E a en vr ee > a k EEE 5-15 WEG ar: DEE N = EEE SL * 2 Zeitschrift für WISSENSCHAFTLICHE. ZOOLOGIE herausgegeben von Carl Theodor v. Siebold, Professor an der Universität zu München, und Albert Kölliker,, Professor an der Universität zu Würzburg. Fünfter Band. Mit 23 lithographirten Tafeln. W ’ Gi Kl “ LEIPZIG, Verlag von Wilhelm Engelmann. — 1854. ) > # i aus A eo ae ER u a a m RT 5% Innt Br HiHdsrd 800 Can R B u ” ee Ai Inhalt des fünften Bandes. Erstes Heft. (Ausgegeben den 16. August 1855. ) Seite Zur Anatomie von Coccus hesperidum. Von Dr. Franz Lane ra Fig A—6 auf Taf. L) : .. 1 Ueber die Entwicklung von Doliolum, der Schöibehtfuaileir und von Sagitta. Briefliche Mittheilung an A. Kölliker von Carl Gegenbaur. (Mit Fig. 7,8, 9 auf Taf. l.). . . da ia wer. naleui 43 Zur Anatomie und Physiologie der Retina, (Ereiiklaring auf eine Mitihei- lung des Hrn. Prof. A. Kölliker von Adolph Hannover. . . . 17 Ueber eigenthümliche Organe der Mundschleimhaut des Elephanten, von Prof. Filippo de Filippi in Turin. (Mit Fig. 40 auf Taf. I.) . 2... 26 Ueber die Seitendrüsen der Spule. Von Dr. Theodor v. Pe in München. . . . 29 Histologische Ben) über a Poigpierus bichir. Won Dr. Rradz Leydig. FiBE: Taf: II u. DEYMAAAS 40 Ueber die Vater-Pacinischen Körperchen der "Taube, von "Di. Fire | beydig. -(Hierzu Taf! IV;} =. : R , 75 - Histologische Untersuchungen angestellt an einem Elephanten. Ahr einem } Schreiben des Marquis A. Corti in Turin an Prof. A. Kölliker. > (Mit\Tat. wlyniyedan mon, ie ale, 87 Beitrlige zur Eobwiekinngsposchiälle ads Fische von Dr. IE PEN Aubart in Breslau. (Mit Taf. VL)... . . EEE LEE ER FE GE Ueber einige niedere Seethiere, von Dr. Carl Eskan ah ka dos . 403 ge Bemerkungen über die Pacinischen Körperchen von A. Kölliker. 118 Zweites und drittes left. - . (Ausgegeben den 19. December 18%.) 'eber das Verhalten des Zuckers beim thierischen Stoffwechsel, von Dr, E. J. v. Becker aus Helsingfors. (Mit den lithogr.-Taf. VO. VII.) . 123 Cornea artificialis als Substitut Transplantatio corneae empfoh- len von Joh, Nep. Nussbaum, . Assistenz - Arzte im allgemeinen Krankenhause zu München. . . . ee EL 7) Zusatz von Prof. v. Siebold. (ie Tat. 1x). ee 187 Bistologische Mittheilungen von Theodor v. AITPORE en Fig. E > ae er 90 189 Zusatz von Prof. v. Siebold. (Hierzu Fig, 40 u. AM auf ar. X.) 499 ‚Beiträge zur Naturgeschichte der Mermithen, von Prof. v. Siebold. . . 204 [I 5 Ey. Beiträge zur Anatomie und Physiologie von Mermis albicans, von Dr. Georg Meissner. (Hierzu Taf. XI— XV.) — Beiträge zur näheren Kenntniss der Schwimmpolypen (Siphonerkoreuil von Dr. Carl Gegenbaur. (Mit Taf. XVI. XVII. XVII.) x Bemerkungen über Pilidium gyrans, Actinotrocha branchiata und Appen- dieularia, von Dr. Carl Gegenbaur. : Ueber Phyllosoma, von Dr. Carl Gegenbaur. Nachtrag zu dem in diesem Bande S. 189 — 200 en Aulnatgp; Viertes Heft, (Ausgegehen den 10. April 1854.) Ueber Phyllirhoe Barton von H, Müller und C. ERESTHRNE Im Ba IR ee. s Er Ueber die Chromatophoren des oinan, von E RER in München, Zur Entwicklungsgeschichte und Anatomie der Bandwürmer,' ‚Ein ‚Send- schreiben an Prof. v. Siebold von Dr. G. Meissner. (Hierzu Taf. XX.) Seite 207 285 34% 352 354 355 372 380 Einige Bemerkungen zu des Hrn. Dr. Keber's Abhandlung; «Ueber den Eintritt der Samenzellen in das Ei. Insterburg 1853.» Von Dr. Theo- dor v. Hessling in München. ‚(Hierzu Taf. XXL) -. .. » . Beiträge zur Kenntniss der Infusorien, von Dr. Ferdinand Cohn in raek lau, IM. Ueber die Cuticua der Infusorien. (Biegen Taf. XXI, A. Eie, 1—17,). , “ .... KERERFENBET EN Ueber Encystirung von Dich Pellionella, von “De; Leopold Auer- bach in Breslau. (Hierzu Taf. XXI. B,) ... aysip Ueber. Encystirung von Amphileptus Fasciola Ehr,, von "MR erdinand Cohn in Breslau. (Hierzu Taf. XXJL. A. Fig. 6 u. 7.) .- a Bemerkungen über die eenhlechinnranne von Actaeon, von Dr. Ca vl Ge- genbaur... . .- Erd — Ueber Diphyes turgida n. sp., nobet Bene über Sorvimmpolypen. von Dr, Carl Gegenbaur. (Mit Taf, XXI.) . PIE 392 420 430 h3h 436 127} Zur Anatomie von GCoccus hesperidum. Von Dr, Franz Leydig. 2, Hierzu Fig. 1—6 auf Taf. I. Welcher Blumenfreund kennt nicht, mehr als er wünscht, das ge- nte Insect, jene «pestis hybernaculorum», wie Fabrizius es kurz- weg charakterisirt! In Gestalt ovaler, schildförmiger Körperchen von bräunlicher Farbe sitzen sie schaarenweise und unbeweglich den Blät- tern und: Stengeln des Oleanders und anderer Pfanzen der Gewächs- häuser angeheftet, ohne durch ihr Aussehen auf den ersten Blick zu verrathen, dass es Thiere seien. Da übrigens einige Arten der Gall- insecten herrliche Farbstofle liefern, so haben ‚schon ältere Natur- forscher, vorzüglich Reaumur (Mem. p. serv. a l’Hist, des Ins. Tom. IV, pag. 122) ihre Aufmerksamkeit diesen Geschöpfen zugewendet und interessante Aufklärungen über das Leben derselben mitgetheilt. We- niger haben sich bisher die Entomotomen mit der Zergliederung der Coceusarten befasst, woran vielleicht die Kleinheit und Undurchsichtig- keit derselben zum Theil Schuld sein mag. Ramdohr (Verdauungs- werkzeuge der Insecten S. 498) beschreibt den Darınkanal von Chermes (Coceus) alni, Leon Dufour gesteht in seiner grossen, der Anatomi der Hemipteren ausführlich gewidmeten Monographie (Recherches ana- - tom, et physiol. sur les Hömipteres p. 245), dass er keine eigenen anatomischen Beobachtungen hinsichtlich der Gallinsecten besitze und führı daher, um die Lücke in seinem Werke auszufüllen, die von Ramdohr gefundenen Thatsachen an. Ueber die Einrichtung des Re- spirationssystems scheint Bwrmeister’s Handbuch der Entomologie, das mir leider nicht zur Hand ist, mehrere Details zu enthalten, wie ich aus v. Siebold’s vergleichender Anatomie S. 619 u. 620 ersehe, Das ist meines Wissens aber auch Alles, was bisher in Betreff der Organisation der Coceiden von den Zoologen angezeigt wurde, _ und wenn ich daher einige weitere Daten über den Bau und die > Zeitschr, f. wissensch. Zoologie, V. Bd. l 2 Entwickelung des Genus Coccus vorzulegen mir erlaube, so dürfte solches nicht überflüssig erscheinen. Noch habe ich vorauszuschicken, dass ich mich bei meinen Unter- suchungen bloss an die Oleanderlaus gehalten und nur weibliche Thiere zergliedert habe, indem mir kein einziges Männchen in den Monaten November, December und Januar zu Gesicht gekommen ist, Mit Rücksicht auf die äussere Gestalt des Thieres finde ich den bekannten zoologischen Beschreibungen nur eine Bemerkung über die Form des Tarsus beizufügen. In den einen Handbüchern wird gesagt, der Fuss sei «eingliederig mit einer einzigen Hakenklaue», in anderen, z. B. van der Hoeven’s Handbuch der Zoologie S. 418, wird die Glie- derung des Tarsus gar nicht in die Charakteristik aufgenommen, «da die Objecte zu klein und die Sache noch unsicher ist.» Es besitzt aber, wie ich wahrnehme, das Endglied der Beine des auf dem Olean- der lebenden Coccus eine so bestimmte und eigenthümliche Gestall" dass ich dasselbe in Fig. 6 bei starker Vergrösserung dargestellt habe. Vom Ende des Tarsus gehen vier feine Spitzen aus, zwei kürzere («a und zwei längere (b), welche sämmtlich mit einer Art Saugnapf R' hören, ganz in ähnlicher Weise, wie z. B. an Sarcoptes scabiei die vier vorderen Beine endigen oder wie auch andere, auf Thieren schma- rotzende Milben z. B. Gamasus toleoptratorum dergleichen Fussenden zeigen. Dass solche Bildungen auch bei Coccus dazu bestimmt sind, das Anheften an die Blätter zu sichern, springt in die Augen. Ich lasse jetzt nach einzelnen Organensystemen das folgen, was ich über den innern Bau unseres Thieres in Erfahrung brachte. Verdauungsapparal. Ramdohr fand an Chermes (Coceus) alni die Verhältnisse folgender- maässen: «Der Darmkanal ist fast dreimal so lang als der Körper. Die Speiseröhre kurz und enge. Der Magen vorn ein wenig erweitert, ng und völlig durchsichtig, so dass man die dunkeln Contenta darin sieht. Der Dünndarm ist leer, etwas weiter als der Magen, durch- sichtig, bisweilen faltig. Der Mastdarm querfaltig. Die Gallgefässe feh- len, wenigstens könnte ich nicht die geringste Spur davon entdecken.» Der Darmkanal von Coccus hesperidum indessen (vgl. Fig. 4) weicht nicht wenig von dem des Chermes (Coceus) alni ab, da unser Goccus Malpightsche Gefässe besitzt und auch andere Besonderheiten darbietet. Die Mundhöhle (Fig. 4 a) beginnt mit einem langen, dünnen, aus mehreren schmalen Leisten bestehenden Schnabel und lässt im Innern einige Horngrätben unterscheiden. Der darauf folgende Oesophagüs (b) ist kurz und erweitert sich zu einem länglichen Magen (c), der, indem er sich wieder verengt, zum Darmkanal (d) übergeht. Letzterer mündet 3 "nach mehrfachen Krümmungen am Hinterleibsende mit einem After aus. Während seines Verlaufes gibt er ungefähr im letzten Drittheil zwei Blindsäcke ab (e! e?2), von denen der eine (et) einen einfach ge- krürnmten Schlauch formt, der frei in die Leibeshöhle ragt, der an- dere (e?) ist knäuelförmig zusammengerollt und steckt nach seinem Abgang vom Darmkanal in einer Blase (f), die sich bis zum Haut- skelet zu verlängern und dort anzuheften scheint. In einiger Ent- fernung hinter diesen Blindsäcken mündet jederseits in den Darm ein Malpighisches Gefäss (99). Betrachtet man die feinern Structurverhält- nisse des nach seiner allgemeinen Gliederung beschriebenen Nahrungs- kanales, so ist der Bau ein sehr einfacher. Der ganze Schlauch, Schlund, Magen, Darm mit den Anhängen besteht nur aus einer homo- enen Haut und einer Zellenlage im Innern. Nirgends eine Spur von unkin Die Zellen aber sind 0,008 — 0,0120” gross und haben ausser m blasskörnigen Inhalt, der nach Essigsäure gelblich wird, einen oder mehrere helle mit Nucleoli versehene Kerne. Sonderbar ist die | 5 Bildung, in welche der eine aufgerollte Blindsack (e?) @ingesenkt erscheint. Man erkennt an ihr zwei differente Häute, die _ eine davon, und zwar die innere, ist scharf contourirt, legt sich in ‘stark markirte Falten und besitzt zahlreiche Kerne von eben so scharf gezeichnetem Aussehen, wie die Haut selber; die äussere Membran ist eine zarte Hülle, locker um erstere gelegt und mit zahlreichen ‚blassen und rundlichen Kernen versehen. Die Bedeutung dieses Schlau- ches, der, wie angegeben, sich an die Innenfläche des Hautskelets zu befestigen’ scheint, kann ich nicht entziffern. Die Harnschläuche (gg), welche zufolge Ramdohr bei Coceus alni fehlen, sind bei Coceus hesperidum deutlich zu erkennen, nach dem Anfüllungsgrade ihrer Zellen zeigen sie sich bei durchfallendem Lichte mehr oder weniger bräunlich gefärbt, mitunter ganz dunkelbraun und stellen etwas hin- und hergekrümmte Schläuche dar, bestehend aus einer homogenen Haut und den Secretionszellen. Letztere sind sehr grosse, bis 0,024” messende, meist etwas in die Länge gezogene Blasen, die in nur einfacher Reihe im Harnschlauch hintereinander liegen und daher, wenn sie besonders entwickelt getroffen werden, dem Malpighi’schen Gefäss ein knotiges Aussehen geben, wobei die Knoten alternirend sich folgen. Ihr feinkörniger Inhalt hellt sich nach Essigsturezusatz auf und lässt dann den Kern der Zelle wahrnehmen. Von Speichelgefässen ist keine Spur vorhanden. Bekanntlich fehlen ‚diese Organe unter den Hemipteren auch den Aphiden und Psylliden. Der Fettkörper, welcher die Zwischenräume im Innern des Kör- ausfüllt, ist nicht in besonders grosser Menge vorhanden, dagegen verhalten sich die Zellen desselben auf eine sehr bemerkenswerthe Weise nach Einwirkung von Essigsäure. Wird den Fettbläschen des 1* E iA 4 Corpus adiposum, welche, wenn sie nicht zum äussersten voll fettigen Inhaltes sind, Membran und Kern der Zelle noch klar vom Fetttropfen wegsehen laspen (Fig. 24), das genannte Reagens zugesetzt, so ändert sich der Inhalt dahin um, dass aus der Zelle flüssiges Fett in Form kleiner Kügelchen austritt (Fig. 2c), der zurückbleibende Theil aber in Nadeln anschiesst, krystallinisch sich umgestaltet (Fig. 25). Es erin- nert dieser Vorgang an die Fettzellen mit Margarinkrystallen, wie sie nicht selten bei höheren Thieren beobachtet werden. Respirationsorgane. Unser Coccus besitzt bloss jederseits zwei, also im Ganzen vier Stigmata, und zwar erscheinen die Athemlöcher unter der Form von frei hervorstehenden Röhren. Sie messen 0,024” in die Länge, sind von konischer Gestalt und man unterscheidet an ihnen bei starker Vergrösserung eine äussere helle, quergestrichelte Haut und eine innere horngelbe. Diese Athemröhren sind die vier weissen Fäden am Rande des Körpers, von denen die Zoologen, z. B. Geoffroy, Histoire abr: 36 des Ins. pag. 505, reden. Jedes Stigma führt unmittelbar in eine Tracheenblase, die’ man als solche aber nur zu erblicken vermag, wenn sie noch prall mit Luft gefüllt ist, im entleerten Zustande nimmt sie sich mehr wie eine weisse, klumpige Masse aus. Von der Blase weg verzweigen sich die Tracheen durch den ganzen Körper, und unter allen Organen besitzt das Gehirn die meisten und feinsten Tracheenzweige. Muskeln. Das Muskelsystem ist sehr wenig entwickelt, bei jüngeren Thieren, die noch 'etwelche Locomotion vornehmen, sind die Primitiveylinder deutlich quergestreifter Natur, an älteren Individuen aber, die kaum mehr sich fortbewegen, zeigen sich die Muskeleylinder wie verkümmert und von Querstreifung ist in vielen Fällen nichts weiter sichtbar. Bezüglich der Beschaffenheit der Muskelprimitiveylinder im All- gemeinen erlaube ich mir eine literarische Bemerkung einzuschalten. Bekanntlich sind seit dem Jahre 4849 von ». Hessling, Kölliker und mir verschiedene Beobachtungen mitgetheilt worden über Theilun- gen und Anastomosenbildung der Muskelprimitiveylinder, Ich finde gegenwärtig, dass ausser Leeuwenhoek, Frei, Leuckart, R. Wagner auch ein anderer Autor bereits im Jahre A847 getheilte und netz- förmig verbundene, quergestreifte Primitiveylinder gekannt und ab- gebildet hat. Es ist. Stein, der in seinem schönen Werke: Verglei- chende Anatomie und Physiologie der Insecten. Berlin 1847, auf Tab. I, Fig. XVII, Tab. Il, Fig. I A und Fig. XX vom Ende des Keimfaches und Verbindungsfadens von Coceinella quinquepunctata, 5 "vom Ende der Eiröhren von Musca domestica, der äussern Eiröhren- haut von Geotrupes stercorarius sehr zierliche quergestreifte Muskel- netze zeichnet, welche nur aus sternförmig verästelten Zellen her- vorgegangen sein können, worauf auch noch durch den von Stein deutlich erkannten Kern in den Knotenpunkten hingewiesen wird. Nervensystem und Sinnesorgane. Bekanntermaassen ist es Regel, dass die Zahl der Bauchganglien bei Insecten, deren Hinterleibssegmente sehr verkürzt sind oder deren Beweglichkeit gering ist, einander sehr genähert oder ganz unter- einander verschmolzen sich zeigen. Unter den Hemipteren sind bei Pentatoma und Cicada (Leon Dufour a. a. O0. Pl. 49) vorderes und hin- teres Brustganglion nur durch eine Einschnürung getrennt, bei Coccus scheint mir die Centralisirung noch weiter gediehen zu sein, indem Bauchmark und untere Gehirnportion nur als eine einzige grössere Masse gesehen werden, die im ausgebildeten weiblichen Thier traubig- gelappt erscheint und von: der mehrere stärke Nervenstämme nach hinten ausstrahlen. Die obere Gehirnportion ist ein Querband, das eine mittlere seichte Vertiefung hat und nach beiden Seiten ein wenig angeschwollen ist. In den Puppen hingegen (den weichen, gelbgrünen und fusslosen, unter der vertrockneten, abgesetzten Haut liegenden Thieren) besteht die untere Gehirnportion bloss aus einigen grösseren Lappen, die nur Einkerbungen zeigen, welche wahrscheinlich, indem sie nach und nach tiefer greifen, ‘die traubig-gelappte Form hervor- rufen. In histologischer Beziehung ist die besagte Hirnpartie von Inter- esse, und ich habe daher einen Theil von ihr in Fig. 3 genau darge- gestellt, wie sie, bevor Trübung eintritt, bei starker. Vergrösserung gesehen wird. Jeder der grossen Lappen besitzt entsprechend den Einbuchtungen einen grossen, 0,0120” messenden Kern (a aa), der vollkommen wasserklar ist und einen scharf contourirten, 0,003” hal- tenden Nucleolus einschliesst. Um jeden dieser Kerne herum zieht sich eine Zone von feinpulveriger, blasser Substanz (b bb), und, was alle Beachtung verdient, die Molecule derselben ordnen sich. nach aussen zu so zu einander, dass von der bezeichneten Zone weg je ein Teinstreifiger Zug (ee c) abgeht, der als ein Bündel von Nervenfibrillen angesprochen werden kann !). Für den, der dergleichen Untersuchungen ') Die Structur der untern Hirnportion der Coceus-Puppe bringt mir auch eine Beobachtung in Erinnerung, die ich an einer lebenden Tethys in Triest machte, Das Gehirn dieses Mollusken ist, wie man weiss, von stark aus- geprügter, traubiger Gestalt und zeigt unter dem Mikroskop inmitten jeder Beere einen grossen hellen Körper, um ihn herum ist der übrige Raum aus- gefüllt mit einer körnig-zelligen Masse und im Stiel der Beere markirt sich 6 aus eigener Erfahrung kennt, habe ich wohl nicht nöthig zu bemerken, dass die beschriebenen Verhältnisse bald durch das beigesetzte Wasser oder ‚andere Agentien alterirt werden, daher nur verhältnissmässig kurze Zeit klar zu übersehen sind. - Wenn man den Versuch machen will, das was man an Coceus be- züglich des Abganges von Fasern aus Ganglienkugeln ähnlichen Gebilden sieht mit dem zu parallelisiren, was neuere Forschungen über den Ursprung von Nervenfibrillen aus den Ganglienkugeln der Nervencentren bei Wirbelthieren ausgemittelt haben, so wird man mit sich in Wider- spruch gerathen, was eigentlich bei den Evertebraten eine Nervenprimitiv- faser sei. Sind es die feinen Streifen, von denen oben die Rede war, und die ich auch von Corethra (diese Zeitschr. Bd. Il, Taf. XVI, Fig. A) oder Branchipus etc. zeichnete, oder sind es die von Hannover (Re- ‘cherches microscopiques sur le systeme nerveux Tab. VI, Fig. 80, 82 oder Tab. VII, Fig. 90 etc.) und Anderen, z. B. Bruch (diese Zeitschr. Bd. I, Taf. XII) dargestellten breiten Fasern, die aus einem Complex der vorhergehenden bestehen? — Steigen wir zu ganz niederen Thieren hinab, so lehrt die mikroskopische Untersuchung, dass in den Nerven solcher Geschöpfe (z. B. der Laeinularia) gar nichts von fibrillärer Zeichnung vorhanden ist, vielmehr erscheint der frische Nerv als homogener und alterirt als körniger Faden, der, wie dann ferner ge- sehen werden kann, aus einer hellen Scheide, der Fortsetzung der Membran des Ganglions und einem körnigen Inhalt besteht. Die Nerven- stämme gar mancher Wirbellosen stellen daher ein verzweigtes Röhren- system dar mit einem hellen homogenen, sich leicht körnig trübenden Contentum, das einer indifferenzirten Fibrillenmasse entspricht. Dass das letztere so sei, beweisen jene Evertebraten (z. B. Anneliden,. Mol- lusken, Insecten), bei welchen der Inhalt der Nervenstämme frisch nicht mehr rein homogen, sondern längsstreifig auftritt, ein Aussehen, das aber sehr leicht durch alterirende Einflüsse wieder auf die in- differente körnige Stufe zurückgeführt wird. Von jetzt ab kann man nach zwei Seiten hin die Vergleiche anknüpfen: entweder man spricht, wie dies oben für Coceus geschehen ist, die feinen Längsstreifen als die Fibrillen der Wirbellosen an, und darnach sind dieselben nichts anderes, als linear geordnete-Molecüle des ausserdem homogenen In- haltes der Nervenröhre. Diese Fibrillen können aber, so wie mir die Sache erscheint, nach Aussehen, Dicke, Veränderung durch Agentien, nur den feinen, blassen Längsstreifen gegenübergestellt werden, welche als Inhalt eine feinstreifige Materie. Es scheint mir zulässig, den miltlern grossen Körper mit dem hellen Kern im Coceusgehirn, die umgebende körnig-zellige Masse mit der Zone aus Molecularsubstanz und die fein- streifige Materie im Stiel der Beere mit Nervenfibrillen zu vergleichen. 7 in den sogenannten Primitivfasern des Nervus olfactorius und der Remak’schen Fasern oder an den Axeneylindern !) der Wirbelthiere beobachtet werden. Die Aehnlichkeit zwischen beiden Bildungen wird noch dadurch vermehrt, dass nicht eben selten der Inhalt der sogenann- ten Primitivfasern des Olfactorius (z. B. beim Proteus, Frosch) gar nicht längsstreifig erscheint, sondern bloss feinkörnig. Oder man kann zwei- tens einen ganzen Zug solcher Längsstreifen, der noch vielleicht durch eine zarte, mit Kernen versehene Hülle gesondert ist (man vergleiche 2, B. Fig. 82, 83 auf Tab. VI des Hannover’schen Werkes), eine Nerven- primitivfaser nennen, aber auch in diesem Fall entspricht wegen Man- gels der Markscheide eine Fibrille der Wirbellosen nur den Primitiv- - fasern des Olfactorius oder den Remak’schen Nerven bei Wirbelthieren. Einen weitern Fortschritt zur Annäherung an die dunkelrandigen Fibrillen der Wirbelthiere würden die «Primitivröhren» gemacht haben, welche Remak aus dem Bauchstrange des Krebses abgebildet hat (Müller’s Arch. 1844, Tab. XII, Fig. 8), indem hier um je einen Zug der blassen Längs- streifen (centrales Faserbündel Remak) noch ein« helle homogene Sub- stanz, die ich als Vorläuferin der Fettscheide der Vertebraten betrachte, sich gebildet hat. Mir scheint demnach die Nervenfaserinasse bei den wirbellosen Thieren folgende Stufen zu durchlaufen: 4) Der Nerv besteht aus homogener Hülle mit homogenem Inhalt (Beispiel: Räderthiere, vielleicht Echinodermen, Polypen). 2) Der Nerv besteht aus homogener Hülle und fein: längsstreifigem Inhalt, letzterer noch ohne weitere Sonderung (Beispiel: Larve von Corethra, manche Mollusken, niedere Krustenthiere). 3) Der Nerv besteht aus homogener Hülle und fein längsstreifgem Inhalt, letzterer gesondert in Bündel und diese wieder zum Theil umhüllt von zarter, kernhaltiger Scheide (Beispiel: manche Anne- liden, manche Mollusken). 4) Der Nerv besteht aus homogener Hülle, längsstreifigem Inhalt, letzterer gesondert in Bündel mit kernhaltiger Scheide und zwi- schen beiden (den Längsstreifen und der Scheide) eine Schicht heller Substanz, welche die Fettscheide in den dunkelrandigen Fibrillen der Wirbelthiere vertritt (Beispiel: Flusskrebs). Einmal in ‚dieses Thema hineingerathen, will ich auch noch die Frage ins Auge fassen: in welchem Verhältniss stehen die Fibrillen der Wirbellosen zu den Ganglienkugeln? Wohl in allen Reihen der Evertebraten mögen die Ganglienkugeln nebst einer moleculären Sub- stanz einen Hauptbestandtheil der Nervencentren ausmachen ?), während ') Auf das «streifige Verhalten» des Axenceylinders hat schon der Entdecker dieses Gebildes, Remak, aufmerksam gemacht. *) Nach Frei und Leuckart sollen sie in den Nemertinen feblen. 3 sie bei den einen Thieren (z. B. den Najaden, Paludina vivipara) von sehr geringer Grösse sind, erreichen sie bei anderen einen Umfang, dass sie mit freiem Auge gesehen werden können (vergl. Hannover, Tab. VII, besonders Fig. 89). Von Gestalt sind sie rundlich, länglich, vielleicht auch sternförmig, haben entweder einen deutlichen Zellen- charakter mit Membran, Inhalt, einen oder mehreren Kernen sammt Nucleolus, oder es kann keine bestimmte Membran unterschieden wer- den, sondern der helle Kern ist von einer hüllenlosen feinkörnigen Sub- stanz umgeben, wozu unter Anderen Coceus als Beispiel dienen kann. Der Inhalt erscheint mitunter (Piscicola, Sanguisuga, Haemopis, diese Zeitschr. 1849, S. 130, Taf. X, Fig. 67b und Fig. 69) in eigenthümlich grobbröckeliger Form. Die vorhin gestellte Frage aber lässt sich nach den Darstellungen Remal’s (a. a. 0. Fig. 9), Hannover’s und den von mir mitgetheilten Thatsachen dahin beantworten, dass die Elementar- ‘ körnchen der Masse, welche die hellen Ganglienkerne umschliesst, nach einer (oder mehreren?) Seite sich linear ordnen und dadurch als fein- streifiger Strang von der Ganglienkugel abgehen. War die letztere mit einer deutlichen Membran versehen, so begleitet diese das abgehende Bündel als Nervenscheide und isolirt dadurch die innerhalb des Nerven- stammes gelegenen Fibrillenbündel, im Falle sie wicht vorhanden ist, zeigt der Nervenstamm nur eine gleichmässige feine Längsstreifung inner- halb seines Neurilems. Die feinstreifige Nervensubstanz der wirbel- losen Thiere steht demnach zum Ganglienkugelinhält in derselben Be- ziehung, wie die Axenfasern der Nervenfibrillen der Wirbelthiere zum Contentum der Ganglienkugel, beide Gebilde sind unmittelbare Fort- setzungen der Körnermasse, welche die Kerne der Ganglienkugeln um- hüllt, und es kann solches Verhalten als ein nicht unerheblicher Grund mit, hervorgehoben werden, beide Bildungen zu parallelisiren. Ganglienkugeln können bei Evertebraten aber auch peripherisch im Nervensystem sich finden, wie ich dergleichen von Branchipus, Artemia, Corethra, Carinaria ete. angezeigt habe, und es kehren dann dieselben Elementarverhältnisse wieder, welche in den Nervencentren zwischen der Fasermasse und der die Kerne der Ganglienkugeln ein- schliessenden Molecularsubstanz herrschen: die lineare Streifung zerfällt wieder in eine gleichförmige Punktmasse, aus welcher die hellen Kerne hervorleuchten. Mögen die vorgebrachten Bemerkungen etwas dazu beitragen, die Nervenhistologie der Wirbellosen von einem bestimmteren Gesichtspunkt aus zu erforschen! Die Augen des Coccus gehören zu den einfachen, indem sie aus einem ovalen oder birnförmigen Haufen von rothbraunem Pigment be- stehen, in dessen vordern Abschnitt ein rundlicher, liehtbrechender Körper eingebettet ist. e 2 . 9 Fortpflanzungsorgane. Wie oben bereits gemeldet, kamen mir in den Monaten November, December, Januar, in denen ich mich mit der Zergliederung unseres Thierchens beschäftigte, keine Männchen zu Gesicht, sondern nur Weib- chen, die alle zahlreiche Embryen verschiedener Stadien in ihrem Innern bargen. Was die Gestalt der Generationswerkzeuge im Allgemeinen an- geht, so ist sie folgende. Aus der Scheide (Fig. 4 a) entspringt zu beiden Seiten ein kurzer, weiter Gang (Eileiter c c), der sich verästelt. Den drei Abzweigungen sitzen zahlreiche grössere und kleinere Bläs- chen (d) an, die den eigentlichen Eierstock vorstellen. Unterhalb der Vereinigung der beiden Tuben mündet die unpaarige Samentasche (b) in die Scheide, bestehend aus einem Gang und einer erweiterten Endanschwellung. Das Gestell von Eierstock, Tuben und Samentasche bildet eine homogene Haut, die an ihrer Innenseite von einem zarten Epitel überdeckt ist, den Inhalt des Receptaculum seminis machte eine schmutzig grüne krümelige Masse aus, an der nichts weiter herauszu- finden war. Wenn ich das Contentum der verschieden grossen Eier- stocksblasen schildere, so liefere ich damit die Entwickelungserschei- nungen des Embryo, da Coccus lebendig gebärend ist. Ich finde nöthig vorauszuschicken, dass ich wegen der Veränder- lichkeit der betreffenden Theile in Wasser, die Thiere meist unter einem Zusatz von einem Minimum von Essigsäure öffnete, wodurch die - zarten Bildungen sich zwar etwas trüben, aber dann doch weniger = vergänglich sind, als bei Behandlung mit reinem Wasser. Den Innenraum der kleinsten Eierstocksbeeren von 0,008" Durch- messer (d) füllen, abgesehen von dem äusserst zarten Epitelislüberzug, gewöhnlich drei grössere zellenartige Abschnitte aus, die, wie man bei seitlicher Ansicht der Beere und bei Betrachtung des Gipfels wahr- nehmen kann, so zueinander gestellt sind, als ob sie drei Sectoren eines Bogens (f) wären. Sie bestehen aus einer weichen, homogenen Substanz, in der ein heller Kern mit Nucleolus liegt. Indem sie an Grösse zunehmen, sieht man statt des einfachen Nucleus die Zahl der- selben sich mehren und um jeden Kern einen Hof der Grundsubstanz des ganzen Sectors (g). Nach und nach mit dem Wachsen der Eierstocks- beere verschwinden die Contouren der Sectoren und man erblickt jetzt an ihrer Stelle nur einen Haufen kleiner Kerne mit zugehörigem Hofe einer klaren Grundsubstanz (h). Während diese Umwandlung erfolgte, ist aber auch im Stiel der Eierstocksbeere eine neue Substanz auf- getreten: in ihm ist unterdessen Fett und grünes Pigment erschienen, letzteres in kleinen Körnchen, ersteres in grösseren farblosen Tropfen. 10 Mit der Zunahme dieser beiden Elemente schwillt der Stiel der Eier- stoccksbeere erst spindelförmig an (f) und während jetzt zwischen der Beere selber und ihrem bauchig aufgetriebenen Stiel noch eine Ein- kerbung sich markirt, so schwindet solche, indem die Fettkugeln an Zahl fort und fort wachsen (g) und immer mehr nach oben gegen die Beere vordringen, vollständig (h), und man hat dadurch eine grosse ovale Anschwellung, die der Hauptmasse nach aus Fettkugeln und grünen Pigmentkörnchen besteht und an ihrem obern Pole den klein- zelligen Haufen zeigt, welcher aus den drei grossen zellenartigen Ab- schnitten in der ursprünglichen Eierstocksbeere (wahrscheinlich durch fortgesetzte Theilung) entstanden ist. Das ganze Ei umschliesst jetzt eine homogene Haut, das CGhorion. Wie der fernere Verlauf der Ent- wickelung lehrt, ist die bezeichnete Zellenmasse am einen Pol des Eies der Keimscheibe anderer Thiere zu vergleichen. Von ihr aus wächst ein bandartiger Streifen gegen den entgegengesetzten Pol hin (£), er verläuft nicht ganz gerade, sondern macht zwei leichte Biegungen, scheint eine ziemliche Dicke zu besitzen, ist frisch vollkommen hell, trübt sich nach Essigsäure und besteht aus denselben kleinen, wasser- klaren Zellen wie die Keimscheibe selbst. Nimmt man es freilich ganz genau mit seiner elementaren Zusammensetzung, so ist der Ausdruck Zelle in dem Sinne zu nehmen, wie man auch statt Furchungskuge! Furchungszelle antieipando sagt, denn es sind die Elemente des Strei- fens kleine Kerne, wovon jeder einen Hof klarer Grundsubstanz um sich hat. Der charakterisirte Streifen entspricht der Bauchseite des Embryo und aus ihm entstehen, indem er sich verbreitert, den Dotter umwächst und sich gliedert, die Mundtheile, Antennen, Beine, damit wohl auch Muskeln, das Nervensystem, die Haut, Der reife Embryo ist von brauner Farbe und seine Chitinhülle ist schön gestrichelt. Aus dem Umstande, dass mir kein einziges Männchen aufgestossen ist, son- dern nur Weibchen und da ferner alle diese bis auf junge Thiere herab zahlreiche Embryonen im Leibe hatten, die sich in angegebener Weise entwickelten, ist es mir höchst wahrscheinlich, dass die Coceiden sich auch in dieser Hinsicht den Aphiden anschliessen und als Ammen be- trachtet werden können. Es scheinen auch hier Generationen hindurch nur weibliche Thiere zu entstehen, die ohne männlichen Einfluss neue Brut produciren. Uebrigens will ich nicht vergessen zu bemerken, dass mir um die bezeichnete Jahreszeit keine eilegenden Coceiden vor- gekommen sind, sondern nur die beschriebene Form, welche den vivi- paren Aphiden entspricht, sich aber, was Gliederung der Eierstocks- röhren und erste Entwickelung des Embryo angeht, in Manchem von letzteren unterscheidet, in welcher Hinsicht ich auf meinen Artikel: Einige Bemerkungen über die Entwickelung der Blattläuse, Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, 1850, S. 62, verweisen darf. 11 Vergleichen wir die eben mitgetheilten Beobachtungen über die Genese des Eies und Embryos des Coccus mit denselben Vorgängen bei anderen Insecten, so macht sich als besonderer Unterschied he- merklich, dass die Zellen, welche hier in der Eierstocksbeere ent- stehen, ohne weiteres durch ihre Vermehrung, man könnte sagen durch eine Art Furchung, die Keimscheibe bilden, um welche sich dann die Dottersubstanz secundär anlegt. Diese Art der Ei- und Embryonal- bildung steht sehr eigenthümlich da, sie würde aber eine nicht ver- einzelte Erscheinung sein, wenn sich, wie man es schon vermuthet hat, das Keimbläschen im Ei mancher Thiere wirklich durch unmittel- bare Zellenproduction in die erste Embryonalanlage hinüberbilden sollte. Dann könnte man die hellen Zellen in der Eierstocksbeere des Goccus ihrer Bestimmung , nach einem Keimbläschen analog halten und die seeundäre Abscheidung des Dotters im Stiel der Eierstocksbeere, die mir übrigens als Zelleninhalt aufzutreten scheint, würde im: Einklang mit der Dotterbildung bei anderen Insecten erfolgen. Woher das Chorion kommt, war nicht zu beobachten. Doch glaube ich nicht, dass es hier aus Zellen hervorgeht, wie es Stein durch so genaue Untersuchungen für andere Insecten erwiesen hat, sondern so viel ich sehe, ist das Chorion bei Coccus eine structurlose, das Ei umschliessende Haut. Anbangsweise will ich noch berichten, dass sich in der Leibes- höhle fast aller erwachsenen Individuen eigenthümliche Körperchen in grösster Menge fanden, die durchaus an Pseudonavicellen erinnerten. Es sind spindelförmige, scharfgezeichnete Gebilde (Fig. 5) von 0,004” Länge, ‚die immer frei, nicht in Zellen eingeschlossen beobachtet wurden und in Essigsäure und Natronlösung sich nicht veränderten, Ihre Ver- mehrungsweise liess sich‘ aus den verschiedenen vorliegenden Formen leicht abnehmen: die eine Polspitze wächst etwas in gerader Richtung aus, dann verdickt sich dieser Fortsatz zu einem rundlichen, birn- förmigen Körperchen. Während dieses wächst und allmählich die Spindel- gestalt des Mutterkörperchens annimmt, ändert es auch seine Stellung zu letzterem dadurch, dass es mit diesem einen Winkel bildet. Hat das Tochterkörperchen die gleiche Grösse des Mutterkörperchens erreicht, so löst sich seine Verbindung mit diesem, es wird selbständig. Die be- zeichnete Art der Vermehrung dürfte demnach unter den Begriff der Sprossenbildung zu stellen sein. Fig. 4: Rıg. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. 12 Erklärung der Abbildungen. Darmkanal von Coccus hesperidum (geringe Vergrösserung): a Schnabel und Mund; 5 Schlund; c Magen; d Darm; e!'e* die beiden Blindsäcke, wovon e? aufgerollt in einem eigenthümlichen Schlauch f liegt; g g.die beiden Malpighischen Gefässe. Zwei Zellen des Fettkörpers (starke Vergrösserung): a frisch, man unterscheidet die Hülle, den Kern und den Fetttropfen; b mit Essig- säure behandelt, ein Theil des Fettes ist in Tropfen c aus der Zelle ausgetreten, der in der Zelle zurückgebliebene Theil erscheint kry- stallinisch. Ein Abschnitt des Gehirnes der Puppe von Coceus hesperidum (starke Vergrösserung): aaa die grossen hellen Nuclei mit ihrem Nucleolus; bbb der feinkörnige Hof, welcher sie umgibt; ccec die Bündel von Nervenfibrillen, welche aus letzterem hervorgehen. stellt einen Theil des weiblichen Fortpflanzungsapparates bei starker Vergrösserung dar: a Scheide, in dieselbe mündet b das Receptacu- lum seminis; ‚cc die Eileiter; d, e, f, g, h, i zeigen die Eierstocks- bläschen und damit die ersten Entwickelungsformen des Embryo, und zwar d die jüngsten Blasen, e etwas gestielte, in ihnen drei zellen- artige Abschnitte deutlich /, im Stiel der Blase sammelt sich Dotter an, die drei zellenartigen Abschnitte haben an Grösse zugenommen; g der Dotter vermehrt sich, die drei zellenartigen Abschnitte haben zahl- reiche Kerne mit Nucleolis hervorgebracht; h die Dottersubstanz ist so gewachsen, dass die aus den zellenartigen Abschnitten hervorgegan- genen Nuclei, welche zusammen jetzt eine Keimscheibe vorstellen, nebst dem Dotter zu einem ovalen Ei geworden sind; i die Keimscheibe hat sich zu einem bandartigen Streifen verlängert, der der künftigen Bauchseite entspricht; k der Streifen hat sich verbreitert, umwächst den Dotter und zeigt schon seinen Uebergang in den Kopftheil und die Extremitäten. Gebilde, den Pseudonavicellen ähnlich aus der Leibeshöhle; verschie- dene Formen, die Vermehrungsweise derselben darstellend. (Starke Vergrösserung.) ! Tarsusende des Coccus hesperidum bei starker Vergrösserung: «a die kleineren, b die grösseren gestielten Suugnäpfe. Ueber die Entwickelung von Doliolum, der Scheibenquallen und von Sagitta. Briefliche Mittheilung an A. Kölliker von €. Gegenbaur. Mit Fig. 7, 8, 9 auf Tal. I. Messina, Mitte März 4853. Gestätten Sie mir, dass ich Ihnen vor meiner Abreise von Messina noch einige, in jüngster Zeit gemachte Beobachtungen mittheile, und sogleich damit beginne, Ihnen eine für die Lehre des Generations- wechsels nicht unwichtige Thatsache zu schildern. — Unter dem Namen Doliolum Troschelii beschreibt Krohn eine von ihm nur selten beob- achtete Doliolum-Art, von nicht viel über 3” Länge. Dieses Thier hun hatte ich in Zoll langen Exemplaren zu untersuchen Gelegenheit (Fig. 7). Eine Kieme vermisste ich gleichfalls stets, und auch der Darm war selten vollständig erhalten; Nervensystem, Herz und Bauchrinne waren immer gut conservirt. Am meisten fiel sogleich der mächtig entwickelte Keim- stock auf, der am hintern Leibesende vom Rücken entspringt, und nicht selten eine Länge von 2 Zoll erlangt hatte. Sein cylindrischer, kaum Y,” im Durchmesser haltender Körper zeigte sich bei den mei- sten Individuen dicht mit Knospen besetzt, und der ganze Keimstock erschien so einem Fiederblatte nicht unähnlich. An der Basis des Keim- stockes sassen die jüngsten Knospen, und so reihten sich in dichter Folge immer ältere an, bis zum Ende des Keimstockes, wo sich immer eine grössere oder geringere Anzahl schon losgelöst hatte. In der wei- tern Anordnung der Knospen konnte man leicht mehrere symmetrische Reihen unterscheiden, jederseits nämlich eine äussere, deren älteste Thiere bis zu 4” maassen, und zwischen diesen auf der Bauchfläche des Keimstockes noch zwei innere Reihen von Sprossen, deren älteste höchstens "/,” Länge erreichten. Wiederum zwischen diesen Knospen, 14 in der Medianlinie des Keimstockes bemerkte man noch viele, meist ganz unentwickelte Sprossenbildungen. Sämmtliche Reihen beginnen an der Basis des Keimstockes mit gleich kleinen Knospenanlagen. “ Sie können sich nun meine Ueberraschung denken, als ich bei weiterer Untersuchung eine bedeutende Formverschiedenheit zwischen den Knospen der äussern und jenen der innern Reihe vorfand. Die ersteren (Fig. 9) sind meines Wissens noch unbeschriebene Thiere von kahnförmiger Gestalt. Mit einem kurzen, vom hintern Leibesende ent- springenden Stiele, der noch einen schuppenartigen Anhang trägt, sind sie am Keimstocke befestigt. Eine ovale vordere Leibesöffnung, die schräg vom Rücken zur Bauchfläche verläuft, führt in eine geräumige Athemhöhle, an deren hinterer Wand die mit zwei Reihen Spalten versehene Kieme liegt. Diese sitzt, nach dem Ascidientypus, fast dicht an den Wänden, hierin sehr verschieden von dem ächten Doliolum, wo sie, als ein Septum durch die Leibeshöhle gespannt, die letztere in zwei Räume theilt. Der Darm befindet sich im hintern Winkel der Athemhöhle, ist ähnlich wie bei Doliolum geformt, durchbohrt aber mit seinem Endstücke die Rückenwand des Thieres und mündet da nach aussen. Bauchrinne, Herz und Nervenknoten stimmen ziemlich mit Doliolum überein; letzterer findet sich an der vordern Spitze des Kör- pers. Muskelbinden sind nur zwei vorhanden, die, ungeschlossen, ‚um die vordere Leibesöffnung gehen. Eine hintere Leibesöffnung existirt nicht. Die mittlere Reihe von Knospen besteht dagegen unzweifelhaft aus Thieren, die dem Dol. dentieulatum Q. et Gaim. entsprechen; sie sitzen mit einem von ihrer Bauchseite entspringenden kurzen Fortsatze am Keimstocke an, Ich brauche Ihnen dies von Krohn genau beschriebene Thier nicht näher zu schildern. Den bis jetzt bei der Gattung Dolio- lum bekannten Verhältnissen zufolge sollten nun diese durch Knospung erzeugten Thierformen geschlechtlich sein, keine von beiden liess aber eine Spur von solchen Organen erkennen, die doch hier sonst immer, wie auch bei den Salpen, sehr früh sich ausbilden; wohl aber erkenne ich an jenem Stiele, der die Knospen der innern Reihe (Dol. dentieul.) mit dem Keimstocke verbindet, die jungen Knospen einer dritten Ge- neration! Der Stiel wird zum Keimstocke des Sprösslings, seine Knos- pen entwickeln sich weiter, wenn der Sprössling sich abgelöst. Solche vereinzelte geschlechtslose Individuen von Dol. dent. finden sich äussert häufig in verschiedenen Stadien. Ob das von der Seite des Keim- stockes hervorgesprosste Thier sich gleichfalls wieder durch Knospung vermehrt, oder ob sich nachträglich Geschlechtsorgane bei ihm bilden, diese Frage muss ich offen lassen, doch scheint mir für ersteres Ver- halten sich grössere Wahrscheinlichkeit zu bieten. Die etwaige An- nahme einer Umwandlung des Dol. dent. in das Dol. Trosch. (das, 15 beiläufig erwähnt, Krohn jetzt für identisch mit Dol. eaudatum Q. et Goim. hält) würde, abgesehen von der Verschiedenheit der Muskel- binden u. s: w., einfach durch die so verschiedene Ursprungsstelle des Keimstocks wiederlegt. Ich hatte das Vergnügen, von den Herren Sars und Krohn diese Thatsachen bestätigt zu sehen. Die beiliegende kleine Skizze stellt in Fig. 7 ein Dol. Trosch. mit Sprossen besetztem Keimstocke dar, Fig. 8 das Ende des Keimstocks vergrössert und Fig. 9 ein Thier aus der untern Sprossenreihe noch mehr vergrössert (Seiten- ansicht). — Ausführlicheres behalte ich mir vor. Ich glaube, Ihnen in einem frühern Briefe der Brut einer Bougain- villea Erwähnung gethan zu haben, und will hier noch nachträglich beifügen, dass der infusorienförmige Embryo nach mehrtägigem Herum- schwimmen sich mit dem einem Körperende festsetzte und sich all- mählich in einen Polypen umwandelte, der wohl zur Abtheilung der Coryneen gehört. Von dem nur 0,15” langen Stämmchen, das von einer hornigen Hülle umkleidet ist, erhebt sich ein keilförmiger Kör- per, mit nur vier im Kreuze stehenden Tentakeln (fast wie bei Stau- ridium), bei einigen Exemplaren erkenne ich an der Basis die Anfänge von Stolonen. h Von einer Oceania (O. pileata oder flavidula?) erhielt ich ein ähn- > Jiches Resultat, indem die Larve nach vollendetem Schwärmestadium sich gleichfalls fixirte und mit einer hornigen Hülle-umgab. Einen Polypenkörper konnte ich bis jetzt mit Bestimmtheit noch nicht er- kennen, obgleich ein Exemplar schon zwei beträchtliche Stolenen ab- schickte. Nachträglich will ich hier noch einige Worte über die Entwicke- lung der Sagitta, die ich mit vielem Interesse studirte, beifügen: Aus dem Furchungsprocesse geht ein Embryo hervor, der, von runder Gestalt, zweierlei Zellmassen erkennen lässt, eine centrale, aus kleinen, und eine scharf davon abgegränzte peripherische aus grösseren Zellen. An einer Stelle der Oberfläche entsteht nun eine Einstülpung, die sich allmählich bis ins Centrum fortsetzt, als erste Anlage des Darms. Der Einbryo scheint nun in die Länge zu wachsen, wobei er sich, er vollkommen die Eihöhle einnimmt, allmälig krümmt und so arlig zusammengerollt im Eie liegt. Man unterscheidet die Leibes- mit dem wie ein Verticalseptum sie durchziehenden Darme, noch keine inneren Organe. Häufig macht der Embryo in die- Zustande Zuckungen, und bei Behandlung mit Essigsäure werden Muskelbänder des Leibes, als vollständig ausgebildet und mit den feinen Querstreifen versehen, sichtbar. Die Flossen bilden sich I als einfache seitliche Auswüchse des Körpers. So verlässt das Thier ' 16 die Eihülle, etwa ®/," lang, und trägt schon vollkommen den Cha- rakter des ausgebildeten. Die anderen Organe müssen sich erst ausser- halb des Eies entwickeln. Bei der ganzen Entwickelung, von der manche Stadien, namentlich die nach vollendeter Furchung sehr schwer zu verstehen sind, kommen nirgends Cilien zum Vorschein. Wenn mich nicht die Anatomie dieses Thieres überzeugt hätte, dass es weder den Pteropoden, noch den Heteropoden angehört, so hätte dies sicher die Entwickelung lehren müssen, die nicht einmal mit dem Molluskentypus den geringsten Einklang hat. Was Sagitta für eine Stellung einnimmt, will ich nicht entscheiden. eo Zur Anatomie und Physiologie. der Retina. Erwiederung auf eine Mittheilung des Hrn. Prof. A. Kölliker von Adolph Hannover, = Eine der wichtigsten Thatsachen, die ich in meinen vor 43 Jahren publicirten Untersuchungen über den Bau der Netzhaut feststellte, war die Verlegung der Schicht der Stäbe und Zwillingszapfen auf die Aussen- - fläche der Ausstrahlung des Sehnerven, und ich würde kaum je zur - Vertheidigung derselben genöthigt worden sein, wenn nicht ein Aus- - druck Kölliker's in einer in der Sitzung der physikalisch-medicinischen - Gesellschaft zu Würzburg am 3. Juli 1852 gemachten Mittheilung «zur - Anatomie und Physiologie der Retina» leicht zu einem Missverständnisse - Veranlassung geben könnte. Kölliker sagt nämlich, «dass in Folge einer neuen Reihe von Erfahrungen die Ansicht von Treviranus wiederum als die richtigere sich enigegenstellte». Treviranus steht als Repräsen- tant derjenigen älteren Beobachter, welche die Ausbreitung des Seh- nerven auf die Aussenfläche der Schicht der Stäbe und Zapfen ver- legten, und da man von ihm nicht vermuthen darf, dass er, wie einige Beobachter, während der Untersuchung eines Präparats die Innenfläche der Netzhaut mit der Aussenfläche verwechselt habe, kann seine Täu- ung nur auf einer Verwechselung der Sehnervenausstrahlung - mit en umgefallenen und in Reihen oder Streifen gelagerten Stäben be- Kölliker's Ausspruch möchte daher, wie ich zeigen .werde, nur als ein sich seinen physiologischen Folgerungen anpassender, nicht aber mit der anatomischen Ansicht von Treviranus verträglicher Ausdruck betrachtet werden; er kann aber von dem Unkundigen missgedeutet werden, und zum Theil um diesem vorzubeugen, bin ich gegen diesen ausgezeichneten Forscher in die Schranken getreten. Obgleich Kölliker's Beobachtungen und Folgerungen, wie es mir vorkommt, zu sehr auf die Untersuchung menschlicher Augen, in - denen die Verhältnisse schwieriger als in den übrigen Thierclassen erkannt werden, fussen, glaube ich doch nicht, dass sich mit Aus- . | Zeitschr, f, winsensch. Zoologie, V. Bd 2 18 nahme der eigenthümlichen Localitäten wesentliche Verschiedenheiten von Säugetbieraugen herausstellen, auf welche ich, um den Irrthümern zu entgehen, welche leicht bei der Untersuchung älterer oder mit künst- lichen Mitteln behandelter Präparate entstehen, meine Untersuchungen beschränkte. Daher ich auch hier der Chromsäure, deren Gebrauch ich zuerst in.der mikroskopischen Anatomie einführte, und mit deren Anwendung man mich wohl vertraut halten wird, jetzt, wie früher, nicht das Lob sprechen kanı, wie Kölliker, "und am wenigsten möchte ich Jemandem rathen, an «in Chromsäure etwas geschrumpften Präpa- raten » irgend eine Untersuchung der Netzhaut zu machen, wie A. Müller gethan hat. Wegen des Einflusses der Säure auf die Stäbe ist sie zur Untersuchung dieser Gebilde durchaus untauglich, wogegen es H. Müller und Kölliker auf diese Weise feine Schnitte durch die Dicke der Netz- haut zu machen gelang, was ich zur Zeit meiner Untersuchungen aus Furcht, dass die Elementartheile in Unordnung gerathen würden, nicht probirte. Dagegen hält sich die Sehnervenausstrahlung ‘in der Regel gut und tritt mitunter sogar noch deutlicher hervor, da sie aber im frischen Zustande am leichtesten von allen Theilen der Netzhaut sich untersuchen lässt, fand ich keinen Grund, eine künstliche Behandlung vorzuziehen. Dem Einfiusse der Chromsäure schreibe ich z. B. die von Kölliker in seiner Gewebelehre des Menschen Fig. 303 dargestellte colossale Grösse der Zapfen zu. Während meinen Untersuchungen der Netzhaut zuerst im Winter 1839-40 und während der Wiederholung und Bestätigung derselben zwei Jahre später bei der Anfertigung der Zeichnungen für meine «Recherches microscopiques sur le systeme nerveux» karn es mir öfters vor, als ob sich innerhalb der Schicht der Stäbe und Zapfen ein strei- figes Wesen vorfände; ich habe desselben nicht erwähnt, ‘das Bild steht aber noch nach so langem Verlaufe klar vor mir. Ich finde ferner, indem ich die originalen Aufzeichnungen von jener Zeit durch- gehe, dass ich öfters (beim Barsch, Frosch, Sperling, Ochsen) Stäbe (nicht Zapfen) beobachtet habe, die an ihrem breiten innern Ende ein Kügelchen trugen, mitunter an einem feinen kurzen Faden hängend; ich bemerkte damals ausdrücklich, dass die Kügelchen nicht Bruch- stücke der Stäbe wären, obgleich sie oft denselben Durchmesser hatten. Es ist wohl möglich, dass ich jene feine Fasern vor mir gehabt habe, die nach den neuesten Beobachlungen von H. Müller und Kölliker vom innern Ende der Stäbe und Zapfen zu den Körnern der Körnerschicht und von da weiter zur Sehnervenaustrahlung geben, und ihre Beob- achtung ist eine wesentliche Bereicherung unserer Kenntniss der Netz- haut. Dagegen muss ich mich auf das Entschiedenste gegen (die Beob- achtung äussprechen, «dass die feinen Fäden an den conisch zuge- spitzten Enden der Stäbchen nicht gegen die Choroidea, sondern nach "ri innen gekehrt sind». Sämmtliche von mir ‚beschriebene Spitzen und Fäden sowohl der Stäbe als der Zwillingzapfen, so wie sämmtliche Zeichnungen, welche ich von den betreffenden Theilen gemacht habe, sind Spitzen und Fäden, die nach aussen kehren und in Jen häutigen Pigmentscheiden stecken; welche ‘senkrecht auf der Innenfläche‘ der Pigmentzellen stehen. Mit Unrecht gibt daher Kölliker in seiner Gewebe- lehre des Menschen ‘an, dass das äussere Ende der Stäbe dicker- ist und quer abgestutzt, wie er denn überhaupt viel weniger seine Auf- merksamkeit auf das äussere Ende der Stäbe gerichtet hat und gar nicht ihres Verhältnisses zu dem Pigment und den Pigmentscheiden, worin die äusseren Enden stecken, erwähnt. Mit Kölliker die Zapfen Stäbchen zu nennen, die hauptsächlich nur. in der äussern Form von ihnen abweichen, geht nicht an; denn ihre Substanz und ihre Ver- "änderungen durch äussere Einflüsse sowohl des Körpers als der Spitzen sind nicht allein von denen der Stäbe, sondern auch unter sich dureh- _ aus verschieden, wie man es vielleicht wegen der grössern ‚Feinheit schwieriger beim Menschen, leicht aber bei Fischen beobachten kann 2); 7 Jeh bin mit Koölliker nicht einverstanden, wenn er an der von mir im Gegensatz zu der Gehirnsubstanz sogenannten eigenthümlichen Netzhaut, welche aus den Stäben und Zwillingszapfen gebildet wird, «zwei beson- dere Theile unterscheidet, einen äussern, die eigentliche Stäbehenschicht, welche die freien Stäbchen und die an den Zapfen sitzenden Baeilli (die ieh nicht beobachtet habe) oder die Zapfenstäbehen enthält, und einen inmern, die Zapfenschicht, die von den Zapfen und den vorhin er- wähnten feinen fadigen Ausläufern der freien Stäbchen (und wohl auchı der Zapfen) gebildet wird.» Soll von einer doppelten Schicht die Rede ‚sein, so wird die innere von dem Körper der Stäbe und Zapfen, die äussere ‘von ihren eonischen Spitzen gebildet; man muss aber hier erstens erinnern, dass der Körper und die Spitze ursprünglich ein Ganzes bilden, obschon, wie ich auch gezeigt habe, die conischen izen leicht abbrechen und die Substanz der Körper von der der itzen verschieden ist, und dass zweitens die nach innen kehrenden en der Stäbe und Zapfen in einer Ebene liegen. Die Litcken, che da von aussen erscheinen, wo sich Zapfen befinden, werden öiden, welche um die Zapfen bedeutend länger und stärker sind, m die Stäbe, wie denn auch das pigmentirte Oel bei Vögeln und Es hersscht einige Nichtübereinstimmung in der Darstellung von H. Müller nd ‚Kölliker; so sagt H. Müller; «dass nicht selten beim Zerreissen der ketina sich eine Faser vollkommen isolirt, an deren äusserem Theil eine An- . ahl der sogenannten Körner sammt Stäbchen oder Zwillingzapfen wie die ohannisbeeren an ihrem Stiel haften,» Ich werde mich im Folgenden an "die Darstellung Kuliker'x halten y%* 20 Reptilien (Schildkröte) um die Stäbe und Zapfen von verschiedener Farbe ist. Die Lücken rühren nur daher, dass die Zapfen kürzer als die Stäbe sind, und deshalb in einer tiefer liegenden Ebene erscheinen, wenn die Stäbe im Focus sind. Dagegen bin ich mit Kölliker ganz ein- verstauden, jene Körner, die nach seiner Angabe mit den vom innern Ende der Stäbe und Zapfen ausgehenden Stiftchen verbunden sind, für kleine Zellen anzusehen, ich halte sie für Gehirnzellen von kleinem Durchmesser, sonst aber den übrigen Gehirnzellen in der Netzhaut ähnlich. Ob diese Zellen zwei Lagen bilden, lasse ich dahingestellt. Ich gehe jetzt zu den physiologischen Folgerungen über, die Kölliker aus seinen Beobachtungen zieht. In meiner kürzlich erchienenen Schrift über das Auge habe ich eine Theorie von den Stäben und Zwillingzapfen aufgestellt, der zu- folge jene Körper, die bei allen Thieren mit ihren nach aussen gerich- teten Spitzen in senkrecht stehenden Pigmentscheiden stecken, deren glatte Innenfläche bei Reptilien und Vögeln mit einem, gefärbten und das Licht stark brechenden Oele überzogen ist, als Hohlspiegel wirken, welehe die Lichtstrahlen auf die Sehnervenausstrahlung reflectiren. Die allgemeine Empfindung des Lichtstrahls, welche eine Faser auf ihrer ganzen Länge oder einem Theile empfangen hat, wird verstärkt und localisirt, indem der Lichtstrahl von den Spiegeln auf verschiedene Punkte der Faser zurückgeworfen wird. Diese Theorie, die von der von Brücke aufgestellten abweicht, beruht vor Allem auf dem sonst in der Nervenphysiologie überall gültigen Grundsatze, dass eine Lei- tung zum Bewusstsein (zum Gehirn) nur durch Nerven- oder Gehirn- fasern vor sich gehen kann. Kölliker meint aber, dass «die Annahmen, dass die Opticusausbreitung der eigentliche Sitz der Lichtempfindung sei, und dass die Stäbchenlage als ein physikalischer Apparat fun- ‚gire», nichts weniger als bewiesen sind, und dass dagegen «die Stäbehenschicht ein nervöser Apparat und höchst wahrscheinlich gerade der lichtempfindende - Theil der Retina ist». Diesen Ansichten kann ich in keiner Beziehung beitreten. Kölliker spricht zuerst der Sehnervenausstrahlung den Sitz der Lichtempfindung ab, weil 1) «diejenige Stelle der Retina, welche nur aus Nervenfasern besteht, nämlich die Eintrittsstelle des Sehnerven, keine Empfindung des objectiven Lichtes hat». Sonderbar genug habe ich dieselbe Einwendung zu Gunsten meiner Theorie angeführt, weil gerade an der Eintrittsstelle die Stäbe und Zapfen fehlen. Aber diese Stelle ist in der That nicht jeder Liehtempfindung beraubt; sie er- scheint im Gesichtsfelde als ein grauer Fleck, wogegen meiner Mei- nung nach ein deutliches Bild einerseits wegen jenes Mangels, anderer- seits wegen der in einer compacten Masse vereinigten Fasern nicht aufgefasst werden kann, «ähnlich wie auch die Gefühlsnerven an ihren ne 56 ) 21 Endigungen zu ganz anderen Leistungen befähigt sind als in den Stämmen.» 2) Nach Kölliker's Meinung «fehlt an dem Theile der Retina, welcher die schärfste Lichtempfindung bat, nämlich am, gelben Fleck eine zusammenhängende Lage von Opticusfasern ganz und gar». Dies ist aber nicht vollkommen richtig; denn die Fasern sind im gan-- zeu Umkreise des Foramen centrale in bedeutender und hinreichender Menge vorhanden. Und ferner ist es nichts weniger als erwiesen, dass gerade die deutlichste Lichtempfindung in jenem gelblich gefärbten Theile der Netzhaut ihren Sitz bat. Bedenkt ınan, dass, wie ich in meiner Abhandlung über das Coloboma gezeigt habe, das Foramen eentrale und aller Wahrscheinlichkeit nach auch die nächste Umgebung die Reste eines fötalen Zustandes sind, bedenkt man ferner den Mangel eines gelben Fleckes bei anderen Thieren, die dessenungeachtet eine deutliche Lichtempfindung besitzen, so könnte man mit ebenso gutem Rechte behaupten, dass der gelbe Fleck gar nichts mit einer deut- lichen Lichtempfindung zu thun habe. Da die Pupille nicht in der Mitte der Iris liegt, ist es zugleich eine Frage, ob eine Linie durch ihr mathematisches Centrum gerade das Foramen centrale trifft; ohne- dies kann diese Linie auch nicht durch das Centrum der Linse gehen, und ist folglich als Lichtstrahl betrachtet, einer Brechung unterworfen. ‚Endlich ist hier noch zu bemerken, dass nach Kölliker die Zapfen am zahlreichsten im gelben Fleck sind, wo nach Henle’s Beobachtung die Stäbe gänzlich fehlen. Gilt meine Theorie, so spricht jenes anatomi- sche Verhalten nicht zu Gunsten einer schärfsten Lichtempfindung gerade im gelben Fleck; soll auf der andern Seite Kölliker’s Meinung Gültig- keit haben, so spricht die geringere Zahl der von den Zapfen nach innen -gehenden Fäden im Vergleich mit’der grössern Zahl und grös- sern Feinheit der Stäbe gegen dieselbe. Und doch vermuthet Kölliker, «dass die eigentliche Stäbchenschicht ein feineres Empfindungsvermögen für mehrere zugleich auftretende Erregungen besitzt als die Schicht der Zapfen.» 3) «Bilden nach Kölliker die Opticusfasern eine so dicke Lage, dass jeder Lichteindruck nothwendig eine grosse Zahl von Fasern muss.» Diese Einwendung lässt sich ebenso gut (oder viel- leicht ebenso wenig) durch Hülfe meiner Theorie beseitigen als durch ‚die von Kölliker. Den Einwendungen, welche Kölliker gegen die Auffassung der und Zapfen als eines katoptrischen Apparats anführt, kann ich nur die von mir geschilderten anatomischen Verhältnisse entgegen- stellen, besonders die als Spiegel gebauten und zusammengefügten entscheiden, die ohne Ausnahme in allen Thierelassen vorkommen und deren ich auch überall in meiner Abhandlung über die Netzhaut Erwähnung thue. Fungirt der äussere zugespitzte Theil der Stäbe und Zapfen als Spiegel, so könnte man vielleicht den innern eylindrischen und 22 mit Pigment nicht umgebenen Theil dieser das Licht stark «reflectiren- den Körper als eine Cylinderlinse (lentille oeil ‚d’oiseau) betrachten. «Unbegriffen und sinnlos». wäre die Einrichtung eines Spiegels, «wenn er nicht als solcher‘ dienen sollte. — Die ‘Gründe, welche: Kölliker gegen die Sehnervenausstrahlung als Sitz der Liehtempfindung anführt, sind, wie ich gezeigt habe, nicht haltbar, ‚und‘ hierzu kommt noch; dass im ganzen Auge kein anderes Element vorhanden ist, welches die Leitung des Lichteindrucks zum Bewusstsein bewerkstelligen könnte, und auf eine Leitung kommt es doch eigentlich an, nicht ‚bloss. auf einen Sitzder Lichtempfindung; einen Lichteindruck oder Lichtempfang (vergl. Das Auge, pag. 8 sqq.). Ist ‚aber die‘ Sehnervenausstrahlung das allein Leitende des Lichleindrucks, so: wird jeder andere nicht ner- vöse Apparat nur ein accessorischer ‘oder rein physikalischer, welches hier namentlich von der Schicht der Stäbe und Zapfen, von den Pigmentzellen und den Pigmentscheiden gilt. Es ist mithin die von mir aufgestellte Theorie. nieht widerlegt; sie gewinnt im Gegentheil durch Kölliker’s eigene "Beobachtungen 'an Stärke; ‘denn jene Fasern, ‚welche vom innern Ende der Stäbe und Zapfen und von da «bündelweise zwischen ‚den Optieusfasern durch bis gegen die innere Oberfläche der: Opticusausbreitung verlaufen», setzen jenen physikalischen Apparat in noch innigere Beziehung zu der. Sehnervenausstrahlung, als ich bei Aufstellung meiner. Theorie ver- muthete. Am wenigsten wird meine Theorie durch die neueste von Kölliker widerlegt. Kölliker stellt näwlich eine Theorie auf, der zufolge «die Stäbehen und Zapfen der eigentlich lichtempfindende Theil der Retina sind». Hier kommt. es natürlicherweise vor Allem darauf an, zu beweisen, dass jene Elementartheile wirklich «wahre Nervenröhren » sind. ‚Die Gründe aber, welche Kölliker dafür anführt, sind durchaus gezwungen, und der Beweis weder hierfür noch für ihren directen Uebergang in die Sehnervenausstrahlung geliefert. Kölliker sagt: «was die Stäbchen selbst anlangt, so scheint mir aus ihrem: Verhalten im frischen. Zu+ stande, ihrer leichten Veränderlichkeit und ihrer Reaction gegen: Wasser und andere Substanzen unwiderleglich zu folgen, ‚dass dieselben: mit andern blassen Nervenröhren, namentlich den Opticusfasern in der Retina, auf eine Stufe zu stellen sind und. die. Natur. von: zarten, mit einem zähflüssigen, eiweissreichen und auch: fettführenden. Inhalt 'er- füllten Röhren besitzen.» Hiergegen ist, erstens zu; bemerken, dass die Stäbe ‚keine Röhren sind, an denen man eine begrenzende. Haut und einem‘Inhalt unterscheiden kann; sie sind ‚solide. Rörper,..deren einförmiger Bau sowohl im frischen Zustande, als ‚besonders bei ihren “ Veränderungen ersichtlich ist. : Daher ihnen auch, wie ‚Kölliker selbst eingesteht, ein Axeneylinder, der selbst in den feinsten Gehirnfasern 23 oder wenigstens in Gebirnfasern von: der Dicke der Stäbe beobachtet werden kann, abgeht. Aber besonders ihre Veränderungen weichen von denen, der Gehirn- und Nervenfäsern durchaus ab. Die Diagnose . dieser Fasern beruht auf ihren Varicositäten, und ‚dieser wesentliche und durchgängige Charakter fehlt den Stäben durchaus, mag auch irgend ein’ einzelner Stab mit einer seitlichen Anschwellung erscheinen. Man betrachte in dieser Beziehung nur die, Abbildungen in: meinen, Re- ‚eherebes mieroscopiques, auf welchen ich. im Masse die wesentlichen Veränderungen .der Stäbe sämmtlicher 'Thierklassen abgebildet habe, und es sind unter jener grossen Anzahl nur ein oder. zwei ‚Stäbe .ab- gebildet, deren äussere Form man an. einer. einzigen Stelle varicös nennen könnte; sonst findet sich Nichts angedeutet, das mit Varicosi- täten die geringste Aehnlichkeit hat, und doch ‚wird man wohl zu- geben, dass eine so leicht in die Augen fallende Eigenthümlichkeit,mei- ner Aufmerksamkeit nicht entgangen wäre; Die Veränderungen der Stäbe beruhen hauptsächlich auf ihrer Brüchigkeit, während im Gegen- theil die Veränderungen der Gehirn- und Nervenfasern grösstentheils der verschiedenen Zähigkeit der Substanzen, woraus sie bestehen, zu- zuschreiben sind. Daher werden auch die einzelnen Fasern in..der Sehnervenausstrahlung varicös, ja keine Gehirnfaser wird so. leicht varicös, als die noch im Sehnerven vereinigten-Gehirnfasern, wesshalb ihr normaler Zustand ‚schwierig darzustellen ist. - Auch auf den Ab- bildungen, die Kölliker ‘selbst in seiner Gewebelehre des Menschen Fig. 303 von den betreffenden Theilen gibt, sieht man weder Varico- sitäten an den Stäben, noch an den von ihnen abgehenden feinen Fäden, wohl aber an den Fasern der Sehnervenausstrahlung. Ferner ist ‚die Substanz der Stäbe keine feltige, weil sie Wasser einziehen können und breiter werden, ja nach längerer Zeit im Wasser sich fast auf- lösen, während dagegen die fettige Natur des, krümeligen Nerven- _ inhaltes von Keinen bezweifelt wird. Endlich spricht die verschiedene Dicke der Stäbe in verschiedenen Thierelassen und in derselben Thier- ‚dlasse (vergl. Rech, microscopiques Fig. 55 von Esox und Fig. 56 von Pleuronectes) nicht für eine Aehnlichkeit ‚mit Gebirnfasern, deren ke in der Sehnervenausstrahlung überhaupt in allen Thierclassen dieselbe ist. ve r die Natur der Zapfen ist Kölliker zweifelhafl. Ihr Aus- hen und besonders ihre Veränderungen sowohl des Körpers als der zen durch äussere Einflüsse sind von ‚denen der Stäbe durchaus hieden, so wie sich denn auch hier nicht die entfernteste Aehn- t mit Gehirnfasern nachweisen lüsst. Jedoch liegt die Annahme hr nahe, dass diese Körper, welche in allen Thierclassen entweder als; einfache Zapfen ‚oder als Zwillingzapfen neben den Stäben vor- kommen, ihrem Wesen und ihrer Bedeutung nach mit diesen über- 24 einstimmen. Auch sehe ich nicht ein, dass es hier auf die Deutung des dunkeln Körpers in ihrem Innern ankommen sollte. Derselbe er- scheint unter veränderter Beleuchtung als ein heller einfacher oder doppelter Körper und gibt die Stelle an, wo die Spitzen des Zapfens abgebrochen sind, ist daher weder ein Kern noch ein Fetttropfen, die übrigens, wo sie pigmentirt sind, nicht «in den Zapfen» liegen, sondern auswendig sitzen und der Pigmentscheide angehören. Es ist deshalb ein grosser Irrthum A. Müller’s, wenn er die verschieden gefärbten Kügelchen der Netzhaut der Vögel an das innere Ende der Stäbe ver- legt. — Für die nervöse Natur der von den Stäben und Zapfen zu den Körnern und von da nach innen zur Sehnervenausstrahlung gehen- den Fasern ist der anatomische Beweis auch nicht in entferntester Weise gegeben, und doch ist dieser Beweis ebenso nothwendig für die Gültigkeit der Theorie Kölliker’s als der Beweis für die nervöse Natur der Stäbe und Zapfen. Das Fehlen der Stäbe und Zapfen an der Eintrittsstelle des Seh- nerven, welches Kölliker als den zweiten Beweis für seine Theorie anführt, habe ich zu Gunsten meiner Theorie benutzt; da jedoch dieses Verhältnisses schon oben erwähnt ist, kann ich es hier übergehen. Ist also nach dem Vorhergehenden bewiesen, dass die Stäbe und Zapfen nicht nervöser Natur sind, ja dass Alles gegen eine solche An- nahme spricht, so fällt die ganze Theorie Kölliker’s, und es nützt uns nichts, «eine schöne Uebereinstimmung in der Grösse der kleinsten noch zu unterscheidenden Zwischenräume zweier Körner und der Durch- messer der Stäbchen und Zapfen » zu haben. Selbst wenn sich eine solche Uebereinstimmung bei dem Menschen und den Säugethieren herausstellt, so fehlt sie doch in allen übrigen Thierclassen, wo, wie gesagt, sogar in derselben Thierclasse die Dicke der Stäbe ausserordentlich abwechseln kann, während die Dicke der Fasern in der Sehnervenausstrahlung dieselbe bleibt. Jedenfalls kann Kölliker nicht mit Recht die Ueber- einstimmung als Beweis für die Richtigkeit seiner Theorie anführen. Dem Bedenken, welches Kölliker selbst seiner Theorie entgegen- stellt, «dass es doch schwer sei zu begreifen, dass gerade die äusserste Retinalage die lichtempfindende sein solle,» will ich mit einer andern Bemerkung begegnen, wie es möglich ist, dass das Licht die innerste Retinalage, nämlich die Sehnervenausstrahlung treffen kann, obne eine Empfindung darin zu erregen. Besitzt die Ausstrahlung kein anderes Gefühl als dasjenige des Lichts, muss nothwendigerweise das Gefühl erst in ihr erregt werden, früher wenigstens, als in der hinter ihr liegenden Schicht der Stäbe und Zapfen. Dies ist eine ganz natürliche Einwendung gegen Kölliker’s Theorie, und es scheint mir mit seiner Ansicht unverträglich, wenn er sagt: «was wir Licht nennen, ist doch höchst wahrscheinlich nichts anderes, als eine Function der Central. ) | } 25 organe, in denen der Sehnery wurzelt, und nicht eine Thätigkeit des Nerven selbst, dessen Bedeutung vielmehr nur die ist, das Central- organ zu erregen.» Mehr wird nach meiner Theorie nicht verlangt, als dass die Sehnervenausstrahlung zur Erregung der Centralorgane oder zur Leitung des Lichts zum Bewusstsein diene, worauf erst später die secundäre oder localisirende Thätigkeit der Stäbe und Zapfen eintritt. Ob die Thätigkeit dieser Körper eine verschiedene oder analoge ist, welche Rolle die Körner spielen u. s. w., darüber lassen sich nur - Vermuthungen aufstellen, die für die Würdigung unserer Theorien über- haupt obne Werth sind. Endlich will ich mit einem Bedenken schliessen, wozu ich wohl nach dem gegenwärtigen Stande der Untersuchungen berechtigt bin. Gesetzt auch, dass die Stäbe und Zapfen nebst den von ihnen zu den Körnern und von da zur Sehneryenausstrahlung gehenden Fasern nervöser Natur sind, so steht doch nach den vor- _ liegenden Untersuchungen fest, dass «an den Opticusfasern weder be- stimmte Fasertheilungen, noch ein Zusammenhang mit den (genannten) radiären Fasern sich erkennen lässt»; aber eine Nervenleitung mit _ Unterbrechung der Leitung und nur durch Contact ist doch wohl eine Unmöglichkeit. j ' Kölliker’s Schlussbemerkung, dass seine Theorie die Auffassung der Stäbe und Zapfen «als eines auch katoptrischen Apparates keines- wegs ausschliesst und unmöglich macht», wende ich natürlicherweise ganz zum Vortheil meiner Theorie. Copenhagen, den 19. Februar 4853. Zusatz von A. Kölliker, Gegenüber dieser Mittheilung von Han- nover erlaube ich mir an diesem Orte nur die kurze Bemerkung, dass ich, ohne Hannover’s grosse Verdienste um unsere Kenntniss vom Bau der Retina zu misskennen, doch von dem, was ich über den Bau und die Function der Netzhaut ausgesagt habe, nichts zurücknehmen kann und alles in derselben Weise festhalte, wie ich es in den Verhand- lungen der phys.-med. Gesellsch. v. Würzburg, Bd. lIl, ausgesprochen ‚habe. Ebenso steht H. Müller zu allen seinen Kngaben über den Bau \ ‚Retina der Thiere. Ausführlicheres in dem bald erscheinenden eft meiner Mikroskop. Anatomie. Deber eigenthümliche Organe der Mundschleimhaut des Elephanten, von Prof. Filippo de Filippi in Turin. Mit Fig. 10 auf Taf, 1. An den Alveolarrändern des Elephanten fand ich bei einer kürzlich vorgenommenen Zergliederung dieses Thieres eine Reihe von kleinen ‘Gruben von 6—8 Mm. Tiefe, welche auf den ersten Blick drüsiger Natur zu sein schienen. Die Oberfläche dieser Gruben, von denen vier auf jeder Seite, und zwar die grössten der Mittellinie am nächsten sich befanden, war roth und hatte ein körniges oder warziges Aussehen, welches, wie schon mit einer Lupe zu erkennen war, von vielen gefäss- haltigen Papillen herrührte. Verfertigte man sich einen senkrechten Schnitt durch eine dieser Gruben und das benachbarte Gewebe, so erkannte man drei Substanzen. Zuerst in der Nachbarschaft der Grube unter dem Epithel einen dichten derben Filz von Bindegewebe und elastischen Fasern, dann als Wände der Grube selbst und im Zusammen- hang mit dem erwähnten Gewebe eine röthliche weiche Substanz, end- lich auf dieser einen lebhaft rothen von den Papillen und ihrem Epithel gebildeten Saum. In der röthlichen Substanz nun unter den Papillen, von denen jede eine zierliche Schlinge eines geschlängelten Capillar- gefässes enthält, findet sich ausser vielen Blutgefässen, Bindegewebs- und elastischen Fasern noch ein besonderes histologisches Element, näm- lich viele gestielte Bläschen, welche wie aus concentrischen, zum Theil durch eine klare Flüssigkeit voneinander geschiedenen Lamellen zu bestehen scheinen und mit der innersten Lage in einen Kanal sich fortsetzen, welcher ebenfalls Flüssigkeit enthält und nichts anderes als der eben erwähnte Stiel ist. Weder in der Höhle dieser Bläschen, noch auch in dem Stiel war irgend etwas vorhanden, das einem Epithelium sich vergleichen liess und ebenso fehlte auch in den Lamellen jede Andeutung von Kernen, wie übrigens auch aus der beigegebenen Zeichnung hervorgeht, die vollkommen naturgetreu ist. Ueber den Bau 27 dieser Bläschen kann auch das vielleicht noch Aufschluss geben, dass, als ich einmal. eines derselben comprimirte, die innerste Schicht zu- gleich mit, dem'Stiel aus dem Halse des Bläschen austrat und die zwei folgenden der Reihe nach mit sich. zog, ‚so ‚dass es den Anschein hatte, wie wenn ein dreifach, eingestülpter Schlauch sich entfaltete. | Was die Stiele ‚oder Gänge dieser Bläschen anlangt, deren Ver- lauf ein leicht wellenförmiger ist, se habe ich. nie eine, Vereinigung derselben zu Gesicht bekommen, ‚doch muss ich bekennen, dass es mir nie gelungen, durch einen Schnitt einen derselben in seiner ‚ganzen Länge bloszulegen. Wenn es erlaubt ist, eine Vermuthung zu äussern, so möchte ich es für das Wahrscheinlichste halten, dass dieselben in die oben besprochenen Gruben. sich öffnen. Weder die Bläschen noch ihre Kanäle hängen mit dem Binde- und elastischen Gewebe der rötblichen Substanz näher zusammen; doch findet sich um dieselben herum und durch einen kleinen Zwi- schenraum von ihnen getrennt, eine Lage von Fasergewebe mit be- sonderer, und zwar mehr ringförmiger‘ Anordnung der Elemente, so dass so eine Art Scheiden oder Hüllen um die beiderlei Gebilde ent- stehen, die an Schnitten unter dem Mikroskop selbst im Ion Zu- “ stande als solche sich erkennen lassen. Die Grösse der Bläschen ist verschieden, je nachdem dieselben mehr oder weniger gefüllt erscheinen. In der Regel misst ihr längerer - Durchmesser Y, Millimeter und kann man, etwas mit diesem Gegen- stande vertraut, dieselben an den Snkrächten Schleimhautschnitten schon von ‚Kngen erkennen. Zum Schlusse komme ich zur schwierigen Frage nach der Bedeu- tung dieser Bläschen. Sind dieselben secernirenden Follikel oder viel- leicht Organe der Empfindung, ähnlich den Pacini’schen Körperchen? Die Aehnlichkeit in der Form mit diesen letztern ist so gross, dass ich sehr geneigt bin, auf diese Seite mich zu schlagen, doch kann die Frage nicht als ausgemacht betrachtet werden, bis und so lange nicht auch Nerven an den Bläschen gefunden sind, was mir leider nicht gelang. Doch ist nicht zu vergessen, dass ich die Untersuchung erst zweilen und den folgenden Tagen nach dem Tode des Elephanten hmen konnte und daher vielleicht die Nerven schon so verändert "waren, dass ihr Nachweis nicht mehr gelang. Noch will ich bemer- ‚ dass in den Gruben, unter denen die Bläschen sitzen, von einem ndern Secrete durchaus nichts wahrzunehmen ist. Sollte man daran Anstoss nehmen, dass ich Körperchen, die in n hohlen Stiel sich verlängern und wahrscheinlich frei ausmünden, den geschlossenen Pacint’schen Körperchen vergleiche, so bemerke ich, dass ich nicht von einer vollkommenen Uebereinstimmung habe reden wollen. Vielleicht hätte ich besser gethan, die Bläschen des 28 Elephanten mit den verschiedenen Formen der sogenannten Schleim- kanäle der Fische zu vergleichen, die auch nach aussen münden und zufolge der neueren Untersuchungen doch höchst wahrscheinlich als eigenthümliche Sinnesapparate anzusehen sind. — Auf jeden Fall wer- den noch weitere Untersuchungen (zu denen vielleicht auch andere Thiere als der Elephant sich eignen, da es. nicht wahrscheinlich ist, dass die beschriebenen Bläschen ihm allein zukommen) anzustellen sein, bevor die Bedeutung der fraglichen Organe mit Sicherheit bestimmt werden kann. Erklärung der Abbildung auf Taf. I. Fig. 40. Senkrechter Schnitt durch einen Theil eines der beschriebenen Grübchen vergrössert. Die Abbildung ist ganz nach der Natur, mit Ausnahme der Theile des Ka- nales 5b’, der mit punctirten Linien gezeichnet ist. a Bläschen; b Stiel des- selben; c Scheide oder Hülle beider; d Gefässschlingen in den Papillen; e Epi- thel dieser. Ueber die Seitendrüsen der Spitzmäuse. Von Br. Theodor v. Hessling in München. Der eigenthümliche durchdringende Bisamgeruch, welchen genannte Thiere um sich verbreiten, ist eine alte Erfahrung. Die Teleologie der Wissenschaft setzt ihn zu ihrem geschlechtlichen Leben in die nächste Beziehung. Denn das kümmerlich ausgestattete Auge, die finsteren Verstecke, die nächtlichen Raubzüge dieser kleinen einsiedlerischen Gloutons erheischen noch andere Mittel, um einander zu ihren Liebes- _ abentheuern locken zu können: mit dem Geruche müssen sie sich gegenseitig suchen. Auch scheinen wirklich die Functionen des Orga- nes, welchem die widerlichen Bisamdüfte entsteigen, einer gewissen physiologischen Periodicität zu unterliegen. Diese zeigt sich in einer mächtigern Entwickelung der Drüsen, namentlich bei den erwachsenen _ Männchen, in der bedeutenden Zunahme der Stärke des Geruchs zur Zeit der Begattung. Andererseits erklären sich aus diesem An- und Abschwellen die widersprechenden Resultate, zu welchen verschiedene Forscher freilich bisher ohne optische Beihülfe kamen. So konnte z. B. J. Müller diese Drüsen bei einer einheimischen Art, R. Wagner ‘) bei ‚Sor. tetragonurus nicht finden. Nach Fahrer und Gemminger ?) sollen ® an jungen Thieren nicht sichtbar sein. Ihre erste genauere anatomische Darstellung verdanken wir Geof- roy St. Hilaire®). Nach ihm *) befindet sich zu beiden Seiten des ieres (S. giganteus, S. constrietus), etwas näher den Vorder- als erläufen ein schrägkantiger Wulst, welcher mit zwei Reihen kur- r, steiler, vom tibrigen Körperhaare verschiedenen Haaren besetzt #) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. Leipzig 4834, 8. 287. 4%) Fauna boica. 1,'8. 73. M&moire sur les glandes odoriferantes des Musaraignes., Mm. du Museum dhistoire natur, Vol. I. Paris 4845, pag. 299344. — Bullet. de la soc. philom, 4816, pag. 36. BE. 08,20%. 30 ist (bourrelet en biseau, qui se compose de deux rang6es des poils courts et roides. Chaque rangee, en cherchaut a se renverser sur lautre, y est retenue et adossee). Letztere werden stets mit einem kleberigen Stoffe überzogen und sehen fettig aus. Um den Wulst zieht sich ein kahler Saum; dadurch springt die abweichende Vertheilung jener besonders zur Sommerszeit noch besser in die Augen. Dem äussern Hautwulst entspricht eine grosse, gefäss- und nervenreiche Drüse, welche über einen grossen Theil der innern Hautoberfläche sich ausbreitet, den ganzen Raum zwischen beiden Extremitäten einnimmt und nach vorn bis nahezu an die grossen Achseldrüsen (Winterschlaf- drüsen, Fettzellendepot) reicht. Sie besteht aus einem elliptischen, mit der Cutis festverwachsenen Kerne, welcher durch sein dichtes Gewebe (tissu serre), seine gleichartigen Molecüle und Chocoladenfarbe sich auszeichnet, so wie aus einer grossen Menge lebhaft roth gefärbter ihn umgebender Drüsenkörner ‚(points glanduleux). In den Drüsen- kern senken sich die Haare und bilden mit ihren Wurzeln den äussern Wulst (composent cette ardte). Einen Ausführungsgang fand Geoffroy nicht, er glaubt daher, dass das Drüsensecret neben und längs der Haare aussickere, Meine Untersuchungen wurden an jungen wie ausgewachsenen Exemplaren von ÜCrossopus vulg., Sorex vulg. (tetragonurus), Croci- dura leucodon angestellt. Sie führten mich zu. nachstehenden Resul- taten, bei deren Schilderung ich, hauptsächlich die Beschreibung von Crocidura im Auge behalten werde. Zu beiden Seiten der Wirbelsäule, etwa 0,75 Centim. von ihr ent» fernt, findet man nach einigem leisen Zur nokstreifen der Körperhaare einen ziemlich dicken hervorspringenden Hautwulst. _ Derselbe beginnt ungefähr über der dritten oder vierten falschen Rippe und verliert sich in den Hypochondrien nach hinten in der übrigen Hautbedeckung. Seine Länge beträgt 4 — 1,5 Centm., seine Breite 2—2,5 Mm. Er ist mit weissen oder AN. kurzen, von vorn nach hinten schräge liegenden und sehr steifen, fast borstigen Haaren besetzt, welche auf seiner Kante etwas dünn gesäet sind. Bei verschiedenen Arten und zu verschiedenen Zeitabschnitten steht diese Hautleiste allerdings nicht immer auf gleicher Höhe ‘ihrer Ausbildung, sie ist oft gänzlich mit, der übrigen Hautdecke verstrichen. Es gehörte aber zu den Seltenheiten, wenn die genannten Haare durch ihre von den übrigen abweichende Stellung und auffallende Stärke den beireflenden Ort nicht theilweise andeuteten. Macht man nun etwa eine Linie weit von diesem Wulste seiner ganzen Länge nach einen Schnitt in die Haut und präparirt sie nach vorn und hinten von dem unterliegenden Fettpolster und ‚den Muskel- lagen zurück, so zeigt sich auf ihrer innern Fläche, ersterm ganz 31 entsprechend, ein dünner, 4,5 Gentm. langer, 3 Mm. breiter Kör- per von verschieden intensiver rothbrauner Färbung. Derselbe ver- liert sich nach hinten, immer dünner und schwächer werdend in der Gegend der untern Hälfte der Bauchmuskeln, nach vorn zieht er sich in einen 4 Mm. breiten, rothen Streifen aus. Dieser geht, in äusserst feine Bündelchen zerfallend, theils um den Bug nach vorn, theils erstreckt er sich über den Rücken bis an den Hinterkopf, ja bis hinter das Ohr. Die übrige innere Hautoberfläche bat eine schwach gelbliche oder gelblich rothe Färbung und bei eben getödteten Thieren zierliche, mit Blut injieirte Capillarnetze. Diese verschiedenen Farbentöne rühren in letzter Beziehung von dünnen Muskelschichten, einem eigentlichen - Hautmuskel, im erstern Falle von der dahinter liegenden, mit verschie- dener Mächtigkeit angehäuften Drüsensubstanz her. Die Drüsenelemente sind fast ausschliesslich Kanälchen. Sie er- cheinen vielfach gewunden, ineinander verschlungen, von gelber Farbe und verästeln sich nicht. selten, ohne gerade in ihrem Durchmesser, dabei abzunehmen. Letzterer beträgt als Mittel vieler Messungen 0,023" (0,044 — 0,048” bei Crossop. vulg., 0,046 — 0,024” bei Sor. vulg., 0,048 — 0,020” bei drei bis vier Wochen alten Exemplaren, 0,042 — 0,045” bei Crocid. leucodon). Die Kanälchen haben eine Hülle und einen ıhz Die erstere ist vollkommen structurlos und von wechselnder )ieke, welche an den Ausführungsgängen bedeutend zu (0,0095 Croc. ue,), gegen das Ende abnimmt (0,0007" Sor. vulg.), stellenweise janz unmessbar wird, in Mittel aber auf 0,0012” anzuschlagen ist. Der lt besteht aus Zellen von verschiedener Gestalt, bald von runder, balc ‚von drei-, vier- und vieleckiger, bald von keilfürmiger, ovaler, her, in letzterın Falle stehen sie wie Gylinderepitelien pallisaden- aneinander gereiht. Die Lage derselben in den Kanälen ist be- inders bei erwachsenen Thieren eine dicht gedrängte, oft so, dass ihre ntouren ganz unkenntlich werden. Sie haben ein fettes, glänzendes, chsernes, ihrer Gonsistenz nach ein festes Aussehen und eine schwach be Färbung. Die Grössenverhältnisse schwanken je nach ihrer Lage, nach den physiologischen Zuständen des Organes. Der Querdurch- sser der runden und polygonalen Zellen ist 0,006” (z. B. 0,004— " Crossop. vulg., 0,005 — 0,006” Sor. vulg., 0,004—-0,0085”" bei en, 0,007 — 0,008” Crocid. leuc.), der der oyelen 0,009”, Ihr Kern wird schwer sichtbar, fast immer vom Inhalte bedeckt ann selbst mit Keagentien nicht leicht dargestellt werden; er rägt 0,003 — 0,005”. Der Zelleninhalt ist ein halbweiches Fett mit ir geringen Beimischung eiweissartiger Stoffe. An ersteres scheint netrante Riechstofl gebunden zu sein. Schon auf ein flüchtiges nen des Objects über der Spiritusflamme, noch mehr auf Zu- a von Re tien, wie Essigsäure, eaustisches Natron, Alkohol, Aether, 32 tritt es in verschieden grossen Tropfen aus den Kanälen und Zellen, Letztere nehmen dabei an Umfang zu (0,042 Croc. leuc.), werden pral- ler, durchsichtiger. Nach dem Erkalten und Erstarren des Fettes neh- men sie ihr früheres Volumen wieder an, schrumpfen zusammen, der übrig gebliebene eiweissartige Inhalt erscheint feinkörnig mit mehr oder weniger Fetttröpfchen vermischt. Die Lage der eben beschriebenen Drüsenkanäle, welche in man- cher Beziehung an die Schweissdrüsen der übrigen. Säugethiere erin- nern, befindet sich über der dünnen Hautmuskellage und dicht unter ‘dem Corium in einer zwar nicht mächtigen, aber von zahlreichen Ge- fässen und Nerven und einzelnen Feitzellenconglomeraten durchzogenen Bindegewebsschichte. Sie sind hier enge aneinander gedrängt mit viel- fachen Windungen und Knäueln, in welchen ihre stumpfen, blinden Endigungen stecken. Je mehr sie sich voneinander entfernen und in getrenntem Verlaufe weit über die Grenzen des äussern Hautwulstes mit ihren Verästelungen unter der Haut hinziehen, um so weniger sind sie äusserlich erkennbar. Daher rührt es, dass man sehr oft an entfernten Stellen, z. B. bei Untersuchungen der Haut von der Kopi- oder Rückengegend noch solche vereinzelte Drüsenschläuche zu Gesicht bekommt. Mit ihrem Eintritte in die Lederhaut, um nach aussen zu münden, verwandelt sich der gewundene Verlauf in den gerade. gestreckten. Der Durchmesser nimmt. um ein gutes Viertel, ja oft die Hälfte (0,044 — 0,025” : 0,024 — 0,045") stetig ab, bis endlich die Kanälchen in.der Gegend des Grundes der Haarbälge sich zu einem eigentlichen Aus- führungsgange abschnüren. Derselbe, 0,005— 0,007" im Durchmesser; } durchzieht zwischen den Haarsäcken und Talgdrüsen fast senkrecht das Corium und mündet, gegen dessen äussere Oberfläche an Breite wieder zunehmend (0,007 — 0,009") trichterförmig zwischen den Epi- dermialbildungen aus. Die Oeffnungen messen im Durchmesser 0,010 — 0,042” und befinden sich zwischen den Haaren an der dem äussern. Hautwulste entsprechenden Stelle in ziemlich gleichen Abständen ( 0,03") voneinander. Die Ausführungsgänge, welche ziemlich nahe beisammen liegen, werden von ebenfalls senkrecht aufsteigenden dünnen Binde gewebsbündeln begleitet um ihnen als festeres, vielleicht bei. de Secretion als contractiles Gerüste zu dienen. Dass die Membran. der Ausführungsgänge stetig an Dicke zunehme, ist bereits erwähnt wor- den; ihr Inhalt weicht von dem der übrigen Kanälchen wenig ab nur sind die polygonalen Zellen, welche sie ganz ausfüllen, etwa kleiner (0,003: 0,006”). Zwischen ihnen kommt namentlich an de trichterföormigen Ausmündung viel feines Fett in verschieden grosse Tropfen vor. Ein den Drüsenkanälchen eigenthümliches, ihre Wan- dung auskleidendes Epitelium habe ich stets vergeblich. gesucht, s: 33 dass also hier letzteres mit den Secretionszellen zusammen zu fallen scheint. Die Drüsenelemente werden endlich von Gefässen und Nerven in grosser Menge versorgt. Des ansehnlichen Gefässnetzes in der Binde- gewebeschichte zwischen Corium und Hautmuskel wurde schon ge- dacht. Gefässe, bereits mit den Anfängen eines complieirteren Baues (0,007 0,009"), so wie structurlose Capillaren (0,00&— 0,006”), welche zu ‚weiterer Verästelung ins Corium aufsteigen, umspinnen die Knäuel der Kanälchen. Ebenso umschliugen die äusserst zahlreichen, zur Haut gehenden Nerven die Drüsenconglomerate, ohne jedoch directe Fasern an sie abzugeben. Sie laufen blos durch und an den Windungen der Kanälchen vorbei. Fasst man schliesslich die eben aufgezählten Gewebselemente zu- sammen, wie die Haufen dicht aneinander liegender Drüsenknäuel, Bindegewebebündel zur Stütze ihrer Ausführungsgänge, die Bestand- iheile der Haut selbst, so erhalten wir besonders in den Zeiten starker Turgescenz sämmtlicher Theile einen in der äussern Bedeckung hervor- springenden gleichfalls zeitweise an- und abschwellenden Hautwulst. " Die Beschreibung dieser Seitendrüsen gestattet mir, noch einige ‚Blicke auf die übrigen histologischen Verhältnisse der Haut bei diesen Tbieren zu werfen. Sie sind im Allgemeinen einfacher als bei den übrigen Säugethieren, aber wegen der Kleinheit der. Elementartheile wird ihre Erkenntniss und richtige Deutung um so schwieriger, so dass man nur mit starken Vergrüsserungen guter Instrumente !) zu einem ‚gewünschten Resultate gelangen kann. aim ») Ich kann bier eine kleine Bemerkung nicht verschweigen. Es ist eine be- sonders unter Anfängern: verbreitete Ansicht, dass man nur mit Mikroskopen aus bestimmten optischen Instituten, z. B. von Paris, etwas Erspriessliches - leisten könne. Das ist irrig. Abgesehen davon, dass auch das beste In- - strument den Mikroskopiker allein nicht macht, so bringt auch eine 'viel- jährige Erfahrung zu der Ueberzeugung, dass wir noch lange nicht nöthig haben, aus Deutschland herauszugehen, um Instrumente zu bekommen, mit welchen man noch mehr entdecken könnte, als es einem gegenwärtigen lebenden Forscher überhaupt möglich ist. Nach dem jetzigen Standpunkte wird sich kaum ein Unterschied in den optischen Leistungen unter den In- " strumenten eines Amici, Oberhäuser, Nachet und denen deutscher Künstler (Plössl, Schiek, Nobert, Beneche und Wasserlein) herausstellen, es wird sich schwerlich ein Object finden, welches mit dem einen, aber nicht mit dem andern Instrumente erkannt werden könne. Solche einseitige Anpreisungen beruhen meist auf Unkenntniss. Auch München kann gegenwärtig mit genannten Instituten concurriren. Wenn in früheren Jahren die Mikroskope aus dem weltberühmten optischen Institute der f Herren Merz und Söhne den Anforderungen der Wissenschaft nicht vollends entsprachen, so erheischt es jetzt Wahrheit und Gerechtigkeit, dieselben zu h einer weitern ‚Verbreitung zu empfehlen. Ja es wurde vor Kurzem Zeitschr, f, wissensch, Zoologie, V, Bd. 3 34 Die Hautbedeckung der Spitzmäuse (am Rumpfe) wird von fol- genden Theilen gebildet, von der Oberhaut, der eigentlichen Leder- haut mit den von ihr beherbergten Haaren und Talgdrüsen, dem Unter- hautbindegewebe, dem Hautmuskel, von Gefässen und Nerven. Die Epidermis bat eine Horn- und Schleimschichte, deren Zellen- lagen das 'Corium überall gleichmässig überziehen. Ihre Dicke ist variabel, im Mittel 0,045”, an der Austrittsstelle der Haare 0,05". Die spröde Horpschichte legt sich zwischen den Haaren in Falten und Runzeln, welche auf der Oberfläche das Bild von polygonalen Feldern hervorbringen. Die physikalischen, chemischen und histologischen Eigen- schaften bieten übrigens nichts Abweichendes dar. Nicht selten trifft man von den Zellenlagen ringsum eingekapselt, die Eier einer Milben- art, von der Dotterfurchung an bis zur vollständigen Entwickelung des Thieres. Die Lederhaut besitzt eine ziemliche Derbheit und wechselnde Dicke, im Mittel von 0,12” (Sor. leucod.). Den Hauptbestandtheil ihres festen Gewebes macht Bindegewebe aus. Dieses erscheint theils in isolirten Fibrillen, theils in verschieden dicken Bündeln, welche sich netzartig miteinander vereinigen und vielfach durchkreuzen. Elasti- sches Gewebe ist nur sparsam in ihr vertreten und meist in embryo- naler Form, d. h. an den dünnen Fasern lässt sich noch mit: Leichtig- keit ihr früherer Ursprung aus Zellen nachweisen, auch spindelförmige, in genannlem Institute der Versuch, Mikroskop-Objectiv-Systeme aus vier Elementen, drei positiven und einem negativen, zu fertigen, wobei das letztere nebendem, dass es die Vergrösserung des sonst aus nur positiven Elementen bestehenden Systemes um ein Bedeutendes steigert, auch die sphärische, wie chromatische Aberration corrigirt und den Einfluss der Deckgläser compensirt, mit grossem Erfolge belohnt. Die Einriehtung des Systemes ist der Art, dass das negative Element durch eine Schraube bei constanter Entfernung des positiven Elementes von dem Oculare seine Stellung zu ändern vermag. Dadurch können zugleich die Focalabstände des ganzen Systemes sich ändern und Deckgläser von mehrerlei Dicke Anwendung finden. Das erste der Art ausgeführte System steht zu Ober- häuser’s Nr. 9 bezüglich der vergrössernden Kraft wie 8:5 und gibt bei 800 D. (für 8” Sehweite) wirkliche überraschende Bilder, welche an Hellig- keit und Schärfe nichts zu wünschen übrig lassen. Ueberdies nimmt bei der Beurtheilung eines Instrumentes die Einrichtung seines Messinggestelles und die Vollkommenheit der Arbeit desselben keine untergeordnete Stellung ein. Gerade hierin leistet genanntes Institut bezüglich der Genauigkeit und Sorgfalt, Feinheit und Sauberkeit wirklich Vortreflliches, so. dass es fast den Instrumenten Schiek’s, welcher in dieser Beziehung alle anderen Opti- ker bisher weit übertrifft, den Rang abgelaufen hat. Mögen die Herren Merz in ihrem Eifer nicht erkalten, mögen sie namentlich der definirenden Kraft ihrer Objeetiven ebenso, wie bisher der penetrirenden Rechnung tra- gen: man kann nur ihnen und der Wissenschaft Glück dazu wünschen. 35 kernhaltige kleine Zellen kommen vor. Glatte Muskeln fehlen, ebenso eine Pars papillaris corii: die Rumpfhaut hat nur retieulären Bau. Von dem untersten Theile der Epidermis grenzt sie sich durch eine äusserst - dünne, oft nicht messbare, homogene. Membran (basement membrane) ab. Zwischen die Maschen ihres Gewebes sind Haare und Talgdrüsen in diese Membran eingesenkt. "Die Haare haben je nach der Körperregion und dem Alter der Thiere eine weisse, braune oder grauschwärzliche Farbe, deren Inten- sität von der Menge des Pigments und ‚der eingeschlossenen Luft ab- hängig ist. Ihr Durchmesser schwankt im Allgemeinen zwischen 0,004 und 0,020”, das Ende läuft in eine dünne (0,0007 — 0,004"), bisweilen nicht mehr messbare Spitze aus. Die Rindensubstanz des Schaftes ist leicht brüchig, längsstreifig, stellenweise fein punktirt, deutlich ge- strichelt und aus vielen, fest miteinander verbundenen, spindelförmi- gen Fasern. zusammengesetzt. An sehr jungen Exemplaren und nach der Behandlung mit heisser Schwefelsäure oder kochendem caustischen Natron tritt ihr früberer Ursprung aus spindelförmigen, in die Länge gezogenen Zellen deutlich hervor. Diese Faserzellen messen 0,0015” in die Breite, 0,006 — 0,012’ in die Länge, sind bei weissen Haaren farb- - los, fast durchsichtig, und enthalten bei farbigen zwischen und in sich mehr oder weniger körniges oder diffuses Pigment. Ihr Kern lässt sich bisweilen, besonders an weissen Haaren erkennen, häufig ist er’ durch die Pigmentablagerungen gänzlich unsichtbar. ‘Die Dicke der Rinde wechselt, im Allgemeinen verhält sie sich zu der des ganzen Haares, etwa wie 0,0045 : 0,045”; an vielen Haaren ist die Rinde so dünn, dass die Contouren des Markkanales dicht unter dem Oberhäutchen zu liegen scheinen. Beim Uebergange des Schaftes indie Zwiebel wird bei lebenskräftigen Haaren die Rinde etwas breiter, ihre Faserzellen mit den Kernen treten deutlicher vor und nähern sich allmählich der runden Form. Der eylindrische, von der Wurzel: bis nahe an die Spitze sich allmählich verjüngende Markkanai macht bei weitem den gröss- ten Theil der Haaresdicke aus. Nur in wenigen Ausnahmen fehlt er gänzlich. Er enthält Zellen und Luft. Erstere liegen gewöhlich in ein- facher, manchmal zu zwei Reilien hintereinander. Ihr Längen-, wie Breitendurchmesser, ihre Anzahl nimmt gegen die Spitze des Haares Diese Zellen enthalten bei weissen Haaren kein, bei farbigen kelbraunes, kürniges Pigment in verschiedener Quantität, aber durch- keine Luft, wie Kölliker, Gegenbauer und andere Histologen von "Markzellen anderer Thierhaare angeben. Vielmehr dringt letztere on Aussen durch die Risse und Spalten der brüchigen Rinde zwischen sie hinein und verwandelt ihre ursprünglich runde oder polygonale Form in. die vieleckig abgeplattete, wobei der Breitendurchmesser den - Längendurchmesser bei weitem übertrifft. Die Zellen. sind durch den 3% k 36 Druck der eingeschlossenen Luft zusammengeschrumpft, eingetrocknet und es entsteht ein regelmässiger Wechsel zwischen den viereckigen, meist pigmentirten Zellen und den gleichgestalteten. eingeschlossenen Luftbläschen mit dem bekannten röthlichen bis dunkelblauen . Licht- reflexe. Nach der Behandlung der Haare mit kochendem caustischen Natron nehmen die vom Drucke befreiten Zellen ihre ursprüngliche runde Form (0,005—0,008”) an, werden prall und platzen oft; der feinkörnige oder pigmenthaltige Inhalt lockert sich auf und füllt sie entweder vollständig oder nur bis zu einer gewissen Entfernung aus. Der granulirte Kern (0,003— 0,004”) ist bei weissen Haaren leicht, bei braunen nur bisweilen zwischen den Pigmentkörnern erkennbar. Gegen die Spitze des Haares verwandeln sich, die immer kleiner und seltener werdenden Zellen in ovale, läugliche, während sie in der Gegend der Haarwurzel, kegelförmig sich erbebend, in gedrängter Lage und noch rundlicher Gestalt angetroffen werden. In einzelnen Haaren fehlen sie gänzlich und sind durch stellenweise Anhäufungen von Pigmentkörnern vertreten. Das Oberhäutchen verhält sich wie bei andern Haaren. Es hat eine zwischen 0,002 — 0,004” ‚wechselnde Dicke, welehe etwa Y,—!, des ganzen Haares ausmacht, und besteht aus sich deckenden, oft von der Haarachse zackig wegstehenden Epitelialplättchen von 0,044 — 0,03” Länge und 0,005” Breite. Bisweilen ist nach Schwefel- säurezusatz ein Kern (0,003) in ihnen erkennbar. Der Haarbalg und die mit ihm als Wurzelscheide eingestülpte Epidermis zeichnen sich durch Einfachheit ihres Baues aus; sie erinnern dadurch an die embryonalen Zustände desselben Organes bei anderen Thieren. Die Haarbälge stecken in Zwischenräumen von 0,03— 0,04” in der Gutis bis nahe an ihre untere Fläche, stellen 0,09 — 0,12” lange, oben 0,008 — 0,044” breite, .nach unten allmählich anschwellende (0,045”) Säck- chen dar, welche rund oder spitzig oval endigen und vollkommen ge- schlossen sind. Sie bestehen aus einer structurlosen, glashellen, gegen Reagentien nicht sehr empfindlichen, 0,0007 — 0,0009” dicken Haut, und sind die Einstülpungen der oben erwähnten, beim Menschen nur im Embryonalzustande vorkommenden basement membrane. Bei den Haarsäcken anderer Thiere entspricht diese Membran, welche Kölliker !) zuerst erwähnte, der der äussern Wurzelscheide zunächst angrenzen- ‚ den Haut, während die übrigen Häute des Balges, die äussere Längs- und innere Querfaserschichte hier gänzlich fehlen. Die auf ihrer ganzen Innenfläche als Wurzelscheide befindliche Zellenlage, welche den Haarschaft enge umschliesst, ist kaum als eine doppelte anzuerkennen. Sie ist verschieden dick, an der Einsenkungsstelle des Balges 0,009"", 1) Histologische Bemerkungen Nr. 44 u. 42 der Mittheil. der Züricher nalur- forschenden Gesellschaft. 4847. ee 37 gegen die Mitte und das geschlossene Ende 0,002”. Die Zellen sind polygonal, kernhaltig, abgeplattet und messen 0,004 —0,005”. Die weitern Verhältnisse des Haares in seinem Balge variiren, je nachdem dasselbe jung und lebensfähig oder dem Ausfallen /jährlicher Haar- wechsel) nahe ist. Im erstern Falle erbebt sich auf der im Grunde des Balges befindlichen hellen Zellenlage hügelförmig ein, blastemartiger Haufen, der sich nach oben in den Schaft unmittelbar fortsetzt.. Der- selbe ist von weicher Consistenz und mit schwarzbraunen oder schwar- zen Pigmentkörnern so dicht angehäuft, dass Zellen schwer zu er- kennen sind. Erst'gegen den Anfang des Schaftes treten die Körner in einer den Zellen angehörigen Form hintereinander zusammen. In diesem schwarz gefärbten Hügel sind die Zellenanfänge für das Mark, die Rinde und Epidermis noch nicht differenzirt. Diese Sonderung tritt erst gegen das zweite Drittel der Balgeslänge zur Erscheinung. Unter- liegen die Haare dem Wechsel, so gestalten sich die Dinge folgender- maassen. Im Grunde des Balges wird der Zusammenhang der eben beschriebenen Theile aufgehoben. Zuerst reisst das Oberhäutchen und zieht sich mit trichterförmiger Ausstülpung nach oben zurück. ; Die Rindensubstanz, noch aus länglichen, kernhaltigen und auf der Kante "stehenden Zellen zusammengesetzt, hebt sich von dem im Grunde zu- rückbleibenden Haufen (Haarkeim) ab und contrahirt sich zu einem faserigen stumpfen Kolben. Mit dieser Continuitätstrennung verschwindet das Pigment schon sehr früh, so dass der noch im Corium steckende Schaft wahrscheinlich schon vor seiner Trennung das Pigment verliert und: wegen des Mangels an Mark viel dünner als der freie, pigment- haltige wird. Als Zeichen eines neuen Haarnachschubes schnürt sich ‚der Balg in seinem Grunde kugelförmig ab, neue Zellenbildungen, so _ wie einzelne Pigmentkörnchen kommen in diesem abgeschnürten Theile ‚zum Vorschein, und allmählich erhebt sich mit steter Massenzunahme ein blasteinartiger Hügel zur weitern Fortbildung eines neuen Haares. In der Mitte seiner ganzen Länge, ungefähr 0,05” von seinem Grunde ‚stülpt sich der Haarbalg beiderseits zu den Talgdrüsen aus. "Sie sind mehr in ihrer Grösse als Gestalt Schwankungen unterworfen, oval mit stumpfen Enden, 0,003 —0,017”' breit, 0,025 — 0,055” lang. Ihr schräg unten nach obeh in den Haarsack sinintindender Ausführungsgang gerade oder gewunden, 0,003” breit und 0,04” lang. Sie bestehen einer structurlosen Hülle, welcher ein Epitelium von polygonalen, Zellen (0,004') aufsitzt; und einem Inhalte, dessen 0,006” grosse, örnchen enthaltenden Zellen dicht aneinander gedrängt in ersterer Die Ausführungsgänge sind zu klein, um in ihnen Zellen er- kennen zu können, nur gelbliche Fettkörnchen aus den Zellen treten in verschiedenen Anhäßfungen in ihnen hervor. In der Nähe der Moschusdrüsen und besonders in dem oben beschriebenen seitlichen 38 Hautwulste erreichen sie zur Zeit der’ Turgescenz eine bedeutende Grösse: ihre Breite steigt auf 0,035”, ihre Länge auf 0,07”; die Zellen strotzen von gelblichem Fette. In einzelnen seltenen Fällen münden sie nicht in den Haarbalg, sondern direct, immer zu zwei, auf die äussere Oberfläche der Haut. Ihre Ausführungsgänge sind dann viel länger (0,05”) und 0,0045” breit, öfter imiteinander verschlungen und haben an ihren Enden eine trichterförmige (0,004— 0,006") Erweiterung. Das Unterhautbindegewebe ist, wie schon erwähnt, der Haupt- _ träger der Bisamdrüsen, 'Gefässe und Nerven; es wird von einzelnen Fibrillen durchsetzt, in dessen Zwischenräumen über grosse Strecken des Körpers verschieden starke Lagen quergestreifter Muskelbündel als Hautmuskel eingeschoben sind. Die Fettzellen (0,004 — 0,006”) liegen in länglichen Häufchen oder Läppchen beisammen und werden von einer besondern gefässhaltigen Bindegewebshülle umgeben. Die Gefässe, vom Unterhautbindegewebe ins Corium übertretend, bilden als Capillaren (0,0025') daselbst um Haarbälge und Talgdrüsen zierliche Netze, sind aber, besonders an der Peripherie, nicht gerade in besonderer Menge vorhanden. Bezüglich des Verlaufes und der Endigungsweise der Nerven habe ich schliesslich noch Folgendes zu bemerken. Die für die Haut be- stimmten Nervenbündel treten zwischen den Muskeln hervor an die untere Fläche derselben. Daselbst angelangt, vereinigen sie sich, über- und nebeneinander liegende Primitivfasern in wechselnder An- zahl enthaltend, sowohl im Hautmuskel, als auch besonders im Unter- hautbindegewebe in Begleitung der Gefässe untereinander zu zahl- reichen Plexus. Diese haben einen verschiedenen Durchmesser und | Gestalt, durchziehen und umspinnen mannichfach die‘ Moschusdrüsen wie Haarbälge. An beiden genannten Orten erkennt man in ihnen mit ” Leichtigkeit und unzweifelhaft häufige Theilungen der 0,004 — 0,002'" 7 dieken, dunkelrandigen Primitivfasern. Es treten nun dreierlei'Möglich- keiten der Endigungsweisen in der Lederhaut ein. Entweder gehen‘ hier und da von diesen Plexus einzelne dunkelrandige Nervenfasern zwischen die Haarbälge bis ungefähr zur Höhe der Talgdrüsen, al daselbst schlingenartig um und kehren zu den Plexus zurück. Das ist bei weitem der seltenere Fall. Oder mehrere Primitivfasern treten von den Plexus zwischen die Haarbälge, bilden in gleicher Höhe: wie vorhin, zu dünnen, nur ein bis drei dunkelrandige Fasern enthalten- den Biindeln vereinigt, ‘abermals Plexus, welche mit ihren er Maschen vornehmlich die Talgdrüsen umfassen. Von diesen laufen als- dann die einzelnen Fibrillen aus, um in gleich anzugebender Weise an der Peripherie zu sendigen. ı Oder die aus den tiefern Plexus auf- tauchenden dunkelrandigen Primitivfasern wandern zwischen den Haar- bälgen, bisweilen daselbst sich noch theilend,, direet an die Oberfläche 39 der Lederhaut. Auf dem Wege dahin nehmen sie in ihrem Durch- messer stetig ab, gehen in feine, blasse, den embryonalen Nerven- fasern ähnliche Fäden über, welche unter vielfacher Theilung und gegenseitiger Vereinigung mit den Zweigen anderer Fibrillen zahlreiche bis dicht unter die Epidermis reichende Plexus von verschiedener Grösse bilden. Gegen die Mitte des Coriums sind Fäden dieser Netze noch etwas dicker, messen 0,0005— 0,0009", haben in den Winkeln an ihren Zusammentrittsstellen kleine knötchenartige Anschwellungen, diejenigen der dieht unter der Epidermis liegenden, die Haarbalg- _ mündungen umspinnenden Netze aber werden immer dünner, wie die feinsten Bindegewebsfibrillen, nicht mehr messbar und der Durchmesser ihrer Maschen nimmt gleichfalls ab. Es setzen sich somit, ähulich wie im elektrischen Organe, die sich theilenden, dunkelrandigen Primitiv- fasern unmittelbar in blasse, sogenännte embryonale Fibrillen fort, welche auf der ganzen Oberfläche der Haut nach vielfachen Veräste- lungen und Anastomosen weit- und engmaschige Netze bilden, wäh- rend die schlingenförmige Endigung mehr zu den ‚Ausnahmen gehört. Ueber das Verhalten der Nerven ia der Haut der Extremitäten bin. ich wegen der dicken Epidermis und Pigmentlagen bis jetzt noch zu kei- nem befriedigenden Resultate gekommen. eur Histologische Bemerkungen über den Polypterus bichir. Von Dr. Fr. Keydig. Hierzu Tafel U. u. II. Herr Prof. Kölliker hatte die Güte mir aus den Vorräthen der hiesigen zootomischen Sammlung einen Polypterus bichir zur beliebi- gen Zergliederung zu überlassen. Es war ein sehr wohl erhaltenes weibliches Thier von fast 21, Fuss Länge. Die Anatomie dieses inter- essanten Fisches ist durch die Arbeiten von Geoffroy St. Hiluire, (Annales du Museum. d’Hist. nat. Tom. I. u. Descript. de lPEgypte) Agassis (Poissons fossiles) und vorzüglich in letztrer Zeit durch Joh. Müller (über den Bau und die Grenzen der Ganoiden, Abhandlungen d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 4844) fast vollkommen bekannt ge- worden, allein es schien mir denn doch der Mühe werth zu sein, ver- ‚ Schiedene Theile des betreffenden Fisches auch bezüglich ihres feineren Baues einer nochmaligen Untersuchung zu unterwerfen und ich erlaube mir in Nachstehendem Einiges mitzutheilen, was zur Ergänzung unserer Kenntnisse über den noch immer seltenen Polypterus bichir dienen könnte. Von der äussern Haut und dem Skelet. Es darf nicht Wunder nehmen, wenn ich von den beiden genann- ten Organsystemen, zwischen denen sonst ein gewisser Gegensatz herrscht, zugleich handle. sie weisen hier einen continuirlichen his- tologischen Zusammenhang und Uebereinstimmung in der Structur auf, wesshalb die Haut des Polypterus gar nicht unpassend ein äusseres Skelet genannt werden könnte. Betrachtet man das Exterieur dieses Fisches etwas genau, so wird bemerkt, dass von einer weichen Lederhaut wenig mehr sicht- bar ist, am Leibe erblickt man nur zwischen den Schuppenrändern schmale Hautsäume, ebenso erscheinen am Kopfe die Ränder mancher 4 Knochen noch etwas häutig und lediglich an der Seite und an der untern Fläche des Kopfes hat sich die Cutis in grössrer Ausdehnung in ihrer gewöhnlichen Beschaffenheit erhalten. Unter den Schuppen existirt allerdings auch noch eine dünne Lage der Lederhaut, welche den Schuppen innig anhaltet, sonst aber ist, wie schon eine allge- meine Besichtigung erkennt, der grössere Theil der Cutis zu den Schuppen, Kopfschildern und andern Hautknochen ossifizirt. Wendet man sich einer nähern Erforschung der nicht verknöcher- ten Lederhaut zu, so lässt sich durch geeignete Behandlung mit Al- - kalien, Säuren, durch Flächen- und senkrechte Schnitte Folgendes hinsichtlich der Structur wahrnehmen. Auf den ersten Blick ist zu sehen, dass die Lederhaut aus sehr regelmässig gestellten und in verschiede- nen Schichten sich kreuzenden Bündeln von Bindesubstanz bestehe mit dazwischen verlaufenden. sogenannten Kernfasern, welche die ersteren zum Theil spiralig umspinnen und an den Knotenpunkten grössere, gezacktrandige Lücken lassen. So war auch meine Auflassung über die Structur der Haut frischer Süsswasserfische, wie ich sie vor eini- gen Jahren publizirte (Ztschrit. f. wiss. Zoolog. 1850). Der unterdessen bezüglich der Natur der Bindesubstanz durch Virchow neu aufgestellte “ Gesichtspunkt gestattet jetzt die Thatsachen in andrer Verbindung zu fassen. Die Lücken entsprechen verzweigten Zellen (»Bindegewebs- ' Körpern«), deren Membran durch ihre chemischen Eigenschaften an das elastische Gewebe erinnert. Jndem die Bindegewebskörper eine homo- gene, geschichtete Masse, !) die Intercellularsubstanz des Bindegewebes, mit ihren Ausläufern in bestimmter Weise durchziehen, wird dieselbe zu eylindrischen, bänderartigen Strängen, »den ‚Bindegewebsbündeln« abgesetzt. Die Regelmässigkeit der letztern ist also nur der Ausdruck der geordneten Verzweigung der Bindegewebskörper. Das schwarz- braune Pigment der Lederhaut erscheint mitunter nicht in eigenen Zellen sondern iu den Bindegewebskörpern enthalten,2) während es auf der Ib) Auch die Descemet'sche Haut der Cornea und die Linsenkapsel des Ochsen zeigen auf dem Durchschnitte bei gehöriger Vergrösserung eine deutliche mit der Flöche parallel laufende feine Streifung, die nur auf eine Schich- u tung der homogenen Lagen, welche diese Häute bilden, bezogen werden *) Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf eine Angabe Peter’s in dem Berichte über den mikroscopischen Bau der Fischschuppen, Müller's Archiv CCIX, 4844, zurück kommen. Dieser Forscher spricht von einem »merkwürdigen Verhalten« der letzten Verzweigung der Pigmentzellen in der Cutis der Fluss- , fische, „Verfolgt man an einer Zelle einen Stamm, in das sich der Pig- Far ment recht weit verbreitet hat, so kommt man zuletzt auf farblose, von ihm abgehende Zweigelchen. welche ganz deutlich spiral verlaufen, Diese spi- ralen Endkanälchen erstrecken sich oft sehr weit und bilden einen grossen 42 andern Seite doch auch Pigmentzellen gibt, die ähnlich wie die Fett- bläschen, eine gewisse Selbständigkeit innerhalb‘ der Lederhaut be- wahren.) Gleichwie bei vielen andern Knochenfischen erhebt‘ sich die Leder- haut auch am Polypterus in mehr oder weniger entwickelte Papillen, und zwar finden sie sich fast über die ganze Körperfläche weg bald von kleiner bald grösserer Form, da dichter, dort dünner stehend. Ich untersuchte sie von den Lippen, dem Hautsaume:des Spritzloches, dem häutigen Theil des Kiemendeckels, von den schmalen Hautnetzen, die zwischen den Schuppen übrig geblieben sind, endlich von den Brust-, Bauch-, Rücken- und Schwanzflossenstrahlen, und nur an den einge- klappten und glatten Hautstellen in der Kehlgegend, dem Ober- und Unterkiefer und der Innenseite der Brust- und Bauchflossen lässt sich ebensowenig wie bei unsern Süsswasserfischen eine Spur von Papillen auffinden. Im Allgemeinen zeigen die Papillen eine eylindrische Gestalt, sind meist ‘einfach, hie und da, wenn sie besonders gross sind, ‘an der Spitze getheilt, ihre höchste Länge beträgt 4”, die kleinsten messen 0,0420”, dergleichen winzige sieht man z. B. an der Haut der Rücken- flossenhalter, wo sie auch nur in grossen Abständen voneinander stehen. Bezüglich ihres Baues vermag man nach Anwendung von Essig- säure oder Natronauflösung so viel wahrzunehmen, dass sie aus Binde- substanz bestehen, der an den gefärbten Hautpartien Pigmentllecken beigemischt sind; die der ‘Analogie nach mit andern Knochenfischen doch sicher wohl vorhandenen Blutgefässe und Nerven konnten nicht mehr dargestellt ‘werden, was übrigens besonders für die nervösen Elemente schon desshalb nicht auffallen kann, “als auch an anderen Orten die noch sichtbaren Nerven durch den Weingeist sehr alterivt waren. . Nicht minder möchte ich annehmen, dass auch’ bei Polypterus zu Theil, wo nicht das Ganze des Stratums, in welchem die Pigmentzellen liegen.“ Ich habe bezüglich dieser Beschreibung früher (diese Ztschr. 1850, S. 6) die Vermuthung geäussert, ob nicht eine Verwechslung der Pigment- zellen mit Kernfasern vorliegen könne, jetzt dürfte dieser Gegenstand seine genügende Aufklärung gefunden haben, da, wie bemerkt, Pigment sich in " die Bindegewerbskörper ablagern kann, die Ausläufer derselben aber sehr gewöhnlich spiral verlaufen. Wenn 'es wahr ist, dass beim Menschen der Sitz der Hautfärbungen nur in der Epidermis liegt und nicht zum Theil auch in der Lederhaut so un- terscheidet sich auch dadurch die Haut der Reptilien und Fische von der des Menschen, denn bei beiden Klassen ist das Pigment sowohl in der Oberhaut, als auch und zwar hauptsächlich in der Cutis enthalten. Wie ich übrigens aus Hente's allg. Anat., S. 292 ersehe, betrachtet Flöurens die Cutis selber als den Sitz der Farbe der Sommersprossen. 43 jeder Papille der Lederhaut ein becherförmiges Organ der Epidermis gehört, man sieht wenigstens bei Betrachtung gut erhaltener Oberhaut- stückchen von: der freien Fläche, dass grössere runde Oeffnungen, die _ in.die Tiefe führen, vorhanden sind, und gar manche Papillen zeigen dieselben gezackten Ränder, wie sie bei andern Knochenfischen zur Aufnahme der Zellen des Bechers beitragen. Was die Struetur der Epidermis angeht, so. unterscheidet man auch hier zweierlei Zellen, welche die ‚constituirenden Theile der Ober- haut ausmachen. Zwischen den gewöhnlichen Epidermiszellen nämlich, die im Allgemeinen’ 0,008 — 0,040” gross und von rundlicher oder plattgedrückter Gestalt sind. (Fig. A7, a), beobachtet man ‚sehr klar das Vorhandensein von Schleimzellen (Fig. 17., b c.d). Sie. bieten entweder eine rundliche oder sehr häufig eine birnförmig ausgezogene Gestalt dar, was so weit gehen kann, dass an der Epidermis z. B. des Brustgürtels das ganze Gebilde über 0,05” lang wird. In den weni- ger entwickelten Schleimzellen sieht man den Inhalt ‘homogen, mit einem leicht gelblichen Anflug, der Kern der Zelle ist klein und hell, in den stark entwickelten aber erfüllen durchsichtige Kügelchen das Innere und auch der Kern hat häufig an Grösse zugenommen. Wenn die Schleimzellen eine birnförmige Gestalt haben, so ist das zu- gespitzte Ende immer nach der freien Seite der Epidermis gerichtet und mitunter hat es den Anschein, als ob die Zellen an. dieser Spitze geplatzt und sich dadurch in einen flaschenförmigen Körper verwandelt hätten. Ich habe schon früher an denselben Zellen des Leueiscus Dobula am frischen Thiere etwas ähnliches wahrgenommen und glaube, dass in diesen verschiedenen Formen der Schleimzellen ein Exempel vorliegt, wie Zellen das in ihnen bereitete Secret nach Aussen schaf- en. ' Zugleich fällt ia die Augen, dass die beschriebenen Bildungen ‚grosse Aehnlichkeit mit den von mir bekannt gemachten einfachen Drüsen niederer Thiere z. B. von Piscicola, Clepsine, Argulus ete. haben, ie ebenfalls nur aus einer Zelle sammt Ausführungsgang bestehen. — ischen den Epidermiszellen finden sich auch noch besonders in untern Lagen schwärzliche Pigmenthaufen von rundlicher oder gelmässiger Form eingestreut, doch ist solches natürlich bloss an schiefergrauen oder schwärzlichen Partie des Körpers der Fall, iu ‚Oberhaut der Bauchseite mangelt das Pigment. Uebrigens erscheint die Hauptmasse des Pigmentes in der Lederhaut abgelagert, = Was mir aber in vorzüglichem Grade der Aufmerksamkeit würdig kommt, ist dass die Epidermis nicht bloss die Lederhaut bedeckt, dern auch zum Theil die Knochenschilder des Kopfes, ‚ sie sieh zwischen den zahlreichen, rundlichen Tuberkeln erhalten hat, dann auch die Schuppen, wo man sie insbesondere an der Bauchseite des Thieres in ziemlich mächtiger Lage noch abzuschaben 44 vermag. Es erinnert solches Verhalten an die Haie, wo nach meinen Erfahrungen an jüngeren Thieren alle Schuppen einen vollständigen Epidermistberzug haben, der aber an älteren Thieren nach und nach verloren geht. Jedenfalls bleibt es eine bemerkenswerthe Sache, wozu ich am menschlichen Körper kein Beispiel kenne, dass hier bei Polyp- terus unmittelbar auf Knochensubstanz die Oberhautzellen aufliegen und es weist dieses Faktum schon unmittelbar darauf hin, dass die Schuppen, Kopfschilder und andere Hautknochen verkalkte Partien der Lederhaut selber sind, eine Anschauung, die durch ein weitergehendes Studium der bezeichneten Ossificationen sich vollkom- men bewahrheitet. — Ich lasse jetzt den feinern Bau dieser Theile folgen. Besieht man sich die unveränderten Schuppen bei schwächeren und stärkeren Vergrösserungen, so macht sich zunächst dem Beobach- ter ein’ grosses Kanalsystem bemerklich, das nach dem Durchmesser seiner Röhren und der Art der Verzweigung den Havers’schen Knochen- kanälen der höheren Thiere an die Seite gesetzt werden kann, zweitens erkennt man sehr deutlich radiirte Knochenkörperchen und drit- tens eine Grundsubstanz. Was das System der Havers’schen Ka- näle anlangt, so vermag man schon mit freiem Auge und passender Beleuchtung dasselbe als feines Netz aus der Schuppe durchschimmern zu sehen und an dem frischen Objecte kann it geringer Vergrösse- rung über den Verlauf dieser Kanäle einstweilen so viel gesehen wer- den, dass sie hauptsächlich parallel mit der Oberfläche der Schuppe verlaufen und weniger in der Richtung der Dicke, sie formen dabei in der Mitte der Schuppe ein ziemlich enges Maschennetz, aus dem Strahlen nach der Peripherie gehen, die aber ebenfalls zu langgezoge- nen Maschen sich verbinden. Sie enden netzförmig und mit blinden Ausläufern. Mustert man Schuppen von verschiedener Grösse durch, so wird man finden, dass besagtes Netz von Knochenkanälen in den kleinen Schuppen verhältnissmässig an Zahl und Dichtigkeit der Maschen abnimmt, bis es in den kleinsten Schuppen des Körpers, wie sie z. B. den Rand vor den Flossenstrahlen bilden, zuletzt auf ein ein- ziges getheiltes oder selbst einfaches Kanälchen reduzirt ist. Unter Anwendung stärkerer Vergrösserungen lässt sich bezüglich der feineren Verhältnisse der Kanälchen ferner leicht wahrnehmen, dass von densel- ben zahlreiche feine Strahlen ausgehen, die mit den Ausläufern der Knochenkörperchen zusammenhängen, was sowohl von den blin- den Enden der Kanäle als auch längs ihres ganzen Verlaufes leicht zu Gesicht kommt. Die Kanäle haben an den unpigmentirten Körperstellen seltner einen hellen, häufiger einen gelblich getrübten Inhalt, an den ge- färbten Körpergegenden enthalten sie ausschliesslich das schwarz- | braune Pigment, ohne dass die Grundsubstanz dazwischen daran betheiligt wäre. | 45 Macerirte ich Schuppen in sehr verdünnter Salpetersäure einige Tage, so wurden die früher so harten Gebilde nach Auszug der Kalk- _ salze von knorpeliger Consistenz und liessen sich bequem nach jeder Richtung in feine Scheibchen schneiden, von denen dann über den - Verlauf der Havers’schen Kanäle noch bestimmtere Daten gewonnen wer- den konnten. An vertikalen Schnitten sieht man, dass nicht gerade ‘ sehr zahlreiche Kanäle von unten und den seitlichen Rändern der - Schuppe in sie herein treten und ohne sich viel zu verästeln gegen die freie Seite der Schuppe streben, um hier durch starke Verästelung das "ziemlich dichte Netz zu bilden. , Die Kanäle desselben erlangen stellenweise in den oberflächlicheren Schichten der Schuppen eine besondere Weite und geben blinde Aus- ‚läufer in jene Papillen. ab (Fig. 5, aa), die sich auf der freien Fläche der Schuppe finden und durchschnittlich 0,4’ lang sind. (Diese Pa- pillen erscheinen unverknöchert und erheben sich aus den kleinen Vertiefungen, die man mit der Lupe oder selbst, nachdem'man die "Sache kennt, wit freiem Auge auf der unveränderten Schuppe er- blicken kann). Da die Havers’schen Kanäle in überwiegender Zahl in den obern Schichten der Schuppen liegen, so zeigt sich auf einem senkrechten Schnitt die obere Partie mehr gelblich, die untere wegen der geringern ahl der betreffenden Kanäle mehr weisslich. Von Bedeutung erscheint es ferner den Inhalt der Havers’schen räume näher zu ermitteln. In den etwas grösseren Kanälen sieht man Fettzellen (vergl. Fig. 5, c), in den kleinern meist, wie schon be- nerkt, eine grümlich-körnige Substanz. Schuppen, deren erdige Theile h Säure weggenommen sind, lassen auf Flächen- und senkrechten nitten sehen, dass der zuletzt berührte Inhalt innerhalb eines igenen, in den Kanälen verlaufenden Schlauches liegt, von em man wohl annehmen muss, dass er ein Blutgefäss sei. Unter- cht man Schuppen, die bis zu breiiger Consistenz in Säure mace- irt worden sind, so vermag man leicht diese Schläuche in Form zu- omenhängender Netze zu isoliren. Dass sie etwas von der Wand Havers’schen Kanäle verschiedenes sind, kann auch sehr bestimmt a wahrgenommen werden, wenn der Schlauch innerhalb des Kanals ufend in einen blinden Ausläufer desselben keinen Zweig abgibt, ndern die Ausbuchtung leer lässt, Was die zuerst von Joh. Müller u. Peters erwähnten Knochen- förperchen der Schuppen des Polypterus angeht, so kann man sie der unveränderten Schuppe leicht und schön sehen. Dieselben . d sehr zahlreich, haben ein helles Aussehen, eine rundliche, ale oder auch unregelmässige Gestalt, besitzen viele und stark ver- aweigte Strahlen und, was hervorgehoben zu werden verdient, im 46 Innern der Knochenkörperchen ist ein Kern, der 0,002 — 0,004" misst, deutlich wahrzunehmen. Die Knochenkörperchen halten eine’ gewisse regelmässige Lagerung ein, indem sie, wozu man mit Nutzen die klei- neren’ Schuppen der Flossen wählt, mit ihrem Längendurchmesser ge- wöhnlich parallel dem Schuppenrande gehen und so auf eine vorhandene Schichtung dieses Gebildes hinweisen. Die Körperchen anastomosiren ferner durch ihre Strahlen sowohl untereinander als auch mit den Havers’schen Kanälen. Es ist auch unverkennbar zu sehen, wie sich Knochenkörperchen dadurch, dass mehrere zu grösseren Hohlräumen zusammenlliessen, sich weiterhin zu Havers’- schen Kanälen fortbilden können. In jeder Schuppe lassen sich solche Uebergänge demonstriren. Dagegen wird in Objeeten, die mit _ Salpetersäure macerirt worden sind, die Mehrzahl der Knochenkörper- chen undeutlich, nur der Kern derselben markirt sich dann "durch Conturen und gelbliche Farbe um so bestimmter. Ausser den Havers’schen Kanälen und den Knochenkörperchen ist noch die Grundsubstanz, welche einen wesentlichen Theil des Schuppenkörpers ausmacht, zu erwähnen. Flächen- und senkrechte Schnitte tbun dar, dass dieselbe ein helles oder körnig-streifiges Aus- sehen habe und geschichtet sei. Ich bin nicht im Stande gewesen, die Züge der Schichten genau zu verfolgen. Man sieht zwar sehr leicht, dass um die Havers’schen Hohlräume die Lamellen concentrisch verlaufen (vergl. Fig. 5), was daher auf Quer- und Längsschnitten das gleiche Bild erzeugt, wie in den Knochen des Menschen und der höheren Thiere, indem, je nachdem die Havers’schen Kanäle mehr gerade, quer oder schräg durcbschnitten sind, dem entsprechend ein entweder rundes oder längliches Loch mit kreisrundem oder mehr oblongem Streifensystem dem Auge sich darbietet, aber wie die La- mellen, welche den Raum zwischen den Markkanälen mit ihren Höfen ausfüllen, verlaufen, ist schwierig zu untersuchen. An der Basis und den in die Lederhaut ausgehenden Seiten der Schuppen zeigen sich (Fig. 6) senkrechte und wagrechte Lamellen, die in verschiedener Lage übereinan- der weggehen. Ist der Schnitt so geführt worden, dass er auch einen un- verkalkten Theil der Lederhaut getroffen hat, so kann tiberzeugend ge- sehen werden, wie dieSchuppe nur ein ossifizirter Abschnitt de Cutisist. Denn es gehen (Fig. 6) die Lamellen der Bindesubstanz (b) con- tinuirlich fort in die Lamellen der Schuppe (a), und die scharfe Linie, welche zwischen Haut und Schuppe hinläuft (ec), deutet eben nur die Grenze an, bis wie weit die chemische Umwandlung vor sich gegangen ist. Es erinnert diese Demareationslinie an die scharfe Grenze, welche ä senkrechten Schnitten der Epidermis und noch mehr des Nagels vo Menschen zwischen Horn- und Schleimschicht bekanntlich existirt, ob wohl beide einem und demselben histologischen Stratum angehören. 47 Um: wieder auf die Schuppen und die Lederhaut des Polypterus - zurückzukommen, so ist an solchen Schnitten bezüglich des continuir- _liehen Zusammenhanges zwischen beiden weiter zu sehen, sowohl wie die Bindegewebskörperchen der Cutis (b1b!) jenseits der Grenzlinie die Kuochenkörperchen (a! a!) vorstellen, als auch wie die Havers’- schen Kanäle der Schuppe an den angewachsenen Rändern derselben sich direkt in ähnliche, auch häufig pigmentirte Hohlgänge der Binde- substanz der Cutis verlieren. Endlich habe ich noch bezüglich der Schuppenstructur Einiges über den sogenannten Schmelz derselben vorzubringen. Es hat die freie - Fläche der Schuppen ein glattes Aussehen und bietet allerdings etwas sehmelzartiges dar, auch spricht Joh. Müller wiederholt vom Email der Schuppen des Polypterus. Betrachtet man den unveränderten »Schmelz« so fällt auf, wie er von geraden Linien (Fig. 42, b), die sich durch- zen so überzogen wird, dass er in grosse tafelförmige Platten sich eizt. Für den ersten Anblick ist es nicht geradehin zu sagen, ob e Linien Kanäle oder blosse Furchen darstellen, doch kommt man nach und nach durch entsprechende Einstellungen des Mikroskopes und _ Wergleichung verschiedener Stellen zur Ueberzeugung, dass man Furchen vor sich hat, die übrigens durch die ganze Dicke des Schmel- zes gehen. Bei starker Vergrösserung macht sich ferner bemerklich, s der Schmelz nicht eben ist, sondern durch zahlreiche, aber sehr ine, häufig nur 0,0042” messende Tuberkeln (@) höckrig sich zeigt. Ich habe keinen Zweifel darüber, dass diese mikroskopischen Hervor- Tagungen die Anfänge zu den höckerigen Bildungen sind, welche man an den Kopfschildern und andern Hautknochen mit freiem Auge unterscheidet. Geht man aber an die Untersuchung des Schmelzes, nachdem den uppen ihr Kalkgehalt‘ durch Säure entzogen ist, so führt der in » stehende Theil seinen Namen mit Unrecht, wenn man daran die Annahme knüpfen wollte, dass er im Bau mit dem Schmelz der Zähne ‚höheren Wirbelthiere übereinstimme, Denn er besteht keineswegs ‚gesonderten, den Schmelzprismen vergleichbaren Elementen, son- jern er ist nichts Andres, als die nur von äusserst feinen Hohl- Aumen durchbrochene und deshalb mehr homogene, erste Lage der Schuppen (Fig. 5, b). Die Knochenkörperchen in ibm sind sehr klein doch bestimmt wahrzunehmen, aber die wers’schen Kanäle senden nur ihre’ feinsten Ausläufer in die »Schmelz- um die Verbindung mit den Knochenkörperchenstrahlen her- ustellen. Die einzelnen grossen blinden Ausbuchtungen, welche von sm Markkanale nach den auf der freien Fläche der Schuppe befind- n Papillen geben, gehören nicht eigentlich dem »Schmelz« an. heint es vom histologischen Standpunkt aus nicht unpassend zu ‚ den sogenannten Schmelz der Schuppen des Polypterus der mehr 48 homogenen Lage zu vergleichen, in welche die Bindesubstanz der Häute (Cutis, Schleimhaut) an der Grenze derselben endet. Da es unläugbar dasteht, dass die Schuppen verknöcherte Bindesubstanz sind, so wird die äusserste Lage der Lederhaut bei der Verkalkung zum sogenann- ten Schmelz werden. 2 Ehe ich die Schuppen verlasse, will ich beifügen, dass es ausser den gewöhnlichen tafelförmigen Schuppen noch an einer Stelle sehr eigenthümliche Formen gibt, die eine nähere Angabe verdienen. »Von den Flossen zeichnen sich noch die Bauchflossen und Brustflossen aus, erstere durch einen schuppigen etwas verlängerten Arm und ihre hintere Fläche, welche abweichend von allen übrigen Flossen zwischen den Flossenstrahlen mit sehr kleinen Schuppen besetzt ist.« (Joh. Müller Ganoiden S. 449.) Ich habe die Stelle eitirt, um die Lage dieser Schuppen zu bezeichnen, was nun ihre Gestalt angeht, so sind sie am Beginn der Flossenstrahlen hufeisenförmig, werden im Verlauf zwischen denselben‘ mehr rundlich, dann länglich und gehen zuletzt in unregelmässige Formen aus. Was diese Schuppen aber eigenthüm- lich macht, ist ein Wall oder Aufsatz, den jede besitzt und welcher Zähne trägt; die Umrisse des Walles richten sich nach der Form der Schuppe, sie gehen daher von der hufeisenförmigen in die ringförmige Gestalt über. Die Zähne erscheinen als unmittelbare Fortsetzungen der Schuppensubstanz und die Havers’schen Räume der letztern geben blinde Aussackungen — eine Art Pulpahöhle — .ins Innere des Zahnes, von der dann freie verzweigte Kanäle zur Peripherie ausstrahlen. — Uebrigens besitzen auch die Schuppen, welche die Ränder der innern Seite des Brustflossenarms besetzen, dergleichen Zähne. | Wie am Leibe die Lederhaut grossentheils zu den Schuppen ver- knöchert ist, so geschieht solehes nicht minder an der obern und den Seitenflächen des Kopfes. Schon beim unbefangenen Betrachten unsres Fisches mit freiem Auge wird man zu der Ansicht sich hinneigen müs- sen, dass alle Knochen des Kopfes, welche ein schmelzähn- liches, glänzendes Aussehen haben, wie das Os nasale, Os fron- tale, Os parietale, die Knochen, welche die Klappe uber dem Spritz- loch bilden, die Ossa intercalaria zwischen Stirnbein und Vordeckel, die Schilder in der’Hinterhauptsgegend, das Opereulum, Praeoperculum und Suboperculum, die Schilder am Oberkiefer bis Vordeckel, die Knochenplatte an der Stelle der Kiemenhautstrahlen, endlich die Knochen unter dem Schultergürtel — Verknöcherungen der Leder- haut sind oder wenigstens einen ossificirten Ueberzug der- selben besitzen. Und auch die mikroskopische Untersuchung dieser Theile lässt gar keine andere Deutung zu als die angegebene, da 49 sowohl in ihrem Bau, als auch in ihrem Verhältniss zu Lederhaut und _ Epidermis die vollkommenste Uebereinstimmung mit den Schuppen herrscht. Auch sie bestehen aus einer Grundsubstanz, die einmal um die Havers’schen Kanäle geschichtet erscheint und dann auch zwischen ihnen noch eine dem ganzen Knochen angehörige Lamellenrichtung zeigt, die Knochenkörperchen in derselben haben ebenfalls Kerne; die Markkanäle verzweigen sich ganz ähnlich wie in den Schuppen, indem sie ein centrales dichtes Netz bilden, von welchem aus sie sich strahlig, jedoch unter fortlaufender Maschenbildung bis zur Peripherie erstrecken. Die Kuochenkörperehen münden mit ihren Strahlen in dieselben. Haben die Markkanäle einen grössern Durchmesser erreicht, so besitzen sie ausser den Gefässen auch Fettzellen in grösserer oder geringerer Menge. Der «Schmelz» ist ebenso wie bei den Schuppen durch Furchen in Tafeln zerfallen, auch von mehr homogener Beschaffenheit und nur die Höckerchen an seiner Oberfläche, die bei den Schuppen wegen ihrer ausserordentlichen Kleinheit dem freien Auge die Schuppen glatt er- scheinen lassen, sind an den bezeichneten Hautknochen zum Theil zu ‚grössern Tuberkeln herangewachsen. — Die Zellen der Epidermis, welche an den Schuppen grösstentheils abgerieben sind, haben sich an gar manchen der genannten Knochenschilder in den geschützten Vertiefungen zwischen den Höckern erhalten und liegen daher un- mittelbar der verkalkten obersten Schicht der Lederhaut d. h. dem sogenannten Schmelz auf. - Lös’t man die Ossa nasalia, frontalia, parietalia und die anderen Hautknochen vom Schädel ab, so kommt ‘darunter mit den übrigen Kopfknochen noch ein ziemlich ausgebreitetes knorpeliges Cranium m Vorschein, was bereits von Joh. Müller hervorgehoben wurde: «Der Schädel (des Polypterus) besteht unter der Bedeckung von Knochen noch aus sehr starker Knorpelmasse, welche auch an den Seiten der Schädelhöhle das Gehörorgan zum Theil einschliesst, so dass dasselbe was mehr, als bei anderen Fischen bedeckt wird.» Obwohl das von zergliederte Exemplar zu den ‚grössern gehörte, so dürfte doch is knorpliche Cranium desselben noch entwickelter gewesen sein als dem von dem genannten Forscher angeführten Thiere, was ich aus schliesse, dass J. Müller die Höhle, in der das Labyrinth der häutigen Nasengänge liegt, von den «wahren Nasenbeinen» gedeckt sah (Müllers Arch. 4843, S. CCXLI), während an dem mir zu Gebote ehenden Polypterus Ber Schnauzentheil ganz knorplig sich zeigt, wess- ialb das Geruchsorgan. in einer vollständigen Knorpelkapsel steckt. — Nasen-, Stirn- und Scheitelbeine decken übrigens nicht unmittel- bar den Knorpel, sondern zwischen letzterm und den genannten Knochen liegt noch eine dünne pigmentirte Haut, die sich als Lamelle vollstän- dig abziehen lässt und die man vielleicht der unter den Schuppen Zeitschr, f, wissensch. Zoologle. V. Bd. 4 50 übrig gebliebenen Lederhaut vergleichen und damit als Rest der nicht verknöcherten Kopfhaut bezeichnen darf. Sonst erscheint mir am Schädel ausser dem starken Meckel’schen Knorpel, dann dem von Joh. Müller zuerst bemerkten ansehnlichen Mundwinkelknorpel, der Ober- und Unterlippe zugleich festhält, noch cartilaginös das Gelenk des Opereulum und eine dünne, über dem Os palatinum gelegene Platte. Ueberall ist der Knorpel von rein byaliner Natur, indem in einer klaren homogenen Grundmasse Zellen von rund- licher oder auch ovaler Gestalt und mit deutlichem Kern versehen ein- gebettet sind. Kanalartig ausgewachsene Zellen habe ich keine zu Gesicht bekommen. Aus gleicher hyaliner Knorpelsubstanz bestehen auch die nicht ver- knöcherten Partieen des Zungenbein- und Kiemenapparates. Beschaut man sich die übrigen Kopfknochen, wie das Hinterhaupts- bein, Felsenbein, Keilbein, Unterkiefer ete. so drängt sich der ersten Besichtigung auf, dass die einen dieser Knochen mehr fest und weiss die anderen hingegen mehr schwammig und gelb erscheinen, so zeigen das Os petrosum, die Alae orbitales, zum Theil das Ocei- pitale ein spongiöses, gelbes Aussehen, während z. B. das Keilbein, der Unterkiefer, das Os intermaxillare, maxillare, orbitale anterius von. compacter Beschaffenheit sind. Mikroskopirt man dann vor und nach Säurebehandlung die bezeich- neten Knochen, so gewahrt man auch hier eine ziemliche Differenz, die zwischen den schwammigen und den festen Knochen obwaltet. Die letzteren also z. B. das Kielbein, der Unterkiefer schliessen sich in ihrer Struktur zunächst den Hautknochen an, sie bestehen aus geschichteter Grundsubstanz, zahlreichen Knochenkörperchen von gleichen Eigenschaften, wie die der Hautknochen und als grössere Hohlräume sind die Havers'schen Kanäle vorhanden. Aber gerade diese sind es, in welchen die betreffenden Knochen von den Hautknochen etwas ab- weichen. Während nämlich viele Kanäle allerdings noch einen ähn- lichen Durchmesser haben, wie in den Schuppen und Kopfschildern, sipd andre beträchtlich geräumig geworden (Fig. 44, aa) und stechen daher für das freie Auge an macerirten Schnitten durch ihren gelb- lichen Inhalt von der durchscheinenden Zwischensubstanz bedeutend ab. Die weitesten Huvers’schen Kanäle haben einen Durchmesser von 4” und sind mit Fettzellen erfüllt, zwischen denen ich auch hie und da einzelne Blutcapillaren zu unterscheiden glaube. Diese geräumigen Markkanäle vermindern auch in etwas die Festigkeit der genannten Knochen und machen sie weniger compakt als die Schuppen und Kopf- schilder es sind, was man beim Versuch, die beiderlei Ossificationen vor ihrer Maceration mit dem Messer zu schneiden, lebhaft empfindet. Macht man sich aber Schnitte von den schwammigen Knochen ' u ne Ba EEE 51 z.B. vom Os petrosum, so ist entsprechend dem äusseren Aussehen das mikroskopische Bild ein andres geworden. Die Havers’schen Ka- näle haben jetzt fast alle. den bedeutenden Durchmesser erreicht, den in den vorhergehenden Knochen nur einzelne darboten. Dadurch ist die Grundsubstanz mit den Knochenkörperehen und etlichen fein geblie- benen Kanälen zu einem blossen Maschennetz heruntergesunken, das _ eben die grossen Havers’schen Kanäle, die man hier besser Markräume nennen könnte, begrenzt. Sie zeigen sich dicht erfüllt mit Fettzellen, woher dıe gelbe Farbe rührt. b Von derselben Beschaffenheit sind die verknöcherten Stellen am Zungenbein und Kiemenapparat. Es dürfte auch gleich der Ort sein zu beschreiben, was an den ‚Ossifieationsrändern zwischen Hyalinknorpel und spongiöser Knochen- substanz wahrgenommen wird, um so mehr, da die Metamorphose von ‚Knorpel zu Knochen hier in etwas eigenthümlicher, aber sehr klar zu übersehender Weise geschieht, Die der verknöchernden Partie zunächst liegenden Knorpelzellen unterscheiden sich von den weiter eiuwärts befindlichen durch sehr scharfe Conturen der Zellenmembran, während gerade die dem Verkal- kungsprozess noch entzogenen Knorpelzellen sich durch blasse Umrisse der Zellenhöhle auszeichnen. Dann sieht man zahlreiche Knorpelzellen, in welche Kalksalze abgesetzt sind zuerst moleculär, hierauf in Klümp- chen, auch die Grundsubstanz trübt sich durch Aufnahme der anor- ‚ganischen Theile. Weiterhin kommen Zellen, deren Lumen durch ge- ‚schichtete Ablagerungen geschwunden ist und die daher jetzt als eoncentrisch gestreifte, stark schattirte Körper in die Augen fallen. Sie erinnern vollständig an die kleinsten Hirnsandbildungen des Menschen. Die Aecbnlichkeit zwischen den verkalkten Knorpelzellen und den einfachen oder maulbeerförmigen Massen des Acervulus cerebri geht bis ins feinste, wenn die dunkelschattirte abgelagerte Substanz — die Kalksalze — in Schichten um die Zellen zunimmt und dadurch ganze Gruppen von Knorpelzellen zu dunkeln, concentrisch gestreiften ‚mäulbeerartigen Haufen umgewandelt werden (vergl. Fig. 8, b). Zieht man durch Säuren die erdigen Theile aus, so macht das Bild ganz he Veränderungen durch, welche man mit dem Schwinden der ize nach Säurezusatz an den Hirnsandkugeln wahrnimmt, die Ibeerförmigen Massen werden hell, die concentrische Streifung im- blasser bis sie zuletzt mit der Lösung des Kalkes ausgewischt ist, f man aber sieht, dass die einzelnen verkalkt gewesenen Zellen, e die vorige dunkle Gruppe zusammensetzten, meist nicht mehr vollständig sind, sondern gewöhnlich den Theil ihrer Wand, womit sie 7 den "übrigen Zellen zugekehrt sind, verloren haben und zur Darstellung von ungleichimässigen Höhlen (Fig. 9, b) dienen. In jenen verknöcherten 4* 52 Knorpelzellen, welche die jüngst verkalkten sind, tritt nach dem Ausziehen der Kalksalze der ursprüngliche Nucleus noch einmal zu Tage, in den maulbeerförmigen Massen hingegen — den gebuchteten Lücken nach der Entfernung der Erde — scheint er spurlos ver- schwunden. — Ich habe weder beim Menschen, noch bei Säugethieren den Verknöcherungsprozess des Knorpels in dieser Weise beobachtet und man könnte deshalb vermuthen, dass der Modus der Ossification nach den Thiergruppen verschiedenen Abänderungen unterworfen ist. Hier an Polypterus geht aus dem hyalinen Knorpel ein spongiöser Knochen dadurch hervor, dass die Kalksalze zuerst in Molekülen, dann in Schich- ten die Knorpelzellen imprägniren und ganze Gruppen zu maulbeerar- tigen Kalkmassen umwandeln, welche sich nach dem Ausziehen der erdigen Substanzen als Hohlräume darstellen, die miteinander ver- schmolzen ein grosses Lückensystem erzeugen, zwischen dem sich ver- hältnissmässig nur dünne Netze des übrig gebliebenen Knorpelgewebes hinziehen. Da man in den zunächst angrenzenden fertigen, spongiösen Knochen dieselben Hohlräume und das gleiche Balkennetz dazwischen hat wie am Verknöcherungsrande und nur der Unterschied sich dar- legt, dass in den Hohlräumen statt der geschichteten Kalkmassen Fett- zellen und Gefässe sich finden und das Balkennetz ossifieirt ist, so darf man wohl, um sich eine Vorstellung von der Entstehung der betreffenden Knochen zu machen, annehmen, dass der Kalk in dem damit impräg- nirten und zu maulbeerförmigen Massen verschmolzenen Knorpelzellen später wieder aufgesogen wird und so im lebenden Körper die Hohl- räume sich begrenzen, welche am Präparate in Folge der Säureein- wirkung zu Stande kommen. Indem dann die Räume mit Fettzellen und Gefässen sich füllen gestalten sie sich zu den Markräumen, das dazwischen gelegene Balkennetz ist unterdessen ebenfalls ossificirt, womit, die Umwandlung des Hyalinknorpels zum spongiösen Knochen geschlossen ist. Um das histologische Bild der Schädelknochen zu Me in. dürfte es zweckmässig sein, auch die Verknöcherungen der Schleimhaut der Mund- and Rachenhöhle gleich hier in Be- tracht zu ziehen. Versucht man an der Basis cranii die Mucosa abzu- präpariren, so ist solches am Sphenoideum basilare lediglich bis zu der Stelle auszuführen, wo die höckerige Grenze des Vomer beginnt, von letzterem Knochen kann so wenig eine Schleimhaut abgezogen werden, wie von den Gaumen- und Flügelbeinen. Ein ziemlich dickes Epitel deckt, wie bereits das freie Auge ausmitteln kann, die Knochen- substanz des Vomer, Palatina und Pterygoidea und es muss schon daraus geschlossen werden, dass die namhaft gemachten Knochen ver- knöcherte Partien der Schleimhaut selber sind, eine Anschauung, deren Richtigkeit durch die mikroskopische Untersuchung ebenfalls zweifellos ar BEER > BES RER 53 - hingestellt wird. Betrachtet man sich ein Stück z. B. des höckerig- körnigen Palatinum von der Fläche (Fig. 10), nachdem das Epitel I abgespült wurde, so sieht man, dass die Raubigkeiten des Knochens nichts anderes sind als die verknöcherten Papillen der Schleimhaut (aa). Sie haben ein quer abgeschnittenes Ende mit leicht gezacktem Rande, wie wenn sie zur Aufnahme eines becherförmigen Organes bestimmt _ wären. Von Interesse erscheint es ferner, wahrzunehmen, wie die 4 Havers’schen Kanäle sich zu den Papillen verhalten. Wie in den übri- _ gen mehr compacten Knochen unterscheidet man feinere und stärkere - Markräume, welche gegen die freie Fläche des Knochens zu ein zier- liches Netz bilden. Wo nun eine Papille sich erhebt, formt das Netz Kootenpunkte, d. h. es geht unmittelbar unter der Papille durch die Vereinigung mehrerer (selbst 8—10) Kanäle eine Erweiterung hervor (Fig. 1055), die sich iv die Papille hinein erstreckt und dadurch ge- wissermaassen eine Pulpahöhle nachahmt, welche Benennung um so utreffender wird, je grösser die Papillen an gewissen Stellen selber sind _ und je älınlicher sie so den Zähnen werden. Das Epitel mit seinen gewöhnlichen Oberhaut- und Schleimzellen füllt nicht bloss die Ver- ‚tiefungen zwischen den Papillen aus, sondern überdeckt auch letztere ollständig, wenn sie nicht besonders verlängert sind, in welchem le sie aus dem Epitel ‚herausstehen und als Zähne fungiren. — ‚Ueberhaupt will ich bezüglich der Genese der Zähne jetzt schon er- wähnen, dass sie sich sämmtlich als verknöcherte Papillen der Schleimhaut erweisen und es kann mikroskopisch die allmähliche Fort- ildung der kleinen, noch ganz unter dem Epitel vergrabenen Pa- illen, wie ich sie eben vom Palatinum beschrieben, bis zu den ssen, weit aus dem Epitel hervorragenden Zähnen des Zwischen-, Öber- und Unterkiefers,; so wie des Theiles vom Palatinum, welcher it dem von der andern Seite vor dem Vomer zusammenstösst, sehr klar und sicher übersehen werden, und man kann sich auf solchem Wege überzeugen, dass die grosse Pulpahöhle der Zähne z. B. des wischenkiefers nicht minder die Ausbuchtung eines Markraumes in Zahn ist, wie an den kleinsten von mir auf Fig. 40 dargestellten en. Nur bezüglich der Gestalt gehen die Papillen in zwei For- auseinander, indem die einen ein querabgestutztes Ende haben, anderen ein spitziges. Die grossen Zähne sind sonst gebaut wie e kleinsten ossifieirten Papillen: es strahlen von der Pulpahöhle ver- gte zahlreiche Kanäle aus, die nach der Peripherie des Zahnes so 1 werden, dass sie sich dem Auge entziehen. Die Fläche des Zah- nes, welche die Pulpahöhle begrenzt, ist durch dicht nebeneinander iegende «Kalkkugeln» von durchschnittlich geringem, 0,002 — 0,003" Itendem Durchmesser höckerig. Auch am Kiemenbogenapparat ist die Schleimhaut in grösseren und we 54 kleineren Portionen verknöchert und bildet dadurch scharf umschriebene Knochenscherben, die unter dem Mikroskop unregelmässige Markräume und Ausbuchtungen derselben in die Papillen efkennen lassen. Ich wende mich zu dem übrigen Skelet, von, welchem ich eine ziemliche Anzahl von Knochen vor und nach Behandlung mit Säuren näher untersuchte. Zuerst von der vordern Extremität. In dem Hautknochen des Schultergürtels kommen ausser den Havers’schen Kanälen von gewöhn- licbem Lumen auch schon bedeutend erweiterte und mit vielem Fett erfüllte vor, die sich auf dem Durchschnitt des in Säure erweichten Knochens durch ihre gelbe Farbe nicht wenig von der durchscheinen- den Grundsubstanz abzeichnen. — Die eigentlichen Knochen des Brust- gürtels haben wie jene Knochen des Schädels, welche aus Hyalin- knorpel ihren Ursprung nehmen, eine gelbe Farbe, so der Theil, den Cuvier Humerus nennt; die Handwurzelknochen, Mittelhandknochen, der Knochenkern in der Kuorpelplatte zwischen beiden, die Basen der Flossenstrahlen, in soweit sie ossifieirt sind, und alle diese Knochen entstehen, wie man klar sehen kann, aus Hyalinknorpel. Ganz car- tilaginös zeigen sich noch der Gelenkkopf des Humerus, grossentheils die Mittelhand und selbst die Basen der Flossenstrahlen: es ist mikro- skopisch derselbe Knorpel mit klarer Grundmasse und deutlich gekern- ten Zellen wie am Schädel. Der Humerus hat eine compacte Rindenschicht, nach innen ist er - schwammig, so dass es fast zur Bildung eines centralen Markraumes kommt. Der Gelenkfortsatz zeigt sich noch stark knorpelig, besitzt nach aussen zwei Ossificationen der sogenannten Handwurzelknochen mit innerem Markraum. “Die Knorpelplatte der Mittelhand ist im Gen- trum zu einer Scheibe verknöchert und an den seitlichen Rändern zu zwei Streifen, den sogenannten Mittelhandknochen. Auf dem Durch- schnitt dieser Knorpelplatte sammt ihren Ossificationen sieht man, dass in der centralen Scheibe der Knorpel unter Bildung von fetterfüllten Markräumen ganz verknöchert ist, ebenso im: Mittelstück der Mittel- llkanaken ; nicht aber an den Enden derselben, denn da bildet die Ossification nur eine Rindenschicht, während im Innern noch der Hyalin- knorpel vorhanden ist. Ebenso verhalten sich die Basen der Flossen- strahlen, ihr Ende ist noch rein knorpelig oder höchstens mit einer Knochenrinde verschen, das Mittelstück aber ganz verknöchert mit grossen, fettzelligen Markräumen. Die eigentlichen Flossenstrahlen zäh- len nach Aussehen und compactem Bau wieder mehr zu den Hautknochen. Was die hinteren Extremitäten angeht, so sind die Struchur- verhältnisse ganz analog denen des Brustgürtels. Der obere Becken- knochen besteht noch fast ganz aus Koorpel und erscheint nur fi a en ossifieirt, der darauf folgende lange aber, so wie die Basen der | 55 Flossenstrahlen (Ossa metatarsi) sind ebenfalls zum Theil ganz knor- _ pelig, zum Theil mit’Knochenrinde versehen und wo die Ossification am weitesten vorgeschritten ist, erkennt man gelbe, schwamige Knochen- R substanz und selbst einen centralen, mit Fett erfüllten Markraum. E An den Ossificationsrändern übersieht man bei passender Ver- » grösserung die Umwandlung des Hyalinknorpels in spongiöse Kuochen- substanz in gleicher Weise, wie es oben von den Schädelknochen be- richtet wurde: geschichtete Ablagerung von Kalksalzen in die Knorpel- zellen, dadurch Bildung der maulbeerförmigen, den Hirnsandeonglome- aten aufs Haar gleichenden Massen, die nach dem Ausziehen der Salze mittelst Säuren sich als Höhlen darstellen, entstanden durch die ver- _ schmolzenen Knorpelzellen. Sie bilden die Markräume, in denen sich ‚nach vorausgegangener Wiederaufsaugung des Kalks das Fett deponirt. Zwischen den Markräumen bleibt nur ein spärliches Balkennetz der _frühern Hyalinsubstanz des Knorpels, jetzt gleichfalls verkalkt, zurück. Ich komme zur Wirbelsäule, wo mir die Untersuchung der Ghorda Jdorsalis von besonderem Interesse gewesen ist. Es füllen noch ziemlich ansehnliche Reste der Rückensaite die ‚einander zugekehrten Fagetten der Wirbelkörper aus. Ein Querschnitt, durch die Chorda dorsalis gemacht, zeigt für das freie Auge eine _ äussere weissliche Lage — die Scheide —, die mit der Innenfläche des Wirbelkörpers durch zarte Fortsätze men, dann die gallertartig durchscheinende Masse und ‘in dieser einen centralen Streifen, der sich jedoch etwas mehr nach oben als nach unten verlängert., Gebt man an die mikroskopische Prüfung, so wird Folgen- des beobachtet: die Scheide (Fig. 4 «) besteht aus heller Bindesubstanz, ‚die entweder undeutlich gestreift erscheint oder stellenweise auch eine vollkommen lockige Zeichnung darbietet, ganz wie Sehnen. An ihrer Aussenfläche sind einzelne Strecken ossificirt (b), wobei die Kalksalze in Körnern und weiterhin in geschichteten Kugeln sich abseizen. — feinere Structur der von der Scheide eingeschlossenen Gallertmasse eint mir der Beachtung besonders würdig zu sein, da sie Einiges Entscheidung der noch immer obschwebenden Frage beitragen e, woher die homogene oder streifige Grundsubstanz des Binde- 5 Stammt. Die eigentliche Chorda besteht nämlich hier nicht s- aus den bekannten, wasserklaren, grossen Zellen, sondern zwi- n ihnen ist in zum Theil sehr beträchtlicher Menge eine homo- ne streifige Substanz vorhanden, welche ein vollstündiges Ge- bildet, in dessen Maschenräumen die Zellen liegen. Uebersieht dieses Fachwerk von der Scheide her gegen den für das freie ige erkennbaren centralen Streifen, so wird bemerkt, dass es zu- alchet der Scheide am wenigsten stark ist und demnach hier die Zellen noch dichter aneinander sich reihen, je näher dem Centrum aber, um 56 so mächtiger wird diese Zwischensubstanz, die Zellen erscheinen im- ıner weiter auseinander gerückt, bis endlich in der Mitte der .Chorda besagte Zwischensubstanz so zugenommen hat, dass sie den vom freien Auge sichtbaren centralen Streifen bildet. Letzterer hat ausser einigen kleineren Lücken noch einen oder mehrere grössere nach der Länge der Chorda verlaufende Hohlräume. Das mikroskopische Aussehen der Zwischensubstanz ist vollkommen das des Bindegewe- bes, hier mehr homogen, dort mehr streifig, wieder an anderen Stellen und besonders im Centrum so lockig-wellig gezeichnet, wie Sehnensubstanz. — Die Zellen der Chorda bieten ein ähnliches Ver- halten dar, wie beim Stör: zunächst der Scheide sind sie klein (e) und mit körnigem Inhalt versehen, weiter nach einwärts werden sie immer grösser und die dem Centrum zunächst liegenden stellen be- deutende Hohlräume dar. Uebrigens war es nicht mehr möglich, die grösseren Zellen von der Zwischensubstanz zu isoliren, ihre Membra- uen erscheinen vielmehr innig mit der Intercellularmasse ver- wachsen. Auch der Kern konnte nur an den wenigsten dieser Zellen gesehen werden. Die Lage der kleinen Zellen, unmittelbar unter der Scheide, ging noch leicht in ihre Elemente auseinander. — Ich werde noch einmal darauf zurückkommen, inwiefern die mitgetheilte Structur der Chorda für die Bindegewebsfrage wichtig ist. Was die Structur der sonstigen Theile der Wirbelsäule anlangt, so gehören die Wirbelkörper zu den compacten, harten Knochen, ihre Markräume sind im Allgemeinen nur von mässigem Durchmesser. Für das freie Auge ist nichts Knorpeliges an den Wirbelkörpern bemerk- bar, aber die mikroskopische Untersuchung weist nach, dass die Facettenfläche eine bis 0,1” dicke Lage von Hyalinknorpel besitzt, in welche sich die bindegewebigen Fortsätze der Chordenscheide con- tinuirlich verlieren. Die Processi der Wirbel haben, wenn sie von mehr platter Ge- stalt sind, wie die Mehrzahl der Dornfortsätze, keinen centralen Mark- raum, wohl aber ein langgestrecktes, mit blinden Ausläufern und Aus- buchtungen versehenes Marknetz, das wie anderwärts in den weiteren Gängen Fett führt, fettlos in den engeren ist. Erhalten die Wirbel- fortsätze. eine cylindrische Form, so kann ihnen ein centraler Mark- raum erwachsen, worauf schon hindeutet, dass z. B. die oberen und unteren Dornfortsätze der Schwanzwirbel in Hyalinknorpel ausgehen. Nachdem ich im Voranstehenden meine Beobachtungen über die Structur der Haut und Knochen des Polypterus aufgezählt habe, mag es mir erlaubt sein, das, was sich zum Nutzen einiger allgemeineren 57 y Anschauungen den Thatsachen vielleicht abgewinnen lässt, übersicht- lich in. ein paar Sätze zusammenzulassen. [ 4) Die Lehre ven der Natur des Bindegewebes ist bekannter- iaassen durch die Untersuchungen von Reichert, Virchow, Donders in eine neue Phase getreten, die für die Geweblehre nach und nach einen reformirenden Einfluss ausüben dürfte. Wir wissen jetzt, dass das Bindegewebe aus einer homogenen, streifigen oder geschichteten Grund- 'substanz besteht, in welcher eigenthümliche, verästelte und miteinan- der zusammenhängende Zellen (die Bindegewebskörperchen Virchow’s) ‚liegen, analog den Structurverhältnissen von Knorpel und Knochen. "Woher stammt die Intercellularmasse der Bindesubstanz? "Dass im Knorpel die hyaline Grundsubstanz zwischen den Zellen durch ‚die letzteren selber abgeschieden werde, darin möchten wohl alle Histo- ‚logen übereinstimmen, dagegen erscheint bezüglich des Bindegewebes die Frage noch nicht sicher gelöst. Die einen Forscher lassen die- selbe durch Verlängerung, Zerfaserung und Verschmelzung von Zellen ‚hervorgehen, die anderen von einer durch die Zellen abgeschiedenen, gallertartigen Substanz: die Zellen werden zu den «Bindegewebs- _ körpern», die gallertartige Masse zur Intercellularsubstanz des Binde- zewebes. Ich darf daher wohl hervorheben, dass das, was oben über den feinern Bau der Chorda dorsalis mitgetheilt wurde, nicht wenig zu Gunsten der letztern Ansicht spricht. Joh. Müller sagt in der Vergleichenden Anat. der Myxinoiden. 1834, 8.89 von der Structur der Rückensaite der Myxine glutinosa: «in der "Mitte zeigt sich auf Querdurchschnitten eine schmale, weisse Querlinie. Bei Längendurchschnitten zeigt sich dieser Kerntheil als ein weisser, platter Faden, der bei mikroskopischer Untersuchung aus feinen Fasern besteht.» $.438 heisst’es, dass die parallelen Fasern des im Centrum der Chorda dorsalis verlaufenden Bändehens wahrscheinlich dem Sehnen- gewebe angehören. Nach Müller findet sich dieser centrale Strang auch "beim Karpfen, Schellfisch und anderen Knochenfischen. Dasselbe Bänd- en ist, wie oben gemeldet wurde, auch bei Polypterus vorhanden, eint aber hier deutlich als das Centrum eines Gerüstes, dessen Balken die ganze Gallertsäule der Chorda durch- ziehen und in den Zwischenräumen die bekannten wasser- laren Zellen birgt. J. Müller hat die mikroskopische Beschaflen- des «Bändcehens» vollkommen richtig aufgefasst, wenn er das ebe desselben dem «Sehnengewebe» vergleicht. Auch bei Po- srus ist sowohl das Bändchen als auch das übrige Balkennetz von ifig-welliger Zeichnung, die nach Essigsäure und Alkalien durch Aufquellen der Substanz mehr oder weniger verwischt wird. Aber es lässt sich bei passender Vergrösserung und geeigneter Einstellung des 'Mikroskops die Ueberzeugung schöpfen, dass die lockigen Linien, 58 die scheinbare Faserung, wohl hauptsächlich auf Faltung und Schichten- bildung der zwischen die Chordenzellen gelagerten Substanz: kommt. Für die oben angeregte Frage ist es aber gewiss von Interesse, dass hier ein genuinstreifiges Bindegewebe vorliegt, dessen Genese schlechter- dings auf die Rechnung der absondernden Thätigkeit von Zellen zu setzen ist. Nach übereinstimmenden Beobachtungen aller Forscher, die sich mit diesem Gegenstande beschäftigt haben, ist die embryonale Gallertsäule der Chorda dorsalis bloss aus Zellen, ohne Grundsubstanz, ‚zusammengesetzt. Wenn nun in späterer Zeit, wie hier am erwachsenen Polypterus, dieselben Zellen noch vorhanden sind, aber zwischen ihnen ein «lockiges Bindegewebe» dasteht, mit dem die Membranen der Chordenzellen innig verschmolzen sich zeigen, so muss daraus mit Nothwendigkeit die oben ausgesprochene Genese gefolgert werden und wer die Prämisse für wahr hält, dass ein und dasselbe Gewebe nicht auf verschiedene Weise entstehen kann, der müsste dann auch der Intercellularsubstanz im übrigen Bindegewebe des Körpers diesen Ursprung beilegen. 4 Die Chorda dorsalis von Branchiostoma lubrieum ermangelt nach den Beobachtungen von Goodsir und Müller der durchsichtigen Zellen und zeigt einen faserigen Bau. Die Fasermassen lösen sich leicht in blätteriger Form ab. Nach Stannius (Vergleichende Anatomie. S. #, Anmerk. 4) scheint die Chorda dorsalis bei Lepidosiren ebenfalls mehr eine faserige als zellige Textur zu besitzen. Alle diese Angaben kön- nen vielleicht nach meinen Erfahrungen an Polypterus so gedeutet wer- den, dass auch bei diesen Fischen zwischen den Zellen Bindegewebe abgesetzt ist und an manchen Orten vielleicht so reichlich, dass die Zellen der Chorda ganz in den Hintergrund treten. | 2) Die Knochen des innern Skelets scheiden sich in zwei Reihen, welche nach ihren physikalischen Eigenschaften ebenso, wie durch 5 mikroskopische Beschaffenheit, endlich durch Genese voneinander ab- weichen. Die einen sind von weisslichem Aussehen und eompacter Natur, ihre lamellöse Grundsubstanz ist durchbrochen von den Knochen- körperchen und den damit zusammenhängenden Markkanälen, von denen die meisten so fein sind, dass sie nur mikroskopisch gesehen werden, nur verhältnissmässig wenige erreichen einen solchen Durch- messer, dass sie für das freie Auge kenntliche Markräume werden. Diese Knochen sind durch Ossification des Bindegewebes ent- standen, wobei nach Ablagerung der Kalksalze in die Grundsubstanz die kleinen verzweigten Hohlräume der letztern die «Bindegewebs- körperchen» zu den Knochenkörperchen wurden, und die grossen Hohlgänge zu den Havers’schen Kanälen. Zu dieser Reihe von Kno- chen gehören am Schädel z. B. Zwischenkiefer, Oberkiefer, Unterkiefer, Keilbein, zum Theil das Hinterhauptsbein; an der Wirbelsäule die 59 Wirbelkörper und grösstentheils wohl auch die versebiedenen Fortsätze - derselben, zum Theil die Flossenstrahlen. Die anderen Knochen sind von gelbfettiigem Aussehen und spon- giöser Beschaffenheit, ibre geschichtete Grundsubstanz ist redueirt auf ein Balkenwerk, das weite, zellige, mit Fett erfüllte Markräume begrenzt, in manchen Knochen hat sich selbst durch Zusammenfluss solcher Markräume eine Centralhöhle des Knochens gebildet. Diese _ Knochen sind aus der Ossification eines Hyalinknorpels her- vorgegangen, wobei der grösste Theil der Knorpelzellen nach Ver- schmelzung zur Darstellung der Markräume verwendet wurde. Es ge- hören dahin am Schädel das Felsenbein, die Alae orbitales, zum Theil das oceipitale, ferner die Knochen dien vordern und hintern Extre- mitätengürfels, zum Theil wohl auch die oberen und unteren Dorn- ‚fortsätze des Schwanztheiles der Wirbelsäule, die Ossificationen am Zungenbein und Kiemenapparat. » 3) Die Schuppen des Polypterus sind exquisite Verknöcherungen der Lederhaut. Es ist mit aller Bestimmtheit zu sehen, wie die Binde- gewebskörperchen der letztern bei der Verkalkung zu den Knochen- körperchen der Schuppen werden und die grösseren netzförmigen Hohl- “räume der Bindesubstanz zu den Havers’schen Kanälen. Die Epidermis- zellen, wo sie nicht in Folge mechanischer Abnutzung fehlen, decken unmittelbar die Knochensubstanz. 04) Aber auch sämmtliche Kopfknochen des Polypterus, welche den Jänzenden schmelzähnlichen Ueberzug haben, müssen für Hautknochen ärt werden, die Stirn-, Scheitel- und Nasenbeine daher so gut, ie die «Ossa intercalaria». Reichert hat bekanntlich vor Jahren für viele Fische die Ansicht ausgesprochen, dass gar manche ihrer Kopf- - knochen «Schuppen des’Kopfes» wären, eine Betrachtungsweise, die von vielen Forschern missbilligt wurde. Es scheint mir aber wegen des so sehr variirenden Verhaltens der Lederhaut, welche den Kopf berzieht, unmöglich, alle Fische bezüglich der Frage, sind gewisse ‚Kopfknochen Ossificationen der Haut oder nicht, unter ein Schema zu bringen. Wenn sogar noch zwischen den Kopfknochen und der Cutis ‚sich eine sulzige Masse in geringerer (z. B. Hecht, Flussbarsch) oder sserer Menge (z. B. Karpfen, Schleie, Weissfische, Aalruppe) findet, kann man die darunter liegenden Knochen nimmermehr Hautknochen nen, ebenso wenig, wenn zwischen den Kopfknochen und der Leder- starke Fettlagen, wie z.B. beim Aal, Cotius, Gobio ete. existiren. st dann noch muss man gegen eine solche Deutung protestiren, ‚ wie z. B. beim Kaulbarsch, die Lederhaut unmittelbar den Kopf- ochen aufliegt. Ganz anders aber ist der Sachverhalt bei Polypterus, Mir diesen Fisch muss ich der Auffassung von Reichert unbedingt bei- stimmen, und zwar auf die Gründe hin, die Joh. Müller im Archiv f. 60 Anat. u. Phys. 1843 im Jahresber. gegen die von Reichert vertretene Deutung ausspricht. Der berühmte Forscher sagt: «zu einem Haut- _ knochen gehört, dass er Schuppe oder Metamorphose der Schuppe ist.» Abgesehen nun davon, dass schon ‘dem freien Auge die Zusammen- gehörigkeit der Schuppen mit den oben aufgezählten glänzenden Kopf- knochen sich ankündigt, zeigt die erörterte mikroskopische Unter- suchung z. B. eines Stirnbeines, dass es vollkommen, den Bau einer Schuppe hat, dass es daher nicht weniger als die Schuppe eine ver- knöcherte Portion der.Lederhaut vorstellt. Die Deutung könnte viel- leicht immerhin noch zweifelhaft bleiben, wenn etwa die Ossification der Lederhaut nicht auch die äusserste Schicht derselben ergriffen hätte, so dass dann noch eine dünne Fortsetzung der Lederhaut über die glänzenden Kopfknochen wegginge. Denn ich halte den fernern Aus- spruch von Joh. Müller: «jedenfalls können Knochen, welche irgendwo unter der Hautschicht liegen, nicht zu dem Hautskelet gerechnet wer- den», für vollkommen gültig. Allein bei Polypterus liegt, was gewiss ausschlaggebend ist, die Epidermis, wo sie nicht abgerieben ist, den fraglichen Knochen, d.h. der ossificirten Lederhaut unmittelbar auf. Ohne den Thatsachen Gewalt anzuthun, lassen die besagten Ver- knöcherungen des Polypterus mit ähnlichen Hautossificationen anderer Fische und selbst Reptilien sich in eine Ordnung zusammenbringen. Nicht zu reden von den Kopfschildern des Störs, so ist auch, wie ich an einem andern Orte gezeigt habe (Anatomisch-histolog. Untersuchun- gen üb. Fische u. Reptilien S. 106 u. 109), die Lederhaut des Kopfes in geringerer oder grösserer Ausdehnung bei Ceratophrys dorsata und Bufo maculiventris ossifieirt und mit den darunter gelegenen Knochen verschmolzen, Ceratophrys besitzt sogar einen stark entwickelten, kreuz- " förmigen Hautkuochen am Rücken. Unter den beschuppten Reptilien, z. B. bei Pseudopus, Sincus u. a. findet eine innige Verschmelzung und Verwachsung der unvollständig ossificirten Stirn- und Scheitel- beine mit den starken Schuppenknochen der Haut statt (Stannius), bei den Schildkröten sind bekanntlich die Ossificationen, welche auf Kosten der Cutis entstanden sind und auf denen unmittelbar die verdickte Epi- dermis, das Schildpatt, aufliegt, mit den oberen Wirbelbogenschenkeln und Rippen ebenfalls verwachsen. — Wie man weiss, sind auch die Ä Knochenschilder der Gürtelthiere Hautskelet, entstanden durch Ossi- fieation der Lederhaut, daher auch unmittelbar bedeckt von der horn- artigen Epidermis. Vom Darmkanal. Dass der Darm des Polypterus nach demselben: Plane, wie der von | den Plagiostomen gebildet sei, ist durch Joh. Müller nachgewiesen worden. Ich übergehe daher die allgemeine Gliederung desselben und 61 halte mich nur an die mikroskopische Beschaffenheit, die, wie man sehen wird, grosse Uebereinstimmung mit der Structur des Nahrungs- _ kanales vom Stör zeigt, wodurch auch nach dieser Seite hin die Ver- _ wandtschaft zwischen beiden Fischen bekundet wird. Es wurde be- _ reits erwähnt, dass die Lippen sehr entwickelte Papillen tragen, ebenso - dass viele der Papillen auf der Mund- und Rachenschleimhaut zu Höcker- chen und Zähnen verkalkt seien. Ein grosser Zahn, z. B. des Zwischen- kiefers, und eine kleine unter dem Epitel versteckte ossifieirte Papille zeigen daher im Wesentlichen denselben Bau, indem in beide die blinde "Ausbuchtung eines grössern oder kleinern Markraumes hineinragt — "die Pulpahöhle —, aus der dann, ganz wie man es im der übrigen- nochensubstanz auch von den blinden Ausläufern der Markkanäle sieht, feine verästelte, hohle Strahlen in die Zahnsubstanz sich verlieren. Das Epitel der Mund- und Rachenhöhle besteht ausser den ge- ‚wöhnlichen Elementen auch aus Schleimzellen in sehr reichlicher Menge. fan beobachtet hier ebenfalls, dass sie sich von rundlicher zu läng- cher bis flaschenförmiger Gestalt fortentwickeln. — Die Zunge ist lick, erscheint aber im Innern nur aus Fettzellen und Bindegewebe _ zusammengesetzt. Die längsgefaltete Schleimhaut des ziemlich weiten Schlundes zeigt sich drüsenlos und mit Pflasterepitel gedeckt. Die Muskelhaut des- selben ist dünner als die Schleimhaut und bietet bezüglich ihrer fei- en Structur einige Schwierigkeiten in der Untersuchung dar. Ich e anderswo mitgetheilt, dass dem Schlund aller der Fische, die bis jetzt hierauf geprüft, eine quergestreifte Schlundmuskulatur omme. Polypterus ist für mich der erste Fisch, der hierin Eigen- hümlichkeiten hat. Die Muskelhaut des Schlundes desselben besteht einer äussern Schicht, deren Fasern nach der Länge verlaufen und einer innern, deren Elemente quer den Schlund umziehen. Die Be- ndtheile der Längsmuskelhaut sind echte, glatte Muskelfasern, hell, inschwer isolirbar, nach Essigsäure ziemlich stark aufquellend, der rn der Fasern von 0,006 — 0,008” Länge. Die Ringmuskeln da- jegen sind von gelblichem Aussehen und besitzen zahlreiche Kerne -eylindrischer Gestalt, wovon immer je einer zu einer nicht langen er zu gehören scheint und letztere zeigen bei schärferem Zusehen ren von Querstreifung. So viel sich daher ermitteln liess, möchten Elemente der Ringmuskulatur des Schlundes Faserzellen mit zum il querstreifigem Inhalt sein, auf jeden Fall aber sind sie um ein jedeutendes kürzer als die Faserzellen der Längsmuskelschicht. Ver- eicht man demnach in dieser Sache den Polypterus mit anderen hen, so ist der quergestreifte Charakter der Schlundmuskulatur, der ‚bei vielen Fischen so bestimmt ausgesprochen erscheint, bei ihm nur andeutungsweise vertreten. 62 ‘ Auch die Schleimhaut des sackförmigen Magens ist, wie einjDurch- schnitt lehrt, dicker als die Muskelhaut, welche sich am blinden Ende des Magens besonders verdünnt zeigt und aus glatten Elemen- ten besteht. — Die längsgefaltete Mucosa- des Magens besitzt zahl- reiche, schlauehförmige Labdrüsen, die noch so wohl erhalten waren, dass ihre Structur aufs klarste gehalien werden konnte. Im vordern Theile des Magens sind es bis 4,” lange und 0,008 — 0,0420” "breite, eylindrische, nebeneinander stehende Schläuche (Fig. 13), deren sogenannte Tunica propria von der Bindesubstanz der Schleimhaut sel- ber vorgestellt wird. Im Innern des Schlauches sind gelbliche, eylinder- ‚förmige Zellen so regelmässig gelagert, dass ein klares Lumen der Drüsen sich erhält (Fig. 44 a). Von Interesse ist es zu verfolgen, wie | diese langen, schlauchförmigen Drüsen mit der Verdünnung der Schleim- haut gegen das blinde Magenende zu ebenfalls an Länge abnehmen, | dabei aber an Durchmesser gewinnen und zuletzt nur ganz seichte, aber 0,024— 0,05” und darüber im Durchmesser haltende Crypten der Schleimhaut präsentiren, die ferner auch nicht mehr dicht aneinander stehen, sondern je näher dem blinden Magenende auch immer weiter auseinander gerückt sind, bis sie endlich ganz vereinzelt getroffen werden. — Bei Betrachtung grösserer, hier faltenloser Schleimhaut- stücke von der Fläche ist diese Reducirung sehr schön zu übersehen. Am pylorischen Rohr (Joh. Müller) erscheint Muskelhaut und Schleim- haut ungefähr gleick dick, beide aber dicker, als solches am Magen und Schlund der Fall ist. Die Schleimhaut ist längsgefaltet, wie im Magen und besitzt schlauchförmige Drüsen, deren Länge übrigens nur 0,05” beträgt. Auch in ihnen bleibt durch die regelmässige Lagerung” der die Drüsenräume auskleidenden Zellen ein klares Lumen übrig. — Die für das freie Auge auf einem senkrechten Schnitt von der weiss- lichen Schleimhaut lebhaft abstechende gelbbraune Muskelhaut besteht‘ aus glatten Fasern, die, wie ich gleich bemerken will, die allein con- stituirenden muskulösen Elemente auch des übrigen Tractus bis zum After abgeben. h Die Muskelhaut der Appendix pylorica und der obern Hälfte des’ Klappendarmes übertrifft an Dicke die des pylorischen Ganges, dann aber nimmt sie am Ende des Klappendarmes und des Afterdarmes be 3; trächtlich ab und wird sehr dünn. — Was die Schleimhavt des Dar- mes und seines blindsackförmigen Anbanges betrifft, so bietet sie ein ähnliches feinreticulirtes Ansehen dar, wie wir es von Acipenser kennen. Die Bindesubstanz der Schleimhaut bildet für das freie Auge wahr nehmbare Grübcehen, die so dicht stehen, dass die sie trennendeı Wände, von der Fläche betrachtet, als Netze gesehen werden. Nach | dem Enddarm zu werden die Grübchen immer seichter und mehr in die Länge gezogen, die Räume sind ausgekleidet mit Zellen und da A 63 ‚das Bild auch sonst vollkommen jenem gleicht, welches man bei mi- ‚kroskopischer Untersuchung der Magenschleimhaut, z. B. des Frosches t, so kann man wohl nicht anders, als die mit Zellen ausgekleideten er tiefungen der Schleimhaut hier so gut, wie an Acipenser für Drü- sen zu erklären, die aber so gross sind, dass das freie Auge zu ihrer nung schon theilweise hinreicht. Noch ist bezüglich des Mesen- teriums zu erwähnen, dass es am hintern: Abschnitt des Darmes voll- tändig ist, dagegen weiter nach vorwärts von äusserst zahlreichen Löchern durehbrochen sich zeigt, so dass man ein sehr zierliches Gitter vor sich hat, für das freie Auge denselben Anblick gewährend, den das Netz des Menschen unter dem Mikroskop erkennen lässt. Aehn- lich ist auch die Verbindung zwischen dem Traetus und anderen Or- nen, z. B. den Schwimmblasen, den grossen Fettlappen. Von der Leber. Die äusseren Umrisse dieses Organes sind von Geoffroy St. Hilaire- eschrieben. Die Leber ist von schmutzig gelber Farbe und von wei- er, leicht brückeliger Consistenz, nach hinten zu hängen an ihr zrösse Fettmassen, die, von aussen gesehen, selbst mit der Leber rschmolzen zu sein scheinen, auf dem Durchschnitt lassen sich jedoch ie Grenzen zwischen beiden Gebilden sicher unterscheiden. ‚Bezüglich der Textur vermag man an der Leber des Polypte- $ leicht das nachzuweisen, was ich von dem gleichen Organ man- er Fische und Amphibien mitgetheilt habe. Auch hier sind die ppehen der Leber angedeutet, in deren Centrum auf dem Quer- schnitt für das freie Auge die Wurzeln der Lebervenen sichtbar sind. des Läppchen aber besteht aus einem Gerüst von Bindesubstanz, in welchem die Gefässe verlaufen, die netzförmigen Hohlgänge der Binde- substanz ferner sind von den Leberzellen eingenommen und diese gen sich durchweg von Fetttropfen, grösseren und kleineren, erfüllt, 6 dass oft der Kern der Zelle verdeckt wird. Da demnach auch hier ie Seeretionszellen, wie bei anderen Drüsen, in einem Gerüst von Binde- liegen, so darf wohl angenommen werden, dass ebenfalls die ände der feinsten Gallengänge in gleicher Weise die Fortsetzung der ‚Drüsengestell bildenden Bindesubstanz sein werden, wie an den lus excretorii der übrigen Drüsen. Ich habe in Fig. 4 eine Darstellung von einem Leberschnittchen ben, welche sich immer ganz einfach dadurch wacht, wenn ‚ein feines Segment, ohne es zu zerzupfen, behutsam auswäscht. ' Bindesubstanz, die Hohlgänge derselben und die fetthaltigen zellen innerhalb der letzteren sind ohne Schwierigkeit zu de- 64 Die grosse Gallenblase ist dünnhäutig, etwas pigmentirt, die Innen- fläche zeigt sich glatt. Besteht aus Bindegewebe, nichts von Muskeln’ sichtbar. Von den Schwimmblasen. Die Schwimmblase des Polypterus ist bekanntlich doppelt und be- steht aus zwei ungleich langen Säcken, welche vorn zu einer kurzen gemeinsamen Höhle zusammenfliessen und diese Höhle öffnet sich, wie zuerst Joh. Müller gezeigt hat, abweichend von allen Fischen nicht, in die obere, sondern wie eine Lunge in die ventrale Wand des Schlun- des durch einen langen Schlitz. Was die Structur angeht, so ist leicht zu sehen, dass jede Schwimm- blase aus einer Muskelhaut und einer Schleimhaut zusammengesetzt ist, die sich beide ohne Mühe voneinander abziehen lassen. Dass die «Muskel- haut» die Schwimmsäcke in ihrem ganzen Umfang belegt, wird schon von J. Müller erwähnt, aber nicht gesagt, ob dieselbe den glatten oder quergestreiften Muskeln angehört. Die mikroskopische Untersuchung bestätigt, dass, wie man schon beim Ansehen dieser Schicht mit freiem Auge vermuthet, die Muskelbündel exquisit quergestreift sind; sie haben eine mittlere Breite und laufen in zwei sich kreuzenden Lagen schräg um die Schwimmblase. | Die Schleimhaut, welche aus gewöhnlicher Bindesubstanz besteht, hat zwar keine zellige Innenfläche, aber dicht stehende, im Allgemei- nen nach der Länge verlaufende schmale Falten oder richtiger Wülste, da sie auch an der abgezogenen Schleimhaut unverändert bleiben und | vielleicht von den Blutgefässen herrühren, die hier oberflächlich lie- gen. — Eine besondere Aufmerksamkeit habe ich darauf verwendet, zu erkennen, ob das Epitel der Schwimmblase ein flimmerloses, wie bei den eigentlichen Knochenfischen, oder ein flimmerndes, wie beim Stör wäre. Das Epitel des betreffenden Organes gehört wohl einem geschichteten Cylinderepitel an, indem man rundliche Zellen (Fig. 16.@) dann längliche, 0,0460 — 0,024” ausgewachsene (b) sieht, die 2—3 in Distanzen stehende Kerne haben, endlich erblickt man, und diese bilden die oberste Lage, durchschnittlich 0,0120” lange Gylinderzellen, welche einen Kern mit 4—2 Nucleoli einschliessen. Diese letzteren sind es, an welchen man nach Wimpern zu forschen hat, und obwohl an der Mehrzahl derselben das freie Zellenende nicht mehr so beschaffen war, dass über die An- oder Abwesenheit von Cilien ein bestimm. tes Urtheil erlangt werden konnte, so traf ich andererseits doch viele noch so gut. conservirt an, dass man die an Flimmerzellen so gewöhnliche scharfeontourirte Verdickung am freien Ende und darüber einen Büschel von zarten, 0,004’ langen Ci. lien aufs Bestimmteste wahrzunehmen vermochte, ganz so wie ich es Fig. 16c abgebildet habe. Da a nn. 65 Es darf dieser Beobachtung eine gewisse Bedeutung zugelegt wer- den, da es den Anschein hat, als ob Nimmernde Schwimmblasen mit zu einem exclusiven Charakter der Ganoidengruppe werden könnten. = Anzumerken wäre auch noch, dass die kürzere Schwimmblase unpigmentirt ist, die längere Kinpegeh schwärzlich gefärbt erscheint. P Sinnesorgane. Die Nase liegt in einer vollständigen Koorpelhöhle und hat einen zusammengesetztern Bau, als bei irgend einem Fisch. «Jede Nase steht aus einem Labyrinth von fünf häutigen Nasengängen, welche arallel um eine Achse stehen, also einen prismatisch ausgezogenen jern bilden. Jeder dieser Kanäle enthält’ in seinem Innern ee kiemen- ige Faltenbildung, die man bei andern Fischen nur einmal antrifft. » Müller.) Ich hatte den Kopf des mir zu Gebote stehenden Exemplares er 'gekocht, wobei das rechte Nasenlabyrinth, welches noch un- ersehrt war, innerhalb seiner Knorpelkapsel zw einem festen cylin- deischen Körper zusammenschrumpfte. Da man jetzt von demselben Quer- und Längsschnitte sehr gut anfertigen konnte, .die schon dem lossen Auge oder besser bei ganz geringer Vergrösserung und etwas ellung durch Natronlösung ein sehr zierliches Bild abgaben, so e ich in Fig. 2 einen solchen Querschnitt, schwach vergrössert, zebildet. Der Nervus olfactorius liegt im Centrum des Sternes und n sieht deutlich seine einzelnen Bündel, die selber wieder auf dem uerschnitt eine ähnliche pflasterförmige Zeichnung hervorrufen, wie rocknete Muskeln unter gleichen Umständen. Durch das Einschrum- ‚des ganzen Nasenlabyrinthes sind auch die Lumina der fünf engänge (a) beträchtlich kleiner geworden, als es nach dem Natur- nd ist. Der Geruchsnerve zeigt sich aussen und innen schwärzlich colo- ‚und hat bezüglich seiner Elemente dieselbe Structur, wie bei an- sen Wirbelthieren, d. h. er entbehrt der dunkelrandigen Fasern und nur aus Remak’schen Bündeln zusammengesetzt. Das Gerüst des Nasenlabyrinthes besteht aus ziemlich stark pig- ntirter Bindesubstanz, in der die Nerven und Gefässe verlaufen, e Innenfläche deckt ein Flimmerepitel und während die Cilien Theiles sonst zu den sehr zarten gehören, ja bei manchen Thie- selbst im Leben schwer zu erkennen sind, erscheinen sie bier sehnlich lang und sitzen kurzen Cylinderzellen auf. Die Sklerotika des Auges besteht aus Hyalinknorpel und ist ohne ficationen. — Die Choroidea besitzt eine stark silberne, aus läng- Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. V. Bd. £ B 66 lichen Krystallen ‚bestehende Lage. Von einem Processus faleiformis oder einer Choroidealdrüse konnte ich nichts wahrnehmen. Die Bindesubstanz, welche das mehr als bei Knochenfischen in Knorpelmasse liegende Ohrlabyrinth formt, erinnert durch ihr hya- lines Aussehen nicht wenig an Knorpel. Sie ist auch ziemlich dick und die «Bindegewebskörperchen» nähern sich, indem sie mehr rund- lich oder oval und dabei strahlenlos sind, den Knorpelzellen. Das Epi- tel, welches die Innenfläche des Labyrinthes auskleidet, so wie die Blutcapillaren sind gut erhalten, schwieriger ist es, die Endausbreitung der Gehörnerven zu erkennen, da der fettige Inhalt der übrigens brei- ” ten Nervenfibrillen. durch den Aufenthalt im Weingeist grossentheils geschwunden ist. Jedes Ohr enthält ausser zwei grösseren, porzellanartigen Oto- lithen, von denen der eine */,” lang und 3” breit ist, der andere 5'" in der Länge und 2” Breite hat, noch Häufchen mikroskopischer Hör- steinchen, die eine rundlich-ovale Gestalt besitzen. Nach Behand- lung der grossen Otolithen mit Säuren bleibt ein häutig flockiger ortanischen Rückstand, der unter dem Mikroskop eine feinkörnige 80- schichtete Substanz Kosnili TORSIr. Von den Nebennieren. Joh. Müller sagt a. a. ©. S.138, Zusatz: «die Nebennieren schei- nen den Ganoiden zu fehlen. Die Belkem; in. den Nieren des Störs” zerstreulen Körper, welche von Bär für kalkige Concretionen ansah 7 Delle Chiaje neulich als Nebennieren deutete, sind nichts als Fett.» Ich habe (Anatomisch-histolog. Untersuch. ete. 8. 13) gezeigt, dass die gelben Körper, welche beim Stör zu beiden Seiten der Chorda und der hintern Fläche der Niere liegen, wirklich, wie schon der genannte italienische Forscher ausgesprochen, als Nebennieren zu betrachten sind. Am Polypterus kehren ähnliche Verhältnisse wieder, ja es ‘kommt dieser Fisch sogar dadurch, dass das erste Paar der Nebennieren- | körper die zunächst darauf folgenden an Grösse übertrifft, in diesen Hinsicht den Plagiostomen nahe. Man beobachtet nämlich Folgendes. | Nach Wegnahme des Peritonaeums fällt am Beginn des Abdomen, dicht neben der Wirbelsäule, ein Körper in die Augen (Fig. 7.d), de von plattbirnförmiger Gestalt ist, ein weissgelbes, mit schwärzlichen Punkten bestreutes Aussehen hat, das abgerundete Ende nach vort und etwas nach aussen, das zugespitzte nach hinten und innen ge- richtet, das ganze Organ demnach schräg zur Längsachse des Körpers’ gestellt, Es misst im längsten Durchmesser 9” und an der breitesten Stelle 3”. Bei weiterem Nachforschen gewahrt man, dass der Körpe je einer Vena vertebralis posterior eng angehelftet ist. : Wird 67 dann das Bauchfell und die Nieren weiterhin aufgehoben, so folgen sich ähnliche Organe in Abständen nach dem Verlauf und zu beiden Seiten ‚der Wirbelsäule (e); auch sie liegen der Wand des genannten Gefässes ‚an, werden aber immer kleiner. Jene, welche zunächst auf das erste ‚grosse Paar kommen, sind noch 2—3" grosse rundliche Organe, das ‚sechste oder siebente Paar misst nur 4”. Vielleicht, dass sie nach hinten zu wieder an Grösse zunehmen, was ich nicht mehr feststellen , nnte, da ich diese Region durch anderweitige Präparationen schon was zerstört hatte. Die mikroskopische Untersuchung konnte natürlich nur eine mangel- hafte sein, doch steht das, was man noch zu finden vermochte, nicht ı Widerspruch mit der Deutung, die ich den fraglichen Körpern beilege. Bindesubstanz mit etwas Pigment formt die äussere Hülle, von der ne Septa nach innen gehen; innerhalb der Maschenräume waren zu ‚ennen einmal gelbliche, 0,006” grosse Zellen mit hellem Kern, die 'chaus an die schmutzig gelben Zellen der Nebennieren erinnern, welche bei Reptilien (vergl. meine Untersuchungen üb. Fische u. Rept. 5.103) einen wesentlichen Theil dieser Organe ausmachen und auch bei Polypterus bilden sich manche dieser Zellen durch Ablagerung Peitpunkten zwischen dem gelben Zelleninhalt zu Fettzellen hinüber. 1 sieht man zweitens beim Zerzupfen des Organes scheinbare ylinderzellen, deren Länge meist 0,024” und deren Breite 0,0012 — 002” beträgt, mit hellem, rundlichem und besonders nach Natron- alz sehr deutlichem Kern; den Inhalt bilden grössere und kleinere tropfen. Da diese Gebilde gewöhnlich sehr regelmässig pallisaden- irmig nebeneinander liegen, so erhöhen sie auch dadurch den Ein- Iruck eines Cylinderepitels. Ich vermuthe aber, dass es Fragmente ‚on Nervenfibrillen sind, die in starken Zügen die Nebennieren durch- zen und werde darin um so mehr bestärkt, wenn ich die Primitiv- 'z. B. des Nervus trigeminus vergleichend mikroskopire, denn ae zeigen, abgesehen davon, dass sie breiter (0; 00 — N ‚006°) rne liegen und als Inhalt des Nervenrohrs erblickt man grössere einere unregelmässig zerstreute Fetttropfen. — Da man ausser- zahlreiche Blutcapillaren sich zur Anschauung bringen kann und von manchen Nebennieren ein Ganglion des Sympathieus als ein ‚grauer Theil schon mit blossem Auge bei einiger Aufmerksam- 'weggesehen werden kann, so liegt damit doch eine nicht ge- Vebereinstimmung in der Structur der Nebennieren des Polypte- mit denen der Selachier und Reptilien vor. Auch bei beiden n Thiergruppen haben die Nebennieren innerhalb der Maschen- eines Bindegewebes, welches die Blutgefässe trägt, eigen- (hümliche Zellen und zahlreiche Nervenfasern, und auch sie stehen “x* 68 sowohl mit den Ganglien des pe als auch 'den Blutgefässen in inniger Beziehung. Fast bei allen Fischen und Reptilien, an denen ich bis jetzt diesen Gegenstand ins Auge fasste, hat sich gezeigt, dass das vorderste Paar der Nebennierenkörper von grösseren Umfange ist, als die längs der Wirbelsäule darauf folgenden, dass dann aber weiter nach hinten eine ‚Vergrösserung ‚derselben Statt findet, welche das vorderste Paar über- trifft. Etwas wechselnd ist dabei die Lagerung der ersten Neben- nieren, so sind sie z. B. bei Chimaera und Torpedo der Arteria axil- laris angeheftet und wurden desshalb früher als Axillarherzen aufgefasst, bei Seyliium canicula, Scymnus lichia (vergl. meine Beiträge ete. S. 46) liegen sie neben der Achselarterie. Hier bei Polypterus zeigen sie sich der Vena vertebralis posterior angefügt. Beim Landsalamander wird das erste sympathische Ganglion des Grenzstranges durch die’ besondere Ausbildung des Nebennierenkörpers ein gelbliches Gebild. von fast 4” Umfang. Vermehren sich die Blasen und Schläuche der Nebennierenkörper ganz besonders und wandelt sich der Inhalt der’ Zellen durchweg in Fett um, so entstehen dann die bei Fischen und’ Reptilien längst bekannten ockergelben Streifen und Körper hinter, vor | und zwischen den Nieren, deren Bedeutung als Nebennieren schon | öfter beanstandet wurde, allein es lässt sich, wie ich an einem an: dern Orte nachgewiesen, der directe Zusammenhang dieser Neben-" nierenmassen mit den von mir an den Ganglien des Sympathieus auf- | gefundenen Organen zweifellos erkennen. | Schleimkanäle. andere Knochenfische. Der Seitenkanal stellt eine häutige, unter de Haut verlaufende Röhre dar, die 4” im Durchmesser hat und am Kopfe angekommen, sich in die bekannten drei Aeste theilt. Letzter durchsetzen dabei verschiedene Knochen und münden mit zahlreichen, wenn auch nicht besonders weiten Oeflnungen aus. Da Polypterus in gar vielen Beziehungen eine unverkennbar gross Verwandtschaft mit dem Stör hat, so möchte ich nicht unerwähnb lassen, dass er rücksichtlich der sogenannten Schleimkanäle vou Aci. penser darin abweicht, dass jene Schleimsäcke fehlen, welche ich vom Stör (Untersuchungen üb. Fische u. Rept. S. 12) beschrieben und dei Schleimröhrenampullen der Selachier gleichgesetzt habe. Dass ich rücksichtlich der Structur der Schleimkanäle des Po= Iypterus nichts mittheilen kann, darf bei der Schwierigkeit solche Untersuchungen und noch dazu an einem Weingeistexemplar niel auffallen. 69 - Blutgefässe Durch J. Müller weiss man, dass die Muskulatur am Bulbus des _ Herzens der Ganoiden aus quergestreiften Bündeln besteht, und zwei- tens, dass im Innern des Arterienstiels von Polypterus sechs Längsreihen von Klappen angebracht sind, die durch Fäden untereinander zusammen- hängen. Bezüglich der’ feinern Beschaffenheit dieser Klappen liess sich nicht viel herausfinden, doch schien es mir, als ob, abgesehen von lem sie überziehenden Epitel, Bindesubstanz, elastische Fasern und Gallertmasse in den Zwischenräumen die constituirenden Theile der Klappen seien. ’ Die quergestreifte Muskulatur des aussen etwas schwärzlich pig- ntirten Bulbus ist ausgezeichnet durch ihre überaus schmalen ögenannten Primitivbündel. Dieselben erreichen höchstens einen Durchmesser von 0,002”, bilden übrigens durch Verästelung id er siniging Netze wie an der übrigen Fleischsubstanz des Sonst ist im Hinblick auf die Textur des Gefässsystemes zu sehen, elastische Häute und Bindesubstanz hauptsächlich die Gefäss- ndungen zusammensetzen; am Bulbus liegt die quergestreifte Muskel- schicht ebenfalls einer dem freien Auge weisslichen, unter dem Mikro- op elastischen Haut auf, welche, nachdem die muskulösen Elemente geblieben sind, mit einer bindegewebigen Tunica adventitia den nenarterienstamm allein bildet. Von gleichem Bau ist die Aorta, kann an ihr keine Muskeln erblicken, sondern sehe lediglich als e Schicht Bindegewebe, dann nach innen als hauptsächlichstes atum eine Tunica elastica, die, wie am Bulbus arteriosus, uud dem enarterienstamm aus dichten, aber feinen elastischen Netzen be- teht. — In den Venen, z. B. den Venae vertebrales posteriores tritt elastische Gewebe zurück und Bindesubstanz, meist ziemlich stark iwarzgefärbt, wird der überwiegende Bestandtheil. Von Muskeln ist nso wenig wie an der Aorta etwas zu sehen. — Die feinsten Ca- en bestehen, wie bei anderen Wirbelthieren, aus einer einzigen, nogenen hellen Haut mit Kernen. Milz. Dieses sehr entwickelte Organ ist nicht, wie beim Stör in Neben- zerfallen, sondern bildet einen einzigen in die Länge gezogenen f, der eine Ausdehnung von sieben Zoll hat, von dunkelbraun- er Farbe ist, der längern Schwimmblase angeheftet und auf dem Durchschnitt dreiseitig sich darstellt. 2 70 Schilddrüse, Thymus Die Glandula thyreoidea des Polypterus, welche doppelt ist und an derselben Stelle liegt, wie beim Stör, hat Joh. Müller abgebildet. — Vergeblich suchte ich in der Gegend zwischen Kopf und Schultergürtel nach drüsigen Organen, die als Thymus angesprochen werden könn- ten, es scheint, dass dieses Gebilde dem Polypterus so gut wie man- chen anderen Fischen fehlt. | Stammmuskelm. Den feinen Bau der quergestreiften Muskeln anlangend, sehe ich N mich immer wieder gezwungen zu der Ansicht zurückzukehren, die ich darüber schon an einem andern Orte ausgesprochen. Die so- genannten Primitivbündel, die am Stamm eine Breite von 0,0360” erreichen, sind seeundäre Bildungen und ihr Sarcolemma ent- spricht nicht der ursprünglichen Zellenmembran, sie ist vielmehr homo- gene Bindesubstanz, die eine gewissermaassen indifferente Hülle ab- gibt, für_die speeifisch muskulösen Theilchen (die sarcous elements, Bowman); daher geht das Sarkolemma auch in die sehnigen Gebilde" continuirlich über, wie man besonders bequem und scharf an den kleinen Muskeln der Flossenstrahlen erkennen kann. Schon für das freie Auge markiren sich lebhaft die gelbe Muskelmasse und die weisse Bindesubstanz und auch mikroskopisch setzt die quergestreifte Masse, die «sarcous elements», mit ganz bestimmter Grenze innerhalb de vom Sarkolemma gebildeten Ilöhle ab, während das Sarkolemma selber unmittelbar in die Sehnensubstanz sich fortsetzt. — Werden die Muskelbündel mit 20procent. Salpetersäure behandelt und schieh man das Deckglas, ohne zu drücken, einigemal sachte auf den unter- gelegten Muskeln hin und her, so fallen sie äusserst leicht in die Primitivtbeilchen, die gewöhnlich noch in grösseren und kleinere Scheibchen zusammenhängen, auseinander, weit seltener noch im der Längenrichtung aneinander hängend, so ‘dass sie «Fibrillen» vor- stellen. y ci Ebenso wie bei anderen Knorpel- und Knochenfischen ist auch be Polypterus die Muskulatur unter der Seitenlinie etwas dunkler gefärbt, als an den umliegenden Muskeln des Stammes. Die Färbung rührt zum Theil von wirklichen Pigmenthaufen ber, die sich am Sarkolemma” finden, hauptsächlich aber von einer eigenthümlichen molecularen Tr‘ bung und Ablagerung von Fettpünktchen in die quergestreifte Muskel-" substanz selber. ‘Auch am Respirationsapparat beobachtet man ei solche Beschaffenheit der Muskeln. nı Von den Fortpflanzungsorganen. ie Ich habe bereits eingangs erwähnt, dass das von mir zergliederte Thier ein Weibchen war, und um so tberraschender war daher fol- gender Fund. Beim Eröffnen der Bauchhöhle lagen frei in derselben zwischen Darm und vorderer Bauchwand mehrere weissliche Klump- chen, von denen einer an 7" Länge hatte. Mikroskopisch untersucht, bestanden sie aus einem Gewirr von Elementen, die ich für nichts ande- res als Spermatozoiden halten kann, es waren sehr feine, 0,0360" lange Fäden (Fig. 15), ohne erkennbare Anschwellung, ziemlich ge- ‚schwungen, und wo sie dichter‘ lagen, ineinander gefilzt. Auch bei der mikroskopischen Durchforschung des Mesenteriums waren. die- en Fäden in ziemlicher Menge zwischen dem Gitterwerk desselben eflen, Es weist diese Thatsache vom Vorhandensein von Samen- alementen frei in der Bauchhöhle des Weibchens auf eine innere Be- guchtung der Eier hin, Der Same konnte sowohl durch die Abdominal- Inungen oder auch durch die frei ins Cavum abdominis ausmündenden ileiter eingedrungen sein t). ‚Ich weiss nicht, ob: bis jetzt eine ähn- ® Beobachtung über die Fische bekannt gemacht wurde. w der Configuration des Eierstocks und der Eileiter schliesst sich erus, worüber die Angaben Joh. Müller’s Aufschluss geben, zu- jächst den Stören an. Jeder Eierstock stellt eine vor den Nieren egene und an einem Gekröse befestigte lange Platte dar. Die in- re Fläche erscheint glatt und es verlaufen hier, auch die grossen Blutgefässe. Am vordern Ende des Eierstocks geht eine starke, pig- tirte Vene ab, zieht am freien Rande des Mesoariums, versehen einem gelben Fettstreifen, nach vorn, um in der Gegend des en grossen Nebennierenkörpers, der, wie oben gemeldet, der Vena ebralis posterior angefügt ist, in dieses Gefäss einzumünden. — der äussern Fläche des Eierstocks springen die Bier, je. nach ihrer e verschieden stark vor. Au den kleinsten Eiern, welche 0,024” on, lässt sich unterscheiden ein fein gelbkörniger Dotier mit einem schen, zwischen dem Dotter und dem Epitel des Graaf’schen ls ist ein ziemlich breiter heller Raum, der wahrscheinlich auf ‚Eiweisslage, die sich ja auch bei anderen Fischen und nach mei- n Erfahrungen bei den Plagiostomen schen im Eierstock um das Ei um zu bilden anfängt, bezogen werden kann. Der Graaf’sche Fol- ‚Die Pori abdominales des Polypterus hat in neuester Zeit Hyrıl aufgefunden. Es sind nach ihm (Sitzungsberichte d. k, Akad, in Wien. 1852, 8. 479) haar- be ne Öeffnungen. Schon desshalb und weil sie beim Männchen wahrschein- lich zum Ausführen des Samens dienen, möchten sie beim Weibchen we- niger als die Tubenmündungen zum Einlassen der Spermatozoiden dienen. a Pr t 12 likel selber erscheint als eine Höhle im Bindegewebsstroma des Eier- stocks., In den reifen Eiern. gewinnt der Dotter ein ganz schwarzes Aussehen. Die Eileiter öffnen sich durch einen weiten queren Schlitz in die Bauchhöhle. Sie haben auf ihrer Innenfläche ein noch äusserst klar erkennbares Flimmerepitel, ganz von demselben Aussehen wie beim Stör: die Härchen ziemlich lang und dick, die Zellen selber klein. Auch die Epitelzellen des Bauchfelles tragen in der Um- gebung der Eileitermündung denselben Wimperbesatz.. Zum Schluss dieses Aufsatzes noch ein paar Bemerkungen. Durch J. Müller sind bekanntlich die anatomischen Charaktere der Ganoiden- gruppe festgestellt worden und obwohl im Bau dieser Fischabtheilung. verwandtschaftliche Beziehungen sowohl mit den eigentlichen Gräthen- | fischen, den Teleostiern als auch nach der andern Seite mit den Sela-- chiern vorliegen, so hat doch der genannte Forscher, Eigenthümlich- "| keiten in der Organisation aufgefanden, welche zur Aufstellung und Begrenzung der Ganoiden als einer den eigentlichen Gräthenfischen, den Plagiostomen und Cyklostomen coordinirten Unter-Classe für bindend anzusehen sind. Die mitgetheilten histologischen Details weisen eben- | falls eine Thatsache auf, welche für die Ganoiden ein absolutes Kenn- | zeichen werden zu wollen scheint. Es ist dieses die Flimmerung dei Schwimmblase des Polypterus. Bis jetzt hat Niemand eine Nimmernde Schwimmblase aus einem gemeinen Knochenfisch angezeigt, wohl aber ist dieses Organ am lebenden Stör von mir mit Ciliarbewegung begabt gesehen worden (vergl. Untersuchungen üb. Fische u. Reptilien. S. 29). Das Epitel der Schwimmblase von Lepidosteus nennt Ayrtl freilich ein Pflasterepitel (Sitzungsberichte der k. Akad. in Wien. 1852, 8. 71), doch glaube ich die Achtung gegen den ausgezeichneten Anatomen nicht zu verletzen, wenn ich diesen Gegenstand einer erneuerten Unter- suchung unterzogen wünschte, denn auch bei Polypterus sind die Cilie sehr fein und würden mir sicherlich an dem Weingeistexemplar ent gangen sein, hätte ich nicht durch die am Stör gemachte Erfahrung aufmerksam geworden, speciell darnach gesucht. Sollte sich dann auck bei Lepidosteus, Amia, Spatularia dieser Bau der Schwimmblase fin- den, so könnte er mit der Stiructur des Herzens — den vielfachen Klappäi des Arterienstiels, dem Muskelbelege desselben — der Spirall | klappe des Darms, zu einem fundamentalen Charakter dieser Gruppe werden. Dürfte aber auch nicht die Lunge des Lepidosiren, der vor den Ganoiden abgesondert wird, flimmern? — Dass auf die Beschaffe heit der Schuppen zur Bestimmung, ob Ganoid oder nicht, kein bes sonderer Werth gelegt werden kann, ist schon von anderen Forschern = 73 ‚ausgesprochen worden. Die Schuppen des Polypterus sind zwar ebenso "echte Knochenschilder wie die des Acipenser, aber auch bei den Teleo- stiern trifft man doch da und dort genuine, entwickelte Knochenkörper- chen in den Schuppen, so sah sie J. Müller bei Sudis (Ganoiden S. 144), * Stannius bei Thynnus vulgaris (Vergleichende Anat. S. 57), ich selber bei. der Schleie und an Barbus fluviatilis allerdings nur in den Halb- kanälen, welche den Schuppen der Seitenlinie aufgesetzt sind (Ueber die Schleimkanäle d. Knochenfische, Müller’s Arch. 1850, S. 178). Erklärung der Abbildungen. Tafel 1. Fig. A. stellt ein Stück vom Querschnitt der Chorda dorsalis dar (starke Ver- y grösserung): a die bindegewebige Scheide der Chorda; b Össificationen an der äussern Fläche derselben ; c eine Partie vom centralen Bändchen der Chordensubstanz; d die Zellenräume sammt Bindesubstanz zwi- schen ihnen bilden die Gallertmasse der Chorda, in einzelnen Zellen noch der Kern sichtbar; e die kleinen und mit körnigem Inhalt gefüll- . ten Zellen, welche zunächst der Scheide liegen. | 2. ‚Querschnitt eines durch Kochen erhärteten Nasenlabyrinthes (sehr ge- i ringe Vergrösserung): a die Nasengänge; b die Bündel des Nervus olfactorius, im Centrum des Nasengerüstes verlaufend; c die Pigmen- . tirungen, welche den Verlauf der Nasenfalten andeuten. 3. Eine Flimmerzelle aus der Nasenschleimhaut (starke Vergrösserung). #. Ein Leberschnittchen bei starker Vergrösserung und etwas ausge- waschen: a die homogene Bindesubstanz mit ihren Hoblgängen; b die Leberzellen, welche viel Fett enthalten. 5. Oberster Theil eines senkrechten Schniltes an einer in Säure macerirten Schuppe (starke Vergrösserung): a a Papillen auf der freien Fläche der Schuppe; bb der Schmelz der Knochenkörperchen des sogenannten Schmelzes; cc Havers’sche Kanäle im Quer- und Längsschnitte, um dieselben zeigt sich ‚die Grundsubstanz der Schuppen geschichtet, die grösseren enthalten auch Feitzellen; d Knochenkörperchen, die ziem- lich vollständig geblieben sind. 6. Von demselben Schnitt der unterste Theil, welcher continuirlich mit der Lederhaut zusammenhängt: a die Schuppe mit ihren Knochenkörper- chen a’ und Havers’schen Kanal a?; b die Lederhaut mit ihren Binde- gewebskörperchen b!; c die scharfe Grenzlinie zwischen Schuppe und Haut. Tafel II. 7. zeigt das vorderste Ende der Bauchhöhle und die Nebennierenkörper in natürlicher Grösse; auf der linken Seite erscheint die Vena verte- bralis posterior sammt der Niere von der Wirbelsäule abgehoben und etwas von dem Rückgrath weggebogen: a die Aorta abdominalis; Fig. Fig. 42, 74 b! die.eine und b* die andere Vena’ vertebralis posterior; c vorderes Ende der einen Niere; d die erste Nebenniere; e die darauf folgenden; f vorderes Ende des einen Eierstockes sammt der Vene desselben. Ossificationsstelle eines Kiemenknorpels (stark vergrössert): a Hyalin- knorpel mit seinen Zellen; b abgelagert Kalksalze in und um die Knorpelzellen. Von derselben Stelle, nach'mehrtägiger Maceration in verdünnter Salpeter- säure (starke Vergrösserung): a der Hyalinknorpel mit den im Ganzen unveränderten Zellen; b die Hohlräume, welche übrig bleiben, nachdem die Kalksalze b der vorhergehenden Figur durch die Säure entfernt sind. Ein Stückchen Os palatinum von der Mundfläche betrachtet (geringe Vergrösserung): a die Papillen; 6 die Havers’schen Kanäle, welche für jede Papille eine Art Pulpahöhle bilden. . Theil eines senkrechten Schnittes vom Unterkiefer, nach einigem Auf- enthalt in Säure (starke Vergrösserung): a die weiten mit Fett erfüllten Havers’schen Kanäle; b die geschichtete und Knochenkörpegehun ent- haltende Grundsubstanz. Unveränderter sogenannter Schmelz der Schuppen, von der Fläche und bei starker Vergrösserung betrachtet: a die kleinen Tuberkeln desselben; 5 die Furchen, welche ihn durchziehen. Contour zweier Magendrüsen. Drei solcher Magendrüsen im Querschnitt, starke Vergrösserung. Man unterscheidet « das Lumen; b die Epitelzellen; c die sogenannte Tu- nica propria. Spermatozoiden. Epitelzellen der Lungen: a und b von den tieferen Schichten ; ce Flimmerzelle. Elementartheile der Epidermis: a gewöhnliche Oberhautzellen; b eine rundliche Schleimzelle; c eine, die auszuwachsen anfängt; d eine mit langem, einem Ausführungsgang ähnlichen Fortsatz und verändertem Inhalt. a Ueber die Vater-Pacinischen Körperchen der Taube, von Dr. Fr. Leydig. Hierzu Tafel IV. - Bekanntlich wurden nach dem Wiederauffinden der bezeichneten Organe beim Menschen und den Säugethieren dieselben an den Vögeln längere Zeit vermisst. Erst Herbst hat, nachdem er bereits für alle Säugethierordnungen die Existenz der V.-P. Körperchen nachgewiesen, ‚sie auch in der Classe der Vögel entdeckt (Göttinger gelehrte Anzeigen A848, Nr. 463, 464). Er fand sowohl bei dem Huhn als bei der _ Taube zwölf Stuck an der innern Fläche der Basis des Mittelhand- knochens. Eine ganz besondere Erweiterung dieser Beobachtung ver- ‚dankt man Wil, welcher im Nachsehen, ob das Vorkommen der V.-P. Körperchen an der von Herbst ‚angezeigten Stelle ein constantes sei oder nicht, wahrnahm, dass diese Organe in der Haut der Vögel über die gauze Oberfläche des Leibes von der Schnabelwurzel bis in die hen und in die Finger und von dem Kinnwinkel bis zum Steiss in zrosser Anzahl verbreitet seien (Sitzungsberichte der kais. Akad. zu Wien. 4850, S. 213). Sie liegen unmittelbar unter der Haut in der ähe der Kiele der Contourfedern, zum Theit zwischen den Muskeln, welche sich an die Kiele der grossen Federn ansetzen. Will gibt fer- ner detaillirte Angaben, die sich auf die Vertbeilung der V.-P. Körper- n über die Oberfläche des Körpers beziehen, dann hinsichtlich der hl und Grösse und er untersuchte Repräsentanten aus allen Ord- gen, um sich vom Vorhandensein der V.-P. Körperchen bei allen Vögeln zu überzeugen. Unterdessen hatte auch Herbst seine Forschungen über die Ver- breitung dieser Gebilde an den Vögeln fortgesetzt und gefunden, dass das vordere Ende des Ober- und Unterschnabels eine Hauptlagerstätte der V.-P.Kürperchen sei, dann weiterhin, dass Conglomerate derselben, oft zu mehreren Hunderten, in dem Raume zwischen den Vorderarm- 76 und Unterschenkelknochen ihren Sitz haben (Göttinger gelehrte Anzeigen 1850, S. 204); im Jahre darauf berichtet er der Königl. Societät in Göt- tingen, dass er auch in der Zunge vieler Vögel, des Canarienvogels, Zeisigs, vom Hänfling, Grünling, Stieglitz, Buchfink, Kreuzschnabel, Hausente in grosser Menge, beim Haushahn, der Taube, dem Sper- ling, Sperber, Thurmfalk, Eichelheher, Krähe und Kolkrabe nur in sehr geringer Anzahl V.-P. Körperchen aufgefunden habe (Göttinger gelehrte Anzeigen 4851, 8.461). Ich habe jüngst die V.-P. Körperchen von Tauben untersucht, wobei ich die Angaben Will’s über die Ver- breitung derselben in der Haut sehr bewährt sebe. Man präparirt die- selben wohl am leichtesten, ‘wenn man von der innern Seite der ab- gezogenen Haut flache, dünne Schnitte mit der Scheere abträgt und sie ausbreitet, nach Umständen auch zerzupft. Die Y.-P. Körperchen liegen dann in der Umgebung der Federbälge zwischen den glatten Hautmuskeln, welche sich dort netzförmig hinziehen. Auch aus der Spitze des Schnabels konnte ich sie darstellen, sie erfüllen den Raum, der zwischen dem Hornüberzug und dem Knochen sich befindet; am raschesten und in grösster Menge aber sind sie von dem ebenfalls durch Herbst bekannt gewordenen Orte in dem Raume zwischen den Unterschenkelknochen auffindbar. Dagegen ist es mir nicht gelungen, die V.-P. Körperchen in der Zunge der Taube zu sehen, welch nega- tives Resultat natürlich ohne Gewicht ist gegenüber der Angabe von Herbst, der übrigens selbst «nur mit grosser Mühe und dennoch nur in sehr geringer Anzahl» sie hier entdeckte. Wie mir scheint, ging das Hauptaugenmerk der beiden genannten Forscher mehr dahin, den Verbreitungsbezirk der in Rede stehenden Organe kennen zu lernen, wozu sicher eine nicht gewöhnliche Aus- dauer in Anspruch genommen wurde, als gerade in den feinern Bau derselben einzudringen. Da mir wenigstens ihre hierher gehörigen Mittheilungen weniger vollkommen dünken, so erlaube ich mir, meine bezüglich der Textur der V.-P. Körperchen der Taube gemachten Er- fahrungen in nachstehenden Zeilen dem Leser vorzulegen, was um so gerechtfertigter sein dürfte, als diese Bildungen der Vögel um ein ziem- liches von denen der Säugethiere differiren. Jene Conglomerate von V.-P. Körperchen, welche auch bei der Taube zwischen den Unterschenkelknochen so leicht zur Hand sind, 'eignen sich ganz vorzüglich zu einer nähern Untersuchung, da man sie aufs schönste isolirt und gleich in grosser Menge vor sich haben kann. Schneidet man sich einen Zweig des Tibialnerven aus, so gibt er unter Anwendung einer geringen Vergrösserung ein sehr zierliches Bild, in- dem dichte Züge von V.-P. Körperchen, eines neben dem andern, gleich Früchten dem Nerven anhängen (Fig. 4). Die Richtung der Körperchen ist im Allgemeinen nach der Längsachse des Beines gestellt, ee Zu ur nt; a Se Ken 77 g - bezüglich ihrer Gestalt erscheinen sie entweder rein oval, oder birm- _ föürmig, oder auch mehr eylindrisch ausgezogen t); bis jetzt habe ich keine zusammengesetzten oder verschmolzenen Körperchen wahrge- nommen und auch Will hat immer nur sogenannte einfache gefunden. Was die Grösse anlangt, so sehe ich, dass die längten, wie auch Will (a.a. 0. $. 249) von Columba domestica angibt, Y;"" messen, die klein- sten haben nach Will %,”, am bemerkten Orte aber trefle ich' einzelne wenige, welche kaum mehr als 0,05” in der Länge haben. Gegen _ das Knie zu scheinen sie durchschnittlich kleiner zu. sein, nach ab- wärts aber an Grüsse zuzunehmen. Betrachtet man die V.-P. Körperchen der Taube mit freiem Auge, 'so zeigen sie sich weisslich, ohne den Glanz und das transparente Aussehen, welches bekanntlich die ganz frischen V.-P. Körperchen im esenterium der Katze darbieten, zu besitzen. Unter dem Mikroskop- ähren sie gleichfalls einen ganz andern Anblick , als die der Säuge- e. Sie sind von bräunlicher Farbe, umsäumt von einer hel- ‚lern Lage und aus der Achse schimmert ein grauer Centralstrang durch. Wendet man stärkere Vergrösserungen an und behandelt die fri- schen Objecte je mit Essigsäure oder Natronlösung ‘oder. auch Salpeter- ure, so überzeugt man sich, dass die betreflenden Gebilde einen ganz andern Typus der Organisation repräsentiren, als der von den V.-P. Körperchen der Säuger bekannte ist. Hat man: die betreffenden Organe aus dem eben getödteten Thier unverletzt und ohne dass sie von Reagentien verändert waren, zur Ansicht, so markiren sich an jedem 4) eine helle, unvollständig längsstreifige Schicht (Fig. 2 c), ‚welche die äussere Lage des Körperchens bildet, sie hat an den grös- -sern derselben eine Dicke von 0,004” und grenzt sich mit scharfer Contour sowohl an ihrer innern als auch äussern Fläche ab. Diese ge nennt Will das äussere durchsichtige Neurilem, was nach ihm aus eiläufig 40 Schichten zu bestehen scheint. «In den dunkeln Grenzlinien einzelnen Schichten findet man längliche Körperchen, wahrscheinlich e wandständigen Kerne der Zellen, aus denen das äussere Neurilem eht.» Doch ist es Will, wie er selbst sagt, nicht geglückt, iu Bezug f diesen Punkt ganz ins Klare zu kommen. Will hat, wenn er das here der Körperchen herausdrückte und das äussere Neurilem zer- ilte, nie Fasern in demselben sehen können, vielmehr schien es ihn. ‚dieht aneinander gelagerten Zellen zu bestehen, namentlich stellte in Am Schnabel waren viele der V.-P. Körperchen von einer mehr oder we- , ‚higer gekrümmten Form, manche erschienen auch um ihre Achse gedreht. - dene unter der Haut üm die Federbülge herum sind ebenfalls in einzelnen Exemplaren von gebogener Gestalt. y 18 sich ihm nach Behandlung mit chromsaurem Kali die Abgrenzung von Zellen deutlich dar. Ich kann dieser Auffassung nicht beitreten, halte vielmehr dieselbe für unbedingt irrtbümlich. Man vermag in der hel- len äussern Schicht der V.-P. Körperchen nichts anderes als Binde- substanz zu erkennen und die Streifung- bringe ich auf Rechnung von homogenen Schichten dieses Gewebes. Sie quillt nach Essigsäure auf und wird noch heller, dabei kommen dann zahlreiche scharf ge- zeichnete Kerne zum Vorschein (vergl. Fig. 3c), die ebenfalls durch ihre Lagerung auf Schichtung der homogenen Grundmasse deuten. Zum Theil gehören die jetzt auftauchenden Kerne wohl auch den Blut- körperchen und Capillaren an, denn es lässt sich an einzelnen frischen Körperchen sehr schön beobachten, dass in dieser äussern binde- gewebigen Schicht die Blutgefässe, welche dem Organ angehören, ver- laufen. Dann sieht man weiter, dass diese Lage unmittelbar am Stiel “ des Körperchens in das Neurilem des Nerven fortgeht und eben nur eine .blasenförmige Erweiterung um das Nervenende herstellt, mithin eine Schale oder Kapsel, die in ihrer Forin bei Verletzung des Körperchens wohl erhalten bleibt und lediglich sich stark zusammenfaltet, wenn der bräunliche Inhalt ausgefallen ist. Wurden hingegen Y.-P. Körperchen in 20proc. Salpetersäure einen Tag lang aufbewahrt, so fiel die Kapsel beim Austreten des innern Körpers nicht mehr zusammen, erschien vielmehr selbst noch in ihren Trümmern als ieste, jetzt gelblich ge- wordene Hülse (Fig. kc). Herbst nennt die besagte helle Schicht der V.-P. Körperchen die äusseren Kapselsysteme, wogegen gerade nichts einzuwenden ist, wenn man nur im Auge behält, dass sie nicht, wie bei Säugethieren, durch Flüssigkeit voneinander isolirte, daher in- einander geschachtelte Lamellen besitzt, eben desshalb auch nicht die regelmässige, concentrische Streifung, wie sie von den V.-P. Körper- chen bekannt ist, hervorruft, im Gegentheil die Bindesubstanzlagen folgen sich hier so nahe, dass sie in toto eher den Eindruck einer un- deutlich streifigen Haut machen als «Kapselsysteme » nachahmen. Von dieser Bindesubstanz umschlossen zeigt sich 2) ein bräunliches Gewebe, welches den Gentralstrang rings umgibt. Will nennt es das nach innen gelegene Neurilem, . Herbst das mittlere Kapselsystem. In der vorläufigen Mittheilung, welche der letztgenannte Forscher an die Göttinger Societät machte, finde ich keine nähere Beschreibung des «mittlern Kapselsystemes». Will hat gesehen, dass «das innere Neurilem» aus Fasern besteht, welche er besonders deutlich erkannt hat, wenn «durch einen mässigen Druck oder noch besser durch Einschneiden des äussern Neurilems die Gentral- höhle und die daran befindlichen Schichten des Neurilems aus den Kap- seln der äussern Hülle» zum Austreten gebracht wurden. Die Fasern scheinen ihm elastisch. Be NE. un A a ee Dt a en zer ar + 79 ‚Man kann sich unschwer davon überzeugen, dass die bräunliche Farbe im Innern des V.-P. Körperchens, welche zunächst dem Gentral- strang am stärksten ist, von eigenthümlichen Fasern herrührt, die um Centralstrang eirculär ungefähr in der Weise herumgewickelt sind, ie man den Stempel von Spritzen mit Werg einzuhüllen pflegt. Da- ‚bei sind sie dicht ineinander gewirrt und hängen, wenn der Gentral- 'strang nach Verletzung der äussern Hülle herausgefallen ist, ersterem innig an und nur die zumeist peripherisch gelagerten spreizen sich jeizt frei nach allen Richtungen auseinander. Betrachtet man die Fasern isolirt, so erscheinen sie äusserst fein, unverästelt, leicht gebogen oder häufiger gerade gestreckt, sie haben 1 etwelches starres Aussehen und sind nicht gerade lang, wenigstens eheinen sie eine Länge von 0,05” nicht zu überschreiten. Einzeln jeschen zeigen sie sich hell, wenn sie aber dichter liegen, gewinnen ‚ein bräunliches; Aussehen. Die eigentliche Natur dieser Fasern rfte schwer zu bestimmen sein. Will möchte sie, wie erwähnt, für stische halten, was keineswegs der Fall ist, denn sie widerstehen hi der Einwirkung von Natronlösung oder Essigsäure, sondern wan- In sich nach Zusatz dieser Reagentien zu einer blass moleculären se um. Noch am meisten erinnern die fraglichen Fasern an das jewebe, welches bei Knorpelfischen die Grundsubstanz sowohl des iliarbandes als auch der Iris bildet (vergl. meine Beiträge zur Anat. u. Entwickel. d. Roch. u. Haie, S. 23) oder auch an die Fasern, welche » eine Haut der Schwimmblase vieler Fische zusammensetzt und es t ferneren Erfahrungen anheimgestellt, wo im histologischen System ® Fibrillen untergebracht werden müssen, ob, was vielleicht das cheinlichere ist, beim Bindegewebe als eine modifieirte Form elben oder ob sie als eine eigene Gattung von Fasern anzusehen .— Zwischen den eben charakterisirten Fasern liegen aber noch ierlei Elementargebilde, einmal moleculäre Fettpünktchen und zwei- ns kleine Kerne. Letztere erscheinen frisch wie vollkommen homo- gene, der Mehrzahl nach rundliche Körperchen von 0,003 — 0,004" össe, nach Wassereinwirkung blähen sie sich auf, wird Essigsäure Salpetersäure zugesetzt und die allınähliche Einwirkung derselben den Augen verfolgt, so treten in jedem Kern ein oder mehrere Mörmige Nucleoli auf (Fig. 3*). Wenn ferner unter dem Einfluss beiden letztgenannten Säuren die Fasern, von denen vorhin die de war, gelöst sind, so kaun deutlich wahrgenommen werden, dass ‚etreflenden Kerne zunächst um den Centralstrang des V.-P. Körper- angehäuft sind (vergl. Fig. 3) und nach dem äussern Umfang zu an Zahl abnehmen und daher spärlicher zu liegen kommen. — Der unstreitig wichtigste Theil des V.-P. Körperchens, um dessentwillen die umhüllenden Fasern und die Kapsel vorhanden sind, ist s0 | 3) der Centralstrang, «die sogenannte Centralhöhle, der cen- trale Cylinder » (Will), die «Gentralkapsel» (Herbst). In allen von mir untersuchten Körperchen war dieses Gebilde ein einfacher, innerhalb des Organes mit abgerundetem Ende aufhörender Cylinder. Theilungen desselben müssen wohl sehr selten sein, mir ist kein Fall vorgekommen und auch Will, der sehr viele Körperchen sah, hat nur drei gefunden, «bei denen der centrale Cylinder nicht einfach, sondern getheilt war». Die Breite desselben mag durchschnittlich 0,006 — 0,008” betragen, im frischen Zustande hat er eine mattgraue Färbung ungefähr wie | Remak’sche Nervenfasern. Bezüglich der eigentlichsten Natur dieses centralen Cylinders bin ich aber zu ganz anderen Anschauungen ge- kommen als Will und Herbsi. Nach den Angaben des erstern For- sehers besteht er «höchst wahrscheinlich aus dicht aneinander gereihten Zellen», eine Vermuthung, welche vom Gesichtspunkt der unmittel- baren Beobachtung aus als unbegründet bezeichnet»werden muss, denn die Substanz des fraglichen Orliäders zeigt sich‘ deutlich homogen“ ohne jegliche Andeutung einer Zusammensetzung aus Zellen, oder sollte vielleicht Will durch die Kerne, von denen ich vorhin sprach und die, wie gemeldet, zunächst dem Centraleylinder am a liegen, zu seiner Annahme veranlasst worden sein? Von grösster Bedeutung ist es, das Verhalten zu erforschen, in wo 4 chem die in das V.-P. Körperchen eintretende Nervenfaser zu dem cen- tralen Cylinder steht, denn davon wird hauptsächlich unsere Auliassung. des letztern mit abhängen. Will sagt darüber Folgendes: «Der Nerven- faden wird, sobald er in den centralen Cylinder tritt, dunner, fast bis“ auf die Hälfte des Umfangs, den er bei dem Eintritt in das Körpeiil chen selbst hat. Er schien mir aber bis an sein Ende dasselbe Nerven- mark zu enthalten, wie es sich überhaupt in den Primitivfasern findet. Wie: er endet, ist bis jetzt noch nicht deutlich geworden. Er ver- schwindet in der Substanz des Centraleylinders. Zuweilen glaubte ich von seinem Ende kurze feine Fäden abgehen zu sehen. Ein . förmiges Ende habe ich weder bei den Säugetbieren, noch bei den Vögeln finden können.» Meine Beobachtungen stehen, wie gleich = örtert werden soll, mit dieser von Will gegebenen Schilderumig nichts weniger als im Einklang: Bei Herbst liest man bloss eine hierher ge-- hörige kurze Notiz: «Das Ende der Markfaser in der Centralkapsel der. Pacini’schen Körperchen der Zunge ist ebenso als in denen des übri- gen Körpers, knopf- oder keulenförmig.» — Ich habe mir angelegen sein lassen, gerade dem angeregten Punkte alle Aufmerksamkeit zuzu- wenden und kann darüber Folgendes berichten. Im frischen Zustande zieht mitten durch den centralen Cylinder, ein feiner, meist nur 0,0008 — 0,0042”' breiter Streifen, der a freien Ende des Centralstranges mit einer knopliörmigen Erweiterun 8 - aufhört, wie solches Fig. 2e naturgetreu dargestellt ist. Dieser feine _ Streif ist das, was Herbst die Markfaser nennt und von der er ganz richtig angibt, dass sie knopf- oder keulenförmig in der «CGentral- „kapsel » endige, während Will auffallenderweise ein knopfförmiges Ende nicht hat finden können und doch ist dasselbe nicht so klein, denn es ‚misst in den grösseren Körpern schon im frischen Zustande 0,004", _ Wenn ich aber fraglichen Streifen in vollkommen frischen Objecten - scharf ins Auge fasse, so kommt es mir vor, als ob derselbe, so wie ‚sein erweitertes Ende ein blosser Hohlraum innerhalb’ des centralen Rylinders wäre,- ein Kanal, angefüllt mit einer im frischen Zustande "wasserklaren Flüssigkeit. Der optische Eindruck gleicht vollkommen eın, welchen man an den Vacuolen der Sarkode niederer Thiere hat ind es fehlt selbst in dem knopfförmigen Ende der röthliche Schimmer nicht. Sobald das V.-P. Körperchen seine erste Frische verloren hat, en moleculäre Trübungen besonders im Endknopf ein und letzterer ilt dadurch mehr den Anschein einer körnigen Zelle. Wird Essig- ‚Säure zugesetzt, so erweitert sich der Streifen beträchtlich bis zu 0,006”, ohne dass der Centraleylinder selber sich verbreiterte (Fig. 3 e), es ge- chieht vielmehr auf Kosten der mattgrauen Substanz desselben, weiche jzt nur als schmale Einfassung den Streifen und sein Buppfende umgibt. Was den centralen Cylinder bezüglich seiner nähern Beschaffenheit geht, so kann man denselben nimmermehr eine Centralkapsel nen- en, wie Herbst thut, sondern er hat einen höhern Werth. Es lässt ich mit aller Genauigkeit wahrnehmen, dass der centrale Cylin- der die verbreiterte Nervenfaser, welche in das V.-P. Kör- erchen eingetreten, selber ist. Zu den V.-P. Körperchen geht ie. Nervenfaser, deren dickes Neurilem den Stiel des Körperchens und weiterhin sich zu der sub 4 besprochenen Kapsel un- elbar erweitert. Die’ Nervenfibrille behält ihre dunkeln Umrisse zum Beginn des centralen Cylinders, dort setzt die Markscheide , aber die Contouren der Fibrille ziehen continuirlich als die des ientralen Cylinders fort und der feine helle Streif innerhalb dessel- -—— der Kanal mit erweiterten Ende — nimmt aus dem Innerr. Nervenfibrille seinen Ursprung. Essigsäure macht in der Begren- zslinie des centralen Cylinders dieselben Kerne sichtbar, die unter her Einwirkung auch an der Scheide der Nervonfaser hervor- n (vergl. Fig. 3). Liess ich frische V.-P. Körperchen einen Tag g in 20proc. Salpetersäure liegen, so konnte ebenso gut demonstrirt en, wie der centrale Cylinder nur das kolbig entwickelte Ende der Nervenfibrille ist: nach Einreissen der Kapsel des Kör- perchens isolirte sich die Nervenfaser mit dem centralen ‘Gylinder (Big. %e) so vollständig im unmittelbarsten Zusammenhang, dass über die Zusammengehörigkeit beider kein Zweifel obwalten konnte. Der Zeitschr. t. wissensch, Zoologie, V, Rd, 6 52 helle Streifen im Innern war jetzt geschwunden, der centrale Cylinder erschien als homogener, gelber, scharfgezeichneter Strang — als das kolbenförmige Ende der Nervenfaser: Der Bau eines V.-P. Körperchens ist daher, wenn die Haupt- momente noch einmal kurz zusammengefasst werden, folgender, Der bedeutsamste Theil ist das Ende einer Nervenfibrille, welche sich zu einem cylindrischen, stumpf abgerundeten Körper verbreitert bat, der nach seinem Aussehen der Substanz der Remuck’'schen Nerven verglichen werden kann. In seinem Innern zeigt sich ein heller Streifen mit einem kugeligen Ende (die Markfaser Herbst’s), die beide den Ein- druck eines Hohlraumes machen, der mit einem klaren Fluidum an- j gefüllt ist. Zu den accessorischen Theilen gehören die eigenthümlichen h Fasern, welche den Nervenkolben diebt umwickeln und zwischen sich auch freie Kernchen und Fettpünktchen eingelagert baben, dann die bindegewebige Kapsel, welche zur Abgrenzung des gänzen Organes dient und geraden Weges sich aus dem Neurilem der eintretenden — Nervenfaser hervorgebildet hat. Sie trägt auch die Blutgefässe, f En - > Es waren die voranstehenden Daten bereits zusammengestellt, als ich Gelegenheit erhielt, die V.-P. Körperchen eines frischen Auerhähnes (Tetrao urogallus) zu mikroskopiren. Da ich zumal aus dem von Wül und Herbst gegebenen Verzeichniss ersehe, dass dieser Vogel bezüglich j der genannten Organe noch nicht gemustert wurde, so füge ich hier- mit noch einige Angaben bei. j Ich habe die P.-P. Körperchen von der Haut und besonders um N das feinere Detail zu sehen, auch hier aus dem Raume zwischen den Unterschenkelknochen, wo sie in grösster Zahl vorhanden sich zeigten, u vor mir gehabt. Sie sind durchschnittlich etwas umfänglicher als die der Taube, in den wesentlichen Structurverhältnissen aber weisen sie die vollkommenste Debereinstimmung mit jenen auf. Es bestätigt sieh hier nicht minder,. dass der centrale Cylinder des V.-P. Körperchens j die verdickte Nervenfaser selber ist, welche indess beim Auer- hahn in vielen Körperchen ein- oder mehrfach gekrümmt erschien, wie ich in Fig. 5 ein Beispiel davon darlege, ohne dass die einfach ovale Form des ganzen Körperchens dadurch abgeändert wird. Hat sich, h was durch die Präparation so leicht geschieht, der centrale Cylinder aus der Kapsel ausgeschält, so lässt sich der continuirliche Uebergang der Contouren der Nervenfibrille in die des centralen. Cylinders mit aller Sicherheit wahrnehmen und nach Essigsäure erscheinen längs seiner Ränder dieselben Kerne, wie sie in der Scheide der Nerven- fibrille sich markiren. Ausser diesen scharf gezeichneten Kernen sieht man auch noch die kleinen blassen Nuclei, welche zunächst des” M i 83 centralen Cylinders etwas häufiger liegen als im übrigen Kapselraum. — Der centrale Nervenkolben ist ferner ‘von denselben eigenthümlichen Fasern eirculär umwickelt, welche bei der Taube das bräunliche Aus- sehen der V.-P. Körperchen bedingen. Diese Fasern sind indess beim "Auerhahn dicker und auch dichter, wesshalb das ganze Körperchen durchweg dunkel aussieht. Es kam mir ferner vor, als ob die stär- _ keren dieser Fasern in Essigsäure nicht eigentlich schwinden, sondern lediglich aufquellen und sehr blass werden, und daher bei einiger An- strengung doch noch erkannt werden können. Vielleicht macht sich die Widerstandsfähigkeit der Fasern gegen Agentien mit dem Alter des Thieres: bei dem Auerhahn zeigten sich die Sehnen des Unter- schenkels alle ossifieirt, während die von mir benutzten Tauben junge waren. — Das Neurilem (Bindesubstanz) des in das Körperchen ein- retenden Nerven baucht sich zur Kapsel aus und ist an seiner Innen- che und vielleicht auch in seiner Substanz mit zahlreichen Fettpünkt- chen versehen, die sich auch über den Stiel- forterstrecken, Nach diesen Mittheilungen über die Structur der V.- P. Körperchen Taube und des Auerhahnes, zu deren allenfallsiger Nachprüfung °h nochmals die im Raume zwischen den Unterschenkelknochen ge- legenen empfehle, da die der Haut und des Schnabels ungleich schwie- er zu untersuchen sind, kann ich wicht unterlassen, meine Bedenken ber zu äussern, ob nicht auch an denselben Organen der Säuge- © das, was man bisher als «centralen Raum» aufgefasst hat, in Ichen die Nervenfaser blass, marklos, mit dem Anschein eines Axen- ders eintritt, in gleicher Weise wie bei den Vögeln die verbreiterte enfaser darstellt und dann folgerichtig der «Axeneylinder» nur innerer Hohlraum ist, der zwei- und dreigespalten sein kann und zeb et endet. Wäre wirklich der «Axencylinder» der Nerv ‚ so müsste er in der im «centralen Raum», wie man annimmt, angehäuften Flüssigkeit frei schweben, was keine bis jetzt be- e Analogie für sich hat. Doch wäre auf diesen Einwurf aller- gs kein besonderes Gewicht zu legen, wohl aber glaube ich an die endigkeit einer erneuten Untersuchung der V,-P. Körperehen der hiere desshalb erinnern zu dürfen, weil es mehr als unwahr- inlich klingt, dass während bei den Vögeln der «centrale Raum » angeschwollene Nervenfaser selber ist, bei den Säugern dieser Ab- ‚sehmitt des V.-P. Körperchens nur die gleiche untergeordnete Beden- tung haben sollte, wie die anderen, concentrisch herumgelegten Kap- seln, d. h. aus Bindegewebe und serumartiger Flüssigkeit bestände. Es führt mich das Verhalten der Nervenfaser innerhalb des V.-P. 6* 54 Körperchens der Taube noch zu einigen weiteren Bemerkungen über die Endigungsweise der Nervenfibrillen überhaupt. Bekanntlich gehört die Erforschung der Nervenendigung zu den schwierigsten Theilen der mikroskopischen Anatomie und es löst auf diesem beweglichen Felde eine Ansicht ziemlich bald die andere ab. 'Sö wird, vielleicht mit Recht, den Angaben über Schlingenbildung neuerdings immer weniger Glau- ben beigemessen und die Histologen vereinigen sich hingegen mehr dahin, dass die Nervenfasern, nachdem sie sich vielfach getheilt haben in äusserst feine und blasse Reiserchen auslaufen. Diese freie Endi- gung der Fibrillen ist ganz vor Kurzem von R. Wugner (Neurologische Forschungen. Sechste Fortsetzung; Nachricht. d. Univers. u. Gesellsch. d. Wissensch. zu Göttingen. 1853, Nr. 6) als allgemeines Gesetz nicht: bloss für die motorischen, sondern auch die sensiblen und sogenannten trophischen Primitivfasern ausgesprochen worden und der berühmte Physiolog hat, gestützt auf neue zahlreiche Anschauungen, die freie Endigung der‘ Nervenfibrillen noch. speciell dahin gefasst, dass die letzten Ausläufer entweder an Elemente des Gewebes oder, wie es scheint, in manchen Fällen an Ganglienkörper oder sonstige End- F knokpen (Stäbchen, Tastkörperchen, Endknöspchen in den Pacin’schen Körpern u. s. w.) sich ansetzen. Ich darf vielleicht anführen, dass zu Gunsten der Wagner’schen Anschauung über die eine Modifieation der N s Be ne upangee DIRRNSENERSERAER a nr Be Nervenendigung, wobei die Ausläafen in Ganglienkugeln übergehen, einige von mir ‚an wirbellosen Thieren gemachte Beobachtungen aus- gelegt werden können und ‘weise in dieser Beziehung auf; das "hin, was ich. über die Nervenendigung bei Artemia und Branchipus (diese Zeitschrift. 1851, Taf. VII, Fig. 7, 8, 14) und besonders an der Larve ” der Corethra plumicornis beschrieb und abbildete (diese Zeitschr. 4854, Taf. XVI, Fig. 4). Auch eine Beobachtung, welche H. Müller (Bericht über einige im Herbst 1852 angestellte vergleichend anatomische Unter- suchungen von Gegenbuur, Kölliker, H. Müller, diese Zeitschrift. 4853, S. 337) jüngst mitgetheilt hat, dürfte hierher gehören. Nach H. Müller sitzen. bei Phyllirrhoe an den feinsten Nervenfädehen scharf eontourirte rundliche Zellen auf, welche über die ganze Körperoberfläche zer- 4 streut sind. Den andern Modus der freien Endigung der Nervenfasern möchte ich, folgendermassen darstellen: Das freie Ende der Fibrille verdickt sich, und zwar sehen wir, vorausgesetzt, dass die neueren von H. Müller und Kölliker über die Structur der Netzhaut ‚bekannt gegebenen 'Be- schreibungen sich bestätigen, solche Nervenkolben erstens als’Stäbche der Retina und zweitens als centralen Cylinder in den V.-P. Körperchen der Vögel. Man kann dann noch weiter gehen und sich: vorstellen, dass solche Endkolben der Nerven schon‘ wegen ihrer weichen Be- ‚ schaflenheit und um ihre Leistungen besser vollführen zu können, einer SIR" - 85 _ besondern schützenden Einhüllung bedürfen, wodurch das Bild eines sogenannten V.-P. Körperchens hervorgerufen wird. 8. Nach dieser kleinen Abschweifung komme ich zu unserem eigent- lichen Gegenstande zurück. 0 Bis jetzt sind V.-P. Körperchen bei allen Ordnungen der Säuge- ihiere und der Vögel aufgefunden worden. Den Amphibien scheinen sie zu mangeln, Mayer in Bonn will zwar im Froschmesenterium solche Organe gesehen haben und auch Will führt an, dass er bei einem - Frosch im Gekröse zweimal Gebilde gefunden habe, welche Vater’- - schen Körperchen vollkommen glichen. Doch möchte ich gegenüber diesen Angaben mir zu bemerken erlauben, dass’ ich im Mesenterium les Frosches, das ich ziemlich oft untersuchte, nie den V.- P. Körper- chen mit einigem Recht vergleichbare Organe getroffen habe, sondern immer nur die bekannten eingekapselten Insectenhaare, die aus dem lagen durchgebohrt hatten, ferner mancherlei von concentrischen Binde- websschichten umgebene Helminthen, wesshalb ich auch die von jseln hatte. Leidy selbst gibt an, dass kein Nerv in sie eintrat, ‚sie sich auch nicht bei anderen Schlangen finden. Dagegen scheint , dass die Classe der Fische äquivalente Organe besitzt. Ich werde enigstens immer mehr geneigt, jene becherförmigen Gebilde, welche sowohl bei den Teleostiern (diese Zeitschr. 4850 .«über die Haut eini- Stisswasserfische») als auch bei den Ganoiden, z. B. dem Stör meine Anat.-histol. Unters. üb. Fische u. Rept. S. 15 u. Taf. I, Fig. I e) en Papillen der äussern Haut und der Rachenschleimhaut aufsitzen, für Analoga der V.-P. Körperchen zu halten; ebenso die Nervenknöpfe n den sogenannten Schleimkanälen. Statt der becherförmigen Organe men den Selachiern und Chimären jene eigenthümlichen Kanile zu, slche schon von früheren Beobachtern als eigene Sinnesorgane an- sprochen wurden, in dieselbe Kategorie gehört auch der von Savi ntdeekte Appareil folliculaire nerveux des Zitterrochens und das System es Seitenkanales bei allen Knorpelfischen. Bezüglich dieser Bildungen weise ich auf meine Abhandlungen in Müller’s Archiv f. Anat. u. siol. und auf die Beiträge z. mikrosk. Anat. u. Entwickelungsgesch. ler Rochen u. Haie. "Veber die physiologische Bedeutung wissen wir weder von den j -P. Körperchen der Säugethiere und Vögel, noch von den vorhin Aequivalente angesprochenen Theilen der Fische irgend etwas zu- erlässiges, aber es scheint, als ob der Bau und das Vorkommen mer mehr zu der Annahme bestimmen dürften, die bezeichneten Gebilde für Tastorgane zu erklären. Die Existenz derselben in der Spitze der- Zunge und dem vordern Theile des Ober- und Unter- schnabels der Vögel kann, wie Herbst in seiner letzten Mittheilung an 86 die Göttinger Societät 4854 mit Recht hervorhebt, zu einiger Begrün- dung dieser Auffassung dienen, obwohl nicht zu verkennen ist, dass, wenn auch ein Vorkommen derselben in der Hand und dem Fusse des Menschen, dem obern Hornrande der Klauen der Wiederkäuer zur Bestätigung für die Richtigkeit dieser Ansicht gebraucht werden kann, doch wieder ihre anderweitige Vertheilung sich der besagten Betrach- tungsweise nicht recht fügen will. Oder was sollen die V.-P. Körper- chen im Gekröse oder im Raume zwischen den Vorderarm- und Unter- schenkelknochen, wo sie zu mehreren Hunderten vereinigt sein können, «zu tasten» haben? Noch weniger Stützen lassen sich indessen für die Annahme beibringen, dass sie Organe der thierischen Elektrieität sind oder, wie Will meint, isolirte peripherische Ganglien und so bleibt, man mag die Sache überlegen wie man will, vorläufig nichts übrig, als sich durch Schlüsse per exelusionem ihre Function als Tast- organe vorzustellen, Erklärung der Abbildungen. Fig. A. Ein Zweig des Nervus Libialis mit dem Conglomerate von V.-P. Körper- chen bei ganz geringer Vergrösserung von der Taube: a der Nerv; 5 die Körperehen; c die mit dem Nerven verlaufende Arterie. Fig, 2. Ein mittelgrosses V.-P. Körperchen der Taube bei starker Vergrösse- rung, frisch, der Focus ist auf den Längenschnitt eingestellt: a das Neurjlem der Nervenfaser; b die in das Körperchen eintretende Nerven- faser; c die Kapsel des Körperchens; d die eigenthümlichen Fasern, “welche den Gentraleylinder umwickeln; e der centrale Cylinder mit seinem innern Hohlgang, Fig. 3. Ein eben solches Körperchen unter derselben Vergrösserung und eben- falls nach dem Längenschnitt dargestellt, aber nach Behandlung mit Essigsäure: a, b, e, e von derselben Bedeutung, wie in der vorher- gehenden Figur, in a und c dem Neurilem des Stiels und der Kapsel des Körperchens sind zahlreiche, scharf contourirte Kernbildungen zum Vorschein gekommen; die Fasern d der vorigen Figur sind geschwunden, dafür sind die blassen Kerne *, die zwischen ihnen sich finden, jetzt sehr deutlich zu übersehen, In dem centralen Cylinder e hat sich der Hohlgang ganz beträchtlich erweitert. Fig, 4 Ein V,-P. Körperchen, das einen Tag in %proc. Salpetersäure ge- legen war, unter derselben Vergrösserung: Bedeutung der Buchstaben wie in Fig. 2 und 3. Die Kapsel c wurde bei der Präparation ein- gerissen und der centrale Cylinder e, das kolbenfürmige Ende der in das Körperchen eingetretenen Nervenfaser e durch die Spalte vor- gefallen, Fig. $. Ein V.-P. Körperchen des Auerhahnes (Tetrao urogallus) aus dem ‘ Raume zwischen den Unterschenkelknochen, der Focus auf die Ober- fläche des Körperchens eingestellt, stark vergrössert: Bedeutung der ee ar Buchstaben a, b, c, @ und e wie in den vorhergehenden Figuren; der gentrale Cylinder zeigt einige bedeutende Krümmungen. r ui Histologische Untersuchungen angestellt an einem Elephanten. Eh Aus einem Schreiben des Marquis A. Corti in Turin wa Prof, A. Kölliker. Mit Tafel V. Schon vor mehreren Monaten hatte S. Maj. der König von Sar- dinien seine Menagerie zu Stupinigi bei Turin aufzuheben befohlen und ls darin enthaltenen lebendigen Thiere an Chevalier Prof. De Filippi, als eetor des hiesigen zoologischen Museums, zur Bereicherung dessel- ben gnädig geschenkt, Unter diesen zum Theil zum Tode verurtheilten Thieren befand sich auch ein ausgezeichnet grosser männlicher Elephant (wohl der ‚grösste, der in neuerer Zeit in Europa war), der im Monat No- ‚ve sher des Jahres 4852, nachdem er kurz vorher noch reichlich ge- flltert worden war, dursh; Asphyxie mittelst Kohlensäure getödtet wurde. ' Mein geehrter Freund, Prof. De Filippi, wollte diese schöne und ene Gelegenheit nicht unbenutzt lassen und schlug mir vor, mich ı der Untersuchung des Thieres zu betheiligen, was ich mit Freude annahm. An Wille und Eifer Alles zu durchforschen, fehlte es gewiss bei uns nicht. Da aber Prof. De Filippi als Director des hiesigen zoolo- chen Museums genöthigt war, vor Allem die Präparation der Haut gen zu lassen und ausserdem eine Menge ungünstiger anderer de sich einstellen, so war es uns nicht möglich, diese seltene genheit so zu benutzen, wie wir es wünschten, und kann das ge Histologische, was ich gesehen, in folgenden magern Bericht zusammengefasst werden. 4. Die histologischen Elemente haben im Allgemeinen beim phanten dieselbe Grösse und dieselben Eigenschaften wie bei den ren Säugethieren. Ausser den weiter unten beschriebenen und gemessenen Elementen mögen folgende Beispiele hiefür als Beleg dienen: 88 Rothe Blutkörperchen 0,0034” Farblose Blutkörperchen 0,0062” Linsenkapsel (Dicke) 0,0047 Pigmentzellen aus der Milz 0,006 — 0,008". Die quergestreiften Muskelfasern aus verschiedenen Gegenden und die Faserzellen aus dem Oesophagus, dem Darmkanal und dem Corpus cavernosum Urethrae boten ebenfalls in jeder Beziehung nichts Ab- weichendes dar. 2. Milz. Ich untersuchte dieses Organ 40— 12 Stunden nach dem Tode des Thieres und schnitt dasselbe in allen Richtungen durch, je- doch ohne ein einziges Malpighi'sches Körperchen entdecken zu kün- nen, was von der schon eingetretenen, wahrscheinlich auch durch die Todesart begünstigten Alteration und Auflösung der Gewebe herrühren mag. Aus den ins Parenchym gemachten Einschnitten trat braunes, halb geronnenes Blut heraus. An dem Aussehen dieses Eingeweides war übrigens mit dem blossen Auge nichts besonderes zu bemerken; nur waren die weisslichen Milztrabekeln ausserordentlich deutlich. Die mikroskopischen Elemente des Parenchyms‘sind, ausser den gewöhnlichen Blutgefässen, Nervenfasern und dem die Trabekeln zu- sammensetzenden Bindegewebe nebst elastischen Fasern, folgende: a) Gefärbte Blutkörperchen. b) Farblose Blutkörperchen. Unter diesen enthalten einige die nach Virchow sogenannten Hohlräume. Andere sind entsprechend den von Ihnen sogenannten pigmentirten Körnchenzellen mehr oder weniger mit Pigmentkörnern gefüllt, so dass die Körner in gewissen Fällen selbst den Nucleus umhüllen oder gar die ganze Zelle ausfüllen, ce) Sogenannte Blutkörperchen haltende Zellen mit den be- kannten, ihnen eigenen Charakteren. Doch wage ich nicht die in- den Zellen vorhandenen, den Blutkörperchen ähnlich aussehenden Körper mit Bestimmtheit als solche zu erklären. d) Epithelialzellen der Blutgefässe, deren Kern 0,0034’ lang und 0,0046” breit ist. Sie sind den von Ihnen (l. c. p. 436) beschriebenen eigenthümlichen, den Fasernzellen ähnlichen Fasern voll- kommen gleich und unterscheiden sich auch nicht yon denen, welche ich durch das Abstreifen der innern Fläche der Milzgefässe bekam, Von anderen faserigen Gebilden, so wie von glatten Muskelfasern war an den grossen und an den kleinen Balken trotz der grossen Mühe, die ich mir gab und der Anwendung der Reichert’schen Methode keine Spur zu entdecken. e) Freie amorphe gelblieh-braune Pigmentkörner von ver- sehiedener Grösse. Sie mögen in den eben erwähnten pigmentirten Körnchenzellen ‘entstanden und nach dem Platzen derselben frei ge- worden sein, 89 3. Bronchien. 10-42 Stunden nach dem Tode zeigte sich von Flimmerbewegung keine Spur, obschon an den Flimmereylinderu die Wimperhaare ungemein deutlich waren und dieselben manchmal zwei Nuclei und mehr oder weniger Fettkörner enthielten. 4. Leber. Die Leberzellen sind mit einem bis drei Nuclei ver- sehen; einige enthalten Pigmentkörner, an anderen findet sich die Fett- metsmörphese wieder. 5. Penis. a) Corpus cavernosum Urethrae. Die Trabekeln sind aus Bindegewebe, elastischen Fasern, Blutgefässen, Nerven und - zahlreichen, leicht isolirbaren glatten Muskelfasern von derselben ‚Form, wie die des Darmes gebildet. 5) Corpus cavernosum penis. Die Trabeculae zeigen den- selben Bau, nur enthalten dieselben keine Spur von glatten Muskel- fasern, zu welchem Ausspruche ich mich für berechtigt halte, weil ich auch hier die Reichert'sche Methode und eine lange Maceration mit nwandte, _ _ e)Die Haut des Penis enthält keine Spur von glatten Muskel- he: Zunge. Auf der Rückenfläche der Spitze der Zunge fand ich * schöne Tastkörperchen, die ich jedoch äusserer Verhältnisse wegen keiner genanern Untersuchung unterziehen konnte; folgendes je ich jedoch mit Bestimmtheit angeben zu dürfen: 4) In den mit Tastkörperchen versehenen Papillen sah ich keine ässschlingen und vice versa. b) Die unversehrten Tastkörperchen sind oval, mit sehr regel- gen Contouren versehen, wie aufgeblasen, und messen durch- chnittlich 0,06” Breite und 0, ‚dar Länge. o .e) Bei einigen Tastkörperchen sah ich eine doppeltcontourirte Nerven- er in sie durch ihren Stiel hineintreten und sich sehr bald in sich t Sförmig umbiegen, worauf sie ihre doppelten Contouren plötz- h verlor und als einfach contourirte Faser durch die Axe des Tast- erchens hindurchlief. Nachdem sie auf diese Weise mehr oder iger vorgeschritten war, endete. sie plötzlich wie abgestumpft. e ich keine Spur von Endschlingen oder von End- ungen. - Der Umstand, dass die Nervenfasern in den. Tastkörperchen ihre pelten Contouren verlieren, und dass sie höchst race ab- zwischen den Tast- und den Pacini? schen anle | % le Auge. Beide Augen wurden erst sieben Tage nach dem Tode des Thieres aus der Augenhöhle herausgenommen. # ei) a) In der Iris und im Lig. eiliare habe ich trotz der Anwen- dung der Reicher®schen Methode und einer sehr langen Maceration keine Spur von glatten Muskelfasern entdecken können. b) Auf der Linsenkapsel befand sich das gewöhnliche Epithel, doch sehr verändert, : c) Retina. Als ich die Augen aufmachte, fand ich die Retina weisslich-breiartig. Ich untersuchte sie auf der Stelle und behandelte sie mit Wasser und mit Zuckerlösung. Nachher setzte ich sie in die gewöhnliche Chromsäureauflösung, welche die weitere Zersetzung hin- derte und auch hier wieder als ein vortreffliches Mittel zur Erhaltung von feinen nervösen Elementen sich ergab, und konnte ich dann die Beob- achtungen, die ich an der mit blossem Wasser behandelten Retina ge- macht hatte, leicht bestätigen. Nachdem aber die geöffneten Augen ‘eine Woche lang in jenem Reagens gewesen waren, begann dieses die Netzhaut so zu verändern, dass das weitere Studium derselben un- möglich wurde. Nie hätte ich geglaubt, am siebenten Tage nach dem Tode eines Thieres die Retina noch zum Studium geeignet zu finden und ging ich ohne die geringste Hoffnung an dieselbe, nur um eine Elephanten- relina nicht unbenutzt wegzuwerfen,. Um so mehr war ich erstaunt, als ich gleich beim ersten Versuch die schönsten wenig veränderten imultipolaren Nervenzellen fand und auch die Opticusfasern wenig verändert antraf, so dass ich an dieser Retina Präparate erhielt, wie sie noch Keiner vor mir dargestellt hat. Ausser den Nervenfasern und Nervenzellen waren nur die Körner der Körnerschicht wohlerhalten, nur ungeschwänzt, die in diesem Zu- stande, wie bekannt, fast allen Reagentien so sehr widerstehen, Von Stäbchen und Zapfen keine Spur. «@) Opticusfasern in der Retina (siehe Fig. 2u. 3). Sie unter- scheiden sich nicht von denen anderer Säugethiere, und ich kann bier beinahe Alles bestätigen, was ich vor drei Jahren an Augen von Scha- fen, Kaninchen und Ochsen sah. So sind sie einfach contourirt, zwi- schen 0,0006” und 0,004” breit, stark lichtbrechend und mit unregel- mässig vorkommenden spindelförmigen Varicositäten versehen. Man sieht nämlich deutlich einen Theil der Nervenfasern (ob alle?) von den Nervenzellen als deren Fortsätze entspringen. Diese sind an ihrem Ursprung gewöhnlich dicker, durchschnittlich von 0,004” — 0,007 Breite, genau wie das in ihrer unmittelbaren Nähe gelegene Zellencontentum 'feinkörnig, und verzweigen sich mehr oder weniger wenigstens in der Nähe ihres Ursprunges und bis etwa auf 0,014 Ent- fernung von demselben. Die Verzweigung ist meist dichotomisch, doch kommt es, obwohl selten, auch vor, dass ein Fortsatz, ohne merklich sich zu verjüngen, seitlich eine Faser abschickt. Aus solchen baum- Sr 5 ee VPE | 91 ; arligen Verzweigungen gehen, indem die Fortsätze nach und nach dün- - mer und homogener werden, die schon beschriebenen varieösen Retina- fasern hervor. N - Ich sah sehr oft und deutlich eine Anzahl so ailsscscmiep Fasern, - wie ich auch schon früher angab (Müller’s Arch. 1850, pag. 27%), in ein Bündel Retinanervenfasern hineintreten und zu seiner Zusammen- setzung beitragen. Fig. 3 stellt ein solches naturgetreu gezeichnetes prächtiges Beispiel dar, in welchem einige aus den Zellenfortsätzen _ entstandene Fasern sich sehr weit in dem “Bündel a verfolgen liessen. Somit glaube ich vollkommen berechtigt zu sein, die zwei noch schwebenden Fragen, ob nämlich die Nervenfasern nit den Nerven- zellen direct zusammenhängen und ob die Retinafasern sich theilen, bejahend beantworten zu dürfen. Was das letztere anbelangt, so muss ich meine frühere Meinung (l. c.) nur in sofern modificiren, als - die Theilungen nur nahe an ihrem Ursprunge von den Nervenzellen ‚stattfinden; im weitern Verlaufe habe ich keine beobachtet. --ß) Nervenzellen (siehe Fig. A, 2 u. fg.). Sie liegen, wie be- "kannt, auf der äussern Seite der Retinaausbreitung des Sehnerven und bilden hier eine ziemlich regelmässige einfache Zellenschicht. An glück- ich gelungenen (was nicht leicht der Fall ist), hinlänglich dünnen Prä- alen sieht man, dass die Zellen in genug regelmässiger Entfernung neinander stehen, so dass zwischen denselben eine Lücke übrig bleibt, die durchschnittlich 4—5 Mal mehr betragen mag als der von einer e eingenommene Raum. Das Aussehen dieser Nervenzellen yariirt Ihre Grösse schwankt durchschnittlich zwischen 0,02” — 0,03" inge und 0,04 — 0,02” Breite; der Nucleus misst 0,007”, dessen (ucleolus 0,004” —0,002”. Ihre Gestalt ist ungemein mannichfaltig, bald rund, oval, viereckig, dreieckig, länglich oder ganz unregelmässig. Der Nucleus enthält manchmal zwei Nucleoli. Die Farbe ist gelb- “oder gelblich-braun, mehr oder weniger dunkel und mehr oder higer gleichartig. Das Contentum der Zelle sowohl als des Nucleus end ee Der Theil des Zellencontentums, welcher dem Nucleus her liegt, ist manchmal dunkler gefärbt, wie wenn hier eine gr ahl Körner vorhanden wäre. Die Farbe der Zellen scheint von gelblichen Pigmentkörnern herzurühren. Verdünnte K & macht die Zellen durchsichtiger , greift sie aber nicht besonder: Die nicht bedeutend veränderten Zellen sind alle mit meh n Fortsätzen versehen. Es versteht sich von selbst, dass, na n das Auge sieben Tage lang an der Leiche gelegen hatte, die Zei , oder weniger verändert sein mussten. Je besser jedoch ei Zelle ihrem Aussehen nach erhalten war, desto grösser war die Za der von ihr abgehenden Fortsätze. Oft genug fand ich noch sechs oda \ 9 auch sieben derselben, und zwar: mit Verästelungen. Einmal zählte ich 24 Fasern, welche interessante Zelle in der Fig. I naturgetreu dar- gestellt ist. l Wie an den Retinafasern, so wenig gelang es mir auch an den Zellenfortsätzen eine besondere Scheide nachzuweisen. Der Umstand, dass die Fortsätze in. ihrem mittelbaren Ursprung durchaus ohne Tren- nungslinie in das Zellencontentum übergeben (siehe Fig. 1), gibt der “ Vermuthung Raum, dass dieselben wirkliche Fortsätze des Zellen- cöntentums seien. Es könnten aber: auch. die Zellenmembran und“ das Zellencontentum beide zur Bildung der Fortsätze beitragen und mit- einander zu einer gleichartigen einfachen Masse verwachsen, aus wel- cher der Fortsatz gebildet wäre. y) Verbältniss der Opticusfasern zu den Nervenzellen der Retina. Beim Aufsuchen ‚und Siudiren der Nervenzellen und Retinanervenfasern sah ich mehrere Mal zwei Nervenzellen durch eine mehr oder weniger lange Retinafaser brückenartig mit- einander verbunden. Ich rollte dieselben wiederholt auf dem Seh- feld und überzeugte mich, dass keine Täuschung durch eine bloss unter- liegende oder mechanisch anhaftende Faser stattfand. Doch traute ich meiner Beobachtung noch nicht recht. Endlich eines Tages beim Heran- nahen der Nacht bekam ich ein erstaunend schönes Präparat, welches ich vollkommen naturgetreu in der Fig. 2 niedergezeichnet habe. Ich studirte es während mehrerer Stunden, theils noch am Tag, theils bei der Nacht mit der Lampe, liess die Zellen’ sehr oft hin und her rollen, setzte sogar etwas Essigsäure hinzu und überzeugte mich end- lich auf das Entschiedenste, dass es vier durch verhältnissmässig sehr lange Retinafasern verbundene Nervenzellen waren. Ich gestehe, dass es mir nicht mehr gelang, weder an der Retina des Elephanten, die übrigens schon begann bedeutend zu Grunde zu gehen, noch an Pferde- augen ‘unter den nämlichen Verhältnissen. ein solches Präparat wieder zu bekommen; das vorliegende aber war so deutlich, wie es ein mikroskopisches Bild nur sein kann. Solche zuerst auf unerklärliche Weise einzeln vorkommende Fälle, die aber später als Regel sich er- geben, sind in der Geschichte der Mikrographie genug bekannt. Somit stehe ich nicht an, den Satz als hinlänglich bewiesen aufzu- stellen, dass in der Retina die Fortsätze der Nervenzellen als Ursprünge (um mich des in der Histologie gebräuchlichen Ausdrucks zu bedienen) von Retinafasern anzusehen sind, ferner dass die- selben Nervenzellen, währscheinlich alle, durch Retinafasern miteinander verbunden sind. Künftige Forschungen mögen belehren, ob die von den Nerven- zellen ausgehenden (also nicht die hinzutretenden) Retinafasern in der Retina selbst frei endigen, wie eine gewisse Analogie würde vermuthen 35 lassen, oder ob sie mit den von Ihnen und H. Müller beschriebenen inner- sten Ausläufern des radiären Fasersystems (Ihre Gewebelehre p. 606) zusammenhängen, oder endlich, ob sie eine centripetale Richtung ein- nehmen, um im Sehnerven doppelt contourirt zu werden und so ins Gehirn zu gelangen. Wir hätten auf, diese Weise einen vollständigen Kreis der Opticusfasern. Das wird gewiss heut zu Tage als monstruös klingen, aber wer darf sich anmaassen, der Natur Gesetze vorzu- schreiben? Verbannen wir am besten ee Hypothese, die auf viel zu ‚sparsame Thatsachen gestützt wäre und trachten wir bloss, diese nach Kräften zu vermehren. Turin, im December 1852. Erklärung der Abbildungen. Sie sind nach der Natur gezeichnet. Ich habe die Fig. 4 schattirt, um das Bild der Nervenzellen so wahrheitsgemäss als möglich wieder zu geben; bei den anderen Figuren sind nur die Contouren gezeichnet, indem ihr übriges Aussehen ich von dem der Zelle Fig. 4 nicht unterscheidet. 4. Diese Nervenzelle, wie die folgenden in Fig. 2 und 3, habe ich aus der Retina etwa in gleicher Entfernung von der Eintritisstelle des Seh- _ herven und von der Ora serrata herausgenommen. Ich öffnete das eben erhaltene Auge durch einen Mittelschnitt und legte es in die ge- _ wöhnliche Chromsäureauflösung. Ich liess es darin 34 Stunden liegen _ und erhielt dann nach einer oberflächlichen Präparation vorliegende Zelle. Sie misst 0,023” Länge und 0,049" Breite. Ihre Fortsätze sind bei ihrem Ursprung von der Zelle durchschnittlich 0,0048" breit. 2. Stellt vier Nervenzellen dar miteinander durch sehr Jange Fortsätze _ verbunden, die nichts anderes als Retinafasern sind. ig. 3. Diese Nervenzelle schickt vier ihrer Fortsätze als Retinafasern zu einem benachbarten Nervenbündel und trägt so zu seiner Zusammensetzung bei. ‘Der Verlauf jedes Fortsatzes oder jeder Nervenfaser ist ebenfalls naturgetreu gezeichnet. Diesem ähnliche Präparate bekam ich sehr oft. Zusatz von A. Kölliker. — Diesen wichtigen Beobachtungen vom is A. Corti zufolge stehe ich nicht im Geringsten an, es als be- 'n anzusehen, dass ein Theil der Opticusfasern der Retina mit den enzellen derselben verbunden sind. Hiermit ist jedoch kaum Endigung derselben gegeben und wird meiner Meinung nach rs darnach zu forschen sein, ob nicht ein Theil der Ausläufer ‘ Zellen mit den radiären Fasern zusammenhängt. Wir hätten dann > mehr indireete Verbindung der Stäbchen durch die Nervenzellen Optieusfasern mit dem Gehirn und wären berechtigt, die Aus- ing der Nervenzellen einem Ganglion gleichzusetzen. Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Fische von Dr. Hermann Aubert in Breslau. Mit Tafel VI. Die Rotationen des Dotters während der ersten Entwickelung des Hechteies. Durch die künstliche Befruchtung der Fischeier ist uns eine sehr bequeme Methode an die Hand gegeben, die ersten Veränderungen des befruchteten Eies, die der hochverdiente von Baer trotz aller Mühe niemals zu Gesicht bekommen konnte, zu beobachten. Seitdem Rusconi (Müller’s Archiv. 1840, p. 486) durch dieses Verfahren zu sehr inter- essanten Entdeckungen gelangt war, hat indess nur Carl Vogt die künst- liche Befruchtung zu ausgedehnteren embryologischen Forschungen be- nutzt, die er in seinem classischen Werke: Embryologie des Salmones. Neuchatel 1842, veröffentlicht hat. Ausserdem hat Valentin in seiner Physiologie und in seinem Repertorium einzelae leider nur fragmen- tarische Beobachtungen gegeben. Es bedarf demnach wohl keiner be- sondern Rechtfertigung, dass ich über die verhältnissmässig so wenig beobachteten Vorgänge in dem befruchteten Fischeie Einiges mittheile, um so mehr, da die Schönheit und Zierlichkeit der Erscheinungen und die in embryologischen Studien so seltene Leichtigkeit und Bequemlich- keit der Untersuchung etwas sehr Anziehendes haben. Die Schale des reifen, aus der Cloake leicht ausdrückbaren Hecht- — eies ist eine durchsichtige, mit feinen Punkten versehene, dünne Haut, welche den Dotter eng umgibt. Die Punkte zeigen eine grosse Regel- mässigkeit in ihrer Anordnung, so zwar, dass sie an den Kreuzungs- punkten symmetrischer, sich schneidender Kreislinien liegen (Fig. 1 @). Sie bildet wellenförmige Erhebungen, die namentlich stark hervor- treten, wenn man den Dotter entfernt hat. Hat sie einige Zeit in 7 : 9% „ Wasser, namentlich in besamten Wasser gelegen, so trennt sie sich an vielen Stellen in zwei Häute, deren äusserste sehr dünn, fein gra- nulirt und unregelmässig erhoben ist, während die innere etwas dicker, gleiehmässig und auf dem Durchschnitt mit feinen, radienförmig ge- stellten Querstreifen versehen ist (Fig. 4 d). Zugleich fliessen stellenweise die Punkte zusammen und bilden unregelmässige Vierecke (Fig. A b). | Der Dotter wird von einer sehr feinkörnigen, sonst structurlosen Haut überzogen; er ist ganz durchsichtig, nur schwimmen in ihm viele Oeltröpfehen. Keimbläschen und Keimflecke fehlen. In Berührung mit Wasser bildet die Dottermasse eine Emulsion. Diese besteht aus klei- nen scharf contourirten Körnchen, die mitunter durch eine zähe Masse a unregelmässigen Klumpen vereinigt sind, welche die eigenthüm- chen Dotterbewegungen wahrnehmen lassen, auf die wir sogleich zu- ickkommen werden. Ferner enthält sie kernartige Gebilde (Fig. 25) und Fetttröpfchen (c). - Der reife Samen des Hechtes besteht aus kleinen lebhaft beweg- en, mit punktförmigem Kopfe versehenen Spermatozoiden. Sie sind ndess so gross, dass sie wohl schwerlich durch die Punkte der Ei- chale, wenn dieselben als Lumina feiner Kanälchen anzusehen sind, echdringen könnten. "Wie sie auf das Ei einwirken, ist der Beobachtung entzogen. Legt die Eier in besamtes Wasser, so sieht man schon nach einer ben Stunde, dass die Eischale sich von dem Dotter beträchtlich ent- hat, wahrscheinlich durch Wassereinsaugung; es ist nicht möglich eser Zeit, wo die Eischale sehr hart und widerstandsfähig, der Jotter sehr weich ist, diese Flüssigkeit zu isoliren; später scheint sie $ reinem Wasser zu bestehen. - Nach einer, noch deutlicher nach zwei Stunden sieht man die eine 'olterhemisphäre gelblich: irübe werden und bemerkt, dass die mei- ‚ Fetttröpfehen nach dieser Hälfte gewandert sind. Die trübe He- phäre ist fein granulirt. Es finden also schon jetzt moleculare rölmungen in dem Dotter statt, welche bei der zähen Beschaffenheit selben und der verhältnissmässig grossen Schnelligkeit der Orts- nderung der Fetttröpfchen von bedeutender Intensität sein müssen. lten sie nicht ein Anhaltspunkt für die merkwürdigen Dotterbewegun- ı sein, auf deren Wichtigkeit namentlich Ecker (Froriep’s Tagesberichte. logie. Bd. Ill, 1852, p. 78) aufmerksam gemacht hat? Sind nämlich ge- isse, vielleicht chemische Differenzen in der unversehrten Dottermasse, denen eine Bewegung in ihr resultirt, so müssen diese Differenzen, em man die Doitermasse zerstört hat, so lange Bewegung ver- 1, als sie nicht aufgehoben sind. Dass dies nicht sogleich der wird, macht die zähe, gleichmässig diekflussige Beschaffenheit Dotters von vorn herein wahrscheinlich. Nach älteren Ansichten 96 würde man diese Bewegungen geradezu als Lebensthätigkeit des Dot- ters ansprechen, ‘wenn man Leben eine in die Erscheinung tretende Resultante nennt, deren Componenten der Beobachtung entzogen sind. Diesem Phänomen aber ohne Weiteres die Endosmose als Ursache zu octroyiren, die hier weder stattfinden, noch etwas erklären kann, heisst der mechanistischen Naturanschauung einen schlechten Dienst erweisen. Während die eine Dotterhemisphäre sich immer mehr trübt und die Fetitröpfchen sich nach ihrem Pole hin zusammenziehen, beginnen die Rotationen des Dotters, etwa 2—3 Stunden nach der Befruchtung der Eier. 'Fixirt man mit Hülfe des Fadenkreuzes im Oculare 'ein Oel- tröpfchen oder ‚einen andern markirten Punkt des Dotters, so sieht man, dass derselbe sehr langsam und gleichmässig seinen Ort ver- ändert und zuerst nach fast fünf Minuten an seinen Ausgangspunkt zurückkehrt. Die Dauer einer einzelnen Rotation wird indess bald kürzer, denn nach 3Y, Stunde von der Befruchtung ab war das Oel- tröpfehen schon in 3,25 Minuten an seinem Ausgangspunkte. Eine Stunde später dauerten sie nur 1,85”, Nachmittags: 3 Uhr. “Ferner Abends i4 Uhr betrug die Dauer einer Rotation 3”, Nachts 3 Uhr: 2,92”, Morgens 7 Uhr 3,2”, Mittags 4 Uhr 4,95”. Abends 8 Uhr des- selben (zweiten) Tages 3,5”. Später, wenn der Keim etwa zwei Drittheile der Dotterobertläche überwachsen hat, werden sie lang- samer: Abends 6 Uhr des dritten Tages 4,5”, 9 Uhr Abends 5”. Am vierten Tage Morgens 40 Uhr 6”. Am fünften Tage wurde der Beob- achtung der Rotationen ein Ziel gesetzt, indem der Embryo anfıng, Bewegungen zu machen, die in kürzeren Zwischenräumen, als zu der Vollendung einer Rotation gehört, wiederkehrten. N Verfolgt man die Babn, welche ein Oeltröpfchen während der Ro- tationen beschreibt, so bildet diese bald eine Ellipse, bald ein unregel- mässiges Viereck, bald einen Kreis. Niemals aber habe ich’ die Be- schreibung eines grössten Kreises beobachtet, so verschieden gelegene Punkte ich auch auf der Oberfläche des Dotters fixiren mochte. Be- sonders unregelmässig wurde die Bahn, wenn der Keim den Dotter’ zum grössten Theile überwachsen hatte: der fixirte Oeltropfen kehrte‘ dann nicht auf seinen Ausgangspunkt zurück, sondern beschrieb eine unregelmässige Spirale; später habe ich wieder geschlossene Bahnen beobachtet. Wodurch werden diese Bewegungen hervorgebracht? Cilien habe ich trotz aller Anstrengung nicht sehen‘ können; an meinem Mikroskop (einem grossen Instrumente von Schieck) liegt die Schuld gewiss nicht, es hat mich bei den diffieilsten Objeeten noch nie im Stiche gelassen; an mir selber, glaube ich, auch nicht, da meine Augen durch vorbergehende helminthologische Untersuchungen” sehr in Uebung waren. Wenn daher Rusconi ( Müller’s-Arch. 1840, p-187)7 ee Be ET Fe ENTE BE ne 7 97 . - die Rotation am Hechtei von Wimpern ausgehen lässt, so ist dies nur 2 Postulat, aber schwerlich Beobachtung. Allerdings sind die Verhält- nisse beim Hechtei zur Entdeckung von Cilien. sehr ungünstig, der Dotter ist sehr gross, etwa %/,"”, sehr durchsichtig, so dass nirgends eine scharfe, dunkle Begrenzung 'existirt; ich zweifle sogar an der Möglichkeit, Cilien von der Grösse, wie an den Kiemen der Paludina, bei diesen ungünstigen Verhältnissen sehen zu können; wären sie aber gar von der Grösse wie an dem Apparate der Notomata oder von der Zartheit, wie an dem Körpertheile von Spirostomum, so würde man ° sicherlich nicht seen können. Ich bin daher weit entfernt, ihre istenz für unmöglich zu halten, um so mehr, da Bischoff bei den el günstigeren Verhältnissen des Kanincheneidotters Cilien, welche die Rotation desselben hervorbrachten, deutlich gesehen hat und sie ach bei vielen anderen Thieren beobachtet worden sind (Müller’s irchiv. 4841, p. 14). Ich wüsste auch gar nicht, was sonst die Rotationen hervorbringen snnte; wäre es ein endosmotischer Strom, was am sich nieht unmög- lic ist, so würden sie gewiss auch bei anderen Fischeiern stattfinden; dess hat weder Vogt bei der Palee, noch Valentin (Physiologie II, ce. '4) und ich beim Barsch und Kaulbarsch Rotationen des Dotters ehen. Der partielle Furchungsprocess des Hechteies ist nun sehr ähnlich @ bei Coregonus Palaea. Durch die für den Beobachter höchst be- men Rotationen treten indess manche Verhältnisse noch deutlicher vor, die in sofern sie die allererste Bildung des Embryo betreffen, hieht unwichtig sein dürften. Nachdem mit dem Beginne der Rotationen die eine Hemisphäre les Dotters eine fein granulirte Beschaffenheit angenommen hat und ie Oeltröpfehen grösstentheils sich in ihr zusammengezogen haben, rhebt sich dieselbe allmählich über die Peripherie des Dotters (Fig. 3 d 4). Dies ist der Theil des Dotters, in welchem die Purchungen inden: der Furchungshügel. Es erscheint, zuerst eine kleine Ein- htung auf seiner obersten Stelle und bald sieht man zwei durelı | begrenzte Furchungshügel. Bevor noch diese Trennung voll- ‚ist, entsteht von oben her eine Querfurche, welche jeden der gel in zwei trennt, so dass bald vier Segmente entstehen, welche gleiehmässig,, förmlich abgezirkelt sind. Nun beginnt wieder eine lung der ‘einen beiden Hügel in vier, darauf folgen die beiden m, und indem nun, wie Valentin sehr richtig bemerkt (Physio- il, 3, 4850, p. 74), ‚die höheren Zahlen: 32, 64, 128 uw s. w. ings nicht mehr nachgewiesen "werden ‘können, ja sogar öfters nicht vorkommen, indem in der einen Gruppe schon viel Belder entstanden sind, als in einer daneben liegenden; so folgt Zelischr. f. wissensch. Zoologie. v. Ba, ” 98 doch aus der lauge Zeit sehr regelmässig viereckig bleibenden Form der meisten Furchungsielder, dass nach diesem Schema die Theilung vor sich gehen muss. ’ Bei sehr starker Vergrösserung des Furchungshügels Fr Keimes j (Vorkeim nenne ich ihn absichtlich nicht) in situ and auch nach Ent- fernung desselben aus der Eihtille, sieht man indess nur eine Menge kleiner Körnchen, zwischen denen Oeltropfen von der verschiedensten Grösse schwimmen. Nachdem aber durch den die Himbeer- und Maulbeerform, die N Chagrinform u, s. w. durchlaufenden Furchungsprocess der Keim in viele kleinere Theile zerlegt worden ist, findet man den Keim fast.nur aus Zellen zusammengesetzt von 0,0048 —0,0033” Dim. Diese Zellen enthalten meistens nur einen Kern, seltner zwei, hier und da auch drei und mehr Kerne von 0,0007 — 0,004” Dm. Die Kerne enthalten 4— 3 Kernkörperchen (Fig. 5 a,b). Zelle und Kern sind glatt; einige Zellen platzten, wahrscheinlich durch Wasseraufnahme, und ich sah den Kern mit. Kernkörperchen, und ausserdem sehr feine Körnchen .aus+ treten (Fig.5 2). Auch die Theilung der Kerne habe ich deutlich ge- sehen. Waren das aber auch Kerne? Sie wurden durch Essigsäure nicht gelöst und durch nachherige Färbung mit wässeriger Jodlösung sehr deutlich. Das nächste Stadium der Entwickelung des Furchungs- hügels macht zwei Deutungen möglich. Durch die fortgehende Fur- chung ist nämlich der Keim wieder in eine bei schwächerer Ver- geösserung homogen granulirte Masse verwandelt, Diese besteht aus Zellen von 0,004” 0,0045“ Dm., welche meistens einen oder. zwei, sehr selten nr Kerne enthalten uhd dann zwei oder einen kleinern, Die grösseren Kerne messen 0,0004” —.0,00062”. Entweder hat also eine Theilung der Kerne mit nachheriger Theilung der Zelle statt- gefunden oder die früheren grösseren Zellen sind als Mutterzellen an- zusehen, die Kerne als Tochterzellen, Erstere haben sich aufgelöst und letztere haben nachträglich einen Kern bekommen. Dass die letz- tere Bildung vorkommt, haben mir die Entwickelung der Blutkörper- 3 ehen und der Zellen der Wirbelseite aufs deutlichste bewiesen. Da- neben finden sich auch Zellen von derselben Grösse mit einam Oel- wöplehen als Kern. | Ueber das Verhältniss des Furchungsprocesses zur ee habe ich mir aus meinen Beobachtungen kein bestimmtes Urtheil bil- den können. Aın natürlichsten und durch die zuletzt erwähnten Zellen theilungen gerechtfertigt, scheint es mir, die Zellenbildung als eine Folg der fortgesetzten Durchfurchungen anzusehen. Der Keim bat eine gewisse Censistenz, denn bei dem Sp gen der noch immer harten Eihülle erhält man ihn häufig isolirt # sammenbängend und er unterscheidet sich sehr wesentlich von dem ee ER TE A nn a e 99 - übrigen Dotter. Durch die unter ihm gesammelten, Fetttröpfchen, die ihm eine gelbe Farbe geben, ist er sogar mit blossem Auge bei eini- ger Uebung zu finden. 13 Die Beschaffenheit des Dotters ist noch dieselbe. Nun folgen Vorgänge, welche ia der Natur durchaus nicht ge- sondert, das Interesse des Beobachters nach zwei Richtungen hin in Anspruch nehmen. ‘Nachdem der Keim wahrscheinlich unter fortgesetzter Furchung nd Zellenbildung einen kleinsten Theil der Dotterkugel bedeckt und ‚seine grösste Elevation erreicht hat, beginnt er allmählich niedriger zu srden und wie eine auf einer Kugel liegende zerfliessende Masse den- selben zu umwachsen (Fig. 6). In einem durch die Mitte des Keims nden Meridian findet die Bildung des Embryos statt, welcher zu 1 Zeit, wo der Keim den Dotter zur Hälfte überwachsen hat, nur durch eine etwas grössere Dicke des Keimes, welche bei seitlicher Beleuchtung hervortritt, repräsentirt wird (Fig. 6e). Die erste Spur les Embryos wird durch eine Zusammenziehung, oder Häufung, oder Wucherung der Keimzellen hervorgebracht, so dass in der That jetzt och keine Grenze zwischen Keim und Embryo gezogen werden kann. - Während des weiteren Umwachsens tritt die Embryonalanlage all- jählich deutlicher hervor, und wenn der Keim den Dotter zu zwei 1 en überzogen hat, so kann man schon Kopf und Schwanzende 'Embryos unterscheiden. Denkt man sich nämlich von der Mitte reien Dotteroberfläche eine Axe durch das Ei bis zum Mittelpunkte es Keimes, so wird dieser letztere Punkt von dem Kopfe des Em- os überragt. Derselbe bildet, von der Seite gesehen, eine kleine ang, der noch zwei kleine Höckerchen folgen (Fig. Te, f). Liegt j ryo unten, so sieht man eine in der Mitte vertiefte Erhebung, elche den Kopf, d. h. die Zellengruppe, an deren Stelle später der $ solcher erkennbare Kopf zu liegen kommt, vorstellt (Fig. 8). sem napfföürmigen Gebilde folgt ein bis zum freien Ende des Dot- rs reichender Wulst, welcher bei seitlicher Lage des Embryo (Fig. 7) lich ist; von oben gesehen erscheint er als ziemlich markirter, aber | den Seiten verschwommener Schatten, An dem freien Rande des ‚ wo derselbe den Dotter noch nicht überzogen hat, endet er einer Anuschwellung (Fig. 79). Von diesem Punkte aus begren- u den freien Dotter zwei Wiilste, welche den Rand des Keimes d, wie zwei Arme oder Spangen um den Dotter laufen (Fig. 7 g ‚Pig.8g). Man muss diese Bildung ins Auge fassen, um sieh aus ' spätere Formen am Embryo erklären zu können. Die Vorstellung, dass sich die Zellen des Keimes zur Bildung des Binbryos zusammenziehen, wird auch dadurch gerechtfertigt, dass er dem dem Einbryo gegenüber liegenden Dotterkugelsegmente die Zellen n% ‘ 100 j immer dünner ung'sparsamer werden’und endlich der Dotter an die- ser Stelle ganz an. derselben entblösst wird. Dadurch entsteht ‚die von Vogt abgebildete Lage des Embryos um den Dotter (Embryologie 4 des Salmones. Tab. V, Fig. 424 und unsere Fig. 7). Zu dieser Zeit oder bald darauf bemerkt man nun in dem Embryo - zwei Linien, welche in der Längsaxe desselben liegen, nach. vorn zu etwas divergiren, nach hinten aber undeutlich werden (Fig. 8 u. 9%). Es ist der. Primitivstreifen, der erste Anfang einer Differen- zirung der bisher gleichförmigen Zellenmasse des Keimembryos. Aber noch keine Diflerenzirung der Zellen, denn er wird nur: durch ein geringes Auseinanderweichen der Zellen und Bildung einer Intercellular- substanz hervorgebracht. Eine Rinne ist er nicht. I Wenn der Dotter etwa zu 7/, umwachsen ist, erscheint in diesem Streifen eine zweite streifenartige Abgrenzung der Zellen in der Axe des Embryos, welche nach hinten mit einem Kolben endigt, nach vorn aber in zwei Anschwellungen übergeht, die allerdings jetzt noch sehr ; wenig hervortreten und mir zu dieser Zeit nur an einigen Exemplaren deutlich geworden sind. Fast zu derselben Zeit, meist aber etwas später, wo der Dotter nur noch zu einem kleinen Theile frei ist, er- scheinen neben diesem Streifen, in der zuerst entstandenen Abgren- zung Querlinien, ‘die sich in der Folge als « Wirbelabtheilungen» aus- weisen. Ich wähle diesen Ausdruck, um damit anzudeuten, dass.diese begrenzten Zellengruppen alles repräsentiren, was um und an einem. Wirbel hängt. Jener zweite Streifen aber mit seinen oberen Anschwel- lungen ist ein bleibendes Organ, welches seine Lage, zum Theil seine Form, aber nicht seine Structur behält, denn es wird zum centralen Nervensystem (Fig. 8 u. 9%). Bis zur vollständigen Umwachsung des’ Dotters macht es folgende Phasen durch: sein vorderes Ende bekommt seitlich zwei leichte Einbuchtungen, so dass. aus jener ersten An- schwellung drei Abtheilungen werden: das spätere Vor-, Mittel- und Nachhirn. 8. Seine seitlichen Contouren werden deutlicher und die Anschwel- lung seines untern Endes wird schmaler. Der Querabtheilungen sind vier bis sieben. era Die oben erwähnten Spangen, welche den Dotter umfassten, haben sich gegen den Embryo hin zurückgezogen und bilden zwei Anschwel- lungen kurz vor seinem Schwanzende (Vogt, Embryologie. ' Tab. Fig. 24 und 30). Diese Anschwellungen haben die Aufmerksamkei v. Frantzius’s erregt, der sie bei der Pfrille, Phoxinus Marsili z beobachten Gelegenheit hatte (Naturhistorische Reiseskizzen von D Alex v. Frantzius in v. Siebold und Kölliker’s Zeitschr. Bd. I, p- uch Hätte v. Frantzius Gelegenheit gehabt, die Entwickelung dieses Fisch“ chens fortdauernd zu beobachten, so würde ihm ihre Genesis nich ? ; 101 _ entgangen sein. Da sie später spurlos verschwinden, und zwar schr bald, so glaube ich nicht, dass ihnen eine ideale Bedeutung zuzu- schreiben ist. Sie sind die Reste des Embryo werdenden Keims. E. Der Embryo besteht jetzt noch aus undifferenzirten Zellen von ,004” und Kernen von 0,0004”, deren meist nur einer in jeder Zelle enthalten ist. Er ist so blass; dass er nur mittelst Essigsäure und wässeriger Jodlösung messbar gemacht werden kann. Die weiteren Vorgänge werde ich in einem spätern‘Aufsatze dar- zustellen versuchen. Ich habe absichtlich nicht immerfort Vogt’s Werk eitirt, um die ittheilungen nicht völlig ungeniessbar zu machen, denn es hätte fast ei »jedem Satze geschehen müssen; um so weniger möchte ich die jemerkung unterdrücken, dass ich diesem nicht genug zu schätzenden Werke schr viele Belehrung und Zurechtweisung verdanke und mich mentlich in den späteren Entwickelungsvorgängen schwerlich ohne isselbe zurechtgefunden haben würde. Erklärung der Abbildungen. Die Figuren 1, 2 und 5 sind bei 540maliger Vergrösserung gezeichnet, aber e nur etwa A50mal vergrössert. Die übrigen sind bei 75maliger Vergrösse- ng gezeichnet und A5mal vergrössert. 1. Schalenhaut des Hechteies. a Die feinen Punkte derselben; b die zu- sammengellossenen Punkte; c die feine Streifung auf dem Querschnitte; d die etwas abgehobene äusserste Schicht. 2. Dottermasse. a Körnchen in derselben; b kernartige Gebilde; c Fett- tröpfchen. 3. Das Hechtei zwei Stunden nach der Befruchtung; die eine Seite hat sich getrübt und die Fetttröpfchen haben sich nach ihr zusammen- gezogen. a Aeussere Eischalenhaut; b Dotter; c Fetttröpfchen. Diese Buchstaben gelten auch für 4, 6—9. 4. Erhebung des Keimes vor der Furchung desselben; d Keim. 5. Embryonalzellen. a Zelle mit Kern und Kernkörperchen; a’ Kern _ mit drei Kernkörperchen; b Zelle mit zwei Kernen; c sich theilende Kerne; d Zelle mit Fetttröpfchen statt Kern; 2) platzende Zelle: a Zellen- haut; b Kern; c Molectile. - 6. Der Keim, wie er nach der Furchung das Ei umwlchst, mit gleich- zeitiger Bildung des Embryos; d Keim; e Embryo ; m freier, vom Keime ’ noch nicht umwachsener Dotter. 7. Seitliche Ansicht des Embryo. e Kopf des Embryo; / die im Texte j bezeichneten Höckerchen; 4% die wulstigen Spangen, Ueberbleibsel des Keimes am Schwanzende des Embryos; m freier Dotter. Die Peittröpfchen, welche zwischen Embryo und Dotter liegen, sind der Fig. 8. Fig. 9. 102 Deutlichkeit wegen in dieser und den folgenden Figuren nicht mit gezeichnet. j n Der Embryo liegt unter dem Dotter, nur der Kopf ist zu sehen von oben e. g Die Spangen des schwindenden Keimes; h Primitiystreifen ; - i Andeutung des Rückenmarks; % Wirbelabtheilungen; m freier Dotter. Der Embryo, etwas weiter entwickelt, liegt auf dem Eidotter. "e Kopf oder eigentlich Hinterhaupt; g Spangen; A Primitivstreifen; ö Rücken- mark; %k Wirbelabtheilungen; m freier Dotter; n Schwanz des Em- bryos; o Mittelhirn; p Nachhirn. v. f rw ii r Ueber einige niedere Seethiere, von Br. Carl Gegenbaur. "In Folgendem berichte ich über einige während eines Winter- enthalts zu Messina an niederen Thieren angestellte Beobachtungen, die ich, wenn es mir Zeit und Umstände erlauben, in ausführlicherer rstellung und mit den nöthigen Abbildungen versehen wiederzu- beabsichtige. Vieles von meinern angesammelten Materiale, ich über Auatomie und Entwickelung kiel- und flossenfüssiger sken, kann hier gar keine Stelle finden, von manchem mag nur Kürze Erwähnung geschehen. Beobachtungen über Schwimmpolypen!). j Zu den von einfachen Schwimmpolypen am häufigsten beobach- eten Formen gehört eine zur Eschscholtz’schen Gattung Eudoxia zu echnende Art, die von den bisher bekannten in mehrfacher Beziehung ab- 'eic Ich wi sie vorläufig als Eudoxia messanensis bereichuen ganze Länge dieses Thierchens beträgt 1,4”. Es besteht aus einem iseitig pyramidalen Deckstücke, dessen eine Seiteufläche sich weit :r die Basis hinaus schuppenartig verlängert. In den Körper des okstücks hinein erstreckt sich von der Basis aus eine napfartige rliefung, in welche sich eine Schwimmglocke als locomotorischer rat einfügt, Im Deckstück bemerkt man noch einen meist dreh- iden, gegen das Ende zu spitz verlaufenden Körper von grossen n Zellen gebildet, die einen engen Hohlraum begrenzen. Von diesem rper entspringt der kurze Stamın des Thieres, der sich etwas unter- Ib des Grundes der Schwimmglocke an selbe inserirt und nach Durch- ung ihrer cartilaginösen Umhüllung, in, auf der Wandung des läng- n Schwimmsackes herab verlaufende Gefässe ausstrahlt; die von er r schmalen Schwimmhaut umgebene Oeffnung der Schwimmglocke Diese anstatt des Namens «Röhrenquallen» von Kölliker vorgeschlagene Be- wu zeichnung bedarf wohl keiner besondern Rechtfertigung mehr. liegt am untern, oder, das Thier in schwimmender Lage gedacht, am hintern Ende. Um diese Mündung herum verläuft ein Ringkanal, der jene vier Gefässe aufnimmt. Die durchsichtige vartilaginöse Hülle . der Schwimmglocke bildet äusserlich sechs ausgeprägte Längskanten, wovon die beiden vordersten in zwei stumpfe Zacken auslaufen, während die beiden hintersten sich zu einem vorspringenden abge- rundeten Blatte verbinden. Diese Blättchen und die Zacken ragen etwas über die Schwimmhöhlenmündung hinaus. Da, wo der hohle Stiel der Schwimmglocke sich in ihre vier Gefässe spaltet, sieht man fast immer ein mehr oder minder entwickeltes Generationsorgan, das f keulenförmig in die Höhle. der Glocke hereinbängt. Die Achse des Or- N ganes ist hohl, an dem einen Ende geschlossen, an dem andern mit dem hohlen Stiele der Glocke und somit auch mit dem Stamme des N Thieres in Verbindung stehend. Das ganze Kanalsystem ist mit feinen Cylien ausgekleidet, die eine mit feinen Molecülen geschwängerte Flüssig- ’ keit bald mehr, bald minder lebhaft in Strömung versetzen. Dicht an der concaven Basalfläche des Deckstückes entspringen von dem kurzen Stamme noch folgende Organe, die zwischen Schwimm- i glocke und Deckstüick hervorragen, ein einziger Polypenleib (Magen, Saugrühre u, s. w. der Autoren) sehr. beweglich, aussen und innen Nimmernd. Seine Innenfäche ist im Grunde mit gelbbraunen Zellen bekleidet, | Einige Büschel langer Fangfäden sitzen dicht am Ursprunge des Polypenleibes. Sie sind mit seeundären, feineren Faden besetzt, an deren Ende eine eigenthümlich construirte Nesselzellenbatterie ange- "| bracht ist, Endlich findet sich noch ein einer hervorknospenden Me- duse nicht unihnliches Organ, das schon von Busch und, Huscley beob- achtet und beschrieben wurde. Es ist die Knospe einer jungen Schwimmglocke, dig nach Verlust der alten als «Ersatzglocke» an | deren Stelle tritt, und wie diese einen Sack mit Geschlechtsproducten enthält. (Busch bezeichnete diese Knospe als Meyen’schen Eibehälter, während Meyen doch das bei Diphyes nur einfach vorkommende, schon ausgebildete Generationsorgan als Eibehälter bezeichnet. Nach Meyen gebührt dem Schwimmstücke der Eudoxia dieselbe Benennung.) Ich | konnte die Entwickelung dieser Knospe durch alle Stadien bis zur fer- tigen Schwimmglocke mit Geschlechtsproducten verfolgen, und muss. desshalb früheren Ansichten, wie der von Busch, welche in dieser Knospe ein besonderes, yon dem in der Schwimmglocke enthaltenen verschiedenes Geschlechtsorgan erblickten, widersprechen, Eine andere auch nicht gar seltene Form differirt nur in ihrer Baustyle von der vorbeschriebenen Gattung. Ich will sie hier kur charakterisiren. Das ganze Thier ist vollkommen glashell, misst 4,5"— 4,8” Länge und besitzt ein halbkugeliges Deckstück, dessen Basis zur I 105 Aufnahme der gleichfalls halbkugeligen Schwimmglocke schwach concav erscheint. In der Längenachse des Deckstücks findet sich der gross- zellige Körper, gleichfalls mit wimpernder Höhle versehen. Von die- sem aus entspringt der Stamm und» schickt einen kurzen Stiel zur Schwimmglocke. Diese letztere sowohl als das Deckstück bestehen aus der bekannten glashellen Substanz, die ‘sich eben hier durch ihre besondere Weichheit auszeichnet, so dass das schwächste Deckgläschen hinreicht, ihre Form zu vernichten. Die Schwimmhöhle nimmt in der Glocke einen verhältnissmässig kleinen Raum ein, sie- besitzt dieselbe ' Gefässvertheilung, dasselbe keilenfürmipe Bänsästichsogen wie bei Endoxia, sowie auch Polypenleib, Fangfäden und die Sprosse der Er- - satzschwimmglocke im Allgemeinen an kudneih sich anschliessen. Die form des Deckstücks, so ver die der Schwimmglocke sind jedoch so ehr von denen der bis jetzt bekannten ‚sogenannten «einfachen » wimmpolypen verschieden, dass ich keinen Anstand nehme, hier- eine neue Gattung: Diplophysa, zu begründen. Die Art nenne ‚vorläufig: D. inermis. Die beiden eben beschriebenen Thierformen bieten in ihrem Baue viel Uebereinstimmendes mit den Einzelthieren der Diphyiden- ien dar, dass ähnliche Wesen schon von Sars für solche vom einschaftlichen Stamme abgelöste Individuen angesehen wurden. r obige Thiere betrachte ich die Abstammung als eine noch offene ge, da kein Einzelthier der zahlreichen, im Meere von Messina vor- menden Diphyiden-Colonien eine Identität der Form mit ihnen mir ü erkennen gab. Von einer dritten, gleichfalls neuen Form vermag bestimmteres zu berichten. Es schliesst sich diese gleichfalls an den oxientypus an. Das Deckstück ist (ähnlich dem vordern Schwimm- ecke — Saugröhrenstücke — der Abyla) fast kubisch oder auch zuwei- n einer abgestutzten vierseitigen Pyramide vergleichbar. Die eine — jere Seitenfläche verlängert sich ausgeschweift über: die Basis des Ku- i5 hinaus und lässt ihre beiden Kanten in spitze Zacken verlaufen. ir Aufnahme der Schwimmglocke und der übrigen ‚Organe: ist die allläche mit einer triehterförmigen Vertiefung versehen. Die unteren der des Deckstücks sind fein ausgezackt. Der zellige Körper, aus ‚oder mehr rundlichen Lappen gebildet, begrenzt gleichfalls eine Qimmernde Höhle, die einen kurzen Fortsatz nach vorn und ‚längern nach hinten entsendet; beide endigen blind. Im erstern sich häufig ein ovaler Oeltropfen. Von dem zelligen Körper ent- gt der Stamm, der wieder um den Polypenleib, Fangfäden und pe für die Ersatzschwimmglocke trägt. Ein röhrenförmiger I dringt vom Stamme aus ‚in die Schwimmglocke, deren. schnabel- oberes Ende genau in die Vertiefung des Deckstücks einpasst. Die Gestalt der Schwimmglocke ist länglich, etwas ausgebaucht, mit vier i 106 i ausgesprochenen Längskauten, die an der Mündung der Schwimmglocke in ebenso: viele Spitzen auslaufen. Alle Ränder der Glocke sind fein sägearlig ausgezackt. In die Schwinmmhöble ragt das kolbenförmige Generationsorgan, welches mit dem von Eudoxia gleiches Verhalten theilt; auch über die Gefässvertheilung am Schwimmsacke und den Bau der Fangfäden — wie denn alle zur Familie der Diphyiden gehörige Thiere ähnliche, ja fast gleichgebaute Fangorgane besitzen — ist nichts besonderes zu bemerken. Diese sehr agilen Thierchen, die 4,1 — 1,3" Länge messen, sind nun die Einzelthiere der Abyla pentagona. Sie sitzen, wie die Einzelthiere an anderen Diphyiden, an den gemeie- schaftlichen Stamm angeheftet und lösen sich ab, wenn sie eine ge- wisse Reife erreicht haben, während vorn am Stamme sich immer wieder neue erzeugen. Ein mit dieser Beobachtung einigermassen in ‘ Widerspruch stehendes Verhalten kann ich hier nicht übergehen. "Ich fand nämlich mehrmals dieselbe Abyla-Art mit einem Stamme, der nur mit Fangfäden und Polypenleibern besetzt war, von Generationsorganen Deckstücken u. s.'w. aber keine Spur orkenzii liess. lch kann nicht wohl annehmen, dass diese, namentlich den jungen Einzelthieren sehr fest aukakndeh: Organe sich zufällig abgelöst hätten, wesshalb wir nur der eine Ausweg erübrigt, dass nämlich hier zu gewissen Zeiten oder unter gewissen Verhältnissen eine Abyla geschlechtslose, nur mit Polypen- ’ leibern (Mägen!) besetzte Golonien -produeirt. j Diphyes. Von dieser Gattung wurden drei, nur in ihrer Archi- tektonik voneinander unterschiedene Arten beobachtet. Die eine da- von wurde schon von Küölliker (diese Zeitschr. Bd. IV, pag. 308 ff.) | | | J erwähnt. Für die zweite Form konnte ich, wenigstens in den mir zugänglichen Werken keine passende Beschreibung finden, ich be- zeichne sie daher vorläufig als Diphyes gracilis. Die dritte ist Sal- ; eul&olaria quadrivalvis Less. eine ächte Diphyes! Im Allgemeinen kann über den Bau der Diphyes Folgendes bemerkt werden: Zwischen den | beiden übereinander stehenden Schwimmstücken entspringt der Stamm | der Colonie, der bei-zwei Arten noch einen im vordern Schwimm- stücke (Saugröhrenstück Eschscholtz.) befindlichen grosszelligen Kör- per (Saftbehälter Eschsch. , Exeretionsorgan Meyen.) sich fortsetzt, ähn- lich wie dies auch bei den einfachen Diphyiden erwähnt wurde.‘ Er theilt sich dann in zwei hohle Aeste, welche je ins obere oder untere Schwimmstück treten und daselbst auf dem Schwimmsacke in: vier Gefässe übergehen, die zu dem um die Mündung verlaufenden Ring: kanale sich fortsetzen. ‘Wo diese beiden Aeste abtreten, zeigt der Stamm eine längliche, blasenartige Erweiterung. Vom Stamme ent- springen damm in regelmässigen Abständen die Einzelthiere, die aus Deckstück (meist schuppenartig), Polypenleib, Fangfäden und dem Ge- nerationsorgan gebildet werden. Das Deckstück jedes Einzelthieres 107 sitzt an einer queren Erweiterung des Stammes und umgibt mantel- arlig die einzelnen Organe. Nach oben über die: Ansatzstelle hinaus verlängert ‚sich die Schuppe in eine den Stamm eine Strecke weit eng - umschliessende Hülle. Die Ränder der Deckschuppen-sind bei D. gra- eilis abgerundet, bei D. quadrivalvis mit einigen zackenförmigen Aus- buchtungen versehen. Die Form der Deckstücke ist bei jeder Art eonstant. Gefässe mangeln in ihnen. Die Fangfäden sind mit secun- dären Fäden versehen, die in complicirte Nesselorgane endigen. Jedem Einzelthiere der beiden Diphyes-Arten kommt ein Generationsorgan zu, 1 von dem weiter unten noch näheres erwähnt werden soll. | Praya. Ausser der von Vogt als Diphyes Prayae: beschriebenen Form ward mir noch Gelegenheit, eine andere mehrfach zu unter- ‚suchen, die eine wohl unterschiedene Art bildet. Mag sie Praya ma- - xima heissen, der Locomotionsapparat der ganzen, oft zwei Fuss lan- n Colonie besteht aus zwei ungleich langen, dicht aneinander liegenden vimmsticken. Das längere hiervon misst gegen zwei Zoll, das ‚ere nur einige Linien weniger. Das längere Schwimmstück um- mit seinen hinteren Rändern das kürzere, welches wieder zum tritte des Stammes eine kanalartige Vertiefung besitzt. So wird ch den innigen Aneinanderschluss beider Theile eine nach oben ssene unten offene Höhle gebildet, in welcher die Achse der immtcolonie ihren Ursprung nimmt. Die Gefässe für die weit unten ‚den Schwimmstücken liegenden Schwimmsäcke gehen vom Stamme die Höhle zwischen den Schwimmstücken quer durchsetsend zur Rücken- wand jedes Stücks, treten dann nach abwärts an die Säcke und theilen sich auf ihnen in vier Aeste, die von einem Ringkanal um die Mündung ommen werden. — An dem bei mässiger Contraetion rabenkiel- j n Stamme sitzen die Einzelthiere in ihrem Bau ganz mit denen von iphyes übereinkommend. Das Deckstück ist, von der Seite betrachtet, nenförmig, fast durchaus solid und nur an seiner concaven Seite mit kleinen von zwei ausgebuchteten Blättchen begrenzten Höhle ver- 0, an deren Grund die Anheftung an den Stamm statt hat. Von die- Stelle aus dringen einige blind endende Gefässe in die hyaline Sub- z des Schuppenkörpers, ferner sitzen hier an: ein Polypenleib mit inem Büschel Fangfäden und einer Specialschwimmglocke , welche Viederum die Geschlechtsorgane birgt. Nur in seltenen Fällen sah ich m Stamme neben dieser Schwimmglocke noch das knospenförmige no, das von Vogt ausschliesslich als Generationsorgan angesehen 4, während er die Schwimmglocke des Einzelthieres nur für einen ionsappärat desselben zu deuten sucht. Im Verhältoiss zur der Specialschwimmglocko ist allerdings das ins Lumen der- selben hineinragende Generationsorgan nur klein zu nennen, doch ver- misste ich es niemals. 108 Bei allen Diphyiden wurden sonach Geschleehtsproduete beob- achtet, die überall in ähnlichen, den medusenförmigen Typus wieder- holenden Organen sich finden, ein Verhalten, das schon Huxley beob- achtet und beschrieben hat. In dem Grade der Ausbildung dieser Organe herrscht freilich eine grosse Verschiedenheit, und wir treflen das ganze Generationsorgan bald in Form eines ovalen, keiner activen Bewegung fähigen Körpers, bald wieder zur vollständig ausgebildeten Schwimmglocke potenzirt, als welche es, vom Stamme getrennt, Tage lang sich frei im Wasser umherbewegt. — Der erst erwähnte Fall findet bei der Gattung Diphyes statt. Das neben dem Magen hervor- gesprosste Organ bat zuletzt eine ovale Gestalt, und lässt eine äussere, vorn sich öffnende Hülle erkennen, in welcher vier Gefässe verlaufen, die ebenfalls in einen Ringkanal ausmünden. Die Schwimmhaut an der Mündung ist verkümmert.: ‘Von dieser Hülle dicht umschlossen wird das keimbereitende Organ, dessen centrale fast seine ganze Länge durchsetzende Höhle mit dem hohlen Stiele in Verbindung steht, welche das Geschlechtsorgan mit. dem Stamme verbindet. In den Wänden’ um die centrale Höhle entwickeln sich die Geschlechtsproduete — Ei- keime — Samenfäden. Die Eier sind ungefärbt, durchsichtig, wäh- rend die reifen Samenkapseln sich durch eine mennigrothe‘ Färbung auszeichnen. Bei Praya ist, wie schon erwähnt wurde, die Medusen- $ form des Generationsorgans vollkommener. Die äussere Hille des Organs ist zur Schwimmglocke geworden, in deren Höhle der samen-. oder _ eibereitende Theil, wie der Schwengel einer Glocke, frei hineinhängt. Diese Form des Gubohlöchiäorgend löst sich häufig vom Stamme ab und ist dann fähig, eine Zeit lang ein freies Leben zu führen, ja es ist mir sogar wahrscheinlich, dass selbst noch nach der Ablösung das” Reifen der Geschlechtsproducte stattfinde. ’ Diphyes quadrivalvis ausgenommen, dessen Colonien stets nur Ein Geschlecht besitzen, sind sämmtliche beobachtete Diphyidencolonien hermaphroditisch, d. h. es finden sich männliche oder weibliche Einzel- thiere auf einem und demselben Stamm. ‘Ob nun die Einzelthiere das- | selbe Geschlecht constant besitzen (wenn z. B. sowohl in der Schwimm- glocke als auch an der spätern Ersatzschwimmglocke dasselbe Geschlecht herrscht) vermag ich nicht zu entscheiden, da bei dem Vorhandensein der geschlechtlichen Schwimmglocke die Knospe der Reserveglocke noch kein bestimmtes Geschlecht erkennen liess. i Es wäre nun hier am Orte der Frage Erwähnung zu thun, verhalten sich die Einzeltkiere der Diphyiden zu den sogenannten ei fachen Schwimmpolypen (Eudoxia, Ersaea, Aglaisma)? In dieser B ziehung lehren mich meine Beobachtungen Folgendes: Vor allem. is hier zwischen 'Diphyiden mit höher oder‘ minder "hoch 'organisirten Einzelthieren wohl zu unterscheiden. Zu der ersten Classe rechne it Be Fr un N 1 £ 109 die Abyla, deren ‚geschlechtliche Einzeltbiere zur Führung eines selb- ständigen Lebens vollkommen befähigt sind (die bei den Abyla-Einzel- thieren. fast nie fehlende Ersatzschwimmglocke begründet nicht nur eine längere Existenz des Individuums, sondern führt auch zu einer öfter sich wiederholenden Fortpflanzung der Art). Solche Einzeltbiere mögen auch Eudoxia und Diplophysa sein, deren bis jetzt noch unbekannte - Colonien aufzufinden, späteren Forschungen vorbehalten sein wird. — Anders verhält es sich mit den Gattungen -Diphyes und Praya, deren - minder hoch organisirte Einzelthiere zu einem gemeinschaftlichen Leben - bestimmt sind; ja, die ganze Arfordnung ‚der Theile, die Anheftung und - die Form der Deckstücke u. s. w. macht es unmöglich, dass sich Einzel- ihiere vom Stamme abtrennen, ohne sich alsbald in ihre Theile, wie - Rhizophysa filiformis. _ Von diesem bisher nur unvollständig schriebenen Thiere wurden im Februar und März zahlreiche Exem- e beobachtet. Die Colonie besteht aus einem geraden bis zu zwei s Länge und mehr ausdehnbaren Stamme, an welchem in Abständen 4—2 Zollen die Polypenleiber ansitzen. Das vordere Ende ist mig angeschwollen und enthält eine birnförmige Lufiblase, deren re Parthie mit rothbraunem Pigmente versehen ist. Dicht an der Iblase beginnen die Knospen der Einzelthiere in. gerader Linie, an- inglich dicht übereinander, später in weiteren Abständen. Jedes ) ier besteht aus einem bräunlichen Polypenleib, au dessen Ur- ing ein lauger, sehr dehubarer Fangfaden befestigt ist. Jeder Fang- ‚besitzt eine Reihe seeundärer Fäden, an deren Enden verschie- ne, oft bizarr geformte Nessel- und Greiforgane sich vorfinden. Die jehlechtsorgane sind unregelmässig am Stamme zwischen den Polypen- eibern vertheilt; oft sind 2—3 in einem Zwischenraume. Sie besitzen e Form kleiner Träubchen. - Apolemia uvaria. Im Januar kam mir eine wohlerhaltene, gegen Fuss Länge messende Colonie zur Untersuchung, von welcher ich Folgendes bemerken will: Der am Vordertheile des Stammes be- ® locomotorische Apparat,besteht aus zwei Reihen von Schwimm- ‚die zusammen einen 4,5” in der Länge betragenden Körper lien. Die Stücke sind glashell an der Oberfläche mit weissen ten — Häufchen von Nesselzellen — versehen. Am Vorderende Stammes, zwischen den jüngsten Schwimmstücken, sitzt eine nige Luftblase und weiter nach unten, aber noch zwischen den nen Schwimmstücken sitzen sehr bewegliche fühlerartige Organe, Windig zwischen den Schwimmstücken hervortreten. Der Stamm Ir nd, glashell und dreht sich in einer Spirallinie, sobald die Colonie'sich zusammenziebt. In Abständen von 2” (wenn die Colonie ' sieht man noch jedem Büschel etwa 5—8 hyaline Deckstücke zu- 110 vollkommen ausgedehnt ist) sitzen nun büschelweise die Organe am Stamme, bald zu einem iraubenförmigen Klumpchen zusammengezogen, bald wieder ausgestreckt, einem weissen beweglichen Federbusch glei- chend. Jeder dieser Büschel besteht aus etwa 4—3 Polypenleibern (Saugröhren), an deren Basis gelbbrause Streifen zu sehen sind. Um diese herum sitzen 20—30 zarte, durchsichtige, nur an der Spitze weisslich erscheinende Trabekeln, von denen jeder gleich nach seinem Ursprunge einen feinen einfachen Fangfaden ansitzen hat. Ausserdem getheilt, welche gleichfalls mit weissen Punkten besäet, bald eine eiförmige, bald kahnfömige Gestalt haben. Geschlechtsorgane a sich leider nirgends ausfindig machen. Entwickelung der Behörinkupißyipen: Fast bei allen zu Messina vorkommenden Arten wurde versucht, mit Hülfe künstlicher Befruchtung in dieser Hinsicht zu einem Ziele zu kommen. Die künst- liche Befruchtung selbst — wenn ich das Zusammensperren reifer männ- licher und weiblicher Geschlechtskapseln so nennen darf — gelang mir in vielen Fällen und ich konnte den Verlauf der Dotteriheilung und "4 die Bildung eines wimpernden Embryo mit Leichtigkeit verfolgen. Die Furchung geschieht ziemlich rasch, in 24—36 Stunden. Sie ist eine” totale und alle Kugeln theilen sich gleichzeitig. Die der jedesmaligen Spaltung einer Kugel vorhergehende Theilung des sehr grossen Kernes ist bei dem fast gänzlichen Mangel von’ Dotterkörnchen mit Bestimmtheib zu erkennen. So sah ich es bei Physophora, Agalmopsis, Hippopodius, Forskalia und Diphyes. Am dritten Tage überzieht sich der aus grossen Zellen bestehende Embryo mit feinen Flimmerhaaren und schwimmt frei im Wasser umher. Seine Gestalt ist oval oder rundlich. Ich sah ihn so bei Agalmopsis, Physophora und Diphyes. Die erste Gattung konnte ich noch bis zum sechsten Tage beobachten, jedoch die ein zige Veränderung bestand in dem Auftreten eines bräunlichen Flecks auf der Oberfläche, an welcher Stelle zugleich eine reichliche Bildung | kleiner Zellen stafand. I Glücklicher war ich in dem Verfolg der Weiterentwickelung bei Diphyes. Von 2.—3. Tage ist hier der Wimperüberzug,vollendet, dem | Embryo misst 0,38 — 0,42” im Durchmesser und besteht gleichmässig aus» grossen hellen Zellflormen. An einer Stelle der Peripherie ent steht eine schwache Verdickung ‘des Ueberzugs, die sich bald übel eine grössere Fläche erstreckt. In den folgenden Tagen bildet sich allmählich eine Hervorragung aus, an der man deutlich zwei durch eine scharfe Linie sich abgrenzende Schichten erkennen Kann. innere Schichte zeigt eine rothbräunliche Färbung. Dieser Protuberang an der Oberfläche entspricht eine, nach innen gehende, welche ball wie em stumpfer Kegel in das grossmaschige -Gewebe des Emb B:%: hineinragt. Im Centrum der äussern, indess immer grösser geworde- nen Protuberanz entsteht eine allseitig geschlossene Höhle, die mit dem "Wachsthume der Hervorragung gleichen Schritt hält. Am siebenten Tage hat sich die anfängliche Hervorragung als eine runde Knospe von dem nun entschieden oval gewordenen Körper des Embryo absetzt, ‚und lässt eine schon früher angedeutete Differenzirung ihrer Wandun- ‚gen jetzt klar erscheinen, so dass man an ihr eine äussere Hülle, die in jene des Embryo übergeht und eine aus kleineren Zellenelementen bestehende, die Gentralhöhle begrenzende innere Wand unterscheidet. das Pigment erscheint jetzt vorzüglich an der Spitze der Knospe. In veiterer Entwickelung, erstreckt sich von der innern Wand eine gleich- irlige, solide Zellenmasse (die anfängliche innere Protuberanz) in die Knospe zunächst liegende Wand des Embryo, und präsentirt sich Is länzlicher, wulstartiger Vorsprung. Um diese Zeit bemerkt man ‚Innern des Embryo Züge faserigen Gewebes, die den Leib der re nach durchsetzen, Am nächsten Tage ist die Abschnürung der pe vom Leibe noch deutlicher ausgeprägt; ihre Längenachse bil- t einen spitzen Winkel mit der Längenachse des Embryo. Zugleich ht man jetzt, wie die äussere Wand der Knospe von der innern fast vollständig abgehoben hat, so dass zwischen beiden ein be- ichtlicher Zwischenraum entsteht. An der Spitze, so wie am Stiele er Knospe sind beide noch miteinander verschmolzen. Die innere > lässı nun wiederum zwei Strata erkennen, wovon eines die tralhöhle umschliesst. Später wird nun auch in dem innern Wulste Höhle gebildet, die mit dem Stiele der Knospe in Verbindung - Gilien kleiden sie aus und bewirken das Herumwirbeln zahl- or Molecüle. In der Knospe. ist nun klar die Anlage einer wimmglocke zu erkennen, und in der That bildet sich diese in ı folgenden Tagen vollständig aus, so dass das junge Thier nun- weniger vermittelst seines Wimperüberzugs, als durch die schon lebhaften Contractionen seiner Schwimmglocke im Wasser sich ewegt. Man unterscheidet die äussere hyaline Hülle, die sich nach ‚in einen Fortsatz auszieht, und den innern Schwimmsack mit sei- ar Längskanälen, die in ein Ringgefäss um die Oeflnung der Glocke ıden. Der eigentliche Leib des Embryo verkleinert sich in glei- Maasse, als die Glocke wächst und zieht sich immer mehr um her erwähnte wimpernde Höhle zusammen. So’ verfolgte ich junge Diphyes bis zum vierzehnten Tage, ohne dass zur Bildung or zweiten Glocke oder eines Stammes mit seinen Organen mehr sehen war als zwei konische Auswüchse dicht an der Ursprungs- - Die Anordnung der Gefässe am Schwimmsacke lehrt, dass diese loc ‚des untere (hintere) Schwimmstück sei. Das obere (vordere) und der Stamm der Colonie mag sich dann aus besagten Knospen 112 hervorbilden. Der noch anhängende Embryonalrest grossmaschigen Ge- webes wird wohl später in das vordere Schwimmstück mit übergehen, und erscheint dort als der grosszellige Körper mit fimmernder Höhle (Saftbehälter nach Eschscholtz, Excretionsorgan Meyen’s). Ganz verschieden von den Diphyiden, wo sich, wie wir gesehen haben, von allen anderen Organen der Locomotionsapparat der künf- tigen Colonie zuerst ausbildet, geht die Entwickelung der Physopho- riden vor sich. Durch Vergleich zahlreicher, im freien Meere ein- gefangener junger Individuen in verschiedenen Entwickelungsstadien lässt sich Folgendes statuiren: Zuerst bildet ‘sich die ceylindrische Achse der Colonie ımit der Luftblase an dem einen und einem be- trächtlich entwickelten Polypenleibe an dem andern Pole. An der Basis des Polypenleibes, dem für längere Zeit die Ernährung der jun- gen Colonie obliegt, sprossen nun die appendiculären Organe hervor, wie Fangfäden, Fühler und Deckstücke, die mit denen der Erwachse- nen so übereinstimmen, dass sich sogleich Genus und Art an ihnen erkennen lassen. Bei Agalmopsis und Forskalia sprossen dann später über dem schon längere Zeit bestehenden ersten Polypenleib die übri- gen Einzelthiere hervor, welchen endlich weiter oben am Stamme die Knospen der Schwimmglocken folgen. Knospen der Einzelthiere, wie Knospen der Schwimmstücke entstehen in Einer, gerade am Stamme herablaufenden Linie, und ihre zweizeilige oder spiralige Anordnung erfolgt erst später durch entsprechende Drehungen der gemeinsamen Achse. Verhältnissmässig sehr spät sind die Schwimmstücke zur Lo- comotion der Colonie befähigt und 7— 9" lange Agalmopsisstämme wifft man, vermöge ihrer Luftblase an der Oberfläche des Meeres - herumtreibend, nur mit ganz jungen Schwimmstück-Knospen ver- sehen, während weiter unten am Stamme schon eine lange Reihen- folge von Einzelthieren heryorsprosst. — An solchen und noch jtn- geren Exemplaren, die man vollständig und unverletzt unter dem Mikroskope beobachten kann, erkenne ich eine eigenthümliche Wechsel- beziehung, die zwischen Fangfäden und den an ihrer Basis entsprin- genden sogenannten «Fühlern» stattfindet. Am deutlichsten bei Agal- mopsis und Athorybia. So oft nämlich der Fangfaden sich streckte, contrahirte sich der Fühler und liess die in seiner Höhle enthaltende körnerführende Flüssigkeit schnell in den Kanal des Fangfadens über- treten, um sich wiederum, wenn der Fangfaden sich verkürzte, mit Flüssigkeit zu füllen. Bei Ausdehnung und Contraction vollführte der Fühler immer wurmartige Bewegungen. Mir scheint aus dieser Beob- achtung nicht unwahrscheinlich, dass benannte Organe. neben der Be= deutung als Tastwerkzeuge noch jene als « Flüssigkeitsbehälter» besitzen — und den mit weitem Kanale durchzogenen Fangfäden eine raschere und vollständigere Gontraction möglich machen. Die Benennung «Flüssigkeits- 115 “behälter » älterer Autoren ist somit, wenn atıch nicht überall, wo sie angewendet wurde, doch bei einigen Arten der Schwimmpolypen, nicht ohne alle Bedeutung. Ueber ein nierenartiges Exceretionsorgan der Pteropoden und Heteropoden. Im %. Bande dieser Zeitschrift, Heft 3 u. 4, finden sich einzelne fragmentarische Mittheilungen über meine in Bezug auf oben benannte Thiere angestellten Beobachtungen, welche ich jetzt nach Abschluss _ meiner Untersuchungen in ihren wesentlichsten Ergebnissen mittheilen Br Bei den Pteropoden ist das Organ nach zweierlei Typen ge- bildet, wovon sich der eine bei den Hyaleen und Cymbulien, der an- @ bei Pneumodermon vorfindet. Einer specielleren Betrachtung unter- orfen ist bei Hyalea und Cleodora das Organ in den Mantel dicht an * hintern Wand der Kiemenhöhle gebettet, und besitzt eine halb- ige Gestalt, die convexe Fläche nach unten, mit den beiden Hörnern nach den Seiten des Thieres zu gerichtet. Es besteht durch-, 2g aus einem grobmaschigen, spongiösen Gewebe, das bei auffallen- dem Lichte nur ganz schwach weiss erscheint. Gegen die von den webe maschig durchzogen einen weiten, venösen Sinus darstellt, ist ‚Organ durehaus abgegrenzt, und wenn es auch an seinen Rän- ‚dern mit vielfachen Zacken und ästigen Auswüchsen in das Gewebe des Mantels übergreift, so besteht doch zwischen den venösen Blut- räumen ‚des Mantels und den Lacunen genannten Organs durchaus keing Communication. An einer flachen Hyaleenart, so wie bei @leodoren wurden diese Verhältnisse vielfach studirt und in angegebener Weise annt. Weniger günstig sind der Untersuchung die stark gewölbten tridentata et gibbosa. An dem linken Horne des Organes findet man ‚ fast an der Spitze gelegen, eine ovale, von einem Schliessmuskel ngebene Oeflnung, welche aus den Hohlräumen des.Excretionsorganes den Pericardialsinus einführt. Der Rand der Oeflnung geht innere Wand dieses Sinus über, der nichts als eine Verlänge- ‚ oder richtiger Ausstülpung, der innern, die Kiemenfläche um- en Mantellamelle ist, wie er denn auch am Vorhofe des Herzens ‚die Mantelräume übergeht. Der gegen das Excretionsorgan sehende an Oeffnung ist mit langen Cilien ausgekleidet. Noch leichter erwähnte Oellnung fällt eine andere auf, die am rechten Horne Örganes sich findet, bald näher der Spitze, bald etwas entfernter den dünnen Mantelüberzug durchbohrend, direct in die Kiemenhöhle führt, wodurch die Communication des Innenraumes besagten Organes mit dem die Kiemenhöhle bespülenden Wasser herge nd wird. Die Zeitschr. (. wissensch. Zoologie, V. Bd. 114 Oeflnung. ist gleichfalls mit einer äusserst contraclilen Faserlage' um. geben. Häufig ist dieses Loch mehrere Secunden lang oflen oder es schliesst und öffnet sich in raschem Wechsel. So sind im Allgemeinen die Verhältnisse dieses Organes bei Hyalea. Bei Cleodora und Creseis finden sich nur einzelne Abweichungen in der gegenseitigen Lagerung der Theile, wie sie durch die Gestaltung der Schale und somit der. Leibesform des Thieres bedingt werden. Bei Cleodora ist das Organ 'theils platt eiförmig, an dem spitzen Ende etwas ausgezogen und Hüsken: (4 ähnlich nach unten gekrümmt, theils in der Mitte wie »förmig em- geschnürt. Am umgebogenen Ende ist die Pericardialöffnung ange- ‘bracht, an der obern Kante des stumpfen Endes muss man das Loch in die Kiemenhöhle suchen. Die Structur des Organes ist wie bei Hyalea. Bei Ereseis (Rang), wo bei ällen Organen die Längendimen- sionen vorherrschen, erstreckt sich auch der exeretorische Apparat als ein etwas plattgedrückter, cylindrischer Schlauch der Länge nach im Mantel eine Strecke weit herab und biegt sich etwas zum Vorhofe hin, um dort in den Pericardialraum einzumünden. Die Oeffnung nach Aussen sieht man bei Oreseis striata 2. B. in gleicher Höhe mit dem Ende der Darmschlinge. Bei allen Creseis-Arten sind die a dieser Oefinungen nicht unschwer zu studiren. Cymbulia und. Tiedemannia besitzt das Organ gleichfalls in dei j Nähe des Herzens, es ist aber durch seinen einfachen Bau von jenem der vorgenannten unterschieden, indem es einen ovalen oder rund- lichen Sack darstellt, ohne etwas von dem spongiösen Gewebe erkennen zu lassen. Die Wandungen erscheinen fast glatt mit einigen Faserzügen, die Pericardialöffnung muss auf der Rückseite des Thieres gesucht wer- den *), die in die Kiemenhöhle führende Oeffnung ist bei grossen Exem- plaren beider Thiergeschlechter schon mit blossem Auge zu erkennen. ” Am längsten blieb mir ein analoges Organ bei Pneumodermon verborgen, bis es mir endlich auch bei diesem Thiere gelang, es in einem dieht über dem Herzen liegenden Schlauche zu erkennen. Dieser Schlauch ist ungleich weit, besitzt rechts vorn eine runde, von einem Schliessmuskel umgebene Oeflnung und zieht. sich in der Gegend der Ursprungsstelle der Aorta aus dem Herzen in ‚einen kurzen röhren- förmigen Ansatz aus, der, mit langen Wimpern ausgekleidet, die Pe- riecardialwandung durchbohrt. Nach rückwärts geht das Organ in dem über dem Herzen gelegenen Zipfel über, woselbst es blind endet. Mit Ausnahme von Pneumodermon sah ich bei den anderen Ptero- poden "häufig Contractionen des excretorischen Apparates, und zwar 4 1) Van Beneden hatte sie bei Cymbulia erkannt und abgebildet, jedoch ohne etwas Näheres darüber zu berichten. Ci. Exereices zootomiques. ‘Fasc, I, Pl. A, Fig. 12 9. al, 115 am lebhaftesten bei den drei untersuchten Creseisarten, bei welchen selbe oft längere Zeit hindurch einen gewissen Rhythmus erkennen lassen. Mit den Contraetionen des Sackes verbindet sich dann ein Auf- und Zuklappen der Oeflnung in die Kiemenhöhle. Diese äussere -Oeflnung wurde auch von J. Müller-bei Greseis ?), so wie von Huxley ?) bei Hyalea gesehen. Die Oellnung in die Pericardialhöhle scheint mir bisher unbekannt geblieben zu sein. Unter den Heteropoden betreffen meine Untersuchungen zwei Arten von Atlanta, fünf Pterotracheenspecies und die Carinaria medi- ‚terranea. Atlanten, so wie kleine Firoloiden eignen sich in dieser i pe am besten zur Untersuchung, obgleich bei grossen Arten von Pierce sich manche Verhältnisse schon recht gut mit der Lupe ‚studiren lassen. Was Atlanta betriflt, so findet sich das exeretorische "Organ zwischen Kiemen und Herzkammer, halb von der langen Vor- ‚ammer nach aussen zu begrenzt. In seinem Baue stimmt es mit dem von Hyalea überein, nur sind seine Wandungen schärfer von den um- gebenden Organen gaschinden Contraetilität ist gleichfalls vorhanden nd äussert sich zu Zeiten besonders lebhaft; die Zusammenziehungen olgen immer mit dem Schlusse einer hinter dem letzten Blatte der minförmigen Kieme gelegenen Oeffnung zur Kiemenhöhle, die von i ey ebenfalls beschrieben und abgebildet wird. Am hintersten Ende des Sackes verlängert sich ein kurzer Zipfel gegen den Ventrikel hin, dort ist eine mit Cilien versehene röhrenförmige Oeflnung in den Pe- Ficardialsinus. en "Bei Pterotrachea und Firoloides liegt das erwähnte Organ auf der rechten Seite des Thieres am Biiveweideehnke (Nucleus!) an, nach “oben von den Kiemen, rückwärts vom Rectum, und nach unten vom Herzen begrenzt. Grobmaschiges Gewebe gibt gleichfalls die Grund- masse ab und von den Wandungen entspringen uonszelmisse Zacken, die sich verästelte Easeriolen ansetzen. Die äussere, von einem en Sphincter umgebene Oeffnung findet sich an der obern Parthie Organes; eine in den Pericardialraum gehende an der untern hin- Wandfläche. Sonst ist das sehr lebhaft contractile Organ nach Seiten hin geschlossen und eine von mir in dieser Beziehung te frühere Angabe ist hiernach zu modifieiren. Bei Carinaria liegt das schmutzig-gelbe Excretionsorgan in dem der Schale eingeschlossenen Eingeweidesacke, vorn zwischen lierz, a. -, Ueber die Entwickelungsformen einiger niederen Thiere. Aus dem Monals- bericht der königl, Akad. d. Wissensch. zu Berlin 1852. On the morphologie of (he cephalous Mollusca as illustrated by the ana- lomy of certain Heteropoda and Pteropoda ete. Philosoph. Transact. 1853, pag. 29 IM. g#* 16 ö Kiemen, Leber und Rectum. Sein Gewebe ist gleichfalls maschen- | artig und feine zahlreiche Coneretionen sind in dasselbe eingebettet. Es fehlt auch hier weder die äussere, noch die innere Oeflaung. Die erstere sieht man an der Basalfläche des Eingeweidesackes etwas vor dem röhrenartig vorstehenden Anus. Das Oeffnen und Schliessen geht ebenso rasch vor sich wie bei Atlanta, jedoch ohne dass Contractionen des Organes damit sich combiniren, Die innere Oefinung vermochte ich nur an ganz jungen Carinarien zu erkennen, wo das Maschen- netz nur eine geringe Quantität von Concretionen enthält, Die Fune- tion dieses nierenartigen Excretionsorganes, das ich auch, wie anderswo schon einmal erwähnt wurde, bei einer Polycera auffand, während es in gleicher Weise von H. Müller bei Phyllirrho® erkannt wurde, dürfte nicht allein in der Lieferung eines Ausscheidestoffes bestehen, sondern es verbindet sich hiermit auch die Besorgung von Wasseraufnahme, wie man denn das Einströmen von Wasser durch die weit geößnete Mündung bei Atlanta oder Firoloides z. B. leicht beobachten kann. Mischt man dem Wasser Pigmente bei, so sieht man gleichfalls Theile von diesen mit einströmen, Durch die innere Oeffnung gelangt ein’ Theil des von der äussern eingepumpten Wassers in die venöse Blut- masse und mischt sich dieser bei, ohne dass es jedoch Farbetheilchen möglich. ist, gleichfalls mit dahin zu gelangen. Solche Fremdkörper werden von den dort angebrachten Cilien energisch zurückgewiesen. So auffallend auch diese Beimjschung von Seewasser zum Gastropoden- blute scheinen mag, so sind es doch nur Verhältnisse, die bei anderen f Thiergruppen schon länger bekannt sind, und dje nach der Organisations stufe dieser Thiere henrpbeilk werden müssen, Veber Cireulationsverhältnisse der Pteropoden. Das Herz der Pteropoden liegt bei sämmtlichen untersuchten Arteı an der linken Seite des Thieres mit dem Ventrikel bei manchen noch in die. Medianlinie hereinragend. Bei Hyalea geht es noch weit in die Kiemenhöühle hinein und wird von einer Ausstülpung der inneren Mantel- lamelle, die den Pericordialraum umschliesst, überzogen. In welcher Beziehung dieser Raum zum exeretorischen Apparat steht, wurde schon oben erwähnt, Die Vorkammer liegt unterhalb der Herzkämmer und empfängt das Blut aus einem weiten Sinus, der an der Kiemenbasis verläuft (Hyalea). Die Herzkammer sitzt der Vorkammer in Retortes form auf und wendet sich mit ihrem Ost. arter. gegen den Eingeweide- sack, woselbst sie eine weite Aorta abgibt, An beiden Ostien des 117 zellen mit einem das Ost. arter. umziehenden Muskelringe in Verbindung steht. Die Aorta selbst theilt sich bald nach ihrem Ursprunge in zwei Aeste, welche gabelartig das zwischen ihr aufsteigende Rectum um- fassen. Der stärkere Ast wendet sich nach oben, an der Leber vor- - über, gibt dann einen kurzen Ast an die obere Hälfte des Eingeweide- sackes und steigt längs des Magen und Oesophagus, theilweise von dem Ausführungsgange der Genitaldrüse verdeckt, zu den Schlund- ganglien empor, über welchen er sich in zwei gleich starke Aeste spaltet, die für die beiden Flossenlappen bestimmt sind. Der schwä- chere Ast der Aorta beschreibt einen nach oben convexen Bogen und entsendet von der Mitte des Bogens einen starken Zweig gerade nach _ unten herab, der in Gemeinschaft mit dem grossen Zurückziehmuskel des Körpers innerhalb des Eingeweidesackes bis nahe an die Spitze des Gebäuses verläuft, und dort ohne irgendwie sich weiter zu ver- ästeln, plötzlich mit trichterförmiger Erweiterung sich öffnet. Im wei- teren Verlaufe geht der vorerwähnte bogenförmige Aortenzweig zu ‚ Darm und Geschlechtsdrüse. Nur in den "Flossen findet eine Eine Verästelung statt, sonst enden alle arteriellen Gefässe plötzlich in _ venöse Räume. Erwähnenswerth ist noch folgendes bei Hyalea beobachtete Ver- halten: Der längliche Eingeweidesack wird nämlich etwa am Beginne des untern Drittheils der Speiseröhre durch ein dünnes Onersäpktn in zwei Räume geschieden, von denen der untere oder hintere den _ Verdauungsapparat mit der Geschlechtsdrüse, der vordere obere aber das Nervensystem mit den Sinnesorganen nebst dem grössern Theile _ der Speiseröhre enthält. An der Seitenwand dieser vordern Abthei- Jung ist nun eine Oeffinung angebracht, welche direct in die Hohlräume des Mantels führt, und durch zwei fast kugelförmige Klappen ver- schlossen werden kann. Lag nun das Thier mit hervorgestreckten Flossen unter dem Mikroskope, so schlossen die Klappen meist fest aneinander, und nur selten sah man sie sich öffnen, um einzelne Blut- te von der vordern Kammer des Eingeweidesackes in die Mantel- entweichen zu lassen. Zog aber das Thier seine Flossen zurück, #0 öffneten sich schnell die Klappen und liessen einen Blutstrom aus diesem «Kopfsinus» in den Mantelraum ein. Die Oeflnung mit der pe wirkt somit als ein Circulationsregulator und verhütet offenbar, das bei der Contraction der Flossen von diesen in den Kopfsinns = Blut daselbst in Massen sich anstaue. wur SR Mt: Te ten! a) Y Einige Bemerkungen über die Pacinischen Körperchen von A. Kölliker. Veranlasst durch Dr. Leydig’s Aufsatz über die Pacintschen Körper- chen der Vögel (in diesem Hefte), nahm ich in diesen Tagen die Unter- - suchung über diese Gebilde wieder auf und theile hier das Gesehene. in Kürze mit. Für die Säugethiere kann ich Leydig’s Auffassung des Ver- haltens des Nervens im Innern der Körperehen nicht beipflichten. Nach Leydig, dessen Untersuchungen sich jedoch nur auf die Vögel beziehen, soll die ganze sogenannte Gentralhöhle eine unge- mein: verbreitete blasse Nervenfaser sein und der von Henle und mir beschriebene blasse Nerv im Innern nur eine mit klarem Fluidum gefüllte Höhle, so dass mithin hier eine Endigung einer Nervenfaser ganz eigenthümlicher Art mit einem dicken breiten homogenen Cylinder (von der Natur der Remak’schen Fasern, wie: Leydig sagt) und einem kanalartigen Hohlraum im Innern vorläge. Bei der Katze ist die Sache anders und muss ich jetzt noch wie in meinem Handbuche der Gewebelehre (pag. 270 u. 319) an der Annahme festhalten, dass die blasse Faser im Innern der Pac. Körperchen eine marklose Nerven- faser ist, d. h. eine Faser, die nur aus einer Hülle und einem hellen, mehr homogenen Inhalte besteht. Dass der sogenannte Centralraum nicht zur Nervenfaser gehört, vielmehr der innere eingeschlossene blasse Faden einzig und allein die Fortsetzung der dunkelrandigen Neryen- röhre darstellt, lässt sich schon aus den vor Zeiten von Henle und mir gegebenen Zeichnungen‘ entnehmen, indem in unserer Fig. 4° auf Tab. II eine blasse Nervenfaser zu sehen ist, die innerhalb der sogenannten Centralhöble, ohne dass diese eingeschnürt wäre, auf eine kurze Strecke dunkelrandig und markhaltig wird. Dieser That- sache kann ich nun noch folgende beifügen. Erstens ist das, was Henle und ich Gentralhöhle nannten, keine mit Flüssigkeit erfüllte Höhle, auch keine homogene Masse, die eiwa für einen verbreiterten blassen” \ v g N 119 ‘ Nervenfaden angesehen werden könnte, vielmehr besteht dieselbe in ihren äusseren Theilen aus blassen und zarten, kernhaltigen, binde- gewebigen Lagen, die ohne scharfe Grenze an die innersten noch deut- _ liehen und scharf gezeichneten Kapseln sich anschliessen, und weiter "nach innen bis an die blasse Nervenfaser heran aus einem fein granu- lirten mit zarten Kernen versehenen Gewebe. Zweitens ist der directe Vebergang der dunkelrandigen Nervenröhre im Stiel in die blasse Faser des Körperchens in vielen Fällen. mit vollkommener ‚Bestimmtheit zu sehen, in der Art, dass da, wo der fettige Inhalt der Nervenröhre aufhört, ihre äussere Contour oder die Scheide in die blasse Faser sich fortsetzt. Drittens habe ich in diesen Tagen eine sel- tene Variante beobachtet, die aufs bestimmteste beweist, dass Leydig’s ‚durch Untersuchung der Vögel gewonnene Anschauung ‚sich nicht auf die Katze übertragen lässt. Ein grosses Pacini’sches Körperchen. ent- jelt im Stiel zwei dunkelrandige Nervenrüöhren. Diese traten mit- einander in die einfache und ungetheilte sogenannte. Gentralhöhle und. verliefen als zwei blasse Fasern, von denen die eine nochmals sich theilte bis zur Spitze. Der innere Centraltheil, der nach Leydig eine verbreitete blasse Nervenfaser ist, stand hier mis zwei Nerven- fasern in Verbindung, die auch in denselben sich fortsetzten, Beweis ug, dass derselbe ein den Nervenfasern nicht, direct zukommender eil ist. - Alles zusammengenommen, komme ich zur bestimmtesten Veberzeugung, 4) dass der sogenannte Centralkanal, besser die helle Axe der Pacini’schen Körperchen der Katze kein mit Flüssigkeit ge- r Hohlraum, auch keine blasse breite Nervenfaser ist, . vielmehr "Werth von Neurilem hat; 2) dass die dunkelrandige Nervenfaser im Stiel in ihrer Totalität, jedoch mit. Verlust des Markes, in die blasse Faser im Körperchen sich fortsetzt; 3) endlich, dass diese blasse Faser ‚die Bedeutung einer marklosen (embryonalen) Nervenfaser hat. Ueber die Natur dieser Faser merke ich noch Folgendes ‚an., Es ist dieselbe 'rlich eine zarte Röhre und habe ich die Scheide derselben, die Fortsetzung der structurlosen Nervenröhrenscheide ist, bei Zu- von Essigsäure und Natron, durch welehe der Inhalt alellenzveise von derselben sich zurückzieht, in vielen Fällen sehr deutlich gesehen. er Inhalt ist eine homogene helle Substanz, in der ieh hier und da wenigstens stellenweise einen feinen dunklern centralen Streifen, t eine Fortsetzung des Axencylinders der dunkelrandigen Röhre ‚so dass mithin die blasse-Faser nicht blos einem Axen- r, sondern einer ganzen Nervenröhre entspricht und Repräsen- danten ‘aller drei Theile einer solchen zu besitzen scheint. — Noch erwähne ich, dass Theilungen ‘der blassen Faser an ihrem Ende mir jetzt noch viel häufiger vorkamen als früher, und dass solche Thei- lungen, wie es schon Henle und ich abbildeten, auch bei einfacher 120 heller Axe der Kürperchen sich finden, was auch gegen die Auffassung dieser als einer Nervenfaser spricht. 1 Was nun zweitens die Körperchen der Vögel anlangt, so finde ich bei der Taube Leydig’s Beschreibung in Vielem vollkommen zu- treffend und ist es in der That auffallend, wie sehr dieselben von denen der Säugethiere abweichen. Auf eine äussere derbere Lage von geschichtetem Bindegewebe, die keine Flüssigkeit haltenden Spatien zeigt, folgt eine dunklere Lage mit sehr deutlichen Fäserchen, die quer und, wie ich finde, auch sehr häufig schief, in verschiedenen Richtun- gen sich durchkreuzend verlaufen und ihren Reactionen zufolge Binde- gewebe sind. Schon ohne Zusätze sieht man in dieser Lage Kerne und feine Fetttröpfehen, und wenn man dieselbe durch Essigsäure aufhellt, so kommen in derselben deutliche längliche, in verschiedenen Richtungen verlaufende Bindegewebskörperchen mit kurzen Ausläufern & zum Vorschein. Runde Kerne sah ich hier auch, aber nie in der Menge wie Leydig, dagegen sah ich constant ein Verhalten, das Leydig’s Zeichnungen nicht wiedergeben. Es ist nämlich der centrale Strang, Leydig’s verbreitete Nervenfaser, ohne Ausnahme von einer einfachen Lage querer, dichtstehender Kerne umhüllt, so dass oft Bilder j entstehen, wie sie die Ringfaserhaut kleiner Arterien darbietet, nur dass die Kerne, zu denen wahrscheinlich auch quere Zellen gehören, viel dichter stehen. Diese Kerne scheinen oft den centralen Cylinder bis an die feine Axe desselben (Zeydig’s Hohlraum) ganz zu bilden, andere Male, und zwar wo die Verhältnisse am deutlichsten sind, liegen sie be- stimmt aussen an demselben und bilden oft im scheinbaren Querschnitte eine zusammenhängende Lage länglich runder, dunkler Körperchen um die helle Axe herum, welches Aussehen Zeydig in seiner Fig. 3 u. k, jedoch nicht ganz unteeifend, wiedergibt und auf Längskerne des Neurilems bezieht, statt auf quere Elemente. — Was nun die Hauptsache anlangt, das: Verhalten der Nervenfaser im Innern, so muss ich zugeben, dass“ Leydig’s Darstellung viel für sich hat, welches Bekenntniss um so mehr Werth hat, da ich wegen der abweichenden Verhältnisse der Säugethiere sehr gegen dieselbe eingenommen war. In vielen Fällen glaubt man bestimmt zu sehen, dass die dunkelrandige Nervenröhre in den blassen centralen Strang sich fortsetzt (siehe bei Leydiy Fig. 2 u. 3), und wenn man auch andere Male Bilder erhält, wo der blasse Streifen in dem centralen Strang nur mit der Nervenröhre zusammenzuhängen scheint, so sind dieselben doch nie beweisend und klar genug, um die andere Anschauung zu entkräften. Ferner muss ich auch darin Zeydig Recht geben, wenn er den blassen Streifen für einen Hohlraum ansieht, in- dem derselbe ganz anders sich verhält, als der auf den ersten Blick gleichbedeutende Streifen in den ?ae. Körperchen der Katze und im Innern so hell und klar aussieht, das Licht so‘ eigenthümlieh bricht, a2 ‚dass auch ich nicht anstehe, denselben uls hohl zu bezeichnen. Nur ‚darin muss ich von .Zeydig abweichen, dass ich um diesen Hohlraum seine besondere Membran zu sehen glaube, ‘wonach dieselbe seine feine Röhre wäre. Nimmt ‚man nun inoch dazu, ‘dass ‚der helle'Strang, der ‚diese Röhre umschliesst, ganz homogen ist und verschieden von den ‚Könperchen der' Katze keine Schichtung und Keme erkennen lässt, so wird. man kaum umhin können, eine "wesentliche Verschiedenheit der ‚Pac. ‚Körperchen :der Vögel umd Säugethiere zu statuiren. Stellt man ‚ die in beiden Classen \einander entsprechenden Theile einander 'gegen- Hülle. Innere Hülle lem der Ner- venfaser(cen- trale Höhle von Henle und mir). Nervenfaser. 4. Aeussere oder Neuri- über, so ergibt sich Folgendes: Säugethiere. Besteht aus vielen in- einander geschachtelten, mehr homogenen -Binde- gewebslamellen, zwischen denen aussen viel, nach innen immer weniger Flüs- sigkeit enthalten ist. Wird zum Theil von ei- nem undeutlich geschich- teten Bindegewebe, zum Theil von einem mehr homogen kernhaltigen Ge- webe gebildet und um- gibt als eine ziemlich dieke ‘Hülle die Nerven- faser. Ist eine höchstens 0,006” breite blasse Faser mit Hulle und homogenem In- halt, in der man häufig einen centralen, feinen, dunkleren Faden, wahr- scheinlich den Axencylin- der unterscheidet, Zeitschr. 1. wissensch. Zoologie, V. Bd. Vögel. Zeigt, zwei scharf geson- derte Lagen, eine äussere ‚mit mehr homogenen Bin- degewebslagen ohne Flüs- sigkeit haltende Zwischen- räume und eine innere un- deutlich geschichtete mit quer und schief verlaufen- den, sehr deutlichen Binde- gewebsfäserchen. Ist eime einfache Lage von querstehenden Zellen (?) mit queren Kernen. Stellt eine bedeutend breite (von 0,008— 0,016 und mehr) blasse Faser oder besser Cylinder dar, an dem eine besondere Hülle, ein homogener In- halt und eine innere feine Röhre, die wahrschemlich dem Axencylinder ent- ‚spricht, zu erkennen sind. gr 122 In dieser Weise lassen sich, wie mir scheint, die an Säugethieren und Vögeln gemachten, scheinbar 'widersprechenden Beobachtungen auf einen gemeinsamen Plan zurückführen , vorausgesetzt wenigstens, dass die Deutung der Verhältnisse der Vögel‘ durch Zeydig, ‚wie ich auch glauben möchte, sich als die richtige ‘erweist. Dass’ die Nervenfaser in den Pac. Körperchen der Säugethiere sich‘ so verhält, wie ich es schilderte, dafür ‚glaube ich einstehen. zu können und muss ich es be- stimmt, abweisen, ‚wenn man die Beobachtungen an Vögeln auch für die Säugethiere als massgebend bezeichnen wollte. Würzburg, im Juli 1853. von Dr. FE. J. von Becker aus Helsingfors: x Mit d. lithogr. Tafeln VI. VIL - Von den verschiedenen bekamnten Zuckerarten finden wir im Or- nismus folgende drei wieder. Krümel- (Harn-, Stärke-, Trauben-), ch-Zucker und Jnosit. Da aber die beiden letzteren nur in geringer aufgenommen werden, und wohl grösstentheils sich aus Krümel- ‚er oder Proteinstoffen bilden mögen, so können wir ohne einen er zu begehen’den Krümelzucker und dessen Metamorphosen als pus aufstellen. — In den folgenden Versuchen ist desshalb, wo nicht andere Zuckerart besonders erwähnt ist, immer Krümelzucker wandt, < a © %, Verhalten des Zuckers im Darmkanale. a So allgemein es anerkannt ist, dass der von aussen eingeführte Rohrzucker im Organismus in Krümelzücker umgewandelt wird, eben- ‚wenig stimmt man darin überein, wo diese Umwandlung geschieht nd wodurch dieselbe bewirkt wird. Bouchardat und Sandras?) behaupten, dass der Rohrzucker durch 1 Magensaft in Krümelzucker umgesetzt wird, welchen Schluss auch Be #) Da die Zeit, die ich dieser, auf Veranlassung des Herrn Prof. Lehmann, und io dessen Laboratorium angestellten Untersuchung gegenwärtig widmen k kann, bereits verflossen ist, und die weitere Fortsetzung derselben auf un- ‚bestimmte Zeit aufgeschoben werden muss, habe ich in dem Folgenden die bis jezt erhaltenen Resultate niedergelegt. — Sobald ich gewünschte Gele- jenheit bekomme, diese in chemisch - physiologischer Hinsicht noch reich- Tiche Ausbeute versprechende Untersuchung wieder aufzunehmen, hoffe ich das Mangelnde allmählich ergänzen zu können. *) Compt. rend. T. 20, p. Ak3—A48. Zeitschr. f, wissensch. Zoologie, V. Bd, N 124 Lehmann!) daraus zieht, dass er bei Kaninchen eine Stunde nach Injection von in Wasser gelöstem Rohrzucker in den Schlund, so- wohl im Magen wie Darme nur Krümelzucker fand. Frerichs?) da- gegen konnte in «zahlreichen Versuchen» (an was für Thieren, erwähnt derselbe nicht) in keinem Falle Traubenzucker mit Sicher- heit nachweisen; auch wenn er Rohrzucker bis 36 Stunden mit Ma- gensalt digerirte konnte er keinen Krümelzucker finden. Dass Spei- chel die Umwandlung nicht zu bewirken vermag, hat sowohl Frerichs gezeigt, als auch Lehmann bestätigt. Obgleich ich nun allerdings mit den erstgenannten Forschern darin übereinstimmen muss, dass sich bei Kaninchen nach Fütterung mit Möhren, schon im Magen Traubenzucker nachweisen lässt, so scheint doch die Umsetzung des Rohrzuckers keineswegs immer inr Ventrikel vorsichzugehen. So fand ich z. B. bei einer Katze die ungefähr 42% Stunden lang vorher gehungert, und eine vor dem Tode 40 Grammen Rohrzucker in Wasser und Milch zu sich genommen hatte, erst ungefähr in der Mitte des Jejunum Traubenzucker; während Magen, Duodenum und die erste Hälfte des Jejunum! nur Rohr- zucker enthielten. Die Wasserextracte des Inhaltes jedes; einzelnen dieser Theile des Darmrohrs mit Aetzkali und schwefelsaurem Kupfer- oxyd versezt, blieben noch nach 48 Stunden blau und klar, und schie- den erst. beim Kochen Kupferoxydul aus; der ganze übrige Darmkanal dagegen schon nach 3—4 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur, Da nan weder durch Speichel, noch durch Magensaft diese Umwandlung 7 des Rohrzuckers sich bewerkstelligen lässt, dennoch aber. schon im Magen eintreten kann, so bleibt kaum etwas Anderes übrig, als anzu- nehmen, dass dieselbe, durch andere in Umsetzung begriffene Stofle, deren Elemente sich, so zu sagen, schon in Bewegung befinden, ein- 7 geleitet wird. Es wäre dann erklärlich, -dass bei Thieren, wie Ka- ninchen, ‘deren. Ventrikel nie entleert wird, und also immer in Um- wandlung begriffene Stolle enthält, auch der Rohrzucker leichter, und zwar schon im: Ventrikel in Traubenzucker übergehe, 'als bei‘ Thierem mit leerem Magen, wie z. B. bei der vorerwähnten Katze. wi Im: Allgemeinen kann es doch als eonstant festgestellt werden, an die Umwandlung in Traubenzucker schon im Anfänge des Dutnnda, ms beginnt. In nächstem Zusammenhange hiermit steht die Frage: ob der Zucker im Darmkanale noch einer andern Veränderung unterliegen muss, ehe er resorbirt werden kann? Auch hierüber finden wir bei den Autoren sehr verschiedene I) Lehmann. Phys. Chem. Bd. 3, p. 314. 2) Frerichs. Art. Verdauung in Wagn. Handw. Bed. 3, p. 806. 125 - Ansichten. Frerichs*) äussert, dass der Zucker selten bis in den Dünn- darım gelange, sondern schon vom Magen aus in’s Venensystem über- gehe; wo also wegen der schnellen Resorption kaum an eine vorher- - gehende Veränderung zu denken ist. Nach Fütterung mit Milch fand er unter 7 Fällen nur 2 Mal Zucker im Dünndarme; wie viel Milch die Thiere bekommen hatten, und wie lange Zeit nach dem Fressen die- selben getödet wurden, erwähnt derselbe aber nicht. Dass jedoch die Angabe der Quantität des Nahrungsmittels sowohl, als die der Resorp- tion gegebene Zeit, zwei nothwendige Bedingungen sind, um ein Ur- theil über Ort und Schnelligkeit der Resorption fällen zu können, leuchtet wohl von selbst ein. Diese Beobachtung kann also nicht sehr hoch $ ngeschlagen werden. Lehmann?) dagegen konnte bei Pferden, die er mit Stärkmehlboli drei Tage lang gefüttert, und eine Stunde nach der izten Fütterung getödtet hatte, im Pfortaderblute nur zuweilen Spuren, jer aber gar keinen Zucker nachweisen. Im duetus thoracicus derselben faud er auch nur geringe Mengen davon. Ausserdem wissen ir nun durch Graham, dass das Diffusionsvermögen des Zuckers ziem- h gering ist; während z.B. unter sonst. gleichen Verhältnissen 58,7 e Kochsalz diflundiren, vertheilen sich nur 26,6 Theile Zucker. einstimmend hiermit sind auch die von Jolly?) angegebenen Zah- len der endosmotischen Aequivalente; er fand dasselbe für Kochsalz a Mittel 4,193 dagegen für Zucker 7,157. Da man ausserdem gefun- n hatte, dass bei der Tödtung eine Stunde nach der Injection von mmen Zucker in den Schlund, Zucker, neben saurer Reaction is ins Coecum nachweisbar war, so glaubte Lehmann schliessen zu issen, dass der Zucker wenigstens grössten Theils im Darme in eine äure metamorphosirt werde, ehe er. in’s Blut aufgenommen würde. ‚Rücksicht aber auf die Bildung von Zueker in der Leber, welche nn ®) selbst durch seine schöne Untersuchung des Pfortader- und enenblufes ausser Zweifel gestellt hat, äussert er sehon einiges uen gegen diese Nichtaufnahme des Zuckers als solchen vom irmkanale aus. Denn da die Natur noch innerhalb des Organismus > zuckerbildende Quelle verlegt hat, von der das gebildete Material t in's Blut hineingeführt wird, so ist wohl die Bedeutung dieses es deutlich genug, und müsste man sich wundern, wenn derselbe ‚auch vom Darme aus ohne weiteres in die Säftemasse übergehen ©. Dass dies aber auch wirklich der Fall ist, glaube ich. durch p Experimente bewiesen zu haben. — Zu diesen, wie überhaupt a2 0. p. 853. A. a. 0. Ba. 3, p, 3041313. #) Art. Transud. und Endosm. in Wagn. Handw. Bd. ‘3. p. 640. *) Ber. d. Kön. säehs. Soc. d. Wiss; 1850 p. 430— 446. g# 126 zu allen meinen Versuchen, habe ich Kaninchen gewählt, theils da diese Thiere am leichtesten in gehöriger Menge zu bekommen waren, theils auch weil dieselben als Pflanzenfresser die Bedingungen für die Ver- änderung und Aufnahme der Kohlenhydrate in hohem Grade darbieten mussten. Versuche darüber, ob der Zucker als solcher vom Darm- kanale aus ins Blut übergeht. Die hierher gehörigen Versuche wurden in dreierlei Art abge- ändert: a) Injection von Zuckerlösung in eine unterbundene Darmschlinge; b) Injection von Zuckerlösung in dem Ventrikel durch Schlundsonde, und endlich c) sehr reichliche Fütterung mit zuckerhaltigen Nahrungs- mitteln. f a) Injectionen in unterbundene Darmschlingen. Die hierzu nothwendige Operation wurde in folgender Art ge- macht. Das Thier wurde auf einer eigens hierzu angefertigten kleinen Bank mittelst Schlingen um die vorderen und hinteren Füsse mit dem Bauche nach oben befestigt, die Haare auf der linken Seite t) abge* schoren und der Brustkorb und der untere Theil des Körpers mittelst ” einer gewöhnlichen chirurgischen Binde befestigt. Der Einschnitt in die Haut wurde angefangen ungefähr einen Zoll von der linken Niere” | nach der Linea alba zu, und ebenso viel unterhalb der letzten fal- schen Rippe. Die Bauchdecken wurden durcbschnitten, das Perito- neum auf der Hohlsonde geöffnet und durch sanften Druck auf die Bauchdecken (wenn es nicht schon von selbst geschehen war) eine Darmschlinge herausgedrückt. In der Regel trifft man hier auf das Nleum; das Jejunum liegt mehr nach oben und hinten. Jetzt wurde eine Ligatur um den Darm gelegt, doch so, dass die Vasa mesen. terica richt mit eingeschlossen wurden, damit der Kreislauf unbehih dert von statten gehen konnte; der im Darme etwa befindliche Inhalt mit zwei befeuchteten Fingern sanft vorwärts geschoben, und nach- dem ein dem Zwecke entsprechendes Darmstück entleert war, wurde dasselbe durch eine Ligatur von den Excrementen abgeschloss Schliesslich wurde noch eine Ligatur ganz in-der Nähe der vori locker angelegt, ein kleines Loch in die Darmwand eingeschnitten und die Cantile einer in Cubik-Centimetern eingetheilten kleinen Injections- spritze durch die letzte Ligatur hindurch ins Darmrohr bineingeschoben, die Ligatur um die Canüle zugezogen, der Inhalt der Spritze injieirk und die Ligatur nach Herausnahme der Canüle fest zugezogen. Die ; E ') Wie bekannt, liegt bei den Kaninchen der ganze Dünndarm auf der linken Seite, eine Ausnahme hiervon macht nur das Duodenum. h- 127 Schlinge wurde dann wieder reponirt und die Wunde durch einige Suturen geschlossen. Der Blutverlust war im Allgemeinen sehr ge- ring. Nach der Operation zeigten sich die Thiere nicht sehr ange- _ griffen ; einzelne fingen sogar bald wieder an zu fressen. 3—4 Stun- den später wurden die Thiere mittelst eines Schlags in den Nacken getödtet und der Inhalt der Schlinge, das Blut, der Harn, zuweilen - auch einige andere Theile auf Zucker durch die Trommer’sche Probe, als die anerkannt beste, geprüft. — Die von Bernard empfohlene Barreswill'sche (eigentlich Fehling’sche) Flüssigkeit scheidet schon von selbst beim Stehen Kupferoxydul aus. Bernard empfiehlt wohl, dass } immer frisch bereitete Lösung anwenden solle, aber selbst dann ist "man nicht sicher, glass solche sich nicht beim Kochen zum Theil zersetzt. ü Das Blut wurde gewöhnlich aus der Brusthöhle und dem Herzen ‚genommen, mit ungefähr seinem vierfachen Volumen Wasser verdünnt, alle Coagula zerschnitten, verdünnte Essigsäure bis zu schwach saurer eaction zugesetzt und danach aufgekocht, bis das Eiweiss vollkommen oagulirt war; die abfiltrirte, klare, farblose Flüssigkeit wurde dann f Zucker geprüft. Der Inhalt der Schlinge und der Harn wurden e weiteres mit Aetzkali und schwefelsaurem Kupferoxyd in ver- nonter Lösung versetzt, filtrirt und das Filtrat theils aufgekocht, theils ehen gelassen, um zu sehen, ob Kupferoxydul ausfalle. 2 Per: 1 . Grösse des Kaninchens: Nr. 3'). — Volum der injieirten Zucker- ing: 6 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 4,2 grm. — Zeit der beendig- Injection: 44" 30‘. — Zeit der Tödtung des Thieres: 2" 30’ (3 Stunden der Injection). 005 ‚Section: _ Darmschlinge: keine Entzündung. Schlinge gefüllt und sehr gespannt, viel mehr als gleich nach der Injection; jedoch die Blutgefässe derseiben nicht A mehr wie gewöhnlich injieirt. Lage: Mitte Jejunums. Länge: 6 Zoll. } halt: viel Zucker und etwas Eiweiss (durch Salpetersäure und durch Kochen ach Ansäuerung mit Essigsäure nachweisbar). Reaction: alkalisch. Blut: Zucker. “Harn: trüb, alkalisch, viel Zucker. Der oberhalb der unterbundenen Schlinge gelegene Darmkanal war, wie *h in den übrigen Versuchen, mit vielem, gelbbraunem, dünnflüssigem Inhalte lt und zeigte mittelst der Pettenkofer'schen Probe bedeutenden Gehalt an Das Wasserexiract aus dem Ventrikelinhalt und dem des übrigen Darm- enthielt keinen Zucker. r. 2. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der injieirten Zucker- ing: 4 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,440 grm. — Zeit der Da das Wägen lebender Thiere mit mancherlei Inconeinnitäten verbunden ist, so haben wir dieselben in vier Classen nach ihrer Grösse getheilt. — we ı sind ungefähr 2 Kilogrm. oder darüber schwer; Nr. 2 2,0— 4,5 Klgrm.; Nr.3 4,5—0,8, und endlich Nr. % 0,8 und darunter. 128 beendigten Injection: A0® 46’. — Zeit der Tödtung des Thieres: 2» (3.31..45° nach der Injection). { Section: Darmsehlinge: hier und da schwache Adhärenzen, Die zu der unter- bundenen Schlinge führenden Gefässe stark injieiit. Schlinge etwas gefüllt, aber schlaff und von normaler Farbe. Lage: Anfang Heums. Länge: 6 Zoll In- halt: viel Zucker, Spuren von Eiweiss. Reaction; alkalisch, Blut: kein Zucker, auch im Harne: kein Zucker. Im Ventrikelinhalte, wie in dem oberhalb der Schlinge gelegenen Darm- kanale kein Zucker, Nr. 3. ‘Grösse ‚des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der injieirten Zucker- lösung: 5 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,550 ’grp. — Zeit der he- endigten Injection: 42%. — Zeit der Tödtung des Thieres: 3P (3 St.n. d. Inj.). Section: «Darmschlinge: von normaler Farbe, fast gefüllt ziemlich gespannt, durch Adhärenzen ‚an die nebenliegenden Darmschlingen befestigt. Die Blutgefässe ziemlich stark gefüllt. Lage: Grenze zwischen Jejunum und Ileum, Länge: 6 Zoll. Inhalt: viel Zucker, Spuren von Eiweiss, Blut: kein Zucker, Harn: aus der Blase, trüb, alkalisch, kein Zucker. Der mit zuvor gefressenem Kohl gefüllte Ventrikel enthielt viel Zucker, der Darm keinen. Nr, 4. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Volum der injieirten Zucker- lösung: 6,2 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,7 grm. — Zeit der beendig- ten Injection: 40" 45’, — Zeit der Tödtung des Thieres; 3® (4 St. 15’ n. d, Inj.), Seetion: Darmschlinge: keine Entzündung, nur um die Ligatur war, wie gewöhn- lich, etwas Exsudat abgelagert, Schlinge gefüllt, nicht gespannt. Lage: Ende Je- junums. Länge: 270 mm. Breite: 45mm. Quadratfläche: 4050 omm., }), Inhalt: Zucker und Spuren von Eiweiss. Reaction: schwach alkalisch, Blut: deutliche Reaction von Zucker. Harn: aus der Blase, trüb, alkalisch, Zueker. Ventrikel und Darm oberhalb der Ligatur kein Zueker. Nr. 5. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — VYolum der injieirten Zucker- lösung: 5,8 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,640 grm. — Zeit der be- endigten Injection: 41”. — Zejt der Tödtung des Thieres; 3" (Ak St. n. d. loj.), Section: Darmschlinge: schwache Adhärenzen, sonst keine Entzündungsphäno- mene. Schlinge nicht ganz gefüllt, schlaff, von normaler Farbe. Lage: untere Hälfte des Jejunums. Länge: 465 mm. Breite; 20 mm. Quadratfläche: 3300 amm, Inhalt: Zucker und Spuren von Eiweiss. Reaction: alkalisch. Blut: yiel Zucker. Harn: aus der Blase, nicht ganz klar‘ schwach alkalisch, ziemlich viel Zucker. Ventrikel und. Darm kein Zucker. ?) Die Schlinge wurde aufzesehnitten und ausgebreitet gemessen. ru ce 129 Nr. 6. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der injieirten Zucker- lösung: 5,8 CC, — Gehalt derselben an Zucker: 0,340 grm, — Zeit.der be- n Injection: aah. — Das Thier war nach der Operation ganz munter und fing bald an Kohl zu fressen, — Zeit der Tödtung; A" (k St. u, d. Inj.). Section: Darmschlinge: schwache Adhärenzen, keine Blutüberfüllung der Gefässe; auch die Farbe der Schlinge ganz normal. Schlinge nicht ganz gefüllt, schlaft. Lage: Mitte Jejunums. Länge: 215 mm. Breite: 42mm, , Quadratfläche: 2580 omm. Inhalt; Spuren von Zucker und Eiweiss. Reaction: alkalisch. Blut: Spuren von Zucker. Harn: kurz vor der Tödtung gelassen, trüb, stark alkalisch, kein Zucker. A Nr. 7.- Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Volum der injicirten Zucker- lösung: 4 CC. — ‚Gehalt derselben an Zucker: 0,440 grm. — Zeit der beende- ten Injection: 40% 30”. — Fast keine Blutung bei der Operation. — Zeit der Tödtung: 2" 30' (4 St. n. d. Inj.). 'M Section: f Darmschlinge: nicht ganz gefüllt, schlaf; keine Entzündung. Lage: Ende Jejunums. Länge; 215 mm. Breite: 20 mm, Quadratfläche: 4300 mm, Inhalt: Zueker und geringe Spuren von Eiweiss. Reaction: alkalisch. ie Blut: wenig Zucker. Harn: aus der Blase, nicht sehr trüb, alkalisch unsichere Zuckerreaction. Nr. 8. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der injieirten Zucker- lösung: 7 CC... — Gehalt derselben an Zucker: 0,780 grm. — Zeit der be- endigten Injection: A4®. — Zeit der Tödtung: 3" (% St. n. d. Inj.). Section: Darmschlinge; schlaff‘, nicht ganz gefüllt; keine Entzündung. Lage: An- g lleums. Länge: 450 mm. Breite:48 mm. Quadratfläche: 8100 amm. halt: kein Zucker; Spuren von Albumin. Reaction: alkalisch. Blut: Zucker. Harn: aus der Blase, alkalisch, etwas trüb, unsichere Zuckerreaction. Nr, 9. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der injicirten Zucker- ag: 7 CC, — Gehalt derselben an Zucker: 0,780 grm. — Zeit der beendig- ten Injection: 11" 30. — Starke arterielle Blutung aus kleinen Gefissen zwischen den Bauchmuskeln. — Zeit der Tödtung: 3" 30’ (k St. n. d. Inj.), Section: Blutinfiltration im Bindegewebe zwischen den Muskeln bis gegen das Rück- , „doch kein Bluterguss in der Peritenealhöhle. a ehlinga: nicht ganz gefüllt, schlaff; schwache Adhärenzen auf eine i zwischen Netz und Schlinge. Lage: Grenze zwischen Jejunum und lleum. L nge: 340 mm. Breite: 25 mm. Quadratfläche: 7750 omm. Inhalt: ker; Spuren von Eiweiss. Reaction: alkalisch. ; Blut: Zucker. Harn: Blase leer. ” Nr. 40. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der injieirten Zucker- ei CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,720 gım. — Zeit der be- Injection; 40%. — Zeit der Tödtung: 2" (4 St. n. d, Inj.) 150 Section: Darmschlinge: schlaff, nicht ganz gefüllt, keine Entzündung. Lage: Anfang lleums. Länge: 310 mm. Breite: 25 mm. Quadratfläche: 7750 omm, Inhalt: Zucker; Spuren von Eiweiss. Reaction: schwach alkalisch. Blut: Zucker. Harn: aus der Blase, klar, dunkelgelb, stark alkalisch, Spuren von Zucker. Nr. 41. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der injieirten Zucker- lösung: 8 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,890 grm. — Zeit der beendig- ten Injection: 444. — Zeit der Tödtung: 3# (4 St. n. d. Inj.). Section: Darmschlinge: schlaff, nicht ganz gefüllt; keine Entzündung. Lage: Anfang lleums. Länge: 295 mm. Breite: 25 mm. Quadratfläche: 7375 omm. Inhalt: Zucker; Spuren von Eiweiss. Reaction: schwach alkalisch. Blut: ziemlich viel Zucker. Harn: aus der Blase, klar, dunkelgelb, stark alkalisch, Spuren von Zucker. Um die Uebersicht zu erleichtern, wollen wir die eben erwähnten ‚ Versuche nebst den hierher gehörigen später aufzuführenden,, ange- stellt zur Ermittelung des Resorptionsgesetzes, in Tabellenform hier mittheilen. Tabelle I. Uebergang des Zuckers ins Blut von unterbundenen Darmschlingen aus. BEENN Lebenszeit Nr. des Grösse ua des Thieres Hoya, Versuchs, | des Thieres, a ae. n. d. Inject. j in Stunden. |IRSSSSSSS|n »NNzwso»,N| Nex=sNoooN| N SSSSSSNS !) Z. bedeutet: Zucker; —: kein Zucker; ?: unsichere Reaction, und 0: dass die in Frage stehende Flüssigkeit nicht gesammelt werden konnte. a Bu u FR. ‚des Versuchs. Lebenszeit des Thieres n, d. Inject. in Stunden. Quantität inj. Zuckers in Grammes. Grösse des Thieres. h Fr 20 2 0,632 4 2. = Ein 3 r 0,646 " 2. ? 32 » » ” 2. ? 33 „ " ”. 2. ? | 34 ” „ ” Z. ? 48 ; 0,607 5 zZ a „ » 2 0 ? 3 0,586 4 2. Z ” „ » 2. Z & 0,550 3 = e- 3 0,532 4 SZ: —_ ” ” 2 2. u n 0,464 [3 - En 3 0,150 A 2. ? ” ” 2 „ Z. ? ” 0,440 3 | - 4 Y % 2. ? 3 0,424 ” er = „ 0,397 n zZ. ? ”„ „ ” 2. z ” 0,340 ” Z. EN 4 0,31% ” 2. _ ” ” ” ag Fu » „ „ 2. = 3 0,278 ’ Z. 2 „ „ » 2. ? 0,256 " Z. 0 hr ” 2 Z. 0 3 0,242 % ER 0 ” " 3 Z. 0 Ri er 2 Z.' 0 4 2. 0 sirt haben musste, da er im Harne vorkam. Vielleicht ebenso 3. In Nr. 3 lag die Ursache augenscheinlich in einer zu grossen icentration der injicirten Flüssigkeit im Verhältniss zu ‘der Grösse Schlinge (siehe später). Welches in den übrigen sechs Fällen die jache war, wesshalb wir keinen Zucker finden konnten, können ie nicht entscheiden; vielleicht wurde zu wenig Blut angewandt oder cht hinlänglich concentrirtes Wasserextract desselben. Da die Thiere it Abends vorher, d. h. 10—42 Stunden vor der Operation, nichts fressen bekömmen hatten, damit die Gedärme nicht mit Speise- n überfüllt sein sollten, so war in den meisten Fällen auch nur ig Harn, oft auch gar keiner zu bekommen. \ 152 Jedenfalls können wir doch aus dieser Versuchsreihe schon schlies- sen, dass der Zucker als solcher in das Blut übergehen kann, ohne vorher eine Veränderung eingehen zu müssen. Da man gegen die Beweiskraft obiger Versuchsreihe vielleicht ein- wenden möchte, dass in diesen Versuchen der Zucker in grösserer Menge ins Blut aufgenommen wäre als in gewöhnlichen Fällen, weil der Ueberschuss nicht hätte ausgeschieden werden können; so wurden, um diesem Einwande zu begegnen, folgende Versuche angestellt. b) Injectionen von Zuckerlösung in den Ventrikel durch die Schlundsonde, Die Thiere wurden in diesen Versuchen, ebenso wie in den vori- rigen, auf der Bank befestigt; zwischen die Zähne ein in der Mitte durchlöcherter Kork fest eingeschoben und durch diesen ein vorn ab- geschnittener Catheter bis in den Ventrikel hineingeführt. Durch die- sen wurde dann die Zuckerlösung langsam hineingespritzt. Nr. 12. Einem Kaninchen 4. Grösse wurde von a" 35’— 3b 35’ (während einer Stunde) 52 grm. Rohrzucker in 80 grm. Wasser gelöst, injieirt. — Nach der Opera- tion verhielt sich das Thier anfangs ganz ruhig; um 4" 20’ entleerie es etwas breiige, viel Zucker enthaltende Excremente, die schwach sauer reagirten. Jetzt fing das Thier an unruhig »zu werden, legte sich auf die Seite, sah sehr matt aus und schien dem Tode nahe zu sein. — Um 5# (4 St. 25’ n. d. Inj.) wurde es getödtet. Section: i Wenig Blut, von ziemlich dunkler Farbe im Herzen und den grösseren Ge- fässen. Der ganze Darmkanal gefüllt und ausgespannt; der Inhalt vom Ven- trikel bis Coecum beinahe klare Zuckerlösung. Wenig Gas im Darmkanale. Die einzelnen Portionen wie folgt: j Ventrikel: gefüllt mit breiigem Inhalte. Die Schleimhaut in der Nähe der Cordia in der grossen Curvatur entzündet; wahrscheinlich in Folge von Rei- zung durch den eingeführten Catheter. Reaction: stark sauer. Duodenum: Reaction: sauer, Jejunum: Anfang: Reaction: schwach sauer, ev Ende: en neutral (fast schwach alkalisch). Ileum: Reaction: schwach sauer (fast neutral). Coecum: sehr ausgedehnt, gefüllt mit dünnen breügen, slinkenden Ex- erementen; fast kein Gas enthaltend. Reaction: stark sauer. Proc. vermiformis: wie Coecum. Colon: wenig dünne Exeremente. Reaction: schwächer sauer. Rectum: wie Colon. ’ Blut’): 6,105 grm. Blut gaben x 0,037 ,„ CO, entspr. 0,075 „Zucker (G,. His O42) oder 4,228 %- . Harn: aus der Blase, Zucker, doch nicht so viel wie Nr. 43. 2 TS Tan 1 i hi !) Bei quantitativen Bestimmungen des Zuckergehaltes des Blutes habe ich fol- gende Methode.als die einfachste und beste befunden: Das frisch aufgefangene 135 Ne. 43, Einem kräftigen Kaninchen 4. Grösse wurden 60 grm. Rohrzucker, | in 72 grm. Wasser gelöst, binnen 4 St, 15’ in den Ventrikel injicivt. Jede Stunde 15 ern. Zucker. Erste Injection um 41 Uhr, letzte um 2" 45’. Um 4 Uhr wurde _ etwas Harn ausgepresst; klar, sauer, enthielt Krümelzucker !). — Um ah a0' liess das Thier wieder Harn, der klar und sauer war und viel Krümelzucker Blut wird noch flüssig in ein kleines tarirtes, mit gut schliessendem Deckel "versehenes Glas gegossen und darin gewogen; darauf wird das coagu- - lirte Blut herausgenommen, in ein Schälchen geihan und darin mit einer Scheere feingeschnitten. Das zum Abspülen des Glases und der Scheere verwendete Wasser dazu gegossen, das Ganze mit einigen Tropfen; sehr verdünnter Essigsäure zur schwach sauren Reaction versetzt und gekocht; j ‚wodurch das Eiweiss vollständig gerinnt und sich in Flocken ausscheidet, "so dass die Flüssigkeit klar und farblos abfiltrirt werden kann. Das auf dem Filtrtum bleibende Eiweiss wird noch einige Mal ausgewaschen, das - Filtrat eingeengt, mit einigen Tropfen Weinsäure und etwas Hefe versetzt, und danach durch Gührung in einem Fresenius’schen Apparat durch die entwichene Kohlensäuremenge der Zucker berechnet. — Da das Blut, mit Ausnahme weniger pathologischer Zustände (Pyämie, Puerperalfieber), immer alkalisch ist, so ist die Ansäuerung desselben vor dem Kochen absolut noth- wendig. Aus einer alkalischen Lösung fällt höchstens nur ein Theil Eiweiss und gewöhnlich so fein vertbeilt aus, dass die Flüssigkeit ein weissliches, milchiges Aussehen bekommt, während die Alkaliverbindungen des Albu- mins immer in Lösung bleiben. — Dass Bernard bei seiner Methode, das Eiweiss aus Flüssigkeiten nur durch Kochen mit Wasser zu entfernen (Nouv. nction du foie. Paris 4853, p. 20), zuweilen eine «apparence blan- ätre et laiteuse» der Flüssigkeit nach dem Filtriren beobachtet hat, ist wohl ebenso leicht durch unvollständige Coagulation des Eiweisses zu erklären, als durch Entstehen einer Protein- oder Fettsubstanz aus kurz vorher verzehrtem Zucker, wie Bernard vermuthet, — Die andere Methode Bernard’s, durch Zusatz von schwefelsaurem Natron zum Blute das Eiweiss zu coaguliren, ist wohl besser, kann aber da nicht angewandt werden, wo _ man den Zucker durch Gährung bestimmen will, da das in das Filtrat über- gehende Salz der Gährung hinderlich ist. ia Um Krümelzucker von Robrzucker zu unterscheiden, braucht man nur die zu untersuchende Flüssigkeit mit Aetzkali und schwefelsaurem Kupferoxyd _ zu versetzen, wenn ein Niederschlag entsteht, zu filtriren und das Filtrat stehen zu lassen. Krümelzucker scheidet schon bei gewöbnlicher Zimmer- _ temperatur (+ 18—20°.C.) in —6 Stunden Kupferoxydul aus, Rohrzucker dagegen auch bei längeren Stehen nicht. — Auch hier müssen wir gegen die von Bernard (a. e. a. 0.) zu diesem Zwecke empfohlene Methode an- ‚merken, dass dieselbe zu einem falschen Resultate leicht Anlass geben kann. Diese Methode ist folgende: Die zu untersuchende Flüssigkeit wird mit der larreswill'schen Flüssigkeit versetzt und aufgekocht, scheidet sich dabei y pferoxydul aus, so war Krümelzucker in der Lösung, bleibt dagegen die Pi igkeit blau und klar auch nach dem Kochen, so wird etwas Sohwefel- hi: 'e zugesetzt und danach wieder gekocht, wo, wenn hierbei etwas Kupfer- oxyd in Oxydul reducirt wird, die Gegenwart von Rohrzucker angenommen "werden soll. — Hier muss bemerkt werden, dass sowohl Rohr - als Krümel- zucker unter obigen Verhältnissen beim Kochen Kupferoxydul ausscheiden. Bleibt die Flüssigkeit nach dem Kochen blau und klar, so kann kein Zucker da gewesen sein, sondern Dextrin, Stirke, Proteinstoffe, vielleicht auch ändere Körper, deren Verhalten wir noch nicht kennen. Bei Zusatz von F Schwefelsäure werden die ersteren in Zucker, und zwar Krümelzucker ver- Bu wandelt und scheiden dann Auperoszuul aus; die Proteinstofle dagegen, wenn sie nicht durch zu viel wefelsture zerstört worden sind, scheiden ach jetzt ebenso, wie vorher, bei anhaltendem Kochen Kupferoxydul aus. De 134 enthielt. Das Thier verhielt sich normal und ging, auf den Boden gesetzt, herum. — Um 3" 45’ wurde das Thier getödtet (4 St. n. d. letzten Injection). Section: i Ventrikel und Darmkanal bis zum Colon sehr gefüllt. Nicht mehr Gase wie gewöhnlich. Kein Exsudat in der Peritonealhöhle. Ventrikel: gefüllt mit dünnem Brei von rothbrauner Farbe (das Thier hatte Abends vorher Möhren gefressen). Keine Entzündung. Reaction: stark sauer. Duodenum: etwas gefüllt mit klarer, dünner Flüssigkeit. Reaction: sauer. Jejunum: etwas klare Flüssigkeit. Anfangs’ von starker, am Ende von schwach saurer Reaction. lleum: etwas mehr klare Flüssigkeit als im Jejunum. Reaction: am Ende neutral. Coecum et Proc. vermiformis: sehr ausgedehnt, voll mit breiigen, dünnen, rothbraunen, übelriechenden Exerementen. Reaction: stark sauer. . Colon: Anfang dünne, Ende ziemlich consistente, kugelige Excremente. Reaction: sauer. — Im Colon transversum: kein Zucker. ' Rectum: wie Ende Colons. Reaction: schwach sauer. | Blut: 45,332 grm. Blut, gaben 0,034. „ CO,, entspr. 0,063 „ Zucker. 0,11%. Der Magen und Darminhalt wurde gesammelt, über dem Wasserbade ge- trocknet und gewogen; nachher pulverisirt, das Pulver gemischt und zwei Pro- ben davon zur Zuckerbestimmung genommen. Der gesammte getrocknete Darm- inhalt wog 89,43 grm. 1. Best.: 2. Best.: R 0,675 grm. Excer. 2,205 grm. Excr. 0,069 ,„..CO, 0,250 ,„ CO, 0,444 „ Zucker 0,444. „. . Zucker 89,43 — 18,681 Z. 89,3% — 16,669 Z. » 44,319 gem. Z. abs. in k St. 43,334 grm. Z. abs. in 4 St. 10,330, 1 rd SE LI X} } En 1 WE. 10.) 2 x Mittel: 42,320 in 4 St. 2 40,580 in 4 St. j v Nr. 44. Einem Kaninchen 4. Grösse, 2,360 Kilogrm. schwer, wurde um 42 Uhr 45 grm. Rohrzucker injieirt. — Die Lösung enthielt 6 Theile Zucker auf 5 Theile Wasser. — Ab 45’ die zweite Injection von 45 grm. — 2 die dritte ebenfalls von 45 grm. Zucker. Jetzt war schon der Ventrikel so voll, dass die. Injection nur mit Schwierigkeit vollendet werden konnte. — Um 3® wurde a vierte Injection versucht; nachdem aber 3 grm. Zucker injicirt waren, fing das Thier an Brechbewegungen zu machen, so dass einige Tropfen einer mit Speise- resten gemischten Flüssigkeit durch den Catheter heraustraten. Mit dem In- jieiren musste in Folge dessen aufgehört werden. — Um 2 Uhr war etwas Harn BEE gelassen, der Rohrzucker enthielt. — Das Thier schien sich sehr schlecht zu befinden, lag ganz still auf einer Seite und bewegte sich nicht. — Um 4 Uhr (4 St. n..d. letzten Inj.) wurde es getödtet. \ Section: I ‚Ventrikel: ‚sehr gefüllt. Die Schleimhaut in Fundus etwas geröthet und“ injieirt. Reaction: stark sauer. y 155 F Duodenum: gefüllt mit theils flüssigem, theils halbilüssigem Inhalte. (Das Tbier war früher mit Hafer gefüttert.) Reaction: sauer. Jejunum: gefüllt mit flüssigem Inhalte. Reaction: im Anfange sauer, am Ende neutral, - ITleum: gefüllt mit füssigem Inhalte. Reaction: im Anfange neutral, am Ende schwach sauer. Coecum und Proc. vermiformis: gefüllt mit dünnem, breiigem, stin- kendem Inhalte. Reaction: stark sauer. "Colon: im Anfange breiiger Inhalt, Zucker enthaltend. Reaction: stark sauer. Etwas weiter unten trockene kugelige Excremente und kein Zucker. Reaction: schwach sauer. Rectum: trockene Excremente. Reaction: schwach sauer (fast neutral). Blase: leer. Blut: r 5,120 grm. Blut gaben . 0,026 ,„ CO, entspr. 0,053 ,„ Zucker. 1,035 %. Magen- und Darminhalt wurden gesammelt, über dem Wasserbade ge- wech net, gewogen und pulverisirt. — Der gesammte Darminhalt wog getrocknet 3,440 grm., wovon zwei Zuckerbestimmungen gemacht wurden. 4, Best.: 2. Best.: 0,744 grm. Excer. gaben 0,980 grm. Exer. gaben 0,043 „ CO, 0,059 „ CO, 0,088 „Zucker 0,424. ,„. Zucker 4,640 ,„ Z. abs. in k St. 41,406 ,„ Z. abs. in 4 St. HD „5 nn 10,4,58. 40,352 De LATS AR IR Mittel: 41,523 grm. Z. abs. in + St. 40,88, 04 said St. 4 Kilogrm. Kaninchen abs. also in 4 St. 4,399 grm. Zucker. Auch durch diese Versuche wird also bestätigt, dass der Zucker ‚solcher vom Darme aus ins Blut übergehen kann, und zwar in er Menge, dass er ‘wieder durch die Nieren abgeschieden wird. einstirmmend hiermit ist auch ein von Schmidt *) angestellter Ver- | mit einer jungen Katze, 1,690 Kilogrm. schwer, der er 50 grm. ucker, in der doppelten Menge Wasser gelöst, in den Ventrikel ®. Obgleich dieselbe ungefähr 45 grm. wieder durch Erbrechen serte, enthielt der Harn doch schon nach 25’ Spuren und später ‚starke Quantitäten Harnzucker. — Dass aber auch bei sehr star- Absorption der Rohrzucker nicht nur die Pfortader, wo Bernard?) ‚gefunden hat, sondern auch die ganze Bahn des Kreislaufes un- ändert passiren kann, zeigt der letzte oben angeführte Versuch. ") Charakteristik der Cholera, pag. 467. N *) Nouv, fonction du foie. Paris 4853, p. 59. s » 136 net. H K VE: c) Reichliche Fütterung mit zuckerreichen Nahrungsmitteln. Jetzt war es noch übrig, nachzuweisen, dass der Zuckergehalt des Blutes durch Aufnahme von zuckerreichen Speisen vermehrt werde und in diesem Falle zu sehen, ob Thiere freiwillig so viel aufnehmen, dass Zucker in den Harn übergeht, wie z. B. Polli *) behauptet hat. Nr. 45. Ein junges Kaninchen. 3. Grösse wurde drei Tage lang nur, mit Möhren gefüttert. Section: Ventrikel: gefüllt mit theils früher, theils ganz frisch verzehrten Möhren, entbielt sehr viel Krümelzucker. Reaction: stark sauer. Der Darmkanal bis zum Coecum halbgefüllt mit halbfllüssigem, röthlichem Inhalte. Duodenum, Reaction: sauer. Jejunum, Reaction: im Anfange neutral, in der zweiten Hälfte ziemlich stark alkalisch. “ Ileum, Reaction: schwächer alkalisch, in der Nähe vom Coecum neutral, Coecum und Proc. vermiformis: gefüllt mit breiigem, braunem, stin- kendem Inhalte. Reaction: stark sauer. Enthielt keinen Zucker. Colon: Anfangs breiige Exeremente. Reaction: schwach sauer. Ende Colons und Rectum: weiche, runde Excremente. Reaction: schwach sauer. Blase: gefüllt. Harn: trüb, alkalisch, kein Zucker. Blut: 40,406 grm. Blut gaben 0,17 ,„ Oz entspr. 0,0355 ,„ Zucker. 0,336 '%. ! Nr, 46. Ein Kaninchen 3. Grösse wurde eine Zeit lang nur mit Hafer gefüttert. Section: Ventrikel: nicht ganz voll mit feingekautem Hafer, enthielt Dextrin und Zucker. Reaction: stark sauer. Darm bis Coecum gefüllt mit gelblich- weissem, halbfltissigem Inhalte. Duodenum und Jejunum: von schwach saurer Reaction. Ileum: neutral Coeeum: gefüllt mit breiigem, braungelbem. Inhalte; enthielt Zucker. Reaction: stark sauer. Proc. vermiformis: fast leer. Reaction: schwach sauer. N Colon: Anfangs etwas breiiger Inhalt, Zucker enthaltend. Reaction: sehr 1 schwach sauer. — Tiefer unten wie auch Rectum: kugelige Excremente. Reaction: sehr schwach sauer fast neutral. Blut: 49,596 grm. Blut gaben 0,0% „CO, 0,029 „. Zucker, 0,138 %. Nr. 47. Ein Kaninchen 3. Grösse wurde 26 Stunden ohne Futter gelassen und danach getödtet. ’) Müller’s Archiv f. Anat., Physiol. ete. 1839, p. 90. i 137 Section: Ventrikel: zusammengefallen, enthielt etwas gelbbraunen, stinkenden In- halt. Reaction: sauer. Darın bis Coecum enthielt nur etwas Schleim. ‚Duodenum, Reaction: neutral. Jejunum und’ Ileum, Reaction: schwach alkalisch. Coecum: gefüllt mit Aunkelbraunen, sehr stinkenden Excrementen. Re- 'etion: neutral. Proc. vermiformis, Reaction; schwach alkalisch. Colon und Reetum: wenig Exeremente. Reaction: schwach sauer. Blut: 42,431 grm. Blut gaben 0,006. ,„ CO, ' 0,012 „ Zucker. : 0,097 %%- 1 Schon aus diesen wenigen Versuchen stellt es sich deutlich heraus, der Zuckergehalt des Blutes durch Aufnahme von zuckerreichen ihrungsmitteln vergrüssert werden kann. — Wollen wir noch einen ern Beleg für diese Thatsache haben, so brauchen wir nur die in Bernard!) aufgestellte Tafel über den Zuckergehalt der Leber bei iedenen Thieren zu betrachten. Auch da finden wir durchgehends i den Pflanzenfressern einen viel grössern Zuckergehalt als bei den i essern, und das sowohl bei den Säugethieren wie bei den "Was endlich den Uebergang von Zucker in den Harn im normalen tande betrifft, so ist er mir unter vielen zu diesem Zwecke ange- ten Versuchen nur einMal vorgekommen; bei einem kleinen sehr frässigen Kaninchen, was ausschliesslich auf Möhrendiät gestellt war, ich in der That Spuren von Zucker im Harne. Bemerkt muss 'h werden, dass das Thier ungefähr sechs Tage vorher, obgleich ie Erfolg, ins Gehirn piquirt war. Bei keinem ganz gesunden Thiere ich sonst den Uebergang des Zuckers in den Harn nach frei- ige in Genuss von zuckerreichen Nahrungsmitteln beobachten können. Er nun somit der direete Uebergang des Zuckers ins Blut nach- en, war es vor allen Dingen wichtig: ’" » 5 Gesetz für die Resorption des Zuckers vom Traun Darmkanale aus orschen, insbesondere da ein solches nicht nur in Bezug auf den ‚ sondern überhaupt die quantitativen Verhältnisse der Resorp- jetzt fast ganz unbekannt waren. Zu diesem Zwecke wurden Versuche in der Art angestellt, dass in unterbundene 138 Darmschlingen eine bestimmte Quantität Zuckerlösung von bestimmtem Zuckergehalt injicirt wurde. In Betreff der hierbei nothwendigen Ope- ration, so wurde dieselbe ‚ganz so ausgeführt, wie sie bei den qua- litativen Versuchen (pag. 426) beschrieben ist; die Thiere dann in | bestimmter Zeit, nach geschehener Injection getödtet und der Inhalt der Schlinge quantitativ bestimmt, wo der Unterschied zwischen dem injicirten und gefundenen Zucker die Grösse der Resorption anzeigte. Die Art und Weise der Zuckerbestimmung in den Darmschlingen an- langend, so wurde die folgende Methode als die beste befunden: Die unterbundene Schlinge wurde herauspräparirt, an ihrem einen Ende abgeschnitten, der Inhalt in ein Schälchen ausgegossen und die Schlingen mit Wasser wiederholt ausgespült. Zu der im Schälchen befindlichen Flüssigkeit wurden nun einige Tropfen Weinsäure zugesetzt und das Ganze aufgekocht; nach dem Erkalten in einem Fresenius’- schen Apparat mittelst Hefe in Gährung in der Brütemaschine bei einer Temperatur von 25—35° (. versetzt und aus der Menge der ent- wichenen Kohlensäure der Zucker berechnet. Als Controle darüber, ob die Gährung wirklich vollendet gewesen war, wurde die Flüssigkeit nach beendeter Kohlensäurebestimmung stets auf Zucker mittelst der Trommer’schen Zuckerprobe geprüft. Anfangs wurde versucht, die Flüssigkeit durch Filtriren von dem dickern Darminhalte zu trennen, aber das Filtrtum wurde bald verstopft und da das Filtriren 2—3° Tage dauerte, gingen mehrere Versuche verloren, indem Fäulniss ein- trat, ehe die Flüssigkeit völlig durchfiltrirt war. — Auch wurden die Schlingeninhalte eingedampft und mit Alkohol ausgezogen, dabei ballte sich aber die Masse harzartig zusammen,®musste wieder getrocknet, pulverisirt und von Neuem ausgezogen werden, behielt aber trotzde hi oft Spuren von Zucker zurück, durch welche Methode ebenfalls m rere Versuche verloren gingen. q A a) Absorption innerhalb vier Stunden von gleich grossen Quan- titäten Zuckerlösung von verschiedener Concentration. Nr. 48. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Volum der injieirten Zucker- lösung: 6,2 CC. — Gehalt derselben an Zucker: (C;2 Hız O,.)") 0,704 grm. — Zeit der beendigten Injection: A406 45’. — Zeit der Tödtung des Thieres: 3% (k St. 45° n. d. Inject.). . Section: Darmschlinge: keine Adhärenzen. Schlinge gefüllt, aber nicht ge: spannt, Lage: Mitte Jejunums. Länge: 270 mm. Breite: 15mm. Quadrat- fläche: 4050 omm. Reaction: schwach alkalisch. !) Der Zuekergehalt der Injection wurde dadurch bestimmt, dass eine def Injection gleich grosse Menge derselben Flüssigkeit in Gährung versetz# und aus der dabei entwichenen Kohlensäure-Menge der Zucker berechnet wurde. 139 Der Inhalt der Schlinge gab bei der Gährung: 0,130 grm. CO, entspr. 0,266. ,„ Zucker also 0,435 „ „ „ absorbirt oder 62,054 %, des injieirten Zuckers. Blut: zuckerhaltig. Harn: trüb, alkalisch, Spuren von Zucker. Nr. 49. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der injicirten Zucker- lösung: 8 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,632 grm. — Zeit. der be- endigten Injection: 40® 30”. — Zeit der Tödtung des Thieres: 2" 30'. Section: Im Netze eine grosse Menge Hydatiden. Die beiden Mm. quadr. lumbo- zum zum Theil zerrissen, frisches Blutextravasat in der Muskelscheide; diese Rup- tur war ohne Zweifel bei den krampfhaften Zuckungen bei der Tödtung entstanden. Darmschlinge: schlaf, wenig gefüllt, keine Entzündung. Lage: auf er Grenze zwischen Jejunum und lleum. Länge: 45 mm. Breite: 23 mm. Quadratfläche: 9545 omm. Reaction: alkalisch. "Der Inhalt gab: 0,040 grm. CO, 0,082 ,„ Zucker also 0,547 „ „ absorbirt oder 24 86,709 %. Blut: viel Zucker. Harn: keiner in der Blase. Nr. 20. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der injicirten Zucker- ng: 8 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,632 grm. — Zeit der be- gten Injection: 44" 30”. — Zeit der Tödtung ‘des Thieres: 3" 30. Section: Darmschlinge: keine Entzündung, wenig Flüssigkeit in der Schlinge. ge: Ende Ileums. Länge: 480 mm. Breite: 20 mm. Quadratfläche: 1600 amm. Reaction: alkalisch. Der Inhalt gab: 0,052 grm. COs 0,407 ,„ Zucker also 0,532 „ „» absorbirt oder y 84,477 %- Blut: viel Zucker. Harn (aus der Blase): unsichere Reaction. Nr. 231. Grösse des Kaninchens: Nr, 4. — (Die zu den Versuchen von -21 — 25 verwendeten Thiere waren alle von gleicher Grösse und wurden an nselben Tage operirt). — Volum der injieirten Zuckerlösung: 8 CC. — Ge- derselben an Zucker: 0,46% grm. — Zeit der Tödtung des Thieres: 4® 45’. Section: < Anfang Deums. Länge: 305 mm. Breite: 23 mm, Quadratfläche: Der Inhalt gab: 0,065 grm. CO, ur» 0,132 ,„ Zucker 0,332 „ „. ‚absorbirt 71,552 %,. & Spuren von Eiweiss. N k Zeiuschr, f. wissensch. Zoologie. V, Ba. io f I 140 Blut: kein Zucker. Harn: klar, dunkelroth, neutral, kein Zucker. Nr. 22. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Volum der Injection und Ge- halt an Zucker wie bei Nr. 21. — Zeit der beendigten Injection: 40b 25’. — Zeit der Tödtung des Thieres: 2b 25’, Section: Darmschlinge: schlaff, halbgefüllt, keine Entzündung. Lage: Ende Ileums. Länge: 448 mm. Breite: 22? mm. Quadratfläche: 996 omm. Der Inhalt gab: 0,405 grm. CO, 0,216 ,„ Zucker 0,2438 „ „ absorbirt 63,548 %. Spuren von Eiweiss. Blut: kein Zucker. Harn: klar, dunkelgelb, neutral, kein Zucker. Nr. 23. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Volum der injieirten Zucker- lösung: 8 CC.— Gehalt derselben an Zucker: 0,3144 grm. — Zeit der beendig- ten Injection: A4®. — Zeit der Tödtung des Thieres: 3#. Section: Darmschlinge: fast leer, keine Entzündung. Lage: Anfang Jejunums. Länge: 640 mm. Breite: 46 mm. Quadratfläche: 9760 amm. Der Inhalt gab: 0,004 grm. CO, 0,008 „ Zucker 0,306 „ „ absorbirt 97,452 %. Blut: etwas Zucker. Harn: klar, dunkelgelb, neutral, kein Zucker. Nr. 24. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Volum der Injection und Ge- halt derselben an Zucker: wie bei Nr. 23. — Zeit der beendigten Injection: sah 30%. — Zeit der Tödtung des Thieres: 3h 30/, Section: Darmschlinge: keine Entzündung. Wenig Flüssigkeit in der Schlinge. Lage: Anfang lleums. Länge: 550 mm. Breite: 49 mm. Quadratfläche: - 40450 omm. Der Inhalt gab: 0,056 grm. CO, 0,4% „ Zucker 0,200 „ „ abserbirt 63,69% %ı- Blut: kein Zucker. | Harn: klar, dunkelgelb, neutral, kein Zucker. - Nr. 25. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Volum der Injection und Ge- halt derselben an Zucker: wie bei Nr. 23. — Zeit der beendigten Injection: 12h, — Zeit der Tödtung des Thieres: Ah. Section: Darmschlinge: schwache Adhärenzen zwischen zwei Schlingen. Wenig Flüssigkeit in der unterbundenen Schlinge. Lage: Mitte Heums. Länge: 490 mm. Breite: 23 mm. Quadratfläche: 44270 omm. \ 1 Der Inhalt gab: 0,007 gr. CO, 0,04 „, Zucker 0,300 „ „ absorbirt 95,54 %. Blut: Spuren von Zucker. Harn: klar, dunkelgelb, neutral, kein Zucker. Nr. 26. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der injieirten Zucker- lösung: 8 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,586 grm. — Zeit der be- endigten Injection: 40% 45’. — Zeit der Tödtung des Thieres: 2" 45’, Section: Darmschlinge: keine Entzündung; wenig Flüssigkeit in der Schlinge. Lage: Anfang Ileums. Länge: 655 mm. Breite: 48 mm. Quadratfläche: 44790 omm. : Der Inhalt gab: 0,052 grm. CO, 0,407 ,„ Zucker 0,479 „ absorbirt 30,174 %ı. Blut: wenig Zucker, aber sehr deutlich. Harn: klar, dunkelgelb, sauer '), Zucker. Nr. 27. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Beim Herausziehen der Darm- schlinge kam das Ende des Proc. vermiformis zum Vorschein. Diese sich - mir zufällig bietende Gelegenheit beschloss ich zu einem Versuche darüber zu benutzen, ob dieses uns in Betreff seiner Function noch so räthselhafte Organ vielleicht auch dem Experimentiren zugänglich sei und desshalb, wenn mög- eine Injection in dasselbe machen. Ungeachtet, dass der Proc, vermiformis mittelst Mesenterium auf der ‚einen Seite mit dem Colon, auf der andern mit dem Ende des Ileums ver- Besten ist, gelang es doch denselben bis zu dessen Befestigung am Coecum ’ szuziehen. Nachdem der geringe Inhalt vorsichtig ausgedrückt war, wurde eine tr in der Nähe des Coecum um den Proc. vermiformis gelegt, mit Vermeidung der auf beiden Seiten verlaufenden Blutgefässe. Mit derselben Vorsicht wurde eine zweite Ligatur um das, zwecks Einbringung der Kanäle ‚der Injectionsspritze, von mir durchlöcherte Ende des Wurmfortsatzes gelegt d nach geschehener Injection zusammengeschnürt. — Volum der injicirten erlösung: 3 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,220 grm. — Zeit der endigten Injection: AA®, Nach dieser Injection des Proc. vermiformis wurde, wie gewöhnlich, Darmschlinge herausgezogen, unterbunden und injieirt. — Volum der “irten Zuckerlösung: 8 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,586 grm. — feit der beendigten Injection: A4® 40’. — Zeit der Tödtung des Thieres: 3" 40'. f Section: Proc. vermiformis: ungefihr zu dem Doppelten seines gewöhnlichen mens angeschwollen. In der Nähe des Coecum auf der einen Seite ent- det. Länge: 400 mm. Breite: 26 mm. Quadratfläche: 2600 o mm. Der Inhalt gab: 0,055 grm. CO, 0,142 „Zucker . 0,4108 u „ absorbirt ’) Nr. 26 und 27 hatten seit Mittag des vorhergehenden Tages nicht gefressen. 10 * 142 Darmscehlinge: einige schwache -Adhärenzen. Schlinge enthielt etwas Flüssigkeit. Lage: Mitte Deums. Länge: 620 mm. Breite: 20 mm. Quadrat- fläche: 42400 omm. Der Inhalt gab: 0,104 grm. CO, 0,207 „ Zucker 0,379: „ absorbirt 64,676 %. Blut: kein Zucker, ö Harn: klar, dunkelgelb, sauer, viel Zucker. Das Thier hatte etwas dünne Excremente ausgeschieden, die aber keinen Zucker enthielten. Nr. 28. Grösse des Kaninchens: Nr! 3..— Volum der injieirten Zucker- lösung: 8CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,4241 grm. — Zeit der beendig- ten Injection: 44®. — Zeit der Tödtung des Thieres: 3». Section: Darmschlinge: wenig Inhalt. Keine Entzündung. Lage: Ende lleums. Länge: 805 mm. Breite: 20 mm. Quadratfläche: 46100 amm. Der Inhalt gab: 0,040 grm. CO, 0,082 ,„ Zucker 0,3394 „ „ absorbirt 80,523 %. Blut: deutliche Zuckerreaction. Harn: klar, dunkelgelb, neutral, kein Zucker. Nr. 29. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der injieirten Zucker- lösung: 8 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,450 grm, — Zeit der beendig- ten Injection: 44®. — Zeit der Tödtung des Thieres: 3". Section: Darmschlinge: keine Entzündung. Lage: Ileum. Länge: 700 mm. Breite: 20 mm. Quadratfläche: 4400 amm. Der Inhalt gab: 0,063 grm. CO, 0,429 ,„ Zucker 0,324. „ „ absorbirt 74,333 %. Blut: Zucker. Harn: undeutlich, Zuckerreaction. "Nr. 30. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der Injection und Ge- halt derselben an Zucker: wie bei Nr. 29. — Zeit der beendigten Injection: 44h 30”. — Zeit der Tödtung des Thieres: 3% 30’. Section: Bauchmuskeln: etwas ödematös. Darmschlinge: keine Entzündung. Schlinge fast leer. Lage: Jejunum et Neum. Länge: 1300 mm. Breite: 49 mm, Quadratfläche: 24700 o mm. Der Inhalt gab: 0,087 grm. CO, 0,178 ,„ Zucker Dana’. „ absorbirt 60,544 %. Blut: Zucker. Harn: undeutliche "Reaction. OL TTITET IN EZ ERE3 ng b 143 Nr. 34.!) Grösse des Kaninchens: Nr. 2.. — Volum der injieirten Zucker- lösung: 8 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,616. grm. — Zeit der beendig- ten Injection: 448, — Zeit der Tödtung des Thieres: 3h. Section: Darmschlinge: schwache Adhärenzen zwischen einigen Schlingen. Etwas Flüssigkeit in der Schlinge. Lage: Ileum. Länge: 590 mm. Breite: 20 mm. Quadratfläche: 44800 omm. Der Inhalt gab: 0,042 grm. CO, 0,0986 ,„ Zucker 0,530 „ „ absorbirt 86,039 %. Blut: deutliche Zuckerreaction. Harn (einige Tropfen aus der Blase): undeutliche Reaction. Nr. 32. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der Injection und Ge- Section: Darmschlinge: ziemlich gefüllt, einige Adhörenzen. Lage: lleum. Länge: mm. Breite: 2?! mm. Quadratfläche: 40485 oamm. ‘Der Inhalt gab: 0,053 grm. CO, 0,108 ,„ Zucker 0,508 „ „ absorbirt 82,468 %. ‚nr Blut: sehr schöne, deutliche Zuckerreaction. _ Harn: die Blase war leer. Nr. 33. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der Injection und Ge- ‚derselben an Zucker: wie bei Nr. 34. — Zeit der beendigten Injection: ;". — Zeit der Tödtung des Thieres: AP 25’. Section: _ Darmschlinge: keine Entzündung. Lage: Jejunum und Ileum. Länge: rd mm. Breite: 47 mm. Quadratfläche: 20230 omm. Der Inhalt gab: 0,038 grm. CO, r 0,082 „ Zucker 0,534 „ „ absorbirt 86,689 %ı. - Blut: schöne deutliche Zuckerreaction. Harao (sehr wenig): undeutliche Reaction. Nr. 34. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum.der Injeclion und Ge- ben an Zucker: wie bei Nr. 31. — Zeit der beendigten Injection: 4». — er Tödtung des Thieres: 5. ö Section: Darmschlinge: keine Entzündung. Lage: lleum. Länge: 720 mm. ite: 24 mm. Quadratfläche: 15120 oa mm. Der Inhalt gab: 0,065 grm. CO, 0,433 ,„ Zucker 0,483 „ „ absorbirt D 78,409 %- 9) Ne. 32—35 wurden an demselben Tage operirt und waren gleich gross. v Zn Zu TV, 144 Blut: deutliche Zuckerreaction. Harn: undeutliche Reaction. Nr. 35. ‚Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der injieirten Zucker- lösung: 8 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,709 grm, — Zeit der be- endigten Injection: 40" 30'. — Zeit der Tödtung des Thieres: 2" 30”. Section: Darmschlinge: keine Entzündung. Lage! Ileum. Länge: 545 mm. Breite: 48 mm. Quadraffläche: 9810 amm. Der Inhalt gab: 0,030 grm. CO, 0,064 ,„ Zucker 0,648 „ „ absorbirt 91,396 %. Blut: viel Zucker. Harn (wenig): klar, sauer, undeutliche Reaction. Nr. 36. Grösse des Kaninchens: No. 2. — Volum der Injection und Ge- halt derselben an Zucker: wie bei Nr, 35. — Zeit der beendigten Injection: ‚448. — Zeit der Tödtung des Thieres: 3#. ' Section: . Darmschlinge: Adhärenzen. Lage: Deum. Länge: 740 mm. Breite: 49 mm, Quadratfläche: 43490 omm. Der InhaJt gab: 0,040 grm, CO, 0,0982 „ Zucker 0,627 „ „ absorbirt 4 88,293 %. Blut: viel Zucker. Harn (wenig): undeutliche Reaction. Nr. 37, Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der Injection und Ge- halt derselben an Zucker: wie bei Nr. 35. — Zeit der beendigten Injection: 2b 5’. — Zeit der Tödtung des Thieres: A" 5". Section: Darmschlinge: einige Adhärenzen. Schlinge ziemlich gefüllt. Lage: Heum. Länge: 800 mm. Breite: 20 mm. Quadratfläche: 46000 o mm. Der Inhalt gab: 0,040 grua. CO, 0,082 ,„ Zucker Dj881 „ absorbirt 88,293 %. Blut: viel Zucker. Harn: undeutliche Reaction, Nr. 38, Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der Injection und Ge- halt derselben an Zucker: wie bei Nr. 35. — Zeit der beendigten Injection: 12h 35', — Zeit der Tödtung des Thjeres: kb 38". Section: Darmschlinge: Adhärenzen. Lage: leum. Länge: 855 mm. Breite: 49 mm. Quadratfläche: 16245 omm. Der Inhalt gab: 0,085 grıy. CO, \ 0,473 ,„ Zucker 0,536 „ „ Absorbirt 18,599 145 ’ Blut: viel Zucker. Harn (wenig): undeutliche Reaction. ® Nr. 39. Grösse des Kaninchens: Nr. 2: — Volum der injieirten Zucker- lösung: 8 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,722 grm. — Zeit der'beendig- - ten Injection: 40% 50’. — Zeit der Tödtung des Thieres: 2% 50/. Section: Darmschlinge: Adhärenzen. Schlinge zusammengefällen. Lage: Jeju- uum. Länge: 760 mm. Breite: 46 mm. Quadrasfiuche: 42160 omm. Der Inhalt gab: 0,032 grm. CO, 0,065 ,„ Zucker 0,657 „ „ absorbirt $ 90,997 %- Blut: kein Zucker. Harn: undeutliche Reaction, IHR Nr. 40. Grösse des Kaninchens: Nr.3. — Volum der Injection und Ge- "halt derselben an Zucker: wie bei Nr. 39. — Zeit der beendigten Injection: 415 20/. — Zeit der Tödtung des Thieres: 3 20’. * Section: Darmschlinge: ziemlich gefüllt; Adhärenzen. Lage: Ileum. Länge: 5 mm. Breite: 47 mm. Quadratfläche: 9435 amm. Der Inhalt gab: 0,085 grm. CO, Bi. 0,473 ,„ Zucker Bf 0,549 » absorbirt i 76,039 %. Blut: kein Zucker. Harn: kein Zucker. Nr. 4. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der injieirten Zucker-, ös 8 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,397 grm. — Zeit der be- Injection 42». — Zeit der Tödtung des Thieres: A, Section: Darmschlinge: etwas gefüllt; viele Adhärenzen; etwas Hämorrhagie. Lage: 1. Länge: 790 mm. Breite: 20 mm. Quadratfläche: 45800”0 mm. Der Inhalt gab: 0,024 grm. CO, 0,049 ,„ Zucker 0,348 „ „ absorbirt 87,687 %. Blut: deutliche Zuckerreaction. _ Harn: schwache Reaction. r. 42. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Volum der Injection und Ge- derselben an Zucker: wie bei Nr. 4. — Zeit der beendigten Injection: #, — Zeit der Tödtung des Thieres: 4" 50". Section: ni rmachlinge: wenig Flüssigkeit; Adhärenzen, koße! Ileum. Länge: "Inhalt gab: 0,032 grm. CO, 0,065 ,„ Zucker . 0,332 „ „ absorbirt “ e 83,627 %. 146 Blut: deutliche Zuckerreaction. Harn: unsichere Reaction. Nr. 43. Grösse des Kaninchens Nr. 2. — Volum der injieirten Zucker- lösung: 3 CC. — Gehalt derselben an Zucker: ‚0,982 grm. — Zeit der beendig- ten Injection: 40% 45”. — Zeit der Tödtung des’ Thieres: 2" A57. 2 Section: h Darmschlinge: zusammengefallen; keine Entzündung. Lage: Jejunum und lleum. Länge: 1540 mm, Breite: 20 mm. Quadratfläche: 30800 amm. Der Inhalt gab: 0,045 grm. CO, 0,093 , Zucker 0,889 „ „ absorbiet 90,530 %ı. Blut: kein Zucker, Harn: unsichere Reaction. Nr. 44. Grösse des Kanjuchens: Nr. 2. — Volum der Injection und Ge- halt derselben an Zucker: wie bei Nr. 43. — Zeit der beendigten Injection: ab 40". — Zeit der Tödtung des Thieres: 3% 40". \ Section: j Darmschlinge: sehr gespannt, viel mehr als gleich nach gemachter In- jection. Keine Entzündung. Lage: Ileum. Länge: 620 mm. Breite: 18 mm, - Quadratfläche: 44460 amm. Der Inhalt gab: 0,394 grm. CO. 0,800 „ Zucker 0,182 „ ® absorbirt 18,53% %. Blut: deutliche Zuckerreaction. Harn (einige Tropfen aus der Blase): kein Zucker. Nr. 45. Grösse des Kaninchens: Nr. 3, — Yolum der injieirten Zucker- lösung nach der beendigten Injection: 8 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,278 grm. — Zeit der beendigten Injection: 40" 30. — Zeit der Tödtung des Thieres: 2b 30’, Section: Darmschlinge: zusammengefallen; keine Entzündung. Lage: Jejunum und lleum. Länge: 4540 mm. Breite: 18 mm. Quadratfläche: 27720 omm. Der Inhalt gab: 0,023 zrm. CO, 0,047 „ Zucker 0,231» „ absorbirt 83,093 %- Blut: ziemlich starke Zuckerreaction, Harn: unsichere Reaction, Nr. 46. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der Injection und de-. halt derselben an Zucker: wie bei Nr. 45. — Zeit der beendigten Injection 44h, — Zeit der Tödtung des Thieres: 3". Section: Darmschlinge: wenig Inbalt; keine Entzündung. Lage: lleum. Länge; 340 mm. Breite: 20 mm. Quadratfläche: 6800 omm. Der Inhalt gab: 0,026 grım. CO, 0,0653 , Zucker 0,225 , „ absorbirt 80,932 %. _ 147 Blut: sehr deutliche Zuckerreaction. Harn: unsichere Reaction. Um obige Versuche unter sich. leichter vergleichbar zu machen, ‚haben wir diese zugleich mit einigen später mitzutheilenden nach der Menge des injieirten Zuckers geordnet, auf Tabelle Il, zusammengestellt. a Tabelle Il. Absorption des Zuckers aus unterbundenen Darmschlingen in vier Stunden. A UL 2.2.02 5 i GMilli- Ganpaturaion vers meter ‚sen injieirten Injection. Znckere. als i 12 .| Zahlen. 2 | 48,147 1)| 0,982 | 30800 90,530 Bee, A „160 18,53% 48») 4 | 4--8,849° | 0,704 | 4050 62,054 „ 11-9,445 | 0,847 | 9310 90,792 | 90,792 58 39 2 |1—14,080 | 0,722 | 412160 90,997 33.548 “| 3 " Er: 9435 76,039 A 35 | 2 j1—41,289 | 0,709 | 9810 91,396 5 „. 113490 83,293 5 4 h > 146000 88.293 |( 5895 4. a „116245 75,599 59%)| 4 1—14,277 | 0,532 | 44815 71,244 | 74,244 | 2 liızlsss | 0,632 | 9545 86,709 3 I "19600 84,477 (35,443 a 112.093 | 0,646 | 11800 86.039 ” ”„ 40185 82,468 4 % "120230 86,689 |( 59926 R 7 " [15120 78,409 3 In-13,530 | 0,886 | 14790 80,17% e x ia, |"2300 64,676 Im,375 k 7260 | 0,k6& | 7015 71.562 x A 1.9196 53,448 62,500 3 7,778 | 0,450 | 44000 71.333 - A "124700 60,544 (65,59 118,980 | 0,24 | 16100 80.523 | 80,523 FArtH FH rr HH AH HH HH HH HH HH + | > +e-=»| |] 1+>» lb» ] I++>»o»»o0o | ->-»->+ | »o+|> ” 4 11—20,154 0,397 | 42300 87,657 3 “ „145800 83,627 (85,042 4 N—23,047 | 0,256 | 44200 84,766 | 84,766 „ M—25,Abk | 0,34% | 9760 97,542 ” = = 40450 63,69% |}85,563 „ „ „144270 95,541 3 j1—28,867 | 0,278 | 27720 83,093 | 99 943 in „ Fr, 6800 80,932 ö u 133,058 | 0,242 | ‚7560 82,234 | 82,234 3 11—13,630 | 0,220 | 2600 48,636 ! 4 Th. Zucker auf 8,147 Th. injieirter Zuckerlösung. ’)+ eutet: Zucker; — — kein Zucker; ? — unsichere Reaction; 2 CC. Zuckerlösung injieirt. ier war der Proc. vermiformis zugleich injieirt. ) 6 CC, Zuckerlösung injicirt. Proc. vermiformis, Siehe Nr, 27. 148 A priori musste vorausgesetzt werden, dass je grösser die absor- birende Fläche, hier also Quadratinhalt der Darmschlinge, desto grösser auch die Absorption sein müsse. Aber schon bei einem flüchtigen Blicke auf die Tabelle finden wir, dass die Absorption des Zuckers keineswegs so sich erklären lässt, wie man bis jetzt allgemein an- genommen hat, und wir kommen hier zu dem ganz unerwarteten Resultate, dass bei gleicher Menge des injieirten Zuckers, die Ab- sorption fast immer dieselbe bleibt, mag die Fläche der Darm- schlinge grösser oder kleiner sein, nur darf dieselbe nicht unter eine gewisse Grenze herabsinken. Mit Ausnahme von Nr. 44, 48. und 27 (welche Ausnahmen wir unten als leicht erklärlich auseinander setzen werden) sehen wir dieses Gesetz durch die ganze Reihe von Ver- suchen befolgt. Am augenscheinlichsten tritt dies in Nr. 31 und 33 hervor, wo bei gleicher Menge injicirten Zuckers die eine Schlinge bei einem 8430 omm. grösserem Flächeninhalt nur 0,004 grm. mehr als diese während gleicher Zeit absorbirte, dasselbe gilt in fast noch grösserem Maassstabe bei Nr. 45 und 46 mit einem Flächenüberschuss von 20920 amm.; die Schlinge absorbirte nur 0,006 gem. mehr als die in Nr. 46. Bei einigen der anderen Versuche ist sogar das Verhältniss um- gekehrt, die grössere Schlinge absorbirte noch weniger als die kleinere. Bisher hat man in der Regel angenommen, daisk das Blut in Folge ” seiner grössern Concentration Pi durch Getränke, Darmsecreta u.s.w. verdiinntanl Darminhalt aufnähme; wäre diese Annahme richtig, so müsste auch bei Zuckerinjectionen um so mehr aufgenommen werden, je verdünnter die Injection ist. Aber auch dies bestätigt sich durch die obigen Versuche keineswegs, im Gegentheil stellt sich heraus, dass z. B. von einer vier Mal concentrirtern 'Flüssigkeit in derselben Zeit” ungefähr auch gerade vier Mal so viel Zucker aufgenommen wird, wie von einer ebenso viel Mal verdünnten, So ist die Zuckermenge in Nr. 43 (0,982) ungefähr vier Mal so gross wie in Nr. 54 (0,242) und dort ist die Menge der Absorption (0,889) auch ungefähr vier Mal grösser als hier (0,199). Bei Nr. 35 —38 ist, die Zuckermenge (0,709). ungefähr drei Mal grösser als bei Nr. 51, und ein gleiches Verhältniss findet sich in der Absorptionsmenge (0, 609) u. Ss. w. A Zur leichtern Uebersicht dieser direeten Zunahme der Absorption dient die graphische Darstellung auf Tafel VI, Fig. I. Die horizontale Linie” ist in 10 Theile getbeilt, deren jeder 04 gem. injieirten Zuckers ent- spricht; ebenso ist die auf derselben stehende Verticale in 40 Theile getheilt, von deren jeder Theil 0,1 grm. absorbirten Zuckers entspricht. Die in der Figur gezeichnete Curve zeigt die Zunahme der Absorption en lösung. Die auf der Curve befindlichen Kreuze hezeichnen die Mittel- 149 zahlen der einzelnen Beobachtungen; die ausserhalb derselben die un- vollständigen; die mit Punkten bezeichnete Linie stellt die vermuthete _ normale Absorptionsgrösse dar. . j Fig. I. Diese Curve zeigt die Absorptionsgrösse in Procenten. Die horizontale Linie hat dieselbe Bedeutung wie in Fig. I; die ver- | ticale dagegen bezeichnet hier die von dem injieirten Zucker absorbir- _ ten Procente; die punktirte Linie endlich entspricht der in Fig. I. | Da nun, ungeachtet die Versuche mit möglichster Sorgfalt ange- stellt sind, eine Menge uns zum Theil ganz unbekannter Factoren (Alter ‚der Thiere, Individualität, frühere Lebensart u. s. w.), deren Einfluss wir überhaupt gar nicht einmal zu schätzen im Stande sind, einwirken, o können wir absolut richtige Zahlen keineswegs bekommen; es muss ‚hier gewissermaassen die Anzahl der Versuche das Fehlerhafte ergän- zen; und wenn wir nun finden, dass solche sich nach bestimmten In, wenn auch mit einigen geringeren Schwankungen ordnen ssen, so sind wir genöthigt, diese Regeln als allgemeingültig auf- tellen. Hiervon ausgehend, glauben wir folgende j Gesetze für die Absorption des Zuckers bei gleich grossen Quantitäten zu absorbirender Flüssigkeit aufstellen zu dürfen. 4. Die die Zuckerlösung aufnehmende Darmschlinge muss eine der des Zuckers proportionale Grösse haben; eine dieses Maass über- hreitende Grösse der Schlinge ist ohne Einfluss auf die Absorption. 2. Die Absorption der Zuckerlösung steht in directem Verhältniss ihrer Concentration, je concentrirter die Lösung ist, eine desto össere Menge derselben wird resorbirt. b) Absorption von gleich grossen Mengen Zuckerlösung von gleicher Concentration in ungleichen Zeiträumen. ’ Um das hier obwaltende Gesetz kennen zu lernen, wurden folgende rsuche angestellt. . #7. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der injieirten Zucker- ng: 8 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,607 grm. — Zeit der be- gten Injection: 44%. — Zeit der Tödtung des Thieres: 3b (5 St. n. d. Inj.). Section: D emschlinge: keine Adhärenzen. Lage: IHeum. Länge: 890 mm. : 46 mm. Quadraftfläche: 44240 omm. Inhalt gab: 0,024 grm. CO, 0,049 , Zucker 0,568 „ „ absorbirt 91,928 9. 150 | Blut: ging verloren. 5 ' j Harn: keiner in der Blase. "Nr. 48. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der injieirten. Zucker- lösung und Gehalt derselben an Zucker: wie. bei Nr. 47. — Zeit der beendig- ten Injection: 44" 30'. — Zeit der bonn des Thieres: 4" 30’ (5 St. n. d. Inj.), Section: Darmschlinge: keine Khlkrchiädn‘ Lage: lleum. Länge: 90 mm. Breite: 48 mm. Quadratfläche: 46380 amm. ' Der Inhalt gab: 0,000: grm. 0; 0,000. ,„ Zucker 0,607 „ „. ‚absorbirt 100 %ı. Blut: enthielt Spuren von Zucker. Harn: kein Zucker. Nr. 49. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der Injection und Ge- halt derselben an Zucker: wie bei Nr. 47. — Zeit der beendigten Injection-: 12h 45/. — Zeit der Tödtung des Thieres: 3" 45’ (3 St. n. d. Inj.). Section: Darmschlinge: keine Adhärenzen, Schlinge gefüllt. Lage: Ileum. Länge: 690 mm. Breite: 48 mm. Quadratfläche: 42220 o mm. Der Inhalt gab: 0,422 grm. CO, 0,250 , Zucker VDE „ absorbirt 58,81% %. Blut: ging verloren. Harn: keiner in der Blase. Nr. 50. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der Injection und Ge- halt derselben an Zucker: wie bei Nr. 47. — Zeit der beendigten Injection: 42h 45°. — Zeit der Tödtung des Thieres: 2# 45’ (2 St. n. d. Inj.). Section: Darmschlinge: gefüllt, keine Adhärenzen. Lage: lleum. Länge: 495 mm. f Breite: 20 mm. Quadratfläche: 9900 omm. R " Der Inhalt gab: 0,143 grm. CO, Fi 0,293 ,„ Zucker 0,31 „ „ absorbirt 54,730 %. Blut: ging verloren, Harn: unsichere Reaction, Nr. 54. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der injieirten Zucker | lösung: 8 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,242 grm. — Zeit der be- endigten Injection: 40%, — Zeit der Tödtung des Thieres: 2" (4 St. n..d. Inj.). | Section: P Darmschlinge: schwache Adhärenzen. Schlinge etwas gefüllt, Lage: lleum. Länge: 360 mm. Breite: 24 mm. Quadratfläche: 7560, amm. Der Inhalt gab: 0,024 grm. CO, j 0,043 „ Zucker 0,4199 „ absorbirt 82,231 %. 151 - Blut: enthielt Zucker. Harn: Blase leer gefunden. Nr. 52. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der Injection und Ge- halt derselben an Zucker: wie bei’Nr. 514. — Zeit der beendigten Injection: 40% 30/. — Zeit der Tödtung des Thieres: A" 30° (3St. n. d. Inj.). Section: Darmschlinge: keine Entzündung. Lage: Ileum. Länge: 390 mm. Breite: 18 mm. Quadratfläche: 7020 amm. Der Inhalt gab: 0,024 grm. CO, 0,049 „ Zucker 0193 ,„ „ absorbirt 79,752 %. Blut: . 44,822 grm. Blut gaben , 0,020 ,„ CO,, entsprechend u: 0,044 ,„ Zucker ben . 0,347 %- Harn: keiner in der Blase. ‚Nr. 53. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der ınjecuon una we- ilt derselben an Zucker: wie bei Nr. 51. — Zeit der beendigten Injection: ih 451. — Zeit der Tödtung des Thieres: 12" 45’ (2 St. n. d. Inj.). Section: rmschlinge: keine Entzündung. Lage: lleum. Länge: 365 mm. Ä :241 mm. Quadratfläche: 7665 omm. Der Inhalt gab: 0,048 grm. CO, un? 0,098 ,„ Zucker 0A „ „ absorbirt a 59,50% %. 6,587 grm. Blut gaben 0,023 „ CO, 0,047 ,„ Zucker Ä 0,716 %. Harn: die Blase leer gefunden. ir. 54. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der Injection und Ge- derselben an Zucker: wie bei Nr. 51. — Zeit der beendigten Injection : 15/, — Zeit der Tödtung des Thieres: 42" 46’ (1 St. n. d. Inj.). Section: Darmschlinge: keine Entzündung. Lage: Ileum. Länge: 400 mm. 48 mm. Quadratfläche: 7200 amm. \ 7,153 grm. Blut gaben 0,020 ” CO, 0,04 ,„ Zucker 0,573 %. Blase leer. - Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Volum der injicirten Zucker- 8600. — Gehalt derselben an Zucker: 0,847 grm, — Zeit der 152 beendigten Injection: 40% 30/. — Zeit der Tödtung des Thieres; 2! 30’ (4 St. n. d. Inject.). d Section: Däarmseblinge: schwache Adhärenzen... Lage: Deum. Länge: 490 mm. Breite: 49 mm. Quadratfäche: 9340 omm, Der Inhalt gab: 0,038 grm. CO, 0,078 „ Zucker 0,769 „.. absorbirt 90,792 %- Blut: 40,524 grm. Blut 0,026 „ CO, 0,053 „ Zucker 0,503 9%. Harn: keiner in der Blase. Nr. 56. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Volum der Injection und Ge- halt derselben an Zucker: wie bei Nr. 55. — Zeit der beendigten Injection: aaB 57, — Zeit der Tödtung des Thieres: 2" 45’ (3 St, 45’ n. d. Inject.). Section: Schwanger, sehr viel Milch in den Brustdrüsen. : 7 Darmschlinge: wenig gefüllt, keine Entzündung. Lage: 595 mm. Breite: 20 mm. Quadratfläche: 44900 omm. | Der Inhalt gab: 0,048 grm. CO,‘ 0,037 ,„ Zucker 0,810 „ „ absorbirt 95,632 %s Blut: 7,080 grm. Blut 0,0M „ 00, Y » 0,023 „ Zucker 0,328 %. Harn: keiner in der Blase. Nr. 57. Grösse des Kaninchens: Nr, 4. — Volum der Injection und Ge "halt derselben an Zucker: wie bei Nr. 55, — Zeit der beendigten Injection 4% 45", — Zeit der Tödtung des Thieres: AP 45’ (2 St. n. d. Inject.). N Section: Schwanger, Darmschlinge: ungefähr so viel gefüllt, wie gleich nach der Injecti Keine Entzündung. Lage: Ileum. Länge: 545 mm, Breite: 47 mm. Quadrat fläche: 9265 amnı. Der Inhalt gab: 0,100 grm. CO, 0,205 ,„ Zucker 0,642 „ „ @bsorbirt 75,797 %. Blut: 7,095 grm, Blut 0,045 , (CO, 0,029 ,„ Zucker 2,409 9%. Harn: keiner in der Blase. 153 Nr. 58, Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Volum der Injection und Ge- ‚halt derselben an Zucker: wie bei Nr. 55. — Zeit der beendigten Injection : a» 5/, — Zeit der Tödtung des Thieres: A" 40’ (4 St. 5’ n. d. Inject.). Section: Schwanger. - Darmschlinge: mehr gefüllt als gleich nach der Injeetion. Keine Ent- zündung, Lage: lleum. Länge: 590 mm. ‚Breite: 47 mm. Quadrat- fläche: 40030 o mm. Der Inhalt gab: 0,261 grm. CO, Be vin) 0,534 „,. Zucker 0,313, „ absorbirt 4 36,95% %. Blut: ° 9,092 grm. Blut ’ 0,020 ,„ CO, s 0,041 „ Zucker . “ 0,454 %. % Harn (sehr wenig): deutliche Zuckerreaction. Nr. 59. Grösse des Kaninchens: Nr. &. — Volum der injieirten Zucker- 6 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,532 grm. — Zeit der be- f n Injection: Ah 45”. — Zeit der Tödtung des Thieres: 3# 45! (2 St. : Inject.). Section: { Darmschlinge: vielleicht etwas mehr gefüllt als gleich nach der Injection. e Entzündung. Lage: Ileum, Länge: 695 mm. Breite: 47 mm. Quadrat- che: 44815 omm. Der Inhalt gab: 0,075 grm. CO, 0,153 ,„ Zucker ' 0,379 „ „ absorbirt T,2h1 %. 8,537 grm. Blut 0,04% „ CO, 0,029 ° „ Zucker \ 0,340°%. Harn (einige Tropfen aus der Blase): kein Zucker. Nr. 60. Grösse des Kaninchens: Nr. k. — Volum der injieirten Zucker- 1: 6 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,256 grm. — Zeit der be- Injection: 44b 45. — Zeit der Tödtung des Thieres: 3® 45’ (4 St. ect... Section: Darmschlinge: fast leer. Keine Entzündung. Lage: Ileum. Länge: am. Breite: 46 mm. Quadratfläche: 44200 amm. er Inhalt gab: 0,049 grm. CO, 0,039 ,,. Zucker 04T. „ absorbirt 84,766 %;. In} } 154 Blut: 9,589 grm. Blut 0,0440 1, CO; 0,023 ,„ Zucker 0,269 %,. Y Harn (einige Tropfen): kein Zucker. Nr. 64. Grösse des Kaninchens: Nr. 4 — Volum der injieirten Zucker- lösung und Gehalt derselben an Zucker: wie bei Nr. 59, — Zeit der beendig- ten Injection: 42" 5’, — Zeit der Tödtung des Thieres: 2b 5’ (2 St. n. d. Inj.). Section: Darmschlinge: viel mehr gefüllt als gleich nach der Injection. Keine Ent- zündung. Lage: Ieum. Länge: 575 mm. Breite: 47 mm. Quadrat- fläche: 9665 omm. Der Inhalt gab: 0,150 grm. CO, 0,307 ,„ Zucker 0,225 „ „ ‚absorbirt 42,293 %. Blut: 4,346 gem. Blut 0,009 „ CO, 0,048 ,„ Zucker 0,414 Y%- Harn (einige Tropfen): kein Zucker. Nr. 62. Grösse des Kaninchens: Nr. k. — Volum der Injection und Ge- halt derselben an Zucker: wie bei Nr. 60. — Zeit der beendigten Injection: 12h 30°. — Zeit der Tödtung des Thieres: 2" 30’ (2 St. n. d. Inject.). Section: ie Darmschlinge: etwas gefüllt, doch weniger als gleich nach der Injec- tion. Keine Entzündung. Lage: Deum. Länge: 620 mm. Breite: 45 mm. Quadratfläche: 9300 amm. 2 Der Inhalt gab: 0,034 grm. CO 0,070 ,„ Zucker 0,186 „ „ absorbirt 72,656 %. Blut: 4,497 gem. Blut 0,044 „ CO; 0,023 ,„ Zucker 0,51%. Harn: keiner in der Blase. Ä gan la] — op uoy aaydıs -un “op vay aduraps| — TOLL 1918 puın op | — aodurags| — dandıs -un “ung |'9ue -auluy un 4 a — =, #0. == — [ergo] — —ie80 =") = N orle ze — ll — Iro — | — Me a ET una ads) — | — | — |. [000°00% — 0960 | = je = a AR 22050 = 2 ee A a en | = 80 u a) ee BE) -UOLMRANZ uoyorojFun u uoduyosueg uouspungragun sne saoyonz sop uondaosqy "vopunig yonu Ang] um Joyonz 1u0004J vn8'88 \ ogL'rg 868'%% L6L'AL 2e9'06 1 ®1 moqeı — I s6rX0| — | — | — [0982 — I1— |— jesrol — I — [p80L —- I|- |- |-— ifo] — [9992 Boa || — — I — |.) — | — | — [0er — I | — | — jgsr‘o] — — Igel — | — | — | Jarehı — Ir.090) — I— | — | — [08891 — I— | — [seo] — | — [088er — I—- |- |- [mel — — I— |sreio) — | — | Jershr — I- |- | ol — — 1— Is9.'0] — | — | [0r86 — 1— | — jorsol — | — [0051 — I1— | — | — jeryol — j8986 zg6'98 — “ 0086 |IgE0|D “ “x “ “ “ — Iszr'olooeL jetz‘ 98 geo'ge—1 “ ‘ 0066 |L09°099 “ “ “ [23 [23 palros—ı “ 8 org 2996 |zes‘0 099 LIE a], sap r ansglg | "NRIOA won ran 156 Auf Tabelle IV finden wir obige Versuche nebeneinander gestellt, Tabelle VII zeigt zwei daraus berechnete Curven; analog denen auf Tabelle Il. Fig. I stellt die Absorption des Zuckers nach Stunden dar; Fig. 2 zeigt, wie viel Procente der gemachten Injection,in der Stunde absorbirt sind. In beiden ist die Horizontale in fünf Theile getheilt, deren jeder. einer Stunde entspricht; die darauf stehenden Verticalen sind in 40 Theile getheilt; ein Theil in Fig. 4 entspricht 0,4 grn.; in Fig. 2 140%. Die Kreuze bezeichnen die einzelnen Beobachtungen. Werfen wir einen Blick auf die auf Tabelle V, Fig. I dargestellte | Curve, so finden wir auch bier die Absorption am lebhaftesten in den ersten Stunden vor sich gehend (d.i. so lange die Flüssigkeit am con- "| eentrirtesten ist), später jedoch mit immer geringerer Intensität. — Auch für den fißrbei stattfindenden Voggang geben uns die oben auf- geführten Versuche einen Fingerzeig; wo die- injieirte Flüssigkeit con- centrirter war, finden wir die unterbundene Darmschlinge immer in den ersten Stunden mehr gefüllt, als gleich nach der Injection. Bei Nr. 64 z. B. finden wir die Darmschlinge zwei Stunden nach der In- jection viel mehr gefüllt als gleich nach derselben; bei Nr. 62 dagegen, wo die mit derselben Menge Flüssigkeit injieirte Zuckerquantität un- gefähr um die Hälfte geringer war, übersteigt die in der Darmschlinge befindliche Quantität Flüssigkeit nicht die injieirte.e Wo die Concen- tration noch grösser ist, wie im Nr. 58, erreicht das Eindringen von 7 Flüssigkeit seinen Höhepunkt schon in der ersten Stunde. — In Folge dessen können wir den Schluss zieben, dass je stärker das Eindringen von Flüssigkeit, berubend auf Concentration der Injection, um so stär- ker auch die Absorption von Zucker ist. Ist. in Folge von, Verdünnung der Injection das Eindringen gering, so ist auch die Absorption von Zucker eine entsprechend kleine. Eine Stütze für obige Sätze liefern unterbundene Darmschlingen, die zu kurz waren, um das Eindringen einer genügenden Menge Flüssigkeit zu gestatten; hier fanden wir im- mer die Schlingen nach nach vier Stunden gefüllt und stark gespannt; ” es war in diesen Fällen auch viel weniger Zucker absorbirt, als bei 7 längeren Schlingen, wo. dieselbe Tonne gemacht war. So Nr. 4, 3, 18, 4% und 27 (Proc. vermiformis). Suchen wir uns die Ursachen zu diesen, den gegenwärtigen An- sichten ganz entgegensprechenden Thatsaehen zu erklären, so werden wir finden, dass solche nicht nur unter sieh’ gut übereinstimmen, son- dern auch leicht und ungezwungen aus den, endosmotischen RE: Ä hervorgehen. Schon längst ist es durch. Jolly’s Versuche bekannt, dass wenn man in ein mit einer Blase verschlossenes Rohr eine Lösung hinein- giesst und das Rohr in ein mit Wasser gefülltes Gefäss stellt, immer 157 eine den aufgelösten Stoffen entsprechende Menge Wasser durch Endos- _ mose eintritt, während die in der Flüssigkeit gelösten festen Bestand- theile durch Exosmose heraustreten. Da diese Menge Wasser immer einer gewissen Quantität fester Stofle entspricht (verschieden bei ver- schiedenen Stoffen, bei verschiedenen Membranen u. s. w., aber unter gleichen Bedingungen immer gleich bleibt), so hat Jolly diese Verhält- nisse als endosmotische Aequivalente bezeichnet. In Rücksicht auf das obige nun müssen, wenn wir die Jolly'schen Aequivalente zu Grunde legen, gegen eine Gewichtseinheit austretenden Zuckers un- r gefähr 7 Gewichtseinheiten Wasser in den Darm hineindringen. Hier- durch ist uns also: 4) die Zunahme des Schlingeninhalts in den ersten Stunden, während welcher die Absorption am lebhaftesten vor sich geht, klar geworden; 2) wenn die Schlinge zu kurz ist, um das der in derselben enthaltenen Zuckermenge entsprechende Wasseräquivalent aufzunehmen, so wird dieselbe sich so viel wie möglich mit Wasser füllen und kann anderseits auch nur eine dem eingedrungenen Wasser ‚entsprechende Menge Zucker austreten lassen. Daher das Ueberfüllt- sein der Schlinge und die geringe Exosmose von Zucker; 3) stellt es sich als ganz erklärlich heraus, dass die Grösse der Schlinge ohne Einfluss auf die Absorption ist. Ist nämlich die Schlinge gross genug, im die Aequivalentmenge des Wassers eintreten zu lassen, so muss immer die dieser entsprechende Zuckermenge heraustreten, mag die Schlinge länger oder kürzer sein. Da die einzutretende Wassermenge wieder umgekehrt durch den Zuckergehalt der injieirten Lösung be- ingt ist, so muss jene bei gleicher Injection auch immer gleich bleiben. Gestutzt hierauf, zögern wir nicht zu behaupten, dass die Ab- sorption von dem Darmkanale aus ein rein endosmotischer Process ist. — Dass die Anerkennung dieses Gesetzes auch für die tische Mediein und Pharmakodmamik von grösster Wichtigkeit ist, cht wohl kaum besonders hervorgehoben zu werden. Zwischen welchen Gebilden dieser wechselseitige Austausch von sigkeit und Zucker stattfindet, wird uns klar, wenn wir uns er- onern, dass die Darmzotten von einem feinen Capillarnetze von Blut- ässen überzogen sind; diese dünnwandigen Capillaren, die in so ge Berührung mit dem Darminhalte kommen, sind es, durch welche Blut hauptsächlich sein Wasser *) austreten lässt, um statt dessen Jurch Endosmose Zucker aufzunehmen. So lange "die Zuckerlösung oncentrirt ist, sind die Bedingungen für den Austausch zwischen ihr nd der Intercellularflussigkeit des Blutes am günstigsten; beim allmäh- jen Gleichwerden der Concentration beider Flüssigkeiten geht die « D das Serum wenigstens nicht ganz als solches austritt, sehen wir aus dem geringen Eiweissgehalt der in der Darmschlinge enthaltenen Flüssigkeit. I # 158 Endosmose zum Theil nur dadurch vor sich, dass das Blut durch andere Organe, wie Haut, Lungen, Nieren, immer wieder Wasser aus- scheidet und dadurch eine bestimmte Concentration beibehält. Be- rechnen wir mit Rücksicht auf das Obige nun, bei welcher Concen- tralion. beim Menschen von einer Zuckerlösung am wenigsten absorbirt wird, so bekommen wir Zahlen, die mit den bei den Kaninchen ge- fundenen recht gut übereinstimmen. Das specifische Gewicht des Blut- serums ist: 1,028. Nach Balling hat eine Zuckerlösung von 7%, Zucker- gehalt. ein specifisches Gewicht von. 1,030, und nach Peligot !) eine Zuckerlösung von 7,5%, ein spec. Gewicht von 4,027. In den obigen Versuchen haben wir die geringste Absorption bei einer Lösung von 6,150%,, also kaum 4%, weniger. Da nun noch die Gurve (Taf. VII, Fig. 4) uns zeigt, dass der von uns gefundene Werth etwas zu gering sein muss, so müssen wir wohl auch hierin eine Stütze für die Be- hauptung sehen, dass die Resorption vom Darmkanale aus ein rein physikalischer Process ist. Was den Zucker betrifft, so wird dieser endlich bei längerem Verweilen,im Coecum allmählich in eine Säure umgewandelt, wodurch der Darminhalt tiefer im Darmkanale sauer reagirend und die Endosmose in das alkalische Blut somit befördert wird; wie bekannt, sind nämlich die endosmotischen Aequivalente der Alkalien bei weitem grösser als die der Säuren. Jolly fand das endos- motische Aequivalent des Kalihydrats im Mittel 2145,75, dagegen das Schwefelsäurehydrat nur 0,350. Ueber die Säurebildung im Darme nach. Auf- nahme von Zucker. Ehe wir den Zucker auf seinem weitern Wege durchs Blut ver- folgen, wollen wir nachträglich noch einige Bemerkungen über die nach 1 Aufnahme von Zucker entstehende Säurebildung hinzufügen. Bei zahl- reichen Sectionen haben wir stets saure Reaction an zwei Stellen 7 des Verdauungskanals, im Ventrikel nämlich und im Coecum beobachtet, und erstreckt sich ‘dieselbe je nach der Grösse der Zuckeraufnahme und der danach verflossenen Zeit mehr oder weniger tief in den Dünn- darm hinab, kann sogar bis zum Coecum gehen. Gewöhnlich hört aber diese saure Reaction schon im Anfange des Jejunum auf, um von da bis zum Coecum einer alkalischen Platz zu geben, dagegen finden wir den Coecalinhalt wieder constant von saurer Reac'ion, die von hier gegen das Rectum hin abnimmt. Was nun zuerst die saure Reaction nach Zuckergenuss im Ventrikel betrifft, so liesse sich auch hier die Behauptung aufstellen, dass dieselbe einfach nur vom Magensaft herrühre, der bei Aufnahme von Zucker in grösserer Menge abgeson- !) Comptes rend. T. XXXII, p. 333 — 337. 159 ‚dert: werde, wie Lehmann!) bei mit Magenfisteln versehenen Hunden beobachtet hat, welche Behauptung von Frerichs?) als gültig ange- nommen: wird. Wenn aber der letztgenannte Forscher angibt, dass sich im mittlern und untern Theile des Dünndarms freie Säure durch Umwandlung der Kohlenhydrate in Milchsäure bilde $), so kann diess nach meinen Beobachtungen nicht bestätigt werden. Ich habe nämlich diese Theile nie anders von saurer Reaction gefunden, als wenn nicht gleichzeitig der ganze oberhalb gelegene Darmkanal sauer reagirte, eine Ausnahme hiervon macht nur zuweilen der, dem Coecum zunächst liegende Theil des Ileum, in welchem man dann und wann schwach saure Reaction findet, während das Jejunum alkalisch ist. Auch bei "Zuckerinjectionen in unterbundene Theile des Jejunum und lleum findet man immer alkalische Reaction. — Anders dagegen ist das Verhältniss ‚beim Coecum, indem wir dort nach Zuckergenuss stets saure Reaction, pri; ob auch der oberhalb gelegene Theil des Darmkanals immerhin alkalisch reagiren mag. In Bezug auf die letztere Hälfte des Darm- 'kanals sagt Frerichs (a. a. O.), dass die Säurebildung im Coecum und Dickdarme in weit höherem Grade auftrete als im Dünndarme. Ich dagegen muss, gestützt auf meine Beobachtungen, glauben, dass die m Colon vorkommende Säure nicht in demselben gebildet wird, son- 1 lediglich vom Coecum herrührt, da einerseits die saure Reaction ı Diekdarme stets schwächer ist als im Coecum, anderseits mir auch le vorgekommen sind, wo bei mit Hafer gefütterten Kaninchen trotz- m, dass viel Zucker sowohl im Coecum als im Colon vorkam, den- noch die Reaction im Colon eine neutrale, im Coecum dagegen eine stark saure war; dass diese saure Reaction nicht von einem vom Coe- sum abgesonderten saurem Secrete herrühren kann, sehen wir daraus, nach 24stündigem Fasten bei Kaninchen die Schleimhaut des Coe- ns neutral reagirt und nach längerem sogar, wie der ganze übrige ' anal, alkalisch. Somit können wir also nur vom Coecum mit 'stimmtheit behaupten, dass dort Kohlenhydrate in eine Säure um- wandelt werden. Dass die hier entstehende Säure Milchsäure ist, die heil in Buttersäure, Baldriansäure u. s. w. metamorphosirt wird, r sind die Mehrzahl der Forscher einig; ich selbst habe über diesen Gegenstand bis jetzt noch keine Untersuchungen angestellt. IL Verhalten des Zuckers im Blute. Der nach einer geistreichen Liebig’schen Theorie über die Nahrungs- fe zu den Respirationsmitteln gehörende Zucker (der auch ausser- #) Phys. Chemie. Th. 2, p. #9. #) Art, Verdauung, Wagners Handw. Bd. 3, p. 866. »)A. e.a. 0. 160 halb des Organismus in Berührung mit Alkalien so begierig' Sauerstoff aufnimmt, dass seine Erkennung [Trommer’sche Probe] darauf basirt ist) trifft nach seiner Aufnahme vom Darmkanale aus im Blute meh- rere Alkaliverbindungen (Phosphate, Natronalbuminat), die einen Theil ihrer Basis abzugeben sehr geneigt sind. Um sich mit diesen ver- binden zu können, oxydirt sich der Zueker,.und die somit entstandene Säure verbindet sich mit dem Alkali zu einem neutralen Salze, wel- ches wieder, wie auch andere organische neutrale Salze, zu Kohlen- säure und Wasser im Blute während der Circulation weiter verbrannt und in seinen Endproducten endlich durch die Exceretionsorgane aus- geschieden wird. Die hierbei frei werdende Wärme ist nothwendig, um den Organismus auf einer für sein Fortbestehen nothwendigen Tem- peratur zu erhalten, Dass jedoch diese Wärmeentwickelung wenig- stens nicht der von der Natur festgestellte Hauptzweck des aufgenom- menen und im Körper gebildeten Zuekers ist, leuchtet schon daraus hervor, dass bei Diabetikern, bei denen oft so ungeheure Massen Zucker unzersetzt verloren gehen, die Temperatur doch normal bleibt. Verlockt durch diese, auf chemische Facta basirte und, wie es schien, untrügliche Hypothese, beeilte sich auch schon Mialhe t) zu behaupten, dass die Zuckerharnruhr einfach von einem mangelnden Alkaligehalt des Blutes herrühre. Lehmann”) aber fand in der Asche des Blutes von Diabetikern ebenso wenig eine Verminderung von Alka- lien, wie im Serum desselben eine Verminderung des Natronalbuminats: welches Resultat auch später von Bouchardat ?) bestätigt ward. Um die ” Einwirkung der Alkalien auf Zucker im Blute genauer kennen zu ler- nen, injieirten Lehmann und Uhle*) 4 Aequ. Traubenzucker mit 4,2 oder 3 Aequ. kohlensaurem Natron in 42 oder 95 Th. Wasser gelöst ins Blut von Kaninchen. Der Harn blieb ungefähr bis 10 Minuten nach der Injection alkalisch, zeigte jedoch später ungefähr 5 Stunden lang eine saure Reaction, die dann allmählich wieder abnahm. Es enthielt derselbe aber stets Zucker bis in die 8. Stunde, ja zuweilen noch bis | in die 18.; also weit länger als nach Injection einfacher Zuckerlösung; nach einfachen Zuckerinjectionen (mit demselben Gehalt an Zucker) fand nähmlich Uhle die Zuckerausscheidung gewöhnlich sehon um die 4. Stunde aufhkörend, und nie dauerte dieselbe länger als bis um die 8 mit welchen Beobachtungen auch die meinigen vollkommen überein-” stimmen. Weiter wurden einigen Kaninchen mittelst Schlundsonde ‘) Mialhe, Compt. rend. 1844 (scance du 45 Apr.) u. 1845 (seance du 31 Mars), | ?) Lehmann, Phys. Chemie. 2. Aufl. Bd. III, pag. 205. ®) Compt. rend. 4351, S. 33, pag. 543 und M&moire de l’academie 4852. *) Experimenta de saccharo in urinam aliquamdiu transeunte. Dissert. inaug, Lips. 1852, 161 &—5 Mal täglich 3üj—jv pro dosi von einer Lösung von Acid. tartar. 5ij in Agq. dest. 5viij injieirt, wonach zu erwarten stand, dass das Alkali ‚des Blutes von der absorbirten Säure fortwährend gesättigt und in Folge dessen’ der in der Leber gebildete Zucker durch die Nieren unverändert ausgeschieden werden müsse. Schon nach zwei Injectionen zeigte der Harn saure Reaction, die nicht mehr verschwand, und ungeachtet ein Kaninchen 45 Tage hindurch täglich injieirt wurde, konnte doch kein Zucker im Harne nachgewiesen werden. — Erinnern wir uns, dass man durch Piquiren gewisser Stellen des Gehirns (siehe p. 470) künst- liche Diabetes hervorrufen kann, wobei doch schwerlich eine Vermin- derung der Alkalien im Blute entsteht; so möchte man beinahe zwei- ‚ feln, dass die Alkalien an der Oxydation des Zuckers einen so kräf- _ tigen Antheil nehmen, wie man allgemein bis jetzt angenommen hat. Ferner wissen wir durch Lehmann, dass der Zucker in der Leber wahr- ‚scheinlich aus dem Fibrin, welches in dem dasselbe Organ durchkreisen- den Blute enthalten ist, gebildet wird, und da es gleichfalls undenkbar ist, dass nach der Piquüre das Blut durch die Pfortader schneller fliessen solle als vorher, und also der Leber nicht mehr Material zugeführt ‚wird, so kann auch keine Hypersecretion hier eintreten, welche Ver- muthung von Bernard aufgestellt wurde, Auf der andern Seite wissen wi ‚durch Schmidt *), dass das normale Blut ein Ferment, bis jetzt 1 nicht näber bekannt, enthält, durch welches Zucker zersetzt werden kann; unmöglich wäre nun die Hypothese nicht, der auch - Lehmann jetzt huldigt, dass durch die Störung der Nerventhätigkeit in ge der Piquüre, die Bildung oder Seeretion dieses Ferments für kurze sit aufgehoben würde, und dass desshalb der Zucker unzersetzt in len Harn überginge. - Um die Veränderung des Zuckers im Blute zu studiren, habe ich zende Experimente angestellt: Injecstionen von Zucker ins Blut. Nach Befestigung der Thiere auf der Operationsbank wurde die n in folgender Art unternommen: Die von Haaren entblösste ut des Halses wurde in einer Falte aufgehoben und mittelst eines pells in der Richtung vom Angulus max. ‚inf. gegen das El gularis blossgelegt und vom Bindegewebe lospräparirt, so dass ein enstreif zwischen die Vene und die darunter liegenden Muskeln ‚oben werden konnte, gleich unterhalb der Bifurcation der Vene ® eine Ligatur angelegt und zugezogen, und unterhalb dieser eine ” ® einsiweilen locker um die auf dem Kartenblatt liegende Vene; ah + ’) ©. Schmidt's Charakteristik der Cholera. 4850, pag. 68 162 alsdann wurde, nachdem zwischen beiden Ligaturen mittelst ‘einer Cooner’schen Scheere ein Einschnitt gemacht war, die Canüle der In- jectionsspritze in die Vene ‚eingeführt und durch die zweite Ligatur hindurchgeschoben, welche letztere so um die Canüle zusammengezogen _ wurde, dass kein Rückfluss aus der Vene statiinden konnte. Nach gemachter Injection wurde die Canüle durch die etwas aufgelockerte Ligatur herausgezogen, und nachdem letztere wieder fest um die Vene zusammengezogen, wurde die Hautwunde mittelst einiger Suturen ver- einigt. Die angewandte Spritze fasste 7,25 grm. Flüssigkeit, die wäh- rend. 40—45 Minuten ‘langsam eingespritzt wurde; die Thiere schie- nen von der Operation sehr wenig afficirt zu werden. Die Wunden heilten gewöhnlich per primam intentionem, nur selten trat Eite- rung ein, Nr. 63. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der injicirten Zucker lösung: 7,25 CC. ?). — Zeit der beendigten Injection: 40% Ast. # Harn 4# 30': schwach alkalisch, trüb, viel Zucker. Das Thier hatte etwas Kohl gefressen; 5# 45’: sauer, klar, kein Zucker; 5® 30’ Morgens: trüb alka- lisch, kein Zucker. Während der Nacht hatte das Kaninchen Kohl gefressen. Nr. 64. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Nachdem die Blase vorher NE war, wurde die Injection gemacht. — Zeit der beendigten Injection: 40” 30°, Harn 2b 30': klar, sauer, viel Zucker; dieser aufbewahrte Harn war am folgenden Tage alkalisch, enthielt aber Zucker; k» 30’: klar, sauer, viel’ Zucker, folgender Morgen alkalisch, trüb und sehr wenig Zucker, Das Thier hatte Kohl gefressen. 5® 30': trüb, alkalisch, kein Zucker. N Nr, 65. Einem Kaninchen 3. Gr. wurde um 40 Uhr Zuckerlösung injieirt. Während der Injection zuckte aber das Thier plötzlich zusammen, so dass die | Canüle aus der Vene herausglitt und nicht mehr (wegen starker Blutung und collabirten Gefässes) eingebracht werden konnte. Nur ungefähr 0,5 grm. Lösung, enthaltend 0,4 grm. Zucker, war injicirt worden. Der um 4B 30’ Fr Harn war trüb, alkalisch und gab sehr unsichere Reaction. AN, 66. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Zeit der beendigten Injection: 40% 30'. Harn 2": trüb, sauer, sehr viel Zucker; 3® 45’: trüb, schwach sauer, kaum eine Spur von Zucker; 4® 30: trüb, alkalisch, kein Zueker, ; - Nr. 67. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Zeit der beendigten In- jeetion: A4B. 5 Harn in 30’: trüb, alkalisch,, kein Zucker; 2": nicht ganz klar, schwach sauer, sehr viel Zucker; 4°: trüb, schwach alkalisch, kein Zucker. ?) Wo es nicht ausdrücklich bemerkt, ist das Volum der Injection immer das hier angegebene, 163 "Nr. 68. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Zeit der beendigten In- jeetion: dab. Harn 445 25’: nicht ganz klar, schwach sauer, sehr viel Zucker; 4" 30’: klar, sauer, viel Zucker; 2" 30': nicht ganz klar, schwach alkalisch (fast neu- Aral), Spuren von Zucker; 3# 30’: trüb, neutral, kein Zucker; 55 30°: trüb, neutral. 5 hi Nr. 69. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Zeit der beendigten: Injection: 40m Ast. Harn 44®: nicht ganz klar, schwach alkalisch, sehr viel Zucker; A4® 30’: trüb, neutral, viel Zucker; 2": sauer, klar, viel Zucker; 3b: sauer, klar, viel Zucker; 35 30’: klar, sauer, wenig Zucker; 4" 45’: klar, stark sauer, wenig Zucker; er klar, sauer, Spuren von Zucker; 6: klar, schwach sauer, kein Zucker; : klar, neutral. ; Nr. “ Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Zeit der beendigten In- Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Zeit der beendigten In- - Harn a0" 25’: trüb, sauer, schwache Zuckerreaction; 42®: klar, sauer, eker; Ab 30’: trüb, sauer, Zucker; 3®: trüb, neutral, Zucker; 4®: trüb, ‚ kein Zucker. Nr. 72. Grösse des Kaninchens: BE: 3. — Zeit der beendigten Injection: 30". Harn 44® 45’: nicht ganz klar, sauer, viel Zucker; 2% 45’: klar, sauer, vas weniger Zucker; 4b: klar, sauer, kein Zucker; 5": klar, schwach sauer neutral). Nr. 73. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum der injieirten Zucker- CC. — Gehalt derselben an Zucker: 4,2-grm,. — Zeit der beendig- tion: 406 A5V. Ban ah 45’: sehr trübe, alkalisch, kein Zucker; 42" 30’: sehr trüb und ‚ Spuren von Zucker; A® 45’: klar, sauer, mehr Zucker; 3" ‚ kein Zucker; 6®: trüb, neutral. ng: 4 CC. — Gehalt derselben an 1 Zucker: 0,8 grm. — Zeit der beendig- ten Injection: 40 307. _ Harn un: etwas trüb, neutral, Spuren von Zucker; 44® 30’: klar, neutral, z Zucker; 2": klar, neutral, Zucker; 3" 30’: klar, neutral, kein Zucker. En . 75. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Zeit der beendigten Injection: Bas, - Harn 42": klar, schwach alkalisch, viel Zucker. Das Thier bekam Durch- | und liess erst um 5" 45’ wieder etwas Harn durch Auspressen gewinnen, rn, Spur von Zucker. Bis 6" 30’ konnte kein Harn erhalten werden. Grösse des Kaninchens: Nr, 3. — Zeit der beendigten Injection: 164 Harn 42#: irüb, stark alkalisch, Zucker; 4® 40': nicht ganz klar, blass, neutral, kein Zucker; 5P 30’: trüb, blass, schwach alkalisch. Nr. 77. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Zeit der beendigten Injection: 106 ASt. Harn 12®: trüb, alkalisch, Zucker; 3" 30’: klar, nicht stark sauer, Zucker; 6" 30’: nicht ganz klar, schwach sauer, unsichere Zuckerreaction. Nr. 78. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Zeit der beendigten In- jection: A4#. Harn 42%; trüb, stark alkalisch, Zucker; 5® 30’: klar alkalisch, Zucker; 5h: klar, sauer, kein Zucker; 6%: klar, schwach sauer. Nr. 79. Grösse des Kaninchens: Nr. 2, — Volum der injieirten Zucker- lösung: 7,25 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 0,868 grm. — Zeit der beendigten Injection: AAN, Harn: war schon vor dem Versuche sauer, weil das Thier nüchtera war, ebenso bei Nr. 84, es wurde also nur Rücksicht auf Zucker genommen. ah 40'; schwache Reaction; 44® 20’: ziemlich viel Zucker; 2" 30: weniger Zucker; #®: unsicher; 5®: kein Zucker. Nr. 80. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Volum und Gehalt der in- jieirten' Zuckerlösung: wie bei Nr. 79. — Zeit der beendigten Injection: IE Harn 12" 45': Zucker; 4b 30°: Zucker; 2" 45’: Zueker; %®: unsicher; 4h 30°: unsicher; 5®: kein Zucker. Nr. 81. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der injieirten Zucker- lösung: 7,25 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 14,25 grm. Diesmal wurde Milchzucker angewandt. — Zeit der beendigten Injection: 40% 40". Harn 44® 30’: klar, sauer, viel Zucker; 42" 35': ebenso; 2®: ebenso; 2h 30': unsichere Zuckerreaction; 3® 15’: klar, sauer, unsichere Reaction; 4® klar, sauer, kein Zucker. Nr. 82. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum der injicirten Milch- zuckerlösung und Gehalt derselben an Zucker: wie bei Nr, 81. — Zeit der beendigten Operation: A4® 30". Harn 42": schwach sauer, klar, viel Zucker; 2" 30’: sauer, klar, weniger Zucker; k# 50’: sauer, klar, unsichere Zuckerreaction, 6®: sauer, klar, kein Zucker. Nr. 83. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Yolum der injieirten Zucker- lösung: 7,25 CC. — Gehalt derselben an Zucker: 1,25 grm. Zu diesem und folgendem Versuche wurde Rohrzucker angewandt. — Zeit der beendigten Injection: 40h 50”. : Harn 42#: klar, schwach alkalisch, Zucker; 42® 40’: klar, schwach alka- isch, Zucker; 3% 25’: klar, neutral, Zucker; 4® 30’: klar, schwach sauer, unsicher; 5% #0: sehr unsicher; 6® 30’: kein Zucker. — Der Zucker wurde als Rohrzucker ausgeschieden. Nr. 84. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Volum und Gehalt der Rohr- zuckerlösung: wie bei Nr. 83. — Zeit der beendigten Injection: ab 50". Harn 42: klar, schwach alkalisch, Zucker; 3® 45’: klar, neutral, Zucker; 4" 30’: klar, schwach sauer, unsicher; 5" 40’: kein Zucker. — Der Zucker wurde als Rohrzucker ausgeschieden. 165 « Tabelle IV. Zuckerinjeetionen in das Blut. =&| #38 Zeit nach der Operation, Es E Anmerkungen. Be S [oh | ah |zh an |o% ulm gh F +2 = 1,45 ‚5 30 1 + +] ” 0 0 0 “ an a ur +|? = ” 30 |45 0 -|- + _ nn —_— ” 30 0 0 - _ + h + +|- 68| A „ 1% 30 |30| 30 Bi _ —lo|o x“ ++ +1+/ ++] 2|-|- } 5 10| 0 | 30 |50|25|25!40| 40 |40 +0] -1-1-|-|-|-|0 + \ Pr 30 Pr f {) ae +1l+ a Trauben- ” 5503 5 135 ‚4 0 zucker. e + - |- 0 - + +11. ” „145 #5.|30| 30 aM + + Y 2 45 30 En | ; ” “ 0 a + —|— 6 „| „150 1010 kl + 0|-+ 2 FE % ? } „1 "5 1 + - Kar ". + Ei u 3 „ 0 30 0!0 4 I EEE | +] + _ - 7 42 130|45| 0 0 a5 j a] N a Mr - 0 ! +l+ +l- 08 130) 0 30| 0 E7 olo olo Th. Zucker in 5 Theilen injicirter Flüssigkeit. Stunden 45 Minuten. Die oberhalb der Minufenzahl stehenden Zeichen iehen sich auf den Zucker: + bedeutet Zucker; ? = unsichere ction und — — kein Zucker. Die unterhalb derselben befindlichen uf die Reaction des Harns: + bedeutet alkalisch; 0 — neutral, und — == sauer. “ ‘166 Er Ego 23 23 Concentra-| "5 Ess ‚ Zeit nach der Operation. „else un <= | 385 Anmerkungen. =e g . EE Es oh un|en 5» su |snjor Im gh 65 30 + 79 30 zus Trauben- zucker. ae 80 010 Dur 8 4012540 a :l— Milchzucker. 82 {) 20 | 30 2 N 83 35|40150]|40 | NT Rohrzucker. +1?1— 84 25 |40|50 {1} — Auf Tabelle IV sind die hierher gehörigen Versuche zusammen- gestellt. ‘Werfen wir einen vergleichenden Blick auf diese Versuchs- reihe, so finden wir zuerst, dass die Zuckerausscheidung nach einer Injection unter 4,5 grm. Zucker nur 5—6 Stunden dauert, welches Verhältniss sich bei den verschiedenen Zuckerarten fast gleich bleibt. Bei verschiedenen Individuen ist unter scheinbar gleichen Verhält- nissen die Ausscheidung des Zuckers eine sehr verschiedene. Während bei einigen schon 40’ nach gemachter Injection eine reichliche Menge "Zucker sich im Harne zeigte, konnte bei anderen noch nach 30° kein Zucker nachgewiesen werden, jedoch wurde derselbe nach 45° bei keinem einzigen vermisst. Geben wir auf die Reaction des Harnes acht, so finden wir auch hier die Beobachtung bestätigt, dass der im Anfange alkalisch reagirende Harn bald neutral und zuletzt sauer wird. Diese saure Reaction tritt ungefähr in der zweiten Stunde nach gemachter In- jection auf und dauert noch eine Zeit, nachdem der Zucker bereits verschwunden ist. Am deutlichsten sehen wir diesen Uebergang bei Nr. 69, wo es gelang, acht Stunden hindurch in kleinen Intervallen Harn zu bekommen. Es geht also auch aus diesen Beobachtungen deut- lich hervor, dass sich im Blute aus dem Zucker eine Säure bildet. Da die Quantität des nach Injectionen gewonnenen sauren, zucker- I freien Harns zu gering war, um zu einer chemischen Untersuchung der Säure zu genügen, wurden einige Versuche gemacht, ob nicht die- a i "167 selbe Zuckergährung künstlich ausserhalb des Körpers. hervorgerufen werden könnte. Zu diesem Zwecke wurden -einige Portionen normalen alkalischen Kaninchenharps mit Traubenzucker versetzt und in die Brüte- "maschine gestellt; nach zwei Tagen war bei allen die Reaction sauer und der Zucker verschwunden. Dasselbe geschah auch mit Kuhharn. Bei gleich grossen Quantitäten Harn wurde kein Zeitunterschied in der Säurebildung und in dem Verschwinden des Harns beobachtet, mochte die gleiche Menge Rohr-, Milch- oder Traubenzucker zugesetzt ge- wesen sein. — Nachdem sich dieses herausgestellt hatte, wurde eine zer Portion frischen klaren Kuhharns mit 30 grm. Traubenzucker ‚ bei gelinder Wärme digerirt und daneben als Parallelversuch : gleich grosse Quantität desselben Harns ‚ohne Zucker gestellt. an des Harn mit Zucker versetzt. Harn ohne Zucker. Am 2. Tage. | Die gelbliche Farbe, zum Theil auch von dem gelblichen Zucker |so viel wie die mit Zucker ver- herrührend, ist allmählich ins|setzte Portion; ebenfalls trüber Weissliche übergegangen; zu-|geworden. gleich mässige Trübung. Geruch nicht verändert; ge- ringe und langsame Gasentwicke- lung. Mit Aetzkali versetzt, zeigt die Flüssigkeit beim Annähern eines mit Salzsäure befeuchte- ten Glasstabes einen schwachen Nebel. Auch etwas blasser, aber nicht Geruch ein wenig verändert, keine Gasentwickeiung. — Auf der Oberfläche hat sich eine Schicht von Krystallen gebildet. Unter dem Mikroskope zeigen sich diese als aus Ammoniak- talkerdephosphat (Mg, H, N y) bestehend. — Bei Zusatz von HCl keine Gasentwickelung un- ter dem Deckplättchen. Mit phosphorsaurem Natron| Mit,NaO + PO, und MgO. SO; und schwefelsaurem Magnesia |versetzt, entsteht ein ziemlich versetzt, entsteht eine leichte |starker Niederschlag. Trübung. — Zucker noch deut- lich nachweisbar. Kein besonderer Geruch. .Mit| Ammoniakalischer Geruch. Re- Kali versetzt, entwickelt sichlaction alkalisch. etwas Ammoniak, aber keine C0, (Kalkwasser wird durch das entwickelte Gas nicht getrübt). Zucker nicht mehr nachweis- bar. Reaction: sauer. 20 grm. Zucker werden wieder zugesetzt. Um die freie: Säure zu sälti- en, wurde etwas zerfaällener etzkalk (CaO. HO + CaO. CO,) zugesetzt. Der Zucker verschwunden, die Säure gesättigt, 4 Jetzt wurden beide Portionen in folgender Weise behandelt. Der Harn wurde zur Extractconsistenz eingedampft und darnach mit Alkohol extrahirt, der alkoholische Auszug mit Schwefelsäure gefällt, und nach dem Abfiltriren der schwefelsauren Salze das Filtrat wit Bleiweiss ver- setzt und bis zur Trockene eingedampft; die eingetrocknete und pulve- risirte Masse wieder mit Alkohol ausgezogen, das so erhaltene Extract eingeengt und danach mit Wasser ausgezogen. Zwischen diesen beiden, aus den verschiedenen Haroportionen ge- wonnenen Alkoholextraeten seite sich nun schon ein Unterschied der | Art, dass ich aus dem mit Zucker versetzten Harne nicht nur viel | mehr Alkoholextraet erhielt, sondern dass dasselbe auch im Wasser zum grossen Theile löslich war, während von dem entsprechenden Extracte der andern Portion nur ein kleiner Theil nach längerem Kochen im Wasser sich auflöste. In diesem in Alkohol und Wasser löslichen Bleisalze musste also die durch Zersetzung des Zuckers entstandene Säure gesucht werden. — Wir werden uns in dem Folgenden nament- lich- mit dem mit Zucker versetzten Harne beschäftigen und nur vergleichungsweise die aus der andern Portion erhaltenen Resultate anführen. a) Der in Alkoho! lösliche, in Wasser unlösliche Theil des alkoho- lischen Auszugs wurde mit Wasser angerührt und mit Schwefelwasser- | stoff zersetzt; die vom Schwefelblei abfiltrirte saure Flüssigkeit über dem Wasserbade eingeengt und zum Krystallisiren hingestellt. Während des Eindampfens entwickelte die Flüssigkeit Lackmuspapier röthende Dämpfe von stechendem Geruche. Es krystallisirte eine Säure in farb- losen Schuppen und Nadeln aus, die sich unter dem Mikroskope als Benzoösäure erwies und durch weitere Untersuchung als solche be-. stätigte; dieselbe löste sich im kochenden Wasser sehr leicht, krystal- lisirte aber beim Erkalten wieder aus, der Art, dass sie das Lösungs- mittel einschloss, so dass das Gefäss umgekehrt werden konnte, ohne” “dass auch nur ein Tropfen Wasser herausfloss; in einem kleinen Glas- rohre erhitzt, schmolz sie zuerst zu öligen gelblichen Tropfen, rend ein Theil in weissen Nadeln ahkiiniirte: der Geruch war stechend, etwas urinös. Die Säure war also sicher Benzo&ösäure. b) Aus dem in Wasser gelösten Theile des alkoholischen Extracts” hatten sich einige farblose Krystalle ausgeschieden, die unter dem Mikroskope betrachtet, Aehnlichkeit mit Tripelphosphatkrystallen zeig- ten, jedoch bei Zusatz eines Tropfens Schwefelwasserstoffwasser unter dem Deckplättchen sofort zerstört wurden, indem ein amorpher schwar- zer Niederschlag entstand; auf gleiche Weise mit einem Tropfen ver: dünnter Schwefelsäure behandelt, entstand ebenfalls ein undurchsichliz j ger, bei auffallendem Lichte weisser Niederschlag und erwies: somit die mikrochemische Analyse die Krystalle als ein Bleisalz. 169 Die Flüssigkeit wurde jetzt mit Schwefelwasserstofl zersetzt, das Schwefelblei abfiltrirt und das Filtrat über dem Wasserbade einge- dampft, wobei auch eine flüchtige Säure theilweise entwich, während sine gelbe, syrupartige, stark sauer reagirende Flüssigkeit zurückblieb, die auch nach längerem Stehen keine Spur von Krystallisation be- merken liess. Aether mit diesem Rückstande geschüttelt, nahm daraus eine stark effllorescirende, in. Nadeln krystallisirende Säure auf, die in kochendem Wasser sich sehr leicht auflöste, beim Erkalten jedoch wieder auskrystallisirte. Diese Krystalle zeigten sich unter dem Mikro- ope etwas regelmässiger und nicht so rissig wie gewöhnlich die jenzoösäure, verhielten sich aber beim Erhitzen letzterwähnter Säure Ihnlich, indem sie anfangs schmolzen und später in Nadeln sublimirten. ei miteinander nahe übereinstimmende Bestimmungen der Sättigungs- eität dieser Säure gaben als Mittel die Zahl 7,123, und da auch Sättigungscapacität der Benzoösäure (7,080) hiermit übereinstimmt, inte darüber, dass es ebenfalls Benzoösäure sei, kein Zweifel mehr j . — Ausser Benzoösäure nahm aber Aether auch in kleiner enge eine andere, anfangs ölige, später undeutlich krystallisirende e auf, die jedoch in zu geringer Quantität vorhanden war, um er geprüft werden zu können. Wahrscheinlich war dieselbe eine Isäure, Aus der mit Aether gereinigten Säure wurden folgende Salze dar- ellt : Barytsalz. Ein Theil der Säure wurde mit kohlensaurem Baryt iocht, bis die Flüssigkeit neutral reagirte, der unzersetzte kohlen- Baryt abfiltrirt und das Filtrat eingeengt; es blieb eine dick- ge, braungelbe Masse zurück, die auch nach dreiwöchentlichem keine Spur von Krystallisation zeigte. Das Barytsalz war auch hol leicht löslich; Aether, zu der alkoholischen Lösung ge- t, brachte eine weissliche Trübung hervor, doch wurde die eit bald wieder klar, indem ein Theil des Barytsalzes sich als "bräunlich gelbe Masse ausschied. Kalksalz. Ein anderer Theil der Säure wurde mit kohlensaurem & gekocht, die, dadurch erhaltene neutrale Flüssigkeit abfiltrirt und dampft. Auch hier blieb eine dem Barytsalze ganz ähnliche Masse ick, die ebenfalls auch nach längerem Stehen nicht krystallisirte; # aber diese Masse mit ein, wenig ätherhaltigem Alkohol über- ‚ so entstand. binnen. kurzer Zeit eine grosse Menge von Kry- Die krystallinische Masse wurde auf dem Filter gesammelt, herhaltigem Alkohol von der Mutterlauge befreit und danach in " gelöst. Beim Abdampfen krystallisirte das Kalksalz wieder A Es war jetzt ganz weiss und bestand, unter dem Mikroskope betraclitet, theils aus Büscheln von feinen Nadeln, die viel Aehnlichkeit ae 170 mit milchsaurem Kalk zeigten, theils aus etwas grösseren Prismen, gleichfalls zu Büscheln vereinigt. Im Luftbade getrocknet, schmolzen: diese Krystalle schon bei + 400° .C. zu einer gelblichen glasartigen Masse, welche Masse jedoch erst bei + 120° vollständig ihr Krystall- „wasser verlor; dieselbe war jetzt.rissig, spröde und leicht pulverisirbar. 0,189 grm. von diesem bei 420° C. getrocknetem Kalksalz gaben 0,1045 grm. schwefelsauren Kalk, also Sättigungscapacität —= 8,474. 0,105 grm. von demselben Salze gaben 0,059 ,„ schwefelsauren Kalk, also Sättigungscapacität = 8,126. Zinksalz. Eine Lösung des Kalksalzes wurde mit schwefelsaurem Zinkoxyd gekocht und bis zur Trockene eingedampft, und darauf die, trockene Masse mit Alkohol ausgezogen. Das aus dem Alkohol aus- krystallisirte Zinksalz wurde in zweierlei Art gereinigt. Eine Portion ward mit absolutem Alkohol gekocht und aus der Lösung wieder auskrystallisirt; auf diese Art wurde ein in feinen Nadeln krystalli- sirtes Salz erhalten. Die andere Portion wurde in Wasser gelöst und das beigemischte schwefelsaure Zinkoxyd mit Chlorbarium zersetzt, der‘ 2 niedergefallene schwefelsaure Baryt abfiltrirt und die Flüssigkeit ein- gedampft. Hieraus krystallisirte das Zinksalz in grösseren wasser- hellen Prismen. }' Magnesiasalz. In ähnlicher Art, wie das Zinksalz, aus dem Kalksalze dargestellt, krystallisirt ebenfalls in Prismen. Kupfersalz. Aus dem Kalksalze, wie die vorhergehenden, dar- gestellt, krystallisirt aus absolutem Alkohol in hellblauen wawellit- 7 a förmigen Drusen. Mangel an Material hinderte diesmal die weitere Unterkueai dieser Säure, deren genauere Bestimmung ich mir für die nächste Zu- kunft vorbehalte. Aus der Unlöslichkeit derselben in Aether, aus der Löslichkeit des Zinksalzes in ahsolutem Alkohol, wie auch 'aus der Sättigungscapacität des Kalksalzes geht doch schon hervor, dass es. keine Milchsäure ist, obgleich wahrscheinlich eine mit letzterwähnter Säure nahe verwandte. a Endlich blieb noch zu erforschen übrig, wie viel Zucker das Blu aufnehmen. kann, ehe es' denselben durch die Nieren‘ ausscheidet. diesem Zwecke wurden einige Versuche durch die Piquüre gemacht. Bernard, ‚ nachdem derselbe gefunden hatte, dass sich im aueh Leber Zucker bilde, dachte sich diesen Vorgang durch die Nervi vagh N E N 171 vermittelt und kam in Folge dessen auf den sinnreichen Gedanken, ztı - versuchen, ob sich nicht nach Reizung der Wurzeln der genannten - Nerven eine vermehrte Zuckerbildung nachweisen liesse. Er piquirte mit einer Nadel die Medulla oblongata in der Gegend, wo die Vagus- wurzeln entspringen, und der Erfolg war ein erwünschter, indem sich in der That Zucker im Harne nachweisen liess. — Diese interessante Ope- ration wurde bald überall nachgemacht, da aber anfangs mehrere Ver- suche misslangen, fing man schon an, die Richtigkeit der Sache zu bezweifeln. Doch bald gelangten auch andere Forscher zu den Re- sultaten, welche Bernard erlangt hatte und Lehmann und Uhle, Wagner und Schrader, Stannius u. a. m. bestätigten die Entdeckung desselben voll- kommen, nur wurde sowohl von Uhle*) als von Schrader ?) gezeigt, dass der zu treffende Punkt nicht so eng begrenzt sei, wie Bernard ‚behauptet hatte ®), sondern eine Fläche von ungefähr 4 Dmm. einnehme; zugleich wies auch Schrader nach, dass diese Fläche ausserhalb des Gebietes der N. vagi liege, womit auch die von Bernard selbst ge- ma hte Erfahrung, dass Reizung des am Halse bloss gelegten N. vagus keinen Diabetes hervorrufe, übereinstimmt. Dass überhaupt die Punkte im Gehirne, von denen aus man künst- ich Diabetes hervorrufen kann, nicht nur nicht auf den Boden des erten Hirnventrikels beschränkt sind, wie man bis jetzt allgemein angenommen hat, sondern dass auch die N. vagi keinen Einfluss auf die Bildung oder, vielleicht richtiger, Zerstörung des Zuckers im Blute jaben können, geht deutlich aus der von uns beobachteten Thatsache vor, dass Diabetes beinahe in noch höherem Grade durch Rei- ing der im hintern Theile des Pons Varolii gelegenen Nervenfasern @rvorgerufen werden kann, wie es sich durch die folgenden Versuehe eigen wird. Die bei dieser Operation benutzten Instrumente waren die von ernard angegebenen: ein kleiner gerader Treiquart von 2 nm. im Dureh- sser und eine mit Griff versehene, gerade, einer Staarnadel. ähnliche \adel; die 4 mm. von der Spitze auf beiden Seiten mit kleinen, /, mm. breiten, scharfen Flügeln versehen war. Die Operation wurde ' der Art gemacht, dass das Kaninchen mit dem Bauche gegen das it gekehrt auf der Operationsbank befestigt und ein kleines, ün- ihr ein Zoll hohes Brettchen unter den Unterkiefer gelegt wurde; ‚der linken Hand wurde nun der Kopf des Thieres niedergedrückt, JA. a. 0. pag. 26. Schrader, Nachr. d. K. Gesellsch. d. Wissensch, zu Götlingen. 4852, Nr. #, TE pag. 19—61. *) Compt. rend. 4850, T. 34, pag. 674. Zelischr. f. wissensch. Zoologie, V, Bd, ‚2 ur 172 während mit der rechten ein Schnitt durch die Haut längs der Grista oceipitalis geführt und dadurch der Schädel blossgelegt wurde. Auf dieser Crista finden wir von vorn nach hinten gehend drei kleine Höcker, den ersten, wo die Sutura sagittalis und lambdoidea zusammentreffen, den zweiten mittleren, wo der M. oceipitalis sich befestigt, ungefähr k mm. weiter nach hinten, der dritte endlich da, wo die Pars squamosa, Oss. oceipitis in die Pars condyloidea übergeht. Statt nun gleich hinter dem zweiten Höcker den Schädel mit dem Troiquart zu perforiren, wie es bis jetzt allgemein geschehen war, perforirten wir denselben zwischen dem ersten und zweiten, “ führten dann die Nadel (die Flügel nach beiden Seiten gerichtet) durch das gemachte Loch ungefähr unter einem Winkel von 45° ein, so weit, dass die Spitze gegen die Basis eranii stiess, wonach dieselbe schnell wieder in derselben Richtung zurückgezogen wurde. Durch die bei dieser Operationsmethode nothwendig stattfindende Verletzung des Sinus long. superior entsteht gewöhnlich ein ziem- lich starker Bluterguss innerhalb der Schädelhöble, doch wird weder dadurch, noch durch die Durchschneidung der Haut der Uebergang des Zuckers in den Harn im geringsten beeinträchtigt, welche Befürehtung von Uhle aufgestellt war. Stets findet man nach 44, — 2 Stunden nach A gelungener Piquüre Zucker im Harne, ob auch. die Thiere in Folge des % Blutergusses ins Gehirn halb betäubt. daliegen. f + Nr. 85. Grösse des Kaninchens:; Nr. 2., — Zeit der beendigten Opera- tion: Ah, ; H Harn 2h 30': viel Zucker; %P®: noch eine grosse Menge Zucker; 5": schwache Zuckerreaction. . Zeit der Tödtung des'Thieres: 5P 40’ (4 St. 10’ nach der Operation). 3 Section: Nachdem der Kopf abgeschnitten war, wurde der Schädel mit- H telst einer Knochenzange vom Foramen magnum aus geöffnet, das Gehirn herausgenommen und in Spiritus gelegt. — Erst nachdem es etwas erhärtet " worden war, wurde es näher untersucht. — Der Stich war immer durch ein wenig coagulirtes Blut sehr deutlich als ein rother Streif in der weissen Hirn- masse bezeichnet zu sehen. Die Nadel war zwischen dem vordern und hintern £ ni . r % Paar der Corp. quadrigemina, zwischen den Crura cerebelli ad corp. quadr. durch den Aquaeductus Sylvii in den hintern Theil des Pons Varolii eingedrungen. — Blutcoagulum zwischen Dura mater und Arach- noidea, ebenso in den Ventrikeln. { Nr. 86, Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Zeit der beendigten Operation: 415, — Gleich nach der Operation Krämpfe; später erholte sich das Thier jedoch a wieder, obgleich es nicht gut gehen konnte. : 2 Harn 42%: kein Zucker, 12" 30’: viel Zucker. Zeit der Tödtung des Thieres: I" (2 St. n. d. Oper.). 173 Blut: 10,180 grm. Blut 0,032 ,„ CO, 0,065 .„ Zucker 0,639 %. Section: wie bei Nr. 86. — Der Harn aus der Blase enthielt so viel Zucker, _ dass bei Anwendung der Trommer'schen Probe gleich ein starker Niederschlag von Cu, O entstand. Nr. ag Grösse des Kaniachens: Nr. 4. — Zeit der beendigten Opera- tion: 446 Harn 42% 30: wenig Zucker. Zeit der Tödtung des Thieres: 42h 40° (4 St. 40! n..d. ar Blut: 20,077 grm. Blut 0,0355 „ CO, 0,092 , Zucker 0,359 %. Section: wie bei Nr. 86, — Harn aus der Blase gab bei der Zuckerprobe : rothe Farbe, schied aber nicht gleich Cu, O aus. Nr. Fi Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Zeit der beendigten Opera- ion: 4% 20'. Harn 2® 80: nicht sehr viel Zucker. _ Zeit der Tödtung des Thieres: 3# (3 St. 0°’ n. d. Oper.). Blut: 20,472 grea. Blut 0,036 „ CO, 0,073 ,„ Zucker 0,357 %. PN estion: wie bei Nr. 86. Nr. gl Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Zeit der beendigten Opera- za 43t, _ Der Winkel, unter dem die Nadel eingesenkt wurde, war ein wenig stum- genommen; das Thier hatte, wie auch Nr. 94 u. 92, kurz vorher viel Rü- n gefressen. ‚Harn 42": kein Zucker; 42® 45’: neutral, klar, kein Zucker; AR 30’: klar, 'ral, kein Zucker; 2" 40’: klar, neutral, kein Zücker. Section: Ein Stich zwischen die hintern Corpora quadrigemina durch e Mitte des Aquaeductus Sylvii in der Medulla oblongata gleich hinter Pons Varolii. Nr. 90. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Zeit der heendigten Opera- n: 44b 20'. — Winkel wie bei Nr. 89. Anfangs Drehbewegungen nach rechts. Harn A": klar, neutral, kein Zucker; 3% 25’: ebenso. Section (3 Tage später): Auf der Oberfläche des Gehirns sehr wenig coa- ®s Blut, etwas mehr auf der Basis cranii. Der vierte Hirnventrikel mit zulum gefühlt. Ein Stich zwischen die vordern und hintern Paare der quadrigemina, durch den Aquaeductus Sylvii hinter dem Pons das verlängerte Mark; ein wenig links von der Mittellinie. Nr. 9. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Zeit der beendigten Opera- Mon: ab au’, & 12 ” 174 Harn 42® 55': unsichere Reaction, klar, neutral: A® 40’: klar, neutral; kein Zucker; 2P 25’: ebenso; 3% 50’ ebenso. Section (3 Tage später): Ziemlich grosses Bluteoagulum zwischen Dura mater. und Arachnoidea auf der Oberfläche der grossen Hemisphären, In- cisura transversa und Basis cranii. Ein Stich wie gewöhnlich, verlief ganz in der Mitte durch den Aquaeductus Sylvii unmittelbar hinter dem Pons Varolii. Nr. 92. Grösse des Kaninchens: Nr. 3, — Zeit der beendigten Opera- tion: ab 45%. Harn (sehr viel) A" 48°: klar, neutral, kein Zucker; 4% 48°: ebenso. Section (2 Tage später): Auf der linken Hemisphäre Blutextravasat. Ebenso auf der Basis eranii. Stich zwischen Nates und Testes; ging vor der Brücke gerade in der Mitte durch. Nr. 93. Grösse des Kaninchens: Nr, 3. — Zeit der beendigten Opera- tion: ah 25°, R Harn A# 45°: klar, neutral, kein Zucker. — Zeit der Tödtung des Thieres: an 40%, Section: Auf den grossen Hemisphären kein Bluterguss, dagegen ein ge- ringer auf der Basis cranii und in den Seitenventrikeln. Der Stich ging zwi- schen Nates und Testes gerade vor dem Pons Varolii durch. Harn aus der Blase: wie der zuletzt gelassene. Nr. 94. Grösse des Kaninchens: Nr. 3. — Zeit der beendigten Opera- tion: Aa 30% Harn 2® 40°: klar, neutral, kein Zucker; 3b 0°: ebenso. Section (2 Tage später): Kein Extravasat auf den Hemisphären. Wenig auf der Basis cranii. Stich zwischen Nates und Testes durch den vordern Theil des Pons. Nr. 95. Grösse des Kaninchens: Nr. 2. — Zeit der beendigten Opera- tion: nah 40%, Harn 4® 25°: klar, neutral, Zucker, schied bei der Probe gleich Cu, O aus, Zeit der Tödtung des Thieres: 2" 45° (3 St. 5’ n. d. Oper.). Blut: 5,805 grm. Blut 0,048 „CO; 0,037 ,, Zucker 0,637 %. Section: Stich zwischen Nates und Testes, durch den hintern Theil der Brücke, etwas links von der Mittellinie. Harn aus der Blase: wie der zuletzt gelassene. Nr. 96. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Zeit der beendigten Opera- tion: A0B, { Harn 445 40°: klar, schwach, alkalisch, Zucker, Niederschlag von Cuz 0. Zeit der Tödtung des Thieres: 12 15°. ra Nach der Piquüre lag das Thier halbbetäubt, bis es getödtet wurde. Blut: 9,865 gem. Blut 0,035 „ CO, 0,070. ,„ Zucker 0,709 9%, 'w Section: Starker Bluterguss im Gehirn, Stich durch die hintern Corp. quadrigemina, durch den vordern Theil des kleinen Gehirns, zwischen Me- ‚dulla oblongata und Pons. — Harn aus der Blase: klar, neutral, Zucker ‚(Niederschlag von Cu, O). Nr. 97. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Zeit der beendigten Opera- tion: Aob 40°. Harn A4® 50°: klar, schwach alkalisch, Zucker (aber kein Niederschlag); 125 40°: klar, neutral, Zucker (sehr Bharker Niederschlag). Zeit der Tödtung des Thieres: 42" 50%. alu; 4,743 grm. Blut u... 0,030 „ CO, EB; 0,061 ,„ Zucker 1,099 %. Section: Wie bei Nr. 96, nur etwas mehr durch das kleine Gehirn. — n aus der Blase: wie der zuletzt gelassene. Ar 98. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Zeit der beendigten Opera- n: gh 45°, Harn 41% 20°: klar, neutral, Zucker (kein Niederschlag). Starb ungefähr anh pr. - Blut aus dem Herzen und den grösseren Gefässen gesammelt: if 4,865 grm. Blut 0,048 .„ CO; ; 0,037 ° ,„ Zucker 0,760 %. "Section: Starker Bluterguss im Gehirn. Stich wie gewöhnlich im hin- Theile der Brücke. Harn aus der Blase: wie der zuletzt gelassene. Nr. IN Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Zeit der beendigten Opera- on: 40h u‘. Harn 44" 50%: Klar, neutral, Zucker (Niederschlag von Cu, O). Bestorben: 12". en: das Blut wurde noch flüssig aufgesammelt: 9,632 grm. Blut 0,024. „CO, 0,049 , Zucker 0,509 %- Nur: ection: Bluterguss im Gehirn. Stich wie gewöhnlich im hintern Theile Nr. „10. Grösse des Kaninchens: Nr. 4. — Zeit der beendigien Opera- 299 40°. arn 42" 50°: klar „neutral, Zucker (starker Niederschlag). Gestorben: um 4! t: ging verloren. 176 i Tabelle VI. Piquüre. |5 ni t e 5 Zucker im Harne. ERDE. R se Ela voranie Der Harn aus der "Blase bei dr > |< Stunden nach beendigter Operation. Zuokers Section genommen, „ge bei der 8|e im Blute, Zuckerprobe: = | z | Kein Niederschlag von Cu, O, Starker Niederschlag. Nicht gleich Niederschlag. do. do. do. Gleich Niederschlag. 0,709%, | do, do. 1,099%, | Sehr starker Niederschlag. 0,760% I 0,509% 100] 4 ehe Gleich Niederschlag. Schwacher Niederschlag. | Starker Niederschlag. 4 I) + bedeutet: Zueker; — — kein Zucker, # ; Aus den obigen Versuchen können folgende Schlüsse gezogen e werden: ei 4) Ab 30’— A» 45’ nach gelungener Piquüre ist das Blut so mit Zueker gesättigt, dass dieser in den Harn überzugehen anfängt, was auch mit Bernard’s und Anderer Beobachtungen übereinstimmt. — Wie lange die Zuckerausscheidung anhält, haben wir bis jetzt noch nicht $ näher untersucht, doch scheint es, als erreiche diese in der dritten” Stunde ihren Höhepunkt, um dann wieder abzunehmen und. ungefähr R in der $.—6. Stunde aufzuhören. — Beim Stich in die von Bernard angegebene Stelle, hat Uhle Zuckerausscheidung bis in die %. Stande beobachtet, 2) Wenn wir aus diesen wenigen Beobachtungen schon vorläufig einen provisorischen Schluss darüber ziehen wollen, wie viel Zucker im Blute angehäuft zu sein braucht, um in den Harn überzugehen, ei können wir jetzt nur sagen, dass es bei 0,5%, Zucker im Blute un- zweifelhaft geschieht; dann gibt der Hara, nach der Trommer’schen Probe untersucht, sofort einen Niederschlag von Cuz O beim Erwärmen; En > Suzeze wer | 177 aber auch schon bei geringerem Gehalt zeigen sich schwache und un- sichere Reactionen. . Ehe hierüber eine bestimmte Behauptung gewagt werden dürfte, müsste wohl eine grössere Anzahl von Versuchen vorgenommen werden. } 3) Das Interessanteste bei dieser Versuchsreihe ist aber die Ent- deckung, dass auch durch Reizung der im hintern Theile der Brücke N gelegenen Nervenfasern sich Diabetes hervorrufen lässt. Dass zwi- t schen dieser und der von Bernard entdeckten Stelle für die Hervor- rufung von Diabetes indifferente Fasern liegen, zeigen die Versuche Nr. 89, 90, und 91. Dass aber auch im Pons das Gebiet dieser Fasern nicht sehr breit ist, sehen wir durch die Versuche Nr. 92, 93 und insbeson- dere bei Nr. 94, wo der Stich durch den vordersten Theil des Pons geht, ohne dass Diabetes entstanden ist. Hieraus geht also hervor, dass die in Frage stehenden Fasern keine Längsfasern sein können; doch ist es bei dem Dunkel, was noch über den Verlauf und die En- digung der Primitivfasern in den Centralorganen des Nervensystems herrscht, schwer, irgend einen anatomischen Zusammenhang zwischen den beiden in Frage stehenden Stellen aufzuweisen. — Betrachten wir jedoch den von Bernurd entdeckten Punkt näher, so zeigt es sich, dass dieser zwischen den Crura cerebelli ad Med. oblongatam liegt. Durch Stilling und Kölliker *) wissen wir, dass von diesen Crura ein horizontal laufendes Fasersystem (Fibrae transversae uperficiales et internae) in die Med. oblongata ausstrahlt. Diese n müssen also bei der Bernurd’schen Piquüre nothwendig ge- fen werden. Ein obigem ähnliches Verhältniss kennen wir auch schen den Crura cerebelli ad pontem und pons; wo wieder die Querfasern bei unserer Methode gereizt; werden müssen. — Dass er durch Reizung der Querfasern des Pons keine Zuckungen ent- hen, wissen wir durch Longet. Ebenso ist die Insensibilität des pen Gehirns eine allgemein anerkannte, und von. den bekannten tsachen überhaupt ausgehend, ist es höchst unwahrscheinlich, dass as kleine Gehirn Empfindung und Bewegung direct vermittelt. — Unter sen Verhältnissen nun möchte wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit Iypothese sich aufstellen lassen, dass wenigstens den beiden, von m kleinen Gehirne ausgehenden, einander in anatomischer Hinsicht ähnlichen Systemen von querlaufenden Nervenfasern im Pons und der Medulla oblongata eine in das vegetative Leben eingreifende ction zukomme. Gegen diese Hypothese spricht gegenwärtig nichts; für dieselbe aber sowohl die Bernard’sche als unsere Methode Dia- betes künstlich hervorzubringen. ’) Kölliker, Mikroskopische Anatofnie. Bd. 2, pag. A6k. Als Anhang mögen noch folgende Respirationsversuche erwähnt werden: Während ich mit vorliegender Untersuchung beschäftigt war, wurde bei Hrn. Mechanicus Hugershoff ein nach den vortrefflichen Angaben von Bidder und Schmidt construirter Respirationsapparat verfertigt, und erhielt ich. durch die Güte des Hrn. H. Gelegenheit, mit demselben einige Versuche anzustellen. Wegen Mangel einer feinen Waage zum Wägen der lebendigen Thiere wurde nur Rücksicht auf die expirirte ‚Kohlensäuremenge genommen. — Der Versuch dauerte jedesmal eine Stunde. 4. Vers, Gewicht des Kaninchens: 0,730 Kilogr. Temperatur: + 47°C, CO, in einer Stunde expirirt: 0,946 grm.; also 4 Kilogr, gesundes Kan. — 1,260 grm. CO,. 2. Vers, Gewicht der Kaninchen (5 Stück auf einmal): 3,695 Kilogr, Temperatur: + 48°C. Barometerhöhe: 27,6 Zoll. CO, in einer Stunde expirirt: 4,572 grm.; also 4 Kilogr, gesundes Kan. — 1,237 grım, CO;- 3. Vers. Gewicht des Kaninchens: 1,407 Kilogr. (Das Thier wurde piquirt.) Zeit der beendiglten Operation: AP 45". Harn 48": sehr starke Zuckerreation; 5" 30’: ebenso, Nachdem das Thier, welches anfangs sehr frequent respirirt hatte, sich etwas erholt, wurde es in den Apparat gehracht und in demselben eine Stunde lang gelassen. Temperatur: + 48° C. Barometerhöhe: 27,5 Zoll. £0, in einer Stunde expirirt: 1,844 grm,; also A Kilogr. piquirtes Kaninchen in der 5. Stunde nach der Opera- tion — 4,308 grm. CO,. j Der Harn, nach beendigtem Versuche geprüft, reagirte stark sauer und enthielt Spuren von Zucker. Bei’diesem Versuche zeigte sich also nach der Piquüre eine kleine Zunahme in der ausgeschiedenen CO, Menge, ob aber diese von Oxy- dation des im Blyte angehäuften Zuckers herrührt, oder einfach auf die ” in Folge des operativen Eingrifls gestörte Respiration zurückgeführt wer- den muss, mögen fernere Beobachtungen entscheiden, \ sin 0 u = u Bl Zn u Die Cornea artificialis als Substitut für die Transplantatio csorneae empfohlen von Joh. Nep. Nussbaum, z. Z. Assistenz-Arzte im allgemeinen Krankenhause zu München. Viele Menschen sind blind, weil ihre Hornhaut undurchsichtig ist. Hat dieses Uebel einmal einen hohen Grad erreicht, so sind alle Mittel, - von der Tinctura opii crocata angefangen, bis zur Abtragung von La- mellen, bereits als fruchtlose anerkannt. Die Wahrheit, die jedem Augen- ‚ärzte, der zugleich Menschenfreund ist, gewiss eine peinigende ist, hat in Himly die grossartige Idee geboren, ein Stück der verdunkelten Hornhaut auszuschneiden, und dafür ein gleich grosses, das von einem pmnden Thiere oder amaurotischen Menschen genommen ist, einzu- heile Wer hat je das Staarmesser in der Hand gehabt, der diese alion nicht für die schwierigste unter allen hielte? Die höchste wunderung verdienen diese genialen Männer, denen diess, wenn ‚unter hundertmal ein einzigesmal gelang. Aber ach, auch dieser inzige Fall lieferte den Lorberkranz nicht, der sauer verdient wäre;- denn das helle eingeheilte Stück wurde bald so trübe,, wie eine Cornea, die die Operation indiciren sollte, was auch zu erwarten war, da hier- lurch gewiss nur jene Momente begünstigt wurden, die oft den Grund -Hornhauttrübungen legen. - Gerade zu der Zeit, als ich mich mit diesem Leiden in meinen Gedanken recht lebhaft beschäftigte, las und studirte ich auch über \llenthesen (eingedrungene fremde Körper) viel nach, und wie ich es, enn es irgend möglich ist, immer mache, so experimentirte ich mit " selbst darüber: ich machte in eine und dieselbe Region meines Körpers mehrere gleich grosse Einschnitte, brachte in diese Wunden gleich grosse und gleich fein polirte Kügelchen, die ich aber von chiedenem Materiale gearbeitet hatte, von Holz, Glas, Eisen, Kupfer \ w. und nähte dann die Wunden mit feinen Knopfnähten zu, die fremden Körper ganz ihrem Schicksale überlassend, Die Reaction war eine höchst verschiedene, die meisten Schmerzen machte mir das 180 Kupferkügelchen, es drängte sich stark heraus, ich musste schen am zweiten Tage die Sutur lösen, nach und nach folgten diesem Beispiele alle mit Ausnahme des gläsernen, das so ruhig lag, dass ich es bei- nahe so gewaltsam herausbringen musste, als ich es hineingesteckt hatte. Diess machte mich so kühn zu denken, dass ein gläserner Kör- per auch mit der Cornea nach kurzem Kampfe friedlich auskommen werde, wenn man ihm eine Form gibt, die nicht durch Kanten und Winkel reizt, wenn man nicht fordert, dass Cornea und Glas sich ver- binde, sondern zufrieden ist, wenn die Cornea das Gläschen trägt, wie das Gestell ein Brillenglas. Schnell hatte ich das Gläschen in Gedanken fertig, das ich diesen Blinden einheilen wollte. Ich gedachte aus der Cornea ein rundes Stück auszuscheiden und dafür ein gleich grosses fein geschliffenes Gläschen einzubringen, welches, um nicht heraus oder hineinfallen zu können, innen und aussen ringsherum einen kleinen Falz haben sollte. Ich be- rechnete Grösse, Dicke und Durchmesser der zu construirenden Gläs- chen, arbeitete ein Modell von Bein, von 3” Durchmesser, %," Falz- breite; 2" Durchmesser hatte also der Kreis, der durchsichtig werden sollte. Nun fing ich mit todten Thieraugen und meinem beinernen Mo- delle zu operiren an. Zum Ausschnitte der Kreisöffnung aus der Cornea hatte ich mir eine kleine blecherne Canüle zugeschliffen, deren Licht 2 Durchmesser hatte. Da der einzubringende Falz natürlich mehr Platz 'erforderte, 'als das ausgeschnittene Stück bot, so machte ich einen 4 — 1%" Jangen Schnitt mittelst einem Scheerchen in die Cornea, wel- cher auf der Peripherie der Kreisöffnung senkrecht stund, und den ich nach Einführung des Modelles mit einer Knopfnaht vorsichtig zunähte, wodurch die Festigkeit des Modelles im Auge bedingt war. So übte ich mich täglich und viel, denn es war wahrhaftig nicht leicht, bald fiel die Iris vor, bald drückte ich zu stark auf das Auge und es floss aus. Von Stande zu Stunde bekam ich mehr Respect vor eu welchen je eine Transplantatio corneae gelungen war. Als ich eine ziemliche Fertigkeit erworben hatte, liess ich mir von einem Glasschleifer nach meinem Modelle Gläschen arbeiten, und von feinem Stahle ein Zirkelmesser machen, das nun bei meinen Versuchen an lebenden Thieren in Function trat. Ich erweiterte die Pupille eines lebenden Kaninchens mit einer Solutio extracti belladonnae, narcotisirte das Kaninchen mit Schwefel- äther und schnitt mit einem Zirkelmesser, das ich wie eine Hand- trephine bewegte, ein kreisrundes Stück aus der Cornea aus. Sobald an einer Stelle Humor aqueus hervorquoll, vertauschte ich dieses Instru- ment mit einer Blömer’schen Pinzette und einem Cooper’schen Scheer- chen, womit ich das runde Stück vollends trennte. Ich machte die oben besprochene nöthige Seitenineision, führte das Gläschen mit einer 181 anatomischen Pinzette ein, nähte die Seitenineision zu und verklebte das Auge. Alles war vortrefflich gelungen, besser als in manchen späteren Operationen, denn oft ist mir die Iris vorgefallen, oft die Linse ‚und ein Theil des Humor aqueus herausgelaufen. ‘Ja ich müsste ge- wiss ein Buch schreiben, wollte ich erzählen, was ich bei und nach der Operation von dieser Methode erlebte; diess anzuführen wäre aber unnütz, da ich dieses Verfahren selbst als ein unmöglich ans Ziel füh- rendes aufgab. Ich will nur noch sagen, dass die Eiterung stets profus war, dass weder Sublimat noch Argentum nitricum retteten, dass die Gläschen immer, wenn auch oit erst in der zweiten Woche heraus- fielen und nur ein verstümmeltes Auge zurückblieb. n So war also viele Zeit und Mühe verloren, das Schiff meiner Hofl- 4 nung gescheitert, und traurig sah ich mich sähen nach einem retten- den Balken um, als ich die treue Physik erblickte, die so oft allein i noch den rechten Weg zeigt. Kaum hatte ich mich an sie festgehalten, prwelin ich verdoppelten Muth. Die physikalische Wahrheit stund mir vor Augen: dass man durch I. eine Oeflnung von der Grösse eines Nadelstiches, wenn sie dem Auge nahe genug gebracht wird, noch von Allem ein vollkommen gutes Bild erhält. E Mit neuem Fleisse arbeitete ich, und ein längliches, schmales Gläschen war das Product meines Nachdenkens, Der Kürze halber be- merke ich, dass ich und mein Glasschleifer das Gläschen nach und nach immer besser, kleiner und-feiner construirten, bis wir zur folgenden Form kamen: ab ist 44,” lang, %/,” breit und gleich ce d; ac ist die a 9 Höhe des ganzen Gläschens, das ist %,"”; der Körper ef Ih F 4 ist 7/," lang, %" breit und 9%, —Yy" hoch, je nach der Dicke der zu operirenden Hornhaut. Bei sehr grosser Pi, : _ Verdiekung derselben könnte vielleicht eine Abtragung von Hornhaut- m m der Vergrösserung des Gläschens vorzuziehen sein. Alle Kan- müssen natürlich fein abgerundet und das Gläschen selbst sehr rein geschliffen sein. Die alkalische Reaction, die bekanntlich jedes Glas hat, ist gewiss so gering, dass eine chemische Wirkung hier gar sicht im Betracht kommt. Was die Qualität des Glases betrifft, so glaube ich, dass man, wenn es sich darum handelt, einen blinden en sehend zu machen, wohl den Bergkrystall erwählen wird, "‚Glüschen die Convexität und Concavität der Cornea zu geben, ich für eine Nichts verbessernde, aber sehr schwierige Veränderung. Wie war jetzt meine Operation vereinfacht! Statt der lixeision eines ‚kreisrunden Suickes war nur mehr ein einfacher Schnitt nöthig, denn um einen Körper von %," Dicke einzuheilen, ist die Hinwegnahme von Sub- stanz nicht nöthig. Ich machte wieder zuerst Versuche an todten Augen, 182 dann an vielen lebenden Kaninchen. Was ich Alles bei und nach der Operation versuchte und selbst als unnütz oder schädlich wieder ver- liess, werde ich als überflüssig übergehen. Ich werde jetzt erzählen, wie ich die Operation mit Erfolg ausführe, die Heilung leite und welche Nachkrankheiten ich beobachtete. Zur Operation sind nöthig: ein Staarmesser, eine anatomische Pin- zeite, dann für den Nothfall ein Cooper’sches Scheerchen. In Erman- gelung von guter Assistenz ein Augenlidhalter von Kelley- Snowden, und wenn das Auge sehr unruhig sein sollte, ein scharfes Häkchen. Für den Patienten halte ich die liegende, für den Operateur die sitzende Stellung am passendsten. Ist die Pupille durch Einträuflung einer starken Solutio extracti belladonnae erweitert, so narcotisire ich, bis der Bulbus bei Berüh- rung ruhig stehen bleibt, halte die Augenlider mittelst des Augenlid- halters offen, setze dann das Staarmesser, welches ich wie eine Schreib- feder fasse, rechtwinkelig auf die Cornea, 4%," vom äussern Rande entfernt, so auf, dass die Schneide gegen den innern Augenwinkel hin (nicht nach abwärts) gerichtet ist, damit beide Wundränder gleich dick werden; ich stosse nun rasch ein und führe das Messer, welches ich jetzt in einen mit der Cornea etwas stumpferen Winkel bringe, so lange in der vordern Augenkammer fort, bis ich einen Schnitt von. ungefähr 41," erreicht zu haben glaube. Das Messer bringe ich durch eine Rück- wärtsbewegung aus der Wunde, nicht durch einen Ausstich, wie. es beim Hornhautschnitt zu geschehen pflegt. Da die Wunde nicht sehr gross ist, klaflt sie nicht stark und der Humor aqueus fliesst langsam aus. So schnell als möglich ergreife ich nun mit der anatomischen Pinzette das Gläschen am obern Blättchen, und führe es so in die Schnittwunde ein (wie einen Knopf in das Knopf- loch), dass ich den Falz zuerst nach unten und innen, dann nach oben und aussen hineindrücke. Diess muss sehr schnell ausgeführt werden und will sehr geübt sein, denn von der Zeitdauer dieses Kunstgriffes hängt die Grösse der folgenden Reaction des Auges ab. Zum Schlusse nehme ich den Augenlidhalter hinweg und klebe beide Augen zu. Die Quantität des ausgeflossenen Humor aqueus steht zur Grösse der Nachkrankheiten im geraden Verhältnisse. Je weniger austliesst, desto weniger wird die Iris gereizt, desto sicherer ist man. vor Be- rührung. der Linse. Es gelang mir in einigen Fällen, wo ich. die Grösse des Schnittes genau getroffen hatte, kaum zwei Tropfen Humor aqueus zu verlieren. Diese Fälle waren auch die am schnellsten ge- heilten und die Section bewies mir, dass Iris und Linse gänzlich un- versehrt blieben. In jenen Fällen, wo der Schnitt zu lang ausfiel, hielt mir das Gläschen nicht, die Operation war vergebens, ich ver- klebte dann immer das Auge schnell, liess die Gorneawunde heilen, Y y % 183 und wiederholte die Operation nach kurzer Zeit an demselben Auge mit mehr Vorsicht. Jenen Operationen, wo ich den zu kurzen Schnitt mit dem Scheerchen gehörig erweiterte, folgte eine weit heftigere Re- action, denn es verging zu viel Zeit, bis das Auge geschlossen wurde, die Iris berührte das Gläschen, bis sich wieder Humor aqueus ersetzt hatte, die Linse wurde gedrückt, fiel vor, musste resorbirt wer- den, was zwar immer schnell ging, aber doch bedeutende Symptome hervorrief. Ausser einer zu langen oder zu kurzen Wunde, deren Nachtheile ich so eben’ berührte, begegnete mir bei der Operation selbst kein anderer Unfall. _ ! Im Betreff der Nachbehandlung muss ich gestehen, dass ich mich wegen des scheuen Benehmens der Kaninchen und wegen der Masse von innerlichen und äusserlichen Arzneien, die ich mir als gut dachte, lange zu keinem bestimmten Verfahren entschliessen konnte. Anti- phlogose und möglichste Verhinderung der nachfolgenden Eiterung sind die Hauptindicationen. Dass dem Menschen neben Ruhe, Diät und _ Kälte bei dem Auftreten von heftigen Entzündungssymptomen, reich- liche Venaesectionen, örtliche Blutentziehungen, Nitrum, später Galomel u. Ss. w. sehr nützen werden, ist, wie ich glaube, eine Bemerkung, für Augenoperateure überflüssig ist. Ich übte nach meinen Operationen die Antiphlogose, so gut als es bei Kaninchen möglich ist, indem ich mich stets sehr sorgfältig um e objectiven Symptome bekümmerte. Das Auge öffne ich jetzt schon hs Stunden nach der Operation, die Erfahrung hat es mir so gut geheissen, denn der Reiz des Gläschens auf die Conjunctiva palpebra- m ist in den ersten Stunden so bedeutend, dass sich schon sehr d viel Secret an dem feinen Gläschenfalz ansetzt. Dieses Secret jerne ich durch Einträufeln von frischem Wasser, ich träufle zuletzt ge Tropfen eines ziemlich concentrirten Bleiwassers ein, welches r sowohl gegen diese tibermässige Drüsensecretion, als auch gegen lie Eiterung und zu üppigen Granulationen der Corneawunde die jesten Dienste von allen hiezu empfohlenen Mitteln gethan hat; und ioxydablagerungen sind ja hier nicht zu scheuen, da bei durch- Hornhaut die Operation nicht stattfindet. Finde ich die Iris contrahirt oder der Wunde adhärirend, so träufle ich Belladonna- ein. Da man diese Indication bei getrübter Cornea nicht stellen ‚ so wird es wohl gut sein, wenn man diese Einträuflungen in ersten Tagen nie unterlässt; damit, wenn noch zu wenig Humor vorhanden, die Iris doch dem Gläschen nicht anliegt. Die -Einträuflungen mache ich, wenn ich nur ein Auge operirt habe, in das nicht operirte Auge, die Wirkung ist, wenn auch lang- Samer, doch genügend; desshalb ist es schon rathsam, nie beide Augen 184 zugleich zu operiren, welche Vorsicht ich zwar manchmal ungestraft vernachlässigte. Nach diesen soeben besprochenen Einträuflungen ver- klebe ich das Auge wieder. Diesen ganzen Act wiederhohle ich anfangs alle sechs Stunden, dann immer in grösseren Intervallen. Am dritten, selbst am zweiten Tage verklebe ich die Augen nicht mehr, lasse die Patienten aber noch an sehr dunklen Orten verweilen, welche ich erst allmählich erhelle, Die Nachbehandlung ganz auseinander zu setzen, liegt nicht in meiner Absicht, denn sie ist bei jedem Individuum beinahe eine andere, je nach den eben eintretenden Nachkrankheiten, die jeder Augenarzt nach seiner Methode behandeln wird. Bei Allen trat in den ersten Tagen eine sehr bald wieder schwin- dende Conjunctivitis totalis und Ceratitis mit ziemlicher Trübung der Cornea ein; in mehreren Fällen ein Onyx. Diese Congestions-Abscesse heilen bekanntlich erst, wenn die höher oben gelegene Ursache ent- fernt ist, das findet in diesen Fällen in acht bis vierzehn Tagen statt, wo das Gläschen schon durch ziemlich festgewordenes Exsudat mit , der Gornea versöhnt ist, worauf die Resorption rasch von Statten geht, ° Sehr oberflächliche Ulcera corneae setzen sich meist nur einseitig unter dem Gläschenrande an. Iritis bemerkte ich nur, wenn mir wegen langsam gemachter Operation zu viel Humor aqueus abfloss und die Linse vorfiel. Die Linse wird zwar schnell aufgelöst, Capselreste aber bleiben oft länger an dem Gläschenfalze hängen. Was die allgemeinen Erscheinungen betrifft, so fand ich selbe bei { meinen Patienten höchst gering, nach acht Tagen sprangen sie trotz der verschiedenartigen noch bestehenden Augenleiden so lustig umher, wie zuvor, und ich glaube, bei ursprünglich getrübter Gornea werden allge- meine und örtliche Erscheinungen noch viel geringer sein, da ja die Vitalität doch eine verringerte ist, was man nach Abtragung von Horn hautlamellen bewiesen findet, Vom zehnten oder zwölften Tage an führe ich den Act der Rei- nigung und Einträuflungen nur noch Einmal täglich aus. Am fünf zehnten bis zwanzigsten Tage freute ich mich schon recht sehr über | die geringe Reaction, denn die Cornea wird gefässloser, die Conjunetiva j palpebrarum reagirt nicht mehr gegen den Reiz des schon sehr fest) sitzenden Gläschens, das ja jetzt auch Temperatur und Platz mit ihr theilt, ich sage Platz: ich meine nämlich damit eine kleine Impression, welche sich das Gläschen ‘in die Conjunetiva der Augenlider macht, | u ne 155 üppige Granulationen erzeugte, die wie ein werdendes Staphylom aus- sahen, aber durch einmaliges Bedupfen mit Höllenstein so nachdrück- lich beseitigt wurden, dass die Patienten von da an rasch einer unge- - störten Genesung entgegengingen. Unterdessen sind aber öfters schon Br bis acht. Wochen verflossen. Das Ansehen des Auges ist kein besonders hässliches; um das | Gläschen, dessen durchsichtiger Theil schwarz heryortritt, befindet sich ein kleiner weisslicher Kreis leucomatöser Verdunklung; vom Cornea- _ rande bis zu diesem Kreise ziehen sich ein oder zwei sehr feine Ge- schen hin. Das Auge ist nicht im ‚geringsten gereizt, von Licht- e scheue, selbst bei grellem Lichte, ist gar keine Rede; dieselbe verliert sich schon vierzehn bis zwanzig Tage nach der Operation. Sehr böse "Folgen, wie Phthisis bulbi etc. etc., habe ich nie beobachtet; wenn es auch noch so sehr misslang, nie kam das Auge in einen solchen Zu- "stand, dass es nach gehörigem Heilverfahren nicht für eine wiederholte lücklichere Operation passend gewesen wäre, ja ich operirte ein und selbe Auge dreimal unglücklich, und nun ist es so schön geheilt, ss ich eine vierte Operation daran wagen dürfte, - Einen Vorfall der Linse hatte ich in ein Paar Fällen. Die Linse ird rasch resorbirt; leicht könnte man jedoch durch Scleroticonyxis primiren und recliniren. Auch Synechien kamen öfters vor, obwohl ir. Bestehen von keinem besondern Nachtheile ist, man entfernt sie anfangs durch Einträuflungen von Solutio extracti Belladonnae, jäter mit der Staarnadel, Man sieht so gut ins Auge hinein, dass ch eine Staaroperation oder eine künstliche re für etwas echt gut Ausflihrbares halte, - Staunenswerth war es mir, dass mir noch nie eine Entzündung ler descemetischen Haut vorkam, die ich nach dieser Operation sicher rwartete, denn, ohne mir irgend ein Urtheil hierüber zu erlauben, ige ich, dass ich zu jenen gehöre, die an die Möglichkeit einer Ent- ündung dieser Membran glauben und dieselbe durch die punktförmigen übungen diagnostieiren. Ich hege darüber keinen Zweifel, dass noch ele von mir nicht beobachteten Erscheinungen eintreten, viele von mir henen fehlen können; es wird diess von der Individualität der Pa- iten, von kleinen Veränderungen oder Zufällen bei den Operationen, einer verschiedenen Nachbehandlung abhängen; mir ist es für jetzt 3, mit Wahrheit sagen zu dürfen: diese vielen und verschiedenen hkrankheiten, die ich beobachtete, waren alle bezwingbar. Die Sectionen, die ich in verschiedenen Stadien der Heilung mit ‚grosser Sorgfalt machte, zeigten mir die anatomischen Veränderungen der oben angeführten Folgekrankheiten. Die Cornea ganz gebeilter Ibjeete untersuchte ich auch öfters mikroskopisch. Ich fand, dass die ‚derselben, ja näher sie dem Gläschen kamen, immer trüber 186 und weniger gestreckt waren, sehr nahe am Gläschenrande lagen sie wellenförmig verlaufend so durcheinander, dass man ihren gewohnten Parallelismus gänzlich vermisste; doch das Gesetz der Corneanarben- bildung durch Homogenisirung schien mir immer erkennbar. Die Indication zu dieser Operation möchte wohl so oft vorhanden sein, als ein Mensch bei verdunkelter Hornhäut blind ist, ohne die Ge- wissheit zu baben, dass eine Lähmung des Sehnervens, oder ein an- deres unbezwingbares Hinderniss des Sehvermögens da ist. Denn, da der Versuch gänzlich gefahrlos ist, existirt ausser dieser Contraindica- tion gewiss keine mehr, und diese Contraindication ist nur bei jenen anzunehmen, die bei noch heller Hornhaut schon ganz blind waren und dann später erst eine Verdunklung der Cornea bekamen; gewiss ein höchst seltener Fall. Cataraeten, Pupillensperre sind bezwingbar. Ich glaube, dass man die Hoffnung nicht gleich in den ersten Tagen nach der Operation sinken lassen darf, wenn die Patienten keine Lichtempfindung haben; es wird sich der jahrelang unthätige Nervus opticus vielleicht oft noch durch längeren Lichtreiz beleben lassen. Und sollten sich wirklich in einem und dem anderen Falle so rettungslose Zustände paaren, so hat der Patient nicht den geringsten Schaden, der Arzt aber die Beruhigung, sein Möglichstes versucht zu haben. Man kann dann immer, wenn man will, nach längerem frucht- losen Einwirken des Lichtes, das Gläschen herausnehmen, wogegen sich gewiss oft der unverdrossen hoflende Patient sträuben wird, denn auch diese Spur von Hoffnung möchte für diesen Aermsten unter den Armen noch von Werth sein. Acute Krankheiten werden eine Ver- schiebung, chronische wohl nie eine Unterlassung derselben gebieten, denn sollte hiedurch wirklich bei Scrophulösen oder Arthriticern ein Loeus minoris resistentiae gebildet werden, so fragt es sich, ob die- sen der Patient nicht lieber erträgt, ‘als seine Blindheit, und bei Ver- neinung dieser Frage kann der alte Zustand immer schnell wieder her- gestellt werden. Was den Werth dieses Heilverfahrens bei denen betrifft, die nur desshalb blind sind, weil ihre Cornea undurchsichtig ist, so sage ich nur, dass ich ihn gross nenne, denn zu würdigen, wie glücklich der Mensch sein wird, der nach vieljähriger Blindheit all’ das Schöne und Grosse der Schöpfung sieht, was er oft beschreiben hörte, nie aber begreifen konnte, das bleibt Sache des Dichters, der gerne mit flüssi= gen Worten die Herzen edler Menschen rührt. & Mir, glaube ich, ist noch übrig, den Beweis zu führen, dass durch‘ dieses Heilverfahren die Indication erfüllt ist, die undurchsichtige Horn- haut durchsichtig zu machen. Dass eine so kleine Oeffnung zum Sehen genügt, ist eine unum- stössliche physikalische Wahrbeit und bestätigt das mühelose Experiment; ei eu ee ne nen nie Zu 187 en dass die Gläschen einheilen und festsitzen bleiben, ohne das Auge zu _ reizen, diesen Beweis liefern die zu diesen meinen Versuchen be- nutzten und noch lebenden Kaninchen, ‘deren Besichtigung von Seiten ‚Sachverständiger ich mit Freuden entgegensehe. Mit diesen Zeilen schliesse ich eine Arbeit, die ich eine Reihe von Monaten mit dem grössten Interesse pflog, schliesse ich eine Kette von Suchen und Denken, von Furcht und freudiger'Hoffnung, die ich nun, . dem Himmel sei es gedankt, erfüllt zu sehen glaube. Zusatz von Pröfessor vw. Siebolds Hierzu Täfel IX. = = "Die von Herrn Nussbaum auf eine so Sinnige Weise Angestellten in dem vorstehenden Aufsatze beschriebenen Versuche haben mein Interesse in hohem Grade erregt, ich versäumte es daher nicht, die noch lebenden Kaninchen; an welchen die neue Operationsmethode les Herrn Nussbaum vollkoiimen geglückt war; in Augenschein zu ehmen. ‚Es sind zwei Kakerlaken, ein EEE und ein Weibchen, jutzer tnd in ihrem Hönehihen durchaus kein Uischigen zeigen. Das Meibehen hat seit der überstandenen Operation bereits einmal Junge An dem mitnnlichen Kaninchen war das rechte Auge vor sieben (önaten, an dem weiblichen Kaninchen ebenfalls das rechte Auge vor t Monaten mit Glück operirt worden. Ich war erstaunt, als ich, gleich darauf vorbereitet, mitten auf der Cornea dieser beiden Augen s oben beschriebene Glaskörperchen eingeheilt erblickte. Es schien er iin Auge befindliche fremde Körper den beiden Thieren auch die geringste Unbequemlichkeit zu verursachen. Die Secrete der iden Augäpfel und ihrer benachbarten Theile wären nieht vermehrt jder verändert, die innere Fläche ihrer Augenlider erschienen durch- ‚normal. Die beiden Kaninchen nickten mit dem Augenlidern der Glaskörperchen enthaltenden Augen ganz ruhig und nicht häufiger gewöhnlich. Die Augäpfel selbst wären ebenfalls nicht widernatur- geröthet und verriethen keine Spur einer noch fortdauernden Rei- ; nur die leukomatöse weisse Färbung der Cornea, welche das de Glaskörperchen ringförmig umgab, so wie ein Paar rothe Blut- €, welche von der Sclerotica aus über die helle Cornea hinweg nach der leukomatösen Verdunkelung derselben hinliefen, wären als Product einer frühern während des Einheilungsprocesses stätigehabten Zeitschr. f. wisschsch, Zoologie. V. Bd. i3 188 Reaction zurückgeblieben (vergl. Fig. 3). Bei dem. einen Kaninchen hat das eingeheilte etwas hervorragende Glaskörperchen in ‚der. Mitte des untern Augenlidrandes eine querovale Impression ‚hervorgerufen, deren blass gefärbter Grund gegenwärtig durchaus keinen gereizten Zu- stand erkennen lässt. Die beiden anderen Augen dieser Kaninchen” zeigten auf der Mitte der Cornea-Wölbung eine schmale querlaufende Trübung, welche in dem einen Falle nach einem zweimal, in dem an- dern Falle nach einem dreimal verunglückten Operationsversuche zurück- geblieben war. Ich bin überzeugt, dass diese an Kaninchen angestellten Versuche gewiss für die leidende Menschheit fruchtbringende Folgen haben wer- den: es wird sich, nachdem jetzt der glückliche Gedanke des Herrn Nussbaum sich an Kaninchen als ausführbar gezeigt hat, darum handeln, diese Operation auch an Menschen auszuführen. Ich zweifle nicht an der Möglichkeit des Gelingens dieser Operation bei Menschen; ob das eingeheilte Glaskörperchen auch wirklich das Sehen gestattet, woran der Berichterstatter des Nussbaum’schen Verfahrens in der Augsburger allgemeinen Zeitung (vom 24. Juli d. J. pag. 3267) noch zu zweifeln scheint, das wird alsdann der Erfolg lehren. An den beiden eben erwähnten Kaninchen lässt sich das nicht erkennen, indem bei Ihnen durch die an ihren Rändern durchsichtig gebliebene Cornea das Sehen möglich ist. Da die von Herrn Nussbaum angestellten Versuche manches phy- siologische Interesse bieten, habe ich nicht Anstand genommen, die Leser dieser Zeitschrift mit denselben bekannt zu machen und einige” diese Versuche erläuternde Abbildungen hier beizufügen, durch welche” sowohi die Methode der Versuche, wie auch deren glückliche Resultanp] deutlicher in die Augen springen. | München, den 25. Juli 1853. Erklärung der Abbildungen. Fig. 4. Das Auge eines Kaninchens, welches seit mehreren Monaten ein in die Cornea eingeheiltes Glaskörperchen enthält. u Fig. 2. Das zur Einheilung benutzte Glaskörperchen; a von oben, 5b von 1 | Fig. 3. Vorderer Theil des Augapfels eines Kaninchens mit eingeheiltem Glas körperchen; drei ein halb Mal im Durchmesser vergrössert. a Das fremde Glaskörperchen; db der leukomatös verdunkelte Ring der Corneäz Cornea sichtbare Iris; e die: Sclerotica; f die über die Cornea hinweg laufenden Blutgefässe. Nr DZ 51m] un n Histologische Mittheilungen von ' Dr. Theodor v. Hessling. Hierzu Fig. 1—9 auf Taf. X, Der Jahrgang 1845 des Müller'schen Archivs brachte Purkinje's ‚vortreilliche «Beiträge zur mikroskopischen Anatomie der Nerven» 5. Be R08): Am Schlusse derselben (Nr. 43, $. 294) gedenkt er e; Schweine sich netzförmig ausbreiten, in die Wärzenmuskel zen und brüekenartig uber einzelne Vertiefungen der Herzwandung ers Die mikroskopische Untersuchung ergab, dass diese pn aus ganglienäbnlichen, polyedrisch abgeplatteten, kernhaltigen ern bestehen, diese zu 5—10 in querer Richtung aneinander ge- jert und der Länge nach reihenweise in Bündel geordnet sind. Zwi- ion ihnen findet sich ein elastisches Gewebe von Doppelfasern, wel- hes nach der Behandlung mit Essigsäure ähnliche Querstreifen zeigt, wie die Muskelfasern des Herzens, Ob diese nun wirkliche Fasern ır wur Umrisse membranöser, den körnigen Inhalt umgebender Wände d, blieb Purkinje unklar; er entschied sich für die letzte Möglichkeit, or een der Körner freie Fasern nie zu Tage kommen. nso war ihm die Bedeutung dieses neuen Gewebes ein Räthsel, jejenige von Nerven wies er von vorn herein zurück. Bei der ersten fentliebung genannter Untersuchungen !) zählte er dasselbe dem elgewebe bei, später nimmt er es für einen Bewegungsapparat deutet die Körner umschliessenden Membranen für muskulöse. Mit me der betreffenden Jahresberichte?) wurden diese merkwürdigen Jahrblicher der mediein. Facaltät zu Krakau. 4839, S. 49. s) Henle in Canstatt’s Jahresbericht f. 1845, I; 1846, 8. 77. — Reichert, Jahres- bericht d. mikrosk. Anat, in Müller's Arch. 1846, 8. 259. 13% 190 Bildungen in der Literatur nicht weiter erwähnt. Sieben Jahre später zählt sie Kölliker !) unter diejenigen Gruppen wieder auf, in welche er die verschiedenen Formen des Muskelgewebes eintheilt. Er schil- dert sie als solide einfache Zellen, deren Inhalt in eine quergestreifte Masse umgewandelt ist, die entweder die ganze Zelle erfüllt oder nur an der Membran derselben eine dünne Schichte bildet. | Die Untersuchungen der Herzmuskulatur, welche ich an den näm- lichen, eben genannten Thieren wegen anderer unten zu erwähnender Gebilde angestellt habe, liessen mir gleichfalls diese Körper in zahl- reicher Weise begegnen. Weder die Mittheilungen Purkinje’s, deren Kenntnissnahme ich der Güte v. Siebold’s verdanke, noch diejenigen Kölliker’s scheinen mir die Sache vollständig zu erschöpfen: ich ver- . suche daher ihre Schilderung. Oeffnet man die Herzkammern eines Wiederkäuers, so erblickt man an der innern Oberfläche, vornehmlich an der Spitze nach ihrem ersten Dritttheile zu, hell- oder dunkelgraue, oft ins Violette spielende Fäden von gallertartiger Consistenz, Sie liegen bald auf dem rothen Grunde der Muskelsubstanz, bald auf den verschieden gelben Tünen des beigemengten Fettes. Indem sie hier zahlreich miteinander sich vereinigen, in die einzelnen Vertiefungen einsenken, von Erhabenheit zu Erhabenheit hinziehen, an die Warzenmuskel und ihre flechsigen Fäden, an die vorspringenden, unter einander verwebten Trabekeln an- legen, kurz den Auskleidungen des Endocardiums -folgen: entstehen vielgestaltige Netze und Maschen, deren Längendurchmesser im Allge- meinen dem des Herzens zu entsprechen scheint (Fig. 4 a). Die Quan- tität und Lagerung der histologischen Bestandtheile, sowie die Durch- sichtigkeit der serösen Haut übt einen grossen Einfluss auf ihr mehr oder weniger deutliches Hervortreten aus. Beim Schafe, dessen Endo- cardium nur wenig geschichtet ist, liegen sie klar zu Tage, weniger erkennbar sind sie schon bei der Ziege, dem Schweine, ganz un- kenntlich beim Kalbe. Dass ihr constantes Vorkommen, welches im linken Ventrikel viel mächtiger ist als im rechten, sie gleichwohl in. der Dunkelheit liess, daran schuldet die grosse Aehnlichkeit mit Gefässnetzen. Letziere erreichen aber fast niemals die Breite von jenen. N Zieht man mit der Pincette ein Stückchen ‚der Serosa vorsichtig ab und legt ihre untere Fläche unter ein Objectivsystem mit schwa- cher Vergrösserung, so zeigen sich diese Fäden blassgelb gefärbt und aus vieleckigen Körnern zusammengesetzt (Fig. 2«@). Ihre Maschen sind’ von verschiedener Gestalt, rund, oval, drei-, vier-, vieleckig und be- sitzen variable Durchmesser; in ihnen liegen theils Fettizellenconglome- I ') Handbuch der Gewebelehre. 1852, S. 67. 191 rate, allein oder ‚mit. Bindegewebsfasern untermischt (Fig. 25), theils Binde- und elastisches Gewebe in Fasern und Strängen, selbst quer- gestreifte Muskelbündel (im Kalbe). ‘Die Breite wie Dicke der Fäden, welche von der Anzahl der nebeneinander liegenden Körner bestimmt wird, unterliegt gleichfalls vielen Schwankungen, Die erstere beträgt z. B. beim Schaf 0,045 — 0,15", beim Kalb 0,019 — 0,49”, beim Schwein 0,02— 0,08”, bei der Ziege 0,015 — 0,09"; die letztere 0,015—0,025". In der Regel vereinigen sie sich auf weite Strecken zu membranösen Platten, welche oft nur wenige und kleine Oeflnungen (beim Schwein) zwischen sich lassen; nicht selten wechseln sie sogar mit Bündeln und Strängen von Muskelsubstanz ab, diese verzweigen sich, aus Primitiv- fibrillen nur bestehend, ebenfalls und stellen Netze wie Maschen von gleichen Durchmessern dar. Was die Art und Weise der Endigung - der Fäden betrifit, so verlieren sie sich in der Muskelsubstanz oder in. den Faserschichten des Endocardiums und entgehen dadurch dem Auge des Beobachters; manchmal sieht man sie allmählich an Breite ehmen und mit stumpfen Enden aufhören. Ausser ihrer bestän- digen Gegenwart an genannten Stellen trifft man sie, wenn auch mehr isolirt und Netze in grösseren Zwischenräumen bildend, in‘ der übri- gen Substanz der Ventrikel gleichfalls an; vielleicht liegen sie zwischen ‚den. bekannten, nach verschiedenen Richtungen verlaufenden Faser- 5 zügen eingelagert; namentlich ist ihre Verbreitung in den äusseren Raserlagen unter dem Pericardium gar nicht selten. Werden diese Purkinje'schen Fäden, welche beim Präpariren als En feste Körperchen aus dem übrigen Gewebe leicht herausfallen, > ® ter einer stärkern Vergrösserung betrachtet, so ergeben sich nach- ende weitere histologische Verhältnisse. Gewöhnlich sind sie von einer Scheide umgeben. Diese stellt in dem einen Falle eine fast steucturlose, höchtens mit eingestreuten Kernen versehene, 0,0045 — 0,002” dicke Membran ‘dar; auf dieser liegen entweder zarte Binde- _ gewebsfasern, gleichsam als ihr Uebergangsgewebe, mit engen Netzen rst feiner elastischer Fasern oder Muskelfibrillen ohne alle vor- E Bildung von Primitivbündeln in vielfacher Durchkreuzung und ' - verschiedener Mächtigkeit; so namentlich beim Schafe. im andern Falle ist die Hülle nicht immer structurlos, sondern besteht aus sehr gefäss- em Binde- und. elastischem Gewebe, welches mit dem des Endo- iums zusammenhängt, so besonders beim Kalbe, Ochsen oder aus Fibrillen der Herzmuskeln selbst, welche dann direct die Körner ben (beim Schaf). Kommt das Ende dieser zur Anschauung, so ‚sich die structurlose Scheide vollkommen: geschlossen um sie an, während bei der Umhülung mit dem ohnehin vorhandenen Gewebe die einzelnen Körner an Anzahl abnehmend sich allmählich in ihnen verlieren. 192 Die Körner selbst, ausser ihrem Zusammenhange in den Fäden betrachtet, stellen solide Körper von wachsartiger CGonsistenz und sehr grosser Durchsichtigkeit dar. Durch die Nebeneinanderlage platten sie sich ab und haben bald eine mehr rundliche oder ovale, bald eine vieleckige Gestalt mit ungleichen Flächen und Winkeln; an den Rän- dern der Fäden sind sie oft ausgezackt, mit wunderlichen Vorsprüngen versehen, Ihre Grössenverhältnisse erleiden verschiedene Schwankun- gen. Im Allgemeinen übertrifft der Längendurchmesser den Querdurch- messer; mit der Abnahme der Breite der Fäden nimmt die Länge der Körner bedeutend zu, in den membranartigen Ausbreitungen bleiben beide Durchmesser sieh gleich, bisweilen gewinnt der der Breite die Oberhand. Als Mittelzahlen können gelten für die Länge: 0,03 — 0,05" (Schaf), 0,02" (Ziege), 0,04 — 0,04” (Kalb), 0,03— 0,06" (Schwein); für die Breite: 0,01 — 0,03” (Schaf), 0,045” (Ziege), 0,01 —0,02"” (Kalb), 0,044 — 0,018" (Schwein). "Ihre Dicke beträgt 0,004 — 0,006”, Dem äussern Ansehen nach erscheinen die Körner zeitweise ganz structurlos, mit äusserst scharfen Rändern, ihre Masse ist feinkörnig, mit 1—3 Kernen versehen, gewöhnlich nach mehreren Richtungen gestreift, in die Länge, Quere und an der Peripherie, bisweilen mit scharf contourirten Fettmolecülen eng angefüllt, Die Kerne vermehren sich durch Theilung. Sie sind entweder runde, ovale, durchsichtige Bläschen mit soliden Nucleolis, oder in die Länge gezogene, bohnen- förmige, körnige Körperchen. Sind mehrere zugegen, so liegen sie im ersten Falle 'oft hintereinander, decken sich zum Theile gegenseitig, im andern Falle sind sie mit ihren concaven Rändern einander zugekehrt, meistens aber umgibt sie ein ganzer oder halber Kreis feiner, grauer, bisweilen goldgelber, glänzender Pigmentkörnchen, Es ist sehr oft wegen der grossen Durchsichtigkeit und geringen Dicke der Körner schwer zu entscheiden, ob die Kerne in einer Ebene oder an der obern und untern Fläche liegen, ob sie einem und demselben oder verschiedenen Körnern angehören. Ihre Grössenverhältnisse bleiben sich ziemlich gleieh, die runden messen 0,003— 0,005” (Ziege, Schaf), die ovalen 0,006” (Schwein, Schaf, Kalb) in die Länge, 0,003” (Schwein, Schaf, Kalb) in die Breite, die Kernkörperchen 0,0015 — 0,002”. Die Längsstreifung der Körner ist selten parallel, meistens ohne alle be- stimmte Ordnung, in verschiedenen Winkeln sich durchkreuzend, viel- fach ‘durchbrochen von derjenigen der durchscheinenden Flächen. "Sie nähert sich bei genauer Betrachtung häufig nur Faltungen der Ober- fläche und entspricht viel eher leiehten Impressionen der die Fäden umgebenden Gewebe, als wirklichen, nebeneinander liegenden Fasern, Verschiedene Präparationsweisen, Reagentien wie Druckkräfte haben in einer Unzahl von Beobachtungen nicht ein einziges Mal ein Zerfallen von Längsfasern erkennen lassen. Die Querstreifung ist entweder über 193 die ganzen Körner‘ verbreitet, ‘oder nur in ihrer Mitte oder an der Peripherie vorhanden; im letzten Falle stehen‘ die in einzelnen Streifen weiter auseinander, zeigen sich gleichfalls nur als schwache Falten und Runzeln der Oberfläche und viel weniger als wirkliche Streifen durch die ganze Masse, welche ohnedies wegen der Natur der Körner schwer nachweisbar sind. Die Querstreifung folgt stets der Längenachse der Fäden und entspricht in allen übrigen Eigenschaften vollkommen der- jenigen der Muskel. Die peripherische Streifung der Körner ist, wo sie nicht mit der vorherigen zusammenfällt, durch theilweise oder ganze, innige Umlagerung einzelner Fibrillen oder Streifen von Muskelsubstanz, ungefähr in der Breite von 0,0009 — 0,0015”, bedingt. Durch diese muskulöse Belegungsmassen, deren Verhalten sogleich erörtert werden soll, werden die Körner an ihrer Peripherie wulstig, höher gestellt und in ihrer Mitte dadurch gleichsam eingedrückt. Bezüglich ihrer mikro- chemischen Reäctionen ist zu erwähnen: Nach Zusatz von Essigsäure, eoncentrirter früher, verdünnter später, quellen die Körner auf, wer- den heller, ihre Querstreifen sehr markirt, rücken etwas auseinander, die Längsstreifen verschwinden, die Kerne und die sie umgebenden Körnchen treten deutlicher hervor. Auf Salzsäure, Salpetersäure im _ werdünnten Zustande (20%,) werden die Körner dunkler, gelblich, fein- körniger, schrumpfen zusammen, Querstreifen, ‘welche früher nicht zu- gegen waren, erscheinen deutlich; im concentrirten Zustande machen sie jene noch stärker einschrumpfen und dunkler. Schwefelsäure be- wirkt, dass sie zuerst einschrumpfen, körnig, später gallertartig wer- den, endlich bis zur völligen Durchsichtigkeit aufquellen. Sublimat- lösung verursacht ein Zusammenschrumpfen, schwieriges Ansehen bis ’ völligen Unkenntlichkeit. Caustisches Kali, Natron, Ammoniak [ sie durchsichtig, gallertartig, aufquellen, Längs- und Quer- verschwinden. Nach Aether, Alkohol schrumpfen die dureh- { Körner gleichfalls ein, werden kleiner, erhalten einen gelb- lichen Ton, die Contouren werden scharf, Längs- und Querstreifen ‚sehr deutlich, Eine weitere Berücksichtigung verdienen die Lagerungsverhältnisse der Körner in den Fäden. Ihre Kenntniss ist der Schlüssel zu einer richtigen Auffassung der verschiedenen, oft räthselhaften Bilder, welehe annte Theile darbieten können. Jene gestalten sich also: Die Körner gewöhnlich zu zwei bis sechs nebeneinander in einem Faden ge- und zu zwei bis vier solcher Reihen übereinander geschichtet dig. 3a). In dieser. Lage werden sie durch eine höchst ‚durchsichtige, Ä bene, quergestreifie Masse, welche sowohl ibre äusseren Flächen ‚ als auch ihre Zwischenräume ausfüllt, gleichsam zusammen- gekitiet. Diese Bindesubstanz hat die physikalischen, wie chemischen Eigensehaften der Muskel; bei Zusatz von Säuren, Aether, Alkohol 194 Sublimatlösung gerinnt sie und tritt als eine schmierige,, körnige, dunkel- gelbe, zähe Flussigkeit an die Oberfläche der Fäden. Sie hatftheils eine plattenförmige Ausdehnung, theils: zerfällt sie in. 0,002 — 0,004" dicke, spaltbare Bündel oder äusserst - feine, gegliederte. Fibrillen, welche entweder. den Körnern blos lose auf- und anliegen oder innigst mit ihnen verschmolzen sind. Diese Bündel, wie Fibrillen, von. Pur- kinje für elastisches Gewebe mit Querstreifen gehalten, verlaufen der Längsachse parallel bald nebeneinander, bald in bunter Durchkeuzung über die Körner, meist an ihren Oberflächen und zwischen den Schich- ten, bald ‘winden sie sich schlingenförmig zwischen dieselben durch, so dass, wenn diese, was oft geschieht, herausfallen, ganz zierliche, ovale, quergestreifie Fasernetze zu Tage kommen: (Fig. 35). Daher rührt es auch, dass die Querstreifung der Bündel und einzelnen Fibrillen stellenweise mit der der Körner nicht zusammenfällt, vielmehr die Streifen jener kranzförmig um diese gestellt sind, Gelingt: es, die Körner durch Präparation oder Druck aus ihrer Verbindung zu tren- nen, so bleibt gewöhnlich die eine Hälfte solcher Bündel oder Fasern an der Peripherie derselben zurück und es erscheinen dann jene oben erwähnten Körner mit wulstigen, streifigen Rändern und eingedrücktem Centrum. Innerhalb der Fäden, zwischen ihren Körnern, von den eben beschriebenen Faserbündeln bedeckt, gleichsam gestützt, verlaufen in weiten Maschen und um jene sich schlingend sehr feine, structurlose, 0,004" breite Capillaren mit 0,009—0,04” langen, besonders an den Theilungsstellen vorkommenden, äusserst schmalen, feinkörnigen Kernen, Nerven konnte ich so. wenig, wie Purkinje, ia den Fäden finden. Die Körnerlagen also, in verschiedenen Schichten, von einer der übrigen Muskelmasse des Herzens gleichen Substanz, welche in Platten, Bündel und Fibrillen zerfällt, auf das Innigste eingehüllt, mit feinen Capilla- ren durchzogen und äusserlich mit einer bindegewebsartigen Scheide umgeben, bilden jene Fäden, deren erste Kenntniss die Wissenschaft Purkinje verdankt. Welche Bedeutung endlich haben diese Körner? Ich nehme kei- nen Anstand, sie gleich den genannten Forschern muskulöser Natur zu halten. Die Frage, ob sie Zellen seien, kann nur die Entwickelungs- geschichte lösen. Die mir zu Gebote stehenden, jüngsten Thiere zeigten immer die schon bekannten Eigenschaften derselben, an welchen ich niemals eine wirkliche Zellenmembran bei den verschiedensten Präpa- rationsmethoden auffinden konnte. . Waren auch bisweilen einzelne vom Rande abstehende Linien zu bemerken, immer konnten sie für Resul- tate der Diffraction ‚gelten. Immerhin aber steht dieser Annahme die bekannte Thatsache zur Seite, dass auch die sogenannten organischen Faserzellen keine Zellenmembran erkennen lassen. Gedenke ich schliess- Jich ihrer oben. geschilderten Eigenschaften, als:, der‘ Längs- und Quer- 195 steeifung, der Theilung ihrer Kerne. mit den Körnchenumlagerungen (Fig. 3c), des zeitweisen Auftretens von Fettmolecülen in ihnen, der Uebereinstimmung ihrer chemischen Eigenschaften mit denen der übri- gen Muskel, ihrer Einlagerung in muskulöse Hüllen selbst; erinnere ich an die Thatsache, dass sehr oft Fäden vorkommen, in welchen die anfangs nebeneinander liegenden Körner zusammenschmelzen, nur ‚noch einzelne Einschnitte an ihren Rändern zeigen, endlich direet in faserhaltige Muskelbündel mit Andeutung der frühern Kernlage über- gehen (Fig. &); vergesse ich auch jener Stränge nicht, welche beson- ders beim Schwein oft nur Einknickungen und Einkerbungen nach Form der Körner, aber ohne bestimmt ausgesprochene Trennung haben, weder Kerne, ‘weder Längs- noch Querstreifen zeigen, sondern eine ‚graue, feinkörnige, mit Fettmolecülen angefüllte Masse darstellen, — halte ich alle diese Momente zusammen: so dünken mir die Körner nichts anderes zu sein, als nebeneinander liegende Stücke getrennter Muskelsubstanz, deren Vorkommen zu constant ist, um sie für patho- logisch zu deuten !). Und verbietet diese Annahme gerade die Muskel- substanz des Herzens? Sie, welche am wenigsten eingedenk ihrer "Entwicklungsformen am meisten Abweichungen sich gestattet, mit Ana- stomosen und Theilungen, ohne Sarcolemma, ohne Perimysium bald in ‚beliebig sich spaltenden Bündeln, bald in grossen membranförmigen Ausdehnungen, blos in feine Fibrillen zerfallend, mit ovalen in die Länge und die Quere stehenden Kernen ihre. Faserzüge beschreibt; ‚des Zerfallens in sarcous elements, der Einschnitte, Spaltungen, Quertheilungen, zu welchen Muskeln überhaupt und insbeson- lere die des Herzens leicht geneigt sind, möge kaum gedacht werden. diese Worte sind nur Ausdrücke meiner Anschauungen; die pr Be pers) Unter den Wiederkäuern hatte ich die Herzen von Rehböcken nachträglich zu untersuchen Gelegenheit, Auch hier liegen unter dem Endocardium weit- - maschige Netze von blassgrauen, der Gallerte ähnlichen Strängen (0,04 — 0,2" | + Breite). Eine theils in Fibrillen zerfallende, theils homogene Bindesubstanz - mit eingemischtem feinem elastischem Gewebe hüllt sie ein, und polygo- Ar nale, kern(0,00%”')-haltige, quergestreilte oder körnige Körper (0,04 — 0,04" Breite, 0,02— 0,06" Länge) setzen sie zusammen. In den Zwischenräumen, ‘an der vordern, hintern, den seitlichen Flächen werden letztere von ver- schiedenen Lagen oder einzelnen Muskelfibrillen umgeben. Die chemischen Reactionen sind die oben geschilderten. Diese Objecte bestärken mich in in meiner Ansicht, dass diese Körper Stücke zerfallener Muskelstränge oder Sin Bündel innerhalb des übrigen Muskelgewebes des Herzens sind, deren rn orkommen, besonders unter den Ruminantien, noch keineswegs seine ; hysiologische Begründung hat. Nach den anderen merkwürdigen Bildun- j gen, welche ich beim Schafe, Rinde schilderte, habe ich bei diesen Thie 8 fen gegenwärtig vergeblich gesucht, “= “ ni 3 196 Lösung der Frage nach dem Warum werde ich wohl immer schuldig bleiben. Als einer weitern Mittheilung, gleichsam im Zus rällighe mit obiger Skizze, gedenke ich noch anderer Körper, welche mir bei Unter- suchungen der Muskeln, besonders denen des Herzens vorgekommen sind. Schon im Jahre 1846 fielen mir bei der Durchmusterung der Muskeln des Bugs vom Reh eigenthüimliche, längliche, körnerhaltige Körper, welche in den Primitivbündeln verborgen lagen, auf. Ohne mit ihnen ins Klare zu kommen, beschränkte ich mich damals auf die Zeichnung eines Durchschnittes, welche ich hier Fig. 5 mittheile. Spä- ter begegneten mir dieselben Körper nochmals in den Herzmuskeln des Ochsen. Die gegenwärtig darüber angestellten Nachfragen liefern wie früher nur ein geringes Resultat, ihre Deutung ist auch jetzt noch räthselhaft und ich beschränke mich hier, durch eine einfache Schil- derung der bisher bekannten Formen die Aufmerksamkeit der Forscher darauf zu lenken. Meine lange andauernden, fruchtlosen Bemühungen, zu einem Resultate zu gelangen, irgend einen Anhaltspunkt für weitere Schlüsse zu finden, lassen mich jedem Andern hierbei einen neuen Fund von Herzen gönnen. Die wenige Ausbeute, welche ich bisher im Herzen des Ochsen, Kalbes und besonders des Schafes machte, besteht in Folgendem. Innerhalb der eben geschilderten Purkinje'schen Fäden, 'so wie der zu beliebigen Bündeln sich spaltenden Muskelmasse des Herzens liegen theils runde, theils längliche Körper von dunklem, körnigem An- sehen. Sucht man, was leicht gelingt, sie aus ihrer Muskelbülle zu isoliren, so erkennt man an ihnen, besonders den grösseren, eine Hülle und einen Inhalt. Jene stellt eine structurlose, durchsichtige, sehr ela- stische, 0,0006 — 0,003” dieke Membran dar. Diese besteht aus einer zähen, dem Eiweiss ähnlichen, hyalinen Masse, in welcher verschieden gestaltete Körperchen uud zwischen ihnen Fettkörperchen in grosser Menge suspendirt sind. ‚Je nach dem’ Alter der Bildungen liegt der Inhalt frei in der Hülle — bei den jüngeren — oder er ist in be- stimmte, mit dem Alter an Zahl zunehmende Portionen. abgetheilt, welche sich gegenseitig abplatten, 0,015—0,018' breit sind und durch eine äussere Hülle voneinander abgegrenzt werden. Letztere ist wahr- scheinlich als eine verdickte äussere Schichte der die Körperchen und Körnchen verbindenden Substanz anzusehen und hat cinen kaum zu bestimmenden Durchmesser (Fig. 7, 8«). Ausser diesen eben ge- nannten Theilen finden sich niemals und unter keinen Verhältnissen irgend andere, wie etwa Kerne, Zellenmembranen u. s. w. vor. Die Grössenverhältnisse dieser Körper wechseln: den constant grössten Durchmesser der runden fand ich zu 0,12”, die constant grösste Länge 0,15— 0,20”, Breite 0,05— 0,08” (Schaf, Ochs). Als: Einwirkungen, 197 _ welche Reagentien auf sie machen, lässt sich im Allgemeinen angeben, - dass sie auf Zusatz von Säuren einschrumpfen, dunkler, körniger wer- den, von Alkalien aufquellen, bis fast zur Auflösung durchsichtig werden. Was die ‘als Inhalt‘ bezeichneten Körperchen 'anbelangt , so erscheinen sie entweder rund, oder häufiger oval, etwas gekrümmt, bohnenförmig, selbst halbimondförmig mit zugespitzten Enden, am ähn- lichsten den Sporen gewisser Pilze. Sie sind solid, meist glatt, etwas feitglänzend, bisweilen, namentlich die runden, granulirt. In ihrem Innern bald in der Mitte, häufiger am Ende treten Zerklüftungen ihrer homogenen Masse auf; diese scheinen, nach dem röthlichen Licht- rellexe und den ausgezackten Rändern zu schliessen, eine mit jener ch nieht mischende Flüssigkeit zu enthalten und geben das täuschende von vorhandenen Kernen. Bei den ovalen beträgt die Länge 05 — 0,006”, die Breite 0,002— 0,003, der Durchmesser der runden 03— 0,004”, der kernähnlichen Löcher 0,002— 0,003”. ' Zusatz von ser macht die Körperchen etwas aufquellen und von ihren Rändern bt sich ein leichter weisser Saum bis zu einer wirklichen bläschen- gen Membran ab; ob letztere als Zellenwand, die die Körperchen ge umschliesst, oder als austretende eiweissartige Inhaltstropfen zu ten sei, ist mir zweifelhaft geblieben: ich möchte für Letzteres mich scheiden. Auf Zusatz von verdünnten Säuren schrumpfen sie etwas sin, ihre Masse wird feinkörnig, auf Alkalien schrumpfen sie gleichfalls rst ein, werden kleiner, scharf contourirt und verschwinden so- dann mit einem plötzlichen Rucke dem Auge des Beobachters. Sehr ifig endlich bemerkt man an ihnen Theilungen ; gewöhnlich erschei- erst kleinere, dann grössere röthliche Löcher an beiden Enden, en Seiten schnüren sie sich gegen die Mitte etwas ein, bis'sie ch nur mit kleinen Brücken noch zusammenhängen (Fig. 9).. Nach ergeblichem, ınonatelangem Suchen um weitere Entwickelungsformen 1 ihnen „ nach einem trostlosen monotonen Wiederkehren der immer "Formen, deren wenige Abwechselungen höchstens: in endosmoti- »n Störungen und mechanischen Eingriffen begründet waren, sah i mich um den Modus ihrer frühesten Bildung um: ‘auch hier die- selbe Antwort, die Frage nach dem Woher so dunkel, wie nach dem 0. Als ein geringer Anhaltspunkt: möchte folgende Notiz gelten. ohl in den Purkinje'schen Fäden, namentlich ihren Körnern unter on Kernen, als auch in einzelnen Bündeln der übrigen Herzmuskeln man in ihrer Substanz lichtere, meist rundliche Stellen an, welche en ‚Anschein haben, als beginne daselbst eine Verflüssigung, ein ;kerwerden jener. Indem diese Stellen sich allmählich vergrössern, ] zwar in den Körnern mehr die runde, in den übrigen Muskel- leln mehr die längliche, ovale Gestalt beibehalten, ihre Grenzen er markiren, lassen sich in dieser fein punktirten, hellgrauen, beim 198 Ausfliessen nach. angewendetem Drucke zähen Flüssigkeit einzelne grössere, den oben bezeichneten: ähnliche, rundliche Körperchen von 0,002” deutlich erkennen. -Als. nächst höhere Stufe findet man kleine runde ‘oder ovale Häufchen soleher Körperchen von 0,02" Länge, 0,01” Breite, ringsum: von ‚der Muskelmasse eingeschlossen, ohne die ge- ringste: Andeutung irgend einer Oeflnung oder Gegenöffnung. Haben diese, Häufchen durch ihrer Körperchen’ fortgesetzte Theilung, welche sich. aus. ihrem Vorkommen:in den grösseren Bildungen schliessen lässt, eine gewisse Grüsse, etwa einen. Durchmesser von 0,024” bei den runden, eine Länge von 0,0&—0,05" bei den ovalen erreicht, dann tritt erst eine deutlich markirte Hülle auf, deren Ursprung gleichfalls ihrer verdichtenden Bindesubstanz zugeschrieben werden kann (Fig. 2 c, 3d, 6a). Indem diese Bildungen an Grösse zunehmen, folgt als wei- tere Entwickelung die bereits geschilderte Theilung in den Furchungs- kugeln nicht unähnliche Inhaltsportionen (Fig. 7, 8). Mit diesen bleibt die Entwickelung, so: weit sie. verfolgbar ist, stehen. Bemerkungs- werth ist noch die Grössenzunahme der Kerne in denjenigen Körnern, welche; solche. Bildungen beherbergen; ihre Länge steigt auf 0,009", ihre Breite auf 0,007, vermuthlich in Folge von Inbibition bei dem hier stattfindenden Zerfliessungsprocesse. Würden die Kerne nach, dem Sprengen der, durch die grosse Ausdehnung der Körper oft äusserst dünnen muskulösen Hüllen nicht in den Wandungen derselben sicht. bar bleiben, so könnten manche Bilder zu dem Glauben an ihre Theil- nahme bei diesem Processe verleiten. So weit reichen meine Erfahrungen über diese Bildungen, deren Genesis sich vielleicht auf Veränderungen der Muskelsubstanz. zurück- führen liessen. Und hat diese Muthmassung einen Wahrscheinlichkeits- grund, wenn ich erzähle, dass dieselben auch in Schichten des Endo- eardiums von dessen Fasern eingehüllt und umsponnen. vorkommen? Möchten diese merkwürdigen Körper, welche manche Analogie mit den von Miescher aufgefundenen, gleichfalls räthselhaften, weissen Streifen in den Bauchmuskeln der Mäuse und Ratten haben, einer glücklichern Hand denn der meinigen anheimfallen. Vielleicht begünstigt den Erfolg j eine consequente Untersuchung zu verschiedenen Jahreszeiten, aber auch beim: Wechsel dieser habe ich immer dieselben Formen gesehen. Erklärung der Abbildungen. Fig. A. Innere Oberfläche eines Stückchens vom Schafherzen, um die Veräste- lungen der Purkinje'schen Fäden a zu sehen. In natürlicher Grösse, Fig. 2. Die Netzbildung der aus Körnern bestehenden Fäden a, in ihren ver- schieden gestalteten Maschen, Fettzellendepots b, unmittelbar unter dem Endocardium gelegen. Vom Schafe: 96 mal vergrösserf. 199 Fig. 3. Ein Purkinje'scher Faden 320 mal vergrössert; dessen Körner 4 mit und: ihren Kernen c, von längs- und quergesireifter Muskelmasse.b bedeckt \ und umsponnen. d In ihm vorkommende Fremdbildungen in ver= schiedener Entwickelung. Vom Schafe, Fig. %. Ein Körnerstrang vom Schafe, um den Uebergang in solide Muskel- ! bündel zu zeigen. Ganz dieselben Bilder zeigt das Schwein. 5. Ein Querschnitt von Muskelprimitivbündeln, in deren einem ein aus runden Körperchen bestehender Körper a zu sehen ist, ' Von den Bug- ., „muskeln des Rehes. Fig. 6. Genannte Körper in den Primitivbündeln des Herzens vom Schafe a, 1 in verschiedener Entwickelung. 540 mal vergrössert. ‚ 7. Dieselbe Bildung mit deutlichen Inhaltsportionen, 320 mal vergrössert, 8. Derselbe Körper aus den Muskelhüllen herausgefallen, mit deutlichen Abtheilungen seines körnigen Inhaltes; bis jetzt beobachteter grösster Längendurchmesser. ‘Vom Ochsen. 320fach vergrössert, ‚9, Die verschiedenen Formen der in genannten. Bildungen enthaltenen Körperchen. 520 mal vergrössert. Vom Schafe. Zusatz von Professor v. Siebold. Hierzu Fig. 40 u. 44 auf Taf. X. achtviehs ich mich sowohl hier in München wie in Breslau oft über- habe, sind jedenfalls mit jenen merkwürdigen Schläuchen verwandt, e Miescher in den Muskeln einer Hausmaus gefunden und in dem richte über die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in . (V. Basel 4843, pag. 198) beschrieben hat (siehe auch meinen 'esbericht in Müller’s Archiv 4843, pag. 63). Der Inhalt jener Kör- (Fig. 9), welcher aus bald finden, bald aus ovalen, bohnen- oder erenförmigen Körperchen besteht, stimmt vollkommen in Form und össe mit dem Inhalte der langen Schläuche aus den Muskeln der ismaus überein. Herr Miescher hat die Güte gehabt, mir vor län- Zeit eine Abbildung dieser Schläuche und ihres Inhalts zu wei- Bekanntmachung mitzutheilen. Obwohl ich beide Abbildungen cht ganz vollkommen finde, so nehme ich doch Gelegenheit, dieselben Fig. 40 u. 41 auf Taf. X den Lesern dieser Zeitschrift vorzulegen, ils um die Aufmerksamkeit auf diese merkwürdigen Gebilde zu ken, theils um bestimmt erkennen zu lassen, dass Miescher der erste gewesen, welcher jene Schläuche beobachtet hat. Ich muss hier mu noch hinzufügen, dass ich diese Schläuche in Erlangen nicht nur n den schiefen Bauchmuskeln von Mäusen, sondern auch von Ratten 200 gefunden habe, und dass Herr Bischoff nach einer mir unterm 46. Mai 4845 aus Giessen gemachten Mittheilung dieselben Schläuche in allen Muskeln einer Ratte gesehen hat. Miescher lässt es zweifelhaft, ob diese Schläuche ein eigenthümlicher Krankheitszustand der primitiven Muskelbündel sind, in welchem sich statt der Fibrillen jene kleinen bohnen- oder nierenförmigen Körperchen entwickelt haben, welche das Sarcolemma ausdehnen und in jene Schläuche umwandeln. Es ist dies aber gewiss nicht der Fall, da die Y,, bis "/;, Pariser Linien langen Schläuche innerhalb des Sarcolemmas eines primitiven Muskelbündels enthalten sind. Ich kann mich in dieser Beziehung auch auf Bischoff berufen, welcher mir ausdrücklich schrieb, dass er diese Schläuche in der Scheide der primitiven Muskelbündel liegend wahrgenommen habe. Weit eher könnte ich mich mit der zweiten Vermuthung Miescher’s vertraut machen, nach welcher die Schläuche eigenthümliche parasiti- sche Bildungen sein möchten, welche sich die Hülle der Muskelbündel zur Wohnstätte ausgewählt und daraus die Muskelfibrillen verdrängt haben. Miescher lässt es ausserdem noch zweifelhaft, -ob die Schläuche als Parasiten vegetabilischer oder thierischer Natur seien. Ich fühle mich geneigt, dieselben den schimmelartigen Entophyten beizuzählen, denn ich habe niemals eine thierische Bewegung an diesen Schläuchen und ihrem Inhalt wahrnehmen können, und in der That erinnert der Körnerinhalt in den vollkommen entwickelten Schläuchen an sporen- 5 artige. Gebilde, R 4 Erklärung der Abbildungen, HN Fig. 40. Zwei Schläuche von Muskelsubstanz umgeben aus einer Hausmaus; "4 stark vergrössert. Nach Miescher. Derselbe hat in der Zeichnung die primitiven Muskelbündel nicht angedeutet. fl Fig. 41. Inhalt eines solchen reifen Schlauchs; 4000 Mal vergrössert, Ebenfalls — nach Miescher. IR Be ii Beiträge zur Naturgeschichte der Mermithen, ' von 1 Professor. v. Siebold. Nachdem Dujardin die Gattung Mermis aufgestellt hatte !), liessen sich verschiedene Fadenwürmer darin unterbringen, welche man früber ‚der Gattung Filaria und Gordius beigezählt haite. Ich habe die Gat- tung Mermis und Gordius zur Familie der Gordiaceen vereinigt und in ‚Nähe der Nematoden gestellt 2), mit, denen die Gordiaceen in vieler iehung verwandt sind, doch unterscheiden sie sich durch ihren nz eigenthünlichen Verdauungsapparat und Mangel eines Afters ‚so sentlich von den Nematoden, dass, wenn man die Nematoden und ! gen zu einer Ordnung Vareiuie, eine [rennung beider als Fa- nilie oder Unterordnung nicht unterlassen werden darf. Diesing hat ies auch richtig gewürdigt ?), und in seiner Ordnung Nematoidea die eiden Unterordnungen Aprocta und Proctucha aufgestellt; zu der teren Unterordnung zählte derselbe die Gattung Gordius, Mermis ad Sphaerularia, letztere mit. einem ?, obgleich ich, für ‚meinen eil die Stellung dieses sonderbaren Parasiten (Sphaerularia Bombi) Beziehung auf die Organisation des Verdauungsapparates hier, voll- ommen gerechtfertigt finde, In der Darstellung und Abgrenzung der Gattungen und Arten der rdiaceen hat Diesing mancherlei verfehlt, was demselben aber nicht zur Last fällt, da bisher sowohl die Anturgmiehichie wie auch der atomische Bau der Gordiaceen nur höchst unvollkommen bekannt wesen ist. Die Ergründung der Organisationsverhältnisse der Gor- seen ist übrigens eine der schwierigsten Aufgaben, die man an @inen Zootomen und Histologen stellen kann. Ich habe mich zu den erg. Annales des sciences naturelles. Tom. 48, 4842, pag. 129. #2) Siehe mein Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der wirbellosen Thiere. or ABhB, pag. MAR. =) Vergl. dessen System Helminthum. 4854, II, pag. 78. 3 « Pi _ ” 202 verschiedensten Zeiten mit der Zergliederung der Gordiaceen beschäftigt, bin aber in der Vollendung derselben immer wieder gestört worden. Erst in jüngster Zeit hat ein günstiger Umstand meine Einsicht in die Lebensgeschichte der Gordiaceen sehr gefördert, nämlich die Auffindung und Herbeischaffung eines grossen Vorraths einer Mermis-Art, die ich in Breslau zu sammeln Gelegenheit hatte. Schon seit mehreren Jahren mit dem Einsammeln von Gordiaceen beschäftigt, ist mir Mermis albi- cans am häufigsten unter die Hände gekommen, so dass es mir ge- lungen ist, zu zwei verschiedenen Zeiten die Lebensgeschichte dieses Fadenwurms von Anfang bis zu Ende zu verfolgen. Das erste Mal gelang es mir in Freiburg, eine vollkommene Uebersicht über die Lebensweise der Mermis albicans dadurch zu erbalten, dass ich mir aus den Raupen der Yponomeuta cognatella eine Menge dieser Mermis verschaffte. Ich erkannte an ihnen, dass sie frei in der Leibeshöhle der genannten Raupen vollkommen auswachsen, und dann die Haut ihrer Wirthe mit dem Kopfende durchbohren, um auszuwandern. Alle ausgewanderten Individuen der Mermis albicans erschienen geschlechts- los, hatten aber einen sehr ansehnlichen Fettkörper bei sich, auf dessen Kosten sich die Geschlechtswerkzeuge erst nach ihrer Auswanderung entwickelten. Sie verkrochen sich gleich, nachdem sie ausgewandert waren, in die ihnen dargebotene feuchte Erde, und verweilten hier mehrere Monate (den ganzen Winter hindurch bewahrte ich sie in mit Erde gefüllten Töpfen auf, welche ich von Zeit zu Zeit befeuchtete). Während dieser Zeit häuteten sie sich, begatteten sie sich und legten Eier. Die aus den gelegten Eiern im Frühjahre hervorgeschlüpften Embryonen hatten wie ihre Eltern eine fadenförmige Gestalt. Sie er- weckten in mir die Vermuthung, dass sie die Bestimmung hätten, sich aus der Tiefe der Erde an die Oberfläche derselben zu begeben, um sich hier junge Insecten zum Einwandern aufzusuchen, in denen sie alsdann als Schmarotzer fortwachsen könnten. Ich verschaflte mir ganz junge Räupchen von Yponomeuta cognatella und brachte sie in einem Uhrglase mit den von mir erzogenen Mermitben-Embryonen zu- sammen. Nach einigen Stunden fand ich wirklich diese Embryonen innerhalb der jungen Räupchen, welche letzteren sich dabei ganz wohl befanden, obwohl einige derselben zwei und auch drei Mermithen- Embryonen im Leibe hatten. Ich muss ausdrücklich bemerken, dass ich die zu diesen Versuchen benutzten jungen und noch durchsichtigen Räupchen vorher unter dem Mikroskope sorgfältig geprüft hatte, ‘ob sie nicht bereits von jungen Fadenwürmern heimgesucht waren, Auch von Pontia Crataegi, Liparis Chrysorrhoea und Gastropacha Neustria wählte ich junge Räupchen aus, die ich jenen Mermithen-Embryonen zur Einwanderung vorwarf; der Versuch gelang hier in derselben Weise. Es wurden die Resultate dieser Versuche von mir in der FE u TE eg { 208 entomologischen Zeitung vor ein Paar Jahren ich bekannt gemacht !). Obgleich ich überzeugt Pe dass die! Mermitlheni- ee draus- sen im Freien, wenn sie mit dem herannahenden Frühling aus der Erde hervörkriechen, unter den ‚abgefallenen Blättern und unter’ den die Erdoberfläche bedeckenden Resten der vorjährigen Vegetation junge Insecten-Larven genug finden, welche sie.nach dem Einwandern' als Wirthe benutzen können, so. ist mir doch noch manche Erscheinung in Bezug auf das konn der parasitischen Gordiaceen innerhalb sol- eher Insecten- Larven, welche niemals mit dem Erdboden in Berührung kommen, räthselhaft geblieben; namentlich scheint es schwer zu er- klären, wie die Mermithen-Embryonen in diejenigen Schmetterlings- Raupen gelangen, die von Anfang ihres Lebens an das: Innere. der Früchte unserer Aepfel- und Birnbäume bewohnen. Trotz dieser Ver- borgenheit sind die Raupen der Tortrix pomanana vor den Nachstellun- gen einer Mermis nicht sicher, wie dies die Beobachtungen’ von Goeze; Treutler, Gravenhorst, Wage und Anderen lehren, nach welchen schon öfters in jenen Raupen ausgewachsene Individuen einer Mermis ange- troffen worden sind ?2). Diejenigen Fadenwürmer, welche einige Male mittelbar innerhalb eines Apfels oder einer Birne aufgefunden worden ‚sind, waren offenbar aus einer in diesen Früchten vorhanden gewese- ‚nen Obstraupe ausgewandert und in. der Frucht stecken geblieben, yährend die Raupe selbst entweder abgestorben und verschrumpft nur srsehen worden war, oder nach dem Auswandern ihres Schmarotzers Frucht noch verlassen hatte. Wie die Mermithen-Embryone in die pen der Apfel- und Birnmotte gelangen, darüber besitzen wir für t noch.keine directen Beobachtungen, indessen werden wir deshalb ‚genöthigt sein, um diese Erscheinung zu erklären, unsere Zu- 'ht zur Generatio aequivoca zu nehmen. Wir wissen, ‘dass eine Menge niederer Thiere oft fern von dem ihnen zugewiesenen Auf- itsorte das Ei verlassen und diesen erst durch verhältnissmässig weite Reisen aufsuchen müssen ?). Warum: sollte nicht auch den "Mermithen-Embryonen ein Reisetrieb eingepflanzt sein? Könnte man sieh nicht vorstellen, dass die Mermithen-Embryonen, wenn sie an der HU 2 urn ) vergl. die entomologische Zeitung zu Stettin. Jahrgang 1848, pag. 292, und Jalırgang 1850, pag. 329. Ich habe die auf diesen Gegenstand sich beziehenden Beobachtungen in der entomologischen Zeitung (Jahrgang 4842, -pag. 459, und Jahrgang 4850, Ba 335) zusammengestellt. on den Singeicaden z. B. ist es bekannt, dass die Weibchen ihre Eier die Rinde hoher Bäume versenken, und dje daraus hervorgeschlüpfte Brut sich von dort in die Erde hinab begeben muss. Zeitschr. f, wissensch. Zoologie, V. Bd, 14 204 Erde keine passenden Thiere zum Einwandern vorfinden, an den Stämmen und Aesten der Sträucher und Bäume hinaufkriechen' bis zu einer Stelle, ‘wo sich junge Insectenlarven eingenistet. Im Frühlinge ist zu gewissen Zeiten Stunden und Tage lang die ganze Oberfläche an Bäumen und Sträuchen mit einem feuchten Duft beschlagen, der jenen zarten und kleinen Würmchen gewiss ein passendes und hin- reichendes Medium ist, welches ihr Fortkriechen unterstitzt und sie während ihrer Reise vor dem Vertrocknen schützt. { Die Häutung, welche von den ausgewanderten Individuen der Mer- mis albicans in der Erde vorgenommen wird, hat eine Aenderung in der äussern Form des Schwanzendes dieses Thieres zur Folge, was bisher nicht beachtet worden ist und zur Aufstellung von unberech- tigten. Speciesformen Veranlassung gegeben hat. Alle ausgewachsenen, aber noch geschlechtslosen Individuen der Mermis albicans besitzen zur Zeit des Auswanderns ein ganz stumpfes und abgerundetes Schwanz- ende, auf dessen Mitte eine sehr feine Spitze aufsitzt. Dieses Schwanz- spitzchen, welches der glashellen farblosen Epidermisschicht angehört, ist meistens hakenförmig oder Sförmig gekrümmt und nur selten gerade gestreckt. Nach erfolgter Häutung der ausgewanderten Individuen von Mermis albicans erscheint das Schwanzende sowohl bei den Männchen wie bei den Weibchen einfach stumpf abgerundet ohne jenes Schwanzspitzchen. Aus diesem Grunde muss die Diagnose, mit welcher Diesing die Mermis albicans versehen hat*), abgeändert werden, da die diagnostischen Merkmale einer Thierspeeies nur von den vollkommen entwickelten und geschlechtsreifen Individuen entnommen werden dürfen. Auch habe ich mich jetzt überzeugt, dass der von Rudolphi als Filaria acumi- nata beschriebene?) und von mir als eine Mermis erkannte Faden- wurm nicht mehr als selbständige Art unter dem Namen Mermis acuminata, wie sie von Diesing aufgeführt wurde ®), fortbestehen kann, indem diese Art nichts anderes ist, als eine noch nicht voll- kommen entwickelte Mermis albicans, die ihre mit den vorhin erwähn- ten Schwanzspitzchen versehene Haut noch nicht abgeworfen hat ®). Ich würde daher vorschlagen, für Mermis albicans folgende Dia- gnose aufzustellen: Corpus longissimum filiforme antrorsum attenuatum lacteum. Os terminale minimum. Cauda rotundata. Apertura genitalis maris pene 1) Vergl. Diesing a. a. O. II, pag. 108, *) Siehe dessen Entozoorum Synopsis, 'pag. 6. ®) A. a. O. pag. 409. *) Die von Dujardin (in seiner Histoire naturelle des Helminthes. 1845, pag. 68) beschriebene Filaria lacustris ist auch nichts anderes als eine geschlechts- lose Mermis albicans. 205 na eornea duplice' munita et ante-'extremitätem 'caudalem sita. Apertura - genitalis feminae haud procul post corporis medium collocata. Ovula simplieia alba. - Diese Mermis zeigt ein sehr ausgebreitetes Vorkommen. 'Am häu- figsten schmarotzt dieselbe in den Raupen der Schmetterlinge, ich selbst besitze in meiner Sammlung diesen Fadenwurm aus den Raupen von Vanessa Jo, Zygaena Minos, Notodonta Ziezac, Liparis Chrysorrhoea, - Gastropacha Pruni, Catocala Sponsa, Episema Graminis, Cucullia Ta- naceti, Penthina salicana, Tortrix textana, heparana und pomonana, Ypo- nomeuta eognatella und evonymella. "Aber auch in Orthopteren, Co- - leopteren und Dipteren schlägt dieser Parasit zuweilen seinen Wohnsitz auf, meine Sammlung kann dazu Belege aufweisen, indem ich darin Mermis albicans aus Gomphocerus Mörio und biguttulus, aus Mantis reli- giosa, aus Melo& proscarabaeus und Cordylura pubera aufbewahre. Von anderen Beobachtern werden noch folgende Insectenlarven als Wirthe der Mermis albicans aufgeführt, nämlich die Raupe der Catocala Nupta (von Schrank) und Yponomeuta padella (von Nitzsch) *). In dem kaiser- lichen Naturalienkabinete zu Wien sah ich eine Mermis albicans, welche von Hager in der Raupe der Hypena rostralis aufgefunden worden war. _ Haben Mermithen ihren Wohnsitz in Raupen aufgeschlagen, so wan- dern dieselben gewöhnlich aus, noch ehe sich ihre Wirthe verpuppt aben, dabei gehen letztere aber auch leicht zu Grunde. Die Anwesen- eit eines Fadenwurms in einer Schmetterlingspuppe oder in einem fertigen Schmetterlinge ist eine grosse Seltenheit. In dem zoologischen Museum zu Breslau wird ein Fadenwurm aus der Puppe von Vanessa opa aufbewahrt, den ich als Mermis albicans erkannte. Ich selbst itze einen ausgebildeten Schmetterling von .Amphipyra typica, aus dessen Brustseite eine Mermis hervorragt, leider steckt das Schwanz- ende noch im Leibe der Eule verborgen, so dass ich nicht sicher be- sti n kann, ob dieses Individuum der Mermis albicans angehört. - Bei Orthopteren und Coleopteren scheinen die Gordiaceen viel seltener ihre Wirthe zu verlassen, so lange diese sich noch im Larven- und - Puppenzustande befinden, denn ich besitze eine Menge vollkommen ent- wickelter Heuschrecken und Käfer, welche mit Gordiaceen . behaftet sind, auch von anderen Naturforschern, welche Gordiaceen in Ortho- pteren und Coleopteren angetroffen haben, sind diese Beobachtungen immer nur an vollkommen ausgebildeten Insecten gemacht worden. Höchst überraschend war es mir, die Mermis albicans auch als N, )) Ich habe meine Erfahrungen und die Erfahrungen anderer Naturforscher über das Vorkommen von Fadenwürmern in Insecten seit mehreren Jahren gesammelt und zu verschiedenen Malen ‚in der Stettiner entomologischen Zeitung bekannt gemacht, 14 * 206 Parasit einer Landschnecke anzutreffen. , Schon vor mehreren Jahren war ich in Danzig bei dem Zergliedern einer Suceinea amphibia auf einen Fadenwurm gestossen ?), und im vorigen Jahre wiederholte sich diese Erscheinung zu Breslau so oft, dass ich während der Sommer- monate viele hundert Individuen aus Succinea. amphibia sammeln konnte. Sie, lagen immer im Eingeweidesack mannichfach verschlungen zwi- schen den Verdauungs- und Geschlechtsorganen. Der weisse Wurm schimmerte gewöhnlich durch die Schale der Schnecke hindurch. Bei näherer Untersuchung gab sich mir dieser Fadenwurm als Mermis albicans, und zwar in dem oben erwähnten geschlechtslosen Zustande mit zartem Schwanzspitzchen zu erkennen. Ich suchte die mit Mermis behafteten Schnecken längere Zeit am Leben zu erhalten, was mir glückte, so lange der Schmarotzer nicht auswanderte; so wie derselbe aber die Leibeswandung der Schnecken durchbohrt hatte und aus- gewandert war, starben dergleichen von ihrem Parasiten verlassene Individuen bald ab. In vielen Fällen beherbergte eine Suceinea nur eine einzige Mermis, doch fand ich nicht selten auch zwei, drei und vier Fadenwürmer in einem und demselben Individuum beisammen. Einmal zog ich sogar neun Fadenwürmer aus einer einzigen Schnecke hervor. Die meisten dieser Fadenwürmer waren zur Zeit ihrer Aus- wanderung (während des Juli) ausgewachsen und mehrere Zoll lang. Ich behandelte sie, wie die aus den Raupen von Yponomeuta erhalte- nen Fadenwürmer, nachdem ich mich überzeugt hatte, dass sie, ob- gleich ausgewachsen und mit einem ansehnlichen Fetikörper ausgestattet waren, noch keine Spur von Fortpflanzungsorganen enthielten. Sie kro- chen, auf Erde geworfen, schnell in die Tiefe derselben und verweil- ten hier den ganzen Winter über. Im verflossenen Frühjahr hatten sie ibre Haut mit dem Schwanzspitzchen abgeworfen und waren geseblechts- reif geworden. Da gerade Herr Dr. Meissner, der rühmlichst bekannte Entdecker der Tastkörperchen, hierher gekommen war, um verschie- dene Studien an niederen Thieren anzustellen, bot ich demselben meine von Breslau nach München glücklich übergesiedelten Mermithen zu einer genauern Zergliederung an. Herr Dr. Meissner unterzog sich mit grosser Bereitwilligkeit dieser ihm gestellten Aufgabe, unterwarf die Mermis albi-_ cans als Repräsentant der noch sehr wenig gekannten Gordiaceenfamilie einer Analyse, durch welche eine wesentliche Lücke in: unserer Kennt- niss der ‚niederen Thiere ausgefüllt wurde; wie vortreillich Herr Dr. Meissner seine Aufgabe gelöst, wird der Leser dieser Zeitschrift aus seiner hier folgenden Darstellung der Anatomie von Mermis albicans nit Ueberraschung entnehmen. München, den 18. August 1853. 1) Vergl. Wiegmann’s Archiv. 4837, Bd. II, pag. 258. a ‘Beiträge zur Anatomie und Physiologie von Mermis albicans, | von Kr - Dr. Georg Meissner. Hierzu Tafel XI—XV. he In den folgenden Blättern habe ich versucht, die anatomischen "Verhältnisse desselben Thieres zu beschreiben, dessen Naturgeschichte Herr v. Siebold in dem voranstehenden Aufsatze dargethan hat. — Allein durch die grosse Güte desselben, meines verehrten Lehrers, de die Untersuchung, auf seine Veranlassung unternommen, mög- ‚ da derselbe ya nieht nur mit Rath und Belehrung zur Seite stand, f one physiologische Institut in München darbietet, gestattete, sondern das rejchste Material für die Untersuchung zur Verfügung stellte. Letzteres bestand aus dem Vorrath von mehren hundert Exem- ia in Bröclan gesammelt und auf von ihm selbst angegebene Weise Geschlechtsreife aufgezogen hatte. — Ich habe nun zwar beiwei- tem nicht diesen ganzen Vorrath zur Untersuchung verwendet, immer- n aber doch so viel, nämlich 40—50 Exemplare, dass die meisten genden Beobachtungen oftmals und bis zur Sicherheit wiederholt werden konnten. — Mermis albicans ist getrennten Geschlechts, und Männchen und jeibehen sind, abgesehen von der innern Organisation, in manchen n verschieden. Die Männchen sind ungleich seltener, als die Weib- ehen: mehre Male habe ich alle mir zu Gebote stehenden Exemplare archsucht, und doch fand ich nur drei Männchen; da mir indessen ; eine oder andere entgangen sein kann, so möchte sich das Ver- der Männchen zu den Weibchen etwa wie 2: 100 stellen. Die Körpergestalt ist bei beiden Geschlechtern dieselbe, nämlich die eines sehr dünnen langen Cylinders mit länglichem Querschnitt, da der « | 208 Wurm an der Bauch- und Rückenfläche etwas abgeplattet ist (Fig. 1). Der grösste Theil des Leibes ist von gleichem Durchmesser; nach dem Kopfe zu verjüngt sich derselbe allmählich und erreicht am Vorderende sein Minimum; der Schwanz ist nicht verschmälert und endigt konisch abgerundet. — Die Grössenverhältnisse sind, bei Männchen und Weib- chen sehr verschieden, schwanken jedoch bei beiden. Die Länge des Weibchens, welches das grössere ist, beträgt in den meisten Fällen 4— 5”), die Breite Y;—Y,", die Höhe, von’ der Mittellinie ‘des Bau- ches bis zu der des Rückens Y,— Y;”. Am vordern Theil des Kopfes, wo der Unterschied zwischen Breite und Höhe fast verschwunden ist (Fig. 42 p—p), beträgt. der‘ Durchmesser. nur Yıs”. Das grösste Männchen, welches ich gefunden habe, war 24,”, ein anderes 2” und das dritte nur 44” lang; alle übrigen Dimensionen standen im Ver- hältniss zu diesen Längen, Die Farbe des Thieres ist milchweiss, mit Ausnahme des Kopf- und Schwanzendes, welche auf 1—1/," Länge hell und durchschei- nend sind. Zuweilen finden sich solche farblose Stellen, wie Gürtel, auch hie und da an dem übrigen ‚Leibe; selten. ist das ganze Thier von dieser Beschaffenheit: ich fand dies ein Mal bei dem zuerst; unter- suchten Männchen und glaubte einen Geschlechtsunterschied gefunden zu haben; die anderen beiden Männchen aber waren, wie die Weib- chen, milchweiss. Bei einigen. Weibchen war ein leichter Stich ‘ins Schwefelgelbe zu bemerken. —. Unter dem Mikroskop erscheint der milchweise Theil des Leibes schwarz, und es rührt jene Färbung, so wie. die gelbliche, von: dem Fettkörper (s., unten) her; dieser erstreckt sich nicht ganz bis zu. den beiden Enden des Leibes, woher die Farb- losigkeit, derselben rührt; finden sich in der Mitte des Leibes farblose Stellen, so. ist der Fettkörper entweder daselbst leer, oder es waltet ein später zu beschreibender durchsichtiger Theil seines Inhaltes ‚vor; letz- teres war auch der Fall bei der Durchsichtigkeit: des ganzen Thieres. Was man bei schwacher Vergrösserung am unverletzten Thier noch bemerkt, ist Folgendes: Eine dicke Hautschicht, welche aus, mehreren Schichten zu bestehen scheint, umgibt die Organe. Am Vorderende, dicht hinter der Mundöflnung, ist diese Hautschicht nach ‚einer plötz- lichen, nur nach Innen vorspringenden Verdickung sehr verdünnt, und hier ragen sechs im Kreise. stehende Warzen; oder ‚Papillen aus. dem Innern ‚hervor, ohne, sich jedoch über die Oberfläche des Körpers zu erbeben (Fig, 12 pp, Fig. 14 bb).. Unter der‘Haut. liegt eine aus breiten Längsfasern bestehende: Schicht, eine Muskellage, die, als ein Cylinder die Leibeshöhle umgibt, in ‚welcher ‚die inneren Organe frei liegen. — Die Mundöffnung ist auf. der Mitte ‚des abgerundeten oder 1) Alle Messungen sind nach Pariser Zoll und Linien angegeben. -209 auch fast wie abgeschnittenen Vorderendes angebracht (Fig. 12 u. 14). Sie ist kreisrund und äusserst klein; setzt sich in einen ebenso dün- nen Oesophagus fort. — Ein Alter fehlt. — 4%/," hinter der Mitte des Leibes, auf der Mittellinie des Bauches, ist die weibliche Geschlechts- ‚öffnung gelegen. — Die männliche Geschlechtsöffnung liegt ebenfalls in der Mitte des Bauches, Y,,” vor dem Schwanzende; ein doppelter Penis von grünlich-brauner Farbe liegt im Leibe verborgen, Von der Ge- schlechtsöffnung an bis zum Ende ist der Schwanz des Männchens an der Bauchseite etwas abgeflacht, selbst mit schwacher Concavität, wo- \ gegen die Rückenfläche gewölbter ist als beim Weibchen; in Folge dessen liegt die Spitze des Schwanzes nicht genau am Ende der Längs- y axe des Körpers, sondern der Bauchfläche genähert; von der Bauch- schlechtsöffnung etwas verbreitert, um dann mehr zugespitzt, als beim | Weibchen, zu enden (Fig. 25 u. 26). 0080 lange der Wurm als Parasit lebt, trägt Männchen und Weib- in an dem Schwanzende eine kleine Spitze von Yy— Yso” Länge (Fig. 6). Diese verliert das Thier, nachdem es in die Erde gewan- dert ist, mit der Häutung; man findet die abgeworfenen Häute mit der kleinen Schwanzspitze in der Erde. Zuweilen ist am Schwanzende - des geschlechtsreifen Thieres die Stelle, die dem Ursprung der früher rundlichen oder viereckigen seichten Vertiefung, wo die. oberen Haut- "vorhandenen Schwanzspitze auepeicht,; noch sichtbar in Form einer schichten fehlen. Bevor ich nach dieser allgemeinen Beschreibung zu der genauern ‚der einzelnen Organe tibergehe, glaube ich hier noch einer sehr merk- würdigen Erscheinung Erwähnung thun zu müssen. Es kommen bei is albicans ausser vollständig männlich und vollständig weiblich organisirten Individuen ‚solche vor, welche neben entwickelten und funetionirenden weiblichen Geschlechtsorganen äussere männliche Ge- ‚schlechistheile besitzen, die vollkommen so entwickelt sind, wie bei wahren Männchen, Es sind Weibchen mit durchaus männlicher äusse- rer Organisation; denn selbst die Form- und Grössenverhältnisse des Körpers sind wie bei den Männchen. Diese sonderbaren, gewisser- massen zwitterhaften Individuen scheinen ebenso häufig vorzukommen, ‚wie. die Männchen: ich habe drei derselben gefunden und, ‚wie gesagt, nur drei Männchen. Uebersieht man, unvorhereitet; die weib- Geschlechtsöfflnung, was gar leicht möglich, so ist man überzeugt, ein Männehen zu untersuchen, bis beim Präpariren plötzlich Eier zum Vorschein kommen. Die näheren Angaben verschiebe ich bis zur Be- schreibung der Geschlechtswerkzeuge überhaupt. 210 Die Haut. Die Hautbedeckung von Mermis albicans besteht aus‘ drei ver- schiedenen und von einander abgegrenzten Schichten. Die oberste von diesen ist eine Epidermis; unter derselben, liegt eine aus Fasern ge- webte Haut, auf ‘welche‘ nach Innen eine structurlose Schicht folgt, welche über °/,, der ganzen Dieke der Hautbedeckung ausmacht (Fig, 4, %, 5, 412). Der Zusammenhang zwischen der dritten innersten Haut und .der mittlern ist nur’sehr locker, wogegen letztere mit der Epi- dermis so fest vereinigt ist, dass man sie nur auf ganz kleine Strecken isoliren kann. Die mittlere Haut besteht aus zwei Schichten von; Fasern, von denen die eine über der andern liegt; sie sind aber so: innig mit einander verbunden, dass keine Trennung möglich ist. Beide Schich- ten zusammen messen etwa soo”. Die Fasern einer jeden Schicht ' laufen ganz parallel und äusserst dicht neben einander. Die Richtung des Verlaufes in den beiden’ Schichten ist gerade entgegengesetzt, indem die Fasern der einen den Leib in Spiralen von links nach rechts, die der anderen in Spiralen von rechts nach links aufsteigend umkreisen, | wobei sie sich selbst unter beinahe rechtem Winkel schneiden (Fig. 2 a). Die Fasern sind alle von gleicher Breite und messen Yıg90”; sie liegen so | dicht neben einander, dass keine verbindende Substanz von irgend mess- barer Breite zwischen ihnen wahrzunehmen ist. Zerschneidet und zer- reisst man ein Stückchen Haut, so gelingt es sehr leicht, die Fasern isolirt zur Anschauung zu bringen; sie lockern sich in der Nähe der Ränder und ragen oft auf sehr lange Strecken ganz einzeln vor (Fig. 2). Bei diesem Zerfasern kommt es dann auch nicht selten zu einer Isoli- rung der einen oder der anderen der beiden Schichten am Rande, aber immer nur auf sehr kleine Strecken, indem je nach der Richtung des ‘ Risses entweder nur die Fasern der einen Schicht oder nur die der { anderen hervorragen. Die Fasern brechen das Licht sehr stark, erschei- nen scharf und dunkel contourirt; sie sind äusserst fest und spröde. \ Hat man alle Organe aus der von der Haut umschlossenen Leibes- höhle durch Streichen entfernt, oder hat man den Leib der Länge nach auf- h geschnitten, so gewahrt man in der Faserhaut sechs meist sehr deutliche Linien, Nähte, parallel der Längsaxe des Körpers herablaufen. Sie theilen den Umfang des Leibes in sechs gleiche Theile. Eine solche Naht entsteht dadurch, dass ein grosser Theil der Fasern beider Schichten nicht in der bisherigen Richtung fortläuft, sondern in kürzerem oder weiterem Bogen umwendet und parallel der frühern Richtung zurückläuft. Von beiden Sei- ten begegnen sich diese Bögen und lassen einen kleinen Zwischenraum ; j dies wiederholt sich sechsmal und jedesmal in einer vom Kopf zum Schwanz herablaufenden geraden Linie. Schon in der Nähe einer Naht 211 | verlaufen die Fasern auf beiden Seiten etwas unregelmässig und verwirrt. Nicht alle Fasern biegen an einer Naht um, sondern einige, bald’ mehre, bald wenigere, laufen weiter, unterbrechen so die Zwischenräume und _ wahren.die Continuität der ganzen Hautschicht (Fig. 2b). Je nachdem an verschiedenen Körperstellen und bei verschiedenen Individuen die Zahl dieser weiterlaufenden Fasern überwiegt oder nachsteht, sind die Nähte undeutlicher oder deutlicher. — Aehnlich, wie an diesen Nähten, ver- hält sich die Faserhaut in der Umgebung der natürlichen Oeffnungen ‚des Körpers und‘ der sechs schon erwähnten Papillen am Kopfe; sie bildet daselbst Wirbel, indem die Fasern alle umwenden und eine freie Stelle lassen. | =. Dujardin ®) hat bei Mermis nigrescens ganz dieselbe gekreuzte Faserhaut beschrieben und es finden sich bei ihm auch Abbildungen ‚einer Naht und eines Wirbels. v. Siebold?) beobachtete eine ähnliche _ Structur der Haut einiger Nematoden. Czermak®) erwähnt gleichfalls ‚bei Ascaris lumbricoides zwei gekreuzte Faserschichten. Das physikalische und chemische Verhalten der beiden Faser- schichten von Mermis albicans.ist das des Chitins. Sie sind hart und sehr fest, biegen sich zwar, zerbrechen aber auch; sie lassen’ sich ıneiden wie die Bedeckungen der Insecien, wobei man sehr gut die Härte und Derbheit fühlt. In Alkalien und Essigsäure ist die Faser- haut auch beim Kochen unlöslich; in coneentrirter Salzsöure und Salpeter- ure löst sie sich beim Erhitzen, und das Chitio wird aus dieser mit Ammoniak neutralisirten Lösung durch Gerbsäure gefällt. — Auffallend eine Erscheinung beim Kochen mit Alkalien: allmählich nämlich ver- schwindet die Faserung, ohne dass die Fasern aufgelöst werden, und ndlich sind diese zu einer ganz homogenen, durchsichtigen Glashaut, verschmolzen, welche nun nicht weiter verändert wird. Die Haut jeint dabei eher etwas an Dicke zu- als abzunehmen. In diesem j chen Verhalten stimmt demnach die Faserhaut von Mermis albicans nicht nur mit der Haut vieler Würmer überhaupt, sondern ch mit der näher verwandter Thiere, mit der Haut von Ascaris und Gordius, welche nach Grube *) Chitin enthalten, überein. Auf der Faserhaut liegt eine ganz durchsichtige Epidermis, die ungefähr dieselbe Dicke hat, wie jene. Beide sind, wie gesagt, so hr 1) Dujardin, sur les Mermis ei les Gordius. Ann. des scienc. nat. 1842, Tom. XVII, pag. 436. #) v. Siebold, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, pag. #15. Ueber die optischen Eigenschaften der Haut des Spulwurms, von Dr. J. Czer- ? Sitzungsber. der math.- nalurwissensch. Cl. der Wiener Akad. 4852. #) Grube, die Familie der Anneliden. Archiv f. Naturgeschichte. 4850, Bd. I, | Ä pag. 263. , 3 212 innig verbunden, ‘dass eine Trennung nicht gelang. Nur an den freien Rändern 'von abgerissenen Hautstücken ragt die Epidermis oft allein 'her- vor (Fig. 2c). In den meisten Fällen erscheint sie ganz structurlos und ist dann so durchsichtig, dass man sie leicht, selbst wo sie isolirt ist, übersieht. Sie scheint indessen nicht von Anfang 'an structurlos zu sein; sondern aus allmählich mehr und mehr verschmelzenden Zellen zu bestehen. Nicht so selten sieht man die ganze Epidermis aus lang- gestreckten sechseckigen Zellen bestehen, die alle von gleicher Länge sind und quer liegen. Sechs dieser Zellen umfassen den Körper und so entstehen auch in der Epidermis sechs Linien oder Nähte, nämlich die Ziekzacklinien, an welchen sich die Zellen seitlich berühren (Fig. 3). Diese Nähte liegen gerade auf den Nähten der Faserhaut. Der schmale Durchmesser dieser Zellen oder Felder beträgt durchschnittlich Yo". Am Kopf- und Schwanzende, so wie in der Umgebung der weiblichen Geschlechtsöffaung verliert die Epidermis diesen regelmässigen Bau, und es finden sich statt dessen Kleinere unregelmässig-polyedrische Zellen. Diese aber, in denen ich freilich, wie in jenen grossen, nie einen Kern sah, scheinen die ursprünglichen Elemente der Epidermis überhaupt zu sein; denn ich habe in seltenen Fällen innerhalb der zuerst erwähnten sechs- seitigen Felder noch die schwach angedeuteten Contouren dieser kleinen Zellen gesehen, welche Y,— "so" Durchmesser haben. Es würde dem- nach die Verschmelzung dieser ursprünglichen Zellen nicht überall gleichen Schritt halten, da sie nicht nur an den vorhin genannten Körperstellen sich immer noch vorfinden, sondern sie auch gruppenweise zuerst am übrigen Körper zu verschwinden scheinen, und sich die solche Grup- pen von ganz regelmässiger Gestalt begrenzenden Contouren noch längere Zeit erhalten. Anden Körperstellen, wo die Faserhaut fehlt, fehlt auch die Epidermis. — Ob die Epidermis auch aus Chitin be- steht, kann ich mit Bestimmtheit nicht angeben, da ich keine beson- . deren Versuche mit derselben anstellen konnte; in Alkalien und Essig- säure schien sie sich indessen ebenso wie die Faserhaut zu verhalten. Dujardin *) beschreibt bei Mermis nigrescens eine ähnliche Epi- dermis; er fand sie structurlos: dies ist, wie gesagt, meistens auch bei Mermis albicans der Fall. Die dritte innerste Haut ist eine durchsichtige structurlose Schicht von Y,0” Dicke. Man sieht dieselbe schon am unverletzten Thier als einen breiten glänzenden Saum zu beiden Seiten des Leibes (Fig. 4 c, Fig. ku.5c, Fig. 12d, Fig. 455). Da ich im Folgenden noch oft diese Haut werde erwähnen müssen, so will ich sie der Kürze halber Corium nennen. Sie ist nicht überall am Körper von gleicher Dicke, sondern tritt an mehren theils verdickten, theils verdünnten Stellen iu nähere A Aa 213 Beziehung zu den ianeren ‚Organen. Macht man ‚einen Querschnitt des Leibes (Fig. 4),. so ‘bemerkt man. drei Anschwellungen, Wulste des Corium, welche nach Innen vorspringen und. der Länge nach im gan- - zen Körper herablaufen, Zwei dieser Längswulste liegen auf den bei- den Seitenflächen des Leibes, doch nicht genau in.der Mitte derselben, sondern dem Rücken etwas genähert (Fig. Ann). Der: dritte Wulst springt von der Mittellinie des Bauches nach Innen vor (Fig. 4 o) und ist etwas kleiner, niedriger, als die beiden seitlichen Wulste, Bei der Beschreibung des Muskelsystems werde ich auf die Bedeutung dieser Längswulste zurückkommen. Nach dem Vorderende zu wird das Co- rium allmählich dünner mit der Verschmächtigung des Körpers selbst; Y0” aber hinter der Mundöffnung schwillt es plötzlich zu einem ring- förmigen Wulst an, welcher etwa Y,," Durchmesser hat. Auch dieser springt wie die vorher erwähnten nur nach Innen vor (Fig. 42 1). Un- mittelbar über dieser Verdickung befindet sich eine gleichfalls ring- förmige Verdünnung des Corium, welche jedoch sechsmal von kleinen Vorsprüngen unterbrochen ist; in die sechs Aushöhlungen ragen die on oben erwähnten sechs Papillen hinein (Fig. A2p, Fig. A4 b).. Auf Spitze dieser Papillen fehlt die Faserhaut und die Epidermis. , Ober- Ib der Papillen ist das Corium abermals ansehnlich verdickt und lässt ir in der Mitte einen dünnen Kanal für den Oesophagus. Die Mund- ung ist eine trichterförmige Einsenkung des Corium, welche in.den ‚für den Oesophagus übergeht (Fig. 12 d’ «a, Fig. Aka). Im Um- der weiblichen und männlichen Geschlechtsöffnung bildet das Corium rundliche nach Aussen vorspringende Wulste, welche ich bei ? Beschreibung der Geschlechtsorgane berücksichtigen werde. An iesen Oeffnungen steht das Corium mit der Tunica propria der weib- en und männlichen inneren Geschlechtsorgane in Zusammenhang e unten). Auch die Beschreibung eigenthümlicher Wärzchen auf der Bauchseite des Schwanzes beim Männchen verschiebe ich bis zur eibung der Geschlechtstheile überhaupt. An der Schwanzspitze J ‚das Corium meistens etwas verdickt, indem hier der Zusammenfluss 'r drei Längswulste stattfindet. So lange Mermis albicans als Parasit lebt, hat das Corium eine eriugere Dicke als im geschlechtsreifen Zustande; es fehlen die Wulste am die Geschlechtsöffnungen, so wie diese selbst. An der Schwanz- IM Yao— "an" Länge ausgezogen (Fig. 6). An der Basis hat derselbe %0— "70" Dicke und tritt daselbst aus einer Oeflnung der Faserhaut d der Epidermis hervor. Spuren dieser Ursprungsstelle des Stachels den sich, wie erwähnt, bisweilen noch an dem geschlechtsreifen — "Das Corium ist structurlos, eine Glashaut, kann aber in Schichten 'von beliebiger Dicke gespalten werden. Als "Ausdrugk einer 214 solchen Aufeinanderlagerung vieler dünner Lamellen bemerkt man bei der Seitenansicht eine Anzahl sehr zarter paralleler Längslinien (Fig. 4, 5e). Sehr oft trifft es sich, dass beim Ausstreifen des Leibes eine. Schicht Ä des Corium an der Muskelschicht haften bleibt, sich umstülpt und mit herausgedrückt wird, während der übrige, Theil mit der Ponprkaut | verbunden bleibt (Fig- 5). E Dujardin *) beschreibt bei Mermis nigrescens eine ganz ähnlich : beschaffene Haut, welche er tube cartilagineux nennt. ' Ich finde das N Verhalten des Corium demjenigen geronnenen Eiweisses entsprechend, womit auch die Angaben Dujardin’s bei Mermis nigrescens über- einstimmen. ‚ Die Muskeln. Unmittelbar unter dem Corium erstreckt sich vom Kopf bis zum Schwanze ein Cylinder von Muskeln. Schon an dem unverletzten Thier gewahrt man unter der Haut eine deutliche Längsstreifung, welche von den Muskeln herrührt (Fig. 12t). Es sind Längsmuskeln, welche ununter- brochen von dem einen Ende des Thieres bis zum andern verlaufen. Der Quere nach ist aber dieser Muskeleylinder keineswegs ununter- brochen, sondern er zerfällt in drei Abtheilungen oder Schichten (Fig. ie u.7 dde). Jede dieser Schichten hat die Gestalt einer flachen Rinne. Sie sind nicht von gleicher Breite, sondern man unterscheidet eine breitere und zwei gleiche schmalere Schichten. Die breitere Schicht bekleidet die Rückenfläche und ihre Mittellinie entspricht der Mittellinie des Rückens (Fig. I e); die beiden anderen Schichten bekleiden einen Theil der Seitenflächen und die Bauchfläche, in deren Mittellinie sie an ein- ander grenzen (Fig. Add). Die Rückenmuskelschicht wird von den beiden Bauchmuskelschichten jederseits durch einen breiten Zwischen- raum getrennt, in welchen der auf jeder Seite herablaufende Längs- wulst des Corium (siehe oben) hineinragt (Fig. Ann, Fig. 7 ll). Die beiden Bauchmuskelschiehten sind auf Kür Mitte des Bauches nur durch einen sehr kleinen Zwischenraum getrennt, indem zwischen sie nur der kleinere Längswulst des Coriura auf der Mittellinie des Bauches (siehe oben) vorspringl. Es ist demnach der Leib an der Rücken- und Bauchfläche fast ganz von Muskeln umgeben, während an den beiden Seiten, dem Rücken etwas näher, als dem Bauche, sich muskelfreie Zwischenräume finden. Es scheint passend, hier mit der Beschreibung des Muskelsystems sogleich die eines andern Organsysiems zu verbinden, dessen physio- logische Bedeutung dasselbe zwar keineswegs den Muskeln zunächst anzureihen scheint, doch aber noch so zweifelhaft und unsicher er u u ı) A, a O0. ? 215 geblieben ist, dass der nahe anatomische Zusammenhang mit den. Mus- keln es wohl rechtfertigen möchte, diese Organe hier zu berücksich- tigen. Gleichwie drei Muskelschichten, so erstrecken sich auch durch den ganzen Körper ununterbrochen drei Schläuche, welche ganz eng mit Zellen angefüllt sind. Jeder dieser drei «Zellenschläuche », (eine Bezeichnung, der ich vor der Hand keine andere zu substituiren wusste) liegt in dem Zwischenraum zwischen zwei Muskelschichten, festgeheftet auf den dort vorspringenden Längswulsten des Corium (Fig. A u.7 fg 9); _ der eine Schlauch verläuft demnach auf der Mitte des Bauches, die bei- den anderen an den Seitenflächen des Leibes. Letztere sitzen den ihnen entsprechenden Hautwulsten mit breiter Basis auf, während der Zellenschlauch des Bauches nur mit schmaler Kante auf dem kleinern dort befindlichen Wulst befestigt ist und sich seitlich über die Ränder der beiden Bauchmuskelschichten etwas herüberlagert (Fig. 1 u. 7). Ein Querschuitt des Leibes lehrt, dass die Muskelschichten nicht überall gleiche Dicke besitzen. Zunächst wird jede Schicht durch eine auf ihrer Mitte herablaufende seichte Furche in zwei Hälften getheilt Akkk). Zu beiden Seiten dieser mittlern. Furche erreicht die icht ihre grösste Dicke, um allmählich nach den Rändern zu sich üflachen. Diesen verdünnten Rändern liegen die Zellenschläuche, nders der der Mittellinie des Bauches auf. Die Dicke einer Muskel- cht beträgt von Y;; — Yıso” ; die Breite eines Zellenschlauches durch- nittlich Yz5”, die Dicke Yz— Yo”. Bevor ich zur Structur der Muskeln und Zellenschläuche übergehe, ‚noch das Verhalten dieser Organe an einigen Körpertheilen zu: be- hreiben. Am Kopfe entspringen die Muskelschichten dicht unter den chs Papillen von dem dort befindlichen ringförmigen Wulst.des Co- m (siehe oben). Die Muskeln scheinen hier aus der Haut selbst mählich hervorzutreten' (Fig. 12 ff). An derselben Stelle nehmen uch die drei Zellenschläuche ihren Anfang. Während diese auch an m übrigen Körper alle Schicksale mit den Muskelschichten theilen, eiden sie einmal am Kopfe eine Veränderung in ihrem Verlauf, an yeloher die Muskeln nicht theilnehmen, indem sie mit dem centralen ensystem in nähern Zusammenhang treten; doch muss ich die ben. Vor der weiblichen Geschlechtsöffnung, welche genau in der inie des Bauches gelegen ist, weichen die beiden Bauchmuskel- ten voneinander, umgeben den Anfangstheil der Vagina, um sich demselben wieder zu nähern und aneinander zu legen (Fig. 32 33). Der zwischen ihnen verlaufende Zellenschlauch theili sich: vor " Vulva und umgibt dieselbe mit zwei Armen, die sich hinter ihr "wieder vereinigen. Ein vollständiger Ring dieses Organs um die Vulva wird aber dadurch gebildet, dass unmittelbar vor und binter dem an ee Ce u a . . 216 Eingang der Vagina ein schmaler querverlaufender Zellenschlauch die beiden schon auseinander gewichenen und resp. noch nicht wieder ver- einigten Hauptzweige des Zellenschlauches in Verbindung setzt (Fig. 32 d). Beim Weibchen laufen num sowohl die Muskelschichten als die Zellen- schläuche ohne weitere Abweichung von dem oben beschriebenen Ver- halten bis zur Schwanzspitze. Die Muskeln nehmen bei der beginnen- den Abrundung des Schwanzes allmählich an Dicke ab, indem sie nach und nach, wie am Kopfe, mit dem Corium zu verschmelzen scheinen. Die Zellenschläuche stossen an der Spitze des Schwanzes zusammen, ohne ineinander überzugehen. Bei den Männchen ist das Verhalten am Schwanze ein anderes. Eine kurze Strecke vor der männlichen Geschlechtsöffnung erreichen die der Mittellinie des Bauches zunächst _ gelegenen Theile der Bauchmuskelschichten ihr Ende, indem sie nach und nach dünner werden und mit dem Corium verschmelzen; die mehr seitlich gelegenen Theile erstrecken sich schon weiter hinab und so ündet ein allmählicher Uebergang bis zu den Rückenmuskeln statt, welche, wie beim Weibchen, bis in die Schwanzspitze hinabreichen (Fig. 25 u. 26). Die von Längsmuskeln freie Bauchlläche des Schwan- zes wird von einem System von Quermuskeln oder halbringförmigen Muskeln bekleidet, welche aber, als zu den äusseren Geschlechtsorganen gehörig, bei diesen beschrieben werden sollen. — Der Zellenschlauch des Bauches endigt gleichfalls vor der männlichen Geschlechtsöffnung. Was nun die Structur der in Frage stehenden Organe betrifft, so wird jede Muskelschicht aus einer grossen Anzahl nebeneinander stehen- der Bänder zusammengesetzt. Diese stehen mit ihren schmalen Flächen oder Kanten senkrecht auf der innern Oberfläche des Corium und sind‘ mit ihren ‘breiten Flächen fest untereinander verbunden. Die ganze Dicke einer Muskelschicht wird von der Breite oder vielmehr Höhe eines einzigen Muskelbandes gebildet. Die Bänder laufen in der Rich- tung der Muskelschicht, parallel neben einander, ohne zu anastomosiren und ohne Unterbrechung vom Kopfe bis zum Schwanze. So wie die Muskelschichten verschiedene Dicke in der Mitte und an den Rändern haben, so ist auch die diese Dicke bedingende Höhe der Muskelbänder verschieden; sie beträgt zwischen Y,, und Yıgo”. Bei dieser im Ver. hr hältniss zum Durchmesser des Körpers beträchtlichen Höhe der meisten Muskelbänder ist es erklärlich, dass diese auf dem Querschnitt eine R| keilförmige Gestalt haben (Fig. 8a): ihre dem Corium anliegenden Ränder beschreiben einen grössern Kreis, als die nach Innen hinein- ragenden, und da keine dies ausgleichende Zwischensubstanz vorhanden ist, so ist das Band Aussen dicker als nach Innen zu. Die äussere‘, Oberfläche einer Muskelschicht ist glatt und eben; auf der innern da gegen springen die einzelnen Bänder etwas vor, so dass diese gereif/ ist, was besonders bei etwas seitlicher Ansicht einer Muskelschicht 217 deutlich erscheint (Fig. 8 u, 47). Da ‚die Gestalt einer Muskelschicht rinnenförmig ausgehöhlt ist, und dies durch ‚die Gestalt der sie zu- sammensetzenden Theile selbst bedingt wird, so behält eine aus dem - Körper herauspräparirte Schicht bei nicht zu starkem Druck gern diese Form, und man sieht daher meistens die beiden äussersten Muskel- bänder einer Schicht oder eines Theils derselben gerade von der Seite, während die mittleren ihre schmalen Ränder zeigen (Fig. 8). Auch am unverletzten Thier sieht man nach Innen vom Corium jederseits einen breiten hellen Saum, welcher von den im Profil gesehenen Muskel- bändern herrührt (Fig. 42 e). Ein von der Seite gesehenes Muskelband zeigt sehr zarte Längsstreifen, welche bei kleinen Muskelstücken oft leicht wellenförmig, immer aber ganz parallel verlaufen (Fig. 86). Die- sen Streifen entsprechend ist der Qnerschnitt' mit feinen Querlinien jezeichnet (Fig. 8a). Diese Linien sind der Ausdruck der feinern ctur des Muskelbandes, welches ein Bündel von Primitivfibrillen t. Durch gelinden Druck auf isolirte Muskelbündel oder durch Zusatz 1 verdünnter Essigsäure gelingt es, diese Primitivfibrillen auf be- shtliche Strecken zu isoliren (Fig. 8d). Sie messen Yon” und jeizen in grosser Zahl dicht nebeneinander liegend ein Muskelband ler Muskelprimitivbündel zusammen; denn in der That liegt die Ana- zwischen den Muskelprimitivbündeln höherer Thiere und den ‚elbändern von Mermis auf der Hand. Eine weitere Zusammen- g der Fibrillen habe ich nicht wahrgenommen; eine nur schein- jare Querstreifung der Bündel rührt zuweilen von dem wellenförmigen, ‘ erwähnten Verlauf der Fibrillen her, welcher wahrscheinlich ' Folge der Lösung des Muskels von seinen Insertionspunkten ist. — in einem Sarcolemma der Primitivbündel habe ich nichts gesehen, so g wie von einem Perimysium der Muskelschichten. ie Zellenschläuche ‘werden von einer sehr‘ zarten structurlosen an gebildet, welche am Kopf- und Schwanzende jedes Schlau- ‚so wie im ganzen Verlauf geschlossen ist. Die in ihm enthalte- Zellen füllen den Schlauch so eng an, dass mit seltenen Aus- imen gar kein freier Zwischenraum bleibt. Die Zellen sind in zwei on der Länge nach nebeneinander gelagert, und zwar meistens rnirend (Fig. 7). Zuweilen liegen auch drei Zellen nebeneinander. 5 bildet jede Zelle einen kleinen Hügel an der Oberfläche des ches, Die Zellen haben einen Durchmesser von durchschnittlich '; ihre Form ist eckig durch gegenseitigen Druck. Sie sind so sowohl unter sich als mit dem sie einschliessenden Schlauch ver- dass es nur sehr selten gelingt, beide Theile voneinander isolirt darzustellen, einen abgerissenen Schlauch eine Strecke weit leer von Zellen zu finden; der Schlauch mit seinem Inhalt zerbricht gewisser- ' massen. Die Zellen sind mit einer feinkörnigen undurchsichtigen Sub- Wr f a 218 { stanz angefüllt, in welcher ein grosser, flacher, scheibenförmiger Körper ; als Kern eingebettet liegt (Fig. 4 u. 7). Jener Zelleninhalt erscheint bei auffallendem Lichte weiss, und man sieht die drei Zellenschläuche schon‘ mit blossem Auge auf der innern Oberfläche des der Länge nach auf- geschnittenen Thieres als feine weisse Linien. — Der Kern ist bei ver- schiedenen Individuen -von ungleicher ‘Grösse, meistens misst er Yo". Zuweilen erscheint er‘ mehr bläschenartig, ‘mit Kernkörperchen ver- sehen, in den meisten Fällen aber mächt er den Eindruck einer homo- 3 genen festen Scheibe; 'eigenthümliche Veränderungen; die ich’ sogleich ' beschreiben werde, scheinen dies zu bestätigen. In Essigsäure löst sich die Membran des Schlauches' st die Zellen mit ihrem’ Tnkalt; der scheibenförmige Kern bleibt zurück. In jedem der von mir untersuchten 'geschlechtsreifen Individuen fanden sich in den Zellenschläuchen Concretionen von ganz bestimmter, \ stets gleicher Art, in sehr verschiedener Anzahl. « Es sind runde, von zwei Seiten abgeflachte, fast linsenförmige Körper von Yo "as" Durchmesser (Fig. 9).'' Sie haben einen concentrischen Bau und an allen lassen sich drei immer gleich beschaffene und relativ gleich grosse Schichten unterscheiden. "Die'äusserste derselben (Fig. #4 a) bricht das Licht sehr stark, erscheint ganz homogen und lässt nur dann und wann einige radiäre Streifen wahrnehmen. ‘Hierauf folgt eine dünne"Schicht einer anscheinend rauhen, höckrigen, undurchsichtigen Substanz (Fig.A1b), welche den Kern des Concrements 'einschliesst. ‘Dieser besteht‘ aus einer blassen Substanz, in welcher eine äusserst zarte Zeichnung von drei oder vier Systemen concentrischer halbkreisförmiger Linien sicht- bar ist, deren Convexitäten im Mittelpunkt der Kernschicht aneinander grenzen, so dass eine gewissen Polarisationsbildern vergleichbare Figur entsteht (Fig. Al c). Es kommen diese Körper niemals frei im Lei be oder in ’anderen Organen, sondern immer nur in den Zellenschläuchen vor; in diesen aber selbst’ nicht frei, sondern ‘jeder Körper’ ist von einer eng anliegenden Membran, Zelle, umschlossen (Fig. 10«). Durch Wassereinsaugung, besonders bei Zusatz von verdünntem Natron, hebt sich die Zelle von dem Körper’ab, platzt endlich‘ und bleibt leer zu- rück, nachdem der Inhalt herausgetreten ist. ‘Diese Zellen mit den! Coneretionen nehmen in den Zellenschläuchen die Stelle der vorhin be= schriebenen gewöhnlichen Zellen 'ein, und wenn schon dieses sehr da- für spricht, dass die letzteren allmählich in die ersteren übergehen, so beweisen dieses die Uebergangsformen, die ich nicht selten angetroffen habe (Fig. 9b). Der Zelleninhalt verliert nach und nach sein körniges Verhalten, und verschmilzt zu einer anfangs blassen, homogenen Masse, die dann später gleichsam glasig wird und das Licht 'so stärk bricht, Auf der Grenze zwischen "dem : Zellenkern, ' jenem scheibenförmigen festen Körper, und dem Zelleninhalt bildet sich die dünne, rauhe 219 - undurchsichtige Schicht, und ‚der Kern bildet den Mittelpunkt, 'wahr- scheinlich auch den Ausgangspunkt der Incrustätion. Die Zellmembran bleibt‘ unverändert. Diese Incrustationen sind ‘so hart, dass es mir nicht gelungen ist, sie zw zertrümmern; beim'Druck mit’ dem Gläs- - ehen hört man ein deutliches Knirschen. "In den gewöhnlichen Lösungs- mitteln waren sie vollkommen: unlöslich, und ich'kann über'ihre che- mische Natur Nichts angeben. — Meistens finden sie sich gruppenweise zusammenliegend (Fig. 9), und die Membran des Schlauches ist dann oft bruchsackartig weit vorgetrieben. ‘An solehen Stellen überzeugt man sich auch am leichtesten von der Existenz dieser Membran, da zwischen ‘den Incrustationen‘ oft ‚leere Zwischenräume sind. "Liegen die Körper sehr eng nebeneinander, so können 'sie bei ihrem ''Ent- stehen‘ eckige Formen’ annehmen (Fig. 44). "Die Anzahl ist, wie ge- Beebei verschiedenen Individuen sehr verschieden; zuweilen waren re Hundert: vorhanden; besonders die Männchen‘ scheinen reich anzu sein. 27 "Es ‚darf nicht auffallen, dass ich die Beiihineihuig dieser Korper ‚so genau als es möglich’ war, gegeben habe, da sie keineswegs etwa s zufällige. pathologische Bildungen angesehen‘ werden können. Sie ‚beständig und normal ‘in der geschlechtsreifen Mermis sich vor- eBildungen, welche wahrscheinlich im Zusammenhange mit Stoffwechsel stehen. ‘Da sich noch‘ andere ähnliche Körper in deren Organen finden, so werde ich bei Beschreibung dieser auf die astationen zurückkommen. Ausser dem beschriebenen Längsmuskelsysteme finden sich bei mis keine Muskeln des Leibes (über die Muskeln innerer Organe, leben ich auch die erwähnten Quermuskeln am Schwanze des hens rechne, siehe unten); sie sind der einzige Bewegungsapparat irpers: Gubrisnskeln existiren nicht. "Dujardin *) beschreibt auch rıhis nigrescens keine Quermuskeln. Bei Gordius 'sah sie hold?) ebenfalls nicht. Dagegen erwähnt v. Siebold eines Quer- ms bei Mermis nigrescens, so wie bei den Nematoden. & hierauf bei Beschreibung des Nervensystems von Mermis Ibicans zurückkommen. — Wenn man die Bewegungen dieses Thieres beobachtet, "so überzeugt man sich bald schon dabei, dass Quermuskeln ic ; vorhanden sein können; diese würden bei ihrer Contraction eine engerung der Leibeshöhle bewirken müssen, was niemäls geschieht d wegen der beträchtlichen Dicke und Steifigkeit der Haut, wegen, aus starrem Chitin bestehenden Faserhaut nicht geschehen könnte. > H une sich oft der Quere nach, so dass sie geringelt erscheint, . a. 0. -*) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, pag» 448. Zeitschr. 1. wissensch. Zoologie. V. Bd. 15 Bi 220 in. Folge der Contraetion der: Längsmuskeln; bei Contraetion von Quer- muskeln. müsste sich die Haut der Länge nach 'runzeln. Die Bewe- gungen der Nematoden sind nun ganz ähnlich wie. bei Mermis; auch hier werden‘ keine ringförmigen Einschnürungen bewirkt; die Haut scheint ausserdem (siehe oben) ähnlich wie ‚bei den. Gordiaceen be- schaffen zu sein: hinreichender Grund scheint demnach vorhanden zu sein, die Existenz von Quermuskeln oder Ringmuskeln bei den Nema- _ toden: vorläufig wenigstens in Zweifel zu ziehen, da quer verlaufende Fasern keineswegs unbedingt Muskeln zu sein brauchen. (Siehe Nerven- system.) Dujardin *) beschreibt bei Mermis nigrescens zwei seitlich im Körper herablaufende Eierstöcke (bande ovarienne ou placenta longi- tudinal), von welchen jeder zwei Reihen unentwickelter Eier enthalte. Sowohl aus der Beschreibung als auch aus der Abbildung glaube ich mit. Sicherheit entuehmen zu können, dass Diwjardin zwei der Zellen- schläuche vor sich gehabt hat. Sie stehen aber in gar keinem Zu- sammenhange mit den Eierstöcken. — Ich vermuihe, ‚dass diese Zellen- schläuche vielleicht theilweise dasselbe sind, was v. Siebold 2?) beiden Nematoden als vier Längslinien, welche die Muskelschichten trennen, beschreibt, von denen zwei breite bandförmige Streifen zu den Seiten des Leibes seien, Auch die Beschreibung und Abbildungen solcher Rücken- und Seitenlinien bei Ascaris lumbricoides von Bojanus 3) scheinen mir eine gleiche Deutung zuzulassen. Das Nervensystem. Da mit völliger Sicherheit bisher ‚weder bei den Nematoden, noch bei den Gordiaceen, wie überhaupt. bei den Helminthen, ein Nervensystem beobachtet wurde, daraus also so viel wohl-hervorzu- gehen schien, dass, wenn es auch bei einigen vorhanden sein sollte, es jedenfalls nur sehr wenig entwickelt sein würde; so ist es sehr überraschend, bei Mermis albicans nicht nur ein Nervensystem über- haupt, sondern dasselbe. in einem so hohen. Grade entwickelt, von so bedeutender Grösse zu finden, dass in dieser Beziehung ‘unser Thier den höheren Classen der Würmer eher voran- als nachsteht.. Wenn, was ich nicht bezweifle, die übrigen Gordiaceen, vielleicht auch die Nematoden, dieses Nervensystem mit Mermis albicans theilen, so ist es um so wunderbarer, dass dasselbe. früheren Beobachtern nicht ) Aa. 0. ?) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, pag: 418. °) Bojanus, Enthelminthica. Isis 4821, pag. 486, Tab. III, Fig. 55. — Copie davon in Schmalz, Tabulae anat. entoz, illustr. Tab, XVI, Fig. & } } I | \ R, Y 221 aufgefallen ist, als es nicht nur durch‘seine relative Grösse und durch seine Lagerungsverhältnisse schon bei ‘Untersuchung des unverletzten Thieres zum Theil wenigstens leicht ‘indie Augen fällt, ‘nicht nur der Präparation selbst bis‘ zur Erkenntniss der rohen anatomischen Ver- hältnisse leicht zugänglich ist, sondern vor Allem auch die histologi- schen Merkmale und Verhältnisse, ohne deren Kenntniss nimmer von der Kenntniss ‚des Nervensystems die‘ Rede -sein kann, bis indie De- tails beinahe offen zu Tage liegen. Es zerfällt das Nervensystem zunächst in drei Theile, in ein cen- trales, ein peripherisches und ein Eingeweide-Nervensystem. - Ich werde zuerst (die 'gröberen anatomischen, dann die histologischen Verhältnisse dieser drei Theile, so weit ich beide rs erkennen kön- nen, zu beschreiben versuchen. © 0 Das centrale Nervensystem, mit welcher Beihfäbhng ich grössere Anhäufungen von Nervenmasse meine, welche die später zu beschreiben- ‚den Charaktere von Ganglien haben und mit dem peripherischen Nerven- systeme in Zusammenhang stehen, ist wiederum aus zwei Haupttheilen zusammengesetzt: der eine liegt: im -Kopfende, und ich’ nenne diese Anhäufung im Folgenden der. Kürze ‚halber‘ das "Gehirn; der andere Theil liegt im Schwanzende. siger Vergrösserung, so gewahrt, man eine kurze Strecke vom e entfernt einen ‚dieken‘ weissen. Wulst im Innern des Muskel- ers, welcher quer von einer Seite zur andern verläuft (Fig. 42 k). a Weibchen beträgt die Entfernung vom Munde ungefähr Y,", bei m kleinern Männchen etwa 4,5”. Dies ist der ‘am leichtesten und ei jedem Individuum (äusserlich sichtbare Theil des centralen Nerven- stems; es ıst der Schlundring. Man ‘sieht einen solchen queren st nämlich sowohl, wenn das Thier auf dem Bauche , ‚als wenn es em Rücken liegt: Ausserdem ist sogleich bemerkbar, dass .die fende herablaufenden drei, Zellenschläuche dicht über diesem ing ihre gewöhnliche Lage’ zwischen den Muskelschichten, fest as Gorium geheftet, wie oben beschrieben, verlassen; sie scheinen in den Schlundring einzutreten, wobei sie eine beträchtliche Einschnü- fung erleiden: unterhalb des Schlundringes nehmen sie ihren frühern r "wieder an und suchen die gewöhnliche Lagerung wieder auf ‚42hhg). Bei den beiweitem meisten Exemplaren, besonders den Weibchen, sieht‘ man ohne weitere Präparation Nichts weiter; aber, wie sich sogleich zeigen wird, dieser Schlundring nur der kleinste Theil der Kopfganglienmasse, und für die Erkenntniss der La- gerung derselben im Ganzen, der Verhältnisse der einzelnen Theile zu einander und zu den benachbarten Organen ist es durchaus nothwen- dig, die ganze Ganglienmasse im unverletzten Körper liegen zu sehen. 15 * 222 Dies erlangt man auf das Vollkommenste bei der Untersuchung der viel kleineren, zarteren und: .durchsichtigeren: Männchen. ‚Fig. 42 stellt die Kopfganglienmasse oder: das. Gehirn einer: männlichen‘. Mermis in sei- ner’ natürlichen Lage im Kopfe, von. .der.Bauchseite gesehen, (dar... Am‘ weitesten mach: vorn verstreckt sich auf-jeder Seite ein lang- gezogenes spindelförmiges Ganglion, welches: den beiden seitlichen Zellen- schläuchen hart ‚aufliegt«(Fig«. 42a). Ina der Mitte: zwischen diesen bei- den vorderen Kopfganglien. verläuft: in..der Axe des: Leibes‘;der Oesophagus (Fig..42 b). «Die; Rücken- und Bauchfläche bleibt zwischen ihnen frei; auf der letztern ‘sieht man den. Bauchzellenschlauch ver- laufen (Fig. 429); An dem mitilern Theile der Ganglien blicken. die Um- visse der Ganglienzellen durchj"nach- vorn‘ und: hinten verjüngen sich die Ganglien und bekommen:ein fasriges Ansehen. In der Gegend, wo die Muskeln und Zellenschläuche ibren Anfang ‚nehmen, woider.oben beschriebene Wulst..des Corium «nach Innen. :ringförmig‘vorspringt, gehen ‚aus dem vordern-Kopfganglion jederseits drei'kurze’ Stränge her- vor, welche sich‘ oberhalb: des Hautwulstes unter:Divergenz-leicht nach“ Aussen biegen und.in,«diesssechs schon (oft enwähnten Papillen treten (Fig- An). »Dası. nie IRPNOIEeIh werde ich «unten ‘be- schreiben. »' ’ Da,» wo die: beiden ee Eaphieeahion sich nach Kabas zu.in einen ‚dünnen.-faserigen. Stiel» verschmächtigen, «beginnt ein’ anderes Ganglion jederseits, sich. von ‘.der Bauchseite her ‚über jene ‚zu lagern \ (Fig. 421). Dies sind.die beiden.hinteren’Kopfganglien. ‚‚Sie.sind ebenfalls spindelförmig, aber. kleiner, als «die vorderen Ganglien. wäh. rend.’ diese die.beiden ;Seitenflächen ‚ des“ Leibes,, ' auf. den seitlichen Zellenschläuchen liegend; einnehmen, liegen die hinteren Ganglien auf der Bauchlläche 'und.lassen nur.die Mittellinie derselben für..den: Ver- lauf des Bauchzellenschlauches«ifrei.-'Die vorderen gleichfalls ‚fasrigen Enden; ı welche. etwas. gegeneinander geneigt sind; liegen .den. Stielen oder Fasersträngen der: vorderen’ Ganglien seitlich 'an, und: der übrige Theil der 'binteren-Ganglien‘ bedeekt von der Bauchseite 'her jene-Stiele ganz. Das hintere Ende, .der-beiden in-Frage stehenden Ganglien. sitzt mit breiter Basis dem seitlichen Theile des Schlundringes auf (Fig. 12 k). Doch sieht man, dass 'sie-hier noeh nicht mit dem «Schlundring sich‘ vereinigen, rei sich eine Strecke weit; bedeckt vom Ba desselben nach der Seite hin: fortsetzen. — Der Schlundring besteht aus - zwei schildförmigen Ganglien, welche die Rücken- und Bauch fläche einnehmen: oberes und unteres‘ Schlundganglion. Diese” sind jederseits nur durch eine’ sehr schmale ‘Commissur: verbunden, in welche die beiden’ Ganglien mit plötzlicher Verchmächtigung übergehen (Fig. 413 b ke). So wird ein ovaler Ring mit zwei breiten Schilden und dünnen Seitentheilen gebildet (Fig. 13 a), durch welchen der Oesophagus, 223 die drei Zellenschläuche und, wenn'der Fettkörper, wie in‘seltenen Fällen, sich bis zu.dieser ‘Höhe herauferstreckt, auch dieser hindurch- treten. ‘Das ‘untere Schlundganglion ‚ist! etwasgrösser als das obere, und wird durch eine mittlere, der Länge nach laufende Furche, welche sich auf seiner 'innern -Obertläche ‘befindet, in'zwei nach’Innen stark vorspringende halbkugelige' Hälften getheilt‘(Fig. 43%). Man erkennt diese Furche auch schon, wenn das Ganglion noch im Körper liegt (Fig. 42 k). In derselben: Jäuft der Bauchzellenschlauch ‚ 'weleher ‚aber auch seiner- seits durch eine Einschnürung sichdem! engen Raume anpassen muss. Die beiden seitlichen 'Zellenschläuche- "treten gerade ‘da durch den Sehlundring, wo‘ sich’ ‘die beiden: seitlichen Gofmmissuren befinden; auch’ sie sind durch‘ dieselben‘ eingeschnürt: 9 Wieder Zusammenhang des‘ 'Schlundringes mit dep vorderen und "hinteren Kopfganglien 'beschaffen "ist, siehtimanı'erst: bei anderen Unter- suchungsarten ‚' "wie denn ‘solche iauch"zur Erkenntniss einiger schon _ erwähnter Verhältnisse «nothwendig -sind;“1Es" kommt darauf'ian, die ‚ganze Masse des Gehirns: womöglich in! unverletzter Lage und Ver- "bindung mit‘ den Nachbartheilen‘- herauszupräpariren, 'und.es würde am Besten sein ‚wenn ‚manden"Kopf’in der’Mittellinie des Rückens der Länge nach aufschlitzen könnte. Hieran sind aber alle meine Ver- . suche ‘gescheitert, ‘so ‘gutes auch gelang), den’ gauzen"übrigen 'Leib in ‚dieser Weise zu‘ öffnen. Der'Kopf-hat einen se’ geringen Durchmesser, dass die Instrumente‘ nichtmehr einzubringen wären. Die zweck- mässigste Methode: ist vielleicht‘ folgende; oft ausgeführte. Man schnei- die “iusserste' Spitze (des Kopfendes' mit’ einem’ raschen Messerschnitt ; dies abgeschnittene Sttek muss'so'klein als möglich, jedenfalls "wicht länger als +Yy,," "bei demirgrössten‘ Exemplaren sein, weil ‚vorderen Kopfganglien; wie: ängegeben, ‘sehr'weit nach vorn reichen. € streifb dann: mit»einem leichten" Druck’ Jaıgsam 'den ganzen‘ Inhalt des mbrigen‘ Kopfendes aus'der ‚Oefinung’.hervor, 'und es gelingt so _ meistens, das Gehira ziemlich unverletzt und im Zusammenhange dar- zustellen. 'Sehr vortheilhaft ist es; wenn’ man'beim’Heraustreifen den Druck‘ so’ zu modifieiren weiss, dass der Muskeloylinder 'mit der 'gan- zen Haut zurückbleibt, und nur das Nervensystem mit den durch den ‚Schlündring 'tretenden ‚Organen zum Vorschein kommt. Ohne irgend _ etwas an dem kleinen ‘kaum’ sichtbaren Stückchen, das hervorgetreten en oder zu zupfen; wirft man-es in ein Uhrgläschen ‚einem Tropfen ‚Wasser. oder: Speichel, worin'es frei flottirend von Seiten bei hinreichender Vergrösserung: untersucht werden kann; gewöhnliche Art, mit dem Deckgläschen bedeckt zu untersuchen, kann nachher noch Manches ergänzen. Fig. 43 stellt das ganze auf diese Weise präparirte Gebirn, von der Rückenseite gesehen, dar, und sind nur einzelne Theile von mehren ähnlichen Präparaten ergänzt, \ 224 so wie ‚anderseits "einige nicht zur Sache gehörige und den Ueberblick störende Organtheile, welche meistens anhaften, weggelassen sind. Im Körper ‚werden die einzelnen Ganglien von‘einer sehr zarten Hülle ‚eng umgeben; diese‘ wird‘ aber immer bei der Präparation zer- stört, und: man sieht ‚die Elemente der Ganglien frei, oft auseinander gefallen (Fig. 43). ‘An dem oberhalb des Schlundringes gelegenen Theile der beiden seitlichen Zellenschläuche; welche bei "vorsichtiger Präparation immer mit‘ dem Gehirn verbunden bleiben und der Orien- tirung halber verbunden .bleiben müssen, sind die beiden grossen vor- deren Kopfganglien mit. ihrer äussern Fläche angebeftet (Fig. 43m). Die zum Theil ‚auseinander‘ fallenden Ganglienzellen' geben den Ganglien das Ansehen einer langgestreckten Weintraube. ‘Vorn und ‘zu den Seiten entspringen viele feine Fasern aus ihnen, welche man zum Theil zu. diekeren ‚Strängen ‚besonders nach ‘oben, zum Theil einzeln nach dem Oesophagus und nach den Muskeln’ verlaufen sieht. "Nach unten oder hinten geht’ das Ganglion in einen dieken Faserstrang über, der bis zu dem seitlichen Theile des Schlundringes herabläuft und hier mit der ‚Commissur sich vereinigt (Fig. 43e). nonkhrt ‘Die beiden hinteren‘ Kopfganglien (Fig. 43 11), welche im Horgen auf den seitlichen Theilen ‘der Bauchfläche liegen (Fig. 12), sind "hier nicht so ‘wie. die vorderen an die Zellenschläuche angeheftet, und so kommt es, dass sie. an dem herauspräparirten Gehirn leichter aus ihrer ‚natürlichen Lage fallen. In Fig.'43 hat das hintere Ganglion -der rechten Seite seine normale’ Lage, während ‘das der linken über das vordere Ganglion nach Unten "gesunken ist. Die hinteren Ganglien sind kleiner und rundlicher, ‚als die vorderen. Aus’ ihrem obern und 'seit- lichen Umfang entspringen gleichfalls Fasern, welche aber einzeln ver- laufen und meistens zum Oesophagus zu treten 'scheinen. Ihr'unterer Theil verjüngt sich‘ ebenfalls zu einem ‘aus Fasern bestehenden Stiel; der kürzer ist, als der ‘der vorderen Gänglien,, und ‘wie dieser nach dem seitlichen Theile, nach’ der 'Commissur des‘ Schlundringes 'ver- läuft und sich mit dieser vereinigt, ‘dem untern Schlundganglion näher „als ‚dem obern (Fig. 43. d). "Beide Seiten‘ verhalten sich 'ganz symmetrisch. Den Schlundripg trifft man meistens noch ganz unverletzt, und Kan man ‚bei, geeigneter Lage gerade in’ sein Lumen'hineinschauen; “auch habe ich. ‚nicht. selten den Oesophagus und die Zellenschläuche ‚noch von ihm umgeben gesehen. ' Die die Ganglien einhüllende ‘Scheide, welche ‚an. den vorderen und hinteren Kopfganglien so leicht zerstört ist, (erhält sich. an "den beiden Schlundganglien fast immer, "so .dass deren Ganglienzellen nur selten aus einander fallen. Aus beiden Schlund- ganglien treten seitlich dünne Faserstränge hervor, welche unter Ver- einigung mit'.den Fasersträngen der vorderen und hinteren Kopfganglien ee Te Sn "a 225 die mehrfach erwähnten Gommissuren ' bilden: (Fig. 43 e). ‘Diese sind demnach nicht nur Verbindungen der beiden Schlundganglien ‚ sondern überhaupt die Vereinigungspunkte aller sechs Ganglien, welche die Kopfganglienmasse ausmachen. ‘Wir werden sogleich sehen, dass sie auch die Ursprungspunkte eines Theiles ‘des peripherischen Nerven- systems sind. Der zweite Theil des centralen Nervensystems ist im äussersten Ende des Schwanzes gelegen und besteht aus drei spindelförmigen Gan- glien (Fig. 45). Diese sind kleiner als die Ganglien des Kopfes und kön- nen nicht durch die Hautbedeckungen hindurch wahrgenommen werden. _ Ihre Präparation ‘geschieht einfach durch Aufschneiden des Schwanz- endes der Länge nach. Die weiteren Angaben verschiebe ich bis nach - der Beschreibung des peripherischen Nervensystems. - Das peripherische Nervensystem von‘ Mermis ist, wenn ich # voraussetzen darf, dass die anderen Gordiaceen gleich oder ähnlich organisirt sind, zum Theil schen lange bekannt gewesen; nur hielt man diese Theile für etwas Anderes, als was sie sind; doch davon "später, zunächst die Beschreibung. Es wurde schon erwähnt, dass _ aus dem obern Theile der vorderen Kopfganglien sechs kurze Faser- | _ Stränge entspringen, welche zu den sechs Papillen treten (Fig. 42 n); von diesen, deren Beschreibung weiter unten folgt, abgesehen, ent- springen aus dem Gehirn sechs grosse Faserstränge oder Nervenwurzeln, von denen zwei unmittelbar in Nervenstämme: übergehen, von den _ übrigen vier aber je zwei sich zu einem Nervenstamm vereinigen, so ‚also vier Nervenstämme aus dem Gehirn entspringen. Der eine er aus zwei Wurzeln entstehenden Stämme gehört, wenn auch viel- leicht nicht ausschliesslich, doch hauptsächlich dem Eingeweidenerven- system an, und ich werde ihn daher im weitern Verlauf als Splanch- nieus aufführen. Die anderen drei Nervenstämme bilden das periphe- Fische Nervensystem im engern Sinne, versorgen Haut und Muskeln. Die genaueren Verhältnisse des Ursprunges sind folgende: Aus dem mittlern Theile der nach Innen, dem Lumen des Schlund- ringes zugewendeten Fläche des untern Schlundganglions, also aus der dort befindlichen Furche (s. pag. 223) entspringen zwei Nervenstämme, welche von ihrem Ursprung an nach beiden Seiten hin fast in horizon- taler Richtung auseinander weichen (Fig. 43). Sie haben die Rich- tung nach den Commissuren der Schlundganglien zu, verlaufen aber dabei etwas schräg nach unten, so dass sie unterhalb des Bauch- ganglions zu Tage treten und daselbst bei Betrachtung des unverletzten Thieres von der Bauchseite in die Augen fallen (Fig. 42 r). Sie laufen demnach unterhalb der Commissuren quer durch die Leibeshöhle, bis sie die Mittellinie der beiden Muskelschichten des Bauches erreichen. Bier angelangt, theilen sich die schon im Verlauf allmählich breiter 226 gewordenen Nervenstämme in!zwei Zweige, von ‚denen der eine 'klei- nere ‚gerade nach Oben, nachdem: Kopfende aufsteigt, während‘ der andere sich nach Unten wendet (Fig. 42).. Das weitere Schieksal des obern Zweiges habe ich nicht. ‘erkennen können; er scheint ‚dem obern Theile der Muskeln anzugehören. »‚Der«abwärts gehende Zweigläuft auf der Mittellinie der Bauchmuskelschicht jederseits -bis. zum Schwanz herab, Bei. der Beschreibung ‚der Muskeln wurde ‚eine Längsfurche in der Mitte, jeder. Bauchmuskelschicht. erwähnt: in dieser verlaufen: die beiden: seitlichen Körpernervenstämme (Fig. 1 kk,'Fig. 7 kk): Der dritte Körpernervenstamm setzt sich ‚aus zwei der oben 'erwähn- ten.. Wurzeln , zusammen... Diese ‚ entspringen ‚dort, »wor"das obere Schlundganglion jederseits,im.die‘.Commissur übergeht, ‘nahe. ander Stelle, wo sich der Stiel.des vordern Kopfganglions einsenkt (Fig. A3nn). Der Ursprung: dieser. Wurzeln. ist. breit,‘ nicht selten so.'breit, (dass er bis zum mittlern: Theile..des:‚Schlundganglions reicht, wodurch dieses dann eine halbmondförmige.Gestalt .erbält.. Die beiden Wurzeln wer- den. dann schmäler,‚convergiren gegen die Mittellinie des Rückens und vereinigen sich; hier bald zu einem ‚Stamm, dem Nervenstamm des Rückens, welcher .in der;oben; erwähnten Furche der Rückenmuskel- schicht bis zum Schwänze .herabläuft, (Fig. 4 h, Fig. 7:h). — ‚Diese drei Körpernervenstämrge .sind‘.nicht; gleich ‚stark , ‚sondern ‚entsprechend dem Verhältniss ‚der Muskelschichten, denen sie angehören, und: der Art, ihres Ursprungs. ist, der.letztbeschriebene. Stamm der stärkste; die beiden ‚seitlichen Stämme sind, dünner und. einander gleich. Der Ursprung ;des Splanchnicus ist. ganz ähnlich dem des Rücken- nervenstamms, und. ich,schliesse..die. Beschreibung ‚gleich hier an. So wie, die Wurzeln des letztern ‚seitlich vom obern Schlundganglion ab- gehen, so entspringen ‚die beiden Wurzeln des Splanchnicus seitlich vom untern. Schlundganglion, ‚gleichfalls ‚da, wo dieses sich anschiekt,. die Fasern des hintern' Kopfganglions aufzunebmen: und in die Commissur überzugehen (Fig. 13 s)... Auch,diese Wurzeln sind zuweilen anfangs so breit, dass das Ganglion ‚unten ‚von. einem halbmondförmigen Contour begrenzt . erscheint... Sie.,convergiren dann gegen die Mittellinie des Bauches, legen sich seitlich an ‚den ‚dort. herablaufenden Zellenschlauch (Fig. 43 ff) und verschmelzen bald zu einem Stamm..(das. 3), welcher auf der Mitte des Bauchzellenschlauchs herabläuft und hier, so. wie. die Körpernervenstämme auf den Muskelschichten, eine seichte. Fürche .be- dingt, welche dem Zellenschlauch ‚auf dem DEE eine herzförmige Gestalt gibt, (Fig. A, Fig. 7%). Ausser diesen vier grossen Nervenstämmen und ‚den sechs zu den Papillen ‚gehenden Fasersträngen entspringen aus dem Gehirn noch einzelne kleinere Nerven, von ‚denen einige constant an bestimmten Stellen sich ‘finden. ‚Etwa in der Höhe- des obern Endes des hintern 227 Kopfganglions verläuft jederseits ein sehr feiner Nerv, ‚oft sehr ge- schlängelt, quer‘ durch‘ die-Muskelschicht bis zum Corium (Fig. 12 9). Ferner entspringt aus dem .obern Theile des vordern Kopfganglions jederseits ein’ etwas stärkeres Stämmchen, welches sich in mehre Zweige theilt, die»theils zur Haut, theils zu den Ursprüngen der Mus- keln: gehen (Fig. A2p). ı Ursprünge solcher feinen Nerven sieht man auch an dem herauspräparirten Gehirn‘ (Fig. 43), so. wie man daselbst auch feine Aeste vom vordern'und hintern Kopfganglion nach dem Oeso- phagus verlaufen sieht, welcher; wie angegeben, nicht selten mit dem Gehirn in Zusammenhang bleibt. Das: weitere Verhalten der Körpernervenstämme ist bei allen dreien dasselbe. Sie laufen: in der angegebenen ‚Weise ohne Unterbrechung bis zur Schwanzspitze, und es entspringen auf beiden Seiten von ihnen in den durchschnittlich ‘gleichen Abständen von-Y;," kleinere Aeste, unter rechtem Winkel, welche, mit‘den Muskelprimitivbündeln sich kreu- zend, auf .diesen sich verbreiten, wobei sie oft Plexus bilden, in dünne Fädchen: sich auflösen und endlich auf später zu beschreibende Weise an die Muskelbündel sich inseriren. ‘Immer bleiben die Aeste eines Nervenstamms auf: die Muskelschieht beschränkt, ‘auf ‘deren Mitte der letztere verläuft (Fig. 7). » Jeder der drei Nervenstämme versorgt also allein eine-der drei Muskelschichten.‘ Die'Zahl'aller‘Aeste, welche sich ihrerseits ‘wieder in’ viele Endäste’ auflösen, ist sehr beträchtlich, wie ‚sich leicht schon aus einer Vergleichung ‘der Länge des Thieres mit dem Zwischenraum zwischen ‘je zwei Aesten ergibt. In dem äusser- ‚sten: Schwanzende angelangt‘, "verbreitern sich die drei Nervenstämme ‚allmählich, die indessen kaum an Stärke abgenommen haben, und ‚sehwellen jeder zu einem der schon erwähnten dreiSchwanzganglien au (Fig. 45hhg). Diese reichen bis in die Schwanzspitze hinab und endigen zugespitzt. Ibre Darstellungsweise wurde . schon angegeben. Man sieht, wie an den Kopfganglien, die'Ganglienzellen durch die zarte Hülle hindurch, welche leicht geöffnet wird und die Zellen herausfallen lässt (Fig. 45:9). Aus diesen Ganglien entspringen" zu beiden Seiten starke Nervenäste, welche theils die einzelnen Ganglien untereinander verbinden, theils zu den Muskeln gehen. Es ist’ noch übrig, das weitere Verhalten der sechs kurzen Nerven- stämme zw beschreiben, welche, aus den beiden vorderen Kopfganglien ‚entsprungen, zu den sechs’ Papillen gehen. Letztere haben ein fasri- ges Ansehen und zeigen ‘in der Mitte einen feinen hellen Streifen, gleich als ob sie von einem Kanälchen durchbohrt wären; auch be- ‚merkt man am den von vorn gesehenen Papillen auf der Mitte einen kleinen bald hellen, bald ‘dunkeln Fleck, welcher möglicherweise der Oeflnung jenes Kanälchens entsprechen könnte; doch kann ich nichts ‚Bestimmtes hinsichtlich der Existenz eines solchen angeben. Jene fasrige j 228 Substanz aber, aus welcher ‘die Papillen bestehen, ist nichts Anderes, als die Enden der sechs Nervenstämmchen selbst. Die Papillen 'be- stehen ‘durchaus aus Nervenfasern, welche hier bis unmittelbar an die Oberfläche der dort sehr verdünnten Haut treten (Fig. 12p, Fig.1% b). Es liegt nun sehr nahe, diese Papillen als Sinnesorgane anzu- sprechen, und ich möchte sie als solche auch bezeichnen. "Besonders bei Nematoden kommen, wie bekannt, häufig ähnliche Papillen, 'Wärz- chen, Knötchen in der Umgebung des Mundes vor, welche man ge- wöhnlich schlechthin Tastorgane genannt hat, selbst ohne ein Mal einen Gehalt an Nerven oder die völlig nervöse Natur, wie bei Mermis, nach- gewiesen zu haben. "Wenn es allerdings auch hier nahe liegt, solche Theile als Sinnesorgane zu betrachten, so ist doch die Bezeichnung derselben als Tastorgane eine sehr willkührliche, und indem dieselbe dabei doch nur für etwas ganz Unbestimmtes und Unerkanntes 'ge- braucht wird, trägt dieser Misbrauch einerseits dazu bei, den sich mit dem Worte Tasten verknüpfenden Begriff immer unbestimmter und un- klarer zu machen, während anderseits die Idee zugleich stillschweigend eingeführt wird, als wären wir zu der Annahme gezwungen, die ganze Thierwelt sei auf die bekannten fünf Sinne beschränkt, und jedes an- scheinende Sinnesorgan, das bei irgend einem Thier gefunden wird, müsse einem dieser fünf menschlichen Sinne zugeordnet werden, wo- bei dann die Wahl, falls nicht Pigmentflecke vorhanden, immer auf den Tastsinn gefallen ist, welcher schon beim Menschen für Vieles ein- stehen muss. Say" Der ‘dritte Theil des ganzen Nervensystems, das Eingeweide- nervensystem, umfasst den vierten der aus den Kopfganglien ent- springenden Hauptstämme, den Splanchnicus, dessen Ursprung und Verlauf auf dem Zellenschfauch des Bauches oben angegeben wurde, und ein sehr reiches Geflecht von Nerven und Ganglienzellen, wel- ches die Eingeweide, hauptsächlich die inneren Geschlechtsorgane um- spinnt und mit dem Splauchnieus in dem innigsten Zusammenhange steht. — Das Verhalten des Splanchnieus ist im: Wesentlichen gleich dem der‘ drei Körpernervenstämme (Fig. 7i, Fig. 431, Fig. 45). Auf beiden Seiten entspringen unter rechtem Winkel: zahlreiche Aeste, durchschnittlich in gleichen, wie oben angegebenen Abständen. Von diesen Aesten läuft ein Theil quer über die Muskelschichten und: ver- mittelt Verbindungen der Körpernervenstämme mit dem Eingeweide- nervensystem (Fig. 7 auf der Muskelschicht d), indem die Aeste in jene übergehen; einzelne Aeste sah ich auch an die Muskeln selbst treten: Schon kurz nach seinem Ursprung geht der Splanchnicus solche Ana- stomosen ein, von denen man nicht selten bei der Präparation des Gehirns einige wahrnehmen kann (Fig. 13 0). Der beiweitem grösste Theil aber der aus dem Splanchnicus entspringenden Aeste tritt sogleich y 229 an die auf ihm 'herablaufenden inneren Organe, an den Verdauungs- apparat, ‘an den Fettkörper und‘ besonders an Hoden und Eierstock nebst Uterus. ‘Durch diese Nerven sind diese Theile an den Splanch- nieus und durch diesen an den Bauchzellenschlauch festgebeftet, und nicht selten wifft es sich, dass man diese Verbindungen streckenweise noch sehr schön erhalten an 'präparirten Theilen findet. — Auf der Oberfläche der Organe bilden die Nerven dichte Geflechte, die mit zahlreichen Ganglienzellen in Verbindung stehen; das Nähere soll so- gleich angegeben werden (Fig. 29 fg). "Nor der weiblichen Geschlechtsöffnung folgt der Splanehnicus nicht wie im übrigen Verlauf dem Zellenschlauch des Bauches, welcher sich, wie oben angegeben, theilt und ‘den Anfangstheil der’ Scheide ring- förnig umgibt (Fig. 32), sondern der Nerv bleibt ungetheilt und läuft auf der einen Seite um die Vagina herum (Fig. 32e). Viele Aeste tre- ten bier an diese und an den Anfangstheil des Uterus. Am Schwanz- ende schwillt der Splanchnicus nicht wie die drei Körpernervenstämme zu einem Ganglion an, sondern endigt ohne Weiteres in der Schwanz- spitze, nachdem er: indessen ansehnliche Verbindungen mit den drei _Ganglien eingegangen ist. — Wie der Splanchnieus sich beim Männ- ‚chen am Schwanze verhält, kann ich nicht mit Bestimmtheit angeben; ich‘ vermuthe, dass er mit dem Zellenschlauch vor der Geschleehts- öffnung als Stamm sein Ende erreicht; das Hinterende des Männchens ist zu fein, als dass ich es hätte der Länge nach aufschneiden können. Ehe ich zur Histologie des Nervensystems übergehe, will ich noch eine Gruppe von Organen hier erwähnen, die zum grossen Theil ana- 'tomisch eng verbunden mit dem peripherischen Nervensystem sich fin- ‚ doch nicht ausschliesslich ‘mit diesem, sondern auch mit meh- ren anderen Organen. Da ihre Bedeutung‘ mir unbekannt blieb, so sen sie das Schicksal der bei den Muskeln beschriebenen Zellen- sehläuche theilen. Es ist dies eine 'eigenthümliche Art von Zellen, welche ganz frei fast überall in der Leibeshöhle sich finden, und ent- ‚weder einzeln oder zu Gruppen aneinander gereiht der Oberfläche der inneren Organe hie und da anhaften (Fig. 18). Sie haben eine wech- selude Grüsse von Yo— Yo", sind von flach eiförmiger Gestalt, wenn sie einzeln, mehr eckig, wenn sie in Gruppen beisammen liegen. Ihre Membran ist stark, so dass sie sich oft durch einen doppelten Contour zu erkennen gibt, und umschliesst eine bald kleinere, bald grössere Anzahl gröberer und feinerer Körnchen, die das Licht stark brechen, wahrscheinlich Fetttröpfehen sind, suspendirt in einer ganz durehsichtigen Flüssigkeit. Der Kern ist meistens durch die Fetttröpf- chen bedeckt, ' doch habe ich ihn mehre Male deutlich gesehen; er ist gross und sehr blass (Fig. 48). ‘Liegen mehre dieser Zellen bei- sammen, so möchte man sie am ersten mit einer Gruppe Leberzellen, 230 besonders wenn diese mit Fett gefüllt sind, vergleichen. "Solche Grup- pen haften immer sehr. fest zusammen, ohne dass ich. wahrnehmen konnte, wodurch die Verbindung vermittelt - wird; zuweilen 'sah ich an einer Stelle des Umfangs \einer ‘Zelle einen zarten fadenartigen Fort- satz, in welchen sich jedoch das Lumen und. der Inhalt der'Zelle nicht fortzusetzen schien. — "Diese Zellen nun bilden',ganz: constant eine Doppelreihe zu den Seiten der drei Körpernervenstämme,' wo sie ganz fest. angeheftet sind (Fig: T’hkk; Fig.-17e): Den‘ Stamm selbst lassen sie frei, schmiegen sich dagegen in die Winkel, welche die Aeste mit dem Stamm‘ bilden; oft liegen sie alternirend auf beiden Seiten. — Auffallend ist ‚es, ‚dass: sie zu’ den‘ Seiten des ‘Splanchnicus fehlen. — Ausserdem‘ kommen diese ‚Zellen‘ noch 'an vielen Theilen vor; beson- ders häufig sind sie auf der Oberfläche’ des Verdauungsapparats und des Fettkörpers. Aber nirgends-habe ich einen organischen Zusammen- hang dieser ‘Zellen mit 'den' Organen; 'denen sie aufliegen, gesehen. Man könnte daran denken ‚ diese’Zellen für Ganglienzellen zu halten; indessen überall; ‘wo sich Ganglienzellen finden, ‘haben diese ein so ganz eigenthümliches Ansehen, einen so charakteristischen Habitus, dass man sie nie ‘verkennen "kann; dieses gilt auch für ‘die in ‘grosser Zahl bei Mermis' vorhandenen Ganglienzellen, von’ denen: jene in Frage stehenden Zellen so beträchtlich in’ jeder Beziehung abweichen, dass Jeder, der beide vergleicht, sie für unendlich verschieden halten wird. Diese Unterschiede zwischen Zellen und Zellen, die überhaupt so zahl- - reich und gross-sind, können aber nur gesehen werden; in 'der Be- schreibung und selbst in Abbildungen sind fast alle’ Zellen gleich?‘ Zwei ganz verschiedene Arten von Ganglienzellen bei einem'Fhier anzuneh- men, da Nichts dazu zwingt, wäre rein willkührlich; viel angemessener scheint es zu sein, diese Zellen im Zusammenhange mit vegetativen Functionen zu vermuthen,- in ihnen Träger und Vermittler des Stofl- wechsels zu 'sehen. Von einem Gefässsystem ist bei Mermis valbi- cans' gar keine Spur vorhanden: eine Ernährung, ein Stoffwechsel kann also nur vor sich gehen durch ein unmittelbares Uebertreten der 'auf- genommenen und verdauten Nahrung aus dem Darmkanal in die Leibes- höhle und von: hier in‘ die zu ernährenden Organe; finden‘ wir nun hier, wie es wirklich der Fall ist, zwischen Verdauungskanal und Fett- körper einerseits, welcher letztere, wie wir'sehen werden, ein für die Verdauung wichtiges Organ zu sein scheint, und den übrigen Organen anderseits eigenthümliche Zellen eingeschaltet, welche sowohl in Be- rührung unter sich, als mit den verschiedenen Organen sind, so liegt es wahrlich nicht fern, diese Zellen als Vermittler jener vegetativen Processe anzusehen; muss man doch überall auf das Leben der ein- zelnen Zelle und auf die chemische Thätigkeit derselben zurückgehen, um das Leben zu verstehen. Doch später wird die Betrachtung einiger al er anderen Verhältnisse auf diese Zellen und ihre etwaige Function zu- rückführen. Alle oben beschriebenen Ganglien, nämlich die sechs Ganglien des Kopfes und. die (drei ‘Schwanzganglien ‚bestehen aus: Ganglienzellen. Diese‘ theilen, ‘wie‘ gesagt, vollkommen: jenes charakteristische Ver- - halten ‚alier ‚Ganglienzellen ‘und gleichen denen höherer Thiere sehr. - Ihr Durchmesser beträgt ‚durchschnittlich %60”, doch kommen auch grössere von 40” Durchmesser: und kleinere" von» ‘/an” vor. Man unterscheidet an ihnen die Zellmembran, welche sehr zart ist; sie um- gibt einen fein granulirten blassen-Inhalt, in dessen Mitte ein runder, bläschenartiger,.heller Kern mit. einem kleinen dunkeln Kernkörperchen liegt (Fig. 46). Gewöhnlich ‚liegt ‚die, Membran‘ dem Inhalt‘ dieht au, kann. sich. aber ‚durch : Wassereinsaugung rings abheben; dann bleibt der Inhalt als «eine zusammenhängende:Masse (Ganglienkugel) in der Mitte, zurück. Alle ‚Ganglienzellen haben einen: oder zwei ‚Fortsätze, sehr selten, habe ich. mehre gesehen (Fig. A6ab ce, Fig. 43). Die Zahl der unipolaren ‚Zellen ist ‚etwa gleich der ‘der bipolaren.‘ Es lassen sieh diese Untersuchungen ‚der ‚Structur «des. Nervensystems mit sol- eher relativen’ Leichtigkeit und so grosser Sicherheit hinsichtlich der Ergebnisse ausführen, man findet Alles: bei:nur einigermassen vorsich- ‚iger Präparation so: klar und: unverletzt vor Augen: liegend, dass ich glaube mit-eben so ‚grosser Sicherheit. behaupten zu können, dass keine apolare Ganglienzellen bei Mermis vorkommen, als ‚dass die oft und ich beobachteten, unipolaren keine: verstümmelte bipolare waren. — Die Fortsätze entstehen. durch allmähliche. Verschmächtigung der Zellen, und sowohl ‚der. Inhalt: derselben ‚als. die Membran nimmt;.daran "Theil (Fig. 46)... Die Fortsätze der bipolaren Zellen. gehen immer von gerade ‚enigegengesetzten Seiten ab. ‚In ihrem weitern Verlauf. sind diese Fort- ‚sätze nichts Anderes‘ als Nervenprimitivfasern, wovon man: sich bei Mermis auf das Unzweifelhafteste, überzeugen. kann, da es gar nicht ‚selten ‚ist, dass. man, wenn Theile der, Muskeln oder des Oesophagus mit dem Gehirn bei dessen Präparation, in, Zusammenhang geblieben sind, die Fortsätze unmittelbar nach diesen Organen hin verlaufen sieht; ja-es bedarf nicht '.eia Mal‘ einer Verschiebung, des Objects, um sich von diesem Ursprung der. Nervenfasern. aus den Ganglienzellen zu überzeugen, da,bei der Kleinheit: desselben alle Theile ganz nahe bei- ‚sarmmenliegen. Die Primitivfasern ‚sind jedesmal eine continuirliche Fort- eg des Inhalts. der Ganglienzelle, welcher nach und nach sein kör- niges Ansehen verliert und in eine ganz homogene, blasse, aber scharf sonlourirte Faser übergeht. Eine etwaige. Verbiodung der Faser mit dem Kern der Ganglienzelle, wie sie ganz neuerlich Auxcmann }) bei eb ı yo ) Beiträge zur ımikr, Anat. u. Phys, des Gangliennervensystems. 4883. ? 232 A höheren Thieren und beim Menschen wiederum gefunden haben: will, habe ich nie wahrnehmen können. Die Membran der Zelle begleitet die Faser eine Strecke weit, wird dabei‘aber immer feiner und legt sich ‚so dicht an die Faser-an, dass es nicht möglich ist, zu entschei- den,.ob sie aufhört oder ob sie mit der Faser selbst vielleicht 'ver- sohrbilat: sie ist nach kurzem Verlauf nicht mehr ee Eine Primitivfaser misst Yo — Yroo"- | Die beiden vorderen Kopfganglien sind die grössten und“ ent- halten die meisten Ganglienzellen; deren Zahl sich auf etwa 30—40 beläuft. ‘In ihnen finden sich hauptsächlich bipolare Zellen. ' Die bei- den Fortsätze sind, wie überhaupt, einander gerade entgegengesetzt; die nach vorn abgehenden bilden theils die oben beschriebenen Sinnes- organe, theils gehen sie zum Mund, Oesophagus, zu den Muskeln und zur Haut. Alle an der entgegengesetzten Seite entspringenden Fasern vereinigen sich zu einem Strang, welcher in die seitliche Commissur des Schlundringes ein- und hindurchtritt (Fig. 43). In den hinteren Kopfganglien, deren jedes aus etwa 20 Zellen besteht, finden sich hauptsächlich, doch nicht ausschliesslich, unipolare Zellen, deren Fort- sätze 'sich gleichfalls zu dem Stiel des Ganglions vereinigen und in'die seitliche Commissur eintreten. In den beiden Schlundganglien liegen unipolare und bipolare Zellen zwischen dichten Fasergeflechten, welche quer verlaufen und wahrscheinlich die Verbindung zwischen den beider- seitigen Kopfganglien vermitteln. In den seitlichen Commissuren findet eine Vermischung, 'ein Vereinigungspunkt aller aus den Kopfganglien kommenden Fasern statt, und von hier aus vertheilen diese sich zu den Wurzeln der vier grossen Nervenstämme. Die Fasern sind hier so deutlich zu erkenpen, dass es möglich sein würde, anzugeben, aus welchen Ganglien ‘dieser ‘oder jener Stamm hauptsächlich seinen Ur- sprung nimmt. Oft liegen noch einzelne Ganglienzellen in den An- fängen der Nerven, besonders wenn diese, wie oben angegeben, ‘mit sehr breiter Basis beginnen. — Eine Verbindung von Ganglienzellen untereinander habe ich niemals gesehen, auch nicht an den, freilich nur sehr selten beobachteten, multipolaren Zellen. Als Nachtrag zu der Anatomie der Kopfganglien habe ich ‚noch einer scheinbar besondern Art von Ganglienzellen zu erwähnen, welche nicht so selten vorkommen; es sind dieg solche, die zwei Kerne haben. Gewöhnlich "ist die Zelle selbst etwas grösser als sonst; die "beiden Kerne liegen nie gerade nebeneinander, auf die Dimensionen der Zelle bezogen, sondern immer schräg, und der um beide Kerne etwas dich- ter angehäufte Zelleninhalt: erscheint durch einen hellen Streifen, der zwischen den beiden Kernen durchzieht, in zwei Theile getheilt. Dies und der einige Male beobachtete Ursprung von zwei Fasern dicht neben einander an einem Pole, scheint zu beweisen, dass‘ diese Zellen N er Dan ge ec a ae en „0 FUTTER DET EN N en Ka ee a EEE 233 als zwei verschmolzene einfache anzusehen: sind, ‚als. zwei ‚Ganglien- kugeln, wenn. man, will, von. einer gemeinsamen Hülle ‚umschlossen (Big. A3rr, Fig. A6.d). - Die drei Schwanzganglien verhalten sich im ‚Allgemeinen wie. die - Kopfganglien. | Auffallende Erscheinungen bietet die Structur des peripherischen _ Nervensystems dar. — Während nämlich die vier ‚aus dem. Gehirn “ enispringenden Stämme anfangs, einen deutlich fasrigen Bau haben, so, dass man an abgerissenen Enden einzelne Fibrillen vorragen sieht, _ verschmelzen diese Fasern bald zu einem homogenen Strang, in wel- chem keine Spur- von Faserstructur wahrzunehmen. ist, der dagegen von sehr vielen kleinen und grösseren ‚Oeflaungen durchbrochen ist (Fig. 175). Diese Oeffnungen deuten allerdings noch gewisser- _ massen einen Faserverlauf an, da sie meistens spindelförmig sind und mit ihrer Längsaxe in der Richtung des Nervenverlaufs stehen; ‚doch aber sind die zwischen den Löchern befindlichen Balken, eben. die Substanz des Nerven selbst, nicht als Fasern zu betrachten, wie ‚ein inziger Anblick eines Nerven lehrt. Dieser ist ein plattes homogenes „in welchem die Oeffnungen nur noch die vielleicht ursprünglich isolirt bestehenden, später aber verschmelzenden Fasern andeuten, - Aeste, welche. aus diesen Nerven entspriogen, verhalten sich im fang ganz ähnlich: entweder nämlich tritt ein,breiter Ast, der gleich- s von Oeflinungen durchbrochen ist, heraus; aus diesem entspringen ann feinere Aeste, die sich abermals theilen, Verbindungen mit an- en ‚eingehen und endlich in sogleich zu beschreibende Primitivfasern en: oder es kommen feinere Zweige von mehren Punkten des es zusammen, vereinigen sich wieder zu einem geflechtartigen el, an welchem aber niemals eine Zusammensetzung aus .einzel- Fasern wahrzunehmen ist, und aus diesem entspringen wieder re Zweige und Primitivfasern (Fig. 47). ‚Die Oeflnungen, welche 1 in den Aesten befinden, deuten auch hier, ‚wie. im Stamm, ‚die ung des’ Verlaufs an. Die Art und Weise dieser Nervenausbreitung cht ganz und gar derjenigen in den Muskeln z. B. höherer Thiere, Dur fehlt jede Spur von Zusammensetzung aus. ‚einzelnen Fasern. Iche treten erst zuletzt wieder auf, indem nämlich alle Aeste sich in sehr feine, aber ‘ganz gleiche Primitivfasern auflösen, die die Muskelprimitivbündel treten. Der Durchmesser: dieser Primitiv- beträgt Yyoo". Sie verlaufen, wie auch die Nervenäste selbst, fast geradlinig, niemals ‚geschlängelt, und im Allgemeinen recht- zu der Richtung der Muskelprimitivbündel. Ein Neurilem: ist an ihnen so wenig, wie an den Nervenstämmen;, wahrzunehmen... Dass aus einem Nervenstamm entspringenden Fasern nie über die diesem rige Muskelschicht: hinauslaufen, wurde schon oben erwähnt. “ y { 234 1 Die Endigungsweise der Primitivfasern ist folgende: an der nach N Innen vorspringenden Kante eines Muskelbündels angelangt, verbreitert sich die Primitivfaser beträchtlich; es wird ein Dreieck mit ausge- schweiften Seiten gebildet, und die Basis ‘desselben heftet sich an den Rand des Muskelbündels, so zwar, dass eine vollständige Verschmel- zung’ beider Theile stattfindet. Es ist keine Grenze, kein Unterschied mehr wahrzunehmen, und man kann ebenso gut sagen, das Muskel- bündel erhebt sich zu einer kleinen Spitze, mit deren äusserstem Theile die Primitivfaser verschmilzt (Fig. 17 c). Zuweilen befindet sich in dem terminalen Dreieck ein wiederum spindelförmiges Loch, wel- ches anzudeuten scheint, dass die Primitivfaser sich theilt, und jeder kurze Ast sich mit einem kleinen terminalen Dreieck an das Muskel- bündel inserirt {Fig. 17 d). { Schon oben wurde angegeben, dass auch Nerven zur Haut gehen; wie diese aber hier endigen, habe ich nicht beobachtet. Die Nerven- fasern, welche die sechs Papillen am Kopf bilden, scheinen dicht unter dem verdünnten Corium stumpf zu endigen. — Die Aeste des Splanchnicus sind ähnlich beschaffen, wie die der Körpernerven; die Geflechte auf den Eingeweiden verhalten sich gleich- falls, wie diese. Die Ganglienzellen liegen immer im Verlauf einer Primitivfaser und sind ganz so wie die der Kopf- und Schwanz- ganglien beschaffen. Wie die Primitivfasern dieser Geflechte endigen,. habe ich nicht gesehen. | ist Da die grosse Aehnlichkeit der Structur des Nervensystems bei Mermis in den meisten wesentlichen Punkten mit der Structur des- selben bei höheren Thieren so auf der Hand liegt, ist es vielleicht wichtiger, die hauptsächlichsten Unterschiede hervorzuheben, welche darin zu bestehen scheinen, dass die Ganglienzellen bei Mermis unter sich, so weit meine Beobachtungen reichen, nicht in organischem Zu= sammenhang stehen, und dass die aus den Zellen entspringenden Fa- sern zu einer homogenen Masse verschmelzen, aus welcher erst zuletzt, bei dem Uebergang in die Muskelsubstanz, isolirte Primitivfasern sich wieder differenziren. Dieser letzie Punkt möchte wohl damit in Zu- sammenhang stehen und dafür eine Art von Erklärung abgeben, dass, ” wie schon erwähnt wurde, die Nervenstämme, trotz. der‘ Abgabe so zahlreicher und 'ansehnlicher Aeste in ihrem ganzen Verlauf nicht an Durchmesser abnehmen. “Auch ist ein Nervdnstanm im Verhältniss zw allen seinen Aesten so dünn, dass eine Vergleichung der Querschnit beider Theile ein ähnliches, nur noch weit grösseres Misverhältniss zwischen beiden herausstellt, als das ist, welches die Messungen der Querschnitte des Rückenmarks und ‚der aus ihm entspringenden Nerven ergeben: bei Mermis ist der anatomische Beweis leicht zu führen, dass eine Leitung von der Peripherie zum Centrum auf andere Weise, 235 als. durch ganz isolirte und im ganzen Verlauf:gleich beschaffene Fasern stattfinden muss. Eine Verschmelzung. der Priimitivfasern mit der Muskel- substanz scheint bei höheren Thieren! gleichfalls das Letzte zu sein, was wahrzunehmen ist, und auch für\ die 'eigenthümliche‘ Art dieser Ver- schmelzung mittelst jenes terminalen Dreiecks finden sich schon be- kannte Analoga: Doyere *) beschrieb eine‘ ganz gleiche Endigungsweise der Primitivfasern in den Muskeln 'bei den Tardigraden. Quatre- fages *) fand nicht nur dies bestätigt, sondern beobachtete auch das- selbe Verhalten bei: Eolidina, bei eitigen‘ mikrosköpischen‘ Anneli- den und einigen Rotatorien.‘ Die von beiden Autoren’ gegebenen Ab- bildungen stimmen völlig mit es meinen, wäß? Sa bei Mermis ge- ‚ sehen. habe. { - Als Nervensystem ist bisher nur ae Weniges bei'den iniellälen Abtheilungen der Würmer beschrieben worden; einigen”glaubt'man ein Nervensystem völlig absprechen zu müssen‘, beilden”übrigen sind nur unzusammenhängende Spuren aufgefunden. ' Doch 'aber sind schon längst bei zwei Ordnungen Theile bekannt, welche aller Wahrschein- lichkeit nach dem Nervensystem angehören. ' Hieher möchte ich die bei den Gordiaceen beschriebenen Quermuskeln rechnen (vergl. pag. 219), so weit ich nach Mermis albicans schliessen Kann ®); mit Sicherheit aber glaube ich, das für Theile des peripherischen Nervensystems hal- ‚ten’zu ‘können, was Duwjardin ‘bei’ Mermis nigrescens'in'der 'oben ‚eifirten Abhandlung Fig. 3 abbildet. Auch vermuthe ich) dass'das be- schriebene, dem’ der Gordiaceen' ganz‘ ähnliche ‚Oudrmuskelsysteth der Nematoden' sich wach Auffindung "der Gentraltheile 'als' peripheri- sches Nervensystem" erweisen "möchte :'"das’ Vorhandensein ‘von 'Ring- ‚muskeln darf wenigstens, wie bemerkt‘ wurde, schon‘ bei" Berücksich- tigung der Bewegungen des Körpers bezweifelt werden. Das, 'was sonst über das Nervensystem der @ordiaceen und ver- y wandter Würmer beobachtet ‘wurde ‚ist Folgendes: 'Berthold*) fand’ bei - Gordius aquaticus zwei’ zarte Fäden neben einander im Körper herab- laufen und ist geneigt, diese für’ Nerven zu 'halten ;" Seitenäste sah er nicht, ebenso wenig Andeutungen von Centraltheilen. "Otio ®) beschreibt bei Strongylus Gigas und Ascaris' lumbricoides ein Nervensystem. ') Anm. des sc. nat. 4840, Tom. XIV, pag. 346. ®%) Ann. des sc, nat. 4843, Tom. XIX, pag. 300. ®) Mehrere Umstände erheischten eine raschere Beendigung dieses Aufsatzes, als dass es mir möglich gewesen wäre, die verwandten Würmer in Bezug auf mehre der bei Mermis albicans gefundenen Thatsachen zu unter- . suchen. “% Ueber den Bau des Wasserkalbes. A842. — *) Magazin für naturf, Freunde zu Berlin. VIl, 4846. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. V. Bd. 16 236 Bei ersterem fand er einen auf der Mitte des Bauches herablaufenden knotigen Strang, welcher mit einer Anschwellung am Kopf und einer ähnliehen am Schwanzende aufhört; 'seitlich traten Aeste ab. Bei Asca- ris lumbricoides lief auf dem Rücken und aul' dem Bauch ein knotiger Strang herab; gangliöse Anschwellungen sah er nicht. — Aehnlich, wie Otto, fand v. Siebold*) das Nervensystem des Strongylus Gigas be- schaffen; aber er sah keine Ganglienanschwellungen im Verlauf, — Cloquet?) beschreibt bei Ascaris lumbricoides ein Nervensystem. Ganz neuerlich hat Blanchard ®), wie vou sehr vielen Würmern, so auch von einigen Nematoden, Ascaris megalocephala, Sclero- stoma equinum, Strongylus Gigas ein centrales und peripheri- sches Nervensystem beschrieben und abgebildet; da indessen jede genauere Untersuchung vermisst wird, so fehlt damit auch der un- umgänglich nothwendige Nachweis, dass das nur als zarte Linien Ab- gebildete wirklich ein Nervensystem ist; dasselbe möchte auch wohl für Blanchard’s Abbildungen des Nervensystems der Trematoden und Cestoden gelten. Der Verdauungsapparat. Der Verdauungsapparat von Mermis albicans ist ohne Zweifel von allen Organen des Thieres dasjenige, welches sowohl die zusammen- gesetztesten und verwickeltsten Verhältnisse zeigt, als auch von der Organisation der analogen Theile aller übrigen Thiere am Meisten ab- weichend gebaut ist, Es besteht dieses Organsystem aus dem Qesopha- gus, einer Anzahl eigenthümlicher diesen umgebender Organe, ‘die ich im Folgenden Magenhöhlen nenne, und dem sogenannten Fettkörper. Die Mundöffoung liegt auf der Mitte des vordern Körperendes, im Mittelpunkte des Kreises, den die sechs Papillen andeuten (Fig. 12 u.a). Sie ist ein sehr kurzer triehterförmiger Kanal im Corium, _ welcher nur Yya;”" Durchmesser hat (Fig. 42 u. 14); die, Länge be- trägt ungefähr ‚ebenso viel. Das hintere offene Ende dieses Triehters wird von dem Anfang des Oesophagus umfasst. Dieser ist ein schma- ler Halbkanal, eine Rinne, deren Ränder nur gegen das oberste Ende zu sich. einander nähern und verschmelzen, um einen schmalen Ring zu bilden, mit welchem eben die Mundöflnung umfasst wird (Fig. 42). Schon in der Höhe der sechs Papillen bildet der Oesophagus einen um etwa 480° offenen Halbkanal. Er besteht aus Chitin. Der Quer- } !) Lehrb. d. vergl. Anatomie, pag. 125. ?) Anatomie des vers intestinaux. ®) Recherches sur l’organisation des vers in den Annal. des sc. nat. Tom. 8, ; 4847; Tom, 40, 44, 1889, P nr I E | 237 durehmesser beträgt Y,s,"" und "bleibt derselbe im ganzen Verlauf. Mehr oder weniger geschlängelt läuft der Oesophagus in der Mitte des Leibes herab, aber schon 7—8” hinter dem Münde bei den grössten Exemplaren erreicht er sein Ende; er hört abgerundet auf, ganz ähn- lich, wie das Ende einer gewöhnlichen Hohlsonde beschaffen ist. Was nun sonst noch, abgesehen vom Fettkörper, zum Verdauungsapparat im engern Sinne gehört, befindet sich nicht etwa unterhalb des Oeso- phagus, als eine Fortsetzung desselben, sondern ist vom öbern bis zum untern Ende um den Oesophagus gelegen, so dass die Länge des Oesophagus auch zugleich die Länge des Verdäuungsapparats ist. Der Oesophagus wird nämlich in seinem ganzen Verlauf umgeben von einer dem Ansehen nach fein 'granulirten, zähen, sehr fest zusammenhän- genden, anscheinend gallertigen oder schwammigen Masse, die nach \üssen von einer sehr zarten ühmittelbar und eng umliegenden Mem- bran begrenzt wird. Es ist demnach ein zartwandiger Schlauch mit jener Masse eng angefüllt, durch welchen der Oesophagus verläuft. Dieser Schlauch ‘beginnt zugleich mit dem Oesophagus unmittelbar hinter der Mundöffnung und endigt auch mit ihm zugleich nach einem 7-8” langen Verlauf. Im oberu Theile dieses Schlauches ist die schwämmige Substanz mur in so geringer Menge vorhanden, dass die Membran dem Oesophagus fast unmittelbar aufliegt; allmählich mmt sie an Masse zu und der Schlauch wird dicker, läuft nun aber nicht gleichmässig fort, sondern ist abwechselnd sehr ausgedehnt durch tzliche Anschwellungen der schwammigen Substanz und wieder bis zu sehr geringem Durchmesser verengert (Fig. 19). Der ganze Schlauch ein perlschnurartiges Ansehen. Je weiter oben, desto kleiner sind ‚diese Anschwellungen und’ desto näher stehen sie einander im Allge- meinen; allmählich nehmen sie an Durchmesser zu im weitern Ver- lauf des Schlauches, und gleichzeitig rücken die einzelnen weiter aus- der. Die zwischen ihnen liegenden engen Abschnitte des Schlauches haben ungefähr denselben Durchmesser, den’ der Schlauch im Anfang hat, nd sind unter sich gleich. Der Oesophagus läuft nicht mitten durch die Anschwellungen hivdurch, sondern umgeht sie, indem er #ich unter ihrer Oberfläche hält; 'er bezeichnet dadurch gewisser- massen die Richtung des ursprünglichen engen Kanals, in welchem er verläuft, die Axe, ar welcher seitlich’ jene Anschwellungen auf- Sitzen. 50 ist es auch in der That, denn ‘die Anschwellungen sind nicht gleichmässig spindelförmig, 'sonderh gleichen mehr einseitigen orstillpungen, und diese sind in einer langgestreckten Spirale am den in der Mitte herabläufenden Oesophägus angeordnet (Fig. 19). Die Zahl dieser Anschwellungen ist bei verschiedenen Individuen nicht gleich, durchschnittlich ‘aber beträgt sie 30. Der Durchmesser der grösseren von ihnen (Fig. 19 6) beträgt 5”, die kleinsten, wie sie 16 * 238 sich um ‚den, Anfangstheil des Oesophagus fiäden (Fig. 49 f), messen nur den fünften oder sechsten Theil davon. Die grösseren sind durch engere Stellen von durchschnittlich %,” Länge geirennt, an denen der Schlauch nur einen Durchmesser von 1,0 — Yao” hat (Fig. A9.b). Schneidet man: ungefähr 7” vom Vorderende entfernt den Leib durch, so tritt meistens der Verdauungskanal mit dem Fettkörper hervor, da ersterer leicht in der Nähe des Mundes abreisst; er macht sich dann dem blossen Auge schon sehr bemerklich als ein feiner varicöser Faden, der im Verhältniss zu der grossen Zartheit jener engen Abiheilungen des Schlauches eine grosse Festigkeit besitzt, so dass er mit Leichtigkeit in seiner ganzen Länge untersucht werden kann; eine Festigkeit, welche wohl allein auf Rechnung des Chitin- fadens, des Oesophagus kommt, der gewissermassen ein festes und doch sehr biegsames inneres Skelett für den ihn umgebenden Schlauch abgibt. In jeder der beschriebenen Anschwellungen dieses Schlauches ist eine Höhle enthalten, die ich schon oben als Magenhöhle bezeich- net habe. Diese Magenhöhlen kommen in der Weise zu Stande, dass in jeder Anschwellung der Schlauch in sich selbst eingestülpt ist. Die schwammige Substanz also, die den ganzen Schlauch, wie erwähnt, eng ausfüllt, die selbst jene Anschwellungen bildet, birgt in diesen eine Höhle, die von der Membran des Schlauches ausgekleidet ist und nach Aussen ausmündet. Fig. 23 ist die halbschematisch gehaltene Darstellung einer solchen Magenhöhle. Der Oesophagus (a) verläuft innerhalb des Schlauches (b), welcher mit der schwammigen Substanz angefüllt ist. Die Membran dieses Schlauches (c) ist auf der Mitte der ganzen Anschwellung in diese eingestülpt und bildet auf diese Weise die Höhle (d). Der Eingang zu dieser Höhle hat immer einen gerin- gern Durchmesser, als die Höhle selbst, und liegt stets auf dem am meisten convexen Theile der Anschwellung, welcher zugleich der Theil ist, der von dem Oesophagus am Meisten entfernt liegt. Es wurde schon angegeben, dass der Oesophagus gewissermassen einen mittlern Strang, eine Axe darstellt, um welche die Anschwellungen in einer langen Spirale gestellt sind: die Magenhöhlen liegen nun immer, so in den Anschwellungen, dass der Oesophagus an dem Grunde der Höhlen vorbeiläuft, und also deren Oeffnungen jenem abgewendet, gerade ent- gegengesetzt sind. Niemals läuft der Oesophagus über die Oeffnung der Magenhöhlen hin. — Der Durchmesser der Höhlen richtet sich im Allgemeinen nach der Grösse der Anschwellungen, ist aber auch übri- gens wechselnd; die Gestalt ist entweder kugelig, oder mehr oder we- niger unregelmässig dadurch, dass sie in mehre, kleinere rundliche Abtheilungen zerfallen, die aber immer nur durch sehr niedere Leist- chen yon einander getrennt sind, nur als rundliche Ausstülpungen E; Te NO | | Pa 2 f 239 einer Höhle zu betrachten sind. Sehr häufig besteht eine Höhle aus zwei solchen Abtheilungen, so dass sie auf dem Durchschnitt nieren- förmig erscheint {Fig. 49h, Fig. 22). ‘Die Membran des Schlauches, die die Magenhöhlen auskleidet, welche übrigens sehr zart und dem gallertigen Inhalt so eng anliegend ist, dass man sie fast mehr er- schliessen, als sehen muss, ist innerhalb der Magenhöhlen, gegen den Grund derselben zu, meistens verdickt und erscheint als ein heller halbmondförmiger Saum (Fig. 21 B, Fig. 22). Auch ist sie an der innern Oberfläche der Magenhöhlen nicht so fest mit der gallertigen Substanz verbunden, als an der äussern Oberfläche des Schlauches, und hierdurch wird nicht nur die Erkenntniss dieser Membran selbst, sondern auch die der Structur der Magenhöhlen sehr erleichtert; denn es trifft sich zuweilen, sei es durch Druck oder irgend einen andern günstigen Umstand veranlasst, dass man den als Magenhöhle einge- stülpten Theil des Schlauches hervorgestülpt findet (Fig. 20 c), welcher dann in Gestalt eines rundlichen Anhangs dem Gipfel der Anschwel- lung aufsitzt, von dieser durch eine Einschnürung abgegrenzt, die eben der engere Eingang zu der Magenhöhle ist und jetzt als Bruchpforte für die hervorgetretene Wand der Magenhöhle gedient hat. Der ver- dickte Theil dieser Wand, welcher früher den Grund der Höhle bil- dete, ist jetzt natürlich der am Meisten vorragende Theil geworden (Fig. 20 d). Im Uebrigen ist die Erkennung, der Magenhöhlen als solche in ihrer natürlichen Beschaffenheit keineswegs leicht, und obwohl ınan nicht eben geneigt ist, aus den kreisförmigen oder nierenförmigen Con- touren oder hellen Säumen im Innern der Anschwellungen (Fig. 19), die in den meisten Fällen, wenn man die Höhle nämlich im Profil sieht, nicht geschlossen sind, auf einen darin enthaltenen soliden Körper, auf eine Zelle etwa zu schliessen; so fehlen doch auch bei der Zartheit und Durchsichüigkeit der Theile die Meisten derjenigen Kenn- - zeichen, die sogleich die Existenz einer Höhle erkennen lassen würden, zumal da noch eine grosse Zahl von kleinen Verschiedenheiten, un- wesentlichen Nebenumständen anfänglich sehr störend sind, die, so- bald man einmal die wahre Beschaffenheit eingesehen hat, sich freilich leicht erklären und der Aufzählung nicht werth sind. Mit den bisher beschriebenen Theilen ist aber der Verdauungs- apparat noch keineswegs abgeschlossen. Nach dem Bisherigen würden die Magenhöhlen mit ihren nach Aussen gekehrten Oeflnungen in die Leibeshöhle ausmtünden. Dem ist aber nicht so; denn der ganze eben beschriebene Schlauch, mit dem Oesophagus und den Magenhöhlen, ist von einem zweiten Schlauch umhüllt (Fig. 20, 21, 22, 23 e). Dieser äussere Schlauch beginnt gleichfalls unmittelbar hinter der Mund- Öffnung und folgt in seiner Form ganz derjenigen des innern Schlauches ; er ist abwechselnd erweitert und verengt, liegt aber überall dem 240 innern ‘Schlauch nur ganz: locker. auf und lässt besonders an’ den dün- nen Abtheilungen,, die die, ‚einzelnen‘ Magenhöhlen. trennen, (oft einen beträchtlichen Zwischenraum. ‘zwischen. sich und dem 'innern. Schlauch (Fig. 20.e).. Zwischen. beiden. ‚scheint ‚höchstens Flüssigkeit enthalten "zu sein, so dass die, Membran: des. äussern, Schlauches sich ‚leicht faltet und leicht zu ‚erkennen: ist; durch Wassereinsaugung hebt: sie sich oft weit, von dem. innern Schlauch ab. Die die Magenhöhlen ent- haltenden Anschwellungen. werden: dagegen meistens enger von dem äussern Schlauch umgeben „und ‚besonders, fest ‚haftet ‘die Membran desselben im Umkreis. ;der,Oeflnungen der Magenhöblen, .' Ueber ‚diesen Oefinungen: selbst. aber erhebt ‚sich ‚die.Membran (des äussern ‚Schlau- ches und. bildet einen. allmählich. enger werdenden Kanal, der sich also zu dem »Schlauch: ‚selbst wie. ein. Seitenast: desselben verhält (Fig. 20, 23 f, Fig. 21)... Durch ‚diesen Kanal, wird nun der, Ver- dauungsapparat, und zwar) zunächst‘ jede Magenhöbhle, in oflene Verbin- dung gesetzt, mit ‚dem Fettkörper. | Ehe ich ‚bier ‚fortfahren kaun; muss ich: den Fettkürper selbst, be- schreiben, . Dieser ‚wird. von; einem‘ ‚durchschnittlich */4,' weiten dick- wandigen Schlauch ‚gebildet, der sich vom Kopfende bis zum Schwanz- ende ununterbrochen. binaberstreckt. Der Schlauch. ist angefüllt; mit - grossen ‚länglichen Zellen, die, ‚in zwei regelmässigen Reiben neben ein- ander liegen (Fig. 21.4). Je zwei» Zellen füllen sowohl die Dicke.als die Breite des Schlauches aus, und da, ‘wo je zwei Zellen mit den beiden nächstfolgenden 'zusammenstossen,, ist eine geringe Verengerung des Schlauches (Fig. 21)! Die Zellen liegen nicht so ‚dicht gedrängt; dass nicht :Zwischenräume blieben, und diese sowohl als. die Zellen selbst, enthalten Fett, in grossen ‚und kleinen Tropfen. Von. diesem Fett rührt die milchweisse Färbung der Mermis albicans. her,.und da der Fettkörper in der. Regel 4-—14/,"” vor. dem ‚äussersten Kopf- und Schwanzende aufhört, indem, er. blind geschlossen ist, so. fehlt hier die ‚weisse Farbe. Die Fetttropfen siod ‚aber ‚nicht das Einzige, was in den Zellen des Fettkörpers enthalten. ist; es finden sich/ausser- dem in ihnen. ganz. helle,) kugelige. Zellen, ‚welche drei. bis ‚vier Mal kleiner sind, als die, in ‚denenisie eingeschlossen sind, und von denen eine jede eine im Mittelpunkte. liegende Druse kleiner Krystalle ent- hält (Fig. 24.c). Die. Zahl. dieser, Kryställe ‚enthaltenden. Zellen ‚ist, bei verschiedenen Individuen sehr verschieden; meistens findet sich nur hie da eine in jeder der grösseren Zellen, die, dann dureh. die Fetttropfen fast ganz verdeckt wird; sie. können aber ‚auch in. so grosser Menge vorhanden sein, dass: sie fast ausschliesslich die Zellen des Fetikörpers ausfüllen; dies sind dann solche Fälle, in denen die milchweisse Farbe des Thieres entweder theilweise oder völlig fehlt, wie oben angegeben wurde. — Einen Kern habe ich ‚in diesen Zellen nie. gesehen ; sie sind 241 mit einer wasserhellen Flüssigkeit gefüllt, und jedesmal. in ‚der: Mitte derselben liegt die Gruppe von Krystallen. Nie fand.ich einzelne, freie Krystalle , sondern immer waren.sie miteinander zu einer kleinen Druse verwachsen., Ihre Form ist die von’ rhombischen Tafeln; sie sind un- löslich in Wasser und verdünnten Säuren, lösen. sieh,,aber in. Aether, doch muss’ vorher die Zelle, in. der sie ‚eingeschlossen, ‚zerstört sein, In seltenen Fällen habe ich zwischen :den Feittropfen jauch rundliche, concentrische, sehr feste Körperchen. gefunden, welche. beim. Druck radiär zerklüfteten; sie gleichen den Kalkkörperchen der Gestoden, bestehen aber nicht aus kohlensaurem Kalk. Hat man durch Aether die Fetttropfen aus den grösseren Zellen des’ Fettkörpers entfernt, so bemerkt man auch hie und da kleine ‚granulirte Zellen ‚oder ‘Kerne, _ ähnlich den Eiterkörperchen; es finden sich ihrer oft mehre in einer Zelle. des Fettkörpers, und sie scheinen wenigstens so viel. zu be- weisen, dass der Fettkörper nicht ausschliesslich Fett enthält (Fig. 24 d). Der Verdanungsapparat verläuft nun mit Ausnahme ‚der ‚obern kurzen Strecke mit dem obern Theile des Fettkörpers, und beide Or- gane liegen nicht nur nebeneinander, sondern winden sieh umeinander in einer Janggestreckten Spirale, welche derjenigen entspricht, io wel- cher die Magenhöhlen um. die Axe des- Verdauungsapparats oder um den Oesophagus gestellt sind. Ich beschrieb. oben Seitenkanäle -des äusseren, den Verdauungsapparat einhüllenden Schlauches, welche trichter- artig über den Oeffnungen der Magenhöhlen beginnen und sich allmäh- lich verengern. Nach kurzem Verlauf erweitern sich diese Kanäle wie- der und münden in den Schlauch des Fetikörpers ein, indem: ihre Membran in die Membran dieses Schlauches übergeht (Fig. 24). Es steht demnach der Fettkörper mit dem Verdauungsapparat durch etwa 30 Kanäle in offener Verbindung. Diese Kanäle verlaufen nicht auf j der kürzesten Wege zum Fettkörper, sondern immer münden sie in diesen an. einer Stelle ein, die tiefer unten (d.h, mehr dem Schwanz- . mde zu) gelegen ist, als die Magenhöhlen, von denen sie-kommen, so dass also alle. Verbindungskanäle die Richtung: nach hinten oder al» wärts haben. Der Grund für dieses Verhältniss ist wohl darin zu suchen, dass die Kanäle, welche von den obersten Magenhöhlen kom- men, einen nach hinten gerichteten Verlauf nehmen müssen, um zum Fettkörper, der nicht so weit binaufreicht, zu gelangen, und so müssen die weiter. abwärts gelegenen Kanäle diesem Beispiele vielleicht des- 1 folgen, damit die Einmündungsstellen nicht auf einen zu kleinen beschränkt sind. Der Kanal, welcher von der letzten Magen- höhle, an welcher auch der Oesophagus sein Ende erreicht (Fig. 49 B), slammt, ist oft. so, geradeaus nach hinten gerichtet, dass man ihn leicht für eine weitere ‚Fortsetzung des Verdauungsapparates selbst halten kann. NND: 242 Da die.eben beschriebenen Verhältnisse die schwierigsten Punkte in der Anatomie’ von Mermis albicans sind, und da nur die Unter- suchung sehr vieler Präparate das gegebene Bild nach und nach zu- sammensetzen kann, so glaube’ ich, noch etwas näher hierauf eingehen zu müssen. Hat'man auf die'schon früher angegebene Weise den Ver- _ dauungsapparat aus dem Leibe hervortreten lassen, so findet man ihn stets dem Fettkörper ganz dicht und fest ‚anliegen, oft so, dass er kaum zu bemerken ist; man nimmt nicht nur die langgezogene Win- dung beider Theile umeinander wahr, sondern man kann auch, bei besonderer Rücksicht darauf, sehr wohl bemerken, dass die Verbin- dung beider Theile überhaupt eine innigere ist, als eine durch blosses Aneinanderliegen bedingte, wie bei den Eierstöcken z. B. — Beginnt man nun aber, wie es ganz natürlich ist, mit Nadeln zu präpariren, um den Verdauungsapparat recht sauber und vollständig, ohne störende Fetttropfen zu erhalten, 'so' werden. sogleich alle jene zarten Verbin- dungen zerstört, und man sieht nur noch Spuren von ihnen. Die Ver- bindungskanäle reissen nämlich oft oder meistens so ab, dass sie dem grössten Theile nach an den Magenhöhlen hängen bleiben, und da trifft es sich gar nicht selten, dass man sie in Form von abgerissenen Fetzen hie und da von einer der die Magenhöhlen bergenden An- schwellungen herabhängen sieht (Fig. 19 eeg, Fig. 20 f, Fig. 22). Man bemerkt dabei, dass sie von der Seite ausgehen, wo sich die Oefl- nung der Magenhöhle befindet, und dass sie wie Trichter mit einigen Längsfalten aufsitzen, so wie auch, dass sie Fortsetzungen des äussern Schlauches des Verdauungsapparates sind. Ein für die Untersuchung oft ungünstiges Moment ist der oben erwähnte abwärts gerichtete Ver- lauf der Kanäle; denn da dieser, wie es natürlich ist, auch schon in der Art ihres 'Ursprungs ausgesprochen ist, so liegt der Rest eines Kanals sehr häufig entweder auf oder unter der Anschwellung in der Richtung des Verlaufs des Verdauungsapparats und ist dann schwer wahrzunehmen. Als ein sehr günstiger und Vieles aufklärender Fall ist der in Fig. 20 abgebildete anzusehen, als sich nämlich in den Rest des Verbindungskanals, noch dazu bei günstiger Lage desselben die die Magenhöhle auskleidende Einstülpung, wie p. 239 beschrieben, heraus- gestülpt ‚hatte. — Bringt man indessen recht vorsichtig den Verdauungs- apparat' mit dem anhaftenden Fettkörper, ohne irgend etwas zu- prä- pariren, unter das Mikroskop, so gelingt es, sich hinlänglich von dem Uebergang der Kanäle in den Fettkörper unmittelbar zu überzeugen; viele Kanäle 'reissen zwar dennoch ab, viele können wegen ungünsti- ger Lage nicht gesehen werden. Ich habe das Beschriebene mehre Male beobachtet und war auch so glücklich, Herrn v. Siebold davon zu überzeugen. Die Verbindung der letzten Magenhöhle mit dem Feltkörper, wird am Leichtesten bemerkt, und ich selbst hatte" sie En Er SEELE EN USE LATE EREETERTEE e er 243 längst gekannt, ehe ich'nur überhaupt die Kanäle der übrigen be- merkt hatte. _ © In Bezug auf die Magenhöhlen muss ich noch erwähnen, dass sich in ihnen hie und da zuweilen kleine anscheinend solide feste Körper- chen von unregelmässiger Gestalt finden; auch‘ können Kugeln von einer bald homogenen, bald fein granulirten Substanz in ihnen ent- halten sein. Was der bisher als gallertige oder schwammige Substanz bezeichnete Inhalt des innern Schlauches ist, woraus er besteht, kann ich nicht angeben. Auf seine etwaige Function ‘werde ich zurück- kommen. Die Substanz ist so zähe und zusammenhängend, dass auch - beim stärksten Druck kein völliges Zerliessen stattfindet, sondern im- - mer noch die ursprüngliche Gestalt zu erkennen bleibt. Eiweissartiger Natur scheint sie zu sein. Nicht selten hat sie ein blasiges Ansehen, _ welches von zahlreichen hellen grossen und kleinen Kugeln, ähnlich - sogenannten Eiweisskugeln, herrührt. Endlich ist noch das Vorkom- men von unregelmässigen, meist aber rundlichen Stücken derselben - Substanz, woraus der Oesophagus besteht, zu erwähnen; diese liegen oft’ in grosser Menge zerstreut in jene schwammige Substanz, die den Oesophagus umgibt, eingebettet. Analoge, gleichsam hypertrophische Bildungen von Chitin werden wir auch bei den männlichen Geschlechts- organen, als Verdoppelungen eines Penis und als Stückchen derselben Substanz, woraus dieser besteht, finden (siehe pag. 249). Sucht man sich nun aus diesen anatomischen Verhältnissen ein Bild von dem Vorgange der Verdauung bei Mermis zu machen, so möchte ‚das etwa Folgendes sein. Das als Parasit in Inseeten und Schnecken lebende Thier nimmt durch seine kleine Mundöffnung wahrscheinlich ausschliesslich Flüssigkeiten auf, welche zunächst in den rinnenförmigen Oesophagus gelangen und in diesem längs dem ganzen Verdauungs- apparat, längs dem Grunde aller Magenhöhlen herabfliessen. Der Oeso- g phagus führt die Nahrung nicht eigentlich nach den Verdauungsorgauen hin, denn diese beginnen schon unmittelbar hinter der Mundöflaung mi jenem zugleich, sondern sein Zweck scheint hauptsächlich der zu sein, eine gleichmässige Vertheilung des Aufgenommenen in dem gan- zen Verdauungsapparat zu bewirken, wozu er als ein Halbkanal, der einerseits Flüssigkeiten herableiten und sie anderseits auch an jeder E Stelle austreten lassen kann, sehr geeignet erscheint. Tritt Flüssigkeit aus dem Oesophagus heraus, so gelangt sie unmittelbar in die fein- ülirte, schwammige Substanz, in oder auf welcher jener verläuft. 2 ein wichtiger Punkt ist hier nochmals hervorzuheben, dass die _Oeffnungen der Magenhöhlen immer auf der entgegengesetzien Seite von _ derjenigen sich befinden, wo der Oesophagus verläuft, und dass von die- sem aus in die Höhlen, welche ja Einstülpungen desselben Schlauches sind, in welchem der Oesophagus liegt, Nichts gelangen kann, als was D ! 244 durch jene schwammige Substanz hindurch, nämlich durch die Wände der Magenhöhlen in diese eintritt. Es scheint demnach diese Substanz von den aufgenommenen Flüssigkeiten. durchtränkt zu werden, und. diese können möglicherweise. dabei schon die erste Umwandlung für, die As- similation ‚erleiden; jedenfalls ‚scheint eine Art von Filtrirung. stattzu- finden, denn Alles, was nicht auf dem Wege der Endosmose durch die Wandung der Magenhöhlen in’ diese gelangen. kann, bleibt. in. der schwammigen Substanz zurück. Die Magenhöhlen füllen sich nun wahr- scheinlich durch Einsaugung mit den aufgenommenen Flüssigkeiten, und diese fliessen durch die über ihrer Oeffnung entspringenden Kanäle. in den Schlauch des Fettkörpers. — Der Fettkörper, ‘welcher. eine. im Verhältniss zu dem nur 6— 7” langen Verdauungsapparat so beträcht- liche Grösse hat, erscheint als ein grosses Reservoir, als: ein Magazin, in. welchem die Nahrung abgelagert und angehäuft wird, theils um wahrscheinlich weitere Umwandlungen zu erfahren, theils um. von hier aus allmählich allen einzelnen Organen des Körpers als Ernährungs- material zuzufliessen. In dieser Eigenschaft als ein Magazin gleichsam, aus welchem nach und nach das Verbrauchte ersetzt werden kann, erscheint der Fettkörper besonders bei Berücksichtigung, dass das Thier einen grossen Theil seines Lebens, und gerade, den Theil, in welchem es so viel Stoff zur Production der Zeugungsstoile verbraucht, ausserhalb des frühern Wohnthieres, in der Erde zubringt, wo ausser der Aufnahme, von Wasser wahrscheinlich keine oder nur sehr spär- liche Nahrungsaufnahme noch. statifindet. Dass. der Fetitkörper nicht ausschliesslich Fett enthält, geht schon deutlich aus dem Vorkommen jener kleinen granulirten Kerne in den Zellen desselben, so wie aus der Bildung der Zellen, ‚die die Krystalle enthalten, hervor. Sowohl die Aufnahme der Nahrung, in die grossen Zellen des Fettkörpers (Fig. 4 b), als der Austritt aus ihnen und aus dem sie umgebenden Schlauch kann nur auf dem Wege der Endosmose und Exosmose 'erfolgen, und Zellenthätigkeit ist der einzige Vermittler der Ernährung. Der Fetikörper erstreckt sich mitten zwischen allen Organen des Leibes herab, liegt entweder in unmittelbarer Berührung mit ihnen oder diese wird ver- mittelt durch die bei der Beschreibung des Nervensystems erwähnten Zellen (Fig. 48). Nach dem oben angegebenen Vorkommen dieser durch den ganzen Körper erscheinen sie als ein zusammenhängendes System, welches sich analog einem Gefässsystem zwischen allen Organen ver- breitet, und ohne Zweifel haben sie eine wichtige Rolle bei der Er- nährung, da man ihnen als lebendigen Zellen nicht nur die. Vermitte- lung eines Austausches von Stoffen zuschreiben, ‚sondern. ‚auch‘ in ihnen. eigentlich verdauende, die Stoffe zur Assimilation vorbereitende Organe, ähnlich den Drüsen, sehen darf. — Davon aber, dass, schon innerhalb des Feitkörpers eine Umwandlung der aufgenommenen Stofe, b4 245 eine: Abscheidung des Unbrauchbaren vor sich gehe, finden sich die deutlichsten Spuren. ' Jene in Zellen als Krystalle abgelagerten Stoffe sind gewiss als ein solches unbrauchbares, ‚nicht zu verwerthendes - Material anzuseben, vergleichbar den Fäces anderer Thiere, welches in unlöslicher Form, von besonderen Hüllen umgeben, ‚ganz unschädlich und indifferent in dem allmählich durch Aufzehren des übrigen Mate- rials leerer werdenden Fettkörper liegen bleibt. Ausser den bisher berücksichtigten Organen findet sich noch ein grosses Organ im Körper, dessen Funetion wohl auch mit grosser Wahrscheinlichkeit dem Stoffwechsel zu vindieiren ist. Ich meine die drei Zellenschläuche, die ich oben bei den Muskeln beschrieben habe. Diese ebenfalls in unmittelbarer Berührung mit dem Muskelsysteme, ‚der Haut, dem Nervensysteme u. s. w. stehenden Organe erscheinen einer Drüse vergleichbar, die aber vielleicht ‘weniger der Ernährung, der Zuführung von Stoffen, als vielmehr der Aufnahme des durch den Stoffwechsel ersetzten untauglich gewordenen Materials zu dienen scheint. . Für die Spuren ‚biervon halte ich jene beschriebenen Coneremente oder Inerustationen, . So wie die Krystalle im Fettkörper das von vorn herein Unbrauchbare, die Analoga der Fäces etwa sind, so sind diese Ineru- onen vielleicht das durch das Leben Nerhrahchte und durch den offwechsel: Ausgeschiedene, ‚die Analoga des Harns höherer Thiere, er. Kalkconoremente der Cestoden. Aber so wenig, wie für jenes augliche, ist für dieses Verbrauchte ein Weg, um nach Aussen aus- chieden, aus dem Körper entfernt zu werden: After und Exeretions- gan fehlen, und so finden sich denn auch diese Incrustationen als ® unlösliche Körper in Zellen von den übrigen Organen isolirt und chlossen, wo sie vollständig. indifferent das ganze Leben hin- durch liegen bleiben. - Endlich ist bier noch zu erwähnen, dass sich in der Leibeshöhle frei zwischen den Organen eine geringe Quantität Flüssigkeit befindet, he. man oft, besonders im Kopfe, bei Bewegungen des Thieres _Sottiren sehen kann. Aus dieser Flussigkeit scheiden sich ebenfalls Krystalle ab, die oft in sehr beträchtlicher Zahl vorhanden sind und besonders auf der Oberfläche der‘ Geschlechtsdrüsen sich abgelagert finden. Es sind theils rhombische, theils quadratische Tafeln von ‚der verschiedensten Grösse (Fig. 24); sie scheinen von derselben Natur, die in den Zellen des Fettkörpers enthaltenen zu sein. 4 ai 4 Männliche Geschlechtsorgane. Ihe | 5 b Sehon oben. wurde angegeben, dass die Männchen‘ von Mer- mis albicans sehr selten sind, so dass ich unter mehren hundert 246 ze 20 So u. Exemplaren nur drei Männchen ‘gefunden habe. Dies ist aber nicht der einzige für die Untersuchung der männlichen Geschleehtsorgane und: ihres Inhalts ungünstige Umstand, sondern diese wird ganz be- sonders dadurch noch erschwert, dass, wie es scheint, die männlichen Geschlechtsorgane, die äusseren sowohl, wie ganz besonders auch die inneren, sehr häufig mancherlei Abweichungen vom Normalen unter- liegen, so zwar, dass es mir unmöglich sein würde, anzugeben, wel- ches die normale Beschaffenheit und Lage des Hodens ist, wenn ich h nicht einige frühere Beobachtungen des Herrn v. Siebold hätte benutzen können, um darnach durch die Majorität zu entscheiden, welches von meinen drei Männchen als Norm hinzustellen sei, da jedes verschieden sich verhielt. 'Unvorbereitet aber solche Verschiedenheiten zu finden, war ich auch anderseits nicht im Stande, die Untersuchung aller Theile g in histologischer Beziehung so auszuführen, wie es gerade bei der Seltenheit der Männchen vielleicht wünschenswerth gewesen wäre. In- dessen habe ich mich davon überzeugen können, dass viele Theile ganz H analog manchen Theilen der weiblichen Organe sich verhalten, und ich 7 werde daher die Beschreibung solcher, z. B. der Muskeln mit der Be schreibung der weiblichen Geschlechtsorgane verbinden. Genauer als die inneren konnten die äusseren männlichen Geschlechtsorgane unter- sucht werden, theils' weil sie überhaupt leicht zugänglich und nur unwesentlichen Abweichungen unterworfen sind, theils weil die drei oben schon erwähnten Zwitter diese Organe gleichfalls vollständig, ja sogar regelmässiger entwickelt, als die Männchen , darboten. Die inneren Geschlechtsorgane bestehen aus einem einzigen Blindschlauch, welcher sich aus dem vordern Theile des Thieres bis kurz vor die Schwanzspitze herab erstreckt. Dieser Schlauch zerfällt von vorn nach hinten in vier anatomisch verschiedene Abtheilungen, näm- lich Hoden, Vas deferens, Vesicula seminalis und Ductus eja- culatorius. Die ganze Länge des Schlauches beträgt etwa 1—AYy" bei einer Länge des Männchens von 2—2Y,”, so dass also das Ende des Hodens ungefähr 4” hinter dem Vorderende zu suchen ist. ‘Die Weite des Schlauches ist an verschiedenen Abtheilungen verschieden. Gebildet wird derselbe zunächst von einer structurlosen dünnen Tu- nica propria, die an der äussern Oeflnung in weiter unten anzu- gebender Weise ununterbrochen in die innere Körperhaut, das (o- rium übergeht. 2 Der Hoden macht ungefähr die Hälfte des ganzen Schlauches aus. i Er wird nur von der Tunica propria gebildet, und ich habe auf der innern Fläche derselben kein Epitelium wahrgenommen. (Vergl. die Be- schreibung des Eierstocks.) Die Weite des Hodens, die nicht überall gleich ist, beträgt Yo —Yz;”. Auf eine Verschiedenheit des äusser- sten Endstucks des Hodens von dem übrigen Theile, so wie auf die S 247 vollständige Gleichheit dieses Endstücks mit dem entsprechenden Theile des Eierstocks, bedingt durch den Inhalt ’beider, werde ich unten näher eingehen. Der Hoden geht in das Vas deferens über, welches enger als jener ist, und dessen Tunica propria von einer Ringmuskelschicht umgeben: wird. Messungen dieses, so wie der folgenden Theile kann ich nicht angeben. Das Vas deferens erweitert sich zu einer nicht muskulösen Abtheilung, Vesicula seminalis, welche kurz vor der männlichen Geschlechtsöffnung in einen sich allmählich verengenden muskulösen Ausführungsgang, in den Ductus ejaculatorius; übergeht. Dieser mündet in sogleich zu beschreibender Weise nach Aussen. Es kommt vor, dass der Hoden mit dem Vas deferens u. 5. w. eine grosse Schlinge im Leibe bildet; ich beobachtete dies einmal bei _ dem kleinsten, nur 44” langen Männchen: Das Ende des Hodens lag nicht weit vom Schwanzende entfernt und bog im vordern Drittel des eihes nach hinten um. — Bei dem dritten Männchen war eine sehr auf- fallende Anomalie vorhanden: Der Hoden war nämlich doppelt, zwei Blind- schläuche lagen neben einander, die aber eine dieser Vermehrung ent- ‚rechend geringere Weite hatten; der eine erstreckte sich einige Linien weiter hinauf als der andere. Nach einem ungefähr %/," langen Ver- mündeten beide Hoden in -einen querverlaufenden, ganz kurzen, etwas weitern Schlauch zusammen, aus welchem dann aber so- gleich wiederum zwei Vasa deferentia mit muskulösen Wandungen ihren Ursprung nahmen. Ich konnte nicht beobachten, wo die beiden deferentia zusammenmündeten, vermuthe aber, dass dies am An- fang der Vesicula seminalis stattfand, da deren unterer Theil, so wie ‚der Ductus ejaculatorius einfach waren. — Hinsichtlich der Lage des jeschlechtsschlauches im Leibe ist noch zu erinnern, was schon oben bemerkt wurde, dass die vom Splanchnieus an ihn herantretenden Ner- den Schlauch an den'Zellenschlauch des Bauches befestigt halten. Die äusseren Geschlechtsorgane, zu. welchen ich auch die { im Leibe gelegenen Begattungsorgane rechne, liegen theils auf der Bauchfläche des Schwanzendes, theils in diesem selbst. Etwa 44,” vor der Schwanzspitze, gerade in der Mittellinie des Bauches befindet sich die männliche Geschlechtsöflnung, auf einer über die Oberfläche _ der Haut erhabenen Warze gelegen (Fig. 25, 26. d). Diese Warze hai h abgerundet eilörmige Gestalt und liegt mit ihrem grössten Durch- 4 r, der Yo” beträgt, in der Queraxe des Leibes. Ihr mittlerer Theil ist vertieft zu einer dreiseitigen flachen Grube, in welcher sich _ eine dreieckige Oeffnung befindet, deren Ränder für gewöhnlich in der , Weise an einander liegen, dass sie eine Figur bilden, wie drei gleiche ' Winkel einschliessende Radien eines Kreises, ähnlich wie der Saug- apparat des Blutegels (Fig. 26 d, Fig. 27 a). Diese drei im Mittelpunkte zusammenlliessenden Schlitze stellen aber auch in der That drei Theile BRATEN Fu 248 der ganzen Geschlechtsöffnung ‘dar, sofern die beiden schräg nach hin- ten gerichteten Spalten die Oeffaungen der beiden Penis - Scheiden sind, während die mittlere nach vorn gerichtete Spalte die Oeffnung des Ductus ejaculatorius ist (Fig. 27bbe). Die Warze wird vom Corium gebildet, die hier durch eine’ Oeffnung der Epidermis und Faserhaut frei-hervorragt. Von der Warze und den auf ihr befindlichen Oeffnun- gen setzen 'sich drei Kanäle in der Richtung nach vorn fort, deren Wandung also in ununterbrochenem Zusammenhange mit dem Corium steht; der mittlere dieser Kanäle ist der Geschlechtsschlauch selbst, oder eigentlich dessen Tunica propria; die beiden seitlichen sind die Scheiden für den doppelten Penis. Jeder der beiden Penis ist ein gebogener Halbkanal, welcher im Leibe von der Rückenwand her nach der Warze zu verläuft (Fig. 25 e). Er hat eine Länge von 2”; ist von grünlichbrauner Farbe, besteht aber übrigens aus derselben Substanz, aus welcher die Faserhaut und der Oesophagus bestehen, aus Chitin. Gegen das obere Ende zu ver- breitert er sich allmählich und endigt meistens ganz rauh und unregel- mässig, ‚oft mit kleinen Höckeren besetzt. Hier bildet er auch häufig einen geschlossenen Ring, welcher nach unten zu allmählich in einen Halbkanal übergeht. Das untere Ende ist nach Art einer Schreibfeder zugesehnitten und liegt gewöhnlich unmittelbar unter der Warze (Fig. 27). Die Scheide umgibt den Penis eng und wird anfangs ‚von einer dün- nen, structurlosen Haut gebildet; in der Gegend .des obern Endes des Penis wird die Scheide allmählich muskulös, indem die structurlose Haut selbst in Muskelfasern übergeht, welche in der Richtung des Penis weiter fort nach dem Rücken verlaufen und hier in die Muskeln des Körpers übergehen oder vielmehr von diesen ausgehen. Dieser all- mähliche Uebergaug der Muskelbündel in die structurlose Haut, die ja eine Fortsetzung des Corium ist, ist nicht verschieden von der Ver- schmelzung der Körpermuskeln mit dem Corium am Kopfe md am Schwanze. Beide Penis haben eine solche Lage, dass sie mit ihren Scheiden vom Rücken her gegen die Warze convergiren (Fig. 26 u. 27). Die Oeffnaungen der beiden Halbkanäle aber (Fig. 27 dd) sind sowohl der Bauchfläche, als einander zugewendet, so dass, wenn beide Penis aus dem Leibe hervorgetreten sind, sie durch Aneinanderlegen kei- nen ganz geschlossenen Kanal bilden, sondern einen Kanal, welcher auf der concaven, nach vorn gerichteten Fläche eine nach der Spitze zu enger werdende Spalte hat, Wahrscheinlich fliesst der aus dem Duotus ejaculatorius zunächst ins Freie ergossene Samen im diese Spalte und wird in dieser in die weiblichen Geschlechtsorgane eingeführt. Der Ductus ejaculatorius läuft etwas gewunden auf die Warze zu und mtün- det mit der dritten mittlern Oeflnung daselbst aus. Durch DruoR ng sich Samen aus dieser Oeffnung entleeren. ET Pr I‘ a BT 249 Es kommt vor, dass drei‘Penis vorhanden sind, von denen dann zwei in einer Scheide eingeschlossen liegen. Ich habe dies zweimal beob- achtet; der dritte überzählige Penis war nur klein und an der Spitze mit dem, in dessen Scheide er lag, verwachsen. Einmal habe ich auch neben einem dreifachen Penis noch das Vorhandensein eines rund- lichen: Stückes derselben grünbraunen Chitine beobachtet, aus welcher der Penis besteht; es lag in der Nähe desselben, im obern Theile der Scheide. Dies reiht sich den analogen Bildungen von Chitin im Ver- dauungsapparat an (vergl. pag. 243). Mit diesen Begattungsorganen steht noch ein System von Muskeln in Zusammenhang, die schon oben bei der Beschreibung der Körper- muskeln kurz erwähnt wurden. Es sind Quermuskeln, welche als - Halbringe die Bauchflläche des Schwanzes umgeben. Sie treten eine kurze 'Strecke vor der Warze auf und liegen hier, wo zugleich noch Längsmuskeln verlaufen, unter diesen (Fig. 26 g, Fig.'25). Ihr Ur- sprung und Ende ist schwer zu erkennen, doch glaube ich, dass sie an beiden Enden mit dem Corium verschmelzen, indem sie zwischen die Längsmuskeln ‚der Seitenwand des Leibes hineintreten. Es sind ‚Bänder von durchschnittlich Y,,9”" Breite, welche sich theilen und mit ‚benachbarten zusammenfliessen, so dass ein Netzwerk gebildet wird. Eine ähnliche Structur, wie an den Muskeln des Körpers, habe ich ‚nicht wahrnehmen können, und ich möchte sie daher für eine von diesen verschiedene Art halten, weiche sich den Muskelfasern der männlichen und weiblichen inneren Geschlechtsorgane anschliessen (siehe unten), mit denen sie auch physiologisch eine Gruppe ‚bilden, die in demselben Gegensatz zu jenen Längsmuskeln des Körpers steht, wie ‚die quergestreiften Muskeln höherer Thiere zu den glatten Muskei- fasern. — Sowohl dieses System von Quermuskeln, als der muskulöse Theil der Penisscheiden sind höchst wahrscheinlich als Brectionsmuskeln zu betrachten, und der Mechanismus des Hervorstreckens des Penis ‚seheint folgender zu sein. Die Muskeln, welche sich an die Penis- scheide inseriren, werden bei ihrer Contraction diese Scheide zugleich mit der Warze, von der die Scheide ausgeht, über den Penis zurück- ziehen, so dass dieser passiv aus der Oeffnung hervortritt. Hierbei wirken nun offenbar die Quermuskeln mit, welche vermöge ihrer An- ordnung und Insertion wie eine Bauchpresse die Bauchwand dem n zu nähern suchen, so dass also auch durch sie die Warze "mit der Oeflnung über den Penis zurückgeschoben wird. Antagonisten für diese zweilachen Erectionsmuskeln sind nicht vorhanden; der Penis sinkt bei Nachlass ihrer Comtraction passiv in die Scheide zurück. Dies ist im Allgemeinen derselbe Mechanismus, welchen v. Siebold auch bei ‚den Nematoden gefunden hat. Endlich müssen noch kleine Warzen erwähnt werden, die in 250 grosser Zahl die Bauchfläche des Schwanzes beim Männchen besetzen, Sie sind auf die Partie beschränkt, wo die Quermuskeln. sich finden, und. stehen- in drei Doppelreihen, die bis zur Schwanzspitze etwas convergirend herablaufen (Fig. 26h). Diese Wärzchen ragen nur sehr wenig über die Oberfläche der Haut vor, so dass sie sich weniger in der Seitenansicht, als von oben gesehen, bemerklich machen.‘ Im letz- tern Falle erscheinen sie als 'helle Kreise mit einem kleinen dunkeln Fleck in der Mitte; diesem entsprechend zeigt sich in der Seitenansicht ein heller schmaler Streifen durch‘ die Warze ziehend, so. dass. es scheiut, als sei sie von einem Kanälchen durchbohrt, ähnlich ‚wie es auch an den sechs Papillen des Kopfes der Fall zu sein scheinen kann (Fig. 25, 26 h), (vergl. oben). Es ist übrigens Nichts zu. finden, was das Vorhandensein solcher Kanälchen erklärlich machen könnte, und ich muss ihre Existenz hier ebenso zweifelhaft lassen, wie bei den: Pa- pillen am Kopfe. — Ohne Zweifel sind diese Warzen Analoga der gleichnamigen und ähnlichen Organe am Schwanze vieler minnlicher Nematoden; vielleicht könnte man auch zu Gunsten ‚der Kanälchen an: die Absonderung eines Secrets, wie bei einigen Ascaris- und Strongylus-Arten denken *). — Die übrigen Geschlechtseigenthüm- lichkeiten des Männchens, Grössenverhältnisse und Form des Schwan- zes wurden schon oben angegeben. Weibliche Geschlechtsorgane. Die inneren weiblichen Geschlechtsorgane sind doppelt vorhanden und bestehen aus einem in der vordern und einem in der hintern Hälfte des Thieres liegenden Blindschlauch, welche 4 — 1," hin- ter der Mitte des Leibes in einen gemeinsamen kurzen Ausführungsgang, Vagina, zusammenfliessen und durch diesen in der bezeichneten Ge- gend nach Aussen münden. Beide Geschlechtsschläuche verhalten sich vollkommen gleich. Fig. 28 stellt einen Schlauch acht Mal vergrössert vor; die natürliche Lage im Leibe ist ganz gerade und gestreckt, musste aber. des Raumes wegen in der Abbildung aufgegeben werden. Jeder Schlauch besteht aus fünf anatomisch sowohl als besonders physiologisch von einander sehr verschiedenen Abtheilungen. Indem ü ich für einen Theil derselben ‘die von v. Siebold für die Nematoden eingeführten Benennungen, wie bei den männlichen Geschtechtsorganen, beibehalte und für die anderen zwei neue Bezeichnungen hinzufüge, muss ich es mir vorbehalten, die Gründe dafür bei der Entwicklung Ka 1) Vergl. v. Siebold, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, pag. #5k. ! . p ı % 251 des Eies anzugeben. Die Abtheilungen sind: der Eierkeimstock, der Dotterstock, der Eiweissschlauch, die Tuba und der Uterus. Alle diese Abtheilungen werden sich als physiologisch, durch ihren Inhalt und durch ihre Function verschiedene herausstellen; anatomisch, durch den Bau-der Wandungen verschieden, sind nur die letzten vier Abtheilungen: Die Länge des ganzen Schlauches ist nicht bei allen: Individuen ganz gleich; sie beträgt bei einem Weibchen von 4%, —5” Körper- länge zwischen 1%, und 1%/,”, so dass also das äusserste Ende ‚eines Eierstockes ungefähr 1” vom Vorderende oder Hinterende; letzterem eher etwas näher, gesucht werden muss. Wie der männliche, so wird auch der ‚weibliche Geschlechtsschlauch zunächst von einer dünnen structurlosen Membran, einer Tanica propria gebildet, die am Ende des Eierstocks geschlossen ist und an der Mündung der Vagina un- unterbrochen in das Corium übergeht. Zwischen beiden Häuten, Co- rium und Tunica propria herrscht dasselbe Verhältniss, wie zwischen der Cutis und den Schleimhäuten. An einigen der Abtheilangen des Geschblechtsschlauches kommen zu der Tunica propria noch andere Theile hinzu, die sie verstärken und bekleiden, wornach die anatomi- schen Unterschiede dieser Abtheilungen sich ‚bestimmen. — Eierkeim- stock, Dotterstock und Eiweissschlauch machen zusammen den Eier- stock aus, sofern in ihnen das Ei gebildet wird. Die beiden anderen Abtheilungen tragen zur Bildung des Eies Nichts mehr bei; sie sind _ Behälter und Ausführungsorgane. Der Eierstock macht den beiweitem ten Theil des: ganzen Schlauches aus; er hat eine Länge von 45—16” (Fig. 28a bc). Der äusserste Theil des Eierstöcks ist der Eierkeimstock (Fig. 28 a). Er ist die kleinste Abtheilung von allen, und seine Länge beträgt nur Y— "5". Seine Wandung wird allein von der Tunica propria ge- "bildet, und weder auf der äussern noch innerm Oberfläche befindet sich irgend ein Beleg; besondere Epitelialzellen, verschieden von den das ganze Lumen ausfüllenden Zellen, sind, wie im Hoden, nicht vorhanden. Obwohl nun der Eierkeimstock hinsichtlich dieses Baues sich nicht von dem folgenden Dottersiock (unterscheidet, so ist er doch durch seinen Inhalt und eine eigenthümliche Form nieht nur bei mikroskopischer Untersuchung, sondern selbst schon für das ünbewaflnete Auge sehr wohl charakterisirt. Der Inhalt besteht äus später zu beschreibenden; ‚ganz hellen, durchsichtigen Zellen, welche diese Eigenschaft dem gan- zen Eierkeinistock, übertragen (Fig. 28a). In der folgenden Abtheilung - gibt der Dötter, ‚schon fast: von seinem ersten Auftreten an, dem Eier- stock ein milchweisses, unter dem Mikroskop schwarzes Aussehen, wogegen der Eierkeimstock äls ein ganz zartes durchsichtiges Endchen erscheint; Der Eierkeimstock hat anfangs einen Durchmesser von etwa Yo”, und ist ganz regelmässig rundlich und glatt an der Oberfläche; Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. V. Ba. 17 252 in der Mitte seiner Länge erweitert er sich allmählich ungefähr um den dritten Theil, um endlich bei seinem Uebergang in den Dotterstock wieder etwas enger zu werden (Fig. 28 «). Diese zungen- oder kegel- förmige Gestalt kehrt immer wieder, unter geringen Modificationen (z. B. statt einer Erweiterung zwei kleinere nach einander). Sie ist aber nicht diesem äussersten Theil des Eierstocks allein eigen, sondern der äusserste Theil des Hodens besitzt sie auch, und dies trägt dazu bei, die schon erwähnte Uebereinstimmung beider Organe, welche vor Allem in der Gleichheit des Inhalts besteht (siehe unten), ganz voll- ständig zu machen. Der Dotterstock macht‘ die Hälfte des ganzen Eierstocks aus, seine Länge beträgt 7—8” (Fig. 235). Er wird ebenfalls allein 'von der Tunica propria gebildet. Anfangs hat der Dotterstock einen Durch- messer von Y,9” etwa, der aber allmählich wächst bis zu 4, — Yo" je nachdem er von Eiern ausgedehnt: ist. Diese bedingen überhaupt seine Weite, und er ist nicht nur an von Eiern leeren Stellen sebr eng, so dass seine Wände fast auf einander liegen, sondern die Eier buchten ihn auch überall aus, so dass sie selbst wie in gestielten Säcken liegen können, wodurch der Dotterstock ein traubiges Ansehen bekommt (Fig. 28). Meistens: füllen die Eier ihn so eng an, dass man kaum die dünne Tunica propria wahrnehmen kann, die sich tief zwischen ‘die nach Aussen vorragenden Eier hineinsenkt. Diese Un- regelmässigkeit der Oberfläche beginnt erst da, wo der Dotter auf- tritt, und der Eierkeimstock ist, wie gesagt, immer ganz gleichmässig und glatt. Der auf den Dotterstock folgende Theil des Eierstocks ist anato- misch sehr verschieden von jenem, und ebenso bestimmt charakteri- sirt ist die Uebergangsstelle. Der Dotterstoek verengert sich, und die Tunica propria wird von einer kleinen Schicht muskulöser Ringfasern umgeben, die einen Sphinkter bilden. Hinter diesem erweitert sich der Schlauch zum Eiweissschlauch, welcher die andere Hälfte des Eierstocks ausmacht, ebenfalls 7—8” lang ist (Fig. 28gc). Seine Weite beträgt Ya —Ys”. Die Wandung 'besteht zwar gleichfalls nur aus der Tunica propria, doch bietet diese ein ganz eigenthümliches Verhalten dar. Sowohl in dem von Eiern leeren Zustande, als mit diesen angefüllt, zeichnet sich der Eiweissschlauch durch eine beson- dere Form aus, die ich, statt unzureichender Beschreibung, mit der eines menschlichen Diekdarms, besonders wenn er von Gas aufgetrie- ben ist, vergleichen will. Es sind gleichsam Haustra gebildet nach _ zwei Seiten des Umfangs hin, von denen die der «einen Seite mit denen der andern alterniren (Fig. 28c, Fig. 29). Diese Haustra sind im Allgemeinen nicht Erweiterungen, die durch Einschnürungen von einander getrennt werden, sondern man kann sie sich durch einen 253 - ziekzackförmigen Verlauf des Schlauches entstanden denken, wobei die eonvexen Stellen abgerundet, die concaven dagegen tief gefaltet oder eingeknickt sind. Es sind auf diese Weise rundliche Abtheilungen gebildet, in welche die durch den Eiweissschlauch allmählich vor- rückenden Eier zu liegen kommen, wobei dann die Haustra noch wei- ter hervorgetrieben werden (Fig. 28, Fig. 29e). Diese Haustra sind aber nicht die einzigen Abtheilungen, welehe sich im Eiweissschlauch finden und diesen in seiner ganzen Länge charakterisiren, sondern es sind noch kleinere Kammern, unabhängig von jenen, gebildet, die die Aehnlichkeit mit dem Darm noch vergrössern. Die Tunica propria schiekt nämlich faltenartige Fortsätze in das Lumen des Schlauches hinein, die, in der Queraxe desselben stehend, wie kurze Vorhänge hineinhängen, ohne sich einander zu bertihren. Jede Falte oder Fort- satz umgibt den ganzen Umfang des Schlauches und läuft ringförmig in sich zurück. Die ganze innere Oberfläche des Schlauches wird dem- nach durch diese Falten in ringförmige Abtheilungen getheilt, die eine Breite von Y2o —Yso” besitzen. Es erscheinen diese Falten als schmale helle, von zwei scharfen Contouren begrenzte Streifen, die quer über den Schlauch laufen und die man anfangs wohl für Fasern zu halten geneigt ist (Fig. 29). Man bemerkt aber bald, dass die Con- touren dieser Streifen, wenn sie in die Nähe des Randes kommen, allmählich auseinander weichen und noeh innerhalb des der Tunica - propria angehörigen Contours endigen, ein Beweis, dass diese schein- baren Fasern nicht ausserhalb der Tunieca prepria liegen (Fig. 29 5). Dies ganz constante Auseinanderweichen der beiden Contouren an den - doch immer nur ganz zufällig als Ränder sich darstellenden Theilen des Schlauches beweist schon, dass die Streifen keine Fasern sind. Dass es ringförmige Fortsätze der Tunica propria sind, scheinen be- sonders einige Erscheinungen, die der Inhalt des Schlauches darbietet, zu bestätigen. Ein eigentliches Epitelium ist nieht vorhanden: es lie- gen dagegen der Wandung zahlreiche, aber immer nur zerstreut ste- hende. grosse, sehr helle Zellen an, mit zarter Wandung und einem oder zwei sehr kleinen dunkelen Kernen (Fig.29c). Diese Zellen haben meistens eine längliche Gestalt und liegen immer zwischen je zwei jener Streifen, so zwar, dass sie die ganze Breite des Zwischen- raumes, der Kammer also, ausfüllen und niemals über einen der sie einschliessenden Streifen hinüberragen. Die Breite der Zwischenräume bestimmt die Breite der Zellen, die darin liegen (Fig. 29). Uebrigens ist, der Eiweissschlauch angefüllt mit einer aus ganz blassen kleinen und grossen Kugeln bestebenden Substanz, die sehr zühe und zu- sammenbhaftend ist, eine Eiweissmasse wahrscheinlich, welche in später anzugebender Weise zur Bildung des Eies beiträgt. Man bemerkt nun immer, dass diese kugelige Masse, welche in den Kammern sichtbar ı 11° 254 ist, nicht ganz den Zwischenraum zwischen zwei Streifen (Falten) aus- fülli, sondern längs dem einen oder dem andern einen hellen Saum freilässt (Fig. 29). Dies rührt davon her, dass jene Falten mit breiter Basis entspringen und allmählich bis auf die ursprüngliche oder eigent- liche Dicke der Tunica propria sich verschmälern; der helle Saum zu der Seite der Streifen ist dieser von oben gesehene breite Ursprung der Fortsätze, welchen man am Rande des Schlauches, wo die bei- den Contouren des Streifens aus einander weichen, im Profil sieht. Der Streifen selbst ist der freie, ins Lumen des Schlauches hinein- hängende Rand des allmählich dünner gewordenen Fortsatzes. Jene Zellen liegen in den durch diese Fortsätze gebildeten Kammern einge- bettet. Die Fortsätze gehen meistens von den zwischen je zwei Hau= stris befindlichen Einknickungen wie Radien aus und verlaufen oft in zierlich geschwungenen Linien (Fig. 29). Die Länge oder Höhe eines Fortsatzes beträgt etwa Yoo”. — Da, wo der Eiweissschlauch sich anschickt, in die Tuba überzugehen, wo er allmählich enger wird, verschwinden die ringförmigen Falten nach und nach, und es treten an ihrer Stelle kleinere auf, die ein grossmaschiges Netz von sechs- eckigen Zellen bilden (Fig. 30.b). Diese Bildungen sind aber "nur auf eine sehr kurze Strecke beschränkt und hören beim Uebergang in die Tuba auf. Die Tuba ist ein Y,” langer, äusserst enger Kanal, der engste Theil des ganzen Schlauches, der aber die dickste Wandung be- sitzt (Fig. 28d, Fig. 30 B). (In Fig. 30 ist nur die halbe Länge der Tuba gezeichnet.) Der Durchmesser des Lumens beträgt Y,,", der des ganzen Kanals dagegen Y,,”. Diese so beträchtlich dieke Wan-, dung entsteht dadurch, dass sich über die Tunica propria eine Längs- und Ringmuskelschicht lagert. Die Längsmuskelschicht ist nur dünn und liegt der Tunica propria zunächst auf; die Ring- muskelschicht hat einen Durchmesser von Yo— Yss5”.. Die Cirkel- fasern beginnen schon in einer sehr dünnen einfachen Schicht am End- theil des Eiweissschlauches (Fig. 30 a) und nehmen dann allmählich an Stärke zu, indem immer mehr sich über einander lagern, bis sie end- lich eine Schicht von dem eben angegebenen Durchmesser bilden, die gleichbleibend die ganze Tuba umgibt und beim Uebergang dieser. in den Uterus sich sehr plötzlich verdünnend. aufhört (Fig. 30). Diese Cirkelfasern sind rundliche, ganz homogene, äusserst helle und durch- sichtige Bänder, welche so dicht an einander gefügt: sind, dass man sie, von oben gesehen, fast gar nicht wahrnimmt; sie bilden eine’ voll- kommen durchsichtige, wie homogene Schicht. Am Rande dagegen, in der Profilansicht, sind die scheinbaren Querdurchschnitte der ein- zelnen ‘Fasern sehr deutlich zu sehen. Man bemerkt dort, dass sie sehr regelmässig gelagert sind, nämlich immer so, dass jede Faser in 255 ‚ dem Zwischenraume zwischen den beiden nächst höheren oder tieferen , liegt; dadurch entsteht eine sehr zierliche Zeichnung wie von kleinen, - dicht an einander gefügten eckigen Zellen (Fig. 30 ec). Man darf, um dieses gut und unverletzt zu sehen, keinen Druck anwenden, weil - dann der Zusammenhang der Fasern gelockert wird, und sie beginnen - sich abzulösen. Auf der andern Seite aber ist eben dieses ein Mittel, sieh'zu überzeugen, dass diese zellige Zeichnung an den beiden Rän- - dern der Tuba, von der man keine Spur über dem Kanal selbst sieht, wirklich von Cirkelfasern herrührt, da diese, wie gesagt, unverletzt eine so durchsichtige, scheinbar homogene Sehicht bilden, dass man die Fasern bezweifeln möchte. Wo indessen Cirkelfasern in dickerer Schicht an den Geschlechtsorganen, männlichen und weiblichen, sich finden, da gewähren sie stets ein ähnliches Bild, wie das eben beschriebene, z. B. am Vas deferens, an der Vagina (siehe unten). An den Fasern ist keine weitere Zusammensetzung aus Fibrillen wahrzuehmen, und sie sind es daher, die ich mit den Quermuskeln am Schwanz des Männchens den aus Primitivfibrillen bestehenden Muskelbündeln oben entgegengesetzt habe, zu denen sie den Ver- breitungsverhältnissen nach sich verhalten, wie organische, glatte Muskelfasern zu den quergestreiften Muskelbündeln. — Die weit dün- nere, einfache Schicht von Längsmuskeln beginnt etwas später, als die Ringmuskeln (Fig. 30), und setzt sich weiter, als diese, auf den | 4 Uterus fort. Als Beleg für die beträchtliche Ausdehnung, welche die Tuba beim ; h » 3 Durehtritt der Y,,” dicken Eier erfahren muss, machen sich zahlreiche Falten der Tunica propria sehr. bemerklich; sie sind anfangs, beim Vebergang des Eiweissschlauches in die Tuba, unregelmässig, ordnen sich aber in letzterer selbst sehr regelmässig zusammen, so dass sie dem Lumen der Tuba, welches durch ihre grosse Zahl ganz schwarz erscheint, das Ansehen einer Haarflechte geben (Fig. 30 B). Beim Uebergang in den Uterus werden diese Falten wieder unregelmässig. Ein Epitelium ist in. der Tuba, wie in dem Eierstock, nicht vorhanden. Die Erwei- terung der Tuba zum Uterus geschieht plötzlicher, als der Uebergang des Bierstocks in die Tuba (Fig. 30 C). r Der Uterus ist 4%,— 2” lang und durchschnittlich Y/,,” weit; oft aber ist er an mehren Stellen "eingeschnürt,‘ wenn nämlich Eier in ihm enthalten sind (Fig. 28 e). Auf der Tunica propria liegt eine dünne einfache Schicht von flachen Ringfasern, die nicht in ununter- brochenem Zusammenhänge mit denen der Tuba steht (Fig. 30 d). Die innere Oberfläche der Tunica propria wird von sehr regelmässig sechs- eckigen Epitelialzellen bekleidet, welche sogleich nach dem Ende der Tuba auftreten. Die Zellen enthalten kleine dunkle Körnchen, Fetttröpf- chen, die in der Mitte der Zelle einen diehten Haufen bilden und 256 ringsum einen ganz hellen Saum lassen, wodurch der Uterus ein sehr zierliches geflecktes Aussehen erhält, welches schon bei schwacher Vergrösserung sehr in die Augen fällt (Fig. 28, Fig. 29 e). Gegen das Ende zu wird der Uterus allmählich enger und fliesst mit dem der andern Seite zusammen. An der Vereinigungsstelle gehen beide in die im Allgemeinen rechtwinkelig zu ihnen stehende Vagina über (Fig. 31). Die Vagina hat eine Länge von Y,—Y," und ist ein Sförmig gebogener Kanal, der von der Mittellinie des Bauches quer durch den Leib bis an die Bückenwand sich erstreckt. Ihr erster Theil ist schräg nach dem Vorderende des Thieres zu gerichtet (Fig. 34 b), dann biegt sie sich nach hinten und läuft schräg auf die Vereinigungsstelle der beiden Uteri zu. Der der Vereinigung der drei Kanäle entspre- chende Theil ist etwas erweitert und bildet eine der Rückenwand an- liegende rundliche Hervorragung (Fig. 31 9), so dass einige Aehnlich- keit mit dem menschlichen Uterus, in welchen die beiden Tuben ein- münden, entsteht. Die Tunica propria des Uterus geht in die der Vagina über; diese verdickt sich in dem obern Theile allmählich (Fig. 31 @) und bildet endlich um die Vulva einen dicken rundlichen Wulst, der durch eine Oefinung der Epidermis und Faserhaut über die Hautoberlläche vorragt und ununterbrochen in das Corium übergeht (Fig. 33 c). Die Vulva bildet eine querovale in der Mitte des vertieften Wulstes liegende Ocfl- rung, welche zu beiden Seiten sowohl, wie nach Hinten und Vorn, in vier gewöhnlich geschlossene Spalten sich fortsetzt (Fig. 33), wahr- scheinlich Andeutungen einer bei der Begattung und beim Durchtritt der Eier stattfindenden Erweiterung. Die Oeffinung hat einen Quer- durchmesser von %;,”. Von der Seite gesehen, erscheint die Vulva lippenförmig. Sie setzt sich in einen rasch an Weite zunehmenden Kanal fort, welcher sonderbarer Weise nicht rand, sondern viereckig ist, so zwar, dass zwei gegenüberstehende Winkel in der Queraxe des Leibes stehen, die beiden anderen nach Hinten und Vorn gerichtet sind, also entsprechend den vier Spalten, in die sich die Vulva fort- setzt. (Fig, 3% ce). Die Seiten des Vierecks, welches der Kanal bildet, sind ausgeschweift, nach Innen eonvex. Im weitern Verlauf rundet sich der Kanal allmählich. Auf der innern Oberfläche der Tunica propria liegt ein aus sechseckigen kernhaltigen Zellen bestehendes Epi- telium (Fig. 34 c), dessen Zellen kleiner sind, als die des Uterus. Unmittelbar unter dem. die Vulya umgebenden Hautwulst beginnt eine sehr dieke Ringmuskelsebicht (Fig. 31, 335, Fig, 32h, Fig.3k a), Die Besehaffenheit derselben ist dieselbe, wie die der früher beschrie- benen Cirkelfasern, Im weitern Verlauf der Vagina nimmt diese Muskel- schicht an Stärke ab und geht allmählich in die des Uterus über (Fig. 31). Am untern Theile der Vagina treten unterhalb der Ringmuskeln auch 257 Längsfasern auf (Fig. 31 d), die aus einander weichend auf den Anfangs- theil der beiden Uteri sich fortsetzen. Was die Krümmung der Vagina betrifft, so liegt es nahe, sie in Zusammenhang mit der Richtung des doppelten Penis bei der Begat- tung zu vermuthen. Liegen beide Kopfenden nach einer Seite hin, so hat der hervorgestreckie Penis vermöge seiner Krümmung die Rich- tung, welche die Vagina in ihrem obern Theile besitzt. So lange Mermis albicans als Parasit lebt, ist keine Spur von Geschlechtsorganen, weder von inneren noch von äusseren vorhanden. Sobald das Thier in die Erde eingewandert ist, findet eine Häutung statt, und mit der neuen Haut entstehen die äusseren Geschlechts- organe, während gleichzeitig die inneren sich bilden. Die Entwick- lungsgeschichte der Organe habe ich nicht beobachten können. Alle übrigen Organe sind in dem ersten Lebensabschnitte ebenso, wie in dem zweiten, vorhanden. Ich habe freilich nur ein Exemplar aus der Raupe von Yponomeuta cognatella frisch untersucht, fand aber den Verdauungsapparat und das Nervensystem so wie bei den _ geschlechtsreifen Individuen. Auf etwaige kleine Abweichungen in der Beschaflenheit der Magenhöhlen konnte ich nicht untersuchen. — Nach Notizen und Zeichnungen v. Siebold’s aus früherer Zeit, die sich auf das als Parasit lebende Thier beziehen und mir vorliegen, so wie nach mündlichen Mittheilungen glaube ich ebenfalls mit Sicherheit sagen zu können, dass, abgesehen von den völlig fehlenden Geschlechtsorganen und oben genannten äusseren Unterschieden, das parasitische oder larvenartige Thier gar keine Organisationsverschiedenheiten von dem frei lebenden darbietet, Schliesslich knüpfe ich hier eine Erörterung der schon erwähnten Zwitterbildungen an. Die Zahl der beobachteten ist, wie gesagt, drei; zwei davon habe ich genau untersucht, das dritte Exemplar be- wahrt Herr v. Siebold in seiner Sammlung. Zweimal betrug die Länge des Körpers 44”, das andere Mal 24,”, Grössen, wie sie den Männchen eigenthümlich sind; die Dicke des Leibes war in gewöhnlicher Weise der Länge entsprechend. — An der bekannten Stelle hinter der Mitte ‚des Leibes befand sich die Vulva, die durch eine Vagina in einen ‚doppelten Geschlechtsschlauch führte, welcher, abgesehen von gerin- gerer Grösse in allen seinen Theilen, gar keine Abweichungen von der oben beschriebenen Beschaffenheit dieser Theile bei den normalen oder gewöhnlichen Weibchen zeigte. Davon, dass die Geschlechtsorgane functionirten, lieferten die sowohl im Eierstock, als im Uterus gefundenen 258 Eier, die ganz normal, nur etwas kleiner, als sonst waren, den ent- schiedensten Beweis. Soweit waren die ‚Individuen also zwerghafte Weibchen. — Das Schwanzende war vollständig männlich; zwei nor- mal gebildete Penis, von derselben Länge und Dieke, wie. bei den Männchen, lagen in ihrer Scheide auf die bekannte Weise im Leibe; die Scheiden mündeten auf der Warze mit einer zweizipfligen Oefl- nung aus, deren dritter, mittlerer, dem Ductus ejaculatorius entspre- chender Schlitz kaum angedeutet war. Die Muskulatur der Penis- scheiden war viel schwächer, als bei den Männchen. Die Quermuskeln auf der Bauchfläche waren in gleicher Weise vorhanden, wie die drei Doppelreihen von Warzen; endlich stimmte auch die äussere Form des Schwanzendes mit der oben beim Männchen ‚beschriebenen voll- kommen überein. Von inneren männlichen Geschlechtsorganen fand ich keine Spur. So einfach und verständlich eine. sogenannte Zwitterbildung bei höheren Thieren, beim Menschen, uns jetzt in den meisten Fällen we- nigstens erscheint, so wunderbar und räthselhaft tritt eine solche Ano- malie, und noch dazu in so grosser Häufigkeit, bei einem Thiere uns entgegen, welches mitten in der grossen Reihe derjenigen steht, bei denen derartige Bildungsanomalien niemals beobachtet wurden, .bej denen Hemmungsbildungen oder Verbildungen der Geschlechtsorgane niemals zu Verhältnissen führen könnten, die den Zwitterbildungen der Thiere vergleichbar wäten, deren beiderlei Geschlechtsorgane aus einer ursprünglich ganz gleich und indifferent beschaflenen Anlage her- vorgehen. In der That hat jene Zwitterbildung bei Mermis mit der Zwitterbildung bei Säugetbieren nur den Namen gemein, die Sache selbst ist eiwas durchaus Verschiedenes. Die Thiere, welche normal männliche und weibliche Geschlechtsorgane in einem Individuum ver- einigt besitzen, sind es, mit denen, wie es scheint, die vorliegenden Fälle allein verglichen werden können: vollständige, fruchtbare weib- liche Geschlechtsorgane sind vorhanden, und ausserdem findet sich noch ein Theil der männlichen, und zwar gerade der Theil gebildet, welcher von Anfang an gewiss völlig unabhängig und für sich bestehend entstehen musste, von Anfang an als männlich differenzirt war, wäh- rend eine ursprünglich indifferente Anlage für Hoden und Eierstock wenigstens denkbar ist. — Die Möglichkeit dieser Misbildung bei Mermis albicans ist, wie, mir scheint, eine Annäherung des zwei- ' geschlechtlichen Typus unter den Würmern zu demjenigen, welcher männliche und weibliche Organe auf ein Individuum vereinigt. — Esist aber noch hervorzuheben, dass nur die männlichen Organe es sind, welche nicht nur beträchtlichen Anomalien bei den Männchen selbst (siehe oben), sondern auch ausschliesslich diesem zwitterhaften Vor- frommen unterworfen sind, Niemals habe ich die geringste Abweichung _ TE r GEHE u . Baal z E= 259 vom Normalen bei den weiblichen Geschlechtsorganen, deren ich bei- weitem mehr untersucht habe, niemals ein spurenweises Vorhanden- sein weiblicher Theile bei Männchen gefunden. Eine Erklärung für all’ Dieses zu finden, scheint bis jetzt unmöglich; sie muss sich bei ge- nauen Untersuchungen der geschlechtslosen und der in der Entwick- lung zur Geschlechtsreife begriffenen Individuen finden. Die Entwicklung der Spermatozoen. Der äusserste Theil des Hodens, derjenige, dessen Äehnlichkeit mit dem Eierkeimstock ich schon oben hervorgehoben habe, ist bei geschlechtsreifen Männchen angefüllt mit runden, ganz wasserhellen Zellen, die aus einer sehr zarten Membran, einem flüssigen Inhalt und einem grossen, blassen, granulirten Kern mit kleinem Kernkörperehen bestehen. Die Zellen haben einen Durchmesser von Y,40”, die Kerne . messen gs," (Fig. 36 a, Fig. 35). Fig. 35 stellt sowohl das äusserste Ende des Hodens, als das des Eierkeimstocks dar, beide sind völlig gleich. Sieht man diese Zellen in dem noch unverletzten Hoden liegen, so bemerkt man die äusserst zarten Zellwandungen kaum, und nur die Kerne sind deutlich. Geringer Druck macht die Tunica propria platzen, und die Zellen treten heraus. Es sind die männlichen Keimzellen (Fig. 35). Ein von diesen Zellen verschiedenes Epitelium existirt nicht. Aber: zwischen den Keimzellen sind noch zweierlei Inhaltstheile vor- handen: sehr kleine Körnchen, welche das Licht stark brechen und wahrscheinlich als Fettmolekeln anzusprechen sind, bilden, besonders ander Wandung des Hodens, kleine Gruppen und Streifen zwischen den Keimzellen (Fig. 35 c); ausserdem bemerkt man, wenn die Keim- zellen aus dem geplatzten Schlauch hervorgetreten sind, ganz blasse Kugeln von sehr verschiedener Grösse, bald eben so gross als die Keim- zellen, bald kleiner: ich nenne sie Eiweisskugeln (Fig. 35 d). Da die Keimzellen eine so sehr dünne Membran besitzen, so gleichen diese h den Eiweisskugeln sehr; dass sie indessen durchaus verschieden sind, dass die Keimzellen nicht etwa nur solche Kugeln sind, die einen Kern umhüllen, gebt aus den sogleich zu beschreibenden Aeusserun- gen der Zellenthätigkeit in den Keimzellen hervor. Da die beiden eben genannten Bildungen, die Fettkörnchen und Eiweisskugeln in’ gleicher Weise im Eierkeimstock sich finden, so werde ich später auf sie zu- rlickkommen. Der. Kern der Keimzelle theilt sich; es entsteht eine zarte Linie in der Mitte, die zu einer Einschnürung wird, und end- lich liegen zwei kleinere Kerne in der Zelle. Das Kernkörperchen theilt sich nicht, sondern geht in den einen oder andern Tochterkern über (Fig. 36 b). Die Tochterkerne wachsen und setzen die Vermeh- rung weiter fort. Beide theilen sich wieder, gleichzeitig oder auch 260 nach einander (Fig. 36); die Neuentstandenen theilen sich abermals. Dabei wächst die Keimzelle; die Kerne selbst wachsen und erreichen nahezu wieder die Grösse des ursprünglichen Kerns der Keimzelle; Kernkörperchen entstehen in ihnen. So finden sich Keimzellen von Yoo—Yso” angefüllt mit 42, 46 Kernen. Diese Tochterkerne ver- wandeln sich nun allmählich in Tochterzellen; man bemerkt zuerst einen feinen hellen Saum um den Kern, der immer breiter wird, bis Tochterzellen von Yso— Yıso" Durchmesser die indessen bis zu Yn— Y,0” Durchmesser gewachsene Keimzelle ausfüllen (Fig. 37). Ich kann nicht der Ansicht beistimmen, dass diese Tochterzellen sich durch Um- lagerung von Zelleninhalt um den Kern bilden, und dass schliesslich diese Umhüllungskugeln von einer Zellmembrau umgeben werden; son- dern hier sowohl, wie bei weiter unten zu erörternden Zelibildungen entsteht nach meinen Beobachtungen die Zellmembran zuerst durch Differenzirung vom Kern aus, durch allmähliches Abheben von dem- selben, bedingt durch Bildung oder Aufnahme eines flüssigen, vom . Kern verschiedenen Zelleninhalts (siehe unten). Sind die Tochterzellen innerhalb der Keimzelle ausgebildet, so platzt diese oder vergeht, und die Tochterzellen treten heraus: sie sind die Entwicklungszellen der Spermatozoen, in jeder bildet sich ein Spermatozoid. Ihre Grösse, ihr Ansehen gleicht ganz dem der Keimzellen (Fig. 38 a); man findet sie sehr oft, aber keineswegs immer, auf der Oberfläche von hellen Eiweisskugeln haften (Fig. 385), ganz ähnlich,. wie es bei Gasiro- poden und Anneliden der Fall ist. — Bald gehen mit dem Kern der Zellen eigenthümliche Veränderun- gen vor. Das granulirte Aussehen ‘verschwindet; war ein Kernkörper- chen vorher sichtbar, so verschwindet es auch, und allmählich be- kommt der Kern ein ganz homogenes Ansehen: er bricht das Licht weit stärker, als vorher, und ist von dunklen Gontouren begrenzt; er schien mir dabei auch etwas zu schrumpfen. Während dieser Ver- änderungen gibt er seine Lage im Mittelpunkte der Zelle auf und legt i sich ganz dicht an die Wandung (Fig. 3945). Nun wird er nach und nach auf Kosten seiner Breite und Dicke länger (Fig. 39 e), und liegt endlich wie ein gebogenes Stäbchen der Zellenwand fest an, den drit- ten Theil, ja selbst die Hälfte der Peripherie umfassend (Fig. 40). Die Zelle selbst ist unverändert geblieben. Von jetzt an geht die weitere Entwieklung des aus dem Kern entstandenen Spermatozoids nicht mehr innerhalb der Zelle allein vor sich, sondern das stäbehenförmige Körperchen durchbricht mit dem einen Ende die Zellwand und ragt wie ein kleines Schwänzchen frei hervor. Dieses Schwänzchen wächst sehr rasch in die Länge, wobei sowohl der ursprünglich in der Zelle liegende Theil, als jenes selbst immer dünner und haarförmiger werden. . Meistens aber setzt der aus der Zelle hervorwachsende Theil die Richtung 261 des in der Zelle liegenden nicht fort, sondern beide bilden einen flachen Winkel mit einander, und an der Durchbruchsstelle der Zelle zeigt sich ein kleines Knöpfchen oder Spitzchen, indem das Spermatozoid wie eingeknickt ist (Fig. 41). Die Zelle ist indessen kleiner geworden, wohl bis auf die Hälfte ihres ursprünglichen Durchmessers. Der Schwanz des Spermatozoids, oder der aus der Zelle vorragende Theil wächst, bis er drei- bis viermal so lang ist, als der innerhalb liegende. Er hat überall’ gleiche Dicke, ist am Ende wie gerad’ abgeschnitten, hat daher immer ein stäbchenförmiges, nicht haarfürmiges Ansehen. — Jene eingeknickte Stelle an dem Spermatozeid, welche anfangs wohl dureh den Durchtritt durch die Zellmembran bedingt sein wird, bleibt übrigens später auch unabhängig hiervon; denn man findet oft Sper- matozoen, an denen die Zelle bei ihrem Schwinden so klein wurde, dass diese Knickung weiter herausgerückt ist (Fig. 41 a). Die Länge der Spermatozoen in dem zuletzt beschriebenen Zustande beträgt Yro— "so". Diese Entwicklung geht ganz innerhalb des Hodens vor sich; im letzten Ende finden sich nur Keimzellen mit einfachen oder zwei bis vier Kernen. Weiter herab treten zwischen sich noch weiter ent- wiekelnden Keimzellen schon freie Entwicklungszellen auf, und durch diese erhält der grösste Theil des Hodens ein eigenthümliches Aus- sehen, indem nämlich die Kerne derselben, welche, wie gesagt, zuerst homogen und glänzend werden, ein starkes Lichtbrechungsvermögen erhalten, durch die Wandung des Schlauches sehr deutlich zu sehen sind, während man die blassen Zellen, die dicht gedrängt liegen, nicht wahrnehmen kann. — Leider kann ich nun nicht nach eigenen Beob- achtungen angeben, ob die Spermatozoen sich noch weiter verändern, oder ob die in Fig. 44 abgebildete Form die definitive ist. In den drei untersuchten Männchen waren in dem untern Theile des Ge- schlechtsschlauches keine Spermatozoen enthalten, sondern nur eine amorphe, zähe Substanz. Im Uterus habe ich bei vielen darnach untersuchten Weibchen immer nur Spuren von Spermatozoen gefun- den, ganz einzelne, an welchen ich nicht genau sehen konnte, ob sie noch «en Rest ihrer Entwicklungszelle trugen, oder die Form geändert hatten. Es liegen mir aber einige Notizen v. Siebold’s aus früherer Zeit vor, wornach derselbe an im Uterus in grösseren Mengen gefun- denen Spermatozoen eine von der oben beschriebenen abweichende Eorm gesehen hat, (Erstere ist übrigens als frühere Entwickelungs- ‚stufe von ihm ebenfalls aufgezeichnet.) Darnach ist der Rest der Zelle nicht mehr vorhanden, und das eine Ende des fadenförmigen Sper- matozoids etwas verdickt. Bewegung haben weder v. Siebold noch ich wahrgenommen. Ist, wie ich nicht bezweifle, die von v. Siebold beobachtete Form 262 die definitive, so wird es von Wichtigkeit sein, zu entscheiden, wıe diese Form aus der in Fig. 41 abgebildeten sich entwickelt. Denn davon, ob der Rest der Entwicklungszelle etwa abgeworfen wird, oder ob derselbe zur Bildung verbraucht wird, d. h. selbst mit eingeht in das reife Spermatozoid, wird es abhängen, welchem Entwicklungstypus die Samenelemente von Mermis 'unterzuordnen sind. Da schon bis zu dem von mir beobachteten Stadium ein allmähliches Schwinden der Zelle, ein Kleinerwerden bei zunehmender Grösse des Spermatozoids stattfindet, so möchte 'es hierdurch wahrscheinlich werden, dass die Zelle in irgend einer Weise in dasselbe mit eingeht. Im Allgemeinen reihet sich die Entwicklung der Samenelemente von Mermis voll- kommen dem bei den übrigen Thieren beobachteten Typus an. Von den Spermatozoen der Nematoden, deren Entwicklungsgeschichte Reichert!) untersuchte, sind die unseres Thieres nicht nur in der Form sehr verschieden, sondern auch in der Bildungsweise; denn bei jenen entwickeln sich aus jeder Tochterzelle der primitiven ‚Keimzelle mehre Samenkörperchen, während bei Mermis jede Entwicklungs- zelle sich nur in ein Spermatozoid umwandelt, welches durch Meta- morphose des Kerns eine langgestreckte, stäbchenförmige, den Samen- fäden ähnliche‘ Gestalt erhält; trotz dieser Gestalt aber besitzen doch wiederum die Spermatozoen von Mermis die Unbeweglichkeit, welche den kugelförmigen Samenkörperchen der Nematoden eigen ist. Die Entwicklung des Eies. Das fertige, zur Befruchtung und Geburt reife Ei, wie es sich im Uterus findet, besteht aus folgenden Theilen: Aus dem ganz sphäri- schen Keimbläschen von Y/,," Durchmesser mit dem bisquitförmigen Keimfleck (Fig. 50 f): dem Dotter, der das Keimbläschen meistens ganz verdeckt, bei auffallendem Lichte weiss erscheint; Durchmesser Ya—Yıs" (Fig. 51 a): der Dotterhaut, welche als eine sehr zarte Blase den Dotter, eng anliegend, umgibt (Fig. 51 b): einer durchsichti- gen zähflüssigen Eiweissschicht von Y50— Yıa0” Durchmesser, und einem Chorion von 50 — "00" Dicke (Fig. 51 cd). Das Ei erhält diese Bestandtheile in drei Entwicklungsperioden, welche streng von einander geschieden sind, und welche die physiolo- gischen Unterschiede der drei Abtheilungen des Eierstocks, Eierkeim- stock, Dotterstock und Eiweissschlauch, bedingen. I) Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Samenkörperchen bei den Nema- toden. Müller’s Archiv 4847, pag. 88. \ T E) 1 M 3 4 h 4 263 Durch die structurlose Wandung des äussersten rundlichen Endes des Eierstocks sieht man runde kleine Körperchen im Innern, die ein feingranulirtes Aussehen haben und Y,,,— Ysoo” messen; es sind die Kerne‘ von runden wasserhellen Zellen, deren Contouren man kaum wahrnehmen kann. Lässt man die Zellen heraustreten, so erkennt man sie deutlich als sphärische Bläschen von Yygo— Yızo”’ Durchmesser - (Fig. 35). Der Kern enthält ein kleines Kernkörperchen. Zwischen diesen [Zellen und den eben als männliche Keimzellen beschriebenen ist durchaus gar kein Unterschied: Grösse, Aussehen, Kern, Kern- körperchen — Alles ist völlig gleich., Es sind die weiibliehen Keim- zellen. Wie im Hoden, so ist auch im Eierkeimstock, überhaupt im ganzen Eierstock, kein Epitelium vorhanden; die Keimzellen liegen der Tunica propria unmittelbar an. Die kleinen Fetttröpfchen, welche sireifenweise besonders an der Wand des Schlauches liegen, und die hellen, kaum sichtbaren Eiweisskugeln (Fig. 35 cd) sind im Eierkeim- stock eszade so vorhanden, wie im letzten Theile des Hodens. Ich habe mich oftmals überzeugt, dass beide Theile nicht von zerstörten el oder'Eiern herrühren; sie finden sich in dem ganz unverletzten, nicht gedrückten, mit Speichel oder mit Wasser befeuchteten Eierkeim- ‚stock. — Der Kern der Keimzellen, sowohl der männlichen als der _ weiblichen, zeigt die von Reichert) bei Nematoden hervorgehobene regelmässige Gruppirung der Körnchen, aus denen er zu bestehen scheint, Nach dem, was über die Entwicklung des Eies in der Thierwelt ‚bekannt ist, war zu erwarten, dass der Kern dieser im Endtheil des Eierstocks sich findenden Zellen das Keimbläschen eines Eies sein würde, als das zuerst Entstehende, und dass gegen die Deutung der diesen Kern umgebenden hellen Blase als Zelle sich viele Einwürfe ‚erheben würden. Die Dotterhaut eines Eies ist die Membran der weiblichen Keimzelle allerdings nicht, aber der Kern ist auch nicht das Keimbläschen eines Eies. |. Der Kern der Keimzelle theilt sich. Dieselben Vorgänge, die ich bei der Entwicklung der männlichen Keimzelle beschrieb, wiederholen - sich bei der weiblichen. Zwei, vier, acht u. s. w. Kerne entstehen in der allmählich wachsenden Zelle, die anfangs kleiner sind, als der srüngliche Kern (Fig. 42 u. 43). Das Kernkörperchen scheint eine rgeordnete Rölle zu haben; es theilt sich, wie bei der Entwick- h der Samenelemente, wicht mit, bondern! entsteht nachträglich in den Tochterkernen. Soweit ist die Entwicklung der männlichen und weiblichen Keimzelle ein und dieselbe. Nun aber weichen beide, der Erscheinung nach wenigstens, schr aus einander. Ist die Zahl der ’)A. 2.0, 264 Kerne bis auf acht etwa angewachsen, so legen sie sich an die Zell- wandung und drängen diese, jeder für sich, allmählich hervor. Ent- weder folgen sich hierin die Kerne einer dem andern, oder es treten auch fast alle Kerne zugleich an die Peripherie und bilden jeder zuerst eine kleine knopfförmige Erhöhung (Fig. 44). Hat der Kern erst einmal diese kleine Ausstülpung der Keimzelle bewirkt, so dringt auch sogleich der flüssige Zelleninhalt hinein, drängt die Aus- stülpung weiter vor, und der Kern liegt nun mitten in einer kleinen rundlichen Abtheilung der Keimzelle, welche von dieser durch eine anfangs unbedeutende, allmählich aber deutlicher werdende Einschnü- rung abgesetzt ist (Fig. 44 b). Die Tochterkerne bilden sich also, durch Ausstülpungen der Keim- oder Mutterzelle, Tochterzellen, deren Wand sowohl, als Inhalt mit der Mutterzelle in ununterbrochenem Zusammen- hange bleiben. — Während dieser Vorgänge schreitet aber die Ver- mehrung der Kerne durch Theilung noch immer fort, und die. jüngeren Kerne ahmen nach und nach alle dem Beispiel der älteren nach. So finden sich an einer Keimzelle oft viele Stadien der Tochterzellen- bildung. Die jüngeren Kerne haben mehr das Ansehen von soliden Körperchen; erst mit dem Wachsthum tritt die Bläschennatur wieder deutlich hervor. Nach und nach ist die ganze Oberfläche der Keim- zelle mit Tochterzellen bedeckt; sie selbst wird dabei nicht kleiner, sondern behält den Durchmesser von Y30o —Yı00”. Die älteren Tochter- zellen werden nach und nach gestielt, bekommen eine birnförmige Gestalt; der Kern liegt in dem kugeligen Ende (Fig. 45 u. 46). Die Zahl der Tochterzellen, welche sich so um eine Keimzelle _ bilden, ist sehr verschieden; ich habe oft Gruppen oder Trauben, die aus 20 Zellen bestanden, gefunden. Die Stiele sind immer offene Ka- näle von sehr verschiedenem Durchmesser und verschiedener Länge. Der durch sie vermittelte Zusammenhang der Tochterzellen mit der Keimzelle und durch diese unter einander ist ein so fester, dass man leicht durch Drücken und Verschieben des Deckgläschens ein- zelne Gruppen aus der grössern Masse isoliren und frei flottiren lassen kann, ohne Gefahr zu laufen, diese schönen Bildungen sogleich zu zerstören. Alles bisher Beschriebene entsteht und entwickelt sich in dem ierkeimstock, in jenem nur %,"' langen äussersten Ende des Eier- stocks, welches seinen Namen deshalb verdient, weil jede der in ihnr zuerst sich bildenden Zellen der Keim für eine Anzahl von Eiern ist: die durch Theilung aus dem Kerne der Keimzelle entstehenden Kerne sind‘ die Keimbläschen mit dem nachträglich sich in ihnen entwiekelnden I Keimfleck; die sie umgebenden, aus der Keimzelle durch Ausstül- pung entstandenen und mit dieser durch kanalartige Fortsätze in Zu- saminenhang bleibenden Zellmembranen sind die Dotterhäute; deren 265 durchsichtiger Zelleninhalt, Theil des Inhalts der Keimzelle, ist der - primitive Dotter. Die grössten der jungen Eier messen jetzt Yao—Yıao”; die Keimbläschen Ygoo— Yıso”; die Dotterhaut ist sehr zart und nicht s dieker, als die Membran der primitiven Keimzellen war. Die Eier- _ trauben gelangen nun in den Dotterstock, in den Theil des Eier- stocks, in welchem die Keimzelle nicht mehr junge Eier, sondern Dotter für die gebildeten Eier produeirt. — In der im Mittelpunkte - jeder Traube liegenden Keimzelle treten zuerst Dotterkörnchen, kleine Fetttröpfchen auf, dieselben, aus welchen der Dotter des fertigen Eies besteht (Fig. 45, 46, 47). Aus der mit Dotter ganz gefüllten Keim- zelle tritt dieser durch die Stiele der jungen Eier in diese selbst, wo er zuerst zerstreuete kleine Gruppen bildet (Fig. #7, 48). Äldshitineh ‚existirt keine scharfe Grenze zwischen Bisrkeitnifioak und Dotterstock, deren Unterschied nur durch die Bildungsperioden der Eier bedingt ist; deren Grenze aber ist nicht bei allen Gruppen genau dieselbe: in der einen Keimzelle entstehen Dotterkörnchen etwas früher, während alle in. der Nähe befindlichen noch ausschliesslich mit dem primitiven ganz durchsichtigen Dotter angefüllt sind; in anderen beginnt dieser Vorgang später. Im Allgemeinen aber ist die Grenze zwischen der- ersten und zweiten Entwicklungsperiode der ganzen Generation von Eiern sehr deutlich. we Nachdem die Dotterbildung einmal begonnen hat, entwickeln sich keine neuen Eier mehr. Der Dotter besteht aber nicht allein aus fet- 'Theilen, deren Bildung eben gemeint war. Die Entstehung des | - Keimbläschens und mit der der Dotterhaut; der primitive Dotter ‚der zuerst allein vorhandene eiweissartige Theil des Dotters. Auch er vermehrt sich, wenn die Bildung der Dotterkörnchen begonnen hat, und man kann ihn, wenn Wasser in die Eier eingedrungen ist, in grösseren und kleineren blassen Kugeln zwischen den Gruppen der Dotterkörncehen wahrnehmen. Das Ei wächst in allen seinen Theilen; auch der Stiel oder Dotter- kanal, wie man ihn nennen könnte, nimmt an Weite zu, so dass sich das Grössenverhältniss zwischen ihm und dem Ei im Ganzen nicht ‚verändert. Nur die Keimzelle wächst nicht, ist aber immer ganz mit ermolekeln gefüllt. — Kurz nach dem Beginn dieser zweiten Ent- ungsperiode wachsen noch alle Eiknospen, auch die jüngsten; aber hört in den kleineren die Entwicklung auf. Mit Dotter- "körnchen sind sie zwar ganz gefüllt, dichter als die grösseren, da ihre Communication mit der Keimzelle noch verhältnissmässig weiter und sie selbst so klein; aber sie wachsen nicht mehr, wührend dafür die grösseren, in der Entwicklung begriffenen, um so rascher wachsen und 266 um, so schneller mit Dotterkörnchen gefüllt werden können. Jene ver- kümmerten Eier bleiben als kleine Ausbuchtungen, Wucherungen gleich- sam, an der Keimzelle sitzen, wie diese stets mit Dotterkörnchen ge- füllt, und geben ihr oft hie und da ein maulbeerförmiges Ansehen (Fig. 48, 49, 50). ‘Was aus den Kernen oder Keimbläschen dieser verkümmerten Eier wird, kann ich nicht angeben; es scheint aber, dass sie einer Rückbildung anheimfallen. Die Zahl der Eier, die an einer Traube zur Entwicklung kom- men, ist, wie die der zuerst angelegten, sehr verschieden, immer aber geringer, als die der letzteren; die meisten Gruppen bestehen aus 5—7 Eiern; es-finden sich aber auch solche mit 9—42 und mit nur 4, ja selbst mit 2 Eiern. Je grösser die Zahl ist, desto mehr drän- gen sich die Eier und nehmen längliche, retortenförmige u. s. w. Ge- stalten an. Ist der Dotter nahezu fertig gebildet, so hört das anfangs mit dem des Eies fortschreitende Wachsthum des Dotterkanals auf; die Dotterhaut geht nun nicht mehr so allmählich in denselben über, sondern schliesst sich enger am Ursprung des Eies, welches sich schroffer gegen den Kanal absetzt (Fig. 49). Im untern Theile des Dotterstocks findet sogar meistens eine allmähliche Verengerung des Dotterkanals statt, der aber stets in oflenem Zusammenhange mit dem Ei und mit der Keimzelle bleibt: sowohl der Dotter des erstern setz sich meistens noch eine kleine Strecke weit in ihn hinein fort, als auch ebenso der Dotter, der nach wie vor die Keimzelle anfullt (Fig. 49) Auch finden sich häufig kleine Haufen Dotterkörnchen in dem mittlern - Theile des Kanals, die, während dieser sich verengte, einen kleinen Bruchsack gebildet haben (Fig. 50 9). Dieselbe Festigkeit und Elasti- eität, welche der Dotterhaut bei ihrer grossen Zartheit eigen ist, theilt auch der Dotterkanal, ihre Fortsetzung, der, selbst wenn er fast faden- förmig ‘geworden ist, nicht leicht abreisst. Ein Schwinden desselben der Länge nach findet nicht statt, und lässt im Gegentheil die Grösse des Eies und die Verengerung des Kanals denselben eher verlängert erscheinen. Nicht immer findet die Verengerung statt, und ich habe oft Eier gefunden, die, obwohl völlig reif, noch immer die -ursprüng- liche Birnform besassen; durch leichten Druck liess sich der Dotter durch den weiten Kanal wieder entleeren. Die Keimzelle entwickelt sich auch jetzt nicht weiter, sie behält ihre frühere Grösse, ist mit Dotterkörnchen ganz gefüllt und zeigt noch immer kleine Gruppen von verkümmerten Eiern (Fig. 49, 50 d). F Im untern ‚Theile des Dotterstocks angelangt, haben die Dotter einen Durchmesser von Ya —Y;,” und damit ihre volle Grösse er- reicht. ‘Das Keimbläschen, welches nach und nach vom Dotter ganz verhüllt wurde, ist bis auf %,," Durchmesser herangewachsen, ist ein helles sphärisches Bläschen mit dicker Wandung, flüssigem Inhalt und 267 einem soliden ‚bisquitförmigen, meist excentrisch liegenden Keimileck. Die Doiterhaut ist ‚äusserst zart geblieben, dabei aber so fest, dass man dem Ei durch Druck verschiedene Formen geben kann; auch in dem ganz eng gefüllten ‘Dotterstock drücken sich die Eier einander in - mancherlei Formen. — Die Bedeutung der Keimzelle und ihrer Ver- bindung mit den Eiern hat jetzt aufgehört, und ehe die Eier in den Eiweissschlauch gelangen, lösen sie sich von ihrer Mutterzelle ab. Mei- stens bleibt dabei der Dotterkanal ‚als ein dünner hohler Fortsatz. am - Ei hängen. Die Dotterkörnchen, welche die Keimzelle noch immer anfüllen, physiologisch aber kein Dotter sind, fliessen meistens in ihr zu. grösseren Fetttröpfchen zusammen, was bei den zu wahrem Dotter gewordenen niemals stattfindet. Die Keimzelle geht allmählich zu Grunde, entweder zerfällt sie schon im untern Theile des Dotterstocks, oder sie gelangt auch nicht so selten mit den Eiern, aber immer isolirt, ohne Verbindung mit ihnen, in den Eiweissschlauch, wo ich ihrer sogleich moch gedenken werde. , Niemals entwickelt sich die Keimzelle zu einem Ei. Es wurde schon oben angegeben, dass der Dotterstock von dem _ Eiweissschlauch durch eine von Cirkelfasern umgebene sphinkterartige Verengerung, abgesetzt ist. Diese lässt die Eier immer nur einzela ehschlüpfen, und in Folge dessen häufen ‚diese sich im Endtheil s Dotterstocks in dichten Reihen an. Wahrscheinlich ist dieser enge Durchgang auch das Mittel, die Eier von der Keimzelle zu lösen, denn "bei vorsichtiger Präparation findet man selbst im untersten Ende des Dotterstocks nur ‚selten isolirte Eier, obwohl die Dotterkanäle so zart geworden sind, dass man sie leicht übersehen kann. Niemals aber habe ieh die Eier anders, als ganz einzeln ‚und isolirt im Eiweiss- schlauch, selbst im obersten Theile, gefunden, was auch, wie sich sogleich ergeben wird, der Fall sein muss. Ein sölcher Sphinkter scheint nun sehr geeignet, diese Lösung der Eier von der Keimzelle und da- mit von einander zu bewirken. Ist das Ei in den Eiweissschlauch eingefreten, so gelangt es E früher oder später in eins der oben beschriebenen Haustra, wo es liegen bleibt, um noch von einer schützenden Hülle umgeben zu werden. Diese wird von den oben beschriebenen hellen Zellen geliefert, welche in den durch die vorspringenden Falten gebildeten Kammern liegen. I Risse Zellen sind in fortwährender Bildung und Untergehen. begriffen. _ Den Beleg für die erstere seheinen die oft anzutreflenden Uebergangs- stufen von viel kleineren runden Zellen, mit körnigem Inhalt zu jenen grossen wasserhellen, mit zäher Substanz gefüllten Zellen zu bilden. Wenn das Ei in ein Haustrum gelangt ist, welches dann noch weiter ausgedehnt wird, so zerfallen die dort befindlichen Zellen oder lösen sich auf, und der zähfiüssige Inhalt wird um das Ei ergossen. Beim Zeitschr. f, wissensch. Zoologie, V. Bd. 18 268 vorsichtigen Oeffnen des Eiweissschlauches und Hervordrücken des In- halts findet man oft grosse zusammenhängende Klumpen dieser Sub- stanz, welche auf ihrer Oberfläche den Abdruck der innern in Kam- mern getheilten Oberfläche des Organs zeigen. Diese Eiweissmasse umlagert das Ei und erscheint als eine helle Schicht, die anfangs noch unregelmässig und von undeuütlicher Begrenzung ist. Nach und nach wird sie fester, indem sie sich zusammenzieht, von der Oberfläche nach Innen zu gleichsam erstarrt; allmählich differenzirt sich eine äussersie, etwa Yo —Yro0” dicke gelbliche Schicht, ein Chorion, oder, wenn man lieber die ganze Eiweissschicht als Chorion betrachten will, eine Art Schalenhaut (Fig. 29, 51). Die Eiweissschicht misst durchschnittlich Yao”, doch ist sie oft ungleich an verschiedenen Stellen; sie zeigt häufig unregelmässig concentrische Streifung. Neu ankommende Eier schieben die älteren nach ünd nach vorwärts, und so sammeln sie sich im untern Theile des Eiweissschlauchs vor der Tuba, oft in dreifacher Reihe neben einander, an. Der Durchgang durch den runden, mit zäher Substanz gefüllten Schlauch und das zeitweise Liegenbleiben in Häustris mag nöch dazu beitragen, die Eier mehr und mehr abzurunden. — Eine nicht unwichtige Frage erhebt sich nun, was bei der Bildung der Eiweisshülle aus den Resten der Dotterkanäle wird, welche, wie gesagt, meistens an den Biern hän- gen bleiben. Angesichts der Beobachtungen und der Befruchtungs- theorie Keber’s*) wird man vielleicht geneigt sein, ähnlich, wie den von Leuckart ?) beschriebenen offenen, trichterförmigen Stiel der Dotter- kugel bei den Eiern von Unio und Anodonta, und wie .die bei den Holothurien-Eiern vorkommende analoge Bildung, welche Joh. Müller ®) beschrieben hat, auch den Rest des Dotterkanals der Eier von Mermis albicans als Mikropyle zu Gunsten jener Theorie anzusprechen. Ab- gesehen von einigen wenigen sogleich zu erwähnenden Ausnahmen habe ich, sobald das Ei im Eiweissschlauch von der zähflüssigen Sub- stanz umgeben war, gar Nichts mehr von dem Dotterkanälchen ge- sehen, welches, wie gesagt, in der Regel zu fadenartiger, kaum sicht- barer Feinheit geschwunden ist. Ob es, wie allerdings am Wahrscheinlich- sten, regelmässig noch in Verbindung mit dem Ei in den Eiweissschlauch gelangt, ob es hier mit dem Ei in eine gemeinsame Hülle eingeschlossen wird, oder ob es durch die Eiweissschicht als Stielchen frei kervorragt, ” ob es offen bleibt, — Alles dies sind Fragen, welche ich, obwohl sie von grosser Wichtigkeit sind, völlig unbeantwortet lassen muss, da meine bisherigen Beobachtungen nicht ausreichten, irgend eine Entscheidung | ') Ueber den Eintritt der Samenzellen in das Ei von F. Keber. 4883. ®) Wagner, Handwörterbuch. Artikel: Zeugung, pag. 804. °) Ueber die Larven und Metamorphose der Echinodermen. 1882. % y > Ai 269 zu geben. Dagegen habe ich einige Male beobachtet, dass Eier, deren Dotterkanal ausnahmsweise sehr weit geblieben war, nicht nur mit diesem in den Eiweissschlauch gelangten, sondern dass auch der Kanal, wie das Ei, von einer Eiweissschicht umgeben wurde, sich nicht eiwa an das Ei anschmiegte und mit diesem eingehüllt wurde, sondern, wie vorher, als ein Fortsatz frei hinausragte, so dass das Ei auch nach der Bildung des Chorion eine birnförmige Gestalt hatte. Ob der Fort- satz an seinem Ende oflen blieb, weiss ich nicht. — Dass man allein von diesen seltenen Ausnahmen mit Sicherheit auf alle Fälle schliessen dürfte, möchte ‘bei der Bedeutung der daraus zu ziehenden Conse- quenzen zu bezweifeln sein. Keimzellen und verkümmerte Eier können, wie angegeben wurde, ebenfalls in den Eiweissschlauch gelangen. Sie werden dann auch von der zähen Substanz eingehüllt, welche erstarrt. Dabei zeigt sich aber ein Unterschied in dem Verhalten des Eiweisses, je nachdem es ein entwicklungsfähiges Ei oder nur solche bedeutungslos gewordene Theile umgibt; denn um. letztere bildet es nicht eine helle Schicht, deren äusserster Saum allein zu der festen Haut erstarrt, sondern es erstarrt in seiner ganzen Dicke zu festen gelben coneentrischen Schichten, und - nicht unerwähnt lassen darf ich es, dass ein Gleiches auch stattfindet an dem Theil der Eiweissschicht, welcher die ausnahmsweise weit gebliebe- nen Dotterkanäle der eben erwähnten Eier umgibt, was wohl für deren Zufälligkeit und Bedeutungslosigkeit sprechen möchte. Einen ganz analogen Unterschied des Verhaltens ein und derselben Substanz in Theilen von verschiedener Dignität habe ich oben schon erwähnt: Die Dotterkörn- chen, welche in der Keimzelle, nach dem Aufhören ihrer Thätigkeit, zurückbleiben, fliessen oft zu grösseren Fetttropfen zusammen, was niemals bei entwicklungsfäbigen Eiern der Fall ist. Man findet oft im Eiweissschlauch sonderbare bald kürzere, bald längere perlschnur- förinige Körper (Fig. 29 A), welche, bevor man das ebengenannte Schicksal verkümmerter Eier und zerfällener Keimzellen kennt, ganz räthselhaft scheinen, In jeder Anschwellung einer solchen Schnur liegt ein kleimes Häufchen von Dotterkörnchen, welches von zahlreichen gelblichen eoncentrischen Schichten umgeben wird, die, durch die Ver- engerung sich fortsetzend, in die nächste Anschwellung übergehen. Die Dotterkörnchen sind die ebengenannten, zufällig in den Eiweissschlauch gelangten Ueberbleibsel früherer Bildungen, welche in den Kammern des Eiweissschlauches bald einzeln, bald za mehren hinter einander liegen blieben und dort von Eiweiss, welches zu den festen Schichten erstarrte, umgeben wurden; die perlschnurartige Form eines solchen Btranges verdankt ihr Entstehen den die Kammern bildenden Falten. Der Austritt der Eier durch die Tuba in den Uterus erfolgt, wie der Eintritt in den Riweissschlauch, ganz einzeln und allmählich; ich 18 * 270 habe zwar den Durchgang durch die Tuba nicht beobachtet, habe aber im Uterus die Eier stets nur in einer einzigen und oft unterbrochenen ‚Reihe angetroffen. Diese Unterbrechungen entstehen durch Einschnü- rungen ‘des Schlauches in Folge der Contraction der Ringmuskeln (Fig..28e). Das Epitelium des Uterus fand ich oft hinter einer Reihe von Eiern abgestossen, doch. weiss ich nicht, ob dasselbe noch irgend eine Bedeutung für das Ei hat. Im Uterus geht die Befruchtung der Eier vor sich. Ich vermisste in dort liegenden Eiern das Keimbläschen. Leider habe ich trotz vieler in Bezug hierauf gemachter Untersuchun- gen ‘die Spermatozoen immer nur spurweise im Uterus auffnden kön- nen; sie lagen eingebettet und fast verborgen in einer feinkörnigen Masse, die vielleicht dem Zerfallen des Epiteliums ihr ‘Entstehen ver- dankt, vielleieht auch mit dem Samen ‘eingebracht wird (ich fand eine ähnliche Substanz im Ductus ejaculatorius). ®v. Siebold hat, wie schon erwähnt, früher die Spermaiozoen in grösseren Haufen im Grunde des Uterus gefunden. Eine Keimzelle ist es, welche sowohl im Hoden wie im Eier- stock als erste Bildung auftritt. Die männliche Keimzelle ist der Keim für eine Anzahl von Spermatozoen, die weibliche Keimzelle der Keim für 'eine Anzahl von Eiern. Der Kern der Keimzelle produeirt durch Theilung Tochterkerne, welche beim Männchen sich später zu den Spermatozoen, beim Weibchen zu den Keimbläschen entwickeln. Die Tochterkerne rufen die Bildung von Tochterzellen hervor, die sich beim Männchen innerhalb der Keimzelle aus deren Inhalt bilden, beim Weibchen durch Ausdehnung der Membran der Keimzelle entstehen. Die männlichen Tochterzellen sind die Entwicklungszellen der Spermatozoen, die weiblichen die Eier. Wenn ich es auch habe zweifelhaft lassen müssen, ‘ob das reife Spermatozoid ausschliesslich aus dem metamorphosirten Kern besteht, so bildet doch dieser den grössten, den wichtigsten Theil desselben. Die Tochterzellen trennen sich von ihrer Keim- oder Mutterzelle, sobald sie ihre definitive Aus- bildung erlangt haben. Diese ist im Hoden erreicht, sobald ihr Kern im Stande ist, sich zum männlichen Zeugungsstoff zu entwickeln. Die weiblichen Tochterzellen erlangen aber ihre definitive Ausbildung nicht so rasch, sie bleiben daher läpger im Zusammenhange mit der Keim- - zelle; denn nicht ihr Kern, das Keimbläschen, ist es, welcher den weiblichen Zeugungsstoff constituirt, sondern der Zelteninhalt, der Dotter, und erst nach der völligen Entwicklung dieses wird die weibliche Tochterzelle, das Ei, frei. Die männliche Tochterzelle be- steht als solche so lange, bis ihr Kern als reifes Spermatozoid selb- ständiges Leben erlangt hat; in der weiblichen Tochterzelle ist es der 271 Kern, welcher als solcher nur so lange besteht, bis die Zelle, der Zelleninhalt vermöge der Befruchtung durch den zu selbständigem, eigen- thümlichen Leben entwickelten männlichen Kern ebenfalls zu selbstän- digem eigenthümlichem Leben gelangt ist, welches in der Entwicklung des Dotters zum Embryo besteht. — Dies ist die zusammenstimmende Analogie und Uebereinstimmung einerseits, Abweichung anderseits, welche eine Vergleichung ‚der Entwicklungsgeschichte der männlichen und weiblichen Zeugungsstoffe für Mermis albicans auf einfachste Weise ergibt. Für die Spermatozoen ist die Entwicklung aus primitiven Keim- zellen als allgemeines Gesetz besonders durch die Untersuchungen Köl- liker’s und Reichert’s bekannt. Die analoge Entwicklung der Eier aus primitiven Keimzellen dagegen wurde, abgesehen von einer nicht genug beachteten Beobachtung Reichert’s bei Nematoden, wovon sogleich, bisher bei keinem Thiere gefunden, und Zeuckart hat in seiner Dar- stellung der Zeugung in der Thierwelt t) als Schlussfolgerung aus allen Beobachtungen den Satz hingestellt, dass von allen Eitheilen das Keim- bläschen das früheste sei, und das Ei durch Umbildung um das Keim- bläschen entstehe. So wenig zwar dieser Satz in seiner Allgemeinheit - bestehen kann, so wenig stösst ihn das einzige Beispiel von Mermis albicans um, ‘denn wie weit der Entwicklungstypus, dem die Eier von Mermis albicans folgen, und sie werden gewiss nicht allein dastehen, verbreitet ist, werden erst künftige Untersuchungen zeigen müssen. Bei unserem Thier ist‘ weder Keimbläschen, noch Dotter, noch Dotterhaut das zuerst Entstehende, sondern alle drei Bestandtheile des Eies entstehen gleichzeitig aus der Keimzelle, deren Kern der Keim für viele Keimbläschen, deren Zelleninhalt die Anlage für ebenso viel Dotter, deren Zellmembran die für ebenso viel Dotterhäute ist. Es entsteht daher die Frage, welcher Theil der Keimzelle, oder für ‚welchen der drei Eibestandtheile der Keim zuerst sich bildet. So wie "hinsichtlich der Bildung der Tochterzellen in der männlichen Keimzelle ‚(siehe oben), kann ich auch hinsichtlich der Bildung sowohl der männ- lichen wie der weiblichen Keimzelle ‘selbst der Ansicht nicht bei- ‚stimmen, wonach um den zuerst sich bildenden Kern eine Umhüllungs- kugel entstehen, und erst zuletzt um diese die Zellmembran sich bilden soll. Nach meinen Beobachtungen sind die Kerne zwar scheinbar das zuerst Entstehende, aber diese enthalten schon die Anlage für ‚die ‚Zeilmembran in sich, und sind deshalb nicht identisch mit den spä- ‚teren Kernen, sondern sind Zellenkeime, aus denen sich Kern und Zellimembran differenziren, indem letztere durch Entstehung von Nlüssi- gem Zelleninhalt von dem nun als Kern auftretenden Theile des Keims !) Wagner, Handwörterbuch der Physiologie. Artikel: Zeugung. 272 abgehoben wird. Die Frage, welcher Theil zuerst entsteht, sowohl des Eies als der Keimzelle, würde ich nur dahin beantworten, dass alle drei Theile bei beiden zugleich durch Differenzirung aus einem Keim entstehen. x Bei der Beschreibung des Hodens, so wie bei der des Eierkeim- stocks und ihres Inhalts habe ich kleine Fetttröpfehen und helle Ku- geln von verschiedener Grösse erwähnt, die ich beständig in beiden Organen gefunden habe, und die ich nicht für Beste zerstörter Zellen, im Eierkeimstock, also auch nieht für Dotterkörnchen, denen sie sonst völlig gleich beschaffen zu sein scheinen, halten kann. Für beide Theile möchte ich die Bedeutung als Bildungs- und Ernährungsmaterial der Keimzellen beanspruchen. Bei Berücksichtigung, dass kein Gefäss- system fortwährend neuen Stoff den Organen zuführt, während ander- seits die enorme Production von Eiern so viel Zufuhr von Stoff vor- aussetzen lässt, muss man fast mit: Bestimmtheit erwarten, dass sich innerhalb der Organe selbst ein Vorrath von Bildungsmaterial nach und nach ansammeln werde, welches allein aus dem Fettkörper, entweder direct oder durch Vermittelang von Zellen (siehe oben), dahin ge- langen kann. Dass ein fettiger und ein wahrscheinlich eiweissartiger Bestandtheil dieses Bildungsmaterial zusammensetzen, scheint den An- forderungen des Zellenbildungsprocesses zu entsprechen. Die kugelige Gestalt des letztgenannten Theiles ist wahrscheinlich nieht die ursprüng- liche im Hoden und Eierkeimstock, sondern die Substanz wird, sobald sie in Berührung mit Wasser oder Speichel kommt, wie Fett im Wasser, zu Tropfen von unbestimmter Grösse zusammenfliessen, ganz ähnlich wie sie selbst oder eine ihr ühnliche Substanz in den Eiern, wenn Wasser aufgesogen ist, ebenfalls in Tropfen sichtbar wird (siehe oben). Jene ersten Entwicklungsphasen sowohl der Eier als der Samen- elemente gehen sehr rasch vorüber; bei den ersteren aber noch bei weitem schneller als bei den letzteren; denn während auch im weitern Verlauf des Hodens zwischen den sich entwickelnden Spermatozoen noch immer Keimzellen mit Tochterzellenbildung anzutreffen sind, ist im Eierstock die ganze Entwicklung der Keimzelle, von der Ent. stehung ihres eigenen Keims an, bis zum Auftreten der Dotterkörnchen in den jungen Eiern, zusammengedrängt in dem nur Y," langen und Yo" weiten Eierkeimstock, In diesem müssen alle jene in Fig. 35, 42, 43, 44, 45, 46 abgebildeten Stadien gesucht werden, Den bei weitem grössten Theil des Inhalts machen nun aber die in der Bil- dung begriffenen und fertigen Keimzellen selbst aus (Fig. 35), so dass der Fundort für ihre ferneren Entwicklungsformen ein &usserst be- schränkter wird, Es kann ‘daher nicht auffallend sein, wenn sich bei dieser Rapidität der Entwicklung die einzelnen Stadien nicht in grosser Anzahl finden lassen; und in der That bedarf es einer recht genauen 2 BEER a ED EA N DE RLEMEEER An ZITTUE 273 x Durchmusterung des ‚vorsichtig hergerichteten Präparats, um eine zu- sammenhängende Reihe von Formen zu entdecken, für welche auch nur selten ein einziger Eierkeimstock ausreicht, Für die völlige Ausbildung des Dotters gebrauchen die Eier eine ungleich längere Zeit, da dieselbe erst nach‘ dem Durchgang durch den 7— 3” langen Dotterstock erreicht ist, Ich habe in der obigen Beschreibung die Dotterbildung so dargestellt, dass die primitive Keim- zelle, bisher mit Production von Tochterzellen, Eiern, beschäftigt, nach Beendigung dieses Vorganges in ihrer Thätigkeit fortfährt und das Ma- terial zur fernern Ausbildung der jungen Eier, den Dotter, wiederum selbst produeirt, welches durch die Dotterkanäle den Eiern zufliesst, Es können sich Zweifel gegen ein solch’ völlig passives Verhalten der Eier selbst bei der Dotterbildung erheben; doch glaube ich, dass die Berücksichtigung folgender Momente zu jener Auffassung als der ein- fachsten führt. Der primitive Dotter, Grundlage des eiweissartigen Theiles des reifen Dotters, wird von der Keimzelle gebildet, deren Zelleninhalt er anfänglich ist.. Die Dotterkörnchen, der fettige Theil des Dotters, erscheinen zuerst in der Keimzelle, nachdem in der Regel die Bildung von Tochterzellen aufgehört hat. In den Eiern teitt der - Dotter ganz allmählich in kleinen Gruppen, die in .dem primitiven Dotter suspendirt sind, auf, und füllt erst nach und nach die an Aus- dehnung zunehmende Dotterhaut an, während die Keimzelle von An- fang an immer strotzend mit Dottermolekeln gefüllt bleibt und auch die Dotterkanäle die offenbarsten Spuren des Uebergangs der Körnchen in die Eier zeigen. Die Dotterkanäle selbst aber, diese bis zur Reife des Eies stets offenen Verbindungen der Eier mit ihrer. Keimzelle, sind - wohl der handgreiflichste Beweis für die Richtigkeit obiger Auffassung. Endlich ist noch an ein ebenfalls wichtiges Moment zu erinnern, näm- lich an die constant stattfindende Verkümmerung eines Theiles der jungen Eier; ‚wenn diese selbst den Dotter sich durch Zellenthätigkeit bildeten, so muss es unerklärlich erscheinen, weshalb beständig einige hierzu nicht im Stande sein sollten, während die einfachste Erklärung sich aus jener Auffassung ergibt, indem die Keimzelle nieht im Stande ist, für alle die Eier, welche sie angelegt hat, hinreichend Dotter zu produeiren: damit nicht alle Eier leiden, verkümmern einige gänzlich, an der einen Keimzelle mehr, an der andern weniger. Aus der ganzen Bildungsweise des Eies leuchtet unverkennbar ein Unterschied heryor zwischen alle den Zellen, welehe in ihrer ganzen ‚fernern Entwicklung Zellen bleiben, oder die bekannten Metamorphosen erleiden, und den Zellen, welche zwar nach ihrem unatomischen Bau vollkommene Zellen sind, aber in ihrer weitern Entwieklung ein von den Schicksalen der Zelle durchaus verschiedenes Leben entfalten. Der Vorgang der Tochterzellenbildung aus der Keimzelle bei Mermis, das 274 anscheinend wenigstens völlig "passive Verhalten dieser Tochterzellen bei einer Grössen- und Massenausbildung, die die der Keimzelle um Vieles übertrifft, und dennoch lediglich von der Thätigkeit dieser ab- hängt, — Alles dieses sind Verhältnisse, wie sie bei der gewöhnlichen Zellengenese, bei der Tochterzellenbildung niebt verkommen. Schon die Vergleichung der Eier mit ihrer Keimzelle selbst, welche sich nie- mals zu einem Ei entwickelt, und doch nicht nur aus denselben Be- standtheilen, ‘wie jene, besteht, sondern sogar alle die Bestandtheile jener urspünglich in sich vereinigte, beweist, dass die Eier anatomisch zwar, aber nicht physiologisch Zellen sind. — Es liegt nahe, irgend einen Zusammenhang zu vermuthen zwischen diesen auffallenden Unter- schieden und dem Schicksal oder der Lebensthätigkeit der Eizelle, welche bestimmt ist, nicht nur durch eine erweckende Thätigkeit der Samenelemente, sondern auch durch eine in unerklärter Weise statt- findende Uebertragung yon Eigenschaften, deren Träger die Samen- elemente sind, zur Entwicklung zum Embryo angeregt zu werden, Ich habe oben schon an eine Beobachtung Reichert’s erinnert, welche ich als den einzigen sichern Beweis dafür anführen kann, dass die bei Mermis beobachtete Entwicklung der Eier aus primitiven Keimzellen nicht allein dasteht; denn leider muss ich die bei der Beschreibung des Nervensystems gemachte Bemerkung wiederholen, dass es mir an Zeit und Gelegenheit fehlte, die betreffenden Untersuchungen noch bei anderen Thieren anzustellen. In der Abhandlung über die Entwick- lung der Samenkörperchen der Nematoden, in welcher Reichert schon der damals hauptsächlich von v, Siebold vertretenen Ansicht über die Bildung der Keimzellen der Samenelemente und die der Eier durch Umlagerung um den Kern und nachträgliche Bildung der Zellmembran entgegentrat, gibt er an, dass er bei Strongylus auricularis und Ascaris acuminata in dem blinden Endstücke der weiblichen Ge- schlechtsröhre grössere runde Zellen gefunden habe, die in jeder Be- ziehung den primitiven Keimzellen (Mutterzellen der Keimzellen nach Reichert) im Hoden glichen. Daneben und weiter herab im Eierstock fand Reichert zur Hälfte kleinere Zellen, die übrigens von derselben Beschaffenheit, wie die grösseren, waren; obwohl nun Reichert allerdings keine Zwischenstufen beobachtete, so vermuthete er doch, dass jene grösseren Zellen die Mutterzellen, Keimzellen für die kleineren seien, und beobachtete, dass diese kleineren Tochterzellen die jungen Eier selbst waren, welche von Anfang an aus der Dotterhaut, dem primi- tiven Dotter und dem Keimbläschen, in welchem der Keimfleck erst später deutlich heryortrat, bestanden und erst später nach und nach den fettigen Theil des Dotters erhielten. Von einer Verbindung der !) A. a. O, pag. 4108. 275 Eier mit der primitiven Keimzeile beobachtete Reichert Nichts, und es würde, falls diese Beobachtungen richtig und vollständig sind, dieser Unterschied in dem Verhältniss der Keimzelle zu den Eiern zwischen Mermis und den Nematoden auf Verschiedenheiten bei der Ent- wicklung schliessen lassen, die denen analog sind, welche bei der Entwicklung der Samenelemente stattfinden, indem bald die Tochter- zellen sich früh von der Muiterzelle trennen, bald die ganze Entwick- lung der Spermatozoen noch innerhalb derselben vor sich geht, und die Mutterzelle zuletzt noch die einzige Hülle um ein Bündel von Sper- matozoen bildet. Ausser dieser Beobachtung Reicher”’s habe ich aber noch einige andere anzuführen, welche bei genauerer Prüfung sich vielleicht als - Analoga zu der Entwicklung der Eier bei Yermis albicans und zu - dem hier stattfindenden Verhältniss der Keimzelle zu den Eiern heraus- stellen könnten. Eschricht berichtet in einem Aufsatze, betitelt: Inquiries concerning the origin of intestinal worms *), dass die Eier von Ascaris lumbri- coides im Eierstock um eine mittlere Axe gruppirt seien, so dass sie auf einern Durchschnitt des Eierstocks wie Radien von einem Cen- rum ausgingen. Eine Abbildung dieser Eier hat schon Henle in seiner Abhandlung «Ueber die Gattung Branchiobdella u. s. w.» 2) gegeben. _ Die Eier laufen an einer Seite in einen langen schmalen Fortsatz aus, während sie an der entgegengesetzten abgerundeten Seite eigenthüm- Jiche Einkerbungen zeigen. In dem mir zu Gebote stehenden Exem- plare jenes englischen Journals fehlt die zugehörige Tafel, so dass ich nur die Copien eines Theiles der dort gegebenen Abbildungen, welche sieh in: «Eschricht, Das physische Leben», pag. 412 finden, be- _ nutzen konnte. Weder aus der Beschreibung, noch aus der Abbildung geht hervor, was diese Axe der Eier, diese Rhachis eigentlich sei, und in welchem Zusammenhange die Eier mit derselben stehen. 0m. Siebold?) gibt an, dass er selbst ebenfalls bei mehren Ne- _ matoden eine Gruppirung der Eier um eine Rhachis beobachtet habe; doch werden auch hier Angaben vermisst darüber, wie der Zusammen- hang beschaffen, und was die Rhachis sei. Der Gtite Herrn v. Siebold’s verdanke ich es, dass mir die Notizen und Skizzen, welche den kurzen Bemerkungen in seinem Lehrbuch zum Grunde liegen, vorliegen, und dass ich sie hier genauer, zum Theil auch durch mündliche Zusätze ergänzt, mittheilen darf. Auch ‚darf ich bemerken, dass v. Siebold selbst geneigt ist, seine früheren ’ Edinburgli new philosophical journal. A841, pag. 336. #) Müller's Archiv. A835, pag. 574, Tab. XV, Fig. 14. ?) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, pag. 451, Anm. %, 276 Beobachtungen in dem Sinne zu deuten, wie ich sie hier, freilich nur vermuthungsweise, als Beispiele zu Mermis albicans anführe. Bei Ascaris mysiaz finde ich bemerkt, dass die Eier mit deut-- lichen Keimbläschen im Ovarium um eine Axe' gruppirt liegen; eine beistehende kleine Skizze zeigt sechs Eier, die um ein gemeinschaft- liches Centrum geordnet sind, gegen welches zu sie in einen dünnern Fortsatz auslaufen. Im Mittelpunkte selbst ist Nichts weiter angedeutet. Notizen über Ascaris osculata, aus dem Jahre 1835 stammend; enthalten, dass im Ovarium sich gehäufte spitze Pyramiden von Dotter- masse finden, die dicht an einander gedrängt sind; eine bei nur ge- ringer Vergrösserung gezeichnete kleine Abbildung stellt, wie die vorher erwähnte, eine Gruppe von sieben kleinen Dottern dar, die mit ihren spitzen Enden in einem gemeinsamen Mittelpunkte befestigt zu sein scheinen. Im Uterus fanden sich die Eier einzeln, Bei Cucullanus elegans waren die Eier im Oyarium wie um eine Axe gruppirt. % Bei Strongylus inflezus fand v. Siebold die Eier im Eierstock langgestielt und birnförmig, radienartig um die Mittelaxe der Oyarien- röhre gelagert, nach der Tuba zu rundeten sie sich allmählich und fanden sich im Uterus einzeln, Beistehende Skizzen gleichen sowohl den vorher citirten, als meinen Abbildungen von Eiergruppen. Das bei Ascaris aucta Beobachtete beschreibt v. Siebold selbst in Burdach’s Physiologie, Bd. I, p. 214, «In dem hintersten Ende der Ovarien hängen sich die Dotterkörnchen zu kleinen runden Häufchen an einander, umgeben sich mit einer zarten Hülle und verbinden sich im vordern Theile des Eierstocks zu fünf, acht und mehren zusammen, mittelst kurzer zarter Fäden, welehe von einem Ende des Eierkeimes ausgehend in einem gemeinschaftlichen Punkte an einander treten. » Dass in diesem Falle v. Siebold nichts Anderes vor sich hatte, als Eier- trauben, die mit ihrer Keimzelle in Verbindung standen, unterliegt gewiss keinem Zweifel, wie auch v. Siebold, selbst überzeugt ist und die nachträgliche Bildung der Dotterhaut für irrthümlich hält. Auch die übrigen eben, eitirten Beobachtungen stehe ich nieht an, hieher zu ziehen. Die Abbildungen, die mir vorlagen, sprechen ganz dafür, wogegen ich weder bei v, Siebold, noch bei Eschricht irgend eine Zeichnung finde, welche eine Gruppiruog der Eier um eine continuir- liche Längsaxe veranschaulichen möchte. Existirte eine solche Rhachis %) !) Leuckart sagt in dem Artikel Zeugung des Handwörterbuchs von Wagner, Grunde zu liegen. a Lu pag. 813, Anm. 3: «Der fadenförmige Strang, Rhachis, der die Längsaxe a des Eies (?) (Eierstocks) in solchen Fällen durchzieht, ist wohl schwerlich etwas Anderes, als eine eiweissartige, zu einem festen Körper erhärtete R Masse.» — Es scheinen aber dieser Vermuthung keine Untersuchungen zum [4 u M f i iM r, h 3 i | | PR | ” 277 wirklich, so würden sich doch bei der Präparation ungleich öfter Seiten- ansichten derselben dargeboten haben, als Querschnitte, die bei dem Eierstocke eines Nematoden überhaupt wohl sehr schwer zu machen sein möchten. Alle vorliegenden Zeichnungen stellen aber solche Quer- schnitte der Rhachis mit Eiern dar, die ich für nichts Anderes halten kann, als für Keimzellen mit Eiertrauben, wie bei Mermis. Werden fernere Untersuchungen diese Vermuthung bestätigen, so werden sich gewiss auch bei diesen Nematoden im hintern Theil des Eierstocks dieselben Bildungsstadien der Eier finden, wie bei Mermis; es wer- den zuerst Keimzellen entstehen, aus denen nach und nach die Eier als Tochterzellen hervorwachsen. Endlich glaube ich hier noch einige Verhältnisse berücksichtigen zu müssen, welche M. Schultze!) bei dem Rhabdocoelen-Genus Ma- tan beobachtet hat. Bei Macrostomum hystrix und auri- _ tum nämlich finden sich nach Schultze’s Beobachtungen nicht, wie bei den übrigen Rhabdocoelen, getrennte Eierkeimstöcke und Dotterstücke, sondern es ist jederseits nur ein Schlauch vorhanden, welcher überall geschlossen ist. In dem hiotern Theile dieses Schlauches finden sich Keimbläschen, welche im vordern Theile von Dotter umgeben werden. Nach Schultze bildet sich nun ein Ei, indem eine im vordersten Theil Pi) des Schlauches um ein Keimbläschen angesammelte Dottermasse sich allmählich sammt dem sie umhüllenden Theile des Eierstockschlauches selbst abschnürt und endlich frei in. die Leibeshöhle fällt, Aus dem - Munde des Autors selbst habe ich noch zwei Beispiele für diese merk- würdige Eibildung erfahren: es findet nämlich derselbe Vorgang statt bei Turbanella hyalina und Chaetonotus manimus?), zweien vorläufig den Turbellarien angereihten Thieren, was in dem eitirten _ Aufsatze noch nicht erwähnt worden ist. Wenn in diesen Fällen der Geschlechtsschlauch selbst es ist, wel- eher sich mit dem Ei abschnürt und so dessen Dotterhaut selbst bildet, 80 ist also der ganze Eierstock als eine grosse Keimzelle zu betrachten, welche Keimbläschen und Dotter producirt, Tochterzellen bildet, indem _ Keimbläschen mit Dottermassen sich absehnüren, im Allgemeinen analog dem bei Mermis statifindenden Vorgange, Man kann dann mit dem- ‚selben Rechte sagen, jene Thiere entbehren eines Geschlechtsschlauches, eines eigentlichen Eierstocks, und produeiren dafür frei in der Leibeshöhle jederseits eine einzige grosse Keimzelle, von der allmählich die einzelnen Bier als Tochterzellen sich abschnüren. Der Deutung, welche Leuckart ®) ‚den Beobachtungen Schultze's bei Macrostomum gibt, kann ich nicht Y) Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien. ?) Ueber Chactonotus und Ichthydium etc. Miüller's Arch. 4853, p. 24. ?) A. a. O, pag. 812. 278 # beistimmen: «Im Anfange», sagt er, «scheint die Dottermasse der 3 einzelnen Eier in einem continuirlichen Zusammenhange zu stehen, bis später eine Abschnürung erfolgt, und mit der Bildung der isolirenden Eihaut die Entwieklungsgeschichte des ganzen Eies vollendet ist.» Diese Bildung der isolirenden Eihaut besteht eben nur in der Ab- schnürung eines Theiles der Membran des Geschlechtsschlauchs, die ich als gemeinsame Keim- oder Mutterzelle auffasse, die aber, mag man sie betrachten, wie man will, jedenfalls früher existirt, als der in ihr sich erzeugende Dotter. Das gelegte Ei von Mermis albicans findet sich frei in der Erde, und hier geht die Entwicklung zum Embryo vor sich. Diese bietet keine Besonderheiten dar. Der Dotter unterliegt, wie gewöhnlich dem - Furchungsprocess und verhält sich dabei genau so, wie bei den Ne- matoden!). Nachdem er maulbeerförmig geworden, verwandelt sich allmählich die runde Form in eine ovale, welche immer länger und schmaler wird. In der Mitte zeigt sich eine Krümmung (Fig. 52), deren Concavität nach und nach zu einer tiefen Spalte wird (Fig. 53). Kopf- ende und Schwanzende nähern sich, weichen neben einander vorbei; die cylindrische Form des Embryos bildet sich mehr und mehr hervor, die Länge wächst auf Kosten der Dicke, und die Dotterhaut wird von den sich mehrenden Windungen des Embryo’s gedehnt. Schon früh ” is das Kopfende dem Schwanzende in seiner, Entwieklung voraus- geeilt. Denn wenn erst eine einzige Krümmung vorhanden ist, und das Schwanzende noch ganz und gar das maulbeerartige Ansehen hat, noch aus den unveränderten Embryonalzeilen besteht, ist das Kopf- ende bereits glatt und abgerundet, von einem ununterbrochenen Con- tour begrenzt und zeigt schon das spätere helle, durchsichtige Ansehen ” (Fig. 53). Die Dotterhaut wird von dem zu ansehnlicher Länge wach- senden Embryo ausgedehnt, und liegt demselben ganz dicht an; in gleicher Weise erleidet auch die zähflüssige Eiweissschicht und das Chorion eine allmähliche Ausdehnung. Die Windungen des Wurms sind anfangs unregelmässig, beginnen aber, wenn derselbe ungefähr die Länge von %,—4” erreicht hat, sich in sehr regelmässigen Spi- ralen zu ordnen (Fig. 54 u.55). Der Embryo von 4” Länge besitzt eine Dicke von Y/,,”; das Schwanzende ist in eine’ äusserst feine und lange Spitze ausgezogen, das Kopfende, abgestutzt, zeigt schon die” Mundöffnung, welche sich'in den Oesophagus fortsetzt; dieser verliert” sich im weitern Verlauf allmählich (Fig. 54 u. 55). Der Fettkörper fülle” R ; ı !) Bagge, De evolutione Strongyli auricularis et Ascardis acu- minatae. 279 aa — mit Ausnahme des Kopf- und Schwanzendes die ganze Leibeshöhle beinahe, da zwischen ihm und der bereits durch einen zarten dop- pelten Contour angedeuteten Haut sich nur noch spärliche Reste des Dotters finden. Hie und. da sind schon die Abtheilungen des Fett- körpers wahrzunehmen, die durch je zwei neben einander liegende - Zellen, aus denen er später besteht, gebildet werden (vergl. oben). Sowohl im Ei, als wenn man ihn aus demselben hervorgedrückt hat, zeigt der Embryo träge Bewegungen. Die Eiweissschicht wird nach und nach so ausgedehnt, dass der Embryo dem Chorion unmittelbar anzuliegen scheint. An geplatzten Eiern ist jedoch die Dotterhaut sehr deutlich wahrzunehmen. Die Dauer der embryonalen Entwicklung kann ich nicht genau angeben; doch beträgt sie jedenfalls mehre _ Wochen. Ebenso wenig weiss ich aus eigenen Beobachtungen, welche Grösse der völlig reife Embryo besitzt; die grössten, die ich finden ‚konnte, hatten 4Y,—4Y,” Länge und Y;— Yo” Dicke. v. Siebold indes hat früher Embryone bis zu 5” Länge im Ei beobachtet, und füllten diese das Ei in noch weit zahlreicheren und dichteren Win- ‚dungen, als die in Fig. 55 abgebildeten sind. München, den 6. August 1853. Ei») h Erklärung der Abbildungen. Tafel XI. Mit Fig. A—M. Querdurchschnitt der Mitte des Leibes von Mermis albicans. A Rücken- Mäche; B Bauchfläche; a Epidermis; b Faserhaut; c Corium; dd die beiden Bauchmuskelschichten; ee die Rückenmuskelschicht; f Zellen- schlauch der Mittellinie des Bauches; g g die beiden seitlichen Zellen- schläuche; h Stelle, welche dem Durchschnitt des Rückennervenstrangs, in einer Furche der Muskelschicht verlaufend, entspricht, angedeutet durch eine der dem Strang anliegenden Zellen; i der Splanchnicus auf dem Zellenschlauch des Bauches verlaufend; %kk Stellen, die dem Durchschnitt der seitlichen Nervenstränge entsprechen, wie bei h; nn die beiden seitlichen Längswulste des Corium; o der in der Mitte des Bauches befindliche Längswulst desselben, Ein Stückchen Faserhaut und Epidermis. «a Die beiden sich kreuzen- den Faserschichten; b eine der sechs Nähte der Faserhaut; c Epidermis unter der Faserhaut vorragend, mit schwach angedeuteten sechsseitigen Feldern, Ein Stückchen Epidermis mit den sechsseitigen Feldern. aa Zwei Nöbte in derselben. Die drei Häute von der Seite gesehen. a Epidermis; b Faserhaut; 0 Corium mit zarten Längsstreifen. Fig. 5. Fig. 6 Fi&,7 Fig. 8. Fig. 9. Fig. 40. Fig. A. Fig. 12. Fig. 13. 280 Eine Schicht des Corium abgelöst und herausgestülpt.. Bezeichnungen wie in Fig. & i Schwanzende von Mermis albicans, so lange das Thier als Parasit lebt. Ein Theil des Leibes durch einen Längsschnitt geöffnet und aus- gebreitet. Der Schnitt ist nahe an der Mittellinie des Bauches durch- gegangen. Die Bezeichnungen von d—i entsprechen denen von Fig. 4. A Mittellinie des Rückens; B Mittellinie des Bauches; dd die beiden Bauchmuskelschichten; e die Rückenmuskelschicht; f Zellen- schlauch der Mittellinie des Bauches; gg die beiden seitlichen Zellen- schläuche; h Rückennervenstrang; © Splanchnicus; % k die beiden seit- lichen Nervenstränge; l die Zwischenräume zwischen den Bauchmuskeln und der Rückenmuskelschicht, in welche die seitlichen Längswülste des Corium hineinragen, auf denen die Zellenschläuche unmittelbar aufliegen (vergl. Fig. 1); m Zellen, welche zu den Seiten der drei Körpernervenstränge liegen. Einige Muskelbündel bei stärkerer Vergrösserung. a Querschnitte der- selben, keilförmig, mit zarten Querstreifen; b die nach Innen vor- springenden schmalen Kanten der Muskelbündel; c ein Muskelbündel von der Seite gesehen, mit zarten Längssireifen; d Zerfallen der Bün- del in Primitivfibrillen, Zellenschlauch mit Inerustationen. « Incrustationen in den Zellen des Zellenschlauches; 5 solche in der Bildung begriffen. a Die geplatzten Zellen, in welchen die Incrustationen (b) eingeschlossen waren, Incrustationen stärker vergrössert, a Aeussere Schicht; 5b mittlere ° schmale Schicht; ce Kernschicht mit concentrischen Linien. Tafel X. Mit Fig. 12— 18. Vorderende einer männlichen Mermis von der Bauchseite gesehen. a Mundöffnung; b Oesophagus; c Faserhaut und Epidermis; dd Co- rium; e Muskeln von der Seite gesehen; f Ursprung derselben; g Zellen- schlauch des Bauches; Ah h die beiden seitlichen Zellenschläuche; @i Mus- keln von oben gesehen; Ak unteres Schlundganglion; 7 hinteres Kopf- ganglion; m vorderes Kopfganglion,; n kurze Nervenstämme, welche die sechs Papillen am Kopfe bilden; p p Papillen zum Theil von vorn, zum Theil von der Seite gesehen. Das Corium über ihnen sehr ver- dünnt; g Nervenstämmchen zur Haut verlaufend; r seitlicher Körper- ” nervenstamm; s dessen grösster nach abwärts laufender Zweig. Die herauspräparirte Kopfganglienmasse vom Rücken her gesehen. a Schlundring; db oberes Schlundganglion; cc der aus dem vorderm Kopfganglion ‚entspringende Faserstrang; dd der aus dem hintern Kopfganglion entspringende Faserstrang; ee seitliche Commissur der beiden Schlundganglien; ff die beiden Wurzeln des Splanchnicus; g Zellenschlauch der Mittellinie des Bauches (Fig. 42 g); A emer der beiden seitlichen Zellenschläuche (Fig. 42 h); ? Splanchnicus; %k unteres Schlundganglion (Fig. 12%); II die beiden hinteren Kopfeanglien, das der rechten Seite liegt in seiser normalen Lage; das auf der linken Seite ist über das vordere Kopfganglion zur Seite gefallen (Fig. 121); w m m die beiden vorderen Kopfganglien. Das der linken Seite liegt noch 27 281 festgeheftet auf dem einen der seitlichen Zellenschläuche. Das der rechten Seite ist ganz isolirt und mehr aus einander gefallen (Fig. 42m); nn Ursprung der beiden Wurzeln des Rückennervenstrangs; o Ver- bindung der einen Wurzel desselben mit der Wurzel des Splanchnicus; pp Fasern, welche zu den Papillen gehen (Fig. 12p); qq Fasern, welche zum Oesöphagus gehen; rr Ganglienzellen mit zwei Kernen; s Ursprung einer Wurzel des Splanchnieus; Ursprung der seitlichen Körpernervenstämme (Fig. 12 r). Das Kopfende von vorn gesehen. a Die trichterförmige Mundöffnung am Grunde vom Oesophägus umfasst; bb die sechs Papillen (Fig. 42 p). Das Schwanzende der Länge nach aufgeschnitten und ausgebreitet. a Epidermis und Faserhaut; 5 Corium; cc Rückenmuskelschicht, durch den Schnitt in zwei Theile getheill; dd die beiden Bauchmukel- schichten; e Zellenschlauch der Mittellinie des Bauches; ff die bei- den seitlichen Zellenschläuche; g Rückennervenstrang in das Schwanz- ganglion übergehend; Ah die beiden seitlichen Nervenstämme mit den Schwänzganglien; i Splanchnicus; % Incrustätionen in dem einen der seitlichen Zellenschläuche, wie solche oft gerade in der Schwanz- spitze vorkommen, Ganglienzellen stärker vergrössert. a Unipolare Zelle; 5 bipolare Zelle; c Zelle mit drei Faserursprüngen; d zwei verschmolzene Ganglien- kugeln in einer Hülle liegend, mit zwei Faserursprüngen an einem Pole. Verbreitung der Nerven in einer Muskelschicht, bei stärkerer Ver- grösserung. aa Rückenmuskelschicht; man sieht auf beiden Seiten der Mittellinie schräg in die Zwischenräume der einzelnen nach Innen vorspringenden Muskelbündel; b Rückennervenstrang, welcher durch die zahlreichen kleinen Löcher ein geflechtartiges Ansehen hat; cc In- serlion einer Nervenprimilivfaser an ein Muskelbündel mittelst eines terminalen Dreiecks; dd Theilung einer Primitivfaser in dem termi- nalen Dreieck; e Zellen, welche zu beiden Seiten der Nervenstämme einen Beleg bilden. . Zellen, welche auf der Oberfläche der inneren Organe, Fettkörper, Ver- dauungsapparat u, s. w. in Gruppen aufliegen, dieselben, welche zw den Seiten der Nervenstämme sich finden (Fig. 47 e). Tafel XiN. Mit Fig. 19— 27. Der Verdauungsapparat bei schwächerer, etwa 30inaliger Vergrösse- rung. Er ist etwas verkürzt, indem nur etwa 20 Magenhöblen ge- zeichnet sind. Im Leibe liegt er gestreckt. A Vorderende, nicht weit hinter der Mundöffnung abgerissen; R Hinterende; a Oesophagus, welcher bei D, tiber der letzten Magenhöhle endigt; db innerer Schlauch, in welchem der Oesophagus verläuft, ganz gefüllt mit einer feingranulirt erscheinenden zühen Müsse; c eine der Anschwellungen, welche dieser Schlauch bildet, in denen die Magenhöhlen liegen; d eine Magen- höhle mit verdickter Wand im Gründe; die Oeffnung ist dem Oeso- phagus abgewendet; ee Magenhöble, über deren Oeffnung der äussere Schlauch, welcher der geringen Vergrösserung wegen übrigens nicht gezeichnet werden konnte, einen Seitenkanal bildel, der vom Fig. 20, Fig. 21. Fig. 2. Fig. 23. Fig. 24. Fig. 25. Fig. 26. Fig. 27. 252 Fettkörper abgerissen ist; f kleine Magenhöhlen, wie sie sich anı obern Theil des Verdauungsapparats finden; g letzte Magenhöhle mit _ dem Rest des Verbindungskanals zum Fettkörper; Ah Magenhöhle, die aus zwei Ahtheilungen. besteht, in der Profilansicht nierenförmig er- scheint. f Eine Magenhöhle bei stärkerer Vergrösserung. a Oesophagus, unter der Oberfläche der Anschwellung des innern Schlauches verlaufend ; b innerer Schlauch mit der schwammigen Masse gefüllt; c die die Magenhöhle bildende Einstülpung der Membran des innern Schlauches, die sich wieder herausgestülpt hat; die mit Falten besetzte Einschnü- rung zwischen dieser Ausstülpung und der Anschwellung ist die Oeff- nung der Magenhöhle; d die im Grunde verdickte Wandung der Ki Magenhöhle; e der äussere locker umliegende Schlauch; f der von diesem gebildete Seitenkanal, der vom Fettkörper abgerissen ist; in ihm liegt die ausgestülpte Magenhöhle; g kugelige Massen von Chitin innerhalb des innern Schlauches. : Ein Theil des Fettkörpers, welcher durch den über der Oeffnung der 7 Magenhöhle entspringenden Kanal mit dieser in Verbindung steht. “A Fettkörper; B eine Anschwellung des Verdauungsapparats mit einer - Magenhöhle;. a Schlauch, welcher den Fettkörper umgibt und sich unmittelbar in den Seitenkanal (i) fortsetzt; b grosse längliche Zellen 7 des Fettkörpers; c kleine, runde Zellen mit Krystallen ; d kleine gra- nulirte Kerne innerhalb der grossen Zellen des Fettkörpers; e äusserer Schlauch des Verdauungsapparats, welcher unmittelbar in den Seiten- kanal (i) sich fortsetzt; f innerer Schlauch; g Oesophagus; h Magen- höhle; i Verbindungskanal zwischen der Magenhöhle und dem Fett- ° körper. a Eine Anschwellung des Verdauungsapparats mit Magenhöhle, a Oeso- phagus; 5 innerer Schlauch; c Magenhöhle; nierenförmig; d verdickte Wandung derselben; e äusserer Schlauch; f Verbindungskanal zum 7 Fettkörper, abgerissen; g helle Kugeln in der schwammigen Substanz des innern Schlauches. e Schematische Darstellung einer Magenhöhle u. s. w. a Oesophagus verlaufend in dem innern Schlauche (c); 5b Lumen des innern Schlau- ches mit der schwammigen Substanz angefüllt; d Magenhöhle, ent- standen durch Einstülpung von (c); e äusserer Schlauch, welcher sich über der Oeffnung von (d) in (f) den Kanal, welcher in den Fettkörper einmündet, fortsetzt. Tafelförmige Krystalle aus der Leibeshöhle. Schwanzende des Männchens von der Seite gesehen. a Epidermis und Faserhaut; b Corium; cc Längsmuskeln; d Hautwülst, auf welchem sich die Geschlechtsöffnung befindet; e der doppelte Penis; f Ductus ejaculatorius; g Quermuskeln, % Warzen auf der Bauchfläche; # Mus- keln, welche in die Penisscheiden übergehen. Schwanzende des Männchens von der Bauchfläche. abc wie in Fig. 257 d Hautwulst mit der dreizipfligen Geschlechtsöffnung; e Penis; g Quer- muskeln; Ah Warzen, in drei Doppelreihen stehend. Penis, Ductus ejaculatorius und Hautwulst stärker vergrössert. a Hau wulst mit der Geschlechtsöffnung; db Penisscheide; c Muskeln, welche” in sie übergehen; d rinnenförmiger Penis; e Ductus ejaculatorius. Fig. 29. ‚35. 283 Tafel XIV. Mit Fig. 28 — 34. Der eine der beiden weiblichen Geschlechtsschläuche achtmal ver- grössert. a Eierkeimstock; Db Dotterstock, ganz mit Eiern gefüllt; c Eiweissschlauch mit Eiern hie und da; d Tuba; e Uterus mit Eiern ; f Vagina; g Uebergang des Dotterstocks in den Eiweissschlauch mit einer sphinkterartigen Verengerung. Ein Theil des Eiweissschlauches. «a Tunica propria; b nach Innen vorspringende Falten derselben; c helle Zellen, die in den durch jene Falten gebildeten Kammern liegen; d kugelige, zähflüssige Substanz, die den Schlauch anfüllt; e ein Ei, welches in einem Haustrum liegt und von einer Eiweissschicht umgeben ist; f Geflechte der Eingeweide- nerven; g Ganglienzellen derselben. Die Tuba mit dem Endtheil des Eiweissschlauches und-dem Anfangs- theil des Uterus. (Die Tuba ist um die Hälfte verkürzt gezeichnet.) A Eiweissschlauch; B Tuba; C Uterus; a Tunica propria; b netz- förmige Falten im Endtheil des Eiweissschlauches; c Ringmuskeln der Tuba; d Ringmuskeln des Uterus; e sechseckige Epitelialzellen im Uterus. Die Vagina mit dem Uebergang in die beiden Uteri. a Die Fortsetzung des Corium als Tunica propria, allmählich dünner werdend; b Ring muskeln; ec Epitelium; d Längsmuskeln; e Anfang des Uterus; f Epi- telium desselben; g erweiterte Stelle an der Einmündung der Vagina. Die Vagina von der Bauchwand in die Leibeshöhle ragend mit einem Theile der innern Leibesoberflichke, a“ Die beiden Bauchmuskel- schichten; b der Zellenschlauch des Bauches; ce die beiden Arme, mit denen derselbe die Vagina umgibt; d querer Verbindungsschlauch der beiden Arme; e Splanchnicus, welcher auf der einen Seite, ungetheilt, um die Vagina herumläuft; / Vulva, durch die Wand der Vagina hin- durchgesehen; g Hautwulst um die Vülva; A Ringmuskeln der Vagina; i Endtheil der Vagina. Weibliche Geschlechtsöffnung von vorn gesehen. (Die Körperhaut ist nicht gezeichnet.); a Die beiden von einander weichenden Bauch- muskelschichten; b Ringmuskeln am Anfangstheil der Vagina; c Haut- wulst um die Vulva, welcher einerseits in die Tunica propria, ander- seits in das Corium übergeht. Ein Querdurchschnitt der Vagina in ihrem obern Theile. a Ring- muskeln; 5b Tunica propria, noch verdickt; c Vulva, welche sich in das viereckige Lumen der Yagina fortsetzt. } Tafel XV. Mit Fig. 35—55. Endtheil des Eierkeimstocks, zugleich auch den Endtheil des Hodens vorstellend. a Tunica propria; b Keimzellen; c Fettmolekeln zwischen den Keimzellen; d Eiweisskugeln zwischen den Keimzellen. 36—4 stellt die Entwicklung der Spermatozoen dar. Pig. 36. Pig 37, Keimzellen, deren Kern ih der Theilung begriffen ist. a Keimzellen mit einfachem Kern, dieselben wie in Fig. 355; &b Theilung des Kerns; co abermalige Theilung. Die Kerne der Keimzelle bilden sich zu Tochterzellen aus. Zeitschr, f, wissensch, Zoologie, V. Bd. 19 284 Fig. 38. Entwicklungszellen der Spermatozoen, Tochterzellen der Keimzellen. a Freie Entwicklungszellen; b dieselben .um eine Eiweisskugel gruppirt. Fig. 39. Der Kern der Entwicklungszellen wird wandständig, bekommt das Ansehen eines soliden Körperchens (a, b), streckt.sich in die Länge (c). Fig. 40. Der der Zellwand dicht anliegende Kern wird stäbchenförmig. Fig. 44. Das sich entwickelnde Spermatozoid ist aus der Zelle herausgewachsen; Knickung an der Austrittsstelle. «a Die Knickung ist während des Schwindens der: Zelle weiter herausgetreten. Fig. 42—51 stellt die Entwicklung der Eier dar, Fig. 42. Keimzellen, deren Kern in der Theilung begriffen ist. (Die Zellen sind dieselben wie in Fig. 35 b.) { Fig. 43. Weitere Vermehrung der Kerne durch Theilung; die Keimzelle wächst. Fig. 44. Die Kerne treten an die Wand der Keimzelle und bilden sich durch Ausstülpung jeder eine Tochterzelle. «a Alle Kerne sind zugleich. an die Wandung getreten; b einzelne Kerne liegen bereits mitten in ihrer Tochterzelle. Hie und da zeigen sich die ersten Spuren der Dotter- körnchen, Fig. 45. Eine junge Eiertraube; in der Mitte liegt die mit Dotterkörnchen ge- füllte Keimzelle oder Mutterzelle. Fig. 46. Biertraube mit vielen Eiern, die die Keimzelle fast ganz bedecken. - Fig. 47. «a Eiertraube aus dem ‚Ahfangstheil des Dolterstocks. Gruppen von Dotterkörnchen in. den Eiern ; b. zwei Eier, isolirt. Fig. 48. Eiertraube aus dem obern Drittel des Dotterstocks. Inder Milte sind einige verklimmernde Eier. Fig. 49. Eiertraube aus dem Endtheil des Dotterstocks. Eier fast reif. Die Keimbläschen schimmern nur noch durch. a Keimzelle, mit Dotter gefüllt, welche sich durch den Dotterkanal (c) in das Ei (5) fortsetzt; d verkümmerte Eier. Fig. 50, Eiertraube ebendaher, Die Eier sind reif. abcd wie in Fig. 49; e ein geplatztes Ei; f Keimbläschen desselben mit bisquitförmigem Keimfleck; 9 kleine Gruppe von Dotterkörnchen, die auf dem Wege zum Ei in dem sich verengenden Dotterkanal liegen. blieben und einen kleinen Bruchsack bildeten. Fig. 54, Reifes Ei aus dem Uterus. ‚a Dotter (bedeckt das Keimbläschen) ; b Dotterhaut; e Eiweissschicht; d Chorion. Fig. 52—55 stellt die Entwicklung des Eies zum Embryo dar. Die ersten Stadien sind ausgelassen (vergl. Bagge, De evolutione etc.). Fig, 52. Der maulbeerförmige Dotter krümmt sich. Fig. 53. Fortschreitende Krümmung. Frühere Ausbildung des Kopfendes als des Schwanzendes. Fig. 54. Embryo von %,—4'" Länge, Y;,"' Dicke. Oesophagus angedeutet. Fettkörper, hie und da abgetheilt. Fig, 55. Embryo von 4,—2'' Länge. Dem Chorion scheinbar unmittelbar anliegend. Beiträge zur näheren Kenntniss der Schwimmpolypen (Siphonophoren), von Ai Dr. Carl Gegenbaur. Mit Tafel XVL XV XVII, .* A. Ueber Diphyiden. vw h- Ti Einfache Diphyiden '). Bo‘ ‘ , idin Eudoxia. Won dieser Eschscholtz’sehen Gattung, deren Charakter in einem Decekstücke (Saugröhrenstück Eschsch.) und einem an dasselbe ein- zefüsten Schwimmstüek nebst einem einzigen Polypenleib (Tubul. sur- us) besteht, wurde eine Art, die‘ noch unbeschrieben scheint, in ina häufig beobachtet. Ich nenne sie Eudoxia messanensis (Taf. XVI, Fig. k). Das Deckstück (Taf. XVI, Fig. 4 A) ist eine Ärekeeikige Pyramide, n Spitze etwas nach hinten umgekrtimrmt ist. Män kann an ihm ‚breite, etwas gewölbte Seitenflächen und eine schmalere Rücken- ehe unterscheiden ?). Die eine Seitenfläche verlängert sich weit über hinaus, und bildet eine am untern, vordern Rande abgerundete, gleich wohl mit grösster Wahrscheinlichkeit in Zukunft alle hieher ge- n Formen atıs hernach zu entwickelnden Gründen den eigentlichen polygastrischen Diphyiden zugerechnet werden müssen, so glaube ich doch keinen Fehler zu begehen, wenn ich hier noch diese Abtheilung E> aufführe. Es ist dies jedenfalls so lange gerechtfertigt, als es noch Formen gibt, welche in Bezug ihrer Relation zu Diphyidencolonien unbekannt sind. will hier bemerken, dass ich bei Beschreibung der einfachen Diphyiden ur f die Thiere so vörstelle, dass die Spitze oder Kuppel des Deckstücks nd Ei oben, die Mündung der Schwimmglocke nach unten sieht. Wo voni uf, Deckstücke" noch ein Fortsatz ausläuft, diese Seite bezeichne ich als die * ‘ er 19* 286 am hintern Rande, der der schmalen Fläche der Pyramide entspricht, mit einem starken Kiel versehene Schuppe. Sämmtliche Kanten der Pyramide sind scharf und ungezähnt. Die Basalfläche vertieft sich zur Aufnahme der einzelnen Organe gegen ihren Mittelpunkt hin, von wel- | cher Stelle aus sich ein grosszelliger, bald konischer, bald mehr spindel- förmiger Körper ins Innere des hyalinen Deckstücks gegen dessen Spitze zu fortsetzt. Dieser grosszellige Körper schliesst eine mit einem Wimperüberzuge versehene Höhle ein, die sich oft bis in seine Spitze ausdeht, immer aber mit jener des Stammes communieirt, die Wandun- gen werden von grossen Zellen gebildet, deren scharfe Randcontouren wie ein Netzwerk sich darstellen. Das Cavum wird von einer Flüssig- keit ausgefüllt, in welcher zahlreiche Molecüle herumwirbeln; öfter sieht man auch grössere Tröpfchen (Fett?), die dann meist die Spitze (das blinde Ende) einnehmen. Diese Höhle wird schon von Eschscholtz (System der Acalephen, pag. 126) bei Eudoxia Lessonii beschrieben und auch Will (Horae tergestinae, pag. 81) erwähnt ihrer als Athem- höhle bei Ersaea pyramidalis und truncata. Busch (Beobachtungen über Anatomie und Entwickelung einiger wirbelloser Seethiere, pag. 37) beobachtete diese Höhle, jedoch ohne grosszellige Wandungen, bei Eudoxia Eschscholtzi. Wie schon angedeutet wurde, entspringt von der Basis des Deckstücks der kurze Stamm des Thieres, dem die ein- zelnen ‚Organe ansitzen. Diese sind nun vor Allem eine längliche Schwimmglocke, an deren Stiel ein knospenartiges Gebilde entspringt, dann ein Polypenleib und endlich ein-Büschel von Fangfäden. Polypen- leib und Fangfäden können vollständig unter den Schuppenfortsatz des Deckstücks zurückgezogen werden; auch die Knospe liegt fast immer unter ihm verdeckt. Gehen wir nun auf die nähere Beschreibung dieser Organe ein: die hyaline Schwimmglocke (Fig. 4b), deren Längenachse mit jener der Deckstückspyramide so ziemlich zusammenfällt, zeigt an ihrer- Aussen- _ Näche sechs scharf vorspringende Längskanten. Die beiden vordersten davon laufen an der Mündung des Schwimmsacks in zwei vorsprin- gende Zacken aus, und die beiden hintersten vereinen sich halbwegs zu einem kielartig vorstehenden Blatte, das gleichfalls über die Mün- dung der Glocke hinausgeht, während die an den Seiten der Glocke verlaufenden Kanten etwa in der halben ‚Länge der Glocke sich ver- lieren. Im Innern der Glocke befindet sich die an der Anheftungsstelle derselben geschlossene, unten offene Schwimmhöhle, welche so ziem- lich die Form der Glocke, natürlich deren Kanten abgerechnet, wieder- gibt. Fine zarte, hauptsächlich aus Ringfasern gebildete Membran, die in Weingeist sogleich sich trübt, kleidet diese Höhle aus ‘und bildet an der Mündung derselben eine ringföürmige Haut, wie es auch von Busch bei Eud. Eschscholtzii beschrieben wurde. Vom Stamme des 287 Thieres tritt ein kurzer 'hohler Stiel an die Glocke, geht zum Grunde des Sehwimmsacks und sende an denselben vier gerade bis zur Mün- dung derselben verlaufende Gefässe, die dort in einen Ringkanal ein- münden. Da, wo nahe am Grunde der Glocke die vier Gefässe aus- " strahlen, prominirt fast immer ein bald kugeliger, bald keulenförmiger Körper, in den sich bis nahe an sein freies Ende.die Höhlung des Stammes fortsetzt. Dieser Kolben ist das Generationsorgan (f), das von Hueley und Busch zuerst mit Bestimmtheit erkannt und beschrie- ben: wurde. ' Will hatte das gleiche Organ schon bei Ersaea t) gesehen, jedoch falsch gedeutet, indem 'er es als hintern Fortsatz der Athem- höhle angibt und abbildet (l. ec. pag. 84, T. I, Fig. XXVII—XXXIe). Je nach dem Stande der Entwickelung sind in diesem Organe — und zwar in den die centrale Höhle umschliessenden Wänden — die Gesehlechtsprodukte zu erkennen. Die Eier finden sich zu 40—15, bilden oft. äusserliche Hervorragungen und sind mit nur wenig trüber Dottersubstanz versehen, fast vollkommen pellucid, während ein reifes männliches Organ durch seine weissliche, trübe Farbe sogleich .als solches sich unterscheiden lässt. In Bezug auf die Elemente des Samens stimmen meine Beobachtungen mit denen von Busch überein, nicht so in Betreff der Eier, wo ich niemals eine besondere Kapsel für jedes Ei zu erkennen im Stande war. Vielmehr verhielt sich jedes Ei, vom - geringsten Keime an bis zum reifen Zustande wie eine einfache Zelle. _ Die ältesten sind gewöhnlich gegen einander abgeplattet, und liegen an der Spitze des Ovarialkolbens, während die jüngern sich gegen dessen _ Anheftungsstelle hin eingelagert zeigen. Eine äusserst zarte, am reifen ‚nicht mehr darstellbare Dotterhaut, pellueider Dotter, gegen das bläschen zu mit einigen dunkleren Körperchen untermischt, dann ‚ein rundes, scharf umschriebenes Keimbläschen mit einem oder zwei ‚hellen Kernen (Keimfleck); dies ist Alles, was sich am Ei unserer Eudoxia unterscheiden’ lässt. runs, besonderem Interesse war mir die Beobachtung des am Ur- des Schwimmglockenstiels sitzenden Knospengebildes (Fig. A e), Hervorsprossen und allmähliche Weiterentwickelung zu einem medusenförmigen,, ganz der Schwimmglocke gleichgestalteten Organe ‚ich mehrfach durch Combination an verschiedenen Individuen verfolgen 3) Dass die von Will beschriebenen Ersaeen (J, e.) zu Eudoxia gezühlt werden 4 milissen, ist schon von Busch (l. c. pag. 3%) erklärt worden. Durch den ” Mangel eines vom Deckstücke hervorragenden Schwimmstücks — gerade dem von Eschscholiz aufgestellten Hauptcharakter — trennen sie sich ent- schieden von den Ersacen des Eschscholtz, sowie sie in ihrer Architektonik, ah und Anordnung ‘der Organe mit dem Genus Eudoxia zusanmenfallen. Deber das aus dem «Deckstück» hervorstehende Schwimmstück siehe weiter unten eine Bemerkung, 288 konnte. Auch Busch und Huxley haben diesen Vorgang schon. 'be- schrieben und mir so eine weitere Ausführung erspart. Nur über die Deutung dieses Organs bleibt mir nöthig, etwas näher einzugehen. Vergleichen wir zuerst den Bau beider Stücke — der Schwimmglocken und der Knospe — so finden wir eine auffallende Uebereinstimmung. Knospe und Schwimmsack sind in gleicher Weise mit Gelässen ver- sehen, in beiden entsteht eine kolbenfürmiges Generationsorgan, das in der Knospe nur angelegt, während es in der Schwimmglocke sich meist schon ausgebildet findet; all’ dies veranlasst mich, Knöspe und Schwimmstück für homologe, nur in verschiedenen Ent- wickelungsstadien begriffene Gebilde zu erklären, welche An- sicht auch noch in dem häufigen Vorkommen völlig ausgebildeter Eudo- xien mit ganz kleiner Schwimmglocke und mangelndem Knospengebilde eine fernere Bestätigung findet. Die Schwimmglocke ist also kein für das ganze Leben des Thieres persistirendes Organ, sondern sie scheint zu gewissen Zeiten, mit herangereiften Geschlechtsprodueten ausgerüstet, vom Stamme sich zu trennen, in welchen Fällen dann die unterdessen an der Basis ihres Stiels entstandene Sprosse als Ersatzschwimm- glocke ihre Stelle einnimmt. So weit gelangte ich durch meine Beobachtungen; es ist nun noch nöthig, auch anderweitige, nicht hiemit übereinstimmende Ansichten einer Betrachtung und Prüfung 'zu unterziehen. Busch, der zuerst die geschlechtlichen Verhältnisse der Eudoxien genauer festgestellt, war anfänglich gleichfalls der Ansicht, dass diese «Eibehälter» — so nennt er die Ersatzglocke — junge Schwimmhöhlenstücke sein möchten; aber theils der Umstand, dass im knospenförmigen Eibehälter « ausserordent- lich deutlich » ?) die vier gefässartigen Kanäle zu erkennen waren, wäh- rend er in dem «Knorpel des Schwimmhöhlenstücks » vergeblich suchte, theils die Grössenverhältnisse des «Eibehälters», der, wenn seine Ge- schlechtsproduete schon ziemlich weit entwickelt waren, doch niemals den dritten Theil des Schwimmhböhlenstücks erreichte und sich später abgelöst haben musste (denn in weiterer Entwickelung wurde ‘er nie von ihm vorgefunden, selbst an Exemplaren, wo das eigentliche Schwimmhöhlenstück fehlte), bestimmten ihn von der {früher gewonne- nen Ansicht wieder abzugehen. Am meisten Gewicht legt dann Busch weiter auf die von der Ausbildung der Geschlechtstheile (in der alten Schwimmglocke) unabhängige Entwickelung dieses Organs, was natür- }ich nicht der Fall sein könnte, ‚wenn es an die Stelle eines gleichen }) Bei Beschreibung der Entwickelung dieses Organs erwähnt Busch das Auf- treten von vier gefässartigen Kanälen ähnlichen Bildungen, es muss nach ihm aber «noch zweifelhaft bleiben, ob diese vier Bildungen nur Längs- kanten in den Wänden oder wirkliche Gefässe darstellen» (l. c, pag. 42). 289 Vorgängers treten sollte, Er fand nämlich «Exemplare, deren Geschlechts- theile, im Schwimmhöhlenstücke noch ganz rudimentär sind, während der Eibehälter schon so weit entwickelt ist, wie ihn Taf. V, Fig. 7 darstellt, und wiederum andere, deren Geschlechtstheile zum Bersten gefüllt sind, während von jenem Organe erst ‚eine kleine Andeutung vorhanden ist». Ich ‚glaube nun diesen ganzen Passus für meine An- sieht ‘sprechend zu finden, denn der letzte Fall begreift Zustände, die eine frühere Entwickelung der Geschlechtstheile in der Schwimmglocke als in dem knospenartigen «Eibehälter» constativren, und.somit direct für meine, Ansicht sind, und dann, was die erste Kategorie von Fällen betrifft, so kann ich in der hieher bezogenen Abbildung des sogenann- ten Eibehälters (loc. cit. Taf. V, Fig. 7) eben gleichfalls nur sehr rudi- mentäre Geschlechtsorgane erkennen; auf keinen Fall darf bier von ‚ einer. besondern vorgeschrittenen. Entwickelung ‘der Geschlechtsorgane die Rede sein, wo diess nur als ein einfacher Blindschlauch, ohne in seinen Wandungen eine Spur: von Geschlechtsprodueten aufzuweisen, indie Cavität der jungen Schwimmglockenknospe hineinragt; zudem hätte jedenfalls auch das Entwickelungsstadium des Geschlechtskolbens _ in der Schwimmglocke näher angegeben: werden müssen. " Es kann somit dieser, für die unabbängige Entwickelung beider schon melirfach erwähnten Theile angeführte Grund für mich nichts weniger als überzeugend sein, so wie auch meine Beobachtungen mir die «Ersatzglocke» stets auf einer morphologisch und physiologisch ‚niedrigern Stufe als die Schwimmglocke des Thieres zeigten. Was weiter noch von Busch. angeführt wird, nämlich dass die Annahme ‚einer Ersatzschwimmglocke nur für: monogastrische Siphonophoren, wie Eudoxia, gepasst haben würde, jedoch für Diphyes, wo neben jeder Saugröhre ein solcher Eibehälter sich befindet, unstatthaft sei, «da es sich nicht denken lässt, wie ‚eine von diesen (Eibehältern) an die Stelle des abgestossenen Schwimmhöhlenstücks treten. sollte». Dies scheint auf einer falschen Analogisirung, der geschlechtlichen Speeial- ‚schwimmglocke (Eibehälter) der Einzeltbiere mit einem der: beiden ‚bloss locomotorischen Schwimmstücke der Colonie zu beruhen. Die ‚Schwimmglocke der Eudoxia ist = dem Meyen’schen Kibehälter des - Einzelthieres einer Diphyes; hier ist nur die Glocke, dort der Ge- ‚schlechtskolben vorwiegend ausgebildet, und umgekehrt, Was endlich noch das. Jifferente Verhalten in Betrefl' der Gefässe des Eibehälters und ihres Mangels an: der Schwimmglocke von Eudoxia Eschscholtzii belangt, so glaube ich gern, dass es unmöglich ist, jene Geofässkanäle in dem Knorpel des Schwimmhöhlenstücks aufzufinden, einfach darum, weil bei keiner Diphyide in dem «Knorpel» der Schwinmglocken sich Gefässe finden, vielmehr selbe immer ihren Ver- lauf in.der muskulösen Schwimmhböhlenmembran nehmen. Die hiegegen 290 bezügliche Sars’sche Beobachtung (Fauna littoralis Norvegiae, pag. 42) wird sich wohl ebenfalls hiefür modifieiren, oder es müsste hier eine mir nicht wahrscheinliche Ausnahme von einem sonst allgemein be- stätigten ‚Bildungsgesetze statthaben. \ Hier mag auch erlaubt sein, eine Bemerkung über die Gattung Ersaea Esch. einzuschalten. Wie bekannt gründete Eschscholtz (op. eit. pag. 427) dieses Genus für Thiere, die in Gestalt beider Körper- theile (des Deck- und des Schwimmstücks) mit ‘den Eudoxien völlige Uebereinstimmung, zeigen. Das: einzige Unterscheidungsmerkmal ist, wie er sagt, eine sehr kleine Schwimmhöhle, welche sich in einer kurzen frei hervorstehenden Röhre befindet. Diese Röhre ist.an der Wurzel der Saugröhre, und mit ihr in der kleinen Aushöhlung des Saugröhrenstücks (Deckstücks) befindlich, in welcher sich das Schwimm- höhlenstück anfügt. 80 weit Eschscholtz. Vergleichen wir nun das Ge- sagte wit den Verhältnissen, wie sie sich bei den Eudoxien finden, so ist ‘gleich im ersten Augenblicke die Vermuthung nicht zu unterdrücken, dass eben diese «sehr kleine Schwimmhöhle» nichts Anderes sein möchte als unsere «Ersatzschwimmglocke». Vergleichen wir noch hiemit die Fig. 3@ u. Fig. k, namentlich aber Fig. 35 (op. eit. Taf. 12), welche die beiden einzigen Ersaea-Arten vorstellen, so gewinnt diese Vermuthung noch mehr an Wahrscheinlichkeit. Die Quoy und Gaimard'- schen Gattungen Enneagenum, Cymba und Cuboides (Ann. des sc. nat. Tom. X, pl.2C DE) bieten ähnliche. Organisationsverhältnisse dar, indem sich an ihnen ein verschieden gestaltetes Deckstück, das in einer Vertiefung ein Schwimmstück aufnimmt, unterscheiden lässt. Neben diesem Schwimmstücke sitzt dann noch ein ‚gleich geformtes, aber sehr kleines Schwimmstück an gleicher Ursprungsstelle an, und wird von den Entdeckern als junges Individuum bezeichnet), Ich glaube auch auf diese Verhältnisse hinweisen zu müssen, da diese. Thierformen, obschon' zu den polygastrischen Diphyiden gerechnet, durch den Besitz eines Deckstücks, eines darin eingefügten grössern Schwimmstücks, so wie eines daneben entspringenden kleinern (Ersatz- schwimmstücks?) sich sehr dem Eudoxientypus nähern. ‘Ob, wie dort, die Schwimmglocke zugleich die Geschlechtsproducte enthält, ist bis jetzt noch unermittelt. Kehren wir nach dieser Abschweifung wieder zur Betrachtung der Eudoxia messanensis zurück, so erübrigi nur noch der Polypenleib (Magen) (Fig. ki), so wie die an seiner Basis entspringenden Fangläden, ’) So heisst es von Cymba sagittata (l, c,): Nous avons troyve, sur la parlie gauche, ä& Tinsertion des deux parties qui composent la nacelle sagittee, un troisieme corps qui aurait eloigne le Zoophyte de- la famille des Diphyi- des, si nous m’eussions reconnu que c’&tait un jeune individu encore ad- herent, ayant comme l'adulte ses six pointes et son faux canal er&neld, Ber. 291 Der erstere ist ein äusserst contractiler, an seinem Ursprunge von dem kurzen Stamme der Eudoxia etwas eingeschnürter Schlauch, mit stark nach innen wimpernder Innenfläche. In der mittlern Parthie dieses Schlauches (der eigentlich verdauenden Höhle des Polypenleibes) sieht man grosse ovale Zellen mit hellem Inhalte angefüllt, einzeln oder in Gruppen, den Magendrüsen vergleichbar, ins Innere vorragen. Der letzte Abschnitt des Polypenleibes ist von einer aus kleinen Zellen ge- bildsten Masse, wie eine Eichel von ihrem Kelche umfasst. - Die Fangfäden sind zu drei oder vier vorhanden; immer ist noch ein Büschel jüngerer, in Form von Blinddärmehen hervorsprossen- der daneben. Die ausgebildeten, welche zu einem kleinen Knäuel dicht an den Ursprung zurückgezogen, und wiederum um die 40—42fache Körperlänge des Thieres ausgedehnt werden können, sind Röhren, welche von Stelle zu Stelle mit secundären Fädchen — 6—12 an der Zahl — besetzt sind. Jedes dieser letzteren endet mit einem nierenförmi- gen Angelorgane, von dem noch ein kurzes, spiralig gedrehtes Fädchen abgeht. Die Länge eines solchen Angelorgans beträgt 0,07— 0,08”; _ inihrem Bau stimmen sie mit denen der Diphyes überein. ' Dm an! En Diplophysa. Diese Form (Taf. XVI, Fig. 3) schliesst sich in Zahl, Verhältniss und Anordnung der Orsanp: eng, an das Genus Eudoxia an, aber einige namentlich in ihren Baustyl begründete auffällige Verschiedenheiten von gegenwärtig allen Eudoxien zukommenden Verhältnissen, bestimmten mich, ihr provisorischer Weise einen Gattungsnamen zu erihieilen. Die zu beschreibende Art nenne ich D. inermis. Das ganze Thier misst 1, ‚8” Länge, und besteht aus einem halbkugeligen Deckstücke ‚mit nur wenig vertiefter Basis, in die das rein glockenförmige Schwimm- ‚stück sich einfügt. Die Grössenverhältnisse beider Stücke fand ich häufig höchst variirend, so dass das Deckstück bald Y,, bald ®/,, bald Gesammtkörperlänge ausmacht. Die Längenachse beider Stücke fallt genau zusammen. Im Wasser erscheint das Thier wie zwei an einander hängende, durchsichtige Bläschen, daher die Benennung. Beide Theile sind aus sehr weicher Hyalinsubstanz gebildet und ermangeln ‚Kanten, Zacken und Fortsätze, ein Verhältniss, welches nament- auf das Deckstück und seine Bedeutung als schützender Theil eirend einwirkt. Gerade in der Längsachsenrichtung des Deck- (A) steigt der grosszellige, mit centraler Höhle versehene Kör- per (a) empor, dessen näherer Bau mit dem von E. messanensis über- einkommt. An seiner Basis entspringt der kurze Stamm des Thieres, an dem die Organe ansitzen. Die Höhle des grosszelligen Körpers communieirt auch hier mit dem Stamme, von’ dem aus sich ein dünnerer 292 Kanal durch die Hyalinsubstanz der Schwimmglocke (B) an den Grund des nur wenig hohen, zuweilen: sogar fast flachen Schwimmsacks; fort- setzt, und dort gleichfalls in vier Gefässe ausstrahlt. Am untern Rande der Schwimmglocke vereinigt ein Cirkelkanal die vier Schwimmsack- gefässe, so wie eine klappenartige Ringhaut in bekannter Weise ‚die Mündung des Schwimmsacks umzieht. Wie der Schwengel einer Glocke, so ragt das kolbenförmige Generationsorgan (f) in die Schwimmhühle (g) und stellt sich in ähnlicher Weise dar, wie schon oben bei E. mess. beschrieben wurde. Am Stamme, zwischen Deckstück und Schwimm- glocke sieht man dann den »Polypenleib (i) nebst einem Fangfaden- büschel, die beide- gleichfalls keiner weilern Beschreibung bedürfen. In Fig. 3 d ist ein solcher Fangfaden in ausgestrecktem‘ Zustande ge- zeichnet. Die Ersatzschwimmglocke (e) erhöht schliesslich noch mehr die Uebereinstimmung des Baues der Diplophysa mit den Eudoxien. Noch sei hier bemerkt, dass eine grosse Aehnlichkeit mit der von Will (op. eit. pag. 82) als Ersaea truncata beschriebenen Form nicht zu verkennen ist (man vergleiche die beiderseitigen Abbildungen). -Nur das Vorhandensein kurzer Lappen an der Basis des sonst ebenfalls kugeligen Deckstücks, und eine auf dem Scheitel derselben befind- liche Oeffnung, welche dem Ende des zelligen Körpers (Athemhöhle Wil’s) entsprechen soll, sind als besondere Abweichungen anzuführen. Ueber die Einzelthiere der Abyla pentagona, Eschsch. und ß monogastrische Diphyiden im Allgemeinen. An die Beschreibung vorerwähnter «einfacher Diphyiden» reiht sich eine andere Thierform, deren Beziehungen im: Stande sind, einiges über die Abstammung jener einfachen Typen schliessen zu lassen. Da sich die Abstammung dieses Wesens alsbald aufhellen wird, so halte ich es für unnöthig, die ohnehin schon beträchtlich angeschwollene Nomenclatur mit neuen Namen zu vermehren. Gleichwie Eudoxia und Diplophysa findet man gar. nicht selten dieses Thier (Taf. XVI, Fig. 4 u. 2) im Meere herumschwimmen (vom October bis Ende März fehlte es: fast niemals im Meere von Messina, und im April traf ich es wieder im Golf von Neapel an); die Länge des ganzen Thieres schwankt zwischen 4,1—1,5", Form, Zahl und Anordnung der einzelnen Theile sind wie bei Eudoxia, unter welche Gattung das Thier auch eingereiht werden müsste, wenn überhaupt solches nothwendig wäre. Das Deckstück. (Fig. I u. 24) gleicht bald einer abgestutzten Pyramide, bald wieder einem Kubus, die eine Seiten- fläche — der Pyramide oder des Kubus — verlängert sich eine Strecke weit nach unten und läuft mit leichter Ausschweifung in zwei spitze Zacken aus, zu deren Bildung noch ein Theil je einer der nächstliegenden n 293 (seitlichen) Flächen beiträgt. Siehe Fig. 4, welche das Thier von der Seite darstellt. (Diejenige Seite des Thieres, an welcher das Deck- stück diesen Fortsatz ausschiebt, betrachte ich als die hintere, die entgegengesetzte. als die vordere, das Thier, wie es auch bei Eudoxia geschehen, gleichfalls in aufrechter Stellung gedacht.) Jede der seit- lichen Basalkanten liegt somit nur vorn in einer horizontalen Ehene, und steigt nach hinten in concayer Biegung gegen den gedachten Fort- satz zu, wo sie, vor dem Uebergange in den Endzacken, noch einen elwas schwächern Zahnfortsatz bildet. Die beiden Endzacken des Deck- stückfortsatzes sind durch eine Bogenlinie mit einander verbunden, und eiwa so weit von einander entfernt, als die Kanten desselben an sei- nem Ursprunge. In der Basalfläche des Kubus oder der Pyramide bemerkt man eine trichterförmige, etwas nach hinten gekrümmte Vertiefung, die in die flach ausgehöhlte Innenseite des Deckstückfortsatzes übergeht. Im ‚Grunde der Vertiefung im Deckstückkörper findet man den Stamm des Thieres, dann die verschiedenen Organe (analog wie bei Eudoxia) ent- springen. Mit dem Stamme, in unmittelbarer Verbindung steht ein sonderbar gestalteter, grosszelliger Körper (Fig. A u. Fig. 2a). Der bald aus zwei, bald aus vier rundlichen, nach vorn gerichteten Loben besteht. Hinten sind diese vereinigt und bilden dort die Begrenzung einer wimpernden Höhle, welche bei dem Vorhandensein nur zweier - Loben — wie in Fig. 4a — sich auch in die untere Hälfte derselben hineinerstreckt. Welche Bedeutung diese verschiedene Form des gross- zelligeen Körpers sonst besitze, gelang mir nicht zu bestimmen, und ‚eine anfänglich gehegte Meinung, dass diese Verschiedenheiten nach den Geschleehtsunterschieden sich treffen, musste bald aufgegeben werden. Nach unten setzt sich. diese Höhle in den kurzen Stamm des Thieres fort, so wie auch bei beiderlei Formen ein spitzer, gerader Fortsatz (Kig. 4b) nach hinten und oben abgeht. Ausserdem verlängert sich dann die Höhle noch bis weit in den Fortsatz des Deckstücks hinein (Fig. A c), um dortselbst unter allmäblicher Verjüngung gleichfalls blind zu enden. In der Verlängerung der Höhle nach oben ist, wie. bei _ Eudoxia, fast immer ein dunkel contourirtes Bläschen bemerkbar, wel- ches zuweilen noch von der Ciliarauskleidung der Höhle herumgetrieben wird, oft aber auch wie eingezwängt in dem blinden Ende des Fort- 4 haftet. Dass dieses Bläschen hie und da in kleinere Theile zer- wie auch Busch (op. eit, pag. 38) mittheilt, und sich dann wieder aus diesen Körnchen zusammenfügt, habe ich üfters beobachtet. Das Schwimmstück. (Fig. 4 B, Fig. 2. B) selbst ist Jänglich, in der Mitte etwas bauchig aufgetrieben; vier schroll' | vorspringende Kanten verlaufen der Länge nach in regelmässigen Abständen nach unten, um an der Mündung (Fig. 4 h) in vier spitze Zacken auszugehen. Nach 294 oben und unten sind die Kanten etwas ausgeschweift. Die vier Zacken an der Mündung sind durch Bogenlinien mit einander verbunden. Zu bemerken ist noch, dass alle Kanten des Schwimmstücks und auch die oberen des kubischen Deckstücks, feine, sägezabnartige Zacken be- sitzen. An dem obern Ende des Schwimmstücks, welches ‚der Basal- fläche des Deckstücks zugekehrt ist, ragt ein starker, nach rückwärts gekrümmter schnabelartiger Fortsatz hervor, der sich genau in eine entsprechende Vertiefung der‘ Deckstückbasis, wie schon angeführt wurde, einfügt. Der Schwimmsack zeigt einen mit dem schon von Eudoxia messanensis beschriebenen vollkommen gleichen Bau. Durch den Schnabelfortsatz des Schwimmstücks geht vom Stamm aus ein Gefässkanal, der sich aber nicht ganz im Grunde des Schwimmsacks, sondern, wie bei E. Eschscholtzii Busch., etwas nach hinten und seit- lich an ‘die Schwimmsackmembran begibt, und dort gleichfalls in vier, an der Mündung in einen Ringkanal vereinigte Gefässe theilt. Das Cavum des Schwimmsacks birgt wiederum ein keulenförmiges Geschlechtsorgan (Fig. 4 f) mit einer centralen Höhle versehen, welche an der Ursprungsstelle der vier Schwimmsackkanäle und somit mit dem ganzen Kanalsystem zusammenhängt. Die Grösse dieses Generations- organs traf ich verschieden, bald kaum halb so lang als den Durch- messer der Glocke, bald wieder die Höhle nahezu vollständig ausfüllend. Die einzelnen Verhältnisse der männlichen oder weiblichen Organe kommen dem über Eudoxia messanensis Gesagten gleich, so wie ich mich auch in Betrefl' der hart am Stamme hervorsprossenden Ersatz- schwimmglocke (Fig. 4 u. 2e), in Betreff des Polypenleibes (Fig. A u. 27) und der Fangfäden ganz auf das oben erwähnte berufe. Es bestehen zwar Unterschiede bei den Fangfäden und auch bei den Polypen- stücken, aber diese sind so unbedeutend, dass ich selbe füglich un- erwähnt lassen darf. Diese Thierchen nun, deren Beschreibung eben geliefert wurde, sind die Einzelthiere der Abyla pentagona, an deren Stamm sie wie jene der Diphyes in fortlaufender Reihenfolge ansitzen; die jüng- sten, eben erst aus Knospen entstandenen, dem Beginne des Stammes am nächsten, und so nach abwärts, bis am Ende des Stammes die ältesten meist schon mit reifen Geschlechtsorganen versehenen sich an- schliessen. Die Trennung der eudoxienartigen Einzelwesen vom Stamme der Colonie kann man nicht unschwer beobachten. Sie erfolgt immer — wenn nicht äussere Umstände einwirken — mit häufigen und leb- haften Actionen des Schwimmsacks. An solchen eben vom Stamme geschiedenen Einzelthieren ist nicht die geringste Spur der frühern Anheftung mehr vorhanden, so dass es an ihnen unmöglich ist, die Stelle der Anheftung ausfindig zu machen. Es scheint sogleich eine 295 Zusammenziehung der abgerissenen Stelle und baldige Heilung zu erfolgen. Die Anheftung eines Einzelthieres an den gemeinsamen Stamm findet dicht an der Basis des zelligen Körpers der Deckstücke statt. Man sicht hier, wie der spätere Stamm eines Einzelthieres sich seit- lich etwas verlängert und direct in die Wandungen des Colonienstamms sich fortsetzt. Die Höhle im Stamme communieirt ebenso mit jenen des Einzelthieres. — In Bezug auf die Entwickelung einer solehen beobachtete ich, dass immer. zuerst einige Knospen als einfache Her- vorragungen des gemeinsamen Stammes entstehen, eine davon ent- wickelt sich sehr rasch zu einem längern Blinddärmehen, das sich später an seinem Ende öffnet und nach Umbildung einiger Gewebs- theile, Entwickelung von Drüsenzellen im Innern u. 5. w. zu einem förmlichen Polypenleib sich gestaltet; nachdem 'so für die Ernährung der Colonie ein neues Werkzeug gewonnen, wachsen die anderen Knospen zu einem Büschel von Blinddärmchen aus, die sich in wei- terer Entwickelung zu den Fangorganen heranbilden. Für Ersetzung eines möglichen Verlustes dieser Theile ist durch immerwährend weiter- sprossende neue gesorgt. Das Nächste, was sich bildet, ist nun das ‚kubische Deckstück, das ebenfalls aus einer einfachen Knospe dicht über dem Magen hervorgeht. Darauf erscheint die Knospe für die Schwimmglocke, welche das Geschlechtsorgan einschliesst; ibr Ent- wicekelungsgang ist derselbe, wie jener der später hinzukommenden Ersatzschwimmglocke. Ein solcher Thierstock, wo man gleichsam mit einem Blicke alle einzelnen Entwickelungsphasen der Schwimmglocke mit jenen der Ersatzschwimmglocke überschauen, und beide mit ein- _ ander vergleichen kann, liefert einen nicht wenig überzeugenden Be- weis für die Homologie beider Gebilde, und ergänzt somit die oben ‚erwähnten Beobachtungen über Wesen und Bedeutung derselben. P DE a 2 ZU nd wi. Die vollständig übereinstimmende Organisation unserer eben be- trachteten Einzelthiere der Abyla pentagona mit dem Bau der Eudoxien _ und den übrigen verwandten lässt uns zu dem Schlusse kommen, dass auch diese nur Einzelthiere einer andern, bis jetzt noch nicht näher ) untersuchten Diphyide sein werden. Sars (loc. cit. pag. 44) hat zuerst dieses Ablösen der Einzelthiere an seiner Diphyes truncata beobachtet und auf der Analogie dieser abgelösten Wesen mit den Eudoxien ‚und Ersaeen hingewiesen, und consequenterweise auch die Gattungs- selbständigkeit eben dieser Eudoxien und Ersaeen in starken Zweifel Bere Hiegegen, so wie gegen jede Abhängigkeitserklärung der oxien von den Diphyes trat Busch (pag. 41) auf, der hauptsächlich durch den Umstand den Gegenbeweis zu liefern glaubt, dass sich zu % 296 "Triest, wo Eudoxia Eschscholtzü sich zahlreich vorfand, keine Diphyes fände, deren Einzelthiere mit ersterer zusammenstimmten, da die ein- zige dort vorkommende Diphyesart (D. Kochii Will.) in Bezug ihrer Deckstücke und Fangorgane Verschiedenheiten von Eudoxia Esch- seholtzii darböte. Bin ich nun gleichfalls nicht geneigt, die Eudoxien als Abkömmlinge von den bis jetzt näher bekannten Diphyes-Arten zu betrachten — denn es besitzen diese letzteren einen gleichen typisch durchgreifenden Bau des Deckstücks, der sich von dem der Eudoxien und der Abyla-Abkömmlinge "hinreichend unterscheidet; — so muss doch die an Abyla gemachte Wahrnehmung uns zur Annahme einer gleichen Abstammung mit den gleich organisirten Eudoxien. hinführen, und der Werth einer positiven Beobachtung kann nicht so leicht durch ein negatives Resultat geschmälert werden. Die Gattungen Eudoxia, Ersaea, vielleicht auch Aglaisma !) und andere werden so nach und nach sich auflösen und den einzelnen Gattungen polygastrischer Diphyi- den sich beiordnen. Zu übersehen ist hier nicht, in welcher Beziehung nun die Eudo- xien sich zu einem Generationswechsel verhalten. Die Eudoxien können so leicht als die geschlechtliche, sich ablösende, zweite Generation be= trachtet werden, aus deren geschlechtlichen Producten die erste, un- geschlechtliche hervorgeht, welche wiederum durch Knospung die freie, zweite sich bilden lässt. Hierauf ist nur zu erwiedern, dass die eudoxienartigen Sprösslinge integrirende Bestandtheile jener Colonien sind, da sie, und nur sie allein, die Ernährung der Muttercolonie ver= mitteln, und dass zugleich der blosse, nur durch diese Einzelthiere oder resp. deren Polypenleiber sich ernährende Stamm (Reproductions- eanal) mit den Schwimmstücken, ohne diese Einzelthiere niemals als Thier (Individuum) also auch nicht als geschlechtsiose, nur durch Knospung sich fortpflanzende erste Generation aufgefasst werden darf. Ein merkwürdiger Umstand wird es immerhin bleiben, dass bei ge- wissen Abtheilungen der Diphyiden ganze Theile der Colonie zu einem selbständigen Leben sich gleichsam individualisiren und vom Mutter- stocke getrennt fortleben. Wie lange die Dauer eines solchen Wesens 1) Von Busch wurde (loc. cit.) eine Beschreibung des vordern Schwimm- stücks (Saugröhrenstücks) von Aglaisma Baerii mitgetheilt. Nach Abbildung und Beschreibung stimmt dieses jedoch vollständig mit dem entspre- chenden Stücke einer Abyla pentag. überein. Das Vorkommen nur Eines Magens an demselben kann kein Grund sein, es von Abyla dennoch ver- schieden zu halten, da der fernere Stamm ebenso gut abgerissen als über- haupt noch gar nicht gebildet gewesen sein kann. Junge, vollständige. Exemplare von Abyla pentag. mit nur einem Magenstücke habe ich mehr- mals gesehen; ebenso junge Diphyes. Ich verweise hierüber auf meine Mittheilung über die Entwickelung dieser Thiere. . 297 ist, möchte schwer sein zu bestimmen, doch lässt sich gegen die An- nahme nichts einwenden, dass selbst nach abgelaufener Function der - «Ersatzschwimmglocke» (d. h. wenn diese als Generationsorgan und locomotorischer Apparat an der Stelle der ersten ausgedient hat) noch eine andere bervorsprosst und so dem Einzelwesen die Bedingnisse einer längern Existenz verleiht und eine weitere Artfortsetzung ermöglicht! Bemerkungen über Diphyidenstöcke und ihren Locomotionsapparat. Die Diphyiden bilden eine von den übrigen Schwimmpolypen hin- reichend scharl-abgegrenzte Abtheilung von Thierstöcken, und sind vorzüglich durch den Besitz zweier (nur in Ausnahmsfällen finden sich drei oder auch vier; siehe hierüber weiter unten bei Diph. quadri- valvis) formell verschiedener, genetisch aber immer gleich bedeutender Schwimmstücke ausgezeichnet. Diese sind der locomotorische Apparat der Colonie, die mit einem dünnen, cylindrischen Stamme — dem Reproductionskanale der Autoren — zwischen beiden Schwimmstücken ihren Ursprung nimmt. Grundform für jeden Theil dieses Schwimm- apparats ist die Medusengestalt (ein glockenähnlicher Körper, aus hya- liner, knorpelähnlicher Substanz; in dessen Höhle ein contractiler Schwimmsack, an seiner Mündung mit einer Randmembran versehen, und endlich vier von dem Grunde des Schwimmsacks nach dem Bande verlaufende und dort in einen Cirkelkanal mündende Gefässkanäle), die dann nach verschiedenen Richtungen hin sich modificiren kann. Eben diese mannichfachen Modificationen verleiteten zur Annahme _ einer verschiedenen Bedeutung beider Stücke, und während die ersten Beobachter dieser interessanten Geschöpfe beide Schwimmstücke für einander verbundene Thiere hielten, nahm man weniger Rücksicht | den- von ihnen entspringenden Stamm und seine anhängenden e. Man betrachtet ihn als nur dem einen von den Schwimm- cken rangehürig; das dann als « Saugröhrenstück » bezeichnet wurde. Das andere wurde dann «Schwimmhöhlensttick » benannt. gen betrifft, so lassen sich diese zu einer Bestimmung und Be- 3 der letzteren gut benutzen. Je nach der bezugsweisen La- ng der Schwimmstücke und ihren relativen Grössenverhältnissen, 4) Die Schwimmstücke sind gleich geformt und sitzen melır oder iireniger neben einander. Diess ist der Fall bei Praya. Praya diphyes bewahrt am deutlichsten diese Charaktere; die Schwimm- 0 stüieke sind gleich und symmetrisch an einander sitzend. Bei 2) 3) 298 einer andern Art dieses Genus (P. maxima, siehe unten) zeigt sich schon eine kleine Verschiedenheit, indem das eine Schwimm- stück das andere, etwas kleinere theilweise umschliesst, Diese Art bildet den Uebergang zu der nächsten Gruppe, welche die Gattung Diphyes umfasst. Das eine Schwimmstück wird hier vom andern gleichfalls theilweise aufgenommen; die sonderbare Form bei- der Schwimmstücke, so wie auch besonders die Lagerung der Schwimmhöhlenöffnungen, welche beide nach einer Richtung hin sehen, erklärt sich aus der Entwickelungsrichtung jedes Schwimm- stücks. Denken wir uns nämlich die beiden primären Schwimm- stücke als einfache, mit der Kuppelwölbung gegen einander ge- stellte.Glocken, so wächst die eine davon, welche sich 'zum vor- dern (beim Schwimmen vorausgehenden) Schwimmstücke bildet, entschieden nach oben aus; der obere Theil der Glockenwand wölbt sich immer mehr ‘aus und geht allmählich in die spitz- pyramidale Form über, wie wir sie bei Diphyes finden. ' Das andere (hintere) Schwimmstück entsteht dureh Wachsthum der primären Glocke nach entgegengesetzter Richtung wie die vor- dere, so dass sich hier der ganze Körper der Glocke gleich- mässig in die Länge streckt, und die Schwimmhöhlenmündung in demselben Masse von der Ansatzstelle beider Schwimmstücke sich entfernt, während am vordern Schwimmstücke die längliche Form nur durch partielles Auswachsen verursacht wird; es bleibt somit die Mündung der Schwimmhöhle an ihrer frühern Stelle. Als Beleg für diese Erklärungsweise ist der an beiden Schwimm- stücken so verschiedene Verlauf der Gefässkanäle von besonderer Wichtigkeit. Man vergleiche hierüber das bei der Beschreibung der einzelnen Diphyes über Gefässe des Schwimmsacks mitge- theilte. Endlich bestehen als h Gruppe jene Thierstöcke, deren Locomotionsapparat aus zwei sehr verschieden grossen Schwimmstücken zusammengesetzt ist. Als Repräsentant erscheint Abyla. Das eine vordere Stück ist verbältnissmässig zum hintern Stücke verkümmert zu nennen, und sitzt dem letztern als ein unansehnlicher Appendix an.. Die Kleinheit des in diesem Stücke enthaltenen Schwimmsacks lässt seine Rolle bei der Fortbewegung der Colonie als eine äusserst untergeordnete erscheinen, ja gegen die energischen Contractionen des grossen hintern Schwimmstücks erscheinen die des vordern als obnmächtig. In diese allgemeine Betrachtung der Schwimmstücke der Dipbyi- den konnte ich natürlich nur die von mir selbst untersuchten, oder doch schon früher genauer bekamnteh Formen hineinziehen. — Ob dieser EB 299 Sehwimmapparat noch andere Functionen zu verrichten hat, ob er z. B. _ auch, vermöge der grossen Innenfläche seiner Schwimmhöhlen, dem ‚Respirationsprocesse dient, wie Sars von dem hiutern Stücke seiner Diphyes truncata, das allein die vier Gefässkanäle besitzen soll, an- - nimmt, vermag ich nicht zu entscheiden. Ich glaube, dass man mit demselben Rechte einen grossen Theil einer Diphyeseolonie als hiezu geeignet ansprechen darf. > Als zweites, die Diphyiden charakterisirendes Merkmal ist die ‚mit grösster Regelmässigkeit sich wiederholende Gruppirung der einzel- nen Theile am Stamme einer Colonie hervorzuheben. Vom Anfange _ des Stammes an, wo die Reihe mit den jüngsten Formen beginnt, _ sitzen immer ältere bis zum Ende. Es ist dies eine bis jetzt bei allen _ Diphyiden constatirte Thatsache; so dass die von Quoy und Gaimard | (Ann. des sc. naturelles. Tom. X, pag. 9)' aufgestellte Behauptung, dass die älteren Thiere näher dem Anfange des Stammes und die jüngeren am Ende desselben sässen (auch die Abbildung auf pl. 4 geht dahin), weniger eine Ausnahme, als eine unrichtige Beobachtung zu sein scheint, wie auch Surs schon selbe (]. €. p. 47) widerlegt. Jede dieser Grup- _ pen besteht aus einem Polypenleib (Magen oder auch Saugröhre ge- - nannt); einer Parthie Fangfäden und dem Generationsorgan, in welchem immer bald mehr, bald weniger die Medusenform nachgebildet ist: AN’ dies wird von einem Deckstücke umhüllt und bildet ein «Einzel- thier» ?), wie wir solche als eudoxienartige Wesen weiter oben von Abyla pentagona kennen gelernt haben. Ein solches Einzelthier ver: harrt bald beständig — unter normalen Verhältnissen — am gemein- samen Stamme (Diphyes und Praya), und es lösen sich dann nur gewisse Theile (die die Geschlechtsorgane bergenden Schwimmglocken oder ihre zu einer weniger hohen Entwickelung gediehenen Analoga) normaler Weise von ihnen ab, oder es wird zu einer gewissen Selb- ständigkeit befähigt und trennt sich sogleich nach vollendeter Aus- bildung vom Stamme der Colonie (Abyla}. Wie wir oben nach den Schwimmstüeken der Colonie die Eintheilung in jene drei Grüppen, deren jede einer Art entspricht, verfolgt haben, so lassen sich auch an den Deckstücken derselben besondere generische Merkmale auf- finden. #) Obgleich streng genommen der Ausdrück «Einzelthier» für Bezeichnung eines solchen Complexes von Theilen einer Diphyescolonie unrichtig ist, n. und zwar unrichtig, weil, abgesehen von ihrem praktischen Wertl, wir dieselben Theile, die wir hier scheinbar zu einem Ganzen vereint sehen, bei anderen Schwimmpolypen wieder in anderer ganz verschiedener An- ordnung am Stamm wufgereiht finden, so scheint er mir doch als der am wenigsten störende einigermässen gerechtfertigt zu sein. Zeitschr. #, wissensch. Zoologie, V. Bd, ° 20 ” 300 So sehen wir bei denen von Praya (sowohl Pr. maxima als Pr. diphyes) vorzüglich rundliche Flächen zur Begrenzung. Die aus’ ziemlich - viel hyaliner Masse bestehenden Deckstücke sind helmartig an der concaven Fläche zur Aufnahme der Polypen u. s; w. mit einer ’Aus- höhlung. versehen. ' Vor denen der Diphyes zeichnen sie’ sich durch den Besitz eines oder mehrerer Kanäle aus, die von der Höhle des Stammes in sie eintreten und blind enden. Bei Diphyes stellen sie im Allgemeinen ein trichterförmig um den Stamm gewickeltes Blättchen vor, das an seinem engern Theile an denselben sich anheftet (Taf. XVI, Fig. 11 cu. Fig. Te). ‚So fand ich es bei drei Diphyes-Arten; ebenso Will bei Diphyes Kochii. Auch die von.C. Vogt als Epibulia aurantiaca ‚beschriebene Diphyide (Zeitschr. f. wissensch. Zoologie von v. Siebold u. Kölliker. Bd. III, p. 522 ff.) scheint hierher zu gehören. Die von Quoy und Gaimard bei Diph. campanu- lifera (loc. eit.) beschriebenen glockenförmigen Deckschuppen scheinen eine Ausnahme zu bilden, wenn nicht auch hier eine genauere Unter- suchung ein anderes Verhalten herausstellen wird. Bei der dritten Gruppe — Abyla — umhüllen die Deckstücke einen verhältnissmässig unbedeutenden Theil der ‚Organe; kaum dass sich der Polypenkörper unter sie zurückziehen kann. Es ist zum grössten Theile solide, bei Abyla pentag. kubisch mit einer Vertiefung zur Aufnahme der Schwimmglocke. Der ganze Baustyl ist mehr dein zur Lostrennung bestimmten Einzelthiere als ‚einem Verbleiben am Stamme angepasst. Nicht unberücksichtigt darf hiebei auch eine Höhle bleiben, die, von grosszelligen Wandungen umgeben und mit dem Cavum des Stammes in Verbindung, in der Mitte dieses Deck- stücks sich findet. Sie erinnert an eine ähnliche Höhle im vordern Schwimmstücke. Die Geschlechtsgerame ist bei allen Diphyiden stets medusenförmig, bald mehr, bald weniger ausgesprochen, und kann so bis zu einer Schwimmglocke (Speeialschwimmglocke nach Vogt) entwickelt sein. Jedenfalls sprosst die Geschlechtsgemme von der Basis des Polypen- thieres (Magens) hervor. Ueber die näheren Verhältnisse der'Geschlechts- gamme wird bei Beschreibung der einzelnen Diphyiden-Species ver- handelt werden, ebenso über andere Verhältnisse, welche in einer allgemeinen Schilderung zu weit führen würden. Die mir zur Beobachtung gekommenen Diphyiden waren folgende: Praya diphyes Less. und Pr. maxima mihi. Dann Diphyes Sie- boldi XKoell., D. gracilis mihi, D. quadrivalvis mihi und endlich Abyla pentagona Less. Mehrere von diesen wurden schon von Hrn. Prof. Kölliker unter- sucht, und sind von demselben beschrieben worden, von den übrigen soll in Folgendem eine specielle Darstellung gegeben ‘werden. 301 Praya maxima nov. spec. (Taf. XVII, Fig. A— 6.) ul Drosbi An die von Vogt in den zoologischon Briefen als Diphyes prayad beschriebene und abgebildete, dann auch von demselben Autor in dieser Zeitschrift (Ueber Siphonophoren: II, Bd.,; p. 522 fl:) als’ Rhizo- physa filiformis Delle Chiaje erwähnte Diphyidencolonie reiht sich in engem Anschlusse eine andere an, die ich in mehreren wohlerhaltenen Exemplaren zu beobachten Gelegenheit hatte und hiemit unter obigem Namen aufzuführen mir erlaube (Taf, XVII, Fig. 4): Zwei einander gegenüberstehende Schwimmstücke, zwischen denen ein langer Leibesstamm mit daran sitzenden Einzelthieren seinen Ur= sprung nimmt, treffen als genereller Charakter mit Praya diphyes über- ein. Die langen, fast vierseitigen, ungleich grossen Schwimmstücke (Fig. 1 AB); von denen däs kleinere vom grössern halb um-= fasst wird, besitzen an ihrem untern Ende einen unverkältnissimässig kleinen Schwimmsack (a a). Dies, und auffallende Differenzen an den Deckstücken der Einzelthiere,; bilden hinreichende Kennzeichen der Art. Schreiten wir nun zur nähern Betrachtung. Die beiden Schwimm= - stüeke sind von tngleicher Länge, indem das eine davon bis zu zwei Zoll, das andere einige Linien stets weniger misst. An jedem Stück können sechs Flächen unterschieden werden, welche den aus hyaliner Grundsubstanz bestehenden Körper begrenzen, Die Fläche, welche beide Stücke zur Aufnahme des Stammes der Colonie gegen einander kehren, will ich als hintere, die entgegengesetzte als vordere, ünd _ die von der Mündung des Schwimmsäcks durchbohrte als untere be- zeichnen. Die Benennung der übrigen.Flächen ergibt sich dann von selbst. Das längere Schwimmstück (A) ist an seiner Hinterfläche halb- s kanalartig vertieft, indem die Längskanten, welche diese Fläche begren- # zen, zw£i ziemlich weit vorspringende Leisten bilden, zwischen welche die ganze Rückseite des kleinern Schwimmstücks hineingepasst ist. Nach unten gehen diese Leisten in frei vorspringende Lamellen über, welche bis zum Rande des auf der sehräg nach hinten zu abgeschnittenen Unter- Näche sich öffnenden Schwimmsacks sich fortsetzen. Die convexe Rück- seite des kürzern Schwimmstücks, welche von dem längern umfasst wird, ist ebenfalls von einer Längsrinne durchzogen; diese ist tiefer als weit und verläuft nicht durchaus, sondern wird oben plötzlich enge, und setzt sich . einen feinen Halbkanal nach aussen fort. Die Seitenwände der Rinne des kleinern Schwimmstücks setzen sich ebenfalls in eine Kımte fort und _ verhalten sich dann in ähnlicher Weise, wie beim längern Schwimm- stlicke beschrieben wurde, Wenn beide Schwimmstücke noch an einan- der sitzen, so entsteht dadurch eine Höhle zwischen beiden, die nur nach Anten zum Durchtritte des Stammes ihren Ausweg hat. Gegen oben 20 # a 302 hin runden sich sämmtliche Kanten, mit Ausnahme der die Rücken- fiäche begrenzenden so ab, dass sich nur sphärische Begrenzungs- flächen darbieten. Die Schwimmhöhle jedes Stücks ist von stumpf konischer Gestalt, und indem ihr hinteres Ende etwas nach oben und vorn gezogen ist, gleicht sie einer phrygischen Mütze; sie nimmt etwa ı/, der Länge eines Schwimmstücks ein, lässt die sie auskleidende muskulöse Membran am Rande der Mündung sich als ringförmige Schwimmhaut fortsetzen, wie es bei allen Schwimmstücken der Sipho- nophoren der Fall ist. Die Gefässe der Schwimmhaut nehmen einen eigenthümlichen Verlauf, der alsbald beschrieben werden soll. Ueber die Substanz dieser Schwiminstücke sei noch bemerkt, dass ihre Con- sistenz bei weitem zarter ist als bei anderen Diphyiden, oder über- haupt bei den übrigen Schwimmpolypen. Lässt man sie nur eine ein- ige Viertelstunde ausserhalb des Seewassers, so zerfliesst sie sogleich in eine helle, gallertartige Masse. Ueber ihren feinern Bau ist es mir unmöglich gewesen, etwas bestimmtes zu eruiren. Ein Epithel, aus platten, polyedrisch an einander gelagerten Zellen, bildet. einen con- tinuirlichen Ueberzug über alle Theile der Schwimmstücke, und ver- leiht ihnen das Aussehen von mattgeschliffenem Glase. Es inhärirt nur sehr locker auf seiner Unterlage, und wird von eingefangenen Thieren oft fetzenweise an den Wänden der Glasgefässe abgestossen. Der Stamm der Golonie beginnt, wie schon erwähnt, in einer durch die Aneinanderlagerung beider Schwimmstücke gebildeten Höhle. Quer durch letztere spannt sich nämlich theilweise eine zarte Mem- bran aus, die aus zwei ungleichseitigen Dreiecken gebildet wird. Jedes dieser Dreiecke liegt mit seiner Basis an der Medianlinie der Rück- seite je eines Schwimmstücks, und indem sie beiderseits mit den Spitzen zusammentreffen, bilden sie so den Anfangspunkt des Leibes- stammes. Von dieser Stelle aus verlaufen zwei Gefässkanäle zu den vorbenannten Membranen, und gehen divergirend zu den betreffenden Schwimmstücken (Taf. XV, Fig. 4 ce’), der zum kürzern "tretende (Fig. A c) theilt. sich gleich nach durchgesetzter Membran wieder in zwei Aeste, von denen der eine blind endigend nach aufwärts steigt, der andere (Fig. 4 c’) der hintern Fläche des Schwimmstücks entlang nach abwärts geht, und nahe dem Rande der Schwimmhöhlenmündung geschlossen endet, nachdem er in der Nähe des Schwimmsackgrundes an diesen einen Ast abgeschickt hat. Dieser theilt sich sogleich in vier kreuzweise. verlaufende Zweige, von denen der obere und untere in geradem ‚Verlaufe, die: beiden seitlichen aber erst nach mehrfachem Auf- und Absteigen sich zum gemeinsamen Kreiskanale um die Mün- dung fortsetzen. Auf Taf. XVII, Fig. 4 ist ein Schwimmsack mit sei- nem eigenthümlichen Gefässverlaufe isolirt dargestellt. Am grössern Schwimmstücke findet ein ähnliches Verhalten statt, nur dass man den 303 obern blinden Fortsatz des Gefässkanals constant vermisst. Von Praya - diphyes unterscheidet sich die Kanalvertheilung in den Schwimmstücken in vielfacher Beziehung, am meisten jedoch hervorzuheben ist der Mangel einer besondern Anschwellung des blinden Endes der Kanäle. Der Stamm der Colonie ist, für sich betrachtet, eine eylindrisch äusserst contractile Röhre von verschiedener Länge, und wurde in ausgedehnten Zustande bis zu drei Fuss Länge angetroffen. Der die Axe des Stammes durchsetzende Kanal communicirt an seinem Ur- sprunge mit dem oben beschriebenen Gefässsystem der Schwimmstücke, und andererseits mit dem Gefässsystem der einzeln dem Stamme an- gehefteten Theile der Gesammteolonie. Die Wände dieses Achsenkanals Rimmern sehr lebhaft. Sein Durchmesser beträgt etwa Y,—%/, des Stammdurchmessers, der wiederum je nach dem Ausdehnungsgrade _ ein sehr variabler ist, und beständigen Schwankungen zwischen 0,5" _ —4" sich unterzieht. Die Einzelthiere (Fig. 4 e), deren ich an dem längsten Stamme 46 zählte, beginnen gleich an dessen Ursprung, wo man ihre mannich- fachen Theile als verschieden entwickelte Knospen auf dichtem Büschel - beisammen sieht. Etwa ein Zoll weit vom Ursprunge sind dann die- ö selben schon so entwickelt, dass schon für manches die spätere Form zu erkennen ist. Die Entfernung der Einzelthiere von einander beträgt gegen die Mitte der Stammeslänge zu (bei jenem 3" langem Exemplare nämlich) bis zu einem Zoll, während die gegen den Ansetzpunkt des Stammes zu bis auf ein Minimum schwindet. ; = Wie bei Praya diphyes unterscheidet man an jedem Einzel- thiere (Fig. 2) einen Polypenleib, Generationsgemme und Fang- fäden, welche unter einer Deckschuppe vereinigt sind. Die Deck- schuppen (Fig. 3), oder besser Deckstücke, da die Schuppenform nicht ausgeprägt ist, ähneln im Ganzen jenen von Praya diphyes, nur ist die dort deutliche Helmform hier weniger zu erkennen. Sie sind ‚durchaus von constanter Form, gleichen, von der ‚Seite gesehen, einer Bohne, ‚an deren convexer Fläche ein ziemlich massiger Kiel sich bildet; _ dieser verliert sich nach vorn und oben zu in den dicken und abge- Deckstückkörper, welcher bei einem etwaigen Vergleiche mit Helme den Kopftheil vorstellen würde. An der convexen Seite ‚sich eine im Verhältniss zur Grösse des Deckstücks unbedeu- stumpf kegelförmige Höhle oder Vertiefung, in deren Grund sich 'Schuppe theils an den Stamm befestigt, theils die übrigen dem _ Einzelthiere anghörigen Organstücke aufnimmt. An den beiden Seiten dieser Vertiefung sind wie zur Vergrösserung derselben noch zwei buchtige, abgerundete Lamellen — Fortsätze des Deckstückkörpers — vorhanden (vergl. Fig.3: 5b’). Die Substanz der Deckstücke kommt mit jener der Schwimmstcke vollständig überein, so wie auch ein 304 gleicher Epithelüberzug ihnen zukommt. — Da, wo, eine Deckschuppe am Stamme ansitzt, tritt ein. kurzer Verbindungskanal an sie heran und versieht ibre Substanz mit einer Art von Gefässsystem, Obgleich bei den einzelnen Deckschuppen keine bedeutenderen Abweichungen vorkommen, so hält es. doch schwer, einen besondern Plan in der Anordnung dieser Gefässe auszumitteln, Jedenfalls fehlt ‚gänzlich jede Symmetrie, ‚Der vom Leibesstamme abgehende Kanal wendet sich nämlich gleich bei seinem Eintritte ins Deckstück nach. oben in die Mitte des Körpers desselben (Fig. 3 c), um dort mit leichter kolben- förmiger Anschwellung zu enden, Bei Praya diphyes beobachtet man an einer ähnlichen Stelle im Deckstücke ebenfalls ein blind endendes Gefäss, dass jedoch zu einer ovalen, meist mit einem feltarligen Tröpf- chen gefüllten Blase anschwillt, Eine solche Ausdehnung erreicht das Gefässende niemals bei Pr, maxima, Von ‘diesem nach. oben. gerich- teten Kanale geht bald nach seinem Eintritte jederseits ein Zweigkanal (Fig. 3ef) für die entsprechenden Lamellen (Fig, 3 c.c) ab, wovon der zur linken Lamelle gehende, noch ein anderes gerade zu der Rücken- Nläche des Deckstücks laufendes Aestchen (Fig. 3d) sich abzweigt und dort mit schwacher kolbiger Anschwellung endet. Eine gleiche An- schwellung zeigt auch das Ende der beiden seitlichen Gefässe, Die Polypen sind ganz denen ähnlich, die bei den Abyla-Einzel- thieren und den Eudoxien beschrieben, wurden, Wie bei diesem ist der Polypenleib auch hier beträchtlicher Gestaltsveränderungen fähig und erscheint bald als langgezogener, dünner Schlauch, nach’ allen Seiten herumtastend, bald wieder weitbauchig; aufgebläht, oder mit verschieden umgestülptem Mundstück.» In seinem Baue lässt er wieder eine stark entwickelte Muskulatur erkennen, die in verschiedener Rich- tung sich anordnet; wenigstens glaube ich lange, äusserst blasse Fasern, mitunter bandartig verbreitert, welche in die aus gleichen Theilen ge- bildete Röhre des Polypenstammes sich fortsetzen, für «Muskelfasern» erklären zu dürfen, sind auch diese nieht die einzigen contractilen Elemente, Die Aussenfläche ist von einer Schichte. kleiner Cylinder- zellen bedeckt; ebenso tberkleidet eine ähnliche die Innenfläche von der Mundöffnung her und: reicht bis etwa zum Anfange des zweiten Dritttheils der Länge eines Polypenkörpers. Diese Zellen tragen lebhaft nach innen schwingende Cilien, Das hintere Drititheil weist Haufen grosser (0,04”) zu Längsstreifen angeordneter Zellen auf; dies ist die eigentlich verdauende Höhle, während der Vordertheil nur als Schlund oder Speiseröhre functionirt. Während des Verdauungsgeschäftes sieht man letztere Portion immer fest geschlossen, und dabei sehr verkürzt, während der mit den grossen Zellen besetzte Abschnitt allein die Nahrungsstoffe (kleine Grustaceen, Wurmlarven u. s. w., ja selbst auch kleine Fische) umschliesst und dabei eine bedeutende Ausdehnbarkeit Ne a u a u 0 0 I, 257) EZ 2 305 an den Tag legt.' Der Inhalt jener Zeilen verhält sich sehr verschieden, indem er bald vollkommen hell, mit dunklen Contouren versehen, bald gelblich oder bräunlich erscheint, und dann häufig aus kleinen Par- tikeln besteht. Diese Färbung schimmert dann durch die Wandung der Polypen hindurch. Ich betrachte diese Zellen als gallebereitende, als Leberzellen, analog jenen Zellenelementen, welche die Magenhöhle und den Darm so vieler anderen niederen Thiere auskleiden, Im Grunde dieser verdauenden Höhle geht ein fast immer geschlossener Kanal durch die Basis des Polypen zur Höhle im gemeinsamen Polypen- stamme. Die Wandungen um diesen Abschnitt sind durch eine den Polypen becherföürmig umfassende dicke Schichte kleiner Zellen auf- fallend verdickt. Am meisten ist dieser äussere Beleg in seiner Form mit dem Näpfchen einer Eichel zu vergleichen. Sein Rand, unter den man die Oberfläche des Vordertheils eintreten sieht, erscheint immer mit scharfer Abgrenzung. Die Fangfäden sitzen in Büscheln an der Basis der Polypen an, und bestehen aus einfachen bis zu mehreren Zollen ausdehnbaren Fäden, welchen wiederum von Strecke zu Strecke ein feines Fädchen anhängt, das an seinem Ende mit einem länglichen oder elliptischen Knöpfchen versehen ist. So finden sich an einem Fangfaden immer 10 —20 secundäre Fäden angereiht. Neben 2—4 entwickelten Fangfäden sitzen ganze Bündel blinddarmähnlicher Sprossen in allen Entwickelungsstadien. Der ganze Fangfadenapparat kann sich zu einem unscheinbaren Klümp- chen zusammenziehen und namentlich ist es der Hauptfaden, der ver- kürzt wird, während die secundären Fäden dann in ein Bündel sich gruppiren und dadurch den Anschein geben, als ob die secundären _ Fangfäden mit ihren Nesselorganen direct vom Stamme des Schwimm- _ polypen entsprängen. . Was den feinern Bau des Fangapparats betrifft, so besteht der bei mässiger Verlängerung 0,05 — 0,09” dieke Hauptfaden aus einem gross- ‚zelligen, reich mit runden Nesselzellen durchsetzten Ueberzuge (Epithel), ‚dem dann eine aus ringförmigen Fasern bestehende Schicht folgt. Zu- ‚innerst sind als die Wandungen einer Centralhöhle Längsfasern zu ‚unterscheiden. Als in die secundären Fangfäden übergehend, konnte ieh nur die äusserste Schicht mit Gewissheit erkennen; sie besitzt gleichfalls eingestreute Nesselzellen. Der Kanal im Hauptfaden ver- zweigt sich auch in die secundären Fäden; die Dicke derselben be- irägt im gestreckten Zustande 0,03”; die Contouren sind dann platt und eben, während sie im contrahirten Zustande vielerlei Zacken und unregelmissige Hervorragungen aufweisen. Nun folgt das dem blossen Auge als ein gelbes Knöpfchen erscheinende Nesselorgan, das sich in zwei Abschnitte scheidet. Der. erste davon stellt entweder einen eylindrischen, an beiden Enden zugespitzten Körper dar, der zumeist 306 0,18" Länge und 0,038” im Querdurchmesser hat, oder er erscheint leicht bogenförmig gekrümmt, oft auch wie ein Hufeisen gestaltet. In dieser Abtheilung liegen mehrere Reihen cylindrischer Nesselzellen (0,033” lang) der Quere nach auf einander geschichtet, und nehmen so den halben Längenraum dieser Abtheilung ein. In der andern Hälfte liegt in schräger Richtung eine verschiedene Zahl noch stärkerer Zellen, Zuweilen, namentlich wenn die 4—5 Reihen der quergestell- ten Nesselzellen eine leichte Spiralbiegung machen, trifft es sich, dass die Längenachsen einer grössern Parthie in der Richtung der Sehachse stehen, wo denn das ganze den Eindruck eines scharf gegitterten Bandes mächt, Der obere Theil dieser Reihe von Nesselzellen zeigt eine gelb- braune Farbe, die von einem hier zwischen die Nesselzellen einge- lagerten Pigmente herrührt. In der Längenrichtung jeder Zelle liegt ein Faden (Nesselfaden) aufgewickelt (Fig. 6a), der beim Platzen der Zelle austritt und pfeil- schnell in gerader Richtung hervorgeschnellt wird (Fig. 6b zeigt solche Nesselzellen mit ausgestrecktem langen Faden). Zum Studium des Baues dieser eigenthümlichen Elemente sind dieselben ihrer Grösse halber sehr gut geeignet. Man unterscheidet an ihnen eine äussere, in dunklen Contouren sich abgrenzende Zellmembran, deren Form von einem dicht innen anliegenden blassen Bläschen (ähnlich dem Primordial- schlauche einer Pfanzenzelle) wiederholt wird. Dieses eingekapselte Bläschen ist am besten durch Einwirkung von Essigsäure sichtbar zu machen. In ihm liegt der Nesselfaden. Wenn nun‘ die Nesselzelle platzt, was stets an einem Ende derselben, und zwar an dem nach aussen gerichteten der Oberfläche des Nesselknöpfchens am nächsten vor sich geht, so sieht man nach dem Hervortritte des Fadens, dessen continuirlichen Zusammenhang mit der Spitze des innern Bläschens, welches völlig unverletzt sich darstellt ?). Vom’ Ansatzpunkte des Fa- dens an dies Bläschen bis etwa Y,, der Länge des Fadens sieht man an ihm feine, nach rückwärts gestellte Widerhäkchen (vergl. Fig. 6b), die immer feiner werden und nach vorn zu gar nicht mehr wahrzu- nehmen sind. Bei stärkeren Vergrösserungen (über 360) sieht man dann einen deutlichen Spiralfaden, der in dichten Touren um den Nesselfaden sich herumschlingt. Von diesem Spiralfaden entspringen die Widerhäkchen. Ich habe ein solches Verhalten nicht allein bei allen Nesselzellen der Diphyiden, welche stets ähnliche Formen darbieten, !) Da man bei der geschlossenen Nesselzelle den Faden deutlich innerhalb des eingeschlossenen Bläschens liegen sieht, so entsteht mit den Verhält- nissen, wie sie nach der Explosion der Zellen sich kundgeben, ein Wider, spruch, der nur durch die Annahme, dass das innere Bläschen vom zu- sammengewickelten Faden eingestülpt werde, gelöst werden kann. Auf diese Art würde dann der Faden doch ausserhalb des Bläschens liegen. 307 " beobachtet, sondern viel allgemeiner verbreitet gefunden, nämlich bei allen Nesselzellen, deren Ursprung mit Widerhäkchen besetzt ist. Als besstes Untersuchungsobject sind vor Allem die: Nesselzellen an den Tentakeln einer zu Messina vorkommenden Actinia (Corynactis) anzu- rühmen. Es sind dies fast 0,05— 0,06" lange, ovale Zellen, die nicht nur die Verhältnisse des Bläschens, sondern vor Allem’ dem Nessel- faden genau studiren lassen. Der letztere ist verhältnissmässig sehr stark, aber nicht sehr lang, und wird stets in gerader Linie hervor- geschnellt. Bis zu seiner Spitze. ist hier die Spiralfaser mit ihren Dornen ähnlichen Fortsätzen zu beobachten, und erscheint zuweilen, wenn süsses Wasser einige Zeit lang eingewirkt hat, vom Nesselfaden kurze Strecken entlang abgehoben. Der zweite oder letzte Abschnitt eines Nesselorgans wird von einem einfachen, meist spiralig gewundenen Endfädchen gebildet, in dessen eontractiler Substanz sich elliptische, vorn scharf zugespitzte Nesselzellen so dicht einbetten, dass von ersterer kaum etwas zu sehen ist. Gestreckt misst dieser Anhang 0,28— 0,36”. Häufig sieht man ihn zu einem rundlichen Knötchen zusammengezogen, aus dem dann überall die Spitzen der schon erwähnten Nesselzellen hervor- starren. 4 Der den Fangfaden mit seinen Aesten durchziehende Kanal setzt sich auch in den Nesselknopf fort, indem er etwas seitlich gelagert _ und‘ mit deutlicher Erweiterung bis zum vordern Ende verläuft, um dort, feiner geworden, durch die Achse des Endanhanges bis zu dessen Spitze hindurchzutreten. "Die eben genauer dargestellten anatomischen Verhältnisse der - Fangorgane und deren Nesselbatterien treffen sich bei allen Diphyiden in ähnlicher Weise wieder, und oft sind die Verschiedenheiten dieser _ Organe bei zwei bestimmt zu scheidenden Gattungen so geringe, dass - aus ihnen eine Genusbestimmung fast unmöglich ist; so ist dies z. B. t bei Diphyes und Abyla. Die Fangorgane unserer Praya maxima fand _ ich am meisten mit denen der Pr. diphyes tibereinkommend. Bei dieser letztern bildet aber der Kanal, wenn er in das Nesselorgan 4 eingetreten, zahlreiche Wandungen in die Quere, welche dem Ver- ' laufe eines durch Längsstreifen in viele stäbehenförmige Abschnitte ge- theilten Bandes zu folgen scheinen; diese, so wie ein an der Spitze des Endfadens sitzendes sontractiles Bläschen sind wieder constante Unterschiede zwischen beiden Arten. Nun erübrigt noch die Beschreibung der Geschlechtsgemmen, wozu ich, indem ich mich auf das bei den Eudoxien und Abyla- sprösslingen hierüber geäusserte beziehe, sowohl die «Speecialschwimm- glocke» des Einzelthieres, als auch die häufig neben ihr befindliche Knospe, die von mir schon früher als « Ersatzschwimmglocke » auf- 308 geführt wurde, zu rechnen habe. Die Schwimmglocke ist ((Fig.-5) ein kurzer, aus hyaliner Substanz gebildeter Hohlkegel, der mit seiner Spitze in einen kurzen Stiel ausläuft. Mit dem Stiele ist er an der Basis des Polypenleibes angeheftet. An der Kegelbasis ist ‚die ‘von einer Ringhaut umkleidete Mündung der Schwimmhöhle, die völlig dem äussern Contour der Glocke entspricht. Auf der Oberfläche der Glocke sieht man 'zwei von der Spitze bis zur Mündung verlaufende, senk- rechte, auf der Glocke stehende Lamellen, einander diametral entgegen- gesetzt, so dass die Form sehr an die von Vogt (Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. II. Bd., Taf. XI, Fig. $) abgebildete Specialschwimmglocke seiner Rhizophysa filiformis‘D. Ch. (Praya diphyes) erinnert. Nun sind aber bei Praya diphyes die « Specialschwimmglocken» niemals mit so stark vortretenden Kanten versehen, weshalb ich die Vermuthung hege, dass die von Vogt (loc. eit.) erwähnte Rhizophysa filiformis, nicht Praya diphyes, sondern die eben von mir beschriebene Pr. maxima war. Der Schwimmsack besitzt gleichfalls . die vier Gefässe, welche‘ von seinem Grunde zum Rande verlaufen und dort in einen Ringkanal sich einen. Häufig sieht man im Grunde des Schwimmsacks einen kuge- ligen oder elliptischen Körper hervorragen, der eine centrale, mit dem Lumen des Glockenstiels in Verbindung stehende Höhle aufweist. Es ist dies wieder dieselbe Form des Generationsorgans, wie wir sie bei Eudoxia u. s. w. schon betrachteten. Der hervorragende Kolben ent- hält die Gesehlechtsproducte in seinen mehr oder weniger entwickelten Wandungen. Die Grösse des — wenn auch entwickelten — Organs beträgt nie so viel, dass es die Mündurg der Schwimmhöhle erreicht, fast immer geht es nur bis zur Hälfte der Glockenhöhe vor. Sind Eier vorhanden, welche die äussere Membran des Geschlechtskolbens hervorstülpen und nur sehr 'wenig in seine flimmernde Gentralhöhle hineinragen, so zeigt das Organ meist eine traubenähnliche Gestalt; bei Sperma als Inhalt ist die Fläche vollkommen glatt und eben. Die Eier besitzen eine leicht körnige Dottersubstanz und ein ‚scharf um- schriebenes Keimbläschen. Ein Keimfleck wurde nicht beobachtet. Sie messen 0,05 — 0,06”. Die Samenfäden sind mit jenen der übrigen Diphyiden völlig gleich beschaffen. M An einem und demselben Polypenstamme fand ich immer: beide Geschlechter vorhanden; sie sind also, gleich wie auch Pr. diphyes, hermaphroditisch. Zuweilen wurden Schwimmglocken beobachtet, denen jede Spur von Geschlechtsproducten abging, für welchen Fall ich eine voraus- gegangene Entleerung der reifen Producte und Schwinden der bezüg- e lichen Hülle annehmen ‚muss, da von den zahlreichen hierauf unter- suchten Einzelthieren immer nur die ältesten sich so verhielten. u 309 Die nahe an der Schwimmglocke hervorsprossende Knospe traf ich hier wie auch bei Pr. diphyes in derselben Weise, wie schon oben beschrieben ward, und finde hier wieder eine Bestätigung der an ge- nannter Stelle diesem Organe unterbreiteten Bedeutung. Die Schwimm- glocke stellt auch hier das Generationsorgan vor, während die Knospe daneben nur zum Ersatze an deren Stelle zu treten bestimmt ist. Gegen diese Beziehung der Specialschwimm- glocken zu den Fortpflanzungsorganen hat sich nun Vogt (loc. cit. p. 523) in sehr entschiedener Weise erklärt, wenigstens in Bezug auf Praya diphyes, während an bei der verwandten Epibulia aurantiaca Eier wie Hoden mit Schwimmkapseln versehen erkannte, — Wie an Eudoxia und den Einzelthieren der Abyla lösen sich auch hier die Schwimm- glocken mit ihren Generationsproducten von Zeit zu Zeit von den am Stamme festsitzenden Einzelihieren ab, und schwimmen frei im Meere umher, wo ihnen der Umstand, dass der Generationskolben nur einen kleinen Raum in der Schwimmhöhle eionimmt, für ibre Schwimm- bewegungen gut zu statten kommt. Ich konnte solche abgelöste - Sehwimmglocken oft mehrere Tage hindurch am Leben erhalten. - Diphyes gracilis nov. spec. I, ie" Ver (Taf. XVI, Fig. 57.) u in vw Bar _ 0 Die Architektonik beider Schwimmstücke dieser Art unterscheidet sie hinreichend von den schon bekannten der Gattung Diphyes. Die Länge beider Stücke beträgt 8—9 Linien. Das vordere !) ist etwas 4 lünger als das hintere und gleicht einer fünfseitigen, sehr stark zuge- spitzten Pyramide, deren Seitenflächen in schwacher Wölbung sich “ ausbauchen. Einen Theil der Pyramidenbasis nimmt die Mündung der Schwimmhöhle ein (Fig. 5e), die, wie gewöhnlich, von einer eircu- lären Rondmembran umgeben ist. Am übrigen Theile der Pyramiden- basis verlängern sich die Seitenflächen noch etwa um %/, über selbe hinaus und bilden auf diese Weise ein Cavum, in welches sich die Spitze des hintern Schwimmstücks einfügt. Nach‘ unten (die Behwimmstücke in wagrechter Stellung gedacht) ist dieses Cavum von e der Mündung der Schwirmmhöhle durch eine von der Pyramidenbasis ‚ausgehende anderweitige Lamelle abgeschieden (vergl. die Abbildung 5 . 5). Im Innern lassen sich zweierlei Theile unterscheiden, einmal grosse, die Schwimmhöhle auskleidende Schwimmsack, der den grössten Theil des Schwimmstucks durchzieht und vorn spitz endet, dann zweitens über diesem und parallel mit ihm verlaufend ein av. R I) Tech bezeichne jenes Schwimmstück, welches immer beim Schwimmen vor- 7 Ausgeht, als das vordere, das andere in dieses eingefügte als das hintere, 310 spindelförmiger oder cylindrischer Körper, der «Saftbehälter» der Autoren, von dem nachher noch die Rede sein wird. — Das hintere Schwimmstück ist immer etwas kleiner als das vordere und lässt ebenfalls fünf Seitenflächen erkennen, wovon zwei (in der Lage, wie wir das Thier betrachten, die oberen) zu einer scharfen Kante sich verbinden. Die beiden anderen paarigen sind die breitesten und ver- laufen in zwei zarte Lamellen, welche die den Boden eines tiefen Halb- kanals (Fig. 6%) bildende unpaare (fünfte) Fläche zwischen sich auf- nehmen. Der Schwimmsack hat mit jenem des vordern Schwimm- stücks gleiche Form, und liegt dicht über dem erwähnten Halbkanale. Seine Mündung (Fig. 5 f) ist ohne Zacken, wie glatt abgeschnitten. Weit über diese hinaus setzen sich noch die Begrenzungsllächen der Hohlrinne fort und endigen zuletzt in zwei etwas divergirende Spitzen, Das Vordertheil dieses Schwimmstücks ist wie das des ersten zuge- spitzt und etwas nach aufwärts gekrümmt. So viel von den allgemeinen Formverhältnissen der Schwimm- stücke. — An der Einfügungsstelle des hintern in das vordere Stück tritt der Stamm der Polypencolonie heraus und liegt meistens in der Hoblrinne am hintern Schwimmstück geborgen. Der Anfang des Stammes ist eine Fortsetzung des Saftbehälters (Taf. XVI, Fig. 5a u. Taf. XVII, Fig. 42a), dessen Structur von Will zuerst richtig aufgefasst wurde, denn das «Netz von dunklen Linien » (vergl. Will loe. eit. pag. 77) ist in der That der optische Aus- druck der Begrenzungsflächen polyedrischer Zellen, und verhält sich wie an einem analogen Organe, das oben bei der Eudoxia ünd den Einzelthieren der Abyla beschrieben ward. Eine Höhle im: Innern (Taf. XVII, Fig. 412 b) ist von inconstanter Grösse und durchzieht bald die ganze Länge des Organs, bald findet man sie nur im hintern Theile desselben. Stets ist sie mit einem Flimmerepithel ausgekleidet, welches in lebhafter Thätigkeit zahlreiche, in einer farblosen Flüssigkeit sus- pendirte Molecüle herumtreibt. Auch der ölartige (?) Tropfen fehlt nicht, und liess mich mehrmals denselben ‚Vorgang beobachten, der schon oben bei dem ähnlichen Organe der Abyla-Einzelthiere geschil- dert wurde. Ueber die Bedeutung dieses «Saftbehälters» kann ich dem schon bekannten, im Sinne der Benennung Ausgedrückten nichts weiteres beifügen; bestimmter jedoch möchte ich mich über die frag- lichen «Fetitropfen » ausdrücken, die sich in demselben vorfinden, Ein solcher Tropfen entsteht nämlich durch das Zusammenfliessen mehrerer kleiner Kügelehen, wie sie in grosser Menge sowohl in dem «Saft- behälter» als in allen übrigen mit diesem durch den Polypenstamm in Communication stehenden Gefässkanälen, durch die wimpernden Wan- dungen derselben herumbewegt werden, er ist somit eine grössere Masse der festeren Bestandtheile der in diesen Kanälen enthaltenen 311 Ernährungsflüssigkeit, die ihn hier bis zur weiterhin erfolgenden Auf- lösung und Verwendung gleichsam aufspeichert. Ein Vergleich mit der als hydrostatischen Apparat dienenden Luftblase der Physophoriden dünkt mir bei seiner grossen Unbeständigkeit und der eigenthümlichen Art des Schwimmens bei den Diphyiden nicht wohl begründet. Das hintere Ende des Saftbehälters setzt sich in einen kurzen, etwas gebogen verlaufenden Kanal fort, welcher nahe der Einfügungsstelle des hintern Schwimmstücks in eine gegen 0,1—0,12'"" messende Er- weiterung (Fig. 42 d) übergeht, welche, ohne jene grosszelligen Wan- dungen zu besitzen, sonst dieselben Verhältnisse aufweist. Nach beiden Seiten geht von dieser Ampulle ein Kanal (ee’) zu einem Schwimm- sacke ab, während eine stärkere Röhre (f) als Achse der Colonie frei in die Hohlrinne des hintern Schwimmstücks nach aussen tritt. Der aus der Ampulle zum vordern Schwimmstück laufende Kanal (e) theilt sich nahe an der Mündung (Ah) in vier Aeste, wovon der eine, ver- schwindend kurz, direct zum Ringkanale- sich begibt, eine anderer am Schwimmsacke bis zu seiner Spitze emporsteigt und von da auf der enigegengesetzten Seite wieder nach abwärts verlaufend in den Ring- kanal tritt. Von den beiden übrigen geht jeder an der entsprechenden Seite des Sacks nach vorn, wendet, in der Nähe des spitzen Vorder- _ endes angekommen, wieder nach rückwärts, um ebenfalls zum Ring- _ kanal einzutreten. Einfacher ist das Verhalten des Kanals am untern Schwimmstück. Hier setzt sich derselbe nämlich an das blinde Ende des Schwimmsacks an und spaltet sich daselbst in vier Gefässkanäle, die alle in gleicher Entfernung von einander bis zur Mündung des Schwimmsacks verlaufen, und dort das schon bekannte Verhalten _ wiederholen. -— Der Stamm, den-wir aus einer Fortsetzung des «Saftbehälters » haben entspringen sehen, setzt sich von seiner Ursprungsstelle an als eine verschieden lange (bis zu drei Zoll) Röhre fort, wie es schon von früheren Autoren beschrieben. Er ist drehrund, durchsichtig, äusserst actil, und wird in seiner Achse von einer bewimperten Höhle, welche In der ganzen Länge nach durchzieht, wie wir es schon bei Praya gesehen haben, durchbohrt. Am Stamme sitzen von den Deck- schuppen mantelartig umballı die Einzelthiere in regelmässiger Reihen- @. Die jüngsten Sprossen (Tab. XVIl, Fig. 429g) zunächst der Am- ;‚ und so immer weiter die älteren vom Ursprung des Stammes t. An den jüngsten Thieren sind noch nicht alle Organe zu en, es geht bei deren Entstehung vielmehr nach einer bestiimm- ten Beihenfo)ge; nach der sich zuerst die Polypenleiber, dann an der Basis die Fangfäden und wieder weiter nach unten die Anlagen der Generationsorgane erkeimen lassen, Fast zuletzt sprosst ringlörmig um den Stamm die hyaline Deckschuppe hervor. 312 3 Die Form der Deckstücke ist eine ähnliche wie bei D. Kochii Wil. ‘Sie werden aus einer dünnen Lamelle hyaliner Substanz ge- bildet, die, wie die Spatha einer Aroideenblüthe zusammengerollt, mit dem engern Theile gegen die Schwimmstücke gerichtet, den Stamm umfasst, und sich mit einer schmalen, im obern ersten Dritttheile vor- springenden Ringsleiste an eine Verdickung desselben anheftet. Ein zartes, nicht fimmerndes Pflasterepithel überkleidet sie. Kanäle, wie wir sie bei Praya in dem Deckstücke sahen, fehlen den Deckschuppen unserer Diphyes. Dicht unter der Anheftungsstelle der Schuppe sitzt der Polypen- leib, der drei Abtheilungen, ähnlich wie bei Praya, unterscheiden lässt. Er misst 0,7” Länge, vermag sich aber bis über das Doppelte auszudehnen und die mannichfachsten Gestaltveränderungen einzugehen. Die erste, vorderste Abtheilung ist hierbei am meisten betheiligt, was, wie bei Praya, durch jene zahlreichen bandartigen Faserzüge (Mus- : keln?) unterstützt wird. Im Zustande der Unthätigkeit legen sich die Wandungen dieses Schlundstücks so dicht an einander, dass kaum ein Lumen zwischen ihnen erkannt werden kann. Jenem allmählichen, mit Verdünnung der Wandung verbundenen Uebergange schliesst sich die zweite Abtheilung an, die durch das Vorhandensein vieler bis zu 0,01 — 0,04” messenden hellen Zellen sich auszeichnet. Bei Praya sahen wir diese Zellen in Längsreihen und ovalen Gruppen angeordnet beisammenstehen, hier bei Diph. gracilis stehen sie einzeln, meist in gleich weiter Entfernung von einander, oder doch nur selten einander berührend. Sie liegen in die dünne, kleinzellige Epithelialschichte ein- gesenkt, sind oval oder rundlich mit scharf abgegrenztem Kerne und einer gelblichen, oft etwas getrübten Flüssigkeit zum Inhalte, Die Zellmembran ist beträchtlich verdickt, so dass sie deutlich doppelte Contouren zeigt. Da nicht die ganze Zelle in die Magenwand einge- senkt ist, so bilden sie warzige Hervorragungen nach Innen. Es kann keine Frage sein, dass die Elemente als «Drüsenzellen» aufgefasst werden müssen. Auch ihr Schicksal spricht dafür. Man findet nim- lich häufig zwischen ihnen leere Vertiefungen mit scharf umschriebenem Rande, die in Form und Grösse genau denen entsprechen, in welche i 4 Er a ee ee die fraglichen Zellen eingebettet sind. Es können wohl diese Grüb- chen nichts Anderes sein als Lagerstätten solcher Drüsenzellen, die be- reits nach Entleerung ihres Inhaltes (Secretes) untergingen. Im dritten, dem Polypenstamme zunächst befindlichen Abschnitte sind die Drüsen- zellen verschwunden, die eigentliche Magenwand hat sich bedeutend verdünnt und setzt sich, einen engen, durch Zusammenziehung ver- schliessbaren Kanal bildend, in einen kurzen dünnen Stiel fort, der in den Polypenstamm continuirlich übergeht. Nach aussen wird dieser Abschnitt von einem nach vorn zu scharf abgesetztem becherartigem 3 - Wulste überzogen, der nach hinten gleichfalls in den Stamm sich fort- E 2eizt. Die ganze Innenfläche des Magens ist mit Cilien versehen, die “ um so länger sind, je näher der Mundöffnung sie sitzen, die Ana richtung geht nach innen. Die Fangorgane sitzen an der Basis jedes Polypenleibes als lange, - zarte Fädchen, aus denen 40 —45 kurze Zweige entspringen, welche mit eigenthümlichen constant ‘ovalen Nesselknöpfchen (0,05 — 0,07" lang) endigen. Ein Hauptfaden kann sich bis zu 4” und darüber aus- strecken. Der feinere Bau dieser Organe stimmt, die Grössenverhält- nisse abgerechnet, fast in Allem mit den Entsprechenden Theilen der oben beschriebenen Praya überein, ich verweise deshalb auf das dort Gesagle, so wie, was die Gestalt der Nesselknöpfchen betrifft, auf - Will (loe. eit, Taf. II, Fig. XXIV). Auffallend ist mir, dass sowohl Will als Busch bei Diphyes Kochii nur einfache Fangfäden angeben und abbilden; bei der grossen Uebereinstimmung sämmtlicher Diphyesarten lässt sich nicht wohl denken, das eine davon solche Verschiedenheiten besitzt. - Geschlechtsorgane. Diphyes gracilis ist hermaphroditisch, und beiderlei Geschlechter finden sich, wie ich es auch bei den beiden a-Arten und einer andern Diphyes. (D. Sieboldi Koll.) vorfand. Jedes Einzelthier trägt eine Geschlechtskapsel, welche immer dicht an - der Basis eines Polypenleibes entspringt. — Es weist uns dieser Um- stand auf Analogien bei den sogenannten Hydraspolypen. — Männ- ‚liche und weibliche Kapseln besitzen gleiche rundlich ovale Form; sie messen in reifem Zustande 0,8”. Sie lassen eine äussere Hülle und einen centralen Kern, der sich dicht an erstere anlegt, unterscheiden. In sersterer befinden sich vier von dem Kanal im Stiele entspringende sefässkanäle, welche in- einen dem Anheftungspunkt der Kapsel gegen- übe: befindlichen Ringkanal einmünden. Diese wie blasse Streifen er- scheinenden Kanäle wurden zuerst von Meyen (Nov. act. Leop. Carolin. . XVI) als Muskeln beschrieben, die zur Austreibung der Geschlechts- producte bestimmt seien. Vorn tritt durch eine in der äussern hya- linen Hülle befindliche, gerade vom Ringkanal umzogene Oeffnung ein Theil des Kernes zu Tage, der, obschon überall der äussern Kapsel- le anliegend, dennoch nur im Grunde derselben mit ihr in organi- hem Zusammenhange steht. Ins Centrum dieses Kerns setzt sich m Stiele der Kapsel aus, da, wo sich die vier Gefässkanäle an sie rtheilen, ein weiterer Kanal fort, der bis nahe nach vorn verläuft und dort blind geschlossen endigt. Sowohl die Wandung dieser Höhle, Is auch die Aussenwand des Kernes ist mit feinen Cilien bedeckt. Ein schwaches Wimperepithel überzieht auch die äussere Kapsel, els dessen sie, vom Stocke abgelöst frei im Wasser — freilich mit langsamem Vorschreiten — herumzuschwimmen im. Stande 313 314 ist. Den Raum zwischen der centralen Höhle und der Aussenwand des Kerns füllen die Geschlechtsproducte — Eier — Samenfäden — und ‚deren Entwickelungsstadien. Männlicher und weiblicher Ge- schlechtsapparat ist somit nach seinen Hauptverhältnissen gleichgestal- tet, besitzt dieselbe Gefässvertheilung in der äussern Kapsel, denselben Blindkanal im Innern des Kerns. Die Eier sind, wie bei allen bis jetzt bekannten Diphyiden, stets in grösserer Anzahl, zu 40—2%0, in das feinkörnige (zellige) Parenchym der innern Kapsel oder des Kerns eingebettet, und bilden, je nach ihrer Entwickelung, mehr oder min- der beträchtliche Hervorragungen in das Lumen der Centralhöhle, die bei völliger Entwickelung einer grössern Anzahl von Eiern dadurch scheinbar verschwindet. Alle in die Kapsel eingeschlossenen Eier fand ich niemals auf gleicher Entwickelungsstufe, obwohl eine grössere An- zahl kaum bemerkbare Altersverschiedenheiten nachweist. Die ältesten, reifen sieht man zunächst der Mündung der äussern Kapsel, und so immer jüngere Formen bis ans entgegengesetzte Ende, wo meist noch jüngere Keime in grosser Anzahl vorhanden sind. Es scheint somit die Eiproduction längere Zeit hindurch in einem Organe vor sich gehen zu können. Die Entstehung der Eier aus einfachen Zellen lässt sich bier aufs schönste beobachten; die jüngsten Eikeime können von anderen sie umlagernden Zellbildungen, deren Ausbildung zu Eikeimen gleichfalls noch bevorsteht, nur durch grössere Dimensionen ihrer Ver- hältnisse unterschieden werden. Ueber das reife Ei und seinen Bau. werde ich später, wenn von der Entwickelung der Diphyes die Rede sein wird, einiges weitere bemerken. Die searnlinben Geschlechtsproducte entwickeln sich ach dem bekannten Typus. An jüngeren männlichen Organen sieht man die innere Kapsel mit runden Zellen ausgefüllt, welche einen Kern und feinkörnige Substanz zum Inhalt haben. Diese Zellen messen 0,003 — 0,005”, zeigen sich späterhin mit kleinen Bläschen gefüllt, deren nähere Genesis mir unbekannt blieb. Weiterhin platzt die Zellmembran, und die ausgetretenen Bläschen füllen die ganze Hodenkapsel an, um sich frei in ihr zu den Formelementen des Samens umzubilden. An jedem dieser Bläschen wächst ein zarter Fortsatz aus, der sich auf Kosten des dabei kleiner werdenden Bläschens zu einem langen 'haarförmigen Anhange gestaltet, womit das Spermatozoid vollendet ist. Die Samen- fäden liegen dann in dichter Masse beisammen in die Hodenkapsel ein- geschlossen, ohne sich in Büschel oder garbenäbnliche Bündel zu ver- einigen; wie dies bei den meisten übrigen der Fall ist. 0 Dicht neben der Geschlechtskapsel sprosst zuweilen noch ein Ge- bilde hervor, das sich in Entwickelung und Bau ganz an das anschliesst, was wir bei Eudoxia, Diplophysa, den Abylasprösslingen und den Praya-Arten bemerkten. Es ist nämlich die Knospe eines zweiten 4 F 315 Generationsorgans, das sich jedoch gleich dem ersten, nicht wie - bei Abyla, Praya u. s. w., zur vollständig entwickelten Schwimmglocke heranbildet, sondern, obgleich immer noch den Medusentypus fest- haltend, gleichsam auf‘ einer frühern Stufe stehen bleibt ‚und. aus- schliesslich zum Generationsorgan wird. ‚Seine mit vier Gefässkanälen versehene Hülle entsprieht der contractilen Schwimmglocke, so wie der beträchtlich entwickelte Kern gleichfalls sein Analogon in dem in die Glocke hereinragenden Kolben findet. Dies «Ersatzgenerations- organ» (Taf, XVI, Fig. 7 f) ist in allen Stufen der Ausbildung anzu- - irellen, so dass ich hier Alles, was hierüber schon oben von mir mit- geiheilt wurde, wiederum bestätigt fand. Diphyes quadrivalvis mil. U - Unter vorstehendem Namen besehreibe ich eine Diphyes, die von _ Januar bis März gar nicht selten im Meere von Messina zu treffen _ war, und deren Bestimmung als die Suleuleolaria quadrivalvis ich der Gilite des Herrn Krohn zu danken habe. Ich bedaure, dass es mir selbst nicht vergönnt war, die nach Lesweur’s Zeichnungen verfertigten - Abbildungen in Blainville’s Alas hierüber zu vergleichen. Aus der Be- schreibung Blainville's scheint hervorzugehen , dass das untersuchte Tbier nur das hintere Schwimmstück einer Diphyes war, wie auch Lesson (Histoire naturelle des zoophytes Aecal&pbes, p. 443) in dieser ‚Hinsicht eine Vermutbung äussert. Auf keinen Fall aber ist das Be- stehen einer besondern Gattung Sulculeolaria, wenigstens für die von mir näher untersuchte Art nothwendig, oder überhaupt zulässig, wes- halb ich mir erlaube, dieselbe als eine echte Diphyes diesem Genus zuzustellen. Er Die beiden Schwimmstücke messen: zusammen gegen 4°/, Zoll Länge; von welelier zwei Fünftkeile auf das vordere kommen. Wie ‚ei Diphyes graeilis ist auch hier das vordere Schwimmstück einer itigen, mit sehwach convexen Flächen sich zuspitzenden Pyramide ı vergleichen, hur dass hier die Flächen mehr gewölbt sind, das ganze ick einen mehr gedrungenen Habitus trägt. Je zwei an einander egende Seitenflächen verbinden sich mit einander unter sehr stumpfen ükeln, so dass das oberste Schwimmstück auf dem Durchschnitte " langezogenes Fünfeek vorstell. Die Basis wird durch zwei in rechtem Winkel zusammenstossende Ebenen gebildet, von welcher die fe der Ansatzstelle des hintern Schwimmstäücks, die andere der Aus- üdung der Schwimmhöhle entspricht. An der letztern sieht man ‚lamellenartige Vorsprürge, die schnabelartig zugespitzt von oben und unten her über die Mündung sich gegen einander neigen (Fig. 8 ce), der Fläche betrachtet, ist die Mündung der Sehwimmhöhle ein Zeitschr. f. wissensch, Zoologie, V. Bd. 21 316 Oval; gleiche Durchschnittsfigur besitzt auch der Anfangstheil des Schwimmsacks, der in schräger Richtung nach vorn und oben zu steigt, und dann nach einer ringförmigen Biegung, der äussern Gestalt des Schwimmstücks entsprechend, sich bauchig erweitert, worauf er nach der Spitze des Schwimmstücks zu, dieser Form sich coaptirt und blind geschlossen endet. Die andere schräge Basallläche zeigt zur Auf- nahme des hintern Schwimmstücks einen beträchtlich tiefen rinnen- förmigen Einschnitt. Das hintere Schwimmstück (Fig. 8 B) kann auch einer fünfseitigen Pyramide verglichen werden, deren Spitze gerade abgestutzt ist. Diese entspricht der Stelle, an der sich die Schwimmhöble öffnet (Fig. 8.d). Auf dem Querdurchschnitte zeigt dies Schwimmstück gleiche Form mit dem vordern, nur wird gegen die Abstumpfungsfläche zu, die eine (obere) Kante immer mehr abgeflacht, so dass jene Fläche der Quadrat- form sich nähert. Von den vier Seiten dieses Quadrats entspringen ebenso viele zipfelartige Fortsätze, die sich wie Klappen gegen einen geineinschaftlichen Mittelpunkt hinneigen (vergl. Fig. 10). Die beiden seitlichen sind: gleichgeformt , und repräsentiren zwei fast gleichseitige Dreiecke, die obere ist ähnlich, nur noch mit einem tiefgehenden Ein- schnitte versehen, während die untere grösste, in zwei rundliche Lap- pen (Fig.9b) sich auszieht. Die untere Fläche dieses Schwimmstücks ist von einer vorn tiefen, dann immer seichter werdenden Längsrinne ausgefurcht, welche wahrscheinlich zur Begründung der Galtung «Sul- culeolaria» veranlasste. Uebrigens ist diese Furche in gar nichts von jener bei allen Diphyes- Arten am hintern Schwimmstücke vorkommen- den verschieden, und dient, hier wie dort, zur Aufnahme und zum Schutze der Polypencolonie. — Von der Mündung des Schwimmsacks, die von den vorbeschriebenen klappenartigen — jedoch keineswegs. beweglichen — Fortsätzen des Schwimmstückkörpers überragt wird, setzt sich in das Innere des letztern ein weiter Schwimmsack fort, der stets zwei beträchtliche Einbuchtungen aufweist. In Bezug auf die genauere Form derselben verweise ich, statt aller Beschreibung, auf die beigegebene Abbildung (Fig. 8B u. Fig. 9). Kleine Varietäten in der Form des Schwimmsacks, als auch der klappenartigen Vor- sprünge an seiner Mündung kommen nicht selten vor, ohne dass sie sich jedoch auf tiefergreifende Verhältnisse erstreckten. „u Nicht gar selten kamen mir auch Thierstöcke vor, welche neben den beiden normalen Schwimmstücken noch ein drittes, ja zweimal sogar noch ein viertes aufwiesen, ohne dass jemals die beiden nor- malen in Form ‘oder Lagerung Abweichendes zeigten. Diese übör- zähligen Theile waren immer um vieles kleiner als die gewöhnlichen, trugen aber alle Charaktere ausgebildeter unverkümmerter Schwimm- stücke, Fast immer war es das hintere Schwimmstück, welches in duplö _ A JaIDE j 317 zugegen war, und nur in beiden Fällen, wo vier Schwimmstücke sich - fanden, war auch das vordere doppelt. Das hintere überzählige stand in spitzem Winkel zur Längenachse der beiden normalen und fügte sich in gleicher Weise wie sein correspondirendes dem Thierstock« an. Bei dem vordern überzähligen war wegen seiner Kleinheit — es hatte in beiden beobachteten Fällen nie über #4" Länge — die Art seiner Einfügung nicht evident genug zu beobachten. Diese überzähligen Stücke scheinen, wenn auch etwas vorzeitig, zum Ersatze von möglicher- weise entstehenden Verlusten gebildet zu sein; dass ein wirklicher ' Ersatz eines oder des andern Schwimmstücks, wenn es von der Co- lonie abgerissen wurde, stattfindet, wird durch zahlreiche Fälle be- For Meistens ist es das hintere Stück, welches verloren geht, und so trifi man denn dieses im Wiederersatze in allen Stadien der Ent- ern; an; ein Zustand, den ich nicht allein bei Diph. quadrivalvis, - sondern auch bei Diph. gracilis, Diph. Sieboldi Köll. beobachtete, An in von Sars (loe. eit. pag. 45, Taf. 7, Fig. 16—21) beschriebenen - Diph. biloba ist das hintere äusserst kleine Schwimmstück wohl eben- falls ein solches später gebildetes. Betrachten wir nun das Kanalsystem in den Schwimnistücken, so finden wir einen kurzen, fast gleich weiten Schlauch mit blindem Ende % - den Basaltheil des vordern Schwimmstücks hineinragen ( Fig. 8 0). 3 ‚ist das Analogon des «Saftbehälters » oder grosszelligen Körpers der iphyes. Bisweilen ist er in seinem Verlaufe etwas bogenförmig ge- mmt; seine Wand ist immer 'eine einfache, innen mit Wimper- zellen iansgekleidete Membran, welche niemals etwas aufweist, das an jenes grossmaschige Zellgewebe bei anderen Diphyes erinnerte. Nahe hinter der Mündung des vordern Sehwimmsaeks gehen von diesem _ «Saftbehälter» zwei einander gegenüber entspringende Aeste ab, die ‚in ähnlicher Weise zu den betreffenden Schwimmsäeken begeben, wie bei Dipl. gracilis. Nur auf dem hintern Schwimmsacke zeigt _ eine Abweichung im Verläufe dieser Gefässkanäle, indem die beiden an die Seitenwände des Sackes gebenden nieht gerade nach en zur Mündung verlaufen, sondern dieselbe erst nach Beschrei- ng einer weiter nach vorn gerichteten Schlinge erreiehen (Fig. 8 B). erhin entspringt dann aus dem Saftbehälter der Stamm der Colonie. £ In ausgedehntem Zustande misst dieser k—6 Zoll Länge und trägt 4 inden von etwa zwei Linien eine Anzabl von 20 oder 30 Einzel- (Fig. 8 f}, deren Verhältnisse zu ihm in fast völlig gleicher ® sich herausstellen wie bei der vorhin beschrieben Diphyes. Dies wohl vorm Baue der Polypenleiber (Magen) (Fig. #1 d) und den gfäden (Fig. A4 f), als auch von der Entwickelung und dem allge- nen Plane der Geschlechtsorgane, Einige Unterschiede von den annten Formen liefern die Deekstücke der Einzelthiere. Obwohl in 21 * u 318 derselben Weise, wie bei Diph. grac. als trichterförmig zusammen- gerollte dünne Hyalinblättchen an den Stamm befestigt, zeigen sie näm- lich an dem sonst abgerundeten Rande eine fast rechtwinkelig ein- springende Eihbuchtung (vergl. Fig. MM ec). In Bezug auf Geschlechtsverhältnisse ist zu bemerken, dass jede Baionse nur eingeschlechtig ist; eine Ausnahme, von der von mir bei den anderen Diphyiden (fünf Arten) gefundenen Regel. Minnnliche und weibliche Thierstöcke traf ich beide in gleicher Anzahl. Beide Geschlechter unterscheiden sich schon beim ersten Anblick durch die Färbung der betreffenden Organe, da die Eibehälter einfach pellu- cid sind, während die Hodenorgane, wenigstens die schon mehr in der Entwickelung vorgeschrittenen durch ein schön orangerothes Co- lorit ausgezeichnet sind ). Die Ausbildung der Geschlechtsorgane zu medusenförmigen Schwimm- glocken geht hier einen Schritt weiter als bei Diphyes gracilis, indem die bei jener Form den. Geschlechtskolben nur als Kapsel eng um- schliessende Haut sich frei von letzterem abhebt, und an ihrer Mün- dung mit kreisförmiger Schwimmhaut versehen zur Contraction und zu selbständiger : Fortbewegung befähigt, wird. Eine solche völlig ent- wickelte Schwimmglocke (sie misst 0,82” Länge, 0,29 in der Breite) besitzt oben eine kuppelförmige Abrundung und erweitert sich‘ nur wenig gegen: ihre Mündung zu. Der Schwimmsack im Innern wieder- holt ganz. diese Gestalt. Auf der Aussenfläche laufen vom Stiele der Glocke an bis zur Mündung zwei einander entgegengesetzt scharfe Lei- sten herab, ähnlich, wie wir es in höherem Grade bei Praya aus- gebildet sehen ?). Die Gefässvertheilung an der Schwimmglocke, so wie das anato- mische ‚Detail des in derselben befindlichen Generationsorgans ist dem, was schon: bei ‚anderen Diphyiden hierüber bemerkt wurde, entspre- chend. Beirgereiften Geschlechtsproducten trennen sich die Schwimm- gloeken, wie .bei Praya,. vom Stamme los und können längere Zeit hindurch frei heramschwimmen. 1) Auch die Hodenkapsäli! von Epibulia aurantiaca erscheinen nach €. Vogt (l.e. pag. 524) in gleicher Weise gefärbt, so wie auch bei dieser Diphyide y die Colonien geirennten Geschlechtes sind, { 2) Auch bei Epibulia aurantiaca (l. c. Taf. XIII, Fig. 2 d) sind solche vor- springende Kanten vorhanden, was, zusammengenommen mit dem in der 13 ‘ ’ vorigen Anmerkung Erwähnten, und in Anbetracht einiger Aehnlichkeit zwischen den Deckstücken von Epibulia mit denen von Diph. quadrivalvis, N mich auf die mögliche Identität beider Thiere aufmerksam macht. B 319 B. Ueber Physophoriden. Apolemia uvaria Les. (Taf. XVII, Fig. 1 —4.) Diese zuerst von Zesueur als Stephanomia uvaria aufgeführte, daun von Eschscholtz, wenn auch nur aus Fragmenten beschriebenen Ge- schöpfe, wurden mehrmals in ziemlich vollständigen Colonien beob- achtet. Die längste derselben mass in ausgestrecktem Zustande gegen sechs Fuss und bot die von Abschnitt zu Abschnitt- sitzenden Organ- büschel auf die mannichfachste Weise bewegend, einen herrlichen An- blick dar. Der Locomotionsapparat der Colonie (Taf. XVII, Fig. A) besteht aus zwei Reihen von Schwimmstücken, die zusammen einen ovalen, etwa 4,5” Länge messenden Körper ausmachen. Die Schwimmstücke, deren an jeder Seite etwa 3—# sassen, gleichen sehr ‘denen von Physophora oder Agalmopsis, doch ist ihre Form durch‘ mehrfache - Hervorragungen und Ausbuchtungen um vieles complieirter, Von die- sen Zuthaten abgesehen, sind sie einem abgestutzten Kegel ähnlich, p dessen Basalkante gleichfalls zugerundet ist. ‘An der Spitze des Kegels ist die von einer Schwimmhaut umgebene Mündung eines Schwimm- sacks, welcher einer weitbauchigen Flasche zu vergleichen, in einem grossen Theile der hyalinen Schwimmglocke sich ausdehnt. Mit der bei Eschscholtz (Syst. d. Acolephen) gegebenen Abbildung der Schwimm- ’ slücke dieses Thieres, nach einer Zeichnung von Lesueur (Taf. 13, Fig.2c), haben die von mir geschenen kaum irgend eine Achnlichkeit. Entgegengesetzt der Schwimmhöhlenöffnung inseriren sich die Schwimm- Stücke mit einem kurzen Stiele an die gemeinschaflliche Achse der Colonie, aus deren Höhle ein Kanal’an jedes einzelne tritt, und sich - zum Grunde des Schwimmsacks begebend,, dort in vier Gefässe theilt, das obere und das untere verlaufen von da gerade zur Mündung des wimmsacks, die beiden seitlichen gelangen erst nach Beschreibung ‚einiger weiter Bogen dorthin, alle aber vereinen sich in’ den Cirkel- kanal um die Schwimmsacköffnung. Die Substanz der Schwimmstücke ist dieselbe wie bei den Diphyiden; die Oberfläche ist mit einem Pflaster- epithel bedeckt, welches die Durchsichtigkeit der Grundsubstanz sehr _ vermindert. Auf den besonders hervorragenden Stellen der Schwimm- % sieht man noch feine weisse Punkte eingestreut. Die jüngsten iimmstücke sitzen am obern Ende des Polypenstammes, wie dies bei allen Physophoriden der Fall ist, und fassen eine bienförmige Luft- blase (Fig. 4 a) zwischen sich, welche, abgesehen von ihrem gänzlichen Pigmentinangel, nichts abweichendes von jenen anderer Physophoriden aufweist. 2 o0 Zwischen den Schwimrnstücken sitzen am Stamme noch einzelne ” fadenförmige, äusserst contraetile Tentakeln (Fübler), die beständig bald zwischen, bald ausserhalb der Schwimmstücke herumtasten, Weiter- hin setzt sich der Stamm als ein drehrundes, überall gleichdickes (von Y—4A" Dieke je nach verschiedener Conträction) Rohr in die Länge fort, und: trägt in gemessenen Abständen auf federbuschähnliche Bündel gruppirt die‘ einzelnen Polypen und deren Ogane, sp dass die ganze Colonie, dem Diphyidentypus sieh annähernd, aus einzelnen, sich stets gleichartig wiederbolenden Abschnitten bestehend, erscheint. Am Stamme dicht hinter den Schwimmstücken sitzt ein compactes Bündel solcher junger, noch. nieht entwickelter Theile, die dann später durch Aus- 1 wachsen gewisser Stammesabschnitte auf einzelne Bündel sicht ver- theilen, wie. wir solche weiter unten am Stamme antreffen, Jedes einzelne Büschel ist: von dem andern etwa zwei Zoll weit entfernt, bei vollständiger Contraetion des Stammes nähern sie sich einander so, dass keine einzelnen Büschel mehr unterschieden werden können. Analy- siren wir nun ein solches Organbündel, wovon wir eines bei Zschscholtz f recht gelreu skizzirt finden (vergl, loe. eit. pag. 145 u, Taf 43, 2«@), etwas genauer, so finden wir an ihnen zuerst eine Anzahl von Deck- i sebuppen, dann zwei oder drei unter diesen sitzende Polypen und eine grosse Anzahl wurmförmiger Tentakeln, an deren Basis je immer ein einfacher Fangfaden sitzt, Von Geschlechtsorganen wiesen die untersuchten Colonien leider! keine Spur auf, = Die Deekstücke (Fig, 4 d) stellen sich als eiförmige oder kol- { bige Kürper von einigen Linien Länge dar, die mit einem kurzen Stiel» 4 chen an den Stamm sich anheflen, Die grösseren davon sind.schwach gebogen und bieten so eine convexe und concave Fläche dar (Fig. 3), wovon die letztere nach der Länge noch mit einer schwachen Ver: tiefung versehen ist, Die gewölbte Fläche ist nach oben, die eonvexe nach unten, dem betreffenden Organbüschel zugekehrt. Entsprechend der. Vertiefung an der concayen Seite verläufi im Innern des Deck- stücks, jedoch nahe an der Unterfläche ein vom Stamme der Colonie ausgehender Canal (Fig. 3d), der bis in die Mitte der 'kolbigen An- schwellung sich fortsetzt, und dann mit einer kleinen Erweiterung ge geschlossen endet, Nach Eschschollz geht von dieser Erweiterung des Kanals noch «eine kurze ‚weite Röhre » ab, die sich an der ausgehöhl- ten Seite ‘des Thieres (soll wohl heissen «Deckstücks») nach nr öffne, auf welche Weise dann hier eine Communieation des Seewassers mit dem ganzen Kanalsysteme vermittelt würde. Es gelang mir nie I mals irgend etwas, was auf eine solche Oefinung nach aussen deuten könnte, zu erkennen, ‚Der übrige Theil des Deckstücks ist durchaus solide, von der bekannten hyalinen, von einzelnen Kern- und Faser- 321 gebilden durchsetzten Substanz gebildet, ‚uud von einem polygonalen Plattenepithel überzogen. Die meisten Flecke und Pünktchen auf der Oberfläche, und besonders am vordern kolbigen Ende der Schuppe, sind Häufchen ‚von 40—20 Nesselzellen (Fig. 2a), welche ‚ein 0,06 — 0,41” grosses und gegen ‚das anstossende Epithel scharf abgegrenztes Lager ‚einer. durchsichtigen, homogenen Substanz eingebettet sind. Die grösseren dieser Flecke geben sich en profil als warzenartige Hervor- ragungen zu erkennen, wie auch jene, die schon von den Schwimm- stücken erwähnt wurden, und mit welchen sie auch in Bezug auf den Bau der Nesselzellen übereinstimmen. Eine einzelne dieser Zellen misst 0,009, ist vollkommen sphärisch, und birgt in einer das Licht stark brechenden Membran einen in einer Spirale aufgewickelten langen, gegen sein Ende zu allmählich sich. verjüngenden Faden, der beim Platzen der Zelle durch eine feine Oefinung hervorgetrieben wird. Mit Hülfe stärkerer Vergrösserungen erkennt man, wie der Faden von einem der Zeilmembran (Fig. 2c) dicht anliegenden Bläschen (Fig. 2 c.d) (vergl. : oben die Nesselzellen von Praya maxima), das nur ganz blasse Con- : touren zeigt, seinen Ursprung nimmt, und von dieser Stelle an bis etwa auf 4/, seiner Länge von einem in engen Spiraltouren verlau- 2 Fädchen fest umwickelt ist. ‘Das Ende des Nesselfadens ist so yo , dass ich es nur selten mit Bestimmtheit erkennen konnte. 7 "Die Deckstücke, grosse wie kleinere, können sämmtlich selbständig j Eis werden, und man sieht sie so, wenn.der Thierstock ungehin- n sich ausdehnen kann, in heständigem Wechselspiele sich heben F und senken. Beunruhigt man die Colonie, so legen sie sich rasch, eine dichte Schutzwehr bildend, über ibren betreffenden Organbüscheln zu- . Sammen. k - Unterhalb der Deckstücke entspringen Tentakeln, Flüssigkeits- r Eschsch. (Fig, fe, Fig, 4 a) (von Eschscholtz, wie mir scheint, ‚Polypen [Saugröhren] gehalten). Es sind diese Organe von deu #Fangläden», mit denen sie einige.Functionen theilen; können, wohl zu iden. Es sind 6— 42” lange, fast cylindrische Fäden, die, 20 an der Zahl, fast immer in wurmarliger Bewegung. begriffen sind. An ihrer etwas stärkern Basis sind sie glashell, durchscheinend, ‚sich allmählich gegen ihre Spitze zu und erscheinen zuletzt in N weisser Färbung, die in dichtstehenden. Nesselzellen. ihren Ur- & hat. Ihr Centrum durchzieht ein weiter Kanal, der mit der _ des Stammes in Verbindung steht, und meist beträchtlich ent- ‚ aus grossen hellen Zellen bestehende Längskanten in sein vorspringen lässt. An der Spitze des Tentakels ist der Kanal geschlossen. An der Basis je eines. Tentakels entspringt ein langer Fangfaden (Fig. 4b), in welchen vom Kauale des Tentakels aus eine Abzweigung eindringt und seine ganze Länge durchläuft. Es liegt diese 322 Kanal immer excentrisch im Fangfaden, welcher an jenem Theile seiner Oberfläche, dem erstern nahe liegt, dicht: mit Nesselzellen bedeckt er- scheint. Tentakeln und Fangfäden überzieht eim zartes Flimmerepithel. Wie die Tentakel sind auch die Fangfäden stets in verschiedenen Altern anzutreffen. Die jüngste Form ist eine einfache blinddarmartige Aus- stülpung des Polypenstammes, diese entspricht einem jungen Tentakel; an etwas älteren sieht man an der Basis des Tentakelblinddärmchens eine andere Ausstülpung in gleicher Weise, wie zuerst der Tentakel am Polypenstamme sich bildete, diese Ausstülpung — der junge Fang- faden — wächst mehr und mehr in die Länge und überholt so bald den Tentakel, an dem er hervorgesprosst. Wie Tentakel und Fang- faden in Hinsicht ihrer Entstehung in enger Relation zu einander stehen, so sind auch die sich an ihnen treffenden Nesselzellen von gleicher Art, Es sind nämlich ovale Bläschen, etwas kleiner als jenes der Deekstücke, an deren ausgetretenem Faden man fast immer nahe an seinem Ur- sprunge zwei nicht weit von einander stehende Anschwellungen sieht, die mir jedoch erst einige Zeit nach dem Austritte des Fadens zu ent- stehen scheinen. Eine den Faden überziehende Spiraltour, wie an den Nesselzellen der Deckstücke, konnte ich nicht beobachten. So deutlich sich die Function der als «Fangorgane» arbeitenden, lange sich streckenden Fädehen erkennen lässt, so unzureichend scheint mir bis jetzt die Bestimmung jener als «Tentakeln» bezeichneten Or- gane erkannt und gewürdigt zu sein. Die Bedeutung als Tastorgane die man ihnen ihrer fast beständigen herumfühlenden Bewegungen halber) zu geben sieh veranlasst sehen möchte, wird jedenfalls von den um das drei- bis vierfache der Tentakellänge sich ausdehnenden Fangfäden ge- theilt, wenn man ihnen nicht völlig diese Function noch übertragen will. Dass solche tentakelartige Schläuche, die ganz in soleher Weise, wie wir es oben bei Apelemia sahen, an ihrer Basis einen Fang- faden tragen, noch zu anderen Zweeken dienen, lehrte mich eine an jungen Agalmopsis mehrfach wiederholte Beobachtung. An diesen in unversehrtem Zustande — und dies ist wohl zum Stu- dium der Organverrichtungen bei diesen Thieren unbedingt erforder- lich — unter dem Mikroskope untersuchten Exemplaren sieht man nämlieh mit Leichtigkeit, wie Contractions- und Expansionszustand des sogenannten Tentakels und seines Fangfadens in einem innigen Wechsel- verhältnisse stehen, se dass bei Streckung des Fangfadens der Ten- takel dünner ward und sieh dabei verkürzte, während derselbe, wenn der Fangfaden sich zusammenzog, sogleich anschwoll und länger wurde. Alle diese Zustände wurden von einem Uebergange des flüssigen In- halts von einem Organ in das andere begleitet, und verursachten in dem betreffenden eine jeweilige Turgescenz. Diese Verhältnisse er- möglichen somit eine rasche Contraction der Fangorgane, ohne dass Er = 323 eine Ueberfüllung des Cavums des allgemeinen Polypenstammes, die bei der Zusammenziehung aller Fangfäden, und der damit begleiteten Entleerung ihrer Kanäle nothwendigerweise eintreten würde, statt hat. Eine Ueberfüllung des Stammkanals mit Leibesflüssigkeit würde eine Contraction des Stammes selbst bedeutend erschweren; in den Blind- schläuchen, an denen die Fangfäden sitzen, ist der nothwendige Aus- weg getroffen, indem sie die bei Zusammenziehung des Fangfadens aus diesem sich entleerende Flüssigkeit aufnehmen. So viel aus mei- ner Beobachtung für Agalmopsis mit Sicherheit schliessen zu dürfen, glaube ich berechtigt zu sein. Eine andere Frage ist freilich, ob nicht noch andere Functionen diese Organen zugetheilt werden können, so wie noch eine zweite Frage ist, ob das bei Agalmopsis Beobachtete für Apolemia Schlüsse erlaubt. Wie die Beantwortung der. ersten Frage noch nicht mit Bestimmtheit zu geben möglich erscheint, so glaube ich letztere bei Obwaltung gleicher anatomischer Verhältnisse als bejahend stellen zu dürfen. Schon Eschscholtz (l. c. pag. 424) hat das Verhältniss der Tentakeln zu den Fangfäden erkannt, und be- zeichnet desshalb erstere, keineswegs unrichtig, als Flüssigkeitsbehäilter. Auch Zeukart (l. ec. pag. 497) hat auf diese Verhältnisse aufmerksam gemacht und diesen Apparat recht treffend mit den Ambulacralbläschen der Echinodermen verglichen }). Won den Theilen am Stamme bleibt uns noch die Beschreibung der Polypenleiber, deren sich 2—4 an jedem Organbüschel vor- finden. Sie messen in mässig contrahirtem Zustande noch 6—7 Linien Länge, sind weisslich durchscheinend; an ihrer Basis meist braun ge- färbt. Sechs Läugskanten laufen an ihrer Aussenseite' herab, und die- sen entsprechen ebenso viele ins Innere vorspringende Streifen, die sich bei näherer Untersuchung als mehrfache Reihen grosser heller Zellen ergeben. Gegen den Stamm zu werden sie immer kleiner und er- scheinen dabei mit gelblichem und dann bräunlichem scheinbar flüssi- gem Inhalte. Sie entsprechen einem galle-(?)absondernden Apparate. _ Der übrige Theil der Innenwandung trägt kleinere Cylinderzellen, auf denen lange, lebhaft nach innen schlagende Gilien sitzen. Die Ober- - fläche der Polypenkörper wimpert gleichfalls, nur schwächer, und birgt +) Bier mag auch die Stelle sein einer ähnlichen, ebenfalls bei Agalmopsis i _ und auch anderen Schwimmpolypen, wie Hippopodius, Vogtia, sich fin- - denden Vorrichtung Erwähnung zu thun, Zwischen den beiden Endzipfeln der Fangfüden von Agalmopsis, oder an dem einen von Hippopodius und Nogtia ist nämlich, wie schon Eschscholtz bekannt war, ein durchsichtiges > sundliches Bläschen angebracht, das zu jenen Endzipfeln in gleichem Ver- hältnisse steht wie die sogenannten Flüssigkeitsbebälter der Agalmopsis zu den Fangfäden. Es contrahirt sich, wenn jene sich strecken und wird erweitert, wenn sie sich zusammenziehen. 324 zerstreute Nesselzellen; die mit jenen der Fangfäden übereinkommen. Nach der Höhle des Polypenstammes hin steht das Cavum ‚der Polypen in gleicher Weise in Verbindung, wie es schon beiden Diphyiden mehrmals beschrieben wärd. ; Ueber das histologische Verhalten einzelner Theile will ich noch nachträglich ‘bemerken, dass sich sowohl am Stamme als an seinen .Fortsätzen — denn so kann Alles, was an ihm hervorsprosste, auf- gefasst werden — die Schwimm- und Deckstücke ausgenommen, zwei verschiedene Schichten erkennen lassen, die vorzüglich. aus. contracti- lem Gewebe bestehen. Lange, bandartige, glashelle, zuweilen gekörnte Fasern bilden dessen histologische Elemente. Obgleich sie nicht in deutlichen Schichten angeordnet sind, so lassen sich doch verschie- dene Lagen unterscheiden, in denen die eine oder die andere Rich-' tung der Fasern vorherrscht. Im Allgemeinen und ohne ein stricles Verhältniss bezeichnen ‘zu ‘wollen, lässt sich so eine äussere Längs- und eine innere Ringfaserschichte erwähnen. ' Auf die letztere folgt ein Flimmerepithel. Zwischen den Fasern, an denen es mir nicht gelang, Kerne aufzufinden, lagern dann noch verschiedene: zellige Gebilde, welche mehrfache Uebergänge zu jenen Fasern darstellen. Am\be- trächtliehsten ist das Fasergewebe am Stamme und den Polypen ent- wickelt, weniger an den Tentakeln, und fast verschwindend an den Fangfäden, wo nur an der einen Seite Längsfasern kenntlich‘ sind, die bei einer Contraetion des Fadens eine Drehung desselben ia Spiral- windungen erfolgen lassen, are ri filiformis Lam. (Taf. XVII, Fig. 5—14.) Die genaueste Schilderung, die wir bislang von diesem Schwimm- polypen besitzen, ist immer jene des ersten Entdeckers Forskal, der ihn als Physophora filiformis mit Athorybia und der eigentlichen Gat- tung Physophora zusammenstellie. Spätere Forscher verwechselten sie mit anderen verstümmelten Physophoriden-Stämmen. Ja Delle Chiaje (Memoire sulle animal. Tom. IV, pl. 50, fig. 3—5) beschreibt unter obigem Namen sogar irgend eine Diphyide (wahrscheinlich Praya diphyes)! Eine andere, von Chamisso im nördlichen stillen Meere aufgefun- dene und von Eysenhard (Nov. Act. Leop. Carol. Tom. X, p. 46—17) nach diesem benannte Art, ist, wenn sie überhaupt zur Gattung Rhizo- physa gehört, nur nach Individuen beschrieben, deren Stamm gänzlich eontrahirt war. Sie wird mit der vorigen und einer dritten Art, die Eschscholtz im nördlichen atlantischen Meere auffand, von diesem in ein Genus Epibulia vereinigt. Brandt, der die Gattung Rhizophysa ET a N ERTEILEN Dh Zr id EN on. 325 mit, einigen von Mertens ‚entdeckten Arten bereicherte, theilte sie, je nachdem ihr Stamm ein langer oder ein kurzer ist, in zwei Gattungen Rhizophysa nämlich und Brachysoma, welche letziere jene kur- zen, wahrscheinlich contrahirten Formen enthält, Gehen wir nun zur Beschreibung unserer Rhizophysa Siliformis über, so kommt vor Allem ein in grösster Ausdehnung bis zu 41/, Fuss messender, und eiwa !/2” dicker Stamm, ‘der fast glashell, mit etwas röthlichem Schimmer erscheint, in Betracht. Das obere Ende ‚des Stammes (Taf. XVII, Fig..5 @) schliesst eine ovale, 'oft auch flaschen- förmige Luftblase ein, dicht unter welcher eine einseitige Reihe (Mem- bra lateralia saepius Secunda; i. e. uni lateri affıxa, sessilia, pendentia, suprema glandiforma, inferiora sensim majora, So beschreibt Forshal treffend dies Verhältniss) knospender Einzelthiere, die. je nach dem Grade ihrer Entwiekelung immer weiter aus einander rücken, ihren _ Ursprung nimmt. Die. schon entwickelten sitzen in einer Distanz von 4—14,". Die Einzelthiere sind sehr einfache Bildungen und bestehen ar aus dem bekannten Polypenleib, dem an der Basis ein langer, mit in Knöpfchen endenden seceundären Fädchen besetzten‘ Fangfaden. sich _ auheftet. Polypenleib und Fangfaden schimmern gleichfalls schwach “ zöthlich. Alle anderen Organe, wie Schwimmstücke, Deckschuppen, Tentakel, feblen durchaus, und siod nicht einmal in Mdimentären For- men ebgedeniet, so dass unsere Rhizophysa wohl: die einfachste Form der Schwimmpolypen bildet. Ich beobachtete diese Colonien öfters bei ruhigem Meere, wie sie auf der Oberfläche völlig ausgedehnt und in beliebige Windungen ge- legt, ruhig einhertrieben. Die Polypen am Stamme waren in die Länge - gedehnt und tasteten beutelustig umher, während die Fangfäden weit _ indie Tiefe gesenkt, in. beständigem Angeln begriffen waren. Bei Be- ‚rührung mit einem grössern Fremdkörper zieht sich sogleich die ganze Colonie in einen unförmlichen Knäuel zusammen, den nur die Luft- blase als einen Schwimmpolypen erkennen Jässt, Die Untersuchung der einzelnen Theile einer solchen Colonie lässt uns manche Verhältnisse complieipter finden, als man bei dem so ein- fachen Totälbilde der Colonie erwarten sollte. Die Luftblase wird won einer Fortsetzung der Wände des Stammes umschlossen (Fig. 6«), die oben sich auf den Körper der Lufiblase einstülpen (Fig. 65) und #0 dort eine Vertiefung entstehen lassen. Ein Theil ‚der Luftblase, ihrer speciellen Umhüllung, sieht somit an jener Stelle frei nach , über den übrigen Theil setzt sich die, eingestülpte Hülle weiter N ‚Auf diese Weise kommt eine Duplicatur zu Stande, zwischen deren beiden Lamellen ein mässig weiter Banken (c) sich findet, in welchen die Luftblase, gleichsam von ‚oben her hineingestülpt, ein- Fagl. Am untern Pole der Luftblase (h) geht die innere Lamelle der 326 Duplicatur (e), in zahlreiche, meist dichotomisch verästelte blinddarm- artige Fortsätze über, welche fast die ganze untere Hälfte der Blase becherförmig umfassen. Alle diese Ramificationen zeigen deutliche Zell- structur und sind mit einem langbewimperten Ueberzuge versehen, vermöge dessen in der die Luftblase umgebenden Höhlung eine be- ständige Strömung der dort befindlichen Flüssigkeit hervorgerufen wird. Nach unten (c’) steht dieser Hohlraum mit jenem im Stamme in freier Communication. Die Luft selbst ist in einen oben hemisphä- rischen, nach unten fast kegelförmig sich verjüngenden Sack einge- schlossen, der aus einer gelblichen, scheinbar structurlosen Membran gebildet wird. Die obere halbkugelige Fläche dieses Sacks wird von braunen, polyedrischen Pigmentzellen (d) umhüllt, die am freien Rande der Hemisphäre wie scharf abgeschnitten aufhören. Die untere Parthie des Luftsacks umgibt bis zum Beginne des Pigmentlagers hinauf eine mehrfache Schichte (f) kleiner runder‘ Zellen von gelblicher Farbe und mit feinkörnigem Inhalte, auf welches Stratum dann wiederum eine structurlose Membran folgt, die nach oben in die schon erwähnte äussere Umhüllung in allmählichem Uebergange sich fortsetzt, nach un-, ten aber zur Bildung jener blinddarmähnlichen Fortsätze sich anschickt. Ob auch das Cavum dieser Fimbrien mit der allgemeinen Stammes- höhle in Verbindung steht, gelang mir nicht, näher zu ermitteln, so wie auch über die Bedeutung dieser Fortsätze mir nur Vermuthungen zustehen. Ob auch noch bei anderen Physophoriden solche Organe ‚noch in das Luftblasenstück mit eingeschlossen sind, ist mir unbekannt, doch zeigten alle übrigen zu Messina vorkommenden Arten nichts, was hieher bezogen werden könnte. Nur eine von Quoy und Gaimard (Voyage de decouvertes de Y’Astrolabe. Tom. Il. Auszug aus der Isis. 1836, pag. 431) mitgetheilte Beobachtung bietet vielleicht einige Be- ziehungen dar. Es bekamen nämlich jene Forscher einmal den Stengel einer Physophoride ohne Anhänge, wo bei Druck auf die Luftblase ein fingerartig getheiltes Anhängsel zum Vorschein kam. Dass die Wirkung der Luftblase als hydrostratischer Apparat durch mechanisches Entweichenlassen ode® durch Wiederaufnahme der Luft vergrössert oder verringert werden könnte, dünkt mir bei Berück- sichtigung der anatomischen Verhältnisse höchst unwahrscheinlich, ja sogar unmöglich. Die «kleine mittlere Oeffaung der Höhle», durch welche Eschscholtz (l. c. pag. 439) bei den allermeisten Physophoriden einen solchen Wechsel des Luftquantums bewerkstelligt werden lässt, fällt mit der bei Rhizophysa beschriebenen Vertiefung auf dem Gipfel der Blase zusammen. Es steht aber diese, wie wir sehen, in. durch- aus keinem Zusammenhange mit der eigentlichen Umhüllung der Luft- blase, jener oben beschriebenen elastischen strueturlosen Membran, und noch weniger lässt sich irgend ein Kanal auflinden, welcher in das nn nee [2 VIRT 327 - Jufthaltige Innere dieses Sackes führte. , Auf ein ähnliches Verhalten mag auch die von Sars (l. c. pag. 33) bei Agalmopsis elegans beob- achtete «kleine kreisrunde Oeffnung», die am obern Theile der Luft- ‚blase sich findet, zu reduciren sein, so wie auch desfallsige Angaben von Milne Edwards (Ann. des sc. nat. A844, pag. 418) und Krohn (Wiegmann’s Archiv. 4848, pag. 30). Der Stamm der Colonie, der sich als ein Y,”" dicker Faden von der Luftblase aus fortsetzt, zeigt fast immer verschieden starke Anschwel- lungen oder Einschnürungen als den Ausdruck eines differenten Con- tractionszustandes, dessen höchster Grad sich immer mit einer Spiral- drehung und bis sechsfachen Erweiterung combinirt zeigt. Ueber seinen histologischen Bau kann ich nur auf das verweisen, was vor- - hin bei Apolemia erwähnt ward. . Wie schon angegeben, sitzen die jüngsten Knospen der Einzel- thiere dicht unterhalb der Luftblase an. Die jüngsten bilden dert gleichsam nur Ausstülpungen des Stammes, dessen sämmtliche Structur- elemente in sie übergehen; so entstehen längliche, blinddarmähnliche easengebilde, welche bald die Form der Polypenkörper. be- kommen, ohne dass schon die Mundöflnung gebildet wäre. Die Flüssig- keit der Leibeshöhle des Stammes circulirt ununterbrochen auch in “ dem Cavium der jungen, noch geschlossenen Polypen, und erst wenn sieh an der Basis eines jeden eine ähnliche Knospe, gleichfalls in der Weise einer Ausstülpung, gebildet hat, entsteht ein Vorsprung ‚im Innern des Polypen, dicht vor dem Ursprunge jener Knospe, und f - schliesst immer weiter vortretend endlich die Höhle des Polypenleibes von jener des Stammes in der Art ab, dass beide nur durch einen feinen Kanal, der jedoch durch Contsackion der Muskelwand völlig ge- } schlossen werden kann, mit einander in Verbindung stehen. Sobald : Entwickelung soweit gediehen, entsteht die Mundöffnung des Po- und dieser beginnt jetzt an dem Ernährungsgeschäfte der Co- re Antheil zu nehmen. An Polypen in weiterer Entfernung von " ‚der Luftblase sieht man die an ihrer Basis entstandene Knospe gleich- ra verlängert, und zu einem Fängfaden sich ausbilden. Zu die- sem Behufe entsteht an ihm eine Reihe von Hervorragungen, die An- der secundären Fangfäden, die, je weiter vom Ansetzpunkte »s Fadens, desto entwickelter sind. Jeder Fangfaden, selbst die der n Polypen, trägt an seiner Basis solche Sprossen seeundärer en, er ist also in beständigem Wachsthume in die Länge begriffen, wodurch für den Ersatz etwaiger am Ende des Fangorgans eintreten- der Verluste hinreichend gesorgt scheint. Den Fangfaden durchzieht bis an sein Ende ein Kanal, der in alle secundären Fädchen Zweige abgibt. Die übrige Masse. des Fangfadens und der secundären Fädchen wird aus grosszelligem Gewebe gebildet; faserige Elemente vermisste - 328 ich. "Am Ende jedes Secundärfadens, die etwa zu'40—50 an einem Hauptfaden sitzen, sieht man kleine, meist grünlich gefärbte Knöpf- ehen, welche bei mikroskopischer Untersuchung sich als eigenthüm- lich construirte Fangorgane, von denen bei anderen Schwimmpolypen nichts Aehnliches sich vorfindet, zu erkennen geben. Sie treten in sehr mannichfachen Formen auf, welche sich jedoch auf drei Haupt- typen zurückführen lassen, wovon die übrigen nur rn oder vielmehr Alteröverschiädenheiten sind. ' Die erste Form. besteht als die einfachste aus einer Koulebfürmiggnt Anschwellung (Fig. 7) des secundären Fädchens, in welcher 6—40 grosse Nesselzellen eingebettet liegen. Am Ende der Keule setzt sich ein kurzer Fortsatz (Fig. 7d) an, der in seinem abgerundeten Ende gleichfalls eine Gruppe von Nesselzellen, aber kleiner Art, enthält. Dann entspringen noch zwei ähnliche Fortsätze an der Stelle, wo das Fangfädchen in die kolbige Anschwellung übergeht. Diese (c) zeigen dann gleichfalls Nesselzellen in ihrer Endanschwellung. Was die Nessel- zellen selbst betrifft, so schliessen sie sich an jene an, die von Deck- schuppen der Apolemia beschrieben wurden, indem auch hier der Nesselfaden von einem andern Fädchen in Spiraltouren umschlungen wird (vergl. Fig. 41 ab). Unter starker Vergrösserung erscheint der Nesselfaden selbst mit deutlichen Längsstreifen, so dass er wie aus mehreren durch den Spiralfaden zusammengehaltenen Fädchen zu be- stehen scheint. Es sind diese geraden Längslinien, die am Nesselfaden | selbst sichtbar sind, insofern nicht ohne Bedeutung, als eben aus ihrem geraden Verlaufe hervorgeht, dass der um den Faden sich schlingende Spiralfaden nicht etwa als der optische Ausdruck eines platten band- artigen Nesselfadens, der um seine eigene Achse gedreht ist, aufgefasst werden kann. r Eine andere Form von Angelorganen (Fig. 8) wird durch eine blattartige Verbreiterung des Fadens gebildet, welche in zwei Theile sich spaltet, von denen jeder wiederum einer zweimaligen Dichotomie sich E unterzieht; Einfache, quergestellte Zellen, gewissen Pflanzengeweben nicht unähnlich, setzen die Verbreiterung des Stammes zusammen, bilden gleichsam den Körper (b’) des Angelorgans. In gleicher Art sind auch die Verästelungen gebildet. In den Spitzen der letzteren (b’)) sieht man je eine runde Nesselzelle (c) liegen. — Diese Form variirt am meisten und bildet oft regelmässige handartige Formen, bald wieder wächst sie in sparrig verästelte Gestalten aus. Nicht selten sitzt in’ der Mitte der ersten Theilung auf einer kegelförmigen Warze ein gelb- lich grüner Fleck. Ö Ih Die dritte (Fig. 9) nun zu erwähnende Form ist die seltsamstei und seltenste, da sie nur etwa unter 40 der anderen Formen einmal ); vorkommt, das Secundärfädchen schwillt hier zu einem kugeligen Knopf — 329 - (Fig. 9 5) an, der einen im rechten Winkel auf die Längsachse stehen- - dem Fortsatz (c) absendet. "Dieser Fortsatz (Fig. 9 e) misst 0,12’ Länge, ist;steif, pfriemenartig zugespitzt, und verleiht dem ganzen Organe Aehnlichkeit mit einem Vogels- kopfe. Er wird aus wenigen Zellen zusammengesetzt und trägt an einer Seite eine Belegschichte heller Muskelfasern (d), vermöge welcher er häu- fige Bewegungen vollführt. So sieht man ihn meist an seiner Basis nach jener Seite hin einbiegen, an welcher der Muskelbeleg sich findet, und sodann rasch wieder in seine frübere Lage zurückschnellen, , An der Wurzel dieses Schnabelfortsatzes sitzen constant spindelförmige , Kör- per (e) in grosser Anzahl, die mit der einen Spitze eingegraben, mit der andern entgegengesetzten nach aussen sehen. Eine Bewegung - würde nicht an ihnen beobachtet. Ihr Inhalt ist feinkörnig, drängt sieh stets gegen die Mitte zusammen und lässt dort zuweilen die Con- touren eines Kerns durchschimmern (Fig. 10 a). Die Spitzen erscheinen immer glashell. Anfänglich hielt ich diese Gebilde parasitischer Natur, ung en ihr constantes Vorkommen machte mich in dieser Ansicht er schwankend, ohne dass es mir deshalb möglich wurde, etwas ‚bestimmteres darüber zu ermitteln. Ein halbes Dutzend Nesselzellen, » im Körper des Organs liegen, lässt auch diese dritte Form mit beiden ersten, was die Bedeutung betrifft, in gleiche Kategorie ‚ während der bewegliche Schnabelfortsäatz noch als Greilorgan besonderem Werthe ist. "Die Polypen zeigen weniger von den schon beschriebenen Ab- 'weichendes. Die Mündung ist rings dicht mit kleinen Nesselzellen be- ‚setzt, Im Innern der hintern Leibeshälfte, als der eigentlich verdauen- den Höhle sieht man Längsreihen von ovalen oder rundlichen Zell- den, die beträchtliche Vorsprünge ‘bilden. Sie messen bis zu und schliessen, ähnlich den Knorpelzellen, immer mehrere zellen mit beträchtlich verdickter Wandung ein. Der Inhalt hell, farblos. Kerne waren in den eben beschriebenen Zellformen nicht mehr zu finden, während sie in jüngeren niemals Iten. r " Ausgebildete Geschlechtsorgane waren bei keinem der zahl- Exemplare, die mir zur Untersuchung kamen, vorhanden, da- liessen sich bei all’ diesen Theile entdecken, die als die Anlage en anzusehen sind. Am Stamme sitzen nämlich zwischen je Einzelthieren 4—4 isolirt stehende Bläschen, die anfangs, gleich Jen übrigen Organen, einfache Ausstülpungen der Stammeswand vor- ‘ man gewahrt bald an ihnen stumpf konische Erhabenheiten, we dem ganzen nun oval’ gewordenen, ‚an der Basis eingeschnür- ‚ten Bläschen die Gestalt der mittelalterlichen Morgensterne verleiht. Die Zacken des Bläschens sind anfangs solide, bald setzt sich auch in mw = fr =’ - 330 sie die Höhlung fort, während dieselben im Weiterwachsen nur wenig an Grösse hinter dem ursprünglichen Bläschen, an dem sie entstanden sind, zurückbleiben. Das ganze Organ hat so in der entwickeltsten Form, in der ich es antraf, die Gestalt eines Träubchens. In histo- logischer Beziehung unterscheidet man schon anfänglich zweierlei Ge- webe, einmal die äussere Hülle‘ als Fortsetzung des Ueberzugs des Stammes, aus hellen Fasern mit Zellen untermischt gebildet, dann eine innere, sich scharf von der äussern abgrenzende Schichte heller, klei- ner Zellen, deren innerste Lage als Auskleidung der betreffenden Höh- lungen mit Cilien versehen ist. Von Geschlechtsprodueten oder selbst von der Bildung der medusenförmigen Kapseln für dieselbe, wie solehe bei dem bisher allgemeinen Vorkommen auch hier sich finden müssen, war noch nichts zu erkennen, nichts desto weniger lässt mich die Uebereinstimmung dieser Träubchen mit gewissen Entwiekelungsstadien der Eierkapseln anderer Schwimmpolypen, von Agalmopsis z. B., an der Annahme festhalten, dass aus ihnen die Generationsapparate sich bilden werden. C. Entwickelung der Schwimmpolypen. ge Ungeachtet der zahlreichen und überraschenden Resultate, durch - welche neuere Forschungen im Gebiete thierischer Formentwickelung sich auszeichnen, blieb bislang immer noch für die Siphonophoren- Gruppe eine Lücke, welche allerdings Binzelne durch Vermuthungen 3 auszufüllen bestrebt waren. Dass aus den Eiern der Schwimmpolypen wiederum eine homologe Generation 'sich entwickele, dies zu er- schliessen, erlaubte, Dank Lovens’ Forschungen, die Kenntniss der Brut der verwandten Hydroidenfamilien, aber der eigentliche Ent- wickelungsmodus selbst konnte nur durch direete Beobachtungen kund werden. Die sorgfältige Behandlung, welche diese Geschöpfe vermöge der Zartheit ihrer Theile in Anspruch nehmen, und ihr trotz aller Mühe und Sorgfalt nicht zu verhütendes baldiges Absterben in der Belangen schaft, waren wohl neben der Seltenheit dieser Thiere binreichende, dem Studium der Entwickelungsgeschichte sich entgegenstemmende | Hindernisse. Wenn es mir nun auch vergönnt war, längere Zeit hin- durch über ‘seltenes Vorkommen dieser Thierstöcke durchaus keine Klage führen zu dürfen, so wurden doch die ersterwähnten Hinder- nisse auch von mir pfundeie, und vielfache,- mühsame Versuche a Colonien, die reife Generationsorgane trugen, eine Befruchtung zu ‘Stande zu bringen, blieben ohne allen Erfolg. Wohl lösten sich Eier oder ‚Samenkapseln ab, aber binnen wenigeh Stunden trat eine = x \ 331 \ _ obsehon‘ für andere Thiere gar: nicht empfindliche, Zersetzung des Seewassers: ein, und: Eier wie Samenkapseln waren. zu Grunde ge- _ gangen. Während. diese ‘Versuche in. den Monaten November: bis Januar mit demselben negativen, Resultate wiederholt wurden, waren _ andere im Februar. und März unternommene von ‚besserem, Resultate begleitet. Die Temperatur, ‚die in dem erstgenannten Zeitraume immer noch'.bis zu + 44° Reaum. sich, erhob, sank während des Februar und März allmählich bis zu + 7° als mittlere Tageswärme und ge- stattete, indem sie ‚einer rasehren - Zersetzung des Wassers entgegen war, eine ausreichend lange Conservirung sowohl der Thiere als ihrer Geschlechtsproduete. Unter diesen Umständen gelang es mir sowohl die Befruchtung der Eier einzuleiten, als auch deren Weiterentwick- - lung, wenigstens ‚theilweise zu: verfolgen. Die Eier aller Schwimm- _ polypen zeichnen sich “durch ‚ihre Durchsichtigkeit aus, indem der ganze’ Dotter aus einer. hyalinen Substanz *?). besteht, die nur ‚sehr ‚wenige trübere Molecüle und Körnehen einschliesst. Der Kern oder elmehr das Keimbläschen ist auf diese Weise durchaus sichtbar und stellt ein rundes, seharf umschriebenes Bläsehen dar, das stets einen _ runden, etwas dunklern Körper, den Keimfleck, einschliesst. Bei dem reifen Eie, sei es noch im Eierstocke oder schon entleert, ist: durch- us keine Membran wahrnehmbar, und selbst auf Einwirkung von ‚solchen Reagentien, wodurch sonst diese Verhältnisse leichter ‚sich rkennen lassen, ergibt sich nichts, was auf.die Anwesenheit einer en schliessen liesse. Die Grösse der Eier einzelner Gattungen schwankt zwischen 0,25 — 0” im Durchmesser. Die letzt angegebene Zahl 'wird von Diphyes, almopsis und Forskalia erreicht. Geringere Massen treffen für die r der Abyla, Praya, und zwischen diesen steht Hippopodius und Die Grösse des Keimbläschens beträgt zwischen 0,02 Die. Befruchtung erfolgt erst nach dem Austritte der Eier aus der kapsel; denn niemals fand ieh Samenfäden in letztere eingedrungen, n ‚ausgetretene. Eier dagegen stets von ihnen umschwärmt. Sie sassen dann strahlenartig mit ‚dem Köpfchen an der Peripherie des es an, mit, dem: Fadentheile selbst in zitternder Bewegung. Nun et,rasch die Theilung des Dotters;. die mit. dem: Auftreten einer nglörmigen Furche um; den Aequator des Eies sich einleitet (Taf. XVA, 3.43). Dies wiederholt sich dann an jedem Theilungsproduete, bis f ”) Diese hyaline Dotiersubstanz erscheint bei stärkeren Vergrösserungen (über 360), als ob sie alıs lauter dichtgedrängten polyedrisch sich abgrenzenden “ Örnern ztisamtmengesetzt sei, ein Verhältniss, dass sich auch an anderen Eiern, z. B. bei denen von Sagitta, und zwar hier noch um vieles deut- licher erkennen lässt. R Zeitschr. f, wissensch,. Zoologie. V. Bd. 22 332 das ganze Ei aus einer Masse gleichartiger Furchungskugeln besteht, die ihm das bekannte «maulbeerförmige » Aussehen verleihen (Fig. 14). In 24—36 Stunden ist der ganze Process vollendet, Ein hier be- sonders genau zu verfolgender Umstand ist-die jedesmalige Theilung des Keimbläschens, welche der Theilung des Dotters voraus- geht; in gleicher Weise verhalten sich dann auch die Theilungsproduete des Keimbläschens zu der Bildung neuer Dotterkugeln. So verfolgte ich den Furchungsprocess bei Agalmopsis, Physophora , Forskalia, Hippopodius uud Diphyes, ohne dass bei den einzelnen Gattungen sich wesentliche Verschiedenheiten ergeben. — Am dritten Tage hat sich die Oberfläche des gefurchten Dotters mehr geebnet und überzieht sich mit feinen Wimpern, vermöge welcher die nun entstandene «Larve» bald Kreise, bald Spirale beschreibend, langsam im Wasser umherzieht. So wurde es von Agalmopsis, Physophora und Diphyes gesehen. Die einzelnen Zellen, welche die schwimmende Larve zu- sammensetzen, sind unverhältnissmässig gross (0,03— 0,04”) und alle vollkommen durchsichtig. Die Grüsse und Form der Larve in diesem Stadium stimmt mit jener des Eies überein, und verharrt so mehrere Tage lang bis etwa gegen den sechsten Tag eine Veränderung ein- tritt. Es besteht diese darin, dass an einer Stelle der Oberfläche eine vermehrte Bildung kleiner Zellen auftritt, wodurch einerseits eine Ver- dickung, andererseits eine Verdunklung dieser ‘Stelle verursacht wird. Noch auflallender wird diese Veränderung durch eine Ablagerung bräunlichen Pigmentes in eben jene Verdickungsschichte (Fig. 15a). So wurde es von Physophora und Diphyes gesehen. Es sind schon hier- ’ aus beträchtliche Verschiedenheiten zwischen der Form der Polypen- (Hydroiden)-Larve und jener der Siphonophoren ersichtlich, die bei der Weiterentwickelung in immer mehr divergirender Weise sich fort- setzen. Während mir nun bei Physophora den weiteren Verlauf der Ent- wicklung zu studiren durch Absterben der Larven nicht ermöglicht "war, konnte ich dies doch bei den Larven von Diphyes (D. Sieboldi” Köll.) weiterführen. Am sechsten Tage ist die Gestalt dieser Tetztern „ entschieden oval mit durchaus abgerundeten Begrenzungsflächen. Ein “ besonderes Vorder- oder Hintertheil ist weder anatomisch, noch phy- siologisch zu erkennen, und bald schwimmt die Larve mit dem einen, bald mit dem andern Pole voraus. In den folgenden Tagen (6.—8. Tag) entsteht aus der ursprünglich verdickten Stelle der Oberhaut eine merkliche Hervorragung (Fig. 16), an der man deutlich zwei durch eine scharfe Linie sich abgrenzende Schichten erkennt. Dieser Protuberanz an der Oberfläche entspricht bald eine andere, welche nach innen in die grosszellige Masse des Embryo hineinragt (Fig. 16). Im Innern der Hervorragung bildet sich ein Cavum (Fig. 16) aus, 333 womit zugleich eine Zunahme der Pigmentirung auftritt, so dass jetzt “ besonders die Spitze .der Protuberanz intensiv gelbbraun gefärbt ist. Die nächste Veränderung ist jene, dass die anfängliche Heryor- ragung in Gestalt einer runden Knospe (Fig. 17 A) von dem ovalen Larvenkörper (B) sich absetzt, und die schon früher angedeutete Diffe- renzirung ihrer Wandungen jetzt klar und zu einem bestimmten Zwecke dienend erscheinen lässt. Man erkennt so eine äussere Hülle (Fig. 47 a) der Knospe, welche in jene der Larvenkörper übergeht, und eine aus kleinen Zellelementen bestehende innere Wand (db), die mit zahlreichen halbkugeligen Hervorragungen das Lumen der centralen Höhle (c) begrenzt. Von der innern Wand erstreckt sich eine solide Zellmasse an den der Knospe zunächst liegenden Theil des Embryo, und bildet in das Innere des letztern einen wulstartigen Vorsprung (d); der an seinem Ende sich in der Hülle der Larve verliert. Im Innern ‘der letztern bemerkt man um diese Zeit Züge und Streifen zelligen Gewebes, welche den Larvenleib der Quere nach durchsetzen, ob diese wie Faserzellen erscheinenden Züge die Wandungen verschmolzener Zellen sind, oder wirkliche Fasergebilde lässt sich in diesem Stadium bei der Zartheit und den blassen Gontouren dieser Gewebstheile nicht feststellen. j Am näclisten Tage ist die Abschnürung der Knospe vom Larven- _ leibe noch hervortretender geworden, zugleich neigt sich ihre Längs- & achse in einen spitzen Winkel zu jener des Larvenleibes, und auch im Innern zeigen sich Veränderungen, indem die äussere Knospenhülle (Fig. 49 Aa) sich von der innera (b) bis zur Spitze kin vollständig _ abhebt, wodurch zwischen beiden ein beträchtlicher Zwischenraum ge- bildet wird. Die innere Wand der Knospe scheidet sieh in dieser Zeit in zwei deutliche Stücke, wovon eines (b’) die noch itamer vollständig - geschlossene Knospenhöhle (c) umschliesst, das andere, nach aussen von diesem sich vorzüglich in den Stiel der Knospe fortsetzt und zu einem inzwischen entstandenen Hohlraum hin verläuft, in dessen Wan- dungen es übergeht. Dieser Hohlraum (d) hat sich aus jenem soliden Zellwulste gebildet, dessen vorhin erwähnt wurde; er setzt sich von dem hohlen Stiele der Koospe aus als ein ziemlich weiter dünnwandi- - ger Schlauch durch einen grossen Theil des Larvenkörpers fort und schliesst sich mit stumpferm Ende ab. Sein Inneres ist mit Cilien aus- gekleidet, welche ein reichlich mit Körnchen versehenes Fluidum leb- herumtreiben, Gegen den 9.—40. Tag zeigt sich der Körper der Larve noch immer unverändert, während, wie vorher, die Hauptprocesse an der Knospe sich einstellen. Vor Allem erscheint die Knospe grösser, die Spitze derselben abgeflacht und von einer runden Oeflnung durch- brochen, die von schmalen Saume umgeben in die Höhle der Knospe „3 334 führt. So entstand am Larvenkörper aus der Knospe eine Schwimmglocke, die sich anschickt, jenem als Locomotionswerk- zeug zu dienen. Die junge Schwimmglocke ist beim Schwimmen immer nach unten, ihre Mündung nach hinten gerichtet. Es bilden sich nun die einzelnen Theile der Schwimmglocke immer deutlicher aus (Fig. 20), und schon 'erkennt man in der Wand des Schwimm- sacks. (5), welche von einem flimmernden Epithel ausgekleidet wird, vier Gefässe (b’), die vom hohlen Stiele zur Mündung der Glocke ver- laufen und dort in einen Kreiskanal zusammenfliessen. Auch die Archi- tektonik der Glocke erleidet jetzt Veränderungen, indem das der Mün- dung entgegengesetzte Ende sich in eine hohe Kante auszieht, an deren Hinterfläche der Larvenleib durch einen kurzen Stiel mit der Schwimmglocke sich verbindet. Die Grösseveränderungen, die bis jetzt stattfanden, waren nur unbedeutend, und der Längsdurchmesser der Glocke beträgt kaum mehr, als der ursprüngliche Larvenleib mass, dagegen sehen wir sie von nun an sich rasch vergrössern, so dass sie einige Tage später schon 0,50” in die Länge misst. Der Polypen- leib hat sich bei diesen Vorgängen merklich verkleinert, sie sind auf seine Kosten erfolgt, und so finden wir ihn denn im ‘letzten beobach- teten Stadium (Fig. 21) wie einen Appendix (A), dem schon kegel- förmigen Schwimmstücke angefügt. Fast sein ganzes Innere wird von dem schon erwähnten wimpernden Hohlraum ausgefüllt, während die Wandung aus grossen polyedrischen Zellen besteht, und an seinem zum Schwimmsacke gehenden Ausläufer (früher als Stiel der Schwimm- glocke bezeichnet) zwei neue Hervorragungen, wie junge Sprossen (Fig. 21 9), sich bilden. So weit meine Beobachtung. Versuchen wir es nun, das letzt beobachtete Stadium in seinen Theilen auf die fer- tige, die ausgebildete Diphyes auszuführen, und so das dazwischen- liegende durch die Andeutungen, welche sich in eben jener Entwick- lungsstufe kundgeben, zu ergänzen, so wird sich uns Folgendes ergeben: In der Seh wiinäelböke lässt sieh das hintere Schwimmstück der Diphyes erkennen. Dies lehrt vor Allem die Anordnung der Gefässe. Ich habe schon oben bei einer allgemeinen Besprechung des Plans der Diphyiden-Schwimmstücke auf eine Verschiedenheit auf- merksam gemacht, die sich am,Gefässverlaufe am vordern und hintern Schwimmstück offenbart, und welche ich bei den drei beobachteten Diphyes-Arten genau sich wiederholen sah. Am hintern Schwimm- stücke geht der Kanal’an den Grund des Schwimmsacks und ver- breitet sich von da aus an denselben, während er am vordern Schwimm- stück sich hart an dessen Mündung an den Schwimmsack begibt (vergl. die Fig. 42 auf Taf. XVII). Den? Bei unseren jungen Diphyes geht nun, wie erwähnt, der Gefässkanal gleichfalls zum Schwimmsacksgrunde, und erweist so die Bedeutung ni 4 I i 335 + j der Schwimmglocke. — Der Rest. des Larvenleibes wird zum grosszelligen Körper (Saftbehälter), der im vordern Schwimmstück sich‘ findet. Die grossen Zellen, die seine Wandungen bilden, sind die ehemaligen Zellen des Embryo. Aus einer der Knospen, die an ihm hervorsprossen, muss sich der Stamm der Colonie entwickeln. Dunkel bleibt ‘dann noch die Entstehung des zweiten oder vordern Schwimmstücks. ‚Für die Physophoriden habe ich schon einiges wenige über die ersten Processe, die am befruchteten Dotter vor sich gehen, er- wähnt; anderes, für spätere und die spätesten Stadien gültige, wurde an jungen, im Meere eingefangenen Exemplaren beobachtet. Die jüng- sten Individuen” massen 0,15” Länge und bestanden aus einer ein- fachen hohlen Leibesachse (Stamm), an deren einem Ende die ver- hältnissmässig sehr entwickelte Luftblase sich'befand, während von _ dem andern ein völlig ausgebildeter Polyp, mit‘ verschiedenen Fang- } fadensprossen umgeben, seinen Ursprung nahm. Am Stamme zwischen Polyp und Luftblase sah man. einzelne warzenartige Vorsprünge‘; die Knospen der übrigen Polypenleiber und ihrer Organe, sowie des Locomotionsapparates. — An-anderen, in der Entwickelung weiter fort- ‚geschrittenen Exemplaren zeigen sich diese Verhältnisse deutlicher und es lassen sich schon aus dem Typus der Fangfäden, der Deckschuppen us. w., die sich um den einzigen Polypen vorfinden, die einzelnen Genera bestimmen, denen: sie angehören. Dem einzigen Polypenleib scheint ‚für. längere Zeit die Ernährung der sich ‚bildenden Colonie übertragen zu sein, und erst später, wenn der Stamm schon mehrere — 7) Linien Länge besitzt, beginnt die Entwiekelung der übrigen ’olypen. — Die zur Untersuchung gekommenen Gattungen waren Phy- phora (Taf. XVII, Fig. 7), Agalmopsis (Taf. XVII, Fig. 8) und orskalia. Bei allen beginnt die Sprossenbildung einseitig (wie wir es oben bei Rhizophysa filiformis persistirend sahen) und erst durch 'aldrehungen des Stammes treten die an ihm in einer herablaufen- Reibe hervorgesprossten Theile in‘ eine -zweizeilige ‚Anordnung, die Schwimmstücke bei Physophora und Agalmopsis, oder sie den in einer deutlichen Spirale angereiht, wie die Schwimmstücke * Forskalia, die Einzelthiere derselben und jene. der‘ Agalmopsis. ‚Physophora bilden sich gleichzeitig mit dem ersten Polypen noch “der grossen Tentakel. - Die Sprossenreihe der Schwimmstücke (Fig. 7 g u. Fig. 89) erscheint r vor jener. der Einzelthiere (Polypen) (Fig: 8 Ah), und zwar so, ‚erstere schon vollkommene Medusenform haben, ja die ältesten - schon locomotorisch wirken können, wenn letztere noch als ein- he Blinddärmchen sich darstellen. Aus diesen, wena gleich‘ nur fragmentarischen Beobachtungen. 336 stellt sich für Diphyiden (vorausgesetzt, dass auch Praya und Abyla eine analoge Entwickelungsrichtung einschlagen) und Physophoriden ein wesentlich verschiedenes Entwicklungsgesetz heraus, das sich in Folgendes kurz zusammenfassen lässt: Bei Diphyes zuerst Entstehung . eines locomotorischen Apparates und dann erst die ernährenden Theile der Colonie; bei den Physophoriden Bildung des hydrostatischen Organes (Luftblase) mit einem einzigen ernährenden Organ (Polypen- leib), worauf erst die Bildung des locomotorischen Apparates folgt. Dieser, so wie die späteren Polypen mit ihren seeundären Organen entstehen einzeilig am Stamme. An diese jungen Formen bekannter Abstammung reiht sich noch die Beobachtung einiger anderen, gleichfalls jungen Formen von Schwimmpolypen, für welche ich jedoch bei den mir bekannten Gat- tungen keine Anknüpfungspunkte auffand, Mag ihre Beschreibung einstweilen hier eine Stelle finden, bis es Anderen gelingen wird, ihre Beziehungen zu entwickelten Thieren nachzuweisen, Die häufigste, aber immer in gleichem Stadium gesehene Form ist ein ovales, 0,80— 0,95” im Längsdurchmesser haltendes Geschöpf (Taf, XVII, Fig, 40), Es besteht aus zwei schwach gewölbten Schuppen- stücken (AA), die sich oben berühren und dort meist in festem Zu- sammenhange stehen, Auf der äussern convexen Fläche der hyalinen Deckschuppe verläuft eine von der gegenseitigen Berührungsstelle aus sich kammartig erhebende Kante, welche sich mehrmals dichotomisch theilend, auf der Oberfläche herabläuft. An der untern Spitze (B) der Sehuppen vereinen sich sämmtliche Kanten wieder. Diese Stelle ist regelmässig durch 2—3 grosse stäbehenförmige Nesselzellen ausge- zeichnet. Jene Kanten, so wie die Seitenränder der Schuppe sind sägezahnartig ausgezackt. In der Substanz jeder Schuppe bemerkt man ausserdem noch einen ihre ganze Länge durchziehenden Kanal, der an der Spitze blind endet, und oben mit dem kurzen Körper des Thieres in Verbindung steht, Es liegt dieser von den Schuppen umsehlossen, dieht unter ihrer Verbindungsstelle, und trägt eine ovale, röthlich schimmernde Luftblase (a), welche sich zwischen der von den Schuppen formirten Spalte durchdrängen zu wollen, den Anschein hat, Am entgegengpsetzten Ende des Stammes ent- springt ein dieker Polypenleib (ec), reichlich mit Nesselzellen gewaffnet; seitlich von ihm sieht man zahlreiche, blinddarmähnliche Sprossen, welche wohl die Anlagen von Fangfäden u. 5. w, sind, Neben a konnte ieh auch, jedoch nicht immer, entwickelte Fangfäden beobach- ten, die, wie hai den Diphyider zusammengesetzt, an den seeundären Anhänge ein aus einem in 3—4 Spiraltouren a Nesselzellenbande bestehendes Knöpfchen tragen. Während das oben beschriebene Wesen fast bei einem a | ’ 337 Fischzuge mit dem feinen Netze mir zukam, traf ich eine andere, ihm ähnliche Form nur einige Male an. Es wird dies Thier (Taf. XVIL, Fig. 9) aus einem kurzen, mit flaschenförmiger Luftblase (c) beginnen- den Stamme gebildet, an dem ‚dann ein Polypenkörper (f), ein ent- wickelter Tentakel (e) und ein Büschel ‚älterer und jüngerer Fang- fäden (g) sich ansetzen. Dies Alles wird von einer 0,3” langen und 0,2” breiten, sehr stark gewölbten Deckschuppe (A .B B) umschlossen, oder setzt vielmehr an ihrer tiefsten Stelle an. Von der Anheftungs- stelle aus scheint die Dicke der Schuppe von einem feinen Kanale durchsetzt zu werden (a). An demselben Orte befindet sich oberfläch- lich eine Gruppe ovaler Nesselzellen, deren sich auch einzelne am untern Rande der Schuppe (b) eingestreut finden. Besonders. auf- fallend ist die Bildung der an den secundären Fangfäden (g’) sitzen- den Knöpfchen, die in ihrem Baue von allen zu Messina beobachteten Schwimmpolypen abweichen. Jedes secundäre Fangfädehen schwillt nämlich in ein breites, knopfartiges Gebilde (Fig. 40) an (0,05 Durch- messer), in dessen Innera 6—40 grosse ovale Nesselzellen dicht bei einander stehen. Das platte Ende des Knopfes entsendet 45— 20 kurze cylindrische Fortsätze (c), in deren Ende ein rundes, intensiv gelbes Körperchen (Zelle?) lieg. Ein Nesselfaden konnte an diesem nicht erkannt werden. Ai - Es sei mir bier noch erlaubt, die Beantwortung einiger Fragen zu versuchen, die sich uns bei der nähern Bekanntschaft mit diesen _ Thieren gleichsam von selbst aufdrängen, und um so wichtiger sind, als ihre Tragweite sich über ein grösseres Gebiet niederer Geschöpfe erstreckt. — Die Ansicht, dass die Schwimmpolypen einfache Thiere ‚seien, ist in Folge der Untersuchungen von Milne Edwards und Sars wohl von jedem nüchternen Forscher aufgegeben, und ihre Vorstellung je Thiercolonien von genetisch sehr einfacher, aber entwickelt oft sehr Seomplicirter Natur, hat sich, wie Zeukart uud Vogt schon längere Zeit urgirten, wohl überall Bahn gebrochen. So wie sich aber nach jedem eu gewonnenem Standpunkte wieder neue Fragen in Aussicht stellen, 50 musste es sich hier gar bald um die Beziehungen handeln, in wel- chen die einzelnen am gemeinsamen Stamme unterscheidbaren Theile Gesammtorganismus der Colonie stehen. Dies Verhalten lässt sich zwei Gesichtspunkten aus in Betracht ziehen; einmal, indem man ‚ am gemeinsamen Stocke sitzende Theile als Einzeltbiere der ‚ andere wieder nur als Organe dieser Einzelthiere betrachtet. . andere, mehr vom genetischen Standpunkte ausgehende Ansicht betrachtet alle vom Stamm entsprossten Theile als Individuen, welche nach dem Principe der Arbeitstheilung bald zur Locomotion, bald zur 338 Verdauung, bald wieder zum Tasten u. s. w. in mannichfacher Gestalt modifieirt seien. AR. Leukart bezeichnet dies Verhältniss als Poly- morphismus, und hat es wiederum in einem eben erschienenen Artikel (Sehlussheft von Wugner'’s Handwörterbuch ‚der Physiologie, p. 986 fl.) einer gründlichen Besprechung unterworfen. ‘So plausibel nun auch alles hierin Aufgeführte erscheint, so dürfte es doch'zu weit gegangen sein, auf Grund genetischer Uebereinstimmung hin Alles, was an einem Siphonophorenstocke sprosst und knospet, sogleich für Individuen zu erklären, und aus ihnen « Tentakelthiere», «Deekthiere» u. s. w. zu bilden. Jedenfalls stehen wir hier auf einem Felde, wo die Grenzen, welche wir uns für die Begriffe «Individuum » und «Organ» gezogen, von ziemlicher Elastieität sind. Mit grösserer Bestimmitheit lässt sich das Verhältniss der Schwimm- polypen zum Generationswechsel auffassen, nachdem wir wissen, dass | das Generationsorgan derselben (Arenjestens der Diphyiden, 'Hippopo- diden und Physophoriden) nur ein «medusenfürmiges» sei, und nie- mals zu einer wirklichen Meduse sich ausbildet. Wir finden diese Geschleehtsgemme nach allen Stufen, in denen wir die Entwieke- lung der Medusen kennen, sich ausbilden, ohne dass sie zur Meduse selbst wird, indem sie niemals alle hiezu nothwendigen Charaktere in sich vereint. Es fehlen dazu gänzlich die Apparate, welche zur Er- haltung des Individuums dienen; für eine andere Gruppe von Schwimm- polypen (den Velelliden) glaube ich das Geschlechtsorgan (sit venia verbo!) als wirkliche Meduse ansprechen zu dürfen (vgl. hierüber meine Mittheilungen im letzten Hefte dieser Zeitschrift), so dass die Schwimm- polypen ganz ähnliche Verhältnisse bieten, wie die Hydroiden, wo bei den einen gleichfalls alle Entwickelungsstufen bis zur Medusenform von. den Geschlechtsgemmen dargestellt werden, während bei den anderen wirkliche Medusen sich bilden. Da uns die Uebergangsstufen. hin+ reichend bekannt sind, so dürfen wir auch gewiss alle diese Gebilde für Analoga halten, und wenn die am Polypenstocke gesprossten Scheibenquallen als zweite Generation .zu betrachten 'sind, so sind. auch die weniger 'sich entwickelnden medusenförmigen Geschlechts- gemmen, 80 wie jene, welche niemals die Medusenform erreichen, als Analöga einer zweiten Generation anzusehen, und das ganze Verhältniss subsummirt sich auch hier unter die Gesetze des Gene- rationswechsels. Wir müssen jedoch hier einige Modificationen ein- treten lassen. In dem Maasse nämlich, als die zweite Generation we- niger zur Entwickelung kommt, geringere Selbständigkeit erlangt, in demselben Maasse wird auch‘ der Generationswechsel' ein unvoll- ständiger sein. Eine sich hieraus ergebende Folgerung ist, dass’ au die Larvennatur eines Gemmen erzeugenden Polypenstocks in dem Grad abnimmt, als "eben diese Gemmen eine unvollständige Entwicklun 339 stufe. erreichen. Von den Schwimmpolypen, wo: keine vollständige zweite Generation zu Stande ‘kommt, keine «ausgebildete, selbständige Thierform» aus ihnen hervorgeht, kann, wie ich glaube, nur mit Un- recht gesagt werden, dass‘ sie «blosse aufammende Larven von Scheibenquallen» darstellten; dass’ .das »Analogon der‘ zweiten Gene- ration keine ausgebildete Thierform ist, wenn. es auch genetisch eine solehe bedeutet, glaube ich aus der ‚Beschreibung: der betreffenden Theile bewiesen zu haben, folglich muss das Analogon ‚der ersten Ge- neration, nämlich der Schwimmpolypenstock mit‘ seinen Thierstücken, die ausgebildete, selbständige Thierform. repräsentiren. Zum Schlusse will ich hier noch über Zeit und sonstige Ver- hältnisse des Vorkommens der Schwimmpolypen'zu Messina einige Bemerkungen beifügen, mit'dem Zusatze, dass die Benennungen der nicht in diesem Aufsatze von beschriebenen Arten einem von Hrn. Professor Kölliker mir gütigst im Manuscripte theilweise mitgetheilten grössern Werke entliehen sind. Fast alle der unten zu‘ erwähnenden Arten trifft man im Hafen an, der von einer von Süden nach Norden sichelförmig ins Meer ge- streckten, schmalen Landzunge "gebildet wird. Seine Einfahrt sieht ‚gegen Norden, und von dieser Richtung her bringt die durch die Meerenge etrömende Fluth (Rema genannt) einen wirklichen Ueberfluss ‚dieser prachtvollen Geschöpfe, in Gesellschaft zahlreicher Arten von _ Rippenquallen und Medusen, Salpenketten und Heteropodenschwärmen. Freilich ist gar bald diese Herrlichkeit verschwunden, sobald der Siroeco die Meeresfläche kräuselt oder sie zu Wogen hebt; doch findet man selbst dann noch. einzelne Schwimmpolypen in den ruhigeren Ge- ern zwischen den Schiffen oder im südlichen Hafentheile, wo dicht m Molo ein immer gegen Sirocco geschützter Aufenthalt sich bietet. nen besondern Einfluss auf das Erscheinen dieser Thierstöcke scheint enfalls dieser Wind zu besitzen, indem, so lange er wehte, die ‚der mit der Rema erscheinenden Thiere eine geringe war, sich ‚auffallend hob, sobald der Nordwind eintrat, um aber dann bei r dauerndem Nord oder Nordost noch tiefer zu sinken als wäh- I des Siroceo. j s x N Yanderungen dieser Thiere, mögen sie freiwillige oder. durch Strö- gen und Winde veranlasste sein, eine gewisse Gesetzmässigkeit finden, wenn einmal nähere Aufzeichnungen über das Vorkommen olben an verschiedenen Küstenpunkten in möglichst grosser Zahl macht wurden. Ich werde das, was mir im verflossenen Ierbste und Winter über diese Verhältnisse kund ward, in Folgendem mit- heilen ; Fig. Fig. 340 Abyla pentagona, von September bis März, häufig. ger eg quadrivalvis, von Januar bis März, häufig. „ gracilis, von December bis Februar, nicht selten. H Sieboldi, von September bis März, nicht selten. Praya diphyes, von December bis Januar, selten. „ maxima, von Januar bis Februar, selten. Hippopodius neapolitanus, von September bis März, häufig. Vogtia pentacentha, im September und Januar, nicht selten. Rhizophysa filiformis, von Januar bis März, nicht selten. Apolemia uvaria, von Januar bis Februar, einzeln. Athorybia rosacea, im September, häufig, dann immer seltener. Physophora Philippii, im September und Februar, nicht selten. Agalmopsis Sarsii, von September bis Januar, nicht selten, im Februar und März sehr häufig. punctata, desgleichen. Forskalia Edwardsii, im September, December bis März; in letzterem Monate in Schwärmen. Physalia caravella, Ende Februar, ein Mal. Velella spirans, im September, nicht selten. ° Porpita mediterranea, im September, nicht selten. Erklärung der Abbildungen. h Tafel XVI. 4. Abgelöstes Einzelthier von Abyla pentagona in seitlicher Dar- stellung. A Kubisches Deckstück; A’ hinterer Fortsatz desselben; B Schwimmglocke; a grosszelliger Körper (Saftbehälter) in der Sub- stanz des Deckstücks; 5 oberer, c unterer hohler Fortsatz derselben; d Fangfäden (zusammengezogen); e Knospe der Ersatzschwimmglocke; f kolbiges Generationsorgan (Ovarium) in die Schwimmhöhle g hinein- ragend; h Oeffnung der Schwimmhöhle von der cireulären Schwimm- haut umgeben; i Polypenleib; % Gefässkanäle der Schwimmglocke. 2. Gleiches Thier mit Fig. 4, von vorn gesehen. Nur der grosszellige Körper im Deckstück ist anders geformt. Das kolbige Generations- organ (f) in der Schwimmhöhle (g) ist ein männliches. Die übrige Bezeichnung ist gleich mit Fig. k. 3. Diplophysa inermis. d Ausgestreckter Fangfaden ; sonstige Be- zeichnung wie in Fig. 4 4. Eudoxia messanensis, seitliche Ansicht, Bezeichnung wie oben. 5. Diphyes gracilis. A vorderes, B hinteres Schwimmstück; a gross- zelliger Körper; b Erweiterung der Höhle desselben in eine Ampulle; c Ursprung des Stammes der Colonie; e Mündung des vordern, f’des hintern Schwimmsacks; 9 Zackenfortsatz am hintern Schwimmstück; h vorderer Schwimmsack. | | | | | | a 341 Fig. 6. Diphyes gracilis von der Unterseite in aufrechter Stellung; k Rinne am hintern Schwimmstück, sonst Bezeichnung wie vorhin. Fig. 7. Zwei Einzelthiere vonDiphyes gracilis am Stamme sitzend. Die Fangfäden sind weggelassen. a Stamm; 5b quere Anschwellung des- selben an der Ansatzstelle des Deckstücks c; dd Polypenleiber; e männ- liches und e weibliches Generationsorgan an der Basis der Polypen- leiber; f Ersatzgeneratiunsorgan. Fig. 8. Diphyes quadrivalvis (vergrössert),. A vorderes, B hinteres Schwimmstück; @ blindes Ende des Stammes; 5 Gefässkanäle der Schwimmsäcke; ce Mündung des vordern, d Mündung des hintern Schwimmsacks; e klappenartiger Vorsprung an der Mündung des hin- tern Schwimmsacks; / Stamm mit den Einzelthieren; h vorderer, i hin- terer Schwimmsack. Fig. 9. Hinteres Schwimmstück einer Diphyes quadrivalvis von der Unter- seite; a Schwimmsack mit den Einbuchtungen,; 5 untere Lamelle an der Mündung desselben. Fig. 10. Endfläche des hintern Schwimmstücks derselben Diphyes mit den vier h Klappen an der Schwimmsackmündung. Fig. 41. Einzelihier von D. quadrivalvis mit einem Theile des Stammes (a); ’ b Erweiterung des Stammes zum Ansatze der Deckschuppe (c) die- b nend; d Polypenleib mit der Geschlechtsknospe (e) an der Basis; 5 / Fangfäden. N Fig. 42—21. Stellt die Entwickelung von Diphyes Sieboldii Koll. dar. re 42. Ein befruchtetes Ei mit Keimbläschen (b) und Keimfleck (ec). . Beginn der Furchung. Der Dotter ist in zahlreiche Kugeln (Zellen) zerklüttet. Ein eben entstandener Embryo, vermittels feiner Wimpern herum- schwimmend. (Die Wimpern sind nicht angegeben.) An einer Stelle (a) zeigt sich eine dunkle Färbung. An der in der letzten Figur mit a bezeichneten Stelle bildet sich eine Hervorragung nach aussen (a), welcher eine nach innen sehende (b) entsprieht, Im Innern dieser Protuberanz eine Höhle (i). A Knospe am Embryo (B) (der Focus ist auf das Centrum der Knospe eingestellt); a äussere Wand dieser Knospe; b innere Wand derselben; ec centrale Höhle; d solider Fortsatz in die Leibeshöhle des Embryo. Dasselbe Stadium, bei Betrachtung von unten, Bezeichnung wie bei Fig. 17. AB wie Fig. 47, ebenso abc; a’ ein zwischen der Hussern und innern Wand der Knospe entstandener Hohlraum; 5 inneres Blatt der innern Knospenwand; d wimpernde Höhle im Embryo, die mit dem Knospenstüiek eommunieirt; e Spitze der Knospe, an der eine Oeff- nung zum Vorschein kommt. A Die zur Schwimmglocke herangewachsene Koospe; B der ursprüng- liehe Embryonalleib; a, a’, b, e wie oben in Fig. 47 u. 49; b’ Gefäss- kansle der Glocke; e Mündung der Gloeke von einer circularen Rand- haut umgeben; f hohler Stiel des Schwimmsacks. Ansicht eines weiter entwickelten Stadiums von hinten. A Der ur- sprüngliche Embryonalleib, der wie ein Anhang der aus ihm hervor- gesprossten Schwimmglocke (2) ansilzt; a, b, e wie vorhin; yy zwei Fortsätze des Embryonalleibs. Fig, Fig. Fig. Fig. ae EN. F Igu” Fig. 40. Endknopf eines seeundären Fadens. a Stiel; b Körper des Enöpfchenas Fig. 44. Eine andere junge Physophoride unbekannten Ursprungs. A/A Zw u 1 342 Tafel XVIL, 4. Praya maxima, etwas über natürlicher Grösse. A B Die beiden Schwimmstücke; aa Schwimmsäcke ee b Beginn des Stam- mes; c Kanal zum Schwimmsack des kleinern, c "den grössern Schwimm- " stücks; d Stamm der Colonie; e Einzelthier an demselben. Die Magen- stücke sind in verschiedener Gestalt und Action gegeben, die Fangfäden grösstentheils ausgestreckt. 2. Ein Einzelthier vom Stamme getrennt in Beiticher Ansicht. a Deck- schuppe; 5 Schwimmglocke mit einem kolbenförmigen Generations- organ im Innern; c Magen; d Fangfäden. 3. Ein Deckstück seitlich betrachtet. a Gewölbte Fläche derselben ; b, b' zwei buchtige Lamellen an der concaven Seite des Deckstücks; c, d, e, f vier blind endende Gefässkanäle; c geht in den obern vor- dern, d in den untern hintern Theil des Deckstücks, e, f in die beiden Blattfortsätze desselben. 4. Schwimmsack eines Schwimmstücks, isolirt betrachtet, um den Gefüss- verlauf auf ihm darzustellen. a Blindes Ende; b Mündung des Schwimm- sacks; c Gefässkanal, der zum Grunde des Sackes geht und sich dort in vier Zweige spaltet; d stellt den obern, d’ den untera, e den einen sichtbaren seitlichen Gefässzweig vor, der mehrere Schlingen bildet, ehe er zum Wandkanal tritt, 5. Schwimmglocke mit Generationsorgan. a Mündung derselben mit eirculärer Randhaut; 5b, c Flügelfortsätze der Oberfläche der Glocke; d Stiel der Glocke mit Kanal im Innern; e Generationsorgan (männ- liches); mit centraler Höhle (f); 9 g die Gefässkanäle der Schwimmglocke. 6. Nesselzellen aus den Fangfüden. a Mit noch aufgerollten Faden im Innern; b Zellen mit gestreckten Nesselfaden. 7. Junge Physophora, stark vergrössert. a Stamm; b Luftblase; c ein- ziger Polypenleib an seiner Basis ein dicker Zellenbeleg (d); e, e, e, e vier Tentakel; f Fangfäden; g einseitig sprossende Schwimmstücke. 8. Junge Ayklın opsik] stark vergrössert. a Stamm; «a’ Höhle in der \ J»Achse derselben; 5 Luftblase; c einziger Polypenleib; d Tentakel und ' Fangfadensprossen; e Deckstück, sämmtlich dem ersten Polypen (c) zugehörig; g einseitig sprossende Schwimmstücke; Ak Sprossen von Einzelthieren, gleichfalls einseitig. ve „Junge Physophoride, unbekannter Abstammung. A, B, B Deck- "schuppe derselben; a Ansetzstelle des Polypen an die Deckschuppe, die hier von einem Kanale durchbohrt scheint; db constante Nessel- zellen am untern Rande der Schuppe;' ce Luftblase; d Tentakel und Fangfadensprossen; e einziger entwickelter Tentakel; f einziger Polypen- leib; f' Mundöffnung desselben; g ausgestreckter hang mit zahl- Kaichen secundären Fädchen (g') besetzt. 4 ce fingerförmige Fortsätze'am untern Rande desselben, deren jeder eine le Zelle (c’) einschliesst; d Nesselzellen im Innern des Endknopfes. Deckstücke, nach unten gebogen, und in eine mil Nesselzellen ver- „„* sehene Spitze (BB) auslaufend; a Luftblase; & Sprossen von Organen; c Polypenleib. 4 Fig. 42. Kanalsystem von Diphyes gracilis. a Grosszelliger Körper im Innern des vordern Schwimmstücks;. b 'wimpernde Höhle in dem- selben ; .c Kanal aus ‚der letztern in eine, ampullenartige Erweiterung führend (d); e Gefässkanal aus der letztern an die Mündung (Ah) des vordern Schwimmstücks; e’ Gefüsskanal zum Grunde (h’) des hintern Schwimmstücks ; / aus, der Ampulle (d) entspriogender Stamm der Colonie; 99 -:--- Sprossen von Einzelthieren. 7 Tafel XVIN. . Fig. 4. Apolemia uvaria Les. Vorderende einer Colonie in natürlicher Grösse. a Luftblase; b Tentakeln zwischen den Schwimmglocken ; 7 ce Stamm (Achse) der Colonie;, d Deckschuppen; e Tentakel; f Fang- Eh fäden; g Polypen. Fig. 2. a Nesselzellengruppe ‚einer Deckschuppe;, b einzelne Zelle mit ein- m gerolltem Faden; c drei solche Zellen mit ausgestrecktem Faden; c’ die Zellmembran der Bläschen; d Nesselzellen eines Fangfadens mit ge- strecktem Faden. Deckschuppe, die Unterfläche nach oben gekehrt. a Körper; b Stiel; ec Kanal. | d Tentakel (a), an dessen Basis ein Fangfaden (5) entspringt. Rhizophysa filiformis. Vorderende einer Colonie, etwas ver- grösser a Stamm; 5b Luftblase; c junge Einzelthiere; d Polypen; e Fangfaden ; f Sprossen der Geschlechtsorgane. Luftblase von Rhizophysa, stark vergrössert. Die Umhüllungen sind in schematischem Längsdurchschnitte, mit Ausnahme der hemisphäri- schen Pigmentschichte. a Aeussere Umhüllung, die nach-unten in den Stamm sich fortsetzt; 5 Einstülpung ‘der äussern Hülle am obern Theile der Luftblase; c Hohlraum um die Lufiblase, bei c’ in die Höhle des Stammes übergehend; d Pigmentstratum; e zweite Hülle der Luftblase, die nach oben in die eingestülpte äussere Hülle sich fortsetzt und nach unten bei h in die.fingerförmigen Fortsätze (i) übergeht; f Lager gelb- licher Zellen; g Luftblase selbst. Angelorgan eines secundären Fangfadens von Rhizophysa. a Secun- därer Fangfaden; b Körper, mit (b’) runden Nesselzellen; c seitliche Fortsätze, in deren Enden junge Nesselzellen (c’) liegen; d Endfortsatz ‚ Handförmiges Angelorgan. a Secundärer Fangfaden; b Körper des Angelorgans; 5b’ dichotomische Ausbreitung desselben; c Nesselzellen. Vogelkopfähnliches Organ. @ Secundärer Fangfaden; b Körper des Organs; c schnabelförmiger Fortsatz desselben; d Muskellage zur Be- wegung des letztern; e spindelföürmige Zellen an der Wurzel des Schnabels ; / Nesselzellen im Körper des Organs. Spindelzellen, stark vergrössert. «a Feinkörniger Inhalt, in dem man einen Kern (?) erkennt. Nesselzellen. a Mit ausgestrecktem Faden; b Geborstene ‚Zelle, aus der der Faden nebst dem Bläschen sich abgelöst; c Stück eines Fadens (unter starker Vergrösserung) mit einer Spiralfaser umwunden. Würzburg, im August 1853, ‚344 Zusatz zu den Beiträgen zur näheren Kenntniss der Schwimmpolypen, von Dr. Gegenbaur. Während die in der Ueberschrift beregte Abhandlung bereits dent { Drucke übergeben war, erschienen zwei den gleichen Stoff behan- delnde Arbeiten, nämlich jene von Leuckart, in welcher ich mehr- fache Bestätigungen meiner Beobachtungen finde, und dann das grössere Werk ‚von Kölliker, welches mir durch die Güte des Hrn. Verfassers schon zum Theile aus dem Manuscripte nebst den betreffenden Zeich- nungen bekannt war. Eine Ausnahme hievon machte leider die Ab- theilung der Diphyiden, woher es denn kam, dass sich in Betreff der von uns beiden beobachteten Diphyes-Arten ein Missverständniss ergab, welches mich zur Beschreibung einer Diphyes als Diphyes gracilis führte, die, wie ich jetzt ersehe, schon länger von Kölliker als Diph. Sieboldii bezeichnet war. (Auch Leuckart scheint dieselbe Art beob- achtet zu haben; es ist seine Diph, acuminata.) Dagegen ist jene im Texte meiner Abhandlung als Diph. Sieboldii aufgeführte Species eine noch unbeschriebene, deren Charaktere kurz folgende sind: Schwimmstücke gleich gross, zusammen 13” lang. Schwimm- säcke etwas bauchig aufgetrieben. Die zur Aufnahme des Thierstocks dienende Furche am untern Schwimmstücke läuft schon am zweiten Drititheile der Länge des Schwimmstücks flach aus; ihre Wandung verbreitert sich daselbst in eine am Ende abgerundet vorstehende La- melle. Die Deckstücke der Einzelthiere sind am Rande mit zwei vor- springenden Zacken versehen. Polypenleiber, Fangfäden und Geschlechts- gemmen von jenen bei D. Sieboldii Köll, wenig verschieden. Ich benenne diese neue Art Diphyes turgida. Würzburg, im November 4853. # > Bemerkungen über Pilidium gyraus, Actinotrocha branchiata und Appendicularia, von Dr. ©. Gegenbaur. Gleich von vorn herein sei bemerkt, dass meine Beobachtungen über diese höchst interessanten Geschöpfe weder Erschöpfendes für ihre Bedeutung, noch überhaupt mehr denn Berichtigendes nebst ein- zelnen für ihre Stellung beachtenswerthen Andeutungen zu liefern im Stande sind. — Pilidium gyraus, bekanntlich von Joh. Müller *) in der Nordsee deckt, wurde von Busch ?2), der es noch an vielen anderen Küsten- inkten antraf, zu Triest, wo es sich besonders zahlreich vorfand, weitern Untersuchung in Betreff seiner fernern Entwicklung erzogen. Es stellte sich so demselben an Individuen, die längere hindurch in Gläsern gehalten wurden, ein Entwicklungsgang raus, der, um es kurz zu fassen, auf ein Schwinden der charakte- stischen klappenartigen Wimperlappen hinausläuft und so im letzten, Busch mit Sicherheit beobachteten Stadium ein Thier darstellt, das llig platt», «nirgends mehr eine Spur von einem äussern Fort- ätze» darbietet. «Alle seine Ränder sind von gleichmässigen kurzen, ber noch immer lebhaft schlagenden Wimpern bekleidet, der Magen ‚zu einem unförmlichen Klumpen dunkler Substanz geworden.» Die einzelnen zu dieser Form hinführenden Stufen sind alle von Busch ge- hau beschrieben und abgebildet worden, weshalb ich in Betreff alles en hierauf verweisen kann. «Jetzt verschwanden aber, wie sch berichtet, alle derartigen Körper aus den Gläsern, in denen sie aufbewahrt waren, und es fand sich dort nur eine Larve, die ürch die Anlage eines Kalkskeletts sich als Echinodermenlarve kund- b. Busch hält sich nicht berechtigt, diese für eine weitere Entwicke- ' e des Pilidium zu halten, wenn er auch die Möglichkeit davon 3) Muller's Archiv. 4847, pag. 469. | ” Beobachtungen über Anatomie und Entwicklung einiger wirbellosen Seo- 2 thiere, pag. 407, Taf. XVI, Fig. 4 — 8, « - 346 nicht geradezu abspricht, sondern er schöpft Verdacht, dass eben diese Echinodermenlarven mit dem täglich dem Larvencolonien zugetheilten frischen Seewasser in jene Gläser gekommen seien.» j Ich versuchte nun im verflossenen Winter, als sich Pilidien sehr zahlreich im Hafen von Messina einfanden, die von Busch gegebene Entwicklungsdarstellung zu studiren und möglichst zu vervollständigen, und bald war ich bei einem Resultate angelangt, das mit dem von Busch erzielten, wenigstens formell übereinstimmte. Meine Pilidien waren der nämlichen Metamorphose unterworfen, und die letzt beob- 7 achtete Stufe kommt jenen von Busch erwähnten ziemlich gleich. Von” einer Echinodermenlarve war niemals in den Pilidiengläsern etwas zu finden, so wenig wie überhaupt diese Larvenform mir zu Messina zu Gesicht kam. Bei der ganzen «Metamorphose», die bei verschieden entwickelten Pilidien, so wie auch in verschieden langen Zeiträumen vor sich geht, blieb mir immer auffallend, dass eine gewisse Gesetz- losigkeit sich äusserte, und mit: dem Schwinden der Organe niemals ein Auftreten anderer Theile sich combinirte. Bald erschien‘ mir die fragliche Metamorphose als ein «einfaches Absterben», wie, sie auch Busch zu: erklären‘ sich anfänglich geneigt zeigte. Diese Vermuthung wurde mir aber sehr bald zur Gewissheit, als ich einige Pilidien bekam, welche, ohne das Charakteristische ihres Habitus aufgegeben zu haben, ganz andere Verhältnisse darboten. ‚Sie massen 0,7— 0,8” im Durchmesser. Ihr Körper war beträchtlich abgeflacht, ‚an seine Ende mit dem Haarbüschel: versehen, wie es Müller und Busch be= schrieben. : Am meisten umgewandelt waren ‚die wimperbesäumten‘ Klappen, ‘von denen die beiden seitlichen beträchtlich in die Breite gedehnt ‘und in ihrer Mitte ziemlich ausgebuchtet waren, so dass sie allein wie vier. Hervorragungen sich ausnahmen. Die vordere und hintere Wimperklappe war gleichfalls in zwei Zipfel ausgezogen, -die sich aber nahe gegen die Mitte der,Larve zu einbogen.. Der Wimper-” kranz war vollkommen vorhanden, umsäumte sämmtliche Vertiefungen und Hervorragungen des Randes. Die ganze Larve erschien so am meisten einer Holothurienlarve, etwa einer recht breit gezogenen Auri- eularia, vergleiehbar, wobei dann die mit: dem Wimperbusch gezie Fläche als Rückseite figuriren müsste. ‘Doch geht die Aehnlichkeit mi einer Auricularia nur auf. die äussere Forin,: resp. auf die Anordnung der: Wimpersehnur, denn die inneren Theile zeigen ‘von’ jemen 'gamz verschiedene Verhältnisse. Den. grössten Theil: des Leibes nimmt ein ovaler, an beiden Enden zugespitzter, weisslicher Körper ein, der be durchfallendem Lichte zweierlei Parthien unterscheiden lässt. Die eine vordere, welche nicht ganz die Hälfte dieses Körpers einnimmt, is dunkel, vorn. etwas ‚eingekerbt und so in zwei Loben getheilt.., Aus’ seiner Mitte entspringt ein Sförmig gewundener Schlauch, welcher in F , 347 \ _ die andere Hälfte übergeht und dort in der Mitte von vier hellgelben Wülsten, aus denen eben diese Hälfte gebildet wird, in die Tiefe dringt, ohne dass sich sein Ende erforschen liesse. An keinem von diesen Theilen wurde irgend eine Lebensäusserung beobachtet, und ieh hätte diesen Körper für irgend ein todtes, vom Pilidium ver- sehlucktes Wesen gehalten, wenn nicht ein zweites eingefangenes Pili- dium dieser Art mich so ziemlich überzeugte, dass hier ein innigerer Zusammenhang zwischen den Leibestheilen des Pilidiums und jenes Körpers statt habe. Ich sah zum zweiten Male die eben geschilderte Anordnung, konnte aber noch einen andern Sehlauch erkennen, der sich um die vordere Hälfte herumwand und deutlich in seiner Höhle flimmerte. An histologischen Elementen zeigten sieh nur kleine Zellen, welche nebst dem Schlauche noch die einzelnen Lappen des Körpers ausmachten. Das Ganze ragt nicht frei in die Leibeshöhle, sondern ‚ist von einer einfachen Membran umhülit, welehe nach vorn zu in den L annten Schlauch übergeht. Von einem Kalkskelette war keine eutung vorhanden, ebenso mangelte der Mund und Darm der frü- eren Stadien, und nur einmal schien mir an der Stelle, wo sonst der Mund sich fand, eine Oeflnung vorhanden, welche im den vörn genden Schlauch führte, doch vermochte ich mich niemals bis zur ewissheit davon zu überzeugen. Beide Thiere wurden noch einige e hindurch beobachtet, ohne dass eine Veränderung eintrat, später ingen sie mir durch einen unglücklichen Zufall zu Grunde. Aus dem ‚on mir Beobachteten dürfte jedenfalls resultiren, dass im Innern des idium, vielleieht analog mit gewissen Asteridenlarven, ein voll- ımenes Thier sich entwickelt (aufammt). "Actinotrocha branchiata. Diese gleichfalls von Joh. Müller *) Meere bei Helgoland entdeckte Form kam mir nur in drei Exem- en zu Gesicht, wovon zwei auf einer frübern Entwickelungsstufe den als jene von Müller beobachteten. Die jüngste, Ende Decem- 's beobachtete, mass nur 0,35" Länge und besass einen ovalen Kör- "der sieh dn einem Ende in einen breiten, über die eine (vordere) läche des Thieres umgeschlagenen Schirm fortsetzte, der jedoch nicht ;0 gross ist, dass er ‚die Hälfte dieser Vorderfläche ein Das et. Von der Basis des Deekels begimnend, sitzen seitlich am ; er gegen das andere Körperende immer länger werdende Ten- ‚ welche sämmtlich durch eine über sie hinlaufende Wimper- fur mit einander verbunden sind. Vorn setzt sich dieselbe von eiden kleinsten Tentakeln in den Rand des Kopfschirmes fort. ind ist unter dem letzterh befindlich, führt in einen nach oben ’ Müller’s Archiv. A846, pag. 404. Zeitschr, I. wissensch, Zoologie. V. Bd, 23 348 gebogenen Schlauch oder Oesophagus, der sich nach abwärts in den weiten dunklen Magen fortsetzt, ‘Ein kurzer Darm endet mit einer dem hintern Körperende nahe stehenden konischen Hervorragung nach aussen, Dieses Afterstück ist mit einem ‚Kranze‘ langer Gilien um- säumt, und liefert durch seine geringe Entwicklung einen beim ersten‘ Anblieke des Thieres sogleich auffälligen Unterschied von dem von Müller und später auch von Wagener *) beschriebenen Stadium. Structur- verhältnisse des Darms und der Körperhülle bieten nichts wesentlich verschiedenes dar. Von einer neben dem Darme noch vorhandenen gewundenen Röhre wurde ‘durchaus nichts aufgefunden, so sehr ich auch hierauf meine Aufmerksamkeit richtete. Das Thierchen blieb etwa 10 Tage hindurch am Leben, wuchs bis zu 0,4" Länge heran, und zeigte sich besonders durch auffällig gewordene Verlängerung der After- vöhre als in der Weiterentwicklung begriffen. Ein anderes, im Februar aufgefischtes Exemplar bot bei 0,5" Länge schon eine weitere Entwicklungsstafe dar, die sich mehr an die von Wagener gegebene Abbildung anschliesst, das, was ich vorbin als «Afterröhre» bezeichnete, ist zu einem gegen: den übrigen Körper dieken, langen Cylinder geworden. Tentakelartige Foertsätze finden sich 24, alle von halber Körperläuge. Ausser dem Darme, der an seinem vordern Absehnitte mehr hellrothe Zellenhäufchen (Leberzellen?) ansitzen hat, ist auch in diesem Stadium keine Spur jenes: von Müller und Wagener beschriebenen Schlauches zu erkennen. — Eiu gleiches gilt von einem dritten Exemplare, welches zu derselben‘ Zeit; ein-_ gefangen und behufs: seiner Weiterbeobachtung sorgfältig aufbewahrt wurde. Schon nach Verlauf weniger Tage, während: welcher es munter im Glase herumschwamm, zeigten sich seine langen Tentakeln kürzer geworden, und zugleich etwas dicker und starrer. Die Wimperschnur war unverändert. Der in einen dicken Cylinder angewachsene und bei dem erst beobachteten jüngern Exemplare als: Afterstück bezeich- nete Theil erscheint jetzt als, der Haupttheil des Körpers, während der jenseits (oberhalb) des Tentakelkranzes befindliche Theil im Verhältniss sehr an Grösse zurücksteht. Der Wimperkanz am Ende des Cylinders“ ist sehr ausgezeichnet, und in seiner Mitte ragt wie ein Zapfen. den Afterdarm hervor, ähnlich wie solches Wagener am angeführten Orte abbildete. Der immer mehr anwesende Leibeseylinder bewegt sieh ziemlich lehaft, contrahirt sich öfters und zeigt: dabei eine Reihe aus- gesprochener Querfalten. Die wichtigsten Veränderungen gehen indess“ dicht am. arme vor. Unterhalb der Mitte, des Verlaufs des letztern tritt nämlich jetzt eine, bei durchfallendem Lichte dunkel’ erscheinende Masse: auf, die wie aus der Darmwand hervorgewachsen sich ausnimmit, !) Müller’s Archiv. A847, pag. 202. 349 und nach und nach eine grössere Parthie derselben umlagert, sıe legt sich sehr bald in mehrfache Biegungen zusammen, und füllt so einen grossen Theil der Leibeshöhle ?) aus. Um dieselbe Zeit sind die Ten- fakeln noch mehr geschwunden, und sitzen endlich nur noch wie ein { Kranz kurzer Stummeln dem Körper des Thieres an, dessen Quer- durchmesser auf Kosten des Längendurchmessers eine nicht unbeträcht- - liche Zunahme zeigt. Auf der Bauchfläche des Thieres sieht man in der Mitte eine quere Vertiefung auftreten, die von einem schmalen Wulste umgeben, in das Innere des Leibes zu führen scheint, und in kurzer Zeit sieht. man aus dieser Oeflnung‘(?) einen dicken Fortsatz sieh hervorstülpen, der einerseits in die Leibeswandungen des Thieres, ‚andererseits auch in das am Darme aufgetretene Neugebilde übergeht, Dieser Fortsatz wird: dann kolbenförmig, erhält au seiner Spitze eine Vertiefung, und erscheint bei Verbreiterung seiner Ränder wie ein Saugnapf. Ob von seiner Vertiefung aus ein Kanal ins Innere des nun in mehrfachen Windungen beisammenliegenden Neugebildes führt, kann ieh nicht behaupten, obwohl es allerdings manchmal so den Anschein ‚hatte. Der Darın ist noch ganz gut in seinem Verlaufe durch den "Leib hindurch an seiner rothbraunen Färbung zu erkennen, er wird was bei Seite gedrängt und oft mehr oder weniger von dem Neu- sebilde verdeckt. Während nun der saugnapfförmige Fortsatz imıner mehr nach allen Dimensionen zunimmt, schwinden die Tentakeln mehr mehr, und ein gleiches Schicksal trifft auch dem Kopfschirm, der lich keine Spur mehr zurücklässt. Der Wimperkranz am hin- 'Leibesende persistirt noch unversehrt. Das Thierchen hält sich meist am Boden des Gefässes auf, wo es mittels dieses Wimper- ps herumkreist, während der saugnapfartige Fortsatz gleichfalls ache Bewegungen vollführt. Was aus dem frühern Munde des res geworden, vermag ich nicht anzugeben. Es wurden so die obachtungen an diesem Exemplare etwa drei Wochen hindurch srholt, bis es endlich ia dem leiztbeschriebenen Stadium zu Grunde g. Es ist nun auch hier bei Actinotrocha möglich, dass der Ent- icklungsgang, wie der von Busch von Pilidium gyraus dargestellte, "pathologischer ist, dass vielleicht nur ‘aus Mangel an passender rung ein Schwinden des Kopfschirmes und der Wimpertentakel sich itet, immerhin aber ist das in der Nähe des Darms entstehende ) Der Darm selbst sammt dem neugebildeten Appendix liegt nicht in der entlichen Leibeshöhle, sondern wird von einem weiten, die Gontouren Leibes widerholenden Sacke eingeschlossen. Zwischen diesem letztern _ und der Körperhülle ist noch ein ziemlich weiter Raum. Müller und Wagener erwähnen nichts dergleichen bei ihrer Actinotrocha, doch macht das, was Wagener als «Alterbänder» abbildet, auf mich gauz den Eindruck, als sei es jene im Durchschnitt gesehene Membran. 350 und sich ‘dann nach aussen hervorstülpende Gebilde eine Thatsache, die sich nieht wohl mit einem rein pathologischen Process, und um so weniger, wenn dieser, wie bei Pilidium, ‚nur in einer Rückbildung besteht, zusammenbringen ‚lässt. ' Die Annahme der: Bildung‘ irgend eines Parasitenwesens, woran, auch ich anfänglich. dachte, wird durch den organischen Zusammenhang, zumal mit der Leibeshülle, ziemlich unzulässig, Es bleibt somit wohl nichts anderes übrig, als entweder anzunehmen, dass auch hier die Erzeugung eines neuen Wesens im Innern einer Larve stattfinde, wie ich dies vorbin auch von Pilidium gyraus wahrscheinlich machte, oder dass die Actinotrocha nach Ver- lust ihrer Larvenorgane — Kopfschirm und Wimpertentakeln.— sich 7 später mit Verwendung der übrigen Körpermasse in ein vollkommenes Thier verwandle. Auf keinen Fall dürfte Actinotrocha mehr als eine Larve sein, wie Müller annahm, indem er den in ihr befindlichen Schlauch in der Nähe des Darms für ein Geschleehtsorgan: deutete }). Wenn diese dürftigen Notizen über zwei merkwürdige Thierformen vielleicht gelegentlich einmal zu weiteren, erfolgreicheren Nachforschun- gen Veranlassung geben sollten, so wird ihr Zweck. vollkommen .er- füllt sein. | Appendicularia. Joh. Müller beschrieb unter dem Namen. Ve- xillaria flabellum ein in der Nordsee entdecktes Thier (Müller’s Arch, 1846), dessen Stellung er anfänglich unentschieden liess, es aber im folgenden Jahre. als Aseidienlarve erklärte, Eine ähnliche. Form be- schrieb später Busch (Ueber Anatomie und Entwicklung einiger wirbel- losen 'Seethiere) als Eurycercus pellucidus. Dieses letztere Thier, so wie verwandte. der Müller’'schen Vexillaria nahe stehende Formen wur- den während meines Winteraufenthaltes zu Messina in reichlicher Menge beobachtet und untersucht. Die Hauptresultate werde ich hier in.der Kürze mittheilen, Ausführlicheres darüber, nebst den nöthigen Abbil« j dungen soll ‚später folgen. In. Vor Allem sei erwähnt, dass der Entdecker dieser Thiere Cha misso ist (Nova act. Leop. Carol. Tom. X), der sie ‚zuerst ‘in den Behringsstrasse auffand, und sie als Appendicularia flagellum bezeichnend, als Verwandte des Genus Cestum betrachtete. ‘In den \ € £ selben arctischen Regionen fand später Mertens sie wieder: und be» nannte sie Oikopleura Chamissonis (Men. de l’Academie imperial h de St. Petersbourg. 6i&me Serie. A831. Auszug davon in der Isis. 1836, pag. 300). Eine andere Notiz. findet sich ber Quoy und Gaimard, — Aber diese Forscher kamen weder über den Bau zu einer richtigen 3 ') Auch v. Siebold sprach sich für die Larvennatur der Actinotrocha aus, und verglich sie mit einer Bipinnaria, von der der Seestern sich abgelöst hätfe (vergl. das Referat im Jahresberichte in Wiegmann’s Archiv. 1850), 351 Anschauung, noch wurde die Stellung der Thiere durch 'sie ermittelt. Erst‘ Huzxley's Untersuchungen‘ (Philosoph. Transactions. ' Part. II. for 4854) brachten Entscheidendes über beides.‘ ' Meine Beobachtungen stimmen in den meisten Punkten mit jenen von Huscley überein. 50 Das‘ Thier "besteht aus einem: länglich ovalen Körper, von dessen Mitte etwa, an der Rückseite‘ein breiter lanzettförmiger Anhang ent- ‚springt, der, äusserst beweglich, den Locomotionsapparat des Thieres repräsentirt: : Der Körper ‘wie dieser Anhang wird von einer dünnen hyalinen Schichte (Mantel) eingehüllt. An dem einen, vordern Ende des Körpers führt eine Oefinung in eine ziemlich‘ geräumige Höhle (Kiemensack), in deren Grund zwei stark wimpernde runde Oeflnun- gen — die Athemspalten — sich finden. Zwischen diesen zieht sich mit Cilien überkleidet der Eingang in den Oesophagus, der in einen unter dem Kiemensacke liegenden Magen führt. Aus diesem entspringt sin kurz gewundener Darm, der auf dem Rücken des Thieres, dicht ‚über dem Ansatze des Schwänzchens nach aussen mündet. Der Tract. st. liegt ziemlich frei in der Leibeshöhle. Dicht zwischen Oeso- hagus und Magen liegt querüber das schlauchartige Herz, wie bei andern Tunicaten, namentlich bei den Salpen und Doliolum zwischen wei knopfförmigen Fortsätzen ausgespannt, die von der Leibeswand üsgehen. Gefässe habe ich nicht mit Bestimmtheit beobachtet. Das vensystem liegt auf der Bauchseite des Kiemensackes, ein ovales, wie ein Wappenvschild geformtes Ganglion, das einen Nervenring den Eingang der Kiemenhöhle ‚abschickt, ein anderes Nerven- hen aber nach abwärts sendet. Dicht. dem Bauchganglion. an- lagert sieht man ein rundes Bläschen,‘ das eine kugelige, in Flüssig- it schwirnmmende Concretion einschliesst. Offenbar ist dies ein Gehör- chen. Als Geschleehtsorgane ‘erkenne’ ich zwei hinter dem Tract. intest. gende, drüsig scheinende Körper, die ‘bei den verschiedenen Arten verschiedener Gestaltung sich zeigen.‘ Das eine dieser Organe ent- Alt Samenfäden in verschiedener Entwicklung, ist: daher als Hoden betrachten; das andere diesem dicht anliegende ist das Ovarium, eist nur einem einzigen entwickelten Eie. Soviel in der Kürze über den anatomischen Bau. Jas Vorhandensein reifer Zeugungsproducte,, die eigenthümliche iaffenbeit der Athemspalten, die nämlich hier nur in der Zwei- vorkommen, macht‘ es mehr‘ als wahrscheinlich, dass diese For- ı selbständige Thiere darstellen, die, obgleich grosse Achnlichkeit n Larven der Ascidien tragend, doch nicht init: jenen verwech- & werden dürfen, ‘In der Ascidienlarve bildet sich sehr frühzeitig gegiuterte Kiemensack, und die. Geschlechtsorgane entstehen erst ach der Anheftung der jungen Aseidien. Gehörorgane sind bis jetzt 352 bei den Aseidien noch nicht bekannt, so dass das Vorkommen eines Gehörbläschens bei unserer Appendicularia zur Erklärung der Selb- ständigkeit dieser Gattung einen weitern Grund abgibt. Es würde dann das Genus Appendieularia zu den Ascidien ‘zu rechnen sein und dort eine besondere Gruppe, nämlich die der «freien Ascidien » ausmachen, besonders charakterisiren würde sie der schwanzförmige Leibesanhang, der bei, den festsitzenden Aseidien als provisorisches Larvenorgan, hier aber als höher entwickeltes bleibendes Gebilde sich darstellt. i Im Meere von Messina beobachtete ich drei von einander wohl unterschiedene Arten. Würzburg, im August 1853. Deber Phyllosoma, von Dr. €. Gegenbaur. Mit Ausnahme des von Audouin und Milne-Edwards! beschrie- | benen Nervensystems blieben von diesem bisber den Stomatopoden beigezählten Krustenthier die übrigen Organe ziemlich unbekannt. will eine kurze Skizzirung derselben, so weit ich sie erforschen konnte mittheilen. L Verdauungsapparat. Die Mundöffnung befindet sich von einem complieirten, schon bei Guerin beschriebenen Kauapparat umgeben; | am hintern Rande des Cephalothorax. Der Oesophagus ist sehr‘ kurz, der Magen enge, seine Wandungen mit borstigen Zähnen besetzt. Kurz | hinter dem Magen ist eine Erweiterung, in welche die Leberorgane münden, darauf verläuft der Darm gleichweit nach hinten zum letzten Leibesringe, auf dem er unterhalb mit einer Längsspalte sich öffnet. — Die Leber wird aus zwei grossen, jederseits im flachen Kopfbrust- schilde liegenden Drüsen dargestellt. Es sind einfache, in einer Fläche neben einander liegende durchsichtige Schläuche, die nach und nach jederseits in einem Gange zusammenkommen. I Als Speicheldrüsen können zwei blattartig gelappte Drüsen an: gesehen werden, die zu beiden Seiten etwas hinter dem Magen liegen und ihren Ausführungsgang quer über jenen des Leberorgans nach vorn zu verlaufen lassen. ‘Wo sie einmünden, blieb mir unbekannt. 7 353 Am interessantesten war mir die Beobachtung des Kreislaufes und - das Studium des Gefässsystems, was bei der platten Gestalt und grossen Durchsichtigkeit dieser hübschen Krustenthiere ohne grosse Mühe verfolgt werden kann. — Das; Herz ist rundlich ‚oder länglich - viereckig, liegt etwas hinter und über dem Magen, und weist sechs - Klappöffoungen auf, von denen zwei auf der Bauchseite, vier auf der ‚Rückseite liegen. Nach vorn zu entsendet es drei gleichstarke Aorten- reg von denen der mittlere in geradem Verlaufe den Cephalo- ax durchzieht, Aeste zum Gehirne abgibt, und sich dann in zwei ge spaltend zu den langgestielten Augen tritt. Die beiden seitlichen enstärnme verästeln sich reichlich an die Leberschläuche, und assen ihre vordersten Endzweige zu den Arterien gehen. Hinten vom h entspringt eine Rückenaorta, mit welcher gleichzeitig ein zur Bauchfläche gehender Arterienstamm seinen Ursprung nimmt, so wie h eine dritte um vieles schwächere Arterie. ‚Die Rückenaorta bleibt Strecke weit einfach und geht bis zur Schwanzspitze, rechts und links kleine Aeste abgebend, die Bauchaorta sendet Arterienäste an die Kieferfüsse und Beine. Die feinsten Arterien öffnen sich direct in die Körperhöhle, in welcher das Blut zwischen den Organen seinen g suchend, wieder dem Herzen zuströmt. - Wirklich ausgebildete Kiemen fehlen. ‘Die Respirationsvorgänge bei diesem flachen, zartgebauten Wesen wohl überall ver- werden. Als rudimentäre Kiemen betrachte ich fünf Paare fein fiederter Blätteben, deren jedes dem Basalgliede eines Fusses ansitzt. — jei keinem Exemplar fand ich eine Andeutung der 'Geschlechtsorgane. ine Vergleichung des Baues von Phyliosoma ergibt kaum eine Ueber- timmung mit jenem der Stomatopoden, denen es bislang beigezählt 2. Gewichtige Anhaltspunkte erhalten wir aber in den Verhält- 1 des Circulationsapparats, der, wie der Tract mit jenem der De- den selbst bis in kleinere Deuails übereinkommt, so dass die Phyl- nen in Anbetracht ihrer Organisation wohl den lotztern zugetheilt e sen: 354 1 h Nachtrag zu dem in diesem Bande S. 189— 200 aber Kurs ach In Folge der gegenwärtig (Bartholomä) anfangenden Gemsjagden konnte ich auch die Herzen dieser Thiere untersuchen. Man trifft in ihnen gleichfalls die Netze mit allen bereits geschilderten Eigenschaften unter dem Endocardium an; die sie'zusammensetzenden Körper zeich- ” nen sich stellenweise durch Grösse und Schärfe ‚der Querstreifung, namentlich an der Peripherie, so wie durch grössere Weichheit ihrer Masse aus. Die Grösse stimmt. im Mittel. mit. den bereits erwähnten Zahlenverhältnissen überein.. Besonders hervorzuheben ist die starke Anhäufung eines goldgelben bis braunen Pigments um die Kerne, wel- ches auch in den ‚übrigen Muskelfibrillen. des Herzens ungewöhnlich zahlreicher vorhanden ist, und das: häufigere Auftreten der Netze und Stränge in der gesammten Herzsubstanz. E) Die andern räthselhaften Bildungen, welche beim Schafe und Rinde 4 beschrieben und Fig. 7, 8, 9.der Tab. X abgebildet wurden, sind eben- falls bei der Gemse, varıklunlieb an dei innern Herzoberfläche vor- handen; die grössten, welche ich gesehen, messen 0,1 —0,2” in die ” Länge und 0,05” indie Breite. Alle übrigen Schilderungen, ihr In- halt, die Form der kleinen Körperchen (Fig. 9) passen so genau zu- sammen, dass genannte Bildungen bei den verschiedenen Thieren für identisch zu halten ‚sind. Ihre Bedeutung ist mir auch jetzt noch un- erklärlich. Unter den vielen, deshalb von mir durchgemusterten Thieren habe ich bis jetzt sie nur bei den Ruminantien, und zwar stets in Be- gleitung oberer eigenthümlicher Muskelstränge,, so wie zu allen Jahres- | zeiten und unter den verschiedensten Lebensverhältnissen jedesmal au derselben Bildungsstufe angetroffen. Dr Sehliersee (im bay rischen Hochgebirge), den 4. September Br a Th. v. Hessling. Ueber Phyilirhoe bucephalum, von MH. Müller und €. Gegenbaur. Mit Tafel XIX. Unter den Geschöpfen, welche das Meer von Messina bietet, ist eines der elegantesten Phyllirhoe bucephalum, welche seit ihrer Ent- deckung die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich gezogen hat. 2) er hatte im Herbste 48514 und 4852 Gelegenheit, das Thier in ndem Zustande zu beobachten und hat darüber einige vorläufige izen bereits in dieser Zeitschrift (Bd. IV, pag. 335) gegeben. Da enbaur dasselbe Thier nachher ebenfalls untersucht hat, so wollen nannten in Folgendem das Beobachtete gemeinschaftlich zur Mit- ing bringen. Das Vorkommen unserer Phyllirhoe scheint, wie es auch bei an- en pelagischen Thieren der Fall ist, grossen Schwankungen zu liegen. Im Herbst‘ 18514 wurden blos zwei Exemplare gefängen, hrend sie zu derselben Zeit des folgenden Jahres häufig, ja an ein- an Tagen sogar in grosser Anzahl erschienen. So fanden sie sich eh den ganzen Winter hindurch, wenn auch nicht mehr so zahl- 1; wurden jedoch wieder im Februar und März 1853 nicht minder g getroffen als im Herbste 4852. )ie äussere Form von Phyllirhoe ist zunächst durch starke seit- ‚Compression auffallend, indem der senkrechte Durchmesser den ı "um vielmal übertrifft, während wiederum die Länge etwa das —3fache der Höhe beträgt, d. i. etwa 4—1/, Zoll. Das vordere esende bildet der Kopf, welcher mehr die Form eines Kegels hat, d durch Einziehen oder Vorstrecken der Mundtheile verlängert oder irzt werden kann. In der Gegend, wo diese vordere Parthie den abgeplatteten Körper übergeht, sitzt nach oben jederseits Fühler. (Fig. 4 a), welcher, etwas plattgedrückt, spitz ausläuft, nd dabei meist eine eigenthümliche Drehung eingeht, welche dem Zeitschr, f. wissensch. Zoologie, V. Bd. 24 E ah u a a WWTERE Fe #2 VIREF- 3 356 Thiere bei Betrachtung von vorn eine grosse Aehnlichkeit mit einem Widderkopfe verleiht. .An der Basis jedes Fühlers nach oben und aussen sitzt ein kleiner lappenartiger Hautvorsprung, der, wenn die Fübler stark zurückgezogen sind (Souleyet nennt sie mit Unrecht assez peu contractiles), sich zu einer rings um die Fühlerbasis verlaufenden Hautfalte erhebt, in welche sich der übrige Theil des Fühlers invagi- nirt. Hierbei bedeckt sich zugleich die ganze Oberfläche des Fühlers mit starken, ringförmigen Falten. "Das hintere Leibesende bildet ein nie- drigerer, aber auch bedeutend dünnerer flossenförmiger Theil (Fig. 4 b), in welchem keine Eingeweide liegen; derselbe ist an seinem hintern Rande bald convex zugerundet, bald mit einem etwas concaven Aus- schnitte versehen; eine ähnliche Verschiedenheit zeigt sich auch bis- weilen an dem scharfen obern und untern Rand des Thieres etwas vor seiner Mitte. Man kann diese verschiedenen Formen nach und nach an demselben Exemplare beobachten, wie denn überhaupt diese Thiere durch Muskelcontractionen ihren Längen-, Quer- und Höhendurchmesser, jeden relativ zu den übrigen abwechselnd sehr vergrössern oder ver- kleinern können !). Die Locomotion geschieht hauptsächlich durch wellenförmige Krümmungen in seitlicher Richtung, wobei die hintere Körperhälfte sich vorwiegend betheiligt. Im der- Regel sind beim Schwimmen die scharfen Ränder nach auf- und abwärts gekehrt, doch " aimmt das Thier beim Schwimmen auch andere Lagen ein. An den meisten Exemplaren fand sich ein: eigenthümlicher Körper von 1, —2” Durchmesser, welchen wir als «glockenförmigen. Anhang» (Fig. A c u. Fig. &) bezeichnen wollen. Derselbe besteht aus einer häu- tigen, weisslich durchscheinenden, manchmal etwas röthlichen flachen Glocke, welche eine abgerundet viereckige Gestalt hat, und etwa einem vierseiligen Barett oder einer in vier Ecken ausgebuchteten Kuppel | gleicht, die an ihrer Basis etwas enger ist als an ihrer grössten Wöl- bung. Dieser Anhang ist am untern Rande des Thieres jedesmal gegen das Ende des ersten Dritttheils seiner Länge blos mit einem dünnen kurzen Stiele angeheftet, der sich an oder neben der Mitte der con- | caven Seite des Anhanges inserirt; der Rand des Anhanges ist dabe i ringsum frei, wiewohl dem Rande des Thieres zugekehrt. An den ‚vier Ecken jenes freien Randes waren manchmal unbedeutende Hervor- ‚ragungen, mehrmals aber auch längere fingerförmige, stark contractile 'Fortsätze, die zuweilen röthlich gefärbt erschienen. Von diesen vi Ecken ging je eine Rippe aus, welche sich oben auf dem Mistglpenk ! ') Es wird deshalb kaum gerechtfertigt sein, auf blosse Verschiedenheiten in. dem. Schnitt des Randes und in der äussern Form überhaupt eine Ver schiedenheit von Arten zu begründen. Am wenigsten ist dies bei in Wein geist conservirten Exemplaren möglich, die oft auf die unkenntlichste Weise zusammengezogen sind. 357 der Wölbung vereinigten. Schwächere Linien zogen von der Mitte je einer der vier Seiten der Oeflnung zu eben jenem Mittelpunkte. Einige- y male war dort eine Spalte, und an deren vorderem Ende war dann der ‚erwähnte Stiel befestigt, der in die übrige Substanz des Thieres _ überzugehen schien. Bei stärkerer Vergrösserung war an dem An- _ hange eine äussere structurlose, mit mehr oder minder deutlichem "Plattenepithel besetzte Schichte zu erkennen. Im Innern sah man bänderartige, stellenweise mit Kernen versehene Fasern. Ausserdem Strögen der Rand des Anhangs und die vier Rippen runde, das Licht "stark brechende feste Körperchen (von 0,004 — 0,006” Dulhilfiinkaer) welche einen, vielleicht durch Lichtreflex erzeugten Punkt oder Streifen im Ionern erkennen liessen, und mit manchen Nesselzellen einige Aehn- hkeit hatten. An den Ecken, resp. den fingerförmigen Fortsätzen rselben sassen ausser diesen Körperchen noch Anhäufungen zelliger ssen, die zum Theile rothes Pigment einschlossen. Eine Deutung dieses sonderbaren Organes vermögen wir nicht zu ben; obschon dasselbe an manchen Exemplaren fehlt, von anderen, entlich bei Aufbewahrung, sich leicht ablöst (weshalb wohl auch der frühern Beobachter dieses Anhangs erwähnt), und wenn ı der Bau desselben ein sehr fremdartiger ist, so spricht doch Vorhandensein in überwiegender Mehrzahl der Fälle, bei jüngeren "älteren Individuen, und immer an derselben Stelle, dafür, dass r Anhang nicht etwas zufällig Anheftendes, sondern ein Theil des jeres selbst sei. Eine Funetion ist nicht anzugeben, jedoch so viel jer, dass der bei der Bewegung des Thieres hin und her flottirende dabei das Bewegte und nicht das Bewegende ist. "Die Färbung der in Messina vorkommenden Phyllirhoe ist grau- oder gelblich, aber so durchscheinend, dass man alle inneren @ auf den ersten Blick vor sich hat, und sie im lebenden, un- erletzten Thiere mikroskopisch untersuchen kann. Ausser der Zeich- ing, welche von den durebschimmernden, mit grösserer oder ge- srer Intensität gefärbten Eingeweiden herrührt, fällt noch eine hl intensiv goldgelber Punkte auf, welche längs des scharfen Ober- Unterrandes liegen. Dieselben sind gewöhnlich in der Mitte des ‘am zahlreichsten, während sie nach vorn und rückwärts mehr n stehen und sich verlieren. In der Zahl und Ausbreitung dieser Punkte, sowie in der Intensität und Nuance der Färbung über- "kommen an einzelnen Exemplaren sehr bedeutende Verschieden- vor, so dass man, diese zusammengehalten mit den Modifica- 1 der Körperform, leicht versucht ist zu glauben, man habe ver- liedene Species vor sich. Die mannichfaltigsten Uebergangsstufen doch, welche in beiderlei Hinsicht vorkommen, berechtigen zur nahme, dass sämmtliche in Messina untersuchten Exemplare einer 24* 358 einzigen Species angehören, Fritch wohl mit Ph. bucephalum as tisch ist. Die äussere Bedeckung zeigt keine als Cutis von der &brigen ‚4 Leibessubstanz hinreichend geschiedene Schicht, dagegen kommen mannichfache zellige Elemente vor, die man zur Haut rechnen kann, ° Die äussere Oberfläche ist von einem zarten und dünnen Epithel über- zogen, welches sich leicht ablöst. Am obern und untern Rande des Thieres, am meisten entwickelt an der mittlern Körperparthie, liegen Zellen von unregelmässig eylindrischer, manchmal rundlicher oder bohnenähnlicher Form, welche durch ihren: leicht in Tropfen aus- tretenden opalisirenden Inhalt und ihre pallisadenartige Anordnung ausgezeichnet sind. Sie messen bis zu 0,05” Höhe auf 0,04%” Dicke. Bei jungen Thieren ist der Kern deutlich zu erkennen. Von diesen wieder verschieden und fast über die ganze Oberfläche zerstreut, erscheinen scharf contourirte rundliche Zellen (von: 0,006 — 0,04" Durchmesser), welche neben dem wandständigen Kern eine verschieden grosse, gelblich glänzende Kugel enthalten. Durch Zusatz von Essigsäure schwindet der Glanz. Zu diesen Zellen sieht man öfters feine Nervenfädchen treten. Tiefer in der Leibessubstanz liegen ‚die für das blosse Auge intensiv gelben Punkte, welche am obern und untern Rande einen Saum bilden, der nach den beiden Körperenden zu allmählich luckenhaft wird und sich verliert. Diese gelben Punkte” erscheinen unter dem Mikroskope als Zellen, deren Kerne namentlich” bei jüngeren Exemplaren sehr kenntlich sind. Ihre Form zeigt zweierlei Modificationen. Man sieht nämlich einmal grosse, sehr platte, wenig in- | tensiv gefärbte Zellen, die in einzelne spitze Zacken ausgehen. Andern- falls sind die Zellen klein, nach allen Dimensionen von ziemlich: glei- chem Durchmesser, bei durchfallendem Lichte sehr dunkel, und deut- lich von einer Anzahl strahlig gestellter Fortsätze umgeben (Fig. 3). Bei der grossen Aehnlichkeit dieser beiden Formen mit den sogenannten Chromatophoren, wie sie in verschiedenem Contractionszustande von den Cephalopoden bekannt sind, und von Kölliker und H. Mülle (diese Zeitschr. Bd. UI, pag. 332) bei einigen Pteropoden beschrie- ben wurden, liegt es nahe, -auch diese Zellen‘ bei Phyllirhoe als Chromatophoren zu betrachten. Doch haben wir eine selbständig Bewegung, resp. Formveränderung derselben nicht direct beobachtet, sondern nur bemerkt, dass die Zellen an der Formveränderung des Thieres überhaupt Antheil nehmen. Der Inhalt der: Zelle, welcher gra- nulös, und bei auffallendem Lichte gelb erscheint, ist kein echtes Pig ment, sondern erscheint bei durchfallendem Lichte manchmal deutlich complementär bläulich. In dieser Beziehung stehen diese Zellen also denen nahe, welche H. Müller bei Cephalopoden unter der. gewöl liehen Chromatophorenschichte auffand. Br Be 359 5 Die Musculatur, welche. vorzüglich den äusseren Bedeckungen angehört, wurde schon: von Leuckart (Wiegmann’s Arch. 1854, p. 140), N soweit es der Zustand des von ihm untersuchten Weingeistexemplars - erlaubte, genau geschildert. Die Muskeln bestehen aus Bündeln, die unter einander anastomosirend und in grosser Zahl nahe an der Ober- fläche von vorn nach rückwärts ziehen. Die einzelnen Bündel, welche in der Mitte jeder Seitenfläche liegen, sind stärker als die dem obern oder untern: Rande genäherten. Ausserdem finden sich zahlreiche schwächere Bündelchen, welche die ersteren kreuzen. In jedem dieser beiden Strata sind die einzelnen Muskelbündel durch Queranastomosen häufig mit einander in Verbindung gesetzt. Es entsteht so ein sehr elegantes Gitterwerk, welches bis in das äusserste Ende des Hinter- leibes, und zwar besonders in dessen abgerundete Ecken sich hin- erstreckt, was Zydous und Souleyet (Voyage de la Bonite) mit Unrecht ıgnen. (Es entspricht so dieser flossenförmige Hintertheil wenigstens netionell der Schwanzflosse der Fische.) Die Elemente dieser Mus- sind theils längere, bandartige, homogene Fasern, die manchmal ‚Kernen versehen sind, theils zierliche mehrfach ästige Zellen, die onders in Querreihen: sich anordnen. An die äusseren Bedeckungen ‚schliessen sich endlich noch eigen- thümliche drüsige Gebilde an. Sie erscheinen dem blosen Auge als issliche Punkte, die sich vorzugsweise in der Gegend des obern und ern, hintern Leberblindsacks finden; vielleicht sind sie mit. den points erculeux identisch, welche d’Orbigny für rudimentäre Kiemen hielt, end sie Eydouwx und Souleyet nicht finden konnten. Auch Zeuckart vähnt nichts davon. Genau untersucht, besteht jeder solcher Punkte einer. Gruppe granulirter Zellen, die an einem gemeinschaftlichen nern Stiele von der Wand des Leibes nach innen in dessen Höhle inhängen und dort im, eirculirenden Blute flottiren. Anwendung ı Essigsäure trübt die Zellen etwas, macht ihre Contouren deut- und lässt eine gemeimschaftliche dünne Membran erkennen, welche lie ganze Zellengruppe gegen die Leibeshöhle zu abschliesst. Es konnte er. noch nachgewiesen werden, dass im Innern des Stiels eine unication (Fig. 2 @) mit.der äussern Hautoberfläche existirt, welche 1 von den. Zellen umgebenes centrales Cavum sich fortsetzt 2b), so dass diese Gebilde gewissermassen als deüsige Einstül- ingen der Haut erscheinen, und als Hautdrüsen bezeichnet wer- ‚können *). Die Frage, welcher Art. die seeretorische Function sei, sich wohl gegenwärtig 'kaum mit Sicherheit. beantworten. dermon beobachtet, wo der secernirte Stoff als feinkörnige Masse bei Ein- wirkung von Reizen plötzlich entleert wird. 360 Das Nervensystem in seinem centralen Theile besteht aus drei paarigen Ganglien und einem unpaaren. Jederseits liegt nämlich ober- halb des Schlundes ein grösserer oberer und ein kleinerer unterer Kno- ten, welche durch einen kurzen starken Stämm mit einander verbunden sind. Der obere misst etwa 0,1”, der untere 0,07”. Von dem obern Knoten geht jederseits ein Stämmchen auf- und vorwärts, um an der | Basis jedes Fühlers ein Ganglion von etwa 0,045” zu bilden, von wel- chem dann zwei Stämmchen durch den Fühler hinziehen, die unter- wegs zahlreiche feine Aestchen an selben abschicken; zweitens geht von jedem obern Ganglion ein etwas schwächeres Stämmehen um den Schlund, um in ein unterhalb desselben und etwas 'nach vorn 'ge- legenes unpaares Ganglion zu treten. Hinter dieser mit einem Ganglion versehenen Commissur der beiden oberen Ganglien liegt dann noch ein engerer, dicht um den Schlund verlaufender Verbindungsstrang, der | von den beiden unteren der genannten paarigen Ganglien ausgeht und aus einem doppelten Faserbande besteht. Von den übrigen peripherisch ” verlaufenden Nervenstämmchen sind besonders drei Paare hervorzu- heben, das eine davon entspringt vom obern grössern Ganglienpaare und verläuft zu den Hautgebilden in dem vordern obern Körpertheile, | das andere, mit dem vorigen durch eine beträchtliche Anastomose in | Verbindung, entspringt von dem untern Ganglienpaare und tritt an den Darm, den es in einem längern Verlaufe begleitet. Das dritte Stämmchen endlich nimmt gleichfalls vom untern Ganglienpaare seinen Ursprung und geht zu der Haut und ihrer Musculatur am Bauche. Von dem unpaaren Schlundganglion treten feine Aestchen zu den Speichel- drüsen. Im Allgemeinen stimmt das, was wir über das Nervensystem beobachteten, mit der genauen, von Eydous und Souleyet gelieferten Darstellung überein, ebenso mit der Zeuckart’'schen, nur vermissten wir die von Letzterem erwähnten kleinen Ganglien auf dem Oeso- phagus. — Was das Histologische dieses Systems belangt, so runde in den Ganglien — in allen gleich deutlich zu erkennen — run oder elliptische Körper (Ganglienzellen), die schon durch die all meinen Bedeckungen zu unterscheiden sind. Sie werden von einer gemeinsamen Scheide umbüllt und scheinen nur nach einer Seite An Fortsätze abzugeben, wie sich bei Zerreissung eines Ganglions heraus- stellt; deutliche Fasern sind in den einzelnen Stämmchen nicht zu unterscheiden, sondern diese erscheinen nur als aus einer hellen, fein- körnig streifigen Substanz zu bestehen. Eine helle, oft quergerunzelte Scheide, die mit einzelnen Kernen versehen ist, umgibt jede Rami- fication. In einzelnen Fällen kamen noch kleine Gruppen von Ganglien- zellen eingelagert vor, so z. B. an einem Stämmchen, welches den | Ductus efferens begleitet Der peripherische Verlauf der Nerven lässt sich in den äusseren Theilen leicht verfolgen. Man sieht sie sich zu | 361 den feinsten Fädchen ramifieiren, in welche häufig grössere und klei- nere zellige Elemente mit deutlichem Kerne und feinkörnigem Inhalt - eingeschoben sind. Zuletzt verlieren sich die völlig homogen gewor- denen Nervenfädchen in dem übrigen Gewebe, ohne dass man den - Punkt ihrer Endigung genau bezeichnen könnte. So sieht man nament- lich in die Muskeln und in gewisse Zellen der äussern Haut, von denen sehon oben Erwähnung geschah, feine Ausläufer dieser Fädchen ein- treten und gewissermassen damit verschmelzen. Von gesonderten Sinnesorganen ist, abgerechnet die Tentakeln, ein entwickeltes Gehörorgan und ein rudimentäres Auge zu nennen. Das erstere besteht aus einem Bläschen von etwa 0,020 — 0,025” Durch- messer, welches mit einem fast ebenso langen Stiel dem grössern paarigen Gänglion nach rückwärts ansitzt. Der brombeerförmige Oto- - Jith, welcher leicht in Stücke zerfällt, wird durch deutliche, der Innen- _ wand des Bläschens ansitzende Cilien in Bewegung gesetzt. Eine faserige Ausbreitung des Nervenstämmehens an der Gehörkapsel ist - nicht zu erkennen; es scheint vielmehr ein Verschmelzen des Nerven mit den homogenen Wandungen der Kapsel selbst stattzufinden , wenig- stens lassen unsere Hülfsmittel kein anderes Verhalten erkennen, Das Auge stellt einen feinen, rothbraunen Punkt dar, der dicht an dem vorgenannten Gehirnganglion ansitzt. Auch Zeuckart ist es nicht ent- gangen. Bei starker Vergrösserung erkennt man dasselbe als ein ovales - Bläschen von etwa 0,020— 0,025" Durchmesser, in dessen Innern man ausser den Pigmentmoleculen. einen hellen, das Licht stark brechenden ‚Körper bemerkt, der einerseits einer Linse, einem lichtbrechenden Apparate, entspricht, andererseits durch Lagerung in einem structur- Bläschen einem Kerne sehr ähnlich sieht. Wenn dieser Augen- punkt wirklich einer einfachen Zelle entspricht, so würde eine sehr elementare Stufe des Lichtempfindungsorganes gegeben sein. Verdauungsorgane. Wenn auch schon seit längerer Zeil durch und Souleyet und dann durch Zeuckart die Siructur dieser Theile bekannt ist, so erlauben wir uns doch dieselben hier noch ein- vorzuführen, um eine möglichst vollständige Schilderung des Thieres geben. Der Mund ist eine am vordern Körperende befindliche senk- rechte Spalte, die in einen ziemlich weiten Pharynx führt, Seitlich an sind zwei hornige Platten angebracht, die mit Ausnahme ihrer Hälfte sich vollständig berühren. Nach aussen von diesen Platten eine stark entwickelte Muskulatur (masse buccale) an, die von meist schön carmoisinroth gefärbten Pigmenischichte überzogen Der Boden der Pharyngealhöble ist von der Reibplatte bedeckt, die in der Hauptsache mit der von Leuckart: gegebenen Schilderung immt. 8—45 dicht hinter einander liegende Querreihen fei- _ mer Häkchen von horniger Beschaffenheit bilden den Ueberzug eines I 362 muskulösen, in die Pharynxhöhle vorsprimgenden' Körpers, der ‘nach vorn zu breiter und dicker, nach hinten sich allmählich verschmälert und abflacht. Die Häkchenreihen bestehen aus einem mittlern un- paaren, an das sich seitlich eine gegen das hintere Ende der Reib- platte abnehmende Anzahl von der Mitte zu gekrümmten Häkchen an- schliesst. Wie bei anderen Gastropoden mit entwickelter Reibplatte kann auch die bei Phyllirhoe aus dem Munde etwas vorgestreckt werden. In den Grund des Pharynx münden zwei Speicheldrüsen ein. ı Der aus dem Pharynx sich gerade nach hinten fortsetzende Oesophagus (Fig. 4 d), geht etwa vor der Mitte der Leibeslänge in einen länglichen, ovalen Magen (Fig. A e) über, aus dessen hinterem Ende ein’ kurzer, beiläufig am Anfange des letzten Körperdritttbeils in der Mitte ‚der rechten Seitenfläche nach aussen sich öffnender Darm (Fig. If) ent- springt. Am Ende des Magenabschnittes ist die Einmündungsstelle von vier schlauchförmigen Organen, die man, wie überhaupt alle Eingeweide, mit roth-bräunlicher Farbe durch. die pellucide Leibeswand hindurch- scheinen sieht. Oesophagus. Magen und Darm zeigen alle in ihrem feinern Bau dieselben histologischen Elemente; zuäusserst eine Muskelschichte, bei der im Oesophagus die Längs-, iin Magen und dem Darme die Quer- richtung der Fasern vorherrscht, die Fasern sind durchweg einfache, durchaus homogen erscheinende Bänder, an denen einzelne kernartige Gebilde sich erkennen lassen. Eine Verästelung dieser Muskelelemente, wie sie sich in den Leibeswandungen so schön beobachten lässt, ist durchaus am Tracte nicht zu bemerken. Nach innen folgt alsdann eine dünne Schichte kleiner rundlicher Zellen, die besonders am Magen, dem Oesophagus, und der Umgebung des Afters, wo ibre Elemente ‚mit rosenrothem Pigment gefüllt sind, deutlich in die Augen fällt. Ein - fimmerndes .Cylinderepithel überzieht die Innenfläche. Die Richtung der Cilienschwingung geht vom Schlunde nach abwärts in den Magen, _ im Magen selbst ist keine deutliche Richtung ausgeprägt, sie scheint bisweilen im Kreise herum zu erfolgen, und zwar in der Richtung des Querdurchmessers. Im Darme dagegen ist die Richtung entschieden vom Anus aus gegen den Magen, und zwar ist das Flimmern umso lebhafter, je näher der fast immer ‘offenen Analmündung. Es wird so eine continuirliche Wasserströmung durch den ganzen Enddarm unter- halten, die erst kurz am Magen ihren’ Abschluss findet. Welche Be- deutung dieser keineswegs vereinzelt beobachteten Thatsache zuzu- messen ist, darüber lassen sich bis jetzt nur Vermuthungen kundgeben. Die oben erwähnten vier Blindschläuche (Fig. 49), die in das End- theil des Magens einmünden, erstrecken sich stets in regelmässiger Anordnung durch die Leibeshöhle des‘ Thieres, so dass zwei in die ET RER EEE A END FE ET PT 363 obere, zwei in die untere Hälfte derselben gelagert sind. Je der kür- zere von beiden ist nach vorn, der längere nach hinten gerichtet. Von den hinteren Schläuchen ist jeder in seiner Mitte mit einer Einschnü- rung versehen. ‘Vom obern Schlauchpaar mündet jeder vereinzelt, jedoch nahe beim andern, in das Magenende, während die beiden unteren sich eine Strecke weit von der Einmündung vereinigt haben. Die Wandung der Schläuche lässt wiederum, wie jene am Darme, ein Muskelstratum erkennen, an dem besonders eine Ringfaserung deutlich - hervortritt; namentlich abgestorbene, schon beginnende Maceration zei- gende Thiere sind zur Untersuchung dieser Muskulatur geeignet. Nach innen folgt dann ein feines structurloses Häutchen, dem inselförmige, oft halbkugelig in das Lumen des Schlauchs hervorragende Gruppen (Fig. 54) brauner oder braunrother Zellen aufsitzen. Der Inhalt der Zellen wird meist aus einer körnigen oder krümeligen Substanz ge- bildet. Neben solchen Zellen sieht man wieder andere, welche ent- weder runde kleine Bläschen (Fett?) enthalten, oder mit schwach braun gefärbten Körnchen gefüllt sind. Andere wieder besitzen einen durch- - aus ungefärbten, durchsichtigen Inhalt. Diese liegen am meisten von N der Oberfläche der Inselgruppen entfernt, so dass sich nicht unschwer _ das Entstehen der braunen, krümeligen Substanz, aus der Metamor- phose eines farblosen, homogenen Zellinhaltes eonstruiren lässt. Die Ä einzelnen Zellgruppen, die aus k—8 Zellen bestehen, messen 0,05 — 0,08”. Zwischen ihnen sitzt scharf abgeschieden farbloses Cylinder- epithel, das wie die Oberfläche der farbigen Zellen zarte Cilien trägt. Sowohl an der Einschnürungsstelle, der hintero Schläuche, als auch eine Strecke von der Ausmündung in den Magen an fehlen diese Zell- häufehen durchaus. Die Bewegungserscheinungen dieser Schläuche sind oft rein peristaltischer Natur, oft auch blos Erweiterung oder Ver- engerung einer oder der andern Parthie; durch sie gerathen die ge- färbten Zellgruppen in mannichfache Wechsellagerung zu einander, so dass sie oft bis zum Verschwinden der pigmentlosen Zwischenräume sich vollständig berühren. Ein flüssiger, meist bräunlich gefärbter Inhalt, dem zuweilen Speisepartikelchen beigemischt sind, wird theils durch die Wimpern, theils durch die Contractionen der Schlauch- wandungen in denselben herumgetrieben, und wird auch in den Magen entleert, da sich dieser gar nicht selten mit derselben bräunlichen gkeit angefüllt zeigt. Diese Blinddärme erkennen wir als Leberschläuche, denn nur als ein secretorischer Apparat stehen sie mit dem Darmkanale in Ver- bindung, und die sich hie und da zufällig an ihnen findenden Speise- heilchen scheinen nur ausnahmsweise in sie hineingelangt zu sein. Sie en sich auf diese Weise als Analoga der verästelten Darmanhänge ‚der sogenannten Phlebenteraten dar. 364 Als ein noch besonders erwähnenswerthes Gebilde, das: theilweise dem Verschlusse der Magenhöhle gegen die oberen Leberschläuche vor- zustehen scheint, ist eine constant vorkommende Falte hervorzuheben, die von vorn und oben nach hinten und unten bis zur Pylorusöffnung verläuft und durch eine beträchtlich vorspringende Duplicatur der innern Magenwandung gebildet wird. Die Speicheldrüsen (Fig. 4 k) der Phyllirhoe sind zwei einfache Blindschläuche, die zufbeiden Seiten des Pharynx liegen, und mit kurzen Ausführungsgängen dicht hinter der Reibplatte in die Schlundhöhle ein- münden. Sie bestehen an ihrem drüsiger Theile aus einer äussern homo- genen Membran, welcher nach innen gelbliche, in das Lumen der Höhle unregelmässig vorspringende Zellen mit feinkörnigem Inhalte aufsitzen. Der Apparat der Cireulation lässt sich ziemlich vollkommen am lebenden Thiere verfolgen. Derselbe besteht aus einem Herzen mit Vorkammer und Ventrikel, umgeben von einem Herzbeutel, und aus Arterien. Ein selbständiges Venensystem dagegen, sowie eigene Gefässe für die Respiration fehlen durchaus. Das Herz (Fig. Ai) liegt in dem Raume zwischen beiden oberen Leberblindsäcken. Die Spitze des birnförmigen Ventrikels (Fig.5«@), aus welchem die Aorta entspringt, ist nach abwärts gegen den Winkel gerichtet, welchen jene beiden Lebersäcke durch ihre Insertion am 7 Magen bilden. Gerade dartiber liegt der Vorhof (Fig. 55), welcher äusserlich durch einen etwas eingezogenen derben Ring mit dem Ven- trikel verbunden ist. Die Atrio-ventrieularmündung ist mit einer zwei- lappigen Klappe versehen. Die Wand des Ventrikels besteht aus netz- artig in verschiedenen Richtungen gekreuzten Muskelbündelchen, deren Maschen von einer structurlosen Membran ausgefüllt sind. Dieselben sind einerseits am Atrio-ventrieularring, andererseits, wo die Aorta ent- springt, am Herzbeutel befestigt. Am Vorhofe sieht man muskulöse Bälk- chen vom Atrio- ventricularringe aus in Form eines Trichters ausstrahlen und sich an dem obern weiten Theile des Herzbeutels so ansetzen, dass sie in denselben und die übrige Masse des Körpers übergehen, Die Räume zwischen diesen Bälkchen sind ganz durchsichtig, doch scheinen sie von einer dünnen Membran ausgefüllt zu sein, so dass also die Höhle des Herzbeutels von dem Hohlraume des Herzens, resp. des Vorhofes, vollkommen abgeschlossen ist. Der Herzbeutel wird durch eine Verdichtung der Leibessubstanz gebildet, und seine Höhle behält ziemlich constant die Grösse und Form, welche der Ventrikel zur Zeit seiner grössten Ausdehnung besitzt. Der Raum zwischen dem # Herzen und Pericardium ist ein venöser Sinus, der an mehreren Stellen mit der übrigen gleichfalls von venösem Blute gefüllten Leibeshöhle communieirt. Die Anordnung der Arterien ist folgende: Am untern Ende dis ‘ E) BE Ve 365 Ventrikels, wo sich ebenfalls ein sehr einfacher Klappenapparat findet, entspringt eine weite Aorta, geht eine Strecke weit neben dem Darme nach abwärts, und theilt sich dann (Fig. 5c) in zwei Stämme, von denen der eine nach abwärts verläuft und sich wiederum in zwei Aeste spaltet, deren jeder zu einer Geschlechtsdrüse tritt; der zweite, etwas stärkere Stamm wendet sich nach vorn und lässt sich bis unter den Schlundkopf mit ansehnlichem Lumen verfolgen. Zu der vorderen Abtheilung der Geschlechtsorgane scheint von diesem Stamme ein Ast abzugehen, dagegen haben wir die von EZ. und $. erwähnten kleinen Zweige nicht beobachtet. Die Wände der Arterien sind sehr dünn, durchsichtig, fast wie homogen, an einzelnen Stellen mit dunklen Kernen besetzt, und man bemerkt an der Aorta eine wellenförmig fortrückende Erweiterung und Verengerung, so dass die Aorta bei der Diastole des Ventrikels sich verengert. An entfernteren Stellen sieht man die Arterien durch den Stoss der Blutwelle besonders dann be- wegt, wenn auf der weiteren Bahn irgendwo ein Hinderniss für die Blutströmung vorhanden ist. Von der Anwesenheit eines Venensystems mit eigenen Wandungen haben wir uns auf keine Weise zu überzeugen veimocht. Das aus den offenen Enden der Arterien getretene Blut sucht sich, wie die Strömung der Blutkügelchen deutlich zeigt, seinen Weg überall durch ‚die Maschenräume der Leibessubstanz, um zuletzt wieder in den Trichter des Vorhofs zurückzukehren. Das Blut ist eine farblose Flüssigkeit mit spärlichen eilig Ele- menten. Sie sind von verschiedener Grösse und messen von 0,003 — 0,006”. Ihr Kern ist blass, selten mit einem Nucleolus hördekend 00 Was E. und S. als trone veineux branchial oder Sinus medio- dorsal bezeichnen, ist bestimmt ein Organ von anderer Bedeutung, welches aber wegen seiner Verbindung mit dem Herzbeutel hier be- trachtet werden mag. Das fragliche, von Quoy und Gaimard als Ute- rus, von Leuckart als Hohlvene gedeutete Organ erstreckt sich als ein ziemlich farbloser, etwas buchtiger Schlauch in der obern Körperhälfte vom Herzbeutel bis an den Anfang des niedrigern Hintertheils des Leibes (Fig. 4 k und Fig. 5 ff). Seine Weite (0,05— 0,1”) und Form ‚wechselt, da seine Wandungen contractil sind, doch ist gewöhnlich das hintere Ende etwas sackig erweitert. Zuäusserst besteht der Schlauch aus einer homogenen Membran; innen ist er von blassen, fein granulirten Zellen ausgekleidet. Er steht nun an seinem vordern, in einen kurzen engen Kanal ausgehenden Ende, nicht wie E. und $. angeben, mit dem Vorhofe, sondern blos mit der Höhle des Herzbeutels (Fig.5d) in Verbindung. Die Mündung (Fig. 5e) liegt an der Hinter- wand des letztern, etwas tiefer als der Atrio-ventricularring, und macht zeitweise rhythmische CGontractionen, welche aber von denen 366 des Herzens unabhängig sind. Manchmal traf eine Zeitlang Contraetion der Herzkammer und der Mündung zusammen, doch scheint dies mehr nur zufällig gewesen zu sein. Ausser der Contractilität ist der kurze Kanal zwischen dem Herzbeutel und dem vorberegten Schlauche ‚durch sehr entwickelte Cilien ausgezeichnet, die von dem Herzbeutel gegen den Schlauch hin gerichtet sind. Eine andere Oeffnung des Schlauchs ins Innere des Thieres lässt sich nicht erkennen, und namentlich ist das hintere Ende blind, dagegen führt eine kleine, oft röhrenartig sich verlängernde Ausbuchtung des Schlauchs zu einer zweiten Mündung (Fig. A 2 und Fig. 59) die oberhalb des Afters an der äussern Körper- fläche liegt, der Mündung in den Herzbeutel ähnlich, und namentlich wie diese mit einem, aber kürzern Cilienbesatze versehen ist, Wegen der Kürze der Wimpern kann die Richtung, in der sie schwingen, schwerlich näher bestimmt werden. Als Inhalt des Schlauchs erscheint immer eine helle Flüssigkeit, in der sich niemals geformte Elemente vorfinden. Fragen wir nach der Bedeutung des Organes, so geben uns seine Beziehungen zu dem Pericardialsinus, sowie die Oeffnung nach aussen einige Anhaltspunkte, es für analog mit dem Exeretions- organe der Ptero- und Heteropoden, das auch bei' Nudibranchiaten (Polycera) vorkommt, zu erklären, und in der That stimmt es mit den bei Pneumodermon und Polycera stattfindenden Verhältnissen ziemlich überein, bei beiden ist es ein einfacher Schlauch mit blasser Epithelial- auskleidung, der einerseits nach aussen, andererseits mit einem venö- sen Sinus, dem Pericardialsinus, in Communication steht. Es dürfte sich also auch hier bei Phyllirhoe die Function des Organes theils in Ausscheidung eines Stoffes (analog einem Nierensecrete), theils in der Aufnahme von Wasser, und Beimischung desselben zum Blute finden lassen. I Besondere Respirationsorgane, die sich mit Kiemen vergleichen liessen, mangeln durchweg; die dünnen Hautdecken des Thieres, unter welchen überall venöses Blut strömt, scheinen den Athmungsprocess zu vermitteln. N Geschlechtsorgane, Obwohl schon Eschscholtz, d’Orbigny, Quoy und Gaimard und Cantraine die Phyllirhoeu für Zwitter erklärten, so wurde dies, weil keineswegs auf eine genaue Untersuchung der Ge- schlechtsorgane begründet, mehrfach in Zweifel gezogen, und die Ge- schlechtsverhältnisse dieses Thieres als offene Frage behandelt. Erst Leuckart’s Untersuchungen wiesen aus den Geschlechtsproducten den Hermaphroditismus nach. Unsere Phyllirhoe besitzt eine paarige Zwitter- drüse, nur in seltenen Fällen waren drei vorhanden (die von E. und $. untersuchten hatten durchgehends deren drei, ebenso das von Zeuckart zergliederie Exemplar von Ph. Lichtenstein). Jede der Zwitterdrüsen bildet eine rundliche, frei in der Leibeshöhle liegende Masse, die aus urn u nr 367 zahlreichen radiär gestellten Läppehen besteht. Das blinde Ende dieser Lobuli zeigt oftmals eine Einbuchtung,, die sich bis zur völligen Gabel- theilung vergrössern kann. Untersucht man ein solches Läppchen (Fig. 8 für sich, so findet man alsbald die beiden Theile der Zwitterdrüse. Das Gerüste der Drüse wird durch eine feine, leicht faserige Haut gebildei, innen an derselben sieht man die Eikeime (Fig. 8 @), während man in der Mitte Spermatozoen und ihre Entwickelungsreihen erblickt (Fig. 8b). Beide Drüsenabschnitte sind durch eine feine, anscheinlich structurlose Membran von einander geschieden, jedoch keineswegs in regelmässiger Weise, so dass oft entwickelte Eikeime oder Eier weit in die Hoden- drüsen hineinragen und ihr Parenchym verdrängen. Das letztere be- steht bei beiderlei Theilen aus kleinen runden Zellen, von denen sich an der Peripherie eines solcher Zwitterdrüsenschlauches immer die ganze Entwickelungsreihe bis zum reifen Eie verfolgen lässt. Ein be- "sonderes, histologisch von den zu Eiern sich umwandelnden Zellen verschiedenes Epithel ist nicht zu unterscheiden. Die Hodenschläuche, welche, wie bei den meisten Zwitterdrüsenbildungen, als Einstülpungen in die Ovarialschläuche sich darstellen, zeigen sich gleichfalls ohne be- sonderes unterscheidbares Epithel. Gegen den Mittelpunkt der Drüse zu vereinigen sich sämmtliche Hodenschläuche in einen ziemlich weiten, mit feinen Cilien ausgekleideten Sinus, aus dem ein-allmählich sich _ verengender Gang entspringt, der nach seinem völligen Austritte aus der Drüsenmasse als Vas efferens sich fortsetzt. Die äussere Begren- zungshaut der Zwitterdrüse, und jene, welche zunächst den eibildenden Theil derselben umschliesst, legt sich weiter gegen das Centrum zu, de, wo die Hodenläppchen sich vereinigen, inniger an die letzteren an (Fig. 8d), und ist endlich nicht mehr als gesonderter Bestandtheil zu _ unterscheiden. Die Einstülpung der Hodenläppchen in die Ovarial- schläuche geht somit nur bis zu einem gewissen Grade, und gilt nicht für den ganzen Bau der Zwitterdrüse. Das Vas eflerens jeder der ‚beiden Zwitterdrüsen, das also aus den vereinigten Hodenschläuchen ‚seinen Ursprung nimmt, ohne mit‘ den diese umhüllenden Ovarial- ‚sehläuchen in ‚directer Communication zu stehen, setzt eine kurze Strecke weit seinen Weg isolirt fort (Fig. 655), worauf dann beide zu einem gemeinsamen Gange zusammentreten (Fig. 6c), der sich nach zu, zu dem in einem Knäuel beisammenliegenden übrigen Genital- binbegibt. Der Bau dieser Ausführungsgänge ist sehr einfach; zeigt sich an ihnen eine scheinbar homogene, leicht gefaserte Mem- ‚ welche von einem kleinzelligen Flimmerepithel ausgekleidet ist. Eine Museulatur ist nicht an ihnen wahrzunehmen. Vor und nach der u igung ist der Durchmesser ein gleicher und beträgt 0,03 — 0,04". Ausführungsgang für Sperma und Eier ist durchaus ein gemein- samer, so weit wir bis jetzt seinen Verlauf verfolgten, und von einer ? /) ‘ 368 Einschachtelung eines zweiten Ganges oder von einer möglichen Tren- nung des Lumens durch vorspringende Falten, ist keine Andeutung vorhanden. Um sonach nach aussen gelangen zu können, ist ein Durchbruch der reifen Eier in die Hodenfollikel nothwendig. Ob dann aber das Ei nicht sogleich auch von diesen befruchtet wird, müssen wir dahingestellt sein lassen. Einige Male konnten beiderlei Geschlechts- producte — Eier und Spermatozoidenbündel — in dem gemeinschaft- lichen Wege beobachtet werden, die einträchtig mit einander vorwärts wanderten, in allen übrigen Fällen war jedoch nur immer das Eine von beiden im Ausführgange, so dass, wenn man von einer über- wiegenden Mehrzahl auf eine Norm schliessen darf, Eier und Sperma- tozoiden zu verschiedenen Zeitpunkten ihre Reife zu erlangen schei- nen und abwechselnd für sich allein den gemeinsamen Kanal: be- anspruchen. Vorn, bei dem Knäuel der übrigen zu den Genitalien gehörigen Organe angelangt, geht der gemeinschaftliche Ausführungsgang (Duet. efferens communis) in eine blasige Erweiterung (Fig. 6 d) über, deren Form mit der eines menschlichen Magens wohl zu vergleichen ist. Die ausführende Oeffoung der Blase liegt nahe an der einführen- den und setzt sich in einen kurzen gewundenen Gang fort (Fig. 6 e)‘ der sogleich nach zwei Richtungen hin sich theilt. Verfolgen wir den einen dieser Kanäle (i), der sich mehr als die Fortsetzung des gemein- schaftlichen Ausführganges darstellt, so finden wir ihn, stets gleichen Durchmesser beibehaltend, an ein langes, blindschlauchartiges Organ (k) — den Penis — treten, und an dessen blindes Ende sich festsetzen. Es stellt dieser Kanal das Vas deferens dar. Der vordere Kanal (f) ist bei seinem Abgange vom gemeinschaftlichen Ductus efferens mit starken faltigen Wandungen versehen, und bildet den Oviduct, der nach einigen Biegungen in einen weiten, meist in Falten zusammen- gelegten Schlauch, den Uterus (g) übergeht. Nahe der Stelle, wo - das Oviduct in den Uterus sich fortsetzt, geht von letzterem eine kurze Scheide (Ah) ab, die in eine weite mit faltigen Wänden versehene Höhle, die Geschlechtscloake (!) einmündet. In diese mündet etwas mehr nach vorn zu das männliche Copulationsorgan, die Ruthe, die man fast immer wie einen Handschuhfinger eingestülpt findet. Betrachten wir den Bau der bis jetzt geschilderten Theile etwas näher, so ist in der magenförmigen Blase eine beträchtliche Musculatur bemerkbar, auf diese folgt dann nach innen zu ein Stratum brauner, mosaikartig gelagerter Pigmentzellen, ‘worauf: noch mehrere farblose Zellschichten, die innerste mit Cilien bedeckt, sich erkennen lassen; die aus der Zwitterdrüse austretenden Samenmassen wurden‘ oft in diese Blase eintreten und sich ansammeln gesehen, so wie überhaupt als ihr Inhalt fast immer Samen sich findet. Sie wäre somit als Samen- DEE. ee ee” u, en £ Sy weg 369 blase zu bezeichnen, wenn auch ihre wie drüsig erscheinenden dicken Wandungen noch die Beimischung eines besondern Secretes zu be- I - sorgen haben. Die Flimmerbewegung ist am deutlichsten an der klei- nen Curvatur der Blase, wo ibre Richtung, so wie im Ductus eflerens mach aussen geht. Parallel mit dem concaven Rande der Blase (der der kleinen Curvatur entspricht) verläuft im Innern derselben eine merklich vorspringende Falte, welche einen von der Eintrittsstelle des Vas eflerens commun. beginnenden Halbkanal, der sich längs der klei- nen Curvatur hinzieht, von dem übrigen Lumen der Blase zu sepa- riren scheint. Es kann hier die Vermuthung nicht übergangen werden, _ dass während des Durchtiritts der Eier durch die Samenblase, ver- mittels eben jenes Faltenvorsprungs, ein Abschluss gegen die in dem übrigen Raum der Blase befindlichen Spermatozoiden zu Stande ge- bracht wird. Direete Beobachtungen fehlen hierüber. — Im Oviduet ist die Musculatur gleichfalls stark entwickelt, ebenso in dem als Uterus bezeichneten Schlauche (Fig. 6 9), in dessen Wandungen: verästelte "Muskelbänder in mehrfacher Richtung sich kreuzen. Auf die Muskel- schichten folgt schön carmoisinrothes Pigment in kleinen runden Zellen | und darauf mehrere Lagen 0,0. 0,05" grosser Zellen, die eine fein- _ körnige Substanz enthalten. Eine ähnliche Substanz findet sich in - Klümpchen zwischen den Falten. Da Phyllirhoe keine besondere Eiweiss- _ drüse besitzt, so scheint hier der Uterus noch zur Secretion des zur Umhüllung der Dotter nöthigen Albumens durch drüsige Wandungen geeigenschaftet zu sein, so wie auch das häufige Vorkommen von - Sperma-Massen in diesem Organe, und seine mit der Grösse der _Ruthe harmonirenden Dimensionen ihn auch als Befruchtungstasche (Re- eeptaculum seminis) erscheinen lassen. Die faltige Scheide hat einen ‚gleichen Bau mit dem Uterus, wenn man von der gering entwickelten Jrüsenzellenschichte abstrahirt. — Der Penis ist ein 3— 4" langer und 65 — 0,75” weiter Schlauch, der, wenn er in die Leibeshöhle ein- Wülpt ist, in 2—3 Spiraltouren gewunden, von der Geschlechts- e an gegen das Vordertheil des Thieres sich lagert. Die Abbil- 3 (Fig. 6%) zeigt ihn in diesem Zustande. Man unterscheidet an ‚ eine Ruthenhülle, die aus einer mit zarten Muskelfasern durch- benen Membran besteht, sie liegt dem Ruthenschlauch meist nur an und ist nur an dem blinden Ende inniger mit demselben ver- nden. In der Zeichnung ist dieser Theil weggelassen. Am Ende zweiten Dritttheils besitzt er eine seitliche Ausstülpung, von der etwas nach innen gegen den Grund des Schlauches gekrümmte ungenförmige Papille (tubercule ungueux E. und 8.) (Fig. 7n) ent- gl. Sie ist durchaus solide und erscheint bei hervorgestülpter e, wo die Innenfläche des Schlauches sich nach aussen kehrt, als tiger Anhang derselben, der wohl als Haftorgan während des 370 Begattungsactes dient. Das am blinden Ende (an der Spitze des hervorgestülpten Penis) ausmündende Vas deferens (Fig. 6 u. 72) nimmt dann mit der äussern Ruthenhülle die Höhle des Schlauches ein. Die ganze Ruthe besitzt eine ausgezeichnete Museulatur, bei der man eine äussere Längs- und innere Ringfaserschichte unterscheidet. Das Innere des Ruthenschlauchs (die Oberfläche des hervorgestülpten) wird von 0,008 — 0,04” grossen Cylinderzellen überzogen, die gegen die Spitze der Ruthe hin ‚noch grösser werden (0,02 — 0,03”) und dann als warzenartige Hervorragungen der Oberfläche ein besonderes mamello- nirtes Aussehen verleihen. Die Spermatozoiden sind haarlörmige, mit dem einen Ende äusserst fein auslaufende Fädchen, deren dickeres Ende in 3—5 Spiral- windungen gedreht ist. Sie sind von beträchtlicher Grösse und messen 0,7— 0,83" Länge. Fig. 9 stellt mehrere derselben sowohl isolirt als in dünne Bündel gruppirt dar. Phyllirhoe ist eines jener Thiere, denen, wegen zu geringer Be- rücksichtigung ihres innern Baues in Betreff ihrer Stellung im Systeme ein wechselvolles Schicksal zu Theil ward. So kam es, dass sie von Peron und Lesueur zu den Pteropoden, von Lamarck zu den Hetero- poden und von Rang sogar zu den Salpen gestellt ward. Noch in den neuesten Handbüchern der Zoologie, wie in dem vortrefllichen Buche von van der Hoeven figurirt diese Gattung noch bei den Hetero- poden. — Eydoux und Souleyet haben zuerst (4846), gestützt auf den Bau des Thieres, die richtige Stellung desselben unter die-Nudi- branchiaten ausgesprochen, Leuckart folgte ihnen dann mehrere Jahre später. Die breitgedrückte Körperform, welche die Bildung eines Fusses ganz verschwinden machte, darf nicht abhalten, diese Stellung ihr zu befestigen. Der Fuss der Gastropoden (im engern Sinne) dient zum Krie- chen; Phyllirhoe aber ist ein schwimmender Gastropod, bei welchem eben wegen der pelagischen Lebensweise ein besonderer Fuss sieh nicht ° entwickelt. In dem Bau des Nervensystems und der Sinnesorgane, dem Verhalten des Darmkanals, mit seinen an den Phlebenterismus erinnernden 'Leberschläuchen, in den Verhältnissen der Generations- organe, die mit jenen anderer Gastropoden, so namentlich mit Thetis, Doris, Pleurobranchaea u. s. w. in vieler Beziehung übereinstimmen, so wie endlich in der merkwürdigen Einrichtung des mit dem Peri- cardialsinus zusammenhängenden Schlauches, der in gleicher Weise auch ‚bei Polycera vorkommt, und wohl identisch ist mit der von Souleyet bei Actaeon beschriebenen Poche pulmonaire: in allen die- sen Umständen sind Gründe genug, welche das Genus Phyllirhoe zu den Gastropoden, und zwar zu den Nudibranchiaten einreihen lassen. Es würde dies Genus dort neben Lissosoma, Limapontia, Actaeon u. s, w. eine besondere Abtheilung bilden, welche besonders durch “ sr den seitlich zusammengedrückten Körper und dadurch verschwinden- den Fuss charakterisirt wäre. Erklärung der Abbildungen. dr Phyllirhoe bucephalum; von der Seite, bei etwa zweimaliger Ver- grösserung. Die Muskulatur ist nicht angegeben. a a Die beiden Fühler, Anhang; d Oesophagus; e Magen; / Enddarm; 999g die vier «Leber- schläuche»; % Speicheldrüsen; i Herz; k k schlauchförmiges «Excretions- organ»; I Mündung desselben nach aussen; m Oeffnung des Excretions- organs in den Pericardialsinus; nn die beiden Zwitterdrüsen; o ver- einigter Ductus efferens; p Samenblase, Uterus, Penis u. s. w. in einem Knäuel beisammenliegend. Eine Hautdrüse, bei starker Vergrösserung. «a Ausführgang derselben: 5 Höhle im Innern der Drüse) Chromatophorenäbnliche Zelle aus der Haut, am Rande mit strahligen Fortsätzen. Glockenförmiges Organ, von der Fläche aus gesehen, mit welcher es dem Bauche angeheftet ist. Topographische Darstellung des Excretionsorgans (von der rechten Seite aus); a Herzventrikel; b Vorhof; ce Aorta, hinter dem Magen her- „vortretend. Sie theilt sich sogleich in zwei Aeste; d Pericardialsinus; - 2 Mündung des Excretionsorgans in den Pericardialsinus; ff Excretions- ‚organ; g Mündung desselben nach aussen; h hinteres Ende des Magens; i Enddarm; % Aftermündung; I vorderer oberer Leberblindschlauch ; m hinterer oberer Leberblindschlauch, « inselförmige Zellgruppen in demselben, ß eingeschnürte Stelle, n vereinigter Ausführgang der bei- den unteren Leberblindschläuche. Darstellung der Geschlechtswerkzeuge. aa Zwitterdrüsen; bb Aus- führgang derselben; c vereinigter Duct. efferens (für Eier und Sperma); d Samenblase; e Duct, efferens (für Eier und Sperma); f Eileiter; g Ute- _ us; h Scheide; i Ductus deferens; k k Ruthe in eingestülptem Zustande ; 1 Geschlechtscloake. Idealer Längsdurchschnitt durch das Ende der eingestülpten Ruthe. 4, k wie oben; m Innenfläche des eingestülpten Ruthenendes mit ‚ papillenartigen Hervorragungen; n hakenförmige Papille. Ein Läppchen der Zwitterdrüse. a« Eibildende Abtheilung derselben ; _ bb samenbereitender Abschnitt mit Spermatozoidenbüscheln; c Lumen des Zwitterdrüsenläppchens nahe an der Vereinigungsstelle sämmt- licher Läppchen der Drüse; d einfache Membran. Spermatozoiden, stark vergrössert, aa Zwei einzelne; bb zwei Bündel- chen von Spermatozoiden. Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. V. Bd. 25 ausgestreckt; b das flossenförmige Hinterleibsende; c glockenförmiger ; Ueber die Ghromatophoren des Frosches, von Dr. E. Harless in München. Die Haut der Frösche zeigt nicht zu allen Zeiten und unter allen _ Umständen die gleiche Färbung, was schon Rössel bekannt war, wel- cher die Verschiedenheit des Colorits dieser Thiere mit bekannter Treue in seinem Kupferwerk dargestellt hat. Am auffallendsten ist dies indessen “ bei dem Laubfrosch, dessen Hautfarbe vom hellsten Grasgrün durch verschiedene Abstufungen des Grünen bis zum tiefen Saftgrün, selbst in das Braune, bei einzelnen Individuen selbst Schwärzlichbraune über- } spielen kann. Dieser Farbwechsel, an ein ähnliches, nur viel auffallen- deres Phänomen bei dem Chamäleon erinnernd, war wohl schon län- ger bekannt, bis jetzt aber noch nicht genauer analysirt. Ich hatte meine Studien hierüber, auf welche mich ein Zufall bei Untersuchung der Niekhaut des Frosches zu anderen Zwecken führte, fast beendet, ehe ich Brücke’s Abhandlung *) über das Chamäleon zu Gesicht be- kommen, und konnte also auch nicht von der vorgefassten und nahe- liegenden Meinung geleitet werden, dass eine Aehnlichkeit im Mechanis- mus des Farbenwechsels zwischen Chamäleon und Frosch existire, welche bis zu einem gewissen Grad allerdings vorhanden ist. Brücke’s Arbeit hat mir nachträglich gedient, beide Phänomene noch genauer mit einander zu vergleichen und überhebt mich jetzt einer grössern Ausführlichkeit in der Beschreibung der Experimente, welche ich vor- her theils ebenso, theils modifieirt angestellt hatte, nachher genau nach Brücke’s Vorschrift wiederholte, so dass sich alle Berichte über die Wir- kung verschiedener Agentien genau auf die von Brücke in Anwendung gebrachten Methoden beziehen. Rana arborea, an welcher die meisten der nachfolgenden Beobachtungen angestellt worden sind, hat zwei 3) Untersuchung über den Farbenwechsel des afrikanischen Chamäleons. Denk- schriften der mathemat. naturwissenschaftl. Classe der Kaiserl. Akademie zu Wien. IV. Bd. BEZ ie x .. en r4 373 wesentlich verschiedene Arten Pigmentzellen, von denen die eine aber selbst wieder in zwei Unterabtheilungen zerfällt. Die eine Art ist unregelmässig polyedrisch und mit einem unter allen Umständen sich gleichbleibenden goldgelben Pigment erfüllt. Die Zellen messen 0,048— 0,022 mm., ihr Inhalt ist feinkörnig; selbst ver- - dünntes kaustisches Natron löst sie nicht schnell auf. Dasselbe gelbe Pigment kommt auch zerstreut im Gewebe, z.B. an der Schenkel- innenlläche vor und tingirt dasselbe gleichmässig. Die zweite Art von Zellen sind sternförmig oder polyedrisch von veränderbarer Gestalt; E ihre eine QClasse ist schwarz ; die andere lichtbraun. Der Unterschied - in der Tiefe ihrer Farbe rührt von der Masse einzelner, an sich blass- bräunlicher Pigmentmolecüle her. Ihr Verhalten gegen kaustisches Na- tron ist verschieden. Die Hülle der braunen Zellen wird rasch da- darch aufgelöst; die Pigmentmolecüle zerstreuen sich. Der Auflösung der Zellenwand geht aber eine rothe, manchmal prachtvoll violette Fär- bung des Inhalts voraus, der neben den Pigmentmolecülen die Zelle erfüllt. Dieselbe Natronlösung greift die schwarzen Pigmentzellen nur sehr langsam und wenig an. - Die braunen Pigmentzellen sind es, welche jene dem dritten Newton’schen Ringsystem !) angehörigen Interferenzfarben zeigen, als _ welche ich sie gleich von Anfang an erkannte, und auch Brücke in - seiner Abhandlung bereits bezeichnet hat. Die schwarzen Pigmentzellen zeigen nur hie und da einen Anflug von Blau, ähnlich dem sogenannten Reif einer Pflaume. Die Interferenzfarbe einer braunen Zelle bleibt nicht constant, son- dern sie wechselt unter gewissen Umständen; und wenn bei dem Cha- mäleon die Farbe der irisirenden Epidermisplättchen von nur unter- geordneter Bedeutung für die gesammte Hautfarbe ist, so dürfte dies für die Hautfarbe des Frosches in höherem Grade der Fall sein. Denn i der bald zu erwähnenden Veränderlichkeit der schwarzen Pigment- wird trotz der Aehnlichkeit eines gewissen Mechanismus bei osch und Chamäleon doch keine solche Uebereinanderlagerung dunk- ‚und durehscheinender, an sich weisser Schichten bei dem Frosch eugt, welche bei dem Chamäleon nach Brücke’s Auseinandersetzung ‚eigentlichen Farbwechsel bedingt, so dass bei dem Mangel eines aen oder grünen Pigments allein die Interferenzfarbe ‚der braunen über den gelben und theilweise über, theilweise in gleichem Niveau it den schwarzen Zellen gelagerten jene grüne Farbe der Rücken- äche und den Perlmutterglanz der Streifen an den Flanken des Thieres ‚eoügen kann. Die Farbveränderung der Haut dieser Geschöpfe ist ein blosses Heller- und Dunklerwerden ein und derselben Tinte, #) Brücke 1. c. pag. 4. 374 sondern es ist ein wirklicher Wechsel, wenn auch nur innerhalb der Nuancen des Grünen und Braunen. Dieser ganze Vorgang. beruht wohl auch grossentheils wie bei dem Chamäleon auf Aenderung der Ueber- und Nebeneinanderlagerung der Pigmente, zugleich aber auch in Farbveränderung der Interferenzzellen, was bei dem Chamäleon nicht der Fall ist. d Nicht in Beziehung auf Reihenfolge der Farben, sondern der zu Grunde liegenden Ursachen lassen sich folgende drei verschiedene Töne anführen; das ist: Grasgrün, Gelb, Dunkelolivengrün, fast Braun. Im ersten ‚Fall spielen die Interferenzzellen, im zweiten die goldgelben, im dritten die schwarzen Pigmentzellen die Hauptrolle. . Von den gelben Pigmentzellen ist weiter nichts zu erwähnen. Sie bilden gleichsam den Grund, auf welchem das Spiel der anderen Zellen im ‚Verein mit ihnen die verschiedenen Farbennuancen erzeugt, und liegen am tiefsten. Die bräunlichen Zellen an einzelnen Stellen mit sehr langgezogenen und vorherrschend nach einer Richtung gestreckten, häufig unter- einander anastomosirenden Fortsätzen lassen an sich willkührlich einen Farbwechsel erzeugen, welcher unter geeigneten Umständen auch von selbst an ihnen auftritt, mögen sie von Wasser, von Lymphe oder von Luft umgeben sein. Hat man nämlich eine solche Zelle isolirt oder im Zusammenhang mit ihrer Umgebung unter dem Compressorium einem ganz allmählich wachsenden Druck ausgesetzt, so treten in der an- fänglich lichtbräunliehen Zelle, in dem Maasse als der Druck ‚zunimmt, der Reihe nach folgende brillante Farben bei durchfallendem Licht auf (während begreiflich im auffallenden die dazu complementären erschei- nen): Blau, Blaugrün, Meergrün, Röthlich (Fleischfarbig), Violett, Braun. ” Hört man- im rechten Moment, nämlich so wie die Zelle anfängt bräun- lich zu werden, mit dem Comprimiren auf, und schraubt den Quet- scher langsam zurück, so erscheinen wieder die Farben in umgekehrter Ordnung einander folgend; häufig bleibt aber die Farbveränderung bei dem Meergrün oder Blau stehen. Dies widerlegt die Vermuthung Brücke's, welcher, ‘wie er selbst sagt, diese Thiere in Beziehung auf ihren Farbwechsel nicht genauer untersucht hat, als ob die vielleicht krystallinischen Körnchen der Zellen das interferenzphänomen hierbei bedingten. Der Druck ist zu gelind,‘ als dass eine Formveränderung dieser Körnchen dabei möglich wäre und die Aufhebung des Druckes liesse nicht eine Wiederherstellung der ursprünglichen Form in so kurzer Zeit voraussetzen. Auch wäre die Regelmässigkeit in der Aufeinanderfolge der Farben bei Verstärkung und Verminderung des Druckes nicht möglich, wenn die Farben sehr wesentlich von der gegenseitigen Stellung der festen Körperchen im Innern der Zelle und den dadurch bestimmten Wirkungen der Reflexion 375 der Lichtstrahlen abhingen. Vielmehr muss ‚die Farbveränderung von dem Wechsel der Dicke einer flüssigen Schicht in der mit elastischen Kräften 'ausgerüsteten Zelle abhängig gedacht werden. Wird der Druck über jene angegebene Grenze hinaus verstärkt, bei welchem die Zellenwandung jedoch noch keineswegs gesprengt zu sein braucht, so bleiben auch bei völliger Aufhebung des Druckes die Zellen licht- bräunlich, was sich nur daraus erklären lässt, dass durch den Druck jene die Farbe erzeugende Flüssigkeitsschicht durch die Zellwandung hinausgepresst worden ist. Dass ähnliche Druckwirkungen, wie hier künstlich, bei dem leben- den Thiere vorkommen können, und wirklich vorkommen, bezeugen die Resultate der Versuche, welche man an ihnen bei Anwendung der Induetionsströme und bei Zerstörung des Rückenmarkes gewinnen kann. Was die Anwendung der Eiektrieität auf beschränkte Hautstellen des lebendigen Thieres betriflt, so sieht man sehr bald unter den Spitzen der Zuleitungsdrähte vollständig gelbe Flecken auftreten, mit denen man willkührlich den ganzen Rücken des Thieres zeichnen kann. Gleichzeitig quillt eine grosse Menge Schleim hervor, welcher als trü- bes Medium dem Thier einen blauen Anflug gibt, und die an sich gelben Stellen hellgrün erscheinen lässt. Hat man diesen Schleim weg- gewischt, so bleiben die gelben Flecke Stunden lang nach Beendigung des Versuches; sie waren bei den Thieren, welche ich untersuchte, erst des andern Morgens vollständig wieder verschwunden, und der dunkelgrünen Lokalfarbe des ganzen Rückens gewichen. Köpft man ein Thier und zerstört mit einer Nadel das ganze Rücken- mark, so verwandelt sich rasch, ja fast augenblicklich, das Grün des Rückens in ein schmutziges Ockergelb, dem nur noch sehr wenig Grün beigemischt ist. Daraus geht hervor, dass Einwirkungen, welche die motorischen ‘Nerven heftig erregen, schnell eine Entfärbung jener Zellen herbeiführen können, und dass die Rückkehr der Farbe nicht von schnell sich wieder ausgleichenden Störungen oder Zustandsänderungen der Nerven abge- leitet werden kann, sondern nur von Ernährungsvorgängen, welche ‚erst nach Ablauf einer längern Frist die ursprünglichen Verhältnisse wieder herzustellen im Stande sind. So liegt die Annahme nicht fern, dass durch die Reizung der Haut- nerven in ıjenen Fällen Contractionen der die Interferenzzellen beherr- ‚schenden Cutisfasern, wenn solche da sind, oder jener selbst eine Ent- leerung von dem die Farben bestimmenden Inhalt herbeigeführt werde, ‚welcher erst nach längerer Zeit wieder ersetzt zu werden vermag. Damit mag auch der verhältnissmässig langsame Wechsel in der Farbe dieser Thiere zusammenhängen, welche wohl bei heftigeren Ein- ‚griffen rasch erblassen, unter gewöhnlicheren Bedingungen aber lang- E 376 samer und auch langsam dunkel werden. Was ich hierüber habe aus- findig machen können, ist, dass manchrnal die Entziehung des Lichtes eine auffallende Verdunklung der Haut herbeiführt, oftmals aber auch ohne alle Wirkung bleibt. Die an sonnenhellen Tagen eingefangenen Frösche sind ganz, hellgrün, werden aber in der Gefangenschaft nach einiger Zeit dunkler, wechseln, ob im Hellen oder Dunklen stehend, die Farbe hie und da, was mehr von grösserer oder geringerer Be- friedigung ihrer Nahrungsbedürfnisse abzuhängen scheint. Betupfen mit Terpentinöl macht die Haut heller, so wie die Flüssig- keit so tief eingedrungen ist, dass die Nerven affıeirt werden, was sich durch die Unruhe der Thiere kund gibt. Das Abblassen bleibt ziemlich auf die Stelle der Application beschränkt. Die schwarzen Pigmentzellen bilden durch ihre Ausläufer, welche sehr vielfache Anastomosen untereinander eingehen, ein äusserst eng- maschiges Netzwerk mit sehr schmalen Verbindungen. Dieses ganze Netzwerk liegt in einer Horizontalebene, während bei dem Chamäleon die Reiserchen der weisspigmentirten Zellen in mehr senkrechter Rich- tung gegen die Epidermis hin aufsteigen. In diesem Fall erscheint die Haut mit ihrer dunkelsten Färbung. Die beschriebene Anordnung macht unter Umständen einer zweiten Platz, bei welcher das Netzwerk zer- rissen scheint, mit vielen massigen Knoten, den angeschwollenen Kör- pern der Zellen, und kurzen, oft kolbigen Ausläufern, die in keiner Communication mit denen benachbarter mehr zu stehen scheinen. Diese Veränderung, schon von Axmann, R. Wagner und Brücke beobachtet, erfolgt einmal langsamer, einmal schneller unter gleich näher anzu- gebenden Vorgängen. Man kann diese beiden Zustände fixirt erhalten und sie somit sehr leicht miteinander vergleichen. Zu dem Ende taucht man den einen Fuss des eben getödteten dunkelgefärbten Thieres in strudelndes Wasser etwa 3—4 Secunden, und lässt das Präparat 10—12 Stunden in einer mit Wasserdampf gesättigten Atmosphäre liegen. Streift man dann die Epidermis vom gebrühten Fuss ab, so erscheint die Farbe desselben sehr dunkel. Die Haut des andern ET ni =. Fusses dagegen ist wie gebleicht, blassgrün mit vorherrschendem weisslich Gelb. Schueidet man jetzt zwei symmetrisch sich genau ent- sprechende Hautstückchen von beiden Füssen ab, und: bringt sie unter das Mikroskop, so findet man jene oben beschriebenen extremen Zu- stände der Pigmentzellen dauernd fixirt, und kann sie als bleibende Präparate in einer geeigneten Flüssigkeit einschliessen und aufbewahren. Diese ganze Zellenlage mit ihren Ausläufern ist also vergleichbar einem Schleier, welcher bald dichter zusammengezogen, bald mehr gelüftet wird und dadurch die anderen Pigmente je nachdem vorherrschen oder zurücktreten lässt. Brücke hat schon richtig angegeben, dass sich die Ausläufer nicht in sich zurückziehen, was bei der anastomotischen Asiesps 377 h Verknüpfung derselben auch nicht möglich wäre, sondern sie entleeren ihren Inhalt, nämlich die Pigmentmolecüle gegen den centralen Zellen- raum hin. Nicht allein lassen, wie Brücke angibt, theilweise in den Fortsätzen zurückbleibende Pigmentmolecüle den Ort der dem Blick sich leicht entziehenden blassen Fortsätze erkennen, sondern ich habe mehr- mal deutlich das Rollen der Pigmentmolecüle gegen das Centrum der Zelle hin mit dem Auge verfolgen können. Damit dieses Rollen mög- lich sei, muss in den Zellen und Fortsätzen eine Flüssigkeit voraus- gesetzt werden, welcher die Molecüle ihre Beweglichkeit verdanken. Die Wirkung der Siedhitze, in welcher die netzförmige Anordnung gleichsam erstarrt, macht es mir wahrscheinlich, dass dieser Inhalt coagulabel also eiweissartig ist. Die eben beschriebene Methode, die Zustände der Pigmentzellen zu fixiren, dient zugleich dazu, sich von dem vollkommenen Zusammen- hang der schwarzen und braunen Pigmentzellen zu überzeugen. Irgend - eine von dem Nerveneinfluss abhängende Kraft drängt die Pigment- „molecüle in den hinterher viel schwärzer und compacter aussehenden Zellen zusammen, während weniger in den braunen Zellen, am wenig- sten, meist gar keine, in den beide verbindenden Ausläufern zurück- bleiben. In den sogenannten Braunen bleibt eine Flüssigkeitsschicht zurück, deren Mächtigkeit die jeweilige Interferenzfarbe an, und welche verschwinden muss, wenn diese Flüssigkeit exosmotisch ent- J weichen kann, wie dieses nach dem Tod mit beginnender Zersetzung und darauf folgender Fäulniss stattfindet, wo dann die ganze Hautfarbe schmutzig grünlich mit vorhberrschendem Gelb wird, zu welcher Zeit ‚dann auch mit dem Mikroskop wenig mehr von den sonst so brillanten ‚Interferenzfarben zu sehen ist. Nach dem, was mich meine Untersuchungen über die Chromato- phoren der Cephalopoden gelehrt hatten, bei welchen ich einen orga- nisch contractilen Mechanismus an deu an sich, nar elastischen Zellen- wandungen angeheftet fand *), konnte ich mich anfänglich gar nicht überreden, zu glauben, dass bei den so ähnlichen Gebilden des Fro- sches die Zeilwandungen selbst contractil sein sollten. So viel ich aber nach einem anderweitigen Mechanismus forschte, ist es mir nicht gelungen, einen wahrzunehmen oder nur zu vermuthen; denn man überzeugt sich sehr leicht sowohl an senkrechten Durchschnitten der Maut als auch bei der Ansicht weniger stark pigmentirter Hautstellen % 17 2) Ich habe in der hierüber veröffentlichten Arbeit den Ausdruck «contractile» Säcke gewählt, um schärfer zu bezeichnen, dass die Zusammenziehung und damit verbundene einseitige Raumverkleinerung allein als von der ” Zeile ausgehend zu betrachten sei, nicht aber ihre Raumvergrösserung oder Expansion, die ich von äusseren Kräften abhängig nachwies. 378 von oben, dass die höchst regelmässig angeordneten glatten Muskeln der Haut unter den Pigmentzellen hinstreichen, sie nirgends umfassen oder sich an sie ansetzen. Bis auf Weiteres bleibt also die Ansicht allein möglich, dass sich die Zellen selbst auf Nervenreiz contrahiren können, und dass diese Contraction von den Ausläufern gegen das Cep- trum der Zelle hin fortschreiten muss. Dass Nerven in die Pigment- schicht eintreten, ist sicher. Stellen wir nach dem Mitgetheilten die von Brücke gefundenen Thatsachen für das Chamäleon mit denen bei dem Laubfrosch zu- sammen, so erhalten wir folgende Uebersicht: 1) Die Interferenzzellen gehören bei dem Chamäleon der Epidermis an; bei dem Frosch der unter der Oberhaut gelegenen Schicht von Pigmentzellen. 2) Die Interferenzzellen des Chamäleons spielen eine sehr unter- geordnete Rolle in Beziehung auf die Erzeugung einer respec- tiven Färbung der Haut; die des Frosches dagegen eine sehr wesentliche. 3) Ein bestimmt farbiges Pigment fehlt bei dem Chamäleon, die ” zwei vorkommenden sind weiss und schwarz. Bei dem Frosch ist ein sehr lebhaft gefärbtes, nämlich gelbes vorhanden. 4) Die Interferenzfarben sind bei dem Chamäleon je in einer Zelle ” constant, bei dem Frosch verschieden oder gar nicht vorhanden, je nach den Zuständen des Thieres und äusseren Veranlassungen. 5) Das brechende Medium in den Interferenzzellen des Chamäleons ist Luft, in denen des Frosches eine Flüssigkeit. Der Farbwechsel des Chamäleons beruht auf einer Ueber- und Nebeneinanderlagerung eines weissen und schwarzen Pigments, wobei jenes als trübes Mittel wirkt; der Farbwechsel des Fro- sches auf einer veränderbaren Vertheilung der braunen Molecüle in der horizontalen Pigmentebene, von welcher einerseits das, grössere oder geringere Durchscheinen des darunter gelegenen gelben Pigmentes, andererseits die Mächtigkeit der die Interferenz- erscheinung an den schwarzen Pigmentzellen bedingenden Flüssig- keitsschicht in letzteren selbst abhängt, Diese drei Umstände zusammen bewirken die jeweilige Färbung der Haut. BR 7) Die in senkrechter Richtung wechselnde Vertheilung der meisten Pigmentmolecüle des Chamäleons soll von Contraetionszuständen der Cutisfasern abhängen, während bei dem Frosch vorläufig dieselben als unbetheiligt, die Zellwandungen dagegen selbst als 2 contractil scheinen. : 8) Erregung der motorischen Hautneryen erzeugt bei beiden die helleren Farben. 6 379 9) Das Chamäleon wird nach dem Tode dunkel; der Frosch immer heller. . Das Licht scheint ein stärkeres Erregungsmittel für das Chamä- leon, auch unter sonst ungünstigeren Umständen als für den Frosch. ö ") Bei beiden sind es zuletzt die aus der Summe aller Einflüsse resultirenden Stimmungen der Nerven, welche die Farbe der Ban so oder so erscheinen lassen. Zur Entwicklungsgeschichte und Anatomie der Bandwürmer. Ein Sendschreiben an Prof. vw. Siebold von Dr. 6. Meissner. Hierzu Tafel XX. Lassen Sie sich daran erinnern, mein hochverehrter Freund und Lehrer, dass ich im verflossenen Sommer während der letzten Tage meines Aufenthalts in München einige Untersuchungen begonnen hatte über die Entwicklungsgeschichte einer Taenie, welche, kaum ange- fangen, durch eine Reise völlig unterbrochen wurden. Die Musse und Gelegenheit, welche mir nach beendigter Reise ein Besuch in meiner Vaterstadt Hannover bot, benutzte ich zur Fortsetzung der Beobach- tungen, deren Ergebnisse ich Ihnen im Folgenden mittheilen darf. Nachdem durch Sie nachgewiesen war, dass in der Lungenhöhle des Arion empiricorum eine eneystirte Taenien- Ammei lebt %), welche dort wahrscheinlich darauf wartet, in den Darmkanal eines bestimmten Wirbelthieres übergeführt zu werden, um sich daselbst weiter zu entwickeln, geschlechtliche Glieder zu produciren, nachdem damit also ein Zwischenglied gefunden war in der grossen Kluft zwi- schen dem einfach gestalteten, mit sechs Häkchen bewaffneten Embryo einerseits, welcher niemals in dem Darmkanale das Ei verlässt und zur weitern Entwicklung gelangt, in welchem er geboren wurde, und dem geschlechtsreifen andeans anderseits: wurde durch Stein eine h ganz analoge Entwicklungsstufe für eine andere Taenien-Art in der Larve des Tenebrio molitor bekanst?), wodurch nicht nur Ihre Ent- deckung‘ in einem zweiten Beispiele ihre Bestätigung fand, sondern auch noch ein neues wichtiges Moment für die Entwicklungsgeschichte hinzugefügt wurde. Es fanden sich nämlich ohne Ausnahme auf dem B !) Siehe diese Zeitschrift Bd. II, pag. 198. ®) Ebendas. Bd. IV, pag. 196. BI eigenthümlichen schwanzartigen Anhange der Cysten, in welchen die Ammen eingeschlossen waren, sechs hornige Häkchen, in denen Stein sofort dieselben erkannte, mit denen der Bandwurmembryo schon im Eie ausgerüstet ist. Dadurch wurde also zunächst die Vermuthung, welche Sie früher nach der Verschiedenheit der Form dieser embryonalen Häkchen von der der Haken des spätern Hakenkranzes aufgestellt hatten, zur Gewiss- heit erhoben, dass nämlich beide Arten von Waffen in gar keinem - Zusammenhange mit einander stehen, die ersteren nicht zur Bildung des Hakenkranzes verwendet werden. Ausserdem aber schienen die Beobachtungen Stein’s eine Antwort auf die zweite wichtigere, von Ihnen als noch ganz offen hingestellte Frage zu geben, ob nämlich die Gestodenembryone sich direet in Ammen umwandeln, oder ob im 5 ‚Innern derselben, wie bei den Embryonen des Monostomum mutabile, die Ammen als ein besonderes Thier entstehen, welches mit dem Ver- gehen des Embryo frei wird. Stein zog aus seinen Beobachtungen den Schluss, dass «die Bandwürmer vom Eizustande an bis zum Er- scheinen der specifischen Bandwurmorganisation keinem Generations- wechsel unterworfen sind, sondern dass sie nur eine einfache Meta- morphose durchmachen». Die Begriffe, welche sich mit den Aus- drücken «Generationswechsel» und «Metamorphose» verknüpfen, sind nun zwar nicht so ganz streng und genau abgegrenzt und bestimmt !), behält man aber Ihre beiden eben genannten Fragen im Auge, so ‚scheint mir, als ob die Beobachtungen Stein’s noch keine ganz ge- _ wisse Entscheidung für die eine oder andere gegeben hätten; denn da Stein die embryonalen Häkchen «abgeworfen» und «regellos zer- $treut» sowohl in früheren Entwicklungstadien als in späteren auf der «Oberfläche des Schwanzes der Cysten» fand, mit welchem letztere, sobald eine Amme in ihnen entwickelt war, in der Magenwand des ehlwurms fesihafteten, und da dieser schwanzartige Anhang der Cyste keiner Zusamimenhange mit dem in letzterer liegenden jungen Band- stand, so scheint mit Sicherheit daraus nur so viel hervorzu- n, dass die Entwicklung des Bandwurms aus dem Embryo an dem selbst, in der Cyste stattgefunden hat, wofür Stein auch mehre scte Beobachtungen anführte, nicht aber; dass diese Entwicklung f in einer einfachen Metamorphose des Leibes des Embryos in den ‚jungen Bandwurms bestand. Wie gelangen die Häkchen des Em- os auf die Oberfläche des Cystenschwanzes, und welcher Vorgang dem Abgeworfensein derselben zum Grunde? Diese Fragen Vgl. Leuckart, Artikel «Zeugung» in R. Wagner's Handwörterbuch p. 978 fl. Neueres Kritisches über diesen Gegenstand in Carus’ System der thieri- f schen Morphologie kam erst nach” dem Druck dieser Blätter mir zu Gesicht. he Daselbat $. 37 M. j 382 mussten sich aufwerfen und ihre Entscheidung schien eine bestimmtere Antwort auf die Ihrigen oben erwähnten zu versprechen. Der Parasit des Mehlwurms bot sich mir trotz wiederholtem Nach- suchen nicht dar. Wenn aber, was von vorn herein nicht zu be- zweifeln war, die von Stein gemachten Beobachtungen Schlüsse auf andere Taenienarten erlaubten, so musste ich vermuthen, dass die Art, welche in der Lunge des Arion sich zur Amme entwickelt, wie in allen übrigen Punkten, so auch in demjenigen mit der Amme im Mehlwurm übereinstimmen würde, dass die sechs embryonalen Häk- chen unter ähnlichen Verhältnissen an den Cysten zu finden seien. Das Material für diese Untersuchung hat mir nirgends gefehlt, und ich kann als weitern Beleg für das allgemeine Vorkommen der enceystirten Taenie in der Lunge des Arion empiricorum und’ nicht so selten auch in. der Leibeshöhle anführen, dass, wie Sie in Freiburg und Breslau, ich in München, ganz. besonders aber in Hannover und in Göttingen nur wenige Schnecken geöffnet habe, welche nicht eine grössere oder geringere Zahl dieser Cysten darboten. Meine Vermuthung, dass die sechs Häkchen vorhanden seien, fand ich vollkommen bestätigt, und zwar ist dies nicht etwa ausnahmsweise der Fall, sondern, wie es Stein gefunden hatte, sie sind ohne Aus- nahme an jeder Cyste vorhanden. Ehe ich Ihnen aber meine Beob- achtungen über den Ort mittheile, wo diese embryonalen Ueberreste liegen, welche von denen Stein’s bedeutend abweichen, muss ich einige zur Orientirung in der Cyste und an dem darin liegenden Wurm nothwendige Punkte recapituliren. Die aus einer structurlosen, anscheinend gallertigen Substanz be- stehende Cyste, welche oft concentrische Schichten zeigt, schliesst den in seinen Hinterleib eingestülpten jungen Bandwurm eng ein, und der Kopf des letztern scheint wie von einer zweiten innern Cyste locker ! umgeben zu sein, welche nichts Anderes ist, als der blasenartig aus- gedehnte und beutelförmig über den Kopf gezogene Leib. Es ist zwar leicht, sich nach Ihren Angaben von dieser Lage des, Thieres sowohl ” an jeder unverletzten Cyste, als nach deren Oeffnung beim allmählichen - Zurückziehen des Leibes über den Kopf, beim Ausstrecken des Thieres, zu überzeugen; doch kann ich nicht unterlassen, noch ein Mittel anzu- f geben, welches ausser einer weitern Bestätigung Ihrer Beobachtung noch etwas Anderes lehrt. Lässt man nämlich eine Cyste einige Zeit im Wasser liegen, so schwillt sie an, und es zeigt sich bei der Unter- suchung, dass Wasser eingedrungen ist in den Raum zwischen Kopf und Leib, die vorher ganz dicht aufeinander liegen. Es ist der Raum, welcher in Fig. 3 auf Tafel XIV des II. Bandes dieser Zeitschrift bei (l) angedeutet ist. — Fig. 1 auf Tafel XX dieses Bandes stellt eine solche "durch Wasser ausgedehnte Cyste vor. (Mit Ausnahme des’ a 383 Kopfes ist nur die mittlere Durchschnittsfläche von mir gezeichnet.) Man sieht jetzt sogleich deutlich im Grunde der Cyste den Kopf liegen, und unmittelbar unterhalb der Saugnäpfe erhebt sich ringsum der ausgedehnte Leib und umgibt, durch eingedrungenes Wasser von ihm abgehoben, im weiten Bogen den Kopf. Dabei ist der Leib natürlich noch mehr gedehnt, und die von ihm gebildete Wand erscheint daher auf dem Durchschnitt noch’ dünner, als sie es normal ist. — Der Ein- gang zu der vom Leibe gebildeten Höhle, die den Kopf enthält, be- - findet sich, wie Sie angaben, immer an dem Theil der Cyste, dem das Vorderende des Kopfes zugewendet ist, und der diesem Eingang grade entgegengesetzte Punkt ist das Hinseriide des Leibes (Fig. 1 d), während der Theil des Leibes, welcher den eben genannten Eingang begrenzt (e), der Peripherie des Leibes in der Mitte seiner Länge am _ ausgestreckten Thiere entspricht (Fig. 2e). Es wurden von Ihnen zwei Vertiefungen an der Cyste bemerkt, von denen die eine über dem eben besprochenen Eingange zu der vom Leibe gebildeten Höhle, die andere am entgegengesetzten Ende, also über dem Hinterleibsende des 'Wurms, sich befindet (Bd. II, Taf. XIV, Fig. 4 u. 3 bc). Die erstere dieser beiden Einsenkungen ist mehr, als das, sie ist der Eingang zu einem engen Kanal, welcher durch die Cystenwand hindurch grade auf die unter jener gelegenen Oeffnung zuführt (Taf. XX, Fig. 4 f). Durch diesen Kanal, welcher als solcher im nicht hydröpischen Zu- - stande zwar nicht oder kaum zu bemerken ist, dem ich aber dennoch eine später zu erörternde Bedeutung zuschreiben möchte, ist das Wasser ngedrungen, und durch ihn wird dasselbe auch oft unter‘den Augen Beobachters in Folge der lebhaften Bewegungen des Wurmes plötz- oh wieder ausgespritzt, so dass dann der normale Zustand wieder gestellt ist. Die embryonalen Häkchen stehen nun bei unserer Taenie keines- wegs in irgend einem Zusammenhange mit der Cyste, weder auf der ‚ noch auf der jnnern Oberfläche derselben liegen sie, sondern ‘finden sich, nicht abgestossen und nicht regellos zerstreuet, son- m festgeheftet in der Leibessubstanz alle sechs neben einander auf Oberfläche des Hinterleibes des jungen Bandwurms selbst. So ;@ dieser innerhalb der Cyste liegt, sind die Häkchen nicht leicht irzunehmen, wenn sie nicht zufällig am Rande sich präsentiren Pig. Ay): die dicht angehäuften Kalkkörperchen verdecken sie meistens. gegen gelang es immer leicht, sie aufzufinden, nachdem die Taenie estreckt war, was aber meistens nicht ohne Verletzung geschehen je. Niemals waren die Häkchen genau am Hinterleibsende ge- gen, ‚ und ich kann hinsichtlich des Orts nur angeben, dass man sie dem letzten Drittel oder. Viertel des Leibes suchen muss (Fig. 1 9, %. 2a). Sie sitzen, wie gesagt, fest in der Leibessubstanz oder in 384 e der den Leib bekleidenden Haut, und: zwar meistens alle sechs dicht neben einander. Sehr oft fand ich zwei der Häkchen kreuzweise über- einander liegen. \ Ueber ihre Bedeutung und Ursprung kann zar kein Zweifel sein; denn wenn ich auch oft, wie Stein, mich damit begnügen musste, nur vier oder noch weniger der Häkchen gefunden zu haben, so ist dies gewiss nur darin begründet, dass das kleine Object (die Länge beträgt kaum 0,04 mm., die Breite 0,004 mm.) theils wegen der grossen Zahl von Kalkkörperchen, die dasselbe leicht verdecken, theils in Folge der durch die Präparation oft aufgehobenen Integrität des Thieres sich der Beobachtung gar leicht entziehen kann; und ander- seits beweist die Gestalt der sechs Häkchen aufs Entschiedenste ihren embryonalen Ursprung. Hinsichtlich dieses Merkmals muss ich Sie an eine meines Wissens nur in Burdach’s Physiologie (2. Aufl. II. p. 204) erwähnte Beobachtung von Ihnen erinnern, dass nämlich die Häkchen der Bandwurmembryone keineswegs alle sechs ein und dieselbe Form haben, sondern dass constant drei bestimmte Formen zu unterscheiden sind, so zwar, dass immer zwei entsprechende Häkchen der einen ° und der andern Seite gleich gestaltet sind. Ich habe diese Beob- achtung seitdem bei allen Embryonen, die ich untersuchte, bestätigt gefunden und halte es für den unzweifelhaftesten Beweis des em- bryonalen Ursprungs der sechs Häkchen am Hinterleibe des jungen 7 Bandwurms, dass diese dieselben drei wohl charakterisirten Formen besitzen. Ich füge diesen Zeilen nach Ihrem Wunsche eine möglichst genaue Zeichnung der drei Arten von Häkchen bei, welcher der Embryo von Taenia. crateriformis zum Muster diente (Fig. 3). Fig. 4 ist der Em- bryo von Taenia expansa, an welchem die in Frage stehenden Ver- schiedenheiten der Waflen gleichfalls deutlich zu erkennen waren, wie- wohl sie nicht so auffallend sind, wie die in Fig. 3 abgebildeten. Vielleicht verhalten sich die Embryone der einzelnen Arten in diesem Punkte etwas verschieden. Die Häkchen bestehen aus einem Schafte, dem längsten Theile (Fig. 3«), einem mehr oder weniger verdickten mittlern Theile (b) und einem in eine Spitze auslaufenden Endstücke (ce). Der vorderste der drei Haken einer Seite (Fig. 3 u. 4 A) ist schlank ge- bogen, in seinem Mittelstücke nur wenig verdickt, an der äussersten Spitze gekrümmt. Der mittlere (B) hat etwa die Gestalt eines Messers mit kurzer breiter Klinge; das Mittelstück springt weit nach vorn und auch etwas nach hinten vor; das Endstück ist sichelförmig gebogen: er ist der stärkste der drei Haken. Der dritte fast horizontal im Em- bryo steckende (C) steht der Form nach etwa in der Mitte zwischen den beiden anderen. Wie die sechs Häkchen im Embryo mit ihren beiden Schäften gegen die Mitte des Leibes convergiren, so habe ich 385 sie auch oft noch an dem jungen Bandwurm gefunden; die beiden orderen liegen gewöhnlich in der Mitte der Gruppe und bilden oft } ‚Folgende Schlüsse nun scheinen sich mir aus den angeführten _ Beobachtungen zu ergeben: 4) Der junge Bandwurm entwickelt sich in der Lunge des Arion anerhalb derselben Cyste, welche ihn als solchen einschliesst, aus dem Embryo durch Metamorphose, indem der ganze Leib des letztern in die Ammenform verwandelt wird. Für die erste Hälfte dieses Satzes e ich freilich keine directe Beobachtungen anzuführen, glaube aber von den Beobachtungen Stein’s, welcher frühere Entwicklungsstadien h, auf den vorliegenden analogen Fall schliessen zu dürfen. Dass ® embryonalen Häkchen sich nicht nur finden, sondern dass sie fest- 'heftet an dem Leibe der Amme selbst sind, scheint mir für: die dere Hälfte des Satzes den Beweis zu liefern. 2) Da diese embryonalen Ueberreste am Hinterleibe der Amme egen sind, so muss die Verwandlung des Embryoleibes im All- einen in der Weise stattfinden, dass dessen vorderer Umfang, elcher mit den Häkchen versehen ist, zum Hinterleibe der Tae- ie wird. 3) Die Gestalt, welche der junge Bandwurm innerhalb der Cyste hat, ist die kerkpfingliche, mit welcher er sich aus dem ea per entwickelt. Nicht ein ausgestrecktes Thier, wie Fig. 2, ent- wickelt sich aus dem Embryo, welches sich später etwa encystirte einstülpte, sondern von Anfang an entsteht der Kopf in den Leib ngestülpt. Denselben Satz hat auch Stein *) schon aufgestellt. In en Figuren 3, 2 und 4 entsprechen ‚sich also die mit den gleichen hstaben bezeichneten Gegenden des Embryos einerseits, des jungen . vurms anderseits, % Die Cyste, in welcher sich der Embryo im Arion zur Taenie wickelt, gehört dieser selbst an, ist nicht ein Product der Schnecke. glaube ich entgegen Dein, was Stein für die Taenie im Mehlwurm uptet, daraus schliessen zu müssen, dass die Cyste an der Stelle ne Oeflnung hat, wo die Continuität der darunter liegenden Leibes- z der Taenie unterbrochen ist, nämlich da, wo sich der ıg zu der von dem umgestülpten Leibe gebildeten Höhle be- Wäre die Cyste von der Schnecke geliefert, so wäre kein und zu sehen, weshalb sie nicht überall geschlossen ist, beson- ‚aber weshalb sie gerade da unterbrochen ist, wo der Theil rbrochen ist, dem ich die Bildung der Cyste zuschreiben möchte. ‚scheint auch übereinzustimmen, dass, wie Sie angaben, die 386 Gysten sich so leicht aus dem Lungenparenchym herausschälen las- sen; sie stehen in keinem organischen Zusammenhange mit dem- selben. 5) Wenn die Taenien im Mehlwurm und im Arion den Schluss erlauben, dass wahrscheinlich alle Bandwürmer sich in analoger Weise " aus dem Embryo entwickeln, so müssen "ursprünglich am Hinter- leibsende einer jeden Taenie die sechs embryonalen Häkchen sich be- finden; dem zu Folge ist auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass man sie an dem wirklich: letzten Gliede eines geschlechtlich ent- wickelten Bandwurms und auf der Schwanzblase des Cysticereus an- treffen kann, doch werden solche Fälle gewiss zu den sehr seltenen gehören, da, abgesehen von der Schwierigkeit des Auffindens, diese Häkchen wohl noch beiweitem leichter, als die Haken des Haken- kranzes, abgestreift werden können. Ich habe bei mehren mit Bezug hierauf angestellten Untersuchungen bisher nur negative Resultate erhalten. Endlich möchte ich in Bezug auf die Entstehungsweise des Cysti- 7 cerceus nicht einen Schluss, sondern nur eine Vermuthung aussprechen, welche sich bei der Untersuchung der eneystirten Bandwurmanmen | mir aufgedrungen hat. Vergleicht man nämlich einen Cysticercus mit der Gestalt oder Lage, welche also nach Obigem der junge Bandwurm ursprünglich besitzt, so leuchtet offenbar eine grosse Uebereinstimmung. zwischen beiden hervor: der Kopf des Cysticercus liegt gerade so in) seinen Leib zurückgestülpt, wie der Kopf unserer Amme, und man | “ braucht sich nur in dem unmittelbar hinter dem Kopf der letzteren befindlichen Leibestheile, also in dem hintern Leibesabschnitte der: Amme (Fig. 1 d) Wasser angesammelt ur J&-"r="» den Leib blasen- artig ausgedehnt zu denken, um sogleich genau w. “siai. zu haben mit’ welcher der Cysticercus in seiner Cyste liegt. Da es nun festzu- stehen scheint, dass das Zurückziehen des Kopfes in den umgestülpten Leib nicht ein gleichsam willkührlicher Act des jungen Bandwurms ist, überhaupt kein actives Einstülpen ist, sondern da dies seine ursprüng- liche in der Entwicklung begründete Lage ist, so bin ich geneigt, ‚hier- von eine Anwendung auf den Cysticercus zu machen und vermuthe, dass dieser nicht entsteht, indem ein junger Bandwurm, der auf sein Wanderung sich verirrt hätte, hydropisch wird und den Kopf in d Leib zurückzieht, sondern dass ein Embryo sich verirrt, und dass dieser sich, in zwar übrigens ganz gewöhnlicher Weise, nicht zu einer gesunden, normalen Amme, sondern zu einer hydropischen entwickelt, so dass also der Cysticercus gleichsam als ein Vitium primae confor- mationis aus dem Embryo entstände. Cysticerei mit nur rudimentär ent wickeltem Kopf scheinen sogar dafür zu sprechen, dass der Embryo selbst eher hydropisch werden kann, als der junge Bandwurm sich aus ihm 387 zu, entwickeln beginnt: Wenn diese Ansicht richtig ist, so müsste man mit Sicherheit darauf rechnen können, die embryonalen Häkchen auf der Schwanzblase des Cysticercus zu finden, wenigstens so lange - dieser in seiner ursprünglichen Cyste eingeschlossen liegt. Ich bin bis - jetzt nicht so glücklich‘ gewesen, diese Beobachtung zu machen, ob- gleich. ich viele Exemplare und verschiedene Arten von Gysticercus darauf untersucht habe; ‚doch muss’ ich‘ dabei bemerken, ‚dass alle Objecte, die sich mir darboten, keineswegs geeignet waren, Erfolg beim Suchen nach dem winzigen Object zu versprechen: man wird - die kleinsten Exemplare: der kleinsten‘ Arten, etwa von Cysticercus pisiformis, Cysticercus cellulosae. und zwar in Cysten eingeschlossen, wählen müssen. Weingeistpräparate, deren ich auch viele durch- 'musterte, sind theils wegen der Undurchsichtigkeit der Haut, theils ‚wegen einer grossen Menge kleiner stäbchenförmiger Krystalle, die ‚sich meistens. in der Schwanzblase bilden, ungeeignet. Trotz dieses bisher also negativen Resultates bin ich jedoch nicht in meiner An- ieht über die Entstehungsweise des Gysticercus schwankend geworden. Auch scheint mir bei derselben eine grössere Uebereinstimmung statt- finden mit dem, was wir übrigens von der Naturgeschichte der Tae- en wissen. Der Embryo ist zum Wandern durch Organe und die vebe thierischer Körper bestimmt; das beweisen vor Allem die den bis jetzt bekannt gewordenen Wohnorte desselben während Entwicklung zum jungen Bandwurm, nämlich die Magenwandungen er Larve des Tenebrio molitor und die Lungenhöhle und Oberfläche ‚Eingeweide des Arion empiricorum: Dass der ausgebildete Band- /urm aber unter normalen Verhältnissen gleichfalls wanderte, davon ist kein Beispiel vorhanden; nur dann soll «er, wandern, wenn er in » Thierspecies gelangt ist, auf welche er nicht angewiesen ist; nte er überhaupt wandern, so würde dies wichtige Moment der urgeschichte auch gewiss unter normalen Verhältnissen nicht eines es entbehren. Bei obiger Ansicht: brauchen wir keinen solchen ihmefall anzunehmen, um die Entstehung bydropisch entarteter urmammen zu erklären. i ? ‚Verschiedenheiten, welche sich jetzt bei einer Vergleichung ie im Mehlwurm und der im Arion hinsichtlich der Lage der nbryonalen Häkchen und ihres Verhältnisses zur Cyste und zum Leibe es Bandwurms herausstellen, fordern jedenfalls zu einer neuen Unter- ng der ersteren auf, besonders da noch einige andere von Stein nte Verhältnisse der. nähern Erklärung zu bedürfen scheinen; schne dahin den hellen mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraum in hwanzartigen Anhänge der Cyste, so wie’ diesen Anhang selbst, in einigen Fällen eine so enorme Grösse besass. (Vgl. Bd. IV, "X, Fig. 42, 43, 44.) Ich selbst habe auch dieser Anforderung Zeitschr. f. winsensch, Zoologie, V, Bd. 26 A bisher leider nicht Genüge leisten können, ‚da alle Mehlwürmer, die ich untersuchte, ausser Schaaren von Gregarinen anderer Parasiten entbehrten. So viel zur Entwicklungsgeschichte: Lassen Sie mich schliesslich hieran noch ein Paar Beiträge zur Anatomie knüpfen. ? Bei der Beschreibung ‘des Wassergefässsystems der in Frage ste- henden jungen Taenie bemerkten Sie, dass unter einem sehr gün- stigen Grade von Druck zwischen Glasplatten zuweilen am obern Ende desselben noch verschiedene andere äusserst feine Verästelungen zum Vorschein kamen, die aber zu zart waren, um genauer verfolgt-wer- den zu können. Ich fand nicht nur dieses bestätigt, sondern habe mich auch zu wiederholten Malen überzeugen können, dass der ganze Leib des Bandwurms von einem sehr zarten, vielfach verästelten ° Capillargefäss-System durchsetzt ist, welches aus dem bekannten Sy- stem der grösseren Gefässe entspringt. Einen bestimmten Grad von Druck fand ich gleichfalls am Geeignetsten, diese Gefässe zur An- schauung zu bringen; dann aber war es nicht so sehr der eigenthümliche röthliche Glanz, wie ihn auch die grösseren Gefässe der Cestoden und Trematoden besitzen, welcher auf jene feinen Kanäle aufmerksam machte, nicht aber gegen eine Verwechselung mit nur künstlich ent- standenen Gängen und Rissen sicher stellte, als vielmehr vine über- aus schöne Flimmerbewegung, welche sehr reich in ihnen vorhanden ist, Diese Flimmerbewegung rührt von sehr kleinen einzeln stehenden Wimperläppchen, her, welche in schlängelnder Bewegung schwingen und etwa wie ein kleines Flämmchen sich ausnehmen, ganz ähnlich‘ den Flimmerläppchen in Rotatorien, doch viel zarter und kleiner, als bei diesen. Die Bewegung ist keine continuirliche, sondern plötzlich sieht man bald hier, bald dort ein solches Flämmchen auftauchen, um nach einiger Zeit wieder zu verschwinden, wenigstens schien es mir i sich so zu verhalten. Die Gestalt eines solchen flimmernden Läpp- | chens gleicht bald einer in Wellenbewegung begriffenen Schnur, bald einem von der Fläche gesehenen schwingenden Tuche, und vielleicht rührt dieser Unterschied auch wirklich nur davon her, ob man das Läppchen mehr im Profil oder mehr von der Fläche sieht. Es fehlen diese Flimmersäume auch keineswegs in den grösseren Gefässstämmen, was äber wohl lediglich auf Rechnung der grossen Zahl der gleich- zeitig sichtbaren capillären Gefässe kommen mag. Meistens entspringen diese unter nahezu rechtem Winkel aus den Stämmen und verästeln sich dann vielfach, wobei sie auch Anastomosen zu bilden scheinen. { besonders reichen Capillarnetz durchsetzt. Fig. 2 stellt in halb- schematischer Weise das ganze Gefässsystem dar, und Fig. 5 ist ein Theil eines Hauptstammes mit einigen Aesten bei stärkerer Vergrösse- rung; die Flimmerläppehen sind mit kleinen Schlangenlinien ange- deutet. Ich habe ganz dieselbe auf einzelne Stellen beschränkte Flimmerbewegung in den gröberen Gefässen des Kopfes der Taenia feingillarum und ganz kürzlich auch in denen der Taenia litterata ge- sehen, bei letzterer machten gleichfalls die Flimmerläppchen auf ein _ zartes Capillargefässsystem aufmerksam. Was das Verhalten der vier _ Stämme im Hinterleibsende unserer Taenie betrifft, so möchte ich mich nach meinen Beobachtungen für einen continuirlichen Zusammen- _ hang von je zweien derselben entscheiden. ‚E Das eben von der Flimmerbewegung und ‘dem capillären Gefäss- system Ausgesagte stimmt im Allgemeinen vollständig mit dem über- ein, was @. Wagener am Tetrarhynehus, Triaenophorus, so wie am Cysticercus tenuicollis beobachtet hat. (Vergl. Enthelminthica von Dr. G. R. Wagener in Müller’s Archiv A851, pag. 216.) Die Saugnäpfe der Taenie des Arion sind mit einem pelzartigen Ueberzuge feiner Härchen oder Spitzen bekleidet. Diese sind nur ocker in der den ganzen Leib überziehenden structurlosen Haut be- estigt und streifen sich sehr leicht ab. Sie sind in ziemlich regel- mässig concentrischen Reihen gestellt (Fig. 4 u. 6), und durch die auf liese Weise entstehende Zeichnung schimmert noch eine andere radiäre ireifung der Saugnäpfe durch, welche wahrscheinlich von der Musku- derselben herrührt (Fig. 2). Wagener beobachtete einen ähn- en Haarbesatz am Kopf des Tetrarhynchus (a. a. O.), und auch die 1 ihm abgebildete Form der einzelnen Spitzen stimmt mit denjenigen rein, welche ich an der Taenie beobachtete (Fig. 6a). Sie gleichen em Komma und sitzen mit dem dickern Ende in der Haut, wäh- die gekrürmte Spitze immer rückwärts, dem Hinterleibsende des 5 zu gerichtet ist. Sie sind äusserst klein und zeigen, wenn gestreift sind, lebhafte Molecularbewegung; oft sah ich, wie sie ö Fa: die Oberfläche von aus dem gequetschten Bandwurm stam- "Sarkode-Kugeln festsetzten (Fig. 65). Am Kopf des Triaeno- nodulosus habe ich einen ganz ähnlichen Haarbesatz gesehen, Härchen ebenfalls mit den Spitzen rückwärts gerichtet waren. Schliesslich habe ich noch hinsichtlich der Haken des Rüssels hin- fügen, dass die der vordern Reihe nicht ganz genau die Form er hintern Reihe besitzen. In Fig. 7 habe ich eine möglichst ° Abbildung beider Formen versucht. (Sie sind so gezeichnet, » bei eingezogenem Rüssel in Ruhe liegen, mit der Spitze \ gewendet.) Die Länge des .vordern Hakens (a) beträgt 040 mın., die des hintern = 0,045 mm. Das für gewöhnlich 26 * 389 390 rückwärts gerichtete Endstück, die Spitze, ist bei beiden gleich lang (0,02 mm.) und auch übrigens fast gleich. Das widerhakenartige Mittel- stück bildet an dem hintern. Haken (b) einen etwas spitzern Winkel mit: dem Endstück, als an dem vordern Haken («), ist an: diesem aber ein Wenig länger und dicker. Der Schaft bedingt die Differenz in der Länge der beiden Haken und ist an dem vordern ein Wenig mehr gekrümmt, was übereinstimmend damit ist, dass: dieser Theil des vordern Hakens sich um das Endstück des Rüssels schmiegt, 7 welches: abgerundet ist. Die Zahl der Haken ist weit weniger con- stant, als ihre Gestalt, denn ich habe mehre Male, wie’ Sie, nur 20, oft aber auch 30 und 32 gezählt. — Möglichst genaue: Abbildungen der Haken der Gestoden überhaupt scheinen mir, wie auch. Stein darauf aufmerksam gemachf hat, besonders deshalb von Werth zu sein, weil sich nach ihnen, wie nach der Form der Saugnäpfe, am Ersten ‚zusammengehörige Entwicklungsstufen der einzelnen Arten wer- den bestimmen lassen. Göttingen, den 29. October 1853. 4 Erklärung der Abbildungen. iR Pig. 4. Encystirte Taenie aus der Lunge des Arion empiricorum. Durch den Kanal (f) und die Oefinung (e) ist Wasser in den Raum (A) zwischen | Kopf und Leib eingedrungen. a Cyste; 5 Kopf des Bandwurmsz c Leib, blasenartig ausgedehnt und umgestülpt; d Gegend, welche dem Hinterleibsende der ausgestreckten Taenie entspricht; e Eingang z der vom Leibe umschlossenen Höhle; f feiner Kanal, welcher durch die Cyste auf (e) zuführt; g die embryonalen Hikchen in der Gegend des Hinterleibes liegend. (Mit Ausnahme des Kopfes ist nur die mitt lere Durchschnittsfläche gezeichnet.) m Fig. 2. Dieselbe Taenie im ausgedehnten Zustande. Die Kalkkösperchen sind nicht gezeichnet, um das Gefässsystem übersehen zu können. a Die embryonalen Häkchen; b Vorderende des Kopfes; d Hinterleibsende mit kurzem Schwanz, entsprechend (d) in Fig. 4; e Gegend des Lei- bes, welche derjenigen entspricht, welche in Fig. 4 die Oeffnung (e) begrenzt. R E Fig. 3." Die embryonalen Häkchen einer Seite des Embryos der Taenia crateri- E formis, sehr stark vergrössert. A Vorderes, B mittleres, c unteres Häkchen; «a Schaft; 5 Mittelstück ; c Spitze. u Fig. %. Embryo der Taenia expansa. ABC entsprechen denselben Bezeich- nungen in Fig. 3; b entspricht der Stelle, wo in dem zur Amme gewordenen Thiere der Kopf liegt (Fig. 4 5b); d entspricht der Stelle, wo an der Amme die Häkchen sich finden, dem Hinterleibsende (Fig. A d); e entspricht dem vordern Ende der eingestülpten Amme, + u \ a 391 wo sich der Eingang zu der vom Leibe gebildeten Höhle befindet * (Fig. 4 e)- 5. Theil eines Gefüssstammes mit capillären Seitenästen, in welchen die x Flimmerläppchen angedeutet sind. 6. Ein Saugnapf, dessen Haarbesatz zum Theil gezeichnet ist. a Ab- _ gestreifte Härchen; b solche, die sich an eine Sarkode-Kugel ge- _ heftet haben. Die BRIAN von Haken des Rüses der "Tacniesim Arion. ’ i Ab u. a x A In i \ N f } ’ el Ai | Vest „RP SET eer BESTE UT J nalau Ir a ala. PR Fra PER ar N) En TEEN € een Ar Bahia. e PET ro j ‚HH N fi 7 Pe En 22 HET 2 ih ‘ . var h l ade R m Gen u Ta Ahr LuEr - ß 1 tun en in tl samt Ka un trchaz Terkah an pifee 77 vb wir er N rd an i It ale Aa nu { Einige Bemerkungen zu des Herrn Dr. Keber's Abhandlung: „Ueber den Eintritt der Samenzellen in das Ei. Insterburg 1853.“ Von Dr. Th. v. Hessling in München. Hierzu Tafel XXI. Seit längerer Zeit beschäftigt mich der jedesmalige Aufenthalt in | den bayrischen Alpen mit der Histiologie und Entwicklungsgeschichte "| der Najaden, so wie besonders ihrer Schmarotzerthiere. Dass ich | vor dem gänzlichen Abschlusse dieser Untersuchungen einzelne Skizzen aus meiner Mappe an die Oeffentlichkeit ziehe, dazu gibt das Erschei- nen des genannten Werkes die Veranlassung. Die Wichtigkeit des” Gegenstandes, die Bestimmtheit, mit welcher der verehrliche Herr Ver- fasser in fast prophetischer Begeisterung für seine Entdeckung einsteht, die beigebrachte Zeugschaft für die Richtigkeit derselben, die Mit- | theilung an die Berliner Akademie, die den grössten Embryologen | unsers Zeitalters überreichte Zueignung, die Darstellung in lateinischer Sprache zum Verständniss aller Nationen, die bereits erfolgte Berück- sichtigung von Seiten der Wissenschaft (Rud. Wagner in dessen Hand- wörterb. Bd. IV, S. 4018»): dies Alles sind doch der Momente genug, welche ein näheres Eingehen in die Sache gestatten. Ich beschränke” mich auf den ersten Theil der Schrift, welcher von den Muscheln spe- eiell handelt, und sollen, da unsre gegenseitigen Untersuchungen ver- ‚ schiedene Differenzpunkte bieten, des Herrn Keber’s Resultate immer | den meinigen vorausgestellt werden. Die Formelemente des Samens und ihre Entwicklung. Die Beschreibung dieser kann auf Vollständigkeit und Genauigkeit der Beobachtung wenig Anspruch machen: schon hier gehen unsre An- schauungen aus einander. Vor Allem ist die in der Abhandlung ge- brauchte Benennung «Samenzellen» für Samenfäden als unzweckmässig zu beanstanden. Denn nicht allein wird nur ein Theil, das Kopfende, keineswegs aber der andere eben so wichtige, der fadenförmige Anhang, 395 dadurch bezeichnet, sondern die Folge stellt heraus, dass diese «Samen- zellen» Zellen weder waren, noch sind, noch werden. Auch lässt Kölliker die Samenfäden sich nicht in den Cysten, wie es in der An- merkung 4 (S. 7) heisst, sondern in ihren Kernen eutwickeln. Ihre Schilderung gibt der Herr Verfasser also: «die Köpfe, im Hoden grösser, als im Eierstocke, messen Yyaoo—Yzs0”, haben die Gestalt eines länglichen Vierecks mit abgestumpften Enden, deren hin- teres breiter, vorderes mit zwei äusserst dünnen Härchen besetzt ist. - Die Schwänzchen sind sehr zart, nur bei starken Vergrösserungen und - mit einem guten Auge sichtbar. Erstere schwimmen paarweise, der Länge nach parallel neben einander, während letztere wie zarte Fäden - theils an einander liegen, theils sicb kreuzen, theils mit ihren Enden vereinigen. Zuweilen ballen sich die Samenfäden mit ihren sich ver- wiekelnden Anhängen zu grossen Bündeln und Klumpen zusammen. Die beiden Härchen am vordern Ende erinnern an die rüsselförmige Spitze der menschlichen Samenfäden, helfen ihre eignen Körperchen auf der Reise vom Hoden ins Ovarium weiter befördern und geratheu in Berührung mit salzsaurem Strychnin in convulsivische Zuckungen. » - Diese letzteren Mittheilungen blieben mir bei den Muscheln, wie beim Menschen fremd: ich spreche sie als Täuschungen an. Gleiche Be- _ wandtniss hat es mit der Angabe, dass die Samenkörperchen, beson- ders zu zweien neben einander schwimmend,' nicht selten von einer äusserst zarten Zelle umgeben werden: dadurch sollen sie einen hellen Lichtschimmer erhalten, wie diejenigen bei den höheren Thieren durch eine besondere zarte Umhüllungshaut den bekannten Fettglanz. Es ‚triflt sich allerdings, z. B. bei den Säugern, dass das Schwanzende hervorgetreten ist, während der Kopf noch in der Bildungszelle zurück- ‚bleibt, allein bei den Najaden sah ich nie etwas Aehnliches, wohl eine ‚andere Erscheinung. Gewöhnlich umgibt die Köpfe der Fäden, wie die übrigen hellglänzenden Körnchen des Samens ein ziemlich weisser Hof, welcher mit einer Zelle Aehnlichkeit hat. Der Unterschied zwi- chen diesem durch Beugung des Lichts hervorgerufenen Phänomene ind einer wirklich vorhandenen Zellwand liegt darin, dass der Hof an iner Peripherie bis zum Verschwinden blässer hird und in die Be- leuchtungshelle des Sebfeldes übergeht, letztere scharf contourirt: ist. an muss diese so häufig vorkommenden falschen Linien und schein- u Hüllen durch gehörige Regulirung des Spiegels und genaue Stel- ig des Objects in dessen Focus wo möglich wegzubriugen suchen. iben trotz alledem, wie so oft, dennoch Zweifel übrig, dann ist Goring’s Ausspruch: «we should suspect rather than believe» nicht ug zu beherzigen, will man anders mit seinen Entdeckungen nicht die Zeiten Monro’s, Prochasca’s, Fontana’s u. s. w. verfallen. Eine ringe Modification in der Beleuchtung würde Herrn Keber gewiss % 394 von der Nichtexistenz einer Zellenmembran überzeugt haben, zumal er selbst das eben so "häufige Fehlen einer Membran zugesteht. Dass ferner bei den höheren Thieren der Fettglanz der Samenfäden gleich- falls nicht von einer zarten Umhüllungshaut berrührt, weil'keine da ist, weiss fast Jeder, welcher nur etwas mit dem Mikroskope vertraut ist. ” Ein grosses Gewicht, besonders zum Zwecke künftiger Diagnose, legt der Herr Verfasser auf die grünliche Färbung der Samenfäden, welche er auch bei denen des Menschen und der Säugethiere wieder findet, aber nicht alle Beobachter deutlich wahrzunehmen scheinen. Sie dünkt ihm subjeetiv: mir sehr objeetiv. Mit Ausnahme der Mou- ches volantes wird ein sonst gesundes Auge wohl keine Veranlassung zu Täuschungen, wie z. B. Farbenerscheinungen geben. Das Sehfeld verschiedener Instrumente, ja sogar bei wechselnden Ocularen und einem und demselben Objectivsysteme, hat allerdings schwache Farben- ” töne, welche bei geringer Ocularvergrösserung geringer, bei starker intensiver und besonders bei einer rasch hinter einander. folgenden Vergleichung erkennbar sind. So erinnere ich mich ‘an einen bald schwachgelblichen, bald bläulichen bei Schiek, einen grünen, bläu- lichen bei Plössi, desgleichen bei Chevalier einen gelblich röthlichen, einen schwach bis stark blauen bei Oberhäuser. Diese Erscheinung hat darin ihren Grund, dass es bis jetzt noch nicht gelungen: ist, das bei der Correction der Farbenzerstreuung übrig bleibende secundäre Spectrum zu beseitigen t). Es fragt sich nur, welche. von den zurück- bleibenden Farben ist für die Beobachtung die am wenigsten störende: für die astronomische, wie mikroskopische hat sich die bläuliche, vio- lette (übercorrigirtes Objectivsystem) als die zweckmässigste, die rothe, gelbe, grüne (untercorrigirtes Objectivsystem) als die schlechteste. be- währt. Doch darf ein gutes, den jetzigen Forderungen völlig ent- sprechendes Instrument bei senkrechter Spiegelstellung diese Färbung weder in der Masse, noch an den Rändern eines an sich farblosen Objectes zeigen, sie ist nur am Rande des Sehfeldes, resp. der Blen- dung des Oculars als eine ringförmige Einfassung zu erkennen. Ja, bei schräger Spiegelstellung, noch mehr intensiver Beleuchtung können sogar die Ränder eines farblosen Gegenstandes Farbensäume, welche über denselben hinstreichen, erhalten: dies rührt aber dann nicht vom secundären Spectrum, sondern von der Diffraction des Lichtes am Ob- jecte her. Erscheint aber ein unfarbiger Körper mit einer wirklichen Färbung oder einem Farbenschimmer, so liegt der Grund in der fehler- !) Ob das orthoskopische Ocular von €. Kellner in Wetzlar, dessen vortreffliche Instrumente immer mehr Eingang finden, diesen Umstand vollkommen be- seitigt, ist mir bis jetzt aus eigner Erfahrung nicht bekannt. Vergl. dessen Abhandlung: Das orthoskopische Ocular ,-eine new erfundene achromatische — Linsencombination, u. s. w. Braunschweig 1851. . 395 haften optischen Construction des Instrumentes und Herr Keber hat für die 'gepriesene Vortrefllichkeit des seinigen (S. 6) gerade nicht die besten Beweise beigebracht. Anders verhält sich die Sache wieder, wenn. die Objecte selbst, besonders kleine, eine schwache, kaum kennbare Färbung haben, so z.B. die röthlichen, eiweiss(?)haltigen Flüssigkeitstropfen, welche in den Eiweisskugeln des Dotters, in den Hohlräumen, Löchern ‚ Spalten des Inhaltes der Eiter-, Krebszellen, der Knorpelzellen, der Secretbläschen in den Nieren u. s. w. vorkommen. Diese Färbung bleibt sich, bei verschiedenem secundären Spectrum der Instrumente gleich, die verschiedensten Beobachter gedenken ihrer. Aber auch dieser Umstand findet sich bei den Samenkörperchen weder der Muscheln, noch der Säugethiere, sie sind immer farblos, kein - Beobachter erwähnt irgend eine Färbung, und wenn Henle ) von einer gelblichen der menschlichen spricht, so setzt er ausdrücklich: «bei gewisser Beleuchtung » hinzu. Eigenthümlich ist die Angabe der Bewegung. «Sie ist nicht schnell, aber ziemlich lebhaft und weicht wesentlich von der Molecular- bewegung der Dotterkörnchen ab. Dieser Unterschied ist wegen einer möglichen Verwechselung mit ihnen im Ovarium wichtig, weil die Samenfäden auf ihrer Reise dahin ihre Schwänze verlieren, sie aber _ auch daselbst nicht mehr brauchen» (S.40). Ferner: «die Bewegung ist eine schnellende, nicht moleculare, doch muss man auch zugeben, dass sie innerhalb des Ovariums wegen der fehlenden Schwänze nicht mehr so charakteristisch, wie im Hoden ist, ja zuweilen von der [oleeularbewegung nur wenig abweicht» (S. 22 u. 23). Welcher Art I nun die Bewegung? Wo bleibt das diagnostische Merkmal? Die nellende für die Samenfäden mit und ohne Schwänze, die mole- e nur für die letztere? Der Herr Verfasser dreht sich hier in m Kreise von Widersprüchen herum, er hat, wie es’ scheint, zwi- den Köpfen der Samenkörperchen und den Dotterkörnchen bis- eilen schwere Wahl gehabt, vor diagnostischen Fehlern, in die er allen, warnen gewollt und dabei doch keine Diagnose gegeben. Die Feuerbeständigkeit der Samenfäden und ihr Benehmen n salzsaures Strychnin kann ich den gemachten Angaben gegen- nicht in Zweifel ziehen: die ohnedies viel beschäftigten, sich auf- den Körperchen wollte ich nicht auch noch verbrennen und vergiften. Non der Entwicklungsgeschichte hätte Herr Keber für seine © Manches lernen können, dessenungeachtet fühlt er sich: «der ‚überhoben », sie ausführlicher zu behandeln. Wir erfahren Nichts, lass v. Siebold die Trennung der Geschlechter bei den Muscheln atirt, dass R, Wagner den Ursprung der Samenfäden in Ent- ı a { \ Allgemeine Anatomie, 8. 049. 396 wicklungszellen nach einem zweilfachen Typus entdeckt hat, dass diese Entwicklungszellen Yoo—Yso” messen, rund sind und unter dem Mikroskope rollen. Die beigefügten Abbildungen, auf welche man allein angewiesen ist, sind überdies von geringer Naturtreue, zum Theil falsch, confus geordnet und dadurch weder «dem Sachkenner», noch dem Lernenden verständlich ; sie geben das lebhafte Zeugniss, dass die vorkommenden Bildungen Herrn Keber selbst nicht klar waren: so werden z. B. Bildungszellen und Cysten mit einander verwechselt, die auf Essigsäure leicht sichtbaren Kerne der erstern, die Pigmentablagerungen, die gegenseitigen Agglomerationen, kurz alle weiteren, zum Verständniss der Entwicklung nöthigen Formen im Texte, wie im Bilde nirgends erwähnt. Die Resultate meiner Untersuchungen möchten folgende sein. Die Hoden der Najaden sind Drüsenläppchen, welche zwischen den Win- dungen des Darmkanals und den Muskelbündeln des Fusses sich viel- fach verästeln. Auf des letztern orangegelber Oberfläche erkennt man, besonders bei dünner Hautbedeckung und schon etwas wassersüchtigen Thieren, ihre stumpfen, abgerundeten Enden als zierliche, zu drei bis vier auf einem Stiele sitzende, gelblich weisse, graugelbe Blättchen. Sie haben eine Breite von 0,04 — 0,05" bei ganz jungen, 0,15 — 0,2” bei erwachsenen Thieren, eine äusserst zarte, structurlose Hülle mit eingestreuten, dünnen, länglichen (0,006”) Kernen. Sehr häufig ist diese gar nicht zu erkennen, erst concentrirte Säuren, auf deren Zu- satz der Inhalt gerinnt und einschrumpft, heben sie von diesem ab. Ihre Dicke, in den Anfängen schwer messbar (etwa 0,0005 — 0,0006) nimmt gegen die Ausführungsgänge zu (0,002”). Die innere Ober- fläche hat im nicht brünstigen und embryonalen Zustande ein geschich- „tetes lebhaft flimmerndes Epitelium, welches während der Geschlechts- reife in den Lappen verloren geht, in den Ausführungsgängen aber immer vorhanden bleibt. Die aufsitzenden Flimmerzellen sind 0,006”, ihre Kerne mit deutlichen Kernkörperchen 0,005”, die Härchen als Fortsetzungen der nach einer Seite ausgezogenen Zellenwand 0,004— 0,005” lang. Der Inhalt, um welchen es sich hier hauptsächlich handelt, stellt eine milchige Masse dar und besteht aus: den eigent- lichen Samenelementen und einer geringen Menge Flüssigkeit. Letztere, der Liquor seminis, vermuthlich von eiweissartiger Natur, tritt wegen | ihrer Homogenität erst durch Reagentien, wie verdünnte Säuren, Aether, Alkohol, Sublimat zum Vorschein, indem sie von diesen in feinkörnige Gerinnsel und schmierige Streifen verwandelt wird. Sie ist das wahre Bindemittel, welches die Bestandtheile des Samens in ihren verschie- denen Entwieklungsphasen zusammenhält, membranartig einhüllt und dadurch manche Metamorphosen einleitet. Die ersteren, die Elemente des Samens, aus den Läppchen des Hodens direct genommen, sind 397 folgende, wobei zu erinnern ist, dass sie je nach den geschlechtlichen Zuständen, d. h. je nach Jahreszeit und Alter verschieden sind. 4) Kleine, meist rundliche, eckige, ovale Körperchen von glän- zeudem, dem Fette ähnlichem Aussehen, unmessbarer Grösse bis zu . einem Durchmesser von 0,004 —0,002"”, mit scharfen Contouren und 5 lebhafter Molecularbewegung, quantitativ der Hauptbestandtheil der ge- ? sammten Samenmasse. Die grösseren von ihnen haben eine mehr mattweisse Färbung und, wie die Köpfe der Samenfäden, den schon erwähnten weissen Hof. Ihre physikalischen und chemischen Eigen- schaften erinnern an die Dotterkörnchen; sie kleben aneinander, ballen - sieh zu runden, eckigen Körperchen, füllen die Zwischenräume der von der zähen Grundsubstanz zu zahlreichen Kugeln und Klumpen zu- sammengeschmolzenen übrigen Zellenbildungen aus, verdecken diese gänzlich. Concentrirte und verdünnte Säuren (Schwefel-, Salpeter-, Salz-, Essigsäure), wie Alkalien, nehmen ihnen den Fettglanz, machen sie aufquellen und fast bis zur Unkenntlichkeit durchsichtig, ohne sie zu lösen. Geschieht Letzteres nach einer längern Einwirkung, so er- scheinen zahlreiche Fettkügelchen im Sehfeld bei gänzlichem Zerfallen _ der übrigen Bildungen. Nach Zusatz einer Jodlösung und darauf fol- gender Schwefelsäure werden sie intensiv rothbraun bis dunkelbraun. _ Aether macht das ganze Object zu einer schmierigen Masse, an deren - Ränder grosse Tropfen und Augen eines schwach gelblichen Fettes ‚hervorquellen, während die kleinen Fettkörnchen mehr oder weniger erschwunden sind. Sie scheinen also aus einer Mischung von Fett (Inhalt) und Eiweiss (Hülle) zu bestehen (Fig. 1). 2) Pigment. Dieses erscheint in den verschiedensten Nuancen on n dem Gold-, Ochergelben, der Farbe des nassen Lehmes bis ins schwarze, theils diffus — meist in den Kernen und Zellen —, körnig — zu Klumpen zusammengebacken oder zu einzelnen nchen (0,0006 — 0,004") mit starker Molecularbewegung — gewöhn- in freiem Zustande, aber auch in den erst genannten Bildungen. ne Körner hüllen, gleich den eben genannten Fettkörnchen, in den ‚einen grossen Aggregationen und Kugeln der Inhaltsmasse die Zellen ü. Die Menge seines Auftretens scheint mit den Entwicklungs- änden des Samens in gewisser Wechselwirkung zu stehen: es ist seltensten im September, October, November, während welcher jate ein reger Neubildungsprocess von Samen für den kommenden g eingeleitet und die Samenfädchen viel sparsamer angetroffen den, so wie bei kräftigen und besonders noch nicht geschlechts- reifen Thieren (1” Länge), dagegen am häufigsten und constantesten in den Sommermonaten, während welcher nach vollendeter Befruch- 3 und bei noch vorhandener colossaler Gegenwart von Samen- hen allmählich ein Rückbildungsprocess beginnt, so wie beson- 398 ders bei den ältesten Individuen (5—6” Länge). Immerhin kann aber dieses, zwischen Samenkörperchen und Pigmentbildung ‘stattfindende Verhältniss, welches auch bei den Wirbelthieren seine Analogie hat, keine durchgreifende, an so bestimmte, Zeitabschnitte gebundene Gel- tung finden: es ist mehr das Resultat einer allgemeinen Anschauung, da sowohl zu allen Zeiten, als auch an jedem einzelnen Thiere‘ ver- schiedenen Alters die ersehen Entwicklungsstadien gleichzeitig, wie Herr Keber richtig bemerkt, vorkommen. Sein Ursprung ist schwer anzugeben, gewöhnlich tritt es zuerst im Inhalte der Zellen und Kerne difus auf, wird in ihnen 'körgig und erst später theilt sich die Fär- bung den übrigen Feitkörnchen ‘mit. Säuren ‘wie Alkalien machen seine Farbentöne um einige Grade schwächer (Fig. 7 u. 40). 3) Als das erste, einer Organisation fähige Gebilde ‘gelten freie Kerne. Sie sind rund, bisweilen ‘oval, mit scharfen: Rändern ver- sehen, von 0,003—0,005" im Durchmesser; ihre Kernkörperchen von 0,0006 — 0,0007”, glänzend, ebenfalls kugelrund, scharf eontonrirt, solid; ihr Inhalt theils wasserhell , theils fein granulirt; daher haben sie das Ansehen bald von prallen Bläschen, bald von mehr festen, plattgedriickten Körperchen. Als die nächste höhere Stufe ihrer Ent- wieklung ist die Theilung des Kernkörperchens in zwei, welche vom Mittelpunkte nach den entgegengesetzten Enden des unterdessen oval gewordenen Kernes rücken (Fig.'2). ! 4)-Um die Kerne mit einem oder zwei Kernkörperchen schlägt sich eine Zellenwand, anfangs kaum sichtbar, ihnen enge anliegend, allmählich sich davon abhebend. In diesem Stadium ergibt sich für | die jungen Zellen eine Grösse von 0,005— 0,006”, für ihre Kerne von 0,003— 0,00”, ihre Kernkörperchen 0,0007—.0,0008”. Ihr Inhalt ist theils blass, theils körnig; im ersten Falle der Kern immer. deutlich und scharf markirt, im andern mehr granulirt und in verschiedenem Grade verdeckt. Sind die eben erwähnten freien Kerne granulirt, so trennt sich bisweilen ihr feinkörniger Inhalt von einem mehr flüssigen Theile desselben, welcher ihre Wand etwas abhebt. Die dadurch mög- liche. Verwechselung mit diesen jungen Zellen wird durch die’Gegen- | wart eines einzigen Contours, nämlich desjenigen des Kernes beseitigt. Sehr‘ oft kommen im Inhalte der Zellen auch grössere, glänzende Rett- körnchen mit Molecularbewegung vor (Fig. 3). Haben sich die. Kern- körperchen getheilt, so wird in der’Mitte des Kernes eine Einschnü- rung eingeleitet in der Art, dass alsbald zwei vollständig getheilte Kerne, jeder mit seinen Kernkörperchen, in der Zelle liegen (Fig. k). Damit ist jedoch der Process nicht zu Ende. ‘Bald nur in dem einen, bald in beiden neu getheilten Kernen zugleich beginnt von Neuem zu- vor eine Theilung ihrer Kernkörperchen, welche mit einer darauf fol- genden abermaligen Abschnürung der Kerne selbst 'endigt: alsdann 399 befinden sich 3—4 neue Kerne, jeder mit seinem glänzenden Kern- körperchen in. der ursprünglichen Zelle (Fig. 5). Ganz auf die an- gegebene Weise — durch eine immer vorhergehende Theilung der Kernkörperchen und eine nachfolgende der Kerne —, so wie bei pro- _ portional zunehmendem Durchmesser der ersten Zelle entstehen endlich grosse Zellen, welche 20—30 zarte, wasserhelle, runde Bläschen - (0,003— 0,004”) mit glänzenden Kernkörperchen (0,0009 — 0,001") beherbergen können. Diese Zellen entsprechen den sogenannten Cy- sten, Mutterzellen, Keimzellen, Samenzellen und ihre getheilten Kerne, welche gleichfalls zu zwei bis drei in Bläschen eingeschlossen sein 2 können, den Kernen, Bläschen, Bildungszellen der Autoren (Fig. 6 u. 9). 5) Wie entstehen nun die Samenfäden? Wir sind hier an der Grenze unseres künstlichen Sehens; mit der Unbestimmtheit des Bildes muss die Bestimmtheit der Auffassung fallen: doch glaube ich folgen- ‚den Vorgang beobachtet zu haben. Der wasserhelle oder feinkörnige - Inhalt. der bläschenartigen Kerne 'trübt sich, ihr- Kernkörperchen ver- - sehwindet, vermuthlich durch Auflösung, weil es sichtbar kleiner wird *). In der Inhaltsmasse erscheint ein runder weisser Raum und in diesem ein oder mehrere, anfangs runde, später längliche, den Köpfen der Samenfäden ähnliche Körperchen. Allmählich verschwindet ‚auch der übrige Inhalt und man erkennt helle Bläschen von 0,004 — 0,005” mit drei bis vier deutlichen Köpfen von 0,004 — 0,002” Länge in mannichfacher Nebeneinanderlage. Die grosse Aehnlichkeit, z. B. ‚gleiche Lichtbrechung verlockt zu der'Annahme, dass letztere aus den Kernkörperchen der Bläschen entstehen, allein die Anwesenheit mehrer in einem einzigen spricht dagegen. Ein Nichterkennen des faden- föürmigen Anhanges in den Bläschen wird bei seiner Zartheit schon in eiem Zustande nicht befremden (Fig. 8). Endlich werden die Kerne halb ibrer Cyste (bis zu 0,025”) nach und nach aufgelöst: die menkörperchen lagern sich entweder neben und zwischen die noch vorhandenen Bläschen oder, wenn insgesammt frei geworden, mit ı Köpfen nach der Peripherie, ihren Anhängen nach der Mitte der- ben, und zwar in wechselnder Menge, bald dicht an einander ge- rängt, zu 60 bis 100 und noch mehr, bald nur zu einzelnen we- igen. Eine solche Kugel gewährt durch die lebhaften Bewegungen ‚Köpfe, welche an der Peripherie einen zitternden Kranz bilden, der Anhänge, welche sich einander durchkreuzen, verwickeln, im en Gewirre herumschleudern, die noch übrig gebliebenen Körn- im October 4—1,5’ tief aus dem schlammigen Boden des Sees mühevoll ausgrub, mit diesen blassen, kernchenfreien Bläschen aus kleinen Samen- 400 chen hin- und herpeitschen, einen imposanten Anblick. Ist die Zahl der Samenfäden in der Cyste geringer, etwa 20 bis 30, so liegen sie weniger geordnet und fahren munter durcheinander. Zuletzt berstet auch die Cyste: die durch den Inhalt noch zusammengehaltenen Samen- körperchen liegen zuweilen noch eine Zeit lang in einem flimmernden, sich langsam fortbewegenden Knäuel, bis sie'endlich aus einander fallen und jedes für sich oder in Gemeinschaft zu zwei bis vier seine eigenen, Wege: zieht oder nach Herrn Keber’s Bericht seine Wasserreise nach dem Ovarium antritt. Die auf diesem Wege selbständig gewordenen Samenfäden haben folgende Eigenschaften. Der Kopf ist länglich, walzenförmig, oben und unten abgerundet mit kreisrunder Durch- schnittsfläche und nicht seltener Einschnürung in der Mitte; mattweiss wie Milchglas, durchsichtig, so dass die Contouren darunter liegender Objecte erkennbar sind. Seine Länge beträgt 0,003’, Breite 0,004”. Die fadenförmigen Anhänge sind äusserst zart, noch am besten bei schiefer Spiegelstellung sichtbar, 0,045 — 0,020” lang, verwickeln und verstricken sich sehr häufig unter einander und bekommen mitunter an ihrem Ende Oesen. Die Bewegung ist eine zitternde, wenn die Samenfäden innerhalb der zähen Inhaltsmasse der Hodenläppchen dicht gedrängt an einander liegen, eine schnellende mit momentanen Pausen, wenn sie frei sind: gewöhnlich schnellen sie nach einer Richtung, halten etwas an, wobei der Kopf unstete Bewegungen macht, und hüpfen dann weiter, machen aber dabei nie grosse Ortsveränderungen. Nach Zusatz von Säuren — verdünnte Essig-, Salzsäure — schrumpfen. sie. ein, oft um ein Drittel, werden schärfer contourirt, aber niebt auf- gelöst, ihre Fäden erst recht kenntlich; auf Natron, Ammoniak quellen sie auf, werden äusserst durchsichtig und verschwinden bisweilen mit einem plötzlichen Rucke dem Auge (Fig. 12). a 6) Mit den unter 3—5 angeführten Formen ist die elementare Zusammensetzung des Najadensamens noch keineswegs vollendet. Sie gehören seiner Entwicklungsperiode an: sind daher nur bei ganz jungen Thieren am zahlreichsten, bei erwächsenen immer am spärlichsten. Ausser ihnen und den fertigen Samenfäden, deren quantitatives Ver- hältniss von der Jahreszeit abhängt, füllt die Mehrzahl der Fälle eine grosse Menge anders beschaflener Körperchen, in dichtem Gedränge 4 an ass gelagert, aus. Auf diese nimmt die erwähnte Zeichnung | i des Herrn Keber fast ausschliessliche, wenn auch höchst ungenaue Rücksicht. Sie sind rund, meist vieleckig mit Kanten und Flächen, von fettähnlichem Glanze, wachsartiger Consistenz, milchweiser Farbe, 0,002— 0,003” breit, und theils einzeln, theils zu mehrern (2—20) mit einander vereinigt. Im letztern Falle gleichen sie glänzenden Ro- setten oder Kugeln, welche durch Einschnitte in verschiedene Segmente abgetheilt werden; eines oder zwei von diesen sind bisweilen heraus- 401 gefallen, oft ist aber auch die Verbindung so innig, dass man solide, halbdurchsichtige, wachsartige Klümpchen vor sich zu haben glaubt (Fig. 7). Diese Körperchen von verschiedener Grösse kleben mittelst des vorhandenen Blastems unter einander zu. vielgestaltigen Haufen - (0,02 — 0,03”) zusammen (Fig. 40), nehmen die bläschenhaltigen Cysten, freien Bläschen, Kerne, Zellen in den Einschluss mit auf, die Zwischen- _ räume werden mit Fett- und Pigmentkörnchen oft bis zur gänzlichen _ Bedeckung ausgefüllt, so dass man Agglomerate sämmtlicher beschrie- bener Bildungen, von einer zarten, durchsichtigen Hülle eingeschlossen, ‘in den Hoden vorfindet, sie aber nicht mit angefüllten Cysten ver- wechseln darf (Fig. 14). Sehr häufig, besonders bei alten Individuen, erscheint in den kleinen wie grossen, freien wie eingeschlossenen erst iffuses, dann körniges Pigment, oft in so bedeutender Anzahl, dass ie Samenläppchen bei durchfallendem Lichte eine bräunliche, bei auf- endem eine schwachgelbe Färbung erhalten. Lässt man Reagentien diese Körperchen einwirken, so ist ihre Natur erklärt: verdünnte en, wie Alkalien, nehmen ihnen das fettige, schmierige Ansehen, jachen sie weich, durchsichtig und lassen sie als eine veränderte Form aller schon beschriebenen Zellen, Cysten, Bläschen erkennen; ie Zellenmembranen werden von den wieder rund gewordenen Ker- mit Kernkörperchen abgehoben, die Zwischenräume und Spalten, 5 Inhaltes, vielleicht der Grund des glänzenden Aussehens, wieder fgehoben. Diese Körperchen geben einen neuen Beleg für den Nach- Virchow's, dass nicht Alles, was einen Fettglanz hat, Fett sei. um aber die Samenelemente diese Formveränderung erleiden, ist P nicht klar; der Umstand, dass sie bei jungen Thieren nicht ein- , dass in den so veränderten Bläschen keine Samenfäden sich vor- inden, dass diese Veränderung mit einer starken Pigmentbildung und * Vollendung der Geschlechtsreife ” also der Gegenwart der grössten ige von jenen, zusammentrifft — lässt wohl die mögliche Auf- ung eines überschüssigen Bildungsmateriales, also eine sogenannte gängige Metamorphose vermuthen, aber nicht bestimmt aussprechen. Ich komme zur andern, ungleich wichtigern Hälfte meiner Bemer- ‚ zu den "Förmelementen des Eies und seiner Entwicklung. eine bereits ausgesprochene Rüge wegen geringer Genauigkeit e in der Beobachtung wiederhole ich hier: nur in verstärktem Zudem hat der Herr Verfasser eine Untersuchungsmethode ehlagen, welche gerade das Gegentheil seiner Zwecke bewirkt. das Studium der Objecte während ihrer Verdunstung bietet die 402 reichlichste Quelle zu irrigen Anschauungen und Folgerungen; dieselbe kann wohl in einzelnen Fällen als negative CGontrole von einigen Nutzen sein, aber nimmermehr einer ganzen Reihe von Untersuchungen fast zur. ausschliesslichen Unterlage dienen. Der Gerechtigkeit willen’ habe ich sie gleichfalls vielfach benutzt, aber immer zur Bestätigung meiner ” Worte. Nur die Furcht vor Ermüdung und Langeweile, ‘welche ich dem Leser ersparen möchte, verhindert mich, Herrn Keber Schritt für Schritt, Satz für Satz zu beweisen, zu welchen Consequenzen dieser Weg ihn geführt hat; hier mögen einzelne Cardinalpunkte meinen Ab- sichten genügen. . Das Ei der Muscheln besteht nach ihm (S. 43) nicht blos ‘aus Sehalenhaut, Membrana corticalis, Dotter, Keimbläschen und Keimfleck, sondern auch aus einer besondern Dotter- und Eiweisshaut. Für die ° Gegenwart der Dotterhaut, welche beim Befruchtungsacte eine wich- tige Rolle spielen soll, sind nirgends Beweise beigebracht; ich ver- misse sie um so lieber, als ich die Gegenwart derselben aus folgenden Gründen geradezu in Abrede stelle. Einmal zeigt schon die einfache, vorurtheilsfreie Anschauung der Dotterkugel keine Spur einer Membran, ” weder Reagentien noch Druckkräfte heben. eine solche: von ibr ab; die Dotterkörperchen bilden den äussersten Contour, ragen oft vereinzelt über ihn hinaus, zum Beweis, dass die Dottermasse ihre Begrenzung selbst macht; bei allmählich einwirkendem Drucke fliesst diese in den verschiedensten Formen und Absätzen aus der Eihülle und ballt sich dann abermals zur Kugel mit gleicher Begrenzung; nach einem Wasser- zusatze lösen sich sowohl einzelne Dotterkörnchen von (der äussersten Peripherie der Kugel ab und schwimmen mit lebhafter Moleeular- bewegung in der Schichte des flüssigen Eiweisses herum, als auch der. ganze Dotter mit einem Male bis an die Keber’sche Membrana corticalis zerfliesst und mattweisse Eiweisstropfen mit untermischten glänzenden Dotterkörnchen den, ganzen Raum vollkommen ausfüllen ferner gehört die später zu erwähnende Abschnürung des Dotters zu einer der häufigsten Erscheinungen, welche immer die Theilung einer Dotterhaut mit sich führen müsste; endlich spricht die En wicklungsgeschichte der Annahme einer solchen im Sinne des Herrn Keber geradezu dagegen. Doch ich könnte ihm eine Waffe gegen meine Behauptungen geben, wenn- ich noch beifüge, dass nach Zusatz eine verdünnten Natronlösung der Eidotter mit einem plötzlichen Rucke platzt, sein zäher Inhalt mit Keimbläschen ausfliesst und eine deut- liche Hülle collabirt. Allein diese Erscheinung 'stellt gerade die wahre Sachlage heraus, lässt jenen als eine zähe, eiweissartige Masse er- kennen, deren centraler Theil dünnflüssig, deren peripherischer dich und daher gegen äussere Einwirkungen resistenter ist. zu Die Anwesenheit einer die Eiweissschichte des Dotters noch 403 besonders umhüllenden Eiweisshaut soll vorzüglich dadurch kenntlich "werden, dass sie'sich beim Verdunsten des Eies von der Schalenhaut trennt, und deshalb nicht zwei, sondern drei concentrische Ringe mit einem Zwischenraume zwischen den zweiten und dritten entstehen, sieh dabei oft in Falten lest, während erstere gespannt und glatt | bleibt. Wahrlich der negative Beweis für ihre Existenz wird hier MB echwerer, als der positive, da alle Anhaltspunkte fehlen, was denn eigentlich Hr. K. für diese Eiweisshaut gehalten hat. Die drei con- eentrischen Ringe sind die äussere und innere Begrenzungslinie der Membrana corticalis und der innerste der Contour der Eiweissschichte, welche sehr oft sich an die erstere nicht ganz anlegt. Von einem - Gespanntbleiben und einer Faltenbildung genannter Häute ist aber nir- _ gends eine Spur zu sehen, höchstens könnte der bisweilen eintretende Umstand, dass beim Verdunsten der Rand sich nach Innen mit ver- chiedenen Breitegraden umschlägt, bei der Durchsichtigkeit der Theile im Entferntesten eine solche Auffassung vermuthen lassen. Immerhin t eine besondere Begabung dazu, Dinge zu sehen, die nicht 3 Eistiren, selbst wenn man die geringe Vergrösserung und die allzu schwache Lichtstärke des Mikroskopes, welche vom Herrn Verfasser für ein Nicht-Erkennen verantwortlich gemacht werden, ‚bestens ver- neidet. 80 wenig ich mich mit dem Vorkommen dieser beiden Häute ein- ‚verstanden erkläre, in so ähnlicher Lage befinde ich mich mit der kärglich geschilderten Bildungsgeschichte der Eier. Sie sollen aus klei- nm, undurehsichtigen, mit Dotterkügelchen gefüllten Bläschen von o— "so" Durchmesser entstehen. Dem ist nicht so: diese werden it den gewöhnlichen Dotterkörnchen-Conglomeraten verwechselt, welche ei der dicht gedrängten Lage der Theile im Ovarium in Unzahl vor- imen und ganz den oben beschriebenen Aggregationen der Samen- elemente entsprechen. Die weiteren Angaben, dass die kleinsten Eier cht gestielt seien, anfangs nur eine Haut besässen, ihr Keimbläschen 0") sich erst später und nach ihm erst der Keimfleck (Yyoo — Yaro”) (wickeln, sind durchaus irrig, wie ich später beweisen werde. Die ielfältigung des Keimflecks auf dem Wege der Zellenbildung durch g ist ferner ganz unpassend, weil derselbe keine Zelle ist und noch Manches theilen kann, ohne eine Zelle zu sein. Ich komme jetzt an den Angelpunkt der ganzen Untersuchung: ohten bei meiner Erzählung die Wiederholungen und Tiraden, von elchen das Buch voll ist, nicht mit in die Feder fliessen. «Betrachtet man die kleinsten Eier des Ovariums mit ihrem Keim- en und Keimflecke, so sieht man an einigen einen ganz kleinen n Fortsatz, welcher anscheinend nicht von der Schalenhaut aus- chr. 1, wissensch, Zoologie. V. Bd. 97 ’ 404 geht. In einigen anderen Eiern, jedoch seltener, findet man ihn grösser und erkennt in ihrem Innern eine zarte Verbindungshaut des- selben mit dem Keimbläschen, in noch anderen hat, sich sein blindes Ende geöffnet. Die erste Ausstülpung durchbohrt die Schalenhaut und stammt constant von der Eiweisshaut her. Hat sich diese geöffnet, so trifft man in ihr und vor ihrer Oeflnung ausgetretenes Eiweiss, welches von der Dehiscenz herrührt, den Raum des Eichens für den Eintritt des Spermatozoids etwas erweitert, dasselbe ködert, herein- zulocken versucht und nebenbei den Eingang schlüpfrig macht. An diesem Fortsatze betheiligt sich anfangs der Dottersack nicht, ver- wächst aber bald mit der Eiweisshaut, um sich an derselben Stelle aufzuschliessen: und zwar wegen des Andrängens einer in seinem Innern sich bildenden, für die Aufnahme des Spermatozoids bestimm- ten, dünnhäutigen zweiten Ausstülpung, welche ihn später durchbohrt. Der Durchbruch der Schalenhaut mittelst der ausgestülpten Eiweiss- haut rührt aber nicht von diesem zweiten, sackförmigen Auswuchse des Dotters her, da er auch ohne ihn stattfindet. Die Schalenhaut nimmt überhaupt nur beim Acte des Hervorwachsens der Eiweisshaut, | niemals wenn ihre Ausstülpung schon fertig ist, Antheil» (S. 23). Mit kurzen Worten, die Sache verhält sich also: «Zuerst bildet sich die Ausstülpung der Eiweisshaut durch die Schalenhaut, hierauf wächst aus dem Innern des Dottersacks ein dünnhäutiger Auswuchs hervor und drängt die Dotterhaut vor sich her, wodurch eine Verwachsung dieser mit der Eiweisshaut erfolgt.» Durch den geöffneten Fortsatz” schlüpft das Spermatozoid, welches mittlerweile auf bekanntem Wege ins Ovarium gelangte, in das Eichen — welchen Vorgang der Herr Verfasser jedoch niemals gesehen hat —, nimmt daselbst eine quere Stellung ein, schwimmt dabei horizontal in der Flüssigkeit des Eiweiss- $ackes und wird durch die Wände der sich von Innen nach Aussen nähernden Ausstülpung auf die Oberfläche des Dottersacks herab- gedrückt. Daher kommt auch seine niemals, selbst innerhalb des’ Fortsatzes nicht fehlende Querlage. Der letztere erhält nach Ana- logie der bei den Pflanzen üblichen Bezeichnung den Namen «Mikro- pyle»; ihre äussere Mündung soll durch den wulstigen Rand an die Mündung einer Flasche erinnern (S. 19—22). Ist aber dieses in das Ei eingedrungene Körperchen wirklich ein Spermatozeid? Darüber kann kein Zweifel obwalten: «denn er ist immer länglich, im ganzen Muschelleibe gibt es kein ähnliches Gebilde, die Dotterkörnchen oder Fettbläschen liessen wohl eine Verwechselung mit den schwanzlosen Sper- 74 matozoiden zu, allein sie sind immer rund»; dann, «Eierstöcke, deren Bier leere Mikropylen haben, enthalten jedesmal mehr freie Samen- fäden, als die mit befruchteten Eiern»: schon aus der am warn ade keit wusste Herr Keber, ob jene in ‚diese eingedrungen waren oder bj -E 405 nicht; «ferner haben die Spermatozoiden eine schnellende und keine, mitunter aber auch eine, Moleceularbewegung und endlich sind sie grün gefärbt». «In seltenen Fällen liegen zwei Samenfäden parallel über- einander oder drei bis vier rundliche Körperchen in der Mikropyle; Regel bleibt aber, dass nur ein längliches in ihr zugegen ist. Wenn _ dieses bis an den Anfang ihres Halses gelangte, so nähert sich ihm - die Dotterhaut immer mehr, adhärirt mit dem Eiweisssacke, öffnet "sich und nimmt es auf, zugleich verengert, schnürt sich die Mikropyle an ihrem offenen Ende ab oder wird durch Gerinnung des in ihr befindlichen Eiweisses unwegsam gemacht. Was die Dehiscenz der Dotterhaut betrifit, so wird ihre vorhergehende Vereinigung mit u der Eiweisshaut bedingt durch einen im Innern des Dotters befind- lichen Process, welcher, wie schon erwähnt, darin besteht, dass aus der Gegend des Keimbläschens, nicht von ihm selbst, eine dünn- häutige Ausstülpung nach der betreffenden Stelle der Dotterhaut ordringt, und dieselbe vor sich her treibend zuletzt mit ihr und _ durch sie mit der Eiweisshaut verwächst. Dies erkennt man beson- ers beim Verdunsten der Eier: hier taucht am Rande des kreis- migen Dottersackes eine halbmondförmige zarte Haut wie eine aul- 'ehende Sonne hervor und innerhalb dieser, noch von einer besondern. e umgeben, liegt der Samenfaden, theils noch unverändert, theils schon angeschwollen und abgerundet. Zu der klaren Einsicht genannter erhältnisse gehört Uebung und Geduld. Diese eben genannte, bis zur Biscuitform sich heranbildende Gestalt des Dotters ist ungemein häufig, on Carus, dem Aeltern, irrigerweise für ein durch Wasserzusatz ent- tandenes Kunstproduct gehalten worden, aber ein vollkommen normaler and, welcher mit dem Eintritte der Samenfäden in den Dottersack ufs innigste zusammenhängt. Das Keimbläschen mit seinem Keim-, lecke nimmt an diesen Vorgängen niemals Antheil, wohl aber gilt der alz, dass, wenn das Spermatozoid ins Ei getreten ist, der Keim- leck nicht mehr einfach ist, oder mit anderen Worten: ein Ei mit ngetheiltem Keimflecke enthält noch keinen Samenfaden» S. 22—31). Die weitere Folge dieser Vorgänge, welche Herr Keber «mit aul- panntester Aufmerksamkeit, Bewunderung und unnennbarem Ent- en verfolgte» und welche «bisher noch kein sterbliches Auge ge- en» (gewiss jemals mehr sehen wird), fährt er nach dem Eintritte 0 jenes Stadium, in welchem er «beim Anblicke des zu seiner Kugel- jalt zurückgekehrten und trübe gewordenen Eidotters unwillkühr- ausrufl: ««Da ward aus Morgen und Abend der erste Tag!» » zu erzählen also weiter fort. Der Dotter kehrt zu seiner runden Gestalt zurück, die Mikro- p verschwindet, man glaubt gar nicht an die Möglichkeit der 27* 406 früher beschriebenen Vorgänge; deshalb haben auch alle früheren Beob- achter sie übersehen. Doch der Eingeweihte wird das Spermatozoid ’ auch noch in diesem Stadium finden. Alle nun folgenden Erschei- nungen, ihre Uebergänge sind langsamer Natur; schon der Uebergang jenes aus der Mikropyle in den Dotter währt oft noch lange Zeit, in- dem die Eier an Grösse zunehmen. Das Spermatozoid, welches bis- ’ weilen im Dottersacke etwas zur Seite rückt und dann nicht mehr der Mikropyle entspricht, schwillt an zunächst an seinem gegen das Gentrum gerichteten Rande, wird bohnenförmig, halbkugelig, elliptisch, endlich ganz rund. Allmählich tritt es tiefer in den Dottersack, jedoch sehr langsam, so dass es nach 'Verlauf eines Monats in der Mitte zwischen Dottersackrand und Keimbläschen sich’ befindet, (Herr Keber gesteht zu, den Eintritt nie gesehen zu haben, woher weiss er, dass diese Reise einen Monat dauert?) Die Eichen wer- den zunehmend grösser, nach einem Monate beträgt ihr Durchmesser Y—Yo", der des Dottersackes Y,3—"4,". (Hat Herr Keber die- selben Eier oder diejenigen eines und desselben Thieres einen Monat früher schon messen können? jedes geöffnete Thier stirbt doch bald ab!) Anfangs vergrössert sich der Dotter-, später der Eiweisssack, worauf ersterer sich wieder zusammenzieht und trüber wird. Hat der Kopf des Samenfadens die volle Kugelgestalt angenommen, so bildet sich in ihm ein Kern, später ein Nucleolus von eckiger Ge- stalt und hellbräunlicher Farbe; seine Umhüllung wird dün- ner, ihre Contouren verschwinden, aber nicht seine grün- liche Färbung. Zu dem Hinabwandern des Samenfadens gesellen sich gleichzeitig als Vorstufen späterer wesentlicher Veränderungen mehrere Zusammenziehungen und Gestalismetamorphosen des Dotters- selbst. (Fig. 65—75. Artefacte der Art für physiologische Zustände. auszugeben, ist ein starkes Stück!) Sie erscheinen kurze Zeit, nur einige Wochen nach dem Eintritte des Spermatozoiden (?!) und als ihr erster Anfang ist die erwähnte Biscuitform zu deuten. Letztere vermittelt eine Lösung der Adhäsionen zwischen den Eihäuten, der Dotter wird in zwei Hälften geschieden, deren eine grössere das Keim- bläschen, andere kleinere das Spermatozoid enthält. Oft schon in die- sem Stadium beginnt die Theilung des angeschwollenen Samenfadens. Lösen sich die genannten Adhäsionen erst später, so nimmt der Dotter statt einer Biscuit- eine Flaschenform an, an dessen Spitze das Sper- matozoid noch sichtbar ist. » M «Nach einem Verlaufe von mehreren Wochen (?) kommen neue wesentliche, auf die künftige Ernährung des Embryos sich beziehende Veränderungen des Dotters zum Vorschein: er wird gelb, in seinem Innern entstehen anfangs grössere, später kleinere, gelbe Fettbläschen, welche gleichzeitig auch im Eierstocke angetroffen werden. Während 407 der Entwicklung dieser zieht sich das Keimbläschen zusammen, wird kleiner mit deutlich unterscheidbaren, weisslich glänzenden Keim- flecken, rückt öfters nach einer Seite des Dotters und ist nicht grösser, als die erwähnten grösseren, im Dotter sichtbaren Bläschen, welche eine dünne Umhüllungshaut haben und nach den Regeln der endogenen Zellenbildung sich vermehren. (Zellen im Dotter, welcher sich noch nicht gefurcht hat?) Der Samenfaden wird in diesem Stadium immer schwieriger zu erkennen, selbst die Verdunstung gibt keinen ge- wünschten Aufschluss mehr. Sind die Eier goldgelb, etwa Y,,” gross - geworden, steht ihre Reise in die Kiemen bevor, so enthalten die Fächer dieser eine Menge bisher nicht erwähnter gelber Fettbläschen, für welche als Analogon die Fettablagerungen bei den Insecten und Winterschläfern gelten können, aber nicht mit den gelblichen Eiern ? ‚selbst verwechselt werden dürfen. Das Auffinden ee im Dotter ver- senkten Spermatozoiden wird immer schwerer und problematischer. Neben der zunehmenden Dichte und stärkern Färbung jener ist das "hauptsächlichste Hinderniss ihre Kleinheit und Unbedeutsamkeit. Sie sind unterdessen rundlich und dadurch mit den anderen in, auf und neben den Eiern befindlichen Körnchen vollkommen ähnlich geworden. Das einzige Auskunftsmittel hat Herr Keber nach vielen Mühen end- lich in dem Umstande gefunden, dass die Spermatozoen in Körn- chen zerfallen, welche in der Substanz sich vertheilen, und zwar zu einer Zeit, in welcher die Eier noch grau, nicht gelb sind; ferner, dass, wenn auch selten, bei der Verdunstung der beschriebene ausgestülpte Dottersack vortritt und in ihm das gerade in Zer- heilung begriffene Spermatozoid noch liegt. Bei diesem Zer- fallen in Körnchen liegt die Hülle des Samenfadens entweder ihnen dicht an oder dehnt sich in einen mehr oder weniger engen Hof aus, von welchem sich helle Intercellularräume strahlenförmig in den Dotter eiten. Die Körnchen liegen verschieden dicht beisammen, in sechs bis acht Häufchen, gerade, krumm oder strahlig vertheiltl. Einzelne örnchen haben farblose oder grünliche Hüllen. Der Zeitraum dieses allens der Samenfädchen in Körnchen ist ein schnell vorübergehen- "und der schwierigst zu beobachtende Theil der ganzen Unter- suchung, besonders wegen ihrer Kleinheit und Aehnlichkeit mit an- eren Bestandtheilen der Eierstocksflüssigkeit, so wie wegen ihres angels an constanten und charakteristischen Merkmalen, Ob diese nchen zu Kernen der spätern Embryonalzellen ‚werden oder blos m Dotter sich heimischen, welches ihr Verhältniss zu den aus dem imflecke kommenden, hellen Kernen der Furchungskugel sei: das t Herr Keber zu erörtern nicht vermocht» (S. 31 — 46). Ich bin mit meiner Darstellung zu Ende, indem ich die noch nach- gende physiologische Skizze dem sachverständigen Leser anheim- 408 gebe. Mein Urtheil über diese ‚mitgetheilten Resultate geht dahin, dass an der ganzen Sache nicht Ein Wort richtig, Alles nur die Folge einer grossen Unkenntniss im mikroskopischen Sehen ist. Es erübrigt mir also der Beweis dieses hart klingenden Ausspruches und ich beginne zu diesem Zwecke mit der Entwicklungs- geschichte als der besten Leiterin auf den Irrwegen, in welche uns Herr Keber geführt hat. Eine Beschreibung der Ovarien kann ich unterlassen, weil ihre Lage, Gestalt, Structur und Grösse mit derjenigen des Hodens und seiner Ausführungsgänge identisch ist. Die «ziemliche Dicke» der Hülle, von welcher Zeuckart t) spricht, ist unseren Muscheln nicht eigen, vielmehr ist dieselbe so zart und dünn, dass nur Säuren durch Einschrumpfen des Inhalts sie kenntlich machen. Dieser besteht aus Formelementen und einer zähen, eiweissartigen Masse, welche gleich dem Liquor seminis die erstern einhüllt, unter einander ver- einigt und als solches Bindemittel an allen Organisationsvorgangen der Drüse den innigsten Antheil nimmt. Die elementare Zusammensetzung ist EBENE: A) Aeusserst feine, glänzenden Punkten ähnliche, nicht messbare, und grössere (0,004 —0,005”), weniger glänzende, fettartige, malt- weisse, scharf contourirte, runde, eckige, aber auch ovale, läng- liche, zusammengeschnürte Körperchen; beide mit lebhafter Molecular- bewegung. Säuren, Alkalien, Aether und Alkohol geben jene. als reines, fein vertheiltes Fett, diese als eine Verbindung von ihm mit Eiweiss zu erkennen: zumal Jod und nachfolgende Schwefelsäure letz- tere intensiv rothbraun färbt, während erstere glänzend und farblos’ bleiben (Fig. 13«). Diese Körperchen, deren Menge mit dem Alter zunimmt, bilden, wie diejenigen des Samens, mit der erwähnten zähen, hyalinen Masse den Hauptbestandtheil der Eiläppchen und ballen sich zu runden Kugeln von wechselnder Grösse (0,005 — 0,02”) zusammen. In diesen liegen sie bald gedrängt an einander, bald tritt zwischen s und über den Rand, oft um die Hälfte des ganzen Durchmessers, die Bindesubstanz in Form einer abgehobenen Zellenmembran hervor, bald schliessen sie Kerne ein und veranlassen dadurch Verwechselungen mi körnerhaltigen Zellen oder Bläschen: wie es Herrn Keber, der sie für die Eianfänge hält (S. 14) begegnete (Fig. 435). Nicht minder wird’ Jeder bei aufmerksamer Durchmusterung dB Mühe, mit ‚welcher, ‚er !) Dessen vortrefflicher Artikel: «Zeugung» in R. Wagner’s Hand wörterbuch % der Physiologie. Bd. IV, S. 801. blematisch sind, nicht reinigen. 2) Wie in der Samenmasse erscheint auch hier besonders bei alten Individuen, diffuses Pigment in ziemlicher Menge sowohl in den isolirten, ala zu Klümpchen vereinigten Körnern, in der Farbe vom Gummigütigelben bis zum Dunkelbraun. } 3) In dieser theils farblosen, theils gefärbten, körnerreichen Masse liegen alle Entwicklungsstufen der künftigen Eier, zahlreicher bei den _ jüngsten, spärlicher und periodenweise bei den erwachsenen Thieren. Dahin gehören: runde, längliche, kernähnliche Bläschen (von 0,002 — 0,004") mit _ einem glänzenden Körperchen (Kernkörperchen) ia der Mitte und einem theils durchsichtigen, theils fein punktirten Inhalte. Sie füllen, zumal . Drei jungen Exemplaren (von 0,75—1,5” Länge) die Follikel oft ganz _ allein aus und nur die fetiglänzenden Körner liegen in ihren Zwischen- j räumen (Fig. ka). Woher stammen diese Kerne? Darüber geben die kleinsten (0,5” langen) Muscheln den besten Aufschluss. Man findet f ‚hier zwischen den noch spindelförmigen Muskelzellen des Fusses zahl- reiche Häufchen anderer, runder, körnerhaltiger Zellen (0,006”'), welche ‚mit einem eiweissartigen Blasteme an einander kleben und die Form ‚der späteren Läppchen unverkennbar einhalten. ‘In anderen Häufchen ‚dieser Embryonalzellen ist bereits der körnige Inhalt gelöst und ihr ‚runder, heller oder granulirter Kern (0,0045) mit einem glänzenden Kernkörperchen deutlich kennbar. Sie gleichen auf dieser Stufe den ei der Samenbildung erwähnten Zellen, welche sich durch fortgesetzte 'heilung ihrer Kerne zu Cysten mit Inhaltsbläschen heranbilden (Fig. 14 b, 30). Wie die Ovarial- und Hodenläppchen schon durch die Gleich- it ihrer äussern Gestalt, Lage und Ausführungsgänge keine Unter- iede darbieten: ebenso gibt sich in der Entwickelungsgeschichte ihrer mentarformen die grösste Uebereinstimmung kund. Auch in diesen len sieht man nach vorher eingeleiteter Theilung des Kernkörper- 'hens die darauf folgende des Kernes, bis endlich Mutterzellen (0,008 — 1,015”) mit zwei, vier bis zwanzig und mehr solcher sich theilender schen (0,002— 0,003”) mit glänzenden Kernkörperehen (0,0009") er Inhaltsmasse erschienen sind (Fig. A4c). Allmählich berstet die ; die Bläschen, in einer feinkörnigen Substanz gelegen, bleiben gs noch in Häufchen beisammen, bis sie sich durch eine enge nanderlage zu obigem Bilde formiren. Ihre weitere Entwicklung so. Sie (0,006—0,04”) nehmen mit ihren Kernchen (0,001 — 004”) an Grösse zu, der Inhalt wird feinkörnig, ins Graue spielend, r Glanz des Kernchens intensiver, Spuren seiner Theilung melden Sich an (Fig. Ak d). Endlich umzieht einzelne von ihnen, besonders die grösseren, ein zarter Anflug einer weissen, köürnerlosen Masse — 409 : lung mit schwanzlosen Samenfäden, welche überdies noch sehr pro- | . 410 der Bindesubstanz der Körner. Diese wächst in der Art, dass sie sich anfangs als ein kleiner, mattweisser, einzelne Körnchen mit sich füh- render, buckliger Vorsprung über das Niveau der Inhaltsmasse erhebt (Fig. Ak e, Fig. 15). Hat dieser Vorsprung, an seiner breiten Basis mit dem Mutterboden noch innig vereinigt, etwa einen Durchmesser von 0,009— 0,01” erreicht, so legt sich um ihn von- Neuem wie ein lichter Hof eine dünne Eiweissschichte, welche zu einer kaum mess- baren (0,0008—0,0009”) Membran mit scharfen Contouren verdichtet | (Fig. 46). Nun waltet kein Zweifel mehr: das eingehüllte Bläschen ist zum Keimbläschen, sein bisweilen getheilter Kern zum Keimfleck, die umgebende, mit zunehmender Grösse an Kernen sich vermehrende Masse zum Dotter und die weisse, helle Einfassung zur abschliessen- den Eihaut geworden. Bis hierher entgeht mir so wenig, wie dem Leser der unsichere Boden meiner Deutung des Entwicklungsmodus bei Samen und Ei: allein die einzelnen, bei organischen Bildungsprocessen übereinstim- menden Vorgänge haben sich so rasch und frühzeitig zu’ einem Ge- staltungsgesetze erhoben, dass dasselbe, auch bei entschiedenstem Widerwillen und dem täglich mehr schwankenden Begriffe von Zelle, immer wieder als unabweisbare Chablone derartiger Anschauung sich aufdrängt. Weit mehr, als alle solche Deutungen, welche noch lange subjectiv bleiben werden, genügt mir der bestimmte Nachweis von Formen, welche darthun, dass das Keimbläschen ein getheilter Kern, der Keimfleck sein Keimkörperchen ist, und dass erst von dieser Stufe aus die Formelemente des Hodens und Eierstocks ihre Identität aufgeben. Die nun folgende Lösung des Eies wird. viel eher der Beobach- tung zugänglich und also eingeleitet. Dasselbe, an seinem freien Ende abgerundet und das Keimbläschen einschliessend, dehnt sich mehr und mehr in die Länge. Die äussere Hülle legt sich enger um die An- heftungsstelle, welche bereits in einen schmalen Fortsatz ausgezogen ist, und schnürt ihn ab. Der fast fadenförmig gewordene Fortsatz des Dotters reisst, zieht sich nach der, schon in die Kugelgestalt über- gegangenen übrigen Dottermasse zurück: dadurch entsteht eine kleine, kanalförmige Communication zwischen früherem Mutterboden und elasti- scher Eibülle (Fig. 47). Endlich wird auch diese los, schnellt zurück und bleibt als kleiner gerunzelter Fortsatz auf der äussern Kugel-” oberfläche liegen (Fig. 18). Oft werden dabei einzelne, zurückgebliebene Dottertheilchen, wie Eiweisstropfen, Dotterkörnchen von ihm mit au genommen; oft bleibt er längere Zeit weiter offen stehen, zieht sich erst mit der Grössenzunahme des Dotters vollständig zusammen und treibt dabei einzelne Tröpfehen von letzterem wieder nach Aussen; oft trennt sich die ganze Dotterkugel mit noch breiter Basis bis von ihrer 411 Mutterstätte und erhält dadurch an ihrer Trennungsstelle eine kleine Vertiefung, über welche sich der gefaltete Fortsatz brückenartig spannt. Zur Loslösung des Eies mögen neben dem räumlichen Missverhältnisse, welches durch den Dotterwachsthum mit dem übrigen Inhalte entsteht, auch die Contractionen des Fusses, zufolge der innigen Verbindung - seiner Muskelbündel mit den Drüsenläppchen, Einiges beitragen. = Die auf angegebene Weise frei gewordenen Eier liegen im erwach- senen Thiere und zur Zeit der vollen Geschlechtsreife dicht gedrängt ‚in verschiedenen Altersstufen nebeneinander und werden von den Kör- mern des Inhalts, ihren Klümpchen und der Bindesubstanz so innig umschlossen, dass ihre einzelnen Eigenschaften schwer zu erkennen sind. Aus dem Eierstocke genommen, bietet das junge Ei nachstehende Zusammensetzung. - Ein darchsichtiges, helles, nur sehr schwach granulirtes Keim- "bläschen (0,01 —0,02') mit einem in Theilung begriffenen oder schon getheilten Keimfleck. Im letztern Falle ist der ursprüngliche Theil immer der grössere (0,007—0,008”), der abgetrennte der kleinere (0,002— 0,003”). Die Theilung, welche Herr Keber *) mit dem Ein- twitte des Spermatozoids ins Ei in genaueste Wechselbeziehung setzt, st keineswegs damit zusammen; sie erfolgt ebenso oft vor der mlage des Dotters, ja schon in der Cyste, als sie auch nach der- ‚selben noch einige Zeit ruht. Der Keimfleck ist ein glänzender, soli- er, praller Körper, bläht sich nach Zusatz von Essigsäure auf, wird serst durchsichtig, ohne zu verschwinden, während die abgetheilte ion noch viel länger dieser Einwirkung widersteht und höchstens n Helligkeit zunimmt. Der Dotter ist eine feinkörnige, graue, gelblich aue, in Fäden sich ausziehende Masse, verliert mit dem Alter seine rehsichtigkeit, weil in ihm, besonders um das Keimbläschen, zahl- iche, glänzende, scharf contourirte Dotterkörnchen (0,004 — 0,005”) eten, und zerfällt nicht selten in verschieden grosse, zarte, durch ilung sich mehrende Eiweisstropfen. Enge um die Dottermasse legt sich die Eihülle, anfangs äusserst zart, unmessbar, mit Einem ntour, später an Dicke (0,0009 — 0,094”) zunehmend, mit zwei deut- lichen Contouren,, ist äusserst elastisch, ohne alle Structur und bildet an einer Stelle der vollkommen runden Kugel eine kleine nabelförmige vorragung, auf welcher der oben beschriebene, von Herrn Keber ikropyle» genannte Fortsatz sitzt. Derselbe ist ein 0,003— 0,005" er, 0,002 — 0,003” breiter Kanal mit einem nach Aussen gewul- en Rande und einer gerunzelten Wandung, welche als der später jete Theil der Eihülle anfangs noch zarter und dünner (0,0003 — 0,0004”) denn diese ist. Seine innere, vom Herrn Verfasser nirgends =) «Ein (gesundes) Ei mit einem noch ungetheilten Keimfleck enthält noch kein Spermatozoid. » 8. 31. 412 erwähnte Oeffnung führt direct ins Ei, ist scharf contourirt, gewöhn- lich grösser (0,0006 — 0,009”), als die äussere (0,002 — 0,003"), gleich dieser rund, etwas oval und nur nach der ‘Lage des Eies in ihrer Form (vollkommen rund, elliptisch, als scharfer nach "Unten convexer Strich) wechselnd, sehr oft auch gar nicht sichtbar, ihr Durchmesser meist im geraden Verhältnisse zu demjenigen der Eier: in jungen klein, in erwachsenen grösser. Gewöhnlich liegt er mit seinem nabelförmigen Vorsprunge in ihrer Oberfläche eingesenkt, die innere Oefinung wird dadurch dem Dotter genähert und die Eihülle narbenförmig eingezogen, in strahlen- oder halbmondförmige, bis über die‘ Mitte der Kugel reichende Falten gelegt (Fig. 22, 23, 25, 26). Mit zunehmendem Alter des Eies wird’er kürzer, seine Wand breiter (0,002—0,0025”), ab- 7 geplattet und, wie schon erwähnt, sein Inneres mit röthlich schillern- den Eiweisströpfchen, glänzenden Dotterkörnchen, zurückgebliebener, abgerissener Dottermasse ausgefüllt, oder der ganze Vitellus bleibt in ihm wie an einem Aufhängepunkte befestigt. Die Annahme dieses Fortsatzes wirft Herr Keber den früheren Beobachtern als Irrthum vor, vindieirt sich aber denselben als neu entdeckte Mikropyle, welche in jüngster Zeit schon vor ihm Leuckart *) beschrieben hat; ferner spricht er ibn, ebenfalls der Wahrheit zuwider, den jüngsten Eiern ab und bringt ihn unglücklicherweise mit der Thei- lung des Keimflecks in Verbindung (siehe 44. Anmerk.). Seine wei- tere Behauptung, dass die Mikropyle sich manchmal zuschnüre und bei der Fortentwicklung des Eies ganz verschwinde (S. 32 u. 34) ist nicht minder unrichtig, im Gegentheil: sie bleibt unverändert durchs ganze Eileben, auch dann noch, wenn das Thier die Hülle verlässt und liegt gewöhnlich, aber nicht immer, gegenüber dem künftigen Schlosse, d. i. dem Rücken des Embryos. Endlich ist überhaupt ihr Vorkommen kein so einzeln dastehendes Phänomen und darum keines’ solehen Aufhebens werth: sie findet im Thierreiche noch manche, mehr oder weniger übereinstimmende Analogie, und hat, so weit meine Er- fahrungen bis jetzt reichen, mit dem Befruchtungsacte Nichts zu thun, ist vielmehr an die Construction des Eierstocks und den davon ab- hängigen Modus der Eierablösung gebunden. Sie erinnert an ‘den Fortsatz der Holothurieneier, mancher Insecteneier; das vom Spinnenei vorgetriebene Divertikel des Ovariums, die zum einseitigen, faden- förmigen Fortsatze ausgezogene Eihaut, welche das Eiweiss des Schnecken- dotters einhüllt, selbst die Chalazen des Vogeleies stehen ihr nicht so fern. Das nächste Stadium, in welches das zur Furchung sich vorberei- tende Ei tritt, ist die Bildung des Eiweisses, des Nahrungsmaterials für den künftigen Embryo. Die Natur schlägt dazu folgenden Weg ein. !) Loc. cit. pag. 804. 415 —. Zu beiden Seiten (die Mikropyle als Oben, das gegenüber liegende Keimbläschen als Unten betrachtet) erscheint bald mehr nach Oben, bald in der Mitte, am seltensten nach Unten zwischen Dotter und - Eihülle eine dünne Schichte Eiweiss (Fig. 19). Mit ihrer Zunahme _ erhält ersterer anfangs nur schwache Eindrücke, wird nach oben etwas schmäler und nimmt dadurch die Gestalt einer Birne!) an (Fig. 28). Die Einschnürung schreitet weiter nach der Mitte vor und endet mit _ einer vollständigen Trennung in zwei ungleiche Portionen (Fig. 21, 22, 23, 24, 32). Die erstere von ihnen, bei weitem grössere, gewühn- lieh unten liegende birgt das Keimbläschen mit getheiltem’ Keimflecke, ist durch bedeutende Zunahme von Dotterkörnchen bei durchfallendem Lichte dunkel und stellt schon eine ziemlich compacte Kugel dar (Fig. 24 d); die andere, obere ist heller, nur sparsam mit Dotter- körnchen versehen, von anscheinend weicherer Consistenz, leicht zer- Diesslich, theilt sich in mehrere Kugeln, zerfällt nicht selten in eine - Unzahl kleiner, mattweisser Eiweisstropfen (Fig. 22 d) und verschwindet nach Zusatz von Säuren und Kalien dem Auge’ (Fig. 249). Allmählich löst das immer stärker werdende Eiweiss auch im Grunde des Eies, so wie an seiner Mikropyle die noch eihzigen Befestigungspunkte des Vitellus: und in der unterdessen ausgedehnten Eihülle schwimmt die ‚runde, dunkle, vielkörnige, schon ins Gelbliche spielende, Dotierkugel mit Keimbläschen, neben oder über ihr gewöhnlich die andere, oft auch zwei kleinere, abgelöste Eiweisskugeln (0,04 — 0,04”) (Fig. 25). s Schicksal dieser letzteren ist ein doppeltes: entweder wird sie mehr und mehr durchsichtig, im Durchmesser kleiner und endlich in er Eiweissschichte aufgelöst, oder ihre zähe, weiche Consistenz ver- ndelt sich in eine festere, etwa die des Wachses, gestandenen ges um, sie bekommt ein fettglänzendes, gelbliches, oft fein punk- es, oft glattes Ansehen, äusserst dunkle, mitunter gefaltete Con- en, einzelne, theils wie angefressene, röthlich schimmernde Lücken, heils kernähnliche Löcher in ihrem Innern, widersteht mit Ausnahme iner grössern Helligkeit hartnäckig den gewöhnlichen Reagentien, bleibt durchs ganze Eileben bis zur völligen Embryonalausbildung mit ter Grösse von 0,04 — 0,02" in der Eiweissschichte liegen (Fig. 25 9). ieser Abschnürungsprocess des Dotters oder vielmehr seine Theilung a Bildungs- und Nahrungsdotter kommt bei den Fliegen in der eben eschilderten Weise vor; steht auch im übrigen Thierreiche keines- 25 isolirt da, findet aber seine verschiedene Deutung. So ent- chen einerseits der einen (oder den mehreren) körnerlosen, sich enden Eiweisskugel jene rundlichen, schwach granulirten Körper #) Auf ähnliche Weise, nur mit anderer Deutung, schildert Loven die Dotter- veränderungen bei Modiolaria, 414 oder Blasen, deren Erscheinen beim Beginne der Furchung von ver- schiedenen Forschern *) angegeben ist, und bestätigen die Richtigkeit der Annahme von Ruthke?), Leidig ®), Bischoff *), Leuckart®) gegen- über derjenigen von Fr. Müller °) und Loven?), dass sie für die Bil- dung des Embryos bedeutungslose, bei der Dottercondensation aus- | geschiedene Massen sind. Nur Leuckart®), welcher diesen Vorgang zwar bei anderen Thieren kennt, erklärt ihn bei den Acephalen in der Art, dass die beiden getrennten Dotterhälften schon wirkliche Furchungskugeln sind, deren eine sich fort verändert, die andere ruhen bleibt, bis sie von den Abkömmlingen der ersteren umwachsen wird, eine Annahme, welche durch die Gegenwart des noch unveränderten Keimbläschens ?) in der dunkeln Kugel, also den noch nicht ein- geleiteten Furchungsprocess und besonders durch das gewöhnliche Verschwinden der anderen widerlegt wird. Häufig nimmt aber diese abgeschnürte Dotterportion die schon erwähnte andere, mehr feste, auf angewendeten Druck in Klümpchen zerfallende, feitglänzende Form an. In diesem Falle erinnert sie leb- haft an den von v. Siebold }%), v. Wittich 44) mit ziemlicher Ueberein- stimmung geschilderten, von Carus !2?) dem Jüngern als Dotterkern gedeuteten, räthselhaften Körper im Eie einiger Spinnengattungen 13) !) Von den Mollusken: bei Lymnaeus: Carus (schon 4824), Dumortier, Pou- chet, Leidig; bei Limax: Vanbeneden, Leidig; bei Physalia: Leidig,; bei Limapontia: Fr. Müller; bei Tergipes: Nordmann; bei Actaeon: Vogt; { Paludina: Leidig; bei Aplysia: Vanbeneden; bei Teredo: Quatrefages; bei Modiolaria: Zoven; von den Entozoen bei Strongylus auricularis: Reichert; von den Würmern bei Nemertes: Desor; beim Blutegel: Frey; bei Clepsin: (Polarring): Grube; bei Sabellaria: Quatrefages; von den Wirbelthieren? beim Hunde, Kaninchen und Meerschweinchen: Bischoff. N ?) Erichson’s Archiv. 4848, pag. 487. ®) Diese Zeitschr. Bd. II, pag. 146. *) Entwicklungsgeschichte des Meerschweinchens, pag. 18. N ®) Loc. eit. pag. 927. 6) Erichson’s Archiv. 1848, pag. A. ?) Muller’s Archiv. 4848, pag. 531. 3) Loe. eit. pag. 929. f %) Seiner Ansicht über die Furchung der Najadeneier conform behauptet Leuckart freilich auch, dass bei ihnen das Verschwinden des Keimbläsch: erst einige Zeit nach der Berührung mit den Samenkörperchen stattfi Loe. cit. pag. 924. 10) Vergleichende Anatomie, pag. 543. '!) Observationes quaedam de aranearum ex ovi evolutione. Halis 1845, ler’s Archiv. 4849, pag. 122. 12) Diese Zeitschr. Bd. Il, pag. 104. ’») Nach Carus auch im Froschei. Diese Zeitschr. Bd. II, pag. 103. 415 (Eycosa, Thomisus, Dolomedes, Salticus, Tegenaria). Vielleicht sind beide Bildungen bei gleichem äussern Aussehen, gleicher. Grösse, Ge- stalt und gleicher Fortdauer ihrer Existenz auch gleichen Ursprunges, nur mit dem Unterschiede, dass bei den Arachniden schon vor der eigentlichen Dotterumlagerung des Keimbläschens ein zur Bildung des Embryos nicht direet serwendeter Dotter zuerst auftritt und solche Veränderungen erleidet, welche eine Löslichkeit und Vertheilung im pin Eiweiss unmöglich machen. Betrachtet man nun nach diesem geschilderten Processe das zur nz fertige Ei, so erscheint es als eine pralle Kugel’ (0,1), deren mit der Mikropyle versehene Hülle (0,0045”) das grösstentheils von der Dottercondensation gebildete Eiweiss einschliesst, In letzterem chwimmt allein oder neben dem oben geschilderten, fettglänzenden Körper gewöhnlich, aber nicht immer mit excentrischer Lage der Dotter. Er ist vollkommen rund, 0,08” gross, bei durchfallendem Lichte grau bis schwefelgelb gefärbt, durch die dicht gedrängte Aneinanderlage seiner Elemente ziemlich compact und enthält, schon fast unkenntlich, las helle Keimbläschen (0,03”) mit seinem glänzenden Keimflecke (0,01”) (Fig. 25). Wie im Anfänge seiner Bildung, so ist auch in iesem Stadium keine Dotterhaut zu erkennen. Ausser den früher ähnten Gründen spricht auch die eben geschilderte Abschnürung am besten gegen ihre unmittelbare Umlagerung, so wie auch Leuekart ), gt?) (bei Actaeon), Ruthke?) (bei anderen Mollusken), Leidig*) (hei hnecken) eine solche dem beginnenden sich furchenden Eie ab- rechen. Anders gestaltet sich aber die Frage, ob die mit der Mikro- yle versehene Eihülle, in welcher der Embryo durch sein ganzes Ei- eben verharrt, als eigentliche, von der Eiweissschichte abgehobene erhaut, wie Leuckart will, oder als Chorion im Sinne der früberen 'scher (Carus, R. Wagner, v. Siebold) zu beanspruchen sei. Mir lünkt die Antwort darauf eine subjective, da es im Grunde auf das- e hinausläuft, ob ein mit einer besondern Haut versehener Vitellus ch der Umhüllung mit Eiweiss, dessen äusserste Schichte zum Cho- ion verdichtet, erstere verliert, oder die Dotterhaut durch Eiweiss om Vitellus abgehoben wird und als Chorion persistirt, um so mehr, ; Leuckart selbst zugibt°), dass in Eiern mit Chorion die Dotter- 3 Recherches sur l'embryolog@nie des Mollusques gasteropodes. Annal. des cienc. nat. 4845, Tom. VI. Erichson’s Archiv. 4848, Heft 2, pag. 457. Diese Zeitschr. Bd. II, pag. 445. Loc. eit. pag. 782. 416 haut gewöhnlich ausserordentlich zart und nicht einmal immer als eigentliche Membran zu erkennen ist, also dem.Ei mit freiem Dotter und abgehobener Dotterhaut gleich wird, so wie, dass die Dotterhaut zum Theil auch die nur für specielle Verhältnisse passende Benennung Chorion trage !). j Diese Veränderungen des Dotters lassen »auch das Keimbläschen nicht unberührt. Unterdessen hat es an Grösse zugenommen und in seinem wasserhellen oder fein granulirten Inhalte treten neben dem getheilten Keimflecke mehrere kleine, runde, mattweisse bis schwach- gelbe, nach Essigsäurezusatz durchsichtige Körperchen oder Flecken (0,004 — 0,004”) auf, welche sich zahlreich vermehren (30— 40) und ersteres oft ganz ausfüllen. Der Keimfleck, noch prall, glänzend, be- kommt ein oder mehrere, röthlich schimmernde, mit angefressenen Rändern versehene Löcher, welche sich zusehends vermehren, ihm dadurch ein körniges Ansehen geben und durch diese, mit Körnchen nicht zu verwechselnde Zerklüftungen seine allmähliche Auflösung vor- bereiten (Fig. 25 ab). Bis in dieses, der eigentlichen Dotterfurchung direct ver Stadium die Muscheleier zu begleiten, war meine ursprüngliche Ab- | sicht, unbekümmert, ob die Gegenwart des Keimbläschens einen Con- tact mit dem Samen ausschliesse oder nicht. Es erübrigt mir noch, meine Rechnung mit Herrn Keber abzuschliessen. Treten auf die Weise, wie er schildert, die Samenfäden wirklich in das Ei? Ich hoffe, meine gegebene Darstellung, zusammengehalten mit der seinigen, #ird dem Leser das Gegentheil ahnen lassen; für den Herrn Verfasser aber noch folgende Gründe meiner Anklage auf falsche und leichtfertige Untersuchung. Eine einfache Beobachtung zeigt: 4) dass der im Innern des Eies quer liegende, « den Samenzellen ähnliche Körper», bei dessen erstem Anblicke Herrn Keber «die Schuppen von den Augen fielen und wie mit einem Zauberschlage Alles kla ward» (S. 4), proportional mit dem Durchmesser jenes 0 Grösse zunimmt; bei ganz kleinen ist er kaum messbar, bei Eiern von 0,01” beträgt sein Durchmesser 0,0006” ee aan ” n 0,0009” ”„ ” ” 0,02” ” ” „ x 0,0040” ” ” ”„ 0,04" » „ „ 0,002” a 08 2 1 is 0,004” ” ” ” 0,4 0 nn ” ” ” 0,008”; Die Länge der Spermatozoidenköpfe bleibt sich aber gleich in den » Bildungszellen, Cysten und freiem Zustande; & ?) Loe. eit. pag. 771. « 417 2) dass dieses Körperchen ebenso in dem zuletzt geschilderten Stadium des ganz von Eiweiss eingehüllten Dotters: also lange nach den von Herrn Keber angegebenen Dotterveränderungen, wie auch in ganz leeren, ihres Embryos bereits entledigten Eihäuten innerbalb der Kiemenfächer leicht aufgefunden wird; demnach eine Fortentwicklung ohne seine Theilnahme vor sich ging (Fig. 25 e). 3) dass dasselbe noch anzutreffen ist bei der Gegenwart zweier, mit Keimbläschen versehener, gleichfalls von Eiweiss umhüllter Dotter- kugeln in Einer Eihaut. Eine vorurtheilsfreie Untersuchung zeigt ferner: #) dass sehr oft die Mikropyle mit ihrem vermeintlichen Sperma- tozoidenkopfe entgegengesetzt dem zu seiner Aufnahme ausgestülpten Dotterfortsatze, in der Nähe des Keimbläschens liegt (Fig. 21); 5) dass die Körperchen innerhalb des Fortsatzes von Säuren rasch, ‚und zwar von der Peripherie nach dem Centrum, von Alkalien aber nicht vollständig gelöst, sondern nur durchsichtiger werden, umge- kehrt aber die Köpfe der Samenfäden durch Säuren einschrumpfen, ‚klein und körnig werden, durch Alkalien aber dem Auge verschwinden; 6) dass dieses Körnchen sehr oft nicht innerhalb des Eies, son- rn in der Mikropyle selbst liegt; ein Umstand, welchen zwei Mög- eiten bedingen: entweder dasselbe ist ein zurückgebliebenes, durch engern Einschluss schärfer contourirtes, auf Essigsäure schnell ver- chwindendes Eiweisströpfen, oder die nabelförmige Ausdehnung der öhulle, auf welcher der Fortsatz sitzt, wird etwas Porgeniebeh. und » auch der Inhalt des letztern höher gerückt; 7) dass der vermeintliche Samenfadenkopf nichts Anderes ist, als der, bisweilen scharf contourirte, Rand der innern Oelff- ung der Mikropyle,. welche mit dem Wachsthum des Eies die en erwähnten Vergrösserungen erleiden muss und, wie der Herr Ver- er richtig bemerkt (S. 21), auch immer quer liegt. Eine weitere unbefangene Analyse des Objectes beweist: 8) dass die von Herrn Keber angeführten Veränderungen des Sper- ozoidenkopfes, a) bestehend in seiner Vergrösserung —: die zunehmende Aus- g der Oeffnung beim Wachsen der Eier ist; inpchen liegendes Dotterkörnchen oder eine in dasselbe einbrechende icke mit röthlichem Lichtreflexe ist, von unmessbarer Grösse bis zu 1,002”, deren mehrere in diesem Raume neben einander sein können; 6) bestehend in der Vergrösserung dieses Kerns —: dass die Con- en des Eiweissklümpchens’ über diejenige des Randes und umge- die des letztern (0,009) über das erstere hinausgehen, wodurch Bild eines verschieden dicken Ringes entsteht; 418 - d) bestehend im Auftreten von Kernchen, die sich im Dotter ver- theilen sollen —: dass diese entweder glänzende Durchlöcherungen des Eiweissklümpchens in dichter Nebeneinanderlage, oder wirklich braune Pigmentkörnchen sein können, dass letztere dann nicht nur die innere Oefinung bis an den Rand ausfüllen, sondern auch hinauf in den Fort- satz, nach unten in den nabelförmigen Vorsprung und bei schon ab- gelöstem: Dotter in dem’ Eiweissraum, so wie in den strahlenförmigen Falten der Eihaut (Herrn Keber’s strahlenförmige Vertheilung im Dotter) sich dicht anhäufen und, wie jedes andere Pigment bei normalen und abnormen Vorgängen aus fetthalligen Eiweissverbindungen. ihren Ur- sprung nehmen; e) bestehend in grünlicher Umhüllung dieser Kernchen —: dass hier ein Irrthum in Folge schlecht weggebrachter chromatischer Aber- ration des benutzten Instrumentes ist; f} bestehend in einem eigenthümlichen Lichtenau —:. dass dieser auch-am Rande der übrigen Eihülle bemerkt wird und bei der Bildung der innern Oeffnung durch das Zusammenfallen. der beiden Schatten, besonders bei ganz kleinem Durchmesser jener, bedeutend erhöht wird; 40) dass die Mikropyle nicht von einer besondern Eiweisshaut, welcher sich die Schalenhaut nur anlege, gebildet werde, sondern letztere eine directe Fortsetzung der Eihülle selbst ist/ und vornehm- lich beim Ausziehen der letztern deutlich wird (Fig. 26); 44) dass die behufs der Aufnahme des Spermatozoids angegebenen Dotterveränderungen (Fig. 27— 32) verschiedene Stufen der beginnenden und zum Theil vollendeten, oben beschriebenen Dotterabschnürungen sind und der abgetrennte Theil wegen seiner gewöhnlichen Lösung im Eiweiss mit einem Befruchtungsacte im Sinne des Herrn Keber’s nichts zu thun hat; 12) dass die Angabe eines Herabtretens des Spermatozoids zwi- schen Eiweiss- und Dotterhaut oder in den Dotter selbst auf Täu- schung beruht und darin seinen Grund hat, dass die vom Alter des Eies abhängige, verschieden grosse Oeffnung der Mikropyle zufolge seiner Kugelgestalt bald an seiner Peripherie, bald mehr oder weniger in der Mitte, dem Auge des Beobachters zugewendet, zu liegen kommt. Dies Dutzend möge genügen: immerhin stehe ich mit noch mehr Gegengründen zu Gebote. Und somit gehen auch meine Bemerkungen’ zu Ende; sie sollten einzig und allein vor so handgreiflichen Täuschun- gen die Wissenschaft warnen, aber nimmermehr die wichtige, noch offen- stehende, nur von Herrn Keber nicht gelöste Frage unmöglich machen. München, den 2%. November 1853." 419 Erklärung der Abbildungen. . 4—12 stellt die Entwicklungsformen der Samenelemente bei den Na- jaden vor. — 26 zeigt die Bildung ihrer Eier, von Fig. 183—26 bedeutet a das —— Keimbläschen; b den Keimfleck; c die Eihülle; d den Dotter ; e die Mikropyle; / deren innere Brunn, 28 die abgetheilte - Dotte, s 3 7—32 sind a HR dem Kaberschen Werke) ler u sad Krhuiben r Pan a die f el [1 4 - . { Bar Are yron ale ur f ya Pam re or aaa Middle au asien BEE DI en er er in je ' ß vet ee iun® Sraimilrotd, ui! en I Kr h end ) mean uw Hi #4 A A ei de an; j uf e' EM ee he ee TEA Een ir BJAr N Hr in ” Kon PT BT BUNT BE A ins ern bh er ihr) Ay ah SH Yayırs ' an er ehem: m ; rei Va erde a lee en ES urn) [2 Inu eindllosihe v bisher ala ag Zeitschr, f. wissensch, Zoologie. V. 28 Beiträge zur Kenntniss der Infasorien, von Dr. Ferdinand Cohn in Breslau. II. Ueber die Cuticula der Infusorien. Hierzu Taf. XXI A. Fig. 1—5. Ueber die Hautbedeckung der Infusorien sind je nach der An- sicht, die man von ihrem Bau im Allgemeinen sich machte, verschie- dene Behauptungen aufgestellt worden. Ehrenberg, der auch in den kleinsten Infusorien das Miniaturbild eines hoch organisirten Thierkörpers erkennt, musste ihnen auch eine Haut von besonderer Structur zu- schreiben; ja er glaubt sogar in der eigenthümlichen, reihenweisen Vertheilung der Wimpern bei gewissen Arten die Anordnung vo) Muskeln zu erkennen, welche eben die Wimpern in Bewegung setzen. Oskar Schmidt beobachtete dagegen in der Haut von Bursaria Leucas, Paramecium Aurelia und P. caudatum zahllose, stabförmige, an beiden Enden spitzige Körperchen, durch welche die Structur derselben der Haut von Turbellarien analog sei (Froriep’s Notizen 4849 und Hand- buch der vergleichenden Anatomie 1852, pag. 86). Im directen Gegensatze zu diesen Ansichten steht die Anschauung von Dujardin, wonach die Infusorien aus einer ungeformten, fleischig gallertartigen Substanz, der Sarcode, bestehen. Hiernach, kann im Infusorienkörper von einer durch besondere Structur ausgezeichneten Membran ebenso wenig, wie von Muskeln und Nerven, die Rede sein; und Dujardin erklärt in der That den Mangel einer Haut als charak- teristisch für die Infusorien; namentlich fehle eine solche absolut den Rhizopoden, wie das Verschmelzen zweier Individuen erweise; bei gewissen Gattungen der eigentlichen Infusorien, welche die Familien der 2 «Leucophryens, Parameciens, Vorticelliens und Urceolariens» bilden, sei eine netzförmige Hülle (enveloppe läche reticulöe) vorhanden, 421 welche sich contrahiren könne und unter ungünstigen Umständen die innere Substanz hindurchschwitzen lasse; sie scheine ein con- tractiles Netz darzustellen, dessen Knoten, in queren oder schiefen Reihen geordnet (en series transverses ou obliques), der Oberfläche den Anschein einer regelmässigen Granulirung verleihen; die übrigen - Gattungen, die beim Sterben zerfliessen, entbehren jeder Haut- bedeckung; ein grosser Theil derselben zeigt jedoch durch die Ver- theilung der Wimpern noch eine Tendenz zur spiraligen Anord- _ nung; bei vielen fehlt auch diese (Histoire des zoophytes a. a. O. pag. 27, 50, 442, 119, 427). In Uebereinstimmung mit der Dwjardin’schen Darstellung ist die von Periy (Beiträge zur Kenntniss der kleinsten Lebensformen a. a. O. pag. 52), wonach die contractile Substanz, aus welcher der Körper der Infusorien besteht, weder Fasern, noch Häute, noch Zellen zeige; ebenso wenig sei in den meisten Fällen eine eigentliche Haut oder besondere, von der Körpersubstanz verschiedene Hülle vorhanden, wenn auch diese Substanz an der äussersten Oberfläche etwas modi- fieirt erscheine. Den Anschein einer schraubenförmigen Anordnung leitet Periy von der spiraligen Vertheilung der feinen, in der Körper- substanz enthaltenen, wohl aus Fett bestehenden Molecüle her. In neuerer Zeit hat sich insbesondere durch die Untersuchungen von v. Siebold und Kölliker die sinnreiche Ansicht geltend gemacht, elche den Infusorienkörper als äquivalent einer einfachen, thieri- chen Zelle betrachtet, und ihn daher, gleich dieser, aus Zellinhalt, Zellkern ünd Zellmembran bestehen lässt. Demgemäss gibt v. Siebold seinem Lehrbuch der vergleichenden Anatomie an, dass die Proto- ven von einer sehr zarten Hautschicht umgeben seien, die ent- ader glatt, oder mit dichtstehenden,, meist in Längsreihen geordneten, immernden Wimpern besetzt erscheint. In gleicher Weise unter- eiden Frey und Leukart in ihrem Handbuch‘ der Zootomie pag. 603 bei den Infusorien eine sehr zarte, vollkommen structurlose Membran on grosser Dehnbarkeit und Elastieität. (Vergl. auch Bergmann und beukart, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, pag. 53.) Ueberein- immend nimmt Kölliker bei diesen Thieren neben dem contractilen inhalt, welcher Körnchen, Vacuolen und Zellkern umschliesst, noch ® eontractile, structurlose Zellmembran an; nur bei den Rhizo- 0 (Amoeba, Actinophrys) lasse sich. keine besondere Hülle nach- n; dieselbe sei entweder zu zart, um unterschieden zu werden, P sie fehle vielleicht, oder es sei vielmehr contractiler Zellinhalt d contractile Membran in eine Masse verschmolzen (Ueber Actino- "ys Sol, Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, I. a. a. ©. p. 200, 214, 215). Gleichwohl glaube ich nicht, dass die nach der Zellentheorie für Infusorien angenommene Membran wirklich als solche bisher nach- bu 28% 422 gewiesen worden sei. Frey prüft in seiner Schrift «Ueber die Haut- bedeekungen der wirbellosen Thiere.: Göttingen 1847» die Möglichkeit, eine solche feine und zarte Membran zu constatiren; er glaubt die Existenz derselben bei den Infusorien durch die Beobachtung erwiesen, dass, wenn man ein Infusorium einem allmählich sich steigernden Druck aussetze, die Hülle zerreisse und der Inhalt rasch austrete, was bei einem hüllenlosen Körper nicht der Fall sein könnte; dagegen sei es nicht‘möglich, die Zellmembran isolirt darzustellen, höchstens sprä- chen die kleinen Fetzen, die man an der Oberfläche der Stentoren beobachte, für die Existenz einer solchen. Ihre chemische Beschaffen- heit sei unbekannt; von einer weitern Zusammensetzung sei nattirlich } keine Spur wahrnehmbar (l. ec. p. 13—16). Was das Verhalten der Infusorien gegen Druck betrifft, so muss ich bemerken, dass keineswegs im allen Fällen die Erscheinung sich | so darstellt, ai Frey sie voraussetzt. Ich habe in meinem Aufsatze über Loxodes Bursaria (siehe diese Zeitschrift Bd. III, Heft 3) die ver- | schiedenen Veränderungen berührt, welche verschiedene Infusorien-” gattungen beim Zerfliessen zeigen und dabei bemerkt, dass fast niemals” dieses Phänomen den Eindruck einer geborstenen und mit Flüssigkeit ge- | füllten Blase mache; aus den bei Loxodes Bursaria beobachteten Erschei- | nungen bin ich insbesondere zu dem Schluss gekommen, dass die Rinden- schicht dieser Thiere nur durch den Aggregatszustand von der Körper- substanz etwas verschieden sei und wie diese, aus einer gallertartigen Masse bestehe, in deren innere Lage Chlorophylikügelchen eingebettet seien, während die äussere, vollständig farblose Schicht die Wimpern trage und von spiraligen Furchen dicht durchzogen sei; eine eigene organische. Membran dagegen habe ich nicht nachweisen können. Gegenwärtig bin ich in der Lage, dieses Ergebniss meiner frü- heren Untersuchungen zurücknehmen zu müssen. Es ist mir näm- lich gelungen, bei Loxodes Bursaria, so wie bei einigen anderen Infusoriengattungen die Existenz einer beson dern Membran nachzuweisen !!). ') Unsere wissenschaftliche Terminologie, die so viele unnütze Synonyme als Ballast mit sich schleppt, richtet oft ebenso viel Verwirrung dadurch an, dass sie wesentlich verschiedene Begriffe nicht auseinanderhält. Wir be= damit ohne Unterschied hier eine structurlose Lamelle, dort die Wand einer Zelle, dann wieder eine dünne, aus zahlreichen Zellen zusammengesetzte Schicht, ‚oder selbst ein ganze System ‚verschiedenartiger Gewebe. Ich bestimmt zu formuliren, und möchte das Wort Membran den homogenen, 2 structurlosen Schichten, das Wort Haut den zusammengesetzten Geweben reserviren. Im Gebiete der Oberhaut sollte das Wort Epidermis, ‘ 423 " Fügt man zu einem Wassertropfen, in welchem sich Loxodes be- wegen, etwas Alkohol, so bemerkt man, so wie die Vermischung - eintritt, eigenthümliche Veränderungen in den CGontouren der Thiere. Ehe noch der Tod eingetreten ist, hebt sich an irgend einer Stelle des Körpers eine zarte Membran blasenartig ab und schwillt ‚allmählich immer mehr und mehr auf (Taf. XXI. A, Fig. 2). Je mehr sie sich ausdehnt, desto weiter löst sie sich von dem unter ihr liegenden Körper ab, und desto deutlicher erkennt man, dass es eine eigen- thümliche Membran ist, die unter der Einwirkung eines endosmoti- schen Mittels sich ausdehnt. Die eigentliche Körpersubstanz dagegen zieht sich durch den Einfluss des Alkohols mehr ‘und mehr zusammen, wie es von einer vorzugsweise aus Eiweiss bestehenden Substanz zu erwarten ist; der Zwischenraum zwischen der aufgeschwollenen Mem- brah und dem contrahirten Körper vergrössert sich daher immer mehr. Sehr oft hebt sich die Membran gleichzeitig von mehreren Punkten des Körpers ab; je länger der Alkohol einwirkt, desto mehr nähern sich die Blasen, endlich fliessen sie zu einer einzigen zusammen. Es zeigen sich hierbei sonderbare Formen, wie ich sie in Fig. 4 abgebildet habe, Hier ‚hatte sich die Membran nämlich an den beiden Seiten des Thieres aufge- ‚bläht, während sie am obern und untern Ende noch festhaftete, so dass der Körper gewissermassen geflügelt erschien (etwa wie ein Ulmen- samen). Endlich löste‘ sich die Membran ‚auch an dem obern Theile ‚des Thieres, so dass die beiden, anfänglich getrennten, seitlichen Blasen sich vereinigten; alsdann schien es, als ob über das Thier ein ‚kugeliger, weit abstehender membranöser Sack gestülpt sei, dessen unteres Ende dem Körper noch fest anlag. Bei längerer Einwirkung des Alkohols gelingt es, die aufschwellende Membran ringsum vollständig von dem Körper abzulösen, so dass diente: eine weite, glatte, rings geschlossene hyaline Blase darstellt, in deren Innern, meist noch durch einen Strang an der Mundstelle festgehalten, ‚der eontrahirte Thierkörper suspendirt ist (Fig. 3). Wenn schon ein Theil der Merabran sich bruchsackähnlich aufgeblasen hat, können die Wimpern an dem übrigen Körper und namentlich in der Speiseröhre ‚noch flimmern; und die contractilen Vacuolen setzen ihr Spiel noch bei weit vorgeschrittener Aufblähung fort (vergl. Fig. 2). yau! Was zunächst die anatomische Structur der durch endosmo- sche Reagentien von dem Thierkörper gelösten Blase betriflt, so zeigt sie keine Spur von einer Zusammensetzung aus Zellen, so dass wir hi berechtigt sind, sie nicht für ein Gewebe, sondern für eine — Epithelium nur von einer mehrzelligen Schicht angewendet werden; für siructurlose Membranen, welche die äusserste Begrenzung eines Körpers bilden, besitzen wir das Wort Cuticula. 424 homogene Membran zu erklären. Dass sie jedoch nicht ganz 'structur- los'sei, beweist eine genauere Untersuchung. Man bemerkt nämlich am leichtesten am Rande der Membran, :bei richtiger Einstellung jedoch auch an ihrer ganzen Oberfläche, dass dieselbe von zarten, dicht aneinanderliegenden parallelen Linien durchzogen ist. Diese Li- nien verlaufen spiralig um die Längsachse des Thierkörpers; ein Linien- system ist rechts, ein anderes links gewunden, so dass beide sich kreuzen und kleine Rhomben einschliessen. Daher bietet bei hin- reichender Vergrösserung die Membran den Anblick dar, den ich in Fig. 5 wieder zu geben suchte, als sei dieselbe aus lauter kleinen, dicht an einander grenzenden rhombischen Feldern zusammengesetzt, welche durch tiefere Furchen von einander getrennt sind und daher gleichsam erhaben erscheinen. Vergleicht man jedoch das Bild, welches der Rand der Memhıran darbietet, so erkennt man, dass derselbe gekerbt erscheint (Fig. 3) und es ergibt sich hieraus, dass die Membran nach zwei sich kreuzenden Richtungen von zarten, dicht neben einander lie- genden Furchen durchzogen, oder richtiger, dass sie nach diesen Richtungen hin gefaltet sei. LE Wir haben demnach gefunden, dass das netzförmige, gestreifte Ansehen, welches die Oberfläche des lebenden Loxodes darbietet, und welches sich auch in der Anordnung der Wimpern äussert, weder von einen durchbrochenen Netze herrührt, wie Dujardin glaubt, noch von der Vertheilung der Hautmuskeln, wie Ehrenberg annahm, ebenso wenig auch von eigenthümlichen, in der Haut verborgenen, stabförmigen Körperchen, wie O0. Schmidt behauptet, sondern dass es eine besondere zarte, homogene Membran ist, welche die äusserste Begrenzung des Thieres bildet und durch zahllose, dicht neben einander, nach zwei entgegengesetzten Richtungen spiralig ver- laufende Furchen gefaltet ist. In meinem früheren Aufsatze über Loxodes Bursaria gab ich an, dass jedes der erhabenen, durch die sich kreuzenden Furchen be- grenzten Felder eine Wimper trage. Wir können uns demnach die Oberhaut des Loxodes als mit zahllosen, kleinen, vierseitigen Pyra- miden besetzt vorstellen, deren Spitzen eben in die Wimpern aus- laufen. Schreibt man der Membran der Infusorien Contraetilität zu, wie dies gewöhnlich geschieht, so würde diese Structur zugleich das Spiel der Wimpern erklärlich machen; nimmt mau an, dass von zwei entgegengesetzten Seiten einer jeden wimpertragenden Py- ramide abwechselnd die eine oder die andere sich zusammenzieht, so müsste die Wimper in einer Ebene schwingen; contrahirten sich nach einander alle vier Seiten, so würde die Wimper einen Kegelmantel be- schreiben. Da jedoch die hier vorausgesetzten Contraetionen der Membran, wie, 425 überhaupt das Spiel der Wimpern sich nothwendig der Beobachtung entziehen, so bin ich weit entfernt, in obigen Bemerkungen den Schlüs- sel für die Wimperbewegung entdeckt zu glauben. Keinesfalls wohnt jedoch der Membran von Loxodes eine energische, ausgeprägte Con- _ tractilität bei, insofern das Thier durchaus nicht die Fähigkeit be- sitzt, seine Form selbstthätig und freiwillig zu verändern; der Anschein - von Beugungen und Krümmungen, ‘den wir manchmal. beobachten, rührt stets von äusseren mechanischen Eindrücken (Anstossen an fremde Körper, an das Objectglas) her, denen der sehr elastische Körper leicht nachgibt. Ein Loxodes kann seine Gestalt nicht mehr und nicht anders verändern, als eine Vaucheriaspore, die sich auch beim Durch- treten durch ein enges Loch einschnürt und beim Anstossen an einen fremden Körper sich beugt. Die chemische Beschaffenheit der Membran von Loxodes Bursaria ist eigenthümlich, indem sich dieselbe weder in Schwefel- säure, noch in Kali löst; durch letzteres wird dagegen der Inhalt des _ Körpers zerstört und es gelingt auf diese Weise, die Membran eines _ Thieres als einen weiten, isolirten, leeren Sack darzustellen, in dessen Inhalt höchstens ein Klumpen als Ueberrest des Körpers schwimmt. Nach obigem Verhalten gehört die Membran von Loxodes wohl nieht in die Reihe der Proteinsubstanzen, wie die gewöhnliche ‚thierische Zellmembran, sondern sie entspricht eher jenen stick- stoffarmen Substanzen, sache im Thierreiche als Chitin, im Pflanzen- reiche als Cuticularsubstanz, als die Grundlage eigenthümlicher Membranen bekannt sind. Was die Verbreitung der von mir nachgewiesenen Membran "im Reiche der Infusorien betrifft, so ist es mir bisher nur ‚gelungen, die- selbe in entscheidender Weise noch bei Paramecium Aurelia aul- zufinden. Das Verhalten gegen Alkohol, Schwefelsäure und Kali, sowie die spiraligen und sich kreuzenden Falten, sind hier ganz ebenso, wie ‚bei Loxodes Bursaria (vergl. Fig. 4). Ohne Zweifel findet sich der- ‚selbe Bau bei allen Arten, die Dwjardin durch ihre «enveloppe reti- eul&e» charakterisirt, wenigstens bei seinen Familien der Bursariens und Parameciens. Bei den Vorticellen, die Dwjardin auch hierhin ziebt, ‚konnte ich das Ablösen der Membran durch Alkohol nicht herbeiführen, obwohl die Existenz derselben dadurch erwiesen scheint, dass in Kali ‚die Gestalt des Thieres unverändert bleibt, während sich der Inhalt offenbar löst. Bei anderen Infusorien (Chilodon, Stentor, Trachelius) bin ich nicht sicher, ob überhaupt eine Membran existirt. Bei den ‚Rhizopoden, namentlich bei Actinophrys, glaubt selbst Külliker, dass hier keine vom Inhalt verschiedene Membran vorhanden sei; doch muss ich gerade bei leizterem Thier daran erinnern, dass, wie schon Frey bemerkt, die contractilen Vacuolen hier unmittelbar unter der Körper- 426 oberfläche liegen und die Haut wie einen Bruchsack bei ihrer Aus- dehnung hervortreiben. Was nun endlich die organologische Bedeutung der Membran von Loxodes, Paramecium u. s. 'w. betrifft, so lag mir der Gedanke am uachsten, in ihr eine neue Bestätigung für. die Lehre von .der Zellennatur der Infusorien zu finden und' dieselbe für die durch die Theorie geforderte, wenn auch bisher noch nicht bestimmt nach- gewiesene Zellmembran anzusprechen. Wenn ich gleichwohl an- stehe, die von mir nachgewiesene Membran als entscheidend für. die Natur der Infusorien als einfacher Zellen zu erklären, so leitet mich dabei ein doppeltes Bedenken. Einmal'scheint mir, ‘wie schon oben bemerkt, die chemische Natur derselben, ‘soweit sie sich‘ vorläufig beurtheilen lässt, von der Beschaffenheit echter, thierischer Zellmem- branen abzuweichen. Sie erinnert auffallend an das Verhalten einer Membran, die auch im Pflanzenreiche die eigentliche Zellmembran be- deckt, nämlich der Cuticula. Ich habe in: meinem Aufsatze « de cu- ticula» (Linnaea 4850) gezeigt, dass man durch Alkohol dieses Häut- chen bei vielen Pflanzen in Gestalt einer structurlosen, hyalinen Blase von den unter ihr liegenden Zellen ablösen kann, insofern sich durch dieses Reagens die Cutieula ausdehnt, während die eigentliche Zell- membran sich nicht verändert, der stickstoffhaltige Primordialschlauch dagegen sich zusammenzieht. Auch die Indifferenz gegen Schwefel- säure und Kali wohnt der pflanzlichen Cuticula in gleicher Weise wie der Membran der Infusorien bei. Die spiraligen, sich ' kreuzenden Linien sind ebenfalls bei sehr vielen Pflanzen alsı Guticularzeich- nungen bekannt, ‚und ich habe in meinem oben erwähnten Aufsatze gezeigt, dass dieselben auf eine Faltung dieser Membran zurück- geführt werden müssen. Ohne übrigens auf diese Beziehungen zwi- schen der Cuticula der Pflanzen und. der Membran der Loxodes und Paramecien allzugrosses Gewicht zu legen, machen sie ‚es doch immer- hin nicht unwahrscheinlich, dass die letztere, gleich der erstern, nicht als die eigentliche Zellmembran, sondern neben und über derselben, als ein eigenthümliches, möglicherweise erst später ausgeschiedenes Häutchen zu betrachten sei. Grösseres Gewicht lege ich hierbei auf einen andern Punkt. Gleich- wie nämlich die Cuticula der Pflanzen nicht nur einzellige Organis- men (Closterium, Euastrum ete.), sondern auch vielzellige Gewebe, als äusserste völlig homogene Schicht umschliesst, so scheint eine structurlose, nicht weiter aus Zellen zusammengesetzte, zarte Membran nicht blos die wahrscheinlich einzelligen Infusorien, sondern auch solche — Thiere zu begrenzen, die offenbar aus einem complieirten Gewebe her- — vorgegangen sind. Die Beobachtung, dass insbesondere in der Glasse der Würmer die in Spiritus aufbewahrten Exemplare von einer farb- ’ 427 losen, weit abstehenden Haut eingehüllt seien, die sich von dem eigent- lichen Körper abgelöst hatte und aufgeschwollen war, brachte mich zu- nächst auf den Gedanken, dass diese Schicht wohl der Membran der Infusorien entsprechen möchte. In der That finden wir in den: Lehr- büchern der vergleichenden Anatomie bei einer grossen Menge wirbel- loser Thiere als 'äusserste Schicht der Oberhaut über einem’ mehr oder minder entwickelten, aus Zellen oder Fasern zusammengewebten Co- rium noch eine vollständig structurlose Membran’ angegeben, ‚an wel- - eher sich. zwar mitunter eigenthümliche Zeichnungen, nicht aber eine Zusammensetzung aus Zellen nachweisen lässt. Indem ich der Zusammen- stellung in Frey's Schrift «Ueber die Hautbedeckungen 'der wirbellosen Thiere» folge, so finde ich zunächst unter den Polypen bei Edwarsia nach Quatrefage’s Beobachtungen eine homogene, structurlose, durch _ Maceration sich ablösende Membran, während dieselbe bei Lucernaria Zellen eingesprengt enthält; bei Aleyonidium und Lobularia fand Milne Edwards zwei sehr feine, homogene Häute über einander. Bei Hydra hat Ecker jedwede Organisation der contractilen Substanz, so wie die Existenz einer‘ besondern Haut in Abrede gestellt. Dagegen ist unter ‚den medusiparen Hydroiden bei Synhydra eine glashelle, structurlose Membran von grosser Feinheit über den ganzen Körper und selbst über. den flächenartig ausgebreiteten Sack gelagert; aueh bei den übri- gen Tubularien, so wie bei Eleutheria und den Larven von Cladonema, Sthengo und Callichora ist eine solche nach Dujardin vorhanden; Will beobachtete sie als oberste Schicht der Schirmquallen (Geryonia, Ce- phea); ebenso findet sie sich bei den Rippenquallen (Beroe, Eucharis). Unter den Echinodermen ist eine zarte, wasserhelle, structur- lose Membran bei Synapta, wahrscheinlich auch bei den eigentlichen _ Holothurien vorhanden; Frey fand sie bei Dactylota papillifera. Eine ‚strueturlose Haut bekleidet nach Farre das Thier und die Zelle der erbankia; auch, bei andern Bryozoen ist sie nachgewiesen worden. Die Haut der Räderthiere und Tardigraden ist ebenfalls völlig Structurlos und wasserhell; eine gleiche findet sich bei den Turbella- rien, wo sie zugleich die Wimpern trägt. Unter den Helmin- then und Anneliden kennen wir eine grosse Anzahl von Gattungen, i denen die oberste Schicht der Haut glashell und homogen ist und in der Regel durch Alkohol oder auch schon beim Leben durch asser vom Körper trennt; Dujardin hat eine solche bei Mermis nigri- cans, v. Siebold bei Ascaris nigrovenosa beobachtet, wo sie durch Fal- ung eigenthümliche Formen zeigt; ebenso bei Distomum *), Pentastomum kun: & Die Gestalt des Loxodes (Fig. 3), wo sich die Membran als abstehende Blase ganz vom Körper getrennt halle und nur noch am Munde mit ihm zusammenhing, erinnert ganz an den Bau der Distoma, die sich nach den 428 u. s. w.; selbst die Mutterblase der Echinococcen ist völlig structurlos und hyalin. Auch Serpula, Terebella, Pomatoceros sind von einer farb- und structurlosen Membran bekleidet; ebenso Lumbricus agricola nach Frey. Bei anderen Würmern dagegen wird angegeben, dass die äusserste Haut oft sebr zierlich längs- und quergestreift sei, und desshalb nicht selten perlmutterartig schillere; diese Structur wird von sehr zartun, sich kreuzenden Fasern abgeleitet. Als chemische Eigenthümlichkeit der äussersten Haut der Würmer wird hervorgehoben, dass dieselbe sich in kaustischem Kali schwer oder gar nicht löse; Frerichs wies nach, dass die Membran bei Ascaris nicht die Reactionen einer Proteinverbindung darbietet; die Membran der Tardigraden erklärt Doyöre geradezu für Chitin. Fasst man die in obiger Zusammenstellung hervortretenden Mo: mente zusammen, so wird es sehr wahrscheinlich, dass die von mir bei einigen ntanöiien nachgewiesene Membran der bei zahlreichen wirbellosen Thieren vorkommenden, den Körper zunächst begrenzen- den, homogenen und structurlosen Schicht entspricht. Da diese Schicht aber in letzterem Falle vielzellige Gewebe umschliesst, so wird sie, auch wenn sie sich bei einem einzelligen Thier findet, nicht als Zell- membran betrachtet werden können. Wir werden dieselbe vielmehr als Guticula bezeichnen müssen nach der Analogie jenes structur- losen Häutchens, welches im Pflanzenreich die äusserste Begrenzung jedes ein- wie vielzelligen Organismus bezeichnet. Wie wir uns die Entstehung der Cutieula bei den wirbellosen Thieren zu denken haben, ob durch Ausschwitzung einer, später zur Membran erstarrenden Flüssigkeit, ob durch Verschmelzung primitiver Zellen oder Fasern, oder auf irgend eine andere Weise, ist hier nicht der Ort zu entscheiden; auch möchte sich diese Frage schwerlich ohne neue, entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen mit Sicherheit beant- worten lassen. Soviel ist gewiss, dass bei sehr vielen wirbellosen Thieren über den aus Zellen gebildeten Schichten des Körpers und seiner Oberhaut noch eine homogene, nicht weiter aus Zellen oder Fasern bestehende Cuticula vorhanden ist; dass daher der Nachweis derselben bei einigen Infusorien nicht als Beweis für die einfache Zellennatur derselben gelten kann; dass er ebenso wenig ein Beweis gegen dieselbe.ist, versteht sich von selbst. Beobachtungen von v. Siebold (Bd. IV, Heft 4, pag. 431, Tab. XVI, Fig. 7 u. 8 dieser Zeitschrift) in den Leucochloridien entwickeln; bei ihnen um- gibt eine structurlose Oberhaut, wie eine weit abstehende Cyste, das Thier ? und bleibt nur an Mund und Bauchnapf mit ibm in Verbindung. 429 Erklärung der Abbildungen. Figur 1—5. - Fig. 4.') Ein Loxodes Bursaria vor der Behandlung mit Alkohol; die Wimpern h und Chlorophylikügelchen sind weggelassen. Fig. 2. Durch Alkohol tontrahirt sich der Körper, während sich die Membran an zwei Stellen 'blasenförmig abhebt. Fig. 3. Die Membran umgibt als ein weiter, hyaliner, in zarte Streifen ge- falteter Sack den contrahirten Thierkörper, der nur an der Mundstelle Bis noch durch einen Schleimfaden an ihr haftet. Fig. 4. Paramecium Aurelia, die Membran hat sich durch Alkohol an beiden j Seiten des Thieres flügelartig abgehoben, während sie am obern und untern Ende noch festhaftet; sie ist ebenfalls zart gestreift. - Fig. 5. Ein kleines Stückchen der Membran sehr stark vergrössert, um die sich kreuzenden und rhombische Felder begrenzenden Falten zu zeigen. 4) Ich habe diese Figur hier aufgenommen, um einen Irrthum zu verbessern, den ich in meinen ersten Zeichnungen dieses Thieres (Bd. Ill, Heft 3, Tab. VIl an dieser Ztschr.) mir zu Schulden kommen liess. Um nämlich ein genaues Bild _ von der Richtung der Circulation im Innern des Thieres zu erhalten, benutzte ich beim Zeichnen ein Prisma, übersah jedoch, dass durch dasselbe Rechts und Links vertauscht würde. Es ist daher in jenen Zeichnungen die Richiung des Fr Oesophagus und der Strömung verkehrt gezeichnet, während die Angaben im Text selbst richtig sind. Der Umriss des Thieres gleicht einer Eilipse, die durch eine Sehne, parallel der längern Axe, abgestumpft ist, etwa einem D. Die Lage von Mund und Speiseröhre ist nun so, dass letztere sich von der convexen Seite schief nach unten zur geraden hinüberzicht; oder wenn man die Fläche, welche den Mund trägt, als die obere bezeich- net, so läuft die Speiseröhre von der Rechten zur Linken hinüber. Die _ Cireulation des Inhalts geht, wie ich in meiner oben citirten Abhandlung bemerkt, so vor sich,, dass der in der Speiseröhre herabgestiegene Bissen seinen Weg nach Unten und Rechts fortsetzt. Der Strom steigt demnach an der convexen Seite hinauf und an der geraden hinab, wie dies die zum Ersatz meiner ältern hier aufgenommene Figur 4 andeutet. Ich habe in derselben zugleich auszudrlicken gesucht, wie gross die Geschwindigkeit ‚der Strömuug an verschiedenen Körperstellen ist. Der Bissen «a erreichte ‚nach 40 Secunden den mit (40) bezeichneten Punkt; ebenso ist ersichtlich, wo derselbe nach einer Minute, nach 85” und nach 435” sich befand; nach ' drei Minuten war er wieder an den Ausgangspunkt zurückgehrt. Periy „erklärt meine Bezeichnung des in Frage stehenden Thieres für unrichtig, - und gibt ihm den Müller'schen Namen des Paramecium versutum; ich bin jedoch überzeugt, dass Ehrenberg’s Loxodes Bursaria mit dem meinigen identisch ist; nach meiner Ansicht müssen bis zu der freilich dringend nollıwendigen, gänzlichen Revision. der Infusorien, so weit es irgend thun- lich, die ohnehin allgemein recipirten Ehrenberg’schen Benennungen auf- recht erhalten werden, obwohl ich zugebe, dass Loxodes Bursaria mit - Paramecium sehr nahe verwandt ist, und sich fast nur durch die Circu- meint, sternförmig sein sollten; ich selbst finde sie kreisrund. Die Geburt beweglicher Keime habe ich in der von mir beschriebenen Weise seitdem noch sehr viele Male beobachtet, ohne dass es mir geglückt wäre, eine „ neue Entwicklungsstufe hinzuzufügen. Ueber Encystirung von Oxytricha Pellionella, von Dr. Leopold Auerbach in Breslau. Mit Fig. 1—6 auf Taf. XXI. B, Anschliessend an die in dieser Zeitschrift von Stein und Cohn ge- gegebenen Darstellungen der vorübergehenden Ruhezustände vieler In- fusorien in eigenen Gysten, theile ich hier eine ähnliche Beobachtung mit, welche ein in jenen Arbeiten nicht erwähntes Infusorium betrifft. "| In einem Glase Sumpfwasser, welches sehr lange in meinem Zim- mer gestanden hatte, befanden sich im November vorigen Jahres ausser viel a ünd Oedogonium und einer Beuingen Menpe von Chi- einer bisher nicht beschriebenen Art, deren Untersuchung ich näch- stens zu veröffentlichen beabsichtige. Ausserdem aber war darin eine grosse Menge eigenthümlicher runder Körper, deren mikroskopisches An- sehen in Fig. 4 wiedergegeben ist. Dieselben erwiesen sich kugel- rund und maassen im Durchmesser !/ 10 — 5", im Mittel ungefähr Yao". Die Hauptmasse dieser Körper bestand in einer ziemlich fein und gleich- Ä mässig körnigen, durchscheinenden, etwas braungelblichen Substanz. Im Innern derselben, nahe der Mitte, zeigte sich meist ein dunklerer, ebenfalls feinkörniger, randlicher Körper, von etwa %/; des Ganzen im Durchmesser, zuweilen aber statt seiner 2, selbst 3 kleinere, dicht bei einander gelegene Körperchen ‘von ähnlicher Beschaffenheit, als ob hier eine Zerfällung des kernartigen Körpers in mehre Statt gefunden hätte. Das Ganze war sichtlich von einer Hülle, und zwar, wie mau schon jetzt vermuthen konnte, einer doppelten umschlossen; denn es zeigte dieselbe eine innere, sehr dunkle, aber scharfe und eine äussere, wie. aus feinen Körnchen zusammengesezte Contour. Im natürlichen Zustande umschloss die Hülle ihren Inhalt ganz dicht; durch Zusatz eines Tropfens Salzsäure aber konnte man sie isoliren, indem sich dadurch der Inhalt zusammenzog. Diese Zusammenziehung ‚geschah | 431 übrigens immer in einer eigenthümlichen Weise (s. Fig. 2), so näm- lich, dass ein rundlicher, nach einer Seite aber etwas zugespitzter Körper entstand, an dessen Oberfläche einige tiefe Furchen schief herumliefen. Da es hiernach sehr wahrscheinlich war, dass ich es mit einem _ eingekapselten Infasorium zu thun hatte, so war ich auf weitere Ver- änderungen aufmerksam. Indessen zeigten die Cysten, den ganzen Winter hindurch keine Spur von Leben. Erst gegen die Mitte des Fe- bruar, als das Wasser einige Stunden den Strahlen der Nachmittags- sonne ausgesetzt- gewesen war, bemerkte ich an einem einzigen Exem- plare eine Entwickelung, welche später an dem milden und sonnigen 42. März mit einem Male in fast allen der beschriebenen Cysten eintrat, nachdem sie während des in der Zwischenzeit eingetretenen Schnee- weiters nicht wieder zum Vorschein gekommen war. Die erste: sicht- bare Veränderung war’ die Bildung einer contractilen Blase (Fig. 3), welche sich in anfangs langen, mehre Minuten umfassenden, später ‚ktirzer werdenden Intervallen zusammenzog und wieder anfüllte. Nach- dem dieser Zustand wohl einige Stunden gedauert, fing der Inhalt an, ‚unter langsamen, schwankenden Drehbewegungen durch Zusammen- - ziehung sich von der Hülle zu entfernen, und verkleinerte sich all- mählich zu einem Thierchen, welches kaum die Hälfte des kubischen Inhalıs der Kapsel ausfüllend, sehr lebhaft in derselben sich drehte. - Zu gleicher Zeit ging mit diesen letztern eine Veränderung vor. Es _ bröckelte nämlich die körnige äussere Schale, sei es durch einen che- _ mischen Einfluss des veränderten Inhalts, sei es durch die fortwähren- den mechanischen Erschütterungen von Seiten des im Immern sich be- wegenden Thieres, erst stellenweise, dann nach und nach ab (Fig. 4, au. b) und entblösste so. die früher von ihr bedeckte innere, dünne, ganz durchsichtige, structur- und farblose Blase, innerhalb deren man das Thier genauer beobachten konnte. Man bemerkte nun an ihm ausser feinen, am Rande erscheinenden Wimpern eine dichte Reihe viel stär- _ kerer Wimpern, durch welche es sich als zar Verwandtschaft der ‚Stylonychiae oder Oxytrichae gehörig charakterisirte. Gleichwohl zeigte es nicht die allgemeine Körperform dieser Thiere, vielmehr war es zu \ der früher durch Salzsäure bewirkten ähnlichen, gefurchten Ge- zusammengezogen, die mir aber in der Zeichnung wiederzugeben nicht gelungen ist, wegen der Unmöglichkeit, das lebhafte Thier auch nur für eine Secunde in derselben Lage vor Augen zu haben. Der dunklere, kernähnliche, einfache oder mehrfache Körper hatte ‚sieh in der Substanz des Thieres erhalten. Die contractile Blase war in lebhafter Thätigkeit, aber proportional mit dem ganzen Thiere klei- ner als früher, wodurch die Annahme sich begründet, dass die Flussig- keit, welche vorher die contractile Substanz durchdrungen hatte und 452 periodisch die pulsirende Blase anfüllte, zum Theil durch die Zusammen- ziehung des Thieres in den Hohlraum der Cyste ausgetrieben war und nun das Medium bildete, in dem jenes schwimmend sich tummelte. Seine Bewegung bestand übrigens nicht in einer continuirlichen gleich- mässigen Drehung; vielmehr drehte es sich’ stossweise, bald an dieser, bald an jener Stelle der Innenwand der Cyste angepresst, in mannich- fach wechselnder Richtung, mit: einer erstaunlichen Vehemenz und Aus- dauer Stunden lang, bis endlich die Blase an einer Stelle riss, und das Thier durch den Spalt langsam ins freie Wasser schlüpfte. Mit dem Austreten entwickelte es sich zu der in Fig. 5 gezeichneten Ge- stalt, welche es als Oxytricha erkennen liess. Uebrigens liessen die bald nach diesen Vorgängen im Wasser in grosser Menge vorhandenen Oxytrichae Pellionellae aller Grössen keinen Zweifel, dass sie aus jenen Cysten stammten. Die eben ausgeschlüpften Thiere unterschieden sich von den erwachsenen durch den weniger schlanken, mehr ovalen Um- riss ihrer Flächenansicht, so wie dadurch, dass ihre Substanz weniger hyalin, mehr gleichmässig feinkörnig und etwas gelblich durchscheinend war; doch liessen sich von. ihnen bis zu den Individuen von gewöhn- lichem Ansehen alle Uebergangsstufen finden. Wenn ich das eben Dargestellie den anderweitig beschriebenen Encystirungsprocessen der Infusorien anreihe, so fehlt, um diese Be- hauptung vollständig zu beweisen, freilich noch ein wichtiges Moment, 7 nämlich eine Beobachtung über die Entstehung, über die Abstammung 7 der fraglichen Cysten. Allein, wie sollten wir jene Körper anders 7 deuten? Wirkliche als solche erwiesene Eier der Infusorien kennt man nicht. Die neueren Beobachtungen über die Fortpflanzung dieser Thiere haben neben der Theilung und Knospung nur das Ausschlüpfen leben- diger Junge nachgewiesen, und diese letzteren entwickeln sich dann immer im Innern des Mutterthieres aus Körpern, welche von den Eiern aller anderen Thiere, und auch von den in Rede stehenden, Oxytrichen bergenden, Kapseln ganz verschieden sind. Dagegen haben diese letzteren und die Art, wie aus ihrem Inhalte die Oxytricha sich formt und ausschlüpft, mit dem an Vorticellen, Trachelocerca, Trache- lius Ovum, Euglena u. s. w. beobachteten die grösste Aehnlichkeit. Demgemäss nehme ich an, dass die im Sommer in dem Wasser vor- handenen Oxytrichae mit Beginn des Winters, als die ihr bewegtes Leben begünstigenden oder anregenden äusseren Bedingungen zu fehlen anfingen, zu einer Art Winterschlaf sich anschickten, indem sie an den Stützpunkten, welche das Gewirr der Algen ihnen bot, sich ruhend niederliessen, kugelig zusammenzogen und durch Ausschwitzung einer dann erhärtenden Masse die doppelte Hülle um sich bildeten, in wel- cher sie, von allen Lebensthätigkeiten suspendirt, geschützt verharren konnten, bis der Alles belebende Frühling, und besonders, vielleicht 433 ausschliesslich, die Strahlen der Sonne sie‘zu neuem Leben erweckten. Den Gedanken, dass vielleicht nicht die Oxytricha in ihrer vollendeten Form, sondern in irgend einem Jugend-, einem Larvenzustande sich _ eneystirt, und in der Cyste, wie die Puppe eines Insects, trotz der - scheinbaren Ruhe zur höhern Form sich entwickelt habe, kommt keine Kenntniss einer von der erwachsenen verschiedenen Form der Oxy- tricha (wie eine solche bei anderen Infusorien, z. B. Loxodes Bursaria '), _ vorkommt) zu Hülfe, und widerspricht der Umstand, dass im Winter mit der Thätigkeit der pulsirenden Blase auch jede Spur eines vege- tativen Lebens in dem enceystirten Thiere fehlte. - !) Vergl. Cohn, Beitr. zur Entwickelungsgeschichte der Infusorien im 3. Bande dieser Zeitschrift. y Erklärung der Abbildungen. Encystirte Oxytricha mit einfachem Kern. Zusammenziehungsweise des Thieres nach Einwirkung von Salzsäure. Fig. In einem andern mit doppeltem Kerne versehenen Individuum hat sich 0. die pulsirende Blase gebildet. Fig. kau.b. Ein in seiner von der äussern Schale theilweise hefreiten Cyste ' sich lebhaft bewegendes, 5. ein eben ausgeschlüpftes Individuum. Ueber Encystirung von Amphileptus Fasciola Ehr., von Dr. Ferdinand Cohn, Hierzu Taf. XXI, A. Fig. 6 u. 7. Dass der Eneystirungsprocess ausser den schon früher bekannten noch in sehr vielen Infusoriengattungen vorkommt, ergibt sich daraus, dass dem Beobachter sehr häufig Cysten der verschiedensten Grösse und Bildungsweise entgegentreten, die offenbar nicht von bekannten Formen abzuleiten sind. Leider gelingt es nur unter besonders glück- lichen Umständen, das Ausschlüpfen des Thieres zu beobachten und seine Species zu bestimmen. Selbst wenn das Rotiren des Inhalts der Cyste den nahe bevorstehenden Austritt anzeigt, so vergehen doch oft noch Stunden, ehe derselbe wirklich erfolgt, und wenn man nur kurze Zeit das Auge vom Mikroskop abwendet, so läuft man Gefahr, die Frucht langwieriger Beobachtung zu verlieren, die Cyste leer zu fin- den, indess das ausgeschlüpfte Thier im Tropfen verschwunden ist. Bisweilen hört unter den ungünstigen Zuständen, in denen sich die Infusorien auf dem Objectglase befinden, die Rotation des Thieres, nachdem sie stundenlang gedauert, wieder auf und es findet gar kein Austritt statt. Selbst wenn es gelingt, das Thier im Moment, wo es die Cyste verlässt, zu fixiren, so ist dasselbe doch manchmal so wenig ausgebildet, dass man es keiner bekannten Art mit Sicherheit zuzählen und daher seine Beobachtung nicht systematisch verwenden kann. Es ist mir bisher nur möglich gewesen, das Encystiren von einer neuen Species zu constatiren. In einem Glase mit etwas unreinem Brunnen- wasser fanden sich im August vorigen Jahres am Boden mehrere Cy- sten von ellipsoidischer Gestalt, im längern Durchmesser Y,, W.L. erreichend, von zarter Membran umgeben (Taf. XXI. A, Fig. 6). Das eingeschlossene Thier rotirte sehr lebhaft in der bekannten Weise; es war von spiraligen Furchen durchzogen, so dass der Rand gekerbt schien; in seinem Körper liess sich das Spiel einer contractilen Vacuole B 435 ‚beobachten, auch konnte man deutlich erkennen, dass ein Theil seines Leibes gleich einem verdünnten Halse auf den übrigen Körper zurück- gebeugt war, um in der kugeligen Cyste Platz zu finden. Als endlich „die Cyste durchbrochen ward, streckte sich dieser Halstheil weit aus; und es liess sich das frei gewordene Thier (Fig. 7), in dem ein Kern und eine contractile Vacuole am hintern' Ende sichtbar waren, als Amphileptus Fasciola Ehr. bestimmen. Ganz sicher ist diese Be- stimmung 'insöfern' nicht, "als überhaupt "die Arten des Genus Amphi- leptus Ehr. weder unter einander, noch selbst von einigen anderen Gattungen, namentlich von Trachelius, genau unterschieden werden kön- nen; Ehrenberg selbst ist zweifelhaft, ob nicht sein Trachelius Lamella ein Jugendzustand von Amphileptus Fasciola sein möchte. Jedenfalls glaube ich, dass Dujardin’s Amphileptus Faseiola (Hist. de_ zooph- _ Tab. 44, Fig. A7) mit‘ dem meinigen identisch sei,‘ weil dieser die ‚schon in der Cyste hervortretende, spiralige Streifung des Körpers als specifisches Merkmal aufstellt. mw: j Be; fa ho Aalen Zeitschr. f, wissensch, Zoologie, V. Bd. 29 Bemerkungen über die Geschlechtsorgane von Actaeon, von Dr. €. Gegenbaur. Unter den zahlreichen Nacktkiemern, welche die Algenvegetation des Molo der Quarantäne-Anstalt zu Messina bevölkern, bot mir be- sonders ein Actaeon, den ich mehrfach untersuchte, Verhältnisse dar, die einer Mittheilung werth sein dürften. Die beobachtete Art war 7 Actaeon timidus (Elysia timida Risso). } Legt man die auf den Rücken des Thieres zusammengeschlagene seitliche Ausbreitung des Leibes (Mantel) auseinander, so sieht man durch die dünne und hier ziemlich pigmentfreie Körperdecke ein viel- fach verästeltes, weissliches Organ durehschimmern, das sich mit seinen Endverzweigungen bis an den Rand der erwähnten Körper- ausbreitung erstreckt. Dieses Organ ergibt sich, näher untersucht, zu ” den Geschlechtswerkzeugen gehörig, und wurde auch schon von All man als Generationsorgan (Eierstock) dargestellt. Leider ist mir dieses Forschers Abhandlung unzugänglich und ich kenne sie blos aus einem Citate in v. Siebold’s Lehrbuch der vergleichenden Anatomie (pag. 348). Doch geht schon hieraus ziemlich deutlich hervor, dass noch manches genauer zu untersuchen blieb. Nach meinen Beobachtungen zeigte sich nun das verästelte Organ aus dreierlei drüsigen Apparaten zusammengesetzt, die mit ihren vielfachen Verzweigungen meist nebeneinander verlaufen, und ein besonders in Bezug auf die Verhältnisse der Ausführungsgänge sehr complieirtes Ganze bilden. Unterwerfen wir diese drei Apparate einer gesonderten Betrachtung, so finden wir einen von ihnen aus runden oder ovalen, weisslichen Kapseln gebildet, die mit langen Stielen einem dünnen Kanale ansitzen. Die Kapseln stehen ziemlich zerstreut und halten 0,25 —.0,40 im Durchmesser. Die Ausführungsgänge der ein- zelnen Bläschen oder Kapseln vereinigen sich allmählich und verlaufen, ° ohne dass die durch Vereinigung mehrer entstandenen auch an Stärke zugenommen hätten, nach vorn, wo sie zuletzt nach dem Zusammen- treffen sämmtlicher in einen einzigen Kanal verschmelzen. An den 437 Vereinigungsstellen der ‚einzelnen Ausführgänge ist immer eine kleine Erweiterung bemerkbar. Als Inhalt der erwähnten an den End- verästelungen dieses Kanales sitzenden Bläschen finden sich Eier und Eikeime auf den verschiedensten Entwicklungsstufen, die Bläschen sind somit die Läppchen einer. sehr stark verzweigten Ovarialdrüse, und die Kanäle stellen Oviduete vor. Innerhalb eines Ovarialbläschens finden sich 40—20 oder noch mehr Dotter, alle mit deutlichem Keim- bläschen (dem Kerne der Eizelle) versehen. Ob auch ein Keimfleck vorhanden sei, vermag ich in meinen Notizen nicht aufzufinden. Ein reifes Ei besitzt einen feinkörnigen Dotter und misst 0,05” im Durch- messer. Zwischen den Eiern liegend bemerkte ich noch 0,02 — 0,03”, also relativ sehr grosse Zellgebilde, welche fettähnliche Tropfen ein- schlossen, zu der Bildung der Bier aber in keiner Beziehung zu stehen schienen. Die Eierstocksbläschen (Acini) bestehen äusserlich aus einer - dünnen structurlosen Hülle (Membrana propria), welcher innen kleine, runde Zellgebilde aufsitzen, die auch theilweise zwischen den zu Ei- - keimen umgewandelten Zellen zu finden sind. Diese bilden gleichsam das Stroma des Ovariums. Die Hülle der Bläschen setzt sich in den Ausführungsgang fort und bildet dessen Grundlage. Ob auch die Zellen- auskleidung der ersteren in jenen übergeht, blieb mir unbekannt, doch scheint ein Epithel auch im Ausführgange vorhanden zu sein, denn es war immer deutliches Flimmern in demselben zu: beobachten. Der aus der nach und nach stattfindenden: Vereinigung aller Acini sich zu- sammensetzende gemeinschaftliche Ausführungsgang der Ovarialbläschen erweitert sich plötzlich auf seinem Verlaufe nach vorn, und zeigt so eine 0,15” lange Anschwellung, an welcher Stelle zugleich ein starker ‚Beleg von Ringmuskelfasern um die structurlose Membrana propria itt. Diese Anschwellung erscheint rein weiss, und ist im Innern mit grösseren Zellen ausgekleidet, deren feinkörniger Inhalt die Deu- ıg der Anschwellung als Drüse wahrscheinlich macht. Besondere isenfollikel, wie sie sich nach den H. Meckel’schen Beobachtungen den Ausführgängen der Geschlechtsdrüsen anderer Gastropoden en, stellten sich hier mir niemals dar, Nach dieser drüsigen Anschwellung verengert sich der Eileiter der zu seinen vorherigen Lumen, und geht direct in einen wei- als eine ovale, weisse Masse erscheinenden Schlauch über, der ser vorn im Leibe des Thieres liegt. Es ist der Uterus, dessen dicht verschlungenen Muskelfasern bestehende Wandungen viele Innere vorspringende Falten bilden und gleichfalls mit fein gra- ten, aber mehr cylinderförmigen Zellen. überzogen sind. Nach ‚rechten Seite des Thieres zu setzt sich der Uterus in eine mwandige Scheide fort, welche nach kurzem Verlaufe rechts am ie des Thieres nach aussen mündet. Die Oeflnung ist beim 29 * 438 lebenden Thiere immer eng zusammengezogen ‘und desshalb PS zu sehen. In der Nähe des Uterus fand ich immer noch eine randlibhe; im einen dünnen Stiel sich fortsetzende Blase, die mit ersterem im Zu- sammenhange 'zu stehen schien, da es mir''aber niemals recht ge= lingen wollte, dieses Verhalten zu überzeugender Anschauung zu brin- gen, so muss ich dabei stehen bleiben, es nur als Wahrscheinlich- keit hinzustellen, und will nur noch beifügen, dass diese Wahrschein- lichkeit dadurch mehr Boden gewinnt, dass ich einmal bei losgerisse- ner Blase das Ende des Stiels an dem Uterusgrunde angeheftet fand. Die Wände dieser Blase sind stark muskulös, von gleichem Bau wie der Uterus, nur sind sie innen von einem einfachen, flimmernden Cylinderepithel überzogen, ein gleiches gilt von dem Stiele der Blase, der als Ausführungsgang derselben aufzufassen ist. Als Inhalt traf ich immer eine formlose, krümelige Substanz, die bei auffallendem Lichte weiss, bei durchfallendem dunkel erscheint; dass sie nicht ein Secret der Blase ist, geht aus dem Baue der Wände der letzteren hervor, deren einfacher Epithelüberzug mit einem Drüsenepithel nichts weiter gemein hat: Die Deutung der gestielten Blase als Receptaculum seminis dürfte sowohl nach ihrem Baue, als der Insertionsstelle ihres Stiels ° zufolge eine ziemlich sichere sein; zudem kommt noch ihr Inhalt mit einer ähnlichen, aus veränderter Samenmasse gebildeten Substanz, wie sie sich häufig in den analogen Organen bei anderen Gastropoden findet, aufs genaueste überein. Gleich verbreitet mit dem reichlich verzweigten Ovarium verläuft eine zweite Drüse, die sich gleichfalls aus Läppchen, aber etwas an- ders gestalteten als die des Eierstocks waren, zusammensetzt. Jedes Läppchen, das etwa 0,3—0,6” Länge misst und 0,2” im Querdurch- messer bält, besteht aus einem centralen Kanale, an dessen Umfange zahlreiche, dicht gedrängte Bläschen sitzen, die alle in ihn einmünden. Form und Grösse der Bläschen ist äusserst verschieden, so dass die Oberfläche eines Läppchens dadurch uneben wird. ‘Eine, "wie es scheint, structurlose Haut bildet ‘die Grundlage "dieser Drüsen, und setzt'sich auch weiter bis zu den betreflenden Ausführgängen fort. Der‘ inhalt der primären, um einen gemeinschaftlichen Kanal geord- neten Läppchen, deren Anzahl an einem einzigen seeundären Läppchen sich auf mehre Hunderte belaufen mochte, bestand theils aus rund- lichen, "theils aus geschwänzten Zellen, welche dieselben vollständig ausfüllten, ohne dass noch..ein besonderes zwischen ihnen und der äussern Hülle der Drüse befindliches Epithel zu erkennen gewesen wäre. ‘Die Zellen enthielten einen deutlichen Kern. Bei einem Exem- | plare von Actaeon war die Umwandlung dieser Zellen in Spermato- zoiden erfolgt, indem in den unterdessen grösser gewordenen Parenchym- 439 zellen ‘Bläschen entstanden waren, von denen jedes nach Bersten der Mutterzelle in einen haarförmigen Faden den künftigen Samenfaden aus- wüchs.. Vollkommen reife Samenfäden gelang mir niemals zu beobach- ten, wahrscheinlich war die Zeit, in der ich den Actaeon untersuchte (Monat Januar), nicht günstig hiezu, ‘doch sind die gesebenen Ent- wicklungsstadien hinreichend, 'um mich von der Natur des betreflen- den Drüsenorganes vollkommen zu unterrichten. Es ist’ dies nämlich der Hoden. Wenn der Ausführungsgang dieser männlichen Zeugungsdrüse aus jedem Läppchen- herausgetreten ist, so verhält es'sich in gleicher Weise wie: der Eileiter, mit dessen 'einzelnen Verzweigungen die Samengänge a 2 immer parallel verlaufen. Nachdem der Ausführungsgang der‘ männlichen Geschlechtsdrüse weiter vorn im Körper angelangt ist, tritt er in eine runde, meist sehr pralle Blase‘ ein, von weisslichem Aussehen, und 0,3—-0,5" Durch- messer. Es erscheint diese als ein Reservoir für das aus dem Hoden aus- tretende Sperma, wie durch ihren Inhalt, der aus Samenfäden auf allen Stufen von Veränderung besteht, nachgewiesen werden kann. Ich be- ‚zeichne dies Organ als Samenblase, und halte es den Erweiterungen ' des Vas deferens analog, die bei Helix, Tritonia und Diphyllidia vor der Einmündung io den Gebärmuttergrund zu finden sind. Dicht neben der Eintrittsstelle des Vas deferens in diese Samenblase tritt es wieder als ein etwas weiterer Kanal aus ihr heraus, bildet vielfache Windun- _ gen, und verläuft dann unter dem Uterus zur rechten Seite des Kopfes, wo er in den konischen Penis eintritt und an dessen Spitze ausmündet. Das ganze Vas deferens, sowohl an seinem Eintritte in die Samen- blase, als auch auf seinem nachherigen Verlaufe ist von einer dünnen, homogen scheinenden Membran umgeben, die hie und da einzelne kernartige Gebilde einschliesst. Auf diese folgt nach innen zu eine eireuläre Muskelschichte, und dann ein Cilien tragendes Cylinderepithel. Die Schwingungen der Wimpern gehen in bestimmter Weise von innen nach aussen. Die Samenblase zeigt im Wesentlichen dieselben histologischen Ele- mente, nur bildet die auf'ihr sehr entwickelte Muskelschichte ein dicht verflochtenes Netzwerk. Der Inhalt der Blase, in dem sich, wie schon ähnt, Umbildungsstadien von Samenfäden erkennen lassen, bietet ‚häufig jenes krümelige, fein granulirte Aussehen dar, wie dies vom m der als Aufbewahrungsort für Sperma dienenden Organe, nnt ist. Zwischen der feinkörnigen Masse liegen verschieden grosse üchstlicke von Samenfäden in grosser Menge, und darunter sind dann vollständige, aber schon bewegungslos gewordene Samenfäden zu erkennen. Beim Eintritte des Vas deferens in die Ruthe ist seine Muskel- ‚sehichte am beträchtliebsten entwickelt, und behält ihren Durchmesser 440 bis nahe zur Penisspitze, ‘wo Lumen sowohl als Wandungen in sehr = verjlingtem Maassstabe erscheinen. Die Ruthe selbst liegt in einer rechts am Kopfe, dicht vor der > weiblichen Genitalöffnung befindlichen Tasche, aus der sie im Zustande der Ruhe niemals hervorragt; ihre einfache‘, spitz kegellörmige Gestalt unterscheidet sie von den längeren, spiralig gewundenen Begattungs- organen anderer Apneusten t), ‘und macht wahrscheinlich, dass bei der Begattung durch Hervorstülpung der Ruthentasche eine hinreichend grosse Verlängerung dieses Organs bewerkstelligt wird. \ Eine dritte Drüse zeigt fast dieselbe Form und gleiche Veräste- lung wie die männliche Zeugungsdrüse, und trägt dadurch nicht wenig zu einer erschwerten Erkenntniss der gesammten Geseblechtsverhält- nisse dieses Thieres bei, Jedes der zahlreichen, länglichen Läppchen dieser Drüse wird aus einem Ausführgange und ovalen oder runden Drüsenbläschen, die auf ‚dessen ganzer Länge in regelmässigen Ab- ständen ansitzen , ‚zusammengesetzt, Diese Drüsenbläschen stehen ge- wöhnlich in zwei Reihen, ‚mit kurzen Stielen angeheftet, so dass auf diese Weise ein solches Drüsenläppchen einem gefiederten Blatte, etwa dem einer Robinie, nicht unähnlich. sieht, Ein einzelnes Drüsenbläs- ehen misst 0,04”, besitzt als Begrenzung eine zarte, anscheinend homo- gene Membran, und als Inhalt grobe, unregelmässig geformte Körner, die besonders durch ihr starkes Lichtbrechungsvermögen: sich 'aus- zeichnen. Comprimirt man ein Drüsenbläschen, so bemerkt ınan nebst den Körnern noch einen oder zwei runde, helle Körper, die sich früher durch ihre mehr dem Mittelpunkte des Bläschens genäherte Lagerung dem Auge des’ Beobachters entzogen hielten. Ueber den Charakter dieser Körper, die sich mir einige Male als Bläschen, daun aber auch wieder als solide Kugeln darstellten, bin ich 'nie recht ins Reine ge- kommen; durch Behandlung mit kaustischem Kali quellen sie etwas auf, mit Essigsäure lassen sie einen leicht granulirten Inhalt sichtbar werden, so wie eine von diesem getrennte, doppelt contourirte Um- hüllung. Zellige Elementartheile gelang mir niemals innerhalb die- ser Drüsenbläschen wahrzunehmen, was im Zusammenhalte mit der structurlosen Wandung und mit dem Vorkommen von kernähnlichen Gebilden die Annahme nicht unwahrscheinlich lässt, dass jedes ‚der Drüsenbläschen eine Zelle vorstellt, deren Membran sich an einer Stelle in einen Ausführungsgang fortsetzt. Wir hätten somit: hier wieder eine Form einzelliger Drüsen?), die, in einen !) Allman beschreibt bei dem von ihm untersuchten Actaeon gleichfalls eine längere, spiralige Ruthe, wie ich aus dem Citate in v. Siebold’s Lehrbuch e; der vergleichenden Anatomie ersehe, pag. 354. # 2) Am meisten Achnlichkeit besitzen sie mit den von Leydig vom Schlunde der Piscicola beschriebenen einzelligen Drüsen (siehe diese Zeitschrift Bd. 1). 441 - gemeinschaftlichen Ductus ausmündend, eine gelappte Drüse zusammen- setzen. Die Ausführgänge all’ dieser aus der Aggregirung einzelliger Drüsen gebildeten Läppchen, vereinigen sich allmählich, meist unter rechten Winkeln, worauf dann der aus der Vereinigung entstandene Kanal sich ‚in das Vas deferens der Hodendrüse begibt, und in denselben etwa in der Mitte seines Verlaufs nach dem Austritie aus der Samenblase einmündet. Die Bedeutung dieser Drüse wird nur klar, wenn man ihre Einmündung in das Ende des Vas deferens berücksichtigt; wo- durch sie in gleiche Reihe mit anderen, bei Gastropoden vorkommen- den Drüsenapparaten tritt, deren Vergleichung mit einer Glandula prostata durch der Bildung eines der Samenmasse sich beimischenden Secretes gerechtfertigt erscheint. - Ob das von mir in den Endbläschen (Zellen) der Drüse angetroffene grobkörnige Secret in dieser Form zu dem Samen sich mengt, oder vb es zuvor noch weitere Veränderun- gen, etwa eine Auflösung oder ein Zerfallen der Körner erleidet, muss ich unentschieden lassen, und will nur noch nachträglich erwähnen, dass ich von denselben Secretkörnern auch immer eine Anzahl in dem Aus- führgange der Läppchen antraf, wo sie sich durch die Thätigkeit dort vorhandener Cilien nach aussen gegen die NR in das Vas de- ferens langsam fortbewegten. Die vorstehend beschriebene Form von Geschlechtsorganen dürfte einen für die Gastropoden ganz neuen Typus bilden, da, soweit we- nigstens meine Kenntniss dieser Verhältnisse reicht, alle bis jetzt be- "kannten hermaphroditischen Gastropoden, immer auch eine Vereinigung der keimbereitenden Organe in eine einzige Drüse — die Zwitterdrüse _ — nachweisen liessen. Am nächsten an diesen Typus dürfte sich die durch Kölliker entdeckte Gastropoden-Gattung Rhodope anreihen, bei welcher die - Trennung der Geschlechter in einem Individuum sich bereits so weit 'ersteckt, dass die Production männlicher und weiblicher Zeugungsstofle auf verschiedene Acini sich vertheilt findet. Alle diese Acini vereinigen ‚sich aber zu einer gemeinsamen Drüse, aus welcher Samen und Eier eine Strecke weit auf demselben Wege ausgeführt werden, so dass auch hier die Bildung einer Zwitterdrüse zu Stande komint, durch dann die Geschlechtsverhältnisse der Rhodope sich von jener, ich sie bei Actaeon fand und oben zu schildern versuchte, gerade einem der wichtigsten Punkte unterscheiden. (Vergl. Giornale dell’ R. Istituto Lombardo di Scienze etc. Tomo 16%. 4847.) En Würzburg, im Januar 1854. oltedaneN Ueber Diphyes turgida n. sp., nebst Bemerkungen über Schwimmpolypen, von Dr. Carl Gegenbaur. Mit Tafel XXI. ls In meinem 'in dieser Zeitschrift (Bd. V; Heft 2 u. 3) enthaltenen Aufsatze über die Sehwimmpolypen, habe ich noch nachträglich be- merkt, dass ich in Folge einer aus dort'angeführten Gründen leicht erklärlichen Verwechslung eine Diphyes-Art als Dipbyes graeilis beschrieben habe, welche schon von Kölliker als Diphyes Sieboldii eingeführt war. ‘Es ergab sich nun, dass das von mir als D. Sieboldi eitirte Thier ‚eine neue, bis jetzt unbeschriebene Art sei, welche'i zur Ergänzung meines vorerwähnten Aufsatzes hier näher beschreiben werde. Ich benenne sie | A Diphyes turgida. Die beiden Schwimmstücke (Fig. 1 A.B).sind, fast. gleich lang, und wenn .es- sich trifit, dass das hintere kleiner ist, so rührt dieses daher, dass ‚es früher einmal zu Verluste gegangen und sich späterhin neu- bildete, ein Umstand, ‚der, wie ich. schon früher erwähnte, "bei. den Dipbyiden gar: nicht selten vorkommt. Nie Das vordere Schwimmstück (A) besteht. aus einem vierseiligen Körper, «der nach vorn pyramidal'sich zuspitzt.. An’ 'der Seite‘ treten die Begrenzungsllächen in stumpfen Winkeln zusammen, indess sie vorn und ‚hinten (bei. der Lage, in. der das Thier in ‚der Abbildung sieh findet, ‚unten und oben) unter "mehr scharfen: Kanten sich. vereinigen. Die hintere (obere) Kante bildet eine ziemlich weit vorspringendeCrista, und ist unten gegen die Basis des Schwimmstücks zu schräg, abge- „schnitten, an welche Fläche sich das hintere Schwimmstück anlegt. An der Basis des vordern Schwimmstücks befindet sich die kreisrunde Oefinung des Schwimmsacks (Fig. 1 Aa), die von einer contractilen 445 s Kreismembran (Velum).'umgeben. wird. Gleichfalls an der Basis ent- springt im rechtem‘ Winkel eine dünne, abgerundete Lamelle (5), die einen, am Anfangstheile des hintern Schwimmstücks befindlichen, zum "Durehtritte des Stammes bestimmten Halbkanal theilweise bedeckt, und aufodiese Weise ein mögliches Eindringen des Stammes in die Höhle des Schwimmsackes, ‘oder selbst eine Vorlagerung vor. die Mündung desselben: verhindert. Der Schwimmsack (Fig. 4 Ac) bildet eine weite Höhle; die fast ganz genau (die äussere Form des Schwimmstücks nach- ahnt... Nahe an. der Mündung des Schwimmsacks findet sich eine fast rings um ihn. verlaufende Einbuchtung. Die Gefässvertheilung auf dem Schwimmsacke ist folgende: Nicht weit'von der Schwimmsackmündung _ und nur durch die vorerwähnte halbkreisförmige Lamelle von ihr ge- trennt, sieht.man vom Stamme einen Kanal abgehen, der, am Schwimm- sacke angelangt, nahe an der Mündung desselben sich in vier Aeste spaltet; der eine davon liegt in der oberen Medianlinie ‘und läuft ge- rade: auf der Ober-(oder Hinter-)Seite nach vorn zur Spitze, auf wel- cher er umbiegt, um zur: vordern (untern) Seite zu gelangen und - schliesslich in einen wie gewöhnlich ‘die Schwimmsackmündung um- ‚ziehenden Kreiskanal einzumünden. Der zweite Ast ist gleichfalls un- ennisteisch und tritt gleich nach seinem Ursprunge an den nahe- liegenden Kreiskanal.. Die beiden anderen Gefässäste (Fig. 1 Ad) ver- laufen gleichmässig auf jeder Seitenfläche des Schwimmsacks nach vorn, gen sich. dann nahe an der ‚Spitze um und gehen in sanft Stör- miger Biegung wiederum zum: mehr .beregten Cirkelkanale. m vo, Das hintere Schwimmstlck (Fig. 4 B) lässt sich, für sich hetapaktet; er vergleichen, : Sein vorderes Ende ist genau in eine Vertiefung vordern 'Schwimmsttlcks eingepasst, und nach unten zu (das ‚Schwimmstück in liegender Stellung gedacht, vergl. die Abbildung) von: einem Halbkanale ausgehöhlt, der nach hinten allmählich flach aus- ‚Dieser Fläche entsprechend erstreckt sich gleichwie. beim vor- "Schwimmstücke eine‘ dünne Lamelle (Fig. 4b’) weit über das \iveaun der Schwimmsackmündung hinaus. Der Rand der Lamelle ist ge det. Der Schwimmsack (c) ist ‚meist etwas kleiner als jener vordern Stücks, doch ist er so ziemlich von ‚derselben Gestalt. auf ihm stattfindende 'Gefässvertheilung ist folgende: Etwa am des vordersten Dritttheils «des Schwimmsacks geht vom Stamme kurzer Kanal herüber, der, wie am vordern Schwimmstücke, sich ei Aeste vertheilt. Einer derselben läuft zur Spitze und über be hinweg gerade zur Mündung des Schwimmsacks; ein gleicher längs der bintern oder Unterseite des Schwimmstücks auf kür- m Wege zu demselben Ziele, während zwei auf den Seitentlächen ‚Backs verlaufende Aoste (d) erst nachdem sie zur Spitze oder dem +H blinden Ende des Sackes emporgestiegen, sich entschieden der Mün- dung zuwenden, um dort wie die beiden andern in den bekannten Kreiskanal einzumünden. Der Stamm der Gesammtcolonie beginnt, 'wie dies bei allen Di- phyiden der Fall zu sein scheint, an der Vereinigungsstelle zwischen beiden Schwimmstücken (e), jedoch ausnahmsweise nicht mit einem besondern, zuweilen mit grosszelligen Wandungen versehenen Hohl- raume, der, wie ich es von Diphyes quadrivalvis und auch von D. gra- eilis (D. Sieboldii Kölliker) beschrieben habe, sich in die Substanz des vordern Schwimmstücks einbettet, sondern er entsteht allein aus der Vereinigung jener beiden Kanäle, deren Verlauf und Verästelung auf den Schwimmsäcken vorhin beschrieben wurde. Die Länge des Stam- mes betrug in seiner grössten Ausdehnung vier Zoll und trug etwa 40 und weniger entwickelte Einzelthiere (fj (Gruppen von Organen der Gesammicolonie). Das Innere des Stammes ist von einem Hohl- raume durchzogen, der einerseits mit den vorerwähnten Kanälen com- munieirt, andererseits sich in alle vom Stamme entspringenden Organe (mit Ausnahme der Deckstücke) fortsetzt. Feine überall gleich vertheilte Cilien unterhalten eine constante Bewegung der im Stamme enthaltenen Flüssigkeit, und wie hierin, so stimmt auch der übrige Bau des Stam- mes ganz mit dem überein, was von Kölliker von Diphyes Sieboldü und von mir über D. quadrivalvis erwähnt wurde. Auch «die Einzelthiere», d. i. die aus einem Polypenleib, Ge- schlechtskapsel und einer Anzahl Fangfäden nebst einer Deck- sehuppe zusammengesetzten Organgruppen zeigen im Allgemeinen dieselbe Anordnung mit dem schon früher hierüber Bekanntgemachten, weshalb ich dieses füglich übergehen kann. Je näher dem Anfange des Stammes, desto unentwickelter sind diese Gruppen. Das Erste, was davon sichtbar wird, ist eine Anzahl von Knospen, die sich blinddarmähnlich verlängern, und von denen eine bald die andere an Grösse überholt bat. Diese wird dann zum Polypenleibe, indess die andern sich zu Fangfäden gestalten, erst später entsteht die Geschlechts- knospe, und nach dieser das Deckstück der Gruppe. | - Jedes Deckstück (Fig. 2 c) sitzt an einer queeren Verbreiterung (@) des Stammes (Fig. 25) und wird von einer dünnen, mantelartig um den Polypenstamm geschlagenen Lamelle gebildet, die sich nach vorn dem Stamme anliegend zuschärft, indess sie sich nach hinten zur Aufnahme und zum Schutze der vorerwähnten Theile trichterförmig erweitert. An der Ansatzstelle ist die aus hyaliner Substanz. gebildete Lamelle am dicksten, während sie sich nach ihren Rändern hin all- mählich verjüngt. Eine Strecke weit greift der eine Seitenrand über den ihm von der andern Seite entgegenkommenden Theil und bildet demnach hier eine doppelte Hülle. An seinem untern Rande ist jedes 445 Deckstück durch zwei stark prominirende Zacken ausgezeichnet, die bei ihrem constanten Verhalten selbst für einzelne, abgerissene Theile einer Diphyes-Colonie specielle Unterschiedsmerkmale abgeben können. Werlängerungen der Stammeshöhle in die Substanz der Deck- sehuppe, wie sich solche z. B. bei Praya finden, sind mir hier ebenso wenig vorgekommen als bei den anderen Diphyes-Arten. : "Unter jeder Deekschuppe entspringt ein Polypenleib (d), der an seiner Basis sowohl ein Geschlechtsorgan (e) (Samen- oder Eierkapsel) als auch einen Büschel von Fangfäden (f) trägt. Der erste Abschnitt _ (etwa ein Dritttheil) eines Polypenleibes ist mit einem aus hellen Zellen bestehenden Wulste umgeben, unter welchen der vordere contractile Theil des Polypenleibes sich fortsetzt. Durch diesen Wulst tritt das nur geringer Erweiterung fähige Ende der Leibeshöhle und communi- eirt mit dem Hohlraume des gemeinschaftlichen Stammes: Der vordere, längere Abschnitt des Polypenleibes bildet die eigentlich verdauende Höhle. Ihre äusseren Wandungen werden durchgehends aus contrac- tilem Gewebe gebildet, welches bald in der Form von quer- oder longitudinalstehenden Spindelzellen, bald als längere Fasern sich zu _ erkennen gibt, und die äusserst mannichfachen Bewegungen und Form- veränderungen dieses Theiles vermittelt. Nach innen folgt dann ein stark entwickeltes Lager von Epithelialzellen, zwischen denen einzelne grosse Drüsenzellen eingebettet sind, in derselben Weise, wie dies früher schon von anderen Diphyiden beschrieben wurde. An der Basis jedes Polypenleibes sitzt jedesmal ein Geschlechts- organ, entweder nur als Knospe, oder in entwickeltem Zustande, so dass man vom Anfange des Stammes bis zu dessen Ende sämmtliche Entwicklungsstadien gleichzeitig überschauen kann. "Die Colonien sind hermaphroditisch, indem die Einzelgruppen bald mit einem männlichen, ‘bald mit einem weiblichen Organe ver- sehen sind. Die Aufeinanderfolge der Geschlechter lässt dabei keine Regelmässigkeit erkennen, und es sind "häufig mehrere sich folgende ‚Gruppen gleichen Geschlechtes, bis die nächste wieder einen Wechsel im Geschlechte darbietet. Die jüngsten Formen ‘der «Geschlechts- rganen» erscheinen als runde Knospen (Fig.'7), in welche sich der ‚ dem Cavum des Stammes communieirende Kanal des Basalstückes Polypenkörpers fortsetzt, der dann bei weiterem Wachsthum der e sowohl eine Gentralhöhle derselben als auch vier vom Knospen- 6 ausstrahlende seitliche Längskanäle bildet, welch letztere sich iesslich vorn durch einen Ringkanal vereinen. Im Parenchym um Centralhoblraum entstehen die Geschlechtsproducte. Es bildet sich auch hier Alles nach ‘dem Medusentypus, doch kommt dieser weniger zur Ausbildung als bei Diphyes quadrivalvis und den yiden, da die einer Umbrella analoge Hülle der Geschlechtskapsel 446 sich nirgends von dem centralen, ‚die Geschlechtsproducte einschliessen- den’ Zapfen abhebt. Bei vollständiger Reife stellen Samen- und Eikapseln kenlauftrmigen 0,6— 0,7" lange Organe vor, von ‘denen die ersteren durch ihre Durch- gishtäpkeit; die letzteren durch schön orangerothe Färbung ausgezeich- - net sind. Letzteres Golorit rührt richt von einem besondern Pigmente her, sondern hat ‘seinen Grund in der Masse‘ der Samenfäden selbst, und ist um so. schwächer, je weniger (diese 'entwickelt,sind. Bei bei- den Geschlechtern ist der vordere Theil der Kapseln durch eine Gruppe kleiner, dunkel contourirter Körner, die mit unreifen Nesselzellen glei- “chen optischen Eindruck machen, ausgezeichnet. Samen- und Eikapseln sind, wie schon angedeutet ward, inder Anlage einander völlig gleich, und zeigen erst in einem gewissen Sta- ' dium eine Verschiedenheit von einander, Das den hoblen Gentralzapfen eonstituirende Parenehym besteht anfänglich aus runden oder sich po- Iygonal abplattenden Zellen, welche, durchsichtig wie die übrigen Ge- webe dieser Thiere, erst nach dem Tode ihre CGontouren hervortreten lassen. Wird das Organ zu einer Eikapsel, so nehmen diese Zellen einfach an Grösse zu, und zwar um so mehr, je weiter sie nach vorn liegen, der Kern wächst dabei rasch zu einem runden hellen Bläschen, dem Keimbläschen, welches einen scharf umschriebenen Körper, den Keimfleck, umschliesst (Fig. 65). Um den Kern herum sammeln sich einzelne dunkle Molecüle, während die übrige Dottersubstanz völlig klar und. durchsichtig bleibt. So wachsen die Eier allmählich bis zu einer Grösse von 0,08— 0,4", und füllen ohne alle Zwischensubstanz, ‘dicht bei einander liegend, die Eikapsel so aus, dass sie bei völliger Reife häufig Ausbuchtungen ‚der Kapsel verursachen (vergl. Fig, 6). Die An- zahl der in einer Kapsel enthaltenen Eier beläuft sich auf 15—20. Sind die meisten Eier völlig reif, so lösen sich die Kapseln vom Stocke ab, bersten an ihrem Vordertheile, und die ‚vordersten Eier treten: nun ins: Wasser, wo sie durch einen endosmotischen Vorgang stark vauf- quellen und dadurch um das Doppelte oder Dreifache grösser werden. Die im Grunde der Kapsel befindlichen, noch nicht völlig entwickelten Eier entwickeln sich selbst nach abgelöster Kapsel noch weiter, bis auch an sie die Reihe des Austretens kommt. 'Es ist mir wahrschein- lich , dass die nachträgliche Entwicklung dieser letzten Eier auf Kosten“ der Eikäpsel selbst geschieht, wenigstens traf ich bei solchen nurnoch wenige ‚Eier bergenden Kapseln die Substanz ‚derselben ı beträchtlich geschrumpft und: die ganze Kapsel von geringeren Dimensionen. Die Bildung eines zweiten Generationsorgans, wieses jetzt als «E satzorgan» auch von anderen Diphyiden bekannt ist, habe ich auch hier beobachtet, doch nicht ‚mit derselben Gonstanz, wie sieb mir z.B bei: Abyla ‚darbot. ir 447 Im Falle, dass das noch indifferente 'Generationsorgan sich zur Samenkapsel ‘bildet, so entstehen in den ebenfalls grösser werdenden Parenchymzellen desselben runde, helle Bläschen, die später frei wer- den und nach‘ völligem' Verschwinden der Membran der Mutterzellen dicht bei einander liegen. Diese Bläschen messen: 0,003 — 0,005”. Ihr Inhalt 'trübt‘ sich allmählich ‚und in gleichem Masse nimmt die ganze Anfänglich noch ziemlich durchsichtige Kapsel eine weissliche Färbung _ al, die später in mattes Orangeroth übergeht. An den Bläschen wächst dann an einem Pole ein Fortsatz aus, der sich zu einem femen Faden gestaltet und so die Bildung des Spermatozoiden beschliesst. Die fer- tigen Samenelemente, aus; einem runden Köpfchen mit, einem sich _ seharf absetzenden-langen haarförmigen Anhange bestehend, liegen dann regungslos bei einander und harren des Platzens der Kapsel, um danu ins Wasser zu gelangen, wo sie durch lebhafte Schlängelung des Faden- anhanges unter dem Mikroskope jenes bekannte schöne Schauspiel dar- bieten. — Die Natur jener endogen gebildeten Bläschen zu bestimmen, wollte mir niemals gelingen, und: alle Versuche, sie als Zellen mir an- schaulich zu machen, scheiterten immer daran, dass sie unter keinem Verhältnisse ein Kenigebikde nachweisen Kerkeiin ‚Ebenso wenig weiss "ich anzugehen, was aus den anfänglich deutlich sichtbaren Kernen der Parenchymzellen wird, und in welcher Beziehung sie zu der Bildung _ der Bläschen stehen. Müslichseweisg zerfallen sie nach der Entstehung der Bläschen wie die Zellmembranen, und ihre Reste helfen dann jene feinkörnige Substanz mit bilden, die man bei Entleerung einer reifen ' Samenkapsel niemals zwischen den Spermatozoiden vermisst. = Die. Fangfäden (Fig. #) sitzen gleichfalls an der Basis jedes Po- Iypenkörpers, und zwar zumeist gegenüber den Geschlechtsorganen, ‚wo sie ein dichtes, immer eine ganze Entwicklungsreihe darstellendes ‚Bündel: bilden. Wie die Fäden der übrigen Diphyiden, sind auch diese im ausgebildeten Zustande mit secundären Fädehen (Fig. 4b) beseizt, ‚deren jedes ‚mit einem ovalen. Nesselknopfe (c) endet. Ein‘ solches Vesselorgan misst 0,1” Länge und besteht aus einer, aus mehrfachen ihen queerliegender stäbchenförmiger Nesselzellen zusammengesetzten Batterie (d), welche meist nach aussen eine schwache Wölbung zeigt. Der obere Theil dieser Batterie besitzt eine gelbbräunliehe Färbung, von dillusem in die Bindesubstanz zwischen die Nesselzellen ein- gertem Pigmente herrührt. An der concaven Seite dieser Batterie en sich dann ‚noch 6—8 ausnehmend grosse Nesselzellen (e) von ben Form, deren Längendurchmesser senkrecht auf dem der vori- steht. Das ganze Knöpfchen wird von einem Pflasterepithel über- en. Am untern Ende, etwas seitlich und dem Anheftungspunkte ecundären Fadens genähert, entspringt von jedem. Nesselknopfe ein: 0,1. 0,15” langes Fädchen (f), welches äusserst contractil 448 erscheint und im zusammengezogenen Zustande meist. eine aus weni- gen. Windungen bestehende Spirale, vorstellt. » Die Oberfläche ‚dieses Fädchens ist dicht mit runden Nesselzellen besetzt, deren Faden bald als kurze Spitze, bald als längere starre Borste hervorragt.. Der letz- tere Zustand ist in der Abbildung Fig. 4 wiedergegeben. ; Wie diese Nesselzellen, so strecken auch jene der Batterie im Knöpfehen oft sämmt- lich ihren viel längeren, aber nicht minder stärren Faden hervor, und lassen auf diese Weise in den unscheinbaren Knöpfchen eine furcht- bare Waffe erkennen. Immer ist nur Ein Fangfaden. vollständig ent- wiekelt vorhanden, der dann 6—10, in regelmässigen Abständen sitzende, secundäre Fädchen trägt, gleichzeiig sind aber noch 1—2 Fäden ihrer Ausbildung nahe und können so den ersten im Falle seines Verlustes alsbald ersetzen. Das ganze System der Fangfäden wird von einem Kanale durchzogen, der mit dem Hohlraume des Stammes com- municirt und dessen Verzweigungen in den contractilen Terminalfädchen der Nesselknöpfe geschlossen endigen. Sebliesslich will ich noch beifügen, dass es die eben genauer be- schriebene Diphyes turgida war, an deren Eiern ich die Entwicklungs- geschichte der Siphonophoren am weitesten verfolgen konnte und ver- weise in dieser Hinsicht auf meine frühere Abhandlung. . Die besondere Aufmerksamkeit, welche in neuester Zeit von Seite verschiedener Forscher den Schwimmpolypen zu Theil wurde, brachte es mit sich, dass, so wie einerseits die Kenntniss von ‘diesen inter- essanten Geschöpfen dadurch um ein Beträchtliches gefördert ward, auch andrerseits die Nomenclatur durch Synonyme’ bedeutend vermehrt, ja man darf sagen, belastet wurde, weshalb es für einen mit diesen Thierformen weniger durch eigene Anschauung Vertrauten nicht gerade leicht ist, sich ohne Weiteres hierin zurecht zu finden und Identisches von Nichtidentischem zu scheiden, wenn diess auch durch die den neue- ren Arbeiten beigegebenen Abbildungen ermöglicht scheint. Indem ich nun eine kurze Zusammenstellung der neuerlich bekannt gewordenen Siphonophoren-Arten versuche, beschränke ich mich da- bei nur auf jene, welche auch von mir beschrieben wurden, und wo- von eine kurze Skizze bereits im ersten Hefte, und eine ausführ- lichere Darstellung im 2.—3. Hefte des V. Bandes dieser Zeitschrift enthalten ist. Auch jene Verhältnisse sollen in der Kürze berüh werden, wo sich in unseren Beobachtungen bemerkenswerthe Dif- ferenzen: zeigen, oder wo verschiedene Folgerungen davon abgeleitet wurden. “2 Diphyes graeilis mihi co wurde schon früber als synonym mit der von Xölliker als D. Sieboldii beschriebenen Art dargestellt, und wenn sich auch zwischen den beider- 449 seitigen Beschreibungen einzelne Differenzen ergaben, 'z. B. über die Form der Deckstücke, die von Kölliker als nach einer Seite hin offene Schuppen, von mir als trichterförmig zusammengerollte Blättchen dar- gestellt wurden, so fällt unsere Beschreibung in der Hauptsache zu- _ sammen, und der Speciesname D. gracilis muss fernerhin in D. Sie- boldii aufgehen. Die von Leuckartt) im Golfe von Nizza beobachtete Diphyes acuminata stimmt zwar in den architektonischen Beziehun- - gen ihrer Schwimmstücke auffallend mit D. Sieboldii überein, aber der Verlauf der Gefässe am hintern Schwimmstücke und der an demselben - sich findende geschlossene Kanal zum Durchtritte des Stammes, so wie ‚die Unisexualität der Colonien lässt sie als eine verschiedene Species auffassen. Diphyes quadrivalvis mihi. C. Vogt*) hatte diese Diphyes früher als Epibulia aurantica bezeichnet, und in seinem neuern Werke ®) erkenne ich sie augen- blicklich wieder unter dem Namen Galeolaria aurantiaca. Ich bezog die von mir untersuchten Thiere auf die von Blainville aufge- stellte Gattung Sulcoleolaria, und zwar auf die Art quadrivalvis, welche mit noch zwei anderen im Golf von Nizza vorkommen soll, und die nach der in Lesson’s hist. nat. des Acalephes (p. 143) auf- geführten Beschreibung jedenfalls eine sehr nahe stehende Form cha- risirt. Da ich jedoch weder Blainville’s Aulas, noch jene von Quoy und Gaimard hierüber zu Rathe ziehen konnte, so muss ich die Frage ‚die Identität von Galeolaria und Sulcoleolaria noch unentschieden lassen. Eine Frage erlaube ich mir aber hier aufzuwerfen, nämlich wiefern es gerechtfertigt sei, Galeolaria als ein von Diphyes ver- jehiedenes Genus beizubehalten? Der Gattungscharakter von Diphyes iegt hauptsächlich in der Form der beiden Schwimmstücke und in der Art ihrer Vereinigung, so wie ferner in der Form der Deckstücke und den Gruppirungsverhältnissen der übrigen Organe an dem gemein- imen Stamme. In all’ diesen Stücken stimmt D. quadrivalvis frap- mit den übrigen Diphyes überein, so dass es nothwendig wäre e Aufrechthaltung der Gattung Galeolaria zu geringfügigeren Merk- len seine Zuflucht zu nehmen. Diese finden sich denn auch in den der höhern Entwicklung der Geschlechtsorgane. Was den ersten betrifft, so sind zackenartige Verlängerungen und lamellenförmige jorisätze an der Mündung der Schwimmstücke bald mehr, bald we- eitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Bd. II, p. 522. ‚Recherches sur les Animaux inferieurs de la mediterrande prem. Mem. p. 110. 17 450 niger entwickelt bei den meisten bekannteren Diphyes-Arten, ja sogar bei öllen, die in der neuesten Zeit genauer untersucht wurden, :vor- handen, und wollte man auf: diese Verhältnisse ‘Gattungsunterschiede begründen, so würde gar bald das ganze Genus Diphyes.in ebenso viele Genera zersplittert Taks Arten davon. bekannt sind. ; Die höher'ent- wickelte Form der Geschlechtsorgane, die den Medusentypus ausge prägter zeigen als bei den übrigen Diphyes-Arten, ist deshalb unzus reichend, weil der Unterschied nur ein gradueller bleibt und auf den Typus der Gesammtcolonie wenig oder ‘gar nicht influenzirt..- Liefern uns doch die nächsten Verwandten der Siphonophoren, nämlich Hydras polypen, zahlreiche Beispiele, wie sehr die sogenannten Geschlechts- organe verschieden entwickelt sein können, wie die eine Art derselben Gattung beständig Medusen aufnimmt, während die ‚andere bei ihrer Fortpflanzung nur mit der Production einfacher; Samen oder Eier. erzeugender Knospen sich begnügt, ohne dass wir darin Zweit Wildebra we larcg Lim Ant, 0. Eu Wiiheowe ndennıg BE Ka . v Zu ] TE een, en. | > ” | n | ds ) . | > | \ I 8 | 2 nr 7 ] fig 14 Fig 15 L Ber a / j b 2’ e = Baer pn; = R Z 2 ER Se eg oe Be | [2 Fre a man Fr De ae re 2 f ulschrjft 7 wissenwohfil Zoologie Bd V Figi Li Ans » Eat Milkebrei in a u a 4 A 1 £fmisensehfil Zoologie Bd WO | e Er Rs1. Zuckerubsorntion vun + Stunden: I air r | ur un _ı- j T | £ . k 1 ) ae Fig 2. Irocent absorbirten Zuckers ın 4 Stunden: Hein [ miirenschfit. Baolagee Bl U Absorbton fig l wn brammes uv Jlunden: 20, 09— = 0 — ee a3, ee Ss‘ a — ] | | | 207 WEL | | = sr | | | — u 4 = = | | ' | I | 0332 ! 26 —Z I | ver | 2 + Fr TOO" 70% Tig2. Ltocent absorh Zuckers ın Stunden: -r or, 40% JOR Or 0007 Ketschry A / zoissenschjH. Zeoolagte da E Jay yAi d Re Betschr! Mi Fwiisensehfil Zoologie Bd IK Tap M. 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