Er ICE r Be 5 ES =< = ji ee B t | | = . a See Zeitschrift für WISSENSCHAFTLICHE ZOOLOGIE herausgegeben von Carl Theodor v. Siebold, Professor an der Universität zu Breslau, und Albert Kölliker , Professor an der Universität zu Würzburg Zweiter Band. Mit 21 lithographirten sig nn bu.zsent ULEIDEN) LEIPZIG, Verlag von Wilhelm Engelmann. 1850, ae nn er ze E 3, 5 x N nuzz aim 4 s . 2 E 1 AR Er Dre un a ee ee N, ' r * P ar a m 2 u ie Inhalt des zweiten Bandes. Erstes Heft, _ Zur Anatomie der männlichen Geschlechtsorgane und Analdrüseu der Säuge- thiere von Franz Leydig. (Taf. I— IV.) hat. ‚abs Ueber die Malpighi’schen Körper der Niere von J. Victor Carus. (Taf. VA.) Einige Bemerkungen über die Entwicklung der Blattläuse von Franz DET DE EN AD er A oe VON 7 ZI EN Zur Entwicklungsgeschichte der äussern Haut von A. Kölliker. (Taf. VI—VII.) Ueber die Entwicklung des Spinneneies von J. Vietor Carus. (Taf IX.) Verästelungen der Primitivfasern des Nervus Acusticus. Beobachtet von Johann N. Czermak. (Taf. X.) Kleinere Mittheilungen und Correspondenz-Nachrichten. . . . . Einige RT über die Gregarinen. Aus einem Schreiben von C. Bruch an A. Kölliker. . Nachwort von A. Kölliker. f Noch ein Wort über die Blutkörperchen haltenden Zellen von A. Kölliker. Histiologische Bemerkungen von A. Kölliker. Vorläufige Mittheilungen über die Schwimmblase von Esox lucius von Johann N. Czermak. Gontractionen der Lederhaut des Menschen durch Einwirkung von Galva- nismus; beobachtet von A. Kölliker. Zweites und drittes Heft. Ueber Paludina vivipara. Ein Beitrag zur näheren Kenntniss dieses Thieres in embryologischer, anatomischer und histologischer Beziehung von Franz Leydig. (Taf. XI., XII., XII.) Ueber den Generationswechsel der Cestoden nebst einer Revision der Gattung Tetrarhynchus von C. Th. v. Siebold. (Taf. XIV. u. XV.) Ueber die allmählige Bildung der Körpergestalt bei den Rochen. Zur Ent- wicklungsgeschichte von Torpedo marmorata. Von Dr. Rud. Leuckart in Göttingen. (Taf. XV) -. ..... Kleinere Mittheilungen und Correspondenz - Nachrichten. Sr Zur Entwicklungsgeschichte der Fische. Aus einem Schreiben von G. Valentin an Ä. Kölliker. Ueber Aneurysmata spuria an Hirngefässen und die Contractilität mensch- licher Blutgefässe. Aus einem Schreiben von C.Bruch an A.Kölliker 125 198 254 267 Ist die Morphologie denn wirklich so ganz Ener NE Ein Wort der Entgegnung an Prof.Dr. Ludwig. Von Dr.R. Leuckart in Göttingen. Ueber blutkörperchenhaltende Zellen. Briefliche Mitiheilung von A. Ecker an A. Kölliker. (Taf. XVl. Fig. 5.) Histiologische Bemerkungen von A. Kölliker. Die Theorie des Primordialschädels festgehalten von A. Kölliker. Ueber den Haarwechsel und den Bau der Haare. Berichtigung und Ent- ” gegnung von A. Kölliker. Viertes Heft. Czermak, Joh. N., Beiträge zur mikroskopischen Anatomie der mensch- lichen Zähne. (Taf. XVII., XVII.) Leydig, Franz, Ueber Argulus foliaceus. Ein Beitrag zur Anatomie, Hi- stiologie und Entwicklungsgeschichte dieses Thieres. (Taf. XIX. XX.) Czermak, Joh. N., Ueber die Samenfäden der Salamander und der Tritonen. Siebold, Prof. v., Ueber undulirende Membranen, als Zusatz zu der vorigen Abhandinng:..(Taf> XXL)... 2 445 une ae Seite 295 323 350 356 rn Zur Anatomie der männlichen Greschlechtsorgane und Analdrüsen der int Säugethiere von Dr. Franz Leydig, Proseetor und Privatdocent in Würzburg. Hierzu Tafel I bis IV, _ Die nächste Veranlassung zu nachstehenden Untersuchungen gab lie Beobachtung Kölliker’s über das Vorkommen glatter Muskeln in der ostata des Menschen; auch war eine, wenn auch nur theilweise histo- ‚che Untersuchung der männlichen Geschlechtsorgane der Säuge- e um so mehr indizirt, als schon öfter ausgesprochen worden ist, es in diesem Theil der Säugethieranatomie an genauen Untersu- Ich habe aber zu bedauern, dass ich bis jetzt nur wenige Säuge- e unserer Fauna mir verschaffen konnte und selbst von den unter- hten mit wenigen Ausnahmen mir nur 1—2 Exemplare zu Gebote hden. Obwol so das hier Gebotene, zum Theil durch die Ungunst der Aussendinge sehr mangelhaft ist, so halte ich es doch, wenn "auch Fragment, der Mittbeilung nicht kößenfii Ich durchgehe zuerst die einzeloen Säugethiere, welche ich zu die- And Affen. Aus der fe der Vierhänder standen mir Cercopitheeus fau- ; Cynocephalus hamadryas und Mycetes ursinus zu Gebote, ch konnteich deren männliche Geschlechtsorgane nur insoweit histologisch suchen, als es sich mit Erhaltung der Präparate für die zootomi- he Sammlung vertrug, weshalb also nur eine beschränkte Erforschung teherdrüse und Cowper’sche Drüse gerichtet habe. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. It. Bd. 1 4 schon auf einem einfachen Einschnitt erscheint die Schnittlläche der vorderen dreieckigen Partie vollkommen gleichförmig, man könnte sagen, glatt, während der Durchschnitt der hinteren ringförmigen Partie von vielen feinen Löchern durchbrochen ist. Man überzeugt sich, dass diese Löcher die Maschenräume zwischen den glatten Muskelbalken sind, in welchen die Drüsenbläschen und ihre Gruppen liegen, und da man fer- ner sieht, dass die letzten Drüsenbläschen des in Rede stehenden Ab- schnittes der Prostata grösser sind, als die des vorderen, so möchte ich annehmen, dass beide auch äusserlich geschiedene Theile der Pro- stata eine verschiedene Function besitzen, womit nach der Analogie mit anderen ‚Säugethieren ') ebenfalls eine Differenz der Drüsenepitel- zellen und ihres Seeretes zusämmenliele, Dinge die man sich freilich an Weingeistpräparaten nicht zur Anschauung bringen kann. Bei! Cynocephalus und Mycetes sind die Drüschen der Prostata traubenförmig gruppirte Bläschen, die den Ausführungsgängen aufsitzen, bei Gercopithecus scheinen die traubenförmigen Bläschen zu fehlen und die Drüschen nur aus ästig getheilten und gewundenen Schläuchen zu bestehen. Cowper’sche Drüsen. Wie bekannt sind diese Drüsen bei den Aflen meist umfangreicher, als beim Menschen, welche Bemerkung auch für die obigen Affen gilt: bei Gercopithecus (Taf. Ill, Fig. 30 d) über erbsengross und rundlich, bei Cynocephalus (Taf. III, Fig. 29 f) bohnen- gross und länglichrund, beide von weissgelber Farbe mit braungelbem Ausführungsganug. Was ihre Lage betrifft, so sehe ich sie bei Cynoce- phalus und Cercopithecus frei an der äusseren Seite des Muse. urethra- lis zwischen ihm und dem Bulbocavernosus, nicht so bei Mycetes (Taf. Il, Fig. 31 dd), hier sind ‚die treffenden Drüsen äusserlich nicht sichtbar, sondern hinter dem. M, bulbocavernosus tief in die Muskel- masse des M. urethralis eingebettet, der dadurch an dieser Stelle eine Hervorragung bildet. Struktur. Zu äusserst sind die Cowperschen Drüsen des Cynocephalus und des Cereopitheeus umgeben von einer Hülle aus Bindegewebe, die nach Durchsichtigmachung durch Natr, caust. neben feinen elastischen Fasern auch Nervenfasern erkennen lässt. Darunter kommt eine Muskelschicht, und zwar aus animalen quergestreiften Primitivbündeln bestehend; sie nehmen von keinem nahgelegenen Muskel ihren Ursprung, sondern bil- den eine isolirte selbständige muskulöse Hülle um die Drüse, die sich von da auf den Ausführungsgang fortsetzt. Mycetes bedarf natürlich dieser eigenthümlichen Muskelhülle nicht, da bei diesem Thiere die Cowper’sche Drüsen unmittelbar in die ani- malen Muskelfaserbündel des M. urethralis eingelagert sind. 1) Siehe unten z. B. bei der Maus. 5 Die Substanz der Drüse selber ist bei allen dreien dieselbe, es sind traubenförmig gruppirte Bläschen, deren Inhalt sich feinkörnig darstellte und nicht mehr weiter erforschbar war; -zwischen den Bläs- Bere war reichliches Bindegewebe. Handflügleı Bis jetzt habe ich von vorstehender Ordnung nur den Pteropus vulgaris, mehre Phyllostoma hastatum, Vesperugo pipi- strellus und Vespertilio serotinus untersuchen können, wobei ich die beiden ersten als Weingeistexemplare nur fragmentär benutzen konnte. Samenblasen. Jede Samenblase bildet bei Pteropus einen langen und weiten Schlauch (Taf. III, Fig. 33 dd), der mehrmals eingerollt ist. Bei Vesperugo ist die Samenblase ein abgerundeter ziemlich geräumiger Sack. Ihre Struktur betreffend, so finde ich unter der äusseren Binde- gewebshülle bei Pteropus deutlich glatte Muskeln, ob sie auch bei Ves- perugo anwesend sind, ist mir noch nicht gewiss; dagegen stimmt das innere Verhalten beider im Wesentlichen überein, insofern die innere Haut durch Vorsprünge bei Pteropus ein Gitterwerk bildet, des- sen Maschen als Drüsenräume fungiren, indem sie mit polygonalen Pflasterzellen überkleidet und ausserdem mit zellenähnlichen Körpern angefüllt sind und bei Vesperugo dasselbe, wenn auch in geringer Ent- wieklung, vorkommt, da die Einstülpungen der inneren Haut nur sack- artige Drüsenräume bilden. Beide Samenblasen also erscheinen ihrer "Struktur nach als Absonderungsorgane, nicht aber als Behälter für den Samen, womit auch übereinstimmt, dass ich bei beiden Thieren in den > fraglichen Organen keine Spermatozoiden fand, während ich bei Pte- ropus in dem Körper (Fig. 3e), den ich als eine Abtheilung der Pro- stata ansehe, zahlreiche Spermatozoiden antraf, was mit der Lage der - Ductus deferentes zu diesem Theile zusammenhängt. Es möchte we- nigstens daraus so viel abzunehmen sein, dass das etwaige Vorkom- _ men von Spermatozoiden in drüsigen Gebilden in der Gegend der Aus- mündung der Ductus deferentes eine mehr zufällige Sache ist. Prostata. Die oben behandelten Affen hatten es gemeinsam, dass ihre Vorsteherdrüse die Harnröhre nicht vollkommen als Ring umgab, sondern die obere Wand und zum Theil die seitlichen Wände derselben frei liess, die von mir untersuchten Handflügler haben dagegen als ge- meinsamen Charakter, dass der Anfangstheil der Harnröhre vollkom- men von der Prostata umfasst wird. Bei Phyllostoma (Fig. 38) bildet - die Vorsteherdrüse einen von der Harnblase nach der Hamröhre zu sich verschmälernden Wulst, der, obgleich nach aussen vollkommen gleich- föürmig, doch der Farbe nach in einen hinteren dunkleren Theil (a) und in einen vorderen hellen (b) zerfällt; beide setzen sich durch eine scharfe 6>» Farbengrenze von einander ab. Die Duetus deferentes treten ohne sich genähert zu haben, jeder für sich durch den Seitentheil der dunklen Prostataabtheilung. In den hierher gehörigen Organen des Pteropus scheint mir eine weitere Sonderung des bei Phyllostoma äusserlich noch einfachen Prostatawulstes stattzufinden, insofern nämlich der hinter dem eigentlichen Prostataring liegende abgerundete Körper (Fig. 33 e), dessen ich vorhin schon bei Gelegenheit der Spermatozoiden gedachte, und welcher seitlich die Samenblasen und die Ductus deferentes aufnimmt, welchen man auch ferner seiner Form und Lage nach für einen Uterus masculinus zu halten geneigt sein möchte, nur ‘der hinteren, schwärz- lichen Partie des Prostatawulstes bei Phyllostoma entspricht. Die vor- dere Partie wird bei Pteropus vertreten durch einen vollkommen ge- trennten, ziemlich gleichmässigen Ring (Fig. 33 f), der am breitesten an den Seitentheilen ist, schmäler an dem unteren Quertheile, am schmälsten am oberen Verbindungstheile; seine Oberfläche ist höckerig, indem die Drüsenbläschengruppen in Läppchen an der Oberfläche vor- springen. Die zwei anderen Fledermäuse (Vesperugo und Vespertilio) zeigen eine mehrfach gelappte Prostata; so sitzen bei Vespertilio sero- tin. an der hintern Seite (Fig. 40) des Anfangstheils der Harnröhre zwei rundliche Höcker, ebenso zwei kleinere auf der vorderen Seite (Fig. 39), zwischen beiden tritt jederseits ein Ductus deferens durch. Hinter den unteren rundlichen Höckern folgt noch eine mehrfach gelappte Abthei- lung. Vesperugo hat unten zwei kleinhöckerige, rundliche Wülste, die sich in der Mitte verbinden, auf der oberen Seite der Harnröhre zwei hintereinander liegende Partieen, wovon die vordere einen sechsmal ein- gekerbten kleineren Lappen darstellt, die hintere einen nur einmal ein- geschnittenen grösseren Lappen. Was die histologische Beschaffenheit der Prostata genannter Chirop- teren anlangt, so sehe ich in beiden letztbemerkten Fledermäusen rundliche Drüsenbläschen, diedurch Bindegewebezu kleineren und grösse- ren Läppchen verbunden und getrennt die grösseren Lappen construiren (Taf. I, Fig. 4 bc), welche entweder als blosse Höcker über die Ober- fläche der Drüse hervorragen oder die grösseren Lappen bilden. Diese letzteren kleineren und grösseren Läppchen sind von glatten Muskeln um- sponnen (Fig. ka), deren Eliementarfasern sich isoliren lassen. Doch ist zu bemerken, dass die Menge der glatten Muskeln nicht so stark ist, als in der Prostata der Affen, und wie weiter unten zu ersehen, bei den Fleischfressern, wesshalb auch die Drüsenbläschengruppen an der Oberfläche der Drüse höckerig vorspringen, was bei den Zwei- und Vierhändern und anderen Säugethieren desshalb nicht der Fall ist, weil die glatten Muskeln überaus reichlich vorhanden sind. An den verschiedenen Partieen der Prostata bei Vesperugo und Vespertilio ist der Inhalt der Drüsenbläschen, obwol diese sich in Form z 1 und Gruppirung gleich sind, in mikroskopischer und chemischer Be- ziehung differenter Natur, in der Weise, dass der Inhalt der Drüsen- bläschen der an der unteren Seite der Harnröhre liegenden kleinhöcke- rigen Abtheilung aus cylinderförmigen Zellen besteht von hellem eiweiss- artigem Aussehen, und durch Essigsäure nur noch heller wird, während andrerseits die Drüsenbläschen der auf der oberen Seite der Harnröhre liegenden Lappen einmal freie Kerne enthalten, dann eine feinkörnige Masse, endlich Feitkugeln. Der ganze Inhalt trübt sich durch Essigsäure. Auch an den Weingeistexemplaren von Phyllostoma und Pteropus war noch so viel zu erkennen, dass bei beiden genannten Arten die ver- schiedenen Abtheilungen der Prostata glatte Muskeln besitzen und der Drüseninhalt der vorhin bezeichneten Partieen ein von einander differi- render ist, indem bei Phyllostoma die hintere dunkle Abtheilung in den Drüsenschläuchen gelbliche Fettmassen mit hellen eingeschlossenen Kör- pern enthielt (vergl. unten den Inhalt der Drüsen am Duct. deferens der Ratte), während die vordere Abtheilung zellenähnliche Gebilde mit eingeschlossenen Bläschen als Inhalt darbot. Bei Pteropus fanden sich in der hinteren Partie, welche die Ductus def. aufnimmt, ausser rund- lichen Körpern ‚. deren Natur sich nicht mehr weiter eruiren liess, ‚Sper- matozoiden in reichlichster Menge, welche sich in den Drüsenfächern, welche hier ziemlich geräumig sind, anhäuften. Sie waren mensch- lichen Spermatozoiden sehr ähnlich. - Gowper'sche Drüsen. Sie sind bei der Roussetie (Fig. 33.9) sehr ‚entwickelt, von prismatischer Gestalt, liegen im Becken, hinter dem Bulbus urethrae und erstrecken sich, an der Seite der Pars membranacea _ urethrae liegend, bis fast zur Prostata. Rücksichtlich ihres Baues will ich gleich bemerken, dass sie eine continuirliche Muskelhülle haben, die der Drüse selbständig angehört und nicht von einem nahgelesnen Muskel ihren Ursprung nimmt. Die Elemente sind quergestreifte Bündel. Bei Phyllostoma (Fig. 38c) und Vespertilio (Fig. 39d) sind sie klein, glatt und liegen im Becken, weshalb auch ihr Ausführungsgang ganz kurz ist. Vesperugo hat Cowper’sche Drüsen von rundlich birnförmi- ger Gestalt mit ziemlich langem Ausführungsgange; ihre Farbe ist gelb- lich, sie fühlen sich derb an und liegen ausserhalb des Beckens zur Seite des Ursprunges der Gorpora cavernosa. Ihre weitere Struktur betreffend habe ich Folgendes gefunden. Die letzten Drüsenbläschen sind rundlich, traubig gruppirt, zu Läppchen verbunden, welche eng aneinander gedrängt sind, indem im Ganzen we- _ nig Bindegewebe zwischen den Läppchen sich findet; auch der faden- artig zulaufende Theil der Drüse, den man äusserlich genommen als Ausführungsgang der Drüse anspricht, enthält im Innern noch während seines ganzen Verlaufes Gruppen von Drüsenbläschen. Hat man ein Stückehen Drüsensubstanz durch Pinsel und Auswaschen vom Drüsen- 8 inhalt vollkommen befreit, so hat man ein Fächerwerk vor sich, von einer undeutlich faserigen, sonst homogenen Substanz gebildet, welche nach Essigsäurezusatz Kernrudimente erkennen lässt; ein Unterschied aber von einer Tunica propria etwa und eines sie umgebenden Binde- gewebes ist nicht vorhanden, vielmehr reagirt die Hülle durchweg ‘gegen Essigsäure gleich und die Drüsenbläschen werden eben nur dureh die Grenze der Bindesubstanz formirt und nehmen die Drüsenzellen in sich auf. Letztere sind helle, rundliche und längliche auch in Spitzen aus- laufende Zellen (Taf. I, Fig. 9b), welche immer einen wandständigen Kern besitzen. Essigsäurezusatz schlägt sowol in diesen Zellen, als auch in dem fadenziehenden Menstruum eine feinkörnige Masse nieder. Auch bei Vesperugo, Phyllostoma und Vespertilio dient als Hülle der Drüse eine ziemlich dieke, aus quergestreiften Muskelbündeln bestehende und auch auf den Ausführungsgang sich fortsetzende Muskelschicht, welche gleichfalls der Drüse eigenthümlich angehört und nicht mit anderen Mus- keln zusammenhängt. Hode. Als eine Eigenthümlichkeit bei den untersuchten: Fleder- mäusen mit Ausnahme von Phyllostoma erscheint die schwärzliche Pig- mentirung des Hodens, die mir bis jetzt nur noch bei den Didelphis unter den Säugethieren vorgekommen ist und zwar liegt bei Pteropus das Pigment in der Albuginea des Hodens als braune Pigmentmoleküle 'n Zellen mit hellem Kern; letztere sind verästelt, doch gewöhnlich nur nach zwei Seiten hin, so dass durch Aneinanderstossen der Zellenaus- läufer zierliche Pigmentbogen und zwar in mehreren sich kreuzenden Schichten um den Hoden herum laufen. Bei Vesperugo ist die Albu- ginea des Hodens ungefärbt, aber der Nebenhode steckt mit seinem untern stumpfen Ende in einem lockeren, schwärzlich gefärbten Beutel, der aus Bindegewebe und Pigmentmolekülen besteht, welche letztere aber nicht alle in Zellen enthalten sind, sondern auch frei im Binde- gewebe ausgebreitet vorkommen. _ Bei Vespertilio serotinus sehe ich nur den Schwanz des Nebenhoden in eine lockere Pigmentschicht gehüllt. Auffallend war die Grösse des Schwanztheiles des Nebenhoden bei Vesperugo, sein Volumen war bedeutender als das des Hodens selbst; er enthielt (Januar) in seinem Kopfe und absteigenden Theil ausser einer feinkörnigen Masse und wenigen Spermatozoiden sonderbare, läng- lich elliptische etwas zugespitzte Körperchen; sie waren hell und ihre Conturen wurden nach Essigsäure noch schärfer. Solche die nach ihren Grössenverhältnissen am ausgebildetsten schienen, hatten von einer Spitze aus eine mehr oder weniger tiefe Einkerbung, die wahrschein- lich zunehmend, den ganzen Körper in zwei Theile spaltet, wenigstens kamen Formen vor, die bei gleicher Länge mit den erwähnten ausge- bildeten und mit einem Einschnitt versehenen Körpern in ihrer Breite gerade die Hälfte dieser betrugen. . 9 Den Ducetus deferens finde ich bei Vespertilio serotinus (Fig. 39, 40) gegen sein Ende zu erweitert und die mikroskopische Untersuchung 8 weist in dieser Erweiterung Drüsen nach, welche das Lumen des Duc- tus deferens in seiner ganzen Circumferenz umgeben. Es sind einfache Schläuche (ungefähr 0,024“ breit und 0,072" lang) oder mit seitlicher Ausstülpung, ‘ihre Drüsenzellen liegen nur der Wand des Schlauches an und lassen so einen Drüsenhohlraum übrig. " Anlangend die Samenkanälchen des Hodens, so fand ich dieselben in seltenen Fällen gablig getheilt') bei Vesperugo, ausserdem stellt ihre Tunica propria eine helle, zarte, homogene Haut dar, welche, da die Samenkanälchen nicht prall angefullt waren, sich zierlich wellenförmig faltete; am Rande waren kleine Kernrudimente sichtbar. Im Nebenho- | den ist die Tunica propria dicker, gleichsam geschichtet, was auch die in mehreren Reihen laufenden Kerne nach Essigsäure beurkunden. Im Ho- den selbst war der Inhalt der Samenkanälchen eine feinkörnige, gelbe _ Masse, die helle Bläschen eingebettet enthielt, was nebst den folgen- den zwischen den Samenkanälchen befindlichen Elementartheilen dem Hoden eine röthliche Farbe verlieh. Die Capillargefässe nämlich, wel- che zwischen den Samenkanälchen hinlaufen, sind stellenweise mit Häufchen zellenähnlicher Gebilde besetzt (Taf. 1, Fig. 7); sie erscheinen als zart conturirte rundliche Körper, hin und wieder stielförmig ausge- zogen und sind mit 'einer feinkörnigen gelben Masse angefüllt (a), wel- e mehrere helle Bläschen (b) umschliesst. Ich mache gleich hier darauf ıfmerksam, dass ich ähnliche Körper in verschiedener Menge in allen untersuchten Säugethierhoden finde und dass sie also einen constanten tologischen Bestandtheil dieses Organes bilden. 3 herr ii Insektenfresser. Igel. Die männlichen Geschlechtstheile des Igels sind schon oft enstand einer anatomischen Untersuchung gewesen?) und wurden, ihre in die Harnröhre mündenden Drüsengruppen betrifft, mannig- h gedeutet. Ich habe bis jetzt nur einen frischen männlichen Igel Monat Februar zur Untersuchung erhalten können, welcher freilich, a seine Geschlechtsdrüsen sehr gering entwickelt waren, mir nicht r Alles gewünschten Aufschluss gab, aber doch mehreres Neue er- en liess. Der Anfangstheil der Harnröhre war umgeben von vier Drüsen- ıets, wovon zwei auf der obern Seite, zwei auf der untern lagen ‚sich histologisch so verbielten. Das untere grössere Paar *) besteht N ‘Was Joh. Müller schon beim Eichhörnchen sah. 2) Siehe die Litteratur bei Seubert, Symbol. ad erinac. europ. anal. p. b. *) Samenblasen nach Cuvier, Prevost u, Dumas, Meckel, Treviranus, Seubert, Carus, zur Prostata gehörig nach Joh. Müller. 10 aus Schläuchen, deren zierliche Gestalt und Theilung Joh. Müller ‘) be- schrieben hat; ich finde dass jeder einzelne Schlauch selbst mit glatten Muskeln versehen ist, die nach den Ausführungsgängen zu an Masse zunehmen. Der Inhalt genannter Schläuche bildete um diese Jahreszeit (Februar) einfache rundliche Kernzellen ’), gegen den Ausführungsgang zu waren sie mehr der Cylinderform sich nähernd. Sämmtliche Drü- senpaquets waren von einer Hülle locker umgeben, die mit dem mus- kulösen Theile der Harnröhre zusammenbing, sie bestand der Haupt- masse nach aus Bindegewebe, in welchem aber starke und feine Stränge glatter Muskeln verliefen, die besonders zahlreich gegen die Stelle zu wurden, wo die gemeinsame in Rede stehende Hülle die Ausführungs- gänge der Drüsen umgab und so zuletzt unmittelbar vor dem M. ure- thralis eine ziemlich starke ringförmige Schicht um den Anfangstheil der Harnröhre bildete. Ein ausgebreitetes und mit Essigsäure behandeltes Stück der fraglichen Drüsenhülle gab ein hübsches Bild, indem man in dem hell gewordenen Bindegewebe die Stränge glatter Muskeln mit den charakteristischen, eylindrischen, langen Kernen, die Blutgefässe und die zahlreichen Nerven auf das deutlichste in ihrem Verlauf über- blickte. Das obere Drüsenpaar (Seubert, Taf. II gg) hatte ebenfalls glatte Muskeln um die Drüsenschläuche, ein Cylinderepitel und eine feinkör- nige Masse im Innern, der ganze Inhalt trüubte sich durch Essigsäure; auch in ihnen wollte Treviranus Spermatozoen gefunden haben, was ich aber für Täuschung erklären muss. Bezüglich der Cowper’schen Drüsen des Igels muss ich, insoweit mir die hierher gehörige Litteratur bekannt ist, behaupten, dass man die eigentlichen Cowper’schen Drüsen des Igels bis jetzt übersehen, und ein andres Drüsenpaar, welches man seiner Lage nach wohl theilweise als solche deuten konnte, fälschlich dafür genommen hat. Die Drüse ') Glandul. secern. struct. p. #7. Taf. II, Fg. 6, 7. ?) Wie ich eben (Monat Juni) an einem frisch erhaltenen männlichen Igel sehe, ist der Inhalt dieser Drüsenschläuche derselbe, wie er, anderwärts, z.B. beim Maul- wurf, Ratten, Mäusen, als Inhalt der Prostata sich findet, nämlich Körper von blassem eiweissähnlichem Aussehen, die sich in der Mitte der Schläuche zu grossen Haufen zusammenballen. Fragliche Drüse entspricht also nach Inhalt und Bau vollkommen einer Prostata. Treviranus und Seubert wollen Spermatozoiden in dieser Drüse gefunden haben, wesshalb sie dieselben auch als Samenblasen betrachten, ich finde aber so wenig Spermatozoiden in ihr, wie in der entsprechenden Drüse des Maulwurfes. Die Abbildung übrigens, welche Seubert auf Taf. II von den Spermatozoiden dass Igels gegeben hat, ist sehr unrichtig. Er zeichnet den Körper der Spermalo- zuiden mit einem Kern (oder Vertiefung?) und enorm dickem schwanzför- migem Anhang, während die Spermatozoiden des Igels in Wirklichkeit einen zarten fadenförmigen Anhang besitzen, welcher etwas seitlich am rundlichen Körper beginnt. 2 re A 11 nämlich, welche Joh. Müller '), R. Wagner’), Carus’) und Seubert ') für die Cowper’schen Drüsen erklärt haben, Treviranus°) aber für die unteren Samenbläschen, würde durchaus abweichen in ihrer histologi- schen Beschaffenheit von allen mir bekannt gewordenen Cowper'’schen Drüsen der Säugethiere. Sie schliessen sich nämlich in ihrem Bau vollkommen an die Prostata an und ich betrachte sie auch nur als einen davon abgelösten und weiter nach vorne gerückten Theil dieser Drüse. Schon die Form der Drüsenschläuche in Vertheilung und Gruppirung’) _ ist dieselbe wie bei dem der Harnblase zunächst liegenden Prostata- - drüsen, nur darin schien sie mir abzuweichen, dass ihre einzelnen Schläuche ohne Muskeln waren, doch könnte dies auf Rechnung ihrer ‚geringen Entwicklung im Monate Februar kommen, denn die Drüse lag noch im Becken, während sie zur Brunstzeit wegen ihrer Grösse zum _ Theil ausserhalb desselben liegen soll. Auch der Ausführungsgang bestand nur aus Bindegewebe, feinen elastischen Fasern und vielen " Remackschen Nervenfasern, welche letztere auch sonst sehr zahlreich im _ Bindegewebe zwischen den einzelnen Drüsenschläuchen verliefen. Der Drüseninhalt bestand aus kleinen runden Kernzellen ?). Der Igel besitzt aber, ausser den eben geschilderten und bisher von den Autoren als Cowper’sche Drüsen fälschlich gedeuteten Drüsen, och ein andres Drüsenpaar, welches alle wesentlichen Eigenschaften in Bezug auf Lage und histologische Beschaffenheit hat, wie die Cow- er’schen Drüsen der dbrigen Säugethiere. An meinem Exemplar 8.36c, dd sind die Cowp. Drüsen der Autoren) nämlich ‚waren es wei 8— 9“ lange, schmale, röthlich gelbe, dicht beisammenliegende örper®), das untere vordere Ende des muskulösen Theiles- der Harn- e einnehmend und unmittelbar in die Bündel des M. urethralis ebettet. Ihr feinerer Bau verhielt sich so: die Drüsenmasse besteht ‚rundlichen Drüsenbläschen, die zu Gruppen vereinigt sind; ihr alt sind rundliche, im Wasser leicht zerstörbare Zellen, deren Kern glich, rundlich oder eingeschnürt ist; der Zelleninhalt ist feinkörnig; hen den Drüsenbläschengruppen sind einzelne Balken glatter Mus- Tafeln z. vergl. Anat., Hft. V, Taf. IX, Fg. Vi. ZA) A.a. 0. p. 43, Fg. Im. ®) Beobachtungen 3. d. Zoot. u. Physiol., p. 12, Fg. 107 u. 108. '%) Man vergleiche d. Fig. 7 u. 9 auf Taf. III des Müllerschen Drüsenwerkes. - °) Im Juni waren es cylinderförmige Zellen mit scharfeonturirtem Kern, schr geringe feinkörnige Masse befand sich zwischen den Zellen. -#) Bei dem im Juni untersuchten Exemplar waren sie mehr hervortretend, in- dem die Drüsenbläschen mit Inhalt gefüllter waren. Die von Treviranus „als drüsenarlige Massen“ a. a. O. Fig. 40755 dargestellten Körper, mögen wohl sehr entwickelte Cowper'sche Drüsen gewesen sein. 12 keln vorhanden. Die quergestreiften Muskelbündel, welche die ganze Drüse umhüllten, waren die Bündel des M. urethralis. Die Blutgefässvertheilung (Venen) in der Albuginea des Hodens häit bei verschiedenen Thierordnungen bestimmte Figuren ein, so hat der Igel an der vorderen und freien Seite des Hodens ein nach der Länge desselben verlaufendes schlangenförmig gewundenes Hauptblut- gefäss '), wie es bei Ratten und Mäusen wiederkehrt. Die Membrana propria der Samenkanälchen war eine nicht dicke, homogene, mit scharf- conturirten, gelblichen Kernrudimenten versebene Haut; im Nebenho- den nimmt die Haut durch Schichtenbildung zu, his endlich in den stärkeren Kanälchen gegen den Schwanz des Nebenhoden zu glatte Muskelfasern in ihr auftreten. Spermatozoidenentwicklung hatte (Fe- bruar) noch nicht begonnen ?). Noch will ich rücksichtlich der Eichel nicht unerwähnt lassen, dass Seubert's striae glandis glandulosae (Taf. II, Fig. IV * y) nichts Drüsiges enthalten, sondern mit rundlichen Epitelialpapillen versehen sind, daneben enthalten die Epitelzellen dieser Gegend körniges Pig- ment, welches die schwärzliche Färbung dieses mit Hornpapillen ver- sehenen Streifens bedingt. Maulwurf, Auch die Geschlechtstheile dieses interessanten Sonder- lings sind schon öfter untersucht und debattirt worden. Cuwvier ”) rech- nete die zur Seite des Blasenhalses liegenden Büschel von blindgeen- digten und ineinander geschlungenen Schläuchen (Fig. 37 aa) zu sei- nen „vesicules accessoires“. Meckel‘) erklärte sie für Samenblasen, Joh. Müller?) für Prostata. Wenn man bei Deutung eines Organes als Samenblase den Inhalt als bestimmend für den angeführten Namen auf- fasst, so sind diese Drüsenbüschel keine Samenblasen, denn man fin- det nie Spermatozoiden in ihnen, sondern ihr Inhalt ist während der Brunstzeit eine durchsichtige, eiweissarlige Flüssigkeit, in welcher schon dem freien Auge bemerkliche Klumpen einer gel&eartigen Sub- stanz vorkommen. Mikroskopisch bestehen solche Klumpen aus einem Haufen von hellen, scharfgerandeten Körpern, von eiweissäbnlichem Habitus, die nach Zusatz von Natr. caust. ihre scharfen Conturen ver- lieren, und nach längerer Einwirkung dieses Reagens sich auflösen. Solche Klumpen, wenn sie in grösserer Menge in den Drüsenschläu- chen angehäuft sind, geben letzteren ein eigenthümliches durch- sichtiges Aussehen. Was das histologische Verhalten der Drüse an- ') Auch von Seubert a. a. O. Taf. U, Fig. III ö abgebildet. ®) Im Juni waren Spermatozoiden vorhanden und hatten die vorhin angeführte Gestalt. °)A. a. O0. p. 40, ’) Beiträge z. vergl. Anat., I. Bd., Hft. 2, p. 13%. °»)A.a. 0. p. 46. 13 langt, so sind die einzelnen Schläuche mit schönen glatten Muskeln versehen, fast so schön wie an der Harnblase, wo sie beim Maulwurf, wie bei anderen kleinen Säugethieren, prächtig sind. Schneidet man _ die Drüsenschläuche unter Wasser auf, so sieht man die Innenfläche durch zahlreiche stark vorspringende Querfalten vermehrt. Die Drü- senzellen besitzen einen feinkörnigen Inhalt, der in Essigsäure heller wird und sich nach und nach löst. Die vorhin erwähnten scharfran- digen, eiweissähnlichen Klumpen mögen wohl unmittelbar aus diesem Zelleninhalt hervorgegangen sein. Als interessant für den Bau der Prostata des Maulwurfes finde ich noch hervorzuheben, dass an der Einmündungsstelle der Prostata- -schläuche in die Harnröhre mikroskopische Ganglien existiren, die aber trotz ihrer Kleinheit und Durchsichtigkeit keinen Aufschluss über die einseitigen oder doppelseitigen Nervenfaserursprünge geben. Die Cowper’schen Drüsen des Maulwurfes hatte Cuvier überschen, ‚Joh. Müller bildete sie ab und sagt von ihnen, dass ihr Drüsengewebe sich wie beim Biber verhalte. Ich finde diese Drüsen (Fig. 37 bb) im. April sehr entwickelt als weissgelbe, unmittelbar unter der Haut lie- gende, bohnengrosse Körper; das Ende ist in eine Spitze ausgezogen, ‚welche gegen die übrige Drüsenmasse nach vorne umgebogen und an sie angeheftet ist. Das Ende der Gowper'schen Drüse berührt in seiner natürlichen Lage den Schwanz des Nebenhoden, wenn derselbe jus der Bauchhöhle hervorgetreten ist. Der Ausführungsgang (c) ist ng und dünn (0,4 breit) und von der Flüssigkeit im Innern hell; b ihm laufen, wie man sich mikroskopisch überzeugt, ein Nerven- jämmchen mit breiten Primitivfasern, welche zur Muskelhülle gehen nd ausserdem mit den Blutgefässen noch drei bis vier Remaksche jel, welche bei einer Breite von 0,05‘ nur zwei bis drei dunkel- se feine Nervenprimitivfasern enthalten. Die Drüse hat eine ständige Muskelhülle von quergestreiften Primitivbündeln, die sich um die ganze Drüse herum bis auf den mittleren Theil der hinteren äche zieht, der ihr als Sehnenpunkt dient. Das Drüsengeweobe bilden undliche Bläschen, traubig geordnet, der Inhalt ist gelbweiss und ent- lt ausser einer körnigen Masse, Kerne und Zellen. Der Ausführungs- ng ist ohne Muskeln, sondern besteht nur aus Bindegewebe, seine jenhaut ist gefaltet. - Die Gefässvertheilung auf der Albuginea des Hodens ist eine andre, beim Igel, indem nämlich auf der vordern freien und auf der hin- in vom Nebenhoden bedeckten Seite ein leicht geschlungenes Stamm- äss verläuft, wovon das der hintern Seite stärker ist, beide senden quer über den Hoden hin Aeste ab, die einander entgegenkommend sich theilen und anastomosiren. _ Die Tuniea propria der Samenkanälchen ist zart, hell, homogen, 14 mit .den gewohnten Kernen. Der Körper der Spermatozoiden ist löffel- förmig ') (0,002 “' lang), das Ende hackenförmig umgebogen, der faden- förmige Anhang ist lang (0,0460 “). Auch beim Maulwurf kehrt zwi- schen den Samenkanälchen die Zellenmasse wieder, deren ich bei den Fledermäusen gedachte und zwar zumeist dem Laufe der Gefässe fol- gend. Sie besteht aus Zellen, die als Inhalt scharfeonturirte gelbliche Kügelchen haben. Die kleinsten Zellen haben 0,004, die‘ grösten 0,010 im Durchmesser. Der Ductus deferens ist ohne Erweiterung und ohne Drüsen, seine glatten Muskelfaserzellen lassen sich isoliren, sind lang und schmal mit den charaeteristischen Kernen. Wenn ich gleich nur nebenbei die Harnwerkzeuge in den Bereich meiner Untersuchung gezogen habe, so will ich doch Einiges über die Harnröhre des Maulwurfs bemerken. Die Pars membranacea ist von einer sehr starken animalen Muskellage umgeben, unter welcher übri- gens keine Drüsenmasse sich findet, wie Meckel behauptete, Joh. Müller aber mit Recht verneinte. Schneidet man diesen Muskel der Harnröhre der Länge nach auf, so sieht man sie, wie dies auch schon äusserlich sichtbar ist, gegen die Pars cavernosa zu kuglich erweitert (Fig. 37 d) und zwar ist letztre Erweiterung der Harnröhre von einer Drüsenschicht ausgekleidet, die sich ohne Mühe von der Wand der Harnröhre ab- trennen lässt. Die Drüsen sind einfache rundlich-ovale Säckchen mit runder Oellnung, ausgekleidet von elementären Drüsenzellen, deren Inhalt feinkörnig ist. Die Drüsenschicht hört mit scharfem Rande gegen den drüsenlosen Theil der Harnröhre auf, wobei ich bemerke, dass dieser glatte Theil der Harnröhre (Fig. 37e) eine ziemlich starke Schicht glatter Muskeln besitzt, welche von der Muskulatur der Harnblase aus- gehend unter dem M. urethralis sich hinziehen. Von der Struktur des Penis will ich beifügen, dass er einen zarten Knochen enthält, und die Oberfläche der Eichel, doch nicht ihre Spitze, von Stacheln besetzt ist, die als Epitelialgebilde zu zwei oder drei beisammenstehen und sämmt- lich rückwärts gerichtet sind °). Die Analdrüsen des Maulwurfes sind weissgelbe, grosse, platte an den innern Rändern sich berührende, mit äusserlich schon sichtbarem Läppchenbau versehene Körper. An der Basis der beiden grossen weiss- gelben Drüsen liegt ein kleinerer, fast dreieckiger, von Farbe grauer Körper, gleichsam als eine Abtheilung der grossen Drüse. Es ist aber eine eigne, in Form und Secret verschiedene Drüse, die nur innig an der ersteren angeheftet ist und ihr Secret mit dem der grossen 'weiss- gelben Drüse vermischt. Letztere ergiesst auf dem Durchschnitt eine !) R. Wagner hat, wenn ich wenigstens seine Abbildung Ic. physiol. Taf. I, Fig. II, 3 mit der Natur vergleiche, diese Bildung des Körpers übersehen. *) Wie es von der Eichel des Katers längst bekannt ist. 15 ielle, ölige Flüssigkeit aus vielen Fächern, welche letztere Joh. Müller abgebildet hat’), seh sind dies nur die Hohlräume für die Ansamm- lung. des Seeretes, die eigentlich secernirende Substanz bilden die gel- ‚ben dicken Wände der Fächer (Taf. II, Fig. 22), welche neben der äusseren bindegewebigen Hülle (a) aus Zellen (b) bestehen, deren Kern jell und bläschenförmig und deren Inhalt Fettmoleküle ist. Die Zellen begrenzen unmittelbar den Hohlraum eines Fächers und füllen ihn mit irem fettigen Inhalt (c), nachdem die Zellen ihn entleert haben. An- s verhält sich die graue Drüse an der Basis der weissgelben. Ihre ‚weiche Substanz besteht aus weiten, schon dem blossen Auge erkenn- aren verästelten Drüsenschläuchen und den Inhalt dieser Schläuche en helle Zellen mit scharfconturirten Körperchen. Aus dieser Drüse (ammen die mikroskopischen, eiweissähnlichen Körper, welche man ben den Oelkugeln im gemeinsamen Secret beider Drüsen findet. Juergestreifte Muskelbündel ziehen vom After über die graue Drüse hin. er Fleischfresser. ‚Zur Untersuchung standen mir zu Gebote der Hund, die Katze, las gemeine Wiesel und eine Manguste im Weingeist. Die Prostata bildet beim Hund’) einen grossen, vorspringenden ılst um den Anfangstheil der Harnröhre und stimmt, was ihre Struk- ° betrifft, sehr mit der menschlichen Vorsteherdrüse überein. Denn im mit ihren Hüllen zu beginnen, so finde ich, dass die äussere sie cker umgebende Membran, welche mit der, die ‚Ductus deferentes ragenden Bauchfellplatte zusammenhängt, starke Längsbündel glatter uskeln besitzt. Die direkte Begrenzung der Prostata aber bildet eine ellage, an welcher eine äussere längsverlaufende und eine innere läre Schicht mit der Pincette abgezogen werden können, sie ist im dicksten am gewölbten Theil der Prostata, und, wo letztere mit der laroblase zusammenstösst, setzt sich diese Muskulatur unmittelbar in ie der Harnblase fort. Ihre Elemente sind die schönsten, leicht iso- irbaren Faserzellen, mit wenigem dazwischen gelegenem Bindegewebe. et man die Prostata durch einen Längsschnitt vom Schnepfenhügel ‚so sieht man strahlenförmig gelbweisse Stränge °) durch die Drü- se zieben, von welchen Strängen aus sich weitere feinere Balken und die mikroskopische Untersuchung lehrt, dass diese Ver- a ie Gland. sec. Tab. II, Fig. k. Abe bildet bei Weber, Zusälze z. Lehre v. Bau u. d. Verrichtungen d. Ge- ehlechtsth. Tab. VIT, u. Gurlt Taf. 76, Fig. 5.99. . } je Krüsser der Hund ist, um so in die Augen springender sind diese Ver- "bältnisse, wie ich mich an der Prostata eines kleinen Spitzhundes und eines grossen Fanghundes überzeugt. 16 ästelung fortgeht bis zur Formirung eines Maschengewebes, innerhalb welchem die grösseren und kleineren Gruppen der Drüsenbläschen stecken. Genannte Balken und Bälkchen sind gebildet aus Bindegewebe, feinen elastischen Fasern und glatten Muskeln, ‚deren Elemente sich leicht iso- liren lassen; doch besteht in der Vertheilung der eben berührten Ge- bilde ein Unterschied, indem die glatten Muskeln in den Balken gegen die Peripherie der Drüse zunehmen, während gegen die Harnröhre zu das Bindegewebe und die elastischen Netze weit über die ‚glatten Mus- keln vorwiegen, was auch schon die Farbe auf dem Durchschnitt der Prostata ankündigt, letztere Partie nämlich ist von weisslicher, erstere von röthlicher Farbe. Die Drüsen selbst, welche aus traubenförmig gruppirten Bläschen bestehen, liegen wie oben bemerkt, in den Maschen- räumen, die von den durchziehenden mehr oder weniger aus glatten Muskeln ‘bestehenden Balken gebildet werden und münden mit 410.—50 Ausführungsgängen, die aus Bindegewebe und vielem elastischen Ge- webe bestehen, zur Seite des Schnepfenhügels in die Harnröhre. Ihre Drüsenzellen sind rundlich, in den Ausführungsgängen mehr cylinder- förmig und besitzen einen feinkörnigen Inbalt, hin und wieder auch sehr kleine Fetttröpfeben. In anderen Fällen, besonders bei ganz jungen Hunden, sehe ich die Zellen der Prostata vollkommen hell und klar ohne geformten Inhalt und nur um solche helle Zellen herum Kerne, welche in eine körnige Masse eingebettet sind, wie man sie, ander- wärts noch innerhalb der Zellen findet. Diese drei Erscheinungsweisen des Inhaltes der Prostata bezeichnen wohl nur verschiedene Entwicklungs- stadien der einzelnen Zellen in Bezug auf ihre Secretionsthätigkeit. Noch füge ich rücksichtlich des Drüseninhaltes bei, dass ich mehr- mals Prostatasteinchen antraf, die aber von denen des Menschen und wie man unten sehen wird, von denen des Kaninchen abweichen. Es sind bei auffallendem Licht weisse, bei durchfallendem Licht gelbliche, durch Essigsäure unveränderliche Körperchen,, von verschiedener, döch meist sehr geringer Grösse, die einzeln oder zu Klümpchen zusammen- gebacken in den Drüsenschläuchen vorgefunden werden. Nervenfasern begegnet man sehr häufig im Gewebe der Prostata und zwar sind es meist Remak’sche Bündel mit einzelnen feinen dunkel- randigen Fasern. Die Prostata der Katze zeichnet sich durch ihre bekannte eigen- ihümliehe Lage aus und ist weniger voluminös als die des Hundes; sie umgiebt auch nicht den treffenden Theil der Harnröhre als Ring, sondern liegt bloss an der hintern und den Seitentheilen der Harnröhre. Schon in ihrem äusseren Ansehen weicht sie von der Hundeprostata da- durch ab, dass sie bei näherer Besichtigung einen etwas gelappten Bau zeigt; auch bezüglich ihrer Struktur bietet sie manches Eigenthum- liche dar. Einmal sind die glatten Muskeln, welche auch hier die Drü- 17 räubehen netzförınig umstricken, nicht so zahlreich als beim Hunde, shalb ein Durchschimmern der weissgelben Drüsenmasse durch den überzug möglich ist; ausser der glatten Muskulatur finden sich viel Bindegewebe ‚und feine elastische Fasern in dem die Drüsen- abehen umgebenden Fasernetze. Als zweite Eigenthümlichkeit schickt M. urethralis quergestreifte Muskelbündel über die ganze äussre e der Prostata weg, bis selbst (eine Linie ungefähr) über ihre ze nach vorne. Die einzelnen Drüsenträubehen bieten nichts apar- r, ihren Inhalt bilden rundliche Kernzellen, die Drüsenausfüh- änge münden als zahlreiche Grübchen zur Seite des Schnepfen- Noch habe ich zu bemerken, dass die Prostata der Katze sehr eich ist '), wobei man Theilungen der Nervenprimitivfasern in tien Muskulatur nicht eben selten antrifft, unter anderen Theilungen 'rimitivnervenfaser in zwei oder in drei Aeste, von denen hie und da eine abgehende Ast nur um ein weniges dünner ist, als die unge- e Nervenprimitivfaser, während der andre Zweig viel feiner sich It, ja ganz das Aussehen einer feinen oder sogenannten sympa- n Faser hat. Einmal sliess ich auf ein Nervenstämmcehen, wel- es gegen die Schleimhaut der Harnröhre zustrebte und aus acht Pri- tivfasern bestand, welche, ohne die gemeinsame Nervenscheide zu ssen, innerhalb dieser vier ziemlich eng aneinander liegende, je- vollkommen deutliche Endschlingen bildeten. Ich führe diese htung hier deshalb an, weil die Endigung der Nerven in Schlin- Ilmählig in Misseredit gekommen ist und man sie als gar nicht d bei Seite schieben will. stela erminea hat nur eine dünne Prostataschicht (Fig. 4 ec), die er, wie die mikroskopische Untersuchung lehrt, um den ganzen angstheil der Harnröhre herumzieht; am dicksten ist sie zur Seite " Duetus deferentes. Auch ihre glatte Muskulatur ist nirgends sehr eu en die Kerne der glatten Muskeln sind nach Essigsäurezusatz ı blassem Aussehen. Ebenso ziehen beim Wiesel quergestreifte Mus- Ibündel vom M. urethralis kommend über den grössten Theil der se hin. Die Prostata der Mangusta Edward. (Fig. 32 c) bildet eine platte @, die aus mehren grösseren und kleineren Lappen zusammengesetzt ; von unten bedecken diese die Harnröhre völlig, aber oben stossen "nicht aneinander, sondern lassen den oberen mittleren Theil der 'ngöhre frei. Anlangend ihre Struktur, so hat sie ein leichtkörniges . jehen, bedingt durch die zahlreichen und dicht aneinander gedräng- Drüschen , letztere sind weit überwiegend über die Zwischensubstanz, ätr. caust, leistet zur Sichtbarmachung derselben schr gute Dienste, sowie dieses Reagens überhaupt zur Untersuchung der Drüsen in gar mancher Hinsicht vortheilhaft finde. Zeitschr, f, wissensch. Zoologie. II. Bd. 0 2 18 so dass sie auch der Masse nach den Hauptbestandtheil der Drüse aus- machen. Leider hat das in schlechtem Weingeist aufbewahrte Präpa- rat mir nicht mehr gestattet, mich von dem etwaigen Vorhandensein glatter Muskeln zu überzeugen. Es schien mir, als ob blosses Binde- gewebe die äussere Hülle und die Substanz zwischen den Drüsenträub- chen bilde. Die Cowper’schen Drüsen fehlen beim Hunde nach Cuvier und Gurlt; R. Wagner lässt in der ersten Ausgabe seiner vergleichen- den Anatomie sie „vielleicht“ dem Hunde fehlen; nach der zweiten Aus- gabe aber scheint Wagner sie gesehen zu haben, denn er nennt sie bloss klein '). Auf diese Angabe hin habe ich bei mehren Hunden darnach gesucht, aber keine Cowperschen Drüsen gefunden, auch auf der Abbildung, welche Weber ?) von den männlichen Geschlechtstheilen des Hundes gibt, ist nichts von Cowper'schen Drüsen zu sehen. Eben- so vermisse ich die in Rede stehenden Drüsen bei Mustela erminea. Dagegen finden sich bei der Katze deutliche Cowper’sche Drüsen; sie sind gewöhnlich in weissgelbe Fettklumpen eingehüllt, und stechen des- halb durch ihr gelbröthliches Aussehen von ihrer Umgebung sehr ab. Rücksichtlich ihres Baues, so besitzen sie zu äusserst eine starke Hülle quergestreifter Muskeln, die in keinem Zusammenhang mit nahgelegnen Muskeln stehen, gone der Drüse allein angehören. Als dieser Mus- kelhülle eigenthümlich finde ich, dass viele Haufen von Feitzellen zwi- schen den Bündeln vorkommen, welche sich schon auf dem einfachen Durchschnitt der Drüse als weisse Flecke bemerklich machen. Um die rundlichen Drüsenbläschen herum, die als Inhalt Zellen mit centralem Kern und feinkörnigen Inhalt besitzen, befinden sich viel Bindegewebe und feine elastische Fasern. Der Ausführungsgang ist ohne Muskeln, nur aus Bindegewebe und feinen elastischen Fasern geformt, auch innen mit einzelnen Drüsenträubchen besetzt. Mangusta Edward. besitzt sehr entwickelte Cowper’sche Drüsen (Fig. 32 d), welche bereits Cuvier beschrieben hat. Doch möchte es, wenn man seine Angaben vergleicht mit dem, was ich bis jetzt über den Bau der Cowper’schen Drüsen der Säugethiere ausgesagt habe, erscheinen, als ob die Cowper’schen Drüsen der Manguste sehr Abwei- chendes darböten. Auch hat Joh. Mülter®) nach den Cuvier’schen An- gaben die betreffenden Drüsen rücksichtlich ihres Baues als eigne Art aufgeführt. Allein ich finde sie im Wesentlichen ganz übereinstimmend mit den Cowp. Drüsen der Affen, Fledermäuse, Igel, Maulwürfe, Katzen ete, gebaut, wie man dies aus Folgendem ersehen wird. Einmal hat die fragliche Drüse einen stark entwickelten animalen Muskel(de), dervon der Faserscheide der Corpora cavernosa an der Seite des Penis ent- !) Lehrbuch d. vergl. Anatom., pag. 363 u. Lehrbuch d. Zootom., p. 74. 2) A, a. O. Taf. VII. »)A.2.0.p. 48. 19 springt, die Drüse umhüllt und mit der animalen. Muskelschicht des Analsackes 'sich verbindet. Unter diesem Muskel kommt man auf die eigentliche Drüsensubstanz (f), die, der Länge nach durchschnitten, grössere und kleinere in einander mündende Fächer, also ein netzförmiges An- - sehen, darbietet. Cuvier und mit ihm Joh. Müller haben die Fächer für die letzten Drüsenblasen selber genommen. Dem ist nicht so, denn die letzten Drüsenbläschen sind von mikroskopischer Grösse und liegen nach aussen von diesen Fächern, welche aus Bindegewebe und starken elas- tischen Fasern bestehen und Räume für die Ansammlung des Secretes darstellen. Die Blutgefässvertheilung in der Tunica albuginea des Hundes ist 'so, dass in der Mitte der vorderen freien Seite ein Stammgelfäss ver- läuft, ebenso diesem gegenüber auf der hinteren vom Nebenhoden be- ‚deekten Seite; beide Gefässe setzen sich durch quer um den Hoden laufende Aeste in Verbindung. Die membrana propr. der Samenkanälchen ist beim Hunde dick, von geschichtetem Aussehen, bei manchen Individuen sche ich ausser den nie fehlenden Kernrudimenten noch Fettkörnchen einzeln oder hau- fenweise in der Substanz der Membrana propria. Bei dem Kater er- nt die Membrana propria der Samenkanälchen weniger dick, ho- gen mit zahlreichen Kernen. Der Highmor’sche Körper, welcher ekanntlich bei Hund und Kater bedeutend ist, besteht nur aus Binde- be und Kernfasern, hie und da begegnete ich auch Nervenprimi- ern. Er ist beim Kater in reichlichster Menge bedeckt von Fett- en (Taf. I, Fig. 6a), die zu kleineren und grösseren Klumpen zu- nliegen, helle, bläschenförmige Kerne umgeben (b), aber von kei- ellenmembran eingeschlossen sind. Die rundlichen oder wurst- g verlängerten Fettklumpen stossen nicht selten mit ihren Enden inander und bilden so manichfache, meist bogenförmig verlaufende Figuren. Dieselben Felikörnchenklumpen mit ihren eingeschlossnen ischenförmigen Kernen trifft man nun auch in grösster Anzahl zwi- chen und auf den Samenkanälchen, wo sie dieselbe Bedeutung haben, die anderen zellenähnlichen Gebilde, die ich bereits bei Fleder- | n, Maulwurf als zwischen den Samenkänälchen sich findend,, be- hrieben habe. Im Nebenhoden nimmt die Membrana prop. der Samenkanilchen Dicke zu und es treten nun auch glatte Muskeln auf, wenigstens eich dieses nach Form und Zahl der charakteristischen Kerne; lirte Faserzellen habe ich mir im Nebenhoden nicht verschaffen kön- 1, welche letztere aber beim Hund und Kater aus dem Ductus defe- ieht zur Anschauung zu bringen sind. Bei beiden Thieren sind ‚die Samenleiter sehr reich an, feinen dunkelrandigen und Remackschen Vervenfasern, übrigens ohne Erweiterung gegen das Ausmündungsende ne 2# mw Li 20 zu und ohne Drüsen. Die Ductus deferentes der Mustela erminea (Fig.41) sind gegen ihr Ende zu spindelförmig erweitert und verhalten sich mi- kroskopisch, wie oben vom erweiterten Ende der Samenleiter bei Ves- pertilio bemerkt wurde. Die Drüsen sind entweder einfache Säckchen, die in der Mitte der Erweiterung am längsten sind und gegen die En- den zu kürzer werden oder sie sind mit seitlichen Ausstülpungen ver- sehen (Fig. 24). In Bezug auf die äusseren Umhüllungen des Hodens bemerke ich, dass ich beim Hunde eine sehr ausgesprochne Tunica dartos finde obwohl der Hodensack ‘nicht gerunzelt ist‘). Was ihren Bau betrifft, so besteht sie einmal äus Bindegewebe, welche einzelne verflochtene Bündel bilden, und, was mir auffallend war, häufig von spiraligen Kernfasern umsponnen waren, wie man sie seit Henle be- sonders an der Arachnoidea des Gehirns kennt; dann macht einen Haupt- bestandtheil der Tunica dartos ein sehr schönes Geflecht glatter Mus- keln aus, deren Kerne lang und öfter gebogen sind. Beim Wiesel ent- hält die Tunica dartos im Grunde des’ Sackes ein schwarzkörniges Pigment. Analsäcke. Ihr Bau ist folgender. ‘Bei der Katze, beim Hund und beim Wiesel besitzen sie eine äussere Lage quergestreifter Muskeln, welche vom levator ani und sphincter externus aus, sich über sie bin- ziehen. Zwischen Muskelhülle und eigentlicher Haut des Analsackes liegen die Drüsen und zwar Drüsen zweierlei Art. Bei der Katze bil- den die Hauptmasse Drüsen, welche aus unregelmässig verästelten Schläuchen besteben und sich in ungezerrter Läge nicht als verästelte, sondern als aufgerollte Schläuche ausnehmen. Ihr Inhalt ist eine fein- körnige Masse mit hellen Kernen, hie und da sieht man in ihnen auch grosse runde geschichtete Körper mit einem centralen Kern. Neben den eben genannten Drüsen entleeren aber noch andere von abweichen- dem Bau ihr Secret in den Analsack. An der unteren und inneren Seite des Sackes nämlich erkennt man mit freiem Auge zwei linsengrosse, weisse Hervorragungen; es sind dies, wie die mikroskopische Unter- suchung lehrt, sehr entwickelte Talgdrüsen, sie sind gelappt und er- zeugen in ihren Zellen das Fett, welches in erster sichtbarer Form als sehr feine Molekule auftritt, später ballen sich diese zu Klümpchen zusammen, welche anfangs hell sind, bei längerem Verweilen im Anal- sack aber eine gelbliche Farbe annehmen. Die innere Auskleidung des Analsackes bildet ein leicht abhebbares, aus einzelnen abgeplatteten Zellen zusammengesetztes Epidermishäutchen, unter welchem eine Schicht jun- ger Zellen als eine Art Rete Malphigüi liegt. — Auch beim Hund sind die in den Analsack mündenden Drüsen verschiedener Art. Man unterscheidet schon der Farbe nach eine gelbliche, den Grund des Sackes innehaltende 1) Huschke spricht Thieren ohne gefalteten Hodensack (Kaninchen, Hund) die Dartos ab. Sömmering, Eingeweide, p. 392. ' 21 4 Schicht und eine weissliche, welche mehr gegen die Ausmündung des Sackes zu sich findet. Beide sind zwar, was allgemeine Gestalt anlangt, einander gleich, nämlich ästig getheilte Schläuche mit hie und da auf- sitzenden knospenförmigen Hervortreibungen, ihr Ausführungsgang läuft oft eine ziemlich lange Strecke hin, ehe er ausmündet. Was aber ihr Seeret und auch ihren feinen Bau betrifft, so zeigen sich folgende Unter- Ri schiede. Die gelblichen Drüsen besitzen glatte Muskeln, welche in ein- _ facher Lage die einzelnen Drüsenschläuche mit ihren blinden Enden überziehen; die weisslichen Drüsen ermangeln der glatten Muskeln. Letztere scheinen übrigens nicht nach aussen von der Tunica propr. der Drüsen zu liegen, sondern unmittelbar hinter den Drüsenzellen. Das Se- eret stellt in den gelben Drüsen feste, rundliche oder eckige, helle, am Rande das Licht stark brechende Körper dar, welche sich in gros- sen Klumpen im Drüsenlumen ansammeln; in den weisslichen Drüsen ist es eine feinkörnige Masse, welche als Zellenprodukt erscheint, in- dem man Drüsenschläuche antrifft, deren auskleidende Zellen noch hell und klar sind. Nicht selten finden sich ausser der feinkörnigen Masse noch verschieden grosse, durch Druck ausquetschbare, nach aussen ge- schichtete Körper (Fig. 21), welche theilweise an Prostatasteinchen er- innern. Ich parallelisire die zuletzt besprochenen weissen Drüsen im Analsack des Hundes den ästig getheilten Drüsen im Analsacke der Katze, indem ihr Secret im mikroskopischen Bau übereinstimmt und setze die gelblichen Drüsen des Hundes analog den Talgdrüsen der Katze ‚eben auch wegen ihrer Produkte. Man sieht übrigens, wenn man das im Analsack angehäufte Secret untersucht, dasselbe aus verschiedenen Theilen zusammengesetzt, indem man nämlich ausser den Fettklumpen, welche aus den Talgdrüsen stammen, noch freie Kerne und eine fein- ige Masse unterscheidet. Der flüssige Bestandtheil des Secretes ‚stammt®bei der Katze wohl nur aus den ästig getheilten Drüsen, beim ‚Hund vielleicht nur aus den weisslichen, die untere Partie des Sackes einnehmenden Drüsen. Ueberdies findet man im freien Secret des Anal- sackesFettkrystalle von spiesartigeriger Form und abgestosseneEpidermis- lättchen. Noch ist charakteristisch für die innere Auskleidung des Analsackes des Hundes, dass er gegen die Ausmündang zu schwarz zmentirt ist und das körnige Pigment in den Zellen des Rete Malphi- ii selbst sitzt; man sieht letztere in den verschiedensten Graden er Anfüllung von einem einzigen Pigmentkörnchen bis zum völligen ollgepfropfisein der Zelle. — Am Analsack des Wiesels kann man alls die zweierlei Drüsen, welche ihr Secret in den Hohlraum des es entleeren, leicht unterscheiden, mag man ihn ohne weiteres auf- . iden oder von aussen präpariren. Um den Grund des Sackes liegt eine grauröthliche Drüsenschicht, deren Drüsenschläuche (Taf. II, Fig. 20) gross, verästelt und mit seitlichen Ausbuchtungen versehen ; 22 sind, das Epitel ist eylinderförmig und unmittelbar auf die Zellenschicht folgen glatte Muskeln (b), deren einzelne Faserzellen leicht isolirbar sind (lang 0,024°, breit 0,0012— 0,002“). Die walzenförmigen Kerne der Faserzellen sind schon ohne Essigsäure sichtbar. Um den Hals des Analsackes liegt eine gelbweisse Talgdrüsenschicht, deren einzelne Fett- zellen mit Fettkörperchen dicht angefüllt sind ')., — Auch der Analsack der Manguste ist äusserlich von quergestreiften Muskeln überzogen. Die innere Höhle begrenzt eine dicke, weisse gefaltete Membran, aus Bindegewebe bestehend, welche an einzelnen Stellen ‘von den Aus- führungsgängen der dahinterliegenden ‚Drüsenhaufen (sehr entwickelte Talgdrüsen) durchbohrt ist. ‘Von gleicher Struktur sind auch die Drü- sen des Ichneumonbeutels. \ Vorhautdrüsen. Ich sche sie bei genanntem Wiesel als einfache Ausstülpungen des Präputium, gerade wie beim Biber (siehe unten); sie besitzen keine Drüsen, sondern ihre Innenhaut bildet Vorsprünge und Fältchen, die sich verbinden und Maschen bilden; die Fältchen sind mit einer Zellenschicht überkleidet, welche in den untersten Lagen (Rete Malphigii) hell und klar sind, in den äusseren Lagen aber sich mit einem körnigen 'weissgelben Inhalt füllen, sich dann ablösen und das dicke, gelbliche, stark moschusartig riechende Secret (Smegma) darstellen. | Beutelthiere. Prostata. Nach Treviranus, welcher von den männlichen Zeugungs- theilen des virginischen Beutelthieres *) eine Zergliederung und Abbil- dung gegeben hat, gibt es an der Harnröhre keine Vorsteherdrüse, Abgesehen davon, dass schon Guvier von einer Prostata der Kanguroos und der Phalangeri spricht, so finde ich, dass auch Didelphys apossum eine deutliche Prostata hat, welche allerdings manches Sonderbare zeigt. Sie tritt nämlich nach aussen nicht hervor, sondern liegt in ihrer gan- zen Ausdehnung unter dem M. urethralis (Taf. III, Fig. 34 c), welcher übrigens selbst nur dünn ist und soviel ich an dem Weingeistexem- plar sehen kann, nicht wie bei den anderen Säugethieren aus querge- streiften animalen Muskeln besteht, sondern aus glatten, als eine con- tinuirliche Schicht, die, unter dem Blasenhals an Masse zunehmend, ') Ganz so wird sich wohl auch der Analsack von Lutra vulgaris verhalten; auf der Müller'schen Abbildung (a. a. O. Taf. II, Fig. II) sind die Folliculi compositi ductum excretorium, partemque bursae cingentes, wohl nichts andres, als die Talgdrüsenschicht, während die anderen Drüsen, welche den Grund des Analsackes umgeben von Joh. Müller nicht berücksichtigt wurden. f ?) Beobachtungen a. d. Zootom. u. Physiolog. p. 109. 23 eine Anschwellung erzeugt, welche nach vorne zu allmählig wieder abnimmt und bis zum unteren Fünftel der Harnröhre sich erstreckt. Was die Struktur der Vorsteherdrüse betrifft, so habe ich, da das Thier in schlechtem Weingeist sehr gelitten hatte, über gar manches keinen Aufschluss mehr finden können. Auf dem Durchschnitt zeigt die Prostata N zwei Schichten der Farbe nach, eine gelbröthliche, welche nach aussen _ sieh befindet und eine weissliche gegen das Lumen der Harnröhre zu. "Den Hauptbestandtheil beider Schichten bilden lange, dicht beisammen- stehende Schläuche (Taf. I, Fig. 5), deren Membran sehr zart und deren _ Inhalt eine feinkörnige Masse war, untermischt mit Fetttropfen verschied- ner Grösse. Zwischen den einzelnen Schläuchen befand sich heile Bin- desubstanz, welche nach der Harnröhre zunahm und hier wohl mit die " weissliche Färbung dieser Schicht begründete. Ungewiss blieb mir ob ‚die Drüsenschläuche einzeln ausmündeten oder ob sich vorher mehre ‚mit einander verbänden. ' Auf Treviranus’ Abbildungen. ist Taf. XV, Fig. 104 und 402 die Prostata mit ff bezeichnet als die Flächen der ‚durchschnittenen Wand der Harnrühre. Cowper’sche Drüsen. Wie bekannt, sind die Beutelthiere durch ‚die Zahl ihrer Cowper’schen Drüsen ausgezeichnet, ich zähle an dem von mir untersuchten Exemplar 4 Paare; die zwei vorderen sind grösser und mehr rundlich, die hinteren kleiner und mehr in die Länge gezo- gen. Als ein allen gemeinsamer Charakter ist hervorzuheben, dass sie sämmilich einen selbständigen Ueberzug aus quergestreiften Muskeln besitzen (Taf. II, Fig. 34 d), doch ist er verschieden dick in den ein- ‚zelnen Paaren, zwei bis dreimal dicker in dem vorderen rundlichen Paare (ef) als in dem hinteren länglichen. Dann sind aber auch das _ vordere und hintere Paar bezüglich ihrer Drüsenstruktur in etwas ver- schieden; schneidet man sie nämlich der Länge nach durch, so liegt im vorderen rundlichen Paar unter der Muskelhülle eine starke durch ihre weisse Farbe abstechende Tunica propria der Drüse. Von ihr ‘gehen nach innen viele Balken und Blätter ab, durch deren Zusammen- stossen ein Netzwerk gebildet wird, dessen Maschen aber gerade keine immte Richtung verfolgen (e). Im vordersten Drüsenpaar hatten Balken und Blätter dasselbe starke Aussehen, wie die Tunica pro- a selber, im zweiten Paar (f) waren sie grauröthlich, von mehr m Aussehen, mikroskopisch schienen auch glatte Muskeln in das indegewebe eingewebt. Das hinterste Paar (9) wich bezüglich seines eren Baues darin ab, dass die von den Fortsätzen der Tunica pro- ia nach innen gebildeten Hohlräume mit einander communieirende Röhren darstellten, welche vom Fundus der ganzen Drüse nach dem Ausführungsgange strebten, vorher aber erst in eine gemeinsame gegen das verschmälerte Ende der Drüse liegende Höhle sich sammelten. Cuvier bezeichnet die treffenden Drüsen zusammengesetzt d’un tissu de 24 vaisseaux diriges suivant la longueur.'). Treviranus‘) hat, den Unter- schied im innern Bau des vorderen und hinteren Paares erkannt und lässt die einen aus Röhren , die anderen aus einem Zellen enthaltenden Gewebe bestehen. Was den Ausdruck Röhren betriflt, so möchte ich dagegen erinnern, dass, wie man sich bei mikroskopischer Untersu- chung überzeugt, eben keine eigentlichen Röhren mit abgeschlossnen Wänden vorhanden sind, sondern die starke Tunica propria, welche unmittelbar unter dem Muskelüberzug liegt und einen länglichen Beutel formirt, schiekt eben sehr starke Fortsätze nach innen, welche, aus eben der Form von Bindesubstanz bestehend, wie ich es unten beim Eber näher bezeichnen will, in einander mündende Räume bilden, die nur durch die bestimmte Richtung der von der. Tunica fibrosa kom- menden Fortsätze sich zu ‚mit einander communicirenden Röhren ge- stalten. Ebenso verhält es sich mit den zellenähnlichen Räumen. des : ersten Paares, welche sich dadurch vo!lkommen an die Cowper’schen Drüsen der anderen Säugethiere im Bau anschliessen. Hode. Bezüglich dieses Gebildes finde ich zu bemerken, dass es einen fast kreisrunden, plattgedrückten Körper darstellt, dass’ es fer- ner, wie dies bei den Handflüglern vorkommt, pigmentirt ist und zwar in einer auf der Tunica vaginalis nach aussen vorkommenden Binde- gewebsschicht, die neben dem Pigment auch viele Fetttropfen enthält. Rücksichtlich des Pigmentes hebe ich hervor, dass die braunen Mole- kularkörnchen theilweise entschieden ausserhalb von Zellen existiren und in dünner Lage die Bindegewebsbündel bedecken, theils in gröss- rer Menge um Kerne gelagert sind, ohne aber von einer Membran um- hüllt zu sein, denn die Piginentmolekule gingen am Rande des Haufens ohne Grenze auseinander und flossun selbst mit nahgelegnen anderen Pigmenthaufen so zusammen, dass mehre helle Kerne in einem gemein- samen von keiner Membran umschlossnen Haufen vereinigt lagen; ich will damit nicht sagen, dass überhaupt gar keine Membran. um frag- liche Pigmenthaufen sich bilde, vielmehr glaube ich die scharfe Contur, welche man in dichteren Pigmentnetzen um dieselben zieht, auf eine Membran beziehen zu müssen, nur das möchte ich festhalten, dass es in dem fraglichen Gebilde Pigmenthaufen gibt, welche einen oder mehre helle Kerne einschliessen, ohne von einer Membran umhüllt zu sein und dass ferner Pigmeutmolekule über das Bindegewebe zerstreut vor- kommen, ohne sich um Kerne zu gruppiren. Nagethiere. Aus der reichen Sippe der Nager habe ich untersucht Ratten, Mäuse, Hasen, einen Biber, einen Aguti, welche beide letzteren schon lange Zeit im Weingeist gelegen waren. 3) A. a. 0: p. 52. 9.2) Arua.»0. p. AM. um + 25 ö - Mus decumanus, musculus und sylvatieus. Die Prostata ist bei _ genannten Thieren gebildet aus Büschel von verzweigten Blinddärmen, welche Cuvier als vesicules accessoires ‚bezeichnet hat, von Joh. Müller aber als Prostatadrüsen erklärt wurden und zwar hat Joh. Müller drei Paar solcher Vorsteherdrüsen von Mus Rattus beschrieben und abgebil- det). “ Ueber die Struktur derselben habe ich folgendes auszusagen. Die einzelnen langen Blind-Schläuche der Drüse, welche immer an die innere Seite der Samenblase locker durch Bindegewebe geheftet ist, ‚während die anderen Drüsen frei liegende Büschel darstellen, sind durch ‚weniger Bindegewebe mit einander verbunden; jeder einzelne Schlauch besitzt glatte Muskeln, welche, meist ringförmig verlaufend, gegen die Ausführungsgänge mehrer vereinigten Drüsenschläuche hin an Masse zu- nehmen; bei der Ratte konnte ich die einzelnen Faserzellen isoliren, ie hatten eine ziemliche Länge und Breite, weshalb sie sich auch gern vom Rande aus einschlugen und so von dieser gefalteten Seite eine scharfe Contur darboten. Bei den Mäusen erkannte ich sie nur mit Sicherheit nach der Anwendung von Essigsäure. Die Höhle des einzelnen Schlauches ist nicht einfach, ‘sondern die Membrana propria acht nach innen faltenförmige Vorsprünge, welche Maschen bilden, lie wohl bei gänzlicher Ausfüllung der Schläuche diesen von aussen ein serenförmiges Ansehen geben. Die membr. prop. unterscheidet sich in nichts von dem zwischen den Schläuchen befindlichen Bindegewebe, ist theils homogen, theils undeutlich faserig mit Kernen. Die rund- hen Drüsenzellen trifft man in verschiedenen Zuständen an, entwe- jer nämlich sind sie vollkommen hell und klar und werden erst durch Jasser und Essigsäure getrübt, oder sie enthalten schon ohne diese ° fettartig glänzende Molekule And als Produkt der Secretion des en Schlauches liegt in seinem Innern, wahrscheinlich durch Ver- hmelzung der einzelnen frei gewordenen Fettmolekule, ein grosser, ist in. die Länge gezogener heller Körper von fettartigem Habitus, ‚aber nach seinem Verhalten gegen Natr.: caust. sich doch nicht als eines Fett ausweist, denn er wird nach Zusatz dieses Reagens blasser d es treten in ihm feine Molekularkörperchen auf. — Die frei liegen- Prostatabüschel, haben sehr lange, mit punktförmigen Fetttröpf- n (Mus musculus) besetzte Drüsenschläuche. Die Drüsenzellen bil- ‚ein Gylinderepitel, dessen einzelne Zellen (bei M. decumanus) häu- wei Kerne besitzen. Das Epitel springt nach innen in Falten vor, lche in toto betrachtet an die Gebirgszüge erinnern, wie man sie if Landkarten zu zeichnen pflegt. Als Seeret erkennt man im Innern Sehlauches dieselben rundlichen oder eckigen, verschieden grossen en, welche ich oben als Inhalt der Prostata beim Maulwurf und ? 26 , sein scheinen. Nicht unerwähnt will ich lassen, dass auch diesen Schläuchen die glatte Muskulatur nicht fehlt. Ferner habe ich als be- merkenswerth noch beizusetzen, dass ein Ganglion sich jederseits an der Ausmündung der Prostatabüschel in die Harnröhre findet, ähnlich . wie oben beim Maulwurf. Dasyprocta Aguti besitzt ebenfalls in den zwei verästelten Drüsen- paaren, welche Guvier. als accessorische Blasen, Joh. Müller aber als Prostata gedeutet hat, glatte Muskeln, deren Faserzellen schmal und mässig lang sind. Was das Kaninchen anlangt, so hat bereits Cuvier la substance glanduleuse, qui forme une partie des parais du sac seminal als Prostata betrachtet; E. H. Weber hat durch Einblasen von Luft gefunden, dass die drüsige Substanz aus einer Menge geschlängelter und in Aeste getheil- ter Gänge besteht, ausserdem aber noch aus zwei grösseren Organen, die er den Samenblasen vergleicht und hat von diesen Verhältnissen eine schöne Abbildung geliefert’). Ich habe diese drüsige Masse öfters un- tersucht und gefunden, dass es mit der Weber’schen Darstellung seine volle Richtigkeit hat. Es besteht die an der hintern Wand des uterus masculinns in die Höhe steigende Drüsenmasse aus zwei verschieden- artigen Blindschläuchen, schon äusserlich verschieden an Farbe, denn die eigentliche Prostata sieht gelblich, die Weber'sche Samenblase weiss- lich aus. Auch gehen sie in ihrem Inhalt auseinander: die auch von Weber als Prostata gedeuteten Schläuche (Taf. I, Fig.4) sind mit einem Cylinderepitel gleichmässig ausgekleidet und im Lumen des Drüsen- schlauches treffe ich bei allen ausgewachsenen Männchen ausser einer feinkörnigen Masse eine grosse Anzahl von Prostatasteinchen (ec); sie sind von verschiedener Grösse (die kleinsten 0,004’, die grössten 0,072 im Durchmesser); bei auffallendem Licht weiss, bei durchfallendem gelb- braun, immer mit einem mittleren körnigen Centrum, welches wohl die ursprünglich inerustirte Zelle darstellt, um welche herum sich die ein- zelnen Schichten abgelagert. Durch Druck brechen sie vom Rande aus ein (d); Essigsäure, stärker noch Kali caust., macht sie erblassen, die Schichten lösen sich ab und bei längerer Einwirkung scheinen sie von letztgenanntem Reagens aufgelöst zu werden. Anders verhalten sich die Schläuche, welche Weber mit den Samenblasen verglichen hat. Ein- mal sind ihre Epitelzellen (Fig. 2) kleiner als die Cylinderzellen der vor- hergehenden Drüse, auch besitzen sie weniger molekulären Inhalt, sind also heller, dann kleiden sie auch nicht einfach den Schlauch aus, son- dern bilden nach innen vorspringende Falten. Als Inhalt des ganzen Schlauches findet man eine weissliche Masse (Fig. 3), aus lauter blassen, mit Molekularbewegung behafteten Körperchen (a) bestehend, dazwi- schen einzelne bei auffallendem Licht weisse (bc), bei durchfallendem 1) A. a. O., p. 383, Taf. V, Fig. 1. 27 Licht 'schwärzliche Kugeln (0,0440 im Durchmesser), welche aus kleinen scharfeonturirten, in Kali unveränderlichen Körperchen zusammen- gesetzt sind, ein Kern und äussere Membran fehlen, die einzelnen Kör- perchen sind nur in eine weiche Grundmasse gebettet, wie angewandter Druck belehrt. Die Schläuche. beider Drüsenarten sind mit glatten Muskeln («) versehen, welche auch in starken Balken die Zwischenräume zwischen den einzelnen Schläuchen ausfüllen oder vielleicht richtiger gesagt, sie _ stecken unmittelbar in der Muskulatur des Uterus masculinus, wie man - besonders bei aufgeblasenem männlichen Uterus sehen kann, wo die - Muskulatur desselben glatt und glänzend über die Drüsen weggeht. Die _ isolirten muskulösen Fasern sind lang, hier und da knotig angeschwol- _ len; zwischen glatten Muskeln laufen viele Nerven hin, feine und dick- faserige, auch traf ich einmal ein mikroskopisches Ganglion in der Mus- kulatur der Prostata. - 7 Wenn man nun die angeführten histologischen Eigenschaften der ‚von Weber mit Samenblasen verglichenen Schläuche berücksichtigt, so 'kann man sie nur als ein zweites Prostatapaar betrachten, entsprechend ‚den oben beim Igel, Ratten etc. beschriebenen freien zweiten Vorsteher- inzelne Fasern leicht zu isoliren sind. Die Innenmembran trägt ein inderepitel. Cowper’sche Drüsen. Sie liegen bei Ratten und Mäusen ausser- alb des Beckens zwischen dem M. ischiocavernosus und bulbocaver- 5’), doch sah ich sie auch einigemal sehr klein bei Mus musculus ‚dann lagen sie im Becken, gewöhnlich aber sind sie im Verhält- zum ganzen Thiere grosse, birnförmige Körper, die mit langem ngsgang in die Harnröhre münden. Was ihre Struktur anlangt I, Fig. 8), so muss ich wiederholen, was ich schon über die er’schen Drüsen anderer Säugethiere ausgesagt habe. Ihre Elemente ad rundliche Blasen (c), traubenförmig aneinander gedrängt, die ganze rüse ist aus ungefähr 42 solcher Läppchen zusammengesetzt; auch im gen Ausführungsgang der Drüse finden sich stellenweise noch Grup- "solcher Drüsenbläschen (d). Was ihren Inhalt betriflt, so sind sie mit rundlichen Zellen, die einen immer randständigen Kern (Fig. 9) l einen feinkörnigen Inhalt besitzen, die ganze Zelle platzt im Was- r sehr leicht, weshalb man bei der Untersuchung häufig nur Kerne, gebettet in eine feinkörnige Masse, findet. Das Secret als Ganzes ist ‚ fadenziehend; Essigsäure schlägi ein fadenförmiges Gerinsel nie- „ Die Lage der Cowp, Drüsen von Mus decumanus abgebildet bei Kobelt, Wollustorgane,, Fig. 59. 28 der. Die Blutgefässe verlaufen in ziemlich regelmässigen Maschen zwi- schen den einzelnen Bläschengruppen. Die ganze Drüse steekt auch bei Ratten und Mäusen in einer Hülle quergestreifter Muskeln (ab), welche man freilich nur mikroskopisch erkennen kann, weshalb auch wohl Cuvier diese Hülle bei fraglichen Thieren nur „tendinös“ hat sein lassen. Die Muskelhülle ist, so lauge sie die Drüse selbst überzieht vollkommen glatt, nur gegen den Ausführungsgang zu scheint ein Mus- kelbündel vom M. bulbocavernosus zu kommen. — Die Cowper’schen Drüsen des Kaninchens ') stimmen in der Hauptsache mit den vorher- gehenden überein, nur finde ich als kleine Diflerenzen, dass die letzten Drüsenbläschen kleiner sind, als bei den bis jetzt abgehandelten Thie- ren und die Secretionszellen regelmässig an einer Seite einen unregel- mässig gelappten Rand darbieien Die ganze Drüse steckt in einer dieken Hülle von animalen Muskeln, welche mit dem M. bulbocaver- nosus sich verbindet. — Die Cowper'schen Drüsen des Bibers ?) zeigen im Verhalten ihrer Endbläschen nur das schon oft Wiederholte. Auf dem Durchschnitt erblickt man Hohlräume und ein-spongiöses Gewebe, ersteres sind die grösseren Drüsenräume, in letzterem findet man erst die Endbläschen. Das äussere Aussehen der Drüse ist bei im Wein- geist gelegenen Exemplaren ein ziemlich weiss und gelb geflecktes, in- dem die quergestreiften Muskeln, welche auch hier als Hülle nieht man- geln, besonders an der unteren Seite die fibröse weisse Tunica fibrosa der Drüse frei lassen; überhaupt sind die Muskeln der Cowper’schen Drüse des Bibers im Verhältniss zur Grösse der Drüse sehr unbedeu- tend, wenn man damit die Muskelhülle derselben Drüsen vom Kater z. B. oder von den Beuteltbieren vergleicht. Samenblasen. Die Samenblasen der Mäuse und Ratten verhalten sich ganz wie eine Drüse (Taf. II, Fig. 47). Der innere Hohlgang (b) nimmt nämlich von allen Seiten die Drüsen (a) auf, welche einen Haupt- bestandtheil der Samenblasenwandung bilden. Es sind traubige Drüsen von verschiedener Grösse und Entwickelung. Auf die Drüsen folgt nach aussen eine glatte Muskulatur (cc) als eontinuirliche Schicht. Die ein- zelnen isolirten Faserr sind bei der Ratte schöne lange, breite Faser- zellen von blassem Aussehen, bei den Mäusen sind die Elemente der glatten Muskeln in den Samenblasen kurz und schmal. Bezüglich des Inhaltes der Samenblasen, so findet sich entweder eine grümlich- bröcklige Masse mit einzelnen Zellen dazwischen von einem ähnlichen Aussehen, wie die Masse selber, welche wohl selbst nur aus solcben zerfallenen Zellen herstammt, in anderen Fällen sehe ich nur rundliche oder längliche, scharf conturirte, oft etwas umgebogene Kerne, nie aber traf ich als Inhalt Spermatozoiden. Anders verhält es sich in letzterer 1) Abgebildet bei Weber a. a. O., Taf. V, Fig. Ace. 2) Abgebildet bei Joh. Müller a. a. O., Taf. III, Fig. 2. 29 - Hinsicht mıt der unpaaren Blase der Hasen und Kaninchen, welche man früher als Samenblase bezeichnete, jetzt aber als Uterus masculinus "aulfasst. Sie enthält nämlich eine Unzahl von Spermatozoiden, im übri- gen sehe ich ihren Bau folgendermassen: Die Schleimhaut, welche von einem Cylinderepitel überkleidet ist, dessen einzelne Zellen ausser _ dem Kern constant noch einige kleine Fetttröpfehen enthalten, hat ausser E einem reichen elastischen Fasernetz noch Drüsen in ihrer Substanz, Ben ich entgegen von E. H. Weber‘) behaupten muss. Die Drüsen de ich beim Kaninchen als einfache rundliche Säckchen (Taf. I, Fig. 49) nit: einzelnen Zellen in der Tunica propria (b), ausgekleidet von rund- ‚liehen Zellen (c) und mit einfacher rundlicher Ausmündungsöffnung («), ‚letztere sieht man leichter nach Zusatz von Natr. caust., indem der ausströmende Drüseninhalt den Weg zeigt. Nach aussen von der Schleim- ‚haut liegt eine glatte Muskulatur, deren einzelne Bündel sich zu Flecht- 'werk gestalten, ‘ungefähr wie an der Harnblase. — Die Samenblasen vom Biber und Aguti sind ebenfalls mit glatten Muskeln versehen, bei 'sterem sind die niit Elemente schmal und im Ganzen länger, als ieselben Gebilde beim Aguti. Den männlichen. Uterus des Bibers be- ffend füge ich hier bei, dass er eine starke Schicht glatter Muskeln itzt, deren isolirte Elemente kürzer und schmäler sind, als die ent- sprechenden Theile aus der Prostata und den Saıinenblasen. Samenleiter. Bei Ratten und Mäusen verläuft der Samenleiter ohne danschwellung, dagegen münden in sein unteres Ende Büschel von Drüsenschläuchen, welche Joh. Müller zuerst bemerkt hat’) und die ich. eich näher nach Struktur und Inhalt beschreiben werde. Voraus hicke ich, dass die Samenleiter eine äussere Längs- und innere Ring- ht aus glatten Muskeln besitzen, deren isolirte Fasern bei der länger sind, als die Fasern der glatten Muskeln an den Samen- > Was nun die in das Ende des Ductus deferens einmündenden en betrifft (Taf. II, Fig. 46), so sind es ästig getheilte Schläuche, nur sehr wenigem Bindegewebe zusammengehalten, welches von m Schlauche zum anderen zieht. Die äussere Begrenzung jedes hauches bildet eine Lage glatter Muskeln (a), unmittelbar auf die elschicht scheinen die Drüsenzellen zu folgen (b), welche man nur enen Fällen hell findet, meist sind sie von einer körnigen Masse ngefüllt, dass erst Essigsäure ihre Natur aufhellen muss. Das Lumen ; Drüsenschlauches füllt das fertige Secret aus (ce) und zwar ist dies ischen Zustande, wie ich es mehrmals bei Mus musculus traf, als - goldgelbe, runde oder in die Länge gezogene, dem Habitus nach ;e Körper zu seben, welche im Inneren noch mehre helle farb- opfen (d) eischlöknen) Dass es kein reines Fett sei ergiebt sich 30 aus seinem Verhalten gegen Kali caust. Bei längerer Einwirkung des- selben nämlich verschwindet die gelbe Farbe, es wird vollkommen hell, auch die eingeschlossenen Tropfen werden heller, blasser und ihre Rän- der brechen das Licht weniger scharf; zugleich erscheinen auf der Ober- fläche des Präparates spiessige Krystalle. Der bezeichnete flüssige Zu- stand des Secretes wandelt sich noch während seines ‚Aufenthaltes im Drüsenschlauche dahin um, dass es seine goldgelbe Farbe verliert und in eine feste, bei auffallendem Licht weisse Masse sich umändert, wel- che aus lauter fest aneindergebackenen Körnchen besteht, wobei jedoch noch immer die eingeschlossenen hellen Körper erkannt werden können. Die Samenleiter des Hasen sind gegen ihr Ende zu ziemlich er- weitert. In dieser Erweiterung kommen zahlreiche Drüsen vor, welche, in Gruppen beisammen stehend, mehr oder weniger vollkommene Längs- reihen bilden, was man gut sieht, wenn man ein abpräparirtes Stück- chen Schleimhaut mit Essigsäure behandelt, wobei die Drüsen dunkel werden. Die Form der Drüsen im erweiterten Ende ‘des Ductus defe- rens betreflend, so ist sie dieselbe, wie die der-Drüsen im männlichen Uterus, eine länglichrunde Sackform mit weiter runder Oeflnung, innen mit einer Lage rundlicher Zellen ausgekleidet, welche ausser ihrem Kerne noch einige kleine Fetttröpfehen als Inhalt besitzen; hin. und wieder trifft man solche Drüsen von angesammelter Flüssigkeit im Inneren ziemlich ausgedehnt. Im übrigen bieten die Ductus deferentes des Hasen bekannte Verhältnisse dar, ihre Schleimhatıt bedeckt ein Cylinderepitel, auch fehlt nicht die glatte Muskulatur nach aussen, deren isolirte Faserzellen lang, schmal und manchmal 'knotig angeschwollen sind. Die Samenleiter finde ich wie bei anderen Säugethieren sehr nervenreich, auch begegnete ich mehrmals Theilungen ‚der Nervenpri- mitivfasern in den glatten Muskeln. — Eine bedeutende Anschwellung der Samenleiter erkennt man beim Biber’); auch sie ist: bedingt durch Drüsen, deren Form man bei dem von mir untersuchten Weingeist- exemplar an dem fest gewordenen Secret dieser Drüsen betrachten konnte, indem sie eine starr gewordene Injeklionsmasse ersetzte. Das Sekret dieser Drüsen verhölt sich mikroskopisch ganz so, wie das Se- eret der freien Drüsenbüschel, welche in das untere Ende der Duetus deferentes bei Ratten und Mäusen einmünden, insofern es aus einer feinkörnigen, bernsteingelben Masse bestand, in welche viele einzelne Fett (?)- Tropfen eingeschlossen waren. Bezüglich der Drüsenform sel- ber, so war sie entwickelter, als beim Kaninchen und Feldhasen, weil der gemeinsame Sack viele seitlich aufsitzende Ausbuchtungen 'darbot- Zwischen den einzelnen Drüsen kamen Balken glatter Muskeln vor, welche eben Fortsetzung der Muskulatur des Ductus deferens sind. Hoden. Die Membran der Samenkanälchen ist hell, homogen ‚ohne 1) Vergl. d. schöne Abbildung bei Weber a. a. O. Taf. VID. BIt Fasern oder Faltung mit länglichen Kernen bei Ratten und Mäusen und ebenso verhält es sich beim Kaninchen und Feldhasen. Auch gleichen sich beide Geschlechter in Bezug der zwischen: den Samenkanälchen befindlichen Körper, indem auch bei ihnen die Blutgefässe, welche zwischen den Samenkanälchen hinlaufen, von Haufen kleiner Fettkörn- chen ‚bedeckt sind, welche einen hellen Kern einschliessen, ob aber _ auch von einer selbständigen Zellenmembran, ist nach dem mikrosko- pischen Bilde zu bezweifeln. Was die Blutgefässvertheilung in der ica albuginea betriflt, so verbält sie sich bei Mus, ‘wie ich dersel- ‚ben beim Igel Erwähnung gethan, bei Lepus aber finden sich auf der vorderen freien Seite des Hodens zwei von einander ziemlich weit ab- stehende Längsgefässe, welche durch von vorne nach hinten und auf- s verlaufende Seitenäste anastomosiren mit gleichen Aesten aus m mehr plexusarligen Längsgefäss an der hinteren vom Nebenhoden edeckten Seite, i = Bei Ratten und Mäusen habe ich die äussere Haut, welche bei ausserhalb der Bauchhöhle befindlichen Hoden als Hodensack fungirt, ersucht und auch bei ihr die Balken glatter Muskeln nicht vermisst, elche als Tunica dartos eine eontinuirliche Schicht bilden; nach innen on ihr befindet sich eine schwärzliche Pigmentlage. Vorhautdrüsen. Bei Ratten und Mäusen lehrt die mikroskopische ersuchung eben erwähnter Drüsen, dass selbige nur sehr entwickelte isen sind. Sie haben ein körniggelapptes Aussehen, was man der ohne weiteres bei den kleinen Vorhautdrüsen, z. B. von Mus ulus, oder nach Wegnahme des umhüllenden Bindegewebes z. B. der Ratte sieht. Schneidet man eine Vorhautdrüse der Ratte ein, ‚ trifft man auf grössere und kleinere netzförmig verbundene Hohl- in welche man wieder kleinere einmünden sieht. Im Müller'- n Drüsenwerk ') findet sich hierüber ‘eine Abbildung, doch sind auch hier nicht die eigentlich secernirenden Theile, sondern nur räume zur Ansammlung des Secretes. Die eigentliche Drüsensub- bilden Zellen, welche zu Läppchen vereinigt die Fettkörperchen ; Zelleninhalt- produziren, gegen den Ausführungsgang zu findet man lurch Verschmelzung der frei gewordenen Feitkörperchen grössere Feit- lumpen z. B. bei Mus musculus; bei manchen Rattenindividuen sehe h die Feitkörper in den Drüsenhohlräumen alle übereinstimmend von ehr dreieckiger Form, was ich bei anderen wieder vermisse. Den iteren Bau der Drüse anlangend, so bildet eine meist homogene, und da undeutlich streifige Membran das Gerüste, welches die zu en vereinigten Drüsenzellen trägt, in den grösseren Hohlräumen nnte Membran von einem Pflasterepitel ausgekleidet, welches fern eig@nthumlich ist, als die Membranen der einzelnen Epitelzellen M) A. a. O., Taf. III, Fig. 46. Ss 32 ziemlich fest zu einer Haut verwachsen sind, so dass man selbst nicht einmal immer nach Essigsäure die Conturen der Zellen mehr auffinden kann. Der Ausführungsgang der ‘ganzen Drüse hat eine verzweigte schwarze Pigmentschicht. — Von anderem Bau und Secret ist der Vor- hautsack des Bibers. Er besteht nur aus einer sackförmigen Ausstül- pung der Vorhaut, die viele nach innen vorspringende Fältchen besitzt, welche aus Kernzellen bestehen Die äussere Bindegewebe- und diese Zellenschicht verhalten sich zu einander, wie die Bindegewebeschicht der Haut und ihr Rete Malphigi. Nach Brandt und Ratzeburg, denen auch Joh. Müller beizustimmen scheint, fänden sich noch eigene Foveo- lae in der Haut des Vorhautsackes, welche nach ihnen die eigentlichen Quellen der Secretion des Bibergeils zu sein schienen. Ich sehe davon nichts, sondern finde die Absonderung des Bibergeils nur von ‘der gan- zen inneren Fläche des Vorhautsackes in der Weise vor sich gehen, dass die äussersten Zellen des Rete Malphigii auf den fältchenartigen Vorsprüngen sich eben selbst als Bibergeil metamorphosiren. Das fertige Secret hebt sich als bräunliche Haut von den darunter liegenden Falten (Papillen) ab und zeigt sich mikroskopisch als geschichtete Masse, in der freilich kein Zellencharakter mehr wahrgenommen werden kann, was ja übrigens auch vom Smegma praeputii des Menschen, dem wohl ganz gleiche Genesis zukommt, gilt '). Beim Hasen und Kaninchen findet sich zur Seite des Penis oder der Clitoris eine von Haaren freie Hautstelle (Taf. Ill, Fig. 25), in wel- cher ein gelbliches Secret angehäuft ist. Die Drüsen, welche es ab- sondern werden von Cuvier und Joh. Müller als Inguinaldrüsen bezeich- net; nach meinen Beobachtungen verhält sich die ganze nackte Haut- stelle mit ihrem Secret nicht anders als ein weit oflen stehender Anal- sack von einem Carnivoren,: sowohl was die Struktur der ganzen haarlosen Stelle, als auch der Drüsen, welche daselbst sich befinden, nebst ihrem Secret betrifft. Ich will dieses in Folgendem näher dar- thun. Die von Haaren freie Stelle ist überzogen von einem Oberhäut- chen, welches dieselben Charaktere hat, wie die Epidermis, "welche die angeführten Analsäcke auskleidet. Es ist glatt, glänzend, leicht ab- ziehbar, zeigt unter dem Mikroskop einen scheinbar faserigen Bau, von der Lagerung der Epidermiszellen abhängig, welche letztere als sechs- !) Wie ich jetzt erst sehe, spricht sich E. H. Weber über die Entstehung des Bibergeils grade so aus, auch nach ihm wird es nicht von Drüsen, sondern von der gefässreichen Lederhaut des präputium abgesondert. Es enthalte die sich allmählig aufhäufenden,, und abschuppenden Oberhautzellen des- Praeputium, von denen fortwährend neue entstehen, während die äusseren abfallen. E. H. Weber, Beiträge zur Anatomie und Physiologie des Bibers. Verhandlungen der Gesellschaft der Wissensch. z. Leipzig, 1848, s. auch Froriep, N. Notiz. N. 483, 1849. x 33 eckig verbundene Plättehen nach Kali caust. noch Spuren eines Kernes erkennen lassen, während ‘in den Jugendzuständen der Kern deutlich als Bläschen mit einem punkfförmigen Kernkörperchen sichtbar ist. Unter diesem Oberhäutchen liegt ein Rete Malphig. d. i. eine continuir- ‚liche Lage runder’ Zellen, hierauf Bindegewebe, Kernfasern und Balken er Muskeln. Die. angeführten Gewebtheile bilden somit. die ganze e der haarlosen Stelle zur Seite des Penis oder der Clitoris undrent- spricht dieselbe der ganzen Membran des Analsackes. Die Drüsen betref- d, so finden sich hier wie dort zwei ganz verschiedene Drüsen, deren cret sich an der haarlosen Stelle vermischt und zwar sind es in der gel zwei, hier und da noch mehre weissgelbliche rundliche Drüsen, pen jede mit einem einfachen Ausführungsgang mündet. Sie erwei- sen sich mikroskopisch als ungeheuer entwickelte Talgdrüsen. Doch d sie in der Form ihres fettigen Secretes sich nicht ganz gleich, in- mes nämlich: bei der einen mehr gelblichen Drüse (Fig. 25. B) als r feinkörniger Inhalt der Drüsenzellen auftritt, der sich erst später zu grösseren Fetttropfen vereinigt (Fig. 27 be), während es bei der selten steckt auch ein Haar oder selbst ein kleiner Haarbüschel in ihr, auch äusserlich ihre Beziehung als Talgdrüse darthut. Unter den besprochenen Drüsen liegt eine andere gegen zolllange Drüsen- e (Fig. 25 C), auch sie schimmert ohne weitere Präparation durch bildet entweder einen einfachen länglichen aus eng verbundenen jpehen bestehenden nach vorne spitz zulaufenden Körper, oder es sich einzelne Läppchen mehr oder weniger abgelöst, so dass er, ‚dies beim Feldhasen sehe, nach linten in zwei Hälften ausein- ergeht, die sich aber doch wieder bogenförmig verbinden. Seine e geht vom gelblichen bis zum tiefbraunen. Mit dem Messer ist aus kein Ausführungsgang zu finden, vielmehr lässt sich diese Drüsen- immer ganz rein aus ihrer Umgebung ausschälen. Erst nachdem ich atr. caust. ganze Stellen der Umgebung der Drüse durchsichtig machte, ich Ausführungsgänge, welche zwar von geringem Kaliber, aber ser Zahl vorhanden sind. Der Durchmesser eines Ausführungs- nahe an der Ausmündungsstelle beträgt 0,072”. Die ganze ;e setzt sich aus Läppchen zusammen, welche sich mikroskopisch | lange verästelte mit seitlichen Ausbuchtungen versehene Schläuche ausweisen (Fig. 28). Die Ausführungsgänge der einzelnen Läppchen Inden entweder separat, oder, was häufiger der Fall ist, es verbin- n sich mehre derselben zu je einem gemeinsamen Ausführungsgang. ir rüsen zellen sindeylinderförmig, mit einem bläschenförmigen Kern und4 — 'förmigen Kernkörperchen, und enthalten ausser einem feinkörnigen 42 “ halt beilebhafter Seeretion noch mehre stark gelb gefärbte kleineFettkügel- Zeitschr. f, wissensch. Zoologie. I1. Bd. 3 ’ 34 chen (b), während im Innern des Drüsenschlauches sich grosse freie Fetitropfen von derselben intensiv gelben Farbe finden (c). Vergleicht man diese Drüse mit einer gleichwerthigen im Analsack z. B. der Katze, so entspricht sie der Drüsenschieht, welche die Wand des Analsackes nach aussen besetzt, auch ist die Form der Drüsenschläuche dieselbe, nur dass die einzelnen Drüsen dort mehr gleichmässig über die ganze Aussenfläche des Analsackes verbreitet sind, hier aber zu einem Hau- fen vereinigt vorkommen, der viele Ausführungsgänge ausschickt. Im Bindegewebe, welches die drei besprochenen Drüsen des Lepus um- giebt, ziehen sich viele Balken glatter Muskeln bin, in denen ich Thei- lungen feiner Nervenprimitivfasern erkannte. Ueber den Analsack des Bibers bemerke ich, dass die Drüsenmasse, welche sich zwischen: der äusseren animalen Muskellage und der inneren aus stellenweise ganz homogen erscheinendem Bindegewebe bestehenden Haut!) befindet, nur Fett absondert. Im freien Secret des Analsackes erkennt man zwischen den Feittropfen noch nadelförmige Krystalle, welche in Essigsäure und Kali sich nicht verändern. Pachydermen. Ueber die Prostata des Ebers liest man in den Handbüchern manche Irrthümer; so soll nach R. Wagner *) die Vorsteherdrüse des Ebers nur eine sehr schwache Schicht darstellen, ja Gurlt°) lässt sie ganz fehlen, während Cuvier sie doch schon richtig beschreibt, sowohl die Partie, welche über, als auch die, welche unter dem M. urethralis liegt. Es verhält sich nämlich die Prostata des Ebers so: die ganze Pars mem- branacea urethrae ist ringsum von einer starken gelbweissen Drüsen- schicht umgeben, welche zwischen dem M.urethralis und der Schleimhaut der Harnröhre liegend, mit vielen Oeffnungen in diesen Theil der Harnröhre mündet. Nur am Anfangstheil der Harnröhre nimmt die Dicke der Drüsenschicht so zu, dass sie den M. urethralis durchbricht und als gelbweisser, solider Körper, welcher jederseits vierlappig ist, zu Tage tritt. Macht man einen Schnitt durch den frei liegenden vierlappigen Theil, so erblickt man zwischen den gelbweissen Drüsenlappen weisse Balken von bedeutender Stärke, welche Fortsetzungen zwischen die Lappen senden. Fragliche Balken bestehen aus den schönsten Faser- zellen glatter Muskeln, die Kerne sind sehr lang und die ganze Faser ’) Die Benennung „mucosa“, welche ihr Job. Müller giebt, a. a. ©. p. 42, passt nicht, sie ist so wenig eine Schleimhaut, als die innere Membran der Analsücke bei den Fleischfressern. ?) Lehrbuch der Zootomie, p. 74. } ®) Handbuch d. vergl. Anatom. der Haussäugethiere; anders, wie ich eben sehe, spricht er in seinem Atlas. Taf. 75, Fig. 4, 7 bildet er den unter dem M. urethral. liegenden Theil ab. a ‚ 35 zeigt gewöhnlich eine zarte Längsstreifung, ‘welche auch nach Essig- säure noch erkennhar ist. Die Drüsen selber verhalten sich, wie an- derwärts, es sind traubenförmig gruppirte mit Zellen angefüllte Bläs- chen. Das Secret ist weiss, dicklich, in ihm siebt man mikroskopisch helle, das Lieht stark brechende Bläschen mit grünlichem Schimmer, in manchen etwas grösseren erblickt man einen Klumpen von Körn- En. Die übrige Partie unter dem M. urethralis, weicht im Baue nicht ab von dem frei liegenden Theil, nur hat sie keins so starken Muskel- 'balken, was auch bei ihrer Lage uhles dem M. urethralis nicht nöthig ist. Die sogenannten Samenblasen des Ebers sind gebaut wie eine Drüse mit traubenförmig gruppirten Endbläschen, nur dass letztere hier gross sind, wie man sie sonst nur ‚bei anderen Drüsen mikrosko- sch sieht; denn die letzten Drüsenbläschen sind kleine, erbsengrosse iume, zwischen ihnen verbreiten sich aufs zierlichste die Blutgefässe dem Bindegewebe, welches nebst Kernfasern den Hauptbestandtheil Samenblasen ausmacht. Glatte Muskelfasern sehe ich nur spärlich, aber nehmen sie gegen den Ausführungsgang zu, welcher eine ontinuirliche Muskelschicht hat; das Secret ist eine wässrige Flüssig- it, welche weisslich gefärbt ist durch mikroskopische Körperchen yon verschiedener Grösse, die darin suspendirt sind. Spermatozoiden sind keine in ihm enthalten; so dass auch hier der Name Samenblase ı unpassender ist. Cowpersche Drüsen. Was man mit freiem Auge an den Cowper'- hen Drüsen des Ebers sehen kann, hat bereits Cuvier kurz und gut ieben. Ich gebe deshalb nur auf die Histologie Bezügliches und e als besonders interessant in Betreff ihrer Tunica propria hervor, dieselbe nicht aus dem gewöhnlichen Bindegewebe. besteht, son- aus einer Substanz, welche vollkommen in physikalischen und logischen Eigenschaften der Cornea der Säugethiere gleicht; sie ist fest, ja schneidet sich fast knorpelartig, sie ist schwerer in Fasern zer- ar, erscheint mehr als eine gleichmässige, streifige Masse, in wel- r Essigsäure einzelne Kerne und Kernfasern ans Licht bringt. Diese bstanz bildet das Gerüste der Cowper’schen Drüsen ganz in der eise, wie ich es überall in den treffenden Drüsen gefunden habe, enn gewöhnliches Bindegewebe das Drüsengerüste formirt; es ist keine gene anderweitige Tunica propria vorhanden, sondern die innere Be- jr 3 dieser etwas modifizirten Bindesubstanz, welche die grösse- ı und kleineren Drüsenräume bildet, ist eben die Tunica propria der %. Abgesehen von dieser festen, knorpelartigen Beschaffenheit der esubstanz verhält sich im übrigen die Cowp. Drüse des Ebers auf gewohnte Weise, die kleinen bläschenförmigen Drüsenräume münden zusammen in grössere und das Ensemble aller ist eine mittlere Gavität, % welche wie die anderen grösseren einmündenden Hohlräume mit Pflaster- 3 % 36 epitel ausgekleidet sind. Das zähe, kleisterartige Secret besteht mikro- skopisch fast nur aus stäbchenförmigen zarten Körpern und feiner Punkt- masse. Essigsäure wandelt nach längerer Einwirkung alle Stäbchen in Punktmasse um, auch scheinen letztere sich erst während des Aufent- haltes des Drüsensecretes in den grossen Hohlräumen zu bilden, indem in den letzten Drüsenbläschen nur punktförmige, blasse Körperchen im i Secret suspendirt sind. a Uterus masculinus. E. H. Weber hat zuerst dieses Organ von einem: kastrirten männlichen Schwein: beschrieben. Ich finde seine An- gabe richtig und füge aus eigener Zergliederung eines nicht verschnitte- nen Ebers Folgendes bei. Der zweihörnige Uterus zeigte aufgeblasen die Dicke eines Gänsekieles, sein orifieium lag in der Harnröhre zwi- schen den Ausmündungsöffnungen der Ductus deferentes und der so- genannten Samenblasen nach innen und vorne auf dem Schnepfenkopf. Was die Struktur des männlichen Uterus betrifft, so ist sie mit der Deutung dieses Organes als Uterus harmonirend, denn seine Wand be- steht aus schönen glatten Muskeln, die ich nur nach der Länge ver- laufen sah; die muskulösen Faserzellen sind isolirbar, von zartem blas- sen Aussehen.‘ Bindegewebe und geschlängelte Kernfasern finden ‚sich nur in geringer Menge zwischen den Muskeln. Die Schleimhaut des Uterus ist von einem ‚Cylinderepitel ausgekleidet, und in ihr liegen ein- gebettet Drüsen (Taf. II, Fig. 28), welche sich vollkommen an die Drü- sen desweiblichen Schweineuterus anschliessen, insofern sie einfache lange Schläuche darstellen (a), welche hierundda mit seitlichen Knospen (b) und Zweigen versehen sind.. Die Drüsenzellen sind eylinderförmig und bilden nur eine einfache Lage, so dass ein mittlerer freier Drüsenraum bleibt. Das Drüsenepitel tritt leicht bei Druck als continuirlicher Schlauch aus‘ der Drüse hervor. Manchmal sieht man ausser den gewöhnlichen Epi telzellen noch helle klare Zellen dazwischen, die selbst in Essigsäure ihre Durehsichtigkeit behalten (c). 2) Hode. Auf dem Durchschnitt hat der Hode des Ebers ein choco- ladenfarbiges Aussehen und man unterscheidet schon mit freiem Auge, dass die Samenkanälchen in eine Masse von genannter Farbe eingebettet seien. Es ist mikroskopisch dieselbe Masse, wie ich solche im Ver- laufe dieses Aufsatzes als einen wohl constanten, wenn auch in wech- selnder Menge vorhandenen histologischen Bestandtheil des Säugethier- hodens beschrieben habe. Es sind Haufen von Zellen (von 0,009” im Durchmesser) mit hellem bläschenförmigen Kern. und gelben, scharf conturirten,, in Natr. caust. unveränderlichen, punktförmigen Körperchen erfüllt. u In. Rede stehende Zellenmasse hält sich, wie auch bei anderen Säugethieren, zunächst an die Blutgefässe, welche zwischen den Samen- kanälchen hinziehen und scheint selbst theilweise von einer zarten Bin- 37 ‚desubstanz umhüllt zu sein. — Die Membrana propria der Samenkanäl- ‘chen ist eine helle und homogene Haut mit einzelnen Kernen. Im _Nebenhoden ist sie dieker, geschichtet und mit glatten Muskeln ver- sehen. Der Highmor'sche "Körper besteht nur aus Bindegewebe und _ elastischen Fäsern, von welchen im eigentlichen Körper ie dagegen in den ausstrahlenden Aesten starke und überdies in reichlicher Menge _ vorkommen. Solipeden. 2 lei Bis jetzt standen mir bloss zwei männliche Fohlen, ein bis andert- 1alb Tage alt, zu Gebote, wesshalb ich mich über gar manches nicht h Wunsch unterrichten: konnte. In Betreff der Prostata habe ich allen Dingen hervorzubeben, dass sie mit sehr zahlreichen Gang- versehen ist (vergl. oben Maus, Maulwurf, Kaninchen); dieselben bis hirsekorngross und liegen zumeist an der Seitenfläche der r der Prostata (Taf. 1, Fig. 1555) oder mitten in der Drüsen- Dassc, sie stehen durch Nervengeflechte in Verbindung mit anderen iglien, welche erstere zum Theil noch an Grösse übertreffen und in er Bauchfellplatte liegen, welche sich zwischen Ductus deferens und atahorn hinspannt. Selbst auf dem M. urethralis beobachtete ich anglion.. Die Nerven, welche von diesen Ganglien aus die Prostata setzen, enthalten meist feine dunkelrandige Primitivfasern und sehr " dle Remak'sche Fasern, doch finden sich auch in geringerer Zahl breite elrandige. Die eigentliche Drüsensubstanz der Prostata hat das dere, dass die letzten Drüsenbläschen, welche nicht grösser als deren Säugethieren (0,0120 “ im Durchmesser) und ebenso trau- förmig groppirt sind (Taf. U, Fig. A), sich erst in grössere Hohl- iume münden, aus denen sich der Ausführungsgang fortsetzt. Davon a Theil kommt es, dass die Prostata des Pferdes nicht ein compak- 5 Aussehen hat, sondern ein mehr oder weniger schwammiges auf em Durchschnitt. Sie mündet mit 40 — 50 Gängen, welche aus Bin- gewebe bestehen, gegen die Harnblase zu und. zur Seite des fenhügels. Die glatte Muskulatur mangelt auch hier nicht (Fig. 14a), b sie nicht gerade massenhaft, was auch mit. beiträgt, dass die schengruppen an der Peripherie der Drüse höckerförmig her- sen. Die isolirten Fasern sind schmal und ziemlich lang (0,0042 eit und 0,024” lang) und hatten bei diesen Fohlen ein noch leicht miges, embryonales Aussehen. Die Cowper’schen Drüsen waren überaus gelässreich, im übrigen was Form, ‚Gruppirung und Inhalt der Drüsenbläschen betriflt, s0 gebaut, wie ich es nun schon so oft von den anderen Säuge- ren nausgesagt habe; auch verlaufen zwischen den Drüsenbläschengruppen 38 Balken glatter Muskeln. Die animale Muskelhülle verliert sich, nachdem sie die Drüse überzogen hat, in den M. urethralis; die Ausführungs- gänge beider Drüsen, welche zusammen an 30 sind, münden in zwei seitlichen Längsreihen und einer mittleren kleineren Reihe in die Harn- röhre, sie bestehen aus Bindegewebe und ihre Innenhaut ist wie ander- wärts gefaltet. Uterus masculinus. Dieses Organ, welches zuerst Weber näher beschrieb und für einen männlichen Uterus erklärte, während es von Cuvier zu seinen Vesicules accessoires gestellt wurde, scheint manchen individuellen Abweichungen unterstellt zu sein. So beschreibt und zeichnet Weber es beitiglich seiner Ausmündung und seines freien En- des verschieden bei verschiedenen Individuen. Auch die zwei von mir untersuchten männlichen Fohlen wichen in Betreff des männlichen Ute- rus von einander ab, dem einen nämlich mangelte der männliche Ute- rus durchaus, bei dem anderen war er ein etwas über Zoll langer Kör- per, der an seinem oberen Ende zu einem soliden Faden verktimmert war'), die untere Hälfte aber liess sich aufblasen zum Durchmesser eines starken Rabenkieles und mündete sonderbar genug mit zwei Oefl- nungen in die Harnröbre, wovon jede an der inneren und vorderen Seite der Falle lag, welche die gemeinschaftliche Oeffaung für die Samenblasen und Ductus deferentes deckt‘). Anlangend die Struktur des männlichen Uterus, so besitzt er glatte Muskeln, sowohl‘ in seinem “ oberen undurehgängigen als auch in seinem hohlen unteren Theil. Samenblasen. Die Innenhaut derselben sehe ich stark längsgefal- tet, mit Cylinderepitel, ohne Drüsen, nach aussen eine Lage glatter Muskeln, welche am blinden Ende der Samenblase am dicksten ist. Die Samenleiter waren noch ohne Anschwellung an ihrem Ende. Hode. Die Gefässvertheilung in der Albuginea verhielt sich in der Weise, dass an der vorderen freien und an der hinteren vom Neben- hoden bedeckten Fläche ein Längsgefäss verläuft, welche beide sich durch vom vorderen Längsgefäss nach aufwärts, vom hinteren abwärts laufende Queräste sich verbinden. Auf dem Durchschnitt hatte der Hode ein kaffeebraunes Aussehen, weshalb der weisse Highmor’sche Körper sehr abstach; letzterer selbst, sowie die von ihm ausstrahlen- den Septa enthielten viele Blutgefässe und bestanden nur aus Bindeg: webe und elastischen Fasern. Die kafleebraune Farbe der Hodensub- stanz aber wurde hervorgerufen dureh Klümpchen gelber aneinander- ') Auch auf der Gurlt'schen Abbildung der Genitalien des Hengstes geht der uterus masculinus „in einen faserigen Saar über. Anatomisch. Abbil- dungen der Haussäugethiere, Taf. 69, Fig. | 2) Auch Leuckart (z .Morpholog. u. Anatom. d. ae p- 100) sah bei einem Individuum von Delphinus circa zwei gesonderte, nach ‚oben convergirende orificia uteri. Verzl. unten Cetaceen, 39 gebackener Körperchen, ‚welche zwischen den Samenkanälchen lagen. . Essigsäure veränderte sie nicht, Natr. caust. zerfällte sie in lauter kleine - Molekule, die-aber nicht weiter in diesem Reagens sich zu lösen schienen. su. ri Wiederkäuer. Prostata. Die Samenblasen oder nach Gurlt die falschen Samenblasen s Stieres halte ich mit Cuvier für eine Prostata; ich habe zwar nur inge Thiere untersucht, aber die histologische Beschaffenheit spricht lich genug dafür. Mit freiem Auge sieht man soviel, dass ein mittlerer all das Organ durchläuft, in welchen viele SeilenzWweige einmünden, i selbst wieder nur aus der Vereinigung anderer kleinerer Gänge itstanden sind. Von diesen Ausführungsgängen abgesehen sieht man af einem Durchschnitt des treffenden Organes eine äussere, ziemlich ke continuirliche Faserschicht, welche aus schönen, glatten Muskeln esteht und zwischen dieser ühd den Audruhfingskängen eine Drüsen- Die Drüsen sind ramifizirte Schläuche mit knospenförmigen chtungen, die mit dem Alter des Thieres an Zahl zuzunehmen nen, und sich so mehr den traubenförmigen Drüsen nähern, we- s sehe ich einen solchen Unterschied heim Vergleich der Prostata neugeborenen Kalbes und eines halbjährigen Stieres. Hinter dem s deferens verbinden sich die beiderseitigen Vorsteherdrüsen durch Querbrücke, in der ich aber nur Bindegewebe, Blutgefässe und en erkennen kann. Wollte man bloss nach äusserer Anordnung eutung, ob ein Organ Samenblase oder Prostata sei, bestimmen, e sich beim Stier, selbst wenm man die eben beebt ochene Vor- drüse Samenblase nennen wollte, wohl noch eine Drüsenschicht, 9 Gurlt früher übersehen zu haben scheint’) als Prostata auffassen. 1 der hinteren unteren Seite des Anfangstheiles der Harnröhre, un- ttelbar vor dem M. urethralis, liegt nämlich ein Halbring, der, sich ( äg nach vorne und innen in die Tiefe ziehend, hier vom ganahiieh iskel bedeckt wird und unter ihm als dünne Drüsenschicht die Harn- e umgiebt. Er verhält sich histologisch genau, wie die oben für ta erklärten Samenblasen, indem er nämlich nach aussen eine nirliche, stark entwickelte glatte Muskelschicht besitzt, welche nach Balken absendet, zwischen welchen die nömlichen Drüsen- Vorsieberdrine. ab u. lässt „die falschen Samenblasen‘“ ihre Stelle verire- ten. In seinem Atlas sehe ich jedoch auf Taf. 73, Fig. 2, Fig. 4 u. 5 die von ‚mir gemeinte Prostata vom Ochsen u. Widder abgebildet u. im Text ” zu den Abbildungen auch als Vorsteherdrüse bezeichnet. 40 Fortsetzung unter denselben zusammen und werden wohl auch, da ihre Struktur im Wesentlichen gleich ist, gleiche Funktion haben, d. i. ein Secret zu liefern, nimmermehr aber als Samenbehälter" die Betrachtet man din sogenannten falchen Samenblasen des Ziegen- bockes, so möchte man ohne weiteres, bloss nach ihrer Lage und ihrem Habitus sie für Vorsteherdrüsen erklären, denn so lange man sie in ihrer natürlichen Verbindung lässt, liegen sie als zwei rundliche, in der Mitte sich berührende Massen an der hinteren unteren Seite der Harnröhre; ihr höckeriges Ansehen theilen sie mit anderen unbestritte- nen Prostatadrüsen. Sie ist auf dem Durchschnitt solide, ohne cen- trale Höhle (wenigstens bei ganz jungen Thieren, wo ich sie unter- suchte), im übrigen Baue aber, was glatte Muskulatur und Drüsen- träubchen betrifft, vollkommen übereinstimmend mit der Prostata des Stieres. Schon auf dem Durchschnitte unterscheidet man die Musku- latur als helleraue Substanz von der weissen Drüsenmasse. Ausserdem besitzt der Ziegenbock noch unter der Schleimhaut der Pars membran. der Harnröhre eine continuirliche Schicht von Prostatadrüsen, deren Ausführungsgänge um den Samenhügel etwas gehäuft stehen, von da aber sechs bis sieben Längsreihen durch ihre papillenförmige Hervor- ragungen bilden. Die Drüsen selber bestehen aus verästelten Röhren mit knospenförmigen Ausbuchtungen. Die Ausführungsgänge mehrer Drüsen vereinigen sich immer zu einem gemeinsamen langen Gang, der, wie schon bemerkt papillenförmig ausmündet, Aus der Familie der Cervinen habe ich einen männlichen Moschus Napu in Bezug auf seine Genitalien (Fig. 42) zergliedert und gefunden, dass das Organ (a), welches den falschen Samenblasen des Stieres entsprechen würde, nach Entfernung des Bindegewebes einen langen, dünnen, ästelosen Schlauch (d) darstellt. Seine glatte Muskelhülle ist dünn, nach innen kommen Drüsen, wie es schien, mit traubiger An- ordnung, doch war die Beobachtung nicht sicher, da das Thier in schlechtem Weingeist gelegen hatte. Cowp. Drüsen. Sie zeigen in ihrer Struktur dieselben schon oft wiederholten Verhältnisse, indem sie einen Ueberzug von animalen Muskeln besitzen, der beim Ziegenbock selbständig erscheint, ebenso bei Moschus Napu '); beim Stier liegt die Cowper’sche Drüse an der Seite der Flechsenhaut des M. urethralis und ist an ihrer freien Fläche von einer Fortsetzung des M. bulbocavernosus überzogen. Zwischen den Drüsenbläschengruppen, finden sich beim Stier und Ziegenbocke Balken glatter Muskeln. Samenleiter. Sie sind beim Stier und bei Moschus Napu (c) ge- gen das Ende zu erweitert und in dieser Erweiterung mit zahlreichen ’) Nach Cuvier fehlen die Cowper'schen Drüsen den Hirschen; das obige Moschusthier besitzt sie, a ee al. Drüsenhäufchen versehen, welche entweder einfach sackförmig sind _ oder durch einige Ausbuchtungen erweitert (Fig.23) und auf der Schleim- _ haut mit rundlicher Oefinung ausmünden. Das Secret dieser Drüsen sind Fetitropfen (c), welche in den Drüsenzellen (b) zunächst um den Kern sich bilden in der Weise, dass an ihm das Fett in kleinen punkt- förmigen Körperchen auftritt, die später vielleicht durch Zusammenfluss ‚sich vergrössern und nach Dehiscenz der Zellen in den Hohlraum des ackes gelangen. Die glatte Muskulatur des Ductus deferens ist - entwickelt, die isolirten Faserzellen im ausgebildeten Zustande lang schmal, im unausgebildeten mehr breit als lang, ja bei ganz jun- en Thieren nähern sich manche noch sehr der elementaren Zellen- m, wo dann auch der Kern noch rundlich erscheint. "y CGetaceen. _ An den Genitalien eines Delphinus Phocaena, die ich zergliederte, he ich die Prostata als vollkommenen Ring um die Harnröhre ver- Auf dem Durchschnitt hat sie ein grobfächeriges Aussehen I, Fig. 43 d), hervorgebracht durch die weiten Drüsenschläuche. ‚sind dies nicht die letzten Drüsenblasen, sondern es lassen sich em Mikroskop Gruppen kleiner Drüsenbläschen auffnden, welche > grossen Drüsenschläuche einmtinden. Die kleinsten haben 0,024" Durchmesser. In der Wand der grösseren Drüsenschläuche findet ein dichtes Netz sehr feiner elastischer Fasern. Darüber, ob glatte ln in der Prostata des Delphins vorhanden sind, habe ich mich vergewissern können. Wenigstens möchte man ihre Anwesenheit wper’sche Drüsen habe ich keine gefunden. erus maseulinus. Leuckart '), welcher ihn zuerst beschrieben hat, ‚einem männlichen Delphinus Phocaena das orificium uteri als sehnliche, in Form eines Hufeisens nach vorn gekrümmte Spalte; ı zweiten männlichen Delphin (mit der Bezeichnung Delphinus waren zwei gesonderte nach oben convergirende Orificia uteri en. Bei dem von mir untersuchten Delphinus Phocaena ’) ver- es ‚sich eben so: es sind zwei gesonderte orificia uteri vorhanden, > in den einfachen Uterus masculinus führen (Taf. I, Fig, 13 hg). In Vand des letzteren kann ich mit Sicherheit nur Bindegewebe und Netze feiner elastischer Faseru erkennen, Drüsen finde ich keine, orpholog. u. Anatom. d. Geschlechtsorgane , p. 99. mmung ist von Prof. Eschrichst selber, von welchem die hiesige - Zoolomie unter anderen eine Suite Weichtheile von Cetaceen erwarb, 42 Das elastische Gewebe scheint überhaupt häufig an den Genitalien des Delphins vorzukommen, wenigstens sehe ich auch das Ende der Duc- tus defer, von einem maschigen Gewebe umgeben und ebenso den Raum zwischen ihnen und der Prostata mit einem solchen ausgefüllt, welches seiner Haupimasse nach aus starken elastischen Fasern (0,0008 ’ — 0,002 breit) besteht. Die Afterruthenbänder, welche bei allen Säugethieren, wo ich sie untersuchte, aus glatten Muskeln. gebildet sind, waren bei unserem Del- phin von so intensiv rother Farbe, dass sie sich in ihrem Aussehen vollkommen wie animale Muskeln verhielten. Die mikroskopische Un- tersuchung wiess sie jedoch nur als glatte Muskeln aus, deren einzelne Elemente kurz und schmal waren (breit 0,0042’, lang 0,024’). Auch die Fasern der glatten Muskulatur von der Harnblase und vom Darm sind nicht breiter aber länger. Nachdem ich nun das anatomische Detail, insoweit ich es selbst untersucht, vorausgeschickt habe, stelle ich in Folgendem die Haupt- sachen in etwas allgemeinere Betrachtungen zusammen und beginne mit den sogenannten Samenblasen. Wäre etwas damit gewonnen, wenn man alten Dingen neue Namen giebt oder wüsste ich einen radikal guten an die Stelle zu setzen, so würde ich den Ausdruck Samenblase für die bei den Säugethieren da- mit bezeichneten Organe ganz fallen lassen, wenigstens ist es gewiss unpassend, ein Organ nach einem Inhalt zu benennen, der ihm nur in den seltensten Fällen theilweise und da nur mehr nebenbei zukommt. ich habe wenigstens bei den oben erwähnten Affen (Mycetes, Cyno- cephalus, Cercopithecus) keine Spermatozoiden in den sogenannten.Sa- menblasen gefunden, ebensowenig in den sehr entwickelten Samen- blasen des Pteropus, während in der oberen Prostata, in welche seit- lich die Ductus deferentes eingehen, zwischen der Zellenmasse dieser Prostata zahlreiche Spermatozoiden sichtbar sind, ebenso vermisse ich dieselben in der Samenblase des Vesperugo. Die Organe des Maul- wurfes, welche nach Meckel Samenblasen sein sollen, enthalten keine Spermatozoiden, ebensowenig wie die Samenblasen (autorum) vom Igel; ferner finde ich keine in der Samenblase der Ratten und Mäuse; Weher _ vermisste sie ferner beim Biber, ich vermisse sie endlich in den Samen- blasen des Ebers. Andere Autoren ') fanden keine Spermatozoiden in !) Huschke a. a. O., p. 403. 1 e 43 den Samenblasen des Meerschweinchens, des Stieres und Bockes. Nur 'in den Samenblasen des Menschen finde ich, wie schon Hunter, Henle, Lampferhoff, Huschke ete., Spermatozoiden in geringer Menge; ferner fand Weber welche in den Samenblasen des Pferdes, doch sehr ver- dünnt. Die Sachen stehen also in Betreff des Vorkommens der Sper- _ matozoiden in den Organen der Säugethiere, welche man als Samen- blasen bezeichnet, so, dass sie bei keinem Säugethier mit Ausnahme des Menschen und des Pferdes in diesen sogenannten Samenblasen vor- kommen. Wie lässt sich also diese Benennung rechtfertigen, selbst wenn man zur theilweisen Aushülfe wahre und falsche Samenblasen (Eampferhoff, Gurlt) unterscheiden wollte! Vergleicht man dagegen die ‚histologische Beschaflenheit der sogenannten Samenblasen durch die _ ganze Säugethierreihe, so erscheinen sie eben nur als Drüsen, entwe- der mit mikroskopischen Drüsenträubchen, die eine mehr oder weni- ‚ger dieke Schicht unter der glatten Muskulatur bilden, wie ich dieses bei den Affen sehe, bei den Fledermäusen, Mäusen, beim Stier ete., ‚wo dann ein mittlerer gemeinsamer Hohlraum alle Ausführungsgänge aufnimmt, oder die Samenblase ist schon mikroskopisch als Drüse so gebildet, wie man die anderen erst mikroskopisch erkennt; letzteres t der Fall beim Eber, dessen Samenblase nach dem Typus einer traubenförmigen Drüse gebaut ist mit kleinerbsengrossen letzten End- äschen. Hierher rechne ich auch die Samenblasen des Menschen, en Drüsenstruktur schon E. H. Weber') gründlich erörtert und schön bildet hat. Nur in den Samenblasen des Pferdefohlen habe ich eigenen Drüsen auffinden können, weshalb ich sie indess noch 'läugnen möchte, denn auch die exquisit vorhandenen des End- es vom Ductus deferens waren bei den untersuchten Fohlen nicht zu erkennen. Ich theile demnach nur die Ansicht derer, welche in den sogenannten Samenblasen kein Reservoir des Samens erkennen, son- ich muss die fraglichen Organe nur für Drüsen erklären, die ein eicht specifisches Seeret absondern und zur Entleerung desselben nit einer glaiten Muskulatur versehen sind. Dass Spermatozoiden in n Hohlraum der Drüse gelangen können, wie dies beim Menschen ıd nach Weber beim Pferde der Fall ist, kann durchaus nicht gegen * vertheidigte Ansicht sprechen, wenn man bedenkt, dass bei übrigen Säugethieren keine Spermatozoiden sich in den Samen- finden und ich überall nach ihrer histologischen Beschaffenheit en in ihnen erkannt babe. Kaum brauche ich wohl noch zu er- inen, dass die früher sogenannte unpaare Samenblase des Hasen inchen, in welcber ich mit Weber Spermatozoiden in grosser nde, eben morphologisch nicht den Samenblasen der übrigen here, sondern einem männlichen Uterus entspricht, der die a. O., p. 398, Taf, IT, Fig. 4. ..- ba 0 Ale ae nr rt ee 5 ch u ee ee a a Ductus deferentes aufnimmt, und also nothwendig ‘Samen enthal- ten muss '). Eine Hauptsache neben der Kenntniss der histologischen Beschaffenheit wäre es freilich, das Secret der Samenblasen näher zu kennen; denn aus der Analyse, welche Lampferhof über das Secret der Samenblasen des Meerschweinchens mittheilt, ergiebt sich eben nur eine Aehnlichkeit mit proteinartigen Stoffen... Als eigenthümlich ist mir wenigstens aufgefallen, dass die Samenblasen mehrer Thiere (z.B. in der Ratte) grosse, oder auch nur mikroskopische (z.B.imEber) Klumpen einer - hellen, eiweissarligen Substanz enthalten, die in Natr. caust. sich all- mählig löst. Sie stimmen durchaus überein mit den Körpern, welche sich als Secret in den Prostatadrüsen vieler Säugethiere finden z.B. der Ratte, Maulwurf, Igel etc. und es ist mir dieses ein Grund mit, Samen- blasen und Vorsteherdrüsen als zusammengehörige Drüsen zu betrach- ten. Haben doch schon frühere Anatomen, welche bloss nach äusserer Form und Lage gedeutet haben, bald gewisse Organe für Samenblasen, bald für Prostata erklärt, und auch das Mikroskop weist Charaktere nach, die beiden Orianan; wenu man sie gesondert auffassen ir als gemeinsam zukommen. Ich gehe damit über zu den ; Vorsteherdrüsen. Er: Allen Säugethieren kommen Prostatadrüsen zu und zwar stimmen sie, wenn sie auch in äusserer Anordnung mannichfach abweichen , was wohl als natürliche Folge des an sich verschiedenen Thiertypus aufge- nommen werden muss, doch in der Struktur sehr überein. Immer gehen nämlich in ‚die Bildung der Vorsteherdrüsen ausser dem unver- meidlichen Bindegewebe, den Blutgefässen und Nerven, Drüsenelemente und Muskeln ein, und zwar sind die Drüsenelemente i a) einmal mikroskopische Bläschen, traubenförmig. gruppirt oder mikroskopische, cylindrische Schläuche (beidemBeutelthiere), welehe sich vereinigen und durch enger werdende Ausführungsgänge unmittelbar ein- zeln in die Harnröhre münden (beim Menschen, Affen, Handflügler, Fleisch- fresser, Eber, Ziegenbock, theilweise auch beim Stier); oder die Drüsenbläs- chen münden erst, wie bei den sogenannten Samenblasen, in einen grösseren, allgemeinen Hohlraum der ganzen Drüse aus, welcher schliess- lich in den Anfangstheil der Harnröhre mündet (Wiederkäuer); im ande- ren Falle liegen die. letzteır Drüsenbläschen um grössere Hohlräume; wire !) H. Meckel (z, Morphologie d. Harn - u. Geschlechtswerkzeuge d. Wirbel- tbiere, p. 49) findet es nach a priorischen Gründen für unwahrscheinlich, dass die Mündungen der Samengänge beim Hasen (nach Theile) und beim Kaninchen (nach Leuckart) in den Körper des Weber'schen Organes am . unteren Ende einmünden. Wieich mich am Kaninchen und Hasen überzeugt habe, verhält es sich aber doch so, wie Leuckart und Theile es angaben. Ay 45 Drüse hat dann auf dem Durchschnitt ein mehr schwammiges oder bla- siges Aussehen (Pferd, Delphin), während bei der vorhergehenden An- ordnung die ganze Drüse ein mehr solides Aussehen auf dem Durch- sehnitt hat. b) Die Drüsenelemente sind lang ausgezogene, in den meisten Fäl- len’ getheilte, sehr entwickelte Blindschläuche, welche nur locker durch Bindegewebe mit einander zu Büscheln vereinigt sind, so finden wir die Prostata bei Insektenfressern und Nagern. Im gewöhnlichsten Falle ist-diese Prostataform in mehrfacher Zahl vorhanden, und selbst wo sie äusserlich mehr als ein zusammengehöriges Blindschlauehpaquet er- - scheint, weist die mikroskopische Analyse des Secretes eine Verschie- denheit nach, ich erinnere, was ich oben über die Prostata des Kanin- - chens mittheilte. Bei Ratten und Mäusen, beim Igel unterscheiden sich pe die Prostatapaare nach ihrem Secret, Sehr die einen in ihren -üsenzellen ein fettähnliches, die anderen ein eiweissähnliches Seeret fern. Dasselbe bemerken wir in den verschiedenen Partien der Pro- stata bei den Fledermäusen. Wie ich schon bei den Samenblasen aus- sprach ist dies ein Grund mit, letztere mit den Prostatadrüsen als in Kategorie gehörig zusammenzustellen. Das Seeret ist wohl immer t der Drüsenzellen, welche entweder eine eylinderförmige oder rund- ® Gestalt oder eine Zwischenform zwischen beiden besitzen. Zur Aus- bung des Secretes aus den Drüsenbläschen und Drüsenschläuchen dienen teln, welche constanter Gewebstheil der Prostata sind. Entweder ' glatte Muskeln nur einen Ueberzug über die einzelnen Schläuche sektenfresser, Nager) und das Bindegewebe zwischen den Drü- läuchen ist ohne glatte Muskeln oder es treten auch in diesem en glatter Muskeln auf, die sich nun in der Weise vermehren kön- , dass sie einen gleichgrossen, oder selbst einen grösseren Volum- il als die eigentlichen Drüsenelemente in der Drüse einnehmen und an der Peripherie der Drüse sich so zu einer continuirlichen ‚entwickeln, dass die Drüse eine glatte muskulöse Aussenfläche ı den glatten Muskeln können sich noch quergestreifte gesellen, ls unmittelbare Fortsetzung vom M. urethralis her theilweise (Katze, el, Eber, Stier) oder ganz (Delphin, Beutelthier) über die Prostata \ | aus welchen sich erst der Ausführungsgang fortsetzt, die ganze Da ich mich im Verlaufe dieses Aufsatzes oft des Kölliker’schen slruckes „muskulöse Faserzellen“ bedient habe, so mögen hier ige erklärende Worte folgen. Külliker hat bekanntlich die Elemente glatten Muskeln als verhältnissmässig kurze isolirte Fasern, wovon inen Kern enthält, aufgestellt und sie muskulöse oder contraktile en genannt, während man bisher allgemein angenommen hat, ‚dass die glatten Muskeln aus langen, überall gleich breiten, mit violan Kernen besetzten Bändern bestehen. lch habe im Verlauf obiger Unter- suehungen manichfache Gelegenheit gehabt mich von der Richtigkeit der Kölliker’schen Darstellung zu überzeugen. Ganz besonders eignen sich für diese Beobachtungen die Harnblase,; der Magen ete. kleiner Säuge- thiere, z. B. der Maus, des Maulwurfes, bei welchen sich die Elemente der glatten Muskeln leicht isoliren lassen und überall als einkernige verlängerte Zellen erscheinen. Ebenso kann man z. B. an neugebore- nen Kälbern an den Muskeln der Prostata die einzelnen Entwickelungs- formen der späteren verlängerten Faserzellen aus einfachen rundlichen Kernzellen nebeneinander sehen in der Weise, dass die anfangs rund- liche Zelle mit ebenfalls*rundlichem Kern nach und nach sich streckt und dabei der Kern die charakteristische, länglich - walzenförmige Ge- stalt annimmt. Nach diesem Exeurse hebe ich noch als eigenthümlich für den Bau der Prostata der Säugethiere hervor, dass dieselbe eigene Ganglien besitzt, ein anatomisches Verhalten, wie man es bis jetzt vom Herzen und den Respirationsorganen kannte. Ich habe sie zwar nur bei vier Säugethieren, beim Pferd, uud zwar hier sehr zahlreich, dann beim Kaninchen, beim Maulwurf und bei der Maus gefunden, doch glaube ich, dass beim speziellen Nachsuchen auch bei anderen Säugethieren sich welche finden werden. Erweitertes Ende des Ductus deferens.' Schon früher wurde, doch mehr nur beiläußg, dieser Erweiterung am Ende der Samenleiter mancher Säugethiere gedacht; so. zeichnete sie Joh. Müller ') bei Cricetus vulgaris, Carus?) und R. Wagner’) bei Dipus; Gurlt‘) beschreibt sie bei den Einhufern, beim Stier, Schaf u, Ziegenbock, doch erkannte er den Bau dieser Erweiterung nicht näher, indem er nur von einem fächerigen, schwammigen Gewebe spricht, welches durch viele kleine Oeffnungen mit, der Höhle des Ductus defe- rens in Verbindung stehe. Erst E. H. Weber °) unterwarf das erwei- terte Ende des Samenleiters beim Pferde und Menschen einer näheren Untersuchung und wies nach, dass es beim Pferde aus lauter strahlen- förmig gegen das Lumen des Samenleiters gestellten Drüsenläppchen bestehe und nannte es deshalb das Drüsenende des Vas deferens. Auch beim Menschen wies Weber nach, dass die hier vorkommende Erweiterung durch grössere und kleinere Zellen, welche selbst wieder 1) A. a. O., Taf. III, Fig. 40. 2) Erläuterungstafeln z. vergl. Anat., Heft V, Taf. IX. ®) Icones zootom,, Taf. VII, Fig. XXXIV. %) A. a. O., p. 9%. 5) A. a..0., p.. 394. 7 47 ‚grössere und kleinere knospenartige, hohble Auswüchse oder Aeste be- sassen, gebildet werde. Ebenso bildete er vom Biber und Kaninchen das erweiterte Ende der Duct. deferentes ab. Man kann aus dem, was _ ieh oben bei den einzelnen untersuchten Thieren mittheilte, ersehen, dass diese Erweiterung des Samenleiters ziemlich verbreitet bei den - Säugethieren vorkomme. Ich sehe sie bei Aflen, bei Fledermäusen (Vespertilio serotinus), bei Mustela vulgaris, Kaninchen, Biber, Wieder- ‚käuern und zwar überall bedingt durch Drüsen, die entweder ganz ‚einfache Säckchen. darstellen oder auch seitliche Ausstülpungen besitzen. Manche Nager, wie Ratten und Mäuse, haben zwar keine Drüsenan- schwellung des Ductus deferens, dafür aber münden in dasselbe freie Drüsenbüschel ein. Das Secret dieser freien Drüsen am Ende des Samenleiters von Ratten und Mäusen stimmt vollkommen mit dem et überein, welches man aus dem Drüsenende des fraglichen Kana- s beim Biber klumpenweiss herausholt'). Es gehören wohl auch diese sen des Samenleiters, mögen sie nun frei in sein Ende einmünden, mögen sie zwischen den Wänden desselben: selbst liegen, mit Pro- ala und Samenblasen in eine und dieselbe Drüsengruppe, welche be- mt ist, das Volumen des Samens zu vermehren und ihm wohl auch specifische Säfte beizumischen. E. H. Weber ist geneigt, diesen Drüsen uch eine zeitweise Resorption des Samens zuzuschreiben, ich sehe ber nicht ein, warum diese Drüsen, die ein bestimmtes Secret aus n Drüsenzellen aussondern (vergl. z. B. Ratte und Biber), noch eine e Funktion übernehmen sollten, wie etwa eine Resorption des s (Spermatozoiden), man müsste denn den ganzen Hergang der raglichen Resorption auf die Wechselwirkung beziehen wollen, in wel- he Flüssigkeiten, durch thierische Gewebe getrennt, überhaupt treten. 1223 Hode. Aus der vergleichenden Histologie des Hodens hat sich ergeben, lass ausser den Samenkanälchen, Gefässen und Nerven sich noch ein stanter Bestandtheil im Säugethierhoden findet, eine zellenähnliche se nämlich, welche, wenn sie nur in geringer Menge vorhanden ist, 1 Laufe der Blutgefässe folgt, die Samenkanälchen aber allenthalben eltet, wenn sie an Masse sehr zugenommen hat. Ihr Hauptbestand- sind Körperchen von fettartigem Aussehen, in Essigsäure und Natr. ‚ unveränderlich, farblos oder gelblich gefärbt; sie umlagern helle, 'henförmige Kerne und ihre halbflüssige Grundmasse mag sich auch A heinlich sind die kleinen weissen, sandkörnergrossen Körperchen, velche man nach Gurlt im schwammigen Theil des Ductus def. findet, u. n Bedeutung nach ihm unbekannt ist, nichts anderes als solche Secret- Be klümpchen. 48 wohl zu einer Zellenmembran verdichten, wenigstens zieht bei man- chen Säugethieren um den ganzen Körnerhaufen eine scharfe Contur, auch ist bisweilen der ganze Habitus so, dass man von einer ferligen Zelle sprechen kann. — Die Membran der Samenkanälchen sehe ich überall als homogene, mit Kernen versehene Bindesubstanz im Reichert’- schen Sinne, welche, sobald der Inhalt des Samenkanälchens etwas entleert ist, sich faltet und so scheinbar aus Fasern zusammengesetzt ist; im Nebenhoden nimmt sie an Stärke zu und nimmt damit ein mehr geschichtetes oder auch gefasertes Aussehen an; im Nebenhoden treten auch erst glatte Muskeln auf, welche nie an den Samenkanälchen im Hoden selbst vorkommen, sie nehmen an Stärke zu, je mehr sie sich dem Ductus deferens nähern. — Das Corpus Highmori besteht immer nur aus Bindegewebe, Kernfasern und bei manchen aus feineren und stärkeren elastischen Fasern. Nie finden sich in ihm glatte Muskeln, Das Bindegewebe, welches den treffenden Körper bildet, formirt ein eigenthümliches Balkengewebe, welches in seiner Anordnung an die Corpora cavernosa penis erinnert. — Bemerkenswerth ist es, dass bei verschiedenen Säugethieren körniges Pigment sich am Hoden vorfindet, wenn auch in verschiedenen Arten der Ablagerung, so sieht man beim Hengst den Hodensack selbst schwarz gefärbt, bei Ratten, Mäusen, beim Wiesel erblickt man schwarzes Pigment in der Tunica dartos, bei man- chen Fledermäusen steckt der Nebenhoden in einem mehr oder weni- ger grossen, schwarz pigmentirten Beutel, bei Pteropus ist die Albu- ginea des Hodens selbst schwarzblau pigmentirt und bei Didelphis ist die tunica vaginalis des Hodens gefärbt. Es sind dieses Thatsachen, welche für die schon anderwärts aufgestellte Behauptung von einer Wechselbeziehuug zwischen Pigmentbildung und. Geschlechtsthätigkeit sprechen. — Eine Tunica dartos aus Balken glatter Muskeln bestehend, fand ich in all den Fällen, wo ich darnach suchte. Uterus masculinus. Dieses Organ habe ich nur, wie aus Obigem erhellt, beim Eber, Pferdefohlen, Kaninchen, Biber und Delphin untersucht. Beim Pferde ist fragliches Organ, wie auch nach den Beobachtungen von E. H. Weber, der es bei drei Hengsten jedesmal verschieden fand in An- oder Abwesenheit seiner Ausmündung, der Entwicklung seiner Seitenhörner, eben als rudimentäres Gebilde verschieden entwickelt, womit auch meine Beobachtung über das völlige Abhandensein eines solchen Organes bei einem männlichen Fohlen im Einklang steht. Auch H. Meckel‘), der übrigens den in Rede stehenden Theil nicht einem Uterus, sondern einer Scheide entsprechend, betrachtet, in welcher 1)A.a.0.,p. 48. ‚ | 1 ei ee | r & 49 Deutung ich ihm nicht beistimmen kann, hat eine eigene Conformation _ dieses Organes beim Menschen beobachtet. Er fand es bei zwei Neu- geborenen auf zwei Linien hin für eine Sonde durchgängig, eine wei- tere Linie weit aber nur für eine Schweinsborste, es endigte als soli- der Faden, der sich gabelig theilte, indem jeder Strang an "dem Ductus ee atorius seiner Seite ging. — Wenn bei der Frage, ob dieses Organ Pine: Scheide oder einem Uterus entspreche, auch die histologischen , tnisse mit in Anschlag gebracht werden, so sprechen meine oben mitgetheilten Beobachtungen über die Struktur. dieses Organes für seine Deutung als Uterus. Einmal sehe ich nämlich bei genannten Thieren, ; Ausnahme des Delphins, im treffenden Gebilde glatte Muskeln als ptbestandtheil der Wand desselben und zwar beim Kaninchen mehr echtartig verbunden, beim Biber, Eber, Hengst mehr bloss nach der ge ziehen. Die Anne von glätten Muskeln würde nun wohl sich allein nicht striete für die Deutung als Uterus beweisen, da h Virchow und Kölliker ’) auch in der menschlichen Scheide glatte uskeln vorhanden sind, von grösserer Beweiskraft sind aber wohl die mir nachgewiesenen Drüsen in der Schleimhaut dieses Organes, e denselben Typus der Bildung inne halten, nach welchem die Drüsen des weiblichen Uterus desselben Thieres geformt sind, so beim Kaninchen rundliche, einfache Säckchen, beim Eber lang ausgezogene nit Knospen und Fortsätzen versehene Schläuche. Ich bleibe also auch s een Gründen bei der Deutung dieses Organes als männ- er Uterus. ‚sehr entwickelten männlichen Uterus (Fig. 35 C), derselbe liegt en der Harnblase und den Samenleitern und besteht aus einem er und zwei Hörnern, welche letztere fadenförmig auslaufen und ich an die Samenleiter anlegen. Eine weiter gehende Untersuchung ü er Ausmündung des Uterus, Höhle desselben, Struktur ete. konnte ‚vorgenommen werden. Doch hielt ich eine Abbildung des männ- ben Uterus der Lutra vulgaris für nicht überflüssig, da meines Wis- ns desselben noch keiner Erwähnung geschehen ist’). CGowper’sche Drüsen. is kommen diese Drüsen fast allen Säugethieren zu. Bei den von bst untersuchten Thieren vermisste ich sie nur beim Hund, beim iese Zeitschrift, I. Bd., 1. Heft, p. 74. aull’s anatomische Beschreibung einer Fischotter ist mir nicht zur Hand ind in E. Home and Arch. Menzies, a description of the anatlomy of th sea-olter, ist nichts über ein ähnliches Organ erwähnt. Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. I. Bd. 4 50 Wiesel und beim Delphin; Cuvier lässt sie zwar noch bei manchen anderen Säugethieren fehlen, doch halte ich weitere Nachforschung - darüber für nöthig, da sie Guvier auch bei Thieren übersehen hat, wo sie wirklich vorhanden sind z. B. beim Maulwurf. Mit Ausnahme der Beutelthiere sind sie immer nur paarig vorhanden und münden in den meisten Fällen mit einem, in seltneren mit mehren Gängen in die Pars bulbosa urethrae. Es ist gewöhnliche Redensart, von der ausserordent- lichen Mannigfaltigkeit dieser Drüsen in der Säugethierreihe zu sprechen, sieht man aber davon ab, dass sie relativ meist grösser sind als beim Menschen, auch bald mehr rundlich oder birnförmig oder mehr läng- lich ausgezogen, oder auch seitlich comprimirt, so findet sich bei allen Säugethieren, denen fragliche Drüsen zukommen, im Baue derselben das grösste Einerlei und ich behaupte somit das gerade Gegentheil von der herrschenden Ansicht. Joh. Müller sagt zwar in seinem Drüsen- werke von den Cowper’schen Drüsen aus: sequuntur diversissimam con- formationem, undgiebt sechs Varietäten der Bildung an. Untersucht man aber diese Drüsen mit stärkeren Vergrösserungen, als sie Joh. Müller in genanntem Werke anwendete, so stellt sich die Sache so, wie ich sie vorhin bezeichnete. Ich will diese meine Behauptung näher moti- viren. Als erste Art der Bildung bezeichnet Joh. Müller die Cowper'- schen Drüsen des Menschen und giebt von ihnen an, dass sie die ein- fachsten seien und einen zusammengesetzten Follikel darstellen. Nach meinen Beobachtungen verhält sich die Cowper’sche Drüse des Menschen in ihrem Bau ganz wie die der Säugethiere, sie ist nicht einfacher und zusammengesetzter als bei den anderen Säugethieren: es sind eben Bläschen, traubenförmig gruppirt nnd mit Zellen angefüllt. Man kann für diesen Bau wohl auch den Ausdruck zusammengesetzter Follikel gebrauchen, dann aber gilt diese Bezeichnung auch für alle übrige Säugethiere. Denn, wenn Joh. Müller für seine zweite Art der Bildung der Cowper’schen Drüsen anführt, dass sie längliche Säcke darstellen, welche durch vorspringende Lamellen ein zelliges Gefüge offenbaren, so ist damit kein wesentlicher Unterschied gegeben, indem diese grossen zelligen Räume nicht die absondernde Drüsensubstanz sind, sondern nur Hohlräume für die einstweilige Aufnahme des Secretes, wie ich mich beim Eber, den Joh. Müller hierher rechnet, überzeugt habe. Dasselbe gilt vom Ichneumon; die Blasen, welche nach Cuvier die Drüse zusammensetzen, sondern nicht ab, die absondernden Bläschen sind mikroskopisch und liegen zwischen den Wänden der ersteren. Die von Joh. Müller noch angeführten Biber, Maulwurf, Katze, verhalten sich wie beim Menschen. Sehr abweichen würde allerdings der Igel in der Bildung seiner Cowper’schen Drüsen von den übrigen Säugethieren. Allein, wie ich oben des weiteren dargethan habe, wurden die eigent- lichen Cowper’schen Drüsen des Igels von Joh. Müller und den ande- 51 solche beschrieben, welche röhrenförmige, getheilte und am Ende etwas erweiterte Blindschläuche besitzt, während die wahren Cowper’schen Drüsen des Igels sich rücksichtlich der Struktur ganz so verhalten, als z. B. die Cowper’schen Drüsen des Maulwurfes. Ich nehme hier Ge- _ legenheit mich über die sogenannte Tunica propr. der Drüsen etwas weiter auszulassen. Bekanntlich hat Reichert die Behauptung aufgestellt, dass die Tunica propria der Drüsen eine Fortsetzung des Bindegewe- bes sei und dass demnach keine eigenthümliche Tunica propria der Drüsen existire. Ich muss für die Cowper’schen Drüsen, bei denen ich peziell meine Aufmerksamkeit auf diesen Punkt richtete, Reichert bei- stimmen. Man kann nämlich durch verschiedene Manipulationen, wie durch Auswaschen kleiner Drüsenlamellchen von ihren Zellen, oder Be- handlung mit Essigsäure und Natr. eaust. sich immer davon überzeu- , dass die Drüse aus einem Gerüste von Bindesubstanz bestehe, die meist homogen mit undeutlicher Faser- (Falten) bildung und (Fig. 40 u. AA) Kernrudimenten versehen ist; ‘in dieser Substanz befinden sich Hohlräume, welche mit den Drüsenzellen angefüllt sind und die Begren- dieser Hohlräume von Seite der Bindesubstanz hat man eben als anica propria angesprochen. Es ist aber durchaus keine eigene mi- oskopisch oder chemisch sich anders verhaltende, etwa isolirbare embran, sondern immer nur die innere Grenze der Bindesubstanz, velche das ganze Gerüste der Drüse bildet. Von Interesse ist es, dass sim Eber, wie ich oben auseinandersetzte, diese Bindesubstanz der vper'schen Drüsen ganz dieselben Charaktere hat, als die Cornea Säugethiere, in welch’ eigenthümlich modifizirtem Bindegewebe übri- auf gleiche Weise die kleineren und grösseren Hohlräume vorkom- "Wenn ich aber bei der 'speziellen Beschreibung der Cowper'schen ı der Säugethiere immer von Drüsenbläschen sprach, die traubig t seien, so geschah solches des gangbaren Ausdruckes wegen, a genommen ist aber das histologische Verhältniss so, wie ich es auseinander gesetzt. Noch habe ich mich an den Uterindrüsen Maus von der Richtigkeit der Reichert!’schen Ansicht überzeugt, in- ich nach Anwendung von Natrum caust. die Bindesubstanz der eimhaut als continuirliche Fortsetzung in die sogenannte Membrana . der Uterindrüsen habe übergehen sehen, beide übrigens, die N ren Anatomen übersehen und dafür eine Abtheilung der Prostata als i ten, so Anis letztere ah nur als eine Einstulpung der "ersteren Ih manifestirte. Im frischen Zustand ist deshalb auch gar keine nbrana propria an diesen Uterindrüsen zu erkennen und sie schei- ‚bloss aus den das Lumen auskleidenden Zellen zu bestehen, erst Natı . eaust., welches die Gewebe bedeutend durchsichtig und aufquel- y Y , 4 * 52 len macht, lässt entdecken, dass eine helle Substanz die Drüsenzellen nach aussen begrenzt und continuisiielh zusammenhängt mit einer glei- chen Substanz in der Schleimhaut des Üterus.. Eine bei allen Säugethieren vorkommende Hipenschaft der Cow. per’schen Drüsen ist die, dass sie eine Hülle vön animalen Muskeln be- sitzen zur Entleerung iin Inhaltes, welche Muskelhülle selbst mehrere Variationen darbietet rücksichtlich ihres Ursprunges. Die Muskelhülle. ist nämlich entweder“eine der Drüse ganz selbstständig zugehörende, oder sie steht in Verbindung mit nahgelegenen Muskeln, wie mit dem M. bulbocavernosus, isebio-cavernosus, M. urethralis, in welch letzte- ren Muskel die Drüse selber unmittelbar eingebettet sein kann. Die histologische Beschaffenheit der Muskeleinhüllung der Vorsteher- und Cowperschen Drüsen weiset auf die Art der Betheiligung hin, wie die Secretentleerung bei der Samenejaculation erfolgt. Die Prostata ist bei den meisten Säugethieren in glatte Muskeln gehüllt, welche sich lang- sam, allmähblig contrahirend, auch nur in dieser Weise eine Entleerung des Secretes bedingen, während die immer quergestreiften Muskeln der Cowperschen Drüsen ihrer physiologischen Energie zufolge, er plötzliche, momentane Entleerung hervorrufen müssen '). Im Inneren der Drüse triflt man übrigens auch bei Ds Säuge- thieren Balken glatter Muskeln, was auch beim Menschen (nach Kölliker) - vorkommt. Vorhautdrüsen. Nach obigen Mittheilungen ergeben sich zwei wesentlich verschie- dene Formen von Vorhautdrüsen. Bei Ratten und Mäusen nämlich sind die Vorhautdrüsen nicht einfache Säcke (wie sie R. Wagner im Lehr- buch d. Zootom., p.67 nennt), sondern es sind schr entwickelte Talg- drüsen, und sondern auch bloss ein fettartiges Secret ab. Beim Biber dagegen und in ganz derselben Weise beim Wiesel sind die Vorhaut- drüsen einfache, "Sackkrnihe Ausstülpungen des Praeputium selber; ihre Innenhaut bildet Fältchen“ und Zöttehen und ist mit mehreren Zellen- lagen überdeckt, von denen die äusserste sich immer als Secret ab- stösst und das Smegma liefert. Analsäcke. Bei den von mir frisch untersuchten Thieren sehe ich die Anal- säcke sehr übereinstimmend gebildet. Sie stellen nämlich Recervoir !) Beim Menschen liegen die Cowper'schen Drüsen eingehüllt in die Muskelfasern des bulbocavernosus, oder nach Haase's Beschreibung, der in seinem de Glan- dulis Cowperi mucosis commenlarius, Lipsiae 1803 ein ganzes Capitel der Lage der treffenden Drüsen widmet, in eo loco positae sunt, ubi supremi mus- ceuli acceleratoris urinae fasciculi coeunt cum inferioribus sphincteris ani externi, et ulroque musculo transverso perinaei. 53 dar für das Secret von zwei verschiedenen Drüsenarten, welche in sie "münden. Die eine Drüsenart stellt immer sehr entwickelte Talgdrüsen vor und ist meist nach unten zu gegen die Ausmündung El Sackes gelegen, ‚die andere Drüsenart ist mehr an der Seitenwand und am Fundus Br Backes gelagert und liefert das spezifische Secret. Auf gleiche ) ‚ist auch die sogenannte Inguinaldrüse der Hasen und Kaninchen ‚ die ich deshalb auch nur für einen mehr flächenhaft ausge- ien Analsack ansprechen muss. Ueberall findet sich eine Lage ; Im Verlauf der Untersuchungen, welche ich über die hlechtsdrüsen der Säugethiere anstellte, fiel mir bei einigen Nagern ar bei Ratten und Mäusen, beim Feldhasen an den Vorhaut- ‚ den Drüsen des Samenleiters, im Nebenhoden, Inguinaldrü- etc. eine eigenthümliche Pigmentirung auf. Es kamen nämlich ver- e Streifen vor von verschiedenem Durchmesser, welche bei auf- ıdem Licht weiss, bei durchfallendem dunkel sich ausnahmen. Die bestanden aus einzelnen oder zusammengebackenen Körnern, ıe in Essigsäure und Kali unveränderlich waren, in Salzsäure sich ten. Wie ich mich mehrmals überzeugte, so lagen sie in Röhren nach der Grösse und Verzweigung letzterer zu schliessen, so muss e für Blutgefässe halten, welche nach nn a genannter Körn- Erklärung der Abbildungen. Fi Tafel 1. aim - 4. Ende einesBlindschlauches aus der vorderen Prostata des Kanincheus (nach Weber's Abbildung aus p entnommen). «a glatteMuskeln mit ihren Kernen ; 5 Cylinderepitel; cc Prostatasteinchen im Lumen des Schlauches; d ein durch Druck vom Rande aus eingerissen; e einkleinstes, wel- ches erst eine incruslirte Zelle darstellt. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig & A, 54 Ende eines Blindschlauches aus der hinteren Prostata (nach Webers Abbildung aus s entnommen) zur Versinnlichung des eigenthümlichen gefalteten Laufes des Cylinderepitels in demselben. Inhalt aus vorhergehendem Prostatablindschlauch. a die blossen Kör- perchen; b eine dunkle Kugel, die noch eine Grundsubstanz zwischen den Körperchen unterscheiden lässt; c eine Kugel, bei welcher solches nicht mehr der Fall ist. Prostataläppchen der Vespertilio serolinus. a die Hülle glatter Muskeln mit ihren cylinderischen Kernen; b die Drüsenbläschen angefüllt mit Zellen; c die Kerne des Bindegewebes, welches die Drüsenbläschen bildet. Drüsenschläuche aus der Prostata eines Beutelthieres. Es sind einfache ceylinderische Schläuche, die dicht neben einander stehen. Im Inneren waren nur noch Fettkörper und eine feinkörnige Masse zu erkennen. Von der Masse zwischen den Samenkanälchen und auf dem Corpus Highmori aus dem Hoden des Katers. a die Fettkörnchen, welche in einer weichen Grundsubstanz eingebettet, 5 die hellen bläschenförmi- gen Kerne einschliessen. Dieselbe Masse aus dem Hoden des Vesperugo pipistrellu. ab von derselben Bedeutung, wie in Fig. 6; c ein Biutgefäiss, denen sie zu- meist aufsitzen. . Cowpersche Drüse von Mus musculus. a die Hülle aus quergestreif- ten Muskeln; b die bloss durch Conturen der Bündel angedeutete andere Hälfte dieser Muskelhülle mit den Kernen der Muskelscheiden; c die Drüsenbläschen in Läppchen gruppirt, angefüllt mit Zellen, d kleinere Drüsenbläschengruppen, welche sich im e Ausführungsgang finden; f Arterie, welche zur Drüse geht; g Remaksche Nervenbündel; A ein Nervenstämmehen bloss dunkelrandiger Primitivfasern, welche sich i in der Muskelhülle verbreiten, k Vene, welche aus der Drüse führt; I Stelle der Drüse, welche bloss Bindegewebe hat, gleichsam die Seh-. nenausbreitung des Muskels; m Bindegewebe, welches den Ausführungs- gang, die Blutgefässe und Nerven umhüllt. Drüsenzellen aus der Cowper’schen Drüse von Mus museulus mit immer randständigem Kern. Dieselben Gebilde aus den Cowper'schen Drüsen von Vesperugo pipi- strell. ebenfalls mit nur randständigem Kern. Letzte Drüsenbläschen aus der Cowper'schen Drüse des Schweines; a die Hohlräume der hier b sehr dicken Bindesubstanz, welche das Gerüste der Drüse bildet. F Letzte Drüsenbläschen aus der Cowper'schen Drüse des Menschen. a die Bindesubstanz ist durch Essigsäure aufgequollen; b die Kernru- dimente der Bindesubstanz. Eine einzelne Drüse aus der Prostata der Mustela erminea. a Ausfüh- rungsgang; b Drüsenläppchen; c die glatten Muskeln, welche die Drü- senbläschengruppen umspinnen. (Halbschematische Darstellung.) Der Anfangstheil der Harnröhre von Delphinus phocaena durch einen - Längsschnitt eröffnet. « Harnblase; b Pars membranacea urelhrae; c der dicke Muskel, welcher den Anfangstheil der Harnröhre sammt der Prostata umhüllt; dd durchschnittene Schläuche der Prostata; e Veru montanum; ff Mündungen der Samenleiter; 9 Uterus masculi- nus, ein zolllanger Schlauch im Samenhügel; Ah sein doppeltes orificium. 55 Tafel U. Letzte Verzweigung eines Prostataschlauches vom Pferd. « die glalten Muskeln, welche die Schläuche umspinnen. Ein Seitenhorn der Prostata eines Pferdefohlen (in natürlicher Grösse). a die blinden Enden der Drüsenschläuche; 5 die Ganglien, welche sich auf der Oberfläche der Prostata vorfinden. Ein Drüsenblindschlauch, welcher in das Ende der Samenleiter bei der Maus einmündet. « Hülle glatter Muskeln, welche den Schlauch um- giebt; b Drüsenzellen (Secretzellen); c das Secret, hier noch halbflüs- sig, gelb und d helle Blasen einschliessend. Samenblase von Mus musculus. a die Drüsen, welche den Hauptbe- ' standtheil ausmachen und in b den mittleren Hohlraum münden ; c die glatte Muskulatur mit ihren Kernen; d Bindegewebe, über die ganze Samenblase als äussersie Begrenzung wegziehend, besonders zwischen den Einkerbungen der Samenblase sich ausspannend. Drüsen aus dem Uterus masculinus des Ebers. « einfacher Schlauch ; b mit seitlichen Ausstülpungen; c helle klare Zellen, in eine feinkörnige Masse gebeltet, welche man neben dem gewöhnlichen Cylinderepitel sieht. . Drüsen aus dem Uterus masculinus des Kaninchens. a Mündung der Drüse; d Kerne der sogenannten Tunica propr.; c Epitel der Drüse. Drüsenende aus dem Analsack der Mustela erminea; a Tunica propr. der Drüse mit ihren Kernen; D glatte Muskeln mit den cylinderischen Kernen, darunter das Cylinderepitel. Körper ir Secret derselben Drüsen aus dem Analsack des Hundes. Durchschnitt eines Drüsenraumes aus dem Analsack des Maulwurfes. a Bindegewebe, das Gerüste der Drüse darstellend; d Zellen mit hellera bläschenförmigen Kern, welche Fettkörperchen als Inhalt produzieren; c die freien Fetttropfen, welche im Inneren des Drüsenraumes sich an- sammeln. Drüse aus dem erweiterten Ende des Samenleiters vom Stier. a Tu- nica propr. mit den Kernen; b Epitelzellen, welche kleine Fettkörper- chen als Inhalt besitzen; c grössere freie Fetttropfen im Inneren der Drüse. Tafel IN. Erweitertes Ende des Samenleiters von Mustela erminea. «a die glatte Muskulatur (es sind nicht so viele Kerne gezeichnet, als in der Wirk- lichkeit für die glatten Muskeln vorhanden sind); b die Drüsen, wel- che in der Mitte der Erweiterung am grössten sind und sich verklei- nern gegen jedes Ende hin, Sogenannte Inguinaldrüsen des Feldhasen (in natürlicher Grösse). AB die beiden Fettdrüsen; C die braune, darunter liegende Drüse. Ein Läppchen der Fettdrüse A in der Fig. 25. «& Bindegewebe mit Kernen, welches die sogenannte Tunica propr. bildet; b Zellen, wel- che das Fett absondern als scharfeonturirte Feitkörperchen. - Ein Löppchen aus der Drüse B (Fig. 25). a wie in Fig. 26; 5 die Zellen, welche dass Fett als feine Molekularkörnchen absondern ; ce Feit- tröpfen, freie, welche sich im Inneren der Drüsenbläschen ansammeln, Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. - 30. 33. 3%. . 35. + 36. 37. 38. 56 Ende eines Drüsenschlauches aus der Drüse C (Fig. 25). a Wie in Fig. 26 u. 27; 5 Cylinderepitelzellen, mit kleinen gelben Körperchen als Inhalt; ce die abgesonderten, fettähnlichen, gelben Körper im Inne- ren des Drüsenschlauches. Ein Theil der männlichen Geschlechtsorgane eines Cynocephalus hama- dryas. a Samenblase der rechten Seite, noch in der bindegewebigen Hülle; b Samenblase der linken Seite, die einzelnen Aeste des Samen- blasenschlauches sind nach Entfernung der Hülle etwas frei geworden; cc die beiden Samenleiter mit ihrer Anschwellung; d hintere Portion der Prostata; e vordere Portion; f Cowper'sche Drüse mit ihrer Mus- kelhülle; g Musc. bulbocavernosus. Ein Theil der männlichen Geschlechtsorgane eines Cercopitheeus faunus; a die Samenblasen; b Samenleiter; c Prostata; d Cowper'sche Drüse; e M. bulbocavernosus, Ein Theil der männlichen Geschlechtsorgane von Myceles ursinus. abcd wie Fig. 30. Ein Theil der männlichen Geschlechtsorgane von Mangusla Edward. (von vorne). « Stück der Harnblase; b Pars membranacea urethrae; c Pro- stata; d Cowp. Drüse der rechten Seite in ihrer Muskelhülle; e Cowp. Drüse der linken Seite und durchschnitten. Man sieht die Dicke der Muskelhülle und im Inneren f das Drüsengewebe. Männliche Genitalien eines Pteropus vulgaris von hinten. a Harnblase; bb Harnleiter; cc Samenleiter; dd Samenblasen; e abgerundeter Kör- per, in den die Samenleiter münden und den ich zur Prostata rechne; f eigentliche Prostata; g Cowper'sche Drüsen; A Muse. bulbocavernosus; i Penis. Ein Theil der männlichen Geschlechtsorgane eines Beutelthieres (Didel- phys opossum?). a Stück der Harnblase; 5 Harnröhre aufgeschnitten, sowie c die Prostata, welche sie in grosser Länge umgiebt; d die Cowper'schen Drüsen der linken Seite; efg Cowp. Drüsen der rech- ten Seite. Sie sind aufgeschnitten und man sieht die Dicke der Mus- kelhülle u. den Unterschied in der Bildung des Drüsengerüstes in den drei geöffneten Drüsen. Tafel IV. Ein Theil der männlichen Geschlechtsorgane von Lutra vulgaris. a Harn- blase; bb Harnleiter; c Uterus masculinus; dd Samenleiter; e Prostata. Ein Theil der männlichen Geschlechtsorgane vom Igel, um die wahren Cowperschen Drüsen darzustellen. a Penis; b Pars membr. urethr.; ce Cowper'sche Drüsen; «dd Theil der Prostata (Cowper'sche Drüsen der Autoren). F Ein Theil der männlichen Geschlechtsorgane vom Maulwurf. a Prostata; bb Cowper'sche Drüsen. An der linken ist die hintere Seite nach vorne gekehrt, um die Sehnenstelle der Muskelhülle zu sehen, die rechte ist in natürlicher Lage gezeichnet und man sieht die Muskeln über die ganze Oberfläche hinziehen; c Ausführungsgang der Cowper'schen Drüse; de aufgeschnittene Pars membranacea der Harnröhre, d der er- weiterte Theil mit der Drüsenschicht; f M. ischiocavernosus. Ein Theil der männlichen Geschlechtsorgane von Phyllostoma hastatum. 57 a hinterer dunkler Theil der Prostata; b vorderer heller Theil; c Cowp. Dasselbe von Vespertilio serotinus von vorne. ab vordere und hintere bappen der Prostata; c erweitertes Ende des Ductus deferens; d Cowp. Drüse. . 0. Dasselbe Präparat von hinten. h 44. Wiesel, Mustela erminea. a Harnblase; b erweitertes Ende des Samen- leiters; ec Prostata. (2. Moschus Napu. a Prostata (Samenblase)'der rechten Seite, noch von _ der Bindegewebhülle umgeben; b derselbe Körper der anderen Seite nach Entfernung des Bindegewebes; cc erweitertes Ende des Samen- leiters; d Cowper’sche Drüse. wi; Ueber die Malpighi’schen Körper der Niere von 3. Vietor Carus aus Leipzig. Hierzu Tafel VA. Seit Bowman’s Entdeckung des Zusammenhanges der Harnkanäl- chen mit den die Malpighischen Glomeruli einschliessenden Müllerschen Kapseln ist die Niere Gegenstand so vielfacher Untersuchungen gewor- - den, dass es mich wohl zu weit führen würde, die ziemlich umfang- reiche Literatur dieses Gegenstandes bier nochmals genau anzuführen; ich will daher nur kurz erwähnen, wie die Sachen jetzt stehen. Gegen jeden Zusammenhang ist nur Hyrtl, für die von Bowman angegebene Structur fast alle übrigen Anatomen, nur dass Bidder und Reichert zwar den Uebergang des Harnkanälchens in die sogenannte Kapsel auch gesehen haben, aber annehmen, der Gefässknäuel liege nicht in ihr, sondern nur an ihr. Nach meinem Dafürhalten handelt es sich jetzt bloss noch um die Sicherstellung der einen Frage: liegt der Malpighi- sche Glomerulus frei in der Kapsel oder wird er von einem Epithelium überzogen? Bowman und nach ihm Patruban behaupten das erste, während Gerlach, Kölliker und Hyrtl ein Epithelium sahen. Dass ein Epithelium unmittelbar mit Gefässhäuten in Berührung tritt, wovor Bidder und Reichert sich wahren, ist wohl nicht ohne Analogien. In- dess über allen Analogien stehen die Beobachtungen und ich würde gewiss nicht so unbescheiden sein, den meinigen ein grosses Gewicht beizulegen, weng sie nicht die Untersuchungen von Bowman theilweise, zum grössten Theil aber die von Gerlach und Kölliker bestätigten. Um noch einmal kurz auf den Zusammenhang der Kapseln mit den Harnkanälchen zurückzukommen, so ist wohl die Injeetion nicht die Methode, deren Anwendung den einzigen Ausschlag in dieser Sache geben kann, und Hyrtl würde gewiss den Zusammenhang direct beob- achtet haben, wenn nicht die Furcht vor Extravasaten oder Zerreis- r 59 sungen die Erklärung selbst gelungener Iojectionspräparate trübte. Wie käme es auch sonst, dass gerade durch Injectionen die verschiedensten Ansichten bewiesen werden sollen, wie die von Gerlach und Hyril ? Bidder und Reichert würden wohl den Gefässknäuel in die Kapsel ver- legen, wenn sie nicht a priori von der nach ihrer Meinung. histologi- ‚schen Unmöglichkeit zurückschreckten, dass ein Epithelium unmittelbar mit der Gefässwand in Berührung träte. Erwägt man aber, dass ja ‚das Harngeläss selbst ein Epithelialgebilde sein soll, so lägen hier nur zwei solche dicht nebeneinander, die sich während der Entwickelung nach einem Typus, aber verschieden hoch differenzirten. Da Bidder _ den Uebergang des Harnkanälchens in ‚die bauchige Erweiterung ge- sehen hat, so kommt es nur darauf au, zu beweisen, dass der Mal- hische Glomerulus wirklich in derselben liegt, nicht bloss an ihr. )ie Beweisgründe hierfür kann sich der Leser aus folgenden unzweifel- haften Thatsachen entnehmen : 4) Es kann kein Gefässknäuel von der Kapsel getrennt werden, _ ohne sie zu zerstören. Comprimirt man die Kapsel stark während der obachtung, so zerreisst sie an irgend einer Stelle und man sieht dann den Glomerulus allein daliegen, während die Kapsel zusammengefallen heint und nicht mehr als solche zu erkennen sein würde, hätte man Vorgang nicht unter dem Mikroskop verfolgen können. In Bezug bemerkt freilich Bidder (S. 55«seiner Schrift über die männ- en Geschlechts- und Harnwerkzeuge der nackten Amphibien), dass es ihm mehrmals gelungen sei, den Gefässknäuel ohne Zerstörung der Kapsel zu isoliren, gesteht aber selbst, dass es ihm dann unmöglich sen sei, das Epithelium des Harnkanälchens auch in der dem Ge- sknäuel entsprechenden Partie zu verfolgen, d. a. dass er eben keine iverleizte Kapsel vor sich hatte. '2) Läge der Glomerulus nur durch Bindegewebe an die Aussen- nd der Erweiterung des Harngefässes angeheftet, so müsste man, onders bei Triton, wo man einzelne Kapseln vollständig isoliren und in allen Lagen heobachiten kann, auch Seitenansichten finden, wo man iese Aneinanderlagerung direkt beobachten könnte. Dreht man aber ine solche Kapsel unter dem Mikroskop, so erhält man immer nur das eiche Bild, so jedoch, dass man in manchen Stellungen die Gefässe die Erweiterung treten sieht, in manchen nicht. 3) Läge der Glomerulus nur in einer seichteren oder tieferen Ein- pung der Tunica propria, also noch immer ausserhalb der Höhle Harnkanälchens, so würde man die Contur der structurlosen Haut m Gefässknäuel beobachten können. Ist es nun ausgemacht, dass der Malpighische Glomerulus wirklich in der Müllerschen Kapsel liegt, so bleibt nur zu erörtern, wie sich die Tunica propria und das Epithelium des Harnkanälchens zu demsel- 60 ben verhalten. Diess ist nun zwar schon vielfach untersucht worden, es wären aber wohl nicht so viel Differenzpunkte darüber entstanden, wenn man eine Stelle öfter untersucht hätte, die liber diese histologi- schen Verhältnisse der-ganzen Kapsel einen entschiedeneren Ausschlag zu geben im Stande ist, da von ihr aus die Einstülpung oder Nichteinstülpung ausgehen müsste: ich meine die Eintrittsstelle der Gefässe. Bowman giebt zwar an, dass ‘die Kapsel durchbohrt wird, ebenso Gerlach; indess kann und muss man doch direkt beobachten, wie sich die Tunica pro- pria dabei verhält, und was aus dem Epithelium wird. Die structurlose Haut der Müllerschen Kapsel schlägt sich nun nicht auf den Gefässknäuel über, sondern endet ohne scharfen Rand an dem ein- und austretenden Gefässe selbst. Wo das Gefäss die Kapsel an einer anderen Stelle, als wo es eingetreten war, verlässt, wird die Membran auf die gleiche Weise zweimal durchbohrt (z. B. bei Coluber natrix; s. Patruban: Prager Vierteljahrschr. 1847, II, Fig. 3 und ). Bei Triton taeniatus, Bombinator igneus, Bufo variabilis, Rana escu- lenta und temporaria liegen beide Gefässe in derselben Oeflnung. Wie dem aber auch sei, die Tunica propria legt sich eng an die Gefässe an und geht entweder in die Gefässwand oder das umhüllende Binde- gewebe über. Anlangend die Epithelialauskleidung der Müllerschen Kapsel sö ver- hält sie sich zum Malpighischen Gefässkörper auf drei verschiedene Weisen. Entweder: A) Das Epithelium schlägt sich an der Eintrittstelle der Gefässe in die Kapsel gleich auf dieselben über; so ist es bei Triton. Bei der Untersuchung sieht man daher zwei Epithelialschichten übereinander- liegen, wozu bei günstiger Einstellung des Focus noch die dritte und vierte Schicht von der hinteren Wand des Glomerulus und der Kapsel selbst kommt. Die Kerne der den Gefässknäuel überziehenden Epi- thelialzellen stehen am Rande immer tangential, so dass sie sich leicht von den die innere Fläche der Kapsel auskleidenden Zellen unterschei- den lassen (s. Fig. 4 von Triton taeniatus). Oder: 2) Endigt das Harnkanälchen blind mit der Müllerschen Kopaal so tritt zuweilen das Verhältniss ein (Frosch), dass der Gefässknäuel nackt auf dem Epithelium der Kapsel liegt und nur durch eine einfache Schicht Epithelialzellen, die mit denen der Kapselwand eontinuirlich zu- sammenhängen, von der Höhlung des Harnkanälchens geschieden wird (s. Fig. 2). 3) Endlich tritt auch noch der Fall ein, dass das Epithelium der Kapsel nicht bis zum Eintritt der Gefässe geht, sondern sich schon früher oder später auf den Glomerulus überschlägt und ihn so gegen die Kanalhöhle abschliesst,. Ein solches Verhältniss sehen wir bei Bufo variabilis (s. Fig. 3). 61 ” Ueber die Existenz dieses Epithels kann gar kein’ Zweifel sein. Die Zellen mit ihren markirten meist etwas länglichen Kernen liegen _ gewiss nicht im Innern der Gefässschlingen, sondern auf denselben und bei mikroskopischer Anschauung am Rande derselben. Nach Wasser- zusatz quellen sie etwas auf, so dass der Kern von der Gefässwand durch eine Lage verdünnten Zelleninhaltes getrennt wird. So sieht man es in der Kapsel, aber besonders an Gefässknäueln, welche mit ihrem -Epithelialüberzug aus derselben getreten sind (s. Fig. 5). Das Resultat meiner Untersuchungen ist daher folgendes: Der "Malpighische Gefässknäuel liegt innerhalb einer erweiterten Stelle (Tri- ton) oder dem blinden angeschwollenen Ende eines Harnkanälchens er zwei Stellen durehbohrt, während das Epithelium derselben sich entweder an dieser Durchbohrungsstelle oder schon unterhalb derselben den Gefässknäuel überschlägt, oder zwar bis zur Durchbohrungs- elle hinaufreicht, sich aber hier nieht umschlägt, sondern mit einer ifachen Lage Zellen den Glomerulus gegen das Harpkanälchen ab- chliesst. Es bleibt mir noch übrig einige Worte über die Flimmerbewegung in den Harnkanälen und das dieselbe hervorbringende Epithelium zu bemerken. Flimmerbewegung findet statt in der verengten Stelle vor em Uebergange des Harnkanälchens in die Müllersche Kapsel und bei elen Amphibien auch im grösseren unteren Drittheil der Kapsel selbst. i mehreren, wie Triton, Bufo, ist Flimmerbewegung auch über eine ere "Strecke des Härokauälchens vor der verengten Stelle verbrei- " Bidder hat schon beschrieben, wie bei Triton die Cylinderzellen und zwar an ihrer Spitze nur eine Che tragen. Bei Bufo variabilis sah ich, dass in der Kapsel die Zellen ganz flach und dem des Pflaster- hels ähnlich wurden, dabei aber immer nur je eine Gilie trugen, ® mit einem ganz dünnen Stiele auf der Zelle sass und mit dem stär- ren Ende in die Höhle gerichtet, lebhaft vibrirte (s. Fig. &). Einige Bemerkungen über die Entwicklung der Blattläuse von Pr. Franz Leydig. lierzu Tafel VB. Schon früher, als ich mich mit den Erscheinungen der Dotterfur- chung beschäftigte, ‘untersuchte ich auch die Blattläuse auf ihre erste Entwicklung, und gab meine darüber gemachten Beobachtungen (Isis, Jahrgang 1848, Heft II, p. 184) in Folgendem. Die Eierstockröhren ” der viviparen Weibchen enthalten in ihrem obersten Ende gegen zwölf ” Zellen mit bläschenförmigen Kern. Eine dieser Zellen sondert sich vom 7 übrigen Haufen ab, wächst und dehnt dadurch die Eierstocksrühre zu ' einer zweiten Anschwellung aus. Gleichzeitig treten feine (Dotter-) ” Körperchen als Inhalt der Zelle auf. Die dritte Anschwellung der Eier stocksrühre lässt eine doppelte Substanz in sich erkennen. Die äussere‘ helle Schicht besteht aus kleinen Zellen, die innere Substanz ist aus einem Haufen Molekularkörperchen gebildet. Die vierte Anschwellung. hat bloss die bezeichneten Zellen als Inhalt, der Haufen Molekularkör- perchen in der Mitte ist verschwunden. In den nächst folgenden Eiern treten Windungen auf, die auf ein Zerfallen der Zellenmasse zu Embry- onalgebilden hinweisen, bis sich allmälig die vollkommene Embryonal- gestalt herausgebildet hat. Ha Ich bin deshalb auf die vorstehenden Angaben zurückgekommen, weil der neueste Autor über die Entwicklung der Blattläuse J. Victor Carus (zur näheren Kenntniss des Generationswechsels, Leipzig, 1849) die Entwicklung der in Rede stehenden Thiere völlig anders proclamirt Er behauptet nämlich, die Aphiden bildeten sich bloss aus Keimkör nern, nicht aus Zellen, weshalb an eine Aufbauung des Organismus’ aus Zellen bei diesen Thieren nicht zu denken wäre. Da J. Victor Ca auf diese vermeinte Thatsache hin, wonach die erste Entwicklung der Aphiden nicht durch Zellen bedingt sei, gar Manches theoretisirt und. doch dieser sein Grundgedanke irrthümlich ist, so will ich nach wie 1 S derholten Beobachtungen die erste Entwicklung der Aphiden in den viviparen Individuen etwas näher darstellen und durch eine Abbildung versinnlichen. Die hinterste Kammer (Fig. 1, 2, 3 I) in einer Keimröhre ist die kleinste und von Gestalt rundlich; in ihr sieht man nach der verschie- ‚denen Grösse der Kammer acht Bi zwölf Körper (d) von 0,002 — 0,004“ im Durchmesser. Sie erscheinen als helle Bläschen mit einem schärfer eonturirten Kern, welcher nach Speichelzusatz einen Stich ins Gelbliche _ annimmt; um das Bläschen zieht sich noch ein Hof äusserst feinkörni- "ger Substanz. Ich habe früher diese drei zusammengehörigen Gebilde, die feinkörnige Umhüllungssubstanz, das helle Bläschen und den schär- fer conturirten Kern ohne weiteres Zellen genannt und will auch jetzt noch diese Benennung für sie gebrauchen; möchte aber, nach wieder _ aufgenommener Untersuchung, das Verhältniss der drei zusammenge- ‚hörigen Gebilde zu einander jetzt so gefasst wissen, wie die Theile “einer Furchungskugel zu einander stehen, ‘wobei die den bläschenför- en Kern mit seinem Kernkörperchen einschliessende Umhüllungs- sse noch keine Membran an ihrer Aussenfläche abgeschieden, sich Iso noch nicht zur Furchungszelle fortgebildet hat. Die eben behan- en bläschenförmigen Kerne mit ihrer Umhüllungssubstanz liegen der Wand der Keimröhre unmittelbar an und existirt also keine eigene sie umschliessende Hülle. Was den weiteren Entwickeungsvorgang betrifft, aus sich dann eine Anschauung über den fraglichen Gegenstand Jeicht und natürlich bildet. Inu der Mehrzahl der Keimröhren trifft man lie zweite Kammer (Fig. 4 IT) etwas in die Länge gezogen und ihren alt nicht mehr, wie in der obersten Kammer ohne eigene einschlies- nde Membran, sondern von einer eigenthümlichen Hülle umgeben. Inhalt aber sellser besteht aus zwei verschiedenen Schichten; die ere erscheint anfangs vollkommen klar, und nur erst durch Druck nach Anwendung eines Minimums von Essigsäure (zu vielem Spei- el) bemerkt man, dass angeregte äussere Schicht (Fig. A I/d) aus len besteht mit derselben Eigenschaft, wie die vorhin beschriebenen obersten Kammer. Nur durch ihre Grösse weichen sie ab, indem kleiner sind, als die Zellen der obersten Kammer. Die Schicht in Mitte besteht aus Molekularkörperchen (e) von 0,0008 “ bis zu un- ssbarer Grösse und sind von hellem, eiweisstropfenähnlichem Aus- Das gegenseitige Verhältniss beider Schichten, der äusseren schicht nämlich und der inneren eiweisstropfigen, trifft man in hiedenen Keimröhren insofern abgeändert, als in dem einen Keim bald die eine, bald die andere Schicht praevalirt. In seltneren Fällen sieht man am unteren Ende der obersten Kammer (Fig. 2b) eine grössere Zelle, übrigens von denselben Eigenschaften, wie die übrigen bi} 64 Zellen der benannten Kammer, welche selbst schon so herangewachsen sein kann, dass sie eine leichte Anschwellung der Keimröhre bedingt; oder endlich man bemerkt um eine eben besprochene grössere die Keim- röhre ausdehnende Zelle eine Lage ’von kleinen Eiweisströpfchen (Fig.3 be). Jede darauf folgende Kammer ninımt nun an Grösse zu und wird im- mer mehr länglicher. In der dritten Kammer (Fig. 4 III) sind die Ei- > weisströpfehen verschwunden und der ganze Inhalt dieser Kammer ist gebildet aus kleinen Zellen, so dass der Keim in dieser Abtheilung der Keimröhre sich ebenso verhält, wie ein Ei nach Beendigung des ‚Fur- chungsprozesses. ‚Bei den verschiedenen Arten der Blattläuse tritt nun auch mit Sichtbarwerden von Embryonaltheilen, wie dies in den fol- genden Kammern geschieht, eine grüne oder gelbe körnige Masse auf (Fig. A IIfe), welche anfangs, wie es scheint, frei zwischen den Zellen liegt, später aber deutlich zu grösseren Balken zusammengehäuft, von einer Membran umschlossen ist und sich an der Bildung der vegetati- ven Organe der Blattlaus betheiligt, Nach Carus beginnt die erste Veränderung an den Keimen mit. der Bildung der Bewegungsorgane. Alle hinter einem solchen Keime lie- genden Abtheilungen der Keimröhre enthielten nur: „einen flüssigen Inhalt und in letztem suspendirte kleine Körperchen, welche sich ganz wie ‚die Tropfen eines sehr zähflüssigen Fluidum verhalten und noch kleineren Molekularkörperchen. Auf keiner ihrer verschiedenen Ent- wicklungsstufen ist ein centraler oder wandständiger Kern zu bemer- ken.“ Carus möchte wohl zu geringe Vergrösserung angewendet und” ‘vielleicht auch die Präparate in Wasser untersucht haben, weil er zu solchen Resultaten gekommen ist. Denn es sind die Zellen in den Keim- röhren überaus leicht zerstörbare Gebilde und man kann sie nur im Speichel von einem gewissen Coneentrationsgrad auf längere Zeit. im integren Zustande sehen. Am besten ist es freilich, die Zellen in der Blutflüssigkeit des Thieres selbst zu untersuchen, doch ist ‚solches. ein etwas langweiliges Manöver. Auf keinen Fall ist ein solcher Unterschied in der Entwicklung eines Keimes und eines vom männlichen Samen | befruchteten Eies zu statuiren, wie ihn Carus hinzustellen sich bemüht. | Vielmehr möchte die erste Entwicklung hier wie dort auf eines hinaus- laufen. Wenn wir nämlich die obigen von mir gegebenen Daten mi einander in Verbindung bringen, so haben wir in der obersten oder hintersten rundlichen Kammer eine Anzahl von primären Zellen, einen Keimstock, entsprechend einem Eierstock; eine dieser primären Zellen wächst und steigt herab in die Keimröhre und als ersten Akt der Em bryonalbildung sehen wir das Auftreten ‘von äusserst feinen Eiweiss tröpfehen um diese Zelle. Ich habe sie früher den Dotterkörperchen gleich gesetzt und sie sind vielleicht nur. eine Weiterbildung der fein- körnigen Umhüllungsschicht von der ‚obersten Kammer her. Da ma; 65 in der ‚darauf folgenden Kammer primäre Zellen von geringerem Durch- messer, als die grosse aus der obersten Kammer herabgestiegene und eine im umgekehrten Verhältniss zur Menge dieser kleineren Zellen stehenden Angabe von Eiweisströpfehen sieht, so unterliegt es wol kei- nem Zweifel, dass hier ein Zellenvermehrungsakt vor sich geht, der analog ist dem Furchungsprozess im befruchteten Ei. Das Wie dieser _ Zellenvermehrung aber zu beobachten scheitert durchaus an der Zart- ‚heit und geringen Grösse der treffenden Elementartheile; doch möch- ten, wenn‘ man an Bekanntes anknüpft, die kleinen Zellen entstehen h die grosse aus der obersten Kammer herabgestiegene Zelle unter ülfe der Eiweissmasse. Genug, die nächstfolgende Kammer ent- hält eben einen Zellenhaufen, eingeschlossen von einer eigenen Mem- jran, aus welchem sich der Aphis-Embryo ähnlich weiter entwickelt, s ein anderes Gliederthier. Es versteht sich von selbst, dass nicht in allen Keimröhren die ammern mit ihrem Inhalt, 'ausgenommen die oberste Kammer, immer ch so entsprechen, dass jedesmal der Keim z.B. der dritten Kammer ‘ einen Keimröhre, auch wieder der dritten Kammer der anderen mröhre in Bezug auf gleiches Entwicklungsstadium gleichsteht; viel- jehr ist dieses manchen Schwankungen unterworfen und hängt wohl dem längeren oder kürzeren Verweilen des untersten, reifsten Bınbryo, noch innerhalb der Keimröhre, ab. Als Resum& obiger Zeilen ergiebt sich also der Satz, dass der Keim * Blattläuse sich ebenso aus Zellen entwickelt und der Blattlausem- 0, ebenso von Zellen aufgebaut wird, wie ein Embryo, der aus ei- ‘von männlichem Samen befruchteten Ei hervorgegangen ist und ‘es durchaus irrthümlich ist, wenn man, wie es J. Victor Carus rsucht hat, einen Unterschied in der Entwicklung beider so festsetzen e, dass ein Embryo, welcher aus einem Keim hervorgeht sich bloss 'Keimköruern bilde und nur beim Embryo, welcher einem von nlichem Samen befruchteten Ei seinen Ursprung verdankt, Zellen das Baumaterial lieferten. — Aus dem späteren Embryonalleben der phisarten trage ich folgendes nach. Die Krystallkegel des Auges bil- sich aus einfach verlängerten, primären Zellen; das Augenpigment tritt in seiner ersten Form auf als distinete Häufchen einer braunen z. Doch bleiben die Krystallkegel an ihrer dickeren Basis, wel- gegen die vierseitigen Hornhautfacetten gerichtet ist, selbst bei rei- bryonen vom Pigment unbedeckt. — Der Darm besteht bei rei- bryonen aus pflanzenzell-gewebähnlichen Zellen mit Kern und rchen; an solchen, noch in der Eihülle befindlichen Embryonen lassen sich die Contractionen des Rückengefässes deutlich erkennen, Die Tracheen, welche aus neun Stigmen ihren Ursprung nehmen, sind noch ohne Spiralfaden, und stellen bloss einfach conturirte, scharfgezeich- Zeitschr. f. wissensch, Zoologie. II. Bd. 5 66 nete Röhren dar. Das Auge erscheint früher als die Tracheen. Den Bauchstrang sehe ich gebildet aus drei Ganglien. Die Keimröhren rei- fer Embryonen bestehen aus zwei Kammern, wovon die hintere eine Anzahl Zellen enthält von demselben ‚Ausschen; wie die der hintersten Kammer im ausgebildeten, bereits gebärenden Thier, die zweite ist er- füllt mit kleineren Zellen und Eiweisströpfchen. Zum Schlusse bemerke ich, dass zur Untersuchung die Blattläuse auf Rosen, Geranium, Epheu, Sambucus, und eine besonders grosse Art auf Juniperus gewählt wurden, von welcher letzteren auch hr Abbildung genommen ist. Erklärung der Abbildungen. Man sieht in der hintersten Kammer, im Keimstock (Fig.1, 2, 3 I) die Zel- len a, welche sie anfüllen; eine von ihnen b, grösser geworden, ist in Fig. 2 im 7 Herabsteigen aus der obersten Kammer begriffen und in Fig. 3 schon herabge- stiegen, wo sie mit dem Eiweisströpfehen c eine zweite Anschwellung der Keim- röhre Fig. 3 /I bedingt, in welcher neue kleine Zellen entstehen Fig. 4 I/d. In der darauf folgenden Kammer I// sind die Eiweisströpfchen verschwunden und | neben den kleinen Zellen, welche den ganzen Keim bilden, tritt im Innern eine gelbkörnige Masse auf e, welche zunimmt in der Br Kammer IV. In der letzten gezeichneten Kammer Y ist schon eine deutliche Scheidung in f animale und g vegetative Organe zu sehen; Ah die Kerne der Keimröhrön. membran. WE Bar | ee a „ui —i “D. u Pe 0 Zur Entwicklungsgeschichte der äussern Haut un... - i | A. Kölliker. Hierzu Tafel VI bis VII. 4 Ooberhaut. Die erste Bildung der Oberhaut des Menschen ist noch nicht er- ht, alles was man seit Meckel und Anderen weiss, beschränkt sich auf, dass sie schon im zweiten Monate vorhanden ist. Ich finde bei ‚Embryo von fünf Wochen als Vertreter der Oberhaut nichts als ne einfache Lage sehr zierlicher, zartconturirter, polygonaler Zellen m 0,042 — 0,02 “ Durchmesser mit runden Kernen von 0,004—0,006 d Kernkörperchen. Unter derselben zeigen sich in einfacher zu- hängender Schicht kleinere Zellen von 0,003 — 0,004” mit run- Kernen von 0,0045— 0020 “ als erste Andeutung der Schleim- Beide Lagen sind von der ebenfalls in der Bildung begriffe- erhaut kaum zu trennen, was mehrere Beobachter bewogen zu ‚scheint, die Epidermis des Fötus dieker anzunehmen, als sie ich ist. Bei etwas älteren Embryonen von 6—7 Wochen sind ı Theil die Verhältnisse ganz die geschilderten, zum Theil ist die ssere Zellenschicht wie im Absterben begriffen, mehr einer homoge- Membran gleich, mit verwischten Zellenumrissen und undeutlichen ‚ während allem Anscheine nach unter ihr eine neue ähnliche nur mit kleineren Zellen sich heranbildet. Bei Embryonen von ochen ist die Oberhaut 0,040 — 0,012 diek und aus 2 bis 3 von Zellen gebildet. Die äussersten sind wie die vorhin be- men beschaffen, meist sechseckig, von 0,009 — 0,0012 im r nit runden Kermen von 0,003 — 0,004 ” und werden bei manehen Embryonen noch von dem ebenibesprochenen, fast struktur- losen Häutchen überzogen. Nach innen folgen höchstens zwei Lagen dicht gedrängt stehender kleiner rundlicher Zellen von 0,003 — 0,004 5% 68 mit Kernen von 0,002— 0,003, entsprechend der Schleimschicht, welche auch hier mit der Culis fest vereint sind und ohngefähr die Hälfte der Dicke der Oberhaut betragen. In fünften Monate finde ich die Oberhaut in einem Falle an der Ferse und dem Ballen der Hand über dem Leistchen der Gutis 0,020 — 0,024, in den Furchen zwischen denselben 0,036 — 0,040 ‘“ dick, am Rücken 0,020 — 0,024”, von welchen Grössen circa /, auf die Horn- schicht und % auf das rete Malpighi kommen. Bei einem etwas älte- ren Embryo misst die Oberhaut an der Ferse 0,06 — 0,0064“ (Schleim- schicht 0,05, Hornschicht 0504 — 0,045), an der Handfläche 0,05 4 (Schleienskklinns 0,0%, Horoschicht 0,04), an dem Rücken 0,02 — 0,024 (Schleimschicht und Hornschicht gleich stark). Bei hardan Embryonen bestand die Schleimschicht aus mehreren Lagen kleinerer Zellen, von denen die untersten länglich waren und schon senkrecht standen, die Hornschiebt aus mindestens zwei Lagen polygonaler platter Zellen mit runden Kernen. — Im sechsten Monate ist die Oberhaut an der Brust 0,092 — 0,022’, in der Handfläche 0,06“, an der Fusssohle 0,07‘ dick und besteht überall aus vielen Zellenlagen. Die eine oder zwei äusser- sten derselben enthalten kernlose Hornplättchen von 0,04 — 0,044 “4 denen der Hornschichtlagen der Erwachsenen ganz gleich; dann folgen 3—4 Lagen polygonaler Zellen, die grössten von 0,04 — 0,042“ mit 7 Kernen von 0,004, endlich eine Sehleimschicht, deren Dieke die Hälfte oder ”/; derjenigen der ganzen Haut beträgt, mit wenigstens drei oder vier Lagen rundlicher Zellen von 0,003 — 0,004“, von denen die unter- sten länglichen senkrecht auf der. Cutis stehen. — Im siebenten Monate. finde ich bei einem ersten Embryo die Oberhant an der Ferse 0,424 (Schleimschicht 0,072“, Hornschicht 0,048); am Rücken 0,07. (Schleimschicht 0,04 ‘“, Hornschicht 0,03“) dick, bei einem zwei om misst dieselbe an der Ferse 0,12— 0,44” (Schleimschicht 0,05— 0,06%, 7 Hornschicht 0,07-— 0,08 ‘“), am Knie 0,046—0,064““ (Schleimschicht 0,016 — 0,024 iR Hörnschiaht 0,03 — 0,04). Beide Epidermislagen si scharf von inander gescitilideng gerade wie bei Erwachsenen und ihre Elemente denen der ausgebildeten Oberhaut gleich, namentlich auch die untersten Theile des ‚Stratum Malpighi ganz deutliche Zellen i die Plättichen der Hornschicht kernlos, in den oberen Schichten 0,01— 0,04% gross. — Beim Neugebornen ist abgesehen von der'Dicke der Oberhaut, die an der Ferse 0,1 — 0,14 '“ (Schleimschieht 0,04 — 0,05.“ Horoschicht 0,06 ‘“) betrug, noch weniger etwas Eigenthümliches au zufinden, ausgenommen, dass die Haut durch Maceration u.'s. w. vie leichter als beim Erwachsenen von der Lederhaut sich löst. Die kern: losen Hornplättchen messen 0,012— 0,016 “, an den Labia minora, wo sie Kerne führen, 0,016 — 0,02", Ar cl Während ep Emheyünallöhiine kommt eine vielleicht inch {} 69 wiederholte Abschuppung der Oberhaut vor. Eine solche betrifft wahr- scheinlich die zu allererst auftretende Lage polygonaler Zellen, die im zweiten bis vierten Monate in ein fast strukturloses Häutchen sich um- bilden und dann nicht mehr aufzufinden sind, vielleicht auch die Epi- dermislage, welche die noch nicht durchgehrochenen Haarspitzen deckt (siehe bei den Haaren) und ist in der zweiten Hälfte der Fötalperiode als ein energisch vor sich gehender Prozess mit Leichtigkeit nachzu- ‚weisen. Vom fünften Monate an nämlich findet sich eine immer mehr _ zunehmende Ablösung der äussersten Epidermiszellen, welche, indem ‚sie an den meisten Orten mit den um diese Zeit ebenfalls zuerst sich - ausscheidenden Hauttalge sich vermengen, die sogenannte Fruchtschmiere ‚vernix caseosa, smegma embryonum darstellen, die namentlich vom sechsten Monate an die ganze Oberfläche des Fötus mit einer oft be- trächtlich dieken, selbst geschichteten Lage überzieht, ünd besonders _ an den Genitalien, den Beugeseiten der Gelkuke; der Sohle, dem Hand- teller, dem Kopfe und dem Rücken in grösseren Mengen sich vorfin- et. Die Ansichten über den Ursprung der Fruchtschmiere waren früher r getheilt, indem die einen sie für einen Niederschlag aus dem mioswasser (Haller, Levret, Carus, Osiander, Busch etc.), die ande- a für ein’ Produkt des Fötus erklärten und zwar bald für eine Aus- cheidung im Allgemeinen (Fabrieius, Bichat), bald für Schweiss, Per- spirationsmaterie, Hauttalg (Lobstein Hildebrand, L F. Meckel, E. H. jer, Fromherz und Gugert, Valentin ete.), abgelöste Oberhaut ‚und Henle). Im der neuesten Zeit hat be die Annahme von choff (Entwicklungsgesch. S. 517), dass die Vernix caseosa ein Ge- eng von Hauttalg und abgelöster Oberhaut sei, immer mehr Geltung zewonnen, indem dieselbe von den Ergebnissen der mikroskopischen d chemischen Untersuchungen gestützt wird. Erstere lehren, dass, ie Simon (medic. Chemie II, p. 486) zuerst gezeigt, das Smegma ganz gar aus Epidermiszellen, aus Talgzellen und aus Fettkügeichen it, was beiläufig gesagt auch die Annahme von einer Bildung selben aus dem Fruchtwasser wiederlegt. Die Epidermiszellen, wel- »n 'Hornschichtplättchen der Oberhaut ‚des jedesmaligen Fötus in se und sonstiger Beschaffenheit vollkommen gleichen, sind bei wei- er vorwiegende Bestandtheil desselben, während die aus den gdrüsen stammenden Talgzellen und Fetikügelchen mehr zurücktreten an den Orten, wo keine Talgdrüsen vorkommen, wie an der Hand- te und Fusssohle, sowie den Nymphen (die bei Neugeborenen noch ® Talgdrüsen haben), der Clitoris und ihrem Präputium nur sehr spärlich vorkommen oder wie die Talgzellen selbst ganz fehlen. Das aus diesen Thatsachen hervorspringende Ergebniss, dass die Oberhaut den bei weitem grösseren Antheil an der Bildung des Smegma hat, wird auch‘ durch die neuern chemischen Analysen von Davy (Lond. 70 med. gaz. Märch 1844) und Buek (de vernice caseosa, Halis er be- stätigt, auf welche hiermit verwiesen wird. Nach der Geburt stösst sich die abgelöste Oberhaut in’Zeit von 2—3 Tagen ab und es tritt die bleibende Oberhaut zu Tage, über deren weitere Veränderungen ich äusserst wenig angeben kann. Na- mentlich weiss ich nicht, ob dieselbe noch ferner grössere normale Desquamationen darbietei oder gleich in das Verhältniss tritt, welches sie bei Erwachsenen zeigt. Ich maass die Dicke der Oberhaut eines viermonatlichen Kindes und fand 1 Ganze Epidermis. Rete Malpighi. Hornschicht. an der Ferse. . ... 0,26 0,12 0,14 am Fussrücken ... 0,048 —0,06‘ 0,032 —0,04. 0,046 — 0,0% an der Handfläche 0,07 —0,1 0,0.— 0,07 0,03 4 . den Fingerrücken 0,056 —0,07”' 0,0:—0,05' 0,046 — 0,024, woraus verglichen mit den Erwachsenen hervorgeht, dass die Epider- mis des Säuglings unverhältnissmässig dick ist, und dass diese Dicke vorzüglich auf Rechnung des Rete Malpighi kommt. ur Sucht man sich aus Allem dem Gesagten über die ganze Entwick- lung der Oberhaut ein Bild zu machen, so wird dakselbe immer nur sehr unvollkommen sein. Die erste Epidermislage entsteht wahrschein- lich durch Umwandlung der oberflächlichsten der ursprünglichen, junge Embryonen zusammensetzenden Bildungszellen. Wie unter dieser die Schicht kleiner runder Zellen sich bildet, ist zweifelhaft, vielleicht eben- falls aus den ursprünglichen Bildungszellen , indem dieselben nicht sich ausdehnen und nicht zu Fasern auswachsen und so zwischen den ersten Hornplättchen und der Cutis liegen bleiben. Die fernere Entwicklung, nachdem so Rete Malpighi und Hornschicht in ihren ersten Andeutun- gen gegeben sind, ist in sofern klar, als von nun an das Stratum Malpighi durch Vermehrung seiner Elemente immer mehr anDicke zu- nimmt und die Hornschicht behufs ihrer eigenen Massenzunahme und zum Ersatze dessen, was sie durch Abschuppung verliert, gerade wie beim Erwachsenen aus der tiefer liegenden Schicht sich rekrutirt; da- gegen ist es nicht ausgemacht, wie die Zellenvermehrung im Rete Mal pighi vor sich geht. Für mich bin ich vollkommen überzeugt, dass hier so wenig als beim Erwachsenen eine freie Zellenbildung vorkommt, da bei Embryonen jeglichen Alters die Schleimschicht durch und durch ° aus Zellen besteht und freie Kerne gänzlich fehlen. Doch bin ich nicht im Stande, meine Ansicht, dass auch die fötale Epidermis einmal ge" bildet durch endogene Zellenbikdung um Inhaltstheile an Elementen zu: nimmt, durch direete Thatsachen zu stützen. Die Ausdehnung der Oberhaut in die Fläche anbelangend, so ergiebt sich, wie Harting (Re- cherches mierometriques pag. 47) richtig bemerkt, daraus, dass die Epidermisschüppchen des Fötus und Erwachsenen in der Grösse ihrer en | | | j | | j 7ı Oberfläche sehr wenig difleriren, dass die Flächenausdehnung der Ober- haut beim Wachsthume nur dem geringsten Theile nach auf Rechnung der Vergrösserung ihrer Elemente zu setzen ist. In der That messen die Hornplättchen des Embryo von 44 Wochen schon 0,009 — 0,012”, im sechsten Monat 0,04 — 0,012 “; im siebenten Monat 0,04 — 0,014‘; bei Neugeborenen 0,012— 0,016 “”; beim Erwachsenen 0,008 — 0,046". Da man nun in Berücksichtigung der Beschaffenheit der Hornschicht nieht wohl annehmen kann, dass sie dadurch sich ausdehnt, dass von unten her beständig neue Schüppchen sich zwischen ihre Elemente ein- schieben oder ihre Plättchen sich ‚beständig vermehren und für das Rete Malpighi, dessen Zellen ebenfalls nicht an Grösse zunehmen, ohne- hin eine Vermehrung der Zellen in der Fläche statuirt werden muss, so scheint es mir nicht anders möglich, als entsprechend dem grossen Flächenwachsthume der Cutis und des Rete Malpighi und der geringen Ausdehnungsfähigkeit der Hornschichtlage eine Reihe von Desquamationen der letzteren anzunehmen, welche mithin, wenn meine Annahme rich- fig ist, auch noch nach der Geburt nachzuweisen sein müssten. Kos 2%. Haare. | isten Forscher der Meinung, dass dieselben in Einstülpungen | Haut sich bilden, bis nach und nach in Folge der älteren Beobach- ‚von Heusinger und Valentin und der neueren von Simon eine Ansicht sich ausbildete, welche, obschon noch nicht ganz rich- ‚doch der Wahrheit viel näher liegt. Es hatte sich nämlich gezeigt, - dass als. Vorläufer der Haare zuerst gefärbte oder. weisse Körperchen unter der Oberhaut jedoch in Verbindung mit ihr entstehen, in wel- hen dann die. Haare selbst sich bilden, woraus Simon den Schluss zog, dass zuerst dieHaarsäcke und dann erst die Haare entstehen, was von Bischoff (Entwicklungsgeschichte p. 460) mit dem Zusatze angenommen , dass die Haarbälge wahrscheinlich wie die primären Drüsenbläs- hen durch Verschmelzung von Zellen sich bilden und die Lehre von der Einstülpung eine auf das spätere Ansehen gebaute Fiktion sei. Was mich betrifft, so bin ich zwar mit den Ansichten von Valen- in und Simon einverstanden, glaube aber dieselben theils vervollstän- theils sicherer deuten zu können. Die ersten Anlagen der Haare und ihrer Scheiden fand ich bei menschlichen Embryonen gerade wie Valentin am Ende des dritten oder im Anfange des vierten Monates Mind zwar zuerst an Stirn und Augenbrauen. Es bestanden dieselben aus 0,02 grossen Zellenhäufchen von. warzenförmiger Gestalt, die schon dem blossen Auge als winzig kleine, zahlreiche, von regel- ‚mässigen Zwischenräumen getrennte, weissliche Pünktchen sichtbar En Die erste Entwicklung der Haare anlangend, so waren früher die me 12 waren. Bei‘der mikroskopischen Untersuchung ergab sich leicht, dass diese weissen Wärzchen mit dem Rete Malpighi der Oberhaut, das | um diese Zeit nur aus einer, höchstens zwei Zellenlagen besteht, con- tinuirlich zusammenhingen und nichts anderes als ganz solide Fortsätze desselben waren, welche in’ schiefer Richtung in die Lederhaut ein- drangen und hier in den Maschen eines zierlichen Capillarnetzes drin lagen; ihre Zellen zeigten sich auch ‘in der That denen der Schleim- schicht der Oberhaut vollkommen gleich, nämlich rund, 0,003 — 0,00% gross und mit einer hellen körnigen Masse und runden Kernen ‘von 0,002 — 0,003 ““ versehen. Von einer Umhüllung dieser Anlagen‘ mit einem Theile der Cutis war keine Spur zu sehen, mit anderen Worten das, was ich oben den eigentlichen Haarbalg genannt habe, noch gar nicht angelegt. In der 45. Woche zeigten sich an den angegebenen Orten die Forlsätze der Schleimschicht der Oberhaut zum Theil schon grösser (Fig. 4,2) (0,025 — 0,03 lang, 0,043 — 0,02“ breit), flaschen- förmig von Gestalt und von blossem Auge noch leichter 'als weissliche, längliche in Abständen 0,06— 0,4“ reihenweise geordnete Flecken zu erkennen. Dieselben waren immer noch durchaus solide, aus keinen, runden Zellen gebildete Körperchen wie früher und enthielten von einem Haare noch keine Spur. Dagegen fand sich jetzt um sie herum eine anfangs ganz zarte, 'nach und nach immer schärfer werdende Contour (Fig. 2%), die, wie die Behandlung mit Natron erwies, nur der mikrosko- pische Ausdruck einer besondern um sie herumgelegten strukturlosen Hülle war, die continuirlich in ein zwischen Rete Malpighi und Gutis - gelegenes, und mit dem ersteren fester verbundenes' zartes Häutchen sich fortsetzte. ' Ansser dieser Hülle, die wohl nichts Anderes als die auch san den ausgebildeten Haarbälgen von mir aufgefundene struktur- lose Membran ist, kommt an den Haarbälgen noch "hie und’ da ‚eine äussere, einfache Zellenlage vor, die meist nur in Fetzen, selten ganz mit denselben von der Cutis sich ablöst, in welcher ich die erste An- deutung der Faserlage der Haarbälge sehe. In der 46. und 47. Woche | vergiössern sich die Fortsätze der Schleimschicht sammt ihren‘ Hüllen; die ich nun einfach Haaranlagen nennen will, bis zu 0,04— 0,064 7 Länge, 0,03 — 0,0% 4 Breite, verstärken sich in ihren Hüllen, zeigen jedoch noch keine Spur eines Haares. “Dagegen tritt jetzt in ihren Zellen eine etwelche Aenderung ein, indem diejenigen unter ihnen, die an die strukturlose Hülle anstossen, sich besonders am diekern: Ende der Haaranlage etwas verlängern und mit ihrer Längenaxe senkrecht auf die Fläche derselber stellen (schon in Fig. 2 angedeutet). Schon jetzt zeigt sich auch, dass nicht alle Haaranlagen des Gesichtes gleich rasch vorrücken und noch deutlicher wird dieses in der 48. Woche, in der an den Augenbrauen zuerst die Haare sich zu zeigen beginnen. Diess geschieht so. Wenn die flaschenförmigen Haaranlagen bis zu 73 0,1 — 0,2 “gewachsen sind, so zeigt sich als allererstes Zeichen wei- terer Veränderungen, dass die Centralen von den Zellen, welche die strukturlose Hülle umschliesst, etwas sich verlängern und mit ihrer "Längenaxe derjenigen der Anlagen sich gleichstellen, während die pe- ripherischen Zellen mit ihrem nun ebenfalls länger gewordenen einem Durchmesser sich in die Quere legen. So entsteht eine verschiedene Schattirung der bisher noch ganz gleichmässig gebauten Haaranlagen und grenzt sich in denselben eine centrale kegelförmige, unten breite, nach ‚oben spitz auslaufende Masse von einer unten schmalen, oben _ stärkeren Rinde ab (Fig.3). Ist die Haaranlage 0,22’ lang, so wird - diese, Abgrenzung noch deutlicher (Fig. ), indem dann der etwas län- ger und besonders breiter gewordene innere Kegel ein lichteres An- sehen gewinnt und so ganz scharf von den peripherischen Zellen sich _ markiert. Endlich scheidet sich auch an Haaranlagen von 0,28 * (Fig.5) y der innere Kegel in zwei Gebilde, ein centrales etwas donkleres und | äusseres ganz durchsichtiges, glashelles Haar und innere Wurzel- \ ide, "während nunmehr die peripherischen, undurchsichtig geblie- jenen Zellen als äussere Wurzelscheide nicht zu verkennen sind. Zu- gleich tritt die schon früher in schwachen Spuren sichtbare (Fig. 4 h) Haarpapille deutlicher hervor (Fig.'5h)'und wird auch der eigentliche alg kenntlicher, indem die äusserlich an seiner strukturlosen Haut gelagerten Zellen in Fasern überzugehen beginnen und schon jetzt in irer sich kreuzenden Richtung sich kund geben. Vollkommen in derselben Weise, wie an den Augenbrauen, ent- n-die Haarbälge und die Haare auch an den übrigen Orten, nur It. ihre Bildung in eine ‚etwas spätere Zeit. In der 45. Woche sind er an Stirn und Brauen noch keine Haaranlagen sichtbar, in der und 47. Woche treten sie am ganzen Kopfe, Rücken, Brust und uch auf, in der 20. Woche erst an den Extremitäten. Die Haare lbst zeigen sich nie früher als 3—5 Wochen nach Entstehung der anlagen; so sind z. B. in. der 49. Woche ausser an Stirn und genbrauen nirgends Haare in den Anlagen zu sehen ’und in der 24. » mangeln dieselben noch an Hand und Fuss, und zum Theil am rderarm und Unterschenkel. Ueberall erscheinen sie uranfänglich in Gestalt gestreckter, konischer, blasser Körper, mit sehr dünnem Schalte, n feiner Spitze und ziemlich dieker Wurzel, fast wie sie Simon hweineembryonen schildert. Die Wurzeln eines jeden dieser ‚ Haare sitzen in dem dickeren Ende je eines flaschenförmigen »s der Oberhaut, die Spitzen in den an das Stratum. Malpighi stossenden Hälsen derselben, ‘ohne die Hornschicht der Oberhaut zu erreichen oder gar zu durchbohren, und um dieselben, sowie um den Schaft herum zieht sich bis zur Wurzel herab eine nach unten dickere, durchsichtige Hülle, die innere Wurzelscheide, während der äussere 74 Theil der. Fortsätze deutlich als äussere Wurzelscheide und aan Haarbalg erscheint. . Frägt man nach den speciellen Verhältnissen der Bildung dieser ersten Haare und ihrer Scheiden, so möchte wohl sicher sein, dass die ersten Anlagen derselben von der Schleimschicht der Oberhaut aus durch eine Wucherung derselben nach innen sich. bilden, ‚denn wenn es auch nicht möglich -ist, die Art und Weise der Wucherung genau darzule- gen, so. ist doch das Auftreten der warzenföürmigen Fortsätze an der Innenfläche der Schleimschicht, die continuirlich mit ihr zusammenhän- gen, denselben Bau, wie sie, zeigen und nach und nach sich ver- grössern; so sprechend, dass ich in Bezug auf diesen Punkt nicht die geringsten Zweifel hege. In diesen Fortsätzen , die anfänglich aus ganz gleichmässigen Zellen bestehen, tritt mit der Zeit ein verschiedenes Ver- halten der inneren und äusseren Zellen ein in der Weise, dass ‚die ersteren einmal ganz in der Axe der Haaranlage zu einem kleinen zar- ten Haar und zweitens rings um dasselbe herum zu einer innern Scheide desselben verhornen, während die letzteren mehr unverändert und weich bleiben und als äussere Scheide und weiche Zellen der Haärzwiebeln erscheinen. In Bezug auf die hierbei stattfindenden Vorgänge ist. im Speciellen noch das zu erläutern, ob Haar und innere Scheide‘ von einem Punkte aus oder gleich in ihrer Totalität als kleines Haar und vollkommene Scheide entstehen. Darüber, dass nicht die Haarspitze zuerst da ist und dann allmählig der Schaft und die Wurzel sich nach- bilden, bin ich mit Simon ganz einverstanden; allein auf der anderen Seite kann ich nicht mit ihm übereinstimmen, wenn er anzunehmen scheint, dass die Wurzel zuerst zum Vorschein komme und’ die übri- gen Theile aus sich hervortreibe. Soviel man nämlich auch Haaran- lagen aus dem 4. und 5. Monate untersuchen mag, so sieht man.doch nie eine Spur eines allmähligen Hervorwachsens vom Haar und innerer Scheide, sondern immer nur die Haaranlagen A) aus weichen, ganz gleichmässigen Zellen gebildet (Fig. 4 u. 2), 2) aus inneren, senkrecht gestellten, hellen und äusseren dunkleren Elementen bestehend (Fig. 2 u. 3), endlich 3) mit jungen Haaren versehen, die sich durch ihre ganze Länge erstrecken und eine vollkommene innere Scheide haben (Fig. 5). Ich bin daher ganz und gar gegen‘ die Annahme einer. all- mähligen Entwicklung der fraglichen Theile vom Grunde ‚der Haaran- lage aus, um so mehr, da ich auch beim Haarwechsel (siehe unten) dasselbe, nämlich die Entstehung der Haare gleich in ihrer ganzen Länge mit Spitze, Schaft und Zwiebel gesehen habe. so Eine Beobachtung Simon’s allein scheint gegen meine Annahme zu sprechen, die nämlich, dass bei den Anlagen der gefärbten Haare von Schweineembryonen das Pigment zuerst an der Stelle der späteren Haarzwiebel auftritt; allein, wenn auch die Pigmentkörner in den cen- 75 tralen Zellen der Haaranlage nicht überall zu gleicher Zeit auftreten, so ist doch damit nicht gesagt, dass nicht die Umwandlung dieser Zellen in Haarelemente, ihr Verhornen nicht allerwärts, oben, unten, in der Mitte zugleich stattfinde. Die Elemente der jüngsten Haare scheinen nichts als verlängerte Zellen, ähnlich denen der Rinde. der späteren Haare zu sein, deren - Entstehung wohl unzweifelhaft durch Verlängerung und chemische Um- 'wandlung der innersten Zellen der Haaranlage zu denken, aber nicht wirklich’ zu beobachten ist. Markzellen fehlen gänzlich, dagegen ist das Oberhäutchen deutlich vorhanden. Die innere Scheide ist streifig, hat _ keine Lücken und scheint aus Zellen zu bestehen, deren Entwicklung ich ebenfalls nur vermuthungsweise durch eine Metamorphose der zwi- schen Haar und äusserer Scheide gelegenen Zellen erkläre. zu Der eigentliche Haarbalg bildet sich in seinen Faserlagen wahr- - scheinlich in loco aus den die Haaranlage umgebenden Bildungszellen der Cutis, kann aber möglicherweise auch als eine Einstülpung der - Atreh die hervorsprossenden Oberhautfortsätze gedacht werden. n strukturloses Häutchen, das schon so früh erscheint, möchte in er engen Beziehung zu den äusseren Zellen der Haaranlagen resp. der äusseren Wurzelscheide stehen und ähnlich der Membranae pro- ae gewisser Drüsen (durch eine Ausscheidung derselben sich bilden; stehen mir in Betreff dieses Punktes keine bestimmten Thatsachen zu Gebote, so wenig als über die Entstehung der Haarpapille, die man ı priori als eine Wucherung des faserigen Theiles des Haarbalges auf- sen geneigt ist, wogegen nur der Umstand spricht, dass sie zu er Zeit erscheint, wo der Haarbalg noch kaum als Ganzes sich nach- isen lässt und dass sie immer mit der Anlage von Haar - und Wur- scheiden sich herauszieht. Vielleicht entsteht auch sie in loco mitten der Zellenmasse, die nachträglich zur Haarzwiebel wird und setzt h erst nachträglich mit dem übrigen faserigen Haarbalg in Verbindung. ' Die weitere Entwicklung der einmal gebildeten Haare ist nun ein- ee die jungen Haarbälge verlängern sich immer mehr, wie schien vorzüglich durch Massenzurahme des Restes der Zellen der glichen Fortsätze der Oberhaut, die jetzt schon bestimmt die äussere Wurzelscheide und den untersten Theil der Haarzwiebel dar- ‚ während auch der faserige Theil des Haarbalges sich ausdehnt, seine Fasern wahrscheinlich selbständig sich verlängern , vielleicht neue zwischen die alten sich einschieben. Zugleich beginnen die selbst zu wachsen und durchbohren zum Theil die Oberhaut ar (Augenbrauen, Augenwimpern) (Fig. 6), zum Theil schie- ben sie sich mit ihren Spitzen zwischen Hornschicht und Rete Malpighi ‚oder in die Elemente der Hornschicht selbst hinein (Fig. 7) und wach- sen noch eine Zeit lang, bedeckt von der Oberhaut, fort, um endlich 76 ebenfalls durchzubrechen (Brust, Bauch, Rücken und Extremitäten): Der Vorgang, der bei diesem Durchbruche stattfindet, ist wahrschein- lich grösstentheils ein mechanischer, bewirkt durch Andrängen der stärker und fester werdenden Haare an die um diese Zeit‘noch zarte Oberhaut. Ich schliesse diess namentlich aus dem Umstande, dass wenigstens bei: menschlichen Embryonen nicht blos das Haar, sondern auch die innere Wurzelscheide durchbricht und frei zu Tage kommt (Fig 6, 7); ‚wahrscheinlich ist vorzüglich sie es, die als festeres Ge- bilde der weichen Haarspitze gleichsam Bahn bricht, doch‘ wäre ves auch möglich, dass, wie ebenfalls Bischoff vermuthet, eine um diese Zeit stattfindende Loslösung der obersten Epidermislage ihr Hervortre- ten beförderte, da ja das Vorkommen einer Desquamation beim Embryo ganz konstatirt ist, und gerade der Anfang der stärksten und letzten Abschuppung, die mit der Bildung der vernix caseosa endet, in die Zeit des ersten Hervorbrechens der Haare fällt. Wenn Ibsen und Esch- richt meiden, dass bei Faulthier- und Schweineembryonen die eben hervorgebrochenen Haare noch von einem häutigen Ueberzuge beklei- det und an die Haut angedrückt seien, so ist diess sicherlich nichts Anderes, ‚als das, was ich auch beim Menschen vom Rumpfe gesehen habe, dass die Haarspitzen und die äussersten Theile der innern Wur- zelscheide vor ihrem Durchbruche flach unter und in’'der Hornschicht der Epidermis liegen. Ich’ kann nämlich in der angegebenen Haut nichts als die äusserste Lage der Epidermis sehen, die um diese Zeit einzig aus: platten, aber noch kernhaltigen Zellen besteht, und die Hornschicht- darstellt, ‘keineswegs aber eine ganz eigenthümliche Hülle, wie Jbsen glaubt; denn wenn dieselbe auch in den zelligen Ueberzug (der Nabel- schnur sich fortsetzt, so ist damit ihre nichtepidermatische Natur dureh- aus nicht bewiesen. — Einstülpungen der Haut, die den durchbrechen den Haaren entgegen wachsen, sind nie und nimmer zu sehen und es beruht daher die Annahme von solchen rein auf subjektiver Basis. Die hervorgebrochenen Wollhaare, lanugo, sind kurze, feine Här- chen, die’ vorzüglich aus Rindensubstanz bestehen. Dieselben messen an der Zwiebel 0,01, am'Schaft 0,006‘, an der Spitze0,0042— 0,002“, sind hellblond oder fast farblos und brechen eben so. weni allerwärts: zugleich durch, als ihre Anlagen zur selben Zeit sich bilden, vielmehr‘ zeigen sie auch in Bezug ‘auf dieses Verhältniss dieselben Unterschiede, die sonst in ihrer Entwicklung sich kund geben, so dass zwischen dem Durchbruch der ersten Härchen an den Augen und der Stirn (meist in der 49. Woche) und denen der Extremitäten (in ‚der 23.— 25. Woche) ein Zwischenraum von 5—6 Wochen liegt, und erst am Ende des 6..oder am Anfang des 7. Monats der Durchbruch voll- endet ist. Die Wollhaare besitzen kein Mark, wohl aber ein Ober häutchen. ‘Die Zwiebel ist beim Menschen meist ungelärbt, seltener, 77 wenigstens hier in Franken, schwärzlich (in diesen Fällen sind auch die ersten Haaranlagen schwärzlich) und sitzt auf einer oft sehr deut- lichen Haarpapille auf, welche vom Grunde des Haarbalges, wie ge- wöhnlich, sich erhebt. An diesem unterscheidet man jetzt schon die longitudinale und transversale Faserlage, und ebenso die ven mir be- schriebene Glashaut. Sein Epidermisüberzug ist sehr entwickelt. Die äussere Wurzelscheide misst 0,004 — 0,008 ‘, selbst 0,012“ und be- steht durch und durch aus kernhaltigen, rundlichen Zellen, wie die untersten Zwiebel; die innere Scheide von der relativ sehr bedeu- en Breite von 0,006— 0,008 ‘“ ist glashell und besitzt, wenn auch nglich eine grössere Länge, doch denselben Bau wie später, nur ehlen in ihrer äusseren Schicht die Lücken. - Nach ihrem Hervorbrechen wachsen die Wollhaare langsam fort zur Länge von etwa /4— A“ und'zwar am Kopfe mehr als an den gen Theilen, bleiben in ihrer‘ Mehrzahl. bis an’s Ende des Fötalle- ns bestehen und färben sich in manchen Fällen nach und nach etwas ler, wie am Kopfe selbst schwärzlich, ein anderer ganz geringer il fällt ab, gelangt ins Fruchtwasser, wird mit demselben oft vom us verschluckt und ist dann im Meconium zu. finden.. Ein eigent- ches Abwerfen der Haare findet sich nach dem, was ich sah, in der periode durchaus nicht, vielmehr kommen die Kinder mit der jugo zur Welt, ebenso wenig zeigt sich aber-auch nach ihrem gänz- a Hervorbrechen ferner noch eine Spur von einer Haarbildung, ens kann ich meinen bisherigen. Erfahrungen zufolge, Günther’s pruch, dass man auch später fast zu allen Zeiten des Fötallebens m älteren Haaren noch: ganz junge Haarbälge finde, nicht bei- Anmerkung. Valentin nimmt: an, dass alle Haare der Em- yonen zu derselben Zeit sich entwickeln und gleichmässig fort- schreiten (Entwicklungsgeschichte, p. 275). Diess ist für die von ihm angeführten Theile allerdings richtig, gilt aber nicht von allen, indem, wie auch Zschricht meldet, die des Gesichtes bei. weitem zuerst, die der äussersten ‚Absihnikte der-Entremitäten am aller- letzten entstehen. : Nach Valentin sollen die Haare im.5. Monate pärlicher als die Hautdrüsen (Talgdrüsen) sein und erst im 8. denselben an Zahl gleichkommen. Diess ist nicht richtig und kann nur auf einer Verwechslung der Talgdrüsen mit den Schweissdrü- sen beruhen. Bei Thieren sind die Wollhaare bald farblos, bald „ letzteres ist beim Menschen bestimmt an vielen Orten sel- nm, ob. da, wo dunkle Haare vorwiegen, häufiger, bleibt dahin ellt. Krümmungen der jungen, noch nicht ausgebrochenen Haare, wie sie Simon von Sehweineembryonen abbildet, finden sich beim Menschen nicht. Die innere Wurzelscheide, die anfangs 78 bis zur Mündung der Haarbälge reicht, tritt später in das gewöhn- liche Verhältniss, sobald der obere Theil der Haarbälge ‚mit den Talgdrüsenaulagen sich mehr und mehr entwickelt. Haaranlagen, deren innere Zellen sich von den äusseren etwas abgrenzen (Fig. 3), messen 0,1 —0,2'” Länge, 0,056 Breite am Grunde, 0,036 “' in der Mitte, 0,03“ oben; solche mit innerem hellen’ Kegel ohne Haar (Fig. 4) 0,22“ Länge, 0,06 Breite am Grunde, 0,036 “* am Halse, der innere Kegel unten, wo er am breitesten ist:0,026 4, in der Mitte 0,02, oben 0,04“; ein Haarbalg mit eben entstan- denem Haar (Fig. 5) 0,28 Länge, 0,072 Breite am Grunde, 0,05“ am Halse; Haare und innere Scheide zusammen 0,016— 0,02 '' Breite, die Haarpapille 0,024 ““ Breite, 0,03“ Länge; ein eben ausgebrochenes Haar misst, da, wo es herauskommt 0,003’, mit der innern Scheide oben 0 us «u, unten 0,024 4, Die Art und Weise, wie die Haare nach der Geburt sich cha ten, war bisher noch sehr unbekannt; man nahm zwar an, so z.B, Valentin, Henle, dass die Wollhaare zum Theil selbst am Kopfe aus- fallen und neue an ihre Stelle treten, allein es fehlte an jedem ge- naueren Belege für das Wann und Wie. dieses Vorganges durchaus! Ich habe nun gefunden, dass wenigstens in manchen Fällen nach der Geburt ein totaler Haarwechsel stattfindet in der Weise, dassıin Haarbälgen der Wollhaare selbst neue Haare entstehen, die allmählig die alten verdrängen, ähnlich dem, was nach Heusinger’s und Kohl- rausch's Beobachtung beim Haarwechsel der Säugetbiere vor ‚sich zu gehen scheint. Die ersten Erfahrungen, die mich zur Erkenntniss des Zustandekommens eines Haarwechsels beim Menschen führten, machte ich an den Wollhaaren eines Neugeborenen. (Siehe Fig. 8, die zwar eine Augenwimper eines Kindes darstellt, aber ganz hierher passt.) Hier waren alle Haare ohne Ausnahme an ihrem unteren Ende von ganz eigenthümlicher Beschaffenheit. Einmal nämlich fand sich hier‘ | nicht wie früher eine einfache, traubenförmige oder rundliche Anschwel- lung, sondern es ging von der allerdings vorhandenen Haarzwiebe noch ein längerer, eylinderischer Fortsatz entweder etwas seitlich oder’ gerade nach unten ab, der erst an seinem Ende: eine Grube (c) zur Aufnahme der Haarpapille besass; zweitens erstreckte sich das ‘Haar nieht in den Fortsatz der Haarzwiebel hinein, sondern endete in die- ser selbst und zwar eigenthümlicherweise ganz scharf abgesetzt mit einem etwas dickeren, am Rande gezackten und wie das Haar selbst dunklen Kölbehen; drittens endlich war die innere Wurzelscheide unten wie oben nur noch in Andeutungen vorhanden oder selbst gar nicht da, während die äussere Scheide sich vollkommen entwickelt zeigte, rund um das Haarkölbehen herumging, die eigentliche Zwiebel bildete und continuirlich mit den erwähnten Fortsätzen sich verband. ‘Der Bau 79 der letzteren, deren Länge 0,045 — 0,1“ betrug, war genau derselbe, wie derjenige der äusseren Wurzelscheiden, d. h. sie bestanden durch und durch aus kleinen, rundlichen, kernhaltigen und pigmentlosen Zel- len, und es liessen sich dieselben wegen dieser Vebereinstimmung und des‘ schon geschilderten Zusammenhanges mit der äusseren Wurzel- ‚scheide ebenso gut als Ausläufer dieser letzteren betrachten. Die Haare st zeigten auch an ihrem untersten Theile keine Spur von jüngeren ‚ von noch weichen rundlichen Zellen, wie sie sonst vorkom- ‚ sondern bestanden aus durchweg verhornten, denen des Haar- gleichen Elementen. " Hätte ich diese sonderbaren Haarwurzeln nur an einigen wenigen aren gefunden, so würde ich ihnen wohl keine zu grosse Aufmerk- amkeit geschenkt haben, da aber dieselben an allen Haaren vorka- nen, so war gleich einleuchtend, dass ihnen eine besondere Bedeu- e innewohne, doch gelang es mir bei Neugeborenen nicht, über den ren Sachverhalt ins Reine zu kommen. Es wurde mir zwar bei isgedehnteren Untersuchungen leicht zu constatiren, wie schon vor dem Ende des Embryonallebens gewöhnlich beschaflene Haare nach und ach in die eben beschriebenen übergehen, indem die Zellenmassen r Haarzwiebel und der mit ihr verbundenen Theile der äusseren rzelscheide wuchernd sich verlängern, während die Haare selbst zu hsen aufhören, auch in ihren untersten Theilen verhornen und ihre ere Wurzelscheide nach und nach wahrscheinlich durch Resorption tlieren; auch sah ich Haare, deren Zwiebeln neben einem grösseren ı mehrere kleinere Fortsätze (bis auf k) besassen, die zum Theil ch von der äusseren Wurzelscheide ausgingen und fand an den mpern die Fortsätze länger als an den übrigen Haaren, allein ' ermitteln, was aus diesen verschiedenen Bildungen hervorgeht, diess ing mir nicht. Erst als ich ein fast einjähriges Kind zur Unter- hung bekam, erhielt ich den gewünschten Aufschluss. Hier näm- zu ich an den Augenwimpern die in den Figuren 9, 10, 41— zezeichneten Formen, welche unläugbar darthaten, anas jene Ver- gerungen der Haarzwiebeln oder der äusseren Wurzelscheide im de der Haarbälge nichts anderes als die Einleitung zur Bildung jeuer Haare in den Bälgen der alten sind. ' Ohne vorher alle die beobachteten Formen zu schildern, will ich ich der Reihe nach die Veränderungen durchgehen, welche bei die- arwechsel stattfinden. Wenn man von den schon beschriebe- arwurzeln mit Fortsätzen nach unten, welche auch beim ein- h Kinde noch an eißigen Augenwimpern sich fanden (Fig. 8), 1 , so bemerkt man, dass in den Fortsätzen, indem sie noch län- ger und dicker werden, eine Sonderung der äusseren und inneren Zellen eintritt, ähnlich derjenigen, die schon oben bei der Entstehung der 5 80 Wollhaare in den Fortsätzen des Rete Malpighi der Haut geschildert wurde. Während nämlich die äusseren Zellen besagter Fortsätze rund und ungefärbt. bleiben, wie sie es früher waren, fangen die inneren an, Pigment in sich zu entwickeln und sich zu verlängern, und \grenzen sich zugleich als eine kegelförmige mit der Spitze wach oben gerichtete Masse, von der ersteren ab, Fig. 9. Anfänglich nun ist diese mittlere Masse ganz weich und wie die äusserlich sie umgebenden Zellenschich- ten in Natron leicht löslich; später jedoch nachdem sie, sammt dem Forisatze, der sie einschliesst, sich noch mehr in die Länge gezogen hat, werden ihre Elemente härter und scheiden sich zugleich in zwei Theile, einen inneren dunkleren, piginentirten' und einen äusseren, hel- len, die nichts anderes als: ein junges Haar sammt seiner inneren Scheide sind (Fig. 10). Und so zeigte sich mit einem Male,» was die räthselhaften Fortsätze der Haarzwiebeln bedeuten. Die: weitere Entwicklung der bezeichnetermassen in einem n:Balge befindlichen zwei Haare war besonders schön zu verfolgen. Dieselbe zeigt als Hauptmomente die, dass während einerseits das junge Haar mit seinen Scheiden immer mehr wächst und sich verlängert, anderer- seits das alte, schon längst im Wachsthume stillestehende immer mehr nach Aussen geschoben wird. Eine Vergleichung der Figuren 40, AA und 12 wird diese Vorgänge besser, als jede ausführliche Beschreibung versinnlichen. In Figur 40 ist das secundaere Haar eben erst entstan- den, mit der Spitze nicht über die innere Wurzelscheide hervorragend; und von einer mässig langen, äusseren Wurzelscheide umhüilt, wäh- rend das Wollhaar (alte Haar) noch in einem ziemlich langen. Balge steckt. In Fig. 44 dringt das junge Haar mit seiner Spitze schon bis zur Oeflnung‘ des alten Balges, seine Wurzelscheiden haben sich ver- längert und die innere ist neben der Zwiebel‘ des alten Haares in. die Höhe gewachsen, welche weiter hinauf gerückt ist. In Fig. 42 endlich _ ist das junge Haar ganz herausgetreten und kommt, neben dem.alten, noch höher hinaufgeschobenen zu derselben Oelinung heraus; zugleich hat sich auch seine innere Wurzelscheide noch mehr verlängert und reicht nun bis an die Insertionsstellen der Talg- und Schweissdrüsen, welche letztere auffallenderweise äusserst häufig, in einem Falle selbst zu dreien in das obere Ende der Haarbälge der Augenwimpern. ein- mündeten (Fig. 9, 42). Ist einmal ‚die Entwicklung der jungen‘ Haare so weit gediehen, so ergibt sich das letzte Stadium fast von selbst. Das alte schon längst nicht mehr wachsende und mit‘dem Grunde des Balges nicht mehr in Verbindung stehende, ganz nach aussen gescho- bene Haar fällt aus, während dagegen das. junge Haar noch grösser und stärker wird, und die: von. dem’ alten gelassene Lücke gänzlich ausfüllt. IR Diess in. allgemeinen Umrissen die Art und Weise, wie anı dem sı angegebenen Orte der Haarwechsel zu Stande kommt. Mit Bezug auf Einzelheiten will ich nur noch den Prozess, der das Absterben und Heraufrücken des alten Haares bewirkt, etwas näher beleuchten. Als das Primum movens hierbei, betrachte ich die Entstehung der geschil- derten Fortsätze der Haarzwiebeln und äusseren Wurzelscheiden im Grunde der Bälge. Diese treiben, da die Bälge sich nicht auch ent- sprechend verlängern, alle über ihnen gelegenen Theile in die Höhe und setzen einen immer grösseren Zwischenraum zwischen der Haar- papille und dem eigentlichen Haar oder dem Punkte, wo die runden Zellen der Zwiebel anfangen sich zu verlängern und zu verhornen. So wird das Haar gewissermassen von seinem ernährenden Boden abge- hoben, erhält immer weniger Zufuhr von Blastem, steht endlich im - Wachsthume stille und verhornt auch in seinen untersten Theilen. Die _ Zellen der Fortsätze dagegen, die mit der Papille in Verbindung stehen, beziehen aus derselben fortwährend neues Bildungsmaterial und benutzen dasselbe aus freilich unbekannten Gründen vorläufig nicht zur Bildung - von Hornsubstanz, sondern zu ihrem eigenen Wachsthum. So errei- hen die Fortsätze eine immer bedeutendere Länge und drängen auf Bustezfsöhe Weise die verhornte alte Haarwurzel sammt ihren eiden statthat. Ganz sicher zu constatiren ist eine solche für die e Scheide, welche selbst an noch tiefstehenden alten Haaren meist mehr vorhanden ist, und was die äussere Scheide anbelangt, so ‚ sich von derselben doch kaum annehmen, dass sie aus den Haar- m heraus gestossen werde, und gleichsam durch wiederholte Ab- pungen der Haut um die Mündungen der Bälge herum mit dem 'heraustretenden Haar sich. verkürze, und es ist daher wohl das Beste, ie. Verkürzung derselben gerade. wie das Schwinden der inneren cheide- von einem mit dem Absterben des alten Haares eingeleiteten ind während seines Nachobenrückens beständig fortdauernden Resorp- tionsprocesse abhängig zu machen. Alles bis jetzt über den Haarwechsel angegebene gilt nur für die awimpern. Die Kopf- und übrigen Körperhaare des erwähnten igen Kindes enthielten nur je ein Haar, zeigten aber an ihrer el dieselben Fortsätze, die eben. von den Haaren Neugeborener ert wurden, nur etwas stärker, und waren mithin noch in der silung zum ersten Haarwechsel begriffen. Wann derselbe, den ich als ganz sicher auch bei ihnen vorhanden annehmen muss, zur Vollen- ing kommt, kann ich nicht bestimmen und ebenso wenig weiss ich, ob später noch ein oder mehrere totale Haarwechsel vorkommen. + Vergleichen wir. zum Schlusse noch den geschilderten Haarwechsel mit der. ersten Entwicklung der Haare, so finden wir eine grosse Achn- Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. II. Bd. 6 82 lichkeit. Bei beiden Vorgängen entwickeln sich einmal aus dem Stra- tum Malpighi hier der Haut selbst, dort der Haarbälge und Haare, längliche, durch und durch aus runden, weichen Zellen gebildete Fort- sätze, nach Art von Sprossen. In diesen sondern sich dannhier wie dort die inneren von den äusseren Zellen und gestalten sich, während letztere zur äusseren Wurzelscheide werden, aus jenen die innere Scheide und das Haar. Dieses entsteht, und diess ist beim Haarwech- sel noch deutlicher als bei der ersten Entwicklung, nicht mit der Spitze oder der Wurzel zuerst, sondern wie auch bei den Nägeln, mit allen seinen Theilen auf einmal als ein kleines mit Spitze, Schaft und Wur- zel versehenes Haar, und fängt erst nachträglich zu wachsen an, wo- durch es in allen seinen Theilen sich vergrössert und endlich an die Oberfläche tritt. Die Differenzen zwischen beiden Bildungsweisen sind sehr unbedeutend und beruhen vorzüglich darauf, dass die haarbilden- den Fortsätze in dem einen Falle von den Haaren selbst ausgehen, in dem anderen nicht, und dass die jungen Haare, obschon in den bei-- den Fällen zuerst in einem ganz geschlossenen Raume liegen, doch in dem einen leichter zu Tage treten, als in dem anderen. Anmerkung. Beim periodischen Haarwechsel der Thiere scheinen ähnliche Vorgänge wie die, die ich beim Haarwechsel des Menschen nach der Geburt gefunden habe, vorzukommen. Schon Heusinger’s Beobachtungen lehren wenigstens so viel, dass die neuen Haare in den Bälgen der alten entstehen, geben dage- gen über die specielleren Verhältnisse keine grosse Auskunft. Heu- singer lässt die jungen Haare als kleine schwarze Kügelchen neben den alten Zwiebeln erscheinen, welche dann wachsen, zu neuen Haaren werden und dicht neben den alten nach aussen treten, während diese selbst in ihrer Zwiebel und ihrem unteren Theile immer mehr resorbirt werden und mit dem Reste endlich aus- fallen. Nach Kohlrausch haben die entstehenden Haare der in der Herbstmauser befindlichen Eichhörnchen eine zweimal so dicke Wurzelscheide als die ausgewachsenen und in demselben Verhält- nisse ist das Haarblastem (es ist die Papilla pili gemeint) weich und gross, wodurch der Haarknopf die kugelförmige oder. zwiebel- artige Beschaffenheit erhält. Auch die innere Wurzelscheide ist nicht nur relativ gegen das Haar, sondern absolut etwas dicker, als später. Bei dem absterbenden Haar ist umgekehrt die äussere Wurzelscheide dünner, unkenntlicher, der Haarknopf mager, oft fast eylindrisch, die innere Wurzelscheide trübe, oft nicht zu un- terscheiden. Bei herauspräparirten Haarbälgen sieht man oft das alte Haar zur Seite des neuen, aber während letzteres an dem Fundus wurzelt, ist jenes emporgeschoben, in dem Halse des Haarbalges eingeschlossen und in einem seitlichen Anhange der 83 Wurzelscheide des neuwachsenden Haares vergraben. So wächst es mit dem neuen Haar empor oder vielmehr von ihm emporge- sehoben, bis es die Oberfläche erreicht und ausfällt. So weit Kohlrausch. Wie man sieht, stimmen unsere Beobachtungen ziem- lich überein, dagegen weichen wir in der Erklärung des Zustan- ' dekommens der verschiedenen Veränderungen von einander ab. Kohlrausch hält es für wahrscheinlich, dass die ersten Verände- rungen, welche das Ausfallen der Haare einleiten, den Haarknopf betreffen; derselbe werde schlanker, eylindrisch und endlich nach unten konisch, dann höre seine Ernährung auf, es gehen keine Zellen mehr in ihn ein und die jungen Zellen im Grunde des Bal- —- ‚ges würden zur Bildung eines neuen Haares verwendet. Ich da- gegen habe umgekehrt eine Wucherung dieser Zellen als das pri- ; " märe angenommen, durch welche das alte Haar von der Papille © entfernt und dann zum Absterben gebracht werde. Welche Ansicht die richtige ist, lässt sich nicht leicht entscheiden, doch scheint "es mir weniger passend, in einem Haarbalge, der Säfte genug er- - hält, um ein ganz neues Haar zu bilden, ein Absterben eines selbst noch keineswegs alt zu nennenden Haares aus inneren Ursachen, & won sich aus, anzunehmen, als zu statuiren, dass in einem solchen in Folge eines periodisch oder zu gewisser Zeit vermehrten Säfte- andranges eine reichlichere Produktion weicher, nicht leicht ver- 0 hornender Zellen stattfinde, welche das Haar mechanisch von dem ernährenden Boden wegdrängen und es so zum Absterben und Aus- len zwingen. Wäre Kohlrausch's Vermuthung die richtige, so müsste er wohl auch das sonstige Ausfallen der Haare von diesem selbst abhängig machen und in den Haarbälgen derselben die Be- dingungen zur Entstehung eines neuen Haares gegeben finden; allein“ einer solchen Auffassung widerspricht denn doch Manches de gar sehr, was für eine Hauptbetheiligung der Gefässe des Haar- balges bei ihrer Bildung und Ernährung spricht und daher halte = ieh wenigstens vorläufig an meiner Ansicht fest. Fast gleichzeitig mit Kohlrausch giebt Günther kurz an (Physiol. p. 105), dass er zweimal ganz deutlich gesehen (wo?), dass der alte Balg durch seitliche, der Knospenbildung ähnliche Wucherung den neuen ge- bildet habe. 5 Hier folgen noch einige Zahlen und andere Angaben über die Augenwimpern des erwähnten fast einjährigen Kindes. Länge der 'Fortsätze der Haarzwiebeln, die noch kein Haar enthalten 0,1 — 0,12 (Fig. 8); derer, in denen das Haar eben entstanden ist (Fig. 11) 0,5 — 0,4%; Länge des jungen Balges 0,48’, des alten 028”, Dicke des alten Haares 0,028, seiner Zwiebel 0,04‘, des jungen Haares, wo die innere Scheide aufhört 0,008 , seiner 6 % 84 Zwiebel 0,09‘, der inneren Scheide 0,046 — 0,024 wo. sie am dicksten ist, selbst 0,04 ““. Die alten: Haare enthielten oft stellen- weise etwas Mark, !die jungen nie; dagegen. besassen dieselben zwei Oberhäutchen, so weit sie in der inneren Scheide lagen, welche letztere‘ aus: wenigstens vier deutlich ‚zelligen, aber. nicht durchlöcherten ‚Schichten bestand. - Die jungen Haare und nament- lich ihre Wurzeln, waren pigmentirt, die alten wenig gefärbt. 3. Nagel. Die Entwicklung des Nagels beginnt im dritten Monate mit der Bil- dung des Nagelbettes und Nagelfalzes (siehe auch Valentin’s Entwick- lungsgeschichte p. 277), welche dadurch von den übrigen Theilen sich abgrenzen, dass durch eine Wucherung der Haut allmählig der Nagel- wall entsieht. Anfänglich nun ist das Nagelbett von denselben Zellen bekleidet, welche auch an den übrigen Theilen die Oberhaut bilden (siehe das Vorhergehende), nur zeichnen sich schon im dritten Monate die Zellen des Rete Malpighi durch ihre langgestreckte und polygonale Gestalt (Länge derselben 0,004 ’“, Breite 0,004 — 0,0016 ‘) aus. Erst im vierten Monate tritt zwischen Rete Malpighi und Hornschicht des Nagelbettes, welche letztere durch eine einfache Lage polygonaler deut- lich kernhaltiger Zellen gebildet wird, eine einfache Schicht blasser, platter, ‚jedoch ebenfalls vieleckiger und kernhaltiger, 0,009” grosser Zellen auf, die fest zusammenhängen und als die erste Andeutung der eigentlichen Nagelsubstanz anzusehen sind; zugleich verdickt sich auch das Rete Malpighi unter diesen Zellen, so dass es bestimmt wenigstens aus zwei Zellenlagen zusammengesetzt ist. Demnach ist der Nagel ur- sprünglich ganz von der Oberhaut umschlossen, bildet sich auf dem ganzen Nagelbette in’ Form eines viereckigen Plättchens und entsteht zwischen der embryonalen Schleimschicht und Hornschicht ohne allen Zweifel durch eine Umwandlung der Zellen der Schleimschicht, wofür namentlich auch die geringe Grösse der ursprünglichen Nagelzellen spricht. In weiterer Entwicklung verdickt sich der Nagel durch: Zutritt neuer Zellen von unten her, vergrössert sich durch Ausdehnung seiner Elemente und Ansatz neuer solcher an seinen Rändern, bleibt jedoch noch einige Zeit unter der Hornschicht der Epidermis verborgen, bis er am Ende frei wird und selbst in die Länge: zu wachsen beginnt, was-Alles durch folgende Thatsachen belegt wird. Im Anfange des fünften Monates ist der Nagel noch von einer ein- fachen Lage kernhaltiger, polygonaler - Oberhautzellen von 0,04“ be- deckt und besteht aus einer etwas grösseren, jedoch immer noch ein- fachen Lage blasser Plättchen von 0,042 — 0,02“, die alle "mit deut- lichen, jedoch ebenfalls blassen Kernen versehen sind. Das Rete Mal- 85 pighi zeigt sich wie im vierten Monate, nur ‚sind jetzt die unmittelbar an den Nagel’ stossenden Zellen etwas grösser, die tieferen mehr läng- lich und senkrecht stehend. Von nun an verdickt sich der Nagel schnell. Am Ende des fünften Monates misst er, seine beiden Schichten zusam- mengenommen, schon 0,024, in der Mitte des sechsten Monates 0,04. Zur letzteren Zeit lässt sich derselbe schon ganz isoliren, ist fester als die Oberhaut, obschon immer noch weich, noch ohne freien Rand, viel- mehr vorn von einem starken, queren Wulst von Oberhaut (und dem Nagelbette?) eingefasst. Seine Hornschicht, welcher mit Ausnahme des unmittelbar vor dem Falze gelegenen Theiles nunmehr der Ueberzug von Oberhautzellen fehlt, misst 0,025‘ und besteht aus mehreren Lagen polygonaler, meist etwas in die Länge gezogener, ziemlich fest verbundener Plättchen von 0,02 — 0,028“, die abgesehen von einem blassen, ohne Reagentien (wie beim Nagel der Erwachsenen finde _ ich zum Erkennen der Kerne der Nagelzellen besonders verdünntes Natron dienlich) oft kaum zu erkennenden Kerne in ihrem Aussehen - ziemlich an die Plättchen des Oberhäutchen der Haare erinnern. Das Rete ‘Malpighi ist ebenfalls dicker als früher, nämlich von 0,024 — 0,03 ‘Die Zellen der tieferen Lagen sind gerade, wie die aus früheren - Zeiten, länglich und polygonal 0,004 “‘ lang; die der oberen etwas : grösser, bis zu 0,006 '“, mehr regelmässig, fünf- oder sechseckig. Das Nagelbett anlangend, so sind die Leistchen desselben schon am Ende des vierten Monates angedeutet und im fünften Monate recht schön 0,02 — 0,024“ hoch, 0,004 — 0,005 breit und 0,008 — 0,044“ von einander abstechend, welche Grösse somit auch die Breite der Blätter des Rete Malpighi des Nagels bezeichnet. Im sechsten Monate sind die- selben noch etwas grösser und weiter von einander entfernt. 0 Beim Neugeborenen ist der ganze Nagel am Körper 0,3 — 0,34 - diek, von denen 0,16’ auf die eigentliche Nagelsubstanz, 0,14.—0,18“ auf das Rete Malpizhi kommen. Seine Elemente sind fast ganz wie im sechsten Monate und namentlich zeigen sich im eigentlichen Nagel auch ‚ohne Reagentien die einzelnen Theile noch ziemlich deutlich als läng- ‚lich polygonale, kernhaltige Plätteben von 0,02 — 0,028 “. Bemerkens- _ werth ist der an allen Nägeln vorkommende weit nach vorn ragende freie Rand. Derselbe ist bedeutend dünner und schmäler als der Nagel- ‚körper und durch eine halbmondförmige Linie von demselben geschie- _ den, vorn abgerundet, bis an 2“ lang und offenbar nichts Anderes, als der Nagel aus einer früheren Zeit, der durch das im Laufe der Entwicklung eingetretene Längenwachsthum des Nagels nach vorn ge- schoben wurde. In der That entspricht derselbe auch in seiner Grösse so ziemlich einem Nagel aus dem sechsten Monate. Ueber die Entwicklung des Nagels nach der Geburt kann ich nicht viel anführen. Bei einem Kinde von vier Monaten fand ich, ob durch 86 Zufall, weiss ich nicht, den Daumennagel dünner als bei dem vorhin erwähnten Neugeborenen 0,08— 0,1“ in seiner Hornschicht, 0,06 “im Rete Malpighi messend und die Leistchen des Nagelbettes 0,04 — 0,048 hoch, mit Elementen wie bei diesem jedoch ohne den langen freien Rand der Neugeborenen; in der That geht der letztere bald nach der Geburt wenigstens einmal, nach Weber (p. 495) selbst mehrmals, wahr- scheinlich in Folge äusserer mechanischer Eingriffe, denen derselbe sei- ner Zartheit wegen nicht zu widerstehen im Stande ist, ab. Im 2.,— 3. Jahre unterscheiden sich die Nagelplättchen in Nichts von denen der Erwachsenen und stimmen namentlich auch in der Grösse mit densel- ben überein, woraus hervorgeht, dass der Nagel ebenfalls weniger durch Vergrösserung seiner Elemente als durch Ansatz neuer an seinem Rande und seiner unteren Fläche sich vergrössert und verdickt. . 4. Entwicklung der Schweissdrüsen. Ueber die Entwicklung der Schweissdrüsen besitzen wir nur we- nige Beobachtungen. Wendt (Müll. Arch. 4834, p. 290) will die Aus- führungsgänge derselben zuerst beim viermonatlichen Fötus deutlich ge- sehen haben. Sie erschienen beim Ablösen der Epidermis durchsich- tig, elastisch, von polypösem Bau, doch gelang es ihm selbst beim acht- monatlichen Embryo nicht ein Lumen in demselben oder spiralförmige Windungen nachzuweisen, vielmehr schienen sie in gerader Richtung durch Epidermis und Cutis zu verlaufen. Nach Valentin (Entwicklungs- geschichte, p. 276) sind die Ausführungsgänge beim Neugeborenen ein- mal dünner als beim Erwachsenen; früher beobachtete er sie nur zwei- mal in siebenmonatlichen Frichten, meint jedoch, dass, wenn ihre Identität mit den beim Abziehen der Epidermis wahrzunehmenden elastischen Fäden feststände, sie vom Anfange des fünften Monates am spätesten daseien. Endlich gibt noch Kohlrausch (Bischoff’s Eutwick- lungsg., p. 467) einiges über die Schweissdrüsen eines 6—7 Monate alten Embryo an. Die Schweissdrüsen von 's‘“ Länge begannen mit einem engen Halse von Yo — Ys2”, der gewunden herabsteigend dicker wurde und mit einer blinden, oft umgebogenen, gleichsam umgerollten oder mit kleinen Appendices versehenen Anschwellung von '/s“ endete. Die Zahl der Drüsen betrug 26—3% auf einer Linie. Dass aus diesen Angaben, so dankenswerth sie auch sind, oa kein Bild über die Entwicklung der Schweissdrüsen sich msclide lässt, ist klar; ich habe daher selbst einige Untersuchungen in dieser Rich- tung angestellt und hierbei folgendes gefunden, Die Schweissdrüsen erscheinen erst zwischen der 46.— 20. Woche des Embryonal- lebens und zwar in einer solchen Gestalt, dass sie nur mit dem 87 Mikroskop sich entdecken lassen, wesshalb ich Wendt's Augaben als durchaus nicht hierher gehörig betrachten muss. Ursprünglich sind ‚sie nichts anderes als ganz solide Aus- wüchse des Stratum Malpighi der Oberhaut und gleichen den ersten Anlagen der Haarbälge fast vollkommen, mit der einzigen Ausnahme, dass sie senkrecht stehen und nicht weiss, sondern gelblich durch- scheinend sind. Aın besten studirt man dieselben auf senkrechten Durchschnitten der Haut (Planta pedis oder Vola manus), wobei sich zeigt (Fig. 13, 4%), dass jeder Auswuchs mit einem dünneren Theile _ von der unteren Fläche des Stratum Malpighi ausgeht, in die Leder- x haut eindringt und mit einer kolbenförmigen Anschwellung endet. In den frühesten von mir gesehenen Zuständen massen die Auswüchse in der Planta pedis 0,03 — 0,09‘ Länge, 0,01‘ Breite am Halse, 0,018 — - 0,02“ am Grunde und erstreckten sich selbst auch die längsten nicht bis in die Hälfte der 0,25 “ dicken Cutis hinein. In keinem der- Ay selben war eine Spur von Höhlung zu entdecken, es be- standen vielmehr alle durch und durch aus runden Zellen, ganz denen gleich, die das Stratum Malpighi zusammensetzten; ausser- dem hatte noch jeder Auswuchs eine zarte Hülle, welche denselben ganz umgab und, in die Begrenzung der innern Fläche der Oberhaut sich fortsetzte. Schweissporen waren keine da und ebenso wenig zeigte sich auch nur eine Andeutung eines Schweisskanales in der 0,024 — 0,03‘ dieken Oberhaut selbst, so dass mithin, wie es vorhin bemerkt _ wurde, die ganze Anlage der Drüse aus nichts als aus einem kurzen ‚Maschen - oder birnförmigen Fortsatze der Oberhaut nach innen bestand. -— Die weitere Entwicklung der Schweissdrüsenanlagen ist nun vor- erst die, dass dieselben, indem sie immer weiter nach innen sich ver- längern,, verschiedentlich sich winden und zugleich auch eine Höhlung in sich entwickeln. Im Anfange des sechsten Monates reichen, die Drü- ‚sen der Sohle und Hand schon. bis in die Mitte und zum untersten Viertheile der Cutis (Fig. 45), messen 0,028 — 0,04‘ Dicke an ihrem kolbigen Ende, 0,046— 0,02‘ in dem von demselben aufsteigenden Gange, sind schon leicht geschlängelt und zeigen wenigstens theilweise in ihrem engern Theile ein Lumen (Fig. 15 e), ohne jedoch in die Ober- haut einzudringen oder gar sich an der Aussenfläche derselben zu öfl- nen. Erst im siebenten Monate fand ich, immer an denselben Orten, die ersten Spuren der Schweissporen und Schweisskanälchen in der is, doch noch sehr undeutlich und die letzteren nur mit einer h Windung (Fig. 46); ‘dagegen war der in der Cutis steckende Theil der Drüse um Bedeutendes entwickelt, reichte bis in die ioner- sten Theile derselben und war an seinem blinden Ende hackenförmig umgekrümmt oder schon etwas gewunden, so dass eine erste Andeu- lung eines Drüsenknäuels von ohngefähr 0,04 — 0,06.‘ entstand. Der 88 aus demselben entspringende Kanal machte meist mehrere stärkere Windungen, zeigte bei einer Dicke 'von 0,015 “4, 0,020 — 0,0224 ein Lumen von 0,003 — 0,00& “', ‚welehes manchmal selbst bis in den End- knäuel sich erstreckte und wie auch der letztere aus der ursprüng- lichen, jedoch dickeren mit der Oberfläche der Cutis continuirlichen Haut und einem mehrschichtigen Epithelium blasser, polygonaler oder rundlicher Zellen bestand. In ähnlicher Weise sah ich um diese Zeit auch die Drüsen des übrigen Körpers, über die ich aus früheren Zei- ten nichts zu berichten 'weiss, ja selbst die der Achselhöhle waren durch gar nichts vor den anderen ausgezeichnet. Von nun an geht die Entwicklung rasch voran, das Drüsenende verlängert sich immer mehr und wickelt sich zusammen (Fig. 47), so dass bald ein von dem was das Erwachsene zeigt, kaum verschiedenes Verhalten sich einstellt. Beim Neugeborenen messen die Drüsenknäuel der Ferse 0,06 — 0,074 (bei einem Kind von #Monaten an der Ferse 0,08— 0,1‘, an der Hand 0,12‘), besitzen vielfach verschlungene Kanäle von 0,045 — 0,02 4 und ziehen sich mit ihren Ausführungsgängen, in der Cutis von 0,008 #, im Rete Malpigbi von 0,022“ Dicke, schon gewunden durch die Oberhaut. Suchen wir aus diesen Thatsachen uns die ganze Entwicklung der Schweissdrüsen klar zu machen, so stossen wir auf manches nicht Un- interessante. Die einzelne Schweissdrüse entwickelt sich offenbar nicht als Einstülpung der Haut und ist auch nicht gleich vom Anfange an ein hohles Gebilde, sondern kommt zuerst als einfache Wucherung der Schleimschicht der Oberhaut zum Vorschein. Wie diese entsteht, wel- che Veränderungen in den Elementen der Oberhaut ihr zu Grunde lie- gen, dass wissen wir freilich nicht bestimmt, doch dürfen wir, da einerseits die Oberhaut bis in ihren tiefsten Schichten und anderseits auch die Schweissdrüsenanlagen aus Zellen bestehen, mit mehr‘als Wahrscheinlichkeit annehmen, dass der gewöhnliche Zellenvermehrungs- prozess, der beim embryonalen Wachsthum so oft sich betheiligt, auch bier im Spiele sei. Durch fortgesetzten Zellenvermehrungsprozess “ wachsen dann die ursprünglichen Anlagen immer tiefer in die Haut hin, nehmen ihre eigenthümlichen Windungen an und scheiden sich in den Drüsenknäuel und den Schweisskanal, während zugleich. ent- weder durch Verflüssigung der centralen Theile, die dann gleichsam als erstes Sekret erscheinen, oder durch Ausscheidung einer Flüssigkeit zwischen ihre Zellen, eine Höhlung in ihnen entsteht. Zweifelhaft ist dagegen, wie der Schweisskanal in der Oberhaut und die Schweiss- pore sich bildet, ob mechanisch, analog den Oeffnungen der Haarbälge, oder durch einen Gestaltungsprozess in der Oberhaut selbst. Ich bin eher für letzteres und möchte glauben, dass wenn einmal die Schweiss- drüsenanlagen eine gewisse Grösse erreicht haben, da wo dieselben 7 89 an der Epidermis ansitzen, eine Gruppe von Oberhautzellen durch Annahme eines etwas eigenthümlichen (Längen-?) Wachsthums von den übrigen sich scheidet, so oder so im Innern einen Kanal erzeugt und hierdurch schliesslich als Fortsetzung des Schweisskanals nach aussen sich kund gibt; an diesem Theile des Kanales tritt dann noch später, wenn die ihn begrenzenden Zellen in der Richtung der Dieke der Haut , stärker sich verlängern, als die übrigen Oberhautzellen selbst, die be- kannte spiralige Windung ein. Soviel von den einzelnen Drüsen. Nun frägt sich noch mit Bezug auf die Gesammtzahl derselben, ob gleich beim ersten Auftreten der- selben die Anlagen für alle gegeben sind. Ich glaube nein; denn ein- mal zeigt schon die mikroskopische Untersuchung, dass im 6.—7. Monate der Drüsen mehr sind als im 5. und dann scheint auch aus einigen Beobachtungen über die Abstände der Drüsen von einander sich - zu ergeben, dass dieselben mit der Zeit an Zahl zunehmen. Ich finde r nl, dass während im 5. Monate die Ausgangspunkte der Schweiss- - drüsenanlagen von der Oberhaut an der Ferse der Quere nach (man F berücksichtige, dass die Cutisleistchen hier der Quere nach ziehen) um 0,0% — 0,06 “ abstehen , beim. Neugeborenen an demselben Orte der _ Abstand der Schweissporen nur 0,02 — 0,04 “ im Mittel (Y stehen ganz ‚dieht beisammen, Yı in Abständen von 0,06 “, selbst 0,08 “, die Hälfte in solchen von 0,02 — 0,04) ist; demnach vergrössern sich an der _ Berse die Abstände der Drüsen in der Zeit zwischen ihrer Entstehung _ und der Geburt meist gar nicht, ja verringern sich sogar, während ‘Fuss hier in der Querrichtung wenigstens um das dreifache zu- nimmt, woraus, da von einer nennenswerthen Vergrösserung der Sehweissporen selbst keine Rede ist, einfach folgt, dass auch nach dem "b% weissdrüsen entstehen müssen. — Was die späteren Zei- ten betrifft, so ist es nicht nöthig, eine fernere Bildung von Schweiss- drüsen zu statuiren, da nach der Geburt die Abstände derselben so ziemlich gleichmässig nit dem Wachsthume des Körpers sich ver- grössern, so dass beim Erwachsenen, während die Ferse ohngefähr 2— 3 mal breiter geworden ist als beim Neugebornen, die Distanz der Schweissporen in der Längenrichtung der Gutisleistchen 0,06 — 0,15 0 Anmerkung. Ich kann nieht umhin noch auf die zarte Hülle © der \ersten Schweissdrüsenanlagen aufmerksam zu machen. Die- selbe gleicht sehr der ähnlichen Hülle der Haarbalganlagen, die wahrscheinlich zur strukturlosen Haut der Haarbälge wird und es könnte hieraus ein Grund zur Annahme einer Membrana propria an den Schweissdrüsen hergeleitet werden, wenn gleich eine solche © später nicht zu demonstriren ist. —z El) 5. Entwicklung der Talgdrüsen. Was bis jetzt über die erste Entwicklung der Talgdrüsen bekannt gemacht wurde, beschränkt sich auf die Erfährungen von Wendt (l..e. p- 290), Valentin (Entwicklungsgesch. p. 274 und Allg. Anatomie von Gerber p. LVI, Taf. VII, Fig. 239) und Simon (l. c. p. 374) und ist’nicht gerade sehr geeignet, uns über dieselben ein richtiges und vollständi- ges Bild zu geben. Wendt, der die Talgdrüsen im 4. Monate als ein» fache Vertiefungen der Hautdecke von allenthalben gleichem Deines schildert, die dann im 6. und 7. Monate flaschenförmige Ampullen bil- den, hat die Haarbälge mit den Talgdrüsen verwechselt, während Valentin, der sie schon in der Mitte oder gegen das Ende des 4. Monates und zwar an jeder Stelle des Körpers und häufiger als die Haarkeime gesehen haben will, offenbar die Anlagen der Schweissdrüsen für sie nimmt. Nur Simon hat einige Angaben, welche die Talgdrüsen selbst ° betreffen. Nach ihm bilden sich die Drüsen der Schweineemb en früher als die Haare, doch später als die Haarbälge und sind anfangs längliche, an den Haarbälgen liegende Schläuche, die durch Querlinien ' wie in Fächer eingetheilt sind, unter der Haarsackmündung mit einer feinen länglichen oder mehr kegelförmigen Spitze enden und am unte- ren Ende mit einem einfachen oder getheilten, aus runden Körperchen zusammengesetzten, traubenähnlichen Anhange aufhören. Wie diese Körper entstehen und wie sie sich zu den späteren Talgdrüsen verbal- ten, darüber finden wir bei Simon nichts. Meinen Beobachtungen zufolge lassen sich vielleicht keine Drüsen, selbst die Schweissdrüsen nieht ausgenommen, besser von ihrem ersten Auftreten an bis zu ihrer endlichen Ausbildung verfolgen, als die Talg- drüsen und es sind daher bei der immer noch herrsch Contro- verse über die Genese der Drüsen die folgenden Bemerkungen wohl nicht ganz ohne Interesse. Die erste Bildung der Taigdrüsen fällt in das Ende des 4. und 5. Monats und steht mit der Entwicklung der Haarbälge im innigsten Zusammenhang, in der Weise, dass dieselben zugleich mit der Entstehung der Haare oder kurze Zeit nach derselben als Auswüchse der Haarbälge auftreten, weshalb sie auch nicht alle auf einmal, sondern diejenigen der Augenbrauen, der Stirn ete.. zuerst, die der Extremitäten zuletzt erscheinen. Die genaueren Verhältnisse sind folgende: Wenn die Haarbalganlagen sich schon bedeutend ent- wickelt haben und die erste Andeutung der Haare in ihnen sichtbar ist, sieht man an der äussern Fläche der Haarbälge kleine, nicht scharf begrenzte, warzenförmige Auswüchse sich ankichen; die aus einer durch- aus soliden mit der äusseren Wurzelscheide eontinuirlich zusammen- hängenden Zellenmasse und einer zarten mit der der Haarbälge sich fortsetzenden Hülle bestehen. (Fig. 5, Fig. 48 hier an einem schon R 9 ‘ durchgebrochenen Haar). Diese Auswüchse der äusseren Wurzelscheide der Haarbälge, wie man sie passend nennen kann, anfänglich von 0,02— 0,03“ Durchmesser und 0,04—0,016“ Dicke, nehmen nun entsprechend der Vergrösserung der Haarbälge ebenfalls zu, werden "kugelförmig und endlich, indem sie sich noch mehr ausziehen und zu- gleich schief nach dem Grunde der Bälge zu neigen, birn- und flaschen- förmig (Fig. 19 u..20). Zugleich treten in ihrem Innern wichtige Ver- derungen ein. Ihre Zellen nämlich, die anfangs alle vollkommen denselben blassen Inhalt führen, wie die der äusseren Wurzelscheide, heiden sich dadurch, dass die einen Fetttröpfehen in sich bilden , die nderen nicht, nach und nach in zwei Gruppen, innere und äussere. "entstehen Gebilde, wie sie die Fig. 49 auch Fig. 7 n darstellt, die inern eine Ansammlung fetthaltiger Zellen, äusserlich blasse Zellen aarbälge stehen. Nun schreitet die Fettbildung, die im Grunde "birnförmigen Auswüchse begann, auch auf den Stiel derselben fort, ; in der Axe desselben bis zur äusseren Wurzelscheide, ergreift auch ese an der Stelle, wo ihr Fortsatz ansitzt, bis am Ende die Fettzel- len bis an den Kanal des Haarbalges reichen. Jetzt ist die Drüse und ihr Inhalt da und es braucht nun nur noch eine Vermehrung der Zel- len im Grunde der Drüse oder dem Drüsenschlauche zu beginnen (Fig.20), um die im Drüsengange befindlichen Talgzellen in den Hoarbalg einzu- treiben ı und die Sekretion vollständig in Gang zu bringen. ine; Diess sind die Hauptpunkte, die ich in Betreff der ersten Bildung _ der Talgdrüsen mitzutheilen habe. Es geht daraus hervor, dass zwi- schen den Talg- und Schweissdrüsen in vielen Beziehungen eine grosse Analogie besteht. Beide bilden sich aus dem Stratum Malpighi der 2 iese direkt, jene mehr indirekt von dem der Haarbälge aus, wo jedoch zu bemerken ist, dass höchst wahrscheinlich die freien Talgdrüsen, über deren Eubwickkung ich nur so viel weiss, dass sie, wenigstens die der Nymphen, bei Neugeborenen noch nicht. vor- ‚handen sind, gerade wie die Schweissdrüsen unmittelbar von der Ober- haut aus hervorsprossen. Beide bestehen anfänglich aus compacten Zellenmassen, ganz gleichsdenen der tiefen Lage der Epidermis, aus ‚der sie sich zweifelsohne durch Wucherung ihrer Zellen hervorbilden. Hier wie dort entstehen erst nachträglich die Oeffnungen nach aussen und bei den Talgdrüsen sieht man noch überdiess, dass das erste 4 "nichts anderes ist, als die Umwandlung der inneren Zellen der nlagen und die Drüsenhöhlung der Raum, den diese Zellen ein- nehmen, der aber niemals frei wird, sondern beständig von nach- rückenden nun nach innen, statt wie bei der ersten Anlage nach aussen wuchernden Zellen erfüllt wird. Mit dieser, wie ich glaube, nun klar daliegenden Bildungsgeschichte der Talgdrüsen, stimmt, so viel ich ” ” 5: . . _ 92 finde, auch die vieler anderen Drüsen überein, namentlich auch die der ebenfalls in der Haut sich entwickelnden Milchdrüsen, die eben- falls uranfänglich nichts als kleine me Wucherungen des Rete Mal- pighi sind. Noch sind einige mehr kei Punkte zu berühren. Di bisher geschilderte Entwicklung der Talgdrüsen geht ziemlich rasch vor sich. Bei Embryonen von A’, Monaten sieht man die ersten Anlagen der Ei an Stirn und Brauen, jedoch _ ohne Fettzellen. 1 sind am Ende ist fast überall vorhanden, doch dehe verschieden entwickelt, je nach dem Stande der Haare nd der Haarbälge selbst Im ilkeineinen lässt sich angeben, dass, so lange die Haare - durchbrochen und die Drüsenanlagen warzenförmig sind, sie kau mehr als 0,03” messen und meist noch ganz blasse Zellen enthalte Sind die Haare heraus, so findet man grössere, birnförmige Anlagen mit einem dickeren Ende von 0,024 — 0,05‘, zum Theil noch mit blassen, zum Theil mit fetthaltigen Zellen welche letztere nu h bald in den Haarbalg durchbrechen. Im 5. Monate hat Fe an. vielen Orten die Secretion schon begonnen und im 6. ist dieselbe über- all im Gange. Zugleich ist aber zu bemerken, dass neben den anfäng- licuen Drüsen, die entweder einzeln oder zu zweien an einem Balge vorkommen, im 6. Monate neue Anlagen hervorkommen, die meist tie- fer sitzen und nach und nach in Verfolgung des oben angegebenen Ganges bald zu secernirenden Drüsen sich gestalten. Die fetthaltigen Zellen der eben erst entstandenen Drüsen enthalten ohne Ausnahme viele Fettkörner, wie die Zellen in den Meibomschen Drüsen der Erwachse- | nen, nie einen einzigen grossen Tropfen; auch Kerne kommen in ihnen, . wie in den blassen Zellen, die gewissermassen das Drüsenepithelium bilden, vor. ! Ze Ueber die spätere Entwicklung der Talgdrüsen kann ich folgendes mittheilen: Die anfangs einfach schlauchförmigen Drüsen, die nur aus einem Ausführungsgange und einem Drüsenbläschen bestehen, wandeln sich dadurch, dass sie Sprossen treiben, die sich wieder zu Drüsen- bläschen ausziehen, zuerst in einfache Träubchen "m. Diese Sprossen gehen immer von den blassen, nicht fegiJtigen Zeilen der ersten Drü- ” senbläschen aus, haben ebenfalls ein“ '""» zug der Bindehülle der Drüse und machen jede für sich dieselbeu Metamorphosen durch, die bei den primitiven Drüsen soeben beschrieben wurden. Anfangs näm- lich durch und durch aus ganz gleichmässigen, blassen Zellen gebildet und warzenförmig, gehen sie bald ins flaschenförinige über, füllen’sich in ihren centralen Zellen mit Fett und setzen sich endlich, nachden auch in ihrem Halse fetthaltige Zellen sich entwickelt haben, mit denen der Drüsenbläschen, an dem sie sitzen, in Verbindung, womit dann’ 2 93 der Anfang zu einer traubigen Drüse gegeben ist. Durch wiederholte Sprossenbildung von den primitiyen oder seceundären Drüsenbläschen aus bilden sich dann grössere Träubchen und aus diesen endlich die zusammengesetztesten, die nur vorkommen. Die sogenannten Drüsen- rosetien gehen sehr oft aus einer einzigen Drüsenanlage hervor, die, nächtig wuchernd, den Haarbalg von allen Seiten umfasst, andere ale aber auch aus zwei und noch mehr ursprünglichen Fortsätzen der sseren Wurzelscheide. Was die Zeit betrifft, in der diese letzten eränderungen der Drüsen vor sich gehen, so finde i: , dass beim siebenmonatlichen Fötus noch die meisten Drüsen einfache gestielte Schläuche von 0,04 — 0,06” Länge,“ 0,02—0,03 Breite sind, die eoln oder zu zweien an den Haarbälgen sitzen, so an der Brust, Vorderarm, Oberschenkel, Rücken, der Schläfe und dem Scheitel; im, die Rosetten von nicht mehr als 0,06 “' Durchmesser bilden n der Nase zeigen sich einfache Träubchen von 0,4‘ im maximo. \eugeborenen sind an allen vorhin angegebenen Orten statt der achen Schläuche, einfache Träubchen, je eines oder seltener zwei einem Balg von 0,1 — 0,12" Länge und 0,02 — 0,06 “ Breite; nur der Brust sind die Drüschen rosettenartig, ebenso am Ohr, Schläfe ınd Nase, Brustwarze, den Labia majora und dem Scerotum, wo die- en 0,1”, an den letzten vier Orten selbst bis 0,4“ und darüber n. Ueber die späteren Zeiten habe ich keine Beobachtungen, hist aus dem, was der Erwachsene darbietet, leicht ersichtlich, dass 1 eisten Drüsen und zwar viele sehr bedeutend auch noch nach der Geburt an Grösse zunehmen, was gewiss in derselben Weise vor ‚sich ge ie während der Fötalperiode, für welche Annahme auch ie üsweise auch bei Erwachsenen vorkommenden, blassen, n issermassen tauben) Drüsenläppchen sprechen; auch ist el sicher, dass gewisse Drüsen erst nach der Geburt entstehen, 2. B. die der Labia minora, die bei Neugeborenen noch durchaus n und vielleicht auch andere; doch sind diess Punkte, deren voll- ene Erledigung der Zukunft bleibt. "Noch sei es ınir erlaubt, ein Wort über die Thätigkeit der Talg- en beim Fötus zu heissen. « Die mikroskopische Untersuchung " Drüsen, Haarbälge."%# (m,erfläche des Fötus lehrt, dass vom b. e an schon Hauttalg $öbildet und mit dem freien Hervortreten e auch nach aussen entleert wird. In der sogenannten Ver- eosa lassen sich viele talghaltige Zellen und zum Theil auch es Fett mit Leichtigkeit nachweisen, jedoch ist zu bemerken, dass schon früher bei der Oberhaut auseinander gesetzt wurde, die ischmiere nur der kleineren Hälfte nach als Produkt der Talgdrü- 94 sen, vielmehr als hauptsächlich aus abgelöster Epidermis bestehend anzusehen ist, vorzüglich aus dem Grunde, weil sie vorwiegend aus Epidermiszellen besteht und auch an Orten vorkommt, wo keine Talg- drüsen sich finden, wie an der Handfläche, Sohle, den Labia' minora und der Clitoris. Erklärung der Abbildungen. Fig. A—7. Zur ersten Entwicklung der menschlichen Haare. a Hornscl der Oberhaut; 5 Schleimschicht derselben; c äussere Wurzelscheide der Haare; d innere Wurzelscheide der Haare; e Haarzwiebel; f Haar- schaft; y Haarspitze; A Haarpapille; i strukturlose Haut aussen äusseren Wurzelscheide oder Haarbalganlage, die sich zwischen Schleim- schicht und Cutis fortzieht; k Anlage der Talgdrüsen. Fig. A.. Ein Stückchen der Oberhaut der Stirn eines 16 Wochen alten mensch- lichen Embryo von der unteren Fläche mit den Anlagen der Haarbälge und Haare 50 mal vergrössert. Fig. 2. Eine solche Haaranlage 350 mal vergrössert, m. rundliche zum Theil längliche Zellen, welche dieselbe vorzüglich zusammensetzen. u: Fig. 3—6. Anlagen der Haare der Augenbrauen in weiterer Entwicklung. 50 mal vergrössert. Fig. 3. Haaranlage von 0,2’ Länge, deren innere Zellen von den äusseren sich etwas abzugrenzen beginnen und einen schwach ahgedeulsten längsstreifigen Kegel bilden. Fig. 4. Ebensolche von 0,22” Länge, deren innere Zellen ein lien Kegel bilden, noch ohne Haar, aber mit angedeuteter Ed a" Haaranlage mit a aber noch nicht durc rochenem Haar von 0,28.” Länge. Die innere Wurzelscheide überragt oben die Haarspitze in etwas und seitlich am Halse des Balges zeigen sich in Gestalt zweier warzenförmigen Auswüchse der äusseren Wurzelscheide die ersten Anlagen der Talgdrüsen. Fig. 6. Haarbalg mit eben durchgebrochenem Haar. Die innere Wurzelscheide ragt in die Oeffnung des Haarbalges hinein. Talgdrüsenanlagen sind hier noch keine da. Fig. 7. Haarbalg von der Brust eines 47 Wochen alten Embryo. Das Haar ist noch nicht durchgebrochen und liegt mit seiner Spitze und einem Theile seiner inneren Wurzelscheide flach unter der Hornschicht der Ober- haut, zum Theil selbst zwischen den Lamellen derselben. Die Anlagen der Talgdrüsen nn etwas stärker als in Fig. 5 und schon mit einigen dunklen Fetikörnchen in ihren Zellen, Fig. 8—412. Zum Haarwechsel beim Kinde. Alle Figuren stellen mit den Wurzelscheiden ausgezogene Augenwimpern eines einjährigen Kindes bei 50 maliger Vergrösserung dar. a Aeussere Wurzelscheide; 5 innere Wurzelscheide; ce Grube zur Aufnahme der Haarpapille; d Zwiebel der * % = R [>13 95 alten Haare; e Schaft derselben; f Zwiebel der jungen Haare; y Schaft; h Spitze derselben; i Talgdrüsen (ohne Bindehülle) die mit dem Haar und seiner Scheide sich herausgezogen haben; k Ausführungsgänge der hier in die Haarbälge mündenden Schweissdrüsen, von denen dasselbe gilt; U Uebergang der äusseren Wurzelscheide in die Schleimschicht der Oberhaut. Augenwimper mit einem Fortsatze von 0,1%” der Haarzwiebel oder, weil die Haare unten schon ganz scharf abgesetzt enden, besser der äusseren Wurzelscheide, welcher Fortsatz eine Grube für die Haar- papille besitzt. 9. Augenwimper mit einem ebensolchen Fortsatze von 0,25’, in welchem die centralen Zellen lünglich sind und als ein deutlicher Kegel sich von den äusseren abgrenzen, drei Schweisskanäle münden in den Haarbalg. Augenwimper, in deren Fortsatz von 0,3” Länge der innere Kegel in ein Haar und eine innere Wurzelscheide umgebildet ist. Das alte Haar ist höher heraufgerückt und besitzt ebensowenig wie in Fig.8 u. 9 eine innere Wurzelscheide. Noch weiter entwickeltes junges Haar, dessen Spitze schon bis an die Mündung des alten Balges reicht. Das alte Haar ist noch höher gerückt. Das junge Haar ist gänzlich herausgetreten und es kommen nun zwei Haare zu einer Oeffnung heraus. Die Zwiebel des alten Haares sitzt jetzt gleichsam nur in einer Ausbuchtung des Haarbalges des jungen Haares. Ein Schweisskanal mündet in den Haarbalg. f BT. Zur Entwicklung der Schweissdrüsen menschlicher Embryonen, Fig. 13, 45, 46 stellen senkrechte Durchschnitte der Haut der Hand bei 50 maliger Vergrösserung dar, bei denen die Cutis zum Theil nicht ‚schattirt und nur ihre Grenze durch eine Linie dargestellt ist; Fig. 14 eine einzelne Drüsenanlage bei 350 maliger Vergrösserung und Fig. 47 einen Drüsenknäuel 50 mal vergrössert. a Hornschicht der Oberhaut; b Schleimschicht; c Cutis oder Cutisgrenze; d Drüsenanlagen; e Lumen er’ selben; [ Schweissporen. 43. eissdrüsenanlagen aus dem fünften Monate. { 1, einzelne solche Anlage 350 mal vergrössert, um ihren zelligen Bau, den Mangel eines Lumen und den Zusammenhang mit der Schleim- schicht der Oberhaut zu zeigen. 15. Schweissdrüsenanlagen aus dem sechsten Monate. Das Lumen ist bei einigen Anlagen in dem Theile der zum späteren Schweisskanale sich gestaltet, schon angedeutet. 46. Solche aus dem siebenten Monate. Das Lumen ist durchweg vorhan- den, nur reicht es nicht ganz bis ans Ende des dickeren Theiles der Drüsenanlagen, die zum Drüsenknäuel sich gestalten. Fortsetzungen + der Schweisskanäle in die Oberhaut hinein und Schweissporen sind da. Knäuel einer Schweissdrüse aus dem achten Monate 20. Zur Entwicklung der Talgdrüsen des Menschen. In allen drei _ Figuren sind die Theile der Haare und ihrer Wurzelscheiden von sechs- monatlichen Fötus bei ungefähr 250 maliger Vergrösserung dargestellt, an denen die Talgdrüsen sich entwickeln. a Haar; b innere Wurzel- scheide hier mehr der Hornschicht der Oberhaut gleich; c äussere Wurzelscheiden; d Talgdrüsenanlagen. f Fig. 48. Fig. 19. Fig. 20. 7 96 Talgdrüsenanlage, warzenförmig und. ganz aus denselben Zellen ge- bildet wie die äussere Wurzelscheide. r Anlage der Drüse flaschenförmig, die centralen Zellen mit. beginnen- der Fettentwicklung. Drüsenanlage noch grösser, Fettbildung in den inneren, grösser ge- wordenen Zellen bedeutender, auch auf die im Halse der Drüse befind- lichen sich erstreckend,, welche schon ausgestossen zu werden Begbkn nen, hiermit Drüsenhöble und Drüsenmündung np | EEE 17 us nahe >. Te TTS Kam Ueber die Entwicklung des Spinneneies von 3. Vietor Carus. Hierzu Tafel IX, Eine der interessantesten Fragen in der Physiologie eines Thieres iss die nach ‚der Entwicklung des Eies von seiner ersten An- ı Eierstock an. bis zur Befruchtung. Das Studium dieses Bil- organges erklärt nicht nur manche Eigenthümlichkeiten in der mie der weiblichen Geschlechtsorgane, wie z. B. bei den Insek- ‚sondern führt uns auch auf die wichtigeren Fragen nach der Zellen- 'g im thierischen Organismus, nach dem Individuellwerden eines oder Eierkeimes u. s. f. Wenn ich mich im folgenden Aufsatze er ‚allgemeinen Betrachtungen enthalten habe, so geschah es nicht ‚deshalb, weil der Untersuchungskreis ‚am Spinneneie noch der e der Befruchtung und des Furchungsprozesses zu seinem Schlusse ‚sondern vorzüglich aus dem Grunde, weil ich nicht glaube, e Beobachtungen an nur einer Thierklasse über unsern Ge- hon zu Schlüssen berechtigen. Was die Erscheinungen am ei Anlangt, so sind sie.gewiss den bei dem Spinneneie beobach- analog, und ich würde ‚sie ‚kaum angeführt haben, wenn mich nicht eben diese Analogie selbst überrascht hätte. h ‚ ‚Siebold beschreibt in seinem Lehrbuche der vergl. Anat. S. 543 nen besondern runden. Kern yon feinkörniger, aber fester Beschaffen- ‚welcher sich. in den Eiern von Lycosa, Thomisus, Dolomedes, \ ‚und Tegenaria ausser dem Keimbläschen noch vorfinde, so Sie nicht vollständig mit Dotter angefüllt sind. Es hat ihm ge- a, als ob sich von der Peripherie dieses Körpers eine Körner- ach der andern ablöse und sich der Eiflüssigkeit beimenge. ch, welcher in seiner Dissertation ') dieses Körpers auch schon t, beschreibt ihn als aus concentrischen Schichten bestehend jedoch seltner, granulirt, undurchsichtig, hart, fest, ziemlichem ke wideı ‚ehend. Ferner gibt er an, dass Essigsäure die Schich- )) Observationes quaedam de arancarım ex ovo evolutione. Halis Sax. 4848. Zeitschr. f, wissensch. Zoologie. I. Bu. 7 98 tung deutlicher mache, Aether dagegen Nichts verändere. Er sei meist kleiner, als das Keimbläschen und werde durch starken Druck entwe- der in mehrere Kreisabschnitte zerlegt oder nur seiner äussersten Schicht beraubt. Ueber seine Bedeutung meint v. Wiitich, dass die inneren Lagen dieses Körpers allmälig verflüchtigt und verbraucht würden, vielleicht um neue Dottertheile zu bilden. Die von Wittich untersuch. ten und bestimmten’ Spinnen gehörten’ den Gattungen Lycosa, Tegena- ria und Thomisus an. # Diess ist, meines Wissens, die vollständige Literatur über einen Gegenstand, der gewiss schon hangeh verdient hätte, genauer untersucht zu werden: Meine Beobachtungen habe ich angestellt an Lycc = saccata, Sal- ticus pubescens und scenicus, Clubiona holosericea, Micrommata sma- ragdula, Thomisus eitreus und pratensis, Tegenaria domestica und ei- vilis, Agelena labyrinthica, Tetragnatha extensa und Epeira diadema. In Bezug auf das Vorhandensein jenes zweiten Körpers waren, wie schon v. Siebold anführt, die Gattungen Lycosa, Thomisus, Solticits und Tegenaria die ausgezeichneteren, obschon sich bei allen untersuchten Spinnen in Beziehung auf die Dotterbildung manches Neue herausstellte. Da sich das reife Ei aus der organischen Verbindung mit seinem mütterlichen Boden lostrennt, um unabhängig von ihm fortztitebieit! so kam es mir zunächst darauf an, die Art der Verbiudung, die Befesti- gungsweise der Eier im Bierstheke näher zu untersuchen. Die Eierstöcke der Arachniden bestehen aus zwei häutigen, zu beiden Seiten des Darmkanals liegenden, in der Lebermasse verborg- nen Schläuchen, von deren oberem Ende ein fester Straug frei in ihre ” Höhlung herabreicht, an dem die Eier mit eiicm kürzeren oder länge- ren Stiel aufsitzen (Fig. 4). Schon Treviranus hat dies einmal beobachtet '), den Strang aber für ein Gefäss genommen, was bei man- chen Spinnen wegen der geringen Breite dieses Bandes leicht möglich ist, z.B. bei Saltions pubescens. Der Eierstockschlauch zeigt durchaus keine näheren Structurbestandtheile, sondern wird durchweg von einer homogenen Membran gebildet; ebehs6 wenig habe ich auf seiner inne. ren Fläche ein Epitel " walithichndit können. Der Strang in der Mitte des Eierstockes hingegen sammt seinen Zweigen, an welchen die Eier, wie die Beeren einer Traube an ihren Stielen, hängen, ist von einem Pflasterepitel mit ziemlich runden, gewöhnlich jedoch etwäs eckig ge drückten Zellen überzogen, welches sich bis zu dem Eie selbst erstreckt die Kapsel desselben aber nicht überzieht, sondern an derselben ir allen von mir untersuchten Eiern folgende Verhältnisse zeigt. Während das Epitelium den Strang im Eierstocke nur mit 'eine einfachen Schicht Zellen bekleidet, liegen an dem stumpfen Ende der !) Bau der Arachniden. $. 37. 99 Zweige des Hauptstranges, da, wo .der Follikel des Eies an derselben anliegt, mehrere Lagen Zellen übereinander, deren Kerne meist mit ihrem längern Durchmesser senkrecht auf die Axe des Zweiges gestellt sind, so dass die runde Eikapsel an dieser Stelle eine Einbiegung er- leidet, in ‚der. die. concentrisch geschichteten Epitelialstrata liegen. Welche Funktion diese Zellenanhäufung habe, werde ich später‘ wahr- scheinlich zu machen suchen. Dieser Punkt, welcher der Membrana granulosa im Eierstocke höherer Thiere entsprechen dürfte, erscheint bei Untersuchung abgelöster Eier an 'allen Stellen derselben, da sich dieses ganze Zellenconglomerat beim künstlichen Trennen der Eier vom Strange mit ihnen ‚ablöst und an dem Follikel haften bleibt, so dass man häufig. meirt, einen fremden Körper, innerhalb des Eies wahrzu- _ nebmen (Fig. 46). 80 verhält sich die Sache bei grösseren und der Reife näheren En (Fig. 6, 7, 45, 47). Bei den kleinsten Eiern, die ich sah, von 0,015 — 0,02 au Grösse waren gewöhnlich nur wenige Zellen an bier anne. Entweder sass der kleine bläschenförmige Follikel auf nen. stumpfen Ende des kleinen Zweiges oder auf einer kleinen Her- vorragung an. der Seite desselben (Fig. 2, 3), so dass die Einbiegung in den Follikel oft nur von einer oder..zwei Epitelialzellen gebildet ; Mit dem Wachsthum des Eies und seiner Kapsel dehnt sich - der Knopf, an dem dasselbe hängt aus: und nimmt endlich die oben erwähnte Beschaffenheit an. Wie, sich die Membran des’ Follikels zu diesem Knopfe verhielt, mir nicht möglich mit: Bestimmtheit. zu ermitteln. Ich sah nicht, dieselbe an ‘der Bildung der Eiostülpung Theil genommen hätte, onte aber anch nichw«finden, wie sie an. dem Epitelium endete. i einlichsten ist es mir, dass sie in einer Art von Falz ein- Bez ‚ da man: ihre Contur deutlich unterhalb des Knopfes über "Epitelialschichten verfolgen kann (Fig..6, 7). Dass. die Eierkap- sein ‚an ihrer innern Fläche einen Epitelialüberzug hätten, wiew. Wittich 0.:8, 7) angibt, habe ich weder an Eiern beobachtet, die nur ichel befeuchtet waren, noch nach Zusatz von Essigsäure, wo- = doch alle übrigen Zellenkerne äusserst scharf und dunkler contu- zirt wurden, ‚besonders in dem.den Strang überziehenden Epitel. Bei der Beschreibung des ‚Spinneneies selbst glaube ich wieder mit. den ‚schon der Reife näheren anfangen zu können, dann durch Darstellung der jüngsten Eier den Entwickelungskreis vollständigen. = Das Spinnenei furcht sich nicht im Ganzen, sondern nur an der ; wie, das Fischei, Vogelei u. s.w. Es enthält daber nicht bloss Bildungsdotter, sondern. ‚lich Nahrungsdotter (vergl. v. Wiltich a. a. OÖ). Der erstere, als nothwendiger,, integrirender Bestandtheil des 7* 100 Eies wird ‘sich höchst wahrscheinlich"anders bilden," als \der''weniger Bedeutung habende Nahrungsdotter." "Beide Dotterelemente unterschei- den sich nach v. Wittich schon der Form nach, ‘indem ‘der Bildungs- dotter" fein granulirt ist, während ‘der Nahrungsdotter grössere Feutbläs- chen enthält; und die folgenden Beobachtungen werden zeigen, "dass. beide Dotterarten verschiedne Bildungsstätten besitzen. rl In den ‘Gattungen’ Epeira, Clubiona, Mierommata, Agelena und Tetragnatha zeigt sich nun folgendes Verhältniss. "In Eiern von’0,1 — 0,15. Grösse findet sich innerhalb des Follikels eine "höchst ‘zarte, durch Druck und Endosmose aber nachzuweisende Eihaut, innerhalb dieser’ das Keimbläschen und in der Eiflüssigkeit suspendirt ganz kleine molekulare und grössere Fetttröpfehen. Das Keimbläschen enthält meh- rere kleine, dem Anscheine nach feste Körperchen, die aber von einer zarten Membran umschlossen 'sind, so dass dasselbe ganz und gar einer Zelle. entspricht mit Membran, Kern’ und 'Kernkörperchen. Was daher Steinlin für das Säugethierei nachgewiesen hat'),; dass das Keimbläs- chen in der That eine Zelle sei, und zwar eine primäre, und Dotter und Dotterhaut nur Umlägerungsgebilde,' möchte ich aus dem Grunde, weil das Keimbläschen schon vor der Bildung der Dotterhaut und des Dotters da ist, für das Spinnen- und Insektenei für ebenso ausgemacht halten. Indess kommen doch auch Verhältnisse vor, die sich nicht in diese Erklärung’ schicken wollen. In den Eiern 'von Agelena (Fig. 48) und Micrommata fand ich nämlich meistens Keimbläschen mit mehre- ren kernartigen Keimflecken, die wol kaum 'einer Kernbildung ange- hören dürften. In den Eiern von’Clubiona dagegen (Fig. 44— 417) sieht man die‘ Kernkörperchen stets in einer besondern Membran innerhalb des Keimbläschens liegen. nz Das Keimbläschen ist nun bei schon grösseren Eiern bedeckt oder umgeben) von einem grösseren ‘oder ‘kleineren Hofe feiner Körnchen, der. 'sich 'allmälig vergrössernd vom Keimbläschen selbst ‘auszugehen scheint (Fig A#=-47). Ausser: diesen: feinen’ Körnchen finden sich aber an der Insertionsstelle ‘des Eies, ‘die die »obenerwähnte 'knopfähnliche Beschaffenheit 'hat, grössere Fettkörperchen' von durchschnittlich 0,004 Grösse, die sich bei fortschreitender Ausbildung ‘des Eies allmälig über das ganze Ei verbreiten. ' Anfangs sieht man nur eine einfache Schicht solcher Körper dem Knopf aufliegen oder denselben‘ umgeben, wenn er sich mit dem Eie gelöst hat. Und dies ist der Nahrungsdotter. ''Wäh- rend daher der: Bildungsdotter 'als integrirender Bestandtheil des’ Eies von einem Theile des Eies selbst ausgeht, wird der Nahrungsdotter dem Eie durch‘ Vermittlung von Zellen von aussen zugeführt. 7 In den Gattungen Saltieus, 'Lycosa, Thomisus und Tegenaria fin- ") Deber die Entwickelung d. Graafschen Follikel und Eier der Säugethiere Mittheil. der Zürcher naturf; Gesellsch. 1848. Nr. 10 u. A. er 101 det sich aberı ausser den eben erwähnten heilen noch ein. Körper, dessen ‚. wie''bemerkt, ©. Siebold und vw. Witlich schon gedacht haben, und: mit’dem: Auftreten dieses ändert sich auch die Bildung der einzel- nen Dotterbestandtheile einigermassen. Was zunächst den Körper selbst anlangt,.so ist es sehr schwer, ein richtiges Urtheil von seiner ursprüng- lichen Beschaffenheit zu erhalten, indem er sich äusserst schnell in sei- nem Ansehen verändert, ‚man mag nun! das Ei ganz, ohne Flüssigkeit unter das Mikroskop bringen, oder mit Wasser oder Speichel befeuch- ten... Seine Grösse schwankte zwischen 0,04 — 0,02“, erreichte jedoch bei Tegenaria domestica häufig einen Durchmesser. von 0,05. Wird das Ei. so: schnell als. möglich untersucht, so erscheint der Körper, den _ ieh seiner Bedeutung nach Dotterkern' nenne, ‚fein granulirt; sehr bald jedoch: schienen sich die einzelnen Körnchen concentrisch zu lagern, und der Dotterkern zeigte dann ein Ansehen, wie ich es in Fig. 12d - abgebildet habe. Hatte ‚die Präparation etwas länger gedauert oder war ‚Wasser zu dem Präparate gefügt worden, noch schärfer jedoch, wenn Essigsäure ‚hinzugethan war, ‚so erschien ‚der Dotterkern concentrisch - geschichtet, ‚mit‘ scharfen, nicht granulirten Conturen der einzelnen in - einander liegenden Schichten (Fig. 12 e). Seltner schien er eine con- sistentere,. Rindenschicht und einen flüssigeren: Inhalt zu haben (Big. A2 fg), wie ihn v. ‚Wiitich ‘in reifen 'Eiern gesehen haben will. 3 Naeh Zusatz von Aetzkali bekommt er. anfangs eine etwas schärfere Gontur, ‚die ‚sich. aber bald ‚wie ein heller Hof ausbreitet, der ganze Körper scheint sich etwas zu vergrössern; durch geringen Druck zer- % ‚geht er in der Substanz ‚des ‚Eies ‚spurlos. Essigsäure machte den _ Dotterkern stets dunkler, und je nachdem’ er früher ‚schon entweder _ eomcentrisch granulirt oder ‚nur. ganz blass, wie. bestäubt erschienen war, wurde er scharf concentrisch geschichtet oder dunkler granulirt. Aether machte die concentrische Streifung deutlicher, veränderte aber sonst Nichts. j 4 Wurde: das Ei zerstört,. so. {rat der) Dotterkern unverändert aus. Dass derselbe einem ziemlichen Drucke zu widerstehen: vermöge, hat an v. Wütich ‚angegeben; doch verhält er sich, wenn. der Druck anfängt zu‘ wirken, nach meinen Beobachtungen anders, als dies ©». Wittlich beschrieben hat. Wie ich’ schon oben anführte, soll sich der Dotterkern nach ». Wütich’s Angabe durch Druck in mehrere Kreisab- theilen, oder nur die äusserste, Schicht Jesselben (vergl. die i zu ». Wittich's Dissert.). - Eine ähnliche Erscheinung bemerkte ich indess nur dann, wenn der Dotterkern etwas weich war oder Aetzkali sehr schwach eingewirkt hatte; er. verfachte sich dann beim Pressen und ging. in einzelne unregelmässig gefaltete Klumpchen auseinander (Fig-A3 od). War er jedoch durch Wasser oder Essigsäure erhärtet und sehr ‚schatf concentrisch geschichtet, so zerrissen entweder die 102 äussersten Schichten und liessen die‘ inneren, härteren 'heraustreten (Fig. 13 @), oder die innersten Schichten wurden innerhalb der äusse- ren, nachgebenderen bloss verschoben (Fig. 135). Es gehörte jedoch stets ein sehr starker Druck dazu, um diese Veränderungen zu bewirken. Von diesem Dotterkern nun geht die Bildung ‘des feinkörnigen Bil- dungsdotters aus, wie es bei den ersterwähnten Spinnen vom Keim- bläschen aus der Fall war. Im Anfange ist er von einem kleinen Hofe fein granulirter Substanz umgeben, von der er später gänzlich bedeckt wird. In“ganz reifen Eiern habe ich ihn nie mehr gefunden, während v. Wittich angibt und abbildet, dass sich dann ‘durch Verflüssigung der innern Lagen nur eine einzelne Membran mit. einem gleichförmigen In- halte als Ueberbleibsel des Dotterkerns zeige. War derselbe‘ eoncen- trisch geschichtet, so waren im Gegentheil, wie ich schon anführte, die innersten Lagen die festesten. Auch bei den Eiern dieser Spinnen zeigten sich im Gegensatz zu dem feinkörnigen Bildungsdotter ‘grössere den Nahrungsdotter consti- tuirende Fettbläschen an der Insertionsstelle des Eies (s: Fig. 6, 7, 4). Der Unterschied in der Entwickelung beider Eier beruhte demnach nur in der Bildungsstätte des Bildungsdotters. Es bleibt mir jetzt nur noch übrig, die ersten Zustände PR Eier zu untersuchen. Die Befestigungsweise der jüngsten Eier habe ich schon oben beschrieben, 'sie‘ weicht wenig und nur in der Grösse von den späteren Verhältnissen ab; die einzelnen Eitheile selbst aber zeigen manche Verschiedenheiten. Eine eigene, innerhalb des Follikels nach- weisbare Eihaut ist im Anfang nicht vorkanden; erst bei Eiern von 0,1% Grösse ist sie zu erkennen. Sie ist ganz homogen und trennt sich bei grösseren Eiern durch Eindriugen von Flüssigkeit leicht von dem Fohhel (Fig.7). j Das Keimbläschen war in den kleinsten Eiern von 0,0480, oa Grösse nur 0,008— 0,042 gross und wuchs mit der Vergritaslin des Eies bis 0,03—0,04 ‘", ‘so dass kleineren Eiern kleine Keimbläschen, grösseren Eiern grössere entsprachen. Der Keimfleck zeigte ebenfalls verhältnissmässige Grössenunterschiede, indem er in den kleinsten Eiern 0,0025“ mass, später jedoch sich bis auf 0,04 — 0,02“ vergrösserte. Bei Eiern mit Dotterkern findet sich dieser frei neben dem Keim- bläschen liegend, 0,0045 — 0,003 “ gross, aus mehreren Körnehen zu+ sammengesetzt stets granulirt, noch nie concentrisch gebaut, welches Strueturverhältniss er erst mit seiner späteren Vergrösserung annahm (Fig. 2, 3, & u. 12 a—e). Bei der ungemeinen Veränderlichkeit des Dotterkernes war es schwer, zu einem klaren Verständniss seiner Natur zu gelangen; indess glaube ich besonders aus seinem oben erwähnten Verhalten gegen chemische Reagentien den Schluss ziehen zu dürfen, dass er aus Fett und Eiweiss oder einer diesem ähnlichen Substanz 105 bestehe, welche beiden Theile sich theils nach ‚Einwirkung äusserer Verhältnisse, theils physiologisch bei der Bildung der. Dotterbestand- theile entweder nur an der Oberfläche oder in der ganzen Stärke des Körpers concentrisch lagern. Und hierfür sprechen auch die Beobach- tungen des sich vergrössernden Eies, indem sich, wie schon v. Siebold gesehen hat, von der Peripherie des. Dotierkernes eine Körnerschicht nach der andern ablöst, um sieh der Eiflüssigkeit beizumengen. Zum Schlusse dieser Mittheilung mache ich noch auf eine ganz analoge Erscheinung im Froschei aufmerksam. Äramer beschreibt in seinen „Bemerkungen über das Zellenleben in der Entwickelung des Froscheies‘“ ') die jüngsten Eier als Kugeln von feinen Körnchen, die von einer zarten Haut knapp umschlossen seien. Etwas ältere Eier sollen dann eine zarte Dotterhaut mit einem grossen kugeligen Keim- bläschen zeigen und neben diesem liege in dem freien Raume die kleine Kugel, von welcher die Haut vielleicht durch Diffusion abgehoben wor- den’ sei. Abgesehen nun davon, wie das feste Keimbläschen in die - zarte Dotterhaut hineingelangen kann, da es doch kaum in ihr ent- stehen kann, wenn die Haut nur mechanisch sich über die Körner- _ kugel vergrössert, so haben mich meine Beobachtungen zu einem an- deren. Resultate geführt, In. den jüngsten Eiern von Rana temporaria ist neben dem Keimbläschen, welches ausser der Grössenverschie- denheit sich kaum von seinen ’späteren Zuständen unterscheidet, Nichts ‘von einer solchen Körnerkugel zu sehen. Es treten’ dann zuerst ein- e Körnchen auf (Fig. 21), es werden immer mehr, bis der Körper eine, Grösse von ungefähr 0,03‘ erreicht. Er ist meist. länglich, 0,025 breit, 0,035. lang, in Folge seiner Zusammensetzung aus Körn- chen fein rannlirt; verändert durch Druck seine Form, kehrt jedoch beim Nachlasse desselben in seine erste Gestalt zurück, und; "t meist in der Nähe der Anheftungsstelle des Eies. Nach Zusatz von Aetznatron wird er. blässer, aber bestimmter conturirt, während seine peripheri- sche Körnchensthicht sich, bei der Befeuchtung des, Eies mit Speichel, vom Körper selbst abzuheben scheint, so dass man oft Mühe hat, seine "wirkliche Grösse bestimmt zu messen. ‘Nach Wasserzusatz wird er ebenfalls blässer. wahrscheinlich weil das die Fettkörperchen bindende ‚Eiweiss dadurch verdünnt wird und nicht mehr im Stande ist, die ‚Körnehen so dicht zusammen zu halten; und in der That sieht man nach längerer Einwirkung des Wassers den Körper ganz verschwinden. Mon der Peripherie dieses Körpers löst sich nun ebenso wie beim Dotterkern des Spinneneies eine Körnchenschicht nach der andern los und mengt sich der Eiflussigkeit bei. Ich stehe deshalb nicht an, den- selben für den Dotterkern des Froscheies zu erklären. Mit der Voll- endung des Eies ist seine Funetion beendet, und während er in der ’) Müller's Archiv. 4848, S. 21. 104 Entwiekelung des Eies trotz der Abgabe von Körnchenschichten‘ seine Grösse nicht verändert, ist im vollendeten Eie keine Spur mehr‘ von ihm aufzufinden. Einen festeren Kern hat dieser Dotterkern nicht, son- dern er ist durchweg aus kleinen Körnchen zusammengesetzt. | In den Eiern mehrerer von mir untersuchter Fische (aus den Gat- tungen Cyprinas und Salmo) fand sich nichts Aehnliches; indess ist es immer möglich, dass sich diese Bildung auch bei Wirbelthieren öfter wiederholt, 7 Freiburg im Breisgau, August 1849. Erklärung der Abbildungen. ’ Fig. 4. Schematisch gehaltene Darstellung des Eierstockes von Salticus pubescens. Fig. 2—7. Eier einer Lycosa saccata auf verschiedenen Stufen, der Entwick- lung, theils um ihre Befestigungsweise an dem Epitelialknopf, theils um die Entwickelung des Doiterkernes zu zeigen. Fig. 8—A4. Eier einer Tegenaria civilis, mit den verschiedenen Formen des Dotterkernes a. Fig. 12 a—e. Verschiedene Entwickelungsstufen des Dotterkernes aus den Eiern von Thomisus citreus. f u. g. Formen des Dotterkernes, die ich einigemal bei Lycosa saccata beobachtete, > diente Fig. 43. Dotterkerne einem starken Drucke ausgesetzt. a, b nach Zusatz 'von Essigsäure; c, d nach schwacher Einwirkung von Aetzkali. Fig. 14—47. Eier einer Clubiona holosericea in ihrer Entwickelung. “Von dem Insertionsknopfe a gehen die dem Nahrungsdotter zugehörigen grösse- ren Fettbläschen aus, während das Keimbläschen 5 dem feinkörnigen Bildungsdolter als Ausgangspunkt dient. eure Fig. 48. Keimbläschen einer: Agelena labyrinthica mit. mehreren kernarligen Keimflecken. i Fig. 49. Ei einer Micrommata smaragdula. u Fig. 20. Keimflecke aus den Eiern desselben Thieres, welche in ihrer Form sehr an die Dotterkernbildung erinnern, wie sie in Fig. 42, f und g dar- gestellt sind. Ar Fig. 241 —23. Froscheier mit ihrem Dotterkerne. Ber Fig. 24. Dotterkern eines Froscheies aus dem Ei durch Druck frei,gemacht, Fig. 25. Derselbe nach Zusatz von Aetznatron. Verästelungen der Primitivfasern des Nervus Acusticus. Beobachtet von Johann N. Czermak. Hierzu Tafel X. 7 Trotz mannichfacher Bemühungen war man bisher nicht im Stande, _ das peripherische Verhalten des Nervus Acusticus zu ermitteln. Ob die eben desselben frei auf den Membranen des häutigen Laby- - rinths endigen oder ob sie einfache Schlingen bilden, ist noch völlig _ unentschieden; eben so wenig sind Theilungen und Verästelungen der _ Primitivfibrillen beobachtet worden: Was: meine Untersuchungen über diesen Gegenstand betrifft, so ha- ben sie mir zwar keine klare Einsicht in die eigentliche 'Endigungs- _ weise des Hörnerven verschafft, jedenfalls aber — wenigstens für den Stör (Aceipenser Sturio) — das unzweifelhafte Resultat ergeben, dass sich. ‚die Primitivfibrillen des Acustieus theilen und verästeln. ji Die Ausbreitung des Hörnerven auf dem bäutigen Labyrinth des ' ist bekannt genug und ich gebe deshalb, behufs der. weiteren - Mittheilung blos’ ein allgemeines Schema seiner Verzweigungen. © Derselbe spaltet sich in einen vorderen und einen hinteren Ast; ersterer versorgt die vorderen Partien des Vestibulum und die Abe: pullen des vorderen und äusseren (horizontalen) Canalis semieireularis, letzterer das Säckehen (Saccus lapillorum), die hinteren und mittleren Partieen des Vestibulum, sowie die Ampulle des hinteren Canalis se- mieircularis. Jene Stellen, welchen die Nervenfasern zugeführt werden, sind "bestimmt und scharf begrenzt. ‘So finden sich die Nerven in den Ampullen blos an zwei nierenformigen Flächen vertheilt, welche isch zu beiden Seiten des Septi transversi liegen '); während der übrige Theil der halbkreisförmigen Kanäle gar’ keine Nerven hat, Im Vestibulum und dem Saccus verbreiten sich die Nerven theils an den tellerförınigen, mit einem Wulst umzogenen, flachen Vertiefungen, in denen die Otolithen liegen, theils an anderen bestimmten Punkten N Wergl. Dr. Karl Steifensand: ‚‚Untersuchungen über die Ampullen des Ge- ° hörorganes“; Müll. Arch. 1835. p. 471. 106 (so ist z. B. die Nervenverbreitung in der Ampulle des äussern oder horizontalen halbkreisförmigen Kanals durch ein langgestrecktes Geflecht mit den Nerven der Grube des vordersten Otolithen verbunden u.s. w.). Der übrige verhältnissmässig grössere Theil des Vorhofs und seiner Anhänge bleibt jedoch ganz ohne Nerven. Haben die einzelnen Aeste des Acusticus nach kürzerem oder län- gerem Verlauf jenen Punkt des Labyrinths, für welchen sie bestimmt sind, erreicht, so dringen sie daselbst in die Membran ein und lösen sich in ihre Primitivfibrillen auf. Die Haut des Labyrinths ist sehr dick, stark durchscheinend, fast knorpelig und gestattet eben wegen ihrer Dicke nicht blos eine Ausbreitung der Nerven in der Fläche, sondern in allen drei Dimensionen des Raumes. Schneidet man das Vestibulum, den Saceus und die Ampullen auf, und betrachtet nach Entfernung der ein- geschlossenen Otolithen und der, im Vestibulum: wenigstens, der'Glas- feuchtigkeit des Auges ähnelnden: Flüssigkeit. die innere Oberfläche der Haut des Labyrinths, so bemerkt man an den angegebenen Punk- ten umschriebene, weissliche Flecken, welche, wie die mikroskopische Untersuchung erweisst, ‘die durchschimmerden Ems ee ‚der Nerven sind. uni Die Art, wie sich die Primitivfibrillen an den Bere wir Stel. len verbreiten, ist nicht gleich. In den Ampullen laufen: sie. vom Sep- tum transversum aus ziemlich in einer Ebene strahlenförmig ‚auseinan- der; ia den Gruben der Otolithen hingegen zieben sie mannigfach: ge- krümmt und gebogen in verschiedenen Höhen über und untereinander in der Substanz der verdickten Membran des Labyrintbs herum. Unzweifelhaft freie Enden der Nervenfasern habe ich nirgends ge- sehen, eben so wenig deutliche Endumbiegungsschlingen, mit völli- ger Sicherheit aber Verzweigungen der Primitivfibrillen Ich fand die- selben sowohl in den Ampullen, als dem Vestibulum und dem Saceus. In Fig. 3, Fig. 5 und Fig. 6 sind mehrere dieser Fälle abgebildet. Die Theilung der Nervenfibrillen ist nicht blos diehotomisch, sondern auch mehrfach und wiederholt. Fig. 5 stellt eine Faser dar, welche sich bei a in drei Aeste spaltet, von denen der mittlere ‚eine. aber- malige gabelige Theilung zeigt. ‘An einem der untersuchten Labyrinthe allein habe ich im. u acht Theilungen beobachtet. Der Durchmesser der Nervenfasern ist bedeutend bis 2 “ und darüber; unter den Aesten massen mehrere ass”, Ueber die Methode der Untersuchungen will ich noch Klgendas bemerken. Labyrinthe in ganz frischem Zustande, aus den noch 1ebendeii Thieren herausgeschnitten, konnte ich nicht erhalten; immer waren seit der Tödtung des Thieres mit Einschluss der zeitraubenden Präparatio! einige Stunden verflussen. Die feinsten: Vertheilungen der. Nerven fand 107 ich dann schon allemal alterirt und unkenntlich; die Contouren der letzten Enden entzogen sich — wie auch Wagener (Handwörterbuch Bd. Ill, p.'389) bemerkt ‚— oft plötzlich dem Blick. Die Theilungen der Primitivfasern hingegen konnten an passenden Stellen, wo die Ner- ven nicht zu dicht beisammen liegen, beobachtet werden. Lässt man das Labyrinth einige Zeit in einer concenfrirten Koch- salzlösung liegen, so hat dies — abgerechnet die Veränderung des _ Nervenmarks — den Vortheil, dass durch die Entfernung der aufge- _ lockerten inneren Epitelialschicht, welche sich abpinseln lässt, eine grössere Durchsichtigkeit, wenigstens eine Verringerung der die Nerven deckenden Elemente bewirkt werden kann. Ich habe noch eine andere Art der Behandlung des Gegenstandes versucht, ‘welche zwar keinen Aufschluss über die Art der Endigung des Hörneıven zu geben im Stande war, weil wegen der erfolgten Trübung der Membran des Labyrinths die Verzweigungen der Nerven zerfasert werden mussten und hierdurch aus ihrem natürlichen Zusam- i "gebracht wurden, welche aber einerseits die Theilung der Nervenfibrillen auf die eclatanteste Weise bestätigte, andererseits ein für die Theilung der Nervenfibrillen überhaupt wichtiges Verhältniss mit grosser Sicherheit erkennen liess. Mi: Diese Behandlungsart 'besteht darin, dass das Labyrinth längere it in’ eine Sublimatsolution gelegt wird. Das Sublimat’ besitzt näm- , wie Professor Purkinje entdeckt und mir vor geraumer Zeit mit- ilt hat, die ausgezeichnete Eigenschaft erstens, den Axencylinder Nervenfasern zu härten, und in einen consistenten, elastischen ' zu verwandeln, welcher einer, mit der Zerfaserung verbunde- Zerrung oder möglichen Zerreissung in gewissen Grenzen sehr gut ht’); und zweitens, die Markscheide in ihrer chemischen wie mechanischen Veränderung nicht zu hindern, so dass dieselbe theils 'von den Axeneylindern abfällt, theils in röhrenförmigen Bruch- sitzen bleibt (Fig. 1). = Ich versprach mir daher von der Behandlung mit Sublimat wenig- siens den guten Erfolg, ein sicheres Resultat über das Verhalten des Axenceylinders an den Theilungsstellen der Nervenfasern zu erhalten und damit zugleich die Theilung der Primitivfibrillen des Acustieus ausser allen Zweifel, zu setzen; obschon ich wegen der vermuthlichen e Ich kann eine besonders auffallende Beobachtung an einem Stück des Rücken- | % marks des Störs, welches längere Zeit in Sublimat gelegen halte, als einen Beleg des Reshgien nicht unerwähnt lassen, Drückte ich mit einem stum- pfen Messer in der Richtung, wie wenn, ein Querschnitt gemacht werden ollte, fest an ein Ende des Rückenwarkstückes auf und riss mit den Fin- vorsichtig den übrigen freien Theil ab, so zogen sich die durch das F einerseits festgehaltenen Axencylinder in einer Länge von mehr als einer Linie aus dem entfernten Marke heraus. er a; 105 Trübung der Membran des Labyrinths, welche, wie ich später. sah, auch durch Essigsäure nieht ‘gehoben: werden konnte, im Voraus aufdie Ermittelung der eigentlichen Endigungsweise der.Nerven verzichten musste, Meine Vermuthung wurde gerechtfertigt; die Axenceylinder waren in allen Nervenfasern zu sehen und zu elastischen Fäden erhärtet, theils frei und nackt, theils durch die deckende Markscheide durchsehimmernd. Der ‘Durchmesser der Axencylinder war verschieden, häufigı”/ss'''; ihre Gestalt entweder cylindrisch oder, und zwar in den meisten Fällen platt gedrückt, bandartig; ihre Contouren waren mehr oder: weniger scharf und dunkel, geradlinig oder varicös (Fig. 7); ihre Substanz meist fein granulirt, blass bräunlich gelb gefärbt, aber durchsichtig... Unter den isolirten Nervenfibrillen der zerfaserten Ausbreitung des Acusticus aus allen Regionen fand ich denn: auch: viele, welche.sich dichotomisch' theilten. Die Markscheide umhüllte entweder: noch den Axeneylinder der Aeste und der Stammfibrille, oder’ sie war völlig ab- gestreift: und die Axencylinder nackt. Im letzteren Falle sah ich. die. Theilung der. Axencylinder, selbst mit geösster Deutlichkeit (Fig. 4); bemerkte jedoch an. den ‚Theilungs- stellen derselben durchaus nichts von jenen Einschnürungen, welche an den mit der Markscheide umgebenen Nervenfasern zu erkennen waren, Dass sich die Axeneylinder bei den Theilungen der Nervenfibrillen ebenfalls‘ in’ eine entsprechende Anzahl von Aesten spalten. müssten, liess sich wohl vorausseben, ‚doch dürfte dieser empirische Nachweis | nicht unwillkommen sein. Was die Abwesenheit einer Einschnürung an den Theilungsstellen der Axencylinder ‚betrifft, ‚so. bestätigt: sie die an einem andern Orte („Ueber die Hautnerven des Frosches“, Müllers Arch. 4849) von mir ausgesprochene Ansicht, dass jene Verengerun- gen, welche an allen sich theilenden Nervenfasern zu beobachten sind, und welche mit dem Fortschreiten der Zersetzung des Nervenmarks | immer tiefer werden, ja, besonders an den feinen Fasern sich bis zur völligen Trennung der Stammfibrille von den Aesten steigern können, blos eine. Folge: der. Veränderungen des Nervenmärks seien; indem im vorliegenden ‚Falle das Sublimat' der. .weitergn Alteration ‚des Axeney lioders ‚Grenzen gesetzt und denselben in seiner natürlichen Gestalt «e halten. hat.. Ob. diese Beobachtungen ‚die Existenz des Axencylinders als eines auch im Leben für, sich bestehenden Gebildes nicht miude stens wahrscheinlich ‚machen, lasse ich dahin gestellt sein. i Noch will ich anführen, dass durch die Härtung der. Nerven it Sublimat die äussere Scheide derselben sehr oft deutlich zur Anschauung kam, wenn die krümliche Masse der Markscheide entweder zerrisse (Fig. 2 B), oder am Ende einer Fibrille herausgebröckelt war (Fig. 2 C) Die Zusammensetzung der dicken oder sogenannten cerebrospinalen Nervenfasern aus einer äusseren Scheide, der Markscheide, und de 109 Axencylinder, die schon Purkinje richtig erkannt hatte, wird durch das Sublimat ausser allen Zweifel gesetzt. Ob die Fasern des Gehirns und Rückenmarks ebenfalls eine äussere Scheide besitzen, will ich unent- schieden lassen, der Axeneylinder und die Markscheide kann jedoch “an vielen derselben durch die Behandlung mit Sublimat vollkommen deutlich gemacht werden. Zum Schlusse noch die Frage: ob die von mir beobachteten Thei- gen der Fibrillen beim Acustieus des Störs nicht mit grosser Wahr- cheinlichkeit vermuthen lassen, dass der Hörnerv auch der anderen _Wirbelthiere ein gleiches Verhalten seiner Primitivfasern zeigen werde? Gewiss ist jedenfalls, dass die Verzweigung der Primitivfasern der Funetion des Nervus Acusticus durchaus nicht widerspricht; unge- wiss freilich, in welcher Weise die Eigenschaften des Gehörsinns hier- durch "modifizirt werden. Erklärung der Abbildungen. Die in Fig. A, 2, %k, 6 und 7 abgebildeten Elemente des Nervus Acusticus 1 Stör. hatten längere Zeit in einer Sublimatlösung gelegen, die in Fig. 3 Fig. 5 dargestellten hingegen in concentrirter Kochsalzlösung. 8. A. Primitivfasern des Acustieus nach achtundvierzigstündiger Behandlung | mit Sublimat. . Die Axencylinder (A) sind;zu elastischen Fäden erhärtet, X die Markscheiden (M) theils abgefallen, theils noch in röhrenförmigen 1 Bruchstücken sichtbar. g: 2. A,.eine Nervenfaser, deren Markscheide geborsten und deren Axen- ns eylinder in Form einer Schlinge zusammengebogen ist; Br) B, die Markscheide ist an dieser Faser zerrissen, wodurch die iussere Seheideund der Axencylinder eine kleine Strecke deutlich sichtbar werden; 0r@, die Markscheide dieser Faser ist an, dem einen Ende völlig heraus- 0ngebröckelt, so, dass ein grosses Stück der äusseren Scheide und in- nerhalb ‚derselben des Axencylinders frei erscheint; j u D, durch eine theilweise Zerstörung ‚der Markscheide ist auch an dieser Faser die äussere Scheide und der eingeschlossene Axencylinder zu sehen. «Eine Nervenfaser aus dem Plexus auf ‚der vorderen Partie des Vesti- - bulum, welche: sich dichotomisch spaltet. u Freie Axeneylinder ‚von drei Nervenfasern aus, dem. Plexus ‚auf der ‚mpulle des binteren Canalis semicircularis, welche sich bei n, n‘, n” Jim Aeste spalten. Der eine der neu entstandenen Aeste des Axency- w linders bei A und des bei B zeigt: bei m und m’ eine, deutliche Spur 0 einer abermaligen dichotomischen Theilung, 5. Eine Neryenfaser aus dem Plexus auf der vorderen Parlie des Vesti- ' B> ülum, welche sich bei a in drei Aeste theilt, von denen der mittlere ch nochmals gabelig spaltet. b. Eine dichotomisch getheilte Nervenfaser; bei A sieht der Axeneylinder ö © des einen Astes:aus der: Markscheide hervor. X. 7 Varicöse indem Kleinere Mittheilungen und Correspondenz-Nachrichten. Einige Bemerkungen über die Gregarinen. Aus einem Schreiben von €. Bruch an A. Kölliker. „Sie haben seit meinen früheren Mittheilungen Stein’s Aufsatz in Müller's Archiv bekommen, mit dem meine Beobachtungen fast ganz übereinstimmen und ich kann daher kurz sein. Ich theile Ihnen nur mit, was nach meiner Ueber- zeugung über allen Zweifel fest steht und werde Ihnen nachher sagen, was ich für wahrscheinlich halte. Im Hoden des Regenwurmes findet man von den ge- wöhnlichen fadenförmigen Gregarina lumbriei bis zu den ausgebildeten Navi- cellen-Behältern die vollständigsten Uebergänge nnd es ist gar kein Zweifel, dass beide einer genetischen Reihe angehörende Formen sind. Die Gregarina fängt an sich zu verkürzen, wird wurstförmig, mit zwei dünneren Endzipfeln, welche von den Körnern frei bleiben, die sich im mittleren, weiteren Theile anhäufen. Manchmal sammeln sich die Körner auch in dem einen Ende und das andere Ende wird allmählig als ein leerer, dünner Anhang herangezogen. Zugleich wird die Gregarina steif, und die Membran durch die Zusammenziehung, ne lebhaft an die einer sich verpuppenden oder sterbenden Raupe erinnert, dichter und dieker. Es entstehen dadurch manche unregelmässige Formen mit theil- weisen Ab- und Einschnürungen, wie sie von Dujardin und Suriray (s. Henles Jahresbericht über Histologie für 4845, S. 49) abgebildet sind. Das Ende ist immer ein wurstförmiger, mehr oder weniger kugliger Körper, aus einer dicken Blase bestehend, die mit Kömern vollgepfropft ist. Von dem sogenannten Kern- bläschen der Gregarinen ist dann nie mehr eine Spur zu sehen, ja dasselbe verschwindet schon, ehe die Einziehung der Endzipfel vollendet ist. Das Ganze hat jetzt die grösste Aehnlichkeit mit einem befruchteten Ei, z. B. von Asca und es beginnt nun ein Furchungsprozess, den ich vielleicht mit Unrecht ‚so nenne, der aber von dem bei Ascaris nigrovenosa z. B. nicht zu unterscheiden 7 ist. Sehr häufig sieht man zwei halbkuglige Körnerklumpen und die Gregarina sieht dann aus, wie aus zwei an einander liegenden und abgeplatteten Blasen zusammengesetzt; es ist aber entschieden keine Scheidewand vorhanden, son- dern man kan durch Druck und Bewegung die Körner beider Klumpen wie in Eiern zusammeniliessen machen !J. Bald vermehrt sich die Zahl der Klumpen, !) Wenn sich doch Reichert, der mir in seinem leizten Jahresberichte wiede vorwirft, „ich gehe von der falschen Ansicht aus, dass die Furchungs kugeln nieht von Membranen umhüllt seien“, die Mühe nähme, einem mi den schönsten Furchungskugeln gefüllten Ei, z. B. von Ascaris einen klei- nen Stoss zu geben und dann zu sehen, wie alle diese schönen Kugeln zu einem harmlosen Haufen zusammenfliessen, so würde er vielleicht v niger hartnäckig auf seinen falschen Ansichten beharren. ar 111 die eine kugelige Form annehmen,, doch sind ‚dieselben nicht immer alle von gleicher Grösse, sondern oft eines oder mehrere doppelt so gross oder noch grösser als die anderen. Stein lässt in, seinen Abbildungen (Fig. 12 u. 13) die Kugeln zusammengeflossen ‚sein, was oft vorkommt, ich habe aber auch oft Blasen getroffen und Henle gezeigt, in welchen (der ganze dotterähnliche Inhalt in 30 und mehr ‘vollkommen kugelige und isolirte Körnerhaufen. zerfallen war, und ich vermuthe, (dass rauhe Manipulation jene unordentlichen Figuren erzeugt. Haben die Kugeln eine gewisse Kleinheit, so, sieht das Ganze so, ziemlich homo- gen aus und nun fängt die Masse an von den Rändern her sich aufzuhellen. fan bemerkt jetzt in ihr eine Menge runder, feinkörniger Bläschen von der Grösse der Eiterkörperchen, alle von gleichem Umfange, die auf Kosten der Körnermasse sich- zu vermehren scheinen, indem. dieselbe allmählig verschwin- doch können schon ausgebildete Navicellen da sein, ehe alle Körner vergan- a sind. Die Umwandlung der runden Bläschen in Navicellen geschieht ein- ch durch Auswachsen derselben in die Länge; und man sieht Behälter ımit nden, mit elliptischen und mit zugespitzten Navicellen; auch wachsen die letz- noch etwas, denn man (triffi in verschiedenen, Behältern kleinere und ere. Alle diese Formen von Navicellen lassen sich oft auch ia einem und N elben Behälter wahrnehmen, der dann Körner, körnige Bläschen , elliptische | spindelförmige Navicellen zusammen enthält. Mit ihrer Ausbildung verlieren @ Navicellen das körnige Ansehen, werden glatt und durchsichtig und zeigen durchaus keinen geformten Inhalt, namentlich nie einen Kern u. dgl. Essigsäure icht sie und die Bläschen nur blässer, ohne Kerne zum Vorschein zu bringen; ut der Navicellenbehälter verhält sich wie alte Zelleamembranen und ist ı unlöslich, ‚wie denn auch die Gregarinen selbst bald von Essigsäure ange- ‚werden, bald nicht. ‚weiter aus den Navicellen wird, weiss ich nicht, dech. trifft: man ge- "und entleerte Behälter und die Menge. der frei vorkommenden Navi- zeigt, dass sie durch Dehiscenz derselben ausgestreut werden. Im Leibe egenwurmes entwickeln sich die Navicellen bestimmt nicht weiter. An ‚Verwechselung mit pflanzlichen Bildungen, namentlich mit Diatomaceen isi nicht zu denken, wie sich von selbst versteht; denn die Achnlichkeit der orm ist nur eine oberflächliche und das Verhalten gegen Essigsäure ganz ent- dend, namentlich da auch Frantzius den Mangel eines Kieselpanzers nach- wiesen hat. Was die Herkunft der. Gregarinen betrifft, deren Uebergang in Navicellenbehälter ich als ausgemacht betrachte, so finden sich von den a sehr lebhaft sich bewegenden Filarien, ‘welche die Regenwürmer ent- u den Gregarinen so viele Uebergänge, dass ich für meine Person über- in, dass die Gregarinen. nur stillgewordene Filarien. sind. Diese letzteren us einer strukturlosen Leibeshülle mit einfachen Conturen und einem zen Inhalt, besitzen aber am stumpferen Ende eine Art Mund in Form 'r Einkerbung. Bemerkenswerth ist die geringe Menge körnigen Inhaltes bei i ‚Filarien, der beim Uebergang zu den Gregarinen fortwährend zunimmt. weit die nackte Thatsache, Ich habe nun aber noch ein wenig Raisonne- dem Herzen. Ueberblicke ich nämlich die Reihe der Veränderungen, innerhalb des Leibes des Regenwurmes mil den gregarinenartigen Ge- vor sich gehen, so drängt sich wohl unabweislich die Ueberzeugung "hier ein tieferes complicirteres Gesetz verborgen ist. Nehmen Sie an, s ‚da Kernbläschen in den Gregarinen keineswegs constant ist und mit der nung zur ejähnlichen Cyste untergeht, worauf die Theilung des körnigen beginnt, ferner dass jenes Bläschen keineswegs fest sitzt, sondern ver- - 112 schiebbar ist und bald da, bald dort, am häufigsten aber in dem einen Ende der Gregarina sitzt, endlich dass der Kern desselben (Ihr Kernkörperehen), wie ich ebenfalls sah, zuweilen mehrfach ist, so ist auch die Analogie mit einem Keimhläschen so gross, dass man wenigstens daran denken darf. Ich sehe alle Ihre Einwürfe voraus, alle fehlenden und widersprechenden Analogien, aber wissen wir denn, dass in den gekannlen Bildungsmodis der Formenreichthum der Natur erschöpft ist? Zur weiteren Begründung meiner Ansicht erinnere ich Sie an die Beobachtungen yon Vogt und Ecker (in Müller’s Archiv 1842 u. 4845) und von Siebold über geschlechtslose Filarien, die sich verpuppen, ins Blut gelangen und Wanderungen vornehmen. Wenn sich Stein’s Angabe bestäti dass die Navicellen selbst wieder zu gregarinenähnlichen Gebilden werden kön- nen, so ist kein Zweifel, dass hier ein Generationswechsel stattfindet. Setzen Sie einmal Nävicellenbehälter gleich Keimschlauch und Navicelle gleich Keim- körper und Sie werden, wenn Sie die Sache weiter verfolgen, wozu ich in der nächsten Zeit nicht komme, gewiss interessante Resultate erhalten. Charakte- ristisch ist, was auch Ecker von den Filarien, die sich durch Eier fortpflanzen, vermuthet, dass das ganze Thier zum Keimbehälter wird, und es erklärt sich vielleicht daraus, warum der Dotter in dem Falle, wo Navicellen entstehen, nicht einen, sondern viele Keime in sich entwickelt, die, weil sie nicht ein gleichartiges Geschöpf erzeugen, nicht als Eier im gangbaren Sinne zu betrach- ten sind. Weiter möchte ich mich vorläufig nicht einlassen, aber bemerken muss ich doch, dass ich die Herkunft der Gregarinen keineswegs für gleich- giltig halte zur Entscheidung der Frage, ob sie einzellige Thiere seien oder nicht. Ich muss Ihnen oflen bekennen, dass ich aus allen Ihren Angaben nur entneh- men kann, dass die Gregarina eine einfache Blase ist, nicht aber, dass diese Blase einer Zelle entspricht. Die Deutung des sogenannten Kernbläschens und des Kernkörperchens ist doch nur willkührlich, so lange die Entwicklung nicht beobachtet ist. Die Gregarinen, die nur in der Involution begriffene Filarien sind, sind doch ‘schwerlich gleich einer Zelle, wenn man erwägt, dass die Filarien selbst einem ganzen Dotter d. h. einem Haufen von Zellen entsprechen und dass bei diesen Thieren, sobald einmal Organe des Embryo im Dotter sich zeigen, das ganze Thier auf einmal entsteht, ohne einen Zellenbau erkennen zu lassen. Dagegen möchten eher jene Gregarinen, die nach Stein aus Navicellen hervorgehen, also die zweite Generation diesen Charakter haben. Vollkommen einverstanden wäre ich mit Ihnen, wenn sie den Begriff der Zellen, auf den zuletzt alles ankommt, in der weitesten Bedeutung, d.h. gleich einem einfachen Bläschen fassten, so lange Sie aber Schwann’s Begriff der Zelle festhalten , wo- nach dazu ein Kern und Kernkörperehen und die Succession beider gehören, muss ich Ihnen widersprechen. Ich gebe zu, dass die Einwürfe von Henle und Frantzius von Ihrer Seite zurückgewiesen sind, aber bewiesen ist dagegen die einzellige Natur der Gregarinen noch nicht und ich glaube auch, dass ge durch die Entwicklungsgeschichte möglich wäre. ae. Beiläufig theile ich Ihnen noch mit, dass ich vor Kurzem pathologisch neu- gebildete glatte Muskeln untersucht und gefunden, dass Sie Recht haben; die Entwicklung ist bei der Hypertrophie der glatten Muskeln gerade wie Sie 'es von der physiologischen angeben und ich habe noch nicht eine Faser mit mehr als einem Kerne’ gefunden; auch die Entwicklung der Faserzellen aus Zellen ist vollkommen deutlich und die beiden Enden der ersteren immer scharf 2 gespitzt, * Bern “ te j | 115 | ei Nachwort von A. Kölliker. - Die vorstehenden Bemerkungen von C. Bruch, nach denen die Gregarinen mit Filarien zusammenhängen sollen, erhalten dadurch noch mehr Gewicht, dass auch. ‚Henle mit Bruch übereinstimmt. Derselbe sagt in dem Jahresbericht für Histologie vom Jahre 4845 wörtlich folgendes: „Ein neues Beispiel von Con- ilität der Zellenmembranen würden die Gregarinen liefern, wenn sie, wie iker annimmt, aus einer einfachen Zelle bestehende Thiere wären. Ich habe its einige Bedenken gegen diese Ansicht vorgebracht und diese haben sich gesteigert, seitdem es mir ziemlich gewiss geworden ist, dass die Gregarinen des Regenwurmes in einem ähnlichen Verhältniss zu den Anguillulaartigen Ento-= zoen desselben Thieres stehen, wie nach Miescher die starren Chrysaliden in den Eingeweiden mancher Fische zur Filaria piscium. Ich habe eine Reihe von Ueber.- güngen zwischen der Anguillula und der Gregarina wahrgenommen, von wel- chen einige schon von Dujardin (Ann. des sciences nat. 2. ser., T. IV., p. 354) als Proteus tenax und von Suriray (ebendas., T. VL, p. 356) als Sablier protei- _ forme beschrieben sind, Die Anguillula wird steif und ihre Eingeweide lösen sich innerhalb der äusseren Haut in eine körnige Masse auf, während die Kör- aus dem langgestreckten ins ovale und rundliche übergeht. Wären nun Nayicellenbehälter , wie ich in Müller’s Archiv 4845, p. 369, vermuthete, aus n hervorgegangen, so schlössen sich die Navicellen durch ‚Vermittlung - der Gregarinen an die genannten Nematoideen an; sie würden als ein Glied in ‚Entwicklungsreihe dieser Helminthen anzusehen sein und den Uebergang en von einem Organismus in den anderen begreiflich machen.“ 3 „Soweit Henle. Was mich betrifft, so kann ich, wie ich offen gestehe, trotz eführten Thatsachen nicht an einen Uebergang von Filarien oder Anguil- De esssinen glauben. Einmal kennen wir bis jetzt beiden Rundwürmern keinen Generationswechsel, wie er bei anderen Eingeweidewürmern vor- ‚ vielmehr besitzen bei diesen Thieren schon die in dem Ei befindlichen onen die Gestalt der erwachsenen Geschöpfe und machen auch in weite- lge keme wichtigeren Metamorphosen durch; denn man darf wohl mit Recht mit Steenstrup und v. Siebold annehmen (s. vergl. Anatomie von Siebold : ‚Stannius, Bd. I., p. 160), dass, was Miescher von einem Uebergang der Filaria piscium in eine kolbenartige Hülle, aus welcher später ein trematoden- Wesen und zuletzt ein Tetrarhynchus hervorgehe, meldet, unrichtig ist, ® demnach etwas ganz Absonderliches, wenn gewisse Anguillulen oder nicht, wie es von den übrigen Arten nachgewiesen ist, ohne Metamor- ‚oder Generationswechsel sich foripflanzten, sondern im Laufe der Ent- 2 ae und Navicellen würden und erst später wieder in eine dem ; ähnliche Form sich umwandelten. Freilich kommt i in der Natur sehr vie- >h en nicht in Einklang steht und es soll daher auch die Unmöglichkeit jeberganges von einer Filaria in eine Gregarina nicht geradezu behauptet ; ‚allein bevor man einen so ganz isolirt stehenden Vorgang vertheidigt nimmt, muss man doch gewiss vor Allem fragen, ob die vorliegenden nicht auch eine andere Deutung gestatten, und diess scheint ‘mir n der That der Fall zu sein. Es ist nämlich keineswegs bewiesen, dass das von Henle anguillulaartig, von Bruch Filaria genannte Thier, der Proteus ; x von Dujardin, der Sablier proteiforme von Suriray, wirklich ein Rund- / ist. Mir wenigstens scheinen die vorliegenden Abbildungen dieses Ge- Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. II. Ba. 8 114 schöpfes ganz gegen eine solche Behauptung zu sprechen und dasselbe in die Reihe der Infusorien, in die Reihe von Opalina, Proteusu.a. zu verweisen. Ist diese Voraussetzung richtig, so hat es dann gar nichts Befremdendes, wenn dieses proteusartige Thier wirklich in eine Gregarina sich umwandelt und endlich zu einem sogenannten Navicellenbehälter wird; denn wir wissen ja auch von ande- ren Gregarinen, dass sie zuerst eine grössere oder geringere Beweglichkeit be- sitzen, dann starrer und starrer werden, sich verkürzen und endlich sogenannte Navicellen erzeugen. Nehmen wir dagegen Bruch’'s und Henle’s Ansicht an, so stossen wir, selbst wenn wir von dem ganz widersprechenden Verhalten andere; Rundwürmer absehen, auf Thatsachen, welche mit dem was wir sonst von den Metamorphosen der Thiere wissen, durchaus nieht übereinstimmen. Wenn näm- lich die Gregarinen aus Filarien sich hervorbildeten, so müssten aus Zellen zu- sammengesetzte Thiere in ganz einfache strukturlose, einer einzigen Zelle ähn- liche Geschöpfe sich umwandeln, was nach unseren jetzigen Begriffen doch gewiss äusserst schwer denkbar wäre und zumal mit keiner einzigen der vor- liegenden Thatsachen in Uebereinstimmung sich befände, indem alle anderen bei der Entwicklung der Helminthen und anderer wirbelloser Thiere vorkom- menden Zwischenstufen einen complicirteren Bau darbieten, und nachweisbar aus vielen Zellen zusammengesetzte Organismen sind. Für mich wenigstens ist es unmöglich zu glauben, dass ein Rundwurm zu einem einzelligen Geschöpf sich melamorphosire, aus welchem dann wieder Rundwürmer hervorgehen. Freilich bezweifeln Bruch und Henle die einzellige Natur der Gregarinen und werden daher diesen meinen Einwurf nicht gelten lassen, allein ich glaube im Stande zu sein, zu beweisen, dass meine Ansicht von der Natur dieser Thiere die richtige ist. Dass die Gregarinen, wie wir sie kennen, mit ihrer strukfur- losen Membran, ihrem einfachen Inhalt und ihrem Kernbläschen einer gewöhn- lichen Zelle im höchsten Grade ähnlich sind, das wird kaum von Jemand be- zweifelt werden können und es frägt sich jetzt nur noch, wie Bruch richtig bemerkt, ob sich auch aus ihrer Entwicklungsgeschichte herleiten lässt, dass sie die Bedeutung von Zellen haben. Diess ist in der That der Fall und wird ja selbst von Bruch so ziemlich zugegeben, wenn er sagt, dass die aus Navi- cellen entstehenden Gregarinen den Zellencharakter haben möchten. Dass dem wirklich so ist, scheint mir ausgemacht. Die Navicellen sind, wie ich gezeigt habe, Bläschen mit einem kernartigen Gebilde und entwickeln sich gerade vn die Embryonalzellen der geschlechtlichen Thiere durch einen dem Furehungs- prozesse des Dotters ganz identischen Vorgang aus den sogenannten Navicellen- behältern oder den starr gewordenen Gregarinen. Sind die Navicellen Zellen, so können auch die aus ihnen hervorgehenden Gregarinen der zweiten Genera- tion nichts anderes sein und damit ist denn auch die Zellennatur derjenigen der ersten Generation, die mit ihnen ganz übereinstimmen, bewiesen. Ich halte demnach an meiner schon früher ausgesprochenen Ansicht fest, dass die Grega- rinen ausgebildete Thiere sind, die Bedeutung von einfachen Zellen haben und ähnlich manchen Infusorien durch Keime, die sogenanaten Navicellen, sich fort- pflanzen, gebe jedoch gerne zu, dass Hoch manche Punkte aus der Lebens- geschichte derselben einer weiteren Aufklärung bedürfen. Was die Filaria Jum- briei anbelangt, so kann ich, wenn sie ein wirklicher Rundwurm ist, an eine hi Beziehung derselben zur Gregarina lumbriei nicht denken, könnte dagegen’ sehr Y leicht mit Henle und Bruch mich einverstanden erklären, wenn sie dieselbe oder ! wenigstens diejenigen filarienartigen Formen der Regenwürmer bei denen der Uebergang in Gregarinen feststeht, für infusorienartige Geschöpfe erklären Tan ur, s 6. I a Zr u > EEE Ra ee en Di 115 ‚Nochein-Wort über die’ Blutkörperchen: haltenden Zellen von A. Hölliker. e Blutkörperchen haltenden Zellen haben in der allerneuesten Zeit eine er Berücksichtigung gefunden und zur Basis; von Theorien gedient, welche enn sie sich, die einen oder die anderen, als richtig ergeben sollten, auf die i Physiologie. des Blutes ‚einen. grossen Einfluss ausüben würden. Bekanntlich haben Ecker und ich fast gleichzeitig Blutkörperchen haltende Zellen in der Milz und noch an manchen anderen Orten aufgefunden und dieselben theils als phy- siologisch, theils als pathologisch gedeutet. Für physiologisch erklärten wir die der Milz und betrachteten sie als Vorläufer des Unterganges der Blutkügelchen, für pathologisch mussten die nach Blutergüssen im Gehirne, in der Schilddrüse, den Lungen, ‚den Bronchial- und Mesenterialdrüsen des Menschen und der Säugethiere und in den Nieren der Fische vorkommenden gehalten werden. Drei nach uns aufgetretene Autoren, Gerlach (Zeitschrift für rationelle Mediecin, 4848, pag. 75 und Gewebelehre II. Lieferung), Schaffner (Zeitschrift für ratio- nelle Medicin. 4849, pag. 345) und Köstlin (Archiy für physiologische Heilkunde von Griesinger, A849, pag. 44% u. folg.), waren anderer Meinung und haben die in. der Milz zu findenden und in den Lungen: von Embryonen und Neuge- borenen, sowie ia der embryonalen Leber nachgewiesenen Blutkörperchen halten- den Zellen auf eine Neubildung von Blutkörperchen bezogen. Die Gründe, die von diesen Autoren für ihre Ansicht vorgebracht werden, sind jedoch von der Art, dass ich wenigstens mich nicht veranlasst ‚sehe, meine frühere Ansicht aufzugeben, wie im Folgenden kurz dargelegt werden soll. ®“, Was einmal die Milz betrifft, so stützen sich Gerlach und Schaffner theils ‚direkte, theils auf indirekte Gründe. Zu den ersteren ist nur die Thatsache n, dass in der Milz Zellen mit Blutkörperchen und. solche mit ‚gelb- N ‚oder bräunlichen Pigmentkörnern, sowie alle möglichen Uebergänge zwi- selben vorkommen; doch ist der Beweis, dass von diesen Zellen die ausgebildeten Blutkörperchen die ältesten, die. mit kleinen Pigmentkörnern jüngsten sind, von G. und Sch. keineswegs gegeben worden, und ich be- haupie gerade umgekehrt, dass die gefärbten Körnchenzellen, wie ich sie ge- Be : die ältesten Stadien, in der. Eutwicklungsreihe dieser Zellen be- ‚Ich habe zwar ebenso wenig, wie die genannten, Autoren die Ver- einer Zelle Schritt für Schritt direct verfolgt, was begreiflicherweise ist; allein nichts. desto weniger stehe ich auf das Entschiedenste zu uptung. Wie kanı man annehmen, dass winzig kleine, braun oder schwärzlich gefärbte Moleküle, die in Alkalien und Essigsäure gänzlich ‚sind, zu. den leichtlöslichea, ganz bestimmt die Bedeutung von Zellen ‚Blutkügelchen sich umwandeln, während von Embryonen her und erwachsene Geschöpfe auf das. Klarste nachgewiesen ist, dass die Blut- ‚auf eine ganz-andere Weise entstehen, anfinglich ungefärbt und leich- ‚sind und schon. in ihren frühesten Zuständen die Bedeutung von Zellen Wie kann man glauben, dass dieselbe Formenreihe bier in pathologi- Blutergüssen, wie von Niemand zu bezweifeln ist, einen Untergang der Blutkörperchen, eine Umwandlung der sie einschliessenden Zellen in pigmen- firte K örnchenzellen beweise, dort in der Milz auf eine Entwicklung der Blut- g* 116 körperchen zu beziehen sei? Ich halte beides für unmöglich und kann mir Gerlach's und Schaffner’s entgegengesetzte Auffassung nur erklären, ‚wenn‘ ich annehme, dass sie durch das allerdings sehr ausgezeichnete Verhalten der mit unveränderten schönen Blutkügelchen ganz erfüllten Zellen sich verleiten liessen. Ich gebe gern zu, dass bei dem ersten Ansichtigwerden dieser Zellen die An- nahme, es liege eine Genese von Blutkörperchen vor, fast unwillkührlich sich aufdrängt, wie es auch mir ergangen ist, allein nur auf kurze Zeit; denn wenn man alle zusammengehörenden Formen von Zellen studirt, wenn man dieselbe Reihe in pathologischen Produkten wiederfindet und hier namentlich dieselben _ herrlichen von Blutkörperchen strotzenden Zellen entdeckt, so wird man unab- weisbar zu einer anderen Ansicht gebracht. Ausserdem scheinen Gerlach und Schaffner auch noch durch gewisse andere entferntere Motive zur Annalıme einer Bildung von Blutkörperchen in der Milz bewogen worden zu sein, welche je- doch, wie leicht zu zeigen, nur geringe Beweiskraft besitzen. Einmal sagt Ger- lach, dass, weil es durch Harless bewiesen sei, dass die Blutkörperchen im Blute durch die abwechselnde Einwirkung von Sauerstoff und Kohlensäure sich auflösen, unmöglich mit mir noch eine zweite Art ihres Unterganges in der Milz statuirt werden könne. Allein die Hypothese von Harless war schon da- mals, als Gerlach sich auf sie stützte, nichts weniger als bewiesen und in der neuesten Zeit haben ja Bischoff und Magnus gezeigt, dass dieselbe gänzlich un- richtig ist. Dann wird von beiden genannten ‘Autoren grosses Gewicht darauf gelegt, dass die Blutkörperchen haltenden Zellen der Milz vorzüglich oder selbst ausschliesslich in den Malpighischen Körperchen sich finden, indem dann, da diese Körperchen von ihnen für die erweiterten Anfänge der Lympbgefässe des Milzparenchymes erklärt werden, der Uebergang der in der Milz entstandenen Blutkörperchen in das Blut sehr leicht zu begreifen und zugleich die von man- chen Beobachtern gefundene rothe Farbe der MilzIymphe zu deuten wäre. Hier- gegen ist jedoch einzuwenden, dass erstens viele Thiere (wahrscheinlich alle Fische und nackten Amphibien) gar keine Milzbläschen wie die Säugethiere be- sitzen, und doch in ihrer Milz die zahlreichsten Blutkörperchen haltenden Zellen zeigen, zweitens, dass auch bei den Säugethieren ohne Ausnahme diese Zellen in der Milzpulpe und zwar in der Regel (ich rede hier nicht blos vom Schaf und der Kuh) ungemein viel häufiger vorkommen, als in den Malpighischen Körperchen, in denen bei vielen 'Thieren' keine Spur von Blutkörperchen zu finden ist, drittens endlich, dass eine Communication der Malpighischen Körper- chen mit Lymphgefässen gar nicht'existirt, wie ich diess schon in meinen Artikel „Milz“ in der englischen Cyklopädie der 'Anstomie nachgewiesen habe. Die Milzkörperchen sind, wie ich bestimmt behaupten kann, gänzlich geschlössen® Bläschen und hängen weder mit den in der Milzpulpe (nicht in den Hüllen der Milz) spärlichen Lymphgefässen, noch "mitden Blutgefässen direkt zusammen, Was Gerlach als ein mit ihnen verbundenes Röhrensystem beschreibt , sind’durch den ausgepressten Inhalt künstlich gebahnte Räume, und was’ Schaffner als LymjNigefässe, die mit Milzbläschen zusammenmtünden, beschreibt und ‘sehr schön und deutlich abbildet, sind nichts anderes als die Enden der Milzarterien, worüber derselbe in der neueren Literatur und namentlich in 7. Muller’s allbe- kanntem Aufsatze die genügendsten Aufschlüsse finden wird.’ —' Das Gesagte wird hinreichen, um zu zeigen, dass ebenso wenig als direkle Gründe vorliegen, um die Bildung der Blutkörperchen in die Milz zu versetzen, die entfernteren vorgebrachten Thatsachen uns irgendwie zu dieser Annahme nöthigen ‘oder einladen. | 10 Ahualt 117 Auch mit Bezug auf dieLeber sehe ich mich nicht bewogen, eine Bildung von Blutkörperchen in anderer. Weise, als sie von. mir beschrieben wurde, zu statuiren. Ich zweifle zwar keinen Augenblick an dem Vorkommen von Blut- körperchen haltenden Zellen in der embryonalen Leber von Säugethieren, wie es Gerlach beschreibt, um so weniger, da mir auch Ecker von entsprechenden Beobachtungen bei Säugethier- und Hühnerembryonen schreibt, allein ich halte diese Zellen für pathologische Produkte, hervorgegangen aus kleineren Bluter- güssen, wie so oft bei Erwachsenen. Es sind nämlich diese Zellen in der Leber nichts weniger als constant; ich habe bei .früheren vielfachen Untersuchungen der Leber von Säugethierembryonen, obschon ich mein Augenmerk speciell auf die Blutkörperchen und ihre Entwicklung gerichtet hatte, nie eine Spur dersel- ben gesehen; ebenso konnte auch Schaffner (l..e.).bei drei mit grössier Sorg- falt untersuchten Embryonen eines Schafes, Rindes und Haasen keine Spur von ihnen finden und Ecker meldet mir, dass sie nur zu einer gewissen Periode zu sehen seien. Hieraus schliesse ich eben, dass diese Zellen keine normalen Vorkommnisse sind, wie die anderen auf die Bildung von Blutkörperchen Bezug habenden. Zellen des Leberblutes, welche bei keinem Embryo jemals fehlen, und will nur noch zur Beruhigung derer, . denen meine Annahme von Bluter- ‚güssen und pathologisch entstandenen Blutkörperchen haltenden Zellen bei jun- gen Embryonen eiwas unwahrscheinlich vorkommen sollte, bemerken, dass ich vor Kurzem bei einem fünf Tage alten Hühnerembryo , die schönste capilläre Apoplexie des ganzen einen Mittelhirnlappens, und die ausgezeichneltesten Blut- -körperchen haltenden Zellen in den einzelnen Blutergüssen gefunden habe. wind be, was von der Leber,. muss ich auch ‚in Betreff der Lungen be- en. ‚Auch hier zweifle ich nicht an der Existenz der von Köstlin bei rei- fen Embryonen zuerst beschriebenen Blutkörperchen haltenden Zellen; kann mich dagegen nicht mit dem Gedanken ‚vertraut machen, dass dieselben auf Bildung von Blutkügelchen. Bezug haben. Alle von Köstlin beobachteten Formen stimmen ganz gut mit den in der Milz und in pathologischen Bluter- ‚güssen vorkommenden Zellen überein und nichts zwingt uns, dieselben auf eine andere Weise als diese zu deuten, denn Köstlin bringt keine direkte Thatsache ‚ welche eine Entstehung. von Blutkügelchen in ‚embryonalen Lungen: be- und was er sonst noch anführt, um seine Ansicht plausibel zu machen, ist, wie mir scheint, keineswegs bestimmend. Ich wenigstens sehe nicht ein, ass „der Zug, den von der Geburt,an das Blut nach den Lungen nimmt, ‚oder um diese Zeit stattfindende Erweiterung der grossen Lungengefässe eines ‚neuen Erklärungsmomentes, (durch die Blutbildung in den Lungen, wie K. ). bedarf‘ und weiss auch nichts davon, ‚„dass die Lungen um die Zeit Geburt einen Beitrag zur Vermehrung. der Blutmasse liefern“ oder „dass der retende stärkere Blutzuiluss nach der Lunge eine Ausgleichung durch g im Lungenparenchyme erbeischt ‘“. Allem‘ Bemerkten zufolge kana -ich, wo. immer Blutkörperchen haltende Selen. bisher.beobachtet worden sind, «dieselben nirgends auf eine ‚Bildu..g von chen beziehen und möchte denen, die fernerhin mit, dieser Frage igen werden, besonders anempfehlen, die Veränderungen in extra- Blute nicht unberlicksichtigt zu lassen, wobei sich dann auch bestimmte kte für die Deutung etwaiger physiologisch vorkommender verwandter e ergeben werden. 115 Histiologische Bemerkungen von A. Kölliker. 4. Fettzellen. Bekanntermassen nehmen alle histiologischen Schriftsteller an, dass die Fett- zellen der Erwachsenen keine Kerne mehr besitzen. Was mich betrifft, so habe ich bei so vielen unter denselben Kerns wahrgenommen, dass ich umgekehrt zu dem Ausspruche mich bewogen finde, dass dieselben eine ganz constante Erscheinung sind. Die Beobachtungen, auf die ich mich hierbei stütze, sollen zugleich mit einigen anderen Erfahrungen über Fettzellen im Folgenden mitge- theilt werden. Bei mageren Individuen, besonders solchen, die längere Zeit an Krankhei- ten darniederlagen, finden sich im Panniculus ‚adiposus fast gar keine Zellen der gewöhnlichen allbekannten Art, sondern mehr oder weniger abweichende For- men. Am häufigsten zeigen sich in den fast ohne Ausnahme intensivgelb, gelb- roth oder braungelb gefärbten kleinen Fettläppchen, Zellen, wie sie schon z. Th. von Henle!), Todd und Bowman ’?) neulich auch von Gerlack beschrieben wor- den sind, die neben dem mehr oder weniger geschwundenen Fette eine helle Flüssigkeit enthalten, serumhaltige Fettzellen. Die einen derselben glei- chen noch sehr den gewöhnlichen Fettbläschen, indem der Rest des Fettes einen noch ziemlich grossen Tropfen bildet und das zwischen demselben und der Mem- bran der Zelle angesammelte Serum spärlich ist; bei anderen schwimmt in vie ler Flüssigkeit eine sehr verkleinerte, intensiv gelb gefärbte Fettkugel, bei noch anderen endlich finden sich mehrere oder viele Fetttropfen von gleicher oder ‘“ verschiedener Grösse in viel oder wenig Serum. Alle diese Zellen ohne Aus- nahme besitzen, wie ich mich bei vielen Individuen überzeugt habe, einen wand- ständigen, meist länglichrunden 0,003— 0,004 '# grossen, manchmal selbst mit einem Nucleolus versehenen Kern, der in der Regel schon ohne Essigsäure sicht- bar ist und auf jeden Fall bei Anwendung dieses Reagens deutlicher hervortritt. Die Zellenmembran ist entweder von normaler Beschaffenheit, so wie sie an mit Aether behandelten Fettzellen erscheint, ja eher noch zarter als gewöhnlich, s0 dass sie oft äusserst schwer zu sehen ist und man auf den ersten Blick 'statt Zellen mit spärlichem Fettinhalt nichts als frei im Bindegewebe liegende Fett iropfen vor sich zu haben glaubt; oder sie ist verdickt, bald so dass sie nur als einfacher, aber dicker, dunkler Strich erscheint oder in der Weise, dass sie doppelte, blasse Contouren und eine Breite von 0,001 — 0,002‘ zeigt. Die Grüsse der Zellen überhaupt ist immer geringer als normal, im Mittel 0,04 — 0,015’. — _ Am zierlichsten nehmen sich von allen denselben die aus, die einfache dunkle Contouren, viel Serum und einen einzigen dunkelgelben Fetttropfen enthalten, indem ein 'Haufen solcher Zellen nicht selten einem regelmässigen Knorpelge- webe mit fetlbaltizen Zellen gleicht. N na Die dritte Form der ebenbeschriebenen Zellen nun bildet, indem ihre Fett- körner spärlicher und kleiner werden, den Uebergang zu einer zweiten Art von !) Allg, Anat., pag. 39i. ?) Physiol. Anat., I., pag: 82. 119 Feitzellen, wenn man sie noch-so nennen darf, nämlich zu den fettlosen, nur Serum führenden, welche schon Hunter *) und Gurlt ?) gesehen, jedoch nicht genauer beschrieben haben. Diese Zellen finden sich selten in grösserer Menge für sich allein und wo diess der Fall ist, nur in gallertartigem, blassem Unterhautzellgewebe von Stellen, die normal Fett enthalten (Leistengegend z. B.), meist trifft man sie neben den schon beschriebenen fettarmen Zellen und zwar in einer blassgelben, gallertartigen Fetthaut in grösserer Menge, spärlicher in mehr derben, dunkler gefärbten, wenn schon sehr wenig entwickelten Panni- kein. Die Membranen dieser Zellen sind bald zart, bald verdickt, die Kerne immer vorhanden und besonders leicht zu sehen, sobald es einmal gelungen ist, die Zellen selbst gehörig zu isoliren. " Endlich gibt es in weissgelblichen oder ganz weissen, bei magern Leuten mehr isolirt vorkommenden Fettklümpchen neben gewöhnlichen und serumhal- tigen Fetizellen, noch eine Art, die ich krystallführende Fettzellen nen- nen will. Dieselben zeigen sich auf den ersten Blick ganz undurchsichtig und wie mit Körnern erfüllt, bei genauerern Zusehen gewährt man aber bald, dass die vermeintlichen Körner nichts als nadel- oder stabförmig, meist sternförmig vereinigte Krystalle sind, die ich ibrer Löslichkeit in kochendem und Unlöslich- keit in kaltem Aether wegen und weil das menschliche Felt mehr Margarin als Sitearin euthält, für Margarinsäurekrystalle halte. Neben diesen mit Krystallen ganz erfüllten Zellen trifft man ohne Ausnahme noch andere, die wie Raspail, Henle, Todd und Bowman schon beobachteten, neben einem die Zelle erfüllen- den Fetttropfen nur eine einzige oder mehrere, dicht unter der Zellenmembran liegende Gruppen von Krystallnadeln enthalten. Die pathologischen Zustände der Fettzellen, obschon noch wenig erforscht, stimmen ebenfalls für meine Behauptung von dem constanten Vorkommen der Kerne. Ohne auf Schwann’s Beobachtung °), dass die Fettzellen im Unterhaut- - zellgewebe des Schenkels bei einem einjährigen rhachitischen Kinde ohne Aus- Y ‚einen Kern enthielten, mich zu stützen, will ich besonders das Verhal- 5 der Feitzellen bei Hautwassersucht hier anführen. Am häufigsten sind bei diesem Leiden, so lange das Feit im Pannieulus adiposus noch nicht ganz ge- schwunden ist, serumhallige fettarme Zellen genau von denselben Formen, die auch bei Abgemagerten vorkommen, alle mit deullichem Kern, ausserdem zeig- ten sich auch häufig ganz fettllose nur serumführende, ebenfalls gekernte Zellen; bei sozu sagen geschwundenem Fette und mit Wasser ganz infltrirtem farblo- sem Unterhautzellgewebe fanden sich die letzterwähnten Zellen ungemein vor» wiegend und neben denselben noch andere von eigenthümlicher Gestalt. Einmal ie oder sternartige mit 3—5 unregelmässigen, oft ziemlich langen versehene Zellen mit deutlichem Kern und meist nur spärlichen und kleinen dunklen Fettkörnchen, welche Zellen, wie die vieltachsten Uebergänge nachwiesen, aus den serumhaltenden, fettarmen oder feitlosen Fettzellen her- vorgegangen waren; zweitens rundliche oder längliche, kleine (von 0,003 — “), mit dunklen Körnchen dicht erfüllte Zellen ohne sichtbaren Kern, die wie ebenfalls leicht ersichtlich war, einer zugleich mit Veränderung des Inhaltes vor sich gehenden Verkleinerung ihren Ursprung verdankten und hinwiederum in fettarme oder fettlose, serumreiche, neben ihnen sich findende Zellchen über- — Ausserdem habe ich noch im hyperämischen Mark von Knochen- ’) Siehe Henle Allg. Anat., pag. 397. *) Physiologie, 2. Aufl., pag. 22. ?) Mikrosk. Unters., pag. 450, Ak. " Kr 120 gelenkenden '), wie es'nach Hasse bei Rheumatismus erscheint‘, die geilsünli- chen Feitzellen in serumhaltige, fettarme, runde und selbst spindelförmige Zel- len, hier und da mit Kernen, verwandelt gesehen. — Wenn die bisherigen An- gaben beweisen, dass überall, wo in Folge dieser oder jener Vorgänge: im Organismus das Felt 'aus den normalen Fettzellen schwindet, ganz deutlich Kerne in denselben sich zeigen, so kann ich auf der anderen Seite auch wenigstens eine Thatsache anführen, die lehrt, dass da wo das Fett wenig entwickelt ist, ebenfalls Kerne in seinen Zellen sich finden. In der Haut des Scrotum nämlich, die gewöhnlich als des Fettes gänzlich entbehrend beschrieben wird, zeigen sich besonders in den innersten Lagen der Tunica dartos spärliche Fettzellen, die nicht bloss dadurch, dass sie nicht zu Häufchen vereinigt sind, sondern reihen- weise längs den Gefässen liegen, sondern auch durch ihre Beschaffenheit dem Auge auffallen. Nur wenige derselben sind, obschon nicht grösser als 0,006 — 0,04”, gewöhnlichen Fettzellen gleich, die meisten derselben sind bei derselben Grösse entweder so mit kleinen, mässig dunklen Körnchen erfüllt, dass sie ganz eranulirtund dunkel erscheinen, oder ganz blass und neben einer hellen Flüssig- keit mit einem deutlichen, 0,004“ grossen, länglich runden Kerm versehen, Dass diese letzteren Zellen, die blassen und die granulirten, zusammen gehören. wird durch nicht selten vorkommende Uebergänge zwischen denselben, nament- lich durch wenig granulirte Zellen mit sichtbarem Kern, bewiesen und ebenso halte ich es auch für ausgemacht, dass dieselben nichts als unentwickelte For- men von Fettzellen sind, da die letzteren auch bei Embryonen zuerst als kör- nerlose Zellen aufireten, dann allmälig granulirt werden und erst zuletzt in Folge einer Vereinigung der einzelnen Fettpartikelchen in ihnen in Zellen mit einem einzigen Fetttropfen sich umwandeln. Nach allem diesem frägt es sich nun noch, wie die normalen Fettzellen der Erwachsenen in Bezug auf das Dasein eines Kernes sich verhalten. Wenn wir bedenken, dass bei Embryonen alle Fettzellen Kerne enthalten, dass auch beim Erwachsenen die wenig entwickelten Fettzellen der Scrotalhaut noch Kerne füh- ren, endlich und vor Allem dass jedesmal wenn das Fett bei Abmagerung oder Wassersucht in ganz ausgebildeten Fettzellen schwindet, in denselben Kerne sichtbar werden, so können wir kaum daran zweifeln, dass auch in normalen Fettzellen constant Kerne vorkommen. Jedoch hat es mir bis jetzt nur in we- nigen Fällen gelingen wollen dieselben zu erkennen, nämlich in Feitzellen deren Inhalt ausgezogen war, und auch da nicht so deutlich und bestimmt, wie ich es gewünscht hätte, so dass ich diese Frage, wenn auch nicht für mich, so doch vielleicht für andere vorläufig noch uuerledigt lassen muss. # 1) Siehe auch Aasse in Henle u. Pfeuff. Zeitschr. f, rat. Path., Bd. v. y (Fortsetzung folgt.) he ., dürwe Vorläufige Mittheilungen über die Schwimmblase von Esox lucius von 5 Johann N. Czermak. - 4. Vor mehr als einem Jahre habe ich im physiologischen Institut zu Bres- lau einige Versuche über die Contractilität der Schwimmblase von Esox lucius angestellt und gefunden, dass dieselbe in der That contractil sei. - Die von mir beobachteten Erscheinungen sind folgende: a. Berührt man die durch Entfernung des Darmes blossgelegte oder aus dem Thiere ganz herausgenommene Schwimmblase in gleicher Höhe mit den beiden Polen eines electro-magnetischen Rotations-Apparates: so entsteht 0.0 — je nach der Grösse der noch vorhandenen Reizbarkeit — in kürzerer - .. oder längerer Zeit eine quere, mehr oder weniger tiefe, lokale Einschnü- rung, welche, einmal hervorgebracht, trotz der Entfernung der Pole erst nach einiger Zeit vergeht. b. Setzt man die Pole nicht in gleicher Höhe auf, so bilden sich 2 Eia- - - schnürungen — je eine an jeder der beiden Berührungsstellen. c. Die vom Bauchfell überzogene Fläche der Schwimmblase zeigt sehr deut- liche und in die Augen fallende Einschnürungen, nicht so die den Nieren zugewendete Fläche derselben. Hier wollte es mir nur einmal scheinen, - eine leise Furche hervorgerufen zu haben. Die in Folge des Reizes entstehenden Einschnürungen haben überall 005 7 alısgenommen in der Gegend der Insertionsstelle des Ductus pneuma- - tieus, woselbst sie gegen einen Punkt convergiren — eine quere Richtung, dd, h. sie machen mit der Längsachse der Schwimmblase rechte Winkel. 2. Nachdem ich auf die angegebene Weise die Contractilität der Schwimn- - direkt nachgewiesen hatte, handelte es sich darum, die histologischen Ele- menle zu finden, die als Träger dieser Eigenschaft anzusehen wären. — Die il opische Untersuchung ergab ganz entsprechend dem vegetativen Cha- zakter der hervorgerufenen Zusammenziehungen das Vorhandensein einer grossen Menge von vegetativen (glatten) Muskelfasern (Contractilen Faserzellen; Kölliker), welche zwischen dem Bauchfellüberzuge und der äussern Oberfläche 4 rösen Haut der Schwimmblase eine dünne Schichte bilden. Dieses Stra- m musculare kann mit dem Bauchfell als ein zartes, blass grauröthlich durch- Acheinendes Häutchen in beliebig grossen Stücken abgezogen und isolirt werden. „Debereinstimmend mit der queren Lage der Einschnürungen erwies sich Ei der Verlauf. der Muskelfasern gleichfalls als ein querer, ausgenommen in Gegend der Insertionsstelle des Ductus pneumaticus, wo dieselben — aber- im besten Einklang mit der Richtung der dort erzeugten Furchen — wie ‚Radien in einem Halbkreise um einen, einige Linien unterhalb des Ductus pneumalicus befindlichen Punkt angeordnet erschienen. - Auf der den Nieren zugewendeten Fliche der fibrösen Lamelle der Schwimm- base konnte ich keine Muskelfosern entdecken. Die Mächtigkeit der Muskelschichte nimmt. vom Kopfende der Blase gegen das Schwanzende hin immer mehr und mehr ab. Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. Il. Bd. ‘ 122 Nach dem Allen kann wohl kein Zweifel obwalten, dass die durch das Mi- kroskop nachgewiesenen, in ihrem histologischen Charakter \mit den. vegetativen Muskelfasern übereinstimmenden Faserelemente der Schwimmblase contractiler Natur sind und dass ihre Zusammenziehung die Entstehung jener zu beobach- tenden Einschnürungen bedinge. — Vor Kurzem habe ich die oben mitgetheilten Reizversuche im Vereine mit Hrn. Prof, Kölliker wiederholt und wir erhielten im Wesentlichen dieselben Resultate. Nebst der Schwimmblase von Esox lucius wurden auch jene von Chon- drostoma Nasus, Abramis Brama, Barbus fluviatilis uw. A. dem elektrischen Reize ausgeselzt. Es fand sich, dass nur die hintere Abtheilung der Schwimmblase dieser Fische, in welche der Ductus pneumaticus einmündet, Contraetilität be- sitze.. Bei Barbus fluviatilis waren quere Einschnürungen unverkennbar; bei Ch. Nasus und Abr. Brama hingegen beschränkte sich die Erscheinung blos auf eine lokale Runzelung zweier durchscheinenden muskulösen Streifen, die ‚bei ersterem spiralig, bei letzterem parallel mit der Lingsachse, obschon etwas nach hinten ausgebogen, in dem fibrösen Gewebe verlaufen. Diese, wenn auch wenig zahlreichen Versuche beweisen dennoch, dass die Contraetilität eine Eigenschaft sei, die nicht einzig und allein der Schwimmblase des Hechtes zukomme, und berechtigen zu der Frage: ob etwa alle Schwimm- blasen, auch jene ohne Ductus pneumalicus, contractil oder, was dasselbe ist, ob die Muskelfasern ein wesentlicher Bestandtheil jeder Schwimmblase seien ? Welche Bedeutung die Contractilität für diese Organe haben dürfte, ist nicht so einleuchtend, als es auf den ersten Blick scheint, wenn man erwägt, wie gering die hier vorhandenen Muskelkräfte sind. Es ist kaum daran zu denken, dass z. B. die dünne Muskelschichte der Schwimmblase des Hechtes im Stande sei, das Lumen derselsen auf Null zu redueiren. Was für eine Function sollen diese Muskelfasern aber sonst- haben als die, die Capacität der Blase zu ver- ringern ? 3. Die Untersuchung der Nerven der Schwimmblase des Hechtes ist sehr lohnend und verhältnissmässig sehr leicht. Ich habe zwei Wege der Präpara- tion versucht: entweder schnitt ich aus einer frischen Blase ein beliebig grosses Stück heraus und behandelte es, nach Entfernung der Schleimhaut, mit Essig- säure, oder ich legte eine ganze Schwimmblase in Sublimatlösung und zog nachher eine Parthie des Bauchfells sammmt der darunter liegenden Muskel- schichte von der fibrösen Haut herab In beiden Fällen, namentlich im letztern, lässt die Durchsichtigkeit des Präparates kaum etwas zu wünschen übrig un die Nerven sind mit der grössten Deutlichkeit zu verfolgen. a. Man findet zweierlei Arten von Nervenfibrillen,. die sich sowohl durch ihro mikroskopischen Eigenschaften und durch die Menge, in der sie vorkommen, als durch ihre Verbreitungsweise unterscheiden. us b. Die Einen sind sehr dünn, von einfachen Conturen, zahlreich und verlau- fen in mehr oder weniger starken Bündelchen, die ein grossmaschiges Netz bilden und von denen sich nur dann und wann eine oder mehrere Primitivfibrillen abzweigen, um sich spurlos zu verlieren oder an ein an- deres Bündelchen anzulegen. c Die Anderen haben einen sehr bedeutenden Durchmesser, doppelte Con- turen, verlaufen meist ganz einzeln, sind nicht sehr zahlreich, verästeln sich aber um so häufiger. Es giebt wenige Objecte, 'an denen man sich so evident und leicht von einer oft wiederholten Theilung der Nervenprimitivfibrillen überzeugen kann als eben hier. Jede solche Primitivfibrille theilt sich meist diehotomisch in 123 immer feinere Aeste, welche sich endlich der Beobachtung entziehen, so dass die Endigungsweise auch dieser Nerven im Dunkeln bleibt. So viel steht jedoch fest, dass wenn hier Schlingen zwischen den Aesten einer und derselben oder verschiedener Primitivfibrillen stattfinden sollten, die- selben nur zwischen den Aesten letzter Ordnung vorkommen könnten. Jede dieser doppelt conturirten, breiten Primitivfasern beherrscht durch - ihre Aeste ein ansehnliches Stück der Oberfläche der Schwimmblase. d. Die dünnen Nervenfasern, deren Bündelchen schmale, aber lange Maschen bilden, fand ich am zahlreichsten auf dem vordern Drittheil der Schwimm- blase. Die dicken Nervenfasern verbreiten sich mit ihren Aesten hauptsäch= lich in dem Raume zwischen der Anheftungslivie der Schwimmblase an die Rippen und der Ursprungslinie des Mesenteriums der Genitaldrüsen. e. Die dünnen Nerven laufen im Allgemeinen in der Längsachse, die dicken = im der Querachse der Schwimmblase, obschon es auch zuweilen vor- £ kommt, dass ein dünnes Aestchen der letzteren sich auf weite Strecken 4 (&—5 Mill.) an ein Bündelchen dünner Fasern anschliesst. Die dicken Nervenfasern findet man am leichtesten, wenn man in der Anheftungslinie der Schwimmblase an die Rippen sucht, indem dieselben wahrscheinlich P aus den Intercostalnerven kommen und von der Seite her an die Schwimm- blase treten. f. Dass die beschriebenen dicken und dünnen Nervenfasern, welche sich in so vielen Punkten von einander unterscheiden, nicht derselben Qua- lität sein können, dass sie vielmehr verschiedene Functionen haben müssen, ist wohl als gewiss anzunehmen. Hiernach wären entweder die dicken Fasern sensitiv und die dünnen motorisch, oder umgekehrt. Im ersten Falle würde ein solennes Beispiel von der Theilung sen- sitiver Fasern vorliegen, im zweiten Falle die Versorgung vegetativer Muskelfasern durch breite, doppelt conturirte Nervenfbrillen eonstatirt werden. e Ich entscheide mich für die sensitive Natur der dicken und die motorische - der dünnen Nervenfasern, indem dieser Ansicht keine der bis jetzt bekanulen i tsachen widerstreitet. 1 Würzburg, den 29. October 1849. ne aa 77 u Zu L- mr A. _ KContractionen der Lederhaut des Menschen durch Einwirkung von \ Galvanismus , n beobachtet von u A. Kölliker. Selzi man die Pole oder einen Pol eines magneto - elektrischen Apparates die befeuchtete Haut eines lebenden Menschen, so entsteht in Zeit einer halben Minute höchstens die schönste Cutis anserina, aber nur local im Um- kreise Y,—1 Zolles. Reizt man auf dieselbe Weise den Warzenhof, so runzelt sich derselbe und erhebt sich die Brustwarze. Diese Erfolge, von denen Dr, Leydig, Dr. Müller, J. Czermak Zeugen waren, und die unter mehr als 40 Ver- N 124 suchen an 40 Individuen nie ausblieben, rühren offenbar von einer directen 2inwirkung des Galvanismus auf die von mir beschriebenen glatten Muskeln ausseu an den Haarbälgen und im Warzenhofe her, wobei freilich die Art und Weise des Zustandekommens der Contractionen — ob durch Nerven oder ohne Betheiligung solcher — unentschieden. bleibt. Dass bei der local entstehenden Gänsehaut keine Reflexactionen im Spiele sind, beweist am besten der Umstand, dass in abgeschnittenen Stückchen der Haut von Vögeln (Huhn, Gans, Taube) durch Galvanismus eben- falls locale herrliche Cutis anserina entsteht. - Die Haut der Vögel enthält nämlich ganz prachtvolle, von blossem Auge sichtbare Bündel von Mus- keln (die bekannten Hautfedermuskeln), die strahlig an die Federbälge gehen, aus sehr schönen Faserzellen (glattem Muskelgewebe) bestehen und (beiläufig gesagt) Sehnen aus elastischem Gewebe besitzen. — Somit bewahrheitet sich auch von der physiologischen Seite mein Aus- spruch, dass die Lederhaut glatten Muskeln ihre Contractilität verdankt und dass es kein contractiles Bindegewebe gibt. Würzburg, den 40. Nov. 4849. Ueber Paiudina vivipara. a Pass zur näheren Kenntniss dieses Thieres in embryologischer, anatomischer und histologischer Beziehung von Dr. Franz Leydig, Proseetor und Privatdocent in Würzburg. Hierzu Tafel XI., XII, XII. vesen sein, welche die Aufmerksamkeit der Zergliederer schon mehr- s auf Bine Schnecke gelenkt hat; ja Swammerdam '), der sie wol rst anatomirte, geräth in ein ganz eigenes Erstaunen über diese 'hlea mirabilis“. Nachdem er sie äusserlich beschrieben hat, meint ar: „verum quot in ea dantur partes internae, tot sane miracula, tot tes inauditae, quae forte nemini hactenus in mentern venere, ibi ani- dvertenda sese oflerunt.“ Doch scheint mir Swammerdam’s Dar- ng über den Bau dieser Schnecke eine weniger gelungene, als e seiner Abhandlungen. Später wurde die Paludina vivipara von 7’), Ouvier und Treviranus wieder untersucht; der beiden Letzteren en aber kenne ich leider nur aus Citaten’). Was v. Siebold, n und Paasch über einzelne Theile dieser Schnecke bekannt mach- werde ich gehörigen Ortes erwähnen. Wenn gleich also die Unter- ung über Paludina vivipara auf einem schon mehrmals bebauten > geführt wurde, so glaube ich doch einige Früchte noch geerntet en, deren Mittheilung hier folgt und zwar werde ich im nach- »n Abschnitt die Entwicklung, so weit sie mir bekannt gewor- naturae, Leydae 4736, p. 469. ‚xercitatio anatomica, Londini 460%. In den Tafeln z. vergl. Zootomie von Carus sind auf Taf. II, Fig. VII ü. VI. zwei Cuvier’sche Figuren copirt. tschr. f. wissensch. Zoologie. II. Bd. 9 126 den ist, geben und in einem zweiten Abschnitt, was ich über die Ana- tomie und Histologie des erwachsenen Thieres beobachtete. Erster Abschnitt. — Von der Entwicklung der Paludina vivipara. Hierzu Tafel XI. Nach dem Muster anderer Autoren über Entwicklungsgeschichte der Mollusken hätte ich mit der Beschreibung des Begattungsaktes zu beginnen; allein, so interessant es auch wäre, diesen Hergang bei Palu- dina vivipara zu beobachten, ich habe wenigstens kein Pärchen über- raschen können. Genannter Gasteropod ist aber auch gegen die Sitte seiner meisten inländischen Stammesgenossen ein überaus vorsichtiges und scheues Thier, und wird es immer mehr, je länger es in der Ge- fangenschaft gebalten wird; nur eben geborene Thiere oder auch aus dem Uterus herausgenommene Embryonen, welche-eine ziemliche Reife besitzen, sind muntere Thierchen, ‘die lebhaft umherkriechen und sich ° nicht auf längere Zeit in ihren Bewegungen beirren lassen. Die Verhältnisse des Eierstockes sind, wie ich behaupten kann, anders als sie Paasch'') dargestellt hat; doch will ich, da darüber im Zusammenhange bei den Fortpflanzungsorganen des erwachsenen Thie- res gehandelt werden soll, hier davon Umgang nehmen und das pri- mitive Ei als solches zum Ausgangspunkt meiner Darstellung über die Entwicklung der Sumpfschnecke, wählen. Vorher jedoch habe ich ein. paar Worte über’ die Paludinaembryonen überhaupt zu sagen. | In den Monaten August, September und Oktober, während welcher Zeit ich mich mit genanntem Thiere beschäftigte, war der Uterus simmt- licher herangewachsener Weibchen mit Embryonen, welche verschiede- nen Stadien angehörten, angefüllt; dabei fiel mir die sonderbare Er- scheinung auf, dass die grossen weiblichen Individuen seltner gan junge Embryonen darboten, sondern meist waren die Embryonen der- selben schon sehr in der Entwicklung vorgeschritten und selbst schon an der Spitze des Uterus hatten sie eine ziemliche Reife; während bei kleinen weiblichen Thieren, denen ich kaum einen trächtigen Uterus zutraute, fast alle Embryonen auf einer frühzeitigen Stufe ihrer Ent- wicklung getroffen wurden. Ebenso hat sich mir als ein constante Factum herausgestellt, dass die Embryonen der kleinen weiblichen Individuen auch immer kleiner, und was besonders manche Beobach tung begünstigte, durchsichtiger waren, als die Embryonen grosse Mütter. B ") Wiegmanns Archiv 4843, Heft I. 127 Indem ich nun die Entwicklungsstadien der Paludina vivipara fol- gen lasse, beginne ich also mit dem Eierstocksei dieser Schnecke. Wie bei vielen anderen Thieren stellt es in seiner ursprünglichsten Form eine elementare Zelle dar (Fig. 4), welche einen hellen, bläschenförmi- gen Kern besitzt, der wiederum zwei weit auseinander gerückte punkt- förmige nucleoli (@) einschliesst. Nur dadurch, dass in dem anfangs klaren, oder nur wenige farblose feinkörnige Masse enthaltenden Zell- inhalt, zuerst wenige, dann aber sich mehrende, sehr feine goldgelbe Körner (5) auftreten und so, da sie nach und nach an Grösse und an Zahl wachsen, den Dotter darstellen, nimmt die elementäre Zelle den Charakter eines primitiven Eies an (Fig. 2). Das Keimbläschen des letzteren besitzt einen Keimfleck,, der aus zwei hart aneinander liegenden Körperchen besteht, oder auch achterförmig ist (Fig. 2«) und in die- sem Falle selbst wieder in der einen Abtheilung eine Cavität zeigt. Weil nun in den jüngsten Eiern das Keimbläschen zwei kleine, punkt- förmige, weit voneinander stehende Keimflecke darbietet, so muss wol _ angenommen werden, dass der achterförmige Keimfleck des reifen Eies _ durch Aneinanderrücken und theilweises Verschmelzen der früher ge- trennten Körperchen entstanden sei. Das fertige primitive Ei (Fig. 2), welches im Längendurchmesser 0,024 und im Querdurchmesser 0,0420—0,0460“ wisst, hat eine _ linglich runde Gestalt und enthält ausser dem Keimbläschen mit dem gerade näher bezeichneten Keimfleck, noch einen aus goldgelben, fett- ähnlich. conturirten Körperchen bestehenden Dotter; doch ist das Ei mit nicht prall angefüllt, sondern man sieht die Flüssigkeit, wel- che die goldgelben Kügelchen suspendirt enthält, gegen die Zellmembran _ (Dotterhaut) hin frei von solchen Körperchen; auch bemerkt man noch _ neben den goldgelben Kügelchen sehr feine blasse Molekularkörperchen als Dotterelemente. Die Veränderungen, welche mit dem primitiven Ei vor sich gehen, bis es in den Uterus gelangt, sind. analog den von anderen Thieren ‚her bekannten Erscheinungen. Einmal nämlich triflt man Spermatozoi- den in reichlichster Menge im Eileiter, ‘welche von der Samentasche aus aufwärts gedrungen sind und so gleichsam dem Ei entgegen kom- ‚men; dann fand ich Eier (Fig. 3), welche die Portion des Eileiters, die durch die Eiweissdrüse geht, passirt hatten und folgendermassen be- ‚schaffen waren: die Gestalt des Eies war aus der ovalen in die runde _ Korm übergegangen, das Keimbläschen mit Keimfleck war verschwun- ‚den; um den Dotter herum zogen Eiweissschichten von ziemlich fester - (onsistenz und das ganze Ei war in eine Spermatozoidenmasse einge- beitet; eine eigene den Dotter umschliessende Membran konnte nicht mehr erkannt werden. Auch das folgende Stadium, der sogenannte Furchungsprozess, reiht g “ 128 sich in seinen Vorgängen den von anderen Mollusken her bekannten Erfahrungen an: ich habe zwar, da der Furchungsprozess bei Paludina vivipara wol ebenso rasch vorübergeht, wie bei anderen Mollusken, denselben nicht in allen Stadien gesehen, sondern nur in mehreren Zwischenformen, glaube aber aus diesen die Uebereinstimmung mit dem. Furchungsprozess anderer Gasteropoden annehmen zu können. lch traf Eier mit 4, mit 8 Furchungskugeln, dann solche in der Maulbeerform,' endlich solche, deren Dotter äusserlich wieder glatt geworden war (Fig. k, 5, 6); jede Furchungskugel bestand aus einer Gruppe gelber Dotterkügelchen und einer feinkörnigen, farblosen Substanz, die, was mir besonders auffallend war, einen lebhaften Stich ins Violette zeigte und diese Färbung trat um so stärker hervor, je geringer noch die Zahl der Furchungskugeln war. Ueber die Frage, ob die Furchungs- kugeln eine Membran besitzen oder nicht, kann ich nur bei der Nega- tion verbleiben, welche ich rücksichtlich dieses Gegenstandes (Isis 1848, Heft III) aussprach. In Anbetracht der Kerne der Furchungskugeln und ihres genetischen Verhaltens konnte ich, da mir zu wenig Eier aus hierzu brauchbaren Stadien zu Gebote standen, keine neuen Data ge- winnen. Wohl aber glaube ich für die wahre Natur der Körperchen, welche man anı Rande des Dotters bei Mollusken und anderen Thieren gefunden und verschieden gedeutet hat, und welche sich auch bei Paludina vivip. finden, in der vorhin angezogenen violetten Färbung der Grundsubstanz einen weiteren Anhaltspunkt gewonnen zu haben. Das Körperchen nämlich hat mit den sonstigen gleichen physikalischen Eigenschaften der Grundsubstanz, welche die Furchungskugeln haupt- sächlich bildet, auch die violeite Färbung derselben gemein und man kann das fragliche am Rande des Dotters befindliche Körperchen für nichts anderes ansprechen, als für einen ausgetretenen Tropfen der Grundsubstanz selber; anfangs ist es bei Paludina vivip. klar und erst beim allmähligen Verkümmern desselben, erscheinen in ihm einige Körnchen, die wahrscheinlich einfach einer Gerinnung ihren Ursprung verdanken. In diesem Zustande kann man das Körperchen in manchen Fällen bis zur Rotirung des Embryo finden. Ehe ich fortfahre den Embryo in seinen Entwicklungsstadien wei- ter zu verfolgen, will ich in Kurzem das ganze Ei, wie es sich dar- stellt, wenn es im Uterus angelangt ist, beschreiben. An dem im Ute- rus angekommenenEi sieht man die Eiweissschichten, welche der Dotter während seines Durchganges durch den Eileiter sich umgebildet hat, und welche dort von ziemlicher Consistenz waren, dem Volumen nach bedeutend vermehrt und die ganze Eiweissmasse flüssiger geworden, was wohl darin seinen Grund hat, dass die Eier aus der Flüssigkeit, welche sich im Uterus immer zwischen den Eiern befindet — wie man sich durch vorsichtiges Anstechen desselben überzeugen kann — Wasser 129 aufgenommen und sich dadurch vergrössert haben. Man kann künst- lich diesen Akt noch fortsetzen, indem man aus dem Uterus genommene Eier in reines Wasser bringt, wodurch sie noch eine nicht unbedeu- ‚tende Volumszunahme erfahren. Nur die äusserste Eiweissschicht hat sich, wohl durch chemische Umänderung, zu einer Membran verdichtet, deren Resistenz bei verschiedenen Individuen eine verschiedene ist; so lassen sich die Eier aus einem Uterus alle leicht mit der Pincette an dieser Membran fassen und auf den Objektträger bringen, während bei Eiern aus einem anderen Uterus ein solches Manöver ein Zerreissen der - Eihaut immer zur Folge hat. Nach einer Seite hin geht die Eihaut in einen fadenförmigen Fort- satz über (Fig. 460), der den Chalazen des Vogeleies entspricht und von dem man sich bei mikroskopischer Untersuchung über- zeugt, dass er ein spiralig gedrehter freier Theil der Eiweisshülle selber ist. Er sieht in diesem Zustande einem Bindegewebsbündel aus einem höheren Thiere sehr ähnlich und liefert so ein brauchbares Beispiel, 'wie anscheinende Faserbildung entstehen könne durch Faltung einer _ homogenen Membran. Unzweifelhaft kommt dieser Fortsatz durch eine drehende Bewegung zu Stande, welche das Ei auf seinem Wege zum - Uterus vollführte; auf keinen Fall hat er eine weitere Bedeutung für das Eileben, etwa die eines Einsaugungskanales, wie es Carus ver- muthet’); auch dient er nicht zur Anheftung des Eies, welches immer frei im Uterus liegt. Ich habe stets nur Eine solche Hagelschnun; jedem ängebürig, beobachtet, Swammerdam aber bildet Taf. XI., Fig. XI. y ‚anderen Eiern mit einer Hagelschnur auch eines mit zwei sol- [ Fortsätzen ab. Das Eiweiss, in welchem der Dotter oder der 2 ‚Embryo schwimmt, hat ein wechselndes, physikalisches Verhalten bei verschiedenen Individuen; bald ist es hell und klar, bald weiss und trübe, was von einem feinkörnigen, flockigen Niederschlag in demsel- ben herrührt. Ein so verändertes Eiweiss scheint auch einen schäd- lichen Einfluss auf die Brut zu üben, da man unter solchen Umständen abgestorbene Embryonen findet. Mit dem Grösserwerden des o nimmt das Eiweiss in gleichem Verhältniss ab und wird Iüssiger. Die Dotterkugel liegt für das freie Auge als feines Pünktchen in Eiweissmasse, sie ist um so gelber, je kleiner sie ist, weil mit ‚wachsen des Embryo die gelben Dotterkügelchen auf grösse- Raum verbreitet werden, und doch nicht an Zahl zunehmen. Regel ist, dass in einer Eiweisshülle auch nur eine Dotterkugel ‚ einmal traf ich zwei in Einer Eiweisshülle; es waren zwei r ‚ welche bereits die Furchung überstanden und Organe ange- legt ‚ übrigens aber nicht auf gleicher Entwicklungsstufe standen. Noch fanden sich in Eiweiss um die Dotterkugel gar nicht selten ") Nov. Act: Acad. nat. curios. Tom, 13, 1827 130 x Spermatozoiden und zwar theils abgestorben, theils noch in lebhafter Bewegung und, was ich für bemerkenswerth halte, die beiden Sper- . matozoidenformen, sowohl die haarförmigen mit spiralig gedrehtem Ende, als auch die eylindrischen, schlauchförmigen; nicht minder beachtens- werth ist, dass ich sie in lebhaft schlängelnder Bewegung in Eiern wahrnahm, deren Embryone schon die Fühler hervorwachsen liessen, den Tractus, das Ohr ete. bereits angelegt hatten. Ich halte es für nicht überflüssig, beizusetzen, dass diese Beobachtungen am enheie ten Ei gemacht wurden. Nach diesen Bemerkungen, welche sich auf das ganze Ei, wie es sich im Uterus findet, beziehen, nehme ich die Entwicklung des Embryo, welche ich im Furchungsstadium verliess, wieder auf. Wenn die Furchung vollendet ist, hat der Embryo eine runde Ge- stalt und besteht aus zarten Zellen, die gelbe Dotterkügelchen und eine farblose, feinkörnige Substanz als Zellinhalt besitzen, jedoch in solcher Vertheilung, dass die Zellen im Centrum des Embryo reicher sind an gelben Dotterkügelchen als die an der Peripherie desselben gelegenen, wesshalb auch letzterer in seiner Mitte gelber gefärbt ist, ais am Rande (Fig. 6). Die erste äussere Gestaltveränderung nun, welche der Embryo den Beobachter erkennen lässt, ist die, dass er sich an’ dem einen Pol, der, wie spätere Stadien beweisen, der vordere ist (Fig. 7a), abflacht, etwas verbreitert und daselbst eine grubenförmige Aushöhlung (b) zeigt. Embryone auf diesem Stadium sind seltener zu treflen, wahrscheinlich, weil es schnell vorübergeht, um sogleich das nachfolgende Stadium zu bilden. In diesem geht, wie aus darauffolgenden Beobachtungen ersichtlich ist, vom oberen Rande der grubenförmigen Höhlung aus, eine Einkerbung um die obere Seite des Embryo, und grenzt dadurch vom übrigen Embryonalleib einen Theil ab, der sıch mehr und mehr saum- artig ausdehnt (Fig. 8, 9, 40a), und zugleich wächst am unteren | Rande der grubenförmigen Aushöhlung ein 'hügelförmiger Fortsatz' her vor. Um dieselbe Zeit hellt sich das Innere des Embryo auf und'es erscheint eine im Centrum gelegene Höhle (ec); dann bildet sich ‚der vordern grubenförmigen Aushöhlung gerade entgegengesetzt, eine andere Grube von geringerem Umfang am hintern Pol (d), worauf beide Aus- höhlungen, die vordere wie die hintere, mit der Centralhöhle in’ Ve bindung treten, die vordere grössere durch eine mehr trichterförmig Verlängerung, die hintere kleinere durch einen Kanal von mehr 'glei chem Lumen, wie die hintere Grube selber (Fig. Ibd). ft An dem durch eine Furche abgesetzten und‘ an der Rückensei des Embryo befindlichen Saume oder Lappen, wie man ihn nennen wi wachsen zuerst Wimperhärchen (Fig. 9@); darauf erscheinen auch wel che um-die hintere Grube oder Oellnung, als welche ‘sie sich jetzt # j 131 kund gibt, doch sind die Cilien am letztereu Orte kürzer und feiner, als die am Vorderende und der Embryo fängt nun an zu rotiren. Wie sich bei der. Betrachtung der späteren Stadien herausstellt, ist die Bedeutung der bis jetzt vorhandenen Theile folgende: die grosse grubenförmige Aushöhlung am Vorderende (b) wird zur Mundöfinung, _ der‘ von ihrem oberen Rande aus verbreiterte und vom übrigen Em- bryonalkörper abgesetzte Lappen (a) ist das Segel (Velum) der Meer- gasteropoden. Die centrale Höhle (c) bietet die erste Form des Magens dar, die am Hinterende befindliche Oeffnung entspricht dem After; der kurze Verbindungskanal zwischen ihm und dem Magen ist die Anlage des Darmes, ebenso: gibt die trichterförmige Verlängerung der Mund- - ölfoung in den Magen die erste Bildung des Schlundes. Der vom unte- _ ren Rande des Mundes hervorwachsende hügellörmige Fortsatz (Fig. 10f) entwickelt sich zum Fuss. In diesem Stadium ist, was ich ausdrücklich erwähne, von einem Ohr noch keine Spur vorhanden. or Anlangend die histologische Beschaffenheit eines solchen Embryo, eht er aus klaren Zellen, von denen eine, gewisse Anzahl einige Dotterkügelchen enthält, nur die Wimperzellen des Velums, so- wie. die gleichen der Afteröffnung besitzen etwas;mehr von den Dotter- R als Inhalt, wodurch an beiden genannten Orten ein leichter en. bervorgerufen wird. Sonst scheinen alle Zellen des Embryo ‚gleicher Beschaffenheit zu sein, mit Ausnahme einer Zellenschicht, Iche um die kugelige Magenböhle liegt und sich dahin verändert:hat, ‚die einzelnen Zellen grösser geworden sind, das Licht stärker und: bei. auffallendem ‚Licht ein weissliches Aussehen haben. Zellenlage umgibt den Magen anfangs becherförmig '), später ‚sie sich mehr auf die eine Seite des Magens zusammen. Dass Zellen die erste Bildung der Leber darstellen, ist aus den nach- nden Stadien unverkennbar abzunehmen. Bei der ferneren Entwicklung sieht man das Velum wachsen, den ich vergrössern, wobei die Wimpern um die Afteröfinung sich ılig auf den Fuss fortsetzen; auch. verlängert sich das hintere Ende bryo. Zufällig war ein Embryo in diesem Stadium beim Durch- 1 des Eies mit einer feinen Scheere so halbirt worden, dass lagenhöhle offen lag. Beide Hälften rolirten aber ohne Störung j nd Da 4 r ) Wie man deutlich sieht, wenn man den Embryo von oben betrachtet und L larauf von der unteren \Seite; hierzu gebrauche ich den Handgriff, das plätichen, auf welchem ‚der Embryo liegt, ohne weiteres selbst umzu- üden, so dass, weil der Embryo gewöhnlich in seiner Stellung ‚bleibt, man ihn bequem von der anderen Seite schen kann. Hat man eine dünne lo angewendet, so kann man selbst mit stärkeren Vorgrösserungen dem Embryo bei solcher Lage betrachten, bei den kleinen Oberhüuser'schen - Mikroskopen”z. B. noch mit System 7. 132 fort und man’ konnte sich bei der Bewegung um die Axe überzeugen, einmal von dem wirklichen Vorhandensein ‘dieses Hohlraumes, und dann, dass der Magen schon um diese Zeit mit sehr zarten DEE ausgekleidet war. Von der Fläche des Segels aus, nicht etwa vom Rande, 'als wel- cher immer der gleiche Flimmersaum vorhanden ist, wächst auf bei- den Seiten ein Hügel (Fig. A0e) hervor, der sich verlängert und später zum Fühler wird. Betrachtet man den Embryo von oben (Fig. 44), wobei man auf die Ebene des Velums sieht, so erkennt‘ man diese Hügel durchaus nicht, erst, wenn’ es gelingt, den Embryo im Profil zu beschauen, wird man derselben als niedriger Warzen gewahr (Fig. 40, 12e). Bald darauf oder vielleicht gleichzeitig mit dem Hervorsprossen der Fühler erscheint, wenn man den Embryo im Profil sieht, unter und hinter dem Schlunde, gegen den Fuss zu ein runder Körper (Fig.12%): er hat anfangs sehr dicke Wände und einen unbedeutenden Hohlraum, der sich aber nach und nach vergrössert, indem zugleich die Wände an Dicke abnehmen: es ist dieses Organ die Obrblase. Nicht unerwähnt will ich lassen, dass um die Zeit ihres Erscheinens von einem Nerven- system noch nichts zu sehen ist. Wichtige Veränderungen markiren sich unterdessen am hinteren Leibesende. Es wird dort selbst der abgerundete Theil, welcher Leber und Magen enthält von einer flachen, wuldenförmigen; eoncentisch ges streiften, homogenen Substanz überzogen, welche in dieser Weise die Schale ia ihrem ersten Auftreten darstellt (Fig. 41, 12:). Sie ist anfangs sehr zart, ganz farblos, und nicht leicht zu erkennen; nach‘ und nach aber nimmt sie einen Stich ins Gelbliche an. Rücksichtlich ihrer Gene- sis erscheint die Schale nur als einfache Ausscheidung aus der Haut des Embryo, deren Zellen unter der Schalenanlage eine polygonale' Ge- stalt angenommen haben. ken Rn Als fernere morphologisch wichtige Formveränderung erhebt" sich am hinteren Körperende und zwar von oben und links nach" unten und rechts '') eine Falte, welche in der angegebenen Richtung nach vorne zieht (Fig. 44, 42h); die Wimpern,‘ welche die: Afteröffnung umgeben, haben sich über die Falte ausgebreitet und 'es wird der After‘ selbs welcher anfangs am Hinterleibsende sich befand'mit dieser Falte na vorne und rechts gezogen. Dass die eben berührte Falte ‘die erste Mantelbildung sei, ist leicht einzusehen. Weitere Veränderungen, die man um diese Zeit im Ianeren sieht, sind folgende: die Wände, welche den trichterförmigen Schlund be- grenzen, haben sich verdickt und die dem Eingang zunächst gelegene ') Die Bestimmung ‚dieser Richtung ist genommen bei Betrachtung des Embryo von oben, so dass das Vorderende desselben von dem Beobachter weg, das Hinterende dagegen ihm zugewendet ist, udn - 133 Partie grenzt sich allmälig als Schlundkopf ab; der Schlund selbst hat, _ da der ganze Embryo länger geworden ist, an Ausdehnung gewonnen (Fig. 44, 129), in gleichem der Darm; auch der Magen, welcher von der Leberzellenschicht nach unten und links umhüllt wird, hat sich ver- längert und dabei schief gestellt, wovon man sich in der Profilansicht überzeugt (Fig. 12c). Als eine neue Erscheinung tritt unter dem Schlund- kopf ein heller Raum auf, der sich bis zur Mantelfalte erstreckt, wo- mit die erste Bildung (der Leibeshöhle gegeben ist. | In histologischer Beziehung lässt sich über die Embryonen aus sol- chem Stadium so viel aussagen: man unterscheidet die Zellen der Haut- schicht als klare, zarte Zellen mit bläschenförmigem Kern und einem Kernkörperchen; als Zelleninhalt hatten manche noch gelbliche, scharf- - eonturirte Kügelchen, welche wohl Nachkömmlinge der Dotterkörper- chen sind, übrigens ‚waren sie kleiner und auch nicht mehr so intensiv gefärbt, als die früheren Dotterkörperchen. Am Segel, am Mantel, so- ‚wie am Fusse tragen die Zellen Gilien, von denen die des Segels die _ längsten sind. Unter der Schalenanlage sind die Zellen, wie schon vor- hin bemerkt wurde, polygonal abgeplattet. Anders umgeformte Zellen _ erbliekt man im Fusse unter der Hautzellenschicht und später auch im “Mantel, nämlich helle Zellen (Fig. 12, 13), welche entweder nach einer Sie nacı mehren Seiten hin Fortsätze, die selbst wieder verästelt sein | und’ sich untereinander verbinden, ausschicken. Wieder anders ie Zellen, welche die Leberanlige darstellen, es sind grosse, Blasen von fettartigem Aussehen, zwischen und auf welchen noch ‚Fettkügelchen jetzt zum Vorschein kommen. Was die Bewegungen eines solchen Embryo anlangt, so scheint unverleizten Ei regelmässig mit dem Kopfende voraus in der i e umherzutreiben, ob gerade in einer Spirale will ich nicht en iden, doch wälzt er sich dabei bald um seine Längen-, bald 'um seine Queraxe. Hat man aber das Ei geöffnet, so schwimmt er “ ‚ausgeflossenen Eiweiss auch mit dem Hinterende voraus oder in der Richtung seiner Queraxe, im Kreise umher.‘ ‘den nun folgenden Entwicklungsstadien, lässt der Embryo all- ‚eine Schneckenfigur erkennen. Die warzenförmigen Anlagen der Fühler ‚welche aus dem Velum herausgewachsen sind, verlängern sich ‚stellen Kegel dar, die mit breiter Basis beginnend, in eine stumpfe enden (Fig. 43e). An der Basis jedes Fühlers tritt ein neuer “auf (Fig.431), welcher in seiner ersten Anlage ganz analog wie 'Gehörorgan sich verhält, insofern or, wie dieses, eine Blase mit n Wänden darstellt: es ist dieser Körper die erste Anlage des IA © Der Tractus beginnt noch mit einer weiten, rundlichen Oeffnung, die unmittelbar in den Schlundkopf führt, der sich immer mehr ab- 134 1 . grenzt und eine gelbliche Färbung annimmt; der Schlund nimmt an Länge zu, der Magen hat sich ausgedehnt; und eine ‚durch Schlingen- 1 bildung gebogene Stellung erhalten, wesshalb man bei Betrachtung des Embryo von oben gleichsam in zwei Hohlräume sieht (Fig..44, 4%), vorausgesetzt, dass man. den Focus auf eine Ebene einstellt, welche durch die Schenkel der Magenschlioge zieht. Von unten: betrachtet; wird der Magen in grösserer Ausdehnung als längliche Blase erblickt, welche nach links gelagert ist und zwar so, dass ihre Längenaxe die Längenaxe des ganzen Thieres unter einem spitzen Winkel schneidet (Fig! 15). Die Leber umhüllt die untere und linke Seite des Magens noch als einfache, ungelappte Schicht, Die Mantelfalte hat einen gewulsteten Rand, ist jetzt bis nach vorne gezogen und steht nach rechts wie ein umgeklappter Körper vom übri- gen Embryonalleib ab (Fig. 13, 44h). Bei der Ansicht von untenüber- bliekt man die Umrisse des Mantelsaumes in ganzer Ausdehnung und überzeugt sich, dass Leber, Magen und Darın im Mantel stecken, wie in einem Sack, dessen nach vorne und rechts gerichtete. Oeflnung bogenförmig ausgespannt erscheint (Fig. 45%), wodurch der Raum für die Kiemenhöhle gegeben ist. " Die Schale hat sich als einfache Abscheidung aus dem Mantel in gleichem Schritt mit diesem vergrössert, ihre ältere Schicht ist gelber geworden und schärfer conturirt, während die frische Lage vollkom- men hell ist und nach vorne gegen den Mantelrand verfolgt, dem Auge fast entschwindet durch ihre Durchsichtigkeit; ‘bei 420 maliger Vergrösserung sieht man sie fein längs- nd quergestrichelt. Der Fuss nimmt bedeutend an Umfang zu und wird zungenförmig; er liegt noch in fast gleicher Richtung mit: der Mundöfloung, allmählig aber scheidet er sich durch eine Einbiegung von derselben ab. In-ihm entdeckt man jetzt einen fast spindelförmigen Körper, der nach: der | Längenaxe des Fusses verläuft (Fig. 43m), von leicht gelblicher Färbung ist und das erste Erscheinen des unteren Schlundganglion und: seiner Fortsetzung in den Fuss bezeichnet; wahrscheinlich hat sich damit zu gleicher Zeit das obere Schlundganglion differenzirt, ist aber wegen de ebenfalls gelblichen Schlundkopfes nicht zu unterscheiden. Im ‚Fusse hat sich ferner der Hohlraum unter dem Schlundkopf nach abwärts gegen die Spitze des Fusses zu vergrössent. wg Von einem Herzen ‘konnte ‚ich um diese Zeit noch nichts wahr nehmen, obwohl ich speciell darnach suchte. Daftir bemerkte ich ei anderes Phänomen, welches für dieses Stadium von .Bedeutsamkeit is der Fuss nämlich bläht sich auf und contrahirt sich wieder rhythmisel in einer. Minute 4—5mal, was man am schönsten in der Profillage de Embryo sieht. ‚An anderen Embryonen nun, die ich längere Zeit, von 135 oben betrachten konnte (Fig. 14), nahm ich wahr, dass auch die Nackengegend, soweit sie vom Velum begrenzt war, sich in gleichem Zeitmass ausdehnt und wieder zusammenzieht. Geformte Theile, die durch solche rhytmische Contractionen etwa hin und her getrieben worden wären, waren nicht zu sehen, sondern es füllte nur den Hohlraum eine helle Flüssigkeit, welche durch die abwechselnden Zu- . sammenziehungen des Fusses und der Nackengegend hin und her be- wegt wurde. © Anlangend die weitern Veränderungen, welche der Embryo noch _ durchzumachen hat, so bringen sie alle die äussere Gestalt des Embryo immer näher der des erwachsenen Thieres: die Fühler werden länger und spitziger, die vor den Fühlern gelegene Kopfparthie streckt sich mal zum Rüssel aus (Fig. 16), der Fuss sondert sich durch einen _ tiefen Einschnitt vom Kopf und nimmt die abgeplattete und in der Mitte einknickbare Form an, welche der Fuss des alten Thieres zeigt; end- ich hat anch bereits die Schale eine Windung gemacht. Bleiben wir er noch bei den äusseren Theilen stehen, so zieht sich das Velum über den Nacken und um die Basis der Fühler herum bis zum 'Mundrand und wird hier in der Profilansicht des Embryo als erter Vorsprung erkannt; ferner hat sich der Mantelsaum be- werth verändert, indem auf der rechten Seite sein Rand drei Isätze entwickelt (Fig. 16), die anfangs bloss warzenförmig gestaltet, zum Ende des Embryonallebens sich zu drei langen, fingerförmigen telfortsätzen entwickeln. Mit dem Auftreten dieser Fortsätze, die rigens nur auf der rechten Seite sich finden, während der linkssei- ge Mantelsaum gleichrandig bleibt, ist auch eine neue Erscheinung * bisher glatten Schale bedingt. Letztere ist nämlich, wie schon als gesagt wurde, eine einfache Absonderung des Mantels , gleich- ein Abguss desselben, es müssen desshalb die neugebildeten Fort- am Mantelrande, da sie nach aufwärts gerichtet sind, auf der n Fläche der Schale Ablagerungen bilden; dies geschieht auch in :ise, dass von jedem Mantelfortsatz, seiner immer zunehmenden } ntsprechend, ein Abguss von ihm zurückbleibt, der einer spitz en Hohlkehle ähnlich ist und da diese Hohlkehlen continuirlich der folgen, werden drei Längskämme auf der Oberfläche der chtbar, die man’ bei flüchtiger Betrachtung für Haare hält; ich aber‘ sind es Leisten, ‘welche aus dicht hintereinander folgen- 12 zulaufenden Hohlrinnen gebildet sind '). — Jetzt kommt auch old ist geneigt (a. a. O. p. 303 Anmerkung 12) die haarähnlichen chse der jungen Paludinen mit einer Art Epidermis zusammenhän- Eu En, lassen, welche das Gehäuse überzieht. Bei den Jungen der Palu- we. . - dina viyipara wenigstens ist keine Epidermis vorhanden, welche die Schale — überzieht, sondern die haarähnlichen Auswüchse verhalten sich in Form 136 das Operculum (Fig. 16s) auf der Rückseite des Fusses zum Vorschein; in der Profilansicht wird es als eine scharfconturirte Linie erkannt, die allmählig eine gleiche gelbliche Färbung wie die Schale annimmt. Um zu den inneren Organen dieses Stadiums überzugehen; ‚so markirt sich das Centralnervensystem immer deutlicher, auch seine gelbliche Färbung nimmt zu; ein neuer Theil desselben ist deutlich ge- worden, nämlich der Eingeweidenerv (Fig. 46r), welchen man. zwi- schen der Ohrblase und dem Schlunde quer nach hinten zum Einge- weidesack ziehen sieht. Auch ihm kommt eine gelbliche Färbung zu und das ganze erkennbare Nervensystem bietet ein relativ sehr bedeu- tendes Volumen dar, denn das untere Schlundganglion z. B. und seine Fortsetzung in den Fuss ist:so dick, als der Schlund, und der vege- tative Nerve hat den halben Durchmesser des Oesophagus. Im Auge erscheint jetzt Pigment, die Ohrblase ist aber noch Me Otolithen. Der Schlundkopf wird rundlicher, der Zungenfortsatz tritt auf, Schlund, Magen und Darm werden länger und die beiden letzteren machen ‚Windungen: Die Leber, welche bei auffallendem Lichte noch immer eine weisse Farbe zeigt, liegt gegen die Spitze der Schale, ist mehrlappig geworden und deckt, wenn man die rechte Seite des Emhryo (Fig. 16) betrachtet, den Magen; doch schimmert letzterer durch. In der Kiemenhöhle erkennt man die Anfänge der Kiemen (Fig. je ; als längliche, nebeneinanderstehende Knospen. Um diese Zeit lässt sich auch das Herz, wenn der Embryo von der linken Seite betrachtet wird, beobachten; seine Thätigkeit ist an- fangs zwar noch eine sehr gorigä, denn es macht in der Minute nur 4—2 Pulsationen, die sich aber allmälig rascher folgen. Unterdessen haben der Fuss al das Velum ihre Contractionen eingestellt, da ana Function nun wohl vom Herzen übernommen worden ist. f Der Kreislauf der Mollusken ist noch wenig mikroskopisch beabal achtet worden und ich habe desshalb versucht bei den Embryonen der Paludina vivipara etwas Näheres darüber zu erforschen, kann aber lei- der nur einen spärlichen Bericht darüber abstatten. Die Richtung des Kreislaufes kann natürlich nur nach den strömenden 'Blutkörperch bestimmt werden, aber da macht man gleich an vielen Embryonen di unangenehme Erfahrung, dass sie äusserst wenige oder gar keine Blut- kügelchen haben; dazu kommen die beständigen, alle weitere Einsich‘ und Bildung zu den Mantelfortsätzen ebenso, wie die „hohlen oder rinnen: artigen Stacheln‘“ in der Umgebung der Schalenmündung von Strombus, Pterocera, Murex. Dass ich aber ebenso wenig, wie v.Siebold eine zellig Structur in der Schale der Paludina vivip. sah, wie sie Bowerbank gesehen haben will; geht schon aus dem hervor, was ich oben mehrmals über ihre Bildung aussagfe: sie ist eine homogene, aus den Hautzellen abgeschiedene Substanz, die bei stärkerer Vergrösserung Schichtenbildung zeigt. 137 verhindernden Contractionen des Thieres. Nur ein paar Embryonen traf ich, deren Blut ziemlich reich an rundlichen Blutkügelehen war und diese letzteren sah ich treiben durch einen lichten, weiten Raum, der in das Herz führte. Da die Blutkügelchen hier in das’ Herz strömten, die Kiemen aber wegen ihrer unbedeutenden Entwickelung noch nicht in Thätigkeit sein konnten, das Thier auch noch nichtim Wasser lebte, so konnte das in das Herz strömende Blut wohl nur Körperblut sein. Wohin es zunächst aus dem Herzen floss, konnte wegen der verdeck- ten Lage des Herzkammerausganges nicht beobachtet werden. Dage- ‚gen sah man, wenn das Thier die Fühler einige Zeit ruhig ausgestreckt hielt, auf der einen Seite derselben in einem hellen Raume die Blut- kügelchen bis zur Spitze aufsteigen und auf der anderen Seite wieder abwärts ziehen, bis sie in den grossen Blutsinus gelangten, welcher ‚das Centralnervensystem, den Schlundkopf und Schlund umgiebt. Von diesem Raume aus sah man sie nach hinten treiben gegen die Herz- ‚gegend zu. Ich habe bisher den Embryo der Paludina vivipara mehr in seinen einen morphologischen Veränderungen betrachtet, will jetzt aber was specieller mich über die Entwickelung der einzelnen Organe verbreiten und zwar über die äussere Haut, Nervensystem, Ohr, Auge, erdauungskanal, Leber, Herz, Kiemenhöhle und Kiemen. Aeussere Haut. Diese überkleidet sich in ihrer ganzen Aus- 3 mit Wimpern, mit Ausnahme des an der Basis der Fühler ge- nen Fortsatzes, welcher die Augen trägt und von Anfang an unbe- mpert ist. Die Cilien der ganzen Hautfläche, abgerechnet die des ums, welche immer länger und dichter gestellt sind, haben anfangs gleiche Grüsse; später kommen an den Fühlern, am Mantelsaum ind vielleicht auch am Fusse kleine Warzen zum Vorschein, deren immerhärchen sich verlängern (Fig. 43, 44 u. Taf. XII, Fig. 25e) und ierliche auf Vorsprüngen befindliche Wimperbüschel darstellen, von interscheiden sich genannte Flimmerhärchen auch durch ihre lang- e Bewegung von den kleineren, die übrige Hautfläche deckenden - Vebrigens sind diese Wimperbüschel eine bald wieder vorüber- shende Erscheinung, sie schwinden wieder, wenn die Ablagerung | Kalkkörpern in der Haut erfolgt und machen einer gleichmässigen wimperung Platz. Etwas Aehnliches kommt nach Kölliker ') an den n der Tintenfischembryone vor, wenn die Flimmerung des Kei- iritt. Nur besteht der Unterschied, dass bei den Gephalopoden- bryonen auf den Zwischenräumen zwischen den Warzen keine Gilien jehen, bei Paludina aber hier feinere Flimmerhärchen vorkommen. Das Velum, welches doch auch zum Hautgebilde gerechnet wer- ') Entwicklungsgeschichte d. Cephalopoden p. 44 Taf, V. Fig. WVI. — ae u en -. Lu 4 138 den muss, selbst wenn man Lust hat, es für ein transitorisches Respi- rationsorgan zu erklären, welche Deutung noch unterstützt würde durch die oben mitgetheilten Beziehungen desselben zur Bewegung der Blut- (lüssigkeit, sieht man noch lange an Embryonen, die ‚schon das Aeussere der erwachsenen Schnecke haben; es zieht als ein amRande dicht bewimperter Hautsaum um die Basis der Fühler über denNacken weg, zum oberen Mundrande (Fig. 46a). Später verschwindet es spurlos. Rücksichtlich des feineren Baues der Haut finde ich zu bemerken, dass dieselbe bei Embryonen, welche noch gar kein Pigment besitzen, grossentheils gebildet ist aus hellen bläschenförmigen Kernen von 0,002 — 0,004" Grösse, mit einen glänzenden Kernkörperchen; um die Kerne zieht eine mattere Grundsubstanz, welche wie eine homogene: Inter- cellularmasse zwischen die Kerne gelagert ist. Es ist mir wahrschein- lich, dass die jedesmalige Schicht um einen bläschenförmigen Kern sich ebenso zu letzterem verhält, wie die Grundsubstanz der Furchungs- kugel zu dem von ihr eingeschlossenen Kern; es können sich darnach wohl auch die Kerne, welche die Haut des Paludinaembryo zusammen- setzen, sammt der sie umgebenden Grundsubstanz zur Zelle umbilden, was gewiss theilweise geschieht, indem man eine Membran mit und ohne Essigsäure an mancher ‘Stelle sehen kann; aber ebenso gewiss ist es auch, dass viele der Kerne sammt ihrer umhüllenden Grundsubstanz, ohne vorher sich durch Consolidirung einer Membran zur Zelle erhoben zu haben, sich ohne weiteres in Gewebe umsetzen. So lagern sich z. B. die Kügelchen des gelben Pigmentes der Haut um die bläschen- förmigen Kerne ab in die umhüllende Grundsubstanz und weil letztere membranlos ist, so fliessen nicht selten solche Pigmentablagerungen zusammen, so dass der dadurch enistandene Pigmenthaufen zwei Kerne eioschliesst. Ein gleiches lässt sich auch bei der Entwicklung von mancher schwarzen Pigmentstelle erkennen. Nervensystem. In Betref! der Zeit, in welcher das Nerven- system erscheint, ist so viel gewiss, dass es erst auftritt, nachdem be- reits die Anlage des Tractus, der Leber, der Ohr- und Augenblase er ist. Es markirt sich nach genannten Organen als ein leicht‘ gelblicher, relativ dicker Körper, der unter dem Schlundkopf beginnend sich in den Fuss erstreckt, wo er spitz endet (Fig. 43m). Des Zu- sammenhanges wegen wiederhole ich, dass diese Partie des Nerven- systemes dem unteren Schlundganglion sammt dessen Ausstrahlung in den Fuss entspricht und dass wahrscheinlich um gleiche Zeit sich schon das obere Schlundganglion differenzirt hat, aber wegen des ebenfalls gelblichen Schlundkopfes schwieriger zu erkennen ist. Weit später, nachdem die Fühler schon eine bedeutende Länge erreicht haben, im Auge das Pigment aufzutreten begonnen hat, das Herz pulsirt, wird der Eingeweidenerv sichtbar, der, gleich den Schlundganglien, ein rela- # AR en a y 139 tiv stärkeres Volumen hat, als dieselben Theile des erwachsenen Thieres. 0, @ehörorgan. Die Ohrblase sah ich zuerst bei Embryonen, aus deren Velum eben die Fühler als noch niedrige Warzen hervorkeimten (Big. 12%), die erste Anlage der Schale erkennbar war und am Hinter- - ende des Embryo die Mantelfalte sich erhob. Von einem Nervensystem war noch keine Spur vorhanden, was bestimmt ausgesagt werden kann, da die Gegend unter dem Eingang zum Tractus, sowie der Fuss ver- hältnissmässig durchsichtig waren. In der allerersten Anlage mag das Ohr eine solide, vielleicht aus kleinen Zellen bestehende Kugel sein; ich habe dieses Stadium zwar nicht geschen, schliesse aber auf das- selbe zurück aus der jüngsten von mir beobachteten Form des Ohres, _ in welcher es einen runden, fast soliden: Körper darstellte mit einer ‚sehr kleinen Cavität (Taf. XIII, Fig. 14). Da man in den darauf folgen- den Stadien diesen Hohlraum immer mehr zunehmen, dagegen die Dicke der Wände geringer werden sieht (Taf. XII, Fig. 15 u. 46) und da fer- ner in der Aushöhlung wohl eine helle Flüssigkeit enthalten ist, in der dass die Zellen, weiche den anfangs soliden Ohrkörper zusammensetzen, Br » Flüssigkeit in die Mitte der Kugel abscheiden, welche, an Masse erweitert. Die Wände vieler Ohrblasen verdünnen sich nicht gleich- mässig, sondern nach einer Seite hin, und, wie es scheint, immer gegen "Seite zu, wo später der Hörnerv ansitzt, ist die Wand dünner, an der übrigen Peripherie. Doch ist natürlich nicht an ein blosses hanisches Ausdehnen der Wände zu denken, sondern die Ohrblase chst auch organisch fort. Sie ist lange Zeit in der Gestalt einer Blase dicken Wänden, gefüllt mit einer hellen Flüssigkeit zu beobachten (Fig. 12, 43, 45, A6k) und erst, wenn die Kalkablagerungen in der u der Fühler begonnen und das Auge schon pigmentirt ist, erblickt _ man in den Gehörblasen die ersten Otolithen ') und zwar zeigt sich st. einer (Taf. XII, Fig, 47), dann zwei oder zugleich drei, worauf ‚Zahl immer mehr zunimmt mit dem Grösserwerden der Olrblase. io Hörsteine krystallisiren ohne weiteres aus der Flüssigkeit der Ohr- 5; sie sind anfangs punktförmige Körper, spitzen sich zu en durch Schichtenbildung, welche letztere man sehr schön olirten Hörsteinen einer ausgebildeten Hörblase erkennen kann. ‚auffallende Sache ist es, dass die Abscheidung der Ohrkrystalle ib gleichmässig in beiden Ohren zugleich erfolgt; so sieht man in hen Ohrblase oft schon mehre Hörsteine, während in der anderen 6 & er _ / Anders verhält sich nach C. Vogt die Bildung des Ohres beim Actaeon, Dort erscheint der Otolith zuerst und erst später bildet sich die ihn umge- bende Substanz zur Hörblase um. 140 desselben Thieres noch kein einziger vorhanden ist, ja ich beobachtete einen Fall, wo ein Embryo in der einen Ohrkapsel 25 Hörsteine be- sass und in der anderen‘ noch keinen einzigen. Die Otolithen „eigen übrigens in der Embryonalhörklase die bekannte zitternde Bewegung, ohne dass es mir, auch bei dem schärfsten Zusehen, gelungen wäre, schwingender Cilien ansichtig zu werden. Auge. Das Auge erscheint unmittelbar nach dem Ohre, vielleicht in manchen Fällen selbst gleichzeitig mit dem Ohre, sobald nämlich die Fühler aus der. Fläche des Velums hervorkeimen. Die Annahme, dass die Anlage beider Sinnesorgane zu gleicher Zeit erfolgen möge, wird dadurch begründet, dass die Form des Auges in dem Zeitpunkte, wo ich dasselbe gewahr wurde, ganz die gleiche ist, welche das Ohr, so- bald es einmal über die erste Epoche hinaus ist, hat. Ich sah‘ das Auge nämlich an der Basis des papillenförmigen Fühlers als Blase mit dieken Wänden (Fig. 43lund Taf. XII, Fig. 26)’ und angefüllt mit einer hellen Flüssigkeit. Bei der völligen Identität dieser Form des Gehör- und Sehorganes ist es wohl nicht ungereimt, auch auf gleiche Genesis zu schliessen und anzunehmen, dass die erste Anlage des Auges — als kugliger, solider Zellenhaufen — zugleich mit dem Hervorkeimen des Fühlers und insofern auch mit dem ersten Auftreten des Ohres zusammen falle. Was die Formveränderungen des Auges betrifft, so geht es aus der runden Gestalt nach nnd nach in die mehr ovale und endlich in eine birnförmige über (Taf. XNI, Fig. 27, 28), wobei das verbreiterte Ende nach vorne gerichtet ist. Ich brauche wohl kaum hervorzuheben, dass man, um die bezeichnete Form des Auges zu studiren, kein Deck- glas anwenden darf, weil der Druck desselben immer wieder eine runde Form herstellen kann. I: Die dicke Wand der Augenblase, welche nach vorne zu, wo sie den der Cornea analogen Abschnitt des Auges bildet, dünner wird, hat, ohne Anwendung eines Deckglases betrachtet, ein bloss feinkörniges Aus; |; wird sie aber comprimirt, so zeigt sie sich aus lauter klei- nen, len zusammengesetzt; sie bildet die Anlage zugleich für die Selerotica, Chordidea und wohl auch Retina, welche Augenschiehten sich nur aus ihr differenziren, wie ich ‘wenigstens von den beiden ersteren beobachtete. Die Choroidea tritt als halbmondförmiger Ring am hinteren Abschnitt des Auges auf (Taf. XIII, Fig. 28), nieht mit schar- fem, sondern mit etwas verwischtem Rande und wird ein solehes Auge leicht comprimirt, so sieht man, dass die Pigmentmoleküle abgelagert sind in einer Zellenschicht der Augenblasenwand. Es füllen sich immer mehr Zellen mit Pigment, dessen Farbe bei Embryonen eigentlich dun- kelviolett ist, bis endlich eine vollkommene innere Pigmentblase fertig wird, aus der nur vorne die Linse halbkugelig hervorragt. e. \% f 141 1} Ueber die Zeit des Erscheinens, sowie über die Art, wie die Bil- - dumm il Linse erfolgt, habe ich folgendes gesehen. Schon vor dem - Auftreten des Pigmenthalbkreises, wann das Auge noch nichts weiteres darstellt als eine Blase mit einförmig dicker Wand und einer Flüssigkeit im Innern, wird ein heller, das Licht stark brechender Körper in der vorderen Gegend der Augenblase bemerkt (Taf. XIII, Fig. 27); nach Druck und stärkerer Vergrösserung sieht man, dass derselbe an der Innen- seite eines zarten Bläschens liegt, entweder so, dass noch ein ziem- licher Zwischenraum zwischen ihm und der Membran des Bläschens _ existirt, oder so, dass dieser Zwischenraum fast ganz geschwunden ist und von dem lichtbrechenden Körper ausgefüllt sich zeigt. Darnach und nach der Struktur der fertigen Linse, die immer in sich einen gelblichen Kern und eine hellere Rindensubstanz unterscheiden lässt, ist ' die Bildungsweise der Linse bei Paludina vivipara wohl die, dass inner- halb der Augenkapsel der Kern einer elementären Zelle sich in eine feste Eiweisskugel umwandelt und nach und nach durch Wachsen die Zelle ausfüllt; hierauf lagern sich, bis die Linse ihre typische Grösse erreicht hat, um die bereits entstandene Kugel weitere Schichten ab, welche dem Centrum zunächst fester werden, eine gelbliche Farbe an- nehmen und den Kern der Linse darstellen, während die äusseren ichten alsRindensubstanz weniger consistent und weniger gefärbt sind. Wie angegeben findet die Bildung der Linse bei der Paludina "innerhalb der Augenkapsel statt, bei den Tintenfischen aber, welches wohl die einzigen Mollusken sind, welche bis jetzt in Bezug auf Augen- ntwicklung erforscht wurden, entwickelt sich die Linse, wie Kölliker beschreibt (a. a. O. p. 99) nach dem Modus, wie er bei den Wirbel- thieren beobachtet worden ist: sie bildet sich im Grunde eines durch Einstülpung der Haut entstandenen Sackes. Es kann übrigens nichts | E weniger als auffallen, wenn, bei der so grossen Differenz im Bau des | Auges der Tintenfische und der Sumpfschnecke auch die Entwicklungs- _ weise der Augentheile eine sehr verschiedene ist. Der Glaskörper ist seiner Entstehung nach nichts anderes ‚als ‚die ursprüngliche helle Flüssigkeit, welche die Augenblase ausfüllt die allmälig eine grössere Consistenz annimmt. { — — Nerdauungskanal. Er wird unter allen inneren Organen am frühesten angelegt und erscheint gleichzeitig, wenn nach aussen hin ‚das Velum sich abgrenzt. Ich habe oben angeführt, dass dann das e des Dotters sich aufhellt und die bestimmten Umrisse eines eligen Hohlraumes annimmt, womit die erste Bildung des Magens erfolgt ist; der Hohlraum setzt-sich in Verbindung mit einem vom unteren Rande des Velums nach innen zu sich bildenden Trichter, dessen weite Oeflnung dem Munde entspricht und dessen sich. ver- schmälernde, in den Magen gehende Fortsetzung die erste Schlund Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, II. Ba 10 u 2 Fe 142 | bildung darstellt. Der Mundöffnung entgegen gesetzt, am hinteren Ende | des Embryo, entsteht der After als anfängliche Grube, die nach innen sich vertieft, bis sie auf die Magenhöhle stösst und in dieser Verlänge- rung die erste Darmbildung vorstellt (Fig. 9, 10). Ueber die Lage der Afteröffnung ist noch nachzutragen, dass dieselbe nicht genau in der Axe des Mundtrichters liegt, wenn man diese nach hinten verlän- gern würde und wie es allerdings den Anschein hat, so Jange man den Embryo von oben sieht. Bei der Profilansicht wird man gewahr, däss die Alteröffnung der Mundöflnung etwas näher liegt, als dem hinteren Rande des Velum. Eine bedeutende Lageveränderung des’ Afters fin- det statt, wenn die Mantelfalte sich bildet und nach vorne rückt, weil dadurch Darm und After ebenfalls nach vorne und rechts gezogen wer- den (Fig. 43, 44). Bezüglich der weiteren Metamorphosen des Tractus stelle ich fol- gendes zusammen: die dicken Wände des Anfangstheiles des Mundtrich- ters bilden sich zum Schlundkopf um, indem sie dicker werden, sich kugelig abgrenzen und eine gelbliche Färbung annehmen. Später wächst aus dem hinteren abgerundeten Ende der Zungenfortsatz hervor, die Mundöffnung wird kleiner in dem Verhältniss als der Rüssel zur Aus- bildung kommt, übrigens aber ist sie immer noch oben vom Rande des Segels begrenzt, so dass letzteres mit dem Hervorwachsen des Rüssels an Breite zunimmt. Was die übrigen Ausbildungen im Innern des Schlundkopfes betrifft, so habe ich nur so viel gesehen, dass all- mälig Faltungen in demselben auftreten und die ersten Reibplatten der Zunge um dieselbe Zeit sichtbar werden, wann die ersten Hörsteine in der Ohrblase sich finden. Ferner habe ich über die Entwicklung der Mundkiefer beobachtet, dass sie aus polygonalen Zellen hervorgehen, welche verhornen. Der Schlund, welcher mit dem Wachsen des Embryo immer mehr an Länge gewinnt, besteht in seinen Wänden lange aus gleichgrossen Zellen; nach und nach sieht man die Zellenschicht, welche sich in das spätere Muskelstratum umwandelt, längs- und. querstreifig werden, was wohl mit dem Uebergang dieser Zellen in Muskeln zu- sammenhängt. Das Lumen des Schlundes erhält eine scharfe Contur und zarte Cilien kommen zum Vorschein. Die Einzelmetamorpho- sen, welche der Magen durchzumachen hat, bis er aus dem einfachen rundlichen Sack in die complieirte Bildung übergeht, die ich im histologi- schen Abschnitt des erwachsenen Thieres beschreiben werde, habe ich nicht verfolgt, da es überaus mühsam ist, die herangewachsenen Em- bryonen auf die Formveränderungen dieser Theile zu zergliedern. Nur das will ich wiederholen, dass ich ihn aus der runden Gestalt in eine gestreckte übergehen sah, ferner seine Lage dahin ändern, dass er sich zur Längenaxe des Thieres mehr quer stellte und sich am Cardia- undPylo- rustheil umbog, wesshalb dann auch die Einmündung des Oesophagus un EEE . 143 der Anfang des Darmes nicht mehr in gleicher Ebene mit dem Cavum des Magens liegen, wodurch die Auffassung der mikroskopischen An- sichten erschwert wird. Leber. Die Bildung dieses Organes in seiner ersten Anlage hängt mit dem Auftreten des Magens zusammen; die Zellenschicht nämlich, welche den Magen bei seinem ersten Erscheinen umgibt, formt sich im Verlaufe zur Leber um und unterscheidet sich gleich anfangs von den übrigen Embryonalzellen; sie umgibt den Magen becherförmig und kommt bei der Verlängerung und Krümmung desselben immer mehr an die linke Magenseite. Die Leberzellen, weiche anfangs nur in einfacher Schicht vorhanden waren, nehmen an Zahl zu und die Leber wird mehr halbkuglig, worauf dieselbe in die gelappte Form übergeht. Man unterscheidet zuerst grosse, wenig geschiedene Lappen, dann immer zahlreicher und mit der Zunahme ihrer Zahl kleiner werdende, bis es bei Embryonen, die dem Geborenwerden nahe stehen, durch immer weiter "gehende Theilung zur Bildung von länglichen Follikeln gekommen ist. Als eine histologisch bemerkenswerthe Thatsache ist es mir aufgefallen, dass in den anfänglichen sowohl, als auch in den schon weiter zer- fallenen Lappen der Leber noch keine sogenannte Tunica propria zu erkennen war, sondern die Leberlappen sich nur als Gruppirungen der Leberzellen auswiesen. Viel später erst, wenn die Zerfällung der Leber- masse bis zur Bildung von länglichen Follikeln vorgeschritten ist, wird um dieselben eine sogenannte Tunica propria bemerkbar. Jedenfalls geschieht also ihre Entstehung erst nachträglich und ich halte sie, wo- für auch ihre anfänglich sehr zarte und homogene Beschaffenheit spricht, für eine einfache Abscheidung aus den Leberzellen selber. Was die nähere Beschaffenheit und Vermehrung der letzteren angeht, so haben sie von Anfang an fettzellenähnliche Umrisse und desshalb auch bei auf- fallendem Lichte ein weissliches Aussehen. Zu diesen grossen Zellen mit fettähnlichen Conturen, welche die erste Anlage der Leber bilden, kommen im Verlaufe des Embryonallebens kleine Feittröpfehen, sowohl im Innern der grossen Zellen, als auch und zwar zumeist ausserhalb derselben; die zwischen den grösseren Zellen befindlichen Fetttröpfehen sieht man allmälig zu grösseren und kleineren Haufen zusammengeballt, und wird ein solcher aus Fetttröpfchen bestehender Klumpen mit Essig- re behandelt, so kommt eine lichte Zellmembran zum Vorschein und ‚Theil der Fettkörperchen im Innern der Zelle schwindet bis auf wenige zurüickbleibende Tröpfchen. Merz. Die erste Anlage des Herzens habe ich wohl übersehen, weil ich.es immer erst dann auffand, wenn es bereits in Vorhof und Kammer geschieden war und seine Pulsationen begonnen hatte; auch die gleich näher zu bestimmende Zellenbildung, welche ich in der für mich ersten Anlage des Herzens beobachtete, spricht für ein vorausge- 10* 144 gangenes Stadium. Die Zellen nämlich, welche das Herz eines Embryo von Fig. 16 zusammenselzten, waren in mannigfache Fortsätze ausge- wachsen, welche sich häufig wieder theilten und mit den Fortsätzen anderer Zellen in Verbindung traten, wodurch ein Netz aus sternförmig verlängerten Zellen im Herzen deutlich erkennbar war (Taf. XII, Fig. 3). Wie sich aus der histologischen Beschreibung des ausgebildeten Her- zens ergeben wird, passt dieses genetische Verhalten der Herzmuskeln im Embryo — denn nur dahin können die sternförmigen Zellen bezo- gen werden — sehr genau zusammen mit der Struktur der primitiven Muskelfäden des ferien Herzens. Kiemenhöhle und Kiemen. Erstere wird einfach dadurch ge- bildet, dass die von hinten nach. vorne wachsende Mantelfalte vorne vom Körper bedeutend absteht und so eine geräumige weit offene Höhle darstellt. Anlangend die Kiemenblättchen, so habe ich dieselben in der Kiemenhöhle als einfache Knospen hervorsprossen sehen (Taf. XIH, Pig. 30), die anfangs solide sind und durchaus von Zellen zusammen- gesetzt werden. Nach und nach entsteht ein Hohlraum im Innern, der mit einem an der Basis der Kiemenblättchen verlaufenden Hohlraum, der späteren Kiemenvene (?), in Verbindung tritt; wenigstens sieht man Blutkügelchen aus letzterem Raume in die einfach hohlen Kiemen- blättehen ziehen. Eine nicht unwichtige Lebenseigenschaft, welche ge- wiss ein Moment für die Unterstützung des Kreislaufes bei Paludina ab- gibt, habe ich darin gefunden, dass die Kiemen des Embryo sich lebhaft verkürzen und wieder verlängern; an Embryonen von Jem Alter, wie Fig. 16 einen darstellt, und die man im unverletzten Zustande näher betrachtet, sieht man die Kiemenblättchen entweder immer nur jeeines nach dem andern oder gleich mehrere auf einmal sich eontrahiren. Auch an den ausgeschnittenen und unter dem Mikroskop betrachteten Kie- menblättehen des erwachsenen Thieres ‚können diese Contraktionser- scheinungen wahrgenommen werden‘), welche auch für das Leben der einzelnen Zelle von Interesse sind, indem die Kiemenblättchen sich zu eingr Zeit verkürzen und verlängern, wo dieselben noch, wie ich mich überzeugte, aus Zellen bestehen, die Gontraktion des ganzen Kiemen- blättchens also nur die Summe von Zusammenziehungen sein kann) 3 welche durch die einzelnen Zellen ausgeführt werden. Ueber lie Bildung und Te der Fortpflanzungsorgane habe ich gar keine Erfahrung, nur scheint so viel gewiss, dass sie später als die übrigen Organe auftreten, da mir kein, selbst vollkommen rei- fer Embryo vorgekommen ist, dessen beide Fühler eine etwa ungleiche Gestalt oder Dicke gehabt hälten, was auf einen vorhandenen männ- lichen Genitalapparat hätte schliessen lassen. Dr ') Wie ich aus v. Siebold’s vergleichender Anatomie p. 332 sehe, PA zen die Cephalophoren „einen meist schr contraktilen Kiemenapparat.“ s 145 Bis jetzt habe ich einfach wiedergegeben, was ich über die Em- bryologie der Paludina vivipara selbst beobachtete und habe nur an ein paar Orten die hierhergehörigen Beobachtungen anderer Forscher ver- gleichend angeführt; es erübrigt daher noch in mehren anderen Punk- ten dieses nachzuholen. Wie oben beschrieben wurde, hat der Keimfleck des primitiven Eies eine achterförmige Gestalt und ist aus zweien an- fänglich isolirten Keimflecken durch Verschmelzung entstanden. In die- ser Beziehung weicht das primitive Ei der Paludina vivipara von den primitiven Eiern der übrigen, bezüglich des Keimfleckes untersuchten Cephalophoren ab, deren Keimbläschen nach C us') und Wagner ?) nur einen einfachen Keimfleck einschliesst, und verhält sich vielmehr wie das Ei der Acephalen, aus deren Keimbläschen gewöhnlich zwei aneinander klebende Keimflecke hervorschimmern. Obwohl beim primitiven Ei des Eierstockes eine Dotterhaut un- - zweilelhaft vorhanden ist, da sie nichts anderes ist, als die Membran der Zelle, deren Zellinhalt sich zum Dotter umgebildet hat, so ist doch beim Ei, welches einmal vom Eiweiss umhüllt sich zeigt, die Dotter- haut aufgelöst; auch ©. Vogt°) konnte sich nicht von der Dottermem- bran am gelegten Ei von Actaeon überzeugen, sowenig wie Ralhke‘) an n Eiern mehrer Mollusken zur Zeit, wo die Durchfurchung begin- nen soll. "Nach Vogt bietet der Furchungsprozess am Ei des Actaeon merk- würdige Eigenthtmlichkeiten dar. Nachdem sich nämlich acht Kugeln t haben, entstehen zwei Partien von Kugeln, von denen die aus undurchsichtigen, die anderen aus durchsichtigen bestehen. iin Kugeln bilden die mittleren Theile des Embryo, "während die durchsichtigen für die peripherischen Organe desselben ‚bestimmt sind. Bei Paludina möchte etwas Aehnliches vorkommen, denn in Embryonen, welche aus noch nicht mehr als acht Eirchuips- ‚kugeln bestanden, waren die Dotterkügelchen in gleichem Verhältnis in den Furchungskugeln vertheilt; in den späteren Furchungsstadien Be die einen Furchungskugeln fast ganz hell, also ohne g..be, elchen und dagegen die anderen mit den gelben Dotterkörper- chen sehr angefüllt. Weber die Entstehung und Bedeutung der hellen Körperchen am des Dotters, welche in einfacher oder mehrfacher Zahl schon her beim Beginne der Furchunge beobachtet wurden, sind in Zeit zwei sich durchaus gegenüberstehende Ansichten aufgetaucht. a aesiet Heft V, Taf. II, Fig. ka. Prodrom. hist. generat. p. 7, Taf. 1, Fig. 6 u. 7. Recherches sur l’embryogenie des Mollusquos gasteropodes. Annal, d. sc nat. 6 Tom. 6. #) Wie ann’s Archiv, 4848, Hft. 2, p. 457. 146 Fr. Müller ') schreibt ihnen einen wichtigen Einfluss auf den Akt der Furchung selbst zu, sie sollen nach seiner Ansicht die Richtung der theilenden Furchen des Dotters und der neu sich bildenden Furchungs- kugeln bedingen, wesshalb er ihnen den Namen Richtungsbläschen gab, Rathke’) hingegen läugnet diesen Einfluss benannter Körperchen auf den Furchungsprozess ganz und erklärt sie für kleine Massen einer dick- lichen, zähen Flüssigkeit, die aus dem Dotter herausquillt und dann, ohne eine weitere Bedeutung zu haben, im umgebenden Eiweiss ver- schwinden. Mit dieserBetrachtungsweise Rathke’s stimme ich vollkom- men überein, wie ich mich bereits nach Untersuchungen, die ich an den Eiern von Lymnaeus, Physa, Paludina impura und Limax im Jahre 4847 anstellte, ausgesprochen habe. (Vergleiche meinen Aufsatz über Dotterfurchung, Isis 1848, Heft III, p. 477.) Ich gab dort an, dass ich die fraglichen Körperchen als Flüssigkeitstropfen aus dem Dotter hervortreten sah, was ich mit Rathke mir so erkläre, dass die Dotterkörperchen sich beim Beginne der Furchung auf immer kleineren Raum zusammenziehen und so einen Theil des Bindemittels, des liquor vitelli, wie es Rathke nennt, nach aussen hervortreiben und aus dem Dotter ausscheiden. Ich habe am angeführten Orte noch eine Beobach- tung mitgetheilt, die mich schon damals aufs vollkommenste überzeugte, dass diese Körperchen Flüssigkeitstropfen sind. An Eiern von Nephe- lis vulgaris sah ich drei solche Körperchen, welche nach leichtem Druck sich zusammenbewegten, an den sich berührenden Rändern zu- sammenflossen und eine dreigelappte Figur bildeten. Auch was ich oben über diese Körper bei Paludina vivip. mittheilte, spricht dafür, dass es Theile der die Dotterkörperchen zusammenhaltenden Grund- substanz sind, welche als gleichsam überschüssig nach aussen treten. Was aber wird aus diesen ausgeschiedenen Tropfen? Bei Paludina vivip. waren sie anfangs vollkommen klar und hatten das Aussehen eines frischen Tropfens; in späterer Zeit aber — ich sah sie noch als die Anlage des Velum erfolgt war — hatten sie ein mehr gerunzeltes, verkommenes Ansehen und einige Körnchen im Inneren; noch später waren sie spurlos verschwunden. Bei anderen Mollusken aber bemerkte ich gleich von vorneherein eine Anzahl derselben Formelemente in ihnen, wie sie den Dotter zusammensetzen und es klingt auch gar nicht un- wahrscheinlich, dass beim Austreten eines oder mehrerer Tropfen der die Dotterkörperchen zusammenhaltenden Grundsubstanz einige solche Dotterkörperchen mit in den austretenden Tropfen hineingeratben, un da ferner in einem solchen vom übrigen Dotter abgeschiedenen Tropfen dieselben Elemente — eine halbflüssige Grundsubstanz und Dotterkör- perchen — welche im Ei selbst die Furchungskugeln bilden, vorhande ‘) Wiegmann’s Archiv, 4848, Hit. 1. 2) Wiegmann’s Archiv, 4848, Hft, 2. 147 sind, sohat es gar nichts widerstrebendes, anzunehmen, dass wohl hie und da ein solcher vom Dotter isolirter Tropfen zur Zelle sich ausbil- den könne, die aber, weil sie dem Einfluss des übrigen zum Organis- mus sich kingpstellenden Dotters entzogen ist, nur Kurse Zeit als Zelle lebt, dann wieder einschrumpft, und im umgebenden Eiweiss spurlos zu Grunde geht. Mehrere der allgemeinen Sätze, welche Vogt aus seinen Untersuchun- gen über die Embryogenie des Actaeon aufgestellt hat, haben auch ihre vollkommene Geltung für Paludina vivipara. Auch bei letzterem Thiere findet keine Entwicklung mit einem Primitivtheile statt, keine evolutio ex una parte, sondern der ganze Dotter verwandelt sich so in den . Embryo, dass weder in der Bildung des Ganzen, noch in der der ein- zelnen Organe auf eine constante Richtung hingedeutet wird; ebenso werden auch beim Paludina-Embryo sämmtliche Gewebe durch Zellen gebildet. Anders dagegen verhält sich Paludina bezüglich der Reihenfolge, im welcher die Organe nach einander auftreten und unterscheidet sich - dadurch vom Actaeon. Letzterer lässt nämlich nach Vogt die Organe im nachstehender Ordnung sichtbar werden: die Rotationsorgane und den Fuss, die Otolithen und die Gehörblasen, die Schale, den Mantel und den Deckel, die Leber und den Darm. Bei Paludina vivipara er- scheinen aber die Organe nach meinen Beobachtungen in der Folge: Segel, Darın und Leber, Fuss, Gehörblasen, Fühler und Augen, Mantel _ und Schale, Nervensystem, Herz und Kiemen. Nach Vogt wird beim Actaeon die ganze Entwicklung ohne Mitwirkung eines Herzens zu Stande r _ gebracht; aus der eben gemeldeten Reihenfolge, in welcher die Organe bei Paludina erscheinen, ist ersichtlich, dass auch bei diesem Gastero- poden, ein grosser Theil der Eutwriäklung ohne Herz stattfindet. Ein besonderer Unterschied aber in der Aufeinanderfolge der Organe stellt sich zwischen Actaeon und Paludina dadurch heraus, dass bei letzte- rer Schnecke nicht die Gehörorgane es sind, welche am frühesten sich entwickeln, sondern dass der Tractus die Reihe eröffnet. Auch bei Tergipes scheint nach Nordmann') der Darm vor dem Ohre aufzu- treten; in den Umänderungen wenigstens, welche Dotter und Embryo ‚erleiden führt er an „formation des visceres, dont on ne peut distinguer @abord que Vintestin isol&; capsules auditives.“ Ebenso unterscheiden sieh Paludina und Actaeon sehr von einander bezüglich der Zeit, in welcher die Afteröffnung auftritt; bei Paludina fällt ihre Bildung in die erste - Embryonalexistenz, beim Actaeon nach Vogt aber an das Ende des Eilebens. v Es ist von Interesse, dass vor dem Auftreten des Herzens bei Paludina eine Art Kreislauf vorkommt, der in seiner Einfachheit an den „Versuch eines Kreislaufes“ ?) bei den Infusorien erinnert. Wie näm- ?) Annal. d. sc. nat. Tom. 5. 1846 p. 443. ?) w. Siebold's vergl. Anatom. p. 49. 148 lich bei letzteren eine farblose, wasserhelle Feuchtigkeit sich aus dem Parenchym des Infusorienleibes in hohle Räume sammelt und hierauf durch die Contraction dieser Räume wieder in das Parenchym zurück- getrieben wird, so sammelt sich auf ähnliche Weise im Embryo der Paludina vivipara eine helle Flüssigkeit im freien Raume des Fusses und in der Schlundkopfgegend an und bläht den Embryonalleib auf; durch die Contraetion des Fusses aber und später auch der Nacken- gegend, soweit sie vom Velum begrenzt erscheint, wird die angesam- melte Flüssigkeit in die Körpersubstanz wieder zurückgetrieben, auch wohl, wenn sich Fuss und Nacken abwechselnd contrahiren, aus der einen in die andere Gegend. Diese von mir an Paludina gemachte Beobachtung steht nicht isolirt da; auch Vogt’) hat beim Actaeonembryo Aufblähungen und Zusammenziehungen des Fusses gesehen und schon von längerer Zeit her kennt man an den Embryonen von Limax ab- wechselnde Contractionen der Schwanzblase und des Dottersackes, wo- durch ihr Inhalt bin- und hergetrieben wird. Bei Paludina hören diese Contractionen auf, sobald das Herz pulsirend aufgetreten ist. Dem Embryo von Paludina kommt, wie ich nachwies, jenes von Sars?) bei Tritonia, Aeolidia, Doris und Aplysia entdeckte und von Loven’), Nordmann*), Lund‘), Vogt‘), v. Siebold’) auch an anderen Gasteropoden nachgewiesene Velum zu. YV. Siebold®) hatte zwar nach der von Carus (Nov. Act. Acad. Nat. Cur. Tom. 43, 1827) gelieferten Abbildung eines Embryo der Paludina vivipara schon geschlossen, dass auch die Brut dieses Kammkiemers in einer früheren Zeit der Ent- wicklung ein Velum besitze, doch muss ich, da ich jetzt die Embryo- nen der Paludina vivipara kenne, bezüglich der von Carus gelieferten Abbildungen bemerken, dass auf ihnen keine Spur des Velum abge- zeichnet ist. Vergleicht man übrigens das Segel der Paludina mit dem gleichen Gebilde anderer Gasteropoden, so bietet dasselbe manches Eigenthümliche dar: die Mundöffnung ist anders zu ihm gelagert als bei den mit einern Segel versehenen Meergasteropoden, bei welchen sich der Mund zwischen den Segellappen befindet, während er bei: Palu- dina unter dem vorderen Rande des Velum liegt; dann ist das Segel der Paludina-Embryonen, gegenüber dem grossen Umfang, den dasselbe bei den anderen Gästeropoden hat, nur mässig entwickelt, es ist fer- 1), A. a. O. p. 37. 2) Wiegmann’s Archiv 1840, Heft 2, ®) Isis, 1842, p. 366. 4) Annal. d. sc. nat. Tom. 5, 4846. ) Annal, d. sc. nat. Tom. 1, 183%. 1 *) Annal. d. sc. nat. Tom. 6, 1846. R l ?) Vergl. Anatom. p. 360 Anmerkung, von Vermetus. i 8) A.ıa. O0. j | 149 ner auch nicht in zwei fast getrennte Lappen zerfallen, wie bei Ter- gipes, Actaeon, Aeolidia branchialis, Rissoa costata nach den Abbildun- gen von Nordmann, Vogt und Loven, sondern es hat nur eine geringe mittlere Einbuchtung, wodurch es, von oben gesehen, eine bisquitför- mige Gestalt darbietet; endlich sind die das Velum umgrenzenden Flim- merhärchen, wenn auch länger als am übrigen Körper, doch durchaus nicht von der enormen Länge, welche das Segel der Embryonen hat, die von den vorher genannten Forschern untersucht worden sind. Man wird wohl ohne Bedenken diese geringe Entwicklung des Velum_ bei Paludina und der das Segel umgebenden Cilien in Verbindung bringen dürfen mit der spät eintretenden Geburt dieses Kammkiemers; die ge- nannten. Apneusten, Heterobranchiaten und Pectinibranchiaten verlassen frühzeitig Eihülle ynd Eierkapsel und schwimmen mittels der langen, schwingenden Cilien ihrer beiden ausgebreiteten Segel frei im Wasser umher, unsere Paludina aber muss die Zeit, in welcher ihre Stamm- verwandten im Meere umherrudern, in ihrer Eihülle ableben und für diesen relativ engen Raum sind wohl Velum und die daran sitzenden Wimpern gross genug; um die Zeit der Geburt aber ist die Loco- motion durch das Velum vorüber, letzteres selbst auch schon geschwun- den und das Thier kriecht nach der Art des erwachsenen mit seiner breiten Sohle umher. Wie mögen sich wohl die beiden anderen Kamm- kiemer unserer Fauna, Valvata und Neritina, und selbst Paludina im- - pura in Anbetracht ihrer Segel verhalten, da sie sämmtlich wohl frü- her ins Wasser gelangen, als Paludina vivipara? Ich werde hierüber - seiner Zeit Aufschluss zu geben suchen. - „Ueber die Entwicklung der Gehörwerkzeuge bei den Mollusken hat Frey‘) spezielle Untersuchungen angestellt, die mit den an Paludina _ wivip. gemachten übereinstimmen; nur habe-ich an jedem Embryo der _ genannten Schnecke, so lange keine Kalkablagerung im übrigen Kör- per erfolgt war, jenes Stadium gesehen, in welchem die Gehörbläschen ausser ihrem wasserhellen Inhalte noch nichts weiter wahrnehmen las- sen, was nach Frey an Lymnaeus nur in seltenen Fällen zu schen ge- lingt. Den merkwürdigen Umstand, welchen Frey fand, dass die Zahl der Otolithen auf beiden Seiten des Körpers gar nicht selten eine un- gleiche ist, habe ich, wie oben mitgetheilt wurde, bei Paludina bestä- tigt gefunden. = -Sehliesslich will.ich anfügen, dass ich während der verfolgten Entwickelung unseres Kammkiemers, so wenig wie Vogl an den Em- ‚bryonen von. Actaeon,: eine: endogene Vermehrung der Zellen sehen konnte; in keinem Organ fand ich Tochterzellen in Mutterzellen;' halte vielmehr dafür, dass die Vermehrung der genannten Elementartheile durch Theilung erfolgt und zwar aus dem Grunde, weil gar viele der ’) Götting. gelehrt. Anz. 29,30. St. 4845 u. Froriep. 1846. Nr. 804. 150 den Embryonalleib bildenden Elementartheile den Charakter der Fur- chungskugeln behalten d. h. die äussere Schicht der Grundsubstanz nicht zur Membran erbärtet, die Vermehrung der Furchungskugeln aber nach meiner Ueberzeugung nur durch Theilung vor sich geht. Zweiter Abschnitt. — Von der une u. Histologie des erwachsenen ieres. "Ueber die Art und Weise, wie ich die Paludina vivipara unter- suchte, glaube ich ein paar Worte vorausschicken zu müssen. Schon Swammerdam hat die Bemerkung gemacht, dass, so lange das Thier lebe, die Zergliederung desselben, sehr schwer vorgenommen werden könne, da es sich ausserordentlich stark zusammenziehe. Dies ist voll- kommen richtig, und ich habe mir desshalb das Thier zur Präparation dadurch tauglicher gemacht, dass ich das frische Thier einige Minuten in siedendes Wasser warf. Nachträglich fand’ ich beim Durchsehen von Listers Exereitatio anatomica, dass auch dieser Zergliederer das Kochen der Paludina vivipara schon in Anwendung brachte; er rühmt es mehr- mals, wie gut man dieses oder jenes sche, „si vivae ex aqua coquan- tur“. Aber nicht bloss für die grübere Anatomie ist dieses ein sehr _ zweckmässiges Verfahren, sondern auch für die histologische Untersu- chung gar mancher Organe, wie z. B. des Herzens ist es sehr fördernd; dass aber hinwieder gar viele Gebilde der Paludina vivipara nur im frischen Zustande histologisch untersucht werden können, versteht sich ” von selbst. Zum Befeuchten des frischen Präparates wurde immer die Blutflüssigkeit des Thieres oder der Inhalt des Wasserbehälters, in welchen die Niere mündet, genommen. j Von der Hautbedeckung. Bezüglich des Baues der Haut kommen in Berücksichtigung ein- mal das äussere Epitel, dann die Pigmentschicht, Bindesubstanz und endlich die Muskeln und Drüsen. Für die im Wasser lebenden Gepha- lophoren wird angegeben, dass ihre ganze Körperoberfläche ein Flim- merepitelium trage: auch bei Paludina vivipara ist letzteres bis auf eine bestimmte Stelle der Fall, indem die Epitelzellen der ganzen Haut ° Wimpern tragen bis auf die augentragenden Fortsätze an der Basis der Fi''er, welche ohne Gilien sind’). # !) Nebenbei will ich erwähnen, dass Bulimus radiatus und Caracolla Iapieida“ so wenig als Limax und Helix mit Ausnahme der von v. Siebold (vergl. r Anatom.p. 204 Anmerkg. 1.) bezeichneten Stelle auf der äusserenHaut wimpern. \ 151 Ich habe schon oben angeführt, dass während eines gewissen Zeit- raumes im Embryonalleben die Wimperhärchen am Fühler und viel- leicht noch an anderen Hautgegenden stellenweise länger werden und wie auf Warzen stehen (Fig. 25e), was aber nur ein vorübergehender Zustand ist; an reifen Embryonen, sowie an erwachsenen Individuen sehe ich alle Cilien gleich lang. Unter dem Flimmerepitel kommt eine Schicht, welche Pigment und Kalk enthält; das Pigment ist ein doppeltes, ein schwarzes und ein gelbes, was in seiner Vereinigung das hübsch gesprenkelte Aus- sehen der Haut giebt. Das schwarze Pigment ist um helle Kerne grup- pirt entweder in mehr rundlichen oder mehr unregelmässigen Haufen; hie und da scheint sich auch eine Membran um die Pigmenthaufen entwickelt zu haben. In deutlichen Zellen ist das schwarze Pigment in der Haut des Eingeweidesackes vorhanden, wo die abgeplatteten, poly- gonalen Epitelzellen, welche sich hier statt der Flimmerzellen der freien Hautfläche finden, in verschiedenem Grade mit schwarzem Pigment er- füllt sind, so dass selbst in manchen der Kern ganz verdeckt ist, und nur die Grenzen der polygonalen Zellen als helle Linien dazwischen verlaufen und mitunter eben so zierliche Pigmentgruppen bilden, als die Pigmentschicht der Choroidea höherer Thiere. An der Unterseite des Fusses finden sich weniger schwarze Pigmenthaufen und die we- nigen vorhandenen besitzen eine auseinandergezerrte Form, ebenso ist hier noch bezüglich der Pigmentausbreitung zu erwähnen, dass die ‚Spitze des rechten Fühlers am männlichen Thiere ganz pigmentlos ist. Das gelbe Pigment besteht aus scharfconturirten, bei auflallendem Licht gelben, bei durchfallendem dunklen Kügelchen, welche helle ‚Kerne umlagern; die so gebildeten Pigmenthaufen stehen gewöhnlich gruppenweise beisammen (Fig. 25). Mit Bezug auf das chemische ‘Verhalten der gelben Pigmentkügelchen führe ich an, dass sie weder von Essigsäure, noch von Salzsäure oder Schwefelsäure angegriffen werden. Noch kommt eine Varietät des gelben Pigmentes vor, wel- che bei auffallendem Lichte weiss erscheint; die einzelnen Pigment- kügelchen sind kleiner als die gelben und liegen auch nicht so dicht gehäuft, in chemischer Beziehung verhalten sie sich aber eben so, wie die gelben Pigmentkügelchen. Unter und zwischen den Pigmenthaufen finden sich viele helle, Zellen mit einem kleinen wandständigen Kern, welche mit einen tbestandtheil der Haut bilden und im ganzen Körper der Paludina _ vivipara tiberall da vorkommen, wo bei höheren Thieren das Binde- gewebe sich findet, wesshalb ich sie auch Bindesubstanzzellen nıdinen will. In ihnen findet sich schr gewöhnlich Kalk abgelagert, und zwar kann der abgeschiedene Kalkkörper die ganze Zelle so ausfüllen, dass die Zellenmembran erst erkannt wird, wenn nach Anwendung von * 152 Säuren der Kalk gelöst ist. Die Kalkablagerung ist übrigens nicht gleich stark an allen Hautstellen, am bedeutendsten sehe ich sie unter ande- rem in der Haut der Fühler und am geringsten in der Haut der Fuss- sohle. Der Kalk und das ”igment erscheinen ziemlich gleichzeitig in der Haut der Embryonen und zwar lässt sich das erste gelbe Pigment in den Fühlern erblicken, sowie das erste schwarze in der Haut des Ein- geweidesackes, wo dieselbe die Decke der Kiemenhöhle bildet. Eine nur beschränkte Kenntniss konnte ich über die etwaigen Drüsen der Haut erlangen, denn mit Sicherheit sah ich nur welche als rundliche Säckchen an der Unterseite des Fusses, welche dortselbst in Gruppen beisammen standen, dann erkannte ich bei Embryonen hin- ter den drei fingerförmigen Fortsätzen des Mantelrandes gelbliche, eylin- derförmige Drüsenschläuche von 0,05 Länge und 0,008 — 0,0120 Breite, welche mit zelligem Inhalt angefüllt waren, am verdiekten Mantelrand des erwachsenen Thieres ‘aber konnte ich diese Drüsen nicht mehr auffinden, so dass es den Anschein hat, als ob sie zugleich mit den Mantelfortsätzen verschwänden. Als innerste Lage der Haut findet man Muskeln, welche sich in ihrem Laufe mannichfach durchkreuzen, sie stellen plattgedrückte Cylinder dar von 0,0042— 0,004 “ Breite, deren Mitte etwas dunkler ist, als die lichteren Ränder (Fig. 44). Be- merkenswerth ist, dass diese Muskelröhren eine ungemeine Länge haben; so konnte ich bei einem todten Individuum aus der Haut: der Sohle mit der Pincette zarte Muskelstückchen abziehen, deren einzelne Röhren ich bis zu einer Linie Länge isolirt messen konnte, ohne dass ich das wirkliche Ende gesehen hatte und ich glaube desshalb, dass die ein- zelnen Muskelröhren z. B. des Fusses so lang sind, als die Sohle sel- ber. Dabei sind die Kerne der Muskelröhren (Fig. 4a) selten, denn es kommt auf solche lange Röhren nur einer oder in vielen Fällen gar keiner, so dass wohl die meisten Kerne resorbirt werden; auch Thei- lungen der einzelnen Muskelröhren werden gesehen und ich möchte von den ganz feinen Muskelröhren annehmen, dass sie sämmtlich durch Verästelung stärkerer Röhren hervorgegangen sind. Am Opereulum sitzen die Muskelröhren unmittelbar auf der Sub- stanz desselben, ohne etwa durch Vermittelung von Bindegewebe an- geheftet zu sein, sondern es geschieht durch eine Art Intercellularsub- stanz oder Cytoblastem. Die Muskelröhren sehen an der Anheftungs- stelle wie abgeschnittene Orgelpfeifen aus und haben gegen das Ende hin. ein etwas dunkleres, wie fast schon verhorntes Aussehen. Vom Nervensystem. An Paludina vivipara lässt sich ein Centralnervensystem und ein Eingeweidenervensystem deutlich unterscheiden; ersteres bildet einen 153 Schlundring, der aus einem oberen und aus einem unteren Ganglien- paar (Taf. XII, Fig. 49) sowie aus den entsprechenden Commissuren zusammengesetzt ist. Diese Ganglien sind von röthlicher Farbe und nicht scharf von den Commissuren abgegrenzt, sondern gehen allmälig in dieselben über; aus den oberen Schlundgantien, welche unter sich durch eine lange Commissur verbunden sind, kommen jederseits drei Nerven hervor, wovon der hinterste der Sehnerv ist, der zweite in den Fühler läuft und dortselbst spitz endet ') (Fig. 259); der vorderste theilt sich bald nach seinem Ursprunge in mehrere Aeste,; welche zur Muskelhaut des Rüssels gehen. Die unteren Schlundganglien, welche nahe aneinander gerückt sind und wie die oberen eine mehr dreieckige Form haben, sind mit letzteren durch eine lange Commissur verbun- den; aus ihnen kommt jederseits der Hörnery hervor; dann geht nach hinten jedes Ganglion in einen starken Stammnerven aus, wobei sich eben das Ganglion allmälig verdünnt, ohne dass eine Grenze zwischen ihm und dem Nerven vorhanden wäre. Genannter Nerv läuft im Fusse nach hinten und giebt an der Stelle, wo der Fuss beim Zurückziehen in die Schale sich winklig einknickt einen Ast ab, der den vorderen Theil des Fusses versorgt. Das Eingeweidenervensystem besteht aus einem Plexus splanchni- cus anterior (Fig. 49’y) und einem Plexus splanchnieus posterior (Fig. 498); ersteren sieht man leicht, wenn der Schlund durchschnitten und nach vorne zurückgeschlagen wird, in der Förm von zwei länglichen Gang- lien in der Furche zwischen dem Anfang des Schlundes und dem Bul- bus pharyngeus, welche Ganglien durch einen oder zwei (?) Verbin- _ dungsfäden mit dem Gehirn zusammenhängen und die röthliche Musku- latur des Schlundkopfes mit Zweigen versehen. Der Plexus splanchnicus posterior verhält sich so: aus der Mitte der seitlichen Hirncommissur, welche an dieser Stelle etwas ganglien- artig verdickt ist, entspringt jederseits ein Nery. Merkwürdigerweise findet ein sich Kreuzen der beiden Nerven statt, denn der, welcher ‘von der rechten Hirncommissur seinen Ursprung nimmt, geht über die Speicheldrüse seiner Seite und über den Schlund nach links hin- über, worauf er eine gelbliche Farbe annimmt und ein Ganglion bildet, das Zweige in den Mantelrand schickt; die Fortsetzung ‚des Nerven geht nun nach hinten, und kreuzt sich, ehe sie über den Schalen- #) Bei verschiedenen Helicinen und Limacinen hat v. Siebold (vergl. Anatom. p. 342) gefunden, dass der Fühlernerv an der Spitze des Fühlers ganglien- arlig anschwelle. Ich habe mich bei Helix pomatia und hortensis von’ der - Richtigkeit dieser Angabe überzeugt; der Fühlernerv geht in ein längliches Ganglion über, aus dessen vorderem, etwas verbreitertem Ende 7 Nerven hervorkommen , welche sich dichotomisch theilen und wieder mit einander in Verbindung treten, wodurch ein Geflecht entsteht, dessen letzte Aus- strahlungen sich in einer Zellenmasse unkenntlich verlieren. tr Sa N b 154 muskel weggeht, noch einmal mit dem Schlunde, wodurch der Nery wieder auf die rechte Seite desselben kommt; schliesslich bildet er ein Ganglion in Gemeinschaft mit dem Nerven der linken Seite. Letz- terer geht, nachdem er ganglienartig aus der linken Hirneommissur entstanden ist, unter dem Schlunde weg auf die rechte Seite desselben, läuft auf dieser Seite nach hinten und bildet zuletzt mit dem aus der rechten Hirncommissur entspringenden Nerven das schon genannte Ganglion, welches unter dem Boden der Kiemenhöhle an der hinteren Spitze derselben liegt; beim Männchen ist es mehr gegen die Spitze | des fleischigen Ruthencylinders gelagert. Aus diesem Ganglion sah ich | Nerven treten zur Kiemenhöhle, zur Niere, zum Uterus, Eileiter und beim Männchen zum Ruthencylinder. Während die beiden Nerven, aus deren Vereinigung zuletzt eben dieses Ganglion hervorgeht, zur Seite des Schlundes verlaufen, geben sie Zweige an letzteren, sowie zum Boden der Kiemenhöhle. Wie man sieht, hat der Plexus splanchnicus posterior der Paludina vivipara eine ähnliche Anordnung, wie solche von Aplysia, Doridium und Pleurobranchus bekannt ist. Bezüglich der elementären Zusammensetzung des Nervensystems, besonders der Ganglien kann ich wenig mittheilen: die anderen Gaste- ropoden lassen bekanntermassen die Ganglienkugeln und ihr anatomi- sches Verhältniss zu den primitiven Nervenfasern relativ leicht erken- nen, nicht so Paludina vivipara. Statt der bei anderen Gasteropoden so grossen und deutlichen Ganglienkugeln sieht man bier in den Ge- hirnganglien nur Zellen von 0,008 ‘“ Grösse mit einem 0,004 “' grossen Kern, welche eingebettet sind in eine feinkörnige Masse. Diese besteht grossentheils aus einer blassen, farblosen Molekularsubstanz, in welcher noch glänzende, gelblich gefärbte Körperchen zerstreut vorkommen; doch ist hervorzuheben, dass die rothe Farbe der Ganglien, ebenso- wenig wie die der Schlundkopfmuskeln von einem körnigen Pigment herrührt, sondern die erwähnte Farbe wird hervorgerufen von einer rothen Flüssigkeit, welche das ganze Ganglion durchtränkt und nach- dem das Neurilem eingerissen ist, in Tropfen herausquillt. Das Neu- rilem selbst stellt eine eben nicht dicke, mit Kernrudimenten versehene homogene Membran dar. Dass es aber doch Zellen in den Ganglien giebt, die sich zu den Primitivnervenfasern verhalten, wie es ander- wärts von den Ganglienkugeln der Gasteropoden- constatirt ist, unmit- telbar nämlich in dieselben übergehen, glaube ich aus der Beschaffenheit der Eingeweidenerven, besonders des von rechts nach links üher den Schlund weglaufenden Nerven, dort, wo er eine gelbliche Farbe hat, schliessen zu dürfen. Die gelbe Farbe rührt nämlich davon her, dass rund um die Primitivnervenfasern, welche die Axe des ganzen Nerven bilden, eine feinkörnige Masse mit eingebetteten Ganglienkugeln gelagert ist und die Ganglienkugeln sind jede mit Einem Fortsatz versehen, der 155 gegen die Axe des ganzen Nerven, wo die Primitivfasern verlaufen, gerichtet ist'). Will man Primitivnervenfasern der Paludina ?) sehen, so eignen sich dazu am besten die feinen Zweige, welche zu den Speicheldrüsen oder zu dem Schlunde gehen: im Blute des Thieres untersucht, erscheinen die- selben als blass conturirte Fasern von 0,002 Breite, welche leicht feinkörnig sind und gar nicht das dunkelrandige Aussehen von Nerven- fasern höherer Thiere haben. An den feinen Zweigen, welche von den vegetativen Nerven z.B. zum Schlund gehen, kommen eigenthümliche Zellen vor, die vielleicht Ganglienkugeln eigener Art sind: sie sind gelblich, haben im Inneren verschiedene Bläschen und stehen in keinem direkten Zusammenhang mit den Nervenprimitivfasern. Vom Ohr. Das Gehörorgan der Paludina vivipara ist schon von Krohn”) aus- führlich und richtig beschrieben worden; "doch glaube ich noch einige nicht unwillkommene Einzelheiten in dem Baue dieses Organes gefun- So zu haben. Man kann sich das Ohr der Paludina dadurch leicht für die weitere Präfaration verschaffen, dass man die stark contrahirte Schnecke der "Länge nach halbirt, indem der Schnitt durch den Kopf und Fuss ge- führt wird, worauf das Ohr an jeder Hälfte in der Gegend des unteren Schlundganglions an seiner kreideweissen Farbe erkannt wird. Es hat eine Grösse von Y'' und liegt, wie schon Krohn erkannt hatte, anders : das Ohr bei der Mehrzahl der Gasteropoden, indem es nicht un- !bar dem Gehirn aufsitzt, sondern durch einen eigenen Hörnerven af. XII, Fig. 43a u. Taf. XII, Fig. 49 R) mit ihm in Verbindung steht. tzterer entspringt seitlich von den unteren Schlundganglien und geht n die Gehörblase. Nachdem er dieselbe erreicht hat, theilt er sich in mehrere Aeste (c), deren letzte Endverbreitung aber in der Gehör- | zu sehen eine Unmöglichkeit ist. _ Die Ohrkapsel selbst hat folgenden Bau: sie besteht aus einer losen Membran (d) von 0,002’ Dicke; nach innen wird diese 9 Weil die Ganglienkugeln nicht so bestimmt abgruppirt und von eigenen - Neurilemscheiden umgeben sind, fehlt auch, wie oben bemerkt wurde, die scharfe Grenze zwischen den Ganglien des Gelirnes und der daraus ent- din springenden Nerven, da letztere immer noch eine Strecke weit in Ganglien- substanz eingebeitet sind, welche sich erst allmählig verliert. ”) Schon von Ehrenberg (Struktur des Seelenorganes bei Menschen und Thie- ren, Taf.Vi, Fig. 2) abgebildet, doch sind dieselben mit zu scharfen Umrissen gegeben. ®) Froriep's neue Notiz., Bd. 48, 4844, p. 340. + . En 156 Membran überkleidet von einem rundzelligen Epitel (e); die Spannung der Gehörblase rührt her von einer hellen Flüssigkeit, welche sie aus- füllt und in welcher die Gehörsteine (f) schweben. Letztere sind sehr zahlreich und es mögen nach einer ungefähren Schätzung gegen 200 Hörsteine in einer Gehörblase vorhanden sein; sie sind von bedeu- tender Grösse, die grössten von 0,05‘ Länge und 0,0200‘ Breite haben entweder eine regelmässige, länglich viereckige Gestalt mit ab- gerundeten Ecken oder sie sind auch mehr kuglig; sowohl die läng- lich viereckigen, als auch die runden können miteinander auf manch- fache Weise verwachsen sein, wovon ich (Taf. XII, Fig. 18— 24) mehrere Beispiele abgebildet habe. In den länglich viereckigen Krystallen lässt sich eine Schichtenbildung (Fig. 21) deutlich erkennen; in Essigsäure lösen sie sich unter Gasentwicklung vollständig, ohne dass eine Spur von einer organischen Substanz zurückbleibt. Wenn der Auflösungsakt durch Essigsäure bis an die innerste Schicht, gleichsam den Kern des Krystalles, vorgedrungen ist, so reisst der Otolith gewöhnlich wie mit einem Ruck auseinander und zerfällt in zwei Stücke. Bekanntlich zeigen die Otolithen der verschiedenen Cephalophoren eine merkwürdige, zitternde Bewegung, die man auch an den kleinen Hörsteinen in der Ohrblase ungeborner Paludinen sehen kann, während die grossen Otolithen in der Hörkapsel des erwachsenen Thieres regungs- los daliegen und nur die kleinsten Steinchen eine leichte Bewegung er- kennen lassen. Nach R. Wugner') und Kölliker.’) sind es Wimperhaare, die an der inneren Oberfläche des Bläschens sitzen und die Bewegung der Krystalle verursachen, doch hat Kölliker die Wimperhaare nicht an allen von ihm untersuchten Mollusken gesehen und bei mehreren selbst nicht einmal das Zittern der Otolithen. Was nun in specie unsere Paludina betrifft, so habe ich mit den stärksten Vergrösserungen unter den sonstigen günstigsten Verhältnissen keine Cilien bemerken können: ich habe die wegen ihres selbständigen Nerven leicht isolirbaren Ge- hörblasen mit allen Cautelen untersucht, im Blute der Schnecke, ohne und mit Deckglas, habe selbst das rundzellige Epitel, welches die Innenfläche der Kapsel auskleidet und auf dem doch die Cilien sitzen müssten, in ziemlich grossen Fetzen isolirt vor mir gehabt, aber von Flimmerhärchen war nirgends eine Spur zu sehen. Um die ganze Ohrblase herum läuft noch eine Schicht aus Binde- substanz (9), welche aus den grossen, hellen, für die Bindesubstanz 7 charakteristischen Zellen von 0,0420“ Grösse besteht; der relativ kleine Kern derselben (0,003— 0,004 “ gross) wird gewöhnlich erst nach Essigsäurezusatz deutlich. In manchen dieser Zellen ist Kalk (h) abge- !) Lehrbuch der Physiologie, 2. Aufl., p. 463. 2) Froriep’s neue Notiz., Bd. 25, 4843, p. 133. 157 lagert, auch kann diese Umhüllungsschicht der Gehörblase bei manchen Individuen mit schwarzem Pigmente besprengt sein. Endlich habe ich noch anzuführen, dass ich Muskeln gefunden habe, welche auf den Spannungsgrad der ganzen Gehörblase einwirken “ können. Schon an dem isolirten und frisch untersuchten Ohr sieht man zwei bis drei (ii) Muskelbündel, welche in die Zellen der Um- hüllungshaut sich verlieren und bei einer Betrachtung des Ohres in situ sieht man diese Muskeln von der Muskulatur des Fusses sich ab- lösen und zum Ohre treten. Doch gelingt es am frischen Präparate nieht, sich zu belehren, auf welche Art sich die Muskeln zur Ohrblase selber verhalten, weil theils die zarten Conturen der Muskeln, theils die vorhandene Kalk- und Pigmentablagerung hinderlich ist. Nimmt man aber eine Ohrblase aus einem Individuum, welches in heissem Wasser getödtet wurde, so sieht man die Muskelröhren, deren Conturen jetzt schärfer geworden sind, in einem schönen Geflechte (Fig. 13) die Ohr- _ kapsel überziehen, wodurch dieselbe einfach comprimirt werden kann. Die Muskelröhren gehören zu den mittelbreiten (0,0028 — 0,003 ”"). Vom Auge. Auch das Auge der Paludina vivipara ist bereits von Krohn ') sehr sorgfältig beschrieben worden, so: dass ich seine Angaben fast nur be- stätigen und wenig Neues hinzufügen kann. ‚ Zuerst von seiner Lage und Gestalt. Es liegt das Auge an der "Spitze eines Höckers, welcher sich an der äusseren Seite jedes Fühl- Jenes erhebt; von diesem Höcker habe ich zu bemerken, dass einmal seine äussere Bekleidung keine Wimperhaare (Taf. XI, Fig. 25«) trägt, dann, dass unmittelbar an der Spitze desselben zwischen der sehr verdünnten Haut und dem vorderen Abschnitt des Auges sich ein Blutraum befindet, der unmittelbar mit dem des Fühlers zusammenhängt und sich in den Abdominalsinus öffnet. Man kann sich hiervon nicht schwer an schon ziemlich reifen Embryonen überzeugen, welche man einer leichten Compression aussetzt Der das Auge tragende Höcker hat ausserdem viel gelbes und schwarzes Pigment, wozu noch eine reichliche Kalkablagerung kommt. Ebenso mangeln ihm auch nicht die Muskeln, welche einen constanten Bestandtheil der Haut der Paludina ‚bilden und es ist mir besonders auffallend gewesen, dass ich den Bul- bus des Auges unter dem Mikroskop sich bald etwas vor, dann wieder zurüekschieben salı, was nur durch eine bestimmte Beziehung der Mus- keln zu ihm geschehen kann, leider aber wegen des vielen Pigmentes und der Kalkconcremente nicht zu erforschen ist. | Die Form des Auges nennt Krohn ziemlich regelmässig sphärısch, | wahrscheinlich nach Augen, die aus ihren Umgebungen herausgeschält | ’) Müller's Archiv, 4837, p. 479. | Zeitschr. f. wissenach. Zoologie. Il. Bd ıı > 158 sind. Untersucht man aber ganz reife Embryonen ohne Druck, so sieht man, wie ich bereits oben angab, dass die Form des Auges eine birn- förmige (Fig. 25) ist und zwar die Spitze gegen den Sehnerven ge- richtet '). Was die einzelnen Augenhäute anlangt, so unterscheidet man deut- lich eine Sclerotica (Fig. 255), welche nach vorne zu dünner wird und einen der Cornea entsprechenden Abschnitt darstellt. Unter ihr liegt eine Pigmentschicht (Fig. 28), welche bis auf eine vordere Oefl- nung, welche der Pupille entspricht, das Auge vollkommen auskleidet. Krohn erwähnt noch eines dunklen, aber sehr schmalen Pigmentstrei- fens, der die Pupille umgiebt und der Iris entsprechen soll. Wenn man unter Iris eben nur die Grenze der Choroidea versteht, wo sie die Pupille bildet, so ist nichts dagegen einzuwenden, aber ich sehe die Choroidea an dieser Stelle weder dunkler, noch sonst anders beschaffen, als an ihrer übrigen Fläche. Sie besteht mikroskopisch aus Zellen von 0,004 “‘ Grösse, welche in verschiedenem Grade der Anfullung die Pigmentkügelchen enthalten: sie haben eine rundliche Gestalt und neh- men nicht die schöne Mosaikform an, wie dieselbe im Auge der höhe- ren Thiere an den Pigmentzellen der Choroidea beobachtet wird. Umsonst habe ich mich bemüht, die Angabe Krohn’s über die Retina zu erweitern, besonders bezüglich ihrer Struktur. Am leben- den Thiere ist es ganz unmöglich, das Auge so zu isoliren, dass man bei weiterer Präparation gewiss sein könnte, keinen anderen Elemen- tartheilen, als gerade denen des Auges bei Durchinusterung mit stär- keren Vergrösserungen zu begegnen, und an Exemplaren, die im heissen Wasser getödet waren, konnte man wohl die Retina mit der Choroidea isoliren, aber man hatte auf diese Art eben nur eine körnige Membran vor sich, welche die Choroidea auf ihrer Innenfläche überzieht, Einen besseren Erfolg hatten meine Untersuchungen über die brechenden Medien des Auges, und bezüglich dieser Dinge giebt auch das Auge der Paludinen viel leichter Aufschluss als z.B. das Auge der Helieinen. Es existirt eine Linse und ein besonderer Glaskörper im Auge der Paludina, beide lassen sich leicht aus dem Auge herausprä- pariren ohne sich aber von einander zutrennen. Schon im ganz frischen Zustande ist die Farbe der beiden lichtbrechenden Medien eine von ein- ander verschiedene: die Linse (Fig. 25d) hat einen Stich ins Gelbliche, während der Glaskörper (c) vollkommen hell ist; letzterer bietet auch eine geringere Consistenz dar und erscheint bloss als ein gallertartiger Körper, dessen äussere Begrenzung zu einer Art Haut verdichtet ist, ') Das Auge von Helix hortensis hat eine mehr rundliche Form und, ohne Druck untersucht, mit dem Auge der höheren Thiere insofern eine Aehnlichkeit, als auch das Corneasegment bei genannter Schnecke einen anderen Kreis- abschnitt darstellt, als die Sclerotica. 159 die Linse dagegen zeigt eine concentrische Schichtenbildung (Fig. 25 d), die nach Essigsäurezusatz, wodurch Linse und Glaskörper getrübt wird, bis auf die primäre Zelle (vergl. Entwicklungsgesch.) übersehen wer- den kann. Die Gestalt der Linse ist eine kuglige, bei Helix pomatia hat sie eine mehr abgeplattete Gestalt, so dass ihr Querdurchmesser grösser ist, als ihr Längendurchmesser. Bemerkenswerth ist das Lagerungsverhältniss der beiden licht- brechenden Medien zu einander: die Linse ist nämlich ganz vom Glas- körper umschlossen (Fig. 25), sie steckt vollkommen in ihm, wovon ich mich am isolirten Glaskörper mit und ohne Compression überzeugt habe. Es ist so eigentlich der Humor aqueus und das Corpus vitreum, welche im Auge der höheren Thiere von einander getrennte Flüssig- keiten sind, im Auge der Paludina zu Einem lichtbrechenden Körper vereinigt, in dessen vorderem Abschnitte die Linse liegt. Aus eben - diesem Grunde tritt auch beim Anstechen des Auges die Linse nie ohne - Glaskörper und umgekehrt aus, sondern immer beide vereint und blei- f ben desshalb auch nach dem stärksten Drucke bei einander. Von dem Verdauungsapparate. 2 Paludina vivipara hat, wie viele andere Kammkiemer, einen _ fleischigen Rüssel, an dessen Spitze der Verdauungskanal beginnt. Der _ Oberkiefer fehlt und es sind nur zwei kleinere, seitliche Kiefer vorhan- ‚den, deren Entwicklung aus polygonalen, verhornenden Zellen ich früher angegeben habe. Eine detaillirte Beschreibung der Mundorgane von Paludina vivip. "kim ich wohl unterlassen, da bereits Lebert ') eine solche gegeben hat und ich will mich nur an einige histologische Punkte halten. Die Muskulatur des Schlundkopfes, "welehe schon ein physikalisch verschiedenes Aussehen darbietet, ist auch in ihrem mikroskopischen "Bau einigermassen verschieden; die dem freien Auge röthlichen Muskeln nämlich, wie solche sowohl die Wand des Schlundkopfes constituiren, ‚als auch zum Theil die Muskelpaare, welche von der unteren Seite des dkopfes nach unten zur Fussmuskelmasse gehen, haben andere Elementarröhren, als die Muskelpaare des Schlundkopfes, welche von weisser Farbe sind. Bei den röthlichen Muskeln haben die Elementar- röhren (Fig. 43), welche 0,004 breit sind, einen körnigen Inhalt, der in Querreihen gelagert ist, so dass solche Muskelröhren oft den quer- iften primitiven Muskelbündeln der höheren Thiere täuschend ähn- h sehen, Der körnige Inhalt lässt jedoch eine der Wand zunächst ‚gelegene Schicht frei, welche desshalb vollkommen hell oder als eine Art Rindensubstanz erscheint; diese Muskeln zerbröckeln äusserst leicht in grössere und kleinere Fragmente, wie die Muskeln des Herzens, ') Muüller's Archiv, 4846, p. 452. “ I1* - 160 denen sie (beiläufig gesagt) ganz ähnlich sind und die rothe Farbe, welche die Schlundkopfmuskeln auszeichnet, rührt nicht von einem ge- formten Pigmente her, sondern die Muskeln sind gefärbt durch eine röth- liche Flüssigkeit, welche bei Wasserzusatz und Zerfaserung der Muskel- cylinder in Tropfenform austritt und am Rande des Präparates sich ansammelt, wobei die Muskeln selbst farblos werden. Nach Essigsäure- zusatz kommen in den Muskelröhren, doch nicht häufig, Kerne zum Vor- schein. Die Muskeln dagegen, welche zunächst der Zunge angehören, so wie einzelne Muskelpaare, welche von der unteren Seite des Schlund- kopfes abgehen, wie das vordere pigmentirte Muskelpaar, haben Ele- mentarröhren mit vollkommen hellem, formlosem Inhalt '). Den Bau der Zunge übergehe ich, da der sorgfältigen Beschreibung derselben von Lebert wohl nichts beizufügen ist, nur das will ich an- führen, dass über die Cylinderzellen, welche die untere Wand des Schlundkopfes überziehen, eine homogene Membran weggeht, die sich bei in heissem Wasser getödteten Exemplaren als ein ziemlich dickes Häutchen abheben lässt. — Die abere Wand des Schlundkopfes wimpert. Der eigentliche Traetus zerfällt in einen deutlich abgesonderten Schlund, in einen innerlich wenigstens mehrfachen Magen, in einen engeren Anfangs- und weiteren Enddarm. Ich will zuerst die Lage und den Verlauf dieser einzelnen Abschnitte des Verdauungskanales etwas näher angeben und dann die Struktur dieser Theile berücksichtigen. Der Schlund hat eine bedeutende Länge; er biegt gleich nach sei- nem Abgang vom Schlundkopf nach links ab und läuft, nachdem er durch die Abdominalhöhle gegangen, wo er die zum Ganglion abdomi- nale gehenden Nerven zur Seite hatte, über den Schalenmuskel, geht am Herzen vorbei und schliesst, indem er in den Magen übergeht, einen Leberlappen ein. Der Magen liegt in der zweiten Windung der Schale nach vorne und rechts so, dass die eine Fläche desselben un- mittelbar unter der Schale liegt, nur vom Bauchfell bedeckt, der Pylo- rustheil an die Niere stösst, der Gärdiatheil oben und unten von der Leber begrenzt ist. Er stellt im Ganzen einen langen, schon äusserlich mehrfach verengten und erweiterten Sack dar, welcher zum Schlunde so gelagert ist, dass sein Pylorustheil mit demselben eine Schlinge bil- det. Der Anfangsdarm läuft in derselben Richtung nach hinten, welche der Magen nach vorwärts genommen hatte, bis er an der ‘hinteren Spitze des Uterus oder beim Männchen an der unteren Seite des vor- !) Auch an der Muskulatur von Helix hortensis sehe ich diesen Unterschied, dass nämlich die Muskelröhren der Zunge z. B. einen hellen Inhalt darbie- ten, während die des Schlundkopfes einen körnigen quergelagerten. Nur er- scheint bei Helix hortensis die Wand oder Rindensubstanz beider Arten von Muskelröhren breiter, als bei Paludina, so wie auch die ganze Muskelröhre einen grösseren Durchmesser hat. 161 deren Hodens wieder umkehrt, als erweiterter Enddarm nach vorne zieht und auf der rechten Seite unter dem Kiemenhöhlenrande aus- mündet. Anlangend die histologische Beschaffenheit des Schlundes (Taf. XI, Fig. 6), so ist derselbe zu äusserst umgeben von einer Zellenlage (d), welche sich überall als ein wesentlicher Theil der Bindesubstanz er- kennen lässt, und wovon ein Theil der Zellen Kalk (e) abgelagert ent- . hält; stellenweise ist auch der Schlund mit schwarzem Pigmente (g) besprengt. Unter der eben bezeichneten Zelienlage kommt eine Mus- _ kelschicht (f), welche aus Längs- und Ringmuskeln besteht, wie man _ diese Muskelschichten besonders schön ©, im heissen Wasser getödte- ten Individuen darstellen kann. Frisch untersucht bieten die Muskel- röhren einen hellen Inhalt dar und unterscheiden sich von den Stamm- muskeln nur durch ihre Feinheit (0,002 — 0,003 ‘“ Breite). Die Innen- haut des Schlundes ist in zahlreiche Längsfalten gelegt und besteht aus einem Flimmerepitel, dessen Zellen (0,004 — 0,008 ““ lang und 0,002 — 0,003 ‘# breit) kleiner sind, als die des Darmes, und deren freies Ende häufig erweitert und mit einer schmutzig gelblichen Flüssigkeit erfüllt ist. Die - Elimmerung findet sich auf der ganzen Innenfläche '), nur sind die Wim- { :chen kürzer (0,004 '“lang) als im Darme. Zwischen dem Epitel A der Muskelhaut erscheinen dieselben Zellen wieder, auch theilweise ‚Kalk erfüllt, wie in der äusseren Umhüllung des Schlündes) Der Magen der Paludina (Taf. II, Fig. 5) ist nicht ein ganz einfacher, weiter, kugliker bschnitt ?), kopadlem er hat eine zusammengesetzte Bildung: er nämlich innen durch mehre Querfalten in Abtheilungen geschie- , die auch histologisch von einander differiren. Der Schlund, dessen Längsfalten mit einemmal aufhören, sobald er sich zum Magen erwei- ‚tert hat, führt in eine Abtheilung, die selbst wieder durch eine Quer- alte in kei Portionen zerfällt, wovon die obere eine zierliche Bildung ‚ indem in ihr von einem helleren Fleck aus radienartig sechs niedrige Falten ausstrahlen (Fig. 5c). Eine hohe Querleiste trennt die ten Magenabtheilungen, welche man auch den Cardiatheil des nennen könnte, von einer grünfarbigen, tief ausgebuchteten Portion (Fig. 5d). Hierauf folgt der Pylorustheil des Magens (Fig. 59), n welchem a noch durch eine niedrige Querfalte ein kleiner Theil nzt wird (Fig, 5f), ia welchen die Lebergänge mit einer oder i Mündungen sich öffnen. Mit Bezug auf die feinere Struktur des Magens ist Folgendes zu : der Magen ist umhüllt von dem Bauchfell oder der allgemei- v ) Bei Helix hortensis wimpert nicht die ganze Innenfläche des Schlundes, -- sondern nur bestimmte Längsstriche, die dazwischen gelegenen Stellen haben nur wimperlose Cylinderzellen. #) Wie er in Leukart's Zootomie, p, 429, eingereiht ist 162 nen Haut des Eingeweidesackes; übrigens liegt dieselbe dem Magen, besonders an den Rändern, inniger an, als z.B. der Leber. Der Raum zwischen dem Bauchfellüberzug und der Magenhaut selber ist bei Thie- ren, welche in heissem Wasser getödtet wurden, angefüllt mit geronne- nem Blute und stellt einen Blutsinus dar. Der Bauchfellüberzug besteht aus einer hellen, homogenen Bindesubstanz nebst den charakteristischen grossen, scharfconturirten, fast fettartig glänzenden Zellen derselben; nach aussen (gegen die Schale zu) wird sie von einer Lage polygona- ler Zellen bedeckt, welche in verschiedenem Grade mit schwarzem Pig- mente gefüllt sind; darunter kommen Gruppen von gelbem Pigment, Endlich durchziehen Muskelröhren in verschiedener Anzahl den Bauch- fellüberzug. Die eigentliche Haut des Magens wird von drei Gewebetheilen ge- bildet, einmal nämlich von Muskeln (Fig. 7f), deren Elementarröhren gleich dick sind mit denen des Schlundes: sie sind breit 0,002 — 0,0024 ' und ziehen geflechtartig durcheinander, ohne dass es mir möglich gewesen wäre, ihre Richtung näher zu bestimmen; über und zwischen den Muskelröhren finden sich Bindesubstanzzellen (d), welche an mancher Stelle ganz besonders reich an abgelagertem Kalk (e) sind, wodurch es kommt, dass z. B. der Pylorustheil dem freien Auge in grauer Farbe erscheint. Der dritte Gewebstheil, welcher in die Zu- sammensetzung der Magenhaut eingeht, ist schwarzes Pigment (g), welches am Gardiatheil des Magens besonders angehäuft ist. Die Innenfläche des Magens hat Cylinderzellen (Taf. XI, Fig. 8), welche mit einer feinkörnigen Masse mehr oder weniger angefüllt sind ” und im ganzen Magen Cilien ') tragen, mit Ausnahme der grünen, aus- gebuchteten Stelle und eines Theiles vom Wulste, welcher den Gardia- und den Pylorustheil des Magens von einander sondert. Dort nämlich sind die Cylinderzellen zu langen, fast faserähnlichen (Fig. 7c) Gebilden ausgezogen, welche ausser ihrem Kern noch einzelne gelbe, glänzende | Körperchen enthalten uud zwar gegen das freie Ende der Zelle hin; über letztere weg zieht eine Membran von knorpeläbnlicher Consistenz he die am Rande der grünen Bucht einen gezähnelten Rand annimmt !) Die Flimmerhärchen scheinen auf einer eigenen strukturlossn Membran auf- | zusitzen; noch auffallender ist dieses z. B. im Magen und Darm von Helix | hortensis, wo zwischen den Flimmerhärchen und den Cylinderzellen eine glashelle, dicke Schicht sich findet An isolirten Flimmerzellen jedoch sieht man, dass das Flimmerntragende Ende (Fig. 8) verdickt ist und dass diese verdickte Stelle das Licht stärker bricht, wodurch bei Aneinanderlagerun ß der verdickten Stellen das Bild einer homogene Membran entsteht. Auch bei Helix hortensis sieht man nach Essigsäurezusatz die glashelle, continuirliche Schicht verschwinden, indem die Cylinderzellen an ihrem freien Ende sich aufblähen und auseinander weichen und man erkennt, dass die Cilien die sen Zellen selbst aufsitzen. 165 besonders auf dem Wulste sich bedeutend verdickt und frei in den Magen als ein senkrecht stehendes Blatt mit umgerolltem Rande vor- springt, bald vollkommen durchscheinend ist, bald eine gelbliche Fär- bung hat. Bei Exemplaren, die man in heissem Wasser gelödtet hat, lässt sie sich als continuirliche Haut leicht mit der Pincette abheben und hat, mikroskopisch untersucht, in ihrer ‚untersten, den verlänger- ten Zellen unmittelbar aufsitzenden Schicht, ein merkwürdiges Aussehen, indem sie einer facettirten Hornhaut mit sehr kleinen Facetten ähnlich ist (Fig. 7b). Die Erklärung dieses Bildes ist einfach die, dass in der homogenen Haut, denn als solche erscheint sie ausserdem durchaus, die polygonalen Oberflächen der verlängerten Cylinderzellen sich abge- drückt haben, womit auch übereinstimmt, dass die Facetten selbst hell erscheinen und ihre Ränder dunkel, wenn man den Focus auf die Mitte der Fagette einstellt, und umgekehrt die Ränder hell und der Mittelpunkt dunkel werden, wenn man den Focus auf den Rand der Facette richtet. ö Der Darm zerfällt in ein oberes, dem Magen zunächst liegendes, _ eine Art Dünndarm vorstellendes Stück und in eine untere am After _ ausmündende, und im Lumen wenigstens noch einmal so weite Ab- ‚theilung, welche einem Dickdarme verglichen werden’kann. Der Dünn- _ darm hat im leeren Zustande auf dem Durchschnitt ein dreieckiges - Lumen, der Dickdarm dagegen die Gestalt einer plattgedrückten Röhre. Beachtenswerth ist, dass nach der ganzen Länge des Darmes auf der Innenfläche desselben, an der den Eingeweiden zugekehrten Seite ein ängswulst verläuft, gegen den im Enddarm zahlreiche Querfalten * Was die Struktur des Darmes angeht, so hat er dieselben Ge- vebselemente wie der Magen, d.h. er ist vom Bauchfell umhüllt, wel- es um ihn ebenfalls einen Blutsinus bildet; er hat ferner Muskeln, indes: zellen, sowie Pigment. Nur die Beschaffenheit seiner snfläche verdient noch hervorgehoben zu werden: sie ist ausgeklei- von einem Cylinderepitel, dessen einzelne Zellen (Fig.9) die längs- ten mir bekannten Epitelzellen bilden, indem sie 0,072“ in der Länge messen; sie sind gegen das freie Ende hin häufig angeschwollen und mit einer dunkelkörnigen Masse, welche bei auffallendem Licht weiss “erscheint, angefüllt. Die Flimmerhärchen, welche auf den Epitelzellen u sitzen, erstrecken sich noch auf den Anfangstheil des Darınes, desubsta ch sind sie hier schon kürzer und weniger dicht gestellt, als im m und verlieren sich, wenn der Darm sich anschickı nach vorne en, nach der übrigen Fläche des Darmes so, dass im End- darm nur die Gylinderzellen des vorhin genannten Längenwulstes Wim- perhärchen tragen, die ganze übrige Darmfläche aber wimpernlos- ist. Wenn man die eben angeführte histologische Beschaffenheit des Nah- 164 rungsschlauches von Paludina vivipara vergleicht mit den vorhandenen Angaben anderer Autoren über diesen und andere Gasteropoden, so möchte manches hierher Bezügliche zu berichtigen sein. Wie ausein- andergesetzt wurde, finde ‘ich das Darmrohr der Paludina gebildet 4) aus Bindesubstanz mit den charakteristischen Zellen, welche Kalk enthalten können; 2) aus Pigmentzellen; 3) aus Muskeln; 4) aus einem Cylinderepitel mit oder ohne Cilien und endlich 5) an einer bestimm- ten Stelle im Magen aus einer homogenen Haut über den Cylinderzellen. Die oft sehr verlängerten Cylinderzellen nennt Leukart') die Drüsen- schicht im Darm der Gasteropoden, wogegen ‘wohl eigentlich nichts einzuwenden ist, besonders wenn berücksichtigt wird, dass in den- selben ein wechselnder Zelleninhalt zur Beobachtung kommt: bald ein mehr flüssiger, gelblicher, bald ein mehr körniger oder selbst fetltropfen- ähnlicher, wie im Mastdarm von Helix hortensis; auch die Gegenwart von Wirmperhärchen auf solchen als Drüsenzellen angesprochenen Zellen kann nicht gegen diese Deutung sprechen, da ja bekanntermassen die Leber- und Nierenzellen mancher Lamellibranchien Cilien besitzen. Allein darin irrt sich Lenkart gewiss, wenn er ausser den Zellen, wel- che er als Drüsenschicht bezeichnet und die ich Epitelzellen genannt habe, noch von einer „zarten Epitelialschicht‘ spricht, durch welche die Drüsenzellen zusammengehalten und zu kleinen Häufchen vereinigt werden solien, die nebeneinander liegen und ziemlich regelmässig sich abgrenzen sollen. Leukart hat sich oflenbar durch die ‘anscheinend homogene Schicht, deren ich vorhin gedachte, und die bei Helix hor- tensis z. B. eine Dicke von 0,002” erreicht täuschen lassen; sie sieht allerdings einer wirklichen Tunica intima so ähnlich, dass ich. ‚auch längere Zeit sie für eine solche ansah, bis ich dieselbe von Helix hor- tensis bei längerem Verweilen des Präparates im Wasser und bei lang- samer Einwirkung von Essigsäure dadurch schwinden sah, dass die Cylinderzellen an ihrem freien Ende sich aufblähten und auseinander wichen und was gewiss überzeugend ist: die Wimperhärchen, welche vorher auf der supponirten Tunica intima sassen, gehörten jetzt dem aufgeblähten Ende der (iylinderzellen zu. Es kann also bestimmt aus- gesprochen werden, dass ausser den Zellen, welche ich Epitelzellen nannte und Leukart zur Drüsenschicht rechnet, keine andere Epitelial- bekleidung im Darm sich findet, mit Ausnahme der hornigen Platten und Zähne, wie sie schon von längerer Zeit her im; Magen man- eher Cephalophoren bekannt sind und wohin auch die von mir beschrie- bene Schicht von knorpeliger Consistenz im Magen der Paludina. gehört. Auch die differirenden Angaben, welche über die Verbreitung .der Darmflimmerung bei den Gasteropoden gemacht werden, möchten sich wohl nach meinen Beobachtungen ausgleichen lassen, da ich mich dureh 1) Aral 0., p. 48. H 165 sorglälliges Untersuchen überzeugt habe‘), dass bei Paludina vivipara und Helix hortensis Darmflimmerung vorkommt, aber nicht über die ganze Innenfläche hin, sondern immer nur an bestimmten Stellen und dass es sich desshalb wohl erklären lässt, warum v. Siebold?) bei Lymnäus, Planorbis und Glausilia den Darmkanal flimmern sah, bei Limax, Arion und Helix dagegen nicht. " Unklar ist mir geblieben, wovon die Paludina vivipara eigentlich lebt; im Magen frisch eingefangener Thiere fand ich immer nur eine ziemlich helle Flüssigkeit, welche bei in heissem Wasser getödteten Individuen zu einer weissen, flockigen Masse gerornen war. Wurde die Magenflüssigkeit im frischen Zustande mikroskopisch untersucht, so sah ich in ihr einen molekulären Niederschlag und merkwürdige Para- siten, welche constant vorkamen: es waren äusserst feine, haarförmige Körper, welche blitzschnell mit schlängelnder Bewegung durcheinander - fuhren; sie sind in grosser Menge vorhanden und bilden oft ein leb- haftes Gewimmel. Doch sind dieselben nicht ganz leicht zu sehen, in- R dem sie bei 450 maliger Vergrösserung noch als sehr feine, an dem Me einen Ende, wie es scheint, etwas verdickte Fäden sich darstellen. { Nie konnte ich im Mageninhalte Speisereste von Pflanzen- oder Thiei” nahrung sehen und ich möchte’desshalb annehmen, dass das Thier den _ weichen Schlamm, in dem es oft tief vergraben steckt, unmittelbar _ einschlürft und die in ihm aufgelösten organischen Substanzen als Nah- Bruns benutzt. Wird der Mastdarm mit Koth angefüllt getroffen, so ist letzterer r in distinkte Kothballen geschieden, welche in mehreren Reihen neben einander liegen. Ich wende mich jetzt zu den drüsigen Hulfsapparaten des Tractus, e den Speicheldrüsen und zur Leber. j Bu Paludina hat ein paar sehr entwickelte Speicheldrüsen, die an der n und hinteren Seite des Schlundkopfes liegen, hinter dem Gehirn; Ausführungsgänge derselben gehen unter der Hirncommissur nach „und durchbohren die obere Wand des Schlundkopfes. Nach ihrer Struktur bestehen ‘sie aus verästelten Blindschläuchen, welche (Fig. 40) ‚Aussere Begrenzung eine homogene sogenannte Membrana propria (a) ; darbieten und nach innen cylinderförmige Zellen (b), die mit einer örnigen Masse angefüllt sind; nach Essigsäurezusatz trübt sich r ganze Inhalt des Drüsenselilsuchen und es kommt in jeder Zelle BE kn mit 2—3 Kernkörperchen zum Vorschein. Untersucht man als I) win man mit: Sicherheit über die An- oder Abwesenheit der. Gilien. ent- scheiden, so ist es gut, das Präparat ohne Deckglas zu untersuchen, weil dann die Epitelzellen aneinander bleiben und man dadurch immer scharfe Ränder der Darminnenfläche hat. j -?) Vergl. Anat. p. 321. | 166 Speicheldrüsen im Blute des Thieres, so lassen sich sehr feine Flimmer- | härchen auf den Cylinderzellen erkennen: sie sind aber sehr vergäng- lich und das Präparat darf auch nicht durch ein Deckglas comprimirt werden; am besten sieht man sie noch auf den aus einem durch- schnittenen Schlauche hervortretenden Drüsenzellen '). Die Leber der Paludina, welche entweder eine mehr gelbe oder eine mehr braune Farbe hat, füllt die letzten Windungen der Schale aus und zerfällt, indem der Magen sich zwischen dieselbe drängt, in drei Lappen, wovon der eine ziemlich isolirt wird durch die Schlinge, welehe Schlund und Magen bildet. Es hat die Leber einen Hauptaus- führungsgang, welcher oberflächlich verläuft und zwar am Spindelrande derselben; wird er nach der Länge geöffnet, so sieht man zahlreiche Löcher, welche die Einmündungsstellen der einzelnen von den Läpp- ehen und Lappen kommenden Gänge sind’). Der Ductus hepaticus mündet in den Magen und wie schon bei der Beschreibung desselben erwähnt wurde, in eine Abtheilung, welche durch zwei Querfalten vom Pylorustheil des Magens gegen den Cardiatheil hin sich abgrenzt. Bis- weilen finden sich zwei Lebermündungen in genannter Magenabtheilung, wenn der untere Leberlappen nämlich einen eigenen Gallengang hat. Nach der Lage der beiden Querfalten, welche diese schmale Magen- abtheilung begrenzen, ist es mir wahrscheinlich, dass sich dieselben aneinander legen und dadurch den Austritt der Galle in den Magen verhindern können. Um den Bau der Leber und das Zellenleben in derselben besser übersehen zu können, will ich dieselbe, indem ich einige Data aus der Entwicklungsgeschichte wiederhole, von ihrem ersten Erscheinen an bis zu ihrer Form im ausgebildeten Thiere schildern. ') Anders ist der Bau der Speicheldrüsen bei Helix hortensis (Fig. 41). Hier besteht die genannte Drüse nicht aus Schläuchen, sondern aus mehr un- regelmässig ausgebuchteten Bläschen oder Läppchen, welche aus einer äusserst zarten Tunica propia (a) mit einzelnen Kernrudimenten (b) gebildet sind, im Inneren derselben finden sich verschieden grosse, zum Theil sehr grosse runde Zellen (c) mit Kern und Kernkörperchen. Der Kern kann hell und bläschenförmig oder auch mit einer feinkörnigen Masse angefüllt sein; als Zelleninhalt sind ‚Molekularkörperchen vorbanden von blassem Aussehen, dann grössere eben solche Bläschen und im Inneren des ganzen Drüsen- läppchens sieht man das freie Secret in Haufen von denselben Körperchen und Bläschen (d), wie man sie als Zelleninhalt erkannt hat. 2) Von der Lage des Gallenganges kann man sich eine leichte Anschauung machen an Querschnitten von gekochten Lebern. Auch Karsten hat (Dis- quisitio mier. et chem. hepatis etc. Nov. Act. A. C. Nat. Cur. Tom. 13) einen . Querschnitt der Leber von Paludina gegeben, wo die Lage des Ausführungs- ganges bei «a (Fig. 4 XXI) richtig angegeben ist. Die histologische Darstellung des Leberbaues ist aber insofern unrichtig, als er von einer Membran spricht, welche nach innen die Secretionszellen überziehen soll. Eine solche existirt nicht. 167 Die Bildung der Leber erfolgt, wenn, wie oben angegeben wurde, das Innere des Embryo sich zu einer Höhle aufhellt; die Zellen, welche den Hohlraum umgeben, verändern sich dahin, dass sie grösser wer- den und ein fettartiges Aussehen annehmen. Später wächst die Zahl dieser Zellen und es erscheinen zwischen ihnen zahlreiche Fettkügel- chen, grössere und kleinere, die sich zu Klüumpchen zusammenballen und durch Bildung einer Membran in Zellen übergehen. In Folge der weiteren Entwicklung hat auch eine allmählige Zertheilung der anfäng- lich einfach kugligen Lebermasse in immer kleinere Theile stattgefunden, bis es zur Bildung von länglichen Leberfollikeln gekommen ist, die in der Leber des fertigen Thieres ziemlich lange, hier und da am blinden Ende selbst wieder getheilte cylindrische Schläuche darstellen. Die so- genannte Tunica propria der Leberfollikeln bildet sich erst nachträglich und erscheint bei ihrem ersten Auftreten als eine’ äusserst zarte, homo- gene Substanz um die Leberfollikeln und es ist mir, da sie nach und nach an Dicke zunimmt, ohne ihre homogene Beschaffenheit aufzugeben, _ wahrscheinlich, dass sie als einfache Abscheidung aus den Leberzellen angesehen werden muss. In der Leber des ausgewachsenen Thieres findet sich zwischen den Leberfollikeln eine homogene Substanz, welche ohne Grenze in die sogenannte Tunica propria unmittelbar übergeht, so ri dass man auf einem dünnen Querschnitt der Leber, den man sorgfäl- tig ausgewaschen hat, die Lumina der Leberfollikeln als blosse, in der homogenen Substanz befindliche Hohlräume erblickt. Auch in den Bauchfellüberzug der Leber geht diese homogene Substanz unmittelbar Plättchen- und Balkenform über. Ferner haben sich zwischen den e öllikeln des erwachsenen Thieres noch entwickelt die Bindesub- stanzzellen , die auch hier zum Theil Kalk aufgenommen haben, was, es reichlich geschehen ist, dem Durchschnitt der Leber ein zier- , weiss gegittertes Aussehen giebt; dann gelbes und weisses Pig- ; endlich finden sich Muskeln sowohl im Bauchfellüberzug der Leber, als auch zwischen den Follikeln. Der Gallengang hat dieselben mikroskopischen Elemente, wie die ikeln, nur dass die Muskeln an ihm zahlreicher geworden sind; ee Ihnenfläche hat ein Gylinderepitel. Was nun die Metamorphosen der Inhaltszellen der Leberfollikeln angeht, so haben wir dieselben vorhin als Fettzellen verlassen, welche im Embryonalleben die Follikeln ausfüllen. Gegen das Ende des Ei- ist in manchen Leberzellen das Fett ganz oder theilweise ge- schwu und der Kern der Zelle hat ein gelbliches Aussehen ange- nommen '); ferner ist neben den Fettzellen eine feinkörnige Masse auf- = A ') Unter den Leberfeitzellen solcher Embryone kommen auch einzelne Bläschen vor init lüssigem, gelb gefärbtem Inhalte und mehren gelben, spiessigen Krystallen. 168 getreten, die auch in der Leber des erwachsenen Thieres zahlreich zwischen die Leberfollikeln gelagert ist. So lange die Fettzellen vor- handen sind, hat die Leber ein weissliches Aussehen bei auffallendem Licht; sobald sie aber anfängt eine mehr gelbliche Farbe zu bekommen, so haben sich auch die Fettzellen in der Weise verändert, dass der fetttropfige Inhalt sich in zarte, farblose Bläschen (Taf. XII, Fig. I2ab) verwandelt, die ebenso verschieden an Grösse sein können, als die vorher die Zelle ausfüllenden Fettkörperchen. Diese zarten, farblosen Bläschen, welche Zelleninhalt darstellen, färben sich gelb (c) und ver- lieren mit zunehmender Intensität der Farbe ihr bläschenartiges Aus- sehen, indem sie zu gelb gefärbten Körnchen zusammenschrumpfen. In solcher Farbe und Gestalt ballen sie sich innerhalb der Zelle zu einem rundlichen Klumpen (d) zusammen, der später durch Schwinden der ursprünglichen Zellenmembran frei wird und als solcher einen Theil des fertigen Secretes darstellt. Es finden Modifikationen in der Weise statt, dass in grossen Zellen mit vielen farblosen Bläschen nur ein Theil demselben sich gelb färbt und zusammen ballt, die anderen aber ihr farbloses Aussehen behalten. Das Schema der Gallenabsonderung bei Paludina vivipara wäre also dieses: die Leber des Embryo besteht, ehe die Gallenabsonderung eintritt, aus Fettzellen, die einzelne, grössere und kleinere Fettkörper- chen als Inhalt besitzen; letztere wandeln sich in helle, farblose Bläs- chen um und färben sich gelb, d. h. sie bilden Galle, worauf sie ein- schrumpfen, kleiner werden und sich innerhalb der Zelle zu einem Klumpen zusammenballen, der nach dem Schwinden der Zellenmem- bran frei wird und die abgesonderte Galle darstellt. Die feinkörnige Masse, welche sich in der Leber des Embryo und des erwachsenen Thieres zwischen den Leberzellen findet und die wohl auch aus sehr feinen Fettmolekulen besteht, wird wohl immer erst zur Bildung von Fettzellen verwendet. ‘Es wären also darnach die Fettkörperchen hal- tenden Zellen die unmittelbaren Vorgänger der gallenabsondernden Zellen. Da ich keine anderen Mollusken speciell auf die Umwandlungen ihrer Leberzellen untersucht habe, so wage ich auch kein kritisches Urtheil über die hierhergehörigen Beobachtungen von H. Meckel. (Müller’s Archiv, 1846) und Will (über die Absonderung der Galle, Erlangen, 1849). Doch glaube ich nach meinen Beobachtungen an der Leber der Paludina vivipara mich dahin aussprechen zu müssen, dass nicht Gal- lenfett und Gallenstoff, jedes für sich in eigenen Zellen, bereitet wird, sondern dass die fetthaltigen Zellen durch Umwandlung ihres Inhaltes in gallenstoffhaltige unmittelbar übergehen '). !) Eine Beobachtung, die ich eben (im November) mache, begründet noch mehr dir eben ausgesprochene Ansicht. An einer ganzen Reihe von Palu- dinen, die ich seit einem Monat in Gefangenschaft halte, bemerke ich, dass | 169 Vom Circulations- System. Bis vor nicht gar langer Zeit konnte man in den Beschreibungen über das Circulationssystem der Mollusken lesen, dass diese Thiere ein geschlossenes Gefässsystem besässen, in welchem das Blut des ganzen Körpers enthalten sei und es erregte‘einiges Aufsehen, als Milne Edwards, der früher selbst den Weichthieren einen vollständigen Gefässapparat zuschrieb, nach Beobachtungen und Versuchen, die er über die Cireu- lation der Weichthiere angestellt hatte, bekannt machte, dass der Cireu- lationsapparat bei keinem einzigen Weichthiere vollständig sei, dass in einer mehr oder minder bedeutenden Portion des Circulationskreises die Venen immer fehlen und durch Lücken oder die grossen Körper- höhlen ersetzt seien; dass selbst die Venen häufig vollständig fehlten und dass dann das durch die Arterien in alle Körpertheile verbreitete is nur durch die bereits erwähnten Lücken nach der Oberfläche der _ I Zi En Respirationsorgane zurückgeleitet würde. _ Milne Edwards selbst und Valenciennes haben diese Einrichtung des Bluteireulationsapparates bei vielen Ordnungen der Cephalophoren nachgewiesen und ehe ich daran gehe, den Cireulationsapparat der ; Paludina vivipara in seinen Einzelnheiten vorzuführen, will ich gleich vorausschicken, dass auch der genannte Kammkiemer eines geschlosse- nen Gefässapparates entbehrt. Ich komme zur Beschreibung selber. Das Blut der Paludina bildet eine helle, mit einem leichten Stich ins Bläuliche spielende Flüssigkeit. V. Siebold bemerkt über das Blut er Cephalophoren im Allgemeinen, dass sein Gehalt an Fibrine ausser- ntlich gering sei, was ich für Paludina bestätigen kann, denn nach m Stehen des Blutes kann man nur mikroskopisch ein faden- Gerinsel erblicken, das die Blutkörperchen zum Theil einge- Bra - die Leber derselben, die schon äusserlich statt ihrer gelben oder braunen „ sondern nur Fettkörperchen von verschiedener Grösse und im Magen, vo sonst immer die Galle lange, von einer farblosen Substanz umhüllte 'ränge bildet, finde ich diese Stränge nur aus Fettplättchen zusammenge- setzt. Bei anderen Exemplaren, deren Leber ebenfalls ein weissliches Aus- sehen hat, enthalten die Leberzellen weder Gallenstoff noch Fettkörperchen, ‚sondern sie sind entweder ganz ohne geformten Zelleninhalt, oder letzterer ist eine farblose, feinkörnige Masse, wie man sie sonst bei Gallenstoff ent- — haltenden Zellen frei im Follikel zwischen den Zellen findet und im Magen r ‚bestanden die vorhin erwähnten, mit der Pingette hervorziehbaren Schläuche nur aus derselbeu hellen, feinkörnigen Masse, wie sie im Follikel gefun- den wird. Mm Diese Thatsache beweist, dass das Fett im Haushalte der Paludina vivi- „s. para unter gewissen Umständen den Gallenstoff substituiren kann; wohl - mag im November, wenn das Thier vielleicht zum Winterschlafe sich vor- bereitet, seine Ernährung eine veränderte werden, und eben diesen Secre- tionswechsel in der Leber hervorrufen. 170 unter zwei Formen, einmal waren es rundliche Körperchen, die nach Essigsäurezusatz als Zellen sich darstellten mit granulirtemm Kern, dem an einer Seite ein oder mehre scharfeonturirte Kernkörperchen anlagen; in anderen Fällen aber sah ich die Blutkörperchen in ihrer genuinen Flüssigkeit untersucht, mit Fortsätzen versehen, welche jedoch immer nur nach einer Seite hin ausgingen. Essigsäure machte die Fortsätze verschwinden, indem das Blutkörperchen aufquoll und dieselbe Be- schaffenheit darbot, wie die von Anfang an rundlich gewesenen und mit Essigsäure behandelten Blutkörperchen (Taf. XII, Fig. 47 u. 48). Anlangend die Lage des Herzens, so findet man dasselbe nach unten und rechts gegen den Spindelrand, wie bei anderen rechtsge- wundenen Pectinibranchiaten; Paludina weicht aber darin von anderen Cephalophoren ab, dass ihr Herz keinen selbständigen, freien Herzbeu- tel hat; sondern das Herz liegt in einem weiten Raume, der nach oben und aussen begrenzt wird von der Decke des Wasserbehälters und der Niere, nach hinten und aussen von der Eiweissdrüse und der Darm- schlinge; von unten und aussen nach innen und oben durch die beiden Aorten, den Oesophagus und durch die Schlinge des Eileiters. Anfangs meinte ich ein paar Oeffnungen wahrzunehmen, welche in diesen Raum führten und glaubte desshalb, es mit einem Blutsinus zu thun zu haben, was sich aber bei öfterer Untersuchung als Täuschung erwies; es ist ein vollkommen abgeschlossener Raum, indem über alle ihn begrenzenden Organe ein zartes Häutchen weggeht, so dass, wenn dieses Häutchen als Herzbeutel aufgefasst wird, man sagen muss, der Herzbeutel sei in seiner ganzen Peripherie mit den umgebenden Organen verwachsen. Das Herz selbst besteht aus einer weiteren, dünnwandigeren Vor- kammer und einer kleineren, dickwandigeren, von Farbe mehr gelb- lichen Herzkammer; werden am frischen Herzen beide genannte Ab- theilungen etwas von einander abgezogen, so sieht man, dass sie nicht unmittelbar aneinander stossen, sondern ein kanalförmig verengter Thei (Taf. XIU, Fig. 49) sich zwischen beiden findet und durch sorgfältiges Oefinen der Vorkammer von der Kiemenvene her überzeugt man sic) von der Anwesenheit einer Klappe, welche halbmondförmig in dem verengten kanalfürmigen Raum zwischen Vorkammer und Herzkammer angeheftet ist. Was die Struktur des Herzens betrifft, so ist es äusserlich über zogen von einem rundzelligen Epitel, dessen einzelne Zellen (Fig. 2a 0,004 gross sind, und welches von der Oberfläche des Herzens a sich fortsetzend, die Innenfläche des Hohlraumes, in welchem sich d Herz befindet, auskleidet; doch findet sich noch unter dem Epitel d Hohlraurmes, stellenweise wenigstens, eine zarte Bindesubstanz, in wel cher Pigment vorkommt, dessen Elementarkörnchen sich gegen Reage 3 schlossen enthält. Letztere 0,004 “ gross, sah ich im frischen Blute . N RR 171 ten verhalten, wie die des gelben Pigmentes, bei auffallendem Licht aber eine weisse Farbe haben. Auch kommt in dem das Herz umge- benden Hohlraum eine Falte vor, welche von der unteren Spitze der Niere nach unten zieht und fast nur aus Muskelbalken besteht, die an ihrer Oberfläche vom Epitel der Höhle überzogen werden; endlich finden - sich in dieser Falte Nerven, die vom Ganglion abdominale herstammen. Dass das Herz, auch der Schnecken, in seiner Hauptmasse aus _ Muskeln bestehe, ist eine alte Sache, und ebenso leicht überzeugt man sich beim Oeffnen desselben, dass die Muskelbündel geflechtartig ver- laufen und trabekelähnliche Stränge bilden; aber die Struktur der _Herzmuskeln zu erkennen, ist nicht so leicht und am frischen Herzen - fast geradezu unmöglich; man kann kaum einen Muskelfaden isoliren, alles zerfällt bei jedem Eingriff in eine körnig-bröckliche Masse und man sieht eben nur soviel, dass der Bau der Herzmuskeln etwas anders in müsse, als z. B. der der Fussmuskeln. Um so angenehmer über- es, wenn man, nach manchen vergeblichen Versuchen, sich eine icht in den Bau dieser Muskeln zu verschaffen, endlich an Thieren, in heissem Wasser getödtet worden sind, die Struktur der Herz- skeln aufs schönste übersehen kann. Die letzten Elemente der Herzmuskeln bilden 0,002 — 0,006 ”' breite Röhren (Taf. XII, Fig. 4 u. 255), deren körnige Inhaltsmasse häu- g eine vorherrschend quere Lagerung hat, wodurch die Muskelröhren en quergestreiften Muskelprimitivbündeln der höheren Thiere sehr ähn- sehen; diese Primitivröhren verbinden sich entweder durch blosses neinanderlegen geflechtartig mit einander oder es findet eine Theilung r Primitivröhren (Fig. 4 u. 2 cc) statt. Letzteres ist gar nicht sel- n: die Aeste der Primitivröhren verschmächtigen sich dabei gewöhn- h bis zu 0,0012 ‘“ Breite und anastomosiren so mit einander. - Einige- e sah ich auch noch zellenähnliche Körper (Fig. 2e), deren Fortsätze h mit Aesten von Muskelröhren verbanden. Nach diesen getheilten mitivröbren lässt sich schon vermuthen, dass die Herzmuskeln sich ternförmigen Zellen entwickeln und wie oben im Beitrag zur Ent- ungs ssgeschichte angegeben wurde, wird diese Vermuthung durch elbare Anschauung bestätigt, indem sich das Herz in einem issen Entwicklungsstadium aus zahlreichen, sternförmigen Zellen mmengesetzt zeigt (Taf. XII, Fig. 3). _ Das Lumen des Herzens ist überzogen von einer Membran, welche hellen, 0,0420 grossen Zellen (Fig. 1a) besteht und einen grösse- ’k bildet, als die Herzmuskeln, was besonders für die Vorkam- des Herzens gilt; es erwachsen desshalb nach innen vorspringende n und wird ein Deckglas auf ein Stückchen ausgeschnittenen Vor- hofes gelegt, so quillt diese Zellenmembran oder Epitel, wenn man will, bruchsackartig zwischen den Maschen der Muskeln hervor. 172 Der gemeinsame Blutgefässstamm, welcher aus der Herzkammer führt, ist so kurz (Taf. II, Fig. 49), dass man fast sagen könnte, die beiden Aeste, in welche er sich nach seinem Austritte theilt, entsprän- gen unmittelbar aus dem Ventrikel. Die beiden Aeste sind die Aorta cephalica und die Aorta hepatica, von denen die erstere (Fig. 49d) folgenden Verlauf nimmt. Sie wendet sich gegen den Kopf zu, geht desshalb über den Rand des Schalenmuskels, dem sie einen grösseren und einen kleineren Ast abgiebt und hat den Schlund links neben sich; an die untere Seite der Kiemenhöhlendecke geheftet, zieht sie nach vorne, wobei sie beim Männchen während des angegebenen Laufes unter dem Penis liegt und geht dann unter der unteren Schlundeom- missur in die Fusshöhle; in dieser bleibt sie in der Medianlinie und verliert sich gegen die Kinserie Spitze des Fusses zu. Auf diesem Wege giebt sie ab einmal einige feine Aeste in die umliegenden Muskeln, ehe sie unter den unteren Schlundganglien durch gegangen ist, dann, nach- dem sie die Schlundganglien passirt hat, einen stärkeren Ast gegen den Kopf; endlich giebt sie weiter unten einen bedeutenden Ast ab, der gegen das Vorderende des Fusses läuft und sich daselbst nach fünf- bis sechsmaliger Theilung verliert. Die Aorta hepatica (Fig. 49 e) geht in einer der Aorta cephalica gerade entgegen gesetzten Richtung nach hinten und stösst bald auf den Pylorustbeil des Magens, dem sie einen Ast giebt, dessen. Fortsetzung für den Darm wahrscheinlich in der Längsfalte, welche sich im Lumen des Darmes findet, verläuft; ausserdem kommen an dieser Stelle auch ” Zweige für die Leber hervor. Die Hauptfortsetzung der Aorta aber geht gegen den Spindelrand der Leber, wo sie bis zur Spitze derselben verfolgen ist: in der ersten Schalenwindung giebt sie einen Ast zum 7 Uterus, der an diesem Organ angekommen, sich in zwei Zweige theilt, 7 von denen einer aufwärts und der andere abwärts am Uterus zieht und zahlreiche Zweige über denselben schickt; nach diesem giebt die” Aorta hepatica ab noch einen Ast zur Eiweissdrüse, welcher nach der Länge derselben, doch dem unteren Rande näher, als dem al verläuft. Die Arterienverzweigungen der Paludina vivipara sind nicht st ohne weiteres zu überschauen, als dieses z. B. bei Arion der Fall ist, wo sie durch ihre weisse Farbe ein so brillantes Aussehen haben; ich habe zur Darstellung derselben an Paludina Injektionen von gefärbter Leimmasse angewendet; auch das Einblasen von Luft kann mit Erfolg gebraucht werden. Anlangend die Struktur der Arterien, so kann man nur die 4 fangstheile der Aorta cephalica und hepatica isolirt untersuchen; die ee Verzweigungen, sind sie einmal in die Organe eingedrungen, lassen sich kaum mehr für sich betrachten. Mikroskopirt man nun die 173 Aorta, welche dem-Auge ein mattweisses Aussehen darbietet, so er- scheint sie auf den ersten Blick bloss feinkörnig; durch Druck und Essigsäure wird aber so viel klar, dass sie aus einer homogenen Mem- bran besteht, die aber nicht hyalin, sondern feinkörnig ist. Auf der äusseren Fläche liegt eine Zellenschicht, bestehend aus kleinen Zellen mit feinkörnigem Inhalt, ob auch die innere Fläche der homogenen Haut von einem Epitel bedeckt wird, ist mir ungewiss. In einiger Entfer- nung vom Ursprung, und zwar, wie es scheint, bei der A. hepatica _ immer früher, als-bei der cepbalica, kommen zu der äusseren klein- zelligen Schicht, noch die grossen, hellen Zellen welche im ganzen Kör- per als ein Bestandtheil der Bindesubstanz auftreten und auch hier Kalk _ in'sich abgelagert enthalten können; endlich sieht man in grossen Ab- ständen einzelne Muskelbündel geflechtartig um die homogene Membran verlaufen. © Obschon es keineswegs im Plane dieser Abhandlung liegt, auf die Histologie anderer Gasteropoden einzugehen, so will ich doch in Bezug _ auf die Gefässstruktur anführen, dass die Aorta der Helix pomatia (Fig. %) von aussen nach innen besteht: aus einer dieken Schicht grosser, glasheller Zellen (a) mit bläschenförmigem Kern und vielen Kernkör- perehen; die Zellen (0,006 — 0,024 ‘“ gross) grenzen jedoch nicht un- elbar aneinander, sondern sie haben eine homogene Substanz zwi- en sich, die man auch am Rande der Zellen über dieselben weg- en sieht, so dass sie eigentlich in dieser Substanz eingebettet sind mit ihr zusammen eine Bindegewebschicht repräsentiren. Das n der Aorten wird von 0,004— 0,006 “ breiten Ringmuskeln (b en, deren Durchschnitte man. deutlich als Grenze des Gefässlu- 5 erkennt; von einer etwaigen Tunica intima war nichts zu sehen). Bei. Paludina verschwindet die homogene, körnige Haut der Aorten, d’ dieselben in nähere Beziehung zu den Organen treten, wenig- sfens kann ich mir sie schon nicht mehr zur Anschauung bringen an ler Aorta des Fusses, wo sie zwischen den Stammnerven in der Me- anlinie Jdesselben nach hinten läuft. Während ihres Verlaufes vor " Schlundring ist sie eingebettet in ein reichex Lager von kalkfüh- en Bindesubstanzzellen, von Pigment und Muskeli ; Indem, wie angedeutet wurde, die Wände der Arterien ihre Selbständigkeit geben und mit den umliegenden Geweben verschmelzen, fehlt noth- hdig ein Capillargefässsystem und das Blut tritt frei in dieZwischen- f Leukart (Zootomie ‚‚p: 438) „unterscheidet man ausser einer deutlichen Tunica intima eine Faserschicht, deren Elemente vorzugsweise Längsfasern Bsi |“ an ‚den Gefässen der Gasteropoden, Für Helix pomatia kann diese ibe keine Geltung haben und bei Paludina ist die Tunica intima eigent- lich die Hauptmembran, aber Längsfasern fehlen. Die Hussere Lage von grossen, glashellen Zellen hat übrigens Leukart schon erwähnt. Zelischr. f. wissensch. Zoologie. II. Bd 12 174 räume der Organe, wie bereits v. Siebold') von den arteriellen Ge- fässen des Arion dargethan hat. Dass aber wirklich "das Blut bei Paludina frei in den Zwischenräumen der Organe und besonders unter dem allgemeinen Bauchfellüberzug (wenn man diesen Ausdruck für den Eingeweidesack gebrauchen darf) fliesse, kann man sich aufs unzwei- deutigste überzeugen. Das Blut nämlich von Paludinen,‘ welche in heissem Wasser getödtet worden sind, gerinnt zu einer feinkörnigeu Masse, in welcher die Blutkügelchen eingebettet liegen; bricht man da- her einer so"behandelten Paludina die Schale vorsichtig ab, ohne dass das Thier verletzt worden ist, so sieht man beim sorgfältigen Abheben des Bauchfellüberzuges z.B. der Leber oder des Darmes das geronnene Blut, welches man ja immer mieroscopisch als solches controlliren kann, unter dem Ueberzug der Leber auf und zwischen den Leberfollikeln liegen, ja hat man sich einmal einige Uebung im Abbrechen der Schale erworben, ‘ohne das Thier im Geringsten zu verletzen, so kann man die Spitze der Schale bei einem grossen, lebenskräftigen Exemplar wegbrechen und dabei beobachten, wie die Haut, welche den Leberüberzug bildet, abwechselnd ganz prall wird von dem hier sich anhäufenden, bläulich durchschimmernden Blute und wieder zusammen- sinkt. Auf die angegebene Weise, vorzüglich durch die Untersuchung von Thieren, welche in heissem Wasser getödtet waren, habe ich 'er- fahren, dass die Organe, welche von der Aorta hepatica versorgt wer- den und zwar Leber, Magen, Darm frei‘ vom Blute umspült werden, jedoch so, dass nicht das Blut ohne weiteres von der Leber z. B. zum Darm laufen kann, sondern die gemeinsame Hülle, welche genannten Organen zukommt, grenzt sie durch Scheidewände von einander ab, wodurch jedes Organ gleichsam in einem gesonderten Blutbehälter liegt; nur den Uterus und die Hoden sah ich nie von angehäuftem freien Blute umgeben, es muss sich immer ‘schnell wieder in den Wasser- behälter entleeren, in welchen wenigstens die Injectionsmasse leicht übertritt, wenn die Uterusgefässe mit letzterer angefüllt sind. md Mit Sicherheit unterschied ich daher für den Bereich der Aorta hepatica einen Sinus für die Leber, für den Magen, für den Darm (Fig. 4949) und einen für den Mastdarm (hh), wovon sich letzterer aufs leichteste mit Leiminjektionen füllt. Das Blut aller Theile, welche von der Aorta cephalica abi werden, also das Blut aus den Fühlern, der Haut des Kopfes, aus dem Fusse, sammelt sich in der Leibeshöhle (Fig. 49 f) an und umspült das Nervensystem , die Gehörorgane, den Schlund und Schlund- kopf. Die rechte Wand dieses Abdominalraumes sieht man von zahl- reichen kleinen und grösseren Löchern durchbohrt, welche die Bahnen des in den Abdominalraum einströmenden Blutes anzeigen. I ’) A. a. 0,330 Anmerkg.'%. 175 0 Was die histologische Beschaffenheit dieses venösen Abdominalrau- ‚mes angeht, so ist er mit viel Kalk führenden Bindesubstanzzellen ausgekleidet, ein eigenes Epitel ist nicht wahrzunehmen; an anderen Stellen sah ich über die Muskellage, welche den Abdominalraum be- grenzt, die Bindesubstanz ohne Zellen, bloss als ein homogenes, zartes Häutchen wegziehen. Auch‘ die Blutbehälter des Mastdarmes, der Leber u. s. w. haben keine eigenthümliche histologische Beschaffenheit, sondern bestehen eben aus den Elementen, welche den Ueberzug ge- nannter Organe bilden, also aus homogener Bindesubstanz, aus kalk- ‚führenden Zellen, Muskeln und Pigment. Das Blut, welches sich in den angeführten Blutbehältern angehäuft hat, muss in die Kiemen geleitet werden, zu welchem Zwecke Venen- wurzeln sich bilden. Gegen den oberen Rand der Niere entsteht ein Blutgefäss, welches, zwischen Mastdarm und dem oberen Rande der Kiemen verlaufend, die Kiemenarterie (Fig. 492) darstellt; in dasselbe ‚strömt das Blut der Leber, des Magens und Darmes und wahrschein- lieh auch theilweise der Generationswerkzeuge; das Blut des Mastdar- mes, sowie des Mantelrandes geht zum Theil in die Kiemenarterie, nachdem sie den Rand der Niere passirt hat und zwar geschehen sol- che Einnündungen mit mehreren Venenwurzeln, wie man schon durch sorgfältiges Bloslegen lebender Exemplare leicht sehen kann. Für das Blut, welches sich in der Abdominalhöhle angesammelt hat, bildet sich eine Venenwurzel (Fig. 49 k), welche gegen den unteren Rand der - Niere läuft und ebenso, wie die am oberen Rande der Niere hinzie- ‚hende Kiemenarterienwurzel, zahlreiche Zweige in die Niere schickt. Man sieht, dass auf solche Weise das Blut aus Leber, Magen, Darm, iheilweise aus den Generationswerkzeugen, bevor es in die Kiemen ge- - führt wird, die Niere. durehströmt und so ein Pfortaderkreislauf für ‚dieses Organ gebildet 'wird. Doch steht Paludina vivipara bezüglich eines Pfortaderkreislaufes für die Nieren nicht vereinzelt da, denn be- reits Milne Edwards und Valenciennes haben ein solches für Triton no- _ diferum Lam. und Buccinum undatum ') dargethan, und schon früher _ Treviranus für Helix ?). © Einmerkwürdiger Vorgang findet aber statt, während das Blut durch die Niere kreist: es mischt sich nämlich dort das Blut mit von aussen ‚eingedrungenem Wasser. Da diese Behauptung. vielleicht etwas seltsam scheint, so will ich sie näher begründen und auch den Weg angeben, der mich auf diese Thatsache hinführte. In der Decke IT 25 » Se Notiz., Bd, 34,.p. 253. .”), Beobachtungen aus der Zootomie und Physiologie, p. 39, doch würde nach Treviranus bei Helix ein Theil des Blutes, welches bereits durch die Lungen 4 gellössen, in die Nieren eintreten, Bei Paludina aber legt das Nierenpfort- adersystem vor dem Kiemenkreislauf, 12 * 176 der Kiemenhöhle existirt ein grosser Sack (Fig. 49 N), welchen schon Paasch'') gekannt hat; er ist immer prall von Flüssigkeit angefüllt und findet sich zwischen Mastdarm, Niere, Hoden (beim Männchen), Uterus und Eiweissdrüse (beim Weibchen) und grenzt nach hinten an den Raum, welcher das Herz enthält; schneidet man ihn ein, so erblickt man auf dem Boden desselben mehrere starke Querfalten und eine oder zwei Oeffinungen in die Niere, die jede von einem Ringmuskel um- schlossen ist. An seinem vorderen Ende bemerkt man ein kleines Loch, ebenfalls mit einem Sphinkter umgeben und der Behälter öffnet sich dadurch in die Kiemenhöhle auf einer kleinen Papille am Basalrande des Uteruszapfens. Noch will ich gleich beifügen, dass er mit sehr zarten Cilien ausgekleidet ist, welche auf 0,024 “* grossen Zellen auf- sitzen. Nach dem bis jetzt über diesen Sack Ausgesagten erscheint er eigentlich nur als ein sehr erweiterter Ausführungsgang der Niere, wobei indess doch hervorzuheben wäre, dass man in ihm keine Harn- coneremente findet, wie dieses in dem Ausführungsgange der Niere z. B. von Helix pomatia der Fall ist, sondern ihn immer nur mit einer wasserhellen Flüssigkeit angefüllt sieht. Als ich letztere mikroskopisch untersuchte, fand ich in derselben unverkennbare Blutkörperchen, aber nicht in so grosser Anzahl als im Blute z. B. aus der Kiemenvene. Diese eine Thatsache, welche ich oft wiederholt und immer gleich ge- funden habe, würde wohl allein schon hinreichend sein zu beweisen, dass die helle Flüssigkeit im genannten Behälter mit Blut gemischt sei, allein ich habe noch andere Gründe für meine Behauptung. Einmal nämlich füllt sich bei Leiminjektionen der Behälter sehr leicht, sobald die Gefässe der Niere erfüllt sind und dann lässt sich zweitens folgen- des, schlagende Experiment machen: bricht man einem lebenden Thiere die Schale sorgfältig ab, ohne dass es irgendwie verletzt ist, so wird man die Kiemengefässe, also die Kiemenarterie und ihre Wurzeln aus der Niere, ebenso die Kiemenvene prall von Blute angefüllt sehen in glei- cher Weise, wie auch der fragliche Behälter prall angefüllt ist. Wird nun letzterer durch einen Einstich entleert, so fallen in demselben Augenblicke die vorher strotzend angefüllt gewesenen Blutgefässe zu- sammen. Endlich wirkt der Inhalt des Behälters auf die Spermatozoi- den der Paludina, wie die Blutflüssigkeit desselben Thieres d. h. sie werden dadurch nicht verändert, sondern behalten Form und Bewegung bei, während sie durch reines Wasser sehr schnell umgeändert werden. Fasst man also zusammen, dass die in Rede stehende Flussigkeit Blutkörperchen enthält und wie Blut auf Spermatozoiden wirkt, dann dass der Behälter sich leicht von den Nierengefässen aus füllt; endlich dass die Blutgefässe collabiren, wenn der Behälter seines Inhaltes ent- leert wird, so kann man wohl nicht anders als eine direkte Commu- 1) Wiegmann’s Archiv, 1843, Heft T, p. 402. a U u a 177 nication zwischen dem nach der Niere geleiteten Blute und dem durch die Oefinung am Basalrande des Uteruszapfens von aussen eingedrun- genem Wasser annehmen. Vielleicht geschieht das Einlassen von Wasser in den Behälter und in die Niere willkürlich, wenigstens ist sowohl die nach aussen führende Oeffnung, als auch die in die Niere führenden mit einem Sphinkter versehen; dass die Cilien an der Innenfläche des Behälters auch zur Bewegung des Wassers mit beitragen, ist ein- leuchtend '). Nachdem nun das Blut in den Nieren mit Wasser, welches von aussen eingeleitet wurde, sich vermischt hat, wird es in die, zwischen dem Mastdarm und dem oberen Rande der Kieme liegende Kiemen- arterie geführt, doch ist nicht zu vergessen, dass nicht alles Blut den Nierenkreislauf durchzumachen hat, sondern das Blut z. B. des Mast- darms theilweise unmittelbar durch 6—8 einzelne Venenwurzeln in die Kiemenarterie geleitet wird. Am unteren Rande der Kieme liegt die Kiemenvene (Fig. 49«@), welche das aus den Athmungswerkzeugen rückkehrende Blut aufnimmt und zum Vorhof des Herzens bringt, in den sie unmittelbar übergeht. Wie verhalten sich die Kiemenarterie und die Kiemenvene histolo- gisch? Hier geräth man in Verlegenheit, ob Gebilde, die nach dem Anblick mit freiem Auge ohne Bedenken für selbständige Gefässe er- klärt werden, auch nach mikroskopischer Untersuchung als solche fest- ehalten werden dürfen, denn beide, die Kiemenarterie sowohl, wie die Kiemenvene entbehren einer eigenthümlichen vorderen Wand, da letztere nichts anderes ist, als die Mantelhaut mit ihren histologischen Elementen: Bindesubstanz, helle Zellen mit Kalkablagerung, Pigment und Muskeln. Nur insoweit wird eine gewisse histologische Selbstän- digkeit gegeben, als sich nach innen eine Art Epitel von sonderbaren, mit ungleich dicker Wand und kleinem, glänzenden Kern versehenen / ellen findet und zweitens insofern, als "die Muskeleylinder des Mantels, wo letzterer die Gefässwand bildet, in bestimmten, dem Gefäss- Jamen entsprechenden, bogenförmigen Geflechten angeordnet sind. Jeden- falls geht aus diesen histologischen Angaben so viel hervor, dass der Kiemenarterie und der Kiemenvene nur eine bedingte Selbständigkeit zuerkannt werden darf, und sie richtiger für Zwischenräume erklärt werden müssen, die von einem Epitel ausgekleidet sind, und deren übrige Wand den sie begrenzenden Orsahen. zugehört. Es entspricht eine solche Reduktion der histologischen Elemente, #) Seitdem ich die beschriebene Einrichtung bei Paludina vivipara kenne, wo- durch eine direkte Vermischung des Blutes mit Wasser während des Nie- renpfortaderkreislaufes statt findet, glaube ich auch on die direkte Ver- mischung des Blutes mit Seewasser, wie sie van Beneden (Froriep n. Not- Nr. 727 u. 797) bei verschiedenen Meermollusken annimmt. 178 welche in die Bildung des Gefässsystemes eingehen , ‚vollkommen ‚der sonstigen, geringeren 'Differenzirungsstufe, auf. welcher eine ‚Schnecke höheren Thieren gegenüber steht. Wenn ich also die Hauptpunkte über den Blutkreislauf kei Palu- diva noch einmal wiederhole, so sind es folgende: das Blut, welches durch die Aorta cephalica und hepatica an die Organe geführt wird, eireulirt dort nicht in - einem Gapillargefässsystem,, sondern frei in den Zwischenräumen der Organe und sammelt sich wieder 'entwe- der unter dem Bauchfellüberzug der Organe oder in eigenen Lücken, wie in der Abdominalhöhle. Es erwachsen daraus Venenwurzeln, die zur Kiemenarterie werden, vorher aber einen grossen Theil ‚des ‚ge- sammten Körperblutes zur Niere leiten, woselbst eine Vermischung mit von aussen ejingedrungenem Wasser stattfindet; nach. diesem Nieren- pfortaderkreislauf tritt es in die Kiemen und wird von da durch die Kiemenvene zur Vorkammer des Herzens gebracht. Von den Kiemen. Paludina besitzt eine schr entwickelte Kiemenhöhle, welche im Ganzen eine dreiseilige Gestalt hat und in welche sich auch der Uterus, der Wasserbehälter und der Mastdarm öffnen. Der Boden der Kiemen- höhle verlängert sich rechts und links in einen Lappen, von denen der Lappen rechts, vom Rande des Augenfortsatzes ausgeht und wieder in zwei Lappen zerfällt, welche beide durch theilweises Emporheben ihrer Ränder Rinnen bilden, die zur Kiemenhöble führen; ferner erheben sich vom Boden der Kiemenhöhle selber und zwar von der hintersteu Spitze desselben zwei Falten, welche, indem sienach vorne und rechts ziehen, an Höhe zunehmen und so einen Halbkanal veranlassen, der neben dem vorhin erwähnten, rechts am Fühler gelagerten Lappen, ausmündet; beim Männchen verlaufen diese Falten so lange auf dem Rücken des Ruthen- eylinders, bis dieser sich mit seiner hinteren Spitze nach rechts und vorne wendet. Die gauze Einrichtung entspricht der Athemröhre oder dem Sipho der anderen Gephalophoren. An der Decke der Kiemenhöhle, welche mit gebildet wird vom Uterus (beim Weibchen), Wasserbebälter und Mastdarm, ist die Kieme befestigt und sie erstreckt sich als eine Reihe von nebeneinander ge- stellter Blätteben von der Spitze der Kiemenhöhle aus nach vorne und rechts ').. Die einzelnen Kiemenblättchen sind in der Mitte am läugsten und nehmen gegen den Mantelrand, sowie gegen das hintere spitzige Ende der Kiemenhöhle an Länge ab; ibre Gestalt ist gegen das freie !) In v. Siebuld's vergl. Anat., p. 335, Anmerk., ist der Paludina eine dreifach gekänmmte Kieme zugeschrieben, was für Paludina vivipara wenigstens keine Geltung hat, denn bei ihr ist die Kieme nur einfach gekämmt. ne 179 Ende hin verjüngt, an der Basis verbreitert und der eine Rand ist etwas concav ausgeschnitten (Fig. 49 P). Die Kiemenblättchen sieht man, wie oben angegeben wurde, beim Embryo als solide Knospen von der Wand der Kiemenhöhle hervor- sprossen, in welchen sich in Folge der weiteren Entwicklung eine Cavi- tät ausbildet, die bei jüngeren Embryonen immer nur als eine einfache erscheint. Später wird die einfache Cavität in eine doppelte gesondert, indem sich in der Mitte des Kiemenblättchens eine körnige, gegen den mehr ausgeschweiften Rand des Kiemenblättchens dichtere und gelblich gefärbte Substanz (Fig. 29d) als trennendes Medium bildet. So stellt sich die Sache dar nach mikroskopischer Untersuchung frischer, un- verletzter Kiemenblättchen. Sucht man aber von der Kiemenvene aus Luft in die Kiemenblättchen einzublasen, was gar nicht leicht gelingt, so füllt die eingedrungene Luft das Innere des Kiemenblättehens mehr so, als ob nur eine nicht abgetheilte Höhlung vorhanden wäre; doch liesse sich denken, dass durch das Lufteinblasen die Scheidewand zer- stört worden wäre und vielleicht ist auch die Trennung der Kiemen- blätichenhöhle durch eine Scheidewand nicht constant. Was die weitere Beschaffenheit des einzelnen Kiemenblättchens im ausgewachsenen Thiere betrifft, so bildet das Gerüste desselben eine glashelle, homogene, feste Membran (Fig 29c), welche gegen die aus- geschweifte Seite hin viel dicker ist, als gegen den anderen Rand, wesshalb auch letzterer sich leicht runzelt und faltet, was am concaven Rande nie vorkommt. Aussen ist diese Membran überdeckt von einem Flimmerepitel (@); zwischen den Flimmerzellen kommen Körper vor, die man auf den ersten Blick bloss für veränderte Cylinderzellen hal- ten könnte (b), allein sie finden sich constant und nicht bloss an den Kiemen, sondern auch zwischen den Flimmerzellen der äusseren Haut. Sie sind 0,004 — 0,006 * lang, können spitz zulaufen oder auch kolbig erweitert sein, haben bei durchfallendem Lichte eine gelbliche, bei auf- fällendem Lichte eine weisse Farbe und nehmen nach Essigsäure ein schärfer conturirtes Aussehen an. Streilt man einem Kiemenblättchen, welches von einem, einige Tage todten Thiere genommen ist, das Epi- tel ab, so findet man beiläufig in gleicher Anzahl, wie die in Rede stehenden Körper vorhanden waren, die homogene Haut von scharfcon- turirten Löchern durchbohrt, welche in, meist etwas gebogene und frei in den Kiemenblättchenraum mündende Gänge übergehen. Dass diese Gänge und die gelblichen Körper ‚zwischen den Cylinderzellen ‚zusarmmengehören, scheint mir gewiss, doch konn ich weder ihre wei- . kere anatomische, noch ihre physiologische Beziehung aufklären; soll- ten sie etwa zur Abscheidung des vielen Schleimes beitragen, den man an gekochten Thieren zwischen den Kiemenblättchen findet und für dessen Seeretion ich keine eigentlichen Drüsen kenne ? 150 Die Kiemenblättchen contrahiren sich nach ibrer Länge und Quere unter dem Mikroskop, die Muskeln sind aber nicht leicht zu sehen, in manchen Kiemenblättchen jedoch so deutlich, dass an ihrem allgemei- nen Vorhandensein nicht gezweifelt werden kann. Endlich finden sich noch zwischen den Flimmerzellen rundliche Zellen entweder mit Kalk angefüllt (Fig. 29f) oder mit gelbkörnigem Inhalte; die Kalkablägerung ist am beträchllichsten gegen die Spitze und gegen den sich faltenden Rand des Kiemenblättchens hin, gegen die. Basis verschwindet sie allmählig. Um zu der Auskleidung der ganzen Kiemenhöhle überzugehen, so ist solche durchweg ein Cylinderepitel, welches aber nicht in seiner ganzen Ausdelmung flimmert, wie es nach Sharpey ( Todd’s Cyclopaed. I. Art. Cilia) bei Buceinum der Fall ist '), sondern auf dem Boden der Kiemenhöhle wimpern nur die Falten, welche sich vom hinteren Ende der Kiemenhöhle nach vorne und rechts ziehen, die übrige Fläche wim- pert nicht, doch hören die Cilien nicht mit einemmal und mit scharfer Grenze auf, sondern sie werden immer kürzer, bis sie endlich ganz schwinden und nur am Rande des Lappens, welcher zur. Seite des rechten Fühlers einen Halbkanal bilden kann, werden wieder ziemlich lange Wimpern beobachtet. An der Decke der Kiemenhöhle kommen Wimperhaare nur auf der Kieme selbst vor, die ganze übrige Kiemen- höhlendecke wimnpert nicht, also auch nicht die äussere. Fläche‘ des Uterus, des Wasserbehälters oder des Mastdarmes. Die Epitelzellen sitzen entweder unmittelbar den Organen selbst auf, wie z.B. dem Uterus, oder sie finden sich auf der Bindesubstanz, welche die Organe verbindet, wie z. B. zwischen Wasserbehälter und Mastdarm, oder endlich sie sitzen den Muskeln unmittelbar auf, wie dies am Boden der Kieınenhöhle der Fall ist. Stellenweise ist zwischen das Gylinderepitel auch Pigment gelagert, so gelbes und schwarzes am Eingang, bloss schwarzes zwischen die zwei Falten der Kiemenhöhle; auch können die hellen Zellen der Bindesubstanz viel Kalk aufnehmen. Ich will hier aus der Entwicklungsgeschichte wiederholen, dass der Mantelrand der Kiemenhöhle, welcher beim erwachsenen Thiere ganzrandig ist, am reifen Embryo drei lange, fingerförmige, contrak- tile Fortsätze auf der rechten Seite hat. Von der Niere. Die Niere der Paludina vivipara ist ein dreieckiger Körper, der hinter den Kiemen zwischen dem Herzen und Mastdarm liegt und ent- weder, wie besonders bei jüngeren Thieren, schön grün gefärbt ist, ') In der Athemhöhle von Helix und Arion vermissle v. Siebold (vergl. Anat,, p: 336) ein Flimmerepitel, was ich für beide sowie für Bulimus radiatus bestätigen kann. re Ye DI I. un N 2 u EN Ka t 181 oder schmutzigweiss aussieht. Bei todten Thieren, die einige Zeit in kaltem Wasser gelegen haben, nimmt sie eine ockergelbe Farbe an. Sie mündet in den beim Gefässsystem besprochenen Wasserbehälter. Ihrer Struktur nach stellt die Niere ein schwammartiges Gebilde dar, also mit vielen grösseren und kleineren Hohlräumen im Inneren, und als histologische Elemente finde ich, einmal eine helle, feinkörnige Masse, in welcher viele Kerne von 0,003 — 0,004 “' eingebettet sind, dann zweitens Zellen von 0,004 —0,008‘' Grösse, welche ein oder zwei helle Hohlräume im Inneren haben, die sogenannten Secretbläs- chen; den übrigen Raum der Zelle füllt eine grünliche Flüssigkeit. aus. Die Secretbläschen haben entweder bloss eine wasserhelle Flüssigkeit zum Inhalt, oder es liegt in ihnen eine verschiedene Anzahl von dun- keln Körnchen, welche den abgesonderten Harn darstellen; endlich liegen auch bei jedem Präparate viele Blutkügelchen im Sehfelde. Da sich mikroskopisch der Inhalt der Secretbläschen gerade so verhält, wie bei anderen Gasteropoden, indem eben dunkle Körnchen in verschiedener Anzahl, etwa wie H. Meckel a. a. O. Fig. A4c zeichnet, dieselben füllen, so liess sich schon von diesem Standpunkte aus die Gegenwart von Harnsäure annehmen. Ich habe aber, da nach H. Meckel in der Niere von Paludina keine Harnsäure sich nachweisen liess, Herrn Prof. Scherer eine Quantität von etwa einem Dutzend rein heraus- präparirter Nieren zur chemischen Untersuchung übergeben. Dieselben wurden mit kochendem Wasser etwa fünf Minuten lang ausgezogen, die Lösung Äiltrirt und im Wasserbade zur Trockne verdunstet; der trockene Rückstand mit ein paar Tropfen Wasser aufgeweicht und auf einem Platinspatel über der Spirituslampe unter Hinzufügung von etwas Salpetersäure vorsichtig zur Trockne abgedampft, wodurch ein deutlich - rothgefärbter Rückstand zurückblieb, der durch Hinzufügung von etwas Ammoniak, die charakteristische Murexidfärbung annahm. “ Die Gegenwart der zahlreichen Blutkügelchen, welche man bei jedem mikroskopischen Nierenpräparat erhält, erklärt sich leicht von dem vielen Blute, welches in die Niere geführt wird und dort frei in den Räumen des schwammigen Nierengewebes cireulirt. Von den Fortpflanzungsorganen. Paludina vivipara ist, wie fast alle Kammkiemer, getrennten Ge- schlechts. Der männliche Geschlechtsapparat dieser Schnecke ist durch ©. Siebold') so genau und richtig beschrieben worden, dass ich tiber dessen äussere Gliederung weggehe und mich nur an den Inhalt des Hoden, sowie an die histologische Beschaffenheit. der Ausführungsgänge halte. Der Inhalt des Hodens, also die Samenmasse, hat die Paludina vivipara berühmt gemacht, da sie nach den bekannten Untersuchun- ’) Muller's Archiv, 4836, p. 241. 182 gen v. Siebold's (a. a. ©.) zweierlei, von einander bestimmt verschiedene Arten von Spermatozoiden besitzt, wodurch sie sich von allen übrigen auf ihre Spermatozoidenformen erforschten Thieren unterscheidet. Zwar hat Paasch') der die Spermatozoiden der Paludina vivipara ebenfalls untersuchte, die neben den haarförmigen noch vorkommenden langen, eylindrischen Formen für Bündel erklärt, - welche aus haarlörmigen Spermatozoiden zusammengesetzt wären und auch Kölliker ?) hält beide Formen für verschiedene Entwicklunssstufen einer einzigen Art von Spermatozoiden, indem er die zweite Form als verlängerte Mutterzelle betrachtet, welche mehrere Spermatozoiden der ersteren Form enthält. Da Kölliker’s Ausspruch in diesen Dingen wohl von grossem Gewichte ist, so muss bemerkt werden, dass dieser Forscher die Samenmasse . der Paludina vivipara nicht selbst untersucht, sondern bloss der Ana- logie nach geschlossen hat. Allein, abgesehen davon, dass man die spiralig gedrehten und verdickten Enden der haarförmigen Spermato- zoiden nirgends an den langen, cylindrischen Formen beobachten kann, so lässt die neben einander und unabhängig von einander vor sich gehende Entwicklung beider Samenelemente eine solche Auffassung durchaus nicht zu; welchen Grund auch v. Siebold in neuester Zeit gegen die Ansichten von Paasch und Kölliker geltend gemacht hat. Ich habe ebenfalls die Entwicklung der beiden Spermatozoidenformen im Hoden der Paludina vivipara, der haarförmigen sowohl als der langen, eyliodrischen verfolgt; doch weichen meine Beobachtungen über den Modus der Entwicklung der haarförmigen Spermatozoiden von denen v. Siebold’s bedeutend ab. Mir sind nämlich keine Körper zu Gesichte gekommen, wie sie v. Siebold a. a. O. Tafı X, Fig. 8 u. 9 abbildet, Körper, welche nach ihm aus einem geraden Stiele bestehen, der an seinem oberen Ende plötzlich eine Strecke hin verdickt und zuletzt ab- gestumpft war und am entgegengesetzten unteren Ende in eine Spitze auslief; dann andere, deren oberes Ende in viele Haarspitzen zersplittert war, so dass eben nach v. Siebold die haarförmigen Spermatozoiden aus Zersplitterung der vorhergehenden, an dem einen Ende verdickten Körper hervorgingen. Diese Entw icklungsw eise der haarförmigen Bngeiätekathin zu sehen, war mir unmöglich, ehhllern mir bot sich dieselbe in folgender Weise dar. Es finden sich im Hoden Zellen von 0,0420 ‘“, welche eine ver- schiedene Anzahl von bläschenförmigen Kernen (0,002 “’ gross) enthal- ien und zwischen den Kernen gelbliche scharfconturirte Körperchen (Taf. XI, Fig. 31). Daneben sieht man Bläschen von der Grösse, wie die in Zellen enthaltenen Kerne, aber frei, zu Gruppen vereinigt und ) Wiegmann’s Archiv, 1843, Heft I, p. 99. ®) Beiträge z. Kenntniss d. Geschlechtsverhältnisse u. d. Samenflüssigkeit wir- belloser Thiere, p. 63, und Bildunz der Samenfäden in Bläschen, p. 41. 185 nach einer Seite hin verlängert (Fig. 32). An anderen Bläschen ist die Verlängerung bedeutend vorgesebritten (Fig. 33). In den bis jetzt auf- geführten Formen war das Bläschen nur nach einer Seite hin verlän- gert, in anderen aber war die Verlängerung nach zwei Seiten erfolgt und in solchen glaube ich mehrmals den haarförmigen Spermatozoiden in zum Theil aufgerolltem Zustande gesehen zu haben (Fig 34); end- lich’ erkennt man die haarförmigen Spermatozoiden frei und in Gruppen beisammen, wie sie mit ihrem spiralig gedrehten Ende ‘auf einem Hau- fen derselben gelben, scharfeonturirten Körperchen, welche man in den Mutterzellen, zwischen den Bläschen gesehen hat, aufsitzen (Fig. 35). Fasst man diese Entwicklungsformen zusammen, so werden sich die haarförmigen Spermatozoiden wohl in dieser Weise bilden, dass die bläschenförmigen Kerne, welche anfangs in Mutterzellen nebst einer gelbkörnigen Masse eingeschlossen sind, frei werden, hierauf sich zuerst einseitig, dann doppelseitig verlängern und aus ihrem Inhalte den Sper- matozoiden bilden, der endlich aus dem verlängerten Bläschen durch Schwinden der Membran frei wird und sicb noch eine Zeit lang mit der ebenfalls freigewordenen gelbkörnigen Masse verbunden zeigt. Während ich demnach die Entwicklung der haarförmigen Sperma- _ tozoiden in einer anderen, als in der von v. Siebold gegebenen Art: vor sich geben sah, stimmen dagegen meine Beobachtungen über die Ent- - wieklung der wurmförmigen Spermatozoiden mit denen v. Siebold’s über- ein. Auch bei ihnen erscheint als erste Bildungsstätte eine Blase von 0,024 “4 Grösse, (Taf. XUI, Fig. 36) welche eine Anzahl kleinerer Zellen _ im Inneren birgt, sowie orangegelbe Körnchen und zwar letztere oft in so grosser Anzahl, dass wenn man die mit Blut verdünnte Samen- _ flüssigkelt ohne Deckglas untersucht, die Tochterzellen ganz verdeckt sind. Obwohl also sonst die Mutterzellen beider, der haarlörmigen, wie der wurmförmigen Spermatozoiden von gleichem Aussehen sind, so differiren sie doch in ihren Grössenverhältnissen, indem die der fadenförmigen wenigstens um die Hälfte kleiner sind, als die Mutter- zellen der eylindrischen. Auch die Tochterbläschen für die eylindrischen ‚Spermatozoiden sind von Anfang an grösser: 0,006 “ gross. Bei der ‚weiteren Umwandlung verlängern sich die frei gewordenen Tochter- zellen zuerst nur nach einer Richtung (Fig. 37), dann wachsen sie auch nach der andern (Fig. 38, 39, 40), wobei aber immer noch der Kern mit dem Kernkörperchen sichtbar: bleibt und die Membran der sich immer mehr sireckenden Zelle an seiner Lagerungsstelle bauchig her- vortreibt, jedoch so, dass immer nur auf einer Seite die Wand aus- ‚gebuchtet ist, auf der anderen aber in gerader Linie forlläuft. In Folge weiterer Entwicklung wird der Kern immer kleiner, die ganze Zelle -gestreckter und zuletzt spaltet sich der spitz zulaufende Endtheil der zu einer gestreekten Röhre gewordenen Zelle in mehrere Fasern bis 184 zu der Stelle, welche der Kern inne gehabt hatte (Fig. 41). So lange noch eine Spur des Zellenkernes vorhanden ist, bleiben die wurmför- migen Spermatozoiden geradlinig, starr und fangen ihre Bewegungen erst an, wenn dieser geschwunden ist und es gehört zu den mikros- kopischen „Gemüths- und Augenergötzungen“, eine Gruppe solcher Spermatozoiden im Blute des Thieres ') untersucht und noch festhän- gend an der gelbkörnigen Masse, einem Medusenhaupte vergleichbar, ihre Schlangenwindungen vollführen zu sehen. Nach dem bis jetzt über die Spermatozoiden Vorgebrachten, halte ich es für eine ausgemachte Sache, dass in der Samenflüssigkeit der Paludina vivipara sich zweierlei Arten von Spermatozoiden nebeneinan- der entwickeln; auch das in der Entwicklungsgeschichte mitgetheilte Faktum, dass die beiden Spermatozoidenformen sich in der Eiweiss- hülle um den Embryo finden, spricht schon für diese Auffassung, da doch meines Wissens keine Beobachtungen vorliegen, wornach con- stant gleichsam unreife Spermatozoiden, was doch nach der anderen Deutung die wurmförmigen wären, zur Befruchtung gebraucht werden. Ich wende mich nun zu den Strukturverhältnissen des Hodenaus- führungsganges. Der vom Hoden kommende obere Abschnitt desselben ist bedeutend dicker, als der untere mit dem vorigen eine Schlinge j bildende Theil, welcher in das hintere, nach vorne etwas umgebogene Ende des fleischigen Ruthenkörpers (Samenbehälter nach Treviranus) einmündet. Die Dicke des oberen Abschnittes rührt von der starken Muskellage her, welche ihn umgiebt; nach innen ist er quergefaltet und zeigt eine bedeutende Schicht derselben eiweissartigen Masse, durch welche die Innenfläche des Ruthenkörpers ausgezeichnet ist. Es be- steht die ganze Lage aus Zellen, von denen die untersten ganz mit Eiweiss angefüllt sind, in der Weise ungefähr, wie die Fettzellen der höheren Thiere mit Fett, nur die das Lumen des Kanales begrenzen- den Zellen haben weniger Eiweisskügelchen als Inhalt und tragen feine, : aber ziemlich lange Cilien. Der verengte, zurücklaufende Theil des Ductus deferens erscheint dem freien Auge als ein zarter Faden, sticht aber von seiner Umge- bung dadurch sehr ab, dass er reichliche Gruppen von gelbem Pig- “ ment besitzt, während der Schalenmuskel, auf dem er zurückläuft, völlig pigmentlos ist. Auch er hat eine Muskelschicht, auf welcher ! nach aussen die Gruppen gelben Pigmentes angehäuftsind, seine Innen- j fläche ist ausgekleidet von Cilien tragenden und mit einer feinkörnigen Masse erfüllten Cylinderzellen. Dieser ganze Abschnitt des Ductus de- ferens ist umgeben von zahlreichen , Kalk führenden Bindesubstanzzellen. Den Ruthenkörper anlangend, so besteht derselbe aus einer äusse- ') Oder auch in der Flüssigkeit, welche man sich aus dem Wasserbehälter in ziemlicher Menge verschaffen kann. 185 ren, dicken Muskelschicht, deren einzelne Muskelröhren von starkem Lumen sind, und einer inneren ebenfalls dicken, aber leicht abschab- baren Zellenschicht. Die Zellen von 0,004 — 0,008 ‘ Grösse haben einen verschieden gefärbten Inhalt: der Einmündung des Ductus defe- rens zunächst bilden den Zelleninhalt eine Anzahl farbloser, eiweissar- tiger Bläschen, welche durch Essigsäure zum Schwinden gebracht wer- den können; nach unten zu haben die Zellen schön roth gefärbte Bläs- chen als Inhalt, welche entweder ihre Bläschennatur noch besitzen oder zu rothgefärbten Körnchen mehr oder weniger eingeschrnmpft sind. Essigsäure entfärbt das Pigment und macht die Bläschen vergehen, - wobei der Kern der Zelle, welcher vorher nicht sichtbar war, hervor- - tritt. Wenn der Ruthenkörper in das rechte Fühlhorn gelangt ist, so finden sich wieder, wie-an seinem oberen Ende statt der roth gefärb- ten Bläschen farblose in den Zellen. Die innerste Zellenlage trägt im _ ganzen Ruthenkörper sehr zarte Cilien. "Mehrfach sind schon die weiblichen Fortpflanzungsorgane der Pa- Iadina vivipara untersucht worden, ohne dass die Sache ins Reine ge- bracht worden wäre, wesshalb ich meine besondere Aufmerksamkeit diesem Gegenstande zugewendet habe, um ihn zu erledigen. V. Siebold, der (a. a. ©.) die Samentasche an der hintersten Windung des Frucht- hälters entdeckt hat, sowie den Kanal, welcher, aus der Eiweissdrüse kommend, mit einer röthlichen Papille in die Samentasche mündet, konnte keinen Eierstock finden; Paasch (a. a. O.) entdeckte den gel- ‚ben, feinen Kanal, welcher sich von der Eiweissdrüse aus am Spin- _ delrande der Leber nach aufwärts bis zur Spitze derselben erstreckt, wo „ein kleines, weisses, drüsiges Organ“ liegt; er erklärt dieses für - Eierstock, dessen andere Abtheilung, nach der Analogie mit dem in zwei Stücke zerfallenen Hoden, die Eiweissdrüse darstelle. 7 Jeh will mit dem „kleinen, weissen, drüsigen Organ“ beginnen, welches an der Innenfläche der Leberspitze liegt und welches Paasch für den einen Theil des Ovariums hält und Fig. Villy abbildet. Es ist aber dieses Gebilde weder ein Eierstock, noch sonst ein drüsiges Ge- bilde, sondern wenn es vorhanden sich zeigt, besteht es nur aus einer Ankiäufung von Blutkügelchen. Schon v. Siebold hat, als er an dieser Stelle den Eierstock suchte, bemerkt, dass die Leber hier bisweilen ‚in ihrer Substanz und Farbe anders beschaffen sei, als der übrige Theil der Leber und er fand hier kleine, farblose Bläschen, die nicht ‚die geringste Aehnlichkeit mit Eierkeimen besassen. Ich sah dieselben als Körperchen von ungefähr 0,004 * Grösse, welche bei dem einen Individuum von einfach rundlicher Gestalt waren, in anderen Fällen, ers, wenn sie sehr zahlreich vorhanden sind, zeigt die Membran »s Bläschens nach der einen Seite hin mehrere helle, sich zuspitzende Fortsätze (Taf. XIl, Fig. 47). Eigenthümlich ist es, dass die Körper- 156 chen ‚gerne in grösseren ‚oder ‚kleineren ‚Haufen zusammenliegen und dabei immer so zueinander gelagert sind, dass sie sich die glatte Ober- fläche zukehren, ' die Fortsätze aber nach aussen richten. Dass diese Bläschen, mögen sie Fortsätze besitzen oder nicht, wirklich Blutkör- perchen seien, kann man aus unmittelbarer Vergleichung mit Blutkör- perchen ersehen, welche man aus dem Herzen oder der Kiemenvene genommen hat. Sonderbar ist es schon, dass bei manchen Individuen alle zu Gesichte gekommenen Blutkörperchen. die Fortsätze ‘der Zellen- membran darboten, andere Individuen aber nur rundliche Blutkörper- chen ohne Fortsätze hatten, welcher Ausspruch sowohl für die. Blut- körperchen gilt, welche einen Bierstock fingiren können, als auch.für die aus dem Herzen oder den Kiemengefässen genommenen Blutkügel- chen. Der Concentrationsgrad ‚des Blutplasma gegenüber ‚dem. in der Blutzelle enthaltenen Fluidam mag wohl diese Fortsätze der Membran durch Verringerung des Zellinhaltes hervorrufen, denn nach’ Zusatz ‚von Essigsäure nehmen die mit Fortsätzen versehenen Zellen ein rundes Aussehen an (Fig. 48): die Fortsätze verschwinden mit dem Grösser- werden der Zelle und der Spannung der Zellenmembran.. Das „weisse, | drüsige Organ“ wird gebildet durch Haufen von Blutkügelchen, welche sich in vorher. geschilderter Weise aneinander. gelagert. haben’); zum | Ueberfluss will.ich anführen, ‚dass von einer, etwa die Bläschen. um- schliessenden Membran keine Spur vorhanden ist; ‚sondern die ‚Blut- kügelchenhaufen ‚liegen einfach ‚unter der allgemeinen Leberhülle und erstrecken sich bei manchen grossen Individuen, die man im heissen Wasser ‘getödtet hat und wobei das; Blut zu einer weisslichen Masse geronnen ist, über die ganze Leber weg, so dass sie eben zum Blute des Lebersinus gehören. Bei anderen Exemplaren ist gar keine Blut- körperchenanhäufung an der Leberspitze vorhanden, womit dann auch das „weissliche Organ“ fehlt und ich glaube überhaupt, dass diese lokale Blutanhäufung bedingt ist durch die heftige und anhaltende Zu- sarmmenziebung des Thieres in die Schale, in Folge deren alles Blut aus dem Kopf und Fuss, also auch aus dem Abdominalraum heraus- getrieben wird und sich, so lauge die Contraktion dauert, da.anhäufen wird, wo weniger Druck stattfindet und das ist wohl im Eingeweidesack. ” Ehe ich angebe, welches Organ denn der Eierstock sei, will'ich noch berühren, dass der „andere gelbe, drüsige Körper“, den Paasch ebenfalls zum Eierstock rechnet, nichts anderes ist, als die, Eiweiss- drüse, deren Struktur ich nachher bezeichnen. werde. TRUE. 1) Auch an, mit Fortsätzen versehenen Blutkügelchen, welche man z. B. aus der Kiemenvene untersucht, kann bemerkt werden, wie sie die Neigun; haben, sich mit ihrer glatten Fläche aneinander zu legen. Es erinnert die ses Verhalten der Blutkügelchen der Paludina an die bekannte Eigensch: der Blutkügelchen der Süugethiere, sich mit ihrer Fläche aneinander _ legen und die geldrollenartigen Figuren zu bilden. 187 Wo ist nun aber, wird man fragen, der Eiersteck von Paludina vivipara? Die mikroskopische Untersuchung. beantwortet diese Frage dahin, dass „der feine, gelbe Kanal“, ‚welchen Paasch gefunden hat “ (a.a. O. Fig. VIILZ) und welcher von der Eiweissdrüse aus, sich an der der Columella zugekehrten Seite der Leber bis zu deren’ Spitze hinzieht (Fig. 497), der unzweifelhafte Eierstock sei '). > Zuerst von seiner Form und Endigungsweise, dann von seiner Struktur. Er ist entweder ein einfaches, ungetheiltes, blind geendigtes - Rohr, das sich am blinden Ende etwas hin und her windet, oder die Röhre theilt sich am Ende in einen aufsteigenden und in einen ab- steigenden Ast und hört, nachdem hie und da noch der eine oder der andere kürzere oder längere Fortsatz. entsprungen ist, mit mehreren ungleich grossen, und unregelmässig gestellten fingerförmigen Ausbuch- tungen auf. Paasch hat das Ende des „gelben Kanales“ in Verbindung gezeichnet mit dem von ınir vorhin als Blutkörperchenanhäufung er- klärten ‚‚kleinen, drüsigen Organ“, » Eine, solche Verbindung existirt aber durchaus nicht; man’ kann sich durch sorgfältiges Herauspräpa- _ riren des gelben Kanales sowohl an frischen, als auch an. gekochten Individuen überzeugen, dass derselbe blind endigt und nur in die hier zufällig ‚angesammelte Blutkörperchenmasse eingebettet sei. f Die histologische Beschaffenheit des gelben Ganges, i. e, des Eier- b stockes, ist folgende: er besteht aus einer homogenen Membran mit Kernrudimenten; nach innen kommt ein helles, rundzelliges Epitel und das Lumen des Kanales ist dicht angefüllt mit primitiven Eiern von eiioaser Entwicklungsstufe. Die jüngsten sind Zellen, welche nur wenige gelbe Dotterkörperchen enthalten, die ältesten sind reichlich mit gelben Dotterkörperchen angefüllt, der Kern der Zelle mit seinem _ Kernkörperchen stellt das Keimbläschen mit dem Keimileck dar. "Das fertige Ei misst 0,024’ in der Länge -und 0,0420 — 0,0160 ‘“ in der Breite und hat die ‚oben: bezeichnete Form. Von den so intensiv gelb ze Dotterkörperchen hat auch der ‚ganze Eierstock seine dem i Auge schon sichtbare stark ‚gelbe Färbung. Der Eierstock hängt nach unten zusammen mit der Eiweissdrüse, kanaitieimr —) Die traubig zusammenhängende Masse, von .der Paasch (a. a 0.) erzählt, dass er sie dem vorderen Theile des Herzens anhängend gefunden habe und sie anfangs für Eier der Paludina hielt, sind gewiss nichts anderes ge- wesen, als eingekapselte Parasiten. Auch der „gelbe Eierstöck, welcher traubig zusammenhängende Eier enthielt, in denen die Jungen sich deut- u Hlich bewegten nnd durch die Anlage der Fühler und Kiemen sich zu be- - stimmt als junge Paludinen kund gaben‘, wie Henle (Müller's Arch,, 4835, p- 607) sich ausdrückt, muss ich für Parasiten erkliren, obwohlnach Henle eine Verwechslung mit Parasiten ‚nicht möglich war. Ich glaube diesen Ausspruch durch die Einzelnheiten dieser Abhandlung hinlänglich motivirt zu haben. 188 Diese stellt einen länglichen Körper dar (Fig. 49 7), welcher an der unteren Wand des Uterus liegt und zum Theil eine Rinne bildet, in welche der Darm eine Strecke weit aufgenommen ist; sie hat ein bald mehr weissliches, bald mehr gelbliches Aussehen und besteht aus läng- lichen Follikeln, welche öfters am äusseren Rande der Drüse, wo die Schicht sich verdünnt, nach aufgeschnittenem und entleertem Uterus, mit freiem Auge, zu sehen sind. Als Inhalt der Follikel erscheint ein Cylinderepitel mit lebhaft schwingenden Cilien und zu Haufen zusam- mengeballte Eiweisströpfehen, welche wohl als Secret dieser Zellen zu betrachten sind und sich nach Essigsäurezusatz in eine feinkörnige Masse verwandeln. Am unteren Ende schickt die Eiweissdrüse einen Fortsatz ab, welcher am Spindelrande als ein gelbliches oder weiss- liches Drüsenläppchen hervorragt; in diesen Fortsatz treten die Eier des Eierstockes ein und bekommen dort ihre Eiweisshülle. Den Kanal, weleher aus der Eiweissdrüse herausführt, zuerst ab- wärts geht, dann wieder umkehrt, um in das Ende der Samentasche zu münden, hat bereits v. Siebold (a. a. ©.) beschrieben‘) und auch erwähnt, dass derselbe in seinem aus der Eiweissdrüse kommenden Theil eine weissgelbe Farbe besitzt, in seinem in die Bursa seminis auslaufenden Schenkel aber röthlich gefärbt ist. Ich finde bezüglich der Struktur dieses Kanales (Fig. 49K), welcher den Eileiter darstellt, noch Folgendes beizusetzen. Der Eileiter ist innen quergefaltet und wimpert in seiner ganzen Ausdehnung; im weisslichen Theile dessel- ben sind die Flimmerzellen mit einer körnigen Masse dicht angefüllt; die röthliche Farbe des in die Samentasche mündenden Abschnittes rührt von einer röthlichen Flüssigkeit her, welche, wie am roth- gefärbten Schlundkopf, die Gewebe durchtränkt. Nach aussen hat der Eileiter eine ziemlich starke Muskulatur, welche im röthlich gefärbten Theile aus Muskelröhren zusammengesetzt ist, wie sie auch am Schlundkopf und im Herzen vorkommen: die Muskelröhren besitzen nämlich einen körnigen Inhalt, wobei die Wand der Röhre als ziemlich dicker, heller Saum erkannt wird; ebenso sind Kerne an diesen Mus- keln nicht selten. Als äussere Umhüllung des Eileiters erscheinen zahl- reiche Bindesubstanzzellen mit Kalkablagerung, in welcher Umhüllung ich auf mehrere Nervenfäden, die wohl vom Ganglion des plexus splanchnicus posterior herkamen, stiess. Hier im Eileiter ist der Ort, wo die Befruchtung der Eier vor sich geht. Man findet im Eileiter die Spermatozoiden in. grosser ‚Menge, welche von der Samentasche aus hieher gelangt sind und die Eier umgeben. 1) Paasch hat diesen Kanal weder beschrieben, noch findet man denselben auf der von ihm gegebenen Abbildung, die weiblichen Generationswerk- zeuge der Paludina vivipara darstellend, angedeutet. Kr 7 22 2 189 Die Samentasche (Fig. 49Z) liegt unter der hintersten Windung des Uterus, stellt einen weiten Sack dar, der mit geräumiger Oeflnung an der Spitze des Fruchthälters in diesen einmündet und ist bei er- wachsenen Individuen, wie bereits v. Siebold angegeben hat, immer mit Spermatozoiden angefüllt. Die Innenfläche der Tasche ist in Quer- falten gelegt, welche gegen eine aus dem Uterus kommende Längsfalte ziehen; sie ist ferner ausgekleidet von einem Cilien tragenden Gylinder- epitel und besteht in ihrer Membran aus Bindesubstanz mit schwarzem Pigment. Der Uterus (Fig. 49 M) hat die Gestalt eines weiten, häutigen, ver- hältnissmässig sehr dünnwandigen Sackes. Er ist äusserlich überzogen von dem gemeinschaftlichen Eingeweidesack, dem Bauchfell, welches sich leicht als eigene Membran abtrennen lässt. Hat man den Uterus eröffnet und seiner Eier entleert, welche letztere ihn gewöhnlich in zwei Längsreihen erfüllen, so bemerkt man eine Falte, welche von der inneren Ecke der Bursa seminis aus am Spindelrande hervor- zieht, bis sie in eine der zahlreichen Längsfalten übergeht, welche die Innenfläche des in die Kiemenhöhle mündenden Uteruszapfens auszeich- nen. Gegen diese Längsfalte hin ziehen zahlreiche Querfalten, welche sich nur bis an den Rand der unter dem Uterus liegenden Eiweiss- drüse erstrecken und dann sich verlieren. Wird die Längsfalte des Dterus mikroskopisch untersucht, so sieht man in ihr einen hellen Raum, um den sich durch Feinheit ausgezeichnete Muskelröhren geflechtartig herum ziehen und im Raum selber häufig zahlreiche Blutkörperchen. Es liegt also in der Längsfalte des Uterus ein Gefäss und wirklich füllt sich auch bei Leiminjektionen dieser Raum als Arterie, von wel- cher die ziemlich starken, auf der oberen Wand des Uterus verlau- fenden und sich dort verästelnden Arterien ausgehen. Noch eine andere Bedeutung mag die genannte Längsfalte haben. Bei manchen Individuen nämlich, die im heissen Wasser getüdtet wer- _ den, lässt sich nach der ganzen Länge der Falte, von ihr bedeckt, ein Strängchen herausziehen, das mit der Samenmasse der Bursa seminis eontinuirlich zusammenhängt und die mikroskopische Untersuchung er- kennt in dem weissen Faden, welcher nach der ganzen Länge der Falte unter ihr lag, nur zusammengehäufte Spermatozoiden. Es ist mir wahrscheinlich, dass nach einer Begattung, welche bei schon träch- ligem Uterus erfolgen sollte, die Spermatozoiden unter dieser Längs- falte bequem bis zur Samentasche vordringen können. Der Uterus wimpert auf seiner ganzen Innenfläche, die Cilien sitzen auf rundlichen Zellen, welche entweder glashell sind oder mit einem gelbkörnigen Inhalt erfüllt; in der Haut des Uterus, welche aus Binde- substanz besteht, giebt es keine Drüsen, sondern nur schwarzes und weisskörniges Pigment, sowie Muskeln, welche gegen den Zapfen hin Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. II. Bd. 13 190 zahlreicher werden. Letzterer, mit welchem der Uterus in die Kiemen- höhle ausmündet, hat nach aussen eine starke Muskellage und nach innen viele Längsfalten. An der Stelle, wo der Uterus nach innen in ihn übergeht, nebmen die rundlichen Flimmerzellen eine cylindrische Gestalt an, und zugleich verlängern sich auch die Flimmerhärchen. Doch finden sich Cilien nur am Eingang in den Conus; in letzterem selber verschmälern sich die Cylinderzellen bedeutend, nehmen aber sehr an Länge zu, so dass das ganze Epitel an Dicke gewinnt, dage- gen haben die Wiroperhärchen aufgehört und erscheinen erst wieder am Ausgange des Zapfens. Noch einige histologische Bemerkungen. Beachtenswerth ist es wohl, dass bei Paludina in keinem Organ, mit Aus- nahme der Leber, Fettzellen sich finden, die doch bei anderen höheren und niederen Thieren so häufig vorkommen. Dagegen macht es fast den Eindruck, als ob die Kalkkörper, welche in die Zellen der Bindesubstanz abgelagert sind und welche mikroskopisch nicht seiten den Fetttropfen täuschend ähnlich sehen, die Stelle des Fettes bei Paludina zu vertreten hätten. Ebenso möchte ich hervorheben, dass mir keine Fasern aufgestossen sind, welche den Kernfasern und elastischen Fasern der höheren Thiere zu verglei- chen gewesen wären; ferner dass bei Paludina kein Gewebe mit den mikros- kopischen Elementen des Knorpels vorkommt, denn die anscheinend knorpelige Lage in einer Magenabtheilung ist eine bloss homogene, geschichtete Substanz, auch die Knorpelplatten im Magen der Aplysia haben wohl dieselbe Beschaffen- heit. Bei den Cephalopoden würde dagegen nach Lebert und Robin ( Muüller’s Archiv, 1846, p. 429) wahrer Knorpel oder wenigstens ihm sehr Aehnliches vor- kommen, da derselbe hier aus „einer hyalinen Intercellularsubstanz und Kügelchen besteht, welche die grösste Aehnlichkeit mit den Knorpelkörperchen der Wir- belthiere haben. “ Was das Bindegewebe anlangt, so ist zwar so viel gewiss, dass in der Paludina nirgerds ein Bindegewebe vorkommt, wie es bei höheren Thieren ge- sehen wird, d. h. welches zum Theil aus einzelnen Fibrillen zusammengesetzt wäre, aber auf der anderen Seite ist sein Hauptbestandtheil auch nicht überall eine homogene Substanz (Reichert), sondern die Bindesubstanz, oder eben das Gewebe, welches sich bei Paludina an den Stellen findet, wo bei höheren Thie- ren das aus Fibrillen bestehende Bindegewebe getroffen wird, ist seiner Haupt- masse nach gebildet aus hellen, grossen Zellen, mit relativ kleinem, wandstän- digem Kern. Zwischen diesen Zellen kann sich eine homogene Substanz in verschieden grosser Ausdehnung bilden, wahrscheinlich als einfaches Abschei- dungsprodukt dieser Zellen. Aehnlich ist das Bindegewebe von Arion. Breitet man ein Stückchen Bindesubstanz aus der Abdominalhöhle sorgfältig aus, so erscheint es als eine mit vielen rundlichen oder ovalen Lücken durchbrochene r Lamelle. Hier ist die Hauptsubstanz der Lamelle eine helle, zarte, homogene Materie, in welcher eingebettet Zellen und Kerne liegen. Ausserdem ist die lan Te N 191 ganze Lamelle besprengt mit gelblichen Körnchen, von denen die kleinsten ein fetttropfenähnliches, scharf conturirtes Aussehen haben, die grösseren ein blasses, weniger scharf conturirtes, erstere verschwinden nach Essigsäurezusalz unter Gasentwicklung, sind also Kalkniederschläge, Die sogenannte Tunica propria der Drüsen ist eine vollkommen homogene Haut, die, wie ich bei der Entwicklung der Leber angab, aus Zellen abgeschie- den-wird und auch insofern zur Bindesubstanz gestellt werden kann. "Endlich will ich schliesslich noch einmal die Struktur der Muskeln bei Palu- dina aufnehmen, mit besonderer Berücksichtigung der Angaben von Leber! und Robin (a. a. O.). Diese Forscher stellen die Muskelstruktur der von ihnen untersuchten Mollusken (Mytilus edulis, Buccinum undatum, Sepia officinalis, Pecten) so dar, dass überall als letztes Element der Muskeln dieser Thiere feine Primitivfasern sich fänden, deren Dünnheit ausserordentlich sein könne; die Primitivfasern seien entweder blass, fein und gleichmässig oder sie zeigen feine Pünktchen in ihrer Längsachse; ausserdem enthielten sie gewöhnlich noch Mole- kularkörochen in ihrem Zwischenraum. In ihrer einfachsten Form zeigten die Muskeln solche Fasern gleichmässig aneinander gelegt, gewöhnlich jedoch seien sie zu Bündeln vereinigt, Diese Bündel beständen entweder aus blosen, zusam- menliegenden Fasern oder jedes Bündel biete wieder eine besondere Hülle dar. Diese Darstellung der Muskelstruktur von Mollusken, wie sie von Lebert und Robin gegeben wird, passt durchaus nicht auf die Muskeln der Paludina und mehrerer anderer von mir in Vergleich gezogener Gasteropoden (Helix, Bulimus, Carocolla); vielmehr ist der Bau der” Muskeln bei genannten Weich- ihieren folgender. Der eigentliche Elementartheil der Muskeln ist eine Röhre, welche hervorgegangen ist aus einer Reihe hintereinander gelegener und ver- schmolzener Zellen. Die Kerne dieser Zellen sind an manchen Muskeln noch im erwachsenen Thiere zu sehen, an den einen Muskeln zahlreicher, als an den anderen, so sind sie häufig an den Muskelröhren des Herzens bei Paludina, wosie 0,004 ” lang sind, ferner am röthlich gefärbten Theil des Eileiters, selten sind sie an den Muskelröhren der Fusssohle. Die Gestalt der primitiven Mus- kelröhren bleibt entweder mehr eylindrisch, oder sie wird eine plattgedrückte; die erstere Form sieht man z. B. an den Muskelröhren des fleischigen Ruthen- körpers, die letztere an den Muskelröhren der Sohle. Davon, dass man es wirklich mit einer Röhre zu «hun hat, überzeugt man sich‘ an passenden Querschnitten, die mit Essigsäure behandelt worden sind, wohei der Inhalt, von dem ich gleich nachher sprechen werde, aufgelöst oder wenigstens heller wird und nur die Membran der Röhre in ihren Conturen zurückbleiht. Eine Eigenthüimlichkeit dieser Muskelröhren ist ferner, dass sie sich nicht selten theiler""was man be- sonders häufig im Herzen der Paludina vivipara sehen kann und da die abge- henden Aeste in ihrem Durchmesser feiner sind, als die Stämme, so erkläre ich mir dadurch zum Theil den wechselnden Breitendurchmesser der Primitivröhren, welcher zwischen 0,006 —0,0420 ’” schwankt. Von grösser Bedeutung für die weitere Ausbildung der Muskelröhren wird der Inhalt derselben. In den meisten ist letzterer eine helle, farblose, gallert- artige Substanz, die in Essigsäure sich löst, oder der Inhalt der Muskelröhre hatsich geschieden in eine homogene Rindensubstanz und eine feinkörnige, farb- lose Axensubstanz; in anderen Muskelröhren endlich, wie z. B. in denen des Schlundkopfes, des Herzens, hat sich die feinkörnige Axensubstanz weiter da- hin entwickelt, dass die Körnchen schürfere Umrisse annehmen und was be- sonders hervorgehoben werden muss, so gelagert sind, dass eine solche Mus- kelröhre z. B. aus dem Herzen der Paludina einem tnreifen, quergestreiften 19" 192 Primitivmuskelbündel eines höheren Thieres um so mehr ähnlich ist, ‚als die Kerne in der Muskelröhre auch zahlreich vorhanden sind. Auf solche Weise würden die Primitivmuskelröhren der Mollusken zu paralle- lisiren sein den quergestreiften Muskelprimitivbündeln der Arthropoden und Wirbelthiere und denselben nur in soweit nachstehen, als sich ihr Inhalt noch nicht zu Fasern entwickelt hat, was eben die quergestreiften Muskelprimitivbün- del der Arthropoden und der Wirbelthiere als weitere Entwicklungsstufe aus- zeichnet. Doch will ich nicht unerwähnt lassen, dass man an gar manchen, besonders plattgedrückten Muskelröhren der Paludina vivip., z. B. in der ‚Sohle eine sehr feine Längsstreifung wahrnimmt, welche nach Essigsäure verschwin- det, und von der ich nicht weiss, ob sie in der Membran oder im Inhalte der Muskelröhre liegt. Auch dadurch unterscheidet sich die Muskulatur der Paludina vivipara von der eines Wirbelthieres, dass sich keine Muskeln finden, welche den glatten Muskeln der höheren Thiere entsprechen, d. b. es fehlen Muskelfasern, welche nur eine einzige, verlängerte Zelle mit einem Kern darstellen; sondern sowohl die Muskeln des Stammes, als auch die der Eingeweide sind Röhren, welche aus der Verschmelzung einer Reihe von Zellen hervorgegangen sind. Erklärung der Abbildungen. Tafel X. Von Fig. 9 bis Fig. 16 bedeutet: @ Segel; db Mund; c Magen und die Zellen- schicht der Leber; d After; d* Darm; e Fühler; f Fuss; g Schlund; h Mantel; i Schale; k Ohr. Fig. A. Ein primitives Ei der Paludina vivipara von der jüngsten Entwicklungs- stufe, welche ich beobachtete; es stellt eine Zelle dar, deren bläschen- förmiger Kern a zwei Kernkörperchen enthält; als Zelleninhalt b er- scheinen einzelne gelbe Dotterkörperchen. Ein primitives Ei, welches weiter entwickelt ist: der Keimfleck @ hat eine achterförmige Gestalt und eine Cavität in der unteren Hälfte; die Dotterkörperchen b haben an Zahl zugenommen. Fig. 3. Ein Ei, wie es sich im Eileiter findet, nachdem es schon mit den Spermatozoiden zusammengetroffen ist und eine leichte Eiweisshülle, die hier nicht gezeichnet ist, erhalten hat: das Keimbläschen sammt Keimfleck ist geschwunden und eine Dotterhaut, welche im Eierstocksei als deutliche Zellmembran vorhanden war, ist nicht mehr erkennbar. Fig. 4 Gefurchtes Ei aus dem Uterus mit 8 Furchungskugeln: in jeder Fur- ‘ chungskugel befindet sich eine relativ geringe Anzahl. von Dotterkör- perchen, die Hauptmasse der Furchungskugel bilden die Grundsubstanz und eine feinkörnige farblose Masse. a ist ein Tröpfchen der Grund- substanz, welche aus dem Dotter hervorgetreten ist. Fig. 5. Gefurchtes Ei mit der Himbeerform : die Zahl der Furchungskugeln hat zugenommen, letztere haben aber gleiche Eigenschaften mit denselben Gebilden_der vorhergehenden Figur. = “ 189 Fig: 6: Fig. -7. Fig. 8 Fig. 9. Fig. 40. "Fig. 4. Fig. 12. Fig. 13. 195 Ei, dessen Furchungskugeln sich polyedrisch abgrenzen, wodurch die Peripherie des Eies wieder glatt geworden ist und nun die Embryonal- bildungen beginnen können. Die gelben Dotterkörperchen sind mehr in den Furchungskugeln des Centrums angehäuft, wesshalb das Ei gegen die Peripherie zu heller erscheint. Der vordere Pol a des Eies hat sich abgeflacht, etwas verbreitert und eine noch seichte Aushöhlung 5, die erste Andeutung der Mundöffnung, ist entstanden. Der verbreiterte Theil des vorderen Poles hat sich durch eine Furche abgeschnürt und stellt so die erste Anlage des Velum a dar; am hin- teren Pol ist eine Grube 5 aufgetreten, jedoch von weit geringerem Umfang, als die Aushöhlung am vorderen Pol der vorhergehenden Figur: es ist die erste Bildung der Afteröffnung. Im Inneren des Em- bryo hat sich die gelbe Dottermasse zum Theil aufgehellt, und einen Hohlraum gebildet c, der von einer grosszelligen Schicht umgeben ist der Hohlraum ist die erste Magenbildung, die Zellenschicht um ihn wird zur Leber. Ein weiter vorgerückler Embryo von oben gesehen: das Segel a hat eine etwas bisquilförmige Gestalt angenommen und sich mit Wimpern bekleidet; an seinem vorderen Rande begrenzt es die Mundöflnung b, welche sich trichterförmig nach innen verlängert hat, um mit der Magenhöhle ce zusammen zu treffen, wodurch die erste Anlage des Schlundes gegeben ist; der Magen ist jetzt von deutlichen doppelten Conturen umgeben und die Leberzellenschicht ist markirter geworden; die Aftergrube d hat sich ebenfalls nach innen verlängert und ist mit der Magenhöhle in Verbindung getreten, womit die Anlage des Darmes erfolgt ist. Ein etwas mehr entwickelter Embryo als der vorhergehende, im Profil gesehen: aus dem Segel sprossen die Fühler hervor e, und um die Afteröffnung herum erscheinen Wimpern. Die erste Bildung des Fusses, welche wohl schon bei Fig. 9 geschehen ist, lässt sich in dieser Lage sehen, f. Embryo von oben und etwas seitlich gesehen: das Velum «@ hat eine vollkommen bisquitförmige Gestalt und seine Cilien sind gewachsen ; man sieht den Schlundkopf und Schlund g, der länger geworden ist, durchschimmern; der Magen c ist kein einfacher kugliger Sack mehr, sondern er hat sich in die Länge gedehnt und eine schiefe Stellung angenommen; die erste Mantelbildung % ist erfolgt und die Schale i aufgetreten; die Flimmerhärchen haben sich von der Aftergegend auf den Fuss fortgepflanzt. Derselbe Embryo im Profil: im Fusse f bemerkt man in Ausläufer ver- längerte Zellen unter der Hautzellenschicht und einen lichten Raum, der im Fusse und unter dem Schlundkopf gegen den Schlund hin ent- standen ist, Die Ohrblase k ist erschienen. Ein weiter in der Entwicklung vorgeschrittener Embryo in der Profil- ansicht: die Fühler e sind bedeutend gewachsen und mit Wimper- büscheln besetzt; an der Basis der Fühler ist die Augenblase ! aufge- treten; im Fusse ist die erste Anlage des Nervensystemes m sichtbar geworden; Mantel und Schale haben schon eine Drehung gemacht, Schlund und Darm sich verlängert, Magen und Leber sondern sich in Abtheilungen. Fig. 14. . 16; 194 Embryo, der die Schneckengestalt schon unverkennbar darbietet, von oben gesehen: das Velum ist im halb aufgeblähten Zustande gezeichnet, welchen es vor der Contraktion hat; der Fuss hat sich, wie es beim erwachsenen Thiere Sitte ist, in seiner Mitte zusammen geklappt, und nach oben geschlagen, eine Bemerkung, welche auch zum Verständ- niss für die folgende Figur gilt. Ein ähnlicher Embryo von unten betrachtet: der Fuss ist in der Lage, wie Fig. 44 bezeichnet wurde; es schimmern durch ihn Schlundkopf, Schlund und Ohrenblasen; man sieht in dieser Lage die Bildung der Kiemenhöhle h*. Ein Embryo, der mit Ausnahme der Fortpflanzungswerkzeuge schon alle übrigen Organe, in der Anlage wenigstens, besitzt: er ist in seiner Eihaut n gezeichnet, welche letztere in einen, den Chalazen des Vogel- eies ähnlichen und wie diese gedrehten Fortsatz o übergeht. Am Embryo hat sich ein Rüssel gebildet, an dessen Ende sich jetzt die Mundöffaung befindet; aus der hinteren und unteren Wand des Schlund- kopfes ist die Zunge hervorgewachsen; das Velum mit seinen Cilien existirt noch ’); im Auge / ist die Linse und ein Pigmentbogen entstan- den; am Nervensystem unlerscheidet man das obere Schlundganglion p, dann das untere q und seine noch dicke Fortsetzung in den Fuss; ebenso sieht man den sympathischen Nerven r; am rechten Mantel- rand kommen die drei Fortsätze zum Vorschein, welche die schein- bare Haarbildung der Schale hervorrufen; die Leber hat mehrere Lap- pen; die Kiemen v sind vorhanden und auf der hinteren Seite des Fusses bemerkt man das Operculum s. Tafel XII. Ein Stückchen Herzsubstanz aus dem Vorhof, von innen betrachtet; a die auskleidenden Epitelzellen; 5 die Muskeln des Herzens; c Thei- lungen derselben; d Kerne der Muskelröhren. Ein Stückchen Herzsubstanz aus dem Vorhof von aussen betrachtet ?), a, b, c, d wie in Fig. 4; e zellenähnlicher Körper mit Ausläufern. Das Herz eines Embryo von der Ausbildung, wie ihn Taf. XI, Fig. 16 darstellt. Man sieht die in Fortsätze verlängerten Zellen in seiner Wandung. Ein Stück Aorta von Helix pomatia; « äussere glashelle Zellenschicht; b Ringmuskeln. Magen der Paludina vivipara in natürlicher Grösse und der Länge nach aufgeschnitten. a Schlund; b Darm; c Magenabtheilung mit den radiä- ren Falten; d Magenabtheilung mit der strukturlosen Membran, die sich bei e zu einer knorpeligen Leiste entwickelt; / Magenabtheilung mit den Oeflnungen der Gallengänge; g Pylorustheil des Magens. Ein Stückchen vom Oesophagus, gleichsam auf dem Durchschnitt. a die Wimperhärchen, welche auf 5 den Cylinderzellen sitzen, von welchen c viele an ihrem freien Ende mit körniger Masse gefüllt sind; d die Zellen der Bindesubstanz, welche einen Hauptbestandtheil der ') Die Flimmereilien sind an der gegebenen Abbildung zu lang gezeichnet für die Vergrösserung, unter welcher das ganze Thier gegeben ist, °) Fig. 4 u. 2 aus einem in heissem Wasser getödteten Individuum. ee ee ne nn tie. © 195 Wand des Schlundes bilden; e Kalkablagerungen in solchen Bindesub- stanzzellen; f Muskeln des Schlundes; g schwarzes Pigment. Durchschnitt aus der Magenabtheilung d in Fig.5. a Homogene Mem- bran, von welcher man bei b die freie Innenfläche sieht mit den facet- tenähnlichen Abgüssen der c faserähnlich verlängerten Cylinderzellen ; d, e, f, 9 wie in der vorhergehenden Figur. Flimmerzelle aus dem Magen: man sieht an dem Cilien tragenden Ende eine verdickte, das Licht stärker brechende Schicht. Eine von den sehr langen Cylinderzellen des Anfangsdarmes. Ende eines Blindschlauches der Speicheldrüse von Paludina vivipara. a Helle, homogene Membrana propria; b Secretionszellen im Durch- schnitt und c von der Fläche gesehen. Ende eines Läppchens aus der Speicheldrüse von Helix hortensis. a Membrana propria; b Kernrudimente derselben; c Secretionszellen; d in das Innere des Läppchens abgeschiedenes Secret. Secretionszellen der Leber: a einfache, rundliche Kernzelle; b Zelle, welche einige farblose Bläschen als Inhalt besitzt; c Zelle, in welcher sich die farblosen Bläschen gelb gefärbt haben; d ein kugliger Haufen solcher gelbgefärbter Bläschen, welche zusammengeschrumpft und aus der. Zelle frei geworden sind. Gehörorgan der ausgewachsenen Paludina vivipara.. a Hörnerve; b Neurilem desselben; c seine Zertheilung in drei Aeste, da wo er die Öhrkapsel erreicht; d die doppeltconturirte Membrana propria der Ohr- blase; e das rundzellige Epitel, welches die Innenfläche derselben aus- kleidet; / die Hörsteine; g die Bindesubstanzzellen, welche eine Schicht um die ÖOhrkapsel bilden; % Kalkablagerungen in manchen solcher Zellen; i Muskeln, welche zur Ohrblase treten u. dieselbe überspannen. Rechter Fühler und Augenfortsatz eines Embryo, bei dem die Kalk- ablagerung beginnt. a Wimpernlose Epitelzellen des Augenfortsatzes; b Sklerotica des Auges; c der Glaskörper; d die Linse. Das Pigment ist weggelassen, um die brechenden Medien übersehen zu können. e Die Warzen mit den verlängerten Flimmerhaaren, / die kürzeren Cilien, welche dazwischen liegen; g der Fühlernerv; A unreife Muskeln mit Kernen; i der gefässartige Hohlraum, welcher sich im Inneren des Fühlers findet und sich über das Auge fortsetzt, in ihm schwimmen k einzelne Blutkügelchen; ! gelbes Pigment und m Kalkablagerungen in der Haut des Fühlers. Das freie Ende eines Kiemenblätichens.. a Die Flimmerhärchen; b eigenthümliche, schmutziggelbe Körper; c das homogene Stütz- plättchen der Kieme; d die mittlere körnige Scheidewand, welche den Blutraum e abtheilt; / Kalkablagerungen in der Haut des Kiemen- blättchens. Eine Muskelprimitivröhre aus den Schlundkopfmuskeln, sie hat sich eine Strecke weit quergefaltet und lässt die helle Rindensubstanz a und den inneren körnigen Inhalt b deutlich erkennen. Eine Muskelröhre aus dem Fusse, welche einen platt gedrückten Cylin- der darstellt, an dem übrigens noch die beiden Schichten unterschie- den werden können. a Kern der Muskelröhre. Sehr breite, bandartig gewordene Muskelröhre aus dem Fusse. Sie zeigt eine schr feine Längsstreifung. Fig. Fig. Fig. 196 ,‚ &6. Blutkörperchen, wie sie in Haufen beisammenliegend um den gelben, Eierstock gefunden werden. . 47. Ein einzelnes Blutkörperchen mit Fortsälzen, aus dem Blute der Kie- menvene, . 48. Dasselbe Blutkörperehen mit Essigsäure behandelt: es ist grösser ge- worden, die Fortsätze haben sich ausgeglichen und ein Kern mit. Kern- körperchen ist zum Vorschein gekommen. Tafel XII. g. 14—147 stellen mehrere Entwicklungsstadien der Ohrhlase dar. In Fig. 14 erscheint das Ohr als ein fast solider runder Körper, mit einer kleinen Aushöhlung im Inneren, die in Fig. 45 und 16 immer mehr zunimmt, bis in Fig. 17 ein Otolith zum Vorschein gekommen ist. . 18— 24 zeigen verschiedene Formen der Ohrkrystalle. . 26— 28 stellen mehrere Entwicklungsstadien des Auges dar. In Fig. 26 erscheint dasselbe noch als einfache Blase mit dicker Wand und Flüssig- keit im Inneren. In Fig. 27 ist die Linse aufgetreien und in Fig. 28 das Pigment, dabei hat sich in beiden letzteren Figuren die äussere ° Gestalt des Auges verändert. 30. Drei Kiemenblättchen, wie sie bei ihrem ersten Auftreten in der Kie- menhöhle des Embryo beobachtet werden. Es sind warzenförmige Körper, welche bloss aus Zellen bestehen. 31—35 stellt die Entwicklung der haarförmigen Spermatozoiden dar. Fig. 34 eine Mutterzelle mit Tochterzellen und gelben Kügelchen; Fig. 32 frei gewordene Tochterzellen, welche nach einer Seite auswachsen; Fig. 33 zeigt ein vorgerückteres Stadium; in Fig. 34 sind die Zellen auch nach der entgegengesetzten Seite hin ausgewachsen und man sieht im Inneren die Spermatozoiden, welche in Fig.35 frei geworden sind und in einer Gruppe beisammenliegen. 36— 42 zeigt die Eatwicklung der schlauchförmigen Spermatozoiden. Fig. 36 eine Mutterzelle mit demselben Inhalte, wie Fig. 31. In Fig. 37 ver- längern sich die freigewordenen Tochterzellen, was sich in Fig. 38, 39, 40 fortseizt; in Fig. 4 ist die Zelle zu einem eylindrischen Körper ge- worden, der nur an der Stelle, wo der Kern noch sitzt eine leichte Anschwellung zeigt, zugleich hat sich an der einen Stelle das freie Ende bis zur Gegend hin, wo der Kern liegt, zerfasert. Fig. 42 stellt den ausgebildeten, schlauchförmigen Spermatozoiden dar. . 49. Schematische Darstellung des Gefäss - u. Nervensystemes an einer weib- lichen Paludina vivipara. A Schlundkopf; B Zungenfortsatz; C Schlund; D Darmschlinge; E Magen; F Mastdarm; G Leber; H Eierstock; I Ei- weissdrüse; X Eileiter; Z Samentasche; M Fruchthälter; N Wasser- behälter; O Niere; P Kiemen; Q Auge; R Ohr; S Operculum. Aus den Kiemen P kommt das Blut als arlerielles durch die Kiemenvene a in den Vorhof b und wird durch denselben und den Ventrikel c in die Aorta getrieben. Diese theilt sich gleich in die Aorta cephalica d, welche sich in den Kopf und Fuss vertheilt und in die Aorta hepatica e, welche den Eingeweidesack versorgt. Nachdem das Blut sich frei in die Interstilien der Organe ergossen hat, sammelt es sich wieder in grösseren venösen Räumen, und zwar das Blut, welches durch die 197 Aorta cephalica in Kopf und Fuss geführt wurde, sammelt sich im ’Abdominalraum /, dann das Blut aus dem Bereiche der Aorta hepa- fiea in einem venösen Raum um die Leber g, den Magen g, Darm und Mastdarm hh. Aus den venösen Räumen bilden sich Venenwur- zeln, i, k, welche schliesslich die Kiemenarterie ! entstehen lassen, nachdem zuvor ein grosser Theil des venösen Blutes die Niere durch- strömt hat. a oberes Schlundganglion; ß& unteres Schlundganglion ; y Ganglion pharyngeum inferius; ö Ganglion abdominale. NISER Zu ar hie AL. [£ hr 7) f N Br ahead a ra Br ab a. er Arie km & Le PIE GRKUSCE kun 5 ‘ I ı sr VE nn 4 LEE rn Ya hd ‚ De n - tea onlsın a we & x s ” x > a r zur TH [> ru PREE TEE een 2 5% 2 5 2 Sun 2 Zr Dei ee et WITT HE ur Br ak I Ueber den Generationswechsel der Gestoden nebst einer Revision der Gattung Tetrarhynchus von €. Th. v. Siebold. Hierzu Tafel XIV und XV. Die Entwicklungs- und Lebensgeschichte der CGesioden ist bisher so unrichtig aufgefasst worden, dass es mir ein Bedürfniss erscheint, . diesen Gegenstand näher zur Sprache zu bringen. Man wird sich bei genauerer Untersuchung dieses Gegenstandes sehr bald überzeugen, wie unentbehrlich das Studium der Entwicklungsgeschichte der niederen Thiere für die systematische Zoologie geworden ist; denn nur durch die Beobachtung der verschiedenen Lebensstadien eines niederen Thie- res kann es gelingen, die in Metamorphose begriffenen geschlechtslosen jüngeren Formen eines niederen Thieres von den geschlechtlichen Zu- ständen desselben Thieres zu unterscheiden. Aber auch eine sehr ge- naue Zergliederung solcher Thierformen darf nicht unterlassen werden, wenn darüber entschieden werden soll, ob man ein neu aufgefundenes Thier als besondere Gattung und Species dem Thiersysteme einreihen könne oder nicht. Gar oft ist es schon geschehen, dass eine solche neu gegründete Thiergattung nichts anderes als der geschlechtslose Ammenzustand einer schon gekannten dem Generationswechsel unter- worfenen Thierspecies gewesen. Durch die Unkenntniss dieser freilich oft sehr schwer zu durchschauenden Verhältnisse ist es nun auch ge- kommen, dass in die Helminthen-Ordnung der Cestoden von den meis- ten Zoologen eine Menge von Gattungen und Arten eingeführt worden sind, welche wieder daraus verbannt werden müssen, da sie sich bei näherer Untersuchung nur als die jüngeren, weniger entwickelten Zu- stände anderer Bandwurmarten herausstellen. Wenn bei dem Versuche, die niedere Thierwelt ‚systematisch zu ordnen, die naturgemässe Ver- wandtschaft der Thiere untereinander in Bezug auf die Aufstellung der Cestoden- Ordnung am wenigsten berücksichtiget worden zu sein scheint, so mag dies darin eine hulgang finden, dass die versteckte 1 199 Lebensweise der Bandwürmer ausserordentlich schwer beobachtet wer- den kann. Es sind die bei der Beobachtung der Cestoden sich ent- gegenstemmenden Schwierigkeiten noch bei weitem nicht alle über- wunden, bis heute noch sind eine Menge Lücken in der Lebensge- schichte der Bandwürmer auszufüllen übrig geblieben, dennoch lässt sich, so weit die Geschichte dieser Helminthen aus der Dunkelheit her- vorgezogen ist, der Plan, den die Natur bei der Fortpflanzung, Ent- wicklung und. Metamorphose dieser Thiere zum Grunde gelegt hat, wenigstens durchschauen, wenn er auch bis jetzt noch nicht Sehritt für Schritt verfolgt werden konnte. Mit Berücksichtigung dieses Planes wird man sehr bald gewahr, dass gewisse Bandwurm-Formen, welche bisher als besondere Gattun- gen und Arten in dem Thiersysteme gegolten haben, zu der Entwick- lungsreihe einer anderen dem Generationswechsel unterworfenen Band- wurmart gehörten. Diese verschiedenen, einer und derselben Art ange- hörigen Entwicklungsformen, wie sie von den Zoologen als besondere selbständige Arten hingestellt worden sind, zusammen zu suchen, ist übrigens eine höchst schwierige Aufgabe, da bei den Beschreibungen dieser Arten die wichtigen specifischen Charaktere ganz ausser Acht gelassen und oft nur zufällige Eigenthümlichkeiten als Artmerkmale her- vorgehoben worden sind. ‘Wenn ich demnach bei der Revision der Tetrarbynchen, die ich mir zunächst als Aufgabe gestellt habe, es hier und da. unentschieden lassen musste, welcher Art ich diese oder jene, alsıbesondere Species beschriebene Entwicklungsform einreihen sollte, so irug häufig die ungenügende und unvollständige Beschreibung, wel- che der Autor von seiner neuen Bandwurmart geliefert hatte, an: dieser _ Unsicherheit in der Bestimmung Schuld. Um einen Begriff zu geben, wie viele Bandwurmarten zur Fest- % 3. der Gattung Tetrarhynchus von mir durchmustert werden msn, will ich nur vorweg bemerken, dass die fünf Cestoden-Gat- tungen Rlıynchobothrius, Anthocephalus, Tetrarhynchus, Gymnorhynchus, Dibothriorhynchus, welche man in der von Dujardin im Jahre 4845 herausgegebenen Naturgeschichte der Helminthen ') noch als besondere Gattungen aufgeführt findet, in eine einzige Gattung verschmolzen wer- den müssen, für welche ich den sehr bezeichnenden Namen Tetrarhyn- chus beibehalten habe. Wie weit man bisher davon entfernt geblieben ist, die Verwandtschaft der genannten Helminthen- Gattungen unterein- ander richtig aufzufassen, giebt sich aus der Stellung zu erkennen, welche diesen Bandwürmern von den Zoologen angewiesen worden ist; so finden wir in Lamarck’s Naturgeschichte der wirbellosen Thiere °) ’) Vergl. dessen Histoire naturelle des Helminthes. Paris. 1845. pag. 545. ’) Siehe dessen Histoire naturelle des animaux sans vertebres. Deuxieme edit. Tom. Il. Paris, 4840. pag. 634. 200 einen Theil der vorhin erwähnten Bandwürmer, nämlich die von Rudolphi als Tetrarhynchus betrachteten Bandwurmformen sogar den Trematoden einverleibt. Ein anderer Umstand, den ich, um mich im Laufe dieser Abhand- lung nicht zu wiederholen, hier noch mit einigen Worten erwähnen muss, betrifft die Stellung und Abgrenzung der Bandwürmer im Hel- minthensysteme. Schon oft ist von Zoologen der Vorschlag gemacht worden, die Ordnung der Cystici mit der Ordnung der Cestodes zu verschmelzen, mehrere Systematiker haben auch wirklich die Blasen- würmer mit den Bandwürmern vereinigt, ohne jedoch durch die Gründe, welche sie zu einer solchen Verschmelzung zweier Thierordnungen ver- anlasst hatten, die übrigen dieser Neuerung abholden Fachgenossen zu- frieden gestellt zu haben, daher denn die Ordnung der Blasenwürmer bis auf die neueste Zeit immer wieder von der Ordnung der Band- würmer abgelöst wurde. Die älteren Naturforscher haben uns, was R. Leuckart bereits hervorgehoben hat'), mit ihrem richtigen Takte in der Auffassung der Blasenwürmer übertroffen, wie dies ihre Bezeich- nungen Taenia hydatigena, Taenia cellulosa, Taenia cerebralis, vesi- cularis u. s. w. beweisen; durch Rudolphr’s systematische Arbeiten wurden die Helminthologen vollends von der wahren Erkenntniss der Blasenwürmer abgeleitet, so dass selbst der ausgezeichnete Naturfor- scher Nitzsch vergeblich darauf aufmerksam machte ’), dass di@ soge- nannten Blasenwürmer nichts anders als einseitig deflektirende Gattungs- formen anderer Helminthen -Familien seien und folglich in der natür- lichen Anordnung der Thierwürmer als besondere Gruppe nicht geduldet werden sollten. Ich selbst habe aus der frappanten Aehnlichkeit, welche die Köpfe der Blasenwürmer mit den Köpfen gewisser Bandwürmer besitzen, an- fangs nur die Vermuthung geschöpft®), dass die Blasenwürmer nichts anderes als unentwickelte oder larvenarlige Bandwürmer seien, bin aber später zu der bestimmten Ueberzeugung gelangt’), dass die Bla- senwürmer wirklich nur auf ihren Wanderungen begriffene, unent- wickelt gebliebene und hydropisch ausgeartete Bandwürmer sind, wo- von. man sich am deutlichsten bei der Vergleichung des Cysticereus faseiolaris mit Taenia erassicollis überzeugen kann. ') Vergleiche dessen Aufsatz: Beobachtungen und Reflexionen über die Natur- geschichte der Blasenwürmer, in Wiegmann’s Archiv. A848. pag. 13. 2) Siehe dessen Artikel: Anthocephalus in Ersch und Gruber’s Encyclopädie- Sekt. I. Th. IV. 1820. pag. 259. °) S. mein Lehrbuch der vergleich. Anatomie, pag. A441. %) Vergl. meinen Artikel: Parasiten in R. Wagner's Handwörterbuch der Phy- siologie. Bd. 1. 4844. pag. 650 und 676. Vergl. auch R. Zeuckarl’s Be- merkungen über denselben Gegenstand in dem vorhin citirten Aufsatze ( Wiegmann's Archiv a. a. O.). SE ER, ei? & | f een lu 201 Es ist jetzt die Aufgabe der Helminthologen, zu den einzelnen -blasenwurmartig ausgearteten und geschlechtslos gebliebenen Band- würmern die angehörige vollkommen entwickelte und geschlechtliche Cestodenart herauszufinden. Bei einigen dieser Blasenwürmer ist mir dies, wie ich später zeigen werde, bereits gelungen; gewiss werden die Lücken, die hier noch übrig geblieben sind, durch die Anstren- gungen anderer Helminthologen bald ausgefüllt werden. Es sind zwar schon verschiedene Versuche gemacht worden, Bandwürmer auf ihren Wanderungen zu verfolgen, wobei jedoch gewisse Formveränderungen, denen diese Cestoden unterworfen waren, gänzlich verkannt wurden. lch muss daher diejenigen Naturforscher, welche die Bandwürmer auf ihren oft sehr weiten und verborgenen Wanderungen verfolgen wollen, vor Allem warnen, dabei nicht auf Irrwege zu gerathen, was gar leicht geschehen kann, indem man solche wandernde Helminthen nicht Schritt für Schritt begleiten kann, und nur mit Hülfe einer sehr vorsichtigen Reflexion in den Stand gesetzt wird, den bei diesen Untersuchungen verlorenen Faden an der rechten Stelle wieder anzuknüpfen. Wie leicht und wie weit der Naturforscher sich bei diesen Unter- suchungen verirren und täuschen kann, das geht aus der Art und Weise hervor, wie Leblond, Miescher, Van Beneden und Blanchard die Entwicklungsgeschichte der Tetrarhynchen aufgefasst haben. Leblond'), der einen encystirten Tetrarhynehus zu beobachten Gelegenheit hatte, bielt diesen Wurm mit eingezogenem Kopf und Hals für ein tremato- denartiges Wesen, welchem er den Naınen Amphistoma rhopaloides gab, den eingezogenen Kopf und Hals desselben Wurmes nahm er da- gegen für ein besonderes Thier, welches in dem Trematoden einge- schlossen gewesen und von ihm Tetrarhynchus epistocotiyle genannt wurde. Miescher ging noch weiter’), indem er die langgestreckten röhrenförmigen Cysten dieses Tetrarhynchus mit der Filaria piscium Rud. in Verbindung brachte, deren Hautbedeckung nach und nach zu einer röhrenförmigen Cyste erstarren soll, während Muskelhaut, Darmkanal und Geschlechtstheile dieses Nematoden schwinden und an deren Stelle ein trematodenartiger Wurm zur Entwicklung kömmt, in welchem sich ein geschlechtsloser Tetrarhynchus als dritte Helminthenform ausbildet, die sich später zu einem geschlechtlichen Bothriorhynchus umwandeln könne. Auch Dwjardin®) spricht bei der Schilderung der Anthocepha- len von einem encystirten parenchymatösen Helminthen, der au dem einen Ende seines Leibes einen Anthocephalus enthalte. Ganz anders, aber ebenso auffallend wird die Entwicklungsgeschichte des Tetrarhyn- ’) Vergl. die Annales des sciences naturelles. Tom. VI. 4836. pag. 290. *) 8. den Bericht über die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. IV. 4840. pag. 25. ’) Vergl. Dujardin: Histoire nat. des Helminthes, pag. 549. 202 chus von Van Beneden') aufgefasst. Derselbe nimmt nämlich vier Ent- wieklungsphasen dieses Helminthen an, indem sich aus dem Ei ein Scolex und aus diesem ein Tetrarhynchus entwickeln soll, welcher letz- tere sich zu einem Rhynchobothrius ausbilde, und zuletzt durch Glie- derung die trematodenartigen Proglottisformen liefere. Auch Blanchard’) betrachtet den Körper, in welchem sich ein Tetrarhynchus entwickle, als einen Scolex, und vergleicht diesen Scolex mit einer Fliegenlarve, in welcher, nachdem sie zu einer Cyste erstarrt, sich statt einer Fliege ein Tetrarhynchus entwickle, Es kreutzt sich in dieser verschiedenen Auffassungsweise der Ent- wicklungsgeschichte des Tetrarhynchus viel Richtiges mit ebensoviel Unriehtigem; um hier die Wahrheit von der Unwahrheit zu scheiden, halte ich es für passend, ehe ich die von den Helminthologen in so grosse Verwirrung gebrachte Entwicklungsgeschichte der Tetrarhynchen aufzuklären versuche, auf eine encystirte junge Taenia aufmerksam zu machen, deren Verhalten uns manches zur besseren Erkenntniss der encystirten Tetrarhynchen an die Hand giebt. Es kommen nämlich hier in der Umgegend von Freiburg sowohl unten in der Rheinebene wie oben im Schwarzwalde auf der inneren Fläche der Lungenhöhle von Arion empiricorum (var. rufus) sehr häu- fig kleine Cysten vor, welche eine ganz junge unentwickelte "Taenie enthält. Ich habe schon früher bei der Versammlung der schweizeri- schen naturforschenden Gesellschaft zu Schaffhausen diesen Parasiten erwähnt’), und denselben dazu benutzt, Miescher’s Ansicht über die Entwieklung des Tetrarhynchus aufzuklären. Man kann sich hier die- sen Parasiten während der ganzen warmen Jahreszeit sehr leicht ver- schaffen, und so habe ich denn im verflossenen Sommer diese Taenia in grosser Anzahl mit vieler Aufmerksamkeit untersucht, wobei mein fleissiger Schüler, Herr Bilharz mich vielfach unterstützt und zugleich auch die beigefügten Zeichnungen entworfen hat. Die Cysten dieser Taenia ragen aus der freien Fläche des weissgelben Lungengewebes als kleine runde und milchweisse Erhabenheiten hervor, welche in bald geringerer bald grösserer Anzahl die Lungenhöhle einer Schnecke be- setzt halten. Zuweilen ist man im Stande an den noch lebenden Schnecken, wenn sie ihre Lungenhöhle weit geöffnet haben, diese Cysten auf dem Boden der letzteren mit freiem Auge zu unterscheiden. Nur in wenigen Fällen habe ich die Cysten auch in anderen Eingewei- !) Vergl. 'Bulletin de l’academie royale etc. de Belgique, nr. 4, 4849, oder Froriep's Notizen, Bd. X, 4849, pag. 113 oder Annales des sciences nat. Tom. XI, 1849, pag. 13. h 2) Vergl. Annales d. sc. nat., Tom. XI, 4849, pag. 431. ?) S. die Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft bei ihrer Versammlung zu Schaffhausen 4847, pag. 130. 203 den der genannten Nacktschnecke, z.B. in der Niere, am Verdauungs kanale angetroffen. Die Cysten haben meistens einen Durchmesser von / Lin. und lassen sich sehr leicht aus dem weichen Lungenparenchyme herausschälen. Die Wandungen der Cysten bestehen aus einer farblo- . sen, dieken aber ziemlich lockeren Membran, welche aus mehreren concentrisch übereinander liegenden, aber nicht scharf von einander geschiedenen Lamellen zusammengesetzt zu sein scheint (Taf. XIV, Fig, A und 3,@). Alle Cysten besitzen an zwei einander entgegengesetzten Punkten eine Vertiefung (Fig. A und 3, b.c), wie wenn an diesen bei- den Stellen die Cyste von aussen nach innen eingezogen wäre. Immer - befinden sich an diesen beiden Stellen im Inneren der Cyste das vor- dere und hintere Ende‘des in sich-zusammengezogenen Bandwurms. Der junge Bandwurm stellt einen die ganze Höhle der Cyste ausfüllen- “ den rundlichen Körper dar, der ohngefähr /» Lin. im Durchmesser misst'). Aus dem Innern dieses Körpers schimmert der charakteristi- - sehe Kopf einer Taenia hervor, indem dieser Bandwurm stets, so lange er in der Cyste eingeschlossen ist, seinen Kopf und Schwanz vollstän- dig in den aufgeblähten Leib zurückgezogen hält. Die Stellen des Lei- bes, an welchen der Kopf und Schwanz des Bandwurms eingezogen sind und wieder hervorgestülpt werden, geben sich als eine trichter- - föürmige Grube zu erkennen, und liegen immer dicht hinter der vorhin _ erwähnten vorderen und hinfüren Vertiefung der Cyste. Der durch den _ eingezogenen Kopf 'blasenförmig ausgedehnte und dünnwandige Leib dieser Taenia zeigt oft lebhafte peristaltische Bewegungen, wodurch die Amsren Umrisse desselben ein wellenförmiges Ansehen bekommen (Taf. XIV, Fig. A): Aber auch der Kopf mit seinen Saugnäpfen bewegt sich lebhaft im Innern des ausgedehnten Leibes, wodurch man bei flüch- I bachtung leicht auf den Gedanken gerathen kann, als seien zwei verschiedene Thiere in einander geschachtelt. Ich wurde, als: mir. diese encystirte Taenia zum ersten Male vor die Augen kam, i nv ich an Leblond’s und Miescher’s Beschreibung der encystirten x erinnert, indem mir anfangs der blasenförmig ausge- te Leib jener Taenia mit seinen einander entgegengesetzten Gru- ben als ein mit einem‘ vorderen und hinteren. Saugnapfe versehener, dem Amphistomum rhopaloides Zebl. ähnlicher Trematode erschien, der statt eines Tetrarhynchus eine Taenia umschlossen hielt. Die Täuschung nahm noch mehr überhand, wenn ich, statt diesen Bandwurm von sei- ner öusseren Oberfläche aus zu betrachten (Taf. XIV, Fig. 4), denselben ‚unter Anwendung des sanften Druckes eines Pressschiebers im Quer- durchschnitt untersuchte (Taf. XIV, Fig. 3). Machte ich mir jedoch die verschiedenen sich über- und untereinander kreutzenden Linien der » Durch ein Versehen ist in den eben erwähnten Verhandlungen, pag. 431, das Mass des zusammengezogenen Taenien- Körpers zu gross angegeben. 204 inneren Umrisse der in sich selbst zurückgezogenen Taenia klar, so erkannte ich deutlich, dass der Kopf nicht etwa frei in der Leibes- höhle eines anderen 'blasenförmig ausgedehnten Wurmes steckte, son- dern dass das Hinterende des Bandwurmkopfes unmittelbar in die Wan- dungen des ihn umschliessenden kontraktilen Körpers überging. Am vollkommensten konnte ich mich aber von dem Zusammenhange des blasenförmig ausgedehnten Bandwurmleibes mit dem im Inneren dessel- ben versteckten Bandwurmkopfes überzeugen, nachdem ich den ganzen Wurm durch Zerreissung seiner Cyste frei gemacht, und denselben durch vorsichtig angewendetes sanftes Pressen zwischen Glasplättchen all- mälig gezwungen hatte, seinen Kopf aus dem Leibe hervorzuschieben. Hatte sich dieser Parasit auf diese Weise ganz ausgestreckt, so lag eine auf den ersten Blick erkennbare Taenia mit kurzem ungeglieder- ten Hinterleibe vor mir (Taf. XIV, Fig. 2). Bei dem Ausstrecken der Taenie konnte ich deutlich beobachten, wie der Kopf aus der vorderen, sich öflnenden Grube des Hinterleibes (Taf. XIV, Fig. 4 u. 3 bei d) her- | vortrat, und dieser letztere sich bei dem allmäligen Ausstülpen zusam- menzog, bis er zuletzt eine verhältnissmässig schmächtige cylindrische Form annahm. Der Kopf der ausgestreckten Taenie ist länglich und trägt vier längs- ovale Saugnäpfe, deren bewegliche Ränder nur wenig gewulstet sind und sich oft so abflachen können, dass Rand und Mitte der Saugnäpfe nur eine einfache Scheibe darstellen. Das Vorderende des Kopfes ist in seiner Mitte etwas kugelfürmig hervorgezogen und besitzt an dersel- ben Stelle eine sphinkterartige Oeflnung (Taf. XIV, Fig. 2 u. kf), wel- che zu einem fast durch die ganze Längsaxe des Kopfes sich hin er- streckenden muskulösen Sacke führt. Dieser Sack hat eine cylindrische, vorne und hinten verjüngte und abgerundete Form (Taf. XIV, Fig. 7 9g), und enthält in seinem Inneren einen ähnlich gestalteten muskulösen Rüssel (ebenda, h), dessen vorderes, stumpf abgerundetes Ende mit einem doppelten Hakenkranze bewaffnet ist (ebenda, i). Jeder Haken- kranz wird von zehn gleich grossen Häkchen gebildet, welche in ihrer Gestalt ganz mit den Rüsselhaken der Cysticercen übereinstimmen. Die zwanzig Häkchen sind regelmässig wechselnd höher und tiefer an der Aussenseite des Rüssels befestigt, wobei im eingezogenen Zustande desselben die Basis der einzelnen Häkchen nach vorne und die freie Spitze derselben nach hinten gerichtet ist. Bei dieser Anordnung des Hakenapparates wird zum Gebrauche desselben der Rüssel nur einfach aus dem Rüsselsacke hervorgeschoben, während bei einer anderen - Organisation des Hakenrüssels, wie sie sich z. B. bei Echinorhynchus und Tetrarhynehus findet, der Rüssel nicht allein aus seinem Sacke hervorgeschoben, sondern zugleich auch nach aussen umgestülpt wer- den muss. Dieser eben beschriebene Rüssel mit seinem Hakenapparate 205 schimmert, mochten sich die von mir untersuchten jungen Taenien im eingezogenen oder ausgestreckten Zustande befinden, ziemlich deutlich durch das Parenchym derselben hindurch (s. Taf. XIV, Fig. 2,3 und #). Der Kopf dieser Taenien ist durch keine halsartige Einschnürung oder Verlängerung von dem Hinterleibe geschieden, sondern geht unmittel- bar in diesen über. Der ungegliederte Hinterleib besitzt eine fast eylin- drische bald mehr bald weniger abgeplattete Form, und erscheint nach hinten etwas verschmächtiget. Die Länge desselben übertrifft nur etwas weniges die Länge des Kopfes. Statt der Gliederung bemerkt man an diesem Hinterleibe eine bald geringere bald grössere Menge in unregel- mässigen Zwischenräumen nern folgender Einschnürungen, wel- che aber auch ganz fehlen können. Das Ende des Hinterleibes erscheint - quer abgestutzt (Taf. XIV, Fig. 2n), und ist auf seiner Mitte mit einer Grube versehen (ebenda, e). Es ist dies dieselbe Grube, welche auch an dem blasenförmig ausgedehnten Hinterleib, jedoch weniger deutlich - wahrgenommen werden kann. Es rührt diese Grube höchst wahr- seheinlich von der in den Leib eingezogenen Schwanzspitze her, die - nur in seltenen Fällen durch Ausstülpung zum Vorschein kömmt. Nur einige Male sah ich an blasenförmig ausgedehnten Individuen statt die- N ser hinteren Grube einen kurzen, schmächtigen und abgerundeten Fort- - satz nach hinten hervorragen ( Tal. XIV, Fig. de), der gewiss die ausge- stülpte Schwanzspitze der 'Taenie vorstellte. Der ganze Körper dieses Parasiten wird von einer wasserhellen homogenen Haut abgegrenzt, "welche fast an allen Stellen des Leibes, "auf dem Durehschnitt betrach- ‚tet, sich durch eine doppelte Contourlinie zu erkennen giebt. ‚Bezug auf innere Organisation dieser Taenie' konnte ich nur des unterscheiden. Das Körperparenchym, ‘welches an allen Stellen ausserordentlich kontraktil ist, lässt mit Ausnahme der vier Saugnäpfe, des Rüssels und Ausselsackes. nirgends Muskelfaserung erkennen; man darf daher wohl. annehmen, dass die Contraktionsfähigkeit des siruk- turlosen. Körperparenchyms von einer einfachen contraktilen Sarkode - _ Masse ausgeht. Die vier Saugnäpfe zeigen dagegen eine sehr deutliche erang, welche hauptsächlich in radialer Richtung verläult (Bat. XIVy Fig. 2, 3, #), auch der Rüssel und Rüsselsack besitzt eine ausgeprägte Meskülatur, welche in Form von Ringfasern sehr leicht in die Augen fällt. Das Korpörpärenchym enthält stets zweierlei, farb- Iose und kugelförmige Elementarkörper, welche ihrer Form und Farb- losigkeit wegen leicht miteinander verwechselt werden können. Die runden Körperchen der einen Art sind gewöhnlich grösser als die der änderen Art, nelimen durch Pressen zwischen Glasplatten verschiedene Formen an und stellen gewiss nichts anderes als Fetttröpfchen dar; die runden, stets kleineren Körperchen der anderen Art haben 'dage- gen eine sehr feste Beschaffenheit, bleiben beim Pressen starr und Zelschr. f. wissensch, Zoologie, Il. Bd 14 ii unverändert, und werden durch Säuren vollständig aufgelöst; diese | letzteren entsprechen demnach jenen Kalkkörperchen, welche, auch häufig im Parenchyme der übrigen Gestoden eingestreut liegen. "Die Fetttröpfchen finden sich bei der in Rede stehenden: jungen Taenia innerhalb des Parenchymes des Hinterleibes vor, während die Kalk- körperchen nicht allein im Hinterleibe sondern auch im Kopfe, und hier. besonders in der Basis der vier Saugnäpfe angetroffen ‘werden. Durch den Kopf und Hinterleib zieht sich ein. System von sehr zarten | wasserhellen Gefässen (Taf. XIV, Fig. 2), welches auch in den übrigen Cestoden vorhanden ist, und wahrscheinlich einen Wassergefässsysteme entspricht. Im Hinterleibe der ausgestreekten Taenie lassen sich von diesem ‚Gefässsysteme nur vier geschlängelte einfache Stämme unter- scheiden, welche ohne alle Verästelung und Anastomose je zwei und zwei aus dem Hinterleibsende zu beiden Seiten des Leibes bis zum Kopfe in die Höhe steigen (Taf. XIV, Fig. 6aaaa). Am unteren Ende des Kopfes angelangt spaltet sich jedes dieser vier Gefässe in zwei _ Aeste (ebenda, bbbb), welche an der hinteren Wand der vier Saug- näpfe in die Höhe laufen und sich am oberen Ende derselben wieder vereinigen (ebenda, ccce); die auf diese Weise wieder ‚entstandenen vier Gefässe endigen nach ganz kurzem Verlaufe in einem Gefässringe (ebenda, d), welcher die Mündung des Rüsselsackes umgiebt.. Die durch die Gabelung der vier Hauptgefässstimme gebildeten acht Ge- fässe schliessen, indem sie sich später wieder vereinigen, vier der Form der Saugnäpfe entsprechende länglichovale Räume ein, in deren oberen Winkeln die sich vereinigenden Gefässe eine bis zwei schräge Anastomosen.bilden (vgl. Taf. XIV, Fig. 6 unterhalb ccee). Unter einem sehr ‚günstigen Grade von Druck zwischen Glasplatten kamen zuweilen am oberen Ende dieses Gefässsystemes noch verschiedene andere äusserst feine Verästelungen zum Vorschein, die aber zu zart waren, um ge- nauer verfolgt werden zu können. Auf welche Weise dieses Gefäss- system übrigens im Hinterleibsende beginnt oder endigt, konnte in kei- nem von mir untersuchten Bandwurmexemplare deutlich erkannt wer- den. Die Kanäle dieses Gefässsystems verengern sich häufig so stark, dass sich ihre zarten Wandungen berühren und man dadurch Mühe hat, ihre Anwesenheit zu unterscheiden. Diesen Umstand nimmt man auch an demselben Gefässsysteme der übrigen Cestoden wahr, und.es ist derselbe gewiss auch die Ursache, weshalb dieses Gelässsystem der Cestoden bis jeizt so unvollständig gekannt ist. i Ich kann hier Blanchard’s an den Cestoden vorgenommene Unter- suchungen nieht unerwähnt lassen, da sie den Schein haben, als ob sie uns mehr Liebt über die Ausbreitung eines Gefässsystems der Cesto- den gebracht hätten. Ich muss aber offen gestehen, dass ich den fei- nen Injektionen, mittelst welchen Blanchard hauptsächlich die Anwesen- 207 heit eines Gefässsystem bei den Gestoden nachgewiesen hat‘), kein rechtes Vertrauen abgewinnen kann. Jeder Zootom, der sicb mit deı Untersuchung frischer Helminthen beschäftigt hat, wird wissen, dass fast alle diejenigen Helminthen, welche von Blanchard injieirt worden sind, eine so grosse Durchsichtigkeit besitzen, dass man fast alle ihre im Inneren verborgenen Organe durch einen vorsichtig angewendeten sanften Druck zwischen Glasplatten mit Leichtigkeit unterscheiden kann, und dass da, wo wirklich ein Gefässsystem vorhanden ist, «lieses mittelst derselben Untersuchungsmethode deutlich und fast vollständig zum Vor- schein kömmt, ohne dass man nöthig hat, seine Zuflucht zum Injieiren zu nehmen. Immer wird man die Geschicklichkeit bewundern müssen, mit welcher es’ Blanchard gelungen ist, das in einem so ausgezeich- neten Grade entwickelte Gefässsystem der Trematoden, durch Injections- Nlüssigkeit so vollständig zu füllen. Ganz anders verhält es sich aber mit den Cestoden; diese besitzen ein bei weitem einfacheres Geläss- system, ‚welches aus vier Hauptkanälen besteht, von denen je zwei an den Seiten des gegliederten oder ungegliederten Bandwurmleibes sich entlang ziehen. Diese vier Kanäle stehen bei manchen Cestoden durch Querkanäle in Verbindung und bilden nur im Kopfende complieirtere Verästelungen und Anastomosen. Ausser diesem Wassergefässsysteme breitet sich kein anderes System von zusammenhängenden Gefässen durch den Bandwurmkörper aus, und doch unterscheidet Blanchard nit Hülfo seiner Injectionsmethodezwei von einander gesonderte Systeme von Kanälen, von welchen er das eine als Verdauungssystem, das an- dere als Gefässsystem betrachtet. Man sieht, dass Blanchard seiner ‘ eit im Injieiren zu sehr vertraute und deshalb andere wichtigere iungsmethoden vernachlässigte, was ihn auf Irrwege brachte, fenbar sind es die seitlich durch den Bandwurmleib sich hin- enden und durch Queranastomosen verbundenen Wassergefässe, » Blanchard für ein Verdauungssystem ‚gehalten, und von denen och auffallender Weise nur jederseits ein Gefäss statt zwei ge- „hat?). Was nun das andere eigentliche Gefässsystem betrifft, es Blanchard fast immer nur durch Injection darstellen konnte, 5 habe ich niemals ein solches in den Cestoden wahrnehmen können, wies. ‚Blanchard beschrieben und abgebildet hat. Schon die Form desselben ist eine sehr .auffallende, 2 dasselbe aus vier Längsge- fässen mit unzähligen von diesen rechtwinkelig abgehenden Querge- -fässen bestehen soll. Ich vermuthe beinahe, dass hier Blanchard durch seine Injeetionen nur Intercellularräume angefüllt hat. Vergleicht man ausserdem noch die Tafel, auf welcher sehr stark vergrösserte Band- Wergl. die Annales des sciences naturelles. Tom. 40, 1849, pag. 332 ete. und Tom. 41, pag. 415 etc. *) Ebenda, Tom 40, pag. 331 ete. Pl. 44, Fig.A, 2, 3, 4, Pl. 12, Fig.A, 7, 9, 12. 14? a see 208 wurmglieder mit diesem vermeintlichen Gefässsysteme dargestellt sind '), mit den beiden Tafeln, auf welchen in ebenfalls stark vergrösserten Trematoden das in Wahrheit vorhandene Gefässsystem eingetragen ist?), so bemerkt man bei aufmerksamer Prüfung gar bald einen wesentlichen Unterschied in diesen Abbildungen. Die Gefässverästelungen der Tre- matoden sind hier nämlich sehr bestimmt, sicher und vollständig aus- gedrückt, während die Gefässverästelungen der Gestoden sehr unbe- stimmt, unsicher und lückenhaft ausgeprägt sind. Man erkennt deutlich, dass der Zeichner und Maler an den Trematoden ein bestimmtes, scharf abgegrenztes Objekt vor sich hatte, während an den Cestoden das Gegentheil statt fand, und hier wegen Mangelhaftigkeit und Unbestimmt- heit des Objektes der Willkühr des Pinsels vieles überlassen blieb. Indem ich nach dieser Abschweifang wieder zu der jungen Taenie des Arion empiriecorum zurückkehre, muss ich noch darauf aufmerk- sam machen, dass, nachdem man einmal diesen Parasiten im 'ausge- streekten Zustande kennen gelernt hat, man denselben mit eingezoge- nem Kopfe und blasenförmig ausgedehntem Hinterleibe nicht mehr ver- kennen wird. Man wird sich jetzt überzeugen, dass der blasenförmig ausgedehnte kontraktile Körper nichts anders als der Hinterleib der jungen Taenie ist. Bei sorgfältiger Beobachtung der Seitenwandungen dieses blasenförmigen Körpers wird man erkennen, dass dieselben aus zwei verschiebbaren Schichten bestehen (Taf. XIV, Fig. 3ml), von denen die äussere der Mitte des Hinterleibes, die innere dagegen dem vor- deren Ende desselben angehört, welche letztere Schicht (ebenda, bei) unmittelbar in den Kopf der Taenie übergeht, während die Mitte des Hinterleibes (ebenda, bei m), an welcher die Einstulpung des Leibes begonnen hat, über den eingezogenen Kopf zusammengezogen erscheint und so das Ansehen eines geschlossenen Sphinkters hat (ebenda, bei d), Es frägt sich nun, welcher Taenienart gehört dieser junge ge- schlechtslose Bandwurm an? Diese Frage kann ich bis jetzt noch nicht beantworten: soviel steht aber wohl fest, dass diese junge Taenie von aussen in die Nacktschnecken eingewandert sind und sich hier eneystirt haben, denn niemals ist in dem Verdauungskanal des Arion empirieo- rum bis jetzt eine geschlechtliche Taenie anzutreffen gewesen, von wel- eher jene encystirten jungen Bandwürmer hätten herrühren können. Da mir diese letzteren in den Cysten der Nacktschnecken zu keiner Zeit auf einer höheren Stufe der Entwicklung vorgekommen sind, so darf man daraus schliessen, dass dieselben in ihren Cysten auf eine Gele- genheit zum Ueberwandern in den Darmkanal eines anderen Thieres warten müssen, um zur weiteren Entwicklung gelangen zu können. Ein solches Ueberwandern geht gewiss bei manchen dieser eneystirten ') Ebenda, Tom. 40, Pl A44, Fig. 4, 2, A. 2) Ebenda, Tom. 8, Pl. 9 und 40. 209 jungen Taenien dadurch von Stätten, dass ihre bisherigen Wohnthiere, die Nacktschnecken, von irgend einem Säugethiere oder Vogel gefressen werden. Durch diese passive Wanderung auf einen anderen für ihre weitere Entwicklung bestimmten Boden übergepflanzt, werden die jun- gen Taenien alsdann ibre Cysten verlassen, weiter auswachsen, Glie- der erhalten und zuletzt geschlechtsreif werden. Die aus den geschlecht- lichen Gliedern hervorgehende Bandwurmbrut ist dann gewiss wieder zum Auswandern bestimmt, und wird mit, den Faeces des Wohnthie- res ihrer Mütter ausgeworfen, um; einen anderweitigen Aufenthaltsort zu ihrer weiteren Entwicklung zu suchen. Hierbei wird es vielen der jungen Taenien gewiss gelingen, in die am Boden kriechenden Nackt- schnecken einzuwandern, auf der anderen Seite werden aber auch viele ein solches Ziel nie erreichen, und untergehen, ohne Nachkommen- schaft hinterlassen zu haben. - Eine andere Frage, welche sich mir hier noch aufdrängt, ist die: ob die jungen Taenien in derselben Form, in welcher sie sich in den Cysten des Arion vorfinden, auch aus; den Eiern der geschlechtlichen - Bandwurmindividuen hervorschlüpfen.. Diese Frage kann ich wohl mit Bestimmtheit verneinen, da alle bis jetzt ion Eiern beobachteten Em- bryone der Taenien und Bothriocephalen eine ganz andere, viel ein- fachere Gestalt und Organisation besitzen. Sie bestehen nämlich nur aus einem einfachen, rundlichen, kontraktilen Körperchen, an welchem sechs Häkchen aus- und eingesehlagen werden können '). Diese Em- bryone müssen jedenfalls noch eine Metamorphose erleiden, durch wel- che sie erst eine dem Kopfende der Taenien oder Bothriocephalen ent- echende Gestalt bekommen. Auf welche Weise und an welchem Orte die einfachen Cestodenembryone die dem Cestodenkopfende ent- sprechende Gestalt, welche ich als Ammenform betrachte, erhalten, _ das ist uns bis jetzt unbekannt geblieben. Nur so viel wissen wir, dass diese Embryone in dem Darmkanale des Wohnthieres irer Mütter die Eihüllen niemals verlassen. Es hat zwar das An- ı, als verliefe wenigstens bei einigen Cestodenarten der voll- ge Cyclus der Entwicklung in einem und demselben Wohn- ‚ wenigstens möchte man dies aus den Beobachtungen schliessen, ‚welche Dujardin an den Taenien der Spitzmäuse angestellt hat). Allein aus der näheren Prüfung dieser Beobachtungen geht hervor, dass Dujar- din trotz seiner genauen Untersuchungen in der Entwicklungsgeschichte dieser Taenien dennoch eine Lücke gelassen und nicht nachgewiesen N) Vergl. meine Beobachtungen in Burdach's Physiologie, Bd. 2, 4837, pag. 200, s. ferner Dujardin in den Annales d. sc. nat. Tom. 10, 4838, pag. 29, Pl. 4, Fig. 40. Tom. 20, 4843, pag. 344. Pl. 45 und desselben Histoire naturelle des Helminthes. Pl. 9—12. 2) Vergl Dujardin: Sur divers Helminthes, in den Annales d. sc. nat., Tom. 20, 1843, pag. 344 und dessen Hist. nat d, Helminth. pag. 562, Pl. 40, 210 bat, wie die mit sechs Häkchen bewallneten einfachen Embryone sich in die Form der mit einem Hakenrüssel und mit vier Saugnäpfen aus- gestatteten Aumen umwandeln. Ich muss daher den Satz noch immer geltend machen, dass die Embryone der Cestoden in demselben Darm- kanale, in welchem sie von geschlechtlichen Individuen erzeugt wurden, sich nicht weiter entwickeln und anderswo ausserhalb des Darmkanals der Wirbelthiere die Ammenform annehmen. Die von Dujardin zwischen den geschlechtsreifen Taenien beobachteten jungen Bandwurmammen waren gewiss erst vor kurzem in den Darmkanal der Spitzmäuse ein- gewandert, denn die Umwandlung der Embryone dieser Taenien in Ammen wäre, wenn sie in demselben Darmkanale stattgefunden hätte, dem ausgezeichneten Beobachter Dujardin gewiss nicht entgangen. Dass die sechs Haken der Cestodenembryone bei dem Uebergange der letz- teren in Ammen nicht zu dem in diesem späteren Entwicklungsstadium vorkommenden Hakenkranze verwendet werden, lässt sich schon aus den verschiedenen Formen dieser den Embryonen und Ammen einer und derselben Cestodenart angehörigen Waffen vermuthen !, Ob aber die Cestodenembryone sich direkt in Ammen umwandeln, oder ob im Inneren derselben, wie bei den Embryonen des Monostomum mutabile, die Ammen als ein besonderes Thier entstehen, welches mit dem Ver- gehen des Embryo frei wird, das wissen wir nicht ®). Diese Lücke in der Entwieklungsgeschichte der Cestoden darf man nicht ausser Acht lassen, wenn man-nicht, wie dies bereits geschehen ist, bei der Zu- sammenstellung der Entwicklungsreihe einer Cestodenart sich in Irr- thümer verwickeln will. !) Wie es scheint, hat Stein (vergl. Zeuckart über die Morphologie der wir- bellosen Thiere, p. 69) hierüber bereits direkte Beobachtungen angestellt. Möchte derselbe doch diese Untarsuchungen recht bald bekannt machen. ») Diese Lücke ist nicht elwa, wie man vielleicht meinen könnte, durch jene Beobachtungen ausgefüllt worden, welche von Gros über die Entwicklung junger Cestodenammen mitgetheilt worden sind (vergl. Bulletin de la soc. imper. des Natural. de Moscou. Tom. XX, 4847, Taf. XI und XI, s. auch Comptes Rendus, Tom. 25, 1847, p. 282). Diese Beobachtungen tragen so sehr den Stempel der Unzuverlässigkeit an sich, dass wir sie durchaus bei Seite liegen lassen müssen. Gros, welcher ausserdem der Urzeugung das Wort redet, hält nämlich die in dem spiraligen Darmanhange der Sepien wahrgenommenen Helmintheneier für Erzeugnisse einer generalio aequivoca, und lässt aus einer Reihe dieser Eier den Scolex polymorphus hervorgehen, von dem er aber nicht sagt, dass er ihn in seiner Gestalt innerhalb der Eihüllen gesehen habe. Denselben Scolex polymorphus lässt Gros durch Verwandlung der vier Saugscheiben in ebenso viele Hakenrüssel sich in einen Tetrarbynchus wmgestalten. Aus anderen durch Urzeugung entstan- denen Eiern in jenem diverticulum entozooparum glaubt derselbe unmittelbar ein Distomum hervorgehen geschen zu haben; aus diesen unglaublichen Dingen wird man entnehmen, dass die Arbeiten dieses Mikroskopikers nicht weiter ins Gewicht fallen können. TE En ee en ee. u \ # A g & & $ $ st Fl ı 211 " Es ist jetzt wohl ‘an der Zeit, dass wir die Andeutungen, welche uns Steenstrup an die Hand gegeben hat, gehörig benutzen, um uns den Generationswechsel, dem die Gestoden offenbar auch unterworfen sind, endlich klar zu machen. Es ist bereits von Van Beneden und Blanchard der Versuch gemacht worden, die verschiedenen Entwick- lungszustände einzelner Cestodenarten zu vereinigen, jedoch von densel- ben eine so höchst sonderbare Metamorphosenreihe gewisser Gestoden zusammengestellt worden, dass man diesen Versuch als "durchaus missglückt betrachten muss, da die genannten Naturforscher sehr will- kührlich dabei zu Werke gegangen sind. Dieselben haben nämlich Ent- wieklungsformen der einen Cestodenart in die Entwicklungsreihe einer ganz anderen Art hereingezogen, auch sind von denselben zwischen einzelnen Entwicklungsstadien der Gestoden mit gewissen Entwicklungs- zuständen anderer einer Metamorphose oder einem Generationswechsel unterworfenen Thiere Vergleiche angestelli worden, welche durchaus nicht stichhaltig sind und ganz von der Hand gewiesen werden müssen. - Wollen wir den weiten Weg des Generationswechsels überblicken, den die Natur für die Entwicklungsgeschichte der Cestoden vorgeschrie- ben hat, so müssen wir uns einen bestimmten festen Punkt auf dem- selben suchen, von welchem wir sicher ausgehen können, sei es nach vorwärts oder nach rückwiirts. Einen solchen festen und sichern Stand- punkt bietet uns der schon von Sieenstrup bezeichnete Ammenzustand der Cestoden dar’), ich meine nämlich diejenige Entwicklungsstufe der Cestoden, welche man bisher einfach als den Jugendzuständ der Band- - würmer betrachtet hat. Unbestreitbar sind ‚alle die jungen die Kopf- wm. form eines Cestoden darstellenden Bandwürmer geschlechtslose Ammen, die dazu bestimmt sind, durch geschlechtslose Zeugung geschlechtliche Individuen hervorzubringen. Es entspricht demnach ein solches Cesto- denindividuum dem Keimschlauche der Trematoden oder dem Polypen- zustande der Medusen. Dergleichen Cestodenammen sind schon viel- fach aufgefunden und, so lange man von dem Generationswechsel noch keine Ahnung hatte, theils als junge Cestoden, theils als besondere Gattungs- und Artformen der Gestodenordnung beschrieben und be- nannt worden. Ehe ich eine Sichtung dieser Ammenformen vornehme, wodurch eine grosse Anzahl von Helminthenarten aus dem Systeme werden gestrichen werden müssen, will ich noch darauf hinweisen, dass die Cestodenammen durch die Art und Weise, wie sie die ge- schlechtlichen Individuen hervorbringen, einigermassen mit den poly- penförmigen Ammen der Medusen übereinstimmen. Diese letzteren wachsen bekanntlich noch etwas grösser aus, ihr Leib schnürt sich nach und nach mehrmals ein und zerfällt zuletzt durch Quertheilung in mehrere Glieder, welche sich nach ihrer Lostrennung zu geschlecht- ') Vergl. Steenstrup: Ueber den Generalionswechsel , pag. 115. 212 lichen Medusenindividuen ausbilden. Auch die Cestodenammen wachsen noch weiter heran, und erhalten einen gegliederten Leib, dessen Glie- der sich ebenfalls durch‘ Quertheilung zu geschlechtlichen Individuen umwandeln. Es herrscht jedoch: zwischen den Geschlechtsindividuen der Cestoden und denen der Medusen der Unterschied, dass die letzte- ren sich sehr frühe, noch ehe sich die Geschlechtswerkzeuge an ihnen entwickelt haben, von den Ammen ablösen, während die Glieder der Cestodenammen schon Geschlechtstheile erhalten und überhaupt‘ ge- schlechtsreif ‘werden, noch ehe sie sich von ihren Ammen getrennt haben. In dieser Beziehung findet wieder eine Analogie zwischen den Cestoden und gewissen Polypen statt; ich meine nämlich die als Ammen zu betrachtenden 'Polypenstöcke der Syncoryne ramosa, Coryne. echi- nata und vulgaris, Campanularia geniculata ete., an welchen die her- vorgewachsenen geschlechtlichen Individuen, haften bleiben und, ohne sich loszutrennen, geschlechtsreif werden '). Die geschlechtlichen Indi- viduen oder geschlechtsreifen Glieder vieler Cestoden können bekannt- lieh lange Zeit isolirt fortleben; bei manchen Taenien zerfällt oft der ganze Hinterleib in solche‘ geschlechtliche Individuen, die im Darm- kanale ibrer 'Wohnthiere munter umherkriechen. Dergleichen isolirte geschlechtliche Individuen gewisser Taenien sind von Dujardin®) zu einer besondern Cestodengattung, die er Proglottis nannte, erhoben worden. Wie lange Zeit hindarch eine Cestodenamme geschlechtliche Indi- viduen erzeugt, und wie viele dieser letzteren von ‚einem ‚einzigen Ammenindividuum abgegeben werden können, das ist noch nieht mit Sicherheit erforscht worden. Jedenfalls währt die Lebensdauer ‚und Fortpflanzungsfähigkeit der Cestodenammen eine längere Zeit hindurch, ja nach den von Eschricht an Bothriocephalus punctatus des Cottus Seorpius gemachten Erfahrungen ?) darf man wohl annehmen, dass eine Cestodenamme, wenn sie sich einmal in dem Darmkanale eines Thie- res eingenistet hat, jahrelang und zum Theil mit nach den Jahreszeiten sich riebtenden Unterbrechungen Glieder erzeugt und so eine ungeheure Zahl von geschlechtlichen Individuen hervorbringt. Daher 'auch erfah- rene Aerzte, welche Bandwurimpatienten von ihrem Schmarotzer gänz- lich befreit sehen wollen, auf das Abgehen des Bandwurmkopfes: so grosses Gewicht legen, wohl wissend, dass mit dem Zurückbleiben desselben nach einiger Zeit das Bandwurmübel zurückkehrt, indem das zurückgebliebene Kopfende durch Wiedererzeugung den verloren ge- gangenen Theil seines Leibes ersetzt, mit anderen Worten, indem die zurückgebliebene Amme von neuem geschlechtliche Individuen erzeugt. '), Vergl. Steenstrup a. a. O., p- 19. :) Vergl. Dujardin: Bist, nat. d. Helminthes. p. 630, Pl. 10, Fig. A B € oder Annal. d. sc. nat. Tom. 20, 4843, p. 341, Pl. 15, Fig. A B. 3) Vergl. Nova Acta Acad. Leop. Carol. Vol. 49, Suppl. 2, p. 89. 213 Die Fähigkeit, geschlechtliche Individuen hervorzubringen,, erhalten die Cestodenammen immer nur, nachdem sie längere Zeit in dem Ver- dauungskanale eines Wirbelthieres zngebracht haben. Da die Brut der geschlechtlichen ‚Bandwurmindividuen ausserhalb des Darmkanals der Wirbelthiere ihre Eihüllen erst verlassen und sich dann auf eine uns noch unbekannte Weise in Ammen umbilden, so müssen diese letzteren, welche mit einer grossen Lebenszähigkeit begabt sind, sich auf Wan- derungen begeben, um irgend wie in den zu ihrer weiteren Entwick- lung. bestimmten Darmkanal eines Wirbelthieres zu gelangen. Viele dieser Ammen werden sich auf ihrer Wanderschaft verirren und zu Grunde gehen, viele werden Gelegenheit finden, in solche Thiere ein- zuwandern, welche zwar noch nicht zu ihrer weiteren Entwicklung geeignet sind, .aber als Nahrung von solchen Wirbelthieren verzehrt werden, deren Verdauungskänal das Ziel der Bandwurmammen. sein sollte. Auf solchen Wanderungen sind schon oft Gestodenammen von Helminthologen angetroffen und für besondere Gestodenarten genommen worden. Man fand sie entweder frei oder eneystirt im Parenchyme irgend eines Organes oder in natürlichen Höhlen. der verschiedensten Thiere.'; Ich habe mir bier die Mühe genommen, alle diese aus dem Systeme. der Helminthen ‚als besondere Arten zu streichenden Cestoden- ammen zusammenzustellen. Scolex polymorphus Rud. Diese Cestodenamme wird im Darm- kanale der verschiedensten Seefische angetroffen, Rudolphi fand dieses Tbier auch frei zwischen den Peritonealplatten des Stromateus Fiatola und eneystirt in der Leber des Labrus luseus '). Auch in verschiede- nen wirbellosen Seethieren kömmt dieser Wurm vor. Rudolphi ent- deekte ihn im Darm des Octopus vulgaris’), ich beobachtete ihn: im Darmkanale einer Eledone moschata, und eines Pagurus. Der von Delle Chiaje als Amphistoma Loliginis beschriebene und abgebildete Schma- rolzer aus Loligo vulgaris und sagittata’) ist gewiss auch nichts ande- res als ein Scolex polymorphus gewesen. Ebenso gehört auch das von Forbes und Goodsir im Magen einer Cydippe beobachtete Tetrastoma ’) Vergl. Rudolphi: Synopsis entozoorum, p. 442. 4) Ebenda, p. 543. U Vergl. Delle Chiaje: Memorie sulla storia e notomia degli animali; senze vertebre del regno di Napoli, 4829, Tav. 92, Fig. &, oder Descrizione e notomia degli animali invertebrati della Sicilia citeriore, 1841, Tom. II, p. 140, Tav. 22, Fig. 4. Der von demselben Naturforscher als Scolex bilo- batus beschriebene Schmarotzer, welchen derselbe in grosser Menge im Ei- leiter der Sepia officinalis und Sepiola Rondeleti angetroffen haben will, ge- hört nicht hierher, indem Delle Chiaje die Spermatophoren dieser Gephalo- poden für Helminthen angesehen hat. Vergleiche dessen Memorie a. a. O., Vol. IV, p. 53, Tav. 55, Fig. ®, oder Descrizione etc., Tom. Il, p. 438, Tav, 3, Fig. 9 214 Playfairii '), und. der von Sars im Magen einer Mnemia norvegica auf- gefundene Scolex Acalepharum *) bieher. ‘Die Beschreibung dieses Sco- lex polymorphus, welche uns Rudolphi überliefert hat, sowie die älte- ren Abbildungen desselben Wurmes, welche ursprünglich von 0. F, Müller herrühren °), sind insofern mangelhaft, als sie die charakteristische Form der vier seitlichen Sauggruben nicht hervorheben. Das Kopfende des Scolex polymorphus zeichnet sich nämlich von allen übrigen Gestoden- ammen durch folgende Eigenthtimlichkeiten aus. Die Spitze des Kopfes trägt einen runden Saugnapf, der nicht etwa für eine blosse Mündung eines im Kopfe verborgenen Rüsselsackes gehalten werden darf. “Die vier seitlichen, länglichovalen Sauggruben, welche durch ihre ausser- ordentliche Beweglichkeit proteusartig verändert werden können, be- sitzen auf ihrer Scheibe eine, zwei oder drei Querleisten, durch wel- che mehrere Abtheilungen auf jeder Scheibe entstehen, welche bei der Beweglichkeit dieser Organe wieder als besondere Sauggruben benutzt werden können. Auf der schönen von Bremser gelieferten Abbildung eines Scolex polymorphus erkennt man deutlich die durch die Anwe- senheit einer (uerleiste entstandenen beiden Abtheilungen der Saug- scheiben ‘). ‘Ganz ähnlich verhält sich dieser Saugapparat auf den Ab- bildungen, welche Sars von Scolex Acalepharum geliefert hat°). "Die Zahl dieser Querleisten an den Saugscheiben scheint aber zu variiren, da ich bei dem in Pagurus aufgefundenen Scolex zwei solcher Quer- leisten und bei dem in Eledone beobachteten Scolex sogar drei Quer- leisten auf jeder Saugscheibe zählen konnte. Auch Dujardin macht. auf das Vorhandensein dieser Querleisten an den Saugscheiben des Scolex aufmerksam). Die beiden rothen sogenannten Augenpunkte, welche dicht hinter dem Kopfe dieses Thierchens wahrgenommen werden kön- nen, sind mir immer nur als zwei rothkörnige verwischte Pigment- flecke erschienen, und bilden kein konstantes Kennzeichen des Scolex polymorphus, da ich mehrmals ganz farblose Individuen angetroffen habe, welche sich im übrigen durch nichts von augentragenden Indi- ') S. I’Institut, 4840, p- 47. 2) S. Wiegmann’s Archiv, 1845, Bd. I, p. 4, Taf. I, Fig. 1—6. °) Vergl. 0. F. Müller: Zoologia danica. Vol. II, p. 24, Tab. 58 oder Zeder: Anleitung zur Naturgeschichte der Eingeweidewürmer, p. 367, Taf. 3, Fig. 8— AA und Taf.%, Fig.1—3 oder Tableau eneyclopedique, Pl. 38, Fig. 24 A—X, oder Rudolphi: Entozoorum historia naturalis. Vol. I, P. 2, p. 3, Tab. 8, Fig. 4— 45, oder -Bosc: Histoire naturelle des vers. 2. edit. Tom. I, p- 19, Pl. 44, Fig. k— 17. *) Vergl. Bremser: Icones Helminthum. Tab. Xl, Fig. 40, oder Dictionnaire des sciences naturelles. Vers et Zoophytes par Blainville. Pl. 46. Apodes- Bothriocephales.. Fig. 1. 5) S, Wiegmann’s Archiv, 1845, Bd.I, Taf. I, Fig. 1—6. 6) Vergl. Dujardin: Hist. nat. d. Helminthes, p. 631. \ . 215 viduen unterschieden: Ausser den glasartigen Kalkkörperchen, welche keinem Scolex polymorphus fehlen, orkannte ich ‚noch im Parenchyme desselben die vier Hauptstämme des Wassergefässsystemes, welche ganz deutlich mittelst eines kurzen gemeinschaftlichen Kanals -an der Spitze des Hinterleibes ausmündeten. In welchem‘ Fische und unter welcher Form der Scolex polymor- phus fortpflanzungsfähig wird, ist noch nicht mit Sicherheit nachge- wiesen worden. Dujardin deutet darauf hin, dass derselbe der Jugend- zustand von Bothriocephalus macrocephalus oder noch eher von Bo- thriocephalus coronatus und uncinatus sein könne. Mir ist das letztere sehr wahrscheinlich, indem Bothr. coronatus und uncinatus in Bezug auf die Form der vier Sauguäpfe grosse Aehnlichkeit mit Scolex poly- morphus besitzen. Die vier Saugnäpfe des Bothriocephalus coronatus R. (bifurcatus Leuck.) sind nämlich ganz auf dieselbe Weise wie Scolex polymorphus durch zwei bis drei Querleisten in drei bis vier Felder getheilt '), eine Eigenthümlichkeit, welche Rudolphi bei der Beschreibung dieses Bandwurms zwar ganz unerwähnt lässt), aber bei der Beschrei- bung des Bothrioceph. uncinatus mit deutlichen Worten hervorhebt °). Man wird mir einwenden, dass die beiden genannten Bothriocephalen bewafinet seien und ihnen zugleich der centrale Saugnapf auf der Mitte des Kopfes fehle, wodurch die Form ihres Kopfes doch gar zu sehr von der des Scolexkopfes abweiche. Allein trotz dem möchte ich den Gedanken noch nicht fallen lassen, dass der Scolex polymorphus, nach- dem er mit seinem Wohnthiere in den Magen und Darmkanal eines Rochen oder Haifisches gelangt ist, bei Erlangung der Fortpflanzungs- fähigkeit allmählig die Form der vorhin erwähnten Bothriocephalen an- nehmen könne. Um meine Vermuthung einigermassen mit Gründen zu belegen, muss ich mich über den Werth der Artcharaktere des Bothrio- vephalus coronatus und uncinatus näher aussprechen. Beide Arten wur- den zuerst von Rudolphi aufgestellt, zeigen aber, wie schon Leuckart mit Recht bemerkt hat‘), nach Rudolphi’s Beschreibung kaum einen wesentlichen Unterschied voneinander. Aus der Darstellung , welche Dujardin von diesen beiden Bothriocephalen gegeben hat®), möchte ich ebenfalls schliessen, dass Bothr. uncinatus nur ein Bothr. coronatus ist, an welchem sich die über den vier Saugscheiben angebrachten Haken noch nicht vollkommen entwickelt haben. Durch verschiedene, an ge- wissen Gestoden wahrnehmbare Erscheinungen muss man nämlich die 9) Vergl. Leuckart: Zoologische Bruchstücke, I, p. 34, Taf. A, Fig. 3 u. Brem- ser: Icon. Helminth., Tab, 44, Fig. 2. # Vergl. dessen Synopsis entoz., p. 481. ?) Ebenda, p. 483, bothriis tumidulis transversim costalis *) 8, dessen Zool, Bruchst. I. p- 68. °) Vergl. Dujardin: Hist. d. Helm. p. 621, Pl. 42, Fig. K und 1. 216 Ueberzeugung gewinnen, dass einige dieser Helininihen, wenn sie als Ammen den sterilen Zustand verlassen und fortpflanzungsfähig werden, zugleich eigenthümliche Veränderungen in der Form und Organisation ihres «Kopfendes erleiden. Bei diesen Veränderungen werden häufig Organe des Kopfes von den alternden Ammen ‚abgeworfen, was man sehr leicht an dem Rüssel vieler Taenien beobachten kann, der bei den jungen Ammen mit vollständigem Hakenkranze besetzt ist, während der letztere bei älteren Individuen ‚theilweise ‘oder gänzlich. verloren geht. So scheint aucb bei der Umwandlung des Scolex polymorphus in einen Bothriocephalus coronaius der centrale Saugnapf am. Kopfe zu schwinden. Ebenso werden aber auch umgekehrt bei manchen Cesto- den gewisse Theile des Kopfes der alternden Amme sich erst nach und nach entwickeln, und so.glaube ich, dass die vier Paar gegabelten, nach rückwärts gerichteten Haken den älteren Individuen des Bothr. coronatus angehören, und die jüngeren Individuen als Bothr. uneinatus nur erst die Rudimente derselben an sich haben, welche aus vier über den Saugscheiben angebrachten Anschwellungen als einfache Haken hervorwachsen und sich erst später gabellörmig_theilen '). Nachdem ich auf diese Weise den Weg angedeutet habe, auf wel- chein man den Scolex polymorphus bei seiner weiteren Entwicklung bis zum Bothriocephalus coronatus wird verfolgen können, wird man sich gewiss wundern, diese Cestodenamme von ‚Van Beneden u. Blan- chard in. die Entwicklungsgeschichte der Tetrarhynchen verflochten zu sehen °); ich werde den Irrthum, in welchen hier diese beiden: Natur- forscher verfallen sind, weiter unten näher zur Sprache bringen. Gryporhynchuspusillus Nordm. Dieser kleine Cestode ist gewiss die junge Amme irgend einer bewaffneten Taenie. Wahrscheinlich hat Nordmann bei Untersuchung dieses Thierchens zwischen Glasplatten die vier Saugvnäpfe desselben verschoben und sich durch die unbeachtet }) Man vergleiche die eben angeführten Abbildungen Dujardin's. Wahr- scheinlich hat auch Braun bei Anfertigung der Zeichnung des Kopfes sei- ner Taenia Rajae Batis (s. Rudolphi: Hist. entoz. Il. 2. p. 243, Tab. 40, Fig. 7 und 8) ein jüngeres Individuum des Bothriocephalus coronatus vor sich gehabt, denn die Papillen am. Kopfe erinnern ganz an Dujardin’s Beschrei- bung des Kopfes von Bothr. uncinatus: „ventouses oblongues etc. termi- nees en avant par une plaque brunätre en fer ä cheval, sur laquelle sont implantes deux crochets, forts et recourbes.“ Dass auch die Taenia corol- lata des Abilgaard (in den Schriften der naturf. Gesellsch. zu Copenhagen. Bd. I, Abth. 4, p. 57, Taf..V, Fig. 4), wie es Leuckart (Zool. Bruchst. 1. p- 31) bereits gethan hat, als ein jüngeres Individuum von Bothrioceph. coronatus betrachtet werden müsse, und nicht, wie es von Audolphi (Bist, entoz. II. 2. p. 64) geschehen ist, zu Bothriorhynchus corollatus gezählt werden kann, das wird jeder einsehen, der Abilgaard’s Beschreibung und Abbildung dieses Thieres mit erme vergleicht. ?), S. die Annales d. sc. nat. Tom. XI, 1849, p. 15 u. 431. | | 4 217 gelassene widernatürliche Lage dieses Saugapparates verleiten lassen, eine besondere Gattung aus dieser jungen Amme zu machen '). DithyridiumLacertae Val., welche Gattung von Rudolphi?) zuerst gegründet wurde und auf welche Valenciennes ’) von neuem wieder auf- merksam gemacht hat, ist nichts weiter als die ungegliederte, geschlechts- lose Amme einer waffenlosen Taenia. " Tetrarhynchus, Rud. Alle zu der Gattung Tetrarhynchus gezähl- ten Cestodenformen müssen als Ammen betrachtet werden, deren mehr oder weniger entwickelter Hinterleib nur erst im Darmkanal von Raub- fischen auswächst und durch Gliederung geschlechtliche Individuen er- zeugt. Die in dieses letzte Stadium der Entwicklung getretenen Tetra- rhynchusammen hat Rudolphi als Bothriocephali rhynchobothrii aufgeführt). Dibothriorhynchus Lepidopteri Blainv. ist ebenfalls nichts weiter als eine zu Tetrarhynchus gehörende Amme, an deren Kopfende statt vier Hakenrüssel nur zwei hervorgetreten sind). ' Anthocephalus Rud. Auch diese Gattung enthält Cestodenammen, welche sich von den Tetrarbhynehen nur dadurch unterscheiden, dass sie in Cysten eingeschlossen sind, und ihr Kopfende, wie die oben be- schriebene Taenienamme aus dem Arion empiricorum, in den Leib zu- rückgezogen haben. Es dürfte hier am Platze sein, auf eine junge eine auf- merksam zu machen, welche ihrer merkwürdigen Organisation des Kopfes wegen gewiss früher zur Aufstellung einer besonderen Helmin- ihengattung Veranlassung gegeben hätte. Ich fand nämlich im Jahre 4844 während meines Aufenthaltes zu Pola bei der Zergliederung einer Eledone moschata mehrere farblose und äusserst durchsichtige mikrosko- pische Körperchen von rundlicher Gestalt, von welchen einige frei in der Darmhöhle des genannten Cephalopoden lagen und andere zwischen den Darmhäuten desselben in runden Cysten eingeschlossen steckten. Bei oberflächlicher Betrachtung hatten diese Körperchen grosse Aechn- lichkeit mit der im eingezogenen Zustande befindlichen Echinococeus- brut, allein ich überzeugte mich bald, dass ich ganz etwas anderes vor mir hatte, da die kleinen Körperchen sich von Zeit zu Zeit etwas in die Länge zogen und zuletzt einen mit neun Saugnäpfen besetzten Kopf hervorstülpten. Im ausgestreckten Zustande zeigten diese Parasi- ") Vergl. Nordmann: Mikrograph. Beiträge, I, p. 404, Taf. VII. '#) Vergl, dessen Synops. ent., p. 558. ?) Vergl. Annal. d. sc. nat. Tom. II, 4844, p. 248, Pl. 5 oder Dujardin: Hist. nat, d. Helm., p. 632. 8. dessen Synops. entoz., p. 142. ®) Vergl. Blainvilie's Uebersetzung der bekannten Bremser'schen Schrift: Ueber lebende Würmer im lebenden Menschen, Paris, 4824, p. 515, Atlas. Appen- dice, Pl. II, Fig. 8. 218 ten einen viereckigen Kopf und einen diesen letzteren um das Doppelte an Grösse übertreffenden eiförmigen Leib, der sich‘ vom Kopfe durch eine schwache Einschnürung absetzte. Die neun Saugnäpfe des Kopfes waren kreisrund, sehr muskulös und auf folgende Weise angeordnet. Der grösste derselben nahm das Gentrum des Kopfes ein, während in jeder Ecke des letzteren je zwei kleinere Saugnäpfe hintereinander an- gebracht waren, von welchen die vier dem Centralnapfe näher gele- genen Saugmäpfe eine beträchtlichere Grösse besassen als die vier äusse- ren Saugnäpfe (s. Taf. XV, Fig. 44). Im Parenchyme des ovalen Hinter- leibes erblickte ich dic charakteristischen glasartigen Kalkkörperchen von rundlicher Form, zwischen welchen vier geschlängelte Wasserge- fässe, die mit einem kurzen gemeinschaftlichen Kanale am Hinterleibs- ende ausmündeten, hindurchschimmerten, so dass sich also diese klei- nen Parasiten deutlich als Gestodenammen zu erkennen gaben, welche mit Scolex polymorphus auf einer und derselben Stufe der Entwicklung standen. Ich hatte mich lange Zeit vergebens bemüht, die späteren Entwicklungsstufen - dieser Cestodenammen aufzufinden, bis ich im Jahre 4847 zu Triest Gelegenheit fand, im Darme eines Mustelus vul- garis eine Reihenfolge der verschiedensten Altersstufen von Bothrioce- phalus auriculatus Rud. kennen zu lernen, von denen mir die Kopf- form einiger jüngeren Individuen die’ in jener Eledone moschata beob- achtete Cestodenamme ins Gedächtniss rief. Verschiedene von mir untersuchte Exemplare dieses ausgezeichneten Bandwurms, dessen mannichfaltige Kopfformen von Zeuckart') und Bremser *) vortrefflich ab- gebildet worden sind, trugen auf jedem ihrer vier Kopflappen zwei Saugnäpfe von ungleicher Grösse. Der grössere dieser Saugnäpfe nahm immer die Mitte des Kopflappens ein, während der kleinere derselben den Rand des Lappens besetzt hielt (s. Taf. XV, Fig. 42). Ich konnte durch Vergleichung einer Menge Individuen dieses Bothriocephalus deutlich erkennen, dass diese anderen Helminthologen entgangenen Saugorgane nach und nach an den vier Kopflappen der älteren Indi- viduen immer undeutlicher werden und zuletzt ganz schwinden, und so möchte vielleicht der von mir in Eledone moschata aufge- fundene kleine Parasit die junge Amme des Bothrioceph. auriculatus gewesen sein, deren vier je zwei Saugnäpfe tragende Ecken des Kopfes allmählig zu vier dreieckigen Lappen auswachsen, auf welchen die Saugnäpfe späterhin verloren gehen, während der grosse centrale Saug- napf zwischen der Basis der vier Kopflappen schon früher verschwin- det. Meine Vermuthung ist gewiss keine zu gewagte, wenn man sich daran erinnert, dass viele andere Helminthen im Laufe ihrer Entwick- lung ebenfalls bedeutende Formumänderungen an gewissen Stellen ihres 1) S. dessen Zoolog. Bruchst. I. pag. } 2) S. dessen Icones Helminth. Tab. XII, Fig. 14— 19. 219 Körpers erleiden. Ich berufe mich zugleich auf den ausgezeichneten Helminthologen Leuckart, der in einem Briefe an Ad. Tschudi sich über dergleichen Metamorphosen der Helmintben schon sehr bestimmt ausge- sprochen hat }). Es kann übrigens der Hinterleib der Gestodenammen auch ausser- halb des Darımkanals eines Wirbelthieres sich zu entwickeln beginnen und sogar Gliederung erhalten, allein in diesen Fällen werden die Ge- schlechtswerkzeuge nie zur Ausbildung gelangen, die Glieder sich nie als geschlechiliche Individuen ausbilden und von den Ammen abtren- nen. Auf diese Weise bereitet sicb z. B. die unter dem Namen Bo- thriocephalus nodosus früher bekannte Amme des Schistocephalus di- morphus Crepl. in der Leibeshöhle der Stichlinge zu ihrer. weiteren Entwicklung vor, welche aber nur im Darmkanale der Wasservögel vollendet wird. Ganz ähnliche sterile Ammenzustände stellen die in der Bauchhöhle der Cyprinen und Salmonen vorkommenden Ligulaarten dar, deren Hinterleib durch Wachsthum der Entwicklung der Geschlechts- werkzeuge weit voraneilt, aber erst nach einer Ueberwanderung im Darmkanale von Raub- und Wasservögeln seine Geschlechtsreife er- langt’). Auch eneystirte Gestodenammen wachsen zuweilen heran und Am ) Vergl. Ad. Tschudi: Die Blasenwürmer. Die am Schlusse dieser Abhand- _ lung abgedruckten Worte Leuckart's lauten: „Die Taenia Solium des Men- schen z.B. verliert ihren Hakenkranz mit der Zeit. Bei Echinorhynchus poly morphus Brems. fallen nicht allein im Alter die Stacheln des Rüssels ab, und dieser wandelt sich in eine blasenähnliche Verdickung um, sondern auch die Stacheln an dem vorderen Theile des Körpers verlieren sich all- = mählig ganz. Bei Bothriocephalus Echeneis Leuck. beobachtete ich, dass die vier gefächerten Sauggruben bei alten Exemplaren allmählig in Lappen zerlallen. Alle diese Erscheinungen, denen ich noch andere zufügen könnte, stelle ich mir als rückschreitende Metamorphosen dar, die in dem Leben und der Natur dieser Thiere ihren Grund finden, und denen sie in einer bestimmten Altersperiode unterworfen sind.“ =) 0b der Bothriocephalus plicatus hier auch angeführt zu werden verdient, oo will'ich dahin gestellt sein lassen, doch scheint es mir fast, als ob die - Ammen dieses Bandwurmes bei ihren Wanderungen zwischen die Darm- häute des Schwertfisches gerathen und hier zwar weiter auswachsen kön- nen, aber nicht eher geschlechtliche Individuen hervorzubringen im Stande seien, als bis sie in die Darmhöhle desselben Fisches eingedrungen und sich - hier längere Zeit aufgehalten. Daher die in den Schwertfischen beobachte- - — den Durchbohrungen des Darmes, welche von diesem Bandwurme: her- rlhren, eher mit dem Bestreben desselben, in den Darm einzuwandern, als mit den Bemühungen, denselben zu verlassen, zusammenhängen mögen. Man vergleiche hierüber Creplin’s Beschreibung in seinen Novae observa- tiones de entozois, p. 87. Die von Redi (De animaleulis vivis quae in cor- poribus animalium vivorum reperiuntur, p. 244, Tab. XIX, Fig. 3), von Rudolphi (Synops. entoz. p. 474, Tab. III, Fig. 2) und Bremser (Icon. hel- minth. Tab, XII, Fig. 4) dargestellten Individuen dieses interessanten Band- un, 220 erhalten einen mehr oder weniger gegliederten Leib ohne Geschlechts- werkzeuge; in einem solchen Zustande findet man nicht selten Ammen von Triaenophorus nodulosus, Taenia longicollis und ocellata in Cysten der Leber verschiedener Fische. Auch unter den Tetrarhynchen kom- men Ammen vor, welche frei oder eneystirt im Muskelfleische und in verschiedenen Organen gewisser Fische ziemlich heranwachsen und Gliederung erhalten, von welchen sich aber nie, so lange sie an Ort und Stelle bleiben, geschlechtliche Individuen abtrennen. Dergleichen Tetrarhynchen sind von Rudolphi theils in die Gattung Gymnorhynchus theils in die Gattung Anthocephalus alsbesondere Artformen gestellt worden. Verschiedene Cestodenammen erleiden, nachdem sie ohne Errei- chung des für sie bestimmten Darmkanals in Wirbelthiere eingewandert sind, eine sehr merkwürdige Veränderung, indem ein Theil ihres Kör- pers durch Ansammlung von Iymphatischer Flüssigkeit sich blasenför- mig ausdehnt. Es kann diese hydropische Ausdehnung entweder am Vorderleibe, oder, was noch häufiger geschieht, am Hinterleibsende zu Stande kommen, wobei das Wachsthum des übrigen Körpers der Amme mehr oder weniger gehemmt bleibt. Da solche hydropisch geworde- nen Cestodenammen als besondere Gattungen und Arten der Helmin- then beschrieben, ja sogar als Vermes eystiei zu einer besonderen Hel- mintbenordnung erhoben worden sind, so werden wir auch diese, keine selbständige Artforın repräsentirenden Blasenwürmer fortan aus dem Helminthensysteme zu streichen haben‘). Nur diejenigen hydro- pischen Cestodenammen werden wir noch isoliert aufführen müssen, deren übrige Entwicklungszustände, in. welchen sie zur Erzeugung geschlechtlicher Individuen fähig werden, wir bis jetzt nicht kennen gelernt haben. “Es drängt sich nämlich bei genauerer Untersuchung dieser stets geschlechtslosen Blasenwürmer die Frage auf, ob sich diese eigenthümlich umgeformten Cestodenammen überhaupt nicht mehr fort- pflanzen können oder ob ein solcher hydropisch entarteter Bandwurm auf irgend eine Weise Nachkommenschaft hinterlassen. kann. Bei meh- reren dieser Blasenwürmer wissen wir aus Erfahrung, dass sie wirk- lich in diesem Zustande obne Nachkommenschaft untergehen ®). Andere ” wurmes waren ihrem schmalgliederigen und kurzem Leibe nach gewiss nur auf der Wanderung betroffene oder erst kürzlich in den Darm des Schwertfisches übergewanderte Individuen, während das von Creplin (a. a. O., Tab. II, Fig. 42) abgebildete Exemplar des Bothrioceph. plicatus mit sehr gestrecktem Leibe und nach hinten stärker entwickelten Gliedern wohl schon längere Zeit im Darme dieses Fisches gelebt haben wird. Dieses Schicksal, aus dem Systeme abtreten zu müssen, hat den Blasen- würmern schon 4842 Steenstrup (über den Generationswechsel, p. 414) vorausgesaßt. Ich habe mich schon früher (in Wagner's Handwörterb. d. Physiol., Bd. Il, p- 676) über dieses Untergehen der Blasenwürmer ausführlich ausgesprochen. => 221 Blasenwürmer dagegen bringen unter gewissen Verhältnissen durch Knospenbildung junge Ammen oder durch Gliederung geschlechtliche Individuen hervor. So weit wir mit der Geschichte der bisher als Blasenwürmer be- trachteten Bandwurmformen bekannt geworden sind, lässt sich folgen- des in Bezug auf ihre Verschmelzung mit den übrigen Cestoden fest- stellen. Die von Rudolphi zur Gattung Anthocephalus gestellten Helminthen können als Blasenwürmer gar nicht in Betracht gezogen werden, ob- gleich dieser Helminthologe allen Acanthocephalen eine Schwanzblase zugeschrieben hat. Es sind diese Schmarotzer, wie schon oben be- merkt worden ist, nichts weiter als eneystirte Ammen von Tetrarhyn- chen, deren Hinterleib durch Aufnahme des zurückgezogenen Kopfendes mehr oder weniger ausgedehnt ist, und in diesem Zustande von Rudol- phi für eine Schwanzblase angesehen wurde. Nur der Anthocephalus maerourus besitzt hinter dem Halse eine blasenförmige Erweiterung, welche wohl nicht einmal als eine krankhafte hydropische Anschwel- lung, sondern nur als eine einfache von dem zurückgezogenen Kopfe und Halse herrührende, aber nach deren Hervorstülpung nicht ver- schwindende Ausdehnung des Vorderleibes betrachtet werden kann. Die ganze Gattung Cysticercus dagegen besteht aus hydropisch entarteten Taenienammen, von denen der eneystirte Cysticercus fascio- laris aus der Leber der Murinen wie die in Cysten eingeschlossenen Ammen von Triaenophorus nodulosus, Taenia longicollis und ocellata stets einen deutlich gegliederten Leib erhält, der oft sehr lang aus- wächst und so die Schwanzblase oft ganz in den Hintergrund drängt. Die Identität dieses Blasenwurms mit Taenia crassicollis aus dem Darme der Katzen wird Jedermann. erkennen, der die Form und Zahl der Haken des Hakenkranzes, die unverhältnissmässige Grösse des Kopfes, die Stellung der vier Saugnäpfe, die Kürze und Dicke des Halses, und die Umrisse der Glieder dieser beiden Cestoden miteinander vergleicht. Es wird diese mit einer Schwanzblase behaftete Cestodenamme, ähn- lich wie die Amme von Schistocephalus dimorphus, nicht eher geschlecht- liche Individuen erzeugen können, als bis sie in den Darmkanal eines anderen Wirbelthieres übergewandert ist. Nach Blanchard’s Annahme wäre zwar eine solche Ueberwanderung des Cysticereus fasciolaris aus der Leber der Mäusearten in den Darmkanal der Katzen zur Erlangung der Geschlechtsreife nicht nöthig, da derselbe glaubt‘), dass dieser geschlechtslose Cysticereus der von Diyjardin entdeckten und im Darme von Mus decumanus, Mus pumilus und Myoxus nitella wohnenden ge- schlechtlichen Taenia murina angehöre, was jedenfalls unrichtig ist, in- dem, abgesehen von den verschiedenen Grössenverhältnissen beider Band- ’) Vergl. Annales d. sc. nat. Tom. X., 1849, p. 348. Zeitschr. f, wissensch. Zoologie. Il. Bd. 15 222 würmer '), auch die Formen des Kopfes von Cysticereus fasciolaris und Taenia murina sehr grosse Verschiedenheiten zeigen. Kopf und Hals des ersteren sind nämlich gleich breit, der Hals der letzteren dagegen setzt sich gegen den breiteren Kopf durch eine Einschnürung deutlich ab. Blanchard hat es sich, wie man sieht, bei der Deutung der Cysti- cercusarten zu bequem gemacht, wenn er dieselben geradezu mit den- jenigen Taenien zusammenwirft, welche mit ihnen ein und dasselbe Thier bewohnen, denn auch den Gysticercus pisiformis aus der Leber des Hasen leitet dieser Helminthologe, ohne weit zu suchen, von der im Darme desselben Nagers einheimischen und unbewaflneten Taenia peec- tinata ab. Um diese Ableitung zu rechtfertigen beruft sich Blanchard bei Cysticercus pisiformis auf den Mangel des Hakenkranzes, obgleich keinem einzigen Cysticercus dieser Hakenapparat ursprünglich fehlt, und derselbe auf der von Blanchard selbst eitirten, diesen Blasenwurm betreffenden Abbildung Goeze’s deutlich genug dargestellt ist?) Blan- chard bildet zwar selbst einen Gysticercus pisiformis ohne Hakenkranz ab°), den derselbe wol nur übersehen hat; die verschiedenen, oft als sehr hübsch in die Augen fallenden helminthologischen Abbildungen Blanchard’s sind überhaupt trotz der riesenhaften Vergrösserung im Detail mit wenig Sorgfalt ausgeführt, so vermisse ich auch an dem Cysticereus fasciolaris, dessen Kopf Blanchard stark vergrössert gege- ben hat‘), den ausgezeichneten Hakenkranz dieses Blasenwurms. Ich will hiermit nicht in Abrede stellen, dass nicht etwa eine bewallnete Taenienamme durch Metamorphose in eine unbewaflnete, geschlecht- liche" Taenie übergehen könne, ich selbst habe schon auf solche Meta- morphosen der Cestoden aufmerksam gemacht, auch hat Zeuckart wirk- lich einmal einen Cysticereus pisiformis ohne Hakenkranz angetroffen °), Letzterer vermuthet aber wol mit Recht, dass hier die Haken in Folge des vorgerückten Alters abgefallen sein konnten. Jedenfalls wird man sich zu hüten haben, bei dem Zusammenstellen der geschlechtlichen Cestoden und ihrer Ammen nicht nach dem nächsten besten Ohjecte “ zu greifen, weil sonst ohne eine möglichst ausgedehnte Berlicksichtigung aller Lebens- und Organisationsverhältnisse der zusammenzustellenden Helminthen der Willkühr Thür und Thor geöffnet wird. Ich habe übrigens "Grund zu glauben, dass mit Ausnahme des Gysticercus fasciolaris und vielleicht auch des ysticercus erispus keine andere zu einem Blasenwurme ausgeartete Cestodenamme sich aus ihrem !) Nach den Massangaben Dujardin’s (Hist. nat. d. Helm., p. 565 u. 63%) be- trägt der Querdurchmesser am Kopfe von Taenia murina 0,32”, der des Kopfes von Cysticercus fasciolaris dagegen 2 bis 3", 2) Vergl. Goeze: Naturgeschichte der Eingeweidewürmer, Taf. 48 B, Fig. 7. 3) Vergl. Cuvier: Regne animal. Atlas. Zoophytes. Pl. 41, Fig. fa. *) Ebenda, Fig. 2 a. ®) S. dessen Zoolog. Bruchst. III. p. &. 4 223 hydropischen Zustande je wieder so weit zurückbilden kann, um noch zur ‘Hervorbringung geschlechtlicher Individuen tauglich zu werden. Ehe ich die Gründe, welche für diese Vermuthung zu sprechen schei- nen, näher auseinander setze, will ich dasjenige, was mich die Unter- suchungen einiger Exemplare des sonderbaren Cysticercus crispus gelehrt haben, hier noch vorausschicken. "Der von Rudolphi-zuerst als Cysticereus crispus beschriebene, zwi- schen der Rippenpleura von Lemur Mongoz lebende Wurm verdient nach dem Aussehen der Exemplare, welche ich vor mir habe, kaum zu den Blasenwürmern gezählt zu werden. Der zwei bis drei Zoll lange Leib „ meiner Exemplare gleicht ganz einer ungegliederten und geschlechts- losen Ligula, mit dem Unterschiede, dass die Ränder des vorderen Theiles dieses platten bandförmigen Leibes von Cysticere. erispus aus- _ serordentlich stark gekräuselt erscheinen. Bremser hat diesen soge- - nannten Blasenwurm nicht Nase sondern nur Fragmente seines . gekräuselten Vorderleibes abgebildet‘). Was Rudolphi als Vesica cau- an diesem Cysticereus bezeichnete, ist der kaum oedematös, am - allerwenigsten blasenförmig ausgedehnte, gekräuselte Vorderleib dieses Helminthen ®). Der ’ bis 4 Zoll lange Hinterleib ist bei allen meinen Exemplaren gegen den drei bis vier Linien breiten Vorderleib sehr schmal und kaum eine Linie breit. Derselbe erscheint nicht wie der - Vorderleib gekräuselt, sondern besitzt glatte Ränder, welche rinnen- : förmig aneinander liegen. Dieser schmale, bandförmige Hinterleib, der mit einer kleinen parenchymatösen Verdickiuig endigt, zeigt noch da- dureh ein ganz eigenthümliches Ansehen, dass derselbe vielfach schrau- benförmig um seine Längsaxe gedreht ist. Sämmtliche acht Individuen des von mir untersuchten Cysticercus erispus, in deren langgestreck- _ tem, bandförmigen Leibe sich nirgends Geschlechtsorgane entdecken liessen, "waren mit ihren schraubenförmigen Hinterleibern durch Binde- _ gewebe des Wohnthieres so innig ıiteinander verwebt, dass ich nur ‚ein Paar derselben ımit grosser Mühe ohne Verletzung ibohreh konnte. "ganze Masse dieser zusammenhängenden Helminthen hatte für mich u so fremdartiges Ansehen, dass dieselben, wenn nicht aus ‚dem einen Individuum der kolbige Kopf mit den vier Saugnäpfen und einem ausgezeichneten Hakenkranze hervorgeragt hätte, nimmer als ‚Cestoden von mir erkannt worden wären. or Was die übrigen Arten von Cysticercus betrifft, so zeigt die hy- dropische Anschwellung ihres Leibes einen so hohen Grad der Aus- Bersn.'« ) 8. dessen Icones Helminth., Tab. 47, Fig. 48—20 oder die Copien hiervon in Tschudi: die Blasenwürmer. Taf. 4, Fig. 41 u. 12. ?) Vergl. Rudolphi: Synops. entoz,, p. 549, wo es heisst: „Vesica caudalis vel longa tenuis; comipressa, crispa; vel etiam brevior et simul latior, in plu- rimas partes transversas, varias, passim divisas, undulalas et crispas desinens. 15* 224 dehnung, dass sich schon hieraus schliessen lässt, diese Blasenwürmer werden nicht mehr die Fähigkeit erlangen: können, durch Gliederung geschlechtliche Individuen hervorzubringen. Der ganze Leib derselben erscheint bei diesen Cyslicercen durch die Anhäufung von Flüssigkeit zu einer Blase ausgedehnt, welche je nach den Arten dieser Helmin- then eine runde, querovale, längsovale oder röhrenförmige Gestalt an- genommen haben. Trotz der starken Ausdehnung der Leibeswandun- gen haben sich in dieser sogenannten Schwanzblase nach allen Rich- tungen hin Muskelfasern entwickelt, wodurch dieselbe sehr lebhafte Krontactionen äussern kann. Die Auseinandertreibung der Leibeswan- dungen ist durch die Ansammlung der hydropischen Flüssigkeit oft weit bis in den Hals dieser Cestoden hinauf erfolgt, wobei sich nicht selten unregelmässig gestaltete Stücke des Körperparenchyms von allen Seiten der Leibeswandungen losgetrennt haben und in Form von Flocken oder Kolben, an bald längeren bald kürzeren Fäden hängend, in das Wasser der Schwanzblase frei hinabragen. Diese vom Halse der Gysti- cercen herabhängenden und im Wasser der Schwanzblase flottirenden Körperparenchymstücke haben schon öfters die Aufmerksamkeit derje- nigen Helminthologen auf sich gezogen, welche durchaus Fortpflan- zungsorgane in den Blasenwürmern suchen und finden zu müssen glaubten. Der Hals der Cysticercen wächst bald kürzer bald länger röhrenförmig aus, und erhält dabei viele Querwurzeln, durch welche er geschickt wird, sich sammt dem Kopfe in sich selbst zurückzuzie- hen. Eine sehr charakteristische Erscheinung dieser Blasenwürmer ist die ausserordentliche Menge von glasartigen Kalkkörperchen, welche sich nach und nach im Parenchyme des Halses anhäufen'). Die Form dieser Kalkkörperchen ist je nach der Art der Cysticercen bald rund- lich, oval, bald scheibenförmig, und verdiente näher berücksichtigt zu werden, um mit deren Hülfe unter Vergleichung der Form der Saug- näpfe und Haken am Kopfe die Arten der Blasenwürmer sicherer fest- stellen zu können, da die Gestalt der Schwanzblase, welche bis jetzt zur Bestimmung der Art den Ausschlag geben sollte, sehr wandelbar ist, je nachdem eine und dieselbe Cysticercusart in einer engen Cyste eingeschlossen, oder frei in einer natürlichen Höhle ihres Wohnthieres zum Wachsthum gekommen ist; auch die Weichheit, Festigkeit oder Nachgiebigkeit eines Organes, ja-selbst die Struktur desselben, inywel- chem sich dergleichen der Entartung unterworfene Cestodenammen ein- genistet haben, tiben einen gewissen Einfluss auf dieForm der Schwanz- blase der Cysticercen aus. So erhält z. B. die Cyste des Cysticercus cellulosae innerhalb des Muskelfleisches der Säugethiere und des Men- ') Vergl. Gulliver: Observations on the structure of the Entozoa belonging to the genus Cysticercus, in den Medico-chirurgical Transactions. London, h| 1844, Vol. 24, p. 2, PL. I. 225 schen immer eine in der Richtung der Muskelfasern liegende, länglich ovale Form, nach der sich die Schwanzblase des in ihr eingeschlosse- nen Cysticercus richtet. In der Leber dagegen nimmt die Cyste des- selben Blasenwurms eine mehr rundliche Gestalt an, und im weichen Gehirne wächst dieselbe sehr häufig buchtig aus, ja erhält zuweilen ganz enge röhrenförmige Einschnürungen, wodurch die in der Cyste verborgene Schwanzblase zuweilen aus mehreren Blasen zusammenge- setzt zu sein scheint. Dergleichen nur durch Lokaleinflüsse in ihrem gewöhnlichen Ansehen veränderten Blasenwürmer sind schon oft als besondere neue Arten beschrieben worden. Dass diese zu Cysticereus ausgearteten Cestodenammen, ohne Nach- kommenschaft hervorgebracht zu haben, untergehen, das lehren uns eine Menge Fälle, in welchen die Cysten dieser Cysticercen verödet gefunden wurden. Der Inhalt einer solchen verödeten Blasenwurm- eyste besteht aus einer weichen käseartigen oder kreidigen Masse, zwi- schen welcher oft noch die collabirte, von aller Flüssigkeit entleerte Schwanzblase und der verschrumpfte Hals mit dem Kopfe des abge- storbenen Wurmes entdeckt werden kann. Hat aber die Zerstörung des Gysticercus schon eine geraume Zeit gedauert, so findet man die Ueberreste desselben in dem tuberkulösen Inhalte der Cyste kaum mehr heraus, so dass man nur durch Wahrnehmung einzelner Häkchen des zerfallenen Hakenkranzes das frühere Vorhandensein eines Cysti- cercus in einer solchen verödeten Cyste mit Bestimmtheit erschliessen kann). Untersucht man den Inhalt einer verödeten und verkreideten Blasenwurmeyste mit dem Mikroskope genauer, so entdeckt man in _ demselben ausser den Spuren eines Hakenkranzes noch eine unzählige Menge glasartiger Körperchen von unregelmässiger Gestalt. Es lösen sich diese krystallinischen Körperchen, welche in ihrem Aussehen ganz an die im Halse der Cysticercen abgelagerten Kalkkörperchen erinnern, auch ebenso wie letztere in Säuren unter Aufbrausen auf, woraus man den Schluss ziehen möchte, dass der Untergang der encystirten Gysti- cercen in Folge der ausserordentlichen Ansammlung von Kalksalzeu durch eine Art Verkreidungsprocess herbeigeführt werde. Anfangs scheint sich der Organismus dieser Blasenwürmer des durch Endos- mose aufgenommenen Ueberschusses von Kalksalzen entledigen zu kön- nen, indem er die oben beschriebenen glasartigen Kalkkörperchen in ‚das Parenchym des Halses ausscheidet. Diese unmittelbar in das Kör- perparenchym der Cestoden sich ablagernden Kalkkörperchen zeigen sich in Form und chemischer Zusammensetzung ganz jenen Körperchen analog, welche die Trematoden ausscheiden, aber durch das an ihrem ’) In diesem Zustande gleichen die verödeten Cysten des Cysticercus cellulo- sae ganz einem verkreideten Tuberkel. Vergl. Rokitansky: Handbuch der pathologischen Anatomie, Bd, II, p. 367 u. 839. 226 Hinterleibsende ausmündende Exeretionsorgan aus dem Körper zugleich auch fortschaffen können '). Durch diese Zufuhr ‚von Kalksalzen wird "mit der Zeit gewiss das Leben der Cysticercen gefährdet, in. deren Parenchym die Kalkkörperchen sich immer mehr anhäufen. Der Orga- nismus der Cystieercen wird nicht in demselben Masse, in. welchem der ihn umgebenden Ernährungsfeuchtigkeit Kalksalze zugeführt wer- den, diese assimiliren und ausscheiden können. Die Ernährungsfeuch- tigkeit wird sich auf diese Weise immer mehr mit Kalksalzen impräg- niren und zuletzt zur Erhaltung eines Cysticereus ganz untauglich wer- den. Es werden sich dann mit dem Absterben desselben zugleich in dessen äusserer Umgebung die überschüssigen Kalksalze krystallinisch niederschlagen und so den, Verkreidungsprocess vollenden. Der als Coenurus cerebralis vielfach berüchtigte Blasenwurm ist ebenfalls eine hydropisch gewordene Taenienamme, welche sich. von Gysticercus durch ihre Vielköpfigkeit unterscheidet. Es wächst nämlich die Schwanzblase des Coenurus unbegrenzt fort, wobeissich durch innere Koospenbildung neue Ammenindividuen ebenfalls in unbegrenzter Menge bilden, welche sich jedoch von der gemeinschaftlichen Mutterblase nie- mals lostrennen, sondern nur nach aussen hervorstülpen können. Hier- durch zeigt der Coenurus cerebralis eine grosse Uebereinstimmung mit den gleichfalls viele Individuen tragenden Polypenstöcken. Man ‚möchte fragen, ob nicht auch Cysticercusarten durch eine Knospenbildung sich zu vermehren im Stande wären. Mir scheint.diese Frage in ‚soweit verneint werden zu müssen, als alle die: Beispiele, ” welche für eine solche Knospenbildung bei Cysticercus zu sprechen scheinen, keiner genaueren Untersuchung unterworfen worden sind, Die von Goeze angeführten Fälle, in, welchen bei Eysticercus fasciolaris innerhalb der Schwanzblase sich junge Blasenwürmer gebildet hätten, lauten zu unbestimmt, um einen Beweis für die Bildung junger Indi- viduen zu liefern ’). Von Cysticercus longicollis giebt Bremser auch nur an, dass er zuweilen äusserlich an der Schwanzblase ein bis drei junge Blasenwürmer mittelst kurzer Stiele habe herabhängen sehen, ohne die Köpfe derselben bemerkt zu haben °). Die Abbildungen, welche Bremser später von diesen mit Jungen besetzten Blasenwürmern des Cysticereus longicollis, geliefert hat *), lassen an. diesen. vermeintlichen Jungen eben- ') Vergl. mein Lehrbuch d. vergl. Anatomie, p. 139. Ich habe die glasartigen Körperchen, welche sich in dem Exeretionsorgane eneystirter Drematoden oft ausserordentlich stark anhbäufen und dann bei auffallendem Lichte ‚ein kreideweisses Ansehen haben, mit Säuren geprüft und wahrgenommen, dass sie sich ebenfalls wie die Kalkkörperchen der Gestoden unter Luftent- wicklung gänzlich auflösen. : 2), Vergl. ‚Goeze: Naturgeschichte ete., p: 240 u..d. f. %) S. Bremser: Ueber lebende Würmer etc,, p. 62. #) S. dessen Icones Helminth., Tab. 17, Fig. 44 — AT. ‘ 227 falls keinen Kopf erkennen. Ebensowenig hat Rudolphi bei den zwei- bis dreiköpfigen Exemplaren des Cysticercus tenuicollis das Vorhanden- sein eines Kopfes an den überzähligen halsartigen Hervorragungen der Schwanzblase nachgewiesen '). Nur die an Cysticercus Talpae von Bends gemachten Beobachtungen lauten etwas bestimmter , indem derselbe an- giebt), dass er in der Schwanzblase mehrerer Individuen dieses Bla- senwurms knospenartige Hervorragungen von verschiedener Grösse be- merkt habe, von denen die kleineren obne irgend eine Spur von Hals und Kopf gewesen, während sich an den grösseren ein quergerunzel- ter Hals nebst Kopf entwickelt hätte. Die Echinoeoccusarten rühren jedenfalls auch: von einer Taenie her. Es besitzen aber diese Ammen trotz ihrer hydropischen Ausartung die Eigenschaft, unter gewissen günstigen Verhältnissen durch innere Knos- penbildung junge Ammen in unbeschränkter Zahl hervorzubringen, die sich von dem Mutterboden, auf welchem sie hervorkeimten, lostrennen und innerhalb ihrer Mutterblase frei umherbewegen können. Die Mutter- blase der Echinocoecen weicht in vieler Beziehung von der Schwanz- blase eines Cysticercus oder Coenurus ab. Dieselbe besitzt nämlich weder Hals noch Kopf und wird aus einer grossen Menge concentrisch übereinander geschichteter Häute zusammengesetzt. Von diesen stellt die innerste sehr zarte Haut, in. welcher überall die bekannten glas- _ arligen Kalkkörperchen eingestreut liegen, höchst wahrscheinlich das eigentliche zu einer Blase ausgedehnte Thier dar, während die übrigen äusseren aus einer homogenen, dem geronnenen Eiweisse ähnlichen - Masse bestehenden Blasenschichten vielleicht nur als, ein Sekret jener innersten Thierblase zu betrachten sind. Aus welchem Entwicklungs- stadium der Taenien diese hals- und kopflosen Echinococeusblasen her- vorgehen, darüber fehlen noch direkte Beobachtungen. Man darf der Analogie nach wol annehmen, dass es auch hier wieder junge Taenien- ‚ammen sind, welche hydropisch anschwellen und zwar in einem noch ‚höheren Grade als die zu Cysticercus und Coenurus ‚ausgearteten Tae- nienammen, indem nämlich bei den Echinococcen mit dem Hinterleibe zugleich der Hals und Kopf zu einer einzigen Blase auseinander getrie- ben worden ist. Bei einer solchen allgemeinen wassersüchtigen Aus- dehnu des ganzen Körpers werden mit dem allmähligen Verschwin-- : den des Kopfes auch die Saugnäpfe nach und nach schwinden und der Hakenkranz solcher Taenienammen verloren gehen. Nach, einer solchen Metamorphose wird nur die Anwesenheit der in den. blasenförmig aus- gedehnten Leibeswandungen dieser Ammen sich ausscheidenden charak- teristischen gläsartigen Kalkkörperchen es allein noch verrathen können, dass die früher als Acephalocysten bekannt gewesenen Echinoeoceus- ') Vergl.' Rudolphi: Synopsis entoz,, p. 545, Tab. III, Fig. 18, 2) Vergl./lsis, 4844. p. Bik. 228 blasen von Cestoden ihren Ursprung genommen haben. Noch bestimm- ter geben aber diejenigen Echinococeusblasen, welche zu der Fähigkeit gelangen, Ammenbrut zu erzeugen, ihre Verwandtschaft mit den Tae- nien zu erkennen. Diese Entwicklung junger Taenienammen geht im- wer auf der inneren freien Fläche der Echinococceusblasen vor sich, in- dem hier bekanntlich kleine birnförmige Blasen hervorsprossen, in welchen sich durch innere Knospenbildung die jungen Taenienammen in verschiedener Zahl entwickeln. Ich kann mich hier auf die schon mehrmals zur Sprache gebrachten Beobachtungen von Chemnitz), J. Müller’) und mir‘) berufen, denen ich jetzt noch die Beobachtungen von Wilson hinzufügen muss ‘). Die von dem Boden der Echinococcus- blasen entsprossenen blasenförmigen Knospen, in welchen die jungen Gestodenammen allmählig zur Entwicklung kommen °), bersten zuletzt, wodurch die Ammenbrut zwar frei wird, aber sich nicht sogleich in der Leibeshöhle der gemeinschaftlichen Mutterblase umherbewegen kann, da sie anfangs noch durch Stränge mit der Innenfläche der geborste- nen blasenförmigen Knospen zusammenhängt‘). Diese jungen Cestoden- ammen, welche man früher bald als die eigentlichen Echinococcen, bald als die Echinococeusköpfe betrachtet hat, gleichen sowohl im ein- gezogenen als auch im ausgestreckien Zustande einer jungen Taenien- amme, wie sie von mir aus der Lungenhöhle von Arion empiricorum uud von Dujardin aus dem Darme von Spitzmäusen beschrieben und abgebildet worden ist. Man erkennt deutlich, dass bei den in Echino- coccusblasen entstandenen Cestodenammen im eingezogenen Zustande, !) Vergl. Chemnitz: de hydatibus Echinoeocei hominis. 4837. *) Vergl. Müller's Archiv, 1836, p. CVI. °) Vergl. Burdach's Physiologie. Bd. 2, 1837, p. 483 und Wagner's: Hand- wörterbuch der Physiologie, Bd. II, p. 680, oder mein Lehrbuch der ver- gleich. Anat., p. AM. ‘) Vergl. E. Wilson: On the classification, structure and development of the Echinocoecus Hominis, in den Medico-chirurgical Transactions, Vol. 28, 1845, p. 2. ®) Vergl. Wilson a. a. O., Pl. I, Fig. 3. ®),S. ebenda., Pl. I, Fig, k oder Chemnitz a. a. O., Fig.X u. XI. Es ist sehr auffallend, dass R. Leuckart (in Wiegmann’s Archiv, A848, Bd. I, p. 49, Taf. II, Fig. I A und B) diese jungen Cestodenammen (die sogenannten Echinococcusköpfchen) unmittelbar mit ihrem Strange aus der Innenfläche der Mutterblase von Echinococeus Veterinorum hervorkeimen sah, während sie nach meinen Beobachtungen sowohl als nach den Beobachtungen ‘von Chemnitz, Joh. Müller und Wilson in kleinen, der Innenfläche der: Mutter- blase entsprossenden Bläschen sich entwickeln und erst durch das Bersten der letzteren frei werden. Eine Artverschiedenheit des Objectes kann der abweichenden Beobachtung Zeuckart’s nicht zum Grunde liegen, da sich nach meinen Untersuchnngen Echinococceus Veterinorum und Hominis in Bezug auf die Entwicklung der jungen Taenienammen ganz gleich verhalten. 229 wie bei den Taenienammen aus Arion empiricorum, es ebenfalls der Hinterleib ist, welcher durch den eingestülpten Kopf rundlich ausge- dehnt wird’). Der Hinterleib hat sich auch hier über den zurückge- zogenen Kopf sphinkterartig zusammengezogen und lässt an der zusam- mengezogenen Stelle eine Grube erkennen; dieser gegenüber befindet sich an der dem Hinterleibsende entsprechenden Stelle eine zweite Grube, welche zur Aufnahme des Stranges gedient hat, durch den diese Cestodenammen mit dem Mutterboden zusammenhingen. Ein beachtenswerther Umstand bei der Entwicklung dieser Cestodenammen in Echinococcus ist noch der, dass dieselben sich ursprünglich mit in den Leib zurückgezogenen Kopfe entwickeln. Von allen diesen Dingen muss Blanchard keine Ahnung gehabt haben, sonst hätte er wol die Brut von Echinococeus veterinorum, welche er in der Leber eines Schafes angetroflen, nicht als eine besondere Art, nämlich als Echino- . eoecus Arietis beschreiben ’) und abbilden ®) können. Der ganze Unter- schied beider Arten liegt aber nur darin, dass Blanchard die jungen Ammen von Echinococeus Veterinorum in der Leber eines Rindes im ausgestreckten, und in der Leber eines Schafes im eingezogenen Zu- stande beobachtet hat. Blanchard begeht ausserdem noch "das arge Versehen, dass er die vordere Grube, welche durch das eingezo- gene Kopfende sich an dem ausgedehnten Leibe der jungen Ammen gebildet hat, für einen Mund, und den vom eingestülpten Hakenkranze herrührenden Kanal für eine Art Verdauungshöhle hält, wobei er sich wundert, dass hier in der Mitte der Magenhöhle der Hakenkranz an- gebracht sei. Wie wenig richtige Begriffe übrigens Blanchard von der Struktur der Cestoden hat, geht noch daraus hervor, dass derselbe die glasartigen Kalkkörperchen, welche im Parenchym der jungen Cestoden- ammen sich so häufig ablagern, bei der Brut .des Echinococcus Vete- rinorum als globules betrachtet, von denen er sagt‘): „ce sont proba- blement les &l&ments qui constitueraient les canaux gastriques si Yani- mal etait plac& dans une condition favorable a son d&veloppement.‘ Nach Blanchard sollen also diese Kalkconcremente die Rolle von Bil- dungskugeln spielen ! Ob diese als Echinoeoceusbrut bekannt gewordenen Taenienammen jemals in den Zustand gerathen, geschlechtliche Individuen zu erzeu- ?) Man vergleiche meine Abbildungen (Taf. XIV, Fig. 1—3) der Taenienamme aus Arion empiricorum mit den Abbildungen der Taenienammen des Echi- nococcus Veterinorum und Hominis, welche Livois (Recherches sur les Echinocoques chez l’homme et chez les animaux, Paris, 4843) und Wilson (a. a. O.) geliefert haben. 2) Vergl. Annal. d. sc. nat. Tom. 40, p. 357 u. 360. ?) Vergl. Cuvier: Regne animal. Atlas. Zoophytes. Pl. 44, Fig. 4 u. B. ") Vergl. Annal. d. sc. nat. Tom. 10, p. 359 230 5 gen, ist schwer zu ‚beantworten. Die Möglichkeit einer weiteren Ent- wicklung könnte au ihnen jedenfalls nur dann eintreten, wenn sie zur Ueberwanderung in den Darmkanal eines Säugethieres Gelegenheit ge- , funden hätten. So lange diese Taenienammen ‘aber in ihren ‘Mutter- blasen oder in der Gyste derselben eingeschlossen bleiben, werden sie nur wieder junge Taenienammen hervorbringen können, indem sie durch hydropische Entartung in den Zustand von Tochterblasen übergehen. In dieser Eigenschaft liegt der Grund der ausserordentlichen Vermeh- rung, Anhäufung und Ineinanderschachtelung der Echinococeusblasen. Höchst wahrscheinlich verfallen die jungen Taenienammen in der Echi- nococcusblase wie ihre Mutter in denselben hydropischen Zustand, durch welchen ihr Hinterleib sammt Kopf und Hals zu einer einzigen Wasser- blase ausgedehnt wird. Diese wächst immer grösser heran und bringt durch innere Knospenbildung abermals junge Taenienammen hervor, die auf ‘gleiche Weise 'ausarten u. s. w. Diese unbegrenzte, für das Wohnthier sehr gefährlich werdende Vermehrungsweise der hydropi- schen Ammen kann hier und da durch einen ähnlichen Verkreidungs- process, wie er bei den Cysticercen beobachtet wird, zum Stillstand gebracht "werden. Will man den Versuch machen, die Vermehrungsweise der Echi- nocoecen mit der Fortpflanzungsart eines dem Generationswechsel unter- worfenen Helminthen in Einklang zu bringen, so ‘wird man sich an diejenigen Trematoden zu wenden haben, in deren Entwieklungsge- schichte die sogenannten Gercarienschläuche eine so wichtige Rolle spie- len. "Diese sowohl, ‘wie die Echinococcusbrut lassen sich als Ammen betrachten. In den geschlechtslosen, ammenartigen Cercarienschläuchen entwickeln sich aus Keimkörpern die bekannten Cercarien, welche sich zu geschlechtlichen Individuen ausbilden. Die diesen Gercarienschläu- chen entsprechenden Taenienammen der Echinococcen werden, wenn sie in den ihnen zusagenden Boden verpflanzt würden, gewiss auch geschlechtliche Individuen erzeugen, jedoch nur nach der den Gestoden- ammen eigenthtimlichen Weise, durch Gliederung und Quertheilung. Indem aber die Taenienammen der Echinococcen innerhalb ihrer Mutter- blase unter hydropischer Ausartung abermals Taenienammen hervor- bringen; gleichen sie auch hierin gewissen Cercarienschläuchen, welche statt Cercarien ebenfalls wieder Gercarienschläuche in ihrer Leibeshöhle zur Entwicklung bringen '). ’) S. die Beobachtungen von Steenstrup: über den Generationswechsel, p: 72, Taf. II, Fig. 2a und 2b. 231 Revision der Gattung Tetrarhynchus. Genus. Caput bothriis duobus instructum, proboscides quatuor unci- natas retractiles emittens. Diese aus Rudolphi’s Synopsis entnommene aber abgekürzte Diag- nose der Gattung reicht jedenfalls aus. ARudolphi hat die Bothria der Tetrarhynchen als „bipartita“ noch näher bezeichnet, ich habe mich jedoch überzeugt, dass diese Theilung der beiden Sauggruben nicht bei allen Arten Statt findet. Ebenso habe ich aus der Gattungsdiagnose der Tetrarhynchen Rudolph''s Worte „corpus depressum continuum“ weglassen zu müssen geglaubt, da der ungegliederte Leib nur dem geschlechtslosen Ammenstadium dieser Cestoden angehört und eine Gliederung des Leibes bei denjenigen Ammen eintritt, an welchen sich geschlechtliche Individuen entwickeln. Zur Feststellung der Tetrarhynchusarten wird man die Form und Organe des Kopfes der erwachsenen Ammen am meisten zu berück- sichtigen haben, weil sich an diesen Theilen die Artcharaktere am schärfsten aussprechen. In der Zusammenstellung der Synonymie habe ich hauptsächlich auf diejenigen Arbeiten Rücksicht genommen, welche ü Beschreibungen oder Abbildungen geliefert haben. Mira x 7 Tetr. macrobothrius, bothriis planiusculis longissimis costatis, pro- N Er boseidibus longis tenuibus filiformibus. a EI Zn : Von dieser Speeies sind bis jetzt fast nur auf der Wanderung be- e oder eneystirte Ammen bekannt geworden. Ob der Botlhrio- ‚ephalus bicolor Nord. als geschlechtlich entwickeltes Thier hierher ge- hört, muss ich noch unentschieden lassen. E Die ungegliederten Ammen finden sich theils frei, theils eneystirt ischen den Magen- und Darmhäuten von Chelonia Mydas, Cory- ena Hippuris, Scomber Sarda und Sepia oflieinalis, ferner in den chyme der Leber,, der Muskeln und anderer Organe bei Salmo ılar, Coryphaena Hippuris und Scomber Pelamis so wie in der Bauch- le der Coryphaena Equiselis. Die geglied ie gegliederten Ammen . entwickeln sich vielleicht im Dünndarme t, von Scomber Pelamis. ein; Bulletin des sciences par la, Societ philomatique. Paris, 4797, nr, 2, B 9, Tab, 2, Fig. A. Tentacularia. el e: Histoire naturelle des vers. Tom. II, p. 11—43 und 2. edit, p. 16— 48, Pl. XI, Fig. 2—3. Tentacularia Coryphaenae. Goese: Naturgeschichte der Eingeweidewürmer, p: 465, Taf. XII, Fig. 3—b ) Echinorhynchus quadrirostris. Tableau eneyclopedique. Helminthologie. Pl. 38, Fig. 23 A—C (icon, Goes.) Dersi Er; Rudolphi: Entozoorum historia naturalis. Vol.Il, P.4, p. 318, Tab. VII, Fig. 10— 42 (icon. Goez.). Tetrarhynchus appendiculatus. Ebenda, p. 320, Tab. VII, Fig. 3—9. Tetrarhynchus papillosus. Derselbe: Entozoorum synopsis, p. 430 und 451, nr. 6, Tab. II, Fig. 44. Tetra- rhynchus megabothrius. ‘ Ebenda, p. 131 und 453, nr. 7 und p. 689, nr. 86, Tab. II, Fig. 44—13. Tetrarhynchus macrobothrius. Ebenda, p. 131 u. 45%, nr. 8. Tetrarhynchus appendiculatus. Leuckart; Zoologische Bruchstücke, I, p. 52 u. 68, Taf. II, Fig. 33. Bremser : Icones Helminthum, Tab. XI, Fig. 46—49. Tetrarhynchus macrobo- thrius. Blainville im Dictionnaire des sciences naturelles. Tom. 57, p. 591. Tentacularia Coryphaenae u. p. 592. Tetrarhynchus appendiculatus. Planches. Ento- mozoaires. P]. 46, Fig. 2 (icon. Rudolph.) Tentaculaire papilleux. Guerin-Meneville: Iconographie de regne animal de G. Cuvier. Zoophytes. Pl. 43, Fig. 3. (icon. Rudolph.) Tentacularia Bosecii. I,amarck: Histoire naturelle des animaux sans vertebres, 2. edit, Tom. Ill, p. 635. nr. A u. 2. Tetrarhynchus appendiculatus und papillosus. Mayer: in Müller's Archiv. 1842, p. 243, Taf. X, Fig. 1—7. Ueber einen Einge- weidewurm von Testudo Mydas, Tetrarhynchus cysticus. Dujardin: Histoire naturelle des Helminthes, p. 551, nr. 5. Tetrarhynchus mega- bothrius. ? Linnde: Fauna sueeica, ed. 2, p. 505, nr. 2077. Fasciola barbata. Dieser von Rudolphi (Synops., p. 452) hierher gezogene Wurm aus dem Darmkanal einer Loligo vulgaris ist so unvollständig beschrieben, dass er sich nicht sicher bestimmen lässt. ? Diequemare in Rozier: Observations de Physique. Tom. 23, p. 336, Pl. II oder in Lichtenberg: Magazin, Bd. II, St. 3, p. 79, Taf. I, Fig. 4—3. Dieser, in einer Sepie aufgefundene Wurm, welcher von Rudolphi (Synops., p. 452) ebenfalls bei seinem Tetr. megabothrius erwähnt wird, ist so undeutlich beschrieben und abgebildet, dass sich eigentlich gar nichts aus ihm machen lässt. ? Nordmann: Mikrographische Beiträge, I, p. 99, Taf. VII, Fig. 6— 10. Bothrioce- phalus bicolor. Die Ammen von Tetrarhynchus macrobothrius sind vielfach unrich- tig aufgefasst worden. Die lang hervorgeschobenen zarten Rüssel der- selben rollen sich an der Spitze leicht um und bekommen, zumal wenn sie durch anklebende fremde Bestandtheile verunreinigt sind, dadurch ein keulenförmiges Ausehen; auf diese Weise ist Rudolphi (Histor. entoz.), der anfangs diesen Wurm nur aus Abbildungen Goeze’s und Tilesius’ kennen gelernt hatte, veranlasst worden, dem Tetr. appendiculatus vier „proboseides subelavatae“ und dem Tetr. papillosus vier „proboscides papilla terminatae“ zuzuschreiben. Später hat Rudolphi (Synops. entoz.) durch eigene Untersuchung die wahre Beschaffenheit der Rüssel dieses Tetrarhynchus richtig erkannt. Aber auch die beiden langgestreckten, flachen Sauggruben dieses Cestoden sind bis jetzt nur unvollkommen beschrieben worden. Beide Sauggruben werden nämlich rechts und 232 233 links von einer schwach erhabenen Längsleiste eingefasst und von zwei anderen auf ihrer Mitte nebeneinander herablaufenden ähnlichen Längs- leisten in zwei Hälften getheilt. Die beiden von den vier Längsleisten übrig gelassenen Mittelfelder der Sauggruben sind aber so schmal, dass sie die einzelnen Längsleisten an Breite kaum übertreffen, daher jedes dieser beiden Bothria das Ansehen einer aus sechs Längsstreifen zu- sammengesetzten Fläche darbietet'),. Ein anderer Umstand, der bisher an den Sauggruben dieses Tetrarhynchus übersehen worden ist, ver- dient noch hervorgehoben zu werden, da er wahrscheinlich Rudolohi veranlasst hat, die Sauggruben seines Tetrarhynchus megabothrius als „bothria biloba“ zu bezeichnen. Die beiden mittleren Längsleisten der Sauggruben gehen nämlich an ihrem unteren Ende bogenförmig in die ihnen zunächst gelegenen äusseren Längsleisten über, was ich auf kei- ner der oben citirten Abbildungen angedeutet finde. An einigen von mir untersuchten Exemplaren dieses Tetrarhynchus aus Coryphaena Hippuris sind übrigens die Längsleisten der beiden Sauggruben so schwach ausgeprägt, dass ich sie nur bei sehr sorgfältiger Betrachtung "herausfinden konnte, daher Goeze und Leuckart (a. a. O., p.53) diese Längsleisten an dem Tetrarhynchus appendiculatus gewiss nur über- sehen haben, zumal da Rudolphi (Synops, p. 454) von einem aus der Sammlung Goeze’s herrührenden Originalexemplare dieses Tetr. appen- dieulatus (Echinorh. quadrirostris, @oeze) die Bothria als „longa costata“ bezeichnet. Aus dem zuweilen abgesetzten Hinterleibsende des Tetr. macro- 'bothrius ragt sehr häufig, wie aus einer Grube oder kurzen Röhre, ein sehr schmächtiger, platter und an seinem freien Ende eingekerbter 3 Appendix von verschiedener Länge hervor, welcher wahrscheinlich spä- ter zu geschlechtlichen Gliedern weiter allawächet, Das Vorhandensein oder Fehlen, sowie die verschiedene Form dieses Anhangs, der mit den ; verschiedenen Entwicklungs- und Alterszuständen dieses Tetrarhynchus in inniger Beziehung steht, kann durchaus nicht, wie es bisher ge- schehen ist, zur Aufstellung einer besonderen Species berechtigen. In den Abbildungen, welche Mayer (a. a. 0.) von seinem Tetra- rhynchus cysticus aus einer Seeschildkröte gegeben hat, erkenne ich nichts anderes als eneystirte junge Ammen des Tetr. macrobothrius, deren Kopfende in den eingestülpten und blasenförmig ausgedehnten Leib zurückgezogen ist. Mayer erklärte diesen Wurm für einen Cystel- minthen und hätte insofern denselben zu der Gattung Anthocephalus Rud. ziehen müssen. Nach einer Darstellung Mayer’s (a. a. O., Fig. 5) kann dieser Wurm seine vier Rüssel aus dem eingestülpten Leib für sich allein hervorschieben. Ausserdem lässt sich aber an den Abbil- dungen Mayer’s die Art und Weise, wie das Kopfende der jungen Te- )) Vergl. Leuckart: Zool. Bruchst., I., Taf II, Fig. 33. 234 trarhynchus-Ammen in dem eingestülpten Leib verborgen steckt, nicht unterscheiden; ebenso wenig kann man an dem zurückgezogenen Kopf- ende die Längsleisten der Bothrien erkennen, dennoch muss man aus dern langgestreckten, oblongen, vom ausgedehnten Leibe umschlossenen Kopfumrisse schliessen, dass Mayer junge Ammen von Tetr. maerobo- thrius vor sich gehabt hat. Wenn ich den von Nordmann beschriebenen, im Duodenum von Scomber Pelamis (?) aufgefundenen Bothriocephalus bicolor als das mit geschlechtlichen Gliedern entwickelte Individuum des Tetr. macrobo- _ thrius betrachtet wissen möchte, so haben mich nicht der Fundort die- ses Bandwurms, sondern folgende Organisationsverhältnisse desselben zu dieser Meinung verleitet. Die Wülste und Rinnen nämlich, welche der Länge nach am Kopfe des Bothriocephalus bicolor herablaufen, lassen sich, besonders wenn man die von Nordmann (a. a. O., Fig. 9 und 40) dargestellten Querdurchschnitte des Kopfes zu Hülfe nimmt, recht gut auf die acht Längsleisten zurückführen, welche sich auf den beiden grossen Bolhrien des Tetr. macrobothrius herabziehen. Nord- mann erwähnt ausserdem, dass sich je vier dieser Längswülste an ihrem unteren Ende mit je vier anderen zunächst gelegenen Längswülsten bogenförmig vereinigen, was ganz an den Verlauf der Längsleisten auf den Bothrien des Tetr. macrobothrius erinnert. Das Flinterende des Kopfes von Bothr. bieolor wird als ein kurzer Cylinder beschrieben, in dem der gegliederte Hinterleib wie in einer Scheide eingefügt ist, Auch dieser Umstand lässt sich mit der Art und Weise, wie der Appen- dix (unentwickelte Hinterleib) aus dem Hinterende der Amme von Tetr. macrobothrius hervorragt, in Einklang bringen. Die Formab- weichungen, die sich sonst noch am Kopfe des Bothr. bicolor im Ver- gleiche zu Tetr. macrobothrius vorfinden, sind vielleicht nur durch Altersverschiedenheit beider Würmer zu Stande gekommen. Was end- lich die violette Färbung des Kopfes von Bothr. bieolor betrifft, so kann ich hierauf keinen grossen Werth legen, da sie leicht durch Zufall nach dem Tode dieses Bandwurms entstanden sein kann. Ich selbst’ habe einmal bei mehreren abgestorbenen Exemplaren des Echinorhynchus - Gigas, welche ich in Wasser längere Zeit aufbewahrte, diejenigen Stel- len ihres Körpers, welche vom Wasser unbedeckt geblieben waren, sich sehr intensiv indigoblau färben sehen. 2. Tetr. claviger, bothriis profundis subovatis bilocularibus, probosei- dibus brevibus clavatis. Diese Art, welche die Riesenform unter den Tetrarbynchen re- präsentirt, ist noch nieht mit geschlechtlichen Gliedern aufgefunden worden. vinse Als Fundort dieses Cestoden kennt man bis jetzt die Kiemen und 235 [2 Bauchhöhle des Xiphias Gladius, die Bauchhöhle und Leber der Cory- phaena Hippuris, die Kiemen und Magenhäute der Brama Raji, die Rückenhaut und Bauchhöhle des Lepidopus argyreus, die Darmhöhle von Lepidopus Gouanii, so wie auch die Leber eines Squalus. La Martiniere in der Voyage de la Perouse, Tom, IV, {Paris 1798, p. 4, Tab. 20, Fig. 9, 10. Einen in einem nicht näher bezeichneten Haifisch aufgefun- denen Wurm darstellend. Beide Abbildungen sind ohne Figurenerklärung eopirt in dem Dictionnaire des sciences naturelles. Planches. Entomo- zoaires.: Pl. 42, Fig. 6. Bose in dem Nouveau Bulletin de la Societe philomatique. 4811, p. 384, be- schreibt dasselbe Thier als Hepatoxylon Squali. ? Holten in den Skrifter af naturhistorie Selskabet. Bd. V. Die in diesen Schrif- "ten von Holten niedergeleste Beschreibung und Abbildung eines Tetra- ' orhynehus aus Lepidopus argyreus sind mir bis jelzt nicht zu Gesicht ge- - kommen. Vergl. Cuvier und Valeneiennes: Histoire naturelle des Poissons, =, Tom. VII, p. 232. Rudolphi: Synopsis entoz., p. 456, beschreibt dieses von La Martiniere ent- - _ deckte Thier als Tetrarhynchus Squali. Montagu in den Memoirs of the Wernerian natural history society. Vol. I, p. 84 Eehinorhynchus. Yarrell: History of british Fishes. Val. I, 4841, p. 200, enthält die Notiz von 5 Montagu über einen unter der Rückenhaut des Lepidopus argyreus, (Xipo- 0 Aheca teiradens Mont.) gefundenen Echinorhynchus. Rudolphi: Synopsis entoz., p. 129 u. 430, ferner p.448, nr. 2 u. 3. Tetrarhyn- _ ehus grossus und attenuatus, Tab. II, Fig. 9 u. 10 (Tetr. gross.). Leuckart: Zoolog. Bruchstücke, I, p. Bi u. 67, Taf. U, Fig. 32. Bothriocepha- ns luslelaviger. ' - Blainville: Traite zoologique et physiologique sur les vers intestinaux de ’homme par. Bremser. Paris, 1824. Appendice, p. 519, Pl. II, Fig. 8. Dibo- Eiger! riorhynchus. Kan selbe im Diclionnaire des sciences naturelles. Tom. 57, p. 539. Planches. 7 Entomozoaires, Pl. 42, Fig. 1. Dibothriorhynchus Lepidopteri (sie). Or lond: Atlas zu Blainville's Trait& zool. et phys. etc., p. 37, Pl. 14, Fig. 8 0 fieon. Blainv.). Bremser: Icones Helminth., Tab. XI, Fig. 14, 15. Tetrarhynchus discophorus. ‚Dietionnaire d. sc. nat. Planches. Entomoz., Pl. 42, Fig. 3, (icon. Rrems.). : Archiv für Anatomie und Physiologie. 4836, p. CVI. Tetrarhynchus _ allenuatus, ı in Ersch und Gruber’s Encyclopädie. Sect. I, Th. 32, p. 295. Tetra- rhynchus grossus. Lamarck: Hist. nat. des anim. sans vertebr. 2. edit. Tom. It, p. 586. Dibo- — ‚fhriorhynchus Lepidopteri. rin-Möneville: Iconographie. Zoophytes. Pl. 42, Fig. 4 (icon. Blainv.), _Dibothriorhynchus Lepidopi (sic). Blanchard in den Annal. d, sc. nat., Tom. XT, 1859, p. 132. e in Cuvier's Rögne animal. Atlas. Zoophytes., PI.40, Fig. 3. Tetrarhyn- 0 chus imegacephalus. Diese Species steht dem Tetr. megacephalus schr nahe und kann eigentlich nur durch die Form der Rüssel von ihr unterschieden wer- 236 den. Vielleicht sind beide Arten, wie schon Leuckart (a. a. O., p. 67) vermuthet, nur durch Alter und Grösse von einander verschieden. Tetrarhynchus claviger besitzt unter allen Tetrarhynchen die ver- hältnissmässig kürzesten und dicksten Rüssel, welche im hervorgestülp- ten Zustande eine kugelige oder keulenförmige Gestalt darbieten. Da der Tetr. claviger, wenn derselbe mit Teir. megacephalus eine Art aus- machen sollte, seiner Grösse und Länge wegen jedenfalls die älteren Individuen dieser Art in sich schliesst, so frägt es sich, ob nicht die ebenfalls ziemlich dicken Rüssel des Tetr. megacephalus bei den älte- ren Individuen im unvollständig hervorgestülpten Zustande eine rund- liche Form annehmen, die sich bei gänzlicher Hervorstülpung wieder verliert und in die ceylindrische Form übergeht. Ich kann hierüber nichts entscheiden, da die beiden mir vorliegenden, von einem Schwert- fische herrührenden Exemplare des Tetr. claviger zu lange schon in Weingeist erstarrt sind, um in dieser Beziehung näher untersucht wer- den zu können. Was die Sauggruben und Kopfform betrifit, so stimmen hierin die beiden genannten Arten sehr mit einander überein. Diejenigen Ver- schiedenheiten, welche man am Kopfe derselben hat’ herausfinden wol- len, rühren gewiss nur von den verschiedenen Contractionszuständen her, während welcher dieselben in Todesstarre übergegangen sind. Beide Arten haben sehr tief ausgehöhlte Sauggruben, welche durch eine schmale Längsscheidewand in zwei Hälften getheilt sind. Bei bei- den Arten sind diese ovalen Bothria von einem scharfen Rande umge- ben, der nach dem Tode dieser Cestoden zuweilen das Ansehen eines schlaffen, häutigen Saumes erhält. Es können diese sonst weit oflen- stehenden Sauggruben an manchen Individuen auch so zusammenge- zogen sein, dass eine jede Hälfte der getheilten Gruben einer schmalen Spalte ähnlich sieht. Der in gleicher Breite des Kopfes und von diesem kaum durch eine Einschnürung abgesetzte gleich breite Leib des Tetrarhynchus cla- viger erreicht eine Länge von A bis 1’ Zoll; derselbe zeigt nirgends ° eine Spur von Gliederung, sondern erscheint zuweilen nur quer ge- runzelt. Am abgerundeten Hinterende desselben ragt meistens ein schmaler, kurzer Anhang von unbestimmter Gestalt hervor. Nirgends ist äusserlich an diesem ansehnlichen Leibe eine Spur von Geschlechts- öffnungen zu unterscheiden; auch im Innern des Leibes verräth dieser Tetr. claviger seinen Ammenzustand, da auch ich so wenig als Müller (a. a. O.) etwas anderes als Muskelfasern in demselben wahrnehmen konnte. In welcher Weise diese CGestodenamme später geschlechtliche Individuen hervorbriugt, ist noch nicht beobachtet worden, wahrschein- lich stellt auch hier der kleine Hinterleibsanhang den ersten Ansatz der aus der Amme später hervorwachsenden geschlechtlichen Glieder dar. 237 In Bezug auf die Zusammenstellung der auf Tetr. claviger sich be- ziehenden Literatur habe ich folgendes anzuführen. An der einen miss- rathenen Abbildung des Tetrarhynchus, welchen Za Martiniere in einer Haifischleber entdeckt hat, erkennt man die kurzen, Keulenförmigen Rüssel doch ganz deutlich, auch hat schon Rudolphi (Synops., p. 457) darauf aufmerksam gemacht, dass man aus der anderen Abbildung, welche denselben Tetrarhynchus von oben betrachtet darstellt, auf das Vorhandensein von je zwei.verschmolzenen Sauggruben schliessen kann, was ganz zu den bothriis biloeularibus- des Tetr. claviger passt. Ver- gleicht man ferner den von Zeuckurt abgebildeten Tetr. claviger mit dem Tetr. discophorus in den Icones Helminth. Bremser’s, so wird man an der Form der dicken, abgerundeten Rüssel sogleich erkennen, dass beide Arten zusammengehören; auf gleiche Weise lässt sich auch der Tetr. attenuatus zum Tetr. elaviger ziehen, da Rudolphi demselben „proboscides breves, cylindricae obtusae“ zuschreibt. Eben solche plumpe, kugelige Rüssel machen sieh auch an dem Dibothriorhynchus bemerkbar, ‘welcher gewiss vier Rüssel besass, und nur zu der Zeit, als er von Blainville beobachtet wurde, zwei Rüssel hervorgestülpt hatte. Ich besitze einen Tetr.-claviger mit vier ausgestülpten, kugeligen Rüs- seln, welcher mit zwei Rüsseln von dem Dibrothriorhynchus Lepido- pteri, und ohne Rüssel von Teir. grassus, wie ihn Rudolphi abgebildet, nicht zu unterscheiden wäre. Dass auch der von Montagu im Lepido- " pus argyreus aufgefundene Ecehinorhynehus ein Tetrarhynchus claviger gewesen, der wahrscheinlich nur einen Rüssel hervorgestülpt hatte, glaube ich aus der kurzen Notiz entnehmen zu dürfen, welche Montagu in folgender Weise von seiner Entdeckung gibt: „On the head, beneath the skin, and along the root of the dorsal fin, were several of a spe- cies of Echinorhynchus, of a yellow colour, nearly two inches in length, ahd more than one-eigtli of an inch'in diameter: the proboseis short, with a round termination furnished with spines: the anterior end of the body sub - clavate, with a groove on each side: posterior part wrinkled, and obtusely pointed“. ‘Ob der von Holten in dem Abdomen desselben Fisches beobachtete Tetrarhynchus ebenfalls hierher gehört, konnte ich nicht mit Sicherheit entscheiden, da mir die oben eitirte Holten’s Beobachtung enthaltende Schrift zu einer näheren Vergleichung nicht zu Gebote stand. m 3. Tetr. ‚megacephalus, bothriis profundis subovatis biloularibus, pro- boscidibus grossis, subulatis antrorsum attenuatis. " Von dieser Art'sind bis jetzt nur unausgewachsene Ammen auf- gefunden worden, welche theils in der Bauchhöhle von Squalus stella- ris und Raja elavata, theils an den Kiemen, zwischen den Magenhäu- sen und in der Magenhöhle von Brama Raji lebten. Zeitschr, f. wissensch. Zoologie, II. Bd, 16 En 238 Rudolphi: Synopsis entoz., p. 129 u. 447, nr. 4. Tetrarhynchus megacephalus, Tab. II, Fig. 7 und 8, ferner p. 430 und 450, nr. A. ‚ Tetrarhynchus dis- cophorus. Leuckart: Zoolog. Bruchstücke, I, p. 51, Tab. Il, Fig. 34. Bothriocephalus la- biatus, und p. 68. Drummond in dem Magazine of natural history. Vol. II, 4838, p. 573, Fig. 28 u. 29. Tetrarhynehus solidus. Bellingham in den Annals of nat. hist., Vol.'XIV, 4844, p. 164. Teirarhynchus solidus. Dujardin: Hist. nat. des Helmintb., p. 550. Tetrarh. megacephalus und p. 551. Tetrarh. discophorus. Ueber diese Art habe ich mich schon bei Tetrarhynchus claviger näher ausgesprochen. Die dicken Rüssel sind kaum so lang als die Sauggruben und stehen schräge vom Kopfe ab. Der nur einige Linien lange und platte Leib ist meist etwas schmächtiger als der Kopf und nur undeutlich IRRE Die von. Rudolphi (a. a. O., Fig. 8) gelieferte Abbildung Fra Tetrarhynchusamme ist sehr charakteristisch, wenigstens stimmen meine von Squalus stellaris und Raja clavata herrührenden fünf Exemplare genau mit dieser Abbildung überein. Da Rudoiphi seinem Tetr. disco- phorus, dessen Sauggruben denen des Tetr. megacephalus gleichen, proboscides teretes zuschreibt, so.nehme ich keinen Anstand, diese beiden Tetrarhynchen miteinander zu verbinden. Dass der Tetr. dis- cophorus Rud, mit Bothriocephalus labiatus Leuck. identisch ist, wie Leuckart vermuthet (a. a. O., p. 68), leidet gewiss keinen Zweifel, dass aber dieser Helminthologe den mit pfriemenförmigen Rüsseln aus- gestatteten Tetr. megacephalus ‚Rud. für seinen kolbenförmige Rüssel tragenden Bothrioceph. claviger halten konnte, deutet wohl nur auf die sich vielleicht später noch herausstellende Verwandtschaft beider Arten hin, auf die ich oben bereits aufmerksam gemacht habe. Dujardin endlich hat auf die Unterschiede des Tetr. megacephalus und RE noch weniger geachtet, da er (a. a.0.) den Bothrioceph. labiatus Zeuck. mit dem Tetr. discophorus Brems. zu Teir. discophorus Rud. und den Bothrioceph. claviger Leuck. zu Tetr. megacephalus Aud. zieht, wodurch der- selbe die beiden von mir aufgestellten Arten gänzlich durcheinander mengt. k. Tetr. strumosus, bothriis planiusculis labiatis bipartitis, proboscidi- bus longis tenuibus basi inermibus, collo capite longiore in receptaculum sphaeroideum desinente. er Dieser Tetrarhynchus ist bis jetzt fast immer mit sehr lang aus- gewachsenem, bandförmigen Hinterleibe angetroffen worden, an wel- . chem nur selten eine Gliederung, niemals aber eine Entwicklung von Geschlechtswerkzeugen bemerkt werden konnte, Es entsprechen dem- nach die bis jetzt zu unserer Kenntniss gekommenen Entwicklungssta- ER, 17 Ze 239 dien dieses Tetrarhynchus 'dem als: Cysticereus faseiolaris bekannt gewordenen en Entwieklungszustande der Taenia ceras- sicollis. Als Fundorte dieses sehr merkwürdigen 'Cestoden sind aufzufüh- ren: das Muskelfleisch von Brama Raji und die Leibeshöhle der Trigla fasciata, des Trichiurus lepturus, des’ Zeus Faber und eines Sparus, wo dieser Wurm entweder frei am Peritoneum haftete oder in Cysten versteckt lag. Cwvier: Regne animal. Tom. Il, 1847, p. 48 u. 1830, p. 273 Scolex Gigas. Rudolphi: Synopsis entoz., p. 129 und 444. Gymnorhynchus reptans, ferner p- 178 u. 542, nr. & u. 5. Antliocephalus macrourus u. interruptus. Nitzsch in Ersch’ und Gruber’s Encyelopädie. Sect. I, Th. k, p. 259. Autho- cephalus macrourus und interruptus. Bremser: Icones Helminth. Tab, XI, Fig. 44—143. Gymnorhynchus reptans, u. Tab. XVIl, Fig. 4 u. 2. Anthocephalus macrourus, Vine. Briganti in den Atti della reale accademia delle scienze. Napoli, 4825. "vol. II, Part. 2, p. 79. De novo vermium intestinalium genere cui nomen 0 Balanoforus Spari descriptio. Tav. II, Fig. —5. Aus der höchst man- ‚gelhaften Beschreibung und Abbildung dieses Wurmes geht hervor, dass © Briganti nichts anderes als einen encystirten Tetrarh. strumosus vor sich gehabt. e inville im Dictionnaire d. sc. nat. Tom. 57, p. 590. Gymnorhynchus reptans, " Planches. Entomozoaires, Pl. 22, Fig. 2 und % (icon. Brems.) Gymnorh, = reptans und Anthoceph. macrourus. Creplin in Ersch' und 'Gruber’s Eneyclopädie. Sekt. I, Th. 32, p. 294 und 299. 0 0/Gymnorhynchus reptans und Anthocephalus macrurus. Lamarck: Hist. nat, des anim, sans vertebr.. 2, edit. Tom. II, p: 587. 'Gymno- rhynchus reptans. Bu in dem Edinburgh new philosophical Journal. April bis July, 4841, p- 9, Pl. I, Fig. —38. Gymnorhynchus horridus. j . Hist. nat. des Helminth. p. 548. Anthocephalts macrourus und in- u ferruplus, p. 553. Gymnorhynchus reptans. Blanchard in Cuvier's Regne animal. Atlas. Zoophytes. Pl. 40, Fig. 2. Floriceps 1, ,8accalus. (Eine sehr, unklare Abbildung.) ‚Ob in der von Milne Edwards ia herausgegebenen Voyage en Sicile, Vers (bearbeitet von Blanchard), _ PL4T, Fig. 2 und Fig. 2a, diese Abbildungen von Floriceps saccatus besser ausgefallen sind, weiss ich nicht, da mir dieses Werk bis jetzt nicht zu Gesicht gekommen ist. Bun ‚A in »}hhnG i 4. Da ich ‚diesen ‚meist mehrere ‚Zoll ‚langen Tetrarhynchus nur aus Abbildungen und: Beschreibungen ‘kenne, “so. bin. ich mit der wahren Beschaffenheit der beiden Sauggruben nicht ganz ins Klare gekommen, doch, scheint mir aus. der Vergleichung der verschiedenen Originaldar- stellungen dieses Cestoden heryorzugehen, dass die breiten und flachen Sauggruben desselben von wulstigen Lippen umgeben sind und durch einen ebenfalls wulstigen Vorsprung in zwei Hälften getheilt ‚werden. Durch einen gewissen Grad der Contraction dieser Wülste mag eine 16* 240 solche zweigetheilte Sauggrube zuweilen das Ansehen von zwei isolir- ten Bothrien erhalten, wodurch wahrscheinlich Rudolphi veranlasst wor- den ist, dem Gymnorhynchus reptans „bothria bipartita“ und dem vom eben genannten Wurme nicht verschiedenen Anthocephalus macrou- rus „bothria quatuor“ zuzuschreiben. Dass diese beiden von Rudolphi aufgestellten Helminthenarten zu einer und derselben Species gehören, darüber wird Niemand mehr zweifeln, der die von Bremser (a. a. 0.) gelieferten Abbildungen beider Arten vergleicht. Wahrscheinlich hat Rudolphi, wie schon Bremser selbst (a. a. O., p. 9) ganz richtig be- merkt hat, diejenigen Exemplare des Tetr. strumosus, welche nur den von Widerhaken entblössten unteren Theil der Rüssel hervorgeschoben hatten, für besondere Arten gehalten, und darauf die Gattung Gym- norhynchus gegründet. Die hinter dem Halse dieses Gestoden ange- brachte, blasenförmige Erweiterung des Leibes, in welche sich der ganze Kopf und Hals des Thieres zurückziehen kann, darf gewiss als ein spezifischer Charakter dieses Tetrarhynchus angesehen werden, da dieselbe keinem der von mir zu Teir. strumosus gezogenen Cestoden fehlt. Bei Anthoceph. interruptus, an welchem selbst der Gründer die- ser Art, Rudolphi (a. a. ©., p. 543), in Bezug auf Form der Rüssel und Sauggruben keinen Unterschied von Anthoceph. macrourus heraus- finden konnte, soll eine mehrmals eingeschnürte „vesica caudalis‘“ vor- handen sein. Es lässt sich aber gewiss die zunächst nach vorne ge- legene blasenförmige Abschnürung als die hinter dem Halse des Tetr. strumosus befindliche Erweiterung deuten, während die übrigen folgen- den Abtheilungen des Leibes des überdies nur 1Y Zoll langen Wurmes als Theile des noch wenig entwickelten Hinterleibs zu betrachten sind, da ja sogar der sehr lange, ungegliederte, mehr oder weniger band- förmige Leib des Anthoceph. macrourus von Audolphi für eine „vesica caudalis longissima‘“ ausgegeben wurde. Dass dieser bandförmige Theil der Amme sich mit der Zeit zu geschlechtlichen Individuen abgliedern wird, lässt sich an den von Goodsir (a. a. O., Fig. 6) untersuchten Exemplaren des Teir. strumosus wohl vorausbestimmen, indem dieselben bereits eine Gliederung des Leibes zu erkennen geben. Nach der Be- schreibung desselben Naturforschers (a. a. O., p. 44) steckt dieser Wurm in einer doppelhäutigeu Cyste, welche naeh der einen Seite hin in eine der Länge des bandförmigen Hinterleibes entsprechende Röhre ausläuft. Da an dem von Blanchard (a. a. O.) als Floriceps saccatus abgebildeten Cestoden auch nicht die geringste Spur eines Tetrarhyn- chuskopfes zu erkennen ist, so vermuthe ich, dass hier nur die Cyste eines Tetrarhynehus strumosus dargestellt wurde, dessen langgestreck- tes Hinterende Blanchard für das Kopfende des Tetrarhynchus genom- men hat. 241 5. Tetr. corollafus, bothriis auriculatis patulis, proboscidibus longissi- mis tenuibus, collo a corpore strictura distincto, articulis transverse oblongis, lemniscis genitalium vage alternis longe porrectis. ‘Von dieser Tetrarhynchusart sind alle Entwicklungsstadien ge- kannt. Die ganz jungen Ammen derselben hat man theils frei, theils encystirt in Cephalopoden und Triglen angetroflen. Weiter herange- wachsene Ammen wurden entweder frei im Muskelfleische von Hai- fischen, Rochen und Schollen oder in länglichen Cysten eingeschlossen am Peritoneum von Esox Belone, Labrax Lupus, Lophius piscatorius, Orthagoriscus Mola, am Peritoneum verschiedener Scomberoideen und Gadoideen, sowie verschiedener Arten von Trigla, Trachinus, Sciaena und Brama etc. aufgefunden, während die mit geschlechtlichen Glie- dern versehenen Individuen nur im Darmkanale von Rochen und Haien entdeckt werden konnten. Fabrieius in den Skrifter af naturhistorie Selskabet. Bd. Ill, 2, p- 414, Tab. %, Fig. 7—12, Taenia Squali; diese Abhandlung ist mir bis jetzt noch nicht zu Gesicht gekommen. Rudolphi: Histor. entoz., Tom. II, 2, p. 63, Tab. IX, Fig. 12. Bothriocephalus corollatus und p. 65. Bothriocephalus paleaceus. Cuvier: Regne animal. Tom. IV, 4817, p. 46 u. 490, oder Tom III, 1830, p. 274 und 434, Pl. XV, Fig. 4, 2 und Fig. 6, 7. Floriceps saccatus und Tetra- ’ rhynchus lingualis. Rudolphi: Synops. entoz., p. 430 und 451, nr. 5, Tetrarhynchus tenuicollis; p. 134 und 454, nr.9, Tetrarhynchus scolecinus; p.132 und 456, nr. 10, Tetrarlıynchus gracilis; p. 432 und 457, nor. 42, Tetrarhynchus, Pleuro- + nectis maximi. - Derselbe: Ebenda, p. 142 und 485. Bothriocephalus corollatus und paleaceus- Derselbe: Ebenda, p. 477 und 537, nr. 4 bis 3 und p. 709, nr. A45. Anthoce- - _phalus elonzatus (Tab. II, Fig. 12—17), gracilis und granulum. Nitzsch in Ersch' und Gruber’s Encyclopädie, Sekt. I, Th. 4, p. 259. Antho ceph. elongatus, graeilis und granulum. Ebenda. Th. XI, p. 99. Bo- thrioceph. corollatus. Leuckart: Zoolog. Bruchst., I, p. 28, Fig. 2, Bothriocephalus planiceps; p. 50, Fig. 29 und 30, Bothriocephalus patulus; p. 54 und 68, Fig. 37, Tetra- rhynchus scolecinus. Dremser: Icon. Helminth. Tab. XIV, Fig. 3 und 4. Bothriocephalus corollatus. Blainville in dem Dictionnaire des sc. natur. Tom. 57, p. 593 und 595, Pl. 42, - Entomozonires, Fig. 5 (icon. Cuv.) und Pl. 48. Entomozoaires, Fig. 2 (icon. Brems.) Florieps saccatus und Rhynchobothrium eorollatum. Leblond: Atlas zu Blainville's Trait@ zoo]. et phys. etc., p. 59, Pl. 44, Fig. 48. Derselbe in den Annales, d. sc. nat., Tom. VI, 1836, p. 290 und 296, Pl. 46, Fig. 4—8 und Tom, VII, 4837, p. 251. Amphistoma rhopalöides, Tetra- ' rhynchus opistocotyle und Bothriocephalus corollatus. - Delongchamps in den Annal. d. sc. nat. Tom. VII, 4837, p. 249. Anthocephalus granulum. Delle Chiaje: Memorie sulla sioria e notomia degli animali senza vertebre ete., 242 Vol. IV., 4829, p. 492, Tav. LV, Fig. 46 oder Descrizione e notomia degli invertebrati etc., Tom. Ill, 4844, p. 139, Tav. III, Fig. 46. Dibothriorhyn- chus Todari. Drummond in dem Magazine of natural history. Vol. II, 4838, p. 655, Fig. 32, Anthocephalus paradoxus. Vol. III, 1839, p. 227, Fig. 32, Anthocephalus rudicornis. ” } Creplin in Ersch’ und Gruber’s Encyclopädie. Sekt. I, Th. 32, p. 295. Anm. Tetrarhynchus tenuicollis. Miescher in dem Bericht über die Verhandlungen der naturforschenden Gesell- schaft in Basel. IV, 4840, p. 29. Tetrarhynchus und Bothriocephalus corollatus. Siebold in Wiegmann's Archiv: 4837, D, p. 265 und 4841. U, p- 304. Lamarck: Histoire nat. des anim. sans vertebr. Tom. III, p. 533. Bothriocepha- lus corollatus und paleaceus. p. 586. Anthocephalus elongatus u. gracilis. Guerin: Tconographie. Zoophytes. Pl. 13, Fig. 1 und 2. Floriceps corollatus und Tetrarhynchus lingualis. Sieensirup: Ueber den Generationswechsel, p- 11%. Desir: Note sur l’Anthoc&phale du Maquereau, in Aayer's Archives de Medecine comparee. Tom. I, 1843, p. 309, Pl. IX, Fig. 15—20. Anthocephalus Scombri. ‚ Bellingham in dem Magazine of nat. hist., Vol. IV, 1840, p. 240, Antbocephalus elongatus und in den Annals of nat. hist., Vol. XIV, 1844, p. 399, Antho- cephalus elongatus, granulum und Hippoglossi. Dujardin: Hist. nat. d. Helminth., p. 545, Rhynchobothrius corollatus; p. 547. Anthocephalus elongatus, gracilis, granulumn; p. 551, Tetrarhynchus tenui- collis, scolecinus, gracilis, lingualis. Blanchard in den Annal. d. sc. nat., Tom. X, 4849, Pl. 42, Fig. 12, 43, Rhyn- chobothrius corollatus. Tom. XI, 1849, p. 128 und 133, Rhynchobothrius corollatus und Floriceps saccatus. Da dieser Bandwurm in so vielen verschiedenen Seefischen herun- wandert, konnte es nicht ausbleiben, dass derselbe sehr häufig’ und in den verschiedensten Entwicklungsstadien von den Helminthologen aufgefunden wurde. Bei der bisherigen unvollkommenen Kenntniss der Entwicklungsweise der Tetrarhynchen gaben aber auch die verschie- denen Alterszustände des Tetrarhynchus corollatus zur Aufstellung: eben vieler verschiedener Gestodenarten Veranlassung. Ein sehr in die Augen fallender Charakter für den Tetrarhynchus corollatus ist die Form und Stellung der beiden breiten und schüssel- förmigen SaugpPhben, welche schräge am Kopfende angebracht sind, so dass dieselben mit ihrem oberen Rande zusammenstossen und in der Mitte.des Kopfendes nur einen kleinen Raum zum Hervortritt der vier langen schmächtigen Hakenrüssel übrig lassen. Die "beiden mit ihren Rändern rund umher abstehenden Sauggruben (s. Leuckart a. a. 0., Fig. 37) sind ausserordentlich beweglich und können ihre Umrisse auf mannichfaltige Weise verändern, namentlich kann sich der untere Rand derselben so stark einziehen, dass dadurch die Form der Bothria zweilappig oder verkehrt herzförmig erscheint. Ein anderer wichtiger ie 5 2 [N "243 Charakter der älteren Individuen dieser Art ist der lange Hals, in wel- chen sich die langen Rüsselschläuche hinabziehen und welcher durch eine Einschnürung von dem eigentlichen in geschlechtliche Glieder sich umwandelnden Hinterleib scharf abgesetzt ist. Die ganz jungen Ammen besitzen einen nur noch wenig entwickel- ten Hals, aus dessen abgestutztem Hinterende sich ein ganz kurzes, plattes Hinterleibsrudiment hervorstülpen kann. In diesem Entwick- lungszustande wurde der Tetrarhynchus corollatus von Delle Chiaje (a. a. O., Fig. 46) und von Miescher (a. a. O., p. 38) in der Einge- weide- und Mantelhöhle der Loligo sägittata angetroffen. Auch ich fand ähnliche kleine Tetrarhynchen frei zwischen den Magenhäuten von Sepia offieinalis. Miescher überraschte diese jungen Ammen (a. a. O., p:36) auf der Wanderschaft in der Brusthöhle, im Herzen und in den Bauchwandungen einer Trigla Gurnardus. Aus den von Aiescher mir gütigst mitgetheilten Abbildungen (s. Taf. XV, Fig. 9 u. 10) wird man sogleich die Uebereinstimmung dieser jungen Ammen mit den von Cwvier im Fleische der Zunge des Pleuronectes maximus entdeckten ‚Detrarhynehus lingualis erkennen. Neben den im Parenchyme vieler Seefische frei umberkriechenden jungen Ammen des Tetrarhynchus corollatus, kommen auch noch en- eystirte Ammen derselben Tetrarhynchusart vor. Die Cysten derselben haben eine sehr verschiedene Gestalt, sie sind entweder eiförmig oder 'kolbenförmig, wobei das eine Ende in einen bald längeren, bald kür- zeren röhrenförmigen Anhang ausläuft, der in verschiedenen Windun- gen gebogen sein kann (s. Leblond: Atlas a. a. O., Fig. 18 und Annal. d. sc. nat. Tom.. VI., a. a. O., Fig. 1. 2. Desir, a,ıa. O., Fig. 45. 46. "Miescher , auf der hier beigegebenen Tafel XV, Fig. 4 — 6). Diese Cysten zeigen dieselbe Organisation. welche sich auch an den Cysten der übrigen Tetrarhynchen vorfindet. Sie werden wie diese von zwei con- centrischen, durchsichtigen Membranen, nämlich von einer äusseren diekeren und einer inneren zarten Hülle zusammengesetzt (s. Taf. XV, Fig. A und 2). Diese Organisation der Tetrarhynchusceyste hat auch schon Rudolphi (Synops. ent. p. 477) bei der Diagnose der Gattung Anthoc&phalus mit folgenden Worten hervorgehoben: „Vesica externa dura elastica, continens alteram tenuiorem, in qua en‘nzoon solitarium.“ Die verschiedenen Formen der Cysten von Tetrarhynchus corollatus rühren gewiss von den verschiedenen Alterszuständen der in diesen Oysten eingeschlossenen Ammen her. Die ovalen Cysten ohne Anhang enthalten junge Ammen mit nur wenig entwickeltem Hinterleibe, der sich aber blasenförmig ausgedehnt und den eingezogenen Kopf und Hals in sich aufgenommen hat (s. Taf. XV, Fig. 7). In den kolbenför- migen Gysten bat sich der Hinterleib des Gestoden weiter entwickelt, indem derselbe von dem Hinterende seiner blasenförmigen Erweiterung 24 ä bandförmig verlängert, in den röhrenförmigen Anhang der Cyste'hinab- ragt (s. Cuvier, a. a. O. Fig. 1; LZeblond in den Annal. d. sc. nat., Tom. VI, a. a. O. Fig. 2; Desir, a. a. O. Fig. 16 und Miescher Taf. XV, Fig. A u. 2). Die Entstehung dieser verschiedenen Cysten mit ihrem verschieden gestalteten Inhalte hat sich Miescher (a. a. ©.) jedenfalls unriehtig gedacht, indem derselbe die Cysten mit längstem Anhange als die jüngeren, die mit kürzerem Anhange als die älteren und die ohne allen Anhang als die ältesten Cysten betrachtet, an welchen letz- teren der röhrenförmige Anhang und ihr Inhalt durch allmählige Rück- bildung verschwunden sein soll. Es hängt diese unrichtige Vorstellung mit einer anderen irrigen, schon von Steenstrup (a. a. O. p. 413) be- zweifelten Annahme Miescher’s zusammen, nach‘ welcher die langen, kolbenförmigen Cysten mit ihrem Inhalte gleichsam als chrysalidenartige Körper aus erstarrten Individuen der Filaria piseium hervorgehen sol- len; welche mit den encystirten Ammen des Tetrarhynchus corollatus zwar dieselben Organe von Seefischen bewohnt, aber mit der Ent- wicklungsgeschichte dieses Cestoden durchaus nichts zu thun 'hat. Mie- scher ist aber, wie schon oben bemerkt wurde, noch weiter gegangen und hat den blasenförmig erweiterten Binterleib dieser Tetrarhynchus- ammen auf der einen Seite und den in denselben zurückgezogenen Hals und Kopf auf der anderen Seite für zwei besondere Helminthen gehalten, von denen der erstere als trematodenartiges Wesen den zwei- ten als Tetrarhynchus in sich geschlossen. Schon früher hatte Leblond (s. Annal. d. sc. nat. Tom. VI, a. a. ©.) diese verschiedenen Ammen- zustände des Tetrarhynchus corollatus auf dieselbe unrichtige Weise aufgefasst, und bekanntlich den blasenförmig erweiterten Hinterleib j desselben als Amphistoma rhopaloides, sowie den in diese Erweiterung eingezogenen Hals und Kopf als Tetrarhynchus opistocotyle beschrieben. ‘Man sieht aus Zeblond’s Abbildung (a. a. O., Fig.5) ganz deutlich, dass dieser Tretrarhynchus mit seinem langen Halse dem Tetr. corollatus entspricht, an welchem von dem abgerissenen Hinterleibe nur. ein Appendix hängen geblieben ist. Ganz ähnlich verhält sich ‚auch der von Miescher (s. Taf. XV, Fig. 8) ‚abgebildete embryonale Tetrarhynchus, welchen derselbe aus der zerrissenen, trematodenartigen lebenden und beweglichen Hülle herausgenommen hat. Dieser embryonale Tetrarbyn- chus ist durchaus nichts anderes als das von dem blasenförmig aus- gedehnt gewesenen Leibe herausgerissene Kopfende dieser Gestoden- amme. Das abgerissene Ende rundet sich vermöge der in den jünge- ren Cestoden vorherrschenden Sarcode gewöhnlich so ab, dass,die ver- stümmelte oder verletzte Stelle eines solchen jungen Helminthenkörpers leicht übersehen wird, wie man sich aus der Vergleichung des em- bryonalen Tetrarhynchus Miescher’s mit dem abgerissenen Kopfende des Anthocephalus Scombri, welches Desir als solches dargestellt hat, über- > pe ee 245 zeugen kann. Der von Drummond (a. a. O. Fig. 32) abgebildete An- thocephalus paradoxus aus Pleuronectes maximus ist ebenfalls nur ein abgerissenes Kopfende des Tetrarhynchus corollatus. ‘Wenn Miescher (a. a. O. p. 35) ausdrücklich sagt, eine organische Verbindung zwischen dem,embryonalen Tetrarhynchus und dem ihn umschliessenden trema- todenartigen Wurme finde nicht‘ Statt, so hat. dieser Naturforscher den vorhandenen organischen Zusammenhang nur übersehen, - was bei dem eben erwähnten eigenthümlichen Verhalten dieser zarten Helminthen leicht möglich ist., Vergleicht man die von Miescher gelieferte Abbil- dung (s. Taf. XV, Fig. 7) des encystirten lebenden und beweglichen Trematoden, welcher seinen Schwanz abgeworfen haben und einen Te- trarhynchusembryo enthalten soll, mit der von mir abgebildeten eneys- tirten Taenienamme (s. Taf. XIV, Fig.4), so wird man sich überzeugen, dass dieselben zwei Cestoden darstellen, welche auf einer und der- selben- Stufe der Entwicklung stehen. Bei beiden redueirt sich der Trematode auf den blasenförmigen Leib des Cestoden, in welchen sich bei dem einen das Kopfende eines Tetrarhynchus, bei dem anderen das Kopfende einer Taenia zurückgezogen hat. An der Tetrarhynehus- amme: Miescher’s erblickt man, wie bei meiner Taenienamme, die zwei einander gegenüberliegenden sphinkterartigen Gruben des blasenförmig ausgedehnten Leibes, von welchen die eine durch das eingestülpte und zusammengezogene Vorderleibsende hervorgebracht wird, und die andere von dem unentwickelten und eingezogenen Hinterleibsende herrührt. Wäre es Miescher gelungen, wie es mir bei der Taenienamme aus Arion gelungen ist, die auf Taf. XV, Fig. 7 abgebildete Tetrarhynchus- amme zum Hervorstülpen des Kopfendes zu zwingen, so hätte er ge- wiss an diesem Thiere dieselbe Körperform wahrgenommen, welche der von Desir (a. a. O. Fig. 47) dargestellte Anthocephalus Scombri erkennen lässt. Ein späteres Entwicklungsstadium dieser Gestoden- amme hat zur Aufstellung der verschiedensten Helminthenarten Veran- lassung gegeben, je nachdem an diesen. Ammen der Hinterrand der beiden Saugschüsseln mehr oder weniger herzförmig eingezogen war oder der Hinterleib in einem ‚höheren oder geringeren Grade sich wei- ‚ter entwickelt hatte. Als Typus dieses Entwicklungsstadium lässt sich der Tetrarhynchus scolecinus (s. Leuckart a. a. O. Fig. 37) hinstellen, an welehem der noch wenig entwickelte aber vom Halse bereits scharf abgesetzte Hinterleib nur erst eine länglich - eiförmige Gestalt angenom- men hat. Bei Floriceps saccatus (s. Cuvier a. a. O. Fig. 2 und Audol- phi, Synops. ent: Tab. IIl, Fig. 43—46), welcher ebenfalls in dieses Entwicklungsstadium des Tetrarhynchus corollatus gehört, hat sich der vom Halse scharf abgesetzte und ungegliederte Hinterleib schon mehr in die Länge gestreckt. Zwischen diesen beiden Formen stehen die als Tetrarhynehus gracilis und tenwicollis, als Bothriocephalus patulus 246 und als Anthocephalus granulum, gracilis und elongatus beschriebenen Ammen des Tetrarhynchus corollatus in der Mitte. Nur die von Mie- scher auf Taf. XV, Fig. 1 u. 2 abgebildeten, in langen und gewunde- nen kolbigen Cysten eingeschlossenen Tetrarhynchen aus Trigla Gur- nardus gehören einem noch weiter vorgerücktem Entwicklungsstadium dieser Cestodenammen an, in welchem der lange Hinterleib derselben sich so weit ausgebildet hat, dass an demselben nach der Ueberwan- derung dieser Ammen in den Darmkanal eines Rochen oder Haifisches die Gliederung und Entwicklung geschlechtlicher Individuen alsbald wird vor sich gehen können. In diesem letzten Entwicklungsstadium ist der Tetrarhynchus co- rollatus als Bothriocephalus planiceps (s. Leuckart a. a. ©. Fig. 2), als Bothriocephalus corollatus (s. Rudolphi, Hist. ent. Tab. IX, Fig. 42, Brem- ser a. a. O. Tab. XIV, Fig. 3, 4. Leblond, Annal. d. sc. nat. Tom. VI, Pl. XVI, Fig. 6) ferner als Floriceps corollatus (Guerin a. a. O.- Fig. 4) und als Rhynchobothrius corollatus (Blanchard, Annal. d. se. nat. Tom. X, Pl. 42, Fig. 42, 13) beschrieben und abgebildet worden, ‘ohne dass über die innere Organisation desselben eine genauere Nachweisung ge- geben wurde. Ich habe diesen Gestoden während seiner Geschlechts- reife zu Triest im Darmkanale eines Mustelus vulgaris beobachtet und mich dabei tiberzeugt, dass der Kopf und Hals desselben im verkürz- ten Zustande und bei eingezogenen Rüsseln ganz genau dem Kopfende des Bothriocephalus scoleeinus Zeuck. gleicht. ‘Auch heute noch konnte ich an mehreren in Weingeist aufbewahrten Exemplaren dieser beiden Cestoden die Identität derselben bestätigen. An den. lebenden: Indivi- duen dieses gegliederten Tetrarhynchus fiel mir besonders die blutro- the Färbung auf, durch welche sich die den Hals und Hinterleib von einander trennende Einschntirung ‚ auszeichnete. Die Wandungen der vier langgestreckten Rüsselscheiden enthalten mit Ausnahme ihres obe- ren Viertels sehr deutliche, in schräger Richtung sich kreuzende Mus- kelfasern. Der eingestülpte Hakenrüssel nimmt nur das obere, von homogenen Wandungen gebildete Viertel des Rüsselsacks ein. Der Rüssel selbst steht mit einem in den muskulösen unteren Theil des Rüsselsacks hinabragenden Muskelstrange in Verbindung, der unter wellenförmiger Verkürzung als Zurückzieher des Rüssels dient. In dem Halse ‚steigen die vier Wassergefässe in die Höhe, welche im Kopfe, wie bei den übrigen Cestoden durch ein ringförmiges Gefäss unter ein- ander in Verbindung stehen. Die für die Cestoden sonst so charak- teristischen Glaskörperchen konnte ich weder im Kopfende, im Halse, noch in den Gliedern dieses vollkommen entwickelten Tetrarhynchus unterscheiden. Die Gliederung beginnt sogleich hinter dem Halse und lässt nach hinten geschlechtsreife Glieder oder Individuen von quer- oblonger Gestalt unterscheiden. Dieselben haben ein längsstreifiges An- En er ee a a ER 247 sehen, welches von Muskelfasern herrührt, die sich dicht unter der Haut durch‘ sämmtliche Glieder der Länge nach hinziehen und nur auf der Mitte der Bauchlläche eines jeden Gliedes wegen der hier ange- brachten weiblichen Geschlechtsöfflnung bogenförmig seitlich auseinander weichen. Aus dieser Geschlechtsöffnung sah ich die farblosen. Eier in einem langen Strahl hervortreten. Die Eier haben eine länglich- ovale Gestalt und ‚werden von zwei einander dicht berührenden Eihüllen um- geben. Der hinter der weiblichen Geschlechtsöffnung angebrachte röh- renlörmige Uterusschlauch bildet mit seinen Windungen eine Art brei- ter Rosette, welche die Mitte eines jeden geschlechtsreifen Gliedes ein- nimmt. An den Seiten der Glieder liegen unter der Muskelschicht eine grosse Menge von quer-ovaler Behälter,- welche kleine, ovale, körnige Zellen enthalten. Vor jedem Hinterrande der reifen Glieder konnte ich im Inneren derselben zwei birnförmige, querliegende, mit kleinen Bläs- chen angefüllte Behälter ‚unterscheiden, ‘welche mit ihrem breiteren Theile der Mittellinie zugewendet und hier. durch einen engen Quer- kanal verbunden waren. Oflenbar entsprachen diese beiden Behälter jenen von Eschricht (in den Nov. Act. Nat. Cur. a. a. O. p. 36, Taf. I, Fig. 2ee) aus Bothriocephalus latüs beschriebenen und abgebildeten vermeintlichen Eierstöcken, die ich jedenfalls für die Eierkeimstöcke er- klären muss, während die übrigen kleineren, in den reifen Gliedern verbreiteten, vorhin erwähnten Behälter gewiss den Dotterstöcken der Trematoden analog sind. Als männliche Geschlechtswerkzeuge des Te- trarhynochus corollatus machten sich an, den Seitenrändern der reifen Glieder unregelmässig wechselnde, ziemlich lang. hervorgestülpte Ru- thenkanäle bemerkbar, aus denen ich eine von haarförmigen beweg- lichen ‚Spermatozoiden zusammengesetzte Samenmasse hervordrücken konnte, Die Basis eines jeden Penis ging in eine ovale Erweiterung (vesicula seminalis) über, von deren innerer Seite ein in der Tiefe des Parenchyms sich verlierender Kanal (vas deferens) abging. Auf die An- #esenheit und Organisation dieser männlichen Begattungswerkzeuge muss ich noch ganz besonders aufmerksam machen, da Van Beneden ') kürzlich den‘ Penis der Cestoden durchaus unrichtig zu deuten versucht und denselben als Haftorgan mit dem Rüssel eines Tetrarhynchus vergleicht, womit gewiss kein Helmintholog einverstanden sein Kann °). ) $. Bulletin de l’academ. roy. de sciences de Belgique, nr. 2, 1849 oder Froriep’s Notizen, nr, 21%, 1849, p. 244. %) Aus Cinem 50 eben erhaltenen Auszuge von einer grösseren über die Band- würmer ausgearbeiteten Abhandlung Van Beneden's (s. Bulletin «d. se. Belg. a 3. 0., Tom. XVI, nr. 40, 4849) ersche ich, dass dieser Naturforscher obigen Fehler eingesehen und selbst berichtiget hat, Was die neuen Te- trarhynchusarten betrifft, welche Van Beneden in diesem Auszuge erwähnt, so kann ich dieselben in dieser Arbeit hier nicht weiter berlicksichtigen, da sie nur ganz kurz geschildert sind. 248 Es sind noch einige Helminthen von älteren Naturforschern be- schrieben worden, welche gewiss der Gattung Tetrarkynchus angehö- ren, die ich aber nicht näher zu bestimmen wage. 4. Die kleinen Würmchen, welche Redi') in der Leibeshöhle von Aphrodite aculeata entdeckt hat, darf man wohl für Tetrarhynchen hal- ten, ich-erkenne wenigstens auf der davon gelieferten Abbildung einen mit zwei beisammen liegenden Saugnäpfen ausgestatteten Kopf, aus welchem drei‘ fadenförmige Fortsätze nach vorne hervorragen, die viel- leicht drei ausgestülpte Rüssel darstellen sollten. 2. Ob die zwischen den Magenhäuten des Octopus vulgaris von Redi®) aufgefandenen Würmchen Rudolphi’) als Tetrarhynchus mega- bothrius richtig gedeutet hat, kann ich nach den mangelhaften Abbil- dungen Redi’s nicht entscheiden, da diese letzteren auch auf andere Cestodenammen passen könnten. 3. Die von Redi‘) in der Bauchhöhle einer Argentina Aiftiyrereth beobachteten Helminthen gehören der Beschreibung nach jedenfalls zur Gattung Tetrarhynchus, lassen aber durchaus keine Artcharaktere er- kennen °). k. Mit den von Abiigaard®) im Lachs und Kabliau gefundenen und als Echinorhynchus quadricornis bezeichneten Tetrarhynchen lässt sich, da sie nicht weiter beschrieben wurden, ebenfalls keine Artbestimmung vornehmen. 5. Ueber den Bothriocephalus tubiceps, welchen Leuckart nach einem einzigen unvollständigen Exemplare beschrieben hat”), könnte ich ebenfalls nicht ins Klare kommen. Aus der oben gegebenen Beschreibung der bis jetzt bekannt ge- wordenen jüngsten Entwicklungsstadien der Tetrarhynchen wird man die Ueberzeugung gewonnen haben, dass die jungen Tetrarhynchen- ammen nicht die geringste Aehnlichkeit mit einem Scolex haben, wel- cher nach Van Beneden®) und Blanchard’°) die erste Entwieklungsphase des Tetrarhynchus darstellen soll. Wenn Van Beneden unter diesefh Scolex etwa eine solche Cestodenform verstehen wollte, welche mit dem Scolex polymorphus auf gleicher Stufe der Entwicklung stände, 1) Vergl. Redi: de animalculis vivis ete., p. 281, Tab. 25, Fig. 4. 2) Ebenda, p. 255, Tab. 23, Fig. tab. ®) S. Rudolphi. Synops. entoz., p. 198, nr. 88. 4) Vergl. Redi, a. a. O., p. 235. 5) Vergl. Rudolphi: Synops. entoz., p. 458, nr. 13, welcher diesen Tetrarhyn- chus ebenfalls als zweifelhafte Art aufführt. 6) Vergl. Abilgaard in den Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Kopenhagen. Bd. I, p. 34. 7) 8. Leuckart: Zoolog. Bruchst., I, p. 27, Tab. I, Fig. t. ®) Vergl. Bulletin de l’acad. voyal. de Belgique ete., a. a. O. °) Vergl. Annal. d. sc. nat. Tom. XI, a. a. 0. t 3 249 so dürfte man sich diesen Vergleich eher gefallen lassen, allein da der- selbe von diesem Seolex, den er zu dem frühesten Entwicklungssta- dium der Tetrarhynchen erhebt, ausdrücklich sagt’): „erist nach vorn mit vier Saugwarzen (ventouses), die eine Art Rüssel umgeben, ver- sehen“, so erkenne ich darin die bestimmte Form des Scolex polymor- phus, der sich, wie ich oben nachzuweisen gesucht habe, doch nur als die junge Amme einer einzigen Cestodenspecies herausstellt ?). Bei dem Uebertritt in die zweite Entwicklungsphase soll nach Van Beneden die Oberfläche des Scolex eine schleimige Flüssigkeit abson- dern, welche zu einer aus concentrischen Schichten bestehenden Qyste erhärtet und alsdann einen trematodenartigen Wurm (Amphistoma rho- paloides Ze Bl.) einschliesst. In diesem Trematoden soll sich alsdann durch innere Knospenbildung ein Tetrarhynchus entwickeln. Van Be- neden vergleicht ausserdem diesen Trematoden mit dem Amphistomum mutabile, welches auch in seinem Innern einen lebenden, dem Tetra- rbynchus entsprechenden Wurm enthalte. Die Analogie beider Ent- - wieklungsreihen glaubt Van Beneden noch dadurch erhöht, dass bei beiden Trematoden eine durch Ausschwitzung gebildete äussere Hülle da sein soll. ‘Wie viel unrichtiges und unklares von Van Beneden in diese Auffassung der Entwicklungsgeschichte der Helminthen einge- mischt worden ist, wird man sogleich erkennen, wenn man die Ent- wicklungsgeschichte des Monostomum mutabile, wie ich sie vor meh- reren Jahren beschrieben habe’), genauer mit dem bis jetzt bekannt gewordenen Verlaufe der Entwicklung des Tetrarhynchus zusammen- halt. Was zunächst die Umwandlung des eneystirten Scolex in ein " Amphistomum rhopaloides betrifft, so kann eigentlich hiervon weiter !) Vergl. Froriep's Notizen. Bd. X, 4849, p. 444. #2) In einer späteren Abhandlung schien Van Beneden die Bezeichnung Scolex r nicht in einem so engen Sinne genommen, und unter Scolexgeneration nur die dem Scolex polymorphus entsprechende Entwicklungsphase der Cesto- den begriffen zu haben (vergl. Froriep’s Notiz. Bd. X, 1849, p. 240), allein . aus seiner neuesten Abhandlung über denselben Gegenstand (s. Bulletin d. "se. Belg. Tom. XVI, nr. 40, 4849) geht hervor, dass Van Beneden dem Sco- lex polymorphus einen noch weiteren Begriff unterlegt, indem er sagt: „ces Scolex sont aux Bothrioc&phales ce que les Cysticerques sont aux Tenias“, Wer den lebhaften Scolex polymorphus je gesehen hat, der wird zwischen dieser jungen, ihre Wanderschaft mit frischen Kräften beginnenden Amme und den nach langer Wanderschaft ermüdeten der Trägheit und hydropi- schen Ausartung verfallenen älteren Taenienammen gewiss keine Analogie erkennen. Dass übrigens unter Scolex Van Beneden sich hier wieder den Scolex polymorphus gedacht haben muss, geht aus seiner Beschreibung „desselben hervor, in der es heisst: „cette t&le des Scolex presente au mis lieu un bulbe entour& de- quatre lobes ou oreilletes extraordinsirement mobiles“. °, 8. Wiegmann’s Archiv. 4835, Th. I, p. 69. 250 nicht die Rede sein, da ein solches Amphistomum gar nicht existirt, indem der eingestülpte Hinterleib des eneystirten Tetrarhynchus für diesen Trematoden angesehen wurde. ‚Ausserdem ist es das Monosto- mum mutabile nicht selbst, welches, wie‘ Van Beneden meint, einen dem Tetrarhynchus entsprechenden Wurm einschliesst, sondern der in- fusorienartige Embryo desselben. ' Welchen Theil endlich Van: Beneden bei Monostomum mutabile unter der durch Ausschwitzung gebildeten äusseren Hülle versteht, die der Cyste des angeblichen Amphistomum rhopaloides analog sein soll, weiss ich nicht anzugeben, wenn derselbe nicht etwa die Eischale des Embryo von Monostomum mutabile damit gemeint haben sollie. Nur das eine stel’t sich bei einer Vergleichung der Entwicklung von Tetrarhynchus und Monostomum mutabile als über- einstimmend heraus, nämlich dass die junge Tetrarhynchusamme, mag sie eneystirt sein oder nicht, dem Wurme entspricht, welcher in dem infusorienartigen Embryo des Monostomum mutabile eingeschlossen steckt; beide Würmer sind Ammen, welche mit der Zeit gesehlechtliche Indi- viduen hervorbringen können. Van Beneden vergleicht zuletzt die nach vorausgegangener Umwandlung des ungegliederten Tetrarhynchus in einen gegliederten Rhynchobothrius entstandenen hermaphroditischen Glieder mit den 'aus Keimschläuchen (Sporocysten) hervorgehenden Distomen, und schlägt für diese geschlechtlichen Individuen‘ der Gesto- den den Namen Proglottis: vor. Es lässt sich hiergegen nichts einwen- den. ' Derselbe Naturforscher geht aber zu weit, indem er sich nicht bloss auf eine solche Vergleichung beschränkt ‚ sondern diese Proglottis- arten für wirkliche Trematoden erklärt, und verlangt, ‘dass die ganze Ordnung der Cestoden wegfallen müsse, ‚da sie nur aus unentwickel- ten Thieren bestehe, die unter die Trematoden zu vertheilen seien. Ich muss diesem Vorschlage Van Beneden’s durchaus entgegentreten und darauf bestehen, dass die Trematoden und (estoden als zwei in sich abgeschlossene Helminthengruppen fort erhalten werden. Die Aehnlich- keit, durch welche beide Gruppen einander genähert werden, beruht nur auf der Organisation ihrer Geschlechtswerkzeuge, dagegen stehen beide Gruppen in Bezug auf Anordnung und Organisation ihrer Ver- dauungswerkzeuge, Exeretionsorgane und ihres Muskelsystems weit auseinander, welche drei Systeme bei den Trematoden auf einer viel höheren Stufe der Entwicklung stehen als bei den Cestoden. Verzeichniss der verschiedenen zu der Gattung Tetrarhynchus zu ziehen- den Helminthennamen. E Amphistoma rhopaloides Le Bl. nr. 5. Anthocephalus Hippoglossi Bell. nr. 5 Anthocephalus elongatus A.... nr. 5. —— interruptus R..........v nr 4 -— gracilis R. ............- nor. 5. —— macrourus R............ or. 4° —— granulum R.....r220.... ar. 5. —— rudicomis Drum use... nor 5 a Anthocephalus Scombri Des... nr. 5. ‘ Tentacularia Coryphaenae 8... nr. 4. Balanoforus Spari Brig.......: nr.'k. —— papillosa' Blaimw. ........ nr. A. Bothriocephalus bicolor Nord.. nr. 4. Tetrarhynchusappendieulatusr. nr. A. —— claviger Leuck........... om & -—— altenuatus R...:... BE... nr. 2. —— corollatus R.......- 22.07 05 9 — claviger Sieben. nr. 2. —— labiatus Leucks. er cur... ar. 3. °—— corollatus Sieb........ nr. 5. —— paleaceus R............ DR 5. —— oysticus Mayer...ıcncnn. nr. A. —— patulus Leuck........... Dr. 5. —— discophorus Br..... LT. 2. —— planiceps Leuck......... nn. 5. —— discophorus R........ er. Dr. 3, —— tubiceps Leuck. ....... Tetr.sp.?_—— grossus R. 22.22.22 000.. nr, 2. Dibothriorhynchus Lepidopteri, —— Iingualis Cuv...........- ar. 5, Blainv.......... RUE. » nr. 2. —— maerobothrius R......... nr. A. —— Todari Dell. Chiaj.. „.. BE 5. —— macrobothrius Sieb... nr. A. Echinorbynchus gühdeiserhir —— megabothrius R. ........ or. A. Abildg. -........... ».... Tetr.sp.?_——— megacephalus Blanch..... nr. 2. —— quadrirostris Goez....... nr. 4. —— megacephalus R......... nr. 3. —— Kipothecae Montag. ..... n & —— megacephalus Sieb... nr. 3. - Fasciola barbata L........ er... nm. 4. ——— opistocotyle Ze Bl....... nr. 5. - Floriceps corollatus Guer...... ar. 5. —— papillosus R...2........ ar. A. —— saceatus Blanch........:- or. 4. -—— Pleuronectis maximi R... nr. 5. gaccatusi Cum. rer. ar. 5. —— sooleeinus'R. ...... N... Dr: 6. EB orhyuchushorridusGobas. nr. 4 —— solidus Drum...uner.r... nr. 3. f =reptans R... ur ln. ar squah' Ri. nme. nr. 2. - Hepatoxylon Squali Bosc...... nor. 2. ‚—- strumosus Sieb........ or. 4. Rlynchobothrium corollatum —— tenuicollis R.......» es ur: ö. Vermis Aphrodites aculeatae 5 ne ee ERNETEPUFUUETEN Tetr,sp. ? 4 _——, Argentinae- ‘Sphyraenae 5 N ETBERT Tetr.sp.? 4. _—— Octopodis vulgaris Red... ? Tetr. . ums . r re: Erklärung der Abbildungen. Be ı. a r Tafel XIV. - Sämmtliche Figuren dieser Tafel stellen die Taenienamme aus Arion Empi- ricorum oder verschiedene Theile derselben in einem sebr vergrösserten Maass- stabe dar. Fig. 4. Eine junge Taenienamme im eingezogenen Zustande und von eing u Gyste umgeben. a Die Cyste; D die vordere und c die hintere Ver- 4 tiefung derselben; d Stelle des blasenförmig erweiterten Hinterleibs der 0000 Taenie, an welcher der Vorderleib mit dem Kopfe eingestülpt ist. Fig. 2. Dieselbe junge Taenienamme im ausgestreckten Zustande, aus deren ln ' Innerem das Wasserkanalsystem und der Hakenkranz hervorschimmert. 0 e Die Grube am Hinterleibsende, aus welcher eine Schwanzspitze her- eo vorgestülpt werden kann; / die Mündung des Rüsselschlauchs; lın vor- wo derer Theil des Leibes, der sich bei dem eingezogenen Thiere in den - . 252 hinteren Theil des Leibes sammt dem Kopfe einstülpt ; mn hinterer Theil des Leibes, der sich bei dem Einstülpen des Vorderleibes bla- senförmig ausdehnt;; 00 das obere Paar der Saugnäpfe; pp das untere Paar derselben. Beide Paare befinden sich in einem abgeflachten Zustande. Fig. 3. Eine junge Taenienamme im eingezogenen Zustande, von der mittleren Durchschnittsfläche aus betrachtet. ab cd wie.in Fig.4. ‚I Die Ueber- gangsstelle des zurückgezogenen Kopfes in den eingestülpten Vorder- leib; m die Mitte des Leibes, an welcher Stelle der Vorderleib ‘in den Hinterleib eingestülpt ist. Fig. 4. Der Kopf der Taenienamme von der Seite betrachtet, mit hindurch- schimmerndem Rüssel und Hakenkranze. Die Saugnäpfe befinden sich in einem mehr ausgehöhlten Zustande; f die Mündung des Rüsselsackes. Fig. 5. Das Hinterende des blasenförmig ausgedehnten Taenienleibes; e das hervorgestülpte Schwanzende. Fig. 6. Der Verlauf des Wassergefässsystems im Kopfe und Vorderleibe der Taenienamme. aa Die beiden oberen; a’a’ die beiden unteren Ge- fässe im Vorderleibe; bb und d’b’ die gabelförmige Theilung dersel- ben, welche hinter den vier Saugnäpfen statt findet; cc und c’e’ die- selben vier Gefässstimme am vorderen Ende des Kopfes; d ringförmi- ges Gefäss, welches die-Mündung des Rüsselsackes umgiebt, und die vorderen Enden der vier Gefässstämme aufnimmt. r Fig... 7. Rüsselsack der Taenienamme; gy die Wandungen. desselben; h der Rüssel; ö@ Hakenkranz des Rüssels; k Mündung des Rüsselsackes. N Fi Tafel XV, Fig. 4—10 gehören zur Entwicklungsgeschichte des Tetrarhynchus corolla- tus. Ich habe diese Abbildungen Herrn Professor Miescher in Bern zu verdan- ken, welcher die Güte hatte, mir diese Zeichnungen, welche sich auf seine oben erwähnte Abhandlung beziehen, zum Gebrauche für diese Zeitschrift gefälligst zu überlassen, wofür ich demselben hiermit verbindlichst danke. Die Erklärun- gen der Figuren nach Miescher's Ansicht, habe ich in ( ) beigefügt. Fig. 4. A vergrössert, B natürliche Grösse. (Ein chrysalidenartiges, kolbiges Körperchen; aa äusserste Hülle; 5b innere Hülle; cc der trematoden- artige Wurm; d der in seinem kolbigen Leibe sitzende Tetrarhynchus). Ich kann den Körper cc nur für den Leib des Tetrarhynchus halten, in dessen blasenförmig ausgedehntes Vorderende sich d der Kopf und Hals desselben Thieres zurückgezogen hat. Fig. _2. Dasselbe Körperchen. (Die äusserste Hülle aa ist zum Theil abge- streift, die zweite Hülle bb geöffnet, so dass ein Theil des trematoden- artigen Helminthen c blos liegt.) Nach meiner Ansicht ist hier der Tetrarhynchus c aus seiner inneren Cyste 5 hervorgelreten, und lässt den eingezogenen Kopf und Hals durch das blasenförmig ausgedehnte Vorderende des Leibes hindurchschimmern. Fig. 3—6 (erläutern die allmählige Reduktion des Schwanzes des trematoden- artigen Wurmes und die Umwandlung der kolbigen Chrysalide zu einer unregelmässig eirunden Blase, Fig. 64 [B natürliche Grösse], an deren einem Ende man noch Residuen des verschrumpften Schwanzes bemerkt). Ich halte Fig. 3, 4 und 5 für ältere Zustände: der Cysten, in welchen die Tetrarhynchusamme einen bereits lang ausgewachsenen a ar, ’ u nn Bien. 7. Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10. Fig. u. Fig, 12. yn .253 Hinterleib besitzt, während bei Fig. 6 der Hinterleib derselben eben erst auszuwachsen anfängt. (Der trematodenartige Wurm, wie er sich in den schwanzlosen Blasen findet.) Eine juuge Tetrarhynchusamme befindet sich hier nach mei- nem Dafürhalten auf derselben Entwicklungsstufe und in demselben zusammengezogenen Zustande, in welchem ich die junge Taenienamme auf Taf. I, Fig. 4 dargestellt habe. (Der aus dem trematodenartigen Wurme herausgenommene embryo- nale Tetrarhynchus.) Ich sche in dieser Figur nur den vom blasen- förmig ausgedehnten Leibe herausgerissenen Hals und Kopf einer jun- gen Tetrarhynchusamme. (Der reife Tetrarhynchus von oben dargestellt.) (Derselbe von der Seite dargestellt, A vergrössert, B natürliche Grösse. Dieser Tetrarhynchus fand sich in einem Exemplare von Trigla gur- nardus frei in der Bauch- und Brusthöhle, zum Theil bei demselben Fische noch in den ovalen Bälgen eingeschlossen.) Ich erkenne hierin den noch jüngeren Entwicklungszustand einer Tetrarhynchusamme, während welchem dieselbe im Einwandern begriffen war. Der stark vergrösserte (von oben gesehene) Kopf der von mir in Eledone moschata aufgefundenen, sehr jungen Cestodenamme, welche zu Bothriocephalus auriculatus zu gehören scheint. Das ebenfalls stark vergrösserte Kopfende eines ausgewachsenen, ge- schlechtliche Glieder an sich tragenden Bothriocephalus auriculatus. Freiburg im Breisgau, den 47. Nov. 1849. \ Zu Zeitschr. 1. wisseusch. Zoologie. II. Bd. 17 Ueber die allmählige Bildung der Körpergestalt bei den Rochen. Zur Entwicklungsgeschichte von Torpedo marmorata. Von Dr. Rud. Leuckart in Göttingen. Hierzu Tafel XVI. Die vergleichende Zoologie rechtfertigt die Annahme von der Mehr- heit der zur Bildung der thierischen Formen in Anwendung gebrach- ten Organisationspläne. Sie zeigt uns, wie eine jede einzelne Haupt- abtheilung des Thierreichs durch einen eigenen Baustil charakterisirt ist, wie die verschiedenen Glieder derselben durch die Einheit des Typus zusammengehalten werden. Am deutlichsten ist die Einheit in den Grundzügen des Baues in der Abtheilung der Wirbelthiere '). Schon die anatomische Untersuchung zeigt uns hier die Uebereinstimmung in den allgemeineren Organisa- tionsyerhältnissen, in der Anordnung und Lage der einzelnen Stücke und Theile des Körpers. Noch mehr aber die Entwicklungsgeschichte, die uns gelehrt hat, dass dieselbe Uebereinstimmung auch in der Anlage und der primitiven Form des Körpers sich ausspricht. Natürlich, dass unter solchen Umständen nun wohl von diesen Thieren vornemlich diejenigen unsere Aufmerksamkeit erregen, die durch irgend eine beträchtlichere Abweichung in ihrer äusseren Erscheinung auffallen”. Um auch in diesen Formen trotz aller‘ scheinbaren Ver- schiedenheit den einheitlichen Typus zu erkennen, um sie mit den übrigen weniger abweichenden, ich möchte fast sagen, regelmässigeren Formen in Zusammenhang zu bringen, gilt es die Frage zu beantwor- ") Ueber die typischen Hauptabtheilungen der sog. wirbellosen Thiere vergl. man meine Schrift: „Ueber die Morphologie der wirbellosen Thiere.‘ Braunschweig b. Vieweg. 4848. 2) Man sehe hierüber die Abhandlung meines Onkels, Fr. S. Leuckart, de rariori ed singulari animalium quorundam vertebratorum habitu. Heidel- bergae 4832, u nn LTE TE ER, EEE EEE TEE Bet en er 255 ten, durch welche besondere Verwendung der gestaltbildenden Processe, durch welche besondere Bildung des einen oder anderen Körpertheiles nun jene Abweichung entstanden sei. Die Physiologie lässt uns bei der Beantwortung dieser Frage im Stiche. Mag sie auch immerhin von der Zweckmässigkeit dieser Abweichungen, ja von der Nothwendigkeit der- selben für gewisse Lebensäusserungen und Sitten uns unterrichten, die Frage nach dem Entstehen kann sie nicht lösen. Eine genügende Ant- wort finden wir hier bloss in der Entwicklungsgeschichte. Durch diese haben wir schon manche paradoxe Form verstehen lernen. Noch vor Kurzem ist es den umsichtigen und sorgfältigen Un- tersuchungen eines ausgezeichneten Zoologen gelungen, den wunder- baren Bau der Schildkröten vollständig zu entziflern und mit dem Bau der übrigen Wirbelthiere in Einklang zu bringen. Doch noch eben so Vieles ist hier den späteren Beobachtungen vorbehalten. Noch immer stehen die niedrigsten Formen der Wirbelthiere, die Cyclostomen und Amphioxinen, in mehrfacher Beziehung ohne Vermittlung neben den - höheren, entwickelteren Formen der Fische und übrigen Vertebraten. Wir können kaum ahnen, was uns hier die Entwicklungsgeschichte noch lehren wird‘). ‘Nur aus den Räthseln der Bildung erkennen wir die grosse Bedeutung der Aufgaben, die hier der Lösung noch harren, Die nachfolgenden Bemerkungen sollen die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf eine andere, durch die Gestalt des Körpers sehr aus- gezeichnete Gruppe von Fischen hinlenken, auf die Rochen. Die Eigenthümlichkeit der: Gestalt bei diesen Fischen beruht be- ‘ kanntlich auf einer mächtigen flächenhaften Verbreitung des Vorder- körpers bis zum After, die, wie wir durch die anatomische Untersu- chung erfahren, durch die Combination von zweien differenten mor- phogenetischen Vorgängen möglich geworden ist. Einmal ist nämlich der ganze Vorderkörper vom Rücken nach dem Bauche stark abge- plattet, so dass er die Form eimer flachen Scheibe angenommen hat, dann aber ist auch die Brustflosse, die durch ihre Breite und horizon- tale Lage sich auszeichnet, in ausgedehnter Strecke vorn und hinten an den Seitenrand der Scheibe befestigt, so dass diese dadurch an Flächenausbreitung noch mehr gewonnen hat. “In der Klasse der Fische kann eine solche merkwürdige Gestalt- entwicklung am. wenigsten uns auffallen. Sehen wir doch überall in den niedrigsten Gruppen einer jeden Hauptabtheilung des Thierreiches ") Die Kenntniss der Entwicklung bei den Cyclostomen würde eine grosse "Lücke in unserer Wissenschaft ausfüllen. Namentlich eine nähere Eiusicht in die Metamorphose der Visceralbögen, die hier ganz eigenthümlich und abweichend sein muss, wie wir schon aus der Beschaffenheit der Skelet- theile des. Gesichtes, der Zunge und des Kiemenapparates, die aus diesen embryonalen Gebilden den Ursprung nehmen, erschliessen können. 7* 256 (und eine solche ist ja die Klasse der Fische in der Abtheilung der Wirbelthiere) eine viel grössere Variabilität der Form’), als in den höheren, wo sich, wenn man sich so ausdrücken darf, die gestaltbil- denden Processe mehr consolidirt, mehr auf ein bestimmtes, minder schwankendes Ziel gerichtet haben, ‘während sie dort mehr in der Production der Formen sich zu versuchen und diese den mannichfach- sten Verhältnissen anzupassen scheinen. , Obgleich nun die Rochen durch die Gestalt ihres Körpers sich sehr auffallend vor den übrigen Fischen und auch namentlich vor den sonst so sehr nahe verwandten Haien auszeichnen, sehen wir doch wohl mit- unter einige Aehnlichkeit, namentlich bei dem Gen. Lophius, dessen Arten eine gleiche Abplattung des Vorderkörpers, nur in minder hohem Grade, als die Rochen, darbieten. ‘Es ist überhaupt nur selten, dass die Fische die primitive eylindrische Körpergestalt behalten. Gewöhn- lich wird dieselbe in irgend einer Weise modifieirt, bald durch Ab- plattung vom Rücken nach dem Bauche, bald auch, und noch viel häufiger, durch Compression von den Seiten. ‘Die erstere erreicht ihr Extrem in den Rochen, die andere in Zeus, Pleuronectes u. s. w. Der eine bei den Rochen in Anwendung gezogene morphogeneti- sche Vorgang ist also, davon können wir uns überzeugen, keine aus- schliessliche Eigenthümlichkeit dieser Fische. Wohl aber der andere. Einen Zusammenhang zwischen Flosse und Körper sehen wir in sol- cher Weise sonst nirgends. Höchstens dass man hier an das Verhal- ten des. Kiemendeckels bei Lophius Faujas ?) erinnern könnte. Will man nun aus der anatomischen Anordnung der Körperscheibe bei den, Rochen einen Rückschluss auf die Bildungsvorgänge während der Entwicklung machen, so kann hier zweierlei möglich gewesen sein. Es kann einmal noch vor der Hervorbildung der Extremitäten der ganze Vorderkörper sich zu einer Scheibe abgeflacht haben, die dann mit ihrem seitlichen Saum sich unmittelbar in die Brustflossen umwan- delte. Eine actuelle Trennung von Körper und Flossen war dann nie- mals vorhanden. “Solche Annahme ist an sich wol um so weniger unwahrscheinlich, als wir wissen, dass die Extremitäten überall als longitudinale Falten oder Leisten am Körper entstehen, die erst all- mählig, wenn sie sich strecken, immer freier werden, bei den Rochen aber,niemals in dieser Richtung eine beträchtlichereEntwicklung erreichen: ) „Quam silentio praeterire non possum observationem, ea est, quod inter pisces plurimae omnium vertebratorum animalium, quod ad corporis struc- turam attinet, reperiuntur diversitates, ita ut naturae formatrieis in hac classe modus 'vel magis dubius et luxurians, nondum 'tam: stabilitus .atque ° firmus, quam in amphibiis, in avibus praesertim, atque etiam in mamma- libus’ fuisse videatur,“ - Zeuckart, 1. c. p. 6. 2) Vergl. Rathke, Untersuchungen über den Kiemenapparat und das Zungen- bein der Wirbelthiere. S. 79. 257 Oder ‚es könnten auch bei den Rochen die vorderen Extremitäten sich auf die gewöhnliche Weise, als selbständige Anhänge, bilden, da, wo sie nachher durch das Schultergerüst mit dem Skelet zusammenhängen, und von'da'aus späterhin mit den Seitenrändern des inzwischen 'ab- geplatteten Körpers nach vorn und hinten verwachsen, wobei dann natürlich die mächtige Breitenausdehnung und eigenthümliche fast fächer- fürmige Gestalt der Brusiflossen sehr zweckmässig sein würde. Es ist unmöglich, ‘von vorn herein über die Realität des einen oder andern dieser beiden Vorgänge mit Sicherheit zu urtheilen. Nur die unmittelbare Beobachtung kann hier entscheiden. Durch einen glücklichen Umstand bin ich in den Stand gesetzt, hierüber Auskunft zu geben. Eine Sendung von Zitterrochen (Torpedo marmorata), die im vergangenen Jahre durch Herin A. Koch aus Triest, an unser hiesiges Institut gelangte, enthielt eine grössere Anzahl träch- tiger Weibchen mit Embryonen, deren nähere Untersuchung mir zeigte, dass die Bildung der eigenthümlichen Körpergestalt hier auf dem zwei- ‚ten der von mir als möglich hingestellten Wege der. Entwicklung vor sich gehe. “Die ersten Anfänge der Entwicklung sind mir leider unbekannt geblieben. Die kleinsten Embryonen, die mir) zu. Gesicht kamen, massen über 4 Zoll und hatten ihre ursprüngliche, cylindrische Gestalt bereits verloren. Es ist indessen mehr als wahrscheinlich, dass die primitiven Kör- perverhältnisse der Rochen in keinerlei Weise von der Norm abwei- chen. Sie: sind gewiss dieselben, die wir überall bei den Wirbelthie- ren antreffen: und durch die neueren Untersuchungen, namientlich ‘an einigen höheren Formen dieser Geschöpfe, vollständiger kennen gelernt haben. Ja, die Selachier, zu denen die Rochen gehören, schliessen sich dadurch noch weit mehr als die übrigen Fische an diese höheren Formen an. Sie besitzen wenigstens gleich diesen eine sehr starke Kopf- und Nackenbeuge, die sonst bei den Fischen und nackten Am- phibien vermisst wird °).. Bei den Rochen habe ich mich hiervon aller- dings nicht unmittelbar überzeugen können, aber dennoch existiren auch hier diese Beugen, wie man theils noch später aus der Lagerung und Entwicklung des ‚Vorderhirnes erkennt, theils auch nach den Gesetzen der Analogie erschliessen muss, weil sie bei den Haien vorkommen, 2) Jüngere Embryonen von Torpedo hat J. Davuy beobachtet und abgebildet (Philos. transact. 4834, p. 531, Tab, XXU, Fig. 1, 2), leider aber sehr un- vollkommen beschrieben. #) Auch in der Entwicklung des Urogenitalapparates stimmen die Selachier mehr mit den höheren Wirbelthieren überein. Vergleiche Zeuckart, zur ERR und Anatomie der Geschlechtsorgane. Göltingen A847. » 78, 258 wie ich an zweien sehr jungen Embryonen, die Prof. Bergmann von seiner Isländischen Reise mitgebracht hat, sehr deutlich: sehe ’).ı Was die jüngsten der von mir untersuchten ?) Embryonen ‘der Zitterrochen schon auf den ersten Blick von den ausgewachsenen Thie- ren unterscheidet, ist die geringere Entwicklung der Körperscheibe. Der Leib ist weniger stark vom Rücken nach dem Bauche zusammen- gedrückt und weniger breit, und noch ohne den späteren Zusammen- ' hang mit den Brustflossen. Man kann am Körper dieser Embryonen drei hinter einander liegende Abschnitte unterscheiden, einen vorderen, der nach seinem Umfang dem Kopf und Hals der übrigen Wirbelthiere ent- spricht, einen mittleren, der die Flossen trägt und mit dem eigent- lichen Rumpfe sich parallelisiren lässt, und einen hinteren, den Schwanz (Fig. 4 und 2). Der Vorderkörper, dessen hintere Grenze auf dem Rücken .durch das Schultergerüst bezeichnet ist, das als eine quere Leiste durch die äusseren Bedeckungen hindurchschimmert, misst #£‘ (R. M.). Vom Rücken nach dem Bauche ist er zusammengedrückt, doch in der Mit- tellinie des Rückens noch immer ziemlich gewölbt. Seine Gestalt. ist etwa die eines flammenden Herzens mit einer vorderen abgeruntleten Spitze und zweien seitlichen Flügeln. Die vordere Spitze, die an ihrem hinteren Ende etwa eben so breit ist, als lang (4 “), setzt sich nach hinten in den mittleren, ge- wölbten Stamm des Vorderkörpers fort, der die Wirbelsäule (oder viel- mehr die hier noch: persistirende Chorda dorsalis, in deren Scheide sich erst die Anfänge der Wirbelkörper als zahlreiche isolirte Knorpelringe gebildet haben), die Gentraltheile des Nervensystems u. s. w. enthält (Fig. A). Sie ist abgerundet, ziemlich stark aufgetrieben und umschliesst den mittleren und vorderen Theil des Gehirnes. Die Spitze des Vorder-- ’) Haifischembryonen aus einem so frühen Stadium der Entwicklung, wie die vorliegenden, sind noch nicht beschrieben. Ich füge desshalb über sie hier einige Worte ein. Sie haben eine Länge von 5“, starke Kopf- und Nackenbeuge, ganz wie die Eidechsenembryonen in R. Wagner’s Icon. phys. Tab. IV, Fig. VII, IX. Der vordere Kopf hat eine hammerförmige Gestalt, doch entbehren die Augen noch des Pigmentes. Gesicht noch nicht gebildet. Fünf Visceralbögen jederseits, von denen die drei vorderen grösser und stärker sind, als die beiden hinteren, welche letzteren über- dies noch nicht durch Spalten, sondern durch blosse Furchen gegen ein. ander sich abgrenzen. Die Höcker für das Obergesicht an der Basis der ersten Visceralbögen keimen eben hervor. Kiemenfäden fehlen noch; ebenso auch die Extremitäten. Das Herz liegt in einem Bruchsacke weit vor. Bauch- spalte weit offen. — Ein etwas älterer Embryo von Mustelus, gleichfalls noch ohne Gesicht und mit Visceralbögen, ist abgebildet von J. Müller, über den glatten Hai des Aristoteles. Berlin 1842. Tab, I, Fig. 3*, - Nach ihrer Entwicklung stehen diese Embryonen etwa in der Mitte zwischen den von Davy 1. ce. Fig. 3 u. % abgebildeten. — , 259 körpers ist also vom Kopfe gebildet, der‘hier noch nicht in die Bil- dung der Körperscheibe, wie im ausgebildeten Zustande, eingegangen ist. Dass diese vordere freie Spitze des Körpers dem Kopfe zugehöre, sieht man auch aus der Lage der Augen, die als ein Paar stark pro- minirender kugliger Gebilde an dem hinteren Ende derselben seitlich hervorragen, so dass sie nicht bloss vom Rücken, sondern auch vom Bauche aus gesehen werden können. Das dunkle Pigment des Auges ist schon entwickelt, eine Chorioidealspalte aber nicht wahrzunehmen. Man würde übrigens irren, wenn man in dieser äussersten Kör- perspitze das Vorderende des Kopfes suchen wollte. Es ist vielmehr der Kopfhöcker, den wir darin wiedererkennen, sobald wir nur die Entwicklung des eingeschlossenen Hirnes berücksichtigen. Das Mittel- hirn reicht am weitesten nach vorn; es füllt die Schädelhöhle bis zur Spitze, während die stark zurückgebogenen Hirnsphären unter dem Mittelhirn an der ventralen Fläche hinter der Kopfspitze gelegen sind. Daher denn auch die oben erwähnte Auftreibung dieses Körpertheiles. Der mittlere Raum des Vorderkörpers, in den die Kopispitze nach hinten sich fortsetzt, wird allmählig breiter, bis er an der Grenze des Schultergürtels eine Breite von 3 “ besitzt. Wie ich schon angeführt habe, ist er auf dem Rücken noch immer ziemlich stark gewölbt. An den Seiten aber flacht er sich ab und geht dadurch allmählig in die flügel- förmigen Verbreiterungen über, deren Anwesenheit dem Vorderkörper seine eigenthümliche Form giebt. "Diese Seitenflügel reichen von dem hinteren Ende des Vorder- körpers bis zu den Augen. Sie haben eine halbmondförmige Gestalt, erreichen ihre grösste Ausdehnung aber nicht in der Mitte, sondern weiter nach vorn, etwa in dem mittleren Dritttheil des gesammten Vor- derkörpers, wo dieser #2‘ in der Breite misst. Offenbar sind diese Seitenausbreitungen des Vorderkörpers erst im Laufe der Entwicklung als longitudinale Leisten aus den Randfirsten des vom Rücken nach dem Bauche zusammengedrückten mittleren Stam- mes hervorgewachsen '). Sie enthalten nichts, als das electrische Organ, das sich schon jetzt unterscheiden und erkennen lässt, obgleich seine Entwicklung noch nicht vollendet ist. Bei den übrigen Rochen werden denn auch desshalb diese Seitenflügel am Vorderkörper fehlen. Nie- mals wird hier der Vorderkörper auf dieser Stufe der Entwicklung eine so beträchtliche Breitenausdehnung zeigen, als bei Torpedo, wie 1) So beweisen auch die Abbildungen und Beschreibung der jüngsten Em- bryonen bei Davy (l. e.). Davy beobachtete dieselben schon zu einer Zeit, wo der Körper noch seine primitive cylindrische Gestalt hatte, wo die Visceralspalten noch persistirten und weder Augen (?), noch Gesicht, noch Kiemen und Flossen gebildet waren. Ja, es scheint selbst, als entständen die Seitenflügel für das electrische Organ’ später, als die Flossen. 260 auch wirklich aus den vorhandenen) Abbildungen von anderen Rochen- embryonen, die aber 'alle älter sind als die unsrigen, und schon .die spätere Verwachsung von’ Brustflossen und Vorderkörper zeigen, her- vorgeht. j An der Ventralfläche des Vorderleibes ist die Abplattung weit stär- ker als am Rücken.. Die ganze Fläche ist eben, ohne deutliche Grenze zwischen mittlerem Stamm und Seitenflügeln, woraus’ denn hervorgeht, dass diese letzteren ihre Insertion in grösserer Nähe an der Bauch- fläche ‘finden, als an der Rückenffäche. Die flächenhafte'Abplattung des Bauches, eine förmliche Scheibe, reicht nun aber nach vorn nicht bis zum äussersten Körperende, son- dern nur bis an die hintere Grenze der Kopfspitze, bis unter die Augen. Hier hört sie mit einem wulstförmigen Rande auf, der von der einen nach der anderen Seite quer hinübergeht und die beiden Enden der Seitenflügel unter sich verbindet’). Die Kopfspitze liegt mit der Bauch- scheibe also nicht in derselben Ebene, sondern darüber °) und ist dem Rücken zugewölbt (Fig. 2). Eine Linie hinter dem Vorderrande der Bauchscheibe liegt der Mund, eine ansehnliche Querspalte, die von wulstigen Lippen umgeben ist. Die Oberlippe trennt sie von den Nasenlöchern, die: gleichfalls von einem wulstigen Rande eingefasst sind und sich nach innen: in einen schmalen Schlitz fortsetzen. Die Nasenklappe ist noch wenig ent- wickelt. Die Kiemenspalten, die eine grössere Strecke (1“) hinter dem Munde beginnen, verlaufen etwas schräg von vorn und aussen nach hinten und innen. Sie besitzen eine vordere scharf vorspringende Lippe, so dass die hintere dadurch überdacht wird. Die Kiemenfäden, die je zu 5 aus diesen Oeffnungen heryorragen (und bei den Embryo- nen unserer Rochen schon: von Rudolphi‘), Davy°), Meckel°) und mei- nem 'Onkel’) gesehen sind), haben eine Länge von 9—40 Linien. Sie 2) Vergl. Rathke, Beiträge z, Gesch. der Thierwelt. Abth..IV, Tab. U, Fig. 4 (Rhinobatis rhinobatus); J. Müller, de glandular. struct. pen., Tab, XI, Fig. 4A (Raja sp. d.); F. S. Leuckart, über d. äusseren Kiemen der Em- bryonen von Rochen und Haien, Tab. IV, Fig. 3 (Raja Rubus ?). — Veber- all reichen hier die äusseren Enden der Kiemenspalten bis dicht an die Seitenflossen, während sie (auch später) bei Torpedo durch die eingescho- benen vorderen Seitenflügel davon getrennt sind, 2) Vergl. auch Davy.}, c., Fig. 3 u. .&. °) Dass dasselbe Verhältniss auch bei den übrigen Rochen während des Fötal- zustandes sich findet, beweist.die Abbildung des Rhinobatis bei Rathke (l. e.) und der. Raja sp. dub. bei Monro on fishes Edinb. 1785. Tab, XIV, 4) Oken’s Isis. A847. :S. 1018. 3).L, ic. 6) System der vergl. Anat., VI, S. 224. A. a. 0.,.812u0 261 sind dünne und platte Fäden, nur an der Basis und am hinteren ab- . gestumpften' Ende etwas verdickt, Die Spritzlöcher,' die auf der Dor- salläche des Vorderkörpers dicht hinter den Augen liegen und eine bogenförnige Krümmung nach hinten zeigen, sind ganz ‘glatt, noch ohne die späteren Spitzen und auch ohne solche Fäden, wie bei den Em- bryonen mancher Haie (nach den Beobachtungen von Rathke , meinen Onkel und J. Müller) vorkommen ')). Nach hinten geht der Stamm des Vorderkörpers mit seiner gan- zen Breite in den: Mittelkörper über, ‚Auch dieser ist vom Rücken nach dem Bauche abgeplattet, namentlich im vordern Theile, während er. nach hinten immer mehr sich wölbt und dabei zugleich an Breite abnimmt, um allmählig zum Schwanze zu werden. Die Bauchseite ist übrigens auch, wie am Vorderkörper,, durchgehends flacher, ‘als der Rücken. " Die Länge des Mittelkörpers, der nach hinten bis zum Alter reicht, beträgt nur wenig mehr, als 3 Linien. Dicht vor seinem vorderen Ende inserirt sich in der Mitte der Bauchfläche der Nabelstrang. An den Seitenrändern des Mittelkörpers sind die Flossen befestigt, die vorderen ‘und hinteren. Die letzteren schliessen sich in Gestalt und Anordnung schon jetzt fast ganz vollkommen an die Afterflossen der ausgebildeten Torpedines an. Desto abweichender aber ist die Ent- wicklung der vorderen Flossen, die namentlich noch nicht jenen spä- teren Zusammenhang mit dem vorhergehenden Körperabschnitt darbie- ten. Eine ‘eigentliche Körperscheibe ist bei unseren Embryonen noch nicht vorhanden. Die‘ Brustflossen sind, gleich den Afterflossen, noch ausschliesslich an den Mittelkörper ”) befestigt, wie bei den Haien be- ständig. Diese Flossen erscheinen hier als lange und schmale flügelförmige Anhänge, die in der Richtung vom Rücken nach dem Bauche stark ab- geplattet sind und sich nach ihrem Ende immer mehr verschwälern. Sie stehen mit den seitlichen Ausbreitungen des Vorderleibes, welche - die eleetrischen Organe enthalten , in gleicher Ebene und schliessen sich nach hinten auch unmittelbar an diese an. Ihre Anheftung be- ginnt aın vorderen Ende des Mittelkörpers, da, wo jene Ausbreitungen am Vorderleibe aufhören. Von hier sind dieselben in einer Strecke von etwa 4'/ Linie nach hinten befestigt. ‘Sonst aber sind die Flossen ganz frei." Wenn sie sich auch, wie gewöhnlich der Fall ist, am hin- ‚teren Rande der seitlichen Ausbreitungen des Vorderleibes bogenförmig nach vorn zu krümmen, so sind sie doch niemals schon jetzt damit #) Vergl. namentlich J. Muller a. a. O., S. 67, 68. 2) Schon Davy hat dieses interessante Verhältniss beobachtet, wie aus seinen Abbildungen (1. c., Fig. 3 u. &) ersichtlich ist, doch ohne dasselbe auch nur mit einem Worte nüher zu berücksichtigen. j . 262 verwachsen. Namentlich sind die vorderen Spitzen, die (bei einer Länge der Flossen von ungefähr 3‘) etwa bis in die Mitte der: Vor- derleibsflügel reichen, davon beständig durch einen grösseren Zwischen- raum getrennt. Der innere oder vordere Rand der Brustflossen: ist übrigens beträchtlich dicker, als der äussere oder hintere Rand, der saumartig dünn ist und zahlreiche parallele Streifen erkennen lässt, die senkrecht auf dem vorderen Rande aufsitzen und die durchscheinenden Phalangen bezeichnen. Man könnte fast vermuthen, dass die Anheftung dieser Brustflossen am Mittelkörper in ganzer Ausdehnung den Basaltheilen der Extremi- täten zugehöre, dass also die Flossen in gegenwärtiger Anordnung ihre primitiven Verhältnisse zeigten. Doch dem scheint nicht so. Schon die anatomische Untersuchung lässt„uns erkennen, dass dieser Zusammen- hang im hinteren Theile durch ähnliche der Hand zugehörende Knochen vermittelt wird, wie der spätere Zusammenhang; mit dem Vorderkör- per. Nur an dem Vorderende des Mittelkörpers ist die Verbindung durch den Schultergürtel hergestellt. Gewiss ist unter solchen Um- ständen die Vermuthung gerechtfertigt, dass jener hintere Zusammen- hang zwischen Flosse und Mittelkörper auf dieselbe Weise, durch eine Verwachsung, entstehe, wie der vordere zwischen Flosse und Vorder- körper. Die einzige Verschiedenheit ist dann in der Zeit der Verwach- sung, die im hinteren Theile weit früher vor sich geht, als im vorde- ren. Nur da, wo der Schultergürtel liegt, also im vorderen Ende des Mittelkörpers, ist die Verbindung mit der Flosse von Anfang an ge- wesen. Hier ist die Flosse aus dem Körper hervorgekeimt. Die Bauchflossen, so ist schon erwähnt, zeigen ’eine weit gerin- gere Abweichung von dem ausgebildeten Zustande. Sie sind abgeplat- tete Blätter von halbmondförmiger Gestalt, die an ihrem inneren gera- den Rande mit dem Körper zusammenhängen, doch etwas tiefer an der Bauchfläche, als die Brustflossen, so dass sie den After zwischen sich nehmen können. Auch in ihnen kann man durch den dünnen Rand- saum die Phalangen durchscheinen sehen. Der innere Rand, durch den die Afterflossen angeheftet sind, ist dicker und bei einzelnen Indi- viduen nach unten in einen kolbenförmigen Vorsprung verlängert. Offen- bar waren diese männliche Individuen, bei denen sich in solcher Weise die ersten Andeutungen der späteren Halteren zeigten. Was nun endlich den Schwanz unserer Embryonen betriflt, so ist dieser verhältnissmässig länger als im ausgebildeten Zustande, fast so lang, als der ganze übrige Körper (6), doch sonst ohne alle Ver- schiedenheit. . Die beiden Rückenflossen sind senkrechte Blätter von halbmondlörmiger Gestalt, niedriger, als bei den ausgewachsenen Rochen und auch durch einen verhältnissmässig etwas grösseren Zwischenraum von einander geirennt. Ebenso ist die Entfernung von der Schwanz- 263 - Slosse beträchtlicher, als später — Verhältnisse, die auchbei den Em- bryonen anderer Rochen wiederkehren '), Die Schwanzflosse selbst ist etwas länger als hoch, also gleichfalis niedriger, als in vollständiger Entwicklung. Namentlich gilt dieses von dem dorsalen Theile der Schwanzflosse, der überhaupt, wenn man nach einer Abbildung von Davy®) schliessen darf, später gebildet wird, als der ventrale, wie es auch bei den übrigen Plagiostomen der Fall zu sein scheint. So vieles von. den jüngsten mir zur Untersuchung vorliegenden Embryonen der Torpedo marmorata. Wie aus ihnen sich durch eine fortlaufende Reihe von Veränderungen die ausgebildeten Rochen her- vorbilden, lässt sich bei einer Vergleichung im Allgemeinen leicht er- kennen. Nur Einiges will ich hier noch besonders hervorheben, was auf.die Bildung der späteren Körperscheibe Bezug hat. Es sind die Veränderungen in dem Verhalten der Kopfspitze und der Flossen, die wir dabei näher ins Auge fassen müssen. Wir haben. oben gesehen, wie die Bauchscheibe bei unseren Em- bryonen eine Strecke vor dem Munde mit einem flachen Querwulste aufhörte, ohne die Spitze des Kopfes zu erreichen, so dass die seitlich am Kopfe gelegenen Augen auch am Bauche gesehen werden konnten (Rig. 2). "Diese Bauchscheibe nimmt nun aber später an Umfang allmählig zu und zwar namentlich nach vorn hin, indem jener Querwulst sehr rasch in die Länge wächst und die vorderen Ecken der Seitenflügel, die er verbindet, mit sich fortzieht. Die Augen werden dadurch am Bäuche überdeckt und zugleich immer mehr aus ihrer seitlichen Lage nach dem Rücken zu emporgeschoben. . Bei Embryonen von 4 5" Länge (Fig. 3) ragen sie nur noch mit ihrer äussersten Convexität über den Rand der Bauchscheibe hervor. Ist das Wachsthum noch weiter vor sich gegangen, dann verschwinden die Augen gänzlich vom Vor- derrande der Scheibe (Fig. 4). Sie scheinen immer weiter nach hinten auf der Rückenfläche sich zurückzuziehen. Schon bei Embryonen von 1” 7% sind sie 4'% “ weit vom Vorderende entfernt. In gleichem Masse verliert sich aber auch die seitliche Stellung ‚der Augen und: die Diver- genz ihrer Achsen, bis sie endlich vollkommen parallel in derselben Ebene auf dem Scheitel stehen. Diese Lagenumänderung der Augen ist übrigen von einer gleich- zeitigen Metamorphose der ganzen vordern Kopfspitze begleitet, ja zum Theil nur hierdurch möglich. Wir wissen, dass die Kopfspitze im Anfang über den vorderen Rand der Bauchscheibe hervorragte, dass sie sogar als eine hlasenartige Auftreibung über die Ebene derselben nach dem Rücken sieh erhoben N) Vergl. Müller, a. a. O., S. 64. 2) L. c., Fig. 2. 264 hatte. Allmählig aber wird solches Verhältniss anders. Bei ‚der Ver- grösserung der Bauchscheibe nach vorn verwächst diese mit der unte- ren Fläche der Kopfspitze in'immer zunehmender Ausdehnung. Der Kopf streckt sich; er flacht sich auf der dorsalen Fläche allmählig ab, und letzteres in einem scheinbar um so höheren Grade, als zugleich die Dicke der Seitenflügel immer mehr zunimmt, und dadurch‘ die äusseren Grenzen zwischen diesen und der mittleren Körperachse im- mer mehr verschwinden. Der Rücken des Vorderkörpers wird all- mählig ebenso flach, als es der Bauch schon länger gewesen war. Uebrigens verschwindet die äusserste Kopfspitze weit später von dem Vorderrande der Bauchscheibe, als die äusserste Convexität der Augen. Erst bei Individuen von 4“ 7“ wird sie überwuchert. Während nun solches mit dem äusseren Kopfe vorgeht, findet auch im Ionern desselben eine Veränderung statt. Das Hirn streckt sich; das Vorderhirn giebt seine Lage unter dem Mittelbirn auf und rückt nach vorn. Wie es scheint, wird diese Lagenveränderung durch einen zweifachen Vorgang möglich, theils dadurch, dass die Schädelhöhle vorn geräumiger wird, theils auch dadurch, dass das verlängerte Mark, das anfangs unverhältnissmässig lang ist (doch schon bei den jüngsten von mir untersuchten Individuen die lobi electriei enthielt), sich ver- kürzt und dadurch die ganze vorhergehende Masse des Gehirns zurück- zieht. Wie weit diese Zurückweichung geschieht, sieht man daraus, dass die Augen im Anfang zu den Seiten des Mittelhirns ‚liegen , 'später- hin aber, obgleich sie nicht von der Stelle weichen (die scheinbare Lagenveränderung der Augen ist nur durch das Wachsthum und die Vergrösserung der vorderen Körperscheibe veranlasst), an das Vorder- ende der Birnsphären zu liegen kommen. Dass durch solche Veränderung des. Gehirns die Abflachung des Schädels sehr begünstigt werde, dass diese wiederum auf die Lage der Augen in oben erwähnter Weise influiren müsse, braucht hier nicht noch besonders hervorgehoben zu werden. Gleichzeitig mit diesen Umwandlungen am vorderen Kopfende ist nun aber auch im hinteren Theile die Körperscheibe weiter ausgebildet. Die Brustflossen, früher freie Anhänge am Mittelkörper, sind an ihrem inneren oder vorderen Rande mit dem äusseren Saum der vorderen Seitenflügel, die das electrische Organ enthalten, verschmolzen.‘ Bei einem Embryo von 4 5“ ist diese Verschmelzung schon vollständig eingetreten (Fig. 3), obgleich man, namentlich vorn, die Grenze zwi- schen Flossen und "Seitenflügeln noch durch eine tiefe. Furche bezeich- net findet. “Die Spitzen der Bauchflossen reichen hier bis über die Mitte der Flügel hinaus, bis an die vordere abgerundete Ecke derselben. | 265 Auf solehe Weise sind Vorderkörper und Mittelkörper zur Bildung der Körperscheibe in Zusammenhang getreten. : Die späteren Formver- hältnisse der Scheibe fehlen aber noch Anfangs. Die Scheibe ist nicht nur, wegen der unvollständigen Entwicklung am Vorderende, kürzer, sondern auch schmaler und dieses selbst in einem noch höheren Grade, so dass die Breite hinter der Länge‘ zurücksteht. Die Flossen haben noch nicht ihre spätere Länge. Während nun die Bauchscheibe des Vorderleibes sich nach vorn immer mehr vervollständigt, wächst auch das Ende der: Brustflossen immer weiter um den vorderen Rand derselben herum, bis endlich beide Enden in der Mittellinie vor dem Kopfe zusammenstossen. Wie es scheint, ist dieses aber erst ziemlich spät, etwa bei einer Körper- länge von’2“ &‘ der Fall. Bei einem Individuum von 47 waren sie noch jederseits 2“’ von der vorderen Körperspitze entfernt, bei einem anderen von fast 2“ noch etwa 1‘, Erst, wenn die Bildung der Kopfscheibe vollständig ist, verlieren sich die äusseren Kiemenfäden '). Mit ihnen geht der auffallendste Charakter der unvollständigen Entwicklung zu Grunde. Die Embryo- nen haben die Form und die Gestaltverhältnisse der ausgebildeten Rochen angenommen. Es hat einst ein geistreicher Naturforscher darauf ufinerkenit ge- mecht, dass in einer jeden, grösseren wie kleineren Gruppe von Thieren bestimmte Formen enthalten sind, in denen sich die charak- teristischen Merkmale jener Gruppe am reinsten. und vollkommensten aussprechen. Als’ solche „typische“ "Formen möchte ich unter den Rochen nun ‘gerade die Torpedines ansehen. Wie nun aber die Körpergestalt dieser Thiere in ihrer Eigenthüm- lichkeit erst allmählig durch eine fortlaufende Reihe von Veränderun- gen aus der gewöhnlichen Form sich hervorbildet, so sehen wir auch unter den verwandten Geschöpfen eine Anzahl von Arten, die jene typischen Gestaltverhältnisse in einem minder hohen Grade der Aus- bildung zeigen und dadurch sich an die embryonalen Formen der Tor- pedines anschliessen. Schon die Gruppe der Haie bietet uns manche Arten, bei denen _ der Vorderkörper von oben nach unten sich abplattet, doch ohne da- 22 Pr) v j - 4) Die abentlieuerliche Hypothese von Davy, dass die Kiemenfäden resorbirende Apparate seien, deren Anwesenheit die Bildung der electrischen Organe . vermittle, bedarf um so weniger einer speciellen Widerlegung, als dieselbe - schon von anderen Seiten zurückgewiesen ist. Auch habe ich niemals eine Anordnung gesehen, die an die von Davy (Pl. XXIV, Fig.2) gegebene Ab- bildung erinnerte. Dapy hat hier sich sicherlich durch abgerissene Kiemen- fäden tüuschen lassen. » 266 durch zu einer eigentlichen Scheibe zu werden. So namentlich das Gen. Squatina Dum., wo gleichzeitig auch die grossen Brustflossen nach vorn sich ausbreiten und mit dem inneren Rande eine Strecke weit an die Seiten des Vorderkörpers sich anlegen, ohne jedoch damit zu verschmelzen. Hier haben wir eine Form, die zu einer Zeit'des Lebens auch bei Torpedo, wie gewiss bei allen übrigen Rochen vorkommt, aber nicht persistirt, sondern ‚bloss als Durchgangsform für eine weitere Entwicklung. dient. Erst in der Familie der Squatinorajae, bei dem Gen. Rhinobatus u. a. sind die Brustflossen mit dem Seitenrande des noch stärker abgeflach- ten Vorderkörpers zu einer Scheibe verwachsen. Aber diese Scheibe ist weniger vollständig, als bei Torpedo, der vordere Rand derFlossen reicht nicht bis zum Vorderende des Kopfes. Auch hier eine Form, die bei Torpedo während des embryonalen Lebens einmal vorhan- den war. Der Kopf der Squatinorajae ist nach vorn kielförmig verlängert, wie auch sehr häufig bei den Haien. Man könnte vielleicht in dieser Hervorragung die embryonale Kopfspitze der Torpedines vermuthen. Doch man würde irren. Die letztere entspricht dem Kopfhöcker, der auch bei den Embryonen der Haie sich findet, späterhin aber, ‘wenn das Hirn sich streckt, ganz allgemein verloren geht. So habe ich mich namentlich durch die Untersuchung einer Anzahl junger Individuen von Spinax, die zum Theil noch mit äusseren Kiemen (oder Spritzlöcher- fäden) versehen sind, überzeugt. Die kielförmige Kopfspitze ist eine spätere Bildung, die z. B. bei Häienembryonen von 4“ 7“ noch fehlt. Hier ist der Kopf vorn noch ganz stumpf und von einer fast hammer- förmigen Gestalt, da die grossen Augen seitlich sehr stark hervor- springen. Ich will es unterlassen noch weiter auf die Parallele in der Ge- stalt der Squatinorajae und der fötalen Zustände der Torpedines ein- zugehen, obgleich auch die Verhältnisse des Schwanzes mit den Flos- sen, die Form der 'Nasenöffnungen, die Lage der Augen u. s. w. mannigfache Anhaltspunkte für solche Vergleichung bieten. Das Wenige, was ich anführte, mag hinreichen, zu zeigen, wie derselbe allmählige Gang der Entwicklung, der bei’ Torpedo ‘oben beschrieben ist, in der Hervorbildung der Rochengestalt aus der gewöhnlichen Gestalt der‘ Fische auch in den ausgebildeten Formen dieser Thiere einge- halten ist. Nachdem nun aber in den Torpedines die typische Form der Rochen einmal erreicht ist, fehlt es auch nicht an einer weiteren Mo- dification. Der Schwanz, die Körperscheibe werden nochmals ander- weitig umgestaltet — und so entstehen dann endlich, durch die Fami- 267 lien der Rajae und Trygones vermittelt, die bizarren Formen der My- liobatiden und Cephalopteren, die ohne die mannigfachen Mittelformen kaum noch irgendwie eine Aehnlichkeit mit den Haien uns darbieten würden. = Die Abbildungen stellen Embryonen von Torpedo marmorata in verschie- dener Entwicklung dar, Fig. 4 und 3 vom Rücken, 2 und s vom Bauche. Das Nähere besagt der voranstehende Text. Kleinere Mittheilungen und Correspondenz - Nachrichten. Zur Entwicklungsgeschichte der Fische. 4 Hl Aus einem Schreiben von G. Valentin an A. Kölliker. lern: ro die mit Herrn Dr. Corti untersuchten Hechteier, von denen wir münd- "sprachen, betrifft, so erlaube ich mir einige Notizen über die Drehungen en und die einzelnen beobachteten Missbildungen zusammenzutragen. P _Man gibt gewöhnlich an, dass Cavolini ’) die Drehung der Fischembryonen in dem Aehrenfische zuerst beobachtet habe. Dieser Forscher spricht allerdings davon, dass sich der kleinere Fisch fast jeden Augenblick im Eie herumdrebte. gt man aber seine Beschreibung genauer, so sieht man, dass die von " beobachteten Embryonen viel zu weit entwickelt waren, als dass sie noch je Be, was wir heute Dotter- oder Embryonalrotation nennen, darbieten fen. Cavolini beschreibt offenbar die hüpfenden Bewegungen der schon lteren Fischchen, wie man sie auch oft genug an den ausgebildeteren onen der Paläe oder des Barsches häufig sieht und bei denen sich aller- ( ah der Körper im Ganzen herumdreht und richtiger herumschnellt. } t dagegen unzweifelhaft die Dotterdrehung des Hechteies gesehen un as Anwesenheit von Flimmerhaaren hergeleitet. Die von üns untersuchten Hechteier waren den 2%. April des Morgens um 31 künstlich befruchtet worden. Die Drehung fiel schon 8 Stunden später ‚Augen. Ich muss frei bekennen, dass ich häufig genug in Betreff der dieser Erscheinung zweifelte. Ist nämlich der Dotier leicht beweg- ‚ 50 kann die zufällige Ortsveränderung des ganzen Eies eine nachträgliche Drehung des Inhaltes künstlich erzeugen. Lassen sich keine Flimmerhaare mit '”) Cavolini Abhandlung über die PRSERDIE der Fische und der Krebse. Ueber- setzt von Zimmermann. Berlin, 4792. 8. S. 4. =) Kusconi in Müller’s Archiv. 1860. 8. 487. 268 Sicherheit nachweissen, so fehlt die Garantie, dass man eine wahre Dotterrota-. tion vor sich hat.: Dieser Schluss machte mich manchesmal in Betreff unserer Hechteier bedenklich., Es gelang mir. nie lange Flimmerhaare zu irgend einer Zeit mit Hülfe des Tageslichtes zu beobachten. Lampenlicht schien eher einen feinen Härchenbesatz nachzuweisen. Da nun die Geschwindigkeit und die Rich- tung der Drehungen wechselten, so drängte sich mir häufig der Zweifel auf, ob man hier nicht blosse mechanische Nebenwirkungen vor sich habe. Die Dauer der Umwälzung im Anfange spricht jedoch gegen diese ‚Vermuthung. Ich möchte aber die Frage für die späteren Stufen der Entwicklung, in denen der Embryo: kenüätlicher hervorgetreten, offen lassen. Ich habe eine ziemliche Reihe von Einzelbeobachtungen über die Geschwin- digkeit, mit der sich die Abschnitte des durchfruchten oder weiter fortgebilde- ten Dotters drehten, angestellt. Jede der erwähnten Zahlen ist ein Durch- schnittswerth von mindestens % oder 5 Bestimmungen. Ich erhielt z. B. auf diese Weise: 2%. April Mittags 4%, Uhr. Secundengeschwindigkeit = 1, Mm. 2%. —- Abends 84, - - - = Y, Mm. 25. -, Morgens 5’, = - - —,Yj. bis Yo Mm. 25. —- Morgens 8), - - - = Y, bis Y,ı Mm. 25. - Abends 8%, - = - == Y,, Mm. 26. - Morgens 5Y, - - - — Y.s Mm. Wir sehen hieraus, dass die Schnelligkeit der Drehung mit der Zeit abnimmt. Sie fällt aber selbst im Anfange unter den verhältnissmässig günstigsten Bedin- gungen kleiner aus, als die erste Bewegung der Blutkörperchen nach der Bil- dung des Herzens. Diese hatten dann eine Secundengeschwindigkeit von 0,148 Mm. Baer ') hob auch in neuerer Zeit mit Recht hervor, dass die Doppelmiss- geburten verhältnissmässig sehr häufig in Fischeiern vorzukommen scheinen. Diese Bemerkung hat sich auch in unseren Untersuchungen bestätigt. Ich hatte einen Doppelkopf 402 Secunden nach der künstlichen Befruchtung gefunden und von da in seiner ferneren Entwicklung verfolgt. Das Thier schlüpfte glücklich aus dem Eie und konnte noch 8 Tage lang am Leben erhalten werden. Corti und ich fanden später.noch mehrere Missbildungen unter den übrigen ausge- schlüpften Hechtchen. . Dieses bewog mich, unseren ganzen Vorrath mit ‚der Lupe zu durchsuchen, um so eine statistische Uebersicht der gesunden und der verbildeten Fischchen zu erhalten. Ehe ich Ihnen die hierbei gefundenen Einzelwerthe verzeichne, muss ich. noch ein paar Worte über eine eigenthümliche, sehr häufig vorkommende Ab- weichung, an der wahrscheinlich ein grosser Theil der jungen Hechte, wenig- stens in der Gefangenschaft zu Grunde geht, vorausschicken. Das schlingen- förmig umgebogene Herz liegt in einem hellen Sacke zwischen dem Kopfe und dem Dottersacke. Dieser Theil vergrössert sich oft krankhafter Weise in hohem Grade. Das mit den Doitergefässen verbundene Herz zieht sich dabei aus und verwandelt sich in einen langen Cylinder, der ‚aber noch bis zum Lebensende fortpulsirt, dessen Schläge sogar noch nach dem Tode mehr oder minder fort- dauern. Die Unregelmässigkeiten des Kreislaufes und der Ernährung, welche die oben erwähnte Entartung begleiten, haben viele regelmässig gebaute Hecht- chen und mehrere der Doppelmissgeburten zu Grunde gerichtet. 2 Ich habe die Revision von 947 Hechtchen, die 4 bis 2 Wochen vorher aus- geschlüpft waren, vorgenommen. Es fand sich hierbei, dass die kranken Thiere }) Baer in den Mem. de St. Petersbourg. Sixieme Serie. Tome IV. 1845, P- 86 fgg. i 269 u überhaupt 6,9 % und die gesunden 93,1 %, ausmachten. Die einfachen Ge- schöpfe, deren Herz auf die eben erwähnte Weise schlauchartig ausgezogen “war, betrugen 5,7 %, mithin die bei weitem grösste Menge der leidenden Fisch- chen. Von den noch übrigen 4,2 %, dagegen kommen 0,65 %, oder die Hälfte auf Doppelmissgeburten, von denen mehrere doppelte, an ganz verschiedenen Stellen liegende Herzen darboten. Man konnte die von einander unabhängigen Pulsationen der zwei Herzen von ihrer ersten Entwicklungszeit bis 4 oder 2 Tage nach dem Tode der ent- sprechenden Doppelmissgeburten verfolgen. Abgesehen nun von dem Interesse, „welches dieses zierliche Schauspiel an und für sich gewährte, zeigten sich noch hierbei zwei eigenthümliche Erscheinungen. 4. Die Zahl der Schläge eines jeden der beiden Herzen nahm im Laufe der - Entwicklung zu. Diese Norm kehrt in gesunden Embryonen nicht bloss der Fische sondern auch der Vögel wieder. 2. Die Schläge des Herzens des unvollkommenen Nebenkörpers der Doppel- missgeburten standen hinter denen des Herzens des Hauptkörpers sichtlich zu- rück. Nur die Zeit, die kurz vor oder kurz nach dem Absterben des Thieres lag, lieferte in dieser Hinsicht untergeordnete Ausnahmen. ‚Ich will hier die Zahlen, die ich für die am vollständigsten verfolgte - Doppelmissgeburt erhalten habe, anführen, damit Sie sich von der Richtigkeit des Gesagten überzeugen können. Ich erhielt: Zeit nach der Befruch- AW30 Secunden kommende Zahl der Schläge des Herzens y tung in Tagen. des vollkommneren es unvollkommneren . Hauptkörpers, Nebenkörpers. 7, 22 bis 23 21 bis 22 F En 37 bis 38 34 9% 38 38 - a0% 48 43 bis 4% er AA 47 bis 48 h3 Hi; ‚12% 49 h3 En. 43% 49 hk bis 45 ra Ak’ 53 49 45% 53 kb 16% 47 40 A 47Y, (kurz nach dem Bi. Tode d. Doppel- Age missgeburt) 44 40 » 18% 30 30 Be 1189, 35 32 Re 27 29. > Die Verfolgung der Entwicklungsgeschichte der einen Doppelmissgeburt - führte zu einzelnen Erscheinungen, die für die allgemeine Betrachtung der Ent- stehung der Monstra von Bedeutung sind. Da ich die Abbildungen, die ich in dieser Hinsicht entworfen, später mit einer ausführlichen Darstellung des Ganzen zu veröffentlichen hoffe, so muss ich Mehreres in dieser Beziehung für die Zukunft aufsparen, weil erst die Zeichnungen eine klare Einsicht in Manches ‚möglich machen. Es wird Sie aber vielleicht interessiren, zu erfahren, dis ein Doppelmonstrum mehrere Wirbel an seinem zweiten verstümmelten.Kopfe hatte, ohne dass der vordere Abschnitt der Rückensaite verdoppelt worden wäre, Es können also die Wirbel des Nebenkörpers ohne Chorda dorsalis, sei es durch Zeltschr, f, wissensch. Zoologlo, II. Bd, 18 270 selbsiständige Ablagerungen oder durch-Abspaltung der primären Wirbel, er- zeugt werden. Bern, 23. October 1849. Ueber Aneurysmata spuria an Hirngefässen und die Con- traetilität menschlicher Blutgefässe. Aus einem Schreiben von ©. Bruch an A. Kölliker. Aneurysmalaspuria fand ich, nachdem ich viele Gehirne seit längerer Zeit vergeblich nach den blasigen Ausbuchtungen durchforscht hatte, die Sie. mit Hasse beschrieben, kürzlich bei einem alten, marastischen u. hydropischen Subjecte, das ich am 49. Octob. vorigen Jahres secirte. Dasselbe wurde sterbend aus grösserer Entfernung ins Hospital gebracht, und es war nur zu erfahren, dass es bereits mehrere Tage soporös gewesen sei,. Es fand sich u. A. eine ausgezeichnete atheromatöse Entartung des ganzen Arteriensystems, so dass Arterien, wie die Cruralis sinistra, vollkommen steife, unelastische Röhren bildeten, die mit geron- nenem Blute gefüllt waren. Am linken Beine war schon Gangraena senilis im Entstehen. Im Gehirn fanden sich viele, namentlich peripherische, sogenannte capilläre Apoplexien, d. h. Stellen, die roth gesprenkelt, wie von nadelkopf- bis hanfkorngrossen Blutpunkten durchsät waren, ohne dass nachweissbar Extra- vasat stattgefunden hatte. Alle diese Blutpunkte sassen in der Hirnsubstanz fest und liessen sich weder wegwaschen noch ausschaben. Es waren lauter Aneurysmala spuria, entstanden durch Blutaustritt aus der zerrissenen Längs- und Ringfaserhaut feiner Arterien in die blasen- und schlauchartig ausgedehnte Adventitia. Letztere erschien wie ein varicöser Schlauch, durch welchen die Arterie mit normalem und gleichmässigem Caliber hindurchzulaufen schien; die Verfolgung derselben nach den normalen Stellen, so wie die Möglichkeit, das vorhandene Blut, sowohl aus dem Schlauche, als aus dem Lumen der Arterie hervorzupressen, lehrte bald das Verhältnis. Von Ihren Abbildungen unter- scheiden sich meine Objecte durch die weniger regelmässigen Varicosiläten, in- dem häufiger die Adventitia in einer grösseren Länge abgelöst war. Die Ad- ventitia wiess sich an diesen Gefässen, die zu den feinsten der noch mit drei Häuten versehenen gehörten, als eine ganz dünne, sirukturlose Membran aus, die an normalen Gefässen kaum als selbständige Schicht zu erkennen ist (Rei- chert'sches Bindegewebe, Bindesubstanz). Die inneren Häute, namentlich die Ringfaserhaut, waren überall mit zahlreichen Körnchen besetzt, die nicht bloss beim Atherom vorkommen und nicht, oder wenigstens nicht alle, aus Kalksal- zen bestehen (Zeitschr. für rat. Med., Bd. %, S. 33); da sie sich in Säuren nicht verändern. Die Capillargefisse waren alle normal, wie auch Pestalozzi in seiner Dissertation angibt, und es scheint mit Texturkrankheiten der Capillarge- fässe überhaupt eine sehr missliche Sache zu sein. Bemerkenswerth ist in die- sem Falle, dass kein Extravasat die äussere Gefässhaut verlassen hatte, eine Apoplexie im gangbaren Sinne also nicht bestand. Dagegen habe ich in vielen Fällen von Apoplexia songuinea im Gehirne durchaus keine Erweiterung der Ge- arı fässe finden können. Es scheint demnach dass die Aneurysmata sparia'‘&ine Durehgangsstufe zu einer gewissen Gruppe von Apoplexien abgeben, die noch näher zu begrenzen ist. Dass jene Varicositäten mit denjenigen, welche Sie von ehronisch entzündeten Schleimhäuten, und ich von einem entzündeten Perito- naeum beschrieb (welche Henle jetzt für varicöse Venen hält, die gewiss aber zum Theil wenigstens ausgedehnte Arterien waren) nichts gemein haben, brauche ich kaum zu erwähnen. Von der Contraetilität arterieller und venöser Gefässe hatte ich Gelegenheit mich an einem amputirten Unterschenkel zu überzeugen, der von Dr. Chelius wegen Caries der Fusswurzelknochen am 25. October 4849 im obe- ren Drittheil abgesetzt wurde. 9 Minuten nach der Amputation befanden sich die präparirten Arterien und Venen im physiologischen Laboratorium, ‘unter der Einwirkung des Rotationsapparates. Es contrahirten sich ganz evident und bis zur vollständigen Entleerung der Blutsäule an der gereizten Stelle nach einan- der die Vena saphena magna, an mehreren Stellen, nach 60 bis 80, die Art. tibialis postica hinter dem Knöchel nach 460, die Vena saphena parya nach 12, die Art. tib. postica an einer höheren Stelle nach 45 und 40 Secunden lang an- dauernder Einwirkung des magneto-electrischen Stromes. Die Versuche wurden ‚während 45 Minuten fortgesetzt, worauf sich keines der genannten Gefässe mehr ‚eontrahirte; auch -auf kleinere Venenzweige und die Art. tib ant., die noch blosgelegt wurden, geschah keine Wirkung mehr, obgleich die Muskeln und der ‚Nerv.‘ tib. post., gereizt; noch lebhaft reagirten. s Lymphgefässe konnten leider wegen der excessiven Zerstörung und öde- matösen Infiltration der Haut des Fusses nicht dargestellt werden. Bemerken muss ich noch, dass die Contraction an den Venen sich auf eine grössere Strecke von der gereizten Stelle aus’ zu verbreiten schien, während die Verengerung rterien lokaler und mehr ringförmig war, und dass keines der contrahir- 'Gefässe sich später, so lange beobachtet wurde, wieder ausdehnte und mit ‚füllte. Die Contraetion war also in Todtenstarre der Gefässe übergegangen. olversuche an den Mesenterialgefissen eines mit Chloroform betäubten Kaninchens gaben ebenfalls positive Resultate, am schönsten an den mit Blut gefüllten Venen, während die grossen Venenstämme, namentlich die Vena cava inf. kein Resultat gaben. Er Heidelberg, 29. Januar 1850. AIZER | ge ‘ nen Ist die Morphologie denn wirklich so ganz unberechtigt# aenv Ein Wort der Entgegnung an Prof. Dr, Ludwig. Ba ET . „. Von Dr. A. Leuckart in Göttingen. Kon i lei: „Der Schreiber dieser Zeilen hatte sich vor einiger Zeit die Aufgabe gestellt, ‚die Verschiedenheit des Organisationsplanes in den einzelnen Hauptabthei- der sogenannten wirbellosen Thiere, theils auch das Wesen, den Um- und‘die hauptsächlichsten Modificationen des jedesmaligen Planes nachzu- weisen. Seine Ansichten hierüber hat er in einem kleinen Schriftchen: Ueber die Morphologie der wirbellosen Thiere, ein Beitrag zur Classification und Cha- 18 * 272 x rakteristik der thierischen Formen, Braunschweig, 1848, niedergelegt. Dass er übrigens in diesem seinen Versuche weit hinter dem Ziele zurückgeblieben sei, hat er sich niemals verhehlt. Nur das Verdienst glaubte er sich vindiciren zu dürfen, in umfassenderer und consequenterer Weise, als es sonst wohl ge- schehen war, die morphologische Untersuchungs- und Darstellungsmethode, die neueren Resultate der Anatomie und Entwicklungsgeschichte für die Zoolo- gie verwerthet zu haben. f Er hat aber erfahren müssen, dass man seine Bestrebungen gänzlich ver- kannt hat. Herr Prof. Ludwig, der'jenes Büchlein in den Schmidt'schen Jahr- büchern (Juni 4849) anzeigte, will ihn belehren, die Morphologie sei ohne alle wissenschaftliche Berechtigung, höchstens eine künstlerische Spielerei; der mor- phologische Standpunkt sei antiquirt und überwunden, seitdem man in dem Thiere nicht mehr das Produkt der einen ungetheilten Lebenskraft sehe, son- dern eine blosse künstlische Maschine, deren Bau durch die wechselnden Ein- flüsse der Aussenwelt in manchfacher Weise modificirt werde. Nur von der Physiologie könne man demnach die Einsicht in die Gesetzmässigkeit des Baues bei den einzelnen Thieren erwarten, und diese schliesse die Morphologie aus. Eine Verschiedenheit im Bauplan der Thiere kann es also nicht geben, eben- sowenig natürlich eine zoologische Wissenschaft (auch nicht eine vergleichende Anatomie); was man wol so genannt hat, ist ein blosser Complex von einzel- nen Beschreibungen, die nach einem gewissen gleichgültigen Prineip geordnet sind, doch möglichst praktisch, da das zoologische System ein alphabetisches Register zur Bestimmung der einzelnen Thierformen darstellt. Solche Lehren sind falsch und verwerflich, blosse Uebergriffe, die mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen werden müssen. Man braucht nicht einmal hervorzuheben, wie anmassend es ist, in solcher Weise die grossartigen wissen- schaftlichen. Leistungen eines Cuvier, J. Müller, Rathke, Rich. ‘Owen, Milne Edwards u. v. A., die ja elle (auch Cuvier, obgleich Herr Zudwig in diesem den Begründer einer „physiologischen“ Zoologie sehen will) auf dem morpho- logischen Standpunkt standen, in Frage zu stellen; wie engherzig und egoistisch es erscheint, einer schon nach ihren Resultaten so wohl en. Richtung der Naturforschung den Werth abzusprechen. Herr Ludwig, ein Physiolog, verlangt eine physiologische Auffassung des thierischen Körpers. Gewiss wird uns diese, und sie allein, die Zweckmässig- keit, die wunderbare Harmonie in den Verhältnissen der einzelnen Stücke eines Thieres und in der Bildung der einzelnen thierischen Formen erkennen lassen. Dass auch der Schreiber d. Z. von der grossen Bedeutung solcher Auffassung durchdrungen ist, davon hofft er Herrn Ludwig vecht bald durch eine grössere wit Prof, Bergmann gemeinsam unternommene Arbeit überzeugen zu können. Wenn dieses vielleicht in dem oben genannten Büchlein minder hervorirat, so rührt das daher, dass es dort nicht die Aufgabe des Verf. war, ein Verständ- niss der speciellen Bildungen anzubahnen, sondern den Zusammenhang der ver- schiedenen Bildungen zu zeigen, nicht die Zweckmässigkeit des Raues, sondern das Gesetz des Baues nachzuweisen. Und diese Aufgabe liegt der Zoologie noch näher, als jene physiologische, wie seit Cuvier nicht bloss die tieferen Geister, sondern auch die oberflächlichern allgemein anerkannt haben. Oder verkennt etwa Herr Zudwig, dass ein Vogel näher und in anderer Weise mit einem Fische verwandt sei, als mit einem Wurme; will er nicht zugeben, dass der Krebs nach den Grundzügen seines Baues mit dem Insekt übereinstimme, die a mit der Schnecke, der Polyp mit der Qualle ? 273 Wie aber nun eine andere Untersuchung, als eine morphologische, solche “Aufgabe ihrer endlichen Lösung zuführen könne, kann gewiss Niemand be- greifen. Mag dieselbe auch nicht die Exactheit der physikalischen Untersuchung theilen, mag in ihr die Gefahr eines Irrthums auch immerhin weit grösser sein, als dort — wir können ihrer nicht entbehren, weil sie die einzige ist, die hier zum Ziele führt. Selbst Herr Ludwig ist gewiss kein solcher Feind der mor- phologischen Auffassung, als er sich einzureden bemüht ist. Er täuscht darin sich selbst — oder stellt er etwa in Abrede, dass der Flügel des Vogels trotz seiner eigenthümlichen Entwicklung und Verwendung dasselbe Gebilde ist, als der Arm des Menschen und die Flosse der Fische und trotz aller Aehnlichkeit der functionellen Bedeutung verschieden von dem Flügel des Insects? Kann er die morphologische Identität der Antennen, Fresswerkzeuge, Beine u. s. w. bei den Insekten leugnen? Kann er den Bau der Wirbelsäule, die Verschieden- heiten, die darin bei den niedrigsten Fischen vorkommen, ohne eine morpho- logische Auffassung verstehen ? Und dennoch soll die Morphologie keine wissen- schaftliche Berechtigung haben? Der Hauptfehler in der Lehre des Herrn Zudwig liegt wol darin, dass der- ‚selbe annimmt, die Physiologie müsse die Morphologie, die physiologische Auf- fassung die morphologische Auffassung ausschliessen, und umgekehrt. Eben desshalb kann es ja keine Verschiedenheit des Organisationsplanes geben u. s. w. "Es ist, als ob Jemand die Möglichkeit eines verschiedenen architectonischen ‚Stiles leugnen wollte, weil es ja überall bloss darauf ankomme, der drücken- den Last eine entsprechende Stütze entgegenzusetzen! — Ueberhaupt ist es noch sehr die Frage, ob denn wirklich Morphologie und Physiologie verschieden ‚seien; gewiss aber ist es, dass beide neben einander bestehen können, ohne "sich zu beeinträchtigen, dass beide in gleicher Weise berechtigt, ja selbst noth- ‚wendig sind, um eine völlige Einsicht, ein völliges Verständniss der thierischen Formen zu vermittelo. Durch die Morphologie bekommen wir die Einsicht in das Schema des Baues, die Physiologie dagegen belehrt uns von der Zweck- mässigkeit, von der Nothwendigkeit der speciellen Form. Es gereicht dem Schreiber d, übrigens zur Beruhigung, dass er von vielen anderen Seiten über sein Büchlein ganz andere ‚Urtheile vernommen hat, wäh- ‚rend er bisher über die Ludwig’sche Recension nur eine Stimme hörte. Es mag solches auch aus den nachfolgenden Zeilen hervorgehen, die er von sehr acht- barer Hand erhalten hat und hier veröffentlicht, weil sie „als eine Zurechtwei- ‚sung für Herrn Ludwig“ zu jedem beliebigen Gebrauch ihm überlassen sind. k 75 Buwi » RP ZE a Bun Hochgeehrter Herr Doctor ! ln. E in In Schmidts Jahrbüchern für in- und ausländische Medizin (Jahr- nr gang. 4849, Heft 6) habe ich dieser Tage eine von Ludwig abgefasste uns: Kritik Ihrer Schrift: Ueber die Morphologie und die Verwandischafts- = werhältnisse der wirbellosen Thiere gelesen, durch welche der Anfer; tiger hoffentlich nicht Ihnen, sondern ‚sich selbst geschadet hat. «ul Herr Ludwig macht es Ihnen zum Vorwurf, dass Sie überhaupt “ eine Klassification einiger Thiere haben geben wollen, und dass Sie « diese von einem solchen Gesichtspunkte aus, als Sie genommen halten, aufgestellt haben. Er meint: „Die Aufgabe der Zoologie bestehe, wie 274 alle tieferen Geister anerkennen, in der Erkenntniss der Verhältnisse der einzelnen Stücke eines Thieres zu einander und des ganzen Thie- res zu den übrigen ausserhalb stehenden Naturkräften und Combina- tionen derselben.“ Diese Aufgabe ins Auge fassend, erklärt er dann: „es werde dereinst, wenn man die elementaren Funktionen der Thiere kenne, vielleicht vernünftig sein, die Frage aufzuwerfen, wie man die Thiere systematisch ordnen müsse, heute aber sei eine solche Frage eine Thorheit.“ Herr Ludwig gibt also, wie es nach seinem Dafür- halten auch andere tiefere Geister gethan haben, den Zoologen indirect den Rath, dass sie danach trachten sollten , vollendete Physiologen zu werden, und dieser Rath ist allerdings ein recht kluger und weiser. Er hält aber ‘auch den Zoologen, was von anderen tieferen Geistern noch nicht geschehen ist, das Schreckbild vor, für Thoren zu gelten, wenn sie, ohne vollendete Physiologen geworden zu sein, Versuche anstellen wollten, die Thiere systematisch zu ordnen, und das ist von ihm nicht klug und weise gehandelt. Durch die Verwarnungen des Herrn Ludwig werden sich indess die Zoologen nicht‘ beirren und auf's Abwarten verweisen lassen. Aus Gründen der Nützlichkeit und Noth- wendigkeit wollen sie noch bei ihren Lebzeiten auch einen Plan haben, auf welchem die Thiere so gut, wie es sich bei dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaften gerade thun lässt, ‚aufgereiht stehen. Es wird daher Mancher selbst auf die Gefahr hin, von Herrn Ludwig für einen Thoren gehalten zu werden, noch vor der Vollendung der Phy- siologie es unternehmen, einen dergleichen Plan zu entwerfen. Wie nun aber ein solcher zweckmässig zu entwerfen d.h. die Thiere syste- matisch zu ordnen seien, glauben die Zoologen bereits zu wissen. Sie halten nämlich dafür, dass dies am zweckmässigsten nach den Aehn- lichkeiten geschehen könne, welche sich bei den schon ausgebildeten und bei den noch in der Entwickelung 'begriffenen Thieren hauptsäch- lich in den Form-, Zahlen- und Lagerungsverhältnissen der einzelnen Körpertheile, wie in der Gestalt des ganzen Körpers erkennen lassen, und sind der Meinung, dass es bei einer Klassification der Thiere ver- nünftiger sei, die ihnen vorliegenden Effeete derjenigen in den Thieren waltenden Naturkräfte, welche die Gestaltung derselben bedingen, 'in Betracht zu ziehen, als nach Herrn Zudwig's überschwenglicher Weis- heit die elementaren Funktionen derselben, auf deren Ergründung das Menschengeschlecht ohnehin noch lange wird warten können. Obgleich Herr Ludwig durch ein richterliches Erkenntniss sogar schon eine in jetziger Zeit aufgeworfene Frage, wie man die Thiere systematisch ordnen müsste, für eine Thorheit und Unvernunft erklärt hat, will er doch einige wenige Männer (Oken, Meckel, J. Müller und dergleichen Anatomen), die noch viel weiter gegangen sind, nämlich schon Systeme (uud zwar nach dem Zusammenhange seiner Worte zu urtheilen: zoologische Systeme) aufgestellt haben, von seinem Richterspruche nicht getroffen wissen. Dass aber in einem solchen Verfahren kein Sinn ist und keine Gerechtigkeit waltet, bei einem jeden Unbefangenen wol einleuchtend sein. Auch 'Cuvier, obschon er das Thierreich geordnet, also ein zoolo- gisches System aufgestellt hatte, hat Gnade vor den Augen des Herrn Zudwig gefunden, weil er dem Systeme immer nur den Werth eines 275 Wörterbuches beigelegt haben soll. Einestheils aber ist diese Behaup- tung nicht richtig, denn Cuvier hat sich über das zoologische System dahin ausgesprochen, es sei dasselbe „in gewisser Hinsicht eine Art Wörterbuch, ‘oder vielmehr das Umgekehrte der gewöhnlichen Wörterbücher“, und anderntheils ist sie durch Cuvier’s Lehrbuch der Zoologie factisch widerlegt, in welchem der Verfasser nachzuweisen bemüht gewesen ist, dass vier Hauptformationen der Thiere existiren, vier allgemeine Entwürfe des Baues, wenn man sich so ausdrücken darf, nach welchen die Thiere modellirt zu sein scheinen, und deren fernere Unterabtheilungen, mit was für Titeln die Naturforscher sie auch decorirt haben mögen, nichts weiter, als leichte, auf die Ent- wickelung oder Zugabe einzelner Theile gegründete Modificationen sind, welche im Wesentlichen des Grundplanes nichts ändern.“ (Das Thierreich u. s. w. übersetzt von Voigt, Bd. I, S. 6 u. 30.) Unmittel- bar nach der erwähnten Behauptung hat darauf Herr Ludwig, der auf das Heil der Zoologie möglichst bedacht ist, seiner besorgten Seele durch den Ausruf Luft gemacht: ‚Wie stände es besser um die Zoo- logie und die Wissenschaft, wenn man von jeher Cwvier verstanden und auf seinem Wege fortgeschritten wäre!“ Sie nun aber werthester Herr Doctor! sind gerade auf dem Wege, welchen Cuvier eingeschla- gen halte, weiter fortgeschritten. Denn auch Sie haben, wie es von Cuvier geschehen ist, die allgemeinen Entwürfe des Baues, nach wel- chen die Thiere modellirt zu sein scheinen, oder, was ganz dasselbe bedeutet, den Baustyl oder Typus der Thiere zu erforschen und die- selben danach systematisch zu ordnen gesucht. Dennoch macht Ihnen Herr Zudwig dies hauptsächlich zum Vorwurf, und scheut sich nicht, Ihnen und Jedem, welcher „gar den Baustyl der Thiere finden will“, zu erklären, dass er ‚eine wissenschaftliche Spielerei erstrebe‘‘ und eine Thorheit begehe. Als verwerflich also hat er bezeichnet, was er vorher empfohlen hatte. Was aber soll man von einem solchen Kriti- "ker halten! Zu Gunsten des Herrn Ludwig will ich annehmen, dass er in der Literatnr der Zoologie nicht gehörig bewandert ist. Herr Zudwig beschliesst die Kritik Ihrer Schrift mit den Worten: „Es würde als ein gutes Zeichen deutscher Wissenschaft betrachtet werden müssen, wenn das Buch keine Leser fände.“ Dem Wunsche zuwider, der in diesen Worten liegt, habe ich jedoch das Buch nicht blos einmal, sondern selbst zweimal durchgelesen, weil ich fand, dass ich aus dem Inhalte desselben vielen Nutzen ziehen konnte, und weil ich an der Darstellungsweise des darin behandelten Gegenstandes mich erfreute. Ich möchte daher Ihre Schrift, die ich für einen sehr werth- vollen und wichtigen Beitrag zur Zoologie und vergleichenden Anato- mie halte, Anderen bestens empfohlen wissen, und hoffe nicht blos, dass sie (ungeachtet der Kritik des Herrn Ludwig) recht viele Leser finden wird, sondern würde auch, wenn dies geschähe, es als ein Zeichen deutscher Wissenschaft betrachten. Königsberg, 26. Nov. 1849. Heinrich Ratlıke. 276 Ueber blutkörperchenhaltende Zellen. Briefliche Mittheilung von A. Ecker an A. Kölliker. Mit Fig. 5 auf Tafel XVI. Ich theile Ihnen, mein verehrter Freund, in Folgendem eine Beobachtung über blutkörperchenhaltige Zellen mit, die, wie mir scheint, nicht ohne Interesse ist. Die Frage von der Bedeutung dieser Gebilde wird wol in der nächsten Zeit noch manchmal besprochen werden und es ist daher wol zweckmässig, das nöthige Beweismaterial für die eine oder andere Ansicht auf den Platz zu brin- gen. An der Existenz dieser Zellen wird wol jetzt Niemand mehr zweifeln, da- gegen lässt sich über die Bedeutung derselben noch streiten, wenn man nur die der Milz berücksichtigt. Je weiter man aber seine Untersuchungen ausdehnt, um so entschiedener beantwortet sich die Frage. Dass die Vertheidiger der Neubildungstheorie die Extravasate, auf welche wir so dringend hingewiesen, gänzlich ignoriren, macht diesen Forschern allerdings ihre Beweisführung leicht und enthebt sie einer sehr schwierigen Erklärung; denn,-dass Formen, welche in Blutextravasaten, in denen das Blut nachweisbar sich entfärbt, an Menge ab- nimmt und allmälig verschwindet, während dieser Umwandlungen sich bilden, auf eine Neubildung von Blut Bezug haben sollen, wird ihnen nicht leicht Je- mand aufs Wort glauben. Und doch zeigen oft pathologische Blutergüsse die schönsten Zellen mit unveränderten Blutkörperchen, wie ich mich oft genug überzeugt habe. Ein besonderes Interesse scheint mir die folgende Beobachtung darzubieten. Sie betrifft deren Vorkommen in einer melanotischen Krebsge- schwulst,. die vor kurzem im hiesigen Hospitale aus der Achselhöhle eines bis dahin gesund gewesenen 50 jährigen Schiffers exstirpirt wurde. Die Geschwulst hatte etwa die Grösse eines Kindskopfs, war höckrig und aussen von bläulicher Farbe. Auf dem Durchschnitte erschien sie durch zahlreiche fibröse Balken in ziemlich scharf umschriebene Lappen und Löppchen getheilt, die eine sehr ver- schiedene Beschaffenheit zeigten. Die einen waren vom dunkelsten Schwarz und von verschiedenen Graden der Festigkeit, tbeils sehr hart, theils in verschiede- ner Ausdehnung zu einem schwärzlichen Brei erweicht. Andere Lappen waren braun, grau-braun oder grau. Die meisten dieser letzteren enthielten grössere oder kleinere apoplektische Heerde. Die mikroskopische Untersuchung wies fol- gende Bestandtheile nach. Die grauen Lappen zeigten die evidentesten Krebs- zellen und namentlich sehr zahlreiche eingeschachtelte Zellen. Die schwarzen Lappen enthielten ebensolche und daneben zahlreiche braune und schwarze Körnchenzellen und freie Pigmentkörnchen, letztere vorherrschend in den er- weichten Stellen. In den braunen Lappen fanden sich ebenfalls nebst farblosen Krebszellen gelbe und braune Körnchenzellen und gelbe und braune Körner von sehr verschiedener Grösse, nebst Blutkörperchen, und in den grauen Lappen endlich, welche Blutergüsse enthielten und allenthalben zahlreiche Erweiterun- gen der feinsten Gefässe zeigten, ebensolche und daneben Zellen von meist 0,035 mm., welche 4, 2, 3 und mehr der deutlichsten Blutkörperchen enthielten. Diese Zellen waren zum Theil den übrigen Zellen, welche man als Krebszellen zu betrachten berechtigt ist, durchaus gleich. Dass die geschilderten Formele- mente eine continuirliche Reihe bilden, liegt deutlich vor Augen und es ist 50- 277 mit der Gang der Pigmentirung des melanotischen Krebses derselbe wie bei anderen Extravasaten. Wie überall ist auch hier die Zellenbildung kein zur Um- wandlung der Blutkörperchen nothwendiger, sondern nur ein dieselbe zufällig begleitender Prozess. Dass nun auch Krebszellen Blutkörperchen enthalten, da- rin werden Sie wol so wenig als ich etwas Besonderes finden; denn es ist nichts natürlicher als dass in einem Krebsblastem, in welches Blut ergossen wird, bei der Umbildung einer Zellenmembran um die Kerne einzelne Blutkörperchen mit von ersterer umschlossen werden. An eine Neubildung von Blutkörperchen in Krebszellen aus Pigmentkörperchen wird doch wol Niemand denken wollen. — Wer sich überhaupt Mühe gibt, die Extrayasate zu durchforschen, wird sich bald überzeugen, dass die blutkörperchenhaltigen Zellen sehr häufige Bestand- theile derselben sind und dass die Annahme einer Neubildung von Blut in allen diesen Fällen eine Absurdität wäre. Aber auch bei der Milz ist es, wenn man seine Untersuchungen nicht etwa auf die Säugethiere oder gar nur, wie Gerlach, auf ein einziges Säugethier beschränkt, ganz unmöglich, alle Formen als Neu- bildungsformen zu deuten und namentlich springt dies bei der Milz der Am- phibien in die Augen. In der Milz der Säugethiere gibt es allerdings Zellen, welche man für Mutterzellen von Blutkörperchen zu halten versucht ist, allein der Beweis, dass sie es wirklich sind, ist nicht geführt. Auch das Vorkommen der blutkörperchenhaltigen Zellen in der embryonalen Leber, so sehr dies auf den ersten Anblick für die Deutung derselben als Mutterzellen zu sprechen scheint, ist kein Beweis dafür. Wenn gleich diese Formen in verschiedenen Zeiten des Embryolebens (entgegen einer früher Ihnen gemachten Mittheilung ) vorkommen, so sind sie doch keineswegs regelmässige Erscheinungen, ja im Vergleich zu den von Ihnen näher geschilderten embryonalen Formen von Blut- körperchen sind sie sogar selten zu nennen. Wären es Mutterzellen von Blut- körperchen, so müssten sie unendlich viel häufiger sein. Ich kann diese Zellen 'einstweilen auch nur für zufällig in Extravasaten gebildete halten, dass aber solche Extravasate in dem blutreichen, weichen Organe sehr leicht entstehen werden, ist nicht zu bezweifeln. Erklärung der Figuren auf Tafel XVI. (Fig. V. 1, 2, 3, 4, 5). 4. Kern aus einem grauen Lappen der Geschwulst. 2. Krebszelle (von 0,035 mm.) ebendaher. 3. Ebensolche, mit zwei Blutkörperchen aus einem Extravasat in einem der grauen Lappen der Krebsgeschwulst. 4. Kleinere Zelle mit rundem Kern mit theils unveränderten, theils verän- derten Blutkörperchen. 5. Pigmenizelle aus einem der melanotischen Lappen. Basel, im December 4849. 278 Histiologische Bemerkungen von 4A. Kölliker. 4. Theilungen und Anastomosen der Primitivbündel der quergestreiften Muskeln. Man glaubte bisher allgemein, dass die Muskelprimitivbündel beständig ge- rade verlaufen und niemals sich theilen und anastomosiren. Diess ist jedoch nicht richtig. Ich habe in der Vorkammer des Froschherzens nelzförmig anasto- mosirende Muskelfasern gefunden (Zeitschrift für wissensch. Zoologie. Heft 2. 3. 1849. p. 215, Tab. XVII, Fig. ,6) in der Weise, dass hie und da zwei Bündel durch ein Querbündel vereinigt waren, jedoch nicht etwa durch blosse Appo- sition, sondern dadurch, dass das Sarcolemma der Bündel 3 zusammenhän- gende, in einander sich öffnende Röhren bildete und die Primitivfasern ebenfalls ohne Grenze in einander übergingen, womit jedoch nicht behauptet werden soll, dass dieselben bei den drei Bündeln wirklich in einander sich fortsetzten. Fast gleichzeitig mit mir haben auch Leydig und Hessling bei wirbellosen Thie- ren Aehnliches gesehen. Letzterer ( Froriep’'s Notizen, 1849, Nr. 477) sah im Penis der Schmetterlinge in grosser Anzahl und constant zahlreiche Theilungen der quergestreiften Primitivbündel. Es giugen von einem solchen entweder von der Seite ein oder mehrere Aeste ab, welche sich im weiteren Verlaufe wieder gabelförmig theilten, oder das Bündel schwoll an und sandte nach verschiede- nen Richtungen 2—4 Aeste aus, die sich ebenfalls wieder theilen konnten. Die abgehenden Aeste zeigten bald die Dicke des Hauptstammes, bald nur ein Dritt- theil oder Viertheil weniger. Nach Leydig (Zeitschr. für wissensch. Zoologie, Heft 2. 3. 4849. p. 408, 444, 442, 427, Tab. VIII, Fig. 49, 20, 23, 26, 27) sind die Muskelbündel von Piscicola geometra, die, obschon sie. oft keine Querstrei- fen und keine Fibrillen besitzen, doch denen der höheren Thiere entsprechen 4. in der Kopf- und Fussscheibe dichotomisch getheilt, an den Enden der Aeste verbreitert und verschmolzen und 2. am Tractus intestinalis von Piseicola und am Ductus deferens von Clepsine durch die zierlichsten Anastomo- sen, durch feinere und gröbere Ausläufer mit einander verbunden. — Seit die- sen ersten Beobachtungen habe ich diesem Gegenstande eine grössere Aufmerk- samkeit gewidmet und gefunden, einmal, dass die Anastomosen schon beschrie- ben, allein in gänzliche Vergessenheit gekommen waren, und zweitens dass dieselben und die Verästelungen weit verbreiteter vorkommen als ich selbst an- fangs vermuthete. Was das erste betrifft, so finde ich, durch Virchow aufmerk- sam gemacht, bei Leeuwenhoek eine Beschreibung der Muskelprimitivbündel aus dem Herzen der Ente, des Ochsen und Schellfisches (Piscis asellus), welche, und mehr noch die Abbildung dazu (von der Ente), beweisen, dass derselbe die netzförmigen Anastomosen der Bündel im Herzen vollkommen richtig gesehen hat. Von den Späteren scheint Niemand etwas der Art bei Wirbelthieren beob- 279 achtet oder L’s. Angaben weiter gewürdigt zu haben, wenigstens habe ich in keinem histiologischen Schriftsteller, auch bei keinem Neueren, etwas auf diesen Ge- genstand Bezügliches geiunden, wohl aber erwähnen-Frei und Leuckart (Ana- tomie der wirbellosen Thiere, p. 62, 282), ohne weiteres Gewicht darauf zu legen, Anastomosen der quergestreiften Bündel am Darm der Insekten und auch solche der zwar glatten aber doch mit den quergestreiften in eine Categorie zu stellendeh Leibesmuskeln der Nematoiden; auch könnte man R. Wagner's Ab- bildung (Icones zootomicae, Tab. XXX, Fig. IV) von den Flügelmuskeln des Herzens der Scolopendra morsitans, die, jedoch nicht ganz gelungen und unrich- tig gedeutet, offenbar netzförmig anastomosirende Primitivbündel betrifft. hier- hier zählen. Meine neueren Untersuchungen, die ich zum Theil in Gemeinschaft mit Herrn Dr. Corti angestellt habe, lehren, dass die Anastomosen quergestreifter Muskeln wahrscheinlich im Herzen aller Wirbelthiere vorkommen. Gesehen wur- den sie beim Menschen, dem Kaninchen, Kalbe, dem Reiher, demFrosche und dem Kaulbarsch, in letzterem von Dr. Leydig. Bei Säugethieren und beim Menschen sind dieselben sehr reichlich und äusserst zierlich und kommen durch ganz kurze Quer- oder schiefe Aeste, gewöhnlich von geringerer Stärke, zwischen parallelen Bündeln zu Stande. Im Larynx, Oesophagus, Pharynx und der Zunge des Kaninchens liess sich bisher noch nichts Aehnliches sehen, wohl aber in der Zunge des Frosches, wo unmittelbar unter der Schleimhaut (an gekochten Prä- paraten leicht isolirbar) die zierlichsten Theilungen jedoch keine Anastomosen vorkamen. Es waren meist starke Bündel von 0,03‘ und darüber, die unter spitzen Winkeln. succesive so sich theilten, dass ein ganzer grosser Büschel von feinen Aesten, die feinsten von nur 0,0042 — 0,0046“, entstand, die zwischen den Zungendrüsen an die Schleimhaut sich inserirten. Ausserdem sah ich auch in. den Lymphherzen des Frosches Anastomosen der quergestreiften Bündel wie im Blutherzen und Dr. Leydig (Zeitschr. ‚f. wissensch. Zool., Bd. II, Heft 2. 3.) beobachtete solche an den Muskeln der Paludina vivipara, die ebenfalls gene- tisch mit den quergestreiften Muskeln übereinstimmen. Was die Muskeln des Stammes und der Extremitäten betrifft, so habe ich beim Menschen und den Säugethieren nirgends eine Spur von Anastomosen der Bündel gesehen, wohl aber schien es mir hier und da, als ob gewisse Bündel vor und bei ihrem An- satze an Sehnen auf eine ganz kurze Strecke sich zwei- oder mehrfach theil- ten und mit Bestimmtheit sah ich dieses im Schwanze von Froschlarven, wo einzelne Muskelfasern bei ihrem Uebergange in Sehnen in 3—5 kegelförmige ' Zacken ausliefen. Enden von Muskelfasern inmitten des Fleisches eines Muskels, wie sie seit Haller (Elem. phys., IV, Lib. XI, sect. 4, $. 3) hier und da citirt werden, habe ich so wenig als andere Neuere gesehen, was jedenfalls beweist, dass solche, wenn sie etwa vorkommen sollten, doch zu den seltenen Erscheinungen ge- hören. in kleineren Muskeln, z.B. des Frosches, in dem Subcruralis des Men- schen, in Gesichts- und Halsmuskeln kleiner Säugethiere, in Rumpfmuskeln der Fische, kann man den continuirlichen Verlauf der Bündel von einem Ende des Muskels bis zum andern verfolgen. 280 2. Nerven und Gefässe in permanenten, nicht ossificirenden Knorpeln. Es ist längst bekannt, dass viele ossifieirende Knorpel, so lange ihre Knochen nicht ausgewachsen sind (Epiphysenknorpel des Menschen z. B. bis ins 18 Jahr und noch länger), blutführende Gefässe führen, ferner auch dass permanenter Knor- pel vor und bei zufällig eintretender Verknöcherung Gefässe erhalten kann (Rippen z. B.), allein von nie ossificirendem, bleibendem Knorpel ward diess noch nicht beobachtet. Ich finde nun, dass diess beim Nasenscheidewand - knorpel des Ochsen und Schweines der Fall ist, in die von beiden Seiten her eıne Menge Gefässe aus dem Perichondrium senkrecht eindringen, um in ihnen sich zu verästeln. Noch auffallender war mir, beim Kalbe viele dieser Gefässe, die sich zum Theil als schöne Arterien kund gaben, von kleinen Nervenstämm- chen, von 0,006—0,04° mit Fasern von 0,0042 — 0,0046“ begleitet zu sehen, welche Nerven ebenfalls aus dem Perichondrium stammten, und in ihrer Ausbreitung ziemlich weit, jedoch nicht bis zu den letzten Enden sich verfolgen liessen. Kein anderer Knorpel hat mir bisher Nerven dargeboten, doch wäre es leicht mög- lich, dass auch die verknöchernden Knorpel, so lange sie Gefässe haben, Nerven führen. Beim Ochsen sah ich in einem bisher untersuchten Falle die Nerven in der Scheidewand nicht, auch waren die Gefässe nicht so hübsch wie beim Kalb, doch will ich hieraus noch keinen Schluss ziehen. Die Funktion der gesehenen Nerven anlangend, so kann dieselbe wohl kaum eine andere sein als die, die Ernährung des Knorpels zu reguliren; ob dieselben, wie die Knochennerven, auch schmerzen, bleibt unausgemacht. 3. Luft im Mark und in der Rinde der menschlichen Haare. Schon mehrere Forscher haben von Luft in thierischen Haaren gesprochen, - wie Heusinger, Mandl, Griffith, Gegenbaur, und Einige das Dasein solcher auch im Marke menschlicher Haare berührt, wie Roulins, v. Laer und Mandl, doch hat. sich die Ueberzeugung, dass dem wirklich so ist, noch nichts weniger als allgemein verbreitet. Ich finde nicht blos in der Marksubstanz der weissen, sondern auch in der der dunklen Haare so zu sagen constant Luft, welche, selten zugleich mit etwas Pigment, den Markcylinder meist vollkommen einnimmt, und in Gestalt kleinerer oder grösserer, bei auffallendem Lichte silberweisser Bläschen erscheint. Aber auch die Rinde führt in sehr vielen, namentlich weissen, blonden, rothen Haaren Luft und zwar sitzt dieselbe. in zahlreichen, zer- streut stehenden länglichen Lücken, welche überall in derselben sich finden, jedoch nicht selten in der Nähe des Markes gehäufter sind und bisher mit den Pigmentflecken der Rinde und den anderweitigen Streifen derselben zusammen- geworfen wurden. Von, der Existenz von Luft in allen den genannten Theilen überzeugt man sich am leichtesten, wenn man die Haare mit Terpentinöl, Aether oder Wasser behandelt, durch welche Reagentien die Luft vertrieben wird und das Mark und die Lücken der Rinde hell und durchsichtig werden. Wird ein sol- ches.mit Wasser oder Aether behandeltes Haar getrocknet, so dringt die Luft wieder ein und erscheinen Mark und Rindenvacuolen ebenso silberweiss wie vorher. . 4. Ueber Bindegewebs- und Muskelfibrillen. In der neuesten Zeit hat sich ein lebhafter Zwiespalt über die feinsten Ele- mente der zwei wichtigsten Fasergewebe unseres Körpers, des Bindegewebes und der quergestreiften Muskeln, ergeben, indem namhafte Autoren, wie Reichert ‚für das Bindegewebe, Bowman, Brücke, Du Bois, und A. für die Muskeln die von - 281 den Mikroskopikern bisher angenommenen Fibrillen derselben für Kunstproducte oder erst nach dem Tode mehr zufällig entstehende Gebilde halten. Da die Sache nicht ganz unwichtig ist, so glaube ich darauf aufmerksam machen zu sollen, dass die Muskelfibrillen auch an Querschnilten, die man den Muskeln eines lebenden oder so eben getödeten Thieres (Frosches z.B.) mit dem Doppel- messer entnimmt, eben so schön und deutlich sich zeigen, wie an Querschnitten getrockneter Muskeln. Dasselbe gilt auch von den Sehnen, von denen wir schon durch Stadelmann und Henle wissen, dass ihre Fibrillen auf den Querschnitten trockner Präparate zu sehen sind. Mir scheinen diese Thatsachen zusammen mit anderen bekannten einen vollgültigen Beweis dafür zu geben, dass in den genannten Geweben die Fibrillen schon im Leben bestehen. — Beiläufig erwähne ich noch, dass das eigenthümliche, von Donders (Holländische Beiträge) erwähnte und von Gerlach (Gewebelehre) abgebildete Ansehen mit Essigsäure behandel- ter Querschnitte trockner Sehnen einfach ‘davon herrührt, dass die aufquellen- den secundären Sehnenbündel mit ihren Rändern sich umschlagen und mannig- fach sich runzeln. Die scheinbaren Bänder sind nichts als solche Ränder und die Streifen derselben Kernfasern. 5. Aceidentelle Bildung von Talg- und Schweissdrüsen in der Lunge. Virchow und ich nahmen vor kurzem das in hiesiger Sammlung aufbe- wahrte, von Mohr (Med. Centralzeitung, 1839) beschriebene Präparat von einerLunge mit einer grossen haarhaltigen Cyste zur Hand und fanden, dass die Wand der fraglichen Cyste ganz genau wie die äussere Haut gebaut ist. Unter einer Epidermis kam eine Cutis mit Papillen, dann ein Panniculus adiposus mit Fett- zellen, die letzteren beiden dick. Die Haare sassen in gewöhnlich beschaffenen Bälgen und in die letzteren, die meist bedeutend weit waren, mündeten grosse, von blossem Auge leicht sichtbare Talgdrüsen ein. Die Schweissdrüsen sassen ‚ an der Grenze der Cutis, waren mässig entwickelt (von 0,24’ Grösse), aber sonst ganz normal. — Es reiht sich somit dieser Fall an den von Kohlrausch (Müller’s Archiv 4843) beschriebenen an, der in einer Eierstockscyste ebenfalls Haarbälge, Schweissdrüsen und Talgdrüsen fand, was neulich Steinlin (Henle, ralion. Path. II, p. 831) bestätigt, ist aber auf jeden Fall noch auffallender, da bei derLunge eine solche Productionskraft bisher nicht beobachtet wurde. Noch kann bemerkt werden, dass die Wände besagter Lungeneyste. auch knorpelige und knöcherne Plaques enthalten, von denen nicht auszumachen ist, ob sie mit den Bronchienknorpeln in genetischem Zusammenhange stehen oder nicht. - _ Würzburg, den 20. April 4850. Die Theorie des Primordialschädels festgehalten von A. Kölliker. Der von mir in meinem zootomischen Berichte in Uebereinstimmung mit 3. Muller, Stannius, Owen u. A. gegebene Nachweis, dass die Schüdelbildung bei allen Wirbeltbieren denselben allgemeinen Gesetzen folge, indem die Knochen 282 desselben überall in zwei Kategorien zerfallen, in primäre (integrirende Ossifi- calionen, Stannius), die aus dem Primordialschädel sich entwickeln, und in secun- däre (Beleg- oder-Deckknochen), die an der Aussenseite der ersteren zwischen dem Primordialcranium und der Haut aus weichem Blasteme entstehen, ist in der neue- sten Zeit zwar von Fr. Betz (Fror. Notizen, Dec. 4843) für die Säugethiere und von Stannius (Müll. Arch., 1849, p. 533) im Allgemeinen als richtig anerkannt, auf der andern Seite aber von H. Meyer (Müll. Arch., 1849, p. 292) und nament- lich von Reichert (Ibid, 4849, p. 443) in vielfacher Beziehung angefochten wor- den, was mich zu folgender Vertheidigung desselben veranlasst. - 4. Die histiologischen Verhältnisse der Kopfknochen anlangend, so haben Sharpey und ich, wie schon einige von den älteren Anatomen, den Satz aufge- stellt, dass viele derselben, ohne jemals knorpelig gewesen zu sein, unmittelbar aus einem weichen Blasteme ossificiren. H. Meyer bestreitet diess, und behaup- tet, dass auch die platten Schädelknochen z. B. aus Knorpel entstehen und an ihren Rändern durch Knorpel wachsen, unterlässt es jedoch, diesen Knorpel irgendwie näher zu .charaeterisiren oder Gründe anzugeben, warum das, was er Knorpel nennt, wirklich Knorpel sei. A. Bidder (De craniü conformatione etc., Dorpat. 1847) und Reichert sind zwar der Ansicht, dass die fraglichen Knochen nicht aus wahrem Knorpel oder „hyalinem Knorpel“, wie sie ihn nennen, ent- stehen wie die übrigen Kopfknochen, glauben aber doch ihr Bildungsmaterial dem Knorpelgewebe beizählen zu sollen. Sie bezeichnen dasselbe als weisslich, biegsamer als hyaliner Knorpel, bei Säugern mehr ‘oder weniger regelmässig gestreift mit sparsamen, mehr oder weniger lang gezogenen Knorpelkörperchen und nennen es „häutig knorpelig“, „faserig knorpelig‘‘, „weissliche oder weisslich- graue knorpelartige Substanz‘. Zur Erläuterung setzt Reichert in seiner neuesten Arbeit p. 464 hinzu, dass dasselbe am besten mit Faserknorpel verglichen wer- den könne, doch glaubt er, dass es für die „organologischen Folgerungen‘ gleich- gültig sei, wie man dasselbe histologisch beurtheile, erinnert an seine Ansich- ten über das Verhältniss von Knorpel, Faserknorpel und die verschiedenen Formen von Bindegewebe und glaubt, dass die Controversen, die über diese Fragen bestehen, bei dieser Gelegenheit nicht werden geschlichtet werden. Aus dem Angeführien ergiebt sich, dass A. Bidder und Reichert und ich wenigstens in Einem Hauptmomente miteinander übereinstimmen, nämlich darin, dass das Bildungsmaterial der sogenannten Deckknochen kein ächter Knorpel ist, und das ist schon wichtig genug. Der Punkt, in dem wir.differiren, ob diese nicht,hya- linknorpelige Substanz nun doch eine Art Knorpel sei oder Bindegewebe mit einfachen Bildungszellen, wird bei unseren beiderseitigen ganz verschiedenen An- sichten über Knorpel und Bindegewebe nicht für beide Theile entscheidend aus- zumachen sein, und daher sage ich nur so viel, dass ich die Grundsubstanz des fraglichen Blastemes ihrer Entwicklung aus spindelförmigen Zellen, ihrer fase- rigen Natur und sonstigen Charactere halber für Bindegewebe halte und daher dieselbe nur dann zu den Knorpeln, i. e. Faserknorpeln, stellen könnte, wenn die in ihr enthaltenen Zellen‘ Knorpelzellen wären. ' Da nun aber dieselben we- der morphologisch noch chemisch (ich habe mit Scherer das weiche ossifieirende Blastem unter dem Periost, das an den Schädel- und Extremitätenknochen des Kalbes leicht in genügenden Mengen erhalten werden kann, untersucht und ge- funden, dass die durch Kochen in Wasser erhaltene Lösung desselben beim Erkalten gelatinirt und durch Quecksilberchlorid, Alcohol und Gallustincetur ge- fällt wird, also eine leimgebende Substanz ist, jedoch kein Chondrin, sondern gewöhnlicher Leim, da dieselbe durch Alaun, Essigsäure und neutrales essigsau- res Blei nicht niederfällt, wohl aber durch Jodtinetur) mit solchen übereinstim- Un 283 men und sich ganz an indifferente Bildungszellen anschliessen, so kann ich auch zu dem Ausdrucke „häutig knorpelig“ mich nicht bequemen, und halte das fragliche Blastem wie dasjenige der Periostablagerungen anderer Knochen für weich und durchaus nicht knorpelig. Lässt sich auch die Frage über die histiologische Bedeutung des Blastemes der secundären Schädelknochen zwischen B.— A. und mir nicht ganz austragen, so doch folgende andere, z. Th. histiogenetische. R. glaubt, p. 461, dass wir beide darin übereinstimmen werden, dass das Blastem der Deckknochen ebenso ‚wie wahrer Knorpel ossificire und dass die Textur der beiderlei Knochen im wesentlichen vollkommen übereinstimme. Diess ist jedoch nur theilweise der Fall, indem meiner Ansicht nach die Deckknochen des Schädels von denjenigen Theilen der anderen Knochen, die aus Knorpel sich bilden, in ihrer Entwicklung und im Bau, vielleicht auch in den chemischen Verhältnissen mehr oder minder wesentlich abweichen, dagegen ganz an die Periostablagerungen dieser Knochen sich anschliessen. A) Will ich, freilich nur vorläufig als Vermuthung, aussprechen, dass, während der Knochenknorpel der Deckknochen leimgebend ist, derjenige der aus Knorpel entstandenen Apophysen der Röhrenknochen auch Chondrin enthält. (Scherer und ich sind eben mit einer Untersuchung über diesen Gegen- stand beschäftigt, von deren Resultaten für jetzt nur das mitgetheilt werden kann, dass in dem Knochenknorpel der Epiphysen des Femur eines Ä8jährigen Mannes neben Leim auch Spuren von Chondrin, wie viel ist noch nicht ausgemacht, vorkommen). 2) Ossifieiren dieselben nicht von einer grösseren 'vorgebildeten Anlage aus wie die anderen Kopfknochen bei Säugethieren, bei denen die ersten Kerne im Gentrum des Knorpels auftreten, Wenn Reichert sagt (p. 466), dass auch bei den platten Schädelknochen die Ossification in der Mitte der knorpeligen Grund- lage beginne und die Rindenschicht später verknöchere, so übersieht er, dass es sich nicht darum handelt, welcher Theil der Knochen zuerst ossificire, sondern wie die Knochenanlage beim ersten Auftreten der Verknöcherung beschafien sei: Nun. ist aber doch klar, dass z. B. das Blastem des Scheiteibeines in dem be- sagten Momente ganz anders beschaffen ist als dasjenige eines Wirbels. Wäh- rend wir einen ganzen knorpeligen Wirbel mit Körper und Bogen u. s. w. haben, ist von einem Scheitelbein vor dem Erscheinen seines Ossificationspunktes nichts zu sehen und daher kann man auch nicht sagen, dass derselbe in der Mitte der Anlage auftrete, wie bei einem Wirbel. Der Nachdruck ist mithin darauf zu legen, dass die primären Knochen in ihrem Blasteme mit allen ihren wesent- lichen Theilen praeformirt sind, die secundären nicht. 3) Die ersten Ablagerun- gen der Deckknochen sind wie bei den Periostablagerungen netzförmig durch- brocheue Lamellen mit den Anlagen der Haversischen Kanälchen und werden erst später durch secundäre Ablagerungen in die letzten (Lamellensysteme der- selben) compacter, wogegen die aus Knorpel entstehenden Ossificationen, so wie einmal die Koorpelzellen verknöchert sind, etwas hinter dem Ossificationsrande ganz compact erscheinen, und erst secundär durch Resorbtion von schon ge- bildeter Knochensubstanz Lücken erhalten, welche als Markräume bestehen blei- ben und keine namhafteren secundären Ablagerungen von Knochensubstanz er- halten, Krümliche Ablagerungen von Kalksalzen kommen, wie ich entgegen Reichert behaupten muss, bei der Össification von Knorpel constant, bei der von weichen Blastemen an den meisten Orten nicht vor, doch ist hierauf natür- lich nicht viel Gewicht zu legen. %) Die fertigen Deckknochen haben schöne Haversische Kanäle mit sehr entwickelten Lamelleusystemen derselben, viel com- pacte Substanz und einen deutlich faserigen' Knochenknorpel (sit venia verbo) 284 wie die Periostablagerungen der anderen Knochen, während alle Knochentheile, die aus Knorpel entstanden sind, keine wirklichen Haversischen Kanälchen füh- ren, fast nur schwammige Substanz und einen undeutlichen faserigen Knochen- knorpel enthalten. Keichert scheint alle diese Verhältnisse, die doch keineswegs unwesentlich sind und auf die auch #. Meyer zum Theil aufmerksam gemacht hat, gänzlich übersehen zu haben und bei seinem Ausspruche die primären Knochen nur im vollendeten Zustande, ohne Berücksichtigung, dass ein grosser Theil derselben aus weichem Blasteme entsteht, oder nur die Knochenhöhlen, das Mark, Periost etc. derselben, bei denen ich ebenfalls keine Differenzen sehe, im Auge gehabt zu haben. Dem Bemerkten zufolge komme ich zu dem Resultat: 4) Dass das Bildungs- ° material der secundären Schädelknochen mit dem der Periostablagerungen der anderen Knochen, von dem ich in meinem Berichte ähnliche Verhältnisse nach- gewiesen habe, ganz übereinstimmt und von dem wahren Knorpel der ersten Anlagen der primären Schädelknochen und der anderen Knochen gänzlich ab- weicht 2) dass dasselbe kein Faserknorpel, sondern weiches Bindegewebe mit einfachen Bildungszellen ist, 3) dass die Ossification der secundären Schädel- knochen wie in den Periostablagerungen vor sich geht und von der eines jeg- lichen Knorpels bedeutend abweicht, 4) endlich dass der Bau der fertigen Deck- knochen zwar mit dem der Periostablagerungen der anderen Knochen vollkom- men stimmt, aber von dem der aus Knorpel entstandenen Theile derselben bedeutend sich unterscheidet. 2. Die anatomische Stellung und Bedeutung des Blastemes der secun- dären Schädelknochen betreffend erhebt sich die Frage, ob dasselbe dem Primordial- schädel zuzuzählen sei oder der Haut oder irgend einer andern Knochen bilden- den Schicht. Ich habe in meinem Bericht (p.43,49) den Satz aufgestellt, dass dasselbe 4) ganz bestimmt kein Theil‘der Haut oder Schleimhaut sei, vielmelr unter der erstern und nach aussen von der letztern liege und 2) auch nicht aus - dem knorpeligen Primordialeranium hervorgehe; dagegen hielt ich es vorläufig, so lange nicht die Entwicklungsgeschichte uns über dasselbe noch weiter auf- geklärt, nicht für gerathen, eine andere Definition desselben aufzustellen als die, dass es zwischen dem Primordialeranium und der Haut oder Schleimhaut seine _ Lage habe. Mit dieser meiner Auffassung ist nun Reichert nicht einverstanden, weniger in Betreff der Gesichtsknochen, die auch er meist nicht zum Primor- dialschädel zählt und aus einem „häutig knorpeligen “ Blastem hervorgehen lässt, als der platten Schädelknochen, deren Anlagen, wenn auch nicht hyalinknor- pelig, doch nach ihm Theile des Primordialschädels sind (wenn nichts anderes bemerkt wird so ist immer derjenige der Säugelhiere und des Menschen ge- meint). Obschon ich nun zwar A. gern zugebe, dass durch den gegebenen Nachweis, dass die Schädelknochen. aus zwei histiologisch verschiedenen (R. setzt noch hinzu: „wenn gleich verwandten“) Substanzen verknöchern, noch nicht gesagt ist, dass diese Substanzen auch „organologisch“ zwei verschiede- nen 'skelettbildenden Schichten angehören, um so mehr, da ich ja selbst nach- gewiesen, wie Alle knorpelig praeformirten Knochen aus zwei in ihren Elemen- tartheilen ganz abweichenden Grundlagen, den Periostablagerungen und der Knorpelsubstanz sich aufbauen, so-kann ich doch nicht seiner Ansicht sein, und muss seine. Beweise für gänzlich unbegründet halten. : Reichert sagt A) (p- %72) es sei unrichtig, wenn ich angebe, dass der „‚häutig knorpelige‘ Theil der Schä- delkapsel später entstehe, -als der hyalinknorpelige und ausserhalb derselben liege. Dieser Ausspruch beruht einmal auf einem Missverständniss und zweitens * onden Würdigung der Verhältnisse der knorpeligen Schti- Missverständniss ist-dasy dasa I: Wneint, ich hal "nor Schädelkapsel der Btagar u u wi für an der os ten oder feriigen Deckkhachen geschios- ne An Trac einasegt er Fall, vielmehr. ist meine Ansicht, sie ich nie ons, Aweillenie wicht eintlel, dass man mich missverstshem künn«, der knonpelige Primordisischädet oben durch den’ nicht verkmorpalten ‚huntigen Schidelkapsel goschlossen nei. "Die Butnänt- ae sierst ganz häntig und umschliannt dus Gehira vollliem- AuBicler ii; ©), dann verknorpeli dieselbe von der Une aus weniger vollhorknien, bei’vielen Fischen z. 9. pauz vollständig, hei ‚ wie.ieh anit A. -Bidder'w. Beicherd gegea 4. Meyer behsupten namss, in biw jeizt wissen, nie ganz und beim Menschen an ailerwenigsten. Be ni im Tratisae eingefallen zu behaupten, dass Aie Fontanollen deu th. Grassiumm des Bihbryo nun von. dem leckkuochen geschlossen wer- vn yi naeh habe ich immer, wie jeizt ınech,; dafür gehalten, dass. diesölien x Al die Dura mater ;: -2} den nicht: verkaumpalten Kesi des hantigen und. “) die Anlagen der re Wise die denn das Muskelsys- und die Haut herübengcheit, dk Anee Asher wicht; wie A-/mir zumuthel 1 di ganze „asien han Sihadekischn als. Aussere Bolegparuc er lenken hyaliacn Baorpol, sondargmur die aussen de Biene reiner beßadichen Anlegen. meiner Tiauk- lite Wwirkiich. u angugehener Weise zur: awsprängliehen Schi- arten Voir: duech. Folgendes bewiesen. Zu einer Zeit, wo rer ‚Art noch keine Spur vorkanden ist, geht der Kucr- prdinischidels wontinnirlich je eine häutige, weiche Lamelie hl:en, en ieuselben an der. Schädeldecke. schliesst. Entsiehen nun. die 1.80 Nndet man, dass dieselben von Anfang ‘an 50 wie apäler ouesen n Koorpeln und dieser Lameile- suftreten. Hiervon Uherzeue! erst leicht! überall, wo das: khorpelige: Granium ausgedehnt im, ip) und der, Maus, wo namentlich an der Innenseite der Schei- ‚Enorpellamiellen sich ünden: ı Dass Keichert aul diesen Umstond oht dopt,-ist/ min unbegweillich, Er kennt Spvadhis Abbsidung die- und spricht ‚es selbst) aus (p. 499), dass: diese Thatsachen atrngeiihrt. werden köunen, glaubt ihnen jedack durch einige | ‚uehmen zuskönnen.. Er behauptet nämlich (p. 409) dass ; s Primordiulebädale ‚auch ausserhalb des „hing knorpeli gen" Schäekiecke ‚liegen könne und fur „ale Beinpieie an, dass .Jas Mehautsnsın. Thi«nach innen ‚von der Imsnpeligen Dinterhaupıs- A dass. beim Plorde und bei den Wiedarkäuern div obere, lange Partie der 1Alaparvn fomalich In Konchensuhstanz us Stirm- b.und won, ‚derselben amwachsen werde. allein von dnm ersten werdiugs. vorgenommenen füngen Sohwamnstnbt ‚onen alle wen mir wohl bekannıs Thatsache anlangı, so beweist die- ion. den bltine Pingn! dur gemamninn Thinro Anfang» gang Da: bus wein ander wirds md rei in Folge sschndäcer Verauderungen, dertwuchert vam Scheitelben unnchlonsen wird ausgeduchnten zu be ur * wimemsch. Boologie. N. Du i dr Schhäsldscke. zu: Tage treten kann. Aueh: Nukka. per re \) seines au des lonenaeiie er wie die Periostablagerungen der anderen Knochen, wihrend. alle die aus Knorpel entsianden sind, keins. wirklichen Haversischen- Ka u R ren, am wur schwammige Subatanz and eineu undentlichen u Are inorpel entheiten. Keicheri scheint alle diese Verkilinisse, die doch unwesentlich sind und auf dieandk I Meyer zum Theil aufmerksam ehuzlich übersehen zu haben und hei: srinım Ausspruche die. pen aur im vollendotem Zustande, ohne Berirklchligung, dass ein k derselben aus weichem Biastem® «meh, der nur die Kuock hlen , FR Mark, Periost ete. ‚derselben, beiden» ich onmmfalls keine Differenzen sehe, im Auge gehabt: zu bahen; 7 ro ern Dem Bewerkben zufolge komme ch au dem Resultat: 4) Dass. das Bildungs- material der anemadarın Behad ihnorben mit dem der Periostahlagerungen der { anderen Knochen, vos Jen Joh je weinen Berichte Shnliche Verhältnisse nach- gewiesen nahe, yaur Altein een und von dem wahren Knorpel der ersten Anlagen Is print Mon Sekte Brain und der anderen Knochen gänzlich ab- weicht 9) dass dielen ieuim P’oserknorpel, sondern: weiches Bindegewebe nit PEN Bitnngueniies ist, 2) dass die Ossification der secundären Schädel-. kan. wie in dus Panostoblmgernngen vor sich gehi wad von der eines jeg- fichon Kesıpate in keiend uhrweicht, 4) endlich dass der Bau der fertigen Deck- kanelon: nee! za. dem dar ei der anderen Kauchen volkom- u ame, re von dein den ae Koorpel enistandenen Thoile sreBheg a sich anwraöheider RENTE 2. Die aastamische.8tellung und Bedeutung des Bali ar secan- Ihrer u buiroffuad arhcht os an BP nr oh dasselbe dem Primordisl- schädel zuzuzählen wei aier Her Karar « \estarh oe naderı Kaoulien bikten- den Schicht.; Ich habe in mnsines Pate en 25.00, 0 va Satz aufgestellt, dus dasselbe. #) ganz bestunmt kein Irak ar de. @ her Schleimhaut: erh unter der ersteru umd wach wien ao cur kakrtwen liege und 2).auchnicht aus _ dem knorpoligen Primordinlwennaun Ira «gehe, dngegen hielt ich es vorlkafig,. so. Jange nicht die Eutwicklangtesc hinten uns über dasselbe noch weileranf- | geklört, nicht. für geraiaun, eisen ander» Definition desselben aufzustellen alsıdie, dass es zwischen dem Prisendisoroninm und der Hout oder Schleimmhaut-seine Lago habe. Mi diesen mırinar Auffassung ist nun Reichert nicht einverstanden, f wegen ho Bawell der Gesichtstnnchen, die auch ‚er meist nicht zura Primor- lebe a m on einam „dutig knorprligen‘“ Biastem hervorgehen lässt, i sis ser Aenien Schideiknochen, deren Anlagen, wenn auch nicht hyaliuknors \ pebig. Aush era ik Theile des Primordiaischädels sind (wenn nichts ‚ander biemesta wird a ist immer derjenige der Saugeihiere und des Monachen @e- * wenn) Dorn jobs nun zwar AR. gen. zugebe, dass durch den Weelvaris , um die Sohndelknochen aus. zwei bistiolagisch verschieden Betzk nal een) wm gleich vorwandten *) Subsisuzen verknöchermy, michtigenagt 164, Asan vliane Substanzen auch „‚organologisch“ zwei vei nn. WAREN ion Beiahss angehören, um an michr, da ich ja-selbat ‚gewiesen, wie Ale mr sein smeisemirten Koochen aus zwei ia ihren Blemens. tartbeilen 'ganı shwer innen Öepndiagen, den Periostablanerungem( und - Knorpeisobstonz sich wuinsin. »e man ich doch nicht seiner A muss seine Boweise fir area weighrtundet halten. Beicheri sagt. Ah(pr es sat unrichtig , wei ich angmar, ı Ya „kiiie Danspalige" Theil der Schök deikapsal später emtelakır, an der Ytakgenngmlie nd onsserkall ‚de liege. Dieser Ausspruch berolt sum] ur mm Ilssvastäandniss un 285 auf einer nicht hinreichenden Würdigung der Verhältnisse der knorpeligen Schä- delkapsel der Thiere. Das Missverständniss ist das, dass R. meint, ich halte die unvollkommene knorpelige Schädelkapsel der Säuger u. s. w. für an der Decke offen und nur durch die angelegten oder fertigen Deckknochen geschlos- sen. 'Diess ist jedoch keineswegs der Fall, vielmehr ist meine Ansicht, die ich aber nicht aussprach, weil mir nicht einfiel, dass man mich missverstehen könne, die, dass der knorpelige Primordialschädel oben durch den nicht verknorpelten Rest der ursprünglichen häutigen Schädelkapsel geschlossen sei. Die Schädel- kapsel ist bekanntlich zuerst ganz häutig und umschliesst das Gehirn vollkom- men (siehe auch A. Bidder 1. e.), dana verknorpelt dieselbe von der Basis aus mehr oder weniger vollkommen, bei vielen Fischen z. B. ganz vollständig, bei Säugethieren, wie ich mit A. Bidder u. Reichert gegen H. Meyer behaupten muss, so viel wir bis jetzt wissen, nie ganz und beim Menschen anı allerwenigsten. Es ist mir nun nie im Traume eingefallen zu behanpten, dass die Fontanellen des knorpeligen Cranium des Embryo nur von den Deckknochen geschlossen wer- den, vielmehr habe ich immer, wie jeizt Der Verlauf der Schmelzprismen ist ebenso 'mannigfaltig, als ihre Richtung. Wir. sehen die Prismen, in der verschiedensten Weise von der innern zur äussern Schmelzoberfläche ziehen, bald ganz gerade ge- streckt, bald einfach gekrümmt, bald wellenförmig gebogen, bald wirk- lich geknickt u. s. w. Ihr letztes peripherisches Ende ist stets gerade gestreckt und steht sehr häufig senkrecht auf der äusseren Schmelz- oberfläche auf. Die Prismen haben gruppenweise immer denselben Verlauf und bilden so gewöhnlich um die ganze Krone herum Schich- ten von regelmässigen Ansehen. Betrachtet man den Schmelz mit dem blossen Auge oder einer Loupe, indem man der Zahnkrone eine ge- 300 wisse, schwer zu beschreibende Neigung gegen das einfallende Licht giebt, so wird es nach einigen Versuchen meist gelingen, ein System von abwechselnd auf einander folgenden dunklen und helleren Streifen in der Substanz des Schmelzes erscheinen zu sehen, welche ähnlich, wie die oben beschriebenen Wülstehen, in querer Richtung um die Zahnkrone rings herum ziehen, jedoch viel breiter sind, als diese, sich öfters gabelförmig theilen und nicht immer in sich selbst zurücklaufen. Diese eigenthümliche Zeichnung liegt nicht oberflächlich, sondern gleich- sam in der Dicke des Schmelzes, und macht den Eindruck, als ob sie durch ein Structurverhältniss der tieferen Lagen des Schmelzes hervor- gebracht würde. Dies ist auch in der That so; denn nimmt man Zähne aus dem Zahnsäckchen, an denen der Schmelz noch nicht in seiner ganzen Dicke abgelagert ist, und betrachtet ihn bei aufallendem Lichte, so sieht man das eben beschriebene Streifensystem mit aller Deutlich- keit ganz oberflächlich liegen, zum Beweise, dass dasselbe durch einen eigenthümlichen Verlauf der Schmelzprismen in den tieferen Schichten bedingt wird und im fertigen Zahn, nach voliendeter Ablagerung des Schmelzes, durch die peripherischen Schichten, welche die tieferen später überdecken, allerdings nur durchschimmern kann. Dieses Streifensystem hatte ich im Sinne, als ich vorhin darauf auf- merksam machte, die an den unausgebildeten Milchzähnen vorkommende Zeichnung nicht etwa für die an den bleibenden Zähnen, beschriebene wulstige Beschaffenheit der äusseren Schmelzoberfläche zu nehmen. Hervorgebracht werden aber diese abwechselnd auf einander fol- genden hellen und dunkleren Streifen durch die regelmässigen Ziekzack- bewegungen der Schmelzprismen, indem die Lichtstrahlen unter 'ver- schiedenen Winkeln auf die Seitenflächen der Prismen auflallen und daher bald in das Auge des Beobachters reflectirt werden, bald keine in dieser Richtung reflectirende Oberfläche finden, wodurch dann noth- wendig helle und dunkle Stellen entstehen müssen, Würden alle Pris- men gerade gestreckt auf dem kürzesten Wege von ‘der innern zur äussern Oberfläche des Schmelzes ziehen und niemals gruppenweise einen gebogenen Verlauf haben, so könnten solche helle und dunkle Streifen gar nicht entstehen. Da die letzten peripherischen Enden der Prismen gerade gestreckt verlaufen, so erklärt es sich, warum diese Zeichnung nur an unausgebildeten Zähnen ganz oberflächlich, an aus- gebildeten hingegen aus der Tiefe hervorschimmernd erscheint. Von der Richtigkeit der gegehenen Erklärung kann man sich auf folgende Weise leicht überzeugen. Man untersuche zuerst mit einer mässigen Vergrösserung an einem nicht allzu dünnen Flächenschliffe des - Schmelzes den Verlauf der Prismen bei durchfallendem Lichte und ver- tausche, nachdem man eine genügende Anschauung davon erhalten hat, das durchfallende Licht mit einer zweckmässigen Beleuchtung von oben, 301 um die beschriebenen hellen und dunklen Streifen zu sehen. Durch Vergleichung beider Bilder, unter Berücksichtigung der Richtung der einfallenden Lichtstrahlen, wird sich dann herausstellen, dass an dem ganzen Phänomen nur die verschiedene Reflexion der Lichtstrahlen, welche durch die verschiedene Neigung der Biegungen der Prismen gegen das Licht bedingt wird, Schuld is. Wird nämlich das Präparat, während man es genau beobachtet und einen oder mehrere Streifen aufmerksam und unverwandt mit dem Auge fixirt, auf dem Objecttische so gedreht, dass die Biegungen der Prismen, welche erst durch ihre bestimmte Neigung die Lichtstrahlen zurückwarfen, nun nach und nach in die entgegengesetzte Stellung zum Lichte gebracht werden, und um- ‚ gekehrt (was am besten auf dem drehbaren Tische der Oberhäuser- schen Mikroskope geschieht), so bemerkt man, wie die Streifen nach - und nach an Deutlichkeit abnehmen und einer gleichmässigen Beleuch- tung und Erhellang des Objects Platz machen und schliesslich in der entgegengesetzten Schattirung 'allmälig wieder zum Vorschein kommen. Die bei der frühern Stellung des Objects zum einfallenden Lichte hell erscheinenden Streifen werden nach einer Drehung von beiläufg 180° ‘ dunkel, die dunkel erscheinenden hell. Wird das Objeet in derselben Richtung weiter gedreht, ‚so löst sich die Streifung abermals in eine gleichmässige Erhellung auf, und ist man endlich nach einer Drehung von 360° auf den alten Fleck gekommen, so. erscheint die Schattirung ganz, wie am Anfang des Versuchs. Zur Bereitung der Präparate für diese Untersuchung wählt man am besten junge Zähne, die das Strei- fensystem deutlich erkennen lassen, und deren Schmelz noch nicht vollständig abgelagert ‘ist, weil man dann wenigstens an den unteren Theilen der Zahnkrone ‘kaum genöthigt ist, eiwas von der dünnen Schmelzschichte abzuschleifen. "Will man nicht zugleich den Verlauf der Prismen bei durchfallendem Lichte untersuchen, sondern blos den Wech- sel in der Schattirung der Streifen je nach ihrer Stellung gegen das Licht studiren, so genügt es, den ganzen Zahn in einer passenden Weise auf dem Objecttische zu befestigen. Au Querschnitten des Schmelzes, welche nicht allzu dünn ausge- fallen sind, kann man sich stellenweise von dem regelmässig gebogenen Verlaufe der Prismen gleichfalls eine Anschauung verschaffen, und zu- gleich bei Veränderung der Focaldistanz die Bemerkung machen, dass sich die Prismen lagenweise überkreuzen. Bei grösserer Focaldistanz sieht man z. B. die Prismen nach links gebogen; verringert man die Focaldistanz, um den Verlauf der tiefer liegenden Prismen zu sehen, so zeigen sich dieselben oft in der entgegengesetzten Richtung gekrümmt. An Längsschliffen bedingt die eigenthümliche Faserung des Schmel- zes andere Bilder und Erscheinungen. Da nämlich die Prismen je nach | ihren Biegungen theils in der Ebene des Schliffes liegen, theils sich 302 mit derselben kreuzen, so müssen sie abwechselnd bald quer‘ oder schräg durchschnitten, bald der Länge nach von einander getrennt werden. Weil aber ferner ‘der Verlauf der Prismen gruppenweise der- selbe ist, so erscheinen an Längsschliffen des Schmelzes regelmässig abwechselnde Schichten von quer (oder schräg) und längs durchschnit- tenen Prismen, welche bei auflallendem Lichte ziemlich genau, hellen und dunklen Streifen entsprechen, indem diese Schattirung nicht etwa nur durch den verschiedenen Reflex des Lichtes von den durch den Schliff erzeugten Oberflächen der Prismen, sondern: hauptsächlich von der Neigung der, Prismen gegen die auffallenden Lichtstrahlen abhängt. Man sieht die Streifen schan mit freiem Auge. Sie haben nahe an der Schmelzgrenze eine. horizontale oder ‚selbst etwas nach aussen und ab- wärts geneigte Richtung; ‚ weiter ‚oben stellen sie sich mehr auf und ziehen schräg von unten und innen nach aussen und oben; sie verlau- fen, gerade gestreckt oder nach unten convex gekrümmt und nehmen im Allgemeinen an Breite nach unten zu. ‚Ich habe bis 55 helle und eben so ‚viele dunkle Streifen in einer Reihe gezählt. Um ‚das Verhältniss dieses Streifensystems zu dem vorher beschrie- benen, von der Fläche aus gesehenen zu untersuchen, schneide man einen Zahn. der Länge nach in zwei Hälften, schleife die Schnittfläche glatt und ‚betrachte mit einer Loupe die neu entstandene Kante, wobei man zu ‚gleicher ‘Zeit die Durchschnittsfläche und die äussere Oberfläche des Schmelzes ‚übersehen. wird. Bei gehöriger Beleuchtung, erscheinen dann die Streifensysteme beider Flächen auf einmal, und man wird.die Veberzeugung gewinnen, dass dieselben ‘in wesentlicher Beziehung mit einander ‚stehen, indem sie eigentlich blos ein verschiedener Ausdruck eines und desselben Structurverhältnisses sind und wesentlich durch dieselben Ursachen ‚bedingt werden. Demgemäss machen die den auf einander folgenden Schichten der quer und längs durchselinittenen Pris- men entsprechenden Streifen, welche an Längsschliffen beobachtet wer- den, ganz denselben Wechsel von Dunkel- und Hellsein durch, wie die Streifen an dem Flächenschnitte, wenn man’ das Präparat dem auffal- lenden Lichte auf, die oben beschriebene Weise durch allmälige Drehung unter verschiedenen Winkeln , entgegensetzt.. ‚Man.‚sieht die ‚Streifen dann. am deutlichsten, wenn man sie der Richtung der Lichtstrahlen parallel stellt; dreht man den Oberhäuser’schen Objecitisch um 90°, so verschwindet die Zeichnung so ziemlich ganz, und das Object erscheint gleichmässig ‚erleuchtet; dreht man um weitere 90°, so kommt‘ .die Streifung wieder 'zum Vorschein, allein, so zu sagen, als negatives Bild. Die Streifen, die früher dunkel waren, sind jetzt hell, und um- gekehrt. Eine weitere Drehung um 90° macht die Streifung ‚wieder verschwinden, welche schliesslich jedoch abermals, und zwar ganz so, wie vor, der Drehung, auftritt, wenn der Kreisbogen vollendet wird. £- 303 So ist dies wenigstens gewöhnlich der Fall; doch können natürlich durch eine besondere Anordnung der Prismen Abweichungen von die- sem Schema bedingt werden. Es ist übrigens nicht nothwendig, die beschriebene Erscheinung unter dem Mikroskope zu beobachten; es genügt, wenn man sich mit dem Zahn in der Hand an’s Fenster stellt und eins. der beiden Streifen- systeme mit der Loupe betrachtet, und dann seine Stellung gegen das Licht verändert. Schliesslich will ich noch bemerken, dass: man sich das Fixiren eines oder mehrerer Streifen sehr erleichtert, wenn man mit Dinte oder auf irgend eine andre Weise die betreffende Stelle markirt. Nachdem ich hiermit‘ eine. möglichst klare Darstellung der Richtung, des Verlaufs und der Anordnung der Schmelzprismen, mit einem Worte, der Faserung des Schmelzes zu, geben versucht habe, will ich noch einige Bemerkungen über ‘die Hohlräume und Kanälchen im Schmelze, sowie über die Färbungen des Schmelzes hinzufügen. "1 Was die ersteren betrifft, so muss ich von vorn herein gestehen, dass ich mich von der Existenz eines ausgebildeten, vollständigen Röh- rensystems im Schmelze, welches, wie die Tubuli der Zahnsubstauz, zur Leitung der Ernährungsflüssigkeit bestimmt wäre, durchaus nicht überzeugen ‚konnte. Alles, was man: von Hohlräumen ‚bisher unter ver- sehiedenen Namen beschrieben hat, und was ich selbst gesehen habe, trägt theils den Charakter. des Zufälligen , Unwesentlichen‘, theils; den Charakter von Kunstproducten. !Im normalen, völlig gesunden Schmelz liegen ‘die Prismen dicht an einander und lassen keine Zwischenräume zwischen sich. Nichtsdestoweniger ‘findet man sehr häufig im Schmelze Hohlräume von der mannigfachsten Form, Grösse, Lage und Richtung. Die Schmelzräume sehen bald den feinsten ' Verästelungen der Zahn- kanälchen ‚mit. denen ‚sie auch oft zusammenhängen, vollkommen ähn- lich, bald’ haben sie einen grösseren Durchmesser und eine unregel- mässige Gestalt, doch waltet die Längendimension ‚gewöhnlich vor; theils sind sie einfach, theils verästelt., / Sie gehen ferner entweder mit der Richtung der Schmelzprismen parallel, ‚oder sie durchbrechen. die Prismen schräg. Man stösst in allen Regionen des Schmelzes. auf diese Hohlräume, welche oft in bedeutender Anzahl, in ganzen Büscheln oder Reihen vorhanden, sind; doch wählen namentlich die grösseren unter ihnen mit Vorliebe die der Zahusubstanz zunächst gelegenen Schichten. Gegen: die, Zahnsubstanz spitzen sie ‚sich dann gewöhnlich rasch: oder nach und nach zu, während: ihr, breiteres Ende mehr oder weniger weit in die ‚oberflächlichen Schichten des Schmelzes hineinragt, ‚und gehen mit ihrem zugespitzten Ende häufig in ein Aestchen eines Zabn- röhrehens, von dem sie. wie von einem Stiele getragen ‚werden, unmit- telbar über. Die meisten Schmelzräume stehen weder unter einander, noch mit den Zahnkanälchen in Verbindung. 304 Diese verschiedenen Hohlräume sind entweder schon während der ersten Ablagerung des Schmelzes gebildet worden, oder aber erst spä- ter auf zufällige Weise durch verschiedene Ursachen entstanden. Zunächst sind hier aus der zweiten Kategorie Sprünge und Risse zu erwähnen, welche entschieden in Folge von mechanischen Einflüs- sen, mitunter während des Sägens und Schleifens der Zähne auftreten. Sie sind von verschiedener Gestalt und Ausdehnung, gehen oft mit der Faserung des Schmelzes parallel und erstrecken sich meist durch die ganze Dicke des Schliffes hindurch, während die Schmelzräume andern Ursprungs gewöhnlich mitten in der Substanz liegen. Dies ist jedoch kein durchgreifender Unterschied, und es hält überhaupt schwer, ein untrügliches Kriterium, ein sicheres Merkmal anzugeben, nach welchem man in speciellen Fällen ohne Gefahr einer Täuschung über die Bedeu- tung ‚solcher Gebilde urtheilen könnte. Man wird häufig keine genü- gende Rechenschaft yon den Gründen geben können, die den Beobach- ter bestimmen, in dem einen Falle Etwas für ein Kunstproduct zu hal- ten, und in dem andern Falle für einen Bildungsfehler oder 'ein patho- logisches Product zu erklären. Trotzdem dürfte es doch nicht immer unmöglich sein, eine bestimmte Meinung auszusprechen. Ueber das Verhalten der Schmelzsubstanz gegen auflallendes und durcbgehendes Licht ist im Allgemeinen zu bemerken, dass nicht nur die’ verschiedenen Zähne darin bedeutend von einander abweichen, in- dem dasselbe bald rein weiss ist, bald hingegen einen Stich in’s Gelbe oder Blaue hat, theils stark durchscheinend, theils mehr opak gefunden wird, sondern dass auch der Schmelzüberzug desselben Zahnes' an ver- schiedenen Punkten und in verschiedenen ‘Schichten in dieser Hinsicht eine ungleichmässige Beschaffenheit zeigt. Nicht selten findet man zwar Zähne, deren Schmelz ganz gleichmässig gefärbt ist; allein. an vielen Längs- und Querschliffen fallen bei passender Beleuchtung hellere und dunklere Flecken und Streifen auf, welche anderer Natur sind, als die oben beschriebeenen von dem Verlaufe der Prismen abhängenden. Bei oberer Beleuchtung sieht man die opakeren Stellen weiss, die durch- sichtigen dunkel, weil die ersteren das Licht reflectiren, die letzteren aber durchlassen. Bei durchfallendem Lichte entsprechen den ersteren mehr oder weniger intensiv gelbliche, gelblichbraune, braune bis schwarz- braune Färbungen; die letzteren erscheinen ganz klar und durchsichtig. Die hellen und dunklen Flecken, welche auf Quer- und Längs- schliffen vorkommen, bedeuten natürlich nichts Andres, als dass der Schmelz in grösserer oder geringerer Ausdehnung ein verschiedenes Verhalten gegen das Licht habe; die hellen und dunklen Streifen, die oft sehr regelmässig angeordnet sind, sind hingegen der Ausdruck einer schichtenweisen Färbung des Schmelzes. Auf Längsschliffen ziehen diese Streifen, welche meist von verschiedener Breite und nicht immer 305 gleich weit von einander abstehen, sehr steil von unten und innen nach aussen und oben; sie kreuzen sich wegen ihrer mehr aufrechten ‚Stellung mit jenen Streifen, welche den Schichten der quer und längs durchschnittenen Prismen entsprechen. Auf Querschliffen sind die Strei- fen je nach der Gestalt der Zahnkröne kreisförmig oder in Form einer andern krummen Linie gebogen, und laufen entweder in sich selbst zurück und bilden keine geschlossene Linie, indem die Färbung plötz- lich oder nach und nach an bestimmten Punkten aufhörtz sie gehen einander nahezu überall parallel, sind aber fast immer excentrisch gelagert, so dass die am meisten peripherisch gelegenen Streifen von der äussern Contour des Schmelzes: unterbrochen werden. Combiniren wir beide Anschauungen, so werden wir leicht erkennen, dass die ge- färbten Schichten, welche auf dem Durchschnitt sich als Farbenlinien darstellen, die Gestalt von hohlen Kegeln haben, deren abgestutzte Spitzen an die innere Schmelzoberfläche stossen, deren‘Basen aber- bis an die äussere Schmelzoberfläche reichen. Die Flächen, welche man durch die abgestutzten Spitzen sowohl, als durch die Basen legen kann, entsprechen natürlich nicht immer genau den Querschnittsebenen der Zahnkrone; denn sonst dürften auf Querschliffen die in sich selbst zurücklaufenden Streifen nicht excentrisch liegen 'und nicht, wie so häufig geschieht, durch die äussere Contour des Schmelzes unterbrochen werden. Was die Ursache dieses Verhaltens des Schmelzes gegen das Licht sei, lässt sich in den meisten Fällen vorläufig nicht angeben. Die letz- ten ‘Ursachen bestimmter Färbungen sind ja überhaupt noch nicht genau ermittelt. Nur in einigen wenigen Fällen glaube ich mich überzeugt zu haben, dass die beschriebenen Streifen nicht immer von einer eigen- thümlichen physikalischen oder chemischen Beschaffenheit des Schmel- zes herrühren, sondern dass sie manchmal auch durch sehr zahlreiche, dünne Schmelzkanälchen, welche in einer dichten Reihe angeordnet Sind, bedingt werden. — B. Von der Zahnsubstanz. Die Histogenese der Zahnsubstanz (substantia dentalis seu'tubulosa) ist leider noch sehr wenig gekannt und kaum in ihren Grundlinien skizzirt. Wie sich die Gewebtheile der Pulpa zu einer festen, structurlosen, von mannigfach verästelten Röhrchen durchzogenen Substanz umwan- - deln; auf welche Weise namentlich die Zahnkanälchen sich herausbil- ‚den; was mit den in allen Theilen der Pulpa ausgebreiteten Gefässen während der mit der fortschreitenden Bildung der Zahnsubstanz parallel gehenden Verkleinerung der Pulpa geschieht u. s. w.; dies sind lauter Fragen, welche noch nicht als ausgemacht und genügend beantwortet 306 angesehen werden können. So sehr ich gewünscht hätte, zur Ausfül- lung dieser Lücke Etwas beizutragen, so musste ich doch aus Mangel an hinreichendem Material auf den Versuch einer vollständigen Dar- stellung der Entwicklungsweise der Zahnsubstanz verzichten und mich vorläufig nur damit begnügen, einige Structurverhältnisse derselben, welche bisher noch nicht genügend gewürdigt wurden, einer genauern Untersuchung zu unterwerfen. — Die Zahnsubstanz, welche bekanntlich die grösste Masse der Zähne ausmacht, bedingt, ‘wie man sagt, durch ihre Form die Gestalt des ganzen Zahus. Dies ist im Allgemeinen richtig, obschon ‘man dabei nicht vergessen darf, dass die Zahnsubstanz nirgends frei zu Tage liegt, sondern an der Spitze vom Schmelze, welcher nach, unten an Mächtig- keit abnimmt, an dem übrigen frei gelassenen Theile vom Gement, welches nach unten an Mächtigkeit zunimmt, überzogen wird. Die äussere Begrenzung des Zahnes hängt daher auch von dem Umrissen des Schmelzes und Cementes ab, da deren äussere Oberflächen nicht mit jener der Zahnsubstanz parallel gehen. Denken wir uns sowohl den Schmelz- als den Cementüberzug hinweg, so würde der nun blos aus der Zahnsubstanz bestehende Zahn eine andre Form erhalten, "als er ursprünglich hatte.‘ In der Zahnsubstanz befindet sich‘ eine Höhle zur Aufnahme der Pulpa — die Keimhöhle, welche an der Wurzel, oder wenn mehrere Wurzeln vorhanden sind, an jeder derselben mit einem oder mehreren Löchelchen ausmündet. Die Wände‘ der Keim- höhle sind. bis auf den'untersten Theil in der Wurzel''von der Zahn- substanz : gebildet, an der genannten Stelle ‘aber ‘vom Gement. ' Man kann demnach eine innere der Pulpa zugewendete und- eine. äussere vom Schmelz‘ und Cement überzogene Oberfläche der Zahnsubstanz unterscheiden. I Histologisch betrachtet, besteht die Zahnsubstanz aus einer festen, farb- und: structurlosen Grundsubstanz und aus einer überaus grossen Anzahl von feinen verästelten Kanälchen, welche .in der Grundsubstanz eingebettet sind. Ich habe die Grundsubstanz structurlos genannt, weil dieselbe im ausgebildeten Zustande in der That sowohl an Längs- als an Querschliffen structurlos erscheint und nur künstlich durch beson- dere Präparation in ‘scheinbar eigenthümliche Elemente:'zerlegbar ist; damit soli zwar durchaus nicht gesagt sein, dass die Grundsubstanz nicht durch Verschmelzung gesonderter Elementartheile entstehe und niemals Spuren ihres Bildungsprocesses an sich trage, das aber wollte ich allerdings aussprechen, dass ich nicht im Stande war, irgend eine Structur in. der völlig entwickelten Grundsubstanz nachzuweisen. Die Fasern, aus welehen man den Zahnknorpel bestehend beschrieb, halte ich für Kunstproducte und: glaube, dass der Grundsubstanz‘nur eine Spaltbarkeit in verschiedener Richtung zukommt. Da das Zahnbein s 307 schichtenweise abgelägert wird, wovon sich. noch häußg Spuren auf dem Durehschnitte desselben finden, so ist es leicht denkbar, dass der - Zusammenhang zwischen diesen Schichten unter günstigen Umständen zu lösen sein werde. Mir ist es gelungen, entsprechend der Schich- tung, ganze Lagen der Zahnsubstanz abzusprengen, welche vollkommen glatte Oberflächen. hatten. Die Spaltbarkeit des Zahnknorpels nach dem “Verlaufe der Zahnröhrchen ist gleichfalls zu erklären, und es scheint mir, dass man auf diescs Verhalten der Zahnsubstanz keine weiteren Schlüsse bezüglich einer faserigen Structur derselben bauen 'darf. Denn wenn man nicht zu. gleicher Zeit nachweisen kann, wie sich die Ele- mentarfasern des Zahnknorpels, welche zwischen je zwei Kanälchen liegen ‚sollen, ‚auf dem Querschnitte verhalten: so: ist'ihre Existenz mehr als problematisch. Es ist die Breite dieser Zahnfasern wohl gemessen worden, allein von ihrer Dicke ist nichts angemerkt. Wie soll man sıch.ihre Anordnung vorstellen, wenn eine derselben nur zwischen je zwei Kanälchen liegen soll; wie ihr. Verhalten an. den Verästelungsstel- len der Zahnkanälchen, und wie bei den Anastomosen? ‚Eine klare - Einsicht in. solehe Structurverhältnisse kann ınan nur dann erhalten, wenn ınan dieselben von mehreren Seiten untersucht, ‘was "bezüglich 4 der Zahnfasern nicht geschehen ist. In Erwäguug des Gesagten bin ich der Meinung, dass die Elemen- © vartbeile, aus denen die Grundsubstanz des Gehuhihns entsteht, im Ver- laufe des normalen, ungestörten Entwicklungsprocesses innig mit ein- _ ander verschmelzen ad in der Bildung einer structurlosen Masse völlig aufgehen. Wir besitzen für jetzt kein Mittel,‘ die entwickelte Grund- substanz in ihre ursprünglichen Elementartheile aufzulösen, und. wir haben somit ein volles Recht, sie vorläufig für structurlos zu erklären. _ Die Spuren einer Sebichtung, sowie die Spaltbarkeit nach dem Laufe der Kanälchen können nieht für einen Ausdruck von Structaur der " Grandsubstanz im engern Sinne des Wortes genommen werden. Es _ kommt hier wesentlich darauf an, sich darüber zu verständigen, wel- _ ehen Begriff man mit dem Worte Shreristnir verbinden will. Unter Stru- eine im engern Sinne glaube ich aber in der Geweblehre die Art der Zusammensetzung einer Substanz aus besonderen, selbstständigen, histo- logischen Elementen verstehen ‘zu müssen. Die Schichten, in welche ‚sich die Zahnsubstanz theilen lässt, und die faserigen Fetzen, welche _ vom Zahnknorpel gerissen werden können, wird man aber gewiss nicht zu histologischen Elementartheilen rechnen können. Im weitern Sinne kann man Structur gleichbedeutend nehmen mit Zusammensetzung über- ‚haupt, was ein Begriff von weit grösserem Umfang ist. Eine schichten- „weise Zusammensetzung hat die Grundsubstanz allerdings, allein auch "diese ist gewöhnlich gleichsam latent. Die äussere Oberfläche der Zahnsubstanz wird, wie gesagt, theils u u a A ze A ZU Ks 77 308 vom Schmelz, theils vom’ Cement überzogen, und zwar gewöhnlich so vollständig überzogen, dass es zu den Ausnahmen gehört, wenn die Schmelzgrenze nicht zugleich genau der obern Begrenzungslinie des Cements entspricht, und so am Halse des Zahnes grössere Stellen un- bedeckt bleiben. Der Theil der Oberfläche, welcher mit dem Schmelz in Berührung kommt, ist meistentheils uneben und entspricht vollstän- dig der Beschaffenheit der innern Schmelzoberfläche; er ist, so zu sa- gen, ‘ein Abdruck der letztern; der Theil, welcher an das Cement stösst, ist hingegen fast ganz glatt und eben. Die Zahnsubstanz grenzt sich gewöhnlich sehr scharf gegen die beiden sie bedeckenden Substanzen ab; zwischen Schmelz und Zahn- substanz ist dies immer der Fall, das Cement ist jedoch manchmal weniger scharf gegen die Zahnsubstanz abgesetzt. Man findet nicht selten die äusserste Schichte der Zahnsubstanz ganz homogen beschaf- fen und auf Durchschnitten als einen dünnen, hellen Streif zwischen die Substanzen gleichsam hineingeschoben. Auch an jungeh Zähnen, welche ihren Cementüberzug noch nicht vollständig erhalten haben, .er- scheint diese Schichte sehr deutlich, und es liegt nahe, zwischen ihr und der membrana praeformativa eine Beziehung zu suchen. Die innere der Keimhöhle zugewendete Oberfläche der Zahnsub- stanz zeigt eine ganz besondere Beschaffenheit, welche aller Berücksich- tigung werth ist. Um dieselbe zu untersuchen, macht man einen Flächenschnitt von der Wand der Keimhöhle und schleift mit Schonung der zu untersuchenden Seite, also von aussen her das Scheibchen so dünn, als es nothwendig erscheint. Die Gewohnheit, beim Zubereiten der Zahnschliffe abwechselnd bald die eine, bald die andre Seite der- selben auf den Stein zu legen und abzuschleifen, mag daran Schuld haben, dass die eigenthümliche Beschaffenheit der Wand der Keimhöhle noch nicht genau erkannt ist; denn es genügen einige wenige Züge über den Schleifstein, um dieselbe zu verwischen oder ganz und gar zu vernichten. Das so bereitete Präparat legt man mit der abgeschlif- fenen Fläche auf das Objectgläschen, damit die zu untersuchende Seite dem Beobachter unmittelbar zugewendet sei, und betrachtet es mit einer 3—400maligen Vergrösserung. Die Zahnsubstanz erscheint dann an ihrer innern Oberfläche nicht als ein gleichmässiges Ganze, sondern bestehend aus Kugeln von verschiedenem Durchmesser, welche in ver- schiedenem Grade unter einander zu einer Masse verschmolzen sind, und auf welcher die Zahnkanälchen gegen die Keimhöhle ausmünden. Bei Beleuchtung von oben erkennt man diese. tropfsteinartige Beschaf- fenheit der innern Oberfläche der Zahnsubstanz sehr deutlich durch die‘ j verschiedene Beleuchtung der kugligen Erhabenheiten und durch die Schatten, welche sie werfen. Man hat es hier offenbar mit einem Ent- wieklungsstadium der Zahnsubstanz zu (hun, denn je älter der Zahn " 309 ist, desto weniger auffallend ist im Allgemeinen dies Verhalten, und desto gleichmässiger- wird die Oberfläche der Wand der Keimhöhle; in ganz alten Zähnen kommen wieder bedeutendere Unebenheiten da- selbst vor, welche jedoch nicht kuglig sind, sondern ein 'narbenartig verzogenes Ansehen haben. Am besten ist es, das Präparat von einem Zahn zu machen, dessen Wurzel noch nicht völlig geschlossen ist. Auf solchen Präparaten überzeugt man sich leicht, dass die Grundsubstanz der zuletzt gebildeten Schichte des Zahnbeins wenigstens theilweise in Form von Kugeln auftritt, welche unter einander und mit den: Kugeln der vorletzten Schichten verschmelzen, und dass der Durchmesser der- selben gegen die Peripherie der Zahnsubstanz im Allgemeinen immer - kleiner und kleiner, ja punktförmig wird. Die Mehrzahl dieser Kugeln ist von einem oder mehreren Röhrchen von innen nach aussen quer durchbohrt. Sehr häufig jedoch hpsirunr sie ganz homogen und ent- halten kein Röhrchen. So verhält sich die Sache von der Fläche aus gesehen (vgl. Fig. 4.). - Auf Quer- und Längsschliffen, welche durch die Keimhöhle when; nimmt sich diese Beschaffenheit der innern Oberfläche der Zahnsub- stanz natürlich anders aus. Während die Zahnröhrchen bei der ersten Ansicht dem Beobachter ihre Lumina zukehrten, präsentiren sie sich auf Quer- und Längsschliffen von der Seite. Die zum Theil verschmol- zenen Kugeln, welche mehr oder weniger kreisrund erschienen, müssen im Durchschnitt halbkuglige Erhabenheiten darstellen und der der in- nern Oberfläche der Zahnsubstanz entsprechenden Contour das Ansehen geben, als ob sie aus lauter Segmenten von Kreislinien zusammen- " geseizt wäre. Je weniger die Kugeln verschmolzen sind, desto ähn- licher erscheinen sie auch am Durchschnitt vollständigen Kugeln. Man sieht zugleich, wie die dieKugeln durchbohrenden Röhrchen Theile der Zahnkanälchen sind, welche erst bei der Verschmelzung der Grundsub- stanz mit dem ihrer Richtung entsprechenden Zahnröhreben zusammen- stossen und ein Ganzes bilden. Es gelingt übrigens nicht immer, Quer- und Längsschlifle zu fertigen, welche zu dieser Untersuchung taugen, weil eben wegen der Unebenheit des zu untersuchenden Randes beim Schleifen, aber‘namentlich beim Sägen der Scheibchen leicht Beschädi- gungen stattfinden. Nimmt man ganz junge, in der Bildung begriffene Zähne frisch - aus dem, Zahnsäckchen heraus und betrachtet, nachdem man den Zahn einfach in zwei Hälften gespaltet hat, die innere Oberfläche der neu- gebildeten Zahnsubstanz, so findet man die Kugeln in der beschriebenen Weise, wie an den Präparaten von trocknen und weiter entwickelten Zähnen, wieder; nur scheinen die Kugeln nicht oberflächlich, sondern in der Substanz der neuentstandenen Zahnmasse zu liegen. Uebrigens muss ich gestehen, dass mir die Bedeutung dieser Ku- w 310 geln nicht klar geworden'ist, und ich wage es nicht, eine bestimmte Ansicht über die Art ihrer: Entstehung auszusprechen; doch kann ich nicht (unbemerkt lassen, dass die Kugeln an den frischen, jungen Zäh- nen nach: Zusatz: von Salzsäure verschwinden, und demnach die Ver- muthung: nahe liege, ‘dass die anorganischen Substanzen während des Verirdungsprocesses in Form von Kugeln abgelagert werden möchten. Darüber kann jedoch nur eine genaue Untersuchung der Entwicklung des Zahngewebes einen vollständigen Aufschluss geben Erinnern-möchte ich ‘hier ‘noch ‚an die Entwicklung der Substanz‘ der Fischschuppen, welehe einige Analogie mit der der Zahnsubstanz zu besitzen scheint. Man findet nämlich an der untern Fläche der Schuppe ähnliche Kör- per, wie die Kugeln der Zahnsubstanz, welche unter einander und mit der schon gebildeten Masse der Schuppe verschmelzen und sich nach Zusatz 'einer Säure auflösen. Mag dem aber sein, wie ihm wolle, soviel steht fest, dass die in einem gewissen Entwicklungsstadium begriffene Zahnsubstanz in Form von solchen Kugeln auftritt, wie sie an der Wand der Keimhöhle oben beschrieben wurden, und dass diese Kugeln unter einander verschmel- - zen und verschmelzen müssen, um die legitime Zahnsubstanz darzu- stellen. Eine Bestätigung dieses Ausspruchs erhält man dadurch, dass unter Umständen diese Verschmelzung nicht stattfindet, und die Kugeln ihre Gestalt nicht aufgeben, und dass dann an verschiedenen Stellen mitten in der Zahnsubstanz Hohlräume gefunden werden, welche eben durch das Nichtverschmelzen der Kugeln nothwendig entstehen. Diese Lücken, welche zwischen den Kugeln bleiben, sind von sehr verschie- dener ‘Gestalt und Grösse‘). Ich nenne sie Interglobularräume. Weil die Bedeutung dieser Kugeln nicht genau erkannt, und es nicht gewiss (ja unwahrscheinlich) ist, ob die Kugeln zelligen Elementen ent- sprechen, so habe ich gerade diese Bezeichnung gewählt, um nieht mit dem Namen eine Deutung auszusprechen. Die Interglobularräume kommen in verschiedener Ausdehnung und Anzahl an verschiedenen Punkten in der Zahnsubstanz namentlich jün- gerer Zähne vor; am schönsten und von überraschend grosser Ausdeh- nung sah ich sie in dem Präparate von einem Eckzahn eines 45jähri= gen Knaben, welches sich im Besitze des Hrn. Prof. Kölliker befindet. Die Interglobularriume finden sich an zwei verschiedenen Punkten, erstens längs der Grenze zwischen der Zahnsubstanz und dem Cement, und zweitens dort, wo die Schichten, in welchen die Zahnsubstanz abgelagert wird, an einander stossen. An beiden Fundorten sind die Interglobulärräume im Wesentlichen ganz gleich; nur darin unterscheiden !) Ich habe eine vorläufige Mittheilung dieser Untersuchungen in dem ersten Bande der Verhandl. der physik.-medic. Gesellschaft in Würzburg gemacht, pag. 61. ee sll sie sich einigermassen, dass die Kugeln, welche sie begrenzen‘, nicht -gleich gross sind. lch habe oben bemerkt, dass die Kugeln gegen die Peripherie der Zahnsubstanz an Durchmesser im Allgemeinen abnehmen. Daher müssen die Interglobularräume an der Grenze zwischen Zahn- substanz und Cement von kleineren Kugeln begrenzt werden und: über- haupt kleiner sein, als jene, welche mehr gegen die Mitte der Zahn- substanz vorkommen. Ich habe Fig. 5. eine’ Abbildung‘ von den Inter- globularräumen an der Grenze zwischen der Zahnsubstanz und dem Cemente gegeben; sie stellen sich ‘als kleine, unregelmässig zackige ‘ Höhlen dar, welche deutlich durch das Auseinandertreten von kleinen (bis 6 W. L. im Durchmesser haltenden) Kugeln der Grundsubstanz entstehen, und haben auf dem Durchschnitt einige Aehnlichkeit mit ver- kümmerten Knochenkörperchen, für welche sie auch gehalten wurden. Sie bilden meist ein zusammenhängendes Stratum rings um die Zahn- - substanz herum und grenzen nach aussen an die oben erwähnte stru- _ eturlose Lamelle, welche zwischen Gement und Zahnsubstanz einge- - sebaltet gefunden wird. Betrachtet man das Stratum: dieser Interglo- bularräume auf einem Flächenschliff, so bemerkt ‘man, dass sie üfter in bestimmten Absätzen dichter stehen, und erkennt diese Anhäufungen mit unbewaflnetem Auge als quer um die Zahnsubstanz laufende, durch die dünne Cementlage durchschimmernde weisse Linien. Am ausge- _ zeichnetsten sah ich die beschriebenen Interglobularräume an einem - Präparat von einem leider nicht näher bestimmten Thierzahne, welches sich in der Sammlung der Würzburger mikroskopischen Anstalt befin- det (vgl. Fig. 6.). Was die grösseren Interglobularräume betrifft, so liegen dieselben, - wie gesagt, meist in Gruppen "beisammen, welche ‚mit der Schiehtung der Zahnsubstanz in Beziehung stehen. Fig. 3. und Fig. %. habe ich einige ‘abgebildet; doch sind es nicht von den grössten. - © Man sieht (Fig. 3.), wie die Zahnkanälchen von den Holilräumen in ihrem Laufe unterbrochen werden. Die begrenzenden Kugeln, welche von den Zahnkanälchen von innen nach''aussen (quer durchbohrt wer- den, sind oft von sehr ungleicher' Grösse 7 und in. bedeu- tender Anzahl vorhanden. Bei auffallendem Licht erscheinen die Interglobularräume ganz weiss, bei durchfallendem schwarz und undurchsichtig. Behandelt man den ‘Schliff mit einer Flüssigkeit, welche leicht in die feinen Pörchen der Zahnsubstanz eindringt (z. B. mit Terpentinöl), so füllen sich die Intergiobularräume mit derselben und werden ganz durchsichtig und hell, und ihre Begrenzungen treten sehr deutlich hervor. Es ist kein Zweifel, dass die glänzend weisse Farbe der Interglobularräume von derselben Ursache abhängt, wie jene silberweisse Beschaffenheit der Zeitschr, f, wissensch. Zoologie. II. Ba. 22 312 Zahnkanälchen — nämlich von. der Anfüllung mit Luft. lch habe auch - weiter kein erhebliches Contentum in ihnen finden können. Ueber die Interglobularräume muss ich übrigens im. Allgemeinen noch Folgendes bemerken. Die Gestalt der Interglobularräume ist in den meisten Fällen so beschaffen, dass man ihre Begrenzung durch Kugelu auf den ersten Blick erkennt; manchmal ist dies schon schwie- riger. Es giebt aber auch Hohlräume, an denen man eine Begrenzung durch ‚sphärische Flächen geradezu nicht nachweisen kann, und man dürfte geneigt sein, zu vermuthen, dass es in der Zahnsubstanz noch ‚Hohlräume andern Ursprungs, als die Interglobularräume, gäbe. - Die in Frage stehenden Höhlen sehen den Knochenkörperchen manchmal sehr ähnlich, nur dass sie oft viel grösser sind, als diese. Es wäre demnach zu untersuchen, ob dies etwa wirklich (viel- leicht veränderte) Knochenkörperchen sind, und ob sie überhaupt den Interglobularräumen beizuzählen wären? Nach meinen Beobachtungen muss ich die erste Frage negativ be- antworten, die zweite aber bejahen. ; Zur Begründung meines Ausspruchs habe ich zu bemerken, dass diese Hohlräume sich gegen die Zahnkanälchen gerade so verhalten, wie die Interglobularräume, nämlich die Zahnkanälchen in ihrem Laufe unterbrechen, d. h. dass die Röhrchen auf der einen Seite, so zu sa- gen, in dieselben einmünden, auf der andern Seite aus ihnen entsprin- gen. Wollte man nun diese Hohlräume durchaus für Knochenkörper- chen ansehen, so müssten die Zahnkanälchen den Ausläufern der Kno- chenkörperchen analog gesagt werden, wozu man gar keine Veranlas- sung hat. Ferner ist zu erwägen, dass die Kugeln factisch auf sehr verschie- dene Weise zu einem Ganzen unter einander verschmelzen, wie uns ein Blick auf Fig. 1. lehrt, und dass es daher ganz gut erklärbar ist, wenn ein Interglobularraum keine sphärische Begrenzung hat. Man braucht also diese Hohlräume nicht von den Interglobularräumen, als verschiedene Gebilde, zu trennen. Uebrigens ist hierzu noch anzuführen,, wie verschieden in einem und demselben und in verschiedenen Zähnen das Ansehen jener Inter- globularräume ist, welche an der Grenze zwischen Cement und Zahn- substanz liegen; bald erscheinen nämlich die sie begrenzenden Kugeln deutlich und unverkennbar, bald hingegen ganz und gar verwischt. Man wird aber doch nicht glauben wollen, dass diese Hohlräume einmal. durch das Auseinanderweichen oder Nichtverschmelzen der Zahnsubstanzkugeln, das andere Mal auf eine andre, Weise entstehen. Demnach halte ich die betreffenden Hohlräume für wahre Interglo- bularräume ‘und glaube überhaupt an die Möglichkeit, dass Lücken, welche längere Zeit hindurch zwischen den Kugeln bestanden. haben, 313 selbst später noch in ihrer Gestalt verändert werden,‘ ja selbst noch verschwinden können. Ob Knochenkörperchen in der Zahnsubstanz überhaupt vorkommen, ist aber eine andre, schwer zu entscheidende Frage. ‘Nach dem, was ich gesehen habe, möchte ich es noch bezweifeln. Man darf nicht je- den ramificirten Hohlraum gleich für ein Knochenkörperchen erklären, Ein Knochenkörperchen ist ein aus einer Zelle durch einen bestimmten Entwicklungsvorgang entstandenes Gebilde, und daher sind Hohlräume, welche auf eine andre Weise und nicht aus einer Zelle sich heraus- bilden, wenn sie auch vollständig den Knochenkörperchen ähnlich sähen, durchaus nicht mit diesen zu verwechseln. Mir ist übrigens mitten unter den: Kanälchen der Zahnsubstanz bis jetzt noch niemals ein Hohlraum vorgekommen, welcher einem ausge- bildeten, legitimen Knochenkörperchen vollständig gleich gesehen hätte. Wenn auch eine histologische Verwandtschaft zwischen Knochen- und Zahnsubstanz zugegeben wird: so ist es darum noch nicht noth- “ wendig, dass Elemente der einen in der andern vorkommen müssen. Wo immer Zahnsubstanz und Knochenmasse in unmittelbare Berührung {reten, wie z. B. auch bei pathologischen Ablagerungen von Knochen- substanz innerhalb der Keimhöhle, findet man zwischen den Grundsub- stanzen Beider eine mehr oder weniger scharfe, oft sehr auffallende Grenze und Verschiedenheit der Färbung. Es wäre die Frage, ob Knochenkörperchen auch in verschiedener Grundsubstanz vorkommen können. Obgleich dieselbe nicht zu verneinen ist, so möchte ich doch noch den Nachweis durch Beobachtungen abwarten, dass gewöhnliche Kuochenkörperchen mitten in der Zahnsubstanz hier und da wirklich zu finden sind. Die Beschreibung der Hohlräume der Zahnsubstanz führt uns zur jetrachtung der: Zahnkanälchen, welche. constante und, wesentliche Formbestandtheile der Zahnsubstanz sind. Ueber den Verlauf und die "Anordnung derselben besitzen wir sehr genaue Untersuchungen, und ich halte es für ‚überflüssig, das darüber Gesagte noch einmal zu sa- gen. Nur das möchte ich hinzufügen, dass die Zahnkanälchen öfter, als man gewöhnlich ‚annimmt, einen unregelmässigen, wirren Verlauf haben; namentlich ist dies der Fall in dem Wurzeltheile der Zahnsub- stanz und in der pars alveolaris. So bekannt auch der Verlauf und die Anordnung ist, und so oft die Zahnkanälchen Gegenstand genauer Untersuchungen waren, so giebt es doch noch in Bezug auf dieselben mehrere streitige Punkte. Abge- sehen von der Art ihrer Entstehung, von der wir nichts Genaues wis- sen, sind es namentlich die zwei Fragen, welche noch nicht überein- stimmend von den verschiedenen Forschern beantwortet sind: erstlich, 22° 314 ob die Zahnröhrchen eigene Wandungen besitzen; und ui auf ° welche Weise die Aeste der Zahnröhrchen endigen. Z ‚ Nach meinen’ Untersuchungen halte ich mich für überzeugt; dass die. ausgebildeten, normalen‘ Zahnkanälchen allerdings. selbstständige Wandungen besitzen, welche aber nicht in allen Zähnen mit derselben Deutlichkeit nachgewiesen werden können. Am Besten sieht man die Wandungen an 'Querschliffen, an denen die. Zahnkanälchen quer oder schräg durchschnitten sind. Es erscheint‘ um das punktförmige Lumen der Zahnröhre ein mehr oder weniger ‚breiter, meist, gelblich. gefärbter Saum, welchen schon Purkinje als den Durchschnitt der Wandung ge- deutet hat. In manchen Fällen ist die äussere Contour dieses Saumes in.der That nicht scharf, und man kann versucht sein, denselben für eine optische Täuschung auszugeben; allein häufig genug sieht man die äussere Contour so scharf und bestimmt, dass man durchaus nicht den geringsten Zweifel haben kann, dass dieser Saum. wirklich der. Durch- schnitt einer selbstständigen Wandung sei. Hiernach bleibt nur anzu- nehmen, dass die Wandungen der Röhrchen in vielen Fällen überaus dünn oder vielleicht dürch irgend einen Vorgang ganz verschwunden sind. Gegen die feineren Verzweigungen hin nehmen die Wandungen unter allen Umständen an Dicke ab. Was die zweite Frage betrifft, so habe ich gesehen, dass die Zahnröhrchen auf verschiedene Weise endigen. Die Zahnröhrchen thei- len sich an allen möglichen Stellen ihres Verlaufs in Aeste, ganz nahe an der Keimhöhle, weiter entfernt von ihr, und oft erst unmittelbar an der Peripherie. Häufig. geben die Hauptäste eine unendlich grosse Anzahl überaus feiner Zweigchen während ihres ganzen Verlaufes ab (vgl. Fig. 5.). Die durch die Theilungen entstandenen Aeste eines Zahnkanälchens anastomosiren nun entweder mit den Aesten anderer Röhrchen, oder sie endigen frei, und dann laufen sie bald fein aus, bald münden sie in verschiedene Hohlräume ein. In der Krone gehen sie häufig in die Schmelzräume über (Fig. 3.); es lässt sich wenigstens die Contour des Zahnröhrchens unmittelbar, obne Unterbrechung, in die des Schmelz- kanälchens verfolgen. In dem übrigen Theile der Zahnsubstanz stehen sie aber theils mit den Interglobularräumen an der Grenze zwischen Zahnsubstanz und Cement in Verbindung (Fig. 5.), oder sie erstrecken sich noch weiter in das Gement hinads und treffen auf die Ramifica- tionen der Knochenkörperchen. Es ist offenbar zu weit gegangen, die freiem Endigungen der Zahn- röhrchen der Idee einer regelmässigen Circulation des Zahnsaftes zu Liebe durchweg zu läugnen, und überall Anastomosen zu sehen, welche zur Durchführung dieser Idee in so ausgedehnter Weise nicht einmal unumgänglich nothwendig sind. Wahr ist es’ allerdings, dass die Ana- 3 315 . stomösen der Zahnröhrchen: bis ‚in die neueste Zeit‘zu wenig berück- _ siehligt wurden. Schliesslich muss ich noch an das schon oben er- wähnte Verhalten der‘ Röhrchen 'zu den grossen Interglobularräumen erinnern, welche, die Continuität derselben unterbrechen und in unmit- ‚telbarer. Verbindung mit ihnen stehen. Das Zahnbein wird also nach dem Mitgetheilten von einem fast in allen Theilen zusammenhängenden Röhren- und Höhlensysteme .durch- zogen, welches ohne Zweifel ‘zur Leitung des Ernährungssaftes und nicht zur Aufbewahrung freier erdiger Bestandtheile bestimmt ist. Man hat die Vermuthung ausgesprochen, dass die Cireulation der Ernährungsflüssigkeit in diesem zusammenhängenden Gefässsysteme ähn- - lieh vor sich gehen möge, wie jene des Blutes in den Arterien, Capil- laren und Venen. Betrachtet‘ man jedoch ‘die gegebenen Verhältnisse - näher, so muss man gestehen, dass durchaus keine Anhaltspunkte zur strengen Durchführung einer solchen Annahme vorhanden sind. Es dürfte namentlich ‚schwer zu. begreifen sein, durch welche Kräfte 'eine regelmässige Fortbewegung und Stromrichtung der Flüssigkeit bedingt werden solle. Man könnte zwar glauben, dass durch das rbythmische Anschwellen der Pulpa während der Systole ibrer arteriellen Gefässe auch eine rhythmische Bewegung in der Flüssigkeit hervorgerufen’ 'wer- den müsste; allein erstlich ist’ zu bedenken, dass der Unterschied der Blutanfüllung während der Systole und Diastole in so kleinen Arterien, wie in denen der Pulpa, kein erheblicher sein wird, und zweitens sind durch die starren, dem Luftdruck widerstrebenden Wandungen der Zahnrührchen sö eigenthümliche physikalische Verhältnisse gesetzt, dass man denselben erst volle Rechnung tragen müsste, bevor man das rhyth- mische Anschwellen der Pulpa als ein bewegendes Moment des Zahn- sältes proclamiren dürfte. Ein andres Moment, welches jedenfalls eine Bewegung der Ernährungsflüssigkeit bedingen muss, ist die Ausschwi- izung neuer Flüssigkeit aus den Gefässen der Pulpa. Ich glaube daher, dass die Ernährungsflüssigkeit keineswegs in dem Röhrensysteme des Zahnbeins stagnirt, sondern däss sie in unregelmässiger, nicht genau determinirter Richtung bewegt werde, und dass in Bezug auf die Ge- fässe ‚der Pulpa endosmotische ‚und exosmotische Strömungen in der Flüssigkeit zu Stande kommen ‘können. — Auch auf dem Dürchschnitte der Zahnsubstanz ‘kommen ähnlich, wie an jenem des Schmelzes, eigenthümliche Streifen vor. Auf Quer- - schnitten sind sie kreisrund, oval, oder nach einer andern krummen - Linie gebogen; auf Längsschnitten laufen sie schräg von aussen und unten nach innen und oben, und zwär auf beiden Seiten der Keim- „höhle; oberhalb der Keimhöhle vereinigen sich die Streifen der einen Seile mit jenen der andern bogenförmig, oder stossen, wie dies nament- lich in dem äussersten Theile der Spitze geschieht, unter einem mehr 316 - oder weniger spitzen Winkel zusammen (Fig. 2.). Da die Grundsub- stanz des Zahnbeins völlig durchsichtig ist, und:die glänzend weisse, perlmutterartige Beschaffenheit der Zahnsubstanz nur»'durch die‘ mit Luft gefüllten Hohlräume in derselben bedingt wird, so muss diese Streifung von besonderen Verhältnissen ‘der Zahnkanälchen /und ‚der, Interglobularräume abhängen. Diese regelmässige Streifung ist gleich den Jahresringen im Holze der Ausdruck einer schichtenweisen Ablage- rung und stimmt genau mit der Krümmung der Lagen überein, in wel- chen die Zahnsubstanz abgesetzt wird. Untersucht man bei durchfal- lendem: Lichte die bei der Beleuchtung von oben ‚hell erscheinenden | Streifen genau, so erkennt man, dass 'an diesen ‘Stellen entweder Inter- globularräume' vorhanden sind (Fig. 2.), oder dass die Zahnkanälchen s local erweitert oder wellenförmig gebogen sind, wodurch: nothwendig eine Vergrösserung der das Licht refleetirenden Fläche gesetzt ist. Es kommen oft alle diese Momente zu gleicher Zeit zusammen, /oft;jedoch findet sich nur das eine oder das andre Verhältniss als Grund (der hel- | lern Färbung, — €. Vom Cement. Wie der Schmelz die Krone, so überzieht das Cement den Hals und die Wurzel der Zähne als eine mehr oder weniger mächtige Schicht, ° Gegen: das untere Ende der Wurzel nimmt die Dicke der Cement- schicht zu. Histologisch betrachtet besteht das Cement aus denselben Form- elementen, wie die Knochensubstanz, mit Ausnahme der Haversianischen Kanälchen, welche ich noch nicht im Cement gesehen habe. Man fin- det zwar dann und wann ansehnlich dieke Kanäle im CGement; allein dieselben schienen mir immer einen andern Charakter zu haben, als wahre Knochenkanälchen. : Ich besitze ‚ein Präparat von einem sehr alten Zahne, in dessen Cement sich eine bedeutend grosse Menge 'ver- zweigter, dieker und varicöser Kanäle befinden, welche, mannigfach gebogen, in verschiedener: Richtung das Gement durchziehen, aber durchaus nicht wie Haversianische Kanälchen aussehen. Auch in: der Sammlung des Breslauer physiologischen Instituts sah ich ein Präparat, in welchem das Cement von zahlreichen dieken Kanälchen durchbohrt war, ‚die von aussen nach innen zogen und mit ihren blinden Enden mitunter bis in die Zahnsubstanz hineinreichten. Sie waren theilweise mit Luft gefüllt, einige von ihnen am Ende gabelförmig getheilt. ‘Sie standen theils in Gruppen bei einander, welche aus einer gemeinschaft- lichen Vertiefung der äussern Oberfläche des Cements entsprangen, (heils verliefen sie isolirt. Auch diese Kanälchen erinnerten nicht an die im Knochen vorkommenden verzweigten Röhren, welche unter dem Namen der Haversianischen Kanälchen bekannt sind. 317 Die Knochenkörperchen des Cements stimmen im Allgemeinen mit ‚ jenen der Knochen überein; nur sind ihre Ausläufer meist zahlreicher, feiner, und von wirrem Verlauf, so dass man beide Sorten von Kno- chenkörperchen gewöhnlich auf den ersten Blick aus einander kennen kann. Die Entstehung der Knochenkörperchen aus Zellen ist sehr schön an jenen Stellen der schmelzfaltigen Thierzähne zu erkennen, wo Üe- ment und Schmelz zusammenstossen. Die Knochenzellen liegen oft ganz isolirt in der letztern Substanz und zeigen die Verdiekung ihrer Wan- dungen sehr deutlich. Ich habe Fig. 7. eine Abbildung davon gegeben. Nebst den Knochenkörperchen kommen noch dünne Kanälchen vor, welche manchmal wie Sprünge aussehen und nicht selten sehr zahl- reich, verzweigt und von gekrümmtem Verlaufe sind; ihre Richtung ist quer durch das Cement hindurch (vergl. Fig. 5.). Diese verschiedenen Hohlräume des Cements stehen häufig unter einander in Verbindung; doch kann man sich leicht überzeugen, dass im Cement kein zusammenhängendes Röhrensystem besteht; ja man findet an vielen Präparaten lange Strecken weit oder überhaupt. gar keine Spur irgend eines dieser Hohlräume, und das Cement erscheint homogen. Die Grundsubstanz des Cements hat sehr häufig das Ansehen einer lamellösen Zusammensetzung, wie jene der Knochensubstanz; doch ist dieselbe nicht immer so deutlich und regelmässig, wie im Knochen. Die äussere Oberfläche des Cements ist nicht ganz glatt und cben. Manchmal lässt sie, ähnlich wie die äussere Schmelzoberfläche, eine regelmässig wulstige, mikroskopisch untersucht aber wohl immer eine ' körnige Beschaffenheit deutlich erkennen. — Eu D. Von den Nerven. Die Nerven, welche für die Zähne bestimmt sind, stammen be- kanntlich aus Nervus trigeminus und treten durch die kleinen Löchel- chen an der Wurzel der Zähne in die Keimhöhle ein, um sich in der Pulpa zu verbreiten. Die Blutgefässe begleiten die Nerven in grosser Anzahl und lösen sich an der Oberfläche der Pulpa in ein reiches Ca- pillarnetz auf. Um den Verlauf und die Anordnung der Nerven zu studiren, bricht man die Keimhöhle vorsichtig auf und nimmt dann mit möglichster Schonung, ohne gewaltsames Zerren, die ziemlich lose in der Keimhöhle liegende Pulpa heraus An einem frischen Präparate findet man die Gefässe gewöhnlich sehr schön mit Blut injicirt und kann wegen der Menge derselben kaum etwas von den Nerven unterscheiden. Es ist daher nothwendig, ein Reagens anzuwenden, welches die Grundsubstanz der Pulpa durchsichtig und die Blutgefässe verschwinden macht, sowie das Blut entfärbt. 318 Essigsäure taugt hierzu gar nichts, weil ‚nach ihrer Einwirkung eine Menge Kernobildungen auftreten, welche auf der einen Seite soviel schlecht machen, äls-auf der andern Seite durch die Essigsäure ver- bessert wird. Als ein dem Zweeke entsprechendes, sehr vorzügliches Mittel ist hingegen eine mehr oder weniger gesättigte Natronlösung zu empfehlen. Dieses auf der Würzburger Mikroskopie sehr häufig ange- wendete Reagens hat: die Eigenschaft, nicht nur die Grundsubstanz der Pulpa vollkommen durchsichtig, sondern auch die bluterfüllten Gefässe ganz und 'gar'' verschwinden 'zu machen, die Nerven hingegen, nicht alsogleich anzugreifen, 'obschon dies nach längerer Einwirkung. und bei stärke ncentrationsgraden endlich doch geschieht. Man ‚hatı'aber immerhin Zeit genug, die Ausbreitung der Nerven, welche mit über- raschender Klarheit hervortreten, hinreichend genau zu verfolgen und zu ‚durchsuchen. Härtungsversuche mit Sublimat, wie ich sie'an an- deren Orten mit’ gutem Erfolg häufig angewendet habe, führten hier nicht zum Ziel, weil die Substanz ‚der Pulpa sehr undurchsichtig wurde und, trotz ‚aller: angewendeten Mittel, blieb. Vorläufig ist das Natron das ‚beste Reagens, um die Nerven der Pulpa sichtbar zu machen. ; Die Anordnung und das Verhalten der Nerven in der Pulpa ist Jange nicht so einfach, ‘als man sich bisher vorgestellt hat. Was zu- nächst die Anordnung betrifft, so treten die Primitivfasern, in viele Bündelchen gesondert, in die Pulpa ein und verlaufen. gerade gestreckt von unten nach oben gegen die Spitze. Die Bündelchen sind von ver- schiedner Stärke; manche unter ihnen enthalten blos zwei bis: drei Fasern; auch einzelne Primitivfbrillen sjeht man häufig in der Richtung der Bündel verlaufen. Im Allgemeinen sind die stärkeren Bündel mehr central, die schwä- cheren mehr peripherisch angeordnet. Nicht selten findet zwischen den einander näher gelegenen Bündeln ein Austausch der Fasern statt, so dass dadureh eine Art von langmaschigem Plexus- entsteht; doch. ist es für die Nerven der Pulpa charakteristisch, dass ‚sie lange Strecken ganz isolirt verlaufen. Verfolgt man die Bündel weiter, so sieht man, dass sie sich schliess- lich in ein wirres Nervengeflecht auflösen, welches ganz oberflächlich, in den 'äussersten peripherischen Schichten der Pulpa liegt und an Mächtigkeit nach unten abnehmend bis über die Mitte der Pulpa herab- steigt. Die Nervenfasern laufen da sehr unregelmässig, in ER Biegungen durch einander. Die mehr peripherisch gelegenen Bündel tragen hauptsächlich zur Bildung des 'untern und mittlern Abschnittes der oberflächlichen Ner- venverbreitung bei, die mehr central gelegenen zur Bildung des obern Abschnittes. Dies wäre ein allgemeines Schema der Verhreitungsweise der Ner- 319 ven in der Pulpa, aus dem man ersieht, dass. die ‚Nerven nicht brevi manu anıdie Peripherie treten, sondern dass, ihre eigentliche Endver- breitung erst dann ‚stattfindet, wenn sie an der Bildung eines mehr oder weniger deutlich ausgesprochenen central: gelegenen Plexus Theil genommen haben. Das Verhalten der Nerven innerhalb dieses allgemeinen Sollemals ihres Verlaufs ist folgendes. Die Primitivfibrillen verjüngen-sich nach und nach und erscheinen, nachdem sie’in das oberflächliche ‚Netz 'ge- treten sind, blass: contourirt. Theilungen der Primitivfasern' kommen an verschiedenen Punkten vor. Ich habe wiederholte Theilungen der Zahnnervenfasern nicht nur beim Menschen, 'sondern auch beim Schwein, bei der Katze, dem Hunde und dem Kalbe beobachtet. | Ueber die . eigentliche 'peripherische Endigung der‘ Nervenfasern kann ich nichts Genaues' angeben; von der Existenz der, so häufig be- _ sehriebenen Endumbiegungsschlingen konnte ich mich nicht überzeugen. Wohl ‚sah ich schlingenförmige Umbiegungen der Nervenfasern, nament- lich in ihrer‘ oberflächlichen Verbreitung; 'allein-ich konnte’ niemals ‚be- merken, dass die Faser nach ihrer Umbiegung die Pulpa wirklich wie- der verlasse; denn entweder bog sie sich nach längerem oder kürzerem Verlauf abermals gegen die Spitze hinauf oder verschwand dem Blicke spurlos. Ob die Aeste der Zahnnervenfasern frei endigen, ob sie Endschlin- gen oder Netze bilden, oder was sonst mit ihnen geschieht, muss ich unentschieden lassen. — "Noch in einem andern zum Zöitnnpparate gehörenden Gewebe (ab- gesehen von der Pulpa, in welcher man von der Existenz der Nerven Schon lange wüsste), habe pi Nerven gefunden — nämlich im Periost der Zähne. r Es ist bekannt, dass ich zwischen der. äussern Oberfläche der Zahnwurzel und der Innenfläche der Alveolen,, hauptsächlich wohl zur Befestigung der Zähne, eine) siraffe Zellgewebsmasse befindet, welche man als ein gemeinschaftliches Periost der Alveole und des Zahnes an- sehen kann.. Bricht man einen Zahn aus seiner Alveole heraus, so bleibt diese Zellgewebsmasse in grösserer oder geringerer Ausdehnung auf. dem Zahne sitzen, und es genügt für. die mikroskopische ‚Unter- suchung, Partieen derselben vorsichtig mit: dem Messer abzupräpariren. In solchen Fetzen nun habe ich ‚sehr, häufig Nerven ‚und Blutgefässe - gefunden, nachdem ich zur Vermehrung ‚der Durchsichtigkeit.das Prä- parat mit Essigsäure behandelt hatte. Mir ist es nicht bekannt, dass an dieser Stelle schon früher Nerven beschrieben worden sind. - Der Reichthum der Zähne an 'sensitiven Nerven ist überaus. gross, und es erklären sich zum Theil hieraus die enormen Schmerzen, welehe in Folge von pathologischen Processen oder sonstigen. Vorgängen an 320 unserm Zahnapparate auftreten, und die bedeutende Empfindlichkeit gegen gewisse Reize, trotz der überwiegenden Masse unempfindlicher, starrer Substanzen, welche die Zähne zusammensetzen;- obschon auf der andern Seite gerade diese starren, mit so viel unorganischen Be- standtheilen durchdrungenen Substanzen in ihrer besondern Anordnung .um die sensitiven. Apparate herum auch wieder Verhältnisse setzen, welche 'als günstige Momente für die Reizung der Nerven betrachtet werden müssen und selbst dann eine grössere Schmerzhaftigkeit und Empfindlichkeit der Zähne bedingen würden, wenn auch nicht so viele sensitive Nerven vorhanden wären. Ich reflectire hierbei einmal auf den Umstand, dass die 'nerven- reiche Pulpa in einer beschränkten, mit starren, unnachgiebigen Wan- dungen versehenen Höhle eingeschlossen ist und daher bei entzündli- chen Processen, welche mit Exsudatbildung innerhalb der Keimhöhle einhergehen, sehr leicht einem bedeutenden Drucke ausgesetzt werden kann, welcher unter anderen Verhältnissen durch die Möglichkeit, dem Drucke des Exsudats auszuweichen, vielleicht sehr gering sein würde, — und dann auf die Leichtigkeit des Zustandekommens von Erschütterun- gen in so starren, harten Körpern, wie die Zahnsubstanzen, und die besondere Leitungsfähigkeit derselben für gewisse Reize. Als Beispiel für den letztern Umstand führe ich das bekannte Factum an, dass man zwischen den Zähnen die feinsten Sandkörnchen mit Leichtigkeit be- merkt, während dieselben zwischen den Fingern kaum eine erhebliche Empfindung verursachen können. Die Empfindlichkeit eines sensitiven Organs hängt wesentlich aller- dings nur von der absoluten Menge der sensitiven Nervenprimitiväbril- len ab; allein es ergiebt sich aus dem Gesagten, dass die Structur und Beschaffenheit des Organs in verschiedner Weise modificirend auf diese Eigenschaft einwirken kann. Die Bestimmung der Zähne ist, als Werkzeuge zur Verkleinerung der Speisen zn dienen. Die reiche Ausstattung dieser mechanischen Werkzeuge mit sensitiven Nerven lässt aber vermuthen, dass sie beim Acte des Kauens noch eine andre Rolle spielen werden, und dies ist auch wirklich der Fall. Die Zähne gehören nämlich mit zu den zahl- reichen Organen des Tastsinnes (es sind gleichsam colossal entwickelte _ Tastpapillen) und vermitteln verschiedene sinnliche Wahrnehmungen. Sie haben deshalb auch — gleich den übrigen sensitiven Vorrichtungen in der Mundhöhle — noch die Bestimmung, die Thätigkeit der motori- schen Apparate beim Kauen mit beherrschen und zweckdienlich regu- liren zu helfen. Der Act des Kauens ist ein sehr zusämmengesetzter, obschon der blos mechanische Theil desselben ganz einfach ist. Die motorischen Vorrichtungen allein ohne die sensitiven Apparate der Mundhöhle könnten keine zweckmässige Verkleinerung der Speisen zu R 321 Stande bringen, und zwar schon darum, weil sie überhaupt gar nicht in Thätıgkeit gesetzt- würden, wenn wir nicht ‘durch ‘die: sensitiven Nerven belehrt würden, dass sich Speisen im Munde befinden. Es ist eben die Function der sensitiven Apparate, also auch der Zähne, uns während des Kauens über die Lage und Beschaffenheit der Speisen: in Kenntniss zu setzen und zu erhalten, wodurch dann der Kraftaufwand und die Art der Bewegungen der Zunge, des Unterkiefers und:der an- deren hierher gehörigen beweglichen Theile bestimmt wird. Damit die Zähne als Tastwerkzeuge wirken und überhaupt Einpfin- dungen vermitteln, müssen die Nerven der Pulpa gereizt werden. ‘(Die Nerven, welche ich im Zahnperiost gefunden habe, will. ich vorläufig gar nicht in Rechnung bringen, indem Versuche über die Empfndlich- keit des Periosts überhaupt, welche »auf der Würzburger Mikroskopie angestellt wurden, ein ‚negatives Resultat gegeben haben.) Eine Rei- zung dieser Nerven kann aber‘ (wenn der Zahn ‘ganz unversehrt ist), von aussen her nur entweder durch eine Bewegung des ganzen Zahnes hervorgebracht werden, wodurch eine Zerrung der Nerven: oder ein Druck auf die in die Wurzel eintretenden Nervenstämmehen ausgeübt wird, oder durch eine totale oder partielle Erschütterung, welche jedoch von einer gewissen Heftigkeit sein muss, damit sie sich bis zu den Nerven hinein fortpflanzt. Wärme, Kälte und andere specifische Reize müssen durch die Substanzen des Zahnes bis zu den Nerven fortge- leitet werden, um auf dieselben einwirken zu können. Was die Schärfe der Empfindung in den Zähnen betrifft, so ist dieselbe ziemlich gering, indem wir nur unklar unterscheiden können, wo, an welchen Stellen ein bestimmter Zahn berührt wird. Der wirre Verlauf der Nerven in der peripherischen Ausbreitung derselben kann dies vielleicht einigermassen erklären; überdies ist noch der Umstand zu berücksichtigen, dass die durch die Berührung an einer Stelle er- zeugten Erschütterungen sich in grösserer Ausdehnung der festen Zahn- substanz mittheilen, und daher bei jeder Berührung wohl alle Nerven, freilich mehr oder weniger stark, erschüttert und gereizt werden müs- sen. Es ist hiernach eigentlich sehr bemerkenswerth, dass die Zähne relativ doch noch so viel Schärfe der Empfindung haben. Man hat hier an den Zähnen ein schönes Beispiel, in welcher Weise die Beschaffenheit eines sensitiven Organs und die physikalische Qua- lität seiner Substanzen‘ bestimmend und modifieirend auf die Brauch- barkeit und die Function desselben einwirken kann. "Wenn die Nerven in den Zähnen wirklich auch so angeordnet und eingerichtet wären, dass sie noch weit schärfer, als in ihrer jetzigen Anordnung, gleichzeitige und räumlich von einander entfernt einwir- kende Reize in der Empfindung räumlich zu sondern im Stande wären, so würden die Zähne aus dem angegebenen Grunde wahrscheinlich doch 322 keine feinfühlenden und ausgezeichneten Tastwerkzeuge sein, ob- schon sie natürlich trotzdem 'feinfühlend genannt werden müssten, Es verhielte sich dabei gerade so, wie bei einem Auge, welches aus einer sehr scharf empfindenden Retina und aus einem‘ sehr unvoll- kommenen, ganz undeutliche Bilder entwerfenden optischen Apparate bestände. Dieses Auge würde zwar ein sehr schlechtes, unbrauchbares' Seh- werkzeug sein; allein es würde immerhin die auf seiner Retina ent- worfenen Bilder bis auf die kleinsten Zerstreuungskreise genau und scharf wahrnehmen und deshalb als ein feinfühlendes Organ: betrachtet werden müssen. Die Schärfe der Empfindung in einem Organe hängt wesentlich blos von der Anordnung der Nerven ab (nämlich von der relativen Menge Primitivfasern, welche ‘gesonderte Empfindungen vermitteln); auf den Bau und die physikalische Qualität desselben kommt ‘gar’ nichts an, sobald‘ 'die Neryen nur überhaupt durch äussere Gegenstände in einen Reizungszustand versetzt werden können, weil sonst die sensi- tive Fähigkeit, dieses Organs gar nicht: in die Erscheinung treten kann — ausgenommen durch subjective Empfindungen. Ich schliesse hiermit diese Betrachtungen, welche sich in ausge- dehntem' Masse über die neuro-physiologischen Verhältnisse der ‚Zähne anstellen liessen, weil'mich dies weit über die Grenzen einer anatomi- schen Abhandlung hinausführen würde; nur das will ich noch bemer- ken, dass das eben Gesagte :zur Erläuterung meiner an einem andern Orte über: diesen Gegenstand ausgesprochenen Ansichten dienen kann. Erklärung der Abbildungen. Fig. 4. stellt die eigenthümliche Beschaffenheit der innern Oberfläche des Zahn- beins dar. Die Zeichnung ist nach einem Präparate von einem zweiten oder bleibenden menschlichen Zahne, dessen wurzes noch nicht völlig geschlossen war, gefertigt. Fig. 2. Längsschnitt eines Eekzahns bei schwacher Vergrösserung. Fig. 3. Interglobularräume in-der Zahnsubstanz der Krone, und Schmelzräume. Längsschliff. _ Vergrösserung 400. Fig. #. Zahnsubstanzkugeln im Querschnitt. Aus. der Krone eines Mahlzahns. Fig. 5. Längsschliff von einem untern Eekzahn eines 45jährigen Knaben. Eine Stelle im untern Drittel der Wurzel. Fig. 6. Interglobularräume an der Grenze zwischen Cement und Zahnsubslanz. Das Präparat ist aus einem nicht näher bestimmten Thierzahne, gemacht. Fig. 7. Querschnitt eines Mahlzahnes vom Pferde. Eine, Stelle, wo Cement und Schmelz unmittelbar aneinander stossen. — Ueber Argulus foliaceus. Ein Beitrag zur Anatomie, Histologie und Entwicklungsgeschichte dieses Thieres “ von Dr. Franz Leydig in Würzburg. Hierzu Taf, XIX, XX. Das Thierchen, welches in den nachstehenden Zeilen einer nähern Betrachtung unterzogen wird, ist durch seine abgeplattete Gestalt und Durchsichtigkeit ein für die mikroskopische Untersuchung sehr einla- dendes Geschöpf. Man hat sich auch schon öfter mit ihm beschäftigt. Eine vorzügliche Monographie hierüber hat Jurine (Annales de Museum d’hist. nat. Tom, VII. 1806.) gegeben, der mit genauer Kenntniss der ‚Arbeiten vor ihm den Argulus in echt naturforschender Weise behan- delte, und die beigefügte Tafel zeigt die Anatomie und Metamorphose in sauberen, wohl gruppirten Figuren. Die von Jurine begangenen _ Irrthümer fallen meist nicht sowohl ihm als Beobachter zur Last, son- dern kommen auf Rechnung seines Mikroskopes und seiner Zeit. "© Neuerlich haben zwei Amerikaner Dana und Herrick über den Argulus catostomi, und €. Vogt über den Argulus foliaceus geschrieben. Die Arbeit der Ersteren, ‘welche in’ the‘ american Journal of Science and Arts by Silliman 4837 steht, habe ich mir leider nicht verschaffen können, was ich um so. mehr bedaure, als dieselbe sehr vergrösserte Abbildungen enthalten soll: C. Vogt gab in seinen Beiträgen zur Natur- geschichte schweizerischer Crustaceen’ 4843 Untersuchungen. über die _ Lage des Herzens, des Mundes, sowie’ über die Cireulation und Respi- ration des Argulus. Ich werde im: Verlauf dieser Abhandlung darauf zurlickkommen. Z Um mir das Thier in’ hinreichender Menge zu verschaffen, habe ich während des Frübjahres und Sommers (1850) immer eine Anzahl Karpfen des hiesigen Fischmarktes. abgesucht, wo ich im Frühling bei jeder wöchentlichen Musterung etwa 3—4 Arguli an beiläufig 50 Kar- 324 ö pfen, und zwar am ehesten an der Schwanzflosse gewann. Im Som- mer aber war es eine Rarität, wenn ich einen entdeckte, und ich war schon im Begriffe, meine Untersuchungen auf günstigere Zeiten zu ver- schieben, als mir Arguluslaich, den ich sorgfältig gepflegt zu Hause hielt, auskroch und so eine ganze Zucht zur Disposition stellte. Ich setzte immer einige Arguli mit je einem Stichling zusammen, auf wel- chem sie vortrefllich gediehen, sich häuteten, heranwuchsen und schliess- lich sich begattel.2. Sie blieben auf den Stichlingen an der Stelle sitzen, wo sie sich zuerst angeheftet hatten, bis die Liebe sie ziehen hiess, von der be- sonders die Männchen gepeinigt zu werden scheinen. Die Stichlinge kennen übrigens die Arguli als ihre Feinde sehr wohl, wie dies auch schon Jurine beobachtete. Während sie sonst hastig auf alle Wasser- insecten losstossen, schnappen sie nicht nur nicht nach denselben, son- dern sie weichen einem in ihrer Nähe sich herumtummelnden Argulus wohlweislich aus. - Jurine hat seine Arguli theilweise auf Froschlarven gesetzt. Die meinen vertrugen das Froschblut nicht, sondern alle mit solchen Lar- ven zusammengebrachten starben mir weg. Nach diesen Vorbemerkungen will ich nun in Folgendem die ein- zelnen Organsysteme des Argulus betrachten. Von der äussern Hautbedeckung. Man überzeugt sich nicht schwer, dass die Haut des Argulus aus zwei histologisch durchaus differenten Schichten bestehe. Die äussere derselben ist eine vollkommen homogene, weiche, durchsichtige, chitin- haltige Substanz, die nur an .den Stellen, wo sie verdickt und ver- härtet ist, gelblich aussiebt. Sie misst beiläufig 0,002 “ nimmt aber an Durchmesser zu, wenn sie Leisten und Stacheln bildet Um: die untere Seite des Thierchens zum Zweck des-Anklebens an den Fisch rauh zu machen, giebt die Cuticula mannigfache, entweder feine, helle, haarförmige ‘oder dieke, dornförmige, gelblich gefärbte Fortsätze ab, so am Schild und am Leibe, oder schuppenartige Rauhigkeiten an der Unterseite der Beine; ja am ersten Fusspaar hat sie sich zu zwei Plat- ten verdichtet mit enggedrängten, mehrspitzigen Stacheln.‘ An ‘der Unterfläche des Seitenschildes läuft eine Leiste der Cuticula in einiger Entfernung; vom äussern Rande mit diesem parallel, ‘von welcher aus nach innen die ganze Fläche in Form feiner, dicht stehender Runzeln verdickt ist. Auch weiter nach vorn findet sich eine kleine, aber ebenfalls leistenartig abgegrenzte, mit dichten, feinen Runzeln besetzte Platte. | Die Cuticula wird beim Häutungsprocess als ein Ganzes abgewor- fen, nachdem sich vorher schon die Nachfolgerin gebildet hatte. Man 325 sieht ‚dies deutlich an den stärkeren gelben Stacheln des Schildes von Thieren,- die sich eben häuten wollen. Hier steckt der neue Stachel sehon im alten. Unter der Cutieula, die also durchaus homogen ist, ohne alle Spur von Zellen oder Fasern, liegt eine hautförmige Zellenschicht. Die Zel- len sind gross 0,004 — 0,006 ‘“, mit blassem, sehr feinkörnigem In- halt und einem hellen, bläschenförmigen Kern nebst punktförmigem Kernkörperchem. Will man sich diese Zellenlage al Jontinuum schön zur Anschauung bringen, so setzt man dem Wasser, in welchem das lebende Thier betrachtet wird, einige Tropfen Weingeist zu. Unzweifel- haft bilden diese Zellen die Matrix für die homogene Cuticula, und letz- tere ist eben das Absonderungsproduct der Zellen. Zugleich muss hier erwähnt werden, dass die mit Haaren versehenen Borsten an den Ru- - dergliedern der Schwimmfüsse keine Auswüchse der Cutieula allein sind, sondern dass sich in jede solche Borste eine feinkörnige Masse von der Zellenschicht aus gleichsam wie eine Pulpe hineinzieht, ja ich habe besonders an Chromsäurepräparaten die 0,003 “ grossen Kerne der Zellenschicht- noch in der Basis der Borste auf's Deutlichste sehen können. Ebenso erscheinen die zierlichen, kettenartigen Bildungen am Randsaume des Saugnapfes als Abgüsse darunter liegender Zellen. Wollte man die Haut des Argulus vergleichen mit der Haut eines Wir- belthieres, so würde die Zellenschicht der Lederhaut entsprechen, und die Cuticula der Oberhaut. Als zur Haut gehörig oder wenigstens mit ihr in nächster Verbin- dung stehend betrachte ich grosse, bis 0,0360 “ messende Zellen mit blassem, feinkörnigem Inhalte, bläschenförmigem’ Kern nebst zahlrei_ chen, hellen Kernkörperchen. Sie kommen zerstreut über die ganze -Körperfläche vor, an manchen Stellen stehen sie aber immer trupp- weise. So liegen fünf solcher Zellen eng beisammen an der Basis des Mundstachels (Taf. XX. Fig. 3 e), andere am Grunde des Saugnapffuss- paares, einige in der Schwanzflosse u, s. w. Ihre Bedeutung ist mir unbekannt geblieben. Endlich haben zur Haut Beziehung ganz merkwürdige Körper, die zwar ebenfalls über die ganze Körperfläche verbreitet sind, aber wie- der an gewissen Stellen gehäuft stehen. Ihre Beschaffenheit ist folgende. Es sind rundliche, längliche oder seitlich etwas eingebogene Blasen von - 0,008 — 0,024” Grösse, ‘welche sich in so fern wie Zellen verhalten, als sie einen hellen Kern mit oder ohne Kernkörperchen besitzen. Sie weichen aber dadurch von einer einfachen Zelle ab, als sie nach einer Seite hin einen Ausführungsgang absenden, der fast nur an der untern des Thieres mit einem kleinen Spältchen in der Cuticula ausmün- Er hat oft, bis er die Haut erreicht, eine Länge von 0,07%“ und im Durchmesser 0,002. Die Blase verengt sich nicht allmählig, um 326 den Ausführungsgang aus sich hervortreten zu lassen, sondern derselbe entsteht mit genanntem Durchmesser plötzlich. Setzt man etwas Natron- lösung zu, so wird ein Theil des Inhaltes der Blase in Fettkügelchen umgewandelt, welche in‘ den Ausführungsgang vortreten und an der Spaltöffnung der Cuticula herauskommen. Ausserdem sah iche! letztern immer leer und vollkommen hell. Der Inhalt der Blase ist körnig und drängt sich gegen dies Stelle hin, wo der «Ausführungsgang ahjehk Da die Inhaltskörnchen hier grösser sind‘ und, strahlig gelagert, so giebt dieses der Blase ein eigen- thümliches, zierliches Aussehen (Taf. XX. Fig. 2 g und Fig. 7. e). Beim ausgewachsenen Thier liegen sie, wie schon bemerkt, zahl- reich über die‘ ganze Hautfläche hin, an manchen Stellen selbst haufen- weise, so z. B. am Kopfschilde in dem Raume zwischen den zwei nach vorn divergirenden Leisten, in den:Beinen, und zwar in den oberen Gliedern ander Beugeseite, in den unteren’an der Streckseite u. s. w. - . Ueber die morphologische Bedeutung dieser Körper kann wohl kein - Zweifel sein: es sind Drüsen von der einfachsten Beschaffenheit. Die Zellenmembran ist unmittelbar in einen Gang ausgewachsen, welcher den 'metamorphosirten Zelleninhalt ausführt. Der Zellenkern bleibt und spielt‘ vielleicht bei der Umwandlung des Zelleninhaltes eine Rolle. Achnliche einfache Drüsen habe ich schon bei mehreren Anneliden be- schrieben‘). 49 “ Noch kommt körniges Pigment, braunes und grünliches, in’ der der Lederhaut verglichenen Zellenschicht vor; braunes oder 'gelbliches in der Schwanzflosse, besonders des Männchens, grünes an den Bei- nen, am Schild., Uebrigens sind diese Färbungen individaellen Ver--#] schiedenheiten unterworfen. ; Von den Muskeln. A Obwohl es nicht schwer, sondern nur zeitraubend wäre, eine Myologie des Argulus zu geben, da man alle Muskeln, besonders: bei Zusatz von wenigem Weingeist, sehr deutlich nach Ursprung.und Ver- lauf übersehen kann, so habe ich mich doch‘ nur an das Histologische gehalten und in dieser Beziehung Folgendes mitzutheilen. vn wo Die Muskeln des Argulus bieten’ manches Bemerkenswerthe‘ dar, Die ‚Primitivbündel sind durchweg quergestreift, und‘ der ‘Durch messer. derselben, schwankt ‘zwischen 0,002 — 0,0120’. Nirgends findet man dieselben‘ in: der Weise vereinigt, wie ‚bei den Wir= belthieren, ‘dass sie: in mannigfacher Zahl an einander gelegt se- cundäre, tertiäre u. s. w.. Bündel darstellten, sondern jedes Primitiv- ') Budge hat (Clepsine bioclata Bonn 1848.) diese einfachen Drüsen und i ih re Ausführungsgänge für Ganglienkugeln und Nervenfasern des Pe him ' schen Systemies genommen! : 327 bündel ist für sich zwischen seinem Ursprungs- und Ansalzort ausge- spannt. Man unterscheidet an jedem Primitivbündel die Hülle und die Muskelsubstanz. Erstere steht von letzterer am todten Muskel ziemlich weit ab, und der Raum ist ausgefüllt mit vieler feinkörniger Masse, in welche zahlreiche bläschenförmige Kerne‘ eingebettet sind (Taf. XX. Fig. 5. b). Betrachtet man, die Muskelprimitivbündel in ihrer natürli- chen Verbindung im. Thier,.so lange in letzterem der Kreislauf voll- kommen von Statten geht, so sieht man nur mit Mühe die genannte Hülle sammt ihrer körnigen Masse. ', Sie liegt dann ganz enge der Mus- kelsubstanz an. Sobald aber ‚der Kreislauf in’s Stocken geräth, trübt sich der Muskel, und er nimmt das geschilderte Aussehen an, welches noch bestimmter uud erkennbarer am herausgeschnittenen Muskel wird. Bezüglich der Querstreifung ist zu bemerken, dass der Zwischen- raum zwischen je zwei Querstreifen sehr verschieden breit ist. Er liegt zwischen. 0,008 — 0,004 “, Bei keinem Primitivbündel ist es mir ge- - lungen, im: frischen ' Zustande oder nach Behandlung mit Reagentien Fibrillen zu sehen; vielmehr macht der Zwischenraum zwischen je zwei Querstreifen, besonders wenn er beträchtlich ist (Taf. XX. Fig. 5.), ganz _ den Eindruck von Lücken, und es scheinen die Muskeln des Argulus für ‚die Bowman’sche Ansicht über die Zusammensetzung der Muskel- - primitivbündel aus Scheiben zu sprechen. Eine andre Eigenthümlichkeit - der Muskelprimitivbündel ist die, dass sie sich theilen. Die Stellen, an denen ich Verästelungen sah, sind einmal das letzte Glied der Schwimmfüsse; hier giebt ein Muskel- Primitivbündel regelmässig vier bis fünf Zweige ab,. die 0,002 “ breit sieh-immer mehr zuspitzend gegen ‘die gefiederten Anhänge. hin sich verlieren; dann an: den Primitivbündeln, welche in die Schwanzflosse ireten; Dieselben spalten sich hier häufig und verästeln sich im wei- tern Verlauf abermals, bis sie zuletzt in ihrem Durchmesser bis zu 0,002“ verschmälert ‚sich an die Haut ansetzen. Auflallend ist es, dass die Aeste von ungefähr 0,008” Durchmesser keine Querstreifung mehr erkennen lassen, sondern das Aussehen von Muskeln haben, wie ich dasselbe von. Piscieola und anderen Anneliden, sowie an Palu- dina. in. dieser Zeitschrift. beschrieben habe. Sie haben nämlich eine söhrenförmige' Bildung mit deutlich unterscheidbarer homogener Wand und hellem Inhalt. Besonders hervorheben will ich, dass man nur eine Art von Mus- - kein, sowohl am Stamme, als auch an den Eingeweiden,' wahrnehmen kann, d.h. solche, die den quergestreiften der Wirbelthiere entspre- chen, aber keine, die den glatten Muskeln derselben verglichen wer- können. ‘Wenn der Muskel allmählig abstirbt, so sieht man die sich con- @ehirende Stelle als einen verdickten Theil wie eine Welle nach der Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. II. Bd. 23 q “ wii, 328 Länge des Muskels hinziehen, doch am gesunden Muskel wird man diese Art der Contraction nicht gewahr. 4 Vom Nervensystem, Argulus besitzt ein sehr entwickeltes Nervensystem, und es be- schränkt sich dasselbe durchaus nicht ‚auf eine über dem Saugrüssel gelegene Hirnmasse, welche aus drei in ein Dreieck gestellten Ganglien zusammengesetzt wird‘'), sondern man kann eine centrale und peri- pherische Abtheilung aufs Beste unterscheiden, 'Centraler Theil. Gerade zwischen den zwei Leisten, welche in divergirender Richtung am Kopfschild nach vorn gehen, liegt der eine kleeblattartige Theil des Gehirns, welcher vor Allem wegen seines Pig- mentes in die Augen springt. Aber dieser Hirntheil sitzt auf einer grösseren, birnförmigen Portion auf, welche tiefer steckt und in etwas die beiden Seitenleisten des Kopfschildes in seinem Breitendurchmesser überragt. Beide zusammen, der kleeblattartige Theil und dieser grös- sere, birnförmige, stellen das Gehirn dar.’ Betrachtet man sich das Thier von der Bauchseite, so dass es also auf dem Rücken liegt, so sieht man hinter dem keulenförmigen, dem Verdauungsapparate ange- hörigen Vorsprung und den Aorägen gelben Zähnen fünf hinter einan- der liegende Ganglienmassen durch die allgemeine Bedeckung durch- schimmern. Bei Zusatz von wenigem Natr. caust. wird auch noch eine weitere Ganglienmasse nach vorn sichtbar, wornach also das Bauch- mark, das Gehirn abgerechnet, aus sechs Ganglienknoten besteht, welche von vorn nach hinten an Grösse abnehmen. Sie liegen unmit- telbar an einander, ohne verbindende Commissuren, sind aber nicht vollständig mit einander verschmolzen, sondern man sieht die Grenzen der einzelnen auf's Schärfste. Die fünf ersten Ganglien haben eine an- „ähernd viereckige Gestalt; ihr Längendurchmesser beträgt 0,0366 ”, der Querdurchmesser '/s‘. Die letzte Ganglienmasse hat eine mehr herzartige Form und ist'in der Mitte eingeschnitten, was vielleicht auf ein Verwachsensein aus zwei Ganglien hinweist. Es stellen diese sechs Ganglienknoten ein Bauchmark dar, welches vergleichbar dem gar mancher anderer Arthropoden durch Verschwin- ” den der Commissuren ein gedrungenes Aussehen erhalten hat. Das Gehirn verbindet sich durch eine kurze, enge, den Schlund umfassende Commissur mit dem ersten Abschnitte des Bauchmarkes. Peripherischer Theil. Vom Gehirn, und zwar von der tiefer lie- ’) v. Siebold hat (vergl. Anatomie p. 438.) diesen Satz nach den Untersuchun- gen von Jurine und Vogt hingestellt. Dass Jurine ausser dem kleeblatt- artigen Lappen nichts Weiteres von einem Nervensystem gesehen, kann nach seinen Vergrösserungen nicht auffallen; aber von Vogt wundert es mich, dass er das übrige Nervensystem übersehen hat. 329 genden, grössern Portion entspringen die Sehnerven. Sie gehen in divergirender Richtung gegen die Augen und schwellen, ehe sie die- selben erreichen, bis zu 0,024“ Breite an. Die Anschwellung hört in einer gewissen Entfernung vom Auge mit einem Male auf, ‚und: die Primitivfasern treten, ein um zwei Drittheile kleineres Bündel als die Auschwellung ildend, in das Auge ein (Taf. XX. Fig. A.). Ein zweites Nervenpaar, 0,040‘ breit, entspringt ebenfalls vom Gehirn, aber weiter nach hinten als die Sehnerven, und gehl zu den Antennen. Vom ersten Knoten des Bauchmarkes kommt jederseits ein starker Nerv, der sich bald in zwei Aeste theilt, wovon der vordere zum Saugnapffusspaar geht und der hintere zum darauf folgenden ersten Fusspaar. Der zweite Knoten giebt keinen Nerven ab. : Der dritte giebt jederseits einen Ast ab, den ich aber nicht weit verfolgen konnte; er scheint dem Kopfschild anzugehören. Vom vierten und fünften strahlen keine Nerven aus. Dagegen versorgt der letzte oder sechste Ganglienknoten den übri- gen Körper in folgender Weise. Es ziehen sechs Hauptstränge vom Ende des Bauchmarkes aus, um nach hinten zu gehen. Die zwei nach aussen gelegenen Paare verschmelzen zu je einem Strang, der auf sei- nem Wege nach hinten in das zweite, dritte, vierte, fünfte Fusspaar, sowie in die Schwanzflosse einen Ast von 0,008“ abgiebt. Das nach innen gelegene Paar geht nur his zum zweiten Fusspaar in paralleler Richtung mit den äusseren Strängen nach hinten; dann wendet sich jeder Nerv plötzlich unter rechtem Winkel, da wo die Magenanhänge in den Seitenschild treten, mit dem Stamm derselben zugleich in den Schild, theilt sich in einen nach vorn und in einen nach hinten gehen- den Ast, wovon sich jeder wieder weiter verästelt (vergl. Taf. XIX. Fig. 1.). Einen vegetätiven oder Eingeweidenerven habe ich mir nicht zur Anschauung bringen können. Er kann aber gar wohl vorhanden sein, öhne dass es möglich wäre, ihn aufzufinden; denn die Stelle, wo man denselben der Analogie nach zu suchen hätte, gehört mit zu denen, welche am schwierigsten zu untersuchen sind. _ Hinsichtlich der histologischen Beschaffenheit des Nervensystemes habe ich Folgendes zu bemerken. Die Centraltheile oder das Gehirn und das Bauchmark haben eine homogene Haut als Hülle. Umschlossen - von ihr finden sich 4) Ganglienkugeln. Sie erscheinen als helle Bläs- hen von 0,00% — 0,006 Grösse mıt ebenso hellem, bläschenförmigem _ Kern. Das Kernkörperchen ist scharfcontourirt und in einfacher oder doppelter Zahl vorhanden. Die grössten Ganglienkugeln haben immer zwei Kernkörperchen. 2) Eine feinkörnige, moleculäre Masse, in welche die Ganglienkugeln eingebettet sind. 3) Die Nervenprimitivfasern. Die- 23 * 330 selben sind helle, blasse, 0,002 “ breite Röhren, deren Inhalt, auf dem Durchschnitt als eine helle, eiweissartige Masse vorquillt. "Wie ’sich’die Nervenfibrillen zu den: Ganglienkugeln verhalten, konnte’ ich hier nicht ermitteln. “ Der kleeblattartige Lappen des Gehirnes ist noch geschmückt mit einem herzförmigen Pigmentllecken, der mikroskopisch aus zweierlei Pigmenten besteht. Das eme ist bei auflallendem Licht rubinroth oder auch vollkommen dunkel, das andre gelbweiss, glänzend, ganz so, wie die silbernen Pigmentflecken in der Fischhaut. - Letzteres Pigment wird auch aus ähnlichen Elementartheilen gebildet, aus bei durchfallendem Licht bläulich schillernden Körperchen von Moleculargrösse bis zu 0,0012, Endlich sind auch noch eine wechselnde Zahl gelber Fettkügelehen zwi- schen die Ganglienkugeln hier eingestreut. Was lässt sich beim peripherischen Verlauf der Nervenfibrillen er- kennen? Einmal, dass sie gegen ihr Ende hin immer mehr an Dureh- messer abnehmen und noch blässer werden, als sie schon überhaupt sind. Ich habe sie verfolgt bis in die Spitze des letzten Fussgliedes und bis in die Spitze der Anhängsel des zweiten und dritten Fusspaa- res. Sie messen hier nur 0,008“, sind überaus blass, entziehen sich so dem Auge, und es lässt sich über ihre Endigung nichts aussagen. Schon. insofern die Nervenfibrillen des Argulus in ihrer. periphe- rischen Verbreitung an Durchmesser verlieren, stimmen sie. mit denen der höheren Thiere überein. Aber auch die andere in neuerer Zeit erkannte Eigenschaft der Nervenfibrillen höherer Thiere, die Theilung derselben nämlich in. der Peripherie zeigen die Fibrillen des Argulus. Man sieht dieselbe sehr schön und constant in sämmtlichen Schwimm- füssen, und zwar an der untern Seite derselben, also bei der Rücken- lage des Thieres (Taf. XX. Fig. 2.). Hat man nämlich den ungefähr 0,008° breiten Extremitätennerven (c) gefunden, so bemerkt man bald. eine 0,002‘ breite, blasse Fibrille (d) sich von ihm ablösen und schräg über die Muskeln weg gegen den hellen Raum sich. wenden, in dem vorzüglich die Blutmasse des Beines eirculirt. Jetzt theilt sie sich di- chotomisch, und die Aeste gehen, der eine nach unten, von dem ich sein Ende nicht kenne, der andre nach oben und rückwärts und kehrt, wie man an halbgewachsenen Thieren gut sehen kann, wieder in einem Bogen ‚zum, Stamm zurück. Merkwürdigerweise aber ist die Fibrille an der Theilungsstelle (a) um, das Doppelte dicker geworden (0,00% '"), und es liegt in, dieser Anschwellung ein deutlicher Kern‘). Einmal !) Man kann diese Beschaffenheit der Nerven auf'sLeichteste in jedem Schwimm- fusse bei Starker Vergrösserung schen, wenn man das Thier in die passende Lage bringt, d. h. die Bauchseite betrachtet. Es erinnern aber diese Nerven durchaus an .die embryonalen;, blassen, mit Kernen’ versehenen Nerven der 331 zählte ich an einer solchen isolirt‘ verlaufenden Fibrille vier dergleichen Kerne, welche in Entfernungen von 0,0460 aus einander lagen. gr | Sinnesorgane. ! Von Sinnesorganen ‚besitzt Argulus nur Augen. "Gehör- oder gar Geruchsorgane sind mir nicht bekannt geworden. 'Die Augen wurden schon früher von Joh. Müller untersucht und in die Kategorie der zusammengesetzten Augen ohne facettirte Hornhaut gestellt. Ich füge nach eignuer Untersuchung Folgendes bei. ‘Der Augen- bulbus (Taf. XX. Fig. 4 a), wenn man diesen Namen anwenden darf, hat eine runde Gestalt. Er tritt nicht frei hervor, sondern liegt in der Substanz des Kopischildes in einer eignen, geräumigen, scharfbegrenz- ten Kapsel (b), welche einen Blutsinus darstellt, mit.drei das Blut hin- ein- und hinausleitenden Oeffnungen, auf welche Weise also das Auge feei vom Blute umspült wird '). H ‘ Die Hornhaut ist hell, homogen, nach aussen glatt; nach innen aber macht 'sie zwischen die: Krystallkegel leichte convexe Wölbungen,, so dass vielleicht der Ausdruck zusammengesetztes Auge „ohne facettirte Hornhaut“ ‚später noch modificirt werden dürfte. : ‚Die Krystallkegel, deren Zahl gegen 40—50 beträgt, ragen beim ausgewachsenen Thier weit aus dem Pigmente heraus. ‚Endlich "muss ich hier noch einmal zurückkommen auf die An- schwellung des Sehnerven. Es besteht dieselbe nämlich aus mehreren - nach ‘aussen gewölbten Massen, welche die ‚Nervenfasern rings um- schliessen (f). Sie scheinen mir aus quergestreifter Muskelsubstanz zu bestehen, und es würde damit in Einklang zu bringen sein 'die bestän- digezitternde Bewegung der Augen ’) als. Wirkung dieser die Nerven- fibrillen besetzenden Muskeln.‘ Die zitternde Bewegung der Augen kahn wenigstens nicht, ‚wie man vielleicht meinen könnte, angesehen werden als eine von dem das Auge umspülenden Blute mitgetheilte; denn die oh x \ ‚Froschlarven,, wie sie Kölliker beschrieben hat, und wie ich mich nach eigner Anschauung überzeugt habe. Wer Freude an Hypothesen ‚hat, könnte sich vielleicht den von Wagner ‚ausgesprochenen Gedanken über ‚das Verhältniss der. Ganglienkugel zum Axencylinder zu Grunde legen und annehmen, dass die blassen Nerven- üibrillen des Argulus ganz Axencylinder seien, der Kern einer Ganglienkugel - _ entspreche, und die Markscheide fehle, und man könnte bei dem bekannten Mängel der dunkelrandigen Contouren an den Nerven der wirbellosen Tbiere — ,,die Nerven derselben nur aus Axencylindern bestehen lassen, zu denen erst > bei den Wirbelthieren eine Markscheide käme. — Ich halle mich aber für's ‚erste noch an die Aehnlichkeit mit den embryonalen Froschlarvennerven. 4) Schon Jurine spricht hiervon: „Chaque oeil est renferm6 dans un sac mem- braneux , ‚transparent, qui parolt-contenir un fluide diaphane.‘ A) Jurine hat die Augen unrichtig „immobiles‘ genannt. 332 Augen zittern noch fort, wenn der Kreislauf aufhört und ‚die Blutkügel- chen sich in der Augenkapsel zu Boden gesenkt haben. Die Fibrillen des optieus (d) treten als schmäleres Bündel aus der Anschwellung, als sie eintraten, und sind da, wo sie von Pigment ein- gehüllt die Spitzen der Krystallkegel umgeben, sehr schmal (0,0008 — 0,0004) geworden. Das Neurilem des opticus (e) bildet eine homogene, scharfcontou- tirte Membran, die im Tode und nach Anpapnlen oft weit von den Nervenfrillen absteht. Von den Verdauungswerkzeugen. Die Mundöffnung (Taf. XIX. Fig. 25) befindet sich in einem keulen- förmigen, nach unten gerichteten Vorsprung ').. Sie wird nach hinten begrenzt von einer halbmondförmigen Unterlippe, nach vorn und seit- lich von zwei breiten, sich allmählig verschmälernden Platten; nach innen unterscheidet man mehrere gerüst- und zahnartige Stücke. Die letzten entsprechen den mandibulae?). Aus der Mundkeule steigt der kurze Oesophagus bogenförmig nach oben, wird vom Nervenschlundring enge umfasst und ‚mündet in den viel weitern Magen ein. Da der Schlund von unten her und etwas nach hinten in den Magen tritt, so scheint er bei Betrachtung von oben in den Magen frei vorzuspringen, welche Sonderbarkeit sich aber bei näherer Kenntniss ganz befriedi- gend löst (vergl, Taf. XIX. Fig. 2.). Der’Magen (c) hat eine ovale Form und stellt den weitesten Ab- schnitt des Verdauungskanales dar. Gleich nach seinem Anfang setzt er sich rechts und links in einen Ast fort, der nach dem Rückenschild geht. Jeder theilt sich in einen nach vom und einen nach hinten gehenden Zweig, deren weitere Verästelumg nur gegen den äussern Rand des Schildes sich wendet, nicht gegen den innern °), auch nicht eapillär sich verbindet, sondern überall einfach blind endet. Nach hinten geht der Magen mit bestimmter Grenze über in den Darm (d). Dieser läuft, ohne irgendwelche Anhänge oder Blindsäcke 3) Jurine hatte die Mundöffnung an die Spitze des Stachels verlegt. ©. Vogt aber corrigirte ihu schon in dieser Beziehung und gab eine nähere Beschrei- bung und Abbildung. . ®) Diese dienen wohl dazu, die Blutkügelchen der Fische zu zerreiben; wenig- stens habe ich niemals im Magen und seinen Anhängen Blutkügelchen an- getroffen, sondern immer nur rothgefärbtes Blutplasma, während im Magen anderer Fischparasiten, denen Kauwerkzeuge mangeln, wie z. B. von Pis- eicola, die Fischblutkörperchen noch deutlich gesehen werden können, ?) Jurine hat auf allen seinen Figuren die Verästelungen des Magens insofern falsch dargestellt, als er den nach vorn und den nach hinten gehenden Ast sich auch nach innen zu verzweigen lässt. Vogt’s Beschreibung und Abbil- dung hat einen andern Fehler. Dieser Naturforscher spricht und zeichnet j | 333 zu besitzen‘), gerade nach hinten bis zur Basis der Schwanzilosse, wo er in den Mastdarm übergeht, welcher in der Ausbuchtung der Schwanz- flosse mit einem After ausmündet (e). An diese morphologische Darstellung des Verdauumgskanäles reihe ich einiges Histologische. An der Mundöffoung geht. die äussere Cuticula, die Chitinhülle un- mittelbar in den Mund und Oesophagus über und kleidet den ganzen Verdauungskanal aus. Die verdickten gerüst- und zahnartigen Stücke im Munde haben ein gelbes Aussehen. Der Magen ist nach innen gefaltet. Unter seiner homogenen Innen- haut findet sich eine Zellenlage, welche sehr constant schwarzes Pig- ment als Zelleninhalt darbietet oder auch Fetttröpfchen in wechselnder Menge. Gegen die Verästelungen des Magens im Seitenschilde verlieren sich allmälig Pigment und Fett, doch kommen hierin manche indivi- duelle Verschiedenheiten vor. Das Pigment beschränkt sich auf den Magen und seine Verzwei- gungen im Seitenschild, der Darm ist immer pigmentlos. Letzterer hat unter seinem homogenen innern Ueberzug eine Lage eigenthünlicher, schöner, heller Zellen von 0,00% ““ Grösse mit bläschenförmigem Kern und scharfem Kernkörperchen. Die Zellenschicht hört auf am Ueber- gang des Darmes in den Mastdarm. Dieser wird nur aus einer homo- genen Haut gebildet und in seinem Lumen blos sichtbar, wenn: ein Kothballen sich durchdrängt. Wie steht es mit den Drüsenanhängen am Verdauungskanal? Den meisten Krustenthieren mangeln nach den bisherigen Erfahrungen Spei- cheldrüsen. Beim Argulus finde ich aber ein deutliches Drüsenpaar (Taf. XIX. Fig. 2 a), welches jederseits vor dem concaven Rande des obern Astes der Magenausstülpung liegt. Es sind zwei Drüsenschläuche, die ringförmig in sich zurückkehren und so eine Schlinge bilden, wie die Giftdrüsen von Trombidium holosericeeum und Rhyncholophus phalan- gioides’).. Jeder Schlauch ist von hellem Aussehen, 0,0420 ”' breit, und geht, indem die beiden Schenkel der Schlinge sich vereinigen, gegen die Basis des ersten Fusspaares. Von dort an wird es wegen Undurchsichtigkeit des Thieres unmöglich, den Ausführungsgang weiter von einer capillären Verzweigung der Magenausstülpungen, was nirgends zu sehen ist. Die Anhänge verzweigen. sich wohl mannigfach, stehen aber - . Birgends nach Art eines Capillarnetzes mit einander in Verbindung. ?) Nach Jurine würde der Darm zwei Blindsücke besitzen, wie er auf Fig. 9- darstellt. Auch Joh. Müller zeichnet in seinem Drüsenwerk den Darm des Argulus mit zwei Blindsäcken. Es ist dieses ein Irrihum, der bei der ge- ringen angewendeten Vergrösserung leicht erklärlich ist. Die scheinbaren, braunen Blindsäcke haben mit dem Darm nichts zu schaffen, sondern gehö- ren dem männlichen Geschlechtsapparat an. Vergl. Förtpflanzungsorgane. # v. Siebold a. a. ©. p. 539. Anmerk. 4. 334 zu verfolgen. Bringt man. aber die Verhältnisse, welche in dem vor der Mundkeule befindlichen Stachel beobachtet werden, und .die- ich gleieh beschreiben werde, in Verbindung mit dem eben über das Drü- senpaar Gesagten, ‚so, wird man wohl das weitere Verhalten des’ Aus- führungsganges erschliessen dürfen. Es besitzt nämlich Argulus einen zum Stechen dienenden, fein zu- gespilzten und mit einem kleinen Knöpfchen endenden Stachel (Taf. XIX. Fig. 2. und Taf. XX. Fig. 3.), welcher in eine weite Scheide (b), von der er eigentlich nur das solidere Ende ist, zurückgezogen werden kann. Im Innern des Stachels und der Scheide sieht man eine Röhre (d), welche gegen die Stachelspitze sich ebenfalls sehr verengert, nach rückwärts aber gegen das Ende der Scheide hin bis zu 0,008 “ an Durchmesser gewinnt und sich gabelförmig theilt. Die Aeste gehen di- vergirend nach aussen, wenden sich nach hinten und unten und kön- nen dann, da in dieser Gegend so viele Theile über einander liegen, nicht möhr weiter verfolgt werden. Nach dem, was man ohne grosse Mühe sehen kann, 'ergänze ich mir das, was man nicht sehen kann, so, dass der Ausführungsgang jeder schleifenförmigen Drüse gegen die Basis der Stachelscheide geht, innerhalb derselben sich mit dem der andern Seite zu einem gemeinsamen Ausführungsgang vereinigt, der an der Spitze des Stachels ausmündet. ‘Darnach muss der ganze Drüsen- apparat auch eher für ein Giftorgan, als für Speicheldrüsen angespro- chen werden '). Hinsichtlich des feinern Baues dieser Theile ist zu bemerken, dass die Drüsen und ihr Ausführungsgang ebenfalls von einer homogenen Haut ausgekleidet werden, unter welcher in der Drüsenschlinge selber die hellen Secretionszellen liegen. Unter der Cutieula des Stachels und der Scheide sieht man, wie überall, die Zellenlage, deren bläschenför- mige Kerne 0,004“ gross sind. Die Muskeln (c), welche zum Einziehen des Stachets und zur Ver- kürzung der Scheide dienen, sind quergestreift. Als Leber werden gewöhnlich die Magenverästelungen im Seiten- schild bezeichnet. Dieser Deutung kann ich deshalb nicht beistimmen, weil sie denselben Bau haben (Taf. XX. Fig. #.), wie der Magen selber — eine homogene Tunica intima, darunter helle Zellen mit oder ohne Fett, und Pigment —, während doch die Leberzellen wohl überall einen wenigstens körnigen, wenn nicht gefärbten Inhalt besitzen, und dann sind bei wohlgenährten Thieren. diese Magenanhänge mit. Fischblut, welches hier verdaut wird und sich allmählig entfärbt, angefüllt. Bei ') Die Froschlarven werden wenigstens, ‚wie dies auch Jurine beobachtete, vom Stich des Argulus so afficirt, dass sie sich krampfhaft im Wasser herum- stürzen und häufig davon sterben. 335 nüchternen Thieren sind‘ sie leer und 'zusammengefallen. ‘Man muss also richtiger die Existenz einer Leber bei Argulus in Abrede stellen. Was die Lebensäusserungen des Verdauungskanales betrifft, so ist der Stachel in beständiger Bewegung; bald wird er zurückgezogen, bald ist er ganz oder theilweise ausgestreckt. Wird er zurückgezogen, und verkürzt sich ‘dabei die Scheide, so wird der Ausführungsgang der Giftdrüsen nach hinten zu ein Paarmal eingeknickt. Der Stachel wird eingezogen und die Scheide ‚eingestülpt durch Muskelaction; vorge- - schnellt aber wird sie bloss durch die Elasticität ihrer Chitinhülle, denu mit dem Verschwinden der Muskelthätigkeit im Tode bleibt Scheide und Stachel immer ausgestreckt. — Blutkügelchen sieht man in der Stachelscheide, sowie in der Unterlippe eirculiren. Der Magen nebst seinen Ausstülpungen, ‘sowie der Darm zeigen lebhafte peristaltische Bewegungen; doch habe ich mich nicht überzeu- gen‘ können, ob eine eigne Muskellage oder eine blos ins äus- sere Haut des Darmes dieselben hervorruft. - ! Vom Circulationssystem. Wenngleich Argulus wegen seines abgeplatteten- Körperbaues ‚sich besonders gut für die mikroskopische Beobachtung eignet, so: ist .es doch durchaus nicht so leicht, sich ‚ein Bild über die Gesammteireula- tion zu machen, was auch die abweichenden ‚Angaben der Autoren “über ‚den Blutlauf verursacht haben mag’). Das Blut bildet eine vollkommen farblose Flüssigkeit, in welcher die ziemlich zahlreichen Blutkügelchen schwimmen. Letztere von 0,004' Grösse haben eine glatte Oberfläche °), eine meist birnförmige oder spin- delförmige Gestalt (Taf. XX. Fig. 4 c und Fig. 7.); hie und da ist selbst das eine oder beide Enden etwas fadenförmig ausgezogen. Bei man- chen Individuen sieht man fast in jedem Blutkörperchen ein oder zwei Fettpünktehen. Diese Angaben beziehen sich auf Blutkörperchen, welche noch im besten Kreislauf begriffen sind. Sobald aber die Circulation stockt oder ganz stillsteht, senken sich die Blutkügelchen zu Boden und nehmen alle eine rundliche Gestalt an. Essigsäure bringt in jedem Blutkörperchen einen scharfeontourirten, gelblichen Kern zum Vorschein. Das Herz liegt in der Mittellinie des Körpers unmittelbar unter der Haut’). Es erstreckt sich von der Basis des Schwanzblattes bis zum ) Da das Thier in unaufhörlicher Bewegung ist, so habe ich, um seinen “Kreislauf zu studiren, Chloroform versucht. Allein ‚dieses lähmt auch das ; "Herz. Am meisten lässt sich noch immer sehen, wenn ein Deckgläschen durch zwischengelegte Körper das Thier blos fixirt, ohne es stark zu drücken. 2) Von den Blutkörperchen der anderen Krustenthiere wird eine rauhe Ober- Nläche angegeben. Vergl. v. Siebold a. a. O0. p. 458. Sollte diese Eigenschaft sich nicht zum Theil auf veränderte Blutkügelchen beziehen ? #) Vogt hat die irrthümliche Angabe Jurine's, welcher das Herz in die Mund- u man. 336 Gehirn- und stellt im Allgemeinen einen cylindrischen Schlauch dar (Taf. XIX. Fig. 3.), der im‘ erwachsenen Thiere bei der Diastole 0,094 breit ist. Nach vorn gegen das Gehirn zu verengt es sich etwas und mündet unter demselben aus. An seinem hintern Ende verbreitert es sich zu beiden Seiten vorhöfartig (c) und mündet mit drei Oeflaungen, einer mittlern und zwei seitlichen, in das Schwanzblaft aus. An jeder der drei Oeffnungen schwingt rhythmisch eine Klappe (d d'e)'). End- lich findet sich noch eine Oeffnung (b) an der untern Wand des Her- zens vor seinem Uebergang in die seitlichen vorhofartigen Erweiterungen. Bezüglich seiner Structur kann ich nur angeben, dass seine Wand beiläufig 0,004“ dick ist und eine quergestreifte Muskellage besitzt. Den Kreislauf sah ich in folgender Weise vor sich gehen. Aus der vordern freien Mündung des Herzens stürzt das Blut hervor und theilt sich in zwei Ströme, die nach vorn sich verlieren. Sie versor- gen das Kopfende, die Antennen und umkreisen vorzüglich das Auge, welches ganz in einem weiten Blutsinus liegt und frei vom Blute um- spült wird. Das Blut des vordern Stromes sammelt sich auf seinem Rückwege jederseits an dem weiten Basalglied des Saugnapffusspaares ?). Nachdem sich von hier eine schlingenförmige Ausbiegung in das ge- nannte Fusspaar ergossen hat, sowie seitlich in den Rückenschild, zieht die Hauptblutmasse in der Leibeshöhle als zwei seitliche Ströme nach hinten. Auf diesem Wege geht ebenfalls ein schlingenartiger Seiten- strom in jedes Fusspaar bis zur Spitze desselben’). Auch das Blut des Rückenschildes, welches unterhalb der Magenverzweigungen kKreist, kehrt zu genanntem seitlichen Strom in der Leibeshöhle zurück. Auf solche Weise kommt alles aus dem Körper zurückkehrende Blut am keule legte, verbessert und die Lage des Herzens richtig erkannt; aber er hat nur den vordern Theil, nicht den hintern und die Erweiterung dessel- ben gesehen, wie seine Beschreibung „ein länglicher Schlauch, der in der Mittellinie unmittelbar unter der hinteren Hälfte des Kopfschildes über allen anderen Organen liegt“ und seine Figur 10 M darthut, weshalb mir auch ein Theil seiner Darstellung des Kreislaufes unrichtig ausgefallen zu sein scheint. ') Nach diesem Bau des Herzens von Argulus darf man wohl die Vermutbung v. Siebold’s a. a. O. p. 458. Anmerk. 1. für noch begründeter halten,, dass Pickering und Dana (Isis 4840, p. 205.), welche ein vorderes und hinteres Klappensystem bei Caligus beschreiben und dabei ein Herz läugnen, das Herz wohl übersehen haben. *) Es ist der Blutbehälter, den Vogt Fig. 10. zeichnet. /ch muss aber bemer- ken, dass er kein für sich bestehender Sinus ist; sondern seine Wand ist eben die Haut des Basalgliedes vom Saugnapffuss. - ®) Das Blut geht zwar nicht in die Borsten und Stachela der Schwimmfüsse, aber wohl bis in die Spitze der Ruderglieder, was ich entgegen der Angabe von Vogt, der nie „ein Blutgefäss‘“ in die Ruderglieder der Füsse eintreten sah, beobachtet habe. . 337 | hintern Ende des Herzens zusammen und dringt: in dasselbe durch die - an seiner untern Fläche befindliche Oefinung ein. Ein Theil des Blutes scheint nun direct wieder im Herzen nach vorn zu strömen, ein andrer aber wendet sich von dieser untern Oeffnung nach "hinten und tritt durch die mittlere mit einer Klappe (Taf. XIX. Fig. 3 e) versehene Oefl- nung in das Schwanzblatt ein, geht in starkem Strome auseinander und kommt von den äusseren Rändern des Schwanzblattes durch die seitlichen, ebenfalls mit Klappen versehenen Oefinungen (d d) in das Herz zurück, zieht nach vorn und wiederholt, an der freien vordern Mündung des Herzens angekommen, denselben eben geschilderten Weg. Aus dieser Darstellung des Kreislaufes ergiebt sich, dass weder Arterien, noch Venen vorhanden sind, sondern das Blut, wenn auch in regelmässigen Strömen, doch blos in den Zwischenräumen der Or- gane dahinfliesst, wovon man sich bei diesem Thiere durch mikrosko- pische Beobachtung auf’s Beste überzeugen kann'). Da ich die Schwanz- blätter (vergl. Respirationsorgane) für die Kiemen halte, so ist das Schema der Bluteireulation dieses: das Blut ergiesst sich aus dem Her- zen frei in die Zwischenräume der Organe, sammelt sich darauf wie- der am hintern Ende des Herzens, tritt in dasselbe ein und geht nur zum Theil, ohne in die Kiemen zu fliessen, gleich wieder weiter, zum Theil aber durchkreist es die Kiemen und kehrt erst aus ihnen zum Herzen zurück. Von den Respirationsorganen. E Am Ende des Leibes findet sich ein Nlossenartiges Blatt von bei- läufig ovaler Gestalt, welches an der Spitze durch einen tiefen Ein- schnitt in zwei Lappen getheilt ist. Iu dem Ausschnitte liegt die After- Öffnung, und unter ihr wird man noch zwei cylindrische, fussartige, an der Basis mit einander verwaächsene Fortsätze gewahr, deren abge- rundetes Ende vier weiche Haken trägt. Diese Schwanzflosse ist in ihrer äussern Form nicht ganz gleich bei beiden Geschlechtern. Da in derselben beim Männchen der Hode liegt, so ist sie hier grösser und ovaler; heim Weibchen, wo nur das 1) Schon Jurine spricht sich ganz bestimmt über die gefässlose Blutströmung des Argulus aus und setzt deshalb auch „colonne“ und „rameau‘ statt „vaisseau“, während Vogt Arterien und Venen sieht, auch ausdrücklich sagt: „An vie- len Gefässen lassen sich deutliche Wandangen erkennen.'* Ich glaube, dass dieser ausgezeichnete Naturforscher jetzt selbst seine Angaben zurticknehmen würde, wenn er wieder einen Argulus untersuchte. „Um sich von der to- talen Wandungslosigkeit der Blutströme in den niederen Crustaceen zu überzeugen, ist wohl kein Thier geeigneter, als der von der Natur ganz ab- geplattete und in allen seinen Theilen durchsichtige Argulus foliaceus“ v. Siebold a. a, O. p. 462. Anmerk. 4. 338 Receptaculum.seminis: an ihrem untern Ende sich.findet, ist sie kleiner und seitlich mehr eingebogen. Fassen wir den feinern Bau der Schwanzflosse 'näher in’s Angel i Die äussere Begrenzung bildet die helle Chitinhülle — Cuticula —, mit ziemlich dicht stehenden, kleinen, dornförmigen Fortsätzen besetzt. Darunter kommt eine Zellenlage, welche, besonders jbei Männchen in der Hodengegend, ein grüngelbes Pigment als Zelleninhalt aufgenommen hat. Im Innern bemerkt man ausser dem Hoden beim Männchen und der Samentasche beim Weibchen A). dieselben einfachen Drüsen, wie ‘sie sich allenthalben unter der Haut ‚des ganzen Körpers finden. Da sie aber 'hier von.der Haut ent- fernt liegen, besonders ‚die an der Spitze und am äussern Rande der Flosse, so sind ihre Ausführungsgänge, die ‚auch. hier meist an.der untern ‘Seite ausmünden, oft sehr lang, bis zu, 0,072. Die Grösse der Drüsenzellen selber wechselt von 0,008 — 0,024 "%, f 2) gewahrt man ein reiches Muskelnetz. Die quergestreiften pri- mitiven Muskelbündel nämlich, welche in die Schwanzflosse vom Ab- domen her eintreten oder sich schon in ihr finden, verästeln sich man- nigfach und werden dadurch zum Theil sehr fein (vergl. oben. „Mus- keln“).. Sie setzen sich nach alten Richtungen an. die Haut der Schwanz- flosse an, so dass man bei Betrachtung derselben von oben. oder von unten viele Primitivmuskelbündel gleichsam auf dem Durchschnitt sieht, wo sie als rundliche oder ovale contractile Körper auflallen und sowohl durch ihre starke rhythmische Contraction, als auch durch schärfere Contouren auf den ersten Blick von den zwischen sie gelagerten, Drü- sen sich unterscheiden‘). Durch solche Verästelung der Muskelprimitiv- bündel ist eine allseitige Contraction der Schwanzflosse möglich, welche sich auch in einer rhythmischen Systole und Diastole äussert. 3) Zwischen den Muskeln und Drüsen bleibt ein Lückennetz übrig, das vorzüglich unter der Haut ansehnlich ist. In diesem eireulirt eine grosse Blutmasse, welche\vom Herzen kommt und, durch die rhythmi- schen Contractionen der Schwanflosse in ihrem Kreislauf unterstützt, zum Herzen durch die zwei seitlichen, mit Klappen versehenen Oefl- nungen zurückkehrt. Nach dem Gesagten glaube ich annehmen zu dürfen, dass das Schwanzblatt des Argulus vorzüglich als Kieme wirkt‘), obgleich zuge- 1) Diese beiden ‘histologischen Gebilde — Drüsen und Muskeln — bilden die „Substanzinseln“ v.. Siebold’s a. a, O. p. 468. Anmerk. 4. 2) Jurine ‚hatte die Schwimmfüsse für Kiemen erklärt; ‚allein hierfür ist kein Grund vorhanden, denn es fliesst in jedem solchen Fuss eben nur soviel Blut, ‚als zu seiner Ernährung nothwendig ist, nicht mehr, als man bei an- deren ‚durchsichtigen Krustenthieren und Inseeten in den Beinen eireuliren sieht, abgesehen davon, dass es nicht in die borstenförmigen Anhänge ein- dringt. Vogt hat daher den Seitenschild wegen der grossen Vertheilung des Pr | 339 geben werden muss, dass bei der grossen Dimne der Haut das Blut auchanderwärts, vorzüglich im Rückenschild, mit dem. Luftgehalt des Wassers in Wechselwirkung tritt '). Von den Fortpflanzungsorganen. Argulus ist getrennten Geschlechtes. Wenn ich nach Einer Brut, die ich aufzog, schliessen darf, so sind die Weibchen, wie bei man- chen anderen niederen Thieren, zahlreicher, als die Männchen. — Ich beschreibe zuerst die weiblichen Generationswerkzeuge, dann die männ- lichen, hierauf- den merkwürdigen Begattungsaet. Die weiblichen Geschlechtswerkzeuge bestehen aus einem Eierstock und aus einem Receptaculum seminis. Der Eierstock (Taf. XIX. Fig. 5 a) ist ein einfacher Schlauch in der Medianlinie des Leibes; er liegt über dem Darmkanal und erstreckt sich vom Magen bis zur Basis der Schwanzflosse, wo er mit einem äusserst kurzen Eileiter auf einem papillenartigen Vorsprung ausmündet °). Hinsichtlich seiner histologischen Beschaffenheit habe ich zu erwäh- nen, dass die Hülle desselben eine Lage quergestreifter Muskeln hat, was man freilich nur durch sorgfältige Isolirung sehen kann, oder noch besser an Thieren, die einige Zeit in Chromsäure gelegen sind. Sie macht auch im Leben starke peristaltische Bewegungen. Auf der Rü-_ ‚ekenseite ist die Hülle des Eierstockes geziert mit grossen, braunen, einigermassen in Längsreihen stehenden Pigmentflecken. Dieselben ha- ben bei ausgewachsenen Thieren eine Grösse von 0,072‘ und bestehen bei näherer Betrachtung (Taf. XX. Fig. 10.) vorztiblich jüngerer Weib- chen aus hellen Bläschen — Kernen —, welche eine gewisse radien- arlige Lagerung zu einem Centralbläschen haben und sämmtlich von den braunen, in Natronsolution löslichen Pigmentmolecülen umgeben - Blutes „durch vervielfältigte Capillarnetze“ auf demselben für das Respira- tionsorgan erklärt. Ich muss rücksichtlich dieses Tunktes ganz mit v. Sie- bold übereinstimmen. Es mag wohl das Blut im Seitenschild am Athmungs- ‚processe theilnehmen; allein wenn ein Organ speciell als Kieme angespro- - chen werden soll, so ist mir die ‚Schwanzflosse eine solche. Der stete Wasserwechsel, welcher durch die unaufhörliche Bewegung der Schwimm- > füsse unterhalten wird, kommt auch der Schwänzflosse zu gut. ). Da mir ‘nichts über Eingeweidewürmer des Argulus bekannt ist, so will ich hier nebenbei anführen, dass ich dreimal bei erwachsenen Individuen in dem Kiemenblute einen Rundwurm beobachtet habe, der trotz allem Wider- streben bei der rbythmischen Contraction der Schwanzflosse von einer La- cune in die andre gedrängt wurde. Der Rundwurm war 0,05‘ lang. und 0,003” breit, ohne weitere unterscheidbare innere Organe, Wahrscheinlich = Wwar.er auf der Wanderung begriffen. #) Die 4ussere Form, Lage und Ausmündung des Eierstockes hat schon Jurine ganz richtig erkannt. 340 sind. Jedes Bläschen ist für die ihm zunächst zugehörigen Pigment- molecüle ein Anziehungspunkt, während ‘es zum Centralbläschen in einem eben so untergeordneten Verhältnisse steht. Im Innern erblickt man die Eier, und zwar entwickelt sich jedes Ei in einem gestielten Beutelehen (Taf. XX. Fig. 8.), so dass die eigent- liche Eiermasse ein büschel- oder beerenförmiges Aussehen darbietet. Die kleinsten Eier (e) sind schöne, klare, runde Zellen, deren bläschen- förmiger ‚Kern viele Kernkörperchen enthält‘), Sie wandeln sich naclı und nach dadurch in Eier um, dass sie aus der runden in die ovale oder längliche Gestalt übergehen (b) und ihr blasser, feinkörniger Zel- leninhalt sich in Fettkörperchen umwandelt, die in reifen Eiern 0,004 gross, in dichter Menge den Dotter darstellen. Damit schwinden aber auch allmählig die Keimflecke, endlich auch das Keimbläschen, und in reifen Eiern ist von beiden Gebilden nichts mehr zu sehen?). Zwischen der Membran des gestielten Beutelchens hat sich noch eine homogene Substanz abgeschieden, welche in Vereinigung mit der Membran des Beutelchens. selber. eine Art Eischale gebildet hat, und so stellt denn das reife Ei einen ovalen Körper dar, dessen Länge 0,1“, und dessen Breite 0,05 “ beträgt. Die Eischale hat 0,040 ”” im Durchmesser. An der ‚Unterseite der Schwanzflosse erhebt sich die Basis dersel- ben als eine niedrige Platte. In derselben, dem äussern Rande näher, “liegt ein schwärzlicher, runder Körper (Taf. XIX. Fig. 5,b) von beiläufig 0,072“ Grösse; weiter nach vorn, der Basis und der Medianlinie der Schwanzflosse näher, findet sich ein’andrer Körper von conischer Ge- stalt und bis zur Spitze in einer hellen Scheide steckend. Die genann- ten Gebilde gehören dem Receptaculum seminis an und haben folgende Beschaffenheit und Verbindung. Der schwärzliche, runde Körper‘) stellt eine derbe, aus einer homogenen Haut gebildete Kapsel dar, an *; Vogt konnte die Keimbläschen leicht, die Keimflecke aber nur mit Mühe entdecken, 2) Dass die Keimflecke früher verschwinden, als die Keimbläschen, erschliesse ich aus dem constanten Vorhandensein zahlreicher Keimilecke in ganz jun- gen Eiern und dem häufigen Mangel derselben in halbreifen Eiern bei son- stiger Integrität des Keimbläschens. 3) „A la base de chacun de ces lobes on voit chez les femelles un petit corps noir, spherique, qui servira toujours ä les faire distinguer des mäles, puisque ceux-ci en sont prives,“ sagt Jurine von diesem Körper, ohne natürlich eine Ahnung von seiner Bedeutung haben zu können. Auch Vogt hat ihn abgebildet, ohne etwas über ihn zu erwähnen. Es scheint auch noch an- deren parasitischen Krebsen ein solches Receptaculum seminis zuzukommen; wenigstens deute ich so die zwei runden, schwarzen Knoten, die nach Burmeister bei Lernanthropus pupa und paradoxus, sowie bei Achtheres und Nemesis an der Unterseite der lanzettförmigen Schwimmblätter sich fin- den. Nov. act. Acad. Leopold. Tom. XVII. Tab. XXIV. Figg. 40. M. 341 deren Innenseite die Pigmentkörnchen sich finden. Letztere sind um helle Kerne gruppirt. Aus der Kapsel (Fig. 9 «) führt ein 0,004 — 0,006 “ breiter Ausführungsgang (b) gegen die weiter nach vorn und innen ge- legene zugespitzte Papille (d). Bei Weibchen, die sich noch nicht be- gattet haben, ist die Kapsel leer und nach innen faltig. Nach dem Begattungsacte aber trifft man im Innern eine andre derbe Blase, welche mit Spermatozoiden dicht angefüllt ist. Merkwürdigerweise zieht sich von der Haut dieser eingeschlossenen Blase als unmittelbare Fortsetzung ein homogener, scharfcontourirter Faden durch den Ausführungsgang bis zu der in einer Scheide steckenden Papille.. Der Ausführungsgang hat ungefähr Mitte Wegs zwei ') blindgeendigte Anhänge. Die Scheide der Papille ist eine aus 6—8 Platten bestehende, nach oben offene - Kapsel, und zwar ist die Oeffnung nicht einfach rund, sondern ge- schweilt und schräg hinabsteigend. Sowohl die Papille, als auch die Platten der Kapsel können bewegt werden '). Ich wende mich zur Darstellung der männlichen Generations- werkzeuge. Der Hode bildet einen ovalen Körper, welcher paarig in der Schwanzflosse liegt (Taf. XIX. Fig. 4 a und Taf. XX. Fig. 7 a) und bei aus- gewachsenen Thieren in der Rückenlage derselben durch seine weisse Farbe auffält. Von jedem Hoden geht ein beiläufig 0,008“ breiter Ausführungsgang — vas efferens — nach vorn, worauf sich beide zu einer über dem Darm liegenden unpaaren, braungefärbien Samenblase (b) vereinigen. Von ihr läuft nun jederseits ein anfänglich ebenfalls braun gefärbter Ductus deferens zur Seite des Darmes in derselben Richtung nach hinten, als das Vas efferens nach vorn zur Samenblase gegangen war. Beide biegen dann um den Darm nach unten und in- nen und münden verdickt auf einer abgerundeten Papille aus, welche am Ende des Leibes in der Mittellinie desselben angebracht ist (c), doch so, dass jeder Ductus seine eigue Oeflnung hat, In das untere verdickte Ende des Ductus deferens mündet noch ein bei auffallendem Licht weissgrauer, accessorischer Drüsenschlauch I der weit vorn zur Seite des Magens blasig erweitert beginnt, nach hi geht und den Ductus deferens begleitet, bis er mit ihm aus- mündet °). ?) Auf den Figuren habe ich nur Einen solchen Anhang gezeichnet. 2) Will man diese Theile mit den ähnlichen der Inseetenweibchen vergleichen, 50 entspricht der schwarze Körper und sein Ausführungsgang der Capsula seminalis und dem Ductus seminalis, der blindgeendigte Anhang am letzte- ren der Glandula appendicularis. Vergl. v. Siebold a. a. O. p. 638. ’) Die Hoden und ihre Ausführungsgänge waren bis jetzt ganz unbekannt. Die braun gefärbte Samenblase mit dem ebenfalls braun gefärbten Anfangs- theil der Ductus deferentes bildet Jurine auf Figg. 4. 8. und 9. ab, hielt sie : 342 Das Männchen besitzt aber auch noch ausgezeichnete Copulations- organe. Am'vordern Rand des letzten Fusspäares vor der’ Theilung desselben in. die Ruderglieder erhebt sich ein Höcker, der in. einen bräunlich gefärbten, mit Höckerchen besetzten, nach ‘unten und ein- wärts gekrümmiten Haken (f), endet. Diesem Höcker sammt Haken ent- spricht am: hintern: Rand: des vorletzten Fusspaares eine: eigenthümliche, vorspringende Kapsel (e). Sie ist im Ganzen von rundlich dreieckiger Gestalt;)ihre Innenfläche hat durch vorspringende Ränder eine gebuch- tete Beschaffenheit, und auch die nach oben gelegene Oeffnung hat ge- schweifte Ränder '). Nach dieser. übersichtlichen Darstellung wollen wir die, einzelnen Theile des männlichen Genitalapparates etwas näher betrachten. Der Hoden zeigt eine einfach schöne Drüsenstructur. Er stellt eine längliche, am ‚Rande öfter leicht eingebogene Blase dar, gebildet von einer homogenen, 0,0046 dicken Membrana propria. Nach innen liegen dichte Lagen von Zellen, in welchen, man nach deren Isolation die Entwicklung der Spermatozoiden auf’s Schönste sehen kann (Fig. 7 b). Man unterscheidet nämlich helle, grosse Mutterzellen, welche mehrere helle Bläschen als Kerne enthalten, dann letztere frei, und in ihnen je einen Spermatozoiden aufgerollt. Die Spermatozoiden sind fadenför- mig, 0,05 ‘“ lang, bewegen sich und bilden, mit Wasser zusammen- gebracht, Oesen. Die freigewordenen Spermatozoiden gelangen von allen. Seiten in die Mitte des Hodens, dehnen ihn aus und geben bei starker Ansammlung demselben das weisse Aussehen. — Der Hoden wird direct von der Blutflüssigkeit umspült. Am Vas efferens, an der unpaaren Samenblase, sowie am Duetus deferens unterscheidet man eine äussere, 0,002 ‘' dicke Haut, an wel- cher ich an Chromsäurepräparaten die Durchschnitte von Muskelprimi- tivbündeln zu erkennen glaube; dann kommt eine Zellenlage, und nach innen eine homogene Auskleidungsmembran. An der Samenblase und eine Strecke weit am Duetus deferens hat die Zellenlage braune und gelbe Pigmentkügelchen als Inhalt aufgenommen, was B Theilen ein so in die Augen springendes Aussehen verleiht. Die Verdiekung des untern Endes vom Ductus deferens, in welches die accessorische Geschlechtsdrüse mündet, rührt von einer Schicht quergestreifter Mus- keln her. Die eben genannte Drüse besteht aus einer neben dem Magen lie- aber, da er weder den.Hoden, noch seine Ausführungsgänge kannte, für Blindsäcke des Darmes, was nach seiner Vergrösserung, ein leicht verzeih- licher Irrthum ist. } !) Den.Haken am letzten Fusspaar und die Kapsel am. vorletzten hat Jurine gekannt; den Haken erklärte-er aber für den Penis, die Kapsel liess er ge- schlossen sein.und durch eine Ruptur eine befruchtende Flüssigkeit ergiessen. 343 ' genden länglichen Blase (Fig. 6.) und aus einem langen Ausführungs- gang. Die Zellen, welche die Innenfläche' der Blase auskleiden, pro- - dueiren als Inhalt eine körnige Masse, welche sich auf gleiche Weise, _ wie die Spermatozoiden in-der Mitte des Hodens, im der Mitte der Blase ansammelt und bei immer grösserer Häufung im Ausführungsgang - vorrückt. Letzterer hat einen-gleichen Bau, wie das Vas’eflerens und deferens, und auch hier glaube ‘ich an «der dicken äussern Haut die _ Querschnitte von Muskelprimitivbündeln erkannt zu haben. Nach innen - begrenzt das Lumen ebenfalls eine homogene Haut), ahnt | Die Vasa efferentia des Hodens, die Samenblase, die Ductus de- - ferentes, ebenso der Ausführungsgang der accessorischen Drüse zeigen sehr lebhafte peristaltische Bewegungen. - * Als mir die Geschlechtsverhältnisse bei beiden Geschlechtern voll- kommen bekannt waren, war ich sehr neugierig, den Begattungsact zu beobachten ?), da mir mehrere Angaben Jurine’s über denselben in directem Widerspruche standen mit den von mir als richtig gesehenen - anatomischen Thatsachen. Allein die Sache löste sich aufs Vollkom- menste. Hat sich nämlich ein Pärchen zum Begattungsacte verständigt, so füllt das Männchen durch Umbeugen des vorletzten Fusspaares an - die Ausmündungsstelle der Ductus deferentes die am hintern Rande des genannten Fusspaares befindliche Kapsel mit Samen, aber nicht an bei- _ den Beinen zugleich, sondern immer nur an einem, und bringt hierauf, ‚ indem das Pärchen die passende Stellung annimmt, die mit Samen - % Es lüsst sich vielleicht mit der Zeit nachweisen, dass den Arthropoden - slimmilich als Auskleidung ihrer inneren Höhlen kein Epitel in Form di- > slincter Zellen zukommt, sondern eine homogene Haut, eine, verdünnte Fortsetzung der Chitinhülle. Der bekannte Mangel an Flimmerbewegung in dieser ausgedehnten Tbiergruppe liesse sich auch damit in Zusammenhang Ä fi bringen, da Flimmercilien doch nur als Auswüchse einer Zelle erscheinen, nie als Theile einer homogenen Haut. _ @yjch habe mich, um die Beziehung der Theile zu einander während der Be- - gallung zu erkennen, des Chloroforms bedient. Sah ich nämlich auf einem Stichling ein Paar Arguli in Copulation, so mischte ich etwas Chloroform dem Wasser zu, worauf bald Fisch und Arguli betäubt waren, letztere aber e - jetzt unter dem Mikroskop „noch im Tode vereint‘ bequem betrachtet wer- _ den konnten. Jurine muss gestehen, dass er eigentlich nicht habe heraus- bringen können, was sich zuträgt „entre ce couple amoureux“ und nahm - eben an, dass der Haken des letzten Fusspaares beim Männchen, der ihm - Penis ist, in die weibliche Geschlechtsöffnung eindringe. Aber ganz richtig hi ist die Beobachtung von ihm, dass während des Actes der CGopulation der 14 - Inhalt der Samentasche am vorletzten Fusspaar undurchsichtig und weisslich wird, Es ist dieses eben die von der Mündung des Ductus deferens auf- genommene Samenmasse. Falsch ist, wenn er die Samenkapsel eine bla- - 8enarlige Hervortreibung sein lisst, die mit einer durchsichtigen Flüssigkeit y won Anfang an gefüllt sei; vielmehr ist sie vollkommen leer, so lange eben r keine Samenmasse in sie aufgenommen ist. Zeitschr. f. wissensch, Zoologie. Il. Bd. 24 34 gefüllte Kapsel dem Weibchen an die Papille der Samentasche. Beide — Samenkapsel des vorletzten Fusspaares und Papille des Rezeptacu- lum seminis — kommen in eine sehr innige, einige Stunden dauernde Vereinigung, während welcher Zeit die Spermatozoiden aus der Samen- kapsel des Männchens in die Samentasche des Weibehens überwandern. Was der Haken des Männchens am letzten Fusspaar speciell zu ver- richten hat, weiss ich nicht zu sagen. Ich habe nur gesehen, dass er während des Begattungsactes an oder in (?) die Samenkapsel des vor- letzten Fusspaares eng angedrückt war, auf keinen oe: aber dazu dient, das Weibchen etwa festzuhalten. Wie man sieht, erinnert das Begattungsgeschäft des Argulus sehr an das der Spinnen und Libellen und bietet manche ähnliche Beziehün- gen dar. Zur Entwicklung. Argulus gehört zu den wenigen Krustenthieren, die ihre gelegten Eier nicht mit sich herumtragen, sondern fremden Gegenständen als Laich anheften )). Die Eischale quillt, sobald sie in’s Wasser gelangt, auf, nimmt eine blasigzellige Beschaffenheit an und dient so zum Ankleben der Eier ®). — In den reifen Eiern ist, wie ich angab, das Keimbläschen schon immer geschwunden. Anfangs versuchte ich, die ersten Ent- wicklungsstadien der gelegten Eier zu verfolgen, musste aber davon abstehen, da die dicke, blasigzellig aufgedunsene Eischale zu wenig durchsehen liess, und ich war desshalb darauf verwiesen, die klei- nen, eben ausgeschlüpften Arguli in ihren weiteren Metamorphosen zu beobachten. Ungefähr einen Monat nach dem Eierlegen schlüpfen die jungen Arguli aus. Man weiss von ihnen seit Jurine, dass die eben ausgekro- chenen eine audre Gestalt haben, als das erwachsene Thier, und erst nach wiederholter Häutung und Metamorphose diesen gleich werden. Sie besitzen vorn zwei Paar lange, gefiederte Borstenfüsse ’), mit welchen sie nach Art der Wasserflöhe ihre Schwimmbewegungen aus- führen. Statt des spätern Saugnapflusspaares haben sie ein starkes Fusspaar, welches mit zwei ansehnlichen, am innern Rande dreigezähn- ten Haken endet‘). Damit halten sie sich jetzt an den Fischen fest. ’) Burmeister hat a. a. ©. p. 332, die irrthümliche Angabe von einem „Eier- sack des Weibchens am Bauche zwischen den Hüften.‘ ?) Bei Cypris, welche ihre Eier ebenfalls fremden Gegenständen anheftet, nimmt die Eischale des gelegten Eies dieselbe Beschaffenheit an. °) Jurine giebt für das vordere Paar vier, für das hintere drei gefiederte Bor- “ sten an. Ich sehe am ersten neben den vier langen noch eine fünfte kürzere. *) Jurine giebt unrichtig nur einen Haken an. | | 345 Die späteren Schwimmfüsse sind zwar angelegt, aber nach Art der - Puppenfüsse regungslos dem Leib eng angeschlossen. Die spätere Schwanzflosse erscheint als das letzie Leibessegment, dessen Flüsse eben das Stummelpaar mit seinen vier jetzt relativ stärker entwickel- ten Borsten darstellt. Die Cuticula hat am Kopfschild 0,008 “ lange, haarförmige Fort- sätze, welche nach hinten zu kürzer werden, bis sie endlich ganz ver- schwinden. Am hintern Ende des Seitenschildes hat sie helle, höcker- förmige Fortsätze, an der untern Seite der künftigen Schwanzflosse dieht stehende, 0,004“ lange, helle Härchen. Die nach unten vor- springende Leiste, welche den Schild gleichsam in ein äusseres und inneres Feld theilt, ist vorhanden. Sehr schön sieht man die einfachen, unter der Haut liegenden Drüsen, welche gegenwärtig sehr regelmässig angeordnet sind. Vorn ‘ am Kopfschild stehen zwei, dann längs des äussern Randes vom Sei- tenschild je acht bis zehn, deren Ausführungsgänge alle-nach aussen und unten gehen '). Die Muskeln sind schon quergestreift. Der Stechapparat ist ausgebildet, aber noch kurz. Der Magen ist braun, sowie seine Anhänge im Seitenschild, die sich noch auf einen nach vorn und nach hinten gehenden abgerundeten Blindsack beschrän- ken. Der Darın ist ohne Pigment, mit vielen Fetikugeln (Dotterresten) im Innern. Magen und Darm contrahiren sich lebhalt. “ Das auffallende Pigment des Gehirnes ist vorhanden. Im Auge ragen die Krystallkegel noch nicht über das Pigment heraus ?). Das Herz konnte ich, wohl seiner Zartheit wegen, noch .nicht un- terscheiden; übrigens sah man das Blut in zwei seitlichen Strömen nach hinten ziehen. Bei der ersten Häutung, die sechs Tage darauf erfolgt, verliert das Thier seine vorderen langen, gefiederten Borstenfüsse; dagegen sind jetzt seine Schwimmfüsse frei geworden, womit seine Locomotion sich ändert. Es schwimmt jetzt, wie das erwachsene Thier. Nach der zweiten und dritten Häutung wird die äussere Gestalt in ihren einzelnen Theilen immer entwickelter, bis nach der vierten Häutung eine Hauptveränderung in der äussern Form dadurch vor sich gegangen ist, dass das grosse vordere Fusspaar sich in ein Saugnapf- 4) Die Regelmässigkeit in der Stellung verschwindet mit der zunehmenden Zahl. Eine ähnliche Symmetrie. beobachtet man auch in dem Auftreten der Haare und Borsten der höheren Thiere. Beim Igel z. B. erscheinen die Stacheln in schr regelmässigen Lüngsreihen, ebenso die Tasthaare. 2) Man giebt gewöhnlich an, dass die Arguli mit zwei einfachen Augen die Eihülle verlassen. Diese Auffassung scheint mir nicht richtig, denn die Krystallkegel sind vorhanden, nur sehr klein, und stecken tief im Pigment, 24* 346 fusspaar umgeändert hat. Jurine zufolge würde nach der sechsten Häu- tung jede Spur des Hakengliedes verschwinden, was ich in Abrede “stellen muss. Man sieht noch ‚am ausgewachsenen Thier am äussern Rande des Saugnapfes oberhalb seines Hautsaumes einen 0,0420 “ lan- gen Rest des Hakengliedes in Gestalt eines cylindrischen Fortsatzes . mit einem kurzen Haken. So lange das Thier noch ohne Saugnapffusspaar ist, und die drei hinteren Fusspaare noch vom Schilde unbedeckt sind, zeigt es folgende innere Umbildungen. Die Drüsen, welche in der Cutieula ausmünden, stehen, da sie noch nicht zahlreich sind, in regelmässiger Anordnung. Die Aussackun- gen des Magens in den Seitenschild haben am obern und untern Ast drei nach aussen gehende Knospen getrieben. In der Schwanzilosse haben sich beim Männchen die Umrisse ‚des Hodens entwickelt; doch besteht er nur gleichmässig aus Zellen; von Ausführungsgängen des Hodens, von der Samenblase und von den äusseren Copulationsorganen ist noch keine Spur zu sehen. Am Darm erscheint beim Weibchen die Anlage für den Eierstock als eine Lage heller Zellen, welche der äussern und obern Fläche der Darmwand unmittelbar aufsitzt. In der Schwanzflosse macht sich das spätere Receptaculum seminis als ein gelblicher Fleck bemerkbar, der bei näherer Betrachtung sich als eine eckige, wie zusammengefallene Blase erweist. Die Krystallkegel des Auges ragen immer noch nicht über das Pigment heraus. In den: darauf folgenden Häutungen entwickelt sich der Magen in der Art weiter, dass die drei Kuospen am äussern Rande der nach vorn und nach hinten in den Seitenschild gehenden Magenausstülpung zu Zweigen werden, die ebenfalls wieder Knospen aussenden, bis die bleibende Form hergestellt ist. — Sobald das Centralnervensystem er- kannt werden kann, hat es immer schon die Form und Gliederung wie beim ausgewachsenen Thier. Die peripherischen Nerven sind sehr blass, aber deutlich; die eigenthümliche Theilung der Primitivfasern in jedem Fusspaar mit den Kernen ist schön zu sehen. Die Primitivfaser ist gegenwärtig 0,9008‘ breit, die Anschwellung mit dem Kern 0,002, Die Blutkügelchen werden zahlreicher; ihre Form, die, je jünger sie sind, desto rundlicher ist, wird birnförmig. Das Herz ist in seiner ganzen Länge und Gestalt weit besser zu sehen, als in erwachsenen Thieren. Beim Männchen kommen in der Mitte des Hodens die fertigen Spermatozoiden zum Vorschein. Zugleich erkennt man auch jetzt den Ausführungsgang und die wenn auch noch kleine und gar nicht oder sehr wenig pigmentirte Samenblase.. Die accessorische Geschlechts- drüse erscheint erst nach den Samenausführungsgängen. Die äusseren Copulationsorgane sind jetzt aufgetreten. 347 2 Beim Weibchen haben die Eier an Grösse zugenommen. Sie sind bis 0,008“ grosse, schöne, helle Zellen, deren 'bläschenförmiger Kern zahlreiche Kernkörperchen enthält. Die Eier springen frei in die Lei- beshöhle hinein und werden unmittelbar vom Blute umspült. Später erscheint das charakteristische braune Pigment ia der äussern Hülle; - aber diese steht weit ab von den Eiern, so dass man noch immer die Blutkörperchen zwischen beiden fliessen sieht; ja diese später pigmen- tirte Hülle des Eierstockes erscheint mir mehr wie eine Auskleidung der Leibeshöhle selber, die nur von den sehr herangereiften Eiern voll- ständig ausgefüllt wird. Es erstreckt sich dieselbe auch sammt Pig- „ went bis zum Beginn des Kopfschildes. Das Reospfaculum seminis mit Ausführungsgang und Papille ist deutlich, doch die Samenkapsel leer und nach innen gefaltet. Einen Monat nach dem Auskriechen aus dem Ei sind die Arguli, abgesehen von ihrer Grösse, vollkommen entwickelt und begatten sich jetzt. Erklärung der Abbildungen. en Taf. XIX. Die Figuren dieser Tafel sind nach schr geringen Vergrösserungen angefertigt. Fig. 4. Das Nervensystem des Argulus. Man sieht das Gehirn und das aus - sechs Knoten bestehende Bauchmark. Vom Gehirn kommen die Seh- nerven und die Antennennerven, vom ersten Bauchknoten die Nerven für das Saugnapffusspaar und das erste Fusspaar, vom dritten Bauchkno- ten ein Nerv, der wahrscheinlich zum Kopfschild geht, vom letzten Knoten die Nerven für die übrigen Fusspaare und für den Seitenschild, PB. 2. Die Verdauungsorgane. aa Die Speichel- oder Giftdrüsen, deren Ausführungsgang im Sta- chel ausmündet. b Mundöffnung. Der Schlund, welcher ohne eigne Bezeichnung ist, springt scheinbar in den Magen vor, weil er von unten nach oben bogenförmig läuft und etwas nach hinten und unten "i in den Magen tritt. c Der Magen mit seinen Verästelungen im Seitenschild. d Der Darm. e Der After. Fig. 3, stellt das Herz dar. \ a Vordere freie Oeffnung desselben. b Oeflnung an seiner untern Wand für das einströmende Blut. c Erweiterung des Herzschlauches nach hinten. “ dd Seitliche, e mittlere Klappe zwischen dem Herzen und der Kieme f. 348 Fig. A. Fortpflanzungsorgane des männlichen Argulus. a Die Hoden, deren vasa eflerentia in die Samenblase 5 führen, aus welcher die vasa deferentia hervorgehen, welche auf der Papille c münden. d Accessorische Geschlechtsdrüse. e Samentasche am vorletzten Fusspaar. f Haken am letzten Fusspaar. Fig. 5. Fortpflanzungsorgane des weiblichen Argulus. a Der Eierstock. b Das paarige Receptaculum seminis. Tafel XX. Sämmtliche Figuren bei starker Vergrösserung. Fig. 4. Sehnerve mit Auge. a Das Auge mit seinen aus dem Pigment herausragenden Krystall- kegeln und seiner nach innen leicht convex vorspringenden Hornhaut. b Der, Blutraum, in dem das Auge frei liegt. c Blutkügelchen. Die Pfeile bezeichnen die Richtung des strömen- den #lutes. : d Die Fasern des nervus optlicus. _ e Seine Scheide, wie sie nach leichter Natronsolution scharfeontou- rirt sich abhebt. [ Die Anschwellung, wahrscheinlich aus Muskelmasse Besen Fig. 2. Vorderer Rand eines Schwimmfusses von der untern ine a Rand der Extremität. b Freier Zwischenraum, in welchem das Blut cireulirt. c Stück des Nervenstamms für die Extremität. d Eine Nervenprimitivfaser, welche in e dicker wird mit einem Kern im Innern und sich theilt, f Ein Kern in der Seitenansicht. 9 Einfache Drüsen. h Muskeln. Fig. 3. Stechäpparat. a Das Stilet, welches mit einem feinen Knöpfchen endet. b Die Scheide mit ihrer Zellenlage im Innern. c Die Muskeln zum Zurückziehen. d Der Ausführungsgang der Speichel- oder Giftldrüsen. e Zellengruppe, deren Bedeutung unbekannt. Fig. 4. Das blinde Ende einer Magenverästelung im Durchschnitt. a Die Zellenlage in der Dicke der Wand, welche einige Feltkugeln birgt. b Die homogene Tunica inlima. Muskelstückchen. a Muskelprimitivbündel mit seinen starken Querabtheilungen. b Sarcolemma mit seinen zahlreichen bläschenförmigen Kernen und seiner körnigen Ausfüllungsmasse. Fig. 6. Das Ende der accessorischen männlichen Geschlechtsdrüse (Taf. XIX. Fig. 4 d). Die hellen Zellen liefern das punktförmige Secret, welches den Ausführungsgang dicht anfüllt. Fig. & Ries: Fig. | 8. Fig. Fig. 9. 349 Die Schwanzflosse eines beiläufig 25 Tage alten Mänachens. Nicht ge- zeichnet sind die Muskeln in derselben. a Der Hoden; aussen die absondernden Zellen, innen die freien Spermatozoiden. b Ein haarförmiger Spermatozoid nehat, seiner Entwicklung aus einem Tochterbläschen., c Einfache Drüsen, wie Taf. XX. Fig. 2 g. d Raum für das Blut. e Zellenschicht unter der scharfeontourirten Cuticula. Entwicklung der Eier. a Ganz junges Ei; b ein reiferes, welches seine runde Gestalt in eine längliche umgewandelt hat; c Ei, an welchem sich die Eischale bildet; d reifes Ei. Samenbehälter des Weibchens. a Capsula seminalis, wie sie sich nach Einwirkung von Natr. caust. darstellt, wobei das verdeckende Pigment theilweise geschwunden, und die innere Kapsel mit den Spermatozoiden sichtbar wird. b Ductus seminalis. c Glandula appendicularis. d Papille, grösstentheils in ihrer Kapsel verborgen, Ein Pigmenthaufen von der äussern Hülle des Eieı stockes, Ueber die Samenfäden der Salamander und der Tritonen. Von Joh. N, Czermak. Schon Spallanzani kannte das Flimmerphänomen an den Samen- fäden der Molche (vergl. opusculi di fisica animale dell’ Abbate Spal- lanzani. Modena. 4776. II. pag. 26). In neuerer Zeit haben Mayer (Frorp. Not. B.L. pag. 165.836), v. Siebold (Frorp. n. Not. B. II. pag. 281. 1837), Wagner („Fragmente zur Physiologie der Zeugung“ in den Ab- handlungen der mathematisch-physikalischen Classe der küönigl. bayeri- schen Academie der Wissenschaften, IL. 1831—36.; Lehrbuch der Phy- siologie), Dujardin (Ann. des S. nat. 2. serie, tom. X.; Compt. rend. hebdom. 4838. I. Sem. pag. 382.) und Pouchet (Compt. rend. hebd. Vol. XX. 4845. pag. 1341; Theorie positive de l’oculation spontande et de la fecondation des mammiferes et de l’esp&ce humaine ... Paris. 1847.) diese Erscheinung näher untersucht. Alle genannten Forscher ') stimmen zwar darin überein, dass an den Samenfäden der Salamander und Tritonen auf bestimmten Stellen ihrer Oberfläche eine eigenthüm- liche, an das Flimmerphänomen erinnernde Bewegung zu beobachten sei, differiren aber bedeutend in den Ansichten über den Grund dieser Erscheinung. Die aufgestellten Erklärungsweisen sind folgende: Spallanzani glaubte, dass die Samenfäden auf beiden Seiten des Schwanzes einfache Reihen von Härchen hätten, welche sich wie ne zige Ruder‘ bewegten; Mayer sprach von einem Ueberzug von „Flimmersubstanz“, in wel- cher kleine Kügelchen in bestimmter Richtung herumlaufen sollten; Wagner konnte nach seinen ersten Arbeiten zu keinem entschei- denden Resultate kommen, trat aber später (Lehrbuch der Physiologie) der Meinung Siebold’s vollkommen bei; ’) Von Prevost existirt noch eine Abhandlung unter dem Titel: „Nolte sur les animaleules spermaliques de la Salamandre et de la Grenouille.“ Geneve. 4844., welche ich mir jedoch nicht verschaffen konnte. 351 Siebold leitet die Erscheinung von dem sehr dünnen, langen, in fortschreitenden Undulationen begriflenen Endstücke des Schwanzes her; der Schwanz soll sich nämlich da, ‚wo er auf den ersten Anblick auf- zuhören scheint, umschlagen und um sich selbst spiralförmig bis zum Beginne des vordern dickern Stückes (Kopf des Samenfadens) zurück- laufen“; Dujardin betrachtet als Grund der Erscheinung ebenfalls die fort- schreitenden Undulationen eines Spiralfadens, lässt aber diesen als ein eigenthümliches, selbstständiges Gebilde von der Vereinigungsstelle des Kopfes und Schwanzes des Samenfadens entspringen, in Spiraltouren um den letztern nach rückwärts laufen und daselbst frei endigen; Pouchet endlich beschrieb eine dünne, senkrecht auf der Median- linie des Rückens der Samenfäden stehende Membran, welche durch ihre Undulationen das Flimmerphänomen hervorbringt. — Wie man aus dieser gedrängten Zusammenstellung der einzelnen Hypothesen ersieht, ist der fragliche Gegenstand schon von den ver- schiedensten Seiten beleuchtet worden, und es dürfte an der Zeit sein, sich über die Art der Erklärung des Phänomens zu einigen. Ich habe mich in meiner Arbeit‘) über die Spermatozoiden von Salamandra atra bemüht, diese Verständigung anzubahnen, und theile hier die Resultate meiner Untersuchungen mit, verweise jedoch auf die unten angeführte Abhandlung, welcher eine Tafel mit schematischen Zeichnungen beige- geben ist, die vielleicht geeignet sind, die Auffassung der betreffenden Verhältnisse bedeutend zu erleichtern. "Bei der kritischen Betrachtung der Arbeiten meiner Vorgänger hat mich der Gedanke geleitet, dass nur jene Ansicht Anspruch auf eine allgemeine Annahme und Anerkennung machen kann, welche nicht nur alle an den Samenfäden bezüglich des Flimmerphänomens zu beobach- tenden Erscheinungen völlig erklärt, sondern auch begreiflich macht, auf welche Weise, durch welche Täuschungen die anderen hierüber angestellten Hypothesen entstanden sind. Was Spallanzanı’s, Mayer’s und Wagner’s (frühere) Ansichten be- triflt, sei bemerkt, dass dieselben schon durch Siebold widerlegt und gedeutet wurden, weshalb wir uns der Mühe überheben können, hier näher auf dieselben einzugehen. Ausführlicher soll uns Siebold’s Au- Sicht beschäftigen. Die Erklärung, welche Dujardin von dem Flimmer- ‚phänomen giebt, fällt mit jener Siebold’s zusammen; denn auch Dwjar- din betrachtet als Grund der Erscheinung die fortschreitenden Undu- lationen eines freien, spiralig den Schwänz des Spermatozoids um- ') „Ueber die Spermatozoiden von Salamandra atra.“ Ein Beitrag zur Kennt- .niss der festen Formbestandtheile im Samen der Molche. Von Joh. N. Czermak. Abgedruckt in der „Uebersicht der Arbeiten u. Verinderungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Cultur im Jahre 4848. Breslau, 352 wickelnden Fadens, obschon er denselben an einer ganz andern Stelle als. Siebold entspringen lässt. Gegen die ‚Siebold-Dujardin’sche Hypothese spricht: 4. Die von allen genannten neueren Forschern erwähnte Thatsache, dass das Flimmerphänomen nur an der convexen, nicht auch an der concaven Seite des gekrümmten Samenfadens zu beobachten sei; und 2. der Umstand, dass bei einer gewissen seitlichen Lage, die das Spermatozoid gegen den Beobachter entweder durch seine eigenen Bewegungen einnimmt oder durch willkürlich von diesem in der Sa- menflüssigkeit erzeugte Strömungen einzunehmen gezwungen wird, der undulirende Faden theilweise oder seiner ganzen Länge nach in Form einer Wellenlinie neben dem Schwanze, ohne denselben zu überkreu- zen, deutlich zu sehen ist. i Wäre nämlich die fragliche Ansicht richtig, so müsste bei jedwe- der Lage des Samenfadens gegen den Beobachter das Flimmerphäuo- men auf beiden Seiten des Schwanzes zu sehen sein, und es könnte sich der sogenannte Spiralfaden niemals in bestimmter Entfernung neben dem Schwanze als Wellenlinie zeigen; denn der undulirende Faden soll ja in einer lockern Spirale um das als Axe dienende Spermatozoid herumlaufen! Siebold fühlte.den ersten Einwurf sehr wohl und suchte ihm durch die Bemerkung zu begegnen, dass sich an solchen Krümmungsstellen „der spiralgedrehte Faden zu dicht an die concave Seite der Axe an- lege“. Dagegen lässt sich aber anführen, dass der Spiralfaden in be- stimmten Momenten seiner „fortschreitenden Undulationen‘“ dennoch merklich von der concaven Seite des Schwanzes abgehoben werden und selbst im Falle völliger Ruhe, wegen seines wahrnehmbaren, wenn auch verschwindend kleinen Durchmessers, in Form einer Reihe von Pünktchen hinreichend deutlich bemerkbar sein müsste, Was den zwei- ten Einwurf betrifft, so hat Dujardin Beobachtungen mitgetheilt, welche beweisen, dass er selbst den sogenannten Spiralfaden theilweise neben dem Schwanze habe laufen sehen; doch beruhigt er sich bei dem Ge- danken, dass an solchen Stellen der Spiralfaden „ein wenig abgerollt‘ (deroule) sei. Man hat es aber hier mit keiner zufälligen Erscheinung, wie nach Dujardin’s Auffassung scheinen könnte, zu thun, sondern mit einer blos durch das relative Lagerungsverhältniss des Samenfadens gegen den Beobachter nothwendig bedingten. Nach dem Allen dürfte es klar sein, dass der freie, undulirende Faden nicht in einer Spirale um, sondern in einer Wellenlinie neben dem Schwanze des Spermatozoids verlaufe. Es handelt sich zunächst um die Art der Befestigung des freien Fadens. sSiebold’s und Dujardin’s Ansichten hierüber stehen sich dia- metral entgegen. Ersterer fasste den freien Faden als das rücklaufende | 353 Endstück des Schwanzes auf, welches in der Gegend der Vereinigung des Kopfes und Schwanzes frei aufhört; Letzterer als ein eigenthümli- ches, vom Verwachsungspunkte: der beiden genannten Körperhälften des Samenfadens entspringendes, hinten frei endigendes Gebilde. Sie- bold lässt den undulirenden Faden dort frei endigen, wo ihn Dujardin für angewachsen hält, und da entspringen, wo er nach Dujardin frei endigt. Ich glaube, die Wahrheit liegt in der Mitte; — der vermeint- liche Faden ist nicht‘ nur vorn, sondern auch hinten fest angewachsen; ja noch mehr: bedenkt man, dass der in einer Wellenlinie neben dem Schwanze verlaufende, an seinen beiden Endpunkten befestigte Faden bei allen Einrollungen und Krümmungen des Spermatozoids der con- vexen Seite des Schwanzes in constanter Entfernung folgt, ohne sich je über ein Gewisses zu entfernen, so wird man einsehen, dass die angeführte Befestigung nicht genügt, dass der undulirende Faden viel- mehr seiner ganzen Länge nach an den Schwanz befestigt sein müsse, Will man etwa, um das eben erwähnte Factum zu erklären, eine eigne Anziehungskraft annehmen, welche den undulirenden Faden an die convexe Seite des Schwanzes bindet, und eine abstossende Kraft, welche ihn in constanter Entfernung vom Schwanze abhält? Ich glaube, es ist viel natürlicher, an eine dünne, glashelle Membran zu denken, welche den undulirenden Faden, etwa wie das Mesenterium den Darm an die hintere Bauchwand, in der Medianlinie an den Schwanz befe- stigt. Ueberdies kann man zuweilen bei passender Beleuchtung (na- mentlich an den Samenfäden von Triton cristatus) zwischen der con- vexen Seite des Schwanzes und dem undulirenden Faden in regelmäs- sigen Entfernungen von einander zarte Schattenstreifen wahrnehmen, _ welche sich gut aus den Faltungen jener durchsichtigen Membran er- klären lassen. Diese Ansicht gewinnt noch mehr an Gewicht durch eine Beobachtung, welche ich namentlich an unreifen Samenfäden (im Hodensamen) gemacht habe. An diesen fand ich an mehreren Stellen des Kopfes und Schwanzes Blasen, welche nach Zusatz von Wasser anschwollen, kugelig wurden und über grössere Strecken sich aus- dehnten. Nach dieser oft gemachten Erfahrung glaube ich annehmen zu können, es existire eine eigne, diese Samenfäden umhüllende Haut, wie eine solche schon von Pouchet und von Anderen an verschiedenen Spermatozoiden nachgewiesen wurde. Es liegt nahe, jene undulirende Membran für eine Duplicatur dieser Umhüllungshaut zu erklären. Das Flimmerphänomen wird somit durch die fortschreitenden Un- Rande an die Samenfäden befestigt ist, mit dem andern längeren und in einer Wellenlinie gebogenen Rande aber frei in die Samenflüssigkeit hineinragt, hervorgebracht. Die Undulationen der Membran pflanzen | dulationen einer glashellen Membran, welche mit dem einen kürzeren ! % - Sich bei den Salamandern in der Richtung vom Kopf- gegen das Schwanz- 354 Ende der Samenfäden fort; für die Tritonen kann ich jedoch Siebold’s Beobachtung bestätigen, dass sich die Richtung ändern, ja sogar stre- ckenweise entgegengesetzt sein könne. Vielleicht finden auch an. den Samenfäden der Salamander bezüglich der Richtung der Undulationen ähnliche Verhältnisse statt, ‘wie bei denen der Tritonen. Pouchet hatte im Jahre 1845 das Flimmerphänomen der Samen- fäden zuerst auf die mitgetheilte Weise zu erklären versucht. Ich halte diese Ansicht für die richtige, indem dieselbe ‘nicht nur alle Erschei- nungen hinsichtlich der Flimmerbewegung erklärt, sondern auch ein- sehen lässt, auf welche Weise die Hypothesen Spallanzani’s, Mayer’s, Wagner's, Siebold’s und Dwjardin’s entstehen konnten. Zur richtigen Würdigung der in Frage stehenden Verhältnisse — dies sei beiläufig bemerkt — ist jedoch einige Bekanntschaft mit der Projectionslehre, welche den Schlüssel zu allen den scheinbaren Gestalt- veränderungen der Undulationen der Membran abgiebt, unentbehrlich. Näher hierauf einzugehen liegt ausser dem Zwecke dieser Mittheilung. — Werfen wir noch einen Blick auf den Weg, welchen die Wissen- schaft bis zur nunmehrigen Auffassung der ganzen Erscheinung gegan- gen ist, so muss es uns auffallen, dass dieser durch die einzelnen ’nach einander von verschiedenen Forschern ausgesprochnen Ansichten be- zeichnete Weg genau jenem entspricht, welchen die Mehrzahl Derer, die sich anhaltend mit dem Gegenstande beschäftigen, zu durchlaufen hat. Das sich entwickelnde Verständniss wiederholt den Gang.'der Wissenschaft ganz oder theilweise im Geiste der einzelnen Beobachter. Beim ersten Blick in’s Mikroskop sehen die Wenigsten etwas von dem Flimmerphänomen, was gar nicht wundern darf, denn es gehört dieses Object zu den subtilsten im ganzen Gebiete der Mikroskopie. Alsbald sammelt das Auge seine Aufmerksamkeit und bemerkt sofort den Flim- merstrom (Mayer, Spallanzani). Als erster Gedanke über die denselben hervorbringende organische Einrichtung drängt sich eine Reihe von Flimmerhärchen auf; doch, so frägt man weiter, wie soll dieser Ueber- zug von Flimmerhaaren angeordnet sein? Keine der hypothetisch auf- gestellten Anordnungen will recht zur Erscheinung passen. Das Phä- nomen wechselt mit jeder Bewegung des Samenfadens seine Form. Unentschieden schwankt man von einer Vorstellung zur andern. Es ist dies jener Standpunkt, auf welchem sich Wagner bei seinen ersten Arbeiten (Fragm. zur Physiol. der Zeug.) befand. Anhaltende Beobach- tung 'aber lässt die scheinbaren Cilien als die im Focus liegenden Par- tien eines continuirlichen, in fortschreitenden Undulationen begriffenen Fadens erkennen (Siebold, Wagner und Dujardin), welcher endlich auf die oben dargestellte Weise als der freie: Rand einer durchsichtigen Membran gedeutet wird. — Die Bewegungen der Samenfäden der Tritonen und Salamander 355 7 verdienen noch einer Erwähnung. Man kann eine doppelte Art von Bewegungen unterscheiden. Jene der ersten Art bestehen darin, dass sich Kopf und Schwanz auf mannigfache Weise krümmen und in ver- schiedenen Curven hin- und herbiegen; Wagner hat hierüber ausführ- licher gehandelt; unter denen der zweiten Art sind die eigentlichen Ortsveränderungen zu verstehen, welche hauptsächlich an den völ- lig reifen Samenfäden beobachtet werden. Sie resultiren aus zwei Momenten; beide Momente bedingen in gleichem Maasse die Möglichkeit der Ortsveränderung. Die fortschreitenden Undulationen der auf der convexen Seite der Krümmungen aufsitzenden Membran sind das Trei- bende, die eigentlich motorische Kraft; die eigenthümlichen, schnecken- förmigen Windungen der Samenfäden, welche dieselben eine Zeitlang starr beibehalten, bestimmen hingegen, ob und in wie weit sich die Wirkungen der Undulationen aufheben, oder nicht; von ihnen hängt hauptsächlich die Richtung der Ortsveränderung ab. Wie wesentlich dieser letzte, auch von Pouchet nicht scharf hervorgehobene Umstand ist, ergiebt sich daraus, dass die Bewegung sogleich eine ganz andre wird oder gar ganz aufhört, sobald sich die Krümmungslinie des Sa- menfadens ändert. In meiner oben erwähnten Arbeit habe ich diesen Typus der Ortsveränderungen ausführlicher behandelt, die Bewegungen der ersten Art aber als bekannt vorausgesetzt. Die Samenfäden der Molche haben, wie man aus Allem sieht, sehr viel Charakteristisches und Eigenthümliches. Jene, die sich noch im- mer nicht von dem Gedanken an die Thierheit der Spermatozoiden überhaupt trennen konnten, werden vielleicht in den complicirten Be- wegungen und Ortsveränderungen dieser Samenfäden und der anschei- nend willkürlichen Richtungsveränderung der Undulationen der Mem- bran eine Stütze für ihre Ansicht finden wollen! — Breslau, den 45. März 1849. De ‚Ueber undulirende Membranen, als Zusatz zu der vorigen Abhandlung von Prof. v. Siebold. Dierzu Tafel XXI. Aus der Darstellung Czermak’s wird man sich überzeugen, dass die merkwürdigen Spermatozoiden der Tritonen und Salamander ver- schiedene Schicksale erlitten haben, ehe man ihre wahre Beschaffen- heit aufzufassen gelernt hat. Dass Letzteres jetzt geschehen ist, kann ich bestätigen. Ich habe mich längst von dem Vorhandensein jenes undulirenden zarten häutigen Saumes überzeugt, der sich an den Sei- ten dieser Samenfäden herabzieht und sich, wie von Pouchet und Czer- mak beschrieben worden ist, auf eine so eigenthümliche Weise bewegt, dass dadurch das beobachtende Auge den mannigfaltigsten Täuschun- gen ausgesetzt wird. Wie schwer diese Täuschungen von uns über- wunden werden, das lehren uns die neuesten Beobachter der Tritonen- Spermatozoiden, welche, nachdem sie bereits durch Pouchet auf die wahre Beschaffenheit des undulirenden seitlichen Saumes dieser Samen- körper aufmerksam gemacht worden waren, sich dennoch nicht von dem Gedanken losmachen konnten, als gingen hier die undulirenden Bewegungen von einem um den Samenkörper spiralförmig frei herum- gewundenen zarten Faden aus. . Schon früher als Pouchet hatte Amici die undulirende Membran an den Spermatozoiden der Tritonen erkannt; wie aus den Mittheilungen von Mandl hervorgeht‘. Um so auflallender war mir die Schilderung, welche Duvernoy im Jahre 4848 von den Tritonen-Spermatozoiden ge- geben hat?). Duvernoy ist nämlich, obgleich er die Ansichten Amicr’s ') Vgl. Mandl: Anatomie microscopique, Ame et 5me Livraison. Sperme. Paris. 4846. pag. 79. Pl. III. Fig. 50. 2) S. dessen Fragments sur les organes genito-urinaires des reptiles et leurs produits, in den M&moires presentes par divers savants elrangers A l’aca- demie des sciences. Tom. XI. Paris. 1848. u 357 und Pouchet’s kannte, ganz der Ansicht vom Spiralfaden, der sich, wie auch ich früher glaubte, um den Samenkörper der Tritonen herum- winden soll, treu geblieben. Derselbe beruft sich auf ein Mikroskop von Oberhäuser, dessen er sich bei Wiederholung dieser mikroskopi- schen Untersuchungen bedient habe, sowie auf einen dabei gebrauchten, von Nachet angefertigten schiefen Beleuchtungs-Apparat; auch führt er Oberhäuser selbst als Zeugen an, der bei diesen Untersuchungen zugegen gewesen und Alles ebenso gesehen habe, wie Duvernoy und dessen Assistent Focillon.- Man wird hieraus abermals die Erfahrung entneh- men, dass bei gewissen mikroskopischen Verhältnissen, wo es nicht blos darauf ankömmt, ein dem Auge als optische Täuschung sich dar- stellendes Phänomen scharf zu sehen, sondern wo mittelst Reflexion das gesehene Phänomen richtig beurtheilt werden soll, weder die Vor- trefllichkeit des gebrauchten Mikroskops, noch die Aussage von zuver- lässigen Zeugen ausreicht. Mit einer färbenden Flüssigkeit, welche dem überaus zarten und farblosen seitlichen Saume der Tritonen-Spermato- zoiden eine gewisse Färbung gegeben hätte, die zu untersuchende Sa- .menmasse in Berührung gebracht, würde eher zum Ziele geführt haben, wie eine &elairage oblique, obgleich Duvernoy, was mich sehr wun- dert, durch Färbung mit Jod jene Membran nicht hat zur Anschauung bringen können, während mir mittelst Jodtinctur die Darstellung der- selben sehr oft gelungen ist. Auch R. Wagner und Leuckart, obgleich sie ebenfalls von den Untersuchungen Pouchet’s Kenntniss hatten, konnten sich von der Richtigkeit der Ansicht des Letztern nicht überzeugen und blieben in ihrer neuesten Arbeit über den thierischen Samen ') bei der frühern, von mir ausgesprochenen Ansicht stehen, dass sich nämlich das Schwanzende der Samenfäden von Salamandern und Tritonen um- schlage und als Spiralfaden um seinen eignen Körper zurücklaufe. Von dieser Ansicht befangen, mussten diese beiden Naturforscher zugleich in einen neuen Irrthum verfallen, indem sie bei den Spermato- zoiden des Bombinator igneus ebenfalls einen Spiralfaden um den Kör- per derselben sich herumbeugen sahen ?), obgleich auch hier ein ganz ähnlicher undulirender seitlicher Saum, wie bei den Salamander- und Tritonen-Spermatozoiden, dieselbe optische Täuschung veranlasst, welche nur zu oft die Naturforscher schon irre geleitet hat. Ich bin schon lange auf die merkwürdige Form und Bewegung der Spermatozoiden der Unke aufmerksam gewesen, habe darüber aber nicht eher in’s Klare kommen können, als bis ich den undulirenden Saum der Trito- nen-Spermatozoiden erkannt hatte. Jetzt kann ich Folgendes über die- sen Gegenstand angeben.” Die Spermatozoiden des Bombinator igneus sind um Vieles kürzer, ") Vgl. Todd's Cyclopaedia of anatomy and physiology. Vol. IV. (1849) pag. 481. *) Ebenda pag. 481. Fig. 34. 358 als die Samenfäden der Frösche. Sie haben eine schmächtige, spindel- förımige, nach beiden Enden hin spitz auslaufende Gestalt. Das eine Ende derselben, welches ich als das Schwanzende bezeichnen. will, ist aber viel feiner, als das andre. Der auffallendste Theil dieser Sper- matozoiden ist ein äusserst zarter, undulirender Saum, der sich an der Seite ihres Körpers herabzieht. Der Körper derselben bewegt sich träge wurmförmig und wälzt sich häufig um seine Längsaxe. Die un- dulirenden Bewegungen der Seitenmembran gehen unabhängig von die- ser Körperbewegung vor sich, und zwar, wie bei den Salamander- Spermatozoiden, von dem Vorderende nach der Schwanzspitze hin ge- richtet. Diese äusserst zarte, schwingende Seitenmembran bringt nun, wie bei den Salamander- und Tritonen-Spermatozoiden, ein ganz ähn- liches Flimmerphänomen nach denselben Prineipien hervor. Die Orts- bewegungen, welche man zuweilen an diesen Unken-Spermatozoiden wahrnimmt, gehen gewiss von der schwingenden Seitenmembran aus. Diese letztere nimmt eine sehr verschiedene Lage an, je nachdem die Samenkörper gerade gestreckt sind oder sich mehr oder weniger ge- bogen haben. Zuweilen erscheint nämlich die undulirende Membran nur an einer Seite, während sie unter gewissen Biegungen des Samen- körpers mit ihrer vordern Hälfte auf der einen, mit ihrer hintern Hälfte dagegen auf der andern Seite schwingt (Fig. 5. und 6)... Keine dieser Bewegungen, weder die der Körper, noch die der Seitenmembran, hören bei der Berührung mit Wasser auf. Dennoch verändern sich diese Unken-Spermatozoiden unter dem Einflusse von Wasser auf eine auffallende, aber nicht immer constante Weise. Sehr häufig wird durch Berührung des Wassers der Körper dieser Spermatozoiden yor der Mitte blasenförmig aufgebläht (Fig. 9. und 40.), was ganz an jene bla- senförmige Auftreibung erinnert, welche Czermak an den Salamander- Spermatozoiden beobachtet hat. Czermak.leitet diese Erscheinung von einer durch Imbibition local ansgedehnten Umhüllungshaut des Samen- körpers her‘), welche Deutung sich auch auf diese Blasen der Unken- Spermatozoiden übertragen lässt. - Eine andre Veränderung, welche diese Samenfäden im. Wasser erleiden, ist ebenso auffallend. Die meisten ‚dieser Spermatozoiden spalten sich der Länge nach auf sehr verschiedene Weise in zwei un- gleiche Theile, nämlich in ein dünneres und ein diekeres Stück. Sehr häufig löst sich der dünnere Theil’ von der Mitte des dickern, bogen- förmig gekrümmten Theiles in der Art ab, dass das ganze Samenkör- perchen dadurch einem gespannten Bogen ähnlich sieht (Fig. 8.). Selt- ner trennen sich beide Theile mehr oder weniger von hinten nach vorn (Fig. 7. 9. und 41). Bei dieser Spaltung überzeugt man sich, 1) S. dessen Abhandlung in der Uebersicht der Arbeiten der schlesischen Ge- sellschaft für vaterländ. Cultur pag. 81. Fig. 2: 3. 5. und 6. s)ist, welcher das lange Schwanzende des immer ist es auch dieser dännere Theil, auf ‚sende Haulsaum am üngrspeltenen Sumenkörper „x Jodtinetur wird diese Zerspaltang der Samenkörper BE bewirkt. h muss hier ausdrücklich bemerken, dass ich diese Untersuchun- am solchen Unken-Spermatozeiden angestellt habe, welche aus engefässen der Hoden genommen waren. Fs ist währschein- s diese Spermatozuiden während der Brunst innerbalb' der hrungsglinge im Zustande ihrer vollkommensten Reife noch ch führe ich noch die Abbildungen auf, weiche die ver- Beobachter der Salamander- tund Tritonen-Spermatozoiden art haben. Man wird bei dem Vergleichen der schr verschiedenen ang dieser Gebilde die ‚von Joh. N, Csermak im vorhergehenden gemachten Bemerkungen vollkoramon bestätigt finden, ;: Opuscules de physique anitmale et vogetnle. Tom. Il, Geneva, 4777, Pas. 448, 7 Pi. IE Fig, VI und VIL zwei Spermatozoiden von Triton der- Iond, welche zu beiden Seiten mil Flimmerhaaren dicht bedeckt siod. Copie der Fig. VI. hat Cloguer geliefert, in den Dictionnaite dus nes, m&dicales. Tom, 35, Pag. 60. Fig. 15. Auch ) le bat in sei- Kr Manuel d’Actinolopie. PI. KEVIN. Fig. 46 b. de Mans copiet- „ Prevöst et ). A, Dumas: Sur les animaleulos spermatiques ds divers ani- ir er ‚ in den Memoires de la socidt# de physiquo et d'histoire naturelie Genese Tom: 184. Pag. 200, Pi, I. Fig. 6. , Eine sehr moho, Dar- "© siellang eine» Samenfadens aus Triton crietatus, 2 Boide Biaturiorscher geben. in ihren Ohservations relatives & Yappareli r des animanx mäles etc. (abgedruckt In den Annales das sciences Tom.1. 1824. Pag. 283, Pl. 20. Pig. 5.) abermais eibe Boschrei- X und Abbildung der Spermätozoiden von Triton cvistatus, wolche so wenig nntargetvau sind; das Flimmerphänöomen dieser Körper ist "ai entgangen. zu der Lehre yon den Spermalosoen. Wien. 1834. 26, u, +, Taf. 1. Fig. 4. und Tat. II. Fig. 3. von Salamandsa astra und Ioulosa, Auch diese Abbildungen sind sehr ungenau und beweist, lass der Beobachter Aas Flimmerphänsmen an diesen Sumeakörpern nicht hai, R Finca in, Dietionnejre elassiqus d’histoire untarelle. Auas. Uymnadı % # hat bier von Triton Spermatozoiden abgebildet, welche Ponchap n Thöorie de l'ovulalion etc. Pi. XVIl Pie. 6. copier hu. , Diese j ungen sad ganz unpeireu und beweisen, dass Bory das Piiomser- 2. omen an diesen Körpern nicht bamerki hat. i Fragmente zur Physiologie der Zeugung, in den Ki hysikol. Classes der k. baisischen Akademie der Wissen- FA: ehr. 1. wisensch. Zoologie. I. Mi. 25 "T . Nr ' re als. die Samenfüden der Prüsche. fie halen ige, lörnige, nach heiden Enden hiwspils auskamı >. Das Ende. derselhen, welches: ich als dar Schweanswend, wo Kung vieh feiner, ‚ols das andre: Der auttisilsndste, . E; maloeoiden ist ein dusserst zarten, wndhirsider Saum, ı dh an Seite ihres. Körpers, herabziebt, - Dar Küsper sierselben ... weg bräge wurmfürmig und wält sich use wm seine Längsaxe, »Dieun. dulirenden Bewegungen der Beitoru.. uudran geben unabhängig von.die- ser Körperbewogung. vor sich, und «war, wie bei den Salamander- \ Spermatozeiden, von ders Yur-or men uach der Schwanzspitze hin ge riehtet. Diese äusserst zur“. schwingende Seitenmeubran ‚bringt: nun, ‚wie hei.den Salamander. am) Tritonen-Spermatozoiden, ein’ganz-ähu- 7 liches Fiienmanphanouen on. denselben Prineipien hervor. Die Ons- | bewegungen, welche mn zuweilen an diesen Unken-Spermalozoiden wahrmimmm, gehn zewise von der schwingenden Seitenmembran aus! ' Diese keiskern vimmı sine sehr verschiedene Lage an, je nachdem. die Sumenköcper zuende gestrscht sind oder sich mehr oder weniger 'ge- f bogen. hab. duwellon oeschwint nämlich die undwirende Membran var au einer Seite, währsml >= unter gewissen Biegungen des Samen- | körpers a0 iloten vasloms Halfto auf der einen, mit ihrem hintern, Hälfte ‚dagegen auf der amılorn Seite schwiagt Fig. 5. und 6)... Keine, dieser Bewegungen, weder die der Nom, much die der Seitenmenbram, hören. bei der Bertihrang wir Ware auf, Dounoch ‚verändern sich diese Unken- warszuiden wre Sing Wındıne vum Wasser auf eine auffallende, aber nicht immer asian Weise, Sehr häufig’wird durch Berührung des Wassers des Korper diesor Spermatozoiden vor.der Mitte blasenförmig aufgebläht (Hy. 0. und 40,), was ganz an jene- bla- senförmige Aufweibung erinnert, welche Csermak.an den Salamander- Spermatozoiden beobachtet hat, Caermak leitet diese Erscheinung von einer durch Imbihition loea) ansgedabnten Umbullungshaut des. Samen. körpers her), welche Deutung sich auch ‚auf diese Blasen on Unken- Watupiorahlen übertengen. lässt. | . Bine ‚andre - Veränderung, welche . diese‘ Sameniaden. im, aa echeiden, ist, ‚ebenso auffallend. Die meisten dieser Spermatozoiden spalun ok. ar Länge nach auf sehr verschiedene Wrise in zwei Un- gleiche Theslay ndmleb in ein dürneres und ein dickeres Stück. Sehr häufig ie ich Aer Ainmere Theil von der Nitte des. dickern, ‚bgen- fürmig gekränmen Phoiles iu der Art ab, duss (das ganze ‚Samenkörs perchen dadurch ein gupnanten Bogen ähnlich siebt (Fig. BJ). ‚ Salt- | ner trennen sich Side Phsifs mehr oder weniger van hinten ‚nach vorn. Fig. 7. 9. und #4) Bei diser Spaltung überzeugt man sich, ' S. dessen Abbandinng ip der Uebersicht dur Arbeiten der schlesischen (e+ " selischon für. vaterlünd, Dalar Pag, 91. Fig. 8:9. 5: und f, yet} Be: 359 dass der dünnere Theil es ist, welcher das lange Schwanzende des Samenkörpens bildet. Immer ist es auch dieser dünnere Theil, auf welchem der undulirende Hautsaum am ungespaltenen Samenkörper herabläuft. Durch Jodtinctur wird diese Zerspaltung der Samenkörper besonders leicht bewirkt. Ich muss hier ausdrücklich bemerken, dass ich diese Untersuchun- gen nur an solchen Unken-Spermatozoiden angestellt habe, welche aus den Samengefässen der Hoden genommen waren. Es ist wahrschein- lich, dass diese Spermatozoiden während der Brunst innerhalb der Samenausführungsgänge im Zustande ihrer vollkommensten Reife noch ' manche andere Eigenschaften darbieten werden, die mir bis jetzt ent- gangen sind. Schliesslich führe ich noch die Abbildungen auf, welche die ver- schiedenen Beobachter der Salamander- und Tritonen-Spermatozoiden geliefert haben. Man wird bei dem Vergleichen der sehr verschiedenen Auffassung dieser Gebilde die.von Joh. N. Czermak im vorhergehenden Aufsatze gemachten Bemerkungen vollkommen bestätigt finden. Bee won: Opuscules de physique animale et vegetale. Tom. Il, Geneve. 1777. Pag. 448. Pl. II. Fig. VI. und VIL. zwei Spermatozoiden von Triton dar- stellend, welche zu beiden Seiten mit Flimmerhaaren dicht bedeckt sind. Eine Copie der Fig. VI. hat Cloquet geliefert in dern Dictionnaire des sciences inedicales. Tom, 25. Pag. 40. Fig. 15. Auch Blainville hat in sei- nem Manuel d’Actinologie. Pl. XCVIN. Fig. 10. b. diese Abbildungen copirt. J. L. Prevost et J. A. Dumas: Sur les animalcules spermatiques de divers ani- u maux, in den Memoires de la societ& de physique et d’histoire naturelle + de Geneve. Tom. I. 4824, Pag..200. Pl. I. Fig. 6. Eine sehr rohe Dar- stellung eines Samenfadens aus Triton cristatus, Dt Beide Naturforscher geben in ihren Observations relatives ä l’appareil i generateur des animaux mäles etc. (abgedruckt in den Annales des sciences naturelles. Tom. I. 4824. Pag. 283. Pl. 20. Fig. S.) abermais eine Beschrei- "bung und Abbildung der Spermatozeiden von Triton cristatus, welche eben so wenig naturgetreu sind; das Flimmerphänomen dieser Körper ist „ihnen gänzlich entgangen. Jul. Czermak: Beiträge zu der Lehre von den Spermatozoen. Wien. 1833. Pag. 26. u. 27. Taf. I. Fig.4. und Taf. II. Fig. 3. von Salamandra atra und u maculosa.. Auch diese Abbildungen sind sehr ungenau und beweisen, dass der Beobachter das Flimmerphünomen an diesen Samenkörpern nicht "gesehen hat. Bory St. Vincent im Diectionnaire elassique d’histoire naturelle. Atlas. Gymnod6s. Derselbe hat hier von Triton Spermatozoiden abgebildet, welche Pouchet in seiner Theorie de l'ovulation etc. Pl. XVII. Fig. 6, copirt hat. Diese Abbildungen sind ganz ungetreu und beweisen, dass Bory das Flimmer- phänomen an diesen Körpern nicht bemerkt hat. Wagner: Fragmente zur Physiologie der Zeugung, in den Abhandlungen der mathemat,-physikal. Classe der k. bairischen Akademie der Wissen- Zeitschr. f. wissensch, Zoologie. II, Bd 25 360 schaften. Bd. II. 1837. Pag. 393. Taf. I. Fig. XVIL XVII. Verschiedene Spermatozoiden von Salamandra maculosa, Triton igneus und taeniatus, an welchen Flimmerhaare dargestellt sind. Dujardin: Sur les zoospermes de la Salamandre aquatique, in den Annales des sciences naturelles. Tom, X. 1838. Pag. 21. Pl. 1. Fig. 8. Stellt Spermato- zoiden von Triton palmipes dar, um welche sich ein von denselben ge- trennter Spiralfaden herumwindet. Derselbe hat in seinem Manuel de l'observateur au mieroscope, (Paris. 4843.) Pag. 100..Pl. 4. Fig. 46, diese Figuren copirt. Al. Prevost: Note sur les animalcules spermatiques de la Grenouille et de la Sa- lamandre, in den M&moires de la soc. de phys. et d’hist. natur. de Ge- neve. Tom, IX. 1844—42. Pag. 291. Fig. 6. Zwei Spermatozoiden von Triton cristatus, deren eines Ende in einen feinen Faden übergeht, wel- cher sich umbiegt und um den ganzen Samenkörper spiralförmig herumläuft. Amiei hat im Jahre 1844 an Mandl eine Abbildung von Triton-Spermatozoiden ein- gesendet (s. des Letztern Anatomie microscopique, Sperme, pag. 79. Pl. II. Fig. 50.), aus der hervorgeht, dass Amici an diesen Samenkörpern zuerst den seitlichen undulirenden Hautsaum gesehen hat. Duvernoy: Fragments sur les organes genito-urinaires des reptiles et leurs pro- duits. (a. a. O. Paris. 4848.) Pag. 83. Pl. 2. Fig. 25—30, bildet hier ver- schiedene Spermatozoiden aus Salamandra maculosa, Triton punctatus und cristatus ab, deren langer Schwanzfaden umbiegt und spiralig am Samenkörper zurückläuft. Pouchet: Theorie positive de l’ovulation Spontanee et de fecondation. Paris. 1847. Pag. 305. Atlas. Pl. 18. Fig. 8-10. Spermatozoiden von Triton mit seit- licher undulirender Membran. J. N. Czermak: Ueber die Spermatozoiden von Salamandra atra. (a. a. O. Breslau. 4849.) Pag. 79. Taf. I. Fig. 1—5. Spermatozoiden mit undulirender Sei- tenmembran, = Diese undulirenden Membranen sind nicht ausschliessliches Eigen- thum der Spermatozoiden gewisser Batrachier; es kömmt vielmehr diese merkwürdige Form von Flimmerapparat sehr weit verbreitet in der Thierwelt vor. Es haben diese Flimmersäume hier, wie bei den Sper- matozoiden der Batrachier, dasselbe Schicksal gehabt, nämlich in ihrem wahren Wesen vielfach verkannt worden zu sein. Bei den Lumbrieinen rührt die Flimmerung im Innern der ge- schlängelten Wasserkanäle von zarten, der Länge nach auf der innern Fläche dieser Kanäle angebrachten, membranartigen Vorsprüngen her, deren freier Rand sich sehr lebhaft mit undulirenden Schwingungen bewegt. Auch die Wassergefässe gewisser Strudelwürmer enthalten dergleichen schwingende Membranen. Das Zittern, welches Ehrenberg bei Gyratrix hermaphroditus im Innern der Wasserkanäle bemerkt hat), wird ebenfalls durch solche schwingende Membranen erzeugt. Focke 1) S. Ehrenberg: Zusätze zur Erkenntniss grosser Organisation im kleinen Raume, in den Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin a. d. J. 4835. Taf. I. Fig. 2. 361 hat bei Mesostomum Ehrenbergii dasselbe Flimmerphänomen innerhalb der Wassergefässe beobachtet und mit dem Bilde verglichen, als ob ein _ äusserst feiner Faden in Wellenlinien hin und her geschlängelt würde’). Aus der Abbildung, welche derselbe von diesen Flimmerorganen ge- liefert hat?), geht hervor, dass der schwingende Rand der Flimmer- - membranen für einen Faden von ihm angesehen wurde. Auch Oersted hat bei demselben Strudelwurme nur die Ränder dieser Flimmermem- branen gesehen und als fadenförmige, in regelmässiger Entfernung und in beständig fimmernder Bewegung sich befindende Klappen beschrieben‘). Verschiedene Trematoden, z. B. Diplozoon paradoxum, Aspidogaster eonchicola, Distomum echinatum u. a,, enthalten in einem besondern 2 Gefässsysteme, welches sich mit Wasserkanälen vergleichen lässt, ähn- - liche undulirende Membranen, welche durch ihre Bewegungen ebenfalls zu optischen Täuschungen Veranlassung gegeben haben. Bei Diplozoon wurde von Nordmann dieses Flimmerphänomen für Blutcirculation ge- halten‘). Schon Zhrenherg berichtigte diese Ansicht dahin, dass er so- wohl bei den Entozoen, als den Turbellarien nicht Wimpern, sondern klappenartige Falten in oscillirender Thätigkeit zu erkennen glaube‘). Unter den Infusorien ist die Gattung Trichodina mit einer ausge- zeichneten undulirenden Membran ausgestattet, welche den untern Rand des Körpers kreisförmig besetzt hält und von einem festen, gezähnten, einem Uhrrädchen nicht unähnlichen Gerüste gestützt wird. Bei Tri- chodina Pedieulus ist dieser Flimmersaum ganzrandig; bei Trichodina Mitra, welche ich häufig auf Planarien angetroffen habe, erscheint der freie Rand derselben tief und zart gefranst. Trembley‘), Goeze’), 0. F. Müller‘), Carus’), Dujardin') u. A. haben in Folge optischer Täuschung ") Vgl. die Annalen des Wiener Museums der Naturgeschichte. Bd. I. Abth. 2. 1836. Pag. 200. ®) Ebenda. Taf. XVII. Fig. 47. #) S. Oersted: Entwurf einer Eintheilung und Beschreibung der Plattwirmer. 4844. Pag. 47. Taf. II. Fig. 48. -*) 8. dessen mikrographische Beiträge. Heft I. Pag. 70. Taf. VI A. B. 5) Vgl. Ehrenberg: Ueber die thierische Organisation, in Wiegmann’s Archiv für Naturgeschichte. Jahrg. 1835. Bd. Il. Pag. 128. %) S. dessen Abhandlungen zur Geschichte einer Polypenart des süssen Was- sers. Taf. VII. Fig. 42 g—k. ?) Vgl. Goeze: Insecten an Thieren, in den Beschäftigungen der Berlinischen Gesellschaft naturforschender Freunde. Bd. II. Pag. 282. Taf. VII. Fig. 43. 1—k. #) 8. dessen Animalcula Infusoria. Tab. 11. Fig. 15—17., Cyelidium Pedieulus. Tab. 38. Fig. 3—5., Vorticella stellina und discina. P) Vgl. Carus: Ueber die Entwicklungsgeschichte der Flussmuschel, in den Verhandlungen der Leopold. Carolin. Academie der Naturforscher. Bd. XVI. Abt. I. Pag. 77. Taf. I. Fig. IX a. b. Nummulella conchiliospermatica. 5 ") 8. dessen Histoire naturelle des Zoophytes. Infusoires. Pag. 527. Pl. XVI. Fig. 2 a—c, Urceolaria stellina. » 362 diese undulirende Membran der Trichodina Pedieulus für einen schwin- genden Wimpernkranz gehalten. Noch auflallender ist es aber, dass Ehrenberg dieses Flimmerorgan ganz übersehen und die starren Zähne des vorhin erwähnten radförmigen Gertüstes bei Triebodina Pedieulus als eben so viele bewegliche Flimmerfortsätze abgebildet hat’). Das sonderbare Haematozoon, Trypanosoma Sanguinis Grub., wel- ches im Frosch- und Fischblut so häufig anzutreffen ist, darf wohl als kein selbstständiges Thier, sondern auch nur als eine undulirende Membran betrachtet werden, welche sich frei im Blute umhertreibt. Vulentin?), Gluge?) und Mayer ‘) haben die wellenförmig fortlaufenden Beugungen des Randes dieser für Thiere gehaltenen Membranen als die Ausstülpungen seitlicher Fortsätze angesehen. Letzterer hat dieses Gebilde Amoeba rotatoria genannt und von demselben noch ein ande- res Haematozoon im Froschblute unter dem Namen Paramaecium lori- catum oder costatum unterschieden), welches an seinem vordern Ende Flimmereilien tragen soll. Dieses zweite Haematozoon ist aber, soweit ich dasselbe jetzt erkannt habe, nichts Andres als ein ganzer Bündel spiralig zusammengedrehter Flimmermembranen, welche an dem einen Ende pinselartig aus einander weichen und hier frei schwingen. Solche zu eınem Körper vereinigte Haufen von Flimmermembranen hat auch Gruby gesehen und für einzelne im contrahirten Ruhezustande sich befindende Trypanosomen gehalten ‘). Die undulirenden Schwingungen dieser Membranen, welche man immer nur an dem einen Rande der- selben wahrnimmt, erinnern ganz an die Undulationen der Seitenmem- bran bei den Spermatozoiden aus den oben erwähnten Batrachiern und bringen in dem beobachtenden Auge auch ganz dieselben optischen Täuschungen hervor. So hat Gruby den beweglichen Rand dieser Membranen als gezähnelt genommen und abgebildet”). Jedenfalls gehören auch die von Wed! im Blute des Cyprinus Gobio ent- deckten und als Globularia radiata beschriebenen Haematozoen nebst anderen von Demselben in Lacerta viridis, Rana esculenta und Hyla viridis beobachteten Blutthierchen zu den in Rede stehenden schwin- ") Vgl. Ehrenberg: Die Infusionsthierchen. Pag. 266. Taf, XXIV. Fig. lV. ?) Vgl. dessen Aufsatz: Ueber ein Entozoon im Blute von 'Salmo Fario, in Müller’s Archiv. A841, Pag. 435. Taf. XV. Fig. 46. oder in den Annalee des sciences naturelles. Tom. 46, 1844. Pag. 303. Pl. 45 A. °) S. dessen Mittheilung: Ueber ein eigenthümliches Entozoon im Blute des Frosches, in Müller’s Archiv. 1842. Pag. 148. *) Vgl. Mayer: De Organo electrico et de Haematozois. Pag. 41. Tab. II. Fig. A1. ®) Ebenda. Pag. 40. Tab. III. Fig. 40. °) 8. Gruby: Sur une nouvelle espece de Haematozoaire (Trypanosoma), in den Ann. d. sc. nat. Tom. I. 48k4. Pag. 105. Pl. 4 B. Fig. 5. 6. ?) Ebenda. Pl. 4 B. Fig. A—k. und 7. 363 ‚genden Membranen, deren Flimmerphänomen Wedl. theils von einem Wimpernkranze, theils von einer seitlichen Bewimperung ableitet‘). In Fig. 5. und 9. der von ihm gegebenen Abbildungen ‚erkenne. ich einfache 'Trypanosomen aus dem Blute des Frosches und Laubfrosches; während ich Fig. 6. auf derselben Tafel für Bündel von mehreren zu- sammengerollten Trypasonomen halten muss. Berg hat dagegen die Bewegungen dieser Körper. ganz ent, aufge- fasst?) und dieselben nicht unpassend mit den Formen ‘ Yergliähen, welche ein im Wasser nach allen Richtungen herumgeschleudertes Stück Leinwand annimmt, Remak°) und Creplin®) konnten sich nicht überzeugen, dass diese sogenannten Haematozoen wirkliche Thiere sein sollten, da ihre Bewe- gungen durchaus nicht den Charakter thierischer Willkühr an sich tra- gen. Seitdem ich diese Gebilde näher kennen gelernt habe, muss ich aus demselben Grunde diesen beiden Naturforschern beistimmen. Es frägt sich nun, was: bedeuten diese Gebilde in dem Blute jener. kalt- blutigen Wirbelthiere,. woher. nehmen sie ‚ihren Ursprung u. s. w.? Auf alles dies lässt sich für jetzt nichts Sicheres antworten. Nur eine Vermuthung will ich hierüber aussprechen, ohne aber irgend. einen besondern Werth darauf zu legen. Mir will es nämlich scheine‘ als ob diese undulirenden Membranen nur zufällig in, das Blutgefässsystem gelangt sein könnten, indem in irgend einem Organe jener Thiere dergleichen schwingende Membranen und zwar innerhalb des Blut- oder Lymph-Gefässsystems angebracht sind, von welchen sich einzelne durch irgend einen Zufall bei ihrer Entwicklung von dem Mutterboden lostrennen und in die Bluteirculation gerathen. Ich will hier nur an jene von Nordmann als Parasiten der Embryonen des Tergipes Edwardsii - beschriebene Cosmella hydrachnoides®) erinnern, welche nichts Andres als eine Flimmerzelle ist, die sich von dem mit sehr langen Flimmer- cilien besetzten Kopfsegel der Tergipes-Embryonen isolirt hat und in- nerhalb der Eihaut frei umher rudert. Ganz ähnliche Flimmerzellen 1) $. die Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie, Mathemat.-naturwissensch. Classe. Wien. 4849 Pag. 178. und den I. Band der Denkschriften der mathe- matisch-naturwissenschaftlichen Classe der k. Akademie der Wissenschaften : Beiträge zur Lehre von den Haematozoen (mit Abbildungen), von Dr. €. Wedl. 2) S. dessen Bemerkungen über Haematozoen des Hechtes, in dem Archiv skandinavischer Beiträge zur Naturgeschichte. Th. I. 4845. Pag. 308. - —®) 8. dessen Bericht über die Leistungen im Gebiete der Physiologie im Jahre A841 in Canstatt's Jahresbericht. 1842. Pag. 10. #) S. das Archiv skandinav. Beitr. a. a. O. Pag. 309. °) Vgl. dessen Versuch einer Monographie des Tergipes Edwardsii, in den M&moires de l’Academie imper. des sciences par divers savants dtrangers. Tom. IV. St. Petersbourg. Pag. 589 (95). Taf. V. Fig. A—3. und 40—16. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. II. Bd 26 364 hat auch Vogt’) und Zoven*) innerhalb der Eihüllen von Actacon wiri- dis und Cardium pygmaeum umherschwimmen sehen; offenbar rührten auch diese isolirten Flimmerzellen von den Embryonen dieser Mollus- ken her. | Ä 1) S. Annales des sc. nat. Tom. 6. 4846. pag. 47. 2) Vgl. dessen Bidrag till kännedomen om utvecklingen af Mollusca acephala lamellibranchiata. Aftryck ur kongl. Vetenskaps-Akademiens Handlingar för är 4848. p. 54. Tab. XII. Fig. 99. 100. A. B. Erklärung der Abbildungen auf Tafel XXI. Fig. A—h. sind Copien, Fig. 5—A4. dagegen sind Originale. Fig. 4. Ein Spermatozoid aus Triton palmatus, nach Dujardin. Fig. 2. Ein Spermatozoid ebendaher, nach Duvernoy. idie Fig. 3. Ein Spermatozoid aus Salamandra atra, nach Czermak. ; Fig. k Zwei Spermatozoiden aus Bombinator igneus, nach Wagner und Dun Fig. 5. 6. Zwei Spermatozoiden aus derselben Unke. Fig.7--11.Verschiedene Spermatozoiden aus der Unke durch den Einfluss yon Wasser verändert. Taf. HE BBELE/A 7 ii = . aap Fis./10 6] Taf. IH. EL BR ENT Teer 3 ". S S S li. 20. RI TZ TulN7 he. 10 % 8 “ı 4 1. }\ Ar ı 0; \ f | Zieh Ind I & Bash, Lespig Tis.36 112.9.) [ Nı8.35 Mn IF nn N) hg. 30 ee Fi. Ber. Mas “= , Fig 18. en "1820. 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