz anderen Bodenverhältnissen die gleichen Beob- achtungen über die Botrytis-Aniälligkeit der Ambrosia im Vergleich zu anderen Sorten gemacht worden sind, dann kann man mit einiger Sicherheit schon sagen, dass in dem betreffenden Jalire die Sorte Ambrosia in dem Beobachtungsbezirke sich im Vergleich zu anderen Sorten gegen Botrytis anfälliger gezeigt hat. Es wäre unzulässig, schon jetzt von einer grösseren Anfälligkeit dieser Sorte gegenüber Botrytis überhaupt zu reden, denn es kann auch diese grössere, an zwei verschiedenen Orten eines engeren Bezirks beobachtete Anfälligkeit im Vergleich zu anderen Sorten immer noch eine leicht veränderliche Modifikation sein, da hierbei die Witterungsverhältnisse ausschlag- gebend mitgewirkt haben können, indem z. B. feuchtwarmes Wetter gerade in dem empfänglichen Reifestadium der Ambrosia geherrscht hat, während daneben stehende, etwas später reifende Sorten infolge des Zusammentreffens der gekennzeichneten Wetterlage mit einem weniger empfänglichen Reifestadium ihrer Früchte scheinbar grössere Widerstandsfähigkeit besassen. • Die Sorte Ambrosia ist aber mit einigem Vorbehalt Botrytis- anfälliger, wenn bei ihr an zahlreichen Orten bei gänzlich verschiedenen Boden- und Klimaverhältnissen im Vergleich zu anderen Sorten über- einstimmend eine grössere Anfälligkeit zutage getreten ist. Erstrecken sich diese Beobachtungen auf mehrere Jahre, dann kann grosse Anfällig- keit für Botrytis bei Ambrosia als konstante Eigenschaft angesprochen werden. Die Beurteilung der Anfälligkeit ist weit leichter als die für den Immunitätszüchter wichtige Widerstandsfähigkeit, bei der so zahlreiche ausserhalb der Pflanze liegende Immunitäts-Ursachen mitsprechen, dass hier nur ein geschulter Fachmann wird klar sehen können. Die Kenntnis der die Widerstandsfähigkeit einer Pflanze beeinflussenden verschiedenartigen Be- dingungen der Umwelt und Kultur ist für den Immunitäts- züchter von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit, da die Auslese da- durch erheblich erleichtert und sicherer gestellt wird. Es sollen des- halb im folgenden die wichtigsten hier in Betracht kommenden Ein- flüsse besprochen werden. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 175 Die Ernährung der Pflanze steht hier an erster Stelle. Doch die allgemeine Ansicht, dass ein sehr gut ernälirtes Individuum weniger an- fällig sei als ein schlecht ernährtes, bedarf selir der Einschränkung. Be- sonders häufig tritt uns die Erscheinung entgegen, dass eine bestimmte Düngung gewisse Schädlinge fördert oder aber sie nachteilig beeinfliisst. Der Einfluss der Düngung auf den Befall der Pflanze durch Schädlinge aller Art ist ohne Zweifel sehr gross, wie aus den sehr zahlreichen darüber berichtenden Literaturstellen ersicht- lich ist. Man darf sich aber nicht verhehlen, dass sehr viele der vor- liegenden Angaben der Beweiskraft entbeliren und deshalb nur mit Vorbehalt aufzunehmen sind. Wir können hier nur auf einige, mehr sichergestellte Fälle eingehen. Besonders häufig wird auf die grössere Anfälligkeit der stark mit Stickstoff gedüngten Pflanzen hingewiesen. Von Interesse für unc sind hier die Versuche Franks^) über die Beeinflussung von Weizen- schädlingen durch Chilesalpeterdüngung. Der Chlor opsheiall betrug bei Bestellung am 30. März und einer Chilesalpetergabe von 1 Ztr. auf den Morgen 57 7o gegenüber 40 *'/o in der nicht mit Chile gedüngten Parzelle ; bei späterer Bestellung am 21. April 60 °/o in der Chileparzelle gegen- über 36 °/o in der nicht mit Chilesalpeter gedüngten Kontrollparzelle. Dagegen blieb die Chilesalpeterdüngung bei diesen Versuchen gegen den durch Erysiphe graminis hervorgerufenen Mehltau des Ge- treides ohne Wirkung, was im Widerspruch steht mit der allgemeinen Ansicht in der Praxis, dass starke Stickstoffgaben den Mehltaubefall des Getreides fördern, die ich selbst vielfach bestätigt fand. Das Frank sehe Ergebnis bezüglich der Einwirkung der Stick- stoffdüngung auf den Mehltaubefall wird auch widerlegt durch die Ver- suche Spinks,-) der Weizenpflanzen unter den verschiedensten Er- nährungsverhältnissen, sowohl in Nährlösungen als auch in Erde, auf den Befall von Erysiphe graminis prüfte, wobei es sich ergab, dass die Empfänglichkeit des Weizens für Mehltau durch starke Gaben von Stick- stoff erhöht wird, während Mineraldünger, besonders Kalisalze, die Anfälligkeit vermindern. Dasselbe wurde bei Weizenkulturen beob- achtet, die mit Gelbrost (Puccinia glumarum) geimpft worden waren. Die krankheitsverhütende Wirkung der Kalisalze war im vorliegenden Falle jedoch nicht so erheblich, um einer starken Stickstoffdüngung ent- gegen zu arbeiten. Hatten die Pflanzen nur die Hälfte des nötigen Stickstoffs erhalten, so zeigten sie eine sehr erhöhte Widerstandskraft, auch wenn Kali und Phosphorsäure nur massig vorhanden waren. 1) Arb. a. d. Biolog. Abt. f. L. u. Forstwirtsch. a. Kaiserl. Gesundheitsamte, Bd. 1, 1900, S. 115. 2) The Journ. of Agric. Science, Bd. 5, 1913, S. 231. 176 Molz: Lithiiunsalze verringerten sehr den Befall, während die Nitrate von Zink und Blei eine gegensätzliche Wirkung erkennen Hessen. Bemerkenswert bei diesen Versuchen für den Immunitätszüchter ist besonders noch die Tatsache, dass eine fast immune Weizensorte diese ünempfindlichkeit selbst bei einer überstarken Stickstoffdüngung hervortreten Hess. Die günstige Wirkung einer starken Mineraldüngung gegen den Gelbrost konnte ich häufig in der Praxis beobachten, dagegen scheint der Einfluss des Stickstoffs auf diese Krankheit noch nicht vollkommen geklärt. Als krankheitsfördernd wird eine starke Stickstoffdüngung an- gesehen auch für die Helminthosporiose der Gerste, für die Schwärze des Getreides, für die Rübenschwanzfäule, für Blutlausbefall der Apfel- bäume und zahlreiche andere Krankheiten, so nach AppeP) auch für die Bakterienfäule der Kartoffel. Auch indirekt fördert eine starke Stickstoffdüngung zuweilen die AnfäUigkeitsgrösse. So hat Gut zeit") beobachtet, dass frische StaHmistdüngung den Befall durch die Erbsenwickler (Grapho- litha nehritana und G. dorsana) infolge Verlängerung der Blütezeit ver- grössert. Bei dem Rübennematoden (Heterodera Schachtii) sprechen meine bis jetzt angestellten und diesbezüglich bis zum Jalii'e 1913 zurück- reichenden Versuche und Beobachtungen dafür, dass die Geschlechts- bildung beeinflusst wird durch die Art und das Alter der Wirtspflanze und deren Ernährungsverhältnisse. Die ersten Jugendstadien einer Wirtspflanze (Rübsen) scheinen die Bildung der Männchen im Ver- hältnis zu den Weibchen stark zu fördern, desgleichen alle Bedingungen, die ungünstig auf die Entwicklung der Wirtspflanze einwirken. Um- gekehrt scheinen gute Wachstumsbedingungen, besonders bei reich- licher Anwesenheit von Stickstoff, die Entstehung des weiblichen Ge- schlechtes sehr zu begünstigen. Durch weitere Versuche und Unter- suchungen werde ich diese Beobachtungen noch sicherstellen. Durch ein starkes Vorwiegen der Weibchen werden der makroskopisch in Er- scheinung tretende Befall wie in der Folge auch die absolute Befall- stärke wesentlich erhöht. Die Beeinflussung der Geschlechtsbildung wäre danach von grosser Wirkung auf den Grad der Vermelu-ung des Rübennematoden. Dies zugleich als vorläufige Mitteilung (27. XL 16). So wie der Stickstoff vielfach die Anfälligkeit erhöht, so finden sich auf der anderen Seite auch Fälle, in denen eine Stickstoffdüngung die Schadenwirkung gewisser Krankheitserreger vermindert. Wir wenden ^) Arbeiten usw. a. a. 0. 2) Deutsche Landw. Presse, Jahrg. 28, 1901, S. 687. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 177 eine Kopfdüngung mit Chilesalpeter an, um dem Fritfliegenschaden im Frühjahr entgegenzutreten. Das durch die Stickstoffdüngung an- geregte Wachstum bringt das Getreide rasch über das anfällige Stadium hinweg. Die durch Tylenchiis dipsaci verursachte Stockkrankheit des Roggens wird durch eine Stickstoffdüngung abgeschwächt, da die er- krankten Pflanzen dadurch zu erhöhtem Wachstum und so auch zur Ährenbildung veranlasst werden. Durch die saftanregende Wirkung des Stickstoffs wird der Befall der Bäume durch Borkenkäfer herabgedrückt. Und Hiltner^) hat durch Bakterienimpfung Rotklee südfranzösischer Herkunft gegen Kleekrebs (Sclerotinia trifoliorum) infolge der durch die Bakterien veranlassten besseren Stickstoffernährung widerstands- fähig gemacht, während der nicht geimpfte Rotklee dieser Herkunft dem Pilze erlag und auswinterte. Über die Art der durch einseitige Stickstoffdüngung erzeugten Anfälligkeitsursachen wissen wir in vielen Einzelfällen noch nichts Ge- naues. S 0 r a u e r ^) hat die bei verschiedenen Enca-Arten durch ein- seitige Stickstoffdüngung hervorgerufenen stofflichen und mechanischen Abänderungen, die Veranlassung gaben, dass die so gedüngten Pflanzen während des Winters durch Botrytis cinerea zugrunde gingen, genau analysiert und kam hierbei zu dem Resultat, dass durch eine einseitige Stickstoffdüngung die Blattfäule vergrössert wird. Wohl wird die Produktion durch eine solche Düngung vermehrt, aber die Blätter ent- wickeln weniger dickwandige Oberhautzellen und die Stengel einen schwächer ausgebildeten Holzring innerhalb der längsten Zeit der Vegetationsperiode. Die ungedüngten Pflanzen besassen im Parenchym des Blattstieles mehr Stärke, desgleichen in der Stärkescheide; auch der Markkörper war bei ihnen stärkereicher als bei den gedüngten Pflanzen. Dieses Verhältnis verschob sich jedoch nach einer langen Vegetationszeit zugunsten der Stickstoffpflanzen. Die grössere Zartheit der Gewebe bleibt also nur bestehen, wenn die Licht- und Wärmeverhältnisse im Herbste das volle Ausreifen der gedüngten Pflanzen nicht gestatten. Neben der zartwandigen Ausbildung der Gewebselemente, die auch Appel und Kreitz^) bei Stickstoffdüngung für die Kartoffel- schale nachweisen konnten, wird von Sorauer^) auf den durch ein- seitige Stickstoffdüngung bewirkten Rückgang der Säure in den Pflanzen als Ursache des schnellen Eintritts bakterieller Fäulnis- erscheinungen hingewiesen. M Jahrb. d. deutsch. Landwirtschafts-Ges. Bd. 27, 1912, S. 156. 2) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 7, 1897, S. 287. 3) Arb. a. d. Kaiserl. Biolog. Anst. f. L. u. Forstwirtsch. Bd. 6, 1908, S. 1. ') Handbuch a. a. 0. 178 -^lülz: Eine starke Mineraldüngiing unter Ausschluss des Stickstoffs hat zuweilen eine treffliche hygienische Wirkung. H i 1 1 n er ^) hat in dieser Weise den Amerikanischen Stachelbeermehltau (Sphaerotheca mors uvae) mit Erfolg bekämpft und sclireibt hierbei der Kalkdüngung des Bodens eine besonders vorteilhafte Rolle zu. Im allgemeinen wirkt eine starke Kalkdüngung infolge der dadurch bewirkten erhöhten Nitrifikation älmlich wie eine starke Stick- stoffdüngung, und es darf uns deshalb nicht wundern, wenn Appel und K r e i t z -) der Kalkdüngung bei Kartoffeln eine fäulefördernde Wirkung zuerkennen, da dadurch, genau wie bei einer starken Stick- stoffdüngung, eine schwache Ausbildung der Schale veranlasst wird. Die Phosphorsäure zeigt in vielen Fällen eine entgegen- gesetzte Wirkung. Nach den ebengenannten Forschern wird die Schale der Kartoffeln durch eine Phosphorsäuredüngung oft um 10 *^/o ver- dickt, und bei den Versuchen von Appel und Schuster^) erwiesen sich die mit Superphosphat gedüngten Kartoffeln gegen künstliche An- steckung mit Bacterium phytophthorum und B. xanthochlorum voll- ständig widerstandsfähig, während die mit Kalk gedüngten Kartoffeln Fäulnis entstehen Hessen. Diese Resultate stehen im Einklang mit den Versuchsergebnissen von E. Laurent,^) der fand, dass die Kartoffelsorte Simpson eine äusserst grosse Widerstandsfähigkeit gegen Fäulnisbakterien besass, wenn sie auf einem mit Phosphorsäure gedüngten Boden gewachsen war. Diese Widerstandsfähigkeit ging auf demselben Boden aber gänzlich ver- loren, sobald man den Boden, statt mit Phosphor, mit Kalk düngte, was Laurent auf die ammoniakfreimachende Wirkung des Kalkes zurück- führt. Auch bei Möhren konnte er den gleichen Einfluss des Kalkes beobachten. Ebenso wurde die Widerstandsfähigkeit der Kartoffeln gegen Phytophthora infestans durch reichliche Stickstoffdüngung ver- mindert. Selbst die widerstandsfähigsten Sorten erlagen unter diesen Umständen der Krankheit. Auch i c h ^) konnte in Versuchen feststellen, dass Kalk die Fäulevorgänge bei den Kartoffeln beschleunigt. Ich habe Kartoffel- knollen in destilliertem Wasser ohne und mit geringem Zusatz von gebranntem Kalk zum Faulen gebracht und nach einer gewissen Zeit den Prozentsatz der verfaulten Masse festgestellt. Dieser betrug im ersten Falle 49,2, im letzteren 61,1 "/„. Infolge der gewählten Ver- 1) Prakt. Blätter f. Pflanzenbau u. Pflanzenschutz, Jahrg. 14, 1916, S. 73. 2) A. a. 0. 3) A. a. 0. '') Annales usw. a. a. 0. ^) Ber. d. Kgl. Lehranst. f. Wein-, Obst- u. Gartenbau in Geisenheim f. d. Etats- jahr 1906, Berlin 1907, S. 172. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 179 Suchsanstellung ist ein direkter Vergleich dieser Ergebnisse mit der oben angeführten Düngerwirkung allerdings nicht möglich, denn in meinen Versuchen beruht die fäulefördernde Wirkung des Kalkes auf seiner Alkalescenz. Die immunisierende Wirkung einer Phosphorsäuredüngung wird auch von Hiltner^) bestätigt. Stark mit Thomasmehl gedüngter Roggen und mit grossen Mengen von Superphosphat gedüngter Weizen blieben gelbrostfrei, dagegen wurde Weizen bei Uberdüngung mit Chilesalpeter stark rostig. Auch Comes^) hebt besonders die gute Wirkung der Superphosphate auf die Widerstandsfähig- keit des Getreides gegen Rost hervor, was er damit begründet, dass Phosphorsäureabgaben die Säure der Pflanzensäfte erhöhen würden. In der Tat hat v. Kirchner^) durch Untersuchungen den Nachweis geführt, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem etwas höheren Säuregehalt und der Gelbrostwiderstandsfähigkeit bei gewissen Weizensorten besteht. Eine verstärkte Bildung saurer Salze in den Zellen der Pflanze scheint ihre Widerstandsfähigkeit gegen zahlreiche Schädlinge zu er- höhen. Auch Gassner ^) konnte bei seinen Versuchen über den Einfluss der Düngung auf die Getreideroste den pilzhemmenden Einfluss der Phosphorsäure auf den Befall von Gerste und Weizen durch Puccinia graminis feststellen. Er hält die Wirkung der Phosphorsäure aber nur für eine scheinbare, die dadurch zustande komme, „dass die mit Phosphor gedüngten Pflanzen sich ungleich schneller entwickeln als die übrigen, und dass sie deshalb zur Zeit des ersten Auftretens von Puccinia graminis nicht mehr infektionsfähig sind". Ein Vergleich von Pflanzen gleicher Entwicklungsstadien, nicht etwa gleicher Aussaat- zeiten, Hess ein fast bei allen Düngungsarten gleiches Rostbild erkennen. Ein eigentlich rosthemmender Einfluss wurde bei Anwendung dieses Vergleichsmaßstabes bei keiner Düngungsart beobachtet. Gassner hat mit der von ihm angewandten Vergleichsmethode ein neues, entscheidendes Moment in die Beurteilungsgrundlagen der Rostimmunität hineingetragen, das bei den Auslesearbeiten des auf Rostfestigkeit hinarbeitenden Züchters die grösste Beachtung verdient. 1) Prakt. Blätter f. Pflanzenb. u. Pflanzensch. Jahrg. 12, 1914, S. 81. -) Annali della R. Scuola superiore d'Agricultura di Portici, Bd. 12, 1914, S. 419. C 0 m e s hat im Jahre 1916 eine Abhandlung über die Prophyllaxis bei den Pflanzen- krankheiten (Orazio in Reale Istituto d'Incoraggiamento di Napoli. Neapel 1916) ge- schrieben, die mir in der Zusammenfassung erst nach Abschluss der vorliegenden Arbeit aus der „Internationalen agrartechn. Rundschau", Jahrg. 7, 1916, H. 8 bekannt geworden ist. Es war mir leider nicht mehr möglich, diese anscheinend wertvolle Arbeit hier zu berücksichtigen. 3) Fühlings Landw. Ztg. a. a. 0. ") A. a. 0. 180 Molz: Zuweilen lassen sich schon aus der Reaktion des die Wu rzeln umspülenden Wassers Schlüsse auf die Widerstands- fähigkeit der Pflanzen gegen gewisse Krankheiten ziehen. So konnte Hiltner^) an ßo&mmpflanzen in Wasserkulturen feststellen, dass die Pflanzen je nach der alkalischen, neutralen oder saueren Reaktion der Nährlösung stark von Mehltau befallen wurden oder gesund blieben. In der alkalischen Reaktion des Bodens haben wir nach neueren Untersuchungen auch eine der wichtigsten Ursachen des Auftretens des Kartoffelschorfes zu erblicken. Eine hohe Alkalescenz des Bodens fördert Hie Dörrfleckenkrankheit des Hafers, ebenso Düngemittel wie Chilesalpeter und Thomasmehl, die physiologisch alkalisch sind, während physiologisch sauere Düngemittel, wie schwefelsaueres Ammoniak, Superphosphat und Kainit, im entgegen- gesetzten Sinne wirken. Besonders günstige Resultate hat Schi- kor r a ") mit Chlorammon gegen diese Krankheit erzielt. Eine erhöhte Säurebildung in der Pflanze kann andererseits unter Umständen aber auch krankheitsfördernd wirken, indem sie dazu Ver- anlassung gibt, dass säureliebende Pilze in ihrer Entwicklung auf solchen Pflanzen gefördert werden. Bei den Versuchen E. Laurents^) uurde Topinambur nach einer Phosphatdüngung gegenüber Sclerotinia empfindlicher. Über die Wirkung der Kalisalze auf den Pilzbefall liegen einige günstige Resultate vor. Wir haben bereits die Ergebnisse er- wähnt, die S p i n k s "*) bei seinen Versuchen mit diesen Düngesalzen gegen den Weizenmehltau erzielt hat. W ü r z n e r ^) konnte bei Düngungsversuchen in den Weinbergen an der Mosel feststellen, dass eine Kalidüngung die Widerstandsfähigkeit der Reben gegen Perono- spora und Oidium erhöht. Nach E. Laurent) blieben neben den mit Phosphorsäure gedüngten Kartoffeln auch die mit Kalisalzen gedüngten gesund. W i 1 f a r t h und W i m m e r '^) führen an, dass Kalimangel die Anfälligkeit der Pflanzen für Insekten und Pilze erhöht, was die Beob- achtungen R e m y s ^) bestätigen, nach denen sich beim Hafer der Mangel an Kali durch einen stärkeren Fritfliegenbefall bemerkbar macht. Die Kalisalze stärken nach den Untersuchungen von Vageier ^) besonders die Schutzgewebe des Organismus. Ein Mangel an Kali ver- ^) Jahrbuch usw. a. a. 0. 2) Zentralbl. f. Bakt. usw. Abt. 2, Bd. 45, 1916, S. 578. ^) Annales usw. a. a. 0. 4) A. a. 0. s) Düngung der Reben. ^) Annales usw. a. a. 0. ') Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 13, 1903, S. 82. 8) Deutsche Landw. Presse, Jahrg. 43. 1916. S. 352. ß) Journ. f. Landwirtsch. Jahrg. 55, 1907, S. 193. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 181 ringert in erheblichem Grade die Epidermisentwicklung, So betrug bei normaler Ernälu-ung die Epidermis des Kartoffelblattes 10,75 °./o der Blattdicke, bei Kalimangel nur 7,95 °/o. Bei Roggen wurde von Vageler^) infolge Kalidüngung Verstärkung der Kutikula beobachtet. Leider geben uns diese Untersuchungen keinen Aufschluss über die chemische Beeinflussung der Pflanzensäfte durch die Kalisalze, und es erscheint nicht ohne weiteres angängig, die durch Kali erzeugte mechanische Festigung des Aussengewebes als Wirkungsfaktor für die erhöhte Widerstandsfähigkeit einzusetzen, zumal andere Forscher [Kleb ahn,-) Fischer^)] den geringen Einfluss der Epidermis auf die Angriffsfähigkeit vieler Pilze betonen. Es wäre auch falsch, den Kalisalzen einen allgemein den Krank- heitsbefall hemmenden Einfluss zuzuschreiben, denn Spieckermann^) fand bei vergleichenden Versuchen, dass durch Kalidüngung die Blatt- rollkrankheit bei Kartoffeln erhöht wurde, und E. Laurent^) be- richtet, dass Kalisalze die Widerstandsfähigkeit des Klees gegen Seide vermindern. Die richtige Erkenntnis des Einflusses der Düngung auf die Anfälligkeit oder Widerstands- fähigkeit der Pflanzen besitzt für den Immunitäts- züchter einen zwiefachen Wert. Zunächst wird sie ihm bei der richtigen Einschätzung der Immunitäts- ursachen wichtige Dienste leisten und so die Auslese erleichtern, und dann gibt sie ihm die Möglichkeit der züchterischen Zielerreichung durch indirekte Zucht- wahl. Wenn wir durch Versuche beispielsweise festgestellt haben, dass durch Phosphorsäurezufuhr eine gewisse Widerstandsfähigkeit bei einer Pflanzenart erreicht wird, dann ist es möglich, widerstandsfähige Linien dadurch zu erzielen, dass wir Individuen auswählen, die eine besondere Befähigung besitzen, auch in weniger phosphorsäurereichen Böden eine zur Widerstandsfähigkeit hinreichende Menge dieses Nährstoffes auf- zunehmen. Ein ähnlicher Gedanke ist übrigens früher schon einmal von H i 1 1 n e r ^) ausgesprochen worden. Der Gelbrost (Puccinia glumarum) trat nach Beobachtungen und Ermittelungen von H. C. Müller und mir'^) in den Jahren 1914 und 1) Journ. f. Landwirtsch. Jahrg. 54, 1906, S. 1. 2) Die wirtswechselnden Rostpilze. Berlin 1904. 3) Zeitschr. f. Bot. Bd. 1, 1909, S. 683. 4) Ber. d. landw. Versuchest. Münster i. W. 1908, S. 83. 5) Annales usw. a. a. 0. • ^) Jahrbuch usw. a. a. 0. ■') Fühlings Landw. Ztg. 1917, a. a. 0. 182 Molz: 1916 vornehmlich bei Nälirstoffarniut des Bodens auf. Manche Weizen- sorten, wie beispielsweise der Criewener 104, besitzen gegen diese Krank- heit eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit. Vielleicht gründet sich diese darauf, dass diese Sorte eine besondere Fähigkeit besitzt, die vor- handene Nährkraft des Bodens besser auszunützen als andere anfällige Sorten. Diese Vermutung findet eine Stütze in der Beobachtung der Praxis, dass diese Weizensorte in weniger reichen Böden noch recht be- friedigende Erträge zu bringen vermag, woselbst die anspruchsvollen Squarehead-Sorten versagen. Letztere waren gegen Gelbrost besonders anfällig. Wenn das Vorhandensein gewisser Dungstoffe im Boden auf die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen oft, wie wir gesehen haben, von ent- scheidendem Einfluss ist, dann darf olme weiteres angenommen werden, dass auch die verschiedenen Bodenarten je nach ihrem Gehalt an Pflanzennährstoffen eine älinliche Wirkung äussern. Es ist aber nicht die chemische Zusammensetzung des Bodens allein, die hier mitspricht, sondern wir müssen auch dessen physikalischen Eigenschaften, besonders der wasserfassenden Kraft, eine gewisse Bedeutung für die Widerstands- fähigkeit der Pflanzen zuerkennen. So wie der Gelbrost des Getreides durch den Düngezustand des Bodens beeinflusst wird, so äussert auch der Boden selbst auf die Widerstandsfähigkeit der Pflanze gegenüber diesem Pilze eine deutliche Wirkung. In den Gelbrostjahren 1914 und 1916 war der Befall auf schweren, tiefgründigen und feuchten Bodenarten wesentlich geringer als in flachgründigen und trockenen Böden. Auf feuchten Moorböden trat Gelbrost gar nicht auf, während die nährstoffarmen Böden des Keupers und des Muschelkalkes den Befall begünstigten. Diese Beob- achtungen dürfen jedoch nicht verallgemeinert werden, sondern sind in Verbindung zu setzen mit den in den genannten Jahren herrschenden Witterungsverhältnissen. In beiden .Jahren war der Boden im Früh- jahre sehr trocken. In nassen Jahren wären wahrscheinlich gegensätz- liche Wahrnehmungen zu machen gewesen. Rübenvorfrucht hat die Widerstandsfähigkeit des Weizens gegen Gelbrost 1914 und 1916 in der Provinz Sachsen erhöht, da die für Rüben angewandte Tiefkultur die Wasserökonomie des Bodens günstig geregelt hat, was in den trockenen ersten Frühjahrsmonaten von 1914 und 1916 für die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen von entscheidender Bedeutung war. Über den Einfluss des Bodens auf den Pilzbefall liegen Versuche von Sheldon^) vor. Dieser wählte fünf Bodenarten aus, die unter Beachtung der bei vergleichenden Versuchen notwendigen Vorsicht mit Nelkenstecklingen bepflanzt und dann mit Rost künstlich infiziert 1) Botanical Gazette, Bd. 40, 1905, S. 225. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 183 wurden. Aus den erhaltenen Ergebnissen ist für uns die Tatsache wichtig, dass das Wachstum der Pflanzen im geraden Verhältnis zum Gehalt des Bodens an organischer Masse, Stickstoff und absclilämm- baren Bestandteilen stand, und dass die Länge der Inkubationsperiode des Nelkenrostes umgekehrt proportional war dem Gehalte des Bodens an den genannten Bestandteilen und auch dem Pflanzenwachstum und direkt proportional dem Gehalt des Bodens an Kies und Sand. Dass dem Boden eine grosse Bedeutung bei dem Wurzelbrand der Rüben zugeschrieben werden muss, erhellt aus der Tatsache, dass diese durch Pilze und Bakterien erzeugte Rübenkrankheit häufig dann in stärkerem Maße auftritt, wenn durch eine nicht richtig durchgeführte Tiefkultur zuviel Untergrunderde nach oben gebracht wurde. Da dieser Fehler besonders bei Beginn der Rübenkultur gemacht wird, so be- zeichnet man den Wurzelbrand geradezu als eine Kinderkrankheit des Rübenbaues. Im Frühjahr 1913 liess ich auf einem Ackerstück ein etwa meter- tiefes Loch auswerfen, das bald darauf mit der gleichen Erde wieder zu- geworfen wurde. Da der Untergrund von bester Beschaffenheit war, so wurde ein Vermischen des Ober- und Untergrundes nicht vermieden. Bei dem nun folgenden Zuckerrübenanbau wurden an der Lochstelle fast alle Pflänzchen wurzelbrandig, während auf dem übrigen Teile des Planes diese Krankheit nur wenig beobachtet wurde. Der Wurzelbrand der Rübenkeimlinge wird neben einigen anderen Parasiten vorzugsweise durch Phoma betae hervorgerufen. Dieser Pilz kommt nach E d s o n ^) auf fast allen Zuckerrübensamenknäulen vor, wird aber nur dann krankheitserregend, wenn ungünstige äussere Be- dingungen die Widerstandskraft der Wirtspflanze herabdrücken. In dem oben erwähnten, von mir beobachteten Falle hat der nach oben gekommene Untergrund also offenbar in ungünstigem Sinne auf die jungen Rübenpflänzchen eingewirkt und so zur Anfälligkeit für Phoma geführt. Auch bei dem Befall des Kartoffelkrautes durch Phytophthora infestans konnte ich den Einfluss des Bodens feststellen. Gelegent- lich des starken Auftretens der Krautfäule im Sommer 1916 blieb auf einem quer über ein mit der frühen Sorte Kaiserkrone bestocktes Feld hinziehenden Streifen das Kraut der Kartoffelstauden lange Zeit mehr oder weniger von dem Pilze verschont, während es auf dem übrigen Teile des Planes schon vollkommen infolge des Pilzbefalles abgestorben war. Als äussere Ursache dieser eigenartigen Widerstandsfähigkeit wurde das Zusammenpflügen des Feldes an dem gekennzeichneten Querstreifen erkannt. Dadurch wurde die nahrhafte Bodenkrume an dieser Stelle 1) .Journ. of Agricult. Research, Bd. 5, 1915, Nr. 1. 184 Molz: vertieft und den Kartoffeln bessere Entwicklungsbedingungen geboten, die sich in einer geringeren Anfälligkeit gegen Phytophthora aus- sprachen. An einer anderen Stelle des Planes war der Boden durch einen Gewitterregen oberfläcMich abgeschlämmt worden. Dort war der Befall am frühesten und stärksten. Unter Zugrundelegung der Tatsache, dass das Kartoffelkraut um so anfälliger für Phytophthora ist, je mehr es sich dem physio- logischen Alter nähert, darf man auch die Erklärung nicht abweisen, dass die besseren Bodenverhältnisse an der Stelle des Zusammen- pflügens zu einem späteren Abschluss der Entwicklung der Stauden konnten gefülu-t haben, wodurch das Altern des Krautes und damit dessen Anfälligkeit hinausgeschoben wurde. Umgekehrt können die ungünstigeren Lebensverhältnisse an der Schlämmstelle das Altern be- schleunigt und damit die Anfälligkeit erhöht haben. Eine geringere Anfälligkeit gegen Phytophthora konnte ich auch bei den Stöcken an Wegen beobachten. Auch bei dem Peronospora- befall der Reben ist die grössere Widerstandsfähigkeit der Stöcke an Wegen häufig sehr in die Augen fallend. Im Hinblick auf die Lebens- weise der beiden hier in Betracht kommenden Krankheitserreger darf man annehmen, dass die Feuchtigkeitsverhältnisse in den Grenzzeilen für diese weniger günstig sind als innerhalb des Feldes, doch legen die oben niedergelegten Beobachtungen über die grössere Widerstandsfähig- keit der Kartoffelstauden auf dem zusammengepflügten Teile des Feldes den Gedanken nahe, dass bei den an Wegen stehenden Pflanzen die bessere Ernälirung gewichtig mitsprechen wird. Und damit würde sich die Aussicht eröffnen, diesen Krankheiten auch durch Einwirkungen hygienischer Art mit einigem Erfolg beizukommen. Für den Immunitätszüchter ist die richtige Beurteilung solcher Verhältnisse natürlich von grosser Wichtigkeit, da er andernfalls bei seinen Auslesepflanzen in der Nachzucht fast ständig enttäuscht werden würde. Der Boden spricht auch beim Befall der Rüben mit Nematoden (Heterodera Schachtii) mit. Dafür haben Müller und i c h ^) in unserer Nematodenarbeit (1914) ein treffendes Beispiel angeführt. „Auf dem Rittergut Passendorf bei Halle zeigte ein Rübenplan von 50 Morgen starken Nematodenbefall. Nur eine relativ kleine Fläche, die vorher durch Auffahren milder Erde gedüngt war, blieb frei von Nematoden." Wahrscheinlich ist diese Tatsache darauf zurückzuführen, dass die frisch aufgetragene Erde Stoffe enthielt, die geeignet waren, die für Nematoden-Anfälligkeit der Rüben günstige Beschaffenheit der alten Erde abzuschwächen oder zu beseitigen. Wir dürfen eine solche Er- 1) Zeitschr. d. Ver. d. deutsch. Zucker-Industrie (Techn. Teil), H. 707, 1914, S. 959. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 185 klärung annelimen, nachdem wir in der gleichen Arbeit nachgewiesen haben, dass gewisse Stoffe den Nematodenbefall der Rüben ganz er- heblich vermehren. Dass die Anwesenheit der Nematoden im Boden allein nicht ge- nügt, die Nematodenkrankheit bei den Rüben hervorzurufen, geht daraus hervor, dass sich Liebscher ^) vergeblich bemüht hat, einen rüben- sicheren Boden durch Aufbringen von Nematoden mit diesen zu ver- seuchen. Über einen gleichen Fall berichtet T holen:-) „Wendenburg versuchte die Nematoden von kranken Pflanzen auf gesunde der gleichen Art zu übertragen, indem er den Boden gesunder Rübenschläge mit demjenigen von stark infizierten impfte. Ein Erfolg der mehrfachen Impfung konnte nicht beobachtet werden." Ob der Boden in den erwähnten Fällen direkt auf den Schädling einwirkt oder indirekt auf dem Wege der Beeinflussung der Wirts- pflanze, darüber können vorläufig nur Vermutungen geäussert werden. Die letztere Annahme ist weit wahrscheinlicher, da der Rübennematode in allen Bodenarten vorkommt. Nasse, schwere Böden bewirken bei den Reben Anfälligkeit für den Wurzelschimmel (Dematophora necatrix) und erzeugen besonders bei Gegenwart von Kalk nach meinen^) Untersuchungen bei ihnen leicht Chlorose. Weizen- und Haferpflanzen auf feuchtem Standort sind nach Gassner '^) gegen die Rostpilze Puccinia triticina bzw. P. coronifera anfälliger als solche, die auf trockneren Böden stocken. Aber auch grosse Trockenheit des Bodens vermag krankheits- fördernd zu wirken ; so waren nach Betten^) Pfirsiche und Aprikosen, die längere Zeit durch Trockenheit gelitten hatten, sehr empfänglich für den Befall durch Monilia. Die monströse Knöllchenbildung an Brassica-Rühen wird nach H e 1 w e g ^) durch tiefe, nahrungsreiche Moorböden begünstigt, während andere Böden im entgegengesetzten Sinne wirken. In einem Moorboden betrug der Befall 20,7 "/o^ dagegen im gewöhnlichen Ackerboden nur 16,3 °/o, in einem anderen Falle 16,6 bzw. 6,8 °/o. Die physikalischen Eigenschaften des Bodens sind nicht allein von dem Gehalt an organischer Substanz und abschlämmbaren Bestandteilen abhängig, sondern unterliegen in hohem Maße auch dem Einfluss ge- 1) Zeitschr. d. Ver. f. d. Rübenzucker-Industrie d. deutsch. Eeiches, N. F. 16, 1879, S. 92. 2) Deutsch. Landw. Presse, Jahrg. 31, 1904, S. 659. ^) Untersuchungen usw. a. a. 0. 4) A. a. 0. 5) Erfurter Führer, 1914, S. 82. 6) Tidskr. f. Landbr. Planteavl, Bd. 17, 1910. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 13 186 Molz: wisser Kulturmassnahmen, denen deshalb hier eine gleichsinnige Wirkung zugeschrieben werden muss. Wir wissen, dass die Kartoffel- knollen in den gut durchlüfteten Sandböden weit weniger der Fäulnis unterliegen als in schwerem Tonboden. Bei letzterem aber wird eine Verhütung des Abbindens der Oberfläche des Bodens durch häufiges Hacken die Nachteile der schlechten Bodendurchlüftung bis zu einem gewissen Grade wieder aufheben und so fäulehemmend wirken. Ein von m i r ^) angestellter Versuch sei hier als Beispiel heran- gezogen. Kartoffelknollen wurden in Blumentöpfen (21 cm hoch) in Letten in einer Tiefe von 8 cm eingebettet, und die Töpfe in Untersatz- schalen gestellt, die 5 cm hoch mit Wasser angefüllt wurden. In dem einen Falle wurde der Letten an der Oberfläche durch Verstreichen zu einer schwer durchlässigen Deckschicht geformt, im anderen Falle oben einige Male 3 cm tief aufgelockert. Die Kartoffeln der ersten Ver- suchsanordnung faulten sämtlich, während im letzteren Falle alle ge- sund blieben und normale Triebe lieferten. Aus diesem Ergebnis geht klar hervor, dass dem Offenhalten des durch Regen verschlämmten und verkrusteten Bodens für die Wider- standsfähigkeit der in ihm lagernden Kartoffelknollen eine hohe Be- deutung zukommt. Diese Tatsache muss bei der Beurteilung der Fäul- nisanfälligkeit verschiedener Kartoffelsorten sorgfältig berücksichtigt werden, denn es vermögen schon geringe Zeitunterschiede beim Hacken nach dem Zuschlämmen eines tonigen Bodens die notwendige Gleichheit der Vegetationsbedingungen zu erschüttern. Häufig macht sich das oberflächliche Verschlammen und Ver- krusten eines Bodens an den wachsenden Pflanzen nur in geringem Grade bemerkbar, aber die Nachzucht solcher Pflanzen lässt deutlich den schwächenden Einfluss einer dadurch bewirkten mangelhaften Bodendurchlüftung erkennen. Dafür bietet ein Versuch Schänders^) ein sehr treffendes Beispiel. Dieser erhielt von Knollen verschiedener Sorten kranke Pflanzen, obwohl die Stauden, denen sie entstammten, vollkommen gesund waren und auch zu gesunden Zuchten gehörten. Die Mutterstöcke standen auf einem durclilässigen Boden, der aber zum Verkrusten neigte. Dieser Boden wurde 1911 während einer grossen Trockenheit künstlich bewässert, was zu einer starken Verkrustung der Bodenoberfläche führte. Trotzdem entwickelten sich die Stauden normal, doch entstanden im nächsten Jahre aus ihren Knollen nur blatt- rollkranke Pflanzen, obwohl Knollen derselben Sortenstämme, die 1911 sich unter anderen Verhältnissen entwickelt hatten, gesunde Pflanzen lieferten. ^)' Ber. d. Kgl. Lehranst. usw. a. a. 0. 2) Fühlings Landw. Ztg. Jahrg. 63, 1914, S. 225. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 187 Nachdem durch S t ö r m e r /) später durch H. C. Müller und mich '-) der Nachweis erbracht worden ist, dass die Standortsverhält- nisse der Eiterpflanzen imstande sind, Blattrollkrankheit bei den Nach- kommen zu erzeugen, erscheint mir der vorstehend gekennzeiclinete Versuch S c h a n d e r s für die Aufhellung der Ursachen dieser Kranklieit von der grössten Wichtigkeit. Ich sehe in ihm weiterhin einen Schlüssel zu einer Erklärung für unsere sehr schlechte Kartoffelernte 1916, die nicht nur durch die Krautfäule (Phytophthora infestans), sondern auch durch Abbauerscheinungen der verschiedensten Art, insbesondere durch die Blattrollkrankheit, stark gelitten hat. Im Jahre 1915 wurden die Hackarbeiten bei der Kartoffel infolge des Mangels an Arbeitskräften ungenügend ausgeführt, und die trockene Witterung bei zeitweiligen kurz dauernden stärkeren Regengüssen hat vielerorts zu einer starken Ver- krustung des Bodens Veranlassung gegeben. Die Bedingungen für un- günstige Nachzuchterscheinungen waren somit 1915 in weiten Bezirken gegeben, und die Nachwirkungen sind im Jahre 1916 auch zu unserem Leidwesen hervorgetreten. Zu einem nicht geringen Teile dürften sie auf die ungünstigen Entwicklungsbedingungen der Kartoffel im vorher- gehenden Jahre, insbesondere die mangelhafte Bodenbearbeitung der Kartoffelpläne in Verbindung mit den 1915 gegebenen Witterungsver- hältnissen, zurückführbar sein. Bei der Züchtung auf Blattrollkrankheit sind jene Individuen auszulesen, die nach ungünstigen Boden- und Kulturverhältnissen in den Nachkommen am wenigsten diese Erkrankungsform zeigen. Eine Prüfung in künstlich geschaffenen Verhältnissen nach Art Schanders wird zweckdienlich sein für die Auslese. Durch eine sachgeraässe Bodenbearbeitung wird die Wurzelbildung der Pflanzen gefördert und dadurch ihre Wuchskraft erhöht, was sehr häufig gleichbedeutend ist mit einer grösseren Widerstandsfähigkeit gegen gewisse Schädlinge. Dem Wurzelbrand der Rüben wird durch rechtzeitiges Hacken in vielen Fällen vorgebeugt. Die Reblaus wirkt in gut gepflegten Weinbergen weit weniger verheerend als in vernach- lässigten Rebfeldern. Eine gute Wurzelpflege durch häufige Bodenbearbeitung und sachgemässe Düngung scheint aber nicht in allen Fällen ein vorbeugen- des Mittel gegen Schädlingsbefall zu sein. Ja, die Beobachtungen Hoffmanns ^) sprechen sogar dafür, dass die Anfälligkeit der durch Hackkult^ir und Volldüngung im Wachstum sehr geförderten Bäume für 1) 111. Landw. Ztg. Jahrg. 31, 1911, S. 177. 2) Versuche zur Feststellung d. Einflusses verschiedenartiger Kulturmassnahmen auf Gesundheit und Ertrag d. Kartoffeln. Demnächst erscheinend. 3) Deutsche Obstbauzeitung, Jahrg. 61, 1915, S. 231. 13* 188 Molz: Raupenschädlinge wesentlich erhöht ist. Doch ist es notwendig, in dieser Richtung weitere Beobachtungen und Versuche anzustellen. Die Bearbeitung eines schwereren Bodens in nassem Zustande fülirt zu Wachstumsstockungen und steigert die Anfälligkeit für mancherlei Krankheiten. Gleichgünstige Wirkung wie eine sorgfältige Bodenbearbeitung äussert ein weit er Standraum. In Reblausgebieten kann man all- täglich die Beobachtung machen, dass Reben an Wegrändern be- deutend weniger als die übrigen unter den Angriffen der Reblaus zu leiden haben. Die bessere und weiter ausgedehnte Wurzelbildung solcher Weinstöcke verleiht ihnen grössere Widerstandsfähigkeit. Eine analoge Erscheinungsform der gleichen Ursächliclikeit ist die relativ grosse Widerstandsfähigkeit der europäischen Reben gegen die Reblaus in Tirol. Dort ist es die eigenartige Erziehungsmethode der Reben, der sog. Pergelbau, der die einzelnen Rebreihen 4 — 6 m von- einander legt, also auch wieder der weite Standraum und das dadurch bedingte starke und weitausgebreitete Wurzelwerk, das die Reben gegen- über den Angriffen der Reblaus lange Zeit Widerstand leisten lässt. Ich sah dort Weinberge, die schon seit 12 — 15 Jahren verseucht sind, noch in üppigem Wüchse, was im Hinblick auf das dortige warme Klima erstaunlich ist. Zu jenen Kulturmassnahmen, die die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen unter Umständen beeinflussen können, zälilt auch das Pfropfen. Besonders für den Obst- und Weinbau hat hier die Frage, ob das Pfropfen die Anfälligkeit erhöhen kann, besonderes Interesse. Mit der Frage der gegenseitigen Beeinflussung der Widerstandsfähigkeit des Reises und der Unterlage hat sich besonders Winkler^) beschäftigt, der auf Grund zahlreicher Literaturangaben zu dem Schlüsse kommt, ,,dass für eine Veränderung der spezifischen Resistenz gegen Parasiten durch das Pfropfen sich kein Beweis anführen lässt". Dagegen wird von W i n k 1 e r nicht bestritten, dass häufiger eine gegenseitige Beeinflussung von Reis und Unterlage als Modifikation auf Grund der veränderten Existenzbedingungen vorkommt. In diesem Sinne ist z. B. die Beobachtung von Daniel^) zu beurteilen, nach der die Bohnensorten Soissons und Noir de Belgique für sich allein ohne Blattlausbefall blieben, während die Sorten bei wechselseitiger Pfropfung befallen T;viirden. Ein interessanter Fall der Reisbeeinflussung, über den» P h e e ^) berichtet, verdient noch besonderer Erwähnung. In Pirongia auf Neu- ^) Untersuchungen üh. Pfropfbastarde. 1. Teil. Die unmittelbare gegenseitige Beeinflussung der Pfropfsymbionten, Jena 1912, S. 141. 2) Compt. rend. de l'Ac. d. Sc. Bd. 147, 1908, S. 142. 3) The Journ. of Agricult. Bd. 10, Wellington 1915, S. 545. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 189 Seeland hat ein Obstzüchter auf einen von dem Pilz Exoascus deformans stark befallenen Pfirsichbaum, der seither nur kleine, harte Früchte lieferte, die Pflaumensorte „Burbank" aufgepfropft, wobei er einen Teil der Pfirsichäste stehen Hess, die er später entfernen wollte. Zur grossen Überraschung des Obstbauers trat nach dem Anwachsen des Reises eine überraschende Veränderung bei dem Pfirsichbaum ein. Die oben- erwähnte Pilzkrankheit verschwand, und die Früchte reiften wohl zwei Monate später, aber nun vollkommen, und wurden zweimal so gross. Zu dieser Beobachtung macht C o mes,^) Direktor der königlichen landwirtschaftlichen Hochschule in Portici, folgende Bemerkung: ,,Die Erscheinung kann durch die Annahme des Grundsatzes von der Azidität der Pflanzensäfte erklärt werden. Da in der Tat die von den Ästen im Gezweig des Pflaumenbaums gebildeten Winkel viel spitzer sind als beim Pfirsichbaum, und da beim Wurzelsystem infolge des Geotropismus das Gleiche der Fall sein muss, so ergibt sich, dass die Wurzeln des Pflaumenbaums ihre Nährstoffe aus einer viel tieferen und daher auch an Stickstoff reicheren Bodenschicht schöpfen als die Wurzeln des Pfirsichbaumes. Folglich muss das ganze Achsensystem des Pflaumen- baumes weniger parenchymatisch und daher viel dichter als das des Pfirsichbaumes sein, und die ganze Pflanze muss säurehaltigere Ge- webe haben, die daher auch schädlichen Einflüssen gegenüber wider- standsfähiger sind. Und da die im Gezweig des Pfröpflings erzeugten Reservestoffe sich in den Geweben der Unterlage, die gröber oder gänz- lich wild ist, ablagern und anpassen, so ergibt sich, dass diese Stoffe nach Beginn ihrer Wandertätigkeit im Frühjalir dem Gezweig der Unterlage die ihm mangelnden sauren Stoffe zuführen und ihm eine neue Widerstandsfähigkeit gegen schädigende Einflüsse verleihen werden. Die Grösse der Pfirsiche hängt zweifellos mit der Über- ernährung zusammen, die nach dem Pfropfen stets eintritt." Man kann diesem etwas phantasievollen Erklärungsversuch nicht zustimmen, denn es ist nicht anzunehmen, dass ein soeben angewachsenes Pfropfreis auf den bereits ausgebildeten Pfirsichbaum einen so tief ein- greifenden Einfluss ausüben kann, wie er von C o m e s gekennzeichnet wird. Es will mir vielmehr scheinen, dass die Anregung der Wuchskraft des Baumes durch die beim Pfropfen notwendig werdende Verjüngung der Äste bei der neu gewonnenen Widerstandsfähigkeit entscheidend mitgesprochen hat. Das schliesst natürlich nicht aus, dass die erhöhte Wachstumsenergie die Säure der Pflanzensäfte ebenso wie die Stärke des mechanischen Gefüges der Gewebe erhöht und so die beobachtete Widerstandsfähigkeit erzeugt hat. Es liegt kein zwingender Grund vor, diese auf Rechnung des Pfropfreises zu setzen. 1) Intern, agrartechn. Rundschau, Jahrg. 6, 1915, S. 1563. 190 Molz: Man kann im allgemeinen annehmen, dass das Pfropfen die AVidcr- standsfähigkeit des Edelreises nicht abschwächt, wenn dieses durch die Verwachsungsvorgänge an der Verbindungsstelle sowie durch den Ein- fluss der Unterlage nicht in seiner Wachstumsenergie geschwächt wird. Wenn allerdings durch die entgegengesetzten Verhältnisse eine Be- einträchtigung der Wüchsigkeit des Reises entsteht, dann wird dadurch wohl in vielen Fällen auch die Anfälligkeit erhöht. K 1 e b a h n ^) konnte die gegen den Pilz Cronartium rihicola immune Ribes grossularia an- stecken, wenn die Stachelbeeren hochstämmig auf Ribes aureum ge- pfropft waren. Besonderes Interesse verdient hier eine Beobachtung, die P e e Laby^) im Jahre 1915 in der Gegend von Toulouse machen konnte, dass die wurzelechten Reben-Hybriden von der Peronospora bedeutend weniger befallen wurden als die gleichen Hybriden, wenn sie auf ver- schiedene Unterlagsreben gepfropft waren. In diesem Falle wurden die starkwüchsigen Hybriden wahrscheinlich durch die Veredelung ge- schwächt. Mit solchen Verhältnissen haben wir jedoch nicht bei allen Rebenveredelungen zu rechnen, sie werden aber allemal dann eintreten, wenn die Anpassung von Edelreis und Unterlage schlecht oder die Ver- wachsung unvollkommen ist. Von andern Kulturmassnahmen, die Einfluss haben auf die Widerstandsfähigkeit, seien hier noch kurz einige Beispiele angefülirt. Späte Saat des Winterweizens hat in den Rostjahren 1914 und 1916 die Widerstandsfähigkeit für Gelbrost erhöht, da solcher Weizen im Frühjahr später schosste und deshalb unter den ungünstigen Wachs- tumsbedingungen des April weniger zu leiden hatte. Späte Saat des Sommerweizens erhöht in sehr starkem Maße die Anfälligkeit für die Halmfliege (Chlorops taeniopus), da die Fliege die später reifenden Pflanzen mit ihren Eiern belegt. Einen noch grösseren Einfluss als der Boden und gewisse Kultur- massnahmen hat auf die Widerstandskraft der Pflanzen gegen Krank- heitserreger, soweit unsere Erfahrungen bis Jetzt reichen, die Wetter- lage einer Gegend: das Klima. Zahlreiche Beobachtungen liegen darüber vor, dass scheinbar immune Sorten in anderen Gegenden ihre Widerstandsfähigkeit verlieren. Ein geläufiger Fall dieser Art ist die grosse Anfälligkeit des Weizens für das Mutterkorn (Claviceps purpurea) in Spanien, während bei uns der Weizen gegen diesen Pilz recht widerstandsfähig ist. M c. Alpine^) hat zwei Weizensorten, die in Neu-Südwales gegen Tilletia laevis völlig widerstandsfähig sein sollen, an drei ver- 1) A. a. 0. 2) La Vie agric. et rurale, Jahrg. 5, 1915, S. 357. 3) The Journ. of Agricult. of Victoria, Jahrg. 7, 1909, S. 255. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 191 schiedenen Orten Australiens angebaut, wobei Immunität nicht in Er- scheinung trat. Nach Pole-Evans^) haben sich Roggensorten, die in anderen Gegenden als durchaus widerstandsfähig gegen Schwarzrost galten, in Südafrika anfällig gezeigt, v. Kirchner 2) gibt an, dass der Rivets Bearded-Weizen in Hohenheim (Württemberg) wälirend zehn Beobachtungsjahren, mit Ausnahme des letzten, so gut wie ganz gelb- rostfrei war, während er in Schweden häufig ziemlich stark befallen \Aard. Spelt ist nach Butler'^) in dem einen Teile Indiens rostempfäng- lich, in dem andern widerstandsfähig. Der Portugieser zählt nach Viala^) in Frankreich zu denlenigen Traubensorten, die der Perono- spora am besten widerstehen. Bei uns in Deutschland ist diese Sorte durch ihre grosse Anfälligkeit für die Blattfallkrankheit bekannt. Zuweilen reichen schon innerhalb eines kleineren Landes die in den einzelnen Provinzen vorhandenen klimatischen Verschiedenheiten aus, um hier Immunität, dort Anfälligkeit zu erzeugen. So zählt nach Nilsson-Ehle^) der Nordschwedische rauhe Sandweizen und der Weizen 0716 in Svalöf (Provinz Schonen) zu den gegen Rost wider- standsfähigsten Sorten, während sie in Ultuna (Provinz Uppland) sehr stark befallen werden, umgekehrt wiederum verhalten sich Pudel- und Boreweizen. Diese sind in Svalöf anfällig, in Ultuna sehr wider- standsfähig. Spieck ermann*^) teilt die Kartoffeln in Westfalen in zwei Gruppen, von denen die eine empfänglich ist für Phytophthora, Schwarz- beinigkeit und Nassfäule und die andere für die Blattrollkrankheit. Zu der ersteren zählt er: alle roten Sorten, Up to date, Industrie und Maercker, zur letzteren: Magnum bonum, Bruce, Unica und ver- schiedene neuere weisse Sorten. A p p e 1 und Schlumberger^) weisen aber darauf hin, dass diese Sortenbeurteilung nur für die Provinz Westfalen Gültigkeit haben kann, denn die rote Sorte Wohltmann gilt allgemein als gegen Phytophthora widerstandsfähig, was man auch von der roten Sorte Erste von Nassenheide sagen kann. Auch die weissen Sorten Magnum bonum und Maercker zeigen in Dahlem-Berlin ein umgekehrtes Verhalten. Ob diese Verschiedenheit der Sorten in Westfalen und Dahlem dem Einfluss des Klimas oder des Bodens zu- zuschreiben ist, lässt sich nicht ohne weiteres entscheiden. 1) Journ. of Agricult. Science, 1911, S. 95. ~) Fühlings Landw. Ztg. a. a. 0. ^) Journ. of Agricult. Science, Bd. 1, S. 361. *) Les maladies de la vigne. Montpellier-Paris 1893. 5) Sveriges Utsädesförenings Tidskrift, 1906, S. 208. ^) Jahresber. d. Landw.-K. f. d. Prov. Westfalen, 1909. 7) Arb. d. deutsch. Landwirtsch.-Ges. H. 190, 1911. 192 Molz: Für die Frage nach den Ursachen der Erscheinung, dass immune Sorten beim Verpflanzen in andere Gegenden häufig ihre Widerstands- fähigkeit einbüssen, können wir die von L e Giere und Y o d e r ^) in Amerika angestellten Versuche zur Beantwortung heranziehen. Es wurden zwischen drei klimatisch sehr verschiedenen Staaten Nordamerikas — Maryland, Kansas und Kalifornien — grössere Boden- proben gegenseitig ausgewechselt, und damit in jedem dieser drei Staaten eine Anbaustelle mit je drei Parzellen errichtet. Letztere wurden mehrere Jahre mit Weizen bebaut, der jedesmal einer sein" genauen Analyse seiner physikalischen und chemischen Eigenschaften unter- worfen wurde, wobei es sich zeigte, dass der Boden, mehr aber noch das Klima, grösseren Einfluss auf die physikalischen und besonders die chemischen Eigenschaften der Weizenpflanzen ausübt als die Vererbung. Die durch das Klima veranlasste quantitativ oft weitgehende Abänderung der chemischen Eigen- schaften der Pflanzen scheint sonach hauptsächlich verantwortlich gemacht werden zu müssen für deren verschiedenartiges Verhalten pilzlichen und wohl auch tierischen Angriffen gegenüber, denn wir wissen ja, dass die chemischen Bestandteile eines Pflanzen- körpers in erster Linie in Ursachebeziehung zur Widerstandsfähigkeit stehen. Doch soll hier nicht vergessen werden, zu erwähnen, dass das Klima auch die Infektionskraft der Krankheitserreger oft massgeblich bestimmt, wobei daran erimiert sei, dass manche Krankheiten nur in ganz bestimmten Bezirken auftreten, deren klimatische Verhältnisse dem Gedeihen der Krankheitserreger günstig sind. Als Beispiel sei hier nur die durch Guignardia Bidwellii verursachte Schwarz- fäule der Trauben erwähnt, deren Entwicklung an ein warmes, feuchtes Klima gebunden ist. Wir finden deshalb diese Krankheit fast nur im Seeklima. In dem mehr kontinentalen Weinbauklima Deutschlands findet der Pilz kein Fortkommen, dagegen gedeiht er gut im Südwesten Frankreichs an der Seeküste. Der Immunitätszüchter muss aus den vorstehenden Betrachtungen die wichtige Schlussfolgerung ziehen, dass eine durch Züchtung gewonnene immune Sorte meist nur für ein be- schränktes Anbaugebiet Wert besitzt. Und daraus ergibt sich die hohe praktische Bedeutung lokaler Züchtungsbestrebungen. Nicht von grossen zentralen Züchtungsanstalten für weite Anbaugebiete darf bei 1) The Journ. of Agricult. Research, Bd. 1, 1914, S. 275. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 193 der Immunitätszüchtung in erster Linie Erspriess- liches erwartet werden, sondern von kleineren, gut eingerichteten und richtig geleiteten Zuchtbetrieben für einen engen, klimatisch annähernd einheitlichen Anbaubezirk. Wenn wir auch die Gültigkeit des Satzes anerkennen müssen, dass eine Pflanze im allgemeinen dort am besten ge- deiht und am widerstandsfähigsten ist, wo sie ent- standen ist, so darf doch nicht ausser acht gelassen werden, dass es auch Fälle gibt, die uns eines anderen belehren und uns hindrängen zu der Anschauung, dass die oben genannte These nur bedingt richtig ist und zwar nur dann, wenn die natürliche Auslese bereits das Unpassende beseitigt, oder der Züchter in verständiger Wahl nur das Wertvolle, d. h. die den örtlichen Verhältnissen bei gleichzeitig höchstem wirtschaftlichen Nutzwert am besten angepassten Pflanzen, zur Nachzucht herangezogen hat. Wenn ein Züchter sich dazu bewusst oder unbewusst verleiten lässt, die Produk- tion skraft über die Widerstandsfähigkeit zu setzen, dann wird eine derartige Sorte auch am Orte ihrer Entstehung anfällig sein, was jedoch nicht ausschliesst, dass an einem anderen Orte bei gänzlich veränderten Aussenbedingungen Immunität bei der gleichen Sorte eintreten kann. Eine starke Anfälligkeit gewisser Sorten, auch an den Orten ihrer Entstehung, wird häufig dann beob- achtet, wenn neu eingeschleppte Krankheiten oder Schädlinge in Wirkung treten. Unter diesem Gesichtspunkte verstehen wir die grosse Ausbreitung und Heftigkeit des Befalls der europäischen Reben durch Reblaus und Peronospora, die beide aus Amerika zu uns gekommen sind. V. Nachwirkungen, Dauerform- und Standortsbildungen, Variabilität und Mutation. Die Gestalt und Leistung einer Pflanze ist abhängig von ihren Erbanlagen und deren Reaktionen auf die gebotene Lebenslage. Es er- scheint aber notwendig, darauf hinzuweisen, dass die von der Umwelt einer Pflanze aufgedrückten Eigenschaften bei längerer Dauer gleich- bleibender Einflüsse auch bei deren Abänderung häufig noch eine Zeit- lang hervortreten, selbst wenn die nun andersartigen Aussenbedingungen im entgegengesetzten Sinne auf die Erbanlagen einwirken. Man könnte hier von einer Vererbung erworbener Eigenschaften sprechen, doch ist man sich noch darüber strittig, ob die Vererbungs- substanz durch den Standort verändert wird. Man fasst deshalb den 194 Molz: hier berührten Erscheinungskoraplex in dem Begriff der „Nach- wirkungen" zusammen. Der Einfluss des Standortes der ^lutterpflanzen auf die Nachkommen gehört im Getreidebau schork lange zu den geläufigen Erfahrungen. Haberlandt^) sagt bereits im Jahre 1889: „Es ist bekannt, dass eine an Niederschlägen reichere Gegend auch Weizen erntet, der verhältnismässig länger im Stroh ist, und dass dort, wo, wie im Südosten Europas, die heissen und trockenen Sommer fast plötzlich eintreten, die Weizenpflanze, die in ihrer späteren Ent- wicklung, dem Schossen, Blühen und Reifen ungewöhnlich besclileunigt wird, oft so kurz bleibt, dass sie kaum in Garben aufgebunden werden kann. Diese Eigentümlichkeit, längere oder kürzere Halme zu bilden, wird bis zu einem gewissen Grade auch dann sich geltend machen, wenn Weizenkörner unter veränderten Bedingungen zum Anbau gelangen. Doch ist diese Eigentümlichkeit, welche sich auf die Samen vererbt, unter veränderten Verhältnissen bald verwischt und abgeändert." Auch der in Mitteleuropa beliebte Saatgutbezug aus Schweden ist auf die Ausnutzung der kurzen Vegetationsdauer der aus diesem Samen erwachsenen Pflanzen zurückzuführen. Es seien hier auch die so oft angefeindeten Versuchsergebnisse Seh übelers ^) erwähnt, nach denen Sommerweizen deutscher Her- kunft durch Kultur in Christiania infolge der dort herrschenden Licht- verhältnisse in seiner Vegetationszeit wesentlich verkürzt wurde, und diese Eigenschaft bei der Rückverpflanzung nach Deutschland eine Zeit- lang bewahrte. Wohl hat Schübeier mit Phänotypen gearbeitet, doch dürfte bei Verwendung von Biotypen das Ergebnis kaum anders ausfallen. Bei dieser Gelegenheit sei hingewiesen auf die Versuche H a e - nickes,^) in denen, ausgehend von einer Zelle, bei Penicillimm glaucum, Aspergillus flavus und A. niger durch Einwirkung von Giften, erhöhter Temperatur, Änderung der Nährlösungskonzentration oder -Zu- sammensetzung Abänderungen erzielt wurden, die sich bei Kultur unter normalen Bedingungen verschieden lange Zeit, zum Teil gar nicht, zum Teil aber so lange, wie bisher beobachtet (30 — 40 Impfgenerationen), konstant halten Hessen. Von grosser Wichtigkeit erscheint hier auch ein Versuch F r u - wirths,^) der bei einer dreijährigen verschiedenen Behandlungsweise einer genealogischen Linie des böhmischen Wechselweizens durch Früh- 1) Landw. Zentralbl. f. Deutschland, Bd. 1, 1869, S. 171. 2) Die Kulturpflanzen Norwegens, Christiania 1862; ferner: Die Pflanzenwelt Norwegens, Christiania 1873. 3) Zeitschr. f. Bot. Jahrg. 8, 1916, S. 225. ^) Zeitschr. f. Pflanzenzüchtung, Bd. 1, 1914, S. 51. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 195 Jahrs- und Herbstanbau eine leichte Änderung bei Blüh- und Reife- eintritt wahrnehmen konnte. Hierher gehört auch die Beobachtung Mansholts/) nach welcher der aus Riga bezogene Leinsamen beim Anbau in Holland seine be- kannte grössere Widerstandsfähigkeit gegen tierische Schädlinge mehrere Jahre beibehält. Auch den uns von Fruwirth") mitgeteilten Fall, dass Tabak- sorten aus den Tropen nach Scafati verpflanzt, in den drei ersten Jahren des Nachbaues wenig widerstandsfähig waren, im vierten Jahre aber Widerstandsfähigkeit besassen, kann als eine Nachwirkung der früheren Standortsverhältnisse angesprochen werden, obwohl hier auch die Er- klärung nicht ohne weiteres abgewiesen werden kann, dass die ver- änderten Verhältnisse ungünstig die Konstitution der Tabakpflanzen beeinflusst haben, bis sich nach drei Jahren Anpassungsformen all- mählich gebildet oder nur noch den neuen Verhältnissen angepasste Linien erhalten haben. Noch stärker als bei Samenvermehrung treten derartige Einflüsse der Eiterpflanzen auf die Nach- kommen bei ungeschlechtlicher Vermehrung hervor. Auf dem Standort des Elters erworbene Konstitu- tionskrankheiten oder Anfälligkeit für gewisse Krankheitserreger werden in dieser Weise genau ebenso auf die Nachkommen übertragen wie die durch den Boden beeinflusste Anlage für Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit. Sehr deutlich geht das aus den Versuchen Störmers^) mit Kartoffeln hervor. Dieser hat von acht verschiedenen Anbaustellen der Deutschen Kartoffel-Kulturstation aus verschiedenen Gegenden Deutschlands dieselben 4 Sorten bezogen, nachdem diese mehrere Jahre dort angebaut waren Die Kartoffeln stammten also ur- sprünglich von einem Ort, wurden von da zum mehrjährigen Anbau an verschiedene Anbausteilen Deutschlands ausgegeben und dann zu ver- gleichendem Anbau wieder in Halle zusammengebracht. Hier zeigte es sich nun, dass die ursprünglich vollkommen einheitliche Sorte durch den mehrjährigen Anbau an verschiedenen Orten in ihrem Gesundheitszustand und im Ertrag sich je nach dem Anbauort verändert hatte. Doch traten die so erworbenen Eigenschaften beim zweiten Nachbau in Halle nicht mehr sehr deutlich hervor. H. C. Müller und ich"*) kamen bei der Nachprüfung dieser Versuche zu dem gleichen Ergebnis. Wir konnten feststellen, dass die 1) Deutsche Landw. Presse, Jahrg. 19, 1892, S. 49. 2) Handbuch d. landw. Pflanzenzüchtung, Bd. 1, 1914, S. 189. 3) A. a. 0. ■*) Versuche usw. a. a. 0. 196 M 0 1 z : durch den Standort der Eiterpflanzen den Saatkartoffeln auf- gedrückten Eigenschaften in bezug auf Wüchsigkeit, Widerstandsfähig- keit gegen Blattrollkrankheit und Fruchtbarkeit oft erstaunlich grosse Unterschiede aufweisen (vgl, Fig. 18), die unter Umständen weit be- deutender sind als zwischen den einzelnen Sorten. Wir kamen deshalb zu dem Schluss, dass der Ertrag einer Kartoffelsorte in ♦^.t<- Fig. 18. Nachwirkung des Standorts der Elterpflanzen bei Kartoffeln. Kraiitentwickelung der in der Ainenlinie von dem Anbauort Berlin stammenden Kartoffelsorte Böhms Erfolg aus den Zwischenherkunftsorten Erbesbüdesheim (links, 102) und Gröbzig (rechts, 103) beim vergleichenden Anbau in Halle. (Nach H. C. Müller und Molz.) vielen Fällen in erster Linie abhängig ist von den Standortsverhältnissen der Elterpflanzen. Wir haben weiterhin festgestellt, dass die Herkunftseigenschaften nicht nur bei Verwendung grosser oder kleiner Knollen hervortreten, sondern auch dann, wenn nur ganz flach, fast nur mit der Schale ab- geschnittene Kronenaugen als Saatgut benutzt wurden. Die Her- kunftseigenschaften sind also nicht an das Speie her- gewebegeknüpft. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 197 Zu vergleichenden Sortenanbauversuchen hat nach meiner Ansicht das Originalsaatgut bei Kartoffeln nur einen sehr bedingten Wert, da dieses neben den Sorteneigenschaften die in den meisten Fällen noch stärker hervortretenden, aber bald verschwindenden Herkunftseigen- schaften zur Erscheinung bringt. Das rasche Ausarten einer Kartoffelsorte ist in vielen Fällen auf das Verschwinden günstiger Her- kunftseigenschaften zurückzuführen. Wie oben dargelegt wurde, sind die Herkunftseigenschaften er- nährungsphysiologisch nicht zu erklären, wenn auch in manchen Fällen eine solche Ursachebeziehung sehr nahe liegend erscheint. Bei den wertvollen Untersuchungen Kiesslings^) über die Vererbung des Stickstoffgehaltes der Gerste wurden in der Mehrzahl der Fälle aus in- folge Modifikation stickstoffreichen Eltern in reinen Linien wieder Pflanzen mit einem höheren Stickstoffgehalt der Körner geerntet. Die Erklärung Kiesslings, dass hier eine Beeinflussung der Ernährung der Jungpflanzen anzunehmen ist, liegt in diesem Falle selir auf der Hand, doch kann man ihr im Hinblick auf unsere obenangefülirten Kartoffelversuche nicht ohne weiteres beipflichten. Die durch den Standort oder das Klima hervor- gerufenen Modifikationen sind, wie wir gesehen haben, b e i einjährigen Gewächsen im allgemeinen nur von kurzer Dauer. Sie verschwinden selbst bei vorausgegangener langjähriger Bewirkung grösstenteils schon nach den ersten Generationen des Nach- baues. Es wirft sich nun hier die Frage nach dem Verhalten aus- dauernder Gewächse auf, die durch die Versuche Englers in der forstwirtschaftlichen Versuchsstation in Zürich beantwortet wird, auf die der Amerikaner B e r e y ^) im Hinblick auf die in den Vereinigten Staaten beim Ajibau von Pinus silvestris beobachteten Misserfolge be- deutsam hinweist. E n g 1 e r hat Tannensamen aus Gegenden mit ver- schieden mittlerer Jahrestemperatur unter Berücksichtigung des Höhen- und Breitengrades von Zürich bis zum nördlichen Schweden gesammelt und in Zürich angebaut. Nun kann man 8 Jahre nach Beginn dieses Versuches eine regelmässige stufenförmige Vegetation in den Versuchs- parzellen beobachten, wobei die Wachstumshöhe der Durchsclinitts- temperatur des Herkunftsortes direkt proportional ist. Bei den Pflanzen, die aus einem warmen Gebiet stammen, beginnt die Wachs- tumsperiode jedes Jahr zeitiger im Frühjahr. Sie ist infolgedessen 1) Zeitschr. f. Pflanzenzüchtung, Bd. .3, 1915, S. 81. 2) The Journ. of Heredity, Bd. 5, 1914, S. 431. 198 Molz: länger, und die Pflanzen entwickeln sich deshalb schneller und mit ge- streckterem Wuchs. Diese Tatsache ist in der Forstwirtschaft von hoher Bedeutung und wird mit Recht von B e r e y in den Vordergrund gedrängt, da Wald- bäume aus Samen, der von Gebieten stammt, die eine höhere Durch- schnittstemperatur haben als der Anbauort, den ursprünglichen auf- strebenden Wuchs bewahren und infolge der längeren und vereinzelten Äste stark unter Schneedruck zu leiden haben. Der Samen muss in diesem Falle also aus solchen Gegenden bezogen werden, die gleiche klimatische Verhältnisse mit dem Anbauort aufweisen. Wenn wir die von Engler gewonnenen Ergebnisse, nach denen noch im achten Jahre nach der Aussaat die jungen Bäume den durch den Standort der Mutterpflanzen bedingten Wachstumsmodus zeigen, ver- gleichen mit den oben erwähnten Beobachtungen von Haberlandt und den Versuchsergebnissen von Störmer, Müller und mir, so besteht hier wohl kein prinzipieller Unterschied, aber wir stossen auf die auffallende Tatsache, dass der dem Samenkorn durch einen langjährigen Standort des Elters vorgeschrie- bene Entwicklungsmodus während der ganzen Lebens- dauer der Tochterpflanze beibehalten wird, einerlei, ob diese ein- oder mehrjährig ist. Unter diesem Gesichtspunkt verstehen wir ohne weiteres auch die Beobachtungen Cieslars,^) dass Samen von Fichten und Lärchen, deren Standort sich auf Bergen der Alpen befindet, in der Ebene Bäume erzeugt, die durch langsamen Wuchs und geringe Zuwachsgrösse ge- kennzeichnet sind. Die noch durch weitere Versuche zu festigende Erkenntnis, dass auch bei ausdauernden Gewächsen der Herkunftsort des Samens die Eigenschaften der aus ihm entstehenden Pflanzen während ihrer ganzen Lebensdauer in hohem Grade mitbeeinflusst, ist von sehr weittragender Bedeutung. Wenn schon die Einträglichkeit des Kartoffelbaues in erster Linie abhängig ist von dem Anbauort der Elterpflanzen des Saatgutes, wie viel mehr wird voraussichtlich dieser Faktor ent- scheidenden Einfluss haben auf die Widerstands- fähigkeit und die Erträge unserer Weinreben und Obstbäume, bei denen neben der ungeschlechtlichen Vermehrung der langjährige Stand an ein und der- selben Stelle die Nachwirkungen des Standortes in hohem Grade fördert. Die Widerstandsfähigkeit einer Eebsorte wird, ebenso wde die der Kartoffel, ohne Zweifel durch den Herkunftsort des Stecklings sehr ^) Zentralbl. f. d. gesamte Forstwesen, 1895. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 199 massgeblich beeinflusst. Sehr bemerkenswert ist in dieser Richtung die Beobachtung von Dewitz/) nach der bei den Sorten Aramon X Rup. 1 Ganzin und Aramon X Rip. 143 die Widerstandskraft gegen Reblaus (Phylloxera vastatrix) verschieden war, je nachdem diese Sorten aus Sachsen oder von Obernhof bezogen worden waren. Leider fehlen im Weinbau weitere einschlägige Versuche, doch spricht eine alte Erfahrung über Pflanzgutwechsel für die grosse Be- deutung des Einflusses des Herkunftsortes. Der Weinbauer weiss, dass Rebholz, aus schwachtriebigen Berglagen ins Tal verpflanzt, auch dort, trotz üppigen Bodens, bis zu einem gewissen Grade die Schwachtriebig- keit der Mutterstöcke dauernd beibehält, was der Fruchtbarkeit förder- lich ist. Umgekehrt pflanzt man in den Berglagen gern Setzholz, das aus Talweinbergen gewonnen ist. Auch im Zuckerrohrbau, woselbst die Stecklingsvermehrung gleich- falls allgemein üblich ist, hat es sich nach Angaben von Fellinga-) gezeigt, dass die Verwendung von aus dem Gebirge stammenden Setz- lingen gewinnbringender ist als die Benutzung von solchen aus der Ebene. Bei den Pflanzungen in der Ebene steigert sich die Anfälligkeit für die Serelikrankheit von Jahr zu Jahr. Wenn man aber Stecklinge von gesunden Pflanzen aus der Ebene ins Gebirge verpflanzt, so erhält man von diesen nun Setzlinge, die auch in der Ebene eine grössere Widerstandsfähigkeit gegen die genannte Krankheit besitzen und des- halb meist gesund bleiben. Es ist im Interesse einer fortsclirittlichen Entwicklung unseres schwer darniederliegenden Weinbaues dringlich notwendig, dass Ver- suche in der oben von mir gekennzeichneten Richtung angestellt werden. Nach den Ergebnissen bei anderen Kulturen ist anzunehmen, dass diese zu sehr wertvollen Resultaten führen werden. Sehr walirscheinlich wird auch im Weinbau der Herkunftsort des Setzholzes ausschlaggebend sein für Gesundheit und Ertrag einer Neuanlage während der ganzen Dauer ihres Bestandes. Einige Beobachtungen, die ich in meinen eigenen Weinbergen bezüglich des Ertrages machte, sprechen in diesem Sinne. Der Weinbauer muss im Einzelfalle darüber belehrt sein, aus welchem Boden er sein Setzholz zu nehmen hat, wenn er einen Weinberg im Sand- oder Tonboden, im Schiefer- oder im I/ehmboden, im Mergel- oder Humusboden anlegt. Auch die klimatischen Einflüsse des Herkunft- ortes des Setzholzes und die Höhenlage des Standortes der Mutterstöcke sind bei solchen Versuchen sehr sorgfältig zu berücksichtigen. Es hat den Anschein, als ob die Widerstandsfähigkeit und Frucht- barkeit verschiedener Pflanzen durch Pflanzgut gefördert werde, dessen 1) A. a. 0. S. 255. 2) Archief voor de Suikerindustrie in Niederlandsch-Indie, Jahrg. 23, 1915, S. 71. 200 Molz: Mütter unter dem Einfluss von dem neuen Anbauort gegensätzlichen Bodenverhältnissen gestanden haben. So wird von Wania^) geraten, das Kartoffelsaatgut aus armem Boden zu gewinnen und Störmer^) empfiehlt zur Gesundung der Kartoffeln die „Sandpassage", d. h. die Gewinnung des Saatgutes von Stauden, die man in armem Sandboden angepflanzt hat. Auf der anderen Seite hat S c h n e i d e w i n d ") wiederum mit Saatkartoffeln vom Moorboden auf dem Sandboden von Gross-Lübars gute Erfahrungen gemacht. Babo"*) macht bereits im Jalire 1844 gelegentlich der Besprechung der verschiedenen Riesling- Untersorten, deren Entstehung ich auf Bodenverhältnisse zurückführe, den Vorschlag, den schwachtriebigen und frühreifenden gelben Riesling auf den besten Böden und die verhältnismässig geringste Lage, die später reifenden und stärker treibenden Spielarten aber auf die schlechten und trockenen Böden in den heissesten Lagen zu pflanzen. Es besteht eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass nicht nur der Boden solche Nachwirkungen hervorzubringen vermag, sondern dass auch Düngemittel bei lang dauernder Anwendung, wie überhaupt die verschiedensten Arten der ökologischen Beeinflussung der Pflanze, in gleichem Sinne wirken. Den praktischen Landwirt, den Wein- oder Obst- bauer darf man natürlich nicht vor schwierige Fragen stellen. Ihm bleiben zu deren Lösung bei der stets drängenden Ausführung der Arbeiten keine Zeit. Die Erfahrung zeigt uns täglich, dass in der grossen landwirtschaftlichen Praxis nur einfache Regeln, die in ihrer Anwendung sich leicht in den Wirtschafts- betrieb einpassen lassen, Aussichten haben, all- gemein befolgt zu werden. Wenn der Landwirt weiss, dass er durch Bezug seines Kartoffel- saatgutes für seinen fruchtbaren Boden aus einem Sandbezirk oder aus einem Sandacker seiner eigenen Wirtschaft die Gesundheit und den Er- trag seiner Kartoffelpläne erheblich steigern kann, oder wenn der im Sandboden wirtschaftende Kartoffelbauer die Erkenntnis sich zu eigen gemacht hat, dass er durch den Bezug seines Kartoffelsaatgutes aus einem Moorboden bedeutend höhere Erträge erzielt, so sind das Regeln, die grossen praktischen Wert besitzen, falls sie, was Versuche noch er- weisen müssen, eine allgemeine Gültigkeit haben. Auch im Weinbau und anderen Kulturarten würden solche Regeln, falls sie sich stützten auf einwandfreie Versuchsergebnisse, ohne Zweifel gern befolgt werden 1) Wiener Landw. Ztg. 1894, S. 97. 2) A. a. 0. 3) Landw. Wochenschr. f. d. Prov. Sachsen Jahrg. 18, 1916, S. 142. '^) Der Weinstock u. seine Varietäten. Frankfurt a. M. 1844. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 201 und würden die Erträge unserer Kulturen oline weitere Produktions- kosten wesentlich steigern. Da der Standort auf eine Rebe während der ganzen Dauer ihres oft 100 Jahre währenden Lebens immer gleichbleibend einwirkt, so darf man, zumal bei der konservativen Vererbung der ungeschlechtlichen Vermehrimg, annehmen, dass der Sortencharakter der Reben in den ver- schiedenen Weingegenden grosse Unterschiede aufweist. In der Tat ist dem so. Sehr zahlreiche Beispiele lassen sich dafür anführen. Der Riesling des Rheingaues ist ein anderer als der der Mosel. Beide sind unzweifelhaft einer Abstammung. Der Rheinriesling stockt auf schwach- triebigen Böden, er zeigt deshalb schwaches Wachstum, und die Beeren sind klein. Der Moselriesling ist gemäss dem starktriebigen Boden der Moselberge von üppigem Wüchse, grossbeerig und liefert hohe Mengen- erträge, die übrigens bei geeigneter Lage auch in bezug auf ihre Güte sehr schätzenswert sind. Diese Eigenschaften treten auch unter ver- änderten Verhältnissen hervor. Die physiologischen Unterschiede sind hier wohl allein hervorgerufen durch lange Zeit wirkende Standorts- verhältnisse. Es sind Nachwirkungen, die infolge ihrer Festigung durch eine oft vielhundertjährige Bewirkung und der konservativen Vererbung bei ungeschlechtlicher Vermehrung als nahezu konstant gelten können. Einen älinlichen Fall finden wir bei der Rebsorte Sylvaner. Diese zeitigt in sonnigen Lagen kleine, gelbliche Beeren. Auch hier hat man in dem gelben Sylvaner eine Untersorte, die als erbliche Standorts- bildung anzusehen ist. Die Spitzblättrigkeit der Rebsorte Elbling ist ein Zeichen un- günstiger Ernährungsverhältnisse, denn man kann diese Erscheinung da, wo die genannte Ursache wirksam ist, durch Gipsen und Kalken des Bodens beseitigen. Stecklingsstöcke von spitzblättrigen Mutterpflanzen behalten nach Erfahrungen in der Praxis diese Eigenschaft aber kon- stant. Unter gewissen, noch nicht näher bekannten Bedingungen ent- stehen in den Weinbergen krankhafte Stöcke, die sich durch eine starke Vergabelung der Triebe kennzeichnen. Nach Rathay,^) der diese Krankheit in Niederösterreich genauer studiert hat, erscheinen solche Stöcke meist in grösserer Zahl nebeneinander, was die Vermutung nahe- legt, dass diese Erscheinung durch äussere Einflüsse ausgelöst wird. Die „Gablerkrankheit" kann bei den befallenen Stöcken wieder ver- schwinden, es ist also keine Mutation im Sinne von de Vries, aber die von kranken Stöcken genommenen Stecklinge behalten unter ge- wöhnlichen Umständen den missgebildeten Habitus. Erst ganz neuer- ^) tJber die in Niederösterreich als „Gabler" oder „Zwiewipfler" bekannten Eeben, 1883. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 14 202 Molz: dings gelang es Pant aiielli/) die von „Krautern'' abstammenden Stecklingsreben in sehr wüchsigem, jungfräulichem Boden nach 3 Jahren wieder zur Gesundung zu bringen. Älinhch liegen che Verhältnisse bei der Chlorose der Reben. Hier dürfen wir mit einiger Berechtigung für das vereinzelte Auftreten von chlorotischen Stöcken ohne irgendwie erkennbaren Grund mitten zwischen gesunden die nachwirkende Übertragung gewisser durch chlo- rotische Elterpflanzen erworbener innerer Bedingungen auf die Nach- kömmlinge ursäclilich begründend heranziehen. Von der durch Bodenverhältnisse hervorgerufenen Glilorose ist natürlich diejenige zu trennen, die ansteckenden Charakter trägt, so die ansteckende Chlorose der Malvaceen, die von B a u r -) genauer unter- sucht wurde, oder die ebenfalls ansteckende Chlorose bei Citrus, die nach Ansicht von T r a b u t ^) ihre Entstehung sehr wahrscheinlich einem Mikroorganismus verdankt. Diese Chlorosen werden durch Pfropfen auch auf die Unterlage übertragen, woraus ihre gegenüber der Reben- chlorose andere Artung deutlich erhellt. Hier ist nicht von einer Nach- wirkung in unserem Sinne zu reden, sondern es liegt ein einfacher Fall von Ansteckung vor. Die in alten Weinlagen hervortretende Rebenmüdigkeit darf man nach den gegebenen Voraussetzungen ohne Zweifel auch zum Teil auf Reclmung von durch Nachwirkungen entartetem Setzholz aus schwach- triebigen Weinbergen setzen. Der hieraus entspringende Effekt kommt in schwachem Wuchs als Folge einer schlechten Ausnützung der Boden- nährstoffe, in vermindertem Ertrag und nicht zum wenigsten in einer grösseren Geneigtheit zu Krankheiten aller Art zum Ausdruck. Die Auffassung von Goethe*) und Oberlin,'') dass die Ent- artung der Reben eine direkte Folge des durch die ungeschlechtliche Vermehrung herbeigeführten allzu hohen Alters sei, ist, wie ich®) dies bereits in einer früheren Arbeit dargelegt habe, nach dem heutigen Stand der Wissenschaft abzulehnen. Bei der ungeschlechtlichen Vermehrung ist die Nachwirkung häufig derartig gross, dass in vielen Fällen der jeweilige Entwicklungszu stand eines Sprosses treu bewahrt bleibt. M Le Stazioni sperimentali italiane, Bd. 49, 1916, S. 249. 2) Sitzungsber. d. Kgl. Preuss. Ak. d. Wiss. 1906. 3) Compt. rend. d. l'Ac. d. Sc. Bd. 156, 1913, S. 24.3. 4) Ampelogr. Ber. Bd. 2, 1881, Nr. 5. 5) Die Degeneration der Reben, ihre Ursachen und ihre Wirkungen. Colmar 1881. 6) Fühlings Landw. Ztg. Jahrg. 53, 1904. S. 567. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 203 Über einen interessanten Fall dieser Art aus der weinbaulichen Praxis berichtet uns Czeh: ^) „Als ich die Verwaltung in Rüdesheim übernahm, fand ich einen Weinberg, der stets ausserordentlich üppig im Wachsen war, aber höchst selten Trauben trug. Nach vielen Nach- forschungen bekam ich von einem alten Beamten die Mitteilung, dass die Bepflanzung des Weinbergs mit Rebholz, aus zu jungem Rebenbestand herrührend, ausgeführt wurde, und die Rebstöcke in der Folge sich zum grössten Teil sehr wüchsig, aber unfruchtbar erwiesen haben. Es blieb mir nichts anderes übrig, als diesen Weinberg neu zu bepflanzen." Gleich ungünstige Erfahrungen macht man hinsichtlich der Frucht- barkeit, falls man Setzholz aus alten Weinbergen gewinnt. Wenn in diesem Falle auch noch die von D e r n -) erwähnte, längere Lebensdauer der starktriebigen unfruchtbaren Stöcke, die in alten Weinbergen also überwiegen, gewichtig mitsprechen wird, so dürfen wir doch annehmen, dass auch hier eine indirekte Übertragung der infolge des Alters- zustandes der Stöcke bedingten Stoffwechselerschwerung statthat, zumal man bei den ebenfalls ungeschlechtlich vermehrten Erdbeeren ähnliche Beobachtungen gemacht hat. Nach einer Mitteilung von Zacharias'^) wirkt nach Möschke die Entnahme der Ausläuferpflanzen von alten erschöpften Beständen sehr nachteilig, und B e r n e r ,,f iel es in seinen Neuanlagen auf, dass die Pflanzen, welche aus einjähriger Anlage entnommen wurden, nur zwei Prozent Nichtblüher hatten, die anderen dagegen, welche aus älterer Anlage stammten, hatten 18 Prozent". Ebenso hat nach Zacharias schon Miller mitgeteilt, dass die Ausläuferpflanzen von alten Stöcken unfruchtbar sind. Für den Tatbestand der „Dauerformbildung" (induzierte Modifikation) bei ungeschlechtlicher Vermehrung bieten uns auch einige gärtnerisch kultivierte Gewächse scharf ausgeprägte Beispiele. Nehmen wir von den Keimsprossen des amerikanischen Lebensbaumes (Thuja occidentalis) einen Steckling zur Vermehrung, so bleibt diese Jugendform mit ihren charakteristischen Assimilationssprossen er- halten, und der Steckling ist nicht imstande, die Altersform zu bilden und zu fruchten. Dasselbe beobachteten wir bei Chamaeciparis pisifera, deren .Jugendform man deswegen eine Zeitlang sogar für eine besondere Varietät hielt, die unter dem Namen Chamaeciparis squarrosa be- kannt war. Einen interessanten, hierher gehörigen Fall berichtet uns auch H 0 f f m a n n.^) Ein Zweig aus der Blütenregion einer Efeupflanze 1) Beiträge f. Pflanzenzucht H. 4, 1914, S. 53. 2) Mitteilungen d. deutsch. Weinbau-Ver. Jahrg. 7, 1912, S. 383. 3) Jahresber. d. Vereinig, f. angew. Bot. Jahrg. 4, 1906, S. 51. 4) Bot. Ztg. Jahrg. 42, 1884, S. 214. 14* 204 Molz: wurde zur Vermehrung benutzt, und es entstand so eine Pflanze, welche die für die Blütenregion charakteristischen ungelappten Blätter trug und schon als ganz junge Pflanze blühte, während dies sonst erst im späteren Alter erfolgt. So wie bei Reben in vielen Fällen die Unfruchtbarkeit und mangel- hafte Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten in den genannten Ver- erbungserscheinungen ursächlich zu begründen sind, genau ebenso liegen die Verhältnisse im Obstbau. Auch da ist oline Zweifel die Unfrucht- barkeit oder die Geneigtheit vieler Obstbäume zu gewissen Krankheiten auf die gleiche Ursächlichkeit zurückzuführen, wofür die schon vor über 100 Jaliren ausgeführten Versuche Knights^) hier als Beispiel heran- gezogen werden können. Dieser nahm Reiser von fünfjälirigen Säm- lingen und pfropfte sie auf ganz alte Bäume, wobei es sich zeigte, dass die aufgesetzten Reiser sehr kräftig trieben, aber keine Blüten ent- wickelten. Sodann nahm er Reiser von den Enden der fruchttragenden Zweige eines alten, unveredelten Birnbaumes und mit Dornen besetzte Wurzelsprosse eines älteren Baumes und pfropfte beide Formen auf gleichartige Unterlagen. Auch hier hatte er gleichen Erfolg. Die Triebe der ersten Reiser bildeten keine Dornen, wohl aber schon im zweiten Jahre Früchte, die der anderen jedoch bedeckten sich mit Dornen und zeigten keine Blüten. Im Hinblick auf dieses Resultat besteht eine gewisse Walirschein- lichkeit, dass es auch bei Reben nicht einerlei ist, ob wir einen nach seiner Stellung auf der Mutterrebe fruchtbaren Trieb, eine sog. zahme Rebe, oder einen unfruchtbaren Trieb, eine sog. wilde Rebe, zur Ver- mehrung verwenden. Auf die Bedeutung dieses Momentes für den Wein- bau habe ich-) bereits im Jahre 1904 hingewiesen. Versuche in dieser Richtung erscheinen sehr angebracht. Ob alle Augen eines Stecklings dieselbe Vererbungskraft besitzen, erscheint sehr fraglich. Z e 1 i n k a ^) hat bei Hopfen festgestellt, dass die von den oberen Teilen der vorjälirigen Triebe gewonnenen Setzlinge die guten Eigenschaften der durch Auslese gewonnenen Mutterpflanzen nicht vererbten. Die vorstehenden Ausführungen über Nachwirkungen sollen nicht verlassen werden, ohne die gewonnene Erkenntnis nochmals kurz zu- sammenzufassen. Mag auch die Vererbungssubstanz durch äussere Einwirkungen unberührt bleiben, fest steht auf jeden Fall die Tatsache, dass dieNachkommen von Pflanzen, 1) Observations on the Grafting of trees. Philos. Transactions, 1795. 2) Fühlings Landw. Ztg. a. a. 0. 3) Wiener Landw. Ztg. 1896, S. 598. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 205 die unter bestimmten, länger anhaltenden äusseren Bedingungen gewisse Eigenschaften zur Erscheinung gebracht haben, die ihnenvondenElterpflanzenüber- kommenen Eigenschaften ohne Rücksicht auf die Aussenbedingungen eine Zeitlang bewahren. Wenn die Nachwirkungen meist schon in der zweiten Tochter- generation wieder auszuklingen beginnen, so ist das darauf zurück- zuführen, dass entweder die Dauer ihrer Entstehung nur kurz war, oder dass Fremdbefruchtung rasch neue Kombinationen geschaffen hat. Bei sehr lang anhaltenden Einwirkungen sind aych die Nach- wirkungen von grosser Dauer. Dafür bieten die Serpentinformen Asplenium viride (var. adultermum) und Äsplenium adiantum nigrum (var. serpentini) ein vortreffliches Beispiel. Diese unterscheiden sich von den typischen Arten sehr wesentlich durch morphologische Cha- raktere. Wenn man diese Serpentinformen mittels Samens auf anderem Boden anbaut, so erhält man die gleichen Formen wieder. Doch gelang es Sadebeck,^) sie nach 6 Generationen in die typischen Formen über- zuführen. Wie wir gesehen haben, zeigen Eigenschaften, die a 1 s Standortsbildungen (Modifikationen) entstanden sind, bei langer Dauer der bewirkenden Ursachen läng- anhaltende Nachwirkungen, die bei ungeschlecht- licher Vermehrung wegen der sich in der gleichen Rich- tung bewegenden konservativen Vererbungskraft so gross sind, dass sie, besonders bei mehrjährigen Ge- wächsen, züchterisch bis zu einem gewissen Grade be- achtet werden müssen. Die verschiedenen, bei Stecklingsvermehrung vererbbaren Unter- schiede bei Reben der gleichen Sorte sind wohl grösstenteils als Nach- wirkungen von Standortsverhältnissen anzusehen. Daneben werden allerdings auch Mutationen vorkommen, die weit höher einzuwerfen sind, doch wird man diese von den erblichen Nachwirkungen bei ungeschlecht- licher Vermehrung kaum unterscheiden können. Die Beobachtung, dass der länger anhaltende Ein- fluss von Standortsverhältnissen auch bei deren Ver- änderung wenigstens die folgende Generation nach- wirkend beeinflusst, einerlei ob diese ein- oder mehr- jährig ist, verdient sehr beachtet und weiter verfolgt zu werden. Aus dieser biologischen Regel wird man eine wertvolle Handhabe für die Erhöhung der Wider- 1) Sitz-Ber. d. Ges. f. Bot. Hamburg, III, 1889. 206 Molz: Standsfähigkeit und Fruchtbarkeit unserer Kultur- pflanzen gewinnen können. Der Pflanzenzüchter darf sich allerdings durch solche Standortseigenschaften nicht täuschen lassen, denn sie besitzen nur da einigen züchterischen Wert, wo sie durch sehr lang anhaltende Einwirkungen ge- festigt sind, und diese Festigung bei ungeschlecht- licher Vermehrung wenig erschüttert wird. Einwirkungen, die nur wenige Jahre gedauert haben, werden meist nach der ersten Generation unter veränderten Verhältnissen wieder verschwinden. Bei mehrjährigen ^Gewächsen muss allerdings damit gerechnet werden, dass der durch das Samenkorn festgelegte Entwicklungsmodus während der ganzen Dauer ihres Lebens beibehalten wird. Doch auch noch von einem anderen Gesichtspunkt aus können Standortsbildungen, wie bereits früher erwähnt, zur Auslese heran- gezogen werden. Wenn der Immunitätszüchter sein Hauptaugenmerk auch auf solche Pflanzen richten wird, die unter allen in unseren land- wirtschaftlichen Betrieben obwaltenden Wachstumsbedingungen Wider- standsfähigkeit zeigen, so haben bei der Auslese doch auch jene In- dividuen und Formenkreise einen nicht zu unterschätzenden Wert, die Erbanlagen besitzen, deren Erscheinungsformen durch leicht durchfülir- bare Kulturmassnahmen sich so beherrschen lassen, dass daraus Wider- standsfähigkeit hervorgeht. In welcher Weise der Züchter bei der Nachkommenbeurteilung den wertverschleiernden Einfluss des früheren Standortes auszuschalten hat, darauf werden wir später noch zurückkommen. Als weitere Ursachen der Abänderung der Pflanzen sind neben den in diesem und dem vorhergehenden Abschnitt besprochenen Modi- fikationen die Variabilität nach Bastardierung und die Mutation zu nennen. Unter Variabilität nach Bastardierung versteht man die Spaltung und Vermischung der Erbeinheiten bei jeder Fremd- befruchtung. Mutation ist die Entstehung neuartiger Reaktionsformen eines Lebewesens auf die Aussenbedingungen aus meist unbekannten Ursachen. Diese drei Entstehungsarten von Eigenschaften — Modifikation, Variabilität nach Bastardierung, Mutation — brauchen sich in ihrem Ausdruck in keiner Weise zu unterscheiden. Über die Natur der Variation entscheidet nur der Vererbungsversuch. Bei ungeschlechtlich fortgepflanzten Gewächsen fällt die eben- genannte Variabilität weg. Hier beruht der Unterschied der Individuen über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 207 in erster Linie auf dem Hervortreten von Modifikationen, die hier bei genügend langer Dauer der Einwirkung infolge der konservativen Ver- erbungskraft bei Stecklingsvermehrung bis zu einem gewissen Grade erblich gefestigt erscheinen. Dass durch die Variabilität nach Bastardierung bei Massenkultur von der Fremdbefruchtung unterliegenden Pflanzen häufiger Formen entstehen, die für den Immunitätszüchter wertvoll sind, ist ein- leuchtend, sobald überhaupt nur die Möglichkeit einer günstigen Ver- kettung gegeben ist. Die so entstandenen Eigenschaften sind erblich nach den Mendel- gesetzen. Über die Entstehung der Mutationen ist man noch im Unklaren, obwohl auch da die letzte Zeit uns manche Aufhellung gebracht hat. Für den Züchter sind sie besonders wertvoll, da sie sofort in ganzem Umfange erbfest sind. Bis jetzt kennt man Mutationen nur bei Form- eigenschaften. Sie treten aber ohne Zweifel auch bei Leistungseigen- schaften auf. Man beobachtet Mutationen sowohl bei Samen- als auch bei Stecklingsvermehrung. VI. Auslese. Indem wir nun übergehen zu den verschiedenen Arten der Aus- lese und den hierbei zu beachtenden Gesichtspunkten, wollen wir ein- leitend die Wirkung der natürlichen Auslese zur Erzielung wider- standsfähiger Sorten einer kurzen Betrachtung unterziehen. Das Prinzip der Auslese des Passendsten beherrscht die ganze organische Welt. In der Vernichtung des Minderwertigen und der Erhaltung des Zweckvolleren liegt auch das Geheimnis der weiten Verbreitung der Immunität bei den Wildrassen. Die Wirkung der natürlichen Auslese sei an einigen Beispielen erläutert. Die Malvenkrankheit, verursacht durch Puccinia malvacearum, hat sich vom Jahre 1869 ab vom südwestlichen Frankreich aus innerhalb weniger Jahre über ganz Deutschland verbreitet und führte zu einem fast gänzlichen Aussterben fast aller unserer heimischen Malven. Allmählich trat diese Krankheit jedoch weniger verheerend auf, und es begannen die Malven sich in unseren Gärten wieder einzubürgern. Diese Tat- sache ist vorwiegend auf den Umstand zurückzuführen, dass beim Herrschen der Krankheit nur solche Individuen übrig blieben, die wenig oder nur in geringem Grade durch den Pilz geschädigt wurden. Die jetzigen Malven sind die Nachkommen dieser widerstandsfähigen In- dividuen. Ein geläufigeres Beispiel der natürlichen Auslese bietet uns die durch Phytophthora infestans verursachte Kartoffelkrankheit, die in den 208 Molz: 40 er Jaliren des vorigen Jahrhunderts vorherrschend unsere Kartoffel- sorten gelichtet hat. Die Wirkung dieser melirere Jalire anlialtenden Epidemie, bei der allerdings auch noch andere Krankheitserreger mit- gewirkt haben, war derartig gewaltig, dass in einigen Ländern, z. B. in Irland, Hungersnot ausbrach. Aber auch hier war das Endergebnis das gleiche wie bei den Malven : ein Überdauern der wider- standsfähigsten Sorten und ein vorwiegend dadurch bedingtes allmähliches Abflauen der Heftigkeit in dem Auftreten der Krankheit. Bei der Überwindung der Kartoffelkrankheit wird allerdings unbewusste Veredelungszüchtung noch mitwirkend gewesen sein. Der Weingutsbesitzer H a a s s M hat bereits im Jahre 1875 auf dem internationalen Weinbaukongress in Colmar hinweisend auf die Ansicht Rileys, dass die Widerstandsfähigkeit der amerikanischen Reben gegen die Reblaus (Phylloxera vastatrix) ein Produkt der natür- lichen Zuchtwahl sei, den Fall als denkbar hingestellt, ,,dass bei einer allgemeinen europäischen Reblaussündflut eine oder die andere unserer Sorten der allgemeinen Verwüstung entginge und nach Jalirtausenden in älinlicher Weise wie heute die amerikanischen Pflanzen gekräftigt aus dem Kampfe hervorginge". Eine solche Sorte, glaubt er, sei viel- leicht unser Traminer, der nach Plane hons Beobachtungen in Amerika von den europäischen Reben relativ am widerstands- fähigsten ist. Heute wissen wir, dass keine der europäischen Rebsorten der Reblaus widersteht, doch habe ich-) schon im Jahre 1905 auf Grund von Erfahrungen, die ich in den österreichischen Reblausgebieten machen konnte, darauf hingewiesen, dass die Individualauslese hier offenbar weit aussichtsvoller als die Sortenauslese ist. die man seither allein berücksichtigt hat. Auch die Natur arbeitet mit In- dividualauslese. Es liegt kein zwingender Grund vor, anzunehmen, dass die natür- liche Immunität nur dadurch zustande komme, dass sich die gerade vorhandenen widerstandsfähigen Individuen erhalten, während die weniger widerstandsfähigen alle zugrunde gehen. Es besteht vielmehr eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Widerstandsfähigkeit auch von einem Pflanzenindividuum allmählich erworben werden kann. Eine solche Fähigkeit könnte, besonders bei Stecklingsvermehrung, auf die Nachkommen übergehen und gesteigert in Erscheinung treten. Beim tierischen Organismus ist es eine neuerdings sehr in den Vordergrund gerückte Erscheinung, dass nach einer überstandenen 1) Annalen d. önologie, Bd. 6, 1877. 2) Deutsch. Landw. Presse, Jahrg. 32, 1905, S. 144. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 209 Krankheit Immunität durch Bildung von Gegengiften erworben und dann durch deren Übertragung auf die Kinder auch vererbt wird, so dass letztere sofort immun sind. Allerdings werden hierdurch die Erb- anlagen nicht berülirt, denn die erbliche Übertragung der Immunität auf die Kinder erfolgt nur von der Mutter aus und ist ein rem physio- logischer Vorgang. Die auf diesem Wege erlangte Widerstandsfähigkeit ist keine konstante Eigenschaft, doch wird die Fähigkeit ihrer Elnt- stehung vererbt. Bei der Allgemeingültigkeit der Naturgesetze ist zu erwarten, dass sich auch bei pflanzlichen Lebewesen ähnliche Vorgänge abspielen. Es ist aber notwendig, dafür die Beweise noch zu erbringen. Doch sprechen bereits einige Beobachtungen in dem angedeuteten Sinne. StahP) hat bei den dem Pflanzenreich angehörigen Plasmodien die allmähliche Gewöhnung an eine 1 — 2 ^Iq ige Traubenzuckerlösung genau beobachtet. Brachte er die Plasmodien unmittelbar in eine solche Zuckerlösung, so starben sie entweder ab oder sie entfernten sich aus der Flüssigkeit. Anfangs vermieden sie sogar V4 — V2 ^lo i&6 Lösungen, die unter Umständen sogar schon tödlich wirken können. Doch all- mählich wurde die Gewöhnung selbst an 2 °/f, ige Zuckerlösung erreicht. Wenn also eine allmähliche Gewöhnung der Pflanzen an die Schädigimgen der Krankheitserreger bis zu einem gewissen Grade mög- lich erscheint, so wird diese Fähigkeit doch nur wieder einigen In- dividuen gegeben sein, während die anderen in der freien Natur unter- gehen. Bei unsern Kulturpflanzen ist die Wirkung der natürlichen Auslese sehr abgeschwächt, denn die meisten Kulturmassnahmen laufen darauf hinaus, jeder Einzelpflanze günstige Lebensbedingungen zu gewähren. Besonders die jetzt allgemein eingeführte Drill- und Dibbelsaat, überhaupt die ganze Hoclikultur, vermindern beträchtlich den natürlichen Kampf ums Dasein, was der Erreichung natür- licher Widerstandsfähigkeit gegen Krankheitserre- ger hinderlich ist. In früheren Zeiten waren die Lebensbedingungen des Individuums unserer Kulturpflanzen weniger günstig. Es darf uns deshalb nicht wundern, dass wir in den alten Kulturrassen oft einen hohen Grad der Widerstandsfähigkeit gegen krankmachende Einflüsse, die genügend lange Zeit als natürlicher Auslesefaktor wirksam waren, finden. 1) A. a. 0. 210 ^lolz: Die Bestrebungen Baurs^) und v. Ts chermaks^) für die Erhaltung unserer alten Landsorten besitzen deshalb eine geradezu grundlegende Bedeutung und sind fraglos mit allen Mitteln zu unterstützen, denn diese alten Rassen sind als ein sehr wichtiges Material für die Züchtung auf Wider- standsfähigkeit anzusehen. Man sollte diese Landrassen aber nicht an einem Zentralanbauort vereinen, sondern nach dem Vorschlage Tschermaks für ihre Erhaltung in ihrem Auffindungsbezirke Sorge tragen. Es wird uns auf der anderen Seite nicht überraschen, wenn die wilden Rassen unserer europäischen Weinrebe, wie sie noch jetzt auf den Donauauen vorkommen, gegen Reblaus, Peronospora und Oidiiim empfänglich sind, denn diese Wildformen standen noch nicht unter dem auslesenden Einfluss der genannten aus Amerika erst im vorigen Jahr- hundert bei uns eingeschleppten Schädlinge. Diese Reben sind also für den Immunitätszüchter, soweit die obigen Schadenerreger in Betracht kommen, wertlos. Hier müssen wir in das Stammland dieser neuen Schädlinge zurückgreifen, was ja auch geschehen ist. Zu den Kulturmassnahmen, die die Wirkung der natürlichen Aus- lese herabmindern, müssen wir auch die direkte Bekämpfung der Krank- heiten und Schädlinge ansehen. Die Therapie arbeitet dem natürlichen Heraustreten widerstandsfähiger Linien unmittelbar entgegen. Hätte man schon in den 40er Jahren, zur Zeit des verheerenden Auftretens der Phytophthora. in unseren Kartoffel- kulturen die Kupferung der Stauden energisch betrieben, man hätte da- mals wohl die Kartoffelkrankheit im Schach gehalten, aber wir würden in diesem Pilz heute einen weit gefährlicheren Schädling des Kartoffelbaues erblicken, als ihn die Gegenwart uns zeigt. Die Kupferbehandlung der Stauden wäre wahrscheinlich, ebenso wie bei den JReben gegen Perono- spora, eine notwendige Bedingung für die Erzielung normaler Erträge ge- worden. So aber hat der Pilz selbst die Auslese vorgenommen, indem sich nur die widerstandsfähigsten Individuen erhielten, deren Naclikommen bei weiterer Auslese durch unsere Kartoffelzüchter eine weit grössere Widerstandsfähigkeit gegen Phytophthora zeigen als die Sorten der 40 er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Durch die allgemeine Anwendung der Kupferung bei den Reben wird die Auslese der gegen Peronospora widerstandsfähigen Stöcke sehr erschwert, womit aber keineswegs gesagt sein soll, dass man der natür- lichen Auslese auch hier durch Unterlassung der Kupferbehandlung freie Bahn schaffen soll. Der Immunitätszüchter muss in diesem Falle sich 1) Jahrb. d. deutsch. Landwirtsch.-Gee. Bd. 29, 1914, S. 104. 2) Wiener Landw. Ztg. 1915, S. 759. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 211 Blick dafür aneignen, auch aus mangelhaft gekupferten Weinbergen die relativ widerstandsfähigsten Stöcke herauszufinden, nicht allein auf Grund von allenfalls vorhandenen Wechselbeziehungen zwischen Form und Leistung, sondern auch im Hinblick auf die Leistung selbst, die auch in behandelten Weinbergen, wenn auch mehr verschleiert, erkennbar ist. Selten wird die Kupferung so sachgemäss durchgeführt, dass auch die oberen Teile der Stöcke immer vollkommen geschützt sind. Es ist aller- dings damit zu rechnen, dass bei der Auslese aus gekupferten Rebfeldern die Nieten sehr zahlreich sein werden. Doch können diese schon im folgenden Jahre in der Auslese-Rebschule ausgeschieden werden. Bei den Methoden der Zuchtwahl unterscheiden wir zwei Haupt- klassen: die Massenauslese und die Individualauslese. Bei der Massenauslese wählen wir aus einem Bestände ge- sunde Pflanzen mit hohen Erträgen aus und gewinnen von ihnen das Saat- bzw. Pflanzgut für das nächste Jahr. Diese Auslese wird beim Nachbau mehrere Jahre wiederholt. Der Immunitätszüchter wird mit diesem Verfahren nur in ver- einzelten Fällen arbeiten, und auch da muss das Verfahren insofern veredelt werden, dass die bei der Ernte zur Auswahl kommenden Pflanzen während der Vegetationszeit dauernd beobachtet und aus- gezeichnet werden, da später der Gesundheitszustand der Pflanzen nicht mehr klar erkannt werden kann. Mittels Massenauslese hat der Gutspächter Pettera^) Getreide mit sturmfesten Ähren gezüchtet, wobei er in der Weise vorging, dass er beim Dreschen der Getreideähren mit Flegeln den ersten Aussprung von der Tenne abräumen Hess und nur die letzten, in den Spelzen fest- sitzenden Körner zur Saat verwandte. Durch diese Methode wurde dem Getreideausfall bei heftigem Sturmwind, wie er auf dem Wiener Neu- städter Steinfeld so häufig ist, mit Erfolg entgegengetreten. Durch eine verständige, mehrjährige Massenauslese, wobei man nur die grossen Knollen berücksichtigt, kann man bei vielen Kartoffelsorten die Blattrollkrankheit mit Erfolg bekämpfen. Auch bei der negativen Auslese von kranken Stauden bei einer nur wenig blattrollkranken Kartoffelsorte hat die Massenauslese Berechtigung. Wohl gelangt man bei dieser Ausleseart in möglichst kurzer Zeit zu grösseren Saatmengen, aber sie trägt den schweren Fehler in sich, dass sie neben Pflanzen mit Rassewert immer eine grosse Anzalil solcher Individuen erfasst, die ihre Eigenschaften nicht vererben, weshalb bei einer derartigen Auslese schon in der ersten Generation im Vergleich zu 1) Deutsche Landw. Presse Jahrg. 43, 1916, S. 367. 212 Molz: den ausgelesenen Eltern ein deutlicher Rückschlag merkbar ist, der bei einem Mangel weiterer Auslese immer deutlicher in Erscheinung tritt. Unter dem Rückschlag (Regression Galtons) versteht man die Erscheinung, dass die Nachkommen von ausgewählten Eltern sich dem Mittel nicht ausgewählter Eltern annähern. Diese Regel hat nach Johannsen^) jedoch nur Gültigkeit, wenn man mit Gemischen von Linien arbeitet, nicht aber bei reinen Linien. Im allgemeinen sollte auch der Immunitäts- züchter nur mit der Individualauslese arbeiten, denn nur dadurch lässt sich eine sichere Vererbung und vollkommene Aus- geglichenheit in der Nachzucht erreichen. Bei Fremdbefruchtern, besonders solchen, die ausschliesslich auf Fremdbestäubung angewiesen sind, wird man die einzeln ausgelesenen Pflanzen in Gruppen anbauen, wobei allerdings darauf zu achten ist, dass nur Pflanzen gleicher Bewertungshöhe zusammenkommen. Die Gruppenzüchtung ist hier im allgemeinen der Individualzüchtung vor- zuziehen, da bei vielen Gewächsen infolge gezwungener Selbst- befruchtung häufig mangelliafter Wuchs und Rückgang der Gesundheit und des Ertrages beobachtet werden konnten. Bei Selbstbefruchtern oder ungeschlechtlich vermehrten Gewächsen ist die Individualauslese mit Nachkomm.enbeurteilung der brauchbarste Weg, um rasch und sicher zum Ziele zu kommen. Man wird hierbei selbstredend nicht nur ein Individuum auslesen, sondern stets eine grössere Anzahl, deren Nachkommen aber in getrenntem An- bau mehrere .Jahre zu beobachten sind. Wendet man die Individualauslese bei Fremdbefruchtern an, daim ist es notwendig, in der Nachzucht die Auslese mehrere Jahre fort- zusetzen, während bei Selbstbefruchtern und ungeschlechtlich ver- mehrten Gewächsen in reinen Linien eine Erhöhung der diesen eigenen Durchschnittsleistung durch weitere Auswahl in den Nachkommen nicht mehr erreicht wird. Praktisch wird man trotzdem auch hier Aus- lese anwenden, um die unter Umständen auftretenden wirtschaftlich wertlosen Mutationen, sowie die auch zuweilen vorkommenden Produkte der Fremdbefruchtung auszuschalten. Würde man bei reinen Linien die Auslese ganz ausser acht lassen, dann wäre die Möglichkeit gegeben, dass durch auftretende Mutationen und Einmischung fremden Blutes doch allmählich sich wieder einige „Seitenlinien" bilden würden, die unter Umständen den Wert der Linie herabmindern könnten. 1) über Erblichkeit in Populationen und in reinen Linien. Jena 1903. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 213 Besonders bemerkenswert ist hier die Tatsache, dass auch bei ungeschlechtlich vermehrten Gewächsen innerhalb einer Sorte häufig anfällige und widerstandsfähige Seitenlinien vorhanden sind. So gelang es V. Lüchow/) aus der gegen Blattrollkrankheit anfälligen Sorte Wohltmann und der gleiclifalls anfälligen belgischen Delikatess-Kartoffel durch Veredelungszüchtung Seitenlinien zu gewinnen, die vollkommen widerstandsfähig gegen Blattrollkrankheit sind. F r u w i r t h -) be- richtet, dass G 0 f f durch Auswahl der Ausläufer von wenig anfälligen Pflanzen innerhalb einer Erdbeersorte grössere Widerstandsfähigkeit gegen die Blattfleckenkrankheit (Sphaerella fragariae) erzielt habe. Aus diesen Tatsachen geht hervor, dass es auch bei un- geschlechtlich vermehrten Gewächsen sehr wohl mög- lich ist, widerstandsfähige Sorten durch Veredelungs- züchtung zu gewinnen. Es sei hier auch noch auf die Versuche Voglers^) mit Allium sativum hingewiesen, in denen dargetan wird, dass sich bei rein vegetativ vermehrten Gewächsen durch Auslese ein- zelne abweichende Stämme herausziehen lassen, die ihre Eigenschaften rein vererben. Die erste Auslese aus einer Population muss immer sehr zahlreiche Individuen treffen, da man selbst bei sachgemässer Ausschaltung der „aussenbedingten Widerstandsfähigkeit" doch häufig nicht in der Lage ist, eine erbliche Leistungseigenschaft von der durch die Lebenslage erzeugten Standortsbildung zu unterscheiden. Für den Immunitäts- züchter ist das von besonderer Wichtigkeit, denn Widerstandsfähigkeit ist sehr häufig nur durch die standörtlichen Verhältnisse hervorgerufen und wird dann bei deren Veränderung nicht vererbt. Bleiben die Aussen- verhältnisse gleich, so tritt allerdings auch dann die Erscheinung der Vererbung hervor. Aus diesem Grunde ist es notwendig, den Nachbau eines als widerstandsfähig ausgelesenen Individuums in min- destens drei stark untereinander verschiedenen Bodenarten, womöglich auch noch unter verschie- denen Lageverhältnissen der Prüfungsfelder auf Widerstandsfähigkeit zu prüfen, wobei man selbstredend auch die anderen wirtschaftlich vorteilhaften Eigenschaften mitberück- sichtigt. Die allgemeine Beachtung dieser Prüfungsregel würde die Zahl der leicht ausartenden Sorten sehr vermindern. Eine sichere Beurteilung des züchterischen Wertes eines In- dividuums ist nur durch Xachkommenprüfung möglich, denn die Aus- 1) Fühlings Landw. Ztg. .Jahrg. 59, 1910, S. .537. 2) Die Züchtung landw. Kulturpflanzen, 2. Aufl. Berlin 1905. 3) Zeitsehr. f. indukt. Abstammungs- u. Vererbungslehre, Bd. 11, 1914, S. 192. 214 Molz: lese wird uns häufig Individuen in die Hand spielen, die trotz scheinbar grosser Widerstandsfähigkeit doch einer weniger widerstandsfähigen Linie angehören, da die Leistungen der einzelnen Linien infolge von Modifikationen verschiedenster Art ineinander übergreifen. Die Auslese auf Widerstandsfähigkeit kann von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aus vorgenom- men werden. Entweder man wählt in einem Befall- zentrum so lohe Individuen, die nicht von dem Schaden- erreger ergriffen sind, oder solche ohne Rücksicht auf die Befallstärke, die trotz der Anwesenheit des Schädlings doch eine normale und auch vom wirt- schaftlichen Gesichtspunkte aus befriedigende Ent- wicklung zeigen. Die auf diesen beiden Wegen erreichte Immunität beruht auf ver- schiedenen Ursachen. Im ersteren FaUe wird die Pflanze gar nicht an- gegriffen, sie besitzt wahrscheinlich gewisse Abwehrstoffe, die von vorn- herein auf den Schadenerreger abweisend wirken, oder physiologische Eigenschaften mit gleicher Endwirkung. Im zweiten Falle wird die Pflanze wohl angegriffen, aber es entstehen infolge des Befalls keine für ihre Gesimdheit oder ihre wirtschaftliche Wertung nachteilige Folgen. Bei der von uns in Angriff genommenen Züchtung nematoden- fester Zuckerrüben arbeiteten wir anfänglich getrennt mit beiden Auslese- arten, wobei wir jedoch die Erfahrung gemacht haben, dass die gut entwickelten Rüben innerhalb von Nematodennestern meist geringen oder gar keinen Befall zeigen. Jetzt nehmen wir zur Auslese nui' noch Rüben, die nach beiden Seiten befriedigen. Die Berücksichtigung des Zuckergehaltes der Rüben tritt erst in der Nachzucht in ihre Rechte. In Reblausherden hat man schon häufig gesunde, starktriebige Rebstöcke gefunden, deren Wurzeln vollständig mit Läusen bedeckt waren. Bei der Züchtung einer reblauswiderstandsfähigen Rebsorte ist in Rücksicht darauf, dass der Reblausschaden nicht in dem Saft- entzug durch die Laus, sondern in dem Faulen der Wurzeln als Folge- erscheinung der gebildeten Wurzelgallen besteht, das Hauptgewicht bei der Auslese nicht auf die Befallstärke zu legen, sondern auf die durch den Stich der Laus hervorgerufene Reaktion der Wurzel, also auf die Zahl und Grösse der Wurzelgallen und deren langsameren oder schnelleren Verfall. In den meisten Fällen wird die Befallstärke Ja im engen Zusammen- hang mit der Schadengrösse stehen, in anderen, wenn auch selteneren Fällen ist ein solcher Zusammenhang nur schwach angedeutet. Es sei hier nur daran erinnert, dass unsere Kohlpflanzen sich selbst gegen- über einem starken Nematodenbefall ziemlich unempfindlich erweisen. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 215 Sehr zu beachten ist bei der Auslese die richtige Wahl des Zeitpunktes, da von ihr unter Umständen der Erfolg sehr wesent- lich abhängen kann. Bei dieser Gelegenheit sei auf das Ergebnis einer von H. C. Müller und mir^) im Frühjahr 1912 vorgenommenen Aus- lese zur Erzielung einer nematodenfesten Zuckerrübe hingewiesen. Auslese zur Zeit des Verziehens Herbstauslese Prozent Tag- der Auslese Zahl der beim Ver- ziehen ausgelesenen Rübenpflänzchen Zahl der im Herbst von den im Frühjahr ausgelesenen Pflan- zen zur Zucht brauch- bar erkannten Rüben der brauchbaren Zuchtrüben 15. VI. 12 . . . 20. VI. 12 . . . 21. VI. 12 . . . 5. VII. 12 . . . 53 30 26 22 7 17 23 18 13,2 56,7 88,5 81,8 Es haben im vorliegenden Falle also die sehr frühzeitig im Frühjahr ausgelesenen Rüben weit weniger brauchbare Zuchtrüben er- geben als die später ausgewählten. Dieses Ergebnis hängt offenbar damit zusammen, dass bei der Lupenuntersuchung in einem sehr früh- zeitigen Entwicklungsstadium der Pflänzchen manches als wertvoll an- gesehen wurde, bei dem die nicht genügend weit vorgschrittene Nema- todenentwicklung einen geringen Befall vortäuschte. Es sei hier noch ein anderes Beispiel erwähnt. Wenn man bei einer Phytophthora-E])[demie die Befallstärke der einzelnen Kartoffel- sorten vergleichend prüft, so findet man, dass die frühen Sorten schein- bar bedeutend anfälliger sind als die späten (vgl. Fig. 19). Diese Tat- sache beruht darauf, dass das Kartoffelkraut um so anfälliger für Phytophthora ist, je mehr es sich dem Abschluss der Vegetation nähert. Nach dem jeweiligen Zeitpunkt der Beobachtung wird also das ge- wonnene Bild sich verändern. Nun kann man auch innerhalb einer Kartoffelsorte fast immer ein- zelne Stöcke beobachten, deren Kraut dem Pilz länger Widerstand leistet. Während das Kraut der meisten Stöcke infolge des Pilzbefalls schon abgestorben ist, erhalten diese sich noch einige Zeit in grünem Zustande. Unsere Fig. 19, die eine photographische Aufnalime eines von der Kraut- fäule befallenen Planes der Sorte Kaiserkrone unseres Versuchsfeldes am 27. Juli 1916 darstellt, kennzeichnet eine derartige Sachlage. Man ist geneigt, den noch nicht im Kraut abgestorbenen beiden Stöcken rechts eine grössere Widerstandsfähigkeit zuzuerkennen, doch 1) Zeitschrift usw. a. a. 0. 216 Molz: hat schon AppeP) im Jahre 1906 bemerkt, dass in solchen Fällen häufig spätreifende Seitenlinien Ursache der scheinbar grösseren Wider- standsfähigkeit sind. Diese Widerstandsfähigkeit würde dann auch bei den Nachkommen hervortreten, aber wir würden bei ihrer reinen Ver- mehrung unter Umständen eine später reifende Sorte erhalten, die nur etwas später, dann aber mit gleicher Heftigkeit erkranken würde. In der Tat habe ich beobachtet, dass die länger widerstehenden Stöcke nach einiger Zeit ebenso stark wie die bereits im Kraut durch die Phyto- Fig. 19. Ein mit der frühen Sorte Kaiserkrone bepflanzter Kartoffelplan (rechts), auf dem das Kraut am 27. Juli 1916 infolge Phytophthora-BetaMs fast vollkommen abgestorben ist, während zwei Stöcke derselben Sorte im Vordergrunde rechts widerstandsfähig erscheinen. Die auf dem Plan links nebenan stehende späte Sorte Klädener rote gelbfleischige Biskuit zeigt die nur scheinbar grössere Widerstandsfähigkeit der späten Kartoffelsorten gegen die Krautfäule. (Original.) phthora zum Absterben gebrachten befallen wurden. Bei einer Züchtung auf Phythophthora-WideTstand.siäihigkeit wäre der Reifezustand der Knollen von den grünen Stöcken mit denjenigen der bereits im Kraut abgetöteten sorgfältig zu vergleichen. In Fällen, in denen zum Entstehen zweier Krank- heiten dieselben ursächlichen Bedingungen innerhalb des Pflanzenkörpers entscheidend sind, wird man mit der Erreichung der Widerstandsfähigkeit gegen die eine Krankheit auch den gleichen Erfolg bei der anderen erzielt haben. 1) Jahresber. d. Ver. f. angew. Bot. Jahrg. 3, 1906, S. 122. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 217 Zuweilen ist das Auftreten eines Schädlings von dem Vorhandensein eines anderen abhängig. Auch dann wird bei erlangter Widerstandsfähigkeit gegen den letzteren auch die An- fälligkeit für den von diesem abhängigen Schädling beseitigt sein. Ein schönes Beispiel dieser Art konnte ich im Sommer 1916 be- obachten. Ein Plan mit Pferdebohnen zeigte sehr starken Blattlaus- befall. Nur einige wenige Pflanzen auf dem ganzen Felde blieben ver- schont. Als Folgeerscheinung des Blattlausangriffes erkrankten die Pflanzen in erheblichem Maße an Botrytis cinerea. Dieser Pilz trat hier deshalb in so grosser Stärke auf, weil die süssen Ausscheidungen der Blattläuse für die Keimung der Botrytis-S^oren und die An- steckimgskraft des Keimmyzels die besten Bedingungen schufen. Bei der von uns vorgenommenen Auslese von Zuchtstöcken ergab sich nun die Tatsache, dass die vereinzelten Pflanzen, die von den Blattläusen (Aphis papaveris) verschont geblieben waren, auch frei von Botrytis waren. Die Auslesepflanzen waren meistens etwas höher gewachsen als die befallenen und zeigten auch einen weit besseren Hülsenansatz. Auf der beigegebenen Fig. 20 lassen sich bei der Auslesepflanze links diese Verhältnisse erkennen. Die Samen jeder einzelnen ausgelesenen Bohnenpflanze werden nun getrennt angebaut, und zwar zwischen anfälligen Pflanzen in 3 Plänen mit verschiedenen Lageverhältnissen, um bei etwaigem Auf- treten der Blattläuse durch Leistungsprüfung den Zuchtwert der aus- gelesenen Mutterpflanzen ermitteln zu können. Dass bei der Auslese alle Momente der durch Aussenbedingungen irgendwelcher Art erzeugten Widerstandsfähigkeit im weitesten Maße berück- sichtigt werden müssen, möge hier nochmals besonders betont werden, denn bei deren Nichtbeachtung wird die ganze Immunitätszüchtung zu einem ziemlich aussichtslosen Zufallsspiel. Als allgemeine Regel mag zur Vermeidung von Standortsbildungen der Hinweis dienen, dass letztere meist in grösserer Zahl beieinander an- zutreffen sind. Doch darf man bei der Auslese nun nicht etwa grund- sätzlich alle Individuen übergehen, die nicht einzeln stehen. In einem Bestände beispielsweise, der recht zahlreiche widerstandsfähige In- dividuen aufweist, ist nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit an- zunehmen, dass an der einen oder der anderen Stelle auch einmal zwei züchterisch brauchbare Pflanzen beieinander stellen können. Bei Reben habe ich in dem in Fig. 17 dargestellten Falle einmal 4 chlorosefeste Reben innerhalb eines stark erkrankten Bestandes der gleichen Sorte angetroffen. Das kam in diesem Falle allerdings daher, Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 15 218 Molz: dass der Besitzer dieses Weinberges den einen vorhandenen widerstands- fähigen Stock durch „Vergruben" auf 4 Stöcke vermehrt hatte. Die durch Vergruben entstandenen jungen Rebstöcke zeigten die gleiche Wider- standsfähigkeit wie die Elterpflanze. Fig. 20. Eine gegen Blattläiise widerstandsfähige rferdebolineni)flanije (X) zeigt guten Hülsenansatz und ist als Folgeerscheinung der genannten Immunität auch widerstandsfähig gegen Botrytis cinerea. (Original.) Wir haben früher gesehen, dass die Standortseigenschaften einer Pflanze bei länger dauernder Bewirkung auch auf dem neuen Standort nachwirkend eine Zeitlang hervortreten. Zur Ausschaltung der Nachwirkungseigenschaf- ten des Standorts halte ich es in vielen Fällen für not- über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 219 wendig, die aus verschiedenen Standortsverhält- nissen ausgelesenen Pflanzen nicht unmittelbar in den Prüfungsfeldern vergleichend gegenüberzustel- len, sondern zunächst einen kurzen Zwischenanbau bei einheitlicher Umwelt vorzunehmen. Bei ungesclilechtlich vermehrten mehrjährigen Gewächsen, wie z. B. den Reben, ist diese Massnahme für einen dauernden Erfolg sogar unerlässlich. Man erhält hierdurch auch von der einzelnen Pflanze die für die Prüfungsfelder notwendige grössere Menge von Stecklingen. Die negative Auslese kann bereits im Zwischenanbau ein- setzen. Ein sicheres Urteil über die Widerstandsfähigkeit kann aber erst in den Prüfungsfeldern gewonnen werden. Durch den kurzen Zwischenanbau gewinnt die Beurteilung der Leistung in den Prüfungsfeldern wesentlich an Sicherheit, und ein Ausarten der so gewonnenen Stämme wird weit seltener eintreten. Es werden allerdings auch die Standortsverhältnisse des Zwischen- anbaues nicht olme Einfluss auf die Nachzucht bleiben. Da diese jedoch nur kurze Zeit wirksam sind, wird die Nachwirkung nur massig sein. Sollte die Nachwirkung des Herkunftsortes auch über den Zwischenanbau hinaus zur Geltung kommen, dann darf sie für die Veredelungszüchtung als beachtens- wertangesehen werden. In der nachstehenden Fig. 21 sei ein Schema für eine Auslese zur Züchtung widerstandsfähiger Reben gegeben. Die Stecklinge werden im Weinberg den anscheinend widerstandsfähigen Stöcken entnommen und zunächst in einem einheitlichen Boden von jedem einzelnen Auslesestock getrennt gepflanzt. In den folgenden 4 Jahren wird die sofort ein- setzende Leistungsprüfung bereits zur Ausschaltung mehrerer Nach- zuchten führen. Von den widerstandsfähig erscheinenden Linien gewinnt man nun Setzholz und pflanzt dieses an mindestens drei verschiedenen Orten mit jeweilig anderen Bodenverhältnissen aus. Auch die Lage der Prüfungsfelder sollte berücksichtigt werden. Diejenigen Seiten- linien, die sich nun in allen Prüfungsfeldern praktisch widerstandsfähig und auch in ihren übrigen Eigen- schaften wertvoll zeigen, liefern Holz für das Ver- mehrungsfeld, von welchem sie zur allgemeinen Anpflanzung an die Weinbauer abgegeben werden. Man darf bei der Auslese nicht von vornherein annehmen, dass innerhalb einer empfindlichen Sorte weitabweichende Linien nicht vor- handen sein könnten. Die Unterschiede in der Wider- standsfähigkeit einzelner Linien innerhalb einer Sorte können, besonders im Falle ihrer Entstehung 15* 220 M 0 1 z : • • •(>-,••• O-i • • • o- • • O-i» • • • • • • • Ch • • &, • 0-, • • • • • • • • • • • • Ch • • 4 i A / N \ • o««o«oo • oo*o«li.o • 0««1(«OO • o»oo»oo [ 111 durch Mutation, grösser sein als zwischen verschieden widerstandsfähigen Sorten. Man wird deshalb auch inner- halb einer Sorte durch sachgemässe Auslese die Widerstandsfähigkeit gegen die verschiedenen Krankheitserreger oft erstaunlich zu steigern vermögen. Man ist leicht geneigt, bei der Auslese melirere Eigen- schaften zugleich zu berück- sichtigen. Wenn die Möglich- keit des Vorkommens von In- dividuen mit den ins Auge ge- fassten Eigenschaften auch nicht abgestritten werden kann, so ist es dochnicht ratsam, die Veredelung von vielen Eigenschaf- ten zugleich in Angriff zu nehmen, da sonst die Auslese allzu un- fruchtbar wir'd. Nur die wirtschaftlichen Eigenschaften müssen bei der Züchtung auf Immunität immer in- soweit berücksichtigt werden, als sie in ihren Werten nicht unter ein gewisses Mittel herab- gehen dürfen. Die bisher durch Auslese bei der Immunitätszüchtung, besonders in Amerika, erreich- ten Erfolge sind recht viel- versprechend. In manchen Fällen war die Auslese weit wirkungsvoller als die therapeutische Be- handlung. So berichtet beispielsweise Blinn,^) Wege eine Melonensorte erhalten habe, die gegen merinum derartig widerstandsfähig war, dass der erreichte Erfolg grösser war, als bei der direkten Bekämpfung der Krankheit mittels der Kupferkalkbrühe. Der Immunitätszüchter ist bei der Auslese bis jetzt noch meistens abhängig von dem Auftreten derjenigen Krankheit, für die o • o o o m • o 0 • • o OOOO O 9 O O 0 • O 0 O 9 O O O 9 O O O 9 * '9. OOOO oo*o o » » o OOOO o«oo o * • o Fig. 21. Schema für die Züchtung widerstandsfähiger Linien der Weinrebsorten. dass er auf diesem Macrosporiiim cucii- 1) Experiment Station of Agricult. Colorado, Bull. 104, 1905. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 221 Festigkeit angestrebt wird. Das erschwert die Züchtung ungemein. Durch weitere Aufhellung der Ursachen der Widerstandsfähigkeit, also deren Zurückführung auf chemisch oder physikalisch erfassbare oder leicht erkennbare Eigenschaften der pflanzlichen Individuen, wird es möglich sein, eine Züchtung auch bei Ausfall der Leistungsprüfung doch erfolgreich weiterführen zu können, ja, auf dieser Grundlage sogar die erste Auslese aus den Feldbeständen vorzunehmen, wenn auch die letzte Entscheidung stets von der Leistungsprüfung abhängig bleiben wird. Neben den Eigenschaften der Pflanzen, die zur Widerstandsfähig- keit in direkter Beziehung stehen, bietet uns bei der Auslese die Kennt- nis der Wechselbeziehungen sehr wertvolle Anhaltspunkte. Vn. Wechselbeziehungen. Unter Wechselbeziehung (Korrelation) versteht der Züchter die enge Gemeinschaft, die im Auftreten zweier oder mehrerer Eigen- schaften eines Individuums besteht. Man spricht von einer gleich- sinnigen Wechselbeziehung, wenn die zwischen zwei Eigenschaften bestehende Beziehung sich in derselben Richtung äussert, von ent- gegengesetzter Wechselbeziehung, wenn sie im entgegengesetzten Sinne hervortritt. Wechselbeziehungen können bestehen zwischen Formeigenschaften oder zwischen Leistungseigenschaften, aber auch zwischen Form- und Leistungseigenschaften, und gerade die letzteren sind für den Immimitäts-Züchter die wichtigeren. In den meisten Fällen sind die Wechselbeziehungen aufzufassen als ein Ausdruck für die Verkettung zweier Eigenschaften, die durch eine Erbeinheit bedingt sind. Wenn ein derart verbundenes Merkmal ur- sächlich Widerstandsfähigkeit bedingt, so steht diese Leistungseigen- schaft mit dem durch die gleiche Erbeinheit erzeugten anderen Merkmal oder der von diesem wiederum abhängigen andersartigen Leistungseigen- schaft in Wechselbeziehung. Man spricht bei den engen Beziehungen, die zwischen Ursache und Wirkung einer Leistungseigenschaft bestehen, auch von unmittel- barer Wechselbeziehung im Gegensatz zur mittelbaren, bei der sich solch ursächliche direkte Beziehungen nicht feststellen lassen. Da im ersteren Falle eine eigentliche Wechselbeziehung in dem hier ins Auge gefassten Sinne nicht besteht, sondern eine unmittelbare ursächliche Wirkung vorliegt, so will ich in der Folge da, wo diese Be- ziehung aufgehellt ist, die Bezeichnung Wechselbeziehung durch „Ur- sachebeziehung" ersetzen. Die Wechselbeziehungen haben für die Auslese widerstandsfähiger Individuen besonders da Be- deutung, wo die Ursachebeziehungen zur Wider- standsfähigkeit noch nicht klar erkannt oder sehr 222 Molz: schwer erfassbar sind, wo man also bei der züchte- rischen Beurteilung allein auf die Leistung als Aus- leseanzeiger angewiesen wäre, die in manchen Jahren gar nicht erprobt werden kann. Sind uns für eine Leistungs- eigenschaft Formeigenschaften als sichere Wechselbeziehungen bekannt, dann ist die Veredelungszüchtung wesentlich vereinfacht und erleichtert. Die Wertbeurteilung eines Kreuzungsproduktes nach Wechselbeziehungen ist allerdings sehr unsicher. Die Ursache- beziehungen sind als Ausleseanzeiger unter allen Umständen wesentlich höher einzuwerten. Werden zwei Eigenschaften von einer und derselben Erbanlage allein beherrscht, so stehen sie zueinander im Verhältnis einer sog. un- brechbaren Wechselbeziehung. Diese Bezeichnung ist indessen nicht ganz zutreffend, denn auch diese Beziehungen können bei der Bastardierung durchbrochen werden, wenn neue Erbeinheiten auf die Leistungseigenschaften oder nur auf eine derselben abändernden Ein- fluss gewinnen. Die auf Erbanlagen beruhenden Wechselbeziehungen sind oft recht verwickelter Natur, wodurch ihre züchterische Handhabung sehr er- schwert und ihr Wert beeinträchtigt wird. Viele bis jetzt aufgestellte Wechselbeziehungen gehören in das Gebiet der physiologischen Ausgleichswirkungen, andere haben eine rein statistische Grundlage und sind deshalb für die Züchtung nur von recht bedingtem Werte. Da diese von den echten Wechselbeziehungen oft schwer zu unterscheiden sind, so entsteht bei der mittelbaren Leistimgszüchtung nach Wechselbeziehungen leicht eine gewisse Unsicherheit. Das unmittelbare Züchten nach klar erkannten Ursachebeziehungen ist, wie gesagt, stets vorzuziehen. Die Zalil der bekannten WechselbeziehungenzurWider- standsfähigkeit ist nicht sehr gross, was damit zusammenhängt, dass die Immunitätszüchtung gegenwärtig erst im Entstehen begriffen ist. Trotzdem reichen einige Beobachtungen schon ziemlich weit zurück. So erwähnt Darwin,^) dass bei Pfirsichen, Nektarinen und Aprikosen das Fehlen von Blattdrüsen Empfänglichkeit für Mehltau andeutet. Nach Wawilow^) besteht zwischen dem aus Turkestan und Samara stammenden für Braunrost empfindlichen Emmer und dem wider- standsfähigen westeuropäischen nur der eine äussere Unterschied, dass der Zahn, in den die Deckspelzen auslaufen, bei letzterem zugespitzt und nach innen gebogen ist, während er bei ersterem stumpf und gerade ist. Ob hier eine echte Wechselbeziehung vorliegt, erscheint fraglich. ^) Das Variieren d. Tiere u. Pflanzen i. Zust. d. Domestikation, Bd. 2, 1878. 2) Arb. d. Versuchsstat. f. Pflanzenzüchtung a. Moskauer Landw. Inst. Bd. 1, 1913, S. 1 (russiscli mit deutscher Zusammenfassung). über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 223 Bei Weizen haben sich nach den Untersuchungen von K i e s s - 1 i n g ^) diejenigen Sorten, welclie die Keimreife schnell erreichten, auch besonders winterfest erwiesen. Hier kann eine Ursachebeziehung vor- liegen. In Schweden werden mehrere Futtergräser durch eine Sclerotinia trifoUorum nahestehende oder identische Pilzart stark geschädigt, so besonders die wenig winterharten Formen von Phleum pratense, Poa serotina und Festuca pratensis. Nach Beobachtungen auch an einer Reihe noch anderer Gräser Hess sich nach Ulander^) erkennen, dass die Winterhärte bei verschiedenen mehrjährigen Gräsern in gleich- sinniger Wechselbeziehung zu der Widerstandsfähigkeit gegen Pilz- befall steht. Eine grössere Anzahl von hierher gehörigen Wechselbeziehungen ist bei der Weinrebe bekannt. So fand i ch ^) gelegentlich meiner Unter- suchungen über die Chlorose der Reben auf Grund sehr zahlreicher Messungen, dass bei Sylvaner die Linien mit schwach oder gar nicht gebuchtetem Blatt chlorosewiderständiger sind als diejenigen, deren Blatt tiefe und weite Buchtung aufweist. Doch ist die gegebene Grund- lage auch hier vorläufig rein statistisch. Babo und Mach^) führen an, dass sich unter den hauptsächlich aus Kalkböden stammenden Vitis berlandieri-Füanzen einige fanden, die in den Kreideböden der Charente, ohne chlorotisch zu werden, fort- kamen, und das waren diejenigen Spielarten, die behaarte, goldgelb glänzende Blätter besassen. Bei denselben Autoren findet sich die Notiz, dass nach Viala bei der kleinblätterigen Rupestris Formen mit beiderseits glänzenden Blättern vorkommen, die sich durch einen besonders kräftigen Wuchs auszeichnen. Doch gibt es auch solche, deren Blätter oberseits matt und imterseits gelbgrün sind. Diese Untersorten haben einen weniger kräftigen Wuchs und neigen sehr zur Chlorose. Von der Kreuzung Berlandieri X Riparia Teleki sind nach Er- fahrungen von K 0 b e r ^) diejenigen Formen, die glänzende, glatte, rote Triebe und bronzierte (nicht rote) Wipfel besitzen, am chlorosewider- ständigsten. Eine interessante Wechselbeziehung habe i c h ^) bei der Wein- rebe feststellen können zwischen der Nekrose der Rindenwarzen und der Holzreife. Das Absterben der Rindenwarzen, das sich durch Bräunung 1) Landw. Jahrbuch usw. a. a. 0. 2) Sveriges Utsädesförenings Tidskrift, Jahrg. 20, 1910, S. 33. ^) Untersuchungen usw. a. a. 0. -•) Handbuch usw. a. a. 0. ■^) Mitteilungen d. deutsch. Weinbau-Vereins, Jahrg. 7, 1912, Nr. 9. «) Zentralbl. f. Bakt. usw. Abt. 2, Bd. 20, 1908, S. 261. 224 Molz: der Zellen kenntlich macht, beginnt bei den Rebtrieben entweder mit den Schliesszellen oder bei den an die Atemliölde angrenzenden Zellpartien und sclu-eitet sowolil in der Fläche als auch in der Tiefe weiter fort, bis die Rebe durch Bildung einer Schutzkorkschicht den nekrotischen Prozess räumlich beendet. Je wuchskräftiger und besser ernährt der Rebtrieb ist, um so rascher und vollkommener wird der Schutzkork entstehen. Sclilecht ernährte Triebe, die nicht imstande sind, im Herbst eine hinreichend starke Peridermschicht zu bilden, erzeugen auch keinen Schutzkork, und die Flecken auf den Rindenwarzen werden deshalb hier besonders gross. Von der Fähigkeit der Korkzellenbildung hängt sowohl der frühe Abschluss des Krankheitsprozesses der Rindenwarzen wie auch die Entstehung des für die Winterreife des Holzes so wichtigen Peridermgürtels ab. Dass die kleinen durch das Absterben der Rindenwarzen ent- stehenden Fleckchen im Spätherbst auf unreifem Rebholze so besonders zahlreich auftreten, hat noch eine andere Bewandtnis. Das Absterben der Schliesszellen und des umliegenden Gewebes erfolgt vornehmlich gegen Herbst hin. In dieser Zeit entsteht aber bei gut ernährtem Reb- holz auch der Peridermgürtel, der an der Innengrenze der primären Bastbündel angelegt wird. Das ausserhalb des Peridermringes liegende Gewebe vertrocknet selir bald und nimmt die bekannte hellrot-braune Farbe des ausgereiften Rebholzes an. Je frühzeitiger und rascher der Peridermring gebildet wird, um so geringer ist die Zahl der bereits ab- gestorbenen Schliesszellen, um so weniger ausgebreitet die Flecken- bildung in ihrem Umkreis. Bei Trieben, die infolge ihrer Unreife über- haupt keinen Peridermring zur Ausbildung bringen, wird der Absterbe- prozess nach und nach alle Schliesszellen ergreifen. Die Zahl und die Flächenausdehnung der anfänglich winzig kleinen Fleckchen wird sich immer mehr und mehr vergrössern, sie werden dann zum Teil ineinander- fliessen und so dem Rebholz, in Verbindug mit den später auf unreifem Holze sich gern ansiedelnden Schwärzepilzen, ein mein- oder weniger schwarz angehauchtes Aussehen verleihen. Wir dürfen also die Zalil und die Grösse jener schwärzlichen Höckerchen und Fleckchen im Umkreis der abgestorbenen Schliesszellen als einen für den Praktiker wertvollen Anzeiger für den Grad der Holz- reife und damit auch der relativen Winterfestigkeit der Reben ansehen. Je zahlreicher die nekrotischen Fleckchen sind, je grösser ihr Umfang ist, desto weniger wird im allgemeinen das Holz ausgereift sein. Die Nekrose der Rindenwarzen der Reben in ihrer Wechsel- beziehung zur Winterhärte des Rebholzes kann ohne Zweifel auch züchterisch verwertet werden, doch darf dann nicht vergessen werden, dass die Holzreife in starkem Maße von klimatischen Einflüssen ab- hängig ist. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 225 In dem strengen Winter 1879/80 konnte Oberlin^) die Beob- achtung machen, dass von den Amerikanerreben diejenigen Varietäten, die besonders reblausfest waren, auch am wenigsten unter der Winter- kälte zu leiden hatten. Widerstandsfähigkeit gegen die Reblaus lässt sich nach Blankenhorn-) bereits an den Traubenkernen einigermassen er- kennen, insofern diese bei widerstandsfähigen Reben ,,im allgemeinen durch kräftigeren Habitus ausgezeichnet und viel gleichmässiger aus- gebildet sind als solche von nicht widerstandsfähigen Reben". Diese Bemerkung ist sehr wohl der Beachtung wert. Doch ist es für ihre züchterische Verwertung nötig, ihr auf Grund weiterer Beobachtungen eine schärfere Fassung zu geben, Dass in der Tat man zuweilen bereits am Samenkorn erkennen kann, ob eine Pflanze gegen eine bestimmte Krankheit widerstandsfähig ist, beweisen die Kulturversuche M u t h s ^) mit Lupinus hirsutus und mit Inkarnatklee, bei denen es sich zeigte, dass die aus den mehr dunl{:el- roten bzw. rötlich-gelben Samen erwachsenen Pflanzen deutlich wider- standsfähiger gegen Mehltaubefall sind als die aus den mehr hellweiss- lichen Samen erwachsenen. Wechselbeziehungen zwischen Habitus oder Farbe des Samenkorns und Widerstandsfähigkeit sind für den Immunitätszüchter von besonders hohem Werte, da sie gestatten, rasch eine sehr grosse In- dividuenzahl zu überblicken, und so die Auslese- arbeiten sehr erleichtern und vereinfachen. In Rücksicht darauf, dass Wechselbeziehungen bei der Bastar- dierung häufig durchbrochen werden, würde eine Auslese nach der Farbe des Samens allerdings nach einer Kreuzbefruchtung keine Gewähr für Zuverlässigkeit geben. Hier müsste also zuerst wieder die Leistungs- prüfung über den Wert des Merkmales entscheiden. Auf ähnliche Beziehungen zwischen der Farbe der Kartoffelschale und der Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten hat zuerst Schän- der^) aufmerksam gemacht. Wenn Ahr, Mayr und Wörle^) auch durch Versuche nachgewiesen haben, dass die Entstehung der Knollen- verfärbung in erster Linie zurückzuführen ist auf die physikalischen Eigenschaften des Bodens, so wurde doch gleichzeitig in diesen Ver- suchen erkannt, dass ein Hellerwerden der Schalenfarbe bei der Sorte Wohltmann parallel läuft mit einer Änderung im Wuchs der Kartoffel- 1) Der Weinstock u. d. Obstbäume. Colmar 1880. 2) Annalen d. Önologie, Bd. 8, 1880. 3) Jahresber. d. Vereinig, f. angew. Bot. Jahrg. 5, 1907, S. 49. ') 111. Landw. Ztg. Jahrg. 35, 1915, S. 229. ") Fühlings Landw. Ztg. Jahrg. 64, 1915, S. 425. 226 Molz: pflanze, ihrer Produktionskraft und ihrer Widertandsfähigkeit gegen krankheitserregende Einflüsse. Eine Wechselbeziehung zwischen Farbe der Knollen und Widerstandsfähigkeit ist damit erwiesen. Die Frage der Erblichkeit dieser Eigenschaft steht damit in keiner Weise im Zusammenhang, denn die Wechselbeziehungen treten sowohl bei erblichen wie auch bei nicht erblichen Eigenschaften auf. Übrigens wird bei langer Dauer der bewirkenden Ursachen, also in dem oben erwähnten Falle der ungünstigen Bodenverhältnisse, die Farbe der Knollen immer heller werden und die Widerstandsfähigkeit sich immer mehr vermindern und dieser Zustand auch beim Verpflanzen in günstigere Bodenverhältnisse unter Umständen einige Jalire anhalten. Bei der grossen Wichtigkeit der Wechselbeziehungen für den Immunitätszüchter wird dieser jenen seine ständige Aufmerksamkeit widmen müssen, einesteils, um vorhandene Beziehungen aufzuklären, andernteils, um mit ihrer Hilfe die erste Auslese in Ermangelung der Leistung doch vornehmen zu können. VIII. Bastardierung. Während sich die Veredelungszüchtung, die wir seither allein be- trachtet haben, mit der Heraushebung fertig vorhandener Linien oder Individuen begnügt, geht der Züchter, der mit der künstlichen Bastardierung arbeitet, einen grossen Schritt weiter. Er über- lässt die Bildung der angestrebten Formen oder Eigenschaften nicht mehr der zufälligen natürlichen Entstehung, sondern steuert durch möglichst planvolle Verbindung der Erbeinheiten unmittelbar auf das Ziel zu, wofür uns die Mendelgesetze eine wertvolle Handhabe bieten. Wenn wir unter dem Gesichtspunkte des Mendelismus planvoll bastardieren wollen, dann ist die Homozygotie der Eltern eine not- wendige Vorbedingung. Unter Homozygotie versteht man eine Vereinigung gleichartiger Geschlechtszellen, während H e t e r o - z y g 0 t i e die Vereinigung verschiedenartiger Geschlechtszellen be- zeiclinet. Nur ein homozygotisches Produkt hat bei geschlechtlicher Weitervermehrung Bestand, während ein heterozygotisches Individuum weiter spaltet. Anders ist es allerdings bei der ungesclilechtlichen Ver- mehrung. Hier ist es uns möglich, jede Kreuzungsform festzuhalten, obwohl auch da Spaltungen schon beobachtet wurden. In vielen Fällen, bei Leistungseigenschaften wolil immer, wird man in der 2. Kinder- (Filial-) Generation (= F^) noch nicht sicher sagen können, ob ein Merkmal homozygotisch vorha,nden ist, denn die hetero- zygotischen und homozygotischen Merkmale haben häufig stellenweise gleichlaufende oder einander überschreitende Variationskurven, wodurch eine scharfe Scheidung der Träger beider Merkmale schon in Fo unmöglich ist, zumal Leistungseigenschaften, insbesondere die hier ins Auge ge- über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 227 fasste Widerstandsfähigkeit, sehr von der Aussenwelt mit beeinflusst werden. Erst die folgenden Generationen geben uns in dieser Frage Aufscliluss. Bei ungeschlechtlich vermehrten Gewächsen belehrt uns die vege- tative Nachkommenschaft von F^, ob eine für uns brauchbare Züchtung vorliegt, ohne Rücksicht auf deren homozygotischen oder heterozygo- tischen Charakter. Die vorhandenen Sorten der ungeschlechtlich vermehrten Gewächse werden in den meisten Fällen die Fj-Generation darstellen, die bei Selbstbefruchtung die Fa-Generation entstehen lässt, die wahrscheinlich in vielen Fällen schon wertvolle Neuheiten bringen wird, besonders da, wo die Eltern züchterisch ausgewählt waren. Die Selbstbefruchtung ist hier der Befruchtung innerhalb der Sorte vorzuziehen, da man keine Gewissheit hat, ob die Sorte einheitlich ist und wirklich F^ darstellt. Bei künstlicher Kreuzung von homozygotischera Zuchtmaterial können die Individuen der Fj-Generation unter sich befruchtet werden, dagegen sind sie sorgfältig vor Fremdbestäubung zu schützen, da andernfalls die erwartete Aufspaltung der Eigenschaften nicht ein- treten kann. Die Fg-Generation bringt uns in den zalilreichen neuen Ver- bindungen infolge der verschiedenartigsten Vermischung der Erb- einlieiten ein Auslesematerial stark voneinander abweichender Einzel- charaktere. Alle überhaupt möglichen Kombinationen sind in F2 schon vorhanden. Doch können die reinen Charaktere erst in Fg erkannt werden, die durch Selbstbefruchtung erzüchtet werden muss. Auf die beim Mendelismus im einzelnen auftretenden Gesetz- mässigkeiten kann natürlich hier nicht näher eingegangen werden. Dieserhalb sei besonders auf das vortreffliche Werk von B a u r ^) über die Vererbungslehre, das erst im Jalire 1914 in neuer Auflage erschienen ist, verwiesen. Eine klare Aufliellung der Gesetzmässigkeiten bei Vererbung von Leistungseigenschaften bietet oft unüberbrückbare Schwierig- keiten, da diese allzusehr von Aussenbedingungen abhängig und ausser- dem die Fälle, dass die Immunität nur durch eine Erbeinheit bedingt ist, selten sind. Correns^) hat die Vererbungsweise nach einer klar zutage liegenden einfachen Gesetzmässigkeit festgestellt bei einer als Sordago bezeichneten Blattkrankheit der Mirahilis jalapa. Bei der Selbst- befruchtung einer normal aussehenden Pflanze treten bereits in der ersten Generation V4 Sordago-Pflanzen und ^j^ der Gesamtzahl normale In- 1) Einführung in die experiraent. Vererbungslehre. Berlin 1914. 2) Jahrbücher f. wiss. Bot. Bd. 56, 1915, S. 585. 228 Molz: dividuen auf, also ein Verhältnis, das typisch ist für Monohydridismus und die Dominanz von Normal über Sordago erkennen lässt. Die scheinbar normale Ausgangspflanze war hier, wie sich aus dem Zahlen- verhältnis ergibt, ein Heterozygot. Es kann vorkommen, dass die Widerstandsfähigkeit von zwei Erb- faktoren abhängig ist, von denen jeder Widerstandsfähigkeit zu be- wirken imstande ist. Ein derartiger Fall scheint nach den Versuchen von Rasmuson^) vorzuliegen bei der Immunität gewisser Reben gegen die gallenbildende Form der Lotliringer Reblaus iPervastatrix- Rasse). Bastarde zwischen immunen Fiü'sarten ergaben immune Pflanzen und Gallenpflanzen, wobei letztere in der Minderzahl blieben. Die immunen Eltern, mit Galleneltern gekreuzt, ergaben immune und gallentragende Tochterpflanzen. Das gefundene Zahlenverhältnis weist auf zwei Erbeinheiten hin. Nehmen wir nun an, dass die Widerstandsfähigkeit gegen irgend eine Krankheit durch mehrere Erbeinheiten bedingt wird, daim haben wir es bei den Bastardprodukten mit komplizierten Spaltungen zu tun, und es wird nicht immer leicht sein, den Höchstgrad der Widerstands- fähigkeit mit anderen gewünschten Eigenschaften zu vereinigen. Schwierig liegt auch der Fall, wenn eine die Widerstandsfähigkeit bedingende Erbeinheit zugleich noch andere Eigenschaften beherrscht, die der gewünschten direkt entgegenstehen. Nehmen wir beispielsweise an, die Erbeinlieit für Reblaus-Immunität wäre zugleich auch bedingend für die geringe Güte der Trauben der amerikanischen Reben, dann wäre es nicht ohne weiteres möglich, bei einer Bastardierung zwischen europäischen Reben in den Bastardprodukten die gewünschten Eigen- schaften, Reblauswiderständigkeit und Güte der Trauben, zu erhalten. Immerhin bietet auch in solchen Fällen fortgesetztes planvolles Kreuzen unter besonderer Berücksichtigung der Neueinführung anderer Erb- einheiten, die eine der erwünschten Eigenschaften im günstigen Sinne beeinflussen, einen Weg, der trotz der bestehenden Schwierigkeiten zum Ziele führen kann. (B a u r.) Nach den Kreuzungsversuchen von Nilsson-Ehle^) ist die Winterfestigkeit beim Weizen eine zusammengesetzte Eigenschaft, die von mehreren Erbeinheiten abhängig ist. Bei Kreuzung zweier Formen von guter Winterfestigkeit wurden Bastarde erzielt, die sowohl die Elterpflanzen überflügelten wie auch solche, die hinter ihnen zurück- blieben. Ein gutes Beispiel für diese Art der Eigenschaftsvererbung liefern auch Bastardierungsversuche, die Nilsson-Ehle^) zur Erlangung 1) Ber. d. Kaiserl. Biolog. Anst. f. L. u. Forstwirtsch. 1913. 2) Zeitschr. f. Pflanzenzüchtung, Bd. 1, 1913, S. 3. 3) Kreuzungsuntersuchiingen an Hafer und Weizen. Lund 1909 und 1911. über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. 229 rostwiderständiger Sorten beim Weizen anstellte, aus denen hervorgeht, dass man rostsichere Weizensorten durch Bastardierung erzielen kann, ohne dass bei einem Elter diese Eigenschaft besonders hervortretend vorhanden ist. So zeigte die 3. Generation der Kreuzung Boreweizen (Rostgrad 4) X Linie 0728 (Rostgrad 2) folgende Rostgradformen : 6 Stämme Rostffrad 0 9^0^ 6 » )i 1 6 »: )? 2 2 « H 3 3 )? » 4 3 51 » 5 2 11 11 6 Die Bastardierung hat in diesem Falle also zu teils rostempfindlicheren, teils rostfesteren Stämmen ge- führt, was nur möglich ist, wenn der Faktorengehalt für Rostfestigkeit in beiden Eltern verschieden ist. Zuweilen kommt es sogar vor, dass bei Kreu- zung von ausgesprochen an- fälligen Eltern in der Fo- Generation widerstands- fähige Typen auftreten. N i 1 s s 0 n ^) hat bei der Kreuzung der gegen Phy- tophthora sehr empfind- lichen Kartoffelsorte Jaune d'or de Norwege mit der ziemlich anfälligen Up to date in der Fo-Generation 29 7o in hohem Maße wider- standsfähige Individuen er- P 1 / --N Scn 2 CC' üO OD £ c £ g Gesam gewic! der San ewicht 100 San c oS mmer d Bestand 1914 s £ o N r- 1 •^ CO g s < ^fe" 162 2,005 0,217 924 362 163 1,025 0,238 430 363 165 6,870 0,283 2428 365 166 4,565 0,234 1951 366 167 0,160 0,193 83 367 Nummer des Samenmusters Gesam t:- crq gewicht der Samen Gewicht von ''^ 100 Samen a zrj a < tß tc £ SS £ pq "^ 1 20,315 0,234 8682 201 2 3,685 0,205 1798 202 3 3.576 0,197 1815 203 4 2,210 0,215 1028 204 5 6,082 0.228 2668 205 6 2.842 0,260 1093 206 7 2,900 0,245 1184 207 8 5,015 0,183 2740 208 10 4,795 0,261 1837 210 11 5,225 0,216 2419 211 12 1,800 0,269 669 212 13 1,278 0.169 756 213 14 1,505 0.226 666 214 15 1,530 0.260 588 215 16 1,100 0,226 486 216 17 0,833 0,229 364 217 18 0,785 0,208 378 218 19 0,603 0,190 318 219 20 0,805 0,206 390 220 21 0,615 0,250 246 221 22 0,615 0,231 266 222 23 0,643 0,182 353 223 24 0,555 0,243 228 224 25 0,942 0,223 423 225 26 0,595 0,240 248 226 27 0,533 0,230 232 227 28 0,373 0,221 169 228 29 0,335 0,206 163 229 30 0,233 0,173 135 230 31 0,147 0,241 61 231 32 0,068 0,252 27 232 33 0,018 0,225 8 233 Wie diese Tabellen zeigen, wechselten das Gewicht und die An- zahl der Samen in jeder Bastardierung innerhalb weiter Grenzen, aber auch die Bastardierungen unter sich verhielten sich in diesen Be- ziehungen verschieden, besonders ist die relative Kleinheit der be- treffenden Werte in der Bast. 26 bemerkenswert; es mag indessen er- wähnt werden, dass der Anbauplatz der Fj-Pflanzen dieser Bastar- dierung vielleicht weniger günstig war. über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 271 Die 167 Samenproben wurden im Frühjahr 1914, den einzelnen Pflanzen entsprechend, reihenweise ziemlich dicht gesät; 8 Proben aus- genommen, von denen kleinere Mengen reserviert wurden, kam das ganze Samenmaterial in den Boden. Dieses Material ergab nach Ver- ziehen der Bestände zusammen 26 021 Individuen, darunter 8 Schosser (d. h. Pflanzen, die im ersten Jahre einen wirklichen Stengel bilden). — Die 8 Restproben wurden im Frühjahr 1915 gesät, wobei jedoch von 3 Nummern wieder etwas Samen aufbewahrt wurde; die Saat wurde wie im Jahre 1914 ausgeführt und die Bestände folglich im frühen Stadium verzogen. Aus diesen Samen bekam ich 3482 Individuen, von denen 2 Schosser waren. — Die 3 noch restierenden Samenproben wurden im Frühjahr 1916 gesät, wobei die Körner einzeln gelegt wurden; hieraus erhielt ich 331 Individuen, davon 1 Schosser. Die Summe aller ge- zogenen Fg-Pflanzen wurde also 29 834. Von den nicht geschossten F2-Rüben des Jahres 1914 wurden im folgenden Frühjahr insgesamt 247 Individuen ausgepflanzt; viele von diesen gingen allmählich ein oder wurden wegen schlechter Entwicklung bald kassiert, die übrigen wurden vor der Blüte mit zylindrischen Isolierhäuschen aus Leinwand einzeln umgeben, wodurch eine gegen- seitige Bestäubung der Pflanzen verhindert wurde. Nach dieser Iso- lierung vertrocknete indessen ein beträchtlicher Teil der Pflanzen, und einige wurden von Kohlraupen zerstört, die offenbar aus Eiern ent- standen waren, welche vor dem Einschliessen auf die Blätter gelegt worden waren; in dieser Weise blieben schliesslich nur 92 Individuen für Samenemte übrig. Allmählich zeigte es sich indessen, dass 44 dieser Pflanzen entweder gar keine oder nur wenige Samen erzeugten, trotz- dem die meisten derselben erstaunlich üppig waren und sehr lange blühten; nur vereinzelte Schoten wurden ausgebildet, indem die Griffel nach dem Abfallen der Blumenblätter meistens vergilbten; diese Pflanzen verhielten sich offenbar ähnlich wie die eingeschlossenen F^- Individuen meiner Artbastardierungen von 1909 (siehe „Vererbungs- weise", S. 450). Die Abstammung und die Beschaffenheit der erhaltenen 48 Samenproben geht aus folgenden Zusammenstellungen hervor (Tab. 8 bis 10). — Die Samenanalysen wurden wie bei den Fj-Pflanzen aus- geführt (siehe S. 268). (Siehe die Tabellen 8—10, S. 272—273.) Aus den Fo-Beständen des Jahres 1915 wurden im folgenden Frühjahr 50 nicht geschosste Rüben hauptsächlich zum Studium der Blütenfarbe ausgepflanzt; von diesen ging aber etwa die Hälfte früh- zeitig ein oder führte ein schwindendes Dasein, so dass die Blüten- farbe nur an 23 Pflanzen dieser Reihe beobachtet werden konnte. 272 K a j anus: Tabelle 8. Fo der Bastardierung 22. Nummer Nummer Gesamt- Gewicht Nummer des F.- des gewicht von 100 Anzahl des Fg- Bestandes Samen- der Samen Samen Samen Bestandes 1914 musters g & 1916 313 96 2,740 0,164 1671 24 319 84 6.850 0,249 2751 25 324 ^ 76 7,680 0,293 2621 26 79 0,220 0,324 68 27 80 1.700 0,215 791 28 82 7,638 0,295 2589 29 327 63 0,720 0,213 338 30 64 0,800 0.273 293 31 66 0,455 0,287 159 32 329 71 1,607 0,199 808 33 330 56 1,722 0.150 1148 34 58 1,725 0,282 612 35 59 1,157 0,238 486 36 332 { 35 37,160 0,267 13918 37 37 2,120 0,372 570 38 334 50 0,317 0,305 104 39 338 { 27 28 14,070 0,308 0,324 0.262 4343 118 40 41 339 { 1 3 1,180 0,667 0.160 0,193 738 346 42 43 340 16 1,745 0,256 682 44 r% 4 r* } 204 2,270 0,353 643 45 206 0.940 0,173 543 46 346 \ 207 21.420 0,292 7336 47 209 1,298 0,223 582 48 Von 5 der Fo-Schosser des Jahres 1914 (aus der Bast. 23) wurde Samen ohne vorherige Isolierung geerntet und im folgenden Frühjahr gesät, wobei die Körner einzeln gelegt wurden. Die Zahl der Samen war verhältnismässig klein, diejenige der daraus gezogenen Pflanzen aber erheblich kleiner, indem die Qualität der Samen ziemlich schlecht war. Die Zahlen der Samen und der aus ihnen erhaltenen Pflanzen sind in folgender Tabelle angegeben (Tab. 11). (Siehe die Tabelle 11, S. 274.) Von den Nachkommen wurden 10 Schosser während der Blüte nach Entfernen der geöffneten Blüten und der schon vorhandenen Schotenanfänge in kleinen Isolierhäuschen aus Leinwand eingeschlossen. über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 273 Keine Samen wurden aber in dieser Weise ausgebildet, was wohl teil- weise auf Selbststerilität beruhte, da Samen bei freiem Abblühen an- gesetzt wurden; eine gewisse Rolle spielten vielleicht auch Blattläuse, die das vegetative System ziemlich stark beschädigten Diejenigen Samen, die von den im Jahre 1915 ausgepflanzten Rüben geemtet worden waren, wurden im folgenden Frühjahr in Reihen ziemlich dicht gesät und die Bestände dann verzogen. Die 48 so ge- Tabelle 9. Fj der Bastardierung 23. Nummer Nummer Gesamt- Gewicht Nummer des F2- des gewicht von 100 Anzahl des F3- Bestandes Samen- der Samen Samen Samen Bestandes 1914 musters g g 1916 238 ' 215 0,197 0.224 88 3 217 0,272 0,220 124 4 221 2,027 0,290 702 5 227 4,022 0,165 2438 6 245 123 3,905 0,267 1463 7 246 114 15,367 0,252 6098 8 / 143 1,635 0,283 578 9 257 \ 145 5,835 . 0,267 2185 10 i 130 2,812 0,175 1607 11 258 132 4,620 0,201 2299 12 1 136 0,720 0,174 414 13 ( 193 1,363 0,193 706 14 259 ] 195 1,525 0,226 675 15 200 7,930 0,289 2744 16 260 { 98 17,210 0,219 7858 17 103 2,200 0,260 846 18 270 { 149 4,800 0,181 2652 19 152 1,045 0,195 536 20 , 272 1 176 0,995 0,113 881 21 181 1,230 0,249 494 22 185 0,395 0,247 160 23 Tabelle 10. der Bastardierung 26. Nummer Nummer Gesamt- Gewicht Nummer des F,- des gewicht von 100 Anzahl des F3- Bestandes Samen- der Samen Samen Samen Bestandes 1914 musters S g 1916 206 229 0,325 0,270 120 1 227 240 16,500 0,300 5500 2 274 K a j a n u e: zogenen Fs-Bestände umfassten zusammen 12 143 Individuen, von denen 28 Schosser waren. Im ganzen beträgt das bei dieser Untersuchung berücksichtigte Bastardierungsmaterial (Fj, Fo, F.;) 42 509 Individuen. Tabelle 11. Schosser aus F. der Bastardierung 23. Nummer des F.- Nummer des Anzahl Nummer der Nach- Anzahl Anzahl Pflanzen Bestandes Samen- Samen kommen- Pflanzen in Prozenten 1914 musters schaft der Samen 252 { 1 2 60 31 963 964 22 12 36,67 38.73 261 3 174 965 70 40,23 268 4 250 966 68 27.20 271 5 180 967 30 16.67 Summe : 695 202 29,06 2. Die äusseren Merkmale der Rüben, Blätter und Blüten. Wenn man die Handelssorten der beiden hier behandelten Rüben- arten vergleicht, so findet man, dass sie sich habituell voneinander wesentlich durch ihre Blätter unterscheiden, indem diese bei den Kohl- rüben durch Wachsüberzug graugrün sind, während sie bei den Wasser- rüben eine frisch grüne Farbe haben. Ausserdem ist es aber bemerkens- wert, dass die Kohlrüben immer eine mehr oder weniger runde Form haben, während die Wasserrüben lang, länghch oder rund sind, und ferner, dass die ersteren am oberen Teil des Rübenkörpers rot oder grün, niemals gelb sind, während dieselbe Partie bei den letzteren rot, grün oder gelb sein kann. Schneidet man in den Rüben, so merkt man schhessUch, dass die Kohlrüben eine festere Konsistenz als die Wasser- rüben haben, was einem verschiedenen Trockensubstanzgehalt derselben entspricht (vgl. übrigens Fruwirth).^) In bezug auf die bei Handelssorten stets vorhandenen äusseren Unterschiede zwischen Kohlrüben und Wasserrüben sprechen meine Beobachtungen an den Artbastardierungen dafür, dass die graugrüne Farbe der >^ Blätter und die feste Konsistenz der Rübe einerseits, die frisch grüne Farbe der Blätter und die weiche Beschaffenheit der Rübe andererseits miteinander fest verknüpft sind, und dass die Hetero- zygoten in diesen Eigenschaften ein mehr oder weniger deutlich inter- mediäres Gepräge haben (vgl. Kap. 5). ^) C. Fruwirth, Die Züchtung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen Bd. IL, 2. Aufl. Berlin 1909. über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 275 « Fig. 23. Typische Exemplare der Kolilrübensorten Blaue hätif (a), Bangholm (b), Trond- lijem (c) und der Wasserrübensorte B.ortfelder (d). 276 K a j a n u s: Die Form des Rübenkörpers ist bei den von mir benutzten Kohl- rübensorten Blanc hätif (Fig. 23a). Trondhjem (Fig. 23c) und Fiff. 24. Fi-Rüben aus der Bast. 22: Blanc hätif x Bortfelder. Fig. 25. Fi-Rüben aus der Bast. 23: Trondhjem x Bortfelder. über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 277 B a n g h 0 1 m (Fig. 23 b) wie sonst rund, bei der in sämtlichen Bastar- dierungen verwendeten Wasserrübensorte Bortfelder (Fig. 23 d) lang. Die Fj-Rüben waren in sämtlichen Bastardierungen länglich bis rund (Fig. 24, 25, 26), also zwischen den Arten intermediär oder sich dem Kohlrübentypus nähernd, wobei es sich als gleichgültig zeigte, ob die Kohlrübe als Mutter oder Vater fungierte. Fo spaltete durchgehende in kontinuierliche Reihen von langen bis kurzen Rüben mit allerlei Übergangsformen, die eine exakte Gruppierung nicht ermöglichten (Fig. 27 und 28); che meisten Rüben waren länglich. In Fo trat in gewissen Fällen Konstanz bezüglich der langen Form ein (in diesen Fällen handelte es sich um gelbfleischige Wasserrüben), in anderen Fig. 20. Fi-Eüben aus der Bast. 26: Baugholm x Bor tf eider. Fällen aber spaltete che Nachkommenschaft nach langen Fo-Rüben ent- weder in lang bis länglich oder in lang bis rund; längliche Fo-Rüben ergaben Spaltung entweder in lang bis rund oder in länglich bis rund; dagegen bestanden sämtliche Nachkommenschaften nach runden Rüben aus lauter runden Rüben (weiss- oder gelbfleischigen Kohlrüben).- So- wohl in Fo wie in F. kamen nicht nur runde, sondern auch längliche und langgestreckte Kohlrüben vor. (Betreffs der monströsen An- schwellungen und Nebenknöllchen siehe Kap. 3.) Die Blätter der Kohlrüben wie der Wasserrüben haben im all- gemeinen mehr oder weniger tiefe Einschnitte, so z. B. die Sorten Trondhjem. Bangholm und Bortfelder, dagegen sind die Blätter der Kohlrübensorte Blanc hätif ganz. Bei Bastardierung 278 K a j a nu s: Fig. 27. Fj-Rüben aus der Bast. 22: Blanc hätif x Bortfelder (Xr. 341— 14). Die in der rechten Reihe abgebildeten drei Exemplare waren gelbfleischig, die übrigen weissfleischlg. über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 279 Flg. 28. Fi-Küben aus der Bast. 23: Trondhjem x Bortfelder (Nr. 252 — 14). Die zwei rechts in der untersten Reihe abgebildeten Exemplare waren weissfleischig, die übrigen gelbfleischig; von den beiden ersteren war das linke eine Vizinistenrübe, das rechte die Wurzel eines Schossers. 280 Kajanus: zwischen Blanc hätif und Bortfelder wurde F^ gesclilitzt- blätterig und Fg spaltete in Pflanzen mit geschlitzten und solche mit ganzen Blättern, wobei die ersteren in starker Majorität waren; \iel- leicht herrschte hier das Verhältnis 15:1, das mein Kollege Hall- qvist in F^ der von mir erhaltenen Kohlrübenbastardierung Blanc hätif X Bangholm konstatierte,^) wo dieselben Pflanzen wie in meinen Artbastardierungen verwendet wurden; in Fo fanden sich sowolü konstant geschlitztblättrige und konstant ganzblätterige Bestände wie auch solche, die in beide Typen spalteten. Die Blattform spaltete ganz unabhängig von anderen Merkmalen, Ge- schhtztblätterigkeit wie Ganzblätterigkeit trat also sowohl mit grau- grüner wie mit frisch grüner Blattfarbe vereint auf, ebenso kamen so- wohl weissfleischige wie gelbfleischige Rüben mit geschlitzten imd mit ganzen Blättern vor. Die Bastardierungen zwischen geschhtztblätte- rigen Typen ergaben in F^ Geschlitztblätterigkeit, auch in F2 wurde nur diese Blattform beobachtet, in Fo aber der Bast. 23 spalteten gewisse Bestände von Wasserrübentypus in geschlitztblätterige und ganzblätterige auf, wobei die letzteren in Minorität waren. Übrigens ist zu bemerken, dass in F^ wie in F3 der Bastardierungen neue Typen von Geschlitztblätterigkeit auftraten, ferner kamen Rüben vor, die im Gegensatz zu den Eltern buckehge Blätter hatten, einerlei, ob die Blattfarbe graugrün oder frisch grün war. Die typische Farbe des oberen Rübenteiles (des Kopfes) ist bei Bangholm violettrot (und verdeckt grün), bei Blanc hätif und Trondhjem grün und bei Bortfelder gelb. (Über die Anatomie der Aussenfarbe siehe „Vererbungsweise", S. 424, 436 — 437.) Bei der Kombination Bangholm X Bortfelder wurde F^ grünlich-rot und Fo spaltete in rot, rotgrün, grün und gelb, wobei die Anzahl der beiden ersteren Farbengruppen vereint diejenige der grünen und gelben zusammen übertraf; von den zwei Fg-Beständen zeigte der eine (nach roter Rübe) Spaltung in rot, rotgrün, grün und gelb in ähnhcher Weise wie in F2, während der andere (nach gelber Rübe) konstant gelb war. Bei den Bastardierungen zwischen Blanc hätif oder Trondhjem und Bortfelder w^urde Fj grün; Fo spaltete in grün und gelb, wobei die erstere Farbe die Mehrzahl der Rüben prägte; diese Mehrzahl war in den Bastardierungen mit Blanc hätif grösser als in denjenigen mit Trondhjem; in F3 wurden Bestände nach grünen Rüben entweder durchweg grün (Kohlrüben) oder sie spalteten in grün und gelb (Wasserrüben) vne in Fo, während Bestände nach gelben Rüben kon- stant gelb waren (Wasserrüben). Hierbei ist jedoch zu erwähnen, dass ^) C. ;Hallqvist, Ein neuer Fall von Dimerie bei Brassica Napus. Botan. Nötiger. Lund 1916. Referat: Ztschr. f. Pflanzenz. Bd. IV. Berlin 1916. S. 200. über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 281 die gelben Rüben zum Teil rötlich oder grünlich waren. Gelb- köpfige Kohlrüben wurden überhaupt nicht beobachtet. • Was die Innenfarbe des Rübenkörpers betrifft, so ist Blanc h ä t i f weiss, während Trondhjem, Bangholm und Bortfelder gelbes Fleisch haben. (Über die Anatomie der Innenfarbe siehe „Vererbungsweise", S. 424, 437.) Die Bastardierung Blanc hätif X Bortfelder ergab in beiderlei Verbindungsweise eine vollständig weissfleischige Fj-Generation, woraus folgt, dass die weisse Fleisch- farbe ausgeprägt dominant war. In F2 trat eine unerwartete Spaltungs- variation ein, indem sich nämlich die 61 (58 + 3) Bestände in folgender Weise verhielten (Tab. 12 und 13). Tabelle 12. F2 der Bastardierung 22. m Anzahl TD Anzahl Nummer des Bestandes von Nummer des Bestände! von Weiss Gelb Summe weissen auf einer gelben Weiss Gelb Summe weissen auf einer gelben 209 201 12 213 16,8 331 506 80 586 6,3 303 167 41 208 4,1 332 324 9 333 36,0 304 73 8 81 9,1 333 114 5 119 22,8 305 77 6 83 12,8 334 58 10 68 5,8 306 222 65 287 3,4 335 106 10 116 10,6 307 79 8 87 9,9 336 88 17 105 5,2 308 124 14 138 8,9 337 111 3 114 37,0 309 302 13 315 23,2 338 493 70 563 7,0 310 101 10 111 10,1 339 149 29 178 5,1 311 143 8 151 17,9 340 300 3 303 100,0 312 124 10 134 12,4 .341 554 39 593 14,2 313 108 30 138 3.6 342 275 10 285 27,5 314 65 11 76 5,9 343 167 18 185 9,3 315 107 12 119 8,9 344 209 16 225 13,1 316 369 25 394 14,8 345 128 10 138 12,8 317 186 33 219 5,6 346 213 40 253 5,3 318 486 22 508 22,1 347 242 42 284 5,8 319 266 10 276 26,6 348 290 18 308 16,1 320 301 82 383 3,7 349 363 39 402 9,3 321 428 7 435 61,1 i 350 104 9 113 11,6 322 200 30 230 6.7 351 436 88 524 5,0 323 248 36 284 6,9 352 43 24 67 1,8 324 419 24 443 17,5 353 67 7 74 9,6 325 240 17 257 14,1 354 60 11 71 5,5 326 575 21 596 27,4 355 80 9 89 8,9 327 261 24 285 10,9 356 43 8 51 5,4 328 132 27 159 4,9 357 11 5 16 2,2 329 196 20 216 9,8 358 21 1 22 21,0 330 77 29 106 2,7 359 1 17 2 19 8,5 Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 19 282 K aj a nu s: Tabelle 13. Fo der Bastardierung 24. Nummer Anzahl von des Weiss Gelb Summe weissen auf Best amies einer gelben 360 326 48 374 6,8 361 109 14 123 7,8 364 33 0 33 — Abgesehen von einem konstant weissen Bestände von nur 33 Individuen (Nr. 364), dessen Einheitlichkeit bei so kleiner Pflanzen- zahl sehr wohl auf einem zufälligen Fehlen von gelben Rüben beruhen kann, wechselten also die Spaltungen der Bestände des Jahres 1914 von 100,0 — 1,8 weissen auf 1 gelben, was entweder eine ganz unregelmässige Spaltungsweise eines einzigen Merkmalspaares darstellt oder auf das Vorhandensein von 3 homomeren Faktoren deutet. Allerdings ent- sprechen die erhaltenen Spaltungszahlen wahrscheinlich nicht den- jenigen, die nach Selbstbefruchtung der F^-Pflanzen zustande ge- kommen wären, aber immerhin beruhen sie auf beträchtlichen Unter- schieden in der Konstitution derselben, und zwar auf Unterschieden, deren Extreme so viel voneinander abweichen, dass man, falls Homo- merie vorliegt, ohne weiteres auf Trimerie schliessen kann. Ich be- daure sehr, dass nicht ein Teil der F^-Pflanzen einzeln isoliert wurde, aber ich rechnete nur mit einfacher Mendelspaltung, die bei Wasser- rüben nach Bastardierung von weiss und gelb aufgetreten war (siehe „Vererbungsweise", S. 429 — 430), und befürchtete ausserdem aus guten Gründen, dass nach Isolierung der betreffenden Pflanzen nur wenige oder sogar keine Samen gebildet werden würden. Wie die Sache Jetzt liegt, ist eine sichere Feststellung der einzelnen Spaltungen un- möglich und eine zahlenkritische Prüfung derselben auf Homomerie wertlos, da man von diesem Gesichtspunkte bei den F^-Pflanzen mit mono-, di- und trimeren Gametenkombinationen zu tun hätte, die unter- einander bastardiert würden. Die Beurteilung der Spaltungszahlen wird hier ausserdem durch andere Umstände erschwert, indem die- selben teils durch das Verziehen der Bestände, teils durch die Wachs- tumsbedingungen in verschiedener Richtung mehr oder weniger hatten verschoben werden können. Wie sehr die Spaltungszahlen durch äussere Umstände tatsächlich beeinflusst werden, geht aus dem Ver- gleich einiger Fo-Bestände, die durch wiederholte Aussaat von Samen derselben Fj-Pflanzen gezogen wurden, in eklatanter Weise hervor. Von 3 Samenproben aus der Fj-Generation der Bast. 22 wurden nämlich 1914 nicht alle Samen gesät, sondern je ein Teil reserviert, der 1915 über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 283 gesät wurde, nachdem wieder je ein Teil für Aussaat 1916 aufbewahrt worden war. In den beiden ersten Jahren wurden die Samen in Reihen ziemlich dicht gesät, wonach die Bestände verzogen wurden, im letzten Jahre wurden sie dagegen einzeln in geeigneten Abständen gelegt und die Bestände demnach nicht verzogen. Die diesbezüglichen Resultate sind, den betreffenden Fj-Pflanzen entsprechend, in folgender Tabelle zusammengestellt (Tab. 14). Tab( 3lle 14. Nummer Jahr Anzahl von des Samen- des Weiss Gelb Summe weissen auf musters Anbaues einer gelben 1 1914 301 82 383 3.7 120 1915 144 86 230 1,7 1916 69 23 92 3,0 Summe: 514 191 705 2,7 ( 1914 575 21 596 27,4 126 1915 314 47 361 6,7 1 1916 116 11 127 10,5' Summe: 1005 79 1084 12,7 f 1914 554 39 593 14,2 141 l 1915 194 30 224 6,5 \ 1916 102 9 111 11,3 Summe : 850 78 928 10,9 Wie diese Tabelle sofort zeigt, fiel die Spaltung nach jedem Muster in den drei Jahren ziemlich verschieden aus; geht man von den Spaltungen im Jahre 1916 aus, in welchem kein Verziehen vorgenommen wurde, so findet man, dass in den zwei anderen Jahren, in denen die Bestände verzogen wurden, einerseits die weissen (1914), andererseits die gelben (1915) mehr oder weniger stark begünstigt wurden. Da diese Begünstigung bei allen drei Nummern in derselben Richtung ging, hat man ^hier vielleicht am meisten an einen Einfluss der Boden- und Wetterverhältnisse zu denken. In Fg wurden 25 Nachkommenschaften der Bast. 22 gezogen. 24 derselben stammten von weissen F2-Rüben; von diesen waren 8 durch- weg weiss, davon aber 2 verhältnismässig klein und deshalb viel- leicht Spaltungsbestände ohne gelbe Rüben (Nr. 27 und 39), während 16 innerhalb weiter Grenzen spalteten; die einzige Nachlvommensehaft, die von gelber Fo-Rübe stammte, war konstant gelb. Die nähere Ab- stammung, die Pflanzen- und Spaltun^szahlen dieser Fo-Bestände werden durch die folgende Übersicht beleuchtet (Tab. 15), in welche 19* 284 K aj anu 6: auch die wahrscheinlichen idealen Spaltungsverhältnisse der ent- sprechenden Fg-Bestände eingesetzt sind. Tabelle 15. Nummer des Fo- Bestandes Ideale Anzahl von weissen auf einer gelben in Fa Farbe der F.,- Mutter- riibe Nummer des Fj- Bestaudes Weiss Gelb Summe Ideale Anzahl von weissen auf einer gelben in F3 313 3 weiss 24 142 142 319 15 ,. 25 324 324 15 26 317 86 403 3 324 27 28 9 60 1 9 61 63 ,, 29 212 5 217 63 30 38 1 39 15 oder 63 327 15 31 37 2 39 15 1 32 20 2 22 15 329 15 , 33 82 82 ,, 34 95 7 102 15 330 3 ., 35 86 1 87 63 ?? 36 79 1 80 63 332 - { " 37 38 2230 106 110 2340 106 15 334 3 •7 39 22 22 338 3 oder' 15 | '» 40 41 961 36 1 961 37 15 oder 63 339 3 ( •1 42 43 39 45 9 4 48 49 3 15. 340 63 5? 44 114 114 45 122 38 160 3 rt 4 ri 3 .. 46 47 7 54 3 oder 15 346 47 1228 19 1247 63 gelb 48 25 25 Da die betreffenden Fo-Pflanzen einzeln isoliert worden waren, sind die Fg-Spaltungen einer zahlenkritischen Prüfung zugänghch. wo- bei jedoch die Möghchkeit einer Verschiebung der Spaltungszahlen durch Verziehen und Miheu nicht vergessen werden darf. Das Resultat dieser Prüfung geht aus der folgenden Tabelle hervor (Tab. 16). (Siehe die Tabelle 16, S. 285.) Allerdings können gewisse Spaltungen (Nr. 30, 41 und 46) nicht sicher klassifiziert werden und die Abweichung von den einzig mög- lichen idealen Zahlen ist in einem Falle (Nr. 37) sehr gross, aber in den übrigen Fällen findet sich eine gute Übereinstimmung zwischen den über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 285 idealen und den gefundenen Spaltungszahlen, und zwar sowohl für Mono-, wie für Di- und Trimerie. Tabelle 16. F3 der Bastardierung 22. Nummer des Bestandes Weiss Gelb Summe Verhältniszahlen pro 4, 16 oder 64 D lÜK D :mK 26 317 86 403 3,1464 : 0,8536 + 0,1464 0,0863 + 1,70 28 60 1 61 62,9508:1,0492 — 0,0492 1,0163 — 0,05 29 212 5 217 62,5253 : 1,4747 — 0,4747 0,5388 — 0,88 or» ' 15,5897:0,4103 + 0,5897 0,6202 + 0,95 30 38 1 39 ^ 62,3590 : 1,6410 — 0,6410 1,2710 — 0,50 31 37 2 39 15,1795 : 0,8205 + 0,1795 0,6202 + 0,29 32 20 2 22 14,5455 : 1,4545 — 0,4545 0,8257 — 0,55 34 95 7 102 14,9020 : 1,0980 — 0,0980 0,3835 -0,26 35 86 1 87 63,2644 : 0,7356 + 0,2644 0,8510 + 0,31 36 79 1 80 63,2000 : 0,8000 + 0,2000 0,8874 + 0,23 37 2230 110 2340 15,2479 : 0,7521 + 0,2479 0,0801 + 3,09 -.7 / 15,5676 : 0,4324 + 0,5676 0,6367 + 0,89 41 36 1 37 ^ 62,2703 : 1,7297 — 0,7297 1,3049 — 0,56 42 39 9 48 3,2500 : 0,7500 + 0,2500 0,2500 + 1,00 43 45 4 49 14,6939 : 1,3061 — 0,3061 0.5533 — 0,55 45 122 38 160 3,0500 : 0,9500 + 0,0500 0,1369 + 0,37 A r* .1 / 3,4815 : 0,5185 + 0,4815 0,2357 + 2,042 46 47 7 54 1 13,9259 : 2,0741 — 1,0741 0,5270 — 2,038 47 1228 19 1247 63,0249 : 0,9751 + 0,0249 0,2248 + 0,11 Vergleicht man die Fg-Spaltungen mit den Spaltungen der ent- sprechenden Fa-Bestände, so ergibt sich, dass wenigstens in 6 Fällen (Nr. 28, 34, 35, 36, 43 und 47) in F3 höhere Spaltungszahlen als in F2 entstanden. Wären nun die Fg-Bestände nach isolierten Pflanzen gezogen, so würde dieses Verhältnis stark gegen die Annahme einer Homomerie gesprochen haben; da aber die Fj-Pflanzen frei abblühten, widerspricht das Höherwerden der Spaltungszahlen keineswegs der Mög- lichkeit der Homomerie. Deim vom homomerischen Gesichtspunkte müsste die Fj-Generation aus mono-, di- und trimeren Pflanzen be- standen haben, weshalb offenbar bei freiem Abblühen gelb veranlagte Eizellen bei Pflanzen, deren Nachkommenschaft monomer spalten sollte, teilweise mit zwei- oder dreifach weiss veranlagten Pollenzellen, und bei Pflanzen, welche dimere Spaltung ergeben sollten, teilweise mit dreifach weiss veranlagten Pollenzellen befruchtet werden könnten; dadurch müssten aber in F3 auch Spaltungen entstehen, die höher als die Fa-Spaltungen der betreffenden Linien waren. 286 Kajanus: Indessen ist die Frage durch diese Untersuchung nicht endgültig erledigt: zu diesem Zwecke wäre es in Anbetracht der unsicheren Fo-Spaltungen notwendig gewesen, auch eine vierte Generation nach weissen Rüben zu ziehen, was aber nicht geschieht, da dieses Material nicht weiter verfolgt wird. Vielleicht wird aber die Sache von anderer Seite besser aufgeklärt: ich denke dabei an meinen Kollegen Hall- qvist, der nebst anderem von mir überlassenen und von ihm weiter untersuchten Rübenmaterial auch mit einer Bastardierung arbeitet, die ich im Jahre 1911 zwischen Blanc hätif und Bangholm aus- führte, und zwar zwischen denselben Pflanzen, Nr. 288 und 310, die ich in meinen Artbastardierungen benutzte. Da sich Kohlrübenpflanzen auch bei Isolierung durch reiche Samenproduktion auszeichnen, ist die betreffende Bastardierung zur genetischen Bestimmung der Innenfarbe der von mir verwendeten Pflanze der Sorte Blanc hätif beträchtlich geeigneter als die von mir verfolgte Artbastardierung. Hallqvist, der nach isolierten Fj-Pflanzen der erwähnten Kohlrübenbastardierung ebenfalls Spaltungen innerhalb weiter Grenzen erhielt, die auf Homo- merie, allerdings nur Dimerie, deuten (siehe Brassicakreuzungen, S. 98), arbeitet mit dem betreffenden Material in grossem Umfang weiter, um die Faktorenfrage der Weissfleischigkeit der Blanc hätif be- friedigend zu lösen. Falls es sich nun unwiderleglich zeigt, dass die weisse Innenfarbe bei der Kohlrübensorte Blanc hätif im Gegensatz zu der von mir in Fo (siehe „Vererbungsweise", S. 429 — 430) und von Hallqvist in Fo (siehe Brassicakreuzungen, S. 106 — 108) beobachteten Monomerie der Wasserrübensorte östersundom auf Polymerie beruht, so liegt die interessante Tatsache vor, dass Homomerie und Hemmung eins sein können, weil es sich nämlich um Hemmung handelt, wenn gelbe Farbe von weisser unterdrückt wird, wozu noch kommt, dass in diesem Falle eine graduelle habituelle Verschiedenheit der Rübenfarbe je nach dem Grade der Homomerie ganz unmöglich ist, da die betreffenden Faktoren rein weisse Farbe bewirken, die immer gleich ist. Die Bastardierungen zwischen gelbfleischigen Sorten, also zwischen Trondhjem oder Bangholm und Bortfelder, er- gaben eine gelbfleischige Fj-Generation; die F2-Generation war eben- falls gelbfleischig, mit Ausnahme vereinzelter Rüben, die weisses Fleisch hatten und offenbar durch Vizinismus entstanden waren, da die frei blühenden F^-Bestände der verschiedenen Bastardierungen nur durch Abstände von etwa 100 m getrennt waren und eine Übertragung von Pollen aus den Bastardierungen zwischen Blanc hätif und Bort- felder sehr wohl eintreffen konnte. Die in den Jahren 1914 und 1915 gezogenen Fo-Generationen der Bastardierungen zwischen gelb- über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 287 fleischigen Sorten verhielten sich, von Schossern abgesehen, bezüglich der Fleischfarbe in folgender Weise (Tab. 17): Tabell e 17. Nummer Jahr Anzahl der Bastar- des Gelb Weiss Summe von weissen dierung Anbaues in Prozenten 23 { 1914 1915 9 789 2296 15 5 9804 2301 0,15 0,22 25 1914 553 1 554 0,18 27 1914 352 8 360 2,22 oa < 1914 1626 3 1629 0,18 26 ^ 1915 364 0 364 0,00 Summe: 14980 32 15012 0,21 Wie aus dieser Übersicht hervorgeht, betrug die Anzahl der weissen Rüben durchschnittlich nur etwa 0,2 "/o, was offenbar einem sehr geringen Vizinismus entspricht; es soll auch erwähnt werden, dass in den betreffenden Beständen meistens nur je eine weisse Rübe vorkam. Die Blütenfarbe ist sowohl bei Kohlrüben wie bei Wasserrüben mit der Innenfarbe des Rübenkörpers korrelativ verbunden, indem die weissfleischigen Rüben lebhaft zitronengelbe, die gelbfleischigen aber matt orangegelbe Blüten haben (vgl. „Vererbungsweise", S. 432, 440 bis 441). Bastardierung ändert an dieser Korrelation nichts, denn sowohl bei Kombination innerhalb der Arten wie bei solcher zwischen denselben hat es sich gezeigt, dass — soweit meine Beobachtungen reichen — weisse Rübenfarbe, homo- wie heterozygotisch, immer von lebhaft zitronengelber Blütenfarbe und gelbe Rübenfarbe immer von matt orangegelber Blütenfarbe begleitet wird. Nun gibt es indessen Nuancen in den betreffenden Blütenfarben, über diese habe ich aber keine Studien vorgenommen, wie ich mich auch nicht mit der je nach der Art ver- schiedenen Stellung und Grösse der Blüten näher beschäftigt habe. 3. Die Monstrosität der Rüben. Die Bildung von Anschwellungen und Nebenknöllchen an den Rüben, wodurch diese in der verschiedensten Weise missgestaltet w^erden können, scheint ein in Bastardierungen zwischen Brassica Napus und BrassicaRapa regelmässig wiedei'k ehrendes Verhältnis zu sein. Ich habe dieser Monstrosität, mit der ich mich schon früher etwas be- schäftigte (siehe „Vererbungsweise", S. 458 — 462), an dem hier berück- sichtigten Material ein umfassendes Studium gewidmet, insofern ich sämtliche der drei gezogenen Generationen, also insgesamt mehr als 288 K a j anus: 42 000 Individuen, in bezug auf das Auftreten der Monstrosität einzeln gemustert habe, um ihre Verbreitung in den Beständen näher bestimmen zu können. Das Verhalten der F^-Rüben, die im Jahre 1912 gezogen wurden, wird durch die folgende Tabelle beleuchtet (Tab. 18): Tabelle 18 Nummer der Bastar- dierung Nummer des Bestandes Anzahl Rüben Aussehen der Rüben 22 3641 100 teilweise durch Anschwellungen missgestaltet 24 3643 3 etwas unförmlich 23 3642 156 ziemlich viele Anschwellungen und Nebenknöllchen 25 3644 4 teilweise viele Nebenknöllchen 27 3647 12 durch Anschwellungen mehr oder weniger unförmlich 26 3646 55 im allgemeinen durch Anschwellungen etwas missgestaltet In Fj waren die Eüben also zum grossen Teile durch An- schwellungen deformiert oder mit distinkten grösseren und kleineren Nebenknöllchen besetzt (Fig. 24, 25, 26); die Anzahl der monströsen Rüben dieser Bestände kann ich indessen nicht angeben, da dieselbe in dieser Generation nicht festgestellt wurde. Bei den im Jahre 1914 gezogenen Fo-Beständen (Fig. 27, 28) gestaltete sich die Verbreitung der Monstrosität, von Schossern und Vizinisten abgesehen, in folgender Weise (Tab. 19 — 24). Tabelle 19. Fj der Bastardierung 22. ^ 'S. Weiss Gelb Summe Numme des Bestände o ö CO Ö o g a a 3 CO i. °o g =£ a ^ In 13 a o ö =2 05 Ö o a a a o mon- strös 13 a o ä =2 -^ OQ Ö o a a a C CO /o 209 186 15 201 7,46 11 1 12 8,33 197 16 213 7,51 303 148 19 167 11,38 26 15 41 36,59 174 34 208 16,35 304 69 4 73 5,48 4 4 8 50,00 73 8 81 9,88 305 74 3 77 3,90 4 2 6 33,33 78 5 83 6,02 306 190 32 222 14,41 38 27 65 41,54 228 59 287 20.56 307 65 14 79 17,72 3 5 8 62,50 68 19 87 21,84 308 98 26 124 20,97 6 8 14 57.14 104 34 138 24,64 309 227 75 302 24,83 4 9 13 69,23 231 84 315 26,67 310 .80 21 101 20,79 4 6 10 60,00 84 27 111 24,32 311 125 18 143 12,59 4 4 8 50,00 129 22 151 14.57 312 113 11 124 8.87 6 •4 10 40.00 119 15 134 11,19 313 91 17 108 15,74 17 13 30 43,33 108 30 138 21,74 314 59 6 65 9,23 1 10 11 90,91 60 16 76 21,05 315 76 31 107 28,97 5 7 12 58,33 81 38 119 31,93 über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 289 Noch Tabelle 19. ■■ii^^^a . J Weiss Gelb Summe Numniei des Bestände 'S S ;-! o a CO =2 00 a o a a a a CO a ^ a CO io a O a oa =2 03 a o a a a a :§ a -ö a Cd /o 03 a o CO =2 CO a o a a m a :o o >- 3 -S /o 316 313 56 369 15,18 14 11 25 44,00 327 67 394 17.01 317 179 7 186 3,76 21 12 33 36,36 200 19 219 8,68 318 445 41 486 8,44 15 7 22 31,82 460 48 508 9,45 319 233 33 266 12,41 3 7 10 70,00 236 40 276 14.49 320 278 23 301 7,64 36 46 82 56,10 314 69 383 18,02 321 398 30 428 7,01 5 2 7 28,57 403 32 435 7,36 322 174 26 200 13,00 17 13 30 43,33 191 39 230 16,96 323 225 23 248 9,27 24 12 36 33,33 249 35 284 12,32 324 382 37 419 8,83 18 6 24 25,00 400 43 443 9,71 325 203 37 240 15,42 7 10 17 58,82 210 47 257 18,29 326 499 76 575 13,22 10 11 21 52,38 509 87 596 14,60 327 228 33 261 12,64 8 16 24 66,67 236 49 285 17,19 328 125 7 132 5,30 14 13 27 48,15 139 20 159 12,58 329 143 53 196 27,04 10 10 20 50,00 153 63 216 29,17 330 56 21 77 27,27 5 24 29 82,76 61 45 106 42,45 331 435 71 506 14.03 21 59 80 73,75 456 130 586 22,18 332 272 52 324 16,05 1 8 9 88,89 273 60 333 18,02 333 96 18 114 15,79 3 2 5 40,00 99 20 119 16,81 334 45 13 58 22,41 2 8 10 80,00 47 21 68 30,88 335 86 20 106 18,87 3 7 10 70,00 89 27 116 23,28 336 68 20 88 22,73 6 11 17 64,71 74 31 105 29,52 337 86 25 111 22,52 0 3 3 100,00 86 28 114 24,56 338 413 80 493 16,23 31 39 70 55,71 444 119 563 21,14 339 122 27 149 18,12 14 15 29 51.72 136 42 178 23,60 340 254 46 300 15,33 1 2 3 66,67 255 48 303 15,84 341 468 86 554 15,52 14 25 39 64,10 482 111 593 18,72 342 245 30 275 10,91 2 8 10 80,00 247 38 285 13,33 343 143 24 167 14,37 7 11 18 61,11 150 35 185 18,92 344 169 40 209 19,14 3 13 16 81,25 172 53 225 23,56 345 103 25 128 19,53 3 7 10 70,00 106 32 138 23,19 346 158 55 213 25,82 5 35 40 87,50 163 90 253 35,57 347 205 37 242 15,29 19 23 42 54,76 224 60 284 21,13 348 226 64 290 22,07 9 9 18 50,00 235 73 308 23,70 349 295 68 363 18,73 13 26 39 66,67 308 94 402 23,38 350 72 32 104 30,77 3 6 9 66,67 75 38 113 .33.63 351 359 77 436 17,66 41 47 88 53.41 400 124 524 23,66 352 36 7 43 16,28 8 16 24 66,67 44 23 67 34,33 353 39 28 67 41,79 1 6 7 85,71 40 34 74 45,95 354 49 11 60 18,33 3 8 11 72,73 52 19 71 26,76 355 66 14 80 17,50 1 8 9 88,89 67 22 89 24,72 356 39 4 43 9,30 1 7 8 87,50 40 11 51 21,57 357 11 0 11 0,00 1 4 5 80,00 12 4 16 25,00 358 21 0 21 0,00 0 1 1 100,00 21 1 22 45,45 359 14 3 17 17,65 1 1 2 50,00 15 4 19 21,05 Summe : 10077 1772 11849 14,95 557 730 1287 56,72 10634 2502 13136 19,05 290 K a j anu s: Tabelle 20. F.^ der Bastardierung 24. Nummer Weiss Gelb Summe des Bestandes 'S a 2 ■•£ CO ä o 1 mon- strös a o =£ o B mon- strös 'es S o o a a mon- strös d a CO 0 /o a a CO \ 1 d g CO 0/ 360 228 98 326 30,06 16 32 48 66,67 244 130 374 34,76 361 95 14 109 12,84 4 10 14 71,43 99 24 123 19,51 364 33 0 33 0,00 0 0 0 — 33 0 33 0,00 Summe : 356 112 468 23,93 20 42 62 67,74 376 154 530 29,06 Tal 3elle 21. Fe der Bastardierung 23. Nummer des Bestandes Nor- mal Mon- strös Summe Monströs /o Nummer des Bestandes Nor- mal Mon- strös Summe Monströs o; 10 234 221 80 301 26,58 268 52 41 93 44,09 235 114 114 228 50,00 269 261 155 416 37,26 236 HO 30 140 21,43 270 85 47 132 35,61 237 39 31 70 44,29 271 71 50 121 41,32 238 136 71 207 34,30 272 118 83 201 41,29 239 45 16 61 26,23 273 64 16 80 20,00 240 168 59 227 25,99 274 53 36 89 40,45 241 57 39 96 40,63 275 255 41 296 13,85 242 74 59 133 44,36 1 276 296 69 365 18.90 243 237 88 325 27,08 277 84 34 118 28,81 244 188 91 279 32,62 278 164 58 222 26,13 245 54 60 114 52,63 279 58 46 104 44,23 246 54 51 105 48,57 280 45 18 63 28,57 247 132 122 254 48,03 281 227 51 278 18,35 248 36 38 74 51,35 282 28 14 42 33.33 249 79 44 123 35,77 283 137 48 185 25,95 250 153 116 269 43,12 284 175 55 230 23,91 251 79 75 154 48,70 285 182 63 245 25,71 252 96 91 187 48,66 286 215 65 280 23,21 253 48 19 67 28,36 287 65 20 85 23,53 254 325 162 487 33,26 288 15 4 19 21,05 255 134 77 211 36,49 289 23 7 30 23,33 257 186 166 352 47,16 290 22 16 38 42,11 258 58 41 99 41,41 291 19 13 32 40,63 259 125 87 212 41,04 292 40 28 68 41,18 260 171 119 290 41,03 293 24 12 36 33,33 261 56 36 92 39,13 294 14 11 25 44,00 262 51 54 105 51,43 295 16 10 26 38,46 263 63 40 103 38,83 296 8 2 10 20,00 264 57 47 104 45,19 297 21 14 35 40,00 265 91 50 141 35,46 298 6 6 12 50,00 266 44 69 37 17 81 86 45,68 19,77 302 24 12 36 33,33 267 Summe : 6417 3372 9789 34,45 über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 291 Tabelle 22. r, der Bastardierung 25. Nummer des Bestandes Normal Monströs Summe Monströs o; 10 256 158 70 228 30,70 299 115 23 138 16.67 300 60 22 82 26,83 301 87 18 105 17,14 Summe : 420 133 553 24,05 Tabelle 23. Fa der Bastardierung 27. Nummer des Bestandes Normal Monströs Summe Monströs /o 362 18 13 31 41,94 363 3 11 14 78,57 365 63 102 165 61,82 366 59 73 132 55,30 367 2 8 10 80,00 Summe : 145 207 352 58,81 Tabelle 24. Fg der Bastardierung 26. Nummer des Bestandes Nor- mal Mon- strös Summe Monströs Nummer des Bestandes Nor- mal Mon- strös Summe Monströs ;o 201 202 203 204 205 206 207 208 210 211 212 213 214 215 216 217 218 264 13 277 4,69 35 25 60 41,67 52 19 71 26,76 47 6 53 11,32 145 24 169 14,20 37 26 63 41,27 68 4 72 5,56 75 21 96 21,88 74 7 81 8,64 46 12 58 20,69 33 6 39 15,38 31 7 38 18,42 40 4 44 9,09 40 1 41 2,44 33 3 36 8,33 34 2 36 5,56 25 5 30 16,67 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 Summe: 26 10 36 34 6 40 20 5 25 19 8 27 20 13 33 19 7 26 22 21 43 14 12 26 18 17 35 10 9 19 10 3 13 12 8 20 12 3 15 1 2 3 1 0 1 1317 309 1626 27.78 15,00 20,00 29,63 39,39 26.92 48,84 46,15 48,57 47,37 23,08 40,00 20,00 66,67 (0,00) 19,00 292 Ka j anus: Wie aus den angefülirten Tabellen hervorgeht, kam die Monstro- sität in fast allen Beständen vor, wenn auch in verschiedenem Umfang sowohl bei den einzelnen Beständen innerhalb jeder Bastardierung, wie bei den verschiedenen Bastardierungen überhaupt. Hier mag be- merkt werden, dass die Samenmuster in einer Reihe laut den an- gegebenen Nummern, aber nicht auf einem einzigen Platze, sondern auf drei Erdstücke verteilt ausgesät wurden, so dass drei Abteilungen entstanden, von denen die eine die Nummern 201 — 306, die andere die Nummern 307 — 340 und die dritte die Nummern 341 — 367 umfasste; der Abstand zwischen der zweiten und der dritten Abteilung war ziem- lich klein, während die erste Abteilung von diesen etwas entfernter lag. Macht man eine Zusammenstellung der prozentischen Maxima, Minima und Mittel innerhalb der Bastardierungen, bekommt man folgende Übersicht (Tab. 25): Tabelle 25. Nummer der Bastar- dierung Anzahl Bestände Maximum (0 Minimum io Mittel /o 22 58 45,95 6,02 19,05 24 3 34,76 0,00 29,06 23 65 52,63 13,85 34,45 25 4 30,70 . 16,67 24.05 27 5 80,00 41,94 58,81 26 32 66,67 (0,00) 19,00 Sehr bemerkenswert ist die Verbreitung der Monstrosität in den Bast. 22 und 24, wo die Fg-Generation aus weissfleischigen und gelb- fleischigen Rüben bestand. Hier zeigte sich nämlich durchweg eine verhältnismässig grössere Anzahl von monströsen Rüben bei den gelb- fleischigen als bei den weissfleischigen, wie die folgende Übersicht (Tab. 26), in der beide Bastardierungen zusammen berücksichtigt werden, scharf beleuchtet. Tabelle 26. Farbe Maximum /o Miniraum 0/ /o Mittel 0/ 10 weiss . . . gelb. . . . 41,79 100,00 0,00 8.33 15,30 57.23 Durchschnittlich kam die Monstrosität, wie die obige Tabelle angibt, unter den gelbfleischigen Rüben beinahe 4 mal so häufig wie unter den weissfleischigen vor. über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 293 Vergleicht man die in verschiedenen Jahren nach denselben Samen- mustern gezogenen Fa-Bestände, begegnet man wieder beträchtlichen Unterschieden, wie aus den folgenden Zusammenstellungen hervorgeht (Tab. 27—29). Tabelle 27. Aus F, der Bastardierung 22. des isters Jahr des An- baues Weiss Gelb Summe Nummer Samenmi e O a 00 :0 ;-( t» 1=1 o s S a g =2 a ^ 13 a O ö 35 ■9 PI o a 1 a a a ^ /o 'S a O =2 o n [^ CO i> CO 1-1 TiT ö~ in" 1-1 CD 5,13 9,09 0,00 10,34 o 00 'N lO in 0_ CO_^ 03^ (N_^ -<* in" ö~ oo" cd" of tH i-( CD in '* i-( cg 1—1 a -s o 03 1-1 (M CO 1— ( G<1 CM O 03 CO 05 C» CO 1-1 1-1 1— ( o in i> (M tH § a CO o (M CO !>• lO 00 CO r- o CO 1-1 00—1 o »n 00 CD CO CO -^ CO CO (M O 03 o CO ■* (M tH 1— ( 1— ( O) oo :o Ö c. o a 8 ö" °l§~ 88 o o' lO 88 °8'~ 1— ( o -* o o o O CD 0_ O O O" CO o o" ö~ l-( O I> 00 o o in CD o o" oo" co" o" (M I> a a CD ' 00 l-( o 1-1 IM Oi I> rH tH O ^03-^ 1— ( 00 t> 05 in CO 1-1 (M a 00 o O "* O o ^ O 1-1 O -^ 1-1 O O O (M Tji O §1 CO 00 iH 1-1 1-1 (M i-( c* O 1-1 CD 0 05-^ O 1—1 00 in in in CO (M m ■■z Ö o o a o o 88 ö" o" O O 1-1 CD o o o^^ o\ O >n C3 lO 1-1 lO 1-1 o o -^ o^ o ifT io~ o o o o co_^ o" oT 03(M05030l:^03-rJ~ '*" (m" 1-1 iH CQ O 00 o O CO (M o" cd" ctT 03 a a CZ2 (M 1-1 (M T-l CO CO 03 O (N 00 CD 1-1 CO (M t> O (M CO (M 00 in CD 03 CO CTJOCDiMi-ICDOSin'* I>COO(MCDCOCO-^i-l (M iH OS 1-1 (M Cvj t> 00 (M rt< Cg 1-1 c^inc^Oi-^OcD-^i-i CD(MO3C OS '^ " pq (M lO CD l> 00 03 o OJ G^l (M CO ^ (M CO CO CO CO ^ in CO CO CDI>00030i-< 00 ^^ ^^ ^^ ^1 1 o t 02 1=1 - o 03 03 t5 03 'Ö3 - = 0) d -t2 03 00 "^ CS ■54-1 OD oj 6JD - .9 03 ÖD 03 ilf) 03 ^ a „ „ ^ .9 .0 "'S "^""tj'S "^ ÖJD S " 03 ^ ÖD .9 " _: ^ a .-^ '5 a a tn 1 03 ei r^ ^ a 02 -^ 03 03 ■a 03 pq CO CO OS 1— ( CO CO (N (M CO CO O CO CO (M ■* CO 03 O CO CO CO CO "^ CO CO CO CO CO CD CO 296 K a 3 a n u s : Tabelle 32. Fg der Bastardierung 23. Nummer des Fj- Bestandes Monstro- sität der Fj-Mutter- rübe Nummer des Fg- Bestandes Arttypus des Fg- Bestandes Normal Monströs Summe Monströs ;0 238 245 246 257 258 259 260 270 272 / keine 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Wasserrübe 42 0 42 j* 47 0 47 ,, 111 0 111 V 201 0 201 190 0 190 ;? 919 0 919 :: 71 0 71 ?? 247 0 247 ., 122 0 122 :t 194 0 194 ?! 87 0 87 5) 85 0 85 ., 96 0 96 Kohlrübe 330 0 330 Wasserrübe 1085 0 1085 '5 120 0 120 )1 267 0 267 ;? 61 0 61 .. 56 0 56 Kohlrübe 23 2 25 M 32 1 33 Tabelle 33. 0,00 0.00 0.00 0,00 0.00 0.00 0.00 0.00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 8,00 3,03 F3 der Bastardierung 26. Nummer des F2- Bestandes Monstro- sität der F., -Mutter- rübe Nummer des Fg- Bestandes Arttypus des Fg- Bestandes Normal Monströs Summe Monströs 206 227 keine 1 2 spaltend Wasserrübe 33 915 8 41 915 19,51 0,00 In den Jahren 1915 und 1916 wurden die Elternsorteu neben den Bastardprodukten gebaut; zum Vergleich kann erwähnt werden, dass bei Blanc hätif und Bortfelder keine einzige Rübe monströs war, und dass beiTrondhjem und Bangholra nur vereinzelte, sehr kleine NebenknöUchen vorkamen. Wie ist nun diese Monstrosität in ihrer wechselnden Verbreitung zu erklären? Ich bin der Ansicht, dass es sich um einen im Boden häufig, aber unregelmässig vorkommenden Mikroorganismus handelt, der die Brase ica- Pflanzen früher oder später infiziert, wobei aber über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 297 offenbar gewisse chemische Verbindungen der Rüben für den betreffenden Mikroorganismus besonders günstige Nährböden darbieten. Dieser Mikroorganismus ist wahrscheinlich mit dem allgemein verbreiteten, von Fig. 29. Monströse gelbüeischige Rübe aus Fo der Bast. 23. Typus 1. Smith (Washington) und anderen erfolgreich studierten Krebserreger Bacterium tumefaciens identisch, was auch Peklo (Prag), der von mir übersandtes Material mikroskopisch untersucht hat, als seine Meinung erklärt (siehe „Vererbungsweise", S. 461). Dieser Mikro- Zeitschrift f. Pflanzenzüchtung. Bd V. 20 298 K a j a n u s : Organismus pflegt bei den angegriffenen Pflanzen Tumorenbildung zu verursachen, indem er in die Zellen der Wirtspflanzen eindringt und die- selben zu abnorm schneller Vermehrung anreizt; dabei sind junge, leb- haft wachsende Gewebe für die Wirkungen des Mikroorganismus be- sonders empfänglich.^) Fig. 30. Monströse, gelbfleischige Rübe aus F„ der Bast. 23. Typus 2. 1) E. F. Smith, N. A. Brown and C. 0. Townsend, Crown-Gall of Plante: its Cause and Remedy. U. S. Dept. of Agric, Bur. of Plant Ind. Bull. 213. Washington 1911. — E. F. Smith, N. A. Brown and L. Mc. Gull och, The Structure and Development of Crown Gall: a Plant Cancer. U. S. Dept. of Agric, Bur. of Plant Ind. Bull. 255. Washington 1912. über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 299 Sehr bemerkenswert ist indessen, dass, wie im vorigen erwähnt, die Verbreitung der Monstrosität bei den F^-Beständen jedenfalls teil- weise dem Grade der Monstrosität der betreffenden Fs-Rüben entspricht; Flg. 31. Monströse, gelbfleischige Rübe aus F, der Bast. 23. Typus 3. vor allem auffallend ist die grosse Häufigkeit der monströsen Rüben im Bestände Nr. 29, der eben von einer stark monströsen Mutterrübe stammte (vgl. in diesem Zusammenhange die Beobachtungen von Caspary, erwähnt in „Vererbungsweise", S. 458 — 459). Solche Tat- sachen deuten auf die Mögliclikeit einer Übertragung des Mikroorganis- 20* 300 K a j a n u 6: mus durch die Samen, wahrscheinlicher ist wohl aber doch, dass eine Vererbung der chemischen Konstitution der Pflanze vorliegt, und dass die Häufigkeit der Monstrosität bei den Nachkommen durch eine neue, in verschiedenem Grade erfolgreiche Infektion zustande kommt. Der Habitus der Monstrosität der Brassica- Rüben wechselt sehr, wobei aber 3 verschiedene Grundtjrpen unterschieden werden können. In einem Falle wird die Form der Rübe gänzlich verändert, indem starke Anschwellungen, oft in zwei Richtungen, gebildet werden, wodurch zwei quergestreifte Geschwulstpartien entstehen, die von- einander durch entgegengesetzte Längsfurchen getrennt sind (Fig. 29). Im anderen Falle treten distinkte, grössere oder kleinere, relativ frei wachsende, rundliche Knöllchen auf, die bisweilen so zahlreich sind, dass die Rübe von ihnen fast vollständig bedeckt wird (Fig. 30). Diese zwei Typen kommen in vielen Modifikationen häufig vor, während der dritte Typus, bei dem die ebenfalls mitunter umfang- reichen Geschwülste kleinwarzig und sehr unregelmässig sind (Fig. 31) verhältnismässig selten auftritt. 4. Die Schosser. Vom Kap. 1 abgesehen, habe ich in der vorigen Darstellung die in den Beständen meiner Artbastarde auftretenden Schosser gar nicht be- rücksichtigt, da ich dieselben für sich behandeln wollte; sie sind also in den bei der Diskussion der habituellen Merkmale und der Monstrosität der Rüben angeführten Individuenzahlen nicht mitgerechnet. Solche Schosser, also Pflanzen, die im ersten Jahre einen wirklichen Stengel bilden, traten sowohl in F^ wie in F3, aber ziemlich selten, auf. In F2 verteilten sich die Schosser in folgender Weise (Tab. 34): Tabe lle 34. Nummer der Jahr Anzahl Bastardierung des Anbaues Schosser 22 1916 24 1914 23 { 1914 1915 26 1915 Ausser in einem Falle mit 2 Schossern in einem Bestände kamen diese nur in je einem Individuum in den betreffenden Fo-Beständen vor. Diese Schosser waren bis 1 m hoch und mehr oder weniger reich ver- zweigt.; einer (in Bast. 22) kam nicht weiter als zum Knospenstadium, die übrigen aber entwickelten zitronengelbe Blüten und setzten auch Schoten an, die jedoch in einigen Fällen nach und nach abstarben, über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. uncl Brassica Rapa L. 301 ohne Samen zu bilden; 5 der im Jahre 1914 in der Bast. 23 erhaltenen Schosser erzeugten indessen Samen, die auch reif wurden. Die Wurzel, die ganz im Boden wuchs, war verhältnismässig dünn, mehr oder weniger stark verzweigt mit abstehenden Seitenwurzeln, normal oder monströs (Fig. 28 unten rechts, 32, 33); ihre Innenfarbe war weiss. Von denjenigen fünf Pflanzen, die reife Samen bildeten, wurden diese ohne vorherige Isolierung geerntet und im folgenden Frühjahr Fig. 32. Monströse, weisse Wurzel eines Schossers aus der Bast. 24 (Nr. 360 — 14), (Mitte Mai), den verschiedenen Pflanzen entsprechend, gesät, wobei sie einzeln in geeigneten Abständen gelegt wurden; da sie relativ klein waren, keimten aber bei weitem nicht alle, im ganzen nur ungefähr 29 ^Iq. Eine geringe Anzahl von Pflanzen vertrocknete im jungen Stadium; die aufgegangenen Pflanzen schossten teilweise sehr bald und blühten schon Ende Juni, ohne Rosettenblätter zu entwickeln: diese Pflanzen waren der Brassica campest ris habituell sehr ähnlich, obwohl sie nicht sämtlich zitronengelbe Blüten hatten; die meisten Pflanzen entwickelten jedoch Rosettenblätteri wonach sie im all- 302 K a j a n u s: gemeinen im Laufe des Sommers schossten und grösstenteils das Blüte- stadium erreichten, nur wenige hatten bei der Ernte, Anfang Oktober, noch nicht geschosst. Die erst allmählich schossenden Pflanzen, die also Fig. 33. Monströse, weisse Wurzel eines Schossers aus der Bast. 23 (Nr. 249 — 14). die Majorität bildeten, hatten ein sehr verschiedenes Aussehen: die Zahl der blühenden Stengel wechselte beträchtlich, ebenso die Höhe der- selben (von 1 m bis 1 dm), ferner variierten die Blätter in Grösse, Form und Farbe; die Blüten waren lebhaft zitronengelb oder matt orangegelb. Obgleich die Blütenstände von Rapskäfern und Blattläusen über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 303 Fig. 34. Aus der Nachkommenscliaft (Nr. 966 — 15) eines Schossers. 304 K a j a n u s: stark beschädigt wurden, setzten sie teilweise Schoten an, die sich weiter entwickelten. Die Wurzel war bei den früh geschossten sehr dünn, bei den allmählich schossenden dünn oder verdickt, bei den nicht geschossten etwas verdickt bis ganz rübenähnlich; Anschwellungen und Nebenknöllchen traten bei vielen Pflanzen auf (Fig. 34). Die Innen- farbe der Wurzel war weiss oder gelb, in gewöhnlicher Korrelation mit der Blütenfarbe, soweit dies beobachtet werden konnte (einige Pflanzen blühten nicht oder wurden vor der Blüte ausgerissen). Die Anzahl solcher Pflanzen, an denen Typenmerkmale beobachtet werden konnten, betrug insgesamt 178. Da die zitronengelbe Blüten- farbe und die weisse Wurzelfarbe einerseits, die orangegelbe Blüt^en- farbe und die gelbe Wurzelfarbe andererseits korrelativ verbunden waren, entsprachen die betreffenden Pflanzen in dieser Hinsicht zwei Tjrpen; wie diese sich in den fünf Beständen verteilten, geht aus folgen- der Übersicht hervor, wo die Spaltungen zugleich zahlenkritisch be- leuchtet werden (Tab. 35). Tabelle 35. Nachkommenschaften einiger in F2 entstandenen Schosser. Nummer Zitronen- Orange- Verliältniszahlen des gelb gelb Summe D mg D : niK Bestandes weiss gelb pro 4 963 13 4 17 3,0588 : 0,9412 + 0,0588 0,4201 + 0,14 964 8 2 10 3.2000 : 0,8000 -1- 0,2000 0,5477 + 0,37 965 52 14 66 3.1515:0,8485 + 0.1515 0,2132 + 0,71 966 44 15 59 2.9831 : 1,0169 - 0,0169 0,2255 — 0,07 967 21 5 26 3,2308 : 0,7692 -\- 0.2308 0,3397 + 0,68 Summe: 138 40 178 3,1011 : 0,8989 + 0,1011 0,1298 + 0,78 Offenbar handelt es sich hier um eine gute einfache Mendel- spaltung mit Dominanz der weissen Wurzelfarbe und der zitronengelben Blütenfarbe wie gewöhnlich bei Brassica. Wahrscheinlich liegt hier deshalb ein einziges Anlagenpaar vor oder mit anderen Worten ein einziger Faktor, dessen ,, Anwesenheit" weisse Wurzelfarbe und zitronen- gelbe Blütenfarbe, dessen ., Abwesenheit" gelbe Wurzelfarbe und orange- gelbe Blütenfarbe mitführt, also ganz wie bei Bastardierungen zwischen den Wasserrübensorten Ö s t"e r s u n d 0 m und Bortfelder bez w . Centennary Yellow (siehe ,, Vererbungsweise''. S. 429 — 430, und H all q vi st, Brassicakreuzungen, S. 106—108). In bezug auf die Anschwellungen und Nebenknöllchen verhielten sich die betreffenden Bestände in folgender Weise (Tab. 36): über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 305 1 ^abelle 36 . 00 00 Nummer der Mutterpflanze Monstrosität der Mutterpflanze Nummer der Nachkommen- schaft Weiss Gelb Summe a s a n 'S a o ö =2 Ö o a g 1 t» O !^ a t» /o c o a 1 m Ö o a g a 1 OD g 00 /o "cS a o d CO :0 S-i .^ 00 Ö o a a a g =2 a ^ /o . 1 keine 963 11 2 13 15,38 4 0 4 0.00 15 2 17 11,76 252 1 2 17 964 7 1 8 12,50 2 0 2 0,00 9 1 10 10,00 261 3 )! 965 51 1 52 1,92 14 0 14 0,00 65 1 66 1,52 268 4 )» 966 16 28 44 63,64 7 8 15 53,33 23 36 59 61,02 271 5 gering 967 7 14 21 66,67 2 3 5 60,00 9 17 26 65,38 In diesen Beständen trat die Monstrosität also bei den weiss- fleischigen Pflanzen häufiger als bei den gelbfleischigen auf, im Gegen- satz zum Verhältnis in den Bast. 22 und 24. Für die Entstehung der in F2 der Artbastardierungen beobachteten Schosser sind zwei Alternativen denkbar: entweder haben bei einigen der frei abgeblühten Fi-Pflanzen Bastardierungen mit Brassica campestris stattgefunden, die, obwohl selten, in der Umgebung von Landskrona vorkommt, oder beruht das Auftreten der Schosser auf mutativer Variation bei den betreffenden Mutterpflanzen. Von diesen Alternativen scheint die erstere unbedingt wahrscheinlicher. Wie oben erwähnt, kamen Schosser auch in F.. vor, jedoch nur in einem Bestände (Nr. 8) der Bast. 23, wo nicht weniger als 28 Schosser auftraten. Die betreffenden Pflanzen schossten zum Teil früh, zum Teil aber erst allmählich, einige sogar relativ spät; sie wuchsen mehr oder weniger kräftig empor, entwickelten Blüten oder jedenfalls Knospen und in zwei Fällen auch Schoten mit Samen, die jedoch schlecht waren. Die Blüten waren orangegelb und klein, ähnelten also am meisten denjenigen der gelbfleischigen Wasserrüben. Die Blätter der Schosser waren grau- grün, während die typischen Rüben frisch grüne Blätter hatten; die Wurzel war im allgemeinen dünn und durchweg normal (nicht monströs). Der betreffende Bestand stammte von einer länglichen, kräftigen und wohlgeformten Wasserrübe. Diese war während der Blühzeit mit einem Isolierhäuschen umgeben, weshalb spontane Bastardierung wenig wahrscheinlich erscheint, da solche Isolierhäuschen für Brassica vollständig effektiv zu sein pflegen. Falls aber trotzdem spontane Bastardierung stattgefunden hat, so ist diese allem Anschein nach seitens der oben beschriebenen Schossemachkommen geschehen, die nämhch im selben Jahre (1915) und auf demselben Felde wie die isolierten F2-Pflanzen gebaut wurden. 306 Kajanus: 5. Der Trockensubstanzgehalt der Rüben. Da es selbstverständlich von grossem Interesse war, zu ersehen, wie sich der Trockensubstanzgehalt in den Artbastardierungen verhielt,, um so mehr als über diese Sache, abgesehen von den wenigen an meinen Bastardierungen von 1909 gemachten Analysen, früher nichts veröffentlicht worden ist, wählte ich von den verschiedenen Generationen meiner hier behandelten Bastardierungen ein im ganzen ziemhch grosses Material zur derartigen Untersuchung im Laboratorium Weibulisholms aus. Die betreffenden Rüben wurden, von den Blättern befreit, mit Wasser gespült und, nachdem die zur Rübe gehörigen grösseren oder kleineren Stengelgebilde abgeschnitten worden waren, auf 5 g genau, in Fj genauer, gewogen, wonach sie einzeln in bezug auf ihren Trocken- substanzgehalt baldigst untersucht wurden. Die Trockensubstanz- analysen wurden von meinem Assistenten, Agronom S. 0. Berg, per- sönlich oder unter seiner Aufsicht ausgeführt; für die musterhafte Ge- nauigkeit, womit er diese Arbeit gemacht hat, danke ich ihm auch an dieser Stelle bestens. Bei der Analysierung des F^-Materials wurden von den Rüben sektoriale Stücke von oben nach unten ausgeschnitten und diese un- mittelbar zerrieben, für die Analysierung des sonstigen Materials dagegen wurden die Rüben mittels einer elektrisch getriebenen Zirkelsäge an möglichst kurzen Abständen quer durchsägt. In beiden Fällen wurde der von jeder Rübe erhaltene Brei sorgfältig umgerührt, und von diesem je zwei Proben von je 20 g in Porzellan- schalen abgewogen, die dann in einen Trockenschrank eingesetzt wurden, wo sie während 24 Stunden bei einer Temperatur von + 80 ° bis + 90 ° C. getrocknet wurden. Die Proben wurden dann wieder gewogen, wonach die Trockensubstanzgehalte derselben prozentisch berechnet und schliesslich die Mittelwerte für jede Rübe festgestellt wurden. In dieser Weise wurden im Jahre 1912 10 F^-Rüben, im .Jahre 1914 246 und im Jahre 1915 320 Fo-Rüben und im Jahre 1916 615 F^- Rüben untersucht. In den Jahren 1912 und 1914 umfasste die Ana- lysierung neben normalen und wenig missgestalteten auch stark monströse Rüben, während im Jahre 1915 nur normale und schwach monströse und im Jahre 1916 ausschliesslich normale Individuen ana- lysiert wurden. Ausser den Bastardrüben wurden in den Jahren 1915 und 1916 von jeder der Elternsorten je 50 Rüben zum Vergleich ana- lysiert, die aus neben den Bastardprodukten gebauten Beständen aus- gewählt wurden. Die Mittelwerte des Trockensubstanzgehaltes der untersuchten Fj-Rüben sind neben ihrem Gewicht, auf 5 g genau angegeben, in; folgender Tabelle zusammengestellt (Tab. 37). über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 307 Tabel le 37. Nummer Nummer Trocken- der Bastar- der Gewicht substanz dierung Rübe g /o 1 1280 10,02 22 1 2 1260 10,30 23 { 3 1985 10,75 4 1045 10,02 27 7 5520 8,17 8 9 2900 2365 8,92 9,32 10 1370 11,00 26 l 5 2120 10,72 6 1980 10,66 Der Trockensub stanz gehalt der analysierten Fj-Rüben wechselte offenbar in hohem Grade, und zwar von den niedrigeren Werten der Wasserrüben bis zu den höheren der Kohlrüben. Da nun aber diejenigen Fj-Rüben, die den niedrigsten Trockensubstanzgehalt hatten (Nr. 7 und 8), besonders gross waren, und da Wasserrüben bei so hohem Ge- wicht keineswegs einen so hohen Trockensubstanz gehalt besitzen würden, sind sie ebenso wie die anderen Fi-Rüben als intermediär, sogar mit einer gewissen Annäherung an den Wert der Kohlrüben, zu be- trachten. Die F2- Analysen des Jahres 1914 sind in den folgenden Über- sichten klassifiziert (Tab. 38 — 40). Tabelle 38. Aus F2 der Bastardierung 22 (Nr. 331 — 14): 70 weissfleischige und 30 gelbfleischige Rüben verschiedener Form. Trocken- Gewic ht in CtI ramm: substanz 1 Summe Vo 0 . 300 600 900 1200 ] L50C ) 1800 2100 2400 2700 3000 6,00 1 1 1 1 4 6,50 3 3 1 7 7,00 '^ 2 M 1 1 8 7,50 3 ?, 1 6 8.00 '^ M 4 4 2 14 8,50 1 1 9, 2 6 9,00 1 2 6 5 ?, 1 17 9,50 2 9 3 1 1 16 10,00 3 5 3 2 1 14 10,50 4 t 5 11,00 1 2 3 11,50 Summe : 4 17 34 18 12 9 3 2 1 • 100 308 E a j anus: Tabelle 39. Aus Fo der Bastardierung 23 (Nr. 235, 252, 255, 269 — 14): gelbfleischige Rüben verschiedener Form. Trocken- üewicüi 1 n Gramm: substanz Summe 'lo 0 300 600 900 1200 ] 500 1800 2100 2400 2700 5,50 1 1 4 6,00 3 1 6.50 7.00 3 2 2 1 1 9 3 8 3 2 1 17 7,50 2 4 7 3 1 17 8,00 4 3 4 2 1 14 8,50 2 2 2 6 9,00 2 4 2 2 1 11 9,50 1 2 4 2 9 10,00 2 2 2 10,50 2 11,00 Summe: 3 21 27 20 14 2 3 2 92 Tabelle 40. Aus Fa der Bastardierung 26 (Nr. 205, 211, 228, 229—14): Rüben verschiedener Form. gelbfleischige Trocken- — Ge yicüt in Granm: substanz Summe 0/ /o 0 300 600 900 1200 ] L500 1800 2100 2400 2700 3000 4,50 1 1 5,00 5,50 9, 2 4 6,00 1 1 6.50 3 1 1 1 6 7,00 3 1 9 1 7 7,50 1 1 1 ?. 1 6 8,00 1 1 1 3 8,50 1 9, 3 9,00 3 3 6 9,50 2 3 5 10,00 1 1 3 1 6 10,50 3 2 q 11,00 o 11,50 12,00 1 1 12,50 Summe: 4 21 12 11 3 1 1 1 54 über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 309 Es geht aus diesen Übersichten hervor, dass die Variation des Trockensubstanzgehaltes in allen drei Bastardierungen von den Werten der Wasserrüben bis zu denjenigen der Kohlrüben kontinuierlich verlief. Die mittleren Werte des Gewichtes und des Trockensubstanzgehaltes jeder Bastardierung sind unten zusammengestellt (Tab. 41). Tabell e 41. Nummer der Bastar- dierung Anzahl Rüben Gewicht g Mittel Trocken- substanz /o Mittel 22 23 26 100 92 54 969 916 761 8,89 8,11 8,44 Die mittleren Werte des Trockensubstanzgehaltes der Bastar- dierungen sind also relativ niedrig, was aber wahrscheinhch damit zusammenhängt, dass für die Analysierung verhältnismässig viele Wasserrüben ausgewählt wurden. Die Analysen der im Jahre 1915 angebauten Elternsorten und Fo-Produkte sind in den folgenden Übersichten klassifiziert (Tab. 42 bis 48). Tabelle 42. Blanc hätif 1915. Trocken- Gewicht " in Gramm: substanz Summe 0/ /o 900 1200 1500 1800 2100 2400 10,00 ,S 1 4 10,50 2 3 3 2 10 11,00 8 10 4 17 11,50 4 4 3 11 12,00 4 2 6 12,50 1 1 2 13,00 Summe : 7 24 13 4 2 50 (Siehe die Tabellen 43—48, S. 310—312.) Aus diesen Tabellen ist ersichtUch, dass die Fa-Bestände in Trockensubstanzgehalt erhebhch stärker als die Elternsorten variierten, dass aber die Bast. 22 nicht so niedrige Werte enthält wie die Bast. 23 und 26, was wahrscheinlich darauf beruht, dass von der ersteren Bastardierung relativ weniger Wasserrüben analysiert wurden als von den letzteren. Die mittleren Werte des Gewichtes und des Trocken- 310 K a i an u s: Tabelle 43. Trondhjem 1915. Trocken- Gewic ht in Gramm: substanz Summe 0/ lo 600 900 1200 1500 1800 2100 2400 9,50 4 4 10,00 1 1 1 3 10,50 2 5 9, 1 9, 12 11,00 8 11 6 1 21 11,50 7 1 8 12,00 1 1 2 12,50 Summe: 6 25 14 3 2 50 Tabelle 44. Bangholm 1915. Trocken- Gewicht in Gramm: substanz Summe 'lo 600 900 1200 1500 1800 2100 2400 2700 10,50 1 1 11,00 1 1 2 11,50 1 1 4 9. 1 9 12,00 4 6 10 12,50 3 3 1 7 13,00 4 5 1 10 13,50 1 6 3 10 14,00 1 1 14,50 Summe : 2 19 22 4 2 1 50 Tabelle 45. Bortfelder 1915. Trocken- Gewicüt 1 r G ramm: substanz Summe 0/ /o 600 300 1200 1500 1800 2 100 2400 2700 3000 6,50 1 2 1 1 5 7,00 9, 2 2 1 7 7,50 5 5 1 2 13 8,00 3 6 2 1 12 8,50 9, 4 1 1 8 9,00 1 1 1 3 9,50 2 2 10,00 Summe : 3 11 21 8 4 1 1 1 50 über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 311 Tabelle 46. Aus F.2 der Bastardierung 22 (Nr. 973, 974 — 15): 100 weissfleischige und 20 gelbfleischige Rüben verschiedener Form. Gewicht in Gramm: (V O 00 ff p .JD 0 300 600 900 1200 1500 1800 2100 2400 2700 3000 3300 3600 3900 4200 4500 4800 e CO 8,50 1 1 1 ^ 3 9,00 1 1 2 9,50 1 1 1 2 1 1 7 10,00 1 1 2 1 2 7 10,50 1 2 2 1 4 4 3 2 1 20 11,00 3 1 1 2 1 S 1 1 1 19 11,50 1 3 4 4 2 2 1 1 1 19 12,00 1 2 2 2 3 2 1 13 12,50 2 2 4 3 1 1 13 13,00 1 3 1 2 7 13,50 2 3 3 1 9 14,00 14,50 15,00 1 1 15,50 Summe: 1 9 9 17 19 21 21 8 4 3 4 1 1 1 1 120 Tabelle 47. Aus F2 der Bastardierung 23 (Nr. 969 — 15): gelbfleischige Rüben verschiedener Form. Trocken- 0^ G ewicüt in li ■amm: i=l substanz S 0; /o 300 600 < )00 1200 1500 1800 2 100 2400 2700 3000 3300 8600 3900 4200 4500 4800 5100 5400 5700 6000 CO 5,50 1 1 6,00 6,50 • 7,00 7,50 1 1 1 2 8,00 1 1 1 1 5 8,50 9,00 5 3 1 2 1 12 9,50 10,00 1 2 4 1 2 2 3 3 3 1 2 1 1 1 1 17 13 10,50 11,00 1 4 2 1 6 3 1 18 11,50 2 4 3 2 2 1 1 1 13 4 12,00 12,50 1 3 3 2 10 13,00 1 2 2 1 1 13,50 1 14,00 Summe : 1 6 21 13 11 15 12 6 4 3 2 12 11 1 100 312 K a i a n u s: Tabelle 48. Aus F2 der Bastardierung 26 (Nr. 968—15): gelbfleischige Rüben verschiedener Form. Trocken- Gewic ht in Gramm substanz Summe 0/ 300 BOG 300 1200 1500 1800 2100 2400 2700 3000 3300 3600 3900 4200 4500 4800 5100 6,50 1 1 2 7,00 1 1 7,50 8,00 ' 1 1 2 8,50 1 1 1 1 4 9,00 2 2 2 1 1 1 9 9,50 1 2 4 1 2 2 12 10,00 1 5 6 2 2 l' 17 10,50 2 4 5 2 1 2 3 2 21 11,00 1 2 6 3 1 1 1 15 11,50 2 1 3 12,00 1 2 3 2 2 1 1 12 12,50 1 1 2 13,00 Summe : 8 12 27 18 8 9 8 4 1 3 1 1 100 substanzgehaltes der Elternsorten und der Bastardierungen werden in der folgenden Tabelle angeführt (Tab. 49). Tabelle 49. Sorte bezw. Bastar- dierung Anzahl Rüben Gewicht er Mittel Trocken- substanz 0/ (0 Mittel Blanc hätif 50 1470 11,36 Trondhjem 50 1182 11,07 Bangholm 50 1284 12,70 Bortfelder 50 1416 8,03 22 120 1628 11,61 23 100 1887 10.42 26 100 1452 10,49 In der Bast. 22 liegt also der Mittelwert des Trockensubstanz- gehaltes sehr hoch, sogar höher als derjenige der Blanc hätif, während derselbe in den Bast. 23 und 26 intermediär ist mit einer grösseren oder kleineren Verschiebung nach den entsprechenden Werten der Kohlrübeneltern. Die Mittelwerte der Bast. 23 und 26 harmonieren offenbar gut mit den Fj-Werten, woraus vielleicht zu schliessen ist, dass die Auswahl der Analyserüben in diesen Fg-Beständen mit der Spaltung des Trockensub stanz gehaltes übereinstimmt, da in F^ die Kohlrüben nebst den intermediären die Majorität ausmachten. über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 313 Die im Jahre 1916 ausgeführten Analysen der Elternsorten und der Fg-Produkte sind in den folgenden Tabellen gruppiert (Tab. 50 — 67) ; trotzdem kein Bestand aus F3 der Bast. 26 in bezug auf Trocken- substanzgehalt untersucht wurde, wurde die Sorte Banghohn — zum Vergleich mit dem Resultate des Jahres 1915 — auch im Jahre 1916 ana- lysiert. Tabelle 50. Blanc hätif 1916. Trocken- Gewicht in Gramm : CD B substanz a 0/ /o 300 600 < 300 1200 f3 in 9,00 1 2 1 9,50 1 3 3 3 10,00 10,50 2 n 2 9 11,00 4 4 3 11 11,50 5 4 1 10 12,00 2 fi H 12,50 2 1 1 1 3 2 13.00 13,50 Summe : 20 24 6 50 Tabelle 51. Trondhjem 1916. Trocken- Gewicht in ( Grramm : substanz a 0/ /o 300 600 900 1200 1500 ^ 7.00 1 " 1 7,50 8,00 « 1 3 8,50 1 3 4 9,00 2 M 3 7 9,50 2 4 2 H 10,00 6 3 1 II) 10,50 6 4 10 11,00 3 3 6 11,50 1 1 12,00 Summe: 21 22 6 1 50 Tabelle 52. Bangholm 1916. Tabelle 53. Bortfelder 1916. cken- stanz Gewicht in Gr. imm: 03 p .0 a H S 300 600 900 1200 1500 1800 0/ /o 9,00 1 1 1 3 9,50 2 1 3 10,00 2 2 1 5 10,50 1 7 3 11 11,00 2 0 2 1 2 12 11,50 2 2 4 12,00 4 6 1 1 12 12,50 Se.: 12 25 9 1 3 50 \ N ?, ö Gewicht in Gramm 03 a 0 cc 2 -§ a OD 0/ /o 300 600 900 1200 1500 1800 2100 2400 6,50 4 4 8 7,00 5 2 2 1 10 7,50 1 .h 1 1 8 8,00 o 3 8 8,50 1 6 7 9,00 4 1 5 9,50 1 1 1 10,00 1 10,50 1 1 11,00 1 1 11,50 Se.: 3 32 11 2 1 1 50 Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 21 314 K a j anus: Tabelle 54. Tabelle 55. Aus Fg der Bast. 22 (Nr. 25—16): Aus F3 der Bast. 22 (Nr. 40—16); weissfleischige, runde bis lange Kohlrüben. ^ § -sl Gewicht in Gramm: e 2 ^ a H öÖ s /o 0 300 600 900 1200 CO 9,00 2 2 9,50 10,00 1 2 1 4 10,50 2 9, 4 8 11,00 1 2 2 5 11,50 4 3 1 8 12,00 6 3 9 12,50 1 4 3 8 13,00 1 9, 3 13,50 1 1 2 14,00 1 1 14,50 Summe : 1 21 17 11 50 weissfleischige, runde Kohlrüben. cken- stanz Gewicht in Gramm : 2 -g g 3 300 600 900 1200 1500 1800 cc "/o 9,50 10,00 1 2 3 4 1 '^ 7 10,50 11,00 3 2 1 6 11,50 3 2 5 12,00 6 2 8 12,50 3 0 4 2 10 4 13,00 1 1 9 13,50 2 3 5 14,00 Summe: 23 22 4 1 50 Tabelle 56. Aus F3 der Bast. 22 (Nr. 26 — 16): a) weissfleischige, runde Kohlrüben. cken- stanz Gewicht in Gramm 2 ^ a H S 02 0/ /o 300 600 900 1200 1500 1800 2100 2400 8,00 1 1 8,50 9,00 1 1 2 9,50 2 1 1 1 h 10,00 2 4 5 1 1'^ 10,50 5 6 11 11,00 2 H 1 11 11,50 2 3 1 6 12,00 1 1 12,50 1 1 13,00 Se.: 13 24 8 3 1 1 50 Tabelle 57. Aus F3 der Bast. 22 (Nr. 26 — 16): b) gelbfleischige, runde Kohlrüben. cken- stanz Gewicht . in Gramm 0) Fl p ^ a H M s /o 0 300 600 900 1200 1500 1800 2100 CO 8,00 3 1 4 8,50 4 1 5 9,00 9,50 1 1 1 1 4 4 1 2 7 10,00 H 4 1 1 15^ 10,50 1 1 H h 11,00 1 1 9, 1 5 11,50 S 1 4 12,00 2 2 12,50 13,00 1 1 1 13,50 1 14,00 Se.: 4 24 11 6 4 1 50 über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 315 Tabelle 58. Aus F3 der Bast. 22 (Nr. 37 — 16): a) weissfleischige, runde Kohlrüben. cken- ätanz Gewicht in Gramm: a 300 600 900 1200 1500 s 0/ /o 8,50 1 1 9,00 9,50 3 3 10,00 10,50 5 ?, 1 8 11,00 4 4 1 9 11,50 4 1 2 7 12,00 F. 5 12,50 6 1 1 8 13,00 3 ^ 5 13,50 2 1 3 14,00 1 1 14,50 Summe : 30 14 5 1 50 Tabelle 59. Aus Fg der Bast. 22 (Nr. 37 — 16): b) gelbfleischige, runde Kohlrüben. cken- stanz Gewicht in Gri imm: £ -2 a Eh w 3 0 3()( HOO 900 Ol /o 10.00 10,50 1 1 1 11,00 1 4 11,50 4 12,00 1 1 2 12,50 1 13,00 1 2 13,50 2 14,00 14,50 - 1 15,00 Summe : 7 1 15 Tabelle 60. Aus F3 der Bast. 22 (Nr. 45 — 16): a) weissfleischige, runde Kohlrüben. Trocken- Gewicht in Gramm: a substanz g 0/ 300 600 900 1200 150C ) 1800 2100 2400 2700 3000 3300 3600 M 8,50 1 1 9,00 1 1 9,50 9 1 1 4 10,00 ^ 2 1 5 10,50 1 '?. 3 1 1 8 11,00 2 1 2 2 7 11,50 1 7 3 1 1 13 12,00 1 M 3 1 7 12,50 2 2 13,00 1 1 13,50 1 1 14,00 Summe: 6 19 15 5 4 » 1 50 21* 316 E a j anu s: Tabelle 61. Aus F3 der Bast. 22 (Nr. 45 — 16): b) gelbfleischige, runde Kohlrüben. s § ^ ü Gewicht in Gramm : 1' 2 -2 S H S 300 600 900 1200 1500 1800 /o 9,50 1 1 10,00 10,50 2 3 11,00 3 4 11,50 1 2 12,00 2 4 V 12,50 1 13,00 1 13,50 1 1 14,00 Summe: 2 11 6 1 20 Tabelle 62. Aus F3 der Bast. 23 (Nr. 3 — 16): gelbfleischige, lange Wasserrüben. cken- stanz ( Grewicht in Gramm : S 2 -e /o 0 300 600 900 1200 1500 s 6,00 6,50 1 2 4 7,00 1 1 3 7,50 2 4 9 8,00 2 1 4 8,50 2 2 9,00 3 4 9,50 10.00 1 2 4 Summe: 5 15 8 1 1 30 Tabelle 63. Aus Fg der Bast. 23 (Nr. 8 — 16): gelbfleischige, lange bis längliche Wasserrüben. cken- stanz Gewicht in Gramm: CD S 2 -2 0/ /o 300 600 900 1200 1500 1800 2100 2400 ä^ 5,50 6,00 6,50 2 1 6 2 7 7.00 3 2 6 1 12 7,50 8,00 2 1 8 1 4 2 1 2 17 4 8,50 1 4 5 9,00 9,50 9 1 2 1 Summe: 12 21 12 2 1 1 1 50 über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 317 Tabelle 64. Aus F3 der Bast. 23 (Nr. 11 — 16): gelbfleischige, lange bis längliche Wasserrüben. ^ Trocken- substanz Gewicht in Gramm: 300 600 900 1200 15001800 B B «2 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 8,50 9,00 9,50 1 1 3 3 2 4 7 3 2 2 2 3 3 2 3 4 1 1 1 1 1 1 1 8 18 10 9 1 1 1 Se.: 14 19 10 4 3 50 Tabelle 65. Aus F3 der Bast. 23 (Nr. 14—16): gelbfleischige, lange bis längliche Wasserrüben. cken- stanz Gewicht in Gramm ^ a 0 ^ e % 300 600 900 ll iOO 1500 1800 2100 2400 6,00 2 1 2 1 1 7 6,50 2 1 2 5 7,00 1 2 5 1 9 7,50 5 1 5 5 1 17 8,00 4 1 2 7 8,50 2 2 9,00 1 1 2 9,50 10,00 1 1 10,50 Se.: 17 5 17 7 3 1 50 Tabelle 66. Aus F3 der Bast. 23 (Nr. 16 — 16): gelbfleischige, runde Kohlrüben. Ä 3 Gewichl in Gramm : 0; /o 0 300 600 900 1200 1500 1800 a 9,50 1 1 2 10,00 1 1 1 1 1 5 10,50 5 3 2 2 12 11,00 9 7 1 1 18 11,50 7 3 10 12,00 2 1 3 12,50 Se.: 1 25 16 3 4 1 50 Tabelle 67. Aus F3 der Bast. 23 (Nr. 17 — 16): gelbfleischige, lange Wasserrüben. cken- stanz Gewicht in Gramm: S 2 -2 s H S 300 600 900 1200 1500 PS CO "/o 6,50 1 1 2 7,00 4 3 7 7,50 1 6 1 8 8,00 5 H 13 8,50 2 3 1 6 9,00 3 2 5 9,50 7 1 8 10,00 1 1 10,50 Se.: 23 23 3 1 50 318 K a j a n u 6 : ^ tz^ "■ c Öj 3 cc B 4^ e B CO -0 cc p B ^ mer esta B B S p ^^ d ^^ & £-1 (Tti P Oq ^ cn; ^ Oq ^ Ol a CO fr> _ 2- 2. ?Ö P 5= gg' S' t»' ^ CD färbe üben oo o o Ol tt' l-' ~ül t—^ h-' H— h-' Ol Ol o »-' 1—' OS 1^ CO CD ~bi o Cn I-' »t- W w CO CO <1 Ol 1—* h-^ o o C Ol h-* t— * »^ CO CO o h-i H-' h-i 1-^ •-' 05 00 CD I-' 00 05 Ol H-' ^rocke: 11,00 t-» H* P-i •-' p *» <1 o -' CD (^ CO to CD "co oo ~bi "co "-«a trt- CO O 00 ~a Ol o< o ^3 CO o- p er 05 CO ^ tz: td p p »^ g^ C« g^ ^ S 3 B Ol B <1 B Oi ^ 2 ^^^ et ^^ B CT> ^^ des ndes P- tT' o; P crq ^ (Jq ^ aq ^ n> a CT> a a ft ?0 P CT- m arbe üben o «3 . CD t\3 h-' h-' t— » OS Ol CJI Ol t(^ OS OD CO CJi Ol t-^ »— * <1 >(^ 03 Ol I-' *^ wicht in Gramm: 1800 2100 2400 2700 3000 3300 f— ^ »-' CO 8 C/2 ~.1 CO C31 Ci i-i CJI O CJl Ol p o o o Ol Ol o o o o 3 CD 00 CD Ol CO 05 ~3 C5 00 S CJi Ol CD 4^ C« i-» CO Ol o (Tt- H-* Ol O j weiss, gelb 735 10,50 „ 22, „ 37 65 )) n ?j 11 547 11,97 „ 22, „ 45 70 11 11 11 11 951 11,43 „ 23, , 16 50 11 11 gelb 672 11,13 „ 23, „ 3 30 Wasserrüben lang )) 530 7,73 „ 23, „ 17 50 11 11 I) 642 8,41 ,. 23, „ 8 50 « lang bis länglich 11 846 7,17 „ 23, „ 11 50 11 )) )> )) 11 828 7,02 „ 23, „ 14 50 11 11 11 11 11 918 7,57 Da nun der Arttypus äusserlich vor allem an der Farbe der Blätter festgestellt wurde, folgt hieraus, dass man von dieser auf den Trocken- substanzgehalt der betreffenden Rüben sichere Schlüsse ziehen kann. Graugrüne Blattfarbe und hoher Trockensubstanzgehalt der Rüben einerseits, frisch grüne Blattfarbe und niedriger Trockensubstanzgehalt der Rüben andererseits scheinen also miteinander korrelativ verknüpft zu sein. 320 Kajanus: Zusammenfassung. Die vorliegende Darstellung bezieht sich auf sechs Bastar- dierungen zwischen drei Kohlrübentypen und einem Wasserrübentypus. Die Bastardierungen wurden in drei Generationen untersucht, die ins- gesamt etwa 42 500 Individuen umfassten. Die Bastardierung gelang leichter bei der Kombination Kohl- rübe (weiblich) X Wasserrübe (männhch) als in der entgegengesetzten Verbindung, die Fi-Individuen wurden aber in beiden Fällen gleich. Die Fj-Rüben wurden teilweise sehr gross; die blühenden Pflanzen waren im allgemeinen kräftig, blühten reichlich und entwickelten bei freier Bestäubung innerhalb der verschiedenen Bestände ziemlich viel Samen. In Fo ergaben viele Pflanzen bei Isolierung der einzelnen Individuen in geeigneten Leinwandhäuschen keine oder wenige Samen, während andere sich durch mehr oder weniger gute Samenproduktion auszeichneten. Graugrüne Farbe der Blätter und feste, auf hohem Trocken- substanzgehalt beruhende Konsistenz der Rüben schienen miteinander korrelativ verbunden zu sein und charakteristische Merkmale der Kohl- rüben zu bilden; frisch grüne Farbe der Blätter und weiche, von niedrigem Trockensubstanzgehalt abhängige Beschaffenheit der Rüben schienen in ähnlicher Weise verknüpft zu sein und wesentliche Merkmale der Wasserrüben auszumachen. Die je nach der Art verschiedene Blattfarbe wurde in F^ inter- mediär; in F2 trat Spaltung in graugrün, intermediär und frisch grün ein; in Fo wurden konstante Bestände mit entweder graugrüner oder frisch grüner Blattfarbe gezogen. Der je nach der Art hohe oder niedrige Trockensubstanzgehalt wurde in F^ intermediär mit Kohlrübentendenz; in Fo trat eine kon- tinuierliche Spaltung ein, welche die Variation der beiden Arten ein- schloss; in F., verhielt sich die Trockensubstanz in solchen Nach- kommenschaften, die äusserlich artkonstant waren, entweder wie bei Kohlrüben oder wie bei Wasserrüben in vollständiger Übereinstimmung mit dem Arthabitus der betreffenden Bestände; eine intermediäre Varia- tion des Trockensubstanzgehaltes wurde in Fo in keinem einzigen Falle angetroffen. Bastardierung zwischen einem gesclüitztblätterigen und einem ganzblätterigen Typus ergab in F^ Geschlitztblätterigkeit und in F^ Spaltung in beide Typen; in F, wurde Konstanz bezüglich beider Formen beobachtet. Nach Bastardierung zwischen geschlitztblätterigen Typen trat in F3 in gewissen Beständen eine Minorität von ganz- blätterigen Rüben auf. Andere Tjrpen von Geschlitztblätterigkeit als über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. und Brassica Rapa L. 321 diejenigen der Elternsorten kamen in sämtlichen Bastardierungen vor. Die Blattform spaltete ganz unabhängig von anderen Merkmalen. Kombination von runder Kohlrübe und langer Wasserrübe ergab in Fj Mittelbildung mit Kohlrübentendenz und in F^ kontinuierliche Spaltung von rund bis lang ; in F3 wurde Konstanz in bezug auf runde und lange Form, ersteres bei Kohlrüben, letzteres bei Wasserrüben, erzielt. Während sonst nur runde Kohlrüben vorkommen, traten in den Nachkommenschaften der Bastarde auch längliche und lange Kohlrüben- typen auf. BezügUch der Aussenfarbe (Farbe des Kopfes) der Rüben ergab sich, dass in F^ rot und grün über gelb dominierten oder prävalierten, und dass Fo spaltete, wobei die Wasserrüben jede der drei Farben haben konnten, während die Kohlrüben nur rot oder grün, aber niemals gelb waren. In F3 wurde grüne Farbe bei Kohlrüben und gelbe Farbe bei Wasserrüben konstant erhalten. Betreffs der Innenfarbe (Farbe des Fleisches) der Rüben wurde bei Verbindung von weisser Kohlrübe und gelber Wasserrübe in i\ vollständige Dominanz von weiss über gelb und in F2 eine sehr wechselnde Spaltung in weiss und gelb konstatiert, die als zerfallende Trimerie aufgefasst werden kann: ähnliche Spaltungen kamen in Fg vor, wo ausserdem Konstanz in sowohl weisser wie gelber Farbe erzielt wurde. Die innerhalb der beiden Arten vorkommende Korrelation zwischen der Innenfarbe der Rüben und der Farbe der Blüten wurde auch bei den Bastardierungen zwischen denselben beibehalten; auch bei den Art- bastarden waren also weisse Fleischfarbe und zitronengelbe Blüten- farbe einerseits, gelbe Fleischfarbe und orangegelbe Blütenfarbe andererseits miteinander fest verbunden. Die Fj-Rüben wurden meistens durch Anschwellungen und Neben- knöllchen missgestaltet; in F2 trat dieselbe Monstrosität in allen Be- ständen, aber in wechselndem Umfang, auf, wobei in denjenigen Be- ständen, die in weissfleischige und gelbfleischige Individuen spalteten, die relative Zahl der monströsen Rüben unter den letzteren beträchtüch grösser war als unter den ersteren. In Fg enthielten viele Bestände gar keine monströsen Rüben, während die Monstrosität in anderen Be- ständen mehr oder weniger reichlich vorkam. Die Monstrosität wird wahrscheinKch von einem im Boden lebenden Mikroorganismus, dem häufig vorkommenden Krebserreger, Bacterium tumefaciens, verursacht; das wechselnde Auftreten der Tumorenbildung kann in solchem Falle teils auf unregelmässiger Verteilung der betreffenden Bakterien im Boden, teils auf Unterschieden in der chemischen Kon- stitution der Rübenzellen beruhen. 322 Kajanus: Über Bastardierungen zwischen Brassica Napus L. u. Brassica Rapa L. Einige in F^ aufgetauchten Schosser, deren Entstehung an- scheinend auf spontane Bastardierung mit Brassica campestris zurückzuführen ist, wurden in der folgenden Generation verfolgt. In den betreffenden Fällen erwies sich die dünne Pfahlwurzel als dominant über verdickte Wurzel, in den Nachkommenschaften traten zudem nur sehr wenige wirkliche Rüben auf. Dominanz von weisser Wurzelfarbe über gelber wurde ferner auch hier konstatiert, und zwar wieder in Korrelation mit der Blütenfarbe in derselben Weise wie sonst; die Nach- kommenschaften spalteten in beide T}T)en in guter Übereinstimmung mit dem monohybriden Mendelschema. Die Wurzel war bei vielen In- dividuen monströs. Eine in Fg beobachtete Gruppe von Schossern war vielleicht durch spontane Bastardierung seitens der Nachkommen der in Fo erhaltenen Schosser entstanden. In praktischer Hinsicht sprechen meine Untersuchungen dafür, dass die Mögliclikeit sehr gering ist, durch Bastardierungen zwischen Kohlrüben und Bortfelder-Wasserrübe Typen hervorzubringen, die für die Landwirtschaft vorteilhafter sind als die betreffenden Sorten selbst; die von mir erzielten Fo-Nachkommenschaften waren jedenfalls, von somatischen Grössenvarianten abgesehen, in keinem Falle besser als die für die Bastardierungen benutzten Sorten an sich. Die geringe Aussicht, durch derartige Bastardierungen etwas für die Praxis wert- volleres als die Sorten selbst zu erhalten, beruht vor allem darauf, dass der hohe Trockensubstanzgehalt der Kohlrüben sich mit der vorzüg- lichen Form und der bedeutenden Grösse der v Bortf eider anscheinend nicht zu konstanten Kombinationen verbinden lässt; denn die vielen mit der Bortfelder äusserlich mehr oder weniger übereinstimmenden Rüben hatten einen niedrigen Trockensubstanzgehalt wie die Wasser- rüben, und die vereinzelt erhaltenen mehr oder weniger langgestreckten Rüben von ausgeprägtem Kohlrübenhabitus waren relativ unschön und dünn, so dass sie für den Anbau wenig empfehlenswert wären, auch wenn sie zur Konstanz gebracht werden könnten. III. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 1. Referate über Arbeiten in Zeitschriften, sowie über Dissertationen, dann Jahresberichte und Bulletins von Versuchsstationen. Einsendung von Abdrücken aller einschlägigen Arbeiten erbeten. Einige Herren haben sich in liebenswürdiger Weise bereit erklärt, für einzelne Länder oder bestimmte sachliche Gebiete die Sorge für Erstattung von Referaten ganz zu übernehmen. Für 1917 sind derartige Vereinbarungen getroffen worden mit: Professor Dr. H. Nilsson - Ehle - Lund: Pflanzenzüchtung, Schweden. — Prof. Dr. Gran, Universität Kristiania : Pflanzenzüchtung, Norwegen. — Konsulent E. Lindhard-Tystofte pr. Tjaereby: Pflanzen- züchtung, Dänemark. —Dr. H.Pia hn-Appia ni- Aschersleben, Mehringer- strasse 6: Zuckerrübenzüchtung in Deutschland und Österreich. — (Königl. landw. Botaniker A. Howard-Pusa (Bihar), Indien: Pflanzen- züchtung, Indien. 1) — Direktor A. v. Stebutt der Versuchsstation Saratow, Russland: Pflanzenzüchtung, Russland.) — Direktor van der Stok-Buitenzorg (Java): Pflanzenzüchtung, Java. — Dr. Th. Römer-Bromberg, Kaiser Wilhelms-Institut : Pflanzenzüchtung, Gross- britannien. — Direktor E. Grabner-Magyarövär: Pflanzenzüchtung, Ungarn. Für die hier nicht genannten Gebiete sind zunächst Autoreferate sehr erwünscht, wenn solche innerhalb acht Tagen nach dem Er- scheinen der Arbeit abgesendet werden. Die Referate sind entweder als Autoreferate gekennzeichnet oder von dem betreffenden Referenten gezeichnet; von dem Redakteur er- stattete bleiben ungezeichnet. ^) Nach freundl. Mitteilung werden Referate weiter erstattet, können aber wegen eines Verbotes der Regierung jetzt nicht gesandt werden. 324 Neue Erschemungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. Adams, J. On the germination of the pollen grains of apple and other fruit trees.^) (Bot. Gaz. 1916, S. 131 bis 147.) Pollen von Apfel keimte in Zuckerlösungen von 25 — 50 "/o, bei verschiedenen Sorten in verschiedenem Ausmass, am raschesten bei 21 — 23 ^ C, sowohl in Licht als in DunkeDieit. Einige Körner trieben noch nach drei Monaten Aufbewahrung kurze Schläuche aus; Birnen- pollen nach 10 wöchentlicher. Pollen von Erdbeere, Loganbeere, Him- beere zeigte keine Keimung mehr nach 2 Monaten, solcher von schwarzer Johannisbeere nach 11 Wochen. Armbruster, Nachtsheim und Roemer. Die Hymenopteren als Studienobjekt azygoter Vererbungserscheinun- gen. Experimentum crucis theoriae mendehanae. (Zeitschr. f. ind. Abst.- und Vererbungslehre Bd. 18, 1917.) Die von Mendel selbst gegebene Erklärung für die zahlenmässige Gesetzmässigkeit der Spaltung in F2 nach Bastardierung ist auf Grund zahlreicher Versuche (systematische Kombination unter Vorhersage der Fo-Formen nach Zahl und Art) ausgebaut worden zu dem Gesetz der Reinheit der Gameten. Es sind dies jedoch nur indirekte Beweise, ein direkter Be- weis für die Richtigkeit dieses Gesetzes fehlt noch. Er kann erbracht werden durch Kreuzungsversuche mit Individuen, deren Geschlechts- zellen sich ohne Verschmelzung mit einer männlichen Geschlechtszelle zur Zygote zu entwickeln vermögen. Voraussetzung für solche Ver- suche ist, dass sie mit Tier- oder Pflanzenarten unternommen werden, bei denen sowohl parthenogenetische, als amphimiktische (normale) Fortpflanzung stattfindet, und dass es sich um generative und nicht somatische Parthenogenesis (Winkler) handelt. Die bei normaler Fortpflanzung aus der Verschmelzung weiblicher und männlicher Zellen entstehenden Individuen besitzen den vollen, normalen Chromosomen- bestand, sie sind diploid, sie führen die Vererbungsmasse beider Eltern. Ebenso sind die Individuen aus somatischer Parthenogenesis diploid, da sie nicht aus Eizellen mit reduziertem Chromosomenbestand, sondern solchen mit normalem Chromosomenbestand hervorgehen. Dagegen entwickeln sich die Individuen generativer Parthenogenese, „ozygote Individuen" aus Eizellen mit reduzierter Chromosomenzahl, sie sind haploid, sie sind personifizierte weibliche Geschlechtszellen. Ihre Beschaffenheit gibt uns also direkten Auf- schluss über die Beschaffenheit der weiblichen Ge- schlechtszellen. Es kann aus der Aufspaltung zwischen haploiden Individuen einer F2 nach Bastardierung die Aufspaltung der Geschlechtszellen nach Art und Zahl erschlossen, also das Gesetz der Reinheit der Gameten auf seine Richtigkeit geprüft werden. Im ') Über die Keimung der PoUenkömer von Apfel- und anderen Fruchtbäumen. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pilanzenzüchtung. 325 Pflanzenreich sind parthenogenetisch sich fortpflanzende Arten nicht selten; jedoch herrscht die somatische Parthenogenesis vor. Es sind daher nur schwer geeignete pflanzliche Objekte zu finden. Anders im Tierreich. In einer Tabelle werden für das Tierreich, nach Famihen und Arten getrennt, die bisher zerstreuten Angaben über den Chromosomen- bestand der parthenogenetisch entstandenen Individuen, soweit sie einwandfrei sichergestellt sind, zusammengestellt. Ermöghcht ist dies und damit derartige Versuche überhaupt erst durch die jüngste cytologische Forschung. Es sind vor allem die Hymenopteren, bei denen parthenogenetisch haploide oder „azygote" Individuen erzeugt werden neben solchen aus normaler Befruchtung. In besonderen Abschnitten werden Vererbungserscheinungen bei Bienen (Roemer und Nachts- heim) und bei Hummeln (Armbruster), sowie Einzelheiten über Vererbungsversuche mit diesen, soweit sie der Prüfung der Gesetze Mendels dienen sollen, besprochen. Hervorgehoben zu werden ver- dient, dass sowohl bei Bienen wie bei Hummeln niemals heterozygote Männchen auftreten können. Hierdurch werden Vererbungsstudien wesentlich begünstigt. Roemer. Bateson, W. Note on experiments with flax at the John Innes Horticultural Institutio n.^) ( Journ. Genetics 1916, S. 199 — 201.) Bastardierung gleichgriffeliger Pflanzen des ge- meinen einjährigen Leines, Linum usitatissimiun, mit verschiedenen Ungleichgriffligen Arten, so mit ausdauerndem Lein. L. perenne, ge- langen nicht. Langstengeliger Lein lässt sich einfach durch Auslese aus vorhandenen Populationen erzielen, was ja bekannt ist. Ebenso ist schon lange vor dieser Mitteilung von anderer Seite festgestellt worden, dass die Mehrzahl Samen bei Lein durch Selbstbefruchtung gebildet werden. Verfasser sagt, dass in England ausser dem zu öl gebauten Lein mit 1,75 Fuss Höhe Leinformen von mindestens drei verschiedenen Längen vorhanden sind; eine einheimische Form von 4 Fuss Höhe, ver- schiedener gewöhnlicher blauer und weisser mit 3 Fuss Höhe und ein dunkelblauer von 2,5 Fuss Höhe. Clausen. Erfahrungen mit der Zuchtauswahl des englischen Raigrases. (Deutsche landwirtschaftliche Presse 1917. S. 318, 319, 4 Abb.) Im Frühjahre 1914 wurden 20 Pflanzen von englischem Raigras ausgesucht, die verschiedenen Wuchs zeigten und im Herbst 1914 wurden dieselben zerteilt. Es wird angegeben, dass auch Saaten, die 1915 und 1916 von diesen vegetativen Linien ge- wonnen wurden, die Verschiedenheiten des Wuchses der Stammpflanze gezeigt haben. Die beigegebenen Bilder zeigen nur den Unterschied *) Bemerkungen über Versuche mit Flachs am John Innes Gartenbau-Institut. 326 Neue Erscheiuungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. ' zwischen den vegetativen Linien, nicht jenen in der geschlechtliclien Nachkommenschaft. Cohen, Stuart C. Wat de Theeplanter voor de selektie kunnen en moeten doen.^) (Mededeelingen van het Proef- station voor theo XLVIII, 1916, S. 1 — 22.) In einem Vortrag, den der Verfasser in der allgemeinen Versammlung der Soekaboemischen Ver- einigung von Landwirten hielt, kam er hauptsächlich auf das Zusammen- wirken der Züchtungsanstalten mit den Plantagenbesitzern zu sprechen. Früher schon hatte er die Grundzüge der Theezüchtung auseinander- gesetzt. Bei der Notwendigkeit, eine grössere Zahl von Nachkommen- schaften mehrere Jahre hindurch zu beobachten, erscheint es wünschens- wert, diese Nachkommenschaftsprüfung auf Plantagen vornehmen zu können, da die Station allein so ausgedehnte Flächen nicht zur Ver- fügung stellen kann. Weiter erwartet die Station Mitteilungen aus dem Kreise der Plantagenbesitzer, welche Auslesemomente betreffen, die denselben nach ihrer Erfahrung wichtig erscheinen. Espriella, de la, J. Methode, Zucht- und S o r t e n f r a g e bei der Kartoffelzüchtung. (Landwirtschaftl. Jahrbücher L, 1917, S. 679—694.) Es gibt zu viele Sorten Kartoffeln. Nur 3 Richtungen der Zuchtleistung sind nötig: frühe bis mittelfrühe Esskartoffeln, mittelfrühe Ess- und Futterkartoffeln, späte Brennerei- und Stärke- kartoffeln. Damit hinge auch die gegensinnige Korrelation Frühreife- Stärkereichtum, Frühreife-Masse zusammen, vielleicht auch die gegen- sinnige: Geschmack, Stärkereichtum; Geschmack, Ertrag. Auf Bastar- dierungen wird nicht eingegangen. Dagegen auf Veredlungszüchtung, durchgeführt durch Nebeneinanderführen von vegetativen Indi vi dual- auslesen innerhalb einer Sorte mit Fortsetzung der Auslese. Mit solchen wurde in Friedrichswert gearbeitet und Verf. gibt 8 jährige ein- schlägige Belege. Derartige vegetative Zuchten sollen so benannt werden, dass neben dem Namen der ursprünglichen Sorte die Stamm- bezeichnung und der Name desjenigen, der derart weiter gezüchtet hat. aufgenommen wird. Daneben kann es Neuzüchtungen, neuen Sorten entsprechend, sowohl durch spontane Variabilität als durch Bastar- dierung geben. Ewing, H. Trifolium pratense quinquefolium. (Ame- rican Naturalist 1916, S. 370.) Eine Pflanze wurde gefunden, welche der von de Vries studierten Zwischenvarietät Trifolium pratense quinquefolium angehört. Auffallend bei derselben war, dass sie im Mai mehr 5-, später, im August, mehr 3 blättrige Blätter erzeugte; im Mai 6 drei-, 7 vier- und 17 fünfblättrige, im August 30 drei-, 11 vier- und 7 fünfblättrige Blättchen. ^) Was der Theepflanzer für die Züchtung tun kann und mnss. Neue Erscheinuugen auf dem Gebiete der Pflauzenzüchtuug. 327 Fruwirth, C. Saatfelderanerkennung bei Mohn und bei Raps. (Zeitschr. f. Pflanzenzüchtung V, 1917, S. 259—262.) Gates, R., and Goodspeed, T. Pollen sterelity in rela- tion 1 0 crossin g.^) (Science 1916, S. 859 — 861.) Die Untersuchung von geographisch isoHerten Arten zeigte, dass solche oft unwirksamen Pollen besitzen. Verfasser schliesst, dass Pollenunfruchtbarkeit eine physiologische Eigenschaft ist, die in verschiedener Stärke vorkommt und von verschiedenen Ursachen veranlasst wird, unter welchen Bastardierung nur eine ist. Heribert Nilsson. Versuche über den Vizinismus des Roggens mit einem pflanzlichen Indikator. (Zeit- schrift f. Pflanzenzüchtung V, 1917, S. 89—115.) Lundberg, J. Färgförändringar hos potatis plan- tans blommor.-) (Sveriges Utsädesförening Tidskr. 1917, S. 43 bis 45.) Das Auftauchen spontaner vegetativer Linien von Kartoffel- sorten kann auch vorgetäuscht werden, da die Farbe oft stark modi- fiziert wird. Verfasser beobachtete einen Linienzweig bei der Sorte Wohltmann 34, der von einer weissblühenden Pflanze stammte. Bei näherer Untersuchung zeigte sich aber in dem Zweig doch allgemein, wenn auch stark abgeschwächt, die rote Blütenfarbe. Auch bei den Sorten Prof. Nilsson und N o 1 c ist die rotlila Blütenfarbe in manchen Jahren so abgeschwächt, dass eine Blume als weiss bezeichnet werden kann, andere nur ganz schwach rötlich erscheinen. Malinowski, E. 0 wystepowanin nowyok form w po- tomstwie mieszancöw Nicotiana atropurpurea X N. silvestris.^) (Berichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Warschau IX, 1916, Abteil. 8, S. 827—864, 12 Abb., 1 Taf. Polnisch; englische Zusammenfassung.) Die Bastardierung gab Pflanzen mit nur unfruchtbarem Pollen und nur wenigen befruchtungsfähigen Eiern. Die Bastarde von Fj wurden daher mit einem Elter, und zwar mit N. sil- vestris bestäubt. F^ gab Pflanzen, welche Nicotiana atropurpurea glichen, aber kräftiger gefärbt waren und etwas schmälere Kronenröhren besassen. Die 38 Pflanzen Fo waren untereinander sehr verschieden, Zwischenformen waren häufig, es wurden aber auch bei den Eltern vor- handene Eigenschaften überschritten, so bei Höhe, Blatt- und Blüten- abmessungen. Mendel seh es Verhalten konnte sicher festgestellt werden bei Farbe und Form der Blüten. Als voneinander unabhängige Anlagen werden betrachtet: lange Kronenröhre, kurze Kronenröhre; ^^ PolIenunJruchtbarkeit in Beziehung zur Bastardierung. -) Farbveränderung der Kartoffelblüten. ') Über das Auftauchen neuer Formen in der Nachkommenschaft von Bastarden. 328 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Ptianzenzüciitung. schmale Kronenröhre, breite Kronenrölire; im oberen Teil erweiterte Kronenröhre, oben nicht erweiterte Kronenröhre. Älalinowski, E., i Sachsowa, M. 0 driedziczenia barw i ksztaltöw kwiatu u Petunii.^) (Wissenschaftliche Gesellschaft in Warschau IX, 1916, Abteil. 8, S. 865—894, 7 Abb., 1 Tafel. Polnisch; deutsche Zusammenfassung.) Schon früher (am gleichen Ort 1914) hat der Verfasser nachgewiesen, dass violette Blütenfarbe bei Petunien über rote dominiert und in F2 Spaltung nach 3 : 1 eintritt. Die Kastration wurde bei allen Versuchen bei der als weibhch ver- wendeten Pflanze vorgenommen und Schutz gegen Fremdbestäubung bei den kastrierten Blüten durch Zusammenbinden des oberen Teiles der Krone gegeben. In gleicher Weise wurden auch die Blüten, von welchen Pollen genommen wurde, gegen Insektenbesuch geschützt. Die jetzt ausgeführten Bastardierungen waren: 1. Typus A (weibl.) X Typus B: F^ gab Pflanzen mit Blüten von A und solche mit Blüten von B; Fo neben solchen Pflanzen auch solche mit Blüten des L-, F- und C-Typus. 2. Typus E (weibl.) X Typus B: F^ nur rote Blüten mit violettem Schlund; F, B- (89), C- (27), D- (29), E- (6) Typus. 3. Typus K lila (weibl.) X Typus K dunkelrosa: F^ nur K lila; Fo ^/4 lila, ^/4 dunkelrosa. 4. Typus G lila (weibl.) X (weisse Petunie (weibl.) X Typus B) rotviolett. Die Beschaffenheit der einzelnen Typen muss in der Arbeit nachgesehen werden. Als einzelne Anlagen werden nach den bisherigen Versuchen die folgenden unterschieden: Trichterförmige rote violett- ßchlundige Blüte (A) — trichterförmige rote, weisse oder elfenbein- schlundige Blüte (F) — kleine lila grosskelchige Blüte mit auswärts gebogenen Kelchrändern (C) — gleichförmig gefärbte Blüte — Blüte mit grünem Rand — grosse lila Blüte (K) — grosse dunkelrosa Blüte (K) — hla Blüte mit dunkelviolettem Schlund (G) — lila Blüte mit hellem Schlund (G) — Blüten mit nicht nach innen gebogenem Kronen- rand — weisse Blüte mit nach innen gebogenem Kronenrand. Mayer, Gmelin H. Croisements spontanes chez les haricots communs.^) (Archives Neerland, des sciences ex. et nat. HIB, Bd. III. 1916. S. 43—57.) Es wird ausgeführt, dass Bastard- befnichtung bei Fisolen häufiger eintritt, als dies gewöhnlich an- genommen T\ird, und dass die letztere Annahme ihren Grund darin hat, dass die Verhältnisse für den Eintritt einer Bastardierung in der Mehr- zahl der Fälle ungünstig waren. Bei 4 Fisolenformen, die als rein ver- erbend festgestellt und 1913 nahe zueinander gebaut worden waren, er- hielt er 1914 bei den einzelnen Sorten 1,02, 1,47. 1,86 und 3,650/0 *) Bastardierungsversuche mit Petunien. ^) Spontane Bastardierungen bei den gemeinen Fisolen. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 329 Bastarde. Mit Zunahme der Entfernung zwischen den verschiedenen Fisolenformen sank die Zahl der Bastarde, es wurden aber immerhin noch bei 6 und 7 m Entfernung Bastarde festgestellt. Mayer, Gmelin H. Proefnemingen met de Roode Klaver.^) (Mededeeüngen o. d. Ryks Hoogere Land-, Tuin- en Boschbouw-School 1916, 63 S.) Aus Maasrotklee waren 1914 Samen einzelner rotblühender Pflanzen gesät worden, die frei abgeblüht hatten. Eine derselben lieferte von 198 Pflanzen 4,5 '^/o weissblühende Nach- kommen. Mit diesen Nachkommen wurden folgende Versuche aus- geführt. Es wurden in Isolierhäuschen, je mit Einsatz von Hummeln nach dem von F r u w i r t h eingeführten Verfahren zusammengebracht: 1. Zwei weissblühende Pflanzen. Ergebnis: weissblühende Nach- kommen. 2. Eine weiss- und eine rotblühende Pflanze. Ergebnis: Einmal nur etwas lichter blühende Pflanzen. In den anderen Fällen 155 rot-, 103 weiss-; 29 rot-, 29 weissblüliende. 3. Zwei rotblühende Pflanzen. Ergebnis: eine Pflanze nur rot- blühende Nachkommen, eine andere 44 rote und 4 weisse. Es wird angenommen, dass für rote Farbe mehrere Anlagen vor- handen sind, mindestens zwei, und dass, wie der Versuch zeigt, weiss rezessiv ist. Gleichfalls in Maasklee waren Pflanzen mit Blättern oline Flecken gefunden worden. Diese wurden in Isolierkästen, auch durch Hummeln befruchtet und lieferten Pflanzen ohne Flecken. 1915 wurden dann Versuche, analog mit jenen mit rot- und weissblühendem Klee aus- geführt: 1. 2 Pflanzen mit Blattflecken. Ergebnis: In 13 Fällen nur Nach- kommen mit Flecken; in einem Fall lieferte die Pflanze mit Flecken 40 mit, 6 ohne, in einem zweiten Fall 32 mit Flecken und 15 ohne, in einem dritten Fall heferte die Pflanze 40 Nachkommen mit und 8 ohne. 2. 2 Pflanzen ohne Blattflecken. Ergebnis: In drei Fällen Nachr kommen ohne Flecken. In einem Fall 16 mit, 31 ohne; da die Flecken sehr undeutlich waren, wird angenommen, dass eine der Elterpflanzen schon eine solche mit Blattflecken war, die wegen ihrer Undeutlichkeit nicht auffiel. 3. 1 Pflanze mit Blattflecken mit einer ohne solchen. Ergebnis: in zwei Fällen Nachliommen mit nur Blattflecken, in zwei anderen Pflanzen mit und solche ohne (26:18; 27:19 mit zu ohne). Es wird als wahrscheinlich angesehen, dass mehrere, mindestens zw^ei Anlagen fiu* Blattflecken vorhanden sind und Fehlen der Blatt- ^) Versuche mit Rotklee. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 22 330 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. flecke rezessiv ist. Bezüglich der Befruchtungsverhältnisse wird die auf Grund der eigenen Versuche gewonnene Ansicht, dass der Klee praktisch selbststeril ist, auch nach dem Ergebnis weiterer Versuche von 1915 aufrecht erhalten. Die künstliche Bastardierung verschiedener Kleearten miteinander gelang durch Einschhessen in Hummelkästen bei Bastard X Rotklee, Inkarnat X Rotklee und umgekehrt. Bei Samenfarbe wird die mehrfach festgestellte Vererbung des Typus derselben bei einjährigem Versuch auch festgestellt. Weitere Versuche beschäftigen sich mit Feststellung der Korngrösse ver- schiedener Rotkleeformen. In einer Nachschrift wird ein Versuch einer neuen Erklärung mendelnder Fälle gegeben. Mayer, Gmelin H. De kruising van roode ongebaarde Spelt met fluweelkaf Essextarwe een voorbeeld van Faktorenanalyse.i) (Cultura 1917, Nr. 345, 19 S., 2 Tafeln.) Die Bastardierung wurde vom Verfasser zuerst unter Giltay aus- geführt. Später führte Verfasser sie noch mehrmals aus, 1914 zum letztenmal, diesmal mit der Absicht, auch Fo und Fg zu verfolgen. Er fand als Anlagenkomplex bei rotem unbegranntem Spelz XXBBR.RjR.RoRsRo,, bei Essexweizen XXFF. Dabei bewirkt B die braune Spelzenfarbe, F die samtige Behaarung der Spelzen, R1R2 und R3 die rote Farbe der Körner, Die erste Generation hat demnach die Zusammensetzung XXBFRJR2R3 und liefert 32 verschiedene Ge- schlechtszellen, die in 1024 verschiedene Verbindungen zusammentreten können, die nicht alle untereinander verschieden sind. In der 2. Gene- ration waren viele dichtährige Formen vorhanden, darunter solche, die so dichten Ährchenbesatz zeigten, wie Triticum compactiun. Solche Formen waren auch nach der Bastardierung von Gelderschen Uitzoe- king I mit dem weissen Spelz und in der Bastardierung dieses Spelzes mit Square head erschienen. Die von Nilsson-Ehle gegebene An- nahme der Veranlagung, welche das Auftreten dieser dichtährigen Typen bedingt, nimmt Verfasser nicht an, gibt zunächst noch keine andere, hält nach seinem Befunde die compactum-Anlage nicht für eine Hemmungsanlage, sondern für eine positiv wirkende und stimmt nicht dem zu, dass die compactum-Anlage die anderen Anlagen, welche die Ährchendichte bedingen, unwirksam macht. Molz, E. Über die Züchtung widerstandsfähiger Sorten unserer Kulturpflanzen. (Zeitschr. f. Pflanzen- züchtung V, 1917, S. 121—244.) Nilsson, N. Eine Mendelsche Erklärung der Ver- lustmutanten. (Bericht der deutsch, bot. Gesellschaft XXXIV, *) Die Bastardierung- von unbegranntem Spelz mit samtspelzigen Essexweizen, ein Muster einer Anlagenanalyse. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 331 S. 870 — 880.) In reinen Johannsenschen Linien, die auch durch Bastar- dierungsversuche als rein erwiesen wurden, sind wiederholt spontane Variationen beobachtet worden, die als Verlustvariationen zu betrachten sind. Verfasser versucht als Hypothese eine Erklärung derselben auf Mendelscher Grundlage zu geben. Danach könnten sie als Ergebnis einer komplizierten Mendelspaltung bei Annahme von mehr als 2 polymer spaltenden Anlagen AB und Annahme jener Reduplikation, die Bateson Repulsion nennt, erklärt werden (1 AB : 7 Ab : 7 aB : 1 ab). Patane, G. Die Amerikanerzüchtung in Italien. (Internat, agrartechnische Rundschau 1916, VII, S. 821 — 833.) Die in- direkte Reblausbekämpfung wurde in Itahen zuerst durch Auslese aus Amerikanerreben versucht, die aus Samen erhalten worden waren und durch Bastardierungszüchtung. Bald wurden die Bestrebungen aber unterbrochen und man versuchte — auf Empfehlung des Ackerbau- ministeriums — Einführung von widerstandsfähigen Formen aus Frank- reich. Diese bewährten sich aber in Italien, besonders in den heissen südhchen Teilen, nur wenig und es wurde 1914 vom Ackerbau- ministerium wieder auf die zu Beginn eingeleiteten Arbeiten verwiesen, die auch mittlerweile von Einzelnen, wie Ruggeri, Paulsen, G r i m a 1 d i , fortgeführt worden waren. Pritchard, F. C hange of sex in hemp.^) (Journ. of heredity 1916, S. 325 — 329.) Die schon oft behandelte Frage, ob äussere Ein- wirkungen das Verhältnis weiblicher zu männlichen Pflanzen bei Hanf ändern können, wurde auch vom Verfasser zu beantworten versucht. Äussere Einwirkungen waren bei seinen Versuchen: Entfernung von Blüten und vegetativen Teilen, Bedeckung der Pflanzen mit Manilafaser- säcken, in einem der beiden Versuchsjahre auch Einspritzungen (von Zuckerarten, Asparagin, Pyridin) in die Achse. Erfolg wurde nur durch Entfernung von Pflanzenteilen erzielt. Dabei konnten bei männlichen Pflanzen 14 — 20 "/o dazu gebracht werden, auch weibhche Blüten zu bilden und bei weiblichen Pflanzen wurden dabei alle Blüten zur Bildung von Staubblättern gebracht. Mit Rücksicht auf die Ver- erbung des Geschlechtes scheint es demnach, dass weibliche und männ- liche Pflanzen Anlagen besitzen, die sie befähigen, beide Geschlechter auszubilden, nicht dass das eine Geschlecht nur die Anlage für dieses allein besitzt. Roemer, Th. Über die sog. „Korrelationen". (Blätter für Zuckerrübenbau Bd. 25, 1917.) Die für die Erscheinungen der Variabilität von Fruwirth, Baur und Nilsson-Ehle vor- genommene klare Unterscheidung in nicht erbliche Modifikationen und erbliche Variationen ist auf die Korrelationserscheinungen sinngemäss *) Veränderung des Geschlechtsverhältnisses bei Hanf. 22" g32 Neue Erscheiuuugen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. anzuwenden. Gleichsinniges oder gegensinniges Variieren im Aus- mass mehrerer Eigenschaften, bedingt durch äussere Einflüsse der Lebenslage, also insbesondere durch die Ernährung, sind physiologische Wechselbeziehungen. Solche Wechselbeziehungen sind nicht erblich. Erblichkeit derselben kann vorgetäuscht werden durch Gleichartigkeit der Ausseneinflüsse in aufeinanderfolgenden Generationen. Züchterisch stehen diese Wechselbeziehungen physiologischer Art den Modifikationen gleich. Ihnen gegenüber stehen die weit selteneren Korrelationen im engeren Sinn oder „echte Korrelationen", die, unabhängig von den Ausseneinflüssen, erblich sind und bedingt werden durch Wirkung der Erbeinheiten. Roemer. Schindler, H. Zur Unter schei d an g der Rispengras- samen. (Zeitschrift für das landwirtschaftliche Versuchswesen in Österreich 1917, S. 32 — 42.) Bestimmungstabelle zur Unterscheidung der Früchte von Poa nemorahs, palustris, trivialis, pratensis und compressis, in welchen die für die einzelnen Arten wichtigsten Merkmale scharf hervorgehoben sind. Schindler, H. Die mikroskopische Unterscheidung landwirtschaftlich wichtiger Gräserarten im blüten- losen Zustand. (Zeitschrift für das landwirtschaftliche Versuchs- wesen in Österreich 1917, 19 Abb.) Die Arbeit ist in erster Linie zur Unterscheidung der wichtigeren Gräser bei Analysen von Rasenziegeln und Heuproben bestimmt und für diese Zwecke sehr wertvoll. Bei Aufsuchen wildwachsender Gräser kann sie, wenn diese nicht blühen, auch dem Züchter dienen. Stehler, F., Volkart, A., Grisch, A. Die schweizerische Samenuntersuchungs- und Versuchsanstalt. (Zürich, 39. Jahrbuch, 1917.) Neu wurde Haferzüchtung bei Röslie Frei in Wartensee und Streckeisen in Bisnacht begonnen, Weizenzüchtung an der landwirtschaftlichen Schule Rütli, Roggenzüchtung an der landwirt- schaftlichen Schule Brugg. Die übrigen Züchtungen wurden fortgeführt und die Zuchtabsaaten besichtigt. Von Rüben wird die Andelfinger weiter auf Gehalt gezüchtet. Toulaikov, N. Der osmotische Druck der Boden- lösung und die Glasigkeit des „Bielotourka"- Weizens. (Rundschau für experimentelle Landwirtschaft 1916, XVII. Bd., S. 79 bis 91.) (Nach Internat, agrartechnischen Rundschau.) Eine Beziehung zwischen Sitz des Kornes in der Ähre und Mehligkeit oder Glasigkeit konnte bei Bielotourka-, einem Triticum durum-Weizen nicht ermittelt werden. Dagegen wurde ein inniger Zusammenhang zwischen hohem Gesamtstickstoffgehalt und starker Glasigkeit einerseits und hohem osmotischem Druck der Bodenlösung und grosser Menge löshchen Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 333 Bodenstickstoffes andererseits festgestellt. Auch wenn alle Körner glasig sind, kann weitere Steigerung des osmotischen Druckes den Stick- stoffgehalt der Körner weiter steigern. Tritschler. Die Kosten der Einrichtung und des Be- triebes einer Saatzuchtwirtschaft. (Zeitschr. f. Pflanzen- züchtung V, 1917, S. 115—121.) William, C, and Welton, F. Results of twenty years tri als with corn.i) (Bull. 282, Ohio Agric. Exp. Station 1915, S. 71 — 109, 8 Abb.) Soweit Züchtung in Frage kommt, wurde bei diesen Versuchen festgestellt: Zehnjährige Massenauslese von Kolben, die um 6,2 cm in der Länge verschieden waren, gab bei der Auslese nach Kurz- kolbigkeit kürzere Kolben, aber keine wesentliche Ertragsdrückung, und 84 kg Körner pro Hektar weniger. — Neunjährige Massenauslese spitziger Kolben gab durchschnittlich höheren Ertrag als solche walzen- förmiger Kolben. — Achtjährige Auslese von Kolben mit gut besetzter Spitze ergab einen geringen Mehrertrag, nur 21 kg pro Hektar gegen- über der Auslese von an der Spitze schlecht besetzten. — Sechsjährige Auslese von Kolben mit hohem Prozentanteil Körner vom Gesamtkolben- gewicht 88,16 °/o gab gegenüber solchen von Kolben mit 76,38 "^/o Korn- anteil im Mittel nur einen Mehrertrag von 27 kg pro Hektar. — Bei fünfjähriger Auslese von 14-, 16-, 18 reihigen Kolben wurden zu Wooster etwas höhere Erträge von den 14 reihigen, zu Carpenter von den 16 reihigen erzielt. — Auslese nach hoch- und niederangesetzten Kolben gab im Sinne der Auslese liegenden Erfolg. — Individualauslesen von je 1 Kolben stammend, brachten pro Hektar um 315 — 630 kg weniger Körner als Nachkommen der Bastardierung der von den besten Kolben stammenden Pflanzen. Wittmack, L. Abbau und Verdrängung der Kartoffel- sorten. (Illustrierte landwirtschaftliche Zeitung 1917, S. 114.) Die Arbeiten, welche einschlägiges Material bringen und die Ansichten, die über die Frage geäussert wurden, werden zusammengestellt und führen auch den Verfasser zu dem Schluss, dass ein Abbau infolge der un- geschlechtlichen Vermehrung bei den Kartoffeln nicht stattfindet, der meiste „Abbau" durch schlechtes Saatgut und schlechte äussere Ver- hältnisse herbeigeführt wird, als „Abbau" oft auch nur einfaches Über- wiegen neuer ertragreicherer Züchtungen gegenüber alten an und für sich minder ertragreichen bezeichnet wird. Zederbauer, E. Alter und Vererbung. (Zeitschr f. Pflanzenzüchtung V, 1917, S. 257—259.) 1) Ergebnisse zwanzigjähriger Versuche mit Mais. lY. Vereins-Nachrichten. Bayerischer Saatziichtverein. Der Verein hielt am 15. Januar 1917 seine sehr zahlreich besuchte Generalversammlung in München ab. Die statutengemässen Wahlen ergaben keine Veränderungen in der Leitung. Der Generalversammlung folgten von der zahlreichen Zuhörer- schaft ausserordentlich beifällig aufgenommene Vorträge von Guts- besitzer P f 1 u g - Baltersbach und Prof. Dr. Ki es sling- Weihen- stephan über das Thema: Inwiefern hat die deutsche Pflanzenzüchtung zum wirtschaftlichen Durchhalten beigetragen. Die beiden Vorträge sind in Nr. 1, Jahrg. 17 des landwirtschaft- lichen Jahrbuches für Bayern und als Sonderdrucke im Verlage des Bayer. Saatzuchtvereins erschienen. In Bayern ist der Saatgutverkehr im Kriege monopolisiert und einer eigenen Abteilung der Bayer. Futtermittelverteilung München G. m. b. H. übertragen. Die technische Aufsicht hierüber hat der Assessor bei der Kgl. Saatzuchtanstalt Weihenstephan Dr. R a u m. Während zweier Jahre des Krieges hat sich diese Einrichtung vor- züglich bewährt und insbesondere in der Versorgung des Landes mit mehr oder weniger kontrolliertem Saatgut ErspriesslicheiS geleistet. Prof. Dr. Kiessling hat deshalb im Bayer. Landwirtschaftsrat am 18. Januar den Antrag gestellt: Es sei beim Kgl. Staatsministerium des Innern zu beantragen an Stelle der gegenwärtigen Saatgutabteilung bei der Bayer. Futtermittelabteilung G. m. b. H. eine besondere „Bayer. Landessaatstelle m..b. H." mit den gleichen Aufgaben und Zuständig- keiten für die Kriegszeit zu bilden, die dann als dauernde Einrichtung in die Friedenszeit hinübergenommen wird. Das Kgl. Staatsministerium des Innern möge durch die Landesfuttermittelstelle die Bildung dieser Gesellschaft vorbereiten. Um eine Beteiligung des Bayer. Saatzuchtvereins an dieser Ge- sellschaft zu ermöghchen, hat sich innerhalb desselben eine „Bayer. 336 Vereins-Nachrichteu. Saatzuchtgenossenschaft G. m. b. H." gebildet, mit einem den Betrag von 100 000 M. wesentlich übersteigenden Genossenschaftskapital. Gegenstand des Unternehmens ist: Zucht, Vermehrung und Verwertung vom Saatgut, Beschaffung von Hilfsmitteln hierfür. Die Genossenschaft hat ausscMiesslich gemeinnützigen Charakter. Nach Rückstellung entsprechender Reserven kann nur eine bis 5 °/o ige Verzinsung der Genossenschaftsanteile ausbezahlt werden. Über den Rest verfügt die Generalversammlung zugunsten des Bayer. Saatzuchtvereins. Am 13. Juli ds. Jahres hat nun unter Führung des Kgl. Bayer. Staatsministeriums des Innern die Protokollierung der „Bayer. Landes- saatstelle G. m. b. H." stattgefunden. Gesellschaftszweck ist: Die Förderung des Saatgutbaues und der Pflanzenzüchtung sowie die Verbreitung geeigneten Saat- und Pflanzengutes in Zusammenarbeit mit den vom Kgl. Staatsministerium des Innern damit be- trauten Behörden. Das Stammkapital beträgt 450 000 M. und verteilt sich zu je 200 000 M. auf die in Bayern vertretenen landwirtschaftlichen Ge- nossenschaften und die landwirtschaftlich-technischen Vereine (Bayer. Saatzuchtgenossenschaft, Landesverband Bayer. Ackervereine. Bayer. Landwirtschaftsrat) und 50000 M. Bayer. Staat. Auch diese Gesell- schaft ist gemeinnütziger Natur. Sie lässt nur eine 5 % ige Verzinsung der Stammeinlage zu, nach Rückstellung der entsprechenden Reserven ist der Mehrgewinn zur Fördern ng des Saatgutbaues und der Pflanzenzüchtung in Bayern zu verwenden. Die hier besprochenen neuen Einrichtungen lassen eine kräftige Förderung der Pflanzenproduktion und damit der allgemeinen Landes- kultur in Bavern erwarten. y. Kleine Mitteilungen. Wissenschaftliche. Zur Pollenbiologie von Raps und Rübsen. Von Dr. Siegfried Bach. In dem Maße als die Bastardierungsarbeit in der Pflanzenziichtung immer mehr an Bedeutung gewinnt, wächst auch das Interesse für die Bastardierungsteclinik, zu deren wichtigsten Elementen die Pollenbiologie gehört. Für pflanzenzüchterische Zwecke genügt selbstverständlich die Kenntnis allgemeiner Gesetzmässigkeiten nicht, sondern es ist vielmehr eine monographische Bearbeitung einzelner Gattungen wünschenswert, welche über das Verhalten des PoUens bestimmter Gattungen bestimmte Angaben liefert. Dass der Pollen verschiedener Gattungen bzw. Arten verschiedene Eigenschaften hat, geht zur Genüge aus den grundlegenden Arbeiten von Molisch, ^) Lidforss,^) Hansgirg,^) Portheim- Löwi*) usw. hervor. Von Spezialarbeiten müssen die Roem er- sehen ^) Versuche über Pollenhaltbarkeit und dortselbst zitierte Arbeiten von F i s h e r und Simon hervorgehoben werden. Crandall^) bearbeitete die Haltbarkeit des Pollens von Apfel, Erdbeere und wohl- riechender Platterbse, Andromescu'^) diejenige von Mais. East^) hat den Zusammenhang zwischen Pollenbeschaffenheit und Frucht- ansatz bei der Kartoffel untersucht (durch eiigene Versuche^) be- 1) Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien 1893. Math.-naturw. Klasse, Bd. 1, p. 423 u. ff. Dortselbst (p. 431) Mang ins (Bull, de la 80C. botanique de France t. XXXIII, 1886, p. 339) Versuche über Pollenaufbewahrung zitiert und Molisch's Versuche über Pollenhaltbarkeit zusammengestellt. 2) Pringsheims Jahrbücher f. wissensch. Botanik 1896, Bd. 29, S. 1 u. ff.; 1899, Bd. 33, S. 232 u. ff. ^) Sitzungsberichte der Königl. böhmischen Gesellsch. der Wissensch. Math.- naturw. Klasse 1897, 31. April. ■*) Österr. Botan. Zeitschr. 1909. 5) Diese Zeitschr. 1914, S. 83. 6) Proc. Roy. Hort. Soc. 1912, p. 121—130. Ref. in dieser Zeitschr. 1914, S. 508. '^) Inaug.-Dissert. University of lUionis 1915. Ref. in dieser Zeitschr. 1916, S. 106. 8) XXXI and XXXII ann. rep. Connectic. Agric. Exp. St. Oktober 31. 1908. Part. VII, IV. 9) Diese Zeitschr. 1917, S. 71. 338 Kleine Mitteilungen. stätigt), Himmelbauer ^) fand einen ähnlichen Zusammenhang bei Ribes pallidum und D o r s e y -) bei der Weinrebe. Es sei hier gestattet, die Ergebnisse einiger Versuche mit Brassica- Pollen anzugeben, die sich auf das Verhalten des Pollens in ver- schiedenen Medien und auf dessen Haltbarkeit erstreckten. Es wurde mit Raps und Rübsen gearbeitet. Die Versuche wurden in den Jahren 1915 — 1916 auf der Pflanzenzuchtstation des landw. Instituts in Halle angestellt. Dem Direktor des landw. Instituts in Halle Herrn Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. F. Wohltmann und Herrn Vorstand der Pflanzen- zuchtstation B. Kalt, deren freundliches Entgegenkommen diese Ver- suche ermöglichte, sei an dieser Stelle verbindlichster und bester Dank des Verfassers gesagt. I. Verhalten des Pollens in verschiedenen Medien. Eine Anzahl Narben kastrierter und einwandfrei geschützter ^) Blüten zweier Rapssorten wurde mit Pollen von Märkischem Winterrübsen be- legt. Jede zweite Narbe wurde sofort nach dem Bestäuben mit gewöhn- lichem Wasser vermittels eines feinen Zerstäubers gespritzt, die Schutz- hüllen darauf wieder angebracht. Das Spritzen wurde so durchgeführt, dass die Narben mit dicken Wassertropfen bedeckt waren. Die be- stäubten Blüten wurden nun 3 Tage lang in der Weise behandelt, dass zweimal täglich die Hüllen für einen Augenblick entfernt, und das Spritzen an den bei der Bestäubimg schon gespritzten Blüten wieder- holt wurde. Dass die Schutzhüllen auch bei den ungespritzten für einen Moment abgenommen wurden, hatte den Zweck, eventuellen Einfluss verschiedener Durchlüftung auszuscheiden. Es wurden insgesamt 27 Blüten bestäubt, von denen 14 gespritzt, 13 nicht gespritzt wurden. Alle 27 Blüten haben tadellos angesetzt, Längenmessungen der an- gesetzten Schoten ergaben nur ganz geringe Unterschiede des Mittels bei den gespritzten und nicht gespritzten, so dass von einer Schädigung des Pollens durch Benetzung auf der Narbe keine Rede sein konnte. 1) Jahrb. d. Hamburgischen Wissensch. Anstalten XXIX, 1911 (3. Beiheft, Arb. d. Bot. Staatsinstitute). Ref. diese Zeitschr. 1913, S. 231. 2) Minnesota Agr. Exp. St. Bull. 144, 1914. Ref. in dieser Zeitschr. 1916, S. 107. 3) Es wurde hier und in den auf S. 343 berichteten Versuchen mit einer Pergament- tüte geschützt. Der Stengel wurde unterhalb der gewählten Blüten (nach Entfernung der überflüssigen Blüten des Blütenstandes) mit in Bordola-Schwefel getauchter Watte umwickelt und der Rand der Tüte um diesen Bausch gebunden. Es wurde nicht unter- sucht, ob dieses Schwefelpräparat als Insektizid gewirkt oder die mechanische Wirkung des Wattebausches die Insekten abgehalten hat, Tatsache ist, dass in so angefertigten Schutzhüllen in keinem Falle eingedrungene kriechende Insekten beobachtet wurden, weder Meligethes bei Brassica, noch Thrips in damit befallenem Getreidebestande bei Ährenisolierung. Zur Kastration wurden noch geschlossene Blüten mit intakten An- theren und intaktem Perigon gewählt. Kleine Mitteilungen. 339 Es wurde weiter das Verhalten des Pollens vom Märkischen Winterrübsen in feuchten Kammern geprüft. Letztere wurden aus Kartonringen von ca. 1 cm inneren Durchmessers und ca. 0,5 cm Breite angefertigt, welche mit Wasser getränkt und auf Objektträger gelegt wurden. Der Pollen wurde auf das Deckgläschen durch Auftupfen oder Abstreifen der geplatzten bzw. aufgeschnittenen Antheren aus frisch gepflückten Blüten gebracht, und entweder mit einem kleinen Tropfen Flüssigkeit bedeckt (welcher mit einem Glasstab in eine dünne Schichte ausgebreitet wurde) oder trocken gelassen. Die Deckgläschen wurden dann rasch umgedreht und auf die Kartonringe gelegt, so die feuchten Kammern geschlossen. Der trocken aufgelegte Pollen befand sich nun in der feuchten Atmosphäre des von den feuchten Kartonringen ver- dampften Wasserdampfes, der mit einem Flüssigkeitstropfen bedeckte Pollen im Hängetropfen der betreffenden Flüssigkeit. Das Verhalten des Pollens wurde stets mit schwacher Vergrösserung durchgesehen und mit stärkerer Vergrösserung (300 — 400) genauer geprüft. Es wurden in 6 Versuchen 44 feuchte Kammern angelegt und beobachtet. Die Ergebnisse waren: A. Trocken aufgelegter, also in feuchter Luft befindhcher Pollen wurde in 3 Versuchen und zusammen 10 f. K.^) ge- prüft. Wo und solange keine merkliche Kondenswasserbildung an den Deckgläschen erfolgte, bheben die Pollenkörner innerhalb 48 Stunden unverändert. Bei schwacher Kondenswasserbildung ist nach einigen Stunden vereinzelte Kleinschlauchbildung und mehr oder weniger zahl- reiche Platzungen der Pollenkörner zu bemerken, wo jedoch — infolge grösserer Temperaturschwankungen im Arbeitsraum — durch stärkere Kondensation grössere Wassertropfen gebildet werden und der Pollen dadurch ganz von tropfbar flüssigem Wasser bedeckt ist, platzen alle Körner innerhalb 24 Stunden. B. Im Hängetropfen aus destilliertem Wasser befindlicher Pollen wurde in 3 Versuchen, zusammen 10 f. K. geprüft. Nach einer Stunde platzte bereits ein beträchtlicher Prozentsatz der Körner, in 2 f. K. wurden nach 2 Stunden noch ca. 80 ^/o unveränderter Körner gefunden. Nur in einer Kammer, auf einer besonders dünnen Stelle des Wasser- Hängetropfens wurden nach einer Stunde vereinzelte gekeimte Körner vorgefunden, deren Keimschläuche nach einigen weiteren Stunden alle platzten, sonst war keine Keimung im destillierten Wasser wahrnehm- bar. Innerhalb 24 Stunden platzten stets beinahe alle Körner, während der kleine Rest geschrumpft und nur bei ganz vereinzelten Körnern un- verändert war. 1) Es wird hier und im folgenden öfters die Abkürzung f. K. für feuchte Kammer (Kammern) gebraucht. 340 Kleine Mitteilungen. C. Im Hängetropfen aus 5 °Iq iger Zuckerlösung befindlicher Pollen wurde in einem Versuch mit 2 f. K. beobachtet. Das Verhalten war dasselbe wie im destilherten Wasser. D. Im Hängetropfen aus 15"/oiger Zuckerlösung befindlicher Pollen wurde in 4 Versuchen mit 12 f. K. geprüft. Es keimten nach 2 Stunden einige Prozent und innerhalb 24 Stunden keimte die Hälfte oder mehr. Wenige Prozente bleiben innerhalb 24 Stunden unverändert, ein kleiner Teil platzt. Auch ein Teil der in den ersten Stunden gebildeten Keim- schläuche platzt innerhalb 24 Stunden. E. Im Hängetropfen aus 25 ^Jq iger Zuckerlösung — in 2 Versuchen und 8 f. K. — war das Verhalten des Pollens ähnlich wie in der 15 °/o igen Lösung, die Keimung war jedoch etwas schwächer. F. Im Hängetropfen aus 50 ^/^ iger Zuckerlösung — in einem Ver- such mit 2 f. K. — waren innerhalb 24 Stunden nur wenige Prozent ge- keimt, während die meisten Körner unverändert blieben. In 12 f. K. in einigen der oben erwähnten Gruppen wurden kleine Narbenstückchen aus frischen Blüten auf das Deckgläschen in den Pollen gelegt. Es wurde keinerlei die Keimung fördernder Einfluss der Narben- zugabe bemerkt. — Aus obigen Beobachtungen kann man folgendes schliessen: Der Pollen keimt nicht oder nur sehr langsam, wenn ihm kein tropfbar flüssiges Wasser zur Verfügung steht, stehen ihm geringe Mengen tropfbar flüssigen Wassers zur Verfügung, dann setzt Keimung in geringem Maße ein, der Einfluss des Wassers wirkt jedoch schädlich, sobald die Tropfen so gross werden, dass sie den Pollen allseitig um- fassen und hiermit schädliche osmotische Kräfte wirken. Nach ein- stündigem Verweilen im destillierten Wasser ist der PoUen bereits be- trächtlich geschädigt, nach 24 Stunden beinahe gänzlich zerstört. 5 °/o ige Zuckerlösung wirkt nicht anders als destilliertes Wasser, 15 bis 25 °/o ige Zuckerlösung wirkt einerseits konservierend (anscheinend durch Veränderung der osmotischen Verhältnisse), andererseits fördernd für die Keimung (wohl Ernährungswirkung). 50 ''/o ige Zuckerlösung wirkt stark konservierend, aber weniger günstig für die Keimung als 15 — 25 °/o ige. Narbenzusatz hat nicht gewirkt, was jedoch ein anderes Verhalten in der Natur nicht ausschliesst. Dass der Pollen auf den ge- spritzten Narben nicht geschädigt wurde, lässt sich so erklären, dass: erstens zwischen den Papillen der Narbe trotz intensiven Spritzens Luftblasen verblieben sind, so dass der Pollen zimi grossen Teil nur von einer Seite benetzt, manche Körner überhaupt nicht benetzt wurden; zweitens die Wassertropfen von den Narben bald teilweise abgeflossen, teilweise verdampft sind, so dass die Benetzung nur kurze Zeit an- dauerte. II. Aufbewahrungsfähigkeit. Die obigen Untersuchungen waren mit Rübsenpollen (Br. Rapa ol.) angestellt. Für die weiteren Kleine Mitteilungen. 341 Untersuchungen wurde Rapspollen (Br. Napus oL), und zwar Lübnitzer Winterraps verwendet, die Prüfung der Keimfähigkeit dieses Pollens geschah in 15 % iger Zuckerlösung (im Hängetropfen in f. K.) in der Annahme, dass die für Rübsenpollen günstigste Konzentration der Lösung auch für Rapspollen richtig sein dürfte, in Anbetracht der nahen Verwandtschaft beider Arten und der gleichen morphologischen Beschaffenheit ^) beider Pollenarten. Diese Annahme war auch richtig, da der Rapspollen in genannter Lösung tadellos keimte. Der Pollen wurde in ganzen Antheren in kleinen Pappschachteln (Apotheker- schachteln) aufbewahrt, die f. K. wurden in derselben Art und Weise wie auf S. 339 angelegt. Versuch A. Es wurde neben der Aufbewahrungsfähigkeit auch das Verhalten des Pollens aus jüngeren und älteren Blüten untersucht. Am 7. 5. 1916 wurden 4 Antheren einer offenen Blüte im Feldbestand entnommen und in Pappschachtel Nr. I aufbewahrt, 4 andere Antheren wurden einer Blüte entnommen, die erst einen punktförmigen Schlitz am Scheitel aufwies — also vor dem Öffnen war — und in Schachtel Nr. II eingelegt. Die Antheren der offenen waren bereits offen, aber noch nicht gekrümmt und reichlich mit Pollen gefüllt, die Antheren der geschlitzten Blüte waren noch geschlossen, eine war am Scheitel vom Meligethes angefressen. Weder in Form und Grösse der Narbenpapillen, noch derjenigen der Pollenkörner beider Blüten Hessen sich merkliche Unterschiede feststellen. Beide Schachteln wurden im Zimmer auf- bewahrt, dessen Temperatur während der Versuchsdauer zwischen 11 *^ C. und 21 ° C. schwankte. In der Zeit vom 8. bis 17. 5. 1916 wurden 6 mal in Abständen Von 1 — 4 Tagen je 4 f. K., und zwar je 2 aus jeder Schachtel angelegt und das Verhalten des Pollens innerhalb 8 Stunden nach Anlage der f. K. beobachtet. Nach dem 17. waren die Antheren der Schachtel I bereits so trocken und hart, dass keine genügende Pollenmenge mehr gewonnen werden konnte. Auch in der Schachtel II waren die Antheren trocken, aber nicht so stark wie in Seh. I,^) so dass noch am 21., 22. und 24. 5. je eine feuchte Kammer mit diesem Pollen angelegt werden konnte. Dann musste aber auch hier der Versuch wegen Eintrocknung der Antheren beendet werden. Es wurden keine merklichen Unterschiede in der Keimfähigkeit zwischen Pollen aus jüngeren und älteren Blüten, weder am Tage nach der Entnahme, noch nach Aufbewahrung im Zimmer innerhalb 10 Tagen festgestellt. In der oben bezeichneten Weise aufbewahrt, blieb der Pollen in beiden Schachteln eine Woche lang sehr gut keimfähig (65 — 80°/o gekeimte 1) Exakte Grössenmessungen würden wohl einen geringen Unterschied mit starker Transgression aufweisen, der blosse Augenschein im Mikroskop läest beide Pollensorten gleich erscheinen. ') Seh. hier und im folgenden anstatt Schachtel. 342 Kleine Mitteilungen. Körner); nach 10 Tagen begann die Keimkraft abzunelimen, bei un- veränderter Form und Grösse des Pollens. Nach 2 Wochen konnte bei dem noch zur Verfügung stehenden Pollen (Seh. II) keine Keimung mehr in 15 °/o iger Zuckerlösung nachgewiesen werden, hingegen war auch keine stärkere Tendenz zum Platzen sichtbar, die Körner kon- servierten sich in der 15 *^/o igen Zuckerlösung mindestens ebenso gut wie bei Beginn des Versuches. Auch war die ovale Form der Pollen- körner noch zwei Wochen erhalten. Versuch B. Am 11. 5. 1916 wurden aus 4 halboffenen Blüten des Feldbestandes Antheren entnommen und in Pappschachteln eingelegt, deren zwei, Nr. I und Nr. II im Zimmer aufbewahrt, die anderen zwei, Nr. III und IV, im Keller aufbewahrt wurden. Die Antheren waren alle noch geschlossen, einige vom Meligethes am Scheitel angefressen. Die Temperatur schwankte während der Versuchsdauer im Zimmer von 15 — 21,5 ° C, im Keller zwischen 8 und 12 ° C. Zwischen dem 13. und dem 24. 5. 16 wurden 8 mal, in Abständen von 1 — 2 Tagen, je 4 f. K. (aus jeder Schachtel je eine) angelegt und bis 24 Stunden lang be- obachtet. Bei den Schachteln I und II war die Keimung in den ersten 4 Tagen der Aufbewahrung sehr gut (über 50°/o), bis zum 18. gut, am 19. schwächer, bei Seh. III und IV ist die Keimung anfangs ebenfalls sehr gut, am 18. nur vereinzelt, am 19. versagt sie bereits gänzlich. Bei den Seh. I und II ist noch bis zum 22. vereinzelte Keimung nach- zuweisen, dann versagt sie auch hier. Ähnhch wie im Versuch A zeigt sich in den letzten Versuchstagen (jedoch hier viel ausgeprägter) die Tendenz der Körner, ihre Form in der Lösung zu bewahren, es platzen nur wenige Körner. In den Seh. I und II ist diese Form auch im Ver- hältnis zu den bei Beginn des Versuches gesehenen Formen unver- ändert, d. h. oval, während bei dem Pollen aus Seh. III und IV die Körner zum Teil eine rundliche, also geschrumpfte Form aufweisen, und zwar sofort nach der Anlage der f. K., es ist dies hier also die Wirkung der Aufbewahrung und nicht des Verweilens in der Zucker- lösung. Versuch C. Am 15. 5. 16 wurden aus vielen (ca. 15 — 20) halb- offenen Blüten im Feldbestand Antheren gesammelt und in zwei Schachteln eingelegt. Zwecks gleichmässiger Verteilung des Materials wurden von je 4 oberen Antheren einer Blüte je zwei und zwei in die beiden Schachteln gelegt. Die Antheren waren alle noch nicht geöffnet, viele vom Meligethes angefressen. Die Seh. I wurde im Zimmer (ohne Exsikkator) aufbewahrt, die Seh. II im Keller im Exsikkator. Die Zimmertemperatur schwankte während der Versuchszeit von 15,5 bis 23'' C, die Kellertemperatur von 8 — 12,5° C. In der Zeit zwischen dem 18. 5. und dem 31. 5. 16 wurden 6 mal in Abständen von 1 — 4 Tagen je 4 feuchte K. (aus beiden Seh. je 2) angelegt und innerhalb 8 Stunden Kleine Mitteilungen. 343 untersucht. Bis zum 22. 5. keimte der Pollen aus beiden Schachteln gleich gut. Ab 25. 5. versagt der im Zimmer aufbewahrte Pollen gänz- lich, während der im Keller-Exsikkator aufbewahrte am 25. 5. und 27. 5. noch sehr gut, am 31. 5. etwas schwächer, aber immer noch beinahe zu 20 ^Iq keimte. Bei den Pollen aus Seh. I platzt in den letzten Versuchs- tagen nur ein geringer Teil der Körner, am 31. ist bereits ein Teil der Körner rundlich (geschrumpft). Der Pollen aus Seh. II wies am 31. 5. die ursprüngliche ovale Form bei Anlage der f. K. auf, es platzte inner- halb 8 Stunden der grösste Teil der nicht gekeimten Körner. Die An- theren waren in beiden Schachteln geschrumpft und eingetrocknet, bei der im Keller-Exsikkator aufbewahrten jedoch in viel stärkerem Grade, 60 dass am 31. 5. aus der Seh. I noch reichhch Pollen gewonnen werden konnte, während in der Seh. II die Pollengewinnung aus den harten Antheren schwierig war, und infolgedessen die weitere Verfolgung der künstlichen Keimung unterbrochen wurde. Hingegen wurde die Befruchtungsfähigkeit des Pollens in der Natur weiter geprüft. Am 31. 5. wurden 8 kastrierte und isolierte^) Blüten des Lübnitzer Winterrapses mit dem aufbewahrten PoUen be- stäubt, je 4 Blüten mit dem Pollen aus der Seh. I (Zimmer) und der Seh. II (Keller-Exs.). Der Pollen aus Seh. I wurde in reichhcher Menge gewonnen und die Bestäubung damit war reichlich, der Pollen aus Seh. II wurde so schwer gewonnen, dass, nach Schätzung mit Lupe,^) nur ca. 10 Pollenkörner auf jeder der bestäubten 4 Narben haften blieben. Am 14. 6. haben alle 4 mit Pollen aus Seh. I belegte Blüten gute Schoten angesetzt, von den mit Pollen aus Seh. II belegten setzten 2 gut an, die anderen 2 wiesen verkümmerte (unbefruchtete oder ungenügend be- fruchtete) Fruchtknoten auf. Seit dem 31. 5. wurde der Exsikkator mit der Seh. II im Zimmer aufbewahrt. Am 22. 6. wurden 6 kastrierte und isolierte Blüten eines spät gesäten Rapses bestäubt, 3 Blüten mit Pollen aus Seh. I in genügender Menge, von 3 anderen konnte nur eine Blüte eine halbwegs genügende Pollenmenge, d. h. ca. 10 — 20 Körner er- halten, während 2 andere, wegen erschwerter Pollengewinnung, nur wenige Pollenkörner erhielten. Am 6. 7. 1916 wurde bei den 3 mit Pollen aus Seh. I belegten Blüten kein Ansatz vorgefunden, die zwei schlecht bestäubten Blüten setzten ebenfalls nicht an, hingegen setzte die mit 1) Wahl und Schutz der Blüten wie auf S. 338, Fussnote 3. 2) Es wurde hier, grösserer Sicherheit wegen, zunächst kontrolliert, dass die Narben frei von Pollen waren und nach der Bestäubung die Pollenmenge auf der Narbe nachgesehen ; es wurde hier die Z e i s s sehe Binokularlupe in Verbindung mit einer in der Hand gehaltenen einfachen 16 X 16 Lupe verwendet. Bei den am 22. 6. bestäubten Blüten wurden die Narben mit einer Stativlupe (über 40 Vergr.) auf Pollenfreiheit kontrolliert. Letzteres Verfahren ist etwas umständlich, gibt aber ein gutes Bild. g^4 Kleine Mitteilungen. Pollen aus Seh. II (Exsikkator) ausreichender bestäubte Blüte eine tadel- lose Schote an. Das Ergebnis der obigen 3 Versuche kann man folgendermassen zusammenfassen: Pollen aus noch geschlossenen Blüten und ge- schlossenen Antheren keimte gleich gut und hess sich gleich gut auf- bewahren wie Pollen aus offenen Blüten und offenen Antheren. Eine Woche lang war der PoUen in allen 3 Versuchen bei allen Auf- bewahrungsarten gut keimfähig. Bei Aufbewahrung im Zimmer liess sich noch weitere 3 — 4 Tage gute Keimfähigkeit feststellen, wähi'end im KeUer ohne Exsikkator bereits am Ende der Woche die Keimfähig- keit in 15 °/o iger Zuckerlösung herabgesetzt war und nach 8 Tagen versagte. Das ungünstige Verhalten im Keller (ohne Exs.) im Gegensatz zu den R o e m e r sehen ^) Befunden (zwar bei anderen Pollenarten, aber eine günstige Wirkung kühler Aufbewahrung als allgemeine Regel an- deutend) lässt sieh dadurch erklären, dass der zur Verfügung stehende Keller weniger kühl als der R o e m e r sehe (8 — 12,5 ° C. gegen 5 — 10 ° C. bei R 0 e m e r) und feucht infolge feuchten IJntergrundes war. Im Exsikkator, welcher im Keller aufgestellt war, bheb die Keimfähigkeit in 15 ^Iq iger Zuckerlösung auch nach 16 Tagen gut erhalten. Die tat- sächliche Keimfähigkeit in der Natur (d. h. auf die Narben lebender Blüten) büeb länger erhalten als in 15 '^/o iger Zuckerlösung, ähnlieh wie in den Roem er sehen Versuchen mit Streptocarpus.^) Nach 16 Tagen war sowohl der im Zimmer wie der im Keller-Exsikkator aufbewahrte Pollen befruchtungsfähig, nach 5 Wochen war der Pollen aus dem Exsikkator (seit dem 31. 5. im Zimmer aufbewahrt) noch befruchtungs- fähig, während der im Zimmer ohne Exsikkator aufbewahrte Pollen nicht mehr befruchtungsfähig war. Der Umstand, dass der im Exsikkator aufbewahrte Pollen durch 3 wöchentliches Verweilen im warmen Zimmer nicht geschädigt wurde, namentlich in Anbetracht dessen, dass der im Keller ohne Exsikkator aufbewahrte Pollen (Vers. B) nach einer Woche seine Keimfähigkeit in Ib^lo iger Zuckerlösung einbüsste, spricht dafür, dass trockene Aufbewahrung des Rapspollens weitaus Tviehtiger als kühle Aufbewahrung ist. Bewahrt man den Pollen, wie es hier gemacht wurde, in ganzen Antheren auf, dann ist damit zu rechnen, dass die Antheren bereits nach einer Woche zu trocknen und schrumpfen beginnen, was die Pollengewinnung er schwiert. Diese Erscheinung ^drd desto intensiver, je länger die Antheren aufbewahrt werden, je älter die ge- pflückten Antheren waren und je trockener die Luft, in der die Antheren aufbewahrt werden. In bezug auf die Form des aufbewahrten Pollens wurde folgendes beobachtet: Der im Ex.sikkator aufbewahrte Pollen behielt seine ovale Form 16 Tage lang (so lange als beobachtet wurde), 1) 1. c. (siehe S. 337, Fussnote 5). Kleine Mitteilungen. 345 der im Zimmer aufbewahrte behielt die ovale Form 13 Tage lang, nach 16 Tagen jedoch war ein Teil davon rundlich, also geschrumpft; im Keller aufbewahrt, erscheint der Pollen bereits nach 10 Tagen zum Teil rundlich. Es kommt also eine Schrumpfung des Pollens vor, welche mit Abnahme der Keimfähigkeit in 15 "/(, iger Zuckerlösung gleichläuft und ebenso wie letztere mit steigender Luftfeuchtigkeit des Auf- bewahrungsraumes zunimmt. Auch dieser Umstand bekräftigt che oben geäusserte Ansicht, dass Luftfeuchtigkeit in erster Linie bei Auf- bewahrung von Rapspollen berücksichtigt werden muss. Da in keinem Falle Bakterienkolonien oder Pilzmyzelien an den Pollenkörnern wahr- genommen wurden, liegt die Annahme nahe, dass die Schädigung der Keimkraft dadurch entsteht, dass bei genügender Luftfeuchtigkeit ein regerer Stoffwechsel im Pollenkorn stattfindet, welcher es schwächt, ev. auch schrumpfen lässt, während in trockener Luft die Stoffwechsel- vorgänge nur sehr langsam geschehen, daher der Pollen in trockener Umgebung längere Zeit aufbewahrt werden kann als in feuchter. Für praktische Bastardierungsarbeit ist zu mer- ken: I. Rapspollen kann bei Aufbewahrung in Pappschachteln im Zimmer nach einer Woche unbedenklich verwendet werden, wird aber auch noch nach 2 Wochen mit grösster Wahrscheinliclikeit gute Dienste leisten. IL Will man den Pollen nach 4 — 5 Wochen verwenden, so muss die Aufbewahrung im Exsikkator geschehen. Es empfiehlt sich, den Pollen gleich nach der Entnahme der Antheren abzustreifen, da die Antheren später hart werden, was die Pollengewinnung erschwert. Es ist wohl wahrscheinlich, dass das hier vom Raps Gesagte auch für Rübsen und andere Brassicaarten richtig ist. Andere Sachliche. Kaiser Wilhelm-Institut für Biologie. Eine neue von der Kaiser WiUielm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften geschaffene Forschungsstätte hat ihre Tätigkeit aufgenommen. Das Kaiser Wilhelm-Institut für Biologie, das unter Leitung von Prof. Dr. 0 o r r e n s steht, tritt wissenschaftUchen Fragen näher, die mit den Grundlagen der Pflanzen- und Tier Züchtung in enger Beziehung stehen. Zunächst sind an demselben fünf Abteilungen ge- schaffen worden, bei deren Bildung man von der Idee ausgegangen ist, das denselben zugewiesene Gebiet je nach der Person der für dieselben gewonnenen Leiter und ihrer bisherigen Forschertätigkeit zu umgrenzen. Correns selbst widmet sich an der ihm unterstehenden botanischen Abteilung, wie schon früher, Fragen der Vererbungs- und Fort- Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 23 346 Kleine Mitteilungen. ptlanzungslehre bei Pflanzen. Zunächst sind bei denselben haupt- sächlich Pflanzen des Gartens und der wilden Flora herangezogen worden, von Pflanzen des Ackers Mais, Fisole und das Ackerunkraut Distel. Die unter Dr. War bürg stehende Abteilung wird sich phy- siologisch-chemischen Untersuchungen, besonders solchen, die mit den Entwicklungsfragen in Zusammenhang stehen, widmen und wird erst später in Betrieb kommen. Experimentelle Untersuchungen auf dem Gebiete der Entwicklungsmechanik bei einzelligen pflanzlichen und tierischen Organismen werden von der Abteilung, die unter Prof. Dr. M. Hartmann steht, betrieben. Der zweite Direktor des Institutes, Prof. Dr. Spemann pflegt an seiner Abteilung zoologische For- schungen auf dem Gebiete der Entwicklungsmechanik. Unter der Leitung von Prof. R. Goldschmidt soll sich eine Abteilung mit Ver- erbungsforschung bei Tieren beschäftigen und unter anderem auch die bereits an anderer Stätte begonnenen Versuche des Genannten mit Enten fortsetzen. Die Abteilungen von Correns, Spemann und Hartmann sind bereits seit Beginn 1915 tätig, jene von Gold- schmidt und Warburg werden erst nach Rückkehr der Genannten aus Nordamerika, bzw. aus dem Krieg voll ausgestaltet werden. Die gesamte dem Institut überwiesene Fläche misst 3,7 ha und befindet sich in Dahlem bei Berlin an der Bolzmannstrasse, nahe dem Institut für Chemie und jenem für physikalische Chemie und Elektro- chemie. Mit der elektrischen Untergrundbahn ist das Institut von Berlin aus rasch zu erreichen. Auf dem Grundstück des Kaiser Wilhelm-Institutes befindet sich neben dem zwei Stockwerke hohem Hauptgebäude das Wohnhaus des Direktors, das Gärtnerhaus und eine Reihe von Bauten, welche den Versuchen dienen. Für die Abteilung Correns stehen von solchen Bauten zur Verfügung heizbare und nicht heizbare Frühbeete, ein 30 : 40 m grosser Drahtkäfig, der teil- weise eine Beregnungsanlage aufweist, fünf freistehende Gewächs- häuser, ein Geräteschuppen und ein Freilandaquarium. Eine Feldbahn führt vom Hauptgebäude zu diesen Bauten. In einigen der Gewächs- häuser sind solche Einrichtungen für Lüftung getroffen, welche Insekten ausschliessen und so auch Untersuchungen über Befruchtungsfragen bei Tierblühern zulassen. Die Abteilung verfügt, ausser über diese Bauten und über ausreichende Beetflächen, über Glashäuser, die mit dem Hauptgebäude in Verbindung stehen, über einen Sterilisierraum und über eine Reihe von Arbeitsräumen, Laboratorien und anderen nötigen Räumen im Hauptgebäude. Eine Bibliothek ist im Institut in Bildung begriffen; die nahen anderen staatlichen Dahlemer Institute bieten übrigens ausgezeichnete Gelegenheit zur Beschaffung verschiedener literarischer und anderer Behelfe. An den Abteilungen Correns, Spemann, Hartmann Kleine Mitteilungen. 347 und Goldschmidt ist die Möglichkeit des Arbeitens auch für ausser dem Institute stehende Forscher gegeben (Arbeitsplätze). Denkstein für Christian Konrad Sprengel. Im Kgl. bot. Garten zu Dahlem wurde Ende 1916, im 100. Jahre nach dem Tode Sprengeis, ein Stein aus Syenit zur Erinnerung an diesen Blütenbiologen errichtet. Ein Teil der Figuren des Titel- blattes von Sprengeis Hauptwerk „Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen" ziert den Stein. Persönliche. Der langjährige Vorstand der Schweizerischen Samenunter- suchungs- und Versuchsanstalt Oerlikon-Zürich, Dr. F. G. Stehler, schied mit 1. Juh des Jahres aus seiner Stellung. Die grossen Ver- dienste Steblers auf dem Gebiete des Futterpflanzenbaues sowie auf jenem der Samenprüfung sind hier nicht zu würdigen, wenn auch den meisten Pflanzenzüchtern wohl bekannt. Stehler hat aber auch in der deutschen Schweiz 1908 die Züchtung von Getreide eingeführt. Er war dabei bereits von dem bisherigen Assistenten Dr. A. Volkart unterstützt, der nunmehr die Leitung der Anstalt übernimmt und be- reits mehr als 20 Jahre mit Stehler arbeitete. Der Direktor der Samenkontroll-Station in Wien, Hofrat Dr. Theodor Ritter v. Weinzierl, verschied am 27. Juni zu W^ien im 64. Lebensjahr. Er war ein Schüler W i e s n e r s und wendete sich, nachdem er an der Lehrkanzel v. Liebenbergs tätig gewesen war, der von letzterem in Österreich eingeführten Samenkontrolle zu. Nach vieljähriger erfolgreicher Tätigkeit auf diesem Gebiete und auf jenem der Förderung des Futterbaues stellte er die Samenkontrollstation und ihre Kräfte auch in den Dienst der Förderung der Pflanzen- züchtung. Er selbst behielt sich auf diesem Gebiet die Züchtung der Gräser vor und studierte dabei besonders den modifikativen Einfluss des alpinen Klimas. Von Ehrenämtern, die an dieser Stelle von Interesse sind, ist die Vorstandschaft des Zentralsaatbauvereins zu nennen. Als sein Nachfolger wurde der dienstälteste Beamte der Anstalt, Regierungsrat Pammer, ernannt, dem bislang auch die Arbeiten der Station auf dem Gebiete der Getreidezüchtung übertragen waren. Die Führung der Geschäfte der Original-Saatgut-Abteilung vom „Bund der Landwirte" wurde von Dr. Bruno Holzky übernommen, der seit 1809 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter der landwirtschaftUch- technischen Abteilung des Bundes tätig war. Der Genannte studierte 23* 348 Kleine Mitteilungen. in Königsberg und Halle, war in Ostpreussen (Wormditt) und Sachsen (Glesien) praktisch tätig und hatte vor seinem Eintritt in den Bund als Assistent der Abteilung für Landeskultur und Versuchs-wesen an der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen, dann als Assistent in der Agrikulturabteilung des Kalisyndikates gewirkt. Seine Doktor- arbeit betraf die Entwicklung der Landwirtschaft in dem ermländischen Bauerndorfe Kleinenfeld. In Halle hatte er 1903 das Staatsexamen für Lehrer an Landwirtschaftsschulen abgelegt. Der Verwalter der Rübensamenzuchtstation in Semcic, W. Bar- tos, beratendes Mitglied der „Österr. Gesellschaft für Pflanzen- züchtung" („Z"), ist zum Oberverwalter dieser Station ernannt worden. Jjfuck von Fr. Stullberg, Merseburg. Trieure Unkrautsamen- ' Ausleser, Mischfrucht - Scheider, Getreide-Sortierer, Lagerhaus-Einrichtungen Reinigungs-Anlagen für Saatzuchtanstalten. Kalker Trieurfabrik und Fabrik gelochter Bleche mayer Si £\t in H(»ln-Kalb. Zweigfabriken in Dresden-Neustadt und Augsburg-Pfersee. [1] Verlag von Paul Parey in Berlin SW. 11, Hedemannstraße 10 u. 11. Neue Probleme der Pflanzenzüchtung. Von von Caron-Eldingen. Preis 50 Pf. Zeitfragen des landw. Pflanzenbaues. Praktische Winke und Ratschläge von Dr. J. Becker „^^ L. Danger iu Rostock in Neuhof (Reinfeld i. Holstein). Gebunden, Preis 4 M. 50 Pf. Wolffs Düngerlehre. Mit einer Einleitung über die aUgemeinen Nährstoffe der Pflanzen und die Eigenschaften des Kulturbodens. Gemeinverständlicher Leitfaden der Agrikultur-Chemie. Sechzehnte Auflage, neubearbeitet von Prof. Dr. H. C. Müller, Vorsteher der agrik.-chem. Kontrollstation und der Versuchsstation für Pflanzenkrankheiten zu Halle a. S. Gebunden, Preis 2 M. 80 Pf. Anwendung künstlicher Düngemittel. Von Prof. Dr. phil. Paul Wagner, Geh. Hofrat, Dr.-Ing. h. c, Vorstand der Grossherzogl. Hess, landw. Versuchsstation Darmstadt. Sechste, neubearbeitete Auflage. Gebunden, Preis 2 M. SO Pf. a Anleitung zum Getreidebau auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Von Prof. Dr. Anton Nowacki in Zürich. Sechste, durchgesehene und verbesserte Auflage. Mit 128 Textabbildungen. Gebunden, Preis 2 M. SO Pf. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Druck von Fr. StoUberg, Merseburg. Band V, Heft 4. /o\ Dezember 1917. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Zugleich Organ der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht, der Österreichischen Gesellschaft für Pflanzenzüchtung und des Bayerischen Saatzuchtvereins. Unter Mitwirk ang von L Kiessling, H. Nilsson-Ehle, K. v. Rümker, E. v. Tschermak, Welhensteplian Lund Berlin Wien herausgegeben von C. Fruwirth, Wien. BERLIN Verlagsbuchhandlung Paul Parey Vorlag rur Landvirtscliaft, Gartenbau and Forstwesen SW. 11, Hedem^niistraße 10 u. 11 1917. Mlnzelpreis 4 31. Ahoiinetiieiitsj)rei,s 3 M. Inhalt. I. Wissenschaftliche Originalarbeiten, Aufsätze. Seite Akerman, Ake und Hjalmar Johansson: Beiträge zur Kenntnis der Kälte- resistenz des Winterweizens 349 Kajanus, Birger: Über die Farbenvariation der Beta-Rüben 357 III. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 1. Referate 373 2. Bücherbesprechungen 380 , ,,. , V. Kleine Mitteilungen. Wissenschaitliche : Über Farbenabweichungen bei Zuckerrüben 381 Der Einfluss des Einschlussmittels auf die Fruchtbildung 391 Andere Sachliche: Institut für Vererbungsforschung Potsdam 396 Persönliche 397 Erscheinungsweise: Die Zeitschrift für Pflanzenzüchtung erscheint in zwanglosen Heften, die zu Bänden mit einem Gesamtumfang von etwa 25 — 30 Druckbogen zu 16 Seiten vereinigt werden. Die Hefte sind auch einzeln käuflich, ihre Preise sind entsprechend ihrem schwankenden Umfang verschieden und sind im Abonnement niedriger als bei Einzelbezug. Der Gesamtpreis eines Bandes beträgt, je nach seinem Umfange, im Abonnement etwa 20 — 24 M. Das Abonnement verpflichtet für einen Band. Einbanddecken werden bei Er- scheinen der Schlusshefte eines Bandes billigst zur Verfügung gestellt. Abonnements nimmt jede Sortimentsbuchhandlung entgegen sowie die Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin SW. 11, Hedemannstrasse 10 u. 11. An letztere sind auch alle Zuschriften in Anzeigenangelegenheiten zu richten. Preise der Anzeigen: ganze Seite M. 50, halbe Seite M. 30, viertel Seite M. 16. Für alle das grosse Gebiet der Pflanzenzüchtung angehende Anzeigen dürfte die „Zeitschrift" das geeignetste Organ sein. Honorar für den Bogen Text: 48 M., Tabellen 24 M. Von jedem Original- beitrag können 25 Sonderabdrücke geliefert werden, wenn dies bei Einsendung des Manuskriptes verlangt wird. Redaktionelle Zuschriften: Prof. Dr. C. Fruwirth, Waldhof b. Amstetten (N.-Österr.). Sonstige Zuschriften (Bezug u. Anzeigen): Paul Parey, Berlin SW. 11, Hedemannstrasse 10 u. 11. Band V, Heft 4. Dezember 1917. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. 1. Wissenschaftliche Originalarbeiten, Aufsätze. Beiträge zur Kenntnis der Kälteresistenz des Winterweizens. Von O O Ake Akerman und Hjalmar Johansson (Svalöf, Schweden). Die Untersuchungen über die Kälteresistenz der Pflanzen, die von Lidforss/) Schaffnit,^) Maximow^) sowie Gassner und Grimme^) während der letzten zwei Jahrzehnte veröffenthcht worden sind, haben ergeben, dass das Vermögen eines Pflanzenteils, niedrige Temperaturen zu vertragen, in hohem Grade von der Kon- zentration gewisser, gegen Erfrieren schützender Stoffe in den Zellen abhängig ist. Vor allem scheint Zucker hierbei von Bedeutung zu sein. Sowohl Lidforss als Maximow haben ja feststellen können, dass Pflanzenteile, die unter normalen Verhältnissen gegen niedrige Tempe- ratur verhältnismässig empfindlich sind, durch Aufnahme einiger Art Zucker bedeutend an Kälteresistenz gewinnen können. Anlässlich dieser Untersuchungen lag es ja nahe, sich zu fragen, ob nicht die Verschiedenheiten in bezug auf Kälteresistenz, die sich bei verschiedenen Sorten von unseren gewöhnlichsten Wintergetreidearten, Weizen und Roggen, vorfinden, möglicherweise mit erblichen Diffe- renzen im Zuckergehalt der Zellen zusammenhängen könnten. Wie aus der einschlägigen, botanischen Literatur hervorgeht, ist diese Frage bisher nur ein einziges Mal zur Behandlung aufgenommen 1) Lidforss, B.: Die wintergrüne Flora. Lunds Univ. Ärsskrift, N. F., Bd. 2, Afd. 2, Nr. 13, 1907. 2) Schaffnit, E. : Studien über den Einflues niederer Temperaturen auf die pflanzliche Zelle. Mitt. d. Kaiser Wilhelms-Instituts f. Landw. in Bromberg Bd. 3, 1910. 3) Maximow, N. A. : Chemische Schutzmittel der Pflanzen gegen Erfrieren, I— III. Ber. d. deutschen bot. Ges. Bd. 30, 1912. — Ders.: Experimentelle und kritische Untersuchungen über das Gefrieren und Erfrieren der Pflanzen. Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 53, S. 327—420. 4) Gassner, G. und Grimme, C.: Beiträge zur Frage der Frosthärte der Getreidepflanzen. Ber. d. deutschen bot. Ges. Bd. 31, 1913. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 24 350 Akerraan und Johansson: worden, nämlich von den Herren G a s s n e r und Grimme in ihrer oben zitierten Arbeit. Gassner und Grimme berichten hier über eine Reihe von Experimenten, die mit Keimpflanzen von Sommer- und Wintersorten von Roggen und Gerste ausgeführt wurden, wobei in dem Wasserextrakte von zerriebenen Blättern der Winterformen ein grösseres Reduktionsvermögen gegen F e h 1 i n g s Lösung als bei den Sommerformen konstatiert wurde. Da bei diesen Untersuchungen keine Ausfällung von Eiweissstoffen. Gerbstoffen und anderen mög- hcherweise vorhandenen reduzierenden, nicht zuckerartigen Substanzen unternommen wurde, erlauben dieselben natürlich keine sicheren Schlüsse betreffs der Ursachen der Verschiedenheit des konstatierten Reduktionsvermögens. Da ihre Untersuchung ausserdem an Pflanzen, die im Dunkel und bei konstanter Temperatur aufgezogen wurden, vorgenommen worden ist, können auch kaum einige Schlüsse über den relativen Zuckergehalt der betreffenden Sorten unter natürhchen Kulturbedingungen gezogen werden. Da eine Auseinandersetzung dieser Frage aus sowohl theo- retischen als praktischen Gesichtspunkten von nicht geringem Interesse ist und da das Svalöf-Institut sich mit seinem reichhaltigen Material von reinen und in der Praxis gründlich geprüften Sorten besonders für solche Untersuchungen eignet, ist die Frage nach den Ursachen der Verschiedenheit der Kälteresistenz bei verschiedenen Wintersaat- sorten vor einiger Zeit dort zur Behandlung aufgenommen worden.^) Die Untersuchungen, über die hier berichtet wird, haben nur den Zweck gehabt, festzustellen, ob mit Hilfe der bisher üblichen Analysemethoden eine Parallelität zwischen Zuckergehalt und Kälte- resistenz konstatiert werden könnte und in diesem Falle inwiefern solche Bestimmungen etwa von praktischer Bedeutung für die Züchtung werden könnten. Da die Arbeit aus gewissen Gründen leider für diesen Winter hat unterbrochen werden müssen, haben wir es für geeignet gehalten, die schon gewonnenen Resultate mitzuteilen, da sie auf ein gewisses allgemeines Interesse zu rechnen scheinen. Da dieser Aufsatz nur den Charakter einer vorläufigen Mitteilung hat. ist eine eingehende Literaturbehandlung hier nicht für nötig gehalten worden. Versuchsreihe I. Das Material dieser sowohl als der übrigen Versuchsreihen wurde von kleinen, in Zusammenhang mit den grossen, vergleichenden Sortenversuchen ausgelegten Parzellen genommen, auf die die verschiedenen Sorten so verteilt sind, dass ev. Ungleichmässigkeiten ^) Mit dem Arbeitsplan von G a s s n e r und Grimme (loc. cit.) scheint auch eine Untersuchung über verschiedene Weizensorten verknüpft gewesen zu sein. Insofern uns bekannt ist, wurde dieser Plan jedoch nicht durchgeführt. Beiträge zur Kenntnis der Kälteresistenz des Winterweizens. 351 des Erdreiches u. dgi. im möglichsten Maße beseitigt wurden. Diese erste Versuchsreihe hatte hauptsächhch den Zweck, einige Erfahrung in der Vorbehandlung des Materials und der Analysemethodik zu ge- winnen, sowie eine Schätzung von der Grösse der auf Analysenfehler beruhenden Variationen im Verhältnis zu ev. Unterschieden im Zucker- gehalt der verschiedenen Sorten. Zu diesem Zwecke winden Proben genommen nur von zwei in bezug auf die Kälteresistenz besonders extremen Sorten, nämlich von Tystofte Smaaweizen 11 und schwedi- schem Samtweizen, von denen ersterer, der aus Dänemark stammt, nicht einmal in Schonen, der südlichsten Provinz Schwedens, für ge- nügend winterfest gehalten wird, während letzterer, ein reingezüchteter Landweizen, besonders winterfest ist und im ganzen mittleren Schweden, sowie auch in den Teilen des nördlichen Schwedens, wo Weizen gebaut wird, gut überwintert. Die Weizenpflanzen wurden um die Mittagszeit des 26. Januar 1917 abgeschnitten. Zu dieser Zeit lag auf dem Felde eine nicht un- bedeutende Schneedecke und der Boden war seit Anfang des Jahres hart zugefroren. Die abgeschnittenen Blätter wurden in der Weise von Erde gesäubert, dass sie in Schneewasser untergetaucht und eines nach dem anderen vorsichtig zwischen den Fingern gezogen wurden, worauf sie unmittelbar auf einem weichen Handtuch abgetrocknet wurden. Nachdem alle Blätter auf diese Weise behandelt worden waren, wurden sie in kleine Stücke zerschnitten und, in Wägegläschen verteilt, gewogen (0,3 — 0,6 g), und mit Äthyläther übergössen. Der Zusatz von Äther hatte den Zweck, die Gewebe zu töten, zur Verhütung von Veränderungen in der Zusammensetzung durch ev. Lebenstätigkeit und dadurch verursachte Verminderung des Reduktionsvermögens. Um so sehr als möglich die durch einen ev. solchen Verlust während der Zeit zwischen der Probenahme bis zum Hinzusetzen von Äther (ca. 2 Stunden) hervorgerufene Unsicherheit herabzusetzen, wurde die vorher erwähnte Reinigung in kaltem Zimmer vorgenommen, wobei die Proben der verschiedenen Sorten möglichst gleichzeitig behandelt wurden. An einem Teile der Probe wurde zuerst eine Bestimmung der Trockensubstanz gemacht durch Verdampfen des Äthers und Trocknen bei einer Temperatur nicht über 70°, und darauf wurde bei derselben Probe eine Zuckerbestimmung in unten beschriebener Weise gemacht. Ein zweiter Teil wurde dagegen unmittelbar für die Zuckerbestimmung verarbeitet, ein dritter Teil erst nachdem er einige Tage in Äther aufbewahrt worden war. Für die Zuckerbestimmung wurden die Proben in einer Reib- schale sorgfältig zerrieben (wobei der Äther natürlich verdampfte), und wurden sie dann während einiger Stunden mit einigen Kubik- 24* 352 Äkerman und Johansson: centimetern Wasser ausgelaugt. Die Lösung wurde darauf mit 1,2 ccni 20 "/o iger Lösung von Merkui'onitrat zum Ausfällen von gelösten redu- zierenden Stoffen nicht kohlehydratischer Natur versetzt.^) Nachdem die Mischung einige Stunden unter zeitweiligem Um- rühren gestanden hatte, wurde die Lösimg miter schwachem Druck durch ein kleines Saugfilter in einen kleinen Messkolben hinunter- filtriert. Die rückständige Masse wurde auf dem Filter durch wieder- holtes Aufgiessen kleiner Quantitäten Wasser gut ausgewaschen, worauf der benutzte Messkolben bis zur Marke mit Wasser angefüllt wurde. Der Überschuss an Quecksilbersalz wurde dann durch Zusatz von einer Messerspitze Chlornatrium und Abfiltrieren des entstandenen Kalomelniederschlags entfernt, nachdem cüeser während der Nacht zu Boden gesunken war. Die ersten Tropfen des Filters wurden dabei weggeworfen. Aus dem übrigen Teile des Filtrats wurde der Zucker- gehalt nach der von Bang^) ausgearbeiteten Mikromethode bestimmt. Die Resultate dieser Versuchsreihe sind in Tabelle I zusammengestellt. Das konstatierte Reduktionsvermögen der verschiedenen Sorten ist als Glykose in Prozenten der Trockensubstanz berechnet worden, obgleich es natürlich keineswegs sicher ist, dass nur diese reduzierende Zucker- art in den Proben enthalten war. Die angegebenen Werte sind Durch- schnittszahlen mehrerer Bestimmungen. Die Grenzwerte sind in Klammern angegeben. Die Werte der Kolumne I sind Resultate von Proben, die unmittelbar nach der Behandlung mit Äther bearbeitet wurden, diejenigen der Kolumne II von den bei 70° getrockneten Proben und die in Kolumne III von Proben, die einige Tage vor der Bearbeitung in Äther aufbewahrt wurden. Die in jeder Kolumne an- gegebenen Werte sind direkt vergleichbar, da die respektiven Proben gleichzeitig bearbeitet wurden. Tabelle I. Sorten Trocken- substanz in °/o „Glykosegehalt" in "/^ der Trockensubstanz I II III Smaaweizen II . . Landweizen . . . 23,0 . 25,5 8,8 ( 8,5- 9,0) 16,7(16,0-17,4) 8,0 ( 7,7- 8.7) 18,0(17,7-18,7) 9,8 ( 9,4-10,4) 19,0 (18,5-19,4) 1) In einer Abhandlung über ,,Sukkerbestemmelse i Ho og Roer", Tids skrift for Planteavl Bd. 23, S. 756, hat R. K. Kristensen dieses Fällungsmittel anstatt Blei- essig empfohlen. 2) Bang, J. : Methode der Zuckerbestimmung. Julius Springer, Berlin 1914. B a n g s Methode, die eigentlich für klinischen Gebrauch ausgearbeitet wurde, ist be- deutend bequemer als sonstige Zuckerbestimmungsmethoden, kommt aber an Ge- nauigkeit nicht gegen beispielsweise Kjeldahls Modifikation von F e h 1 i n g s Methode auf. Doch scheint die Möglichkeit, die Genauigkeit der Methode durch gewisse Modifikationen zu schärfen, nicht ausgeschlossen. Beiträge zur Kenntnis der Kälteresistenz des Winterweizens. 353 Wie aus der Tabelle hervorgeht, hatte der winterfeste Land- weizen einen bedeutend grösseren „Glykosegehalt" als der Smaa- weizen II. Der Unterschied zwischen den auf verschiedene Weise behandelten Proben derselben Sorte ist ja ziemlich auffallend, jedoch beträchtlich geringer als der Unterschied zwischen den beiden Sorten. Versuchsreihe IL Nach einer Woche, während welcher Zeit ungefähr dieselbe Witterung wie vor der ersten Probenahme geherrscht hatte, wurden neue Proben genommen, teils von denselben Sorten wie im ersten Versuch, aber ausserdem auch von Sonnenweizen, einer Sorte, die be- treffs der Winterfestigkeit dem Smaaweizen II wesentlich über- legen ist, weshalb er im ganzen südlichen Schweden (Götaland) gut über-wintert. Von dem Material wurden diesmal genau wie in der ersten Versuchsreihe alle verwelkten Blätter entfernt und Blattscheiden und verwelkte Blattspitzen abgeschnitten. Das übrige, vollkommen frische Material wurde dann auf ganz dieselbe Weise als die vorhergehenden Proben behandelt. Die Resultate dieser Versuchsreihe sind in Tabelle II angegeben. Die Präparation und die analytische Behandlung sind hier dieselben wie in der Versuchsreihe I und die Bezeichnungen haben hier auch die- selbe Bedeutung. ^ Tabelle II. Soi'ten Trocken- substanz in »/„ „Glykosegehalt" in "1^ der Trockensubstanz I II III Smaaweizen II . . Sonnenweizen . . . Landweizen . . . 19,6 20,2 23,7 7.5 ( 7,4- 8,1) 9.6 ( 8,7—10,0) 15,2(14.6-16.2) 6,7(6,2- 7,1) 8,6 ( 8,2— 9,1) 13,7 (13,4 -13,9) 8,0 ( 7,7- 8,3) 10.4 (10,0-10,8) 15.5 (14,9—16,5) Auch in diesem Falle hatte der Landweizen in allen drei Ver- suchen einen doppelt so hohen „Glykosegehalt" als Smaaweizen II und, wie ei-wartet, lag derselbe beim Sonnenweizen über dem des Smaa- weizens. Betreffs der Analyseresultate ist im übrigen zu bemerken, dass das getrocknete Material (II) durchgängig die geringste Menge reduzierender Stoffe ergeben hat. Dann kommt das unmittelbar nach der Ätherbehandlung bearbeitete (I). Die grösste Menge solcher Stoffe sind in den Präparaten konstatiert worden, die vor der Extraktion einige Tage mit Äther dui'chtränkt gestanden hatten (III). Welche der angewandten drei Verfahrungsweisen am richtigsten ist, lässt sich nicht entscheiden, da Gründe sowohl für als gegen sie alle vorgebracht werden können. Übrigens spielt es wohl eine geringere EoUe, welche von ihnen angewandt wird, da es ja doch die Hauptsache ist, dass die 354 Äkeniian und Johansson: Proben verschiedener Sorten, die mit einander verglichen werden sollen, möglichst gleich behandelt werden. Versuchsreihe III. Nach weiteren zwei Wochen wurde eine erneuerte Probenahme unternommen, wobei noch eine Sorte, Thuleweizen II, mitgenommen wurde. Diese Sorte entstammt einer Bastardierung zwischen dem bei diesen Versuchen angewandten Landweizen und einem weniger winter- festen Weizen, dem Pudelweizen. Thuleweizen II hat sich in Sorten- versuchen im mittleren Schweden winterfester gezeigt als der Sonnen- weizen, aber nicht ganz so winterfest als der Landweizen. Die Behandlung der Proben war dieselbe, wie in der Versuchs- reihe II, mit der Ausnahme, dass die dritte Probe nun als überflüssig betrachtet wurde. Die Resultate, die in Tabelle III angegeben sind, haben vollständig unseren Erwartmigen entsprochen, indem der „Glyko segehalt" von dem Smaaweizen II über Sonnenweizen und Thuleweizen II bis zum Landweizen steigt, und zwar in derselben Reihenfolge, wie die Winterfestigkeit dieser Sorten. Tabelle III. Sorten Trocken- snhiStanz „Glykosegehalt" in "j 0 der Trockensubstanz m°/o I II Smaaweizen 23,2 14,1 (13,4—14,5) 13,8 (13,5—14,2) Sonnenweizen .... 23,8 15,7 (15,3—16,1) 14,8 (14,8—14,9) Thuleweizen 11 ... . 24,7 18,0 (17,8—18,4) 17,1 (16,9-17,2) Landweizen 26,0 21.1 (20,8-21,6) lO.ß (19,0—20.0) Aus einem Vergleich der Tabellen geht hervor, dass der Zucker- gehalt nicht konstant ist, sondern in einigen Wochen oder sogar Tagen recht bedeutend wechseln kann. Somit scheint ein Verlust von Zucker in der Woche zwischen der ersten und der zweiten Probenahme statt- gefunden zu haben, dagegen ist eine bedeutende Zunahme in der letzten Reihe zu konstatieren. Der Verlust im vorigen Falle kann entweder auf etwas verschiedenem Verfahren bei der Probenahme beruhen, oder die Folge sein eines durch Atmungstätigkeit verursachten Verbrauchs von ,,Glykose", der Fegen der niedrigen Temperatur und der hüllen- den Schneedecke nicht durch Assimilation hat kompensiert werden können. Die im letzteren Falle konstatierte Zunahme des ..Glykose- gehalts" muss wahrscheinhch einer durch die zeitweilige sonnige und milde Witterung in den Tagen unmittelbar vor der Probenahme be- günstigten Assimilationsfähigkeit zugeschrieben werden, die imstande gewesen ist, nicht nur die Verluste durch Atmungstätigkeit zu decken, sondern auch den Gehalt an löslichen Kohlehydraten zu vermehren. Beiträge zur Kenntnis der Kälteresistenz des Winterweizens. 355 In diesem Zusammenhang dürfte es auch verdienen hervor- gehoben zu werden, dass bei ein paar Gelegenlieiten Stärkeproben in Verbindung mit der Zuckerbestimmung ausgeführt worden sind, die jedoch sowohl mit der gewöhnüchen Jodprobe als auch bei mikro- skopischen Untersuchungen negativ ausgefallen sind. In dieser Hin- sicht verhalten sich somit diese Winterweizensorten wie andere wintergrüne Pflanzen (vgl. Lidforss, loc. cit. p. 10). Bei steigen- der Temperatm" wird der Zucker wenigstens teilweise wieder in Stärke umgewandelt, was schon im vorigen Frühling sowohl bei diesen wie bei verschiedenen anderen Sorten von uns konstatiert wurde. Da erfahrungsgemäss viele von den in der Pflanzenwelt vor- kommenden organischen Substanzen das Vermögen besitzen, all^alische Kupferlösung zu reduzieren, und nicht mit Sicherheit angenommen werden kann, dass das Merkuronitrat imstande ist, sämtliche solche Stoffe, ausser dem Zucker, auszufällen — sondern eher das Gegenteil — so haben wir es für nötig gefunden, durch ein mehr spezifisches Zuckerreagens eine Bekräftigung der auf den Reduktionsversuchen basierten Schlussfolgerungen zu bekommen zu versuchen. Ein solches in qualitativer Hinsicht sicheres Reagens auf Zucker steht be- kanntlich in der Osazonbildung unter Einwirkung von Phenylhydrazin zu Gebote. Dieses Reagens ist verwendbar auch für den Nachweis von quantitativen Unterschieden, vorausgesetzt, dass diese nicht zu ge- ring sind. Zur Ausführung solcher Versuche wurden Proben genommen von den extremen Sorten Smaaweizen II und Landweizen am Tage nach der Probenahme für Tabelle III. Nach der Reinigung und Sortierung, die auf ungefähr dieselbe Weise wie früher, obgleich etwas mehr summarisch, gemacht wurde, wurden die Proben während ca. 5 Min. mit Äther durchtränkt und dann bei einer Temperatur von ungefähr 80° bis zum konstanten Gewicht getrocknet. Von den feingeriebenen Trockensubstanzen wurden 15 g von jeder Sorte genommen, mit einigen Kubikcentimetern kaltem Wasser während einer Stunde digeriert, darauf ein paar Minuten in einem Wasserbade erhitzt und dann wieder abgekühlt, worauf jede Probe mit 1,5 g pulverisiertem Merkuronitrat verrührt wurde. Die Mischung wurde dann durch einen Saugfilter in einen 12 ccm grossen Messkolben hinunterfiltriert. Die auf dem Filter rückständige feste Masse wurde mit warmem Wasser in kleinen Portionen gut gewaschen. Nachdem der Kolben bis zur Marke gefüllt worden war, wurde ein wenig Chlornatrium hinzugefügt zur Aus- fällung des Überschusses an Quecksilbersalz und nachdem die ent- standene Kalomelfällung abfiltriert worden war. wurden 10 ccm des Filtrats mit einer kleinen Messerspitze Natriumacetat. 0.20 g Phenyl- hydrazin und ebensoviel Eisessig versetzt und in einem kochenden 356 Akerman und Johansson: Beiträge znr Kenntnis der Kälteresistenz usw. Wasserbade erwärmt. Dabei entstand allmählich ein Niederschlag von gelben, verfilzten Nadeln von dem charakteristischen Aussehen des Glykosazons. In der Probe vom Landweizen fing der Niederschlag an, sich mehrere Minuten früher als in der Smaa-Weizenprobe abzu- scheiden. Nach einer Stunde Erwärmung wurden die Lösungen ab- gekühlt und dann eine Weile bei Zimmertemperatur gelassen, wonach die Niederschläge auf Saugfilter abfiltriert und mit je 10 ccm kaltem Wasser gewaschen wurden. Nach Trocknen bei Zimmertemperatur wurden sie gewogen, wobei es sich ergab, dass die Landweizenproben 0,82 g Osazon, die Smaa-Weizenprobe dagegen nur 0,35 g gegeben hatten. Für die Verschiedenheit des Zuckergehalts ist also hierdurch ein neuer, kräftiger Beweis geliefert worden. Durch diese Untersuchungen ist es uns also gelungen, eine un- verkennbare Parallehtät nachzuweisen zwischen der Kälteresistenz und dem Gehalt an reduzierenden, durch Merkui'onitrat nicht fällbaren, wasserlöslichen Stoffen, die hauptsächlich aus Zucker (am wahrschein- lichsten Traubenzucker) bestehen. Der Gehalt an diesen Stoffen war, wie oben erwähnt, am grössten bei dem sehr winterfesten schwedischen Landweizen, am geringsten bei dem am wenigst/en winterfesten Smaa- weizen II. Von den beiden anderen Sorten, die sowohl betreffs der Winterfestigkeit als hinsichtlich des Zuckergehalts eine Zwischen- stellung zwischen den vorhergenannten beiden extremen Typen hatten, besass der am meisten winterharte Thuleweizen II einen relativ höheren Zuckergehalt als der weniger winterfeste Sonnenweizen. Von gewissen Forschern ^) ist die Winterfestigkeit auch mit dem Trockensubstanzgehalt der Pflanzen in Zusammenhang gesetzt worden. Wie aus den Tabellen hervorgeht, ist auch bei diesen Untersuchungen eine diesbezügliche Parallelität konstatiert worden. Der höhere Zucker- gehalt muss begreiflicherweise eine Vermehrung der Trockensubstanz- menge verursachen, reicht jedoch nicht zu. die konstatierten Diffe- renzen im Trockensubstanzgehalt ganz auszufüllen. Svalöf, März 1917. ^) S i n z , E. : Beziehungen zwischen Trockensubstanz und Winterfestigkeit bei verschiedenen Winterweizen-Varietäten. Journ. für Landw. 1914, Bd. 62, S. 301. Hier Verzeichnis dei' übrigen einschlägigen Literatur. — S i n z ' Arbeit, die mit be- sonderer Kritik ausgeführt zu sein scheint, hat unter anderem folgendes Resultat er- geben: ..So verschieden auch die das Pflanzenleben bedingenden äusseren Verhältnisse sein mögen — stets zeigen die verschiedenen Winterweizensorten in ihrer Trockensubstanz eine gewisse überall wiederkehrende Abstufung; diese ist direkt proportional ihrer Winterfestigkeit, und zwar derart, dass ein hoher Trockensubstanzgehalt auch stets eine grosse Widerstandsfähigkeit gegen interminimale Temperaturen im Gefolge hat." über die Farbenvariafion der Befa-Rüben. Von Birger Kajanus, Saatzuchtanstalt Weibullsholm, Landskrona (Schweden). Im Jahre 1911 berichtete ich kurz über meine seit 1907 gemachten Beobachtungen über die Variation der Beta- Rüben ^) und erklärte damals die in vieler Hinsicht einander widersprechenden Resultate vorläufig durch Annahme einer bedeutenden Anzahl von Erbeinheiten für Form und Farbe. In einer sodann folgenden Publikation von 1913 -) wurde die Variation der Beta- Rüben von einem wesentlich veränderten Gesichtspunkte beurteilt, indem die Beta- Typen als eine Art von Modifikationen betrachtet wurden, die durch wiederholte Aus- lese zu einer relativen Konstanz gebracht worden waren, auf welcher die in vielen Fällen an Mendelsche Spaltung erinnernde Verteilung der Nachkommen beruhen sollte; gleichzeitig wurde die Ansicht aus- gesprochen, dass Isolierung der Samenpflanzen der Konstanz der Typen entgegenwirke, statt dieselbe zu befördern. Zu dieser Variationstheorie veranlassten mich einerseits die bei der Fortsetzung meiner Versuche erhaltenen anscheinend sonderbaren Ergebnisse, welche die bis 1911 beobachteten Unregelmässigkeiten schärfer als früher hervortreten Hessen, andererseits das nähere Studium der vorliegenden genetischen Beta- Literatur, die durchweg für eine eigenartige Labilität bei Beta zu sprechen schien. Von aus- schlaggebender Bedeutung in dieser Hinsicht fand ich einige Ver- suche der österreichischen Forscher Andrlik. Bartos und Urban,^) die auf Grundlage ihrer anscheinend einwandfreien Resultate mit grosser Bestimmtheit behaupteten, dass die Variation der Nachkommenschaft isolierter Samenpflanzen von Beta auf Dege- 1) B. Kajanus: Genetische Studien an Beta. Ztschr. f. ind. Abst. u. Vererb. Bd. VI. Berlin 1911—1912. 2) D e r s. : Über die Vererbungsweise gewisser Merkmale der Beta- und Braseica- Eüben. Ztschr. f. Pflanzenz. Bd. I. Berlin 1913. 3)K. Andrlik. V. Bartos und .J. Urban: Der Einfluas der Selbst- befruchtung auf die Degenerierung der Zuckerrübe. Ztschr. f. Zuckerind, in Böhmen Jahrg. XXXIII. Prag 1909. 358 Kajanus: / neration beruhe, die verständlich sei, falls die Beta- Typen alg künsthche Produkte der Selektion aufgefasst wui'den. Von exklusiv mendelistischer Seite wurde meine erwähnte Labilitätstheorie selbstverständlich als ein abscheuliches Produkt des freien Denkens betrachtet, während sie seitens anderer Forscher sym- pathisch aufgenommen -wurde, dabei speziell von solchen, die selber mit Beta beschäftigt waren, z. B. Kiessling,^) Tritschler^) und ötken,^) welche bei ihren Versuchen Beobachtungen gemacht hatten, die angeblich mit meiner Theorie vortrefflich harmonierten. Bei der Beurteilung der in den Naclikommenschaften isolierter Samenpflanzen konstatierten Variation war ich von der Voraussetzung ausgegangen, dass die verwendeten Isoherhäuschen für Beta ebenso effektiv waren, wie für Brassica, betreffs welcher Gattung die Zuverlässigkeit derselben nämlich im ganzen über alle Zweifel erhaben ist. Die winzigen Öffnmigen im Gewebe des für die Isolierhäuschen benutzten weissen Baumwollstoffes ^) waren allerdings durchschnitt- lich etwa 0,04 qmm°) und boten demgemäss für die runden Pollen- körner von Beta, die einen Diameter von nur 0.02 mm haben, eine leichte Durchfahi't. obwohl die von den relativ weichen Fäden ab- stehenden Fasern in den Öffnungen ein mehr oder weniger dichtes Netzwerk bildeten ; falls aber Fremdbestäubung bei Beta wie bei Brassica hauptsächhch durch Insekten bewirkt wird, müsste die Möglichkeit einer solchen durch die Wand der betreffenden Isolier- häuschen im ersteren Falle offenbar ebenso klein sein wie im letzteren. Nun war jedoch die Bestäubungsweise der Beta- Pflanzen nicht näher untersucht worden, da die Blüten aber einen starken Duff aus- senden und ausserdem Honig absondern, da ferner der Pollen an- scheinend nicht leicht stäubt und die Staubgefässe offenbar nicht gut vom Winde bewegt, werden können, lag es nahe, anzunehmen, dass die Fremdbestäubung bei Beta vor allem durch Insekten vermittelt wird, obwohl hier andere Insekten als bei Brassica in Betracht kommen 1) L. K i e s s 1 in g: 10. Bericht der K. Bayer. Saatzuchtanstalt in Weihenstephan (1912 und 1913). Landw. Jahrb. f. Bayern 1914, München 1914, S. 38 des Sonder- abdrucks. 2) Trit schier: trber Futterrübenzüchtung. Beitr. z. Pflanzenz. H. 4. Berlin 1914. — D e r s. : Aus der Praxis der Futterrübenzüchtung. Ztschr. f. Pflanzenz. Bd. III. Berlin 1915. 3) W. ötken: Studien über die Variations- und Korrelationsverhältnisse von Gewicht und Zuckergehalt bei Beta-Rüben, insbesondere der Zuckerrübe IL Ztschr. f. Pflanzenz. Bd. III, Berlin 191.5, S. 313. *) Früher übersetzte ich das schwedische Wort „lärft" mit Leinwand, was wohl in diesem Falle unrichtig war. ^) Trotz der lockeren Beschaffenheit des Gewebes starben die meisten B e t a - Pflanzen in den Isolierhäuschen ab. über die Farbenvariation der Beta-Rüben. 359 sollten; Fruwirth weist in diesem Zusammenhange^) auf kriechende Insekten, „auch die oft massenhaft auftretenden Läuse'', hin, meint aber zugleich, dass ausserdem der Wind als Überträger des Pollens wirken könnte. Die PoUinationsfrage von Beta ist noch ungelöst, indessen bin ich aUmähhch zu der Ansicht gekommen, dass die Fremdbestäubung wahrscheinlich vorzugsweise dui*ch den Wind geschieht. Auch früher rechnete ich mit Windpollination bei Beta und nahm demgemäss an, dass Pollen durch die Öffnungen des Isoliergewebes hineinkommen könnte; da ich jedoch gleichzeitig glaubte, einerseits, dass die Menge des von den Samenfeldern aufgewehten und in der Luft umherschweben- den Beta- Pollens nicht besonders gross sei und auch nicht be- sonders weit weggeführt werde, andererseits, dass die Übertragung des Pollens von einem Isolierhäuschen zum anderen kaum in Frage kommen könnte, schloss ich, dass nur wenig fremder Pollen auf die ein- geschlossenen Pflanzen überführt werde. Ausserdem vermutete ich, dass diese nach meiner Annahme ziemlich vereinzelten Pollenkörner wegen der reichlichen Pollenproduktion der zu bestäubenden Pflanzen nicht zm- Wirkung kamen und folglich ausser Betracht gelassen werden könnten; deshalb erklärte ich die betreffende Isoherung als vollständig auch für Beta und wurde dabei durch die in mehreren Reihen von Beständen vorhandene Gleichheit der Spaltungen bestärkt. Falls aber die Fremdbestäubung bei Beta vor allem durch den Wind bewirkt wird, muss der Beta- Pollen von demselben sehr leicht weggeführt werden; dadurch wird aber die Möglichkeit der Fremdbestäubung der mit den erwähnten Isolierhäuschen umgebenen Pflanzen unbedingt grösser, um so mehr, da das Blühen eine lange Zeit andauert. Übrigens ist noch die »Sache zu bedenken, dass die Beta- Pflanzen vielleicht zur Selbststerilität mehr oder weniger geneigt sind; falls dies nämhch der Fall ist, muss der fremde Pollen oft besser wirken als der eigene. Wie es sich damit verhält, ist bis jetzt unerforscht, aber ich betrachte es als sehr wahrscheinlich, dass die Beta- Pflanzen in verschiedenem Grade selbststeril sind. Unter solchen Umständen muss man sich fragen, ob nicht die vielen Unregehnässigkeiten im Verhalten der Nachkommenschaften isoherter Beta- Pflanzen ganz einfach auf Vizinismus beruhen. Diese Frage hat mich veranlasst, sowohl die früher mitgeteilten, als die nachher erzielten Resultate meiner jetzt abgeschlossenen Versuche mit Beta von einem neuen Gesichtspunkte zu prüfen, um zu sehen, in- 1) C. Fruwirth: Die Züchtung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen Bd. II, 2. Aufl., Berlin 1909, S. 43. 360 Kajanue: wieweit die anscheinend launenhafte Variation von Beta einer der mendehstischen Denkweise befriedigenden Erklärung zugänghch wäre. Bezüglich der Form der Beta- Rüben ist es mir nicht gelungen, die Variation konsequent mendelistisch zu lösen, wohl aber betreffs ihrer Farbe, indem es mir jetzt möglich ist, die meisten meiner dies- bezügUchen Ergebnisse mit Beta in grossen Zügen auf mendelietischer Gnmdlage auseinanderzusetzen. In bezug auf meine früher veröffentlichten Resultate mit Beta mass ich der wiederholt beobachteten Tatsache eine besondere Be- deutung bei, dass Bastardierungen zwischen v/eiss oder rosa und gelb eine rote F^-Generation ergaben; besonders interessant erschien ausser- dem die in mehreren Fällen konstatierte Aufspaltung der Nachkommen- schaften roter Rüben in drei Gruppen, nämlich rot, gelb und rosa -f weiss, in einer Verteilung, die an 2:1:1 erinnerte, aber selbstver- ständlicli auch auf dihybrider Spaltung beruhen könnte, in welchem Falle eine der kleineren Gruppen aus drei verschiedenen Faktoren- kombinationen bestehen müsste. Nun enthielt eine im Jahre 1916 ge- zogene Reihe von Beständen nach weissen Rüben, die einer einzigen weissen Mutterrübe entstammten, Farbenabweicher in drei ver- schiedenen Richtungen. Da die betreffende Reihe grösstenteils nach frei abgeblühten Samenpflanzen erhalten war, bei denen eine partielle Fremdbestäubung offenbar hätte eintreffen können, erforschte ich die diesbezüglichen Möglichkeiten und überdachte gleichzeitig die Variation der erwähnten Reihe von Beständen. Ich kam dadurch zu der Über- zeugung, dass die weissen Rüben, von denen die betreffenden Bestände stammten, dreierlei waren, und da ich eben damit beschäftigt war, starke Windbestäubung und mehr oder weniger hochgradige Selbst- sterilität vorausgesetzt, wenn möglich, eine plausible mendelistische Hypothese für die Farben der Beta-Rüben auszufinden. wurde es mir sofort klar, dass die mehrmals gefundene Aufspaltung in etwa 50 ''/o rote und je 25 °/o gelbe und rosafarbige bis weisse Rüben der idealen Verteilung 9 rot : 3 gelb : 4 rosa + weiss pro 16 entsprechen sollte. Dem- gemäss hat man mit zwei Faktorenpaaren zu rechnen, die G — g und R — r genannt werden können; von diesen Faktoren bewirkt G ohne R gelbe Farbe und mit R zusammen rote Farbe, wähi'end der letztere Faktor ohne G weiss gibt; auch Rüben ohne sowohl G wie R sind indessen weiss. Zu der Gruppe der weissen werden jedoch hier auch rosafarbige Rüben gerechnet, da es sich für Beta gegenwärtig nicht entscheiden lässt, wie sich rosa zu weiss in genetischer Hinsicht verhält; die beiden Typen sind ausserdem habituell oft nicht distinld:, voneinander zu unterscheiden, so dass auch aus diesem Grunde ihre vorläufige Vereinigung in eine Gruppe zweckmässig ist. „Weiss" in den folgenden Übersichten bedeutet also nicht nur weiss, sondern auch über die Farbenvariation der Beta-Rüben. 361 rosa; „weiss" besagt deshalb nur, dass die betreffenden Rüben weder rot, noch gelb sind. Was früher von mir in bezug auf Beta rosa genannt wurde, ist aber zweifellos in gewissen Fällen als ab- geschwächtes rot zu betrachten und demgemäss besser als hellrot zu bezeichnen. Die betreffende Faktorenhypothese lässt sich vorzüglich in der Form eines Schemas einer Bastardierung zwischen Typen mit je einem der Faktoren G und R in homozygotischem Zustande demon- strieren. P: GGrr (gelb) X ggRR (weiss). F^: GgRr (rot). F, 1 . . GGRR (rot) 2 . . GGRr (rot) 1 . . GGrr (gelb) 2 . . GgRR (rot) 4 . . GgRr (rot) 2 . . Ggrr (gelb) 1 . . ggRR (weiss) 2 . . ggRr (weiss) 1 . . ggrr (weiss) F^. GGRI l GGRr GGrr GgRB > GgRr Ggrr ggRR ggRr ggrr . = 9 rot : 3 gelb : 4 weiss. Fs- konstant rot spaltend in 3 rot : 1 gelb konstant gelb spaltend in 3 rot : 1 weiss spaltend wie Fg spaltend in 3 gelb : 1 weiss konstant weiss (konstant) weiss konstant weiss. Auf Grundlage dieser Faktorenhypothese werden die im folgen- den besprochenen Bastardierungen auseinandergesetzt; ihre Nummern sind dieselben wie in meinen früheren, im Anfang dieses Aufsatzes erwähnten Mitteilungen. Bast. 14. Bar res (weibl.) X Demi-sucriere blanche (männl.) gelb weiss Fj! 6 Rüben, rot. 362 K a j anu 6: F,. Nummer rot gelb „weiss" Summe 1812 160 93 75 328 1813 231 91 167 489 1814 165 122 71 358 1815 21 8 15 44 Summe: 577 314 328 1219 Verhältnis: 9 3 4 16 Berechnet : 685,7 228.6 304.7 1219 Die gelbe Elternrübe war GGit, die weisse ggRR. Der grosse Überschuss von gelben Rüben in Fo beruht vielleicht teilweise auf Vizinismus. Bast. 15. Rote Eckendorfer (weibl.) X Mammoth Red (raännl.) rot rot. F^: 29 Rüben, rot. F^. Nummer rot gelb „weiss" Summe 1816 13 4 2 19 1817 54 27 37 118 1818 77 28 42 147 1819 53 21 31 105 1820 — — 1 1 1821 10 10 13 33 1822 91 49 24 164 1823 60 33 36 129 1824 195 107 63 365 1825 34 17 22 73 1826 69 37 32 138 1827 107 53 37 197 1828 43 19 16 78 1829 114 52 53 219 1830 96 35 36 167 1831 68 28 39 135 1832 13 4 7 24 1833 — 1 — 1 1834 92 31 38 161 1835 240 85 110 435 1836 83 35 52 170 1837 38 18 18 74 1838 24 12 16 52 Summe : 1574 706 725 3005 Verhältnis : 9 3 4 16 Berechnet: 1690,3 563,4 751.3 3005 über die Farbenvariation der Beta-Rüben. 363 Wie die Eltern genetisch beschaffen waren, lässt sich nicht be- stimmt sagen. F^ war aber augenscheinhch GgBr. Der grosse Über- ßchuss von gelben Rüben beruht wohl teilweise auf Vizinismus. F.. A . Nach roten F2 -Rüben. Nummer rot gelb „weiss" Summe- 23 3 2 _ 5 24 16 5 5 26 25 10 4 3 17 26 16 9 6 31 5 199 109 47 355 27 17 9 11 37 28 6 4 4 14 6 98 48 40 186 Nr. 23 entspricht vielleicht dem Verhältnis 3 rot : 1 gelb, die übrigen Bestände sind zweifellos als Spaltungen laut dem Verhältnis 9 rot : 3 gelb : 4 weiss aufzufassen; die gelben sind wahrscheinlich Zum Teil Vizinisten. B. Nach gelben Fg-Rüben. Nummer gelb rot Summe 35 31 20 51 36 2 1 3 7 79 64 143 Diese Bestände sollten konstant gelb sein; die roten Rüben sind demnach Vizinisten. C. Nach „weisse n" Fo-Rüben. Nummei' „weiss" rot gelb Summe 30 63 18 81 31 11 10 — 21 33 125 25 25 175 34 15 4 — 19 Da diese Bestände nur „weisse" Rüben enthalten sollten, müssen die roten und die gelben Rüben Vizinisten sein. 364 K aj a n u s: Die Samenproben für diese Fg-Generation gehörten zu denjenigen, die für den in meinen Beta-Mi tteilimgen von 1913 erwähnten Keim- versuch mitgenommen WTirden (siehe „Über die Yererbungsweise usw." S. 139 — 141, 181 — 183); zum Vergleich mit den dort angegebenen Resultaten mag mitgeteilt werden, dass die oben angeführten Nummern der Nachkommenschaften den früher angeführten Nummern der Mutter- pflanzen in folgender Weise entsprechen: Mutter- Nach- Mutter- Nach- pflanze kommenschaft pflanze kommenschaft 303 23 335 30 310 24 337 31 311 25 356 33 312 26 357 34 316 5 365 35 323 27 368 36 330 28 369 7 331 6 Aus einem Vergleiche der Resultate mit den Farben der Keime und denen der Rüben geht hervor, dass Keimfarben und Rübenfarben einander in Übereinstimmung mit den Angaben in der soeben er- wähnten Pubhkation ziemlich gut entsprechen. Bast. 8. Yellow Intermediate (weibl.) X RoteEckendorfer (männl.) gelb rot Fj: 13 Rüben, rot. F,. Nummer rot gelb Summe 2527 86 55 141 2528 72 17 89 2529 62 24 86 2530 51 15 66 2531 29 11 40 2532 65 32 97 Summe: 365 154 519 Verhältnis : 3 1 4 Berechnet: 389.25 129.75 519 Die gelbe Elternrübe war wohl GGrr, die rote GGRR. über die Farbenvariation der Beta-Rüben. 365 F3. A. Nach roten Fg-Rüben. Nummer rot gelb „weiss" Summe 3605 109 52 42 203 3606 29 — 7 36 3610 18 5 — 23 3611 243 — — 243 3614 31 11 — 42 3615 102 38 — 140 3616 — 1 1 3617 14 2 — 16 Laut dem Verhalten der Fa-Generation war zu erwarten, dass nach roten Rüben entweder Konstanz von rot oder Spaltung in 3 rot zu 1 gelb eintreffen sollte. Von den gezogenen Nachliommenschaften ist Nr. 3611 konstant rot, während Nr. 3610, 3614, 3615, 3617 und wohl auch Nr. 3616 die angegebene Spaltung vertreten; Nr. 3605 aber spaltet nach dem Schema 9 rot : 3 gelb : 4 weiss und Nr. 3606 nach dem Schema 3 rot : 1 weiss. Um diese abweichenden Spaltungen zu verstehen, muss man annehmen, dass sie die F2-Generation neuer Bastardierungen darstellen, die in F-^ der Bast. 8 spontan geschehen sind. B. Nach gelben Fa-Rüben. Nummer gelb rot Summe 3607 28 38 66 3608 30 73 103 3609 29 55 84 3612 16 11 27 3613 52 52 104 3618 27 16 43 Die roten Rüben sind offenbar als Vizinisten zu betrachten. F.. Für weiteres Studium wurde eine Anzahl F^-Individuen vom Zuckerrübentypus ausgewählt; die nach ihnen gezogenen Bestände verhielten sich bezüglich der Farbe in folgender Weise. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 25 366 K a i a n u 6 : A. Aus der A-Gruppe von Fg-, nach roten Eübeu. Nummer in F3 Nummer in F^ rot „weiss" Summe 3605 384 188 33 221 3606 i 383 229 72 301 386 171 17 188 Diese Bestände spalteten laut dem Verhältnis 3 rot : 1 weiss; der starke Überschuss von roten Rüben in zwei Fällen ist auf Vizinis- mus zurückzuführen. B. Aus der A-Gruppe von F3; nach weissen (nicht rosafarbigen) Rüben. Nummer in Fj Nummer in F, „weiss" rot Summe 3605 385 303 55 358 3606 1 382 140 261 401 391 35 54 89 Die roten Rüben müssen als Vizinisten aufgefasst werden, da nach weiss nur weiss entstehen sollte. C. Aus der B-Gruppe von F3; nach roten Rüben, also Vizinisten. Nummer in F, Nummer in F^ rot o-elb „weiss" Summe 3607 388 128 15 56 199 381 262 37 38 337 387 73 17 17 107 3608 389 95 10 31 136 393 87 6 17 110 394 23 8 5 36 ■ 397 12 — — 12 In dieser Reihe herrscht augenscheinhch das Verhältnis 9 rot zu 3 gelb : 4 weiss, das jedoch durch starken Vizinismus in hohem Grade nach rot verschoben worden ist. Aus dem F4-Bestande Nr. 385 wurden 45 weisse (tatsächhch weisse, keine rosafarbige) Zuckerrübentypen ausgewählt und in eine Gruppe gepflanzt; die 15 mittleren Indi^äduen wurden rechtzeitig mit über die Farbenvariation der Beta-Rüben. 367 Isolierhäuschen umgeben, während die 30 übrigen zum freien Ab- blühen überlassen wurden. Von den isoherten gingen aber 13 und von den anderen 11 Pflanzen allmählich ein, so dass Samen nur von 2 isolierten und 19 frei abgeblühten erhalten wurde. Die betreffenden Samenproben ergaben (nach Aussaat 1916) folgendes Resultat: A. Nach isolierten Pflanzen. Nummer weiss rot Summe Abweicher /o 56 57 336 24 4 340 24 1,18 0,00 Summe : 360 4 364 1,10 B. Nach frei abgeblühten Pflanzen. Gruppe I. Nummer weiss rot Summe Abweicher /o 61 344 19 363 5,23 64 91 18 109 16,51 67 52 2 54 3,70 72 60 2 62 3,23 74 102 2 104 1.92 76 1062 45 1107 4.07 Summe : 1711 88 1799 4,89 Gruppe IL Nummer weiss rot gelb Summe Abweicher Vo 58 690 20 22 732 5,74 59 719 11 18 748 3,88 60 305 1 1 307 0,65 62 330 6 9 345 4,35 63 407 12 9 428 4,91 66 49 3 3 55 10,91 68 120 4 1 125 4.00 69 184 19 19 222 17,12 71 343 25 26 394 12,94 73 141 2 3 146 3,42 Summe : 3288 103 111 3502 6,11 25* 368 K aj an US: Gruppe III. Nummer weiss gelb Summe Abweicher /o 65 70 75 25 . 92 28 1 9 2 26 101 30 3,85 8,91 6,67 Summe: 145 12 157 7,64 Die Summe aller Rüben der 19 Bestände nach frei abgeblüliten Pflanzen ist 5458; von diesen sind 314 Abweicher; diese machen dem- gemäss durchschnittlich 5,75 "/o aus. Übrigens ist zu bemerken, dass die allermeisten der als weiss be- zeichneten Fg-Eüben sowohl nach den isolierten wie nach den frei ab- geblühten Pflanzen tatsächlich weiss waren; nur wenige hatten Rosa- farbe, die zudem in der Regel schwach ausgebildet war. Es war eigenthch meine Absicht, durch diese F^-Kultur die Abweichung nach isolierten und nach frei abgeblühten Pflanzen des- selben Typus zu vergleichen; dies war jedoch durch die geringe An- zahl der Nachkommenschaften nach isolierten Pflanzen nicht mög- lich. Der Versuch wurde indessen in anderer Hinsicht von grossem Interesse, indem nämhch der farbengenetische Unterschied der weissen Rüben durch denselben sehr deutlich hervortrat, falls man nämlich die erhaltene Variation der Nachkommenschaften auf Fremd- bestäubung seitens einer gelben Rübensorte zurückführt. Wie die Übersicht zeigt, traten Abweicher in sämthchen Be- ständen mit Ausnahme der Nr. 57 auf. Nach der Farbe dieser Ab- weicher konnten diese Bestände in drei Gruppen verteilt werden, nämlich in eine Gruppe mit ausschliesslich roten, in eine andere mit sowohl roten wie gelben und in eine dritte mit ausschliesslich gelben Varianten. Wenn man nur die Nachkommenschaften der frei ab- geblühten Pflanzen berücksichtigt, gehören 6 Bestände zur ersten, 10 Bestände zur zweiten und 3 Bestände zur dritten Gruppe. Die prozentische Zahl der Abweicher wechselt allerdings in den einzelnen Fällen ziemlich stark, ist aber beim Vergleich der Durchschnitte der Gruppen wenig different; von grosser Bedeutung ist ausserdem der Umstand, dass die Zahlen der roten und der gelben in der zweiten Gruppe ganz oder ungefähr gleich gross sind. Die betreffende Gruppe von Mutterpflanzen war im Garten Weibullsholms ausgepflanzt; die am nächsten gelegenen Samenfelder von Beta, die zu der gelben Sorte Bar res gehörten, waren etwa 500 m entfernt, und auf dem dazwischenliegenden Gebiete finden sich viele grosse Bäume und mehrere ansehnliche Gebäude. Nimmt man aber an, dass trotz des Abstandes und der Hindernisse Pollen von über die Farbenvariation der Beta-Rüben. 369 der Bar res -Sorte auf die Samenpflanzen der weissen Mutterrüben gelangte und eine partielle Befruchtung bewirkte, so wird die Farben- variation der Nachkommenschaften leicht verständlich. Falls näm- lich die weissen Rüben, die, wie erwähnt, einem einzigen Bestände entnommen waren, alle drei nach der in diesem Aufsatze dargestellten Faktorenhypothese möglichen Kombinationen repräsentierten, so müsste das Resultat prinzipiell gerade so ausfallen, wie es tatsächlich tat. Das folgende Schema wird die Sache verdeutlichen. Mutterpflanze: ggRr. Nachkommenschaft: 25«/o ggRR, 50%, ggRr, 25 «^/o ggrr. Barres: GGrr. Kombinationen zwischen Nachkommenschaft und Barres: 1. 2. 3. in gleichen Teilen. weibl. gR X männl. Gr = GgRr (rot), [ weibl. gR X männl. Gr = GgRr (rot) i weibl. gr X männl. Gr = Ggrr (gelb) weibl. gr X männl. Gr = Ggrr (gelb). Falls es 20 weisse Individuen gewesen wären, und falls diese der idealen Verteilung 1:2:1 der drei betreffenden Kombinationen von weiss entsprochen hätten, so würden die drei Gruppen von Nach- kommenschaften bzw. 5, 10 und 5 Bestände enthalten haben. Nun waren es 19 Samenpflanzen, und die Gruppen enthielten bzw. 6, 10 und 3 Bestände; die Übereinstimmung zwischen der theoretischen Be- rechnung und der tatsächlichen Verteilung war demgemäss gut. Bast. 16. Demi-sucriere rose (weibl.) X Rote Eckendorfer (männl.) rosa F-^: 6 Rüben, rot. A. rot Nummer rot „weiss" Summe 1839 1841 1842 160 217 181 48 79 57 208 296 238 Summe: Verhältnis : Berechnet: 558 3 556,5 184 1 185,5 742 4 742 In Nr. 1841 wurden 2 gelbe zur Gruppe der „weissen" gerechnet. da sie wahrscheinlich Vizinisten waren. 370 K a i anu 6: B. Nummer rot gelb „weiss" Summe 1840 86 52 33 171 1843 25 17 8 50 Summe : 111 69 41 221 Verhältnis : 9 3 4 16 Berechnet: 124,3 41,4 55,3 221 Die Fj-Pflanzen dieser Bastardierung waren wohl teils (A) GgRR, teils (B) GgRr. Der Überschnss von gelben Rüben in der zweiten Gruppe beruht vielleicht teilweise auf Vizinismus. Bast. 10. Yellow Intermediate (weibl.) X Golden Globe (männl.). Bast. 20. Golden Tankard (weibl.) X Barres (männl.). Bast. 21. Golden Globe (weibl.) X Gelbe Eckendorfer (männl.). Bast. 22. Barres (weibl.) X Yellow Globe (männl). Bast. 23. Golden Globe (weibl.) X Barres (männl.). Sämtliche Elterntypen dieser fünf Bastardierungen waren gelb in verschiedenen Nuancen. Fj: bzw. 3, 5, 5, 4 und 4 Rüben, alle gelb. Fo. Bast. Nummer gelb rot Summe 10 r 1808 56 111 167 i 1809 87 19 106 ( 1854 130 16 146 20 1 1855 82 8 90 1 1856 69 3 72 ■ 1857 49 2 51 21 1858 60 6 66 1859 97 12 109 1860 111 2 113 22 ( 1861 16 2 18 \ 1863 53 4 57 23 t 1864 34 3 37 \ 1865 48 12 60 über die Farbenvariation der Beta-Rüben. 371 Die Elternsorten waren wohl durchweg GGrr; da aber durch Kombination derselben nur gelbe Rüben hervorgehen sollten, müssen die roten Fg-Rüben Vizinisten sein. A. Nach gelben F^-Rüben. 20 21 22 23 47 48 49 50 51 52 53 57 58 59 61 24 1 — 28 23 43 13 43 16 2 1 32 6 8 5 4 — 4 1 85 1 51 56 59 3 38 13 4 Die rot-en Rüben sind hier wie in F2 als Vizinisten zu betrachten. B. Nach roten Fg-Rüben (Vizinisten). Bast. Nummer rot gelb Summe 10 2 106 28 134 43 20 8 28 44 63 27 90 20 ' 45 90 34 124 8 112 40 152 46 40 21 61 - { 54 55 1 17 5 1 22 Summe : 449 163 612 Verhältnis : 3 1 4 Berechnet: 459 153 612 Laut dieser Aufspaltung hätten die betreffenden Vizinisten die Konstitution GGRr. Da die Samenproben für diese Fg-Generationen in dem vorher er- wähnten Keimversuch mitgenommen wurden, mag hier zum Vergleich angeführt werden, dass Fa-Pflanzen und Fg-Bestände einander in folgender Weise entsprechen. 372 Kajanus: Über die Farbenvariation der Beta-Rüben. Mutter- Nach- Mutter- Nach- pflanze kommenschaft pflanze kommenschaft 447 47 216 2 450 48 439 43 452 49 440 44 454 50 441 45 456 51 442 8 469 52 443 46 473 53 479 54 483 57 480 55 487 58 499 59 Die Keimfarben und die Rübenfarben entsprechen einander in diesen Fällen etwa gleich gut wie in Bast. 15. Bezüglich meiner übrigen Beta- Bastardierungen mag hier nur mitgeteilt werden, dass die in F2 der Bast. 18 als rosa bezeichneten Rüben wohl grösstenteils als heUrot zu betrachten sind, ferner dass Bast. 10, wo weiss X weiss eine rote F^-Generation ergab, deren Nach- kommenschaft in rot bis weiss (ohne gelb) aufspaltete, laut der in diesem Aufsatze besprochenen Faktorenhypothese nicht erklärt werden kann. Zusammenfassung. Die in den B e t a - Bastardierungen des Verfassers beobachtete Farbenvariation der Rüben wird versuchsweise konsequent mende- listisch gedeutet, indem die Farbengruppen rot. gelb und weiss (inkl. rosa) auf die Wirkungen zweier Faktorenpaare zurückgeführt werden. Da die tatsächlich erzielten Resultate teilweise von den laut -der Hypo- these erwarteten Verhältnissen stark abwichen, wird angenommen, dass die verwendeten Isolierhäuschen für Beta nicht genug effektiv waren, dass also durch dieselben Fremdbestäubung durch den Wind nur teil- weise verhindert wurde; ausserdem muss aber damit gerechnet werden, dass die B e t a - Pflanzen mehr oder weniger selbststeril sind. Der Pollen von Beta scheint durch den Wind weite Strecken getragen werden zu können, da in einem speziellen Versuche frei abgeblühte Pflanzen in ihrer Nachkommenschaft eine beträchtliche Variation zeigten, die durch die Annahme leicht verständlich wird, dass die Eizellen der betreffenden Pflanzen teilweise mit Pollen von etwa 500 m entfernt liegenden Samenfeldern befruchtet wurden. III. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 1. Referate über Arbeiten in Zeitschriften, sowie über Dissertationen, dann Jahresberichte und Bulletins von Versuchsstationen. Einsendung von Abdrücken aller einschlägigen Arbeiten erbeten. Einige Herren haben sich in liebenswürdiger Weise bereit erklärt, für einzelne Länder oder bestimmte sachliche Gebiete die Sorge für Erstattung von Referaten ganz zu übernehmen. . Für 1917 sind derartige Vereinbarungen getroffen worden mit: Professor Dr. H. Nilsson - Ehle - Luud: Pflanzenzüchtung, Schweden. — Prof. Dr. Gran, Universität Kristiania : Pflanzenzüchtung, Norwegen. — Konsulent E. Lindhard-Tystofte pr. Tjaereby: Pflanzen- züchtung, Dänemark. — Dr. H. PI ahn -Appi an i -Aschersleben, Mehringer- strasse 6: Zuckerrübenzüchtung in Deutschland und Österreich. — (Königl. landw. Botaniker A. Howard-Pusa (Bihar), Indien: Pflanzen- züchtung, Indien.^) — Direktor A. v. Stebutt der Versuchsstation Saratow, Russland: Pflanzenzüchtung, Russland.) — Direktor van der Stok-Buitenzorg (Java): Pflanzenzüchtung, Java. — Dr. Th. Rom er- Bromberg, Kaiser Wilhelm s-Institut: Pflanzenzüchtung, Gross- britannien. — Direktor E. Grabner-Magyarövär: Pflanzenzüchtung, Ungarn. Für die hier nicht genannten Gebiete sind zunächst Autoreferate sehr erwünscht, wenn solche innerhalb acht Tagen nach dem Er- scheinen der Arbeit abgesendet werden. Die Referate sind entweder als Autoreferate gekennzeichnet oder von dem betreffenden Referenten gezeichnet; von dem Redakteur er- stattete bleiben ungezeichnet. 1) Nach freundl. Mitteilung werden Referate weiter erstattet, können aber wegen eines Verbotes der Regierung jetzt nicht gesandt werden. 374 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung, Bach, S. Zur Pollen biologie von Raps und Rübsen. (Zeitschr. f. Pflanz enzüchtung V, 1917, S. 337—345.) Baumann, E. Aus der Praxis der Rapszüchtung. (Deutsche landw. Presse 1917, S. 500 und 501.) Bei seiner Mitarbeit an der Züchtung von L e m b k e - Malchow hat Verf. beobachtet, dass neben Winterfestigkeit — auf welche auch im Seeklima gezüchtet werden kann — Widerstandsfähigkeit gegen Spätfröste im Frühjahr ein Zuchtziel sein kann. Die Stämme verhalten sich bei letzterem Moment verschieden; früh im Frühjahr sich entwickelnde sind mehr der Gefahr ausgesetzt. Bei den Stämmen der Zucht fand sich kein der- artiger Unterschied im A^erlauf des Blühens, der Schutz gegen den Glanzkäfer geboten hätte, bei Sortenversuchen mit sächsischem und kanadischem Raps trat das Blühen bei diesen aber so zeitig ein, dass es vor Eintritt des Käferbefalles nahezu vollendet war. Bei Stand- festigkeit ist Aufrechtstehen der Hauptachse und schwaches Herab- neigen der Seitenachsen erwünscht, bei welchem diese weniger stark ineinanderhängen. Höchster ölgehalt erwies sich bei den Stämmen als vereinbar mit hohem Ertrag. Correns, C. Individuen und Individualstoffe. (Die Naturwissenschaften 1916, Heft 14 — 16.) Bei Pflanzen haben wir es mit Individuen zu tun. die entweder nur solche Unterschiede unter- einander zeigen, die durch äussere Umstände veranlasst werden, nicht vererbt werden: die Individuen einer reinen Linie Johannsens und der vegetativen Linien oder aber Unterschiede, die zum Teil in den Anlagen bedingt, sind, vererbt werden, zum Teil von äusseren Ein- flüssen bedingt sind: alle Individuen von Formenkreisen, bei welchen Fremdbefruchtung erfolgt. Die Frage, ob es nun noch Eigenschaften gibt, die nicht vererbt werden und nicht durch äussere Einflüsse be- dingt, sind, sog. Individualstoffe. wird vom Verf. erörtert. Man dachte an solche bei den selbststerilen Pflanzen, bei welchen Pollen einer Blüte auf die Narbe derselben nicht wirken kann; z. B. zumeist bei Roggen. Der Annahme solcher Individualstoffe steht besonders die Erklärung ihrer Entstehung ohne Anlage entgegen. Für eine Pflanze müsste der Individualstoff in jeder Zelle zufällig gleichartig wieder entstehen oder aber schon in der Eizelle vorhanden sein und er müsste entweder Wachstum zeigen, oder von einer Substanz gebildet werden, die selbst Wachstum zeigt. Der erste Fall ist unwahrscheinlich, die beiden anderen Fälle würden wieder auf Vererbung führen. Bei Selbst- sterilität liegen Hemmungsstoffe vor, die hindern, dass die Pollen- schläuche überhaupt oder doch rasch und tief genug eindringen. Solche Hemmungsstoffe wirken nicht absolut sicher, es ist ja bekannt, dass Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 375 bei Roggen Ansatz bei Einschluss nicht immer ganz ausbleibt und Verf. fand Scrophularia Scopolii im Sommer selbststeril, im Herbst ziemlich selbstfertil. Durch Untersuchungen des Verf. bei Wiesen- schaumkraut, Cardamine prat., ist nun gezeigt worden, dass eine Ver- erbung der Hemmungsstoffe, welche die Selbstßterilität bewirken, statt- findet. Demnach liegen keine Individualstoffe vor. Andere Ver- suche, welche das Bestehen von Individualstoffen nachweisen würden, sind nicht bekannt geworden. Joltkevitsch, V. Korrelationen zwischen der äusseren und inneren Morphologie und der Dauer der Wachs- tumsperiode bei einigen Variationen von Trifolium pratense. (Zeitschr. f. experimentelle Landwirtschaft 1916, XVII, S. 239—248, russisch.) Im Jahre 1912 sind fünf Herkünfte von Rot- klee untersucht worden: drei frühe: podolischer, Orel und veredelter Orel und 2 späte: Permscher und Trifolium pratense fohosum; im Jahre 1914 podoUscher als früher und TrifoKum pratense foliosum als später. Es wurde je ermittelt: Zellendurchmesser im Pahsaden- parenchym, Spaltöffnungslänge, Spaltöffnungs- und Epidermiszellen- zahl, dann Stengellänge, Internodienzahl, sowie Seitenachsenzahl und Blütenkopfzahl je pro Achse, endhch durchschnittliche Blattfläche. Frühblühende Kleeformen weisen längere Spaltöffnungen und grösseren Durchmesser der Pahsadenzellen auf, weniger Spaltöffnungen und weniger Palisadenzellen, dann kürzere Achsen, weniger Internodien, schwächere Seitenachsenbildung, weniger Blütenköpfe pro Achse und längere Blütenröhren. Die Beobachtung, betreffend die Zahl der Internodien und die Stärke der Seitenachsenbildung, stimmt mit dem Er- gebnis der gleichsinnigen Beobachtung Z i n g e r s bei früheren und späteren Formen von Alectorolophus major und jener Chitrowos bei frühen und späten Individuen bei Geum-Bastardierung überein. Kajanus, B. Über Bastardierungen zwischen Bras- sica Napus L. und Brassica Rapa L. (Mit 12 Abb.) (Zeitschr. f. Pflanzenzüchtung V, 1917, S. 265—323.) Poter, B. Bericht über das Arzneipflanzenver- suchsfeld der landwirtschaftlichen Akademie in Kolozsvär. (Heft II, 1917. 78 S., 17 Abb.) Angeschlossen an die Mitteilungen über die Technik der Kultur verschiedener Arzneipflanzen findet sich in dem Heft ein Abschnitt: Beobachtung über das Dege- nerieren und Variieren der Kulturminzen. Bei der Krauseminze, Mentha crispa, die seit 1895 vegetativ vervielfältigt, worden ist, wurde keine Abweichung festgestellt. Dagegen zeigt die Pfefferminze. Mentha piperita L., bei der von AgneUi erhaltenen Herkunft, die auch 376 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. vegetatiA- vervielfältigt worden war, mannigfache solche. Dieselben werden auf die Bastardnatur dieser Formen zurückgeführt (M. aquatica L. X M. viridis L. = M. piperita Hods). Eine andere Form der Pfefferminze, die Mitchum-Pfefferminze, zeigt wenig Neigung, Ab- änderungen hervorzubringen. Ebenso wenig die Japanische Pfeffer- minze. Pritchard, Fr. Forschungen und Versuche bei der Züchtung der Zuckerrübe in den Vereinigten Staaten. (The botanical Gazette 1916, Nr. 6, vS. 425—465, 51 Abb., 62 Tabellen.) Zwischen Samen- (Knäuel-) Ertrag der Mutter und prozentischem Zuckergehalt der Nachkommen besteht keine entgegengesetzte Be- ziehung, es können also auch Mutterrüben gewählt werden, die grossen Knäuelertrag bringen. Aber auch zwischen Zuckergehalt, Zucker- menge. Gewicht je einerseits einer Mutterrübe und andererseits ihrer Nachkommenschaft wurde keine oder keine nennenswerte positive Be- ziehung, also keine oder keine nennenswerte Vererbung gefunden. Auch bei Unterschieden zwischen Familien (Individualauslesen) wurde keine Vererbung, also keine Erhaltung der Unterschiede gefunden, ohne dass das Bestehen derselben geleugnet werden soll. Bei der Sorte Morrisons Kleinwanzlebener gab von längerer sorgfältiger Aus- lese stammendes Saatgut selbst zuckerärmere Nachkommen als ge- wöhnliches Saatgut des Handels. Die Schlüsse, die der Verf. zieht, laufen darauf hinaus, dass die Wirkung der Auslese dadurch herab- gesetzt oder aufgehoben wird, dass Modifikationen mehr als Varia- tionen ausgelesen werden. Saunders, E. The r e s u 1 1 s o f f u r t h e r b r e e d i n g e x p e - riments with Petunia.^) (Amer. Naturalist L, 1916. S. 543 bis 553.) Es waren drei wildwachsende Formen von Petunia erhalten worden, die Thays in Uruguay gefunden hatte, eine gefüllt blühende Form, die Hagedoorn gesendet hatte, und die neben gefüllten Blüten auch anscheinend einfache trug, endlich eine gefüllt blühende Form, die Samen bildet und von Franzis erhalten worden war. Die bereits früher erhaltenen Ergebnisse — einfach blühende Formen von Petunia geben mit einfach blühenden bestäubt oder bei Selbstbestäubung ein- fach blühende Nachkommen und einfach blühende mit gefüllt blühenden bestäubt, geben eine Nachkommenschaft, die neben einfach blühenden auch gefüllt blühende enthalten — wurden auch mit den neuen Formen bestätigt. Die von Franzis erhaltene Form lässt bei Selbst- befruchtung die Gewinnung von rein gefüllt blühenden Nachkommen- schaften zu, ist aber sehr wenig fruchtbar. ^) Die Ergebnisse weiterer Bastardierungsversuche mit Petunia. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 377 Schiemann, E. Ergebnisse der Bastardierungsver- suche bei Gerste. (Sitzungsberichte der Gesellschaft natm- forschender Freunde. Berhn 1917, S. 385—403.) Die Züchtung auf dem Wege der Bastardierung strebt die Vereinigung möglichst vieler guter Eigenschaften in einer Sorte an. Um das Ziel zu erreichen, ist Heranziehen erblich reinen Materials, die Erforschung der Vererbung der einzelnen Eigenschaften bei Bastardierung, endhch die Bastar- dierung selbst notwendig. Es wird eine Übersicht des bisher nach den beiden ersten Richtungen hier von den Forschern Geleisteten gegeben. Dabei werden auch bei Brüchigkeit der Spindel und Verhalten als Winter- oder Sommertypus Ergebnisse eigener Versuche der Ver- fasserin herangezogen. Weitere eigene Versuche sind im Gang zur Beantwortung der Frage nach dem Ursprung der mehrzelligen Gersten, der verwandtschaftlichen Beziehungen der zweizeiligen Gersten unter- einander und dem Ursprung und der Bedingtheit von Winter- bzw. Sommertypus. Splendore, A. Catalizzatori stimolanti fecondativi e mutamenti in Nicoziane.^) Bell. ten. coltiv. tabacchi Sca- fati XIV, 1915, S. 3—32, 26 Tafehi.) Bei Bastardierung zwischen Nicotiana rustica, N. tabacum, Petunia und Verbascum in ver- schiedenen Verbindungsweisen wurden positive Bastardierungen unter- schieden, bei welchen die Eigenschaften der Elter zu Zwischen- bildungen vereint waren und später Spaltung eintrat und negative Bastardierungen, bei welchen Eigenschaften der Elter ausgeprägt waren. Beobachtete Erscheinungen deutet der Verf. dahin, dass der Blütenstaub auch katalytisch wirken kann und besonders jener von Verbascum phlomoides in dieser Richtung wirkt. Die katalytische Wirkung kann bloss eine Kräftigung der Bastarde bewirken oder selbst spontane Variationen. Verf. verspricht sich auch praktische Erfolge durch Verwertung der kataly tischen Wirkung, besonders bei Formen, bei welchen Selbstbefruchtung herrscht und Entartung häufiger ist. Tschermak, A. v. Über das verschiedene Ergebnis reziproker Kreuzung von Hühnerrassen und über dessen Bedeutung für die Vererbungslehre. (Theorie der Anlagenschwächung oder Genasthenie.) (Biologi- sches Zentralblatt 1917, S. 217—277.) Der zweite Teil des Titels rechtfertigt die Besprechung an dieser Stelle. Es waren bei der Bastardierung reinrassiger Hühner: Cochinchina gelb (Weibchen) X ^) Katalisatoren, welche bei Tabak die Frachtbarkeit und spontane Variabilität beeinflussen. 378 Neue Erscheiuimgen auf dem Gebiete der Pflanzeuzücbtuug. Minorka, alt, weiss, mit Rosenkamm und rebhulinfarbige Italiener (Weibchen) X Plymouth Rock — andere Ergebnisse erzielt worden als bei der je reziproken (umgekehrt gewählten) Verbindungsweise. Das Geschlecht erwies sich als deutüch die Ausprägung der Anlagen be- einflussend, und zwar überwog bei Ausbreitung, Verteilung und Ton des Pigmentes im Federkleid mid für Befiederung oder Nacktheit der Schäfte die Mutter, bei Beschaffenheit des Kammes der Vater. Selbst beobachtete Abweichungen und das Studium der Versuche Daven- p 0 r t s lassen den Verf. vor Verallgemeinerung dieser von ihm er- haltenen tatsächlichen Befunde warnen. Die Erklärung für das be- obachtete Verhalten will der Verf. in einer Schwächung oder Wertig- keitsminderimg von Anlagen erblicken, die in gewissen Bastardierungs- fällen eintritt und auch in Folgegenerationen nachwirken kann: Theorie der Genasthenie. Dabei nimmt er nicht an, dass eine primäre Verschiedenheit in der Kräftigkeit oder Wertigkeit der Geschlechts- produkte vorhanden ist. sondern dass erst durch Zusammentritt der weiblichen mit den männlichen Geschlechtsprodukten eine solche ein- tritt: Zygoten — Genasthenie. Die Ursache einer solchen Schwächung kann auf Grundlage der Hj^othese vom Vorhandensein und Fehlen in je einem Anlagenpaar darin erblickt werden, dass bei Bastardierungen in der befruchteten Eizelle bestimmte Anlagen nur einmal vorhanden sind: A a. gegenüber dem doppelten Vorhandensein bei Selbst- befruchtung oder Fremdbefruchtung zwischen gleichveranlagten In- dividuen: A A. Das würde dann auch bei dem Vorhandensein mehrerer gleichsinnig wirkender Anlagen für eine Anlage gelten. Die Annahme der Genasthenie würde Fälle des Nichtmendelns nach Bastardierung erklären; ausgeprägte Genasthenie könnte dem Männchen oder dem Weibchen vollkommen gleiche Bastardierungsnachkommen schaffen. Auch spontane Variationen (Mutationen) könnten durch Genasthenie erklärt werden, indem man im Laufe der Generationen eintretendes Wiedererstarken von nach der Bastardierung geschwächten Anlagen annimmt. White, D. E. InheritancestudiesinPisuml. Inhe- ritance of cotyledon color.^) (Americ. Naturalist 1916, S. 530 — 547.) Die verschiedene Färbung der Keimlappen der Erbse: dunkelgelb, gelb, lichtgelb, dunkelgrün, grün, hchtgrün und gelblich- grün kann von verschiedenen Ursachen bedingt sein. Formen mit gelben Keimlappen können Samen mit grünen erzeugen, wenn die Reife derselben weniger weit fortgeschritten ist, Licht wenig oder Wasser im Übermaß während der Reifung zur Verfügung steht. Vererbunysstudien bei Erbsen I, Vererbung' der Keimbippenfärbung-. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 379 Andererseits können Formen mit grünen Keimlappen Samen bilden, die gelben Stich zeigen oder gelblich-grün sind, wenn nach der Reifung der Samen reichliche Feuchtigkeit zur Verfügung steht. Beiderlei Ver- änderungen sind demnach Modifikationen. Erbliche Abstufungen in der Färbung der Samen, die sich, Formenkreise unterscheidend, auch dann zeigen, wenn diese unter gleichen Verhältnissen erwachsen, können spontanen A'ariationen ihre Entstehung verdanken. Endlich kann die Färbung durch Bastardierung beeinflusst werden. Im all- gemeinen geben — wie ja bekannt — gelbkeimlappige Formen, wenn sie mit grünkeimlappigen bastardiert werden, gelbkeimlappige F^ und Spaltung in F^ in 3 gelb : 1 grün. Abweichend verhielt sich die Form Goldkönig, die mit grünkeimlappigen Formen bastardiert, grüne F^ und in F.. Spaltung in 1 gelb zu 3 grün gab, andererseits mit anderen gelbkeimlappigen Formen bastardiert in F^ gelb, in Fo 13 gelb zu 3 grün lieferte. Es wird als Vererbung angenommen: Anlage für Gelb G. Anlage für Grün Gr. Anlage, welche Bleichung von Grün während der Samenreifung bewirkt, B. Die normalen gelbkeimlappigen Formen hätten demnach die Vererbung GGGrGrBB, die Goldkönig- Form GGgrgrbb, die normalgrünkeimlappigen GGGrGrbb. Zederbauer, E. Alter, Vererbung und Fruchtbar- keit. (Verhandlungen der k. k.- zoologisch-botanischen Gesellschaft 1917, S. 81 — 87.) Wiedergabe eines Vortrages, der die in unserer Zeit- schrift mitgeteilten Versuche mit Erbsen behandelt, s. Bd. V, S. 257. Über diese hinaus werden Mitteilungen über Bastardierung mit anderen Pflanzen und über Keimfähigkeit und Alter der Erbse gemacht. Primula officinalis erste Blüte X Primula acaulis letzte Blüte gab einen Bastard, der mehr der Mutter glich, ebenso Pinus silvestris, 7 jährig X Pinus austriaca, 80 jährig. Rote X rosablühende Cyclamen persicum gaben je nach Alter der Blüte verschiedene Dominanz bei Blütenfarbe. — Bei gleichalten Individuen von Erbse gelangen 69°/,, Bastardierungen, bei ungleichaltrigen 45 "/o- Die Keimfähigkeit war bei Erbse bei ersten Hülsen meist 70 "/q, bei mittleren auch hoch, bei letzten 0 oder nur bis 33°/o. Die aus Samen der letzten Hülsen er- wachsenden Pflanzen starben grösstenteils. Die mittlere Höhe der Pflanzen aus ersten, mittleren und letzten Hülsen betrug 25,2, 29,3, 24.3 cm. Bei Levkoyen gaben mit Zimahme des Alters der Schote die Samen derselben immer mehr gefüllte Samen und immer weniger keimfähige. 380 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Pflanzenzüchtung. 2. Bücherbesprecbuiigen. Wohanka & Comp. XXVII. Jahresbericht der Eüben- samen-Züchtungen von Wohanka & Comp. (80 S., 6 Abb., Wohanka & Comp., 1917.) Nach einer einleitenden kurzen Übersicht über weitere, an der Station durchgeführte Arbeiten mit dem Er- reger des Wurzelkropfes, Bacterium tiunefaciens E. Smith, bei welchem erfolgreiche Impfung bei Samen- und Stecklingsrüben, sowie bei Pelar- gonien und Fikus gelangen, wird der Hauptteil des Berichtes gebracht: Referate über Fortschritte und Neuerungen auf dem Gebiete des Rüben- und Rübensamenbaues und der Rübenzüchtung im Jahre 1916. Diesem Hauptteil, der 49 Seiten umfasst, folgt eine Literaturübersicht, welche das gleiche Gebiet und den gleichen Zeitraum wie die Refe- rate deckt. V. Kleine Mitteilungen. Wissenschaftliche. Über Farbenabweichungen bei Zuckerrüben. Vou Th. ßoemer, Bromberg. Während der letzten Jahre ist das Auftreten von farbigen Rüben und von Rüben mit völlig abweichender Forin in reinen Zuckerrüben- zuchten wiederholt Gegenstand von mündlichen und schriftlichen Aus- führungen gewesen. Die Angaben sind zerstreut und finden sich zum Teil an weniger bekannten Stellen veröffentlicht. Eine Zusammen- fassung scheint angebracht, weil dieser Gegenstand von züchterischer Bedeutung ist, insofern das Auftreten solcher schrarf abweichender Varianten als nachteilige Folge von erzwungener Selbst- befruchtung betrachtet wird. Im Anschluss daran soll an Hand eigener Versuche gezeigt werden, dass Isolierung von Mutter- rüben und zuverlässiger Schutz gegen fremde Bestäubung, also er- zwungene Selbstbefruchtung nicht stets derartige Erscheinungen zeitigt. Ferner soll ein Beispiel für die Vererbung solcher Farben- abweichungen gegeben werden, an denen es bisher vollkommen fehlt. Ein abschhessendes Urteil ist heute noch nicht möghch. Weitere Ver- suche, umfangreicher an Zahl und mehrere Generationen fortgesetzt, sind erforderhch. V. Proskowetz^) hat bei Durchführung mehrfacher Sorten- prüfungen in allen Zuckerrübensorten farbige Rüben, wenn auch in geringer Zahl, gefunden. Auch in seinen vieljährigen Kulturen der wilden Beta patula, fand er solche, aber nicht in allen Jahren. Gerade diese Beobachtungen sind wohl die Ursache dafür, dass man sich ge- wöhnt hat, von diesen Farbenabweichungen als ,, atavistische Rüben" zu sprechen. Rimpau^) hat ebenfalls rote und gelbe Rüben in einer Zuckerrübensorte beobachtet und hält sie für die Folgen von Über- tragung des Pollens von entfernt stehenden farbigen Rüben (Futter- rüben, Salatrüben) durch Insekten. B a r 1 0 s ^) berichtet 1896, dass Samen von Schossrüben in der Regel viel rote und gelbe Rüben liefert und erweitert 1897 seine An- 1) Österr.-ung. Zeitschr. f. Z.-I. und L. 18, 1889, S. 39. 2) Mentzel und v. Lengerkes Ldw. Kalender 1883. ") Österr.-ung. Zeitschr. f. Z.-I. und L. 25, 1896; 26, 1897. Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Bd. V. 26 382 Kleine Mitteilungen. gaben dahin, dass nach erzwungener Selbstbefruchtung weisser nor- maler Zuckerrüben rote und gelbe Rüben mit abweichender Form und niederem Zuckergehalt oder auch rein weisse Formabweichungen auf- treten. Beide Beobachtungen in Zusammenhang bringend weist er darauf hin, dass Schosser zeitlich ungleich blühen (mehr als im Be- stand zweijährige Rüben, da der Aufschuss zeitlich verschieden er- folgt) und räumlich voneinander entfernt auftreten, infolgedessen mehr oder weniger auf Selbstbefruchtung angewiesen sind. Rimpau,^) der sehr eingehend über die Nachkommen von Schossern berichtet, macht dagegen keine Angaben darüber, dass unter diesen farbige Rüben auftreten. de Vries^) berichtet, dass in Kl.-W anziehen plötzlich weisse Rüben mit braunroten Blättern in den Zuckerrübenfamilien aufgetreten sind und diese auch in den Kulturen von de Vries diese Eigenschaft vererbten. Dann ruht die Frage einige Jahre. 1907 weist Vogelsang ^) darauf hin, dass bei Futterrüben die Nachkommenschaften aus Selbstbefruchtung schwächhcher als jene aus freier Befruchtung sind, erwähnt aber nicht das Auftreten von Farben- oder Formabweichungen in den Nachkommenschaften aus Selbstbefruchtung. Dass der Samenertrag, die Knäuelgi'össe. die Zahl der Samen je Knäuel, die Keimfälligkeit bei erzwungener Selbstbefruchtung leidet, zeigen Frölich und Briem.^) Bei der Tagung der Saatzuchtabteilung der D. L.-G. 1909 führt Sessous^) an, dass der Prozentsatz bunter Rüben um so grösser sei. je stärker die Isolierung der Mutterrüben durchgeführt war. Nach Isolierung 50 einzelner Zuckerrüben mit ganz dichter Leinwand wurde in den (in allen?) Nachkommenschaften eine grosse Anzahl (bis zu 10 — 12 °/,|) roter und gelber Rüben teils in Rettich-, teils in Klumpen- form, mit 13 — 15 °/o Zucker beobachtet. Nach Isoherung von Futter- rüben in gleicher Weise wurden ebenfalls ganz abweichende Farben mit abweichendem Zuckergehalt gefunden. Derartige Entartungen beobachtete S e s s o u s auch nach freier Befruchtung mit ungünstigen Blühverhältnissen. Zur selben Zeit veröffentlichten Andrlik, Bartos und Urban die ersten Ergebnisse von Versuchen, die den besonderen Zweck verfolgten, Klarheit in dieses Problem zu bringen. Es wurden 1) Landw. Jahrbücher 5. 1876, S. 31; 9, 1880, S. 191. -) Mutationstheorie II, 1903, S. 646. ^) .Jahrbuch der D. L.-G. 22. 1907. S. 321. 4) Blätter f. Zuckerrübenbau 15, 1908, S. 1, 37 u. 341. ■0 Jahrbuch der D. L.-G. 24. 1909, S. 393. 6) Zeitechr. f. Zuckerindustrie in Böhmen 33, 1908/9, S. 409. Kleine Mitteilungen. 383 1905 weisse Zuckerrüben an 6 verschiedenen Orten (Tejnec, Vinaric, Sejcin, Dobrovic, Ronov und Cetno) ausgepflanzt. Nach fester Über- zeugung der Verfasser konnte an allen 6 Orten weder dui'ch Insekten, noch durch Wind Übertragung von Pollen anderer Rüben stattfinden. Sie schreiben dann wörtlich: „Ausser einer sorgfältigen Isolierung wurden mehrere Versuche und an verschiedenen Orten ausgeführt und wir fanden jedesmal bei der von isohert abgeblühten Mutterrüben stammenden Nachkommenschaft etwas rote und gelbe Rüben. Der roten Rüben gab es mehr als der gelben. Würde diese Erscheinung nur in einzelnen Fällen aufgetreten sein, so würden wir sie als Zu- fälle gehalten haben, sie zeigt sich aber in den Nachkommenschaften aller isoliert abgeblühten Mutterrüben." Nach Erwähnung eines Falles gleicher Beobachtung nach freier Befruchtung, der aber wegen der viel späteren Blühzeit der Mutterrübe (3 Wochen später) als Selbst- befruchtung infolge zeitlicher Isolierung zu erklären ist, fahren sie fort: „Daraus ist zu ersehen, dass diese Erscheinung eine Eigentümhch- keit isoliert abgeblühter Samenrüben ist und wir halten es für be- gimiende Degeneration infolge Selbstbefruchtung." Die von den Ver- fassern mitgeteilten Versuche bilden nur einen Teil der ausgeführten Versuche, die alle ein Bild geben. Leider haben die Verfasser die 6 Nachkommenschaften nicht aus- gezählt. Man kann sich also weder über den Umfang dieser, noch über den Prozentsatz der Farbenabweichungen eine Vorstellung machen. Von 4 dieser Mutterriiben war so viel Samen geerntet, dass 1907 nochmals Parzellen davon gesät werden konnten. Über diese werden folgende Angaben gemacht: Mutterrübe Untersuchte Rüben Zucker /o Gewicht im Durchschnitt 9 Anmerkungen 114/4 85/10 548/7 551/7 Verkaufssaat 52 63 59 59 90 18,66 18,80 19,03 19,38 19,14 874 897 825 888 847 1 rote R. 14,9 "/o; 2 gelbe, 16 u. 18,6 o/o 1 rote R. 14,1 »/o 4 Wurzeln holzig 4 Wurzeln holzig Es sind dies die Untersuchungsergebnisse des Frühjahres 1908. Ob für diese nicht alle farbigen Rüben aufbewahrt wurden, geht aus den Angaben nicht hervor. Es muss dies angenommen werden, da die Verfasser sagen: „Auch in den 1907 ausgepflanzten Kulturen wurden zahlreiche farbige Individuen wie im Jahre 1906 beobachtet, so dass diese Erscheinung nicht zufäUig sein konnte. Wie aus unserer Tabelle 26* 384 Kleine Mitteilungen. (oben wiedergegeben) ersichtlich, zeigt sich die Wirkung der Degene- ration bei allen isoherten Müttern, jedoch sehr ungleich." Man kann dem letzten Satz noch obiger Tabelle nicht zustimmen. Neben diesen Parzellen wurden 1907 andere mit Samen der gleichen Mutterrüben der Ernte 1906, also nach 2mahger Über- winterung der Rüben wiederum bei sicherer Isoherung gewonnen, besät. Diese brachten verhältnismässig die gleiche Anzahl farbiger Rüben hervor wie der Samen, der nach einmaliger Überwinterung ge- womien war. Dieses spricht dafür, dass das Auftreten der farbigen Rüben nicht zufällig war oder durch Eigentümlichkeiten des be- treffenden Jahres bedingt war. Sehr wichtig ist ein weiterer Versuch der Verfasser. Eine Zucker- rübe wurde in 4 Teile geteilt, zwei Viertel wurden in nährstoffreichen Boden gepflanzt, täglich begossen, zur Zeit der Blüte die Spitzen der Achsen abgebrochen, die beiden anderen Viertel dagegen wurden auf nährstoffarmen, sandigen Boden gepflanzt und ihnen keinerlei Auf- merksamkeit geschenkt. Beide Serien waren gegen Fremdbestäubmig räumlich geschützt. Samenertrag und Keimfähigkeit der beiden letzten Viertel waren natürlich erhebhch geringer als bei den ersten Vierteln. Die Nachkommen der beiden in nährstoffreichem Boden ge- pflanzten Viertel ergaben bei Herbstuntersuchung im Durchschnitt 572 g und 19,07 Vo Zucker, gegen 480 g und 18,6 % Zucker der andern Viertel. In beiden Fällen war die Zahl farbiger Rüben beträchtlich, aber bei den Vierteln auf nährstoffarmem Boden war sie weit grösser, nach der Durchschnittsprobe bei der Früh Jahrsuntersuchung etwa 3 mal so gross. Nach diesem Versuch ist also die Ernährung der Samenrübe von Einfluss auf das Auftreten von Farben- abweichungen. Aber auch in diesem Versuche fehlt jede zahlenmässige Angabe für weisse und farbige Rüben und somit jeder Anhaltspunkt für den Prozentsatz der Farbenabweichungen. Es ist hervorzulieben, dass Andrlik, Bartos und U r b a n Farbenabweichungen stets nach Selbstbefruchtung gefunden haben. Aber man darf nicht umgekehrt, daraus, dass in einem Stammbaum farbige Rüben auftreten, auf Selbstbefruchtung schliessen, sondern muss vorerst immer als Ursache Bastardierung mit Futterrüben ver- muten. Urban^) hat sich späterhin mit der chemischen Zusammen- setzung solcher Farben- und Formenabweichungen in Zuckerrüben- zuchten beschäftigt. Danach sind diese nach Zuckergehalt, Trocken- substanz von Wurzel und Kraut und mit ihren sonstigen chemischen Eigenschaften den Bastarden von Zucker- und Futterrüben sehr ähn- 1) Jahresber. d. Versuchsstat. f. Z.-Ind. Prag 17, 1912, S. 6.5. Kleine Mitteilungen. 385 lieh, d. h. sie stehen zwischen Zucker- und Futterrüben, neigen aber mehr auf die Seite der Zuckerrüben, wie die Bastarde das auch tun. Aus dieser Tatsache kann selbstverständüch ein Rückschluss auf die Entstehungsweise solcher Farben- und Formenabweichungen nicht gezogen werden. Urban begnügt sich daher ganz mit Recht mit der Feststellung der Tatsache, ohne einen Schluss in der an- gedeuteten Richtung zu ziehen. Beachtenswert sind ferner die Angaben von Kajanus,') die sieh zwar auf Formen- und Farbenabweichungen nach Isolierung von Futter rüben beziehen. Kajanus beobachtete nach wieder- holter Isolierung von reinen Futterrübensorten und von Bastar- dierungen zweier Futterrübensorten Rüben mit ausgesprochenem ZuckerrübentypU'S, deren „Form von dick bis dünn, von lang bis kurz, deren Grösse von sehr gross bis klein, deren Farbe von weiss bis stark rot und gelb wechselte". Der Zuckergehalt war im Durch- schnitt 5,0 gegen 3,4 7o der Futterrüben. Der Prozentsatz stieg bis zu 39,4*^/0 des Gesamtbestandes, war bei Fo-Nachkommen von Futter- rübenbastardierungen am höchsten, bei Reinzucht viel geringer. Weitere Einzelheiten sollen hier nicht aufgeführt werden, da die An- gaben sieh in Bd. 1 dieser Zeitschrift befinden. Hervorzuheben bleibt noch, dass K. mit Leinenisolierungen") und teilweise mit räumlicher Isolierung arbeitete, und dass diese Abweichungen, die ja jenen bei Zuckerrüben vollkommen ähnlich sind, bei Futterrüben nicht als „Degenerationserscheinung" betrachtet werden können, nicht nur weil die Zuckerrübenwurzel als die edlere Form gegenüber der Futterrüben- wurzel gilt, sondern insbesondere, weil diese Abweichungen zuck er- reich er sind als Futterrüben. Sie stehen zwischen Zucker- und Futterrüben betr. des Zuckergehaltes, aber näher ihrer Ausgangsform, genau wie jene Abweichungen bei Zuckerrüben. Bei der Tagung der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht 1913 in Bonn wurde über die hier behandelte Frage ^) diskutiert. Kühle, Oetken, Raatz halten diese Formen- und Farben Variationen bei Zuckerrüben für Folgen von Fremdbefruchtung, die ja auch in den der Isolierung vorhergehenden Jahren stattgefunden haben kann. In diesem Sinne wären die Abweichungen rezessive Formen, die eben nur bei Selbstbefruchtung verwirkhcht werden, bei freier Befruchtung aber durch dominante Eigenschaften des fremden Pollens verdeckt werden. ' Dem ist aber entgegenzuhalten, dass bei Bastardierungsversuchen rote Epidermis dominant gegen weisse ^) Zeitschr. f. Pflanzenzüchtung 1, 1913, S. 153 ff. 2) Zeitschr. f. induktive Abst.- und Vererbungslehre 6, 1913, S. 137. 3) Beiträge zur Pflanzenzucht 4, 1913, S. 147. 386 Kleine Mitteilungen. Epidermis ist. Dagegen stellten sich F r ö 1 i c h und Tritschler auf die Seite von Andrlik, Bartos und U r b a n ; sie halten ungünstige Blühverhältnisse, wie sie ja bei erzwungener Selbstbefruchtung ohne Zweifel bestehen, für die Ursache. 1915 begegnen wir nochmals Angaben über mehrmals wiederholte Isolierung von Futterrüben, die Tritschler') gemacht hat. Es handelt sich dabei um Isoüerungen von 3 bzw. 4 Generationen. T. glaubt dadurch eine Steigerung der Konstanz der Eckendorfer Walzen- form nicht erreicht zu haben, gibt aber andererseits auch nicht an, dass die Zahl spontaner Formenabweichungen zugenommen habe. Die Zahl der Rüben mit typischer Walzenform sinkt zwar von 65.0 auf 51,5 *^/o; ob aber imter dem verbleibenden Rest scharf hervortretende, stark abweichende Formen auftreten, geht aus den Angaben nicht hervor. Auf Anfrage teilt mir Tritschler brieflich mit. dass Farben- abweichungen in erheblicher Zahl auftraten; er kann jedoch keine Zahlenangaben mehr machen. T. weist aber schon auf die Möglich- keit hin, dass die einzelnen Stämme sowohl gegen fortgesetzte Iso- lierung überhaupt, als auch gegen Degeneration sich verschieden ver- halten. Auf Grund dieser und anderer Beobachtungen ist mehrfach von einer Schädlichkeit fortgesetzter ..Familienzucht" bei Zuckerrüben gesprochen worden. Es erscheint mir zweckmässig, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass dieser Begriff unklar an- gewandt wird. Familienzucht,-) besser Stammbaumzucht kann ohne jegliche Isoherung der Mutterrüben getrieben werden. Das Wesen der Stammbaumzucht ist. dass von den einzelnen Mutterrüben der Samen pflanzenweise getrennt geerntet und ausgesät wird, so dass die Rüben jeder Parzelle von einer Mutterrübe stammen, während sie infolge stattgehabter Fremdbefruchtung väterhcherseits ver- schiedenster Abstammung sein können. Wird dagegen die ein- zelne Mutterrübe während der Blüte gegen fremden Pollen geschützt, also Selbstbefruchtung erzwungen und der Samen jeder Mutterrübe ge- trennt gesät, so sind die Rüben jeder Parzelle Vollgeschwister, sie sind auch väterlicherseits alle ein und derselben Abstammung. Die Familienzucht kann also sein „Mutterstammbaumzucht" oder ..echte Stammbaumzucht"; letzteres setzt Selbstbefruchtung voraus. Das Auftreten farbiger Rüben ist aber nur als Nachteil der Selbst- befruchtung, also der „echten Stammbaumzucht" angesprochen worden und nicht der Familienzucht allgemein sind. Stammbaum- *) Zeitschr. f. Pflanzenzüchtung 3, 1915, vS. 19. 2) Nicht zu verwechseln mit ,,Faniilienauslese", eine Bezeichnung, die zuerst Kl.-Wanzleben, dann F r u w i r t h für die heutige „Gruppenauslese" aufnahm. (F r u - wirth, Handbuch Bd. 1, S. 246.) Kleine Mitteilimg'en. 387 zucht kann mit Isolierung gegen Fremdbefruchtung verbunden sein, m u s s es aber nicht. EndUch ist, um den Bericht über bisher VeröffentUchtes zu schliessen, zu erwähnen, dass Munerati, Mezzadroli und Z a p - paroli^) ausdrückUch erwähnen, dass sie bei ihren Versuchen mit der Stammform der Zuckerrübe keine farbigen Rüben beobachtet haben, und dass diesen Verfassern Beguinot das Gleiche für seine Versuche bestätigt. Dies steht in scheinbarem Widerspruch mit den Versuchen von E. v. P r o s k o w e t z. Es ist möglich, dass hier günstige bzw. ungünstige Ernährung der Samenrüben für das Fehlen farbiger Rüben in der einen Versuchsserie und für das gelegentliche Auftreten solcher in der anderen Serie bestimmend war, analog dem oben erwähnten Versuch von Andrlik und seinen Mitarbeitern. 1. " Die vorliegenden Versuche sind teils mit räumlicher, teils mit künstlicher Isolierung ausgeführt. Bei ersterer kann nur der Versuchsansteller selbst beurteilen, ob der Schutz gegen fremden Pollen vollkommen war. Bei künstlicher Isoherung da- gegen bieten die Angaben über das benutzte Isoliermaterial Gelegen- heit zu einem Urteil über die Vollkommenheit der Isolierung. Ganz ohne Zweifel ist .,Gaze" ein vollkommen ungenügendes Isoliermaterial, da die Übertragung des Rübenpollens nicht nur durch Insekten, sondern auch durch Wind geschieht. Demgemäss ist schon S e s s o u s und dann Kajanus zur Benutzung von dichter Leinwand übergegangen, die nach deren Angabe keinen Rübenpollen durchlässt. Ich selbst habe seit 1914 für Isolierung von Gräsern, Roggen und Rüben dichteste Leinwand benutzt (Louisitania-Stoff. Baumwolle), aber nur als Dach, nicht als Seitenwand der Isolierhäuschen, da ich mich damals davon überzeugte, dass mit einem kleinen Wasserdruckgebläse Pollen von Gräsern und Roggen durch dieses dichteste Leinwandgewebe auf darunter liegende Objektträger gebracht werden kann. Der Rüben- pollen ist aber nur halb so gross wie jener von Roggen (Rüben 19 — 21 u. Roggen 41X68 /»). Inzwischen ist ja von Heribert Nilsson in dieser Zeitschrift in einwandfreiester Weise nachgewiesen worden, dass durch dichtes Baumwollgewebe hindurch Roggenpollen zur wirksamen Befruchtung gelangt, sofern die Seitenwände des Isolierhäuschens damit bespannt werden. Ich habe bei den Versuchen, die ich zur Klärung der Natur der Farbenvariationen bei Zucker- 1) Referat i. Bl. f. Zuckerrübenbau 20, 1913, S. 291. 2) Zeitschr. f. Pflanzenz. Bd. 5, 1907, S. 108. 388 Kleine Mitteilungen. r-üben unternahm, stets Isolierhäuschen 1 X 1 X 1,40 m gross mit Ölpapier an den Seiten und mit Louisitania-Stoff als Dach verwendet. Das Ölpapier der 4 Seiten war stets in einem Stück, am Anfang und am Ende um die Kanten des Gestelles umgeschlagen und mit dünnen Leisten aufgenagelt, so dass ein Ausreissen des Papieres an den Nägelköpfen, wodurch ja der Zutritt von Pollen ermöghcht wird, ver- hindert war. Ebenso war die Leinwand des Daches über die Ober- kanten der 4 Seiten heruntergezogen und so auch hier Zutritt von Pollen unmöghch. Unten wurde die Erde ca. 20 cm hoch an das Papier angehäufelt. Auf jede Bewegung der Samenrüben dui'ch Menschen- hand zwecks Förderung der Pollenbewegung wurde im Interesse effektiver Isolierung verzichtet. Es wurden 1916 7 weisse Zuckerrüben aus verschiedenen Stämmen, die aber alle 3 Generationen hindurch frei von farbigen Eüben gewesen waren, isohert. Und zwar wurde sowohl künstliche, als räumliche Isolierung angewandt. Jede Rübe wurde halbiert. Die eine Hälfte in der eben angegebenen Weise je für sich künstlich iso- liert, und zwar Rübe 1 und Rübe 2 in dem Versuchsgarten in Netzthal und Rübe 3 bis 7 in dem Versuchsfeld des Kaiser Wilhelm-Institutes in Bromberg. Dabei waren die Rüben in 1 m Abstand in einer Reihe gepflanzt, so dass die einzelnen Isolierhäuschen je mit 2 Seiten dicht aneinander stiessen und auf diese Weise ein sicherer Stand erreicht wurde. Die 2. Hälfte jeder Rübe wurde räumhch isohert, und zwar stand: Rübe 1 im Garten des Försters in Netzthal, der von Wald um- geben ist. Rübe 2 im Garten eines Bahnwärterhauses, das in den weiten V\^iesenflächen des Netzebruches zwischen Netzthal und Waiden liegt. Rübe 3 im Wasserwerk Brenckenhof bei Bromberg, vollkommen von Wald umgeben. Rübe 4. 5, 6 und 7 auf dem Gute Wilhelmseichen bei Freymark unter persönlicher Kontrolle meines Kollegen Dr. Pieper, Assistent der pflanzenphysiologischen Versuchsstation in Dresden. Die Rüben waren dort in den ausgedehnten Obstplantagen getrennt durch Wald- schneisen und Berghänge ausgepflanzt. Sowohl Dr. Pieper wie ich sind überzeugt dass eine Pollenübertragung von Rübe zu Rübe oder eine andere Fremdbefruchtung nicht stattfand. Ansatz. Samenertrag und Keimfähigkeit war sehr schwankend; die Werte hierfür führe ich nicht an, da sie ohne Belang für die vorliegende Frage sind. Einige Rübenhälften gingen ein, bei anderen wurde die Ernte mangels eigener persönlicher Kontrolle infolge militärischer Dienstleistung zu spät vorgenommen. Der Anbau der Nachkommenschaften gab folgendes Bild: Kleine Mitteilungen. 339 Künstliche Räumliche vübe Isoli ierung- Nr. weisse rote weisse rote 1 128 + 1^) 0 273 + 11) 1^) 2 2^) 0 3 50 22) 1 0 4 — 85 0 5 4 0 BIO 0 6 4 0 63 0 7 107 0 135 0 Rübe 2 müssen wir wegen zu geringer Zahl der Nachkommen ausser Rechnung setzen. Es sind somit farbige Rüben nur in 2 von 6 Fällen aufgetreten. A n d r 1 i k und Mitarbeiter fanden sie dagegen stets bei vollkommener räumlicher Isolierung. Auch stehen diese Ergebnisse nicht in Einklang mit der Angabe von S e s s 0 u s , dass der Anteil farbiger Rüben um so grösser, je stärker die Isolierung sei. Hierauf ist aber weniger Wert zu legen als darauf, dass bei meinen Versuchen in der Minderheit der Fälle Farbenvaria- tionen nach Selbstbefruchtung aufgetreten sind. Die Form der Rüben war durchweg gut, von aus- gesprochenem Zuckerrübentypus. Hinzuzufügen ist noch, dass mehrfach (im ganzen 48) Rüben darunter waren, die an einigen Stellen rote Färbung der Epidermis zeigten. Genauere Untersuchung ergab aber in allen Fällen, dass Ver- wundung durch tierische Schädhnge Veranlassung dieser Färbungen war. wie dies auch schon Bar tos*) erwähnt. Ich habe aber, um allen Einwendungen zu begegnen, die be- treffenden Rüben meinem Kollegen Dr. Hugo Fischer vorgelegt, der ebenfalls als Ursache der Färbung in allen Fällen die Verwundung anspricht. 2. Unter den bisherigen Literaturangaben zu unserm Thema fehlen vollständig solche über die Vererbung dieser Farben- abweichungen. Und doch kann nur der Vererbungsversuch einen weiteren EinbUck in die Natur dieser bringen. Sind es erbhche Variationen oder nicht erbliche Modifikationen? Sind sie homozygot oder heterozygot? 1) Grünköpfig, weiss. 2) Davon eine mit grünem Kraut und weissem „Fleisch", die andere mit rotem Kraut und rotem ,.Fleiscli" mit weissen Zonen dazwischen und im Geschmack gleich Zuckerrüben, nicht Salatrüben. ä) Grünes Kraut und weisses „Fleisch". *) öster.-ungar. Zeitschr. f. Z.-Ind. u. L. Bd. 45, 1916. S. 1. 390 Kleine Mitteilungen. Ich habe daher 1915 sieben rote Zuckerrüben mit guter Ziickor- rübenform und weissem Fleisch halbiert, je eine Hälfte räumlich isoliert und die zweite Hälfte aller sieben Rüben gemeinsam ausgepflanzt, so dass diese sich gegenseitig befruchten konnten, aber gegen andere Be- stäubung geschützt waren. Diese letzteren standen auf dem Versuchs- gut Mocheln des Kaiser Wilhelm-Institutes Bromberg. Von diesen sind im Laufe des Sommers aber 6 Stück eingegangen bzw. durch Wind- bruch vernichtet, so dass nur von Pflanze Nr. 5 Nachkommenschaft gezogen werden konnte. Die einzelnen Hälften waren auf Rittergut Ossowitz bei Bromberg und in Ostrometzko. Kr. Kulm, räumlich zu- verlässig isoliert. Auch hiervon gingen mehrere verloren. Es konnte nur von Pflanzen Nr. 5 und 7 Nachkommenschaft gezogen werden. Pflanze 5 stand in dem Garten des Administrators in Neuhof bei Ostrometzko imd Pflanze Nr. 7 in dem Garten des Försters in Ostro- metzko, an beiden Orten war Zutritt fremden Pollens unmöghch. Die Nachkommenschaften setzten sich folgendermassen zusammen: Rote Rüben i nit Weisse Rüben mit grün. Kraut rotem Kraut grünem Kraut Rüben ins- rotem Fleisc'li weissem Fleisch weissem Fleisch weissem Fleisch gesamt Pflanze 5 aus Mocheln . . ,, 5 „ Neuhof . . . „ 7 „ Ostrometzko . 46 2 57 51 2 0 8>) 0 60») 38 0 49 145 4 166 Dieser Vererbungsversuch ist nicht in der beabsichtigten Aus- dehnung gelungen. Auch 1916 sind die in Fortsetzung dieser Ver- suche als Samenträger ausgepflanzten roten Zuckerrüben eingegangen, was im Zusammenhang mit den Erfahrimgen von 1915 auf grössere Empfindliclikeit solcher, sei es gegen die Überwinterung überhaupt oder gegen das Teilen der Rüben, hinweist. Dass sie durch Frühjahrsfröste mehr gelitten hatten, als die weissen Rüben, ist unwahrscheinlich, da B a r t 0 s ^) festgestellt hat, dass die roten Zuckerrüben widerstands- fähiger gegen Frost sind als die weissen; allerdings gelten die ..roten Sorten" der Zuckerrüben nach H e r z f e 1 d ^) als weicher, aber diese sind nicht mehr in Kultur. *) Je eine zwiebeiförmige Rübe dabei, sonst alle von gutem Zuckerrübentypus. 2) öster.-ung. Zeitschr. f. Z.-I. und L. 45, 1916, S. 1. ») Beiträge zur Pflanzenzucht 1, 1911, S. 17. Kleine Mitteilungen. 391 Trotz des geringen Umfanges zeigt der Versuch sicher: 1. dass die spontan auftretenden roten Individuen reiner Zucke rrübenzuchten keine Modifikationen sind. sondern Variationen; 2. dass die beiden Pflanzen 5 und 7 heterozygot veranlagt waren, also aus der Verschmelzung zweierlei bezüglich der Rüben- färbung verschieden veranlagte Geschlechtszellen entstanden sind, da die Nachkommenschaft spaltet; 3. dass unter Nachkommen aus Selbstbefruchtung von Zuckerrüben mit roter Epidermis, aber weissem „Fleisch", etwa 33 °/o rot- fleischige Rüben auftreten. Aus Punkt 2 ist zu folgern, dass diese Farbenabweichungen nicht als rezessive Kombinationen infolge früherer Befruchtung durch Pollen roter Rüben aufzufassen sind, wie Oetken annahm, weil solche ja in der Nachkommenschaft konstant sein müssten. Wohl ist hiermit ein weiterer Schritt in der Kenntnis der Natur dieser Varianten getan, ungeklärt bleibt aber immer noch die eigent- hche Ursache ihres Auftretens, insbesondere ob darin nachteilige Folgen der Selbstbefruchtung zu sehen sind. Der Einfluss des Einschlussmittels auf die Samenbildung. Von C. Fruwirth, Wien. Bei einer grossen Zahl von Pflanzen habe ich die Möglichkeit der Fruchtbildung bei Einschluss untersucht. Die meisten Ergebnisse sind für sich mitgeteilt worden,^) ein anderer kleinerer Teil derselben nur zur Bearbeitung der Bände 2 — 4 der „Züchtung landwirtschaft- hcher Kulturpflanzen" verwertet worden. Die Züchtung muss ja nicht nur bei Bastardierung und Auslese nach derselben, sondern gelegenthch auch bei anderen Züchtungsarten von Einschluss der Blüten oder Blütenstände Gebrauch machen. Es hat daher schon die Feststellung, ob bei einer Pflanzenart bei Einschluss überhaupt Bildung von Samen — nicht nur solche von Fruchthüllen — erfolgt, Wert. Die Kenntnis der Bestäubungseinrichtung der Blüten der betreffenden Art allein lässt den Schluss auf normal eintretende Selbstbestäubung nicht zu, wie dies beispielsweise Weizen und Erbse zeigten, von welchen jede, besonders die letztere eine Blüteneinrichtung aufweist, die auf Fremd- bestäubung schliessen liesse, während tatsächlich bei beiden Pflanzen Selbstbefruchtung herrscht und Fremdbefruchtung nur sehr gelegent- lich eintritt. 1) Naturwissenschaftliche Zeitschrift für Land- und Forstwirtschaft. 392 Kleine Mitteilungen. Die Einschlussmittel haben je nach der Pflanzenart gegen die Übertragung von Pollen durch Insekten oder durch den Wind zu schützen. Im ersten Fall genügen Hauben aus feinmaschigem Gewebe "wde TüU oder Kästen, deren Wandungen aus solchem Gewebe gebildet werden. Solche Gewebe lassen Luft zutreten und Licht findet zwar geschwächten, aber immer noch reichlichen Zutritt. Brauchbare Ein- schlussmittel gegen Windbestäubung sind seltener. Hüllen aus Glas, meist Tüten (Beutel, Säckchen) aus Pergamin oder Kästen, deren Wandungen aus Pergamin oder — da dieses bei längerer Verwendung wenig Widerstand leistet — aus Öltuch gebildet werden. Die Schädigung der eingeschlossenen Teile ist in diesem Falle eine be- trächtlichere, weil der Lichtzutritt erheblich eingeschränkt ist und auch der Luftzutritt wesentlich geringer als bei Tüllhüllen ist. Luft kann ausser durch den Boden nur durch die feinen Poren der ver- wendeten Papierhüllen dringen, soweit selbe nicht durch die Fett- oder Firnisüberzüge verklebt sind und bei Tüten (Beutel) durch die Zwischenräume, welche der Wattepfropfen lässt, der um den Stengel liegt und die untere Öffnung der Tüte schhesst. So hat beispielsweise Balls bei Baumwolle feststellen können, dass selbst 95 % aller Blüten in Papiersäcken abgestossen wurden.^) Von Lubimenko ist ausgesprochen worden, dass zu Beginn der Fruchtbildung Licht kurze Zeit hindurch absolut notwendig ist. Er stützt diese Forderung auf Ergebnisse, die er bei Weizen und Erbsen gewonnen hatte.-) Scholz hatte bei Molin gefunden, dass die Samenanlagen bei Lichtmangel absterben,^) also für diese Pflanze eine ähnliche Beobachtung wie Lubimenko bei Weizen und Erbse ge- macht. Da nun die Möglichkeit vorhegt, dass auch im Züchtungs- betrieb dunkle Stoffe als Einschlussmittel verwendet werden, so habe ich mit einigen Pflanzen, die ausgesprochene Selbstbefruchter sind. Versuche mit Einschluss neuerlich ausgeführt, und zwar mit licht- durchlassenden Pergamintüten und mit lichtdichtem Einschluss. Als lichtdichter Einschluss dienten bei den 1910 und 1911 Versuchen je 2 Säckchen. Ein inneres Säckchen aus jenem schwarzen Papier, in welches photographische Platten eingewickelt werden, ein äusseres aus einem schwarzen dichten Stoff (Schirting). Ausgesprochene Selbst- befruchter waren herangezogen worden, um den Einfluss des Einscliluss- mittels rein zu haben, nicht vermengt mit jenem des Anschluss von fremdem Pollen. Dichte Einschlussmittel wären bei zwei der verwendeten Pflanzen. Erbse und Fisole, überflüssig gewesen, da, wenn schon einer 1) The cotton plant, S. 107. 2) Comp. rend. de l'acad. Paris 1908. 3) Cohn, Beiträge zur Biologie der Pflanze 1892. S. 373. Kleine Mitteihmgen. 393 der seltenen Fälle der Fremdbestäubung bei diesen eintritt, die Übertragung des Pollens durch Insekten erfolgt. Der Einheitlichkeit halber wurde aber bei dem Vergleichsversuch mit hchtdurchlassender Hülle auch bei diesen Pflanzen, so wie bei Weizen und zweizeihger aufrechter Gerste, dasselbe dichte Einschlussmittel, Pergamintüten, verwendet. Blütenstände sollten zu einer Zeit eingeschlossen werden, zu welcher sich auch die entwickeltste Blüte noch im Knospenzustand befand. Dieser Zeitpunkt ist bei Erbse und Fisole sehr leicht, bei Weizen auch noch leicht festzustellen, bei Gerste schwieriger. Ist bei Weizen wirklich eine Blüte schon über das Stadium hinausgekommen, so ist dies bei täglicher Beobachtung leicht festzustellen. Bei zwei- zeihger aufrechter Gerste findet ein Blühen mit offenen Spelzen unter normalen Verhältnissen und bei unseren gewöhnlich gebauten Sorten überhaupt nicht statt, das Abblühen — Stäuben und Bestäuben bei geschlossenen Spelzen — erfolgt noch innerhalb der Blattscheide oder während des Ausschiebens der Ähre. Es wurde bei Gerste daher, um ganz sicher zu gehen, der Zeitpunkt für das Einschliessen gewählt, in welchem eben die äussersten Spitzen des Grannenbündels aus der obersten Blattscheide heraussehen. Endlich wurden auch annähernd gleichentwickelte Blüten oder Blütenstände bei Pflanzen untersucht, die frei ohne jede Hülle abblühten. Die Zahlen des ersten Versuches sind die folgenden: 1910. Von licht- dicht einge- schlossenen wurden erhalten Von in Pergamin schlossenen wurden erhalten Von frei abgeblühten wurden erhalten Rosablühende Futtererbse Nolc A Im- perial-Gerste Criewener 104 Winter- weizen 5 Blüten 0 Körner 5 Ähren mit 55 „ 97 Ahrchen 5 Ähren mit 88 „ 102 Ahrchen 5 Blüten 5 Ähren mit 109 Ährchen 5 Ähren mit 111 Ährchen 8 Körner 94 129 5 Blüten 5 Ähren mit 126 Ährchen 5 Ähren mit 123 Ährchen 14 Kömer 112 196 Nachdem das Ergebnis bei Erbse anders ausgefallen war als bei den beiden übrigen Pflanzen, wurde der Versuch mit Erbse 1911 wiederholt und ein solcher mit Fisole und mit Mohn angeschlossen. Dabei war noch die hchtdichte Hülle mit weissem Papier überdeckt worden, um die stärkere Erwärmung durch die schwarze Hülle zu ver- meiden. 394 Kleine Mtteilungen. I9U. Von licht- dichteinge- schlossenen wurden erhalten Von in Pergamin einge- schlossenen wurden erhalten Von frei abgeblühten wurden erhalten Rosablühende 3 Pflanzen 0 3 Pflanzen 5 Hülsen 3 Pflanzen 8 Hülsen Futtererbse mit 11 mit 11 mit 31 mit 10 mit 39 Blüten Blüten Samen Blüten Samen Admiral 3 Pflanzen 1 Hülse 3 Pflanzen 4 Hülsen 3 Pflanzen 8 Hülsen Graigh mit 10 mit 3 mit 9 mit 13 mit 11 mit 38 Markerbse Blüten Samen Blüten Samen Blüten Samen Fisole 3 Pflanzen 1 Hülse 3 Pflanzen 6 Hülsen 3 Pflanzen 15 Hülsen Flageolet mit 20 mit 4 mit 21 mit 25 mit 20 mit 60 Blüten Samen Blüten Samen Blüten Samen Silbergrauer, 2 Pflanzen 1 Kopf 2 Pflanzen 1 Kopf 2 Pflanzen 1 Kopf weiss und mit je mit 247, mit je ' mit 852, mit je mit 3610, violett 1 Kopf 1 Kopf 1 Kopf 1 Kopf 1 Kopf 1 Kopf blühender mit 648 mit 520 mit 2785 Mohn Samen Samen Samen 1914 endlich wurde, um allen Einwänden bezüglich Lichtdichte des verwendeten Einschlusses zu begegnen und auch strengen An- forderungen einer botanischen Untersuchung zu genügen, der Versuch mit Weizen und mit Mohn in anderer Weise nochmals wiederholt. Es wurden Holzkästen verwendet, deren Fugen mit Kitt verstrichen wurden und die innen mit einer doppelten Lage von jenem schwarzen Papier ausgekleidet waren, wie es zum Einwickeln von photo- graphischen Platten verwendet wird. Unter solchen Kästen wurde von Wetterauer Fuchs-, Winter- und abessynischem Sommerweizen, sowie von rosablühender Sommererbse nicht eine Frucht erhalten, bei Mohn wurden pro Kopf (Pflanze) 540 Samen gebildet. Da sonach noch immer ein widersprechendes Ergebnis, diesmal bei Mohn, erzielt worden war, wurde der Versuch 1915 nochmals wieder- holt. Nachdem die Herstellung der hchtdichten Holzkästen und die Erhaltung der Lichtdichte derselben in Sommerszeit schwieriger ist, wurde bei dieser Wiederholung ein anderes Einsclilussmittel heran- gezogen. Es wurde durch Buchbinderarbeit aus starker Pappe, durch Auf einanderkl eben der weit üb er einander greif enden Ränder, ein Zylinder hergestellt und oben mittels Pappscheibe geschlossen, die mit zwei Lagen Papier, das über die Zylinderwand herabreicht, überklebt wurde. In der Scheibe war ein Kautschukschlauch lichtdicht be- festigt, der in das Innere des Zylinders ragte, aussen weit herabhing und Lufteintritt vermittelte. Die Lichtdichte der Vorrichtung wurde, Kleine Mitteilungen. 395 wie im vorigen Versuch, durch Einbringen von photographischem Papier in die Versuchszyhnder geprüft. Es wurde bei keiner der verwendeten Versuchspflanzen — rosa- blühende und schwarzhülsige Erbse, beide von Pisum arvense, Erbse Admiral Graigh von P. sativum, Imperial-Gerste A von Nolc-Dreger. Bohemia-Gerste von Nolc-Dreger, Wetterauer Winterweizen, Criewener 104 Winterweizen, abessynischer Sommerweizen, Strubes Schlanstedter Sommerweizen, französisches Raigras (Arrhenatherum elatior), Fisole Flageolet, grünsamig, und hellgrauer, weiss und violett blühender Mohn — Ansatz von Samen erzielt. Damit erscheint nun der Befund von Scholz bei Mohn und von Lubimenko bei Weizen und Erbse — und zwar bei diesen beiden bei je mehreren Formenkreisen — bestätigt und auch für Gerste. Hordeum distichum nutans und erectum, französisches Rai- gras, Arrhenatherum elatior, und Fisole, Phaseolus vulgaris, die Not- wendigkeit von Lichtzutritt bei Ausbildung der Samen nachgewiesen. Wenn in den Versuchen der Jahre 1910 und 1911 in einigen Fällen Samenbildung eintrat, so ist dieses darauf zurückzuführen, dass die bei diesen Versuchen verwendeten Hüllen nicht vollkommen lichtdicht waren. Diese ersten Versuche zeigen aber, dass schon sehr geringe Lichtmengen ausreichen. In wissenschaftlicher Beziehung ist durch die Versuche nachgewiesen, dass bei Sommer- und Winterweizen von Triticum sativum aufrechter und nickender Gerste, Hordeum disti- chum erectum und nutans, Futter- und Ackererbse, Pisum arvense und sativum, Fisole, Phaseolus vulgaris, Mohn, Papaver sativum, und fran- zösisches Raigras, Arrhenatherum elatior, Lichtzutritt zur Ausbildung von Samen in den Fruchtknoten notwendig ist, aber dass, wie die ersten Versuche zeigen, schon kleine Lichtmengen dazu genügen. Für die Durchführung der Züchtung folgt aus den Versuchen, dass man dunkle Hüllen vermeiden soll, denn die ersten Versuche 1910 und 1911 Hessen erkennen, dass die Zahl der gebildeten Samen, die unter Pergaminhüllen schon wesentlich geringer als bei vollem Lichtgenuss war, unter dunklen Hüllen, die nur äusserst wenig Licht durchliessen, noch mehr gedrückt war. Empfindlicher erwies sich dabei Erbse und Fisole, weniger empfindlich Mohn, Weizen und Gerste. Vollständig lichtdichte Hüllen, wie sie in den Versuchen des Jahres 1915 in Anwendung kamen, werden in der Züchtungspraxis nicht benützt. 396 Kleine Mitteilungen. Andere Sachliche. Institut für Vererbungsforschung Potsdam. Das Institut, welches der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin angegliedert ist, untersteht Professor Dr. E.Bau r. Der Bau des Institutes sollte im Herbst des Jahres 1914 begonnen werden, die erforderlichen Mittel waren vom Landtage bereits bewilhgt, infolge des Krieges ist die Ausführung nicht möglich gewesen. Es ist aber, um die Institutsarbeit einigermassen zu ermöghchen, ein Teil des In- stituts fertiggestellt und auch bereits vorläufig in Benützung ge- nommen worden. Das Institut liegt auf frisch gerodetem Waldland bei Potsdam, etwa 15 Minuten vom Bahnhof entfernt, elektrischer Strassen- bahnanschluss ist für später geplant. Es umfasst eine Fläche von 4 ha, die bereits eingezäunt ist, und deren Wasserleitungsnetz im Laufe des Herbstes 1917 fertiggestellt wird. Von dem Institutsgebäude ist zunächst nur ein kleiner einstöckiger, aus 9 Räumen bestehender Seitenflügel fertig gestellt worden, der später als Arbeitsraum für die von ihm ausgehenden Gewächshäuser dienen soll. Von den Gewächs- häusern sind nur 2 kleine Anzuchthäuser fertig. Das ganze Haupt- gebäude des Instituts ist noch nicht in Angriff genommen. Fertig gestellt sind dagegen zwei umgitterte Schutzkäfige für Versuche mit Getreidearten, deren grösserer einen Umfang von 28 X 28 m hat. Für das endgültige Institut ist eine grössere Zahl ähnlicher Getreidekäfige vorgesehen. Ebenfalls bereits fertig sind eine Reihe von mit Frühbeet- fenstern verglasten Arbeitshäusern für Bestäubungsversuche, Arbeiten mit eingetopften Pflanzen u. dgl. Ein ähnliches verglastes Arbeits- haus, dessen Seitenwände und Dach zeitweilig entfernt werden können, dient für Bastardierungsversuche mit Kartoffeln, die nicht in Töpfen, sondern in der Erde des Hauses gezogen werden, und ein weiteres Haus dieser letzteren Art ist für Bastardierungsversuche mit Pflaumen-, Zwetschen- und Kirschenarten im Gebrauch. In dem jetzt fertig gestellten kleinen Institutsgebäude sind provisorisch die not- wendigsten Arbeitsräume untergebracht. Das Institut besteht aus einer botanischen, dem Vorsteher un- mittelbar unterstellten Abteilung mit 3 Assistentenstellen und einer zoologischen Abteilung mit Herrn Privatdozent Dr. Klatt als Ab- teilungsvorsteher. Für die zoologische Abteilung ist eine Fläche von ^U ha bestimmt, doch sind vorläufig die Käfige für die Versuchstiere, zurzeit nur Kaninchen und Hunde, in unmittelbarer Nähe des pro\'i- > sorischen Institutsgebäudes untergebracht. Ein etwa ^l_^ ha grosser Teil des Institutsgebäudes dient als eine Art lebendes Museum für Pflanzenzüchtung und Vererbungswissenschaft. Er enthält eine Ab- teilung, in der die Stammformen und eine grosse Zahl von Kultur- Kleine Mitteilungen. 397 formen der wichtigeren Kulturpflanzen untergebracht sind. Eine weitere Abteilung dient zur VeranschauUchung von VererbungB- erscheinungen, von Pfropfversuchen und ähnUchen Dingen. Diese ganze Schauabteilung ist im ersten Ausbau begriffen. Von Versuchen mit Kulturpflanzen sind in grösserem Umfang im Gange: Vererbungs- und Bastardierungsversuche mit Gerste (Versuchs- leiterin Fräulein Dr. Schiemann), Vererbungs- und Bastardierungs- versuche mit Kartoffeln (Versuchsleiterin Fräulein Dr. v. Graeve- nitz), mit Weizen (Versuchsleiter Professor Dr. Baur), Bastar- dierungsversuche mit Stachelbeeren (Versuchsleiterin Fräulein Dr. V. Graevenitz), Bastardierungsversuche mit Pflaumen (Versuchs- leiterin Fräulein Dr. v. Graevenitz). Persönliche. Exkursion der Österr. Gesellschaft für PflanzenzüclituDg, Oraf kinskyscbe Domäne Kronian (illäliren). V 1 Hofrat Baron Rinaldini vom K. K. Ackerbauministerium. 2 Monsign. Srämek, Präsident des mährischen Landeskulturrates. 3 Prof. Dr. Wacker-Hohenheim. 4 Dr. Hillmann-Berlin. 5 Zentraldirektor Pohl-Kromau. 6 Prof. E. Freudl-Tetschen-Liebwerd, Geschäftsführer der ^Z". Der bisherige Geschäftsführer der Saatzuchtabteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Dr. Paul Hillmann hat die Geschäftsführung der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht als geschäftsführendes Vorstandsmitglied unter Ver- legung von deren Sitz nach Berlin übernommen. Während des Krieges wird er auch noch die Aufgaben der Saatzuchtabteilung weiter führen, um sie nach Beendigung desselben an seinen vom Vorstand der Deut- schen Landwirtschafts-Gesellschaft in Aussicht genommenen Nach- folger Dr. F. Merkel abzugeben. Hill mann widmete sich nach längerer praktischer und wissen- schaftlicher Vorbereitung zuerst der Tierzucht und wurde dann 1901 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter der Düngerabteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. 1903 wurde er Geschäftsfülirer der Saat- zuchtabteilung. Unter seiner Geschäftsführung gelangten alle jene Ein- Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. V. 27 398 Kleine Mitteilungen. richtuiigen zur Förderung der Pflanzenzüchtung und des Saatgutbaues zur Ausgestaltung, die von der Saatzuchtabteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in den Jahren 1901 — 17 geschaffen worden sind. Auf diese Einrichtungen beziehen sich auch die meist unter dem Namen der Saatzuchtstelle erschienenen vielen Veröffentlichungen des Genannten in den Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts- Gesellschaft, den Jaln-büchern, den Arbeiten der Gesellschaft und an anderen Orten. An wissenschaftlichen Arbeiten liegen ausserdem unter anderem vor: Vergleichende Betrachtungen über Tier- und Pflanzen- züchtung (Festschrift für Orth, 1905) und die Habilitationsschrift: Die Bestimmung der Sortenreinheit und Sortenechtheit bei Beurteilung von Saatgutfeldern, 1911. Die Kenntnis der deutschen Pflanzenzüchtung wurde ungemein gefördert durch die Herausgabe des auch in franzö- sischer Sprache erschienenen Werkes: Die deutsche landwirtschaftliche Pflanzenzucht, 1910, Heft 168 der Arbeiten der Deutschen Landwirt- schafts-Gesellschaft. Seit 1910 wirkt Hillmann als Privatdozent an der landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin und liest daselbst über Pflanzenzüchtung, Agrargeographie, koloniale Laudwir tschaft und zurzeit in Vertretung des Geheimen Reg.-Rats von Rümker über Acker- und Pflanzenbaulehre. Merkel, geb. 25. Nov. 1881, der gegenwärtig im Felde steht, hat sich während seiner Tätigkeit an der Saatzuchtabteilung seit 1908 besonders der Bearbeitung der Sortenversuche der Deutschen Land- wirtschafts-Gesellschaft gewidmet (Arbeiten der D. L.-G. Heft 223, 242, 247, 256 und 267). Mit Heinrich Maria Jirku, der am 28. August des Jahres in Mäliren verschied, ist einer der ersten österreichischen Züchter der Zuckerrübe im 66. Lebensjahr gestorben. Jirku, der an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und an der Universität in Leipzig studiert hatte, begann bereits im Jahre 1878 mit der Züchtung, und zwar auf dem Pachtgut Birnbaum, nächst Station Kieuowitz der Vlarapassbalni. Zuerst wurde die Auslese auf Zuckergehalt durch Be- stimmung des spezifischen Gewichtes der ganzen Rübe, von 1881 durch jene eines Boln-pfropfens, von 1885 durch Saftpolarisation, von 1891 durch Bestimmung des Zuckers in der Rübe vorgenonunen. Als er 1893 mit Teilnehmern die gleichfalls in Mähren gelegene gräflich Herbersteinsche Domäne Strilek gepachtet hatte, zog er auch diese zum Züchtungsbetrieb heran, der allmählich erheblichen Umfang gewonnen hatte. 1894 wurden 71 000 Rüben polarisiert. Geschäftliches Unglück zwang ihn, die Pachtung von Strilek aufzugeben, und nach Ablauf der Pachtzeit von Birnbaum auch diese Wirtschaft zu verlassen. Er wirkte dann, als Landwirt hochgeschätzt, als Oberverwalter, später Gutsdirektor der Rohatatz-Bisanzer Zuckerfabrikswirtschaften. Dr. J. C. Schoute-Bussum ist zum Professor der Botanik der Universität Groningen ernannt worden. Mit der Pflanzenzüchtung ist er in nähere Beziehung durch das grosse Werk „Die Bestückung des Getreides" 1910 getreten, das zuerst in den Verhandlungen der K. Akademie der Wissenschaften in Amsterdam erschienen ist. Scheute war mehrere Jahre hindurch an der Samenkontrollstation Wageningen tätig. Das nächste Heft erscheint im März 1918. Druck von Fr. StoUberg, Merseburg. I Trieure Unkrautsamen- Ausleser, Mischfrucht - Scheider, Getreide-Sortierer, Lagerhaus-Einrichtungen Reinigungs-Anlagen für Saatzuchtanstalten. Kalker Trieurfabrik nnd Fabrik gelochter Bleche lUayer $f €ie. In Röln=Ralk. Zweigfabriken in Dresden-Neustadt und Augsburg-Pfersee. Verlag von Paul Parey in Berlin SW. 11, Hedemannstraße 10 u. 11. Neue Probleme der Pflanzenzüchtung. Von von Caron-Eldingen. Preis 50 Pf. Zeitfragen des landw. Pflanzenbaues. Praktische Winke und Ratschläge von Dr. J. Becker ^^^^ L. Danger in Rostock in Neuhof (Reinfeld i. Holstein). Gebunden, Preis 4 M. 50 Pf. Wolffs Düngerlehre. Mit einer Einleitung über die allgemeinen Nährstoffe der Pflanzen und die Eigenschaften des Kulturbodens. Gemeinverständlicher Leitfaden der Agrikultur-Chemie. Sechzehnte Auflage, neubearbeitet von Prof. Dr. H. C. Müller, Vorsteher der agrik.-chem. Kontrollstation und der Versuchsstation für Pflanzenkrankheiten zu Halle a. S. Gebunden, Preis 2 M. 80 Pf. Anwendung künstlicher Düngemittel. Von Prof. Dr. phil. Paul Wagner, Geh. Hofrat, Dr.-Ing. h. c, Vorstand der Grossherzogl. Hess, landw. Versuchsstation Darmstadt. Sechste, neubearbeitete Auflage. Gebunden, Preis 2 M. 80 Pf. Anleitung zum Getreidebau auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Von Prof. Dr. Anton Nowacki in Zürich. Sechste, durchgesehene und verbesserte Auflage. Mit 128 Textabbildungen. Gebunden, Preis 2 M. 80 Pf. [2] Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Druck von Fr. Stollberg, Merseburg. New YorK Botanical Garden Libran 3 5185 00258 2250