A:^;- l^^ /i^V^5)^'JjR>V>>.V^''^^ o 0- sr&ife5)'^'.y^is?'s;e Zeitschrift für technische Biologie Neue Folge der Zeitschrift für Gärungsphysiologie unter Mitwirkung von hervorragenden Fachgenossen herausgegeben von Professor Dr. Paul Lindner- Berlin Band VIII LEIPZIG Verlag von Gebrüder Borntraeger 1921 Alle Rechte, insbesondere das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Druck von E. Buchbinder (H. Duskt>1 in Neuruppin Inhalt 1. OlofSvanberg. Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 1 2. Albrecht Hase. Ül^er technische Biologie, ihre Aufgaben und Ziele, ihre prinzipielle und wirtschaftliche Bedeutung 23 3. P. Lindner. Die Bestimmung der Durchschnittsgröße von Mikroben, Stärke u. dergl. mit Hilfe mikrophotographischer Aufnahmen 47 4. Aus dem Bericht der Kommission (Lindau, Lindner und Reinhardt) der Deutschen Botanischen Gesellschaft über die Hebung der Produktion von Speise- pilzen .51 5. Lindner. Allgemeines aus dem Bereich der Biotechnologie 54 6. — Das Biosproblem und die Deutung negativer Ergebnisse bei Assimi- lationsversuchen 56 7. — Ein klassisches Werk aus dem Gebiete der Biotechnologie 57 8. — Die Antialkoholbewegung und die Gärungsforschung 57 9. — Ergänzende Nachträge zur Schädlingsbekämpfung, Fäkalienverwertung, zur Biosfrage und Fettgewinnung 58 10. — Die Bestandteile der menschlichen Fäzes 63 11. — Forderung eines Institutes für Erforschung technisch wichtiger Mikroben in England 64 12. — Bilder von der Kleiderlaus 67 13. Referate 70 14. Arminius Bau. Der Gehalt junger Frühjahrsblätter an Oxalsäure, sowie einige Bemerkungen über diese Säure 151 15. Alb recht Hase. Über die wirtschaftliche Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen sowie über einige Aufgaben der Praxis aus der angewandten Zoologie, besonders Entomologie 155 16. Ernst Kuhn f. Beitrag zur Geschichte des Bieres 194 17. Lindner. Verwertung der Pilzmasse des Milchflusses der Bäume .... 217 18. — Über eine besondere Art „chinesischer Hefe" 218 19. — Untersuchungen über die chemischen Bedingungen für die Entwicklung der Fortpflanzungsorgane bei einigen Hefen 219 20. — Eine ältere Mitteilung über die Herstellung von Kartoffelbier .... 219 21. — Gewinnung von Alkohol aus Ananasabfällen 221 22. — Ein Institut zur Erforschung der Alkoholwirkungen . 222 23. — Aus einem Brief Goethes an Schiller vom 26. Oktober 1794 223 24. — Bekämpfung des Tuberkelbazillus in seiner Eigenschaft als Fettpilz . . 223 IV Inhalt 25. Lindner. Die Bekämpfung eines tierischen Lungenbewohners 224 26. — Die Ursache der Krebspest 225 27. — Zum Regenwurmvorkommen . 225 28. — Holzspiritusgewinnung 226 29. — Reis- und Maisverarbeitung 226 30. — Harnstoff als Futterbeigabe •. . 226 3L — Die Verwendung von Hefen zum Nachweis und zur Trennung von Zuckerarten ä26 32. — Eine botanische Zentralstelle für Nutzpflanzen . 227 33. — Geheimrat F. Haber über Wissenschaft und Wirtschaft 227 34. — Zur Ungeziefervertilgung 227 35. — Blausäurederivate zur Schädlingsbekämpfung 228 36. Referate .229 t Die Yermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität von Olof Svanberg Mit 8 Abbildungen im Texte (Aus dem biochemischen Laboratorium der Hochschule zu Stockholm) Eingegangen 8. Oktober 1919. Die Einwirkung von Säuren und Basen auf Wachstum und Gärung der Hefen ist eine Frage, der seit langem erhebliches Interesse und eifriges Studium gewidmet worden ist, und zwar in recht weitgehendem Grade von den Männern der Praxis. Diese Tatsache beruht wohl größtenteils lediglich darauf, daß wir in den Säuren ganz vorzüglich geeignete Mittel besitzen, um die opti- malen Vermehrungs- und Wirkungsbedingungen der nützlichen Mikro- organismen aufrecht zu erhalten und sie auf Kosten der zahlreichen Schädlinge, die in jedem biologischen Betriebe anwesend sind, selektiv zu begünstigen. In den Brennereien und Preßhefefabriken wird dem- nach zur Hemmung der Bakterienentwicklung und Darstellung reiner Anstellhefen durch Waschen der Hefe und Beinigungsgärung Milchsäure, Schwefelsäure oder Weinsäure seit langem verwendet, und nach Henne- ber g^), dem wir besonders praktische Beantwortung der in dieser Hin- sicht aufkommenden Fragen verdanken, ist es sogar möglich, aus alter und verflüssigter, völlig in Fäulnis übergegangener Hefe mit Hilfe von Schwefelsäure in kurzer Zeit ein fast völlig reines Produkt, eine „natür- liche Beinzucht" im Sinne Delbrücks, zu erhalten. Die wissenschaftlichen Grundlagen dieser wichtigen Reinigungs- methoden der Hefe bestehen in denselben Tatsachen, deren wir uns seit ^) Henneberg, Gärungsbakteriologisches Praktikum. S. 239 — 256, Berlin 1909. Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VUI. -^ 2 Olof Svanberg Jahrhunderten bedienen, wo es darauf ankommt, kohlehydratarme Nah- rungsmittel durch Zusatz von Essig-, kohlehydratreiche durch saure Gärungen verschiedener Art, längere oder kürzere Zeit vor Fäulnis zu schützen, den Tatsachen nämlich, daß die typischen Fäulnisbakterien sehr empfindlich sind gegen den Einfluß von Säuren, während die meisten Kohlehydrate vergärenden Mikroorganismen in neutralen bis mehr oder weniger sauer reagierenden Medien am besten gedeihen.* Im Falle der verfaulten Hefeproben Hennebergs haben wir außer mit den typischen Fäulnisbakterien auch mit den schädlichen unechten oder flüchtige Säure - Milchsäurebakterien zu rechnen, die eine weit größere Aziditätstoleranz als die Fäulnisbakterien besitzen, in dieser Hinsicht aber kaum die echten (d. h. fast nur Milchsäure produzierenden) Milch- säurebakterien übertreffen dürften. Von den letztgenannten wissen wir aber mit Sicherheit, daß sie weniger azidophil sind als die Kulturhefen ^). Hefeschädlinge, die in noch saurer Nährlösung fortpflanzungsfähig sind, als die Kulturhefen noch bewachsen können, sind Oidiuni u. a. Schimmel- pilze und vor allem die Kahmhefen. Die letztgenannten Pilzgattungen sind also nicht durch die oben erwähnten Reinigungsverfahren aus den damit infizierten Hefeproben zu entfernen und sie gehören überhaupt zu den azidophilsten Mikroorganismen, die wir kennen^). Die älteren Literaturangaben über den Einfluß von Säuren und Basen auf das Wachstum der Hefe sind fast sämtlich in der Weise gemacht worden, daß einfach die bei den Versuchen verwendeten totalen Konzentrationen (zugesetzten Mengen) der betreffenden Säure (resp. Base) in der Nährlösung angegeben wurden •^). Nun wissen wir ja aber z. B. daß die Azidität der Phosphorsäure nicht in derselben Weise wie bei Salz- oder Schwefelsäure durch Ti- tration zu bestimmen ist. Dies rührt daher, daß das exakte Maß der Azidität einer Nährlösung nicht die totale Säurekonzentration oder der Titer ist, sondern vielmehr durch die vorhandene Wasserstoffionen- konzentratiou ausgedrückt werden muß, welche Größen bei den ver- schieden starken Säuren und besonders in phosphat- und eiweißhaltigen ^) Svanberg, Zeitschr. für physiol. Chem., Bd. 108, S. 120 (1919); diese Zeitschr. Bd. VII, S. 129 (1919). *) Vougt, Diese Zeitschr., Bd. VII (1919). ') Auf besonderen Wunsch des Herausgebers sind in dieser Arbeit, die schon für die vorige pn - Nummer bestimmt war, die Definitionen und die Arbeitsmethode etwas, ausführlich beschrieben worden. t Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 3 Medien wie in der Würze und den sonstigen Hefenährlösungen gar nicht oder wenigstens in gänzlich unreproduzierbarer Weise Hand in Hand gehen. Es wird also verständlich sein, daß die Versuche verschiedener Forscher, quantitative Angaben über die Aziditätsbedingungen der Hefen anzugeben, oft einen auffallenden Mangel an Übereinstimmung aufweisen können. Es ist größtenteils das Verdienst Sörensens^), dessen zusammen- fassende Darstellung „Über die Messung und die Bedeutung der Wasser- stoffionenkonzentration bei enzymatischen Prozessen" bereits klassisch geworden ist, die nichtspezifischen Einflüsse auf fermentative Prozesse der Säuren und Basen, sowie der nicht neutralen Substanzen überhaupt und Substanzen, die wie die Eiweißstoffe, die Salze schwacher Säuren oder Basen die Azidität bezw. Alkalinität eines Mediums durch „Puffer- wirkungen" abstumpfen können', unter einheitlichen Gesichtspunkten zusammengefaßt zu haben. Seit den grundlegenden Untersuchungen dieses Forschers über die Wirkungsbedingungen der Enzyme Invertase, Katalase und Pepsin ist es zur unerläßlichen Bedingung geworden, bei biochemischen Studien immer die wirklichen (Wasserstoff-)Ionenkonzen- trationen, die — wie oben erwähnt — nicht oder nur in Ausnahme- fällen aus Titrationsaziditäten bezw. -alkalinitäten der Lösungen er- hältlich sind, genau zu berücksichtigen und besonders bei qualitativen oder quantitativen Arbeiten vergleichender Art genau in Betracht zu ziehen. In seiner Darstellung gab Sörensen auch die zwei Methoden, die immer noch zur Herstellung und Bestimmung der geringen H" und OH'-Konzentrationen dienen, die bei biochemischen Studien in Betracht kommen können, nämlich die kolorimetrische oder Indikatorenmethode und die in dieser Arbeit verwandte elektro metrische Versuchsanordnung. Wie außerordentlich fruchtbringend die Abhandlung Sörensens auf die biochemische Forschung wirkte, erhellt aus dem großen Zahlen- material, das bereits von zahlreichen Forschern mit Hilfe der von ihm gegebenen Methoden geschaffen worden ist und besonders durch Mi- chaelis^) ist gezeigt worden, wie wichtige Anhaltspunkte über die chemische Konstitution der Enzyme sich aus ihren physikalisch -chemi- schen Wirkungsbedingungen ableiten lassen. Da die OH-Ionenkonzentrationen in wässerigen Lösungen zu den Konzentrationen der H-Ionen immer in der einfachen Beziehung stehen, daß das Produkt der.H'- und OH'-Normalität konstant ist und zwar bei 1) Sörensen, Biochem. Zeitschr. Bd. 21, S. 131 (1909). ■^) Michaelis, Die Wasserstoffionenkonzentration. Berlin 1914. 4 Olof Svanberg 18° g-leich 10-^*'^*, und die OH'-Konzeutrationeu sich nicht durch direkte Methoden messen lassen, so bestimmt man nach Friedenthals Vorschlag die ihnen entsprechenden H"-Konzentrationen auch wenn die Lösungen alkalisch reagieren und gibt also die Reaktion einer Lösung einfach durch die Wasserstoffionenkonzentration an. Da die Bestimmungen der Wasserstoffionennormalitäten der bio- chemischen Substrate fast immer zu unbequem kleinen Zahlen führen (etwa 10-^ bis lO-^*^), definiert man nach Sörensen die Azidität der Lösungen mit den negativen dekadischen Exponenten dieser Zahlen, den sog. „Wasserstoffexpouenten" (pH), welche Bezeichnungsweise auch in dieser Arbeit angewandt wird. Beim Neutralpunkt ist also pH = 7,07, bei höheren pH-Werten haben wir es mit alkalischen, bei niedrigeren mit sauren Lösungen zu tun und ein azidophiler Mikroorganismus wird dadurch gekennzeichnet, daß er sich in solchen Lösungen am schnellsten vermehrt, deren pn -Werte kleiner sind als 7. Hägglund^) hat insofern angestrebt, die Wirkung der Säuren auf Hefe — er arbeitete nur mit einem Stamm und zwar der Oberhefe Rasse XII — als Funktion ihrer Konzentration an H"-Ionen darzustellen, als er den hemmenden Einfluß verschiedener Säuren mit ihren Dis- soziationsgraden verglich. In methodischer Hinsicht kommt er aber nicht über den Standpunkt der älteren Forscher hinweg, und so kommt es,» daß alles, was wir der früheren Literatur entnehmen können betreffs der Wirkungen auf das Wachstum der Hefe, welche nur auf der Wasser- stoffionenkonzentration beruhen, sich in die zwei seit langem bekannten Sätze zusammenfassen läßt: 1. Alkalische Nährlösungen sind für die Entwicklung der Hefen nicht so gut geeignet, wie schwach saure; 2. Säuren in großer Verdünnung wirken als Wachstumsreiz, sind aber bei höheren Konzentrationen von hemmendem oder tötendem Ein- fluß. Die letztgenannte Regel wurde von Rousseau schon iui Jahre 1843 aufgestellt. Außer den Wirkungen auf das Wachstum der Hefe, welche nnr auf einer Beeinflussung der Wasserstoffionenkonzentration beruhen, treten auch — und zwar bei den überaus zahlreichsten Säuren — Wirkungen ^) Hägglund, Hefe und Gärung in ihrer Abhängigkeit von Wasserstoff- und Hydroxylionen. Akad. Abhandlung, Stockholm 1914. — Samml. ehem. und chem.-techn. Vorträge. Stuttgart 1914. Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 5 zutage, welche mit der Azidität der Säuren nichts zu tun haben und nach Hägglund als stoffliche Einflüsse spezifischer Art zusammen- gefaßt werden. So wissen wir z. B. , daß Salizylsäure und Phenol er- hebliche Giftwirkungen schon in so geringfügigen Mengen entfalten, daß sie dabei eine Ausbildung entwicklungs- bzw. gärungshemmender Wasser- stoffionenkonzentrationen nicht herbeiführen können. Auch für Ameisen- säure und Essigsäure, noch stärker aber bei Propionsäure und Butter- säure ist durch vergleichende Versuche spezifische Giftigkeit mit Sicher- heit festgestellt worden, woraus sich z. B. die Unbrauchbarkeit der Essigsäure zum Reinigen der Hefe und die besondere Schädlichkeit der Tlüchtige Säure produzierenden Bakterien erklärt. Als Säuren, die auf Hefe in keinem Grade spezifisch einwirken und also zur Bestimmung der Abhängigkeit des Hefewachstums von den Wasserstoffionen gut geeignet sind, gibt Hägglund die starken Mineral- säuren, Salzsäure und Schwefelsäure und außerdem Milchsäure, an. Über Weinsäure wurden von Hägglund keine Versuche mitgeteilt. Methodisches Die Ph -Bestimmungen wurden in dieser Studie nach der elektro- metrischen (Gasketten-) Methode ausgeführt und zwar mit einer Ein- richtung der Apparatur, die im wesentlichsten mit der Beschreibung Michaelis'^) übereinstimmt. Modifikationen, die sich im hiesigen Laboratorium als zweckmäßig erwiesen haben, sind u. a. die folgenden. Als Akkumulator dient ein kleiner einzelliger von 5 oder 10 Amperestunden Kapazität. Haupt- stromkreis ist ein einziger Präzisionsrheostat, der Stromschlüssel — nach Ostwald — hat Platinkontakte und automatischen Kurzschluß für den Kapillarelektrometer (siehe Abbildung in Kohlrauschs Lehrbuch der prakt. Physik S. 619, 12. Aufl. 1914). Das Wasserstoffgas wird einer eisernen (150 Atm.) Bombe mit Draegers Reduktionsventil sehr bequem in beliebigen Mengen und mit beliebiger Geschwindigkeit entnommen. Als Pt-Wasserstoffelektroden dienen kurze aber recht grobe Drähte, als Wasserstoffkamraer ein abgesprengtes Präparatrohr von 1,5 cm Durch- messer, das von unten durch die Versuchsflüssigkeit, die sich in einer kleinen (etwa 30 ccm fassenden) zylindrischen Glasschale befindet, mit Wasserstoffgas gefüllt wird. Normalelektrode ist die von Michaelis vor- ^) Michaelis, a. a. 0. 6 Olof Svanberg geschlagene gesättigte Kalomelelektrode. Die Ermittlung der Millivolt- zahlen aus den Widerständen geschieht durch eine direkte Einstellung des Rechenschiebers, worauf das pn den Tabellen Ylppös^) ent- nommen wird. Die Zuwachsversuche der Hefen in Bierwürze wurden in 50 ccm fassenden Erlenmeyerkölbchen ausgeführt; in den gut gereinigten Kölb- chen wurden je 15 ccm der ausgekochten bezw. mit Hühnereiweiß ge- klärten Würze abgemessen, die Kolben durch Wattestopfen verschlossen und durch Sieden mit Wasserdampf sterilisiert. Sie wurden in diesem Zustande in größerer Menge vorbereitet und vorrätig gehalten. Außer- dem wurden bei den Kulturhefen einige Zuwachsversuche in mineralischer Nährlösung (Ammonphosphat) ausgeführt. Die Bierwürze hat im natürlichen Zustand eine ganz schwach saure Reaktion, welche aber nicht ganz scharf definierbar ist, was auf wechselnden Mengenverhältnissen der reaktionsbestimmenden Anteile in den Rohstoffen, dem Malze und dem Brauwasser, von denen ihre Azidität abhängt, beruht^). Als beeinflussende Faktoren kommen besonders die anorganischen Salze: Phosphate, saure Sulfate, Karbonate und die lös- lichen Eiweißstoffe des Malzes in Betracht. In der folgenden Tabelle (I) sind einige Zahlen augegeben, die sich auf die helle Bierwürze der St. Erics -Brauerei zu Stockholm beziehen. Tabelle I PH Ungekochte Gekochte Grehopfte Stammw ürze Würze Frühjahr 1918 . . . . 5,37 5,07 5,19 5,07 19198) . . . 5,6 — 5,7 5,4—5,5 Sommer 1919 . -5,51 5,62 5,58 5,73 5,60 Mittel 5,55 5,36 5,55 5,44 Die Messungen bewegen sich also zwischen den Werten pn = 5,07 und 5,73 und liegen, wie wir sehen werden, durchaus innerhalb der ') Ylppö, Ph -Tabellen. Berlin 1917. -) Vgl. Windisch, Wochenschr. f. Brauerei 1918—1919, sowie Referat in dieser Zeitschr. Bd. VII, Heft 1—2 (1919). ^) Vougt, a. a. 0. Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 7 für die Kulturhefen gfefundenen Grenzen der optimalen pn- Bedingungen. Um die Waclistumsg-eschwindigkeit bei der Anfangsreaktion der Würze mit derjenigen in saurerer Lösung zu vergleichen, wurde in der Weise verfahren, daß zu jedem einer Anzahl Versuchskolben (15 ccm sterile Würze enthaltend) 10 ccm dest. Wasser -{- steigende Mengen (0 — 1 ccm, bei Torula 0—1,4 ccm) einer etwa 1-n HCl gegeben wurde, worauf die Ph - Zahlen elektrometrisch ermittelt wurden. Sodann wurden sämtliche Kolben gleichzeitig mit je 1 ccm einer Aufschlemmung bezw. zweckmäßig verdünnten Reinkultur der zu prüfenden Hefe geimpft, so daß in jedem Versuchskolben gleichmäßig einige wenige Tausend Zellen pro mm^ kamen. Nach Verschließen der Kolben mit Wattestopfen wurden sie im Thermostaten bei 20—24° über Nacht 16 — 24 Stunden stehen gelassen. Beim Ermitteln der Größe der Ernten wurden aus jedem Versuchskolben 10 ccm der gut durchgeschüttelten Kultur mit 10 ccm In H2SO4 in einem Kölbchen vermischt, worauf die Zellenzahlen unter dem Mikroskop in der Thoma-Zeißschen Zählkammer auf etwa 4°/o genau festgestellt wurden. Da die Hefen sehr stark säufeproduzierende Mikroorganismen sind, muß man die Versuche abbrechen, wo bequem zu zählende aber nicht zu große Zeilenzahlen sich ausgebildet haben und dabei die Beaktions- veränderungen der Kulturen kontrollieren, d. h. die schließlichen pn- Werte der einzelnen Versuchskolben beim Ende der Versuchszeit fest- stellen. Es ist ein grundlegender Fehler sämtlicher älterer Forscher, daß sie, besonders bei Versuchen über die Einwirkung von Alkalien auf Wachstum und Gärung der Hefe, deren Säureproduktivität nicht ge- nügend oder gar nicht berücksichtigt haben. Durch Einimpfen von Hefe in eine zuckerhaltige Nährlösung, die so alkalisch ist, daß die Hefe darin gerade noch entwicklungsfähig ist, wird die Lösung dennoch früher oder später so stark gesäuert sein, daß sie in dieser Hinsicht den Optimalbedingungen der Hefe entspricht^). Dementsprechend ist eines der Hauptergebnisse der älteren Autoren eine große Hemmung des *) Dies trifft natürlich auch dann zu, wenn die Hefe durch weitere Säurebildung zuletzt entwicklungshemmende Aziditäten erzeugt, was Boas und Leberle (a. a. 0.) bei ihrer unrichtigen Zitierung Eulers sowie Dernbys gar nicht berücksichtigt zu haben scheinen. Euler hat sich über diesen Gegenstand nicht im geringsten unklar geäußert, wie Boas ferner bei seiner „Berichtigung" zu behaupten versucht. — Nach meinen Beobachtungen waren außerdem die untersuchten fünf Hefen bei weitem nicht imstande, entwicklungshemmende Aziditäten selbst zu erzeugen. 3 Olof Svanberg Wachstums der Hefe im Anfang-, welche bereits durch kleine Mengen Na OH hervorgerufen wurde, ohne daß die schließliche Ausbeute an Alkohol in höherem Grade vermindert war. Nach den neuesten For- schungen über die Gärung bei konstanter Alkalinität wissen wir, daß gerade das entgegengesetzte der Fall ist, die Alkoholausbeute wird durch Gärung bei alkalischer Reaktion (ph = 8) um etwa 30— ^40°/o verringert^). Bei den Versuchen über die Einwirkung einer verringerten Azidität bezw. schwachen Alkalinität des Nährbodens auf die Vermehrungs- geschwindigkeit der Hefen wurde in der vorliegenden Arbeit die Re- aktion der einzelnen Versuchskolben durch Zusätze von Phosphat- mischungen (KH2PO4 und Na2HP04) geregelt. Sörensen hat gezeigt, daß Geraische verdünnter Lösungen dieser beiden Salze je nach dem Mischungsverhältnis pn -Werte zwischen etwa 4,5 und 8,8 ergeben. Setzt man den Nährlösungen genügende Mengen dieser Salzmischungen zu, so erreicht man damit auch eine bei Versuchen dieser Art sehr vorteilhafte Erhöhung der pn- Stabilität derart, daß eine Säureproduktion des Mikroorganismus sich viel langsamer auf die Reaktionsverschiebung der Lösung nach kleineren pn -Werten hin bemerkbar macht, als was ohne Phosphatzusatz der Fall wäre. Von den beiden Salzen wurden 0,30 molare Lösungen vorrätig gehalten. Zu 15 ccm der sterilen Würze wurden zusammen 15 ccm der Phosphatlösungen zugesetzt. Da die Pufferwirkung der Würze ziemlich unbestimmt ist und mir die wohl- definierten, nach Sörensens Vorschriften präparierten Phosphate nicht in genügender Menge zugänglich waren, wurden die pn -Werte für jede Versuchsreihe besonders bestimmt. Der PH-Wert der primären Phosphatlösung betrug 4,47, der se- kundären 8,87 + 0,05. Die in dieser Arbeit studierten Heferassen waren die folgenden: 1. Saccharomyces cerevisiae, obergärige Preßhefe, 2. „ „ , untergärige Bierhefe, 3. Kleinzellige Torulahefe, von Hansen, 4. S. validus und 5. S. therm antitonum. Ich gehe nun zur Beschreibung der an diesen verschiedenen Hefen erhaltenen Resultate über. ^) Euler und Svanberg. Zeitscbr. für physiol. Cbem., Bd. 105, S. 187, 1919. Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 9 I. Obergärige Hefe SB (Stockholms Södra Jästfabrik) Tabelle II Säurebildung durch Hefe SB in Würze bei 22°. 6 Kölbchen wurden mit der Hefe geimpft (4000 Zellen pro cmm) und von Zeit zu Zeit untersucht. Kolben-Nr. Tage nach Impfen pH 0 5,60 1 1 4^3 2 2 3,62 3 3 3,51 4 5 2,87 5 7 2,87 6 8 2,91 Die Säureproduktion der Hefe SB ist also fast ebenso groß wie bei der von Lüers^) in dieser Hinsicht früher beobachteten Brauerei- hefe. Liier s fand bei einer Ausgang-sreaktion von pn = 5,47 als Grenzwert der durch die Hefe selbst gebildeten Azidität nach 160 Stunden bei -\- 8^ den Wert pn = 2,7. In der neuesten Zeit haben Boas und Leberle^) die Säurebildung bei mehreren Hefen und Pilzen untersucht. Sie finden im allgemeinen weit geringere Aziditäten und einen Rückgang (Säurebindung) bei der allmählich eintretenden Autolyse ^ der Hefezellen. Sie haben aber die Verhältnisse nur in chemisch de- finierten, erheblich pufferärmeren Lösungen als Würze untersucht, woraus der Unterschied leicht erklärlich wird, daß bei meinen Versuchen die letztgenannte Erscheinung fast vollständig ausbleibt. Zuwachsversuche a) Wachstum der Hefe SB in verdünnter, mit HCl angesäuerter Würze Tal)elle III Eingeimpfte Zellenzahl: 3000 pro cmm. 18 Stunden bei 22°. Nr. 15 ccm Würze 10 ccm Anfängl. Schließl. PH Zellenzahl Relativer Wasser PH PH Mittel pro cmm Zuwachs 1 Ohne Zusatz 5,58 4,69 5,1 22400 100 2 0,2 ccm In HCl 4,00 3,67 3,8 21800 97 3 0,4 3,08 2,82 2,95 21600 96 4 0,6 2,53 2,51 2,5 17400 74 5 0,8 2,30 2,30 2,3 10400 38 6 1,0 1,86 1,85 1,85 4000 5 ^) Lüers, Zeitschr. für das ges. Brauwesen, Bd. 37, S. 79, 1914. *) Boas und Leberle, Biochem. Zeitschr., Bd. 90, 1918; Bd. 95, 1919. 10 ( Dlof Svanberg Tabelle IV Eingeimpfte Zeilenzahl: 2000 pro cmm. 17 Stunden bei 22" Nr, 15 ccm 10 ccm Würze Wasser Anfän; PH ?1. Schließl. PH PH Mittel Zellenzahl pro cmm Relativer Zuwachs 1 Oiine Zusatz 5,62 5,0 5,3 28000 90 2 0,2 ccm l-n HCl 3,96 3,81 3,9 30000 97 3 0,4 3,20 3,08 3,15 31000 100 4 0,6 2,71 2,71 2,7 30000 97 5 1,0 2,04 2,01 2,0 3000 3 b) Wachstumsgeschwindigkeit bei verschiedener Phosphat- konzentration (ph = 5,5) Tabelle V Eingeimpfte Zellenzahl: 2000 pro cmm. Wachstum bei 24" 15 ccm ccm 0,3-molare Zugesetzte Zellenzahl pro cmm Nr. Würze Phosphat- Phosphat- nach nach Versuchsreihe 2 ccm Wasser mischung konzentration 20 Std. 43 Std. nach 40 Std. 1 15 0 0 7000 50000 32000 2 10 5 0,05 7500 52000 36000 3 5 10 0,10 7700 52000 33000 4 0 15 0,15sr-mol i pr.l 7500 52500 34000 Die zugesetzten Phosphatmengen haben also die Zuwachsgeschwin- digkeit der Hefe nicht in geringstem Grade gehemmt, und es ist also durchaus zulässig, die Wachstumsversuche bei einer zugefügten Phos- phatkonzentration von 0,15 g-mol pro Liter auszuführen. c) Wachstum der Hefe SB in Würze-Phosphatlösung, 0,15-molar, bei verschiedener Azidität Tabelle VI Eing( jimpfte Zellenzahl: 2000 pro cmm. 21 Stunden bei 24» ^r. 15 ccm Würze -|- Phosphatmischung prim. sek. Anfang PH ■1. Schließl. PH Ph Zellenzahl ' Mittel pro cmm Relativer Zuwachs 1 12,5 2,5 5,66 5,49 5,6 20000 95 2 10 5 6,22 5,90 6,1 21000 100 8 5 10 6,72 6,46 6,6 14000 63 4 2,5 12,5 7,19 6,60 Tabelle VII 6,9 8000 32 Eingeimpfte Zellenzahl: 2000 pro cmm. 19 Stunden bei 22" Nr. PH Zellenzahl Relativer Mittel pro cmm Zuwachs 1 5,6 25400 100 2 6,0 22600 88 8 6,5 12200 44 4 6,9 7000 21 Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 11 Tabelle VIII Eingeimpfte Zellenzahl: 2000 pro cmm. 19 Stunden bei 22* /) r^ IWxaA ■fl* J Olof Svanberg WD — •»■ 'Uü /^ «1^^ r ^ *\ f \ HO / A O Tab. XI 80 \ ou n fo w "i f>n l L ^^ VTT 60 40 ZO 0 ^, 20 0 i 1 + XIV " \ i I a XV \ / ^ X .. xvr (_ J \ k—CL ' \ P 13^56^8 H A^ ' ■ 5 6 7 8 Abb. 3 Unterhefe in "Würze Abb. 4 Unterhefe in mineralischer Nährlösung 3. Torula Diese Hefe wurde im Jahre 1917 dem hiesig-en Laboratorium von Prof. Chr. Barthel am bakteriologischen Laboratorium für landwirt- schaftliches Versuchswesen (Experimentalfältet bei Stockholm) überreicht. Sie stammt aus einer Sammlung- von E. Chr. Hansen isolierter Hefen welche das zymotechnische Institut der Technischen Hochschule zu Stock- holm im Anfang der neunziger Jahre vom Carlsberg-Laboratorium erhielt. Sehr kleine, kugelrunde Hefe mit einem Durchmesser von nur etwa 2 — 3 ix. Zellenzahl pro Gramm Trockengewicht 2,5 • 10^^ (bei Hefe SB 0,3 • lO^S bei Hefe H 0,16 • 10 ^i). Eine Torulazelle dieses Stammes ist also 16 mal kleiner als eine Bierhefezelle H. Zeigt sehr üppiges Wachstum in Bierwürze bei besonders langsamer Vergärung, greift anscheinend Maltose nicht oder sehr langsam an. Dennoch ist die allmähliche Ansäuerung der Würze fast ebenso stark wie bei der Hefe SB (Tab. XVIII). Die Vergärungsgeschwiudigkeit der Glukose in Lösung von normaler Azidität war aber bei der Torulahefe auffallend groß und übertraf sogar die für die Oberhefe SB gefundenen Zahlen^). Tabelle XVIII Säurebildung durch Torula in Würze bei 22" Tage nach Impfen PH 0 5,6 1 4,78 2 4,74 3 8,81 4 — 5 3,48 7 3,24 9 3,17 ^) Svanberg, -Enzymatische Untersuchungen einer Torulahefe. Fermentforschuug, II, S. 201 (1918). — Euler und Svanberg, Zeitschr. für physich Chem. 105, S. 187 (1919). Die VermehruDgsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 17 Zuwachsversuche a) Wachstum von Torula in Würze-Phosphatlösung, 0,15-molar, bei verschiedener Azidität Tabelle XIX Eingeimpfte Zellenzahl: 5000 pro cmm. 22 Stunden bei 22* XTi- PH Zellenzahl Eelativer i>r. Mittel pro cmm Zuwachs 1 4,5 140000 87 2 5,5 160000 100 3 6,6 124000 77 4 7,0 124000 77 b) Wachstum von Torula in verdünnter, mit HCl angesäuerter Würze Tabelle XX Eingeimpfte Zellenzahl: 6000 p: ro cmm. 22 Stunden bei 22" Nr. 15 ccm Würze + PH Zellenzahl Eelativer 10 ccm "Wasser Mittel pro cmm Zuwachs 1 V Ohne Zusatz 5,5 210000 100 2 mit 0,2 ccm 1-n HCl 3,9 192000 91 3 , 0,4 3,0 186000 88 4 0,6 2,5 172000 86 5 0,8 2,25 120000 56 6 1,0 2,0 112000 52 Das Maximum der Aziditätstoleranz war also auffallenderweise bei dieser Hefe bei pn = 2,0 bei weitem nicht erreicht. Die Versuchs- reihe wurde deshalb mit der folgenden, wo noch saurere Lösuugen zur Anwendung kamen, ergänzt. Tabelle XXI Eingeimpfte Zellenzahl : 4000 pro cmm. 22 Stunden bei 22° Jy 15 ccm "Würze -\- PH Zellenzahl Relativer Nr. 10 ccm "Waser Mittel pro cmm Zuwachs 1 Ohne Zusatz 5,5 250000 100 2 mit 0,8 ccm 1-n HCl 2,20 128000 51 3 1,0 1,9 110000 43 4 1,2 1,74 98000 38 5 1,4 1,62 40000 15 Die an der Torulahefe erhaltenen Ergebnisse sind in der Abb. 5 graphisch dargestellt. Es ergibt sich aus dieser Kurve, daß die unter- suchte Torula sowohl hinsichtlich Alkali- wie Säuretoleranz viel weniger Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIU. 2 18 Olof Svanberg empfindlicji ist als die Kulturhefen. Nach einer früheren Beobachtung^) hört diese Hefe bei Ph = 8 — 8,5 zu sprossen auf. Bei einem Versuch zur Zymophosphatbildung wurde ferner bei dieser Hefe auffallenderweise das vollständige Ausbleiben einer Griftwirkung der Hefe durch das zu- gesetzte Toluol in den zwei ersten Stunden der Gärung beobachtet^). Diese Tatsachen können sämtlich damit erklärt werden, daß die Torula- hefe eine besonders undurchlässige Plasmahaut besitzt. Wegen der bei der Torulahefe gefundenen, von den Kulturhefen abweichenden Verhältnise wurden zwei weitere wilde Hefen mit Hinsicht auf ihre Aziditätsbedingungen untersucht. 100 80 60 hO 20 0 /^ r2 o n ^ t ^ 1 b \ \ 7 \ + O Tab. XIX + XX XXI Z3^S6789 pH Abb. 5 Torulahefe in Würze 100 80 60 ^0 20 0 2 S ^ 5 6 7 S pH Abb. 6 S. validus in "Würze 4. Saccharomyces validus (Pastorianus HI) • Von Hansen wie die oben beschriebene Torulahefe aus Bier isolierte Hefe mit obergärigen Erscheinungen. Neben normal geformten ovalen Zellen in Würze öfters langgezogene bis fadenförmige Wachs- tumsformen. Vergärt die Würze sehr viel schneller und kräftiger als die obengenannte Torula, säuert sie aber etwas langsamer an (Tab. XXU vgl. Tab. XVIII). Diese Hefe stammt aus derselben Sammlung wie die Torula. Tabelle XXII Säurebildung durch S. validus in Würze bei 22** Tage nach Impfen pn 0 5,5 1 4,52 3 4,24 5 4,14 7 3,71 9 3,56 ^) Svanberg, Fermentforschung a. a. Ö. Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 19 Zuwachsversuche a) Wachstum von S. validus in Würze-Phosphatlösung, 0,15- molar, bei verschiedener Azidität Tabelle XXIII Eingeimpfte Zellenzahl: 2000 pro cmm. 20 Stunden bei 22" Jv PH Zellenzahl Relativer Nr. Mittel pro cmm Zuwachs 1 4,5 34000 100 2 5,5 33000 97 3 6,55 29000 84 4 7,0 21000 59 5 7,3 5400 10 b) Wachstum von S. validus in verdünnter, mit HCl an-. gesäuerter Würze Tabelle XXIV Eingeimpfte Zellenzahl: 2000 pro cmm. 20 Stunden bei 22° J>. PH Zellenzahl Relativer Nr. Mittel pro cmm Zuwachs 1 5,4 84000 100 2 3,9 83000 99 3 3,0 55 000 65 4 2,5 24000 27 5 2,2 8400 8 6 2,0 2200 0—1 Aus der Abb. 6 sehen wir, daß diese obergärige, aus Bier isolierte Hefe hinsichtlich ihrer Aziditätsbedingungen mit der obergärigen Brennereihefe nicht so große Ähnlichkeit zeigt wie mit der untergärigen Bierhefe, mit der sie fast vollständige Übereinstimmung aufweist. 5. Saccharomyces thermantitonum (Johnson) Ursprünglich auf Eukalyptus aufgefundene Hefe, wurde uns vom Institut A. Joergensen in Kopenhagen überreicht. Über die Tem- peraturbedingungen vgl. die neulich erschienene Abhandlung von Euler und Laurjn^). , ^) Euler und Laurin, Biochem. Zeitschr. Bd. 97, S. 156, 1919. 2* 20 Olof Svanberg Tabelle XXV Säurebildung durch S. thermaatitonum in Würze bei 22" Tage nach Impfen pa 0 5,60 2 4,17 4 4,24 6 4,27 8 4,21 10 4,27 Die Säurebildung- war also bei dieser Hefe auffallend klein. Die Differenzen der nach 4, 6, 8 und 10 Tagen untersuchten Kolben liegen noch innerhalb der Versuchsfehlergrenzen. Zuwachsversuche a) Wachstum von S, , thermantitonum in Würze-Phosphatlösung, 0,15-mo lar, bei verschiedener Azidität Tabelle XXVI Eingeimpfte I Zellenzahl: 1500 pro cmm. 18 Stunden bei 22° Nr. PH Mittel Zellenzahl pro cmm Relativer Zuwachs 1 4,5 37200 94 2 5,5 39600 100 3 6,6 22600 55 4 6,85 9400 21 5 7,4 3800 6 b) Wachstum von S. Nr. 1 2 3 4 5 6 thermantitonum in verdünnter, mit HCl angesäuerter Würze Tabelle XXVII 18 Stunden bei 22" Relativer Zuwachs 94 Eingeimpfte Zellenzahl: 2000 pro cmm Zellenzahl PH Mittel 5,4 3,9 3,0 2,0 2,25 1,90 pro cmm 68000 72000 48000 23200 7400 2400 100 66 30 8 0—1 Abb. 7 zeigt die aus diesen Versuchsdaten dargestellte Kurve. Wie bei S. validus haben wir es also auch hier mit einer hinsichtlich ihrer Aziditätsbedingungen der Bierunterhefe sehr ähnlichen Rasse zu tun. Die Torulahefe bildet also in dieser Hinsicht wahrscheinlich eine ziemlich alleinstehende Ausnahme. Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschiedener Azidität 21 700 80 60 40 ZO t V -!■ X 4 4 t ^r- -f s 2 3 4 5 6 7 8 pH Abb. 7 S. thermantitonum Zusammenfassung Es wurden an fünf verschiedenen Hefen Säuerungsversuche in Würze sowie Zuwachsversuche bei variierender, elektrometrisch ge- messener Azidität angestellt. Unter den Resultaten sind hervorzuheben : I. Bei sämtlichen Hefen war die Säurebildung viel größer als durch Kohlensäureentwicklung erklärt werden kann (also pn < 5). Die größten gemessenen Aziditäten waren (bei einer Anfangsreaktion der Würze von pn "= 5,6) bei Oberhefe SB . . . pn = 2,87 „ Unterhefe H 3,98 „ Torula 3,17 „ S, validus 3,56 „ S. .thermantitonum . . . 4,17 Irgend ein Zusammenhang zwischen Säureproduktion und Aziditäts- toleranz des Wachstums ließ sich nicht nachweisen^). IL Die Optimalbedingungen für den Zuwachs in Würze liegen bei den folgenden H-Ionenkonzentrationen für die Oberhefe SB zwischen ps ^ 3 und pn = 6 „ „ Unterhefe H „ pn = 4 „ pn = 6, dieselben Bedingungen gelten auch dem Wachstum von S. validus und S. thermantitonum, für die untersuchte Torulahefe zwischen pn = 2,5 und pn = 6. ^) Vgl. Eni er und Lindner, Chemie der Hefe und der alkoholischen Gärung. Aufl. 1, S. 290. 22 0. Svanberg, Die Vermehrungsgeschwindigkeit der Hefen bei verschied. Azidität III. Bei dem Wachstum der Kulturliefen in mineralischer Nähr- lösung- gelten dieselben pn - Bedingungen wie bei dem Wachstum in Bierwürze. Die Ph- Bedingungen der Grärung sind neulich in einer Arbeit von Euler und Heinze^) aus dem hiesigen Laboratorium festgestellt worden. Die Gärungsgeschwindigkeit wurde hier in den sauren Lösungen durch Messungen der Kohlensäureentwicklung verfolgt und durch Be- stimmung des durch die Gärung verbrauchten Zuckers nach Bertrand über den neutralen Punkt ins alkalische Gebiet erweitert. Erstens entweicht nämlich die Kohlensäure bei der alkalisch gehaltenen Gärung nicht aus dem Gärgefäß, zweitens ist die Dynamik der alkoholischen Gärung in saurem bezw. alkalischem Medium eine wesentlich ver- schiedene^), indem der Zucker bei der alkalischen Gärung nur zu etwa 60 — TO^^/o in Alkohol -\- Kohlensäure gespalten wird, während bei der Gärung in normal saurem Medium diese Zerlegung bekanntlich bis auf einige wenige Prozente quantitativ verläuft. 2 3^5676 pH Abb. 8 Gärung einer Oberliefe (nach Euler u. Heintze) In der Abb. 8 ist die pn- Empfindlichkeit der Hefegärung nach der Arbeit von Euler und Heinze graphisch dargestellt. Sie bezieht sich auf die in meiner Studie untersuchte Oberhefe SB. Im Vergleich mit den Ph- Bedingungen des Zuwachses derselben Hefe scheinen die Gärungs- enzyme in ihrer Wechselwirkung eine etwa zehnmal größere Toleranz sowohl für überschüssige H- als OH-Ionen zu besitzen. *) Euler und Heintze, Sv. Vet. Akad.: s Arkiv för Kemi etc. Bd. 3, Nr. 21, 191!». -) Euler und Svanberg, Zeitschr. für physiol. Chera. Bd. 105, S. 187, 1919. Albrecht Hase, Über teclinische Biologie -J'i Über technische Biologie Ihre Aufgaben und Ziele, ihre prinzipielle und wirtschaftliche Bedeutung von Prof. Albrecht Hase (Jena) z. Zt. Kaiser- Wilhelm-Institut für physikalische Chemie u. Elektrochemie Berlin-Dahlem • Motto: „Die Welt verwandelt durch den Fleiß." Schiller, Die Künstler Vorbemerkungen Der Fragenkomplex, den ich in nachstehenden Zeilen behandele, beschäftigte mich schon in den Jahren vor dem Kriege. ' Durch den Ausbruch desselben kam ich aber damals nicht mehr dazu, die Gedanken hierüber schriftlich niederzulegen. Ich habe es auch nicht allzu sehr bedauert, schon aus dem Grunde nicht, weil sich mir im Kriege^) Ge- legenheit bot, praktisch die Brauchbarkeit meiner Ideen an einem Pro- blem zu messen, welches dem Nationalvermögen leider zunächst viele Opfer an Menschenleben und Millionenopfer an Geld gekostet hat; es ist das Problem der Ungeziefer- und Schädlingsbekämpfung, welches wir im Sinne haben. Mit meinen Forderungen und Anschauungen stehe ich nicht isoliert. Von zwei Seiten besonders sind ganz ähnliche Gedanken ausgesprochen worden, und zwar durch Escherich^) von zoologischer und durch Lindner^) von botanischer Seite. Der Leser möge selbst entscheiden, inwieweit ich mit genannten Forschern übereinstimme und in welchen Punkten ich ihr Programm erweitere^). Die „Forderungen des Tages", welche im Laufe des Krieges bei der Bearbeitung des Ungezieferproblems ständig an mich herantraten, haben mich in folgenden Punkten bestärkt: 1. Es ist unbedingt erforderlich, daß wir dieses Arbeitsgebiet — eben die technische Biologie — zusammenfassen und geistig ^) Siehe Anmerkungen am Schluß der Abhandlung, Nr. 1 — 5. 24 Albrecht Hase durchdringen. Über das Wesen der Prozesse, die wir durchführen wollen, müssen wir uns völlige Klarheit verschaffen. Der in vielen hierhergehörigen Fragen leider noch herrschende rein empirische, um nicht zu sagen bisweilen dilettantische Zustand muß endgültig ver- schwinden^). 2. Wir müssen dahin streben, der Technischen Biologe die Geltung zu verschaffen, welche ihr wissenschaftlich und wirtschaftlich zukommt. Doch möchte ich den Dingen, welche im ersten Teile erörtert werden sollen, nicht vorausgreifen. Bevor ich auf das Thema selbst eingehe, gebe ich dem Wunsche Ausdruck: das, was ich jetzt ausführe, möchte Früchte tragen und viele zur einsichtsvollen Mitarbeit veranlassen, denn jede, das Allgemeinwohl bedenkende Per- sönlichkeit ist befähigt, ja verpflichtet, an ihrem Teil mitzuarbeiten bei der Lösung der gewaltigen Probleme, die hier aufgerollt werden sollen. Ich versuche, soweit es im Rahaien dieser Zeilen möglich ist, darzulegen, von welchem Standpunkte aus ich die Lösung der Aufgaben anstrebe. I. Aligemeiner Teii Der erste Teil meiner Ausführungen ist allgemein gehalten. Ich möchte zunächst auseinandersetzen, was ich unter „technischer Bio- logie" alles verstanden wissen will. Wir wollen untersuchen, ob die Ideenverbindung zwischen Technik und Biologie eine berechtigte, ja, den Zeitverhältnissen entsprechend, nicht sogar eine notwendige ist. Damit versuche ich, zugleich eine Rechtfertigung dafür zu geben, daß ich mich unterfange, diese Bezeichnung für die Arbeitsziele der an- gewandten Biologie überhaupt vorzuschlagen. Schließlich wird im all- gemeinen Teil die prinzipielle Bedeutung der technischen Biologie dar- gelegt werden; am einfachsten durch den Gang der Ausführungen selbst. Doch ehe ich auf die Endfragen zu sprechen komme, muß ich eine Reihe von Begriffen festlegen, um Mißverständnisse auszuschalten. Zu diesem Zwecke greife ich zunächst auf wohlbekannte Dinge zurück. 1. Was wir unter Biologie im weiteren Sinne verstehen, ist die Wissenschaft von den belebten Wesen, also Anthropologie, Zoologie und Botanik zusammengenommen. Im engeren, heute gebräuchlicheren Sinne ist Biologie (auch Ökologie) die Wissenschaft von der Lebensbetätigung und Lebensführung der Organismen. Zwei Arbeitsrichtungen lassen sich ^) Siehe Anmerkungen am Schluß ^er Abhandlung Nr. 1 — 5. über technische Biologie 25 in dem ungeheuren Gebiete , zu dem die Biologie angescliwollen ist, unscliwer feststellen. a) Die reine oder theoretische Biologie, sie erstrebt sowohl ein lückenloses Kennenlernen der Organismenwelt, als auch ein Auf- decken der die Lebensvorgänge beherrschenden und regulierenden Natur- gesetze; kurz: sie strebt die Erforschung des Lebens um der Forschung selbst willen an. b) Die praktische oder angewandte Biologie dagegen be- rücksichtigt in erster Linie Organismen und deren Lebensverhältnisse, welche für unsere gesamte Wirtschaft und die Volksgesundheit von ausschlaggebender Bedeutung sind. Die angewandte Biologie hat sich einerseits auf eine bestimmte Zahl von Lebewesen beschränkt, anderer- seits ihr Arbeitsgebiet nach der praktischen Seite hin erweitert. Dabei ist es nicht uninteressant, zu verfolgen, wie die theoretische Biologie die Beschäftigung gerade mit den alltäglichsten Formen mehr und mehr in den Hintergrund schob, um nicht zu sagen, zum Teil ver- nachlässigte. Aber, so frage ich, ist ein Tier deshalb weniger inter- essant, weil es alltäglich uns umgibt, weil es in millionenfacher Zahl zu haben ist? Wir können leider feststellen, daß in Deutschland an- gewandte und theoretische Biologie lange Zeit fremd nebeneinander her arbeiteten. Wenn wir im Laufe der Ausführungen von Biologie sprechen, so ist immer die angewandte Biologie gemeint, falls nicht ausdrücklich das Gegenteil betont wird. Es ist die Wissenschaft von den Lebe- wesen, welche zu unserer Wirtschaft und damit der modernen Lebensführung (einschließlich der Volksgesundheit) in wesent- liche Beziehung treten, oder, wie wir bald sehen werden, treten können. Die zeitgemäße angewandte Biologie bedient sich exakter wissen- schaftlicher Methoden, und sie soll, will sie nicht zum geistlosen mecha- nischen „Betrieb" herabsinken, einen ständigen regen Verkehr zu ihrer theoretisierenden Schwester pflegen, wie diese' ihrerseits nicht den geringsten Grund hat, verächtlich auf die praktisch sich betätigende herabzusehen. Beide sind wesensverwandt und einander ebenbürtig. 2. Im Thema ist eine besondere Forderung aufgestellt, in der verlangt wird, daß die Biologie (also die angewandte) zu einer technischen Biologie werden soll. Mit anderen Worten: mit technischem Denken und technischen Methoden soll die Bio- logie erfüllt werden. — Nicht völlig neu ist dieser Gedanke, da 26 Albrecht Hase andere praktische Biologen und auch Techniker schon derartige Ideen in mehr oder minder versteckter Form äußerten^). Neu wird aber zum Teil die hier gebrachte scharfe Formulierung und restlose Weiterführung der Gedankengänge sein, da sie vor keiner notwendigen Folgerung zurückschrecken. Sind es zum Teil auch Zukunftsbilder, welche ich nachfolgend aufrolle, so liegen sie doch im Bereiche des tatsächlich Erreichbaren. — Chemie und Physik haben sich längst ein technisches Denken zu eigen gemacht und durch diese glückliche Gedankenverbindung die erstaunliche Höhe aller jener Wissens- und Arbeitsgebiete geschaffen, die als chemische, mechanische und Elektrotechnik in aller Munde sind. Das gleiche erstrebe ich, wenn natürlich auch zum Teil mit anderen Methoden für Objekte aus dem Reiche des Bios. Eine den soeben genannten ebenbürtige „Biotechnik" schwelst mir als Zukunftsbild vor. Die mit eigenem Ideeninhalt erfüllte Arbeitsrichtung, welche diese Forderung erfüllen und die ungeheuren Probleme lösen soll, ist eben die technische Biologie^). Ehe wir zum speziellen Teil übergehen, müssen noch zwei Punkte klargestellt werden, um Mißverständnisse zu vermeiden. Einmal, was verstehen wir unter „Technik", ferner, was verstehen wir unter „tech- nischem Denken"? a) Unter Technik oder Technologie verstehen wir die Wissenschaft von den Mitteln und Verfahrungsarten zur Umwandlung von Natur- produkten zum Gebrauch, dabei handelt es sich entweder um eine Änderung der Substanz (chemische Technologie) oder um eine Änderung der Form (mechanische Technologie) oder um eine Umwandlung von Kräften, wie zum Beispiel in der Elektrotechnik^). Es stellt also die Technik eine ins Praktische übersetzte, aber mit selbständigen Ideen erfüllte Arbeitsweise der Chemie und Physik dar, unter Berück- sichtigung von wirtschaftlichen und organisatorischen Fragen. Was die Technik also anstrebt und schon auf vielen, von ihr be- herrschten Gebieten durchgeführt hat, ist die Dienstbarmachung von anorganischen Naturkräften, um dadurch einen höheren Grad der Frei- heit unseres Handelns zu erreichen. b) Seine Sonderstellung nimmt der Techniker und (damit die technische Arbeitswtiise) durch eine wesentliche und ihm eigentümliche Denkweise ein, wodurch sich sein Denken von dem des Theoretikers unterscheidet. Der Techniker fragt sich: was kann ich aus der kon- ') Vergl. Anni. Nr. 6. 2) Vergl. Anm. Nr. 7 u. 8 über teclmische ßiolugie 27 kreten Natur, aus einer neuen Naturei'kenntnis alles machen? Zu welchen Zwecken kann ich etwas gebrauchen? Mit diesen Gedanken- gängen wird der Techniker zum Erfinder. Er forscht also nach neuen Möglichkeiten, um die Naturgeschehnisse (welche in das Reich der* Physik und Chemie fallen) nach seinem Belieben laufen zu lassen, d. h. er reguliert die Vorgänge. Natürlich wird or sie so zu regulieren ver- suchen, dal3 das ökonomische Prinzip erhalten bleibt. Es bedeutet dies aber nichts anderes als, ein technischer Prozeß soll die größten Effekte mit dem geringsten Kraft- und Stoffverbrauch erzielen. Der Techniker sucht von den vielfachen möglichen Naturprozessen den heraus, der ihm am zweckmäßigsten und am praktischsten erscheint. Weiterhin versucht der Techniker schon bekannte technische Prozesse unter Neugestaltung der Regulation mehr und mehr zu verbessern. Kurz, eine immer in- tensivere Arbeitsleistung wird angestrebt. Aus all dem Gesagten geht aber hervor, daß technisches Denken nicht ohne Naturerkenntnis möglich ist. Der Theoretiker fragt: wie kann ich dieses oder jenes erklären, der Techniker fragt: wie kann ich es für technische Prozesse ver- werten. Der erste schafft ideell, der letztere reell. „Was der Natur- forscher zergliedert hat, setzt der Techniker zu neuem Wirken wieder zusammen" (Wendt, a. a. 0. S. 10). Doch damit ist das Wesen des technischen Schaffens und Denkens nicht erschöpft. Ständig sucht die Technik nach neuen Stoffen und Naturprodukten, nach neuen Kraftquellen, um sie ihrer Bearbeitung zu unterwerfen. War die Denkrichtung des Technikers im ersten Falle mehr intensiver Natur, so ist sie im letzteren mehr extensiver Natur. Der Techniker erklimmt also, indem er die Wege des Erfinders be- schreitet, einen höheren Grad der Freiheit, indem er sich zur Herrschaft über immer mehr Naturgeschehnisse aufschwingt. 3. Übertragen wir diese Gedanken auf die angewandte Biologie, so wird diese zur technischen Biologie. Was soll also die an- gewandte Biologie von der Technik lernen, bezw. übernehmen? Kurz gesagt, sie soll die ganze Denkweise sich zu eigen machen. a) Übernehmen soll sie den Erfindergeist des Technikers an den ihr zukommenden Objekten. Genau so, wie in der mechanischen und chemischen Technologie anorganische Naturkräfte reguliert und rationiert werden unter Berücksichtigung von ökonomischen Faktoren, so soll der Biologe in der technischen Biologie die mannigfachen Kräfte, deren Hüter die Organismenwelt ist, für allgemeine, d. h. kulturelle Zwecke dienstbar machen. Dieses Verfahren wäre in erster Linie auf jene 28 Albrecht Hase heute verhältnismäßig' sehr geringe Zahl von Lebewesen auszudehnen, welche bereits in unserem Kulturbesitz sind (Haustiere, gewisse Mikro- organismen, z. B. Hefepilze). Das wäre ein Betätigungsfeld in inten- siver Richtung. b) Ferner soll die angewandte Biologie (als technische Biologie betrieben) extensiv arbeiten und ihre Arbeitsverfahren auf neue Orga- nismen ausdehnen. Organische, heute noch nicht benutzte, ja kaum gekannte Kräfte müssen aufgesucht, studiert und unserer Wirtschaft eingefügt werden. Mit anderen Worten: Es muß mit allen Mitteln angestrebt werden, noch mehr Organismen in unseren Kulturbesitz überzuführen, bezw. die störenden müssen gänzlich ausgeschaltet werden. c) Gehen wir nun noch einen Schritt weiter, so muß ein Punkt, welcher ein wichtiges Moment der technischen Biologie ausmacht, noch erörtert werden. Die Vorgänge und Äußerungen organischer Kräfte sind etwas, was vom lebenden Objekt nicht oder nur teilweise losgelöst werden kann. Die Lebewesen selbst, d. h. in ihrer Gesamtheit, sind es also, die der technische Biologe nötig hat. Und zwar im wesentlichen aus dreifachem Grunde: A. Zunächst als Studienobjekt überhaupt; B. Als Objekt zur Regulation von Naturprozessen, indem er bestimmte Kraft- äußerungen eines Organismus auf andere Organismen in gewollter Weise einwirken läßt (biologische Regulation), oder die Kräfte eines Organis- mus in gewollter Richtung steigert und weiter entwickelt (Züchtung); C. Als Objekte, auf die er anorganische, von ihm beherrschte Prozesse einwirken läßt, um Störungen des Wirtschaftsbetriebes durch diese Formen auszuschalten (Bekämpfungsverfahren). Aus all dem Gesagten ist aber eines vor allem ersichtlich: nämlich, daß die technische Biologie, da sie es mit Organismen zu tun hat, von technisch denkenden Biologen betrieben werden muß. — Welche Organismen ziehe ich zur Arbeitsleistung heran, wie verwerte ich ihre Fähigkeiten, welches wird der zweckmäßigste Weg sein, wie kann ich Naturgeschehnisse beliebig regulieren und somit zur Freiheit des Handelns über das Geschehen im Reiche des Organischen kommen? Das sind Fragen, die hier zur Beantwortung stehen. Der Zweck der technischen Biologie ist also ein Erstreben von Freiheit- über den Ablauf des orga- nischen Geschehens. Wer technische Biologie treiben will, muß zunächst Forscherarbeit leisten, indem er seine Objekte erforscht; nur so wird er in den Stand gesetzt, die gefundenen Erkenntnisse zu verwerten und die neu aufgedeckten Lebensprozesse beliebig zu regulieren. Vom .,Forschen" schreitet er zum „Erfinden" auf biologischem Gebiete. über technische Biologie 29 Zwischen den technischen und biologischen Wissenschaftssystemen stellt der technische Biologe die Verbindung her. In all diesen Dingen liegt aber noch eines, was der Theoretiker bei seiner Arbeit nicht kennt. Der technische Biologe muß, da seine Tätigkeit auf das Prak- tische gerichtet ist, auch einen guten Teil von organisatori- scher Tätigkeit leisten, damit seine Ideen, seine Erfindungen auch zur tatsächlichen Einführung und Anwendung kommen. Ohne Organisation keine technische Biologie! •Damit glaube ich, soweit es hier möglich ist, zur Genüge folgende Punkte dargelegt zu haben. Erstens: was ich unter dem Begriff technische Biologie überhaupt verstanden wissen will, zweitens: welche inneren Gründe mich veranlassen, für dieses Arbeitsgebiet eine Sonder- stellung zu erstreben. Es ist in den bisherigen Ausführungen wohl leicht zwischen den Zeilen zu lesen, was ich mit Rücksicht auf die Zeitlage fordere. Nämlich, daß sich die biologische Wissenschaft noch in ganz anderem Maße als bisher bequemen muß, „nutzbare wissenschaftliche Arbeit zu leisten" (Lindner, a.a.O. 3b), indem sie sich eine technische Denkweise zu eigen macht. Wenn dieses geschieht, so wird in die Arbeitsweise der angewandten Biologie eine leitende Idee gebracht, welche in anderen Gebieten (Chemie und Physik) sich als äußerst fruchtbar erwiesen hat und welche daher als Leitstern dienen kann, einerseits, um eine Zer- spKtterung der Arbeitskräfte zu verhindern, andererseits, um eine scharfe Erfassung der Arbeitsziele zu gewährleisten. In der technischen Biologie reichen sich Theorie und Praxis die Hand zur Dienstbarmachung und zur Beherrschung organischer Wesen und Prozesse. Wir sahen , daß wir durch ' diese Beherrschung einen höheren Grad der Freiheit des Handelns erreichen. Bezweckt wird aber durch das machtvolle Entfalten solcher Freiheitsgrade eine Erweiterung unseres Kulturbesitzes, bezw. eine intensivere Ausnutzung und Ratio- nierung des bisherigen. Ich meine, dies sind Dinge, welche uns zurzeit bitter nottun. Was uns verblieben, muß mit weiser Sparsamkeit ver- waltet, andererseits müssen neue Arbeitsfelder und neue wirtschaftliche Kraftquellen erschlossen werden, auch durch die Mitarbeit der Biologie. 11. Spezieller Teil Im ersten Teil meiner Ausführungen setzte ich auseinander, welche Gedankengänge ich der angewandten Biologie einflößen möchte, um sie 30 Albrecht Hase zur technischen Bioloo:ie' weiter zu entwickehi. Ich legte dar, was wir iint^ technischer Biologie verstanden wissen wollen. Im speziellen Teil will ich über das Arbeitsgebiet der angewandten Biologie einen knrzen Überblick geben und an der Hand von einigen Spezialfällen die soeben ausgesprochenen Gedanken möglichst klar und einfach erläutern. Damit wird zugleich eine Frage beantwortet, die man berechtigt ist zu stellen, nämlich die: ist die angewandte Biologie überhaupt geeignet, daß auf sie technische Gedanken angewandt werden? Diese Frage ist meines Erachtens unbedingt zu bejahen. Durch die gewählten Beispiele dürfte die hohe wirtschaftliche und praktische Bedeutung der tech- nischen Biologie auch Fernerstehenden ohne weiteres völlig klar werden. Sollten durch meine Ausführungen die staatlichen Organe sich veranlaßt sehen, in verstärktem Maße diesen Dingen ihre Aufmerksamkeit zu widmen, so wäre ein großer Schritt vorwärts getan worden. Da es unmöglich ist, alle Gebiete zu beherrschen, so muß der Einzelne, um seine Arbeitskraft nicht zu zersplittern, sich auf Teil- gebiete konzentrieren. So auch hier. Mehr oder minder innig greifen die drei Arbeitsgebiete der augewandten Biologie (Anthropologie, Zoo- logie und Botanik) ineinander über, da kein Organismus isoliert in der Welt steht, sondern als Funktion der Umwelt im weitesten Sinne er- scheint. Die Beispiele, welche ich anführe, sollen vornehmlich aus dem Gebiete der angewandten Zoologie^) genommen ^ werden, da mir dieses Gebiet durch eigene Arbeiten nicht fremd ist. Botanik und Anthropologie wollen wir aus obigen Gründen nur in zweiter Linie zur Heranziehung von Beispielen benutzen, aber in prinzipiellen Fragen sind sie vollkommene Analoga der technischen Zoologie. Ich habe deshalb, zumal die drei Gebiete sich eng berühren, im allgemeinen Teil nur von einer technischen Biologie schlechthin gesprochen. Gehen wir zur angewandten Zoologie über und untersuchen, ob deren Probleme geeignet sind, nach technischen Prinzipien bearbeitet und mit technischen Gedankengängen erfüllt zu werden. Doch ehe wir diese Untersuchungen anstellen, muß ich den diesen Dingen ferner Stehenden den Umfang des Arbeitsgebietes der angewandten Zoologie kurz umgrenzen. In der angewandten Zoologie sind folgende Gebiete von hervorragender, auch wirtschaftlich ausschlaggebender Bedeutung: a) die landwirtschaftliche, b) die forstwirtschaftliche, c) die wasser- wirtschaftliche, d) die medizinisch-hA^gienische Zoologie. V) Vergl. Anm. Nr. 9. über technische Biologie 3X Wer in diesen Gebieten technisch denkend arbeiten will, kann sich verschiedenfach betätigen: erstens: in der Erforschunö- bereits be- kannter Tierfornien (besonders der Haustiere), zweitens, im Aufsuchen und in der Dienstbarmachung; von neuen Tierforinen, drittens, in der Abwehi-, d. h. Bekämpfung von Tierformen, die entweder unseren Besitz schädigen oder gar zu vernichten drohen, oder unsere Gesundheit bezw. die unserer Haustiere untergraben. 1. Greifen wir zunächst ein Problem heraus, an dem angewandte Zoologie und Botanik in gleicher Weise aufs höchste interessiert sind! — Hervorragend geeignet zur Verwertung technischer Ideen ist das Problem der Züchtung von Haustieren (und überhaupt von Tierformen) einerseits und von Nutz- und Kulturpflanzen andererseits^). Hier tritt mit am klarsten das in Erscheinung, was wir als Regulation von Ge- schehnissen im Reiche des Organischen bezeichneten. Der Züchter will die uns konkret gegebenen Objekte (also Pflanzen und Tiere) zweckvoll (d. h. für seine Zwecke) umgestalten oder be- stimmte Fähigkeiten dieser Organismen in bestimmter Richtung steigern oder abschwächen. Wie wird er am sichersten zum Ziele gelangen? Sicher dann, wenn er technisch denkt, d. h. aber nichts anderes, als organische Kräfte, hier in erster Linie den Prozeß der Vererbung und Fortpflanzung so zu regulieren, daß der gewollte Zweck mit Sicherheit und in kürzester Zeit eintritt. Ist der Züchter in der Lage, den Ablauf der natürlichen Geschehnisse (hier Vererbung und Fortpflanzung) zu beherrschen, dann hat er die von der Technik angestrebte Freiheit erreicht. Fehlschläge der Züchtung sind dann nicht mehr möglich und der gewollte Zweck kann jederzeit beliebig wiederholt werden. Daß heute unsere Züchtung noch nicht diesen hohen technischen Stand erreichte, das wissen wir alle. Ehe er erreicht werden wird, muß auch noch ein gut Teil Forscherarbeit an der Natur geleistet werden, durch noch tieferes Eindringen besonders in die Gesetze der Vererbung, Variabilität und Fortpflanzung. 2. Als zweites Beispiel wähle ich eines aus der landwirtschaft- lichen Zoologie. Die Frage nach der Kraftleistung des Tierkörpers beschäftigt den Praktiker seit uralten Zeiten^). Wenden wir auf dieses Problem technische Gedankengänge an, so wird die Aufgabe so lauten: Unter welchen Bedingungen erziele ich die relativ höchste Arbeits- leistung? Wie muß ich meine „Tiermaschinen" mit Kraftzufuhr speisen, 1) Vergl. Antn. Nr. 10 u. 11. 32 Albrecht Hase um den gewollten Zweck (Kräfteentfaltung) in der rationellsten Weise zu erzielen? Wann und wie muß ich die Ernährungsprozesse regulieren, um den gewollten Zweck mit Sicherheit zu erreichen? Die Fragen des Energieumsatzes im lebenden Organismus erscheinen dem Praktiker, ja in einem anderen Lichte, als dem physiologischen Theoretiker, der sich auch mit diesen Dingen beschäftigt. In der Praxis kommt eben etwas hinzu, was dem Theoretiker fremd ist, es ist die Frage der Wirtschaftlichkeit. Ich will das Beispiel nicht in weiteren Einzelheiten verfolgen, denn alle, die mit Tierhaltung irgend etwas zu tun haben, wissen, von welch entscheidender Bedeutung die soeben angeschnittenen Fragen in der Jetztzeit sind. Alle Praktiker werden das Gefühl haben, daß hier die technische Denkweise in der landwirt- schaftlichen Zoologie noch Großes und wirtschaftlich höchst Bedeutungs- volles leisten wird. 3. Noch ein weiteres Beispiel aus der landwirtschaftlichen Zoo- logie will ich anführen. Tierprodukte sind heute unserer Wirtschaft unentbehrlich. Einen Teil liefert uns das Tier nach seinem Tode (Häute, Knochen, Fleisch, Fett usw.), einen anderen Teil auch während seines Lebens (Milch, Fett, Haare). Der vom technischen Biologen gewollte Zweck ist der, eine größtmögliche Produktion zu erzielen. Um dies zu erreichen, wird er alle Prozesse, die sich während des individuellen Lebens abspielen, eingehend verfolgen und fortgesetzt regulieren müssen. Alle Faktoren, die seiner gewollten Regulation hinderlich sind, werden ausgeschaltet, die fördernden dagegen verstärkt. Das Resultat seiner rein technischen Gedankengänge wird letzten Endes ein zweckvolles Umgestalten von Einzelindividuen sein, das ist aber in diesem Falle eine Verschiebung d. h. Umänderung von organischen Kräften. Ein angenommenes, etwas schematisiertes Beispiel soll das Gesagte noch klarer machen. Jemand hat Schafe, welche zurzeit ein Wollkleid von 6 cm Länge tragen. Angenommen, in drei Monaten muß oder will er die Tiere schlachten, möchte aber bis dahin ein Vlies von 10 cm Länge haben. Wie, wann, durch welche Mittel muß er in das organische Kräftespiel eingreifen, um den gewollten Zweck mit Sicherheit und mit geringstem Energie- (d. h. Futter-)aufwand zu erreichen? Sollte es uns nicht gelingen, Stoffe, bezw. Verfahren aufzufinden, die geeignet sind, eine Funktion des Tierkörpers (im angenommenen Beispiel das Wachs- tum der Haare) in ungewöhnlichem Maße, aber in von uns beabsichtigter Weise zu steigern? über technische Biologie 33 4. Da eine Fülle von Aiifg-aben für den technischen Biologen vorliegt, so möchte ich noch einige Beispiele anführen. Jedem Denkenden wird es auffallen, daß die Zahl der Tierformen, die in unsere ständige Nutzung überging, so außerordentlich gering ist, im Vergleich zu der Fülle von Arten, welche die heutige Zoologie kennt, und die uns heute umgibt. Bekannt sind, um nur einige Zahlen zu nennen, etwa 4500 ver- schiedene Arten von Protozoen, 800 Schwämme, über 5000 Würmer, 6000 Krebse, 4500 Spinnen; 250000 Insekten sind bekannt, d. h. be- schrieben, das ist nach fachmännischem Urteil aber erst etwa ein Viertel (!) der tatsächlich vorhandenen, 22000 Mollusken, 12000 Fische, 1000 Amphibien, 3200 Reptilien, über 10000 Vögel und mehr als 2300 Säuge- tiere M. Vergleichen wir damit die Zahl der Formen, die zu Haustieren geworden ist! Etwa 20 verschiedene Säugetierarten, etwa 15 ver- schiedene Vogelarten und ebensoviele Fische, ferner knapp 10 ver- schiedene Insektenarten. Das ist alles! Ist das eigentlich nicht be- schämend? Geht daraus nicht sonnenklar hervor, daß die angewandte Biologie bisher an einer gewissen Armut an schöpferischen Ideen ge- litten hat? Sind denn von der Fülle der Formen, die uns die Natur bietet, nur so wenig Geschöpfe geeignet, um in unseren Dienst ge- zwungen, d. h. von uns technisch ausgewertet zu werden? Hier öffnet sich der angewandten Zoologie noch ein ungeheures Feld der Betätigung, wenn man mit technischen Ideen an diese Riesen- aufgabe herantritt. Denn nicht der Wille des Tieres ist das Ent- scheidende bei der Haustierwertung, sondern der des Menschen, dieses oder jenes Geschöpf in seine Dienste zu zwingen. Ich persönlich w^enigsteus stehe auf dem Standpunkte, daß wir noch eine stattliche Zahl von Tieren zu Haustieren machen können, oder mindestens zu Nutztieren. Der „Biotecliuiker", um diesen Ausdruck zu prägen, wird sich angesichts dieser Tatsache die Fragen vorlegen: wo greife ich ein, um diese oder jene Tierart in mein Machtbereich zu ziehen? Durch welche Mittel und wie muß ich diesen oder jenen Lebensprozeß (also eine organische Kraftäußerung) eines Tieres regulieren, um einen be- stimmten Zweck zu erzielen? Oder: wie kann ich Tiere, welche sich bis jetzt jeder menschlichen Nutzung entziehen, systematisch nutzbar ^) Vergl. Anm. Nr. 12. Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIU. 34 Albrecht Hase machen durch Auswertung ihrer psychischen (Instinkte) und physischen Fähigkeiten?^) Haben denn solche Ideen etwas Ungeheuerliches? Mutet es uns nicht wie ein Märchen an (wenn ich einen Fall aus der mechanischen Technik bringe), daß ein ernster Gelehrter, der Physiker Coulomb,, vor rund 150 Jahren „exakt" bewiesen, es sei unmöglich, daß Menschen- jemals fliegen könnten. Wem erscheint heute ein Flug von 100 km in 2000 m Höhe eine besondere Leistung? Hier war der Wille des Er- finders, also Technikers, erfolgreich. Sollte er auf biologischem Gebiete scheitern bei der Verfolgung der soeben skizzierten weiten Ziele? 5. Wie ich Beispiele aus der landwirtschaftlichen Zoologie wählte, kann ich sie in gleicher Fülle der wasserwirtschaftlichen Zoologie ent- nehmen! Die Fragen der Abwasserbeseitigung einerseits, des Fischerei- wesens andererseits, bieten hundertfache Angriffspunkte für technische Gedankengänge. Gewaltige Mengen von Abfallstoffen, besonders von hochwertigen Stickstoffverbindungen führen Tag für Tag, jahraus jahr- ein unsere Flüsse ins Meer und entziehen sie so unserem wirtschaft- lichen Kreislauf. Gibt es hier keine restlose Abhilfe? Ist der Ablauf der sich hier abspielenden Naturvorgänge unserer Beeinflussung völlig entzogen? Können diese Prozesse nicht in konservativ wirtschaftlichem Sinne geregelt werden? Solche Fragen werden unablässig den bewegen, der als praktischer Hydrobiologe technisch denkt. Können wir nicht Verfahren ausarbeiten, um die niedere und höhere Organismenwelt des Wassers (Pflanzen wie Tiere) in unseren Dienst zu zwingen, indem wir ihre Fähigkeiten benutzen, die gelösten Stickstoff Verbindungen fest- zuhalten und sie in ihrem Körper zu speichern, aus dem sie von uns restlos zurückgewonnen werden. Führende Männer der fischereilichen Forschung haben sich diese Frage auch vorgelegt und Vorschläge ausgearbeitet, die, soweit sie durchgeführt wurden, sich glänzend bewährten. Ich führe dieses Bei- spiel an, damit man ersieht, daß die technische Denkweise auch in der angewandten Biologie gerechtfertigt, ja notwendig ist. Der Vorgang ist kurz folgender: Die hochwertigen organischen stickstoffhaltigen Abwässer werden nach Verdünnung in Teiche geleitet. Die daraufhin sich entwickelnde ungeheure Bakterien- und Algenflora gibt zunächst einzelligen Tieren (Protozoen), diese zusammen mit den Algen wiederum Würmern und kleinen Krebsen reichlich Nahrung, In dem Maße, wie ') Vergl. Anm. Nr. 13. über technische Biologie 35 diese Formen gedeihen, werden die organischen Verbindungen auf- gespalten und aufgebraucht, um durch den Kreislauf der Stoffe als niedere Organismen in Erscheinung zu treten. Diese niederen Tier- formeu, denen sich bald höhere, besonders Krebse, Insektenlarven und Schnecken zugesellen, dienen eingesetzten Fischen zur Nahrung, welche in Form von Fischfleisch (also als stickstoffhaltiges Eiweiß) in unsere Wirtschaft wieder zurückfließen. Hier haben wir einen regulierten, also technischen Prozeß vor uns. Diese schönen Anfangserfolge geben uns Hoffnung, noch mehr in dieser Hinsicht zu erzielen. Weitere eminent wichtige Aufgaben aus der wasserwirtschaftlichen Zoologie, wie: die Frage der Zucht von marinen Fischen, von Austern, Mießmuscheln , Klaff muscheln , die Frage der Hummerzucht, die Frage nach der Nutzbarmachung von Plankton usw. usw. werden meines Er- achtens nur dann in befriedigender Weise zu lösen sein, wenn man mit technischem Denken an sie herantritt. 6. Besonders fruchtbar erscheint es mir, mit technischen Ideen auf einem Betätigungsfelde vorzugehen, welches wirtschaftlich eine ungeheure Bedeutung besitzt, es ist die Bekämpfung aller der Tier- formen, die in der Lage sind, unter Umständen unseren ganzen Besitz an lebendem und totem Inventar zu schädigen oder gar zu vernichten; oder, was noch schlimmer ist, welche unsere Gesundheit direkt oder indirekt schwächen und somit eine Arbeitsbetätigung zeitweise unmöglich machen. Das Riesengebiet der Schädlings- und Parasitenbekämpfung betreten wir damit. Rein aus praktischen Gründen trennt man seit langem die medizinisch -hygienisch schädlichen Formen (d. h. die Para- siten des Menschen und der Haustiere) von dem übrigen hier in Frage kommenden Heer der Schädlinge ab. In der prinzipiellen Behandlung der in beiden Gebieten auftauchenden Fragen mache ich keinerlei Unter- schied. Sowohl in Land- wie Forst- und wasserwirtschaftlichen Betrieben treten Schädlinge tierischer Natur auf, wir sind also berechtigt, in der täglichen Praxis von land- und forstwirtschaftlichen usw. Schädlingen schlichthin zu sprechen. Je nach der Art des verursachten Schadens unterscheidet man wieder z. B. Getreide-, Gemüse-, Obst-, Speicher- und Waldschädlinge. Bei weitem das größte Kontingent stellen die Insekten, so daß ein spezielles Gebiet der Insektenkunde, die angewandte Entomologie, sich mit ihnen befaßt. Wenn es uns gelingt, diese nach jeder Richtung hin zu einer technischen Wissenschaft auszubauen, bezw. weiter zu entwickeln, dann dürften uns, meiner festen Überzeugung nach, 3* 36 Albrecht Hase glänzende Erfolge bescliieden sein. Ein kleiner Anfang ist gemacht, wie ich späterhin zeigen werde. Die Frage der Schädlingsbekämpfung ist jetzt mehr denn je akut geworden. Unsere Wirtschaft ist verarmt, und eiserne Notwendigkeit zwingt uns zur größten Sparsamkeit. Zur Ausübung dieser gehört aber eine wohl organisierte Schädlingsbekämpfung, sowohl der Parasiten als auch der pflanzlichen und Vorratsschädlinge. Von mancherlei Seite, von Fachzoologen und Bo'tanikern, von Volkswirtschaftlern sind diese Fragen teils in der Fach- teils in der Tagespresse erörtert worden. Wir könnten sie im Rahmen unserer Ausführungen unmöglich übergehen. Zunächst einige Vorbemerkungen , die im Zusammenhang mit Dingen stehen, welche ich eingangs des allgemeinen Teiles besprach. Dort wurde gesagt, daß ein technisches Denken die naturwissenschaft- liche Erkenntnis zur Voraussetzung hat, oder, was dasselbe besagt, nur der ist befähigt, richtig technisch zu denken, der Forscherarbeit an seinen Objekten geleistet hat. Wer also Parasiten oder Schädlinge bekämpfen will, muß sie genauestens kennen. Was in der modernen Schädlingsbekämpfung alles an Kenntnis einer Form verlangt wird, dafür nur ein Beispiel. Ich führe es deshalb an, um zu beweisen, daß der theoretische Zoologe absolut keinen Grund bat, auf den praktisch Arbeitenden herabzusehen. Bevor wir von einer Kenntnis im vollsten Sinne des Wortes eines Schädlings oder Parasiten sprechen können, sollten etwa folgende Punkte klargelegt sein: 1. die systematische Stellung, 2. Morphologie, 3. Anatomie und Histologie, 4. Ontogenie, 5. Physiologie, 6. Biologie und Ökologie, 7. Pathologie, 8. die medi- zinisch-hygienische Bedeutung, 9. die geographische Verbreitung, 10. die Ökonomik, d. h. wirtschaftliche Bedeutung. Von wievielen der zu hunderten uns täglich schädigenden Formen wissen wir das? Und von wieviel Formen ist es Allgemeingut? Welche riesige Arbeit noch zu leisten ist, ist jedem damit näher Vertrauten klar^). um ein konkretes Beispiel zu nennen: Es gibt kein umfassendes deutsches Buch, welches uns über die gewöhnlichen Stubenfliegen und die damit zusammenhängenden Fragen (z. B. Ruhr-, Cholera- und Tier- seuchenverbreitung) unterrichtet. Wie hoch ist das Kapital, welches jährlich für eine nutzlose Fliegenbekämpfung verausgabt wird?^) Nach dieser Abschweifung zurück zum eigentlichen Gang der Ausführungen. *) Vergl. Anm. Nr. 14 u. 15. NÜber technische Biologie 37 a) Wir müssen zunächst uns einmal klar machen, was eine In- vasion von Schädling:en (z. B. Heuschrecken) oder ein Massenauftreten (Maikäfer, Nonne, Kiefernspinner) oder eine Massen Vermehrung von Ungeziefer und Parasiten (Läuse, Mücken, Fliegen) eigentlich bedeutet. Letzten Endes ist es das Resultat einer Verkettung und Häufung voq für die betreffende Tierart besonders günstigen Lebensumständen, welche die Kräfte und Kraftäußerungen der jeweiligen Formen auf ein erstaun- liches Maß steigerten. Damit z. B. ein Massen auftreten (wir wollen es einmal mit M bezeichnen) von Fliegen möglich ist, müssen eine Keihe von Bedingungen (nennen wir sie einmal A bis E) erfüllt sein, wie: A. optimale Wärme, B. gute Feuchtigkeitsverhältnisse, C. bestmögliche Ernährung, D. starke Fortpflanzung, E. Mangel natürlicher Feinde usw. usw. (im einzelnen sind uns die Bedingungen oft noch ganz unbekannt). Kurz, eine Reihe von Geschehnissen (A bis E) müssen nacheinander ablaufen, damit eine, von den vielen an sich möglichen Naturerscheinungen (hier M) zustande kommt. Dies besagt: M ist nur möglich, wenn A 4- B -|- C -|- I^ • • • usw. nacheinander eintreffen, bezw. sich summieren. Was will nun der technisch denkende Biologe? Sein Streben geht zunächst dahin, die Reihe von A -[- B -j- C usw. von Naturprozessen kennen zu lernen. Sobald er über diese Kenntnisse verfügt, macht er die betreffenden Tierformen zum Objekt eines technischen Prozesses, indem er „zweck- mäßig" eines der notwendigen Zwischenglieder ausschaltet, über Gebühr verzögert, oder die Reihenfolge A bis E derartig äudert, daß das frühere biologische Resultat (die Massenvermehrung M) nicht mehr eintritt. Er sucht also nach Möglichkeiten, das Naturgeschehen nach seinen ge- wollten Zwecken zur Erreichung eines bestimmten Zieles laufen zu lassen. Er gelangt so dahin, wohin der Techniker auf anorganischem Gebiet schon längst gelangte, nämlich zur Freiheit über das organische Geschehen. Nicht die Gültigkeit der Naturgesetze will er umstoßen (denn das ist unmöglich), sondern nur ihre Reihenfolge ändern. Die Eingriffe des Biotechnikers in die oben genannte Reihe A bis E werden natürlich da stattfinden, wo sie am tiefgreifendsten, d. h. am praktischsten sind. Durch Überlegungen an der Hand seiner bio- logischen Kenntnisse, wird derselbe auch bald herausfinden, nicht nur wo er eingreift, sondern auch mit welchen Mitteln. Er wird sich einen ganz bestimmten Plan machen, ob er seine Angriffe auf den Gesamt- organismus ausführt, z. B. durch Einschalten natürlicher Feinde (die sog. biologische Bekämpfung), oder ob er durch chemische oder phy- 38 Albreclit Hase sikalisclie Mittel (die sog. Bekämpfung mit technischen Mitteln) ge- wisse Funktionen des tierischen Organismus z. B. (die Atemfunktion) so schwer schädigt, daß die Bedingungen, unter denen M nur möglich ist, nicht eingehalten werden. b) Betrachten .wir von diesen Gesichtspunkten Beispiele, die teils tatsächlich vorliegen, teils für vorliegende Zwecke von mir konstruiert wurden! Ich wähle zunächst ein in der angewandten Entomologie klassisches Beispiel. Ungefähr um 1868 wurde von Australien oder Neuseeland nach Kalifornien eine Schildlaus (Icerya Purchasi) eingeschleppt, die sich sofort über die Orangen- und Zitronenplantagen ausbreitete, unter un- geheurer Vermehrung. Da die Kulturen sehr bald unter den Angriffen der Schildläuse (sie saugen die Säfte der Pflanze) lebensgefährlich zu leiden hatten und völlig zu verkümmern begannen, so traten schwere wirtschaftliche Schäden ein, daß man ernstlich daran dachte, die bisher blühenden Orangen- und Zitronenplantagen aufzugeben. Versuchte Bekämpfungsmaßnahmen brachten keine wirksame Abhilfe. Die diese Frage bearbeitenden Entomologen forschten daraufhin nach der Heimat der Icerya und stellten Australien als solche fest. Weiterhin wurde studiert, welche Umstände eine Überverraehrung der Schildlaus in der ur- sprünglichen Heimat verhinderten. Nach manchen Irrtümern fand man die Ursache im Vorhandensein eines kleinen sonst harmlosen Käfers (Novius cardinalis). Dieser war der natürliche Feind der Icerya. Man brachte diesen nach Kalifornien, züchtete ihn und ließ ihn auf die Schildlaus los, die in Milliarden die Plantagen bevölkerten. Dei' Käfer fand die günstigsten Nahrungs Verhältnisse und sonst auch zusagende Bedingungen. Er ver- mehrte sich lebhaft und fraß bald die Schildläuse auf. Den Obstbauern erschien es wie ein Wunder. Nach diesem glänzenden Erfolg hält man jetzt ständig Novius cardinalis in besonderen Anstalten, um ihn immer wieder verwenden zu können, falls die Schildläuse nochmals auftreten. An diesem klassischen Beispiele ist ersichtlich, wie man in der an- gewandten Entomologie, als technische Biologie betrieben, in der Lage ist, Naturvorgänge regulierend zu beeinflussen. Analysieren wir den Fall, indem wir ihn möglichst vereinfacht denken^). Damit das Ereignis der Massenansammlung (M) der Schild- läuse eintritt, muß ein günstiges Klima (A) und eine gute Ernährung (B) vorhanden sein. Da A und B zusammen eine gesteigerte Fruchtbarkeit ') Vergl. Aura. Nr. Ki. über teclmisclie Biologie 39 (C) mit sich bring:en und da natürliche Feinde (D) im neuen Wohn- gebiete fehlen, so kommt es zur Massenansammlung dieser Tierform. Im Massenauftreten verursacht sie schwerste Schädigungen. Was ge- schah hier von Seiten der Entomologen? Sie regulierten die Folge der Natur^eschehnisse : A + B + C = M M4-A-i-B + C = 2M 2 M + A -j- B + C = 3 M ' 3M + A-fB + C = 4M usf. bis ' »" bis n M + A + B + C = 00 M (d. h. die Massen der Schildläuse nahmen bis ins Unendliche zu), indem sie den Faktor D einschalteten, wodurch die Kette sofort unterbrochen wird. Natürlich verschwand M nicht sofort mit Ansiedlung des natür- lichen Feindes, aber es trat eine Verringerung von oo M bis auf auf M ^ 0 ein. Der Vorgang ließe sich etwa folgendermaßen vorstellen: ooM + A + B + C + D = °^ ^^ -fA-f-B + C-j-D = ~M usw. bis |_M + A + B + C4-D = f M M y+A+B+C+D=y M M ^+A+B+C+D=^ usf. bis M = 0 wird. Sobald dann M = unendlich klein oder = 0 wird, ist die Kalamität beseitigt. Wir haben hier einen regulierten, also technischen Prozeß vor uns, wie er biologisch eleganter kaum gedacht werden kann. Um ihn beliebig wiederholen zu können, hält man den einen Faktor (d. h. die natürlichen Feinde Novius cardinalis) ständig vorrätig; ganz ähnlich wie beim Chemiker bestimmte Reagenzien immer im Laboratorium vor- handen sind. c) Nach diesem konkreten Falle will ich ein teilweise kon- struiertes Beispiel anführen. Der Apfelblütenstecher (Anthonomus po- morum), ein Käfer, hat die üble Angewohnheit, die Knospen der Apfel- bäume anzustechen und darin seine Eier unterzubringen. Die aus- kriechende Larve zerfrißt den Fruchtknoten, und damit ist die Hoffnung 40 Albrecht Hase auf Ertrag in dem betreffenden Jahre vernichtet. Nehmen wir einmal an, es seien bestimmte Geruchsstoffe in der Knospe der Apfelblüte, welche die Weibchen des Käfers anlocken. Dann müßte man versuchen, diese Stoffe ausfindig- zu machen, sie herzustellen, und in geeignete Fanggeräte verteilen zur Zeit der Eiablage. Der Käfer würde dann, indem wir sein Geruchsvermögen benutzen, um ihn irr zu leiten, durch einen von uns regulierbaren Vorgang vernichtet. Aber leider sind wir noch nicht so weit. Dieses konstruierte Beispiel führt uns zu Ausblicken besonderer Art, die sich der Biotechniker in weitgehendstem Maße zunutze machen muß. Ich habe hier folgendes im Sinne: Wir wissen, daß die Tiere, besonders die Insekten, in bezug auf bestimmte chemische und physikalische Konstanten eingestellt sind. So z. B. unterbleibt die Ei- ablage, wenn nicht bestimmte Temperaturgrade erreicht werden, oder wenn sie auch nur einmal überschritten werden. Bei anderen Formen wieder ist ein bestimmter Salzgehalt des Wassers, ein engumgrenzter Feuchtigkeitsgehalt der Luft von nöten. Wieder andere sind in ihrem zeitlichen Auftreten an ganz bestimmte Pflanzen gebunden. Noch andere lassen sich durch ihren Lichtsinn oder -Geruchssinn leiten, ihre Schlupfwinkel zur Eiablage oder als Versteck aufzusuchen. Kurz tausenderlei Bedingungen sind es, welche das Verhalten der Tiere be- stimmen. Was soll nun der Biotechniker tun? Er soll diese vitalen oder katastrophalen Bedingungen künstlich herstellen, um so entweder die zu bekämpfenden Schädlinge durch Erregung ihrer Sinnesorgane an- zulocken und dann durch zweckentsprechende sekundäre Maßnahmen zu vernichten, oder aber durch katastrophale Bedingungen die Funktionen so zu stören, daß beispielsweise die Eiablage dauernd unterbleibt. In beiden Fällen findet eine. Regulation, also ein technischer Prozeß statt, der mit den richtigen Mitteln durchgeführt, praktisch das gleiche Re- sultat zeitigt, nämlich Vernichtung des Schädlings. Mit welchen Mitteln, ob mit chemischen oder mit physikalischen, oder ob mit beiden zusammen, eingegriffen wird, ist vom Biologen von Fall zu Fall zu entscheiden. Immer aber wird er technisch denkend das wählen, welches am zweckdienlichsten ist. Es ist noch ein weiter Weg, ehe wir so weit sind, daß wir für jeden Naturvorgang, in unserem Falle das Auftreten eines Schädlings, das üniversalmittel kennen, so wie der Chemiker nur zu einem bestimmten Reagens zu gi^eifen braucht, um einen Vorgang in bestimmter Richtung ablaufen zu lassen. Bevor wir dahin kommen, muß noch unendlich viel über technische Biologie 41 Arbeit g-eleistet werden, und zwar solche, die teils mehr auf öko- log-ischem, teils mehr auf physiologischem Gebiete liegt. Denn wenn man in der Schädlingsbekämpfung mit Gasen (Kohlenoxyd, schwefliger Säuue, Blausäure, Arsenwasserstoff, Schwefelwasserstoff, um nur einige zu nennen) oder mit festen bezw. gelösten Giften (wie Blei-, Arsen-, Kupfer-, Schwefelverbindungen oder solchen organischer Natur wie Karbolineum, Petroleum, Naphthalin) arbeitet^), so muß man sich klar sein, von welchem Organsystem aus man einen Schädling bekämpfen will." Man muß rein physiologisch und toxikologisch feststellen, ob und in welcher Lebensperiode die betreffende Form am wirksamsten an- greifbar ist. Man muß sich überlegen: in welche Folge der Lebens- prozesse, in welche Ketten von rein physiologischen Funktionen man eingreifen will, um sie zu stören oder so zu verschieben, damit ein ge- wollter Zweck auch tatsächlich zustande kommt. Stellt man -derartige Überlegungen nicht an, schaltet man nicht technische Gedankengänge ein, dann wird man einmal praktisch Mißerfolge haben und zweitens anstatt wissenschaftlich nur dilettantisch arbeiten. Will ich also' z. B. bei einem Schädling die Geruchsorgane schädigen, um so das gegenseitige Auffinden der Geschlechter unmöglich zu machen, womit ich die Fortpflanzung ausschalte, dann bedarf es einer Kenntnis der Sinnesapparate nach der physiologischen Seite hin. Wer überhaupt mit Giften in der Schädlingsbekämpfung arbeiten will, muß sich vorher klar werden, ob er z. B. vom Respirations- oder vom A^erdauungsapparat aus die Lebensfunktionen beeinflussen, bezw. lebens- gefährdend stören kann und will '). Ferner kann man versuchen mit rein physikalischen Mitteln wie Wärme, Licht, Elektrizität in die Lebensführung eines Schädlings oder Parasiten einzugreifen. Man könnte, um ein angenommenes Beispiel zu nennen, gegebenenfalls folgendermaßen vorgehen: der Schädling lebt teilweise im Boden, dort hat -er seine Eier in Winterruhe liegen ; bei einer gewissen Temperatur schlüpfen sie aus. Die Larven bedürfen bald Futter, w^elches sie nur im Frühjahr finden. Führt man also vorzeitig Wärme künstlich zu (eventuell durch Bodenerwärmung mittels Wasserdampf), so wird in den Ablauf des Geschehens eingegriffen, der zeitliche Verlauf des Entwicklungsganges wird in bestimmter Richtung verschoben, die zum Ausschlüpfen gezwungene Brut ist dem Verhungern preisgegeben, der gewollte Zweck ist durch eine bestimmte Regulation ^) Vergl. Anm. Nr. 17 u. 18. 42 Albrecht Hase der oiganischeji Prozesse mittels eines physikalischen Vorgangs erreicht. So stellt sich das Problem im Gedankengang des Biotechnikers dar. Bevor ich zum Schlüsse eile, will ich noch einige Probleme von größter wirtschaftlicher Tragweite nennen. Sie sind es wert, einer technischen Bearbeitung unterzogen zu werden. — So können wir ver- suchen die Fülle der organischen Kräfte, die uns bei dem Massen- auftreten eines Schädlings bestürmen, in bestimmte Bahnen um- zulenken, und letzten Endes aus dem Schädling ein nützliches Glied unserer Wirtschaft machen. Auf botanischem Gebiete ge- schah dies bereits, indem man die organischen Kräfte der Gärungspilze und -Bakterien technisch nutzbar machte'). Sollten ganz analoge Dinge auf zoologischem Gebiete unmöglich sein? Ich denke nicht! Könnten wir z. B. nicht die Instinkte und Gewohnheiten der kot- und aas- fressenden Insekten, bezw. ihrer Larven, zur Fäkalbeseitigung und -Umarbeitung auswerten?') Sollte uns die ungeheure Schärfe der Ge- ruchsorgane vieler Tiere nicht als Indikator in der Chemie dienen können? Wäre es nicht denkbar, daß man die Lautproduktion gewisser Insekten zu akustischen Versuchen heranzöge? Wäre es undenkbar, daß man die Fähigkeit einer Unmasse von Gliedertieren Gespinste anzufertigen verwertete zur Gewinnung tierischer Faserstoffe? Denn warum sollten hierzu nur die wenigen heute in Kultur befindlichen Seidenspinnerarten ausschließlich verwendbar sein? Daß natürlich solche Probleme nicht von heute auf morgen gelöst werden können, brauche ich wohl kaum zu be- tonen; aber ihre Inangriffnahme prinzipiell abzulehnen, dafür liegt kein zwingender Grund vor. — Mir erscheinen derartige Probleme nicht kühner als die des drahtlosen Fernsprechers, des Quellungsmotors oder der Immunisierung gegen Infektionskrankheiten. Doch zurück nach diesem Fernblick zu Aufgaben, die uns heute die Wirklichkeit aufdrängt und die der Arbeit technisch denkender Bio- logen dringend bedürfen : Das Heu- und Sauerwurmproblem des Wein- baues, das Blutlausproblem des Obstbaumes, das Kiefernspinner-, Nonnen-, und Rüsselkäferproblem in der Forstwirtschaft, das Nematodenproblem des Zuckerrübenbaues, die Probleme der Ratten- und Mäusevernichtung, sowie von Vorratsschädlingen aus dem Heer der Insekten und, um mit das Wichtigste nicht zu vergessen, das Problem der Vernichtung von Parasiten, die den Menschen quälen, wie Mücken, Läuse, Krätzmilben und viele andere. Alle hierher gehörigen Tierformen zehren am Ge- deihen und Gesunden unserer Volkswirtschaft. Sie alle erfordern trotz ^) Vergl. Anm. Nr. 19 u. 20. über technische Biologie 43 ihrer Alltäglichkeit ernsteste Arbeit von Fachleuten und fördernde Mit- arbeit der Allgemeinheit. Die weitesten Kreise sind an solchen Auf- gaben interessiert; daher dürfen staatliche wie private Organisationen ihre Hilfe nicht versagen. Ein großer Zug echten Sozialismus liegt in der technischen Handhabung der angewandten Biologie. Schluß vSoweit es mir möglich war, habe ich Probleme aus meinem engeren Arbeitsgebiet aufgerollt. Ich versuchte zugleich darzustellen, daß sie nicht nur den Biologen als Fachmann, sondern weiteste Volkskreise in ihrer Gesamtheit etwas angehen, da wir mit der Lebensfähigkeit unserer Wirtschaft, mit der Erhaltung unseres materiellen Kulturbesitzes und unserer Gesundheit stehen und fallen. Ich versuchte zu zeigen, von welchem Standpunkt aus, mit welchen Ideen ich die Lösung der ungeheuren Aufgaben anstrebe. Dem Urteil und Ermessen des Lesers muß ich es überlassen, wie weit er mir auf den etwas neuartigen Wegen folgen will. Die furchtbare Not der Zeit, deren Ende zunächst nicht ab- zusehen ist, zwingt uns — allen Idealismus in Ehren — etwas realer zu denken auch auf biologischem Gebiete. Sie hat mich als Biologen veranlaßt Möglichkeiten zur Linderung zu suchen von meinem speziellen Fachstandpiinkte aus, und ich habe soviel Optimismus zu glauben, daß auf den soeben vorgezeichneten Wegen einmal zur Linderung beigetragen werden kann, und daß andererseits durch Ar- beiten in vorgezeichneter Richtung die Fläche Raumes, einschließlich ihrer Tier- und Pflanzenwelt, welche uns jetzt leider- nur noch ver- blieben, so intensiv genützt wird, daß wir auf die.se Art den Verlust wirtschaftlich wett machen. Indem wir durch die angedeutete Arbeitsrichtung zur Freiheit über das Naturgeschehen im Reiche der Organismen kommen, heben wir nicht nur unseren materiellen Kulturbesitz, sondern mit dieser absolut unantastbaren Freiheit auch unsere idealen Güter, an denen ja die Zeit noch ärmer ist als an realen. Auch den alltäglichen Dingen läßt sich ein idealer Geist ein- hauchen, denn: „es ist der Geist, der sich den Körper baut". Wem alle diese Forderungen als zu profan erscheinen, dem gebe ich zu be- denken, daß die oft geschmähte Technik erst den Weg geebnet hat zu einer besseren materiellen und damit zur Entfaltung einer geistigen Kultur. 44 Albrecht Hase Anmerkungen und Zusätze Die nachfolgenden Anmerkungen und Zusätze werden manchem Leser, der diesen Dingen etwas ferner steht, nicht ganz unwillkommen sein. Um den verfügbaren Raum nicht zu überschreiten, sind nur ganz wenig Literaturhinweise eingefügt worden. 1. Hase, A., Die Zoologie und ihi'e Leistungen im Kriege 1914 — 1918. Zugleich ein Beitrag zur Frage der angewandten Zoologie. Die Naturwissenschaften, 7. Jahrgang 1919, Berlin. 2. a) Escherich, K., Der gegenwärtige Stand der angewandten Entomologie und Vorschläge zu deren Verbesserung. Verh. d. deutschen zoologischen Gesellschaft 1913. Berlin. b) Ders., Über die Ziele und Aufgaben der „Deutschen Gesellschaft für angewandte Entomologie". Zeitschr. f. angew. Entomologie, Bd. 1, 1914, Berlin. c) Ders., Die angewandte Entomologie in den Vereinigten Staaten. Eine Ein- führung in die biologische Bekämpfungsmethode. Zugleich mit Vorsclilägen zu einer Reform der Entomologie in Deutschland. Berlin 1913. Mit vielen Lit.-Ang. d) Ders., Die Forstinsekten Mitteleuropas. Bd. 1. Berlin 1914. Mit vielen Lit.-Ang. 3. a) Lindner, P., Über die Zweckmäßigkeit der Errichtung einer Zentralstelle für zymotechnische Biologie. Wochenschr. f. Brauerei, 25. Jahrg., 1908, Nr. 41. b) Ders., Geleitwort zum ersten Heft der „Zeitschrift für technische Biologie". — Zeitschr. f. techn. Biologie, N. F. der Zeitschr. f. Gärungsphysiologie, Bd. VII, 1819, Berlin. 4. Im Kolloquium des „Kaiser Wilhelm -Institutes für physikalische und Elektro- chemie" zu Berlin -Dahlem vom 16. Oktober 1919 sprach ich über das Thema: „Probleme der Schädlingsbekämpfung besonders von physiologischer und prak- tischer Seite". Einige der hier scliriftlich niedergelegten, prinzipiellen Gedanken äußerte ich in diesem Kolloquium. Hauptsächlich aber erörterte ich praktische Fragen und zeigte an der Hand von Beispielen, wie vieler Mitarbeit von physio- logischer, toxikologischer, chemischer und physikalischer Seite es bedürfe, damit das Problem der Schädlingsbekämpfung (welches ja nur ein Teilgebiet der techn. Biologie ausmacht) in wissenschaftlich einwandfreier und wirtschaftlich fördernder Weise in Angriff genommen und gelöst wird. Vielerlei Einzelheiten, welche aus Raummangel hier wegfallen mußten, sind in diesem Kolloquium zur Sprache ge- kommen. 5. Daß völlige Klarheit über die angestrebten Ziele geschaffen wird, ist hier — wie auf allen Gebieten, wo die Wissenschaft mit der Praxis und mit breiten Volks- schichten in Berührung kommt — ein unbedingtes Erfordernis. Zu leicht wird sonst Dingen ein wissenschaftliches Scheinmäntel chen umgehängt, die nicht das geringste mehr mit Wissenschaft zu tun haben. Der Zustand, der leider noch besonders auf dem Gebiete der Schädlingsbekämpfung herrscht, daß eine After- wissenschaft der übelsten Gewinnsucht Vorspann leistet, muß restlos verschwinden. Einige Beiträge zu letzterem Punkt finden sich in meiner Arbeit: „Weitere Be- obachtungen über die Läuseplage", Centralbl. f. Bakt. , Paras. u. Infekt. -Kr., I. Abt. Orig. Bd. 77, 1915, Jena. über technische Biologie 45 6. Teilweise oder ganz widmeten ihre Lebensarbeit diesen Dingen Forscher, auf welche die deutsche Wissenschaft allen Grund hat stolz zu sein. Männer, die nicht mehr unter uns weilen, wie unter anderen: Altum, Hofer, Leuckart, Frank, Nitsche, Pagenstecher, Ratzeburg, Schaudinn, Sorauer, E. S. Taschenberg, Thaer, C. Vogt, Zürn, legten den Grund, auf welchem, wenn ich eine bunte Fülle von Zeitgenossen nenne: Börner, Braun, 'Eckstein, Escherioh, Fruwirth, Heinecke, Hollrung, Kirchner, Lindner, Miehe, Nocht, Stellwaag, Schiemenz, Reh, Wilhelmi, Zander, Zuntz weiter- hauten. An der Hand der Namen die.ser Forscher sinff Literatur -Quellen leicht aufzufinden. 7. Daß die Begriffe: „Biotechnik, technische Biologie", wie wir sie aufgefaßt wissen wollen, niclits mit Dingen, wie „mikroskopische Technik", „biologische Technik" zu tun haben, brauche ich wohl nicht des längeren auseinanderzusetzen. In letzterem Falle handelt es sich um eine Methodik, d. h. um ein Arbeitsverfahren (vergl. Zeitschr. f. biologische Technik und Methodik, herausgeg. v. Gilderaeister, Leipzig 1908/09—15, Bd. 1—3, Verlag J. A. Barth), in ersterem Falle um die begriffliche Umgrenzung eines Arbeitsgebietes. 8. Betreffs dieser und der nachfolgenden Begriffsformulierungen verweise ich auf Autoren, bei denen sich weitere Literaturhinweise finden: a) Kar mar seh, K., Geschichte der Technologie seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts. München 1872. b) Weudt, IT., Die Technik als Kulturmacht in sozialer und geistiger Beziehung. Berlin 1906. c) Zschimmer, E., Philosophie der Technik. Jena 1914. d) Ders., Naturwissenschaftliches und technisches Denken. Die Naturwissenschaften. 2. Jahrg. 1914, Berlin. 9. In den nachstehend verzeichneten Abhandlungen finden sich detailliertere Aus- führungen über die verschiedenen Arbeitsgebiete der angewandten Zoologie. a) Versluys, J., Die Verbreitung von Seuchen durch Insekten und andere Glieder- füßler im Kriege. Gießen 1915. b) Wilhelmi, J., Die hygienische Bedeutung der angewandten Entomologie. Flug- schriften der Dtsch. Ges. f. angew. Entomologie Nr. 7, Berlin 1918. c) Ders., Die angewandte Zoologie als wirtschaftlicher, medizinisch-hygienischer und kultureller Faktor. Berlin 1919. d) Wülker, G., Die Aufgaben der angewandten Zoologie. Naturwissensch. Wochen- schrift N. F. Bd. 15. Jena 1916. e) Eschericii, K., Die Bekämpfung schädlicher Insekten eine volkshygienische und volkswirtschaftliche Notwendigkeit. Frankfurt a. M. 1919. 10. In zahlreichen Lehr- und Handbüchern werden Fragen von der Tier- und Pflanzen- züchtung behandelt, vom theoretischen wie vom praktischen Standpunkte aus. Ich verweise u. a. auf die Werke von Fruwirth, Krämer, Kronacher und viele andere moderne Autoren. Eine Fundgrube für diese Fragen sind auch die klassischen Arbeiten Darwins. 11. Zuptz, N., Die Kraftleistungen des Tierkörpers. Berlin 1908. Weiteres über diesen Punkt findet sich in Werken über die Physiologie der Haussäugetiere. 46 Albrecht Hase 12. Die Zahlen werden fortwährend verschieden angegeben. Ich bitte es mir nicht als grüben Verstoß gegen die Genauigkeit anzurechnen, wenn bei einer der Gruppen die Zahl nicht genau stimmt. Für unsere Zwecke genügen die zitierten Zahlen vollkommen. 13. Ich kann es nicht unterlassen, hier auf etwas hinzuweisen, das mir von Jeher reizvoll erschien. Es ist die Rolle, welche die Tiere im Märchen spielen. Aus der Märchendichtung könnte ich eine Unmenge von Beispielen anführen, in denen die Tiere mit ihren spezifischen geistigen und körperlichen Fähigkeiten in den Dienst der Menschen treten. Die „Sammeltätigkeit" der Ameisen und Bienen, überhaupt der Insekten, die „Fluggeschwindigkeit" der Vögel, die „Geruchs- schärfe" des Wildes werden in bestimmter Richtung ausgewertet. [Vergl. „Aschen- brödel": die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.] Dabei ist es in- teressant, daß besonders in den Märchen der Naturvölker dieser Gedanke immer wiederkehrt. ' ' 14. Vergl. hierzu die Ausführungen von Reh, L., Die angewandte Entomologie in Deutschland. Zeitschr. f. angew. Entomologie Bd. 1, Berlin 1914, Verlag P. Parey. Reh sagt wörtlich a. a. 0. S. 85 „man hört vielfach die Ansicht aussprechen, unsere einheimischen schädlichen Insekten seien so gut bekannt, daß die vor- handenen Lehr- usw. Bücher alles Wissenswerte enthielten und Neues, nicht mehr zu tun sei. So ziemlich das Gegenteil ist richtig: Das Bekannte verschwin- det fast gegen das noch zu Erforschende". 15. Bei dieser Gelegenheit sei das hervorragende Buch empfohlen von Hewitt, C. G., The house fly Musca domestica Linn. Manchester, At the University Press 1914. 16. Ausdrücklich möchte ich hervorheben, daß in Wirklichkeit die Zusammenhänge nicht so einfach liegen. Von welchen Bedingungen die verschiedenen Lebens- phasen eines Tieres abhängen, ist durchaus nicht immer leicht festzustellen. Wenn wir im vorliegenden Falle das Beispiel vereinfachten und 5 Faktoren annahmen, so geschah dies nur aus rein didaktischen Gründen. Wie verwickelt allein die Temperaturverhältnisse bei den Insekten sind, und welche Rolle sie spielen, darüber hat erst in neuerer Zeit Bachmetjew, P., Experimentell-entomologische Studien I. Temperaturverhältnisse bei Insekten. IL Einfluß der äußeren Faktoren auf Insekten, Leipzig 1901; Verlag W. Engelmann u. Sophia 1907, Staatsdruckerei, exakte Untersuchungen angestellt. 17. Eine vorzügliche Übersicht über die verschiedenen Mittel zur Bekämpfung findet sich bei Hollrung, M., Die Mittel zur Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten, Berlin 1914, 2. Aufl. 18. Einen großen Schritt wäre die Schädlingsbekämpfung weiter, wenn es ein gründ- liclies Werk gäbe, in dem die Einwirkung der verschiedensten Giftstoffe auf schädliche Tiere, besonders Insekten, eingehend dargestellt wäre. Leider sind wir noch nicht so weit, und unsere Kenntnisse reichen über eine ziemlich grobe Empirie nicht viel hinaus. Eine weitere Frage, welche mit obiger eng zusammen- hängt, ist: über welche uatürliche Abwehrstoffe verfügen die Insekten Giften gegenüber? 19. Die Literatur über Gärung und damit zusammenhängende Fragen ist außer- ordentlich angeschwollen. Man vergl. die Werke von Buchner, Hansen, Henneberg, Jörgensen, Lafar, Lindner u. a. m. über technische Biologie 47 20. Spezielle Vorschläge nach 'dieser Richtung veröffentlichte in letzter Zeit a) Lindner, P., Eine naturgemäße Aufarbeitung von Fäkalien durch Fliegeularven. Mittig. der deutscheu Landwirtschaftsgesellschaft 1919. b) ders., Massenzüchtung von fettreichen lusektenlarven auf Abfallstoffen zum Zwecke der Fettgewinnung. Chem. Technische Wochenschrift, 8. Jahrgang, 1919. c) ders., Zur Fettgewinnung aus Kleintieren» Zeitschr. f. technische Biologie, Bd. 7, Berlin 1919. Die Bestimmung der Durchschnittsgröße von Mikroben, Stärke u. dergl. mit Hilfe mikrophotographischer Aufnahmen VOQ P. Lindner Mit 1 Tafel In Nr. 48 der Wochenschrift für Brauerei 1914 veröffentlichte ich einen Aufsatz über „Die Mikrophotographie im Dienste der Biometrie, insbesondere bei der Unterscheidung in der Praxis verwendeter Hefe- rassen", in vs^elchem ich ein Verfahren beschrieb, durch das sich ver- hältnismäßig bequem und einfach die sog. „Flächenzahl" der verschie- denen Heferassen feststellen ließ. Was ist das? Gesetzt, ich nehme als Flächeneinheit den Boden einer Petrischale. Fülle ich nacheinander Erbsen, Bohnen, Linsen und dergl. so ein, daß die einzelnen Samen den Boden gerade bedecken und daß weder Lücken vorhanden sind, noch die Samen übereinander zu liegen kommen, dann kann ich durch Aus- zählen der gerade in der Schale Platz habenden Samen einen ganz guten Ausdruck für ihre Durchschnittsgröße erhalten: die Flächenzahl. Je gleichmäßiger die Frucht in Form und G-röße ist, desto mehr kommt F die von einer solchen bedeckten Fläche der Größe — nahe, wobei F die X als Einheit angenommene Fläche und x die Stückzahl bedeutet. Bei Betriebshefen aus dem Gärbottich hat man es mit einiger- maßen einheitlichem Material zu tun, die Unterschiede in Größe und Form sind nur gering. Es kommt bei ihnen nur darauf an, daß sie lückenlos auf den Objektträger, oder besser noch in dner Adhäsionslamelle auf das Deck- 48 ^- Lindner gläschen aufgetragen werden zwecks einer photographischen Aufnahme. Auf dem bei öOOfacher Vergrößerung gewonnenen Bild wird nun eine be- stimmte Fläche ausgezählt. Der Bequemlichkeit habe ich die Fläche des gebräuchlichen Objektträgersformates gewählt, schon aus dem Grunde, weil ich diesen auf das Bild legen kann und bei der Zählung die bereits erledigten Zellen durch Tintenpunkte bezeichnen kann, so daß ein Aus- lassen oder wiederholtes Zählen von Zellen ausgeschlossen ist. Mitunter braucht man die zu zählenden Dinge gar nicht erst in einer Fläche zusammenzustellen. Bei Adhäsiouskulturen z. B. behalten die aus der Mutterzelle hervorgegangenen Tochterzellen untereinander immer enge Fühlung, auch werden sie durch den Meniskus der Flüssig- keitsschicht einschichtig gehalten. Gute Beispiele findet man in meinem „Atlas der mikroskopischen Grundlagen des Gärungsgewerbe. 2. Auflage im Bild Diastari, Caduz, Cibole, Colorado, Detroi, Dewa, Diabet, Dege- budos, Dux, Halle, Iran, Iwana, Kabul, Lagone und Lesbos für Hefen, bei Polder für Essigsäurebakterien. Bei verschiedenen Vergrößerungen kann man die Flächenzahl auf eine bestimmte Fläche und auf eine be- stimmte Vergrößerung z. B. bei Hefen auf 1000 oder 500 fach umrechnen. Bei manchen Hefen ist nicht nur die eigentliche Zellengröße, sondern auch die Verschleimung der Zellhaut in Betracht zu ziehen, da diese größere Abstände bewirkt. Klassische Beispiele hierfür bieten die beiden Bilder Lagone und Lesbos, auch das Bild Polder von der Essigbakterie. Neuerdings wird bei Gär- und Assimilationsversuchen (siehe die Arbeit von Svanberg in diesem Heft, von Elsie Vougt im vorigen, auch die unlängst erschienene Arbeit von Albert Klöcker „Contri- bution ä la connaissance de la faculte assimilatrice de douze especes de levure vis-ä-vis de quatre Sucres") wieder viel die Zeiss-Thomasche Zählkammer in Gebrauch genommen. »Sofern man die zunehmende Hefenzahl als Maßstab der Assimilationsgröße verwertet, läuft man aber Gefahr, die Ernte zu überschätzen, wenn die letzten Generationen kleinei'e Zellen liefern. Man sollte da die Flächenzahl zur Korrektur heranziehen, wenn man nicht, wie z. B. Elsie Vougt es macht, schon von einem bestimmten Trockengewicht der Hefeernte ausgeht und die Zellenzahl bestimmt, die bei einer bestimmten Verdünnung erzielt wird. Für Bakterien wird in vielen Fällen, sei es in Klatschpräparaten oder auch bei Ausstrichpräparaten eine dichte Lagerung der Keime zu erzielen sein, so daß man dann im Mikrophotogramm die Flächenzahl bestimmen kann. Wenn man sich die gewöhnlichen Bakterienphoto- gramme betrachtet mit den im Gesichtsfeld verstreuten Kokken, Bestimmung der Durchscbnittsgröße von Mikroben usw. 49 Stäbchenforinen und dergl., dann kann man sich des Gedankens kaum erwehren, wie schrecklich es sein müßte, die Keime einzeln zu messen und dann einen Durchschnitt zu nehmen. Die Bilder sind zumeist recht wenig- charakteristisch, im Vergleich zu den hübschen Habitushildern, die uns die Adhäsions- oder Tröpfenkultur mit ihrer ungestörten Ent- wicklung zeig-en. Unlängst wurde ich durch ein gerichtliches Gutachten veranlaßt. Stärke, wie sie für Wäschefabriken geliefert wird, nach der Körnergröße zu begutachten. Die Anwendung der Flächenzahlmethode war hier geradezu eine Erlösung ,von der Qual, die ein Ausmessen der einzelnen Körner ge- bracht hätte. Es erscheint mir zweckmäßig, hier einmal durch die erhaltenen Bildproben eine Vorstellung zu geben, wie man zu bestimmten Zahlen kommt, mit denen man etwas anfangeü kann. Es sollten zwei ver- schiedene aus Kartoffelstärke hergestellte Stärkesorten mit gewöhnlicher Kartoffelstärke und Reisstärke verglichen werden. Die vier Bilder sind bei gleicher Vergrößerung aufgenommen und aus dem Bild selbst gleiche Flächen herausgeschnitten worden. Zur Herstellung der Präparate ist zu bemerken, daß man zweckmäßig die Stärke auf das Deckgläschen trocken aufschüttet (natürlich eine gute Durchschnittsprobe) und mit so wenig wie möglich Wasser mit einer Nadel verrührt und zuletzt mit einem zweiten Deckgläschen den nicht zu dünnen Brei zur Platte gleich- sam aus wälzt. Nun wird das Deckglas auf einem hohlen Objektträger festgekittet. Es gehört allerdings eine gewisse Geschicklichkeit dazu, gleich auf Anhieb ein gutes Präparat zu erhalten. Nimmt man zu viel Wasser, dann findet sicher eine Entmischung der großen und kleinen Körner statt. In dickerem Brei ist dies nicht gut möglich, da bleibt alles mehr an Ort und Stelle infolge der großen Reibung. Dieselben Fabrikmuster w^urden zu verschiedenen Zeiten untersucht und dabei folgende Zahlen gewonnen: 233 (prima Kartoffelstärke) —293 S.-Muster — 529 K.-Muster 279 ( „ „ ) _ 388 „ „ — 724 „ „ In bezug auf die Kartoffelstärke war das Verhältnis: oben 100 : 139 : 259 unten 100 : 125 : 227 - In Berücksichtigung des Umstandes, daß zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten verarbeitete Kartoffeln verschieden sein müssen, kann man sagen, daß beide Zahlenreihen keine wesentlichen Zeitschr. f. teclm. Biologie, Bd. VIII. ^ 50 P- Lindner, Abweichuügen aufweisen und daß an der Identität der Proben, die be- stritten war, nicht gezweifelt werden kann. In dem Bild I zählte ich auf der Fläche 75 X 51 = 3825 qmm 254 Stärkekörner. In dem Bild II zählte ich auf der Fläche 75 X 51 = 3825 qmm 662 Stärkekörner. Da die Vergrößerung 125 fach linear = 15 625 fach in der Fläche, ist in Wirklichkeit abgebildet eine Fläche von 3825/15 625 = 0,247 qmm. Auf 0,247 qmm haben also Platz gefunden in I 254, in H. 662 Körner. Das einzelne Durchschnittskorn beansprucht also in I 0,247/254 = 0,00098 qmm, in II 0,247/662 = 0,00037 qmm oder, wenn mit (i = 0,001 mm gerechnet wird (1 qmm = 1000000 q/^), I 980 qpi, II 370 q^w, das sind also Quadrate mit 31 bezw. 19 ^m Seitenlänge. Auf allzu große Genauigkeit wird man bei all solchen Zählungen nicht rechnen können; immerhin stellt die Flächenzahl doch etwas Greif- bares dar, während man bei den üblichen- Mikrophotogrammen gewöhn- lich sprachlos bleibt. Hat man ein sehr gleichmäßiges Material, aber Lücken im Präparat, dann kann man die Umrisse der Lücke auf dem Objektträger aufzeichnen und letzteren so verschieben, daß die Lücke eine dicht gelagerte Stelle bedeckt. Jetzt kann man mit Tinteupunkten die in der Lücke befind- lichen Körner feststellen. In den meisten Fällen verhindert das dichte Auseinanderliegen der zu zählenden Keime und dergl. deren sonst wimmelnde Bewegung und man kann, wie in dem vorliegenden Fall bei der Stärke, die Aufnahme direkt auf Gaslichtpapier machen, obwohl sie eine längere Expositious- zeit erfordert. Die wimmelnde oder sog. Bro wüsche Molekularbewegung hat vielfach in Laboratorien, in denen man nicht über Bogenlicht verfügte, verschuldet, daß man sich nicht an die Aufnahme lebender Mikroben- kulturen herangewagt hat. Hätte man das Präparat wie für die Flächen- zahlbestimmung hergerichtet, dann wäre man auch zurecht gekommen. Beim Überschauen der Bilder, die übrigens schon einmal ver- öffentlicht worden sind (Wäschereizeitung 1918, Nr. 47/48), wird einem ohne weiteres klar, • daß die Mischung der kleineren und größeren Körner ziemlich gleichmäßig ist, daß also bei der Anfertigung des Prä- parates kein Wegschwemmen der kleinen stattgefunden hat. Weiter sieht man beim ersten Blick, daß II und III, die beiden konkurrierendea Bestimmung der Durchschnittsgröße von Mikroben usw. 5X Stärkesorteu sich erheblich in der Durchschnittsgröße der Körner unterscheiden. Da die WäschepUtttereien den kleinkörnig-en Stücken den Vorzug- ■ geben, insbesondere aber die Reisstärke hochschätzen, ist es für sie angezeigt, sich über die Körnergröße der angebotenen Stärkesorten von Zeit zu Zeit durch photogräphische Aufnahmen unterrichten -zu lassen. Zur Selbstkontrolle wird man gut tun, mindestens zwei Präparate an- zufertigen, und von jedem Präparat zwei verschiedene Gesichtsfelder aufzunehmen. Wie weit man hier eine Übereinstimmung erzielt, mögen die Zahlen, die mit der S- und der K-Stärke aus je zwei Präparaten und vier ver- schiedenen Gesichtsfeldern, zeigen. In S: 297, 320, 276, 276. In K: 548, 506, 521, 540 Durchschnitt bei S: 293 • bei K: 529. Als Vergrößerung empfiehlt sich für Stärke 125 fach, für Hefen 500 fach, für Bakterien 1000 fach zu wählen. (Biologisches Laboratorium des Instituts für Gärungsgewebe.) Kleine Mitteilungen Aus dem Bericlit der Kommission (Liudau, Liiidner u. Reinhardt) der Deutschen Botanischen Gesellschaft über die Hebung der Produktion von Speisepilzen Die Kommission hat nach vorläufigen Erkundigungen auch Ratschläge von erfahrenen Pilzkennern und Forschern eingeholt, so der Herren Bakalla, Seminardirektor, Ziegenhals, Borgmann, Prof. Dr., Tharandt, Dittrich, Prof. Dr., Gymnasialoberlehrer, Breslau, Gramberg, Lehrer, Königsberg!. Pr., Lakowitz, Prof. Dr., Oberlehrer, Danzig, Ludwig, Prof. Dr., Hof rat, Greiz, Möller, Prof. Dr., Oberforstmeister, Direktor der Forstakademie in Ebers- walde, Ricken, Pfarrer, Lahrbach, Rhön, Roman Schulz, Lehrer, Berlin. Zu der Frage,- wie die Kenntnis der eßbaren und auch der giftigen und schädlichen Pilze gefördert werden kann, wie weitere Volkskreise über den Wert der Pilze für die Ernährung aufzuklären sind, liegen in der Lite- ratur wertvolle Hinweise vor. Herr Borgmann macht in seiner Abhandlung „Die Mitwirkung der deutschen Forstwirtschaft an den Aufgaben der Volks- 52 Kleine Mitteilungen ernährung im Kriege"^) auf S. SJ9ii. entsprechende Vorschläge, und ähnliche Vorschläge finden sich in fast allen der Kommission zugegangenen Schreiben. Amtliche Stellen: Schulen, Lehrer- Seminare, haben die Aufgabe, im Unterricht die Kenntnis der eßbaren und schädlichen Pilze zu verbreiten. Die Behörden können diese Kenntnisse verallgemeinem und erweitern durch Verbreitung von Belehrungsschriften, guten Pilztafeln, Pilzwanderungen unter kundigen Führern, durch Vorträge, Pilzausstellungen und Unterrichtskurse. In Markthallen sollten Schaukästen mit den eßbaren Pilzen der Zeit an- gebracht werden, und in größeren Orten müßten besondere Pilzbeschauer angestellt werden mit dem Rechte, Verkaufsscheine für die ausgelegten Pilze auszustellen, um Vergiftungen zu verhüten. In den Städten sind besondere Beratungsstellen für Pilzkunde einzurichten, wo gratis oder gegen Entgelt die Pilze bestimmt werden und Auskunft über ihr Sammeln und Zubereitung gegeben wird. Auch eine Unterweisung in der Zubereitung der Pilze könnte in HaushaltAngsschulen und Frauenvereinen erfolgen. Eine Marktauf sieht, bezw. Auskunftsstelle, besteht in Königsberg (Gramberg) und Danzig (Lakowitz); einen Vortrag über Marktpilze hat Herr Dittrich in Breslau gehalten; Pilzausstellungen waren in Berlin (Ro- man Schulz u.a.) und Habelschwerdt (Bakalla). Wo große Mengen Pilze zur Verfügung stehen, geben sie ein gutes Schweine- und Hühnerfutter. Doch müssen sie auch hierzu passend zubereitet w^erden (Dittrich). • II. Die folgenden Versuche können sofort emjafohlen werden: Züchtung nach Art der Champignon-Kulturen, auf Beeten von Lauberde, auf Holz und auf Baumstubben, durch Anpflanzung von Bäumen mit Mykorrhizen. 1. Ähnlich wie der Champignon (Psalliota campestris) lassen sich züchten : Tricholoma nudum, Russula virescens (Dittrich, R. Schulz), Coprinus comatus (Ricken, Schulz), Paxillus involutus (Ricken), Clitopilus prunulus (R. Schulz), Morcheln (Dittrich, Gramberg). Über die Champignon- Kulturen besteht eine reichhaltige Literatur. Der Erfolg der Kulturen hängt vielfach von örtlichen Umständen ab, so daß sie erfahrenen Gärtnern zu überlassen ist. Wie weit Versuche mit den oben aufgeführten Pilzen Erfolge bringen, läßt sich schwer vorher sagen. In Frankreich sollen solche Kulturen mit Tr. nudum und mit Speisemorcheln guten Ertrag gebracht haben (Falck, Gramberg). 2. Für die Züchtung auf schnell und leicht herzustellenden, gedüngten Beeten von Lauberde empfiehlt Falck Psalliota silvatica, Lepiota excoriata, Tricholoma graveolens, gamborum und boreale, die sogenannten Maipilze ; Gramberg und Roman Schulz außerdem noch Clitocybe laccata und Amanita rubescens. ^) Tharandter Forstliches Jahrbuch, Bd. 67, H. 5/6, 1916. Kleine Mitteilungen 53 3. Am einfachsten ist die Züchtung auf Baumstubben, auf die Pilze mit reifen Sporen gelegt oder besser noch gestellt werden, so daß die Sporen auf natürliche Weise ausgestreut werden können. Auch durch Begießen mit sporenhaltigem Wasser kann man eine erfolgreiche Aussaat erhalten. Zu solchen Kulturen werden empfohlen: Pholiota mutabilis, Pleurotus ostreatus und Armillaria mellea. Der erste Pilz, der Stockschwamm, ist ein unschäd- licher, totes Holz bewohnender Pilz. Auch der zweite, der Drehling oder Austernpilz, tritt nie so häufig auf, daß er Schaden verursachte, trotzdem er sich auch an lebenden Bäumen findet. Der dritte Pilz, der Hallimasch, ist aber einer unserer schädlichsten Pilze als Waldverderber, dem jährlich viele Waldbäume zum Opfer fallen. Wie weit seine Züchtung und Vermehrung dem Forste größeren Schaden bringt, als der Wert der geernteten Pilze ist, ist eine zweite Frage. Jedenfalls müssen die jungen Hallimasche gesammelt werden, bevor sie ihre reifen Sporen ausstreuen können. 4. Einige Pilze finden sich nur unter bestimmten Bäumen; ihr Vor- kommen und Wachstum ist an diese Bäume geknüpft, ihr Myzel lebt in Symbiose mit den Wurzeln der Bäume und bildet die sogenannten Mykor- rhizen. Die Kultur dieser Pilze geschieht ani besten so, daß junge Bäume mit den Mykorrhizen dieser Pilze so verpflanzt werden, daß man sie mit genügend großen Wurzelballen umsetzt. Das bekannteste Beispiel dieser Züchtung ist die Kultur der Perigord- Trüffel. Ludwig nennt als Pilz- bäume: Lärche und Weimutskiefer (Boletus elegans und B. Boudieri var. pictilis), Birke (Boletus rufus und B. scaber), Fichte und Kiefer (Boletus edulis). m. über das Wachstum des Myzels der eßbaren Pilze ist wenig bekannt, weder über das Alter, das es unter günstigen Bedingungen überhaupt er- reichen kann, noch darüber, wann und unter welchen Umständen es seine Fruchtkörper entwickelt. Daß die Myzelien einiger Pilze recht alt werden können, geht aus der Bildung großer, sogenannter Hexenringe hervor, die oft viele Meter Durchmesser erreichen. Einige Pilze erscheinen fast regel- mäßig an einem bestimmten Standorte, und wiederum andere treten nur in einem Jahre an demselben Standorte auf und verschwinden dann wieder für immer oder für mehrere Jahre. Um die Kultur, Verbreitung, Förderung des Wachstums und der Frucht- bildung der nützlichen Pilze zu heben, bedarf es jahrelanger Versuche und Vorbereitungen, die von Forstakademien und anderen wissenschaftlichen In- stituten anzustellen wären, vielleicht unter Beirat pilzkundiger Physiologen und Sammler. Die Sporen werden in geradezu unendlichen Mengen gebildet und durch die Luft und durch Tiere weithin verbreitet. Sie werden an Stellen, wo sie günstige Bedingungen finden, sicher keimen und sich weiter entwickeln! Wir kennen erst von wenigen eßbaren Pilzen die Keimung der 54 Kleine Mitteilungen Sporen, und Versuche, sie in künstlichen Nährlösungen zum Keimen zu bringen, wären somit zu empfehlen. Sofort könnten auch Versuche angestellt werden, die Sporen auszusäen, wie es oben für die Aussaaten auf Baum- stubben geschildert ist. Über Erfolge solcher Aussaaten ist aber sicheres nicht bekannt. Mit größeren Kosten und Umständen verknüpft, wohl aber schnelleren Erfolg versprechend, wäre das direkte Auspflanzen des Myzels durch Übertragen genügend großer Bodenstücke mit dem Myzel in Wälder, auf Felder und Wiesen, an Orte, die geeignete Bedingungen für das Ge- deihen der betreffenden Pilze zu versprechen scheinen. Dabei ist Rücksicht ^ auf Feuchtigkeit und Trockenheit des Standortes, ob Laub-, Nadel- oder Mischwald u. a. zu nehmen. Der Erfolg wird auch dann noch unsicher sein, solange wir die Bedingungen für die einzelnen Pilze nicht kennen, und wahr- scheinlich hängt das Gedeihen der Pilze, noch mehr als anderer Nutzpflanzen von äußeren, nicht oder schwer beeinflußbaren Umständen ab; Pilze, die in nassen Jahren auf trockenen Böden wachsen, kommen in trockenen Jahren auf Sumpfstellen vor. Wo es sich lohnt, könnte durch Zu-, beziehentlich Ableiten von Wasser, durch Begießen das Wachstum gefördert werden. Der geringe Mehrertrag würde kostspielige Anlagen und Arbeiten nicht lohnen. Und dasselbe gilt von der Düngung; obgleich schon geringe Düngung mit Mist das Wachstum einiger Pilze fördert. Künstliche Düngemittel, vor allem Nitrate und Ammoniak, werden nach Falck von einigen Basidiomyzeten, und zu dieser Gruppe gehören die meisten unserer Speisepilze, nicht aufgenommen, so gute Nährmittel diese Stoffe für die meisten niederen Pilze und einige Askomyzeten sind. Um die Pilze zu verbreiten oder da, wo sie von Natur vorkommen, ihren Ertrag zu heben, ihr W^achstum zu begünstigen und zu fördern, lassen sich zurzeit sichere Erfolge versprechende Vorschläge weder für bestimmte Arten noch Methoden machen. (Entnommen den Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft, Bd. 37, Heft 4.) Allgemeines aus dem Bereich der Biotechnologie Die Einsicht, daß unsere Hochschulen und -ihre Lehrkräfte sich auf „nutzbare wissenscnaftliche Arbeit" einstellen müßten, scheint erfreulicher- weise Fortschritte zu machen. Unlängst hat sich auch Nernst in diesem Sinne bei Gelegenheit der Verteilung der Hilfsfonds der Akademie der Wissenschaften zur Unterstützung wissenschaftlicher Arbeiten ausgesprochen. Hugo Fischer-Essen hat unlängst mit treffsicherem Humor die Hilf- losigkeit und Überheblichkeit von Sachverständigenkommissionen gegenüber neuen Erfindungen aus der Geschichte der Neuzeit gegeißelt. Gerade die einfachsten Gedanken hajbe man am wenigsten beachtet, während man bei fast unbegreiflichen Theorien mit der Zustimmung nicht Kleine MitteiluDgen 55 zurückstehen wollte. Der Zustiminende gibt sich natürlich damit djt? An- sehen, als ob er die Sache völlig begriffen hätte. Den Mut, zu einer neuen Sache, deren Durchführung Gelder erfordert, ja zu sagen, finden nur wenige, am ehesten noch Kapitalisten; der Gelehrte ist meist zu zaghaft, ja zu gewissenhaft, ihm ist der Gedanke schrecklich, daß ein' anderer durch sein Votum vielleicht Verluste erleiden könnte. Ka- pitalisten und große Gesellschaften sind es aber gewohnt, ein Risiko einzugehen. Schließlich muß auch in Betracht gezogen werden, daß ja gerade das Kapital von vielen Erfindungen unverdient hohen Nutzen gezogen hat, während der Erfinder meist leer ausgegangen ist, ja gar nicht einmal genannt wurde. Neuerdings scheint hier ein Wandel sich vorzubereiten, indem dem Erfinder größere Rechte eingeräumt werden sollen, auch bei Betriebserfindungen oder einfachen Verbesserungen im Betrieb, für die ein Patentschutz nicht genommen werden kann (vgl. Bundesblätter, Mitteilungen des Bundes angestellter Chemiker und Ingenieure, Berlin W. 35, Potsdamerstr. 36, 1. Jahrg. Nr. 14 vom 1. 1. 20 „Erfinderschutzfragen"). Es ist selbstverständlich, daß diese Umstände nunmehr den Forscher zur Mitarbeit an praktischen Arbeiten mehr als vordem anregen werden. Er wird dann auch finden, daß gerade bei letzteren sehr viel zu lernen ist. Ich möchte hier wieder auf den Vortrag von Hugo Fischer: „Der gegenwärtige Stand der Kohlensäurefrage für Pflanzenkulturen verweisen" (Angewandte Botanik, Bd. 1, Heft 5 — 7), „Es geht", „Aber wie man es am besten macht, das ist alles im einzelnen noch auszuprobieren", „Wie hätten uns erhöhte Ernten im Kriege genützt! Warum waren wir rückständig? Weil, dank einer ganz einseitigen Schulbildung, unter den Maßgebenden selten ein Mann zu finden ist, der in einer naturwissenschaftlichen Frage ein eigenes unbefangenes Urteil hat. Soll man urteilen, dann muß man Sachverständige befragen; und was das bedeuten will, dafür weise ich auf Kolumbus, die erste Eisenbahn und Gregor Mendel hin". Während des Krieges hat man bei uns fast alle Schweine abschlachten lassen. In Ungarn hat der Dipl. -Ing. Karl Erecky, jetzt ungarischer Ernährungsminister — also einmal ein wirklicher Sachverständiger Minister! — mit ungarischen Großgrundbesitzern eine Vieh- verwertungsgenossenschaft gegründet und eine Mastanstalt für 50000 Schweine in Betrieb gesetzt. Bei uns eine durch Sachverständige inszenierte großartige Abschlachtung, in Ungarn eine großzügige Produktion. Man lese die überaus interessant geschriebene Broschüre von Erecky „Biotechnologie der Fleisch-, Fett- und Milcherzeugung im landwirtschaftlichen Großbetrieb", Paul Parey Berlin 1919, und darin besonders das letzte Kapitel: Die Biotechnologie im Dienste der Volksernährung. Hier nur einige Stichproben daraus. „Nur die Anwendung der Natur- wissenschaften in der Landwirtschaft kann die Lebensmittelproduktion dazu befähigen, der überhandgenommenen Industrie wieder das Gleichgewicht zu 56 Kleine Mitteilungen halten" ... In diesem Fall wird das Großkapital dafür sorgen können, daß die Völker der Mittelmächte mit Nahrungsmitteln bis zur Genüge versehen werden. . . Je intensiver die Bauernwirtschaft betrieben wird, um so weniger vegetarische Nahrungsmittel gibt sie der Kulturgesellschaft ab. Die Er- zeugnisse ihres Bodens werden von dem eigenen Zug- und Nutzvieh verzehr. Die Feststellungen der Volksernährungsämter lassen erkennen, daß die großen Herrschaftsgüter für die Versorgung des Heeres und der großen Städte aufkommen, weil bei diesen die zunehmende Intensität der Bewirtschaftung nicht auch eine Vermehrung des Zugviehbestandes zur Folge hat. Diesen erwähnten Übeln muß abgeholfen werden, und die mächtige deutsche Kultur ist in erster Reihe berufen, die Lebensmittelproduktion mit Hilfe der Naturwissenschaften auf kapitalistischer Grundlage neu zu organisieren. Als Vorbild diene der gigantische Aufschwung der deutschen chemischen Industrie. Wenn die deutschen Landwirte, Physiologen und Biochemiker die Lebensmittelerzeugung in die Hand nehmen, wird durch Ausnutzung der in den Ländern der Zentralmächte vorhandenen Naturschätze die Entwicklung der gesamten Menschheit einen so mächtigen Aufschwung erleben, daß eine weltgeschichtliche Periode entsteht, die sich unter den Jahrtausenden ebenso markant abheben wird, wie die Stein- und Eisenzeit. Diese biochemische Periode kann die deutsche Kultur zeugen, sie muß nur den Willen dazu besitzen." Daß übrigens auch einfache Praktiker Großes einleiten können, dafür ein Beispiel: In Ungarn sind jetzt weite Steppengebiete in Weinpflanzungen umgewandelt, nachdem ein einfacher Weinbauer herausgefunden hat, daß man nur die Pflanzgrube mit Getreide zu umpflanzen braucht, um das Versanden der Grube durch den Steppensand zu verhüten. Der meiste ungarische Weißwein, den man jetzt bei uns trinkt, entstammt aus diesem neu eroberten Steppengebiet. (Nach einer Mitteilung des Weinhändlers Herrn Lichtwardt, Charlottenburg, des bekannten Dipterologen.) Lindner. Das Biosproblem und die Deutung negativer Ergebnisse bei Assimilationsversuchen Kluyver und Klöcker haben beide ziemlich umfangreiche Unter- suchungen angestellt, durch die sie das eine oder andere der von Lindner und Saito und Rose erhaltenen Assimilationsergebnisse als falsch nach- weisen wollten. Kluyvers Arbeit ist schon 1914 „Biochemische Suiker- bepalingen" Leiden, Habilitationsschrift, erschienen, Klöckers erst 1919 in den Compt. rend. des travaux de laboratoire Carlsberg, 14 Vol., No. 7, Kopen- hagen, H. Hagerup. Zu beiden Arbeiten habe ich in Woch. f. Brauerei 1920, Nr. 3 Stellung genommen und die mutmaßliche Deutung der Unstimmigkeiten versucht. Sie Kleine Mitteilungen 57 sind offenbar begründet in der von den Versuchsanstellern nicht beachteten ungleichen Sauerstoffspannung der beimpften Nährflüssigkeiten. Nicht die Verunreinigung des Zuckers, nicht die geringe Hefeaussaat, nicht die Form des Kulturgefäßes sind ausschlaggebend. Bei zu lange gestandener, also sauerstoffreicher Flüssigkeit ist auch bei Anwendung reinsten Zuckers ein Ausbleiben der Entwicklung der geringen Zellenaussaat wahrscheinlich infolge zeitig einsetzender Verfettung der Zellen, die natürlich wieder auf eine As- similation des Zuckers hindeutet. Man wird also alle negativen Befunde bei den bisherigen Assimilationsversuchen nochmals nachprüfen und dabei vor allem das mikroskopische Bild der Aussaatzellen kontrollieren müssen. So hat also auch hier das sog. Biosproblem sein Unwesen getrieben und viel unnötige Arbeit gemacht. Lindner. Ein klassisches Werk aus dem Gebiete der Biotechnologie ist soeben von S. Orla-Jensen erschienen (Memoires de l'Academie Royale des Sciences et des lettres de Danemark, Copenhague, Sect. des sciences 3me Serie tV. no. 2). Es ist betitelt: „The lactic acid Bacteria" und enthält 51 Tafeln (mit je 4 — 6 Bildern). Die Veröffentlichung ist mit Unterstützung des Carlsberg- und Julius Skrikesstiftung erfolgt. Im ganzen sind 30 Bak- terienarten untersucht; dazu sind volle 10 Jahre angestrengtester Arbeit er- forderlich gewesen. Die Ausstattung des Werkes ist prächtig, besonders die Photogramme. Der Verfasser ist der bekannte Leiter des biotechnisch- chemischen Laboratoriums der polytechnischen Lehranstalt in Kopenhagen. Lindner. Die Antialkoholbewegung- und die Gärungsforschung Die sehr flott geschriebenen und auch inhaltlich interessanten beiden Bände von Georg Triers „Grundlagen des Antialkoholismus" Gebr. Born- traeger, Leipzig 1918, kranken an dem Fehler, daß sie von den neuesten Arbeiten über Naturgärungen und ihre Kostgänger sowie über die leichte Assimilier- und Überführbarkeit des Alkohols in Fett nichts berichten. Die leichte Assimilierbarkeit des Alkohols in mäßig konzentrierten Nährlösungen widerspricht aber ganz und gar der landläufigen Redensart von dem Zellgift Alkohol. Die Behauptungen Triers, der Alkohol sei nur als für die Zelle unbrauchbares Exkrement zu werten, sind also ganz irrig. Sogar die Bierhefe, sofern nur genügend Sauerstoff zugegen, verschluckt gierig Alkohol und macht Fett daraus, was sie durch ihr granuliertes Plasma, das sie besonders von anderen Hefegruppen unterscheidet, kund tut. In meinen beiden „Beiträgen zur Naturgeschichte der alkoholischen Gärung" habe ich Herrn Trier entsprechende Belehrung zuteil werden lassen. (Wochenschr. f. Brauerei 1919, Nr. 29 u. 1920, Nr. 1, zusammen auch als Broschüre herausgegeben). 58 Kleine Mitteilungen Der Gärungsindustrie wollte Trier durch die Gärungswissenschaft das Grab graben; sie hat ihn jedoch im Stich gelassen. Auch vom Standpunkt der Ernährungsphysiologie ist ihm kräftig ent- gegnet worden. Vergl. den Vortrag von Prof. Völtz: „Das Bier und die bei seiner Herstellung gewonnenen Nebenerzeugnisse in ihrer Bedeutung für die menschliche Ernährung" (W. f. Br. 1919, Nr. 50). In Übereinstimmung mit den Befunden von Zuntz und Rubner findet Völtz ungefähr 60 "/q der aus- nutzbaren Nährstoffe der Gerste im Bier wieder; im Bier und in den übrigen Erzeugnissen der Bierbrauerei zusammen 86 7o- Die gesamten Ver- luste an ausnutzbaren Nährstoffen bei der Bierbrauerei betragen hiernach nur 14*^/q. Bei der direkten Verwertung der Gerste als Mehl und Graupen hat man mit etwa denselben Verlusten zu rechnen. Die Nährstoffverluste bei der Malzkaffeefabrikation betragen dagegen 75 — 80°/q. Also: Friedens- Bier oder Graupensuppe oder Malzkaffee? Die Wahl dürfte nicht schwer sein. Lindner. Ergänzende Nachträge zur Schädlingsbekämpfung, Fäkalienverwertnng, zur Biosfrage und Fettgewinnung. Schädlingsbekämpfung. Es erscheint mir zweckmäßig, im Anschluß an den voraufgegangenen Vortrag von Prof. Hase einige von ihm bereits im September 1918 bei den Verhandlungen der deutschen Gesellschaft für angewandte Entomologie zu München (Verlag Paul Parey, Berlin 1919) ge- brachte Angaben hier anzufügen. Läuse. Die finanziellen Aufwendungen zur Läusebekämpfung im Kriege veranschlagt er auf etwa 250 Millionen Mark, durch sie ist es ge- lungen, die Gefahr einer allgemeinen Verlausung und damit Seuchenein- schleppung (Fleck- und Rückfallfieber) zu verhüten. Die erste Periode der Bekämpfung war eine mehr prophylaktische Abwehr mit Geruchsstoffen (Läuse- mitteln), die aber zumeist versagt haben. Die zweite bediente sich des Dampfdesinfektions- und Heißluftverfahiens (Backofenprinzip). Ersteres, (Vo — 1 stündige Einwirkung von Wasserdarapf von 105 — 110°C) mußte Gummi und Ledersachen verderben, aber grade Ledersachen z. B. Leibriemen, Hosen- träger, Brustbeutel, Bruchbänder, Stiefelstrippen, Tornisterriemen, Pelze w^aren häufig mit Läusen und Nissen behaftet. An der Front wurde das von Heymon zuerst 1915 ausprobierte Heiß- luftverfahren hauptsächlich angewandt. Seine Nachteile: Versengen der Sachen beim Überhitzen, zu langsames Durchwärmen dieser Kleiderbündel, Feuersgefahr, wenn Feuerzeuge, Zelluloidwaren in den Sachen steckten. Die dritte Periode: Anwendung von Blausäuregas nach Teichmann und Heymann. Bei lockerer Packung gentigen bei 2 Vol. 7o Gras 1 Std., bei dichterer 2 Std. Das Verfahren ist billiger als die vorigen, gefährlich aber für die Bedienungs- leute, sofern sie für den Blausäuregeruch nicht empfindlich genug sind. Kleine Mitteilungen 59 Schwierig ist die Entlüftung im Großbetrieb, bei nassen Sachen versagt es, ebenso bei Frost und niederen Temperaturen. Die letzten Reste Blausäure machen sich beim Ankleiden bemerklich; sie müssen chemisch unschädlich ge- macht werden. ' Die Bekämpfung der Kopfläuse macht namentlich bei Frauen Schwierig- keiten; es fehlt z. Z. noch ein billiges Mittel für Massenentlausungen (z. B. im Osten). Für die Abtötung der Läuse und Nissen in Scham- After- und Achsel haaren dürften Präparate, welche Kresol- oder Essig- oder Ameisen- säure in irgend einer Form enthalten, am aussichtsreichsten sein. Lazarett- züge und Wohnräume sind wohl am besten mit 1 Vol. 7o Blausäure zu entlausen; wenn Räume nicht abduftbar, dann mit Kresolseifenlösung ab- waschen oder 40 Tage lang die Läuse aushungern lassen! Nach Schöppler tötet Sublimatlösung 1 : 100 die Läuse in den Schamhaaren nach dem Waschen rasch ab, unter hellroter Verfärbung. Bettwanzenbekämpfung. Die Arbeiterbaracken des großen Leuna- werkes bei Merseburg wurden in Folge der Wanzenplage zeitweise unbe- wohnbar. Abhilfe kam von der Durchgasung mit Blausäure. Nicht unter 4 Std. einwirken lassen bei l°/o Vol! (Diese Mitteilung ist einem neuerlich von Hase in Berlin gehaltenen Vortrag entnommen.) Die Bekämpfung der Fliegen und Mücken bedarf noch gründlicher biologischer Vorarbeit. Teichmann empfiehlt gegen unsere einheimischen Culex- und Anopheles-Arten mit Blausäure vorzugehen. 0,02 — 0,03 Vol ^g genügen, um die Volltiere (Imagines) abzutöten. Gegen die gewöhnlichen Hausfliegen (Musca domestica, Stomoxys cal- 1 citrans, Homalomya canicularis) wirkte 0,1 Vol. "^/q in 30 Minuten, 0,25 Vol. °/q Blausäure in 15 Minuten tötlich, den Vorschlag von Teich mann, Mist, Müll usw. mit Cyannatriumlösungen (62,5 g NaCy in 25 1. Wasser pro cbm) mehrmals im Jahr zu begießen, hält Hase für bedenklich. In Gebirgsdörfern kann man oft beobachten, wie die Jauche aus Ställen den Abhang hinunter- fließt und sich darin unendlich viel Fliegenlarven und Fliegen entwickeln. Hier finden Hühner und Singvögel reichliches Futter, ebenso in den Ställen selbst. Eierproduktion alsdann erheblich gesteigert. Den Stall als Fliegenfalle hat ein Pferdebesitzer in Olmütz benützt; er öffnet im Sommer Tür und Fenster, damit möglichst viel Fliegen in den Stall kommen, wo sie die Eier ablegen. Die Maden kriechen an den Wandungen hoch. Diese werden jeden 2. u. 3. Tag bis zu 1 ra Höhe abgespült und so die Maden angeblich vernichtet und die Fliegenplage eingeschränkt (aus der Broschüre von A. Grimme „Krieg den Fliegen" Verlag der Ender'schen K. A. Neutitschein, Wien Leipzig). Ich habe in Wochenscrift für Brauerei darauf hiixgewiesen, daß offenstehende Bierflaschen mit Bierneigen ebenfalls solche Fliegenfallen darstellen und daß namentlich, die Essigfliege, die in Obstgeschäften und Essigfabriken überaus häufig, darin zahlreich Eier ablegt. Die ausschlüpfenden 60 Kleine Mitteilungen Larven kriechen an der glatten Glaswand empor und verpuppen sich da. Die Tönnchen kleben ziemlich fest am Glase. Mückenbrut fand ich massen- haft in den Glasscherbenhaufen von Weinkellereien. Die Käsefliege welche die Springmaden erzeugt, bildet glänzend braune Tönnchen, die sich wie Leinsamen in die Tüte füllen lassen. Aus- schlüpfende Fliegen fand ich schon am folgenden Tage bei der Paarung und am übernächsten Tage waren schon wieder Eier gelegt. Bekannt ist die Fliegenplage in Champignonzüchtereien, die geradezu die ganze Anlage in Frage stellen kann. In Käsereien vmd Pilzzüchtereien sollten auch mit Durchgasungen Versuche gemacht werden. Wichtig ist auch die Bekämpfung der Pferdebremsen. In Grödener Tal. sagten mir die Kutscher, es sei für die Tiere gesund, wenn sie tüchtig von Bremsen bis aufs Blut ausgesaugt würden. Die Lederindustrie erleidet an Millionen jährlich Schaden durch die Bies- und Dasselfliegen. Auch gegen diese müßten energische Maßregeln ergriffen werden. Um die Fliegenplag^ auf den Weideplätzen zu verringern, sollte man, wie es an der friesischen Küste üblich, die frischen Exkremente möglichst von der Wiese entfernen. Eine Brutstätte für Mücken und Fliegen stellen auch die Wundstellen der Bäume dar; der in Gärung geratene Saft wimmelt von Fliegenlarven aller Art. Auf Brauereihöfen, in Trebertrocknungsanstalten ist zur Fliegenent- wicklung reichlich Gelegenheit gegeben und damit auf die Übertragung schäd- licher Keime auf die Kühlschiffe. Ein Eldorado für Fliegen stellen die Senn- hütten im Gebirge dar. In Tirol trifft man oft Küchen an, deren Wände mit zahllosen Fliegen besetzt sind. Aus Kleinasien berichteten Feldgraue, daß der Suppenlöffel, ehe er zum Mund geführt ist, dicht von Fliegen besetzt wird. Unheimlich ist vielerorts auch die Mückenplage. Im Rheingau ist es vor Mücken oft nicht auszuhalten. In Sibirien flüchten sich Tier und Mensch oft in die vereisten Erdgruben, um blos den Mücken etwas zu entgehen. Im abessynischen Hochland an den Seen sollen ähnliche Mückenschwärme vorkommen, die oft ganze Wolken bilden wie in Sibirien. Aus Archangelsk erhielt ich einmal Mücken zugesandt, die zu Millionen mit dem Schnee er- starrt heruntergefallen waren. Hier hat offenbar ein Sturm die Mückenwolken erfaßt und sie weit weg geführt. In einem Vortrag, den ich 1905 in Jena gehalten habe über „Die Ent- wicklung des Reinlichkeitsbegriffes auf Grund der mikroskopisch^biologischen Forschung" habe ich dem Gedanken Ausdruck gegeben, daß das Ungeziefer geradezu bei den höheren Tieren die Ausbildung gewisser Organe gefördert, Kleine Mitteilungen ' Qi vor allem aber die Länge der GKedmaßen mit bestimmt hat, damit möglichst an jeder Stelle des Körpers eine Abwehr des Ungeziefers erfolgen kann. Länge des Schwanzes bezw. der Schwanzhaare bei Rind tind Pferd, Augen- wimpei'n, Behaarung der Ohren usw. (Wochenschrift für Brauerei 1905 Nr. 29.) Die Bekämpfung der Flöhe, (Pulex irritans, Menschenfloh und Ctenocephalus canis Curtis, Hundefloh) macht noch Schwierigkeiten, da uns die Biologie derselben noch sehr lückenhaft bekannt ist (Hase). (Bekannt ist die Anwendung von Flanelllappen, um die Flöhe einzu- fangen. In Manövern sitzen die Flöhe und Larven mit Vorliebe in den Nahtstellen der Unterbeinkleider, die tagelang nicht ausgezogen wurden. Bei der Rückkehr aus den Manövern sind die Dielenritzen der Kasernenstuben oft ganz schwarz von Flöhen. Hunde- und Katzenlager sind Herde der Flohentwicklung. In Siebenbürgen beobachtete ich eine junge Katze, die viele hundert Flöhe hatte, und infolgedessen ganz verkümmert aussah, trotz guten Futters. Nach einer Entflohung mit einem Staubkamm über einem großen Waschbecken fühlte sich das Tier wie neugeboren und entwickelte sich innerhalb einer Woche ganz prächtig, und zeigte mir eine geradezu rührende Anhänglichkeit. Die Lagerstätte war verbrannt und durch eine neue ersetzt worden. Die Bekämpfung der Räudemilben, die nach der Läusebekämpfung die meisten finanziellen Opfer gefordert hat (gegen 50 Mill. Mark) geschieht am erfolgreichsten mit SO 2. Die Behandlung: Tier wird geschoren, Kopf und Vorderhals mit Petroleum wiederholt vorsichtig eingerieben, schließlich in einer besonders eingerichteten Gaszelle mit 4 — 4.5 Vol. SO 2 bei Istdg. Wirkungszeit behandelt (Temperatur nicht unter 20^C). Dermatocoptes- Milbe etwas zäher als die Sarcoptes-Milbe. Pferdeläuse (Haematopinus asini L.) gehen dabei ebenfalls restlos zu Grunde. Oft genügt eine 1 — 2 malige Vergasung, um räudekranke Pferde zur Heilung zu bringen. Liebig hat in dem Seifeverbrauch einen Gradmesser der Kultur gesehen. Ein Reisender in Insektenpulver sah ihn in dem Verbrauch des letzteren. Meiner Meinung nach ist ein noch besserer Maßstab die Ausbreitung des Wissens über die Biologie des Ungeziefers im Volke und die Fürsorge für das uns anvertraute Hausvieh. „Der Gerechte erbarmet sich seines Viehes". Der Moslim erbarmt sich sogar des Ungeziefers, schädigt aber dadurch sich und das Hausvieh um so mehr. Eine gute hygienische Wartung des Viehes, verbunden mit der Abwehr des Ungeziefers macht sich allemal bezahlt. Sie ist um so nötiger, je mehr Tiere in den Stallungen untergebracht sind. Manche Tiere beschäftigen sich außer mit der Nahrungssuche und Brut- pflege eigenlich nur noch mit der Ungezieferbekämpfung, allerdings mit un- zulänglichen Mitteln. Hühner und Spatzen pudern sich mit Staub ein in Er- mangelung von richtigem Insektenpulver. Manche verzehren das erhaschte 62 Kleine Mitteilungen Ungeziefer; in Sibirien gelten bei manchen Stämmen sogar die Kopfläuse als Leckerbissen; sie sollen nach Stachelbeerkompot schmecken. Das Wild scheuert sich an den Baumstämmen das Fell; der Büffel nimmt ein Schlammbad, um das Ungeziefer los zu werden, der Fuchs geht rückwärts ins Wasser, bis die Flöhe sich auf seiner Schnauze versammelt haben. Die Lebensgewohnheiten der Tiere grade in Beziehung zum Ungeziefer sollten einmal zusammenfassend dargestellt werden. Zur Frage der Fäkalienverwertung mit Hilfe von Fliegenlarven haben sich mancherlei Preßstimmen geäußert, so im Prometheus wo es heißt, man solle diesen neuen und eigenartigen Gedanken nicht belächeln. In manchen Tagesblättern hat man das letztere gründlich besorgt und einige billige Witze dazu verzapft. Das war nicht anders zu erwarten. Ein Bremer Blatt hofft, daß ein „smarter Amerikaner oder ein spleeniger Engländer" für diese Angelegenheit sich interessieren möge, also beileibe nicht ein Deutscher. Solche Urteile haben natürlich nicht die geringste Bedeutung, sie sind nur bezeichnend für den Tiefstand naturwissenschaftlichen Begriffsvermögens der Betreffenden. Erfreulicher ist es, wenn von sachverständiger Seite nur ge- schrieben wird : „Ich habe in meinem Kolleg über städtische Kanalitation so- fort darauf eindringlich hingewiesen als einen Weg, der zu dem ersehnten Ziel einer restlosen Verwertung der Fäkalien führen kann." Der betr. Herr, Geh. Baurat Danckwerts, Prof. an der Technischen Hochschule in Hannover, war aber auch so freundlich, mir einige Literatur zur Verfügung zu stellen und darauf hinzuweisen, daß er gleich bei Ausbruch des Krieges in Nr. 69 der deutschen landw. Presse vom 29. 8. 1914 als erster auf die bessere Ausnutzung der Fäkalien usw. hingewiesen hat. In den 90 er Jahren hat er die erste landwirtschaftliche Genossenschaft zur Ver- wertung der Kanalwässer der Stadt Königsberg angeregt und ausgeführt, weiter im .Jahre 1908 auf dem Internationalen Kongreß in Wien ein als Manuslnipt gedrucktes Referat über die landwirtschaftliche Verwertung städtischer Abwässer gehalten (Sektion V, Referat 2/b). In einer Anlage sind die Betriebsergebnisse der städtischen Grubenentleerung zu Nürnberg dargestellt, aus der ersichtlich, daß die Stadt 1904 eine Jahreseinnahme von 257000 M. und eine Jahresausgabe für den Betrieb von nur 191000 M. mit einer Reineinnahme von 28000 M. hatte. Im Jahre 1903 wurden 61103 Fuhren Fäkalien, also etwa 73000 cbm auf pneumatischem Wege aus den Abortgruben ausgepumpt und abgefahren. 73 Eisenbahnwagen verfrachten die Fäkalien nach 88 Eisenbahnstationen bis zu einer größten Entfernung von 84 km. Die Nachfrage nach Fäkalien hat sich ungeahnt bei den Ökonomen gesteigert. In der Nähe der Stadt Nürnberg sind einige große Sammelgruben mit 850, 1280, 1027 und 1750 cbm Fassungsraum angelegt. Kleine Mitteilungeu ()3 In der Nähe solcher Saramelg-ruben wäre die Errichtung- von Maden- zuchtanstalten in erster Linie ins Auge zu fassen. • Eine Gegenüberstellung: Was hier im Großen, hat der Chinese schon längst im kleinen Maßstab geübt. Auf jeder Landstraße sind in geeigneten Abständen Fäkaltonnen zur Benutzung durch den Wanderer aufgestellt. Weiter: Jeder Gastgeber erwartet von seinem Besuch, daß er auch den Abort benutzt. Von der ungeheuren Verschwendung von Fäkalmassen durch das Spül- verfahren habe ich durch ein Referat von Ch. E. Winslow's Broschüre „Schutz- maßnahmen gegen Verunreinigung von Strom- und Hafenwässer .durch städtische Spülwässer" eine Vorstellung zu geben versucht in Wochenschrift f. Brauerei 1918 Nr. 4. Die Broschüre ist 1911 in New York herausgegeben als Erläuterung zu den ausgestellten Modellen im dortigen Naturkunde-Museum, New York liefert täglich 2850 Mill. Liter Spülwasser mit 8000 Doppel- zentner mineralischer und 8000 Doppelzentner organischer Substanz. In New York entfallen pro Kopf 470 Liter Abwässer täglich, die in Faulbassins 23 Liter Sumpfgas entwickeln. 100000 Einwohner liefern 500 — 1000 Doppelzentner Kotschlamm mit 50 — 100 Doppelzentner Kottrockenstubstanz. Küstenstädte entledigen sich dieser Massen durch Tankdampfer, die sie in offenem Meer versenken. Berlin hat Rieselfelder, die 157 qkm bedecken und so wenigstens einen Teil der Abfallstoffe nutzbar machen. Die neuesten Untersuchungen der britischen kgl. Kommission ergaben, daß die Ernten des berieselten Landes kaum die Selbstkosten decken, viel weniger die Kosten des Berieselungsverfahrens- Die Bestandteile der menschlichen Fäzes sind nach Schmidt und Straßburger („Die Fäzes des Menschen im normalen und krankhaften Zustand", Verlag Hirschwald, Berlin NW, Unter den Linden 68) 1. Nahrungsreste, bezw. Nahrungsschlacken, 2. Reste der in den Darmkanal entleerten Sekrete (Galle, Pankreas- ferment, Erepsin), 3. Mikroorganismen (normalerweise besteht ungefähr ^3 der Trocken- substanz der Fäzes aus Mikroorganismen), 4. Geformte u. ungeformte Produkte der Darmwand (Epithelien, Schleim), 5. Zufällige Bestandteile, z. B. Sandkörner, Haare, Parasiten, Kon- kremente usw. > Außer der eiweißhaltigen Nahrung finden sich im Kot schwer verdauliche Nukleine, ebenso Muzin und Lezithin wieder vor. Daneben nach Fettgenuß Fett und feste Fettsäuren, Kalk und Magnesiaseifen. Unter den Produkten der Fäulnis sind Essig-, Butter- und Kapronsäure am häufigsten, weiter Ver- bindungen wie Phenol, Indol, Skatol und Methylmerkaptan, die den üblen 64 Kleine Mitteiluugen Geruch bedingen. Von Gallenbestandteilen sind Hydrobilirubin, Gallensäuren und deren Abkömmlinge, Cholesterin, anzuführen. Die Farbe der Fäzes wird durch veränderte Gallenstoffe, wie Urobilin, schwarzes Häraatin (bei Fleisch- nahrung aus dem Blutfarbstoff) und Glykocholsäure bedingt. Bei trockener Destillation liefern 100 kg Exkremente 7 — 800 cbm Leuchtgas bei einem Auf- wand von 50 kg Kohlen. Bei gemischter Kost liefert der einzelne Mensch durchschnittlich 130 g feuchten (r= 34 g trockenen) Kot. Der jährliche Betrag an Kot feucht bezw. trocken ist 44,7 kg bezw. 12,7 kg. 70 Millionen Menschen in Deutschland liefern also 3318 Mill. kg feuchten und 889 Mili. kg trocknen Kot = 3,3 Mill. bezw. 0,89 Mill. Tonnen. Die mineralischen Bestandteile machen l,2*^/o des feuchten Kotes aus, liefern also 3,96 Mill. kg, also rund 4000 Tonnen Salze. Davon entfallen je Ys ^^^^ Kali und Kalk, ^/^q auf Magnesia und ^/3 auf Phosphorsäure oder in Tonnen ausgedrückt 1300 t Phosphorsäure und je 800 t Kali und Kalk, 400 t Magnesia. Lindner. Forderung eines Institutes für Erforscliung techuiscli wichtiger Mikroben in England Was von mir vor fast zwei Jahrzehnten auf eingehendste begründet und ausgearbeitet wurde: ein Plan für ein Forschungsinstitut für praktisch wichtige Mikroben, scheint jetzt in England Wirklichkeit werden zu sollen. Von befreundeter Seite wurde uns eine Abschrift von einem im Journal of cheraical society erschienenen Artikel von dem inzwischen verstorbenen Pro- fessor Meldola zugesandt. Darin wird von den Schwierigkeiten gesprochen, die alle chemischen Betriebe, »die mit Mikroben arbeiten, durchzumachen haben, wenn nicht jederzeit eine frische Reinkultur bezogen werden kann, sei es für Butter-, Milch-, Essigsäure-, Azeton- oder für Wein-, Obstwein-, Bier- und Brennereigärungen. Auch auf die Möglichkeit der Entdeckung neuer Mikroben wurde hingewiesen und die Mineral- und Fetthefe als Beispiele dafür angeführt. Daß ein ähnlicher, viel umfangreicherer Plan von mir schon lange gefaßt Avar, ist dem Prof. Meldola entgangen, trotzdem ich ihn bereits auf dem Internationalen Kongreß für angewandte Chemie in London 1903 zur Sprache gebracht habe und dort auch von dem Institute of Brewing die Geneigtheit zur Förderung ausgesprochen wurde. Es erscheint mir zweck- mäßig, hier einmal die Gesichtspunkte, die mich damals zu dem Plane führten, zu allgemeiner Kenntnis zu geben. Daß derselbe von selten der Kaiser Wilhelm -Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, dem er vorgelegt war, nicht unterstützt wurde, trotzdem Männer wie Emil Fischer ihn befür- worteten (bei Gelegenheit seiner Forschung über die Spaltung der Poly- saccharide hat er den Nutzen meiner Kulturensammlung wohl empfunden), kann ich nur auf die völlige Uneingeweihtheit der älteren Herren in eine so junge Wissenschaft zurückführen. Ein jeder von ihnen war wohl eine Kleine Mitteilungen 65 Größe in seinem Fach, aber darüber hinaus um so befangener, insbesondere bezüglich der Tragweite für den praktischen biologischen Betrieb. Die um- fangreichen Veröffentlichungen von Will und seinen Schülern über die ver- schiedenen Hefengruppen, die von Henneberg über Milch- und Essigsäure- bakterien, die von Orla Jensen über die Milchsäurebakterien — welches Schicksal werden sie haben, wenn nicht die lebenden Kulturen dem Forscher zugänglich sind? Sie werden allerdings die Kulturen überdauern, aber sonst in den Büchereien ein ungestörtes Stilleben führen. Doch nun meine damalige (1902) Begründung: Seit der Einführung der Reinkultur ist die Kenntnis der Mikroben- welt außerordentlich erweitert, die Literatur sogar schon unübersehbar ge- worden. Es sind insbesondere die pathogenen und technisch wich- tigen Mikroben studiert worden, erstere von den zahlreichen medizinischen und hygienischen Instituten, letztere von den wenigen Versuchsstationen, die von gewerblichen Verbänden geschaffen worden sind. Das große Heer der nicht zu diesen beiden Kategorien gehörigen, aber überall uns in unseren biologischen Analysen begegnenden Mikroben ist durchaus ver- nachlässigt. Die gewerblich wichtigen Arten bedürfen naturgemäß auch noch einer gründlichen Bearbeitung. Insgesamt kann man sagen: es fehlt ein Erkennungsdienst für alle nicht pathogenen Formen, eine Instanz, in der einigermaßen zuverlässige Identifikationsversuche ausgeführt werden können, in der ein angeblich neuer Organismus auf seine Neuheit hin geprüft werden kann, eine Orga- nisation, die mit der Präzision eines guten Polizeibureaus arbeitet, jeder Mikrobe ein Fach zuerteilt, in dem deren besonderen Merkmale festgelegt werden, eine Schausammlung lebender Mikrobenkulturen oder von Mu- sealpräparaten, die allein eine schnelle Orientierung auf diesem Gebiet ge- statten. Neben botanischen und zoologischen Gärten, die uns die Bekannt- schaft mit den höheren Lebewesen vermitteln, muß der „Mikrozoo" treten, aber nicht bloß als Schausammlung, sondern auch als Studiensammlung, als kritische Vergleichs- und Auskunftstelle, endlich als Austauschstelle, die mit den verschiedensten Forschern und Instituten Fühlung zu unterhalten hat. Den Gedanken, eine Sammlung- und Austauschstelle zu errichten, hat Prof. Kräl-Prag zuerst in Wirklichkeit umgesetzt: seine Kraft versagte gegenüber der Riesenaufgabe; durch seine Krankheit und seinen Tod ging die Sammlung in stark reduziertem Zustand nach Wien; ein Teil nach New- York, wo ein Bakterienzoo gegründet werden soll. Krals Institut war aber keine eigentliche Forschungsstätte, es erhielt die neu beschriebenen Arten von den einzelnen Autoren zugesandt zur Aufbewahrung; es war auch keine kritische Vergleichsstelle (denn so eine prägnante Art wie Monilia sitophila und Oidium lupuli, die beide identisch, stehen in dem Katalog getrennt aufgeführt). Für das geplante Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIII. x 66 Kleine Mitteilungen Institut soll die Sammlung nur Mittel zum Zweck sein: Vervollständigung der botanischen und chemischen Charakteristik der einzelnen Mikroben, Organistation der Forschung durch Abgabe von Mikrobengruppen an solche Institute oder Forscher, die sich mit deren Charakteristik beschäftigen wollen. Eine weitere Bestimmung des Instituts wäre: das Aufsuchen der Mikroben in der freien Natur, Studium der Variationen in der Kultur und bei der Symbiose. Schon in der 1. Auflage seiner „Bakteriologie und bakteriologischen Diagnostik" spricht Prof. Lehmann, Würzburg (1896) den Satz aus: „daß der von uns ersehnte Ausbau der Bakterio- logie, namentlich die Klärung der Fragen der Variabilität, der Verwandt- schaft, der Verbreitung in und außerhalb lebender Organismen usw. nicht von einem, sondern nur von einer planmäßigen nationalen oder besser internationalen Vereinigung von Forschern unter großartiger Arbeitsteilung und Zusammenarbeit gelöst werden kann. Eine Aufgabe dieser Zu- sammenarbeit wäre es dann auch, die gegenwärtig noch vielfach bei- spiellos willkürliche und unwissenschaftliche Nomenklatur der Spaltpilze zu verbessern und so zu gestalten, daß sie nicht den Spott jedes Naturforschers herausfordert. Behandlung der nicht pathogenen Arten war selbstverständlich nicht möglich." Das von Lehmann 1896 gesagte gilt eigentlich noch ungemindert für heute, trotzdem 16 Jahre seitdem verflossen; im Gegenteil, die Verwirrung ist eine noch größere geworden. Das gilt aber nicht nur für die Bakterien, sondern auch für die Schimmelpilzorganismen und die Hefen, trotzdem gerade in bezug auf letztere beide wichtige Verwandtschaftsverhältnisse aufgeklärt und zusammenstellende Literaturverzeichnisse angefertigt worden sind (die großartige mühevolle Zusammenstellung von G. Lindau und P. Sydow „Thesaurus literaturae mycologicae mit 29750 Literaturangaben Leipzig 1908). In einer Veröffentlichung des Bureau preliminaire de la Fon- dation pour l'internationalisme Haag 1911 sagt der Herausgeber Dr. P. H. Eykman „II y a encore un projet grandiose que nous devons ment- ionner, cest celui de Monsieur le Prof. Dr. Lindner (Institut für Gärungs- gewerbe und Stärkefabrikation, Seestr. Berlin) le savant voudrait fonder un Institut international d'Etudes microbiologiques auquel serait adjoints un Bureau central et une Exposition de Cultures de Mikrobes." Lindner. Aus dem Meldola'schen Aufsatz sei noch eine Stelle besonders hervor- gehoben : es wäre zu umständlich, erst von Amsterdam oder BerHn oder Prag oder Kopenhagen sich Kulturen schicken zu lassen, schon wegen des Zeit- verlustes. Er habe selbst eine ziemlich umfangreiche Hefensammlung gehabt und wisse, wie oft er deswegen in Anspruch genommen worden sei. Diese Kleine Mitteilungen 67 Kulturen seien für den Mikrobiologen das, was reine Chemikalien für den forschenden Chemiker sind. Es könne aber nicht überall die mühsame Fort- züchtung der Kulturen betrieben werden, da wäre schon eine Zentrale besser. Diese müßte auch die biochemische Literatur möglichst vollzählig zur Hand haben. Endlich müßte das Institut eine zentrale Heimstätte für britische Mikrobiologen, auch Hochschullehrer sein, an der sie ihre spezialisierte Aus- bildung erhalten könnten, wo sie ihre Anfragen bezüglich ihnen noch un- bekannter Mikroben vorbringen könnten, z. B. ob diese schon beschrieben und dergleichen. Dem Institut andererseits würden sie gern die Mikroben aus ihren Aufenthaltsorten zukommen lassen. Meldola hat also sich genau die gleichen Ziele für das kommende Institut gesetzt, die ich seinerzeit ins Auge gefaßt habe. Aus dieser Übereinstimmung mögen die Herren, die damals für Deutsch- land ein derartiges Institut abgelehnt haben, ersehen, wie kurzsichtig sie gewesen sind. Leider habe ich damals nicht persönlich meine Sache vertreten können, sondern das Herrn Geheimrat Delbrück als Institutsvorsteher über- lassen müssen. Wenn der Antrag unter Delbrück-Lindner in den Akten niedergelegt ist, so hat das nicht zu bedeuten, daß Delbrück der Schöpfer der Idee, oder daß er sich durch neue Gedanken daran beteiligt, sondern, daß er den Antrag, den er zum Vortrag gebracht, auch unterstützt hat. Ob die Kaiser Wilhelm Gesellschaft die Zustimmung von einer stärkeren Beteiligung der Gärungsgewerbe abhängig gemacht hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls ist eine günstige Gelegenheit zur großzügigen Durch- führung einer guten Sache verpaßt. Aber der Gedanke ist, um mit Hugo Fischer zu sprechen, vielleicht zu einfach gewesen, um genügende Würdigung zu finden. Bilder von der Kleiderlaus Im Jahre 1915 habe ich einen kleinen Auf- satz: Zur Naturgeschichte der Kleiderlaus in der Zeitschrift „Aus der Natur" 1915, S. 555 u. ff. ver- öffentlicht unter Anlehnung an Leeuwenhoeks Mitteilungen aus seinen Sendbriefen. Da in diesem Heft viel von diesem Ungeziefer die Rede ist, werden unsere Leser eine Anzahl Abbildungen auch ohne weiteren Text willkommen heißen. Der Ver- lag Quelle & Meyer, Leipzig, war so freundlich, mir die Bildstöcke zur Verfügung zu stellen. Lindner. Abb. 1. Auf einer Glasplatte sich fortbewegende Kleiderläuse. Schattenbildaufnahme mit parallelem Licht in Vioo S^" künde; nachträglich doppelt vergrößert. Abb. 3. Links eine weibliche, rechts eine männliche Laus. Am Hinterleib der letz- teren der Stachel deutlich zu sehen. 15 fach vergrößert. Abb. 2. Weibl. Kleiderlaus, 21 fach vergr. Wegen'der reichlichen Blutaufnahme sind die inneren Organe nicht deutlich zu erkennen. An der Spitze des Kopfes ist der „Haken" vorgestülpt, mit dem die Haut vor dem Blut- saugen angebohrt wird. Abb. 4. Vorderer Teil des Kopfes mit dem vorgestülpten Hakeukranz M. Links der Klauenapparat des linken vorderen Beines, der vor dem Saugen fest in die Haut eingekrallt wird. 125 fach vergrößert. Kleine Mitteilunsren 69 Abb. 5. Der vorgestülpte Hakenkranz JI. 500 fach vergr. Abb. 6. Vorderteil des Kopfes mit eingestülptem Hakenkranz und der Saugborste S, durch die das Blut gesaugt und dem Schlund und Magen der Laus zugeführt wird. Die Saugborste ist kein geschlossenes Rohr, sondern besteht aus zwei Rinnen, die wie ein solches wirken. 250 fach vergrößert. ÄSS- 1^ '^'^^ "^ i^BI^^ - 3fcf^ : ^ ^kh "' ^^ ^tatf i^^i^ '-M*-^' ^1 '^ ■ Jl Abb. 7. Hinterende des Weibchens aus Abb. 3. 125 fach vergrößert. Abb. 8. Hinterende des Männchens aus Abb. 3. 125 fach vergr. Der stark ge- baute Stachel gabelt sich nach dem Leib zu. 70 Referate Referate Dem Chemischen Zentralblatt entnommen (z. T. gekürzt). Referenten: Bister, Bloch, Borinski, Ditz, Düsterbehn, Guggenheim, Jung, Kempe, Laufmann, Mai, Manz, Rammstedt, Riesser, Rühle, Schönfeld, Spiegel, Volhard Nolte, Otto. Die Erhaltung des Stickstoffs in der Jauche und im Stall- mist. Landw. Vers.-Stat. 92, 187 — 203, 20/12. 1918, Rostock, Landw. Vers.-Stat. Beim Versetzen des frischen Harns mit Phosphorsäure bildet sich Ammoniumphosphat, während das freigewordene Kohlendioxyd teils entweicht, teils in der Flüssigkeit verbleibt und mit dem Ammoniumphosphat ein Gleichgewicht bildet: (NHJsHPO^ + CO2 + HoO = (NHJ^COs + H3PO4. Die Umwandlung des Harnstoffs und die. Oxydation der organischen Sub- stanzen liefern gleichzeitig, aber unabhängig voneinander, Kohlensäure, die nach dem Massenwirkungsgesetz auf den mit Phosphorsäure konservierten Harn einwirkt. Aus diesem System verdunstet dauernd Kohlendioxyd und nimmt einen gewissen Teil des Ammoniaks mit, bis die Konzentration der Phosphorsäure eine weitere Verflüchtigung hindert. Die Kohlendioxyd- und Ammoniakverdunstung findet aber so lange statt, wie Kohlendioxyd im Harn durch Oxydation oder Harnstoffvergärung gebildet wird. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei der Konservierung der Jauche und des Stallmistes mit fast allen chemischen Konservierungsmitteln außer vielleicht beim Formaldehyd, der Hexametyhlentetramin bildet, gleichzeitig aber auch bakterien tötend wirkt. Foth, G. Mittel und Wege zum Wiederaufbau des Brennereigewerbes. Zeitschr. f. Spiritusindustrie 42, 15 — 16, 16/1. Nicht Spiritus, sondern Kartoffeln, Brotgetreide und Futter- mittel aus Kalkstein und Kohle. Nicht in der Verwendung von Karbid zur Spiritusgewinnung und der Ersparung der zur Erzeugung entsprechend großer Spiritusmengen nötigen Kartoffeln liegt das Heil, sondern in der Umwandlung des Karbids in Kalkstickstoff und dessen Verwendung als Düngemittel. Auf diese Weise können viermal soviel Kartoffeln gewonnen werden, als sich Kartoffeln durch Einführung des Karbidspiritusverfahrens für die menschliche Ernährung freimachen lassen; daneben aber liefern die Brennereien noch Schlempefutter für Hunderttausende von Rindern. Die Kohlenfrage spielt auch eine Rolle: Der Gesamtverbrauch für die Herstellung von 1 hl Karbidspiritus beträgt 13 Ztr. Steinkohle und 4 Ztr. Koks gegen- über 2 Ztr. Steinkohle beim Brennereiverfahren. Referate 7 \ Mülzer, Max. Der Kunsthonig. Chem.-techn. Wochenschr, 1918, 141 — 44, 24/6., 1918. Zusammenfassende Erörterung über die Herstellung des Kunsthonigs. Wollenweber, H. W. Der Kartoffelschorf. Zeitschr. f. Spiritusindustrie 42, 55 — 56, 20/2., Berlin-Dahlem. Forschungsinst. f. Kartoffelbau. Unter Schorf versteht man eine Kruste auf verletzter Schale, die durch Bakterien und Pilze aber auch ohne dieselben entsteht. Bei der Unter- suchung älterer Schorfwarzen fand sich meist eine Reihe von Pilzen zusammen mit Milben, Älchen und den Larven verschiedener Tiere. In der Grenz- schicht gegen das gesunde Gewebe herrschten bestimmte Organismen vor. Mit einigen dieser ließ sich Schorf künstlich erregen, mit anderen nicht. Die Verbreitung der Schorferreger in den einzelnen Gegenden Deutschlands erwies sich als sehr verschieden. Mit den verbreitetsten beginnend sind folgende Formen des Schorfes gefunden: Der Strahlenpilz- (Actinomyces), Wurzeltöter- (Rhizoctonia-), Schwammsporen- (Spongospora-), Spaltpilz- (Bak- terien), Älchen- (Nematoden-) Schorf. Außerdem der mit fauliger Zersetzung verbundene Schorf, die Kartoffelräude, und der ohne Mitwirkung von Organismen entstehende, nicht parasitäre Scheinschorf. Die bisherigen Be- kämpfungsmittel, Pflanzgutbeize mit Formalin oder Sublimat, Boden- desinfektion durch Schwefelkohlenstoff, vorzeitige Ernte usw. hatten keinen Erfolg. Für die Bekämpfung sind noch mannigfache Aufklärungen über einzelne Formen des Schorfs und seine Erreger nötig. Sutton und Sohn. Der Einfluß der Entfernung der Blüten auf den Kartoffelertrag. The Gardeners Chronicle 62, 178. London, 3,11. 1917; Zeitschrift f. Spiritusindustrie 42, 78, 6/3. Das Abpflücken der Blüten hatte eine deutliche Vermehrung der Knollen- erträge zur Folge, im Durchschnitt betrug dieselbe 5^2%- Rauch, H. C. Die Sulfitablauge und ihre Aerwertuug. Chem.-techn. Wochenschr. 1918, 201—2, 2/9., 213—14, 16/9. 1918, BerHn-Halensee. Zusammenfassende Besprechung. Mezzadroli, Giuseppe. Corozoalkohol. Verwendung der Abfälle der Steinnußknopffabrikation zur Alkoholgewinnung. Boll. Chim. Farm. 57, 361—62, 15/10. 1918. Früchte und Samen der Corozo, der Dum- oder Steinnußpalme, ent- halten große Mengen von Mannocellulose, welche beim Kochen mit verdünnter HCl Mannose liefert, somit durch Fermente zu Alkohol vergoren werden kann. Versuche ergaben, daß 100 kg Steinnußabfälle 10 — 15 1 Alkohol liefern. 7 2 Referate Janke, Alexander. Die Betriebsökonomie in der Gärungsessigindustrie. Zeitschr. f. landw. Vers.- Wesen Österr. 1918, 574—95; Sep. v. Vf. I. Teil. Allgemeine Grundlagen. Es wird berichtet über Renta- bilität, Ausbeute, Leistung, Arbeitsökonomie des Bildners und Betriebs- kontrolle. Eisenberg, Philipp. Untersuchungen über die Variabilität der Bakterien. Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk. I. Abt. 82, 1919, S. 401—5. (An- fang Juli 1918.) Tarnöw, K. u. K. bakteriolog. Feldlab. Nr. 79. VII. Mitteilung: Über die Variabilität des Schleimbildungsvermögens und der Gramfestigkeit. (VI. Mitteilung vgl. Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk. I. Abt. 80. 385; C. 1918. I. 1047.) Kartoffelbazillenstärame, die bei 37 und 22 '^ trocken und faltig wuchsen, ergaben bei 55*^ schleiraig- kuppelförmige Kolonien. 10 solche Stämme konnten durch eine über 60 Generationen fortgesetzte Züchtung bei 55 — 58 '^ nicht dazu gebracht werden, auch bei den niedrigeren Tempp. schleimig zu wachsen; bei manchen äußerte sich die Anpassung im Gegenteil darin, daß sie dann auch bei 55* trockenes Wachstum zeigten, — Die Gramfestigkeit eines Stammes von Milzbrand und dreier Stämme von Staphylokokken konnte durch 70 Passage- züchtungen bei 42 — 48° nicht herabgesetzt werden, ebensowenig diejenige der obenerwähnten 10 Stämme von Kartoffelbazillen durch die lange Züchtung bei 55—580. Ehrlich, Felix. Über Fuinarsäuregärung des Zuckers. (Bemerkung zu der Arbeit von C. Wehmer. Ber. Dtsch. Chem. Ges. 52, 1919, S. 63—64. Breslau, landw.-technol. Inst. d. Univ.) Gegenüber Wehmer (Ber. Dtsch. Chem. Ges. 51. 1663; C. 1919. I, 664) weist der Verfasser darauf hin, daß er schon vor einigen Jahren Versuche mitgeteilt hat (vgl. Ber. Dtsch. Chem. Ges. 44. 3737; C. 1912. I. 363), die zeigen, daß der Schimmelpilz Rhizopus nigricans (Mucor stolonifer) aus Invertzucker nicht unbeträchtliche Mengen freier Fumarsäure bildet, so daß damit zum ersten Male eine ungesättigte Verbindung als Zuckerspaltprodukt nachgewiesen war. Man kann also hier mit gleichem Rechte von einer Fumarsäuregärung des Zuckers sprechen, wie bei den Versuchen von We h m e r. Bei näherem Studium der Fumarsäurebildung des Rhizopus nigricans aus Zucker zeigte es sich, daß dieser Pilz neben Fumarsäure und flüchtigen Säuren häufig auch Bernsteinsäure, 1-Äpfelsäure und d-Milchsäure produziert. Ähnlich verhält sich der verwandte Pilz Rhizopus tritici. Hase, Albreeht. Neue Beobachtungen und Versuche über die Lebens- fähigkeit der Kleiderläuse und ilirer Eier. Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk. I. 82, Jena, S. 461—68. Es werden die folgenden Punkte geprüft: 1. Wie lange lebt eine Laus ohne Nahrung bei verschiedener Temperatur? — 2. Wie lange (vom Tage Referate 73 der Nahrungsentziehung an) legt eine hungernde Laus noch Eier, und bei welcher Temperatur? — 3. Wie lange bleiben Läuseeier lebensfähig? — 4. Wie lange können soeben geschlüpfte Larven, die noch nie Nahrung (Blut) zu sich nahmen, am Leben bleiben? — Aus den Ermittlungen zu diesen Einzelfragen ergibt sich, daß eine 39tägige Schutzfrist in Ansatz zu bringen wäre, wenn man Gegenstände wie Hausrat, Kleider usw. durch die Methode der Aushungerung entlausen will. Auerbacli, F. Die graphisclie Darstellung. Allgemeinverständliche, durch zahlreiche Beispiele aus allen Gebieten der Wissenschaft und Praxis erläuterte Einführung in Sinn und Gebrauch der Methode. 2. Auflage. Leipzig 1918. 8. 118 S. mit 139 Figuren. Mark 1,60. Low, W. Einführung- in die Biochemie in elenientarer Darstellung. 2., vermehrte Auflage von H. Friedenthal, Leipzig 1918. 8. 82 S. mit 12 Figuren. Mark 1,60. Pat.-Anm. 53 g, 5. B. 86192, Verfahren zur Entbitterung und Entgiftung von Lupinenkörnern. Veredelungsgesellschaft für Nahrungs- und Futter- mittel m. b. H., Bremen 1918. Pat.-Anm. 6 b, 16. G. 44490. Verfahren zur Herstellung von Sulfltsprit. Th. Goldschmidt A. G., Essen 1916. Carnot, P. und Duniont, J. Technik für das Studium des Eindringens der Antiseptica in feste Medien. C. r. soc. de biologie 81, 1918, S. 1199—1200. Ein Röhrchen mit geschmolzenem Agar wird reichlich mit einer oder mehreren Bakterienarten besät und in dicker Schicht in eine Petrischale ausgegossen. Ehe der Nährboden erstarrt ist, bringt man in seine Mitte einen Hohlzylinder aus Glas oder Porzellan mit einer Reihe wenig erhabener Einschnitte am unteren Rande. Nach dem Erstarren wird der Hohlraum des Zylinders mit der wässerigen Lösung des zu untersuchenden antisep- tischen Mittels in bestimmter Menge beschickt, und das Ganze entweder sofort oder nach einigen Stunden in den Brutschrank gebracht. Nach 24 Stunden stellt man den Durchmesser des von Bakterienwachstum frei- gebliebenen Kreises fest. Bei Anwendung dieser Methode unter Verwendung gewisser Antiseptica (Essigsäure, Sublimat) findet man zuweilen die Kolonien in der nächsten Umgebung der aseptischen Zone zwar weniger zahlreich als an der Peri- pherie, aber weit üppiger und von viel .stärkerer Farbstoffbildung, ein Beweis für die begünstigende Wirkung kleiner Mengen dieser Mittel. Aus ver- gleichenden Versuchen ergab sich die allgemeine Steigerung der Durch- di ingungsfähigkeit von antiseptischen Mitteln durch Zusatz gewisser Säuren (Ameisen- und Essigsäure). 74 Referate Pat.-Anm. 53 g, 4. R. 45541. Verfahren zur Herstellung von insbesondere als stickstott'reiches Futtermittel dienender Nährhefe aus den Diffu- sions- und Preßabwässern der Zuckerfabriken. Arthur Riedel, Kössern 1918. Pat.-Anm. 301, 5. W. 49774. Verfahren zur ununterbrochenen Gewinnung keimfreier reiner Luft. Albert Wolff, Berlin 1917. Pat.-Anm. 50 e, 3. S. 48641. Als endlose Kette ausgebildetes stoffloses Luftfilter mit selbsttätiger Reinigung. Ludwig Sieder, München 1918, Pat.-Anm. 6 b, 11. P. 35072. Verfahren und Vorrichtungen zur Her- stellung von Bier. Karl Plesch, Hohenaschau b. Prien a. Chiemsee 1916. Pat.-Anm. 12 d, 1. B. 84177. Einrichtung und Verfahren zum Entwässern feuchter Massen. Elektro-Osmose Akt.-Ges. (Graf Schwerin-Gesellschaft), Berlin 1917. Pat.-Anm. 451, 3. L. 44344. Vertilgung von Insekten und sonstigen auf Tieren und Pflanzen wohnenden Parasiten. Gustave Johnson Lemmens, Wateringbury, u. Pefewal John Fryer, Tranbridge, England 1916. Pat.-Anm. 45 g, 1, B. 87685. Schaumzerstörer für Magermilchschaum. Bergedorfer Eisenwerk Akt.-Ges., Sande b. Bergedorf 1918. Pat.-Anm. 53 k, 1. B. 87054. Verfahren zur Herstellung von Marmelade aus Früchten oder anderen pflanzlichen Bestandteilen; Zus. z. Pat. 303995. Otto Bielmann und Clara Bielmann, geb. Schmidt, Magdeburg. 1918. Pat.-Anm. 53 k. B. 87055. A'erfahren zur Herstellung von Säften und Gelee aus Früchten oder andern pflanzlichen Bestandteilen; Zus. z. Pat. 303995. Otto Bielmann und Clara Bielmann, geb. Schmidt, Magde- burg 1918. Baeßler. Vorsichtsmaßregeln bei Verwendung von Sauerfutter. Milch- wirtschaftl. Zentralblatt 47, 1918, S. 261—262. Man kann annehmen, daß gebrauchsfertiges Sauerfutter im Mittel etwa 2°/q Säure enthält, wovon etwa ^,3 aus Milchsäure bestehen. Langandauerndes Verfüttern solchen Futters führt zu einem Verlust der Knochensubstanz und anderer Organe an CaO und schließlich zu Knochenbrüchigkeit. Um dem entgegen zu wirken, wird regelmäßige Beifütterung von CaO, am besten als Schlämmkreide, empfohlen. Herdi, E. Die Herstellung und Verwertung von Käse im Griechisch- Römischen Altertum. Frauenfeld 1918. 4. 77 S. Referate 7 5 König, J. Clieiiiie der menschlicheu Nahruiigs- und Gonußmittel. 4., voll- ständig umgearbeitete Auflage. Band III: Untersuchung von Nahrungs-, Genußmitteln und Gebrauchsgegenständen. Teil 8: Genußmittel, Wasser, Luft, Gebrauchsgegenstände, Geheim- und ähnliche Mittel. Berlin 1918. 8. XX u. 1120 S. mit 6 Tafeln und 314 Figuren. Halbfranzband. M. 62. Das jetzt vollständige Werk, 3 Bände in 5 Teilen, 1903—1918, 1558, 1582, 736, 1007 u. 1140 S. mit 6 Tafeln u. Figuren. Halbfranzband. Mark 192. — Die amtlichen Untersuchungsvorschriften für Wein werden in einem besonderen Ergänzungsband nachgeliefert. Monographien der eliemisclien Apparatur. Herausgegeben von A. J. Kieser. Heft 1. Leipzig (Chem. Apparatur) 1918. 8. 160 S. mit 86 Fig. Mark 7,50. Inhalt: Schröder, H., Schaumabscheider als Konstruktionsteile chemischer Apparate. Ciaaßen, H. Zur Frage der Zuchtziele der Zuckerrübenzucht. Dtsch. Zuckerind. 43, 1918, S. 308—310. Gegenüber Ehrenberg (Ztschr. f. Zuckerrübenbau 1917, Heft 11 u. 1918, Juli-Heft), der als Anhänger der Massenzüchtung betrachtet werden muß, betont Verfasser, daß er eine Richtung zwischen Gehalts- und Massen- züchtung einschlägt, welche er mit dem besonderen Ausdruck Ertrags- züchtung bezeichnet hat. Weiter stellt er fest, daß die bisherige Art der Züchtung der Zuckerrüben nicht so erfolglos gewesen ist, wie Ehrenberg und andere glauben machen wollen, sondern daß die Erfolge bei der Zucker- rübenzucht bezüglich der Zunahme der Erträge an wertvollen Nährstoffen denen anderer Kulturpflanzen gleichwertig sind oder sie weit übertreffen. Ereky, K. Biotechnologie der Fleisch-. Fett- und 3Iilcherzeugung im landwirtschaftlichen (Großbetriebe. Berlin 1918. gr. S. VII u. 84 S. Mark 4. Pat.-Anm. 12 a, 3. St. 30649. Schaumzerstörer an Apparaten zur Destil- lation stark schäumender Flüssigkeiten. Strauch & Schmidt, Neisse 0. S. 1917. Pat.-Anm. 12d, 25. 0. 10652. Verfahren zum Auffrischen von gebrauchtem Filterasbest. Karl Oppitz und Zoldan Päldy, Budapest 1918. Pat.-Anm. 30h, 14. M. 61102. Vorrichtung zum sterilen Trocknen von Bakterien-Nährbödcnplatten und zu ähnlichen Zwecken. Maschinen- fabrik Arthur Vondran, Halle a. S. 1917. Mansfeld, M. Die Untersuchung der Nahrungs- und (ienußmittel, sowie einiger Gebrauchsgegenstände. 3. umgearbeitete u. vermehrte Auflage. Wien 1918. 8. XXH u. 243 S. mit 38 Figuren. Mark 10. 7 6 Referate Ostwald, W. und Luther, R. Hand- und Hilfsbuch zur Ausführung physiko-chemlscher Messungen. 3. Auflage, herausgegeben von R. Luther und K. Drucker. (1910.) Anastatischer Neudruck. Leipzig 1918. gr. 8. XVI und 572 S. mit 351 Figuren. Halbleinenband. Mark 26. Ubbelohde, L. Tabellen zum Englerschen Yiscosinieter. 2. Auflage. Leipzig 1918. gr. 8. 28 S. mit 1 Figur. Halbleinenband. Mark 3,50. Gautier, Cl. Physiologische und parasitologische Studien über die schäd- lichen Lepidopteren. Über einige Tatsachen bezüglich der Pieriden- larven. C. r. soc. de biologie 81, 1918, S. 197—99. Die Raupen von Pieris brassicae werden häufig von den Larven von Apanteles glomeratus befallen, die oft in großer Zahl vor der Zeit der Ver- puppung austreten, wonach die Raupe langsam abstirbt. Bei der Vertilgung der Raupen sollten Methoden vermieden werden, die zugleich die Parasiten vernichten, da diese der Landwirtschaft nützen. In dieser Beziehung geben die vom Verfasser mitgeteilten Einzelheiten über die Art des Austretens der Larven und ihres weiteren Verhaltens Anhaltspunkte. Lassar-Cohn. Die Chemie im täglichen Leben. 9. Auflage. Leipzig 1919. gr. 8. Vm und 356 S. mit 22 Figuren. Gebunden. M. 3,60. Das Lebensniittelgewerbe. Handbuch für Nahrungsmittelcheraiker, Apotheker, Ärzte, Tierärzte usw. Unter Mitwirkung von E. Baier, A. Günther u. a. herausgegeben von K. v. Buchka. (4 Bände.) Lieferung 26. Leipzig 1918. Lex. 8. S. I— XXXX u. 305—678 (v. Bd. HI) mit Figuren. Mark 36. Band III, jetzt vollständig, 718 S. mit Figuren. Mark 52. — Band I. u. H. 1914—1916. 910 u. 761 S. mit Figuren. Mark 78. Pat.-Anm. 12 e, 2. F. 42202. Vorrichtung zum Abscheiden von Wasser, Staub und sonstigen flüssigen oder festen Beimengungen aus Luft oder Gasen. Richard Forster, Apparatebau für chemische Groß - Industrie, Berlin 1917. Pat.-Anm. 55b, 3. R. 43228. Terfahren zur Behandlung von Sulfltablauge mit Alkalien; Zus. z. Pat. 285752. Dr. Erik Ludvig Rinmann, Stock- holm 1916. Schmidt, 0. Chemie für Techniker. 5., vermehrte Auflage. Stuttgart 1918. gr. 8. VIII u. 180 S. mit 50 Figuren. Mark 4,50. Das Wasser. Vorkommen in der Natur, chemische Beschaffenheit und Untersuchungsmethoden in physikalischer, chemischer, bakteriologischer und biologischer Hinsicht, Wasserversorgung von Städten, Selbstreinigung der Gewässer, Abwässer, Mineralwässer usw. Herausgegeben von H. Bunte. (Sonderausgabe von Band 11 des Musprattschen Enzyklopädischen Hand- buches der Technischen Chemie. Braunschweig 1918. 4. VI u. 1274 S. mit Figuren. Halbleinenband. Mark 28. Referate , ' 77 Zsigiiiondy, R. Kolloidcheraie ; ein Lehrbuch. 2., vermehrte und z. T. umgearbeitete Auflage. Leipzig 1918. gr. 8. Mit 5 Tafeln und 54 Figuren. Mark 26. Pat.-Anm. 6 a, 1. R. 45219. Terfahreii zum Weichen und Keimen von Getreide. Otto Rummel, Berlin 1917. Pat.-Anm. 12i, 9. P. 35419. Verfahren zur Herstellung eines kräftig wirkenden festen Sterilisationsmittels. Dr. Antonio Pieroni, Bologna, u. Societa Chimica Lombarda A. E. Bianchi & Co., Rho, Italien 1917. Pat.-Anm. 6 b, 8. L. 45676. Verfahren zur Druckauf Schließung- des Malzes. Willy Lazarus, Dresden 1917. Pat.-Anm. 6b, 16. K. 64942. A'erfahren zur Ansäuerung von Spiritus- maische. Hermann Kaserer, Wien 1917. Pat.-Anm. 6b, 1. A. 29983. Verfahren zum Reinigen und Geruchlosmachen von zerkleinerten Zuckerrüben. Betavit-Gesellschaft m. b. H., Berlin 1917. Pat.-Anm. 6b, 16. B. 84244. Verfahren zur Herstellung von Alhohol und Hefe aus den Abfallaugen der Sulfttzellulosefabriken. Max Bücheier, Weihenstephan und Franz Mizgajski, Freising 1917. Maurizio, A. Die Nahrungsmittel aus Getreide. Ihre botanischen, chemi- schen und physikalischen Eigenschaften, hygienisches Verhalten, Prüfen und Beurteilen. Band II. Berlin 1919. gr. 8. IX u. 213 S. mit 1 Tafel u. 6 Figuren. Leinenband. Mark 15. Das jetzt vollständige Werk, 2 Bände, 1917—1919. 476 u. 222 S. mit 3 Tafeln u. 186 Figuren. Leinenband. Mark 39. Schryver, S. B. Introduction to the Study of Biological Chemistry. London 1919. 8. cloth. Reinigen gebrauchter Kork- und Gummistöpsel. Dtsch. Essigind. 23, S. 91. Auskochen mit 57o H2SO4 haltendem Wasser. Bedecken der Korke während des Kochens mit einem Siebblech. Ablassen der Flüssigkeit und Aus- kochen mit reinem Wasser, darauf Einlegen der Korke in eine schwache Lösung von Alaun, nach dem Abgießen 2 — 3 Tage in die Sonne legen. So behandelte Korke haben von ihrer Elastizität nichts eingebüßt. — Um ver- härteten Gummistöpseln ihre alte Elastizität wiederzugeben, legt man sie etwa 10 Tage lang in eine 57oig'e Sodalauge bei einer Temperatur von 40—50^. Dann wird mit reinem Wasser gespült und die oberste allzusehr erweichte Schicht entfernt, darauf wird nochmals mit lauwarmem Wasser gespült. 78 • Referate Dunbar, W. P. Die Abwasserreinigungsanlage der Stadt Coethen in Anhalt. Gesundheitsingenieur 41, 1918, S. 265—72, 273—79, 285—89. Hamburg. Staatl. Hygien. Instit. Die beschriebene Anlage ist die erste, die eine Schlamrabeseitigung ohne vorherige Ausfaulung bewirkt. Der Schlamm, der in Absitzbecken zur Ausscheidung gebracht wird, fließt, nachdem ihm ca. die Hälfte seines Wassergehaltes in einer Verdichtungsrinne entzogen worden ist, direkt auf Trockenbeete und verwandelt sich hier in eine feste Masse. In den bis- herigen fünf Betriebsjahren ist es niemals zu einer fauligen Zersetzung des Schlammes auf den Beeten gekommen. Unangenehme Gerüche haben sich zu keiner Zeit bemerkbar gemacht. Durch die beschriebene Anlage ist die Aufgabe gelöst, den Abwasserschlamm in eine feste handliche und nicht faulende Form überzuführen, ohne Zerstörung der in ihm enthaltenen wert- vollen Dungstoffe. Hesse, Erich. Die Beurteilung des Wassers auf Grund der Keimzählung. Ztschr. f. Hyg. u. Infekt.-Krankh. 88, S. 81—99. Selbst wenn die örtliche Besichtigung befriedigend ausfällt, der chemische Befund einwandfrei ist, und bakteriologisch wenig Keime ermittelt werden, sind wiederholte Untersuchungen notwendig. Diese erfolgen zweck- mäßig bei flachen Brunnen nach einer vorausgegangenen trockenen Witte- rung und nach einigen heftigen Regenfällen; bei Brunnen mittlerer Tiefe und tiefen Brunnen zu solchen Zeiten, die vorausgegangenen besonders trockenen und besonders niederschlagsreichen Monaten entsprechen. Nicht gedeckte Brunnen können bei sorgfältiger Behandlung ein brauchbares Wasser liefern, sie müssen aber gegen den Zutritt von Regen und anderen Verun- reinigungen geschützt werden. Die bakteriologische Untersuchung des nicht überdachten Brunnens würde zur Zeit von Regenfällen falsche Ergeb- nisse (zu hohe Keimzahlen) liefern. Zum Aufstellen der Schöpfgefäße ist eine sauber zu haltende Unterlage notwendig. Das Einschwemmen thermo- philer Bakterien in das Grundwasser scheint vorzugsweise während der heißen Monate stattzufinden. Zikes, Heinrich. Bericht über die Tätigkeit der gärungsphysiologischen Abteilung der Versuchsstation. Allg. Ztschr. f. Bierbrauerei u. Malz- fabr. 47, S. 45—48. Die konsumreifen Kriegsbriefe waren unreiner als in irgendeinem früheren Jahre. Es traten auf: Essigbakterien in 85,6% der Proben, klein- zellige Hefe in 78,8%, sporulierende wilde Hefen in 62 7o» Mycoderma in 42,2 *'/o, Stäbchenbakterien anderer Art (darunter Würzebakterien, Fäulnis- bakterien) in 42%, Pediokokken in 12,8%, Mycelhefen in 2,7%, Williaarten in 17o- Eines der Biere neigte zur Eisenkrankheit. Referate 79 Der Einfluß der Temperatur auf verschiedene Funktionen der Hefe wurde eingehend bearbeitet: Die Sproßtätigkeit der Hefen ist bei verschiedenen Temperaturen abhängig von jener Temperatur, bei der sie früher gezüchtet wurden. Kalthefen passen sich höheren Temperaturen besser an als umgekehrt, sie zeigen das gleiche Optimum der Generationsdauer (30°) wie warmgeführte, ihre Askosporenbildung setzt rascher ein als bei warm- geführten. Die Bildung von Fett ist bei tieferen Temperaturen (12 bis 15") sehr langsam, rascher bei 20—30", hier dürfte das Optimum liegen. Eine Nachentwicklung von kleineren Fetttröpfchen kommt bei niedrigen Tempe- raturen häufiger vor. — Mycoderma cerevisiae ist nur ein schwacher Glykogenbildner, ebenso Torula alba und Willia anomala. Bei Chalara Mycoderma scheinen verschiedene Temperaturen zur Befreiung des Gly- kogens von geringerer Bedeutung zu sein. Für Brauereihefen liegt das Optimum der Bildung von Glykogen bei etwa 30". — Die Hefezellen ent- halten bei tieferen Temperaturen ein kompakteres und dichteres Protoplasma. Längere Zeit warmgeführte Zellen, die sich an tiefere Temperaturen an- passen mußten, zeigten eine sehr geringe Vermehrungsenergie, 20 — 30 Zellen innerhalb 3 Tagen, gegenüber 300000—350000 warmgeführter Zellen. Die Vermehrungsfähigkeit kaltgeführter Zellen (Gärdauer 7 Tage) war gegenüber der Vermehrungsenergie weitaus besser, sie verhält sich wie 1 : 17 gegenüber der Vermehrungsenergie 1 : 14000. Die Gärungsenergie kaltgeführter Zellen verhielt sich zu der warmgeführter wie 1 : 2, die diesbezüglichen Gärfähig- keiten wie 1 : 2,5. Die günstigste Temperatur für die Bestimmung des End- vergärungsgrades liegt bei etwa 30", und zwar bei Benutzung von 0,5 g gepreßter Anstellhefe auf 200 ccm Würze. Die Säure- und Esterbildung ist bei tieferen Temperaturen langsamer und schwächer als bei höheren. — Bei verschiedenen Temperaturen ergeben sich gestaltliche Veränderungen, die als Modifikationen im botanischen Sinne erkannt wurden, das sind Varietäten, die ihre Form und Gestalt bei normalen Bedingungen bald zurückerlangen. — Die Farbstoffproduktion von Pigmenthefen ist bei niederen Temperaturen stärker. — Je höher die Temperatur, desto rascher geht ein Weich- oder Flüssigwerden der Hefe, eine Degenerierung, vor sich. Bei Feststellung der oberen Tötungstemperatur wurden am widerstandsfähigsten Willia saturnus, Schizosaccharomyces Pombe, Saccharomyces Logos und Saccha- romyces thermantitonum befunden. Einzelne widerstandsfähigere Keime hielten von W. saturnus bis 58", von Seh. Pombe und S. Logos bis 60", von S. thermantitonum bis 64" aus. Hinrichs, ü. Warum werden in vielen Melassebrennereien so schlechte Erfahrungen mit den Kriegsnielassen gemacht? Ztschr. f. Spiritus- industrie 42, S. 113—114. Die mangelhafte Spiritusausbeute führt Verfasser auf einen durch den Düngemittelmangel hervorgerufenen zu geringen Gehalt der Kriegsmelassen 80 Referate an Stickstoff- und Phosphorsäure zurück. Durch Zusatz stickstoffhaltiger Stoffe und phosphorsaurer Salze konnte er die Ernährung der Hefe heben und die Spiritusausbeute verbessern. Er empfiehlt: Neuimpfung in kürzeren Zwischenräumen als bei Friedensmelassen, Stickstoff- und Phosphatgabe schon im Pasteurkolben und während der Reinzucht und nach 24 stündiger Gärung zugeben. Bei nicht abgelagerten Melassen, die noch viel Luftblasen und damit Infektionen enthalten, ist intensives Aufkochen geboten. Fries, Georg. Erfahrungen aus der Praxis wälirend der letzten Kriegs- jahre. Ztschr. f. ges. Brauwesen 42, S. 1—3, 9—11, 17—19, 26—27, 33—85, 39—42, 45—46, 53—55, 59—61. München, Wissensch. Stat. f. Brauerei. Es werden die Herstellungs-Verfügungen von Kriegsbieren und Bier- ersatz behandelt und die Erfahrungen des Verfassers mitgeteilt. Es wird darauf hingewiesen, daß durch die Kohlenknappheit verschiedene Betriebe von der Untergärung zur Obergärung übergegangen sind; Verfasser führt die Momente an, welche zur Herstellung eines guten obergärigen Bieres von Bedeutung sind. Eisenkranke Biere sind fast gar nicht eingesandt worden. Nach Verfasser ist die Eisenkrankheit nur darauf zurückzuführen, daß in Gärung befindliche Biere oder auch bereits vergorene, direkt mit diesem in Be- rührung gekommen sind. — Das Brauverfahren Plesch (vgl. Ztschr. f. ges. Brauwesen 41, S. 73, 81; C. 1918. I. 1095) stellt in der einen Form nichts Neues dar, während die andere Form undurchführbar ist. — Die Konzentration der Ersatzbiere, die Verfasser untersuchte, ging bis auf 0,49*^/0 herunter. Die Biere waren fast ausnahmslos karbonisiert und be- saßen häufig die schlechte Eigenschaft, die Kohlensäure beim Offnen der Flasche stürmisch entweichen zu lassen; von Schaumhaltigkeit konnte nicht gesprochen werden. Die meisten dieser Biere waren mit Saccharin oder Dulcin gesüßt, mitunter war auch als Schaummittel Saponin zugesetzt. Lakritze ist nach Verfasser ein ganz minderwertiger Zusatz, er verleiht nicht nur dem Getränk eine unschöne, oft irisierende Farbe, sondern er macht es auch, infolge der meist beträchtlichen Verunreinigungen, blind; außerdem gibt er Geschraackstoffe ab, die das Produkt stets auf das Niveau der Minderwertigkeit herabdrücken. — Die Kriegspeche, als Ersatz der Kolo- phonium Harzölpeche, sind entweder bituminöser Natur, sog. Montanpeche, oder regenerierte Auslaufpeche. Diese letzteren können als voller Ersatz gelten. Vor Montanpechen warnt Verfasser, ihre Viskosität ist zu hoch, und Verschnitte von anderem Pech mit bituminösen Stoffen scheiden letztere schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder aus. Referate 81 Wüsteiifeld, H. Rückblick auf den Jahrgang 11)18 der „Deutschen Essig- industrie". Dtsch. Essigind. 23, S. 65—67, 73—75, 81—82. Eine kurz zusammengedrängte Übersicht über die in den einzelnen Nummern der „Deutschen Essigindustrie" verstreuten fachwissenschaftlich und technisch wertvollen Aufsätze sowie über die Verbandsmitteilungen. Wüstenfeld, H. Rübenzuckeressig auf Schnellessigbildnern. Dtsch. Essig- ind. 23, S. 89—90. Unter Berücksichtigung der augenblicklichen Lage und einer vielleicht später drohenden weiteren Kontingenteinschränkung empfiehlt Verfasser die Darstellung von Rübenessig aus Rübensäften, bezw. aus deren vergorenen alkoholhaltigen Maischen. Da ein Teil der Rohzuckerfabriken nicht in der Lage sein dürfte, ihren Betrieb aufrecht zu erhalten, und da ein Teil der Zuckerrüben auf dem Felde überwintert hat, so könnten einzelne Essig- fabrikanten sich vielleicht solche Rüben verschaffen. Ferner würde sich vielleicht die eine oder andere wenig beschäftigte Brauerei bereit finden, Rübenwein aus Zuckerrüben herzustellen und der Essigfabrik des gleichen Ortes zur Verarbeitung liefern. Schließlich könnten Essigfabriken mit Roh- zuckerfabriken Abschlüsse auf Lieferung von Rübensirup machen. Inwieweit vorläufig noch behördliche Schwierigkeiten diesen Vorschlägen entgegen- stehen, läßt Verfasser dahingestellt sein und gibt kurze Anweisungen zur Fabrikation. Schweizer, Karl. Über die Gewinnung von Glyzerin durch Gärung. Helv. chim. Acta 2, S. 167—72, Winterthur. Verfasser berichtet über Versuche zur Gewinnung von Glyzerin bei der Zuckergärung. Die größte Schwierigkeit bestand in der Wahl einer Hefe, welche große Salzmengen vertragen könnte. Befriedigende Resultate erhielt Verfasser schließlich bei Anwendung von Preßhefe. Bei saurer Reduk- tion waren die Gärversuche ergebnislos. Da Hefe alkalische Reaktion nicht verträgt, wurde versucht, die Reduktion in möglichst neutralem Medium durchzuführen. Gute Resultate lieferten Versuche, bei denen auf 40 g Saccha- rose, 2 g Ammoniumdiphosphat, 1 g Dikaliumphosphat in 400 g Wasser 10 g Preßhefe angewandt wurden. Für die Versuche diente der Apparat von Hayduck. Sobald die Gärung begonnen hat, wurden 30 g Na^SOg zu- gesetzt. 100 g Zucker lieferten durchschnittlich 21,3 g Glyzerin. Bei Luft- zufuhr sank die Glyzerinausbeute beträchtlich. Terein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der Konservierung von Kartoffeln (D. R. P. 291307, Kl. 53 g vom 14. 2. 1914, ausgegeben 16. 4. 1919; Zus.-Pat. zu Nr. 286106; C, 1915, H, S. 514) dadurch gekennzeichnet, daß die in rohem Zustande geriebenen Kartoffeln durch Vermischen mit gedämpften Kartoffeln auf eine dem verwendeten Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIII. c 82 Referate Milchsäurepilz angemessene Temperatur angewärmt werden. — Es ist bei Verwendung des B. Delbrücki zweckmäßig, Kartoffelreibsel und gedämpfte Kartoffeln in solchem Verhältnis zu mengen, daß die Mischung eine Tempe- ratur von 60° besitzt. Verein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfaliren der Konservierung von Kartoffeln (D. R. P. 291308, Kl. 53 g vom 29. 4. 1914, ausgegeben 16. 4. 1919; Zus.-Pat. zu Nr. 286106; C. 1915, II, 514; Ztschr. f. angew. Ch. 28, n, S. 499, [1915]) dadurch gekennzeichnet, daß bei der Einsäuerung von geriebenen Roh- kartoffeln mit Hilfe von Reinzuchtbakterien die Erhitzung des geimpften Reibseis bis zu einer solchen Temperatur erfolgt, daß die Mischung durch Verkleistern der Stärkekörner homogen wird, wobei zweckmäßig die Er- hitzung nach beendigter Säuerung ausgeführt wird. — Abänderung des Ver- fassers gemäß Anspruch I in der , Weise, daß die vorhandenen Bakterien stark geschwächt oder abgetötet werden. — Es wird das Reibsei in der Grube mittels einer Dampfleitung oder eines Dampfschlauches erhitzt. In- folge der Verkleisterung trennt sich dann die Mischung nicht mehr in Festes und Flüssiges. Das Reibsei kann auch auf dem Wege in die Gruben in einem mit einer Schnecke ausgestatteten Rohr auf heizbaren Doppel- wandungen erhitzt werden. Bei Anwendung von Bac. Delbrücki vnrd die Verkleisterung bei 60— 70*^ ausgeführt. Erfolgt die Erwärmung erst nach der Säuerung z. B. durch in den Gruben angebrachte Dampfleitungen, so kann die Säuerung bei einem bestimmten Säuregrad durch die Abtötung der Pilze unterbrochen werden, damit eine weitere Veränderung des Sauergutes möglichst ausgeschlossen wird. Essig-Rezepte. Dtsche Essigind. 23, S. 93—94. Es werden genau detaillierte Rezepte, zwei für französischen Kräuter- essig, eins für „besonders feinen" französischen Kräuteressig angegeben, sie bestehen in Ausziehen einer Anzahl Gewürze mit Essig, Abgießen und Filtrieren. Raebiger, H. Eine neue Gaszeile zur Behandlung der Pferderäude. Dtsch. tierärztl. Wochenschr. 27, S. 75 — 76. Halle a. S., Bakteriologisches Institut der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen. Beschreibung einer Gaszelle aus Eisenkonstruktion, die zur Behandlung der Pferderäude mit SOg dient. Pat.-Anm. 53 e, 2. H. 73976. Verfahren und Vorrichtung zum Entkeimen von Milch. F. Hering, Leipzig 1918. Pat.-Anm. 28 a, 3. S. 48807. Verfahren zum Gerben von Häuten und Fellen. Societe Genty, Hough & Cie, Paris 1918. Referate 83 Salkowski, E. Über den Kohlenhydratf^ehalt der Flechten und den Ein- fluß der Chloride auf die Alkoliolgärung:. Ztschr. f. physiol. Ch. 104, 1918, S. 105—28. Berlin, Path. Inst, der Univ. Das isländische Moos (Liehen islandicus) zeigt folgende Zusammen- setzung: Lichenin 59,45 7o, Fett (Ä.-Fxtrakt) 4,30%, Eiweiß 4,73%, organische Substanz außer Lichenin 19,47%, Asche 2,01%, Wasser 10,04%. Das Renn- tiermoos (Cladonia rangiferina) enthält Lichenin 54,03 °/q, (Ä. -Extrakt) 2,59%, Eiweiß 4,107o5 sonstige organische Substanz 26,96'^/(„ Wasser 10, 59^^/;^, Asche l,137o- Durch Hydrolyse dieser Flechten mit 2,5%iger HCl oder 6°/oige H2SO4 erhält man rund 66, bezw. 60% der lufttrockenen Substanz an Glukose. Der Zucker ist vollständig vergärbar, nur mitunter bleibt ein kleiner, als Dextrin anzusehender Rest unvergoren. — NaCl stört die Gärung von Traubenzucker, umsomehr, je höher der Gehalt daran ist, es kommt aber auch der Gehalt der Lösung an Glukose in Betracht. Während eine Lösung von etwa 12% bei einem NaCl- Gehalt von 4% vollständig, von 8"/o NaCl fast vollständig vergärt, vergären von einer Lösung von 20 7o Glukose und 4% NaCl nur etwa ^^o des Zuckers. Dieselbe Lösung ohne NaCl zeigt vollständige Vergärung. Noch mehr stört eine äquivalente Quantität von CaCla. Die Hydrolysate der Flechten enthalten außer gärungsfähigem Zucker eine die Gärung störende Substanz (w^ahrscheinlich Flechtensäuren). Der Gehalt des isländischen Mooses an in die Hydrolysate übergehenden Flechten- säuren, ausgedrückt als Cetrarsäure, berechnet sich, auf indirektem Wege bestimmt, unter Zugrundelegung der Formel CgoHg^Oig für diese im Minimum zu 10,92 °/q der lufttrockenen Substanz. Die durch Säurehydrolyse leicht verzuckerbare Flechtenzellulose, das Lichenin, v^^ird durch diastatische Fer- mente (Pankreas, pflanzliche Diastase, Speichel) nicht verzuckert. Wehmer, C. Leuchtgaswirkung auf Pflanzen. 5. Wirkung auf Holz- pflanzen: Blausäure als schädlichster Gasbestandteil. Ber. Dtsch. Botan. Ges. 36, 1919, S. 460—64. Die Pflanzen, die in den früher berichteten Versuchen nach Einwirkung von Leuchtgas im Aussehen unverändert blieben, zeigten sich nach dem Überwintern doch geschädigt, da im folgenden Frühjahr mit einer Ausnahme (Hainbuche) keine von ihnen austrieb, vielmehr alle allmählich abstarben. Der Stoff, der hauptsächlich das Absterben herbeiführt, hat sich als Blau- säure erwiesen, die in dem Versuchsgase zu 0,01 VoI.-^q vorhanden war. Wurde diese eliminiert, indem das Gas mit Alkali unter Zusatz von etwas FeS04 gewaschen wurde, so blieb die heftige Wirkung aus. Die Blausäure läßt in ihrer Wirkung auf Kressekeimlinge alle bisher untersuchten Leucht- gasbestandteile (CS2, Benzol, HgS) weit hinter sich. 6* g4 Referate Dienert, F. und (Juillerd, A. Nährböden aus autolysierteni Hefewasser für die Züchtung des B. coli. C. r. d. l'Acad. des sciences 168, S. 256 — 57. Einen als Ersatz der Peptonbouillon sehr geeigneten Nährboden von gleichmäßiger Zusammensetzung erhält man durch Verflüssigung von 500 g Preßhefe bei 50^, Verdünnen mit Wasser auf 2 Liter, Kochen während 30 Minuten, Neutralisieren, Filtrieren und Auffüllen auf 7,5 Liter. Er ver- hält sich auch bei Zusatz von Phenol ebenso wie Peptonbouillon und kann mit Gelatine oder Agar zu festen Nährböden verarbeitet werden. Maze. P. Die Oxydation der Milchsäure durch die Bakterien unter Bildung von Brenztraubensäure und Ketonkörpern. C. r. soc. de biologie 81, 1918, S. 1150—52. Verfasser konnte ein Dutzend Bakterien arten isolieren, die durch Oxy- dation von Milchsäure in rein mineralischen Nährlösungen mit Kalziumlaktat als einziger C-Que-lle Brenztraubensäure und Ketonkörper zu bilden vermögen. Dieselben Arten bilden in zuckerhaltigen Mineralnährböden gleichfalls Brenz- traubensäure, da sie den Zucker in Milchsäure spalten; nur eine Art ist gleichzeitig ein alkoholisches Ferment für Zucker. An sechs dieser Arten wurde der Gang der Reaktion näher verfolgt, wobei die Brenztraubensäure kolorimetrisch mittels der Simon sehen Reaktion bestimmt wurde; hierbei muß der Gehalt der Lösungen zwischen 0,1 und 1^/qq Hegen. Bildung und Zerstörung der Brenztraubensäure erfolgen bei den einzelnen Arten mit ver- schiedener Geschwindigkeit. Daneben wurde Essigsäure von Spuren bis zu mehr als 50 "/o fler zerstörten Milchsäure gebildet, Ameisensäure niemals. Zwei Arten bildeten ferner Azetylmethylkarbinol und Diazetyl, eine nur jenes. Die Vorgänge bei deren Bildung lassen sich durch folgende Gleichungen ausdrücken : CH3 • CH(OH) • CO^H + CH3 . CO • CO2H + 0 = CH3 . CH(OH) • CO • CH3 -f 2 CO2 + H.,0. 2 CH3 . CO • CO2H + 0 rr CHg"- CO • CO • CH3 4- 2 COo + H2O. Man könnte auch annehmen, daß das Diazetyl direkt aus dem Azetylmethyl- karbinol durch Oxydation der sekundären Alkoholgruppe entsteht; dagegen spricht aber das völlige Fehlen von Butylenglykol. Oelsncr, Alice und Koch, Alfred. Über den abweichenden Verlauf der Aikoholgärung in alkalischeu Medien. Ztschr. f. physiol. Ch. 104, Göttingen 1918, S. 175 — 81. Landwirtschaftl.bakteriolog. Inst, der Univ. Die Beobachtung von Wilenko (Ztschr. f. physiol. Ch. 98, S. 255; C. 1917, I, S. 895), daß in durch Phosphat alkalischen Gärflüssigkeiten sicht- bare Gärung unter Bildung von CO^ und Alkohol ausbleibt, und trotzdem der Zucker verschwindet, konnte nicht bestätigt werden. Bei den Versuchen wurden 100 ccm einer 5 ^o ig^^ Glukoselösung mit 0,889 g, bezw. 4,461 g NagHPO^ und 0,05 g, bezw. 0,235 g NaHoPO^ und 20 g Hefe versetzt. Dabei Referate 85 wurde, wie in den Kontrollversuchen (100 ccm einer 5'y^^\gen Glukoselösung und 4,541 g KH^POi und 20 g Hefe) stets Bildung von COg und Alkohol beobachtet. Die COg wurde nach dem Austreiben aus der mit HgSO^ an- gesäuerten Lösung als BaCOg bestimmt. Die Bestimmung des Alkohols erfolgte pyknometrisch, die Bestimmung der Glukose mittels Fehlingscher Lösung. Bei schwach alkalischer Reaktion war die Gärung zu Anfang etwas verzögert, führte aber am 6. Tage zu einer normalen Durchgärung des Zuckers, wogegen in der stark alkalischen Gärung die produzierte Menge von CO2 und Alkohol trotz vollständiger Umsetzung des Zuckers hinter der normalen zurückbleibt. Bei den alkalischen Gärungen wurde eine vermehrte Bildung von Aldehyd beobachtet. Welimer, C. Über Funiarsäureg:ärung des Zuckers. Ber. Dtsch. Chem. Ges. 51, S. 1663; C. 1919, I, S. 664; 52, S. 562—64, Hannover. Der Verfasser erhebt gegenüber F. Ehrlich (vgl. Ber. Dtsch. Chem. Ges. 52, S. 63; C. 1919, I, S. 664) Einspruch dagegen, daß aus dem Ver- mischen von etwas Alkalifumarat in alten, kompliziert zusammengesetzten Kulturflüssigkeiten auf eine „Fumarsäuregärung des Zuckers" geschlossen wird. Es fehlen die Merkmale einer Gärung, und es ist zweifelhaft, ob bei Rhizopus die Fumarsäure überhaupt aus Zucker entsteht oder nicht vielmehr irgendwelchem anderen Material und anderen Prozessen entstammt, z. B. der dem Eiweißzerfall in der alten Kultur entstammend zu denkenden Bern- steinsäure oder dem Eiweiß selbst. Die Pilze Rhizopus und Aspergillus zeigen völlig verschiedenen Chemismus. Der (schnell wachsende) Rhizopus- pilz setzt Zucker nur träge um und kann schon dieserhalb keine „Gärung" erregen. Paillot, A. Die Pseudograsserie, eine neue Krankheit der Raupen von Lymantria dispar. C. r. d. l'Acad. des sciences 168, S. 258 — 60. Neben einem an der Erkrankung nicht beteiligten Bac. lymantriae ß wurde bei einer die äußeren Zeichen von Blutverfettung (grasserie) auf- weisenden Raupe ein Coccobacillus gefunden, der bei dieser, wie bei anderen Raupenarten eine Zerstörung des Fettgewebes mit milchiger Trübung des Blutes durch wirkliche Fettkügelchen hervorruft und deshalb als Bac. lyman- tricola adiposus bezeichnet wird. Im Blute der befallenen Tiere kann er die überraschendsten Gestalten, darunter in den ersten Stunden Riesenformen von 7 — 8 p Durchmesser, annehmen. Er vermag sämtliche Zucker und Poly- alkohole zu vergären und entfärbt gleichzeitig anwesenden Lackmusfarbstoff mehr oder weniger, außer bei Glukose und Saccharose. Svanberg, Olof. Die Aziditätsbedingungen der echten Milchsäurebakterien. Medd. Kgl. Vetenskaps akad. Nobelinst. 5, 1919, Nr. 2. Verfasser stellt die Azidität fest, welche Bacterium casei und Strepto- coccus lactis in Milch, Molken und ungehopfter Bierwürze nach verschiedenen 86 Referate Entwicklungszeiten und als Endzustand, bei dem sie ihre Entwicklungs fähigkeit einbüßen, zu erzeugen vermögen. Die Azidität wird ausgedrückt durch die Konzentration der H-Ionen, während es bisher üblich war, die quantitativen Reaktionsbedingungen ledigbch durch die Titrationsazidität, bezw. -alkalität gegen den einen oder anderen Indikator anzugeben. Ver- schiedene Werte ergeben sich durch beide Bestimmungsarten z. B. bei der Vergärung von Milch und Molken durch Streptococcus lactis, wobei in beiden Substraten die gleiche H lonenkonzentration erreicht wird, während die Titrationsaziditäten verschieden sind. Dies liegt daran, daß in Milch große Mengen der gebildeten Milchsäure durch das koagulierte Kasein adsorbiert oder als unlösliches Laktat gefällt werden. — Eine scheinbar sich ergebende Abhängigkeit der Entwicklungsfähigkeit des Streptococcus lactis in den ver- schiedenen Nährlösungen von der H-Ionenkonzentration liegt nur bei geringen Laktatkonzentrationen vor. Dagegen hat W. van Dam (Biochem. Ztschr. 87, 107; C. 1918, II, 53) sehr wahrscheinlich gemacht, daß durch eine be- stimmte Konzentration der undissoziierten Milchsäuremoleküle das Weiter- gehen des Gärungsprozesses verhindert wird. — Die Aziditätstoleranz beider Bakterien gegenüber H^SO^, HCl und H3PO4 ergab sich für alle drei Säuren gleich und bei Bacterium casei gleich der gegenüber Milchsäure, bei Stre])to- coccus lactis um ein geringes größer als gegenüber Milchsäure. Alkali- toleranz ist bei Streptococcus lactis minimal, bei Bacterium casei gar nicht vorhanden. BrussoflF, Alexander. Ein Beitrcag zur Kenntnis der Aktiuoniyzeten. Zentralbl. f. Bakter. u. Parasitenk. II, Abt. 49, S. 97—115. Actinomyces cloacae nennt Verfasser eine allem Anschein nach neue Art, die er aus Klärschlamm der Aachener biologischen Abwasserkläranlage mittels der Omelianskischen Lösung mit Filtrierpapier isolieren konnte. Sie unterscheidet sich von anderen Arten besonders durch die eigenartige Entwicklung in Bouillon. Außer einer Ringbildung entstehen am Boden und am unteren Teile der Glaswand zahlreiche kugelförmige, farblose Kolo- nien, die später weißlich und durch den gegenseitigen Druck vieleckig werden. An der Oberfläche der Bouillon findet keine Entwicklung statt, sie bleibt dauernd unverfärbt und klar, hat in den ersten Tagen schwachen Erdgeruch, später starken modrigfaulen Geruch. Der neue Organismus scheint zur Bindung von Stickstoff aus der Luft befähigt zu sein. — Aus den eingehenden mikroskopischen Untersuchungen sei hervorgehoben, daß sie zu der Überzeugung führten, daß die Aktinomyzetenhyphen nicht in Fragmente zerfallen. Diese Annahme früherer Untersucher dürfte auf irr- tümlicher Deutung der Beobachtungen an gefärbten Präparaten beruhen. Was sie für „Kokken", „Stäbchen" und „Spirillen" hielten, ist nichts anderes als Tröpfchen und Tröpfchenansammlungen von Volutin, vielleicht auch von Fett, Referate 87 Zikes, Heinrich. Einige biologische Fragen über Zuckerrübenbier. Allg. Ztschr. f. Bierbrauerei u. Malzfabr. 47, S. 67— 71, 75—80, 83—87, 92—94. Verfasser hat Untersuchungen angestellt, wie sich die verschiedenen Kleinlebewesen der Zuckerrübe, bezw. des Saftes bei der Bierherstellung verhalten. Es kommen hauptsächlich Schleimbildner der verschiedensten Art, ferner Vertreter der Koli-, Subtilis- und Mesenterikusgruppe in Betracht, auch Buttersäurebakterien, Hefen und andere höhere Pilze. Es wurde fest- gestellt, daß die Mikroorganismen bakterieller Natur durch die Art der Be- handlung der Rübenschnitzel mit heißem Wasser, sowie durch die vereinigte Wirkung der Hopfenbitterstoffe und der durch die Hefe erzeugten Gär- produkte unterdrückt werden. Sproßpilze können durch gründliche Reini- gung der Leitungen, Gärgefäße usw. mit den üblichen Desinfektionsmitteln unterdrückt werden. — Bei Verwendung von Grünsirup empfiehlt sich ein größerer Zusatz von Malz oder Czirok, andererseits ein öfteres Einschieben eines höherwertigen Gebräus in den Fabrikationsgang, da Grünsirup, nament- lich in diesem Jahre noch weit weniger assimilationsfähige Nahrung in Form von Eiweißkörpern, Phosphaten usw. enthält, als gewöhnliche Zucker- rübenwürze. Sandelin, A. E. Untersuchnng eines aus Rahm isolierten sänre-lab- bildenden Bazillus (Bacillus coagulans n. sp.). Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk., H. Abt. 49, S. 115 — 30. Experimentalfältet bei Stockholm, Zentralanst. für Landwirtschaftl. Versuchswesen, Bakteriol. Abt. Der neue Bazillus konnte nur einmal aus verdorbenem, sterilisiertem Rahm isoliert werden. Er bildet Sporen, hat peritriche Cilien und ist fakultativ anaerob. Milch koaguliert er bei schwach saurer Reaktion in sehr charakteristischer Weise, dann wird das Gerinnsel unter Bildung von Peptonen und Aminoverbindungen peptonisiert. Dextrose, Fruktose, Galak- tose, Maltose und Laktose werden vergoren, Glyzerin schwach, Saccharose, Pentose, Arabinose und Mannit gar nicht. Bei der Vergärung von Laktose und Dextrose werden sicher Essigsäure und Bernsteinsäure, aber keine Milch- säure oder Oxalsäure gebildet. Auch das Fett der Milch wird offenbar etwas angegriffen. Gelatine wird verflüssigt. Rubner, Max. Über die Yerdaulichkeitsverhältnisse unserer Nahrungs- mittel. Berl. klin. Wchschr. 56, S. 294—95. Erwiderung auf die Ausführungen von König. (Berl. klin. Wchschr. 56, S. 293; vorst. Ref.) Dieser hat vor allem die Ausnutzung kombinierter Nahrung, die andere Werte angibt, als die einzelnen Nahrungsmittel für sich, nicht berücksichtigt. gg Referate Völtz, W. Sind die in Ausniitzung^sversuchen mit Frischhefe, also leben- den Hefezellen, ermittelten Yerdauun^s werte für die Hefenährstoffe auch zutreffend für die Nahrungs- und Futterhefe? Zeitschr. f. Spiri- tusindustrie 42, S. 23— 24. (Vgl. Biocheni. Ztschr. 93, S. 101; C. 1919, I, S. 561.) Die für die Verdaulichkeit der Hefenährstoffe bei Verwendung von Frischhefe (vgl. Schill, Biochem. Ztschr. 87, S. 163; C. 1918, II, S. 202) gefundenen Werte sind wesentlich niedriger als die für Nahrungs- und Futter- hefe ermittelten, die stets getrocknet oder doch aufgekocht, also immer ab- getötet, zum Verzehr gelangen. Entsprechend der Widerstandsfähigkeit der lebenden Hefezellen (vgl. oben angeführte Abhandlung) waren die Ver- dauungswerte für die Hefenährstoffe niedrig und betrugen für die organische Substanz 53,3 7o ^^^ für das Hefeeiweiß 46,6 "/o- Die mangelhafte Resorp- tion der Hefe bei ihrer Verfütterung im lebenden Zustande, und die Gefahr, daß bei Verabreichung großer Mengen infolge starker Kohlensäureproduktion Tympanie bei Wiederkäuern eintreten kann, bedingt ihre Verwendung als Nähr- und Futterhefe ausschließlich im abgetöteten Zustand. Das schließt natürlich den Genuß lebender Hefezellen in dosierten Mengen für thera- peutische Zwecke nicht aus. Ratten- und Kellermäusevertilger. Midi. Drugg. and Pharm. Rev. 51, 1917, S. 14—15. Stearns elektrische Ratten- und Mäusepaste besteht anscheinend aus 97 — 98,5^0 Glukose und 1,5 — -3^/^ Phosphor, der in CS2 unter Zusatz von etwas Erdwachs gelöst ist. Eine andere Vorschrift lautet: Man bratet eine Meerzwiebel in 500 g Schweineschmalz, 50 — 100 g Rindertalg aus, bis die Fette den Geruch derselben angenommen haben, und gibt dann 500 g Bariumkarbonat, 50 g 20'^/Qige Kupferammonazetatlösung zu. Ungiftiger Rattenvertilger aus spanischen Fliegen: 10 Drachmen Kantharidenpulver, 32,2 g Farinzucker, 500 g Malz, 0,065 g Moschus, je 6 Tropfen Rhodium- und Kümmelöl. Gautier, Cl. Physiologische und parasitologische Studien über die schäd- lichen Lepidopteren. Das Eierlegen der Apanteles, Parasiten von Pieris brassicae. (Vgl. C. r. soc. de biologie 81, S. 801; C. 1919, I, S. 255.) C. r. soc. de biologie 81, 1918, S. 1152—55. Es wird experimentell erwiesen, daß das parasitische Befallen der Larven von Pieris brassicae durch Apanteles oder Microgaster glomeratus entgegen der Meinung von Fahre nicht durch die Eier der Pieride erfolgt, sondern in der Norm in der jungen Raupe. Der Parasit sticht wohl auch die Eier, aber diese sterben dann entweder ab oder liefern parasitenfreie Raupen. Referate 89 Töltz, W. Die Yerfütterung des Kartoffelkrautes in friscliem, eiiif^e- säuertem und getrocknetem Zustande. Ztschr. f. Spiritusindustrie 42, S. 105 — 6. Berlin, Kartoffelbaugesellschaft, Über die Erfolge mit der Verfütterung des Kartoffelkrautes hat die Kartoffelbaugesellschaft im November 1918 bei den Kartoffelversuchsstellen eine Rundfrage erlassen. Aus den Antworten und den Erfahrungen des Verfassers geht folgendes hervor: Es sollte stets nur Vs bis zur Hälfte der Rauhfuttergaben in Form von Kartoffelkraut verabreicht werden. Frisches Kraut kann in stärkeren Gaben zu Durchfällen und anderen Erkrankungen führen. An Pferde und trächtige Tiere ist das Kartoffelkraut nur als Heu einwandfreier Beschaffenheit zu verfüttern. Auch Milchkühe sollten nur mäiiige Mengen frisches oder gesäuertes Kraut erhalten, weil der Geschmack der Butter beeinträchtigt werden kann. Schweine, Schafe und Rinder können frisches Kraut in mäßigen Mengen erhalten. Die widersprechenden Erfah- rungen der Praxis über die Eignung des eingesäuerten Krautes sind teil- weise auf den Ausfall der Säuerung zurückzuführen; es empfiehlt sich, das Kraut stets im Gemisch mit anderem Grünfutter einzusäuern. — Kartoffel- krautheu hat denselben Nährwert wie Wiesenheu mittlerer Güte (vgl. Ztschr. f. Spiritusindustrie 38, S. 87 u. 276; C. 1915, I, S. 1016, IL 755). Das Kraut darf stets nur kurz vor der Ernte abgemäht werden, um die Erträge an Knollen nicht zu beeinträchtigen. Hartmann, Joliannes. Ein Beitrag zur Yerdanliehkeit „verliolzter" Zell- wände. Dtsche, tierärztl. Wchschr. 27, S. 115 — 17. Dresden, physiolo- gisches Institut der Tierärztlichen Hochschule. Verfasser hat in früheren Arbeiten über mikroskopische und mikro- chemische Untersuchungen von Holzpräparaten, die an Pferde verfüttert wurden, sowie den entsprechenden Kotproben berichtet. Er teilt nunmehr Beobachtungen über die Korrosionserscheinungen an Fruchthaaren von Hafer- körnern mit, Hirazuka, E. Die Bildung des Seidenfadens. Bull. Imp. Serie. Exp. Station, Nakano 1, 1918, S. 203; Rev. gen. des Sciences pures et appl, 30, S. 36. Die in der Drüse der Seidenraupe vorhandene flüssige Seide besteht aus wenigstens zwei kolloidalen Stoffen, die in einer nicht albuminösen Flüssigkeit aufgeschwemmt sind. Die Umbildung der flüssigen in feste Seide scheint auf einem Koagulationsvorgange zu beruhen, der spontan eintritt und durch mechanische Einwirkungen (Zug, Druck) oder Zusatz einer Spur Säure, selbst CO2, sehr beschleunigt wird. Auch Erhitzen bewirkt Koagula- tion, und, da diese auch in Gegenwart von KCN eintritt, scheint sie nicht auf Enzymwirkung zu beruhen. Verfasser betrachtet die flüssige Seide als eine konzentrierte Emulsion sericigener Substanz im unbeständigen, über- 90 Referate sättigten Zustande und die Erhärtung als einen physikalischen Vorgang. Die flüssige Seide kann zu einem halbgelatinösen Faden ausgezogen werden, der bei weiterem, vorsichtigem Ausziehen koaguliert und dann ganz dem natürlichen Faden der Seidenraupe gleicht. Es ist zu bemerken, daß die Seidenraupe während des Spinnens den Kopf beständig nach links und rechts bewegt, wodurch eine Spannung auf den werdenden Faden ausgeübt wird. Paillot, A. Kokkobazillen als Parasiten der Raupen von Pieris brassicae. C. r. d. l'Acad. des sciences 168, S. 476—78. Kurze Beschreibung von fünf Arten, vier aus der Gegend von Lyon, einer aus Sellieres im Jura. Zwei Arten verflüssigen Gelatine, eine von ihnen ähnelt im Aussehen der Kulturen und in der Bildung eines grünen fluoreszierenden Farbstoffs dem Bac. fluorescens liquefaciens und wird als Bac. pieris fluorescens bezeichnet, die andere, Bac. pieris liquefaciens, bildet keinen Farbstoff. Von den nichtverflüssigenden Arten unterscheiden sich zwei, Bac. pieris non liquefaciens a und (i, lediglich durch die verschiedenen Einwirkungen auf die einzelnen Zuckerarten; die dritte, aus dem Jura stam- mende, wegen der großen Beweglichkeit Bac. pieris agilis benannt, verhält sich negativ gegen alle Zucker außer Glukose, entfärbt aber Lackmusnähr- böden mit den verschiedensten Zuckern mehr oder weniger. Fornet, A. Der Einfluß riclitiger und falscher Gärfülirung^ auf die Be- schaffenheit unserer Krie^sbrote. Ztschr. f. ges. Getreidewesen 10, 1918, S. 50 — 59. Berlin, Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung. Die vorliegenden Versuche haben gezeigt, daß auch bei den Mehlen dunkler Ausmahlung die sachgemäße Gärführung der wichtigste Faktor für das Gelingen des Gebäcks ist. Wasserstreifen, unvollkommene Elastizität, mangelhafte Porenbildung, wie überhaupt ungare Krume sind Fehler, die in der Mehrzahl der Fälle auf Gärfehler zurückzuführen sind. Diese Gärfehler können bei festen und weichen Teigen auftreten. Feste Teige, die die Form und Stückung des Gebäcks begünstigen, können die Ausbildung der Krume benachteiligen. Weiche Teige begünstigen die Lockerung, benachteiligen die Ausbildung der Gebäcke. Die Teige sind daher den Ausbeuten an Gebäck und der jeweiligen Betriebsführung anzupassen, damit nicht durch unzweckmäßige Gärung entstandene Fehler durch zu feste oder zu weiche Teige verstärkt werden. Der HaO-Gehalt der Krume steht in unmittelbarer Beziehung zur Konsistenz der Teige. Weichere Teige geben auch feuchtere Brote. Bei guter Ausbildung eines Gebäcks aus weicheren Teigen wird dies daher trotz einwandfreier Beschaffenheit höheren HaO-Gehalt aufweisen. Das Brot darf also nicht lediglich nach dem Wassergehalt beurteilt werden, sondern es muß Qualitätsprüfung nebenhergehen. Das beste Brot ist das- jenige, welches in gut und gleichmäßig gelockerter Krume einen der Teig- und Brotausbeute entsprechenden HaO-Gehalt aufweist. Referate 9 1 Fadeiizieliendes Brot und seine Verhütung. Versuchsanstalt für Getreide- verarbeitung^, Berlin. Ztschr. f. ges. Getreidewesen 10, 191S, S. 105 — ü. Berlin, Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung. Fadenziehen des Brots beruht auf einer bakteriellen Zersetzung der Brotbestandteile. Träger der Pilze ist das Mehl, Kartoffeln und Kartoffel- mehl begünstigt die Infektion. Infektion läßt sich nicht verhüten, das Auf- treten der Krankheit läßt sich vermeiden, sie tritt nur bei höheren Tempe- raturen, also meistens im Sommer auf. Verhütungsmittel: Kühle und luftige Lagerung des Brotes, mittelfeste Teigführung, scharfes Ausbacken, Führung- saurer Teige, zweckmäßig durch Vorteige unter Zusatz einer Säurerein- kultur, erhältlich in der Versuchsstation für Getreideverarbeitung. Weizen- brot ohne Säuerung ist nur in kleineren Gebacken herzustellen, die schnell verbraucht werden. Fadenziehendes Brot ist vom Verkehr auszuschließen, scharf zu trocknen und als Viehfutter zu verwenden. Fornet, A. Beitrag zur Kenntnis des Fadenzieliens der Brote. Ztschr. f. ges. Getreidewesen 10, Berlin 1918, S. 106 — 8. Versuchsanstalt für Getreide Verarbeitung. Es wurden Brote von steigendem Wassergehalt 41,6 — 40,8 ^'^ herge- stellt und im Brutschrank bei 40*^ aufbewahrt. Nach 72 Stunden war bei dem Brot mit dem niedrigsten Wassergehalt kaum Fadenziehen zu bemerken, die wasserhaltigeren zeigten mit zunehmendem H2O Gehalt stärkeres Faden- ziehen. Der Säuregrad war in keinem Falle hoch genug, um das Faden- ziehen zu verhindern, er muß wenigstens 0,3^0 Milchsäure, d. h. 3,3 Säure- grad betragen, um den gewünschten Zweck zu erreichen. Scheffer. Über das Schälen der (wetreidekörner. Ztschr. f. ges. Getreide- wesen 10, Berlin 1918, S. 143—46. Es werden an der Hand von Abbildungen die Unterschiede klargelegt zwischen der nassen und trockenen Schälmethode. Beim trockenen Schleif- verfahren werden Teile der Hüllen in Bruchstücken abgerissen, der Rest wird in Form eines Pulvers vom Korn abgeschliffen. Beim nassen Ver- fahren wird die aufgeweichte Fruchtwandung abgezogen. Eine vollkommene Trennung von Schale und Kern wird beim nassen Verfahren nicht erreicht: der innerste Teil der Fruchtschale ist an dieser Stelle mit der Samenschale verwachsen, und beide zusammen sind stark verdickt. Hier reißt die Schale ab. Beim Schleifverfahren kommt man mit der Entschalung weiter, muß aber einen gewissen Mehlverlust mit in Kauf nehmen. Entkeimung erreicht man nur beim Schleif verfahren. Der Grad der Schälung ist beim trocknen Verfahren willkürlich, beim nassen immer derselbe. 92 Referate Herter, W. Ziickerbestiiiiiiniiig im Kuclieii auf g^ärun^spliysiologischem Wege. Ztschr. f. ges. Getreidewesen 10, 1918, S. 6—8. Versuclisanstalt für Getreideverarbeitung. Unter Kuchen versteht man nach den jetzigen Verordnungen ein Ge- bäck, das mehr wie 10 ^o Zucker enthält; solche Ware darf ohne Marken- zwang verkauft werden. Die Frage, ob eine Backware als Brot oder Kuchen anzusprechen ist, kommt in der Praxis häufig vor; zur schnellen Beant- wortung schlägt Verfasser vor, die Gärmethode zu benutzen; er vergärt 1 g Ware mit 10 g H^O und vergleicht die entwickelte Menge COg mit der CO2 Menge, die 10 ccm l^/ßige Zuckerlösung bildete. Für genauere Be- stimmungen kann die Vergleichszuckerlösung noch verschieden abgestuft werden. Da Hefe zur Herstellung von Verkaufsware zurzeit verboten ist, so ist die Methode zurzeit zur schnellen Beantwortung der gestellten Frage brauchbar. Seel, Eugen, Zeeb, Elisabeth und Reihling-, Karl. Die mikroskopische Untersuehuug von Fleisch- und Wurstwaren. Ztschr. f. Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel .37, Stuttgart 1919, S. 1—17. Die Ergebnisse der chemischen Untersuchungen von Fleisch- und Wurstwaren sind als ausschließliche Grundlage für deren Beurteilung durch- aus ungenügend. Verfasser haben deshalb vorliegend den Versuch gemacht, die mikroskopischen Schnitte der wichtigsten in Betracht kommenden Ge- webe und Organe in gekochtem Zustande so zu charakterisieren, dal^ sie in Gemischen einwandfrei erkannt werden können. Die Technik der mikro- skopischen Untersuchung von Fleisch- und Wurstwaren wird unter Angabe bewährter Verfahren eingehend dargestellt. Bolle, J. Die Ermittlung der Wirksamkeit von insekteutötenden Mitteln gegen die Nagekörper des verarbeiteten Werkholzes. Ztschr. f. ang, Entomol. 5, 1918, S. 105 — 17. K. K. landw. Versuchsstation Görz. Zu den Versuchen zur Ermittlung von insektentötenden Mitteln gegen Nagekäfer dienen am besten größere Kästen aus vernietetem und gut ver- lötetem Blech, die oben mit einer Wasserrinne versehen sind, in welche der vorspringende Rand des Deckels eintaucht. Als Versuchsinsekten wurden Brotkäfer, Mehlwurm und Kleidermotte verwendet. 20 oder mehr Larven werden in dickwandige Eprouvetten von 20 cm Länge und 1^2 cm Breite mit etwas Futter gegeben und die Öffnung mit etwas Baumwolle zugestopft. Man muß derartige Röhrchen an verschiedene Stellen und in verschiedenen Höhen des Kastens aufstellen. Die Versuche an wurmstichigem Holz werden ausführlich beschrieben. Als wirksamstes Mittel hat sich Schwefelkohlenstoff herausgestellt. Referate 93 Ellrodt, G. Schlechte Hefe und deren Ursache. Brennereiztg. 35, 1918, S. 8103 — 4. Berlin, Versuchsanstalt des Vereins d. Brennereibesitzer und Preßhefefabrikanten Deutschlands. Als Hauptursache schlechterer Qualität der Hefe bezeichnet Verfasser die wechselnden Rohmaterialien und deren wechselnde Qualität, ferner mangel- haften Transport und zum Teil unsachgemäße Aufbewahrung in den Bäcke- reien. Die infolge der Ammoniumsalzernährung mit Stickstoff überernährten eiweißreichen Hefen vertragen wahrscheinlich den Transport schlechter als normal ernährte Hefen. In bestimmten Grenzen gilt eine eiweißreiche Hefe als gute Backhefe, jedoch ist das nicht für besonders eiweißreiche Hefe der Fall. Im Sommer empfiehlt es sich, auf nicht zu eiweißreiche Hefen hin- zuarbeiten, da die Haltbarkeit sonst leidet. Durch besonders große N-Nah- rung kann die Ausbeute nicht immer erhöht werden, sie ist nicht allein durch die N-Gabe bedingt, sondern hängt auch von der in der Würze vor- handenen Kohlenhydratmenge und deren sachgemäßer Ausnutzung ab. Eine zu große N-Gabe erhöht nicht die Ausbeute, verschlechtert aber nicht selten die Qualität. Es empfiehlt sich für die Betriebe, deren Hefehaltbarkeit bemängelt wird, den N-Gehalt der Hefe festzustellen. Ellrodt, G. Verarbeitung von Vogelbeeren auf Branntwein. Brennerei- ztg. 35, 1918, S. 8127. Berlin, Versuchsanstalt des Vereins d. Brennerei- besitzer u. Pießhefefabrikanten Deutschlands. Nach älteren Mitteilungen können aus 100 kg Vogelbeeren (Sorbus aucuparia) bis zu 3 1 Alkohol gewonnen werden. Bei Nachprüfung dieser Daten wurden 1,85— 2,6"/^ Alkohol erhalten, je nach Versuchsanstellung. Die Versuche wurden von Hämmerling ausgeführt. Ellrodt, G. und Kunz, Raimund. Alkoholgewinnung aus Flechten. Brennereiztg. 35, 1918, S. 8171. Berlin, Versuchsanstalt d. Vereins d. Brennereibesitzer u. Preßhefefabrikanten Deutschlands. Zur Verarbeitung kam Cladonia rangiferina, deren Zusammen- setzung folgende war: 11,7 7o Wasser, 0,660/o N, 4,117o Rohprotein, 4,870/o Asche, 1,6% Ätherextrakt. Die Asche enthielt 70^0 Kieselsäure und nur 0,71% Phosphorsäure oder auf Flechte bezogen 0,034 7o- Durch einstündiges Kochen bei 3 Atmosphären mit 0,85%iger Salzsäure wurden 71,7% des Gewichtes der Flechte als Extrakt gewonnen. Der Extrakt enthielt 54,5 7o Glykose oder auf Flechte berechnet 39%. Für die Gewinnung des Alkohols eignete sich folgendes Verfahren am besten: Einstündiges Erhitzen im Auto- klaven bei 3 Atmosphären mit 2—3*^/0 Salzsäure auf das Flechtenge wicht bezogen, was einem Zusätze von 8 — 12% Säure vom spez. Gew. 1,125 ent- spricht. Vor Anstellung der Maische zur Gärung wurde die Säure neutrali- siert; die Gärung wurde bei 28 bis 30 ^ durchgeführt. Es wurden 28 — 28,5 Vol.-'^/o Alkohol erhalten. 94 Referate Janke, Alexander. Beiträge zur teelinisclien Biochemie. II. Essig- iiud Essigsäure. (Vgl. Österr. Chem.-Ztg. 21, S. 191; C. 1919, n, S. 184.) Österr. Chem.-Ztg. 22, S. 1—5, 18—22, 26—28. Techn. Hochschule Wien. Der Verfasser hält den Standpunkt des Codex alimentarius Austriacus, sowohl Gärungsessig als Essigessenz unter der Bezeichnung Tafel- oder Speiseessig zuzulassen, nicht für richtig. Will man eine Erweiterung des Begriffes Essig vornehmen, so ist diese Gattungsbezeichnung durch eine Angabe über die Herkunft näher zu bestimmen. — Der Verfasser beschreibt die verschiedenen Verfügungen zur Herstellung von Essig und Essigsäure und erörtert ihre volkswirtschaftliche Bedeutung. Das „Orleansverfahren" und das Arbeiten mit Drehessigbildnem sind zur Gewinnung von Qualitäts- essigen am geeignetsten. Elirodt, G. Bericlit über die analytische Tätigkeit der Vereins-Versuchs- anstalt im Jahre 1917. Brennereiztg. 35, 1918, S. 7999. Aufzählung der untersuchten Proben. Die Backfähigkeit von Hefe- proben, nach der Methode des Verbandes deutscher Preßhefefabrikanten bestimmt, lag zwischen 57 und 160 Minuten. In einem Falle konnte fest- gestellt werden, daß die Ursache einer auffallend schlechten Ausbeute in der Verwendung eines Superphosphats zu suchen war, das auf die Vermehrung der Hefe ungünstig einwirkende Bestandteile enthielt. Verfasser empfiehlt, in derartigen Fällen, in denen die Ausbeuten scheinbar ohne besonderen Grund stark nachlassen, die zur Verwendung kommenden Salze zu unter- suchen. — Verfasser stellte fest, daß sich Kastanienmehl unter bestimmten Bedingungen zur Fabrikation von Älilchsäure eignet. Albert, R. und Krause, 31. Untersuchungen deutscher Seetange. Chem.- Ztg. 43, S. 97 — 99. Bodenkundliches Lab. d. Forstakademie Eberswalde. Die Versuche der Verfasser, aus den verbreiteten Nordseealgen Agar- Agar zu gewinnen, verliefen negativ; Chondrus crispus zeigte sich aber zur Gewinnung geeignet. Versuche zur Gewinnung von Gespinstfasern aus Algen führten zu keinem Resultat. Die Laminariaarten eignen sich als Futtermittel; sie lassen sich leicht trocknen und brauchen nur gedämpft zu werden. Die Untersuchungen von Algen auf Jod ergaben verschiedene Werte von 4,2 °/q Jod bis zu geringen Spuren; die Resultate sind in einer Tabelle zusammengestellt. Die Menge von Laminaria hyperborea, die man aus Helgoland erhalten könnte, w^rde den gesamten Jodbedarf Deutschlands decken. Neben der Jodgewinnung würde sich die Verarbeitung der Asche auf Kali lohnen; am rationellsten wäre es bei dem Gehalt an H3PO4, die gesamte Asche als Düngemittel zu verwenden. Meyerhof. Otto. Über den Zusammenhang von Atmung und Gärung. Naturwissenschaften 7, S. 253 — 59, Kiel. Die Analogie zwischen Gärung und Zellatmung, schon von Pasteur betont, läßt sich auch unter Berücksichtigung der neueren Forschungen Referate 95 verfolgen. Ganz analog wie die Gärung läßt sich auch die Atmung vom Leben der Zelle abtrennen. Die Geschwindigkeit beider Vorgänge wird in gleicher Weise durch narkotisch wirkende Substanzen beeinflußt, und zwar sowohl in lebenden wie in getöteten Zellen und in Zellextrakten. Schließ- lich scheint für die Atmung ein Koferment zu bestehen, das allem Anscheine nach mit demjenigen für die Gärung identisch ist. Es dürften somit auch diejenigen Phasen der Gärung und der Atmung, bei denen sich das Kofer- ment bestätigt, nahe verwandt oder sogar identisch sein. Molliard, M. Über die physiologische Bedeutung der Oxalsäure. C. r. soc. de biologie 82, S. 351—53. Aus Versuchen mit Züchtung von Sterigmatocystis nigra unter ver- schiedenen Bedingungen hat Verfasser das Gesetz abgeleitet: Die Bildung der Oxalsäure ergibt sich aus einer Reaktion der Pflanzenzellen gegenüber der Neigung des Nährbodens zu alkalischer Reaktion. Die Bildung von Oxalsäure nahm zu, gleichviel, ob der Nährboden durch künstliche Zusätze oder durch die in ihm sich abspielenden Stoffwechsel- vorgänge nach der alkalischen Seite hin verändert wurde. Pringsheini, Hans. Die chemische Anpassung der Mikroorganismen. Naturwissenschaften 7, S. 319 — 22, Berlin. Die einzelnen Vertreter der Mikroorganismen zeigen eine besondere spezifische Anpassung vornehmlich gegenüber hochmolekularen Naturprodukten einerseits und den niedrigsten Abbauprodukten andererseits, während die dazwischen liegenden Glieder pflanzlichen und tierischen Stoffwechsels einer größeren Zahl von Mikroben zugänglich sind. Es werden die spezifischen Anpassungen an Kohlenhydrate und Eiweißstoffe unter besonderer Berück- sichtigung der sterischen Auswahl kurz besprochen. Blockey, J. R. Beizen. Journ. Amer. Leather Chem. Assoc. 14, S. 49 — 61. Verfasser behandelt die zur Entfernung des Kalkes aus der geäscherten Haut angewandten Verfahren. Das Entkalken (deliming) besteht in der Entfernung des Kalkes mit anorganischen (Schwefelsäure, Borsäure) oder organischen (Ameisensäure, Milchsäure) Säuren. Beim Beizen wird die Blöße der Einwirkung gärender Stoffe unterworfen, und zwar unterscheidet man das Beizen mit Kotbeizen, das sind gärende Aufgüsse von Hunde-, Hühner- oder Taubenkot (bating) und mit der aus Aufgüssen von Kleie bestehenden Kleienbeize (drenching). Das Beizen mit Kleienbeize wird gewöhnlich bei Häuten angewendet, die vorher mit Säuren entkalkt oder mit Kotbeizen behandelt wurden, und dient dazu, die letzten Spuren von Kalk zu beseitigen. Die Kleienbeize hat nicht die gleiche entschwellende (verfallen machende) Wirkung wie die Kotbeizen, kann daher diese nicht ersetzen, findet jedoch mit Erfolg dort Anwendung, wo in der Hauptsache nur die entkalkende 96 Referate Wirkung der Säuren und die Reinigung der Haut erzielt werden soll. Ein Vorteil der Kleienbeize besteht darin, daß sie die Haut nicht angreift und daher nicht so leicht schädlich wirkt, wie die Kotbeizen, die bei zu starker Einwirkung das Bindegewebe der Haut zerstören. Verfasser schildert ein- gehend das Wesen der Kleienbeize, deren Wirkung nach J. T. Wood 1. in der mechanischen Wirkung der festen Kleieteilchen, 2. in der entkalkenden Wirkung der Säuren und 3. in der Trennung der Hautfasern durch die bei der Gärung sich entwickelnden Gase besteht. Uiigeziefervertilgung — Blausäureverfaliren. Der praktische Desinfektor 11, S. 25—28. Verfasser bespricht kurz die Vorzüge und Nachteile des Blausäure- verfahrens und gelangt zu dem Ergebnis, daß die allgemeine Aufnahme des Verfahrens wegen seiner großen Gefährlichkeit nicht durchführbar ist. Freymutli, Alfred. Zur Bekämpfung des Fleckiiebers. Pharm. Ztg. 64, S. 273, Berlin. Nach einigen Bemerkungen über die Biologie der Kleiderlaus schildert Verfasser die Bekämpfungsmöglichkeit dieses Parasiten, insbesondere die Entlausung durch HCN, Pat.-Anm. 45b, 1. S. 47924. Torrichtung zum Beizen von Saatgetreide mit Beizbottich, dem das Gut kontinuierlich zufällt. Jakob Soiderer, Seligenstadt bei Würzburg 1918. Pat.-Anm. 50e, 1. W. 50352. Filter zum Reinigen oder Trocknen von Luft. Robert Weilemann, Kaiserslautern 1918. Pat.-Anm. 6b, 8. D. 34196. Verfahren zum kontinuierlichen Herstellen von Maische und Würze. Wilh. Deinlein, München 1918. Friedrichs, K. Wanderlieuschrecken und ihre Bekämpfung. Naturwissen- schaften 7, S. 345—352. Wesentlich auf Grund einer Monographie von H. Bücher („Die Heu- schreckenplage und ihre Bekämpfung", Monographien zur angewandten Ento- mologie, Nr. 3, Berlin 1918) wird über die für Anatolien und Syrien haupt- sächlich in Betracht kommenden beiden Heuschreckenarten, Schistocerca peregrina Oliv. u. Stauronotus maroccanus Thunb., berichtet. Die verschie- denen tierischen Feinde werden erwähnt. Der Coccobacillus acridiorum d'Herelles kann unter bestimmten Vorausetzungen zur Verbreitung einer Seuche unter den Heuschrecken benutzt werden. Doch ist dieses Mittel weit weniger zulässig, als verschiedene mechanische Verfahren, von denen die Zinkraethode besonders hervorgehoben wird. Von chemischen Mitteln werden 27oige Seifenlösung als Kontaktgift und „Urania", eine verbesserte Form des Schweinfurter Grüns (von der Chemischen Fabrik in Schweinfurt) als Fütterungsgift erwähnt. Schließlich wird die Verwertung des einge- Referate ' 9 7 sammelten Materials besprochen. Aus den Eiern konnte Beckmann ein Fett ausziehen, dessen Verwendung als Speisefett möglich erschiene, wenn seine Gewinnung praktisch durchführbar wäre. Getrocknete Heuschrecken sind ein Futter von hohem Nährwert, doch lieferten Hühner, die damit in Menge gefüttert waren, minderwertige Eier. Am besten ist die Verwendung des Fanggrubeninhaltes als Dünger. Weill, E. und Mouriquand, G. Über den Zeitpunkt des Auftretens der antiskorbutischen Substanz und über die Krankheitserscheinungen bei Meerschweinchen durch Verabreichung von Gerstenkörnern in ver- schiedenen Keimungsstadien. C. r. soc. de biologie 82, S. 184 — 86. Trockene geschälte Gerste macht bei Meerschweinchen um den 20. Tag der Fütterung skorbutische Erscheinungen, denen die Tiere um den 26. Tag erliegen. Nach 3-tägiger Keimung verfütterte Gerste verzögert die skorbu- tischen Erscheinungen, macht sie aber intensiver. Läßt man die Gerste 5 Tage keimen, so macht ihre Verfütterung keinen Skorbut mehr; die Tiere nehmen an Gewicht zu, bis dann, nach ca. 50 Tagen, ganz plötzlich Tod, nach kurzem Coma oder Konvulsionen, eintritt. Dies tritt bei den 5-tägigen Keimlingen in den meisten Fällen ein, regelmäßig aber bei Verfütterung von Gerste, die 7 Tage keimte. Die grünen und weißen Blätter, nach 10-tägiger Keimung für sich verfüttert, bewirken plötzlichen Tod nach 3 bis 7 Tagen. Die Autopsie ergibt in keinem Falle besondere Anhaltspunkte. Wenn nunmehr gleichzeitig 3 Tage gekeimte Gerste verfüttert vnirde, dann trat weder Skorbut, noch akute Vergiftung auf, und die Tiere gediehen während der ganzen sehr langen Beobachtungszeit vortrefflich. Die schädi- genden Wirkungen der Einzelbestandteile heben sich also gegenseitig auf. Teichmann, Ernst. Blausäureverfahren und Winterbekämpfung der Stech- mücken. Ztsclir. f. angew. Entomologie 5, 1918, S. 118 — 25. Frank- furt a. M„ Biol. Abt. des Hyg. Inst, der Univ. Verfasser hat früher (vgl. Münch. med. Wchschr. 64, S. 1041; C. 1917, II, S. 481) über Versuche berichtet, die festzustellen bezweckten, welche Wirkung Cyanwasserstoff auf Stechmücken ausübt. Er teilt jetzt seine Er- fahrungen mit, die er mit dem Blausäureverfahren bei der Bekämpfung der Stechmücken im Winter gemacht hat. Das Ergebnis der Vergasung war in allen Fällen durchaus befriedigend. Zander, Enoch. Die Bekämpfung der Wachsmotten mit Blausäure (Cyan- • Wasserstoff). Ztschr. f. angew. Entomologie 5, 1918, S. 127 — 128. Das Blausäureverfahren hat sich bei der Bekämpfung der Wachsmotte gut bewährt. In dem beschriebenen, in der Praxis ausgeführten Versuche waren nicht uur sämtliche Wachsmotten und ihre Raupen tot, sondern offen- bar auch ihre Eier, denn es kamen keine Raupen mehr zur Entwicklung. Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIII. ^ n 98 Referate Smith, T. 0. Sicherlieitsmaßregeln bei Blausäureräucherungeii. Engin. Mining Journ. 107, S. 312. Verfasser beschreibt eine gefahrlose Art der -Einführung des KCN in die H2SO4 für die Entwicklung von HCN. Peltou, H. A. und Schwarz, M. W. Die Herstellung von Blausäure. Chem. Metallurg. Engineering 20, S. 165 — 66. Für die Räucherung von Obstbäumen wird die hierzu verwendete Blau- säure aus Cyanid und Schwefelsäure erzeugt. Die Anwendung von in Eisen- zylindern verflüssigtem Cyanwasserstoff wäre mit gewissen Vorteilen ver- bunden. Verfasser beschreiben an Hand von Abbildungen einen Apparat zur Herstellung von verflüssigtem Cyanwasserstoff aus NaCN und verdünnter H2SO4 und machen auf Grund von Ergebnissen in einem Versuchsbetrieb Angaben über die erzielbaren Ausbeuten und die Produktionskosten. (Jirard, Pierre und Audubert, Rene. Die elektrischen Ladungen der Mikroben und ihre Oberflächenspannung. C. r. d. l'Acad. des sciences 167, 1918, S. 351—54. Unterwirft man Mikroben, in Nährbrühe, physiologischer Lösung oder Zuckerwasser emulgiert, der Einwirkung eines elektrischen Feldes, so be- wegen sie sich gegen die Anode; alles vollzieht sich so, wie wenn jeder Keim mit einer negativ-elektrischen Schicht (Anionen) von der Dichte 0, die seiner Wandung anhaftet, bekleidet wäre und unter der Feldwirkung längs einer anderen positiv-elektrischen Schicht (Kationen) von gleicher Dichte, die dem Suspensionsmittel angehört, hinglitte; die Entfernung d, die beide Schichten trennt, ist von der Größenordnung der Molekulardurchmesser. Von dieser elektrischen Doppelschicht hängt die Oberflächenspannung des Protoplasmas ab. Untersuchungen über dieses Phänomen sind daher von Bedeutung. Unter den mehrwertigen Ionen, die nach den Gesetzen von Jean Perrin über Kontaktelektrisierung befähigt erscheinen, eine mit negativen Ladungen bekleidete Wandung zu entladen, wurde das dreiwertige Ion der neutralen und ungiftigen Lanthansalze gewählt, und es wurden in Versuchen, teilweise gemeinsam mit E. Pitres, für Mikroben verschiedener Arten in den üblichen Medien für sich und mit verschiedenen Konzentrationen jener Salze die Veränderungen des elektrischen Moments ihrer Doppelschicht (Produkt der Ladungsdichte a durch die Dicke d), das von der Änderung der Dichte ihrer Ladung abhängt, bestimmt. Ist H das elektrische Feld, V die meßbare Geschwindigkeit des Mikroben gegenüber der Fläche, k der Zähigkeitskoeffizient, so ergibt sich durch Anwendung der Formel, die den vk Koeffizienten der inneren Reibung bestimmt, a d = ^. Die Mikroben verhalten sich wie die Granula einer kolloidalen Lösung. Wie bei diesen, bilden die elektrischen Kräfte, indem sie im Sinne einer Referate 99 Oberflächenvergrößerung wirken, eine Ursache der Ortsveränderung, die Kohäsionskräfte eine Ursache der Agglutinierung. Genügende Verminderung der Ladungsdichte (T veranlaßt ihre Agglutinierung, die für den Pneumo- kokkus und den Milzbrandbazillus bei Verminderung von eine Wrukenverarbeitung unrationell. Bei einer täglichen Verarbeitung von 50 Zentner Wruken erzielt man 100 1 Alkohol, während die gleiche Menge Kartoffeln täglich 275 — 300 1 Alkohol ergibt. Dabei sind die Un- kosten für Arbeitslöhne, Feuerung usw. dieselben. Vom betriebstechnischen und wirtschaftlichen Standpunkt ist das beste Verhältnis eine gemeinsame Verarbeitung von Wruken und Kartoffeln, und zwar einer Mischung beider Früchte zu gleichen Gewichtsteilen. Außerdem erhält man auf diese Weise' unter Schonung der knappen Kartoffelvorräte große Mengen Schlempe als Eiweißkraftfutter . für die Landwirtschaft. Patentanm. 6b, 10. J. 15786. Verfahren zur Ver^äriiiig: von Snlfitablau^e u. dergl. Axel Vidar Jernberg, Stockholm, Schweden. 1910. Patentanm. 53g, 4. 0. 9404. Verfahren zur Herstellung eines Trooken- futters in Floekenforni. Heinrich Oexmann, Berlin. 1915. Patentanm. 53 i, 3. B. 82445. Verfahren zur Ueschniacksverbesserung* von. Nährhefe. Hermann Bollmann, Hamburg. 1916. Patentanm. 53k, 1. P. 36415. A'erfahren zur Nutzbarmacliung- von Ge- treidetrebern für die menschliclie F^rnährung. Ferdinand Pfeffermann, Willi Jeroch, und Kriegsausschuß für pflanzliche und tierische Öle und Fette G. m. b. H., Berlin. 1918. K. Krömer. tlber den Volutingelialt der Weinhefen. Landw. Jahrbücher 52, Erg.-Bd. 1, S. 112—13. Die Versuche des Jahres 1910 werden fortgesetzt. Nachweis von Vo- lutin durch Färben mit Methylenblau, nach Behandeln der Hefen mit For- malin; desgleichen durch Austrocknen der Hefen auf dem Deckglas und Ein- wirkung von Iproz. H2SO4 nach dem Färben. Es konnten auf diesem Wege Volutinkörper (Nukleinsäureverbindung) in allen Weinhefen nachgewiesen werden; bestimmte Beziehungen zwischen dem Auftreten des Volutins und der Gärtätigkeit der Zellen waren wiederum nicht mit Sicherheit festzustellen. H. V. Euler und U. Brandting. Über den Verlauf der HarnstofFspaltung durch IJrease. Biochem. Zeitschr. 97, S. 113 — 22. Entgegen den von Groll gezogenen Schlüssen fanden die Verfasser bei Versuchen über die Zersetzung des Harnstoffs durch Urease innerhalb mehrerer Tage und bei Temperaturen von 30 — 40" keinerlei Anhaltspunkte für eine Periodizität in der Wirksamkeit der Ureaselösung. auch wenn sie vorher 1 Stunde auf 45 bezw. 50*^ erhitzt war. Das von Groll verwertete Zahlen- material wird einer Kritik unterzogen. Kochs. Die Einwirkung cheuiischer Konservierungsiuittel auf Schimmel- pilze. Landw. Jahrb. 52, Erg.-Bd. 1, S. 115—18. Es wird eine ganze Anzahl von Konservierungsmitteln (Ameisensäure, synthetische Benzoesäure, Siamharzbenzoesäure, benzoesaures Natrium, Certicyl, Referate |47 Fahlberg'tabletten, Gedrovantabletten, Megesan alt =: Borformiat, Megesan k =z Salizylformiat, Mercksche Tabletten, Mikrobin, Metahydrinsäure, Promptol, Saccharin, schweflige Säure) auf ihre Wirksamkeit geprüft in neutralen und sauren Rübensäften; es wurde vor allem dabei versucht, die Grenze zu finden, bei welcher die betreffenden Konservierungsmittel ein Wachstum des Schimmels zu verhindern vermochten. Auf Zusatz von oi'ganischen Säuren (Wein-, Milch-, Zitronensäure) wurde die Konservierungsfähigkeit bedeutend gesteigert. Hans Euler und Iiifj,var Laiirin. Zur Kenntnis der Hefe Saecharoniyces Therniantitonuui. Biochem. Zeitschr. 97, S. 156 — 69. An einer aus der Sammlung von Alfr. Jörgensen stammenden Kultui wurden die folgenden Feststellungen gemacht: 1. Dieinversion.sfähigkeit bei optimaler Azidität wurde gefunden zu Xnv = k X g Zucker _ ^^ ^ ^^_^^ Zellenzahl ' * ' während die entsprechenden Werte für die Unterhefe H und Oberhefe S B II (10 + 2). 10-12, bezw. (3,0 -f 0,5) . 10-12 sind. — 2. Die Katalasewirkung ist gegeben durch die für frische Hefe erhaltenen Konstanten (für 0,1 g Trockengewicht) Sacch. Therm, k • 10^ = 73, SB II k • 10* = 114. Wärme- aktivierung der Katalasewirkung wurde bei Thermantitonum nicht gefunden, dagegen Aktivierung durch Toluol und Chloroform (ca. 300 7o? schwächer als bei SB II). — 3. Die Gärungsgeschwindigkeit bei 35*^ ist bei Ther- mantitonum für die Einheit der Zellenzahl etwa doppelt so groß als für SBII, bei 40° ist sie für jene nur wenig von derjenigen bei 35° verschieden, doch tritt bei dieser Temperatur schon eine Schwächung der Gärkraft ein. — 4. Der Zuwachs zeigt ein Maximum zwischen 35 und 40°. — Bezüglich der charakteristischen Temperaturpunkte weicht die untersuchte Kultur er- heblich von der ursprünglich 1905 von Johnson gezüchteten ab. Vermutlich ist Anpassung an niedrigere Temperaturen eingetreten, worauf nach einer Privatmitteilung von P. Lindner auch ähnliche Beobachtungen im Berliner Institut für Gärungsgewerbe hindeuten. H. C. Sherman, A. W. Thomas und M. E. Baldwin. Einfluß der Wasser- stoffionenkonzentration auf die enzyniatische Wirksamkeit von drei typischen Amylasen. 18. Mitteilung über Amylasen und verwandte En- zyme. Journ. Americ. Chem. Soc. 41, S. 231 — 35. Es ergab sich für Wirksamkeit bei pn Optimum bei pn Pankreasamylase . . . 5 — 10 ca. 7 Malzamylase .... 2,5 — 9 4,4 — 4,5 Pilzamylase 2,6 — 8 ca. 4,8 Aus den Kurven ergibt sich der größte Einfluß von Elektrolyten, so- weit er aus der [H'] allein geschlossen werden kann, für die Pankreasamylase, der geringste für die Pilzamylase. 148 Referate W. Heym. Ein Schnellfilterungssysteiu. Ztschr. f. Wasservers. 6, S. 67—68. Verf. beschreibt in allgemein gehaltener Darlegung die Betriebsweise und die Vorteile seines neuen Filtersysteras, das unter den günstigsten Be- dingungen die vollkommene Beseitigung aller Verfärbungserscheinungen, die Neutralisation des natürlichen Säuregehaltes und die Abscheidung aller festen Bestandteile und gesundheitsschädlichen Bakterien ermöglichen soll. Maschinenfabrik Arthur Yondran, Halle a. S., Vernichtung von Ungeziefer aller Art (D. R. P. 302466, Kl. 45 1 von 1917, ausgegeben 1919), dadurch gekennzeichnet, daß man ihm die zum Leben nötige Körperfeuchtig- keit durch Anwendung von möglichst trockener Luft entzieht. — Die trockene Luft wird zweckmäßig unter Druck in einen Behälter eingeführt, der die zu behandelnden Gegenstände enthält. Durch die Entziehung der Körper- feuchtigkeit stirbt das Ungeziefer ab. K. Krömer. A'ersuche über die Verbesserung' der Weingärung durch die Entschleimung der Moste. Landw. Jahrb. 52, Erg.-Bd. 1, S. 103—4. Das Entschleimen bewirkt eine ausreichende Verbesserung der Wein- gärung nicht, wenn die eingebrannten Moste von dem an Gärungsschädlingen sehr reichem Trüb nicht frühzeitig genug abgezogen und nicht sogleich mit einer an SO2 angepaßten Reinhefe angestellt w^erden. K. Krömer. Beobachtungen über Weintrübungen. Landw. Jahrb. 52, Erg.-Bd. 1, S. 107—12. Meist entsteht die Trübung der Weine auf dem Flaschenlager durch die Bildung von Ferriphosphat, früher vielfach als Eiweißgerbstofftrübung angesprochen; der Nachweis des gebildeten Ferrophosphats gelingt gut, wenn man durch w^iederholtes Zentrifugieren den Rückstand von allen löslichen Weinbestandteilen getrennt hat, sowohl auf makro-, wie auf mikrochemischem Wege. Die genannten Erscheinungen sind auf Absorption von O zurück- zuführen. Weniger häufig wird die Trübung durch Bildung von Ferritannat oder durch Organismen hervoi'gerufen. Die Beseitigung der Trübungen ist nicht leicht, namentlich wenn mehrere der genannten Ursachen vorliegen; Eisenphosphattrübung beseitigt man durch Zusatz von Tannin und Gelatine; daneben müssen die Flaschen mit SO,- haltigem Wasser vor dem Umfüllen ausgespült werden; liegt Organismentrübung vor, so muß filtriert und ge- schwefelt, unter Umständen sogar pasteurisiert werden. H. Wüstenfeld. Ist hochprozentige oder niedrigprozentige Betriebsweise rationeller? Welche gibt die besten Ausbeuten, welche die größten Verluste? Dtsch. Essigind. 23, S. 298. Der hochprozentige Betrieb in der Essigfabrikation arbeitet rationeller; da er nicht so verschwenderisch mit dem Alkohol wirtschaftet wie der niedrig- Referate 149 prozentige, ergibt weniger Verluste bezw. eine höhere Ausbeute. Der hoch- prozentige Betrieb arbeitet bei weit niedrigeren Temperaturen der Bildner und hat infolgedessen eine erheblich geringere Alkohol- und Säureverdunstung. Ferner kann bei hochprozentiger Arbeitsweise Überoxydation, also die Weiter- oxydation von Alkohol und Essigsäure zu Kohlensäure, nur schwierig auf- treten, da die starke Konzentration der Säure den Essigbakterien und den sonstigen Erregern der Überoxydation die Lebensmöglichkeiten nimmt. K. Krönier. Die Erhaltung von Gemüsen durch Aufbewaliren in Wasser nnter Luftabschluß. Landw. Jahib, 52, Erg. Bd. 1, S. 104—5. Es ließ sich feststellen, daß die Haltbarmachung von geschälten und geschnittenen Rhabarberstengeln und von Schnittbohnen durch Einlegen in Wasser unter gewissen Voraussetzungen wirklich Erfolg hat, Enghalsige Flaschen und sorgfältiger Luftabschluß sind Vorbedingung, damit sich nicht Kahm- und Schimmelpilze auf den eingelegten Pflanzenteilen entwickeln. Die konservierende Wirkung ist beim Rhabarber auf den natürlichen Säure- gehalt, bei den Schnittbohnen auf Milchsäure und deren Begleitstoffe zurück- zuführen, die im Verlauf eines Gärungsvorgangs entstehen. / Cr. Lüstner. Prüfung des neuen Konservierungsmittels für Früchte „Boloform" (Paraformaldehyd) von Dr. Popp, Frankfurt a. M. Landw. Jahrb. 52, Erg.-Bd. 1, S. 145. Es gelang mit dem Mittel nicht, Äpfel und Birnen gegen die Angriffe von Penicillium glaucum zu schützen und seine Weiterverbreitung auf bereits befallenen Früchten zu verhüten. W. Töltz. Die Konservierung des Rieselfeldergrases durch Einsäuerung. Mitt. d. D. L. G. 27, 1918, S. 384. Die unerläßlichen Bedingungen für eine möglichst verlustlose Sauer- futterbereitung sind: Absolut wasserdichte (asphaltierte, betonierte, zementierte) überdachte Gruben, möglichst feste Einlagerung -der einzusäuernden Futter- massen, guter Luftabschluß durch Bedeckung. Infektion der Silage mit reinen Milchsäui ekulturen hat sich gleichfalls als sehr zweckmäßig erwiesen. Das unter den genannten Bedingungen eingesäuerte Rieselfeldergras zeigte fast gar keine Nährstoff Verluste; die organische Substanz hat sich nur um ein geringes vermindert, die Verluste an Kalorien waren so gut wie null, dagegen hat eine weitgehende Spaltung der Eiweißkörper stattgefunden. Das Eiweiß wurde teils in Amidsubstanz, teils in Ammoniak und Salpeter- säure übergeführt, während der Gesamtstickstoffgehalt unverändert blieb. Schätzungsweise dürften die N-haltigen Bestandteile bis zu 25 °/q ihres Nähr- werts eingebüßt haben; insgesamt waren die Nährstoff Verluste weit geringer als bei der Heuwerbung selbst unter günstigsten Bedingungen; der Stärke- wert von frischem Rieselwiesenheu wurde durch einen Tierversuch auf 36 kg festgestellt. 150 Referate F. W. J. Boekliout. Über A^erscliimmclte Butter. Jahresbericht der Ver- einigung zum Betriebe einer Mustermilchwirtschaft in Hoorn für 1918, S. 31—39. Es fiel auf, daß manche im Kühlhaus aufbewahrte Butter an der Ober- fläche mit schwarzgrünen Schimmelflecken besetzt war. Bei eingehender Untersuchung wurde der Pilz als jder auch sonst auf Butter nachgewiesene Hormodendron cladosporoides (Fresenius) erkannt, der identisch ist mit Clado- sporium herbarum. Der Schimmel wird durch eine Salzlauge vom spez. Gew. 1,1173 oder 16 o/^ NaCl unterdrückt. In Butter von 2 o/^ NaCl-Gehalt kommt er nicht zur Entwicklung, Auch Milchsäure wirkt dem Wachstum entgegen. Da die Pilze nur auf der sehr dünnen Außenschicht vorkommen, verändern sie die chemische Beschaffenheit der Butter nicht. Nur die Säure- zahl wächst etwas und die Verseifungszahl nimmt um ein geringes ab. Milch wird aber durch diesen Schimmel völlig peptonisiert. Das Kasein wird ab- gebaut, die Reaktion bleibt neutral. Der Milchzucker wird verzehrt und das Kasein zu Ammoniak und Aminosäuren abgebaut. Der Geruch verändert sich aber nicht. Ein Wärmegrad von 49" genügt, um auch die Sporen zu vernichten. ' Zeitschrift für technische Biologie. Bd. VIII. Tafel I Zur Bestimmung der Flächenzahl bezw. Durchschnittsgröße von Stärkesorten I Prima Kartoffelstärke II S-Stärke III K-Stärke IV Reisstärke Sämtliche Bilder in 125facher Vergrößerung, Aufnahme direkt auf Gaslichtpapier Der Gehalt junger Frühjahrsblätter an Oxalsäure, sowie einige Bemerkungen über diese Säure von Arminius Bau, Bremen Eingegangen 10. September 1920 Betreffs des Gehaltes junger Frühjahrsblätter an Oxalsäure kam C. Wehmer^) zu dem Schluß, es sei in diesen Oxalsäure nicht oder nur in Spuren vorhanden; ausdrücklich bemerkt er aber: „Es ist darum nicht ausgeschlossen, daß Spuren desselben (Kalkoxalat, d. Ref.) im Saft wie in den organischen Zellbestandteilen vorhanden sind." In der neuen Auflage des Gmelin-Kraut^) wird die Beobachtung Wehmers mit „Fehlen von Oxalaten in jungen Frühjahrsblättern" wiedergegeben. Während Wehmer die Möglichkeit des Vorkommens von Oxalsäure zu- gibt, ist in dem weitverbreiteten Gmelin- Kraut die Gegenwart dieser Säure mit absoluter Sicherheit verneint worden — und hiergegen muß ich mich wenden. Die Untersuchungen C. Wehmers aus dem Jahre 1892 litten unter dem Übelstand, daß damals die Bestimmung der Oxalsäure noch nicht so sicher war, wie heutigen Tages nach dem Kalkessigverfahren ^), so- wie, daß die verschiedenartigen Kristallformen des Kalziumoxalates noch nicht so genau beachtet wurden, wie wir sie in den Abbildungen zu dem eben zitierten Artikel „Auffallende Ähnlichkeiten in der Form bei Kristallen und Mikroben" kennen lernen. Eine eigenartige, bisher nicht beschriebene Form des Kalksalzes in zarten federförmigen Kristallen gab ich nach einer mir in liebenswürdiger Weise von Herrn Prof. Dr. P. Lindner zur Verfügung gestellten Lichtbüdauf nähme in der Wochen- schrift für Brauerei wieder^). *) Landwirtsch. Versuchsstationen, Band 40, 109 (1892). 2) Handbuch der anorg. Chemie, 7. Aufl., Heidelberg 1911, Bd. 1, Abt. 3. S. 702. 3) Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. 7, S. 203 (1919). *) Wochenschr. f. Br., Jahrg. 37, S. 219 (1920). Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VHI. -j^j 152 Arminius Bau, Meine eigenen Untersuchungen an jungen Frühjahrsblättern stellte ich an einigen der auch von C. Wehmer geprüften Pflanzen an. 1. Sambucus nigra. Entnommen am 29. 3. 1920 morgens 6V2 Uhr. Längste Blattsprosse 6 cm lang. Blättchen abgeknippst und selbst- verständlich ohne Spur von den Deckschuppen verarbeitet. Anderthalb Stunden nach dem Pflücken untersucht. Wassergehalt 79,90 °/o. Es wurden 15 g frische Substanz in einem mit Kohlensäure gefüllten Kolben mit 15 ccm rauchender Salzsäure zur Zerstörung der Enzyme und des Zellturgors übergössen und 1 Stunde lang kalt hingestellt. Darauf fügte man etwa 280 ccm luftfreies mit Kohlensäure gesättigtes kaltes dest. Wasser hinzu, ließ unter öfterem Umschütteln 14 Std. lang stehen und filtrierte die Lösung durch ein Filter Carl Schleicher und Schüll Nr. 602 „hart". Vom Filtrat wurden 200 ccm vom spez. Gew. 1,0126 und von 0,435 °/o Trockensubstanz mit 14,3 ccm Ammoniak neutralisiert, mit 2 ccm einer Lösung von zitronensaurem Ammoniak, ferner um ab- gerundete Zahlen zu erhalten, mit 3,7 ccm dest. Wasser versetzt und mit 44 ccm Kalkessig gefällt.. Nach 36 stündigem Stehen im Kühlraume hatte sich ein geringer aus gut ausgebildeten Quadratoktaedern bestehender Bodensatz abgesetzt^ der abfiltriert und untersucht wurde^). Glührückstand 3,0 mg = 1,01 ccm -- Säure = 4,44 mg Oxalation Filtrat = 2,64 „ = 0,88 „ Wasch wasser . . . := 1,40 „ = 0,63 „ „ zusammen 5,95 mg Oxalation Das Gewicht der Maische, d. h. der Mischung von Blättern, Salz- säure und Wasser betrug 318,94 g, darin sind enthalten an Trockensubstanz 3,01 „ somit bleibt für Lösungsflüssigkeit 315,93 g. Es entsprechen 200 ccm Filtrat . . 202,52 g, darin sind enthalten . 0,87 „ Trockensubstanz mithin bleibt Lösungsflüssigkeit .... 201,65 g. ^) Ausführlich ist das Kalkessigverfahren beschrieben in der Wochenschr. f. Brauerei, Jahrg. 35, S. 31 (1918); Jahrg. 36, S. 285 (1919); Jahrg. 37, S. 201 (1920); Deutsche Essigindustrie 1919, S. 358. Zeitschr. f. Untersuchung der Nahrungs- u. Ge- nußmittel, sowie der Gebrauchsgegenstände Bd. 40, S. 50 (1920). Der Gehalt junger Frühjahrsblätter an Oxalsäure usw. 15,3 In diesen 201,65 g waren 5,95 rag Oxalation In 315,95 g sind also .... 9,32 „ „ In 15 g- Substanz sind ebenfalls 9,32 „ „ in 100 g „ „ 62,1 „ oder 0,0621%. Für 100 g Trockensubstanz ergibt sich die Zahl 0,309 °/o Oxalation. Nehmen wir bei der Bestimmung den zu hohen Fehler von 1 mg Oxalation an, so berechnet sich die Fehlergrenze für die frische Substanz zu 0,01 °/o „ „ Trockensubstanz „ 0,05 ^/o 2. Sambucus nigra. Entnommen am 29. 3. 1920 um 3^/2 Uhr nachmittags. Eine halbe Stunde nach dem Pflücken untersucht. Wasser- gehalt 85,32%. Gefunden für die frische Substanz 0,0728*^/o Oxalation Trockensubstanz 0,495 °/o „ Es scheint demnach, daß während der Tagesbeleuchtung der Gehalt an Oxalation, auf Trockensubstanz bezogen, um 0,18 °/o zugenommen hat. 3. Sambucus nigra. Während die beiden vorstehend erwähnten Versuche die Gesamtmenge an vorhandener Oxalation wiedergeben, wurde hier, in der Probe von Versuch 2, die wasserlösliche Oxalsäure bestimmt, indem die jungen Blätter getrocknet, fein gemahlen und dann mit kaltem luftfreien dest. Wasser, welches mit Kohlensäure gesättigt war, ausgezogen wurden. • Befund, für die Trockensubstanz berechnet, 0,157 °/o Oxalation. Von der nach Versuch 2 vorhandenen Menge sind demnach fast 32 "/o wasserlöslich. 4. Crataegus oxyacantha. Ganz junge Blättchen, entnommen am 2. 4. 1920, 11 Uhr vormittags. Wassergehalt 73,12%. Gefunden für die frische Substanz = 0,06487 °/o Oxalation, „ „ Trockensubstanz = 0,241 °/o. 5. Crataegus oxyacantha. Dieselbe Probe, getrocknet, gemahlen und nur mit Wasser ausgezogen. Befund an wasserlöslicher Oxalsäure in der Trockensubstanz .0,067%, oder 27,8 °/o der Gesamtmenge an Oxalation. 6. Aesculus hippocastanum. Entnommen am 6. 4. und 12. 4. 1920 morgens um 8 Uhr. Sehr junge noch wollige Blättchen. 11* 154 Arminius Bau, Die mit rauchender Salzsäure übergosseuen beiden Proben lieferten kein Ergebnis, da die Lösung schleimig war, sehr schlecht filtrierte und nach dem Fällen mit Kalkessig keine Oxalatkristalle absetzte. Es wurde daher am 12. 4. eine Probe mit 79,55 "^/o Wassergehalt getrocknet, fein gemahlen und in der Kohlensäureatmosphäre mit ver- dünnter Salzsäure ausgezogen. Erhalten wurden, wie auch in den Versuchen 2 bis 5 wohlausgebildete Kristalle von der Quadratoktaederform. Gefunden für die Trockensubstanz 0,172"/o, berechnet für die frische Substanz 0,037 "/o. Fassen wir die vorstehenden Untersuchungen zusammen, so ergibt sich, daß junge Frühjahrsblätter der von mir untersuchten Phanero- gamen zwar nicht viel, aber deutlich nachweisbare und bestimmbare Mengen von Gesamtoxalation , wie auch von wasserlöslichem Oxalation enthalten. Die Angabe im Gmelin-Kraut, 7. Auflage, „Fehlen von Oxalaten in jüngeren Frühjahrsblättern" ist irrtümlich. Auch in der von C. Wehmer nicht geprüften Gerstenpflanze (Braugerste, Thüringer Landgerste) ließ sich Oxalsäure nachweisen. In den jungen Blättern der 9 — 12 cm hohen, 9 Tage alten Pflanzen, die am 24. 4. 1920 gepflückt wurden, war, auf Trockensubstanz bezogen, 0,0278, also rund 0,03 °/o Oxalation vorhanden. Diese Gerstenkultur war zwecks anderer Studien mit liebens- würdiger Genehmigung von Herrn Geheimrat Prof. Dr. B. Tacke auch in diesem Jahre auf der Bremer Moorversuchsstation angelegt worden^). Die untersuchten Frühjahrsblätter enthielten somit bestimmbare Mengen von Oxalation. Es ist bekannt, daß in älteren Blättern der Laub- und Nadelhölzer reichliche Mengen an gebundener Oxalsäure vorhanden sind. Untersuchungen darüber, was mit den Oxalaten ge- schieht, wenn die Blätter bei den meisten Laubbäumen im Herbst, oder bei anderen Bäumen im Laufe des Jahres abgeworfen werden, sind meines Wissens noch nicht angestellt worden. Ganz zwecklos dürften die mit den übrigen organischen und anorganischen Bestandteilen dem Boden wieder zugeführten Oxalate nicht sein. Die Untersuchungen von Markus Staehelin^) über das Oxalsäure spaltende Enzym, welches sich als eine Oxydase darstellt, lassen vermuten, daß die Oxalate beim ') Über frühere Versuche, welche infolge ungünstiger Umstände ziemlich ergeb- nislos ausfielen, wurde in der Wochenschr. f. Brauerei, Jahrg. 36, S. 301 (1919) berichtet. 2) Biochem. Zeitschr., Bd. 96, S. 1 (1919). Der Gehalt junger Frühjahrsblätter an Oxalsäure usw. 155 Verwesen und bei Luftzutritt sich in andere Verbindungen, von denen in erster Linie der kohlensaure Kalk in Frage käme, umwandeln. Ein von mir im vorigen Herbst angestellter Versuch mußte des früh- zeitig eingetretenen Frostes halber unterbrochen werden. Eine zweite Frage haben wir auch noch zu stellen: Wie verhalten sich die Oxalate bei der Fermentation des Tabaks, des Tees, bei der Flachsröste und bei ähnlichen Prozessen? Hierüber liegen noch keine Untersuchungen vor. Mit Hilfe des leicht ausführbaren Kalkessigverfahrens zur genauen Bestimmung der Oxalsäure ließen auch die aufgeworfenen Fragen nach genügendem Studium eine Beantwortung zu. Ober die wirtschaftliche Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen sowie über einige Aufgaben der Praxis aus der angewandten Zoologie besonders Entomologie von Professor Dr. Albrecht Hase, Berlin-Dahlem Eingegangen am 4. Oktober 1920 Inhaltsverzeichnis I. Allgemeiner Teil 156 II. Spezieller Teil 160 Vorbemerkungen 160 Methodik 162 Kapitel 1. Über die Bekämpfungsmittel 166 Kapitel 2. Über das Anzeigenwesen betreffend Bekämpfungsmittel. . . . 172 1. Wer annonciert überhaupt? 173 2. Wo wird annonciert? 174 3. Wie oft wird annonciert? .175 4. Wie wird annonciert? 175 5. Ergänzende Bemerkungen 179 Kapitel 3. Die wirtschaftliche Bedeutung des Anzeigenwesens und des Handels mit Schädlingsmitteln 181 1. Einleitende Bemerkungen 181 2. Die wirtschaftliche Bedeutung der Anzeigen und des Handels mit Schädlings- und Ungeziefermitteln 183 3. Die Bedeutung des Anzeigenwesens und der Reklame für die Beein- flussung des Publikums 189 III. Schluß 19a 156 Albrecht Hase, Damit ich nicht mißverstanden werde, betone ich vorweg, daß sich meine Ausführungen in erster Linie auf angewandt zoologische, besonders entomologische Dinge beziehen. Wieweit volkshygienische Fragen mit diesen Dingen zusammenhängen, ist unschwer zu erkennen.' An der Hand von Spezialfällen möchte ich auf Zustände hinweisen, die wir unumwunden als grobe Mißstände bezeichnen können. Diese Zu- stände sind mit ein Ausdruck dafür, daß die angewandte Zoologie bei uns besonders nach dieser Richtung hin nicht so geliandhabt wurde, wie es notwendig gewesen wäre. Es dürfen meines Dafürhaltens die hier angeschnittenen Fragen aber zukünftig keinesfalls unberücksichtigt bleiben, soll die angewandte Zoologie die Hoffnungen erfüllen, welche man auf sie setzt. Allgemeine Betrachtungen schicke ich voraus. Ich denke, dadurch wird es klar werden, daß ich keineswegs auf eine subjektive Stellung- nahme eingeschworen bin. Auch hoffe ich, es möchten die prinzipiellen Erörterungen in meinen Ausführungen auch anderen Gebieten der an- gewandten Biologie einigen Nutzen gewähren. I. Allgemeiner Teil Die Lage zu übersehen, in der sich die angewandte Biologie und besonders die angewandte Zoologie befindet, halten wir für unerläßlich. Einmal, damit begangene Fehler klar erkannt werden; zweitens, damit die wissenschaftlichen wie praktischen Ziele und Aufgaben fest im Auge behalten werden, und drittens, damit die Forderungen oben- genannten Wissenszweiges (sowohl nach persönlicher wie sachlicher Seite hin) bei den vielfachen Reorganisationen, Neueinrichtungen und Änderungen, die unserer Zeit eigentümlich sind, vom richtigen Stand- punkte aus behandelt werden. Die hoffnungsvollsten Ansätze können sonst nicht zur gewünschten Entfaltung kommen. Voraussetzung aber einer förderlichen Behandlung ist hier, wie bei allen Dingen, Klarheit über den zu behandelnden Gegenstand. Um Irrtümer zu vermeiden, muß ich etwas weiter ausholen und auf einige Punkte nochmals hinweisen, die von mir früher ausführlicher erörtert wurden (vergl. Hase, Über technische Biologie, ihre Aufgaben und Ziele, ihre prinzipielle und wirtschaftliche Bedeutung [1920], Zeit- schrift f. techn. Biol. Bd. 8). — Ich legte daselbst dar: die angewandte Biologie (und als ein Teilgebiet von ihr die angewandte Zoologie) hat die Endaufgabe „biologische Fragen in einer Weise wissen- Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 157 schaftlich zu bearbeiten, daß in erster Linie wirtschaftlich praktische Vorteile aus dieser Bearbeitung direkt und indirekt erwachsen". In oben zitierter Schrift wurde ausgeführt, in welcher Weise ich die Weiterentwicklung der angewandten Biologie anstrebe, damit sie ihrer Endaufgabe nach allen Richtungen hin gewachsen sei. Ich setzte auseinander, daß ich mit technischem Denken und Ideen die angewandte Biologie erfüllt wissen möchte, und begründete meine dies- bezüglichen Vorschläge. Die Fülle der Aufgaben, welche dieser Wissenschaft zur Bewäl- tigung zukommen, liegt auf den verschiedensten Gebieten. Ich will und muß mich natürlich hier auf dasjenige Teilgebiet beschränken, welches mir durch eigene Arbeiten nicht unbekannt ist: auf das der angewandten Zoologie. In dieser ist es wiederum das wichtige und wirtschaftlich höchst bedeutungsvolle Kapitel d«r Ungeziefer- und Schädlingsbekämpfung, welches wir im Sinne haben. — Die Probleme, die in dieses Kapitel gehören, müssen nach zwei Richtungen hin in Angriff genommen werden, sollen sie der Endaufgabe der angewandten Biologie (s. o.) gerecht werden. Die eine Richtung trägt mehr wissenschaftlichen Charakter. Die ■exakte Forschung aller hier irgendwie in Betracht kommenden Tier- formen nach allen nur denkbaren Eventualitäten hin liegt dieser Rich- tung ob^). Die andere, nicht minder wichtige Richtung hat einen Einschlag, der mehr ins Praktische, in die Vorgänge des täglichen Lebens und des Wirtschaftsbetriebes überhaupt, hinüberreicht. Dieser Richtung liegt die Bearbeitung aller Maßnahmen ob, welche organisatorischen Charakter tragen, wie z. B. die Ausarbeitung von praktischen Bekämpfungsmaß- nahmen großen Stiles, die Überwachung der Durchführung solcher Maß- nahmen, die Feststellung der wirtschaftlichen und hygienischen Be- deutung von Schädlingen und Parasiten usw. usw. Die beiden, soeben charakterisierten Arbeitsrichtungen sind aufs engste aufeinander angewiesen. Beispielsweise wird die glänzendste ^) In einer früheren Arbeit (Hase, Die Zoologie und ihre Leistungen im Kriege 1914 — 1919, Die Naturwissenschaften, Heft 7, Jahrg. 7) 1919) habe ich diesen Punkt ausführlicher dargelegt. Bevor wir von einer umfassenden Kenntnis eines Schäd- lings oder Parasiten sprechen können, müssen planvolle Untersuchungen, etwa über folgende Gebiete vorliegen: 1. systematische Stellung, 2. Morphologie, 3. Anatomie und Histologie, 4. Embryologie, 5. Physiologie, 6. Biologie und Ökologie, 7. Pathologie, 8. geographische Verbreitung, 9. medizinisch-hygienische Bedeutung, 10. wirtschaftliche Bedeutung (Ökonomik). 158 Albrecht Hase, Monographie über einen wichtigen Schädling bloßes Buchwissen bleiben^ und keine Früchte zeitigen, wenn daraufhin nicht Maßnahmen erfolgen^ welche die Ergebnisse auswerten. Andererseits ist selbst der groß- artigst angelegte Plan einer umfassenden Bekämpfungsmaßnahme nichts weiter als ein Blatt Papier, falls nicht zuvor alle Punkte klargelegt sind, mit welchen das Verfahren rechnen muß, oder falls die Resultate wissenschaftlicher Vorarbeit unbeachtet bleiben. Aus dem Gesagten geht genugsam hervor : die eine Arbeitsrichtung- ist genau so wichtig wie die andere, und eine für das gesamte Wirt- schaftsleben ersprießliche Tätigkeit der angewandten Zoologie kann nicht erwachsen, wenn beide Richtungen nicht in gleicher, harmonisch ab- gestimmter Weise gefördert werden. Hiermit wären wir auf dem Punkt angelangt, von dem aus wir unser Thema spezieller fassen können. Daß bei uns in der Handhabung der angewandten Zoologie, be- sonders Entomologie, Fehler begangen wurden, ist genugsam erörtert und zugegeben worden. Auch wurde fast einstimmig erkannt, daß dieser Wissenszweig kräftiger als bisher gefördert werden müßte. Schon vor dem Kriege setzte deshalb auf mannigfache Anregung hin eine Aufwärts- bewegung ein, die auch während der Kriegsjahre anhielt, ja sich in. jüngster Zeit sogar verstärkte. Mit ihren Ausdruck fand diese Be- wegung darin, daß man für die Vermehrung der anzustellenden Arbeits- kräfte eintrat. Infolgedessen erwählten junge, von der Universität kommende Biologen dieses Wissensgebiet zu ihrem Lebensberufe, und erfreulicherweise werden allem Anscheine nach noch viele ihrem Beispiele folgen. Ältere Fachleute haben genugsam auch in der Tagespresse auf die vielgestaltigen Probleme hingewiesen, die am dringendsten der wissenschaftlichen Inangriffnahme bedürfen. In dieser fast sprunghaften Vorwärtsentwicklung liegt aber eine gewisse Gefahr und zwar die, daß die praktische Seite der Probleme der angewandten Zoologie wieder zu kurz kommt. Ich sage absichtlich „wieder zu kurz kommt", denn es ist Qieines Erachtens die Vernachlässigung gerade der praktischen Be- tätigung der Hauptfehler gewesen, welcher die angewandte Zoologie bisher an ihren Aufgaben im großen und ganzen scheitern ließ. Mit diesen Zeilen reden wir also einmal einer stärkeren Be- tonung der Praxis das Wort, und ferner möchten wir auf die schwierigen praktischen, besonders organisatorischen Probleme hinweisen, welche der angewandten Biologie (spez. hier Zoologie) eigentümlich sind, die aber gelöst werden müssen, damit unser Wissens- zweig die Forderungen zu erfüllen imstande ist, welche Volkswirtschaft Die Wirtschaft!. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 159 und Volkshygiene an ihn zu stellen berechtigt sind. Es sind meine Ausführungen zugleich eine Aufforderung an die kommende Generation junger Biologen, welche diesen Beruf ergreifen wollen, sich der Alltäg- lichkeit und Praxis gegenüber ganz anders einzustellen wie bisher. Wer an den hier in Frage kommenden Dingen ernsthaft mit- arbeiten will, darf am Alltäglichsten, sofern es irgendwie sein Arbeits- gebiet betrifft, nicht ängstlich vorübergehen und es für „unwissen- schaftlich" halten, sich mit ihm zu beschäftigen. — Da die heran- wachsende Generation von Biologen bis jetzt von reinen Theoretikern auf der Universität vorgebildet wti'd, und da ferner von den meisten, heute in der angewandten Zoologie beruflich tätigen Fachleuten die mehr wissenschaftliche Seite der Probleme (s. oben) gepflegt wird, und da drittens der intellektuelle Deutsche eine starke Neigung zum Theo- retisieren überhaupt hat, und da viertens die rein akademisch geschulten Persönlichkeiten vielfach eine gewisse Scheu und Ängstlichkeit, ja Welt- fremdheit, den Fragen des praktischen Lebens gegenüber an den Tag legen, so laufen wir Gefahr, daß die angewandte Zoologie, trotz der erfreulichen Neubelebung, bei uns wieder in ein, ich möchte sagen, „zu theoretisches" Fahrwasser gerät. Oder mit anderen Worten, es werden wohl Untersuchungen über die Schädlinge angestellt, aber nur um der Arbeiten und Forschung (also rein theoretisch denkend) willen. Das eigentliche Ziel der Arbeit geht verloren oder wird doch nicht scharf genug im Auge behalten. Wir müssen uns also davor hüten, daß nicht die Schädlings- und Parasitenkunde von neuem zu der Angelegenheit von einer Reihe akademischer Spezialisten wird. Man kann mir entgegenhalten: bei den jetzigen Reformen und Neueinrichtungen würde man den Fehler vermeiden. Ich bin etwas skeptischer und meine: die Dinge ändern sich erst, wenn sich die Menschen geändert haben. Sorgen wir also dafür, daß eine Gene- ration junger Biologen heranwächst, die mit einer erstklas- sigen theoretischen Schulung einen eminent praktischen Blick verbindet; sorgen wir dafür, daß der Blick für die tatsäch- lichen Verhältnisse und die wirklichen Bedürfnisse des Wirt- schaftslebens (soweit es das hier in Frage kommende Gebiet betrifft) geschärft werde! Die Tatsache, daß der Nachwuchs zunächst nur rein theoretisch, also rein theoretisch denkend, ausgebildet wird, ist augenblicklich nicht zu umgehen. Denn die kühne Hoffnung, eigene Bildungsstätten für angewandte Biologie überhaupt zu erhalten, muß man bei der trostlosen 160 Albrecht Hase, Finanzlage für Jahre hinaus begraben. Soll also, trotz dieser Lücke im System der Ausbildung, die angewandte Zoologie in Zukunft nutz- bringende Arbeit leisten, so muß eine gewisse Einstellung der kom- menden Generation anerzogen werden. Auch sie muß lernen: realer und praktischer zu denken ! ^) Ich sage nicht etwa, daß die theoretische Denkweise entbehrlich oder verfehlt sei. Im Gegenteil! Ich fordere nur, neben ihr muß in unsereoi Berufe die praktische ebenso stark betont, bezw. herangebildet w^efden bei den jüngeren Fachkollegen. Bevor Jch zu speziellen Erörterungen übergehe , möchte ich zum Schlüsse des allgemeinen Teiles meine Forderungen nochmals kurz da- hingehend zusammenfassen: Die angewandte Zoologie muß, soll sie dauernd lebensfähig bleiben, letzten Endes volkswirtschaftlich produktive Arbeit leisten durch die Bewältigung der ihr zukommenden Aufgaben. Eine befriedigende Lösung dieser Aufgaben ist aber nur dann möglich: 1. wenn die mehr wissenschaftliche Seite der Probleme exakt (d. h. allen Anforderungen strenger Wissenschaft genügend) erfaßt wird und 2. wenn die mehr praktische Seite der Probleme voll gewürdigt wird, indem man alle einschlägigen Arbeiten auf das Endziel einstellt: die Früchte müssen der Allgemeinheit zugute kommen. Um dies zu erreichen, muß in der kommenden Generation junger Natur- wissenschaftler, welche diesen Gegenstand zu ihrem Lebensberuf erwähleD, fest der Gedanke Wurzel fassen, daß alle Arbeit auf diesem Gebiete keine rein akademische, sondern zur gleichberech- tigten Hälfte eine praktische, d. h. öffentliche Angelegenheit ist. Meine Darlegungen werden genügen, um zu zeigen, worauf ich hinaus will. Und nun: Medias in res! II. Spezieller Teil Vorbemerkungen Meine Ausführungen sollen einen Einblick in das Treiben der Öffentlichkeit geben, um bestimmte Mißstände aufzudecken, und es wäre meiner Meinung nach wahrlich wichtiger, auch tausendmal notwendiger, ^) Es sei an dieser Stelle auf den Aufsatz des bekannten Physikers W. Nernst: „Die künftigen Richtlinien wissenschaftlicher Forschung" hingewiesen (Berliner Tageblatt Nr. 617, 1919). Mit Befriedigung kann ich daraus ersehen, daß auch von anderer Seite die gleichen Forderungen aufs bestimmteste vertreten werden. Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. Ißl derartige Zustände in der Tagespresse zum Zwecke der Aufklärung zu behandeln, als die unsäglichen Nichtigkeiten, welche heute die Spalten füllen. Fragen wir zunächst, wie kommt es zu solchen Mißständen? Die Antwort ist nicht allzuschwer, wenn man folgende Tatsachen in Betracht zieht. Zunächst ist die Bekämpfung von Ungeziefer die private An- gelegenheit derjenigen, die davon befallen sind. Ist der von den Be- treffenden mit geeigneten Mitteln geführte Kampf durch vollen Erfolg gekrönt, so ist die Sache erledigt. Bleibt dagegen der Erfolg — oder auch nur ein wesentlicher Teilerfolg — aus, so hat dies seinen Grund in zweierlei: entweder waren die Mittel oder die Methoden ungeeignet. Meist kommt eines zum andern. Die Folge davon ist eine Vermehrung des Ungeziefers bezw. der Schädlinge ins Ungeheuerliche, und ihr Auf- treten zieht immer weitere Kreise in Mitleidenschaft. Damit ändert sich die Lage nach wesentlichen Richtungen hin. Vor allem wird die ursprünglich private Angelegenheit zu einer öffentlichen. Das ver- einzelte Vorkommnis wird zur Kalamität. Der Plage Herr zu werden wird einerseits durch neue, im Handel auftauchende und andererseits durch alte Mittel versucht. Die lebhafte Nachfrage nach Schädlings- und Ungeziefer -Bekämpfungsmitteln wird eine ungeahnt große. Um dieser zu genügen werden täglich neue, angeblich äußerst wirksame Präparate auf den Markt gebracht. Ob letztere wirklich brauchbar sind, ob sie vollen Erfolg im Kampfe gegen das Ungeziefer bringen, das ist ein sehr wunder Punkt! Die Tatsachen lehren, daß dies nicht der Fall ist. Denn wäfe im Verhältnis zur angebotenen Menge die Anwendung erfolgreich gewesen, so müßte es kaum noch einen Schädling, kaum noch Ungeziefer geben. Man dreht sich fortwährend im Kreise herum : die Folge des Mißerfolges bei der Anwendung eines Präparates ist ein- mal eine fortgesetzte Ungezieferverbreitung und zweitens ein fort- gesetztes Auftauchen neuer Mittel, um die Nachfrage zu befriedigen. Denn hat das kaufende Publikum die Wertlosigkeit eines Mittels em- pirisch festgestellt, so fällt es eben auf das nächste, mit tüchtiger Reklame angepriesene, herein. Denn das Publikum greift in seiner Notlage alles auf, was geboten wird! Möglich ist letzteres aber nur durch die große Unkenntnis weitester Volksschichten in diesen Dingen, und aus diesem Nichtwissen herausgeboren ist die geradezu erstaunliche Leichtgläubigkeit gegenüber einer marktschreierischen und mit einer gewissen Sicherheit vorgetragenen Anpreisung. Letzteres wieder dokumentiert sich in den öffentlichen Anzeigen. 162 " Albrecht Hase, Der Einzelne ist diesen Verhältnissen gegenüber ziemlich machtlos. Es müssen also öffentliche Maßnahmen platzgreifen, die sich ihrerseits auf Ratschläge von Fachleuten stützen. Dieser fach- liche Rat wird aber nur dann vollwertig sein, wenn er den herrschenden Zuständen — wie ich sie kurz ihrem Werdegang nach umrissen habe — voll Rechnung trägt. Will also der Fachmann diese Mißstände ihrem Umfange nach voll einschätzen, so muß er die Ausdrucksmittel der Öffentlichkeit verfolgen, welche dafür vorzügliche und heute nicht mehr zu umgehende Gradmesser sind: die Geschäftsanzeige, die An- nonce, die Reklame! In diesen dreien spiegelt sich mehr und mit größerer Klarheit wieder, als vom grünen Tisch aus zumeist angenommen wird. Vor- bedingung ist nur, daß man sich durch die nötige Kritik das Bild nicht trüben läßt. Die Anzeigen, betreffs der hier behandelten Fragen, lehren uns manches Wichtige. Es geht aus ihnen hervor: 1. wie eng der Horizont der breiten Volksmenge in diesen Dingen eingestellt ist; 2. mit welchen Mitteln die Masse bearbeitet wird; 3. welchen Umfang die Notstände angenommen haben; 4. mit welchen Mitteln fachliche Aufklärung arbeiten muß, um Ein- fluß zu gewinnen; 5. ersieht der Fachmann die Kompliziertheit der Probleme auch nach ihrer verwaltungstechnischen und organisatorischen» Seite hin; 6. läßt sich bei einigem pädagogischen Geschick die Anzeige selbst benutzen, um den darin produzierten Unsinn ad absurdum zu führen; 7. schließlich läßt sich durch die Anzeigen zahlenmäßig beweisen,, wieviel Geld unnütz vergeudet wird, das besser exakten For- schungen auf diesem Gebiete zugeführt würde. Ich glaube, es sind dies genügende Gründe, welche es rechtfertigen, daß man vom fachlichen Standpunkte des Biologen aus diesem Anzeigen- wesen einmal kritisch zu Leibe geht. Damit hätte ich zunächst alles gesagt, soweit allgemeine Gesichtspunkte in Betracht kommen, und ich gehe nun zu den Einzelheiten über. Methodik Um ein möglichst ungezwungenes Bild zu bekommen, setzte ich mich mit zwei bekannten großen Zeitungsausschnittsbüros in Verbindung, Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 163 die mir die erscheinenden Anzeigen zuschicken mußten, welche die An- preisung von Präparaten, Mitteln und Methoden zur Bekämpfung von Ungeziefer und Schädlingen zum Inhalte hatten, und zwar betreffs folgender biologischer Objekte: 1. Flöhe, . 5. Motten, 2. Wanzen, 6. Schaben, 3. Läuse, 7. Ratten und Mäuse, 4. Räude, 8. Ungeziefer im allgemeinen. Die unter 1.— 8. genannten Gruppen wählte ich deshalb, weil fast jeder, gleichgültig, welchem Stande oder Beruf er angehört, den An- griffen dieser Formen ausgesetzt ist. Absichtlich habe ich Ankündi- gungen, welche zunächst nur Interesse für einzelne Berufszweige oder bestimmte Interessentengruppen (Müller, Bäcker, Gärtner, Brauer) haben können, für diese Bearbeitung ausgeschieden. Es würde die Arbeit sonst zu umfangreich werden, andererseits werden letztgenannte Dinge einer Sonderbearbeitung von mir unterworfen. Das obengenannte Verfahren wurde von Ende November 1919 bis Ende April 1920 — also fünf Monate lang — durchgeführt. Diese Sammeltätigkeit . erstreckte sich auf insgesamt 114 Tages- zeitungen ohne irgendwelchen beruflichen Charakter. Ferner wurden 7 Zeitungen mitberücksichtigt, die nicht täglich erscheinen, und die teils Berufsinteressen, aber nicht ausschließlich, teils allgemeine Wirtschaftsinteressen vertreten, wie z. B. die Blätter „Haus, Hof und Garten", „Deutsche illustrierte landwirtschaftliche Presse", „Deutscher Reichsanzeiger". Diese 121 Zeitungen (114 -|- 7) verteilten sich auf 78 verschiedene Städte, wobei die größten Ortschaften wie Berlin, Hamburg, Dresden, München usw. mit mehreren daselbst erscheinenden Blättern versehen waren. Um einigermaßen einen Überblick über die benutzten Tageszeitungen zu geben, sind unten einige derselben genannt. Die dahinter stehenden Zahlen geben laut Zeitungskatalog von R. Mosse, Berlin 1920 die tägliche Auflagehöhe an^). ^) Allensteiner Zeitung (28000), Berliner Tageblatt (über 300000), Bochumer Anzeiger und Generalanzeiger (35 000), Braunschweiger Volksfreund (27000), Bremer Nachrichten (79000), Breslauer Neueste Nachrichten (170000), Coblenzer Volkszeitung (45000), Coburger Tageblatt (12000), Dessauer Anzeiger (20000), Dortmunder General- anzeiger (160 000), Dresdener Volkszeitung (62000), Düsseldorfer Nachrichten (100000), Glogauer Niederschlesische Zeitung (13000), Greifswalder Zeitung (15000), Hamburger Fremdenblatt (170000); Hannoverscher Anzeiger (130000); Jenaer Volksblatt (8000), Magdeburger Generalanzeiger (75 000), Mannheimer Tageblatt (21 500), Münchener Neueste 164 Albrecht Hase, Es wurden wie ersichtlich die größten (100 — 300000 und mehr tägliche Auflageziffer), die großen (50 — 100000), die mittleren (15- bis 50000) und die kleinen (bis zu 15000) Blätter berücksichtigt. Wie reichlich die so erschlossene Quelle floß, geht aus der Zahl der eingesandten Ankündigungen hervor. Nach Ablauf der angegebenen 5 Monate hatte ich über 2100 Anzeigen zur* Hand, die nun gesichtet wurden. Eine ganze Anzahl schied ich aus, weil sie zu lose mit dem geforderten Inhalte in Zusammenhang standen. Zur definitiven Be- arbeitung standen mir schließlich rund 2100 zur Verfügung. Diese be- trafen : Läuse, in erster Linie oder ausschließlich 1100 mal Ratten und Mäuse, in erster Linie oder ausschließlich . 49.3 „ Ungeziefer im allgemeinen .382 „ Wanzen, in erster Linie oder ausschließlich 50 „ Schaben ausschließlich 37 „ Räude „ 14 „ Motten „ 14 „ Flöhe „ 10 „ zusammen 2100 Nun wurde abermals gesichtet und die Anzeigen gleichen Wort- lautes (Wiederholungsanzeigen) ausgeschieden. Nach dieser Sichtung blieben 249 verschiedene Ankündigungen übrig. Auch diese 249 wurden nochmals überprüft, und dabei nach den Stichworten, entsprechend den oben aufgestellten 8 Gruppen (Flöhe, Wanzen, Läuse, Räude, Motten, Schaben, Ratten und Mäuse, Ungeziefer im allgemeinen) geordnet. So erst ist es möglich, einen genaueren Überblick zu bekommen, was alles vorliegt. Nach dieser letzten Sichtung stellte es sich heraus, daß betrafen : Ungeziefer im allgemeinen . , 104 verschiedene Anzeigen Ratten und Mäuse 65 „ „ Läuse 36 „ „ Wanzen 13 „ „ Schaben 11 „ „ Räude 9 „ „ Motten 8 „ „ Flöhe 3 zusammen 249 Anzeigen Nachrichten (160000), Nordhausener Zeitung (20000), Oldenburger Nachrichten für Stadt und Land (31000), Stuttgarter Neues Tageblatt (100000), Zittauer Morgenzeitung (19000), Zwickauer Tageblatt (28000). — Die genannten Zeitungen haben zusammen eine Auf- lageziffer von mindestens rund 1820000 Stück. Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 165 Eine strenge Scheidung war aber nicht immer möglich, da oft dieselbe Anzeige mehrere Präparate gegen verschiedene Schädlinge nannte. Ich teilte derlei Ankündigungen dann meist der Gruppe „Ungeziefer" zu. Immerhin ist zu ersehen, daß die Anpreisungen von Mitteln gegen Ratten und Mäuse einerseits, gegen Läuse andererseits am stärksten vertreten sind. Da wir keine Annoncenstatistik treiben wollen, so ge- nügt uns diese Feststellung, zumal sie klar genug zum Ausdruck bringt, was ungefähr vorliegt. — Am unsichersten ist man bei der Behandlung der Anzeigengruppe „Ungeziefer im allgemeinen", da in den diesbezüg- lichen Ankündigungen oft die zoologisch heterogensten Objekte vereinigt sind. Hierdurch dokumentiert sich eben, wie im alltäglichen Sprach- gebrauch als „Ungeziefer" alles dasjenige bezeichnet wird, was unsere Vorräte, unsere Wirtschaft und uns selbst zu schädigen geeignet ist. Im Volksmunde sind Ratten ebenso „Ungeziefer" wie Läuse, Schaben, Raupen oder Kellerassel^). Welchen Umfang das Anzeigenwesen auf diesem Gebiete hat — und diese Feststellung ist für uns besonders wit^htig — geht aus nach- folgenden Tatsachen hervor. Die 114 bei der Sammelei berücksichtigten Tageszeitungen machen von den rund 2200 täglich in Deutschland erscheinenden Zeitungen dieses Charakters nur rund 5^/o aus. Und dife 7 mitberücksichtigten Zeitungen, welche etwas fachlichen Einschlag haben, machen von den rund 600 Fachzeitungen ^) Deutschlands, welche ^) Bei dieser Gelegenheit seien einige Bemerkungen über die Herleitung und ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Ungeziefer" eingeflochten, die ich Herrn Dr.Grünther Hase, Leipzig, verdanke. Das Wort „Ungeziefer" ist uraltes germanisches Sprachgut. Stamm althochdeutsch „Zebar", altenglisch „tr/er", altnordisch „tafn" in der Bedeutung „Opfertier", ins Altfranzösische entlehnt als „atuivre = Getier". — Dazu tritt die Negation mit ,,un-", mittelhochdeutsch = „ungezihere, ungeziver = unreines, nicht zum Opfer geeignetes Tier. Daneben stets schon in der heutigen Bedeutung gebraucht. Bei Hans Sachs (1612) heißt es: „ViL unzifers, als edechsen, krotten und schlangen". — Ein besonderer Wandel zu der heutigen Bedeutung ist nicht festzustellen. Höchst wahr- scheiülich wurde das Wort auch mit besonderer, konkreter Bedeutung auf die mensch- lichen Parasiten und die Schädlinge gebraucht. Verwandtschaft von „zebar" mit neu- hochdeutsch „Käfer" besteht nicht, wenn auch niedersächsisch „zefer" für „Käfer" vorkommt. ^) Wenn ich hier von Fachzeitungen spreche, so habe ich nur diejenigen Inter- essentenorgane gezählt, welche Gewerbe jUnd Industrien vertreten, die in erster Linie von Ungeziefer und Schädlingen zu leiden haben. Die genannte Zahl 600 umfaßt nur "die Fachblätter folgender Gewerbe und Industrien: Fleischer, Friseure, Gast- wirte, Müller, Bäcker, Brauer, Nahrungsmittelindustrie, Landwirtschaft, Vieh-, Haus-, Bienenwirtschaft, Garten-, Obst-, Blumenbau. Bei der Summierung sind also Bau-, Maschinen-, chemische Zeitungen usw. völlig unberücksichtigt geblieben. 166 Albrecht Hase, Mer in erster Linie in Frage kommen, nur rund l^/o aus. Sondern wir nicht nach Tages- bezw. Fachzeitungen, sondern fragen wir: wieviel Zeitungen stehen der Reklame auf diesem Gebiete in Ileutschland über- haupt zur Verfügung, so kommen (rund) 2200 -j- 600 = Stück in Frage ; davon sind die von uns benutzten 121 Stück aber etwa nur 4^0. Doch davon zunächst genug! Auf die wirtschaftliche Seite dieser Frage komme ich noch zu sprechen^). Kapitel 1 Über die Bekämpfungsmittel Mit das Wesentliche an der ganzen soeben geschilderten Methodik ist für mich, zu zeigen, welche Mittel ungefähr augenblicklich auf dem Markte sind. Ihre Liste steht weiter unten. Daß bei weitem nicht alle durch mein Vorgehen erfaßt wurden, ist sonnenklar. Für die hier in Betracht kommenden Zwecke, die ja in erster Linie auf prinzipielle Fragestellung hinzielen, genügen sie vollkommen. Betont sei besonders aus letzterem Grunde ausdrücklich, ich enthalte mich jeden Urteils über den Wert der genannten Präparate im einzelnen, sowohl nach der positiven wie nach der negativen Seite hin. Ich lasse die betreffende Anzeige selbst sprechen. Die mitgeteilten Listen sollen zunächst lediglich eine Katalogisierung sein, um einen Überblick über einen Teil des tat- sächlich Vorhandenen zu bekommen. Dann gebe ich zu bedenken, wie ephemer diese Dinge sind; bis zum Druck dieser Arbeit ist sicher eine ganze Anzahl dieser Präparate längst verschwunden, um neuen Platz zu machen. Aber gerade diese Kurzlebigkeit der Mittel sollte uns zu denken geben; es ist mit der beste Ausdruck für die Wertlosigkeit der meisten. Viele der angepriesenen Präparate führen bestimmte Namen z. B. Lausofan, Goldgeist, Beiß-Beiß, Styx, Tonal (Läusemittel); Kiffi, Morida (Schabenmittel) ; Drowil (Wanzenmittel) ; Hops, Rattitod, Ratten- ^) Die Zahlenangaben über Tages- und Fachzeitungen sind dem Zeitungsverzeichnis (nicht im Handel) der weltbekannten Annoncenfirma R. Mosse, Berlin, entnommen. Dieses Verzeichnis ist soeben 1920 aufgestellt worden, und dürfte an Genauigkeit alle anderen übertreffen. Bemerken will ich noch, daß von mir, um der Wirklichkeit mög- lichst nahe zu kommen, immer die Mindestzahlen zu Berechnungen benutzt wurden, z. B. ist die Zahl der Fachzeitungen etwa 650, einige sind aber in ihrem Bestehen und Erscheinen bereits wieder unsicher geworden. Aus derartigen Gründen wurde die Ge- samtzahl möglichst tief gegriffen. Die Wirtschaft!. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 167 fänger (Rattenmittel). In diesem Falle ist ihre Wiedererkennung leicht — auch in der Anzeige. Andere wieder führen ganz allgemeine Namen, wie: Schwabenpulver, Wanzentinktur, Ungeziefermittel. Wenn nun von Firmen (z. B. von Versandhäusern) letztgenannte Präparate in den Handel gebracht werden, so ist für den Käufer nicht nachzukommen, welches der vielen Schwabenpulver, welche Wanzentinktur er erhalten hat. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren: diese dadurch her- vorgerufene Unsicherheit ist eine beabsichtigte. Ich führe zunächst die benannten Mittel auf, so wie sie aus den Ankündigungen zu ent- nehmen sind. Die kurzen Erläuterungen dazu stammen aus der Anzeige selbst. Die Gruppierung ist so, wie sie sich ergibt, wenn man berück- sichtigt, gegen was das Präparat in erster Linie oder ausschließlich angepriesen wird. Die Preise beziehen sich auf die kleinste im Einzel- verkauf abgegebene Menge. Fab. bedeutet: der Fabrikant wird in der Anzeige unzweideutig genannt. Gar. bedeutet: für die Wirksamkeit wird Garantie geleistet. Pat. bedeutet: das Mittel ist laut Anzeige patentamtlich oder gesetzlich geschützt oder patentamtlich angemeldet. a. g. bedeutet: auch gegen. I. Mittel gegen Flöhe 1. Eckolda; a. g. Läuse. Gar., Pat. 1 Flasche 6,00. 2. Fugal; bes. g. Hundeflöhe. Fab. 1 Glas 1,30. ,3. Trikesolpuder Pfeifferol. Fab. 1,25. Eine Anzeige von selten einer Apotheke preist „Floh-Spezial- Mittel" zum Preise von 1,25 an. n. Mittel gegen Wanzen 1. Albasol. Fab., Pat. 2,40. 2. Anti wanzin. Pat. 3,00. 3. Discret. 4. Drowil. 8,00. 5. Furol; a. g. Schaben, Ratten, Wanzen, s. daselbst; 1,30 als Wanzenmittel. 6. Grotonol. 10,00. 7. Nikodaal. 4,00. 8. Strubes Wanzentinktur. 3,50. 9. Dr. Weinreichs Wanzenäther. 10. Wanzenol; a. g. Flöhe, Schaben usw. 11. Wanzen pulv er „Terror". Gar. 12. Dalmatin; a. g. Schaben. Pat. 2,50. Dazu kommen noch Präparate, die die allgemeine Bezeichnung „Wanzentod" und „Wanzentinktur" führen. Verschiedene Ankündigungen Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIII. . i o 168 Albrecht Hase, preisen Wanzenvernichtung „mit neuesten Mitteln" an; eine Firma macht die Vernichtung mittels „Stickgasapparat" (welches Gas?) bekannt. in. Mittel gegen Läuse 1. Älbasol; a. g. Wanzen. Fab., Pat. 2,40. 2. Anti Marke „Ejot". 3. Antilausin. ■k Beiß-Beiß. 3,50. • 5. Metz Blitz Balsam. 1,50. 6. Contrasekt. Fab. 2,00. 7. Eckolda; a. g. Flöhe. Gar., Pat. 6,00. 8. Goldgeist. 3,75. 9. Haarelement. 10. „Haha"-Kopfwasser. Fab. 11. Henningsons Edelfluid. Pat. 2,25. 12. Hopsi. 13. Kosekt. Fab. 14. Kopf-Kein-Haaröl. 15. Lausofan. Fab. 16. Läuse-Essenz. 17. Lauto. Fab. 5,00. 18. Dilg Luhsin-Balsam. Fab. 2,00. 19. Niffka. Fab., Pat. 20. Nissin. 21. Parasiten Liniment Pfeifferol. Fab. 2,00. 22. Problimat. Fab. 3,00. 23. „Radikal" sympathisches Naturmittel. 24. Schwester Anna Kopfgeist. Fab. 3,75. 25. Styx. 1,20. 26. Tonal. 27. Totin. 3,00. 28. Droeges Vera. Gar., Pat. 4,50. 29. Dr. Weinreichs Läuseäther. 30. Mein Geheimnis. Hierzu kommen noch Mittel, die in der Annonce nur andeutungs- weise genannt sind, da sie nur bei „persönlicher Behandlung" angewandt werden, also Geheimmittel darstellen. IV. Mittel gegen Räude 1. Flörosal. Fab. 3,50. 2. Kaban Liniment. Fab., Pat. 3. Kreopix. Fab. 5,50. 4. Räudo. Fab. 5. Diehlol. Fab. 19,00. 6. Antisarkoptin. 7. Schädlingstod; a. g. anderes Ungeziefer. Fab. Die Wirtschaft!. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 169 Ferner werden noch Mittel andeutungsweise genannt, welche nur bei persönlicher Anwesenheit des Fabrikanten zur Anwendung kommen, V. Mittel gegen Motten 1. Globol. Fab. 2. Kolo. 3. Persia Mottenschutz. Ferner werden noch drei Präparate unter der allgemeinen Bezeich- nung „Motten-Mittel" angeboten. • VI. Mittel gegen Schaben 1. Aiwa Schabentod; a. g. Wanzen und Mäuse. Fab. 1,00. 2. Antischwabin. .3,00. 3. Furol; a. g. Wanzen, Ratten. Gar. 1,50. 4. Granitol. Fab. 12,00. 5. Kiffi. Fab. 6,00. 6. Morida. 7. Mortol. 8. Poudre Martial „Tod und Teufel". Fab. 1,75. 9. Eadikal Schabenpulver. 2,00. 10. Seebers giftfreies Käferpulver. Fab., Pat. 11. Thomasol Schwaben Puder. Fab., Pat. 3,00. 12. Uhligs Sicher. 1,00. 18. Terror Schwabenpulver. Gar. Ferner werden noch Präparate mit der Bezeichnung „Schwaben- pulver, -Tod" angeboten. VII. Mittel gegen Ratten und Mäuse 1. Chlorostyx. 0,75. 2. Furol; a. g. Wanzen und Schaben. Gar. 2,25. 3. Hops. Fab. 4. Apotheker Neumanns „Mors". Fab., Gar., Pat. 5. Pestan. 2,25. 6. Tufan. 2,00. 7. Grasstats Rattitot. 3,00. 8. Rattapan. Fab., Gar., Pat. 4,00. • 9. Rattagallin. Fab., Pat. 10. Rattenfänger. 11. Siegerin. Fab. 3,00. 12. Zinitin. Pat. 2,50. 13. Ejot. 14. Millim-ors. Fab. 1,50. 15. Morrattin. 5,00. 16. Musculin. Pat. 3,00. 12* 170 Albrecht Hase, 17. Pogrom. 11,00. 18. Ratin. 19. Ratten-Mäusetod. .5,80. 20. Terror Pest-Typhus-Bazillen. Gar. 21. Thomasol Ratten und Mäuse Fluid. 22. Thanatos Fest. Fab. 3,50. 23. Rattenfort-Mäusefort. Fab. 1,75. 24. Venimors. Fab., Gar. 7,00. Ferner liegen noch 23 verschiedene Anzeigen vor, die Ratten- und Mäusetuj^phus (Pest), Bazillenpräparate, sowie 8, die Ratten- und Mäuse- kuchenanzeigen, ohne bestimmte Namen für die Mittel anzugeben. Drei Ankündigungen preisen Spezialfällen an. VIII. Mittel gegen Ungeziefer im allgemeinen 1. Gemol. 2. Ort; g. Blattläuse, Fliegen, "Wanzen, Flöhe, Milben. 7,20. 3. Tierarzt Bargums Viehreinigungspulver. 4. Heini-Läuse- und Ungeziefer-Pulver. 3,00. o. Läusetöter; g. Ungeziefer beim Vieh. Fab. 4,00. 6. Dalmatin. Pat. 2,50. 7. Debeka. Fab., Pat. 8. Demant Pulver und Pulverspritze (!). Fab. 9. Parafix; g. Ungeziefer jeder Art. 5,00. 10. Pereat Insektenpulver. 11. Radikat Pulver. Fab. 12. Rodol; bes. g. Yiehläuse. Gar. 1,25. 13. Kolol. Fab. 14. Hänsalin. Fab., Pat. 15. Beersolin. Fab. 16. Jucksin. Fab. Ferner liegen eine Menge von Annoncen vor, in denen kein be- stimmtes Mittel genannt wird; es werden nur „Ungeziefer-Mittel" an- geboten. Von Kammerjägereien und Desinfektionsanstalten liegen Ge- schäftsanzeigen vor in großer Zahl; teils unter der Angabe, daß „eigene" Mittel verwandt würden, teils mit dem Hinweis, daß sie die „besten vorhandenen Präparate" anwenden, teils mit dem Hinweis, daß sie „Un- geziefer jeglicher Art" sicher vernichten. Stellen wir nur die mit Namen ausgezeichneten in den vor- liegenden Anzeigen empfohlenen Mittel zusammen, so ergibt sich, daß gegen: Flöhe = 3, Wanzen = 12, Läuse = 30, Räude = 7, Motten = 3, Schaben = 13, Ratten und Mäuse = 24 und „Ungeziefer" = 16, zusammen 108 Mittel im Handel zu haben sind. Über 50, nur durch Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. ] 7 X allgemeine Benennung gekennzeichnet, sind allein in den Anzeigen an- gepriesen, welche mir vorgelegen haben, letztere sind selbstverständlich in der Endsumme 108 nicht enthalten. Bleiben wir zunächst bei den 108 oben aufgezählten Mitteln; sie genügen vollauf, um auf das auf- merksam zu machen, was prinzipiell wichtig ist. — Zunächst fällt auf: nur bei 39% der Präparate wird der Name des Fabrikanten unzweideutig genannt. Da es sich aber z. T. um Präparate handelt, welche am menschlichen Körper angewandt werden sollen, so ist dieses Verschweigen kein Umstand, welcher geeignet ist, das Vertrauen auf die Wirksamkeit zu erhöhen. Von einer Arzenei verlangt man auch zu wissen, wer sie herstellte! Für gewisse Mittel wird eine Garantie für den Erfolg gewährleistet, es ist dies bei 18'^/o der Präparate der Fall. — Von einer Reihe obengenannter Mittel wird in der diesbezüglichen Anzeige angeblich als besonders beweisend für die Brauchbarkeit her- vorgehoben, das betr. Präparat sei „patentamtlich angemeldet" oder „gesetzlich geschützt". Ob die angemeldeten Patente auch erteilt wurden, ist nur in ganz vereinzelten Fällen ausgesprochen. Soviel über die benannten Mittel! Noch viel ungünstiger gestalten sich alle soeben dargestellten Dinge, wenn man die nur summarisch benannten Mittel (ca. 50) überprüft. Ich führe dies alles an, um die vollkommene Unsicherheit zu beleuchten und festzulegen, die in diesen Dingen herrscht. Die chemische Zusammensetzung der Mittel (abgesehen von den Bakterienpräparaten gegen Ratten und Mäuse) wird fast nie an- gegeben. Gewöhnlich, doch auch nicht immer, macht die Annonce nur auf die Beschaffenheit im allgemeinen aufmerksam, indem es heißt, „gebrauchsfertig", „zu verdünnen", „Salbe", „Tinktur" usw. Zwölf. Anzeigen sind mir zu Händen gekommen, in denen Kammerjäger zur Vernichtung des Ungeziefers „gasförmige" Mittel anpreisen, die sie nur in ihrer persönlichen Gegenwart zur Anwendung bringen. Um welche Gase es sich handelt, wird nie gesagt, denn eine Bezeichnung wie „Stickgas" (lt. betr. Anzeige) sagt gar nichts. Selbstverständlich sind nicht alle angepriesenen Mittel Schwindel. Aber leider bilden diese die Ausnahme. Ich will auf eine Tatsache hinweisen, welche wohl geeignet ist, berechtigtes Mißtrauen wach- zurufen. Im zweiten Kriegsjahr 1915 beschäftigte ich mich bereits mit der Frage der Läusebekämpfungs mittel (Hase, "Weitere Beobachtungen über die Läuseplage; Centralbl. f. Bakt., Par. u. Infekt., I. Abt. Bd. 77, 1915). Etwa 80 mit Namen belegte (neben einer Unmasse einfach als 172 Albrecht Hase, „Läusemitte] " bezeichneter Präparate) Mittel ^iff ich auf. Diese 80 waren alle „totsicher", „garantierten für Erfolg", „patentamtlich gemeldet" usw. usw. Heute fand ich von diesen 80 nur noch 4 im Handel unter gleichem Namen. Der Einwand, der Bedarf an Läusemitteln sei nur gering , und deshalb seien sie im Handel zurückgegangen , ist vollkommen unhaltbar. Wie kommt es sonst, daß die heute im Handel befindlichen Läusemittel eine so große Zahl (lt. Tabelle I— VHI) aus- machen? Es ist das eben nur ein Ausdruck für die starke Nachfrage. Ich bin sicher, obwohl der Beweis schwer zu erbringen ist, eine Menge von Präparaten erscheinen immer unter neuem Namen, sobald sie unter dem alten nicht mehr zugkräftig sind. Macht man sich die Mühe und sucht festzustellen, gegen welche Schädlinge die angepriesenen Präparate eigentlich wirksam sein sollen, so stößt man bald auf Schwierigkeiten, denn nur ein Teil der Mittel sind Spezial- Bekämpf ungsuiittel, d. h. sie werden unzweideutig gegen einen bestimmten Schädling empfohlen. So z. B. gibt es Spezialmittel gegen Batten und Mäuse, gegen Läuse, Flöhe, Motten usw. — Die viel größere Menge der Präparate trägt den etwas verdächtigen Charakter als Universal-Bekämpfungsmittal, d. h. sie sollen laut Anzeige verschiedene Schädlinge zugleich vernichten — natürlich restlos. Einige Beispiele führe ich an: „Terror -Pulver" ist gegen Schaben, Wanzen, Läuse, Flöhe, Motten, Ameisen usw.; „Veni- mors" (Tabelle Vn)= Bakterienpräparate sind gegen „Ratten und Mäuse, Hamster, Wühlmäuse, Schwaben, Russen, Kellerasseln, Motten, Hausameisen u. a. Hausinsekten": „Wanzenol" (Tab. H), =^ „hat fabel- hafte Wirkung gegen Wanzen, Flöhe, schwarze Käfer, Kakerlaken usw." — Wir sehen, daß oft die zoologisch verschiedensten Geschöpfe mit ganz entgegengesetzter Lebensweise zusammengefaßt sind, gegen welche das betreffende Mittel summarisch wirkt. Müssen nicht dem Fachzoologen berechtigte Zweifel beim Lesen solcher Anzeigen auftauchen? Auf die Unsicherheit, die sich darin kundtut, werden wir weiter unten in Kap. 2, Abs. 4, nochmals zu sprechen kommen. Kapitel 2 Über das Anzeigewesen beireffend Bekämpfungsmittel Nach jeder Richtung hin lohnend und interessant ist es, sich die Anzeigen selbst auf diesem Gebiete etwas genauer anzusehen. Welche UnZuverlässigkeit und Unkontrollierbarkeit herrscht, geht aus den An- kündigungen selbst hervor. Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 173 I. Wer annonciert überhaupt? Es lassen sich drei Gruppen der Anzeigenden unterscheiden: a) der Fabrikant, b) der Wiederverkäufer, c) der Kammerjäger bezw. die Des- infektionsanstalt. Auch hier ist keine scharfe Trennung durchzuführen; schon deshalb nicht, weil vielfach gar nicht feststellbar ist, ob der Anzeigende der Selbsthersteller ist. Zu a) Der Fabrikant. Er zeigt unter voller Namens- und Adressenangabe das oder die von ihm hergestellten Mittel au. Beispiels- weise ist dies der Fall bei den Räudemitteln „Kaban Liniment", „Diehlol", „Kreopix"; beim Flohmittel „Trikresolpuder Pfeifferol"; beim Ratten- mittel „Rattagallin". In diesen Fällen ist gegen die Anzeige bezw. gegen die Art ihrer Abfassung nicht das geringste einzuwenden, wie sich, um es ausdrücklich zu betonen, meine Ausführungen niemals gegen brauchbare Mittel und gegen ernsthafte Ankündigungen richten, sondern nur gegen Unzuverlässiges. Zu b) Der Wiederverkäufer. Als solche kommen Klein- und Großhändler in Frage. Entweder wird von ihnen ein Präparat allein empfohlen, oder sie kündigen summarisch mehrere zugleich an. Wieder- verkäufer sind in erster Linie bestimmte Geschäfte wie z. B. Apotheken und Drogerien, auch Friseure. Ein Teil verkauft nur am Ort, ein anderer betreibt den Versand nach auswärts. Eine schlimme Kategorie von Wiederverkäufern sind die „Versandbüros" und „Versandhäuser". Unter vielen anderen Dingen verschicken sie Ungeziefer- und Schäd- lingsmittel ohne Angabe der Herkunft. Diese Art des Vertriebes ist um so anfechtbarer, da meistens als Adresse dieser Firmen nur der Ort und die Nummer des Postfaches angegeben wird, „Das Versandhaus" trägt aber in der Regel keinen Personalnamen, sondern einen Deck- namen. Ganz auffallend aber ist es, daß derartige Firmen zumeist nicht in den beheimateten Zeitungen ihre Präparate anbieten, sondern in Blättern weitentfernter Provinzen. Beispielsweise preisen westfälische Firmen in Schlesien und badische Firmen in Ostpreußen an. Muß der Satz „daß der Prophet nichts im Vaterlande gilt" hier nicht dahin ab- geändert werden, daß er als Schwindler erkannt, die Heimat scheuen muß? Jedem Leser ist es anheimgestellt, sich auszumalen, wie die Reklamation verläuft, wenn er auf in derartiger' Weise angebotene Präparate hereinfiel! Zu c) Der Kammerjäger bezw. die Desinfektionsanstalt. Daß diese Gewerbe entsprechende Anzeigen in die Zeitungen einrücken, ist klar. Zweifelsohne gibt es recht reell arbeitende Firmen in allen 174 Albrecht Hase, Teilen Deutschlands darunter. Man kann bei einiger Übung vielfach der Annonce schon entnehmen, ob zuverlässige Firmen dahinterstehen. Aber leider gibt es einen großen Prozentsatz von unlauteren Elementen besonders unter den Kammerjägern; ihre Anzeigen fallen entsprechend aus. Wenn z. B. Kammerjäger „jahrelangen Erfolg" garantieren, so ist wohl für den Biologen die Diskussion über derartige Behauptungen überflüssig. — Yerbunden mit ihren Geschäftsanzeigen sind nun viel: fach, fast regelmäßig, zugleich die Anpreisungen von Ungeziefer- und Schädlingsmitteln. Entweder heißt es: verwende meine Spezialmittel, oder: es kommen nur die neuesten Mittel und Verfahren zur Anwendung, oder: verkaufe und versende Ungeziefermittel wie . . . (folgt Angabe der Präparate). Leider ist das Kamm erjägerge werte vielfach ein sogen, unsicheres. Verbindet nun ein an und für sich unzuverlässiger Kammer- jäger mit seinem Beruf noch den Versand und die Herstellung von üngezief ermitteln , so kann man sich leicht denken, was dabei heraus- kommt und wie das kaufende Publikum geprellt wird. — Welche Un- zuverlässigkeit herrscht, geht aus einem Umstände mit am schlagendsten hervor. Es liegt mir eine Reihe von Anzeigen vor, in denen Kammer- jäger ankündigen, daß sie von weit auswärts in einen bestimmten Be- zirk kommen. So z. B. reist ein westfälischer Kammerjäger nach Ost- friesland und ein Bayer arbeitet in Schlesien. Da fragt man sich, gibt's denn in der Heimat kein Ungeziefer mehr? Oder hat der Be- treffende triftige Gründe, seine Tätigkeit weit weg zu verlegen? 2. Wo wird annonciert? Wir können die Frage gleich vorweg beantworten: in allen Tages- zeitungen und zwar in den größten, den großen, den mittleren wie in den kleinen (vergl. S. 163). Ferner in den Fachzeitungen, von allem der Berufsstände und Erwerbszweige, die den Angriffen ^^on Schädlingen in erster Linie ausgesetzt sind. Solche sind: Fleischereien, Bäckereien, Müllereien, Gastwirtschaften, Brauereien, Nahrungsmittel- industrien und -handel, Drogenhandlungen, Land- und Viehwirtschaften, Gärtnereien, Obstbau, Blumenbau, Imkereien, Kleintierzüchtereien. — Auffallend ist und es gibt zu denken, daß besonders zahlreiche An- kündigungen in- denjenigen Tageszeitungen zu finden sind, welche vorzugsweise von der ärmeren Bevölkerung großer Städte gelesen werden (z. B. Dresdener Volkszeitung, Essener Volks- zeitung, Kieler- Volkszeitung, Magdeburger Volksstimme u. a. m.). Durch diese Tatsache kommt zweierlei zum Ausdruck. Erstens, daß diese Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 175 Kreise — der wirtschaftlich schwächere Teil — besonders stark unter Ungeziefer, zu leiden haben, und zweitens, daß er das größte Kon- tingent der Käufer stellt. Die Anzeigen würden ja sofort in den Blättern verschwinden, wenn sie erfolglos wären. Dieses ist aber keineswegs der Fall, im Gegenteil, sie sind ständig darin vertreten. 3. Wie oft wird annonciert? Um diese Frage genau zu beantworten, bedürfte es recht umfang- reicher Erhebungen. Doch da, wie ich schon betonte, keine Anzeigen- statistik getrieben werden soll, so können wir uns mit dem begnügen, was an Material vorliegt. Auch dieses gibt uns die Aufschlüsse, welche von prinzipieller Wichtigkeit sind. Ein Teil der Anzeigen -erscheint nur wenige Male, besonders die in den kleinen und mittleren Blättern. Wenn ein Drogist alle Monate in einer kleinen Lokalzeitung einmal ein Schädlingsmittel anzeigt, so genügt es für diesen Leserkreis. Andere Anzeigen liegen mir vor, die vier- bis fünfmal im Monat in einer Zeitung erschienen sind und dann nicht wieder. Eine dritte Gruppe von An- zeigen kehrt immer wieder und erscheint in einer Menge von Zeitungen, z, B. wurde die Anpreisung von „Lauto" in 30, von „Furol" in 64 und von „Goldgeist" sogar in 110 Zeitungen festgestellt. Der Umfang der Reklame, welcher für die verschiedenen Präparate aufgewendet wird, ist eben, je nach der Finanzkraft der Unternehmer, ganz verschieden. Jedenfalls ist keinesfalls der Schluß zulässig: das Mittel muß gut sein, denn es wird viel Reklame dafür gemacht. 4. Wie wird annonciert? Daß ein Fabrikant für seine Erzeugnisse Reklame machen muß, ist selbstverständlich, und es fällt mir auch absolut nicht ein, die Be- rechtigung einer sachgemäßen Reklame, auch für Schädlings- und Un- geziefermittel irgendwie in Abrede stellen zu wollen. Wogegen ich mich wende, ist das Unsachliche. Sieht man sich die Anpreisungen der Schädlings- und Ungeziefermittel etwas kritisch an, so fällt sofort auf, wie sehr die Sachlichkeit zurücktritt und ihre Stelle das Schlagwort einnimmt. Was zunächst die Benennung der Präparate anbelangt, so ist dagegen nichts einzuwenden. Im Gegenteil! Dieses Vorgehen erleichtert sogar die Stellungnahme zu den verschiedenen Mitteln. Nur sind die vielfachen Geschmacksverirrungen bei der Namen- gebung nicht gerade schön. Oder wer findet etwa den Namen „Beiß- Beiß" (für ein Läusemittel) oder „Hops" (für ein Rattenmittel) besonders wohlklingend? 176 Albrecht Hase, Wie ich sagte, nimmt das Schlagwort einen breiten, ja beherr- schenden Raum ein in den Anzeigen. Es ist dies mit ein Ausdruck dafür, daß auf das große Publikum eben nur grobe Ausdrucks- mittel wirken. Eine streng sachlich gehaltene Anzeige würden die meisten Leser der Tageszeitungen (leider!!) gar nicht verstehen. Am beliebtesten sind die Schlagworte, welche den Erfolg des Mittels recht grell beleuchten. Daß hierbei der Wunsch der Vater des Gedankens ist, dürfte klar sein. Möglichst fettgedruckt, als Anruf, Überschrift und Stichwort erscheinen sie. Ich stelle eine Blütenlese von Schlagworten zusammen. Es wäre mir ein Leichtes, sie um das Dreifache zu vermehren. „Das beste Schutzmittel — tötet in wenigen Minuten — vernichtet verblüffend — vernichtet restlos — verblüffende Resultate — vertilgt radikal — beseitigt sofort radikal — sensationell — in einer Stunde gegen Garantieschein — Wirkung sofort radikal — allerwirksamstes Mittel — unwiderstehlich vernichtende Kraft — totsicheres Ausrottungs- mittel — das Ende des Ungeziefers — das größte Sterben — es gibt nichts Besseres — fabelhafte Wirkung — nichts anderes nehmen — 1000 fach bewährt — mein Geheimnis — Riesenverdienst — meine Frau und ich sind glücklich — verheerende Seuche — ansteckende Seuche — 400 tote Ratten und Mäuse aufgefunden — Seuche! Typhus! Pest! Tod! — die neue Zeit — ■ die neue Macht — Erfolg garantiert sonst Geld zurück. — kein Quacksalber- und Kurpfuschermittelchen, sondern wissenschaftlich erprobt — auch die sauberste Mutter — Hören Sie! Haha! — wenn ihr Kind — Tod und garantiert radikale Vernichtung — zum Tode verurteilt — Mord — sicherer Tod — " usw. usw. Wie groß muß der Tiefstand der Kenntnisse breitester Volks- schichten in diesen Dingen sein, daß auf sie derartige Ausdrucksmittel wirken! Zu dieser traurigen Erkenntnis kommt man durch die Fest- stellung obiger Tatsachen. Welche ungeheure Aufklärungsarbeit muß noch geleistet werden von selten der Biologen, bis diese Zustände besser werden! Man fragt sich unwillkürlich, nachdem man soviel Versicherung von Mord, Tod, Vernichtung des Ungeziefers gelesen, wie kommt es nur, daß immer noch so viel vorhanden ist? Laut Anpreisung der Mittel müßte es doch längst zu den Seltenheiten gehören. Ein besonderes Kapitel in der Art der Abfassung der Annoncen bilden die geleisteten Garantien. Man kann lesen: „Ärztlich anerkannt, patentamtlich geschützt, gesetzlich geschützt, patentamtlich angemeldet, mein Institut ist gerichtlich eingetragen, unter staatlicher Oberaufsicht, Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 177 wissenschaftlich erprobt, laut Zeugnissen, glänzende Gutachten, tausend Dankschreiben" usw. Natürlich gibt es Mittel, bei denen alles dies zu- trifft, doch bilden sie die Minderzahl. Wer die tatsächlichen Verhält- nisse der Praxis kennt, dem ist nicht unbekannt, in wie wenig Fällen die papiernen Versicherungen der Wirklichkeit entsprechen. Wir sagten bereits, daß die Abfassung der Anzeigen auf die Unkenntnis des kaufenden Publikums zugeschnitten ist. Eine Tatsache ist besonders geeignet, diese Behauptung zu beweisen. Es ist die Zusammenstellung aller der Schädlinge, gegen die ein und das- selbe Präparat helfen soll. Der Gedankengang der annoncierenden Händler und Fabrikanten ist gewöhnlich folgender : wenn in der Anzeige möglichst viel Tiere zusammen genannt werden, die das betreffende Mittel „totsicher radikal" vernichtet, dann wird durch die vorgegebene Universalität des Präparates das Publikum umso eher verleitet, es zu kaufen. Im vorhergehenden Kapitel hatte ich bereits den Wert der Universalität kritisch beleuchtet (vergl. S. 172). Ich führe noch einige Beispiele an und werde zum Schluß vom biologischen Standpunkte aus einiges einfügen. Wenn ein Mittel gegen Ratten und Mäuse zugleich angepriesen wird, so ist nichts dagegen einzuwenden. Nun finden sich aber Anzeigen (z. B. Furol, Tab. II und III), welche besagen, das Prä- parat sei gegen Ratten, Mäuse und Schaben und Wanzen zugleich wirksam. Oder ein „Schwabenpulver" dient zur Vernichtung von Schwaben, Schaben, Russen, Franzosen, Kakerlaken, Kellerasseln, Mehlmotten (!!), Ameisen usw. — Oder, das Präparat „Ort" (Tab. VIII) ist „das Beste und Sicherste gegen Fliegen, Käfer, Wanzen, Blattläuse, Russen, Kakerlaken, Schwaben, Hühner- und Vogelmilben" zugleich. Schließlich gibt es eine Menge von Präparaten, die „jegliches Ungeziefer radikal" vernichten. — Dazu sei vom biologischen Standpunkte aus bemerkt: wir wissen jetzt, daß selbst ein so hochgiftiges Gas wie Blausäure in bestimmter Konzentration nicht auf alle Schädlinge zugleich tödlich einwirkt. Sehen wir uns die Lebens- weise der oben in einem Atem genannten Formen nur etwas genauer an, so ergibt sich sofort, daß hier grobe Unstimmigkeiten sind. Wanzen saugen nur Blut, Blattläuse nehmen nur Pflanzensäfte zu sich. Schaben sind Allesfresser — welches Mittel kann sie sicher zugleich vernichten? Auch in Anbetracht der Lebensweise doch höchstens ein sehr giftiges Gas! Und ein solches Präparat soll man paketweise im freien Hand- verkauf bekommen? Wie will man mit einem Pulver (!) Mehlmotten vernichten, ohne das Mehl mit zu vernichten, d. h. ungenießbar zu machen? Hat der Verfasser der betreffenden Anzeige Kenntnisse über das Leben 178 Albrecht Hase, dieses Vorratsschädlings? Es scheint nicht so! Eine Anzeige liegt mir vor, in der „gebrauchsfertiger Ungeziefer-Typhusbazillus für Ratten, Mäuse, Käfer, Wanzen, Flöhe, Läuse usw. unter garantierter Wirkung" angeboten wird. Ich höre zum ersten Male von einem so phänomenalen Bazillus! Zu letztem Beispiel sei bemerkt, die Anzeige ist nicht nur einmal, sondern wiederholt erschienen. Der hier zutage geförderte Unsinn richtet sich selbst! Fast niemals werden die Anzeigen der Biologie der Schädlinge durch entsprechende Fassung gerecht. Sum- marisch, ja stereotyp, kehrt immer der Passus wieder: „vernichtet alles Ungeziefer samt Brut restlos" usw. Noch einige kleine Beispiele znm Kapitel Unkenntnis und Kritik- losigkeit des Publikums! Was denkt man sich unter einem „gift- sichersten Mittel" (Schwabentod Morida), was unter einem „giftfreien Käferpulver" (Seebers giftfreies Käferpulver), was unter einem „unver- gänglichen Schwabenpuder" (Thomasol Schwabenpuder), was unter „drei- fach starkem und fünffach starkem Läusemittel? Oder: ein Versandbüro bietet Rattenkuchen „auch gegen Maulwürfe" (zu 4 Mk. das Stück) an. Kommentar überflüssig!! Nur noch einige Worte zur zoologischen Benennung der zu be- kämpfenden Formen. Auch hier kann man Dinge finden, die einerseits die Unkenntnis der Anzeigenden, andererseits des Publikums klipp und klar erweisen. Ich möchte nur ein Beispiel herausgreifen: die Benennung der Schaben. Gewiß ist mir bekannt, wie verschieden regional die Be- zeichnungen sind, wenn es aber in den Anzeigen heißt, gegen „Schwaben, Russen, Kellerasseln, Kakerlaken" oder gegen „Schwaben, Schaben,, Russen, Franzosen, Kakerlaken", so ist doch die Frage berechtigt, warum diese Häufung der volkstümlichen Namen? Dokumentiert sich auch darin nicht eine große Unsicherheit? Bevor ich diesen Abschnitt schließe, soll noch auf einen Punkt hingewiesen werden, der einen großen Prozentsatz der Anzeigenden fragwürdig erscheinen läßt. Immer kehrt die Versicherung wieder des hohen Verdienstes, den Wiederverkäufer durch den Präparatverkauf er- zielen. „Riesen verdienst" — „Lohnendstes Mittel für Grossisten", das sind die Schlagworte, mit denen gearbeitet wird^). — Selbstverständlich ^) Kurz vor dem Druck der Arbeit, als die Tabellen I bis VIII bereits ab- geschlossen waren, kam mir folgendes Inserat in einer Fachzeitung zu Gesicht. Wörtlich lautet es: „Riesigen Verdienst erzielen Sie bei Herstellung von Wanzenfluid mit unserem Arcolin. 1 kg mit 19 kg Aqua (gesperrt d. Verf.) gemischt, bringt Ihnen spielend Die wirlschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 179 soll jemand, der ein gutes Ungeziefermittel in den Handel bringt, auch daran verdienen. Wenn aber besonders hohe Verdienste schon dem Wiederverkäufer zugesichert werden, wieviel verdient dann der Fa- brikant? Wie billig muß dann die Herstellung des Präparates sein? Im Gegensatz steht dies aber zu den meist recht hohen Preisen der Mittel im Handverkauf. In Tab. I — VIII sind bei mehreren Mitteln die Preise der kleinsten im Handel erhältlichen Mengen angegeben. Sicher ist natür- lich, daß heute, infolge der allgemeinen Preissteigerungen, viele derselben schon längst überholt sind. Mir drängt sich bei der Prüfung der Preise immer der Gedanke auf, es muß doch recht viel mit diesen Dingen verdient werden. Meine Meinung ist: die große Produktion derartiger Mittel wird eben nicht dadurch hervorgerufen, daß unsere Kenntnisse über die Wirksamkeit spezifischer Bekämpfungsmittel gegen die Schäd- linge plötzlich ungeahnt große und sichere geworden sind, sondern da- durch, daß, fußend auf der Dummheit des Publikums einerseits und auf der großen Nachfrage andererseits vielfach mühelos glänzende Geschäfte zu machen sind. 5. Ergänzende Bemerkungen Um das ganze bisher entrollte Bild noch mehr abzurunden, soll zum Schlüsse dieses Kapitels noch verschiedenes zur Sprache kommen. Es bedarf wohl nicht vieler Worte mehr um darzulegen, auf welch un- sicherem Boden man sich hier bewegt, und doch wäre Gewißheit recht dringend vonnöten, in Anbetracht der ganzen Wirtschaftslage. — Wie groß die allgemeine Unsicherheit, ist im Wortlaut mancher Anzeigen selbst direkt ausgesprochen und zwar im Hinblick auf die Konkurrenz. Nun ist es aber ein höchst zweischneidiges Schwert, den' Konkurrenten als Schwindler hinzustellen in Ermangelung anderer Beweisgründe. Was dann, wenn der Angegriffene zur gleic];ien Waffe greift? — Daß in den Anpreisungen vor Nachahmungen gewarnt wird, ist nichts Besonderes. Auch Hinweise, wo ein bestimmtes Mittel „allein echt" zu haben sei, sind in keiner Weise anzufechten. Wenn es aber in verschiedenen Annoncen heißt: „Meine Präparate, welche ich bei meiner Ausführung in Anwendung bringe, sind nach meinem sachlichen Gutachten (!!) durch langjährige Forschungen wissenschaftlich die einzigen Mittel, der Weiter- 400 Mk. ein. Verdienst wie in der Rezeptur; 1 Literflasche 39,75 Mk. ab exkl. per Nach- nahme (Dr. Korallus & Co., Charlotten bürg 4/33)". — Ich glaube, die Fassung der An- zeige bestätigt genugsam meine Ausführungen. X80 Albrecht Hase, Verbreitung vorzubeugen und Ausrottungen zu erzielen'' — oder: „Eine Infragestellung des Erfolges, wie es bei fast allen anderen Mitteln fast meistens der Fall ist, ist völlig ausgeschlossen" — oder: „Ratten- und Mäuseplage sind nicht behoben durch marktschreierische fremde, sondern durch . . . ." — oder: „Man weise alle Nachahmungen zurück, da billigere Präparate wertlos" — oder: „Wer .... trotz angewandter Mittel nicht loswerden konnte, wende sich an . . . ." — oder: „Ich beseitige vollständig mit meinen noch nie versagten Spezialmitteln selbst da, wo schon viele Mittel ohne Erfolg angewandt waren", so fällt der- artige Reklame eben unter das, was ich oben sagte. Diese wortgetreu wiedergegebenen Zugeständnisse sind für uns umso wertvoller, weil sie direkt unsere Behauptungen bestätigen. Die Lage des kaufenden Publikums ist aber deshalb zunächst noch keine bessere, denn ob ge- kaufte Mittel brauchbare oder wertlose sind, kann es nur empirisch feststellen. Zunächst behauptet ja jeder Fabrikant, seine Präparate seien nicht mit wertlosen zu verwechseln. Über manche Mittel werden Prospekte und Literatur versandt. „Man verlange Prospekte" heißt es in den diesbezüglichen Annoncen. Wir haben uns solche Druckschriften kommen lassen. Natürlich steht meist unter Berufung auf viele Dankschreiben nur darin, wie vorzüglich das Mittel sei. Nur ganz wenige solcher Prospekte heben sich über den Rahmen des Selbstlobes heraus. Wer mit derartigen Dingen einiger- maßen vertraut ist, der wird mir beipflichten, wie wenig Positives zu einer objektiven Beurteilung solcherlei Prospekte bieten. Schließlich sei auf etwas noch hingewiesen. Es wird manchem Leser aufgefallen sein, daß in den Tabellen I bis VIII so wenig Motten- und keine speziellen Fliegenmittel verzeichnet sind. Der Grund ist ein zweifacher. Einmal sind die Fliegenmittel mit in der Gruppe „Ungeziefer- mittel im allgemeinen" enthalten, da es sich nicht um besonders benannte Spezialmittel handelte. Zweitens sind viele Schädlings- und Ungeziefer- mittel Handelsartikel, die zu bestimmten Jahreszeiten besonders hervor- treten. Wir haben das wenig schöne Wort „Saisonartikel" für derartige Sachen. Nun wurden die Anzeigen von Herbst bis Frühjahr aufgesammelt, also zu einer an und für sich recht ungünstigen Zeit in- sofern, als eben fast kein Mittel gegen Fliegen und Motten angepriesen wird. Diese Präparate erscheinen erst mit Eintritt wärmerer Jahreszeit wieder auf dem Markt. — Das gleiche gilt für viele Mittel gegen Pflanzenschädlinge — ebenso erscheinen besonders viele Anzeigen betreffs Wanzenmitteln erst im Sommer. Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 181 Auch aus diesen Tatsachen geht hervor, die von mir gesammelten Anzeigen sind nicht etwa mühsam zusammengesucht, im Gegenteil! Es ist nur eine bescheidene Auswahl aus der im Laufe eines Jahres tat- sächlich erscheinenden Menge. Kapitel 3 Die wirtschaftliche Bedeutung des Anzeigenwesens und des Handels mit Schädlingsmitteln f. Einleitende Bemerkungen Bevor ich Einzelheiten bringe, möchte ich meinen prinzipiellen Standpunkt in hierher gehörenden Fragen überhaupt darlegen. Ich weiß, daß ich mich damit mancherlei Angriffen aussetze. Zum mindesten hoffe ich aber Mißverständnissen vorzubeugen. Beabsichtigt wird: erstens auf die wirtschaftliche Bedeutung dieses ganzen Anzeigenwesens und Handelsbetriebes hinzuweisen und dabei erläuternde Zahlenwerte zu bringen; zweitens soll auseinandergesetzt werden, welchen eminenten Wert das Anzeigen- und Reklamewesen in diesen Dingen für die Be- einflussung des Publikums besitzt. Wenn ich Zahlenwerte bringe, so bin ich mir wohl bewußt, wie vorsichtig derartige Zahlen aufzufassen sind, und daß man sich vor weit- gehender Verallgemeinerung hüten muß. Andererseits vertrete ich den Standpunkt, wir müssen, selbst auf die Gefahr hin, nicht völlig genaue Werte zu erhalten, uns derartige Zahlenunterlagen verschaffen. Einmal, um uns selbst einen Überblick zu verschaffen, bis — was noch jahrelange Arbeit kostet — ganz exakte Zahlen vorliegen; dann aber auch, um Material zu gewinnen für eine groß angelegte Auf- klärungsarbeit. Mit rein theoretischen Erörterungen kann nach meinen Erfahrungen auf die große Menge niemals eingewirkt werden. Ihr müssen konkrete, leicht verstellbare und persönlich beziehbare Dinge vor Augen geführt werden, soll sie in Bewegung kommen. Das große Publikum muß an den. empfindlichsten Punkten gefaßt werden, die es für dasselbe gibt, und diese Punkte sind: die Magenfrage und Geldfrage einerseits, die Bequemlichkeitsfrage andererseits. Ich spreche das ruhig aus , indem ich die Dinge nehme wie sie sind, und nicht wie man sie idealiter wünscht. Im allgemeinen Teil betonte ich aber bereits aufs Ausdrücklichste, daß alle Fragen der angewandten Zoologie, letzten Endes also auch diese Dinge, Angelegenheiten der Öffentlichkeit, mithin des großen Publikums sind. Man muß also mit 182 Albrecht Hase, diesem als gewichtigem Faktor rechnen, will man tatsächlich weiter- kommen. Praktische Erfahrungen mannigfacher Art haben mich zu dieser Stellungnahme veranlaßt, und ich muß es zunächst in den Kauf nehmen, ungenau, unwissenschaftlich, banal, trivial gescholten zu werden. — Das alte Sprichwort . vom groben Klotz und groben Keil ist hier voll am Platze. Ich hielt genugsam Vorträge und dergl. über Ungeziefer- und Schädlingsbekämpfung; ich versuchte anfangs mit ethischen Forderungen und rein wissenschaftlichen Tatsachen zu überzeugen. Ich predigte tauben Ohren. Der Appell an das soziale Gewissen ist kläglich ge- scheitert! Sofort aber wurden meine Zuhörer, die sich aus allen sozialen Ständen zusammensetzten und in bezug auf den Stand ihrer Kenntnisse in diesen Dingen eine einheitliche „Masse" — also großes Publikum — bildeten, hellhörig, als ich die praktische und wirtschaftliche Seite der Frage aufrollte, als ich die privaten Interessen wachrief. Jetzt bekam für die Menge alles ein anderes Gesicht: das persönlichste Interesse war da, welches es geben konnte, nämlich: es kostet mem Geld! meine Bequemlichkeit! Wenn wir also Zahlenwerte bringen, so wollen wir damit ein, wenn auch grobes, so durch seine Grobheit umso wirksameres Agitations- mittel für die Aufklärungsarbeit gewinnen. Daß diese Mittel noch grobe, sinnfällige, leicht persönlich beziehbare sein müssen, erwies ich einer- seits durch meine persönlichen Erfahrungen, andererseits hat uns das Studium der Anzeigen gelehrt, wie der Bildungszustand der Massen in diesen Dingen ist, und es bestärkt uns dies umso mehr, an unserer Auffassung festzuhalten. Es ist wohl eigentlich überflüssig, wenn ich betone, daß der jetzige Zustand kein idealer ist, aber er ist einmal so, und ihn heute schon so zu behandeln, wie wir ihn wünschen, ist ein Grundfehler. Wie die geistige Konstruktion des großen Publikums ist, lehrten uns die Fassungen der Anpreisungen von Schädlings- und ün- geziefermitteln. Sie zeigen uns, welcher Ausdrucksmittel es bedarf, um Wirkungen zu erzielen; sie lehren uns, daß nur Sinnfälliges, selbst ganz grob Sinnfälliges, auf Erfolg rechnen kann. Eine Überlegung wird jedem Praktiker sagen, daß es am einfachsten und zweckentsprechendsten ist und am raschesten zum Ziele führt, wenn man sich zunächst analoger Mittel und Methoden bedient. Die Wege des Erfolges im großen Publikum überhaupt sind vorgezeichnet, warum soll man sie nicht gehen, um seine Zwecke ^- eben die Aufklärung — durchzuführen? Da die Notlage der Zeit mehr denn je rasche Hilfe erfordert, so ist dies umso mehr ein Grund, Bahnen einzuschlagen, die Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 183 prinzipiell auf dasselbe hinauslaufen: Erfolg- in Dingen des täglichen Lebens. Was heute die breiteste Öffentlichkeit in bezug auf Ungeziefer- und Schädlingsbekämpfung beherrscht, das hat Erfolg — wenn auch im üblen Sinne. Warum soll man nicht mit gleichen Mitteln einen diame- tralen Zweck verfolgen, zumal die Mittel höchst wirksam sind, wie der im praktischen Leben allein entscheidende Erfolg lehrt! Warum sich also ängstlich, ja krampfhaft hüten, Erscheinungen der Alltäglichkeit in den Dienst der Wissenschaft und wahrer sozialer Arbeit zu zwingen! In dieser Auffassung dokumentiert sich eben unsere, nicht mit Unrecht so viel bespöttelte Weltfremdheit. Wir glauben, es sei alles erst wahr und durchführbar, wenn es theoretisch durchforscht wurde von Olims Zeiten bis jetzt. Damit genug der allgemeinen Erörterungen. Ich glaube mich also zur Aufstellung von Zahlenwerten berechtigt, und in welchem Sinne sie verwendet werden sollen, dürfte jetzt klar sein. Benutzen wir sie, bis andere Resultate uns an die Hand gegeben sind! Bis dahin soll jedoch die Zeit nicht ungenützt verstreichen. 2. Die wirtschaftliche Bedeutung der Anzeigen und des Handels mit Schädlings- und Ungeziefermitteln Für fast jedes Gebiet hat man in dem öffentlichen Anzeigenwesen Gradmesser für die wirtschaftliche Bedeutung, welche die darin behan- delten Dinge besitzen. Ob es sich dabei um erwünschte oder unerfreu- liche Wirtschaftsobjekte handelt, ist zunächst belanglos. Jedenfalls lassen sich durch einfache Rechnungen Zahlenwerte gewinnen, wenn man die Anzeigen selbst und die darin gemachten Warenpreise zugrunde legt. Noch einen doppelten Vorzug hat ein derartiges Vorgehen: einmal ist man auf Schätzungen fast nicht angewiesen, und zweitens ist eine Nach- prüfung leicht möglich. Welche Zwecke wir mit der Errechnung von Endsummen verbinden, sagte ich im einleitenden Abschnitt dieses Kapitels. Vorweg sei gleich betont, daß bei allen Berechnungen Mindest- zahlen in Ansatz gebracht wurden, die wirklich in Betracht kommenden Werte sind demnach noch viel höher. Die Grundangaben, welche ich in dem Abschnitte mitteilte, der über die Methodik handelte, nehmen wir zum Ausgangspunkt. Tatsäch- lich liegen mir vor rund 2100 Anzeigen, die sich auf 114 täglich er- scheinende Tageszeitungen und auf 7 nicht täglich erscheinende Zeitungen mit etwas fachlichem Einschlag verteilen. Insgesamt lieferten also 114 -|- 7 = 121 Insertionsorgane das Anzeigenmaterial und zwar in dem Zeitraum von 5 Monaten. — Der Reklame für derartige Dinge stehen Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIH. i o 234 Alb recht Hase, aber in Deutschland mindestens 2800 Zeitungen zur Verfügung, davon 2200 Tageszeitungen ohne beruflichen Charakter und 600 Fachzeitungen für Erwerbszweige, die in erster Linie in Betracht kommen. Die bei der durchgeführten Sammeltätigkeit berücksichtigten Zeitungen machen von der Gesamtheit 2800 aber nur rund 47o aus. Führen wir nun einige Rechnungen durch: a) Fragen wir zunächst, welche Insertionskosten verursachen in 5 Monaten diese 2100 Anzeigen über Ungeziefer und Schäd- lingsmittel? Es ergibt sich, wenn wir im Durchschnitt^) für eine Annonce 2.5 Mk. Gebühren in Ansatz bringen: 2100 X 25 = 52 500 Mk. — Da es sich nun um Präparate handelt, die das ganze Jahr über gangbar sind, also keine ausgesprochenen Saisonartikel (vergl. S. 180) darstellen, so dürfen wir nicht mit Unrecht annehmen, daß das ganze Jahr über genau so lebhaft annonciert wird. Wir hätten, falls wir unsere Sammeltätigkeit über das gauze Jahr erstreckt hätten und wenn wir 2100 • 12 die tatsächlich vorliegende Zahl von 2100 beibehalten, also = 5040 Anzeigen, erhalten aus 121 Zeitungen. Diese 5040 Ankündi- gungen kosten dann aber (wieder den Durchschnittspreis von 25 Mk. in Ansatz gebracht) pro Jahr 126000 Mk. Erfreulicher wäre es, wenn der Deutschen Gesellschaft für angewandte Zoologie im letzten Jahre 126000 Mk. zur Verfügung gestanden hätten für ihre Arbeit. b) Berücksichtigen wir nun, der Reklame stehen aber 2800 Blätter zur Verfügung. Nehmen wir an, in diesen sei in den 5 Monaten genau so flott annonciert worden — eine Annahme, die absolut nichts Phantastisches an sich hat, ja der Wirklichkeit recht nahe kommt, wie man sich leicht überzeugen kann (vergl. die Ausführungen S. 162 u. ff.) — dann lägen ^^ = 48590 (abgerundet) Anzeigen vor; auf 12 Monate La 1. umgerechnet ^ rund 116 610 Anzeigen. Setzen wir für diese Summe den bereits verwandten Durchschnittswert von 25 Mk. pro Anzeige ein, so ergibt sich die gewaltige Summe von 116610 X 25 *) Der Durchschnitt ist deshalb so niedrig gehalten, da in den kleinen Blättern die Insertionsgebiihren ganz andere sind als in den großen Zeitungen. Ein Fachmann,' der mir diesbezügliche Auskünfte gab, wollte den Durchschnittspreis unter Berücksichti- gung der stetig steigenden Preise auf 50 Mk. für eine Anzeige annehmen. Absichtlich habe ich aber nur die Hälfte als Grundwert angenommen, um der Ansicht zu begegnen, es käme mir darauf an, möglichst große Zahlen herauszurechnen. Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 185 = 2 915000 Mk. (abgerundet) pro Jahr! Wem diese Zahl zu hoch erscheint, dem gebe ich zu bedenken: wir berücksichtigten ja nur acht bestimmte Gruppen (vergl. S. 163) bei unserer Sammeltätigkeit. Hätten wir sie auf die Schädlinge des Obstbaues, Weinbaues usw. ausgedehnt, dann wäre unsere Grundzahl 2100 um ein Mehrfaches gewachsen und die Endsumme nähme noch ganz andere Dimensionen an. c) Wem diese Art der Berechnung nicht zusagt, dem will ich andere Wege weisen, auf denen er sich Überblicke verschaffen kann, welche Werte hier bewegt werden. Wir gehen wieder von Tatsächlichem aus! Es liegen mir folgende Anzeigen vor von den nachgenannten 6 Präparaten (vergl. Tab. I, II, III, Vni; S. 167 u. ff.): 1. Goldgeist = 615 Stück aus 110 verschiedenen Zeitungen in 5 Monaten 2. Furol = 254 „ „ 64 „ „ „ 5 „ ;3. Lauto = 170 „ „ 30 „ „ „5 „ 4. Eckolda = 168 „ „ 34 „ „ „ 5 „ 5. Rodol = 55 „ „ 12 „ „ „ 5 „ 6. Nikodaal = 26 „ „ 17 „ „ „ 5 „ Das sind zusammen 1288 wirklich erschienene Anzeigen. Setzen wir hier pro Annonce nur 20 Mk. Gebühren ein, in Rücksicht darauf, daß es sich um Wiederholungsanzeigen handelt, die billiger sind, so setzt sich der Kostenaufwand für diese 1288 Anzeigen wie folgt zusammen: Es erschienen für. 1. Goldgeist = 615 Anz. zu je 20 M. = 12300,— M. (aj, „ (bx), » (Ci), „ (dj, „ (dl), » (ei). Für 1 Jahr um- gerechnet aber rund 60000, — Mark für diese 6 Präparate allein. Diese Summe genügt, um 4 Biologen den gleichen Zeitraum über zu beschäf- tigen. Aber welcher Sturm von Entrüstung würde sich zum Beispiel in einem Stadtparlamente erheben, forderte man eine gleich große Summe für Schädlingsbekämpfung. Die Werte ai bis fi werden uns nochmals beschäftigen. d) Noch andere Methoden gibt es, um Vorstellungen zu erhalten, welche Summen wirtschaftlich Ungeziefer- und Schädlingsbekämpfungs- mittel repräsentieren. Auch bei dieser Methode lege ich Tatsachen zugrunde, und zwar diesmal die Preise für die einzelnen Mittel. In den Tabellen I— VIII (S. 167) sind einige angegeben, soweit sie aus der 13* 2. Furol = 254' j> „ „ 20 „ - 5 080,- 3. Lauto = 170 jj „ „ 20 „ = 3400,- 4. Eckold = 168 Ji „ „ 20 „ = 3360,- 5. Rodol = 55 ji „ „ 20 „ = 1100,- 6. Nikodaal = 26 J) „ „ 20 „ = 520,— Das macht zusammen 25 760, Mark in 5 Monaten. 136 Albrecht Hase, Anpreisung ersichtlich sind; es sind aber immer nur die Preise, welche für die kleinste Menge, die im Handel zu haben ist, verlangt werden. Die meisten Präparate kann man in verschiedener Packung erhalten. Beispielsweise das üngeziefermittel „Ort" in kleinen Paketen zu 7,20 M. und in großen zu 18,30 M. Oder „Strubes Wanzentinktur" in Flaschen zu 3,50 und 6.— M. „Furol" kostet je nach dem Objekt, gegen das es angewendet werden soll, 1,30 M. (gegen Wanzen), 1,50 (gegen Schaben), 2,25 (gegen Ratten und Mäuse). Wir nehmen hier den Durchschnitts- preis von 1,65 M. an. — Bei den nachfolgenden Berechnungen sind auch immer nur die Preise für die kleinsten Mengen in Ansatz gebracht worden. Bleiben wir zunächst bei den erwähnten 6 Mitteln. Diese kosten : 1. Goldgeist 3,75 M. - 4. Eckolda 6,— M. 2. Furol 1,65 „ 5. Rodol 1,25 „ 3. Lauto 5, — „ 6. Nikodaal 4,— „ Wenn auf jede Anzeige hin nur 1 Käufer in 5 Monaten sich einfand, der ein kleines Paket erwarb, so sind an Werten umgesetzt worden, unter Berücksichtigung der Zahl der tatsächlich erschienenen Anzeigen über das Mittel, von: 1. Goldgeist = 615mal 3,75 M. = für 2306,— M. (aj), 2. Furol = 254 „ 1,65 „ = „ 419,— „ (b^), 3. Lauto = 170 „ 5,— „ = „ 850,- „ (Cg), 4. Eckolda = 168 „ 6,— „ =- „ 1008,— „ (d^), 5. Rodol = 55 „ 1,25 „ =^ „ 68, — „ (e^), 6. Nikodaal = 26 „ 4,— „ = „ 104,— „ (f^), Das macht zusammen für 4755, — M. Ware. Vergleicht man aber die Zahlen ai bis fi und a2 bis h, so ergibt sich sofort: es ist unmöglich, daß nur ein Käufer sich einfand. Die Unkosten für die Anzeigen würden ja nicht einmal gedeckt werden. Der Fabrikant wird nicht eine Menge Zeitungen mit seinen Annoncen monatelang überschwemmen, wenn er keinen Absatz hat. Wir können deshalb, ohne ins Uferlose zu gehen, annehmen, jede Anzeige wirbt 10 Käufer, zumal ja viele Tausende (entsprechend der Auflagehöhe der betreffenden Zeitung) die Annonce zu Gesicht bekommen. Unter letzterer Annahme stellt sich die Sache aber ganz anders dar. Wir erhalten an Stelle von 4755 M. einen Wert von 47000 M. für Ware. Aber nur für die 6 heran- gezogenen Mittel in 5 Monaten; für das Jahr umgerechnet ergibt dies einen Umsatz von 112000 M. ! e) Wir wollen noch eine Rechnung durchführen unter Zugrunde- legen anderer, aber auch realer Werte. Zu diesem Zwecke stelle ich Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 187 zunächst eine Preisliste von 50 Präparaten auf, die in den Tabellen I — VIII enthalten sind. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. A. Wanzenmittel Albasol 2,40 M. Antiwanzin .... 3,00 „ Drowil 8,00 „ Furol 1,30 „ Grotonol 10,00 „ Nikodaal 4,00 „ ' Strubes Wanzen- tinktui' 3,50 „ Dalmatin 2,50 „ zusammen für 34,70 M. = A C. Räudemittel 1. Flörosol ..... 3,50 M. 2. Kreopix 5,50 „ 3. Diehlol .... . 19,00 „ zusammen für 28,00 M. C B. Läusemittel 1. 2. 3. 4. Beiß-Beiß . . . Metz-Blitz-Balsam Kontraseckt . . Eckolda . . . 5. Goldgeist 50 M. 3,50 1,50 2,00 6,00 3,75 6. Henningsons Edelfluid 2,25 7. Lauto 5,00 8. Dilg Luhsin Balsam 2,00 9. Parasiten- Liniment Pfeifferol 2,00 10. Problimat .... 2,00 11. Schwester Anna Kopfgeist .... 3,75 12. Styx 1,20 13. Totin 3,00 14. Droeges Vera 4,50 zusammen für 42,45 M. =: B D. Schabenmittel 1. Aiwa Schabentod . 1,00 M. 2. Antischwabin . . . 3,00 „ 3. Furol 1,50 „ 4. Granitol .... 12,00 „ 5. Kiffi 6,00 „ 6. Poudre Martial „Tod und Teufel" . . . 1,75 „ 7. Radikal 2,00 „ 8. Thomasol .... 3,00 „ 9. Uhlig's Sicher . . 1,00 „ zusammen 31,25 M =: T> E. Ratten- 1. Chlorostyx .... 0,75 M. 2. Furol 2,25 „ 3. Pestan 2,25 „ 4. Tufan 2,00 „ 5. Grasstats Rattitod . 3,00 „ 6. Rattapan 4,00 „ 7. Siegerin . . . . . 3,00 „ 8. Zinitin 2,50 „ 9. Millimors .... . 1,50 „ zusammen für 21,25 M. und Mäusemittel Übertrag Morratin Musculin 10. 11. 12. 18. 14. 15. 16. Pogrom .... Ratten-Mäusetot . Thomasol Ratten- u Mäusefluid . . . Thanatos Fest Rattenfort-Mäusefort 21,25 M. 5,00 „ 3,00 „ 11,00 „ 5,80 „ 7,00 „ 3,50 „ 1,75 „ zusammen für 58,30 M. = E 138 Albrecht Hase, Zähleu wir A, B, C, D, E zusammen, so ergibt sich für die 50 Mittel zusammeu die Summe von ruud 200 Mark; der Durchschnitts- preis eines Präparates im Verkauf ist also 4 Mark! Rechnen wir die Herstellungskosten eines Präparates bis zur handelsfertigen Packung zu ^/s des Einzelverkaufspreises, so kostet durchschnittlich den Fabrikanten diese Warenmenge den 5. Teil von 4 Mark = 0,80 Mark. Unter 1000 Packungen wird aber kein Fabrikant herstellen, wenn er ein Mittel auf den Markt bringt. Demnach muß er 1000 mal 0,80 Mark — 800 Mark zunächst als bare Auslagen in das Geschäft stecken. Um sie wieder herein zu bekommen, sind aber unter Beibehaltung des Durchschnitts- preises 200 Käufer notwendig. Das gilt für 1 Mittel! Bei 50 macht das unter Beibehaltung der gleichen Grundwerte 50 mal 200 == 10000 Käufer. Auf diese Art bekommt man auch eine Vorstellung, wie oft , diese Dinge gekauft werden, d. h. wie groß die Notstände sind! Wir können die Rechnung noch anders durchführen, indem wir sagen: von den unter 1 bis 50 oben genannten Mitteln wurden einmalig je 1000 Handelspackungen hergestellt, zusammen also 50000 Stück für den Einzelverkauf, Diese 50000 Packungen verteilt auf die einzelnen Mittel erscheinen im Handel mit dem Durchschnittspreis von 4 Mark pro Stück. Es sind demnach für 50 000 mal 4 Mark = für 200000 Mark Ware an Ungeziefer- und Schädlingsmitteln unter das Publi- kum zu bringen. V5 davon betragen die Selbstkosten der Fabrikanten; das ist ein Anlage wert von 40000 Mark. Um diesen allein zu decken, sind 10000 Verkäufe zu 4 Mark notwendig. Jedes der 50 Mittel muß also 200 mal abgesetzt werden, d. h. 200 Käufer finden. Wir wollen annehmen, es sei so — in Wirklichkeit werden die einzelnen Mittel ja viel öfter gekauft, wie es ja in den Anzeigen heißt „Tausende von Dankschreiben!" — die Rechnung ergibt auch, daß sich Tausende von Käufern finden (siehe oben) und daß sich so viele finden, ist eben ein Ausdruck dafür, welchen Umfang bei uns die Ungeziefer- und Schädlingsplage angenommen hat. f) Ich bitte den Leser, selbst den Stift zur Hand nehmen zu wollen und meine Ergebnisse nachzurechnen, dabei aber nie zu vergessen, daß ich immer möglichst niedrig gegriffen habe, schon deshalb, um den Vorwurf zu entkräften, ich bewege mich in Phantasiegebilden, bloß um mit großen Zahlen aufwarten zu können. Nein! Die Zahlen selbst sind mir nicht Endzweck, sondern nur Mittel zum Endzweck. Noch einige ergänzende Worte seien gestattet. In Kapitel I des speziellen Teiles konnte ich die Zahl der benannten Mittel auf 108, der un- Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. I39 « benannten auf rund 50, zusammen also 150 angeben. Nehmen wir an, von diesen 150 Mitteln sei jedes durchschnittlich in 1000 Packungen in den Handverkauf gebracht worden zu 4 Mark Durchschnittspreis, so repräsentiert diese Warenmenge einen Wert von 150 • 1000 • 4 = 600000 Mark. Schließlich sei noch ein Rechnungsbeispiel gestattet. In Kapitel III, Abschnitt 2 b, wurde unter Berücksichtigung wirklich vorliegender Tat- sachen die Gesamtzahl der Anzeigen über üngeziefermittel in den in Frage kommenden Zeitungen auf rund 116 600 pro Jahr angegeben. Wenn jede Anzeige nur 100 Käufer für das betreffende Mittel wirbt, welches wir wieder mit 4 Mark Durchschnittsverkaufspreis einsetzen, so ergibt sich die gewaltige Endsumme von 1 16 600 • 100 • 4 = 46 640000 Mark. Viele werden bei letztgenannter Zahl stutzig werden und sie viel zu hoch finden. Demgegenüber gebe ich zu bedenken, daß auch bei dieser Berechnung einmal von gegebenen Verhältnissen ausgegangen wurde, und zweitens die angenommenen Schätzungen sich innerhalb von recht bescheidenen Grenzen halten. Ferner erstrecken sich meine Fest- stellungen ja nur auf einige Gruppen von Schadinsekten. Ich bin tiberzeugt, daß ganz andere Werte angegeben werden können, sobald umfassende Bearbeitungen vorliegen. Um aber nicht mißverstanden zu werden, betone ich nochmals: diese Zahlen sollen durchaus nicht als unumstößliche feste Werte be- trachtet werden. Im Gegenteil! Sie sollen uns nur eine Vorstellung davon geben, welche Werte durch Schädlinge auf dem Spiele stehen bezw. der Wirtschaft entzogen werden, damit die entsprechenden not- wendigen Gegenmaßnahmen sich in gleichem Umfange halten. Ich wünschte nur, den deutschen Instituten für angewandte Zoo- logie würden Mittel zu wissenschaftlicher Forschung in ent- sprechender Höhe zur Verfügung gestellt. 3. Die Bedeutung des Anzeigenwesens und der Reklame für die Beeinflussung des Publikums Nachstehende Erörterungen beziehen sich wiederum in erster Linie auf die in Kapitel I behandelten Mittel. Unbestreitbar hat das Anzeigen- und Reklamewesen (betreffend Ungeziefer- und Schädlingsmittel) den Erfolg, daß die angepriesenen Präparate in Menge gekauft werden. Der kaufmännnische Erfolg ist da; der sachliche Erfolg bleibt leider vielfach aus. Den Beweis J90 Albrecht Hase, für die Richtigkeit dieser Behauptung zu erbringen, ist nicht allzuschwer. Wäre der Sacherfolg der gleiche wie der kaufmännische, dann wäre es widersinnig, ständig neue üngeziefermittel auf den Markt zu bringen, da die bisher angebotenen Präparate ihren Zweck erfüllt und alles Un- geziefer „restlos, radikal" vernichtet hätten; die vorhandenen Mittel würden der allmählich immer bescheidener werdenden Nachfrage genügen. Dieser scheinbare Widerspruch zwischen Sach- und kaufmännischem Erfolg bedarf der Klarstellung. Warum werden die auf den Markt geworfenen Präparate, taugliche wie völlig wertlose, wahllos gekauft? Einmal natürlich deshalb, weil der tägliche Bedarf ständig ein ungeahnt großer ist, und zweitens weil das Publikum fast gänzlich kritiklos der Suggestionskraft der diesbezüglichen Anpreisungen erliegt. Der Beeinflussung durch eine zw^eifelsohne geschickte Reklame ist aber in erster Linie der Unwissende, Naive am ehesten zugänglich, und zwar deshalb, weil er von einer geradezru rührenden Leichtgläubigkeit dem gedruckten Wort gegenüber ist, sobald ihm darin eine WnnscherfüUung zugesichert wird. An diesen schwachen 'Punkten setzt die Reklame an, unter Berücksichtigung folgender Tatsachen. Aufs sorgfältigste be- obachtet der Reklamefachmann die Vorgänge und Zustände in der Öffentlichkeit und macht sich mit der geistigen Struktur der großen Menge vertraut. Unter Verwertung dieser Kenntnisse betont er dann die Punkte in der Fassung seiner Anzeige, zu denen jeder Leser leicht persönliche Beziehungen findet. Derartige wesentliche Beziehungen sind aber: Bequemlichkeitsfragen einerseits und Magen- und Geldfragen andererseits. Das sind die Stellen, wo zweifelsohne, die große Menge am sichersten zu fassen ist. Darüber sprach ich bereits in Kapitel III, S. 181. Hierzu kommt noch, daß es sich überhaupt um Objekte handelt, welche der Alltäglichkeit angehören. Ich erinnere nur an die Kapitel Floh-, Wanzen-, Fliegenplage usw. Wer auch immer in seiner Ruhe durch diese Tiere gestört wurde oder wem sie den Genuß von Nahrungs- mitteln verekelten oder unmöglich machten (z. B. durch Ratten, Schaben, Kellerasseln), der findet eben sofort direkte Beziehungen zu Anzeigen, welche „Tod und Vernichtung" allem Ungeziefer androhen. Was man wünscht, glaubt man gern! Der Reklamefachmann hebt nun durch Schlagworte in der Abfassung der Anzeigen das grell hervor, was der Geschädigte wünscht. Er versichert ihm immer und immer wieder, dieses oder jenes Präparat erfüllte den dringenden Wunsch nach Abhilfe „totsicher". Damit ist der unbedingt notwendige Kontakt ge- funden. Dem Wunsch winkt Erfüllung durch Kauf des Präparates. Die -Wirtschaft!. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 191 Ob die Versicherungen der Annoncen zutreffen , ist eine andere Frage. Der Zweck der Reklame ist ja ein ganz anderer, nämlich der, daß der betreffende Artikel gekauft wird. Wer derartige Reklame treibt, weiß auch in der Regel genau, wie groß die Gedankenlosigkeit des Pubhkums ist, und daß es sich fast nie überlegt, ob den Ver- sicherungen der Anzeigen nicht die notwendigen Voraussetzungen des Erfolges überhaupt fehlen. Bei der Anpreisung vieler Prcäparate kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, der wirkliche Erfolg ist gar nicht erwünscht, denn würde er eintreten, dann wäre ja das Geschäft für die Zukunft verdorben. Zu allen diesen Dingen kommt noch zweierlei hinzu, nämlich das Moment der Massenhaftigkeit und dasjenige der Wiederholung. Die beiden wichtigen Momente „Massenhaftigkeit" und „Wiederholung" sollen durch einige Zahlenangaben kräftig unterstrichen werden. In Kapitel HI, 2 c, S. 185, habe ich einige Tatsachen bereits angeführt, die zur Erläute- rung dienen. Ich brachte Zahlenangaben, wie oft 6 verschiedene Präparate an- gepriesen w^urden in 121 Zeitungen im Verlauf von .5 Monaten. Ferner wurde im Abschnitt Methodik (S. 162) die tägliche Auflageziffer von 25 zu Ausschnittszwecken benutzten Zeitungen aufgeführt. Diese 25 nament- lich genannten Zeitungen haben eine tägliche Gesamtauflageziffer von rund 1820000 Stück, wobei noch nicht einmal berücksichtigt wurde, daß die größeren der genannten Blätter zweimal pro Tag erscheinen. Für unsere Rechnungen genügt letztgenannte Zahl vollkommen. Wir dürfen sagen: mindestens 1820000 Leser bekommen täglich die Zeitungen zu Gesicht, In der Woche macht dies 12 700000 Jjeser; im Monat aber 54600000 und in 5 Monaten rund 273000000 Leser. Diese gewaltigen Zahlen gibt bereits der etwa fünfte Teil der Blätter, die zu Ausschnitts- zwecken benutzt wurden, von der Gesamtzahl der Zeitungen, die für eine derartige Reklame in erster Linie in Betracht kommen, sind diese 25 Zeitungen noch kein ganzes Prozent. Ich habe diese Rechnungen auch nur aus dem Grunde vorgeführt, um zu zeigen, welchen Umfang und welche Bedeutung das Reklame- wesen für die geistige Beeinflussung besitzt. Die Zahlen sind mir auch hier nicht Endzweck, sondern nur ein Mittel zu dem von mir gewollten Endzweck, nämlich: die Aufmerksamkeit weitester Kreise auf diese Dinge hinzulenken. Nehmen wir an, daß selbst nur der hundertste, ja tausendste Leser einen Blick in den Anzeigenteil seiner Zeitung wirft, so ist es auch noch eine erstaunliche Menge Personen, welche sich mit dem In- 192 Albrecht Hase, halte derartiger Anzeigen vertraut macht. Die Anzeige wirkt wie ein lapidares Flugblatt. Sie wirkt umso mehr, als die leicht vorstellbaren persönlichen Beziehungen zum Leser getroffen werden und ihm Wunscli- erfüllungen in den schillerndsten Farben vorgespiegelt werden. Was will es aber den von mir genannten Zahlen gegenüber bedeuten, wenn ein Flugblatt in 20000, sagen wir selbst 100000 Exemplaren einmal zur Verteilung kam? Hier fehlt das Moment der Wiederholung. Der Reklamefachmann weiß, daß immer und immer wieder dem Pubhkum etwas geboten werden muß, daß die einmalige Anpreisung keinen allzu großen Wert hat. Diese Erkenntnis muß meines Erachtens in die wissenschaftliche Aufklärungsarbeit übernommen werden. Es ist nicht schwer, aus den bisherigen Ausführungen zu ersehen, mit welchen Mitteln und in welchem Umfange die fachliche Aufklärung unter Berücksichtigung der tatsächlichen Verhältnisse zukünftig arbeiten muß, um die breite Menge aus ihrer Resignation aufzurütteln. Weite Kreise meinen, die Bekämpfung des Ungeziefers sei eben nicht anders möglich, als in der Art, wie es zurzeit geschehe. Sie glauben, eben mit durch die Aufdringlichkeit der Reklame über Ungeziefermittel be- einflußt, man befände sich auf den auch volkswirtschaftlich besten Bahnen, welche Summen allein das Reklamewesen — sagen wir gleich Unwesen — verschlingt, ist fast niemand klar, sonst würde schon von allen Seiten die Frage aufgeworfen worden sein: ist denn, keine Änderung möglich? Hier muß der Fachmann eingreifen und unter Berücksichtigung des Bestehenden den Lauf der Dinge umlenken. Das Gute soll bestehen bleiben, das Wirksame übernommen werden, verschwinden soll nur alles das, was zur Bereicherung unlauterer Elemente dient, ohne im geringsten den herrschenden Notständen (eben der Ungezieferverbreitung) zu steuern. Nach meiner Meinung ist auch von fachlicher Seite aus, besonders auch von wissenschaftlichen Instituten, welche sich mit besagten Dingen zu befassen' haben, unumgänglich notwendig, sich auf eine gewisse Re- klametätigkeit einzustellen. Ich vermeide es, auf Einzelheiten einzu- gehen, möchte nur daran erinnern, daß z. B. mit in erster Linie die Abfassung von Flugblättern eine gewisse Änderung erfahren muß, be- sonders nach der Seite hin, daß man den Leser auf persönlich beziehbare Momente aufmerksam macht. Weitere Ausführungen über die Bedeutung und den Umfang des Anzeigen- und Reklamewesens auf diesem Gebiete halte ich zunächst für unnötig, da meine Absichten, so glaube ich, klar genug erkennbar sind. Die wirtschaftl. Bedeutung von Ungeziefer und Schädlingen usw. 193 , III. Schlußbemerkungen Es seien einige Schlußworte gestattet. Aus dem allgemeinen Teil geht wohl zur Genüge hervor, daß wir für die sachgemäße Behandlung der mehr rein wissenschaftlichen Seite der zu lösenden Probleme keine Sorge zu haben brauchen. Sie liegt in guten Händen. Anders dagegen die praktische Seite; hier sind zweifelsohne noch Lücken auszufüllen, und der kommenden Generation müssen die Wege gewiesen werden, wie diese Aufgaben der Lösung entgegengebracht werden können. Der angewandte Biologe muß sich der Öffentlichkeit und Alltäglichkeit gegenüber noch anders einstellen, das heißt: aus der Gelehrtenstube muß er heraustreten in die Wirklichkeit. Etwas kaufmännischen Geist soll er sich zu eigen macheu und volkswirtschaftlich denken und rechnen lernen. — Diese allgemeinen Erörterungen wurden im zweiten Teil durch einige spezielle Beispiele erläutert. Vollkommen • bin ich mir klar, daß die angestrebten Ziele nicht sofort ihrer Verwirklichung entgegengehen, aber dem Willen zur Wand- lung muß die Tat folgen. Zunächst wäre es die Aufgabe der Fachleute auf diesem Gebiete und der maßgebenden Behörden, der Geldverstreuung, welche, wie wir hörten, getrieben wird, so weit wie möglich Einhalt zu tun, schon deshalb, damit Mittel verfügbar werden für sachliche Forschungen. Welche wirtschaftliche Bedeutung diese Dinge haben, legte ich an der Hand von einigen Zahlen dar und zwar wurden diese Zahlen am Orte des Verbrauchs gewonnen. Der Einwand, es sei ein derartiges Vorgehen vom Standpunkte strenger Statistik aus unsachlich, kann dadurch entkräftet werden, daß man solche für Propagandazwecke gewonnene Zahlen jederzeit nachrechnen kann, ohne erst Fachstatistiker zu sein. Das Publikum selbst, und dieses ist der unbestreitbare Vorteil meiner Zahlenangaben, kann sich diese Werte selbst errechnen, und so gewinnen sie auch ein unschätzbares Moment, nämlich die direkte Beziehbarkeit zu dem einzelnen. Ist es erst einmal gelungen, den geistigen Kontakt der großen Menge einerseits und der Fachleute auf diesem Gebiete andererseits herzustellen, erst dann ist der Boden vor- bereitet für eine großzügige Besserung dieser Zustände. An Stelle der Beeinflussung durch gewinnsüchtige Reklame tritt die Beeinflussung durch sachliche Belehrung, nur muß sich letztere vor allem Schulmeistern hüten. Durch sachliche Belehrung wächst die Urteilsfälligkeit: wo aber Urteilsfähigkeit ist, da ist für Gedankenlosigkeit und Leichtgläubigkeit 194 Albr. Hase, Die wirtsch. Bedeutung von Ungeziefer u. Schädlingen usw. kein Boden mehr vorhanden. Und sobald dieser Zustand erreicht ist, sind die Bahnen geebnet für eine innige Zusammenarbeit von Wissen- schaft und Wirtschaft. Was wir mit anstreben, ist, die weitesten Schichten der Bevölkerung zur unbedingt nötigen Mitarbeit auf diesem Gebiete zu erziehen. Ungeziefer- und Schädlingsbekämpfung ist eine Angelegenheit, die alle etwas angeht und nicht nur den unmittelbar Betroffenen. Diese wahrhaft soziale Idee bedarf der stärksten Propaganda, wozu diese Arbeit ein bescheidener Beitrag sein soll. Beitrag zur Geschichte des Bieres von ' "T Ernst Kuhn * Mitteilung aus der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie in München^) Die nachfolgende Skizze ist die erweiterte Bearbeitung eines Vortrages, den ich vor einer Reihe von Jahren in der Münchener Anthropologischen Gesellschaft gehalten habe. Wissenschaftliche Ansprüche kann sie höchstens für ihren ersten Teil erheben; der zweite bietet nur eiae von Willkür nicht freie Auswahl aus dem gewaltigen Material, *) Die Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie in München hat sich u. a. die Aufgabe gestellt, Einzeldarstellungen über das Ernährungswesen aller Völker und Zeiten, sowie Texte und Übersetzungen mit fachwissenschaftlicher Erläuterung zu veröffentlichen. Hierbei sollen Sprachforscher, Geschichtsforscher und Ethnographen zusammen mit naturwissenschaftlich geschulten Beratern (Chemikern, Pharmazeuten, Botanikern, Zoologen, Technologen usw.) wirken. Auf diese Weise können auch fremd- sprachige Schriftwerke, besonders aus älterer Zeit, der Gegenwart nutzbringend vermittelt werden. Als erster Mitarbeiter erbot sich in dankenswerter Weise der auf seinem Ge- biete als eine der ersten Autoritäten bekannte Vertreter der arischen Philologie an der Universität München, Herr Geheimer Rat Prof. Dr. Ernst Kuhn, Sekretär der philo- sophisch-philologischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er über- nahm die Abfassung eines Beitrages zur Geschichte des Bieres, wobei ihm als techno- logischer Berater Herr Privatdozent Dr. Heinrich Lüers, Direktor der wissenschaft- lichen Station für Brauerei in München, zur Seite stand. Infolge der Erkrankung und des vor wenigen Monaten erfolgten Todes des Herrn Prof. Kuhn konnte die Arbeit leider nicht in dem geplanten Umfange ausgeführt werden. Herr Dr. Lüers hatte die Liebenswürdigkeit, die Abhandlung druckfertig zu machen, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank ausspreche. München, im Dezember 1920. Theodor Paul. Ernst Kuhn, Beitrag zur (jeschichte des Bieres 195 das für die Geschichte des Bieres verfügbar ist. Der ursprünglichen Anlage des Vor- trags entsprechend bin ich hier nicht überall auf die letzten Quellen zurückgegangen und stütze mich auf die von mir benutzten Schriften allgemeineren Inhalts (von denen ich ein Verzeichnis beigebe) vielfach auch da, wo ich sie nicht ausdrücklich zitiere. Eine nähere Bestimmung des Begriifs „Bier" kann an dieser Stelle nicht um- gangen werden. Unser heutiges Bier ist das Endergebnis einer mehrere Jahrtausende langen Entwicklung und von dem Bier, der Urzeit gründlich verschieden. Letzteres bestand anfänglich einfach aus einem Gemisch aus Wasser und grob zerkleinertem Ge- treide, das erhitzt und hernach einer freiwilligen Gärung durch Hefen oder verwandte Mikroorganismen, die sich überall in der Natur vorfinden, ausgesetzt wurde. Solche erhitzte Mischungen aus Wasser und zerkleinertem Getreide enthalten nur wenig un- mittelbar vergärbaren Zucker, es mußte hier das Stärkemehl bezw. die verkleisterte Stärke erst durch die Fermente der Gärungsorganismen in vergärbaren Zucker und dieser dann weiterhin in Alkohol und Kohlensäure übergeführt werden. Diese für das ITrbier gegebene Darstellung gilt heute noch für das Bier der Tibeter, von welchem später zu reden sein wird. Aller weitere Fortschritt^) fällt bereits unter das volle Licht der Geschichte, wie unsere Abhandlung im einzelnen zeigen soll, die sich im übrigen auf die aus den eigent- lichen Getreidesorten, namentlich aus Gerste, in geringerem Maße auch aus Weizen, Hafer oder Roggen hergestellten Biere beschränkt und die eine Sonderstellung ein- nehmenden aus Reis oder Hirse bereiteten bierähnlichen Getränke Ost- und Zentralasiens sowie Afrikas ganz beiseite läßt. Zu danken habe ich meinem verehrten Kollegen Geheimrat Prof. Dr. Theodor Paul, der mich zur Drucklegung der Arbeit ermunterte, ferner dem Direktor unserer Uni- versitätsbibliothek Prof. Dr. G. Wolff und dem Direktor der Wissenschaftlichen Station für Brauerei in München, Privatdozenten Dr. H. Lüers, die mich durch manche litera- rische und technische Hinweise freundlichst unterstützt haben. Victor Hehn hat in seinem berühmten Buche „Kulturpflanzen und Haustiere" darauf hingewiesen, daß die Grenzen des römischen Welt- reiches mit denen des Weines und Öles ungefähr zusammenfielen und daß auch das heutige Europa sich passend in ein Wein- und Ölland auf der einen, ein Bier- und Butterland auf der andern Seite einteilen lasse. Aber er kann nicht umhin, sofort hinzuzufügen: „In ältester Zeit war dies Verhältnis ein anderes. Sammelt man die in den Schriften der Griechen und Römer zerstreuten auf die Geschichte des Bieres und der Butter bezüglichen Stellen^), so erstaunt man, wie ausgedehnt einst das ^) Z. B. das Verbacken des Getreides zu Brot oder das Vermälzen vor dem Ver- maischen mit Wasser. *) Die Stellen der Alten über das Bier findet man zuerst gesammelt in Joan. Henrici Meibomii De cervisiis veterum potibusque et ebriaminibus extra vinum aliis commentarius (zuerst Helmstädt 1688), abgedruckt in J. Gronov's Thesaurus graecarum 196 Ernst Kulm, Reich beider jetzt für nordisch gehaltenen Genußniittel gewesen ist und wie ganze Länder und Völker von ihm abgefallen sind". Das älteste Kulturland der Weltgeschichte, das Reich der Pha- raonen, ist gleichzeitig auch das älteste Bierland. Schon Hekataios^) von Miletos hatte das berichtet und sein Nachfolger Herodotos-) bestätigt es. Aischylos, älter als Herodotos, läßt in seinen 'IxsTidsg^) den König von Argos den aus Ägypten gekommenen Danaiden zurufen, hier würden sie eine mannhafte Bevölkerung finden, nicht Trinker von Gerstensaft — eine Äußerung freilich, welche das Bierverständnis des großen Tragikers in einem nicht gerade glänzenden Lichte erscheinen läßt. Theophrastos (372 — 287 a. Chr.), der Schüler des Aristoteles, ist dann der früheste Grewährsmann für die Angabe, daß Ci'^oc der einheimische Name des ägyptischen Bieres gewesen sei*). Die Ägypter, so sagt ferner der alexandrinische Philosoph Dion bei Athenaios, die ein sehr zum Trinken geneigtes Volk sind, haben für diejenigen, die zu arm sind, sich Wein zu verschaffen, ein Surrogat erfunden, nämlich den Wein aus Gerste; wenn sie diesen zu sich nehmen, sind sie lustig und singen und tanzen, kurz benehmen sich, als wären sie süßen Weines voll. Ebenso bezeugt Strabo (63 a. Chr. bis 23 p. Chr.), daß in dem national so ge- mischten Alexandreia das alteinheimische Getränk den Vorrang be- hauptete. Diodoros von Sicilien (unter Augustus) aber berichtet, daß kein geringerer als der ägyptische Gott Osiris selbst in der Stadt Pe- lusium das Nationalgetränk zuerst hergestellt habe, und rühmt von ihm, daß es an Wohlgeruch dem Weine nahezu gleichkomme-^). antiquitatum. Venetiis 1735. Vol. 9, Col. 537—620 [BUMH. aux.-625. Fol.]. Beck- mann p. 211 verweist auf Dittmar zu Tacitus Germania Cap. 23, p. 138. Vgl. auch Schranka S. 133 f. [etwa nach v. d. Planitz?], dazu kommt nach S. 297 noch Dioskorides 2, 76. Krünitz nennt zu Anfang seiner Auseinandersetzung außer Aischylos noch Archilochos [s. Grässe Anm. 20], Sophokles und Plinius. ^) Athenaios IX c. 63 S. 400 (so Diefenbach; bei Hehn: 10, S 447 und 10, 'S. 418 = Müller Fragm. 290): '^Rv.ataio? ev SeoxEpti) tltfif.-q-fy'ssiui; slreiuv respl AlYOitticuv (uc apxo- tf>ä-(oi eIoiv, iizi'fipsr Tote; xpcö'«? st? xö rtiöfia xaxaXsouoiv. ^) Herodotos II, 77, oivw 5'ex xpiO-scuv ixej^oitjijievu) ota)(pE<«vxai- oö '(äp atpi Etat ev X^ X'"PÖ O-lLKskoi. ^) 'IxExt5E{; 953: 'z)>X' apoEvai; xot xYjaSe -[■"'l? olx7]xopa? Eopyjaex' oh ictvovxcK; ex xpiO-öJv jaeO-o. *) Theophrastes de caus. pl. 6, 11, 2: oLov wc; ol xoui; otvouc: TtotoövxEc ex xöiv xptiJ'öiv xat xojv iropwv xotl xö ev Al-^oKzw xaXoü|AEvov Cod-oc. Vgl. Diodor 1, 34 und spätere, s. a. Jablonskii Opera ed. te Water 1, p. 76 — 79. *) Diodoros 1, 20: XEtTtöfxsvov ou tioXu xrfi nepi xöv otvov sötu^tai;. Beitrag zur Gescliichte des Bieres 197 Diese griechischen Nachrichten finden nun in den ägyptischen Originalquellen willkommene Ergänzung. „Das Bier", sagt Erman^), „ist das eigentliche Leibgetränk des ägyptischen Volkes und selbst die Verstorbenen können in ihrer Seligkeit ohne Bier nicht auskommen, ebensowenig wie ohne Brot. Zu allen Zeiten ist es gleich beliebt; das alte Reich kennt allein vier Sorten, darunter auch schwarzes, d. h. dunkles; im neuen Reich bevorzugt man das ausländische Bier der Landschaft Qede im südöstlichen Kleinasien 2). . . Über die Bereitung des Bieres wissen wir wenig; darüber, dal man es aus zermahlener Gerste oder, wie man dafür auch sagt, aus oberägyptischem Getreide herstellt, stimmen alle Berichte überein." Wo sich die Gelegenheit bot, veranstaltete man gern ein Bier- haus, d. h. ein kleines Gelage und so verfielen namentlich junge Leute leicht der Versuchung zum Trünke. Ein Papyrus schildert uns an- schaulich den anstößigen Lebenswandel eines Jünglings, der statt zu studieren von Kneipe zu Kneipe^) wandert und sich in echten Studenten- exzessen austobt. Energisch warnt daher der weise 'Eney seinen Sohn vor der Trunksucht und der nicht minder weise Danuf verlangt von seinem Sohne, daß er sich an zwei Krügen Bier und drei Broten ge- nügen lasse (ebd. S. 347 f., vgl. 513). Auch die Vornehmen waren dem beliebten Volksgetränk nicht abhold: „ein besonderer Teil der königlichen Küche ist die reine, das heißt die Brauerei, in der das Bier bereitet wird" (ebd. S. 270). In ihr arbeiteten unter Ramses III. kilikische Sklaven, also Leute aus dem bierverständigen Qede oder seiner Nachbar- schaft (ebd. S. 156). Unter demselben Ramses war man einer Harems- verschwörung gegen den König auf die Spur gekommen und dieser hatte einen Sondergerichtshof aus ihm besonders vertrauenswürdig scheinen- den Beamten eingesetzt; von ihnen mußten eines Tages drei verhaftet werden, weil sie mit den angeklagten Damen Freundschaft geschlossen und ein Bierhaus gemacht hatten. Zur Strafe wurden ihnen Nase und Ohren abgeschnitten (ebd. S. 209). — Auch in religiöser Beziehung ^) A. Erman, Ägypten und ägyptisches Leben im Altertum. Tübingen 1885/7, S. 270 (vgl. 265). -) „Neben dem echten Qedebier aus dem Hafen steht das in Ägypten selbst von fremden Sklaven gebraute" (ebd. S. 266). — Ein an eine schlechte Stelle versetzter Beamter beklagt sich in einem Briefe an seinen Vorgesetzten: „Das Höchste, was an Getränk hier vorkommt, ist das Bier von Qede" (ebd. S. 171). ^) Über die richtige Übersetzung dieser Stelle s. H. Schäfer in der Zeitschr. f. ägypt. Spr. und Altert. 37, S. 85. 198 Ernst Kuhn, spielt das Bier eine nicht unwichtige Rolle: die Opferlisten weisen z. T. recht ansehnliche Posten von Bier auf; so entfallen auf den Tempel von Medinet Habu für einen bestimmten Festtag nicht weniger als 905 Krüge (ebd. S. 375f.), die jedenfalls von Priestern und Laien in friedlichem Wettbewerb vertilgt worden sind. Diese Nachrichten der schriftlichen Quellen werden vervollständigt durch plastische Darstellungen, welche Erman nicht berührt hat. Den richtigen Weg zur Deutung dieser Denkmäler weist uns L. Borchardt^) in seiner Abhandlung über die Dienerstatuea aus den Gräbern des alten Reiches, Zeitschr, für ägypt. Spr. und Altert., Bd. 35, indem er auf S. 128 bis 134 eine Reihe solcher Dienerstatuen mit späteren Quellen vergleicht und danach mit Recht auf die verschiedenen Stadien der Bierbereitung bezieht. Die jüngste, aber auch deutlichste dieser Quellen ist die Art und Weise, wie die heutige Bauernbevölkerung Ägyptens ihr sog. büzah herzustellen pflegt. Borchardt sagt darüber folgendes: Man nimmt Gerste oder auch eine andere Getreideart, feuchtet sie an oder gräbt sie auch ein, so daß sie eben anfängt zu keimen, dann mahlt man sie ganz roh, etwa unserem Schroten entsprechend, und formt daraus anscheinend unter Zusatz von Sauer- teig große Brote. Diese werden darauf wenig gebacken, so daß nur die äußere Kruste brotartig wird, während das Innere völlig roh bleibt. Dann zerstückt man die Brote, tut die Stücke in ein Faß oder einen großen Topf, gießt Wasser darauf und läßt es etwa einen Tag stehen und gären. Danach wird die Flüssigkeit durch ein auf einen zweiten Topf oder Faß gesetztes Sieb hindurchgearbeitet, indem man die aufgeweichten Brotstücke auf dem Siebe mit den Händen zerknetet. Manchmal wird an Stelle des Siebes ein großer Korb oder eine Matte benutzt. Das weißlich schäumende Getränk, das einen säuerlichen, für Europäer. zuerst nicht angenehmen Geschmack hat, wird nach der Fabrikation sofort getrunken, da es sich nicht halten und abgefüllt jedes Gefäß bald zersprengen soll. Dies Bier soll auf den Dörfern in Oberägypten und Nubien von den einzelnen Familien im Hause bereitet werden. In den großen Städten wird es hand- werksmäßig hergestellt und verkauft. Dabei treten — wohl namentlich in den ersten Anfangsstadien des Fabrikationsprozesses — Änderungen und Abkürzungen ein, die aber für uns hier unwesentlich sind." Daran schließt sich bestätigend an — außer Rezepten aus der rabbinischen Literatur, die Bondi in der Zeitschr. für ägypt. Spr. u. Altert. 1895, S. 62 mitgeteilt hat — das Fragment des Chemikers Zosimos aus ^) Borchardt beruft sich auf Lane, Sitten und Gebräuche der heutigen Ägypter, Deutsche Ausg. 1, 91. Man vgl. auch die durchaus analoge Beschreibung jn J. Deaths im übrigen ziemlich abenteuerlichem Buche The Beer of the Bible (London 1887), nach welchem Weizen verwendet wird. Die ganze Abhandlung von Borchardt umfaßt die Seiten 119 — 134. Die auf das Brauen bezüglichen Stücke sind auf den im Text be- zeichneten Seiten erörtert. Die besprochenen Stücke sind im Gizehmuseum: S. 119. Beitrag zur Geschichte des Bieres 199 Panopolis, dessen Herausgabe wir Chr. G. Grüner und Berthelot verdanken. Entsprechende Reliefdarstellungen lassen sich nach Borchardt S. 133 von der ersten Dynastie über das mittlere Reich bis zur römisch- ägyptischen Zeit^) verfolgen, so daß — wie er sagt — im Laufe von fünf Jahrtausenden in der ägyptischen Brauerei sich fast nichts ge- ändert hat. Ein größeres, das ganze Verfahren umfassendes Reliefbild findet man in Boesers Denkmälern des Alten Reiches, wiederholt bei A. Neu- burger, die Technik des Altertums, Abb. 167. Bierkrüge finden sich öfters auf den Denkmälern und Am eline aus Ausgrabungen haben eine große Anzahl von wohlerhaltenen, sogar noch verschlossenen Bierkrügen zutage gefördert, die mit den auf den Denkmälern abgebildeten durch- aus übereinstimmen (S. 133). Das ägyptische Wort für Bier lautet im Koptischen henke, wor- aus sich für das hieroglyphische Wort die Lesung henket ergeben dürfte^). Die vorstehende Darlegung nach den Anschauungen eines der maßgebenden Ägyptologen durfte namentlich deswegen nicht beiseite gelassen werden, weil vielfach angenommen worden ist, daß allen anderen Völkern die Kenntnis des Bieres von Ägvpten aus übermittelt worden ist. Demgegenüber muß nun allerdings festgestellt werden, daß das ägyptische Bier vielmehr der sehr minderwertigen Abart des Bieres nahesteht, welche im Russischen als Kvas^) bezeichnet wird. Eine Ab- bildung nämlich des ägyptischen Brauverfahrens, die bei den Aus- grabungen in der großen Nekropole von Gizeh entdeckt worden ist, läßt keinen Zweifel darüber, daß das geschrotene Malz erst zu groben Broten geformt und in halbgebackenem Zustande dem Maischungsprozeß unter- worfen wurde — ein Verfahren, welches eben auch für den russischen Kvas charakteristisch ist. Den gleichen Hergang schildert ein erhaltenes Fragment aus den Schriften des zu Anfang des vierten Jahrhunderts V. Chr. lebenden bereits oben erwähnten Chemikers Zosimos aus Pano- polis in Ägypten, dessen Verständnis im einzelnen leider manche 1) S. ZÄS. 1895 Taf. 3 u. S. 37/38. *) Danach sind die populären Darstellungen zu verbessern. So gibt Müldener S. 674 und Schranka S. 105 hag als den ägyptischen Namen des Bieres. Letzterer kennt freilich auch hek und will ein Hag -Bier und Sehd-Bier unterschieden wissen. Ferner bemerkt er S. 121: „Auch die Juden sollen schon in früherer Zeit zweierlei Sorten Bier gebraut haben, ein weißes, leichtes „Zithonin" und ein rotes, starkes „Carin"." 1) R. Kobert, Über Kwaß, Halle 1896. Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VUI. 14 200 • Ernst Kuhn, Schwierigkeiteu bietet^). Übrig-ens hat sich dieses Getränk unter dem Namen büzah bis auf den heutigen Tag erhalten^) und als fükah im ganzen muhamniedanischen Orient Verbreitung gefunden. Der Unter- schied zwischen diesem Getränk und dem eigentlichen Bier ist freihch den Alten überhaupt nicht zu Bewußtsein gekommen; noch S. Hiero- nymus, wie wir sehen werden, hält dalmatisch-panuonisches und ägyp- tisches Bier durchaus für das gleiche^). Ganz unzureichend sind die Nachrichten der Alten über das ßgirop genannte Bier der thrakisch-phrygischen Stämme, welches auch aus Gerste, nach anderen aber aus Wurzeln gebraut wurde, wofür wir nur auf eine Stelle des Athenaios (unter Marc Aurel) angewiesen sind"*), in welcher der Beihe nach Sophokles, Aischylos, Hellanikos und Hekataios als Gewährsmänner genannt sind. Beachtenswert ist dabei einzig das Wort ßQVTov, welches seiner Lautgestalt nach sehr wohl mit dem deutschen Zeitwort brauen zusammenhängen könnte. In unparteiischer und verständiger Weise berichtet Xenophon von dem Bier, welches die „zehntausend Griechen" auf ihrem Rückzüge in den armenischen Bergen kennen lernten^). Das Getränk war in großen Gefäßen und mußte, da die Gerstenkörner noch darin lagen, durch Rohrhalme eingesogen werden; es war staj^-k und berauschend, wenn man nicht Wasser zugoß, im *) Zosimi Panopolitani de zythorum confectione fragmentum nunc primum graece et latine editum. Accedit historia zythorum sive cerevisiarum quarum apud veteres mentio fit. Scripsit Dr. Christianus G-ottfridus Grüner, Solisbaci 1814 [BRM.: A. gr. b. 3564]. Neue Ausgabe bei Berthelot. ^) Über büzah: ÄZ. 35 (1897), S. 128; boza war bei den Cumanen Hirsebier: Z. Gombocz, Bulg.-tiirkische Lehnwörter (MSFOn. 30), S. VI; ebenso bei den heutigen slawischen Bulgaren: A. Lipschütz in Reclams -Universum 33 (1917), Heft 21, S. 419f. Nach Gombocz a. a. 0. S. 55 ist magy. büza Weizen, gold. büda Hirse. ^) Über das ägyptische Bier vergleiche man jetzt die Ausführungen von Karl Runck in der Zeitschr. f. d. gesamte Brauwesen 1914, Nr. 14 u. 15; ferner Kreichgauer, Das Bier in Ägypten einst und jetzt, Wochenschrift für Brauerei 1916, 23, 19. — Dazu treten jetzt F. Hroznys Untersuchungen über das babylonische Bier (s. OB. 23/24, Nr. 8515 f. und: Das Getreide im alten Babylonien, Sitzb. Wien 173, 1). F. Hrozn^, Zur Bierbrauerei der alten Babylonier: Or. Lit.-Ztg. 17, S. 201 f. *) Es ist dieselbe, aus der oben das Fragment des Hekataios angeführt worden ist. Vollständig bei Diefenbach S. 292 f. Beachtenswert ist dabei die gleichfalls aus Hekataios stammende Nachricht, daß die Haiovs? ßpütov ireö xwv ypiO'wv, TCapaßif]v anb xsYXpo" ^oc- y-owt^ric, bereitet hätten. Vgl. Hehn ^, S. 128. — Nach Arnold, S.,116 soll über ßpöTov auch Theophrastus, Historia plantarum 4, 10 berichten. •") Anabasis 4, 5, 26 f. Nach Arnold hat man bei Ausgrabungen in Gordion Schöpflöfiel für Bier gefunden, worüber auf Archaeol. Anz. 1901, 10. April verwiesen wird. Beitrag zur Geschichte des Bieres 201 Übrigen für den, der sich daran gewöhnt hatte, sehr angenehm (övßfta- d^ovTi fidXa /yd'r). Ob das im AT. genannte "'???' = oixtga eine Art Bier war, ist völlig ungewiß^); gar nicht entscheidend ist die Tatsache, daß es die LXX mit C,v&-oQ übersetzen (vgl. jedoch jetzt Hrozny). Fern im Westen, dem heutigen Spanien, waren die iberischen Stämme eifrige Verehrer des Bieres^), welches selbst in Lusitanien, dem heutigen Portweinlande, das landesübliche Getränk bildete^). Selbst die von griechischer Bildung berührten Elemente hielten an dem heimischen Brauche fesf^), und als die heldenmütigen Bewohner von Numantia gegen den belagernden Scipio den letzten Angriff wagen, stärken sie ihre Begeisterung durch den Genuß des Gerstensaftes^). Nach Plinius ver- standen die Iberer das Bier sogar lange aufzubewahren und nannten es caelia oder cerea, ein Name, der keltische Beeinflussung voraus- setzen läßt. . Denn auch das keltische Gallien war ein ausgesprochenes Bierland. Schon im 1. vorchristlichen Jahrhundert bezeugt Poseidonios") das Bier unter dem Namen xoQfia als das eigentliche Volksgetränk Galliens, während die Vornehmen bereits massaliotischen Wein schätzen gelernt hatten. Das Wort xoQfia, bei Dioskorides') xovQfit, ist in der nach den neukeltischen Lautgesetzen zu erwartenden Form ir. corm cuirm, ^) Vgl. Isidorus Origines 20. 3. ^) Plinius 14, 22: Est et Occidentis populis sua ebrietas fruge madida pluribus modis per Gallias Hispaniasque sed ratione eadem. Hispaniae jam et vetustatem ferre ea genera docuerunt. Aegyptus quoque e fnige sibi potus similes excogitavit. — 22, 25 : Ex iis (frugibus) fiunt et potus, zythum in Aegypto, caelia et cerea in Hispania, cer- vesia et plura genera in Gallia aliisque provinciis. ^) Strabo 3, 3, 7: )(p(JüvTat 8s xal CütJ'et. Er fügt hinzu: owtu 3s oitaviCovrat *) Polybios bei Athenaios 1, p. 16. ^) Orosius 5,7: Subito [Numantini] portis eruperunt, larga prius potione usi, non vini, cujus ferax is locus non est, sed succo tritici per artem confecto, quem succum a calefaciendo celiam vocant: suscitatur enim sapor austeritatis et illa igriea vis germinis madefactae frugis ac deinde siccatur et post in farinam redacta molli succo admiscetur quo fermento calor ebrietatis adjicitur. — Vgl. Florus Epit. 1, 34 = 2, 18 und A. Mizler, Dissertatio de veterura Celtarum celia et zytho ad illustrandum Flori locum. Vitebergae 1695, 4". ') Athenaios, IV, c. 13, p. 152: xö 8s Ttcv6|xevöv haxi — itapä hk "zolq unoSseaTspoii; CüO-oi;, nüpivov |i.s-ca ijiXctoi; eoxsoaofxsvov, itapä 81 xol? tzoKXoIc, xa^' txhzö. KaXeitai 8s xöpfia xxA. Vgl. Hehn', S. 131. ') Dioskorides, 2, c. 110: xö xaXoufievov 81 Tloöpfii, axEü«C6fi.Evov sx xpcfl-Y]«;, lo xal ftvci otvou TCOfjLaxt TtoXXixi? )(p(I>vxai. 14* 202 Ernst Kuhu, welsch cwrwf auf den britischen Inseln erhalten^); etwas weiter ab liegt das von Pliuius zuerst erwähnte cervesia, das deutlich an die eben erwähnte iberische Bezeichnung anklingt. Plinius, unsere Haupt- autorität über das gallische Bier, erwähnt auch zuerst das bedeutungs- volle Wort brace^), welches er zwar für eine Getreideart erklärt, dem wir aber nach frz. brasser möglicherweise die Bedeutung „Malz" bei- legen können. Dies und eine Stelle des Orosius, welche später Isidorus ausgeschrieben hat, legen die Frage nahe, ob vielleicht die Grallier zu- erst ein rationelles Mälzungsverfahren eingeführt haben ^), Für das Bier der Germanen kommt als älterer Zeuge eigentlich nur Tacitus in Betracht*). Für die mindere Qlialität dieser antiken Biere mag im Gegensatz zu den obigen Urteilen Diodors und Xenophons auf das Epigramm des Kaisers Julian (f 363)^) wie auf das Urteil von S. Hieronjanus*') ver- wiesen sein. Dem. von letzterem genannten sabajum war Kaiser Valens sehr zugetan ''). Alle die bisher genannten Biere zeichnen sich durch den Mangel des heute allgemein üblichen Hopfens aus. Zweimal ist allerdings in der antiken Literatur von Zusätzen zum Bier die Rede. Was aber die x67wC,a war, welche die in Macedonien wohnenden Paeonier ihrem Hirsebier beimengten, ist absolut nicht festzustellen, und auch die Zu- 1) Diefeubach, S. 292. Zeuß^ S. 115, 821. ^) Plinius, 18, c. 7, p. 11: Galliae quoque suum genus farris dedere, quod illic bracem vocant, apud nos scandalam nitidissimi grani. Vgl. Diefenbach, S. 265 f. *) Beachtung verdient, daß nach Zeitschr. f. d. gesamte Brauwesen, N. F. 2 = Bd. 14, S. 355 noch im Bayerischen Malzaufschlagsgesetz die Verwendung ungemälzten Getreides verboten ist. — C. C. Uhlenbeck in P. Br. B., 20, 37 ff., Nr. 5 denkt für das Wort Malz an slawischen Ursprung. *) Tac. Germ. 23: Potui humor ex hordeo aut frumento in quaudara similitudinem vini corruptus. *) Vgl. Hehn', S. 131; Grässe, S. 255, wo auch des Erasmus lateinische Über- setzung gegeben ist. *) Comm. in c. XIX Esaiae: YAd-o;, genus est potionis ex frugibus aquaque coa- fectum ex vulgo in Dalmatiae Pannoniaeque provinciis gentili barbaroque sermone appel- latur sabajum. Hoc maxime utuntur Aegyptii, ut non puras aquas bibentibus tribuant, sed turbidas et commixtarum faecium similes, ut per hujuscemodi potionem haereticae pravitatis doctrina monstretur. '') Ammian. Marc. 26, 8: Exinde (Nicomedia) profectus Valens oppugnationi Chal- cedonis magnis viribus insistebat, cujus e muris probra in eum jaciebantur, et injuriose compellabatur ut sabajarius. Est autem sabaja ex hordeo vel frumento in liquorem con- versus paupertinus in Illyrico potus. Beitrag zur Geschichte des Bieres 203 Sätze, mit denen man nach Columella^) den Geschmack des ägyptischen Bieres zu verbessern suchte, stehen dem Hopfen völlig fern. Der Gebrauch des Hopfens ist im Altertum absolut nicht nach- zuweisen^). Die frühesten Nachrichten über den Hopfen^) datieren aus den Zeiten der Karolinger und aus dem nördlichen Frankreich. Im 17. Jahr seiner Regierung schenkt König Pipin, der Vater Karls des Großen, der Abtei St. Denis in Paris nebst anderen Besitztümern auch Hopfen- Pflanzungen (humlonarias cum integritate)*). In defh sog. Poly- ptychon des Irmino, Abt von St. Germain -des -Pres, -aus den ersten Jahren des 9. Jahrhunderts noch vor dem Ableben Karls des Großen, *) Columella 10, 114: Jam siser Assyrioque venit quae semine radix sectaque praebetur niadido sociata lupino, ut Pelusiaci proritet pocula zythi. Auf diese Stelle wurde Beckmann S. 220 f. von Tychsen aufmerksam gemacht, .er fügt hinzu: „Diesen Gebrauch beweiset auch G. W. Lorsbach aus dem arabischen Geschichtschreiber Ebn Chalican" [Lorsbach über eine Stelle des Ebn Chalican, Marburg 1789, 8^ S. 21]. Arnold S. 87 vermutet, die von Columella genannten Kräuter seien etwa zum Cöf^oc gegessen worden. Aber wie kommt er zu der Behauptung S. 121, xovöC'^ sei „either identical with or veiy closely resembling fleabare"? ^) Von späteren Surrogaten für Hopfen handelt Krünitz S. 167 f., S. 371 f. (s. V. Birke), S. 208, S. 286 f. Beckmann S. 229 u. 226 [letzterer konstatiert, daß die Halt- barkeit des Bieres durch Hopfen gefördert werde (S. 225)]. Daß der Hopfen unter den Karolingern die Eichenrinde verdrängt habe, wie in den M. N. N. 1910, Nr. 203 zu lesen ist, dürfte wenigstens in dieser Form als willkürliche Behauptung zu bezeichnen sein. ") Vom Hopfen handelt vor allem Johann Beckmann, Beyträge zur Geschichte der Erfindungen. Fünften Bandes zweytes Stück. Leipzig 1803, S. 206—34. Seiner Angabe nach hat zuerst gründlicher über den Hopfen gehandelt „Joach. FriAr. Tresenreuter in [der] Abhandlung vom Hopfen, welche ohne seinen Namen mit J. Heumanns Vorrede, zu Nürnberg 1759, 4°, gedruckt ist. Daher ist dasjenige ge- nommen, was man in der teutschen Encyclopädie unter dem Artikel Hopfen lieset, doch hat der Verfasser, ohne Zweifel unser Professor Murrai, einige Zusätze gemacht" (S. 207). S. 212 f. sagt Beckmann,, daß weder Walafrid Strabo (f 849), noch Aemilius Macer (nicht vor '850), noch die Gesetze der alten Franken („worin doch des Bieres und des Malzes oft erwähnt ist"), noch das Capitulare de Villis des Hopfens gedenken. Ferner: Daß Isidorus (f 636) das Hopfen des Bieres erwähne, ist ein Irrtum Hallers, den er in seiner Bibl. botan. I, 161 nicht wiederholt hat. Diese Stelle des Isidorus, in der deut- lich vom Mälzen die Kede ist, wird von Beckmann S. 214 und von Grässe Anm. 24 mitgeteilt, sie ist entlehnt aus Orosius Lib. 5, Cap. 7, S. 370 (der Kölner Ausgabe von 1582) und von Vincentius Bellovacensis, Speculum morale XI, 109, p. 856 ohne Ände- rung wiederholt. Weitere Literatur über Hopfen: R. Braungart, Der Hopfen. München 1901. — F. Stamm, Das Buch vom Hopfen. Saaz 1854. *) Doublet, Histoire de l'abbaye de St. Denys (1625), p. 699. 204 Ernst Kuhn, werden häufig Zinsabgaben von Hopfen erwähnt^). Kurze Zeit darauf befreit Abt Adalhard von Corbie (bei Amiens, niclit das deutsche Corvey, wie Arnold S. 226 annimmt) in seinen dem Jahr 822 angehörigen Statuten die Müller des Klosters von der Bereitung oder Lieferung von Malz und Hopfen (braces und humlo)^). Für die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts ist im Gebiete des Hochstifts Freising reichlicher Hopfenbau ausgiebig bezeugt^). In den folgenden Jahrhunderten wird der Hopfenbau immer allgemeiner in Deutschland, immer häufiger erscheint die Steuer an Hopfen in Zins- büchern und dör Hopfengarten unter den Bestandteilen der geschenkten oder verkauften Grundstücke, und den Rechtsbüchern wie Sachsenspiegel und Schwabenspiegel gibt die Pflanze Anlaß zu ausdrücklichen Rechts- bestiramungen. Auch in den Ländern mit überwiegend oder ausschließlich slawischer Landbevölkerung mehren sich bald die Zeugnisse: 1070 für das Magdeburgische, 1224 für Schlesien^); 1240 erscheint der baj'Crische Hopfen als Ausfuhrartikel. Von Vertretern der mittelalterlichen Wissen- schaft, die des Hopfens gedenken, muß vor allem die heilige Hildegard wollte^). Dageg'en scheinen die Schweiz und das westliche Süddeutsch- land in der Tat mehr Weinländer geblieben zu sein. Charakteristisch ist, daß das süddeutsche Bier auf sein Ursprungsland beschränkt blieb; von einer Ausfuhr war keine Rede. Viel erheblicher war die Brautätigkeit in den nördlichen Gebieten des Reiches. Der Süddeutsche, der seine Schritte nach Norden lenkte, scheint schon in Thüringen durch gutes Bier überrascht worden zu sein. Kaiser Rudolf von Habsburg ist eines schönen Tages mit dem Bierkrug in der Hand und das treffliche Getränk laut preisend durch die Straßen von Erfurt gelaufen-). Ob daß Erfurter Bier damals schon den Namen Schlunz führte, ist uns leider nicht überliefert. Noch mehr tritt das Bier im eigentlichen Norddeutschland in den Vordergrund. Schon der festbegrüudete Ruf, dessen sich die norddeutschen Biere zu Anfang des 16. Jh. bis weit nach Süddeutschland einerseits, nach England und Skandinavien ander- seits erfreuten, erweist augenfälhg eine lange Übung des Brauens und einen für die damaligen Verkehrsverhältnisse sehr beträchtlichen Export. So war es möglich, daß sogar der Italiener Arnoldus de Villanova ^) gegen Ende des 13. Jh. in seinem Kommentar des Systems der Schule von Salerno des hellen stark gehopften Eimbecker Bieres sachverständig gedacht hat*). Aber auch der Innenhandel mit Bier war keineswegs unbedeutend, wenngleich sich die einzelneu Städte gegen den Import fremder Biere durch strenge Schutzmaßregeln zu wehren suchten^). Im Zeitalter der Reformation ist der Vorrang der norddeutschen' Biere unbestritten und mancher der leitenden Männer hat ihnen mehr 1) Müldener S. 679. ^) .T. B. Mencken, Scriptores rerum germanicarum (1728/30), 2, 563. *) Zu Arnoldus von Villanova vgl. Diels, Entdeckung des Alkohols, S. 19 f. *) Schranka, S. 319, zitiert einen Spruch der Schule von Salerno: Crassos humores nutrit cerevisia, vires praestat et augmentat carnem generatque cruorem, provocat urinam, ventrem quoque moUit et inflat. ') Müldener, S. 684 f.: „Im Jahre 1451 verbot der Magistrat von Hannover den Ausschank aller fremden Biere mit alleiniger Ausnahme des Eimbecker, von dem er seit 1465 eine Abgabe von 15 Schilling pro Faß erhob. Toleranter als der Magistrat von Hannover zeigte sich der von Braunschweig. Derselbe ließ, außer dem Eimbecker, an fremden Bieren die von Göttingen, Nordheim, Zerbst und Geismar zu und setzte 1386 den Preis eines jeden dieser Biere auf vier Pfennige pro Stübchen (einen Pfennig pro Quart) fest. Wenn wir noch solche Bierpreise«hätten! Obgleich Braunschweig selbst ein sehr gutes Bier besaß, so war doch der Konsum des Eimbecker Bieres in der Stadt so stark, daß der Magistrat eine ziemlich starke Ein- Beitrag zur Geschichte des Bieres 209 als gut war g-ehuldigt. So war Luther ein starker Biertrinker, während der Humanist Eobanus Hessus, ein entschiedener Anhänger der Re- formation und nach Luther ein rex poetarum, in einem giftigen Epi- gramm den Freunden dieses scheußlichen Saftes, der die Gesundheit verwüste, geradezu den gesunden Menschenverstand absprechen wilP). Da war es denn für diese eine besondere Freude, daß es Männer gab, die mit Gelehrsamkeit und — was mehr ist — mit Sachkenntnis dem geschmähten Getränk zu Hilfe kamen. Solche sind Johannes Bret- schneider — Placotomus, der 1549 als Professor der Medizin zu Königs- berg das Buch „De natura et viribus cerevisiarum et mulsarum" ver- faßte (gedr. Wittenberg 1551), der Wittenberger Mediziner Abraham Werner mit seiner Schrift „De confectione eins potus, qui Germaniae usitatus veteri vocabulo secundum Plinium cerevisia vocatur", Witten- berg 1567, vor allem aber der originelle Dr. Heinrich Knaust, der Ver- fasser eines schönen Buches, das 1573 zuerst gedruckt, aber nur in den Ausgaben von 1575 und 1614 erhalten ist, mit dem Titel: Fünff Bücher, Von der Göttlichen und Edlenn Gabe, der Philo- sophischen, Hochthewren und wunderbaren Kunst, Bier zu brauen. Auch von Namen der vornemesten Biere, in gantz Teutschlanden, vnd von derer Naturen, Temperaturen, Qualiteten, Art und Eigenschafft, Gesundheit und Vngesundheit, Sie seynd Weitzen oder Gersten, weisse oder rothe Biere, gewürtzt oder ungewürtzt. Durch Herren Heinrich Knausten, beider Rechten Doctor. ■ Dieser Knaust war ein geborener Hamburger, der nach einem ruhelosen Wanderleben, das ihn nach Wittenberg, Berlin, Stendal, Mecklenburg, Pommern, Bremen und Danzig führte, endlich in Erfurt als Kanonikus und Scholastikus am Marienstift, Poeta laureatus und päpstlicher Pfalzgraf eine bleibende Stätte gefunden hat, wo er um 1580 gestorben ist^). nähme aus demselben zog. Im Jahre 1506 schenkte der Magistrat zu Braunschweig dem zu Magdeburg ein Faß Eimbecker Bier, welcbes 4^/^ Gulden gekostet." In den neunziger Jahren des 15. Jahrb. wollten die Görlitzer Brauer sich die Einfuhr von Zittauer Bier nicht gefallen lassen, worüber zwischen beiden Städten eine wirkliche Fehde ausbrach (Müldener S. 690). Verhältnisse in späterer Zeit. Fremdes Bier konnte man „nur in Ratskellern, geistlichen Bierstuben, oder anderen privilegierten Schanklokalen haben" (Müldener S. 690). ^) Grässe. Anm. 80. ^) Über Knaust vgl. Klemens Löffler im Archiv für Kulturgeschichte, Bd. 7. Ferner Anz. f. Deutsch. Altertum, 30, 97 ff. — Zu den älteren Schriften über das Bier 210 Ernst Kuhn, Knausts Werk — zu einem großen Teil nur die deutsche Bearbeitung- von J3 retschneid ers und Werners Schriften — erhält seinen Haupt- wert durch das dritte Buch, eine Liste von etwa 150 verschiedenen Bieren, welche der Verfasser während seiner Wanderjahre „fast alle selbst getrunken und ihre Tugend, Krafft und Wirkung persönlich er- fahren hat". Fast alle diese Biere haben den dreißigjährigen Krieg überdauert und ihre Geltung recht und schlecht bis an das Ende des 18. Jahrhunderts behauptet. Ich gebe nach dieser und späteren Listen^) eine summarische Übersicht der in Deutschland getrunkenen Biere. Obenan stehen nach Technik und Bierverständnis die nieder- sächsischen Länder des Weifenhauses, Braunschweig und Hannover. Hier ist vor allem das berühmte Eimbecker Bier zu nennen, das — wie wir sahen — auch in Italien bekannt war. Dr. Knaust berichtet, daß diesem Bier zu Ehren seine Vaterstadt Hamburg ein gewaltig königliches Haus über dem Weinkeller erbaut und dort meist Eimbeckisch Bier ausgeschenkt habe. Man sage übrigens von ihm „Eimbecker Bier ist ein starkes Tier"^). Krünitz berichtet, daß man es nach Amsterdam und Rom, ja nach Jerusalem ausgeführt habe. Auch nach München wurde ehemals viel Eimbecker Bier geliefert. Im Münchener Beichs- archiv befindet sich eine auf den Erfurter Bürger Cornelius Gotwalt am 2. März 1553 ausgestellte Vollmacht zum Transport von „zwei Wagen schwer Ainpeckhisch Bier", von Eimbeck aus nach München oder Landshut zum Gebrauch für die Tafel Herzog Albrechts V. „Einbecker Bier, so die Nürnberger dem gnädigen Herrn geliefert" kommt auch in einer Münchener Hofrechnung von 1574 vor. Diese Lieferungen durch vgl. noch Krünitz, S. 208 — 212: „Verzeichnis der vornehmsten Schriften vom Bier und ßierbrauen." Daran schließt sich noch das 20. Kap. im Kräuterbuche des Tabernae- montanus (abgedruckt bei Schranka, S. 296 — 313). ') Auch Müldener, S. 680 ff., gibt eine solche. ^) „Da die Eimbecker sich bei Bereitung ihres aus einem Gemisch von Gerste und Weizen gebrauten Bieres keines Farbmalzes bedienten, so hatte ihr Bier, im Gegen- satz zum dunkeln Bock, eine bei'nsteingelbe Farbe": Müldener, S. 685. Vgl. ferner S. 683. ' Placotomus sage: Das Braunschweiger und das Eimbecker Bier behaupten den ersten Rang und werden ob ihrer ausgezeichneten Nützlichkeit weit und breit versandt zu Wasser und zu Lande. Er selbst gebe allerdings dem Eimbecker Biere den Vorzug, denn es habe einen liebliciieren Geruch als das Braunschweiger, auch sei ihm das Wasser in Braunschweig nicht ganz unverdächtig. Olaus Magnus, Erzbischof von Upsala, rühmt in der Historia de gentibus sep- tentrionalibus die deutschen Biere und sagt: „Das Eimbecker Bier, dem der vorschmeckende Hopfen Klarheit und zugleich Bitterkeit verleiht, sagt im Sommer bei würgendem Durste zu". Beitrag zur Geschichte des Bieres 211 das Nürnberger Handelshaus Unterholzer dauerten bis zum Jahre 1589, in welchem durch Herzog Wilhelm das Hofbräuhaus gegründet wurde. In diesem ist auf Grund des landesherrlichen Monopols seit 1614^) ständig eine Nachahmung des Eimbecker Bieres, seit 1616 auch weißes Weizenbier hergestellt worden. In Eimbeck hielt der Rat auf Güte des Bieres, wie aus Brauordnungen aus dem Jahre 1636 und noch 1721 bezeugt ist^). In dieses Gebiet gehört ferner die Gose von Goslar-^), nach der heutzutage einige obersächllsche Biere genannt sind, und das zu Han- nover seit 1526 in Nachahmung des Hamburger Weißbieres von Cord Broihan aus dem benachbarten Dorfe Stöcken zuerst hergestellte und nach ihm benannte Bier, welches bald anderwärts nachgeahmt wurde*). In Braunschweig braute man seit 1492 neben leichteren Bieren die noch zu Krünitz' Zeit für die Königin der Biere in Deutschland gehaltene Mumme ^), ein starkes, mit vielen Kräutern versetztes Hopfenbier, welches später nach Holland, Englancl, ja bis nach Ostindien hin ausgeführt wurde''). Das Bild des Durstes im Lande Braunschweig wäre aber unvollständig ohne die Universität Helmstedt. Sie zählte zu ihren An- gehörigen die durstigsten Studenten und ebenso gelehrte wie bier- verständige Professoren. Zu ihnen gehört Heinrich Meibom jr., 1661 Professor der Medizin, 1678 der Geschichte und Dichtkunst, f 1700, dessen gelehrte Abhandlung vom J. 1688 Commentarius de cerevisiis etc. von Jacob Gronovius in seinen Thesaurus antiquitatum graecarum (1697—1702) aufgenommen worden ist. Der Clapit, das Bier von Helm- stedt, war nicht gut, weshalb die Studenten den Garlei von Gardelegen') ') 1914 wurde daher das 300jährige Jubiläum gefeiert, worüber die München- Augsburger Abendzeitung vom Mai zu vergleichen ist. ä) Müldener S. 685. ^) In Goslar „in Vergessenheit geraten": Müldener S. 686. *) Müldener S. 687. ^) Die Mumme soll nach ihrem Erfinder Christian Mumme benannt sein: Krünitz und Müldener, S. 681. Es gab Nachahmungen in Pommern und Mecklenburg (Wismar). Der bekannte Vers: „Bronswik, du leiwe Stat / vor vel dusent Steten, / dei so schöne Mumme hat, / da ik Worst kann freten" ist nach Müldener, S. 682, aus der Oper „Heinrich der Vogler" des Braunschweiger Kapellmeisters Schürman, zu der der Dres- dener Hofpoet Ulrich König den Text geschrieben hatte. Aufgeführt Braunschweig 1719 (Brückmann: 1718). *) So soll nach Krünitz, S. 27, auch Lübecker Bier von der Dänisch-Ostindischen Compagnie nach Indien gesandt worden sein. ') Über den Garlei ist nach Müldener S. 685 zu vergleichen Schnitze, Auf- und Abnehmen der Stadt Gardelegen. Stendal 1668 (mit lateinischen, griechischen, hoch- deutschen und plattdeutschen Gedichten, s. auch Werdenhagen, De civit. Hanseat. IV). 212 Ernst Kuhn, bevorzugten. Als sie einmal in diesem des Guten zuviel getan hatten, verbot Herzog Friedrich Ulrich (f 1634) die Einfuhr, worauf es zu einer Studentenrevolte kam, bis Heinrich Meibom sr., der Großvater des eben Genannten, in einem lateinischen Gedicht an den Herzog sich der Studenten annahm, die nun zu ihrem Garlei zurückkehren durften. Auf der Universität Helmstedt gebildet ist auch Franz Ernst Brückmann, Stadtarzt zu Wolfeubüttel und Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften, welcher 1722 einen Catalogus aller auf der Erde ge- bräuchlichen Getränke herausgab und in seÄen Reisebriefen, deren er 300 in drei starken Bänden veröffentlichte^), unter den mannigfachen Gegenständen menschlichen Interesses auch Bier und Wein nicht ver- gessen hat. Da finden wir auch poetische Verherrlichungen von Gose und Mumme ^) und letzterem Gedicht ist die Abbildung eines Malz- Kärrners in Braunschweig beigegeben, „dem die Mumme so ungemein wohl geschmecket, daß er sich darinne so dicke, ja gar zu Tode gesoffen, seines Alters 30 Jahr, an dem Gewicht liat er gehabt drey und einen halben Centner". Zu diesen braunschweigischen Bieren gehört auch der Duckstein von Königslutter^), ein Weißbier, welches König Friedrich Wilhelm I. neben dem Garley zu trinken pflegte. Von den Bieren der Provinz Hannover mag nur noch das von Buxtehude genannt sein; es führte den bezeichnenden Namen „Ich weiß nicht wie". In der Nähe von Blankenburg liegt auf halberstädtischem Gebiete die Stadt Deren- burg, ihr Bier hieß „Störtenkerl". In Brandenburg ist zu nennen der Kyritzer „Mord und Totschlag", dem sich „Fried und Einigkeit" zur Seite stellte, und das Bier des durch die Hussitenschlacht bekannten Städtchens Bernau, nordöstlich von Berlin. Die Zerbster „Würze" im benachbarten Anhalt^*) wurde noch im 18. Jh. nach Ost- und West- indien verschickt. In Eisleben braute man den „Krabbel an der Wand" und der Erfurter Schlunz^) schmeckte wohl nicht nur Dr. Knaust und ^) Catalogus exhibens appellationes et denominationes onnium potus generum etc. Helmstedt 1722. — Epistularum itinerariarum centuriae. Wolffenbüttel 1735 ff. — Vgl. Grässe Anm. 99. ^) Ep, it. 38 de cerevisia Goslariensi (mit Supplement). — 52 de mumia Bruns- vicensium (mit Supplement, zwei Gedichte von 1723 u. 1736). ^) Schranka, S. 314, nennt: Brückmann, Relatio phys.-med. de cerevisia quae Duckstein dicitur 1722. Nach Müldener, S. 686/7 noch heute gebraut. *) Balthasar Kindermann, Lobgesang des Zerbster Bieres. Wittenberg 1657. — Conr. Phil. Limmer, Diss. de cerevisia Servestana. Zerbst 1693. [Schranka, S. 314, hat Limser.] *) Eysel, Dissertatio de cerevisia Erfurtensi 1689 (Schranka S. 304). Beitrag zur Geschichte des Bieres 213 seinen Freunden, sondern schon einer früheren Generation von Geist- lichen und Gelehrten dieser alten Universitätsstadt, wie in einer 1516 erschienenen Schmähschrift „De generibus ebriosoruni" in wenig erbau- licher Weise auseinandergesetzt ist. So wurden bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Braunschweig und Hannover, in den Küstenstädten an Nord- und Ostsee, in der Alt- mark, Brandenburg, Lausitz und Schlesien, wohl auch in Sachsen, Thüringen^) und Westfalen 2) gute Biere gebraut, oder wenigstens solche, die man damals für gut hielt. Sie waren alle nach dem obergährigen Verfahren hergestellt und mußten daher, wenn sie ausfuhrfähig sein sollten, reich sein an Malzextrakt, Hopfenbitter und Alkohol, gehörten also insofern zu den schweren Bieren. Übrigens ging die Ausfuhr^) über See erheblich zurück, als man in England und Schweden nach Allgemeinerwerden der Hopfenverwendung selbst kräftige Biere zu brauen anfing. So erfand 1730 der Brauer How^ard zu London den Porter*), Krünitz kennt bereits das Burton Ale und nennt das schwedische Bier eines der stärksten, welches dem englischen fast gleichkomme. Von mittel- und süddeutschen Bieren kennt Dr. Knaust hessische und fränkische, so das schon von alters her gebraute Bamberger, während man in Würzburg erst seit einigen Jahren, nachdem der Wein mehrmals nicht geraten, Bier zu brauen begonnen habe. Die böhmischen Biere kennt Knaust gleichfalls als gut, hat sie aber nicht selber ge- trunken. Krünitz kennt Fränkisches, Regensburger ^) und Wiener^) Bier, stellt aber das Böhmische am höchsten^). Als „Bayerisch Bier" kennt er nur eine Sorte starkes Weißbier, das „nunmehro aber auch in den chursächsischen Landen gebraut werde" und mit dem englischen Biere einige Ähnlichkeit habe. Der Niederländer Jan Kraene war 1541 der erste Weißbierbrauer in Nürnberg. Müldener macht bei dieser Ge- legenheit die Bemerkung, daß die weißen Biere die ältesten sind. Luft- malz und geringer Hopfenzusatz weisen auf die Anfänge der Brauerei ^) Die Thüringer Biere gehören nach Krünitz zu den besten und kräftigsten. *) Das Bier des Klosters Corvey hieß „Lustiger Pater": Müldener S. 683. ^) Ausfuhr und deren Rückgang: Müldener S. 683, 689. *) Der Porter wurde zunächst in Burg und Zerbst nachgeahmt, dai-aus sind dann die meisten mitteldeutschen Porter hervorgegangen: Müldener S. 689. *) Brückmann gibt an, daß Regensburger Bier nach Wien ausgeführt werde. *) Ad. Jo. Besenecker, Cerevisia Austro-Viennensis elucubrata 1737. [Schranka, S. 313/4, hat Bernecker und 1732.] ^ Krünitz: „Böhmen . . . und England . . . haben bekanntermaßen die aller- besten Biere". 214 Ernst Kuhn, hin, auch müssen diese Biere frisch getrunken werden^). Die ungari- schen Biere hat Brückmann als besonders schlecht geschildert. Diese Darlegungen führten uns bis an das Ende des 18. Jh. Die Fortschritte, welche dem Brauwesen im 19. Jahrhundert beschieden waren, will ich nur kurz berühren. Sie stehen mit der Entwickelung des bayerischen Bieres in engstem Zusammenhang. Sein Hauptvorzug besteht in dem sog. untergärigen Verfahren, welches angeblich um die Mitte des 18. Jahrhunderts in einem bayrischen Kloster erfunden sein soir^), tatsächlich aber schon früher nachweisbar ist^). In der Haupt- sache ist es Gärung der Würze bei herabgesetzter Temperatur, vor- nehmlich durch Eisanwendung. Dadurch vollzieht sich die Gärung in weniger stürmischer Weise, die überschüssige Hefe sinkt zeitig zu Boden, wodurch weitere unliebsame Gärung vermieden und das Bier klarer und haltbarer wird*). Neben dem bayrischen Regulativ von 1811, das neben beschränkter Verwendung von Weizenmalz für das weiße Bier gesetzlich nur Gerstenmalz und Hopfen unter Ausschluß jeglicher Surrogate zur Bierbereitung gestattete, sind es dann persönlich zwei Männer, welche die neue Epoche eingeleitet haben. Gabriel Sedlmayr und Anton Dreher lernten nach vollendeter Lehrzeit, die sie in München zugebracht hatten, zu Anfang der 20er Jahre des 19. Jh. in London die rationelle eng- lische Brauweise kennen, die sie auf Grund ihrer bayerischen Er- fahrungen weiter ausbildeten und in dieser Gestalt in München wie in Wien zur maßgebenden erhoben. Das Verfahren verbreitete sich bald auch nach Norddeutschland. „Die" älteste auf bayrischem Fuß ein- gerichtete Brauerei untergärigen Bieres in Preußen ist die am 1. Oktober 1830 zu Potsdam von W. Adelung und A. Hoff mann eröffnete . . . Beide Inhaber erwähnter Firma waren von Friedrich Wilhelm IIL aus- drücklich zur Erlernung des bayerischen Brauverfahrens nach Bayern ^) Müldener 8. G88. Zum Münchener Bier vgl. J. Mayrhofer, Lustsame Ge- schichte des Münchener Hofbräuhauses, München 1884. Älter ist der Hackerbräu: vgl. A. von Gleichen-Russwurm, 500 Jahre Hackerbräu. Ein Münchener Kulturbild, München 1917. [Bilder von ägypt. Bierbrauerei]. J. B. Prechtl, Zur Geschichte des bayerischen Bieres: Zeitschrift für das gesamte Brauwesen 17 (N. F. 2, 1879), S. 469 bis 477, 517—527. BUM.: Technol. 512, 40, Hackerbräu. 2) Müldener S. 690. *) J. B. Prechtl gibt in der Zeitschr. für das gesamte Brauwesen 14 = N. F. 2 (1879), S. 525 ein Zitat „weisses Gerstenbier nach der obern Gier" vom Jahre 1608. Diese obere Gier setzt natürlich ihren Gegensatz voraus. *) Müldener S. 691. Beitrag zur Geschichte des Bieres 215 geschickt worden"^). Acht Jahre später erfolgte dann die Gründung der Berliner Bockbrauerei am Tenipelhofer Berg durch den geborenen Bayer Georg Leonhard Hopf^). Dazu kam die überraschende Entwicklung von Technik und Wis- senschaft im 19. Jahrhundert. Das Saccharometer und das Mikroskop wurden zu unentbehrlichen Hilfsmitteln der Brauwissenschaft. Emil Christian Hansen gelang es, aus den zahlreichen Hefenrassen die zur Würzegärung geeignetsten zu isolieren und die für die Praxis so hoch- bedeutsame Hefereinzucht einzuführen. Immer mehr wurden die Er- kenntnisse und Forschungsergebnisse bahnbrechend wirkender Männer, wie Hermbstädt, Kaiser, Habich, Otto, Balling u. a. zum Gemeingut weiter Kreise. Fachschulen, an denen hervorragende Lehrer, wie C. Lintner tätig waren, sorgten für eine gründliche Ausbildung der angehenden Brauer. Zahlreiche Fachzeitschriften halfen dazu, der Wissenschaft Eingang in alle Kreise zu verschaffen. Besondere Pflege- stätten der Wissenschaft aber entstanden in eigens dafür gegründeten Anstalten, z. B. der Wissenschaftlichen Station für Brauerei in München (1876), der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (1883), dem Carlsberglaboratorium (Jakobsen 1875), an welchem Hansen und Kjeldahl ihre berühmt gewordenen Studien betrieben. Der Zusammen- schluß des Braugewerbes zu Interessengemeinschaften (deutscher Brauer- bund 1871, Brausteuergemeinschaften), Versammlungen und Ausstellungen und die Vervollkommnung der Steuergesetzgebung haben im Verein mit den großen technischen Errungenschaften (Eismaschinen, niech. Mälzerei, Ersatz der Handarbeit durch Maschinen) dazu beigetragen, das Bier in technischer und hygienischer Beziehung einer immer weiter fortschreiten- den Vollendung entgegenzuführeu. Unser deutsches Bier aber kann sich rühmen, an der Spitze aller Biere zu stehen. Mitten auf seinem glänzenden Siegeslauf traf der Weltkrieg auch unser deutsches -Brau- gewerbe aufs schwerste und zwang es zu tiefgreifenden Änderungen der bisher geübten Gewohnheiten, sollten nicht die Brauereien infolge Mangel an Rohmaterial gänzlich ruhen. Hoffentlich aber kommt bald wieder die Zeit, wo auf den derzeitigen Tiefstand ein neuer Aufstieg des Gewerbes folgt. Das gern als deutsches Nationalgetränk betrachtete Bier hat somit eine ziemlich verwickelte Geschichte hinter sich. Zu dem bayerischen ^) Müldener S. 690, Anm. *) M. N. N. 1913, Nr. 330, Gen.-Anz. Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIEI. i c 216 Ernst Kuhn, Beiträge zur Geschichte des Bieres und deutschen Bier, wie wir es heutzutage trinken, haben G-ermanen, Kelten und Alanen, wie in späterer Zeit Norddeutsche und Süddeutsche, Engländer und Dänen das ihrige beigetragen. Seiner Entstehung wie seiner heutigen Verbreitung nach darf das Bier mit vollem Recht eine internationale Bedeutung in Anspruch nehmen. Verzeichnis der benutzten Scliriften allgemeineren Inhalts J. G. Krünitz, Oeconomische Encyclopädie. Fünfter Teil, von Bier bis Blume. Berlin, 1775, S. 1—287. J. G. Th. Grässe, Bierstudien. Dresden, R. v. Zahn. 1872. H. von der Planitz, Das Bier und seine Bereitung einst und jetzt. München, R. Oldenbourg, 1879. (S.-A. aus der Zeitschrift für das gesamte Brauwesen.) S. A. von Schwarzkopf, Der Hopfen und das Bier. In naturhistorischer und me- dizinischer Hinsicht, ihre Bestandteile, Wirkungen und Geschichte für Hopfen- produzenten, Bierbrauer, Gastwirte und Freunde des Bieres. Leipzig und Berlin, 0. Spamer, 1881, VIII, 287 S. R. Müldener, Das Bier: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft. Herausg. von Franz Hirsch (Leipzig, A. H. Payne) 1882, Bd. 1, S. 674—691. E, M. Schranka, Ein Buch vom Bier. Cerevisiologische Studien und Skizzen. Frank- furt a. d. 0., B. Waldmann, 1886. 2 Theile in einem Band. XIII, 592 S. J. P. Arnold, Origin and History of Beer and Brewing. From prehistoric times to the beginning of brewing science and technology. A critical essay. Chicago, Alumni Ass'n of the Wahl Henius Institute of Fermentology, 1911, XVI, 411 S. (ill,) Wünschenswert wäre eine umfassende Bibliographie aller auf das Bier bezüglichen Schriften — zunächst wenigstens der historischen Literatur — wofür bedeutendere SpezialSammlungen, z. B. die des Germanischen Museums heranzuziehen wären. Vgl. darüber: Kriegsgabe allen Mitgliedern des Germanischen Museums gleichzeitig mit dem Jahresbericht für 1915 dargeboten vom Direktorium (Nürnberg 1915), S. 24. Kleine Mitteilungen 217 Kleine Mitteilungen Verwertung der Pilzmasse des Milchflusses der Bäume Ein zeitgemäßer Vorschlag Bei dem überaus großen Holzbedarf in der jetzigen Zeit ist es sicher, daß eine ungleich größere Zahl frischer Baumstümpfe im Wald anzutreffen sein werden, als in früheren Jahren. In dem zuckerhaltigen Saft, dem auch noch stickstoffhaltige Nährstoffe und Salze beigemischt sind, entwickelt sich an milden Wintertagen nach Angaben F. Ludwigs mitunter schon im Januar und Februar der Endomyces vernalis in großer Menge, so daß die Pilzmasse literweise an einem einzigen Baumstumpf abgehoben werden kann. Da der Pilz eine sehr eiweißreiche Substanz darstellt, von guten Geschmackseigenschaften, so empfiehlt es sich, solche Pilzmassen zu sammeln und sie ohne weiteres Suppen, Gemüse und Saucen beizumischen. Namentlich die ärmere Bevölkerung der Waldgebiete würde so ohne besondere Mühe zu einer guten Nahrung kommen. Die Zellen des Pilzes, so wie sie im Freien in der Frühjahrs wärme sich entwickeln, enthalten allerdings zunächst noch kein Fett: dasselbe würde nur bei reichlicher Zuckerzugabe sich bilden können, also wenn man etwa die Baumstumpfüberzüge mit Farinzucker be- streuen würde. Nur bei anhaltend trockenem Wetter, das den Baumsaft schneller konzentriert und somit auch die Zuckerlösung, kommen auch fettige Zellen vor. Als Milchflußbäume sind besonders bekannt die Birke, die Hainbuche und der Ahorn. Ludwig erzählt bei seiner ersten Beschreibung der Erscheinung des Milchflusses, daß er von den Wundstellen abgebrochener Äste stockwerkhoch den Milchstrom am Stamm herab hat fließen sehen. Es wird von forstlicher Seite in Erwägung zu ziehen sein, ob man nicht auch bei Baumstämmen, die nicht gefällt werden sollen, durch künstliche Wunden den Milchfluß absichtlich hervorruft. Bei sachgemäßer Behandlung der Wunden beim Aufhören des Saftfließens würde jedenfalls keine größere Schädigung des Baumes zu befürchten sein. Man weiß ja, daß z. B. der Zuckerahorn in Nord-Amerika oft 20 Jahre hintereinander, abgezapft wird. Auch bei unseren Birken wird ähnlich verfahren zur Gewinnung des Birken- saftes oder des Birkenweines. Wenn die Frage gestellt wird, was zweck- mäßiger sei, den Saft einzubringen oder den Milchflußpilz am Baum selbst entstehen zu lassen in dem ausfließenden Saft, so dürfte man sich wohl für das letztere entscheiden, da der in Gärung geratene Birkensaft leicht ver- derben kann, insbesondere durch Essigsäurebakterien. Wenn man den Pilz 15* 218 Kleine Mitteilungen des Milchflusses einsammelt und kalt aufbewahrt, so dürfte tagelang kaum eine verderbliche Änderung eintreten, die Masse wird vielleicht einen schwach säuerlichen Geruch bekommen, wie er der sauren Sahne eigentümlich ist. In diesem Zustande wäre die Masse immer noch verwendbar. In höhere Temperaturen gebracht würde sie allerdings sehr bald in stinkende Fäulnis übergehen. In großen Waldgebieten, wie sie z. B. in Russisch-Polen sich vorfinden, ist die Möglichkeit gegeben, ganz erhebliche Mengen des Pilzes einzusammeln. Das Pilzsuchen würde also schon im Frühjahr einsetzen können, zu einer Zeit, wo vielleicht Reste von Schnee und Eis noch anzutreffen sind. Bedenken gegen die Bekömmlichkeit des Pilzes bestehen nicht. Ver- fasser dieser Zeilen hat wochenlang den Pilz als Beigabe zur Suppe genossen, ohne die geringsten Nachteile zu verspüren. Hoffentlich macht die Be- völkerung der Waldgebiete von dem obigen Vorschlag mit Erlaubnis der Forstbehörden möglichst umfangreichen Gebrauch. Bezüglich der Verdau- lichkeit dürfte der Pilz den besonders geschätzten Speisepilzen, wie Stein- pilz und Champignon, kaum nachstehen. Wo der Milchfluß besonders häufig auftritt, könnte man geradezu darati denken, ihn durch Trocknen in eine Dauerware zu verwandeln. Für den unmittelbaren Genuß empfiehlt es sich, zur Erhöhung der Verdaulichkeit die breiige Masse erst ca. 24 — 48 Stunden in einer Kochkiste bei etwa 40 — 50*^ C. stehen zu lassen und dann das Ganze — Autolysat nebst Zellmasse — in der Suppe oder in Saucen aufzukochen. In der Versuchsfabrik des Reichsausschusses für Öle und Fette ist aus dem dort gezüchteten Fettpilz neben dem Öl auch ein vortrefflich schmecken- der Pilzextrakt hergestellt worden, der ähnlichen Extrakten, aus Hefe u. dgl. stets vorgezogen wurde. Hier wurde allerdings ein besonderes Aufschluß- verfahren, das sich im kleinen Haushalt nicht leicht nachahmen läßt, an- gewendet. . P. Lindner. Über eine besondere Art „chinesischer Hefe", die zur Bereitung des mandschurischen Branntweins „Kaobang-chiu" ver- wendet und Chiizu genannt wird, ist von Dr. Saito unter Assistenz von Naganishi eine sehr ausführliche Arbeit geliefert worden, die bereits. 1914 veröffentlicht, aber jetzt erst zu uns gelangt iet. Auf diese Arbeit verdient deshalb besonders hingewiesen zu werden, weil sie die reichhaltige Flora des Chiizu eingehend beschreibt und durch 4 prächtig gezeichnete Tafeln mit 47 Einzelfiguren näher veranschaulicht. Die Zahl der vorgefundenen Arten ist 38. Dr. Saito ist ein sehr kenntnisreicher IVlikrobiologe, der uns besonders durch seine eingehenden statistischen Mikrobennachweise in der Luft verschiedener Örtlichkeiten in und um Tokio in den verschiedenen Monaten eines ganzen Jahres bekannt Kleine Mitteilungen 219 geworden ist; auch hat er am Institut für Gärungsgewerbe mit P. Lindner zusammen zahlreiche Assirailationsversuche ausgeführt. Er ist auch der Verfasser eines in japanischer Sprache gedruckten Buches über die ost- asiatischen technisch wichtigen Pilze. (Report of the Central Laboratory, South Manchuria Railway Company No. 1, 1914.) Während des Krieges 1916 ist von ihm noch eine umfangreiche und gründliche Arbeit geleistet worden mit dem Titel: Untersuchungen über die chemischen Bedingungen für die Entwicklung der Fortpflanzungsorgane bei einigen Hefen Diese Arbeit gehört mit zu den besten, die über Hefen geschrieben sind. Sie ist reich an interessanten Einzelbeobachtungen und Vergleichen mit Vertretern anderer Pflanzengruppen, sowie an originellen Fragestellungen und Schlußfolgerungen, die um so beachtenswerter sind, als mit einer Un- menge chemischer Verbindungen gearbeitet wurde. Hervorgehoben sei hier die Feststellung, daß die Theorie, daß Nahrungsentziehung der Sporenbildung voraufgehen müsse, bei Schizosaccharomyces nicht zutrifft. Auch die Vor- stellung, daß die Zelle bei der Aufnahme von Nährstoffen nur ganz weit abgebaute Bruchstücke derselben verarbeiten kann, wurde an dem Beispiel der Octosporus-Hefe als irrig oder als nicht allgemein gültig hingestellt. Verfasser vermutet mit Pringsheim, daß das Pepton Atomkomplexe ent- hält, die sich dem Eiweiß der Hefe ungespalten einverleiben können. Zygo- saccharomyces mandshuricus, sovne die Dombrowskischen Milchhefen sind zur Assimilierung höherer Abbauprodukte des Eiweißes geeignet. Gärungs- gewerbshefen nehmen mit dem Amidstickstoff vorlieb, die Octosporus-Hefe dagegen kann nur natürlich vorkommendes Eiweiß assimilieren. Besonders interessant ist auch die Feststellung, daß Zellen, die sich für die Kopulation vorbereitet haben, bei ausbleibender Gelegenheit dazu zugrunde gehen (.Journal of the College of Science; imperial University of Tokyo, Bd. 39, Heft 8). Lindner. Eine ältere Mitteilung über die Herstellung von Kartoffelbier finden wir in Zimmermanns „Chemie für Laien" o. Bd. 1860, Verlag Gustav Hempel, Berlin, sie darf heute ein gewisses Interesse beanspruchen bei dem Mangel an Gerste, Weizen u. dgl. „Der Vorteil einer Biergewinnung aus Kartoffeln sollte besonders dem Landwirte einleuchten. Eine Bodenfläche, welche 530 Pfund Gerste oder 420. Pfund Malz liefern kann (ein Fünftel des Gewichts der Gerste geht durch das Mälzen verloren), gibt einen Ertrag von 4000 Pfund roher Kar- toffeln und hierin ist an nutzbarem Stoffe für die Brauerei viel mehr als doppelt so viel wie im Malz. Dieses letztere gibt 252 Pfund nutzbaren Extraktes, jene 4000 Pfund rohe Kartoffeln geben aber wenigstens 560 Pfund. 220 Kleine Mitteilungen Was die Kartoffelbierbereitung schwierig macht, ist, daß man statt trockenen Malzes eine nasse und saftreiche Brühe hat. Dieser Saft schmeckt zwar Rindern und Schweinen als Trinkwasser sehr gut, uns zweibeinigen Tieren aber behagt derselbe nicht, und da sein Geschmack sich auf das Bier überträgt, so müssen die Kartoffeln ihres Saftes beraubt werden, wenn man ein angenehmes Gebräu liefern will. Dies geschieht dadurch, daß man die Kartoffeln zu Brei zerreibt, wie bei der Stärkebereitung gezeigt worden ist, daß man diesen Brei auf den Boden eines großen Bottichs bringt, den Saft auspreßt, dann aber dreimal nacheinander das Kartoffelgereibsel mit immer frischem Wasser übergießt und dieses ablaufen läßt. Es wird hierbei natürlich viel Stärkemehl fortgewaschen, man kann dasselbe jedoch sehr leicht auf- fangen, indem man das Wasch wasser in große Bottiche sammelt und das Mehl sich daraus niederschlagen läßt. Eine andere Methode ist die zur Kartoffelmehlbereitung übliche. Man zerschneidet die Kartoffeln mittels einer Maschine, wäscht sie in säure- haltigem Wasser aus und laugt nachher durch immer erneuertes frisches Wasser diese dünnen Scheiben so aus, daß sie statt des darin enthalten gewesenen Saftes nur noch W^asser aufgenommen haben. Sie werden dann getrocknet und vermählen. So gewonnenes Kartoffelmehl ist zur Bierbereitung ganz vortrefflich, indem es alles enthält, was in dem Mehle der Getreide- arten wichtig ist für das Bier. Man bringt zu diesem Mehle ein Zehntel seines Gewichtes Malzschrot und verfährt im übrigen ganz so, als ob man Bier aus Gerste braut. Die Traber aber lassen sehr schwer die Würze fahren und will man nicht zur mechanischen Presse seine Zuflucht nehmen, so er- leidet man einen ziemlich beträchtlichen Verlust. Das beste Verfahren, um Bier aus Kartoffeln zu bereiten, ist immer das, wo man die Stärke unmittelbar anwendet. Es ist sehr zweckmäßig, wenn der Brauer sich die Stärke selbst bereitet : er gelangt nämlich sehr viel billiger dazu und er kann dieselbe gleich so anwenden , wie sie eben frisch bereitet, noch nicht getrocknet, unter dem Namen grüne Stärke bekannt ist. Dieses erspart ihts die ganze Weitläufigkeit seiner Anlagen zum Trocknen derselben, erspart ihm die Kosten für die Heizung der Trockenräume und macht einen bedeutenden Aufwand an Arbeitslohn überflüssig. Es ist höchst gefährlich, wenn man die Zuckerbildung der Stärke durch einen Zusatz von Schwefelsäure hervorbringt oder auch nur beschleunigen will. Nicht nur ist solches Bier zur Schleimbildung geneigt, wenn auch die Menge der zurückbleibenden Schwefelsäure nur den SOOOOsten Teil der Würze beträgt, es tritt noch der andere Übelstand ein, daß so gewonnenes Bier gänzlich des Malzgeschmackes entbehrt, statt dessen aber einen impertinenten Geruch nach Urin annimmt, der das Bier ganz ungenießbar machen kann. In Paris braut man ein Getränk, welches mit Ausnahme der Farbe dem englischen Ale sehr ähnlich ist. Man bereitet zuerst Stärkesirup durch Kleine Mitteilungen 221 Zusatz von Malz, diesen Sirup aber kocht man mit geschrotetem Malz und mit dem erforderlichen Hopfen und übergibt diese Würze dem gewöhnlichen Gärungs- und Ablagerungs verfahren und erhält ein ganz vortreffliches Getränk, nur wasserartig hell. In Straßburg braut man ein sehr weit berühmtes Bier aus Kartoffeln, welche man zerreibt, ausdrückt und dann mit Gerstenmalz bis zum fünften Teile der Kartoffelmenge vermischt, auf 70^ C. erhitzt und dann 4 Stunden lang bei dieser Temperatur sich selbst überläßt. Hierbei findet die Um- wandlung in Dextrin und in Zucker statt. Die Maische wird abgelassen, die Traber werden mit heißem Wasser übergössen, um den Nachguß zu gewinnen, und beides wird auf die gewöhnliche Weise verkocht und dann der Gärung übergeben. Die Quantität der stickstoffhaltigen Substanzen ist in der Kartoffel- stärke bei weitem geringer als in dem Mehle aus Getreide, daher ist auch die Gärungsfähigkeit der aus Kartoffeln erzielten Würze viel geringer und es muß für den Gärungsstoff durch reichlicheren Zusatz von Hefe gesorgt werden. Die Kartoffelbierwürze, wenn sie der schnell verlaufenden Ober- gärung unterworfen werden, liefert daher viel weniger Alkohol als flie Malz- bierwürze. Wendet man aber die Untergärung an, so wird dadurch die Um- bildung der Kleberbestandteile bedeutend verlangsamt und so hält die Hefen- bildung gleichen Schritt mit der Alkoholbildung. Dadurch, daß man Stärkesirup direkt der Gärung unterwirft, diese unterdrückt und die so halb vergorene Würze auf starke Flaschen zieht, wo sie ihre Gärung unter den Fesseln eines gut verbundenen Korkes fortsetzt, erhält man das sogenannte Champagnerbier." P. Lindner. Gewinnung von Alkohol aus Ananasabfällen bei der California Packing Co. Früher brachte man die beim Einmachen der Ananas sich ergebenden Abfälle, wie Rinde, Schale, Herzstück und die beim Schneiden und Schälen verlorengehende Flüssigkeit als Dünger auf die Äcker. Jetzt gewinnt man von 2000 Pfund Ananas 1200 Pfund Konserven, 450 Pfund Saft mit 40 Pfd. Zucker und 4 Pfd. Zitronensäure, 350 Pfd. Abfälle, aus denen 2 Gallonen (9 1) Alkohol und 1,75 Pfd. Zitronensäure gewonnen werden. Die Abfälle werden in großen Küpen mit Wasser bedeckt und zur Gärung gebracht, die Flüs. sigkeit filtriert und nach Zugabe von Kalk destilliert. Der Kalziumzitrat- kuchen enthält 70^0 Zitronensäure. Der gewonnene Alkohol wird mit 5% schwefliger Säure, 2^/^ Kerosin und 1°/q Pyridin denaturiert und dann in Heizöl verwandelt. Da die Ananassaison nur 100 Tage dauert, hofft die Firma durch Verwendung billiger Melassen die Fabrik während des ganzen Jahres in Gang zu halten, (Nach der Deutschen Parfümeriezeitung 1921 Nr. 1.) 222 Kleine Mitteilungen Ein Institut zur Erforschung der Alkoholwirkungen befürwortete in einem Vortrage in der Vorstandssitzung des Deutschen Wein- bau-Verbandes zu Wiesbaden am 9. 6. 20 Richard Hilger. Wir entnehmen daraus folgende Zeilen : „Eine Bekämpfung des schädlichen Alkoholgenusses kann nur dann Erfolg haben, wenn sich alle Hersteller alkoholhaltiger Getränke, die dem Volk einen Genuß, eine Freude, eine Stärkung verschaffen wollen, zusammen- schließen gegen die gewissenlosen Fachgenossen, denen eine Vergiftung des Volkes gleichgültig ist, wenn sie nur ihren Geldbeutel füllen können. Die Bekämpfung des schädlichen Alkoholgenusses bedeutet gleich- zeitig eine wirksame Bekämpfung der Alkoholgegner, die jetzt nach den Erfolgen in den Vereinigten Staaten und nordischen Ländern mit frischem Mut eintreten. Wie haben es hier mit einem internationalen Fanatismus zu tun,* der nicht eher zur Ruhe kommen wird, bis wir alle reumütig zur Milchflasche zurückgekehrt sind oder uns zur Limonade bekehrt haben. Die beste Waffe gegen die Abstinenten wäre ein Institut zur Er- forschung der Alkoholwirkungen. Die schlechten Wirkungen eines schlechten Schnapses brauchen allerdings nicht wissenschaftlich erforsch zu werden, dagegen herrscht, auch in Ärztekreisen, eine sehr mangelhafte Kenntnis über die Wirkungen der verschiedenen Wein- und Weinbrand- (Cognac-)Sorten in den verschiedenen Krankheitsfällen. Ich habe im Laufe der Zeit praktische Erfahrungen gesammelt und gefunden, daß man mit Wein und Weinbrand sehr viele Krankheiten heilen kann. Daß mit jungen oder gar schlechten Weinen und Weinbränden keine Erfolge zu erzielen sind, ist jedem Praktiker klar; es fehlt aber die Be- lehrung der Ärzte, des Volkes und der Regierung; diese würde der Her- stellung und Einfuhr der Weine und Weinbrände eine größere Aufmerksamkeit schenken, wenn sie den günstigen Einfluß kennte, den ein guter, reifer Wein und ein guter, alter Weinbrand (Cognac) auf den Verlauf einer Krankheit ausüben kann, vorausgesetzt, daß der Kranke die für ihn und seine Krankheit geeignetste Sorte bekommt. Mißerfolge, die ungeeigneten jungen und minder- wertigen Weinen uud Weinbränden (Cognac) zuzuschreiben sind, bewirken natürlich, daß bei nächster Gelegenheit in gleichartigen Krankheitsfällen die Verwendung von Wein und Weinbrand unterbleibt. Die Ärzte wissen über die Wirkungen der Weine und Weinbrände meist nur das, was sie praktisch erfahren. Die Literatur ist sehr lückenhaft, wie ich durch Rundfrage bei den Pharmakologie -Professoren Deutschlands festgestellt habe, und wenige der Herren haben sich mit diesen beliebtesten und am häufigsten genommenen Arzneien eingehend befaßt. Das Forschungs- institut würde die Literatur vervollständigen und für deren Verbreitung sorgen müssen. Kleine Mitteilungen 223 Die Anregung, ein solches Institut auf rein wissenschaftlicher Grund- lage zu errichten, sollte von sämtlichen Alkoholgewerben ausgehen, damit die Alkoholgegner sehen, daß die betreffenden Gewerbe eine vorurteilsfreie Forschung nicht fürchten. Die Mittel dürfen aber nicht von den Alkohol- gewerben aufgebracht werden, sonst würde bald der Verdacht entstehen, das Institut arbeite in deren Interesse, Dagegen könnte man aus den Brannt- weinmonopol-Einnahmen und den Erträgnissen der Wein- und Biersteuer die Unkosten decken; im Branntweinmonopol- und auch im Weinsteuer -Gesetz sind schon größere Beträge für derartige Zwecke ausgeworfen. Auch wäre zu versuchen, das Ausland zur Deckung der Unkosten heranzuziehen, da die Alkoholfrage große internationale Bedeutung hat. Doch ist hierbei zu berücksichtigen, daß beim Alkoholgenuß die klimatischen Verhältnisse eine sehr große Rolle spielen; deshalb können nicht alle Länder aus den Forschungen ohne weiteres ihren Nutzen ziehen. Länder mit gleichem oder ähnlichem Klima werden aber die Ergebnisse der Forschungen für die Volksgesundheit verwerten können und Länder, die gesundheitsfördernde Alkoholika herstellen, werden auf die Dauer einen wirtschaftlichen Vorteil haben." Aus einem Brief Goethes an Schiller vom 26. Oktober 1794 „Das mir übersandte Manuskript^) habe sogleich mit großem Vergnügen gelesen, ich schlurfte es auf einen Zng hinunter. Wie uns ein köstlicher, unserer Natur analoger Trank willig hinunterschleicht und auf der Zunge schon durch gute Stimmung des Nervensystems seine heilsame Wirkung zeigt, so waren mir diese Briefe angenehm und wohltätig, und wie sollte es anders sein? da ich das, was ich für recht seit langer Zeit erkannte, was ich teils lebte, teils zu leben wünschte, auf eine so zusammenhängende und edle Weise vorgetragen fand. Auch Meyer hat seine große Freude daran, und sein reiner, unbestechlicher Blick war mir eine gute Gewähr." Was mag Goethe wohl unter einem köstlichen, unserer Natur analogen Trank, der willig hinunterschleicht und auf der Zunge schon durch gute Stimmung des Nervensystems seine heilsame Wirkung zeigt, gemeint haben ? Wasser, Sodawasser, Milch, Limonade, Bier, Wein? Da in allen unseren Organen Zymasen enthalten sind, die Zucker in Alkohol und Kohlensäure spalten, dürfte ein alkoholhaltiges Getränk unserer Natur analog sein. P. Lindner. Bekämpfung des Tuberkelbazillus in seiner Eigenschaft als Fettpilz P. Lindner versucht eine Erklärung zu geben für die bekannte, namentlich von Dr. Brehmer in Görbersdorf zuerst festgestellte Tatsache, ^) Schillers für das erste Heft der Hören bestimmte „Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen". 224 Kleine Mitteilungen daß reichliche Alkoholgaben bei der Heilung der Schwindsucht günstig wirken. Der Tuberkelbazillus ist ein spezifischer Fettbildner, der bis 42^0 Fett in der Trockensubstanz aufweisen kann und entwässert in der Flamme sich ent- zündet und wie ein ÖUicht zu Ende brennt. Da stark verfettete Zellen ihre Vermehrungsfähigkeit einbüßen, schlägt Lindner vor, alle Bedingungen herzustellen, die ein Verfetten der Tuberkelbazillen begünstigen. Da die Fettpilze Alkohol bei reichlicher Gegenwart von Luft leicht in Fett über- führen, dürfte dies auch für den echten Tuberkelbazillus gelten, zumal die günstige Wirkung des Alkoholgenusses in Lungenheilstätten erprobt ist. Den Friedmann sehen Schildkrötenbazillus vermochte Lindner innerhalb 48 Std. zu starker Verfettung zu bringen in Hefewasser -|-2*^/(j Alkohol (Fett- nachweis durch Blaufärbung mit «-Naphtholj, während die gleichzeitig an- gesetzte Kultur in bloßem Hefewasser keine Fettreaktion gab. Im Volk hört man öfter sagen, der oder jener sei von den Ärzten aufgegeben worden, habe sich aber in der Verzweiflung dem Alkohol verschrieben und sich „wieder gesund gesoffen". Es besteht sogar das Rezept: „Schnaps trinken und viel an die frische Luft gehen." Der Leibarzt des Zaren von Rußland hat in den Wohnungen der Schwindsüchtigen die Wände regelmäßig mit Ficht ennadelextrakt bespritzen lassen, um eine künstliche Waldluft zu er- zeugen, und hat glänzende Resultate erzielt. Seine Annahme, daß die Ter- pene den günstigen Einfluß bewirkt hätten, ist aber nicht ganz zutreffend; es kommen in erster Linie die Alkoholdämpfe des Extrakts in Betracht. Lindner schlägt Alkoholinhalationsapparate vor in den Fällen, wo man nicht die Aufenthaltsräume mit Alkoholdämpfen erfüllen kann. Aus nordameri- kanischen Brauereien wurde mitgeteilt, daß lungenkranke Arbeiter sich gern zu der sonst unangenehmen Arbeit des Lackierens der großen Bottiche, die wegen ihrer Größe nicht ausgekellert werden können, meldeten, weil das Einatmen der Alkoholdämpfe ihnen große Erleichterung zu bringen pflegte. Der Brauerlack ist eine Auflösung von bestem Schellack in reinem oder besonders denaturiertem Alkohol. Also auch hier wieder die günstige Wirkung eingeatmeter Alkoholdämpfe. Sache der Mediziner wird es nun sein, die Angelegenheit weiter zu verfolgen. Im Anschluß an diese Mitteilung sei auch noch hingewiesen auf den Nachweis von Lindner, daß die Säurefestigkeit mancher Mikroben mit dem Fettgehalt derselben in engem Zusammenhang steht (Woch. f. Brauerei 37, 1920). Solche säurefesten Bazillen fanden sich zahlreich in den verstopften Poren einer Brause und im Schlamm von Eisschränken, in denen gärende Flüssigkeiten aufbewahrt wurden. Es ist wahrscheinlich, daß auch hier der Alkoholdampf die Verfettung herbeiführt. Die Bekämpfung eines tierischen Lungenbewohners, der Lungen Würmer, hat sich Prof. Dr. Gräfin von Linden (Bonn) zur Auf- gabe gestellt. Die mehrere Zentimeter (bis 10 cm) langen Männchen und Kleine Mitteilungen 225 Weibchen und ihre Brut siedeln sich in den Lungenwegen an und erfüllen die Lungenbläschen, bilden auch verhärtete „Wurmknoten" in der Lunge. Abmagerung, Freßunlust und struppiges Haarkleid künden die Infektion an, der sich zuletzt noch Lungenentzündung zugesellt. Die Bekämpfung mit Kupfersalzen hat sich erfolgreich erwiesen. Ein erkranktes Lamm be- kommt täglich ^4 ^ einer Salzlösung, der 10 ccm einer Iproz. CuClg-Lösung beigemengt ist: erwachsene Tiere bekommen ein Kupferlecksalz vorgesetzt, z. B. Rinder von 6 Monaten und ausgewachsene Schweine 10 g, kleinere 5 g. Die in der Lunge abgesetzte Brut wird größtenteils mit dem Kot oder dem ausgehusteten Wurmballen abgegeben. In der Erde entwickeln sich die Embryonen in eine freilebende Generation, deren erwachsene Geschlechts- tiere kaum 1 mm lang sind. Diese sind äußeren Einflüssen gegenüber sehr widerstandsfähig. Die Entseuchung der Wiesen geschieht mit 3 Ztr. pr. Morgen Thomasmehl, das mit Kalkstickstoff und Pferdejauche als Kopfdüngung gegeben wird. (Aus Mitteilungen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft 1921, Nr. 1.) Die Ursache der Krebspest ist nach Schikora eine Saprolegnie: Aphanomyces j\Iagnusii, nicht, wie Hof er irrtümlich annahm, eine Bakterie. Der Verlust, den die Seuche der deutschen Fischerei brachte, ist jährlich auf etwa 40 — 100 Millionen Mark ein- zuschätzen. Nachdem der Hofersche Bazillus sich als harmlose Wasserbakterie herausgestellt hat, die überall vorkommt, auch da, wo die Krebse gesund bleiben, kann die Seuchenbekämpfung jetzt neue Wege einschlagen, die hoffentlich bald zu gutem Erfolg führen. Die Zubereitung der Krebse ge- schieht nach Seh. am besten so, daß man sie mit einer weichen Bürste bürstet und unverletzt ins Wasser schüttet, das mit viel Salz und Kümmel und einer Rinde Schwarzbrot versetzt zum Wellen gebracht und so 13 Minuten belassen wird. Dann 72 ^^d. lang an einer warmen Herdstelle weiter ziehen lassen, mit Butter und Petersilie versetzen und dann mit der Brühe genießen, unter Mitverwendung von frischer Butter. (Nachrichten aus dem Klub der Landwirte Nr. 634, 1920.) • Zum Regenwurm vorkoinmeu auf Wiesen bringt die Illustr. Landw.-Ztg. 103/4, 1920 interessante An- gaben. 1 Morgen mit Zuckerfabrikabwässern versorgte Wiesenfläche ergab ca. 10 Zentner Regenwurmmasse — 200000 Würmer; 200 Stück wiegen 1 Pfund. Im Sandboden gehen die Würmer bis 8 Fuß tief. Auf einer 1 Morgen großen Koppel ernährt sich eine 10 Zentner schwere Viehmasse. Während diese aber der Wiese Nährstoffe wegnimmt, bleiben die von den Regenwürmem beanspruchten erhalten. Der Regenwurm ist also eines der wichtigsten landwirtschaftlichen Nutztiere. Er wäre wächtig, die Wirkung der für die Entseuchung der Wiesen -von Lungenwürmern zur Verwendung kommende Düngung auf den Regen- vmrm festzustellen. ' 226 Kleine Mitteilungen Holzspiritiisgc wiiiii uii^ Aus 100 kg Holztrockensubstanz kann man unter Anwendung von Säure, Wärme und Druck etwa 6 kg Alkohol, dem etwas Methylalkohol bei- gemischt, erhalten. Nach Pringsheim ist die einzige nach dem Friedens- schluß noch in Betrieb befindliche Holzspiritusfabrik nur deshalb in der Lage, noch weiter zu arbeiten, weil das Monopolamt den Holzspiritus zum Aus- landsspritpreis bezahlen kann. Reis- und Maisverarbeituiig bietet demnächst die einzige Möglichkeit, dem Gärungsgewerbe über den Ge- treidemangel hinwegzuhelfen. Für das Brauereigewerbe hat W. Windisch in Woch. f. Brauerei Nr. 3, 1921, die Richtlinien für die einzuschlagenden Verfahren näher auseinandergesetzt. Auch zur Viehfütterung wird Mais mehr herangezogen werden. Erecky macht darauf aufmerksam, daß man nicht Kalkzusatz zum Futter unterlasse, da im Getreide nur 7io ^^^ Kalkmenge enthalten sei, die zum Aufbau des Knochensystems nötig. Häufigere Knochenbrüche und verkümmertes Wachs- tum seien die Folge ungenügender Kalkgaben. Harnstoff' als Futterbeigabe befürwortet Völtz; er hat in längeren Versuchsreihen festgestellt, daß 1 kg Harnstoff 9 — 17 kg höheren Milchertrag gebe. Bakterien im Pansen usw. verarbeiten den Harnstoff zunächst und vermehren sich lebhaft, um später vom Darm wieder ausgesogen zu werden. Harnstoff wird künstlich her- gestellt und als „Basfurol" in den Handel gebracht. Die Verwendung von Hefen zum Nachweis und zur Trennung von Zuckerarten ist schon seit Aufkommen der Reinkultur in Betracht gezogen worden. Nunmehr hat Dr. A. W. van der Haar ein Buch herausgegeben: „An- leitung zum Nachweis, zur Trennung und Bestimmung der reinen und aus Glukosiden usw. erhaltenen Monosaccharide und Aldehj^dsäuren (1-Arabinose, d-Xylose, 1-Rhamnose, Fukose, d-Glukose, d-Mannose, d-Galaktose, d-Fruktose, d-Glukuronsäure, d-Galakturonsäure und Aldehydschleimsäure)", in welchem er frühere Forschungen und zahlreiche eigene Untersuchungen zusammenfaßt, und einen Analysengang in Vorschlag bringt, nach dem leicht gearbeitet werden kann. Verfasser hat auch die zu den Untersuchungen erforderlichen Hefen genauer beschrieben und dafür gesorgt, daß sie jederzeit leicht er- hältlich sind und zwar vom Institut für Gärungsgewerbe Abtlg. Prof. Lindner. — Das Laboratorium für technische Botanik (Prof. Dr. G. van Iterson), Poortlandlaan, Delft, gibt die Laktosehefe nach Kluyver nur für Holland ab. Außer dieser kommt noch Sacch. cerevisiae, Torula dattila und gewöhnliche Preß- oder Bäckerhefe in Betracht. Das Buch ist 340 Seiten stark im Ver- Kleine Mitteilungen 227 lag Gebrüder Borntraeger, Berlin, erschienen. Es zeugt von einer erstaun- lichen Belesenheit in der Fachliteratur und macht einen überaus zuverlässigen Eindruck. Eine botanische Zentralstelle für Nutzpflanzen am botanischen Garten und Museum zu Berlin-Dahlem ist eröffnet worden. Aufgabe ist die Schaffung aller Bedingungen, um ein sicheres Bestimmen wichtiger Nutzpflanzen zu ermöglichen und um die Unterschiede in den Sorten nach Gehalt an wirksamen Bestandteilen, sowie nach der Vegetations- dauer und geeignetem Standort zu ermitteln. Man hat ein Archiv angelegt nebst einem umfangreichen Zettelkatalog, weiter Versuchsfelder in der Ebene und im Riesengebirge. Bei der Sojabohne hat man schon frühreifende, bei uns also kultivier- bare Sorten, festgestellt. Es wäre also möglich, die Bereitung von Sojasauce u. dgl. im Lande selbst vorzunehmen. Besonders soll eine zweckmäßige Besiedlung unserer Ödländereien mit Nutzpflanzen angestrebt werden. Herr Prof. Dr. Graebner und Prof. Dr. Gilg sind Geschäftsführer der Zentralstelle. (Angew. Botanik, Bd. U, Heft 9 u. 10.) Geheimrat F. Haber über „Wissenschaft und Wirtschaft" Haber, der durch seine wissenschaftlichen Forschungen Deutschland unabhängig vom Chilesalpeter gemacht hat, hat vor einiger Zeit Gelegenheit genommen, die wirtschaftlichen Kreise auf die Notwendigkeit einer engeren Fühlungnahme mit der Wissenschaft hinzuweisen. Er meint, das Verhältnis der beiden erinnere an das Verhältnis der Menschen zur Religion. Der eine hat den festen Glauben, der andere lebt und stirbt als Heide. Zwischen beiden steht ein Kreis von Menschen, die lassen in freundlichen Tagen den lieben Herrgott einen guten Mann sein, wenn aber schwere Stunden kommen, dann fangen sie sachte an zu beten in der Hoffnung, daß ihnen geholfen werde. So gibt es Wirtschaftskreise, die ganz und gar von Wissenschaft durchtränkt sind und die ihren Erfolg in der Welt auf den engsten Zu- sammenhang mit der Wissenschaft begründet haben. Es gibt andere, die an ein gutes Rezept und an einen tüchtigen Werkmeister glauben, der Wissen- schaft aber fremd gegenüberstehen. Und dazwischen ist eine Gruppe, deren Einstellung schwankend ist. In guten Zeiten sehen sie in der Wissenschaft einen Schmuck, aber kein Bedürfnis, in schlechten Zeiten sind sie geneigt, ein Opfer für die Wissenschaft zu bringen, aber unter der Bedingung, daß sie ein Wunder tut und durch eine Erfindung schleunig über die Schwierig- keiten hinweghilft, unter denen sie gerade leiden. (Nach der Chemischen Umschau Nr. 23, 1920.) Zur Ungeziefervertilgung Von der Gräfl. W. v. K. sehen Fideikommiß Verwaltung wird uns ge- schrieben: „Zur Vertilgung von Mäusen, Kaninchen und Schaben wurden 228 Kleine Mitteilungen in dem Garten und im Haushalt des Dominiums T. Kulturen von beigefügten drei Proben ausgelegt, welche mit 11,20 M. pro Gramm von selten des Kammerjägers berechnet wurden. Der Zeitaufwand für diese Auslegung betrug etwa 2 Stunden und die Rechnung nicht weniger als 2116 M." Kann es ein einträglicheres Geschäft geben, als sich einige Röhrchen vom Mäusetyphusbazillus oder dgl. zu kaufen, von denen ein jedes nur wenige Mark kostet, diese mit möglichst viel Brot zu vermischen und dann pro Gramm dieses Gemisches 11 Mark zu fordern? Ist es da nicht einfacher, die Landwirte, Brauer oder Mälzer, die über Ungeziefer zu klagen haben, besorgen das Mischen und Verlegen in die Löcher selber und verfolgen dann die Wirkung? Die solche Mittel abgebenden Firmen geben ja zumeist sehr genaue Gebrauchsanweisungen und außerdem noch allgemein belehrende Angaben über die Schädlinge. Aus einer solchen kleinen Broschüre, die von Plumhoff von der Firma Attila Berlin W 62 herausgegeben ist, entnehmen wir hier die Angabe, daß 5 Ratten oder 50 Mäuse so viel fressen, wie ein aus- gewachsener Mensch zu seiner Ernährung braucht. Londoner Blätter schätzten den Schaden durch Ratten auf 40 Millionen Pfund r= 800 Mill. M. pro Jahr. In einer Mälzerei wurde nach einer langen Trockenperiode beobachtet, daß beim ersten nur schwach einsetzenden Regen hunderte von Ratten und Mäusen auf das Dach kletterten und die Regentropfen gierig aufleckten. In einer Berliner Mälzerei hatten durstige Ratten ein dickes Bleirohr der Wasserleitung angeknappert, bis es durch war; eine große Überschwem- mung der betreffenden Räumlichkeiten war die Folge. Das Bleirohr ist der Schausammlung des Instituts für Gärungsgewerbe übergeben worden und zeigt tausende von kleinen Schürfstellen, in die sich die Zähne eingegraben haben. Der Umstand, daß der Angriff auf eine Stelle konzentriert wurde, läßt auf die große Schlauheit der Ratten schließen. Woher wußten sie, daß, wo etwas rauscht, auch Wasser vorhanden sein müsse? Auf einem Dorfkirchhof in Dänemark hat Plumhoff beobachtet, daß spätestens 3 — 4 Tage nach jeder Beerdigung die Ratten das Grab in Angriff nahmen und sich bis zur Leiche durchwühlten. Blausäurederivate zur Schädlingsbekämpfung Seit 2^/2 Jahren sind in Deutschland etwa 2^/, Millionen Kubikmeter Raum mit Blausäure durchgast worden. Trotz des durchschlagenden Erfolges ist doch der schwache Geruch der Blausäure mitunter verhängnisvoll gewesen. Schweflige Säure macht sich eher der Nase bemerklich, die aus ihr durch Autoxydation entstehende Schwefelsäure zerfrißt aber zu sehr die Gewebe. Flury und Hase prüften nun Zyan Verbindungen , die durch starke lokale Reizwirkungen auf die Schleimhäute sich leicht bemerklich machen. Unter ihnen hat sich der technische Zyankohlensäuremethylester „Cyklon" als be- Kleine Mitteilungen 229 sonders geeigneter Ersatz für Blausäure erwiesen; er ist ein Gemisch aus der Methyl- und Äthylverbindung, das von der Darstellung her einen Gehalt von etwa 10 °/o des stark lokal reizenden Chlorkohlensäureesters besitzt. Das Präparat enthält durchschnittlich 30^0 Blausäure. Getreidekörner behalten unter der Einwirkung des „Cyklon" ihre Keim- kraft, grüne Pflanzen werden abgetötet. Kornkäfer erweisen sich wider- standsfähig, Wanzen, Schaben, Mehlkäfer dagegen nicht. (Münchener medi- zinische Wochenschr. 1920, Nr. 27, S. 779.) Referate Dem Chemischen Zentralblatt entnommen (z. T. gekürzt). Referenten: Bloch, Borinski, Fourobert, Guggenheim, Hartogh, Jung, Kempe, Laufmann, Mai, Manz, Rammstedt, Richter, Rühle, Schönfeld, Spiegel, Steiner, Süvern, Volhard Alb. Klöcker. Untersucliungeii über die Uärung^sorganismeii. IV. Bei- trag zur Kenntnis des Assimilationsvermögens von zwölf Hefe- arten gegenüber vier Zuckern. (III, vgl. C. r. du Lab. Carlsberg 11, 297; C. 1917, H, 408.) C. r. du Lab. Carlsberg 14, Nr. 7, 40 SS. März 1919. [Dez. 1917.] Lab. von Carlsberg. Sep. v. Vf.] Die Versuche wurden meist im Dunkeln hei 25 •^ ausgeführt, die Assi- milation durch Zählung der Zellen in der Volumeinheit festgestellt. Sclividerig- keiten, die zuweilen das Ergebnis unsicher machen, entstehen durch den N-Gehalt der Materialien. So wurden im dest. Wasser 0,15 g N pro Liter gefunden, im KH2PO4 0,067oo» ^^ reinster Laktose 0,025"/oo, in der reinen Laktose des Handels 0,191 7oo5 i^ Maltose 0,14 und nach Umkristallisieren 0,02 °/qq. Ferner kann auch der geringe Gehalt an Nährstoffen im Innern der Zellen zur Zeit der Aussaat schon zu einer geringen Vermehrung führen. — Sowohl die Vermehrung wie die Assimilation hängen stark von der benutzten N- Quelle ab, die daher immer angegeben werden muß. Es kommt vor, daß eine Hefenart einen Zucker zu assimilieren vermag, den sie nicht vergärt. Keine der bisher untersuchten Arten war imstande, den atmosphärischen N zu assimilieren. . Spiegel. Emil Abderhalden. Weitere Studien über den Einflnß von aus Hefe ge- wonnenen Stott'en auf die Vergärung von Kohlenliydraten durch Hefe. .Fermentforschung .3, 44—70. 23. 10. [6. 5.] 1919. Halle a. S., Physiol. Inst, d. Univ. Der Einfluß des Hefeextraktes läßt sich auch dadurch nachweisen, daß in Versuchen, bei denen die gleiche Menge Hefe mit gleichviel Kohlenhydrat 230 Referate ang'esetzt und immer, wenn die Entwicklung von CO^ stark abnahm, neuer Zucker zugefügt wurde, bis nach weiterem Zusatz die Gärung nicht mehr wesentlich in Gang kam, bei Zusatz von alkoh. Hefeextrakt viel mehr Zucker als sonst vergoren wurde. Dabei wird zugleich die Gärung außerordentlich beschleunigt, im allgemeinen beträchtlich mehr als durch Fruktosediphosphor- säure. Die Hefezellen zeigen dabei lebhaftere Sprossungserscheinungen ; aber ihre dadurch bekundete lebhaftere Tätigkeit genügt allein nicht zur Erkläi-ung der Wirkung des Hefeextraktes, da auch bei Anwendung von Macerations- säften und von Trockenhefe die beschleunigende Wirkung sich neuerdings wieder erweisen ließ. Spiegel. Hans Euler und Olof Svanberg. Über einig:e Yersuclie zur Temperatur- aiipassuitg vou Hefezellen. (Vorläufige Mitteilung.) Fermentforschung 3, 75—80, 23. 10. [21. 7.] 1919. Stockholm, Biochem. Lab. der Hochschule. Nach einer Übersicht über die bisher vorliegende Literatur wird kurz über die bei Saccharomyces thermantitonum in einem Zeitraum von 15 Jahren beobachtete Änderung der optimalen Temperaturbedingungen (vgl. Euler u. Laurin, Biochem. Ztschr. 97, 155; C. 1919, III, 1067) berichtet, ferner über Anpassungsversuche mit einer Reinkultur von Frohberg-Unterhefe. Bei diesen wurden Kulturen in Hefenwasser mit Rohrzucker zunächst 10 — 14 Tage bei Temperaturen von 18, 30, 32 u. 35 '^ gehalten, dann zu Überimpfungen bei 32" benutzt. Dabei zeigte sich, daß die vorherige Behandlung bei gleicher Temperatur nicht zu einer Vergrößerung der Zellenvermehrung führte. Die Versuche sollen mit längeren Anpassungszeiten und niedrigeren Temperaturen fortgesetzt werden. Spiegel. Henry Carlot und Charles Richet. Erblichkeit, Anpassung: und Yer- änderlichkeit bei der Milchsäureg^ärung. Ann. Inst. Pasteur 33, 575 bis 616. Sept. 1919. Die bereits in mehreren Mitteilungen geschilderten Versuchsergebnisse werden unter eingehender Schilderung der Versuchstechnik zusammengefaßt. Die beobachteten Unregelmäßigkeiten des Wachstums können nicht physi- kalischen oder chemischen Ursachen zugeschrieben werden, sondern wahr- scheinlich einer verschiedenen Widerstandsfähigkeit der einzelnen Mikroben in derselben Kultur gegen toxische Einflüsse, einer Widerstandsfähigkeit, die in engem Zusammenhange mit den Anpassungserscheinungen steht. In einer Nährlösung, die mit einem zum ersten Mal auf das JMilchsäureferment ein- wirkenden „unregelmäßigen" Antiseptikum versetzt ist, wächst jenes in sehr unregelmäßiger Weise, während eine an dieses Giftmedium lange gewöhnte Rasse darin nur kleine Abw^eichungen vom Mittelwerte zeigt, vergleichbar denjenigen, die bei einem Vergleichsferment bei Züchtung auf normalem Nährboden auftreten. Spiegel. Referate 231 Werner Bab. Beitrag: zu den Augenstörungen durch Methylalkohol- vergiftung. Berl. klin. Wchschr. 56, 995—96, 20. 10. 1919. Berlin, Klinik und Poliklinik des Herrn Geheimrat Prof. Dr. Sil ex. Borinski. Beschreibung dreier Fälle von Methylalkoholvergiftung, die zu schweren Augenschädigungen führten. R. Lehmann. Caragheen als Nährboden für Bakterien und Pilze an Stelle von Agar. Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk. ü. Abt., 49, 425 bis 426, 22. 10. 1919. Bonn-Poppelsdorf, Pflanzenschutzstelle an d. Land- wirtschaftl. Akademie. Eine klare Gallerte erzielt man, wenn man 5 g Caragheen in 100 g destilliertem Wasser ^2 — ^ Stunde unter Umrühren bis zum Sieden erhitzt, nach Ersatz des verdampften Wassers und nochmaligem Erhitzen im Dampf- topf durch ein gewöhnliches Filter oder durch Watte filtriert. Bequemer und in bezug auf Ausbeute besser ist es, einen 1- bis 27oigen Auszug in gleicher Weise herzustellen und ihn einzudampfen, bis eine Probe beim Er- kalten die gewünschte feste Gallerte liefert. Schon ohne Zusatz von Nähr- lösung vermochte die Gallerte durch Luftinfektion angeflogene Bakterien und Pilzkeime zu regem Wachstum zu bringen. Parasitische wie saprophy- tische Pilze, Mucoraceen, Fusarium- und Gloeosporiumarten zeigten lebhafte Entwicklung ohne Verflüssigung des Nährbodens. Spiegel. Rudolf Lieske. Zur Ernährungsphysiologie der Eisenbakterien. Zentral- blatt f. Bakter. u. Parasitenk. II. Abt., 49, 413—25, 1 Tafel, 22. 10. 1919. Heidelberg. Wie Versuche mit Leptothrix ochracea zeigen, ist die Eisen- oder Mangan- speicherung für die Ernährung der Eisenbakterien nicht so bedeutungslos wie Molisch annahm. In einer genügend verdünnten Abkochung alter Blätter zeigte Leptothrix kein merkliches Wachstum, wenn Mn und Fe fehlten, aber lebhafte Entwicklung, sobald Gelegenheit zur Speicherung . dieser Metalle gegeben wurde. Verfasser nimmt an, daß die Metallspeiche- rung die Energiequelle darstellt, die eine Assimilation des sonst nicht ver- wertbaren C der Blätterabkochung ermöglicht. — ■ Für die Kultur des Organis- mus ist ein Nährboden von 10 g Agar und Manganazetat in 1000 ccm de- stilliertem Wasser sehr geeignet. Für die Mn-Speicherung scheint der katalytische Einfluß von schon ausgefälltem Mn erforderlich. Gutes Wachs- tum wurde auch in einer Nährlösung beobachtet, die von C -Verbindungen nur anorganische Karbonate enthält. Dabei ist, besonders für die Speicherung von Mn, die COg der Luft von Bedeutung, ebenso bei den Kulturen im Blätterdekokt. Diese Beobachtungen und solche über das natürliche Ver- halten der Leptothrix machen direkte Assimilation von freier CO2 wahr- scheinlich. ■ Spiegel. Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIU. j^g 232 Referate Heinrich Zikes. Über den Einfluß der Temperatur auf verschiedene Funktionen der Hefe. 1. Teil. Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk. n. Abt., 49, 353—73, 22. 10. 1919. Wien, Pflanzenphysiol. Inst. d. Univ. [n. Folge, Nr. 124].) Verfasser beabsichtigt, nach der ihm zugänglichen Literatur und eigenen Untersuchungen ein übersichtliches Bild über die oben genannten Beziehungen zu geben. In der vorliegenden ersten Mitteilung werden die Einflüsse auf folgende Funktionen behandelt: 1. Vegetatives Wachstum, Sproß- vermögen und Generationsdauer; dabei zeigten alle vom Verfasser untersuchten Hefen eine Anpassung an jene Temperaturen, bei denen sie vorher gezüchtet wurden, bei im übrigen wechselnder Temperaturempfindlichkeit. Kalthefen zeigen bessere Anpassung an höhere Temperaturen, als Warmhefen an niedere. — 2. Sporenbildung. Hierfür liegen die Minima durchschnitt- lich um 3—4° höher, als diejenigen für die Sprossung, während die Maxima größere Unterschiede aufweisen: nur Zygosaccharomyces Barkeri, bei dem die Minima der Sprossung und der Sporenbildung abnorm hoch liegen, hat beide, und ebenso die Maxima, auf gleicher Temperaturhöhe. Die Optima liegen allgemein den Maximaltemperaturen bedeutend näher als den Mindest- temperaturen. Bei zwei Hefearten, einer wilden Hefe und der Hefe Johannis- berg II wurde festgestellt, daß vorherige kalte Züchtung unter sonst gleichen Umständen leichtere und raschere Sporulation bedingt, als warme. — 3. Hautbildung. Die IMindesttemperatur hierfür liegt bei allen untersuchten Hefen bei ca. 6°, die Höchsttemperatur über 30°, bei einigen ziemlich be- deutend darüber, so bilden Mycoderma cerevisiae und Monilia Candida noch bei 37° Häute, letztere bei 42°, bei welcher Temperatur sie noch gedeiht, nicht mehr. Einige Arten zeigten bei 25°, andere bei 30° stärkere Haut- bildung. — 4. Fettbildung wurde auf Würzeagar -f- 2°/^ Maltose an Sacch. Frohberg, Mycoderma cerevisiae, Chalara Mycoderma, Torula alba und Willia anomala verfolgt mit dem Ergebnis, daß sie bei Temperaturea unter 12 bis 15° in sehr geringem Maße und erst nach längerer Zeit eintritt, bei 20 bis 30° kräftiger und schneller. Zuweilen wurde beobachtet, anscheinend häufiger bei niederen Temperaturen, daß, nachdem sich bereits größere Granula durch Fusionierung kleinerer gebildet haben, noch nachträglich weitere kleinere Granula entstehen. — 5. Glykogenbildung. Bei zwei Brauereiunterhefen fand Verfasser bei 25° früheres Auftreten aber auch früheres Verschwinden des Glykogens als bei 8°. Eingehender wurden die Verhältnisse bei den unter 4. genannten Arten untersucht. Mycoderma, Torula und Willia zeigten nur sehr schwache Befähigung zur Bildung von Glykogen. Die Frohberghefe bildete es bei 30° bereits nach 24 Stunden reichlich, bei 20° erst nach 4 Tagen in stärkerem Grade, bei 10 und 37° in geringerem. Bei Chalara scheint die Temperatur von geringerer Bedeutung zu sein. Spiegel. Referate 233 F. W. J. Boekhout und J. J. Ott de Vries. Aroiiiabildner bei der Rahui- säuerung. Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk. n. Abt., 49, 373—82, 22. 10. 1919. Hoorn [Holland], Landwirtschaftl. Vers.-Stat., Bakteriol. Abt. Während die Verfa.sser den bisher beschriebenen Aromabildnern für die Butterbereitung nur sporadische Bedeutung zuschreiben, glauben sie, solche von allgemeinerer Bedeutung in diplo-, bezw. streptokokkenförmigen Bakterien gefunden zu haben, die sich aus gutem Säurewecker auf Molkengelatine, und zwar aus säurebildenden Kolonien, isolieren lassen. Diese Bakterien, die Kolonien von recht verschiedenem Aussehen und Umfang geben, vermögen für sich in Milch kein Aroma zu bilden, wohl aber in Gemeinschaft mit guten Milchsäurefermenten, und zwar erzeugen diese die Aromastoffe aus den durch jene erzeugten Umwandlungsprodukten, wahrscheinlich denen der Eiweißstoffe. Von nachweisbaren chemischen Leistungen der neuen Bakterien steht in erster Linie die Spaltung von Milchzucker, durch ein Enzym, allem Anschein nach ein Endoenzym, bewirkt. Ferner erfolgt eine geringe Vermehrung der Säure infolge Bildung von Essigsäure. Milchkulturen, die wenigstens einen Monat bei 30'' gestanden haben, zeigen bei einigen Stämmen nach 10 — 60 Min. langem Erhitzen auf 100 '^ Gerinnung, ohne daß hierfür der Säuregehalt oder eine Veränderung im Gehalte an löslichem Ca ver- antwortlich gemacht werden kann. — Nicht jeder Stamm der „Aromabildner" vermag mit jedem Milchsäureferment gut zusammenzuwirken. Die gemein- same Tätigkeit beider führt auch zu vermehrter Bildung von flüchtiger Säure (Essigsäure) über die Summierung der beiderseitigen Leistungen hinaus, weiterhin zu einem beträchtlichen Rückgang dieses Gehaltes. Spiegel. Chr. Bartliel und E. Sandberg. Weitere Versuche über das Kasein spaltende Vermögen von zur Gruppe Streptococcus lactis gehörenden Milchsäurebakterien. Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk. U. Abt., 49, 892-^12, 22. 10. 1919. Experimentalfäliet bei Stockholm, Zentralanst. f. Landwirtschaftl. Vers.-Wesen, Bakteriol. Abtlg. Das Kaseinspaltungs vermögen in Kreidemilch kulturen wurde für 22 neue, aus Milch und Säureweckern isolierte Laktokokkenstämme in zwei Mo- naten zu 0 — 23,21 o/q (des Gesamt-N) an löslichem N gefunden. Aus einer und derselben Milchprobe konnten vier Stämme von verschiedenem Spaltung^- vermögen isoliert werden. Während das Spaltungsvermögen in Milch ohne Kreidezusatz in fünf Monaten fast vollständig verloren ging, ergab sich in der gleichen Zeit in Kreidemilch nur eine unbedeutende Verminderung. Der Spaltungsgrad ist unabhängig von der Konzentration. Ein Laktokokken- stamm, der an sich kein nennenswertes Kaseinspaltungsvermögen besitzt, vermag nicht nur, wie schon Orla-Jensen gezeigt hat, die proteolytische Tätigkeit des Labs erheblich zu steigern, sondern auch im Verein mit ihm eine kräftige Bildung von Aminosäuren zu bewirken. Wie besondere Ver- 16* 234 Referate suche zeigten, bewirken die Laktokokken für sich die weitere Zersetzung der durch das Lab gebildeten Spaltungsprodukte. Käse, der durch Fällung mit Alaun unter möglichst aseptischen Verhältnissen und Waschen in Molken, dann durch Impfung mit Reinkulturen von Laktokokken hergestellt wurde, zeigte nach zwei Monaten bei Zimmertemperatur deutliche Zeichen von Reife mit nicht unbedeutender und für die Laktokokken charakteristischer Kasein- spaltung und in zwei von drei Fällen (beim dritten war die Kasein Spaltung unbedeutend) dieselbe H'-Konzentration, die van Dam in frischem Edamer und Allemann in frischem Emmenthaler Käse gefunden haben. Spiegel. E. Teichiiianii und A. Andres. Calandra g^ranaria L. und Calandra oryzae L. als Gretreij^eschädlinge. Ztschr. f. angew. Entomologie 6, l._24. Sept. 1919. Frankfurt, Biolog. Abt. d. hyg. Inst. d. Univ. Die beiden Käferarten (Korn- bezw. Reiskäfer) richten unter lagern- dem Getreide großen Schaden an. Verfasser behandelt im 1. Teil seiner Ab- handlung die Biologie, im 2. Teil die Bekämpfung der Käfer. Biologische Bekämpfungsmethoden durch Infektion mit Milben und anderen Schmarotzern kommen dabei nicht in Betracht, da sie für die menschliche Ernährung ge- sundheitliche Nachteile in sich schließen. Häufiges Lüften und trockenes Lagern hat sich als vorteilhaft erwiesen, da der Käfer Ruhestörung nicht liebt; von chemischen Mitteln (CSg, CgHg-NHa, HCN) hat sich nur die Blau- säure als sicher wirksam erwiesen, eine Erfahrung, die übrigens von anderen Autoren nicht in dem Umfange bestätigt wird. Volhard. F. Burkliardt. Zur Biologie der Mehlmotte (Ephestia Kuehniella Zeller). Ztschr. f. angew. Entomologie 6, 25.— 30. Sept. 1919. Berlin, Zool. Inst. d. Landw. Hochschule. Die Mehlmotte ist ein häufig beobachteter Schädling, dessen wirtschaft- liche Bedeutung und Biologie vom Verfasser eingehend skizziert wird. Die natürlichen Feinde der Mehlmotte sind unter den Schlupfwespen und den Milben zu erMicken; biologische Bekämpfung hat sich aber bis jetzt noch nicht mit nennenswertem Erfolg durchführen lassen. Schweflige Säure hat sich zwar als wirksames Bekämpfungsmittel erwiesen, doch wird durch Schwefeln erstens vermehrte Feuersgefahr bedingt, zweitens werden durch die schweflige Säure die Maschinenteile stark angegriffen, außerdem Getreide- und Mehl in Keim-, bezw. Backfähigkeit beeinträchtigt. Somit ist man auch bei Be- kämpfung dieses Schädlings in erster Linie auf die Anwendung von HCN- Dämpfen angewiesen, die zwar sicher zum Ziele führt, aber auch gefährlich ist, A. d'Augremond. Untersuchungen über das Abtöten von Lasioderma serricorne Fabr. im Tabak durch Hitze und durch Benzin. Mitt. d. Versuchsstation f. Vorstenlandschen Tabak Nr. 36, 1. — 28. Sept. 25. 10. [April] 1919. Klaten. Diese Versuche wurden angestellt, als während des Krieges auf Java Schwefelkohlenstoff zum Abtöten der Schädlinge in den Ballen geernteten Referate 235 Tabaks knapp wurde. Sie ergaben: Der Wärmegrad von 50" tötet in 3 Stdn. die Lasiodermalarven sicher, nach 5 Stdn. auch die Eier. Um auch das Innere der Ballen zu desinfizieren, ist es angebracht, die Raumtemperatur auf 55 — 60*^ zu bringen. Eine Dosis von 1^/., 1 Benzin auf den cbm ver- nichtet in 4 X 24 Stdn. alle Lasiodermakäfer, -larven und -eier. Zur An- wendung der Wärmedesinfektion müssen die Räume gut hergerichtet sein. Die Benzindesinfektion wirkt sehr gut, ist aber für normale Zeiten zu teuer. Hartogh. .Haselhoff, E. Wasser und Abwässer. Ihre Zusammensetzung, Be- urteilung und Untersuchung. 2. Aufl., Berlin 1919, 12. König, J. Chemie der menschlichen Nahrungs- und Genußmittel. 4., voll- ständig umgearbeitete Auflage. (3 Bände.) Bd. I: Chemische Zusammen- setzung der menschlichen Nahrungs- u. Genußmittel. Nachtrag, bearbeitet von J. Großfeld, A. Splittgerber und W. Sutthoff. (2 Teile.) A. Zu- sammensetzung der tierischen Nahrungs- und Genußmittel. Berlin 1919. Das Lebensmittelgewerbe. Handbuch für Nahrungsmittelchemiker, Apotheker, Arzte, Tierärzte usw. Unter Mitwirkung von K. Baier, A. Günther u. a. herausgegebei^ von K. v. Buchka. Band IV (Milch u. Milcherzeugnisse; Süßstoffe; Bier). Leipzig 1914. XII u. 412 Seiten mit Figuren. Das jetzt vollständige Werk, 4 Bände, 1914—1919. 910, 761, 718 und 424 Seiten mit Figuren. Pringsheim, H. Die Polysaccharide. Berlin 1919. 8. V u. 108 Seiten. Spitta. Weitere Untersuchungen über Wasserfilter. (Vgl. Arbeiten Kais. Gesundh.-Amt 50, 263; C. 1916, I, 689.) Arbeiten Kais. Ges.-Amt 51, 577 — 82. August 1919; Separate vom Verfasser. Es wird über Erfahrungen berichtet, die bei der Untersuchung eines von den Seitz-Werken in Kreuznach konstruierten Wasserentkeimungsfilters gemacht worden sind. Die Filterschichten bestehen, abgesehen von ihrem Überzug, hauptsächlich aus Zellulosefassern, denen Kieselsäure und vielleicht auch etwas Asbest beigemengt ist. Bei der Verbrennung hinterließ das Ge- webe 33,6 7o Asche. Die Prüfung der Filter ergab, daß von den dem Roh- wasser beigemischten spezifischen Bakterien (B. coli, B. prodigiosus) in keinem Falle mit den angewendeten Methoden nachweisbare Mengen in das Filtrat übergingen, daß aber andererseits das Filtrat auch nicht völlig steril war. Das Gewicht des Filters ist ziemlich erheblich. Das Filter kommt also nur dort in Betracht, wo Transportschwierigkeiten nicht bestehen. Borinski. W. Wedemann. Versuche mit dem Lobeckschen Biorisator. Arbeiten Reichs-Gesundh.-Amt 51, 397—459. August 1919. Das Prinzip des „Biorisator" genannten Milchentkeimers besteht darin, Milch unter Druck von etwa 3—4 Atmosphären mit Hilfe einer Düse in 236 Referate feinster Verteilung zu versprayen, in diesem Zustand auf etwa 15^ kurze Zeit, ungefähr 15 — 20 Sekunden lang, zu erhitzen und sofort wieder auf etwa 15*^ abzukühlen. Nach dieser Behandlung soll die Milch nach Angabe des Er- finders vollkommen die Eigenschaften, Reaktionen usw. einer Rohmilch behalten, d. h. Eiweißsubstanz, Fermente und Salze sollen unverändert sein; dagegen die vegetativen Bakterien, pathogene Keime, wie z. B. Cholera, Typhus, Enteritis, Coli com. usw. und Tuberkelbazillen sollen abgetötet, Sporenträger aber nicht vernichtet werden. Die Biorisierung der Milch bei 75*^ bietet also gewisse Vorteile, die durch die bisher angewendeten Ver- fahren zur Haltbarmachung und Entkeimung von Milch — Pasteurisierung — nicht erreichbar waren. Zurzeit ist eine Unterscheidung biorisierter Milch mit Hilfe der vorgeschriebenen Probe mit Guajaktinktur oder einer anderen leicht ausführbaren Probe von roher Milch bei bestehender Seuchengefahr nicht möglich. Borinski. W. Wiiidisch und Walther Dietrich. Die Beeinflussung der Gärung und des Hefelebens durch oberflächenaktive Stoffe. Wchschr, f. Brauerei, 36, 318. 1. 11. 1919. Berlin, Vers.- u. Lehranst. f. Brauerei. Nach den Versuchen der Verfasser rufen schon die geringsten Mengen oberflächenaktiver Stoffe eine Verzögerung der Gärung hervor. Durch Ver- änderung der Oberflächenspannung der Würzen durch Spuren (0,05 — 0,002%) kapillaraktiver Stoffe ist eine Veränderung der Gärgeschwindigkeit zu beob- achten. Es handelt sich besonders um höhere Alkohole, Amyl-, Hexyl-, Heptyl- und Oktylalkohol. W. Henneberg beobachtete bei Zusatz von oberflächenaktiven Stoffen an Hefen Formveränderungen und Fettbildung. Rammstedt. Anna Hopffe. Über einen bisher unbekannten, zelluloselösenden, im Yer- dauungstraktus vorkommenden Aspergillus, „Aspergillus cellulosae", seine Züchtung und seine Eigenschaften. Zentralblatt f. Bakter. u- Parasitenk., I. Abt., 83, 531—37. 31. 10. 1919. Dresden, Physiol. Inst. d. Tierärztl. Hochsch., Phys.-chem. Abt. Nachdem sich gezeigt hatte (Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk., I. Abt., 83, 374; C. 1919, IH, 830), daß die Zelluloseverdauer nicht unter den allgemein bekannten Darmbewohnern zu suchen sind, wurde mit Hilfe von Mannitnährböden nach neuen Organismen gesucht. Dabei auftretende Mischkolonien, deren Bestandteile sehr schwer zu trennen waren, zeigten sich schließlich zusammengesetzt aus einem Amylobakter, der Zellulose un- verändert läßt, und einem Schimmelpilz, der sie auffallend rasch und deutlich angreift. Dieser Pilz, dessen wesentliche Eigenschaften bereits in einer vor- läufigen Mitteilung (vgl. Ellenberger, Ztschr. f. physiol. Chem., 96, 236; C 1916, I, 1083) beschrieben sind, ähnelt am meisten dem Aspergillus niger, ist aber von ihm durch geringere Größe und das bei 35 — 37° liegende Wachs- Referate 237 tumsoptiraum unterschieden, daher als neue Art aufzufassen, die wegen der charakteristischen Einwirkung auf Zellulose den obigen Namen erhielt. Spiegel. A. Delemar. Die neuen Anwendungsarteu der Mucedincen in den land- wirtschaftlichen Gewerben. Chimie et Industrie, 2, 892 — 898, August 1919. Veranlaßt durch den Aufsatz von Baud (Chimie et Industrie, I, 699; C. 1919, IV, 322), der unrichtige Vorstellungen erwecken könnte, berichtet Verfasser auf Grund langjähriger Erfahrung über die wissenschaftliche und technische Entwicklung der Mucedineenverwertung. Da man dabei bis zu einer Zuckerausbeute von 97,5 "^/q der Theorie gelangt ist, wird in dieser Be- ziehung eine Verbesserung kaum noch zu erwarten sein. Vielmehr dürften Vervollkommnungen in der Richtung der Auffindung einer Mucorart liegen, die schneller die Verzuckerung bewirkt. Spiegel. Terein der Spiritus -Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Vorrichtung zum Niederschlagen des Schaumes von gärenden oder kochenden Flüssigkeiten (Würzen von Lufthefefabrikation, kochenden Zuckersäften, destillierenden Flüssigkeiten und dgl.) (D. R. P. 303801, Kl. 6a vom 20.8. 1916, ausgegeben 1. 11. 1919) unter Verwendung von Vasen zum Ansaugen des Schaumes und Prall- flächen, dadurch gekennzeichnet, daß der Schaum durch die Saugdüsen in einen Sammelbehälter befördert wird, dessen Wand als Prallfläche dient. — Der durch die Düsen angesaugte Schaum wird sofort in eine neutrale Zone entfernt und in dieser an der Prallwand zerstört. Mai. Yerein der Spiritus - Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der Preßhefefabrikation (D. R. P. 303251, Kl. 6a vom 16. 3. 1915, ausgegeben 24. 10. 1919; Zus.-Pat. zu Nr. 300663), dadurch gekennzeichnet, daß die bei der Gärung freiwerdenden mineralisch sauren Stoffe durch Zusatz von geeigneten alkalischen Mineralsalzen, z. B. von kohlensauren Salzen, neutralisiert werden. — Bei Verwendung von Melasse binden die basischen Stoffe der Melasse einen Teil der freien Säure. Die Neutralisation kann auch bei Vergärungen mit Mineralsalzzusatz stattfinden, wo keine Gewinnung von Hefe beabsichtigt ist. Mai. Yerein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. A'erfahren der Hefefabrikation ohne oder mit nur geringer Alkoholerzeugung (D. R. P. 303222, Kl. 6a vom 20. 3. 1915, ausgegeben 25. 10. 1919; Zus.-Pat. zu Nr. 300662), dadurch gekennzeichnet, daß zur Herstellung der Würze Zucker und Mineral- salze Verwendung finden. — Die Nährsalze werden in einer Menge an- gewendet, welche bis zur Hälfte des verwendeten Zuckers betragen kann. Bei Verwendung von Ammoniumsulfat als Stickstoffquelle läßt sich die 238 Referate schnelle Assimilation der zur Hefe tretenden Nährsalze an der überraschend starken Säuresteigung (freiwerdende Schwefelsäure) in der Züchtungsfläche erkennen, die durch Zusatz von Alkalien oder alkalischen Salzen beseitigt wird. Mai. Terein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. A'erfahren der Hefefabrikation ohne oder mit nur geringer Alkoholerzeugung (D. R. P. 304242, Kl. .6a vom 16. 4. 1915, ausgegeben 25. 10. 1919; Zus.-Pat. zu Nr. 303222; s. vorst. Ref.), dadurch gekennzeichnet, daß für die mineralische Ernährung der Hefe freie Alkalien oder deren kohlensaure Salze in Form einer kontinuierlich zulaufenden Lösung Verwendung finden, und daß während des Wachstums der Hefe eine schwach alkalische Reaktion in der Würze aufrecht erhalten wird. — Hierbei ist eine besondere Neutralisation der Würzen während der Gärung über- flüssig. Mai. Verein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der Preßhefefabrikation (D. R. P. 303252, Kl. 6 a vom 20. 8. 1915, ausgegeben 23. 10. 1919; Zus.-Pat. zu Nr. 300663), dadurch gekennzeichnet, daß das Kali in der Nährlösung durch Natron er- setzt wird. Die Triebkraft (Backfähigkeit) bei den Natronhefen entspricht derjenigen, welche für Backzwecke sehr gut geeignete Backhefen des Handels zeigen. Mai. Verein der Spiritus -Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der Hefefabrikation ohne oder mit nur geringer Alkoholerzeugung D. R. P. 304241, Kl. 6a vom 13. 4. 1915, ausgegeben 25. 10. 1919; Zus.-Pat. zu Nr. 303221, dadurch gekennzeichnet, daß von vornherein so viel Anstellhefe gegeben wird, als in der angestellten Flüssigkeitsmenge erzeugt werden kann. Mai. H. Müller-Thurgau und A. Osterwalder. Über die durch Bakterien ver- ursachte Zersetzung von Weinsäure und Glyzerin im Wein. Land- wirtschaft!. Jahrbuch d. Schweiz, 1919, Sep. v. Müller-Thurgau, 20. 10. 1919, 49 Seiten. Bei Beobachtung verschiedener schweizerischer Rotweine zeigten sich je nach den Temperaturverhältnissen einige Wochen oder erst einige Monate nach Abschluß des Äpfelsäureabbaues noch weitere Umsetzungen, bei denen zunächst eine starke Vermehrung der flüchtigen Säure eintrat; die Tätigkeit von Essigbakterien war durch Luftabschluß verhindert, und die Bildung von Essigsäure infolge Milchsäurestiches wegen Abwesenheit von Zucker aus- geschlossen. Regelmäßig trat dabei Entwicklung von COg ein. Solche Weine waren nicht typisch essigstichig. Ausnahmsweise trat bitterer Ge schmack auf. Häufig verblaßte die Weinfarbe etwas und ging in Braun über. Bei Luftzutritt steigerten sich diese Erscheinungen. Derart erkrankte Referate 239 Weine unterscheiden sich 1. in solche mit Weinsäureabbau und Glyzerin- zersetzung und 2. in solche mit Glyzerinzersetzung allein. Weine mit Weinsäureabbau allein wurden nicht gefunden. Bei den Weinen zu 1. nahm der Gehalt an nichtflüchtiger Säure ab, die Weinsäure verschwand ganz; die Milchsäure kann unverändert bleiben oder zu- oder abnehmen. Der Verlust an nichtflüchtiger Säure wird durch Bildung flüchtiger Säure mehr oder weniger ausgeglichen. Das Glyzerin wird nie ganz zersetzt; es blieb stets ein Rest von 2 — 3°/(,o. Der Extrakt ging zusammen mit der durch den Äpfelsäureabbau verursachten Abnahme bis auf etwa 12 g im Liter zurück. Die flüchtigen Säuren wurden nach Duclaux als Essigsäure oder als ein Gemisch solcher mit wenig Propionsäure nachgewiesen. Aus Weinen mit Weinsäure- und Glyzerinzersetzung wurden neben dem Bact. gracile (Äpfel- säureabbau) nach zwei Bakterien reingezüchtet, von denen das eine als Bact. tartarophthorum bezeichnete Weinsäure und Glyzerin energisch zersetzt, während das andere, das als eine Varietät des ersteren aufgefaßt und demnach als Bact. tartarophthorum var. a bezeichnet wird, auch zum Weinsäureabbau befähigt ist, Glycerin aber nur wenig angreift. In künstlichen Nährlösungen und in ^sterilisierten gesunden Weinen wurde von Reinkulturen dieser Bakterien Weinsäure unter Bildung von Essigsäure und CO2, Glycerin unter Bildung von Essigsäure, Propionsäure und Milchsäure zersetzt. Beide Bakterien sind Stäbchen, Dicke 0,8 — 1,0 ^u, ohne Eigen- bewegung und Sporen, fakultativ anaerob; sie bilden aus Lävulose Mannit, verzehren energisch Äpfelsäure und außerdem Weinsäure, im Unterschied von allen anderen, von Verfassern bis jetzt beschriebenen Weinbakterien. — Bei den Weinen zu 2. mit Glyzerinzersetzung allein zeigen sich ähnliche Ver- änderungen wie bei den Weinen zu 1. Der Alkoholgehalt der Weine wird durch beide Krankheiten nicht verändert. Da die Verfasser keinen Wein gefunden haben, der ausschließlich Weinsäureabbau zeigte, und da die Propionsäure nicht als Zersetzungsprodukt der Weinsäure, sondern des Glyzerins in den Wein gelangt, so ist die An- nahme von Duclaux, der noch die meisten französischen Forscher huldigen, wonach die „pousse" oder die „tourne" eine Weinkrankheit sein soll, bei der die Weinsäure in Essig- und Propionsäure zersetzt wird , unhaltbar. Unter „Umschlagen", „pousse" oder „tourne" werden verschiedene Krank- heiten und Fehler des Weins verstanden; um Unklarheiten zu vermeiden, schlagen die Verfasser vor, beide Weinkrankheiten nach den dabei auf- tretenden chemischen Vorgängen zu bezeichnen, und zwar die eine als „Wein- säureabbau und Glyzerinzersetzung", die andere als „Glyzerinzersetzung". Die Verfasser halten es nicht für richtig, daß das Bitterwerden eine Folge der Glyzerinzersetzung oder nach Voisenet der Bildung von Acrolein aus Glyzerin sei. Sehr hohe Gehalte an Säure und Gerbstoff scheinen auf diese Krankheiten hemmend zu wirken, höhere Temperaturen sie zu begünstigen. 240 Referate Kühle Lagerung, SOo durch Einbrennen, Zusatz von K-Metasulfit und etwa Pasteurisation sind geeignete Vorbeugeniaßnahmen, die aber bei den Weinen der Verfasser erst nach vollzogenem Äpfelsäureabbau angewendet werden sollen. • Rühle. Seligmann. Die Entlausung von Wohnungen in Berlin ungenügend. Der praktische Desinfektor 11, 74—75, Oktober 1919. Der Stadt Berlin war der Vorwurf gemacht worden, daß die zu ent- lausenden Wohnungen in Berlin nicht ausgegast, sondern mit Kresolwasser entseucht werden. (Vgl. Der praktische Desinfektor 11, 62.) Verfasser weist darauf hin, daß beide Arten der Entseuchung ihr Anwendungsgebiet haben. Auch in Berlin hat man eine Zeitlang die Wohnungen ausgegast. Die Er- fahrungen haben nicht zugunsten dieser Methode gesprochen. Die Erfolge mit der Kresolwasserdesinfektion, die mit einer Dampfdesinfektion der Kleider, Matratzen usw. verbunden ist, sind durchaus zufriedenstellend. Borinski. G. Bertrand, Brocq-Rousseau und Dassonviile. Vernichtung der Bettwanze (Cimex lectularius Mer.) durch Chlorpikrin. (Vgl. Bertrand, C. r. de l'Acad. des sciences 168, 742; C. 1919, HI. 294.) C. r. de l'Acad. des Sciences 169, 441—443, 1. 9. 1919.) Bei Verstäubung von 4 — 10 g Chlorpikrin pro Kubikmeter werden die Wanzen, frei oder in Betten befindlich, innerhalb einiger Stunden abgetötet. Für den Fall, daß nicht alle Eier zerstört sein sollten, wird eine Wieder- holung der Behandlung nach etwa 2 Wochen empfohlen. Spiegel. H. Will. Zur Kenntnis der Zusammensetzung des Faßgelägers von Dünn- bieren (Kriegsbieren). (Vergl. Ztschr. f. ges. Brauwesen 41, 181; C. 1918. n, 486.) Ztschr. f. ges. Brauwesen 42, 287—89, 18. 10. 295—97, 25. 10. 303 — 6, 1. 11. [Juni] 1919. München, Wissensch. Station f. Brauerei. Die Kenntnis der Zusammensetzung des Faßgelägers von Dünnbieren hat nicht nur allgemeines, sondern auch prakitsches Interesse, wenn es sich darum handelt, ob Dünnbierhefe Trüb und Geläger beigemischt wurde, und ob Bottichhefe oder Faßgeläger vorliegt. Im allgemeinen ist die Färbung der Dünnbierhefen und Dünnbierfaßgeläger kein scharfes Unterscheidungs- merkmal. Die scharfen Gegensätze der Zellen der wohlgenährten Bottich- hefe und der abgemagerten der Faßgeläger der hochprozentigen Biere finden sich bei den Dünnbieren zwischen den Zellen der Bottichhefen und denen der Faßgeläger nicht; bei beiden herrscht Hungerzustand, wenn auch in ver- schiedenem Grade (vgl. Will, Ztschr. f. ges. Brauwesen 40, 209), derselbe ist aber nicht so groß, daß er zur Beurteilung der Frage, ob Bottichhefe oder Faßgeläger vorliegt, eine sichere Grundlage bilden könnte. — Ein regel- mäßiger Bestandteil der Faßgeläger von Bieren höheren Stammwürzegehaltes sind Kristalle von Kalziumoxalat, und zwar gewöhnlich in größerer Anzahl als in der Bottichhefe. Auch in den Bottichhefen und in den Gelägern von Referate 241 ßproz. Bieren treten Kristalle von Kalziumoxalat noch auf, im allgemeinen aber wohl schon in geringerer Zahl. Die Menge des Oxalsäuren Kalkes scheint auch vom Gerstenjahrgang abhängig zu sein. Verfasser weist ferner . darauf hin, daß im Bier oxalsaurer Kalk gelöst sein kann, aber erst infolge besonderer Verhältnisse, z. B. durch scharfe Filtration, zur Ausscheidung gelangt und so dem Faßgeläger entgeht. Es ist auch möglich, daß in manchen Fällen oxalsaurer Kalk erst bei längerem Lagern des Bieres ausgeschieden wird, bei Faßgelägern von jüngeren Bieren also nicht in Erscheinung tritt; das Alter der Biere an sich kann nicht die Ursache sein. Aus der Unter- suchung von 30 Faßgelägern aus Dünnbier, 21 aus dunklen und 9 aus hellen, von Münchener und anderen bayerischen, sowie auch von einigen außer- bayerischen Brauereien ergab sich: 22 Proben, 16 aus dunklem und 6 aus hellem, 3 bis 10 Wochen altent Dünnbier, also 73,3 °/q, enthielten keine Kristalle; in den 8 Proben, in welchen sich das Salz in Kristallen, vor- herrschend in Quadratoktaedern, vorfand, war deren Häufigkeit sehr ver- schieden, es war auf einzelne Betriebe beschränkt, und zwar so, daß von Bieren gleicher Art die eine Probe sehr zahlreiche Kristalle enthielt, die andere nur Spuren, und daß zu anderen Zeiten entnommene Proben über- haupt keine Kristalle hatten. Aus den Untersuchungen geht hervor, daß oxalsaurer Kalk als Merkmal für Faßgeläger aus Dünnbier nicht gelten kann. Ein Zusammenhang zwischen der Art der Herstellung der Dünnbiere und dem Gehalt der Faßgeläger an Kristallen von Kalziumoxalat besteht nach den bisherigen Erfahrungen nicht, dagegen hat Verfasser die Kristalle bei schlecht verzuckerten Würzen und bei Bieren mit nicht normal abgebautem Eiweiß im Faßgeläger öfter beobachtet. Rammstedt. Hans Hürliinann. Über die alkoholarmen Biere der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Ztschr. f. ges. Brauwesen 42, 323 — 25. 15. 11. [15. 9.] 1919. New York. Es werden verschiedene Verfahren zur Fabrikation von sehr alkohol- armen Bieren, 0,5 bis 2,75% Alkohol, da sie seit dem 1. Juli 1919 in den Vereinigten Staaten infolge der „Wartime Prohibition" nicht stärker gebraut werden dürfen, bekannt gegeben. Meistens wird der Alkohol eines vergorenen Bieres, dessen Stammwürze 7 Balling entspricht, durch Eindampfen mit oder ohne Vakuum bis zur gesetzlichen Höchstgrenze entfernt. Um spätere Eiweiß- trübungen zu verhindern, wird sowohl mit Pepsin als auch mit Kochsalz gearbeitet, wenn eiweißreiche amerikanischeMalze verwendet wurden. Durch Verdünnen mit Wasser kommt man auf das Ausgangsquantum. Nach einem anderen Verfahren schränkt man die Gärung ein, auch begnügt man sich einfach mit dem Karbonisieren von gekauften Sirupen aus Mais. Geschmack- verbessernde Produktionen bestehen aus Milchsäure, meistens aber aus künst- lichen Aromastoffen. Rammstedt. 242 Referate W. Völtz. Säuert die erfrorenen Kartoffeln und Futterrüben ein, um sie vor dem Verderben zu schützen! Eile tut not! Ztschr. f. Spiritus- industrie 42, B61, 20. 11. 1919. Um die Nährstoffe der erfrorenen Kartoffeln zu retten, kommen in Betracht: Einsäuerung, Trocknung, schnelle Verarbeitung in Brennereien und Stärkefabriken. Die Einsäuerung ist die einzige Konservierungsmethode für die Allgemeinheit. Reinkulturen von Milchsäurepilz schließen Verluste an Rohnährstoffen und an verdaulichem Nährstoff aus. Auch bei der wilden Säuerung sind die Verluste zumeist gering, wenn für feste Lagerung und gute Bedeckung gesorgt wird. Das Verfahren, sowie auch die Einsäuerung von Rüben und Rübenblättern wird genauer beschrieben. Rammstedt. Nesselanbau-Gesellschaft m. b. H., Berlin. Verfahren zum Veredeln von Ginsterfasern (D. R. P. 315754, Kl. 29 b vom 10. 9. 1918, ausgegeben 29. 10. 1919), dadurch gekennzeichnet, daß man sie mit starker Natronlauge oder ähnlich wirkenden Mitteln behandelt. — Die Ginsterfasern nehmen an Festigkeit zu, sie kräuseln sich und werden elastischer und weicher; es wird ein gut verarbeitbares Spinngut gewonnen. Statt Natronlauge können Schwefel- natrium, Aluminate und Zinkate verwendet werden. Mai. E. 0. Rasser. Die chemisch-technische Gewinnung von Faserstoffen usw. und die zugehörigen Patente. (Vgl. Ztschr. f. g. Textilind. 22, 357 — 58, 378; C. 1919, IV. 928.) Zeitschr. f. g. Textilind. 22, 445—47, 5. 11. 457, 12. 11. 1919. Weitere Patente über Karbonisierverfahren und Verfahren zur Trennung der verschiedenen Fasern auf chemischem Wege. Süvern. Vtz. Die Faserstoffe im Jahre 1918. Gummi-Ztg. 34, 147—49, 21. 11. 1919. Kurze Übersicht über die Arbeiten des Jahres 1918 auf diesem Gebiete mit besonderer Berücksichtigung der Ersatzmittel für die bisherigen aus- ländischen Produkte. Fonrobert. Schürhoff'. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Flachses. Neue Faser- stoffe 1, 241—43, Okt. 257—59, Nov. 1919. Sorau, N.-L. Nach Beschreibung dessen, was von der Leinpflanze geliefert wird, und nach Schilderung der Lage der Leinen Industrie und ihrer Zukunft werden als noch zu lösende Aufgaben die Erziehung einer Qualitätsfaser, die Ermittlung der besten Faseraufschließung und Abfallverwertung und der Bau geeigneter Maschinen und Apparate für den Flachsanbau und die Faserverarbeitung hingestellt. Süvern. Referate 243 Kleberger, Ij. Ritter und Pli. Weber. Bericht über Forschungen auf dem (Jebiete des Hanfbaues 1918. Neue Faserstoffe 1, 255—57, 271—73. Nov. 1919. Gießen, Forschungsstelle für Fasererzeugung des Verbandes Deutscher Bastfaser-, Rost- und -Aufbereitungsanstalten. Auf Grund von Versuchen werden Hinweise für Bodenauswahl, Saatgut, Saatweise und Düngung gegeben. Süvern. P. (Jraebner und A. Zinz. Die Anlage von Typhapflanzungen. Neue Faserstoffe 1, 253—55. Nov. 1919. Die Übertragung ganzer Pflanzen mit einem Wurzelb^llen erwies sich als zu umständlich und im Erfolg mangelhaft. Besser ist die Aussaat, aber bei stark bewegtem Wetter nicht durchzuführen. Zu empfehlen ist das Aus- pflanzen der Grundachsen in lockeren Boden 10 — ^13 cm über dem Wasser- spiegel so, daß sie 5 — 10 cm hoch von der Erde bedeckt sind. Diese Pflanzung der Grundachsen ist auch für die Uferbefestigung außerordentlich geeignet. Sie erleichtert hier die spätere Ernte. . Süvern. Bettinger und Delavalie. Einfluß verschiedener Umstände und Stoffe auf die verzuckernde und vergärende, alkoholbildende Kraft des Mucor Boulard. Bull. Assoc. Chimistes de Sucr. et Dist. 35, 114—29, April- Mai-Juni 1918. Während die Verwendung der Mucorarten zu Gärzwecken in Ostasien, die kurz gestreift wird, noch auf rein empirischer Grundlage in höchst ein- facher Weise geschieht, ist sie in Frankreich durch beständige Verbesse- rungen auf einen Stand gelangt, der infolge der Schnelligkeit der Arbeit, der hohen Ausbeute und der Sicherheit vor Infektionen eine industrielle Ausnutzung gestattet. Verfasser erörtert eingehend an Hand der damit ge- machten Erfahrungen die für die Entwicklung des Mucor Boulard günstigsten Lebensbedingungen, insbesondere die Entwicklung flüchtiger und nicht- flüchtiger Säure, die sich als abhängig vom Luftzutritt erwiesen hat, die Einwirkung der Konzentration der Zuckerlösung, der Temperatur, N-haltiger Nährstoffe und künstlich Nährflüssigkeiten. Rühle. W. A öltz. Das Bier und die bei seiner Darstellung gewonnenen Neben- erzeugnisse in ihrer Bedeutung für die menschliche und tierische Er- nährung. Wchschr. f. Brauerei 36, 371—75. 13. 12. [15. 10.] 1919. Unter Bezugnahme auf die Arbeiten von Zuntz, Bodländer, Geppert und Atwater, Benedict, Straßmann, Rosemann u. a. hebt Verfasser hervor, daß der Alkohol durch seine Verbrennung im tierischen Körper andere Nährstoffe vor dem Zerfall schützt, daß er fett- und eiweißsparend vdrkt, daß über den Nährwert des Alkohols kein Zweifel besteht. Verfasser erwähnt auch seine eigenen Versuche und die seiner Mitarbeiter, aus denen sich ganz allgemein schließen läßt, daß alle Faktoren, die eine Steigerung der Nierentätigkeit, der Atmung, sowie der Transpiration und Perspiration 244 Referate zur Folge haben, auch eine vermehrte Ausscheidung von Alkohol bedingen. Die maximale Menge an Alkohol, die den Körper unverbrannt verläßt, beträgt etwa 10 7o dß^ Zufuhr. Bei mäßigem Biergenuß kann man mit einer Ver- wertung des Alkohols von etwa 98 ^j^ rechnen. Bei einem Gehalt des Bieres von 3,5 % Alkohol würden die in 1 1 enthaltenen 35 g Alkohol somit 243 nutzbarer Kalorien liefern. — Stoffwechselversuche am Menschen ergaben, daß der isolierte Trockenrückstand des Bieres zu 94,8 "/o verdaut wurde. Ferner wurde durch Tierversuche festgestellt, daß der Bierextrakt die Ver- daulichkeit N-freier Nährstoffe, insbesondere des Fettes erhöht, wodurch der Genußwert des Bierextraktes objektiv charakterisiert wird. Der physio- logische Nutzwert des Bieres betrug beim Menschen 91,2 ^j^^ seines Energie- gehaltes, somit würde unser Bier mit 438 Rohkalorien im Liter rund 400 ausnutzbare Kalorien liefern. — Die Nebenerzeugnisse der Bierbrauerei sind zur Erhöhung des Proteingehaltes der Rationen sehr gut geeignet. Das Rohmaterial, die Gerste, enthält auf ein verdauliches Rohprotein rund 11 7o Stärkewert, die Biertreber dagegen 3,5 ^/q, die Malzkeime 2 *^/q, die Hefe und Geläger und der Trüb 1,5 "/^ Stärke wert. Im Durchschnitt erhält man rund 88 7o der Rohnährstoffe der Gerste in den Erzeugnissen der Bierbrauerei wieder, der Nährstoff verlust ist also rund 12 *^/q. Von den ausnutzbaren Nährstoffen der Gerste finden sich im Bier ungefähr 60 °/o wieder, in den Nebenerzeugnissen 26 ^/g. Die gesamten Verluste an ausnutzbaren Nährstoffen bei der Bierbrauerei betrugen also nur 14 ^/q. Die Sonderwirkung einer stärkeren Proteinzufuhr zu eiweißarmen Rationen, die eine höhere Ver- wertung derselben bedingt, ist bei Feststellung der Nährstoffverluste nicht berücksichtigt. Bei der Herstellung von Malzkaffee hat man mit 75 — 80 ^j^ Nährstoffverlusten zu rechnen. Rammstedt. Anna Hopffe. Beiträge zur Bakteriologie der Celluloseverdauung. (Vgl. Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenk. I, 83, 531 ; C. 1920, I, 92.) Text- Forschg. 1, 100 — 5. November 1919. Dresden, Physiol. Inst. d. tierärztl. Hochschule. Die Celluloseverdauung wird von Angehörigen der normalen Magen - darmflora bewirkt, und die speziell Cellulose vergärenden Lebewesen sind zweifellos, wenigstens zum Teil, identisch mit den bekannten Angehörigen der Magendarmflora der Pflanzenfresser. Außer diesen können aber noch andere, bisher nicht bekannte Mikroorganismen dabei beteiligt sein, von denen ein Schimmelpilz, als Aspergillus cellulosae bezeichnet, isoliert wurde, Süvern. Otto H. Matzdorif. Konservieren von Klebstoff aus Stärke und Dextrin. Ztschr. f. Spiritusindustrie 42, 380. 4. 12. 1919. Nächst dem prompt wirkenden Formaldehyd, der aber bei manchen Klebstoffen Stippenl)ildungen hervorruft, sind die wertvollsten Konservierungs- Referate 245 mittel die Benzoesäure nebst ihren Salzen und die Chlorbenzoesäure. Eine Lösung von 1 7oo freier Säure unter gleichzeitiger Anwendung von 1 **/qq Formalin macht Klebstoffe absolut steril. — Hadenon der Saccharinfabrik A.-G., vormale Fahlberg, List & Co. in Magdeburg-Südost ist in Mengen von 1 — 1,5 °/qo nach den Vei'suchen des Verfassers ein zuverlässiges Konser- vierungsmittel. Durch Versuche im Laboratorium des Vereins der Stärke- interessenten in Deutschland stellte W. Donselt fest, daß bei einer Ver- suchsdauer von über einen Monat und länger eine Schimmelbildung in mit 1,5 %o Hadenon konservierten Kleistern nicht beobachtet wurde. Rammstedt. Schrohe. Wer >var der Erfinder des Luftliefeverfahrens der Preßhefe- iiidiistrie? Ztschr. f. Spiritusindustrie 42, 384—85. 11. 12. 1919. Als erster führte Max Delbrück die Luft als Betriebsmittel in die Brennereipraxis ein, D. R, P. 5331 vom 1. 10. 1878; die weitere Ausbildung des Verfahrens unterblieb. Das eigentliche Lufthefeverfahren ist dreimal, unabhängig voneinander, erfunden worden: von dem Deutschen Friedrich Wilh. Marquard in Deutschland (D. R. P. 6622 vom 14. 2. 1879), etwa gleichzeitig von dem Deutschen Heinr. zum Felde im Jahre 1879 in Nord- amerika und von dem Dänen Eusebius Bruun in Dänemark im Jahre 1880. Das größere Verdienst gebührt Bruun, der seinen erfinderischen Gedanken in die Tat umsetzte und ihm Dauer verschaffte. Sophus Alfred Walde- mar Houmann scheidet als Erfinder des Lufthefeverfahrens aus (vgl. F. G. V^aller, Pharm. Weekblad 1913, 12. 7.); erst im Jahre 1886 nahm Hou- mann das britische Patent 6069, das nicht auf das Lufthefeverfahren an sich gerichtet ist, sondern auf eine Ausführungsart desselben. Rammstedt. P. Bettillger. Über die industrielle Anwendung^, besonders im Gäruiig-s- gewerbe, der Untersuchungen von Delavalle über den Pleomorphisuius der Mucorarten. Bull. Assoc. Chimistes de Sucr. et Dist. 35, 129 — 83. Okt.-Nov.-Dez. 1917. Die äußerlich wahrnehmbaren Wachstumserscheinungen eines bestimmten Mucors wechseln mit der Art der Umgebung, in der er sich befindet. Es gibt dies ein Mittel an die Hand, daß man im Gärungsgewerbe dahin ge- langen wird, diejenige Menge Luft zu bestimmen, die man bei einer bestimmten Konzentration der Maische den Gärbottichen zuführen muß. Rühle. Bettinger und Delavalle. Natriumkarbonat als Antiseptikum im Gärungs- gewerbe. Bull. Assoc. Chimistes de Sucr. et Dist. 35, 135 — 39. Okt.- Nov.-Dez. 1917. Es dient zur Reinigung der Gärbottiche, wobei es weniger antiseptisch wirkt als zur Erleichterung der angestrebten Reinigung dient. Da die zur Lüftung der Gärbottiche dienende Luft der Maische sehr viel Keime zuführen würde, wird die Luft in Wäschern mit Wasser gewaschen. Wird diesem 246 Referate Wasser NagCOg zugesetzt, so kann dieses auch keinesfalls antiseptisch wirken, und es muß vielmehr streng darauf gehalten werden, daß keine An- teile dieses stark mit Keimen aller Art verunreinigten Wassers vom Wäscher in die Gärbottiche gelange. Selbst trockene Soda (Solvay) enthält gewisse Mikroben, die zwar gewissen Veränderungen unterliegen, aber noch lebens- fähig sind. Rühle. Delavalle. Über Preßhefefabrikatiou. Brennereiztg. 36, 8442—43. 2. 12. 1919. Es handelt sich um die Herstellung von Preßhefe aus Melasse und Gerste; hierzu eignet sich nur Rohzuckermelasse, während Raffineriemelasse und Zuckersäfte ungeeignet sind. Die Eignung einer Melasse zur Herstellung von Hefe kann durch die chemische Untersuchung meistens allein nicht fest- gestellt werden, sicheren Aufschluß erhält man nur durch einen Gärversuch unter Bedingungen der Praxis und unter Berücksichtigung der Ausbeute, Farbe, Triebkraft und Haltbarkeit der gewonnenen Hefe. Dunkle Farbe und schlechte Ausbeute werden durch angebrannte, caramelisierte Melasse her- vorgerufen, wobei die durch das Anbrennen veränderten Eiweißstoffe die schlechte Ausbeute bedingen. Es werden einige neuere Verfasser und Vor- schläge kritisiert, durch welche ungeeignete Melassen in geeignete Qualitäten übergeführt werden sollen. Rammstedt. Verein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, BerÜD. A erfahren der Preßhefefabrikation (D. R. P. 300663, Kl. 6 a vom 25. 2. 1915, ausgegeben 12. ir. 1919) unter Verwendung von Zucker und rein mineralischen Nährsalzen, dadurch gekennnzeichnet, daß die Hefe in stark verdünnten Lösungen von Raffinade oder Rübenrohzucker unter Verwendung von mindestens 15 Gewichtsteilen mineralischer Nährsalze auf 100 Teile Zucker nach den üblichen Lüftungs- verfahren zur Vermehrung gebracht wird. — Es wird bei einer Konzentration des Zuckers von höchstens 2 °/o gearbeitet. Die erzeugten Hefen haben eine normale Beschaffenheit und Farbe. Mai. Verein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der Hefefabrikation ohne oder mit nur geringer Alkoholerzeugung (D. R. P. 300662, Kl. 6 a vom 17. 3. 1915, ausgegeben 12. 11. 1919.) dadurch gekennzeichnet, daß man die Hefezüchtung in stark verdünnter Würze in bekannter Zusammensetzung beginnt und zu der verdünnten Würze eine solche von höherer Konzentration beständig langsam zulaufen läßt. — Infolge des fortdauernden Verzehrens der Nährstoffe durch die Hefe ist immer nur eine Konzentration der Würze, bei der die Nährstoffe und die dauernd gebildeten Umsatzstoffe am besten und schnellsten von der Hefe aufgenommen werden. Mai. Referate 247 Verein der Spiritus-Pabrikanteu in Deutschland, Berlin. Verfahren der Hefefabrikation ohne oder mit nur geringer Alkoholerzeugung (D. R. P. 303221, Kl. 6a vom 1.4. 1915, ausgegeben 4.11. 1919; Zus.-Pat. zu Nr. 300662; s. vorst. Ref.) dadurch gekennzeichnet, daß beständig hefehaltige Würze im unteren Teil des Gärbottiches abgezogen wird in dem Maße, wie frische Nährlösung zu- geführt wird. — Die ununterbrochen abgezogene hefehaltige Würze wird einer Trennschleuder zugeführt. Mai. Verein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der Hefefabrikation ohne oder mit nur geringer Alkoholerzeugung (D. R. P. 303253, Kl. 6a vom 8.5. 1915, ausgegeben 12.11. 1919; Zus.-Pat. zu Nr. 300662; s. vorst. Reff.) dadurch gekennzeichnet, daß man der zur Hefe tretenden Nährlösung Anti- septika zusetzt, die von der Hefe assimiliert werden können. Als solche Antiseptika kommen Pormaldehyd und Ameisensäure in Betracht. Bei dem stetigen Zulaufen ist die Konzentration (0,01 — 0,1 ^/^ Formaldehyd und 0,03 bis 0,3 % Ameisensäure) so gering, daß eine Schädigung der Hefe nicht stattfindet. Mai. R. Kusserow. Verarbeitung gefrorener Kartoffeln und Rüben. Brennerei- ztg. 36, 8437. 25. 11. 1910. Sachsenhausen i. d. Mark. Infolge des abnorm hohen Säuregehaltes ist die Verzuckerung mängel- haft; der hohe Säuregehalt schädigt die Diastase des mitverarbeiteten Malzes. Verfasser empfiehlt zum Neutralisieren Schlämmkreide, und zwar auf 100 kg Maischmaterial 100 — 500 g. Rammstedt. A. Widmer. Wie können trübe Weine und Obstweine wieder konsum- fähig gemacht werden? Schweiz. Apoth. -Ztg. 57, 627—32. 30.10. 639—45, 6. 11. 651—57, 13. 11. 1919. Vortrag vor der Jahresversamm- lung der Gesellschaft Schweiz. Lebensmittelinspektoren. Glarus. Versuchs- anstalt Wädenswil. Verfasser erörtert unter Heranziehung praktischer Beispiele die Ur- sachen und die nach der schweizerischen Gesetzgebung zulässigen Mittel zur Behebung von Trübungen und krankhaften Veränderungen in Weinen und Obstweinen: bezüglich der Einzelheiten muß auf das Original verwiesen werden. Manz. E. Vautier. Bemerkungen über einige Verfahren der Untersuchung von Hefen. Trav. de Chim. ahment. et d'Hyg.; Schweiz, Apoth. -Ztg. 57, 658 bis 60. 13. 11. 1919. Laboratoire de chimie du Service federal de l'Hygiene publique. Das von Hayduck angegebene Verfahren zur Bestimmung der Ferment- vsdrkung der Hefe ergibt stark abweichende Resultate, je nachdem die zu Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd. VIII. j^y 248 Referate untersuchende Probe der Ruhe überlassen oder häufig umgeschüttelt wird. Das Verfahren ist ferner nicht zur Unterscheidung von Bier- und Preßhefe geeignet. Manz. H. V. Euler und I. Lauriii. Über die Temperaturempfindlichkeit der Saccharase. (Vgl. Ztschr. f. physiol. Ch. 106, 312—16; C. 1919, HI, 722, u. Euler u. Kullberg, Ztschr. f. phys. Ch. 71, 134; C. 1911, I, 1302.) Ztschr. f. physiol. Ch. 108, 64—114, 5. 10. (20. 7.) 1919. Stockholm, Biochem. Lab. d. Hochschule. Die Untersuchung studiert den Temperaturkoeffizienten der Rohrzucker- inversion durch eine Oberhefe, den zeitlichen Verlauf der Inaktivierung der Saccharase, den „Inaktivierungskoeffizienten" kc, die Abhängigkeit des In- aktivierungskoeffizienten von der Temperatur, die Abhängigkeit der Saccha- rose von der Azidität, die Beeinflussung des Inaktivierungskoeffizienten durch den Luft-Sauerstoff, den Inaktivierungskoeffizienten kc einer Oberhefe verglichen mit einer Unterhefe, den Inaktivierungskoeffizienten kc bei An- wendung isolierter Saccharase im Vergleich zu frischer Hefe, die Schutz- wirkung von Rohrzucker auf Saccharase. Guggenheim. 0. Svanberg. Über die Wachstumsgeschwindigkeit der Milchsäurebak- terien bei verschiedenen H-Konzentrationen. Ztschr. f. physiol. Ch. 108, 120—46, 1. 9. (25. 8.) 1919. Stockholm, Biochem. Lab. d. Univ. Es wurden mit mehreren Stämmen der echten Milchsäurebakterien, und zwar sowohl mit Laktokokken als mit Laktobazillen verschiedener Herkunft, Zuwachsversuche bei gleicher Phosphatkonzentration, aber ver- schiedener Azidität angestellt. Guggenheim. Reichsausschuß für Ole und Fette. Zur Frage des Anbaus und der Akkli- matisation der Soja in Deutschland. Chem. Umschau a. d. Geb. d. Fette, Öle, Wachse, Harze 26, 113—15, 10. 8. 1919. Auf Veranlassung des Reichsausschusses wurden an verschiedenen Orten Deutschlands Sojaanbauversuche angestellt. Die Ergebnisse waren derart, daß wenig Aussicht besteht, die Sojabohne durch Züchtungsarbeit so frühreif und ertragsreich zu gestalten, daß sie wenigstens in den günstigsten Teilen Deutschlands mit Erfolg angebaut werden könnte. Schönfeld. Abderhalden, E. Physiologisches Praktikum, physikalisch -chemische und physikalische Methoden. 2., vermehrte Auflage. Berlin 1919. gr. 8. XI u. 310 S. mit 287 Figuren. Mark 16. Vereinigte Nord- und Süddeutsche Spritwerke und Preßhefe-Fabrik Bast A.-Cx., Nürnberg-Ostbahnhof. Vorrichtung zur Schaumdämpfung bei Gärbotticlien u. dgL D. R. P. 315957, Kl. 6b vom 27. 11. 1917, ausg. 17. 10. 1919. unter Verwendung von Prallflächen an den Abzugsöffnungen zur Verteilung des Schaumes, dadurch gekennzeichnet, daß die Abdeckung der Abzugs- Referate 249 Öffnungen durch übereinander angeordnete und rostartig durchbrochene Platten gebildet wird, von denen die obere gegen die untere verschiebbar ist oder umgekehrt. — Durch die Regelung der Größe der Austrittsöffnungen wird der Druck in den Gärbottichen aufrecht erhalten. Mai. Tereiii der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der Hefefabrikation (D.R.P. 303311, Kl. 6a vom 24. 12. 1915, ausg. 8. 11. 1919), dadurch gekennzeichnet, daß man die zum Anstellen einer aus Zucker oder Melasse in Verbindung mit Mineralsalzen hergestellten Würze dienende Hefe eine Vergärung mit derselben Nährlösung durchmachen läßt, bei der man die durch die Hefe in Freiheit gesetzte Mineralsäure nicht durch Neutrali- sation bindet und die Kreide erst zusetzt, sobald die Reinigung der Hefe durch die bei der Vergärung frei werdende Säure erfolgt ist. Der für die Reinigung der Hefe erforderliche Säuregrad beträgt etwa 0,125 °/q. Mai. L. Lindet. Über den Einfluß, den die vegetative Funktion der Hefe auf die Ausbeute an Alkohol ausübt, und über eine neue Deutung der „fermentativen Kraft". Bull. Assoc. Chimistes de Sucr. et Dist. 37, 29—40, Juli-Aug. 1919. — C. 1918, II. 1060. Rühle. Verein der Spiritus-Fabrikanten in Deutsehland, Berlin. Verfahren zur Aufbereitung von Spinnfasern (D.R.P. 316414, Kl. 29b vom 30. 11. 1918, ausg. 22. 11. 1919), dadurch gekennzeichnet, daß natürliche Pflanzensäfte zum Abbau oder zur Entfernung in Spinnfasern enthaltener, durch Enzyme spaltbarer Stoffe verwendet werden. — In Betracht kommen die Säfte aller jener Pflanzen- teile, die als Speicherorgane unlösliche Kohlenhydrate und Eiweißstoffe in erheblichem Umfange aufsammeln, und deren Saft verhältnismäßig geringe Mengen im Zellsaft letztere Stoffe enthält, deren Zellen aber den proto- plasmatischen Charakter der arbeitenden Zellen gewahrt haben. Es gehört hierhin eine Anzahl von Rhizomen, Wurzeln, Knollen, deren typischster Ver- treter die Kartoffel ist. In diesem pflanzlichen Protoplasma sind amylo- lytische und proteolytische Enzyme, Oxydasen, Reduktasen, Lipasen wirksam. Es werden z. B. Typhafasern mit Kartoffelsaft, der bei der Fabrikation von Kartoffelstärke abfällt, bei 40 — 50*^ aufbereitet. Mai. E. Stich. Etwas über Schaumdämpfung. Chem. Apparatur 6, 169—71, 25. 11. 1919. Mannheim. Der Verfasser berichtet über Dauerversuche zur Schaumdämpfung in Gärbottichen auf mechanischem Wege unter Anwendung der Peter- schen Düsen mit der Abänderung, daß das Luft-Schaumgemisch aus den Düsen in einen besonderen Zerstörerkasten geleitet wird und durch Anprallen an seine Wand zerstört wird. Das Verfahren ervdes sich sehr dazu geeignet, beträchtliche Mengen des zur Schaumdämpfung verwendeten Gärfettes zu er- sparen. Jung. 17* \ 250 Referate Arthur Slator. Hefewachstum und alkoholische Gärung bei lebender Hefe. (Vgl. Baker, Journ. Soc. Chem. Ind. 36, 836; C. 1918, I, 361.) Journ. Soc. Chem. Ind. 38, R. 391—92, 31. 10. 1919. Verfasser hat auf beides zur Messung der Vorgänge physikalisch- chemische Verfahren angewandt. Setzt man zur Messung des Wachstums die Zahl der Hefezellen in Beziehung zur Zeit, so erhält man eine Kurve, die nach kurzer Störung im Anfang logarithmisch mit der Zeit ansteigt. Daran schließt sich eine Wachstumsverzögerung infolge der Einvv'irkung von CO, oder des Mangels an 0 und schließlich das Absterben der Zellen. Nach Brown (Ann. Botany 28, 197 [1914]) nimmt das Hefewachstum zu im Verhältnis des anfänglich in der Würze gelösten 0 ; zu einer Erzeugung von 10^*^ Hefezellen sind danach 1,7 ccm 0 erforderlich,' gleichzeitig werden dazu 2,3 g Maltose verbraucht. Während des logarithmischen Verlaufs der Kurve ist das Hefe Wachstum N während der Zeit, in der S g Zucker infolge Wachstum und Gärung verschwinden, mit der Wachstumskonstanten K und der Gärkraft der Hefe F verbunden durch N/S = K/F. Für kleine Zu- nahmen von N und kleine Abnahmen von S trifft die Gleichung; dN K , ^^ /K^ ZU. N ist die Hefemenge, die während der Vergärung des Zuckers von der anfänglichen Konzentration (S) der Lösung davon bis zum Verschwinden des Zuckers entstanden ist. Da K/F annähernd konstant ist, so sind N und S proportional. Die Verhältnisse beim Absterben der Hefezellen sind wenig erforscht; Versuche an Bakterien zeigen, daß diese unter ungünstigen Ver- hältnissen gewöhnlich in logarithmischem Verhältnis zugrunde gehen. Die wichtigsten Umstände, die das Fortschreiten der Gärung während jeder dieser Abteilungen der Kurve bedingen, sind die Zahl der vorhandenen Hefezellen, die Gärkraft der Hefe und die Temperatur. Die Gärung ist unabhängig von der Zuckerkonzentration, ausgenommen bei verdünnten Lösungen. Wird lebende Hefe in Malzwürze (Bierwürze) oder in eine Lösung von Glukose eingetragen, so beginnt die Gärung sofort; sichtbar durch Entwicklung von COg wird dies erst, wenn die Flüssigkeit mit CO, gesättigt ist. Brauerei- hefe ist zum Brotbacken ungeeignet, da sie bei höheren Temperaturen (35^') durch im Mehl enthaltene Hefegifte abgetötet wird. Brennereihefe dagegen ist gegen diese Gifte unempfindlich und kann zum Brotbacken dienen. Rühle. H. Ciaaßen. Futtergewinnung aus den Diffusionsabwässern. Zentralbl. f. Zuckerind. 28, 159—60, 22. 11. 1919. Das von der Zuckerfabrik Einbeck empfohlene Verfahren, nach dem die von der Pulpe befreiten Wässer mit Hefe vergoren werden, und die ge- wonnene Hefe allein oder zusammen mit der Pulpe getrocknet wird, hält den Vergleich mit der Rückführung der Diffusionswässer, die die beste Ver- Referate 251 Wertung und Beseitigung dieser Wässer ist, nicht aus. Die von der Fabrik gegebene Ausbeuteberechnung ist unrichtig' und daher wertlos. Rühle. Emil von Skramlik. Zur Technik der Vergasung mit Cyanwasserstoff. 1. Hygien. Rdsch. 29, 781—91, 1. 12., 813—18, 15. 12. 1919. Freiburg i. Br., Hygien. Inst. d. Univ. Beschreibung von einigen in der Praxis ausgeführten Vergasungen, die durch eine von dem herkömmlichen Verfahren der Ausräucherung von Häusern und Baracken abweichende Durchführung besondere Hervorhebung verdienen. Die durchgeführten Vergasungen betrafen: 1. ein zweistöckiges Gebäude. Die Vergasung erfolgte von einem Punkte aus bei Anwendung einer Konzentration von ^2 Volumprozent. — 2. Eine Villa zur Vernichtung von Ungeziefer hinter Tapeten. — 3. Einen Eisenbetonbau mit massenhafter Aus- breitung von Ungeziefer. — 4. Wohnungsvergasung in einem Mietshaus. — 5. Ein Schiff. Borinski. Martin Hahn. Zur Technik der Vergasung mit Cyanwasserstoff. II. (Vgl. von Skramlik, Hygien. Rdsch. 29, 781; vorst. Ref.) Hygien. Rdsch. 29, 818—21, 15. 12. 1919. Freiburg i. Br. Verfasser beschreibt eine Anzahl Versuche, die sich namentlich auf die Tiefenwirkung der Blausäure, die Entlausung von sehr ungünstigen Ob- jekten, wie Zigeunerwohnungen und gepolsterten Eisenbahnwagen, beziehen. Borinski. H. Lüers. Über die Herstellung von Hypochloritlauge („Antiformin") auf elektrolytischem Wege. Ztschr. f. ges. Brauwesen 42, 343 — 45, 6. 12. 1919. München, Wissensch. Station f. Brauerei. Es wird die Herstellung von Hypochloritlösung aus NaCl auf elek- trolytischem Wege beschrieben, wie sie sich mit Hilfe von Apparaten der Firma Hermann Prött, chemische Fabrik für Desinfektionsmittel in Hannover und Elektrolysenbau Arthur Stahl, Aue i. Sa. ermög- lichen läßt. Ein Apparat der Firma Prött ist abgebildet, mit dem sich 30 1 einer Lauge von 3,9 g wirksamen Gl in 1 1 innerhalb einer Stunde auf ein- fache Weise herstellen läßt; diese Lauge kann aufs Doppelte verdünnt werden, so daß sich 60 1 gebrauchsfertiger Lauge auf 1,60 M. stellen. Rammstedt. Carl Neuberg und .Julius Hirsch, Die dritte Vergärungsform des Zuckers. Biochem. Zeitschr. 100, 304—322, 18. 12. 1919, Berlin-Dahlem, Kaiser Wil- helm-Inst. f. exp. Therapie, Chem. Abt. Die von den Verfassern früher (Biochem. Zeitschr. 96, 175. C. 1919, in. 683) gegebene Erklärung für die Einwirkung von alkalischen Salzen außer Sulfiten konnte durch neue Gärungsversuche in Gegenwart von K0CO3, K2HPO4, Na3P04, Na2HP04 und Gemischen von NaHgPO^ und Na2HP04, 252 Kei'erate ferner von MgO und Zn(OH)o bestätigt werden. In allen Fällen fand sich die Umsetzung entsprechend der Gleichung: 2 C.HioOe + H2O = CH3 • CO2H + C2H5OH + 2 CO2 + 2 CsHgOg, indem Essigsäure und Glyzerin im Verhältnis von 1 : 2 Mol. entstanden. Alle benutzten Zusätze sind ohne Einwirkung auf die Invertase der Hefe, so daß die Versuche unter Verwendung von Rohrzucker ausgeführt werden konnten. Mit den hier benutzten Zusätzen honnte die Zerlegung des Zuckers nach dieser dritten Form bis zu etwa 27 "/q der Gesamtzersetzung erreicht werden, während mit NaHCOg der Anteil neuerdings auf 35,4"/o gesteigert wurde. A1(0H)3 und kolloidales Eisenhydroxyd bewirken keine merkliche Änderung des normalen Gärverlaufes. — Schließlich wird eine Übersicht über Zu- sammenhang und Bedeutung der verschiedenen Vergärungsformen des Zuckers (vgl. Neuberg, Chem.-Ztg. 4-t, 9. 18; C. 1920, I. 268) gegeben. Spiegel. Hans Euler und Olof Svanberg. Zur Kenntnis der Pektasewirkung. Bio- • ehem. Ztschr. 100, 271—278, 18. 12. (24. 10.) 1919. Stockholm, Biochem. Lab. d. Hochschule. Versuche über die Koagulation von Säften verschiedener Arten von Ribes (nigrum, rubrum und grossularia) zeigten, daß damit eine Aziditäts- änderung nicht notwendig verbunden und daß die Pektase der einzelnen Art nicht im Verhältnis zu einer anderen spezifisch ist. Die natürliche Azidität der Säfte reifer Beeren (elektiometrisch gemessen) wurde zu pg = 2,8 — 2,96 gefunden, das Optimum für die enzymatische Koagulation bei pg ;= 4,3. Spiegel. J. Oiaja. Der anfängliche A erlauf der alkoholischen Gärung. (Vgl. C. r. soc. de biologie 82, 804; C. 1919, 1X1.685.) C. r. soc. de biologie 82, 1225—1227, 29. 11. 1919. Abderhalden (Fermentforschung 1, 155, 229; C. 1915, I. 930, II. 356) hat eine wesentlich längere Zeit für Erreichung des Gärmaximums gefunden, als Verfasser. Dies erklärt sich daraus, daß bei der Abderhaldenschen An- ordnung das auf der Wage befindliche Gärgefäß das entbundene COo nicht sofort verliert, sondern zum erheblichen Teile infolge Übersättigung zurück- hält. — Es werden noch die neueren Ansichten von Rubner und Euler angeführt, die wie Verfasser von der Tatsache ausgehen, daß durch die Existenz der Zymase allein die Gärungsvorgänge nicht vollständig erklärt werden. Spiegel. Knud Erslev, Nimwegen, Holland. Verfahren zur Behandlung von Milch und Rahm, insbesondere für die Herstellung von Butter und Margarine (D. R. P. 317331, Kl. 53e vom 3. 8. 1916, ausg. 11. 12. 1919) durch Reifung, bezw. Säuerung bei Gegenwart von aromatisierenden Stoffen, 1. dadurch gekennzeichnet, daß der zu behandelnden Milch, bezw. dem Rahm vor der Reifung Senf öl oder senf ölhaltige Produkte zugesetzt werden. — Referate 253 2. Bei dem Verfahren nach Anspruch 1, der Zusatz von Cholin, Betain oder solche enthaltenden Stoffen oder dem an sich bereits vorgeschlagenen Lezithin oder lezithinhaltigen Stoffen. — Bei der Reifung entsteht infolge der angegebenen Zusätze durch gleichzeitige Einwirkung von Säurebakterien und abbauenden Bakterien das typische Butteraroma. Mai. R. Heuß. Die keimtötende Kraft von elektrolytisch dargestellter Hypo- chloritlauge („Antiformiii"). Zeitschr. f. ges. Brauwesen 42, 351 — 353, 13. 12. 1919. München, Wissenschaftl. Stat. f. Brauerei. Unter Bezugnahme auf die Veröffentlichung von H. Liier s (Ztschr. f. ges. Brauwesen 42, 343; C. 1920, IL 314) über die Herstellung von Hypo- chloritlösung auf elektrolytischem Wege berichtet Verfasser über seine Be- stimmung des Wertes der Hypochloritlösung als keimtötendes und entwick- lungshemmendes Mittel. Die Grenze für die keimtötende Kraft liegt bei einem Gehalte von 0,055*^/0 wirksamem Cl. Nach den Versuchsergebnissen ist eine zweigrammige Hypochloritlösung für die Praxis völlig ausreichend, also eine Lauge, die 2 g wirksames Cl im Liter enthält, sie würde etwa dem Gehalt einer 3,6proz. Antiforminlösung entsprechen. Rammstedt. Th. Bokoruy. Verschiedene Notizen über Hefe und andere Pilze. Allg. Brauer- u. Hopfenztg. 59, 1323—1325. 20. 12. 19. a) Zur Hefenernährung mit Malzabsud; andere Stickstoff- substanzen als Pilznahrung- Die günstigsten Resultate hat Verfasser mit Malzabsud erhalten, besonders gegenüber der Hamernährung. Die im Malz enthaltenen Amidokörper sind zugleich C- und N-Nahrung für die Hefe. Harnstoff ist keine C-Quelle für Hefe. — Nach fünftägiger Einwirkung von 0,2proz. Lösungen von Kreatin, Hydantoin, Urethan, Leuzin, Sulfoharnstoff und Harnstoff wurden bemerkenswerte Unterschiede in der Wirkung gefunden. — Glykokoll ist eine C-Nahrung für Spirogyra und für Schimmelpilze; für Spirogyra nitida und für Hefe ist Glykokoll eine N-Nahrung. Äthylen- diamin, Diazetonamin, Azeton eignen sich nicht zur Ernährung. Azetamid und Formamid eignen sich nicht zur Hefeernährung, dagegen ist Azetamid eine gute Kohlenstoffquelle für Pilze. Indol und Skatol eignen sich nicht zur Ernährung. — Pikrinsäure, als freie Säure oder als Kaliumsalz, kann weder Pilzen, noch Algen als Nahrung dienen; sie wirkt auf Algen noch giftiger, als auf Pilze. — Dizyan wirkt stark giftig; in bezug auf Nährkraft ist weder für Pilze, noch für grüne Pflanzen etwas zu erhoffen. — Methyl- amin, Trimethylamin , Äthylamin und Propylamin sind N- Quellen für Pilze, b) Kann der Benzolkern zur Hefen- und Pilzernährung dienen? Im allgemeinen ist der Benzolkern untauglich für die Ernährung. Versuche wurden mit Phenol, Kresol, Hydrochinon, Resorzin, Brenzkatechin, Gallussäure, Tannin, Saccharin angestellt. Wegen Einzelheiten sei auf das Original verwiesen. 254 Referate c) Versuche über organische Ernährung der Gerste mit Sulfitablauge und Harn. Die Düngung mit Harn und Sulfitlauge hat. gute Erfolge gezeitigt, noch bessere, als die Düngung mit Ammoniak und Sulfitlauge. Für den Gerstenbau dürfte die Sulfitlauge Bedeutung gewinnen. ■ (Vgl. Chem.-Ztg. 43, 64; C. 1919, H. 568.) d) Nachtrag zu den Versuchen über Formaldehydbindung durch Fermente. Gleiche Versuche wie mit Emulsin (vgl. AUg. Brauer- u. Hopfenztg. 1919, 177; C. 1919, I. 661) wurden auch mit Diastase und mit Trypsin angestellt unter Wägung des Hexamethylentetramins : diese Versuche führten zu keinem Resultat. Rammstedt. ^ H. Will und Franz 0. Laiidtblom. Eiue neue Torulaart, welche in Jungbier Trübungen verursacht. Ztschr. f. ges. Brauwesen 42, 367 — 370. Wiss. Stat. f. Brauerei, München, 27. 12. (Januar) 1919. Nach dem von H. Will aufgestellten System der Torulaceen (vgl. Zentralbl. f. Bakt. u. Parasitenk., II. Abt., 46, 278; C. 1916, H. 673; Ztschr. f. ges. Brauwesen 40, 196) gehört die von den Verfassern beschriebene Torula einem neuen Formenkreis innerhalb der II. Gruppe der Torulaceen an. Die neue Form ist Mycotorula turbidans Will benannt worden. Rammst. Yogel. Die von Bauern selbst erzeugten und unversteuerten Hausblere in Bayern. Allg. Brauer- u. Hopfenztg. 1919, 1303, 15. 12. 1919. Infolge der letzten BieriDreiserhöhung setzte besonders unter den Land- wirten Niederbayerns eine Bewegung ein, sich und vor allem ihrem Dienst- personal ein billiges Bier selbst zu erzeugen. Verfasser wendet sich gegen diese Bauernbiere, deren Herstellung eine Steuerhinterziehung darstellt. Ein häufig geübter Zuckerzusatz verstößt ebenfalls gegen das Biersteuergesetz. Femer ist die Verarbeitung von Gerste und Malz durch Unkundige eine Stoffvergeudung. Die untersuchten Bauernbiere waren infolge starker In-* fektionen durchweg gesundheitsschädlich. Die Untersuchungsresultate von 12 Bauernbieren werden mitgeteilt. Rammstedt. F. Rothenbach. Wie werden die Verluste bei der Essiggärung vermindert? Dtsch. Essigind. 24, 9—12, 9. 1. Es müssen diejenigen Essigpilzrassen, welche bei hohem Säuerungs- vermögen die wenigsten Verluste bei der Gärung ergeben, ausgesucht werden. Die Aldehyd- und die Kohlensäurestufe müssen bei der Gärung ausgeschaltet werden. Die Qualität des Aldehyds soll möglichst stets die gleiche sein; stärkere Beimischungen wirken ungünstig. Die Nährstoffe, welche den Maischen zugesetzt werden, sind zu kontrollieren. Wein und Bier müssen auf Antiseptica untersucht werden. Die automatische Berieselung in den Schnellessigbetrieben und die Verbesserung der Aufgußsysteme tragen wesent- lich zur Verminderung von Verlusten bei. Von Bildnertypen sind besonders die konischen Normalbildner von etwa 2^4 m Höhe zu empfehlen. Über- Referate 255 Oxydation ist unter allen Umständen zu vermeiden. Sorgfältige Betriebs- kontrolle, besonders im Frühjahr und Sommer, ist sehr wichtig. Ramrast. A.-J.-J. Vaiidevelde. Die Sterilisieruiig des Mehles im Hinblick auf die Brotgäruiig. II. Mitteilung. Bull. Acad. roy. Belgique, Classe des sciences 1919, 383—392, Mai 1919 (11. 11. 1918). Gent, Lab. chim. et bacteriol. de la Ville. In einer früheren Mitteilung (Bull. Acad. roy. Belgique, Classe des sciences 1910, 597) hat Verfasser berichtet, daß er bei Versuchen, Mehl zwecks Aufklärung der Rolle verschiedener Mikroorganismen bei der Gärung des Brotes zu sterilisieren, durch Anwendung von Hitze, Azeton, Chloroform und Formoldämpfen nicht zum Ziele gelangt ist. Da Erhitzung den Kleber seiner elastischen Eigenschaften beraubt, versuchte er weiterhin, ihn durch Auswaschen mit sterilem Wasser abzutrennen, um das ausgewaschene Mehl für sich zu sterilisieren und dann durch dessen Beimischung zu dem als steril vorausgesetzten Kleber ein geeignetes Material zu gewinnen. Indessen ergab sich, daß auf diesem Wege, auch bei Hinzuziehung von antiseptiscben Mitteln (Chlorkalk, HgOg, Formol), der Kleber nicht steril zu erhalten war. Das Ziel wurde schließlich durch sechs Wochen lange Behandlung des Mehles mit CSg im geschlossenen Behälter erreicht. Aus dem durch Verdunsten an der Luft vom CS2 wieder befreiten Mehle konnte der Kleber in der sonstigen Ausbeute und mit seinen gewöhnlichen Eigenschaften gewonnen werden (nach gleicher Behandlung des Mehles mit Äther ließ sich kein Kleber daraus ge- winnen), und auch die Eiweißkörper schienen keine wesentliche Veränderung erfahren zu haben. Versuche, die Einwirkungszeit des CS2 durch Anwendung höherer Temperatur (Soxhletapparat) auf einige Stunden zu verkürzen, blieben erfolglos. — Die Beimpfung des mit CS, behandelten Mehles darf erst einige Zeit nach dessen Verdunstung stattfinden; sonst findet im allgemeinen kein Wachstum der eingeimpften Mikroorganismen statt. Spiegel Frantz ütz. Herstellung von Teeersatz ans fermentierten Blättern. Heil- u. Gevmrzpfl. 3, 145 — 147, Dezember 1919, München. Für die Bereitung von Teeersatz aus fermentierten Blättern sind am besten die auf beiden Seiten grünen Sorten Brombeerblätter geeignet, von denen die 4 — 5 jüngsten saftigen Blätter jedes Triebes möglichst gegen Abend gesammelt werden; ganz jung im Mai gesammelte oder nasse oder zu einer Zeit, in der die Sträucher grell von der Sonne beschienen werden, gepflückte Blätter sind nicht empfehlenswert. Man läßt die auf einer durch- löcherten Unterlage befindlichen Blätter durch Überleiten eines' ca. ,'30^ warmen Luftstromes ca. 25 Minuten welken, bis beim Zusammenfalten die Blattrippen nicht mehr brechen, rollt dieselben dann zwischen den Händen oder auf einer angerauhten, angewärmten hölzernen Unterlage, überläßt sie, in ein feuchtes Tuch und einen wasserdichten Stoff, zweckmäßig eine wollene 256 Referate Decke, eingeschlag-en bei einer 40° nicht übersteigenden Temperatur ca. 4 bis 24 Stunden der Fermentation, trocknet bei 60 — 80*^ vollständig und be- wahrt in Blechbüchsen auf, wobei die Blätter in 4 — 6 Wochen ein sehr an- genehmes, teeähnliches Aroma annehmen. Manz. U. Ellrodt. Grülimalz. Brennereizeitung 37, 8473—74, 13. 1. 8477, 20. 1. Es wird die Herstellung von Grünmalz eingehend beschrieben. Rammst. Charles H. La Wall und Henry Leifmaiin. Versuche mit sogenannten „Wurzelbieren" (root-beers). Journ. Franklin Inst. 188, 545—46, Okt. 1919. Solche auch „spruce-beer" (Sprossenbier) und „mead" (Met) genannte Biere sind schäumende Erfrischungsgetränke und, wenn sie fertig in Flaschen bezogen oder an Ausschänken entnommen werden, alkoholfrei. Im Haus- halte kann man ihnen durch Vergären von Zucker mit Hefe in verschlos- sener Flasche einen Alkoholgehalt verleihen, der gev/öhnlich zwischen 0,4 und 0,8 Raumprozent liegt. Rühle. Wüstenfeld. Die Modekalamität der Allcoholstörungen. Dtsch. Essigind. 24, 25-27, 23. 1. Die Störungen werden auf folgende Ursachen zurückgeführt: Die mit dem Inkrafttreten des Branntweinmonopolgesetzes eingetretene Unregel- mäßigkeit der Spiritusbelieferung und der plötzlich und fast gleichzeitig ein- setzende frühe Winter, verbunden mit der allgemein verbreiteten Kohlen- knappheit. — Zur Wiederinbetriebsetzung erkalteter Bildner im Winter sind große Wärmemengen nötig, die durch Heizung und Aufguß kochenden Essigs zugeführt werden müssen. Vorher ist der unverarbeitete Alkohol aus den Spänen auszuwaschen, durch Neueinsäuerung, nötigenfalls unter Zusatz von Wasser zum Aufgußessig. Es sind besonders gute Nährstoffe zu geben. Der Bildner darf vor Beginn des Bakterienlebens überhaupt keine Maische, sondern nur Rückgüsse bekommen. Sobald er wieder arbeitet, erhält er kleine Mengen Maische, die, der jeweiligen Leistungsfähigkeit entsprechend, allmählich gesteigert werden. Rammstedt. Gaston Bazile. Neue Verfahren zur Vernichtung der Feldheuschrecken. C. r. d. l'Acad. des sciences 169, 547—49 (22. 9.) 1919. Die zum größten Teil in Algier ausgeführten Versuche sprechen- für die Verwendung von Flammenwerfern zu obengenanntem Zweck. Ein Gemisch von Kohlenoxychlorid und Zinnchlorid wirkte nur auf die jungen Heuschrecken am Boden und dürfte wegen seiner Gefährlichkeit nur in unbewohnten Gegenden verwendet werden. Kempe. G. Bertrand, Brocq-Rousseu und Dassonville. Vernichtung des Rüssel- käfers durch Chlorpikrin. C. r. d. l'Acad. des sciences 169, 880 — 82, 10. 11. (3. 11.) 1919. Die Einwirkung des Chlorpikrins auf den bekannten Getreideschädiger wurde unter verschiedenen Bedingungen erforscht. Es ergab sich daraus Referate 257 folgendes praktisches Verfahren für seine Vernichtung im Getreide, das sich in Säcken befindet; Man gießt 20 — 25 g Chlorpikrin auf jeden der auf dem Boden eines geschlossenen Raumes befindlichen Säcke. Nach 20 Stunden bei einer Temperatur von 10—20'^ waren alle Rüsselkäfer vertilgt, und fast alle aus den Körnern ausgetreten. Spiegel. E. de Loisy. Über ein industrielles Verfahren der synthetischen Her- stellung von Allcoliol oder Äther aus den Dcstillationsgasen der Stein- kohle. C. r. d. l'Acad. des sciences 170, 50—53, 5. 1. 1920 (15. 12. 1919.) Die von Berthelot beobachtete Absorption von Äthylen durch kon- zentrierte H2SO4, die zur Bildung von Äthylschwefelsäure führt, wird durch gewisse Katalysatoren, zu denen nach den Untersuchungen von Lebeau und Damiens (C. r. d. l'Acad. des sciences 156, 557; C. 1913, I, 1229) Vanadin-, Uran-, Wolfram- und Molybdänsäure in Gegenwart von Hg gehören, so beschleunigt, daß sie mit der Absorption von CO2 durch KOH verglichen vrerden kann. Um auf diesem Wege aus den Kokereigasen in rentabler Weise Alkohol darzustellen, verwendet man die verdünnte Säure, die be der Zerlegung der Äthylschwefelsäure abfällt, zur Ammoniumsulfatherstellungi und benutzt die Wärme der Abgase zur Konzentration der verdünnten Säure. Ein Teil der konzentrierten Säure findet weiter noch Anwendung zur Ab- sorption des Propylens, Butylens usw., sowie zur Vortrocknung des Gases, das vor der Absorption des Äthylens völlig getrocknet sein muß. Die Her- stellungskosten des Alkohols entfallen demnach, abgesehen von dem geringen Verbrauch an billigem Katalysator, lediglich auf die Unterhaltungskosten der Anlagen, in denen die verdünnte Ammonsulfatsäure den Kreisprozeß bis zur hochkonzentrierten Säure durchmacht. Aus den Kohlen, welche die fran- zösischen Kokereien vor dem Kriege verbrauchten, hätten theoretisch auf diesem Wege jährlich 760000 hl Alkohol gewonnen werden können. Aus dem städtischen Gas von Paris werden seit einigen Monaten mit ganz ein- fachen Laboratoriumsapparaten kleine Mengen Alkohol dargestellt. Richter. (jT. Wolff, Fermentforschung und Hefegärung. Wchschr. f. Brauerei 37, 27—29, 24. 1. 38—40, 31. 1. 46—48, 7. 2. Eine zusammenfassende auch die historische Entwicklung berücksich- tigende Abhandlung, die sich auf die Ferment-Klassifizierung von Oppen- heim er und Buchner aufbaut. Interessenten seien auf das instruktive Original besonders hingewiesen. Rammstedt. Georg Fries. Versuche mit der Freundschen Keimtrommel. Ztschr. f. ges. Brauwesen 43, 1—3, 3. 1. 9—11, 10. 1. 17—20, 17. 1. München, Wissenschaftl. Station f. Brauerei. (Vortrag auf der 43. ordentl. Mitglieder- versammlung der Station.) Mit der Freundschen Keimtrommel ist es dem Mälzer möglich, den Schwand zu regulieren, wie es ihm beliebt; die Kaltmälzerei läßt sich in 258 Referate idealer Weise verwirklichen. Die Qualität des Malzes erleidet in keiner Weise Einbuße, die Mälzungsdauer wird nur um 1 Stunde verlängert. Der bei dieser Mälzungsart benötigte Mehraufwand an Kraft steht in keinem Verhältnis zu dem durch Erniedrigung des Malzschwandes erzielten Gewinn. — Der wesentliche Unterschied zwischen der vom Verfasser angestrebten und der sonst üblichen Arbeitsweise besteht darin, daß von einem ganz be- stimmten Zeitpunkt des Mälzungsprozesses an eine Erniedrigung der Tempe- ratur angestrebt wird. Die Resultate der Versuche waren: I. 12663,5 kg Gerste mit 17,3°/q Wasser lieferten 9660 kg geputztes Malz mit 2,37o Wasser. Aus diesen Werten berechnet sich ein lufttrockener Schwand von 23,7 '^/^j und ein Schwand in der Trockensubstanz von 9,9 ''/y. — II. 12654 kg Gerste mit 17,3 "/o Wasser lieferten 9766 kg geputztes Malz mit 2,1 "/o Wasser, das ergibt einen lufttrockenen Schwand von 22,8*^/0 und einen Schwand in der Trockensubstanz von 8,4 7o- Rammstedt, W. Taegener. Die Bildung von Glyzerin aus Zucker. Zentralblatt f. Zuckerind. 28, 288—89, 3. 1. Verfasser erörtert die geschichtliche Entwicklung der Vorstellungen über den Vorgang der alkoholischen Gärung und insbesondere der dabei stattfindenden Bildung von Glyzerin, die nach dem von der Protol-Gesell- schaft ausgenutzten Verfahren von Connstein und Lüddecke so weit ge- steigert werden kann, daß es im gewerblichen Betriebe gelungen ist, aus 100 kg Zucker, auch in Form von Melasse, regelmäßig 20—25 kg reines Glyzerin zu gewinnen. Rühle. A erein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland, Berlin. Verfahren der Hefefabrikation ohne oder mit nur geringer Alkoholerzeugung (D. R. P. 304243, Kl. 6a vom 24. 4. 1915, ausgegeben 8. 11. 1919; Zus.-Pat. zu Nr. 303222; C. 1920, n, 89). dadurch gekennzeichnet, daß man der die Anstellfhefe aufnehmenden Nähr- lösung von vornherein ein Mineralsalz zusetzt, aus dem die Hefe Säure frei- macht; so daß die zulaufenden Alkalien oder alkalischen Salze durch die freie Säure gebunden werden. — Die der Hefe nach und nach zugeführte Nährlösung wird mit freiem Ammoniak versetzt, das durch die von der Hefe in Freiheit gesetzte Säure gebunden wird. Mai. Wilhelm Hartmann. Über Gärversuche mit Zuckerrüben. Ztschr. f. Unters. Nahrungs- u. Genußmittel 38, 287—90, 15. 11. (9. 8.) 1919. Er- langen. Es werden Versuche erörtert über die Herstellung vergorener, schwach •alkoholischer bierähnlicher Getränke aus Zuckerrüben, die keinen Rüben- geschmack mehr haben und schließlich zu dem sogenannten „Betavitverfahren" von A. Aumann geführt haben, mittels dessen es gelingt, Rübensaft voll- kommen geruchlos zu machen, und das zur Herstellung gehaltvoller, an- Keferate 259 sprechender Getränke geführt hat. Die Zusammensetzung mehrerer solcher Getränke wird gegeben. Rühle. Sture liövfj^reii. Änderiiiig der Iiiversioiisfühif»;keit einer Oberhefe durch Vorbehandlung. Fermentforschung 3, 221—40, 19. 2. 1920 (15. 6. 1919). Stockholm, Biochem. Lab. d. Univ. Die Versuche sollten feststellen, ob und welcher Einfluß den anorga- nischen Bestandteilen für die Saccharasebildung zukomme, ur\d welche Unter- schiede in der Beeinflußbarkeit zwischen Unterhefen, an denen bisher von Euler und seinen Mitarbeitern die Versuche meist ausgeführt wurden, und Oberhefe (vgl. Euler und Moberg, Sv. Vet. Akad. Arkiv for Kemi 7, Nr. 12) bestehen. Zur Vorbehandlung der Hefe wurde neben Zucker, Ammonium- azetat, MgClg, bezw. MgS04, CaClo, KCl, Na Gl, KH0PO4, Hefenwasser, Al- kohol, Azeton, Harnstoff, teils einzeln, teils in Kombinationen benutzt. Die Ergebnisse werden in folgenden Sätzen zusammengefaßt: 1. Die untersuchten Neutralsalze scheinen keinen eigentlichen Einfluß auf die Variation der In- versionsfähigkeit der angewandten Oberheferasse zu haben, weder in geringen Mengen bei Zimmertemperatur, noch in größeren Mengen bei Zimmertempe- ratur oder bei höherer Temperatui*. — 2. Aus einigen Versuchsreihen geht hervor, daß man durch angemessene Vorbehandlung die Inversionsfähigkeit der Oberhefe deutlich steigern kann. Zusatz von N-Nahrung ist nicht not- wendig, aber doch förderlich. In den ersten 24 Stunden (während die Gärung andauert) wächst das Inversionsvermögen nur langsam, oder es sinkt sogar ein wenig. Nachdem die Gärung abgeschlossen ist, wächst das Inversions- vermögen zunächst allmählich, dann in rascherem Tempo gegen ein Maximum und hält sich so längere Zeit auf derselben Höhe, um schließlich langsam wdeder zu sinken. -Je nach der Beschaffenheit der Ausgangshefe kann die Kurve mehr oder minder flach verlaufen. — 3. Ein Versuch zeigt, daß Ober- hefe für Anreicherungsversuche dieser Art viel weniger geeignet ist, als Unterhefe. — 4. Die Inversionskonstante der Ausgangshefe variierte von 20 . bis 40 mit dem Mittelwert (aus 9 Bestandteilen) 28 für 1 g Hefe (30 o/^ Trockensubstanz) und 9,6 g Rohrzucker bei 16°, woraus sich die Konstante 3 • 10-12 errechnet. — 5. Denkt man sich die Steigerung der Inversions- fähigkeit als Folge einer durch die Vorbehandlung erhöhten Lebenstätigkeit überhaupt, so muß man die N-Nahrung als unbedingt notwendig annehmen. Daß jedoch auch ohne N-Zufuhr eine erhebliche Steigerung eintreten kann, dürfte dann darauf beruhen, daß der notwendige N durch Autolyse entsteht. Spiegel. T. Bartos. An alle Zuckerfabriken, welche Rübensamen für eigenen Bedarf nachbauen. Ztschr. f. Zuckerind. d. cechoslovak. Rep. 44, 16, 16. 10. 1919. Zur Bekämpfung der Mäuse in den Stecklingsmieten empfiehlt sich am meisten Arsenschmiere, welche im eigenen Laboratorium folgender- 260 Referate maßen hergestellt wird: Man nimmt 50 g Arsenik und 10 g Soda auf 750 ccm warmes Wasser und 1 kg Mehl, sowie etwas Sirup. Dann schneidet man Stroh in kurze, 15 cm lange Stücke, beschmiert die Enden mit dem vor- bereiteten Mittel und steckt die Stücke mit den Enden in die Mäuselöcher. Außer dem Arsenteige kann man sich auch mit Karbid behelfen. Durch Wirkung der Feuchtigkeit entwickelt sich Azetylen, welches die Löcher- räume ausfüllt und die Mäuse erstickt. Erst nachdem man das Feld von den Mäusen gründlich gesäubert hat, beginnt man mit der Hersteilung von Mieten. Um jede Miete legt man einige Drainageröhren, die man mit prä- pariertem Weizen oder dem Arsenteich beschickt. Bloch. Ernst Ludwig. Nebenverdienste in der Brauerei oder besseres und mehr Bier? AUg. Brauer- u. Hopfenztg. 1920, 138, 17. 1. Verfasser empfiehlt die Herstellung sogenannter Eiweißbiere nach dem Verfahren von Moufang: Besseres Aufschließen des Malzes und Löslich- machen der Eiweißstoffe durch Druckkochen; Beschränkung der Hefe auf Zucker und Reduzierung ihres Eiweißverbrauches auf ein Minimum. Das Bier wird auf diese Weise wesentlich verbessert. Es wird eine höhere Malz- menge aus der Gerste, auch aus -minderwertigen Gersten gewonnen, eine größere Biermenge, die, auf 1000 Zentner Frischgerste berechnet, bei 2°/o Stammwürze unabhängig vom Läuterbottich oder Maischefiltereinrichtung sich auf ein Mehr von über 1000 hl beziffert, und endlich Verminderung des Bierschwandes auch bei bisheriger Arbeitsweise um 0,5 — 1,0*^/0 des Ausstoßes, bei dauernd guter Gärung und gärkräftiger Hefe, erzielt. Folgende Tabelle gibt Auskunft über den Resteiweißgehalt verschiedener, nach bisheriger Methode gebrauter Biere, berechnet auf 107oige Stammwürze im Vergleich zu Ei Weißbieren: Stamm- Eiweiß- Stamm- Eiweiß- Stamm- Eiweiß- Nr. würze rest Nr. würze rest Nr. würze rest 7o ■ g in 1 hl 7o g in 1 hl 7o g in 1 hl Siweißbi* jre. 1. 3,6 196,5 13. 9,0 276,5 22. 6,0 433,3 2. 11,0 213,0 14. 5,1 278,4 23. 2,0 465,4 3. 6,1 237,7 15. 8,3 288,4 24. 4,0 467,2 4. 6,9 245,0 16. 8,8 289,4 25. 6,0 475,6 5. 5,5 248,5 17. 10,3 305,4 26. 6,0 481,7 6. 5,5 256,5 18. 3,5 341,5 27. 6,0 483,7 7. 3,8 256,8 19. 10,0 345,1 28. 6,0 486,6 8. 6,8 263,0 20. 6,8 365,2 29. 2,8 502,6 9. 6,5 264,0 21. 10,2 386,8 30. 2,8 51.3,4 10. 9,8 267,2 31. 7,0 535,6 11. 11,2 270,4 32. 2,5 546,5 12. 8,7 273,0 33. 2,5 595,2 Gegenüber den ersteren Bieren zeigen die Eiweißbiere um 60 — loO^o mehr Eiweiß, infolgedessen sind sie nahrhafter, schaumhaltiger und süffiger. Referate 261 Auf die Haltbarkeit hatte der hohe Eiweißgehalt nicht den geringsten nach- haltigen Einfluß. Rainmstedt. Robert von Hoessllii, Ratibor, O.-S. Verfahren zum Verhindern oder Beseitigen der Schaunibildung, insbesondere bei der Lufthefefabrikation (D. R. P. 317918, Kl. 6a vom 14. 11. 1916, ausgegeben 3. 1. 1920), unter Verwendung von Fett oder Ol in Emulsionsform, dadurch gekenn- zeichnet, daß das Fett oder öl durch Wasserdampf eraulgiert und das Kon- densat, die Ölmilch, in den notwendigen Mengen in geeigneten Zeitpunkten von oben dem Schaumbottich zugeführt wird. — Die Ölmilch löst sich in der Preßhefenwürze auf und bringt den Schaum zum Zusammenfallen. Mai. Friedrich Wendel. Alkoliolausbeuten aus Rübenpulver. Brennereizeitung 37, 8489—90, 10. 2. Die Rübenmehle des Handels sind in ihrer Zusammensetzung sehr schwankend und liefern infolgedessen sehr verschiedene Ausbeuten an Alkohol. Entsprechend der Zusammensetzung einer guten Zuckerfabriksrübe hat ein Rübenmehl folgende Zusammensetzung: 12o/q Wasser, 6,07'^/o N-freie Extrakt- stoffe, 4,6o/o N, 61,20/o Zucker, 2,7^0 Rohfaser, 0,39o/o Fett, 3,06% Asche. Bei einem mittleren Ertrag von 60 1 reinem Alkohol aus 100 kg Zucker müßte ein solches Rübenmehl 36,7 1 Alkohol ergeben. Die meisten der von der Versuchsanstalt des Vereins der Kornbrenner geprüften Mehle ergaben aber nur 24 — 30 1 Alkohol, manche noch weniger, eins sogar nur 13,5 1, was Ver- fasser auf den Anbau zuckerarmer Rüben zurückführt. Bei der augenblick- lichen Futternot bevorzugt der Landwirt Rübensorten, die ihm möglichst hohe Ernteerträge liefern, und nimmt auf Zuckergehalt wenig oder keine Rücksicht. Die untersuchten Rübenpulver lassen erkennen, daß sie meistens aus Zuckerrüben mit einem Zuckergehalt von 10 — 12*^/0 hergestellt waren, daß teilweise aber auch Rübenmehle gehandelt werden, die ausschließlich aus Futterrüben hergestellt werden. Die Verarbeitung eines Futterrüben- mehles ist völlig unwirtschaftlich, denn der Preis für das Rübenmehl ist ein gleichmäßig hoher und unabhängig vom Zuckergehalt. — Die Vorteile des Rübenmehles im Vergleich zu frischen Rüben sind folgende: Es handelt sich um ein Dauerprodukt, welches das ganze Jahr hindurch verarbeitet werden kann. Eine jede Kornbrennerei ist imstande, mit der vorhandenen Einrich- tung diesen Stoff zu verarbeiten, es erübrigt sich also, was für frische Rüben nötig wäre, die Anschaffung einer Rübenwäsche und eines Dämpfers. Diesen Vorteilen steht jedoch der äußerst hohe Preis des Rübenmehls gegenüber, der durch die hohen Kosten der Rübentrocknung bedingt ist. Rammstedt. Richard Falck. Über die Bewertung von Holz- nnd Pflanzenschutz- mitteln im Laboratorium und über ein neues Spritzverfaliren für den Pflanzenschutz. Angew. Botanik 1, 177—85, Aug. -Okt. [4.8.] 1919. — C. 1920, 1, 351. Manz. 262 Referate Jaroslav Dvorak. Biochemische Studien über einige Schimmelpilze der Gattung Penicillium, die für die Käsefabrikation von Wichtigkeit sind. Rozpravy akad. cisafe Frant. Jos. pro vedy, slovesnost a umeni 26, Kl. 2, Nr. 31, 28. 12. 1917, Sep. v. Vf. Prag. Lactol. Inst. d. cech. techn. Hoch- schule. Unter Benutzung der Methode von Laxa (Milchv^^irtschaftl. Zentral- blatt 3, 200—7; C. 1907, II, 170—71) zur Beobachtung der Einwirkung von Mikroorganismen in einer mineralischen Nährstofflösung auf die che- mischen Bestandteile der Milch wurde das biochemische Verhalten dreier Schimmelpilzarten, und zwar Penicillium Roquefort!, Penicillium album und Penicillium candidum bei der Reifung des Käses untersucht. In einer solchen mineralischen Nährstofflösung wird Kasein durch die Pilze unter Bildung von NHg stark peptonisiert, Kasein und Laktose bilden unbeständige Säuren, Kasein und Milchsäure viel NH3 und wenig Säure. Mit Kasein, Laktose und Milchsäurebakterien verursachen sie eine weitgehende Zersetzung des Kaseins, wobei wenig Säure gebildet wird. Penicillium Roqueforti gibt in diesem Falle den typischen Geruch des Roquefortkäses. In sterilisierter Milch wird durch die Pilze eine ähnliche Zersetzung herbeigeführt, wie bei der Zersetzung von Kasein und Laktose. Auch hier tritt bei Anwendung von Penicillium Roqueforti der typische Geruch auf. In gemischter Kultur wachsen Penicillium album und Penicillium candidum bei sonst gleicher Veränderung des Kaseins lebhafter. Unter Mithilfe- von Milchsäurebakterien verursachen diese beiden Pilze Veränderungen des Kaseins, wie sie im reifen Camenbert-, Brie- und Neufchateler Käse festgestellt worden sind. Das Penicillium Roqueforti genügt bei Gegenwart von Milchsäure- bakterien allein, um den Roquefortkäse zur Reife zu bringen. — Die Schimmel- pilze führen das Milchfett in Fettsäuren über. Penicillium Roqueforti bringt in Milchfett enthaltenden Substraten ebenfalls auch bei Abwesenheit von Milchsäurebakterien den typischen Geruch hervor. Sonst bildet es das Aroma nur bei Gegenwart von Milchsäurebakterien entgegen der Behauptung von Jensen (Biologische Studien über den Käserfeifungsprozeß, Bern 1904), der die Bildung des Aromas der Symbiose von Penicillium Roqueforti mit Oidium lactis zuschreibt. Bei Anwendung einer ^^/^igen Kaseinsuspension war das W^achstum bei folgenden Konzentrationen von Milchsäure am stärksten: Pen. cand. 0,5 7o» Pen. alb. 1,0%, Pen. Roq. 2,0 »/q und hörte bei Pen. alb. bei 4,0 "/o, bei Pen. cand. bei 4,5%, bei Pen. Roq. bei 7,5 7o auf. Die Pilze zerlegen bei ihrem Wachstum die freie Milchsäure. Sie wachsen am üppigsten auf Milch, am schlechtesten auf künstlichen Nährböden. .Das Myzel besteht zur Hälfte aus Kohlehydraten. Die Gegenwart von Milchsäurebakterien setzt häufig die Menge der assimilierten Eiweißstoffe herab, erhöht aber den Gehalt des Myzels an Fett und Asche. Steiner. Verzeichnis der Personennamen Zusammengestellt von Toni Unger Abderhalden, E. 229, 248, Beijerinck 132 252 Benedict 243 Ackermann 108 Bersch, J. 115 Albert, R. und Krause, M. Berthelot 257 94 — und Grüner 199 Allemann 234 Bertrand, G. 22, 107 Altum 45 — , Brocq-Rousseau und Amelineau 199 Dassonville 240, 256 Andres, A. 120 — und Dassonville 144 — und Teichmann, E. 234 — und Rosenblatt, M. 116 d'Angremond, A. 234 Bettinger, P. 245 Arnold, J. P. 216. — und Delavalle 243, 245 Atwater 243 Beyer 118 Audubert, R. und Girard, P. Blix und von Euler, H. 128 .98 Bloch 70 Auerbach, F. 73 Blockey, J. R. 95 Aumann, A. 258 Blücher, H. und Krause, E. 141 Bab, W. 231 Boas, F. 101, 138, 139 Bäcker, St. 105 — und Leberle 7, 9, 115 Bachmetjew, P. 46 Bode, K. 106 Backhaus, A. 127 Bodländer 243 Baier, E. 76, 235 Boekhout, F. 150 Bakalla 51, 52 — und de Vries, 0. 233 Baldwin, M., Sherman, H. Böhm, 0. 106 und Thomas, A. 147 Bokorny, Th. 121, 253 Balling 215 Bolle, J. 92 Barthel, Chr. 16 Borchardt, L. 198, 199 — und Sandberg, E. 233 Borgmann 51 Bartos, V. 259 Bormand, M. 100 Bäßler 74 Börner 45 Bau, A. 151 Boeser 199 Baud, P. 113, 237 Boye, G. und Guyot, R. ,115 Bazile, G. 256 Brandting,G. und von Euler, Becbhold, H. 115 H. 146 Beckmann 97 Braun 45 Zeitschr. f. techn. Biologie, Bd VIII. Braungart, 205 Brehmer 223 Bresaola, M. 114 Bretschneider, J. 209, 210 Briant und Harman 125 Brocq - Rousseau , Bertrand, G. und Dassonville 240, 256 Brown 250 Brückmann, E, 212, 214 Brussoff, A. 86 Brunn, E. 245 Bücher, H. 96 von Buchka, K. 76, 235 Buchner 46, 257 Bunte, H. 76 Burkhardt, F, 234 Cannizaro 123 Carlot, H. und Riebet, Ch. 230 Carnot, P. und Dumont, J. 73 Chaudun, A. und Colin, H. 137 Ciaaßen, H. 75, 250 Colin, H. und Chaudun, A. 137 Connstein und Lüddecke 122, 258 Coulomb 34 Czapek, F. 125 van Dam 86, 234 Damiens und Lebeau 257 Danckwerts 62 18 264 Verzeichnis der Personennamen Darwin 45 Dassonville und Bertrand, G. 144. — — und Brocq-Rousseau 240, 256 Delavalle 245, 246 — und Bettinger 243, 245 Delbrück, M. 1, 245 — und Lindner, P. 67 Delemar, A. 237 Dernby 7 Dienert, F. und Guillerd, A. 84 Dietrich, W. und Windisch, W. 236 Dittrich 51, 52 Ditz 70, 229 Dombrowski 219 Donselt, W. 245 Draeger 5 Dreher, A. 214 Drucker, C. 119 Duclaux 239 Dufrenoy, J. 133, 144 Dumont, J. und Carnot, P. 73 Dunbar, W. P. 78 Duntze, E. 130 Dvorak Jaroslav 262 Eckstein 45 Ehrenberg 75 Ehrlich, F. 72, 85, 108 Eisenberg, Ph. 72 EUenberger 236 EUrodt, G. 93, 94, 103, 104, 256 — und Kunz, R. 93 Emslander, F. 114 Eoff 118 Erecky, K. 55, 75, 226 Erman, A. 197, 198 Ernest 119 Erslev, Knud 252 Escherich, K. 23, 44, 45 von Euler, H. 7, 252 — und Blix 128 von Euler und Brandting, G. 146 — und Heintze722 — und Laurin 19, 128, 147, 230, 248 — und Lindner, P. 21 — und Moberg, E. 112, 259 — und Svanberg, 0. 8, 11, 15, 16, 111, 123, 128,230, 252 Eykman, P. H. 66 Fabre 88 Fahlberg, List u. Co. 245 Falck, ß. 52, 54, 261 zum Felde, H. 245 Fernbach und Schön 138 Fischer, Emil 64, 106 Fischer, Hugo 54, 55, 67 Flury 228 Fornet, A. 90, 91 — und Herter, W. 102 Foth, G. 70, 104 Frank 45 Franke, F. und Volland, L. 100 Freymuth, A. 96, 106, 115 Friedenthal 4 Friedmann 224 Friedrichs, K. 96 Fries, G. 80, 257 Fruwirth 45 Galen 114 Gaertner, H. 119 Gautier, Gl. 76, 88 Gehring, A. 113 Geppert 243 Gerlach 129 ' Giaja, J. 124, 137, 252 Gilg 227 Girard, P. und Audubert, R. 98 Gmelin-Kraut 151, 154 Goethe, W. 223 Gräbner, P. 117, 227 — und Zinz, A. 243 Gramberg 51 Grässe, J. G. Th. 216 Groll 146 Großfeld, J. 235 Groß-Hardt 138 Grüner, G. und Berthelot 199 Guillerd, A. und Dienert, F. 84 Günther, A. 76, 235 Guyot, R. u. Boye, G. 115 van der Haar 226 Haber 227 Habich 215 Hägglund 4, 5 Hahn, M. 251 Hamburger, F. 110 Hämmerling 93 Hansen, E. Chr. 8, 16, 18, 46, 215 Härder, F. 141 Harman und Briant 125 Hartmann, J. 89 Hartmann, W. 258 Hartnack 134 Hase, A. 23, 44, 58, 59, 61, 72, 155, 156, 157, 171, 228 Hase, G. 165 Haselhoff, E. 235 Hayduck, F. 81, 247 Hehn, V. 195 Heinecke 45 Heintze und von Euler, H. 22 Henneberg, W. 1, 2, 46, 65, 105, 236 Herdi, E. 74 Hermbstädt 215 Herter, W. 92 — und Fornet, A. 102 Hesse, E. 78 Heuß, R. 253 Hewitt, C. G. 46 Heym, W. 148 Heymann 58 Heymon 58 Hilger, R. 222 Verzeichnis der Personennamen 265 Hinrichs, G. 79, 104 Hirazuka, E. 89 Hirsch, J. und Neuberg, C. 122, 251 Hofer 45, 225 Hoff mann 121 Hollande, A. 133 Hollrung, M. 45, 46 Hopf, L. 215 Hopffe, A. 236, 244 von Hoeßlin, R. 126, 261 Houmann, S. A. W. 245 Hürliman, H. 241 Jacoby, E. 120 Janke, A. 72, 94, 108, 127 Jansen, W. und Müller, F. 116 Janson 117 Jensen, Orla 65, 233, 262 Johnson 147 Joergensen 19, 46, 147 van Iterson 226 Kaiser 215 Karmarsch, K. 45 Kayser, E. 105 Kempe 70 Kerb, Joh. 138 Kieser, A.. J. 75 Kirchner, E. 45, 141 Kjehldahl 215 Klaproth 205 Kleberger, Ritter, L. und Weber, Ph. 243 Klein, J. 130 Klöcker, A. 48, 56, 229 — und Kluyver 56 Kluyver 56, 226 — und Klöckfer, A. 56 Knapp, A. 110 Knaust, H. 209, 210, 212, 213 Kobert, R. 199 Koch, A. und Oelsner, Alice 84, 107, 108 Kochs 146 Kohlrausch 5 König, J. 75, 87, 235 Kral 65 Krämer 45 Kraene, J. 213 Krause, M. und Albert, R. 94 Krause, E. und Blücher, H. 141 Krömer, K. 146, 148, 149 Kronacher 45 Krünitz,J. G. 210, 211, 213, 216 Kuhn, E. 194 Kunz, R. und Ellrodt, G. 93 Kusserow, R. 247 Lafar 46 Lakowitz 51, 52 Landmark, H. 142 Landtblom, F. und Will, H. 101, 254 Lassar-Cohn 76 Laufmann 70, 229 Laurin und von Euler, H. 19, 128, 147, 230, 248 Laxa 262 Lebeau und Damiens 257 Leberle und Boas 7, 9, 115 van Leeuwenhoeck, A. 67 Leffmann, H. und la Wall, Ch. 256 Lehmann, R. 66, 231 Leuckart 45 Lieske, R. 231 Lindau, G. 51, 66 von Linden 224 Linder 118 Lindet, L. 249 Lindner, P. 23, 29, 44, 45, 46, 47, 51, 56, 57, 58, 64, 66, 67, 131, 147, 151, 218, 219, 221, 223, 224, 226 — und Delbrück, M. 67 — und von Euler, H. 21 — und Saito und Rose, L. 56 Ling, A. 118 Linne 205 Lintner 125, 215 Lobeck 235 de Loisy, E. 257 Lövgren, St. 259 Low, W, 73 Lüddecke und Connstein 122, 258 Ludwig, E. 260 Ludwig, F. 5], 53, 217 Lüers, H. 9, 194, 195, 251, 253 Lühder 145 Lüstner, G. 149 Luther, R. und Ostwald, W. 76 Mansfeld, M. 75, 114 Mansfeld, R. 130 Manz, 70, 229 Marquard, F. 245 Matzdorff, 0. H. 244 Maurizio, A. 77 Maze, P. 84 Meibom, jr. u. sr. 211, 212 Meisenheimer, J. 106 Meldola 64, 66, 67 Meyerhof, 0. 94 Mezzadroli, G. 71 Michaelis 3, 5 — und Rona 124 Mi ehe 45 Mitchell, A. 137 Mitscherlich 111 Moberg, E. und von Euler, H. 112, 159 Molisch 231 Möller 51 Molliard, M. 95 Morcean, L. und Sauvageau, C. 133 Mosse, R. 163, 166 Moufang 260 Mouriquand, G. und Weill, E. 97 Müldener, R. 213, 214, 216 18* 266 Verzeichnis der Personennamen Müller, F. und Jansen, W. 116 Müller, G. W. 132 Müller-Tlmrgau, H. 136 — und Osterwalder, A. 238 Muxel, J. 103, 127 Naganishi 218 Nagel, C. 105 Naigele; A. 130 Neuberg, C. 101 — und Hirsch, J. 122, 251 — und Nord, F. 122, 123 — und Reinfurth, Elsa, 101, 134 Neuburger, A. 199 Nernst, W. 54, 160 Nitsche 45 Nocht 45 Nord, F. und Neuberg, C. 122, 123 Nowotny, M. 105 Oelsner, Alice und Koch, A. 84, 107 Oppenheimer 257 Oppermann 116 Osterwalder, A. und Müller- Thurgau, H. 238 Ostwald, W. 5 — und Luther, R. 76 Otto 215 Pagenstecher 45 Paillot, A. 85, 90 Pasteur 94 Paul, Th. 194, 195 Pelton, H. und Schwarz, M. 98 Perrin, J. .98 Pitres, E. 98 von der Planitz, H. 216 Plesch 80 Plumhoff 228 Portier, P. 145 Pringsheim, E. 117, 118, 226 — H. 95, 125, 219, 235 Prött, H. 251 Raebiger, H. 82 Radde 205 Rammstedt 70 Ranc, A. 145 Rasser, E. 0. 242 Ratzeburg 'J5 Rauch, H. C. 71 Reh, L. 45, 46 Reichert, A. 108 Reihling, K., Seel, E. und Zeeb, Elisab. 92 Reik, R. 120 Reinfurth, Elsa und Neu- berg, C. 101, 134 Reinhardt 51 Riebet, Ch. und Carlot, H. 280 Richter 257 Ricken 51, 52 Riedel, F. 129 Riley, L. 131 Rippel, A. 111 Ritter, L., Kleberger und Weber, Ph. 243 Robertson 111 Röhrig, A. 143 Rena und Michaelis 124 Rose, L., Lindner, P. und Saito 56 Rosemann 243 Rosenblatt, M. und Ber- trand, G. 116 Roth, G. 121 Rothenbach, F. 127, 254 Rouband, E. 139. Rousseau, J. J. 4. Rubner, M. 58, 87, 252 le Rütte, J. G. 143. Sachs, H. 165, Saito 218 — , Lindner, P. und Rose, L. 56 Salkowski, E. 83 Sandberg, E. und Barthel, Chr. 233 Sandelin, A. E. 87 Sauvageau, C. und Morceau, L. 133 Sedlmayr, G. 214. Seel, E., Zeeb, Elisab. und Reihling, K. 92 Seligmann 240 Sherman, H., Thomas, A. und Baldwin, M. 147 Siemens und Halske 103 Sihler 141 Silex 231 Simon 84 von Skramlik, E. 251 Slator, A. 250. Smith, T. 0. 98 Söderbaum, H. G. 113 Sorauer, E. S. -45 Sörensen 3, 4, 8 Speakman, H. B. 130 Spiegel 70 Spieß 117 Spitta 235 Splittgerber,' A. 235 Sutthoff, W. 235 Sutton und Sohn 71 Svanberg, 0. 1, 2, 16, 18, 24, 48, 85 — und von Euler, H. 8, 11, 15, 16, 111, 12.3, 128, 230, 252 Sydow, P. 66 Schäfer, F. 105 Schaudinn 45 Scheffer 91 Scherdel, S. und Wohl, A. 142 Schiemenz 45 Schikora 225 Schiller, F. 223 Schleicher und SchüU 152 Schmeil, 0. 145 Schmidt und Straßburger 63 Schmidt, 0. 76 Schneller M. 119 Schön und Fernbach 1.38 Schönfeld, F. 70 Verzeichnis der Personennamen 267 Schramm 102 Schranka, E. M. 216 Schrohe 245 Schryver, S. B. 77 Schulz, R. 51, 52 Schürhoff 242 Schwarz, M. und Pelton, H. 98 von Schwarzkopf, S. A. 216 Schweizer, K. 81, 100 Staehelin, M. 154 Stahl, A. 251 Stearns 88 Steiner 70 Stellwaag 45 Stich, E. 249 Stift, A. 115 Straßburger und Schmidt 63 Straßmann 243 Tacke, B. 154 Taegener, W. 258 Taschenherg 45 Teichmann, E. 58, 59, 97 — und Andres, A. 234 Thaer 45 Thomas, A., Sherman, H. und Baldwiu, M. 147 Trier 57, 58 Ubbelohde, L. 76 Unselt, G. F. 117 ütz, F. 242, 255. Vahlen, E. 128 Vandevelde, A. J. J. 255 Yautier, E. 247 Versluys, J. 45 Vogel 254 Vogt, C. 45 Voisenet 239 Volhard 70 Volland, L. und Franke, F. .100 Völtz, W. 58, 88, 89, 112, 149, 226, 242, 243 Voudran, A. 148 Vougt, Elsie 2, 48 de Vries, 0. und Boekhout, J. 233 Wackernagel, W. 207 V^ahl, B. 114 la W^all, Ch. und Leffmann, H. 256 Weber, Ph., Ritter L. und Kleberger 243 Wedemann, W. 235 Wehmer, C. 72, 83, 85, 102, 151, 152, 154 Weill, E. und Mouriquand, G. 97 Wendel, F. 261 Wendt, U. 27, 45 Werner, A. 209, 210 Widmer, A. 247 Wilenko 84 Wilhelmi, J. 45 Will, H. 65, 139, 240 — und Landtblom, F. 101 254 Windisch, W. 6, 226 — und Dietrich, W. 236 Winslow, Ch. E. 63 Wohl, A. und Scherdel, S. 142 Wolff, G. 106, 111, 195,257 Wollenweber, H. W. 71 Wood, J. T. 96 Wülker, G. 45 Wüstenfeld, H. 81, 109, 142, 14.3, 148, 256 Ylppö 6 Zander, E. 45, 97 Zeep, Elisab., Seel, E. und Reihling, K. 92 Ziegler, P. 113 Zikes, H. 78, 87, 100, 101, 232 Zimmermann 219 Zinz, A. und Gräbner, P. 243 Zscheile, A. 126 Zschimmer, E. 45 Zsigmondy, R. 77 Zuntz, N. 45, 58, 243 Zürn 45 Alphabetisches Sachverzeichnis Zusammengestellt von Toni Unger Aaskäfer 117 Abfallstoffe 34 Abwasserbeseitigung 34, 76, 113, 2.35 — reinigungsanlagen 78, 86 Acalla variegana 108 Acridium 1.33 Acrolein 239 Actinomyces 71, 86 — cloacae 86 Adhäsionskultur 48, 49 Adrenalin 124 Agar-Agar 94, 132, 231 Agglutination 99 Ahorn 217 Akkumulator 5 Alanin 106 Alaun 77, 234 Albumin 128 Älchen 71 Aldehyd 85, 123, 135, 138,254 268 Alphabetisches Sachverzeichnis Aldehydschleimsäure 226 Ale 213, 220 Algen 94, 105, 142, 253 — flora 34 Alkalien 7, 115, 119, 134, 135, 141, 238, 258 Alkalifumarat 85 Alkalinität 3, 8, 11, 12, 15, 17, 22, 111, 112, 123, 124, 134 Alkalische Nährlösiiüg 4, 111, 122 Alkohol 8, 22, 57, 71, 77, 84, 85, 93, 102, 104, 105, 106, 109, 110, 112, 118, 121, 122, 123, 126, 127, 130, 131, 132, 138, 141, 142, 143, 146, 148, 149, 195, 213, 221, 222, 223, 224, 226, 236, 237, 238, 241, 243, 244, 246, 247, 249, 252, 257, 258, 259, 261 — dämpfe 224 — gärung 83, 84, 134, 138, 250 — gewinnung 71, 93, 261 — Inhalationsapparat 224 — Störung 256 — Verarbeitung 142 Alkoholische Getränke 111, 256 Alloxurbasen 107 Aluminium 101, 242, 252 Amanita rubescens 52 Ameisen 46, 172, 177 —säure 5, 59, 73, 84, 95, 101, 107, 144, 146, 247 Amidstickstoff 219, 253 —Substanz 112, 113, 145, 149 Aminostickstoff 100 — Verbindungen 87 Ammoniak 54, 70, 139, 149, 150, 152, 254, 258 — düngung 113, 254 Ammoniumazetat 133, 259 — diphosphat 81 Ammoniumkarbonat 133 —salze 93, 113, 115, 136, 138, 139, 142 Ammonphosphat 6, 12, 15, 70 —Sulfat 126, 237, 257 Amphibien 33 Amylasen 147 Amylenhydrat 125 Amylobacter 236 — pectinivorum 133 — saccharobutyricum 133 Anaerobe 132, 133 Ananas 221 Anatomie 36 Anilin 124 — Wasserfuchsin 117 Anopheles-Arten 59 Anstellhefe 1, 126, 142, 238, 258 Anthonomus pornorum 38 Anthropologie 24, 30 Antialkoholbewegung 57 — bolin 128 —formin 251, 253 — körper 105 — septica 73, 245, 247, 254 — skorbut 97 — sykon 105 Apanteles 88 — glomeratus 76 Apfel 119, 149 — blute 39, 40 — blütenstecher 39 — säure 72, 238, 239, 240 Aphanomyces Magnusii 225 Arabinose 87, 119, 226 Ardis brumiventris 108 Arge rosae 108 Arginin 107 Armillaria mellea 53 Aromabildner 233 Arsen 115, 259, 260 — pillen 144 — Wasserstoff 41 Asbest 235 Asche 83, 93, 94, 105, 235, 261, 262 Aesculus hippocastanum 153 Askomyceten 54 Asparagin 115 — säure 106 Aspergillus 85 — candidus 102 — cellulosae 236, 244 — flavus 102 — fumigatus 102 — glaucus 102, 103, 144 — niger 102, 112, 115, 138, 139, 236 Assimilation 48, 56, 57, 101, 129, 132, 134, 137, 219, 229, 231, 238 Äther 116, 255, 257 Äthylamin 253 — Schwefelsäure 257 Athylea 257 — diamin 253 Atmung 94, 95 Aufgußessig 256 Augenstörungen 231 Austern 35 — pilz 53 Autolyse 9, 84, 106, 107, 259 Auxanographisch 132 Azetaldehyd 101, 122, 123, 124, 134, 135 — amid 115, 253 Azethylen 260 Azethylmethylkarbinol 84 Azetolyse 119 Azeton 64, 106, 130, 253, 255, 259 Azidität 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 16, 17, 19, 20, 21, 85, 86, 129, 147 Bacillenpräparate 170, 171, 172 Bacillus acidi urici 133 — coagulans 87 — Crangonicus 144 — Delbrücki 82 — Lymantriae ß 85 Alphabetisches Sachverzeichnis 269 Bacillus Lymantriae cola adiposus 85 — mesentericus 87, 100 — subtilis 87, 100 Bäcker IfiH, 174 — hefe 226 Backtätigkeit 94, 234, 238 Bacterium aerogenes 133 — ascendens 122 — » casei 85, 86 — coli 84, 87, 122, 133, 235, 236 — fluorescensliquifaciens90 — gracile 239 — pasteurianum 122 — pieris agilis 90 — — fluorescens 90 — — liquifaciens 90 — — non liquifaciens a und ß 90 — pityocampae 133 — prodigiosus 235 — tartarophthorum 239 Badezug 106 Bakterien 5, 48, 51, 57, 66, 71, 72, 73, 78, 82, 84, 107, 109, 110, 117, 119, 1,33, 142, 143, 144, 148, 226, 231, 233, 235, 236, 238, 250, 253 — eiweiß 112 — entwicklung 1 — flora 34 — gärung 122, 123, 140 — leben 256 — nährböden 75 — ZOO 65 Bakteriologisches Verfahren 130, 244 Bariumcarbonat 88 — hydrat 119 Bartflechte 105 Basen 1, 2, 3, 12 Basfurol 112, 226 Basidiomyceten 54 Bauernbiere 254 Beauveria globulifera 133 Beeren 252 Beizen 95, 96 Bekämpfungsmaßnahmen 155, 157, 158, 161, 163, 166, 171, 172 Benzin 234, 235 Benzoesäure 146, 244 —saures Natrium. 146 Benzol 83 —kern 253 Benzylchlorid 116 Bernsteinsäure 72, 85, 87 Betain 107, 108, 253 — obacter 108 Betavitverfahren 258 Bettwanzen 59, 240 Bibio hortulans 108 — marci 108 Bienen 46 Bier 58, 64, 78, 80, 114, 125, 126, 130, 140, 141, 194, 195, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 203, 205, 206, 207, 208, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 220, 221, 223, 235, 241, 243, 244, 254, 256, 260 — brauerei 114 — ersatz 80, 258 —hefe 248 — schwand 260 — treber 244 Biesfliege 60 Bindegewebe 96 Biochemisch 3, 4, 56, 73, 94, 119, 144, 145, 262 — energie 145 — logie 1, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 33, 34, 36, 43, 44,56,61,87, 96, 99,' 101, 103, 108, 115, 133, 139, 144, 145, 156, 158, 159, 162, 174, 176, 177, 178, 183, 193, 234 Biometrie 47 Biorisator 235, 236 Biosfrage 26, 56, 57, 58 Biotechnik 26, 33, 37, 40, 42, 45 Biotechnologie 54, 55, 57, 75 Birke 53, 217 Birkensaft 217 Birken wein 217 Birnen 149 Bitumin 80' Blankit 126 Blätter, fermentiert 255, 256 Blattläuse 107, 117, 170, 177 Blausäure 41, 59, 83, 96, 97, 98, 105, 114, 117, 228, 229, 234, 251 —gas 58, 177 ■ Blei 41 Blennocampa pusilla 108 Blut 105, 133, 177 — körper 105 — laus 42 — Verfettung 85 Bodendesinfektion 71 Bohnen 47 — rost 117 Boletus Boudieri 53 — . edulis 53 — elegans 53 — rufus 53 — scaber 53 Boloform 149 Borformiat 147 — säure 95 Botanik 24, 30, 31, 145 Bottichhefe 240 Bouillonglyzeringelatine 132 Branntwein 93 Brauer 163, 174 Brauerei 141, 142, 197, 199, 219, 260 —hefe 9, 79, 127, 250 —zwecke 125, 126 Braugerste 154 — wasser 6 — Wissenschaft 215 Brennerei 1, 64, 104, 141, 142, 242 — gewerbe 70, 245 270 Alphabetisches Sachverzeichnis Brennereihefe 11, 19, 124, 135, 250 Brenzkatechin 119, 253 Brenztraubensäure 84, 101, 135, 138 Briekäse 2fj2 Brombeerblätter 255 Brot 90, 91, 92, 102, 103, 110, 116, 198,199 — gärung 255 — getreide 70, 116 — käfer 92 Brownsche Molekular- bewegung 50 Bukettbildung 131 Butteraroma 253 — säure 5, 63, 64 — — bakterien 87 pilze 133 Butylalkohol 130 Butylen 257 — glykol 84 Cacolcia rosana 108 Calandra granaria 132, 234 — oryzae 120, 234 Caliroa aethiops 108 Caloptenus Italiens 133 Calorien 145, 149 Camembertkäse 262 Caragheen 231 Carlsberglaboratorium 215 Certicyl 146 Cetrarsäure 83 Chalara Mycoderma 79, 232 Champagnerbier 221 Champignon-Kulturen 52; 60, 218 Chemie 26, 27, 29, 42, 64, 75, 76, 92, 95, 120, 130, 235 Chiizu 218 Chilisalpeter 227 Chinesische Hefe 218 Chirurgie 106 Chlor 120, 251, 253 — benzoesäure 245 Chloressigsäure 124 — hydrat 107 Chlorid 83, 113 Chlorkalk 255 — kohlensäureester 229 Chloroform 116, 122,^124, 128, 147, 255 Chlorpikrin 107, 144, 240, 256, 257 Cholera 36, 236 Cholesterin 64 Cholin 107, 253 Chondrus crispus 94 Cimex lectularius, her. 240 Citrat 99, 138, 139 Cladius pectinicornis 108 Cladonia rangiferina 83, 93 Cladosporium herbarum 150 Clapit 211 Clitocybe laccata 52 Clitopilus prunulus 52 Cnethocampa pityocampa 133 Coccobacillus acridiorum d'Herelles 96 Coprinus comatus 52 Corozoalkohol 71 — palme 71 Crataegus oxyacantha 153 Crotonöl 115 Ctenocephalus canisCurtisOl Culex-Arten 59 Cuscata arvensis 114 — trifolii 114 Cyanid 98 Cyannatrium 59 — Wasserstoff 97, 98, 117, 251 Cyanochin 117 Cyklbn 228 Cystin 106 Czirok 87 Dampfdesinfektion 58 Darm 112, 139 — saft 137 Dasselfliege 60 Dasystoma salicellum 108 Degeneration 102 Denaturat 127, 143 Dermatocoptes-Milbe 61 Desinfektionsanstalt 170, 173 —mittel 87, 100, 101, 106, 170 — zug 106 Destillationsgase 257 • Destillierapparate 128 Dextrin 83, 126, 221, 244 Dextrose 87 Diaphragma 136 Diastase 125, 132, 247, 254 Diäthylarsen 144 Diäthylonamin 253 Diazetyl 84 Difl'us^'onsabwässer 74, 250 — Spannung 114 Dikaliumphosphat 81 Dinatriumsulfit 122 Dinkel 207 Dioxyazeton 135 Diplokokken 233 Dissoziationsgrad 4 Dizyan 253 Drehessigbildner 94 Dulcin 80 Dumpalme 71 Düngemittel 54, 70, 79, 94, 97, 113, 129, 221, 254 Diinnbier 139, 140, 240, 241 — faßgeläger 240 — hefe 240 Dynamik 22 Edelbranntwein 104 Einbecker Bier 210, 211 Einsäuerung 149, 242 Eisen 101, 119, 231 — bakterien 231 . — hydroxyd 252 — krankheit 78, 80 — phosphat 148 Eiweiß 2, 3, 6, 35, 83, 85, 87, 93, 95, 106, 107, 112, Alphabetisches Sachverzeichnis 271 113, 116, 127, 131, 132, . 135, 137, 142, 148, 149, 219, 236, 241, 246, 249, 255, 260, 261, 262 — biere 260 —faule 133 — kraftfutter 146 Elektrizität 41 Elektrolytisch 251, 253 Elektrometrisch 3, 5, 7, 21 Elektrotehnik 26 Emphytus cinctus 108 Emulsion 254, 261 Endomyces vernalis 217 Endotrypsia 125 Enteritis 236 Entlausung 240, 251 Entlausungsanstalt 105 Entonoologie 35, 38, 44, 45, 46, 58, 96, 155, 156, 158 Entwässerung 74 Enzyme 3, 22, 111, 114,121, 123, 124, 128, 129, 132, 137, 139, 147, 152, 154, 249 Ephestia Kuchniella Zeller 234 Epiblema tripunctata 108 Epithelien 63 Erbsen 47 Erepsin 63 Erfinderschutzfragen 55 Ernährungsphysiologie 58, 231 Erysiphe rosae 117 Essig 2, 82, 94, 109, 110, 127, 130, 137, 143, 256 — bakterien 78, 137, 149,238 — hildner 109, 110, 122, 143, 149 — essenz 94 — fliege 59 — gärung 122, 142 — industrie 72, 81, 137, 148 — pilze 254 — säure 5, 59, 63, 64, 73, 84, 87, 94, 107, 114, 121, 122, 123, 137, 138, 149, 233, 238, 239, 252, 254 — — bakterien 48, 65, 109, 217 — späne 142, 143, 256 Ester 76, 106 Exoenzym 132 Fachzeitungen 165, 166, 174 Fadenziehendes Brot 91 Fahlbergtabletten 147 Fäkalien 47, 62 — beseitigung 42 —Umarbeitung 42, 62 — Verwertung 58 Farbfilter 118 Farbstoff Produktion 79 Farinzucker 88, 217 Faserstoffe 42, 242 Faßgeläger 240, 241, 244 Fäulnisbakterien 2, 78, 144 Fäzes 63, 64 Fehlingsche Lösung 85 Feldheuschrecken 256 Felle 82 Fermentforschung 257 -Vorgänge 111, 119, 127, 131, 137, 236, 247, 249, 254 Ferriphosphat 148 Ferritamat 148 Ferrocyanid 99 Ferrophosphat 148 Ferrosulfat 118 Fett 32, 57, 63, 79, 83, 86, 87, 88, 97, 132, 136, 224, 232, 236, 244, 261, 262 — gewehe 85 — gewinnung 47, 55, 58, 75 — hefe 64 —kalk 117 — pilz 223 —säuren 63, 262 Fichte 53, 133 Filterashest 75 Fische 33, 35 Fisch ereiwesen 34 Flachs 242 — röste 121, 155 Flammon 101 Flatulenz 116 i Flechten 82, 83, 93 — säure 83 Fleckfieber 58, 96, 106, 115 Fleisch 32, 92 — erzeugung 55, 75, 112 Fliegen 36, 37, 59, 60, 115, 170, 177, 180 — larven 47, 62 —plage 60, 190 Flöhe 61, 163, 164, 167, 170, 172, 173, 178, 190 Flußsäure 101 Formaldehyd 70, 71, 100, 101, 106, 141, 244, 245, 247, 254, 255 Formamid 253 Forstwirtschaft 30, 35, 42, 51 Fortpflanzung 31, 37,41, 219 Frohberghefe 101, 111, 124, 230, 232 Fruchtäther 131 Früchte 149 Fruchtsäfte 74 Früh Jahrsblätter 151, 152, 154 Fruktose 87, 124, 226 — diphosphorsäure 230 Fucus serratus 133 Fukose 226 Fumarsäure 72, 85 Fusariumarten 231 Fuselöl 131 Futterhefe 88, 140, 141 . —mittel 70, 73, 74, 94, 104, 112 — rüben 242, 250, 261 Fütterungsversuche 133 Galaktose 87, 119, ]24, 226 Galakturonsäure 119, 226 Galle 63 Gallenbestandteile 04 272 Alphabetisches Sachverzeichnis Gallussäure 253 Gärbottich 47, 121, 245, 246, 247, 248, 249 — führun^ 90 —kraft 124 Garlei 211, 212 Garnelen 143 Gartenhaarmücke 108 Gärtner 163, 174 Gärung 1, 2, 7, 8, 18, 22, 46, 64, 81, 83, 84, 85, 87, 90, 93, 94, 95, 96, 101, 102, 104, 105, 110, 114, _ 118, 120, 121, 122, 123, ' 124, 128, 130, 131, 132, 135, 136, 137, 141, 142, 145, 147, 148, 149, 195, 214, 215, 217, 221, 229, 230, 236, 237, 238, 241, 249, 250, 251, 252, 254, 256, 257, 258, 259, 260 Gär-ungsbakterien 42 — enzym 112 — essig 94, 127, 137 —fett 249 — forschung 57 —Industrie 108, 245 — maximuni 252 — Physiologie 78, 92 — pilze 42 — problem 101 Gärversuch 48, 81, 246, 251, 258 Gärwasserstoff 123 Gas 41, 76, 96, 136, 171, 257 — bildung 132 — brand 122 — ketten-Methode 5 — zelle 82, 134 Gedrovantabletten 147 Gelatine 87, 120, 132, 148 — farbfilter 118 Gelee 74 Gemüse 149 — Schädlinge 35 Gerben 82 Gerbstoff 136, 148, 239 Gerste 58, 97, 100, 110,113, 125, 127, 133, 195, 196, 197, 198, 200, 207, 214, 219, 220, 221, 244, 246, 254, 258, 260 Gersten pflanze 154 Gespinstfasern 94, 121 — motte 141 Getreide 77, 96, 104, 113, 114, 120, 126, 195, 197, 198, 206, 221, 226, 234, 257 — keime 127 — körner 91, 229 —Schädlinge 35, 115, 234, 256 — Stärkefabrikation 136 — treber 146 Gift 41, 46, 107 —Wirkung 5, 18, 116, 124 Ginsterfasern 242 Gioddu 111 Gliedertiere 42 Gloeosporiumarten 231 Glossinen 139 Glucinsäure 119 Glukosamin 107 Glukose 16, 83, 84, 85, 88, 90, 119, 124, 126, 133, 226, 250 Glukoside 226 Glukosezellulose 119 Glukuronsäure 226 Glutaminsäure 106 Glykocholsäure 64 Glykogen 79, 102, 132, 232 Glykokoll 106, 115, 253 Glyoxylsäure 106 Glyzerin 81, 87, 118, .122, 123, 125, 132, 134, 135, 238, 239, 252, 258 Gose 211, 212 Graupen 58 Gries 110 Grünmalz 256 Grünsirup 87, 100 Guanol 107, 108 Gummistöpsel, Reinigung 77 Haar 32, 63 Hadenon 245 Hafer 89, 113, 195, 207 Hainbuche 83, 217 Hallimasch 53 Hämatin 64 Hämatopinus asini 61 Hammel 112 Hamster 172 Hanfbau 243 Harn 70, 140, 141, 254 — säure 133 —Stoff 70, 112, 132, 139, 146, 226, 253, 259 Harzöl 80 Haus 130 — biere 254 — tiere 28, 31, 33, 35, 61, 195 Haut 32, 82, 95, 96 —bildende Hefen 136, 232 — desinfektionsmittel 106 — fasern 96 — krankheit 120 Hefe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 28, 47, 48, 51, 57, 65, 66, 77, 78, 79, 80, 81, 84, 85, 87, 88, 92, 93, 94, 100, 101, 102, 103, 104, 106, 107, 110, 111, 112, 115, 120, 121, 122, 128, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 133 134, 135, 136, 137, 138, 140, 141, 142, 145, 146, 147, 195, 214, 219, 221, 226, 229, 230, 232, 236, 237, 238, 244, 246, 247, 248, 249, 250, 252, 253, 256, 257, 258, 260 — aussaat 57, 140 — enzyme 121, 122 — flora 137 Alphabetisches Sachverzeichuis 273 Hefegewinnuug 187, 142 — gift 103, 250 — industrie 126 — nährlösuug 8 — rassen 215 — reinzucht 215 — rückstäude 148 — Schädlinge 2 — tryptase 122 — Wachstum 250 — Waschung 1 — wasser 84, 224, 230, 259 Helix pomatia 125, 137 Heptylalkohol 236 Heu 89, 149 — bazillen 132 —schrecken 37, .96, 97, 133, 256 —wurm 42, 117 Hexamethylentetramin 70, 253 Hexenring 53 Hexosen 132 Hexylalkohol 236 Hirse 125, 126 — bier 202 —flocken 126 Histidin 106 Histologie 36 Holzfasern 119 — Schutzmittel 261 — Spiritus 226 Homalomya canicularis 59 Hopfen 101, 202, 203, 204, 205, 206, 207, 213, 214, 221 —bier 211 — bitterstoffe 87 Hormodendron cladosporoi- des 150 flühner 59, 97 — kot 95 Humin 120 Hummer 35 Hundefloh 61, 167 -kot 95 Hydantoin 253 Hydrobilirubin (14 Hydrobiologe 34 Hydrochinon 258 Hydroide 125 Hydrolyse 88, 107, 119,137, 142 Hygiene 30, 35, 36, 45, 61, 65, 113, 157 Hymenopheren 107 Hypochlorit 120 —lauge 251, 253 Jauche 59, 70 Icerya Purchasi 38 Idealspan 142 Imker 174 Indikatoren 3 Indol 63, 253 Insekten 33, 35, 40, 42, 45, 46, 47, 74, 107, 116, 117, 141, 189 —Schädlinge 108, 117 —tötende Mittel 92 — Vertilgung 114 Inversion 128, 144, 147, 259 Invertase 8, 112, 121, 124, 132, 252 — zucker 72, 119, 124, 126 Jod 94 — probe 138 Johannisberghefe 232 Ionen 3, 98, 99, 124 Jungbier 254 Käfer 38, 89, 40, 108, 120, 132, 172, 177, 178, 234 Kahmhefe 2, 103, 108, 131, 135, 149 Kakaogewinnung 110 Kakerlaken 172, 177 Kali 64, 94, 104, 238 Kaliumchloratum 259 — dichromatkuvetten 118 — hydroxyd 257 — phosphat 8, 12, 15, 85, 129, 229, 251, 259 -salz 253 ■ Kalk 68, 64, 95, 105, 110, 120, 134, 140, 155, 221, 226 — essigverfahren 151, 152, 154, 155 —milch 118 — ofengase 129 — Oxalat 151 —stein 70 —Stickstoff 70, 225 Kalomelelektrode 6 Kalziurachloratum 259 — hydrat 119 — laktat 84 —Oxalat 151, 240, 241 —Sulfit 122, 134 Kaninchen 227 Kantharidenpulver 88 Kaoliang-chin 218 Kaolin 180 Kapillarelektrometer 5 Kapillärsirup 109 Kapronsäure 63 Karbid 70, 110, 260 Karbolfuchsin 117 Karbolineum 41 Karbonate 6, 113 Karbonisierverfahren 242 Kartoff'eln 70, 81, 82, 91, 113, 133, 145, 146, 219, 220, 221, 242, 247, 249 Kartoffelbier 219, 220 —kraut 89 — mehl 91, 116 — räude 71 — schorf 71 —stärke 49, 145, 221, 229 — , Verarbeitung gefrorener 24ß, 247 Käse 74, 284 — fabrikat 262 — fliege 60 Kasein 86, 150, 233, 284, 262 Kastauienmehl 94, 105 Katalase 8. 128, 147 Katze 61 Keimfähigkeit 284 274 Alphabetisches Sachverzeichnis Keimräume 100 —tötende Mittel 253 — trommel, Freund 257 — Zählung 78 Kefir 111 Kellerassel 165, 172, 177, 190 Kerosin 221 Ketonkörper 84, 138 Kiefer 53 Kiefernspinner 37, 42 Kieselsäure 93, 235 Klaffmuschel 35 Klärschlamm 86 Kleber 255 Krebstoff 244, 245 Kleeseidesamen 114 Kleiderdesinfektion 105 —laus 67,68,69,72,96, 115 — motte 92 Kleie 95, 104 Kleienbeize 95, 96 Kleintiere 47, 174 Knochen 32, 120 Knollen 249 Koagulation 252 Koenzym 112 Koferment 95 Kohle 70, 110, 257 Kohlendioxyd 70 — hydrate 2, 83, 93, 95, 119, 137, 142, 144, 229, 249, 262 — oxyd 41 — oxydchlorid 256 —säure 22, 55, 70, 80, 88, 112, 118, 123, 129, 132, 133, 148, 149, 152, 153, 154, 195, 223, 230, 231, 238, 250, 252, 254, 257 — düngung 129 Kohlensaurer Kalk 138 Kohlensaures Ammonium 140 — Kalium 251 Kohlenstoffquelle 135, 253 — tetrachlorid 116 Kokereigase 257 Kokkobazillen 90 Koks 70 Kolloid 115 — cheraie 77 Kolophonium 80 Kolorimetrisch 3, 84 Kompostbakterien 108 Konkremente 63 Konserven 143 Konservierungsmittel 146, 147, 149, 244, 245 Kopfläuse 59, 62 Korkstöpsel, Reinigung 77 Kornbrennerei 103, 104, 261 — käfer 114, 132, 229, 234 Kot 62 — beizen 95, 96 Krätzmilben 42 Kräuteressig 82 Kreatin 253 Krebse 33, 34, 35, 225 — pest 225 Kreide 249 — milchkulturen 233 Kresol 59, 106, 240, 253 — tinkresol 106 Kresse 83 Kriegsbier 80, 139, 240 — brot 90, 116 — pech 80 Kristalle 151 Kuchen 92 Kühlschiff 60 —trüb 141 Kulturhefe 2, 6, 7, 14, 18, 22, 100, 103 — pflanzen 31, 195 Kiimmelöl 88 Kumys 111 Kunsthonig 71, 144 Kupfer 41, 101 — ammonazetat 88 —kalk 117 — salze 225 Kürbisfrucht 111 Kwass 199 Lab 233, 234 Laktase 132 Laktat 124 Laktokokken 233, 234 Laktose 87, 229, 262 — hefe 226 Laminariaarten 94, 105 Laminaria flexicaulis 105, 133 — saccharina 105 Lamm 225 Landgerste 154 —Wirtschaft 30, 31, 32, 34, 35, 55, 56, 75, 107, 113, .129, 146 Lanthansalz 98, 99 Lärche 53 Larven 71, 73, 76, 92, 107, 114, 117, 132 Lasioderma serricorne 234, 235 Laubbäume 154 — wald 54, 154 Lauge 120, 251, 253 Läuse 37, 42, 58, 59, 61, 67, 68, 69, 72, 73, 106, 163, 164, 167, 168, 170, 171, 172, 178, 187 — eier 73 —mittel 166 — plage 44 Läuterbottich 260 Lävulose 132 Lebensmittelchemie 119 — — gewerbe 76, 235 Leim 120, 141 —fleisch 120 —pflanze 242 Leguminosensamen 114, 115 Lepidopteren 76, 88, 107, 108 Lepiota excoriata 52 Leptothrix 231 Leuchtgas 83 Leucin 106, 131, 253 . Lezithin 63, 253 Lichemin 83 Liehen islandicus 83 Alphabetisches Sachverzeichnis 275 Licht 41 Likör 131 Limonade 223 Linsen 47 Lipasen 249 Lipoide 116, 125, 139 Lotus comiculatus 114 Luft 75, 76, 86, 96, 100, loa, 109, 148 — abschluß 149 — hefe 100, 103 fabrikation 120, 126, 127, 134, 140, 141, 142, 245, 261 Lungenbewohner 224 — Würmer 224, 225 Lupinen 73 —Stroh 121 Lymantria dispar 85 Lypolyse 132 Lysin 107 Lysol 100 Lytische Wirkung 99 Madenzuchtanstalt 63 Magendarmflora 244 Magermilch 74 Magnesia 63, 64 Magnesium chloratum 259 — Sulfat 259 Maikäfer 37 Maipilze 52 Mais 130, 226, 241 —flocken 126 Maische 93, 96, 105, 109, 114, 127, 128, 130, 141, 143, 145, 152, 199, 221, 245, 254, 256 — filter 260 Malachitgrün 117 Malacosoma neustrica 108 Mallein 134 Maltase 122, 124 Maltoglukase 132 Maltonwein 131 Maltose 16, 87, 122, 124, 126, 132, 139, 229, 250 Malz 6, 77, 87, 88, 125, 137, 199, 202, 204, 214, 219, 220, 221, 241, 247, 253, 254, 258, 260 — araylase 147 — extrakt 132, 213 — hefeverfahren 12ö — kafFeefabrikation 58, 244 — keime 244 — schwand 257, 258 —würze 131, 253 Mälzerei 257 Manganverbindungen 113, 231 Mannit 87, 122, 132, 236, 239 Mannocellulose 71 Mannose 71, 124, 132, 226 Margarine 252 Marmelade 74 Märzmücke 108 Matrize 141 Maulwurf 178 Mäuse 42, 88, 163, 164, 165, 169, 170, 171, 172, 177, 178, 186, 187, 227, 228, 259, 260 — pest 17*0 — typhus 170, 228 Medicago sativa 114 Medizin 30, 35, 36, 45, 65, 115, 130 Meeresalgen 133 — gräser 142 Meerschweinchen 97 — ^zwiebel 88 Megesan 147 Mehl 58, 90, 91, 102, 103, 110, 114, 116, 177, 221, 234, 250, 255, 260 —motten 114, 115, 177, 234 — käfer 229 —tau 117 — Würmer 92, 114 Melasse 79, 80, 103, 104, 118, 119, 121, 126, 141, 237, 246, 249, 258 Melassebrennerei 79, 104, 145 — Schlempe 107 Membran 137, 138 Menschenfloh 61 Mercksche Tabletten 147 Messing 101 Met 256 Metabolin 128 Metahydrinsäure 147 Metalle 101 Methylalkohol 117, 226, 231 — amin 253 Methylenblau 102, 117, 146 Methylmerkaptan 63 Micrococcus candicans 100 — pyogenes aureus 100 Microgaster glomeratus 88 Mießmuscheln 35 Mikroben 64, 65, 66, 67, 98, 99, 151, 224, 230, 246 Mikrobin 147 Mikroorganismen 1, 2, 4, 7, 8, 28, 62, 87, 95, 109, 110, 112, 113, 120, 135. 145, 195, 244, 255, 262 — Photographie 47 Mikroskopie 7, 92 Mikrozoo 65 Milben 71, 120, 170, 177, 234 Milch 32, 82, 85, 86, 87, 110, 111, 132, 150, 223, 226, 233, 235, 236, 252, 262 — entkeimer 235 — erzeugung 55, 75 —fett 262 —floß der Bäume 217, 218 — hefen 219 —säure 1, 5, 64, 72, 84, 86, 87, 91, 94, 95, 121, 132, 135, 136, 138, 145, 147, 149, 150, 238, 239, 241, 242, 262 — bakterien 2, 65, 85, 120, 233, 262 — gärung 230 276 Alphabetisches Sachverzeichnis Milchpilz 82 — Schimmel 132 —Zucker 132, 150, 233 Milzbrand 72, 99 Mineralhefe 64 Mineralische Nährlösung 6, 11, 12, 15, 16, 22, 258. 262 Mineralsalze 140, 237, 248, 258 —säure 5, 117, 136, 249 • — Wässer 76 Mischhefekulturen 135 — wald 54 Molken 85, 86, 234 Mollusken 33 Molybdänsäure 132, 257 Monilia Candida 232 — sitophila 65 Monoaminosäuren 106, 107 Monochlorazeton 116 Monophaduus elongatulus 108 Monosaccharide 226 Montanin 101 — pech 80 Moos 83 Morcheln 52 Morphologie 36 Moschus 88 Most 148 Motte 141, 163, 164, 169, 170, 172, 180 Mucedineen 113, 237 Mücken 37, 42, 59, 60 Mucorarten 113, 231, 237, 243, 245 — Boulard 243 — pusillus 102, 103 — stolonifer 72 Mühlenanlagen 114 — arbeiter 120, 163 Mumme 211, 212 Musca domestica 59 Muscardinen 133 Mutterlauge 106 Muzin 68 Mycelhefe 78 Mycotorula turbidans Will 254 Mykoderma 78 — cerevisiae 79, 232 Mykorrhizen 52, 53 Nadelwald 54, 154 Nagekäfer 92 — körper 92 Nährhefe 74, 88, 146 —salze 109, 237, 238, 246 Nahrungsmittel 73, 75, 77, 87, 120, 235 —raste 63 Naphthalin 41 Naphtholreaktion 224 Natrium bicarbonicum 252 — chloratum 251, 259 — hydrosulfit 126 — hypochlorit 120 — karbonat 245 — kresylat 115 — phosphat 8, 84, 251 — Sulfit 81 Natron 238 — hefen 238 —lauge 8, 12, 121, 122, 242 — zellstofifabriken 120 Naturgärungen 57 — gesetze 25 — geschehnisse 28 Neguvon 138 Nematoden 42, 71 Nesseln 242 Neufchatelerkäse 262 Nikotin 131 Nissen 58, 59 Nitrate 54, 113, 132 Nitrite 132 ' Nitrochloroform 116, 117 Nonne 37, 42 Nordseealgen 94 Notocelia roborana 108 Novius cardinalis 38, 39 Nuklei ne 63 Nutzpflanzen 31, 54, 227 — tiere 33, 56 Obergäriges Bier 142 Obergärige Brauerei 126 — Hefe 4, 9, 11, 12, 14, 15, 16, 19, 21, 22, 106, 111, 112, 123, 124, 128, 134, 138, 147, 248, 259 Obstbau 185 —bäume 42, 98 —Säfte 136, 137 — Schädlinge 35 —wein 64, 136, 247 Octosporushefe 219 Oidium 2 — lactis 132, 262 — lupuli 65 Ökologie 24, 36, 41 Ökonomie 36, 108, 127 Oktylalkohol 236 Öl 136, 261 —milch 261 Omelianskische Lösung 86 Ontogenie 36 Oospora variabilis 102, 103 Orangen 38 Organismen 24, 28, 31, 35, 101, 108, 139, 148 —weit 25, 27 Orleansverfahren 94 Orthopteren 133 Oxalation 152, 153, 154, 155 — kristalle 154 — säure 87, 95, 102, 121, 122, 139, 151, 153, 154, 155, 241 Oxydasen 249 Oxydation 84, 108, 109, 110, 123, 142, 143, 154 Oxyhämoglobin 138 Ozontechnik 103, 127 Pachyrhina lineata 108 Pale-Ale 125 Alphabetisches Sachverzeichnis 277 Pankreasamylase 147 — ferment 63, 83, 128 Pausen 226 Papiermacher 141 Paraformaldehyd 149 Parasiten 36, 37, 41, 42, 63, 74, 76, 88, 90, 96, 120, 133, 144, 157, 159 — bekam pfung 35, 107 Paratyphus 99 Pasteurisieren 148, 236 Pastorianushefe 18 Pathogene Bakterien 65, 236 — Hefen 133 Pathologie 36 Paxillus involutus 52 Pediculoides ventricosus 120 Pediokokken 78 Pektase Wirkung 252 Pektin 119 — säure 119 Penicillium 133, 262 — album 262 — candidum 262 — crustaceum 102, 103 — glaucum 100, 149 — olivaceum 102 — Roquefort! 262 Pentose 87 Pepsin 3, 241 Pepton 87, 115, 132, 139, 219 Peptonisieren 262 Peronospora 117 * Persalze 136 PetrQleum 41 Pferde 61, 89, 133, 135, 138 — bremse 60 — jauche 225 — kratze 144 — lause 61 — räude 82, 115 Pflanzen 31, 55, 83, 129, 132, 152, 177, 253 — fresser 244 — krankheiten 46 Pflanzenphysiologie 113 —Säfte 249 —Schädlinge 115, 117, 180 — Schutzmittel 261 —Wachstum 111 —weit 43 — zelle 95, 125 Pflauzgutbeize 71 Phanerogamen 154 Pharmazeutische Präparate 144 Phenol 5, 63, 84, 119, 124, 253 Phenylalanin 106 Pholiota mutabilis 53 Phosphate 6, 8, 10, 13, 14, 17, 19, 20, 80, 84, 87, 111, 113, 138, 139 Phosphor 88 —säure 2, 64, 70, 80, 93, 100, 104, 140 Physik 26, 27, 29 Physikalisch-chemisch 115, 125, 139 Physiko-chemische Messun- gen 76 Physiologie 36, 41, 45, 56, 76, 88, 95, 115, 118 Phytochemisch 123 Pieridenlarven 76 Pieris brassicae 76, 88, 90 Pigmenthefen 79 Pikrinsäure 253 Pilze 9, 51, 52, 53, 54, 71, 87, 115, 119, 131, 139, 217, 218, 219, 231, 253, 262 — amylase 147 — extrakt 218 — nahrung 253 — Zellen, fettreich 144 Plankton 35 Platyptilia rhododactyla 108 Pleomorphismus 245 Pleurotus ostreatus 53 Pneumokokken 99 Polyalkohol 85 — saccharide 64, 235 Porter 125, 213 — wein 201 Präzisionsrheostat 5 Preiß-Nocardscher Bacillus 99 Preßabwässer 74, 134 — hefe 8, 81, 84, 121, 126, 131, 226, 246, 248, 261 fabrikation 1, 94, 126, 135, 142, 145, 237, 238, 245, 246 • — pulver 141 Prolin 106 Propionsäure 5, 239 Propylamin 253 Propylen 257 Proteolytisch 127 Protokatechusäure 119 Protoiverfahren 258 Protoplasmagift 112 Protozoen 33, 34 Prozessionsraupen 133 Psalliota campestris 52 — silvatica 52 Pseudograsserie 85 — saccharomyces apiculatus 11, 111, 124 Psophus stridulus 133 Pulex irritans 61 Pulpe 250 Pyknometrie 85 Pyridin 124, 125, 221 Quecksilber 257 ^uedebier 197 Raffinade 246 Raffineriemelasse 126, 246 Raffinose 132 Rahm 87, 233, 252 Rasse XII 103 Ratten 42, 88, 111, 163, 164, 167, 169, 170, 171, 172, 173, 177, 178, 186, 187, 190, 228 278 Alphabetisches Sachverzeichnis Rattenfänger 166 — mittel 167 — pest 170 — typhus 170 Räude 134, 163, 164, 168, 170, 173, 187 — bäder 134 — milben 61 — mittel 138 Raupen 76, 85, 88, 90, 97, 107, 114, 133, 165 Reduktasen 249 Reduktionsventil 5 Regenwurm 225 Reinigungsgärung 1 — methoden 1 — verfahren 2 Reinzuchthefe 114, 140 Reis 195, 226 — käfer 120, 234 — stärke 49, 51 Reizstoffe 113 Rektifizierapparate 128 Renntiermoos 83 Reptilien 33 Resorzin 124, 253 Rhabarber 149 Rhamnose 226 Rhizoctonia 71 Rhizomen 249 Rhizopus nigricans 72, 85, 102, 103 — titrici 72 " l Rhodium 88 Ribes grossularia 252 — nigrum 252 — rubrum 252 Rieselfeldergas 149 Rieselwiesenbau 149 Rind 61, 89, 116, 128, 220, 225 Rindertalg 88 Ringelspinner 108 Rizinusöl 115 Roggen 113, 132, 195, 207 Rohprotein 113 Rohrzucker 12, 15, 81, 85, 87, 119, 124, 128, 131, 132, 137, 138, 139, 144, 230, 239, 248, 252, 259 — melasse 126, 246 Röntgenstrahlen 128 Roquefortkäse 262 Rosen 117 — blattlaus 108 — — wespe 108 — bürstenwespe 108 — federmotte 108 — kulturen 108 — sägewespe 108 — schabe 117 — Schädling 108 — triebbohrer 108 — Wickler 108 —Zikade 108 Rostbildung 101 Rotwein 238 Rotz 134 Rüben 103, 104, 117, 242, 246, 261 — ablaufwässer 134 — essig 81 — geschmack 258 — pulver 261 Rübensaft 81, 147, 258 — samen 259 —Schnitzel 87, 116 — wein 81 — Zellulose 119 — zucker 246 — — essig 81 Rückfallfieber 58 Ruhr 36, 122 Rüsselkäfer 42, 256, 257 Russula virescens 52 Sabourandscher Nährboden 133 Saccharasebildung 15, 128, 129, 259 — gehalt 128, 248 Saccharin 80, 147, 245, 253 Saccharomyces cerevisiae 8, 226 — ellipsoideus 11, 111, 118, 124 — fragans 131 . — Logos 79 — thermantitonum8, 19, 20, 21, 79, 128, 147, 230 — validus 8, 18, 19, 20, 21 Sachsia suaveolens 131 Säfte 252 Salizylat 124 — formiat 147 — säure- 5, 103 Salmiak 136 Salpetersäure 149 Salz 3, 6, 8, 104, 113, 135, 236, 251, 258 —säure 2, 5, 7, 9, 13, 17, 19, 20, 21, 83, 86, 93, 105, 106, 107, 119, 122, 138, 144, 154 Sambucus nigra 152, 153 Samenhefe 114 Sandkörner 63 'Sanitätsbad 105 Saponin 80 Saprolegine 225 Sarcina ventriculi 133 Sarcinen 100 Sarcoptes-Milbe 61 Sauerfutter 100, 103, 136, 142 Sauerstoff 100, 103, 136, 142 — Spannung 57 Sauerteig 198 Sauerwurm 42 Säugetier 33, 45 Säuglingsernährung 110 Säure 1, 2, 3, 4, 5, 12, 96, 99, 103, 104, 109, 115, 127, 130, 132, 135, 138, 139, 140, 142, 143, 147, 149, 151, 239, 253, 257, 258, 262 — alkohol 117 Alphabetisches Sachverzeichnis 279 Säureamid 139 — beständige Bakterien 100, 224, 253 — bildung 9, 13, 16, 18, 20, 21, 79, 82, 114, 115 -, flüchtige 238, 239, 243 — hydrolyse 119 — Milchsäurebakterien 2 — Verdunstung 149 — Vergiftung 138 Seealgen 105 — tang 94 Seide 89, 90 Seidenraupe 89, 90 — Spinner 42 Seifenlösung 96 Senföl 252 Serin 106 Serumgewinnung 105 Seuchen 45, 58, 96 — bekämpfung 225 Shigascher Bacillus 99, 122 Siamharzbenzoesäure 146 Silage 149 Singvögel 59 Siphonophora rosae 108 Sirup 241, 260 Skatol 63, 253 Skorbut 97, 130 Soda 246, 260 — lauge 77 — wasser 223 Sojabohne 227, 248 Sorbus aucuparia 93 Sorghum vulgare 125 Soxhletapparat 255 Spaltpilze 66, 71 Speichel 83 Speicherschädlinge 35 Speisepilze 51, 52, 53, 54 — würze 127 Spicaria farinosa 133 Spinnen 33 Spinnfasern 249 Spirituosen 130 Spiritus 70, 79, 80, 81, 104, 114 Zeitschr. f. teohn. Biologie, Bd. Spiritusmaische 77 Spirogyra 253 — nitida 253 Spongospora 71 Sporenbildung 99, 102, 117, 219, 232 Springmaden 60 Spritzverfahren 261 Sprossenbiere 256 — pilze 87 Sudanhirse 125 — lösung 125 Sublimat 59, 71, 73 Sukrase 137 Sulfate 5, 113 Sulfite 122, 123, 134, 135, 251 Sulfitablauge 71, 76, 77, 120, 146, 254 Sulfitsprit 73, 142 Sulfoharnstoff' 253 Superphosphat 94, 126 Surol 143 Süßstoff 235 Symbiose 53, 66, 139, 145, 262 Syrupus simplex 115 Schaben 163, 164, 165, 167, 169, 172, 177, 186, 190, 227, 229 —mittel 166, 187 — pulver 167, 169, 177 Schädlinge 1, 40, 42, 155, 157, 158, 159, 161, 163, 177, 178, 189, 234 Schädlingsbekämpfung 23, 35, 36, 41, 44, 46, 58, 105, 115, 157, 182, 183, 185, 194, 228 —mittel 173, 174, 175, 180, 181, 184, 188 Schaf 32, 89 — räude 134 Schalentiere 143 Schaumbildung 120,134,261 vni. Schaumdämpfung 248, 249 —Zerstörer 74, 75, 237 Scheinschorf 71 Schilddrüsenextrakt 124 —laus 38, 39 Schimmelpilze 2, 66, 102, 103, 131, 144, 146, 147, 149, 150, 236, 244, 245, 253, 262 Schistocerea peregriha Oliv. 96 Schizosaccharomyces Pombe 79 Schlamm 78 Schlämmkreide 74, 247 Schleim 63, 100 Schlempe 70, 104, 135, 141, 145, 146 Schlunz, Erfurter 212 Schlupfwespe 234 Schnecken 35, 108 Schnellessigbetrieb 108, 127, 143, 254 Schnellessigbildner 81, 142 Schnellfilter 113, 148 Schnittbohnen 149 Schorf 7] Schwamm 33 — Sporen 71 Schwefel 41, 117 — blume 134 — dämpfe 106 — kohlenstoff 71, 92, 116, 264, 255 — natrium 242 —säure 1, 2, 5, 7, 12, 77, 83, 85, 86, 95, 98, 100, 105, 107, 118, 119, 121, 126, 141, 146, 220, 228, 238, 257 — Wasserstoff 41 Schweflige Säure 41,61, 120, 147, 221, 228, 234 Schweine 89, 220, 225 — schmalz 88 Schweinfurter Grün 96 19 280 Alphabetisches Sachverzeichnis Schwetzinger Hefeverfahren 126 Stachelbeermehltau 117 Stahl 101 Stallmist 70 Stammersche Holzfaserzahl 119 Stammwürze 260 Staphylokokken 72 Stärke 49, 50, 51, 105, 113, 126, 127, 136, 138, 139, 141, 149, 195, 220, 244 — fabrik 121, 141, 242 — mehl 132, 195 — sirup 220, 221 — verkleisterung 82 Staub 76, 102 Stauromotus maroccanus Thumb. 96 Stechfliege 139 — mücke 97 Stecklingsmieten 259 Steinkohle 70, 257 Steinnußknopffabrikation 71 Steinnußpalme 71 Steinpilz 218 Sterigmatocystis nigra 95 Sterilisationsmittel 77, 120, 255 Stickgas 171 Stickstoff 70, 80, 86, 93, 104, 106, 107, 112, 113, 115, 126, 131, 132, 136, 137, 139, 140, 142, 149, 221, 237, 253, 259 — Stoffwechsel 138 —Verbindungen 39), 137, 139 Stockschwamm 53 Stoffwechselprodukte 132, 135 Stomoxys calcitrans 59 Strahlenpilz 71 Streptococcus 133, 233 — lactis 85, 86, 233 Stroh 260 Stubenfliege 36 Styx 166 Tabak 131, 155, 234, 235 Tachinarien 133 Tageszeitungen 165, 166, 174, 176 Tang 142 Tannin 148, 253 Taubenkot 95 Technik 26, 27, 31, 34, 43 Technische Biochemie 94 — Biologie 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 32, 33, 44, 45, 156 Technologie 26, 27, 45 Tee 155 — ersatz 255 Teig 90, 91 Terpentinöl 122 Testinsäure 127 Thomasmehl 225 Thymol 122 Tierformen 31, 33, 34, 35, 42, 157 — Seuchen 36 —weit 43 Tineidae Hyponomeuta evonymellus 141 Toluol'lS, 124, 125, 137, 138, 147 — hefe 122 Tortrix Bergmannia 108 Torula 7, 8, 16, 17, 18, 20, 21, 123, 254 — alba 79, 232 — dattila 226 Toxikologie 41 Toxizität 113, 131 Traubenkirschbaum 141 — saft 136, 137 Treber 141 Treibhäuser 129 Tricholoma boreale 52 — gamborum 52 Tricholoma graveolens 52 — nudum 52 Trifolium pratense 114 — repens 114 Trimethylamin 253 Triosen 135 Trockenfutter 146 —hefe 124, 230 Tröpfchenkultur 49 Trüb 240, 244 Trüffel 53 Trypsin 254 Tryptophan 106, 107 Tsetsefliege 139 Tuberkelbazillus 223, 224, 236 Tusche 117 Tympanie 88 Typafasern 249 — Pflanzungen 243 Typhlocyba rosae 108 Typhus 99, 178, 236 Tyrosin 106, 131 Überoxydation 127, 149 Umgärung 131 Ungeziefer 37, 60, 61, 62, 148, 155, 161, 163, 164, 165, 167, 170, 171, 173, 174, 175, 178, 179, 180, 184, 185, 186, 189, 190, 192, 228 — bekämpfung 23, 96, 157, 182, 183, 188, 194, 227, 251 Untergärige Brauerei 130 — Hefe 8, il, 13, 14, 16, 19, 20, 21, 100, 106, 111, 112, 124, 128, 134, 138, 147, 232, 248, 259 Uraniagrün 117 Uransäure 257 Urbier 195 Urease 146 Urethan 253 Urin 220 Urobilin 64 Alphabetisches Sachverzeichnis 281 Vakuum 99, 118 Valin 106 Vanadinsäure 257 Variabilität 81 Vegetabilien 116 Vererbung 31 Vergärungsgrad 130 Vergasungstechpik 251 Vergiftung 116 Vermehrungsgeschwindig- keit 1 Versandhefe 126 Versuchsinsekten 92 Verzuckerung 113, 237 Vibrio septicus 99 Virulenz 99 Viskosimeter 76 V. L. B. 215 Vogel 33, 46 — beeren 93 Volksernährung 55 — gesundheit 25 — hygiene 159 — Wirtschaft 158 Volutin 86, 146 Wachsmotten 97 Wachstumsgeschwindigkeit 7, 10, 12, 13 — kurve 111 — reiz 4 Waldschädlinge 35 Wanderheuschrecke 96 Wanzen 163, 164, 167, 170, 172, 177, 178, 180, 186, 190, 229, 240 —mittel 166, 187 — tinktur 167 Wärme 41 Wasser 75, 76, 78, 103, 127, 131, 132, 149, 195, 223, 228, 235, 241 — bakterien 225 —dampf 106 — filter 235 — Organismen 34 Wasserstoff 133, 255 — — elektroden 5 — — exponent 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11, 12, 14. 15, 17, 18, 21, 22 — — gas 5 ionen 2, 3, 4, 5, 21, 22, 86, 114, 138, 147 — — superoxyd 136 — Versorgung 76, 113 —Wirtschaft 30, 34, 35 Weimutskiefer 53 Wein 64, 75, 131, 142, 148, ' 195, 206, 207, 208, 212, 213, 222, 223, 238, 239, 240, 247, 254 —bakterien 239 — bau 42, 56, 184 — brand 222 — bukettschimmel 131 — gärung 148 — hefe 146 — krankheit 239 —säure 1, 5, 147, 238, 239 — trübung 148 Weißbier Druckstein 212, 213 Weizen 113, 133, 195, 207, 214, 219, 260 — bier 211 — brot 91 Werkholz 92 Whisky 130 Wiederkäuer 88, 112, 113 Wilde Hefe 18, 78, 131, 140, 232 W^illia anomala 79, 232 — arten 78 — Saturn US 79 Wissenschaftliche Station München 215 Wolframsäure 132, 257 Wruken 145, 146 Wühlmäuse 172 Würmer 33, 34 Wurst 92' Würze 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 85, 87, 93, 96, 101, 102, 118, 128, 135, 141, 145, 214, 215, 220, 221, 236, 237, 238, 246, 247, 249, 250, 261 — bakterien 78 Wurzel 249 — biere 256 —töter 71 Xylose 226 Yoghurt 111 Zeißsche Hefenzählkammer 7, 48 Zeitungen 163, 165, 166, 191 Zellatmnng 94 — extrakte 95 — Physiologie 137 — stoffablauge 120 — turgor 152 Zellulose 105, 119, 235, 236, 237, 244 Zerbster Würze 212 Ziehische Karbolfuchsin- lösung 117 Zink 101, 242 Zinn 101 Zinnchlorid 256 Zitronen 38 —säure 147, 221 * Zoologie 24, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 44, 45, 155, 156, 157, 158, 159, 160, 165, 181, 184, 189 Zucker 57, 72, 81, 83, 84, 85, 90, 102, 103, 110, 112, 115, 118, 120, 122, 123, 124, 125, 127, 128, 136, 140, 142, 145, 195, 217, 221, 223, 226, 229, 230, 19* 282 Alphabetisches Sachverzeichnis 237, 238, 246, 250, 251, 252, 254, 256, 258, 259, 260, 261 Zuckeragar 133 — ahorn 217 — bestimmung 92 — essig 110 — fabriken 259 — gehalt 137 — lösung 118, 129, 136, 140, 246 Zuckerrohr 119 — rüben 77, 81, 87, 115, 119, 145, 258, 261 bau 42, 75 — — hier 87 Sirup 103, 104, 126 — saft 119 —Spaltung 114, 123, 134, 138 Zugtiere 56 Zwetschen 119 Zwieback 103 Zyankohlensäuremethyl- ester 228 —Verbindungen 228 Zygosaccharomyces Bar- keri 232 Zygosaccharomyces mand- shuricus 219 Zymase 121, 122, 124, 125, 223, 252 Zymophosphatbildung 18 Zymotechnische Biologie 44 ^1 *i '-^^rv'l m q _ . ,..