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Zeitschrift für
technische Biologie
Neue Folge der Zeitschrift für Gärungsphysiologie
unter Mitwirkung von hervorragenden Fachgenossen
herausgegeben von
Professor Dr. Paul Lindner- Berlin
Band VIII
LEIPZIG
Verlag von Gebrüder Borntraeger
1921
Alle Rechte,
insbesondere das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten
Druck von E. Buchbinder (H. Duskt>1 in Neuruppin
Inhalt
1. OlofSvanberg. Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener
Azidität 1
2. Albrecht Hase. Ül^er technische Biologie, ihre Aufgaben und Ziele, ihre
prinzipielle und wirtschaftliche Bedeutung 23
3. P. Lindner. Die Bestimmung der Durchschnittsgröße von Mikroben, Stärke
u. dergl. mit Hilfe mikrophotographischer Aufnahmen 47
4. Aus dem Bericht der Kommission (Lindau, Lindner und Reinhardt) der
Deutschen Botanischen Gesellschaft über die Hebung der Produktion von Speise-
pilzen .51
5. Lindner. Allgemeines aus dem Bereich der Biotechnologie 54
6. — Das Biosproblem und die Deutung negativer Ergebnisse bei Assimi-
lationsversuchen 56
7. — Ein klassisches Werk aus dem Gebiete der Biotechnologie 57
8. — Die Antialkoholbewegung und die Gärungsforschung 57
9. — Ergänzende Nachträge zur Schädlingsbekämpfung, Fäkalienverwertung,
zur Biosfrage und Fettgewinnung 58
10. — Die Bestandteile der menschlichen Fäzes 63
11. — Forderung eines Institutes für Erforschung technisch wichtiger Mikroben
in England 64
12. — Bilder von der Kleiderlaus 67
13. Referate 70
14. Arminius Bau. Der Gehalt junger Frühjahrsblätter an Oxalsäure, sowie
einige Bemerkungen über diese Säure 151
15. Alb recht Hase. Über die wirtschaftliche Bedeutung von Ungeziefer und
Schädlingen sowie über einige Aufgaben der Praxis aus der angewandten
Zoologie, besonders Entomologie 155
16. Ernst Kuhn f. Beitrag zur Geschichte des Bieres 194
17. Lindner. Verwertung der Pilzmasse des Milchflusses der Bäume .... 217
18. — Über eine besondere Art „chinesischer Hefe" 218
19. — Untersuchungen über die chemischen Bedingungen für die Entwicklung
der Fortpflanzungsorgane bei einigen Hefen 219
20. — Eine ältere Mitteilung über die Herstellung von Kartoffelbier .... 219
21. — Gewinnung von Alkohol aus Ananasabfällen 221
22. — Ein Institut zur Erforschung der Alkoholwirkungen . 222
23. — Aus einem Brief Goethes an Schiller vom 26. Oktober 1794 223
24. — Bekämpfung des Tuberkelbazillus in seiner Eigenschaft als Fettpilz . . 223
IV Inhalt
25. Lindner. Die Bekämpfung eines tierischen Lungenbewohners 224
26. — Die Ursache der Krebspest 225
27. — Zum Regenwurmvorkommen . 225
28. — Holzspiritusgewinnung 226
29. — Reis- und Maisverarbeitung 226
30. — Harnstoff als Futterbeigabe •. . 226
3L — Die Verwendung von Hefen zum Nachweis und zur Trennung von
Zuckerarten ä26
32. — Eine botanische Zentralstelle für Nutzpflanzen . 227
33. — Geheimrat F. Haber über Wissenschaft und Wirtschaft 227
34. — Zur Ungeziefervertilgung 227
35. — Blausäurederivate zur Schädlingsbekämpfung 228
36. Referate .229
t
Die Yermehrungsgeschwindigkeit der Hefen
bei verschiedener Azidität
von
Olof Svanberg
Mit 8 Abbildungen im Texte
(Aus dem biochemischen Laboratorium der Hochschule zu Stockholm)
Eingegangen 8. Oktober 1919.
Die Einwirkung von Säuren und Basen auf Wachstum und Gärung
der Hefen ist eine Frage, der seit langem erhebliches Interesse und
eifriges Studium gewidmet worden ist, und zwar in recht weitgehendem
Grade von den Männern der Praxis.
Diese Tatsache beruht wohl größtenteils lediglich darauf, daß wir
in den Säuren ganz vorzüglich geeignete Mittel besitzen, um die opti-
malen Vermehrungs- und Wirkungsbedingungen der nützlichen Mikro-
organismen aufrecht zu erhalten und sie auf Kosten der zahlreichen
Schädlinge, die in jedem biologischen Betriebe anwesend sind, selektiv
zu begünstigen. In den Brennereien und Preßhefefabriken wird dem-
nach zur Hemmung der Bakterienentwicklung und Darstellung reiner
Anstellhefen durch Waschen der Hefe und Beinigungsgärung Milchsäure,
Schwefelsäure oder Weinsäure seit langem verwendet, und nach Henne-
ber g^), dem wir besonders praktische Beantwortung der in dieser Hin-
sicht aufkommenden Fragen verdanken, ist es sogar möglich, aus alter
und verflüssigter, völlig in Fäulnis übergegangener Hefe mit Hilfe von
Schwefelsäure in kurzer Zeit ein fast völlig reines Produkt, eine „natür-
liche Beinzucht" im Sinne Delbrücks, zu erhalten.
Die wissenschaftlichen Grundlagen dieser wichtigen Reinigungs-
methoden der Hefe bestehen in denselben Tatsachen, deren wir uns seit
^) Henneberg, Gärungsbakteriologisches Praktikum. S. 239 — 256, Berlin 1909.
Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VUI. -^
2 Olof Svanberg
Jahrhunderten bedienen, wo es darauf ankommt, kohlehydratarme Nah-
rungsmittel durch Zusatz von Essig-, kohlehydratreiche durch saure
Gärungen verschiedener Art, längere oder kürzere Zeit vor Fäulnis zu
schützen, den Tatsachen nämlich, daß die typischen Fäulnisbakterien
sehr empfindlich sind gegen den Einfluß von Säuren, während die
meisten Kohlehydrate vergärenden Mikroorganismen in neutralen bis
mehr oder weniger sauer reagierenden Medien am besten gedeihen.* Im
Falle der verfaulten Hefeproben Hennebergs haben wir außer mit den
typischen Fäulnisbakterien auch mit den schädlichen unechten oder
flüchtige Säure - Milchsäurebakterien zu rechnen, die eine weit größere
Aziditätstoleranz als die Fäulnisbakterien besitzen, in dieser Hinsicht
aber kaum die echten (d. h. fast nur Milchsäure produzierenden) Milch-
säurebakterien übertreffen dürften. Von den letztgenannten wissen wir
aber mit Sicherheit, daß sie weniger azidophil sind als die Kulturhefen ^).
Hefeschädlinge, die in noch saurer Nährlösung fortpflanzungsfähig sind,
als die Kulturhefen noch bewachsen können, sind Oidiuni u. a. Schimmel-
pilze und vor allem die Kahmhefen. Die letztgenannten Pilzgattungen
sind also nicht durch die oben erwähnten Reinigungsverfahren aus den
damit infizierten Hefeproben zu entfernen und sie gehören überhaupt
zu den azidophilsten Mikroorganismen, die wir kennen^).
Die älteren Literaturangaben über den Einfluß von Säuren und
Basen auf das Wachstum der Hefe sind fast sämtlich in der Weise
gemacht worden, daß einfach die bei den Versuchen verwendeten totalen
Konzentrationen (zugesetzten Mengen) der betreffenden Säure (resp.
Base) in der Nährlösung angegeben wurden •^).
Nun wissen wir ja aber z. B. daß die Azidität der Phosphorsäure
nicht in derselben Weise wie bei Salz- oder Schwefelsäure durch Ti-
tration zu bestimmen ist. Dies rührt daher, daß das exakte Maß der
Azidität einer Nährlösung nicht die totale Säurekonzentration oder der
Titer ist, sondern vielmehr durch die vorhandene Wasserstoffionen-
konzentratiou ausgedrückt werden muß, welche Größen bei den ver-
schieden starken Säuren und besonders in phosphat- und eiweißhaltigen
^) Svanberg, Zeitschr. für physiol. Chem., Bd. 108, S. 120 (1919); diese Zeitschr.
Bd. VII, S. 129 (1919).
*) Vougt, Diese Zeitschr., Bd. VII (1919).
') Auf besonderen Wunsch des Herausgebers sind in dieser Arbeit, die schon für
die vorige pn - Nummer bestimmt war, die Definitionen und die Arbeitsmethode etwas,
ausführlich beschrieben worden.
t
Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 3
Medien wie in der Würze und den sonstigen Hefenährlösungen gar nicht
oder wenigstens in gänzlich unreproduzierbarer Weise Hand in Hand
gehen. Es wird also verständlich sein, daß die Versuche verschiedener
Forscher, quantitative Angaben über die Aziditätsbedingungen der Hefen
anzugeben, oft einen auffallenden Mangel an Übereinstimmung aufweisen
können.
Es ist größtenteils das Verdienst Sörensens^), dessen zusammen-
fassende Darstellung „Über die Messung und die Bedeutung der Wasser-
stoffionenkonzentration bei enzymatischen Prozessen" bereits klassisch
geworden ist, die nichtspezifischen Einflüsse auf fermentative Prozesse
der Säuren und Basen, sowie der nicht neutralen Substanzen überhaupt
und Substanzen, die wie die Eiweißstoffe, die Salze schwacher Säuren
oder Basen die Azidität bezw. Alkalinität eines Mediums durch „Puffer-
wirkungen" abstumpfen können', unter einheitlichen Gesichtspunkten
zusammengefaßt zu haben. Seit den grundlegenden Untersuchungen
dieses Forschers über die Wirkungsbedingungen der Enzyme Invertase,
Katalase und Pepsin ist es zur unerläßlichen Bedingung geworden, bei
biochemischen Studien immer die wirklichen (Wasserstoff-)Ionenkonzen-
trationen, die — wie oben erwähnt — nicht oder nur in Ausnahme-
fällen aus Titrationsaziditäten bezw. -alkalinitäten der Lösungen er-
hältlich sind, genau zu berücksichtigen und besonders bei qualitativen
oder quantitativen Arbeiten vergleichender Art genau in Betracht zu
ziehen. In seiner Darstellung gab Sörensen auch die zwei Methoden,
die immer noch zur Herstellung und Bestimmung der geringen H" und
OH'-Konzentrationen dienen, die bei biochemischen Studien in Betracht
kommen können, nämlich die kolorimetrische oder Indikatorenmethode
und die in dieser Arbeit verwandte elektro metrische Versuchsanordnung.
Wie außerordentlich fruchtbringend die Abhandlung Sörensens
auf die biochemische Forschung wirkte, erhellt aus dem großen Zahlen-
material, das bereits von zahlreichen Forschern mit Hilfe der von ihm
gegebenen Methoden geschaffen worden ist und besonders durch Mi-
chaelis^) ist gezeigt worden, wie wichtige Anhaltspunkte über die
chemische Konstitution der Enzyme sich aus ihren physikalisch -chemi-
schen Wirkungsbedingungen ableiten lassen.
Da die OH-Ionenkonzentrationen in wässerigen Lösungen zu den
Konzentrationen der H-Ionen immer in der einfachen Beziehung stehen,
daß das Produkt der.H'- und OH'-Normalität konstant ist und zwar bei
1) Sörensen, Biochem. Zeitschr. Bd. 21, S. 131 (1909).
■^) Michaelis, Die Wasserstoffionenkonzentration. Berlin 1914.
4 Olof Svanberg
18° g-leich 10-^*'^*, und die OH'-Konzeutrationeu sich nicht durch
direkte Methoden messen lassen, so bestimmt man nach Friedenthals
Vorschlag die ihnen entsprechenden H"-Konzentrationen auch wenn die
Lösungen alkalisch reagieren und gibt also die Reaktion einer Lösung
einfach durch die Wasserstoffionenkonzentration an.
Da die Bestimmungen der Wasserstoffionennormalitäten der bio-
chemischen Substrate fast immer zu unbequem kleinen Zahlen führen
(etwa 10-^ bis lO-^*^), definiert man nach Sörensen die Azidität der
Lösungen mit den negativen dekadischen Exponenten dieser Zahlen, den
sog. „Wasserstoffexpouenten" (pH), welche Bezeichnungsweise auch in
dieser Arbeit angewandt wird. Beim Neutralpunkt ist also pH = 7,07,
bei höheren pH-Werten haben wir es mit alkalischen, bei niedrigeren
mit sauren Lösungen zu tun und ein azidophiler Mikroorganismus wird
dadurch gekennzeichnet, daß er sich in solchen Lösungen am schnellsten
vermehrt, deren pn -Werte kleiner sind als 7.
Hägglund^) hat insofern angestrebt, die Wirkung der Säuren auf
Hefe — er arbeitete nur mit einem Stamm und zwar der Oberhefe
Rasse XII — als Funktion ihrer Konzentration an H"-Ionen darzustellen,
als er den hemmenden Einfluß verschiedener Säuren mit ihren Dis-
soziationsgraden verglich. In methodischer Hinsicht kommt er aber
nicht über den Standpunkt der älteren Forscher hinweg, und so kommt
es,» daß alles, was wir der früheren Literatur entnehmen können betreffs
der Wirkungen auf das Wachstum der Hefe, welche nur auf der Wasser-
stoffionenkonzentration beruhen, sich in die zwei seit langem bekannten
Sätze zusammenfassen läßt:
1. Alkalische Nährlösungen sind für die Entwicklung der Hefen nicht
so gut geeignet, wie schwach saure;
2. Säuren in großer Verdünnung wirken als Wachstumsreiz, sind aber
bei höheren Konzentrationen von hemmendem oder tötendem Ein-
fluß. Die letztgenannte Regel wurde von Rousseau schon iui
Jahre 1843 aufgestellt.
Außer den Wirkungen auf das Wachstum der Hefe, welche nnr
auf einer Beeinflussung der Wasserstoffionenkonzentration beruhen, treten
auch — und zwar bei den überaus zahlreichsten Säuren — Wirkungen
^) Hägglund, Hefe und Gärung in ihrer Abhängigkeit von Wasserstoff- und
Hydroxylionen. Akad. Abhandlung, Stockholm 1914. — Samml. ehem. und chem.-techn.
Vorträge. Stuttgart 1914.
Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 5
zutage, welche mit der Azidität der Säuren nichts zu tun haben und
nach Hägglund als stoffliche Einflüsse spezifischer Art zusammen-
gefaßt werden. So wissen wir z. B. , daß Salizylsäure und Phenol er-
hebliche Giftwirkungen schon in so geringfügigen Mengen entfalten, daß
sie dabei eine Ausbildung entwicklungs- bzw. gärungshemmender Wasser-
stoffionenkonzentrationen nicht herbeiführen können. Auch für Ameisen-
säure und Essigsäure, noch stärker aber bei Propionsäure und Butter-
säure ist durch vergleichende Versuche spezifische Giftigkeit mit Sicher-
heit festgestellt worden, woraus sich z. B. die Unbrauchbarkeit der
Essigsäure zum Reinigen der Hefe und die besondere Schädlichkeit der
Tlüchtige Säure produzierenden Bakterien erklärt.
Als Säuren, die auf Hefe in keinem Grade spezifisch einwirken
und also zur Bestimmung der Abhängigkeit des Hefewachstums von den
Wasserstoffionen gut geeignet sind, gibt Hägglund die starken Mineral-
säuren, Salzsäure und Schwefelsäure und außerdem Milchsäure, an. Über
Weinsäure wurden von Hägglund keine Versuche mitgeteilt.
Methodisches
Die Ph -Bestimmungen wurden in dieser Studie nach der elektro-
metrischen (Gasketten-) Methode ausgeführt und zwar mit einer Ein-
richtung der Apparatur, die im wesentlichsten mit der Beschreibung
Michaelis'^) übereinstimmt.
Modifikationen, die sich im hiesigen Laboratorium als zweckmäßig
erwiesen haben, sind u. a. die folgenden. Als Akkumulator dient ein
kleiner einzelliger von 5 oder 10 Amperestunden Kapazität. Haupt-
stromkreis ist ein einziger Präzisionsrheostat, der Stromschlüssel — nach
Ostwald — hat Platinkontakte und automatischen Kurzschluß für den
Kapillarelektrometer (siehe Abbildung in Kohlrauschs Lehrbuch der
prakt. Physik S. 619, 12. Aufl. 1914). Das Wasserstoffgas wird einer
eisernen (150 Atm.) Bombe mit Draegers Reduktionsventil sehr bequem
in beliebigen Mengen und mit beliebiger Geschwindigkeit entnommen.
Als Pt-Wasserstoffelektroden dienen kurze aber recht grobe Drähte, als
Wasserstoffkamraer ein abgesprengtes Präparatrohr von 1,5 cm Durch-
messer, das von unten durch die Versuchsflüssigkeit, die sich in einer
kleinen (etwa 30 ccm fassenden) zylindrischen Glasschale befindet, mit
Wasserstoffgas gefüllt wird. Normalelektrode ist die von Michaelis vor-
^) Michaelis, a. a. 0.
6
Olof Svanberg
geschlagene gesättigte Kalomelelektrode. Die Ermittlung der Millivolt-
zahlen aus den Widerständen geschieht durch eine direkte Einstellung
des Rechenschiebers, worauf das pn den Tabellen Ylppös^) ent-
nommen wird.
Die Zuwachsversuche der Hefen in Bierwürze wurden in 50 ccm
fassenden Erlenmeyerkölbchen ausgeführt; in den gut gereinigten Kölb-
chen wurden je 15 ccm der ausgekochten bezw. mit Hühnereiweiß ge-
klärten Würze abgemessen, die Kolben durch Wattestopfen verschlossen
und durch Sieden mit Wasserdampf sterilisiert. Sie wurden in diesem
Zustande in größerer Menge vorbereitet und vorrätig gehalten. Außer-
dem wurden bei den Kulturhefen einige Zuwachsversuche in mineralischer
Nährlösung (Ammonphosphat) ausgeführt.
Die Bierwürze hat im natürlichen Zustand eine ganz schwach
saure Reaktion, welche aber nicht ganz scharf definierbar ist, was auf
wechselnden Mengenverhältnissen der reaktionsbestimmenden Anteile in
den Rohstoffen, dem Malze und dem Brauwasser, von denen ihre Azidität
abhängt, beruht^). Als beeinflussende Faktoren kommen besonders die
anorganischen Salze: Phosphate, saure Sulfate, Karbonate und die lös-
lichen Eiweißstoffe des Malzes in Betracht.
In der folgenden Tabelle (I) sind einige Zahlen augegeben, die sich
auf die helle Bierwürze der St. Erics -Brauerei zu Stockholm beziehen.
Tabelle I
PH
Ungekochte
Gekochte
Grehopfte
Stammw
ürze
Würze
Frühjahr 1918 .
. . . 5,37
5,07
5,19
5,07
19198) .
. . 5,6 — 5,7
5,4—5,5
Sommer 1919
. -5,51
5,62
5,58
5,73
5,60
Mittel
5,55
5,36
5,55
5,44
Die Messungen bewegen sich also zwischen den Werten pn = 5,07
und 5,73 und liegen, wie wir sehen werden, durchaus innerhalb der
') Ylppö, Ph -Tabellen. Berlin 1917.
-) Vgl. Windisch, Wochenschr. f. Brauerei 1918—1919, sowie Referat in dieser
Zeitschr. Bd. VII, Heft 1—2 (1919).
^) Vougt, a. a. 0.
Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 7
für die Kulturhefen gfefundenen Grenzen der optimalen pn-
Bedingungen.
Um die Waclistumsg-eschwindigkeit bei der Anfangsreaktion der
Würze mit derjenigen in saurerer Lösung zu vergleichen, wurde in der
Weise verfahren, daß zu jedem einer Anzahl Versuchskolben (15 ccm
sterile Würze enthaltend) 10 ccm dest. Wasser -{- steigende Mengen
(0 — 1 ccm, bei Torula 0—1,4 ccm) einer etwa 1-n HCl gegeben wurde,
worauf die Ph - Zahlen elektrometrisch ermittelt wurden. Sodann wurden
sämtliche Kolben gleichzeitig mit je 1 ccm einer Aufschlemmung bezw.
zweckmäßig verdünnten Reinkultur der zu prüfenden Hefe geimpft, so
daß in jedem Versuchskolben gleichmäßig einige wenige Tausend Zellen
pro mm^ kamen. Nach Verschließen der Kolben mit Wattestopfen
wurden sie im Thermostaten bei 20—24° über Nacht 16 — 24 Stunden
stehen gelassen. Beim Ermitteln der Größe der Ernten wurden aus
jedem Versuchskolben 10 ccm der gut durchgeschüttelten Kultur mit
10 ccm In H2SO4 in einem Kölbchen vermischt, worauf die Zellenzahlen
unter dem Mikroskop in der Thoma-Zeißschen Zählkammer auf etwa
4°/o genau festgestellt wurden.
Da die Hefen sehr stark säufeproduzierende Mikroorganismen sind,
muß man die Versuche abbrechen, wo bequem zu zählende aber nicht
zu große Zeilenzahlen sich ausgebildet haben und dabei die Beaktions-
veränderungen der Kulturen kontrollieren, d. h. die schließlichen pn-
Werte der einzelnen Versuchskolben beim Ende der Versuchszeit fest-
stellen. Es ist ein grundlegender Fehler sämtlicher älterer Forscher,
daß sie, besonders bei Versuchen über die Einwirkung von Alkalien auf
Wachstum und Gärung der Hefe, deren Säureproduktivität nicht ge-
nügend oder gar nicht berücksichtigt haben. Durch Einimpfen von
Hefe in eine zuckerhaltige Nährlösung, die so alkalisch ist, daß die
Hefe darin gerade noch entwicklungsfähig ist, wird die Lösung dennoch
früher oder später so stark gesäuert sein, daß sie in dieser Hinsicht den
Optimalbedingungen der Hefe entspricht^). Dementsprechend ist eines
der Hauptergebnisse der älteren Autoren eine große Hemmung des
*) Dies trifft natürlich auch dann zu, wenn die Hefe durch weitere Säurebildung
zuletzt entwicklungshemmende Aziditäten erzeugt, was Boas und Leberle (a. a. 0.)
bei ihrer unrichtigen Zitierung Eulers sowie Dernbys gar nicht berücksichtigt zu haben
scheinen. Euler hat sich über diesen Gegenstand nicht im geringsten unklar geäußert,
wie Boas ferner bei seiner „Berichtigung" zu behaupten versucht. — Nach meinen
Beobachtungen waren außerdem die untersuchten fünf Hefen bei weitem nicht imstande,
entwicklungshemmende Aziditäten selbst zu erzeugen.
3 Olof Svanberg
Wachstums der Hefe im Anfang-, welche bereits durch kleine Mengen
Na OH hervorgerufen wurde, ohne daß die schließliche Ausbeute an
Alkohol in höherem Grade vermindert war. Nach den neuesten For-
schungen über die Gärung bei konstanter Alkalinität wissen wir, daß
gerade das entgegengesetzte der Fall ist, die Alkoholausbeute wird
durch Gärung bei alkalischer Reaktion (ph = 8) um etwa 30— ^40°/o
verringert^).
Bei den Versuchen über die Einwirkung einer verringerten Azidität
bezw. schwachen Alkalinität des Nährbodens auf die Vermehrungs-
geschwindigkeit der Hefen wurde in der vorliegenden Arbeit die Re-
aktion der einzelnen Versuchskolben durch Zusätze von Phosphat-
mischungen (KH2PO4 und Na2HP04) geregelt. Sörensen hat gezeigt,
daß Geraische verdünnter Lösungen dieser beiden Salze je nach dem
Mischungsverhältnis pn -Werte zwischen etwa 4,5 und 8,8 ergeben.
Setzt man den Nährlösungen genügende Mengen dieser Salzmischungen
zu, so erreicht man damit auch eine bei Versuchen dieser Art sehr
vorteilhafte Erhöhung der pn- Stabilität derart, daß eine Säureproduktion
des Mikroorganismus sich viel langsamer auf die Reaktionsverschiebung
der Lösung nach kleineren pn -Werten hin bemerkbar macht, als was
ohne Phosphatzusatz der Fall wäre. Von den beiden Salzen wurden
0,30 molare Lösungen vorrätig gehalten. Zu 15 ccm der sterilen Würze
wurden zusammen 15 ccm der Phosphatlösungen zugesetzt. Da die
Pufferwirkung der Würze ziemlich unbestimmt ist und mir die wohl-
definierten, nach Sörensens Vorschriften präparierten Phosphate nicht
in genügender Menge zugänglich waren, wurden die pn -Werte für jede
Versuchsreihe besonders bestimmt.
Der PH-Wert der primären Phosphatlösung betrug 4,47, der se-
kundären 8,87 + 0,05.
Die in dieser Arbeit studierten Heferassen waren die folgenden:
1. Saccharomyces cerevisiae, obergärige Preßhefe,
2. „ „ , untergärige Bierhefe,
3. Kleinzellige Torulahefe, von Hansen,
4. S. validus und
5. S. therm antitonum.
Ich gehe nun zur Beschreibung der an diesen verschiedenen Hefen
erhaltenen Resultate über.
^) Euler und Svanberg. Zeitscbr. für physiol. Cbem., Bd. 105, S. 187, 1919.
Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 9
I. Obergärige Hefe SB
(Stockholms Södra Jästfabrik)
Tabelle II
Säurebildung durch Hefe SB in Würze bei 22°.
6 Kölbchen wurden mit der Hefe geimpft (4000 Zellen pro cmm) und von Zeit zu Zeit
untersucht.
Kolben-Nr. Tage nach Impfen pH
0 5,60
1 1 4^3
2 2 3,62
3 3 3,51
4 5 2,87
5 7 2,87
6 8 2,91
Die Säureproduktion der Hefe SB ist also fast ebenso groß wie
bei der von Lüers^) in dieser Hinsicht früher beobachteten Brauerei-
hefe. Liier s fand bei einer Ausgang-sreaktion von pn = 5,47 als
Grenzwert der durch die Hefe selbst gebildeten Azidität nach 160
Stunden bei -\- 8^ den Wert pn = 2,7. In der neuesten Zeit haben
Boas und Leberle^) die Säurebildung bei mehreren Hefen und Pilzen
untersucht. Sie finden im allgemeinen weit geringere Aziditäten und
einen Rückgang (Säurebindung) bei der allmählich eintretenden Autolyse ^
der Hefezellen. Sie haben aber die Verhältnisse nur in chemisch de-
finierten, erheblich pufferärmeren Lösungen als Würze untersucht,
woraus der Unterschied leicht erklärlich wird, daß bei meinen Versuchen
die letztgenannte Erscheinung fast vollständig ausbleibt.
Zuwachsversuche
a) Wachstum der Hefe SB in verdünnter, mit HCl angesäuerter
Würze
Tal)elle III
Eingeimpfte Zellenzahl: 3000 pro cmm. 18 Stunden bei 22°.
Nr.
15 ccm
Würze
10
ccm
Anfängl.
Schließl.
PH
Zellenzahl
Relativer
Wasser
PH
PH
Mittel
pro cmm
Zuwachs
1
Ohne Zusatz
5,58
4,69
5,1
22400
100
2
0,2 ccm
In
HCl
4,00
3,67
3,8
21800
97
3
0,4
3,08
2,82
2,95
21600
96
4
0,6
2,53
2,51
2,5
17400
74
5
0,8
2,30
2,30
2,3
10400
38
6
1,0
1,86
1,85
1,85
4000
5
^) Lüers, Zeitschr. für das ges. Brauwesen, Bd. 37, S. 79, 1914.
*) Boas und Leberle, Biochem. Zeitschr., Bd. 90, 1918; Bd. 95, 1919.
10
(
Dlof Svanberg
Tabelle IV
Eingeimpfte Zeilenzahl:
2000 pro cmm. 17
Stunden bei
22"
Nr,
15 ccm 10 ccm
Würze Wasser
Anfän;
PH
?1. Schließl.
PH
PH
Mittel
Zellenzahl
pro cmm
Relativer
Zuwachs
1
Oiine Zusatz
5,62
5,0
5,3
28000
90
2
0,2 ccm l-n HCl
3,96
3,81
3,9
30000
97
3
0,4
3,20
3,08
3,15
31000
100
4
0,6
2,71
2,71
2,7
30000
97
5
1,0
2,04
2,01
2,0
3000
3
b) Wachstumsgeschwindigkeit bei verschiedener Phosphat-
konzentration (ph = 5,5)
Tabelle V
Eingeimpfte Zellenzahl: 2000 pro cmm. Wachstum bei 24"
15 ccm
ccm 0,3-molare
Zugesetzte
Zellenzahl pro cmm
Nr.
Würze
Phosphat-
Phosphat-
nach
nach
Versuchsreihe 2
ccm Wasser
mischung
konzentration
20 Std.
43 Std.
nach 40 Std.
1
15
0
0
7000
50000
32000
2
10
5
0,05
7500
52000
36000
3
5
10
0,10
7700
52000
33000
4
0
15
0,15sr-mol i
pr.l 7500
52500
34000
Die zugesetzten Phosphatmengen haben also die Zuwachsgeschwin-
digkeit der Hefe nicht in geringstem Grade gehemmt, und es ist also
durchaus zulässig, die Wachstumsversuche bei einer zugefügten Phos-
phatkonzentration von 0,15 g-mol pro Liter auszuführen.
c) Wachstum der Hefe SB in Würze-Phosphatlösung,
0,15-molar, bei verschiedener Azidität
Tabelle VI
Eing(
jimpfte
Zellenzahl:
2000 pro cmm.
21
Stunden bei 24»
^r.
15 ccm Würze -|-
Phosphatmischung
prim. sek.
Anfang
PH
■1. Schließl.
PH
Ph Zellenzahl '
Mittel pro cmm
Relativer
Zuwachs
1
12,5
2,5
5,66
5,49
5,6
20000
95
2
10
5
6,22
5,90
6,1
21000
100
8
5
10
6,72
6,46
6,6
14000
63
4
2,5
12,5
7,19
6,60
Tabelle VII
6,9
8000
32
Eingeimpfte
Zellenzahl:
2000 pro cmm.
19
Stunden bei 22"
Nr.
PH
Zellenzahl
Relativer
Mittel
pro cmm
Zuwachs
1
5,6
25400
100
2
6,0
22600
88
8
6,5
12200
44
4
6,9
7000
21
Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität
11
Tabelle VIII
Eingeimpfte Zellenzahl: 2000 pro cmm. 19 Stunden bei 22*
/)
r^
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Olof Svanberg
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O Tab. XI
80
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60
40
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' \
P
13^56^8
H
A^ ' ■
5 6 7 8
Abb. 3
Unterhefe in "Würze
Abb. 4
Unterhefe in mineralischer Nährlösung
3. Torula
Diese Hefe wurde im Jahre 1917 dem hiesig-en Laboratorium von
Prof. Chr. Barthel am bakteriologischen Laboratorium für landwirt-
schaftliches Versuchswesen (Experimentalfältet bei Stockholm) überreicht.
Sie stammt aus einer Sammlung- von E. Chr. Hansen isolierter Hefen
welche das zymotechnische Institut der Technischen Hochschule zu Stock-
holm im Anfang der neunziger Jahre vom Carlsberg-Laboratorium erhielt.
Sehr kleine, kugelrunde Hefe mit einem Durchmesser von nur
etwa 2 — 3 ix. Zellenzahl pro Gramm Trockengewicht 2,5 • 10^^ (bei
Hefe SB 0,3 • lO^S bei Hefe H 0,16 • 10 ^i). Eine Torulazelle dieses
Stammes ist also 16 mal kleiner als eine Bierhefezelle H. Zeigt sehr
üppiges Wachstum in Bierwürze bei besonders langsamer Vergärung,
greift anscheinend Maltose nicht oder sehr langsam an. Dennoch ist
die allmähliche Ansäuerung der Würze fast ebenso stark wie bei der
Hefe SB (Tab. XVIII). Die Vergärungsgeschwiudigkeit der Glukose in
Lösung von normaler Azidität war aber bei der Torulahefe auffallend
groß und übertraf sogar die für die Oberhefe SB gefundenen Zahlen^).
Tabelle XVIII
Säurebildung durch Torula in Würze bei 22"
Tage nach
Impfen
PH
0
5,6
1
4,78
2
4,74
3
8,81
4
—
5
3,48
7
3,24
9
3,17
^) Svanberg, -Enzymatische Untersuchungen einer Torulahefe. Fermentforschuug,
II, S. 201 (1918). — Euler und Svanberg, Zeitschr. für physich Chem. 105, S. 187 (1919).
Die VermehruDgsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität
17
Zuwachsversuche
a) Wachstum von Torula in Würze-Phosphatlösung, 0,15-molar,
bei verschiedener Azidität
Tabelle XIX
Eingeimpfte Zellenzahl: 5000 pro cmm. 22 Stunden bei 22*
XTi-
PH
Zellenzahl
Eelativer
i>r.
Mittel
pro cmm
Zuwachs
1
4,5
140000
87
2
5,5
160000
100
3
6,6
124000
77
4
7,0
124000
77
b) Wachstum von Torula in verdünnter, mit HCl angesäuerter
Würze
Tabelle XX
Eingeimpfte Zellenzahl: 6000 p:
ro cmm.
22 Stunden bei 22"
Nr.
15 ccm Würze +
PH
Zellenzahl
Eelativer
10 ccm "Wasser
Mittel
pro cmm
Zuwachs
1 V
Ohne Zusatz
5,5
210000
100
2
mit 0,2 ccm 1-n HCl
3,9
192000
91
3
, 0,4
3,0
186000
88
4
0,6
2,5
172000
86
5
0,8
2,25
120000
56
6
1,0
2,0
112000
52
Das Maximum der Aziditätstoleranz war also auffallenderweise bei
dieser Hefe bei pn = 2,0 bei weitem nicht erreicht. Die Versuchs-
reihe wurde deshalb mit der folgenden, wo noch saurere Lösuugen zur
Anwendung kamen, ergänzt.
Tabelle XXI
Eingeimpfte Zellenzahl :
4000
pro cmm.
22 Stunden
bei 22°
Jy
15 ccm "Würze -\-
PH
Zellenzahl
Relativer
Nr.
10 ccm "Waser
Mittel
pro cmm
Zuwachs
1
Ohne Zusatz
5,5
250000
100
2
mit 0,8 ccm 1-n
HCl
2,20
128000
51
3
1,0
1,9
110000
43
4
1,2
1,74
98000
38
5
1,4
1,62
40000
15
Die an der Torulahefe erhaltenen Ergebnisse sind in der Abb. 5
graphisch dargestellt. Es ergibt sich aus dieser Kurve, daß die unter-
suchte Torula sowohl hinsichtlich Alkali- wie Säuretoleranz viel weniger
Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIU. 2
18
Olof Svanberg
empfindlicji ist als die Kulturhefen. Nach einer früheren Beobachtung^)
hört diese Hefe bei Ph = 8 — 8,5 zu sprossen auf. Bei einem Versuch
zur Zymophosphatbildung wurde ferner bei dieser Hefe auffallenderweise
das vollständige Ausbleiben einer Griftwirkung der Hefe durch das zu-
gesetzte Toluol in den zwei ersten Stunden der Gärung beobachtet^).
Diese Tatsachen können sämtlich damit erklärt werden, daß die Torula-
hefe eine besonders undurchlässige Plasmahaut besitzt.
Wegen der bei der Torulahefe gefundenen, von den Kulturhefen
abweichenden Verhältnise wurden zwei weitere wilde Hefen mit Hinsicht
auf ihre Aziditätsbedingungen untersucht.
100
80
60
hO
20
0
/^
r2
o
n
^
t
^
1
b
\
\
7
\
+
O Tab. XIX
+
XX
XXI
Z3^S6789
pH
Abb. 5
Torulahefe in Würze
100
80
60
^0
20
0
2 S ^ 5 6 7 S
pH
Abb. 6
S. validus in "Würze
4. Saccharomyces validus (Pastorianus HI)
• Von Hansen wie die oben beschriebene Torulahefe aus Bier
isolierte Hefe mit obergärigen Erscheinungen. Neben normal geformten
ovalen Zellen in Würze öfters langgezogene bis fadenförmige Wachs-
tumsformen. Vergärt die Würze sehr viel schneller und kräftiger als
die obengenannte Torula, säuert sie aber etwas langsamer an (Tab. XXU
vgl. Tab. XVIII). Diese Hefe stammt aus derselben Sammlung wie die
Torula.
Tabelle XXII
Säurebildung durch S. validus in Würze bei 22**
Tage nach Impfen pn
0 5,5
1 4,52
3 4,24
5 4,14
7 3,71
9 3,56
^) Svanberg, Fermentforschung a. a. Ö.
Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 19
Zuwachsversuche
a) Wachstum von S. validus in Würze-Phosphatlösung, 0,15-
molar, bei verschiedener Azidität
Tabelle XXIII
Eingeimpfte Zellenzahl: 2000 pro cmm. 20 Stunden bei 22"
Jv
PH
Zellenzahl
Relativer
Nr.
Mittel
pro cmm
Zuwachs
1
4,5
34000
100
2
5,5
33000
97
3
6,55
29000
84
4
7,0
21000
59
5
7,3
5400
10
b) Wachstum von S. validus in verdünnter, mit HCl an-.
gesäuerter Würze
Tabelle XXIV
Eingeimpfte Zellenzahl: 2000 pro cmm. 20 Stunden bei 22°
J>.
PH
Zellenzahl
Relativer
Nr.
Mittel
pro cmm
Zuwachs
1
5,4
84000
100
2
3,9
83000
99
3
3,0
55 000
65
4
2,5
24000
27
5
2,2
8400
8
6
2,0
2200
0—1
Aus der Abb. 6 sehen wir, daß diese obergärige, aus Bier isolierte
Hefe hinsichtlich ihrer Aziditätsbedingungen mit der obergärigen
Brennereihefe nicht so große Ähnlichkeit zeigt wie mit der untergärigen
Bierhefe, mit der sie fast vollständige Übereinstimmung aufweist.
5. Saccharomyces thermantitonum (Johnson)
Ursprünglich auf Eukalyptus aufgefundene Hefe, wurde uns vom
Institut A. Joergensen in Kopenhagen überreicht. Über die Tem-
peraturbedingungen vgl. die neulich erschienene Abhandlung von Euler
und Laurjn^). ,
^) Euler und Laurin, Biochem. Zeitschr. Bd. 97, S. 156, 1919.
2*
20
Olof Svanberg
Tabelle XXV
Säurebildung durch S. thermaatitonum in Würze bei 22"
Tage nach Impfen pa
0 5,60
2 4,17
4 4,24
6 4,27
8 4,21
10 4,27
Die Säurebildung- war also bei dieser Hefe auffallend klein. Die
Differenzen der nach 4, 6, 8 und 10 Tagen untersuchten Kolben liegen
noch innerhalb der Versuchsfehlergrenzen.
Zuwachsversuche
a) Wachstum von S,
, thermantitonum in
Würze-Phosphatlösung,
0,15-mo
lar, bei
verschiedener Azidität
Tabelle XXVI
Eingeimpfte I
Zellenzahl:
1500 pro cmm.
18 Stunden bei 22°
Nr.
PH
Mittel
Zellenzahl
pro cmm
Relativer
Zuwachs
1
4,5
37200
94
2
5,5
39600
100
3
6,6
22600
55
4
6,85
9400
21
5
7,4
3800
6
b) Wachstum von S.
Nr.
1
2
3
4
5
6
thermantitonum in verdünnter, mit HCl
angesäuerter Würze
Tabelle XXVII
18 Stunden bei 22"
Relativer
Zuwachs
94
Eingeimpfte Zellenzahl: 2000 pro cmm
Zellenzahl
PH
Mittel
5,4
3,9
3,0
2,0
2,25
1,90
pro cmm
68000
72000
48000
23200
7400
2400
100
66
30
8
0—1
Abb. 7 zeigt die aus diesen Versuchsdaten dargestellte Kurve.
Wie bei S. validus haben wir es also auch hier mit einer hinsichtlich
ihrer Aziditätsbedingungen der Bierunterhefe sehr ähnlichen Rasse zu
tun. Die Torulahefe bildet also in dieser Hinsicht wahrscheinlich eine
ziemlich alleinstehende Ausnahme.
Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 21
700
80
60
40
ZO
t V
-!■ X
4 4
t ^r-
-f s
2 3 4 5 6 7 8
pH
Abb. 7
S. thermantitonum
Zusammenfassung
Es wurden an fünf verschiedenen Hefen Säuerungsversuche in
Würze sowie Zuwachsversuche bei variierender, elektrometrisch ge-
messener Azidität angestellt. Unter den Resultaten sind hervorzuheben :
I. Bei sämtlichen Hefen war die Säurebildung viel größer als
durch Kohlensäureentwicklung erklärt werden kann (also pn < 5). Die
größten gemessenen Aziditäten waren (bei einer Anfangsreaktion der
Würze von pn "= 5,6)
bei Oberhefe SB . . . pn = 2,87
„ Unterhefe H 3,98
„ Torula 3,17
„ S, validus 3,56
„ S. .thermantitonum . . . 4,17
Irgend ein Zusammenhang zwischen Säureproduktion und Aziditäts-
toleranz des Wachstums ließ sich nicht nachweisen^).
IL Die Optimalbedingungen für den Zuwachs in Würze liegen bei
den folgenden H-Ionenkonzentrationen
für die Oberhefe SB zwischen ps ^ 3 und pn = 6
„ „ Unterhefe H „ pn = 4 „ pn = 6,
dieselben Bedingungen gelten auch dem Wachstum von S. validus und
S. thermantitonum,
für die untersuchte Torulahefe zwischen pn = 2,5 und pn = 6.
^) Vgl. Eni er und Lindner, Chemie der Hefe und der alkoholischen Gärung.
Aufl. 1, S. 290.
22 0. Svanberg, Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschied. Azidität
III. Bei dem Wachstum der Kulturliefen in mineralischer Nähr-
lösung- gelten dieselben pn - Bedingungen wie bei dem Wachstum in
Bierwürze.
Die Ph- Bedingungen der Grärung sind neulich in einer Arbeit
von Euler und Heinze^) aus dem hiesigen Laboratorium festgestellt
worden. Die Gärungsgeschwindigkeit wurde hier in den sauren Lösungen
durch Messungen der Kohlensäureentwicklung verfolgt und durch Be-
stimmung des durch die Gärung verbrauchten Zuckers nach Bertrand
über den neutralen Punkt ins alkalische Gebiet erweitert. Erstens
entweicht nämlich die Kohlensäure bei der alkalisch gehaltenen Gärung
nicht aus dem Gärgefäß, zweitens ist die Dynamik der alkoholischen
Gärung in saurem bezw. alkalischem Medium eine wesentlich ver-
schiedene^), indem der Zucker bei der alkalischen Gärung nur zu etwa
60 — TO^^/o in Alkohol -\- Kohlensäure gespalten wird, während bei der
Gärung in normal saurem Medium diese Zerlegung bekanntlich bis auf
einige wenige Prozente quantitativ verläuft.
2 3^5676
pH
Abb. 8
Gärung einer Oberliefe
(nach Euler u. Heintze)
In der Abb. 8 ist die pn- Empfindlichkeit der Hefegärung nach der
Arbeit von Euler und Heinze graphisch dargestellt. Sie bezieht sich
auf die in meiner Studie untersuchte Oberhefe SB. Im Vergleich mit
den Ph- Bedingungen des Zuwachses derselben Hefe scheinen die Gärungs-
enzyme in ihrer Wechselwirkung eine etwa zehnmal größere Toleranz
sowohl für überschüssige H- als OH-Ionen zu besitzen.
*) Euler und Heintze, Sv. Vet. Akad.: s Arkiv för Kemi etc. Bd. 3, Nr. 21, 191!».
-) Euler und Svanberg, Zeitschr. für physiol. Chera. Bd. 105, S. 187, 1919.
Albrecht Hase, Über teclinische Biologie -J'i
Über technische Biologie
Ihre Aufgaben und Ziele, ihre prinzipielle und wirtschaftliche Bedeutung
von
Prof. Albrecht Hase (Jena)
z. Zt. Kaiser- Wilhelm-Institut für physikalische Chemie u. Elektrochemie Berlin-Dahlem
• Motto: „Die Welt verwandelt durch den Fleiß."
Schiller, Die Künstler
Vorbemerkungen
Der Fragenkomplex, den ich in nachstehenden Zeilen behandele,
beschäftigte mich schon in den Jahren vor dem Kriege. ' Durch den
Ausbruch desselben kam ich aber damals nicht mehr dazu, die Gedanken
hierüber schriftlich niederzulegen. Ich habe es auch nicht allzu sehr
bedauert, schon aus dem Grunde nicht, weil sich mir im Kriege^) Ge-
legenheit bot, praktisch die Brauchbarkeit meiner Ideen an einem Pro-
blem zu messen, welches dem Nationalvermögen leider zunächst viele
Opfer an Menschenleben und Millionenopfer an Geld gekostet hat; es
ist das Problem der Ungeziefer- und Schädlingsbekämpfung, welches wir
im Sinne haben.
Mit meinen Forderungen und Anschauungen stehe ich nicht isoliert.
Von zwei Seiten besonders sind ganz ähnliche Gedanken ausgesprochen
worden, und zwar durch Escherich^) von zoologischer und durch
Lindner^) von botanischer Seite. Der Leser möge selbst entscheiden,
inwieweit ich mit genannten Forschern übereinstimme und in welchen
Punkten ich ihr Programm erweitere^).
Die „Forderungen des Tages", welche im Laufe des Krieges bei
der Bearbeitung des Ungezieferproblems ständig an mich herantraten,
haben mich in folgenden Punkten bestärkt:
1. Es ist unbedingt erforderlich, daß wir dieses Arbeitsgebiet —
eben die technische Biologie — zusammenfassen und geistig
^) Siehe Anmerkungen am Schluß der Abhandlung, Nr. 1 — 5.
24 Albrecht Hase
durchdringen. Über das Wesen der Prozesse, die wir durchführen
wollen, müssen wir uns völlige Klarheit verschaffen. Der in vielen
hierhergehörigen Fragen leider noch herrschende rein empirische, um
nicht zu sagen bisweilen dilettantische Zustand muß endgültig ver-
schwinden^).
2. Wir müssen dahin streben, der Technischen Biologe die
Geltung zu verschaffen, welche ihr wissenschaftlich und
wirtschaftlich zukommt. Doch möchte ich den Dingen, welche im
ersten Teile erörtert werden sollen, nicht vorausgreifen. Bevor ich auf
das Thema selbst eingehe, gebe ich dem Wunsche Ausdruck: das, was
ich jetzt ausführe, möchte Früchte tragen und viele zur einsichtsvollen
Mitarbeit veranlassen, denn jede, das Allgemeinwohl bedenkende Per-
sönlichkeit ist befähigt, ja verpflichtet, an ihrem Teil mitzuarbeiten bei
der Lösung der gewaltigen Probleme, die hier aufgerollt werden sollen.
Ich versuche, soweit es im Rahaien dieser Zeilen möglich ist, darzulegen,
von welchem Standpunkte aus ich die Lösung der Aufgaben anstrebe.
I. Aligemeiner Teii
Der erste Teil meiner Ausführungen ist allgemein gehalten. Ich
möchte zunächst auseinandersetzen, was ich unter „technischer Bio-
logie" alles verstanden wissen will. Wir wollen untersuchen, ob die
Ideenverbindung zwischen Technik und Biologie eine berechtigte,
ja, den Zeitverhältnissen entsprechend, nicht sogar eine notwendige ist.
Damit versuche ich, zugleich eine Rechtfertigung dafür zu geben, daß
ich mich unterfange, diese Bezeichnung für die Arbeitsziele der an-
gewandten Biologie überhaupt vorzuschlagen. Schließlich wird im all-
gemeinen Teil die prinzipielle Bedeutung der technischen Biologie dar-
gelegt werden; am einfachsten durch den Gang der Ausführungen selbst.
Doch ehe ich auf die Endfragen zu sprechen komme, muß ich eine
Reihe von Begriffen festlegen, um Mißverständnisse auszuschalten. Zu
diesem Zwecke greife ich zunächst auf wohlbekannte Dinge zurück.
1. Was wir unter Biologie im weiteren Sinne verstehen, ist die
Wissenschaft von den belebten Wesen, also Anthropologie, Zoologie und
Botanik zusammengenommen. Im engeren, heute gebräuchlicheren Sinne
ist Biologie (auch Ökologie) die Wissenschaft von der Lebensbetätigung
und Lebensführung der Organismen. Zwei Arbeitsrichtungen lassen sich
^) Siehe Anmerkungen am Schluß ^er Abhandlung Nr. 1 — 5.
über technische Biologie 25
in dem ungeheuren Gebiete , zu dem die Biologie angescliwollen ist,
unscliwer feststellen.
a) Die reine oder theoretische Biologie, sie erstrebt sowohl
ein lückenloses Kennenlernen der Organismenwelt, als auch ein Auf-
decken der die Lebensvorgänge beherrschenden und regulierenden Natur-
gesetze; kurz: sie strebt die Erforschung des Lebens um der Forschung
selbst willen an.
b) Die praktische oder angewandte Biologie dagegen be-
rücksichtigt in erster Linie Organismen und deren Lebensverhältnisse,
welche für unsere gesamte Wirtschaft und die Volksgesundheit von
ausschlaggebender Bedeutung sind. Die angewandte Biologie hat sich
einerseits auf eine bestimmte Zahl von Lebewesen beschränkt, anderer-
seits ihr Arbeitsgebiet nach der praktischen Seite hin erweitert.
Dabei ist es nicht uninteressant, zu verfolgen, wie die theoretische
Biologie die Beschäftigung gerade mit den alltäglichsten Formen mehr
und mehr in den Hintergrund schob, um nicht zu sagen, zum Teil ver-
nachlässigte. Aber, so frage ich, ist ein Tier deshalb weniger inter-
essant, weil es alltäglich uns umgibt, weil es in millionenfacher Zahl
zu haben ist? Wir können leider feststellen, daß in Deutschland an-
gewandte und theoretische Biologie lange Zeit fremd nebeneinander
her arbeiteten.
Wenn wir im Laufe der Ausführungen von Biologie sprechen, so
ist immer die angewandte Biologie gemeint, falls nicht ausdrücklich
das Gegenteil betont wird. Es ist die Wissenschaft von den Lebe-
wesen, welche zu unserer Wirtschaft und damit der modernen
Lebensführung (einschließlich der Volksgesundheit) in wesent-
liche Beziehung treten, oder, wie wir bald sehen werden, treten
können.
Die zeitgemäße angewandte Biologie bedient sich exakter wissen-
schaftlicher Methoden, und sie soll, will sie nicht zum geistlosen mecha-
nischen „Betrieb" herabsinken, einen ständigen regen Verkehr zu ihrer
theoretisierenden Schwester pflegen, wie diese' ihrerseits nicht den
geringsten Grund hat, verächtlich auf die praktisch sich betätigende
herabzusehen. Beide sind wesensverwandt und einander ebenbürtig.
2. Im Thema ist eine besondere Forderung aufgestellt, in der
verlangt wird, daß die Biologie (also die angewandte) zu einer
technischen Biologie werden soll. Mit anderen Worten: mit
technischem Denken und technischen Methoden soll die Bio-
logie erfüllt werden. — Nicht völlig neu ist dieser Gedanke, da
26 Albrecht Hase
andere praktische Biologen und auch Techniker schon derartige Ideen
in mehr oder minder versteckter Form äußerten^). Neu wird aber zum
Teil die hier gebrachte scharfe Formulierung und restlose Weiterführung
der Gedankengänge sein, da sie vor keiner notwendigen Folgerung
zurückschrecken. Sind es zum Teil auch Zukunftsbilder, welche ich
nachfolgend aufrolle, so liegen sie doch im Bereiche des tatsächlich
Erreichbaren. — Chemie und Physik haben sich längst ein technisches
Denken zu eigen gemacht und durch diese glückliche Gedankenverbindung
die erstaunliche Höhe aller jener Wissens- und Arbeitsgebiete geschaffen,
die als chemische, mechanische und Elektrotechnik in aller Munde sind.
Das gleiche erstrebe ich, wenn natürlich auch zum Teil mit anderen
Methoden für Objekte aus dem Reiche des Bios. Eine den soeben
genannten ebenbürtige „Biotechnik" schwelst mir als Zukunftsbild vor.
Die mit eigenem Ideeninhalt erfüllte Arbeitsrichtung, welche diese
Forderung erfüllen und die ungeheuren Probleme lösen soll, ist eben
die technische Biologie^).
Ehe wir zum speziellen Teil übergehen, müssen noch zwei Punkte
klargestellt werden, um Mißverständnisse zu vermeiden. Einmal, was
verstehen wir unter „Technik", ferner, was verstehen wir unter „tech-
nischem Denken"?
a) Unter Technik oder Technologie verstehen wir die Wissenschaft
von den Mitteln und Verfahrungsarten zur Umwandlung von Natur-
produkten zum Gebrauch, dabei handelt es sich entweder um eine
Änderung der Substanz (chemische Technologie) oder um eine Änderung
der Form (mechanische Technologie) oder um eine Umwandlung von
Kräften, wie zum Beispiel in der Elektrotechnik^). Es stellt also die
Technik eine ins Praktische übersetzte, aber mit selbständigen Ideen
erfüllte Arbeitsweise der Chemie und Physik dar, unter Berück-
sichtigung von wirtschaftlichen und organisatorischen Fragen.
Was die Technik also anstrebt und schon auf vielen, von ihr be-
herrschten Gebieten durchgeführt hat, ist die Dienstbarmachung von
anorganischen Naturkräften, um dadurch einen höheren Grad der Frei-
heit unseres Handelns zu erreichen.
b) Seine Sonderstellung nimmt der Techniker und (damit die
technische Arbeitswtiise) durch eine wesentliche und ihm eigentümliche
Denkweise ein, wodurch sich sein Denken von dem des Theoretikers
unterscheidet. Der Techniker fragt sich: was kann ich aus der kon-
') Vergl. Anni. Nr. 6.
2) Vergl. Anm. Nr. 7 u. 8
über teclmische ßiolugie 27
kreten Natur, aus einer neuen Naturei'kenntnis alles machen? Zu
welchen Zwecken kann ich etwas gebrauchen? Mit diesen Gedanken-
gängen wird der Techniker zum Erfinder. Er forscht also nach neuen
Möglichkeiten, um die Naturgeschehnisse (welche in das Reich der* Physik
und Chemie fallen) nach seinem Belieben laufen zu lassen, d. h. er
reguliert die Vorgänge. Natürlich wird or sie so zu regulieren ver-
suchen, dal3 das ökonomische Prinzip erhalten bleibt. Es bedeutet dies
aber nichts anderes als, ein technischer Prozeß soll die größten Effekte
mit dem geringsten Kraft- und Stoffverbrauch erzielen. Der Techniker
sucht von den vielfachen möglichen Naturprozessen den heraus, der ihm
am zweckmäßigsten und am praktischsten erscheint. Weiterhin versucht
der Techniker schon bekannte technische Prozesse unter Neugestaltung
der Regulation mehr und mehr zu verbessern. Kurz, eine immer in-
tensivere Arbeitsleistung wird angestrebt. Aus all dem Gesagten geht
aber hervor, daß technisches Denken nicht ohne Naturerkenntnis möglich
ist. Der Theoretiker fragt: wie kann ich dieses oder jenes erklären,
der Techniker fragt: wie kann ich es für technische Prozesse ver-
werten. Der erste schafft ideell, der letztere reell. „Was der Natur-
forscher zergliedert hat, setzt der Techniker zu neuem Wirken wieder
zusammen" (Wendt, a. a. 0. S. 10).
Doch damit ist das Wesen des technischen Schaffens und Denkens
nicht erschöpft. Ständig sucht die Technik nach neuen Stoffen und
Naturprodukten, nach neuen Kraftquellen, um sie ihrer Bearbeitung zu
unterwerfen. War die Denkrichtung des Technikers im ersten Falle
mehr intensiver Natur, so ist sie im letzteren mehr extensiver Natur.
Der Techniker erklimmt also, indem er die Wege des Erfinders be-
schreitet, einen höheren Grad der Freiheit, indem er sich zur Herrschaft
über immer mehr Naturgeschehnisse aufschwingt.
3. Übertragen wir diese Gedanken auf die angewandte Biologie,
so wird diese zur technischen Biologie. Was soll also die an-
gewandte Biologie von der Technik lernen, bezw. übernehmen? Kurz
gesagt, sie soll die ganze Denkweise sich zu eigen machen.
a) Übernehmen soll sie den Erfindergeist des Technikers an den
ihr zukommenden Objekten. Genau so, wie in der mechanischen und
chemischen Technologie anorganische Naturkräfte reguliert und rationiert
werden unter Berücksichtigung von ökonomischen Faktoren, so soll der
Biologe in der technischen Biologie die mannigfachen Kräfte, deren
Hüter die Organismenwelt ist, für allgemeine, d. h. kulturelle Zwecke
dienstbar machen. Dieses Verfahren wäre in erster Linie auf jene
28 Albrecht Hase
heute verhältnismäßig' sehr geringe Zahl von Lebewesen auszudehnen,
welche bereits in unserem Kulturbesitz sind (Haustiere, gewisse Mikro-
organismen, z. B. Hefepilze). Das wäre ein Betätigungsfeld in inten-
siver Richtung.
b) Ferner soll die angewandte Biologie (als technische Biologie
betrieben) extensiv arbeiten und ihre Arbeitsverfahren auf neue Orga-
nismen ausdehnen. Organische, heute noch nicht benutzte, ja kaum
gekannte Kräfte müssen aufgesucht, studiert und unserer Wirtschaft
eingefügt werden. Mit anderen Worten: Es muß mit allen Mitteln
angestrebt werden, noch mehr Organismen in unseren Kulturbesitz
überzuführen, bezw. die störenden müssen gänzlich ausgeschaltet werden.
c) Gehen wir nun noch einen Schritt weiter, so muß ein Punkt,
welcher ein wichtiges Moment der technischen Biologie ausmacht, noch
erörtert werden. Die Vorgänge und Äußerungen organischer Kräfte
sind etwas, was vom lebenden Objekt nicht oder nur teilweise losgelöst
werden kann. Die Lebewesen selbst, d. h. in ihrer Gesamtheit, sind es
also, die der technische Biologe nötig hat. Und zwar im wesentlichen
aus dreifachem Grunde: A. Zunächst als Studienobjekt überhaupt; B. Als
Objekt zur Regulation von Naturprozessen, indem er bestimmte Kraft-
äußerungen eines Organismus auf andere Organismen in gewollter Weise
einwirken läßt (biologische Regulation), oder die Kräfte eines Organis-
mus in gewollter Richtung steigert und weiter entwickelt (Züchtung);
C. Als Objekte, auf die er anorganische, von ihm beherrschte Prozesse
einwirken läßt, um Störungen des Wirtschaftsbetriebes durch diese
Formen auszuschalten (Bekämpfungsverfahren).
Aus all dem Gesagten ist aber eines vor allem ersichtlich: nämlich,
daß die technische Biologie, da sie es mit Organismen zu tun hat, von
technisch denkenden Biologen betrieben werden muß. — Welche
Organismen ziehe ich zur Arbeitsleistung heran, wie verwerte ich ihre
Fähigkeiten, welches wird der zweckmäßigste Weg sein, wie kann ich
Naturgeschehnisse beliebig regulieren und somit zur Freiheit des Handelns
über das Geschehen im Reiche des Organischen kommen? Das sind
Fragen, die hier zur Beantwortung stehen. Der Zweck der technischen
Biologie ist also ein Erstreben von Freiheit- über den Ablauf des orga-
nischen Geschehens. Wer technische Biologie treiben will, muß zunächst
Forscherarbeit leisten, indem er seine Objekte erforscht; nur so wird
er in den Stand gesetzt, die gefundenen Erkenntnisse zu verwerten und
die neu aufgedeckten Lebensprozesse beliebig zu regulieren. Vom
.,Forschen" schreitet er zum „Erfinden" auf biologischem Gebiete.
über technische Biologie 29
Zwischen den technischen und biologischen Wissenschaftssystemen stellt
der technische Biologe die Verbindung her. In all diesen Dingen liegt
aber noch eines, was der Theoretiker bei seiner Arbeit nicht kennt.
Der technische Biologe muß, da seine Tätigkeit auf das Prak-
tische gerichtet ist, auch einen guten Teil von organisatori-
scher Tätigkeit leisten, damit seine Ideen, seine Erfindungen
auch zur tatsächlichen Einführung und Anwendung kommen.
Ohne Organisation keine technische Biologie!
•Damit glaube ich, soweit es hier möglich ist, zur Genüge folgende
Punkte dargelegt zu haben. Erstens: was ich unter dem Begriff
technische Biologie überhaupt verstanden wissen will, zweitens: welche
inneren Gründe mich veranlassen, für dieses Arbeitsgebiet eine Sonder-
stellung zu erstreben.
Es ist in den bisherigen Ausführungen wohl leicht zwischen den
Zeilen zu lesen, was ich mit Rücksicht auf die Zeitlage fordere. Nämlich,
daß sich die biologische Wissenschaft noch in ganz anderem Maße als
bisher bequemen muß, „nutzbare wissenschaftliche Arbeit zu leisten"
(Lindner, a.a.O. 3b), indem sie sich eine technische Denkweise zu
eigen macht. Wenn dieses geschieht, so wird in die Arbeitsweise der
angewandten Biologie eine leitende Idee gebracht, welche in anderen
Gebieten (Chemie und Physik) sich als äußerst fruchtbar erwiesen hat
und welche daher als Leitstern dienen kann, einerseits, um eine Zer-
spKtterung der Arbeitskräfte zu verhindern, andererseits, um eine scharfe
Erfassung der Arbeitsziele zu gewährleisten.
In der technischen Biologie reichen sich Theorie und Praxis die
Hand zur Dienstbarmachung und zur Beherrschung organischer Wesen
und Prozesse. Wir sahen , daß wir durch ' diese Beherrschung einen
höheren Grad der Freiheit des Handelns erreichen. Bezweckt wird aber
durch das machtvolle Entfalten solcher Freiheitsgrade eine Erweiterung
unseres Kulturbesitzes, bezw. eine intensivere Ausnutzung und Ratio-
nierung des bisherigen. Ich meine, dies sind Dinge, welche uns zurzeit
bitter nottun. Was uns verblieben, muß mit weiser Sparsamkeit ver-
waltet, andererseits müssen neue Arbeitsfelder und neue wirtschaftliche
Kraftquellen erschlossen werden, auch durch die Mitarbeit der Biologie.
11. Spezieller Teil
Im ersten Teil meiner Ausführungen setzte ich auseinander, welche
Gedankengänge ich der angewandten Biologie einflößen möchte, um sie
30 Albrecht Hase
zur technischen Bioloo:ie' weiter zu entwickehi. Ich legte dar, was wir
iint^ technischer Biologie verstanden wissen wollen. Im speziellen Teil
will ich über das Arbeitsgebiet der angewandten Biologie einen knrzen
Überblick geben und an der Hand von einigen Spezialfällen die soeben
ausgesprochenen Gedanken möglichst klar und einfach erläutern. Damit
wird zugleich eine Frage beantwortet, die man berechtigt ist zu stellen,
nämlich die: ist die angewandte Biologie überhaupt geeignet, daß auf
sie technische Gedanken angewandt werden? Diese Frage ist meines
Erachtens unbedingt zu bejahen. Durch die gewählten Beispiele dürfte
die hohe wirtschaftliche und praktische Bedeutung der tech-
nischen Biologie auch Fernerstehenden ohne weiteres völlig klar
werden. Sollten durch meine Ausführungen die staatlichen Organe sich
veranlaßt sehen, in verstärktem Maße diesen Dingen ihre Aufmerksamkeit
zu widmen, so wäre ein großer Schritt vorwärts getan worden.
Da es unmöglich ist, alle Gebiete zu beherrschen, so muß der
Einzelne, um seine Arbeitskraft nicht zu zersplittern, sich auf Teil-
gebiete konzentrieren. So auch hier. Mehr oder minder innig greifen
die drei Arbeitsgebiete der augewandten Biologie (Anthropologie, Zoo-
logie und Botanik) ineinander über, da kein Organismus isoliert in der
Welt steht, sondern als Funktion der Umwelt im weitesten Sinne er-
scheint. Die Beispiele, welche ich anführe, sollen vornehmlich aus dem
Gebiete der angewandten Zoologie^) genommen ^ werden, da mir
dieses Gebiet durch eigene Arbeiten nicht fremd ist. Botanik und
Anthropologie wollen wir aus obigen Gründen nur in zweiter Linie zur
Heranziehung von Beispielen benutzen, aber in prinzipiellen Fragen sind
sie vollkommene Analoga der technischen Zoologie. Ich habe deshalb,
zumal die drei Gebiete sich eng berühren, im allgemeinen Teil nur
von einer technischen Biologie schlechthin gesprochen.
Gehen wir zur angewandten Zoologie über und untersuchen, ob
deren Probleme geeignet sind, nach technischen Prinzipien bearbeitet
und mit technischen Gedankengängen erfüllt zu werden. Doch ehe wir
diese Untersuchungen anstellen, muß ich den diesen Dingen ferner
Stehenden den Umfang des Arbeitsgebietes der angewandten Zoologie
kurz umgrenzen. In der angewandten Zoologie sind folgende Gebiete
von hervorragender, auch wirtschaftlich ausschlaggebender Bedeutung:
a) die landwirtschaftliche, b) die forstwirtschaftliche, c) die wasser-
wirtschaftliche, d) die medizinisch-hA^gienische Zoologie.
V) Vergl. Anm. Nr. 9.
über technische Biologie 3X
Wer in diesen Gebieten technisch denkend arbeiten will, kann
sich verschiedenfach betätigen: erstens: in der Erforschunö- bereits be-
kannter Tierfornien (besonders der Haustiere), zweitens, im Aufsuchen
und in der Dienstbarmachung; von neuen Tierforinen, drittens, in der
Abwehi-, d. h. Bekämpfung von Tierformen, die entweder unseren Besitz
schädigen oder gar zu vernichten drohen, oder unsere Gesundheit bezw.
die unserer Haustiere untergraben.
1. Greifen wir zunächst ein Problem heraus, an dem angewandte
Zoologie und Botanik in gleicher Weise aufs höchste interessiert sind!
— Hervorragend geeignet zur Verwertung technischer Ideen ist das
Problem der Züchtung von Haustieren (und überhaupt von Tierformen)
einerseits und von Nutz- und Kulturpflanzen andererseits^). Hier tritt
mit am klarsten das in Erscheinung, was wir als Regulation von Ge-
schehnissen im Reiche des Organischen bezeichneten.
Der Züchter will die uns konkret gegebenen Objekte (also Pflanzen
und Tiere) zweckvoll (d. h. für seine Zwecke) umgestalten oder be-
stimmte Fähigkeiten dieser Organismen in bestimmter Richtung steigern
oder abschwächen. Wie wird er am sichersten zum Ziele gelangen?
Sicher dann, wenn er technisch denkt, d. h. aber nichts anderes, als
organische Kräfte, hier in erster Linie den Prozeß der Vererbung und
Fortpflanzung so zu regulieren, daß der gewollte Zweck mit Sicherheit
und in kürzester Zeit eintritt. Ist der Züchter in der Lage, den Ablauf
der natürlichen Geschehnisse (hier Vererbung und Fortpflanzung) zu
beherrschen, dann hat er die von der Technik angestrebte Freiheit
erreicht. Fehlschläge der Züchtung sind dann nicht mehr möglich und
der gewollte Zweck kann jederzeit beliebig wiederholt werden. Daß
heute unsere Züchtung noch nicht diesen hohen technischen Stand
erreichte, das wissen wir alle. Ehe er erreicht werden wird, muß auch
noch ein gut Teil Forscherarbeit an der Natur geleistet werden, durch
noch tieferes Eindringen besonders in die Gesetze der Vererbung,
Variabilität und Fortpflanzung.
2. Als zweites Beispiel wähle ich eines aus der landwirtschaft-
lichen Zoologie. Die Frage nach der Kraftleistung des Tierkörpers
beschäftigt den Praktiker seit uralten Zeiten^). Wenden wir auf dieses
Problem technische Gedankengänge an, so wird die Aufgabe so lauten:
Unter welchen Bedingungen erziele ich die relativ höchste Arbeits-
leistung? Wie muß ich meine „Tiermaschinen" mit Kraftzufuhr speisen,
1) Vergl. Antn. Nr. 10 u. 11.
32 Albrecht Hase
um den gewollten Zweck (Kräfteentfaltung) in der rationellsten Weise
zu erzielen? Wann und wie muß ich die Ernährungsprozesse regulieren,
um den gewollten Zweck mit Sicherheit zu erreichen?
Die Fragen des Energieumsatzes im lebenden Organismus erscheinen
dem Praktiker, ja in einem anderen Lichte, als dem physiologischen
Theoretiker, der sich auch mit diesen Dingen beschäftigt. In der Praxis
kommt eben etwas hinzu, was dem Theoretiker fremd ist, es ist die
Frage der Wirtschaftlichkeit. Ich will das Beispiel nicht in weiteren
Einzelheiten verfolgen, denn alle, die mit Tierhaltung irgend etwas zu
tun haben, wissen, von welch entscheidender Bedeutung die soeben
angeschnittenen Fragen in der Jetztzeit sind. Alle Praktiker werden
das Gefühl haben, daß hier die technische Denkweise in der landwirt-
schaftlichen Zoologie noch Großes und wirtschaftlich höchst Bedeutungs-
volles leisten wird.
3. Noch ein weiteres Beispiel aus der landwirtschaftlichen Zoo-
logie will ich anführen. Tierprodukte sind heute unserer Wirtschaft
unentbehrlich. Einen Teil liefert uns das Tier nach seinem Tode (Häute,
Knochen, Fleisch, Fett usw.), einen anderen Teil auch während seines
Lebens (Milch, Fett, Haare). Der vom technischen Biologen gewollte
Zweck ist der, eine größtmögliche Produktion zu erzielen. Um dies zu
erreichen, wird er alle Prozesse, die sich während des individuellen
Lebens abspielen, eingehend verfolgen und fortgesetzt regulieren müssen.
Alle Faktoren, die seiner gewollten Regulation hinderlich sind, werden
ausgeschaltet, die fördernden dagegen verstärkt. Das Resultat seiner
rein technischen Gedankengänge wird letzten Endes ein zweckvolles
Umgestalten von Einzelindividuen sein, das ist aber in diesem Falle
eine Verschiebung d. h. Umänderung von organischen Kräften.
Ein angenommenes, etwas schematisiertes Beispiel soll das Gesagte
noch klarer machen. Jemand hat Schafe, welche zurzeit ein Wollkleid
von 6 cm Länge tragen. Angenommen, in drei Monaten muß oder will
er die Tiere schlachten, möchte aber bis dahin ein Vlies von 10 cm
Länge haben. Wie, wann, durch welche Mittel muß er in das organische
Kräftespiel eingreifen, um den gewollten Zweck mit Sicherheit und mit
geringstem Energie- (d. h. Futter-)aufwand zu erreichen? Sollte es uns
nicht gelingen, Stoffe, bezw. Verfahren aufzufinden, die geeignet sind,
eine Funktion des Tierkörpers (im angenommenen Beispiel das Wachs-
tum der Haare) in ungewöhnlichem Maße, aber in von uns beabsichtigter
Weise zu steigern?
über technische Biologie 33
4. Da eine Fülle von Aiifg-aben für den technischen Biologen
vorliegt, so möchte ich noch einige Beispiele anführen. Jedem Denkenden
wird es auffallen, daß die Zahl der Tierformen, die in unsere ständige
Nutzung überging, so außerordentlich gering ist, im Vergleich zu der
Fülle von Arten, welche die heutige Zoologie kennt, und die uns heute
umgibt.
Bekannt sind, um nur einige Zahlen zu nennen, etwa 4500 ver-
schiedene Arten von Protozoen, 800 Schwämme, über 5000 Würmer,
6000 Krebse, 4500 Spinnen; 250000 Insekten sind bekannt, d. h. be-
schrieben, das ist nach fachmännischem Urteil aber erst etwa ein Viertel (!)
der tatsächlich vorhandenen, 22000 Mollusken, 12000 Fische, 1000
Amphibien, 3200 Reptilien, über 10000 Vögel und mehr als 2300 Säuge-
tiere M.
Vergleichen wir damit die Zahl der Formen, die zu Haustieren
geworden ist! Etwa 20 verschiedene Säugetierarten, etwa 15 ver-
schiedene Vogelarten und ebensoviele Fische, ferner knapp 10 ver-
schiedene Insektenarten. Das ist alles! Ist das eigentlich nicht be-
schämend? Geht daraus nicht sonnenklar hervor, daß die angewandte
Biologie bisher an einer gewissen Armut an schöpferischen Ideen ge-
litten hat? Sind denn von der Fülle der Formen, die uns die Natur
bietet, nur so wenig Geschöpfe geeignet, um in unseren Dienst ge-
zwungen, d. h. von uns technisch ausgewertet zu werden?
Hier öffnet sich der angewandten Zoologie noch ein ungeheures
Feld der Betätigung, wenn man mit technischen Ideen an diese Riesen-
aufgabe herantritt. Denn nicht der Wille des Tieres ist das Ent-
scheidende bei der Haustierwertung, sondern der des Menschen, dieses
oder jenes Geschöpf in seine Dienste zu zwingen. Ich persönlich
w^enigsteus stehe auf dem Standpunkte, daß wir noch eine stattliche
Zahl von Tieren zu Haustieren machen können, oder mindestens zu
Nutztieren. Der „Biotecliuiker", um diesen Ausdruck zu prägen, wird
sich angesichts dieser Tatsache die Fragen vorlegen: wo greife ich ein,
um diese oder jene Tierart in mein Machtbereich zu ziehen? Durch
welche Mittel und wie muß ich diesen oder jenen Lebensprozeß (also
eine organische Kraftäußerung) eines Tieres regulieren, um einen be-
stimmten Zweck zu erzielen? Oder: wie kann ich Tiere, welche sich
bis jetzt jeder menschlichen Nutzung entziehen, systematisch nutzbar
^) Vergl. Anm. Nr. 12.
Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIU.
34 Albrecht Hase
machen durch Auswertung ihrer psychischen (Instinkte) und physischen
Fähigkeiten?^)
Haben denn solche Ideen etwas Ungeheuerliches? Mutet es uns
nicht wie ein Märchen an (wenn ich einen Fall aus der mechanischen
Technik bringe), daß ein ernster Gelehrter, der Physiker Coulomb,,
vor rund 150 Jahren „exakt" bewiesen, es sei unmöglich, daß Menschen-
jemals fliegen könnten. Wem erscheint heute ein Flug von 100 km in
2000 m Höhe eine besondere Leistung? Hier war der Wille des Er-
finders, also Technikers, erfolgreich. Sollte er auf biologischem Gebiete
scheitern bei der Verfolgung der soeben skizzierten weiten Ziele?
5. Wie ich Beispiele aus der landwirtschaftlichen Zoologie wählte,
kann ich sie in gleicher Fülle der wasserwirtschaftlichen Zoologie ent-
nehmen! Die Fragen der Abwasserbeseitigung einerseits, des Fischerei-
wesens andererseits, bieten hundertfache Angriffspunkte für technische
Gedankengänge. Gewaltige Mengen von Abfallstoffen, besonders von
hochwertigen Stickstoffverbindungen führen Tag für Tag, jahraus jahr-
ein unsere Flüsse ins Meer und entziehen sie so unserem wirtschaft-
lichen Kreislauf. Gibt es hier keine restlose Abhilfe? Ist der Ablauf
der sich hier abspielenden Naturvorgänge unserer Beeinflussung völlig
entzogen? Können diese Prozesse nicht in konservativ wirtschaftlichem
Sinne geregelt werden? Solche Fragen werden unablässig den bewegen,
der als praktischer Hydrobiologe technisch denkt. Können wir nicht
Verfahren ausarbeiten, um die niedere und höhere Organismenwelt des
Wassers (Pflanzen wie Tiere) in unseren Dienst zu zwingen, indem wir
ihre Fähigkeiten benutzen, die gelösten Stickstoff Verbindungen fest-
zuhalten und sie in ihrem Körper zu speichern, aus dem sie von uns
restlos zurückgewonnen werden.
Führende Männer der fischereilichen Forschung haben sich diese
Frage auch vorgelegt und Vorschläge ausgearbeitet, die, soweit sie
durchgeführt wurden, sich glänzend bewährten. Ich führe dieses Bei-
spiel an, damit man ersieht, daß die technische Denkweise auch in der
angewandten Biologie gerechtfertigt, ja notwendig ist. Der Vorgang
ist kurz folgender: Die hochwertigen organischen stickstoffhaltigen
Abwässer werden nach Verdünnung in Teiche geleitet. Die daraufhin
sich entwickelnde ungeheure Bakterien- und Algenflora gibt zunächst
einzelligen Tieren (Protozoen), diese zusammen mit den Algen wiederum
Würmern und kleinen Krebsen reichlich Nahrung, In dem Maße, wie
') Vergl. Anm. Nr. 13.
über technische Biologie 35
diese Formen gedeihen, werden die organischen Verbindungen auf-
gespalten und aufgebraucht, um durch den Kreislauf der Stoffe als
niedere Organismen in Erscheinung zu treten. Diese niederen Tier-
formeu, denen sich bald höhere, besonders Krebse, Insektenlarven und
Schnecken zugesellen, dienen eingesetzten Fischen zur Nahrung, welche
in Form von Fischfleisch (also als stickstoffhaltiges Eiweiß) in unsere
Wirtschaft wieder zurückfließen. Hier haben wir einen regulierten, also
technischen Prozeß vor uns. Diese schönen Anfangserfolge geben uns
Hoffnung, noch mehr in dieser Hinsicht zu erzielen.
Weitere eminent wichtige Aufgaben aus der wasserwirtschaftlichen
Zoologie, wie: die Frage der Zucht von marinen Fischen, von Austern,
Mießmuscheln , Klaff muscheln , die Frage der Hummerzucht, die Frage
nach der Nutzbarmachung von Plankton usw. usw. werden meines Er-
achtens nur dann in befriedigender Weise zu lösen sein, wenn man mit
technischem Denken an sie herantritt.
6. Besonders fruchtbar erscheint es mir, mit technischen Ideen
auf einem Betätigungsfelde vorzugehen, welches wirtschaftlich eine
ungeheure Bedeutung besitzt, es ist die Bekämpfung aller der Tier-
formen, die in der Lage sind, unter Umständen unseren ganzen Besitz
an lebendem und totem Inventar zu schädigen oder gar zu vernichten;
oder, was noch schlimmer ist, welche unsere Gesundheit direkt oder
indirekt schwächen und somit eine Arbeitsbetätigung zeitweise unmöglich
machen. Das Riesengebiet der Schädlings- und Parasitenbekämpfung
betreten wir damit. Rein aus praktischen Gründen trennt man seit
langem die medizinisch -hygienisch schädlichen Formen (d. h. die Para-
siten des Menschen und der Haustiere) von dem übrigen hier in Frage
kommenden Heer der Schädlinge ab. In der prinzipiellen Behandlung
der in beiden Gebieten auftauchenden Fragen mache ich keinerlei Unter-
schied.
Sowohl in Land- wie Forst- und wasserwirtschaftlichen Betrieben
treten Schädlinge tierischer Natur auf, wir sind also berechtigt, in der
täglichen Praxis von land- und forstwirtschaftlichen usw. Schädlingen
schlichthin zu sprechen. Je nach der Art des verursachten Schadens
unterscheidet man wieder z. B. Getreide-, Gemüse-, Obst-, Speicher-
und Waldschädlinge. Bei weitem das größte Kontingent stellen die
Insekten, so daß ein spezielles Gebiet der Insektenkunde, die angewandte
Entomologie, sich mit ihnen befaßt. Wenn es uns gelingt, diese nach
jeder Richtung hin zu einer technischen Wissenschaft auszubauen, bezw.
weiter zu entwickeln, dann dürften uns, meiner festen Überzeugung nach,
3*
36 Albrecht Hase
glänzende Erfolge bescliieden sein. Ein kleiner Anfang ist gemacht,
wie ich späterhin zeigen werde.
Die Frage der Schädlingsbekämpfung ist jetzt mehr denn je akut
geworden. Unsere Wirtschaft ist verarmt, und eiserne Notwendigkeit
zwingt uns zur größten Sparsamkeit. Zur Ausübung dieser gehört aber
eine wohl organisierte Schädlingsbekämpfung, sowohl der Parasiten als
auch der pflanzlichen und Vorratsschädlinge. Von mancherlei Seite,
von Fachzoologen und Bo'tanikern, von Volkswirtschaftlern sind diese
Fragen teils in der Fach- teils in der Tagespresse erörtert worden.
Wir könnten sie im Rahmen unserer Ausführungen unmöglich übergehen.
Zunächst einige Vorbemerkungen , die im Zusammenhang mit
Dingen stehen, welche ich eingangs des allgemeinen Teiles besprach.
Dort wurde gesagt, daß ein technisches Denken die naturwissenschaft-
liche Erkenntnis zur Voraussetzung hat, oder, was dasselbe besagt, nur
der ist befähigt, richtig technisch zu denken, der Forscherarbeit an
seinen Objekten geleistet hat. Wer also Parasiten oder Schädlinge
bekämpfen will, muß sie genauestens kennen. Was in der modernen
Schädlingsbekämpfung alles an Kenntnis einer Form verlangt wird,
dafür nur ein Beispiel. Ich führe es deshalb an, um zu beweisen, daß
der theoretische Zoologe absolut keinen Grund bat, auf den praktisch
Arbeitenden herabzusehen. Bevor wir von einer Kenntnis im vollsten
Sinne des Wortes eines Schädlings oder Parasiten sprechen können,
sollten etwa folgende Punkte klargelegt sein: 1. die systematische
Stellung, 2. Morphologie, 3. Anatomie und Histologie, 4. Ontogenie,
5. Physiologie, 6. Biologie und Ökologie, 7. Pathologie, 8. die medi-
zinisch-hygienische Bedeutung, 9. die geographische Verbreitung,
10. die Ökonomik, d. h. wirtschaftliche Bedeutung.
Von wievielen der zu hunderten uns täglich schädigenden Formen
wissen wir das? Und von wieviel Formen ist es Allgemeingut? Welche
riesige Arbeit noch zu leisten ist, ist jedem damit näher Vertrauten
klar^). um ein konkretes Beispiel zu nennen: Es gibt kein umfassendes
deutsches Buch, welches uns über die gewöhnlichen Stubenfliegen und
die damit zusammenhängenden Fragen (z. B. Ruhr-, Cholera- und Tier-
seuchenverbreitung) unterrichtet. Wie hoch ist das Kapital, welches
jährlich für eine nutzlose Fliegenbekämpfung verausgabt wird?^)
Nach dieser Abschweifung zurück zum eigentlichen Gang der
Ausführungen.
*) Vergl. Anm. Nr. 14 u. 15.
NÜber technische Biologie 37
a) Wir müssen zunächst uns einmal klar machen, was eine In-
vasion von Schädling:en (z. B. Heuschrecken) oder ein Massenauftreten
(Maikäfer, Nonne, Kiefernspinner) oder eine Massen Vermehrung von
Ungeziefer und Parasiten (Läuse, Mücken, Fliegen) eigentlich bedeutet.
Letzten Endes ist es das Resultat einer Verkettung und Häufung voq
für die betreffende Tierart besonders günstigen Lebensumständen, welche
die Kräfte und Kraftäußerungen der jeweiligen Formen auf ein erstaun-
liches Maß steigerten.
Damit z. B. ein Massen auftreten (wir wollen es einmal mit M
bezeichnen) von Fliegen möglich ist, müssen eine Keihe von Bedingungen
(nennen wir sie einmal A bis E) erfüllt sein, wie: A. optimale Wärme,
B. gute Feuchtigkeitsverhältnisse, C. bestmögliche Ernährung, D. starke
Fortpflanzung, E. Mangel natürlicher Feinde usw. usw. (im einzelnen
sind uns die Bedingungen oft noch ganz unbekannt). Kurz, eine Reihe
von Geschehnissen (A bis E) müssen nacheinander ablaufen, damit eine,
von den vielen an sich möglichen Naturerscheinungen (hier M) zustande
kommt. Dies besagt: M ist nur möglich, wenn A 4- B -|- C -|- I^ • • •
usw. nacheinander eintreffen, bezw. sich summieren. Was will nun der
technisch denkende Biologe? Sein Streben geht zunächst dahin, die
Reihe von A -[- B -j- C usw. von Naturprozessen kennen zu lernen.
Sobald er über diese Kenntnisse verfügt, macht er die betreffenden
Tierformen zum Objekt eines technischen Prozesses, indem er „zweck-
mäßig" eines der notwendigen Zwischenglieder ausschaltet, über Gebühr
verzögert, oder die Reihenfolge A bis E derartig äudert, daß das frühere
biologische Resultat (die Massenvermehrung M) nicht mehr eintritt. Er
sucht also nach Möglichkeiten, das Naturgeschehen nach seinen ge-
wollten Zwecken zur Erreichung eines bestimmten Zieles laufen zu
lassen. Er gelangt so dahin, wohin der Techniker auf anorganischem
Gebiet schon längst gelangte, nämlich zur Freiheit über das organische
Geschehen. Nicht die Gültigkeit der Naturgesetze will er umstoßen
(denn das ist unmöglich), sondern nur ihre Reihenfolge ändern.
Die Eingriffe des Biotechnikers in die oben genannte Reihe A
bis E werden natürlich da stattfinden, wo sie am tiefgreifendsten, d. h.
am praktischsten sind. Durch Überlegungen an der Hand seiner bio-
logischen Kenntnisse, wird derselbe auch bald herausfinden, nicht nur
wo er eingreift, sondern auch mit welchen Mitteln. Er wird sich
einen ganz bestimmten Plan machen, ob er seine Angriffe auf den Gesamt-
organismus ausführt, z. B. durch Einschalten natürlicher Feinde (die
sog. biologische Bekämpfung), oder ob er durch chemische oder phy-
38 Albreclit Hase
sikalisclie Mittel (die sog. Bekämpfung mit technischen Mitteln) ge-
wisse Funktionen des tierischen Organismus z. B. (die Atemfunktion)
so schwer schädigt, daß die Bedingungen, unter denen M nur möglich
ist, nicht eingehalten werden.
b) Betrachten .wir von diesen Gesichtspunkten Beispiele, die teils
tatsächlich vorliegen, teils für vorliegende Zwecke von mir konstruiert
wurden! Ich wähle zunächst ein in der angewandten Entomologie
klassisches Beispiel.
Ungefähr um 1868 wurde von Australien oder Neuseeland nach
Kalifornien eine Schildlaus (Icerya Purchasi) eingeschleppt, die sich
sofort über die Orangen- und Zitronenplantagen ausbreitete, unter un-
geheurer Vermehrung. Da die Kulturen sehr bald unter den Angriffen
der Schildläuse (sie saugen die Säfte der Pflanze) lebensgefährlich zu
leiden hatten und völlig zu verkümmern begannen, so traten schwere
wirtschaftliche Schäden ein, daß man ernstlich daran dachte, die bisher
blühenden Orangen- und Zitronenplantagen aufzugeben. Versuchte
Bekämpfungsmaßnahmen brachten keine wirksame Abhilfe. Die diese
Frage bearbeitenden Entomologen forschten daraufhin nach der Heimat
der Icerya und stellten Australien als solche fest. Weiterhin wurde
studiert, welche Umstände eine Überverraehrung der Schildlaus in der ur-
sprünglichen Heimat verhinderten. Nach manchen Irrtümern fand man die
Ursache im Vorhandensein eines kleinen sonst harmlosen Käfers (Novius
cardinalis). Dieser war der natürliche Feind der Icerya. Man brachte diesen
nach Kalifornien, züchtete ihn und ließ ihn auf die Schildlaus los, die
in Milliarden die Plantagen bevölkerten. Dei' Käfer fand die günstigsten
Nahrungs Verhältnisse und sonst auch zusagende Bedingungen. Er ver-
mehrte sich lebhaft und fraß bald die Schildläuse auf. Den Obstbauern
erschien es wie ein Wunder. Nach diesem glänzenden Erfolg hält man
jetzt ständig Novius cardinalis in besonderen Anstalten, um ihn immer
wieder verwenden zu können, falls die Schildläuse nochmals auftreten.
An diesem klassischen Beispiele ist ersichtlich, wie man in der an-
gewandten Entomologie, als technische Biologie betrieben, in der Lage
ist, Naturvorgänge regulierend zu beeinflussen.
Analysieren wir den Fall, indem wir ihn möglichst vereinfacht
denken^). Damit das Ereignis der Massenansammlung (M) der Schild-
läuse eintritt, muß ein günstiges Klima (A) und eine gute Ernährung (B)
vorhanden sein. Da A und B zusammen eine gesteigerte Fruchtbarkeit
') Vergl. Aura. Nr. Ki.
über teclmisclie Biologie 39
(C) mit sich bring:en und da natürliche Feinde (D) im neuen Wohn-
gebiete fehlen, so kommt es zur Massenansammlung dieser Tierform.
Im Massenauftreten verursacht sie schwerste Schädigungen. Was ge-
schah hier von Seiten der Entomologen? Sie regulierten die Folge der
Natur^eschehnisse :
A + B + C = M
M4-A-i-B + C = 2M
2 M + A -j- B + C = 3 M '
3M + A-fB + C = 4M usf. bis
' »"
bis n M + A + B + C = 00 M
(d. h. die Massen der Schildläuse nahmen bis ins Unendliche zu), indem
sie den Faktor D einschalteten, wodurch die Kette sofort unterbrochen
wird. Natürlich verschwand M nicht sofort mit Ansiedlung des natür-
lichen Feindes, aber es trat eine Verringerung von oo M bis auf auf
M ^ 0 ein. Der Vorgang ließe sich etwa folgendermaßen vorstellen:
ooM + A + B + C + D = °^
^^ -fA-f-B + C-j-D = ~M usw. bis
|_M + A + B + C4-D = f
M M
y+A+B+C+D=y
M M
^+A+B+C+D=^
usf. bis M = 0 wird. Sobald dann M = unendlich klein oder = 0
wird, ist die Kalamität beseitigt.
Wir haben hier einen regulierten, also technischen Prozeß vor
uns, wie er biologisch eleganter kaum gedacht werden kann. Um ihn
beliebig wiederholen zu können, hält man den einen Faktor (d. h. die
natürlichen Feinde Novius cardinalis) ständig vorrätig; ganz ähnlich
wie beim Chemiker bestimmte Reagenzien immer im Laboratorium vor-
handen sind.
c) Nach diesem konkreten Falle will ich ein teilweise kon-
struiertes Beispiel anführen. Der Apfelblütenstecher (Anthonomus po-
morum), ein Käfer, hat die üble Angewohnheit, die Knospen der Apfel-
bäume anzustechen und darin seine Eier unterzubringen. Die aus-
kriechende Larve zerfrißt den Fruchtknoten, und damit ist die Hoffnung
40 Albrecht Hase
auf Ertrag in dem betreffenden Jahre vernichtet. Nehmen wir einmal
an, es seien bestimmte Geruchsstoffe in der Knospe der Apfelblüte,
welche die Weibchen des Käfers anlocken. Dann müßte man versuchen,
diese Stoffe ausfindig- zu machen, sie herzustellen, und in geeignete
Fanggeräte verteilen zur Zeit der Eiablage. Der Käfer würde dann,
indem wir sein Geruchsvermögen benutzen, um ihn irr zu leiten, durch
einen von uns regulierbaren Vorgang vernichtet. Aber leider sind wir
noch nicht so weit.
Dieses konstruierte Beispiel führt uns zu Ausblicken besonderer
Art, die sich der Biotechniker in weitgehendstem Maße zunutze
machen muß. Ich habe hier folgendes im Sinne: Wir wissen, daß die
Tiere, besonders die Insekten, in bezug auf bestimmte chemische und
physikalische Konstanten eingestellt sind. So z. B. unterbleibt die Ei-
ablage, wenn nicht bestimmte Temperaturgrade erreicht werden, oder
wenn sie auch nur einmal überschritten werden. Bei anderen Formen
wieder ist ein bestimmter Salzgehalt des Wassers, ein engumgrenzter
Feuchtigkeitsgehalt der Luft von nöten. Wieder andere sind in ihrem
zeitlichen Auftreten an ganz bestimmte Pflanzen gebunden. Noch
andere lassen sich durch ihren Lichtsinn oder -Geruchssinn leiten, ihre
Schlupfwinkel zur Eiablage oder als Versteck aufzusuchen. Kurz
tausenderlei Bedingungen sind es, welche das Verhalten der Tiere be-
stimmen. Was soll nun der Biotechniker tun? Er soll diese vitalen
oder katastrophalen Bedingungen künstlich herstellen, um so entweder
die zu bekämpfenden Schädlinge durch Erregung ihrer Sinnesorgane an-
zulocken und dann durch zweckentsprechende sekundäre Maßnahmen zu
vernichten, oder aber durch katastrophale Bedingungen die Funktionen
so zu stören, daß beispielsweise die Eiablage dauernd unterbleibt. In
beiden Fällen findet eine. Regulation, also ein technischer Prozeß statt,
der mit den richtigen Mitteln durchgeführt, praktisch das gleiche Re-
sultat zeitigt, nämlich Vernichtung des Schädlings.
Mit welchen Mitteln, ob mit chemischen oder mit physikalischen,
oder ob mit beiden zusammen, eingegriffen wird, ist vom Biologen von
Fall zu Fall zu entscheiden. Immer aber wird er technisch denkend
das wählen, welches am zweckdienlichsten ist.
Es ist noch ein weiter Weg, ehe wir so weit sind, daß wir für jeden
Naturvorgang, in unserem Falle das Auftreten eines Schädlings, das
üniversalmittel kennen, so wie der Chemiker nur zu einem bestimmten
Reagens zu gi^eifen braucht, um einen Vorgang in bestimmter Richtung
ablaufen zu lassen. Bevor wir dahin kommen, muß noch unendlich viel
über technische Biologie 41
Arbeit g-eleistet werden, und zwar solche, die teils mehr auf öko-
log-ischem, teils mehr auf physiologischem Gebiete liegt. Denn wenn
man in der Schädlingsbekämpfung mit Gasen (Kohlenoxyd, schwefliger
Säuue, Blausäure, Arsenwasserstoff, Schwefelwasserstoff, um nur einige
zu nennen) oder mit festen bezw. gelösten Giften (wie Blei-, Arsen-,
Kupfer-, Schwefelverbindungen oder solchen organischer Natur wie
Karbolineum, Petroleum, Naphthalin) arbeitet^), so muß man sich klar
sein, von welchem Organsystem aus man einen Schädling bekämpfen
will." Man muß rein physiologisch und toxikologisch feststellen, ob und
in welcher Lebensperiode die betreffende Form am wirksamsten an-
greifbar ist. Man muß sich überlegen: in welche Folge der Lebens-
prozesse, in welche Ketten von rein physiologischen Funktionen man
eingreifen will, um sie zu stören oder so zu verschieben, damit ein ge-
wollter Zweck auch tatsächlich zustande kommt. Stellt man -derartige
Überlegungen nicht an, schaltet man nicht technische Gedankengänge
ein, dann wird man einmal praktisch Mißerfolge haben und zweitens
anstatt wissenschaftlich nur dilettantisch arbeiten.
Will ich also' z. B. bei einem Schädling die Geruchsorgane
schädigen, um so das gegenseitige Auffinden der Geschlechter unmöglich
zu machen, womit ich die Fortpflanzung ausschalte, dann bedarf es
einer Kenntnis der Sinnesapparate nach der physiologischen Seite hin.
Wer überhaupt mit Giften in der Schädlingsbekämpfung arbeiten will,
muß sich vorher klar werden, ob er z. B. vom Respirations- oder vom
A^erdauungsapparat aus die Lebensfunktionen beeinflussen, bezw. lebens-
gefährdend stören kann und will ').
Ferner kann man versuchen mit rein physikalischen Mitteln wie
Wärme, Licht, Elektrizität in die Lebensführung eines Schädlings oder
Parasiten einzugreifen. Man könnte, um ein angenommenes Beispiel zu
nennen, gegebenenfalls folgendermaßen vorgehen: der Schädling lebt
teilweise im Boden, dort hat -er seine Eier in Winterruhe liegen ; bei
einer gewissen Temperatur schlüpfen sie aus. Die Larven bedürfen
bald Futter, w^elches sie nur im Frühjahr finden. Führt man also
vorzeitig Wärme künstlich zu (eventuell durch Bodenerwärmung mittels
Wasserdampf), so wird in den Ablauf des Geschehens eingegriffen, der
zeitliche Verlauf des Entwicklungsganges wird in bestimmter Richtung
verschoben, die zum Ausschlüpfen gezwungene Brut ist dem Verhungern
preisgegeben, der gewollte Zweck ist durch eine bestimmte Regulation
^) Vergl. Anm. Nr. 17 u. 18.
42 Albrecht Hase
der oiganischeji Prozesse mittels eines physikalischen Vorgangs erreicht.
So stellt sich das Problem im Gedankengang des Biotechnikers dar.
Bevor ich zum Schlüsse eile, will ich noch einige Probleme von
größter wirtschaftlicher Tragweite nennen. Sie sind es wert, einer
technischen Bearbeitung unterzogen zu werden. — So können wir ver-
suchen die Fülle der organischen Kräfte, die uns bei dem Massen-
auftreten eines Schädlings bestürmen, in bestimmte Bahnen um-
zulenken, und letzten Endes aus dem Schädling ein nützliches
Glied unserer Wirtschaft machen. Auf botanischem Gebiete ge-
schah dies bereits, indem man die organischen Kräfte der Gärungspilze
und -Bakterien technisch nutzbar machte'). Sollten ganz analoge Dinge
auf zoologischem Gebiete unmöglich sein? Ich denke nicht! Könnten
wir z. B. nicht die Instinkte und Gewohnheiten der kot- und aas-
fressenden Insekten, bezw. ihrer Larven, zur Fäkalbeseitigung und
-Umarbeitung auswerten?') Sollte uns die ungeheure Schärfe der Ge-
ruchsorgane vieler Tiere nicht als Indikator in der Chemie dienen
können? Wäre es nicht denkbar, daß man die Lautproduktion gewisser
Insekten zu akustischen Versuchen heranzöge? Wäre es undenkbar, daß
man die Fähigkeit einer Unmasse von Gliedertieren Gespinste anzufertigen
verwertete zur Gewinnung tierischer Faserstoffe? Denn warum sollten
hierzu nur die wenigen heute in Kultur befindlichen Seidenspinnerarten
ausschließlich verwendbar sein? Daß natürlich solche Probleme nicht von
heute auf morgen gelöst werden können, brauche ich wohl kaum zu be-
tonen; aber ihre Inangriffnahme prinzipiell abzulehnen, dafür liegt kein
zwingender Grund vor. — Mir erscheinen derartige Probleme nicht
kühner als die des drahtlosen Fernsprechers, des Quellungsmotors oder
der Immunisierung gegen Infektionskrankheiten.
Doch zurück nach diesem Fernblick zu Aufgaben, die uns heute
die Wirklichkeit aufdrängt und die der Arbeit technisch denkender Bio-
logen dringend bedürfen : Das Heu- und Sauerwurmproblem des Wein-
baues, das Blutlausproblem des Obstbaumes, das Kiefernspinner-, Nonnen-,
und Rüsselkäferproblem in der Forstwirtschaft, das Nematodenproblem
des Zuckerrübenbaues, die Probleme der Ratten- und Mäusevernichtung,
sowie von Vorratsschädlingen aus dem Heer der Insekten und, um mit
das Wichtigste nicht zu vergessen, das Problem der Vernichtung von
Parasiten, die den Menschen quälen, wie Mücken, Läuse, Krätzmilben
und viele andere. Alle hierher gehörigen Tierformen zehren am Ge-
deihen und Gesunden unserer Volkswirtschaft. Sie alle erfordern trotz
^) Vergl. Anm. Nr. 19 u. 20.
über technische Biologie 43
ihrer Alltäglichkeit ernsteste Arbeit von Fachleuten und fördernde Mit-
arbeit der Allgemeinheit. Die weitesten Kreise sind an solchen Auf-
gaben interessiert; daher dürfen staatliche wie private Organisationen
ihre Hilfe nicht versagen. Ein großer Zug echten Sozialismus liegt in
der technischen Handhabung der angewandten Biologie.
Schluß
vSoweit es mir möglich war, habe ich Probleme aus meinem engeren
Arbeitsgebiet aufgerollt. Ich versuchte zugleich darzustellen, daß sie
nicht nur den Biologen als Fachmann, sondern weiteste Volkskreise in
ihrer Gesamtheit etwas angehen, da wir mit der Lebensfähigkeit unserer
Wirtschaft, mit der Erhaltung unseres materiellen Kulturbesitzes und
unserer Gesundheit stehen und fallen.
Ich versuchte zu zeigen, von welchem Standpunkt aus, mit welchen
Ideen ich die Lösung der ungeheuren Aufgaben anstrebe. Dem Urteil
und Ermessen des Lesers muß ich es überlassen, wie weit er mir auf
den etwas neuartigen Wegen folgen will.
Die furchtbare Not der Zeit, deren Ende zunächst nicht ab-
zusehen ist, zwingt uns — allen Idealismus in Ehren — etwas
realer zu denken auch auf biologischem Gebiete. Sie hat mich
als Biologen veranlaßt Möglichkeiten zur Linderung zu suchen von
meinem speziellen Fachstandpiinkte aus, und ich habe soviel Optimismus
zu glauben, daß auf den soeben vorgezeichneten Wegen einmal zur
Linderung beigetragen werden kann, und daß andererseits durch Ar-
beiten in vorgezeichneter Richtung die Fläche Raumes, einschließlich
ihrer Tier- und Pflanzenwelt, welche uns jetzt leider- nur noch ver-
blieben, so intensiv genützt wird, daß wir auf die.se Art den Verlust
wirtschaftlich wett machen.
Indem wir durch die angedeutete Arbeitsrichtung zur Freiheit über
das Naturgeschehen im Reiche der Organismen kommen, heben wir
nicht nur unseren materiellen Kulturbesitz, sondern mit dieser absolut
unantastbaren Freiheit auch unsere idealen Güter, an denen ja die Zeit
noch ärmer ist als an realen.
Auch den alltäglichen Dingen läßt sich ein idealer Geist ein-
hauchen, denn: „es ist der Geist, der sich den Körper baut". Wem
alle diese Forderungen als zu profan erscheinen, dem gebe ich zu be-
denken, daß die oft geschmähte Technik erst den Weg geebnet hat zu
einer besseren materiellen und damit zur Entfaltung einer geistigen
Kultur.
44 Albrecht Hase
Anmerkungen und Zusätze
Die nachfolgenden Anmerkungen und Zusätze werden manchem
Leser, der diesen Dingen etwas ferner steht, nicht ganz unwillkommen
sein. Um den verfügbaren Raum nicht zu überschreiten, sind nur ganz
wenig Literaturhinweise eingefügt worden.
1. Hase, A., Die Zoologie und ihi'e Leistungen im Kriege 1914 — 1918. Zugleich
ein Beitrag zur Frage der angewandten Zoologie. Die Naturwissenschaften,
7. Jahrgang 1919, Berlin.
2. a) Escherich, K., Der gegenwärtige Stand der angewandten Entomologie und
Vorschläge zu deren Verbesserung. Verh. d. deutschen zoologischen Gesellschaft
1913. Berlin.
b) Ders., Über die Ziele und Aufgaben der „Deutschen Gesellschaft für angewandte
Entomologie". Zeitschr. f. angew. Entomologie, Bd. 1, 1914, Berlin.
c) Ders., Die angewandte Entomologie in den Vereinigten Staaten. Eine Ein-
führung in die biologische Bekämpfungsmethode. Zugleich mit Vorsclilägen zu
einer Reform der Entomologie in Deutschland. Berlin 1913. Mit vielen Lit.-Ang.
d) Ders., Die Forstinsekten Mitteleuropas. Bd. 1. Berlin 1914. Mit vielen Lit.-Ang.
3. a) Lindner, P., Über die Zweckmäßigkeit der Errichtung einer Zentralstelle für
zymotechnische Biologie. Wochenschr. f. Brauerei, 25. Jahrg., 1908, Nr. 41.
b) Ders., Geleitwort zum ersten Heft der „Zeitschrift für technische Biologie". —
Zeitschr. f. techn. Biologie, N. F. der Zeitschr. f. Gärungsphysiologie, Bd. VII,
1819, Berlin.
4. Im Kolloquium des „Kaiser Wilhelm -Institutes für physikalische und Elektro-
chemie" zu Berlin -Dahlem vom 16. Oktober 1919 sprach ich über das Thema:
„Probleme der Schädlingsbekämpfung besonders von physiologischer und prak-
tischer Seite". Einige der hier scliriftlich niedergelegten, prinzipiellen Gedanken
äußerte ich in diesem Kolloquium. Hauptsächlich aber erörterte ich praktische
Fragen und zeigte an der Hand von Beispielen, wie vieler Mitarbeit von physio-
logischer, toxikologischer, chemischer und physikalischer Seite es bedürfe, damit
das Problem der Schädlingsbekämpfung (welches ja nur ein Teilgebiet der techn.
Biologie ausmacht) in wissenschaftlich einwandfreier und wirtschaftlich fördernder
Weise in Angriff genommen und gelöst wird. Vielerlei Einzelheiten, welche aus
Raummangel hier wegfallen mußten, sind in diesem Kolloquium zur Sprache ge-
kommen.
5. Daß völlige Klarheit über die angestrebten Ziele geschaffen wird, ist hier — wie
auf allen Gebieten, wo die Wissenschaft mit der Praxis und mit breiten Volks-
schichten in Berührung kommt — ein unbedingtes Erfordernis. Zu leicht wird
sonst Dingen ein wissenschaftliches Scheinmäntel chen umgehängt, die nicht das
geringste mehr mit Wissenschaft zu tun haben. Der Zustand, der leider noch
besonders auf dem Gebiete der Schädlingsbekämpfung herrscht, daß eine After-
wissenschaft der übelsten Gewinnsucht Vorspann leistet, muß restlos verschwinden.
Einige Beiträge zu letzterem Punkt finden sich in meiner Arbeit: „Weitere Be-
obachtungen über die Läuseplage", Centralbl. f. Bakt. , Paras. u. Infekt. -Kr.,
I. Abt. Orig. Bd. 77, 1915, Jena.
über technische Biologie 45
6. Teilweise oder ganz widmeten ihre Lebensarbeit diesen Dingen Forscher, auf
welche die deutsche Wissenschaft allen Grund hat stolz zu sein. Männer, die
nicht mehr unter uns weilen, wie unter anderen: Altum, Hofer, Leuckart,
Frank, Nitsche, Pagenstecher, Ratzeburg, Schaudinn, Sorauer, E. S.
Taschenberg, Thaer, C. Vogt, Zürn, legten den Grund, auf welchem, wenn
ich eine bunte Fülle von Zeitgenossen nenne: Börner, Braun, 'Eckstein,
Escherioh, Fruwirth, Heinecke, Hollrung, Kirchner, Lindner, Miehe,
Nocht, Stellwaag, Schiemenz, Reh, Wilhelmi, Zander, Zuntz weiter-
hauten. An der Hand der Namen die.ser Forscher sinff Literatur -Quellen leicht
aufzufinden.
7. Daß die Begriffe: „Biotechnik, technische Biologie", wie wir sie aufgefaßt wissen
wollen, niclits mit Dingen, wie „mikroskopische Technik", „biologische Technik"
zu tun haben, brauche ich wohl nicht des längeren auseinanderzusetzen. In
letzterem Falle handelt es sich um eine Methodik, d. h. um ein Arbeitsverfahren
(vergl. Zeitschr. f. biologische Technik und Methodik, herausgeg. v. Gilderaeister,
Leipzig 1908/09—15, Bd. 1—3, Verlag J. A. Barth), in ersterem Falle um die
begriffliche Umgrenzung eines Arbeitsgebietes.
8. Betreffs dieser und der nachfolgenden Begriffsformulierungen verweise ich auf
Autoren, bei denen sich weitere Literaturhinweise finden:
a) Kar mar seh, K., Geschichte der Technologie seit der Mitte des achtzehnten
Jahrhunderts. München 1872.
b) Weudt, IT., Die Technik als Kulturmacht in sozialer und geistiger Beziehung.
Berlin 1906.
c) Zschimmer, E., Philosophie der Technik. Jena 1914.
d) Ders., Naturwissenschaftliches und technisches Denken. Die Naturwissenschaften.
2. Jahrg. 1914, Berlin.
9. In den nachstehend verzeichneten Abhandlungen finden sich detailliertere Aus-
führungen über die verschiedenen Arbeitsgebiete der angewandten Zoologie.
a) Versluys, J., Die Verbreitung von Seuchen durch Insekten und andere Glieder-
füßler im Kriege. Gießen 1915.
b) Wilhelmi, J., Die hygienische Bedeutung der angewandten Entomologie. Flug-
schriften der Dtsch. Ges. f. angew. Entomologie Nr. 7, Berlin 1918.
c) Ders., Die angewandte Zoologie als wirtschaftlicher, medizinisch-hygienischer und
kultureller Faktor. Berlin 1919.
d) Wülker, G., Die Aufgaben der angewandten Zoologie. Naturwissensch. Wochen-
schrift N. F. Bd. 15. Jena 1916.
e) Eschericii, K., Die Bekämpfung schädlicher Insekten eine volkshygienische und
volkswirtschaftliche Notwendigkeit. Frankfurt a. M. 1919.
10. In zahlreichen Lehr- und Handbüchern werden Fragen von der Tier- und Pflanzen-
züchtung behandelt, vom theoretischen wie vom praktischen Standpunkte aus.
Ich verweise u. a. auf die Werke von Fruwirth, Krämer, Kronacher und
viele andere moderne Autoren. Eine Fundgrube für diese Fragen sind auch die
klassischen Arbeiten Darwins.
11. Zuptz, N., Die Kraftleistungen des Tierkörpers. Berlin 1908. Weiteres über
diesen Punkt findet sich in Werken über die Physiologie der Haussäugetiere.
46 Albrecht Hase
12. Die Zahlen werden fortwährend verschieden angegeben. Ich bitte es mir nicht
als grüben Verstoß gegen die Genauigkeit anzurechnen, wenn bei einer der
Gruppen die Zahl nicht genau stimmt. Für unsere Zwecke genügen die zitierten
Zahlen vollkommen.
13. Ich kann es nicht unterlassen, hier auf etwas hinzuweisen, das mir von Jeher
reizvoll erschien. Es ist die Rolle, welche die Tiere im Märchen spielen. Aus
der Märchendichtung könnte ich eine Unmenge von Beispielen anführen, in denen
die Tiere mit ihren spezifischen geistigen und körperlichen Fähigkeiten in den
Dienst der Menschen treten. Die „Sammeltätigkeit" der Ameisen und Bienen,
überhaupt der Insekten, die „Fluggeschwindigkeit" der Vögel, die „Geruchs-
schärfe" des Wildes werden in bestimmter Richtung ausgewertet. [Vergl. „Aschen-
brödel": die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.] Dabei ist es in-
teressant, daß besonders in den Märchen der Naturvölker dieser Gedanke immer
wiederkehrt. ' '
14. Vergl. hierzu die Ausführungen von Reh, L., Die angewandte Entomologie in
Deutschland. Zeitschr. f. angew. Entomologie Bd. 1, Berlin 1914, Verlag P. Parey.
Reh sagt wörtlich a. a. 0. S. 85 „man hört vielfach die Ansicht aussprechen,
unsere einheimischen schädlichen Insekten seien so gut bekannt, daß die vor-
handenen Lehr- usw. Bücher alles Wissenswerte enthielten und Neues, nicht mehr
zu tun sei. So ziemlich das Gegenteil ist richtig: Das Bekannte verschwin-
det fast gegen das noch zu Erforschende".
15. Bei dieser Gelegenheit sei das hervorragende Buch empfohlen von Hewitt, C. G.,
The house fly Musca domestica Linn. Manchester, At the University Press 1914.
16. Ausdrücklich möchte ich hervorheben, daß in Wirklichkeit die Zusammenhänge
nicht so einfach liegen. Von welchen Bedingungen die verschiedenen Lebens-
phasen eines Tieres abhängen, ist durchaus nicht immer leicht festzustellen. Wenn
wir im vorliegenden Falle das Beispiel vereinfachten und 5 Faktoren annahmen,
so geschah dies nur aus rein didaktischen Gründen. Wie verwickelt allein die
Temperaturverhältnisse bei den Insekten sind, und welche Rolle sie spielen,
darüber hat erst in neuerer Zeit Bachmetjew, P., Experimentell-entomologische
Studien I. Temperaturverhältnisse bei Insekten. IL Einfluß der äußeren Faktoren
auf Insekten, Leipzig 1901; Verlag W. Engelmann u. Sophia 1907, Staatsdruckerei,
exakte Untersuchungen angestellt.
17. Eine vorzügliche Übersicht über die verschiedenen Mittel zur Bekämpfung findet
sich bei Hollrung, M., Die Mittel zur Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten,
Berlin 1914, 2. Aufl.
18. Einen großen Schritt wäre die Schädlingsbekämpfung weiter, wenn es ein gründ-
liclies Werk gäbe, in dem die Einwirkung der verschiedensten Giftstoffe auf
schädliche Tiere, besonders Insekten, eingehend dargestellt wäre. Leider sind
wir noch nicht so weit, und unsere Kenntnisse reichen über eine ziemlich grobe
Empirie nicht viel hinaus. Eine weitere Frage, welche mit obiger eng zusammen-
hängt, ist: über welche uatürliche Abwehrstoffe verfügen die Insekten Giften
gegenüber?
19. Die Literatur über Gärung und damit zusammenhängende Fragen ist außer-
ordentlich angeschwollen. Man vergl. die Werke von Buchner, Hansen,
Henneberg, Jörgensen, Lafar, Lindner u. a. m.
über technische Biologie 47
20. Spezielle Vorschläge nach 'dieser Richtung veröffentlichte in letzter Zeit
a) Lindner, P., Eine naturgemäße Aufarbeitung von Fäkalien durch Fliegeularven.
Mittig. der deutscheu Landwirtschaftsgesellschaft 1919.
b) ders., Massenzüchtung von fettreichen lusektenlarven auf Abfallstoffen zum Zwecke
der Fettgewinnung. Chem. Technische Wochenschrift, 8. Jahrgang, 1919.
c) ders., Zur Fettgewinnung aus Kleintieren» Zeitschr. f. technische Biologie, Bd. 7,
Berlin 1919.
Die Bestimmung der Durchschnittsgröße von Mikroben,
Stärke u. dergl. mit Hilfe mikrophotographischer
Aufnahmen
VOQ
P. Lindner
Mit 1 Tafel
In Nr. 48 der Wochenschrift für Brauerei 1914 veröffentlichte ich
einen Aufsatz über „Die Mikrophotographie im Dienste der Biometrie,
insbesondere bei der Unterscheidung in der Praxis verwendeter Hefe-
rassen", in vs^elchem ich ein Verfahren beschrieb, durch das sich ver-
hältnismäßig bequem und einfach die sog. „Flächenzahl" der verschie-
denen Heferassen feststellen ließ. Was ist das? Gesetzt, ich nehme
als Flächeneinheit den Boden einer Petrischale. Fülle ich nacheinander
Erbsen, Bohnen, Linsen und dergl. so ein, daß die einzelnen Samen den
Boden gerade bedecken und daß weder Lücken vorhanden sind, noch
die Samen übereinander zu liegen kommen, dann kann ich durch Aus-
zählen der gerade in der Schale Platz habenden Samen einen ganz guten
Ausdruck für ihre Durchschnittsgröße erhalten: die Flächenzahl. Je
gleichmäßiger die Frucht in Form und G-röße ist, desto mehr kommt
F
die von einer solchen bedeckten Fläche der Größe — nahe, wobei F die
X
als Einheit angenommene Fläche und x die Stückzahl bedeutet.
Bei Betriebshefen aus dem Gärbottich hat man es mit einiger-
maßen einheitlichem Material zu tun, die Unterschiede in Größe und
Form sind nur gering.
Es kommt bei ihnen nur darauf an, daß sie lückenlos auf den
Objektträger, oder besser noch in dner Adhäsionslamelle auf das Deck-
48 ^- Lindner
gläschen aufgetragen werden zwecks einer photographischen Aufnahme.
Auf dem bei öOOfacher Vergrößerung gewonnenen Bild wird nun eine be-
stimmte Fläche ausgezählt. Der Bequemlichkeit habe ich die Fläche
des gebräuchlichen Objektträgersformates gewählt, schon aus dem Grunde,
weil ich diesen auf das Bild legen kann und bei der Zählung die bereits
erledigten Zellen durch Tintenpunkte bezeichnen kann, so daß ein Aus-
lassen oder wiederholtes Zählen von Zellen ausgeschlossen ist.
Mitunter braucht man die zu zählenden Dinge gar nicht erst in
einer Fläche zusammenzustellen. Bei Adhäsiouskulturen z. B. behalten
die aus der Mutterzelle hervorgegangenen Tochterzellen untereinander
immer enge Fühlung, auch werden sie durch den Meniskus der Flüssig-
keitsschicht einschichtig gehalten. Gute Beispiele findet man in meinem
„Atlas der mikroskopischen Grundlagen des Gärungsgewerbe. 2. Auflage
im Bild Diastari, Caduz, Cibole, Colorado, Detroi, Dewa, Diabet, Dege-
budos, Dux, Halle, Iran, Iwana, Kabul, Lagone und Lesbos für Hefen,
bei Polder für Essigsäurebakterien. Bei verschiedenen Vergrößerungen
kann man die Flächenzahl auf eine bestimmte Fläche und auf eine be-
stimmte Vergrößerung z. B. bei Hefen auf 1000 oder 500 fach umrechnen.
Bei manchen Hefen ist nicht nur die eigentliche Zellengröße, sondern
auch die Verschleimung der Zellhaut in Betracht zu ziehen, da diese
größere Abstände bewirkt. Klassische Beispiele hierfür bieten die beiden
Bilder Lagone und Lesbos, auch das Bild Polder von der Essigbakterie.
Neuerdings wird bei Gär- und Assimilationsversuchen (siehe die
Arbeit von Svanberg in diesem Heft, von Elsie Vougt im vorigen,
auch die unlängst erschienene Arbeit von Albert Klöcker „Contri-
bution ä la connaissance de la faculte assimilatrice de douze especes de
levure vis-ä-vis de quatre Sucres") wieder viel die Zeiss-Thomasche
Zählkammer in Gebrauch genommen. »Sofern man die zunehmende
Hefenzahl als Maßstab der Assimilationsgröße verwertet, läuft man aber
Gefahr, die Ernte zu überschätzen, wenn die letzten Generationen
kleinei'e Zellen liefern. Man sollte da die Flächenzahl zur Korrektur
heranziehen, wenn man nicht, wie z. B. Elsie Vougt es macht, schon
von einem bestimmten Trockengewicht der Hefeernte ausgeht und die
Zellenzahl bestimmt, die bei einer bestimmten Verdünnung erzielt wird.
Für Bakterien wird in vielen Fällen, sei es in Klatschpräparaten
oder auch bei Ausstrichpräparaten eine dichte Lagerung der Keime zu
erzielen sein, so daß man dann im Mikrophotogramm die Flächenzahl
bestimmen kann. Wenn man sich die gewöhnlichen Bakterienphoto-
gramme betrachtet mit den im Gesichtsfeld verstreuten Kokken,
Bestimmung der Durchscbnittsgröße von Mikroben usw. 49
Stäbchenforinen und dergl., dann kann man sich des Gedankens kaum
erwehren, wie schrecklich es sein müßte, die Keime einzeln zu messen
und dann einen Durchschnitt zu nehmen. Die Bilder sind zumeist recht
wenig- charakteristisch, im Vergleich zu den hübschen Habitushildern,
die uns die Adhäsions- oder Tröpfenkultur mit ihrer ungestörten Ent-
wicklung zeig-en.
Unlängst wurde ich durch ein gerichtliches Gutachten veranlaßt.
Stärke, wie sie für Wäschefabriken geliefert wird, nach der Körnergröße
zu begutachten.
Die Anwendung der Flächenzahlmethode war hier geradezu eine
Erlösung ,von der Qual, die ein Ausmessen der einzelnen Körner ge-
bracht hätte.
Es erscheint mir zweckmäßig, hier einmal durch die erhaltenen
Bildproben eine Vorstellung zu geben, wie man zu bestimmten Zahlen
kommt, mit denen man etwas anfangeü kann. Es sollten zwei ver-
schiedene aus Kartoffelstärke hergestellte Stärkesorten mit gewöhnlicher
Kartoffelstärke und Reisstärke verglichen werden. Die vier Bilder sind
bei gleicher Vergrößerung aufgenommen und aus dem Bild selbst gleiche
Flächen herausgeschnitten worden. Zur Herstellung der Präparate ist
zu bemerken, daß man zweckmäßig die Stärke auf das Deckgläschen
trocken aufschüttet (natürlich eine gute Durchschnittsprobe) und mit so
wenig wie möglich Wasser mit einer Nadel verrührt und zuletzt mit
einem zweiten Deckgläschen den nicht zu dünnen Brei zur Platte gleich-
sam aus wälzt. Nun wird das Deckglas auf einem hohlen Objektträger
festgekittet. Es gehört allerdings eine gewisse Geschicklichkeit dazu,
gleich auf Anhieb ein gutes Präparat zu erhalten. Nimmt man zu viel
Wasser, dann findet sicher eine Entmischung der großen und kleinen
Körner statt. In dickerem Brei ist dies nicht gut möglich, da bleibt
alles mehr an Ort und Stelle infolge der großen Reibung. Dieselben
Fabrikmuster w^urden zu verschiedenen Zeiten untersucht und dabei
folgende Zahlen gewonnen:
233 (prima Kartoffelstärke) —293 S.-Muster — 529 K.-Muster
279 ( „ „ ) _ 388 „ „ — 724 „ „
In bezug auf die Kartoffelstärke war das Verhältnis:
oben 100 : 139 : 259
unten 100 : 125 : 227 -
In Berücksichtigung des Umstandes, daß zu verschiedenen Zeiten
und an verschiedenen Orten verarbeitete Kartoffeln verschieden sein
müssen, kann man sagen, daß beide Zahlenreihen keine wesentlichen
Zeitschr. f. teclm. Biologie, Bd. VIII. ^
50 P- Lindner,
Abweichuügen aufweisen und daß an der Identität der Proben, die be-
stritten war, nicht gezweifelt werden kann.
In dem Bild I
zählte ich auf der Fläche 75 X 51 = 3825 qmm 254 Stärkekörner.
In dem Bild II
zählte ich auf der Fläche 75 X 51 = 3825 qmm 662 Stärkekörner.
Da die Vergrößerung 125 fach linear = 15 625 fach in der Fläche,
ist in Wirklichkeit abgebildet eine Fläche von 3825/15 625 = 0,247 qmm.
Auf 0,247 qmm haben also Platz gefunden in I 254, in H.
662 Körner.
Das einzelne Durchschnittskorn beansprucht also in I 0,247/254
= 0,00098 qmm, in II 0,247/662 = 0,00037 qmm oder, wenn mit
(i = 0,001 mm gerechnet wird (1 qmm = 1000000 q/^), I 980 qpi, II 370 q^w,
das sind also Quadrate mit 31 bezw. 19 ^m Seitenlänge.
Auf allzu große Genauigkeit wird man bei all solchen Zählungen
nicht rechnen können; immerhin stellt die Flächenzahl doch etwas Greif-
bares dar, während man bei den üblichen- Mikrophotogrammen gewöhn-
lich sprachlos bleibt.
Hat man ein sehr gleichmäßiges Material, aber Lücken im Präparat,
dann kann man die Umrisse der Lücke auf dem Objektträger aufzeichnen
und letzteren so verschieben, daß die Lücke eine dicht gelagerte Stelle
bedeckt. Jetzt kann man mit Tinteupunkten die in der Lücke befind-
lichen Körner feststellen.
In den meisten Fällen verhindert das dichte Auseinanderliegen der
zu zählenden Keime und dergl. deren sonst wimmelnde Bewegung und
man kann, wie in dem vorliegenden Fall bei der Stärke, die Aufnahme
direkt auf Gaslichtpapier machen, obwohl sie eine längere Expositious-
zeit erfordert.
Die wimmelnde oder sog. Bro wüsche Molekularbewegung hat
vielfach in Laboratorien, in denen man nicht über Bogenlicht verfügte,
verschuldet, daß man sich nicht an die Aufnahme lebender Mikroben-
kulturen herangewagt hat. Hätte man das Präparat wie für die Flächen-
zahlbestimmung hergerichtet, dann wäre man auch zurecht gekommen.
Beim Überschauen der Bilder, die übrigens schon einmal ver-
öffentlicht worden sind (Wäschereizeitung 1918, Nr. 47/48), wird einem
ohne weiteres klar, • daß die Mischung der kleineren und größeren
Körner ziemlich gleichmäßig ist, daß also bei der Anfertigung des Prä-
parates kein Wegschwemmen der kleinen stattgefunden hat. Weiter
sieht man beim ersten Blick, daß II und III, die beiden konkurrierendea
Bestimmung der Durchschnittsgröße von Mikroben usw. 5X
Stärkesorteu sich erheblich in der Durchschnittsgröße der Körner
unterscheiden.
Da die WäschepUtttereien den kleinkörnig-en Stücken den Vorzug- ■
geben, insbesondere aber die Reisstärke hochschätzen, ist es für sie
angezeigt, sich über die Körnergröße der angebotenen Stärkesorten von
Zeit zu Zeit durch photogräphische Aufnahmen unterrichten -zu lassen.
Zur Selbstkontrolle wird man gut tun, mindestens zwei Präparate an-
zufertigen, und von jedem Präparat zwei verschiedene Gesichtsfelder
aufzunehmen.
Wie weit man hier eine Übereinstimmung erzielt, mögen die Zahlen,
die mit der S- und der K-Stärke aus je zwei Präparaten und vier ver-
schiedenen Gesichtsfeldern, zeigen.
In S: 297, 320, 276, 276. In K: 548, 506, 521, 540
Durchschnitt bei S: 293 • bei K: 529.
Als Vergrößerung empfiehlt sich für Stärke 125 fach, für Hefen
500 fach, für Bakterien 1000 fach zu wählen.
(Biologisches Laboratorium des Instituts für Gärungsgewebe.)
Kleine Mitteilungen
Aus dem Bericlit der Kommission (Liudau, Liiidner u. Reinhardt) der
Deutschen Botanischen Gesellschaft über die Hebung der Produktion von
Speisepilzen
Die Kommission hat nach vorläufigen Erkundigungen auch Ratschläge
von erfahrenen Pilzkennern und Forschern eingeholt, so der Herren Bakalla,
Seminardirektor, Ziegenhals, Borgmann, Prof. Dr., Tharandt, Dittrich,
Prof. Dr., Gymnasialoberlehrer, Breslau, Gramberg, Lehrer, Königsberg!. Pr.,
Lakowitz, Prof. Dr., Oberlehrer, Danzig, Ludwig, Prof. Dr., Hof rat, Greiz,
Möller, Prof. Dr., Oberforstmeister, Direktor der Forstakademie in Ebers-
walde, Ricken, Pfarrer, Lahrbach, Rhön, Roman Schulz, Lehrer, Berlin.
Zu der Frage,- wie die Kenntnis der eßbaren und auch der giftigen
und schädlichen Pilze gefördert werden kann, wie weitere Volkskreise über
den Wert der Pilze für die Ernährung aufzuklären sind, liegen in der Lite-
ratur wertvolle Hinweise vor. Herr Borgmann macht in seiner Abhandlung
„Die Mitwirkung der deutschen Forstwirtschaft an den Aufgaben der Volks-
52 Kleine Mitteilungen
ernährung im Kriege"^) auf S. SJ9ii. entsprechende Vorschläge, und ähnliche
Vorschläge finden sich in fast allen der Kommission zugegangenen Schreiben.
Amtliche Stellen: Schulen, Lehrer- Seminare, haben die Aufgabe, im
Unterricht die Kenntnis der eßbaren und schädlichen Pilze zu verbreiten.
Die Behörden können diese Kenntnisse verallgemeinem und erweitern durch
Verbreitung von Belehrungsschriften, guten Pilztafeln, Pilzwanderungen unter
kundigen Führern, durch Vorträge, Pilzausstellungen und Unterrichtskurse.
In Markthallen sollten Schaukästen mit den eßbaren Pilzen der Zeit an-
gebracht werden, und in größeren Orten müßten besondere Pilzbeschauer
angestellt werden mit dem Rechte, Verkaufsscheine für die ausgelegten Pilze
auszustellen, um Vergiftungen zu verhüten. In den Städten sind besondere
Beratungsstellen für Pilzkunde einzurichten, wo gratis oder gegen Entgelt
die Pilze bestimmt werden und Auskunft über ihr Sammeln und Zubereitung
gegeben wird. Auch eine Unterweisung in der Zubereitung der Pilze könnte
in HaushaltAngsschulen und Frauenvereinen erfolgen.
Eine Marktauf sieht, bezw. Auskunftsstelle, besteht in Königsberg
(Gramberg) und Danzig (Lakowitz); einen Vortrag über Marktpilze hat
Herr Dittrich in Breslau gehalten; Pilzausstellungen waren in Berlin (Ro-
man Schulz u.a.) und Habelschwerdt (Bakalla). Wo große Mengen Pilze
zur Verfügung stehen, geben sie ein gutes Schweine- und Hühnerfutter. Doch
müssen sie auch hierzu passend zubereitet w^erden (Dittrich).
• II.
Die folgenden Versuche können sofort emjafohlen werden: Züchtung
nach Art der Champignon-Kulturen, auf Beeten von Lauberde, auf Holz und
auf Baumstubben, durch Anpflanzung von Bäumen mit Mykorrhizen.
1. Ähnlich wie der Champignon (Psalliota campestris) lassen sich züchten :
Tricholoma nudum, Russula virescens (Dittrich, R. Schulz), Coprinus
comatus (Ricken, Schulz), Paxillus involutus (Ricken), Clitopilus prunulus
(R. Schulz), Morcheln (Dittrich, Gramberg). Über die Champignon-
Kulturen besteht eine reichhaltige Literatur. Der Erfolg der Kulturen hängt
vielfach von örtlichen Umständen ab, so daß sie erfahrenen Gärtnern zu
überlassen ist. Wie weit Versuche mit den oben aufgeführten Pilzen Erfolge
bringen, läßt sich schwer vorher sagen. In Frankreich sollen solche Kulturen
mit Tr. nudum und mit Speisemorcheln guten Ertrag gebracht haben (Falck,
Gramberg).
2. Für die Züchtung auf schnell und leicht herzustellenden, gedüngten
Beeten von Lauberde empfiehlt Falck Psalliota silvatica, Lepiota excoriata,
Tricholoma graveolens, gamborum und boreale, die sogenannten Maipilze ;
Gramberg und Roman Schulz außerdem noch Clitocybe laccata und
Amanita rubescens.
^) Tharandter Forstliches Jahrbuch, Bd. 67, H. 5/6, 1916.
Kleine Mitteilungen 53
3. Am einfachsten ist die Züchtung auf Baumstubben, auf die Pilze
mit reifen Sporen gelegt oder besser noch gestellt werden, so daß die Sporen
auf natürliche Weise ausgestreut werden können. Auch durch Begießen mit
sporenhaltigem Wasser kann man eine erfolgreiche Aussaat erhalten. Zu
solchen Kulturen werden empfohlen: Pholiota mutabilis, Pleurotus ostreatus
und Armillaria mellea. Der erste Pilz, der Stockschwamm, ist ein unschäd-
licher, totes Holz bewohnender Pilz. Auch der zweite, der Drehling oder
Austernpilz, tritt nie so häufig auf, daß er Schaden verursachte, trotzdem er
sich auch an lebenden Bäumen findet. Der dritte Pilz, der Hallimasch, ist
aber einer unserer schädlichsten Pilze als Waldverderber, dem jährlich viele
Waldbäume zum Opfer fallen. Wie weit seine Züchtung und Vermehrung
dem Forste größeren Schaden bringt, als der Wert der geernteten Pilze ist,
ist eine zweite Frage. Jedenfalls müssen die jungen Hallimasche gesammelt
werden, bevor sie ihre reifen Sporen ausstreuen können.
4. Einige Pilze finden sich nur unter bestimmten Bäumen; ihr Vor-
kommen und Wachstum ist an diese Bäume geknüpft, ihr Myzel lebt in
Symbiose mit den Wurzeln der Bäume und bildet die sogenannten Mykor-
rhizen. Die Kultur dieser Pilze geschieht ani besten so, daß junge Bäume
mit den Mykorrhizen dieser Pilze so verpflanzt werden, daß man sie mit
genügend großen Wurzelballen umsetzt. Das bekannteste Beispiel dieser
Züchtung ist die Kultur der Perigord- Trüffel. Ludwig nennt als Pilz-
bäume: Lärche und Weimutskiefer (Boletus elegans und B. Boudieri var.
pictilis), Birke (Boletus rufus und B. scaber), Fichte und Kiefer (Boletus edulis).
m.
über das Wachstum des Myzels der eßbaren Pilze ist wenig bekannt,
weder über das Alter, das es unter günstigen Bedingungen überhaupt er-
reichen kann, noch darüber, wann und unter welchen Umständen es seine
Fruchtkörper entwickelt. Daß die Myzelien einiger Pilze recht alt werden
können, geht aus der Bildung großer, sogenannter Hexenringe hervor, die
oft viele Meter Durchmesser erreichen. Einige Pilze erscheinen fast regel-
mäßig an einem bestimmten Standorte, und wiederum andere treten nur in
einem Jahre an demselben Standorte auf und verschwinden dann wieder für
immer oder für mehrere Jahre.
Um die Kultur, Verbreitung, Förderung des Wachstums und der Frucht-
bildung der nützlichen Pilze zu heben, bedarf es jahrelanger Versuche und
Vorbereitungen, die von Forstakademien und anderen wissenschaftlichen In-
stituten anzustellen wären, vielleicht unter Beirat pilzkundiger Physiologen
und Sammler.
Die Sporen werden in geradezu unendlichen Mengen gebildet und durch
die Luft und durch Tiere weithin verbreitet. Sie werden an Stellen, wo sie
günstige Bedingungen finden, sicher keimen und sich weiter entwickeln!
Wir kennen erst von wenigen eßbaren Pilzen die Keimung der
54 Kleine Mitteilungen
Sporen, und Versuche, sie in künstlichen Nährlösungen zum Keimen zu
bringen, wären somit zu empfehlen. Sofort könnten auch Versuche angestellt
werden, die Sporen auszusäen, wie es oben für die Aussaaten auf Baum-
stubben geschildert ist. Über Erfolge solcher Aussaaten ist aber sicheres
nicht bekannt. Mit größeren Kosten und Umständen verknüpft, wohl aber
schnelleren Erfolg versprechend, wäre das direkte Auspflanzen des Myzels
durch Übertragen genügend großer Bodenstücke mit dem Myzel in Wälder,
auf Felder und Wiesen, an Orte, die geeignete Bedingungen für das Ge-
deihen der betreffenden Pilze zu versprechen scheinen. Dabei ist Rücksicht
^ auf Feuchtigkeit und Trockenheit des Standortes, ob Laub-, Nadel- oder
Mischwald u. a. zu nehmen. Der Erfolg wird auch dann noch unsicher sein,
solange wir die Bedingungen für die einzelnen Pilze nicht kennen, und wahr-
scheinlich hängt das Gedeihen der Pilze, noch mehr als anderer Nutzpflanzen
von äußeren, nicht oder schwer beeinflußbaren Umständen ab; Pilze, die in
nassen Jahren auf trockenen Böden wachsen, kommen in trockenen Jahren
auf Sumpfstellen vor. Wo es sich lohnt, könnte durch Zu-, beziehentlich
Ableiten von Wasser, durch Begießen das Wachstum gefördert werden. Der
geringe Mehrertrag würde kostspielige Anlagen und Arbeiten nicht lohnen.
Und dasselbe gilt von der Düngung; obgleich schon geringe Düngung mit
Mist das Wachstum einiger Pilze fördert. Künstliche Düngemittel, vor allem
Nitrate und Ammoniak, werden nach Falck von einigen Basidiomyzeten, und
zu dieser Gruppe gehören die meisten unserer Speisepilze, nicht aufgenommen,
so gute Nährmittel diese Stoffe für die meisten niederen Pilze und einige
Askomyzeten sind.
Um die Pilze zu verbreiten oder da, wo sie von Natur vorkommen,
ihren Ertrag zu heben, ihr W^achstum zu begünstigen und zu fördern, lassen
sich zurzeit sichere Erfolge versprechende Vorschläge weder für bestimmte
Arten noch Methoden machen.
(Entnommen den Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft,
Bd. 37, Heft 4.)
Allgemeines aus dem Bereich der Biotechnologie
Die Einsicht, daß unsere Hochschulen und -ihre Lehrkräfte sich auf
„nutzbare wissenscnaftliche Arbeit" einstellen müßten, scheint erfreulicher-
weise Fortschritte zu machen. Unlängst hat sich auch Nernst in diesem
Sinne bei Gelegenheit der Verteilung der Hilfsfonds der Akademie der
Wissenschaften zur Unterstützung wissenschaftlicher Arbeiten ausgesprochen.
Hugo Fischer-Essen hat unlängst mit treffsicherem Humor die Hilf-
losigkeit und Überheblichkeit von Sachverständigenkommissionen gegenüber
neuen Erfindungen aus der Geschichte der Neuzeit gegeißelt.
Gerade die einfachsten Gedanken hajbe man am wenigsten beachtet,
während man bei fast unbegreiflichen Theorien mit der Zustimmung nicht
Kleine MitteiluDgen 55
zurückstehen wollte. Der Zustiminende gibt sich natürlich damit djt? An-
sehen, als ob er die Sache völlig begriffen hätte.
Den Mut, zu einer neuen Sache, deren Durchführung Gelder erfordert,
ja zu sagen, finden nur wenige, am ehesten noch Kapitalisten; der Gelehrte
ist meist zu zaghaft, ja zu gewissenhaft, ihm ist der Gedanke schrecklich,
daß ein' anderer durch sein Votum vielleicht Verluste erleiden könnte. Ka-
pitalisten und große Gesellschaften sind es aber gewohnt, ein Risiko einzugehen.
Schließlich muß auch in Betracht gezogen werden, daß ja gerade das Kapital
von vielen Erfindungen unverdient hohen Nutzen gezogen hat, während der
Erfinder meist leer ausgegangen ist, ja gar nicht einmal genannt wurde.
Neuerdings scheint hier ein Wandel sich vorzubereiten, indem dem Erfinder
größere Rechte eingeräumt werden sollen, auch bei Betriebserfindungen oder
einfachen Verbesserungen im Betrieb, für die ein Patentschutz nicht genommen
werden kann (vgl. Bundesblätter, Mitteilungen des Bundes angestellter Chemiker
und Ingenieure, Berlin W. 35, Potsdamerstr. 36, 1. Jahrg. Nr. 14 vom 1. 1. 20
„Erfinderschutzfragen").
Es ist selbstverständlich, daß diese Umstände nunmehr den Forscher
zur Mitarbeit an praktischen Arbeiten mehr als vordem anregen werden. Er
wird dann auch finden, daß gerade bei letzteren sehr viel zu lernen ist.
Ich möchte hier wieder auf den Vortrag von Hugo Fischer: „Der
gegenwärtige Stand der Kohlensäurefrage für Pflanzenkulturen verweisen"
(Angewandte Botanik, Bd. 1, Heft 5 — 7), „Es geht", „Aber wie man es am
besten macht, das ist alles im einzelnen noch auszuprobieren", „Wie hätten
uns erhöhte Ernten im Kriege genützt! Warum waren wir rückständig? Weil,
dank einer ganz einseitigen Schulbildung, unter den Maßgebenden selten ein
Mann zu finden ist, der in einer naturwissenschaftlichen Frage ein eigenes
unbefangenes Urteil hat. Soll man urteilen, dann muß man Sachverständige
befragen; und was das bedeuten will, dafür weise ich auf Kolumbus, die erste
Eisenbahn und Gregor Mendel hin". Während des Krieges hat man bei uns
fast alle Schweine abschlachten lassen. In Ungarn hat der Dipl. -Ing. Karl
Erecky, jetzt ungarischer Ernährungsminister — also einmal ein wirklicher
Sachverständiger Minister! — mit ungarischen Großgrundbesitzern eine Vieh-
verwertungsgenossenschaft gegründet und eine Mastanstalt für 50000 Schweine
in Betrieb gesetzt. Bei uns eine durch Sachverständige inszenierte großartige
Abschlachtung, in Ungarn eine großzügige Produktion. Man lese die überaus
interessant geschriebene Broschüre von Erecky „Biotechnologie der Fleisch-,
Fett- und Milcherzeugung im landwirtschaftlichen Großbetrieb", Paul Parey
Berlin 1919, und darin besonders das letzte Kapitel: Die Biotechnologie im
Dienste der Volksernährung.
Hier nur einige Stichproben daraus. „Nur die Anwendung der Natur-
wissenschaften in der Landwirtschaft kann die Lebensmittelproduktion dazu
befähigen, der überhandgenommenen Industrie wieder das Gleichgewicht zu
56 Kleine Mitteilungen
halten" ... In diesem Fall wird das Großkapital dafür sorgen können, daß
die Völker der Mittelmächte mit Nahrungsmitteln bis zur Genüge versehen
werden. . . Je intensiver die Bauernwirtschaft betrieben wird, um so weniger
vegetarische Nahrungsmittel gibt sie der Kulturgesellschaft ab. Die Er-
zeugnisse ihres Bodens werden von dem eigenen Zug- und Nutzvieh
verzehr. Die Feststellungen der Volksernährungsämter lassen erkennen,
daß die großen Herrschaftsgüter für die Versorgung des Heeres und der
großen Städte aufkommen, weil bei diesen die zunehmende Intensität der
Bewirtschaftung nicht auch eine Vermehrung des Zugviehbestandes zur Folge
hat. Diesen erwähnten Übeln muß abgeholfen werden, und die mächtige
deutsche Kultur ist in erster Reihe berufen, die Lebensmittelproduktion mit
Hilfe der Naturwissenschaften auf kapitalistischer Grundlage neu zu
organisieren. Als Vorbild diene der gigantische Aufschwung der deutschen
chemischen Industrie.
Wenn die deutschen Landwirte, Physiologen und Biochemiker die
Lebensmittelerzeugung in die Hand nehmen, wird durch Ausnutzung der
in den Ländern der Zentralmächte vorhandenen Naturschätze die Entwicklung
der gesamten Menschheit einen so mächtigen Aufschwung erleben, daß eine
weltgeschichtliche Periode entsteht, die sich unter den Jahrtausenden ebenso
markant abheben wird, wie die Stein- und Eisenzeit. Diese biochemische
Periode kann die deutsche Kultur zeugen, sie muß nur den Willen dazu
besitzen."
Daß übrigens auch einfache Praktiker Großes einleiten können, dafür
ein Beispiel: In Ungarn sind jetzt weite Steppengebiete in Weinpflanzungen
umgewandelt, nachdem ein einfacher Weinbauer herausgefunden hat, daß man
nur die Pflanzgrube mit Getreide zu umpflanzen braucht, um das Versanden
der Grube durch den Steppensand zu verhüten. Der meiste ungarische
Weißwein, den man jetzt bei uns trinkt, entstammt aus diesem neu eroberten
Steppengebiet. (Nach einer Mitteilung des Weinhändlers Herrn Lichtwardt,
Charlottenburg, des bekannten Dipterologen.) Lindner.
Das Biosproblem und die Deutung negativer Ergebnisse
bei Assimilationsversuchen
Kluyver und Klöcker haben beide ziemlich umfangreiche Unter-
suchungen angestellt, durch die sie das eine oder andere der von Lindner
und Saito und Rose erhaltenen Assimilationsergebnisse als falsch nach-
weisen wollten. Kluyvers Arbeit ist schon 1914 „Biochemische Suiker-
bepalingen" Leiden, Habilitationsschrift, erschienen, Klöckers erst 1919 in
den Compt. rend. des travaux de laboratoire Carlsberg, 14 Vol., No. 7, Kopen-
hagen, H. Hagerup.
Zu beiden Arbeiten habe ich in Woch. f. Brauerei 1920, Nr. 3 Stellung
genommen und die mutmaßliche Deutung der Unstimmigkeiten versucht. Sie
Kleine Mitteilungen 57
sind offenbar begründet in der von den Versuchsanstellern nicht beachteten
ungleichen Sauerstoffspannung der beimpften Nährflüssigkeiten. Nicht die
Verunreinigung des Zuckers, nicht die geringe Hefeaussaat, nicht die Form
des Kulturgefäßes sind ausschlaggebend. Bei zu lange gestandener, also
sauerstoffreicher Flüssigkeit ist auch bei Anwendung reinsten Zuckers ein
Ausbleiben der Entwicklung der geringen Zellenaussaat wahrscheinlich infolge
zeitig einsetzender Verfettung der Zellen, die natürlich wieder auf eine As-
similation des Zuckers hindeutet. Man wird also alle negativen Befunde bei
den bisherigen Assimilationsversuchen nochmals nachprüfen und dabei vor
allem das mikroskopische Bild der Aussaatzellen kontrollieren müssen. So
hat also auch hier das sog. Biosproblem sein Unwesen getrieben und viel
unnötige Arbeit gemacht. Lindner.
Ein klassisches Werk aus dem Gebiete der Biotechnologie
ist soeben von S. Orla-Jensen erschienen (Memoires de l'Academie Royale
des Sciences et des lettres de Danemark, Copenhague, Sect. des sciences
3me Serie tV. no. 2). Es ist betitelt: „The lactic acid Bacteria" und enthält
51 Tafeln (mit je 4 — 6 Bildern). Die Veröffentlichung ist mit Unterstützung
des Carlsberg- und Julius Skrikesstiftung erfolgt. Im ganzen sind 30 Bak-
terienarten untersucht; dazu sind volle 10 Jahre angestrengtester Arbeit er-
forderlich gewesen. Die Ausstattung des Werkes ist prächtig, besonders die
Photogramme. Der Verfasser ist der bekannte Leiter des biotechnisch-
chemischen Laboratoriums der polytechnischen Lehranstalt in Kopenhagen.
Lindner.
Die Antialkoholbewegung- und die Gärungsforschung
Die sehr flott geschriebenen und auch inhaltlich interessanten beiden
Bände von Georg Triers „Grundlagen des Antialkoholismus" Gebr. Born-
traeger, Leipzig 1918, kranken an dem Fehler, daß sie von den neuesten
Arbeiten über Naturgärungen und ihre Kostgänger sowie über die leichte
Assimilier- und Überführbarkeit des Alkohols in Fett nichts berichten. Die
leichte Assimilierbarkeit des Alkohols in mäßig konzentrierten Nährlösungen
widerspricht aber ganz und gar der landläufigen Redensart von dem Zellgift
Alkohol. Die Behauptungen Triers, der Alkohol sei nur als für die Zelle
unbrauchbares Exkrement zu werten, sind also ganz irrig. Sogar die Bierhefe,
sofern nur genügend Sauerstoff zugegen, verschluckt gierig Alkohol und
macht Fett daraus, was sie durch ihr granuliertes Plasma, das sie besonders
von anderen Hefegruppen unterscheidet, kund tut.
In meinen beiden „Beiträgen zur Naturgeschichte der alkoholischen
Gärung" habe ich Herrn Trier entsprechende Belehrung zuteil werden lassen.
(Wochenschr. f. Brauerei 1919, Nr. 29 u. 1920, Nr. 1, zusammen auch als
Broschüre herausgegeben).
58 Kleine Mitteilungen
Der Gärungsindustrie wollte Trier durch die Gärungswissenschaft das
Grab graben; sie hat ihn jedoch im Stich gelassen.
Auch vom Standpunkt der Ernährungsphysiologie ist ihm kräftig ent-
gegnet worden. Vergl. den Vortrag von Prof. Völtz: „Das Bier und die bei
seiner Herstellung gewonnenen Nebenerzeugnisse in ihrer Bedeutung für die
menschliche Ernährung" (W. f. Br. 1919, Nr. 50). In Übereinstimmung mit
den Befunden von Zuntz und Rubner findet Völtz ungefähr 60 "/q der aus-
nutzbaren Nährstoffe der Gerste im Bier wieder; im Bier und in den
übrigen Erzeugnissen der Bierbrauerei zusammen 86 7o- Die gesamten Ver-
luste an ausnutzbaren Nährstoffen bei der Bierbrauerei betragen hiernach
nur 14*^/q. Bei der direkten Verwertung der Gerste als Mehl und Graupen
hat man mit etwa denselben Verlusten zu rechnen. Die Nährstoffverluste
bei der Malzkaffeefabrikation betragen dagegen 75 — 80°/q. Also: Friedens-
Bier oder Graupensuppe oder Malzkaffee? Die Wahl dürfte nicht schwer sein.
Lindner.
Ergänzende Nachträge zur Schädlingsbekämpfung, Fäkalienverwertnng,
zur Biosfrage und Fettgewinnung.
Schädlingsbekämpfung. Es erscheint mir zweckmäßig, im Anschluß
an den voraufgegangenen Vortrag von Prof. Hase einige von ihm bereits
im September 1918 bei den Verhandlungen der deutschen Gesellschaft für
angewandte Entomologie zu München (Verlag Paul Parey, Berlin 1919) ge-
brachte Angaben hier anzufügen.
Läuse. Die finanziellen Aufwendungen zur Läusebekämpfung im
Kriege veranschlagt er auf etwa 250 Millionen Mark, durch sie ist es ge-
lungen, die Gefahr einer allgemeinen Verlausung und damit Seuchenein-
schleppung (Fleck- und Rückfallfieber) zu verhüten. Die erste Periode der
Bekämpfung war eine mehr prophylaktische Abwehr mit Geruchsstoffen (Läuse-
mitteln), die aber zumeist versagt haben. Die zweite bediente sich des
Dampfdesinfektions- und Heißluftverfahiens (Backofenprinzip). Ersteres,
(Vo — 1 stündige Einwirkung von Wasserdarapf von 105 — 110°C) mußte Gummi
und Ledersachen verderben, aber grade Ledersachen z. B. Leibriemen, Hosen-
träger, Brustbeutel, Bruchbänder, Stiefelstrippen, Tornisterriemen, Pelze
w^aren häufig mit Läusen und Nissen behaftet.
An der Front wurde das von Heymon zuerst 1915 ausprobierte Heiß-
luftverfahren hauptsächlich angewandt. Seine Nachteile: Versengen der
Sachen beim Überhitzen, zu langsames Durchwärmen dieser Kleiderbündel,
Feuersgefahr, wenn Feuerzeuge, Zelluloidwaren in den Sachen steckten. Die
dritte Periode: Anwendung von Blausäuregas nach Teichmann und Heymann.
Bei lockerer Packung gentigen bei 2 Vol. 7o Gras 1 Std., bei dichterer 2 Std.
Das Verfahren ist billiger als die vorigen, gefährlich aber für die Bedienungs-
leute, sofern sie für den Blausäuregeruch nicht empfindlich genug sind.
Kleine Mitteilungen 59
Schwierig ist die Entlüftung im Großbetrieb, bei nassen Sachen versagt es,
ebenso bei Frost und niederen Temperaturen. Die letzten Reste Blausäure
machen sich beim Ankleiden bemerklich; sie müssen chemisch unschädlich ge-
macht werden. '
Die Bekämpfung der Kopfläuse macht namentlich bei Frauen Schwierig-
keiten; es fehlt z. Z. noch ein billiges Mittel für Massenentlausungen (z. B.
im Osten). Für die Abtötung der Läuse und Nissen in Scham- After- und
Achsel haaren dürften Präparate, welche Kresol- oder Essig- oder Ameisen-
säure in irgend einer Form enthalten, am aussichtsreichsten sein. Lazarett-
züge und Wohnräume sind wohl am besten mit 1 Vol. 7o Blausäure zu
entlausen; wenn Räume nicht abduftbar, dann mit Kresolseifenlösung ab-
waschen oder 40 Tage lang die Läuse aushungern lassen! Nach Schöppler
tötet Sublimatlösung 1 : 100 die Läuse in den Schamhaaren nach dem Waschen
rasch ab, unter hellroter Verfärbung.
Bettwanzenbekämpfung. Die Arbeiterbaracken des großen Leuna-
werkes bei Merseburg wurden in Folge der Wanzenplage zeitweise unbe-
wohnbar. Abhilfe kam von der Durchgasung mit Blausäure. Nicht unter
4 Std. einwirken lassen bei l°/o Vol! (Diese Mitteilung ist einem neuerlich
von Hase in Berlin gehaltenen Vortrag entnommen.)
Die Bekämpfung der Fliegen und Mücken bedarf noch gründlicher
biologischer Vorarbeit. Teichmann empfiehlt gegen unsere einheimischen
Culex- und Anopheles-Arten mit Blausäure vorzugehen. 0,02 — 0,03 Vol ^g
genügen, um die Volltiere (Imagines) abzutöten.
Gegen die gewöhnlichen Hausfliegen (Musca domestica, Stomoxys cal- 1
citrans, Homalomya canicularis) wirkte 0,1 Vol. "^/q in 30 Minuten, 0,25 Vol.
°/q Blausäure in 15 Minuten tötlich, den Vorschlag von Teich mann, Mist,
Müll usw. mit Cyannatriumlösungen (62,5 g NaCy in 25 1. Wasser pro cbm)
mehrmals im Jahr zu begießen, hält Hase für bedenklich. In Gebirgsdörfern
kann man oft beobachten, wie die Jauche aus Ställen den Abhang hinunter-
fließt und sich darin unendlich viel Fliegenlarven und Fliegen entwickeln.
Hier finden Hühner und Singvögel reichliches Futter, ebenso in den Ställen
selbst. Eierproduktion alsdann erheblich gesteigert. Den Stall als Fliegenfalle
hat ein Pferdebesitzer in Olmütz benützt; er öffnet im Sommer Tür und
Fenster, damit möglichst viel Fliegen in den Stall kommen, wo sie die Eier
ablegen. Die Maden kriechen an den Wandungen hoch. Diese werden
jeden 2. u. 3. Tag bis zu 1 ra Höhe abgespült und so die Maden angeblich
vernichtet und die Fliegenplage eingeschränkt (aus der Broschüre von A.
Grimme „Krieg den Fliegen" Verlag der Ender'schen K. A. Neutitschein,
Wien Leipzig). Ich habe in Wochenscrift für Brauerei darauf hiixgewiesen,
daß offenstehende Bierflaschen mit Bierneigen ebenfalls solche Fliegenfallen
darstellen und daß namentlich, die Essigfliege, die in Obstgeschäften und
Essigfabriken überaus häufig, darin zahlreich Eier ablegt. Die ausschlüpfenden
60 Kleine Mitteilungen
Larven kriechen an der glatten Glaswand empor und verpuppen sich da.
Die Tönnchen kleben ziemlich fest am Glase. Mückenbrut fand ich massen-
haft in den Glasscherbenhaufen von Weinkellereien.
Die Käsefliege welche die Springmaden erzeugt, bildet glänzend
braune Tönnchen, die sich wie Leinsamen in die Tüte füllen lassen. Aus-
schlüpfende Fliegen fand ich schon am folgenden Tage bei der Paarung und
am übernächsten Tage waren schon wieder Eier gelegt. Bekannt ist die
Fliegenplage in Champignonzüchtereien, die geradezu die ganze Anlage
in Frage stellen kann. In Käsereien vmd Pilzzüchtereien sollten auch mit
Durchgasungen Versuche gemacht werden.
Wichtig ist auch die Bekämpfung der Pferdebremsen. In Grödener
Tal. sagten mir die Kutscher, es sei für die Tiere gesund, wenn sie tüchtig
von Bremsen bis aufs Blut ausgesaugt würden.
Die Lederindustrie erleidet an Millionen jährlich Schaden durch die
Bies- und Dasselfliegen.
Auch gegen diese müßten energische Maßregeln ergriffen werden.
Um die Fliegenplag^ auf den Weideplätzen zu verringern, sollte man,
wie es an der friesischen Küste üblich, die frischen Exkremente möglichst
von der Wiese entfernen.
Eine Brutstätte für Mücken und Fliegen stellen auch die Wundstellen
der Bäume dar; der in Gärung geratene Saft wimmelt von Fliegenlarven
aller Art.
Auf Brauereihöfen, in Trebertrocknungsanstalten ist zur Fliegenent-
wicklung reichlich Gelegenheit gegeben und damit auf die Übertragung schäd-
licher Keime auf die Kühlschiffe. Ein Eldorado für Fliegen stellen die Senn-
hütten im Gebirge dar. In Tirol trifft man oft Küchen an, deren Wände
mit zahllosen Fliegen besetzt sind.
Aus Kleinasien berichteten Feldgraue, daß der Suppenlöffel, ehe er zum
Mund geführt ist, dicht von Fliegen besetzt wird.
Unheimlich ist vielerorts auch die Mückenplage. Im Rheingau ist es
vor Mücken oft nicht auszuhalten.
In Sibirien flüchten sich Tier und Mensch oft in die vereisten Erdgruben,
um blos den Mücken etwas zu entgehen.
Im abessynischen Hochland an den Seen sollen ähnliche Mückenschwärme
vorkommen, die oft ganze Wolken bilden wie in Sibirien. Aus Archangelsk
erhielt ich einmal Mücken zugesandt, die zu Millionen mit dem Schnee er-
starrt heruntergefallen waren. Hier hat offenbar ein Sturm die Mückenwolken
erfaßt und sie weit weg geführt.
In einem Vortrag, den ich 1905 in Jena gehalten habe über „Die Ent-
wicklung des Reinlichkeitsbegriffes auf Grund der mikroskopisch^biologischen
Forschung" habe ich dem Gedanken Ausdruck gegeben, daß das Ungeziefer
geradezu bei den höheren Tieren die Ausbildung gewisser Organe gefördert,
Kleine Mitteilungen ' Qi
vor allem aber die Länge der GKedmaßen mit bestimmt hat, damit möglichst
an jeder Stelle des Körpers eine Abwehr des Ungeziefers erfolgen kann.
Länge des Schwanzes bezw. der Schwanzhaare bei Rind tind Pferd, Augen-
wimpei'n, Behaarung der Ohren usw. (Wochenschrift für Brauerei 1905 Nr. 29.)
Die Bekämpfung der Flöhe, (Pulex irritans, Menschenfloh und
Ctenocephalus canis Curtis, Hundefloh) macht noch Schwierigkeiten, da uns
die Biologie derselben noch sehr lückenhaft bekannt ist (Hase).
(Bekannt ist die Anwendung von Flanelllappen, um die Flöhe einzu-
fangen. In Manövern sitzen die Flöhe und Larven mit Vorliebe in den Nahtstellen
der Unterbeinkleider, die tagelang nicht ausgezogen wurden. Bei der Rückkehr
aus den Manövern sind die Dielenritzen der Kasernenstuben oft ganz schwarz
von Flöhen. Hunde- und Katzenlager sind Herde der Flohentwicklung. In
Siebenbürgen beobachtete ich eine junge Katze, die viele hundert Flöhe hatte,
und infolgedessen ganz verkümmert aussah, trotz guten Futters. Nach einer
Entflohung mit einem Staubkamm über einem großen Waschbecken fühlte
sich das Tier wie neugeboren und entwickelte sich innerhalb einer Woche
ganz prächtig, und zeigte mir eine geradezu rührende Anhänglichkeit. Die
Lagerstätte war verbrannt und durch eine neue ersetzt worden.
Die Bekämpfung der Räudemilben, die nach der Läusebekämpfung
die meisten finanziellen Opfer gefordert hat (gegen 50 Mill. Mark) geschieht
am erfolgreichsten mit SO 2. Die Behandlung: Tier wird geschoren, Kopf
und Vorderhals mit Petroleum wiederholt vorsichtig eingerieben, schließlich
in einer besonders eingerichteten Gaszelle mit 4 — 4.5 Vol. SO 2 bei Istdg.
Wirkungszeit behandelt (Temperatur nicht unter 20^C). Dermatocoptes-
Milbe etwas zäher als die Sarcoptes-Milbe.
Pferdeläuse (Haematopinus asini L.) gehen dabei ebenfalls restlos
zu Grunde. Oft genügt eine 1 — 2 malige Vergasung, um räudekranke Pferde
zur Heilung zu bringen.
Liebig hat in dem Seifeverbrauch einen Gradmesser der Kultur gesehen.
Ein Reisender in Insektenpulver sah ihn in dem Verbrauch des letzteren.
Meiner Meinung nach ist ein noch besserer Maßstab die Ausbreitung des
Wissens über die Biologie des Ungeziefers im Volke und die Fürsorge für
das uns anvertraute Hausvieh. „Der Gerechte erbarmet sich seines Viehes".
Der Moslim erbarmt sich sogar des Ungeziefers, schädigt aber dadurch
sich und das Hausvieh um so mehr.
Eine gute hygienische Wartung des Viehes, verbunden mit der Abwehr
des Ungeziefers macht sich allemal bezahlt. Sie ist um so nötiger, je mehr
Tiere in den Stallungen untergebracht sind.
Manche Tiere beschäftigen sich außer mit der Nahrungssuche und Brut-
pflege eigenlich nur noch mit der Ungezieferbekämpfung, allerdings mit un-
zulänglichen Mitteln. Hühner und Spatzen pudern sich mit Staub ein in Er-
mangelung von richtigem Insektenpulver. Manche verzehren das erhaschte
62 Kleine Mitteilungen
Ungeziefer; in Sibirien gelten bei manchen Stämmen sogar die Kopfläuse
als Leckerbissen; sie sollen nach Stachelbeerkompot schmecken.
Das Wild scheuert sich an den Baumstämmen das Fell; der Büffel
nimmt ein Schlammbad, um das Ungeziefer los zu werden, der Fuchs geht
rückwärts ins Wasser, bis die Flöhe sich auf seiner Schnauze versammelt
haben.
Die Lebensgewohnheiten der Tiere grade in Beziehung zum Ungeziefer
sollten einmal zusammenfassend dargestellt werden.
Zur Frage der Fäkalienverwertung mit Hilfe von Fliegenlarven
haben sich mancherlei Preßstimmen geäußert, so im Prometheus wo es heißt,
man solle diesen neuen und eigenartigen Gedanken nicht belächeln. In
manchen Tagesblättern hat man das letztere gründlich besorgt und einige
billige Witze dazu verzapft. Das war nicht anders zu erwarten. Ein Bremer
Blatt hofft, daß ein „smarter Amerikaner oder ein spleeniger Engländer" für
diese Angelegenheit sich interessieren möge, also beileibe nicht ein Deutscher.
Solche Urteile haben natürlich nicht die geringste Bedeutung, sie sind nur
bezeichnend für den Tiefstand naturwissenschaftlichen Begriffsvermögens der
Betreffenden. Erfreulicher ist es, wenn von sachverständiger Seite nur ge-
schrieben wird : „Ich habe in meinem Kolleg über städtische Kanalitation so-
fort darauf eindringlich hingewiesen als einen Weg, der zu dem ersehnten
Ziel einer restlosen Verwertung der Fäkalien führen kann."
Der betr. Herr, Geh. Baurat Danckwerts, Prof. an der Technischen
Hochschule in Hannover, war aber auch so freundlich, mir einige Literatur
zur Verfügung zu stellen und darauf hinzuweisen, daß er gleich bei Ausbruch
des Krieges in Nr. 69 der deutschen landw. Presse vom 29. 8. 1914 als erster
auf die bessere Ausnutzung der Fäkalien usw. hingewiesen hat. In den
90 er Jahren hat er die erste landwirtschaftliche Genossenschaft zur Ver-
wertung der Kanalwässer der Stadt Königsberg angeregt und ausgeführt,
weiter im .Jahre 1908 auf dem Internationalen Kongreß in Wien ein als
Manuslnipt gedrucktes Referat über die landwirtschaftliche Verwertung
städtischer Abwässer gehalten (Sektion V, Referat 2/b). In einer Anlage
sind die Betriebsergebnisse der städtischen Grubenentleerung zu Nürnberg
dargestellt, aus der ersichtlich, daß die Stadt 1904 eine Jahreseinnahme von
257000 M. und eine Jahresausgabe für den Betrieb von nur 191000 M. mit
einer Reineinnahme von 28000 M. hatte. Im Jahre 1903 wurden 61103
Fuhren Fäkalien, also etwa 73000 cbm auf pneumatischem Wege aus den
Abortgruben ausgepumpt und abgefahren. 73 Eisenbahnwagen verfrachten
die Fäkalien nach 88 Eisenbahnstationen bis zu einer größten Entfernung
von 84 km. Die Nachfrage nach Fäkalien hat sich ungeahnt bei den Ökonomen
gesteigert.
In der Nähe der Stadt Nürnberg sind einige große Sammelgruben mit
850, 1280, 1027 und 1750 cbm Fassungsraum angelegt.
Kleine Mitteilungeu ()3
In der Nähe solcher Saramelg-ruben wäre die Errichtung- von Maden-
zuchtanstalten in erster Linie ins Auge zu fassen. •
Eine Gegenüberstellung: Was hier im Großen, hat der Chinese schon
längst im kleinen Maßstab geübt. Auf jeder Landstraße sind in geeigneten
Abständen Fäkaltonnen zur Benutzung durch den Wanderer aufgestellt.
Weiter: Jeder Gastgeber erwartet von seinem Besuch, daß er auch den Abort
benutzt.
Von der ungeheuren Verschwendung von Fäkalmassen durch das Spül-
verfahren habe ich durch ein Referat von Ch. E. Winslow's Broschüre „Schutz-
maßnahmen gegen Verunreinigung von Strom- und Hafenwässer .durch
städtische Spülwässer" eine Vorstellung zu geben versucht in Wochenschrift
f. Brauerei 1918 Nr. 4. Die Broschüre ist 1911 in New York herausgegeben
als Erläuterung zu den ausgestellten Modellen im dortigen Naturkunde-Museum,
New York liefert täglich 2850 Mill. Liter Spülwasser mit 8000 Doppel-
zentner mineralischer und 8000 Doppelzentner organischer Substanz. In New
York entfallen pro Kopf 470 Liter Abwässer täglich, die in Faulbassins 23
Liter Sumpfgas entwickeln.
100000 Einwohner liefern 500 — 1000 Doppelzentner Kotschlamm mit
50 — 100 Doppelzentner Kottrockenstubstanz. Küstenstädte entledigen sich
dieser Massen durch Tankdampfer, die sie in offenem Meer versenken.
Berlin hat Rieselfelder, die 157 qkm bedecken und so wenigstens
einen Teil der Abfallstoffe nutzbar machen.
Die neuesten Untersuchungen der britischen kgl. Kommission ergaben,
daß die Ernten des berieselten Landes kaum die Selbstkosten decken, viel
weniger die Kosten des Berieselungsverfahrens-
Die Bestandteile der menschlichen Fäzes
sind nach Schmidt und Straßburger („Die Fäzes des Menschen im normalen
und krankhaften Zustand", Verlag Hirschwald, Berlin NW, Unter den Linden 68)
1. Nahrungsreste, bezw. Nahrungsschlacken,
2. Reste der in den Darmkanal entleerten Sekrete (Galle, Pankreas-
ferment, Erepsin),
3. Mikroorganismen (normalerweise besteht ungefähr ^3 der Trocken-
substanz der Fäzes aus Mikroorganismen),
4. Geformte u. ungeformte Produkte der Darmwand (Epithelien, Schleim),
5. Zufällige Bestandteile, z. B. Sandkörner, Haare, Parasiten, Kon-
kremente usw. >
Außer der eiweißhaltigen Nahrung finden sich im Kot schwer verdauliche
Nukleine, ebenso Muzin und Lezithin wieder vor. Daneben nach Fettgenuß
Fett und feste Fettsäuren, Kalk und Magnesiaseifen. Unter den Produkten
der Fäulnis sind Essig-, Butter- und Kapronsäure am häufigsten, weiter Ver-
bindungen wie Phenol, Indol, Skatol und Methylmerkaptan, die den üblen
64 Kleine Mitteiluugen
Geruch bedingen. Von Gallenbestandteilen sind Hydrobilirubin, Gallensäuren
und deren Abkömmlinge, Cholesterin, anzuführen. Die Farbe der Fäzes wird
durch veränderte Gallenstoffe, wie Urobilin, schwarzes Häraatin (bei Fleisch-
nahrung aus dem Blutfarbstoff) und Glykocholsäure bedingt. Bei trockener
Destillation liefern 100 kg Exkremente 7 — 800 cbm Leuchtgas bei einem Auf-
wand von 50 kg Kohlen.
Bei gemischter Kost liefert der einzelne Mensch durchschnittlich 130 g
feuchten (r= 34 g trockenen) Kot. Der jährliche Betrag an Kot feucht bezw.
trocken ist 44,7 kg bezw. 12,7 kg. 70 Millionen Menschen in Deutschland
liefern also 3318 Mill. kg feuchten und 889 Mili. kg trocknen Kot = 3,3 Mill.
bezw. 0,89 Mill. Tonnen. Die mineralischen Bestandteile machen l,2*^/o des
feuchten Kotes aus, liefern also 3,96 Mill. kg, also rund 4000 Tonnen Salze.
Davon entfallen je Ys ^^^^ Kali und Kalk, ^/^q auf Magnesia und ^/3 auf
Phosphorsäure oder in Tonnen ausgedrückt 1300 t Phosphorsäure und je 800 t
Kali und Kalk, 400 t Magnesia. Lindner.
Forderung eines Institutes für Erforscliung techuiscli wichtiger Mikroben
in England
Was von mir vor fast zwei Jahrzehnten auf eingehendste begründet
und ausgearbeitet wurde: ein Plan für ein Forschungsinstitut für praktisch
wichtige Mikroben, scheint jetzt in England Wirklichkeit werden zu sollen.
Von befreundeter Seite wurde uns eine Abschrift von einem im Journal of
cheraical society erschienenen Artikel von dem inzwischen verstorbenen Pro-
fessor Meldola zugesandt. Darin wird von den Schwierigkeiten gesprochen,
die alle chemischen Betriebe, »die mit Mikroben arbeiten, durchzumachen
haben, wenn nicht jederzeit eine frische Reinkultur bezogen werden kann,
sei es für Butter-, Milch-, Essigsäure-, Azeton- oder für Wein-, Obstwein-, Bier-
und Brennereigärungen. Auch auf die Möglichkeit der Entdeckung neuer
Mikroben wurde hingewiesen und die Mineral- und Fetthefe als Beispiele
dafür angeführt. Daß ein ähnlicher, viel umfangreicherer Plan von mir schon
lange gefaßt Avar, ist dem Prof. Meldola entgangen, trotzdem ich ihn bereits
auf dem Internationalen Kongreß für angewandte Chemie in London 1903
zur Sprache gebracht habe und dort auch von dem Institute of Brewing die
Geneigtheit zur Förderung ausgesprochen wurde. Es erscheint mir zweck-
mäßig, hier einmal die Gesichtspunkte, die mich damals zu dem Plane führten,
zu allgemeiner Kenntnis zu geben. Daß derselbe von selten der Kaiser
Wilhelm -Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, dem er vorgelegt
war, nicht unterstützt wurde, trotzdem Männer wie Emil Fischer ihn befür-
worteten (bei Gelegenheit seiner Forschung über die Spaltung der Poly-
saccharide hat er den Nutzen meiner Kulturensammlung wohl empfunden),
kann ich nur auf die völlige Uneingeweihtheit der älteren Herren in eine
so junge Wissenschaft zurückführen. Ein jeder von ihnen war wohl eine
Kleine Mitteilungen 65
Größe in seinem Fach, aber darüber hinaus um so befangener, insbesondere
bezüglich der Tragweite für den praktischen biologischen Betrieb. Die um-
fangreichen Veröffentlichungen von Will und seinen Schülern über die ver-
schiedenen Hefengruppen, die von Henneberg über Milch- und Essigsäure-
bakterien, die von Orla Jensen über die Milchsäurebakterien — welches
Schicksal werden sie haben, wenn nicht die lebenden Kulturen dem Forscher
zugänglich sind? Sie werden allerdings die Kulturen überdauern, aber sonst
in den Büchereien ein ungestörtes Stilleben führen.
Doch nun meine damalige (1902) Begründung:
Seit der Einführung der Reinkultur ist die Kenntnis der Mikroben-
welt außerordentlich erweitert, die Literatur sogar schon unübersehbar ge-
worden. Es sind insbesondere die pathogenen und technisch wich-
tigen Mikroben studiert worden, erstere von den zahlreichen medizinischen
und hygienischen Instituten, letztere von den wenigen Versuchsstationen,
die von gewerblichen Verbänden geschaffen worden sind. Das große Heer
der nicht zu diesen beiden Kategorien gehörigen, aber überall uns in
unseren biologischen Analysen begegnenden Mikroben ist durchaus ver-
nachlässigt. Die gewerblich wichtigen Arten bedürfen naturgemäß auch
noch einer gründlichen Bearbeitung.
Insgesamt kann man sagen: es fehlt ein Erkennungsdienst für alle
nicht pathogenen Formen, eine Instanz, in der einigermaßen zuverlässige
Identifikationsversuche ausgeführt werden können, in der ein angeblich
neuer Organismus auf seine Neuheit hin geprüft werden kann, eine Orga-
nisation, die mit der Präzision eines guten Polizeibureaus arbeitet, jeder
Mikrobe ein Fach zuerteilt, in dem deren besonderen Merkmale festgelegt
werden, eine Schausammlung lebender Mikrobenkulturen oder von Mu-
sealpräparaten, die allein eine schnelle Orientierung auf diesem Gebiet ge-
statten. Neben botanischen und zoologischen Gärten, die uns die Bekannt-
schaft mit den höheren Lebewesen vermitteln, muß der „Mikrozoo" treten,
aber nicht bloß als Schausammlung, sondern auch als Studiensammlung,
als kritische Vergleichs- und Auskunftstelle, endlich als Austauschstelle, die
mit den verschiedensten Forschern und Instituten Fühlung zu unterhalten hat.
Den Gedanken, eine Sammlung- und Austauschstelle zu errichten,
hat Prof. Kräl-Prag zuerst in Wirklichkeit umgesetzt: seine Kraft versagte
gegenüber der Riesenaufgabe; durch seine Krankheit und seinen Tod ging
die Sammlung in stark reduziertem Zustand nach Wien; ein Teil nach
New- York, wo ein Bakterienzoo gegründet werden soll.
Krals Institut war aber keine eigentliche Forschungsstätte, es erhielt
die neu beschriebenen Arten von den einzelnen Autoren zugesandt zur
Aufbewahrung; es war auch keine kritische Vergleichsstelle (denn so eine
prägnante Art wie Monilia sitophila und Oidium lupuli, die beide
identisch, stehen in dem Katalog getrennt aufgeführt). Für das geplante
Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIII. x
66 Kleine Mitteilungen
Institut soll die Sammlung nur Mittel zum Zweck sein: Vervollständigung
der botanischen und chemischen Charakteristik der einzelnen Mikroben,
Organistation der Forschung durch Abgabe von Mikrobengruppen an solche
Institute oder Forscher, die sich mit deren Charakteristik beschäftigen
wollen. Eine weitere Bestimmung des Instituts wäre: das Aufsuchen der
Mikroben in der freien Natur, Studium der Variationen in der Kultur und
bei der Symbiose. Schon in der 1. Auflage seiner „Bakteriologie und
bakteriologischen Diagnostik" spricht Prof. Lehmann, Würzburg
(1896) den Satz aus: „daß der von uns ersehnte Ausbau der Bakterio-
logie, namentlich die Klärung der Fragen der Variabilität, der Verwandt-
schaft, der Verbreitung in und außerhalb lebender Organismen usw. nicht
von einem, sondern nur von einer planmäßigen nationalen oder besser
internationalen Vereinigung von Forschern unter großartiger Arbeitsteilung
und Zusammenarbeit gelöst werden kann. Eine Aufgabe dieser Zu-
sammenarbeit wäre es dann auch, die gegenwärtig noch vielfach bei-
spiellos willkürliche und unwissenschaftliche Nomenklatur der Spaltpilze zu
verbessern und so zu gestalten, daß sie nicht den Spott jedes Naturforschers
herausfordert.
Behandlung der nicht pathogenen Arten war selbstverständlich nicht
möglich."
Das von Lehmann 1896 gesagte gilt eigentlich noch ungemindert für
heute, trotzdem 16 Jahre seitdem verflossen; im Gegenteil, die Verwirrung
ist eine noch größere geworden. Das gilt aber nicht nur für die Bakterien,
sondern auch für die Schimmelpilzorganismen und die Hefen, trotzdem
gerade in bezug auf letztere beide wichtige Verwandtschaftsverhältnisse
aufgeklärt und zusammenstellende Literaturverzeichnisse angefertigt worden
sind (die großartige mühevolle Zusammenstellung von G. Lindau und
P. Sydow „Thesaurus literaturae mycologicae mit 29750 Literaturangaben
Leipzig 1908).
In einer Veröffentlichung des Bureau preliminaire de la Fon-
dation pour l'internationalisme Haag 1911 sagt der Herausgeber Dr. P.
H. Eykman „II y a encore un projet grandiose que nous devons ment-
ionner, cest celui de Monsieur le Prof. Dr. Lindner (Institut für Gärungs-
gewerbe und Stärkefabrikation, Seestr. Berlin) le savant voudrait fonder
un Institut international d'Etudes microbiologiques auquel serait adjoints
un Bureau central et une Exposition de Cultures de Mikrobes."
Lindner.
Aus dem Meldola'schen Aufsatz sei noch eine Stelle besonders hervor-
gehoben : es wäre zu umständlich, erst von Amsterdam oder BerHn oder Prag
oder Kopenhagen sich Kulturen schicken zu lassen, schon wegen des Zeit-
verlustes. Er habe selbst eine ziemlich umfangreiche Hefensammlung gehabt
und wisse, wie oft er deswegen in Anspruch genommen worden sei. Diese
Kleine Mitteilungen
67
Kulturen seien für den Mikrobiologen das, was reine Chemikalien für den
forschenden Chemiker sind. Es könne aber nicht überall die mühsame Fort-
züchtung der Kulturen betrieben werden, da wäre schon eine Zentrale besser.
Diese müßte auch die biochemische Literatur möglichst vollzählig zur Hand
haben. Endlich müßte das Institut eine zentrale Heimstätte für britische
Mikrobiologen, auch Hochschullehrer sein, an der sie ihre spezialisierte Aus-
bildung erhalten könnten, wo sie ihre Anfragen bezüglich ihnen noch un-
bekannter Mikroben vorbringen könnten, z. B. ob diese schon beschrieben
und dergleichen. Dem Institut andererseits würden sie gern die Mikroben
aus ihren Aufenthaltsorten zukommen lassen. Meldola hat also sich genau
die gleichen Ziele für das kommende Institut gesetzt, die ich seinerzeit ins
Auge gefaßt habe.
Aus dieser Übereinstimmung mögen die Herren, die damals für Deutsch-
land ein derartiges Institut abgelehnt haben, ersehen, wie kurzsichtig sie
gewesen sind. Leider habe ich damals nicht persönlich meine Sache vertreten
können, sondern das Herrn Geheimrat Delbrück als Institutsvorsteher über-
lassen müssen. Wenn der Antrag unter Delbrück-Lindner in den Akten
niedergelegt ist, so hat das nicht zu bedeuten, daß Delbrück der Schöpfer
der Idee, oder daß er sich durch neue Gedanken daran beteiligt, sondern, daß
er den Antrag, den er zum Vortrag gebracht, auch unterstützt hat.
Ob die Kaiser Wilhelm Gesellschaft die Zustimmung von einer stärkeren
Beteiligung der Gärungsgewerbe abhängig gemacht hat, entzieht sich meiner
Kenntnis. Jedenfalls ist eine günstige Gelegenheit zur großzügigen Durch-
führung einer guten Sache verpaßt. Aber der Gedanke ist, um mit Hugo
Fischer zu sprechen, vielleicht zu einfach gewesen, um genügende Würdigung
zu finden.
Bilder von der Kleiderlaus
Im Jahre 1915 habe ich einen kleinen Auf-
satz: Zur Naturgeschichte der Kleiderlaus in der
Zeitschrift „Aus der Natur" 1915, S. 555 u. ff. ver-
öffentlicht unter Anlehnung an Leeuwenhoeks
Mitteilungen aus seinen Sendbriefen. Da in diesem
Heft viel von diesem Ungeziefer die Rede ist,
werden unsere Leser eine Anzahl Abbildungen auch
ohne weiteren Text willkommen heißen. Der Ver-
lag Quelle & Meyer, Leipzig, war so freundlich,
mir die Bildstöcke zur Verfügung zu stellen.
Lindner.
Abb. 1.
Auf einer Glasplatte sich
fortbewegende Kleiderläuse.
Schattenbildaufnahme mit
parallelem Licht in Vioo S^"
künde; nachträglich doppelt
vergrößert.
Abb. 3. Links eine weibliche, rechts eine
männliche Laus. Am Hinterleib der letz-
teren der Stachel deutlich zu sehen.
15 fach vergrößert.
Abb. 2. Weibl. Kleiderlaus, 21 fach vergr.
Wegen'der reichlichen Blutaufnahme sind die
inneren Organe nicht deutlich zu erkennen.
An der Spitze des Kopfes ist der „Haken"
vorgestülpt, mit dem die Haut vor dem Blut-
saugen angebohrt wird.
Abb. 4. Vorderer Teil des Kopfes mit dem vorgestülpten Hakeukranz M.
Links der Klauenapparat des linken vorderen Beines, der vor dem Saugen
fest in die Haut eingekrallt wird. 125 fach vergrößert.
Kleine Mitteilunsren
69
Abb. 5.
Der vorgestülpte
Hakenkranz JI.
500 fach vergr.
Abb. 6. Vorderteil des Kopfes mit eingestülptem Hakenkranz
und der Saugborste S, durch die das Blut gesaugt und dem
Schlund und Magen der Laus zugeführt wird. Die Saugborste
ist kein geschlossenes Rohr, sondern besteht aus zwei Rinnen,
die wie ein solches wirken. 250 fach vergrößert.
ÄSS-
1^ '^'^^ "^
i^BI^^
- 3fcf^ : ^
^kh "' ^^ ^tatf i^^i^
'-M*-^' ^1
'^ ■ Jl
Abb. 7. Hinterende des Weibchens aus
Abb. 3. 125 fach vergrößert.
Abb. 8. Hinterende des Männchens aus
Abb. 3. 125 fach vergr. Der stark ge-
baute Stachel gabelt sich nach dem Leib zu.
70 Referate
Referate
Dem Chemischen Zentralblatt entnommen (z. T. gekürzt).
Referenten: Bister, Bloch, Borinski, Ditz, Düsterbehn, Guggenheim, Jung,
Kempe, Laufmann, Mai, Manz, Rammstedt, Riesser, Rühle, Schönfeld,
Spiegel, Volhard
Nolte, Otto. Die Erhaltung des Stickstoffs in der Jauche und im Stall-
mist. Landw. Vers.-Stat. 92, 187 — 203, 20/12. 1918, Rostock, Landw.
Vers.-Stat.
Beim Versetzen des frischen Harns mit Phosphorsäure bildet sich
Ammoniumphosphat, während das freigewordene Kohlendioxyd teils entweicht,
teils in der Flüssigkeit verbleibt und mit dem Ammoniumphosphat ein
Gleichgewicht bildet:
(NHJsHPO^ + CO2 + HoO = (NHJ^COs + H3PO4.
Die Umwandlung des Harnstoffs und die. Oxydation der organischen Sub-
stanzen liefern gleichzeitig, aber unabhängig voneinander, Kohlensäure, die
nach dem Massenwirkungsgesetz auf den mit Phosphorsäure konservierten
Harn einwirkt. Aus diesem System verdunstet dauernd Kohlendioxyd und
nimmt einen gewissen Teil des Ammoniaks mit, bis die Konzentration der
Phosphorsäure eine weitere Verflüchtigung hindert. Die Kohlendioxyd- und
Ammoniakverdunstung findet aber so lange statt, wie Kohlendioxyd im Harn
durch Oxydation oder Harnstoffvergärung gebildet wird. Ähnlich liegen die
Verhältnisse bei der Konservierung der Jauche und des Stallmistes mit fast
allen chemischen Konservierungsmitteln außer vielleicht beim Formaldehyd,
der Hexametyhlentetramin bildet, gleichzeitig aber auch bakterien tötend
wirkt.
Foth, G. Mittel und Wege zum Wiederaufbau des Brennereigewerbes.
Zeitschr. f. Spiritusindustrie 42, 15 — 16, 16/1.
Nicht Spiritus, sondern Kartoffeln, Brotgetreide und Futter-
mittel aus Kalkstein und Kohle. Nicht in der Verwendung von Karbid
zur Spiritusgewinnung und der Ersparung der zur Erzeugung entsprechend
großer Spiritusmengen nötigen Kartoffeln liegt das Heil, sondern in der
Umwandlung des Karbids in Kalkstickstoff und dessen Verwendung als
Düngemittel. Auf diese Weise können viermal soviel Kartoffeln gewonnen
werden, als sich Kartoffeln durch Einführung des Karbidspiritusverfahrens
für die menschliche Ernährung freimachen lassen; daneben aber liefern die
Brennereien noch Schlempefutter für Hunderttausende von Rindern. Die
Kohlenfrage spielt auch eine Rolle: Der Gesamtverbrauch für die Herstellung
von 1 hl Karbidspiritus beträgt 13 Ztr. Steinkohle und 4 Ztr. Koks gegen-
über 2 Ztr. Steinkohle beim Brennereiverfahren.
Referate 7 \
Mülzer, Max. Der Kunsthonig. Chem.-techn. Wochenschr, 1918, 141 — 44,
24/6., 1918.
Zusammenfassende Erörterung über die Herstellung des Kunsthonigs.
Wollenweber, H. W. Der Kartoffelschorf. Zeitschr. f. Spiritusindustrie 42,
55 — 56, 20/2., Berlin-Dahlem. Forschungsinst. f. Kartoffelbau.
Unter Schorf versteht man eine Kruste auf verletzter Schale, die durch
Bakterien und Pilze aber auch ohne dieselben entsteht. Bei der Unter-
suchung älterer Schorfwarzen fand sich meist eine Reihe von Pilzen zusammen
mit Milben, Älchen und den Larven verschiedener Tiere. In der Grenz-
schicht gegen das gesunde Gewebe herrschten bestimmte Organismen vor.
Mit einigen dieser ließ sich Schorf künstlich erregen, mit anderen nicht.
Die Verbreitung der Schorferreger in den einzelnen Gegenden Deutschlands
erwies sich als sehr verschieden. Mit den verbreitetsten beginnend sind
folgende Formen des Schorfes gefunden: Der Strahlenpilz- (Actinomyces),
Wurzeltöter- (Rhizoctonia-), Schwammsporen- (Spongospora-), Spaltpilz- (Bak-
terien), Älchen- (Nematoden-) Schorf. Außerdem der mit fauliger Zersetzung
verbundene Schorf, die Kartoffelräude, und der ohne Mitwirkung von
Organismen entstehende, nicht parasitäre Scheinschorf. Die bisherigen Be-
kämpfungsmittel, Pflanzgutbeize mit Formalin oder Sublimat, Boden-
desinfektion durch Schwefelkohlenstoff, vorzeitige Ernte usw. hatten keinen
Erfolg. Für die Bekämpfung sind noch mannigfache Aufklärungen über
einzelne Formen des Schorfs und seine Erreger nötig.
Sutton und Sohn. Der Einfluß der Entfernung der Blüten auf den
Kartoffelertrag. The Gardeners Chronicle 62, 178. London, 3,11. 1917;
Zeitschrift f. Spiritusindustrie 42, 78, 6/3.
Das Abpflücken der Blüten hatte eine deutliche Vermehrung der Knollen-
erträge zur Folge, im Durchschnitt betrug dieselbe 5^2%-
Rauch, H. C. Die Sulfitablauge und ihre Aerwertuug. Chem.-techn.
Wochenschr. 1918, 201—2, 2/9., 213—14, 16/9. 1918, BerHn-Halensee.
Zusammenfassende Besprechung.
Mezzadroli, Giuseppe. Corozoalkohol. Verwendung der Abfälle der
Steinnußknopffabrikation zur Alkoholgewinnung. Boll. Chim. Farm. 57,
361—62, 15/10. 1918.
Früchte und Samen der Corozo, der Dum- oder Steinnußpalme, ent-
halten große Mengen von Mannocellulose, welche beim Kochen mit verdünnter
HCl Mannose liefert, somit durch Fermente zu Alkohol vergoren werden kann.
Versuche ergaben, daß 100 kg Steinnußabfälle 10 — 15 1 Alkohol liefern.
7 2 Referate
Janke, Alexander. Die Betriebsökonomie in der Gärungsessigindustrie.
Zeitschr. f. landw. Vers.- Wesen Österr. 1918, 574—95; Sep. v. Vf.
I. Teil. Allgemeine Grundlagen. Es wird berichtet über Renta-
bilität, Ausbeute, Leistung, Arbeitsökonomie des Bildners und Betriebs-
kontrolle.
Eisenberg, Philipp. Untersuchungen über die Variabilität der Bakterien.
Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk. I. Abt. 82, 1919, S. 401—5. (An-
fang Juli 1918.) Tarnöw, K. u. K. bakteriolog. Feldlab. Nr. 79.
VII. Mitteilung: Über die Variabilität des Schleimbildungsvermögens
und der Gramfestigkeit. (VI. Mitteilung vgl. Zentralblatt f. Bakter. u.
Parasitenk. I. Abt. 80. 385; C. 1918. I. 1047.) Kartoffelbazillenstärame, die
bei 37 und 22 '^ trocken und faltig wuchsen, ergaben bei 55*^ schleiraig-
kuppelförmige Kolonien. 10 solche Stämme konnten durch eine über
60 Generationen fortgesetzte Züchtung bei 55 — 58 '^ nicht dazu gebracht
werden, auch bei den niedrigeren Tempp. schleimig zu wachsen; bei manchen
äußerte sich die Anpassung im Gegenteil darin, daß sie dann auch bei 55*
trockenes Wachstum zeigten, — Die Gramfestigkeit eines Stammes von
Milzbrand und dreier Stämme von Staphylokokken konnte durch 70 Passage-
züchtungen bei 42 — 48° nicht herabgesetzt werden, ebensowenig diejenige
der obenerwähnten 10 Stämme von Kartoffelbazillen durch die lange Züchtung
bei 55—580.
Ehrlich, Felix. Über Fuinarsäuregärung des Zuckers. (Bemerkung zu
der Arbeit von C. Wehmer. Ber. Dtsch. Chem. Ges. 52, 1919, S. 63—64.
Breslau, landw.-technol. Inst. d. Univ.)
Gegenüber Wehmer (Ber. Dtsch. Chem. Ges. 51. 1663; C. 1919.
I, 664) weist der Verfasser darauf hin, daß er schon vor einigen Jahren
Versuche mitgeteilt hat (vgl. Ber. Dtsch. Chem. Ges. 44. 3737; C. 1912. I. 363),
die zeigen, daß der Schimmelpilz Rhizopus nigricans (Mucor stolonifer) aus
Invertzucker nicht unbeträchtliche Mengen freier Fumarsäure bildet, so daß
damit zum ersten Male eine ungesättigte Verbindung als Zuckerspaltprodukt
nachgewiesen war. Man kann also hier mit gleichem Rechte von einer
Fumarsäuregärung des Zuckers sprechen, wie bei den Versuchen von
We h m e r.
Bei näherem Studium der Fumarsäurebildung des Rhizopus nigricans
aus Zucker zeigte es sich, daß dieser Pilz neben Fumarsäure und flüchtigen
Säuren häufig auch Bernsteinsäure, 1-Äpfelsäure und d-Milchsäure produziert.
Ähnlich verhält sich der verwandte Pilz Rhizopus tritici.
Hase, Albreeht. Neue Beobachtungen und Versuche über die Lebens-
fähigkeit der Kleiderläuse und ilirer Eier. Zentralblatt f. Bakter. u.
Parasitenk. I. 82, Jena, S. 461—68.
Es werden die folgenden Punkte geprüft: 1. Wie lange lebt eine Laus
ohne Nahrung bei verschiedener Temperatur? — 2. Wie lange (vom Tage
Referate 73
der Nahrungsentziehung an) legt eine hungernde Laus noch Eier, und bei
welcher Temperatur? — 3. Wie lange bleiben Läuseeier lebensfähig? —
4. Wie lange können soeben geschlüpfte Larven, die noch nie Nahrung
(Blut) zu sich nahmen, am Leben bleiben? — Aus den Ermittlungen zu
diesen Einzelfragen ergibt sich, daß eine 39tägige Schutzfrist in Ansatz zu
bringen wäre, wenn man Gegenstände wie Hausrat, Kleider usw. durch die
Methode der Aushungerung entlausen will.
Auerbacli, F. Die graphisclie Darstellung. Allgemeinverständliche, durch
zahlreiche Beispiele aus allen Gebieten der Wissenschaft und Praxis
erläuterte Einführung in Sinn und Gebrauch der Methode. 2. Auflage.
Leipzig 1918. 8. 118 S. mit 139 Figuren. Mark 1,60.
Low, W. Einführung- in die Biochemie in elenientarer Darstellung.
2., vermehrte Auflage von H. Friedenthal, Leipzig 1918. 8. 82 S. mit
12 Figuren. Mark 1,60.
Pat.-Anm. 53 g, 5. B. 86192, Verfahren zur Entbitterung und Entgiftung
von Lupinenkörnern. Veredelungsgesellschaft für Nahrungs- und Futter-
mittel m. b. H., Bremen 1918.
Pat.-Anm. 6 b, 16. G. 44490. Verfahren zur Herstellung von Sulfltsprit.
Th. Goldschmidt A. G., Essen 1916.
Carnot, P. und Duniont, J. Technik für das Studium des Eindringens
der Antiseptica in feste Medien. C. r. soc. de biologie 81, 1918,
S. 1199—1200.
Ein Röhrchen mit geschmolzenem Agar wird reichlich mit einer oder
mehreren Bakterienarten besät und in dicker Schicht in eine Petrischale
ausgegossen. Ehe der Nährboden erstarrt ist, bringt man in seine Mitte
einen Hohlzylinder aus Glas oder Porzellan mit einer Reihe wenig erhabener
Einschnitte am unteren Rande. Nach dem Erstarren wird der Hohlraum
des Zylinders mit der wässerigen Lösung des zu untersuchenden antisep-
tischen Mittels in bestimmter Menge beschickt, und das Ganze entweder
sofort oder nach einigen Stunden in den Brutschrank gebracht. Nach
24 Stunden stellt man den Durchmesser des von Bakterienwachstum frei-
gebliebenen Kreises fest.
Bei Anwendung dieser Methode unter Verwendung gewisser Antiseptica
(Essigsäure, Sublimat) findet man zuweilen die Kolonien in der nächsten
Umgebung der aseptischen Zone zwar weniger zahlreich als an der Peri-
pherie, aber weit üppiger und von viel .stärkerer Farbstoffbildung, ein Beweis
für die begünstigende Wirkung kleiner Mengen dieser Mittel. Aus ver-
gleichenden Versuchen ergab sich die allgemeine Steigerung der Durch-
di ingungsfähigkeit von antiseptischen Mitteln durch Zusatz gewisser Säuren
(Ameisen- und Essigsäure).
74 Referate
Pat.-Anm. 53 g, 4. R. 45541. Verfahren zur Herstellung von insbesondere
als stickstott'reiches Futtermittel dienender Nährhefe aus den Diffu-
sions- und Preßabwässern der Zuckerfabriken. Arthur Riedel, Kössern
1918.
Pat.-Anm. 301, 5. W. 49774. Verfahren zur ununterbrochenen Gewinnung
keimfreier reiner Luft. Albert Wolff, Berlin 1917.
Pat.-Anm. 50 e, 3. S. 48641. Als endlose Kette ausgebildetes stoffloses
Luftfilter mit selbsttätiger Reinigung. Ludwig Sieder, München 1918,
Pat.-Anm. 6 b, 11. P. 35072. Verfahren und Vorrichtungen zur Her-
stellung von Bier. Karl Plesch, Hohenaschau b. Prien a. Chiemsee 1916.
Pat.-Anm. 12 d, 1. B. 84177. Einrichtung und Verfahren zum Entwässern
feuchter Massen. Elektro-Osmose Akt.-Ges. (Graf Schwerin-Gesellschaft),
Berlin 1917.
Pat.-Anm. 451, 3. L. 44344. Vertilgung von Insekten und sonstigen auf
Tieren und Pflanzen wohnenden Parasiten. Gustave Johnson Lemmens,
Wateringbury, u. Pefewal John Fryer, Tranbridge, England 1916.
Pat.-Anm. 45 g, 1, B. 87685. Schaumzerstörer für Magermilchschaum.
Bergedorfer Eisenwerk Akt.-Ges., Sande b. Bergedorf 1918.
Pat.-Anm. 53 k, 1. B. 87054. Verfahren zur Herstellung von Marmelade
aus Früchten oder anderen pflanzlichen Bestandteilen; Zus. z. Pat.
303995. Otto Bielmann und Clara Bielmann, geb. Schmidt, Magdeburg.
1918.
Pat.-Anm. 53 k. B. 87055. A'erfahren zur Herstellung von Säften und
Gelee aus Früchten oder andern pflanzlichen Bestandteilen; Zus. z.
Pat. 303995. Otto Bielmann und Clara Bielmann, geb. Schmidt, Magde-
burg 1918.
Baeßler. Vorsichtsmaßregeln bei Verwendung von Sauerfutter. Milch-
wirtschaftl. Zentralblatt 47, 1918, S. 261—262.
Man kann annehmen, daß gebrauchsfertiges Sauerfutter im Mittel etwa
2°/q Säure enthält, wovon etwa ^,3 aus Milchsäure bestehen. Langandauerndes
Verfüttern solchen Futters führt zu einem Verlust der Knochensubstanz und
anderer Organe an CaO und schließlich zu Knochenbrüchigkeit. Um dem
entgegen zu wirken, wird regelmäßige Beifütterung von CaO, am besten
als Schlämmkreide, empfohlen.
Herdi, E. Die Herstellung und Verwertung von Käse im Griechisch-
Römischen Altertum. Frauenfeld 1918. 4. 77 S.
Referate 7 5
König, J. Clieiiiie der menschlicheu Nahruiigs- und Gonußmittel. 4., voll-
ständig umgearbeitete Auflage. Band III: Untersuchung von Nahrungs-,
Genußmitteln und Gebrauchsgegenständen. Teil 8: Genußmittel, Wasser,
Luft, Gebrauchsgegenstände, Geheim- und ähnliche Mittel. Berlin 1918.
8. XX u. 1120 S. mit 6 Tafeln und 314 Figuren. Halbfranzband. M. 62.
Das jetzt vollständige Werk, 3 Bände in 5 Teilen, 1903—1918,
1558, 1582, 736, 1007 u. 1140 S. mit 6 Tafeln u. Figuren. Halbfranzband.
Mark 192. — Die amtlichen Untersuchungsvorschriften für Wein werden
in einem besonderen Ergänzungsband nachgeliefert.
Monographien der eliemisclien Apparatur. Herausgegeben von A. J. Kieser.
Heft 1. Leipzig (Chem. Apparatur) 1918. 8. 160 S. mit 86 Fig. Mark 7,50.
Inhalt: Schröder, H., Schaumabscheider als Konstruktionsteile chemischer
Apparate.
Ciaaßen, H. Zur Frage der Zuchtziele der Zuckerrübenzucht. Dtsch.
Zuckerind. 43, 1918, S. 308—310.
Gegenüber Ehrenberg (Ztschr. f. Zuckerrübenbau 1917, Heft 11 u.
1918, Juli-Heft), der als Anhänger der Massenzüchtung betrachtet werden
muß, betont Verfasser, daß er eine Richtung zwischen Gehalts- und Massen-
züchtung einschlägt, welche er mit dem besonderen Ausdruck Ertrags-
züchtung bezeichnet hat. Weiter stellt er fest, daß die bisherige Art der
Züchtung der Zuckerrüben nicht so erfolglos gewesen ist, wie Ehrenberg
und andere glauben machen wollen, sondern daß die Erfolge bei der Zucker-
rübenzucht bezüglich der Zunahme der Erträge an wertvollen Nährstoffen
denen anderer Kulturpflanzen gleichwertig sind oder sie weit übertreffen.
Ereky, K. Biotechnologie der Fleisch-. Fett- und 3Iilcherzeugung im
landwirtschaftlichen (Großbetriebe. Berlin 1918. gr. S. VII u. 84 S.
Mark 4.
Pat.-Anm. 12 a, 3. St. 30649. Schaumzerstörer an Apparaten zur Destil-
lation stark schäumender Flüssigkeiten. Strauch & Schmidt, Neisse 0. S.
1917.
Pat.-Anm. 12d, 25. 0. 10652. Verfahren zum Auffrischen von gebrauchtem
Filterasbest. Karl Oppitz und Zoldan Päldy, Budapest 1918.
Pat.-Anm. 30h, 14. M. 61102. Vorrichtung zum sterilen Trocknen von
Bakterien-Nährbödcnplatten und zu ähnlichen Zwecken. Maschinen-
fabrik Arthur Vondran, Halle a. S. 1917.
Mansfeld, M. Die Untersuchung der Nahrungs- und (ienußmittel, sowie
einiger Gebrauchsgegenstände. 3. umgearbeitete u. vermehrte Auflage.
Wien 1918. 8. XXH u. 243 S. mit 38 Figuren. Mark 10.
7 6 Referate
Ostwald, W. und Luther, R. Hand- und Hilfsbuch zur Ausführung
physiko-chemlscher Messungen. 3. Auflage, herausgegeben von R. Luther
und K. Drucker. (1910.) Anastatischer Neudruck. Leipzig 1918. gr. 8.
XVI und 572 S. mit 351 Figuren. Halbleinenband. Mark 26.
Ubbelohde, L. Tabellen zum Englerschen Yiscosinieter. 2. Auflage.
Leipzig 1918. gr. 8. 28 S. mit 1 Figur. Halbleinenband. Mark 3,50.
Gautier, Cl. Physiologische und parasitologische Studien über die schäd-
lichen Lepidopteren. Über einige Tatsachen bezüglich der Pieriden-
larven. C. r. soc. de biologie 81, 1918, S. 197—99.
Die Raupen von Pieris brassicae werden häufig von den Larven von
Apanteles glomeratus befallen, die oft in großer Zahl vor der Zeit der Ver-
puppung austreten, wonach die Raupe langsam abstirbt. Bei der Vertilgung
der Raupen sollten Methoden vermieden werden, die zugleich die Parasiten
vernichten, da diese der Landwirtschaft nützen. In dieser Beziehung geben
die vom Verfasser mitgeteilten Einzelheiten über die Art des Austretens der
Larven und ihres weiteren Verhaltens Anhaltspunkte.
Lassar-Cohn. Die Chemie im täglichen Leben. 9. Auflage. Leipzig 1919.
gr. 8. Vm und 356 S. mit 22 Figuren. Gebunden. M. 3,60.
Das Lebensniittelgewerbe. Handbuch für Nahrungsmittelcheraiker, Apotheker,
Ärzte, Tierärzte usw. Unter Mitwirkung von E. Baier, A. Günther u. a.
herausgegeben von K. v. Buchka. (4 Bände.) Lieferung 26. Leipzig
1918. Lex. 8. S. I— XXXX u. 305—678 (v. Bd. HI) mit Figuren. Mark 36.
Band III, jetzt vollständig, 718 S. mit Figuren. Mark 52. — Band I. u. H.
1914—1916. 910 u. 761 S. mit Figuren. Mark 78.
Pat.-Anm. 12 e, 2. F. 42202. Vorrichtung zum Abscheiden von Wasser,
Staub und sonstigen flüssigen oder festen Beimengungen aus Luft oder
Gasen. Richard Forster, Apparatebau für chemische Groß - Industrie,
Berlin 1917.
Pat.-Anm. 55b, 3. R. 43228. Terfahren zur Behandlung von Sulfltablauge
mit Alkalien; Zus. z. Pat. 285752. Dr. Erik Ludvig Rinmann, Stock-
holm 1916.
Schmidt, 0. Chemie für Techniker. 5., vermehrte Auflage. Stuttgart 1918.
gr. 8. VIII u. 180 S. mit 50 Figuren. Mark 4,50.
Das Wasser. Vorkommen in der Natur, chemische Beschaffenheit und
Untersuchungsmethoden in physikalischer, chemischer, bakteriologischer
und biologischer Hinsicht, Wasserversorgung von Städten, Selbstreinigung
der Gewässer, Abwässer, Mineralwässer usw. Herausgegeben von H. Bunte.
(Sonderausgabe von Band 11 des Musprattschen Enzyklopädischen Hand-
buches der Technischen Chemie. Braunschweig 1918. 4. VI u. 1274 S.
mit Figuren. Halbleinenband. Mark 28.
Referate , ' 77
Zsigiiiondy, R. Kolloidcheraie ; ein Lehrbuch. 2., vermehrte und z. T.
umgearbeitete Auflage. Leipzig 1918. gr. 8. Mit 5 Tafeln und 54 Figuren.
Mark 26.
Pat.-Anm. 6 a, 1. R. 45219. Terfahreii zum Weichen und Keimen von
Getreide. Otto Rummel, Berlin 1917.
Pat.-Anm. 12i, 9. P. 35419. Verfahren zur Herstellung eines kräftig
wirkenden festen Sterilisationsmittels. Dr. Antonio Pieroni, Bologna,
u. Societa Chimica Lombarda A. E. Bianchi & Co., Rho, Italien 1917.
Pat.-Anm. 6 b, 8. L. 45676. Verfahren zur Druckauf Schließung- des Malzes.
Willy Lazarus, Dresden 1917.
Pat.-Anm. 6b, 16. K. 64942. A'erfahren zur Ansäuerung von Spiritus-
maische. Hermann Kaserer, Wien 1917.
Pat.-Anm. 6b, 1. A. 29983. Verfahren zum Reinigen und Geruchlosmachen
von zerkleinerten Zuckerrüben. Betavit-Gesellschaft m. b. H., Berlin 1917.
Pat.-Anm. 6b, 16. B. 84244. Verfahren zur Herstellung von Alhohol und
Hefe aus den Abfallaugen der Sulfttzellulosefabriken. Max Bücheier,
Weihenstephan und Franz Mizgajski, Freising 1917.
Maurizio, A. Die Nahrungsmittel aus Getreide. Ihre botanischen, chemi-
schen und physikalischen Eigenschaften, hygienisches Verhalten, Prüfen
und Beurteilen. Band II. Berlin 1919. gr. 8. IX u. 213 S. mit 1 Tafel
u. 6 Figuren. Leinenband. Mark 15. Das jetzt vollständige Werk, 2 Bände,
1917—1919. 476 u. 222 S. mit 3 Tafeln u. 186 Figuren. Leinenband.
Mark 39.
Schryver, S. B. Introduction to the Study of Biological Chemistry.
London 1919. 8. cloth.
Reinigen gebrauchter Kork- und Gummistöpsel. Dtsch. Essigind. 23, S. 91.
Auskochen mit 57o H2SO4 haltendem Wasser. Bedecken der Korke
während des Kochens mit einem Siebblech. Ablassen der Flüssigkeit und Aus-
kochen mit reinem Wasser, darauf Einlegen der Korke in eine schwache
Lösung von Alaun, nach dem Abgießen 2 — 3 Tage in die Sonne legen. So
behandelte Korke haben von ihrer Elastizität nichts eingebüßt. — Um ver-
härteten Gummistöpseln ihre alte Elastizität wiederzugeben, legt man sie
etwa 10 Tage lang in eine 57oig'e Sodalauge bei einer Temperatur von
40—50^. Dann wird mit reinem Wasser gespült und die oberste allzusehr
erweichte Schicht entfernt, darauf wird nochmals mit lauwarmem Wasser
gespült.
78 • Referate
Dunbar, W. P. Die Abwasserreinigungsanlage der Stadt Coethen in
Anhalt. Gesundheitsingenieur 41, 1918, S. 265—72, 273—79, 285—89.
Hamburg. Staatl. Hygien. Instit.
Die beschriebene Anlage ist die erste, die eine Schlamrabeseitigung
ohne vorherige Ausfaulung bewirkt. Der Schlamm, der in Absitzbecken zur
Ausscheidung gebracht wird, fließt, nachdem ihm ca. die Hälfte seines
Wassergehaltes in einer Verdichtungsrinne entzogen worden ist, direkt auf
Trockenbeete und verwandelt sich hier in eine feste Masse. In den bis-
herigen fünf Betriebsjahren ist es niemals zu einer fauligen Zersetzung des
Schlammes auf den Beeten gekommen. Unangenehme Gerüche haben sich
zu keiner Zeit bemerkbar gemacht. Durch die beschriebene Anlage ist die
Aufgabe gelöst, den Abwasserschlamm in eine feste handliche und nicht
faulende Form überzuführen, ohne Zerstörung der in ihm enthaltenen wert-
vollen Dungstoffe.
Hesse, Erich. Die Beurteilung des Wassers auf Grund der Keimzählung.
Ztschr. f. Hyg. u. Infekt.-Krankh. 88, S. 81—99.
Selbst wenn die örtliche Besichtigung befriedigend ausfällt, der
chemische Befund einwandfrei ist, und bakteriologisch wenig Keime ermittelt
werden, sind wiederholte Untersuchungen notwendig. Diese erfolgen zweck-
mäßig bei flachen Brunnen nach einer vorausgegangenen trockenen Witte-
rung und nach einigen heftigen Regenfällen; bei Brunnen mittlerer Tiefe
und tiefen Brunnen zu solchen Zeiten, die vorausgegangenen besonders
trockenen und besonders niederschlagsreichen Monaten entsprechen. Nicht
gedeckte Brunnen können bei sorgfältiger Behandlung ein brauchbares Wasser
liefern, sie müssen aber gegen den Zutritt von Regen und anderen Verun-
reinigungen geschützt werden. Die bakteriologische Untersuchung des
nicht überdachten Brunnens würde zur Zeit von Regenfällen falsche Ergeb-
nisse (zu hohe Keimzahlen) liefern. Zum Aufstellen der Schöpfgefäße ist
eine sauber zu haltende Unterlage notwendig. Das Einschwemmen thermo-
philer Bakterien in das Grundwasser scheint vorzugsweise während der
heißen Monate stattzufinden.
Zikes, Heinrich. Bericht über die Tätigkeit der gärungsphysiologischen
Abteilung der Versuchsstation. Allg. Ztschr. f. Bierbrauerei u. Malz-
fabr. 47, S. 45—48.
Die konsumreifen Kriegsbriefe waren unreiner als in irgendeinem
früheren Jahre. Es traten auf: Essigbakterien in 85,6% der Proben, klein-
zellige Hefe in 78,8%, sporulierende wilde Hefen in 62 7o» Mycoderma in
42,2 *'/o, Stäbchenbakterien anderer Art (darunter Würzebakterien, Fäulnis-
bakterien) in 42%, Pediokokken in 12,8%, Mycelhefen in 2,7%, Williaarten
in 17o- Eines der Biere neigte zur Eisenkrankheit.
Referate 79
Der Einfluß der Temperatur auf verschiedene Funktionen
der Hefe wurde eingehend bearbeitet: Die Sproßtätigkeit der Hefen ist bei
verschiedenen Temperaturen abhängig von jener Temperatur, bei der sie
früher gezüchtet wurden. Kalthefen passen sich höheren Temperaturen besser
an als umgekehrt, sie zeigen das gleiche Optimum der Generationsdauer (30°)
wie warmgeführte, ihre Askosporenbildung setzt rascher ein als bei warm-
geführten. Die Bildung von Fett ist bei tieferen Temperaturen (12 bis 15")
sehr langsam, rascher bei 20—30", hier dürfte das Optimum liegen. Eine
Nachentwicklung von kleineren Fetttröpfchen kommt bei niedrigen Tempe-
raturen häufiger vor. — Mycoderma cerevisiae ist nur ein schwacher
Glykogenbildner, ebenso Torula alba und Willia anomala. Bei Chalara
Mycoderma scheinen verschiedene Temperaturen zur Befreiung des Gly-
kogens von geringerer Bedeutung zu sein. Für Brauereihefen liegt das
Optimum der Bildung von Glykogen bei etwa 30". — Die Hefezellen ent-
halten bei tieferen Temperaturen ein kompakteres und dichteres Protoplasma.
Längere Zeit warmgeführte Zellen, die sich an tiefere Temperaturen an-
passen mußten, zeigten eine sehr geringe Vermehrungsenergie, 20 — 30 Zellen
innerhalb 3 Tagen, gegenüber 300000—350000 warmgeführter Zellen. Die
Vermehrungsfähigkeit kaltgeführter Zellen (Gärdauer 7 Tage) war gegenüber
der Vermehrungsenergie weitaus besser, sie verhält sich wie 1 : 17 gegenüber
der Vermehrungsenergie 1 : 14000. Die Gärungsenergie kaltgeführter Zellen
verhielt sich zu der warmgeführter wie 1 : 2, die diesbezüglichen Gärfähig-
keiten wie 1 : 2,5. Die günstigste Temperatur für die Bestimmung des End-
vergärungsgrades liegt bei etwa 30", und zwar bei Benutzung von 0,5 g
gepreßter Anstellhefe auf 200 ccm Würze. Die Säure- und Esterbildung ist
bei tieferen Temperaturen langsamer und schwächer als bei höheren. — Bei
verschiedenen Temperaturen ergeben sich gestaltliche Veränderungen, die als
Modifikationen im botanischen Sinne erkannt wurden, das sind Varietäten,
die ihre Form und Gestalt bei normalen Bedingungen bald zurückerlangen.
— Die Farbstoffproduktion von Pigmenthefen ist bei niederen Temperaturen
stärker. — Je höher die Temperatur, desto rascher geht ein Weich- oder
Flüssigwerden der Hefe, eine Degenerierung, vor sich. Bei Feststellung der
oberen Tötungstemperatur wurden am widerstandsfähigsten Willia saturnus,
Schizosaccharomyces Pombe, Saccharomyces Logos und Saccha-
romyces thermantitonum befunden. Einzelne widerstandsfähigere Keime
hielten von W. saturnus bis 58", von Seh. Pombe und S. Logos bis
60", von S. thermantitonum bis 64" aus.
Hinrichs, ü. Warum werden in vielen Melassebrennereien so schlechte
Erfahrungen mit den Kriegsnielassen gemacht? Ztschr. f. Spiritus-
industrie 42, S. 113—114.
Die mangelhafte Spiritusausbeute führt Verfasser auf einen durch den
Düngemittelmangel hervorgerufenen zu geringen Gehalt der Kriegsmelassen
80 Referate
an Stickstoff- und Phosphorsäure zurück. Durch Zusatz stickstoffhaltiger
Stoffe und phosphorsaurer Salze konnte er die Ernährung der Hefe heben
und die Spiritusausbeute verbessern. Er empfiehlt: Neuimpfung in kürzeren
Zwischenräumen als bei Friedensmelassen, Stickstoff- und Phosphatgabe
schon im Pasteurkolben und während der Reinzucht und nach 24 stündiger
Gärung zugeben. Bei nicht abgelagerten Melassen, die noch viel Luftblasen
und damit Infektionen enthalten, ist intensives Aufkochen geboten.
Fries, Georg. Erfahrungen aus der Praxis wälirend der letzten Kriegs-
jahre. Ztschr. f. ges. Brauwesen 42, S. 1—3, 9—11, 17—19, 26—27,
33—85, 39—42, 45—46, 53—55, 59—61. München, Wissensch. Stat. f.
Brauerei.
Es werden die Herstellungs-Verfügungen von Kriegsbieren und Bier-
ersatz behandelt und die Erfahrungen des Verfassers mitgeteilt. Es wird
darauf hingewiesen, daß durch die Kohlenknappheit verschiedene Betriebe
von der Untergärung zur Obergärung übergegangen sind; Verfasser führt
die Momente an, welche zur Herstellung eines guten obergärigen Bieres
von Bedeutung sind.
Eisenkranke Biere sind fast gar nicht eingesandt worden. Nach
Verfasser ist die Eisenkrankheit nur darauf zurückzuführen, daß in Gärung
befindliche Biere oder auch bereits vergorene, direkt mit diesem in Be-
rührung gekommen sind. — Das Brauverfahren Plesch (vgl. Ztschr. f.
ges. Brauwesen 41, S. 73, 81; C. 1918. I. 1095) stellt in der einen Form
nichts Neues dar, während die andere Form undurchführbar ist. — Die
Konzentration der Ersatzbiere, die Verfasser untersuchte, ging bis auf
0,49*^/0 herunter. Die Biere waren fast ausnahmslos karbonisiert und be-
saßen häufig die schlechte Eigenschaft, die Kohlensäure beim Offnen der
Flasche stürmisch entweichen zu lassen; von Schaumhaltigkeit konnte nicht
gesprochen werden. Die meisten dieser Biere waren mit Saccharin oder
Dulcin gesüßt, mitunter war auch als Schaummittel Saponin zugesetzt.
Lakritze ist nach Verfasser ein ganz minderwertiger Zusatz, er verleiht nicht
nur dem Getränk eine unschöne, oft irisierende Farbe, sondern er macht es
auch, infolge der meist beträchtlichen Verunreinigungen, blind; außerdem
gibt er Geschraackstoffe ab, die das Produkt stets auf das Niveau der
Minderwertigkeit herabdrücken. — Die Kriegspeche, als Ersatz der Kolo-
phonium Harzölpeche, sind entweder bituminöser Natur, sog. Montanpeche,
oder regenerierte Auslaufpeche. Diese letzteren können als voller Ersatz
gelten. Vor Montanpechen warnt Verfasser, ihre Viskosität ist zu hoch, und
Verschnitte von anderem Pech mit bituminösen Stoffen scheiden letztere
schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder aus.
Referate 81
Wüsteiifeld, H. Rückblick auf den Jahrgang 11)18 der „Deutschen Essig-
industrie". Dtsch. Essigind. 23, S. 65—67, 73—75, 81—82.
Eine kurz zusammengedrängte Übersicht über die in den einzelnen
Nummern der „Deutschen Essigindustrie" verstreuten fachwissenschaftlich
und technisch wertvollen Aufsätze sowie über die Verbandsmitteilungen.
Wüstenfeld, H. Rübenzuckeressig auf Schnellessigbildnern. Dtsch. Essig-
ind. 23, S. 89—90.
Unter Berücksichtigung der augenblicklichen Lage und einer vielleicht
später drohenden weiteren Kontingenteinschränkung empfiehlt Verfasser die
Darstellung von Rübenessig aus Rübensäften, bezw. aus deren vergorenen
alkoholhaltigen Maischen. Da ein Teil der Rohzuckerfabriken nicht in der
Lage sein dürfte, ihren Betrieb aufrecht zu erhalten, und da ein Teil der
Zuckerrüben auf dem Felde überwintert hat, so könnten einzelne Essig-
fabrikanten sich vielleicht solche Rüben verschaffen. Ferner würde sich
vielleicht die eine oder andere wenig beschäftigte Brauerei bereit finden,
Rübenwein aus Zuckerrüben herzustellen und der Essigfabrik des gleichen
Ortes zur Verarbeitung liefern. Schließlich könnten Essigfabriken mit Roh-
zuckerfabriken Abschlüsse auf Lieferung von Rübensirup machen. Inwieweit
vorläufig noch behördliche Schwierigkeiten diesen Vorschlägen entgegen-
stehen, läßt Verfasser dahingestellt sein und gibt kurze Anweisungen zur
Fabrikation.
Schweizer, Karl. Über die Gewinnung von Glyzerin durch Gärung.
Helv. chim. Acta 2, S. 167—72, Winterthur.
Verfasser berichtet über Versuche zur Gewinnung von Glyzerin bei
der Zuckergärung. Die größte Schwierigkeit bestand in der Wahl einer
Hefe, welche große Salzmengen vertragen könnte. Befriedigende Resultate
erhielt Verfasser schließlich bei Anwendung von Preßhefe. Bei saurer Reduk-
tion waren die Gärversuche ergebnislos. Da Hefe alkalische Reaktion nicht
verträgt, wurde versucht, die Reduktion in möglichst neutralem Medium
durchzuführen. Gute Resultate lieferten Versuche, bei denen auf 40 g Saccha-
rose, 2 g Ammoniumdiphosphat, 1 g Dikaliumphosphat in 400 g Wasser
10 g Preßhefe angewandt wurden. Für die Versuche diente der Apparat
von Hayduck. Sobald die Gärung begonnen hat, wurden 30 g Na^SOg zu-
gesetzt. 100 g Zucker lieferten durchschnittlich 21,3 g Glyzerin. Bei Luft-
zufuhr sank die Glyzerinausbeute beträchtlich.
Terein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der
Konservierung von Kartoffeln (D. R. P. 291307, Kl. 53 g vom 14. 2. 1914,
ausgegeben 16. 4. 1919; Zus.-Pat. zu Nr. 286106; C, 1915, H, S. 514)
dadurch gekennzeichnet, daß die in rohem Zustande geriebenen Kartoffeln
durch Vermischen mit gedämpften Kartoffeln auf eine dem verwendeten
Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIII. c
82 Referate
Milchsäurepilz angemessene Temperatur angewärmt werden. — Es ist bei
Verwendung des B. Delbrücki zweckmäßig, Kartoffelreibsel und gedämpfte
Kartoffeln in solchem Verhältnis zu mengen, daß die Mischung eine Tempe-
ratur von 60° besitzt.
Verein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfaliren der
Konservierung von Kartoffeln (D. R. P. 291308, Kl. 53 g vom 29. 4. 1914,
ausgegeben 16. 4. 1919; Zus.-Pat. zu Nr. 286106; C. 1915, II, 514; Ztschr.
f. angew. Ch. 28, n, S. 499, [1915])
dadurch gekennzeichnet, daß bei der Einsäuerung von geriebenen Roh-
kartoffeln mit Hilfe von Reinzuchtbakterien die Erhitzung des geimpften
Reibseis bis zu einer solchen Temperatur erfolgt, daß die Mischung durch
Verkleistern der Stärkekörner homogen wird, wobei zweckmäßig die Er-
hitzung nach beendigter Säuerung ausgeführt wird. — Abänderung des Ver-
fassers gemäß Anspruch I in der , Weise, daß die vorhandenen Bakterien
stark geschwächt oder abgetötet werden. — Es wird das Reibsei in der
Grube mittels einer Dampfleitung oder eines Dampfschlauches erhitzt. In-
folge der Verkleisterung trennt sich dann die Mischung nicht mehr in Festes
und Flüssiges. Das Reibsei kann auch auf dem Wege in die Gruben in
einem mit einer Schnecke ausgestatteten Rohr auf heizbaren Doppel-
wandungen erhitzt werden. Bei Anwendung von Bac. Delbrücki vnrd die
Verkleisterung bei 60— 70*^ ausgeführt. Erfolgt die Erwärmung erst nach
der Säuerung z. B. durch in den Gruben angebrachte Dampfleitungen, so
kann die Säuerung bei einem bestimmten Säuregrad durch die Abtötung der
Pilze unterbrochen werden, damit eine weitere Veränderung des Sauergutes
möglichst ausgeschlossen wird.
Essig-Rezepte. Dtsche Essigind. 23, S. 93—94.
Es werden genau detaillierte Rezepte, zwei für französischen Kräuter-
essig, eins für „besonders feinen" französischen Kräuteressig angegeben, sie
bestehen in Ausziehen einer Anzahl Gewürze mit Essig, Abgießen und Filtrieren.
Raebiger, H. Eine neue Gaszeile zur Behandlung der Pferderäude.
Dtsch. tierärztl. Wochenschr. 27, S. 75 — 76. Halle a. S., Bakteriologisches
Institut der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen.
Beschreibung einer Gaszelle aus Eisenkonstruktion, die zur Behandlung
der Pferderäude mit SOg dient.
Pat.-Anm. 53 e, 2. H. 73976. Verfahren und Vorrichtung zum Entkeimen
von Milch. F. Hering, Leipzig 1918.
Pat.-Anm. 28 a, 3. S. 48807. Verfahren zum Gerben von Häuten und
Fellen. Societe Genty, Hough & Cie, Paris 1918.
Referate 83
Salkowski, E. Über den Kohlenhydratf^ehalt der Flechten und den Ein-
fluß der Chloride auf die Alkoliolgärung:. Ztschr. f. physiol. Ch. 104,
1918, S. 105—28. Berlin, Path. Inst, der Univ.
Das isländische Moos (Liehen islandicus) zeigt folgende Zusammen-
setzung: Lichenin 59,45 7o, Fett (Ä.-Fxtrakt) 4,30%, Eiweiß 4,73%, organische
Substanz außer Lichenin 19,47%, Asche 2,01%, Wasser 10,04%. Das Renn-
tiermoos (Cladonia rangiferina) enthält Lichenin 54,03 °/q, (Ä. -Extrakt) 2,59%,
Eiweiß 4,107o5 sonstige organische Substanz 26,96'^/(„ Wasser 10, 59^^/;^, Asche
l,137o- Durch Hydrolyse dieser Flechten mit 2,5%iger HCl oder 6°/oige
H2SO4 erhält man rund 66, bezw. 60% der lufttrockenen Substanz an
Glukose. Der Zucker ist vollständig vergärbar, nur mitunter bleibt ein
kleiner, als Dextrin anzusehender Rest unvergoren. — NaCl stört die Gärung
von Traubenzucker, umsomehr, je höher der Gehalt daran ist, es kommt
aber auch der Gehalt der Lösung an Glukose in Betracht. Während eine
Lösung von etwa 12% bei einem NaCl- Gehalt von 4% vollständig, von 8"/o
NaCl fast vollständig vergärt, vergären von einer Lösung von 20 7o Glukose
und 4% NaCl nur etwa ^^o des Zuckers. Dieselbe Lösung ohne NaCl zeigt
vollständige Vergärung. Noch mehr stört eine äquivalente Quantität von
CaCla.
Die Hydrolysate der Flechten enthalten außer gärungsfähigem Zucker
eine die Gärung störende Substanz (w^ahrscheinlich Flechtensäuren). Der
Gehalt des isländischen Mooses an in die Hydrolysate übergehenden Flechten-
säuren, ausgedrückt als Cetrarsäure, berechnet sich, auf indirektem Wege
bestimmt, unter Zugrundelegung der Formel CgoHg^Oig für diese im Minimum
zu 10,92 °/q der lufttrockenen Substanz. Die durch Säurehydrolyse leicht
verzuckerbare Flechtenzellulose, das Lichenin, v^^ird durch diastatische Fer-
mente (Pankreas, pflanzliche Diastase, Speichel) nicht verzuckert.
Wehmer, C. Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 5. Wirkung auf Holz-
pflanzen: Blausäure als schädlichster Gasbestandteil. Ber. Dtsch. Botan.
Ges. 36, 1919, S. 460—64.
Die Pflanzen, die in den früher berichteten Versuchen nach Einwirkung
von Leuchtgas im Aussehen unverändert blieben, zeigten sich nach dem
Überwintern doch geschädigt, da im folgenden Frühjahr mit einer Ausnahme
(Hainbuche) keine von ihnen austrieb, vielmehr alle allmählich abstarben.
Der Stoff, der hauptsächlich das Absterben herbeiführt, hat sich als Blau-
säure erwiesen, die in dem Versuchsgase zu 0,01 VoI.-^q vorhanden war.
Wurde diese eliminiert, indem das Gas mit Alkali unter Zusatz von etwas
FeS04 gewaschen wurde, so blieb die heftige Wirkung aus. Die Blausäure
läßt in ihrer Wirkung auf Kressekeimlinge alle bisher untersuchten Leucht-
gasbestandteile (CS2, Benzol, HgS) weit hinter sich.
6*
g4 Referate
Dienert, F. und (Juillerd, A. Nährböden aus autolysierteni Hefewasser
für die Züchtung des B. coli. C. r. d. l'Acad. des sciences 168, S. 256 — 57.
Einen als Ersatz der Peptonbouillon sehr geeigneten Nährboden von
gleichmäßiger Zusammensetzung erhält man durch Verflüssigung von 500 g
Preßhefe bei 50^, Verdünnen mit Wasser auf 2 Liter, Kochen während
30 Minuten, Neutralisieren, Filtrieren und Auffüllen auf 7,5 Liter. Er ver-
hält sich auch bei Zusatz von Phenol ebenso wie Peptonbouillon und kann
mit Gelatine oder Agar zu festen Nährböden verarbeitet werden.
Maze. P. Die Oxydation der Milchsäure durch die Bakterien unter
Bildung von Brenztraubensäure und Ketonkörpern. C. r. soc. de
biologie 81, 1918, S. 1150—52.
Verfasser konnte ein Dutzend Bakterien arten isolieren, die durch Oxy-
dation von Milchsäure in rein mineralischen Nährlösungen mit Kalziumlaktat
als einziger C-Que-lle Brenztraubensäure und Ketonkörper zu bilden vermögen.
Dieselben Arten bilden in zuckerhaltigen Mineralnährböden gleichfalls Brenz-
traubensäure, da sie den Zucker in Milchsäure spalten; nur eine Art ist
gleichzeitig ein alkoholisches Ferment für Zucker. An sechs dieser Arten
wurde der Gang der Reaktion näher verfolgt, wobei die Brenztraubensäure
kolorimetrisch mittels der Simon sehen Reaktion bestimmt wurde; hierbei
muß der Gehalt der Lösungen zwischen 0,1 und 1^/qq Hegen. Bildung und
Zerstörung der Brenztraubensäure erfolgen bei den einzelnen Arten mit ver-
schiedener Geschwindigkeit. Daneben wurde Essigsäure von Spuren bis zu
mehr als 50 "/o fler zerstörten Milchsäure gebildet, Ameisensäure niemals.
Zwei Arten bildeten ferner Azetylmethylkarbinol und Diazetyl, eine nur
jenes. Die Vorgänge bei deren Bildung lassen sich durch folgende Gleichungen
ausdrücken :
CH3 • CH(OH) • CO^H + CH3 . CO • CO2H + 0 = CH3 . CH(OH) • CO • CH3
-f 2 CO2 + H.,0.
2 CH3 . CO • CO2H + 0 rr CHg"- CO • CO • CH3 4- 2 COo + H2O.
Man könnte auch annehmen, daß das Diazetyl direkt aus dem Azetylmethyl-
karbinol durch Oxydation der sekundären Alkoholgruppe entsteht; dagegen
spricht aber das völlige Fehlen von Butylenglykol.
Oelsncr, Alice und Koch, Alfred. Über den abweichenden Verlauf der
Aikoholgärung in alkalischeu Medien. Ztschr. f. physiol. Ch. 104,
Göttingen 1918, S. 175 — 81. Landwirtschaftl.bakteriolog. Inst, der Univ.
Die Beobachtung von Wilenko (Ztschr. f. physiol. Ch. 98, S. 255;
C. 1917, I, S. 895), daß in durch Phosphat alkalischen Gärflüssigkeiten sicht-
bare Gärung unter Bildung von CO^ und Alkohol ausbleibt, und trotzdem
der Zucker verschwindet, konnte nicht bestätigt werden. Bei den Versuchen
wurden 100 ccm einer 5 ^o ig^^ Glukoselösung mit 0,889 g, bezw. 4,461 g
NagHPO^ und 0,05 g, bezw. 0,235 g NaHoPO^ und 20 g Hefe versetzt. Dabei
Referate 85
wurde, wie in den Kontrollversuchen (100 ccm einer 5'y^^\gen Glukoselösung
und 4,541 g KH^POi und 20 g Hefe) stets Bildung von COg und Alkohol
beobachtet. Die COg wurde nach dem Austreiben aus der mit HgSO^ an-
gesäuerten Lösung als BaCOg bestimmt. Die Bestimmung des Alkohols
erfolgte pyknometrisch, die Bestimmung der Glukose mittels Fehlingscher
Lösung. Bei schwach alkalischer Reaktion war die Gärung zu Anfang
etwas verzögert, führte aber am 6. Tage zu einer normalen Durchgärung
des Zuckers, wogegen in der stark alkalischen Gärung die produzierte Menge
von CO2 und Alkohol trotz vollständiger Umsetzung des Zuckers hinter der
normalen zurückbleibt. Bei den alkalischen Gärungen wurde eine vermehrte
Bildung von Aldehyd beobachtet.
Welimer, C. Über Funiarsäureg:ärung des Zuckers. Ber. Dtsch. Chem.
Ges. 51, S. 1663; C. 1919, I, S. 664; 52, S. 562—64, Hannover.
Der Verfasser erhebt gegenüber F. Ehrlich (vgl. Ber. Dtsch. Chem.
Ges. 52, S. 63; C. 1919, I, S. 664) Einspruch dagegen, daß aus dem Ver-
mischen von etwas Alkalifumarat in alten, kompliziert zusammengesetzten
Kulturflüssigkeiten auf eine „Fumarsäuregärung des Zuckers" geschlossen
wird. Es fehlen die Merkmale einer Gärung, und es ist zweifelhaft, ob bei
Rhizopus die Fumarsäure überhaupt aus Zucker entsteht oder nicht vielmehr
irgendwelchem anderen Material und anderen Prozessen entstammt, z. B. der
dem Eiweißzerfall in der alten Kultur entstammend zu denkenden Bern-
steinsäure oder dem Eiweiß selbst. Die Pilze Rhizopus und Aspergillus
zeigen völlig verschiedenen Chemismus. Der (schnell wachsende) Rhizopus-
pilz setzt Zucker nur träge um und kann schon dieserhalb keine „Gärung"
erregen.
Paillot, A. Die Pseudograsserie, eine neue Krankheit der Raupen von
Lymantria dispar. C. r. d. l'Acad. des sciences 168, S. 258 — 60.
Neben einem an der Erkrankung nicht beteiligten Bac. lymantriae ß
wurde bei einer die äußeren Zeichen von Blutverfettung (grasserie) auf-
weisenden Raupe ein Coccobacillus gefunden, der bei dieser, wie bei anderen
Raupenarten eine Zerstörung des Fettgewebes mit milchiger Trübung des
Blutes durch wirkliche Fettkügelchen hervorruft und deshalb als Bac. lyman-
tricola adiposus bezeichnet wird. Im Blute der befallenen Tiere kann er die
überraschendsten Gestalten, darunter in den ersten Stunden Riesenformen
von 7 — 8 p Durchmesser, annehmen. Er vermag sämtliche Zucker und Poly-
alkohole zu vergären und entfärbt gleichzeitig anwesenden Lackmusfarbstoff
mehr oder weniger, außer bei Glukose und Saccharose.
Svanberg, Olof. Die Aziditätsbedingungen der echten Milchsäurebakterien.
Medd. Kgl. Vetenskaps akad. Nobelinst. 5, 1919, Nr. 2.
Verfasser stellt die Azidität fest, welche Bacterium casei und Strepto-
coccus lactis in Milch, Molken und ungehopfter Bierwürze nach verschiedenen
86 Referate
Entwicklungszeiten und als Endzustand, bei dem sie ihre Entwicklungs
fähigkeit einbüßen, zu erzeugen vermögen. Die Azidität wird ausgedrückt
durch die Konzentration der H-Ionen, während es bisher üblich war, die
quantitativen Reaktionsbedingungen ledigbch durch die Titrationsazidität,
bezw. -alkalität gegen den einen oder anderen Indikator anzugeben. Ver-
schiedene Werte ergeben sich durch beide Bestimmungsarten z. B. bei der
Vergärung von Milch und Molken durch Streptococcus lactis, wobei in beiden
Substraten die gleiche H lonenkonzentration erreicht wird, während die
Titrationsaziditäten verschieden sind. Dies liegt daran, daß in Milch große
Mengen der gebildeten Milchsäure durch das koagulierte Kasein adsorbiert
oder als unlösliches Laktat gefällt werden. — Eine scheinbar sich ergebende
Abhängigkeit der Entwicklungsfähigkeit des Streptococcus lactis in den ver-
schiedenen Nährlösungen von der H-Ionenkonzentration liegt nur bei geringen
Laktatkonzentrationen vor. Dagegen hat W. van Dam (Biochem. Ztschr.
87, 107; C. 1918, II, 53) sehr wahrscheinlich gemacht, daß durch eine be-
stimmte Konzentration der undissoziierten Milchsäuremoleküle das Weiter-
gehen des Gärungsprozesses verhindert wird. — Die Aziditätstoleranz beider
Bakterien gegenüber H^SO^, HCl und H3PO4 ergab sich für alle drei Säuren
gleich und bei Bacterium casei gleich der gegenüber Milchsäure, bei Stre])to-
coccus lactis um ein geringes größer als gegenüber Milchsäure. Alkali-
toleranz ist bei Streptococcus lactis minimal, bei Bacterium casei gar nicht
vorhanden.
BrussoflF, Alexander. Ein Beitrcag zur Kenntnis der Aktiuoniyzeten.
Zentralbl. f. Bakter. u. Parasitenk. II, Abt. 49, S. 97—115.
Actinomyces cloacae nennt Verfasser eine allem Anschein nach neue
Art, die er aus Klärschlamm der Aachener biologischen Abwasserkläranlage
mittels der Omelianskischen Lösung mit Filtrierpapier isolieren konnte.
Sie unterscheidet sich von anderen Arten besonders durch die eigenartige
Entwicklung in Bouillon. Außer einer Ringbildung entstehen am Boden
und am unteren Teile der Glaswand zahlreiche kugelförmige, farblose Kolo-
nien, die später weißlich und durch den gegenseitigen Druck vieleckig
werden. An der Oberfläche der Bouillon findet keine Entwicklung statt,
sie bleibt dauernd unverfärbt und klar, hat in den ersten Tagen schwachen
Erdgeruch, später starken modrigfaulen Geruch. Der neue Organismus
scheint zur Bindung von Stickstoff aus der Luft befähigt zu sein. — Aus
den eingehenden mikroskopischen Untersuchungen sei hervorgehoben, daß
sie zu der Überzeugung führten, daß die Aktinomyzetenhyphen nicht in
Fragmente zerfallen. Diese Annahme früherer Untersucher dürfte auf irr-
tümlicher Deutung der Beobachtungen an gefärbten Präparaten beruhen.
Was sie für „Kokken", „Stäbchen" und „Spirillen" hielten, ist nichts anderes
als Tröpfchen und Tröpfchenansammlungen von Volutin, vielleicht auch
von Fett,
Referate 87
Zikes, Heinrich. Einige biologische Fragen über Zuckerrübenbier.
Allg. Ztschr. f. Bierbrauerei u. Malzfabr. 47, S. 67— 71, 75—80, 83—87,
92—94.
Verfasser hat Untersuchungen angestellt, wie sich die verschiedenen
Kleinlebewesen der Zuckerrübe, bezw. des Saftes bei der Bierherstellung
verhalten. Es kommen hauptsächlich Schleimbildner der verschiedensten
Art, ferner Vertreter der Koli-, Subtilis- und Mesenterikusgruppe in Betracht,
auch Buttersäurebakterien, Hefen und andere höhere Pilze. Es wurde fest-
gestellt, daß die Mikroorganismen bakterieller Natur durch die Art der Be-
handlung der Rübenschnitzel mit heißem Wasser, sowie durch die vereinigte
Wirkung der Hopfenbitterstoffe und der durch die Hefe erzeugten Gär-
produkte unterdrückt werden. Sproßpilze können durch gründliche Reini-
gung der Leitungen, Gärgefäße usw. mit den üblichen Desinfektionsmitteln
unterdrückt werden. — Bei Verwendung von Grünsirup empfiehlt sich ein
größerer Zusatz von Malz oder Czirok, andererseits ein öfteres Einschieben
eines höherwertigen Gebräus in den Fabrikationsgang, da Grünsirup, nament-
lich in diesem Jahre noch weit weniger assimilationsfähige Nahrung in
Form von Eiweißkörpern, Phosphaten usw. enthält, als gewöhnliche Zucker-
rübenwürze.
Sandelin, A. E. Untersuchnng eines aus Rahm isolierten sänre-lab-
bildenden Bazillus (Bacillus coagulans n. sp.). Zentralblatt f. Bakter.
u. Parasitenk., H. Abt. 49, S. 115 — 30. Experimentalfältet bei Stockholm,
Zentralanst. für Landwirtschaftl. Versuchswesen, Bakteriol. Abt.
Der neue Bazillus konnte nur einmal aus verdorbenem, sterilisiertem
Rahm isoliert werden. Er bildet Sporen, hat peritriche Cilien und ist
fakultativ anaerob. Milch koaguliert er bei schwach saurer Reaktion in
sehr charakteristischer Weise, dann wird das Gerinnsel unter Bildung von
Peptonen und Aminoverbindungen peptonisiert. Dextrose, Fruktose, Galak-
tose, Maltose und Laktose werden vergoren, Glyzerin schwach, Saccharose,
Pentose, Arabinose und Mannit gar nicht. Bei der Vergärung von Laktose
und Dextrose werden sicher Essigsäure und Bernsteinsäure, aber keine Milch-
säure oder Oxalsäure gebildet. Auch das Fett der Milch wird offenbar
etwas angegriffen. Gelatine wird verflüssigt.
Rubner, Max. Über die Yerdaulichkeitsverhältnisse unserer Nahrungs-
mittel. Berl. klin. Wchschr. 56, S. 294—95.
Erwiderung auf die Ausführungen von König. (Berl. klin. Wchschr.
56, S. 293; vorst. Ref.) Dieser hat vor allem die Ausnutzung kombinierter
Nahrung, die andere Werte angibt, als die einzelnen Nahrungsmittel für
sich, nicht berücksichtigt.
gg Referate
Völtz, W. Sind die in Ausniitzung^sversuchen mit Frischhefe, also leben-
den Hefezellen, ermittelten Yerdauun^s werte für die Hefenährstoffe
auch zutreffend für die Nahrungs- und Futterhefe? Zeitschr. f. Spiri-
tusindustrie 42, S. 23— 24. (Vgl. Biocheni. Ztschr. 93, S. 101; C. 1919,
I, S. 561.)
Die für die Verdaulichkeit der Hefenährstoffe bei Verwendung von
Frischhefe (vgl. Schill, Biochem. Ztschr. 87, S. 163; C. 1918, II, S. 202)
gefundenen Werte sind wesentlich niedriger als die für Nahrungs- und Futter-
hefe ermittelten, die stets getrocknet oder doch aufgekocht, also immer ab-
getötet, zum Verzehr gelangen. Entsprechend der Widerstandsfähigkeit der
lebenden Hefezellen (vgl. oben angeführte Abhandlung) waren die Ver-
dauungswerte für die Hefenährstoffe niedrig und betrugen für die organische
Substanz 53,3 7o ^^^ für das Hefeeiweiß 46,6 "/o- Die mangelhafte Resorp-
tion der Hefe bei ihrer Verfütterung im lebenden Zustande, und die Gefahr,
daß bei Verabreichung großer Mengen infolge starker Kohlensäureproduktion
Tympanie bei Wiederkäuern eintreten kann, bedingt ihre Verwendung als
Nähr- und Futterhefe ausschließlich im abgetöteten Zustand. Das schließt
natürlich den Genuß lebender Hefezellen in dosierten Mengen für thera-
peutische Zwecke nicht aus.
Ratten- und Kellermäusevertilger. Midi. Drugg. and Pharm. Rev. 51,
1917, S. 14—15.
Stearns elektrische Ratten- und Mäusepaste besteht anscheinend aus
97 — 98,5^0 Glukose und 1,5 — -3^/^ Phosphor, der in CS2 unter Zusatz von
etwas Erdwachs gelöst ist. Eine andere Vorschrift lautet: Man bratet eine
Meerzwiebel in 500 g Schweineschmalz, 50 — 100 g Rindertalg aus, bis die
Fette den Geruch derselben angenommen haben, und gibt dann 500 g
Bariumkarbonat, 50 g 20'^/Qige Kupferammonazetatlösung zu. Ungiftiger
Rattenvertilger aus spanischen Fliegen: 10 Drachmen Kantharidenpulver,
32,2 g Farinzucker, 500 g Malz, 0,065 g Moschus, je 6 Tropfen Rhodium- und
Kümmelöl.
Gautier, Cl. Physiologische und parasitologische Studien über die schäd-
lichen Lepidopteren. Das Eierlegen der Apanteles, Parasiten von
Pieris brassicae. (Vgl. C. r. soc. de biologie 81, S. 801; C. 1919, I,
S. 255.) C. r. soc. de biologie 81, 1918, S. 1152—55.
Es wird experimentell erwiesen, daß das parasitische Befallen der
Larven von Pieris brassicae durch Apanteles oder Microgaster glomeratus
entgegen der Meinung von Fahre nicht durch die Eier der Pieride erfolgt,
sondern in der Norm in der jungen Raupe. Der Parasit sticht wohl auch
die Eier, aber diese sterben dann entweder ab oder liefern parasitenfreie
Raupen.
Referate 89
Töltz, W. Die Yerfütterung des Kartoffelkrautes in friscliem, eiiif^e-
säuertem und getrocknetem Zustande. Ztschr. f. Spiritusindustrie 42,
S. 105 — 6. Berlin, Kartoffelbaugesellschaft,
Über die Erfolge mit der Verfütterung des Kartoffelkrautes hat die
Kartoffelbaugesellschaft im November 1918 bei den Kartoffelversuchsstellen
eine Rundfrage erlassen. Aus den Antworten und den Erfahrungen des
Verfassers geht folgendes hervor: Es sollte stets nur Vs bis zur Hälfte der
Rauhfuttergaben in Form von Kartoffelkraut verabreicht werden. Frisches
Kraut kann in stärkeren Gaben zu Durchfällen und anderen Erkrankungen
führen. An Pferde und trächtige Tiere ist das Kartoffelkraut nur als Heu
einwandfreier Beschaffenheit zu verfüttern. Auch Milchkühe sollten nur
mäiiige Mengen frisches oder gesäuertes Kraut erhalten, weil der Geschmack
der Butter beeinträchtigt werden kann. Schweine, Schafe und Rinder können
frisches Kraut in mäßigen Mengen erhalten. Die widersprechenden Erfah-
rungen der Praxis über die Eignung des eingesäuerten Krautes sind teil-
weise auf den Ausfall der Säuerung zurückzuführen; es empfiehlt sich, das
Kraut stets im Gemisch mit anderem Grünfutter einzusäuern. — Kartoffel-
krautheu hat denselben Nährwert wie Wiesenheu mittlerer Güte (vgl. Ztschr.
f. Spiritusindustrie 38, S. 87 u. 276; C. 1915, I, S. 1016, IL 755). Das Kraut
darf stets nur kurz vor der Ernte abgemäht werden, um die Erträge an
Knollen nicht zu beeinträchtigen.
Hartmann, Joliannes. Ein Beitrag zur Yerdanliehkeit „verliolzter" Zell-
wände. Dtsche, tierärztl. Wchschr. 27, S. 115 — 17. Dresden, physiolo-
gisches Institut der Tierärztlichen Hochschule.
Verfasser hat in früheren Arbeiten über mikroskopische und mikro-
chemische Untersuchungen von Holzpräparaten, die an Pferde verfüttert
wurden, sowie den entsprechenden Kotproben berichtet. Er teilt nunmehr
Beobachtungen über die Korrosionserscheinungen an Fruchthaaren von Hafer-
körnern mit,
Hirazuka, E. Die Bildung des Seidenfadens. Bull. Imp. Serie. Exp.
Station, Nakano 1, 1918, S. 203; Rev. gen. des Sciences pures et appl,
30, S. 36.
Die in der Drüse der Seidenraupe vorhandene flüssige Seide besteht
aus wenigstens zwei kolloidalen Stoffen, die in einer nicht albuminösen
Flüssigkeit aufgeschwemmt sind. Die Umbildung der flüssigen in feste Seide
scheint auf einem Koagulationsvorgange zu beruhen, der spontan eintritt
und durch mechanische Einwirkungen (Zug, Druck) oder Zusatz einer Spur
Säure, selbst CO2, sehr beschleunigt wird. Auch Erhitzen bewirkt Koagula-
tion, und, da diese auch in Gegenwart von KCN eintritt, scheint sie nicht
auf Enzymwirkung zu beruhen. Verfasser betrachtet die flüssige Seide als
eine konzentrierte Emulsion sericigener Substanz im unbeständigen, über-
90 Referate
sättigten Zustande und die Erhärtung als einen physikalischen Vorgang.
Die flüssige Seide kann zu einem halbgelatinösen Faden ausgezogen werden,
der bei weiterem, vorsichtigem Ausziehen koaguliert und dann ganz dem
natürlichen Faden der Seidenraupe gleicht. Es ist zu bemerken, daß die
Seidenraupe während des Spinnens den Kopf beständig nach links und rechts
bewegt, wodurch eine Spannung auf den werdenden Faden ausgeübt wird.
Paillot, A. Kokkobazillen als Parasiten der Raupen von Pieris brassicae.
C. r. d. l'Acad. des sciences 168, S. 476—78.
Kurze Beschreibung von fünf Arten, vier aus der Gegend von Lyon,
einer aus Sellieres im Jura. Zwei Arten verflüssigen Gelatine, eine von
ihnen ähnelt im Aussehen der Kulturen und in der Bildung eines grünen
fluoreszierenden Farbstoffs dem Bac. fluorescens liquefaciens und wird als
Bac. pieris fluorescens bezeichnet, die andere, Bac. pieris liquefaciens, bildet
keinen Farbstoff. Von den nichtverflüssigenden Arten unterscheiden sich
zwei, Bac. pieris non liquefaciens a und (i, lediglich durch die verschiedenen
Einwirkungen auf die einzelnen Zuckerarten; die dritte, aus dem Jura stam-
mende, wegen der großen Beweglichkeit Bac. pieris agilis benannt, verhält
sich negativ gegen alle Zucker außer Glukose, entfärbt aber Lackmusnähr-
böden mit den verschiedensten Zuckern mehr oder weniger.
Fornet, A. Der Einfluß riclitiger und falscher Gärfülirung^ auf die Be-
schaffenheit unserer Krie^sbrote. Ztschr. f. ges. Getreidewesen 10, 1918,
S. 50 — 59. Berlin, Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung.
Die vorliegenden Versuche haben gezeigt, daß auch bei den Mehlen
dunkler Ausmahlung die sachgemäße Gärführung der wichtigste Faktor für
das Gelingen des Gebäcks ist. Wasserstreifen, unvollkommene Elastizität,
mangelhafte Porenbildung, wie überhaupt ungare Krume sind Fehler, die in
der Mehrzahl der Fälle auf Gärfehler zurückzuführen sind. Diese Gärfehler
können bei festen und weichen Teigen auftreten. Feste Teige, die die Form
und Stückung des Gebäcks begünstigen, können die Ausbildung der Krume
benachteiligen. Weiche Teige begünstigen die Lockerung, benachteiligen
die Ausbildung der Gebäcke. Die Teige sind daher den Ausbeuten an
Gebäck und der jeweiligen Betriebsführung anzupassen, damit nicht durch
unzweckmäßige Gärung entstandene Fehler durch zu feste oder zu weiche
Teige verstärkt werden. Der HaO-Gehalt der Krume steht in unmittelbarer
Beziehung zur Konsistenz der Teige. Weichere Teige geben auch feuchtere
Brote. Bei guter Ausbildung eines Gebäcks aus weicheren Teigen wird
dies daher trotz einwandfreier Beschaffenheit höheren HaO-Gehalt aufweisen.
Das Brot darf also nicht lediglich nach dem Wassergehalt beurteilt werden,
sondern es muß Qualitätsprüfung nebenhergehen. Das beste Brot ist das-
jenige, welches in gut und gleichmäßig gelockerter Krume einen der Teig-
und Brotausbeute entsprechenden HaO-Gehalt aufweist.
Referate 9 1
Fadeiizieliendes Brot und seine Verhütung. Versuchsanstalt für Getreide-
verarbeitung^, Berlin. Ztschr. f. ges. Getreidewesen 10, 191S, S. 105 — ü.
Berlin, Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung.
Fadenziehen des Brots beruht auf einer bakteriellen Zersetzung der
Brotbestandteile. Träger der Pilze ist das Mehl, Kartoffeln und Kartoffel-
mehl begünstigt die Infektion. Infektion läßt sich nicht verhüten, das Auf-
treten der Krankheit läßt sich vermeiden, sie tritt nur bei höheren Tempe-
raturen, also meistens im Sommer auf. Verhütungsmittel: Kühle und luftige
Lagerung des Brotes, mittelfeste Teigführung, scharfes Ausbacken, Führung-
saurer Teige, zweckmäßig durch Vorteige unter Zusatz einer Säurerein-
kultur, erhältlich in der Versuchsstation für Getreideverarbeitung. Weizen-
brot ohne Säuerung ist nur in kleineren Gebacken herzustellen, die schnell
verbraucht werden. Fadenziehendes Brot ist vom Verkehr auszuschließen,
scharf zu trocknen und als Viehfutter zu verwenden.
Fornet, A. Beitrag zur Kenntnis des Fadenzieliens der Brote. Ztschr.
f. ges. Getreidewesen 10, Berlin 1918, S. 106 — 8. Versuchsanstalt für
Getreide Verarbeitung.
Es wurden Brote von steigendem Wassergehalt 41,6 — 40,8 ^'^ herge-
stellt und im Brutschrank bei 40*^ aufbewahrt. Nach 72 Stunden war bei
dem Brot mit dem niedrigsten Wassergehalt kaum Fadenziehen zu bemerken,
die wasserhaltigeren zeigten mit zunehmendem H2O Gehalt stärkeres Faden-
ziehen. Der Säuregrad war in keinem Falle hoch genug, um das Faden-
ziehen zu verhindern, er muß wenigstens 0,3^0 Milchsäure, d. h. 3,3 Säure-
grad betragen, um den gewünschten Zweck zu erreichen.
Scheffer. Über das Schälen der (wetreidekörner. Ztschr. f. ges. Getreide-
wesen 10, Berlin 1918, S. 143—46.
Es werden an der Hand von Abbildungen die Unterschiede klargelegt
zwischen der nassen und trockenen Schälmethode. Beim trockenen Schleif-
verfahren werden Teile der Hüllen in Bruchstücken abgerissen, der Rest
wird in Form eines Pulvers vom Korn abgeschliffen. Beim nassen Ver-
fahren wird die aufgeweichte Fruchtwandung abgezogen. Eine vollkommene
Trennung von Schale und Kern wird beim nassen Verfahren nicht erreicht:
der innerste Teil der Fruchtschale ist an dieser Stelle mit der Samenschale
verwachsen, und beide zusammen sind stark verdickt. Hier reißt die Schale
ab. Beim Schleifverfahren kommt man mit der Entschalung weiter, muß
aber einen gewissen Mehlverlust mit in Kauf nehmen. Entkeimung erreicht
man nur beim Schleif verfahren. Der Grad der Schälung ist beim trocknen
Verfahren willkürlich, beim nassen immer derselbe.
92 Referate
Herter, W. Ziickerbestiiiiiiniiig im Kuclieii auf g^ärun^spliysiologischem
Wege. Ztschr. f. ges. Getreidewesen 10, 1918, S. 6—8. Versuclisanstalt
für Getreideverarbeitung.
Unter Kuchen versteht man nach den jetzigen Verordnungen ein Ge-
bäck, das mehr wie 10 ^o Zucker enthält; solche Ware darf ohne Marken-
zwang verkauft werden. Die Frage, ob eine Backware als Brot oder Kuchen
anzusprechen ist, kommt in der Praxis häufig vor; zur schnellen Beant-
wortung schlägt Verfasser vor, die Gärmethode zu benutzen; er vergärt
1 g Ware mit 10 g H^O und vergleicht die entwickelte Menge COg mit der
CO2 Menge, die 10 ccm l^/ßige Zuckerlösung bildete. Für genauere Be-
stimmungen kann die Vergleichszuckerlösung noch verschieden abgestuft
werden. Da Hefe zur Herstellung von Verkaufsware zurzeit verboten ist,
so ist die Methode zurzeit zur schnellen Beantwortung der gestellten Frage
brauchbar.
Seel, Eugen, Zeeb, Elisabeth und Reihling-, Karl. Die mikroskopische
Untersuehuug von Fleisch- und Wurstwaren. Ztschr. f. Untersuchung der
Nahrungs- u. Genußmittel .37, Stuttgart 1919, S. 1—17.
Die Ergebnisse der chemischen Untersuchungen von Fleisch- und
Wurstwaren sind als ausschließliche Grundlage für deren Beurteilung durch-
aus ungenügend. Verfasser haben deshalb vorliegend den Versuch gemacht,
die mikroskopischen Schnitte der wichtigsten in Betracht kommenden Ge-
webe und Organe in gekochtem Zustande so zu charakterisieren, dal^ sie in
Gemischen einwandfrei erkannt werden können. Die Technik der mikro-
skopischen Untersuchung von Fleisch- und Wurstwaren wird unter Angabe
bewährter Verfahren eingehend dargestellt.
Bolle, J. Die Ermittlung der Wirksamkeit von insekteutötenden Mitteln
gegen die Nagekörper des verarbeiteten Werkholzes. Ztschr. f. ang,
Entomol. 5, 1918, S. 105 — 17. K. K. landw. Versuchsstation Görz.
Zu den Versuchen zur Ermittlung von insektentötenden Mitteln gegen
Nagekäfer dienen am besten größere Kästen aus vernietetem und gut ver-
lötetem Blech, die oben mit einer Wasserrinne versehen sind, in welche der
vorspringende Rand des Deckels eintaucht. Als Versuchsinsekten wurden
Brotkäfer, Mehlwurm und Kleidermotte verwendet. 20 oder mehr Larven
werden in dickwandige Eprouvetten von 20 cm Länge und 1^2 cm Breite
mit etwas Futter gegeben und die Öffnung mit etwas Baumwolle zugestopft.
Man muß derartige Röhrchen an verschiedene Stellen und in verschiedenen
Höhen des Kastens aufstellen. Die Versuche an wurmstichigem Holz werden
ausführlich beschrieben. Als wirksamstes Mittel hat sich Schwefelkohlenstoff
herausgestellt.
Referate 93
Ellrodt, G. Schlechte Hefe und deren Ursache. Brennereiztg. 35, 1918,
S. 8103 — 4. Berlin, Versuchsanstalt des Vereins d. Brennereibesitzer und
Preßhefefabrikanten Deutschlands.
Als Hauptursache schlechterer Qualität der Hefe bezeichnet Verfasser
die wechselnden Rohmaterialien und deren wechselnde Qualität, ferner mangel-
haften Transport und zum Teil unsachgemäße Aufbewahrung in den Bäcke-
reien. Die infolge der Ammoniumsalzernährung mit Stickstoff überernährten
eiweißreichen Hefen vertragen wahrscheinlich den Transport schlechter als
normal ernährte Hefen. In bestimmten Grenzen gilt eine eiweißreiche Hefe
als gute Backhefe, jedoch ist das nicht für besonders eiweißreiche Hefe der
Fall. Im Sommer empfiehlt es sich, auf nicht zu eiweißreiche Hefen hin-
zuarbeiten, da die Haltbarkeit sonst leidet. Durch besonders große N-Nah-
rung kann die Ausbeute nicht immer erhöht werden, sie ist nicht allein
durch die N-Gabe bedingt, sondern hängt auch von der in der Würze vor-
handenen Kohlenhydratmenge und deren sachgemäßer Ausnutzung ab. Eine
zu große N-Gabe erhöht nicht die Ausbeute, verschlechtert aber nicht selten
die Qualität. Es empfiehlt sich für die Betriebe, deren Hefehaltbarkeit
bemängelt wird, den N-Gehalt der Hefe festzustellen.
Ellrodt, G. Verarbeitung von Vogelbeeren auf Branntwein. Brennerei-
ztg. 35, 1918, S. 8127. Berlin, Versuchsanstalt des Vereins d. Brennerei-
besitzer u. Pießhefefabrikanten Deutschlands.
Nach älteren Mitteilungen können aus 100 kg Vogelbeeren (Sorbus
aucuparia) bis zu 3 1 Alkohol gewonnen werden. Bei Nachprüfung dieser
Daten wurden 1,85— 2,6"/^ Alkohol erhalten, je nach Versuchsanstellung.
Die Versuche wurden von Hämmerling ausgeführt.
Ellrodt, G. und Kunz, Raimund. Alkoholgewinnung aus Flechten.
Brennereiztg. 35, 1918, S. 8171. Berlin, Versuchsanstalt d. Vereins d.
Brennereibesitzer u. Preßhefefabrikanten Deutschlands.
Zur Verarbeitung kam Cladonia rangiferina, deren Zusammen-
setzung folgende war: 11,7 7o Wasser, 0,660/o N, 4,117o Rohprotein, 4,870/o
Asche, 1,6% Ätherextrakt. Die Asche enthielt 70^0 Kieselsäure und nur
0,71% Phosphorsäure oder auf Flechte bezogen 0,034 7o- Durch einstündiges
Kochen bei 3 Atmosphären mit 0,85%iger Salzsäure wurden 71,7% des
Gewichtes der Flechte als Extrakt gewonnen. Der Extrakt enthielt 54,5 7o
Glykose oder auf Flechte berechnet 39%. Für die Gewinnung des Alkohols
eignete sich folgendes Verfahren am besten: Einstündiges Erhitzen im Auto-
klaven bei 3 Atmosphären mit 2—3*^/0 Salzsäure auf das Flechtenge wicht
bezogen, was einem Zusätze von 8 — 12% Säure vom spez. Gew. 1,125 ent-
spricht. Vor Anstellung der Maische zur Gärung wurde die Säure neutrali-
siert; die Gärung wurde bei 28 bis 30 ^ durchgeführt. Es wurden 28 — 28,5
Vol.-'^/o Alkohol erhalten.
94 Referate
Janke, Alexander. Beiträge zur teelinisclien Biochemie. II. Essig- iiud
Essigsäure. (Vgl. Österr. Chem.-Ztg. 21, S. 191; C. 1919, n, S. 184.)
Österr. Chem.-Ztg. 22, S. 1—5, 18—22, 26—28. Techn. Hochschule Wien.
Der Verfasser hält den Standpunkt des Codex alimentarius Austriacus,
sowohl Gärungsessig als Essigessenz unter der Bezeichnung Tafel- oder
Speiseessig zuzulassen, nicht für richtig. Will man eine Erweiterung des
Begriffes Essig vornehmen, so ist diese Gattungsbezeichnung durch eine
Angabe über die Herkunft näher zu bestimmen. — Der Verfasser beschreibt
die verschiedenen Verfügungen zur Herstellung von Essig und Essigsäure
und erörtert ihre volkswirtschaftliche Bedeutung. Das „Orleansverfahren"
und das Arbeiten mit Drehessigbildnem sind zur Gewinnung von Qualitäts-
essigen am geeignetsten.
Elirodt, G. Bericlit über die analytische Tätigkeit der Vereins-Versuchs-
anstalt im Jahre 1917. Brennereiztg. 35, 1918, S. 7999.
Aufzählung der untersuchten Proben. Die Backfähigkeit von Hefe-
proben, nach der Methode des Verbandes deutscher Preßhefefabrikanten
bestimmt, lag zwischen 57 und 160 Minuten. In einem Falle konnte fest-
gestellt werden, daß die Ursache einer auffallend schlechten Ausbeute in
der Verwendung eines Superphosphats zu suchen war, das auf die Vermehrung
der Hefe ungünstig einwirkende Bestandteile enthielt. Verfasser empfiehlt,
in derartigen Fällen, in denen die Ausbeuten scheinbar ohne besonderen
Grund stark nachlassen, die zur Verwendung kommenden Salze zu unter-
suchen. — Verfasser stellte fest, daß sich Kastanienmehl unter bestimmten
Bedingungen zur Fabrikation von Älilchsäure eignet.
Albert, R. und Krause, 31. Untersuchungen deutscher Seetange. Chem.-
Ztg. 43, S. 97 — 99. Bodenkundliches Lab. d. Forstakademie Eberswalde.
Die Versuche der Verfasser, aus den verbreiteten Nordseealgen Agar-
Agar zu gewinnen, verliefen negativ; Chondrus crispus zeigte sich aber zur
Gewinnung geeignet. Versuche zur Gewinnung von Gespinstfasern aus
Algen führten zu keinem Resultat. Die Laminariaarten eignen sich als
Futtermittel; sie lassen sich leicht trocknen und brauchen nur gedämpft zu
werden. Die Untersuchungen von Algen auf Jod ergaben verschiedene
Werte von 4,2 °/q Jod bis zu geringen Spuren; die Resultate sind in einer
Tabelle zusammengestellt. Die Menge von Laminaria hyperborea, die man
aus Helgoland erhalten könnte, w^rde den gesamten Jodbedarf Deutschlands
decken. Neben der Jodgewinnung würde sich die Verarbeitung der Asche
auf Kali lohnen; am rationellsten wäre es bei dem Gehalt an H3PO4, die
gesamte Asche als Düngemittel zu verwenden.
Meyerhof. Otto. Über den Zusammenhang von Atmung und Gärung.
Naturwissenschaften 7, S. 253 — 59, Kiel.
Die Analogie zwischen Gärung und Zellatmung, schon von Pasteur
betont, läßt sich auch unter Berücksichtigung der neueren Forschungen
Referate 95
verfolgen. Ganz analog wie die Gärung läßt sich auch die Atmung vom
Leben der Zelle abtrennen. Die Geschwindigkeit beider Vorgänge wird in
gleicher Weise durch narkotisch wirkende Substanzen beeinflußt, und zwar
sowohl in lebenden wie in getöteten Zellen und in Zellextrakten. Schließ-
lich scheint für die Atmung ein Koferment zu bestehen, das allem Anscheine
nach mit demjenigen für die Gärung identisch ist. Es dürften somit auch
diejenigen Phasen der Gärung und der Atmung, bei denen sich das Kofer-
ment bestätigt, nahe verwandt oder sogar identisch sein.
Molliard, M. Über die physiologische Bedeutung der Oxalsäure. C. r.
soc. de biologie 82, S. 351—53.
Aus Versuchen mit Züchtung von Sterigmatocystis nigra unter ver-
schiedenen Bedingungen hat Verfasser das Gesetz abgeleitet: Die Bildung
der Oxalsäure ergibt sich aus einer Reaktion der Pflanzenzellen
gegenüber der Neigung des Nährbodens zu alkalischer Reaktion.
Die Bildung von Oxalsäure nahm zu, gleichviel, ob der Nährboden durch
künstliche Zusätze oder durch die in ihm sich abspielenden Stoffwechsel-
vorgänge nach der alkalischen Seite hin verändert wurde.
Pringsheini, Hans. Die chemische Anpassung der Mikroorganismen.
Naturwissenschaften 7, S. 319 — 22, Berlin.
Die einzelnen Vertreter der Mikroorganismen zeigen eine besondere
spezifische Anpassung vornehmlich gegenüber hochmolekularen Naturprodukten
einerseits und den niedrigsten Abbauprodukten andererseits, während die
dazwischen liegenden Glieder pflanzlichen und tierischen Stoffwechsels einer
größeren Zahl von Mikroben zugänglich sind. Es werden die spezifischen
Anpassungen an Kohlenhydrate und Eiweißstoffe unter besonderer Berück-
sichtigung der sterischen Auswahl kurz besprochen.
Blockey, J. R. Beizen. Journ. Amer. Leather Chem. Assoc. 14, S. 49 — 61.
Verfasser behandelt die zur Entfernung des Kalkes aus der geäscherten
Haut angewandten Verfahren. Das Entkalken (deliming) besteht in der
Entfernung des Kalkes mit anorganischen (Schwefelsäure, Borsäure) oder
organischen (Ameisensäure, Milchsäure) Säuren. Beim Beizen wird die Blöße
der Einwirkung gärender Stoffe unterworfen, und zwar unterscheidet man
das Beizen mit Kotbeizen, das sind gärende Aufgüsse von Hunde-, Hühner-
oder Taubenkot (bating) und mit der aus Aufgüssen von Kleie bestehenden
Kleienbeize (drenching). Das Beizen mit Kleienbeize wird gewöhnlich bei
Häuten angewendet, die vorher mit Säuren entkalkt oder mit Kotbeizen
behandelt wurden, und dient dazu, die letzten Spuren von Kalk zu beseitigen.
Die Kleienbeize hat nicht die gleiche entschwellende (verfallen machende)
Wirkung wie die Kotbeizen, kann daher diese nicht ersetzen, findet jedoch
mit Erfolg dort Anwendung, wo in der Hauptsache nur die entkalkende
96 Referate
Wirkung der Säuren und die Reinigung der Haut erzielt werden soll. Ein
Vorteil der Kleienbeize besteht darin, daß sie die Haut nicht angreift und
daher nicht so leicht schädlich wirkt, wie die Kotbeizen, die bei zu starker
Einwirkung das Bindegewebe der Haut zerstören. Verfasser schildert ein-
gehend das Wesen der Kleienbeize, deren Wirkung nach J. T. Wood 1. in
der mechanischen Wirkung der festen Kleieteilchen, 2. in der entkalkenden
Wirkung der Säuren und 3. in der Trennung der Hautfasern durch die bei
der Gärung sich entwickelnden Gase besteht.
Uiigeziefervertilgung — Blausäureverfaliren. Der praktische Desinfektor
11, S. 25—28.
Verfasser bespricht kurz die Vorzüge und Nachteile des Blausäure-
verfahrens und gelangt zu dem Ergebnis, daß die allgemeine Aufnahme des
Verfahrens wegen seiner großen Gefährlichkeit nicht durchführbar ist.
Freymutli, Alfred. Zur Bekämpfung des Fleckiiebers. Pharm. Ztg. 64,
S. 273, Berlin.
Nach einigen Bemerkungen über die Biologie der Kleiderlaus schildert
Verfasser die Bekämpfungsmöglichkeit dieses Parasiten, insbesondere die
Entlausung durch HCN,
Pat.-Anm. 45b, 1. S. 47924. Torrichtung zum Beizen von Saatgetreide
mit Beizbottich, dem das Gut kontinuierlich zufällt. Jakob Soiderer,
Seligenstadt bei Würzburg 1918.
Pat.-Anm. 50e, 1. W. 50352. Filter zum Reinigen oder Trocknen von
Luft. Robert Weilemann, Kaiserslautern 1918.
Pat.-Anm. 6b, 8. D. 34196. Verfahren zum kontinuierlichen Herstellen
von Maische und Würze. Wilh. Deinlein, München 1918.
Friedrichs, K. Wanderlieuschrecken und ihre Bekämpfung. Naturwissen-
schaften 7, S. 345—352.
Wesentlich auf Grund einer Monographie von H. Bücher („Die Heu-
schreckenplage und ihre Bekämpfung", Monographien zur angewandten Ento-
mologie, Nr. 3, Berlin 1918) wird über die für Anatolien und Syrien haupt-
sächlich in Betracht kommenden beiden Heuschreckenarten, Schistocerca
peregrina Oliv. u. Stauronotus maroccanus Thunb., berichtet. Die verschie-
denen tierischen Feinde werden erwähnt. Der Coccobacillus acridiorum
d'Herelles kann unter bestimmten Vorausetzungen zur Verbreitung einer
Seuche unter den Heuschrecken benutzt werden. Doch ist dieses Mittel
weit weniger zulässig, als verschiedene mechanische Verfahren, von denen
die Zinkraethode besonders hervorgehoben wird. Von chemischen Mitteln
werden 27oige Seifenlösung als Kontaktgift und „Urania", eine verbesserte
Form des Schweinfurter Grüns (von der Chemischen Fabrik in Schweinfurt)
als Fütterungsgift erwähnt. Schließlich wird die Verwertung des einge-
Referate ' 9 7
sammelten Materials besprochen. Aus den Eiern konnte Beckmann ein
Fett ausziehen, dessen Verwendung als Speisefett möglich erschiene, wenn
seine Gewinnung praktisch durchführbar wäre. Getrocknete Heuschrecken
sind ein Futter von hohem Nährwert, doch lieferten Hühner, die damit in
Menge gefüttert waren, minderwertige Eier. Am besten ist die Verwendung
des Fanggrubeninhaltes als Dünger.
Weill, E. und Mouriquand, G. Über den Zeitpunkt des Auftretens der
antiskorbutischen Substanz und über die Krankheitserscheinungen bei
Meerschweinchen durch Verabreichung von Gerstenkörnern in ver-
schiedenen Keimungsstadien. C. r. soc. de biologie 82, S. 184 — 86.
Trockene geschälte Gerste macht bei Meerschweinchen um den 20. Tag
der Fütterung skorbutische Erscheinungen, denen die Tiere um den 26. Tag
erliegen. Nach 3-tägiger Keimung verfütterte Gerste verzögert die skorbu-
tischen Erscheinungen, macht sie aber intensiver. Läßt man die Gerste
5 Tage keimen, so macht ihre Verfütterung keinen Skorbut mehr; die Tiere
nehmen an Gewicht zu, bis dann, nach ca. 50 Tagen, ganz plötzlich Tod,
nach kurzem Coma oder Konvulsionen, eintritt. Dies tritt bei den 5-tägigen
Keimlingen in den meisten Fällen ein, regelmäßig aber bei Verfütterung
von Gerste, die 7 Tage keimte. Die grünen und weißen Blätter, nach
10-tägiger Keimung für sich verfüttert, bewirken plötzlichen Tod nach 3 bis
7 Tagen. Die Autopsie ergibt in keinem Falle besondere Anhaltspunkte.
Wenn nunmehr gleichzeitig 3 Tage gekeimte Gerste verfüttert vnirde,
dann trat weder Skorbut, noch akute Vergiftung auf, und die Tiere gediehen
während der ganzen sehr langen Beobachtungszeit vortrefflich. Die schädi-
genden Wirkungen der Einzelbestandteile heben sich also gegenseitig auf.
Teichmann, Ernst. Blausäureverfahren und Winterbekämpfung der Stech-
mücken. Ztsclir. f. angew. Entomologie 5, 1918, S. 118 — 25. Frank-
furt a. M„ Biol. Abt. des Hyg. Inst, der Univ.
Verfasser hat früher (vgl. Münch. med. Wchschr. 64, S. 1041; C. 1917,
II, S. 481) über Versuche berichtet, die festzustellen bezweckten, welche
Wirkung Cyanwasserstoff auf Stechmücken ausübt. Er teilt jetzt seine Er-
fahrungen mit, die er mit dem Blausäureverfahren bei der Bekämpfung der
Stechmücken im Winter gemacht hat. Das Ergebnis der Vergasung war in
allen Fällen durchaus befriedigend.
Zander, Enoch. Die Bekämpfung der Wachsmotten mit Blausäure (Cyan-
• Wasserstoff). Ztschr. f. angew. Entomologie 5, 1918, S. 127 — 128.
Das Blausäureverfahren hat sich bei der Bekämpfung der Wachsmotte
gut bewährt. In dem beschriebenen, in der Praxis ausgeführten Versuche
waren nicht uur sämtliche Wachsmotten und ihre Raupen tot, sondern offen-
bar auch ihre Eier, denn es kamen keine Raupen mehr zur Entwicklung.
Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIII. ^ n
98 Referate
Smith, T. 0. Sicherlieitsmaßregeln bei Blausäureräucherungeii. Engin.
Mining Journ. 107, S. 312.
Verfasser beschreibt eine gefahrlose Art der -Einführung des KCN in
die H2SO4 für die Entwicklung von HCN.
Peltou, H. A. und Schwarz, M. W. Die Herstellung von Blausäure.
Chem. Metallurg. Engineering 20, S. 165 — 66.
Für die Räucherung von Obstbäumen wird die hierzu verwendete Blau-
säure aus Cyanid und Schwefelsäure erzeugt. Die Anwendung von in Eisen-
zylindern verflüssigtem Cyanwasserstoff wäre mit gewissen Vorteilen ver-
bunden. Verfasser beschreiben an Hand von Abbildungen einen Apparat
zur Herstellung von verflüssigtem Cyanwasserstoff aus NaCN und verdünnter
H2SO4 und machen auf Grund von Ergebnissen in einem Versuchsbetrieb
Angaben über die erzielbaren Ausbeuten und die Produktionskosten.
(Jirard, Pierre und Audubert, Rene. Die elektrischen Ladungen der
Mikroben und ihre Oberflächenspannung. C. r. d. l'Acad. des sciences
167, 1918, S. 351—54.
Unterwirft man Mikroben, in Nährbrühe, physiologischer Lösung oder
Zuckerwasser emulgiert, der Einwirkung eines elektrischen Feldes, so be-
wegen sie sich gegen die Anode; alles vollzieht sich so, wie wenn jeder
Keim mit einer negativ-elektrischen Schicht (Anionen) von der Dichte 0, die
seiner Wandung anhaftet, bekleidet wäre und unter der Feldwirkung längs
einer anderen positiv-elektrischen Schicht (Kationen) von gleicher Dichte,
die dem Suspensionsmittel angehört, hinglitte; die Entfernung d, die beide
Schichten trennt, ist von der Größenordnung der Molekulardurchmesser.
Von dieser elektrischen Doppelschicht hängt die Oberflächenspannung des
Protoplasmas ab. Untersuchungen über dieses Phänomen sind daher von
Bedeutung. Unter den mehrwertigen Ionen, die nach den Gesetzen von
Jean Perrin über Kontaktelektrisierung befähigt erscheinen, eine mit
negativen Ladungen bekleidete Wandung zu entladen, wurde das dreiwertige
Ion der neutralen und ungiftigen Lanthansalze gewählt, und es wurden in
Versuchen, teilweise gemeinsam mit E. Pitres, für Mikroben verschiedener
Arten in den üblichen Medien für sich und mit verschiedenen Konzentrationen
jener Salze die Veränderungen des elektrischen Moments ihrer Doppelschicht
(Produkt der Ladungsdichte a durch die Dicke d), das von der Änderung
der Dichte ihrer Ladung abhängt, bestimmt. Ist H das elektrische Feld,
V die meßbare Geschwindigkeit des Mikroben gegenüber der Fläche, k der
Zähigkeitskoeffizient, so ergibt sich durch Anwendung der Formel, die den
vk
Koeffizienten der inneren Reibung bestimmt, a d = ^.
Die Mikroben verhalten sich wie die Granula einer kolloidalen Lösung.
Wie bei diesen, bilden die elektrischen Kräfte, indem sie im Sinne einer
Referate 99
Oberflächenvergrößerung wirken, eine Ursache der Ortsveränderung, die
Kohäsionskräfte eine Ursache der Agglutinierung. Genügende Verminderung
der Ladungsdichte (T veranlaßt ihre Agglutinierung, die für den Pneumo-
kokkus und den Milzbrandbazillus bei Verminderung von eine Wrukenverarbeitung unrationell. Bei einer täglichen Verarbeitung
von 50 Zentner Wruken erzielt man 100 1 Alkohol, während die gleiche
Menge Kartoffeln täglich 275 — 300 1 Alkohol ergibt. Dabei sind die Un-
kosten für Arbeitslöhne, Feuerung usw. dieselben. Vom betriebstechnischen
und wirtschaftlichen Standpunkt ist das beste Verhältnis eine gemeinsame
Verarbeitung von Wruken und Kartoffeln, und zwar einer Mischung beider
Früchte zu gleichen Gewichtsteilen. Außerdem erhält man auf diese Weise'
unter Schonung der knappen Kartoffelvorräte große Mengen Schlempe als
Eiweißkraftfutter . für die Landwirtschaft.
Patentanm. 6b, 10. J. 15786. Verfahren zur Ver^äriiiig: von Snlfitablau^e
u. dergl. Axel Vidar Jernberg, Stockholm, Schweden. 1910.
Patentanm. 53g, 4. 0. 9404. Verfahren zur Herstellung eines Trooken-
futters in Floekenforni. Heinrich Oexmann, Berlin. 1915.
Patentanm. 53 i, 3. B. 82445. Verfahren zur Ueschniacksverbesserung*
von. Nährhefe. Hermann Bollmann, Hamburg. 1916.
Patentanm. 53k, 1. P. 36415. A'erfahren zur Nutzbarmacliung- von Ge-
treidetrebern für die menschliclie F^rnährung. Ferdinand Pfeffermann,
Willi Jeroch, und Kriegsausschuß für pflanzliche und tierische Öle und
Fette G. m. b. H., Berlin. 1918.
K. Krömer. tlber den Volutingelialt der Weinhefen. Landw. Jahrbücher
52, Erg.-Bd. 1, S. 112—13.
Die Versuche des Jahres 1910 werden fortgesetzt. Nachweis von Vo-
lutin durch Färben mit Methylenblau, nach Behandeln der Hefen mit For-
malin; desgleichen durch Austrocknen der Hefen auf dem Deckglas und Ein-
wirkung von Iproz. H2SO4 nach dem Färben. Es konnten auf diesem Wege
Volutinkörper (Nukleinsäureverbindung) in allen Weinhefen nachgewiesen
werden; bestimmte Beziehungen zwischen dem Auftreten des Volutins und
der Gärtätigkeit der Zellen waren wiederum nicht mit Sicherheit festzustellen.
H. V. Euler und U. Brandting. Über den Verlauf der HarnstofFspaltung
durch IJrease. Biochem. Zeitschr. 97, S. 113 — 22.
Entgegen den von Groll gezogenen Schlüssen fanden die Verfasser bei
Versuchen über die Zersetzung des Harnstoffs durch Urease innerhalb mehrerer
Tage und bei Temperaturen von 30 — 40" keinerlei Anhaltspunkte für eine
Periodizität in der Wirksamkeit der Ureaselösung. auch wenn sie vorher
1 Stunde auf 45 bezw. 50*^ erhitzt war. Das von Groll verwertete Zahlen-
material wird einer Kritik unterzogen.
Kochs. Die Einwirkung cheuiischer Konservierungsiuittel auf Schimmel-
pilze. Landw. Jahrb. 52, Erg.-Bd. 1, S. 115—18.
Es wird eine ganze Anzahl von Konservierungsmitteln (Ameisensäure,
synthetische Benzoesäure, Siamharzbenzoesäure, benzoesaures Natrium, Certicyl,
Referate |47
Fahlberg'tabletten, Gedrovantabletten, Megesan alt =: Borformiat, Megesan k
=z Salizylformiat, Mercksche Tabletten, Mikrobin, Metahydrinsäure, Promptol,
Saccharin, schweflige Säure) auf ihre Wirksamkeit geprüft in neutralen und
sauren Rübensäften; es wurde vor allem dabei versucht, die Grenze zu finden,
bei welcher die betreffenden Konservierungsmittel ein Wachstum des Schimmels
zu verhindern vermochten. Auf Zusatz von oi'ganischen Säuren (Wein-, Milch-,
Zitronensäure) wurde die Konservierungsfähigkeit bedeutend gesteigert.
Hans Euler und Iiifj,var Laiirin. Zur Kenntnis der Hefe Saecharoniyces
Therniantitonuui. Biochem. Zeitschr. 97, S. 156 — 69.
An einer aus der Sammlung von Alfr. Jörgensen stammenden Kultui
wurden die folgenden Feststellungen gemacht: 1. Dieinversion.sfähigkeit
bei optimaler Azidität wurde gefunden zu
Xnv = k X g Zucker _ ^^ ^ ^^_^^
Zellenzahl ' * '
während die entsprechenden Werte für die Unterhefe H und Oberhefe S B II
(10 + 2). 10-12, bezw. (3,0 -f 0,5) . 10-12 sind. — 2. Die Katalasewirkung
ist gegeben durch die für frische Hefe erhaltenen Konstanten (für 0,1 g
Trockengewicht) Sacch. Therm, k • 10^ = 73, SB II k • 10* = 114. Wärme-
aktivierung der Katalasewirkung wurde bei Thermantitonum nicht gefunden,
dagegen Aktivierung durch Toluol und Chloroform (ca. 300 7o? schwächer als
bei SB II). — 3. Die Gärungsgeschwindigkeit bei 35*^ ist bei Ther-
mantitonum für die Einheit der Zellenzahl etwa doppelt so groß als für
SBII, bei 40° ist sie für jene nur wenig von derjenigen bei 35° verschieden,
doch tritt bei dieser Temperatur schon eine Schwächung der Gärkraft ein.
— 4. Der Zuwachs zeigt ein Maximum zwischen 35 und 40°. — Bezüglich
der charakteristischen Temperaturpunkte weicht die untersuchte Kultur er-
heblich von der ursprünglich 1905 von Johnson gezüchteten ab. Vermutlich
ist Anpassung an niedrigere Temperaturen eingetreten, worauf nach einer
Privatmitteilung von P. Lindner auch ähnliche Beobachtungen im Berliner
Institut für Gärungsgewerbe hindeuten.
H. C. Sherman, A. W. Thomas und M. E. Baldwin. Einfluß der Wasser-
stoffionenkonzentration auf die enzyniatische Wirksamkeit von drei
typischen Amylasen. 18. Mitteilung über Amylasen und verwandte En-
zyme. Journ. Americ. Chem. Soc. 41, S. 231 — 35.
Es ergab sich für
Wirksamkeit bei pn Optimum bei pn
Pankreasamylase . . . 5 — 10 ca. 7
Malzamylase .... 2,5 — 9 4,4 — 4,5
Pilzamylase 2,6 — 8 ca. 4,8
Aus den Kurven ergibt sich der größte Einfluß von Elektrolyten, so-
weit er aus der [H'] allein geschlossen werden kann, für die Pankreasamylase,
der geringste für die Pilzamylase.
148 Referate
W. Heym. Ein Schnellfilterungssysteiu. Ztschr. f. Wasservers. 6, S. 67—68.
Verf. beschreibt in allgemein gehaltener Darlegung die Betriebsweise
und die Vorteile seines neuen Filtersysteras, das unter den günstigsten Be-
dingungen die vollkommene Beseitigung aller Verfärbungserscheinungen, die
Neutralisation des natürlichen Säuregehaltes und die Abscheidung aller festen
Bestandteile und gesundheitsschädlichen Bakterien ermöglichen soll.
Maschinenfabrik Arthur Yondran, Halle a. S., Vernichtung von Ungeziefer
aller Art (D. R. P. 302466, Kl. 45 1 von 1917, ausgegeben 1919),
dadurch gekennzeichnet, daß man ihm die zum Leben nötige Körperfeuchtig-
keit durch Anwendung von möglichst trockener Luft entzieht. — Die trockene
Luft wird zweckmäßig unter Druck in einen Behälter eingeführt, der die zu
behandelnden Gegenstände enthält. Durch die Entziehung der Körper-
feuchtigkeit stirbt das Ungeziefer ab.
K. Krömer. A'ersuche über die Verbesserung' der Weingärung durch die
Entschleimung der Moste. Landw. Jahrb. 52, Erg.-Bd. 1, S. 103—4.
Das Entschleimen bewirkt eine ausreichende Verbesserung der Wein-
gärung nicht, wenn die eingebrannten Moste von dem an Gärungsschädlingen
sehr reichem Trüb nicht frühzeitig genug abgezogen und nicht sogleich mit
einer an SO2 angepaßten Reinhefe angestellt w^erden.
K. Krömer. Beobachtungen über Weintrübungen. Landw. Jahrb. 52,
Erg.-Bd. 1, S. 107—12.
Meist entsteht die Trübung der Weine auf dem Flaschenlager durch
die Bildung von Ferriphosphat, früher vielfach als Eiweißgerbstofftrübung
angesprochen; der Nachweis des gebildeten Ferrophosphats gelingt gut, wenn
man durch w^iederholtes Zentrifugieren den Rückstand von allen löslichen
Weinbestandteilen getrennt hat, sowohl auf makro-, wie auf mikrochemischem
Wege. Die genannten Erscheinungen sind auf Absorption von O zurück-
zuführen. Weniger häufig wird die Trübung durch Bildung von Ferritannat
oder durch Organismen hervoi'gerufen. Die Beseitigung der Trübungen ist
nicht leicht, namentlich wenn mehrere der genannten Ursachen vorliegen;
Eisenphosphattrübung beseitigt man durch Zusatz von Tannin und Gelatine;
daneben müssen die Flaschen mit SO,- haltigem Wasser vor dem Umfüllen
ausgespült werden; liegt Organismentrübung vor, so muß filtriert und ge-
schwefelt, unter Umständen sogar pasteurisiert werden.
H. Wüstenfeld. Ist hochprozentige oder niedrigprozentige Betriebsweise
rationeller? Welche gibt die besten Ausbeuten, welche die
größten Verluste? Dtsch. Essigind. 23, S. 298.
Der hochprozentige Betrieb in der Essigfabrikation arbeitet rationeller;
da er nicht so verschwenderisch mit dem Alkohol wirtschaftet wie der niedrig-
Referate 149
prozentige, ergibt weniger Verluste bezw. eine höhere Ausbeute. Der hoch-
prozentige Betrieb arbeitet bei weit niedrigeren Temperaturen der Bildner
und hat infolgedessen eine erheblich geringere Alkohol- und Säureverdunstung.
Ferner kann bei hochprozentiger Arbeitsweise Überoxydation, also die Weiter-
oxydation von Alkohol und Essigsäure zu Kohlensäure, nur schwierig auf-
treten, da die starke Konzentration der Säure den Essigbakterien und den
sonstigen Erregern der Überoxydation die Lebensmöglichkeiten nimmt.
K. Krönier. Die Erhaltung von Gemüsen durch Aufbewaliren in Wasser
nnter Luftabschluß. Landw. Jahib, 52, Erg. Bd. 1, S. 104—5.
Es ließ sich feststellen, daß die Haltbarmachung von geschälten und
geschnittenen Rhabarberstengeln und von Schnittbohnen durch Einlegen in
Wasser unter gewissen Voraussetzungen wirklich Erfolg hat, Enghalsige
Flaschen und sorgfältiger Luftabschluß sind Vorbedingung, damit sich nicht
Kahm- und Schimmelpilze auf den eingelegten Pflanzenteilen entwickeln.
Die konservierende Wirkung ist beim Rhabarber auf den natürlichen Säure-
gehalt, bei den Schnittbohnen auf Milchsäure und deren Begleitstoffe zurück-
zuführen, die im Verlauf eines Gärungsvorgangs entstehen. /
Cr. Lüstner. Prüfung des neuen Konservierungsmittels für Früchte
„Boloform" (Paraformaldehyd) von Dr. Popp, Frankfurt a. M. Landw.
Jahrb. 52, Erg.-Bd. 1, S. 145.
Es gelang mit dem Mittel nicht, Äpfel und Birnen gegen die Angriffe
von Penicillium glaucum zu schützen und seine Weiterverbreitung auf bereits
befallenen Früchten zu verhüten.
W. Töltz. Die Konservierung des Rieselfeldergrases durch Einsäuerung.
Mitt. d. D. L. G. 27, 1918, S. 384.
Die unerläßlichen Bedingungen für eine möglichst verlustlose Sauer-
futterbereitung sind: Absolut wasserdichte (asphaltierte, betonierte, zementierte)
überdachte Gruben, möglichst feste Einlagerung -der einzusäuernden Futter-
massen, guter Luftabschluß durch Bedeckung. Infektion der Silage mit
reinen Milchsäui ekulturen hat sich gleichfalls als sehr zweckmäßig erwiesen.
Das unter den genannten Bedingungen eingesäuerte Rieselfeldergras zeigte
fast gar keine Nährstoff Verluste; die organische Substanz hat sich nur um
ein geringes vermindert, die Verluste an Kalorien waren so gut wie null,
dagegen hat eine weitgehende Spaltung der Eiweißkörper stattgefunden.
Das Eiweiß wurde teils in Amidsubstanz, teils in Ammoniak und Salpeter-
säure übergeführt, während der Gesamtstickstoffgehalt unverändert blieb.
Schätzungsweise dürften die N-haltigen Bestandteile bis zu 25 °/q ihres Nähr-
werts eingebüßt haben; insgesamt waren die Nährstoff Verluste weit geringer
als bei der Heuwerbung selbst unter günstigsten Bedingungen; der Stärke-
wert von frischem Rieselwiesenheu wurde durch einen Tierversuch auf 36 kg
festgestellt.
150 Referate
F. W. J. Boekliout. Über A^erscliimmclte Butter. Jahresbericht der Ver-
einigung zum Betriebe einer Mustermilchwirtschaft in Hoorn für 1918,
S. 31—39.
Es fiel auf, daß manche im Kühlhaus aufbewahrte Butter an der Ober-
fläche mit schwarzgrünen Schimmelflecken besetzt war. Bei eingehender
Untersuchung wurde der Pilz als jder auch sonst auf Butter nachgewiesene
Hormodendron cladosporoides (Fresenius) erkannt, der identisch ist mit Clado-
sporium herbarum. Der Schimmel wird durch eine Salzlauge vom spez.
Gew. 1,1173 oder 16 o/^ NaCl unterdrückt. In Butter von 2 o/^ NaCl-Gehalt
kommt er nicht zur Entwicklung, Auch Milchsäure wirkt dem Wachstum
entgegen. Da die Pilze nur auf der sehr dünnen Außenschicht vorkommen,
verändern sie die chemische Beschaffenheit der Butter nicht. Nur die Säure-
zahl wächst etwas und die Verseifungszahl nimmt um ein geringes ab. Milch
wird aber durch diesen Schimmel völlig peptonisiert. Das Kasein wird ab-
gebaut, die Reaktion bleibt neutral. Der Milchzucker wird verzehrt und das
Kasein zu Ammoniak und Aminosäuren abgebaut. Der Geruch verändert
sich aber nicht. Ein Wärmegrad von 49" genügt, um auch die Sporen zu
vernichten. '
Zeitschrift für technische Biologie. Bd. VIII.
Tafel I
Zur Bestimmung der Flächenzahl bezw. Durchschnittsgröße
von Stärkesorten
I Prima Kartoffelstärke
II S-Stärke
III K-Stärke IV Reisstärke
Sämtliche Bilder in 125facher Vergrößerung, Aufnahme direkt auf Gaslichtpapier
Der Gehalt junger Frühjahrsblätter an Oxalsäure,
sowie einige Bemerkungen über diese Säure
von
Arminius Bau, Bremen
Eingegangen 10. September 1920
Betreffs des Gehaltes junger Frühjahrsblätter an Oxalsäure kam
C. Wehmer^) zu dem Schluß, es sei in diesen Oxalsäure nicht oder
nur in Spuren vorhanden; ausdrücklich bemerkt er aber: „Es ist darum
nicht ausgeschlossen, daß Spuren desselben (Kalkoxalat, d. Ref.) im
Saft wie in den organischen Zellbestandteilen vorhanden sind." In der
neuen Auflage des Gmelin-Kraut^) wird die Beobachtung Wehmers
mit „Fehlen von Oxalaten in jungen Frühjahrsblättern" wiedergegeben.
Während Wehmer die Möglichkeit des Vorkommens von Oxalsäure zu-
gibt, ist in dem weitverbreiteten Gmelin- Kraut die Gegenwart dieser
Säure mit absoluter Sicherheit verneint worden — und hiergegen muß
ich mich wenden.
Die Untersuchungen C. Wehmers aus dem Jahre 1892 litten unter
dem Übelstand, daß damals die Bestimmung der Oxalsäure noch nicht
so sicher war, wie heutigen Tages nach dem Kalkessigverfahren ^), so-
wie, daß die verschiedenartigen Kristallformen des Kalziumoxalates noch
nicht so genau beachtet wurden, wie wir sie in den Abbildungen zu
dem eben zitierten Artikel „Auffallende Ähnlichkeiten in der Form bei
Kristallen und Mikroben" kennen lernen. Eine eigenartige, bisher nicht
beschriebene Form des Kalksalzes in zarten federförmigen Kristallen
gab ich nach einer mir in liebenswürdiger Weise von Herrn Prof. Dr.
P. Lindner zur Verfügung gestellten Lichtbüdauf nähme in der Wochen-
schrift für Brauerei wieder^).
*) Landwirtsch. Versuchsstationen, Band 40, 109 (1892).
2) Handbuch der anorg. Chemie, 7. Aufl., Heidelberg 1911, Bd. 1, Abt. 3. S. 702.
3) Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. 7, S. 203 (1919).
*) Wochenschr. f. Br., Jahrg. 37, S. 219 (1920).
Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VHI. -j^j
152 Arminius Bau,
Meine eigenen Untersuchungen an jungen Frühjahrsblättern stellte
ich an einigen der auch von C. Wehmer geprüften Pflanzen an.
1. Sambucus nigra. Entnommen am 29. 3. 1920 morgens 6V2 Uhr.
Längste Blattsprosse 6 cm lang. Blättchen abgeknippst und selbst-
verständlich ohne Spur von den Deckschuppen verarbeitet. Anderthalb
Stunden nach dem Pflücken untersucht. Wassergehalt 79,90 °/o. Es
wurden 15 g frische Substanz in einem mit Kohlensäure gefüllten Kolben
mit 15 ccm rauchender Salzsäure zur Zerstörung der Enzyme und des
Zellturgors übergössen und 1 Stunde lang kalt hingestellt. Darauf
fügte man etwa 280 ccm luftfreies mit Kohlensäure gesättigtes kaltes
dest. Wasser hinzu, ließ unter öfterem Umschütteln 14 Std. lang stehen
und filtrierte die Lösung durch ein Filter Carl Schleicher und Schüll
Nr. 602 „hart".
Vom Filtrat wurden 200 ccm vom spez. Gew. 1,0126 und von
0,435 °/o Trockensubstanz mit 14,3 ccm Ammoniak neutralisiert, mit
2 ccm einer Lösung von zitronensaurem Ammoniak, ferner um ab-
gerundete Zahlen zu erhalten, mit 3,7 ccm dest. Wasser versetzt und
mit 44 ccm Kalkessig gefällt..
Nach 36 stündigem Stehen im Kühlraume hatte sich ein geringer
aus gut ausgebildeten Quadratoktaedern bestehender Bodensatz abgesetzt^
der abfiltriert und untersucht wurde^).
Glührückstand 3,0 mg = 1,01 ccm -- Säure = 4,44 mg Oxalation
Filtrat = 2,64 „ = 0,88 „
Wasch wasser . . . := 1,40 „ = 0,63 „ „
zusammen 5,95 mg Oxalation
Das Gewicht der Maische, d. h. der Mischung von Blättern, Salz-
säure und Wasser betrug 318,94 g,
darin sind enthalten an Trockensubstanz 3,01 „
somit bleibt für Lösungsflüssigkeit 315,93 g.
Es entsprechen 200 ccm Filtrat . . 202,52 g,
darin sind enthalten . 0,87 „ Trockensubstanz
mithin bleibt Lösungsflüssigkeit .... 201,65 g.
^) Ausführlich ist das Kalkessigverfahren beschrieben in der Wochenschr. f.
Brauerei, Jahrg. 35, S. 31 (1918); Jahrg. 36, S. 285 (1919); Jahrg. 37, S. 201 (1920);
Deutsche Essigindustrie 1919, S. 358. Zeitschr. f. Untersuchung der Nahrungs- u. Ge-
nußmittel, sowie der Gebrauchsgegenstände Bd. 40, S. 50 (1920).
Der Gehalt junger Frühjahrsblätter an Oxalsäure usw. 15,3
In diesen 201,65 g waren 5,95 rag Oxalation
In 315,95 g sind also .... 9,32 „ „
In 15 g- Substanz sind ebenfalls 9,32 „ „
in 100 g „ „ 62,1 „
oder 0,0621%.
Für 100 g Trockensubstanz ergibt sich die Zahl 0,309 °/o Oxalation.
Nehmen wir bei der Bestimmung den zu hohen Fehler von 1 mg
Oxalation an, so berechnet sich die Fehlergrenze
für die frische Substanz zu 0,01 °/o
„ „ Trockensubstanz „ 0,05 ^/o
2. Sambucus nigra. Entnommen am 29. 3. 1920 um 3^/2 Uhr
nachmittags. Eine halbe Stunde nach dem Pflücken untersucht. Wasser-
gehalt 85,32%. Gefunden für die
frische Substanz 0,0728*^/o Oxalation
Trockensubstanz 0,495 °/o „
Es scheint demnach, daß während der Tagesbeleuchtung der Gehalt
an Oxalation, auf Trockensubstanz bezogen, um 0,18 °/o zugenommen hat.
3. Sambucus nigra. Während die beiden vorstehend erwähnten
Versuche die Gesamtmenge an vorhandener Oxalation wiedergeben, wurde
hier, in der Probe von Versuch 2, die wasserlösliche Oxalsäure bestimmt,
indem die jungen Blätter getrocknet, fein gemahlen und dann mit kaltem
luftfreien dest. Wasser, welches mit Kohlensäure gesättigt war, ausgezogen
wurden.
• Befund, für die Trockensubstanz berechnet, 0,157 °/o Oxalation.
Von der nach Versuch 2 vorhandenen Menge sind demnach fast
32 "/o wasserlöslich.
4. Crataegus oxyacantha. Ganz junge Blättchen, entnommen
am 2. 4. 1920, 11 Uhr vormittags. Wassergehalt 73,12%.
Gefunden für die frische Substanz = 0,06487 °/o Oxalation,
„ „ Trockensubstanz = 0,241 °/o.
5. Crataegus oxyacantha. Dieselbe Probe, getrocknet, gemahlen
und nur mit Wasser ausgezogen.
Befund an wasserlöslicher Oxalsäure in der Trockensubstanz .0,067%,
oder 27,8 °/o der Gesamtmenge an Oxalation.
6. Aesculus hippocastanum. Entnommen am 6. 4. und 12. 4.
1920 morgens um 8 Uhr. Sehr junge noch wollige Blättchen.
11*
154 Arminius Bau,
Die mit rauchender Salzsäure übergosseuen beiden Proben lieferten
kein Ergebnis, da die Lösung schleimig war, sehr schlecht filtrierte und
nach dem Fällen mit Kalkessig keine Oxalatkristalle absetzte.
Es wurde daher am 12. 4. eine Probe mit 79,55 "^/o Wassergehalt
getrocknet, fein gemahlen und in der Kohlensäureatmosphäre mit ver-
dünnter Salzsäure ausgezogen. Erhalten wurden, wie auch in den
Versuchen 2 bis 5 wohlausgebildete Kristalle von der Quadratoktaederform.
Gefunden für die Trockensubstanz 0,172"/o,
berechnet für die frische Substanz 0,037 "/o.
Fassen wir die vorstehenden Untersuchungen zusammen, so ergibt
sich, daß junge Frühjahrsblätter der von mir untersuchten Phanero-
gamen zwar nicht viel, aber deutlich nachweisbare und bestimmbare
Mengen von Gesamtoxalation , wie auch von wasserlöslichem Oxalation
enthalten.
Die Angabe im Gmelin-Kraut, 7. Auflage, „Fehlen von
Oxalaten in jüngeren Frühjahrsblättern" ist irrtümlich.
Auch in der von C. Wehmer nicht geprüften Gerstenpflanze
(Braugerste, Thüringer Landgerste) ließ sich Oxalsäure nachweisen. In
den jungen Blättern der 9 — 12 cm hohen, 9 Tage alten Pflanzen, die
am 24. 4. 1920 gepflückt wurden, war, auf Trockensubstanz bezogen,
0,0278, also rund 0,03 °/o Oxalation vorhanden.
Diese Gerstenkultur war zwecks anderer Studien mit liebens-
würdiger Genehmigung von Herrn Geheimrat Prof. Dr. B. Tacke auch
in diesem Jahre auf der Bremer Moorversuchsstation angelegt worden^).
Die untersuchten Frühjahrsblätter enthielten somit bestimmbare
Mengen von Oxalation. Es ist bekannt, daß in älteren Blättern der
Laub- und Nadelhölzer reichliche Mengen an gebundener Oxalsäure
vorhanden sind. Untersuchungen darüber, was mit den Oxalaten ge-
schieht, wenn die Blätter bei den meisten Laubbäumen im Herbst, oder
bei anderen Bäumen im Laufe des Jahres abgeworfen werden, sind
meines Wissens noch nicht angestellt worden. Ganz zwecklos dürften
die mit den übrigen organischen und anorganischen Bestandteilen dem
Boden wieder zugeführten Oxalate nicht sein. Die Untersuchungen von
Markus Staehelin^) über das Oxalsäure spaltende Enzym, welches
sich als eine Oxydase darstellt, lassen vermuten, daß die Oxalate beim
') Über frühere Versuche, welche infolge ungünstiger Umstände ziemlich ergeb-
nislos ausfielen, wurde in der Wochenschr. f. Brauerei, Jahrg. 36, S. 301 (1919) berichtet.
2) Biochem. Zeitschr., Bd. 96, S. 1 (1919).
Der Gehalt junger Frühjahrsblätter an Oxalsäure usw. 155
Verwesen und bei Luftzutritt sich in andere Verbindungen, von denen
in erster Linie der kohlensaure Kalk in Frage käme, umwandeln.
Ein von mir im vorigen Herbst angestellter Versuch mußte des früh-
zeitig eingetretenen Frostes halber unterbrochen werden.
Eine zweite Frage haben wir auch noch zu stellen: Wie verhalten
sich die Oxalate bei der Fermentation des Tabaks, des Tees, bei der
Flachsröste und bei ähnlichen Prozessen? Hierüber liegen noch keine
Untersuchungen vor.
Mit Hilfe des leicht ausführbaren Kalkessigverfahrens zur genauen
Bestimmung der Oxalsäure ließen auch die aufgeworfenen Fragen nach
genügendem Studium eine Beantwortung zu.
Ober die wirtschaftliche Bedeutung von Ungeziefer
und Schädlingen sowie über einige Aufgaben der Praxis
aus der angewandten Zoologie besonders Entomologie
von
Professor Dr. Albrecht Hase, Berlin-Dahlem
Eingegangen am 4. Oktober 1920
Inhaltsverzeichnis
I. Allgemeiner Teil 156
II. Spezieller Teil 160
Vorbemerkungen 160
Methodik 162
Kapitel 1. Über die Bekämpfungsmittel 166
Kapitel 2. Über das Anzeigenwesen betreffend Bekämpfungsmittel. . . . 172
1. Wer annonciert überhaupt? 173
2. Wo wird annonciert? 174
3. Wie oft wird annonciert? .175
4. Wie wird annonciert? 175
5. Ergänzende Bemerkungen 179
Kapitel 3. Die wirtschaftliche Bedeutung des Anzeigenwesens und des Handels
mit Schädlingsmitteln 181
1. Einleitende Bemerkungen 181
2. Die wirtschaftliche Bedeutung der Anzeigen und des Handels mit
Schädlings- und Ungeziefermitteln 183
3. Die Bedeutung des Anzeigenwesens und der Reklame für die Beein-
flussung des Publikums 189
III. Schluß 19a
156 Albrecht Hase,
Damit ich nicht mißverstanden werde, betone ich vorweg, daß sich
meine Ausführungen in erster Linie auf angewandt zoologische, besonders
entomologische Dinge beziehen. Wieweit volkshygienische Fragen mit
diesen Dingen zusammenhängen, ist unschwer zu erkennen.' An der
Hand von Spezialfällen möchte ich auf Zustände hinweisen, die wir
unumwunden als grobe Mißstände bezeichnen können. Diese Zu-
stände sind mit ein Ausdruck dafür, daß die angewandte Zoologie bei
uns besonders nach dieser Richtung hin nicht so geliandhabt wurde,
wie es notwendig gewesen wäre. Es dürfen meines Dafürhaltens die
hier angeschnittenen Fragen aber zukünftig keinesfalls unberücksichtigt
bleiben, soll die angewandte Zoologie die Hoffnungen erfüllen, welche
man auf sie setzt.
Allgemeine Betrachtungen schicke ich voraus. Ich denke, dadurch
wird es klar werden, daß ich keineswegs auf eine subjektive Stellung-
nahme eingeschworen bin. Auch hoffe ich, es möchten die prinzipiellen
Erörterungen in meinen Ausführungen auch anderen Gebieten der an-
gewandten Biologie einigen Nutzen gewähren.
I. Allgemeiner Teil
Die Lage zu übersehen, in der sich die angewandte Biologie und
besonders die angewandte Zoologie befindet, halten wir für unerläßlich.
Einmal, damit begangene Fehler klar erkannt werden; zweitens,
damit die wissenschaftlichen wie praktischen Ziele und Aufgaben fest
im Auge behalten werden, und drittens, damit die Forderungen oben-
genannten Wissenszweiges (sowohl nach persönlicher wie sachlicher
Seite hin) bei den vielfachen Reorganisationen, Neueinrichtungen und
Änderungen, die unserer Zeit eigentümlich sind, vom richtigen Stand-
punkte aus behandelt werden. Die hoffnungsvollsten Ansätze können
sonst nicht zur gewünschten Entfaltung kommen. Voraussetzung aber
einer förderlichen Behandlung ist hier, wie bei allen Dingen, Klarheit
über den zu behandelnden Gegenstand.
Um Irrtümer zu vermeiden, muß ich etwas weiter ausholen und
auf einige Punkte nochmals hinweisen, die von mir früher ausführlicher
erörtert wurden (vergl. Hase, Über technische Biologie, ihre Aufgaben
und Ziele, ihre prinzipielle und wirtschaftliche Bedeutung [1920], Zeit-
schrift f. techn. Biol. Bd. 8). — Ich legte daselbst dar: die angewandte
Biologie (und als ein Teilgebiet von ihr die angewandte Zoologie) hat
die Endaufgabe „biologische Fragen in einer Weise wissen-
Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 157
schaftlich zu bearbeiten, daß in erster Linie wirtschaftlich
praktische Vorteile aus dieser Bearbeitung direkt und indirekt
erwachsen". In oben zitierter Schrift wurde ausgeführt, in welcher
Weise ich die Weiterentwicklung der angewandten Biologie anstrebe,
damit sie ihrer Endaufgabe nach allen Richtungen hin gewachsen sei.
Ich setzte auseinander, daß ich mit technischem Denken und Ideen die
angewandte Biologie erfüllt wissen möchte, und begründete meine dies-
bezüglichen Vorschläge.
Die Fülle der Aufgaben, welche dieser Wissenschaft zur Bewäl-
tigung zukommen, liegt auf den verschiedensten Gebieten. Ich will und
muß mich natürlich hier auf dasjenige Teilgebiet beschränken, welches
mir durch eigene Arbeiten nicht unbekannt ist: auf das der angewandten
Zoologie. In dieser ist es wiederum das wichtige und wirtschaftlich höchst
bedeutungsvolle Kapitel d«r Ungeziefer- und Schädlingsbekämpfung,
welches wir im Sinne haben. — Die Probleme, die in dieses Kapitel
gehören, müssen nach zwei Richtungen hin in Angriff genommen werden,
sollen sie der Endaufgabe der angewandten Biologie (s. o.) gerecht werden.
Die eine Richtung trägt mehr wissenschaftlichen Charakter. Die
■exakte Forschung aller hier irgendwie in Betracht kommenden Tier-
formen nach allen nur denkbaren Eventualitäten hin liegt dieser Rich-
tung ob^).
Die andere, nicht minder wichtige Richtung hat einen Einschlag,
der mehr ins Praktische, in die Vorgänge des täglichen Lebens und des
Wirtschaftsbetriebes überhaupt, hinüberreicht. Dieser Richtung liegt
die Bearbeitung aller Maßnahmen ob, welche organisatorischen Charakter
tragen, wie z. B. die Ausarbeitung von praktischen Bekämpfungsmaß-
nahmen großen Stiles, die Überwachung der Durchführung solcher Maß-
nahmen, die Feststellung der wirtschaftlichen und hygienischen Be-
deutung von Schädlingen und Parasiten usw. usw.
Die beiden, soeben charakterisierten Arbeitsrichtungen sind aufs
engste aufeinander angewiesen. Beispielsweise wird die glänzendste
^) In einer früheren Arbeit (Hase, Die Zoologie und ihre Leistungen im Kriege
1914 — 1919, Die Naturwissenschaften, Heft 7, Jahrg. 7) 1919) habe ich diesen
Punkt ausführlicher dargelegt. Bevor wir von einer umfassenden Kenntnis eines Schäd-
lings oder Parasiten sprechen können, müssen planvolle Untersuchungen, etwa über
folgende Gebiete vorliegen: 1. systematische Stellung, 2. Morphologie, 3. Anatomie und
Histologie, 4. Embryologie, 5. Physiologie, 6. Biologie und Ökologie, 7. Pathologie,
8. geographische Verbreitung, 9. medizinisch-hygienische Bedeutung, 10. wirtschaftliche
Bedeutung (Ökonomik).
158 Albrecht Hase,
Monographie über einen wichtigen Schädling bloßes Buchwissen bleiben^
und keine Früchte zeitigen, wenn daraufhin nicht Maßnahmen erfolgen^
welche die Ergebnisse auswerten. Andererseits ist selbst der groß-
artigst angelegte Plan einer umfassenden Bekämpfungsmaßnahme nichts
weiter als ein Blatt Papier, falls nicht zuvor alle Punkte klargelegt
sind, mit welchen das Verfahren rechnen muß, oder falls die Resultate
wissenschaftlicher Vorarbeit unbeachtet bleiben.
Aus dem Gesagten geht genugsam hervor : die eine Arbeitsrichtung-
ist genau so wichtig wie die andere, und eine für das gesamte Wirt-
schaftsleben ersprießliche Tätigkeit der angewandten Zoologie kann nicht
erwachsen, wenn beide Richtungen nicht in gleicher, harmonisch ab-
gestimmter Weise gefördert werden. Hiermit wären wir auf dem Punkt
angelangt, von dem aus wir unser Thema spezieller fassen können.
Daß bei uns in der Handhabung der angewandten Zoologie, be-
sonders Entomologie, Fehler begangen wurden, ist genugsam erörtert
und zugegeben worden. Auch wurde fast einstimmig erkannt, daß dieser
Wissenszweig kräftiger als bisher gefördert werden müßte. Schon vor
dem Kriege setzte deshalb auf mannigfache Anregung hin eine Aufwärts-
bewegung ein, die auch während der Kriegsjahre anhielt, ja sich in.
jüngster Zeit sogar verstärkte. Mit ihren Ausdruck fand diese Be-
wegung darin, daß man für die Vermehrung der anzustellenden Arbeits-
kräfte eintrat. Infolgedessen erwählten junge, von der Universität
kommende Biologen dieses Wissensgebiet zu ihrem Lebensberufe, und
erfreulicherweise werden allem Anscheine nach noch viele ihrem Beispiele
folgen. Ältere Fachleute haben genugsam auch in der Tagespresse auf
die vielgestaltigen Probleme hingewiesen, die am dringendsten der
wissenschaftlichen Inangriffnahme bedürfen. In dieser fast sprunghaften
Vorwärtsentwicklung liegt aber eine gewisse Gefahr und zwar die, daß
die praktische Seite der Probleme der angewandten Zoologie wieder zu
kurz kommt. Ich sage absichtlich „wieder zu kurz kommt", denn es
ist Qieines Erachtens die Vernachlässigung gerade der praktischen Be-
tätigung der Hauptfehler gewesen, welcher die angewandte Zoologie
bisher an ihren Aufgaben im großen und ganzen scheitern ließ.
Mit diesen Zeilen reden wir also einmal einer stärkeren Be-
tonung der Praxis das Wort, und ferner möchten wir auf die
schwierigen praktischen, besonders organisatorischen Probleme
hinweisen, welche der angewandten Biologie (spez. hier Zoologie)
eigentümlich sind, die aber gelöst werden müssen, damit unser Wissens-
zweig die Forderungen zu erfüllen imstande ist, welche Volkswirtschaft
Die Wirtschaft!. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 159
und Volkshygiene an ihn zu stellen berechtigt sind. Es sind meine
Ausführungen zugleich eine Aufforderung an die kommende Generation
junger Biologen, welche diesen Beruf ergreifen wollen, sich der Alltäg-
lichkeit und Praxis gegenüber ganz anders einzustellen wie bisher.
Wer an den hier in Frage kommenden Dingen ernsthaft mit-
arbeiten will, darf am Alltäglichsten, sofern es irgendwie sein Arbeits-
gebiet betrifft, nicht ängstlich vorübergehen und es für „unwissen-
schaftlich" halten, sich mit ihm zu beschäftigen. — Da die heran-
wachsende Generation von Biologen bis jetzt von reinen Theoretikern
auf der Universität vorgebildet wti'd, und da ferner von den meisten,
heute in der angewandten Zoologie beruflich tätigen Fachleuten die
mehr wissenschaftliche Seite der Probleme (s. oben) gepflegt wird, und
da drittens der intellektuelle Deutsche eine starke Neigung zum Theo-
retisieren überhaupt hat, und da viertens die rein akademisch geschulten
Persönlichkeiten vielfach eine gewisse Scheu und Ängstlichkeit, ja Welt-
fremdheit, den Fragen des praktischen Lebens gegenüber an den Tag
legen, so laufen wir Gefahr, daß die angewandte Zoologie, trotz der
erfreulichen Neubelebung, bei uns wieder in ein, ich möchte sagen, „zu
theoretisches" Fahrwasser gerät. Oder mit anderen Worten, es werden
wohl Untersuchungen über die Schädlinge angestellt, aber nur um der
Arbeiten und Forschung (also rein theoretisch denkend) willen. Das
eigentliche Ziel der Arbeit geht verloren oder wird doch nicht scharf
genug im Auge behalten. Wir müssen uns also davor hüten, daß nicht
die Schädlings- und Parasitenkunde von neuem zu der Angelegenheit
von einer Reihe akademischer Spezialisten wird.
Man kann mir entgegenhalten: bei den jetzigen Reformen und
Neueinrichtungen würde man den Fehler vermeiden. Ich bin etwas
skeptischer und meine: die Dinge ändern sich erst, wenn sich die
Menschen geändert haben. Sorgen wir also dafür, daß eine Gene-
ration junger Biologen heranwächst, die mit einer erstklas-
sigen theoretischen Schulung einen eminent praktischen Blick
verbindet; sorgen wir dafür, daß der Blick für die tatsäch-
lichen Verhältnisse und die wirklichen Bedürfnisse des Wirt-
schaftslebens (soweit es das hier in Frage kommende Gebiet betrifft)
geschärft werde!
Die Tatsache, daß der Nachwuchs zunächst nur rein theoretisch,
also rein theoretisch denkend, ausgebildet wird, ist augenblicklich nicht
zu umgehen. Denn die kühne Hoffnung, eigene Bildungsstätten für
angewandte Biologie überhaupt zu erhalten, muß man bei der trostlosen
160 Albrecht Hase,
Finanzlage für Jahre hinaus begraben. Soll also, trotz dieser Lücke
im System der Ausbildung, die angewandte Zoologie in Zukunft nutz-
bringende Arbeit leisten, so muß eine gewisse Einstellung der kom-
menden Generation anerzogen werden. Auch sie muß lernen: realer
und praktischer zu denken ! ^) Ich sage nicht etwa, daß die theoretische
Denkweise entbehrlich oder verfehlt sei. Im Gegenteil! Ich fordere
nur, neben ihr muß in unsereoi Berufe die praktische ebenso stark betont,
bezw. herangebildet w^efden bei den jüngeren Fachkollegen.
Bevor Jch zu speziellen Erörterungen übergehe , möchte ich zum
Schlüsse des allgemeinen Teiles meine Forderungen nochmals kurz da-
hingehend zusammenfassen: Die angewandte Zoologie muß, soll sie
dauernd lebensfähig bleiben, letzten Endes volkswirtschaftlich produktive
Arbeit leisten durch die Bewältigung der ihr zukommenden Aufgaben.
Eine befriedigende Lösung dieser Aufgaben ist aber nur dann möglich:
1. wenn die mehr wissenschaftliche Seite der Probleme exakt (d. h.
allen Anforderungen strenger Wissenschaft genügend) erfaßt wird
und
2. wenn die mehr praktische Seite der Probleme voll gewürdigt wird,
indem man alle einschlägigen Arbeiten auf das Endziel einstellt:
die Früchte müssen der Allgemeinheit zugute kommen. Um dies
zu erreichen, muß in der kommenden Generation junger Natur-
wissenschaftler, welche diesen Gegenstand zu ihrem Lebensberuf
erwähleD, fest der Gedanke Wurzel fassen, daß alle Arbeit auf
diesem Gebiete keine rein akademische, sondern zur gleichberech-
tigten Hälfte eine praktische, d. h. öffentliche Angelegenheit ist.
Meine Darlegungen werden genügen, um zu zeigen, worauf ich
hinaus will. Und nun: Medias in res!
II. Spezieller Teil
Vorbemerkungen
Meine Ausführungen sollen einen Einblick in das Treiben der
Öffentlichkeit geben, um bestimmte Mißstände aufzudecken, und es wäre
meiner Meinung nach wahrlich wichtiger, auch tausendmal notwendiger,
^) Es sei an dieser Stelle auf den Aufsatz des bekannten Physikers W. Nernst:
„Die künftigen Richtlinien wissenschaftlicher Forschung" hingewiesen (Berliner Tageblatt
Nr. 617, 1919). Mit Befriedigung kann ich daraus ersehen, daß auch von anderer Seite
die gleichen Forderungen aufs bestimmteste vertreten werden.
Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. Ißl
derartige Zustände in der Tagespresse zum Zwecke der Aufklärung zu
behandeln, als die unsäglichen Nichtigkeiten, welche heute die Spalten
füllen. Fragen wir zunächst, wie kommt es zu solchen Mißständen?
Die Antwort ist nicht allzuschwer, wenn man folgende Tatsachen in
Betracht zieht.
Zunächst ist die Bekämpfung von Ungeziefer die private An-
gelegenheit derjenigen, die davon befallen sind. Ist der von den Be-
treffenden mit geeigneten Mitteln geführte Kampf durch vollen Erfolg
gekrönt, so ist die Sache erledigt. Bleibt dagegen der Erfolg — oder
auch nur ein wesentlicher Teilerfolg — aus, so hat dies seinen Grund
in zweierlei: entweder waren die Mittel oder die Methoden ungeeignet.
Meist kommt eines zum andern. Die Folge davon ist eine Vermehrung
des Ungeziefers bezw. der Schädlinge ins Ungeheuerliche, und ihr Auf-
treten zieht immer weitere Kreise in Mitleidenschaft. Damit ändert
sich die Lage nach wesentlichen Richtungen hin. Vor allem wird die
ursprünglich private Angelegenheit zu einer öffentlichen. Das ver-
einzelte Vorkommnis wird zur Kalamität. Der Plage Herr zu werden
wird einerseits durch neue, im Handel auftauchende und andererseits
durch alte Mittel versucht. Die lebhafte Nachfrage nach Schädlings-
und Ungeziefer -Bekämpfungsmitteln wird eine ungeahnt große. Um
dieser zu genügen werden täglich neue, angeblich äußerst wirksame
Präparate auf den Markt gebracht. Ob letztere wirklich brauchbar sind,
ob sie vollen Erfolg im Kampfe gegen das Ungeziefer bringen, das ist
ein sehr wunder Punkt! Die Tatsachen lehren, daß dies nicht der Fall
ist. Denn wäfe im Verhältnis zur angebotenen Menge die Anwendung
erfolgreich gewesen, so müßte es kaum noch einen Schädling, kaum
noch Ungeziefer geben. Man dreht sich fortwährend im Kreise herum :
die Folge des Mißerfolges bei der Anwendung eines Präparates ist ein-
mal eine fortgesetzte Ungezieferverbreitung und zweitens ein fort-
gesetztes Auftauchen neuer Mittel, um die Nachfrage zu befriedigen.
Denn hat das kaufende Publikum die Wertlosigkeit eines Mittels em-
pirisch festgestellt, so fällt es eben auf das nächste, mit tüchtiger
Reklame angepriesene, herein. Denn das Publikum greift in seiner
Notlage alles auf, was geboten wird! Möglich ist letzteres aber nur
durch die große Unkenntnis weitester Volksschichten in diesen
Dingen, und aus diesem Nichtwissen herausgeboren ist die geradezu
erstaunliche Leichtgläubigkeit gegenüber einer marktschreierischen und
mit einer gewissen Sicherheit vorgetragenen Anpreisung. Letzteres
wieder dokumentiert sich in den öffentlichen Anzeigen.
162 " Albrecht Hase,
Der Einzelne ist diesen Verhältnissen gegenüber ziemlich machtlos.
Es müssen also öffentliche Maßnahmen platzgreifen, die sich
ihrerseits auf Ratschläge von Fachleuten stützen. Dieser fach-
liche Rat wird aber nur dann vollwertig sein, wenn er den herrschenden
Zuständen — wie ich sie kurz ihrem Werdegang nach umrissen habe —
voll Rechnung trägt.
Will also der Fachmann diese Mißstände ihrem Umfange
nach voll einschätzen, so muß er die Ausdrucksmittel der
Öffentlichkeit verfolgen, welche dafür vorzügliche und heute nicht
mehr zu umgehende Gradmesser sind: die Geschäftsanzeige, die An-
nonce, die Reklame!
In diesen dreien spiegelt sich mehr und mit größerer Klarheit
wieder, als vom grünen Tisch aus zumeist angenommen wird. Vor-
bedingung ist nur, daß man sich durch die nötige Kritik das Bild nicht
trüben läßt. Die Anzeigen, betreffs der hier behandelten Fragen, lehren
uns manches Wichtige. Es geht aus ihnen hervor:
1. wie eng der Horizont der breiten Volksmenge in diesen Dingen
eingestellt ist;
2. mit welchen Mitteln die Masse bearbeitet wird;
3. welchen Umfang die Notstände angenommen haben;
4. mit welchen Mitteln fachliche Aufklärung arbeiten muß, um Ein-
fluß zu gewinnen;
5. ersieht der Fachmann die Kompliziertheit der Probleme auch nach
ihrer verwaltungstechnischen und organisatorischen» Seite hin;
6. läßt sich bei einigem pädagogischen Geschick die Anzeige selbst
benutzen, um den darin produzierten Unsinn ad absurdum zu führen;
7. schließlich läßt sich durch die Anzeigen zahlenmäßig beweisen,,
wieviel Geld unnütz vergeudet wird, das besser exakten For-
schungen auf diesem Gebiete zugeführt würde.
Ich glaube, es sind dies genügende Gründe, welche es rechtfertigen,
daß man vom fachlichen Standpunkte des Biologen aus diesem Anzeigen-
wesen einmal kritisch zu Leibe geht. Damit hätte ich zunächst alles
gesagt, soweit allgemeine Gesichtspunkte in Betracht kommen, und ich
gehe nun zu den Einzelheiten über.
Methodik
Um ein möglichst ungezwungenes Bild zu bekommen, setzte ich
mich mit zwei bekannten großen Zeitungsausschnittsbüros in Verbindung,
Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 163
die mir die erscheinenden Anzeigen zuschicken mußten, welche die An-
preisung von Präparaten, Mitteln und Methoden zur Bekämpfung von
Ungeziefer und Schädlingen zum Inhalte hatten, und zwar betreffs
folgender biologischer Objekte:
1. Flöhe, . 5. Motten,
2. Wanzen, 6. Schaben,
3. Läuse, 7. Ratten und Mäuse,
4. Räude, 8. Ungeziefer im allgemeinen.
Die unter 1.— 8. genannten Gruppen wählte ich deshalb, weil fast
jeder, gleichgültig, welchem Stande oder Beruf er angehört, den An-
griffen dieser Formen ausgesetzt ist. Absichtlich habe ich Ankündi-
gungen, welche zunächst nur Interesse für einzelne Berufszweige oder
bestimmte Interessentengruppen (Müller, Bäcker, Gärtner, Brauer) haben
können, für diese Bearbeitung ausgeschieden. Es würde die Arbeit
sonst zu umfangreich werden, andererseits werden letztgenannte Dinge
einer Sonderbearbeitung von mir unterworfen.
Das obengenannte Verfahren wurde von Ende November 1919
bis Ende April 1920 — also fünf Monate lang — durchgeführt.
Diese Sammeltätigkeit . erstreckte sich auf insgesamt 114 Tages-
zeitungen ohne irgendwelchen beruflichen Charakter. Ferner
wurden 7 Zeitungen mitberücksichtigt, die nicht täglich erscheinen, und
die teils Berufsinteressen, aber nicht ausschließlich, teils allgemeine
Wirtschaftsinteressen vertreten, wie z. B. die Blätter „Haus, Hof und
Garten", „Deutsche illustrierte landwirtschaftliche Presse", „Deutscher
Reichsanzeiger". Diese 121 Zeitungen (114 -|- 7) verteilten sich auf 78
verschiedene Städte, wobei die größten Ortschaften wie Berlin, Hamburg,
Dresden, München usw. mit mehreren daselbst erscheinenden Blättern
versehen waren. Um einigermaßen einen Überblick über die benutzten
Tageszeitungen zu geben, sind unten einige derselben genannt. Die
dahinter stehenden Zahlen geben laut Zeitungskatalog von R. Mosse,
Berlin 1920 die tägliche Auflagehöhe an^).
^) Allensteiner Zeitung (28000), Berliner Tageblatt (über 300000), Bochumer
Anzeiger und Generalanzeiger (35 000), Braunschweiger Volksfreund (27000), Bremer
Nachrichten (79000), Breslauer Neueste Nachrichten (170000), Coblenzer Volkszeitung
(45000), Coburger Tageblatt (12000), Dessauer Anzeiger (20000), Dortmunder General-
anzeiger (160 000), Dresdener Volkszeitung (62000), Düsseldorfer Nachrichten (100000),
Glogauer Niederschlesische Zeitung (13000), Greifswalder Zeitung (15000), Hamburger
Fremdenblatt (170000); Hannoverscher Anzeiger (130000); Jenaer Volksblatt (8000),
Magdeburger Generalanzeiger (75 000), Mannheimer Tageblatt (21 500), Münchener Neueste
164 Albrecht Hase,
Es wurden wie ersichtlich die größten (100 — 300000 und mehr
tägliche Auflageziffer), die großen (50 — 100000), die mittleren (15- bis
50000) und die kleinen (bis zu 15000) Blätter berücksichtigt.
Wie reichlich die so erschlossene Quelle floß, geht aus der Zahl
der eingesandten Ankündigungen hervor. Nach Ablauf der angegebenen
5 Monate hatte ich über 2100 Anzeigen zur* Hand, die nun gesichtet
wurden. Eine ganze Anzahl schied ich aus, weil sie zu lose mit dem
geforderten Inhalte in Zusammenhang standen. Zur definitiven Be-
arbeitung standen mir schließlich rund 2100 zur Verfügung. Diese be-
trafen :
Läuse, in erster Linie oder ausschließlich 1100 mal
Ratten und Mäuse, in erster Linie oder ausschließlich . 49.3 „
Ungeziefer im allgemeinen .382 „
Wanzen, in erster Linie oder ausschließlich 50 „
Schaben ausschließlich 37 „
Räude „ 14 „
Motten „ 14 „
Flöhe „ 10 „
zusammen 2100
Nun wurde abermals gesichtet und die Anzeigen gleichen Wort-
lautes (Wiederholungsanzeigen) ausgeschieden. Nach dieser Sichtung
blieben 249 verschiedene Ankündigungen übrig. Auch diese 249
wurden nochmals überprüft, und dabei nach den Stichworten, entsprechend
den oben aufgestellten 8 Gruppen (Flöhe, Wanzen, Läuse, Räude,
Motten, Schaben, Ratten und Mäuse, Ungeziefer im allgemeinen) geordnet.
So erst ist es möglich, einen genaueren Überblick zu bekommen, was
alles vorliegt. Nach dieser letzten Sichtung stellte es sich heraus, daß
betrafen :
Ungeziefer im allgemeinen . , 104 verschiedene Anzeigen
Ratten und Mäuse 65 „ „
Läuse 36 „ „
Wanzen 13 „ „
Schaben 11 „ „
Räude 9 „ „
Motten 8 „ „
Flöhe 3
zusammen 249 Anzeigen
Nachrichten (160000), Nordhausener Zeitung (20000), Oldenburger Nachrichten für Stadt
und Land (31000), Stuttgarter Neues Tageblatt (100000), Zittauer Morgenzeitung (19000),
Zwickauer Tageblatt (28000). — Die genannten Zeitungen haben zusammen eine Auf-
lageziffer von mindestens rund 1820000 Stück.
Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 165
Eine strenge Scheidung war aber nicht immer möglich, da oft dieselbe
Anzeige mehrere Präparate gegen verschiedene Schädlinge nannte. Ich
teilte derlei Ankündigungen dann meist der Gruppe „Ungeziefer" zu.
Immerhin ist zu ersehen, daß die Anpreisungen von Mitteln gegen
Ratten und Mäuse einerseits, gegen Läuse andererseits am stärksten
vertreten sind. Da wir keine Annoncenstatistik treiben wollen, so ge-
nügt uns diese Feststellung, zumal sie klar genug zum Ausdruck bringt,
was ungefähr vorliegt. — Am unsichersten ist man bei der Behandlung
der Anzeigengruppe „Ungeziefer im allgemeinen", da in den diesbezüg-
lichen Ankündigungen oft die zoologisch heterogensten Objekte vereinigt
sind. Hierdurch dokumentiert sich eben, wie im alltäglichen Sprach-
gebrauch als „Ungeziefer" alles dasjenige bezeichnet wird, was unsere
Vorräte, unsere Wirtschaft und uns selbst zu schädigen geeignet ist.
Im Volksmunde sind Ratten ebenso „Ungeziefer" wie Läuse, Schaben,
Raupen oder Kellerassel^).
Welchen Umfang das Anzeigenwesen auf diesem Gebiete hat —
und diese Feststellung ist für uns besonders wit^htig — geht aus nach-
folgenden Tatsachen hervor. Die 114 bei der Sammelei berücksichtigten
Tageszeitungen machen von den rund 2200 täglich in Deutschland
erscheinenden Zeitungen dieses Charakters nur rund 5^/o aus. Und dife
7 mitberücksichtigten Zeitungen, welche etwas fachlichen Einschlag
haben, machen von den rund 600 Fachzeitungen ^) Deutschlands, welche
^) Bei dieser Gelegenheit seien einige Bemerkungen über die Herleitung und
ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Ungeziefer" eingeflochten, die ich Herrn Dr.Grünther
Hase, Leipzig, verdanke. Das Wort „Ungeziefer" ist uraltes germanisches Sprachgut.
Stamm althochdeutsch „Zebar", altenglisch „tr/er", altnordisch „tafn" in der Bedeutung
„Opfertier", ins Altfranzösische entlehnt als „atuivre = Getier". — Dazu tritt die
Negation mit ,,un-", mittelhochdeutsch = „ungezihere, ungeziver = unreines, nicht zum
Opfer geeignetes Tier. Daneben stets schon in der heutigen Bedeutung gebraucht. Bei
Hans Sachs (1612) heißt es: „ViL unzifers, als edechsen, krotten und schlangen". —
Ein besonderer Wandel zu der heutigen Bedeutung ist nicht festzustellen. Höchst wahr-
scheiülich wurde das Wort auch mit besonderer, konkreter Bedeutung auf die mensch-
lichen Parasiten und die Schädlinge gebraucht. Verwandtschaft von „zebar" mit neu-
hochdeutsch „Käfer" besteht nicht, wenn auch niedersächsisch „zefer" für „Käfer"
vorkommt.
^) Wenn ich hier von Fachzeitungen spreche, so habe ich nur diejenigen Inter-
essentenorgane gezählt, welche Gewerbe jUnd Industrien vertreten, die in erster Linie
von Ungeziefer und Schädlingen zu leiden haben. Die genannte Zahl 600 umfaßt nur
"die Fachblätter folgender Gewerbe und Industrien: Fleischer, Friseure, Gast-
wirte, Müller, Bäcker, Brauer, Nahrungsmittelindustrie, Landwirtschaft, Vieh-, Haus-,
Bienenwirtschaft, Garten-, Obst-, Blumenbau. Bei der Summierung sind also Bau-,
Maschinen-, chemische Zeitungen usw. völlig unberücksichtigt geblieben.
166 Albrecht Hase,
Mer in erster Linie in Frage kommen, nur rund l^/o aus. Sondern wir
nicht nach Tages- bezw. Fachzeitungen, sondern fragen wir: wieviel
Zeitungen stehen der Reklame auf diesem Gebiete in Ileutschland über-
haupt zur Verfügung, so kommen (rund) 2200 -j- 600 = Stück in Frage ;
davon sind die von uns benutzten 121 Stück aber etwa nur 4^0. Doch
davon zunächst genug! Auf die wirtschaftliche Seite dieser Frage
komme ich noch zu sprechen^).
Kapitel 1
Über die Bekämpfungsmittel
Mit das Wesentliche an der ganzen soeben geschilderten Methodik
ist für mich, zu zeigen, welche Mittel ungefähr augenblicklich auf dem
Markte sind. Ihre Liste steht weiter unten. Daß bei weitem nicht
alle durch mein Vorgehen erfaßt wurden, ist sonnenklar. Für die hier
in Betracht kommenden Zwecke, die ja in erster Linie auf prinzipielle
Fragestellung hinzielen, genügen sie vollkommen. Betont sei besonders
aus letzterem Grunde ausdrücklich, ich enthalte mich jeden Urteils über
den Wert der genannten Präparate im einzelnen, sowohl nach der
positiven wie nach der negativen Seite hin. Ich lasse die betreffende
Anzeige selbst sprechen. Die mitgeteilten Listen sollen zunächst lediglich
eine Katalogisierung sein, um einen Überblick über einen Teil des tat-
sächlich Vorhandenen zu bekommen. Dann gebe ich zu bedenken, wie
ephemer diese Dinge sind; bis zum Druck dieser Arbeit ist sicher eine
ganze Anzahl dieser Präparate längst verschwunden, um neuen Platz
zu machen. Aber gerade diese Kurzlebigkeit der Mittel sollte uns zu
denken geben; es ist mit der beste Ausdruck für die Wertlosigkeit der
meisten.
Viele der angepriesenen Präparate führen bestimmte Namen
z. B. Lausofan, Goldgeist, Beiß-Beiß, Styx, Tonal (Läusemittel); Kiffi,
Morida (Schabenmittel) ; Drowil (Wanzenmittel) ; Hops, Rattitod, Ratten-
^) Die Zahlenangaben über Tages- und Fachzeitungen sind dem Zeitungsverzeichnis
(nicht im Handel) der weltbekannten Annoncenfirma R. Mosse, Berlin, entnommen.
Dieses Verzeichnis ist soeben 1920 aufgestellt worden, und dürfte an Genauigkeit alle
anderen übertreffen. Bemerken will ich noch, daß von mir, um der Wirklichkeit mög-
lichst nahe zu kommen, immer die Mindestzahlen zu Berechnungen benutzt wurden,
z. B. ist die Zahl der Fachzeitungen etwa 650, einige sind aber in ihrem Bestehen und
Erscheinen bereits wieder unsicher geworden. Aus derartigen Gründen wurde die Ge-
samtzahl möglichst tief gegriffen.
Die Wirtschaft!. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 167
fänger (Rattenmittel). In diesem Falle ist ihre Wiedererkennung leicht
— auch in der Anzeige. Andere wieder führen ganz allgemeine
Namen, wie: Schwabenpulver, Wanzentinktur, Ungeziefermittel. Wenn
nun von Firmen (z. B. von Versandhäusern) letztgenannte Präparate in
den Handel gebracht werden, so ist für den Käufer nicht nachzukommen,
welches der vielen Schwabenpulver, welche Wanzentinktur er erhalten
hat. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren: diese dadurch her-
vorgerufene Unsicherheit ist eine beabsichtigte. Ich führe zunächst die
benannten Mittel auf, so wie sie aus den Ankündigungen zu ent-
nehmen sind. Die kurzen Erläuterungen dazu stammen aus der Anzeige
selbst. Die Gruppierung ist so, wie sie sich ergibt, wenn man berück-
sichtigt, gegen was das Präparat in erster Linie oder ausschließlich
angepriesen wird. Die Preise beziehen sich auf die kleinste im Einzel-
verkauf abgegebene Menge. Fab. bedeutet: der Fabrikant wird in der
Anzeige unzweideutig genannt. Gar. bedeutet: für die Wirksamkeit
wird Garantie geleistet. Pat. bedeutet: das Mittel ist laut Anzeige
patentamtlich oder gesetzlich geschützt oder patentamtlich angemeldet.
a. g. bedeutet: auch gegen.
I. Mittel gegen Flöhe
1. Eckolda; a. g. Läuse. Gar., Pat. 1 Flasche 6,00.
2. Fugal; bes. g. Hundeflöhe. Fab. 1 Glas 1,30.
,3. Trikesolpuder Pfeifferol. Fab. 1,25.
Eine Anzeige von selten einer Apotheke preist „Floh-Spezial- Mittel"
zum Preise von 1,25 an.
n. Mittel gegen Wanzen
1. Albasol. Fab., Pat. 2,40.
2. Anti wanzin. Pat. 3,00.
3. Discret.
4. Drowil. 8,00.
5. Furol; a. g. Schaben, Ratten, Wanzen, s. daselbst; 1,30 als Wanzenmittel.
6. Grotonol. 10,00.
7. Nikodaal. 4,00.
8. Strubes Wanzentinktur. 3,50.
9. Dr. Weinreichs Wanzenäther.
10. Wanzenol; a. g. Flöhe, Schaben usw.
11. Wanzen pulv er „Terror". Gar.
12. Dalmatin; a. g. Schaben. Pat. 2,50.
Dazu kommen noch Präparate, die die allgemeine Bezeichnung
„Wanzentod" und „Wanzentinktur" führen. Verschiedene Ankündigungen
Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIII. . i o
168 Albrecht Hase,
preisen Wanzenvernichtung „mit neuesten Mitteln" an; eine Firma macht
die Vernichtung mittels „Stickgasapparat" (welches Gas?) bekannt.
in. Mittel gegen Läuse
1. Älbasol; a. g. Wanzen. Fab., Pat. 2,40.
2. Anti Marke „Ejot".
3. Antilausin.
■k Beiß-Beiß. 3,50.
• 5. Metz Blitz Balsam. 1,50.
6. Contrasekt. Fab. 2,00.
7. Eckolda; a. g. Flöhe. Gar., Pat. 6,00.
8. Goldgeist. 3,75.
9. Haarelement.
10. „Haha"-Kopfwasser. Fab.
11. Henningsons Edelfluid. Pat. 2,25.
12. Hopsi.
13. Kosekt. Fab.
14. Kopf-Kein-Haaröl.
15. Lausofan. Fab.
16. Läuse-Essenz.
17. Lauto. Fab. 5,00.
18. Dilg Luhsin-Balsam. Fab. 2,00.
19. Niffka. Fab., Pat.
20. Nissin.
21. Parasiten Liniment Pfeifferol. Fab. 2,00.
22. Problimat. Fab. 3,00.
23. „Radikal" sympathisches Naturmittel.
24. Schwester Anna Kopfgeist. Fab. 3,75.
25. Styx. 1,20.
26. Tonal.
27. Totin. 3,00.
28. Droeges Vera. Gar., Pat. 4,50.
29. Dr. Weinreichs Läuseäther.
30. Mein Geheimnis.
Hierzu kommen noch Mittel, die in der Annonce nur andeutungs-
weise genannt sind, da sie nur bei „persönlicher Behandlung" angewandt
werden, also Geheimmittel darstellen.
IV. Mittel gegen Räude
1. Flörosal. Fab. 3,50.
2. Kaban Liniment. Fab., Pat.
3. Kreopix. Fab. 5,50.
4. Räudo. Fab.
5. Diehlol. Fab. 19,00.
6. Antisarkoptin.
7. Schädlingstod; a. g. anderes Ungeziefer. Fab.
Die Wirtschaft!. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 169
Ferner werden noch Mittel andeutungsweise genannt, welche nur
bei persönlicher Anwesenheit des Fabrikanten zur Anwendung kommen,
V. Mittel gegen Motten
1. Globol. Fab.
2. Kolo.
3. Persia Mottenschutz.
Ferner werden noch drei Präparate unter der allgemeinen Bezeich-
nung „Motten-Mittel" angeboten.
• VI. Mittel gegen Schaben
1. Aiwa Schabentod; a. g. Wanzen und Mäuse. Fab. 1,00.
2. Antischwabin. .3,00.
3. Furol; a. g. Wanzen, Ratten. Gar. 1,50.
4. Granitol. Fab. 12,00.
5. Kiffi. Fab. 6,00.
6. Morida.
7. Mortol.
8. Poudre Martial „Tod und Teufel". Fab. 1,75.
9. Eadikal Schabenpulver. 2,00.
10. Seebers giftfreies Käferpulver. Fab., Pat.
11. Thomasol Schwaben Puder. Fab., Pat. 3,00.
12. Uhligs Sicher. 1,00.
18. Terror Schwabenpulver. Gar.
Ferner werden noch Präparate mit der Bezeichnung „Schwaben-
pulver, -Tod" angeboten.
VII. Mittel gegen Ratten und Mäuse
1. Chlorostyx. 0,75.
2. Furol; a. g. Wanzen und Schaben. Gar. 2,25.
3. Hops. Fab.
4. Apotheker Neumanns „Mors". Fab., Gar., Pat.
5. Pestan. 2,25.
6. Tufan. 2,00.
7. Grasstats Rattitot. 3,00.
8. Rattapan. Fab., Gar., Pat. 4,00. •
9. Rattagallin. Fab., Pat.
10. Rattenfänger.
11. Siegerin. Fab. 3,00.
12. Zinitin. Pat. 2,50.
13. Ejot.
14. Millim-ors. Fab. 1,50.
15. Morrattin. 5,00.
16. Musculin. Pat. 3,00.
12*
170 Albrecht Hase,
17.
Pogrom. 11,00.
18.
Ratin.
19.
Ratten-Mäusetod. .5,80.
20.
Terror Pest-Typhus-Bazillen. Gar.
21.
Thomasol Ratten und Mäuse Fluid.
22.
Thanatos Fest. Fab. 3,50.
23.
Rattenfort-Mäusefort. Fab. 1,75.
24.
Venimors.
Fab., Gar. 7,00.
Ferner liegen noch 23 verschiedene Anzeigen vor, die Ratten- und
Mäusetuj^phus (Pest), Bazillenpräparate, sowie 8, die Ratten- und Mäuse-
kuchenanzeigen, ohne bestimmte Namen für die Mittel anzugeben. Drei
Ankündigungen preisen Spezialfällen an.
VIII. Mittel gegen Ungeziefer im allgemeinen
1. Gemol.
2. Ort; g. Blattläuse, Fliegen, "Wanzen, Flöhe, Milben. 7,20.
3. Tierarzt Bargums Viehreinigungspulver.
4. Heini-Läuse- und Ungeziefer-Pulver. 3,00.
o. Läusetöter; g. Ungeziefer beim Vieh. Fab. 4,00.
6. Dalmatin. Pat. 2,50.
7. Debeka. Fab., Pat.
8. Demant Pulver und Pulverspritze (!). Fab.
9. Parafix; g. Ungeziefer jeder Art. 5,00.
10. Pereat Insektenpulver.
11. Radikat Pulver. Fab.
12. Rodol; bes. g. Yiehläuse. Gar. 1,25.
13. Kolol. Fab.
14. Hänsalin. Fab., Pat.
15. Beersolin. Fab.
16. Jucksin. Fab.
Ferner liegen eine Menge von Annoncen vor, in denen kein be-
stimmtes Mittel genannt wird; es werden nur „Ungeziefer-Mittel" an-
geboten. Von Kammerjägereien und Desinfektionsanstalten liegen Ge-
schäftsanzeigen vor in großer Zahl; teils unter der Angabe, daß „eigene"
Mittel verwandt würden, teils mit dem Hinweis, daß sie die „besten
vorhandenen Präparate" anwenden, teils mit dem Hinweis, daß sie „Un-
geziefer jeglicher Art" sicher vernichten.
Stellen wir nur die mit Namen ausgezeichneten in den vor-
liegenden Anzeigen empfohlenen Mittel zusammen, so ergibt sich, daß
gegen: Flöhe = 3, Wanzen = 12, Läuse = 30, Räude = 7, Motten
= 3, Schaben = 13, Ratten und Mäuse = 24 und „Ungeziefer" = 16,
zusammen 108 Mittel im Handel zu haben sind. Über 50, nur durch
Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. ] 7 X
allgemeine Benennung gekennzeichnet, sind allein in den Anzeigen an-
gepriesen, welche mir vorgelegen haben, letztere sind selbstverständlich
in der Endsumme 108 nicht enthalten. Bleiben wir zunächst bei den
108 oben aufgezählten Mitteln; sie genügen vollauf, um auf das auf-
merksam zu machen, was prinzipiell wichtig ist. — Zunächst fällt auf:
nur bei 39% der Präparate wird der Name des Fabrikanten
unzweideutig genannt. Da es sich aber z. T. um Präparate handelt,
welche am menschlichen Körper angewandt werden sollen, so ist dieses
Verschweigen kein Umstand, welcher geeignet ist, das Vertrauen auf
die Wirksamkeit zu erhöhen. Von einer Arzenei verlangt man auch zu
wissen, wer sie herstellte! Für gewisse Mittel wird eine Garantie für
den Erfolg gewährleistet, es ist dies bei 18'^/o der Präparate der Fall.
— Von einer Reihe obengenannter Mittel wird in der diesbezüglichen
Anzeige angeblich als besonders beweisend für die Brauchbarkeit her-
vorgehoben, das betr. Präparat sei „patentamtlich angemeldet" oder
„gesetzlich geschützt". Ob die angemeldeten Patente auch erteilt
wurden, ist nur in ganz vereinzelten Fällen ausgesprochen.
Soviel über die benannten Mittel! Noch viel ungünstiger gestalten
sich alle soeben dargestellten Dinge, wenn man die nur summarisch
benannten Mittel (ca. 50) überprüft. Ich führe dies alles an, um die
vollkommene Unsicherheit zu beleuchten und festzulegen, die in diesen
Dingen herrscht.
Die chemische Zusammensetzung der Mittel (abgesehen von
den Bakterienpräparaten gegen Ratten und Mäuse) wird fast nie an-
gegeben. Gewöhnlich, doch auch nicht immer, macht die Annonce nur
auf die Beschaffenheit im allgemeinen aufmerksam, indem es heißt,
„gebrauchsfertig", „zu verdünnen", „Salbe", „Tinktur" usw. Zwölf.
Anzeigen sind mir zu Händen gekommen, in denen Kammerjäger zur
Vernichtung des Ungeziefers „gasförmige" Mittel anpreisen, die sie nur
in ihrer persönlichen Gegenwart zur Anwendung bringen. Um welche
Gase es sich handelt, wird nie gesagt, denn eine Bezeichnung wie
„Stickgas" (lt. betr. Anzeige) sagt gar nichts.
Selbstverständlich sind nicht alle angepriesenen Mittel Schwindel.
Aber leider bilden diese die Ausnahme. Ich will auf eine Tatsache
hinweisen, welche wohl geeignet ist, berechtigtes Mißtrauen wach-
zurufen. Im zweiten Kriegsjahr 1915 beschäftigte ich mich bereits mit
der Frage der Läusebekämpfungs mittel (Hase, "Weitere Beobachtungen
über die Läuseplage; Centralbl. f. Bakt., Par. u. Infekt., I. Abt. Bd. 77,
1915). Etwa 80 mit Namen belegte (neben einer Unmasse einfach als
172 Albrecht Hase,
„Läusemitte] " bezeichneter Präparate) Mittel ^iff ich auf. Diese 80
waren alle „totsicher", „garantierten für Erfolg", „patentamtlich gemeldet"
usw. usw. Heute fand ich von diesen 80 nur noch 4 im Handel
unter gleichem Namen. Der Einwand, der Bedarf an Läusemitteln
sei nur gering , und deshalb seien sie im Handel zurückgegangen , ist
vollkommen unhaltbar. Wie kommt es sonst, daß die heute im Handel
befindlichen Läusemittel eine so große Zahl (lt. Tabelle I— VHI) aus-
machen? Es ist das eben nur ein Ausdruck für die starke Nachfrage.
Ich bin sicher, obwohl der Beweis schwer zu erbringen ist, eine Menge
von Präparaten erscheinen immer unter neuem Namen, sobald sie unter
dem alten nicht mehr zugkräftig sind. Macht man sich die Mühe und
sucht festzustellen, gegen welche Schädlinge die angepriesenen Präparate
eigentlich wirksam sein sollen, so stößt man bald auf Schwierigkeiten,
denn nur ein Teil der Mittel sind Spezial- Bekämpf ungsuiittel, d. h. sie
werden unzweideutig gegen einen bestimmten Schädling empfohlen. So
z. B. gibt es Spezialmittel gegen Batten und Mäuse, gegen Läuse, Flöhe,
Motten usw. — Die viel größere Menge der Präparate trägt den etwas
verdächtigen Charakter als Universal-Bekämpfungsmittal, d. h. sie
sollen laut Anzeige verschiedene Schädlinge zugleich vernichten —
natürlich restlos. Einige Beispiele führe ich an: „Terror -Pulver" ist
gegen Schaben, Wanzen, Läuse, Flöhe, Motten, Ameisen usw.; „Veni-
mors" (Tabelle Vn)= Bakterienpräparate sind gegen „Ratten und
Mäuse, Hamster, Wühlmäuse, Schwaben, Russen, Kellerasseln, Motten,
Hausameisen u. a. Hausinsekten": „Wanzenol" (Tab. H), =^ „hat fabel-
hafte Wirkung gegen Wanzen, Flöhe, schwarze Käfer, Kakerlaken usw."
— Wir sehen, daß oft die zoologisch verschiedensten Geschöpfe mit
ganz entgegengesetzter Lebensweise zusammengefaßt sind, gegen welche
das betreffende Mittel summarisch wirkt. Müssen nicht dem Fachzoologen
berechtigte Zweifel beim Lesen solcher Anzeigen auftauchen? Auf die
Unsicherheit, die sich darin kundtut, werden wir weiter unten in Kap. 2,
Abs. 4, nochmals zu sprechen kommen.
Kapitel 2
Über das Anzeigewesen beireffend Bekämpfungsmittel
Nach jeder Richtung hin lohnend und interessant ist es, sich die
Anzeigen selbst auf diesem Gebiete etwas genauer anzusehen. Welche
UnZuverlässigkeit und Unkontrollierbarkeit herrscht, geht aus den An-
kündigungen selbst hervor.
Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 173
I. Wer annonciert überhaupt?
Es lassen sich drei Gruppen der Anzeigenden unterscheiden: a) der
Fabrikant, b) der Wiederverkäufer, c) der Kammerjäger bezw. die Des-
infektionsanstalt. Auch hier ist keine scharfe Trennung durchzuführen;
schon deshalb nicht, weil vielfach gar nicht feststellbar ist, ob der
Anzeigende der Selbsthersteller ist.
Zu a) Der Fabrikant. Er zeigt unter voller Namens- und
Adressenangabe das oder die von ihm hergestellten Mittel au. Beispiels-
weise ist dies der Fall bei den Räudemitteln „Kaban Liniment", „Diehlol",
„Kreopix"; beim Flohmittel „Trikresolpuder Pfeifferol"; beim Ratten-
mittel „Rattagallin". In diesen Fällen ist gegen die Anzeige bezw.
gegen die Art ihrer Abfassung nicht das geringste einzuwenden, wie
sich, um es ausdrücklich zu betonen, meine Ausführungen niemals
gegen brauchbare Mittel und gegen ernsthafte Ankündigungen
richten, sondern nur gegen Unzuverlässiges.
Zu b) Der Wiederverkäufer. Als solche kommen Klein- und
Großhändler in Frage. Entweder wird von ihnen ein Präparat allein
empfohlen, oder sie kündigen summarisch mehrere zugleich an. Wieder-
verkäufer sind in erster Linie bestimmte Geschäfte wie z. B. Apotheken
und Drogerien, auch Friseure. Ein Teil verkauft nur am Ort, ein
anderer betreibt den Versand nach auswärts. Eine schlimme Kategorie
von Wiederverkäufern sind die „Versandbüros" und „Versandhäuser".
Unter vielen anderen Dingen verschicken sie Ungeziefer- und Schäd-
lingsmittel ohne Angabe der Herkunft. Diese Art des Vertriebes ist
um so anfechtbarer, da meistens als Adresse dieser Firmen nur der Ort
und die Nummer des Postfaches angegeben wird, „Das Versandhaus"
trägt aber in der Regel keinen Personalnamen, sondern einen Deck-
namen. Ganz auffallend aber ist es, daß derartige Firmen zumeist nicht
in den beheimateten Zeitungen ihre Präparate anbieten, sondern in
Blättern weitentfernter Provinzen. Beispielsweise preisen westfälische
Firmen in Schlesien und badische Firmen in Ostpreußen an. Muß der
Satz „daß der Prophet nichts im Vaterlande gilt" hier nicht dahin ab-
geändert werden, daß er als Schwindler erkannt, die Heimat scheuen
muß? Jedem Leser ist es anheimgestellt, sich auszumalen, wie die
Reklamation verläuft, wenn er auf in derartiger' Weise angebotene
Präparate hereinfiel!
Zu c) Der Kammerjäger bezw. die Desinfektionsanstalt.
Daß diese Gewerbe entsprechende Anzeigen in die Zeitungen einrücken,
ist klar. Zweifelsohne gibt es recht reell arbeitende Firmen in allen
174 Albrecht Hase,
Teilen Deutschlands darunter. Man kann bei einiger Übung vielfach
der Annonce schon entnehmen, ob zuverlässige Firmen dahinterstehen.
Aber leider gibt es einen großen Prozentsatz von unlauteren Elementen
besonders unter den Kammerjägern; ihre Anzeigen fallen entsprechend
aus. Wenn z. B. Kammerjäger „jahrelangen Erfolg" garantieren, so ist
wohl für den Biologen die Diskussion über derartige Behauptungen
überflüssig. — Yerbunden mit ihren Geschäftsanzeigen sind nun viel:
fach, fast regelmäßig, zugleich die Anpreisungen von Ungeziefer- und
Schädlingsmitteln. Entweder heißt es: verwende meine Spezialmittel,
oder: es kommen nur die neuesten Mittel und Verfahren zur Anwendung,
oder: verkaufe und versende Ungeziefermittel wie . . . (folgt Angabe
der Präparate). Leider ist das Kamm erjägerge werte vielfach ein sogen,
unsicheres. Verbindet nun ein an und für sich unzuverlässiger Kammer-
jäger mit seinem Beruf noch den Versand und die Herstellung von
üngezief ermitteln , so kann man sich leicht denken, was dabei heraus-
kommt und wie das kaufende Publikum geprellt wird. — Welche Un-
zuverlässigkeit herrscht, geht aus einem Umstände mit am schlagendsten
hervor. Es liegt mir eine Reihe von Anzeigen vor, in denen Kammer-
jäger ankündigen, daß sie von weit auswärts in einen bestimmten Be-
zirk kommen. So z. B. reist ein westfälischer Kammerjäger nach Ost-
friesland und ein Bayer arbeitet in Schlesien. Da fragt man sich,
gibt's denn in der Heimat kein Ungeziefer mehr? Oder hat der Be-
treffende triftige Gründe, seine Tätigkeit weit weg zu verlegen?
2. Wo wird annonciert?
Wir können die Frage gleich vorweg beantworten: in allen Tages-
zeitungen und zwar in den größten, den großen, den mittleren
wie in den kleinen (vergl. S. 163). Ferner in den Fachzeitungen,
von allem der Berufsstände und Erwerbszweige, die den Angriffen ^^on
Schädlingen in erster Linie ausgesetzt sind. Solche sind: Fleischereien,
Bäckereien, Müllereien, Gastwirtschaften, Brauereien, Nahrungsmittel-
industrien und -handel, Drogenhandlungen, Land- und Viehwirtschaften,
Gärtnereien, Obstbau, Blumenbau, Imkereien, Kleintierzüchtereien. —
Auffallend ist und es gibt zu denken, daß besonders zahlreiche An-
kündigungen in- denjenigen Tageszeitungen zu finden sind,
welche vorzugsweise von der ärmeren Bevölkerung großer
Städte gelesen werden (z. B. Dresdener Volkszeitung, Essener Volks-
zeitung, Kieler- Volkszeitung, Magdeburger Volksstimme u. a. m.). Durch
diese Tatsache kommt zweierlei zum Ausdruck. Erstens, daß diese
Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 175
Kreise — der wirtschaftlich schwächere Teil — besonders stark unter
Ungeziefer, zu leiden haben, und zweitens, daß er das größte Kon-
tingent der Käufer stellt. Die Anzeigen würden ja sofort in den Blättern
verschwinden, wenn sie erfolglos wären. Dieses ist aber keineswegs
der Fall, im Gegenteil, sie sind ständig darin vertreten.
3. Wie oft wird annonciert?
Um diese Frage genau zu beantworten, bedürfte es recht umfang-
reicher Erhebungen. Doch da, wie ich schon betonte, keine Anzeigen-
statistik getrieben werden soll, so können wir uns mit dem begnügen,
was an Material vorliegt. Auch dieses gibt uns die Aufschlüsse, welche
von prinzipieller Wichtigkeit sind. Ein Teil der Anzeigen -erscheint nur
wenige Male, besonders die in den kleinen und mittleren Blättern.
Wenn ein Drogist alle Monate in einer kleinen Lokalzeitung einmal ein
Schädlingsmittel anzeigt, so genügt es für diesen Leserkreis. Andere
Anzeigen liegen mir vor, die vier- bis fünfmal im Monat in einer Zeitung
erschienen sind und dann nicht wieder. Eine dritte Gruppe von An-
zeigen kehrt immer wieder und erscheint in einer Menge von Zeitungen,
z, B. wurde die Anpreisung von „Lauto" in 30, von „Furol" in 64 und
von „Goldgeist" sogar in 110 Zeitungen festgestellt. Der Umfang der
Reklame, welcher für die verschiedenen Präparate aufgewendet wird,
ist eben, je nach der Finanzkraft der Unternehmer, ganz verschieden.
Jedenfalls ist keinesfalls der Schluß zulässig: das Mittel muß gut sein,
denn es wird viel Reklame dafür gemacht.
4. Wie wird annonciert?
Daß ein Fabrikant für seine Erzeugnisse Reklame machen muß,
ist selbstverständlich, und es fällt mir auch absolut nicht ein, die Be-
rechtigung einer sachgemäßen Reklame, auch für Schädlings- und Un-
geziefermittel irgendwie in Abrede stellen zu wollen. Wogegen ich
mich wende, ist das Unsachliche. Sieht man sich die Anpreisungen der
Schädlings- und Ungeziefermittel etwas kritisch an, so fällt sofort auf,
wie sehr die Sachlichkeit zurücktritt und ihre Stelle das
Schlagwort einnimmt. Was zunächst die Benennung der Präparate
anbelangt, so ist dagegen nichts einzuwenden. Im Gegenteil! Dieses
Vorgehen erleichtert sogar die Stellungnahme zu den verschiedenen
Mitteln. Nur sind die vielfachen Geschmacksverirrungen bei der Namen-
gebung nicht gerade schön. Oder wer findet etwa den Namen „Beiß-
Beiß" (für ein Läusemittel) oder „Hops" (für ein Rattenmittel) besonders
wohlklingend?
176 Albrecht Hase,
Wie ich sagte, nimmt das Schlagwort einen breiten, ja beherr-
schenden Raum ein in den Anzeigen. Es ist dies mit ein Ausdruck
dafür, daß auf das große Publikum eben nur grobe Ausdrucks-
mittel wirken. Eine streng sachlich gehaltene Anzeige würden die
meisten Leser der Tageszeitungen (leider!!) gar nicht verstehen. Am
beliebtesten sind die Schlagworte, welche den Erfolg des
Mittels recht grell beleuchten. Daß hierbei der Wunsch der Vater
des Gedankens ist, dürfte klar sein. Möglichst fettgedruckt, als Anruf,
Überschrift und Stichwort erscheinen sie. Ich stelle eine Blütenlese
von Schlagworten zusammen. Es wäre mir ein Leichtes, sie um das
Dreifache zu vermehren.
„Das beste Schutzmittel — tötet in wenigen Minuten — vernichtet
verblüffend — vernichtet restlos — verblüffende Resultate — vertilgt
radikal — beseitigt sofort radikal — sensationell — in einer Stunde
gegen Garantieschein — Wirkung sofort radikal — allerwirksamstes
Mittel — unwiderstehlich vernichtende Kraft — totsicheres Ausrottungs-
mittel — das Ende des Ungeziefers — das größte Sterben — es gibt
nichts Besseres — fabelhafte Wirkung — nichts anderes nehmen —
1000 fach bewährt — mein Geheimnis — Riesenverdienst — meine Frau
und ich sind glücklich — verheerende Seuche — ansteckende Seuche
— 400 tote Ratten und Mäuse aufgefunden — Seuche! Typhus! Pest!
Tod! — die neue Zeit — ■ die neue Macht — Erfolg garantiert sonst
Geld zurück. — kein Quacksalber- und Kurpfuschermittelchen, sondern
wissenschaftlich erprobt — auch die sauberste Mutter — Hören Sie!
Haha! — wenn ihr Kind — Tod und garantiert radikale Vernichtung
— zum Tode verurteilt — Mord — sicherer Tod — " usw. usw.
Wie groß muß der Tiefstand der Kenntnisse breitester Volks-
schichten in diesen Dingen sein, daß auf sie derartige Ausdrucksmittel
wirken! Zu dieser traurigen Erkenntnis kommt man durch die Fest-
stellung obiger Tatsachen. Welche ungeheure Aufklärungsarbeit muß
noch geleistet werden von selten der Biologen, bis diese Zustände besser
werden! Man fragt sich unwillkürlich, nachdem man soviel Versicherung
von Mord, Tod, Vernichtung des Ungeziefers gelesen, wie kommt es
nur, daß immer noch so viel vorhanden ist? Laut Anpreisung der
Mittel müßte es doch längst zu den Seltenheiten gehören.
Ein besonderes Kapitel in der Art der Abfassung der Annoncen
bilden die geleisteten Garantien. Man kann lesen: „Ärztlich anerkannt,
patentamtlich geschützt, gesetzlich geschützt, patentamtlich angemeldet,
mein Institut ist gerichtlich eingetragen, unter staatlicher Oberaufsicht,
Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 177
wissenschaftlich erprobt, laut Zeugnissen, glänzende Gutachten, tausend
Dankschreiben" usw. Natürlich gibt es Mittel, bei denen alles dies zu-
trifft, doch bilden sie die Minderzahl. Wer die tatsächlichen Verhält-
nisse der Praxis kennt, dem ist nicht unbekannt, in wie wenig Fällen
die papiernen Versicherungen der Wirklichkeit entsprechen.
Wir sagten bereits, daß die Abfassung der Anzeigen auf die
Unkenntnis des kaufenden Publikums zugeschnitten ist. Eine
Tatsache ist besonders geeignet, diese Behauptung zu beweisen. Es
ist die Zusammenstellung aller der Schädlinge, gegen die ein und das-
selbe Präparat helfen soll. Der Gedankengang der annoncierenden
Händler und Fabrikanten ist gewöhnlich folgender : wenn in der Anzeige
möglichst viel Tiere zusammen genannt werden, die das betreffende
Mittel „totsicher radikal" vernichtet, dann wird durch die vorgegebene
Universalität des Präparates das Publikum umso eher verleitet, es zu
kaufen. Im vorhergehenden Kapitel hatte ich bereits den Wert der
Universalität kritisch beleuchtet (vergl. S. 172). Ich führe noch einige
Beispiele an und werde zum Schluß vom biologischen Standpunkte aus
einiges einfügen. Wenn ein Mittel gegen Ratten und Mäuse zugleich
angepriesen wird, so ist nichts dagegen einzuwenden. Nun finden sich
aber Anzeigen (z. B. Furol, Tab. II und III), welche besagen, das Prä-
parat sei gegen Ratten, Mäuse und Schaben und Wanzen zugleich wirksam.
Oder ein „Schwabenpulver" dient zur Vernichtung von Schwaben, Schaben,
Russen, Franzosen, Kakerlaken, Kellerasseln, Mehlmotten (!!), Ameisen usw.
— Oder, das Präparat „Ort" (Tab. VIII) ist „das Beste und Sicherste
gegen Fliegen, Käfer, Wanzen, Blattläuse, Russen, Kakerlaken, Schwaben,
Hühner- und Vogelmilben" zugleich. Schließlich gibt es eine Menge von
Präparaten, die „jegliches Ungeziefer radikal" vernichten. — Dazu sei
vom biologischen Standpunkte aus bemerkt: wir wissen jetzt, daß selbst
ein so hochgiftiges Gas wie Blausäure in bestimmter Konzentration nicht
auf alle Schädlinge zugleich tödlich einwirkt. Sehen wir uns die Lebens-
weise der oben in einem Atem genannten Formen nur etwas genauer
an, so ergibt sich sofort, daß hier grobe Unstimmigkeiten sind. Wanzen
saugen nur Blut, Blattläuse nehmen nur Pflanzensäfte zu sich. Schaben
sind Allesfresser — welches Mittel kann sie sicher zugleich vernichten?
Auch in Anbetracht der Lebensweise doch höchstens ein sehr giftiges
Gas! Und ein solches Präparat soll man paketweise im freien Hand-
verkauf bekommen? Wie will man mit einem Pulver (!) Mehlmotten
vernichten, ohne das Mehl mit zu vernichten, d. h. ungenießbar zu machen?
Hat der Verfasser der betreffenden Anzeige Kenntnisse über das Leben
178 Albrecht Hase,
dieses Vorratsschädlings? Es scheint nicht so! Eine Anzeige liegt mir
vor, in der „gebrauchsfertiger Ungeziefer-Typhusbazillus für Ratten,
Mäuse, Käfer, Wanzen, Flöhe, Läuse usw. unter garantierter Wirkung"
angeboten wird. Ich höre zum ersten Male von einem so phänomenalen
Bazillus! Zu letztem Beispiel sei bemerkt, die Anzeige ist nicht nur
einmal, sondern wiederholt erschienen. Der hier zutage geförderte
Unsinn richtet sich selbst! Fast niemals werden die Anzeigen der
Biologie der Schädlinge durch entsprechende Fassung gerecht. Sum-
marisch, ja stereotyp, kehrt immer der Passus wieder: „vernichtet alles
Ungeziefer samt Brut restlos" usw.
Noch einige kleine Beispiele znm Kapitel Unkenntnis und Kritik-
losigkeit des Publikums! Was denkt man sich unter einem „gift-
sichersten Mittel" (Schwabentod Morida), was unter einem „giftfreien
Käferpulver" (Seebers giftfreies Käferpulver), was unter einem „unver-
gänglichen Schwabenpuder" (Thomasol Schwabenpuder), was unter „drei-
fach starkem und fünffach starkem Läusemittel? Oder: ein Versandbüro
bietet Rattenkuchen „auch gegen Maulwürfe" (zu 4 Mk. das Stück) an.
Kommentar überflüssig!!
Nur noch einige Worte zur zoologischen Benennung der zu be-
kämpfenden Formen. Auch hier kann man Dinge finden, die einerseits
die Unkenntnis der Anzeigenden, andererseits des Publikums klipp und
klar erweisen. Ich möchte nur ein Beispiel herausgreifen: die Benennung
der Schaben. Gewiß ist mir bekannt, wie verschieden regional die Be-
zeichnungen sind, wenn es aber in den Anzeigen heißt, gegen „Schwaben,
Russen, Kellerasseln, Kakerlaken" oder gegen „Schwaben, Schaben,,
Russen, Franzosen, Kakerlaken", so ist doch die Frage berechtigt,
warum diese Häufung der volkstümlichen Namen? Dokumentiert sich
auch darin nicht eine große Unsicherheit?
Bevor ich diesen Abschnitt schließe, soll noch auf einen Punkt
hingewiesen werden, der einen großen Prozentsatz der Anzeigenden
fragwürdig erscheinen läßt. Immer kehrt die Versicherung wieder des
hohen Verdienstes, den Wiederverkäufer durch den Präparatverkauf er-
zielen. „Riesen verdienst" — „Lohnendstes Mittel für Grossisten", das
sind die Schlagworte, mit denen gearbeitet wird^). — Selbstverständlich
^) Kurz vor dem Druck der Arbeit, als die Tabellen I bis VIII bereits ab-
geschlossen waren, kam mir folgendes Inserat in einer Fachzeitung zu Gesicht. Wörtlich
lautet es: „Riesigen Verdienst erzielen Sie bei Herstellung von Wanzenfluid mit unserem
Arcolin. 1 kg mit 19 kg Aqua (gesperrt d. Verf.) gemischt, bringt Ihnen spielend
Die wirlschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 179
soll jemand, der ein gutes Ungeziefermittel in den Handel bringt, auch
daran verdienen. Wenn aber besonders hohe Verdienste schon dem
Wiederverkäufer zugesichert werden, wieviel verdient dann der Fa-
brikant? Wie billig muß dann die Herstellung des Präparates sein?
Im Gegensatz steht dies aber zu den meist recht hohen Preisen der Mittel
im Handverkauf. In Tab. I — VIII sind bei mehreren Mitteln die Preise der
kleinsten im Handel erhältlichen Mengen angegeben. Sicher ist natür-
lich, daß heute, infolge der allgemeinen Preissteigerungen, viele derselben
schon längst überholt sind. Mir drängt sich bei der Prüfung der Preise
immer der Gedanke auf, es muß doch recht viel mit diesen Dingen
verdient werden. Meine Meinung ist: die große Produktion derartiger
Mittel wird eben nicht dadurch hervorgerufen, daß unsere Kenntnisse
über die Wirksamkeit spezifischer Bekämpfungsmittel gegen die Schäd-
linge plötzlich ungeahnt große und sichere geworden sind, sondern da-
durch, daß, fußend auf der Dummheit des Publikums einerseits und auf
der großen Nachfrage andererseits vielfach mühelos glänzende Geschäfte
zu machen sind.
5. Ergänzende Bemerkungen
Um das ganze bisher entrollte Bild noch mehr abzurunden, soll
zum Schlüsse dieses Kapitels noch verschiedenes zur Sprache kommen.
Es bedarf wohl nicht vieler Worte mehr um darzulegen, auf welch un-
sicherem Boden man sich hier bewegt, und doch wäre Gewißheit recht
dringend vonnöten, in Anbetracht der ganzen Wirtschaftslage. — Wie
groß die allgemeine Unsicherheit, ist im Wortlaut mancher Anzeigen
selbst direkt ausgesprochen und zwar im Hinblick auf die Konkurrenz.
Nun ist es aber ein höchst zweischneidiges Schwert, den' Konkurrenten
als Schwindler hinzustellen in Ermangelung anderer Beweisgründe. Was
dann, wenn der Angegriffene zur gleic];ien Waffe greift? — Daß in den
Anpreisungen vor Nachahmungen gewarnt wird, ist nichts Besonderes.
Auch Hinweise, wo ein bestimmtes Mittel „allein echt" zu haben sei,
sind in keiner Weise anzufechten. Wenn es aber in verschiedenen
Annoncen heißt: „Meine Präparate, welche ich bei meiner Ausführung
in Anwendung bringe, sind nach meinem sachlichen Gutachten (!!) durch
langjährige Forschungen wissenschaftlich die einzigen Mittel, der Weiter-
400 Mk. ein. Verdienst wie in der Rezeptur; 1 Literflasche 39,75 Mk. ab exkl. per Nach-
nahme (Dr. Korallus & Co., Charlotten bürg 4/33)". — Ich glaube, die Fassung der An-
zeige bestätigt genugsam meine Ausführungen.
X80 Albrecht Hase,
Verbreitung vorzubeugen und Ausrottungen zu erzielen'' — oder: „Eine
Infragestellung des Erfolges, wie es bei fast allen anderen Mitteln fast
meistens der Fall ist, ist völlig ausgeschlossen" — oder: „Ratten- und
Mäuseplage sind nicht behoben durch marktschreierische fremde, sondern
durch . . . ." — oder: „Man weise alle Nachahmungen zurück, da
billigere Präparate wertlos" — oder: „Wer .... trotz angewandter
Mittel nicht loswerden konnte, wende sich an . . . ." — oder: „Ich
beseitige vollständig mit meinen noch nie versagten Spezialmitteln selbst
da, wo schon viele Mittel ohne Erfolg angewandt waren", so fällt der-
artige Reklame eben unter das, was ich oben sagte. Diese wortgetreu
wiedergegebenen Zugeständnisse sind für uns umso wertvoller, weil
sie direkt unsere Behauptungen bestätigen. Die Lage des kaufenden
Publikums ist aber deshalb zunächst noch keine bessere, denn ob ge-
kaufte Mittel brauchbare oder wertlose sind, kann es nur empirisch
feststellen. Zunächst behauptet ja jeder Fabrikant, seine Präparate
seien nicht mit wertlosen zu verwechseln.
Über manche Mittel werden Prospekte und Literatur versandt.
„Man verlange Prospekte" heißt es in den diesbezüglichen Annoncen.
Wir haben uns solche Druckschriften kommen lassen. Natürlich steht
meist unter Berufung auf viele Dankschreiben nur darin, wie vorzüglich
das Mittel sei. Nur ganz wenige solcher Prospekte heben sich über
den Rahmen des Selbstlobes heraus. Wer mit derartigen Dingen einiger-
maßen vertraut ist, der wird mir beipflichten, wie wenig Positives zu
einer objektiven Beurteilung solcherlei Prospekte bieten.
Schließlich sei auf etwas noch hingewiesen. Es wird manchem
Leser aufgefallen sein, daß in den Tabellen I bis VIII so wenig Motten-
und keine speziellen Fliegenmittel verzeichnet sind. Der Grund ist ein
zweifacher. Einmal sind die Fliegenmittel mit in der Gruppe „Ungeziefer-
mittel im allgemeinen" enthalten, da es sich nicht um besonders benannte
Spezialmittel handelte. Zweitens sind viele Schädlings- und Ungeziefer-
mittel Handelsartikel, die zu bestimmten Jahreszeiten besonders hervor-
treten. Wir haben das wenig schöne Wort „Saisonartikel" für
derartige Sachen. Nun wurden die Anzeigen von Herbst bis Frühjahr
aufgesammelt, also zu einer an und für sich recht ungünstigen Zeit in-
sofern, als eben fast kein Mittel gegen Fliegen und Motten angepriesen
wird. Diese Präparate erscheinen erst mit Eintritt wärmerer Jahreszeit
wieder auf dem Markt. — Das gleiche gilt für viele Mittel gegen
Pflanzenschädlinge — ebenso erscheinen besonders viele Anzeigen betreffs
Wanzenmitteln erst im Sommer.
Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 181
Auch aus diesen Tatsachen geht hervor, die von mir gesammelten
Anzeigen sind nicht etwa mühsam zusammengesucht, im Gegenteil! Es
ist nur eine bescheidene Auswahl aus der im Laufe eines Jahres tat-
sächlich erscheinenden Menge.
Kapitel 3
Die wirtschaftliche Bedeutung des Anzeigenwesens und des Handels mit
Schädlingsmitteln
f. Einleitende Bemerkungen
Bevor ich Einzelheiten bringe, möchte ich meinen prinzipiellen
Standpunkt in hierher gehörenden Fragen überhaupt darlegen. Ich weiß,
daß ich mich damit mancherlei Angriffen aussetze. Zum mindesten hoffe
ich aber Mißverständnissen vorzubeugen. Beabsichtigt wird: erstens
auf die wirtschaftliche Bedeutung dieses ganzen Anzeigenwesens und
Handelsbetriebes hinzuweisen und dabei erläuternde Zahlenwerte zu
bringen; zweitens soll auseinandergesetzt werden, welchen eminenten
Wert das Anzeigen- und Reklamewesen in diesen Dingen für die Be-
einflussung des Publikums besitzt.
Wenn ich Zahlenwerte bringe, so bin ich mir wohl bewußt, wie
vorsichtig derartige Zahlen aufzufassen sind, und daß man sich vor weit-
gehender Verallgemeinerung hüten muß. Andererseits vertrete ich den
Standpunkt, wir müssen, selbst auf die Gefahr hin, nicht völlig genaue
Werte zu erhalten, uns derartige Zahlenunterlagen verschaffen. Einmal,
um uns selbst einen Überblick zu verschaffen, bis — was noch
jahrelange Arbeit kostet — ganz exakte Zahlen vorliegen; dann aber
auch, um Material zu gewinnen für eine groß angelegte Auf-
klärungsarbeit. Mit rein theoretischen Erörterungen kann nach
meinen Erfahrungen auf die große Menge niemals eingewirkt werden.
Ihr müssen konkrete, leicht verstellbare und persönlich beziehbare Dinge
vor Augen geführt werden, soll sie in Bewegung kommen. Das große
Publikum muß an den. empfindlichsten Punkten gefaßt werden,
die es für dasselbe gibt, und diese Punkte sind: die Magenfrage und
Geldfrage einerseits, die Bequemlichkeitsfrage andererseits.
Ich spreche das ruhig aus , indem ich die Dinge nehme wie sie sind,
und nicht wie man sie idealiter wünscht. Im allgemeinen Teil betonte
ich aber bereits aufs Ausdrücklichste, daß alle Fragen der angewandten
Zoologie, letzten Endes also auch diese Dinge, Angelegenheiten der
Öffentlichkeit, mithin des großen Publikums sind. Man muß also mit
182 Albrecht Hase,
diesem als gewichtigem Faktor rechnen, will man tatsächlich weiter-
kommen. Praktische Erfahrungen mannigfacher Art haben mich zu dieser
Stellungnahme veranlaßt, und ich muß es zunächst in den Kauf nehmen,
ungenau, unwissenschaftlich, banal, trivial gescholten zu werden. — Das
alte Sprichwort . vom groben Klotz und groben Keil ist hier voll am
Platze. Ich hielt genugsam Vorträge und dergl. über Ungeziefer- und
Schädlingsbekämpfung; ich versuchte anfangs mit ethischen Forderungen
und rein wissenschaftlichen Tatsachen zu überzeugen. Ich predigte
tauben Ohren. Der Appell an das soziale Gewissen ist kläglich ge-
scheitert! Sofort aber wurden meine Zuhörer, die sich aus allen sozialen
Ständen zusammensetzten und in bezug auf den Stand ihrer Kenntnisse
in diesen Dingen eine einheitliche „Masse" — also großes Publikum —
bildeten, hellhörig, als ich die praktische und wirtschaftliche Seite der
Frage aufrollte, als ich die privaten Interessen wachrief. Jetzt bekam
für die Menge alles ein anderes Gesicht: das persönlichste Interesse
war da, welches es geben konnte, nämlich: es kostet mem Geld! meine
Bequemlichkeit!
Wenn wir also Zahlenwerte bringen, so wollen wir damit ein,
wenn auch grobes, so durch seine Grobheit umso wirksameres Agitations-
mittel für die Aufklärungsarbeit gewinnen. Daß diese Mittel noch grobe,
sinnfällige, leicht persönlich beziehbare sein müssen, erwies ich einer-
seits durch meine persönlichen Erfahrungen, andererseits hat uns das
Studium der Anzeigen gelehrt, wie der Bildungszustand der Massen in
diesen Dingen ist, und es bestärkt uns dies umso mehr, an unserer
Auffassung festzuhalten. Es ist wohl eigentlich überflüssig, wenn ich
betone, daß der jetzige Zustand kein idealer ist, aber er ist einmal so,
und ihn heute schon so zu behandeln, wie wir ihn wünschen, ist ein
Grundfehler. Wie die geistige Konstruktion des großen Publikums ist,
lehrten uns die Fassungen der Anpreisungen von Schädlings- und ün-
geziefermitteln. Sie zeigen uns, welcher Ausdrucksmittel es bedarf, um
Wirkungen zu erzielen; sie lehren uns, daß nur Sinnfälliges, selbst ganz
grob Sinnfälliges, auf Erfolg rechnen kann.
Eine Überlegung wird jedem Praktiker sagen, daß es am einfachsten
und zweckentsprechendsten ist und am raschesten zum Ziele führt, wenn
man sich zunächst analoger Mittel und Methoden bedient. Die Wege
des Erfolges im großen Publikum überhaupt sind vorgezeichnet, warum
soll man sie nicht gehen, um seine Zwecke ^- eben die Aufklärung —
durchzuführen? Da die Notlage der Zeit mehr denn je rasche Hilfe
erfordert, so ist dies umso mehr ein Grund, Bahnen einzuschlagen, die
Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 183
prinzipiell auf dasselbe hinauslaufen: Erfolg- in Dingen des täglichen
Lebens. Was heute die breiteste Öffentlichkeit in bezug auf Ungeziefer-
und Schädlingsbekämpfung beherrscht, das hat Erfolg — wenn auch im
üblen Sinne. Warum soll man nicht mit gleichen Mitteln einen diame-
tralen Zweck verfolgen, zumal die Mittel höchst wirksam sind, wie der
im praktischen Leben allein entscheidende Erfolg lehrt! Warum sich
also ängstlich, ja krampfhaft hüten, Erscheinungen der Alltäglichkeit in
den Dienst der Wissenschaft und wahrer sozialer Arbeit zu zwingen!
In dieser Auffassung dokumentiert sich eben unsere, nicht mit Unrecht
so viel bespöttelte Weltfremdheit. Wir glauben, es sei alles erst wahr
und durchführbar, wenn es theoretisch durchforscht wurde von Olims
Zeiten bis jetzt. Damit genug der allgemeinen Erörterungen. Ich glaube
mich also zur Aufstellung von Zahlenwerten berechtigt, und in welchem
Sinne sie verwendet werden sollen, dürfte jetzt klar sein. Benutzen
wir sie, bis andere Resultate uns an die Hand gegeben sind! Bis dahin
soll jedoch die Zeit nicht ungenützt verstreichen.
2. Die wirtschaftliche Bedeutung der Anzeigen und des Handels mit Schädlings- und
Ungeziefermitteln
Für fast jedes Gebiet hat man in dem öffentlichen Anzeigenwesen
Gradmesser für die wirtschaftliche Bedeutung, welche die darin behan-
delten Dinge besitzen. Ob es sich dabei um erwünschte oder unerfreu-
liche Wirtschaftsobjekte handelt, ist zunächst belanglos. Jedenfalls lassen
sich durch einfache Rechnungen Zahlenwerte gewinnen, wenn man die
Anzeigen selbst und die darin gemachten Warenpreise zugrunde legt.
Noch einen doppelten Vorzug hat ein derartiges Vorgehen: einmal ist
man auf Schätzungen fast nicht angewiesen, und zweitens ist eine Nach-
prüfung leicht möglich. Welche Zwecke wir mit der Errechnung von
Endsummen verbinden, sagte ich im einleitenden Abschnitt dieses Kapitels.
Vorweg sei gleich betont, daß bei allen Berechnungen Mindest-
zahlen in Ansatz gebracht wurden, die wirklich in Betracht kommenden
Werte sind demnach noch viel höher.
Die Grundangaben, welche ich in dem Abschnitte mitteilte, der
über die Methodik handelte, nehmen wir zum Ausgangspunkt. Tatsäch-
lich liegen mir vor rund 2100 Anzeigen, die sich auf 114 täglich er-
scheinende Tageszeitungen und auf 7 nicht täglich erscheinende Zeitungen
mit etwas fachlichem Einschlag verteilen. Insgesamt lieferten also
114 -|- 7 = 121 Insertionsorgane das Anzeigenmaterial und zwar in dem
Zeitraum von 5 Monaten. — Der Reklame für derartige Dinge stehen
Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIH. i o
234 Alb recht Hase,
aber in Deutschland mindestens 2800 Zeitungen zur Verfügung, davon
2200 Tageszeitungen ohne beruflichen Charakter und 600 Fachzeitungen
für Erwerbszweige, die in erster Linie in Betracht kommen. Die bei
der durchgeführten Sammeltätigkeit berücksichtigten Zeitungen machen
von der Gesamtheit 2800 aber nur rund 47o aus. Führen wir nun
einige Rechnungen durch:
a) Fragen wir zunächst, welche Insertionskosten verursachen
in 5 Monaten diese 2100 Anzeigen über Ungeziefer und Schäd-
lingsmittel? Es ergibt sich, wenn wir im Durchschnitt^) für eine
Annonce 2.5 Mk. Gebühren in Ansatz bringen: 2100 X 25 = 52 500 Mk.
— Da es sich nun um Präparate handelt, die das ganze Jahr über
gangbar sind, also keine ausgesprochenen Saisonartikel (vergl. S. 180)
darstellen, so dürfen wir nicht mit Unrecht annehmen, daß das ganze
Jahr über genau so lebhaft annonciert wird. Wir hätten, falls wir unsere
Sammeltätigkeit über das gauze Jahr erstreckt hätten und wenn wir
2100 • 12
die tatsächlich vorliegende Zahl von 2100 beibehalten, also
= 5040 Anzeigen, erhalten aus 121 Zeitungen. Diese 5040 Ankündi-
gungen kosten dann aber (wieder den Durchschnittspreis von 25 Mk. in
Ansatz gebracht) pro Jahr 126000 Mk. Erfreulicher wäre es, wenn
der Deutschen Gesellschaft für angewandte Zoologie im letzten Jahre
126000 Mk. zur Verfügung gestanden hätten für ihre Arbeit.
b) Berücksichtigen wir nun, der Reklame stehen aber 2800 Blätter
zur Verfügung. Nehmen wir an, in diesen sei in den 5 Monaten
genau so flott annonciert worden — eine Annahme, die absolut nichts
Phantastisches an sich hat, ja der Wirklichkeit recht nahe kommt, wie
man sich leicht überzeugen kann (vergl. die Ausführungen S. 162 u. ff.) —
dann lägen ^^ = 48590 (abgerundet) Anzeigen vor; auf 12 Monate
La 1.
umgerechnet ^ rund 116 610 Anzeigen. Setzen wir für
diese Summe den bereits verwandten Durchschnittswert von 25 Mk.
pro Anzeige ein, so ergibt sich die gewaltige Summe von 116610 X 25
*) Der Durchschnitt ist deshalb so niedrig gehalten, da in den kleinen Blättern
die Insertionsgebiihren ganz andere sind als in den großen Zeitungen. Ein Fachmann,'
der mir diesbezügliche Auskünfte gab, wollte den Durchschnittspreis unter Berücksichti-
gung der stetig steigenden Preise auf 50 Mk. für eine Anzeige annehmen. Absichtlich
habe ich aber nur die Hälfte als Grundwert angenommen, um der Ansicht zu begegnen,
es käme mir darauf an, möglichst große Zahlen herauszurechnen.
Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 185
= 2 915000 Mk. (abgerundet) pro Jahr! Wem diese Zahl zu hoch
erscheint, dem gebe ich zu bedenken: wir berücksichtigten ja nur acht
bestimmte Gruppen (vergl. S. 163) bei unserer Sammeltätigkeit. Hätten
wir sie auf die Schädlinge des Obstbaues, Weinbaues usw. ausgedehnt,
dann wäre unsere Grundzahl 2100 um ein Mehrfaches gewachsen und
die Endsumme nähme noch ganz andere Dimensionen an.
c) Wem diese Art der Berechnung nicht zusagt, dem will ich
andere Wege weisen, auf denen er sich Überblicke verschaffen kann,
welche Werte hier bewegt werden. Wir gehen wieder von Tatsächlichem
aus! Es liegen mir folgende Anzeigen vor von den nachgenannten
6 Präparaten (vergl. Tab. I, II, III, Vni; S. 167 u. ff.):
1. Goldgeist = 615 Stück aus 110 verschiedenen Zeitungen in 5 Monaten
2. Furol = 254 „ „ 64 „ „ „ 5 „
;3. Lauto = 170 „ „ 30 „ „ „5 „
4. Eckolda = 168 „ „ 34 „ „ „ 5 „
5. Rodol = 55 „ „ 12 „ „ „ 5 „
6. Nikodaal = 26 „ „ 17 „ „ „ 5 „
Das sind zusammen 1288 wirklich erschienene Anzeigen. Setzen
wir hier pro Annonce nur 20 Mk. Gebühren ein, in Rücksicht darauf,
daß es sich um Wiederholungsanzeigen handelt, die billiger sind, so setzt
sich der Kostenaufwand für diese 1288 Anzeigen wie folgt zusammen:
Es erschienen für.
1. Goldgeist = 615 Anz. zu je 20 M. = 12300,— M. (aj,
„ (bx),
» (Ci),
„ (dj,
„ (dl),
» (ei).
Für 1 Jahr um-
gerechnet aber rund 60000, — Mark für diese 6 Präparate allein. Diese
Summe genügt, um 4 Biologen den gleichen Zeitraum über zu beschäf-
tigen. Aber welcher Sturm von Entrüstung würde sich zum Beispiel
in einem Stadtparlamente erheben, forderte man eine gleich große
Summe für Schädlingsbekämpfung. Die Werte ai bis fi werden uns
nochmals beschäftigen.
d) Noch andere Methoden gibt es, um Vorstellungen zu erhalten,
welche Summen wirtschaftlich Ungeziefer- und Schädlingsbekämpfungs-
mittel repräsentieren. Auch bei dieser Methode lege ich Tatsachen
zugrunde, und zwar diesmal die Preise für die einzelnen Mittel. In den
Tabellen I— VIII (S. 167) sind einige angegeben, soweit sie aus der
13*
2. Furol
= 254'
j>
„ „ 20 „ - 5 080,-
3. Lauto
= 170
jj
„ „ 20 „ = 3400,-
4. Eckold
= 168
Ji
„ „ 20 „ = 3360,-
5. Rodol
= 55
ji
„ „ 20 „ = 1100,-
6. Nikodaal
= 26
J)
„ „ 20 „ = 520,—
Das macht zusammen
25 760,
Mark in 5 Monaten.
136 Albrecht Hase,
Anpreisung ersichtlich sind; es sind aber immer nur die Preise, welche
für die kleinste Menge, die im Handel zu haben ist, verlangt werden.
Die meisten Präparate kann man in verschiedener Packung erhalten.
Beispielsweise das üngeziefermittel „Ort" in kleinen Paketen zu 7,20 M.
und in großen zu 18,30 M. Oder „Strubes Wanzentinktur" in Flaschen
zu 3,50 und 6.— M. „Furol" kostet je nach dem Objekt, gegen das
es angewendet werden soll, 1,30 M. (gegen Wanzen), 1,50 (gegen Schaben),
2,25 (gegen Ratten und Mäuse). Wir nehmen hier den Durchschnitts-
preis von 1,65 M. an. — Bei den nachfolgenden Berechnungen sind
auch immer nur die Preise für die kleinsten Mengen in Ansatz gebracht
worden. Bleiben wir zunächst bei den erwähnten 6 Mitteln. Diese
kosten :
1. Goldgeist 3,75 M. - 4. Eckolda 6,— M.
2. Furol 1,65 „ 5. Rodol 1,25 „
3. Lauto 5, — „ 6. Nikodaal 4,— „
Wenn auf jede Anzeige hin nur 1 Käufer in 5 Monaten sich einfand,
der ein kleines Paket erwarb, so sind an Werten umgesetzt worden,
unter Berücksichtigung der Zahl der tatsächlich erschienenen Anzeigen
über das Mittel, von:
1. Goldgeist = 615mal 3,75 M. = für 2306,— M. (aj),
2. Furol = 254 „ 1,65 „ = „ 419,— „ (b^),
3. Lauto = 170 „ 5,— „ = „ 850,- „ (Cg),
4. Eckolda = 168 „ 6,— „ =- „ 1008,— „ (d^),
5. Rodol = 55 „ 1,25 „ =^ „ 68, — „ (e^),
6. Nikodaal = 26 „ 4,— „ = „ 104,— „ (f^),
Das macht zusammen für 4755, — M. Ware. Vergleicht man aber die
Zahlen ai bis fi und a2 bis h, so ergibt sich sofort: es ist unmöglich,
daß nur ein Käufer sich einfand. Die Unkosten für die Anzeigen
würden ja nicht einmal gedeckt werden. Der Fabrikant wird nicht eine
Menge Zeitungen mit seinen Annoncen monatelang überschwemmen,
wenn er keinen Absatz hat. Wir können deshalb, ohne ins Uferlose
zu gehen, annehmen, jede Anzeige wirbt 10 Käufer, zumal ja viele
Tausende (entsprechend der Auflagehöhe der betreffenden Zeitung) die
Annonce zu Gesicht bekommen. Unter letzterer Annahme stellt sich
die Sache aber ganz anders dar. Wir erhalten an Stelle von 4755 M.
einen Wert von 47000 M. für Ware. Aber nur für die 6 heran-
gezogenen Mittel in 5 Monaten; für das Jahr umgerechnet ergibt
dies einen Umsatz von 112000 M. !
e) Wir wollen noch eine Rechnung durchführen unter Zugrunde-
legen anderer, aber auch realer Werte. Zu diesem Zwecke stelle ich
Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw.
187
zunächst eine Preisliste von 50 Präparaten auf, die in den Tabellen
I — VIII enthalten sind.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
A. Wanzenmittel
Albasol 2,40 M.
Antiwanzin .... 3,00 „
Drowil 8,00 „
Furol 1,30 „
Grotonol 10,00 „
Nikodaal 4,00 „ '
Strubes Wanzen-
tinktui' 3,50 „
Dalmatin 2,50 „
zusammen für 34,70 M. = A
C. Räudemittel
1. Flörosol ..... 3,50 M.
2. Kreopix 5,50 „
3. Diehlol .... . 19,00 „
zusammen für 28,00 M.
C
B. Läusemittel
1.
2.
3.
4.
Beiß-Beiß . . .
Metz-Blitz-Balsam
Kontraseckt . .
Eckolda . . .
5. Goldgeist
50 M.
3,50
1,50
2,00
6,00
3,75
6. Henningsons Edelfluid 2,25
7. Lauto 5,00
8. Dilg Luhsin Balsam 2,00
9. Parasiten- Liniment
Pfeifferol 2,00
10. Problimat .... 2,00
11. Schwester Anna
Kopfgeist .... 3,75
12. Styx 1,20
13. Totin 3,00
14. Droeges Vera
4,50
zusammen für 42,45 M. =: B
D. Schabenmittel
1. Aiwa Schabentod . 1,00 M.
2. Antischwabin . . . 3,00 „
3. Furol 1,50 „
4. Granitol .... 12,00 „
5. Kiffi 6,00 „
6. Poudre Martial „Tod
und Teufel" . . . 1,75 „
7. Radikal 2,00 „
8. Thomasol .... 3,00 „
9. Uhlig's Sicher . . 1,00 „
zusammen 31,25 M =: T>
E. Ratten-
1. Chlorostyx .... 0,75 M.
2. Furol 2,25 „
3. Pestan 2,25 „
4. Tufan 2,00 „
5. Grasstats Rattitod . 3,00 „
6. Rattapan 4,00 „
7. Siegerin . . . . . 3,00 „
8. Zinitin 2,50 „
9. Millimors .... . 1,50 „
zusammen für 21,25 M.
und Mäusemittel
Übertrag
Morratin
Musculin
10.
11.
12.
18.
14.
15.
16.
Pogrom ....
Ratten-Mäusetot .
Thomasol Ratten- u
Mäusefluid . . .
Thanatos Fest
Rattenfort-Mäusefort
21,25 M.
5,00 „
3,00 „
11,00 „
5,80 „
7,00 „
3,50 „
1,75 „
zusammen für 58,30 M. = E
138 Albrecht Hase,
Zähleu wir A, B, C, D, E zusammen, so ergibt sich für die 50
Mittel zusammeu die Summe von ruud 200 Mark; der Durchschnitts-
preis eines Präparates im Verkauf ist also 4 Mark! Rechnen wir die
Herstellungskosten eines Präparates bis zur handelsfertigen Packung zu
^/s des Einzelverkaufspreises, so kostet durchschnittlich den Fabrikanten
diese Warenmenge den 5. Teil von 4 Mark = 0,80 Mark. Unter 1000
Packungen wird aber kein Fabrikant herstellen, wenn er ein Mittel auf
den Markt bringt. Demnach muß er 1000 mal 0,80 Mark — 800 Mark
zunächst als bare Auslagen in das Geschäft stecken. Um sie wieder
herein zu bekommen, sind aber unter Beibehaltung des Durchschnitts-
preises 200 Käufer notwendig. Das gilt für 1 Mittel! Bei 50 macht
das unter Beibehaltung der gleichen Grundwerte 50 mal 200 == 10000
Käufer. Auf diese Art bekommt man auch eine Vorstellung, wie oft
, diese Dinge gekauft werden, d. h. wie groß die Notstände sind!
Wir können die Rechnung noch anders durchführen, indem wir
sagen: von den unter 1 bis 50 oben genannten Mitteln wurden einmalig
je 1000 Handelspackungen hergestellt, zusammen also 50000 Stück für
den Einzelverkauf, Diese 50000 Packungen verteilt auf die einzelnen
Mittel erscheinen im Handel mit dem Durchschnittspreis von 4 Mark
pro Stück. Es sind demnach für 50 000 mal 4 Mark = für 200000 Mark
Ware an Ungeziefer- und Schädlingsmitteln unter das Publi-
kum zu bringen. V5 davon betragen die Selbstkosten der Fabrikanten;
das ist ein Anlage wert von 40000 Mark. Um diesen allein zu decken,
sind 10000 Verkäufe zu 4 Mark notwendig. Jedes der 50 Mittel muß
also 200 mal abgesetzt werden, d. h. 200 Käufer finden. Wir wollen
annehmen, es sei so — in Wirklichkeit werden die einzelnen Mittel ja
viel öfter gekauft, wie es ja in den Anzeigen heißt „Tausende von
Dankschreiben!" — die Rechnung ergibt auch, daß sich Tausende
von Käufern finden (siehe oben) und daß sich so viele finden, ist
eben ein Ausdruck dafür, welchen Umfang bei uns die Ungeziefer- und
Schädlingsplage angenommen hat.
f) Ich bitte den Leser, selbst den Stift zur Hand nehmen zu
wollen und meine Ergebnisse nachzurechnen, dabei aber nie zu vergessen,
daß ich immer möglichst niedrig gegriffen habe, schon deshalb, um den
Vorwurf zu entkräften, ich bewege mich in Phantasiegebilden, bloß um
mit großen Zahlen aufwarten zu können. Nein! Die Zahlen selbst
sind mir nicht Endzweck, sondern nur Mittel zum Endzweck. Noch
einige ergänzende Worte seien gestattet. In Kapitel I des speziellen
Teiles konnte ich die Zahl der benannten Mittel auf 108, der un-
Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. I39
«
benannten auf rund 50, zusammen also 150 angeben. Nehmen wir an,
von diesen 150 Mitteln sei jedes durchschnittlich in 1000 Packungen in
den Handverkauf gebracht worden zu 4 Mark Durchschnittspreis, so
repräsentiert diese Warenmenge einen Wert von 150 • 1000 • 4
= 600000 Mark.
Schließlich sei noch ein Rechnungsbeispiel gestattet. In Kapitel III,
Abschnitt 2 b, wurde unter Berücksichtigung wirklich vorliegender Tat-
sachen die Gesamtzahl der Anzeigen über üngeziefermittel in den in
Frage kommenden Zeitungen auf rund 116 600 pro Jahr angegeben.
Wenn jede Anzeige nur 100 Käufer für das betreffende Mittel wirbt,
welches wir wieder mit 4 Mark Durchschnittsverkaufspreis einsetzen,
so ergibt sich die gewaltige Endsumme von 1 16 600 • 100 • 4
= 46 640000 Mark.
Viele werden bei letztgenannter Zahl stutzig werden und sie viel
zu hoch finden. Demgegenüber gebe ich zu bedenken, daß auch bei
dieser Berechnung einmal von gegebenen Verhältnissen ausgegangen
wurde, und zweitens die angenommenen Schätzungen sich innerhalb von
recht bescheidenen Grenzen halten. Ferner erstrecken sich meine Fest-
stellungen ja nur auf einige Gruppen von Schadinsekten. Ich bin
tiberzeugt, daß ganz andere Werte angegeben werden können, sobald
umfassende Bearbeitungen vorliegen.
Um aber nicht mißverstanden zu werden, betone ich nochmals:
diese Zahlen sollen durchaus nicht als unumstößliche feste Werte be-
trachtet werden. Im Gegenteil! Sie sollen uns nur eine Vorstellung
davon geben, welche Werte durch Schädlinge auf dem Spiele stehen
bezw. der Wirtschaft entzogen werden, damit die entsprechenden not-
wendigen Gegenmaßnahmen sich in gleichem Umfange halten. Ich
wünschte nur, den deutschen Instituten für angewandte Zoo-
logie würden Mittel zu wissenschaftlicher Forschung in ent-
sprechender Höhe zur Verfügung gestellt.
3. Die Bedeutung des Anzeigenwesens und der Reklame für die Beeinflussung
des Publikums
Nachstehende Erörterungen beziehen sich wiederum in erster Linie
auf die in Kapitel I behandelten Mittel.
Unbestreitbar hat das Anzeigen- und Reklamewesen (betreffend
Ungeziefer- und Schädlingsmittel) den Erfolg, daß die angepriesenen
Präparate in Menge gekauft werden. Der kaufmännnische Erfolg
ist da; der sachliche Erfolg bleibt leider vielfach aus. Den Beweis
J90 Albrecht Hase,
für die Richtigkeit dieser Behauptung zu erbringen, ist nicht allzuschwer.
Wäre der Sacherfolg der gleiche wie der kaufmännische, dann wäre es
widersinnig, ständig neue üngeziefermittel auf den Markt zu bringen,
da die bisher angebotenen Präparate ihren Zweck erfüllt und alles Un-
geziefer „restlos, radikal" vernichtet hätten; die vorhandenen Mittel
würden der allmählich immer bescheidener werdenden Nachfrage genügen.
Dieser scheinbare Widerspruch zwischen Sach- und kaufmännischem
Erfolg bedarf der Klarstellung. Warum werden die auf den Markt
geworfenen Präparate, taugliche wie völlig wertlose, wahllos gekauft?
Einmal natürlich deshalb, weil der tägliche Bedarf ständig ein ungeahnt
großer ist, und zweitens weil das Publikum fast gänzlich kritiklos
der Suggestionskraft der diesbezüglichen Anpreisungen erliegt. Der
Beeinflussung durch eine zw^eifelsohne geschickte Reklame ist aber in
erster Linie der Unwissende, Naive am ehesten zugänglich, und zwar
deshalb, weil er von einer geradezru rührenden Leichtgläubigkeit dem
gedruckten Wort gegenüber ist, sobald ihm darin eine WnnscherfüUung
zugesichert wird. An diesen schwachen 'Punkten setzt die Reklame an,
unter Berücksichtigung folgender Tatsachen. Aufs sorgfältigste be-
obachtet der Reklamefachmann die Vorgänge und Zustände in der
Öffentlichkeit und macht sich mit der geistigen Struktur der großen
Menge vertraut. Unter Verwertung dieser Kenntnisse betont er dann
die Punkte in der Fassung seiner Anzeige, zu denen jeder Leser leicht
persönliche Beziehungen findet. Derartige wesentliche Beziehungen sind
aber: Bequemlichkeitsfragen einerseits und Magen- und Geldfragen
andererseits. Das sind die Stellen, wo zweifelsohne, die große Menge
am sichersten zu fassen ist. Darüber sprach ich bereits in Kapitel III,
S. 181. Hierzu kommt noch, daß es sich überhaupt um Objekte handelt,
welche der Alltäglichkeit angehören. Ich erinnere nur an die Kapitel
Floh-, Wanzen-, Fliegenplage usw. Wer auch immer in seiner Ruhe
durch diese Tiere gestört wurde oder wem sie den Genuß von Nahrungs-
mitteln verekelten oder unmöglich machten (z. B. durch Ratten, Schaben,
Kellerasseln), der findet eben sofort direkte Beziehungen zu Anzeigen,
welche „Tod und Vernichtung" allem Ungeziefer androhen. Was man
wünscht, glaubt man gern! Der Reklamefachmann hebt nun durch
Schlagworte in der Abfassung der Anzeigen das grell hervor,
was der Geschädigte wünscht. Er versichert ihm immer und immer
wieder, dieses oder jenes Präparat erfüllte den dringenden Wunsch nach
Abhilfe „totsicher". Damit ist der unbedingt notwendige Kontakt ge-
funden. Dem Wunsch winkt Erfüllung durch Kauf des Präparates.
Die -Wirtschaft!. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 191
Ob die Versicherungen der Annoncen zutreffen , ist eine andere
Frage. Der Zweck der Reklame ist ja ein ganz anderer, nämlich der,
daß der betreffende Artikel gekauft wird. Wer derartige Reklame
treibt, weiß auch in der Regel genau, wie groß die Gedankenlosigkeit
des Pubhkums ist, und daß es sich fast nie überlegt, ob den Ver-
sicherungen der Anzeigen nicht die notwendigen Voraussetzungen des
Erfolges überhaupt fehlen. Bei der Anpreisung vieler Prcäparate kann
man sich des Eindruckes nicht erwehren, der wirkliche Erfolg ist gar
nicht erwünscht, denn würde er eintreten, dann wäre ja das Geschäft
für die Zukunft verdorben.
Zu allen diesen Dingen kommt noch zweierlei hinzu, nämlich das
Moment der Massenhaftigkeit und dasjenige der Wiederholung. Die
beiden wichtigen Momente „Massenhaftigkeit" und „Wiederholung" sollen
durch einige Zahlenangaben kräftig unterstrichen werden. In Kapitel HI,
2 c, S. 185, habe ich einige Tatsachen bereits angeführt, die zur Erläute-
rung dienen.
Ich brachte Zahlenangaben, wie oft 6 verschiedene Präparate an-
gepriesen w^urden in 121 Zeitungen im Verlauf von .5 Monaten. Ferner
wurde im Abschnitt Methodik (S. 162) die tägliche Auflageziffer von 25 zu
Ausschnittszwecken benutzten Zeitungen aufgeführt. Diese 25 nament-
lich genannten Zeitungen haben eine tägliche Gesamtauflageziffer von
rund 1820000 Stück, wobei noch nicht einmal berücksichtigt wurde,
daß die größeren der genannten Blätter zweimal pro Tag erscheinen.
Für unsere Rechnungen genügt letztgenannte Zahl vollkommen. Wir
dürfen sagen: mindestens 1820000 Leser bekommen täglich die Zeitungen
zu Gesicht, In der Woche macht dies 12 700000 Jjeser; im Monat aber
54600000 und in 5 Monaten rund 273000000 Leser. Diese gewaltigen
Zahlen gibt bereits der etwa fünfte Teil der Blätter, die zu Ausschnitts-
zwecken benutzt wurden, von der Gesamtzahl der Zeitungen, die für
eine derartige Reklame in erster Linie in Betracht kommen, sind diese
25 Zeitungen noch kein ganzes Prozent.
Ich habe diese Rechnungen auch nur aus dem Grunde vorgeführt,
um zu zeigen, welchen Umfang und welche Bedeutung das Reklame-
wesen für die geistige Beeinflussung besitzt. Die Zahlen sind mir auch
hier nicht Endzweck, sondern nur ein Mittel zu dem von mir gewollten
Endzweck, nämlich: die Aufmerksamkeit weitester Kreise auf diese Dinge
hinzulenken. Nehmen wir an, daß selbst nur der hundertste, ja tausendste
Leser einen Blick in den Anzeigenteil seiner Zeitung wirft, so ist es
auch noch eine erstaunliche Menge Personen, welche sich mit dem In-
192 Albrecht Hase,
halte derartiger Anzeigen vertraut macht. Die Anzeige wirkt wie ein
lapidares Flugblatt. Sie wirkt umso mehr, als die leicht vorstellbaren
persönlichen Beziehungen zum Leser getroffen werden und ihm Wunscli-
erfüllungen in den schillerndsten Farben vorgespiegelt werden. Was
will es aber den von mir genannten Zahlen gegenüber bedeuten, wenn
ein Flugblatt in 20000, sagen wir selbst 100000 Exemplaren einmal
zur Verteilung kam? Hier fehlt das Moment der Wiederholung. Der
Reklamefachmann weiß, daß immer und immer wieder dem Pubhkum
etwas geboten werden muß, daß die einmalige Anpreisung keinen allzu
großen Wert hat. Diese Erkenntnis muß meines Erachtens in die
wissenschaftliche Aufklärungsarbeit übernommen werden.
Es ist nicht schwer, aus den bisherigen Ausführungen zu ersehen,
mit welchen Mitteln und in welchem Umfange die fachliche Aufklärung
unter Berücksichtigung der tatsächlichen Verhältnisse zukünftig arbeiten
muß, um die breite Menge aus ihrer Resignation aufzurütteln. Weite
Kreise meinen, die Bekämpfung des Ungeziefers sei eben nicht anders
möglich, als in der Art, wie es zurzeit geschehe. Sie glauben, eben
mit durch die Aufdringlichkeit der Reklame über Ungeziefermittel be-
einflußt, man befände sich auf den auch volkswirtschaftlich besten Bahnen,
welche Summen allein das Reklamewesen — sagen wir gleich Unwesen
— verschlingt, ist fast niemand klar, sonst würde schon von allen
Seiten die Frage aufgeworfen worden sein: ist denn, keine Änderung
möglich?
Hier muß der Fachmann eingreifen und unter Berücksichtigung
des Bestehenden den Lauf der Dinge umlenken. Das Gute soll bestehen
bleiben, das Wirksame übernommen werden, verschwinden soll nur alles
das, was zur Bereicherung unlauterer Elemente dient, ohne im geringsten
den herrschenden Notständen (eben der Ungezieferverbreitung) zu steuern.
Nach meiner Meinung ist auch von fachlicher Seite aus, besonders
auch von wissenschaftlichen Instituten, welche sich mit besagten Dingen
zu befassen' haben, unumgänglich notwendig, sich auf eine gewisse Re-
klametätigkeit einzustellen. Ich vermeide es, auf Einzelheiten einzu-
gehen, möchte nur daran erinnern, daß z. B. mit in erster Linie die
Abfassung von Flugblättern eine gewisse Änderung erfahren muß, be-
sonders nach der Seite hin, daß man den Leser auf persönlich beziehbare
Momente aufmerksam macht. Weitere Ausführungen über die Bedeutung
und den Umfang des Anzeigen- und Reklamewesens auf diesem Gebiete
halte ich zunächst für unnötig, da meine Absichten, so glaube ich, klar
genug erkennbar sind.
Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 193
, III. Schlußbemerkungen
Es seien einige Schlußworte gestattet. Aus dem allgemeinen Teil
geht wohl zur Genüge hervor, daß wir für die sachgemäße Behandlung
der mehr rein wissenschaftlichen Seite der zu lösenden Probleme keine
Sorge zu haben brauchen. Sie liegt in guten Händen. Anders dagegen
die praktische Seite; hier sind zweifelsohne noch Lücken auszufüllen, und
der kommenden Generation müssen die Wege gewiesen werden, wie diese
Aufgaben der Lösung entgegengebracht werden können. Der angewandte
Biologe muß sich der Öffentlichkeit und Alltäglichkeit gegenüber noch
anders einstellen, das heißt: aus der Gelehrtenstube muß er heraustreten
in die Wirklichkeit. Etwas kaufmännischen Geist soll er sich zu eigen
macheu und volkswirtschaftlich denken und rechnen lernen. — Diese
allgemeinen Erörterungen wurden im zweiten Teil durch einige spezielle
Beispiele erläutert.
Vollkommen • bin ich mir klar, daß die angestrebten Ziele nicht
sofort ihrer Verwirklichung entgegengehen, aber dem Willen zur Wand-
lung muß die Tat folgen. Zunächst wäre es die Aufgabe der Fachleute
auf diesem Gebiete und der maßgebenden Behörden, der Geldverstreuung,
welche, wie wir hörten, getrieben wird, so weit wie möglich Einhalt
zu tun, schon deshalb, damit Mittel verfügbar werden für sachliche
Forschungen. Welche wirtschaftliche Bedeutung diese Dinge haben,
legte ich an der Hand von einigen Zahlen dar und zwar wurden diese
Zahlen am Orte des Verbrauchs gewonnen. Der Einwand, es sei ein
derartiges Vorgehen vom Standpunkte strenger Statistik aus unsachlich,
kann dadurch entkräftet werden, daß man solche für Propagandazwecke
gewonnene Zahlen jederzeit nachrechnen kann, ohne erst Fachstatistiker
zu sein. Das Publikum selbst, und dieses ist der unbestreitbare
Vorteil meiner Zahlenangaben, kann sich diese Werte selbst errechnen,
und so gewinnen sie auch ein unschätzbares Moment, nämlich die direkte
Beziehbarkeit zu dem einzelnen. Ist es erst einmal gelungen, den
geistigen Kontakt der großen Menge einerseits und der Fachleute auf
diesem Gebiete andererseits herzustellen, erst dann ist der Boden vor-
bereitet für eine großzügige Besserung dieser Zustände. An Stelle der
Beeinflussung durch gewinnsüchtige Reklame tritt die Beeinflussung
durch sachliche Belehrung, nur muß sich letztere vor allem Schulmeistern
hüten. Durch sachliche Belehrung wächst die Urteilsfälligkeit: wo aber
Urteilsfähigkeit ist, da ist für Gedankenlosigkeit und Leichtgläubigkeit
194 Albr. Hase, Die wirtsch. Bedeutung von Ungeziefer u. Schädlingen usw.
kein Boden mehr vorhanden. Und sobald dieser Zustand erreicht ist,
sind die Bahnen geebnet für eine innige Zusammenarbeit von Wissen-
schaft und Wirtschaft. Was wir mit anstreben, ist, die weitesten
Schichten der Bevölkerung zur unbedingt nötigen Mitarbeit auf diesem
Gebiete zu erziehen. Ungeziefer- und Schädlingsbekämpfung ist
eine Angelegenheit, die alle etwas angeht und nicht nur den
unmittelbar Betroffenen. Diese wahrhaft soziale Idee bedarf der
stärksten Propaganda, wozu diese Arbeit ein bescheidener Beitrag sein soll.
Beitrag zur Geschichte des Bieres
von
' "T
Ernst Kuhn *
Mitteilung aus der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie
in München^)
Die nachfolgende Skizze ist die erweiterte Bearbeitung eines Vortrages, den ich
vor einer Reihe von Jahren in der Münchener Anthropologischen Gesellschaft gehalten
habe. Wissenschaftliche Ansprüche kann sie höchstens für ihren ersten Teil erheben;
der zweite bietet nur eiae von Willkür nicht freie Auswahl aus dem gewaltigen Material,
*) Die Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie in München
hat sich u. a. die Aufgabe gestellt, Einzeldarstellungen über das Ernährungswesen aller
Völker und Zeiten, sowie Texte und Übersetzungen mit fachwissenschaftlicher Erläuterung
zu veröffentlichen. Hierbei sollen Sprachforscher, Geschichtsforscher und Ethnographen
zusammen mit naturwissenschaftlich geschulten Beratern (Chemikern, Pharmazeuten,
Botanikern, Zoologen, Technologen usw.) wirken. Auf diese Weise können auch fremd-
sprachige Schriftwerke, besonders aus älterer Zeit, der Gegenwart nutzbringend vermittelt
werden. Als erster Mitarbeiter erbot sich in dankenswerter Weise der auf seinem Ge-
biete als eine der ersten Autoritäten bekannte Vertreter der arischen Philologie an der
Universität München, Herr Geheimer Rat Prof. Dr. Ernst Kuhn, Sekretär der philo-
sophisch-philologischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er über-
nahm die Abfassung eines Beitrages zur Geschichte des Bieres, wobei ihm als techno-
logischer Berater Herr Privatdozent Dr. Heinrich Lüers, Direktor der wissenschaft-
lichen Station für Brauerei in München, zur Seite stand. Infolge der Erkrankung und
des vor wenigen Monaten erfolgten Todes des Herrn Prof. Kuhn konnte die Arbeit
leider nicht in dem geplanten Umfange ausgeführt werden. Herr Dr. Lüers hatte die
Liebenswürdigkeit, die Abhandlung druckfertig zu machen, wofür ich ihm auch an dieser
Stelle meinen herzlichsten Dank ausspreche.
München, im Dezember 1920. Theodor Paul.
Ernst Kuhn, Beitrag zur (jeschichte des Bieres 195
das für die Geschichte des Bieres verfügbar ist. Der ursprünglichen Anlage des Vor-
trags entsprechend bin ich hier nicht überall auf die letzten Quellen zurückgegangen
und stütze mich auf die von mir benutzten Schriften allgemeineren Inhalts (von denen
ich ein Verzeichnis beigebe) vielfach auch da, wo ich sie nicht ausdrücklich zitiere.
Eine nähere Bestimmung des Begriifs „Bier" kann an dieser Stelle nicht um-
gangen werden. Unser heutiges Bier ist das Endergebnis einer mehrere Jahrtausende
langen Entwicklung und von dem Bier, der Urzeit gründlich verschieden. Letzteres
bestand anfänglich einfach aus einem Gemisch aus Wasser und grob zerkleinertem Ge-
treide, das erhitzt und hernach einer freiwilligen Gärung durch Hefen oder verwandte
Mikroorganismen, die sich überall in der Natur vorfinden, ausgesetzt wurde. Solche
erhitzte Mischungen aus Wasser und zerkleinertem Getreide enthalten nur wenig un-
mittelbar vergärbaren Zucker, es mußte hier das Stärkemehl bezw. die verkleisterte
Stärke erst durch die Fermente der Gärungsorganismen in vergärbaren Zucker und dieser
dann weiterhin in Alkohol und Kohlensäure übergeführt werden. Diese für das ITrbier
gegebene Darstellung gilt heute noch für das Bier der Tibeter, von welchem später zu
reden sein wird.
Aller weitere Fortschritt^) fällt bereits unter das volle Licht der Geschichte, wie
unsere Abhandlung im einzelnen zeigen soll, die sich im übrigen auf die aus den eigent-
lichen Getreidesorten, namentlich aus Gerste, in geringerem Maße auch aus Weizen,
Hafer oder Roggen hergestellten Biere beschränkt und die eine Sonderstellung ein-
nehmenden aus Reis oder Hirse bereiteten bierähnlichen Getränke Ost- und Zentralasiens
sowie Afrikas ganz beiseite läßt.
Zu danken habe ich meinem verehrten Kollegen Geheimrat Prof. Dr. Theodor Paul,
der mich zur Drucklegung der Arbeit ermunterte, ferner dem Direktor unserer Uni-
versitätsbibliothek Prof. Dr. G. Wolff und dem Direktor der Wissenschaftlichen Station
für Brauerei in München, Privatdozenten Dr. H. Lüers, die mich durch manche litera-
rische und technische Hinweise freundlichst unterstützt haben.
Victor Hehn hat in seinem berühmten Buche „Kulturpflanzen und
Haustiere" darauf hingewiesen, daß die Grenzen des römischen Welt-
reiches mit denen des Weines und Öles ungefähr zusammenfielen und
daß auch das heutige Europa sich passend in ein Wein- und Ölland auf
der einen, ein Bier- und Butterland auf der andern Seite einteilen lasse.
Aber er kann nicht umhin, sofort hinzuzufügen: „In ältester Zeit war
dies Verhältnis ein anderes. Sammelt man die in den Schriften der
Griechen und Römer zerstreuten auf die Geschichte des Bieres und der
Butter bezüglichen Stellen^), so erstaunt man, wie ausgedehnt einst das
^) Z. B. das Verbacken des Getreides zu Brot oder das Vermälzen vor dem Ver-
maischen mit Wasser.
*) Die Stellen der Alten über das Bier findet man zuerst gesammelt in Joan.
Henrici Meibomii De cervisiis veterum potibusque et ebriaminibus extra vinum aliis
commentarius (zuerst Helmstädt 1688), abgedruckt in J. Gronov's Thesaurus graecarum
196 Ernst Kulm,
Reich beider jetzt für nordisch gehaltenen Genußniittel gewesen ist und
wie ganze Länder und Völker von ihm abgefallen sind".
Das älteste Kulturland der Weltgeschichte, das Reich der Pha-
raonen, ist gleichzeitig auch das älteste Bierland. Schon Hekataios^)
von Miletos hatte das berichtet und sein Nachfolger Herodotos-) bestätigt
es. Aischylos, älter als Herodotos, läßt in seinen 'IxsTidsg^) den König
von Argos den aus Ägypten gekommenen Danaiden zurufen, hier würden
sie eine mannhafte Bevölkerung finden, nicht Trinker von Gerstensaft
— eine Äußerung freilich, welche das Bierverständnis des großen
Tragikers in einem nicht gerade glänzenden Lichte erscheinen läßt.
Theophrastos (372 — 287 a. Chr.), der Schüler des Aristoteles, ist dann
der früheste Grewährsmann für die Angabe, daß Ci'^oc der einheimische
Name des ägyptischen Bieres gewesen sei*). Die Ägypter, so sagt
ferner der alexandrinische Philosoph Dion bei Athenaios, die ein sehr
zum Trinken geneigtes Volk sind, haben für diejenigen, die zu arm sind,
sich Wein zu verschaffen, ein Surrogat erfunden, nämlich den Wein aus
Gerste; wenn sie diesen zu sich nehmen, sind sie lustig und singen und
tanzen, kurz benehmen sich, als wären sie süßen Weines voll. Ebenso
bezeugt Strabo (63 a. Chr. bis 23 p. Chr.), daß in dem national so ge-
mischten Alexandreia das alteinheimische Getränk den Vorrang be-
hauptete. Diodoros von Sicilien (unter Augustus) aber berichtet, daß
kein geringerer als der ägyptische Gott Osiris selbst in der Stadt Pe-
lusium das Nationalgetränk zuerst hergestellt habe, und rühmt von ihm,
daß es an Wohlgeruch dem Weine nahezu gleichkomme-^).
antiquitatum. Venetiis 1735. Vol. 9, Col. 537—620 [BUMH. aux.-625. Fol.]. Beck-
mann p. 211 verweist auf Dittmar zu Tacitus Germania Cap. 23, p. 138. Vgl. auch
Schranka S. 133 f. [etwa nach v. d. Planitz?], dazu kommt nach S. 297 noch Dioskorides
2, 76. Krünitz nennt zu Anfang seiner Auseinandersetzung außer Aischylos noch
Archilochos [s. Grässe Anm. 20], Sophokles und Plinius.
^) Athenaios IX c. 63 S. 400 (so Diefenbach; bei Hehn: 10, S 447 und 10, 'S. 418
= Müller Fragm. 290): '^Rv.ataio? ev SeoxEpti) tltfif.-q-fy'ssiui; slreiuv respl AlYOitticuv (uc apxo-
tf>ä-(oi eIoiv, iizi'fipsr Tote; xpcö'«? st? xö rtiöfia xaxaXsouoiv.
^) Herodotos II, 77, oivw 5'ex xpiO-scuv ixej^oitjijievu) ota)(pE<«vxai- oö '(äp atpi Etat ev
X^ X'"PÖ O-lLKskoi.
^) 'IxExt5E{; 953: 'z)>X' apoEvai; xot xYjaSe -[■"'l? olx7]xopa? Eopyjaex' oh ictvovxcK; ex
xpiO-öJv jaeO-o.
*) Theophrastes de caus. pl. 6, 11, 2: oLov wc; ol xoui; otvouc: TtotoövxEc ex xöiv xptiJ'öiv
xat xojv iropwv xotl xö ev Al-^oKzw xaXoü|AEvov Cod-oc. Vgl. Diodor 1, 34 und spätere, s. a.
Jablonskii Opera ed. te Water 1, p. 76 — 79.
*) Diodoros 1, 20: XEtTtöfxsvov ou tioXu xrfi nepi xöv otvov sötu^tai;.
Beitrag zur Gescliichte des Bieres 197
Diese griechischen Nachrichten finden nun in den ägyptischen
Originalquellen willkommene Ergänzung. „Das Bier", sagt Erman^),
„ist das eigentliche Leibgetränk des ägyptischen Volkes und selbst die
Verstorbenen können in ihrer Seligkeit ohne Bier nicht auskommen,
ebensowenig wie ohne Brot. Zu allen Zeiten ist es gleich beliebt; das
alte Reich kennt allein vier Sorten, darunter auch schwarzes, d. h.
dunkles; im neuen Reich bevorzugt man das ausländische Bier der
Landschaft Qede im südöstlichen Kleinasien 2). . . Über die Bereitung
des Bieres wissen wir wenig; darüber, dal man es aus zermahlener
Gerste oder, wie man dafür auch sagt, aus oberägyptischem Getreide
herstellt, stimmen alle Berichte überein."
Wo sich die Gelegenheit bot, veranstaltete man gern ein Bier-
haus, d. h. ein kleines Gelage und so verfielen namentlich junge Leute
leicht der Versuchung zum Trünke. Ein Papyrus schildert uns an-
schaulich den anstößigen Lebenswandel eines Jünglings, der statt zu
studieren von Kneipe zu Kneipe^) wandert und sich in echten Studenten-
exzessen austobt. Energisch warnt daher der weise 'Eney seinen Sohn
vor der Trunksucht und der nicht minder weise Danuf verlangt von
seinem Sohne, daß er sich an zwei Krügen Bier und drei Broten ge-
nügen lasse (ebd. S. 347 f., vgl. 513). Auch die Vornehmen waren dem
beliebten Volksgetränk nicht abhold: „ein besonderer Teil der königlichen
Küche ist die reine, das heißt die Brauerei, in der das Bier bereitet
wird" (ebd. S. 270). In ihr arbeiteten unter Ramses III. kilikische
Sklaven, also Leute aus dem bierverständigen Qede oder seiner Nachbar-
schaft (ebd. S. 156). Unter demselben Ramses war man einer Harems-
verschwörung gegen den König auf die Spur gekommen und dieser hatte
einen Sondergerichtshof aus ihm besonders vertrauenswürdig scheinen-
den Beamten eingesetzt; von ihnen mußten eines Tages drei verhaftet
werden, weil sie mit den angeklagten Damen Freundschaft geschlossen
und ein Bierhaus gemacht hatten. Zur Strafe wurden ihnen Nase und
Ohren abgeschnitten (ebd. S. 209). — Auch in religiöser Beziehung
^) A. Erman, Ägypten und ägyptisches Leben im Altertum. Tübingen 1885/7,
S. 270 (vgl. 265).
-) „Neben dem echten Qedebier aus dem Hafen steht das in Ägypten selbst
von fremden Sklaven gebraute" (ebd. S. 266). — Ein an eine schlechte Stelle versetzter
Beamter beklagt sich in einem Briefe an seinen Vorgesetzten: „Das Höchste, was an
Getränk hier vorkommt, ist das Bier von Qede" (ebd. S. 171).
^) Über die richtige Übersetzung dieser Stelle s. H. Schäfer in der Zeitschr. f.
ägypt. Spr. und Altert. 37, S. 85.
198 Ernst Kuhn,
spielt das Bier eine nicht unwichtige Rolle: die Opferlisten weisen z. T.
recht ansehnliche Posten von Bier auf; so entfallen auf den Tempel von
Medinet Habu für einen bestimmten Festtag nicht weniger als 905 Krüge
(ebd. S. 375f.), die jedenfalls von Priestern und Laien in friedlichem
Wettbewerb vertilgt worden sind.
Diese Nachrichten der schriftlichen Quellen werden vervollständigt
durch plastische Darstellungen, welche Erman nicht berührt hat. Den
richtigen Weg zur Deutung dieser Denkmäler weist uns L. Borchardt^)
in seiner Abhandlung über die Dienerstatuea aus den Gräbern des alten
Reiches, Zeitschr, für ägypt. Spr. und Altert., Bd. 35, indem er auf S. 128
bis 134 eine Reihe solcher Dienerstatuen mit späteren Quellen vergleicht
und danach mit Recht auf die verschiedenen Stadien der Bierbereitung
bezieht. Die jüngste, aber auch deutlichste dieser Quellen ist die Art
und Weise, wie die heutige Bauernbevölkerung Ägyptens ihr sog. büzah
herzustellen pflegt. Borchardt sagt darüber folgendes:
Man nimmt Gerste oder auch eine andere Getreideart, feuchtet sie an oder gräbt
sie auch ein, so daß sie eben anfängt zu keimen, dann mahlt man sie ganz roh, etwa
unserem Schroten entsprechend, und formt daraus anscheinend unter Zusatz von Sauer-
teig große Brote. Diese werden darauf wenig gebacken, so daß nur die äußere Kruste
brotartig wird, während das Innere völlig roh bleibt. Dann zerstückt man die Brote,
tut die Stücke in ein Faß oder einen großen Topf, gießt Wasser darauf und läßt es
etwa einen Tag stehen und gären. Danach wird die Flüssigkeit durch ein auf einen
zweiten Topf oder Faß gesetztes Sieb hindurchgearbeitet, indem man die aufgeweichten
Brotstücke auf dem Siebe mit den Händen zerknetet. Manchmal wird an Stelle des
Siebes ein großer Korb oder eine Matte benutzt. Das weißlich schäumende Getränk,
das einen säuerlichen, für Europäer. zuerst nicht angenehmen Geschmack hat, wird nach
der Fabrikation sofort getrunken, da es sich nicht halten und abgefüllt jedes Gefäß bald
zersprengen soll. Dies Bier soll auf den Dörfern in Oberägypten und Nubien von den
einzelnen Familien im Hause bereitet werden. In den großen Städten wird es hand-
werksmäßig hergestellt und verkauft. Dabei treten — wohl namentlich in den ersten
Anfangsstadien des Fabrikationsprozesses — Änderungen und Abkürzungen ein, die aber
für uns hier unwesentlich sind."
Daran schließt sich bestätigend an — außer Rezepten aus der
rabbinischen Literatur, die Bondi in der Zeitschr. für ägypt. Spr. u. Altert.
1895, S. 62 mitgeteilt hat — das Fragment des Chemikers Zosimos aus
^) Borchardt beruft sich auf Lane, Sitten und Gebräuche der heutigen Ägypter,
Deutsche Ausg. 1, 91. Man vgl. auch die durchaus analoge Beschreibung jn J. Deaths
im übrigen ziemlich abenteuerlichem Buche The Beer of the Bible (London 1887), nach
welchem Weizen verwendet wird. Die ganze Abhandlung von Borchardt umfaßt die
Seiten 119 — 134. Die auf das Brauen bezüglichen Stücke sind auf den im Text be-
zeichneten Seiten erörtert. Die besprochenen Stücke sind im Gizehmuseum: S. 119.
Beitrag zur Geschichte des Bieres 199
Panopolis, dessen Herausgabe wir Chr. G. Grüner und Berthelot
verdanken.
Entsprechende Reliefdarstellungen lassen sich nach Borchardt
S. 133 von der ersten Dynastie über das mittlere Reich bis zur römisch-
ägyptischen Zeit^) verfolgen, so daß — wie er sagt — im Laufe von
fünf Jahrtausenden in der ägyptischen Brauerei sich fast nichts ge-
ändert hat.
Ein größeres, das ganze Verfahren umfassendes Reliefbild findet
man in Boesers Denkmälern des Alten Reiches, wiederholt bei A. Neu-
burger, die Technik des Altertums, Abb. 167. Bierkrüge finden sich
öfters auf den Denkmälern und Am eline aus Ausgrabungen haben eine
große Anzahl von wohlerhaltenen, sogar noch verschlossenen Bierkrügen
zutage gefördert, die mit den auf den Denkmälern abgebildeten durch-
aus übereinstimmen (S. 133).
Das ägyptische Wort für Bier lautet im Koptischen henke, wor-
aus sich für das hieroglyphische Wort die Lesung henket ergeben dürfte^).
Die vorstehende Darlegung nach den Anschauungen eines der
maßgebenden Ägyptologen durfte namentlich deswegen nicht beiseite
gelassen werden, weil vielfach angenommen worden ist, daß allen anderen
Völkern die Kenntnis des Bieres von Ägvpten aus übermittelt worden
ist. Demgegenüber muß nun allerdings festgestellt werden, daß das
ägyptische Bier vielmehr der sehr minderwertigen Abart des Bieres
nahesteht, welche im Russischen als Kvas^) bezeichnet wird. Eine Ab-
bildung nämlich des ägyptischen Brauverfahrens, die bei den Aus-
grabungen in der großen Nekropole von Gizeh entdeckt worden ist, läßt
keinen Zweifel darüber, daß das geschrotene Malz erst zu groben Broten
geformt und in halbgebackenem Zustande dem Maischungsprozeß unter-
worfen wurde — ein Verfahren, welches eben auch für den russischen
Kvas charakteristisch ist. Den gleichen Hergang schildert ein erhaltenes
Fragment aus den Schriften des zu Anfang des vierten Jahrhunderts
V. Chr. lebenden bereits oben erwähnten Chemikers Zosimos aus Pano-
polis in Ägypten, dessen Verständnis im einzelnen leider manche
1) S. ZÄS. 1895 Taf. 3 u. S. 37/38.
*) Danach sind die populären Darstellungen zu verbessern. So gibt Müldener
S. 674 und Schranka S. 105 hag als den ägyptischen Namen des Bieres. Letzterer kennt
freilich auch hek und will ein Hag -Bier und Sehd-Bier unterschieden wissen. Ferner
bemerkt er S. 121: „Auch die Juden sollen schon in früherer Zeit zweierlei Sorten Bier
gebraut haben, ein weißes, leichtes „Zithonin" und ein rotes, starkes „Carin"."
1) R. Kobert, Über Kwaß, Halle 1896.
Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VUI. 14
200 • Ernst Kuhn,
Schwierigkeiteu bietet^). Übrig-ens hat sich dieses Getränk unter dem
Namen büzah bis auf den heutigen Tag erhalten^) und als fükah im
ganzen muhamniedanischen Orient Verbreitung gefunden. Der Unter-
schied zwischen diesem Getränk und dem eigentlichen Bier ist freihch
den Alten überhaupt nicht zu Bewußtsein gekommen; noch S. Hiero-
nymus, wie wir sehen werden, hält dalmatisch-panuonisches und ägyp-
tisches Bier durchaus für das gleiche^).
Ganz unzureichend sind die Nachrichten der Alten über das ßgirop
genannte Bier der thrakisch-phrygischen Stämme, welches auch aus
Gerste, nach anderen aber aus Wurzeln gebraut wurde, wofür wir nur
auf eine Stelle des Athenaios (unter Marc Aurel) angewiesen sind"*), in
welcher der Beihe nach Sophokles, Aischylos, Hellanikos und Hekataios
als Gewährsmänner genannt sind. Beachtenswert ist dabei einzig das
Wort ßQVTov, welches seiner Lautgestalt nach sehr wohl mit dem
deutschen Zeitwort brauen zusammenhängen könnte. In unparteiischer
und verständiger Weise berichtet Xenophon von dem Bier, welches die
„zehntausend Griechen" auf ihrem Rückzüge in den armenischen Bergen
kennen lernten^). Das Getränk war in großen Gefäßen und mußte, da
die Gerstenkörner noch darin lagen, durch Rohrhalme eingesogen werden;
es war staj^-k und berauschend, wenn man nicht Wasser zugoß, im
*) Zosimi Panopolitani de zythorum confectione fragmentum nunc primum graece
et latine editum. Accedit historia zythorum sive cerevisiarum quarum apud veteres
mentio fit. Scripsit Dr. Christianus G-ottfridus Grüner, Solisbaci 1814 [BRM.: A. gr.
b. 3564]. Neue Ausgabe bei Berthelot.
^) Über büzah: ÄZ. 35 (1897), S. 128; boza war bei den Cumanen Hirsebier:
Z. Gombocz, Bulg.-tiirkische Lehnwörter (MSFOn. 30), S. VI; ebenso bei den heutigen
slawischen Bulgaren: A. Lipschütz in Reclams -Universum 33 (1917), Heft 21, S. 419f.
Nach Gombocz a. a. 0. S. 55 ist magy. büza Weizen, gold. büda Hirse.
^) Über das ägyptische Bier vergleiche man jetzt die Ausführungen von Karl
Runck in der Zeitschr. f. d. gesamte Brauwesen 1914, Nr. 14 u. 15; ferner Kreichgauer,
Das Bier in Ägypten einst und jetzt, Wochenschrift für Brauerei 1916, 23, 19. — Dazu
treten jetzt F. Hroznys Untersuchungen über das babylonische Bier (s. OB. 23/24,
Nr. 8515 f. und: Das Getreide im alten Babylonien, Sitzb. Wien 173, 1). F. Hrozn^,
Zur Bierbrauerei der alten Babylonier: Or. Lit.-Ztg. 17, S. 201 f.
*) Es ist dieselbe, aus der oben das Fragment des Hekataios angeführt worden
ist. Vollständig bei Diefenbach S. 292 f. Beachtenswert ist dabei die gleichfalls aus
Hekataios stammende Nachricht, daß die Haiovs? ßpütov ireö xwv ypiO'wv, TCapaßif]v anb
xsYXpo" ^oc- y-owt^ric, bereitet hätten. Vgl. Hehn ^, S. 128. — Nach Arnold, S.,116 soll
über ßpöTov auch Theophrastus, Historia plantarum 4, 10 berichten.
•") Anabasis 4, 5, 26 f. Nach Arnold hat man bei Ausgrabungen in Gordion
Schöpflöfiel für Bier gefunden, worüber auf Archaeol. Anz. 1901, 10. April verwiesen wird.
Beitrag zur Geschichte des Bieres 201
Übrigen für den, der sich daran gewöhnt hatte, sehr angenehm (övßfta-
d^ovTi fidXa /yd'r).
Ob das im AT. genannte "'???' = oixtga eine Art Bier war, ist
völlig ungewiß^); gar nicht entscheidend ist die Tatsache, daß es die
LXX mit C,v&-oQ übersetzen (vgl. jedoch jetzt Hrozny).
Fern im Westen, dem heutigen Spanien, waren die iberischen
Stämme eifrige Verehrer des Bieres^), welches selbst in Lusitanien, dem
heutigen Portweinlande, das landesübliche Getränk bildete^). Selbst die
von griechischer Bildung berührten Elemente hielten an dem heimischen
Brauche fesf^), und als die heldenmütigen Bewohner von Numantia gegen
den belagernden Scipio den letzten Angriff wagen, stärken sie ihre
Begeisterung durch den Genuß des Gerstensaftes^). Nach Plinius ver-
standen die Iberer das Bier sogar lange aufzubewahren und nannten es
caelia oder cerea, ein Name, der keltische Beeinflussung voraus-
setzen läßt. .
Denn auch das keltische Gallien war ein ausgesprochenes Bierland.
Schon im 1. vorchristlichen Jahrhundert bezeugt Poseidonios") das Bier
unter dem Namen xoQfia als das eigentliche Volksgetränk Galliens,
während die Vornehmen bereits massaliotischen Wein schätzen gelernt
hatten. Das Wort xoQfia, bei Dioskorides') xovQfit, ist in der nach den
neukeltischen Lautgesetzen zu erwartenden Form ir. corm cuirm,
^) Vgl. Isidorus Origines 20. 3.
^) Plinius 14, 22: Est et Occidentis populis sua ebrietas fruge madida pluribus
modis per Gallias Hispaniasque sed ratione eadem. Hispaniae jam et vetustatem ferre
ea genera docuerunt. Aegyptus quoque e fnige sibi potus similes excogitavit. — 22, 25 :
Ex iis (frugibus) fiunt et potus, zythum in Aegypto, caelia et cerea in Hispania, cer-
vesia et plura genera in Gallia aliisque provinciis.
^) Strabo 3, 3, 7: )(p(JüvTat 8s xal CütJ'et. Er fügt hinzu: owtu 3s oitaviCovrat
*) Polybios bei Athenaios 1, p. 16.
^) Orosius 5,7: Subito [Numantini] portis eruperunt, larga prius potione usi,
non vini, cujus ferax is locus non est, sed succo tritici per artem confecto, quem succum
a calefaciendo celiam vocant: suscitatur enim sapor austeritatis et illa igriea vis germinis
madefactae frugis ac deinde siccatur et post in farinam redacta molli succo admiscetur
quo fermento calor ebrietatis adjicitur. — Vgl. Florus Epit. 1, 34 = 2, 18 und A. Mizler,
Dissertatio de veterura Celtarum celia et zytho ad illustrandum Flori locum. Vitebergae
1695, 4".
') Athenaios, IV, c. 13, p. 152: xö 8s Ttcv6|xevöv haxi — itapä hk "zolq unoSseaTspoii;
CüO-oi;, nüpivov |i.s-ca ijiXctoi; eoxsoaofxsvov, itapä 81 xol? tzoKXoIc, xa^' txhzö. KaXeitai 8s xöpfia
xxA. Vgl. Hehn', S. 131.
') Dioskorides, 2, c. 110: xö xaXoufievov 81 Tloöpfii, axEü«C6fi.Evov sx xpcfl-Y]«;, lo xal
ftvci otvou TCOfjLaxt TtoXXixi? )(p(I>vxai.
14*
202 Ernst Kuhu,
welsch cwrwf auf den britischen Inseln erhalten^); etwas weiter ab
liegt das von Pliuius zuerst erwähnte cervesia, das deutlich an die
eben erwähnte iberische Bezeichnung anklingt. Plinius, unsere Haupt-
autorität über das gallische Bier, erwähnt auch zuerst das bedeutungs-
volle Wort brace^), welches er zwar für eine Getreideart erklärt, dem
wir aber nach frz. brasser möglicherweise die Bedeutung „Malz" bei-
legen können. Dies und eine Stelle des Orosius, welche später Isidorus
ausgeschrieben hat, legen die Frage nahe, ob vielleicht die Grallier zu-
erst ein rationelles Mälzungsverfahren eingeführt haben ^),
Für das Bier der Germanen kommt als älterer Zeuge eigentlich
nur Tacitus in Betracht*).
Für die mindere Qlialität dieser antiken Biere mag im Gegensatz
zu den obigen Urteilen Diodors und Xenophons auf das Epigramm des
Kaisers Julian (f 363)^) wie auf das Urteil von S. Hieronjanus*') ver-
wiesen sein. Dem. von letzterem genannten sabajum war Kaiser Valens
sehr zugetan '').
Alle die bisher genannten Biere zeichnen sich durch den Mangel
des heute allgemein üblichen Hopfens aus. Zweimal ist allerdings in
der antiken Literatur von Zusätzen zum Bier die Rede. Was aber die
x67wC,a war, welche die in Macedonien wohnenden Paeonier ihrem
Hirsebier beimengten, ist absolut nicht festzustellen, und auch die Zu-
1) Diefeubach, S. 292. Zeuß^ S. 115, 821.
^) Plinius, 18, c. 7, p. 11: Galliae quoque suum genus farris dedere, quod illic
bracem vocant, apud nos scandalam nitidissimi grani. Vgl. Diefenbach, S. 265 f.
*) Beachtung verdient, daß nach Zeitschr. f. d. gesamte Brauwesen, N. F. 2 =
Bd. 14, S. 355 noch im Bayerischen Malzaufschlagsgesetz die Verwendung ungemälzten
Getreides verboten ist. — C. C. Uhlenbeck in P. Br. B., 20, 37 ff., Nr. 5 denkt für das
Wort Malz an slawischen Ursprung.
*) Tac. Germ. 23: Potui humor ex hordeo aut frumento in quaudara similitudinem
vini corruptus.
*) Vgl. Hehn', S. 131; Grässe, S. 255, wo auch des Erasmus lateinische Über-
setzung gegeben ist.
*) Comm. in c. XIX Esaiae: YAd-o;, genus est potionis ex frugibus aquaque coa-
fectum ex vulgo in Dalmatiae Pannoniaeque provinciis gentili barbaroque sermone appel-
latur sabajum. Hoc maxime utuntur Aegyptii, ut non puras aquas bibentibus tribuant,
sed turbidas et commixtarum faecium similes, ut per hujuscemodi potionem haereticae
pravitatis doctrina monstretur.
'') Ammian. Marc. 26, 8: Exinde (Nicomedia) profectus Valens oppugnationi Chal-
cedonis magnis viribus insistebat, cujus e muris probra in eum jaciebantur, et injuriose
compellabatur ut sabajarius. Est autem sabaja ex hordeo vel frumento in liquorem con-
versus paupertinus in Illyrico potus.
Beitrag zur Geschichte des Bieres 203
Sätze, mit denen man nach Columella^) den Geschmack des ägyptischen
Bieres zu verbessern suchte, stehen dem Hopfen völlig fern. Der
Gebrauch des Hopfens ist im Altertum absolut nicht nach-
zuweisen^).
Die frühesten Nachrichten über den Hopfen^) datieren aus den
Zeiten der Karolinger und aus dem nördlichen Frankreich. Im 17. Jahr
seiner Regierung schenkt König Pipin, der Vater Karls des Großen, der
Abtei St. Denis in Paris nebst anderen Besitztümern auch Hopfen-
Pflanzungen (humlonarias cum integritate)*). In defh sog. Poly-
ptychon des Irmino, Abt von St. Germain -des -Pres, -aus den ersten
Jahren des 9. Jahrhunderts noch vor dem Ableben Karls des Großen,
*) Columella 10, 114: Jam siser Assyrioque venit quae semine radix sectaque
praebetur niadido sociata lupino, ut Pelusiaci proritet pocula zythi. Auf diese Stelle
wurde Beckmann S. 220 f. von Tychsen aufmerksam gemacht, .er fügt hinzu: „Diesen
Gebrauch beweiset auch G. W. Lorsbach aus dem arabischen Geschichtschreiber Ebn
Chalican" [Lorsbach über eine Stelle des Ebn Chalican, Marburg 1789, 8^ S. 21].
Arnold S. 87 vermutet, die von Columella genannten Kräuter seien etwa zum
Cöf^oc gegessen worden. Aber wie kommt er zu der Behauptung S. 121, xovöC'^ sei
„either identical with or veiy closely resembling fleabare"?
^) Von späteren Surrogaten für Hopfen handelt Krünitz S. 167 f., S. 371 f. (s.
V. Birke), S. 208, S. 286 f. Beckmann S. 229 u. 226 [letzterer konstatiert, daß die Halt-
barkeit des Bieres durch Hopfen gefördert werde (S. 225)]. Daß der Hopfen unter den
Karolingern die Eichenrinde verdrängt habe, wie in den M. N. N. 1910, Nr. 203 zu lesen
ist, dürfte wenigstens in dieser Form als willkürliche Behauptung zu bezeichnen sein.
") Vom Hopfen handelt vor allem Johann Beckmann, Beyträge zur Geschichte
der Erfindungen. Fünften Bandes zweytes Stück. Leipzig 1803, S. 206—34.
Seiner Angabe nach hat zuerst gründlicher über den Hopfen gehandelt „Joach.
FriAr. Tresenreuter in [der] Abhandlung vom Hopfen, welche ohne seinen Namen mit
J. Heumanns Vorrede, zu Nürnberg 1759, 4°, gedruckt ist. Daher ist dasjenige ge-
nommen, was man in der teutschen Encyclopädie unter dem Artikel Hopfen lieset, doch
hat der Verfasser, ohne Zweifel unser Professor Murrai, einige Zusätze gemacht" (S. 207).
S. 212 f. sagt Beckmann,, daß weder Walafrid Strabo (f 849), noch Aemilius Macer
(nicht vor '850), noch die Gesetze der alten Franken („worin doch des Bieres und des
Malzes oft erwähnt ist"), noch das Capitulare de Villis des Hopfens gedenken. Ferner:
Daß Isidorus (f 636) das Hopfen des Bieres erwähne, ist ein Irrtum Hallers, den er in
seiner Bibl. botan. I, 161 nicht wiederholt hat. Diese Stelle des Isidorus, in der deut-
lich vom Mälzen die Kede ist, wird von Beckmann S. 214 und von Grässe Anm. 24
mitgeteilt, sie ist entlehnt aus Orosius Lib. 5, Cap. 7, S. 370 (der Kölner Ausgabe von
1582) und von Vincentius Bellovacensis, Speculum morale XI, 109, p. 856 ohne Ände-
rung wiederholt.
Weitere Literatur über Hopfen: R. Braungart, Der Hopfen. München 1901. —
F. Stamm, Das Buch vom Hopfen. Saaz 1854.
*) Doublet, Histoire de l'abbaye de St. Denys (1625), p. 699.
204 Ernst Kuhn,
werden häufig Zinsabgaben von Hopfen erwähnt^). Kurze Zeit darauf
befreit Abt Adalhard von Corbie (bei Amiens, niclit das deutsche Corvey,
wie Arnold S. 226 annimmt) in seinen dem Jahr 822 angehörigen Statuten
die Müller des Klosters von der Bereitung oder Lieferung von Malz
und Hopfen (braces und humlo)^).
Für die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts ist im Gebiete des
Hochstifts Freising reichlicher Hopfenbau ausgiebig bezeugt^). In den
folgenden Jahrhunderten wird der Hopfenbau immer allgemeiner in
Deutschland, immer häufiger erscheint die Steuer an Hopfen in Zins-
büchern und dör Hopfengarten unter den Bestandteilen der geschenkten
oder verkauften Grundstücke, und den Rechtsbüchern wie Sachsenspiegel
und Schwabenspiegel gibt die Pflanze Anlaß zu ausdrücklichen Rechts-
bestiramungen. Auch in den Ländern mit überwiegend oder ausschließlich
slawischer Landbevölkerung mehren sich bald die Zeugnisse: 1070 für
das Magdeburgische, 1224 für Schlesien^); 1240 erscheint der baj'Crische
Hopfen als Ausfuhrartikel. Von Vertretern der mittelalterlichen Wissen-
schaft, die des Hopfens gedenken, muß vor allem die heilige Hildegard
wollte^). Dageg'en scheinen die Schweiz und das westliche Süddeutsch-
land in der Tat mehr Weinländer geblieben zu sein. Charakteristisch
ist, daß das süddeutsche Bier auf sein Ursprungsland beschränkt blieb;
von einer Ausfuhr war keine Rede.
Viel erheblicher war die Brautätigkeit in den nördlichen Gebieten
des Reiches. Der Süddeutsche, der seine Schritte nach Norden lenkte,
scheint schon in Thüringen durch gutes Bier überrascht worden zu sein.
Kaiser Rudolf von Habsburg ist eines schönen Tages mit dem Bierkrug
in der Hand und das treffliche Getränk laut preisend durch die Straßen
von Erfurt gelaufen-).
Ob daß Erfurter Bier damals schon den Namen Schlunz führte, ist
uns leider nicht überliefert. Noch mehr tritt das Bier im eigentlichen
Norddeutschland in den Vordergrund. Schon der festbegrüudete Ruf,
dessen sich die norddeutschen Biere zu Anfang des 16. Jh. bis weit
nach Süddeutschland einerseits, nach England und Skandinavien ander-
seits erfreuten, erweist augenfälhg eine lange Übung des Brauens und
einen für die damaligen Verkehrsverhältnisse sehr beträchtlichen Export.
So war es möglich, daß sogar der Italiener Arnoldus de Villanova ^)
gegen Ende des 13. Jh. in seinem Kommentar des Systems der Schule
von Salerno des hellen stark gehopften Eimbecker Bieres sachverständig
gedacht hat*). Aber auch der Innenhandel mit Bier war keineswegs
unbedeutend, wenngleich sich die einzelneu Städte gegen den Import
fremder Biere durch strenge Schutzmaßregeln zu wehren suchten^).
Im Zeitalter der Reformation ist der Vorrang der norddeutschen'
Biere unbestritten und mancher der leitenden Männer hat ihnen mehr
1) Müldener S. 679.
^) .T. B. Mencken, Scriptores rerum germanicarum (1728/30), 2, 563.
*) Zu Arnoldus von Villanova vgl. Diels, Entdeckung des Alkohols, S. 19 f.
*) Schranka, S. 319, zitiert einen Spruch der Schule von Salerno: Crassos humores
nutrit cerevisia, vires praestat et augmentat carnem generatque cruorem, provocat urinam,
ventrem quoque moUit et inflat.
') Müldener, S. 684 f.: „Im Jahre 1451 verbot der Magistrat von Hannover den
Ausschank aller fremden Biere mit alleiniger Ausnahme des Eimbecker, von dem er seit
1465 eine Abgabe von 15 Schilling pro Faß erhob. Toleranter als der Magistrat von
Hannover zeigte sich der von Braunschweig. Derselbe ließ, außer dem Eimbecker, an
fremden Bieren die von Göttingen, Nordheim, Zerbst und Geismar zu und setzte 1386
den Preis eines jeden dieser Biere auf vier Pfennige pro Stübchen (einen Pfennig pro
Quart) fest. Wenn wir noch solche Bierpreise«hätten!
Obgleich Braunschweig selbst ein sehr gutes Bier besaß, so war doch der Konsum
des Eimbecker Bieres in der Stadt so stark, daß der Magistrat eine ziemlich starke Ein-
Beitrag zur Geschichte des Bieres 209
als gut war g-ehuldigt. So war Luther ein starker Biertrinker, während
der Humanist Eobanus Hessus, ein entschiedener Anhänger der Re-
formation und nach Luther ein rex poetarum, in einem giftigen Epi-
gramm den Freunden dieses scheußlichen Saftes, der die Gesundheit
verwüste, geradezu den gesunden Menschenverstand absprechen wilP).
Da war es denn für diese eine besondere Freude, daß es Männer
gab, die mit Gelehrsamkeit und — was mehr ist — mit Sachkenntnis
dem geschmähten Getränk zu Hilfe kamen. Solche sind Johannes Bret-
schneider — Placotomus, der 1549 als Professor der Medizin zu Königs-
berg das Buch „De natura et viribus cerevisiarum et mulsarum" ver-
faßte (gedr. Wittenberg 1551), der Wittenberger Mediziner Abraham
Werner mit seiner Schrift „De confectione eins potus, qui Germaniae
usitatus veteri vocabulo secundum Plinium cerevisia vocatur", Witten-
berg 1567, vor allem aber der originelle Dr. Heinrich Knaust, der Ver-
fasser eines schönen Buches, das 1573 zuerst gedruckt, aber nur in den
Ausgaben von 1575 und 1614 erhalten ist, mit dem Titel:
Fünff Bücher, Von der Göttlichen und Edlenn Gabe, der Philo-
sophischen, Hochthewren und wunderbaren Kunst, Bier zu brauen.
Auch von Namen der vornemesten Biere, in gantz Teutschlanden, vnd
von derer Naturen, Temperaturen, Qualiteten, Art und Eigenschafft,
Gesundheit und Vngesundheit, Sie seynd Weitzen oder Gersten, weisse
oder rothe Biere, gewürtzt oder ungewürtzt. Durch Herren Heinrich
Knausten, beider Rechten Doctor.
■ Dieser Knaust war ein geborener Hamburger, der nach einem
ruhelosen Wanderleben, das ihn nach Wittenberg, Berlin, Stendal,
Mecklenburg, Pommern, Bremen und Danzig führte, endlich in Erfurt
als Kanonikus und Scholastikus am Marienstift, Poeta laureatus und
päpstlicher Pfalzgraf eine bleibende Stätte gefunden hat, wo er um 1580
gestorben ist^).
nähme aus demselben zog. Im Jahre 1506 schenkte der Magistrat zu Braunschweig dem
zu Magdeburg ein Faß Eimbecker Bier, welcbes 4^/^ Gulden gekostet."
In den neunziger Jahren des 15. Jahrb. wollten die Görlitzer Brauer sich die
Einfuhr von Zittauer Bier nicht gefallen lassen, worüber zwischen beiden Städten eine
wirkliche Fehde ausbrach (Müldener S. 690).
Verhältnisse in späterer Zeit. Fremdes Bier konnte man „nur in Ratskellern,
geistlichen Bierstuben, oder anderen privilegierten Schanklokalen haben" (Müldener S. 690).
^) Grässe. Anm. 80.
^) Über Knaust vgl. Klemens Löffler im Archiv für Kulturgeschichte, Bd. 7.
Ferner Anz. f. Deutsch. Altertum, 30, 97 ff. — Zu den älteren Schriften über das Bier
210 Ernst Kuhn,
Knausts Werk — zu einem großen Teil nur die deutsche Bearbeitung-
von J3 retschneid ers und Werners Schriften — erhält seinen Haupt-
wert durch das dritte Buch, eine Liste von etwa 150 verschiedenen
Bieren, welche der Verfasser während seiner Wanderjahre „fast alle
selbst getrunken und ihre Tugend, Krafft und Wirkung persönlich er-
fahren hat". Fast alle diese Biere haben den dreißigjährigen Krieg
überdauert und ihre Geltung recht und schlecht bis an das Ende des
18. Jahrhunderts behauptet. Ich gebe nach dieser und späteren Listen^)
eine summarische Übersicht der in Deutschland getrunkenen Biere.
Obenan stehen nach Technik und Bierverständnis die nieder-
sächsischen Länder des Weifenhauses, Braunschweig und Hannover.
Hier ist vor allem das berühmte Eimbecker Bier zu nennen, das — wie
wir sahen — auch in Italien bekannt war. Dr. Knaust berichtet, daß
diesem Bier zu Ehren seine Vaterstadt Hamburg ein gewaltig königliches
Haus über dem Weinkeller erbaut und dort meist Eimbeckisch Bier
ausgeschenkt habe. Man sage übrigens von ihm „Eimbecker Bier ist
ein starkes Tier"^). Krünitz berichtet, daß man es nach Amsterdam
und Rom, ja nach Jerusalem ausgeführt habe. Auch nach München
wurde ehemals viel Eimbecker Bier geliefert. Im Münchener Beichs-
archiv befindet sich eine auf den Erfurter Bürger Cornelius Gotwalt
am 2. März 1553 ausgestellte Vollmacht zum Transport von „zwei
Wagen schwer Ainpeckhisch Bier", von Eimbeck aus nach München oder
Landshut zum Gebrauch für die Tafel Herzog Albrechts V. „Einbecker
Bier, so die Nürnberger dem gnädigen Herrn geliefert" kommt auch in
einer Münchener Hofrechnung von 1574 vor. Diese Lieferungen durch
vgl. noch Krünitz, S. 208 — 212: „Verzeichnis der vornehmsten Schriften vom Bier und
ßierbrauen." Daran schließt sich noch das 20. Kap. im Kräuterbuche des Tabernae-
montanus (abgedruckt bei Schranka, S. 296 — 313).
') Auch Müldener, S. 680 ff., gibt eine solche.
^) „Da die Eimbecker sich bei Bereitung ihres aus einem Gemisch von Gerste
und Weizen gebrauten Bieres keines Farbmalzes bedienten, so hatte ihr Bier, im Gegen-
satz zum dunkeln Bock, eine bei'nsteingelbe Farbe": Müldener, S. 685. Vgl. ferner
S. 683. ' Placotomus sage: Das Braunschweiger und das Eimbecker Bier behaupten den
ersten Rang und werden ob ihrer ausgezeichneten Nützlichkeit weit und breit versandt
zu Wasser und zu Lande. Er selbst gebe allerdings dem Eimbecker Biere den Vorzug,
denn es habe einen liebliciieren Geruch als das Braunschweiger, auch sei ihm das Wasser
in Braunschweig nicht ganz unverdächtig.
Olaus Magnus, Erzbischof von Upsala, rühmt in der Historia de gentibus sep-
tentrionalibus die deutschen Biere und sagt: „Das Eimbecker Bier, dem der vorschmeckende
Hopfen Klarheit und zugleich Bitterkeit verleiht, sagt im Sommer bei würgendem
Durste zu".
Beitrag zur Geschichte des Bieres 211
das Nürnberger Handelshaus Unterholzer dauerten bis zum Jahre 1589,
in welchem durch Herzog Wilhelm das Hofbräuhaus gegründet wurde.
In diesem ist auf Grund des landesherrlichen Monopols seit 1614^)
ständig eine Nachahmung des Eimbecker Bieres, seit 1616 auch weißes
Weizenbier hergestellt worden. In Eimbeck hielt der Rat auf Güte des
Bieres, wie aus Brauordnungen aus dem Jahre 1636 und noch 1721
bezeugt ist^).
In dieses Gebiet gehört ferner die Gose von Goslar-^), nach der
heutzutage einige obersächllsche Biere genannt sind, und das zu Han-
nover seit 1526 in Nachahmung des Hamburger Weißbieres von Cord
Broihan aus dem benachbarten Dorfe Stöcken zuerst hergestellte und
nach ihm benannte Bier, welches bald anderwärts nachgeahmt wurde*).
In Braunschweig braute man seit 1492 neben leichteren Bieren die noch
zu Krünitz' Zeit für die Königin der Biere in Deutschland gehaltene
Mumme ^), ein starkes, mit vielen Kräutern versetztes Hopfenbier, welches
später nach Holland, Englancl, ja bis nach Ostindien hin ausgeführt
wurde''). Das Bild des Durstes im Lande Braunschweig wäre aber
unvollständig ohne die Universität Helmstedt. Sie zählte zu ihren An-
gehörigen die durstigsten Studenten und ebenso gelehrte wie bier-
verständige Professoren. Zu ihnen gehört Heinrich Meibom jr., 1661
Professor der Medizin, 1678 der Geschichte und Dichtkunst, f 1700,
dessen gelehrte Abhandlung vom J. 1688 Commentarius de cerevisiis
etc. von Jacob Gronovius in seinen Thesaurus antiquitatum graecarum
(1697—1702) aufgenommen worden ist. Der Clapit, das Bier von Helm-
stedt, war nicht gut, weshalb die Studenten den Garlei von Gardelegen')
') 1914 wurde daher das 300jährige Jubiläum gefeiert, worüber die München-
Augsburger Abendzeitung vom Mai zu vergleichen ist.
ä) Müldener S. 685.
^) In Goslar „in Vergessenheit geraten": Müldener S. 686.
*) Müldener S. 687.
^) Die Mumme soll nach ihrem Erfinder Christian Mumme benannt sein: Krünitz
und Müldener, S. 681. Es gab Nachahmungen in Pommern und Mecklenburg (Wismar).
Der bekannte Vers: „Bronswik, du leiwe Stat / vor vel dusent Steten, / dei so schöne
Mumme hat, / da ik Worst kann freten" ist nach Müldener, S. 682, aus der Oper
„Heinrich der Vogler" des Braunschweiger Kapellmeisters Schürman, zu der der Dres-
dener Hofpoet Ulrich König den Text geschrieben hatte. Aufgeführt Braunschweig 1719
(Brückmann: 1718).
*) So soll nach Krünitz, S. 27, auch Lübecker Bier von der Dänisch-Ostindischen
Compagnie nach Indien gesandt worden sein.
') Über den Garlei ist nach Müldener S. 685 zu vergleichen Schnitze, Auf- und
Abnehmen der Stadt Gardelegen. Stendal 1668 (mit lateinischen, griechischen, hoch-
deutschen und plattdeutschen Gedichten, s. auch Werdenhagen, De civit. Hanseat. IV).
212 Ernst Kuhn,
bevorzugten. Als sie einmal in diesem des Guten zuviel getan hatten,
verbot Herzog Friedrich Ulrich (f 1634) die Einfuhr, worauf es zu einer
Studentenrevolte kam, bis Heinrich Meibom sr., der Großvater des eben
Genannten, in einem lateinischen Gedicht an den Herzog sich der
Studenten annahm, die nun zu ihrem Garlei zurückkehren durften. Auf
der Universität Helmstedt gebildet ist auch Franz Ernst Brückmann,
Stadtarzt zu Wolfeubüttel und Mitglied der Berliner Akademie der
Wissenschaften, welcher 1722 einen Catalogus aller auf der Erde ge-
bräuchlichen Getränke herausgab und in seÄen Reisebriefen, deren er
300 in drei starken Bänden veröffentlichte^), unter den mannigfachen
Gegenständen menschlichen Interesses auch Bier und Wein nicht ver-
gessen hat. Da finden wir auch poetische Verherrlichungen von Gose
und Mumme ^) und letzterem Gedicht ist die Abbildung eines Malz-
Kärrners in Braunschweig beigegeben, „dem die Mumme so ungemein
wohl geschmecket, daß er sich darinne so dicke, ja gar zu Tode gesoffen,
seines Alters 30 Jahr, an dem Gewicht liat er gehabt drey und einen
halben Centner". Zu diesen braunschweigischen Bieren gehört auch der
Duckstein von Königslutter^), ein Weißbier, welches König Friedrich
Wilhelm I. neben dem Garley zu trinken pflegte. Von den Bieren der
Provinz Hannover mag nur noch das von Buxtehude genannt sein; es
führte den bezeichnenden Namen „Ich weiß nicht wie". In der Nähe
von Blankenburg liegt auf halberstädtischem Gebiete die Stadt Deren-
burg, ihr Bier hieß „Störtenkerl". In Brandenburg ist zu nennen der
Kyritzer „Mord und Totschlag", dem sich „Fried und Einigkeit" zur
Seite stellte, und das Bier des durch die Hussitenschlacht bekannten
Städtchens Bernau, nordöstlich von Berlin. Die Zerbster „Würze" im
benachbarten Anhalt^*) wurde noch im 18. Jh. nach Ost- und West-
indien verschickt. In Eisleben braute man den „Krabbel an der Wand"
und der Erfurter Schlunz^) schmeckte wohl nicht nur Dr. Knaust und
^) Catalogus exhibens appellationes et denominationes onnium potus generum etc.
Helmstedt 1722. — Epistularum itinerariarum centuriae. Wolffenbüttel 1735 ff. — Vgl.
Grässe Anm. 99.
^) Ep, it. 38 de cerevisia Goslariensi (mit Supplement). — 52 de mumia Bruns-
vicensium (mit Supplement, zwei Gedichte von 1723 u. 1736).
^) Schranka, S. 314, nennt: Brückmann, Relatio phys.-med. de cerevisia quae
Duckstein dicitur 1722. Nach Müldener, S. 686/7 noch heute gebraut.
*) Balthasar Kindermann, Lobgesang des Zerbster Bieres. Wittenberg 1657. —
Conr. Phil. Limmer, Diss. de cerevisia Servestana. Zerbst 1693. [Schranka, S. 314, hat
Limser.]
*) Eysel, Dissertatio de cerevisia Erfurtensi 1689 (Schranka S. 304).
Beitrag zur Geschichte des Bieres 213
seinen Freunden, sondern schon einer früheren Generation von Geist-
lichen und Gelehrten dieser alten Universitätsstadt, wie in einer 1516
erschienenen Schmähschrift „De generibus ebriosoruni" in wenig erbau-
licher Weise auseinandergesetzt ist.
So wurden bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Braunschweig
und Hannover, in den Küstenstädten an Nord- und Ostsee, in der Alt-
mark, Brandenburg, Lausitz und Schlesien, wohl auch in Sachsen,
Thüringen^) und Westfalen 2) gute Biere gebraut, oder wenigstens solche,
die man damals für gut hielt. Sie waren alle nach dem obergährigen
Verfahren hergestellt und mußten daher, wenn sie ausfuhrfähig sein
sollten, reich sein an Malzextrakt, Hopfenbitter und Alkohol, gehörten
also insofern zu den schweren Bieren. Übrigens ging die Ausfuhr^)
über See erheblich zurück, als man in England und Schweden nach
Allgemeinerwerden der Hopfenverwendung selbst kräftige Biere zu brauen
anfing. So erfand 1730 der Brauer How^ard zu London den Porter*),
Krünitz kennt bereits das Burton Ale und nennt das schwedische Bier
eines der stärksten, welches dem englischen fast gleichkomme.
Von mittel- und süddeutschen Bieren kennt Dr. Knaust hessische
und fränkische, so das schon von alters her gebraute Bamberger,
während man in Würzburg erst seit einigen Jahren, nachdem der Wein
mehrmals nicht geraten, Bier zu brauen begonnen habe. Die böhmischen
Biere kennt Knaust gleichfalls als gut, hat sie aber nicht selber ge-
trunken. Krünitz kennt Fränkisches, Regensburger ^) und Wiener^) Bier,
stellt aber das Böhmische am höchsten^). Als „Bayerisch Bier" kennt
er nur eine Sorte starkes Weißbier, das „nunmehro aber auch in den
chursächsischen Landen gebraut werde" und mit dem englischen Biere
einige Ähnlichkeit habe. Der Niederländer Jan Kraene war 1541 der
erste Weißbierbrauer in Nürnberg. Müldener macht bei dieser Ge-
legenheit die Bemerkung, daß die weißen Biere die ältesten sind. Luft-
malz und geringer Hopfenzusatz weisen auf die Anfänge der Brauerei
^) Die Thüringer Biere gehören nach Krünitz zu den besten und kräftigsten.
*) Das Bier des Klosters Corvey hieß „Lustiger Pater": Müldener S. 683.
^) Ausfuhr und deren Rückgang: Müldener S. 683, 689.
*) Der Porter wurde zunächst in Burg und Zerbst nachgeahmt, dai-aus sind dann
die meisten mitteldeutschen Porter hervorgegangen: Müldener S. 689.
*) Brückmann gibt an, daß Regensburger Bier nach Wien ausgeführt werde.
*) Ad. Jo. Besenecker, Cerevisia Austro-Viennensis elucubrata 1737. [Schranka,
S. 313/4, hat Bernecker und 1732.]
^ Krünitz: „Böhmen . . . und England . . . haben bekanntermaßen die aller-
besten Biere".
214 Ernst Kuhn,
hin, auch müssen diese Biere frisch getrunken werden^). Die ungari-
schen Biere hat Brückmann als besonders schlecht geschildert.
Diese Darlegungen führten uns bis an das Ende des 18. Jh. Die
Fortschritte, welche dem Brauwesen im 19. Jahrhundert beschieden
waren, will ich nur kurz berühren. Sie stehen mit der Entwickelung
des bayerischen Bieres in engstem Zusammenhang. Sein Hauptvorzug
besteht in dem sog. untergärigen Verfahren, welches angeblich um die
Mitte des 18. Jahrhunderts in einem bayrischen Kloster erfunden sein
soir^), tatsächlich aber schon früher nachweisbar ist^). In der Haupt-
sache ist es Gärung der Würze bei herabgesetzter Temperatur, vor-
nehmlich durch Eisanwendung. Dadurch vollzieht sich die Gärung in
weniger stürmischer Weise, die überschüssige Hefe sinkt zeitig zu Boden,
wodurch weitere unliebsame Gärung vermieden und das Bier klarer und
haltbarer wird*). Neben dem bayrischen Regulativ von 1811, das neben
beschränkter Verwendung von Weizenmalz für das weiße Bier gesetzlich
nur Gerstenmalz und Hopfen unter Ausschluß jeglicher Surrogate zur
Bierbereitung gestattete, sind es dann persönlich zwei Männer, welche
die neue Epoche eingeleitet haben. Gabriel Sedlmayr und Anton Dreher
lernten nach vollendeter Lehrzeit, die sie in München zugebracht hatten,
zu Anfang der 20er Jahre des 19. Jh. in London die rationelle eng-
lische Brauweise kennen, die sie auf Grund ihrer bayerischen Er-
fahrungen weiter ausbildeten und in dieser Gestalt in München wie in
Wien zur maßgebenden erhoben. Das Verfahren verbreitete sich bald
auch nach Norddeutschland. „Die" älteste auf bayrischem Fuß ein-
gerichtete Brauerei untergärigen Bieres in Preußen ist die am 1. Oktober
1830 zu Potsdam von W. Adelung und A. Hoff mann eröffnete . . .
Beide Inhaber erwähnter Firma waren von Friedrich Wilhelm IIL aus-
drücklich zur Erlernung des bayerischen Brauverfahrens nach Bayern
^) Müldener 8. G88. Zum Münchener Bier vgl. J. Mayrhofer, Lustsame Ge-
schichte des Münchener Hofbräuhauses, München 1884. Älter ist der Hackerbräu: vgl.
A. von Gleichen-Russwurm, 500 Jahre Hackerbräu. Ein Münchener Kulturbild,
München 1917. [Bilder von ägypt. Bierbrauerei]. J. B. Prechtl, Zur Geschichte des
bayerischen Bieres: Zeitschrift für das gesamte Brauwesen 17 (N. F. 2, 1879), S. 469 bis
477, 517—527. BUM.: Technol. 512, 40, Hackerbräu.
2) Müldener S. 690.
*) J. B. Prechtl gibt in der Zeitschr. für das gesamte Brauwesen 14 = N. F. 2
(1879), S. 525 ein Zitat „weisses Gerstenbier nach der obern Gier" vom Jahre 1608.
Diese obere Gier setzt natürlich ihren Gegensatz voraus.
*) Müldener S. 691.
Beitrag zur Geschichte des Bieres 215
geschickt worden"^). Acht Jahre später erfolgte dann die Gründung der
Berliner Bockbrauerei am Tenipelhofer Berg durch den geborenen Bayer
Georg Leonhard Hopf^).
Dazu kam die überraschende Entwicklung von Technik und Wis-
senschaft im 19. Jahrhundert. Das Saccharometer und das Mikroskop
wurden zu unentbehrlichen Hilfsmitteln der Brauwissenschaft. Emil
Christian Hansen gelang es, aus den zahlreichen Hefenrassen die zur
Würzegärung geeignetsten zu isolieren und die für die Praxis so hoch-
bedeutsame Hefereinzucht einzuführen. Immer mehr wurden die Er-
kenntnisse und Forschungsergebnisse bahnbrechend wirkender Männer,
wie Hermbstädt, Kaiser, Habich, Otto, Balling u. a. zum Gemeingut
weiter Kreise. Fachschulen, an denen hervorragende Lehrer, wie
C. Lintner tätig waren, sorgten für eine gründliche Ausbildung der
angehenden Brauer. Zahlreiche Fachzeitschriften halfen dazu, der
Wissenschaft Eingang in alle Kreise zu verschaffen. Besondere Pflege-
stätten der Wissenschaft aber entstanden in eigens dafür gegründeten
Anstalten, z. B. der Wissenschaftlichen Station für Brauerei in München
(1876), der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (1883),
dem Carlsberglaboratorium (Jakobsen 1875), an welchem Hansen und
Kjeldahl ihre berühmt gewordenen Studien betrieben. Der Zusammen-
schluß des Braugewerbes zu Interessengemeinschaften (deutscher Brauer-
bund 1871, Brausteuergemeinschaften), Versammlungen und Ausstellungen
und die Vervollkommnung der Steuergesetzgebung haben im Verein mit
den großen technischen Errungenschaften (Eismaschinen, niech. Mälzerei,
Ersatz der Handarbeit durch Maschinen) dazu beigetragen, das Bier in
technischer und hygienischer Beziehung einer immer weiter fortschreiten-
den Vollendung entgegenzuführeu. Unser deutsches Bier aber kann
sich rühmen, an der Spitze aller Biere zu stehen. Mitten auf seinem
glänzenden Siegeslauf traf der Weltkrieg auch unser deutsches -Brau-
gewerbe aufs schwerste und zwang es zu tiefgreifenden Änderungen
der bisher geübten Gewohnheiten, sollten nicht die Brauereien infolge
Mangel an Rohmaterial gänzlich ruhen. Hoffentlich aber kommt bald
wieder die Zeit, wo auf den derzeitigen Tiefstand ein neuer Aufstieg
des Gewerbes folgt.
Das gern als deutsches Nationalgetränk betrachtete Bier hat somit
eine ziemlich verwickelte Geschichte hinter sich. Zu dem bayerischen
^) Müldener S. 690, Anm.
*) M. N. N. 1913, Nr. 330, Gen.-Anz.
Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIEI. i c
216 Ernst Kuhn, Beiträge zur Geschichte des Bieres
und deutschen Bier, wie wir es heutzutage trinken, haben G-ermanen,
Kelten und Alanen, wie in späterer Zeit Norddeutsche und Süddeutsche,
Engländer und Dänen das ihrige beigetragen. Seiner Entstehung wie
seiner heutigen Verbreitung nach darf das Bier mit vollem Recht eine
internationale Bedeutung in Anspruch nehmen.
Verzeichnis der benutzten Scliriften allgemeineren Inhalts
J. G. Krünitz, Oeconomische Encyclopädie. Fünfter Teil, von Bier bis Blume. Berlin,
1775, S. 1—287.
J. G. Th. Grässe, Bierstudien. Dresden, R. v. Zahn. 1872.
H. von der Planitz, Das Bier und seine Bereitung einst und jetzt. München,
R. Oldenbourg, 1879. (S.-A. aus der Zeitschrift für das gesamte Brauwesen.)
S. A. von Schwarzkopf, Der Hopfen und das Bier. In naturhistorischer und me-
dizinischer Hinsicht, ihre Bestandteile, Wirkungen und Geschichte für Hopfen-
produzenten, Bierbrauer, Gastwirte und Freunde des Bieres. Leipzig und Berlin,
0. Spamer, 1881, VIII, 287 S.
R. Müldener, Das Bier: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft. Herausg.
von Franz Hirsch (Leipzig, A. H. Payne) 1882, Bd. 1, S. 674—691.
E, M. Schranka, Ein Buch vom Bier. Cerevisiologische Studien und Skizzen. Frank-
furt a. d. 0., B. Waldmann, 1886. 2 Theile in einem Band. XIII, 592 S.
J. P. Arnold, Origin and History of Beer and Brewing. From prehistoric times to
the beginning of brewing science and technology. A critical essay. Chicago, Alumni
Ass'n of the Wahl Henius Institute of Fermentology, 1911, XVI, 411 S. (ill,)
Wünschenswert wäre eine umfassende Bibliographie aller auf das Bier bezüglichen
Schriften — zunächst wenigstens der historischen Literatur — wofür bedeutendere
SpezialSammlungen, z. B. die des Germanischen Museums heranzuziehen wären. Vgl.
darüber: Kriegsgabe allen Mitgliedern des Germanischen Museums gleichzeitig mit dem
Jahresbericht für 1915 dargeboten vom Direktorium (Nürnberg 1915), S. 24.
Kleine Mitteilungen 217
Kleine Mitteilungen
Verwertung der Pilzmasse des Milchflusses der Bäume
Ein zeitgemäßer Vorschlag
Bei dem überaus großen Holzbedarf in der jetzigen Zeit ist es sicher,
daß eine ungleich größere Zahl frischer Baumstümpfe im Wald anzutreffen
sein werden, als in früheren Jahren. In dem zuckerhaltigen Saft, dem auch
noch stickstoffhaltige Nährstoffe und Salze beigemischt sind, entwickelt sich
an milden Wintertagen nach Angaben F. Ludwigs mitunter schon im
Januar und Februar der Endomyces vernalis in großer Menge, so daß
die Pilzmasse literweise an einem einzigen Baumstumpf abgehoben werden
kann. Da der Pilz eine sehr eiweißreiche Substanz darstellt, von guten
Geschmackseigenschaften, so empfiehlt es sich, solche Pilzmassen zu sammeln
und sie ohne weiteres Suppen, Gemüse und Saucen beizumischen. Namentlich
die ärmere Bevölkerung der Waldgebiete würde so ohne besondere Mühe zu
einer guten Nahrung kommen. Die Zellen des Pilzes, so wie sie im Freien
in der Frühjahrs wärme sich entwickeln, enthalten allerdings zunächst noch
kein Fett: dasselbe würde nur bei reichlicher Zuckerzugabe sich bilden
können, also wenn man etwa die Baumstumpfüberzüge mit Farinzucker be-
streuen würde. Nur bei anhaltend trockenem Wetter, das den Baumsaft
schneller konzentriert und somit auch die Zuckerlösung, kommen auch fettige
Zellen vor. Als Milchflußbäume sind besonders bekannt die Birke, die
Hainbuche und der Ahorn. Ludwig erzählt bei seiner ersten Beschreibung
der Erscheinung des Milchflusses, daß er von den Wundstellen abgebrochener
Äste stockwerkhoch den Milchstrom am Stamm herab hat fließen sehen. Es
wird von forstlicher Seite in Erwägung zu ziehen sein, ob man nicht auch
bei Baumstämmen, die nicht gefällt werden sollen, durch künstliche Wunden
den Milchfluß absichtlich hervorruft. Bei sachgemäßer Behandlung der
Wunden beim Aufhören des Saftfließens würde jedenfalls keine größere
Schädigung des Baumes zu befürchten sein. Man weiß ja, daß z. B. der
Zuckerahorn in Nord-Amerika oft 20 Jahre hintereinander, abgezapft wird.
Auch bei unseren Birken wird ähnlich verfahren zur Gewinnung des Birken-
saftes oder des Birkenweines. Wenn die Frage gestellt wird, was zweck-
mäßiger sei, den Saft einzubringen oder den Milchflußpilz am Baum selbst
entstehen zu lassen in dem ausfließenden Saft, so dürfte man sich wohl für
das letztere entscheiden, da der in Gärung geratene Birkensaft leicht ver-
derben kann, insbesondere durch Essigsäurebakterien. Wenn man den Pilz
15*
218 Kleine Mitteilungen
des Milchflusses einsammelt und kalt aufbewahrt, so dürfte tagelang kaum
eine verderbliche Änderung eintreten, die Masse wird vielleicht einen schwach
säuerlichen Geruch bekommen, wie er der sauren Sahne eigentümlich ist.
In diesem Zustande wäre die Masse immer noch verwendbar. In höhere
Temperaturen gebracht würde sie allerdings sehr bald in stinkende Fäulnis
übergehen.
In großen Waldgebieten, wie sie z. B. in Russisch-Polen sich vorfinden,
ist die Möglichkeit gegeben, ganz erhebliche Mengen des Pilzes einzusammeln.
Das Pilzsuchen würde also schon im Frühjahr einsetzen können, zu einer
Zeit, wo vielleicht Reste von Schnee und Eis noch anzutreffen sind.
Bedenken gegen die Bekömmlichkeit des Pilzes bestehen nicht. Ver-
fasser dieser Zeilen hat wochenlang den Pilz als Beigabe zur Suppe genossen,
ohne die geringsten Nachteile zu verspüren. Hoffentlich macht die Be-
völkerung der Waldgebiete von dem obigen Vorschlag mit Erlaubnis der
Forstbehörden möglichst umfangreichen Gebrauch. Bezüglich der Verdau-
lichkeit dürfte der Pilz den besonders geschätzten Speisepilzen, wie Stein-
pilz und Champignon, kaum nachstehen. Wo der Milchfluß besonders häufig
auftritt, könnte man geradezu darati denken, ihn durch Trocknen in eine
Dauerware zu verwandeln.
Für den unmittelbaren Genuß empfiehlt es sich, zur Erhöhung der
Verdaulichkeit die breiige Masse erst ca. 24 — 48 Stunden in einer Kochkiste
bei etwa 40 — 50*^ C. stehen zu lassen und dann das Ganze — Autolysat
nebst Zellmasse — in der Suppe oder in Saucen aufzukochen.
In der Versuchsfabrik des Reichsausschusses für Öle und Fette ist aus
dem dort gezüchteten Fettpilz neben dem Öl auch ein vortrefflich schmecken-
der Pilzextrakt hergestellt worden, der ähnlichen Extrakten, aus Hefe u. dgl.
stets vorgezogen wurde. Hier wurde allerdings ein besonderes Aufschluß-
verfahren, das sich im kleinen Haushalt nicht leicht nachahmen läßt, an-
gewendet. . P. Lindner.
Über eine besondere Art „chinesischer Hefe",
die zur Bereitung des mandschurischen Branntweins „Kaobang-chiu" ver-
wendet und Chiizu genannt wird, ist von Dr. Saito unter Assistenz von
Naganishi eine sehr ausführliche Arbeit geliefert worden, die bereits. 1914
veröffentlicht, aber jetzt erst zu uns gelangt iet. Auf diese Arbeit verdient
deshalb besonders hingewiesen zu werden, weil sie die reichhaltige Flora des
Chiizu eingehend beschreibt und durch 4 prächtig gezeichnete Tafeln mit
47 Einzelfiguren näher veranschaulicht.
Die Zahl der vorgefundenen Arten ist 38. Dr. Saito ist ein sehr
kenntnisreicher IVlikrobiologe, der uns besonders durch seine eingehenden
statistischen Mikrobennachweise in der Luft verschiedener Örtlichkeiten in
und um Tokio in den verschiedenen Monaten eines ganzen Jahres bekannt
Kleine Mitteilungen 219
geworden ist; auch hat er am Institut für Gärungsgewerbe mit P. Lindner
zusammen zahlreiche Assirailationsversuche ausgeführt. Er ist auch der
Verfasser eines in japanischer Sprache gedruckten Buches über die ost-
asiatischen technisch wichtigen Pilze. (Report of the Central Laboratory,
South Manchuria Railway Company No. 1, 1914.) Während des Krieges
1916 ist von ihm noch eine umfangreiche und gründliche Arbeit geleistet
worden mit dem Titel:
Untersuchungen über die chemischen Bedingungen für die Entwicklung
der Fortpflanzungsorgane bei einigen Hefen
Diese Arbeit gehört mit zu den besten, die über Hefen geschrieben
sind. Sie ist reich an interessanten Einzelbeobachtungen und Vergleichen
mit Vertretern anderer Pflanzengruppen, sowie an originellen Fragestellungen
und Schlußfolgerungen, die um so beachtenswerter sind, als mit einer Un-
menge chemischer Verbindungen gearbeitet wurde. Hervorgehoben sei hier
die Feststellung, daß die Theorie, daß Nahrungsentziehung der Sporenbildung
voraufgehen müsse, bei Schizosaccharomyces nicht zutrifft. Auch die Vor-
stellung, daß die Zelle bei der Aufnahme von Nährstoffen nur ganz weit
abgebaute Bruchstücke derselben verarbeiten kann, wurde an dem Beispiel
der Octosporus-Hefe als irrig oder als nicht allgemein gültig hingestellt.
Verfasser vermutet mit Pringsheim, daß das Pepton Atomkomplexe ent-
hält, die sich dem Eiweiß der Hefe ungespalten einverleiben können. Zygo-
saccharomyces mandshuricus, sovne die Dombrowskischen Milchhefen sind
zur Assimilierung höherer Abbauprodukte des Eiweißes geeignet. Gärungs-
gewerbshefen nehmen mit dem Amidstickstoff vorlieb, die Octosporus-Hefe
dagegen kann nur natürlich vorkommendes Eiweiß assimilieren. Besonders
interessant ist auch die Feststellung, daß Zellen, die sich für die Kopulation
vorbereitet haben, bei ausbleibender Gelegenheit dazu zugrunde gehen (.Journal
of the College of Science; imperial University of Tokyo, Bd. 39, Heft 8).
Lindner.
Eine ältere Mitteilung über die Herstellung von Kartoffelbier
finden wir in Zimmermanns „Chemie für Laien" o. Bd. 1860, Verlag Gustav
Hempel, Berlin, sie darf heute ein gewisses Interesse beanspruchen bei dem
Mangel an Gerste, Weizen u. dgl.
„Der Vorteil einer Biergewinnung aus Kartoffeln sollte besonders dem
Landwirte einleuchten. Eine Bodenfläche, welche 530 Pfund Gerste oder
420. Pfund Malz liefern kann (ein Fünftel des Gewichts der Gerste geht
durch das Mälzen verloren), gibt einen Ertrag von 4000 Pfund roher Kar-
toffeln und hierin ist an nutzbarem Stoffe für die Brauerei viel mehr als
doppelt so viel wie im Malz. Dieses letztere gibt 252 Pfund nutzbaren
Extraktes, jene 4000 Pfund rohe Kartoffeln geben aber wenigstens 560 Pfund.
220 Kleine Mitteilungen
Was die Kartoffelbierbereitung schwierig macht, ist, daß man statt
trockenen Malzes eine nasse und saftreiche Brühe hat. Dieser Saft schmeckt
zwar Rindern und Schweinen als Trinkwasser sehr gut, uns zweibeinigen
Tieren aber behagt derselbe nicht, und da sein Geschmack sich auf das Bier
überträgt, so müssen die Kartoffeln ihres Saftes beraubt werden, wenn man
ein angenehmes Gebräu liefern will. Dies geschieht dadurch, daß man die
Kartoffeln zu Brei zerreibt, wie bei der Stärkebereitung gezeigt worden ist,
daß man diesen Brei auf den Boden eines großen Bottichs bringt, den Saft
auspreßt, dann aber dreimal nacheinander das Kartoffelgereibsel mit immer
frischem Wasser übergießt und dieses ablaufen läßt. Es wird hierbei natürlich
viel Stärkemehl fortgewaschen, man kann dasselbe jedoch sehr leicht auf-
fangen, indem man das Wasch wasser in große Bottiche sammelt und das
Mehl sich daraus niederschlagen läßt.
Eine andere Methode ist die zur Kartoffelmehlbereitung übliche. Man
zerschneidet die Kartoffeln mittels einer Maschine, wäscht sie in säure-
haltigem Wasser aus und laugt nachher durch immer erneuertes frisches
Wasser diese dünnen Scheiben so aus, daß sie statt des darin enthalten
gewesenen Saftes nur noch W^asser aufgenommen haben. Sie werden dann
getrocknet und vermählen. So gewonnenes Kartoffelmehl ist zur Bierbereitung
ganz vortrefflich, indem es alles enthält, was in dem Mehle der Getreide-
arten wichtig ist für das Bier. Man bringt zu diesem Mehle ein Zehntel
seines Gewichtes Malzschrot und verfährt im übrigen ganz so, als ob man
Bier aus Gerste braut. Die Traber aber lassen sehr schwer die Würze fahren
und will man nicht zur mechanischen Presse seine Zuflucht nehmen, so er-
leidet man einen ziemlich beträchtlichen Verlust.
Das beste Verfahren, um Bier aus Kartoffeln zu bereiten, ist immer
das, wo man die Stärke unmittelbar anwendet. Es ist sehr zweckmäßig,
wenn der Brauer sich die Stärke selbst bereitet : er gelangt nämlich sehr viel
billiger dazu und er kann dieselbe gleich so anwenden , wie sie eben frisch
bereitet, noch nicht getrocknet, unter dem Namen grüne Stärke bekannt ist.
Dieses erspart ihts die ganze Weitläufigkeit seiner Anlagen zum Trocknen
derselben, erspart ihm die Kosten für die Heizung der Trockenräume und
macht einen bedeutenden Aufwand an Arbeitslohn überflüssig.
Es ist höchst gefährlich, wenn man die Zuckerbildung der Stärke durch
einen Zusatz von Schwefelsäure hervorbringt oder auch nur beschleunigen
will. Nicht nur ist solches Bier zur Schleimbildung geneigt, wenn auch die
Menge der zurückbleibenden Schwefelsäure nur den SOOOOsten Teil der
Würze beträgt, es tritt noch der andere Übelstand ein, daß so gewonnenes Bier
gänzlich des Malzgeschmackes entbehrt, statt dessen aber einen impertinenten
Geruch nach Urin annimmt, der das Bier ganz ungenießbar machen kann.
In Paris braut man ein Getränk, welches mit Ausnahme der Farbe
dem englischen Ale sehr ähnlich ist. Man bereitet zuerst Stärkesirup durch
Kleine Mitteilungen 221
Zusatz von Malz, diesen Sirup aber kocht man mit geschrotetem Malz und
mit dem erforderlichen Hopfen und übergibt diese Würze dem gewöhnlichen
Gärungs- und Ablagerungs verfahren und erhält ein ganz vortreffliches Getränk,
nur wasserartig hell.
In Straßburg braut man ein sehr weit berühmtes Bier aus Kartoffeln,
welche man zerreibt, ausdrückt und dann mit Gerstenmalz bis zum fünften
Teile der Kartoffelmenge vermischt, auf 70^ C. erhitzt und dann 4 Stunden
lang bei dieser Temperatur sich selbst überläßt. Hierbei findet die Um-
wandlung in Dextrin und in Zucker statt. Die Maische wird abgelassen, die
Traber werden mit heißem Wasser übergössen, um den Nachguß zu gewinnen,
und beides wird auf die gewöhnliche Weise verkocht und dann der Gärung
übergeben.
Die Quantität der stickstoffhaltigen Substanzen ist in der Kartoffel-
stärke bei weitem geringer als in dem Mehle aus Getreide, daher ist auch
die Gärungsfähigkeit der aus Kartoffeln erzielten Würze viel geringer und
es muß für den Gärungsstoff durch reichlicheren Zusatz von Hefe gesorgt
werden. Die Kartoffelbierwürze, wenn sie der schnell verlaufenden Ober-
gärung unterworfen werden, liefert daher viel weniger Alkohol als flie Malz-
bierwürze. Wendet man aber die Untergärung an, so wird dadurch die Um-
bildung der Kleberbestandteile bedeutend verlangsamt und so hält die Hefen-
bildung gleichen Schritt mit der Alkoholbildung.
Dadurch, daß man Stärkesirup direkt der Gärung unterwirft, diese
unterdrückt und die so halb vergorene Würze auf starke Flaschen zieht, wo
sie ihre Gärung unter den Fesseln eines gut verbundenen Korkes fortsetzt,
erhält man das sogenannte Champagnerbier." P. Lindner.
Gewinnung von Alkohol aus Ananasabfällen
bei der California Packing Co.
Früher brachte man die beim Einmachen der Ananas sich ergebenden
Abfälle, wie Rinde, Schale, Herzstück und die beim Schneiden und Schälen
verlorengehende Flüssigkeit als Dünger auf die Äcker. Jetzt gewinnt man
von 2000 Pfund Ananas 1200 Pfund Konserven, 450 Pfund Saft mit 40 Pfd.
Zucker und 4 Pfd. Zitronensäure, 350 Pfd. Abfälle, aus denen 2 Gallonen (9 1)
Alkohol und 1,75 Pfd. Zitronensäure gewonnen werden. Die Abfälle werden
in großen Küpen mit Wasser bedeckt und zur Gärung gebracht, die Flüs.
sigkeit filtriert und nach Zugabe von Kalk destilliert. Der Kalziumzitrat-
kuchen enthält 70^0 Zitronensäure. Der gewonnene Alkohol wird mit 5%
schwefliger Säure, 2^/^ Kerosin und 1°/q Pyridin denaturiert und dann in
Heizöl verwandelt. Da die Ananassaison nur 100 Tage dauert, hofft die
Firma durch Verwendung billiger Melassen die Fabrik während des ganzen
Jahres in Gang zu halten, (Nach der Deutschen Parfümeriezeitung 1921 Nr. 1.)
222 Kleine Mitteilungen
Ein Institut zur Erforschung der Alkoholwirkungen
befürwortete in einem Vortrage in der Vorstandssitzung des Deutschen Wein-
bau-Verbandes zu Wiesbaden am 9. 6. 20 Richard Hilger. Wir entnehmen
daraus folgende Zeilen :
„Eine Bekämpfung des schädlichen Alkoholgenusses kann nur dann
Erfolg haben, wenn sich alle Hersteller alkoholhaltiger Getränke, die dem
Volk einen Genuß, eine Freude, eine Stärkung verschaffen wollen, zusammen-
schließen gegen die gewissenlosen Fachgenossen, denen eine Vergiftung des
Volkes gleichgültig ist, wenn sie nur ihren Geldbeutel füllen können.
Die Bekämpfung des schädlichen Alkoholgenusses bedeutet gleich-
zeitig eine wirksame Bekämpfung der Alkoholgegner, die jetzt nach den
Erfolgen in den Vereinigten Staaten und nordischen Ländern mit frischem
Mut eintreten.
Wie haben es hier mit einem internationalen Fanatismus zu tun,* der
nicht eher zur Ruhe kommen wird, bis wir alle reumütig zur Milchflasche
zurückgekehrt sind oder uns zur Limonade bekehrt haben.
Die beste Waffe gegen die Abstinenten wäre ein Institut zur Er-
forschung der Alkoholwirkungen. Die schlechten Wirkungen eines
schlechten Schnapses brauchen allerdings nicht wissenschaftlich erforsch
zu werden, dagegen herrscht, auch in Ärztekreisen, eine sehr mangelhafte
Kenntnis über die Wirkungen der verschiedenen Wein- und Weinbrand-
(Cognac-)Sorten in den verschiedenen Krankheitsfällen.
Ich habe im Laufe der Zeit praktische Erfahrungen gesammelt und
gefunden, daß man mit Wein und Weinbrand sehr viele Krankheiten heilen kann.
Daß mit jungen oder gar schlechten Weinen und Weinbränden keine
Erfolge zu erzielen sind, ist jedem Praktiker klar; es fehlt aber die Be-
lehrung der Ärzte, des Volkes und der Regierung; diese würde der Her-
stellung und Einfuhr der Weine und Weinbrände eine größere Aufmerksamkeit
schenken, wenn sie den günstigen Einfluß kennte, den ein guter, reifer Wein
und ein guter, alter Weinbrand (Cognac) auf den Verlauf einer Krankheit
ausüben kann, vorausgesetzt, daß der Kranke die für ihn und seine Krankheit
geeignetste Sorte bekommt. Mißerfolge, die ungeeigneten jungen und minder-
wertigen Weinen uud Weinbränden (Cognac) zuzuschreiben sind, bewirken
natürlich, daß bei nächster Gelegenheit in gleichartigen Krankheitsfällen die
Verwendung von Wein und Weinbrand unterbleibt.
Die Ärzte wissen über die Wirkungen der Weine und Weinbrände
meist nur das, was sie praktisch erfahren. Die Literatur ist sehr lückenhaft,
wie ich durch Rundfrage bei den Pharmakologie -Professoren Deutschlands
festgestellt habe, und wenige der Herren haben sich mit diesen beliebtesten
und am häufigsten genommenen Arzneien eingehend befaßt. Das Forschungs-
institut würde die Literatur vervollständigen und für deren Verbreitung
sorgen müssen.
Kleine Mitteilungen 223
Die Anregung, ein solches Institut auf rein wissenschaftlicher Grund-
lage zu errichten, sollte von sämtlichen Alkoholgewerben ausgehen, damit
die Alkoholgegner sehen, daß die betreffenden Gewerbe eine vorurteilsfreie
Forschung nicht fürchten. Die Mittel dürfen aber nicht von den Alkohol-
gewerben aufgebracht werden, sonst würde bald der Verdacht entstehen, das
Institut arbeite in deren Interesse, Dagegen könnte man aus den Brannt-
weinmonopol-Einnahmen und den Erträgnissen der Wein- und Biersteuer die
Unkosten decken; im Branntweinmonopol- und auch im Weinsteuer -Gesetz
sind schon größere Beträge für derartige Zwecke ausgeworfen.
Auch wäre zu versuchen, das Ausland zur Deckung der Unkosten
heranzuziehen, da die Alkoholfrage große internationale Bedeutung hat.
Doch ist hierbei zu berücksichtigen, daß beim Alkoholgenuß die klimatischen
Verhältnisse eine sehr große Rolle spielen; deshalb können nicht alle Länder
aus den Forschungen ohne weiteres ihren Nutzen ziehen. Länder mit gleichem
oder ähnlichem Klima werden aber die Ergebnisse der Forschungen für die
Volksgesundheit verwerten können und Länder, die gesundheitsfördernde
Alkoholika herstellen, werden auf die Dauer einen wirtschaftlichen Vorteil
haben."
Aus einem Brief Goethes an Schiller vom 26. Oktober 1794
„Das mir übersandte Manuskript^) habe sogleich mit großem Vergnügen
gelesen, ich schlurfte es auf einen Zng hinunter. Wie uns ein köstlicher,
unserer Natur analoger Trank willig hinunterschleicht und auf der Zunge
schon durch gute Stimmung des Nervensystems seine heilsame Wirkung zeigt,
so waren mir diese Briefe angenehm und wohltätig, und wie sollte es anders
sein? da ich das, was ich für recht seit langer Zeit erkannte, was ich teils
lebte, teils zu leben wünschte, auf eine so zusammenhängende und edle Weise
vorgetragen fand. Auch Meyer hat seine große Freude daran, und sein reiner,
unbestechlicher Blick war mir eine gute Gewähr."
Was mag Goethe wohl unter einem köstlichen, unserer Natur analogen
Trank, der willig hinunterschleicht und auf der Zunge schon durch gute
Stimmung des Nervensystems seine heilsame Wirkung zeigt, gemeint haben ?
Wasser, Sodawasser, Milch, Limonade, Bier, Wein? Da in allen unseren
Organen Zymasen enthalten sind, die Zucker in Alkohol und Kohlensäure
spalten, dürfte ein alkoholhaltiges Getränk unserer Natur analog sein.
P. Lindner.
Bekämpfung des Tuberkelbazillus in seiner Eigenschaft als Fettpilz
P. Lindner versucht eine Erklärung zu geben für die bekannte,
namentlich von Dr. Brehmer in Görbersdorf zuerst festgestellte Tatsache,
^) Schillers für das erste Heft der Hören bestimmte „Briefe über die ästhetische
Erziehung des Menschen".
224 Kleine Mitteilungen
daß reichliche Alkoholgaben bei der Heilung der Schwindsucht günstig wirken.
Der Tuberkelbazillus ist ein spezifischer Fettbildner, der bis 42^0 Fett in der
Trockensubstanz aufweisen kann und entwässert in der Flamme sich ent-
zündet und wie ein ÖUicht zu Ende brennt. Da stark verfettete Zellen ihre
Vermehrungsfähigkeit einbüßen, schlägt Lindner vor, alle Bedingungen
herzustellen, die ein Verfetten der Tuberkelbazillen begünstigen. Da die
Fettpilze Alkohol bei reichlicher Gegenwart von Luft leicht in Fett über-
führen, dürfte dies auch für den echten Tuberkelbazillus gelten, zumal die
günstige Wirkung des Alkoholgenusses in Lungenheilstätten erprobt ist.
Den Friedmann sehen Schildkrötenbazillus vermochte Lindner innerhalb
48 Std. zu starker Verfettung zu bringen in Hefewasser -|-2*^/(j Alkohol (Fett-
nachweis durch Blaufärbung mit «-Naphtholj, während die gleichzeitig an-
gesetzte Kultur in bloßem Hefewasser keine Fettreaktion gab. Im Volk
hört man öfter sagen, der oder jener sei von den Ärzten aufgegeben worden,
habe sich aber in der Verzweiflung dem Alkohol verschrieben und sich
„wieder gesund gesoffen". Es besteht sogar das Rezept: „Schnaps trinken
und viel an die frische Luft gehen." Der Leibarzt des Zaren von Rußland
hat in den Wohnungen der Schwindsüchtigen die Wände regelmäßig mit
Ficht ennadelextrakt bespritzen lassen, um eine künstliche Waldluft zu er-
zeugen, und hat glänzende Resultate erzielt. Seine Annahme, daß die Ter-
pene den günstigen Einfluß bewirkt hätten, ist aber nicht ganz zutreffend;
es kommen in erster Linie die Alkoholdämpfe des Extrakts in Betracht.
Lindner schlägt Alkoholinhalationsapparate vor in den Fällen, wo man nicht
die Aufenthaltsräume mit Alkoholdämpfen erfüllen kann. Aus nordameri-
kanischen Brauereien wurde mitgeteilt, daß lungenkranke Arbeiter sich gern
zu der sonst unangenehmen Arbeit des Lackierens der großen Bottiche, die
wegen ihrer Größe nicht ausgekellert werden können, meldeten, weil das
Einatmen der Alkoholdämpfe ihnen große Erleichterung zu bringen pflegte.
Der Brauerlack ist eine Auflösung von bestem Schellack in reinem oder
besonders denaturiertem Alkohol. Also auch hier wieder die günstige Wirkung
eingeatmeter Alkoholdämpfe. Sache der Mediziner wird es nun sein, die
Angelegenheit weiter zu verfolgen.
Im Anschluß an diese Mitteilung sei auch noch hingewiesen auf den
Nachweis von Lindner, daß die Säurefestigkeit mancher Mikroben mit dem
Fettgehalt derselben in engem Zusammenhang steht (Woch. f. Brauerei 37,
1920). Solche säurefesten Bazillen fanden sich zahlreich in den verstopften
Poren einer Brause und im Schlamm von Eisschränken, in denen gärende
Flüssigkeiten aufbewahrt wurden. Es ist wahrscheinlich, daß auch hier der
Alkoholdampf die Verfettung herbeiführt.
Die Bekämpfung eines tierischen Lungenbewohners,
der Lungen Würmer, hat sich Prof. Dr. Gräfin von Linden (Bonn) zur Auf-
gabe gestellt. Die mehrere Zentimeter (bis 10 cm) langen Männchen und
Kleine Mitteilungen 225
Weibchen und ihre Brut siedeln sich in den Lungenwegen an und erfüllen
die Lungenbläschen, bilden auch verhärtete „Wurmknoten" in der Lunge.
Abmagerung, Freßunlust und struppiges Haarkleid künden die Infektion
an, der sich zuletzt noch Lungenentzündung zugesellt. Die Bekämpfung
mit Kupfersalzen hat sich erfolgreich erwiesen. Ein erkranktes Lamm be-
kommt täglich ^4 ^ einer Salzlösung, der 10 ccm einer Iproz. CuClg-Lösung
beigemengt ist: erwachsene Tiere bekommen ein Kupferlecksalz vorgesetzt,
z. B. Rinder von 6 Monaten und ausgewachsene Schweine 10 g, kleinere 5 g.
Die in der Lunge abgesetzte Brut wird größtenteils mit dem Kot oder dem
ausgehusteten Wurmballen abgegeben. In der Erde entwickeln sich die
Embryonen in eine freilebende Generation, deren erwachsene Geschlechts-
tiere kaum 1 mm lang sind. Diese sind äußeren Einflüssen gegenüber sehr
widerstandsfähig. Die Entseuchung der Wiesen geschieht mit 3 Ztr. pr. Morgen
Thomasmehl, das mit Kalkstickstoff und Pferdejauche als Kopfdüngung gegeben
wird. (Aus Mitteilungen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft 1921, Nr. 1.)
Die Ursache der Krebspest
ist nach Schikora eine Saprolegnie: Aphanomyces j\Iagnusii, nicht, wie
Hof er irrtümlich annahm, eine Bakterie. Der Verlust, den die Seuche der
deutschen Fischerei brachte, ist jährlich auf etwa 40 — 100 Millionen Mark ein-
zuschätzen. Nachdem der Hofersche Bazillus sich als harmlose Wasserbakterie
herausgestellt hat, die überall vorkommt, auch da, wo die Krebse gesund
bleiben, kann die Seuchenbekämpfung jetzt neue Wege einschlagen, die
hoffentlich bald zu gutem Erfolg führen. Die Zubereitung der Krebse ge-
schieht nach Seh. am besten so, daß man sie mit einer weichen Bürste
bürstet und unverletzt ins Wasser schüttet, das mit viel Salz und Kümmel
und einer Rinde Schwarzbrot versetzt zum Wellen gebracht und so 13 Minuten
belassen wird. Dann 72 ^^d. lang an einer warmen Herdstelle weiter ziehen
lassen, mit Butter und Petersilie versetzen und dann mit der Brühe genießen,
unter Mitverwendung von frischer Butter. (Nachrichten aus dem Klub der
Landwirte Nr. 634, 1920.)
• Zum Regenwurm vorkoinmeu
auf Wiesen bringt die Illustr. Landw.-Ztg. 103/4, 1920 interessante An-
gaben. 1 Morgen mit Zuckerfabrikabwässern versorgte Wiesenfläche ergab
ca. 10 Zentner Regenwurmmasse — 200000 Würmer; 200 Stück wiegen
1 Pfund. Im Sandboden gehen die Würmer bis 8 Fuß tief. Auf einer
1 Morgen großen Koppel ernährt sich eine 10 Zentner schwere Viehmasse.
Während diese aber der Wiese Nährstoffe wegnimmt, bleiben die von den
Regenwürmem beanspruchten erhalten. Der Regenwurm ist also eines der
wichtigsten landwirtschaftlichen Nutztiere.
Er wäre wächtig, die Wirkung der für die Entseuchung der Wiesen
-von Lungenwürmern zur Verwendung kommende Düngung auf den Regen-
vmrm festzustellen.
' 226 Kleine Mitteilungen
Holzspiritiisgc wiiiii uii^
Aus 100 kg Holztrockensubstanz kann man unter Anwendung von
Säure, Wärme und Druck etwa 6 kg Alkohol, dem etwas Methylalkohol bei-
gemischt, erhalten. Nach Pringsheim ist die einzige nach dem Friedens-
schluß noch in Betrieb befindliche Holzspiritusfabrik nur deshalb in der Lage,
noch weiter zu arbeiten, weil das Monopolamt den Holzspiritus zum Aus-
landsspritpreis bezahlen kann.
Reis- und Maisverarbeituiig
bietet demnächst die einzige Möglichkeit, dem Gärungsgewerbe über den Ge-
treidemangel hinwegzuhelfen. Für das Brauereigewerbe hat W. Windisch
in Woch. f. Brauerei Nr. 3, 1921, die Richtlinien für die einzuschlagenden
Verfahren näher auseinandergesetzt.
Auch zur Viehfütterung wird Mais mehr herangezogen werden. Erecky
macht darauf aufmerksam, daß man nicht Kalkzusatz zum Futter unterlasse,
da im Getreide nur 7io ^^^ Kalkmenge enthalten sei, die zum Aufbau des
Knochensystems nötig. Häufigere Knochenbrüche und verkümmertes Wachs-
tum seien die Folge ungenügender Kalkgaben.
Harnstoff' als Futterbeigabe
befürwortet Völtz; er hat in längeren Versuchsreihen festgestellt, daß 1 kg
Harnstoff 9 — 17 kg höheren Milchertrag gebe. Bakterien im Pansen usw.
verarbeiten den Harnstoff zunächst und vermehren sich lebhaft, um später
vom Darm wieder ausgesogen zu werden. Harnstoff wird künstlich her-
gestellt und als „Basfurol" in den Handel gebracht.
Die Verwendung von Hefen zum Nachweis und zur Trennung
von Zuckerarten
ist schon seit Aufkommen der Reinkultur in Betracht gezogen worden.
Nunmehr hat Dr. A. W. van der Haar ein Buch herausgegeben: „An-
leitung zum Nachweis, zur Trennung und Bestimmung der reinen und aus
Glukosiden usw. erhaltenen Monosaccharide und Aldehj^dsäuren (1-Arabinose,
d-Xylose, 1-Rhamnose, Fukose, d-Glukose, d-Mannose, d-Galaktose, d-Fruktose,
d-Glukuronsäure, d-Galakturonsäure und Aldehydschleimsäure)", in welchem
er frühere Forschungen und zahlreiche eigene Untersuchungen zusammenfaßt,
und einen Analysengang in Vorschlag bringt, nach dem leicht gearbeitet
werden kann. Verfasser hat auch die zu den Untersuchungen erforderlichen
Hefen genauer beschrieben und dafür gesorgt, daß sie jederzeit leicht er-
hältlich sind und zwar vom Institut für Gärungsgewerbe Abtlg. Prof. Lindner.
— Das Laboratorium für technische Botanik (Prof. Dr. G. van Iterson),
Poortlandlaan, Delft, gibt die Laktosehefe nach Kluyver nur für Holland ab.
Außer dieser kommt noch Sacch. cerevisiae, Torula dattila und gewöhnliche
Preß- oder Bäckerhefe in Betracht. Das Buch ist 340 Seiten stark im Ver-
Kleine Mitteilungen 227
lag Gebrüder Borntraeger, Berlin, erschienen. Es zeugt von einer erstaun-
lichen Belesenheit in der Fachliteratur und macht einen überaus zuverlässigen
Eindruck.
Eine botanische Zentralstelle für Nutzpflanzen
am botanischen Garten und Museum zu Berlin-Dahlem ist eröffnet worden.
Aufgabe ist die Schaffung aller Bedingungen, um ein sicheres Bestimmen
wichtiger Nutzpflanzen zu ermöglichen und um die Unterschiede in den
Sorten nach Gehalt an wirksamen Bestandteilen, sowie nach der Vegetations-
dauer und geeignetem Standort zu ermitteln.
Man hat ein Archiv angelegt nebst einem umfangreichen Zettelkatalog,
weiter Versuchsfelder in der Ebene und im Riesengebirge.
Bei der Sojabohne hat man schon frühreifende, bei uns also kultivier-
bare Sorten, festgestellt. Es wäre also möglich, die Bereitung von Sojasauce
u. dgl. im Lande selbst vorzunehmen.
Besonders soll eine zweckmäßige Besiedlung unserer Ödländereien mit
Nutzpflanzen angestrebt werden. Herr Prof. Dr. Graebner und Prof. Dr. Gilg
sind Geschäftsführer der Zentralstelle. (Angew. Botanik, Bd. U, Heft 9 u. 10.)
Geheimrat F. Haber über „Wissenschaft und Wirtschaft"
Haber, der durch seine wissenschaftlichen Forschungen Deutschland
unabhängig vom Chilesalpeter gemacht hat, hat vor einiger Zeit Gelegenheit
genommen, die wirtschaftlichen Kreise auf die Notwendigkeit einer engeren
Fühlungnahme mit der Wissenschaft hinzuweisen. Er meint, das Verhältnis
der beiden erinnere an das Verhältnis der Menschen zur Religion. Der eine
hat den festen Glauben, der andere lebt und stirbt als Heide. Zwischen
beiden steht ein Kreis von Menschen, die lassen in freundlichen Tagen den
lieben Herrgott einen guten Mann sein, wenn aber schwere Stunden kommen,
dann fangen sie sachte an zu beten in der Hoffnung, daß ihnen geholfen
werde. So gibt es Wirtschaftskreise, die ganz und gar von Wissenschaft
durchtränkt sind und die ihren Erfolg in der Welt auf den engsten Zu-
sammenhang mit der Wissenschaft begründet haben. Es gibt andere, die an
ein gutes Rezept und an einen tüchtigen Werkmeister glauben, der Wissen-
schaft aber fremd gegenüberstehen. Und dazwischen ist eine Gruppe, deren
Einstellung schwankend ist. In guten Zeiten sehen sie in der Wissenschaft
einen Schmuck, aber kein Bedürfnis, in schlechten Zeiten sind sie geneigt,
ein Opfer für die Wissenschaft zu bringen, aber unter der Bedingung, daß
sie ein Wunder tut und durch eine Erfindung schleunig über die Schwierig-
keiten hinweghilft, unter denen sie gerade leiden. (Nach der Chemischen
Umschau Nr. 23, 1920.)
Zur Ungeziefervertilgung
Von der Gräfl. W. v. K. sehen Fideikommiß Verwaltung wird uns ge-
schrieben: „Zur Vertilgung von Mäusen, Kaninchen und Schaben wurden
228 Kleine Mitteilungen
in dem Garten und im Haushalt des Dominiums T. Kulturen von beigefügten
drei Proben ausgelegt, welche mit 11,20 M. pro Gramm von selten des
Kammerjägers berechnet wurden. Der Zeitaufwand für diese Auslegung
betrug etwa 2 Stunden und die Rechnung nicht weniger als 2116 M."
Kann es ein einträglicheres Geschäft geben, als sich einige Röhrchen
vom Mäusetyphusbazillus oder dgl. zu kaufen, von denen ein jedes nur wenige
Mark kostet, diese mit möglichst viel Brot zu vermischen und dann pro
Gramm dieses Gemisches 11 Mark zu fordern? Ist es da nicht einfacher,
die Landwirte, Brauer oder Mälzer, die über Ungeziefer zu klagen haben,
besorgen das Mischen und Verlegen in die Löcher selber und verfolgen dann
die Wirkung?
Die solche Mittel abgebenden Firmen geben ja zumeist sehr genaue
Gebrauchsanweisungen und außerdem noch allgemein belehrende Angaben
über die Schädlinge. Aus einer solchen kleinen Broschüre, die von Plumhoff
von der Firma Attila Berlin W 62 herausgegeben ist, entnehmen wir hier
die Angabe, daß 5 Ratten oder 50 Mäuse so viel fressen, wie ein aus-
gewachsener Mensch zu seiner Ernährung braucht. Londoner Blätter schätzten
den Schaden durch Ratten auf 40 Millionen Pfund r= 800 Mill. M. pro Jahr.
In einer Mälzerei wurde nach einer langen Trockenperiode beobachtet,
daß beim ersten nur schwach einsetzenden Regen hunderte von Ratten und
Mäusen auf das Dach kletterten und die Regentropfen gierig aufleckten.
In einer Berliner Mälzerei hatten durstige Ratten ein dickes Bleirohr
der Wasserleitung angeknappert, bis es durch war; eine große Überschwem-
mung der betreffenden Räumlichkeiten war die Folge. Das Bleirohr ist der
Schausammlung des Instituts für Gärungsgewerbe übergeben worden und
zeigt tausende von kleinen Schürfstellen, in die sich die Zähne eingegraben
haben. Der Umstand, daß der Angriff auf eine Stelle konzentriert wurde,
läßt auf die große Schlauheit der Ratten schließen. Woher wußten sie, daß,
wo etwas rauscht, auch Wasser vorhanden sein müsse?
Auf einem Dorfkirchhof in Dänemark hat Plumhoff beobachtet, daß
spätestens 3 — 4 Tage nach jeder Beerdigung die Ratten das Grab in Angriff
nahmen und sich bis zur Leiche durchwühlten.
Blausäurederivate zur Schädlingsbekämpfung
Seit 2^/2 Jahren sind in Deutschland etwa 2^/, Millionen Kubikmeter
Raum mit Blausäure durchgast worden. Trotz des durchschlagenden Erfolges
ist doch der schwache Geruch der Blausäure mitunter verhängnisvoll gewesen.
Schweflige Säure macht sich eher der Nase bemerklich, die aus ihr durch
Autoxydation entstehende Schwefelsäure zerfrißt aber zu sehr die Gewebe.
Flury und Hase prüften nun Zyan Verbindungen , die durch starke lokale
Reizwirkungen auf die Schleimhäute sich leicht bemerklich machen. Unter
ihnen hat sich der technische Zyankohlensäuremethylester „Cyklon" als be-
Kleine Mitteilungen 229
sonders geeigneter Ersatz für Blausäure erwiesen; er ist ein Gemisch aus
der Methyl- und Äthylverbindung, das von der Darstellung her einen Gehalt
von etwa 10 °/o des stark lokal reizenden Chlorkohlensäureesters besitzt. Das
Präparat enthält durchschnittlich 30^0 Blausäure.
Getreidekörner behalten unter der Einwirkung des „Cyklon" ihre Keim-
kraft, grüne Pflanzen werden abgetötet. Kornkäfer erweisen sich wider-
standsfähig, Wanzen, Schaben, Mehlkäfer dagegen nicht. (Münchener medi-
zinische Wochenschr. 1920, Nr. 27, S. 779.)
Referate
Dem Chemischen Zentralblatt entnommen (z. T. gekürzt).
Referenten: Bloch, Borinski, Fourobert, Guggenheim, Hartogh, Jung,
Kempe, Laufmann, Mai, Manz, Rammstedt, Richter, Rühle, Schönfeld,
Spiegel, Steiner, Süvern, Volhard
Alb. Klöcker. Untersucliungeii über die Uärung^sorganismeii. IV. Bei-
trag zur Kenntnis des Assimilationsvermögens von zwölf Hefe-
arten gegenüber vier Zuckern. (III, vgl. C. r. du Lab. Carlsberg 11,
297; C. 1917, H, 408.) C. r. du Lab. Carlsberg 14, Nr. 7, 40 SS. März 1919.
[Dez. 1917.] Lab. von Carlsberg. Sep. v. Vf.]
Die Versuche wurden meist im Dunkeln hei 25 •^ ausgeführt, die Assi-
milation durch Zählung der Zellen in der Volumeinheit festgestellt. Sclividerig-
keiten, die zuweilen das Ergebnis unsicher machen, entstehen durch den
N-Gehalt der Materialien. So wurden im dest. Wasser 0,15 g N pro Liter
gefunden, im KH2PO4 0,067oo» ^^ reinster Laktose 0,025"/oo, in der reinen
Laktose des Handels 0,191 7oo5 i^ Maltose 0,14 und nach Umkristallisieren
0,02 °/qq. Ferner kann auch der geringe Gehalt an Nährstoffen im Innern der
Zellen zur Zeit der Aussaat schon zu einer geringen Vermehrung führen. —
Sowohl die Vermehrung wie die Assimilation hängen stark von der benutzten
N- Quelle ab, die daher immer angegeben werden muß. Es kommt vor, daß
eine Hefenart einen Zucker zu assimilieren vermag, den sie nicht vergärt.
Keine der bisher untersuchten Arten war imstande, den atmosphärischen N zu
assimilieren. . Spiegel.
Emil Abderhalden. Weitere Studien über den Einflnß von aus Hefe ge-
wonnenen Stott'en auf die Vergärung von Kohlenliydraten durch Hefe.
.Fermentforschung .3, 44—70. 23. 10. [6. 5.] 1919. Halle a. S., Physiol. Inst,
d. Univ.
Der Einfluß des Hefeextraktes läßt sich auch dadurch nachweisen, daß
in Versuchen, bei denen die gleiche Menge Hefe mit gleichviel Kohlenhydrat
230 Referate
ang'esetzt und immer, wenn die Entwicklung von CO^ stark abnahm, neuer
Zucker zugefügt wurde, bis nach weiterem Zusatz die Gärung nicht mehr
wesentlich in Gang kam, bei Zusatz von alkoh. Hefeextrakt viel mehr Zucker
als sonst vergoren wurde. Dabei wird zugleich die Gärung außerordentlich
beschleunigt, im allgemeinen beträchtlich mehr als durch Fruktosediphosphor-
säure. Die Hefezellen zeigen dabei lebhaftere Sprossungserscheinungen ; aber
ihre dadurch bekundete lebhaftere Tätigkeit genügt allein nicht zur Erkläi-ung
der Wirkung des Hefeextraktes, da auch bei Anwendung von Macerations-
säften und von Trockenhefe die beschleunigende Wirkung sich neuerdings
wieder erweisen ließ. Spiegel.
Hans Euler und Olof Svanberg. Über einig:e Yersuclie zur Temperatur-
aiipassuitg vou Hefezellen. (Vorläufige Mitteilung.) Fermentforschung
3, 75—80, 23. 10. [21. 7.] 1919. Stockholm, Biochem. Lab. der Hochschule.
Nach einer Übersicht über die bisher vorliegende Literatur wird kurz
über die bei Saccharomyces thermantitonum in einem Zeitraum von 15 Jahren
beobachtete Änderung der optimalen Temperaturbedingungen (vgl. Euler u.
Laurin, Biochem. Ztschr. 97, 155; C. 1919, III, 1067) berichtet, ferner über
Anpassungsversuche mit einer Reinkultur von Frohberg-Unterhefe. Bei
diesen wurden Kulturen in Hefenwasser mit Rohrzucker zunächst 10 — 14 Tage
bei Temperaturen von 18, 30, 32 u. 35 '^ gehalten, dann zu Überimpfungen
bei 32" benutzt. Dabei zeigte sich, daß die vorherige Behandlung bei gleicher
Temperatur nicht zu einer Vergrößerung der Zellenvermehrung führte. Die
Versuche sollen mit längeren Anpassungszeiten und niedrigeren Temperaturen
fortgesetzt werden. Spiegel.
Henry Carlot und Charles Richet. Erblichkeit, Anpassung: und Yer-
änderlichkeit bei der Milchsäureg^ärung. Ann. Inst. Pasteur 33, 575 bis
616. Sept. 1919.
Die bereits in mehreren Mitteilungen geschilderten Versuchsergebnisse
werden unter eingehender Schilderung der Versuchstechnik zusammengefaßt.
Die beobachteten Unregelmäßigkeiten des Wachstums können nicht physi-
kalischen oder chemischen Ursachen zugeschrieben werden, sondern wahr-
scheinlich einer verschiedenen Widerstandsfähigkeit der einzelnen Mikroben
in derselben Kultur gegen toxische Einflüsse, einer Widerstandsfähigkeit, die
in engem Zusammenhange mit den Anpassungserscheinungen steht. In einer
Nährlösung, die mit einem zum ersten Mal auf das JMilchsäureferment ein-
wirkenden „unregelmäßigen" Antiseptikum versetzt ist, wächst jenes in sehr
unregelmäßiger Weise, während eine an dieses Giftmedium lange gewöhnte
Rasse darin nur kleine Abw^eichungen vom Mittelwerte zeigt, vergleichbar
denjenigen, die bei einem Vergleichsferment bei Züchtung auf normalem
Nährboden auftreten. Spiegel.
Referate 231
Werner Bab. Beitrag: zu den Augenstörungen durch Methylalkohol-
vergiftung. Berl. klin. Wchschr. 56, 995—96, 20. 10. 1919. Berlin, Klinik
und Poliklinik des Herrn Geheimrat Prof. Dr. Sil ex. Borinski.
Beschreibung dreier Fälle von Methylalkoholvergiftung, die zu schweren
Augenschädigungen führten.
R. Lehmann. Caragheen als Nährboden für Bakterien und Pilze an
Stelle von Agar. Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk. ü. Abt., 49, 425
bis 426, 22. 10. 1919. Bonn-Poppelsdorf, Pflanzenschutzstelle an d. Land-
wirtschaftl. Akademie.
Eine klare Gallerte erzielt man, wenn man 5 g Caragheen in 100 g
destilliertem Wasser ^2 — ^ Stunde unter Umrühren bis zum Sieden erhitzt,
nach Ersatz des verdampften Wassers und nochmaligem Erhitzen im Dampf-
topf durch ein gewöhnliches Filter oder durch Watte filtriert. Bequemer
und in bezug auf Ausbeute besser ist es, einen 1- bis 27oigen Auszug in
gleicher Weise herzustellen und ihn einzudampfen, bis eine Probe beim Er-
kalten die gewünschte feste Gallerte liefert. Schon ohne Zusatz von Nähr-
lösung vermochte die Gallerte durch Luftinfektion angeflogene Bakterien
und Pilzkeime zu regem Wachstum zu bringen. Parasitische wie saprophy-
tische Pilze, Mucoraceen, Fusarium- und Gloeosporiumarten zeigten lebhafte
Entwicklung ohne Verflüssigung des Nährbodens. Spiegel.
Rudolf Lieske. Zur Ernährungsphysiologie der Eisenbakterien. Zentral-
blatt f. Bakter. u. Parasitenk. II. Abt., 49, 413—25, 1 Tafel, 22. 10. 1919.
Heidelberg.
Wie Versuche mit Leptothrix ochracea zeigen, ist die Eisen- oder Mangan-
speicherung für die Ernährung der Eisenbakterien nicht so bedeutungslos
wie Molisch annahm. In einer genügend verdünnten Abkochung alter
Blätter zeigte Leptothrix kein merkliches Wachstum, wenn Mn und Fe
fehlten, aber lebhafte Entwicklung, sobald Gelegenheit zur Speicherung
. dieser Metalle gegeben wurde. Verfasser nimmt an, daß die Metallspeiche-
rung die Energiequelle darstellt, die eine Assimilation des sonst nicht ver-
wertbaren C der Blätterabkochung ermöglicht. — ■ Für die Kultur des Organis-
mus ist ein Nährboden von 10 g Agar und Manganazetat in 1000 ccm de-
stilliertem Wasser sehr geeignet. Für die Mn-Speicherung scheint der
katalytische Einfluß von schon ausgefälltem Mn erforderlich. Gutes Wachs-
tum wurde auch in einer Nährlösung beobachtet, die von C -Verbindungen
nur anorganische Karbonate enthält. Dabei ist, besonders für die Speicherung
von Mn, die COg der Luft von Bedeutung, ebenso bei den Kulturen im
Blätterdekokt. Diese Beobachtungen und solche über das natürliche Ver-
halten der Leptothrix machen direkte Assimilation von freier CO2 wahr-
scheinlich. ■ Spiegel.
Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIU. j^g
232 Referate
Heinrich Zikes. Über den Einfluß der Temperatur auf verschiedene
Funktionen der Hefe. 1. Teil. Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk.
n. Abt., 49, 353—73, 22. 10. 1919. Wien, Pflanzenphysiol. Inst. d. Univ.
[n. Folge, Nr. 124].)
Verfasser beabsichtigt, nach der ihm zugänglichen Literatur und eigenen
Untersuchungen ein übersichtliches Bild über die oben genannten Beziehungen
zu geben. In der vorliegenden ersten Mitteilung werden die Einflüsse auf
folgende Funktionen behandelt: 1. Vegetatives Wachstum, Sproß-
vermögen und Generationsdauer; dabei zeigten alle vom Verfasser
untersuchten Hefen eine Anpassung an jene Temperaturen, bei denen sie vorher
gezüchtet wurden, bei im übrigen wechselnder Temperaturempfindlichkeit.
Kalthefen zeigen bessere Anpassung an höhere Temperaturen, als Warmhefen
an niedere. — 2. Sporenbildung. Hierfür liegen die Minima durchschnitt-
lich um 3—4° höher, als diejenigen für die Sprossung, während die Maxima
größere Unterschiede aufweisen: nur Zygosaccharomyces Barkeri, bei dem
die Minima der Sprossung und der Sporenbildung abnorm hoch liegen, hat
beide, und ebenso die Maxima, auf gleicher Temperaturhöhe. Die Optima
liegen allgemein den Maximaltemperaturen bedeutend näher als den Mindest-
temperaturen. Bei zwei Hefearten, einer wilden Hefe und der Hefe Johannis-
berg II wurde festgestellt, daß vorherige kalte Züchtung unter sonst gleichen
Umständen leichtere und raschere Sporulation bedingt, als warme. —
3. Hautbildung. Die IMindesttemperatur hierfür liegt bei allen untersuchten
Hefen bei ca. 6°, die Höchsttemperatur über 30°, bei einigen ziemlich be-
deutend darüber, so bilden Mycoderma cerevisiae und Monilia Candida noch
bei 37° Häute, letztere bei 42°, bei welcher Temperatur sie noch gedeiht,
nicht mehr. Einige Arten zeigten bei 25°, andere bei 30° stärkere Haut-
bildung. — 4. Fettbildung wurde auf Würzeagar -f- 2°/^ Maltose an Sacch.
Frohberg, Mycoderma cerevisiae, Chalara Mycoderma, Torula alba und Willia
anomala verfolgt mit dem Ergebnis, daß sie bei Temperaturea unter 12 bis
15° in sehr geringem Maße und erst nach längerer Zeit eintritt, bei 20 bis
30° kräftiger und schneller. Zuweilen wurde beobachtet, anscheinend häufiger
bei niederen Temperaturen, daß, nachdem sich bereits größere Granula durch
Fusionierung kleinerer gebildet haben, noch nachträglich weitere kleinere
Granula entstehen. — 5. Glykogenbildung. Bei zwei Brauereiunterhefen
fand Verfasser bei 25° früheres Auftreten aber auch früheres Verschwinden
des Glykogens als bei 8°. Eingehender wurden die Verhältnisse bei den
unter 4. genannten Arten untersucht. Mycoderma, Torula und Willia zeigten
nur sehr schwache Befähigung zur Bildung von Glykogen. Die Frohberghefe
bildete es bei 30° bereits nach 24 Stunden reichlich, bei 20° erst nach 4 Tagen
in stärkerem Grade, bei 10 und 37° in geringerem. Bei Chalara scheint die
Temperatur von geringerer Bedeutung zu sein. Spiegel.
Referate 233
F. W. J. Boekhout und J. J. Ott de Vries. Aroiiiabildner bei der Rahui-
säuerung. Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk. n. Abt., 49, 373—82,
22. 10. 1919. Hoorn [Holland], Landwirtschaftl. Vers.-Stat., Bakteriol. Abt.
Während die Verfa.sser den bisher beschriebenen Aromabildnern für die
Butterbereitung nur sporadische Bedeutung zuschreiben, glauben sie, solche
von allgemeinerer Bedeutung in diplo-, bezw. streptokokkenförmigen Bakterien
gefunden zu haben, die sich aus gutem Säurewecker auf Molkengelatine, und
zwar aus säurebildenden Kolonien, isolieren lassen. Diese Bakterien, die
Kolonien von recht verschiedenem Aussehen und Umfang geben, vermögen
für sich in Milch kein Aroma zu bilden, wohl aber in Gemeinschaft mit
guten Milchsäurefermenten, und zwar erzeugen diese die Aromastoffe aus
den durch jene erzeugten Umwandlungsprodukten, wahrscheinlich denen der
Eiweißstoffe. Von nachweisbaren chemischen Leistungen der neuen Bakterien
steht in erster Linie die Spaltung von Milchzucker, durch ein Enzym,
allem Anschein nach ein Endoenzym, bewirkt. Ferner erfolgt eine geringe
Vermehrung der Säure infolge Bildung von Essigsäure. Milchkulturen, die
wenigstens einen Monat bei 30'' gestanden haben, zeigen bei einigen
Stämmen nach 10 — 60 Min. langem Erhitzen auf 100 '^ Gerinnung, ohne daß
hierfür der Säuregehalt oder eine Veränderung im Gehalte an löslichem Ca ver-
antwortlich gemacht werden kann. — Nicht jeder Stamm der „Aromabildner"
vermag mit jedem Milchsäureferment gut zusammenzuwirken. Die gemein-
same Tätigkeit beider führt auch zu vermehrter Bildung von flüchtiger
Säure (Essigsäure) über die Summierung der beiderseitigen Leistungen hinaus,
weiterhin zu einem beträchtlichen Rückgang dieses Gehaltes. Spiegel.
Chr. Bartliel und E. Sandberg. Weitere Versuche über das Kasein
spaltende Vermögen von zur Gruppe Streptococcus lactis gehörenden
Milchsäurebakterien. Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk. U. Abt., 49,
892-^12, 22. 10. 1919. Experimentalfäliet bei Stockholm, Zentralanst. f.
Landwirtschaftl. Vers.-Wesen, Bakteriol. Abtlg.
Das Kaseinspaltungs vermögen in Kreidemilch kulturen wurde für 22
neue, aus Milch und Säureweckern isolierte Laktokokkenstämme in zwei Mo-
naten zu 0 — 23,21 o/q (des Gesamt-N) an löslichem N gefunden. Aus einer
und derselben Milchprobe konnten vier Stämme von verschiedenem Spaltung^-
vermögen isoliert werden. Während das Spaltungsvermögen in Milch ohne
Kreidezusatz in fünf Monaten fast vollständig verloren ging, ergab sich in
der gleichen Zeit in Kreidemilch nur eine unbedeutende Verminderung. Der
Spaltungsgrad ist unabhängig von der Konzentration. Ein Laktokokken-
stamm, der an sich kein nennenswertes Kaseinspaltungsvermögen besitzt,
vermag nicht nur, wie schon Orla-Jensen gezeigt hat, die proteolytische
Tätigkeit des Labs erheblich zu steigern, sondern auch im Verein mit ihm
eine kräftige Bildung von Aminosäuren zu bewirken. Wie besondere Ver-
16*
234 Referate
suche zeigten, bewirken die Laktokokken für sich die weitere Zersetzung der
durch das Lab gebildeten Spaltungsprodukte. Käse, der durch Fällung mit
Alaun unter möglichst aseptischen Verhältnissen und Waschen in Molken,
dann durch Impfung mit Reinkulturen von Laktokokken hergestellt wurde,
zeigte nach zwei Monaten bei Zimmertemperatur deutliche Zeichen von Reife
mit nicht unbedeutender und für die Laktokokken charakteristischer Kasein-
spaltung und in zwei von drei Fällen (beim dritten war die Kasein Spaltung
unbedeutend) dieselbe H'-Konzentration, die van Dam in frischem Edamer
und Allemann in frischem Emmenthaler Käse gefunden haben. Spiegel.
E. Teichiiianii und A. Andres. Calandra g^ranaria L. und Calandra
oryzae L. als Gretreij^eschädlinge. Ztschr. f. angew. Entomologie 6,
l._24. Sept. 1919. Frankfurt, Biolog. Abt. d. hyg. Inst. d. Univ.
Die beiden Käferarten (Korn- bezw. Reiskäfer) richten unter lagern-
dem Getreide großen Schaden an. Verfasser behandelt im 1. Teil seiner Ab-
handlung die Biologie, im 2. Teil die Bekämpfung der Käfer. Biologische
Bekämpfungsmethoden durch Infektion mit Milben und anderen Schmarotzern
kommen dabei nicht in Betracht, da sie für die menschliche Ernährung ge-
sundheitliche Nachteile in sich schließen. Häufiges Lüften und trockenes
Lagern hat sich als vorteilhaft erwiesen, da der Käfer Ruhestörung nicht
liebt; von chemischen Mitteln (CSg, CgHg-NHa, HCN) hat sich nur die Blau-
säure als sicher wirksam erwiesen, eine Erfahrung, die übrigens von anderen
Autoren nicht in dem Umfange bestätigt wird. Volhard.
F. Burkliardt. Zur Biologie der Mehlmotte (Ephestia Kuehniella Zeller).
Ztschr. f. angew. Entomologie 6, 25.— 30. Sept. 1919. Berlin, Zool. Inst. d.
Landw. Hochschule.
Die Mehlmotte ist ein häufig beobachteter Schädling, dessen wirtschaft-
liche Bedeutung und Biologie vom Verfasser eingehend skizziert wird. Die
natürlichen Feinde der Mehlmotte sind unter den Schlupfwespen und den
Milben zu erMicken; biologische Bekämpfung hat sich aber bis jetzt noch nicht
mit nennenswertem Erfolg durchführen lassen. Schweflige Säure hat sich
zwar als wirksames Bekämpfungsmittel erwiesen, doch wird durch Schwefeln
erstens vermehrte Feuersgefahr bedingt, zweitens werden durch die schweflige
Säure die Maschinenteile stark angegriffen, außerdem Getreide- und Mehl in
Keim-, bezw. Backfähigkeit beeinträchtigt. Somit ist man auch bei Be-
kämpfung dieses Schädlings in erster Linie auf die Anwendung von HCN-
Dämpfen angewiesen, die zwar sicher zum Ziele führt, aber auch gefährlich ist,
A. d'Augremond. Untersuchungen über das Abtöten von Lasioderma
serricorne Fabr. im Tabak durch Hitze und durch Benzin. Mitt. d.
Versuchsstation f. Vorstenlandschen Tabak Nr. 36, 1. — 28. Sept. 25. 10.
[April] 1919. Klaten.
Diese Versuche wurden angestellt, als während des Krieges auf Java
Schwefelkohlenstoff zum Abtöten der Schädlinge in den Ballen geernteten
Referate 235
Tabaks knapp wurde. Sie ergaben: Der Wärmegrad von 50" tötet in 3 Stdn.
die Lasiodermalarven sicher, nach 5 Stdn. auch die Eier. Um auch das
Innere der Ballen zu desinfizieren, ist es angebracht, die Raumtemperatur
auf 55 — 60*^ zu bringen. Eine Dosis von 1^/., 1 Benzin auf den cbm ver-
nichtet in 4 X 24 Stdn. alle Lasiodermakäfer, -larven und -eier. Zur An-
wendung der Wärmedesinfektion müssen die Räume gut hergerichtet sein.
Die Benzindesinfektion wirkt sehr gut, ist aber für normale Zeiten zu teuer.
Hartogh.
.Haselhoff, E. Wasser und Abwässer. Ihre Zusammensetzung, Be-
urteilung und Untersuchung. 2. Aufl., Berlin 1919, 12.
König, J. Chemie der menschlichen Nahrungs- und Genußmittel. 4., voll-
ständig umgearbeitete Auflage. (3 Bände.) Bd. I: Chemische Zusammen-
setzung der menschlichen Nahrungs- u. Genußmittel. Nachtrag, bearbeitet
von J. Großfeld, A. Splittgerber und W. Sutthoff. (2 Teile.) A. Zu-
sammensetzung der tierischen Nahrungs- und Genußmittel. Berlin 1919.
Das Lebensmittelgewerbe. Handbuch für Nahrungsmittelchemiker, Apotheker,
Arzte, Tierärzte usw. Unter Mitwirkung von K. Baier, A. Günther u. a.
herausgegebei^ von K. v. Buchka. Band IV (Milch u. Milcherzeugnisse;
Süßstoffe; Bier). Leipzig 1914. XII u. 412 Seiten mit Figuren. Das
jetzt vollständige Werk, 4 Bände, 1914—1919. 910, 761, 718 und 424
Seiten mit Figuren.
Pringsheim, H. Die Polysaccharide. Berlin 1919. 8. V u. 108 Seiten.
Spitta. Weitere Untersuchungen über Wasserfilter. (Vgl. Arbeiten Kais.
Gesundh.-Amt 50, 263; C. 1916, I, 689.) Arbeiten Kais. Ges.-Amt 51,
577 — 82. August 1919; Separate vom Verfasser.
Es wird über Erfahrungen berichtet, die bei der Untersuchung eines
von den Seitz-Werken in Kreuznach konstruierten Wasserentkeimungsfilters
gemacht worden sind. Die Filterschichten bestehen, abgesehen von ihrem
Überzug, hauptsächlich aus Zellulosefassern, denen Kieselsäure und vielleicht
auch etwas Asbest beigemengt ist. Bei der Verbrennung hinterließ das Ge-
webe 33,6 7o Asche. Die Prüfung der Filter ergab, daß von den dem Roh-
wasser beigemischten spezifischen Bakterien (B. coli, B. prodigiosus) in keinem
Falle mit den angewendeten Methoden nachweisbare Mengen in das Filtrat
übergingen, daß aber andererseits das Filtrat auch nicht völlig steril war.
Das Gewicht des Filters ist ziemlich erheblich. Das Filter kommt also nur
dort in Betracht, wo Transportschwierigkeiten nicht bestehen. Borinski.
W. Wedemann. Versuche mit dem Lobeckschen Biorisator. Arbeiten
Reichs-Gesundh.-Amt 51, 397—459. August 1919.
Das Prinzip des „Biorisator" genannten Milchentkeimers besteht darin,
Milch unter Druck von etwa 3—4 Atmosphären mit Hilfe einer Düse in
236 Referate
feinster Verteilung zu versprayen, in diesem Zustand auf etwa 15^ kurze Zeit,
ungefähr 15 — 20 Sekunden lang, zu erhitzen und sofort wieder auf etwa 15*^
abzukühlen. Nach dieser Behandlung soll die Milch nach Angabe des Er-
finders vollkommen die Eigenschaften, Reaktionen usw. einer Rohmilch
behalten, d. h. Eiweißsubstanz, Fermente und Salze sollen unverändert sein;
dagegen die vegetativen Bakterien, pathogene Keime, wie z. B. Cholera,
Typhus, Enteritis, Coli com. usw. und Tuberkelbazillen sollen abgetötet,
Sporenträger aber nicht vernichtet werden. Die Biorisierung der Milch bei
75*^ bietet also gewisse Vorteile, die durch die bisher angewendeten Ver-
fahren zur Haltbarmachung und Entkeimung von Milch — Pasteurisierung —
nicht erreichbar waren. Zurzeit ist eine Unterscheidung biorisierter Milch
mit Hilfe der vorgeschriebenen Probe mit Guajaktinktur oder einer anderen
leicht ausführbaren Probe von roher Milch bei bestehender Seuchengefahr nicht
möglich. Borinski.
W. Wiiidisch und Walther Dietrich. Die Beeinflussung der Gärung und
des Hefelebens durch oberflächenaktive Stoffe. Wchschr, f. Brauerei,
36, 318. 1. 11. 1919. Berlin, Vers.- u. Lehranst. f. Brauerei.
Nach den Versuchen der Verfasser rufen schon die geringsten Mengen
oberflächenaktiver Stoffe eine Verzögerung der Gärung hervor. Durch Ver-
änderung der Oberflächenspannung der Würzen durch Spuren (0,05 — 0,002%)
kapillaraktiver Stoffe ist eine Veränderung der Gärgeschwindigkeit zu beob-
achten. Es handelt sich besonders um höhere Alkohole, Amyl-, Hexyl-,
Heptyl- und Oktylalkohol. W. Henneberg beobachtete bei Zusatz von
oberflächenaktiven Stoffen an Hefen Formveränderungen und Fettbildung.
Rammstedt.
Anna Hopffe. Über einen bisher unbekannten, zelluloselösenden, im Yer-
dauungstraktus vorkommenden Aspergillus, „Aspergillus cellulosae",
seine Züchtung und seine Eigenschaften. Zentralblatt f. Bakter. u-
Parasitenk., I. Abt., 83, 531—37. 31. 10. 1919. Dresden, Physiol. Inst. d.
Tierärztl. Hochsch., Phys.-chem. Abt.
Nachdem sich gezeigt hatte (Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk.,
I. Abt., 83, 374; C. 1919, IH, 830), daß die Zelluloseverdauer nicht unter
den allgemein bekannten Darmbewohnern zu suchen sind, wurde mit Hilfe
von Mannitnährböden nach neuen Organismen gesucht. Dabei auftretende
Mischkolonien, deren Bestandteile sehr schwer zu trennen waren, zeigten
sich schließlich zusammengesetzt aus einem Amylobakter, der Zellulose un-
verändert läßt, und einem Schimmelpilz, der sie auffallend rasch und deutlich
angreift. Dieser Pilz, dessen wesentliche Eigenschaften bereits in einer vor-
läufigen Mitteilung (vgl. Ellenberger, Ztschr. f. physiol. Chem., 96, 236;
C 1916, I, 1083) beschrieben sind, ähnelt am meisten dem Aspergillus niger,
ist aber von ihm durch geringere Größe und das bei 35 — 37° liegende Wachs-
Referate 237
tumsoptiraum unterschieden, daher als neue Art aufzufassen, die wegen der
charakteristischen Einwirkung auf Zellulose den obigen Namen erhielt.
Spiegel.
A. Delemar. Die neuen Anwendungsarteu der Mucedincen in den land-
wirtschaftlichen Gewerben. Chimie et Industrie, 2, 892 — 898, August
1919.
Veranlaßt durch den Aufsatz von Baud (Chimie et Industrie, I, 699;
C. 1919, IV, 322), der unrichtige Vorstellungen erwecken könnte, berichtet
Verfasser auf Grund langjähriger Erfahrung über die wissenschaftliche und
technische Entwicklung der Mucedineenverwertung. Da man dabei bis zu
einer Zuckerausbeute von 97,5 "^/q der Theorie gelangt ist, wird in dieser Be-
ziehung eine Verbesserung kaum noch zu erwarten sein. Vielmehr dürften
Vervollkommnungen in der Richtung der Auffindung einer Mucorart liegen,
die schneller die Verzuckerung bewirkt. Spiegel.
Terein der Spiritus -Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Vorrichtung
zum Niederschlagen des Schaumes von gärenden oder kochenden
Flüssigkeiten (Würzen von Lufthefefabrikation, kochenden Zuckersäften,
destillierenden Flüssigkeiten und dgl.) (D. R. P. 303801, Kl. 6a vom 20.8.
1916, ausgegeben 1. 11. 1919)
unter Verwendung von Vasen zum Ansaugen des Schaumes und Prall-
flächen, dadurch gekennzeichnet, daß der Schaum durch die Saugdüsen in
einen Sammelbehälter befördert wird, dessen Wand als Prallfläche dient. —
Der durch die Düsen angesaugte Schaum wird sofort in eine neutrale Zone
entfernt und in dieser an der Prallwand zerstört. Mai.
Yerein der Spiritus - Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der
Preßhefefabrikation (D. R. P. 303251, Kl. 6a vom 16. 3. 1915, ausgegeben
24. 10. 1919; Zus.-Pat. zu Nr. 300663),
dadurch gekennzeichnet, daß die bei der Gärung freiwerdenden mineralisch
sauren Stoffe durch Zusatz von geeigneten alkalischen Mineralsalzen, z. B.
von kohlensauren Salzen, neutralisiert werden. — Bei Verwendung von
Melasse binden die basischen Stoffe der Melasse einen Teil der freien Säure.
Die Neutralisation kann auch bei Vergärungen mit Mineralsalzzusatz stattfinden,
wo keine Gewinnung von Hefe beabsichtigt ist. Mai.
Yerein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. A'erfahren der
Hefefabrikation ohne oder mit nur geringer Alkoholerzeugung (D. R. P.
303222, Kl. 6a vom 20. 3. 1915, ausgegeben 25. 10. 1919; Zus.-Pat. zu
Nr. 300662),
dadurch gekennzeichnet, daß zur Herstellung der Würze Zucker und Mineral-
salze Verwendung finden. — Die Nährsalze werden in einer Menge an-
gewendet, welche bis zur Hälfte des verwendeten Zuckers betragen kann.
Bei Verwendung von Ammoniumsulfat als Stickstoffquelle läßt sich die
238 Referate
schnelle Assimilation der zur Hefe tretenden Nährsalze an der überraschend
starken Säuresteigung (freiwerdende Schwefelsäure) in der Züchtungsfläche
erkennen, die durch Zusatz von Alkalien oder alkalischen Salzen beseitigt
wird. Mai.
Terein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. A'erfahren der
Hefefabrikation ohne oder mit nur geringer Alkoholerzeugung (D. R. P.
304242, Kl. .6a vom 16. 4. 1915, ausgegeben 25. 10. 1919; Zus.-Pat. zu
Nr. 303222; s. vorst. Ref.),
dadurch gekennzeichnet, daß für die mineralische Ernährung der Hefe freie
Alkalien oder deren kohlensaure Salze in Form einer kontinuierlich zulaufenden
Lösung Verwendung finden, und daß während des Wachstums der Hefe eine
schwach alkalische Reaktion in der Würze aufrecht erhalten wird. — Hierbei
ist eine besondere Neutralisation der Würzen während der Gärung über-
flüssig. Mai.
Verein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der
Preßhefefabrikation (D. R. P. 303252, Kl. 6 a vom 20. 8. 1915, ausgegeben
23. 10. 1919; Zus.-Pat. zu Nr. 300663),
dadurch gekennzeichnet, daß das Kali in der Nährlösung durch Natron er-
setzt wird. Die Triebkraft (Backfähigkeit) bei den Natronhefen entspricht
derjenigen, welche für Backzwecke sehr gut geeignete Backhefen des Handels
zeigen. Mai.
Verein der Spiritus -Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der
Hefefabrikation ohne oder mit nur geringer Alkoholerzeugung D. R. P.
304241, Kl. 6a vom 13. 4. 1915, ausgegeben 25. 10. 1919; Zus.-Pat. zu
Nr. 303221,
dadurch gekennzeichnet, daß von vornherein so viel Anstellhefe gegeben
wird, als in der angestellten Flüssigkeitsmenge erzeugt werden kann. Mai.
H. Müller-Thurgau und A. Osterwalder. Über die durch Bakterien ver-
ursachte Zersetzung von Weinsäure und Glyzerin im Wein. Land-
wirtschaft!. Jahrbuch d. Schweiz, 1919, Sep. v. Müller-Thurgau, 20. 10.
1919, 49 Seiten.
Bei Beobachtung verschiedener schweizerischer Rotweine zeigten sich
je nach den Temperaturverhältnissen einige Wochen oder erst einige Monate
nach Abschluß des Äpfelsäureabbaues noch weitere Umsetzungen, bei denen
zunächst eine starke Vermehrung der flüchtigen Säure eintrat; die Tätigkeit
von Essigbakterien war durch Luftabschluß verhindert, und die Bildung
von Essigsäure infolge Milchsäurestiches wegen Abwesenheit von Zucker aus-
geschlossen. Regelmäßig trat dabei Entwicklung von COg ein. Solche
Weine waren nicht typisch essigstichig. Ausnahmsweise trat bitterer Ge
schmack auf. Häufig verblaßte die Weinfarbe etwas und ging in Braun
über. Bei Luftzutritt steigerten sich diese Erscheinungen. Derart erkrankte
Referate 239
Weine unterscheiden sich 1. in solche mit Weinsäureabbau und Glyzerin-
zersetzung und 2. in solche mit Glyzerinzersetzung allein. Weine
mit Weinsäureabbau allein wurden nicht gefunden. Bei den Weinen zu 1.
nahm der Gehalt an nichtflüchtiger Säure ab, die Weinsäure verschwand
ganz; die Milchsäure kann unverändert bleiben oder zu- oder abnehmen. Der
Verlust an nichtflüchtiger Säure wird durch Bildung flüchtiger Säure mehr
oder weniger ausgeglichen. Das Glyzerin wird nie ganz zersetzt; es blieb
stets ein Rest von 2 — 3°/(,o. Der Extrakt ging zusammen mit der durch den
Äpfelsäureabbau verursachten Abnahme bis auf etwa 12 g im Liter zurück.
Die flüchtigen Säuren wurden nach Duclaux als Essigsäure oder als ein
Gemisch solcher mit wenig Propionsäure nachgewiesen. Aus Weinen mit
Weinsäure- und Glyzerinzersetzung wurden neben dem Bact. gracile (Äpfel-
säureabbau) nach zwei Bakterien reingezüchtet, von denen das eine als
Bact. tartarophthorum bezeichnete Weinsäure und Glyzerin energisch
zersetzt, während das andere, das als eine Varietät des ersteren aufgefaßt
und demnach als Bact. tartarophthorum var. a bezeichnet wird, auch
zum Weinsäureabbau befähigt ist, Glycerin aber nur wenig angreift. In
künstlichen Nährlösungen und in ^sterilisierten gesunden Weinen wurde von
Reinkulturen dieser Bakterien Weinsäure unter Bildung von Essigsäure und
CO2, Glycerin unter Bildung von Essigsäure, Propionsäure und Milchsäure
zersetzt. Beide Bakterien sind Stäbchen, Dicke 0,8 — 1,0 ^u, ohne Eigen-
bewegung und Sporen, fakultativ anaerob; sie bilden aus Lävulose Mannit,
verzehren energisch Äpfelsäure und außerdem Weinsäure, im Unterschied von
allen anderen, von Verfassern bis jetzt beschriebenen Weinbakterien. — Bei
den Weinen zu 2. mit Glyzerinzersetzung allein zeigen sich ähnliche Ver-
änderungen wie bei den Weinen zu 1.
Der Alkoholgehalt der Weine wird durch beide Krankheiten nicht
verändert. Da die Verfasser keinen Wein gefunden haben, der ausschließlich
Weinsäureabbau zeigte, und da die Propionsäure nicht als Zersetzungsprodukt
der Weinsäure, sondern des Glyzerins in den Wein gelangt, so ist die An-
nahme von Duclaux, der noch die meisten französischen Forscher huldigen,
wonach die „pousse" oder die „tourne" eine Weinkrankheit sein soll, bei
der die Weinsäure in Essig- und Propionsäure zersetzt wird , unhaltbar.
Unter „Umschlagen", „pousse" oder „tourne" werden verschiedene Krank-
heiten und Fehler des Weins verstanden; um Unklarheiten zu vermeiden,
schlagen die Verfasser vor, beide Weinkrankheiten nach den dabei auf-
tretenden chemischen Vorgängen zu bezeichnen, und zwar die eine als „Wein-
säureabbau und Glyzerinzersetzung", die andere als „Glyzerinzersetzung".
Die Verfasser halten es nicht für richtig, daß das Bitterwerden eine Folge
der Glyzerinzersetzung oder nach Voisenet der Bildung von Acrolein aus
Glyzerin sei. Sehr hohe Gehalte an Säure und Gerbstoff scheinen auf diese
Krankheiten hemmend zu wirken, höhere Temperaturen sie zu begünstigen.
240 Referate
Kühle Lagerung, SOo durch Einbrennen, Zusatz von K-Metasulfit und etwa
Pasteurisation sind geeignete Vorbeugeniaßnahmen, die aber bei den Weinen
der Verfasser erst nach vollzogenem Äpfelsäureabbau angewendet werden
sollen. • Rühle.
Seligmann. Die Entlausung von Wohnungen in Berlin ungenügend. Der
praktische Desinfektor 11, 74—75, Oktober 1919.
Der Stadt Berlin war der Vorwurf gemacht worden, daß die zu ent-
lausenden Wohnungen in Berlin nicht ausgegast, sondern mit Kresolwasser
entseucht werden. (Vgl. Der praktische Desinfektor 11, 62.) Verfasser weist
darauf hin, daß beide Arten der Entseuchung ihr Anwendungsgebiet haben.
Auch in Berlin hat man eine Zeitlang die Wohnungen ausgegast. Die Er-
fahrungen haben nicht zugunsten dieser Methode gesprochen. Die Erfolge
mit der Kresolwasserdesinfektion, die mit einer Dampfdesinfektion der Kleider,
Matratzen usw. verbunden ist, sind durchaus zufriedenstellend. Borinski.
G. Bertrand, Brocq-Rousseau und Dassonviile. Vernichtung der Bettwanze
(Cimex lectularius Mer.) durch Chlorpikrin. (Vgl. Bertrand, C. r. de
l'Acad. des sciences 168, 742; C. 1919, HI. 294.) C. r. de l'Acad. des
Sciences 169, 441—443, 1. 9. 1919.)
Bei Verstäubung von 4 — 10 g Chlorpikrin pro Kubikmeter werden die
Wanzen, frei oder in Betten befindlich, innerhalb einiger Stunden abgetötet.
Für den Fall, daß nicht alle Eier zerstört sein sollten, wird eine Wieder-
holung der Behandlung nach etwa 2 Wochen empfohlen. Spiegel.
H. Will. Zur Kenntnis der Zusammensetzung des Faßgelägers von Dünn-
bieren (Kriegsbieren). (Vergl. Ztschr. f. ges. Brauwesen 41, 181; C. 1918.
n, 486.) Ztschr. f. ges. Brauwesen 42, 287—89, 18. 10. 295—97, 25. 10.
303 — 6, 1. 11. [Juni] 1919. München, Wissensch. Station f. Brauerei.
Die Kenntnis der Zusammensetzung des Faßgelägers von Dünnbieren
hat nicht nur allgemeines, sondern auch prakitsches Interesse, wenn es sich
darum handelt, ob Dünnbierhefe Trüb und Geläger beigemischt wurde, und
ob Bottichhefe oder Faßgeläger vorliegt. Im allgemeinen ist die Färbung
der Dünnbierhefen und Dünnbierfaßgeläger kein scharfes Unterscheidungs-
merkmal. Die scharfen Gegensätze der Zellen der wohlgenährten Bottich-
hefe und der abgemagerten der Faßgeläger der hochprozentigen Biere finden
sich bei den Dünnbieren zwischen den Zellen der Bottichhefen und denen
der Faßgeläger nicht; bei beiden herrscht Hungerzustand, wenn auch in ver-
schiedenem Grade (vgl. Will, Ztschr. f. ges. Brauwesen 40, 209), derselbe
ist aber nicht so groß, daß er zur Beurteilung der Frage, ob Bottichhefe
oder Faßgeläger vorliegt, eine sichere Grundlage bilden könnte. — Ein regel-
mäßiger Bestandteil der Faßgeläger von Bieren höheren Stammwürzegehaltes
sind Kristalle von Kalziumoxalat, und zwar gewöhnlich in größerer Anzahl
als in der Bottichhefe. Auch in den Bottichhefen und in den Gelägern von
Referate 241
ßproz. Bieren treten Kristalle von Kalziumoxalat noch auf, im allgemeinen
aber wohl schon in geringerer Zahl. Die Menge des Oxalsäuren Kalkes
scheint auch vom Gerstenjahrgang abhängig zu sein. Verfasser weist ferner
. darauf hin, daß im Bier oxalsaurer Kalk gelöst sein kann, aber erst infolge
besonderer Verhältnisse, z. B. durch scharfe Filtration, zur Ausscheidung
gelangt und so dem Faßgeläger entgeht. Es ist auch möglich, daß in manchen
Fällen oxalsaurer Kalk erst bei längerem Lagern des Bieres ausgeschieden
wird, bei Faßgelägern von jüngeren Bieren also nicht in Erscheinung tritt;
das Alter der Biere an sich kann nicht die Ursache sein. Aus der Unter-
suchung von 30 Faßgelägern aus Dünnbier, 21 aus dunklen und 9 aus hellen,
von Münchener und anderen bayerischen, sowie auch von einigen außer-
bayerischen Brauereien ergab sich: 22 Proben, 16 aus dunklem und 6 aus
hellem, 3 bis 10 Wochen altent Dünnbier, also 73,3 °/q, enthielten keine
Kristalle; in den 8 Proben, in welchen sich das Salz in Kristallen, vor-
herrschend in Quadratoktaedern, vorfand, war deren Häufigkeit sehr ver-
schieden, es war auf einzelne Betriebe beschränkt, und zwar so, daß von
Bieren gleicher Art die eine Probe sehr zahlreiche Kristalle enthielt, die
andere nur Spuren, und daß zu anderen Zeiten entnommene Proben über-
haupt keine Kristalle hatten. Aus den Untersuchungen geht hervor, daß
oxalsaurer Kalk als Merkmal für Faßgeläger aus Dünnbier nicht gelten kann.
Ein Zusammenhang zwischen der Art der Herstellung der Dünnbiere und
dem Gehalt der Faßgeläger an Kristallen von Kalziumoxalat besteht nach
den bisherigen Erfahrungen nicht, dagegen hat Verfasser die Kristalle bei
schlecht verzuckerten Würzen und bei Bieren mit nicht normal abgebautem
Eiweiß im Faßgeläger öfter beobachtet. Rammstedt.
Hans Hürliinann. Über die alkoholarmen Biere der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Ztschr. f. ges. Brauwesen 42, 323 — 25. 15. 11. [15. 9.]
1919. New York.
Es werden verschiedene Verfahren zur Fabrikation von sehr alkohol-
armen Bieren, 0,5 bis 2,75% Alkohol, da sie seit dem 1. Juli 1919 in den
Vereinigten Staaten infolge der „Wartime Prohibition" nicht stärker gebraut
werden dürfen, bekannt gegeben. Meistens wird der Alkohol eines vergorenen
Bieres, dessen Stammwürze 7 Balling entspricht, durch Eindampfen mit oder
ohne Vakuum bis zur gesetzlichen Höchstgrenze entfernt. Um spätere Eiweiß-
trübungen zu verhindern, wird sowohl mit Pepsin als auch mit Kochsalz
gearbeitet, wenn eiweißreiche amerikanischeMalze verwendet wurden. Durch
Verdünnen mit Wasser kommt man auf das Ausgangsquantum. Nach einem
anderen Verfahren schränkt man die Gärung ein, auch begnügt man sich
einfach mit dem Karbonisieren von gekauften Sirupen aus Mais. Geschmack-
verbessernde Produktionen bestehen aus Milchsäure, meistens aber aus künst-
lichen Aromastoffen. Rammstedt.
242 Referate
W. Völtz. Säuert die erfrorenen Kartoffeln und Futterrüben ein, um
sie vor dem Verderben zu schützen! Eile tut not! Ztschr. f. Spiritus-
industrie 42, B61, 20. 11. 1919.
Um die Nährstoffe der erfrorenen Kartoffeln zu retten, kommen in
Betracht: Einsäuerung, Trocknung, schnelle Verarbeitung in Brennereien und
Stärkefabriken. Die Einsäuerung ist die einzige Konservierungsmethode für
die Allgemeinheit. Reinkulturen von Milchsäurepilz schließen Verluste an
Rohnährstoffen und an verdaulichem Nährstoff aus. Auch bei der wilden
Säuerung sind die Verluste zumeist gering, wenn für feste Lagerung und
gute Bedeckung gesorgt wird. Das Verfahren, sowie auch die Einsäuerung
von Rüben und Rübenblättern wird genauer beschrieben.
Rammstedt.
Nesselanbau-Gesellschaft m. b. H., Berlin. Verfahren zum Veredeln von
Ginsterfasern (D. R. P. 315754, Kl. 29 b vom 10. 9. 1918, ausgegeben
29. 10. 1919),
dadurch gekennzeichnet, daß man sie mit starker Natronlauge oder ähnlich
wirkenden Mitteln behandelt. — Die Ginsterfasern nehmen an Festigkeit
zu, sie kräuseln sich und werden elastischer und weicher; es wird ein gut
verarbeitbares Spinngut gewonnen. Statt Natronlauge können Schwefel-
natrium, Aluminate und Zinkate verwendet werden. Mai.
E. 0. Rasser. Die chemisch-technische Gewinnung von Faserstoffen usw.
und die zugehörigen Patente. (Vgl. Ztschr. f. g. Textilind. 22, 357 — 58,
378; C. 1919, IV. 928.) Zeitschr. f. g. Textilind. 22, 445—47, 5. 11. 457,
12. 11. 1919.
Weitere Patente über Karbonisierverfahren und Verfahren zur Trennung
der verschiedenen Fasern auf chemischem Wege. Süvern.
Vtz. Die Faserstoffe im Jahre 1918. Gummi-Ztg. 34, 147—49, 21. 11. 1919.
Kurze Übersicht über die Arbeiten des Jahres 1918 auf diesem Gebiete
mit besonderer Berücksichtigung der Ersatzmittel für die bisherigen aus-
ländischen Produkte. Fonrobert.
Schürhoff'. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Flachses. Neue Faser-
stoffe 1, 241—43, Okt. 257—59, Nov. 1919. Sorau, N.-L.
Nach Beschreibung dessen, was von der Leinpflanze geliefert wird, und
nach Schilderung der Lage der Leinen Industrie und ihrer Zukunft werden als
noch zu lösende Aufgaben die Erziehung einer Qualitätsfaser, die Ermittlung
der besten Faseraufschließung und Abfallverwertung und der Bau geeigneter
Maschinen und Apparate für den Flachsanbau und die Faserverarbeitung
hingestellt. Süvern.
Referate 243
Kleberger, Ij. Ritter und Pli. Weber. Bericht über Forschungen auf dem
(Jebiete des Hanfbaues 1918. Neue Faserstoffe 1, 255—57, 271—73.
Nov. 1919. Gießen, Forschungsstelle für Fasererzeugung des Verbandes
Deutscher Bastfaser-, Rost- und -Aufbereitungsanstalten.
Auf Grund von Versuchen werden Hinweise für Bodenauswahl, Saatgut,
Saatweise und Düngung gegeben. Süvern.
P. (Jraebner und A. Zinz. Die Anlage von Typhapflanzungen. Neue
Faserstoffe 1, 253—55. Nov. 1919.
Die Übertragung ganzer Pflanzen mit einem Wurzelb^llen erwies sich
als zu umständlich und im Erfolg mangelhaft. Besser ist die Aussaat, aber
bei stark bewegtem Wetter nicht durchzuführen. Zu empfehlen ist das Aus-
pflanzen der Grundachsen in lockeren Boden 10 — ^13 cm über dem Wasser-
spiegel so, daß sie 5 — 10 cm hoch von der Erde bedeckt sind. Diese
Pflanzung der Grundachsen ist auch für die Uferbefestigung außerordentlich
geeignet. Sie erleichtert hier die spätere Ernte. . Süvern.
Bettinger und Delavalie. Einfluß verschiedener Umstände und Stoffe auf
die verzuckernde und vergärende, alkoholbildende Kraft des Mucor
Boulard. Bull. Assoc. Chimistes de Sucr. et Dist. 35, 114—29, April-
Mai-Juni 1918.
Während die Verwendung der Mucorarten zu Gärzwecken in Ostasien,
die kurz gestreift wird, noch auf rein empirischer Grundlage in höchst ein-
facher Weise geschieht, ist sie in Frankreich durch beständige Verbesse-
rungen auf einen Stand gelangt, der infolge der Schnelligkeit der Arbeit,
der hohen Ausbeute und der Sicherheit vor Infektionen eine industrielle
Ausnutzung gestattet. Verfasser erörtert eingehend an Hand der damit ge-
machten Erfahrungen die für die Entwicklung des Mucor Boulard günstigsten
Lebensbedingungen, insbesondere die Entwicklung flüchtiger und nicht-
flüchtiger Säure, die sich als abhängig vom Luftzutritt erwiesen hat, die
Einwirkung der Konzentration der Zuckerlösung, der Temperatur, N-haltiger
Nährstoffe und künstlich Nährflüssigkeiten. Rühle.
W. A öltz. Das Bier und die bei seiner Darstellung gewonnenen Neben-
erzeugnisse in ihrer Bedeutung für die menschliche und tierische Er-
nährung. Wchschr. f. Brauerei 36, 371—75. 13. 12. [15. 10.] 1919.
Unter Bezugnahme auf die Arbeiten von Zuntz, Bodländer, Geppert
und Atwater, Benedict, Straßmann, Rosemann u. a. hebt Verfasser
hervor, daß der Alkohol durch seine Verbrennung im tierischen Körper
andere Nährstoffe vor dem Zerfall schützt, daß er fett- und eiweißsparend
vdrkt, daß über den Nährwert des Alkohols kein Zweifel besteht. Verfasser
erwähnt auch seine eigenen Versuche und die seiner Mitarbeiter, aus denen
sich ganz allgemein schließen läßt, daß alle Faktoren, die eine Steigerung
der Nierentätigkeit, der Atmung, sowie der Transpiration und Perspiration
244 Referate
zur Folge haben, auch eine vermehrte Ausscheidung von Alkohol bedingen.
Die maximale Menge an Alkohol, die den Körper unverbrannt verläßt, beträgt
etwa 10 7o dß^ Zufuhr. Bei mäßigem Biergenuß kann man mit einer Ver-
wertung des Alkohols von etwa 98 ^j^ rechnen. Bei einem Gehalt des Bieres
von 3,5 % Alkohol würden die in 1 1 enthaltenen 35 g Alkohol somit 243
nutzbarer Kalorien liefern. — Stoffwechselversuche am Menschen ergaben,
daß der isolierte Trockenrückstand des Bieres zu 94,8 "/o verdaut wurde.
Ferner wurde durch Tierversuche festgestellt, daß der Bierextrakt die Ver-
daulichkeit N-freier Nährstoffe, insbesondere des Fettes erhöht, wodurch der
Genußwert des Bierextraktes objektiv charakterisiert wird. Der physio-
logische Nutzwert des Bieres betrug beim Menschen 91,2 ^j^^ seines Energie-
gehaltes, somit würde unser Bier mit 438 Rohkalorien im Liter rund 400
ausnutzbare Kalorien liefern. — Die Nebenerzeugnisse der Bierbrauerei
sind zur Erhöhung des Proteingehaltes der Rationen sehr gut geeignet. Das
Rohmaterial, die Gerste, enthält auf ein verdauliches Rohprotein rund 11 7o
Stärkewert, die Biertreber dagegen 3,5 ^/q, die Malzkeime 2 *^/q, die Hefe und
Geläger und der Trüb 1,5 "/^ Stärke wert. Im Durchschnitt erhält man rund
88 7o der Rohnährstoffe der Gerste in den Erzeugnissen der Bierbrauerei
wieder, der Nährstoff verlust ist also rund 12 *^/q. Von den ausnutzbaren
Nährstoffen der Gerste finden sich im Bier ungefähr 60 °/o wieder, in den
Nebenerzeugnissen 26 ^/g. Die gesamten Verluste an ausnutzbaren Nährstoffen
bei der Bierbrauerei betrugen also nur 14 ^/q. Die Sonderwirkung einer
stärkeren Proteinzufuhr zu eiweißarmen Rationen, die eine höhere Ver-
wertung derselben bedingt, ist bei Feststellung der Nährstoffverluste nicht
berücksichtigt. Bei der Herstellung von Malzkaffee hat man mit 75 — 80 ^j^
Nährstoffverlusten zu rechnen. Rammstedt.
Anna Hopffe. Beiträge zur Bakteriologie der Celluloseverdauung. (Vgl.
Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk. I, 83, 531 ; C. 1920, I, 92.) Text-
Forschg. 1, 100 — 5. November 1919. Dresden, Physiol. Inst. d. tierärztl.
Hochschule.
Die Celluloseverdauung wird von Angehörigen der normalen Magen -
darmflora bewirkt, und die speziell Cellulose vergärenden Lebewesen sind
zweifellos, wenigstens zum Teil, identisch mit den bekannten Angehörigen
der Magendarmflora der Pflanzenfresser. Außer diesen können aber noch
andere, bisher nicht bekannte Mikroorganismen dabei beteiligt sein, von
denen ein Schimmelpilz, als Aspergillus cellulosae bezeichnet, isoliert wurde,
Süvern.
Otto H. Matzdorif. Konservieren von Klebstoff aus Stärke und Dextrin.
Ztschr. f. Spiritusindustrie 42, 380. 4. 12. 1919.
Nächst dem prompt wirkenden Formaldehyd, der aber bei manchen
Klebstoffen Stippenl)ildungen hervorruft, sind die wertvollsten Konservierungs-
Referate 245
mittel die Benzoesäure nebst ihren Salzen und die Chlorbenzoesäure. Eine
Lösung von 1 7oo freier Säure unter gleichzeitiger Anwendung von 1 **/qq
Formalin macht Klebstoffe absolut steril. — Hadenon der Saccharinfabrik
A.-G., vormale Fahlberg, List & Co. in Magdeburg-Südost ist in Mengen
von 1 — 1,5 °/qo nach den Vei'suchen des Verfassers ein zuverlässiges Konser-
vierungsmittel. Durch Versuche im Laboratorium des Vereins der Stärke-
interessenten in Deutschland stellte W. Donselt fest, daß bei einer Ver-
suchsdauer von über einen Monat und länger eine Schimmelbildung in mit
1,5 %o Hadenon konservierten Kleistern nicht beobachtet wurde.
Rammstedt.
Schrohe. Wer >var der Erfinder des Luftliefeverfahrens der Preßhefe-
iiidiistrie? Ztschr. f. Spiritusindustrie 42, 384—85. 11. 12. 1919.
Als erster führte Max Delbrück die Luft als Betriebsmittel in die
Brennereipraxis ein, D. R, P. 5331 vom 1. 10. 1878; die weitere Ausbildung
des Verfahrens unterblieb. Das eigentliche Lufthefeverfahren ist dreimal,
unabhängig voneinander, erfunden worden: von dem Deutschen Friedrich
Wilh. Marquard in Deutschland (D. R. P. 6622 vom 14. 2. 1879), etwa
gleichzeitig von dem Deutschen Heinr. zum Felde im Jahre 1879 in Nord-
amerika und von dem Dänen Eusebius Bruun in Dänemark im Jahre 1880.
Das größere Verdienst gebührt Bruun, der seinen erfinderischen Gedanken
in die Tat umsetzte und ihm Dauer verschaffte. Sophus Alfred Walde-
mar Houmann scheidet als Erfinder des Lufthefeverfahrens aus (vgl. F. G.
V^aller, Pharm. Weekblad 1913, 12. 7.); erst im Jahre 1886 nahm Hou-
mann das britische Patent 6069, das nicht auf das Lufthefeverfahren an sich
gerichtet ist, sondern auf eine Ausführungsart desselben. Rammstedt.
P. Bettillger. Über die industrielle Anwendung^, besonders im Gäruiig-s-
gewerbe, der Untersuchungen von Delavalle über den Pleomorphisuius
der Mucorarten. Bull. Assoc. Chimistes de Sucr. et Dist. 35, 129 — 83.
Okt.-Nov.-Dez. 1917.
Die äußerlich wahrnehmbaren Wachstumserscheinungen eines bestimmten
Mucors wechseln mit der Art der Umgebung, in der er sich befindet. Es
gibt dies ein Mittel an die Hand, daß man im Gärungsgewerbe dahin ge-
langen wird, diejenige Menge Luft zu bestimmen, die man bei einer bestimmten
Konzentration der Maische den Gärbottichen zuführen muß. Rühle.
Bettinger und Delavalle. Natriumkarbonat als Antiseptikum im Gärungs-
gewerbe. Bull. Assoc. Chimistes de Sucr. et Dist. 35, 135 — 39. Okt.-
Nov.-Dez. 1917.
Es dient zur Reinigung der Gärbottiche, wobei es weniger antiseptisch
wirkt als zur Erleichterung der angestrebten Reinigung dient. Da die zur
Lüftung der Gärbottiche dienende Luft der Maische sehr viel Keime zuführen
würde, wird die Luft in Wäschern mit Wasser gewaschen. Wird diesem
246 Referate
Wasser NagCOg zugesetzt, so kann dieses auch keinesfalls antiseptisch
wirken, und es muß vielmehr streng darauf gehalten werden, daß keine An-
teile dieses stark mit Keimen aller Art verunreinigten Wassers vom Wäscher
in die Gärbottiche gelange. Selbst trockene Soda (Solvay) enthält gewisse
Mikroben, die zwar gewissen Veränderungen unterliegen, aber noch lebens-
fähig sind. Rühle.
Delavalle. Über Preßhefefabrikatiou. Brennereiztg. 36, 8442—43. 2. 12.
1919.
Es handelt sich um die Herstellung von Preßhefe aus Melasse und
Gerste; hierzu eignet sich nur Rohzuckermelasse, während Raffineriemelasse
und Zuckersäfte ungeeignet sind. Die Eignung einer Melasse zur Herstellung
von Hefe kann durch die chemische Untersuchung meistens allein nicht fest-
gestellt werden, sicheren Aufschluß erhält man nur durch einen Gärversuch
unter Bedingungen der Praxis und unter Berücksichtigung der Ausbeute,
Farbe, Triebkraft und Haltbarkeit der gewonnenen Hefe. Dunkle Farbe und
schlechte Ausbeute werden durch angebrannte, caramelisierte Melasse her-
vorgerufen, wobei die durch das Anbrennen veränderten Eiweißstoffe die
schlechte Ausbeute bedingen. Es werden einige neuere Verfasser und Vor-
schläge kritisiert, durch welche ungeeignete Melassen in geeignete Qualitäten
übergeführt werden sollen. Rammstedt.
Verein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, BerÜD. A erfahren der
Preßhefefabrikation (D. R. P. 300663, Kl. 6 a vom 25. 2. 1915, ausgegeben
12. ir. 1919)
unter Verwendung von Zucker und rein mineralischen Nährsalzen, dadurch
gekennnzeichnet, daß die Hefe in stark verdünnten Lösungen von Raffinade
oder Rübenrohzucker unter Verwendung von mindestens 15 Gewichtsteilen
mineralischer Nährsalze auf 100 Teile Zucker nach den üblichen Lüftungs-
verfahren zur Vermehrung gebracht wird. — Es wird bei einer Konzentration
des Zuckers von höchstens 2 °/o gearbeitet. Die erzeugten Hefen haben
eine normale Beschaffenheit und Farbe. Mai.
Verein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der
Hefefabrikation ohne oder mit nur geringer Alkoholerzeugung (D. R. P.
300662, Kl. 6 a vom 17. 3. 1915, ausgegeben 12. 11. 1919.)
dadurch gekennzeichnet, daß man die Hefezüchtung in stark verdünnter
Würze in bekannter Zusammensetzung beginnt und zu der verdünnten
Würze eine solche von höherer Konzentration beständig langsam zulaufen
läßt. — Infolge des fortdauernden Verzehrens der Nährstoffe durch die Hefe
ist immer nur eine Konzentration der Würze, bei der die Nährstoffe und
die dauernd gebildeten Umsatzstoffe am besten und schnellsten von der Hefe
aufgenommen werden. Mai.
Referate 247
Verein der Spiritus-Pabrikanteu in Deutschland, Berlin. Verfahren der
Hefefabrikation ohne oder mit nur geringer Alkoholerzeugung (D. R. P.
303221, Kl. 6a vom 1.4. 1915, ausgegeben 4.11. 1919; Zus.-Pat. zu
Nr. 300662; s. vorst. Ref.)
dadurch gekennzeichnet, daß beständig hefehaltige Würze im unteren Teil
des Gärbottiches abgezogen wird in dem Maße, wie frische Nährlösung zu-
geführt wird. — Die ununterbrochen abgezogene hefehaltige Würze wird
einer Trennschleuder zugeführt. Mai.
Verein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der
Hefefabrikation ohne oder mit nur geringer Alkoholerzeugung (D. R. P.
303253, Kl. 6a vom 8.5. 1915, ausgegeben 12.11. 1919; Zus.-Pat. zu
Nr. 300662; s. vorst. Reff.)
dadurch gekennzeichnet, daß man der zur Hefe tretenden Nährlösung Anti-
septika zusetzt, die von der Hefe assimiliert werden können. Als solche
Antiseptika kommen Pormaldehyd und Ameisensäure in Betracht. Bei dem
stetigen Zulaufen ist die Konzentration (0,01 — 0,1 ^/^ Formaldehyd und 0,03
bis 0,3 % Ameisensäure) so gering, daß eine Schädigung der Hefe nicht
stattfindet. Mai.
R. Kusserow. Verarbeitung gefrorener Kartoffeln und Rüben. Brennerei-
ztg. 36, 8437. 25. 11. 1910. Sachsenhausen i. d. Mark.
Infolge des abnorm hohen Säuregehaltes ist die Verzuckerung mängel-
haft; der hohe Säuregehalt schädigt die Diastase des mitverarbeiteten Malzes.
Verfasser empfiehlt zum Neutralisieren Schlämmkreide, und zwar auf 100 kg
Maischmaterial 100 — 500 g. Rammstedt.
A. Widmer. Wie können trübe Weine und Obstweine wieder konsum-
fähig gemacht werden? Schweiz. Apoth. -Ztg. 57, 627—32. 30.10.
639—45, 6. 11. 651—57, 13. 11. 1919. Vortrag vor der Jahresversamm-
lung der Gesellschaft Schweiz. Lebensmittelinspektoren. Glarus. Versuchs-
anstalt Wädenswil.
Verfasser erörtert unter Heranziehung praktischer Beispiele die Ur-
sachen und die nach der schweizerischen Gesetzgebung zulässigen Mittel zur
Behebung von Trübungen und krankhaften Veränderungen in Weinen und
Obstweinen: bezüglich der Einzelheiten muß auf das Original verwiesen
werden. Manz.
E. Vautier. Bemerkungen über einige Verfahren der Untersuchung von
Hefen. Trav. de Chim. ahment. et d'Hyg.; Schweiz, Apoth. -Ztg. 57, 658
bis 60. 13. 11. 1919. Laboratoire de chimie du Service federal de l'Hygiene
publique.
Das von Hayduck angegebene Verfahren zur Bestimmung der Ferment-
vsdrkung der Hefe ergibt stark abweichende Resultate, je nachdem die zu
Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIII. j^y
248 Referate
untersuchende Probe der Ruhe überlassen oder häufig umgeschüttelt wird.
Das Verfahren ist ferner nicht zur Unterscheidung von Bier- und Preßhefe
geeignet. Manz.
H. V. Euler und I. Lauriii. Über die Temperaturempfindlichkeit der
Saccharase. (Vgl. Ztschr. f. physiol. Ch. 106, 312—16; C. 1919, HI, 722,
u. Euler u. Kullberg, Ztschr. f. phys. Ch. 71, 134; C. 1911, I, 1302.)
Ztschr. f. physiol. Ch. 108, 64—114, 5. 10. (20. 7.) 1919. Stockholm, Biochem.
Lab. d. Hochschule.
Die Untersuchung studiert den Temperaturkoeffizienten der Rohrzucker-
inversion durch eine Oberhefe, den zeitlichen Verlauf der Inaktivierung der
Saccharase, den „Inaktivierungskoeffizienten" kc, die Abhängigkeit des In-
aktivierungskoeffizienten von der Temperatur, die Abhängigkeit der Saccha-
rose von der Azidität, die Beeinflussung des Inaktivierungskoeffizienten
durch den Luft-Sauerstoff, den Inaktivierungskoeffizienten kc einer Oberhefe
verglichen mit einer Unterhefe, den Inaktivierungskoeffizienten kc bei An-
wendung isolierter Saccharase im Vergleich zu frischer Hefe, die Schutz-
wirkung von Rohrzucker auf Saccharase. Guggenheim.
0. Svanberg. Über die Wachstumsgeschwindigkeit der Milchsäurebak-
terien bei verschiedenen H-Konzentrationen. Ztschr. f. physiol. Ch. 108,
120—46, 1. 9. (25. 8.) 1919. Stockholm, Biochem. Lab. d. Univ.
Es wurden mit mehreren Stämmen der echten Milchsäurebakterien,
und zwar sowohl mit Laktokokken als mit Laktobazillen verschiedener
Herkunft, Zuwachsversuche bei gleicher Phosphatkonzentration, aber ver-
schiedener Azidität angestellt. Guggenheim.
Reichsausschuß für Ole und Fette. Zur Frage des Anbaus und der Akkli-
matisation der Soja in Deutschland. Chem. Umschau a. d. Geb. d. Fette,
Öle, Wachse, Harze 26, 113—15, 10. 8. 1919.
Auf Veranlassung des Reichsausschusses wurden an verschiedenen
Orten Deutschlands Sojaanbauversuche angestellt. Die Ergebnisse waren
derart, daß wenig Aussicht besteht, die Sojabohne durch Züchtungsarbeit so
frühreif und ertragsreich zu gestalten, daß sie wenigstens in den günstigsten
Teilen Deutschlands mit Erfolg angebaut werden könnte. Schönfeld.
Abderhalden, E. Physiologisches Praktikum, physikalisch -chemische und
physikalische Methoden. 2., vermehrte Auflage. Berlin 1919. gr. 8. XI
u. 310 S. mit 287 Figuren. Mark 16.
Vereinigte Nord- und Süddeutsche Spritwerke und Preßhefe-Fabrik Bast
A.-Cx., Nürnberg-Ostbahnhof. Vorrichtung zur Schaumdämpfung bei
Gärbotticlien u. dgL D. R. P. 315957, Kl. 6b vom 27. 11. 1917, ausg.
17. 10. 1919.
unter Verwendung von Prallflächen an den Abzugsöffnungen zur Verteilung
des Schaumes, dadurch gekennzeichnet, daß die Abdeckung der Abzugs-
Referate 249
Öffnungen durch übereinander angeordnete und rostartig durchbrochene
Platten gebildet wird, von denen die obere gegen die untere verschiebbar ist
oder umgekehrt. — Durch die Regelung der Größe der Austrittsöffnungen
wird der Druck in den Gärbottichen aufrecht erhalten. Mai.
Tereiii der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der
Hefefabrikation (D.R.P. 303311, Kl. 6a vom 24. 12. 1915, ausg. 8. 11. 1919),
dadurch gekennzeichnet, daß man die zum Anstellen einer aus Zucker oder
Melasse in Verbindung mit Mineralsalzen hergestellten Würze dienende Hefe
eine Vergärung mit derselben Nährlösung durchmachen läßt, bei der man
die durch die Hefe in Freiheit gesetzte Mineralsäure nicht durch Neutrali-
sation bindet und die Kreide erst zusetzt, sobald die Reinigung der Hefe
durch die bei der Vergärung frei werdende Säure erfolgt ist. Der für die
Reinigung der Hefe erforderliche Säuregrad beträgt etwa 0,125 °/q. Mai.
L. Lindet. Über den Einfluß, den die vegetative Funktion der Hefe auf
die Ausbeute an Alkohol ausübt, und über eine neue Deutung der
„fermentativen Kraft". Bull. Assoc. Chimistes de Sucr. et Dist. 37,
29—40, Juli-Aug. 1919. — C. 1918, II. 1060. Rühle.
Verein der Spiritus-Fabrikanten in Deutsehland, Berlin. Verfahren zur
Aufbereitung von Spinnfasern (D.R.P. 316414, Kl. 29b vom 30. 11. 1918,
ausg. 22. 11. 1919),
dadurch gekennzeichnet, daß natürliche Pflanzensäfte zum Abbau oder
zur Entfernung in Spinnfasern enthaltener, durch Enzyme spaltbarer Stoffe
verwendet werden. — In Betracht kommen die Säfte aller jener Pflanzen-
teile, die als Speicherorgane unlösliche Kohlenhydrate und Eiweißstoffe in
erheblichem Umfange aufsammeln, und deren Saft verhältnismäßig geringe
Mengen im Zellsaft letztere Stoffe enthält, deren Zellen aber den proto-
plasmatischen Charakter der arbeitenden Zellen gewahrt haben. Es gehört
hierhin eine Anzahl von Rhizomen, Wurzeln, Knollen, deren typischster Ver-
treter die Kartoffel ist. In diesem pflanzlichen Protoplasma sind amylo-
lytische und proteolytische Enzyme, Oxydasen, Reduktasen, Lipasen wirksam.
Es werden z. B. Typhafasern mit Kartoffelsaft, der bei der Fabrikation von
Kartoffelstärke abfällt, bei 40 — 50*^ aufbereitet. Mai.
E. Stich. Etwas über Schaumdämpfung. Chem. Apparatur 6, 169—71,
25. 11. 1919. Mannheim.
Der Verfasser berichtet über Dauerversuche zur Schaumdämpfung in
Gärbottichen auf mechanischem Wege unter Anwendung der Peter-
schen Düsen mit der Abänderung, daß das Luft-Schaumgemisch aus den
Düsen in einen besonderen Zerstörerkasten geleitet wird und durch Anprallen
an seine Wand zerstört wird. Das Verfahren ervdes sich sehr dazu geeignet,
beträchtliche Mengen des zur Schaumdämpfung verwendeten Gärfettes zu er-
sparen. Jung.
17*
\
250 Referate
Arthur Slator. Hefewachstum und alkoholische Gärung bei lebender
Hefe. (Vgl. Baker, Journ. Soc. Chem. Ind. 36, 836; C. 1918, I, 361.)
Journ. Soc. Chem. Ind. 38, R. 391—92, 31. 10. 1919.
Verfasser hat auf beides zur Messung der Vorgänge physikalisch-
chemische Verfahren angewandt. Setzt man zur Messung des Wachstums
die Zahl der Hefezellen in Beziehung zur Zeit, so erhält man eine Kurve,
die nach kurzer Störung im Anfang logarithmisch mit der Zeit ansteigt.
Daran schließt sich eine Wachstumsverzögerung infolge der Einvv'irkung
von CO, oder des Mangels an 0 und schließlich das Absterben der Zellen.
Nach Brown (Ann. Botany 28, 197 [1914]) nimmt das Hefewachstum zu im
Verhältnis des anfänglich in der Würze gelösten 0 ; zu einer Erzeugung von
10^*^ Hefezellen sind danach 1,7 ccm 0 erforderlich,' gleichzeitig werden dazu
2,3 g Maltose verbraucht. Während des logarithmischen Verlaufs der Kurve
ist das Hefe Wachstum N während der Zeit, in der S g Zucker infolge
Wachstum und Gärung verschwinden, mit der Wachstumskonstanten K und
der Gärkraft der Hefe F verbunden durch N/S = K/F. Für kleine Zu-
nahmen von N und kleine Abnahmen von S trifft die Gleichung;
dN K , ^^ /K^
ZU. N ist die Hefemenge, die während der Vergärung des Zuckers von der
anfänglichen Konzentration (S) der Lösung davon bis zum Verschwinden
des Zuckers entstanden ist. Da K/F annähernd konstant ist, so sind N und S
proportional. Die Verhältnisse beim Absterben der Hefezellen sind wenig
erforscht; Versuche an Bakterien zeigen, daß diese unter ungünstigen Ver-
hältnissen gewöhnlich in logarithmischem Verhältnis zugrunde gehen. Die
wichtigsten Umstände, die das Fortschreiten der Gärung während jeder dieser
Abteilungen der Kurve bedingen, sind die Zahl der vorhandenen Hefezellen,
die Gärkraft der Hefe und die Temperatur. Die Gärung ist unabhängig von
der Zuckerkonzentration, ausgenommen bei verdünnten Lösungen. Wird
lebende Hefe in Malzwürze (Bierwürze) oder in eine Lösung von Glukose
eingetragen, so beginnt die Gärung sofort; sichtbar durch Entwicklung von
COg wird dies erst, wenn die Flüssigkeit mit CO, gesättigt ist. Brauerei-
hefe ist zum Brotbacken ungeeignet, da sie bei höheren Temperaturen (35^')
durch im Mehl enthaltene Hefegifte abgetötet wird. Brennereihefe dagegen
ist gegen diese Gifte unempfindlich und kann zum Brotbacken dienen.
Rühle.
H. Ciaaßen. Futtergewinnung aus den Diffusionsabwässern. Zentralbl.
f. Zuckerind. 28, 159—60, 22. 11. 1919.
Das von der Zuckerfabrik Einbeck empfohlene Verfahren, nach dem
die von der Pulpe befreiten Wässer mit Hefe vergoren werden, und die ge-
wonnene Hefe allein oder zusammen mit der Pulpe getrocknet wird, hält
den Vergleich mit der Rückführung der Diffusionswässer, die die beste Ver-
Referate 251
Wertung und Beseitigung dieser Wässer ist, nicht aus. Die von der Fabrik
gegebene Ausbeuteberechnung ist unrichtig' und daher wertlos. Rühle.
Emil von Skramlik. Zur Technik der Vergasung mit Cyanwasserstoff. 1.
Hygien. Rdsch. 29, 781—91, 1. 12., 813—18, 15. 12. 1919. Freiburg i. Br.,
Hygien. Inst. d. Univ.
Beschreibung von einigen in der Praxis ausgeführten Vergasungen, die
durch eine von dem herkömmlichen Verfahren der Ausräucherung von Häusern
und Baracken abweichende Durchführung besondere Hervorhebung verdienen.
Die durchgeführten Vergasungen betrafen: 1. ein zweistöckiges Gebäude.
Die Vergasung erfolgte von einem Punkte aus bei Anwendung einer
Konzentration von ^2 Volumprozent. — 2. Eine Villa zur Vernichtung von
Ungeziefer hinter Tapeten. — 3. Einen Eisenbetonbau mit massenhafter Aus-
breitung von Ungeziefer. — 4. Wohnungsvergasung in einem Mietshaus. —
5. Ein Schiff. Borinski.
Martin Hahn. Zur Technik der Vergasung mit Cyanwasserstoff. II.
(Vgl. von Skramlik, Hygien. Rdsch. 29, 781; vorst. Ref.) Hygien. Rdsch.
29, 818—21, 15. 12. 1919. Freiburg i. Br.
Verfasser beschreibt eine Anzahl Versuche, die sich namentlich auf
die Tiefenwirkung der Blausäure, die Entlausung von sehr ungünstigen Ob-
jekten, wie Zigeunerwohnungen und gepolsterten Eisenbahnwagen, beziehen.
Borinski.
H. Lüers. Über die Herstellung von Hypochloritlauge („Antiformin")
auf elektrolytischem Wege. Ztschr. f. ges. Brauwesen 42, 343 — 45,
6. 12. 1919. München, Wissensch. Station f. Brauerei.
Es wird die Herstellung von Hypochloritlösung aus NaCl auf elek-
trolytischem Wege beschrieben, wie sie sich mit Hilfe von Apparaten der
Firma Hermann Prött, chemische Fabrik für Desinfektionsmittel
in Hannover und Elektrolysenbau Arthur Stahl, Aue i. Sa. ermög-
lichen läßt. Ein Apparat der Firma Prött ist abgebildet, mit dem sich 30 1
einer Lauge von 3,9 g wirksamen Gl in 1 1 innerhalb einer Stunde auf ein-
fache Weise herstellen läßt; diese Lauge kann aufs Doppelte verdünnt
werden, so daß sich 60 1 gebrauchsfertiger Lauge auf 1,60 M. stellen.
Rammstedt.
Carl Neuberg und .Julius Hirsch, Die dritte Vergärungsform des Zuckers.
Biochem. Zeitschr. 100, 304—322, 18. 12. 1919, Berlin-Dahlem, Kaiser Wil-
helm-Inst. f. exp. Therapie, Chem. Abt.
Die von den Verfassern früher (Biochem. Zeitschr. 96, 175. C. 1919,
in. 683) gegebene Erklärung für die Einwirkung von alkalischen Salzen
außer Sulfiten konnte durch neue Gärungsversuche in Gegenwart von K0CO3,
K2HPO4, Na3P04, Na2HP04 und Gemischen von NaHgPO^ und Na2HP04,
252 Kei'erate
ferner von MgO und Zn(OH)o bestätigt werden. In allen Fällen fand sich
die Umsetzung entsprechend der Gleichung:
2 C.HioOe + H2O = CH3 • CO2H + C2H5OH + 2 CO2 + 2 CsHgOg,
indem Essigsäure und Glyzerin im Verhältnis von 1 : 2 Mol. entstanden. Alle
benutzten Zusätze sind ohne Einwirkung auf die Invertase der Hefe, so daß
die Versuche unter Verwendung von Rohrzucker ausgeführt werden konnten.
Mit den hier benutzten Zusätzen honnte die Zerlegung des Zuckers nach
dieser dritten Form bis zu etwa 27 "/q der Gesamtzersetzung erreicht werden,
während mit NaHCOg der Anteil neuerdings auf 35,4"/o gesteigert wurde.
A1(0H)3 und kolloidales Eisenhydroxyd bewirken keine merkliche Änderung
des normalen Gärverlaufes. — Schließlich wird eine Übersicht über Zu-
sammenhang und Bedeutung der verschiedenen Vergärungsformen des Zuckers
(vgl. Neuberg, Chem.-Ztg. 4-t, 9. 18; C. 1920, I. 268) gegeben. Spiegel.
Hans Euler und Olof Svanberg. Zur Kenntnis der Pektasewirkung. Bio-
• ehem. Ztschr. 100, 271—278, 18. 12. (24. 10.) 1919. Stockholm, Biochem.
Lab. d. Hochschule.
Versuche über die Koagulation von Säften verschiedener Arten von
Ribes (nigrum, rubrum und grossularia) zeigten, daß damit eine Aziditäts-
änderung nicht notwendig verbunden und daß die Pektase der einzelnen Art
nicht im Verhältnis zu einer anderen spezifisch ist. Die natürliche Azidität
der Säfte reifer Beeren (elektiometrisch gemessen) wurde zu pg = 2,8 — 2,96
gefunden, das Optimum für die enzymatische Koagulation bei pg ;= 4,3.
Spiegel.
J. Oiaja. Der anfängliche A erlauf der alkoholischen Gärung. (Vgl. C. r.
soc. de biologie 82, 804; C. 1919, 1X1.685.) C. r. soc. de biologie 82,
1225—1227, 29. 11. 1919.
Abderhalden (Fermentforschung 1, 155, 229; C. 1915, I. 930, II. 356)
hat eine wesentlich längere Zeit für Erreichung des Gärmaximums gefunden,
als Verfasser. Dies erklärt sich daraus, daß bei der Abderhaldenschen An-
ordnung das auf der Wage befindliche Gärgefäß das entbundene COo nicht
sofort verliert, sondern zum erheblichen Teile infolge Übersättigung zurück-
hält. — Es werden noch die neueren Ansichten von Rubner und Euler
angeführt, die wie Verfasser von der Tatsache ausgehen, daß durch die
Existenz der Zymase allein die Gärungsvorgänge nicht vollständig erklärt
werden. Spiegel.
Knud Erslev, Nimwegen, Holland. Verfahren zur Behandlung von Milch
und Rahm, insbesondere für die Herstellung von Butter und Margarine
(D. R. P. 317331, Kl. 53e vom 3. 8. 1916, ausg. 11. 12. 1919)
durch Reifung, bezw. Säuerung bei Gegenwart von aromatisierenden Stoffen,
1. dadurch gekennzeichnet, daß der zu behandelnden Milch, bezw. dem Rahm
vor der Reifung Senf öl oder senf ölhaltige Produkte zugesetzt werden. —
Referate 253
2. Bei dem Verfahren nach Anspruch 1, der Zusatz von Cholin, Betain
oder solche enthaltenden Stoffen oder dem an sich bereits vorgeschlagenen
Lezithin oder lezithinhaltigen Stoffen. — Bei der Reifung entsteht infolge
der angegebenen Zusätze durch gleichzeitige Einwirkung von Säurebakterien
und abbauenden Bakterien das typische Butteraroma. Mai.
R. Heuß. Die keimtötende Kraft von elektrolytisch dargestellter Hypo-
chloritlauge („Antiformiii"). Zeitschr. f. ges. Brauwesen 42, 351 — 353,
13. 12. 1919. München, Wissenschaftl. Stat. f. Brauerei.
Unter Bezugnahme auf die Veröffentlichung von H. Liier s (Ztschr. f.
ges. Brauwesen 42, 343; C. 1920, IL 314) über die Herstellung von Hypo-
chloritlösung auf elektrolytischem Wege berichtet Verfasser über seine Be-
stimmung des Wertes der Hypochloritlösung als keimtötendes und entwick-
lungshemmendes Mittel. Die Grenze für die keimtötende Kraft liegt bei
einem Gehalte von 0,055*^/0 wirksamem Cl. Nach den Versuchsergebnissen
ist eine zweigrammige Hypochloritlösung für die Praxis völlig ausreichend,
also eine Lauge, die 2 g wirksames Cl im Liter enthält, sie würde etwa dem
Gehalt einer 3,6proz. Antiforminlösung entsprechen. Rammstedt.
Th. Bokoruy. Verschiedene Notizen über Hefe und andere Pilze. Allg.
Brauer- u. Hopfenztg. 59, 1323—1325. 20. 12. 19.
a) Zur Hefenernährung mit Malzabsud; andere Stickstoff-
substanzen als Pilznahrung- Die günstigsten Resultate hat Verfasser
mit Malzabsud erhalten, besonders gegenüber der Hamernährung. Die im
Malz enthaltenen Amidokörper sind zugleich C- und N-Nahrung für die Hefe.
Harnstoff ist keine C-Quelle für Hefe. — Nach fünftägiger Einwirkung von
0,2proz. Lösungen von Kreatin, Hydantoin, Urethan, Leuzin, Sulfoharnstoff
und Harnstoff wurden bemerkenswerte Unterschiede in der Wirkung gefunden.
— Glykokoll ist eine C-Nahrung für Spirogyra und für Schimmelpilze; für
Spirogyra nitida und für Hefe ist Glykokoll eine N-Nahrung. Äthylen-
diamin, Diazetonamin, Azeton eignen sich nicht zur Ernährung. Azetamid
und Formamid eignen sich nicht zur Hefeernährung, dagegen ist Azetamid
eine gute Kohlenstoffquelle für Pilze. Indol und Skatol eignen sich nicht
zur Ernährung. — Pikrinsäure, als freie Säure oder als Kaliumsalz, kann
weder Pilzen, noch Algen als Nahrung dienen; sie wirkt auf Algen noch
giftiger, als auf Pilze. — Dizyan wirkt stark giftig; in bezug auf Nährkraft
ist weder für Pilze, noch für grüne Pflanzen etwas zu erhoffen. — Methyl-
amin, Trimethylamin , Äthylamin und Propylamin sind N- Quellen für Pilze,
b) Kann der Benzolkern zur Hefen- und Pilzernährung
dienen? Im allgemeinen ist der Benzolkern untauglich für die Ernährung.
Versuche wurden mit Phenol, Kresol, Hydrochinon, Resorzin, Brenzkatechin,
Gallussäure, Tannin, Saccharin angestellt. Wegen Einzelheiten sei auf das
Original verwiesen.
254 Referate
c) Versuche über organische Ernährung der Gerste mit
Sulfitablauge und Harn. Die Düngung mit Harn und Sulfitlauge hat.
gute Erfolge gezeitigt, noch bessere, als die Düngung mit Ammoniak und
Sulfitlauge. Für den Gerstenbau dürfte die Sulfitlauge Bedeutung gewinnen. ■
(Vgl. Chem.-Ztg. 43, 64; C. 1919, H. 568.)
d) Nachtrag zu den Versuchen über Formaldehydbindung
durch Fermente. Gleiche Versuche wie mit Emulsin (vgl. AUg. Brauer-
u. Hopfenztg. 1919, 177; C. 1919, I. 661) wurden auch mit Diastase und mit
Trypsin angestellt unter Wägung des Hexamethylentetramins : diese Versuche
führten zu keinem Resultat. Rammstedt.
^ H. Will und Franz 0. Laiidtblom. Eiue neue Torulaart, welche in Jungbier
Trübungen verursacht. Ztschr. f. ges. Brauwesen 42, 367 — 370. Wiss.
Stat. f. Brauerei, München, 27. 12. (Januar) 1919.
Nach dem von H. Will aufgestellten System der Torulaceen (vgl.
Zentralbl. f. Bakt. u. Parasitenk., II. Abt., 46, 278; C. 1916, H. 673; Ztschr.
f. ges. Brauwesen 40, 196) gehört die von den Verfassern beschriebene Torula
einem neuen Formenkreis innerhalb der II. Gruppe der Torulaceen an. Die
neue Form ist Mycotorula turbidans Will benannt worden. Rammst.
Yogel. Die von Bauern selbst erzeugten und unversteuerten Hausblere
in Bayern. Allg. Brauer- u. Hopfenztg. 1919, 1303, 15. 12. 1919.
Infolge der letzten BieriDreiserhöhung setzte besonders unter den Land-
wirten Niederbayerns eine Bewegung ein, sich und vor allem ihrem Dienst-
personal ein billiges Bier selbst zu erzeugen. Verfasser wendet sich gegen
diese Bauernbiere, deren Herstellung eine Steuerhinterziehung darstellt. Ein
häufig geübter Zuckerzusatz verstößt ebenfalls gegen das Biersteuergesetz.
Femer ist die Verarbeitung von Gerste und Malz durch Unkundige eine
Stoffvergeudung. Die untersuchten Bauernbiere waren infolge starker In-*
fektionen durchweg gesundheitsschädlich. Die Untersuchungsresultate von
12 Bauernbieren werden mitgeteilt. Rammstedt.
F. Rothenbach. Wie werden die Verluste bei der Essiggärung vermindert?
Dtsch. Essigind. 24, 9—12, 9. 1.
Es müssen diejenigen Essigpilzrassen, welche bei hohem Säuerungs-
vermögen die wenigsten Verluste bei der Gärung ergeben, ausgesucht werden.
Die Aldehyd- und die Kohlensäurestufe müssen bei der Gärung ausgeschaltet
werden. Die Qualität des Aldehyds soll möglichst stets die gleiche sein;
stärkere Beimischungen wirken ungünstig. Die Nährstoffe, welche den
Maischen zugesetzt werden, sind zu kontrollieren. Wein und Bier müssen
auf Antiseptica untersucht werden. Die automatische Berieselung in den
Schnellessigbetrieben und die Verbesserung der Aufgußsysteme tragen wesent-
lich zur Verminderung von Verlusten bei. Von Bildnertypen sind besonders
die konischen Normalbildner von etwa 2^4 m Höhe zu empfehlen. Über-
Referate 255
Oxydation ist unter allen Umständen zu vermeiden. Sorgfältige Betriebs-
kontrolle, besonders im Frühjahr und Sommer, ist sehr wichtig. Ramrast.
A.-J.-J. Vaiidevelde. Die Sterilisieruiig des Mehles im Hinblick auf die
Brotgäruiig. II. Mitteilung. Bull. Acad. roy. Belgique, Classe des sciences
1919, 383—392, Mai 1919 (11. 11. 1918). Gent, Lab. chim. et bacteriol. de
la Ville.
In einer früheren Mitteilung (Bull. Acad. roy. Belgique, Classe des
sciences 1910, 597) hat Verfasser berichtet, daß er bei Versuchen, Mehl
zwecks Aufklärung der Rolle verschiedener Mikroorganismen bei der Gärung
des Brotes zu sterilisieren, durch Anwendung von Hitze, Azeton, Chloroform
und Formoldämpfen nicht zum Ziele gelangt ist. Da Erhitzung den Kleber
seiner elastischen Eigenschaften beraubt, versuchte er weiterhin, ihn durch
Auswaschen mit sterilem Wasser abzutrennen, um das ausgewaschene Mehl
für sich zu sterilisieren und dann durch dessen Beimischung zu dem als steril
vorausgesetzten Kleber ein geeignetes Material zu gewinnen. Indessen ergab
sich, daß auf diesem Wege, auch bei Hinzuziehung von antiseptiscben Mitteln
(Chlorkalk, HgOg, Formol), der Kleber nicht steril zu erhalten war. Das
Ziel wurde schließlich durch sechs Wochen lange Behandlung des Mehles
mit CSg im geschlossenen Behälter erreicht. Aus dem durch Verdunsten an
der Luft vom CS2 wieder befreiten Mehle konnte der Kleber in der sonstigen
Ausbeute und mit seinen gewöhnlichen Eigenschaften gewonnen werden (nach
gleicher Behandlung des Mehles mit Äther ließ sich kein Kleber daraus ge-
winnen), und auch die Eiweißkörper schienen keine wesentliche Veränderung
erfahren zu haben. Versuche, die Einwirkungszeit des CS2 durch Anwendung
höherer Temperatur (Soxhletapparat) auf einige Stunden zu verkürzen, blieben
erfolglos. — Die Beimpfung des mit CS, behandelten Mehles darf erst einige
Zeit nach dessen Verdunstung stattfinden; sonst findet im allgemeinen kein
Wachstum der eingeimpften Mikroorganismen statt. Spiegel
Frantz ütz. Herstellung von Teeersatz ans fermentierten Blättern. Heil-
u. Gevmrzpfl. 3, 145 — 147, Dezember 1919, München.
Für die Bereitung von Teeersatz aus fermentierten Blättern sind am
besten die auf beiden Seiten grünen Sorten Brombeerblätter geeignet, von
denen die 4 — 5 jüngsten saftigen Blätter jedes Triebes möglichst gegen
Abend gesammelt werden; ganz jung im Mai gesammelte oder nasse oder
zu einer Zeit, in der die Sträucher grell von der Sonne beschienen werden,
gepflückte Blätter sind nicht empfehlenswert. Man läßt die auf einer durch-
löcherten Unterlage befindlichen Blätter durch Überleiten eines' ca. ,'30^
warmen Luftstromes ca. 25 Minuten welken, bis beim Zusammenfalten die
Blattrippen nicht mehr brechen, rollt dieselben dann zwischen den Händen
oder auf einer angerauhten, angewärmten hölzernen Unterlage, überläßt sie,
in ein feuchtes Tuch und einen wasserdichten Stoff, zweckmäßig eine wollene
256 Referate
Decke, eingeschlag-en bei einer 40° nicht übersteigenden Temperatur ca. 4
bis 24 Stunden der Fermentation, trocknet bei 60 — 80*^ vollständig und be-
wahrt in Blechbüchsen auf, wobei die Blätter in 4 — 6 Wochen ein sehr an-
genehmes, teeähnliches Aroma annehmen. Manz.
U. Ellrodt. Grülimalz. Brennereizeitung 37, 8473—74, 13. 1. 8477, 20. 1.
Es wird die Herstellung von Grünmalz eingehend beschrieben. Rammst.
Charles H. La Wall und Henry Leifmaiin. Versuche mit sogenannten
„Wurzelbieren" (root-beers). Journ. Franklin Inst. 188, 545—46, Okt. 1919.
Solche auch „spruce-beer" (Sprossenbier) und „mead" (Met) genannte
Biere sind schäumende Erfrischungsgetränke und, wenn sie fertig in Flaschen
bezogen oder an Ausschänken entnommen werden, alkoholfrei. Im Haus-
halte kann man ihnen durch Vergären von Zucker mit Hefe in verschlos-
sener Flasche einen Alkoholgehalt verleihen, der gev/öhnlich zwischen 0,4
und 0,8 Raumprozent liegt. Rühle.
Wüstenfeld. Die Modekalamität der Allcoholstörungen. Dtsch. Essigind.
24, 25-27, 23. 1.
Die Störungen werden auf folgende Ursachen zurückgeführt: Die mit
dem Inkrafttreten des Branntweinmonopolgesetzes eingetretene Unregel-
mäßigkeit der Spiritusbelieferung und der plötzlich und fast gleichzeitig ein-
setzende frühe Winter, verbunden mit der allgemein verbreiteten Kohlen-
knappheit. — Zur Wiederinbetriebsetzung erkalteter Bildner im Winter sind
große Wärmemengen nötig, die durch Heizung und Aufguß kochenden
Essigs zugeführt werden müssen. Vorher ist der unverarbeitete Alkohol aus
den Spänen auszuwaschen, durch Neueinsäuerung, nötigenfalls unter Zusatz
von Wasser zum Aufgußessig. Es sind besonders gute Nährstoffe zu geben.
Der Bildner darf vor Beginn des Bakterienlebens überhaupt keine Maische,
sondern nur Rückgüsse bekommen. Sobald er wieder arbeitet, erhält er
kleine Mengen Maische, die, der jeweiligen Leistungsfähigkeit entsprechend,
allmählich gesteigert werden. Rammstedt.
Gaston Bazile. Neue Verfahren zur Vernichtung der Feldheuschrecken.
C. r. d. l'Acad. des sciences 169, 547—49 (22. 9.) 1919.
Die zum größten Teil in Algier ausgeführten Versuche sprechen- für
die Verwendung von Flammenwerfern zu obengenanntem Zweck. Ein
Gemisch von Kohlenoxychlorid und Zinnchlorid wirkte nur auf die
jungen Heuschrecken am Boden und dürfte wegen seiner Gefährlichkeit nur
in unbewohnten Gegenden verwendet werden. Kempe.
G. Bertrand, Brocq-Rousseu und Dassonville. Vernichtung des Rüssel-
käfers durch Chlorpikrin. C. r. d. l'Acad. des sciences 169, 880 — 82,
10. 11. (3. 11.) 1919.
Die Einwirkung des Chlorpikrins auf den bekannten Getreideschädiger
wurde unter verschiedenen Bedingungen erforscht. Es ergab sich daraus
Referate 257
folgendes praktisches Verfahren für seine Vernichtung im Getreide, das sich
in Säcken befindet; Man gießt 20 — 25 g Chlorpikrin auf jeden der auf dem
Boden eines geschlossenen Raumes befindlichen Säcke. Nach 20 Stunden
bei einer Temperatur von 10—20'^ waren alle Rüsselkäfer vertilgt, und fast
alle aus den Körnern ausgetreten. Spiegel.
E. de Loisy. Über ein industrielles Verfahren der synthetischen Her-
stellung von Allcoliol oder Äther aus den Dcstillationsgasen der Stein-
kohle. C. r. d. l'Acad. des sciences 170, 50—53, 5. 1. 1920 (15. 12. 1919.)
Die von Berthelot beobachtete Absorption von Äthylen durch kon-
zentrierte H2SO4, die zur Bildung von Äthylschwefelsäure führt, wird durch
gewisse Katalysatoren, zu denen nach den Untersuchungen von Lebeau
und Damiens (C. r. d. l'Acad. des sciences 156, 557; C. 1913, I, 1229)
Vanadin-, Uran-, Wolfram- und Molybdänsäure in Gegenwart von Hg gehören,
so beschleunigt, daß sie mit der Absorption von CO2 durch KOH verglichen
vrerden kann. Um auf diesem Wege aus den Kokereigasen in rentabler
Weise Alkohol darzustellen, verwendet man die verdünnte Säure, die be
der Zerlegung der Äthylschwefelsäure abfällt, zur Ammoniumsulfatherstellungi
und benutzt die Wärme der Abgase zur Konzentration der verdünnten Säure.
Ein Teil der konzentrierten Säure findet weiter noch Anwendung zur Ab-
sorption des Propylens, Butylens usw., sowie zur Vortrocknung des Gases, das
vor der Absorption des Äthylens völlig getrocknet sein muß. Die Her-
stellungskosten des Alkohols entfallen demnach, abgesehen von dem geringen
Verbrauch an billigem Katalysator, lediglich auf die Unterhaltungskosten
der Anlagen, in denen die verdünnte Ammonsulfatsäure den Kreisprozeß bis
zur hochkonzentrierten Säure durchmacht. Aus den Kohlen, welche die fran-
zösischen Kokereien vor dem Kriege verbrauchten, hätten theoretisch auf
diesem Wege jährlich 760000 hl Alkohol gewonnen werden können. Aus
dem städtischen Gas von Paris werden seit einigen Monaten mit ganz ein-
fachen Laboratoriumsapparaten kleine Mengen Alkohol dargestellt.
Richter.
(jT. Wolff, Fermentforschung und Hefegärung. Wchschr. f. Brauerei 37,
27—29, 24. 1. 38—40, 31. 1. 46—48, 7. 2.
Eine zusammenfassende auch die historische Entwicklung berücksich-
tigende Abhandlung, die sich auf die Ferment-Klassifizierung von Oppen-
heim er und Buchner aufbaut. Interessenten seien auf das instruktive
Original besonders hingewiesen. Rammstedt.
Georg Fries. Versuche mit der Freundschen Keimtrommel. Ztschr. f.
ges. Brauwesen 43, 1—3, 3. 1. 9—11, 10. 1. 17—20, 17. 1. München,
Wissenschaftl. Station f. Brauerei. (Vortrag auf der 43. ordentl. Mitglieder-
versammlung der Station.)
Mit der Freundschen Keimtrommel ist es dem Mälzer möglich, den
Schwand zu regulieren, wie es ihm beliebt; die Kaltmälzerei läßt sich in
258 Referate
idealer Weise verwirklichen. Die Qualität des Malzes erleidet in keiner
Weise Einbuße, die Mälzungsdauer wird nur um 1 Stunde verlängert. Der
bei dieser Mälzungsart benötigte Mehraufwand an Kraft steht in keinem
Verhältnis zu dem durch Erniedrigung des Malzschwandes erzielten Gewinn. —
Der wesentliche Unterschied zwischen der vom Verfasser angestrebten und
der sonst üblichen Arbeitsweise besteht darin, daß von einem ganz be-
stimmten Zeitpunkt des Mälzungsprozesses an eine Erniedrigung der Tempe-
ratur angestrebt wird. Die Resultate der Versuche waren: I. 12663,5 kg
Gerste mit 17,3°/q Wasser lieferten 9660 kg geputztes Malz mit 2,37o Wasser.
Aus diesen Werten berechnet sich ein lufttrockener Schwand von 23,7 '^/^j
und ein Schwand in der Trockensubstanz von 9,9 ''/y. — II. 12654 kg Gerste
mit 17,3 "/o Wasser lieferten 9766 kg geputztes Malz mit 2,1 "/o Wasser, das
ergibt einen lufttrockenen Schwand von 22,8*^/0 und einen Schwand in der
Trockensubstanz von 8,4 7o- Rammstedt,
W. Taegener. Die Bildung von Glyzerin aus Zucker. Zentralblatt f.
Zuckerind. 28, 288—89, 3. 1.
Verfasser erörtert die geschichtliche Entwicklung der Vorstellungen
über den Vorgang der alkoholischen Gärung und insbesondere der dabei
stattfindenden Bildung von Glyzerin, die nach dem von der Protol-Gesell-
schaft ausgenutzten Verfahren von Connstein und Lüddecke so weit ge-
steigert werden kann, daß es im gewerblichen Betriebe gelungen ist, aus
100 kg Zucker, auch in Form von Melasse, regelmäßig 20—25 kg reines
Glyzerin zu gewinnen. Rühle.
A erein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der
Hefefabrikation ohne oder mit nur geringer Alkoholerzeugung (D. R. P.
304243, Kl. 6a vom 24. 4. 1915, ausgegeben 8. 11. 1919; Zus.-Pat. zu
Nr. 303222; C. 1920, n, 89).
dadurch gekennzeichnet, daß man der die Anstellfhefe aufnehmenden Nähr-
lösung von vornherein ein Mineralsalz zusetzt, aus dem die Hefe Säure frei-
macht; so daß die zulaufenden Alkalien oder alkalischen Salze durch die
freie Säure gebunden werden. — Die der Hefe nach und nach zugeführte
Nährlösung wird mit freiem Ammoniak versetzt, das durch die von der Hefe
in Freiheit gesetzte Säure gebunden wird. Mai.
Wilhelm Hartmann. Über Gärversuche mit Zuckerrüben. Ztschr. f.
Unters. Nahrungs- u. Genußmittel 38, 287—90, 15. 11. (9. 8.) 1919. Er-
langen.
Es werden Versuche erörtert über die Herstellung vergorener, schwach
•alkoholischer bierähnlicher Getränke aus Zuckerrüben, die keinen Rüben-
geschmack mehr haben und schließlich zu dem sogenannten „Betavitverfahren"
von A. Aumann geführt haben, mittels dessen es gelingt, Rübensaft voll-
kommen geruchlos zu machen, und das zur Herstellung gehaltvoller, an-
Keferate 259
sprechender Getränke geführt hat. Die Zusammensetzung mehrerer solcher
Getränke wird gegeben. Rühle.
Sture liövfj^reii. Änderiiiig der Iiiversioiisfühif»;keit einer Oberhefe durch
Vorbehandlung. Fermentforschung 3, 221—40, 19. 2. 1920 (15. 6. 1919).
Stockholm, Biochem. Lab. d. Univ.
Die Versuche sollten feststellen, ob und welcher Einfluß den anorga-
nischen Bestandteilen für die Saccharasebildung zukomme, ur\d welche Unter-
schiede in der Beeinflußbarkeit zwischen Unterhefen, an denen bisher von
Euler und seinen Mitarbeitern die Versuche meist ausgeführt wurden, und
Oberhefe (vgl. Euler und Moberg, Sv. Vet. Akad. Arkiv for Kemi 7, Nr. 12)
bestehen. Zur Vorbehandlung der Hefe wurde neben Zucker, Ammonium-
azetat, MgClg, bezw. MgS04, CaClo, KCl, Na Gl, KH0PO4, Hefenwasser, Al-
kohol, Azeton, Harnstoff, teils einzeln, teils in Kombinationen benutzt. Die
Ergebnisse werden in folgenden Sätzen zusammengefaßt: 1. Die untersuchten
Neutralsalze scheinen keinen eigentlichen Einfluß auf die Variation der In-
versionsfähigkeit der angewandten Oberheferasse zu haben, weder in geringen
Mengen bei Zimmertemperatur, noch in größeren Mengen bei Zimmertempe-
ratur oder bei höherer Temperatui*. — 2. Aus einigen Versuchsreihen geht
hervor, daß man durch angemessene Vorbehandlung die Inversionsfähigkeit
der Oberhefe deutlich steigern kann. Zusatz von N-Nahrung ist nicht not-
wendig, aber doch förderlich. In den ersten 24 Stunden (während die Gärung
andauert) wächst das Inversionsvermögen nur langsam, oder es sinkt sogar
ein wenig. Nachdem die Gärung abgeschlossen ist, wächst das Inversions-
vermögen zunächst allmählich, dann in rascherem Tempo gegen ein Maximum
und hält sich so längere Zeit auf derselben Höhe, um schließlich langsam
wdeder zu sinken. -Je nach der Beschaffenheit der Ausgangshefe kann die
Kurve mehr oder minder flach verlaufen. — 3. Ein Versuch zeigt, daß Ober-
hefe für Anreicherungsversuche dieser Art viel weniger geeignet ist, als
Unterhefe. — 4. Die Inversionskonstante der Ausgangshefe variierte von 20
. bis 40 mit dem Mittelwert (aus 9 Bestandteilen) 28 für 1 g Hefe (30 o/^
Trockensubstanz) und 9,6 g Rohrzucker bei 16°, woraus sich die Konstante
3 • 10-12 errechnet. — 5. Denkt man sich die Steigerung der Inversions-
fähigkeit als Folge einer durch die Vorbehandlung erhöhten Lebenstätigkeit
überhaupt, so muß man die N-Nahrung als unbedingt notwendig annehmen.
Daß jedoch auch ohne N-Zufuhr eine erhebliche Steigerung eintreten kann,
dürfte dann darauf beruhen, daß der notwendige N durch Autolyse entsteht.
Spiegel.
T. Bartos. An alle Zuckerfabriken, welche Rübensamen für eigenen
Bedarf nachbauen. Ztschr. f. Zuckerind. d. cechoslovak. Rep. 44, 16,
16. 10. 1919.
Zur Bekämpfung der Mäuse in den Stecklingsmieten empfiehlt
sich am meisten Arsenschmiere, welche im eigenen Laboratorium folgender-
260
Referate
maßen hergestellt wird: Man nimmt 50 g Arsenik und 10 g Soda auf 750 ccm
warmes Wasser und 1 kg Mehl, sowie etwas Sirup. Dann schneidet man
Stroh in kurze, 15 cm lange Stücke, beschmiert die Enden mit dem vor-
bereiteten Mittel und steckt die Stücke mit den Enden in die Mäuselöcher.
Außer dem Arsenteige kann man sich auch mit Karbid behelfen. Durch
Wirkung der Feuchtigkeit entwickelt sich Azetylen, welches die Löcher-
räume ausfüllt und die Mäuse erstickt. Erst nachdem man das Feld von
den Mäusen gründlich gesäubert hat, beginnt man mit der Hersteilung von
Mieten. Um jede Miete legt man einige Drainageröhren, die man mit prä-
pariertem Weizen oder dem Arsenteich beschickt. Bloch.
Ernst Ludwig. Nebenverdienste in der Brauerei oder besseres und mehr
Bier? AUg. Brauer- u. Hopfenztg. 1920, 138, 17. 1.
Verfasser empfiehlt die Herstellung sogenannter Eiweißbiere nach dem
Verfahren von Moufang: Besseres Aufschließen des Malzes und Löslich-
machen der Eiweißstoffe durch Druckkochen; Beschränkung der Hefe auf
Zucker und Reduzierung ihres Eiweißverbrauches auf ein Minimum. Das
Bier wird auf diese Weise wesentlich verbessert. Es wird eine höhere Malz-
menge aus der Gerste, auch aus -minderwertigen Gersten gewonnen, eine
größere Biermenge, die, auf 1000 Zentner Frischgerste berechnet, bei 2°/o
Stammwürze unabhängig vom Läuterbottich oder Maischefiltereinrichtung
sich auf ein Mehr von über 1000 hl beziffert, und endlich Verminderung des
Bierschwandes auch bei bisheriger Arbeitsweise um 0,5 — 1,0*^/0 des Ausstoßes,
bei dauernd guter Gärung und gärkräftiger Hefe, erzielt. Folgende Tabelle
gibt Auskunft über den Resteiweißgehalt verschiedener, nach bisheriger
Methode gebrauter Biere, berechnet auf 107oige Stammwürze im Vergleich
zu Ei Weißbieren:
Stamm-
Eiweiß-
Stamm-
Eiweiß-
Stamm-
Eiweiß-
Nr.
würze
rest
Nr.
würze
rest
Nr.
würze
rest
7o ■
g in 1 hl
7o
g in 1 hl
7o
g in 1 hl
Siweißbi*
jre.
1.
3,6
196,5
13.
9,0
276,5
22.
6,0
433,3
2.
11,0
213,0
14.
5,1
278,4
23.
2,0
465,4
3.
6,1
237,7
15.
8,3
288,4
24.
4,0
467,2
4.
6,9
245,0
16.
8,8
289,4
25.
6,0
475,6
5.
5,5
248,5
17.
10,3
305,4
26.
6,0
481,7
6.
5,5
256,5
18.
3,5
341,5
27.
6,0
483,7
7.
3,8
256,8
19.
10,0
345,1
28.
6,0
486,6
8.
6,8
263,0
20.
6,8
365,2
29.
2,8
502,6
9.
6,5
264,0
21.
10,2
386,8
30.
2,8
51.3,4
10.
9,8
267,2
31.
7,0
535,6
11.
11,2
270,4
32.
2,5
546,5
12.
8,7
273,0
33.
2,5
595,2
Gegenüber den ersteren Bieren zeigen die Eiweißbiere um 60 — loO^o
mehr Eiweiß, infolgedessen sind sie nahrhafter, schaumhaltiger und süffiger.
Referate 261
Auf die Haltbarkeit hatte der hohe Eiweißgehalt nicht den geringsten nach-
haltigen Einfluß. Rainmstedt.
Robert von Hoessllii, Ratibor, O.-S. Verfahren zum Verhindern oder
Beseitigen der Schaunibildung, insbesondere bei der Lufthefefabrikation
(D. R. P. 317918, Kl. 6a vom 14. 11. 1916, ausgegeben 3. 1. 1920),
unter Verwendung von Fett oder Ol in Emulsionsform, dadurch gekenn-
zeichnet, daß das Fett oder öl durch Wasserdampf eraulgiert und das Kon-
densat, die Ölmilch, in den notwendigen Mengen in geeigneten Zeitpunkten
von oben dem Schaumbottich zugeführt wird. — Die Ölmilch löst sich in
der Preßhefenwürze auf und bringt den Schaum zum Zusammenfallen. Mai.
Friedrich Wendel. Alkoliolausbeuten aus Rübenpulver. Brennereizeitung
37, 8489—90, 10. 2.
Die Rübenmehle des Handels sind in ihrer Zusammensetzung sehr
schwankend und liefern infolgedessen sehr verschiedene Ausbeuten an Alkohol.
Entsprechend der Zusammensetzung einer guten Zuckerfabriksrübe hat ein
Rübenmehl folgende Zusammensetzung: 12o/q Wasser, 6,07'^/o N-freie Extrakt-
stoffe, 4,6o/o N, 61,20/o Zucker, 2,7^0 Rohfaser, 0,39o/o Fett, 3,06% Asche.
Bei einem mittleren Ertrag von 60 1 reinem Alkohol aus 100 kg Zucker müßte
ein solches Rübenmehl 36,7 1 Alkohol ergeben. Die meisten der von der
Versuchsanstalt des Vereins der Kornbrenner geprüften Mehle ergaben aber
nur 24 — 30 1 Alkohol, manche noch weniger, eins sogar nur 13,5 1, was Ver-
fasser auf den Anbau zuckerarmer Rüben zurückführt. Bei der augenblick-
lichen Futternot bevorzugt der Landwirt Rübensorten, die ihm möglichst
hohe Ernteerträge liefern, und nimmt auf Zuckergehalt wenig oder keine
Rücksicht. Die untersuchten Rübenpulver lassen erkennen, daß sie meistens
aus Zuckerrüben mit einem Zuckergehalt von 10 — 12*^/0 hergestellt waren,
daß teilweise aber auch Rübenmehle gehandelt werden, die ausschließlich
aus Futterrüben hergestellt werden. Die Verarbeitung eines Futterrüben-
mehles ist völlig unwirtschaftlich, denn der Preis für das Rübenmehl ist ein
gleichmäßig hoher und unabhängig vom Zuckergehalt. — Die Vorteile des
Rübenmehles im Vergleich zu frischen Rüben sind folgende: Es handelt sich
um ein Dauerprodukt, welches das ganze Jahr hindurch verarbeitet werden
kann. Eine jede Kornbrennerei ist imstande, mit der vorhandenen Einrich-
tung diesen Stoff zu verarbeiten, es erübrigt sich also, was für frische Rüben
nötig wäre, die Anschaffung einer Rübenwäsche und eines Dämpfers. Diesen
Vorteilen steht jedoch der äußerst hohe Preis des Rübenmehls gegenüber,
der durch die hohen Kosten der Rübentrocknung bedingt ist. Rammstedt.
Richard Falck. Über die Bewertung von Holz- nnd Pflanzenschutz-
mitteln im Laboratorium und über ein neues Spritzverfaliren für den
Pflanzenschutz. Angew. Botanik 1, 177—85, Aug. -Okt. [4.8.] 1919. —
C. 1920, 1, 351. Manz.
262 Referate
Jaroslav Dvorak. Biochemische Studien über einige Schimmelpilze der
Gattung Penicillium, die für die Käsefabrikation von Wichtigkeit sind.
Rozpravy akad. cisafe Frant. Jos. pro vedy, slovesnost a umeni 26, Kl. 2,
Nr. 31, 28. 12. 1917, Sep. v. Vf. Prag. Lactol. Inst. d. cech. techn. Hoch-
schule.
Unter Benutzung der Methode von Laxa (Milchv^^irtschaftl. Zentral-
blatt 3, 200—7; C. 1907, II, 170—71) zur Beobachtung der Einwirkung
von Mikroorganismen in einer mineralischen Nährstofflösung auf die che-
mischen Bestandteile der Milch wurde das biochemische Verhalten dreier
Schimmelpilzarten, und zwar Penicillium Roquefort!, Penicillium album und
Penicillium candidum bei der Reifung des Käses untersucht. In einer solchen
mineralischen Nährstofflösung wird Kasein durch die Pilze unter Bildung von
NHg stark peptonisiert, Kasein und Laktose bilden unbeständige Säuren,
Kasein und Milchsäure viel NH3 und wenig Säure. Mit Kasein, Laktose und
Milchsäurebakterien verursachen sie eine weitgehende Zersetzung des Kaseins,
wobei wenig Säure gebildet wird. Penicillium Roqueforti gibt in diesem
Falle den typischen Geruch des Roquefortkäses.
In sterilisierter Milch wird durch die Pilze eine ähnliche Zersetzung
herbeigeführt, wie bei der Zersetzung von Kasein und Laktose. Auch hier
tritt bei Anwendung von Penicillium Roqueforti der typische Geruch auf.
In gemischter Kultur wachsen Penicillium album und Penicillium candidum
bei sonst gleicher Veränderung des Kaseins lebhafter. Unter Mithilfe- von
Milchsäurebakterien verursachen diese beiden Pilze Veränderungen des Kaseins,
wie sie im reifen Camenbert-, Brie- und Neufchateler Käse festgestellt worden
sind. Das Penicillium Roqueforti genügt bei Gegenwart von Milchsäure-
bakterien allein, um den Roquefortkäse zur Reife zu bringen. — Die Schimmel-
pilze führen das Milchfett in Fettsäuren über. Penicillium Roqueforti bringt
in Milchfett enthaltenden Substraten ebenfalls auch bei Abwesenheit von
Milchsäurebakterien den typischen Geruch hervor. Sonst bildet es das Aroma
nur bei Gegenwart von Milchsäurebakterien entgegen der Behauptung von
Jensen (Biologische Studien über den Käserfeifungsprozeß, Bern 1904), der
die Bildung des Aromas der Symbiose von Penicillium Roqueforti mit Oidium
lactis zuschreibt.
Bei Anwendung einer ^^/^igen Kaseinsuspension war das W^achstum
bei folgenden Konzentrationen von Milchsäure am stärksten: Pen. cand. 0,5 7o»
Pen. alb. 1,0%, Pen. Roq. 2,0 »/q und hörte bei Pen. alb. bei 4,0 "/o, bei
Pen. cand. bei 4,5%, bei Pen. Roq. bei 7,5 7o auf. Die Pilze zerlegen bei
ihrem Wachstum die freie Milchsäure. Sie wachsen am üppigsten auf Milch,
am schlechtesten auf künstlichen Nährböden. .Das Myzel besteht zur Hälfte
aus Kohlehydraten. Die Gegenwart von Milchsäurebakterien setzt häufig
die Menge der assimilierten Eiweißstoffe herab, erhöht aber den Gehalt des
Myzels an Fett und Asche. Steiner.
Verzeichnis der Personennamen
Zusammengestellt von Toni Unger
Abderhalden, E. 229, 248,
Beijerinck 132
252
Benedict 243
Ackermann 108
Bersch, J. 115
Albert, R. und Krause, M.
Berthelot 257
94
— und Grüner 199
Allemann 234
Bertrand, G. 22, 107
Altum 45
— , Brocq-Rousseau und
Amelineau 199
Dassonville 240, 256
Andres, A. 120
— und Dassonville 144
— und Teichmann, E. 234
— und Rosenblatt, M. 116
d'Angremond, A. 234
Bettinger, P. 245
Arnold, J. P. 216.
— und Delavalle 243, 245
Atwater 243
Beyer 118
Audubert, R. und Girard, P.
Blix und von Euler, H. 128
.98
Bloch 70
Auerbach, F. 73
Blockey, J. R. 95
Aumann, A. 258
Blücher, H. und Krause, E.
141
Bab, W. 231
Boas, F. 101, 138, 139
Bäcker, St. 105
— und Leberle 7, 9, 115
Bachmetjew, P. 46
Bode, K. 106
Backhaus, A. 127
Bodländer 243
Baier, E. 76, 235
Boekhout, F. 150
Bakalla 51, 52
— und de Vries, 0. 233
Baldwin, M., Sherman, H.
Böhm, 0. 106
und Thomas, A. 147
Bokorny, Th. 121, 253
Balling 215
Bolle, J. 92
Barthel, Chr. 16
Borchardt, L. 198, 199
— und Sandberg, E. 233
Borgmann 51
Bartos, V. 259
Bormand, M. 100
Bäßler 74
Börner 45
Bau, A. 151
Boeser 199
Baud, P. 113, 237
Boye, G. und Guyot, R. ,115
Bazile, G. 256
Brandting,G. und von Euler,
Becbhold, H. 115
H. 146
Beckmann 97
Braun 45
Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd
VIII.
Braungart, 205
Brehmer 223
Bresaola, M. 114
Bretschneider, J. 209, 210
Briant und Harman 125
Brocq - Rousseau , Bertrand,
G. und Dassonville 240,
256
Brown 250
Brückmann, E, 212, 214
Brussoff, A. 86
Brunn, E. 245
Bücher, H. 96
von Buchka, K. 76, 235
Buchner 46, 257
Bunte, H. 76
Burkhardt, F, 234
Cannizaro 123
Carlot, H. und Riebet, Ch.
230
Carnot, P. und Dumont, J.
73
Chaudun, A. und Colin, H.
137
Ciaaßen, H. 75, 250
Colin, H. und Chaudun, A.
137
Connstein und Lüddecke
122, 258
Coulomb 34
Czapek, F. 125
van Dam 86, 234
Damiens und Lebeau 257
Danckwerts 62
18
264
Verzeichnis der Personennamen
Darwin 45
Dassonville und Bertrand, G.
144.
— — und Brocq-Rousseau
240, 256
Delavalle 245, 246
— und Bettinger 243, 245
Delbrück, M. 1, 245
— und Lindner, P. 67
Delemar, A. 237
Dernby 7
Dienert, F. und Guillerd, A.
84
Dietrich, W. und Windisch,
W. 236
Dittrich 51, 52
Ditz 70, 229
Dombrowski 219
Donselt, W. 245
Draeger 5
Dreher, A. 214
Drucker, C. 119
Duclaux 239
Dufrenoy, J. 133, 144
Dumont, J. und Carnot, P.
73
Dunbar, W. P. 78
Duntze, E. 130
Dvorak Jaroslav 262
Eckstein 45
Ehrenberg 75
Ehrlich, F. 72, 85, 108
Eisenberg, Ph. 72
EUenberger 236
EUrodt, G. 93, 94, 103, 104,
256
— und Kunz, R. 93
Emslander, F. 114
Eoff 118
Erecky, K. 55, 75, 226
Erman, A. 197, 198
Ernest 119
Erslev, Knud 252
Escherich, K. 23, 44, 45
von Euler, H. 7, 252
— und Blix 128
von Euler und Brandting,
G. 146
— und Heintze722
— und Laurin 19, 128, 147,
230, 248
— und Lindner, P. 21
— und Moberg, E. 112, 259
— und Svanberg, 0. 8, 11,
15, 16, 111, 123, 128,230,
252
Eykman, P. H. 66
Fabre 88
Fahlberg, List u. Co. 245
Falck, ß. 52, 54, 261
zum Felde, H. 245
Fernbach und Schön 138
Fischer, Emil 64, 106
Fischer, Hugo 54, 55, 67
Flury 228
Fornet, A. 90, 91
— und Herter, W. 102
Foth, G. 70, 104
Frank 45
Franke, F. und Volland, L.
100
Freymuth, A. 96, 106, 115
Friedenthal 4
Friedmann 224
Friedrichs, K. 96
Fries, G. 80, 257
Fruwirth 45
Galen 114
Gaertner, H. 119
Gautier, Gl. 76, 88
Gehring, A. 113
Geppert 243
Gerlach 129 '
Giaja, J. 124, 137, 252
Gilg 227
Girard, P. und Audubert, R.
98
Gmelin-Kraut 151, 154
Goethe, W. 223
Gräbner, P. 117, 227
— und Zinz, A. 243
Gramberg 51
Grässe, J. G. Th. 216
Groll 146
Großfeld, J. 235
Groß-Hardt 138
Grüner, G. und Berthelot 199
Guillerd, A. und Dienert, F.
84
Günther, A. 76, 235
Guyot, R. u. Boye, G. 115
van der Haar 226
Haber 227
Habich 215
Hägglund 4, 5
Hahn, M. 251
Hamburger, F. 110
Hämmerling 93
Hansen, E. Chr. 8, 16, 18,
46, 215
Härder, F. 141
Harman und Briant 125
Hartmann, J. 89
Hartmann, W. 258
Hartnack 134
Hase, A. 23, 44, 58, 59, 61,
72, 155, 156, 157, 171, 228
Hase, G. 165
Haselhoff, E. 235
Hayduck, F. 81, 247
Hehn, V. 195
Heinecke 45
Heintze und von Euler, H.
22
Henneberg, W. 1, 2, 46, 65,
105, 236
Herdi, E. 74
Hermbstädt 215
Herter, W. 92
— und Fornet, A. 102
Hesse, E. 78
Heuß, R. 253
Hewitt, C. G. 46
Heym, W. 148
Heymann 58
Heymon 58
Hilger, R. 222
Verzeichnis der Personennamen
265
Hinrichs, G. 79, 104
Hirazuka, E. 89
Hirsch, J. und Neuberg, C.
122, 251
Hofer 45, 225
Hoff mann 121
Hollande, A. 133
Hollrung, M. 45, 46
Hopf, L. 215
Hopffe, A. 236, 244
von Hoeßlin, R. 126, 261
Houmann, S. A. W. 245
Hürliman, H. 241
Jacoby, E. 120
Janke, A. 72, 94, 108, 127
Jansen, W. und Müller, F.
116
Janson 117
Jensen, Orla 65, 233, 262
Johnson 147
Joergensen 19, 46, 147
van Iterson 226
Kaiser 215
Karmarsch, K. 45
Kayser, E. 105
Kempe 70
Kerb, Joh. 138
Kieser, A.. J. 75
Kirchner, E. 45, 141
Kjehldahl 215
Klaproth 205
Kleberger, Ritter, L. und
Weber, Ph. 243
Klein, J. 130
Klöcker, A. 48, 56, 229
— und Kluyver 56
Kluyver 56, 226
— und Klöckfer, A. 56
Knapp, A. 110
Knaust, H. 209, 210, 212,
213
Kobert, R. 199
Koch, A. und Oelsner, Alice
84, 107, 108
Kochs 146
Kohlrausch 5
König, J. 75, 87, 235
Kral 65
Krämer 45
Kraene, J. 213
Krause, M. und Albert, R.
94
Krause, E. und Blücher, H.
141
Krömer, K. 146, 148, 149
Kronacher 45
Krünitz,J. G. 210, 211, 213,
216
Kuhn, E. 194
Kunz, R. und Ellrodt, G. 93
Kusserow, R. 247
Lafar 46
Lakowitz 51, 52
Landmark, H. 142
Landtblom, F. und Will, H.
101, 254
Lassar-Cohn 76
Laufmann 70, 229
Laurin und von Euler, H.
19, 128, 147, 230, 248
Laxa 262
Lebeau und Damiens 257
Leberle und Boas 7, 9, 115
van Leeuwenhoeck, A. 67
Leffmann, H. und la Wall,
Ch. 256
Lehmann, R. 66, 231
Leuckart 45
Lieske, R. 231
Lindau, G. 51, 66
von Linden 224
Linder 118
Lindet, L. 249
Lindner, P. 23, 29, 44, 45,
46, 47, 51, 56, 57, 58, 64,
66, 67, 131, 147, 151, 218,
219, 221, 223, 224, 226
— und Delbrück, M. 67
— und von Euler, H. 21
— und Saito und Rose, L.
56
Ling, A. 118
Linne 205
Lintner 125, 215
Lobeck 235
de Loisy, E. 257
Lövgren, St. 259
Low, W, 73
Lüddecke und Connstein
122, 258
Ludwig, E. 260
Ludwig, F. 5], 53, 217
Lüers, H. 9, 194, 195, 251,
253
Lühder 145
Lüstner, G. 149
Luther, R. und Ostwald, W.
76
Mansfeld, M. 75, 114
Mansfeld, R. 130
Manz, 70, 229
Marquard, F. 245
Matzdorff, 0. H. 244
Maurizio, A. 77
Maze, P. 84
Meibom, jr. u. sr. 211, 212
Meisenheimer, J. 106
Meldola 64, 66, 67
Meyerhof, 0. 94
Mezzadroli, G. 71
Michaelis 3, 5
— und Rona 124
Mi ehe 45
Mitchell, A. 137
Mitscherlich 111
Moberg, E. und von Euler,
H. 112, 159
Molisch 231
Möller 51
Molliard, M. 95
Morcean, L. und Sauvageau,
C. 133
Mosse, R. 163, 166
Moufang 260
Mouriquand, G. und Weill,
E. 97
Müldener, R. 213, 214, 216
18*
266
Verzeichnis der Personennamen
Müller, F. und Jansen, W.
116
Müller, G. W. 132
Müller-Tlmrgau, H. 136
— und Osterwalder, A. 238
Muxel, J. 103, 127
Naganishi 218
Nagel, C. 105
Naigele; A. 130
Neuberg, C. 101
— und Hirsch, J. 122, 251
— und Nord, F. 122, 123
— und Reinfurth, Elsa, 101,
134
Neuburger, A. 199
Nernst, W. 54, 160
Nitsche 45
Nocht 45
Nord, F. und Neuberg, C.
122, 123
Nowotny, M. 105
Oelsner, Alice und Koch, A.
84, 107
Oppenheimer 257
Oppermann 116
Osterwalder, A. und Müller-
Thurgau, H. 238
Ostwald, W. 5
— und Luther, R. 76
Otto 215
Pagenstecher 45
Paillot, A. 85, 90
Pasteur 94
Paul, Th. 194, 195
Pelton, H. und Schwarz, M.
98
Perrin, J. .98
Pitres, E. 98
von der Planitz, H. 216
Plesch 80
Plumhoff 228
Portier, P. 145
Pringsheim, E. 117, 118, 226
— H. 95, 125, 219, 235
Prött, H. 251
Raebiger, H. 82
Radde 205
Rammstedt 70
Ranc, A. 145
Rasser, E. 0. 242
Ratzeburg 'J5
Rauch, H. C. 71
Reh, L. 45, 46
Reichert, A. 108
Reihling, K., Seel, E. und
Zeeb, Elisab. 92
Reik, R. 120
Reinfurth, Elsa und Neu-
berg, C. 101, 134
Reinhardt 51
Riebet, Ch. und Carlot, H.
280
Richter 257
Ricken 51, 52
Riedel, F. 129
Riley, L. 131
Rippel, A. 111
Ritter, L., Kleberger und
Weber, Ph. 243
Robertson 111
Röhrig, A. 143
Rena und Michaelis 124
Rose, L., Lindner, P. und
Saito 56
Rosemann 243
Rosenblatt, M. und Ber-
trand, G. 116
Roth, G. 121
Rothenbach, F. 127, 254
Rouband, E. 139.
Rousseau, J. J. 4.
Rubner, M. 58, 87, 252
le Rütte, J. G. 143.
Sachs, H. 165,
Saito 218
— , Lindner, P. und Rose, L.
56
Salkowski, E. 83
Sandberg, E. und Barthel,
Chr. 233
Sandelin, A. E. 87
Sauvageau, C. und Morceau,
L. 133
Sedlmayr, G. 214.
Seel, E., Zeeb, Elisab. und
Reihling, K. 92
Seligmann 240
Sherman, H., Thomas, A.
und Baldwin, M. 147
Siemens und Halske 103
Sihler 141
Silex 231
Simon 84
von Skramlik, E. 251
Slator, A. 250.
Smith, T. 0. 98
Söderbaum, H. G. 113
Sorauer, E. S. -45
Sörensen 3, 4, 8
Speakman, H. B. 130
Spiegel 70
Spieß 117
Spitta 235
Splittgerber,' A. 235
Sutthoff, W. 235
Sutton und Sohn 71
Svanberg, 0. 1, 2, 16, 18,
24, 48, 85
— und von Euler, H. 8,
11, 15, 16, 111, 12.3, 128,
230, 252
Sydow, P. 66
Schäfer, F. 105
Schaudinn 45
Scheffer 91
Scherdel, S. und Wohl, A.
142
Schiemenz 45
Schikora 225
Schiller, F. 223
Schleicher und SchüU 152
Schmeil, 0. 145
Schmidt und Straßburger 63
Schmidt, 0. 76
Schneller M. 119
Schön und Fernbach 1.38
Schönfeld, F. 70
Verzeichnis der Personennamen
267
Schramm 102
Schranka, E. M. 216
Schrohe 245
Schryver, S. B. 77
Schulz, R. 51, 52
Schürhoff 242
Schwarz, M. und Pelton, H.
98
von Schwarzkopf, S. A. 216
Schweizer, K. 81, 100
Staehelin, M. 154
Stahl, A. 251
Stearns 88
Steiner 70
Stellwaag 45
Stich, E. 249
Stift, A. 115
Straßburger und Schmidt 63
Straßmann 243
Tacke, B. 154
Taegener, W. 258
Taschenherg 45
Teichmann, E. 58, 59, 97
— und Andres, A. 234
Thaer 45
Thomas, A., Sherman, H.
und Baldwiu, M. 147
Trier 57, 58
Ubbelohde, L. 76
Unselt, G. F. 117
ütz, F. 242, 255.
Vahlen, E. 128
Vandevelde, A. J. J. 255
Yautier, E. 247
Versluys, J. 45
Vogel 254
Vogt, C. 45
Voisenet 239
Volhard 70
Volland, L. und Franke, F.
.100
Völtz, W. 58, 88, 89, 112,
149, 226, 242, 243
Voudran, A. 148
Vougt, Elsie 2, 48
de Vries, 0. und Boekhout,
J. 233
Wackernagel, W. 207
V^ahl, B. 114
la W^all, Ch. und Leffmann,
H. 256
Weber, Ph., Ritter L. und
Kleberger 243
Wedemann, W. 235
Wehmer, C. 72, 83, 85, 102,
151, 152, 154
Weill, E. und Mouriquand,
G. 97
Wendel, F. 261
Wendt, U. 27, 45
Werner, A. 209, 210
Widmer, A. 247
Wilenko 84
Wilhelmi, J. 45
Will, H. 65, 139, 240
— und Landtblom, F. 101
254
Windisch, W. 6, 226
— und Dietrich, W. 236
Winslow, Ch. E. 63
Wohl, A. und Scherdel, S.
142
Wolff, G. 106, 111, 195,257
Wollenweber, H. W. 71
Wood, J. T. 96
Wülker, G. 45
Wüstenfeld, H. 81, 109, 142,
14.3, 148, 256
Ylppö 6
Zander, E. 45, 97
Zeep, Elisab., Seel, E. und
Reihling, K. 92
Ziegler, P. 113
Zikes, H. 78, 87, 100, 101,
232
Zimmermann 219
Zinz, A. und Gräbner, P.
243
Zscheile, A. 126
Zschimmer, E. 45
Zsigmondy, R. 77
Zuntz, N. 45, 58, 243
Zürn 45
Alphabetisches Sachverzeichnis
Zusammengestellt von Toni Unger
Aaskäfer 117
Abfallstoffe 34
Abwasserbeseitigung 34, 76,
113, 2.35
— reinigungsanlagen 78, 86
Acalla variegana 108
Acridium 1.33
Acrolein 239
Actinomyces 71, 86
— cloacae 86
Adhäsionskultur 48, 49
Adrenalin 124
Agar-Agar 94, 132, 231
Agglutination 99
Ahorn 217
Akkumulator 5
Alanin 106
Alaun 77, 234
Albumin 128
Älchen 71
Aldehyd 85, 123, 135, 138,254
268
Alphabetisches Sachverzeichnis
Aldehydschleimsäure 226
Ale 213, 220
Algen 94, 105, 142, 253
— flora 34
Alkalien 7, 115, 119, 134,
135, 141, 238, 258
Alkalifumarat 85
Alkalinität 3, 8, 11, 12, 15,
17, 22, 111, 112, 123, 124,
134
Alkalische Nährlösiiüg 4,
111, 122
Alkohol 8, 22, 57, 71, 77,
84, 85, 93, 102, 104, 105,
106, 109, 110, 112, 118,
121, 122, 123, 126, 127,
130, 131, 132, 138, 141,
142, 143, 146, 148, 149,
195, 213, 221, 222, 223,
224, 226, 236, 237, 238,
241, 243, 244, 246, 247,
249, 252, 257, 258, 259,
261
— dämpfe 224
— gärung 83, 84, 134, 138,
250
— gewinnung 71, 93, 261
— Inhalationsapparat 224
— Störung 256
— Verarbeitung 142
Alkoholische Getränke 111,
256
Alloxurbasen 107
Aluminium 101, 242, 252
Amanita rubescens 52
Ameisen 46, 172, 177
—säure 5, 59, 73, 84, 95,
101, 107, 144, 146, 247
Amidstickstoff 219, 253
—Substanz 112, 113, 145, 149
Aminostickstoff 100
— Verbindungen 87
Ammoniak 54, 70, 139, 149,
150, 152, 254, 258
— düngung 113, 254
Ammoniumazetat 133, 259
— diphosphat 81
Ammoniumkarbonat 133
—salze 93, 113, 115, 136,
138, 139, 142
Ammonphosphat 6, 12, 15, 70
—Sulfat 126, 237, 257
Amphibien 33
Amylasen 147
Amylenhydrat 125
Amylobacter 236
— pectinivorum 133
— saccharobutyricum 133
Anaerobe 132, 133
Ananas 221
Anatomie 36
Anilin 124
— Wasserfuchsin 117
Anopheles-Arten 59
Anstellhefe 1, 126, 142, 238,
258
Anthonomus pornorum 38
Anthropologie 24, 30
Antialkoholbewegung 57
— bolin 128
—formin 251, 253
— körper 105
— septica 73, 245, 247, 254
— skorbut 97
— sykon 105
Apanteles 88
— glomeratus 76
Apfel 119, 149
— blute 39, 40
— blütenstecher 39
— säure 72, 238, 239, 240
Aphanomyces Magnusii 225
Arabinose 87, 119, 226
Ardis brumiventris 108
Arge rosae 108
Arginin 107
Armillaria mellea 53
Aromabildner 233
Arsen 115, 259, 260
— pillen 144
— Wasserstoff 41
Asbest 235
Asche 83, 93, 94, 105, 235,
261, 262
Aesculus hippocastanum 153
Askomyceten 54
Asparagin 115
— säure 106
Aspergillus 85
— candidus 102
— cellulosae 236, 244
— flavus 102
— fumigatus 102
— glaucus 102, 103, 144
— niger 102, 112, 115, 138,
139, 236
Assimilation 48, 56, 57, 101,
129, 132, 134, 137, 219,
229, 231, 238
Äther 116, 255, 257
Äthylamin 253
— Schwefelsäure 257
Athylea 257
— diamin 253
Atmung 94, 95
Aufgußessig 256
Augenstörungen 231
Austern 35
— pilz 53
Autolyse 9, 84, 106, 107, 259
Auxanographisch 132
Azetaldehyd 101, 122, 123,
124, 134, 135
— amid 115, 253
Azethylen 260
Azethylmethylkarbinol 84
Azetolyse 119
Azeton 64, 106, 130, 253,
255, 259
Azidität 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,
8, 9, 10, 11, 12, 14, 15,
16, 17, 19, 20, 21, 85, 86,
129, 147
Bacillenpräparate 170, 171,
172
Bacillus acidi urici 133
— coagulans 87
— Crangonicus 144
— Delbrücki 82
— Lymantriae ß 85
Alphabetisches Sachverzeichnis
269
Bacillus Lymantriae cola
adiposus 85
— mesentericus 87, 100
— subtilis 87, 100
Bäcker IfiH, 174
— hefe 226
Backtätigkeit 94, 234, 238
Bacterium aerogenes 133
— ascendens 122
— » casei 85, 86
— coli 84, 87, 122, 133,
235, 236
— fluorescensliquifaciens90
— gracile 239
— pasteurianum 122
— pieris agilis 90
— — fluorescens 90
— — liquifaciens 90
— — non liquifaciens a und
ß 90
— pityocampae 133
— prodigiosus 235
— tartarophthorum 239
Badezug 106
Bakterien 5, 48, 51, 57, 66,
71, 72, 73, 78, 82, 84,
107, 109, 110, 117, 119,
1,33, 142, 143, 144, 148,
226, 231, 233, 235, 236,
238, 250, 253
— eiweiß 112
— entwicklung 1
— flora 34
— gärung 122, 123, 140
— leben 256
— nährböden 75
— ZOO 65
Bakteriologisches Verfahren
130, 244
Bariumcarbonat 88
— hydrat 119
Bartflechte 105
Basen 1, 2, 3, 12
Basfurol 112, 226
Basidiomyceten 54
Bauernbiere 254
Beauveria globulifera 133
Beeren 252
Beizen 95, 96
Bekämpfungsmaßnahmen
155, 157, 158, 161, 163,
166, 171, 172
Benzin 234, 235
Benzoesäure 146, 244
—saures Natrium. 146
Benzol 83
—kern 253
Benzylchlorid 116
Bernsteinsäure 72, 85, 87
Betain 107, 108, 253
— obacter 108
Betavitverfahren 258
Bettwanzen 59, 240
Bibio hortulans 108
— marci 108
Bienen 46
Bier 58, 64, 78, 80, 114,
125, 126, 130, 140, 141,
194, 195, 197, 198, 199,
200, 201, 202, 203, 205,
206, 207, 208, 210, 211,
212, 213, 214, 215, 216,
220, 221, 223, 235, 241,
243, 244, 254, 256, 260
— brauerei 114
— ersatz 80, 258
—hefe 248
— schwand 260
— treber 244
Biesfliege 60
Bindegewebe 96
Biochemisch 3, 4, 56, 73, 94,
119, 144, 145, 262
— energie 145
— logie 1, 23, 24, 25, 26, 27,
28, 29, 30, 33, 34, 36, 43,
44,56,61,87, 96, 99,' 101,
103, 108, 115, 133, 139,
144, 145, 156, 158, 159,
162, 174, 176, 177, 178,
183, 193, 234
Biometrie 47
Biorisator 235, 236
Biosfrage 26, 56, 57, 58
Biotechnik 26, 33, 37, 40,
42, 45
Biotechnologie 54, 55, 57, 75
Birke 53, 217
Birkensaft 217
Birken wein 217
Birnen 149
Bitumin 80'
Blankit 126
Blätter, fermentiert 255, 256
Blattläuse 107, 117, 170, 177
Blausäure 41, 59, 83, 96, 97,
98, 105, 114, 117, 228,
229, 234, 251
—gas 58, 177
■ Blei 41
Blennocampa pusilla 108
Blut 105, 133, 177
— körper 105
— laus 42
— Verfettung 85
Bodendesinfektion 71
Bohnen 47
— rost 117
Boletus Boudieri 53
— . edulis 53
— elegans 53
— rufus 53
— scaber 53
Boloform 149
Borformiat 147
— säure 95
Botanik 24, 30, 31, 145
Bottichhefe 240
Bouillonglyzeringelatine 132
Branntwein 93
Brauer 163, 174
Brauerei 141, 142, 197, 199,
219, 260
—hefe 9, 79, 127, 250
—zwecke 125, 126
Braugerste 154
— wasser 6
— Wissenschaft 215
Brennerei 1, 64, 104, 141,
142, 242
— gewerbe 70, 245
270
Alphabetisches Sachverzeichnis
Brennereihefe 11, 19, 124,
135, 250
Brenzkatechin 119, 253
Brenztraubensäure 84, 101,
135, 138
Briekäse 2fj2
Brombeerblätter 255
Brot 90, 91, 92, 102, 103,
110, 116, 198,199
— gärung 255
— getreide 70, 116
— käfer 92
Brownsche Molekular-
bewegung 50
Bukettbildung 131
Butteraroma 253
— säure 5, 63, 64
— — bakterien 87
pilze 133
Butylalkohol 130
Butylen 257
— glykol 84
Cacolcia rosana 108
Calandra granaria 132, 234
— oryzae 120, 234
Caliroa aethiops 108
Caloptenus Italiens 133
Calorien 145, 149
Camembertkäse 262
Caragheen 231
Carlsberglaboratorium 215
Certicyl 146
Cetrarsäure 83
Chalara Mycoderma 79, 232
Champagnerbier 221
Champignon-Kulturen 52;
60, 218
Chemie 26, 27, 29, 42, 64,
75, 76, 92, 95, 120, 130,
235
Chiizu 218
Chilisalpeter 227
Chinesische Hefe 218
Chirurgie 106
Chlor 120, 251, 253
— benzoesäure 245
Chloressigsäure 124
— hydrat 107
Chlorid 83, 113
Chlorkalk 255
— kohlensäureester 229
Chloroform 116, 122,^124,
128, 147, 255
Chlorpikrin 107, 144, 240,
256, 257
Cholera 36, 236
Cholesterin 64
Cholin 107, 253
Chondrus crispus 94
Cimex lectularius, her. 240
Citrat 99, 138, 139
Cladius pectinicornis 108
Cladonia rangiferina 83, 93
Cladosporium herbarum 150
Clapit 211
Clitocybe laccata 52
Clitopilus prunulus 52
Cnethocampa pityocampa
133
Coccobacillus acridiorum
d'Herelles 96
Coprinus comatus 52
Corozoalkohol 71
— palme 71
Crataegus oxyacantha 153
Crotonöl 115
Ctenocephalus canisCurtisOl
Culex-Arten 59
Cuscata arvensis 114
— trifolii 114
Cyanid 98
Cyannatrium 59
— Wasserstoff 97, 98, 117,
251
Cyanochin 117
Cyklbn 228
Cystin 106
Czirok 87
Dampfdesinfektion 58
Darm 112, 139
— saft 137
Dasselfliege 60
Dasystoma salicellum 108
Degeneration 102
Denaturat 127, 143
Dermatocoptes-Milbe 61
Desinfektionsanstalt 170,
173
—mittel 87, 100, 101, 106,
170
— zug 106
Destillationsgase 257 •
Destillierapparate 128
Dextrin 83, 126, 221, 244
Dextrose 87
Diaphragma 136
Diastase 125, 132, 247, 254
Diäthylarsen 144
Diäthylonamin 253
Diazetyl 84
Difl'us^'onsabwässer 74, 250
— Spannung 114
Dikaliumphosphat 81
Dinatriumsulfit 122
Dinkel 207
Dioxyazeton 135
Diplokokken 233
Dissoziationsgrad 4
Dizyan 253
Drehessigbildner 94
Dulcin 80
Dumpalme 71
Düngemittel 54, 70, 79, 94,
97, 113, 129, 221, 254
Diinnbier 139, 140, 240, 241
— faßgeläger 240
— hefe 240
Dynamik 22
Edelbranntwein 104
Einbecker Bier 210, 211
Einsäuerung 149, 242
Eisen 101, 119, 231
— bakterien 231
. — hydroxyd 252
— krankheit 78, 80
— phosphat 148
Eiweiß 2, 3, 6, 35, 83, 85,
87, 93, 95, 106, 107, 112,
Alphabetisches Sachverzeichnis
271
113, 116, 127, 131, 132,
. 135, 137, 142, 148, 149,
219, 236, 241, 246, 249,
255, 260, 261, 262
— biere 260
—faule 133
— kraftfutter 146
Elektrizität 41
Elektrolytisch 251, 253
Elektrometrisch 3, 5, 7, 21
Elektrotehnik 26
Emphytus cinctus 108
Emulsion 254, 261
Endomyces vernalis 217
Endotrypsia 125
Enteritis 236
Entlausung 240, 251
Entlausungsanstalt 105
Entonoologie 35, 38, 44, 45,
46, 58, 96, 155, 156, 158
Entwässerung 74
Enzyme 3, 22, 111, 114,121,
123, 124, 128, 129, 132,
137, 139, 147, 152, 154,
249
Ephestia Kuchniella Zeller
234
Epiblema tripunctata 108
Epithelien 63
Erbsen 47
Erepsin 63
Erfinderschutzfragen 55
Ernährungsphysiologie 58,
231
Erysiphe rosae 117
Essig 2, 82, 94, 109, 110,
127, 130, 137, 143, 256
— bakterien 78, 137, 149,238
— hildner 109, 110, 122, 143,
149
— essenz 94
— fliege 59
— gärung 122, 142
— industrie 72, 81, 137, 148
— pilze 254
— säure 5, 59, 63, 64, 73,
84, 87, 94, 107, 114, 121,
122, 123, 137, 138, 149,
233, 238, 239, 252, 254
— — bakterien 48, 65, 109,
217
— späne 142, 143, 256
Ester 76, 106
Exoenzym 132
Fachzeitungen 165, 166, 174
Fadenziehendes Brot 91
Fahlbergtabletten 147
Fäkalien 47, 62
— beseitigung 42
—Umarbeitung 42, 62
— Verwertung 58
Farbfilter 118
Farbstoff Produktion 79
Farinzucker 88, 217
Faserstoffe 42, 242
Faßgeläger 240, 241, 244
Fäulnisbakterien 2, 78, 144
Fäzes 63, 64
Fehlingsche Lösung 85
Feldheuschrecken 256
Felle 82
Fermentforschung 257
-Vorgänge 111, 119, 127,
131, 137, 236, 247, 249,
254
Ferriphosphat 148
Ferritamat 148
Ferrocyanid 99
Ferrophosphat 148
Ferrosulfat 118
Fett 32, 57, 63, 79, 83, 86,
87, 88, 97, 132, 136, 224,
232, 236, 244, 261, 262
— gewehe 85
— gewinnung 47, 55, 58, 75
— hefe 64
—kalk 117
— pilz 223
—säuren 63, 262
Fichte 53, 133
Filterashest 75
Fische 33, 35
Fisch ereiwesen 34
Flachs 242
— röste 121, 155
Flammon 101
Flatulenz 116 i
Flechten 82, 83, 93
— säure 83
Fleckfieber 58, 96, 106, 115
Fleisch 32, 92
— erzeugung 55, 75, 112
Fliegen 36, 37, 59, 60, 115,
170, 177, 180
— larven 47, 62
—plage 60, 190
Flöhe 61, 163, 164, 167, 170,
172, 173, 178, 190
Flußsäure 101
Formaldehyd 70, 71, 100,
101, 106, 141, 244, 245,
247, 254, 255
Formamid 253
Forstwirtschaft 30, 35, 42,
51
Fortpflanzung 31, 37,41, 219
Frohberghefe 101, 111, 124,
230, 232
Fruchtäther 131
Früchte 149
Fruchtsäfte 74
Früh Jahrsblätter 151, 152,
154
Fruktose 87, 124, 226
— diphosphorsäure 230
Fucus serratus 133
Fukose 226
Fumarsäure 72, 85
Fusariumarten 231
Fuselöl 131
Futterhefe 88, 140, 141
. —mittel 70, 73, 74, 94, 104,
112
— rüben 242, 250, 261
Fütterungsversuche 133
Galaktose 87, 119, ]24, 226
Galakturonsäure 119, 226
Galle 63
Gallenbestandteile 04
272
Alphabetisches Sachverzeichnis
Gallussäure 253
Gärbottich 47, 121, 245, 246,
247, 248, 249
— führun^ 90
—kraft 124
Garlei 211, 212
Garnelen 143
Gartenhaarmücke 108
Gärtner 163, 174
Gärung 1, 2, 7, 8, 18, 22,
46, 64, 81, 83, 84, 85, 87,
90, 93, 94, 95, 96, 101,
102, 104, 105, 110, 114,
_ 118, 120, 121, 122, 123,
' 124, 128, 130, 131, 132,
135, 136, 137, 141, 142,
145, 147, 148, 149, 195,
214, 215, 217, 221, 229,
230, 236, 237, 238, 241,
249, 250, 251, 252, 254,
256, 257, 258, 259, 260
Gär-ungsbakterien 42
— enzym 112
— essig 94, 127, 137
—fett 249
— forschung 57
—Industrie 108, 245
— maximuni 252
— Physiologie 78, 92
— pilze 42
— problem 101
Gärversuch 48, 81, 246, 251,
258
Gärwasserstoff 123
Gas 41, 76, 96, 136, 171,
257
— bildung 132
— brand 122
— ketten-Methode 5
— zelle 82, 134
Gedrovantabletten 147
Gelatine 87, 120, 132, 148
— farbfilter 118
Gelee 74
Gemüse 149
— Schädlinge 35
Gerben 82
Gerbstoff 136, 148, 239
Gerste 58, 97, 100, 110,113,
125, 127, 133, 195, 196,
197, 198, 200, 207, 214,
219, 220, 221, 244, 246,
254, 258, 260
Gersten pflanze 154
Gespinstfasern 94, 121
— motte 141
Getreide 77, 96, 104, 113,
114, 120, 126, 195, 197,
198, 206, 221, 226, 234,
257
— keime 127
— körner 91, 229
—Schädlinge 35, 115, 234,
256
— Stärkefabrikation 136
— treber 146
Gift 41, 46, 107
—Wirkung 5, 18, 116, 124
Ginsterfasern 242
Gioddu 111
Gliedertiere 42
Gloeosporiumarten 231
Glossinen 139
Glucinsäure 119
Glukosamin 107
Glukose 16, 83, 84, 85, 88,
90, 119, 124, 126, 133,
226, 250
Glukoside 226
Glukosezellulose 119
Glukuronsäure 226
Glutaminsäure 106
Glykocholsäure 64
Glykogen 79, 102, 132, 232
Glykokoll 106, 115, 253
Glyoxylsäure 106
Glyzerin 81, 87, 118, .122,
123, 125, 132, 134, 135,
238, 239, 252, 258
Gose 211, 212
Graupen 58
Gries 110
Grünmalz 256
Grünsirup 87, 100
Guanol 107, 108
Gummistöpsel, Reinigung 77
Haar 32, 63
Hadenon 245
Hafer 89, 113, 195, 207
Hainbuche 83, 217
Hallimasch 53
Hämatin 64
Hämatopinus asini 61
Hammel 112
Hamster 172
Hanfbau 243
Harn 70, 140, 141, 254
— säure 133
—Stoff 70, 112, 132, 139,
146, 226, 253, 259
Harzöl 80
Haus 130
— biere 254
— tiere 28, 31, 33, 35, 61,
195
Haut 32, 82, 95, 96
—bildende Hefen 136, 232
— desinfektionsmittel 106
— fasern 96
— krankheit 120
Hefe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8,
9, 10, 11, 12, 13, 14, 15,
16, 17, 18, 19, 20, 21, 28,
47, 48, 51, 57, 65, 66, 77,
78, 79, 80, 81, 84, 85, 87,
88, 92, 93, 94, 100, 101,
102, 103, 104, 106, 107,
110, 111, 112, 115, 120,
121, 122, 128, 124, 125,
126, 127, 128, 129, 133
134, 135, 136, 137, 138,
140, 141, 142, 145, 146,
147, 195, 214, 219, 221,
226, 229, 230, 232, 236,
237, 238, 244, 246, 247,
248, 249, 250, 252, 253,
256, 257, 258, 260
— aussaat 57, 140
— enzyme 121, 122
— flora 137
Alphabetisches Sachverzeichuis
273
Hefegewinnuug 187, 142
— gift 103, 250
— industrie 126
— nährlösuug 8
— rassen 215
— reinzucht 215
— rückstäude 148
— Schädlinge 2
— tryptase 122
— Wachstum 250
— Waschung 1
— wasser 84, 224, 230, 259
Helix pomatia 125, 137
Heptylalkohol 236
Heu 89, 149
— bazillen 132
—schrecken 37, .96, 97, 133,
256
—wurm 42, 117
Hexamethylentetramin 70,
253
Hexenring 53
Hexosen 132
Hexylalkohol 236
Hirse 125, 126
— bier 202
—flocken 126
Histidin 106
Histologie 36
Holzfasern 119
— Schutzmittel 261
— Spiritus 226
Homalomya canicularis 59
Hopfen 101, 202, 203, 204,
205, 206, 207, 213, 214,
221
—bier 211
— bitterstoffe 87
Hormodendron cladosporoi-
des 150
flühner 59, 97
— kot 95
Humin 120
Hummer 35
Hundefloh 61, 167
-kot 95
Hydantoin 253
Hydrobilirubin (14
Hydrobiologe 34
Hydrochinon 258
Hydroide 125
Hydrolyse 88, 107, 119,137,
142
Hygiene 30, 35, 36, 45, 61,
65, 113, 157
Hymenopheren 107
Hypochlorit 120
—lauge 251, 253
Jauche 59, 70
Icerya Purchasi 38
Idealspan 142
Imker 174
Indikatoren 3
Indol 63, 253
Insekten 33, 35, 40, 42, 45,
46, 47, 74, 107, 116, 117,
141, 189
—Schädlinge 108, 117
—tötende Mittel 92
— Vertilgung 114
Inversion 128, 144, 147, 259
Invertase 8, 112, 121, 124,
132, 252
— zucker 72, 119, 124, 126
Jod 94
— probe 138
Johannisberghefe 232
Ionen 3, 98, 99, 124
Jungbier 254
Käfer 38, 89, 40, 108, 120,
132, 172, 177, 178, 234
Kahmhefe 2, 103, 108, 131,
135, 149
Kakaogewinnung 110
Kakerlaken 172, 177
Kali 64, 94, 104, 238
Kaliumchloratum 259
— dichromatkuvetten 118
— hydroxyd 257
— phosphat 8, 12, 15, 85,
129, 229, 251, 259
-salz 253 ■
Kalk 68, 64, 95, 105, 110,
120, 134, 140, 155, 221,
226
— essigverfahren 151, 152,
154, 155
—milch 118
— ofengase 129
— Oxalat 151
—stein 70
—Stickstoff 70, 225
Kalomelelektrode 6
Kalziurachloratum 259
— hydrat 119
— laktat 84
—Oxalat 151, 240, 241
—Sulfit 122, 134
Kaninchen 227
Kantharidenpulver 88
Kaoliang-chin 218
Kaolin 180
Kapillarelektrometer 5
Kapillärsirup 109
Kapronsäure 63
Karbid 70, 110, 260
Karbolfuchsin 117
Karbolineum 41
Karbonate 6, 113
Karbonisierverfahren 242
Kartoff'eln 70, 81, 82, 91,
113, 133, 145, 146, 219,
220, 221, 242, 247, 249
Kartoffelbier 219, 220
—kraut 89
— mehl 91, 116
— räude 71
— schorf 71
—stärke 49, 145, 221, 229
— , Verarbeitung gefrorener
24ß, 247
Käse 74, 284
— fabrikat 262
— fliege 60
Kasein 86, 150, 233, 284, 262
Kastauienmehl 94, 105
Katalase 8. 128, 147
Katze 61
Keimfähigkeit 284
274
Alphabetisches Sachverzeichnis
Keimräume 100
—tötende Mittel 253
— trommel, Freund 257
— Zählung 78
Kefir 111
Kellerassel 165, 172, 177, 190
Kerosin 221
Ketonkörper 84, 138
Kiefer 53
Kiefernspinner 37, 42
Kieselsäure 93, 235
Klaffmuschel 35
Klärschlamm 86
Kleber 255
Krebstoff 244, 245
Kleeseidesamen 114
Kleiderdesinfektion 105
—laus 67,68,69,72,96, 115
— motte 92
Kleie 95, 104
Kleienbeize 95, 96
Kleintiere 47, 174
Knochen 32, 120
Knollen 249
Koagulation 252
Koenzym 112
Koferment 95
Kohle 70, 110, 257
Kohlendioxyd 70
— hydrate 2, 83, 93, 95, 119,
137, 142, 144, 229, 249,
262
— oxyd 41
— oxydchlorid 256
—säure 22, 55, 70, 80, 88,
112, 118, 123, 129, 132,
133, 148, 149, 152, 153,
154, 195, 223, 230, 231,
238, 250, 252, 254, 257
— düngung 129
Kohlensaurer Kalk 138
Kohlensaures Ammonium
140
— Kalium 251
Kohlenstoffquelle 135, 253
— tetrachlorid 116
Kokereigase 257
Kokkobazillen 90
Koks 70
Kolloid 115
— cheraie 77
Kolophonium 80
Kolorimetrisch 3, 84
Kompostbakterien 108
Konkremente 63
Konserven 143
Konservierungsmittel 146,
147, 149, 244, 245
Kopfläuse 59, 62
Korkstöpsel, Reinigung 77
Kornbrennerei 103, 104, 261
— käfer 114, 132, 229, 234
Kot 62
— beizen 95, 96
Krätzmilben 42
Kräuteressig 82
Kreatin 253
Krebse 33, 34, 35, 225
— pest 225
Kreide 249
— milchkulturen 233
Kresol 59, 106, 240, 253
— tinkresol 106
Kresse 83
Kriegsbier 80, 139, 240
— brot 90, 116
— pech 80
Kristalle 151
Kuchen 92
Kühlschiff 60
—trüb 141
Kulturhefe 2, 6, 7, 14, 18,
22, 100, 103
— pflanzen 31, 195
Kiimmelöl 88
Kumys 111
Kunsthonig 71, 144
Kupfer 41, 101
— ammonazetat 88
—kalk 117
— salze 225
Kürbisfrucht 111
Kwass 199
Lab 233, 234
Laktase 132
Laktat 124
Laktokokken 233, 234
Laktose 87, 229, 262
— hefe 226
Laminariaarten 94, 105
Laminaria flexicaulis 105,
133
— saccharina 105
Lamm 225
Landgerste 154
—Wirtschaft 30, 31, 32, 34,
35, 55, 56, 75, 107, 113,
.129, 146
Lanthansalz 98, 99
Lärche 53
Larven 71, 73, 76, 92, 107,
114, 117, 132
Lasioderma serricorne 234,
235
Laubbäume 154
— wald 54, 154
Lauge 120, 251, 253
Läuse 37, 42, 58, 59, 61,
67, 68, 69, 72, 73, 106,
163, 164, 167, 168, 170,
171, 172, 178, 187
— eier 73
—mittel 166
— plage 44
Läuterbottich 260
Lävulose 132
Lebensmittelchemie 119
— — gewerbe 76, 235
Leim 120, 141
—fleisch 120
—pflanze 242
Leguminosensamen 114, 115
Lepidopteren 76, 88, 107, 108
Lepiota excoriata 52
Leptothrix 231
Leuchtgas 83
Leucin 106, 131, 253 .
Lezithin 63, 253
Lichemin 83
Liehen islandicus 83
Alphabetisches Sachverzeichnis
275
Licht 41
Likör 131
Limonade 223
Linsen 47
Lipasen 249
Lipoide 116, 125, 139
Lotus comiculatus 114
Luft 75, 76, 86, 96, 100,
loa, 109, 148
— abschluß 149
— hefe 100, 103
fabrikation 120, 126,
127, 134, 140, 141, 142,
245, 261
Lungenbewohner 224
— Würmer 224, 225
Lupinen 73
—Stroh 121
Lymantria dispar 85
Lypolyse 132
Lysin 107
Lysol 100
Lytische Wirkung 99
Madenzuchtanstalt 63
Magendarmflora 244
Magermilch 74
Magnesia 63, 64
Magnesium chloratum 259
— Sulfat 259
Maikäfer 37
Maipilze 52
Mais 130, 226, 241
—flocken 126
Maische 93, 96, 105, 109,
114, 127, 128, 130, 141,
143, 145, 152, 199, 221,
245, 254, 256
— filter 260
Malachitgrün 117
Malacosoma neustrica 108
Mallein 134
Maltase 122, 124
Maltoglukase 132
Maltonwein 131
Maltose 16, 87, 122, 124, 126,
132, 139, 229, 250
Malz 6, 77, 87, 88, 125, 137,
199, 202, 204, 214, 219,
220, 221, 241, 247, 253,
254, 258, 260
— araylase 147
— extrakt 132, 213
— hefeverfahren 12ö
— kafFeefabrikation 58, 244
— keime 244
— schwand 257, 258
—würze 131, 253
Mälzerei 257
Manganverbindungen 113,
231
Mannit 87, 122, 132, 236,
239
Mannocellulose 71
Mannose 71, 124, 132, 226
Margarine 252
Marmelade 74
Märzmücke 108
Matrize 141
Maulwurf 178
Mäuse 42, 88, 163, 164, 165,
169, 170, 171, 172, 177,
178, 186, 187, 227, 228,
259, 260
— pest 17*0
— typhus 170, 228
Medicago sativa 114
Medizin 30, 35, 36, 45, 65,
115, 130
Meeresalgen 133
— gräser 142
Meerschweinchen 97
— ^zwiebel 88
Megesan 147
Mehl 58, 90, 91, 102, 103,
110, 114, 116, 177, 221,
234, 250, 255, 260
—motten 114, 115, 177, 234
— käfer 229
—tau 117
— Würmer 92, 114
Melasse 79, 80, 103, 104,
118, 119, 121, 126, 141,
237, 246, 249, 258
Melassebrennerei 79, 104,
145
— Schlempe 107
Membran 137, 138
Menschenfloh 61
Mercksche Tabletten 147
Messing 101
Met 256
Metabolin 128
Metahydrinsäure 147
Metalle 101
Methylalkohol 117, 226, 231
— amin 253
Methylenblau 102, 117, 146
Methylmerkaptan 63
Micrococcus candicans 100
— pyogenes aureus 100
Microgaster glomeratus 88
Mießmuscheln 35
Mikroben 64, 65, 66, 67,
98, 99, 151, 224, 230, 246
Mikrobin 147
Mikroorganismen 1, 2, 4, 7,
8, 28, 62, 87, 95, 109,
110, 112, 113, 120, 135.
145, 195, 244, 255, 262
— Photographie 47
Mikroskopie 7, 92
Mikrozoo 65
Milben 71, 120, 170, 177, 234
Milch 32, 82, 85, 86, 87,
110, 111, 132, 150, 223,
226, 233, 235, 236, 252,
262
— entkeimer 235
— erzeugung 55, 75
—fett 262
—floß der Bäume 217, 218
— hefen 219
—säure 1, 5, 64, 72, 84, 86,
87, 91, 94, 95, 121, 132,
135, 136, 138, 145, 147,
149, 150, 238, 239, 241,
242, 262
— bakterien 2, 65, 85, 120,
233, 262
— gärung 230
276
Alphabetisches Sachverzeichnis
Milchpilz 82
— Schimmel 132
—Zucker 132, 150, 233
Milzbrand 72, 99
Mineralhefe 64
Mineralische Nährlösung 6,
11, 12, 15, 16, 22, 258.
262
Mineralsalze 140, 237, 248,
258
—säure 5, 117, 136, 249
• — Wässer 76
Mischhefekulturen 135
— wald 54
Molken 85, 86, 234
Mollusken 33
Molybdänsäure 132, 257
Monilia Candida 232
— sitophila 65
Monoaminosäuren 106, 107
Monochlorazeton 116
Monophaduus elongatulus
108
Monosaccharide 226
Montanin 101
— pech 80
Moos 83
Morcheln 52
Morphologie 36
Moschus 88
Most 148
Motte 141, 163, 164, 169,
170, 172, 180
Mucedineen 113, 237
Mücken 37, 42, 59, 60
Mucorarten 113, 231, 237,
243, 245
— Boulard 243
— pusillus 102, 103
— stolonifer 72
Mühlenanlagen 114
— arbeiter 120, 163
Mumme 211, 212
Musca domestica 59
Muscardinen 133
Mutterlauge 106
Muzin 68
Mycelhefe 78
Mycotorula turbidans Will
254
Mykoderma 78
— cerevisiae 79, 232
Mykorrhizen 52, 53
Nadelwald 54, 154
Nagekäfer 92
— körper 92
Nährhefe 74, 88, 146
—salze 109, 237, 238, 246
Nahrungsmittel 73, 75, 77,
87, 120, 235
—raste 63
Naphthalin 41
Naphtholreaktion 224
Natrium bicarbonicum 252
— chloratum 251, 259
— hydrosulfit 126
— hypochlorit 120
— karbonat 245
— kresylat 115
— phosphat 8, 84, 251
— Sulfit 81
Natron 238
— hefen 238
—lauge 8, 12, 121, 122,
242
— zellstofifabriken 120
Naturgärungen 57
— gesetze 25
— geschehnisse 28
Neguvon 138
Nematoden 42, 71
Nesseln 242
Neufchatelerkäse 262
Nikotin 131
Nissen 58, 59
Nitrate 54, 113, 132
Nitrite 132
' Nitrochloroform 116, 117
Nonne 37, 42
Nordseealgen 94
Notocelia roborana 108
Novius cardinalis 38, 39
Nuklei ne 63
Nutzpflanzen 31, 54, 227
— tiere 33, 56
Obergäriges Bier 142
Obergärige Brauerei 126
— Hefe 4, 9, 11, 12, 14,
15, 16, 19, 21, 22, 106,
111, 112, 123, 124, 128,
134, 138, 147, 248, 259
Obstbau 185
—bäume 42, 98
—Säfte 136, 137
— Schädlinge 35
—wein 64, 136, 247
Octosporushefe 219
Oidium 2
— lactis 132, 262
— lupuli 65
Ökologie 24, 36, 41
Ökonomie 36, 108, 127
Oktylalkohol 236
Öl 136, 261
—milch 261
Omelianskische Lösung 86
Ontogenie 36
Oospora variabilis 102, 103
Orangen 38
Organismen 24, 28, 31, 35,
101, 108, 139, 148
—weit 25, 27
Orleansverfahren 94
Orthopteren 133
Oxalation 152, 153, 154, 155
— kristalle 154
— säure 87, 95, 102, 121,
122, 139, 151, 153, 154,
155, 241
Oxydasen 249
Oxydation 84, 108, 109,
110, 123, 142, 143, 154
Oxyhämoglobin 138
Ozontechnik 103, 127
Pachyrhina lineata 108
Pale-Ale 125
Alphabetisches Sachverzeichnis
277
Pankreasamylase 147
— ferment 63, 83, 128
Pausen 226
Papiermacher 141
Paraformaldehyd 149
Parasiten 36, 37, 41, 42, 63,
74, 76, 88, 90, 96, 120,
133, 144, 157, 159
— bekam pfung 35, 107
Paratyphus 99
Pasteurisieren 148, 236
Pastorianushefe 18
Pathogene Bakterien 65, 236
— Hefen 133
Pathologie 36
Paxillus involutus 52
Pediculoides ventricosus 120
Pediokokken 78
Pektase Wirkung 252
Pektin 119
— säure 119
Penicillium 133, 262
— album 262
— candidum 262
— crustaceum 102, 103
— glaucum 100, 149
— olivaceum 102
— Roquefort! 262
Pentose 87
Pepsin 3, 241
Pepton 87, 115, 132, 139,
219
Peptonisieren 262
Peronospora 117 *
Persalze 136
PetrQleum 41
Pferde 61, 89, 133, 135,
138
— bremse 60
— jauche 225
— kratze 144
— lause 61
— räude 82, 115
Pflanzen 31, 55, 83, 129,
132, 152, 177, 253
— fresser 244
— krankheiten 46
Pflanzenphysiologie 113
—Säfte 249
—Schädlinge 115, 117, 180
— Schutzmittel 261
—Wachstum 111
—weit 43
— zelle 95, 125
Pflauzgutbeize 71
Phanerogamen 154
Pharmazeutische Präparate
144
Phenol 5, 63, 84, 119, 124,
253
Phenylalanin 106
Pholiota mutabilis 53
Phosphate 6, 8, 10, 13, 14,
17, 19, 20, 80, 84, 87,
111, 113, 138, 139
Phosphor 88
—säure 2, 64, 70, 80, 93,
100, 104, 140
Physik 26, 27, 29
Physikalisch-chemisch 115,
125, 139
Physiko-chemische Messun-
gen 76
Physiologie 36, 41, 45, 56,
76, 88, 95, 115, 118
Phytochemisch 123
Pieridenlarven 76
Pieris brassicae 76, 88, 90
Pigmenthefen 79
Pikrinsäure 253
Pilze 9, 51, 52, 53, 54, 71,
87, 115, 119, 131, 139,
217, 218, 219, 231, 253,
262
— amylase 147
— extrakt 218
— nahrung 253
— Zellen, fettreich 144
Plankton 35
Platyptilia rhododactyla 108
Pleomorphismus 245
Pleurotus ostreatus 53
Pneumokokken 99
Polyalkohol 85
— saccharide 64, 235
Porter 125, 213
— wein 201
Präzisionsrheostat 5
Preiß-Nocardscher Bacillus
99
Preßabwässer 74, 134
— hefe 8, 81, 84, 121, 126,
131, 226, 246, 248, 261
fabrikation 1, 94, 126,
135, 142, 145, 237, 238,
245, 246 •
— pulver 141
Prolin 106
Propionsäure 5, 239
Propylamin 253
Propylen 257
Proteolytisch 127
Protokatechusäure 119
Protoiverfahren 258
Protoplasmagift 112
Protozoen 33, 34
Prozessionsraupen 133
Psalliota campestris 52
— silvatica 52
Pseudograsserie 85
— saccharomyces apiculatus
11, 111, 124
Psophus stridulus 133
Pulex irritans 61
Pulpe 250
Pyknometrie 85
Pyridin 124, 125, 221
Quecksilber 257
^uedebier 197
Raffinade 246
Raffineriemelasse 126, 246
Raffinose 132
Rahm 87, 233, 252
Rasse XII 103
Ratten 42, 88, 111, 163, 164,
167, 169, 170, 171, 172,
173, 177, 178, 186, 187,
190, 228
278
Alphabetisches Sachverzeichnis
Rattenfänger 166
— mittel 167
— pest 170
— typhus 170
Räude 134, 163, 164, 168,
170, 173, 187
— bäder 134
— milben 61
— mittel 138
Raupen 76, 85, 88, 90, 97,
107, 114, 133, 165
Reduktasen 249
Reduktionsventil 5
Regenwurm 225
Reinigungsgärung 1
— methoden 1
— verfahren 2
Reinzuchthefe 114, 140
Reis 195, 226
— käfer 120, 234
— stärke 49, 51
Reizstoffe 113
Rektifizierapparate 128
Renntiermoos 83
Reptilien 33
Resorzin 124, 253
Rhabarber 149
Rhamnose 226
Rhizoctonia 71
Rhizomen 249
Rhizopus nigricans 72, 85,
102, 103
— titrici 72 " l
Rhodium 88
Ribes grossularia 252
— nigrum 252
— rubrum 252
Rieselfeldergas 149
Rieselwiesenbau 149
Rind 61, 89, 116, 128, 220,
225
Rindertalg 88
Ringelspinner 108
Rizinusöl 115
Roggen 113, 132, 195, 207
Rohprotein 113
Rohrzucker 12, 15, 81, 85,
87, 119, 124, 128, 131,
132, 137, 138, 139, 144,
230, 239, 248, 252, 259
— melasse 126, 246
Röntgenstrahlen 128
Roquefortkäse 262
Rosen 117
— blattlaus 108
— — wespe 108
— bürstenwespe 108
— federmotte 108
— kulturen 108
— sägewespe 108
— schabe 117
— Schädling 108
— triebbohrer 108
— Wickler 108
—Zikade 108
Rostbildung 101
Rotwein 238
Rotz 134
Rüben 103, 104, 117, 242,
246, 261
— ablaufwässer 134
— essig 81
— geschmack 258
— pulver 261
Rübensaft 81, 147, 258
— samen 259
—Schnitzel 87, 116
— wein 81
— Zellulose 119
— zucker 246
— — essig 81
Rückfallfieber 58
Ruhr 36, 122
Rüsselkäfer 42, 256, 257
Russula virescens 52
Sabourandscher Nährboden
133
Saccharasebildung 15, 128,
129, 259
— gehalt 128, 248
Saccharin 80, 147, 245, 253
Saccharomyces cerevisiae 8,
226
— ellipsoideus 11, 111, 118,
124
— fragans 131 .
— Logos 79
— thermantitonum8, 19, 20,
21, 79, 128, 147, 230
— validus 8, 18, 19, 20, 21
Sachsia suaveolens 131
Säfte 252
Salizylat 124
— formiat 147
— säure- 5, 103
Salmiak 136
Salpetersäure 149
Salz 3, 6, 8, 104, 113, 135,
236, 251, 258
—säure 2, 5, 7, 9, 13, 17,
19, 20, 21, 83, 86, 93,
105, 106, 107, 119, 122,
138, 144, 154
Sambucus nigra 152, 153
Samenhefe 114
Sandkörner 63
'Sanitätsbad 105
Saponin 80
Saprolegine 225
Sarcina ventriculi 133
Sarcinen 100
Sarcoptes-Milbe 61
Sauerfutter 100, 103, 136,
142
Sauerstoff 100, 103, 136,
142
— Spannung 57
Sauerteig 198
Sauerwurm 42
Säugetier 33, 45
Säuglingsernährung 110
Säure 1, 2, 3, 4, 5, 12, 96,
99, 103, 104, 109, 115,
127, 130, 132, 135, 138,
139, 140, 142, 143, 147,
149, 151, 239, 253, 257,
258, 262
— alkohol 117
Alphabetisches Sachverzeichnis
279
Säureamid 139
— beständige Bakterien 100,
224, 253
— bildung 9, 13, 16, 18, 20,
21, 79, 82, 114, 115
-, flüchtige 238, 239, 243
— hydrolyse 119
— Milchsäurebakterien 2
— Verdunstung 149
— Vergiftung 138
Seealgen 105
— tang 94
Seide 89, 90
Seidenraupe 89, 90
— Spinner 42
Seifenlösung 96
Senföl 252
Serin 106
Serumgewinnung 105
Seuchen 45, 58, 96
— bekämpfung 225
Shigascher Bacillus 99, 122
Siamharzbenzoesäure 146
Silage 149
Singvögel 59
Siphonophora rosae 108
Sirup 241, 260
Skatol 63, 253
Skorbut 97, 130
Soda 246, 260
— lauge 77
— wasser 223
Sojabohne 227, 248
Sorbus aucuparia 93
Sorghum vulgare 125
Soxhletapparat 255
Spaltpilze 66, 71
Speichel 83
Speicherschädlinge 35
Speisepilze 51, 52, 53, 54
— würze 127
Spicaria farinosa 133
Spinnen 33
Spinnfasern 249
Spirituosen 130
Spiritus 70, 79, 80, 81, 104,
114
Zeitschr. f. teohn. Biologie, Bd.
Spiritusmaische 77
Spirogyra 253
— nitida 253
Spongospora 71
Sporenbildung 99, 102, 117,
219, 232
Springmaden 60
Spritzverfahren 261
Sprossenbiere 256
— pilze 87
Sudanhirse 125
— lösung 125
Sublimat 59, 71, 73
Sukrase 137
Sulfate 5, 113
Sulfite 122, 123, 134, 135,
251
Sulfitablauge 71, 76, 77, 120,
146, 254
Sulfitsprit 73, 142
Sulfoharnstoff' 253
Superphosphat 94, 126
Surol 143
Süßstoff 235
Symbiose 53, 66, 139, 145,
262
Syrupus simplex 115
Schaben 163, 164, 165, 167,
169, 172, 177, 186, 190,
227, 229
—mittel 166, 187
— pulver 167, 169, 177
Schädlinge 1, 40, 42, 155,
157, 158, 159, 161, 163,
177, 178, 189, 234
Schädlingsbekämpfung 23,
35, 36, 41, 44, 46, 58,
105, 115, 157, 182, 183,
185, 194, 228
—mittel 173, 174, 175, 180,
181, 184, 188
Schaf 32, 89
— räude 134
Schalentiere 143
Schaumbildung 120,134,261
vni.
Schaumdämpfung 248, 249
—Zerstörer 74, 75, 237
Scheinschorf 71
Schilddrüsenextrakt 124
—laus 38, 39
Schimmelpilze 2, 66, 102,
103, 131, 144, 146, 147,
149, 150, 236, 244, 245,
253, 262
Schistocerea peregriha Oliv.
96
Schizosaccharomyces Pombe
79
Schlamm 78
Schlämmkreide 74, 247
Schleim 63, 100
Schlempe 70, 104, 135, 141,
145, 146
Schlunz, Erfurter 212
Schlupfwespe 234
Schnecken 35, 108
Schnellessigbetrieb 108, 127,
143, 254
Schnellessigbildner 81, 142
Schnellfilter 113, 148
Schnittbohnen 149
Schorf 7]
Schwamm 33
— Sporen 71
Schwefel 41, 117
— blume 134
— dämpfe 106
— kohlenstoff 71, 92, 116,
264, 255
— natrium 242
—säure 1, 2, 5, 7, 12, 77,
83, 85, 86, 95, 98, 100,
105, 107, 118, 119, 121,
126, 141, 146, 220, 228,
238, 257
— Wasserstoff 41
Schweflige Säure 41,61, 120,
147, 221, 228, 234
Schweine 89, 220, 225
— schmalz 88
Schweinfurter Grün 96
19
280
Alphabetisches Sachverzeichnis
Schwetzinger Hefeverfahren
126
Stachelbeermehltau 117
Stahl 101
Stallmist 70
Stammersche Holzfaserzahl
119
Stammwürze 260
Staphylokokken 72
Stärke 49, 50, 51, 105, 113,
126, 127, 136, 138, 139,
141, 149, 195, 220, 244
— fabrik 121, 141, 242
— mehl 132, 195
— sirup 220, 221
— verkleisterung 82
Staub 76, 102
Stauromotus maroccanus
Thumb. 96
Stechfliege 139
— mücke 97
Stecklingsmieten 259
Steinkohle 70, 257
Steinnußknopffabrikation
71
Steinnußpalme 71
Steinpilz 218
Sterigmatocystis nigra 95
Sterilisationsmittel 77, 120,
255
Stickgas 171
Stickstoff 70, 80, 86, 93, 104,
106, 107, 112, 113, 115,
126, 131, 132, 136, 137,
139, 140, 142, 149, 221,
237, 253, 259
— Stoffwechsel 138
—Verbindungen 39), 137,
139
Stockschwamm 53
Stoffwechselprodukte 132,
135
Stomoxys calcitrans 59
Strahlenpilz 71
Streptococcus 133, 233
— lactis 85, 86, 233
Stroh 260
Stubenfliege 36
Styx 166
Tabak 131, 155, 234, 235
Tachinarien 133
Tageszeitungen 165, 166,
174, 176
Tang 142
Tannin 148, 253
Taubenkot 95
Technik 26, 27, 31, 34, 43
Technische Biochemie 94
— Biologie 23, 24, 25, 26,
27, 28, 29, 30, 32, 33, 44,
45, 156
Technologie 26, 27, 45
Tee 155
— ersatz 255
Teig 90, 91
Terpentinöl 122
Testinsäure 127
Thomasmehl 225
Thymol 122
Tierformen 31, 33, 34, 35,
42, 157
— Seuchen 36
—weit 43
Tineidae Hyponomeuta
evonymellus 141
Toluol'lS, 124, 125, 137,
138, 147
— hefe 122
Tortrix Bergmannia 108
Torula 7, 8, 16, 17, 18, 20,
21, 123, 254
— alba 79, 232
— dattila 226
Toxikologie 41
Toxizität 113, 131
Traubenkirschbaum 141
— saft 136, 137
Treber 141
Treibhäuser 129
Tricholoma boreale 52
— gamborum 52
Tricholoma graveolens 52
— nudum 52
Trifolium pratense 114
— repens 114
Trimethylamin 253
Triosen 135
Trockenfutter 146
—hefe 124, 230
Tröpfchenkultur 49
Trüb 240, 244
Trüffel 53
Trypsin 254
Tryptophan 106, 107
Tsetsefliege 139
Tuberkelbazillus 223, 224,
236
Tusche 117
Tympanie 88
Typafasern 249
— Pflanzungen 243
Typhlocyba rosae 108
Typhus 99, 178, 236
Tyrosin 106, 131
Überoxydation 127, 149
Umgärung 131
Ungeziefer 37, 60, 61, 62,
148, 155, 161, 163, 164,
165, 167, 170, 171, 173,
174, 175, 178, 179, 180,
184, 185, 186, 189, 190,
192, 228
— bekämpfung 23, 96, 157,
182, 183, 188, 194, 227,
251
Untergärige Brauerei 130
— Hefe 8, il, 13, 14, 16,
19, 20, 21, 100, 106, 111,
112, 124, 128, 134, 138,
147, 232, 248, 259
Uraniagrün 117
Uransäure 257
Urbier 195
Urease 146
Urethan 253
Urin 220
Urobilin 64
Alphabetisches Sachverzeichnis
281
Vakuum 99, 118
Valin 106
Vanadinsäure 257
Variabilität 81
Vegetabilien 116
Vererbung 31
Vergärungsgrad 130
Vergasungstechpik 251
Vergiftung 116
Vermehrungsgeschwindig-
keit 1
Versandhefe 126
Versuchsinsekten 92
Verzuckerung 113, 237
Vibrio septicus 99
Virulenz 99
Viskosimeter 76
V. L. B. 215
Vogel 33, 46
— beeren 93
Volksernährung 55
— gesundheit 25
— hygiene 159
— Wirtschaft 158
Volutin 86, 146
Wachsmotten 97
Wachstumsgeschwindigkeit
7, 10, 12, 13
— kurve 111
— reiz 4
Waldschädlinge 35
Wanderheuschrecke 96
Wanzen 163, 164, 167, 170,
172, 177, 178, 180, 186,
190, 229, 240
—mittel 166, 187
— tinktur 167
Wärme 41
Wasser 75, 76, 78, 103, 127,
131, 132, 149, 195, 223,
228, 235, 241
— bakterien 225
—dampf 106
— filter 235
— Organismen 34
Wasserstoff 133, 255
— — elektroden 5
— — exponent 4, 5, 6, 7, 8,
9, 11, 12, 14. 15, 17, 18,
21, 22
— — gas 5
ionen 2, 3, 4, 5, 21,
22, 86, 114, 138, 147
— — superoxyd 136
— Versorgung 76, 113
—Wirtschaft 30, 34, 35
Weimutskiefer 53
Wein 64, 75, 131, 142, 148,
' 195, 206, 207, 208, 212,
213, 222, 223, 238, 239,
240, 247, 254
—bakterien 239
— bau 42, 56, 184
— brand 222
— bukettschimmel 131
— gärung 148
— hefe 146
— krankheit 239
—säure 1, 5, 147, 238,
239
— trübung 148
Weißbier Druckstein 212,
213
Weizen 113, 133, 195, 207,
214, 219, 260
— bier 211
— brot 91
Werkholz 92
Whisky 130
Wiederkäuer 88, 112, 113
Wilde Hefe 18, 78, 131,
140, 232
W^illia anomala 79, 232
— arten 78
— Saturn US 79
Wissenschaftliche Station
München 215
Wolframsäure 132, 257
Wruken 145, 146
Wühlmäuse 172
Würmer 33, 34
Wurst 92'
Würze 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9,
10, 11, 12, 13, 14, 15, 16,
17, 18, 19, 20, 21, 22, 85,
87, 93, 96, 101, 102, 118,
128, 135, 141, 145, 214,
215, 220, 221, 236, 237,
238, 246, 247, 249, 250,
261
— bakterien 78
Wurzel 249
— biere 256
—töter 71
Xylose 226
Yoghurt 111
Zeißsche Hefenzählkammer
7, 48
Zeitungen 163, 165, 166,
191
Zellatmnng 94
— extrakte 95
— Physiologie 137
— stoffablauge 120
— turgor 152
Zellulose 105, 119, 235, 236,
237, 244
Zerbster Würze 212
Ziehische Karbolfuchsin-
lösung 117
Zink 101, 242
Zinn 101
Zinnchlorid 256
Zitronen 38
—säure 147, 221 *
Zoologie 24, 30, 31, 32, 33,
34, 35, 44, 45, 155, 156,
157, 158, 159, 160, 165,
181, 184, 189
Zucker 57, 72, 81, 83, 84,
85, 90, 102, 103, 110, 112,
115, 118, 120, 122, 123,
124, 125, 127, 128, 136,
140, 142, 145, 195, 217,
221, 223, 226, 229, 230,
19*
282
Alphabetisches Sachverzeichnis
237, 238, 246, 250, 251,
252, 254, 256, 258, 259,
260, 261
Zuckeragar 133
— ahorn 217
— bestimmung 92
— essig 110
— fabriken 259
— gehalt 137
— lösung 118, 129, 136, 140,
246
Zuckerrohr 119
— rüben 77, 81, 87, 115,
119, 145, 258, 261
bau 42, 75
— — hier 87
Sirup 103, 104, 126
— saft 119
—Spaltung 114, 123, 134, 138
Zugtiere 56
Zwetschen 119
Zwieback 103
Zyankohlensäuremethyl-
ester 228
—Verbindungen 228
Zygosaccharomyces Bar-
keri 232
Zygosaccharomyces mand-
shuricus 219
Zymase 121, 122, 124, 125,
223, 252
Zymophosphatbildung 18
Zymotechnische Biologie 44
^1
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